geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 5: Cod. Guelf. 931 bis 1160 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 1105 Helmst.

Aristoteles. Qusṭā Ibn-Lūqā. Nicolaus Damascenus

Pergament — 420 Bl. — 17 × 12 cm — Nordfrankreich (Paris?) — 1250–1270

Lagen: IV+2 (10). 41 IV (338). V (348). IV (356). IV–2 (362). 4 IV (394). IV–4 (398). V (408). IV (416). IV–4 (420). Tintenfoliierung modern (19. Jh.): 1420. Bl. 1 und 2 sind verbunden und gehören eigentlich in die 45. Lage nach Bl. 359. Nach Bl. 394 und 420 Blattverlust (mindestens jeweils 4 Bl.) und entsprechender Verlust von Textpartien (möglicherweise gehörte die fragmentierte Lage Nr. 50 mit Bl. 395r–398v ursprünglich ans Ende des Bandes). Der gesamte Buchblock ist an den Rändern erheblich beschnitten, dabei Verlust der Seitentitel und eines Teils der Marginalien. Schriftraum: 11,5 × 5,5 cm, einspaltig, 33 Zeilen. Kleine, regelmäßige, stark abgekürzte Semitextualis ("littera Parisiensis") von einer Hand; Marginal- und Interlinearglossen von mehreren gleichzeitigen Händen. Jeweils über dem Beginn der einzelnen Werke sind die meist verlorenen Seitentitel von einer Hand des 16. Jh. mit schmalem Rötelstift, vermutlich von Matthias Flacius (analoge Anstreichungen und Vermerke auch in Cod. Guelf. 488 Helmst.) wiederholt. Zusätzliche Buchgliederungen und Explicitformeln marginal von der Hand des Bibliothekars O. von Heinemann (1871/72), die er der griechisch-lateinischen Ausgabe Lyon 1590 (1.4 Quod. 2°) entnahm. Von ihm (gekennzeichnet Dr. OvH) auch ein Inhaltsverzeichnis der Hs. auf einem auf den VS geklebten Zettel. Daneben zwei ältere Vermerke des 19. Jh. zur Blattzahl bzw. zur alten Helmstedter Signatur (Helmstad. nr. 1105 olim 536). Rubriziert, Seitentitel in abwechselnd roten und blauen Unzialmajuskeln, meist durch Beschnitt fragmentiert oder ganz verloren. Am Beginn der einzelnen Kapitel bzw. der Teile einzelner Werke abwechselnd rote und blaue Lombarden, meist über 2 (Kapitel) bis maximal 4 Zeilen (Teilbücher) mit konturbegleitendem und -verlängerndem Besatz in der Gegenfarbe (mehrfache Fadenausläufer, verziert mit Staubfäden, Fibrillen und Halbpalmetten als Zwickelmotive); im Binnenfeld meist zu C-förmigen Haken angeordneten Fleuronnéeranken, die in Palmetten auslaufen. Vergleichsbeispiele aus dem Pariser Raum (1250–1270) bei Stirnemann, 69f. und 73 Nr. 35–37 und 39. Am Beginn der einzelnen Werke qualitätvolle, sorgfältig ausgeführte Deckfarbeninitialen über 10–12 Zeilen, meist in gleicher Breite wie der Textspiegel. Sie sind vor einer mit einem Blattgoldrahmen versehenen, in einen größeren linken und einen kleineren rechten Abschnitt geteilten Grundfläche angebracht, die entweder blau oder rosabraun gefüllt ist; die darübergelegten Buchstabenkörper sind entsprechend in der Gegenfarbe gehalten. Die Zwickel zwischen Rahmen und Buchstabe sind mit vegetabilem Weißlinienfiligran (Blattranken, Trifolien u. a.) versehen. Der Farbauftrag der Buchstabenkörper wirkt durch feine Abstufungen und blattförmige Füllmotive in Weißhöhung sehr plastisch. Die Binnenfelder der Buchstaben sind wiederum mit Blattgold ausgelegt und mit vielfältig variierten, axialsymmetrisch angeordneten Ranken in Rosa und Blau gefüllt, die sich zu Arabesken oder vegetabilen Gestaltungen zusammenfügen. Die Enden der Ranken laufen meist in krümmte oder eingerollte Halbpalmetten oder gelappte Profilblätter aus, die neben den beiden Hauptfarben Blau und Rosa auch Grün- oder Rottöne aufweisen. In einigen Initialen finden sich auch Ranken, die von Köpfen hunde- oder löwenartiger Tiere ausgehen oder in solchen enden (z. B. 3r, 123r, 252r, 382v, 396r, 399r ); auf Bl. 365v, läuft die Ranke in einer weißen menschlichen Halbfigur aus, die als halbnackter Krieger mit Schwert und Schild gestaltet ist. Die Unterlängen der Initialen sind als gerade, die Oberlängen als wellenartig geschwungene Bordürenstäbe ausgeführt, die in volutenartig gerollte Halbpalmetten oder Profilblätter auslaufen und je nach Position auf der Seite den gesamten Textspiegel rahmen oder bis auf den Kopf- bzw. Fußsteg (dann meist beschnitten) reichen. Ausnahmsweise finden sich auch andere Abschlussmotive, so endet die Initiale auf Bl. 241r, in einem langschwänzigen Drachen mit Menschenkopf. Den kleineren rechten Rahmenteil nehmen jeweils zwei- oder dreizeilige Majuskelblöcke ein, die das erste Wort des Textes in weißen Unzialmajuskeln auf blauem bzw. (bei drei Zeilen) auf wechselnd blauem und rosafarbenem Grund enthalten (der Majuskelblock fehlt allein bei der Initiale 166r). Die Zwischenräume über und unter den Buchstaben sind mit feinem Weißlinienfiligran (Wellen- und Zickzackbänder) versehen; bei größeren Abständen oder Leerzeilen sind ebenso gefärbte, schwungvoll stilisierte Vögel mit ausgebreiteten Schwingen, langen Beinen und krummen Schnäbeln (91r, 123r, 382v ) als Zeilenfüller eingefügt.

