Butzmann, Hans: Die Weissenburger Handschriften. Frankfurt/M.: Klostermann, 1964. (Kataloge der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Neue Reihe, Bd. 10) S. 142143
co-funded by the European Union under the Seventh Framework Programme (CIP-ICT-PSP.2009.2.3) (Vorläufige Beschreibung)

Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 32 Weiss.

Jeremias mit Glossen

Pergament — 108 Bl. — 30,5 × 23,5 cm — Weissenburg — IX. Jh., 2. H.

Lagen: Quaternionen. Bl. 98 in die vorletzte Lage eingefügt, vorletzte und letzte Lage Ternio. Am oberen Rand aller Bll. breite Wasserstreifen, gewelltes Pergament. (Text) Schriftraum: 23 × 11 cm. 28 Textzeilen, die Glossenkolumnen am Rande etwa 5 cm breit. Große, kräftige karolingische Minuskel, die Glossenschrift klein; eine der beiden Glossenhände schrieb die Capitula und die Prologe, sie ist auch als Text- und Glossenhand an Weissenburg 36 und als Glossenhand an Weissenburg 33 beteiligt; die andere den Anfang der Threni (eingefügtes Blatt 98); 106v und 107r Text in Unzialis (Anfang der Oratio Jeremiae). 108r enthält in größerer Schrift von anderer Hand den Schluß der Glosse. Lage 1 wird durch einen Falzstreifen aus einer Handschrift des IX. oder X. Jhs. gehalten; rote Anfangsbuchstaben sind sichtbar.Überschriften in großer roter Capitalis quadrata (Capitula und Anfang des Jeremiastextes) und in kleiner roter Unzialis (Anfang des Prologus Hieronymi und sonst in der Hs.) Größere und kleinere rote Anfangsbuchstaben, auch im Context. Alle Glossen beginnen mit roten Anfangsbuchstaben. Die Zahlen der Capitula rot. Paare von willkürlich gebildeten roten Symbolen verbinden den Text mit den Glossen.

Herkunft: 1v Signaturbuchstabe.b. 1r Yheremias propheta (XV. Jh.). Von einer Hand des XV. Jhs. wurde auch die Kapitelzählung nachgetragen. — Wiener Liste 2°5.

Heinemann 4116. — E. Lesne, Les livres, „Scriptoria" et bibliothèques du commencement du VIIIe à la fin du Xle siècle, Lille 1938, S. 707.

1r ohne Text.

1v Ieremias propheta Voraus Capitula und Prologus Hieronymi und Homilia 1 aus Origenes, Homiliae in Ieremiam. (PL 25, 586–87).

98r Threni Ieremiae. ›Cinoth id est Lamentationes‹.

106v Oratio Ieremiae. (107v) Explicit Canticum.

8r108r Glosse. Ceteri prophetae, ut Isaias … — … quibus praecepisti sancta tua fieri aliena. Beides findet sich bei Hrabanus Maurus, Expositio super Iesaiam, am Beginn des 1. Kap. (PL 111, 797 B und gegen Ende PL 111, 1269 D). Die Glosse steht der Expositio des Hrabanus sehr nahe und folgt, wie diese, dem Hieronymus. (Jer. 22: 60r unterer Rand Hucusque Hieronymus. Modo diversos auctores sequimur.) Auch Hrabanus folgte zuerst im allgemeinen dem Hieronymus, ab 25 anderen. Doch enthält vorliegender Kommentar auch einige Passus, die nicht beim Hrabanus vorkommen. Quellenangabe nach der Gepflogenheit des Hrabanus bei den einzelnen Glossenstücken: GG (Gregorius) OR (Origenes), H (Hieronymus), IOH (Johannes Chrysostomos), M (Maurus), letzteres erst ab Jerem. 25. Zur weiteren Geschichte des Textes vgl. die Hs. Berlin Staatsbibliothek Nr. 356. Val. Rose, Verz. d. lat. Hss. 2, 1, S. 180 ff.

108v Alcuinus: Carmen Nauta rudis pelagi. Walther Nr. 11657. MGH. Poetae lat. med. aevi 1, 284 (Nr. IV).


Abgekürzt zitierte Literatur

Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Wiener Liste Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6)