Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil II: 12. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung) (Vorläufige Beschreibung)
Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 1113 Helmst.
Augustinus, De trinitate
Lamspringe — 12. Jh., 4. Viertel
Provenienz: 1r Liber sancti Adriani incliti martiris in Lamespringe, darüber Inhaltsangabe: Summa Augistini de sancta trinitate I (Bastarda, 15. Jh.; gleiche Hand wie in 943 Helmst.; der dazugehörige 2. Band ist verloren). Signatur D 14. Vermerke von dieser Hand auch in 145 Helmst., VS; 204 Helmst., 1r; 443 Helmst., 1v; 447 Helmst., 5r; 475 Helmst., 1r; 480 Helmst., 1r; 482a Helmst., 1r; 504 Helmst., VS; 510 Helmst., 1r; 511 Helmst., 1r; 519 Helmst., 1r; 553 Helmst., 1r; 650 Helmst., 1r; 943 Helmst., 1r; 1012 Helmst., 1r; 1030 Helmst., 1r; 1034 Helmst., 1r und 1196 Helmst., 1r. 1572 gelangte die Handschrift mit den übrigen Lamspringer Handschriften in die Wolfenbütteler Hofbibliothek. 1614 im Helmstedter Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 18v) als Retractatio S. Augustini in libros de Trinitate in membrana unter den Theologici MSSti in quarto genannt und beschrieben; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) als Nr. 598 genannt.
Pergament — 162 Bl. — 17,0 × 11,0 cm
Lagen: 19 IV (152). V (162). Lagensignaturen: I. (8v) bis XX. (162v). Zusätzlich auf der ersten Rectoseite eine rote Zählung III. (33r) bis XVIII. (153r). Vor- und Nachsatzblätter Pergament (Schrift: St. Emmeram, um 1000; vgl. , Kat. Nr. 22., hier fälschlich 9./10.Jh. datiert; , 302; rote Initialmajuskeln mit silberner Binnenfeldfüllung, vgl. Bernwardpsalter Cod. Guelf. 113 Noviss. 4°, Hildesheim, 1000-1020; zum Vergleich , 57 Anm. 91). Neuere Tintenfoliierung. Schriftraum: 12,5 × 6,4 cm, einspaltig, 28 Zeilen. Carolino-Gothica von einer Hand. Einleitend zu den Büchern rubrizierte 2-3zeilige Initialmajuskeln und Buchzählungen. Rubrizierte und tintenfarbige, teils mit roten Begleitstrichen versehene Buchüberschriften und rubrizierte Explicits. Die Überschriften in Minuskel oder Unzialis.
Romanischer Holzdeckeleinband mit Schafslederüberzug. Buchblock und Deckel in derselben Größe. Metallschließe. Der Einband ist identisch mit denen von folgenden Lamspringer Handschriften: Cod. Guelf. 443 Helmst., 475 Helmst., 480 Helmst., 553 Helmst., 903 Helmst., 943 Helmst., 982 Helmst. und 1196 Helmst.
INHALT
1v-3r : Retractiones lib. 2, c. 41 ( 36, 147-149). 3r-4r : Epistula 174 ( 33, 758; 42, 818; 50, 25-26). 4r-162r : De trinitate lib. 1-8 ( 42, 819-960; 50, 3-13; 50, 27-291).
AUSSTATTUNG
10 Initialen.Initialen: Zu den Prologen (1v und 3r) und zu Beginn der Bücher (lib. I 4v, lib. II 35v, lib. III 60v, lib. IV 80v, lib. V 108r, lib. VI 122r, lib. VII 131v, lib. VIII 147r) unkolorierte Spaltleisteninitialen (1,8-5,5 cm). Drei Initialen nur in Vorzeichnung ausgeführt (4v, 35v und 60v), die Umrisse der restlichen in roter Federzeichnung (die Initialen auf 3r, 80v, 108r auch mit ausgeführten Details, wie Spangen und Rückenblattschraffuren). Die Initialstämme mit Spangen (einfach und dreifach genagelt, vgl. 3r), die Enden mit Blattapliken (108r). In den Binnenfeldern vom Initialstamm abzweigende, locker geführte Spiralranken mit wulstig gestauchten Gabelungen. Im Endbesatz Knollenblätter mit abstehendem, hakenförmigem Blattzipfel (vgl. 147r), Muschelblätter, die von den Ranken durchstoßen werden (vgl. 4v, 35v, 60v, 122r und 131v) und zentrale Blattblüten (60v). Die S-Initiale auf 80v in der Gestalt eines Fabelmischwesens (Fabelwesenkopf/Greifvogelkörper) mit nach unten zeigendem Ziegenbart.
STIL UND EINORDNUNG
Wie der Lamspringer Codex 443 Helmst., wurde auch die vorliegende, in der Ausstattung unvollständig gebliebene Handschrift von Härtel nicht näher paläogaphisch bestimmt, jedoch dem Lamspringer Skriptorium zugewiesen ( , Kat. Nr. 22.). Ihr Ornament steht in direktem Schulzusammenhang. Das prominent auftretende Muschelblatt und die Verwendung von Blattblüten zeigen, wie die Ausstattung der Lamspringer Handschriften 443 Helmst. und 447 Helmst. und 903 Helmst., eine Nähe zum Hamerslebener Skriptorium (vgl. zu den Hamerslebener Blattformen 447 Helmst.). Der charakteristische Vogeldrachen mit Ziegenbart auf 80v begegnet ebenfalls im Hamerslebener Schulzusammenhang (vgl. Hamerslebener Psalter Cod. Guelf. 1075 Helmst., 78v; Lit.: , 48ff., Abb. 51).vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).
, 70. — , Nr. 1220 (Heinemann Nr.). — , 507-536. — , 302. — , 476. — , 119. — , Kat. Nr. 22. — , 30 Anm. 46, 34 Anm. 53, — , 90 Anm. 22. — , 69 Anm. 28. — , 57 Anm. 91 — (in Vorb.,Abgekürzt zitierte Literatur