Norddeutscher Renaissanceeinband aus dünnen, mit Pergamentmakulatur (siehe unten) überzogenen Buchenholzdeckeln, Überzug im Gelenk beschädigt. 2 Riemenschließen mit Stiftlager in Lanzettform, Schließenhaken in T-Form und Schließenlager mit gravierten Dekorationsmotiven (Taumuster, Linienbündel und Zierringe, ähnlich Adler Buchverschluss, 128 Abb. 7–03), Schließenriemen erneuert. 4 Doppelbünde. Nach Ausweis der Beschläge und der (nicht genau identifizierbaren) Wasserzeichen der hinzugefügten Vorsatzbl. (vorn Krone mit zweikonturigem Bügel mit Perlen, darüber zweikonturiges Kreuz, Beizeichen unterhalb der Krone, um 1565–1575; hinten Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber Schlange an zweikonturigem Kreuz, ohne Beizeichen, um 1550–1560) wurde der Einband zwischen 1550 und 1575 angebracht. Gleichartige Einbände besitzen auch zwei weitere Aristotelescodices aus der Bibliotheca Flaciana (Cod. Guelf. 488 Helmst. und 577 Helmst.).

Fragment (Einbandüberzug VD und HD): Pergament, ein Doppelbl., misst pro Deckel noch ca. 19 × 13 cm. Schriftraum identisch, zweispaltig, beschnitten, noch 35 Zeilen. Rubriziert, rote Lombarden. Textus iuridicus (?). Der Überzug ist so stark abgegriffen und gebräunt, dass eine Bestimmung des Textes nicht mehr möglich ist.

Herkunft: Der Codex wurde nach Ausweis des Inhalts, der Schrift und des Buchschmucks zwischen 1250 und 1270 im nordfranzösischen Raum, vermutlich in Paris selbst, hergestellt. Zur Datierung und Lokalisierung wurden vergleichend herangezogen: Paris, BN, Lat. 226 und Lat. 8923 bzw. Douai, Bibliothèque municipale, ms. 592 (dazu R. Branner, Manuscript painting in Paris during the reign of Saint Louis. A study of styles, London, Berkeley/CA 1977, 219f., 224 und 231 mit Farbabb. XVIII sowie Abb. 209, 246 und 307) sowie New York, New York Public Library, MS De Ricci 69 (dazu A. Stones, Gothic manuscripts 1260–1320, Bd. 1/1: Texts and illustrations, London 2013, Plate 3, beschrieben in Bd. 1/2: Catalogue, London 2013, 6f. Nr. I-6). Die von späterer Hand auf dem Kopfsteg von Bl. 1r hinzugefügte Notiz: Anno domini Mo CCCo LXVII transcriptus est hic liber XV die novembris bezieht sich nicht auf die Herstellung des Codex, sondern vermutlich auf die Anfertigung einer Abschrift. — Aufgrund der Einbandes und der mit Rötelstift vorgenommenen nachträglichen Rubrizierung ist davon auszugehen, dass sich die Hss. wie die übrigen drei Aristotelescodices des Helmstedter Fonds (Cod. Guelf. 488 Helmst., 577 Helmst. und 593 Helmst.) im Besitz von Matthias Flacius Illyricus befand. Wann und auf welchem Wege er die Hss. erhielt, ist unbekannt. Die Inhaltsangabe auf dem Vorsatzbl. (Aristotelis physiologica latinè), die in der Forschung Flacius zugeschrieben wird, stammt allerdings von der Hand des Helmstedter Bibliothekars C. Schrader. — Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg erworben. 1614 im Gesamtkatalog des Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 71 [67]) unter Nr. 1 der Libri Physici in octavo als Manuscripta physiologica Aristotelis latinè in pergameno vel membranis anno 1367 15. Novembris aufgeführt. — Seit 1618 in der Universitätsbibliothek Helmstedt, 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31v) unter den Miscellanei MSSti in quarto als Aristotelis libri Physici latinè in membrana genannt, im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) ausführlich unter Nr. 536 beschrieben. Bemerkenswert ist, dass der Wolfenbüttel Bibliothekar F. A. Ebert den Codex weder in seinen handschriftlichen Verzeichnissen (Cod. Guelf. 496.11 Novi) noch im gedruckten "Klassikerkatalog" (siehe Ebert) berücksichtigte.

Heinemann Nr. 1212. — Aristoteles Latinus, Codices, Bd. 1, hrsg. von G. Lacombe u. a., Rom 1939 (Corpus philosophorum Medii Aevi), 687 Nr. 944.Hartmann, 244.

Die Textsammlung enthält das sog. Corpus Vetustius der naturwissenschaftlichen Aristotelica in folgender Anordnung:

1r–2v Qusṭā Ibn-Lūqā: De differentia animae et spiritus (pars discissa). (Text setzt ein)[per]itus. Nunc incipiens dicam prius de spiritu et postea de anima. Spiritus est quoddam corpus subtile quod in humano corpore oritur … — … duobus ventriculis qui sunt in anteriori parte capitis et ventriculum qui in posteriori eius clausus … (Text bricht ab). Das Fragment beinhaltet Kapitel 1 und einen Teil von Kapitel 2; der Prolog ist gekürzt. Durch Bindefehler (16. Jh.) vom übrigen Text unten, 359v–365v, getrennt (dort auch zu Ausgaben und Literatur); die korrekte Textreihenfolge lautet: 359v, 1r–2v, 360r–365r .

