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Beschreibung von Cod. Guelf. 418 Helmst.
Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil III: Cod. Guelf. 371 bis 460 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).

Großer Seelentrost

Papier — I, 121, I Bl. — 28,5 × 21,5 cm — Nordwestdeutschland — 15. Jh., Mitte

Wasserzeichen: Traube mit einkonturigem Stiel: WZIS DE4620-PO-128777 (1448), Piccard XIV/1, 150 (1450). Ochsenkopf mit Augen und Nase, darüber einkonturige Stange, darüber Stern, Stange über Kreis im Kopf: WZIS DE4620-PO-76836 (1451). Sonne mit Gesicht, ohne Beizeichen: WZIS BE4905-PO-41148, BE4905-PO-41149 (beide 1449). Armbrust, zweikonturig, mit eingelegtem Bolzen: WZIS DE2730-PO-123810 (1449). Lagen: 9 VI (108). VII–1 (121). Reklamanten, dazu Lagensignaturen, letztere meist durch Beschnitt fragmentiert oder gänzlich verloren. Vorsatzkonstruktion: vorn und hinten durchgehendes Vorsatz, je ein ungez. Doppelbl. Pergament, davon je ein Bl. als Spiegel an die Deckel geklebt. Bleistiftfoliierung modern: 1121, Vorsatzbl. ungez.; 1r–47r außerdem zeitgenössische Tintenfoliierung: IXLVII. VD im Gelenk lose, in den letzten Lagen Tintenfraß. Schriftraum: 21–22 × 14–14,5 cm, zweispaltig (Spalten 6,5–7 cm breit), 36–38 Zeilen. Regelmäßige Bastarda, teils ohne, aber meist mit Schlaufen von einer Hand. Rubriziert, rote, vereinzelt auch blaue Lombarden. 1ra einfache sekundäre Initiale D über 5 Zeilen in Unzialform, Buchstabenkörper als littera duplex im Kopfstempelschnitt von Rot und Blau geteilt.

Spätgotischer Holzdeckelband mit rötlich gefärbtem Lederbezug, im Gelenk gerissen. Streicheisenlinien. Einzelstempel Blattwerk: EBDB s000639. Lilie, Mittelblatt rhombisch, unterer Abschluss lilienförmig: EBDB s006080. Rosette, zwei Blattkränze, fünfblättrig: EBDB s006612. Stern, sechsstrahlig: EBDB s008876. Sämtlich der sonst nicht weiter bekannten Werkstatt "Streu-Stempel Helmst. 418" (EBDB w000991) zugeschrieben. Fünf Doppelbünde. Zwei Riemenschließen verloren, rechteckiges, eingekerbtes Fensterlager unten und Gegenbleche mit Riemenresten erhalten. Auf VD und HD je fünf Hohlbuckel in Halbkugelform, beim Aufnageln z. T. eingedrückt, sowie je zwei umgreifende Eckbeschläge aus Messing.

Herkunft: Der Sprachstand des Textes lässt vermuten, dass der Codex im nordwestdeutschen Raum geschrieben wurde. — Ob sich die Handschrift später, wie Rüthing (s. unten) vermutet, im Zisterzienserinnenkloster Wöltingerode befand, ist nicht beweisbar, da weder ein entsprechender Besitz- noch ein Einkunftsvermerk vorhanden sind. — Der Codex ist erstmals eindeutig 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 7r) als Alte legenden in Sächsischer Sprache, heben sich an mitt diesen worten: Der Seelen Trost licht an der hilligen Lehre etc., in Breter Roth unter den Theologici [MSSti] in folio nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 51) ist er unter Nr. 94 als Exhortationes ad observanda praecepta, decalogo comprehensa, scriptae dialecto Saxoniae inferioris, chartac. fol. min. beschrieben.

J. Geffcken, Der Bildercatechismus des 15. Jahrhunderts. Die Zehn Gebote, mit 12 Bildtafeln nach Cod. Heidelb. 438, Leipzig 1855, 47. — Heinemann Nr. 453. — Rüthing, 212. — Handschriftencensus Nr. 17106.

Schreibsprache: Mittelniederdeutsch, "die wenigen mundartlichen Besonderheiten weisen auf westliche Herkunft" (Schmitt Seelentrost, 22*).

1ra–120ra Großer Seelentrost. Der selen trost licht an der hilgen lere vnd an betrachtinge der hilgen scrift … — … alle godes hulden myt gode vrowen in sine ewigen ryke. Des help vns allen de vader vnd de sone vnd de hilge geist Amen. Der lateinische Prolog fehlt. Die Abschrift gehört zur Textklasse I. Zu Parallelüberlieferung und weiterer Literatur vgl. Cod. Guelf. 389 Helmst., 15va–73vb. Edition: Schmitt Seelentrost, 1–287 (mit dieser Hs., 22* beschrieben, Sigle H4). Literatur: Reidemeister, 27 (Hs. beschrieben, Sigle H4).


Abgekürzt zitierte Literatur

EBDB Einbanddatenbank (http://www.hist-einband.de/, besonders die Sammlung Wolfenbüttel)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Piccard G. Piccard, Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bd. 1–17, Stuttgart 1961–1997 (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Sonderreihe Die Wasserzeichenkartei Piccard im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1–17)
Reidemeister G. Reidemeister, Die Überlieferung des Seelentrostes, Bd. 1, Diss. Halle/S. 1915
Rüthing H. Rüthing, Die mittelalterliche Bibliothek des Zisterzienserinnenklosters Wöltingerode, in: Zisterziensische Spiritualität. Theologische Grundlagen, funktionale Voraussetzungen und bildhafte Ausprägungen im Mittelalter, hrsg. von C. Kasper und K. Schreiner, St. Ottilien 1994 (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige. Ergänzungsband 34), 189–216
Schmitt Seelentrost Der große Seelentrost. Ein niederdeutsches Erbauungsbuch des 14. Jh., hrsg. von M. Schmitt, Köln, Graz 1959 (Niederdeutsche Studien 5)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)
  • Normdaten ergänzt bzw. korrigiert. (schassan, 2015-09-04)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II.
  • Weitere Literaturnachweise im OPAC suchen.
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