3r–89r Aristoteles: Physica (interpretibus Jacobo de Venetiis et Guilelmo de Moerbeka) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (3r–89r) Textus. Quoniam intelligere eciam scire contingit circa omnes scientias … — … quod indivisibile et impartibile est incorruptibile et nullam habens magnitudinem. In dieser Textfassung sind die Translatio vetus des Jacobus de Venetiis und die Translatio nova des Guilelmus de Moerbeka kontaminiert. (3r–87r) Glossa super VIII libros Physicorum. Circa subiectum omnium scientiarum precedere contingat cognoscere omnia … — … dicunt aroma moveri per vacuum. Die Marginalglosse stammt von verschiedenen Händen und ist ebenso wie die Interlinearglosse nur unregelmäßig eingetragen. Die Zuordnung zu einem der bekannten Kommentare ist nicht möglich. Eine ähnliche Textfassung, jedoch mit abweichendem Incipit und anderen Glossen in Cod. Guelf. 577 Helmst., 3r–37r; die glossierte Translatio nova außerdem in Cod. Guelf. 11.2 Aug. 4°, 54r–108r. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 560 Helmst., 101r–104r; 698 Helmst., 170vb–172vb; 727 Helmst., 189va–194rb; 44.25 Aug. 2°, 276rb–278vb; 14.3 Aug. 4°, 107r–108v; 17.21 Aug. 4°, 117rb–119vb; 18.31 Aug. 4°, 260r–265v; 101.3 Extrav., 50rb–53ra; 96 Weiss., 7v–11r; 131 Gud. lat., 116va–118ra. Edition: RETM A9600-80/5–40; Aristoteles Latinus VII/1,2 (mit dieser Hs., 4 genannt, ebenso in VII/1,1, XXXI Nr. 52 genannt, jeweils Sigle Gu). Literatur: M. Grabmann, Forschungen über die lateinischen Aristotelesübersetzungen des XIII. Jahrhunderts, Münster 1916 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 17,5/6), 170–174; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 126f. Nr. 16; Thorndike/Kibre, 1263.12 und 1281.12; Markowski, 49 cap. II Nr. I.2 (Text) und 58 cap. II Nr. I.25 (Glosse); CALMA 4, 259 Nr. 85; 5, 106 Nr. 627. – 89v–90v leer.

91r–119v Aristoteles: De anima (translatio vetus interprete Jacobo de Venetiis) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (91r–119v) Textus. Bonorum honorabilium notitiam opinantes magis autem alteram altera que est secundum certitudinem … — … auditum autem ut et significet aliquid sibi ipsi linguam autem quatenus significet aliquid alteri. (91r–119v) Glossa super libros III De anima. Si autem non est una quedam et communis sciencia de eo quod quid est amplius … — … quam quod gustum. Die sehr unregelmäßig durchgeführte marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und beschränkt sich meist auf Worterklärungen und Definitionen. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 126v–138v; die glossierte Translatio nova in Cod. Guelf. 23.23 Aug. 4°, 1r–27v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 174va–177ra; 727 Helmst., 195va–197va; 44.25 Aug. 2°, 280va–282vb; 17.21 Aug. 4°, 122ra–126ra; 101.3 Extrav., 55ra–57vb; 96 Weiss., 14r–17v; 131 Gud. lat., 119ra–120va. Edition: Anonymi Magistri Artium (c. 1246–1247): Sententia super II et III de anima (Oxford, Bodleian Libr., Lat. Misc. c. 70, f. 1ra-25b; Roma, Bibl. Naz. V.E. 828, f. 46vb, 48ra-52ra). Édition, étude critique et doctrinale par B. C. Bazan. Texte du de anima vetus établi par K. White, Louvain-La-Neuve 1998 (Philosophes médiévaux 37), 2–541 (nur der Text von lib. II [99r–113v] und III [113v–119v], jeweils dem entsprechenden Kommentarabschnitt vorangestellt); Aristoteles Latinus XII/1 (kritische Edition von † J. Decorte und J. Brams in Vorbereitung, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 190–198; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 136f. Nr. 26; Thorndike/Kibre, 179.5; Markowski, 71 cap. II Nr. V.2 (Text, Glosse fehlt). – 119v in marg. Kennzeichnung des Textschlusses von der Hand des Bibliothekars O. von Heinemann (19. Jh.): Explicit liber II de anima. Inc. liber De memoria et reminiscentia cap. 1. An dieser Stelle folgt ohne Übergang, im Fließtext nur durch ein blaues Paragraphenzeichen getrennt:

119v–123r Aristoteles: De memoria et reminiscentia (translatio vetus interprete Jacobo de Venetiis) cum aliquot glossis marginalibus et interlinearibus. (119v–123r) Textus. Reliquorum autem primum considerandum de memoria et memorari quid sit et propter quas causas fit … — … et de reminiscentia quid est et quoniam fit et propter quas causas dictum est. (119v–123r) Glossa super librum De memoria et reminiscentia. Hic prosequendo primo determinans de memoria … — … dicta in hoc libro. Die marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und erfolgt nicht durchgehend. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 138v–140r. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 177vb; 727 Helmst., 198ra; 44.25 Aug. 2°, 283rb–va; 17.21 Aug. 4°, 126rb–127ra; 101.3 Extrav., 58va; 96 Weiss., 18v; 131 Gud. lat., 121ra. Edition: Aristoteles Latinus XIV/1 (kritische Edition von S. Donati in Vorbereitung, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 199; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 139f. Nr. 29; Thorndike/Kibre, 1347.1; Markowski, 71 cap. II Nr. VII.2 (Text, Glosse fehlt).

123r–166r Aristoteles: Meteorologica. (123r–148v) Libri I–III (interprete Gerardo Cremonensi). Postquam precessit rememoratio nostra de rebus naturalibus primis et stellis ordinantibus mundum et narravimus dispositionem corporis ultimi mobilis … — … tunc determinemus rememoratione exquisita unamquamque earum. Eine Buchgliederung durch Rubriken ist im Text nicht durchgeführt, die Fleuronnéeinitialen am Beginn der Bücher sind mit jenen der Kapitel identisch (lib. I: 123r–133v; lib. II: 133v–144r; lib. III: 144r–148v), die in marg. zugefügten Angaben der Bücher stammen wiederum von Heinemann. Die Kapitelgliederung stimmt weitgehend mit der Ausgabe überein. Druck: Aristotle's Meteorology in the Arabico-Latin tradition. A critical edition of the texts, with introduction and indices by P. L. Schoonheim, Leiden u. a. 2000 (Aristoteles Semitico-Latinus 12), 4–142 (mit dieser Hs., 182 genannt). Literatur: CALMA 4, 258 Nr. 82. (149r–162v) Liber IV (interprete Henrico Aristippo) cum glossis marginalibus et interlinearibus. Quoniam quidem quatuor sunt cause determinate elementorum … — … ex hiis contantia velut hominem plantam nec non cetera huiusmodi. Druck: Aristoteles Latinus X/1, 7–41 (mit dieser Hs., XIII Nr. 41 und LX genannt, Sigle Gu). (162v–166r) Appendix III capitum ex tractatu de congelatione et conglutinatione lapidum Avicennae hausta (interprete Alfredo Sereshalensi). Terra pura lapis non fit quia continuacionem non facit … — … sed accidunt ei ex hoc quedam res extranee. Druck: J. J. Manget, Bibliotheca chemica curiosa…, Bd. 1, Genevae 1702, 636–638; Avicennae De congelatione et conglutinatione lapidum, being sections of the Kitâb al-Shifâ'. The Latin and Arabic texts, ed. with an English transl. of the latter and with critical notes by E. J. Holmyard and D. C. Mandeville, Paris 1927, 45–55; R. K. French, Teaching meteorology in thirteenth-century Oxford. The Arabic paraphrase, in: Physis. Rivista internazionale di storia della scienza 36 (1999), 99–121 (kritischer Text 121–129). Literatur: Glorieux Faculté, 88 Nr. 24b; CALMA 1, 180f. Nr. 7; Sharpe, 55 Nr. 108.4. (149v–166r) Glossa super librum IV Meteorologicarum. Nota totum mare non putrefit sed pars eius … — … scilicet accidentales qualitates. Die marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und ist regelmäßig durchgeführt. Die Zuordnung zu einem der bekannten Kommentare ist nicht möglich. Vollständig glossiert auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 81r–98v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 174rb; 727 Helmst., 195rb–va; 44.25 Aug. 2°, 280ra–va; 17.21 Aug. 4°, 121va–122ra; 18.31 Aug. 4°, 269v–270r; 101.3 Extrav., 54vb–55ra; 96 Weiss., 13v–14r; 131 Gud. lat., 118vb–119ra. Literatur: F. H. Fobes, Mediaeval Versions of Aristotle's Meteorology, in: Classical Philology 10 (1915), 297–314 (Hs. fehlt); Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 179–183; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 133–135 Nr. 23; Thorndike/Kibre, 1076.2; H. Kischlat, Studien zur Verbreitung von Übersetzungen arabischer philosophischer Werke in Westeuropa 1150–1400. Das Zeugnis der Bibliotheken, Münster 2000 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters NF 54), 38, 53–55, 62, 218f. Nr. 9a (219 Hs. genannt); Markowski, 69 cap. II Nr. IV.2 (Text) und 70 cap. II Nr. IV.9 (Glosse).

166r–241r Aristoteles: De caelo et mundo (translatio vetus interprete Gerardo Cremonensi) cum paucis glossis marginalibus et interlinearibus. (166r–241r) Textus. Summa cognitionis nature et scientie ipsam signantis in corporibus existit … — … secundum hanc intentionem completus est ergo sermo noster in hoc libro et venimus super intentionem nostram in eo. (166r–217r) Glossa super libros II De caelo et mundo. Hic pro sequentia primo determinans de toto universo … — … hic manifestat per auctoritates philosophorum rotunditatem terre. Die marginale und interlineare Glossierung beschränkt sich vielfach auf gliedernde Vermerke, ist sehr unregelmäßig und bricht nach Buch II ab. Auszüge ("Auctoritates") in Cod. Guelf. 698 Helmst., 172vb–173vb; 727 Helmst., 194rb–vb; 44.25 Aug. 2°, 278vb–279va; 14.3 Aug. 4°, 158v–160v; 17.21 Aug. 4°, 119vb–120vb; 101.3 Extrav., 53ra–54ra; 96 Weiss., 11v–12v; 131 Gud. lat., 118ra–va. Edition: Alberti Magni opera omnia ad fidem codicum manuscriptorum edenda…, Bd. 5/1: De caelo et mundo, ad fidem autographi ed. P. Hossfeld, Münster/Westf. 1971, 1–273 (in Petitdruck unter dem Kommentartext). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 174–177; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 128f. Nr. 18; Thorndike/Kibre, 1076.2; Markowski, 60 cap. II Nr. II.1 (Text) und 64 cap. II Nr. II.12 (Glosse); CALMA 4, 253 Nr. 21.

241r–252r Ps.-Aristoteles: De causis proprietatum et elementorum (interprete Gerardo Cremonensi). Postquam remissus est sermo nobis in celo et mundo et determinavimus illud determinatione sufficiente … — … et numerum montium sermone abbreviato determinato. Hoc est ergo illud cuius voluimus declaracionem. Nur der Anfang in Cod. Guelf. 577 Helmst., 238v. Edition: RETM A9600-270/5–10; S. L. Vodraska, Pseudo-Aristotle: De causis proprietatum et elementorum. Critical edition and study, PhD Diss. masch., University of London 1969, 76–231 (mit dieser Hs., 70 genannt, Sigle Bt6). Literatur: Thorndike/Kibre, 1076.5; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 193 Nr. 85; C. B. Schmitt, D. Knox, Pseudo-Aristoteles latinus. A guide to the works falsely attributed to Aristotle before 1500, London 1985 (Warburg Institute surveys and texts 12), 20 Nr. 14; (fehlt bei Markowski); CALMA 4, 252 Nr. 20.

252r–270r Aristoteles: Metaphysica (translatio vetus sive composita) cum perpaucis glossis marginalibus et interlinearibus. Omnes homines natura scire desiderant. Signum autem est sensuum dilectio preter enim utilitatem propter se ipsos diliguntur … — … tot esse omnes litteras que sunt elementa nec existentibus duobus ipsis nec … (Text bricht ab). Warum die Abschrift in Buch II nicht fortgestzt wurde, ist unbekannt. Die sehr sparsame Glossierung erfolgt nur zu Beginn des ersten Buches und hat meist rein gliedernde Funktion. Edition: Aristoteles Latinus XXV/1, 89–155, hier bis 137 Z. 1000a4 (mit dieser Hs., XXI Nr. 21 u. ö. genannt, Sigle Gu). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 104–113; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 149f. Nr. 40; Thorndike/Kibre, 986.7; G. Diem, Les traductions gréco–latines de la Métaphysique au moyen âge: Le problème de la Metaphysica Vetus, in: Archiv für Geschichte der Philosophie 49 (1967), 7–71 (57f. Hs. genannt, Sigle Gu); Markowski, 104 cap. III Nr. 2 (Text, Glosse fehlt). Ohne Bucheingangsinitiale sind direkt angeschlossen:

270r–348v Aristoteles: Metaphysicorum libri XI (translatio nova arabico-latina) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (270r–272r) Liber I. Consideratio de veritate valde difficilis est uno modo et facilis alio … — … ideo declarabuntur ea quibus declaratur scientia naturalis. (272r–278r) Liber II. Et quidam posuerunt principium cuiuslibet speciei corporum unum quod est species materie … — … et nos revertemur post ad dicendum in omnibus quaestionibus contingentibus in eis. Der Schlusssatz hier zu Buch III gezogen. (278r–286v) Liber III. Nunc autem incipiendum est dicendo aliquid de quaestionibus in aliis rebus contingentibus. Necesse est nobis considerare … — … quod alia principia sunt universalia aut particularia que predicantur de particularibus. Der letzte Satz von Buch II dient hier als Einleitung zu Buch III. (286v–297v) Liber IV. Unius quidem scientie scientiarum est consideratio dei [sic, recte: de] ente et de rebus … — … etiam si quiescunt et moventur et post album. (297v–310v) ›Incipit liber quintus meth[aphysicae]‹. Principium dicitur illud ex quo primo movetur aliquid verbi gracia principium longitudinis … — … etiam ex illis autem nullum et sermones de hoc sunt in aliis. (310v–313r) ›Incipit liber sextus‹. Manifestum ergo quod principia et cause entium sunt quesita secundum quod sunt entia … — … quod dicitur ens multis modis quedam enim significat quid et est Album in Romano quedam quantitatem et sic de aliis. Zusätzlich zur marginalen Rubrik Hervorhebung des ersten Worts durch rot-blaue Unzialmajuskeln. Nach dem Explicit (313r) zusätzliche Ausführungen: In isto tractatu perscrutatur de speciebus entis de quibus intendimus perscrutari in hac scientia … — … quod intendit dicere de istis incepit in hoc tractatu dicere. Dieser Zusatz auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 66v. (313r–325v) ›Liber VII‹. Ens dicitur multis modis ut prius distinximus in sermone in quo diximus quot modis dicitur aliquid … — … et in re quasi materia ut A et B in sillaba. (325v–329v) ›Incipit liber VIII‹. Oportet nos congregare dicta et dubitare sermonem et postea complere … — … essentia eorum per quam sunt entia non fertur in quibusdam rebus. Der Textanfang (Oportet nos congregare dictanon est substantia neque universale neque genus) wurde (durch Zeilensprung?) ausgelassen und vom Schreiber auf dem Fußsteg nachgetragen, daher geringer Textverlust durch Beschnitt. (329v–335v) ›Incipit liber IX‹. Dictum est de ente cui attribuuntur alia entis predicamenta … — … sed aut est verum aut falsum quia semper est dispositione hac. (335v–342v) ›Incipit liber decimus‹. Dictum est prius quod unum multipliciter dicitur in distinctionibus in quibus narratur secundum quem modum res dicitur … — … magis distant quam alia quae sunt talia secundum formam. (342v–348v) ›Incipit liber undecimus meth[aphysicae]‹. Consideratio quidem de substantia quesita enim sunt cause et principia substantie … — … impossibile est etiam non ponere contrarium boni et intellectus. ›Explicit‹. (270r–348r) Glossa super XI libros Metaphysicorum. Nota quod ista sciencia dividitur non propter se ipsam … — … intellligere sui aut ipsius … a littera quoniam in rebus intellectis. Die marginale und interlineare Glossierung ist über den gesamten Text hinweg regelmäßig und dicht von einer Hand durchgeführt. Auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 48v–80v. Auszüge ("Auctoritates", zumeist aus der Translatio nova des Guilelmus de Moerbeka) in siehe in Cod. Guelf. 560 Helmst., 95r–100v; 698 Helmst., 168ra–170vb; 727 Helmst., 189vb–192va; 38.18 Aug. 2°, 192v; 44.25 Aug. 2°, 273rb–276rb; 17.21 Aug. 4°, 112ra–117rb; 18.31 Aug. 4°, 252r–260r; 101.3 Extrav., 46va–50rb; 96 Weiss., 3r–7v; 131 Gud. lat., –114rb–116va. Druck (u. a.): GW 2419 (vergl.); Averroes (Ibn Rušd) in Aristotelis librum II (α) metaphysicorum commentarius. Die lateinische Übersetzung des Mittelalters auf handschriftlicher Grundlage mit Einleitung und problemgeschichtlicher Studie, hrsg. von G. Darms, Freiburg/Schweiz 1966 (Thomistische Studien 11), 53–81 (nur Buch I der arabisch-lateinischen Fassung). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 113–116 (mit den Initien der einzelnen Bücher); Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 152 Nr. 41; Thorndike/Kibre, 254.14; Markowski, 104 cap. III Nr. 4 (Text) und 111 cap. III Nr. 17 (Glosse).

349r–359v Aristoteles: De somno et vigilia (translatio vetus) cum aliquot glossis marginalibus et interlinearibus. (349r–353v) Liber I de somno. De sompno autem et vigilia quid sint et utrum sint anime vel corporis vel communia … — … que ipsum perficiunt propter salutem vero salvat eum quies. Edition: Aristoteles, De somno et vigilia liber adiectis veteribus translationibus et Theodori Metochitae commentario, edidit H. J. Drossaart Lulofs, PhD Proefschrift Universiteit Utrecht, Leiden 1943, 1*–10* (geplant als Aristoteles Latinus XV/1–2, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). (353v–357v) Liber II de insomniis. Post hoc autem de sompno [querendum] et primo cui earum que sunt anime inesse videtur … — … secundum etatem vel passionem necessarium accidere contrarietatem hanc. Edition: Aristotelis De insomniis et de divinatione per somnum. A new edition of the Greek text with the Latin translation by H. J. Drossaart Lulofs, Bd. 2: Translations. Index verborum, Leiden 1947 (Philosophia antiqua 2), 2–30 (jeweils der translatio nova gegenübergestellt; geplant als Aristoteles Latinus XV/1–2, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). (357v–359v) Liber III de divinatione per somnum. De divinacione vero que in sompniis fit et dicitur accidere in sompniis … — … autem de ea que ex sompniis est divinacione dictum est. Edition: Aristotelis De insomniis et de divinatione per somnum (siehe oben), 32–46 (jeweils der translatio nova gegenübergestellt; geplant als Aristoteles Latinus XV/1–2, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). (349r–359r) Glossa super De somno et vigilia. In hoc libro intendit ac determinat de passionibus … — … contingit previdere mala futura. Die marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und ist mit einfachen Worterklärungen und Textgliederungen wenig anspruchsvoll. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 144v–147v (Textverlust am Schluss); 17.21 Aug. 4°, 19r–24v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 177vb–178rb; 727 Helmst., 127ra–va; 44.25 Aug. 2°, 283va–b; 17.21 Aug. 4°, 127ra–va; 18.31 Aug. 4°, 277v–278v; 101.3 Extrav., 58va–59ra; 96 Weiss., 19r–v; 131 Gud. lat., 121ra–b. Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 199f.; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 141f. Nr. 30; Thorndike/Kibre, 996.1; Markowski, 88 cap. II Nr. VIII.2 (Text) und 91 cap. II Nr. VIII.14 (Glosse).

359v–365r Qusṭā Ibn-Lūqā: De differentia spiritus et animae (pars maior, interprete Johanne Hispalensi) cum glossis marginalbus et interlinearibus. (359v, 1r–2v, 360r–365r) Textus. Interrogasti me honorat te deus de differentia spiritus et anime et ut tibi scriberem quid dixerunt antiqui in ea … — … et sufficiant tibi in hoc de quo interrogasti auferat a te deus omnem tristiciam et expellat a te quicquid fuerit timidum et det tibi fortunam in hoc seculo et in futuro. Amen. Am Beginn des Textes in marg. von der Hand des Glossators folgende Angabe zu Verfasser und Übersetzer des Werkes: In nomine domini regis auxilio incipit liber differencie que est inter animam et spiritum quem Constabulus Luce [!] amico suo scriptori cuiusdam regis edidit et Johannes Hyspanus ex arabico in latinum Ramondo [!] Toletano episcopo transtulit. Diese Notiz findet sich auch in der etwa gleichzeitig im Pariser Raum entstandenen Hs. Kremsmünster, Stiftsbibliothek, CC 123, 92r (Kremsmünster 1, 166 und Taf. XV mit Abb. 53). – Die Kapitelteilung entspricht der Ausgabe; den fehlenden Text siehe oben, 1r–2v (Bindefehler). (359v, 1r–2v, 360r–365r) Glossa super librum De differentia spiritus et animae. Iste liber qui est de bene esse … — … id est et in memoria. Die marginale und interlineare Glossierung ist regelmäßig durchgeführt. Gehört zur Textgruppe C (Wilcox, siehe unten, 279–282). Mit anderen Glossen und leicht abweichender Textfassung auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 112v–115v. Edition: Excerpta e libro Alfredi Anglici de motu cordis item Costa-ben-Lucae de differentia animae et spiritus liber translatus a Johanne Hispalensi. Als Beiträge zur Geschichte der Antropolophie und Psychologie des Mittelalters… hrsg. von C. S. Barach, Innsbruck 1878 (Bibliotheca philosophorum mediae aetatis 2), 115–138; J. C. Wilcox, The transmission and influence of Qusta Ibn Luqa's 'On the difference between spirit and the soul', PhD Diss. City University New York 1985, 143–191 (jeweils der jüngeren Übersetzung gegenübergestellt, 310 Hs. genannt). Literatur: Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 197f. Nr. VI; Thorndike/Kibre, 771.4; Kischlat Studien (siehe oben zu 123r–166r), 25f., 52–54, 61, 212–214 (214 Hs. genannt); Markowski, 131 cap. V Nr. III.1 (Text) und 132 Nr. III.4 (Glosse).

365v–382r Nicolaus Damascenus: De plantis libri II (interprete Alfredo Sereshalensi) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (365v–366r) Alfredus Sereshalensis: Praefatio dedicatoria. Tria ut ait Empedocles in tota rerum varietate precipua excellentissimum divine munificentie donum … — … quod apud Arabes expressa sit si libet attentius inspicias. (366r–382r) Textus. Vita in animalibus et plantis inventa est in animalibus manifesta et apparens in plantis vero occulta et non evidens … — … vincent quoque calor siccitas et erit fructus amarus. ›Explicit liber vegetabilium‹. (365v–382r) Glossa super librum De plantis. Primum quod est eternitas … — … quantum ad totum saporem. Die marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und ist mit einfachen Worterklärungen und Textgliederungen wenig anspruchsvoll. Weitgehend identische Fassung mit anderen Glossen in Cod. Guelf. 577 Helmst., 105v–112v; beide Abschriften gehörten zur Textklasse Λ2 (Nicolaus Damascenus, De plantis, siehe unten, 485f.). Abweichend nochmals in Cod. Guelf. 577 Helmst., 228r–238r. Edition: Nicolai Damasceni De Plantis libri duo Aristoteli vulgo adscripti…, ad codicum manuscriptorum fidem addito apparatu critico recensuit E. H. F. Meyer, Leipzig 1841, 3–46 (ohne diese Hs.); Nicolaus Damascenus, De plantis. Five translations, ed. and introd. by H. J. Drossaart Lulofs and E. L. J. Poortman, Amsterdam u. a. 1989 (Verhandelingen van de Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Afd. Letterkunde, N.R. 139 = Aristoteles Semitico-Latinus 4), 515–561 (mit dieser Hs., 482 genannt); R. K. French, Teaching Aristole's physical works in the early english universities: De Plantis, in: Physis. Rivista internazionale di storia della scienza 34 (1997), 225–296 (kritischer Text 249–260). Literatur: Thorndike/Kibre, 1587.11; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 192f. Nr. 84; Glorieux Faculté, 88 Nr. 24a; CALMA 1, 181 Nr. 8; Sharpe, 56 Nr. 108.5; Markowski, 137 cap. V Nr. XII.3 (Text) und Nr. XII.5 (Glosse).

382v–394v Aristoteles: De sensu et sensato (translatio vetus) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (382v–394v) Textus. Quoniam autem de anima secundum ipsam determinatum et de virtute qualibet secundum partem suam consequens est facere considerationem de animalibus … — … sensibilibus quomodo se habeant et communiter secundum unumquodque instrumentum reliquorum autem considerandum de memoria et memorari. ›Explicit liber de sensu et sensato‹. (382v–394v) Glossa super librum De sensu et sensato. Hic determinat propriam intencionem de sensibus … — … et dat intencionem rerum dicendorum. Die marginale und interlineare Glossierung stammt von mehreren Händen und ist regelmäßig durchgeführt. Die Zuordnung zu einem der bekannten Kommentare ist nicht möglich. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 99r–103v; eine andere Übersetzung mit Glossen in Cod. Guelf. 17.21 Aug. 4°, 1ra–11v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 177ra–vb; 727 Helmst., 197va–198ra; 44.25 Aug. 2°, 282vb–283rb; 17.21 Aug. 4°, 126ra–vb; 18.31 Aug. 4°, 275v–277r; 101.3 Extrav., 57vb–58va; 96 Weiss., 17v–18r; 131 Gud. lat., 120vb–121ra. Edition: Aristoteles Latinus XIII/1 (kritische Edition von L. Peeters und G. Galle in Vorbereitung, als Arbeitstext in der ALD-Datenbank von BREPOLS erreichbar). Sancti Thomae Aquinatis doctoris Angelici opera omnia, iussu impensaque Leonis XIII. P. M. edita, Bd. 45,1: Sentencia libri 'De sensu et sensato' cuius secundus tractatus est 'De memoria et reminiscencia', Rom 1985, 3–96 (Translatio nova). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 198f.; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 137–139 Nr. 28; Thorndike/Kibre, 1262.11; Markowski, 80 cap. II Nr. VI.2 (Text) und 82 cap. II Nr. VI.12 (Glosse); G. Galle, The dating and earliest reception of the Translatio vetus of Aristotle's De sensu, in: Medioevo 33 (2008), 7–96; G. Galle, The anonymous translator of the Translatio vetus of De sensu, in: Bulletin de philosophie Médiévale 50 (2008), 105–150.

395r–v Ps.-Aristoteles: Secretum secretorum (interprete Johanne Hispalensi, prima pars epistulae dedicatoriae tantum). (Text setzt ein) … anni tempora. Ver enim est tempus calidum temperatum aeri simile et excitatur in eo sanguis … — … ante prandium super stramenta dura balneare in aqua furfurea et multum vinum vetus … (Text bricht ab). Wann und wie der übrige Text (wohl 4 Bl.) verlorenging, ist nicht mehr erkennbar. Vollständig in Cod. Guelf. 622 Helmst., 235r–277r; 784 Helmst., 145r–164v (beide translatio Philippi Tripolitani, letztere mit anonymer Dedikationsepistel). Fragmente in Cod. Guelf. 488 Helmst., 159vb (ebenfalls translatio Philippi Tripolitani, nur Beginn der Dedikationsepistel); 433 Helmst., 178v–179r, 204v–205r, 207r–209r (stark bearbeitet, nicht sicher zuzuordnen); 17.11 Aug. 4°, 63r–64r (translatio Johannis Hispalensis). Edition: Epistola Aristotilis ad Alexandrum cum prologo Johannis Hispaniensis, in: Denkmäler provenzalischer Literatur und Sprache, zum ersten Male hrsg. von H. Suchier, Bd. 1, Halle 1883, 473–480, hier 478 (Z. 96)–480 (Z. 177). Literatur: R. Förster, Handschriften und Ausgaben des pseudo-aristotelischen Secretum secretorum, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 6 (1889), 1–22 (Hs. fehlt); M. Steinschneider, Die europäischen Übersetzungen aus dem Arabischen bis Mitte des 17. Jahrhunderts. Unveränd. photomechan. Nachdr. aus den Sitzungsberichten der Kaiserl. Akad. der Wiss. Wien 1904/05, Graz 1956, Teil 2, 6 Nr. 141; D. W. Singer, Catalogue of Latin and vernacular alchemical manuscripts in Great Britain and Ireland dating from before the XVI. century, Bd. 1, Brussels 1928, 25–31 Nr. 29; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 196 Nr. IV; Thorndike/Kibre, 78.12 und 291.2; M. Ullmann, Die Natur- und Geheimwissenschaften im Islam, Leiden u.a. 1972 (Handbuch der Orientalistik Abt. 1: Der Nahe und der Mittlere Osten, Erg.-Bd. 6/2), 110f., 220 u.ö.; Schmitt/Knox (siehe oben), 54–75 Nr. 81 (74 Hs. genannt); S. J. Williams, The secret of secrets. The scholarly career of a pseudo-Aristotelian text in the Latin Middle Ages, Ann Arbor, Mich. 2003, 387 (Hs. genannt und beschrieben); Markowski, 145 cap. V Nr. XVII.4.

396r–398v Aristoteles: De longitudine et brevitate vitae (translatio vetus interprete Jacobo de Venetiis) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (396r–398v) Textus. De eo autem quod est esse alia quidem longe vite animalium alia vero brevis vite … — … autem differentia in eo quod est semper sic esse longioris vite. ›Explicit iste liber‹. Darunter von anlegender Hand das Initium des pseudoaugustinischen (= Alcherus Claraevallensis, dazu CPPM 2 Nr. 153) "Liber de spiritu et anima": Quoniam dictum est mihi ut me ipsum cognoscam. (396v–398v) Glossa super librum De longitudine et brevitate vitae. Hic ostendat quid sit in electis … — … primo dans convenienciam secundo differenciam. Die marginale und interlineare Glossierung ist nur unregelmäßig durchgeführt. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 103v–104v; 17.21 Aug. 4°, 24v–26v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 178rb–va; 727 Helmst., 198va–b; 38.18 Aug. 2°, 192vb; 44.25 Aug. 2°, 283vb–284ra; 17.21 Aug. 4°, 127va–128rb; 18.31 Aug. 4°, 278v–279r; 101.3 Extrav., 59ra–b; 96 Weiss., 19v; 131 Gud. lat., 121va. Edition: Pedro Hispano, Obras filosóficas, Bd. 3: Expositio libri de anima, De morte et vita et De causis longitudinis et brevitatis vitae. Liber naturalis de rebus principalibus. Edición, introducción y notas por M. Alonso, Madrid 1952 (Instituto de Filosofía "Luis Vives" 4), 403–411. Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 199f.; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 142f. Nr. 31; Thorndike/Kibre, 372.11; Markowski, 92 cap. II Nr. IX.2 (Text) und 94 cap. II Nr. IX.12 (Glosse).

399r–418v Aristoteles: De generatione et corruptione (translatio vetus interprete Gerardo Cremonensi) cum glossis marginalibus et interlinearibus. (399r–418v) Textus. De generatione autem et corruptione et de natura generatorum et corruptorum similiter de omnibus … — … quorum substantia generatur ens talem contingit qualem non esse corruptibilis. ›Explicit liber de generatioine et corruptione‹. In den beiden Leerzeilen zwischen Textschluss und Rubrik ist von späterer Hand das modifizierte Initium der aristotelischen "Metaphysik" nach der translatio vetustissima (vgl. Cod. Guelf. 577 Helmst., 37r–48r) nachgetragen: Omnes homines natura scire desiderant. Signum autem est sensuum dilectio. Namque sine utilitate diliguntur propter se ipsos et [Arist. Metaph. 1,1]. (399r–408v) Glossa super librum I De generatione et corruptione. Unde alia quatuor ponebit … — … quia magis quam magnis existit parvis. Die marginale und interlineare Glossierung ist nur unregelmäßig durchgeführt und bricht vor dem Ende des ersten Buchs ab. Mit anderen Glossen auch in Cod. Guelf. 577 Helmst., 116r–126r. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 173vb–174rb; 727 Helmst., 194vb–195rb; 44.25 Aug. 2°, 279va–280ra; 14.3 Aug. 4°, 207r–208r; 17.21 Aug. 4°, 120vb–121va; 101.3 Extrav., 54ra–va; 96 Weiss., 12v–13v; 131 Gud. lat., 118va–b. Edition: Aristoteles Latinus IX/1, 5–81 (XIV Nr. 43 genannt, Sigle Gu, mit dieser Hs. ediert). Literatur: Grabmann Aristotelesübersetzungen (siehe oben), 177–179; Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 130–132 Nr. 20; Thorndike/Kibre, 374.10; Markowski, 65 cap. II Nr. III.2 (Text) und 68 cap. II Nr. III.13 (Glosse); CALMA 4, 253 Nr. 29.

418v–420v Ps.-Aristoteles: Liber de causis (interprete Gerardo Cremonensi, prima pars tantum). Omnes [!] causa primaria plus influit supra causatum suum quam causa secondaria … — … narratio neque consequitur eam loquela quod est quia narratio non fit nisi per loquelam (Text bricht ab). Durch Blattverlust fehlt der Text ab propositio V (VI) § 61. Vollständig (Textabweichungen) mit Glossen in Cod. Guelf. 577 Helmst., 140r–144v. Auszüge ("Auctoritates") siehe in Cod. Guelf. 698 Helmst., 182vb; 44.25 Aug. 2°, 288va–b; 17.21 Aug. 4°, 131vb–132ra; 18.31 Aug. 4°, 281r–v; 101.3 Extrav., 63rb–va; 96 Weiss., 25v; 131 Gud. lat., 124ra–b. Edition: Die pseudo-aristotelische Schrift Ueber das reine Gute bekannt unter dem Namen Liber de causis, im Auftrage der Görres-Gesellschaft bearb. von O. Bardenhewer, Freiburg 1882, ND Frankfurt/M. 1961, 163–191; A. Pattin, Le Liber de causis. Edition établie à l’aide de 90 manuscrits avec introduction et notes, in: Tijdschrift voor Filosofie 28 (1966), 90–203, Text 134–203, hier bis 148 (ohne die Codices Guelferbytani); A. Fidora, A. Niederberger, Von Bagdad nach Toledo. Das "Buch der Ursachen" und seine Rezeption im Mittelalter. Lateinisch-deutscher Text, Kommentar und Wirkungsgeschichte des Liber de causis, Mainz 2001 (Excerpta classica 20), 34–148 (verb. Nachdruck der vorhergehenden Ausgabe). Literatur: Aristoteles Latinus Codices 1 (siehe oben), 196 Nr. IV; Thorndike/Kibre, 996.1; R. C. Taylor, The Liber de causis: A preliminary list of extant manuscripts, in: Bulletin de Philosophie Médiévale 25 (1983), 63–84 (80 Nr. 234 Hs. genannt); Schmitt/Knox (siehe oben), 18–20 Nr. 13; Markowski, 129 cap. V Nr. I.1 (Text) und 130 cap. V Nr. I.8 (Glosse); CALMA 4, 256 Nr. 59.


Abgekürzt zitierte Literatur

Adler Buchverschluss G. Adler, Handbuch Buchverschluss und Buchbeschlag. Terminologie und Geschichte im deutschsprachigen Raum, in den Niederlanden und Italien vom frühen Mittelalter bis in die Gegenwart, Wiesbaden 2010
Aristoteles Latinus Aristoteles Latinus, hrsg. von L. Minio-Paluello, C. Steel, G. Lacombe und G. Verbeke, Bruges, Leiden, Turnhout 1939– (Corpus philosophorum Medii Aevi I, 1–)
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CPPM Clavis patristica pseudepigraphorum medii aevi, hrsg. von I. Machielsen, Turnhout 1990– (Corpus Christianorum. Series Latina)
Ebert F. A. Ebert, Bibliothecae Guelferbytanae Codices Graeci et Latini Classici, Leipzig 1827 (Zur Handschriftenkunde 2)
Glorieux Faculté P. Glorieux, La Faculté des Arts et ses maîtres au XIIIe siècle, Paris 1971 (Études de philosophie médiévale 59)
GW Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Bd. 1–, Leipzig 1925–1938, Stuttgart 1978–
Hartmann M. Hartmann, Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters, Stuttgart 2001 (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters 19)
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
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