Beschreibung von Cod. Guelf. 406 Helmst. (Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil III: Cod. Guelf. 371 bis 460 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung).) Beschrieben von Bertram Lesser Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II .

Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt Normdaten ergänzt bzw. korrigiert.
Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 406 Helmst. Heinemann-Nr. 441 Manuscripta Mediaevalia Objektnummer 32412256,T Hermannus Korner Norddeutschland um 1420 1r–198v Hermannus Korner Chronica novella<note> (redactio prima)</note> 1r Prologus Qoniam infima huius mundi diligenti animo intuenti satis lucide apparet et usque ad mortem ignominiosissimam tam fortiter agonizavit et vicit 1r–197v Textus Est igitur inicium huius opusculi ab constructione egregie civitatis Rome quia dicta eorum discordia innumera causaverat eisdem gravamina et mala Der Berichtszeitraum reicht im wesentlichen bis 1416, einzelne Ereignisse am Schluss fallen in den Januar 1417. – 198r leer. 198v Tabula Hermita Justinus qui interfecit filiam imperatoris folio 112 Nota de septimana communi quomodo inicium sumpsit hic in terra folio 64 in principio folii Auf dem Kopfsteg jeder Seite als Gliederung die Namen der betreffenden Kaiser und Päpste, in marg. die im Text genannten Jahreszahlen in arabischen Ziffern, einige rot eingerahmt, von denen ein Teil durch den Beschnitt bei der Neubindung fragmentiert wurde oder ganz weggefallen ist. Bl. 134v–135r sind ohne ersichtlichen Grund freigelassen. Der Codex repräsentiert allein die früheste Fassung der Chronica novella (Sigle α). Eine von dem hannoverschen Kammerherrn und Archivar Johann Heinrich Hoffmann (1628–1680, vgl. auch Cod. Guelf. 490 Helmst.) angefertigte unvollständige Abschrift mit Prolog und Text ab dem Jahr 768 (Bl. 1r und 83v–197v, eingesehen und vergl.) befindet sich in der Hs. Hannover, GWLB, Ms XIII 756 ( Bodemann Hannover , 142); eine weitere Abschrift des 19. Jh. in Göttingen, SUB, 2° Cod. Ms. hist. 64 vol. I ( Göttingen 2, 23), diente zur Vorbereitung der unten gen. Neuedition. Auszüge in Cod. Guelf. 651.1 Novi, 116v–129r (mnd.), 562r–565v (lat.). Druck Eckhart Corpus historicum 2, 431–1344 (in der unpag. Praefatio Hs. genannt, Abdruck des Prologs, sonst Text der 4. Redaktion D); Die Chronica novella des Hermann Korner, im Auftr. der Wedekindschen Preisstiftung für Deutsche Geschichte hrsg. von J. Schwalm, Göttingen 1895, 3–122 (Praefatio und Chroniktext von 1198 bis 1417 [Bl. 140v–197v] nach dieser Hs., Sigle α, X–XI beschrieben). Literatur J. M. Lappenberg, Über Hermanni Corneri Chronicon, in: Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde 6 (1831/38), 585–624 (588 Hs. genannt); G. Waitz, Über Hermann Korner und die Lübecker Chroniken, in: Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 5 (1851), 3–46 (4–14, 34–37 und 46 Hs. genannt und beschrieben); Nachrichten von der Georg Augusts-Universität und der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1851 Nr. 3, in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 1851/3, 25–40 (pass. Hs. genannt, 26f. beschrieben); G. Waitz, Über eine bisher unbekannte Handschrift des Hermannus Korner, in: Nachrichten von der Georg Augusts-Universität und der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen 1859 (separate Paginierung in: Göttingische Gelehrte Anzeigen 1859/3), 57–63 (58, 61f. Hs. genannt); Potthast Wegweiser 1, 355f. (Hs. genannt); Kölln Untersuchungen (s. oben), 1–3, 5, 9, 15 (jeweils Hs. genannt); Kurze Quellen 33f. und 263f. Nr. XVI (jeweils Hs. genannt und zitiert); Rep. font. 6, 641f.; Kaeppeli 1871 und Suppl.; 2VL 5, 317–320; H. Möhring-Müller, Den Laien zu Zeitvertreib und Kurzweil. Zu den lateinischen und mittelniederdeutschen Fassungen der 'Chronica novella' des Lübecker Dominikaners Hermann Korner, in: Wissensliteratur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Bedingungen, Typen, Publikum, Sprache, hrsg. von H. Brunner und N. R. Wolf, Wiesbaden 1993 (Wissensliteratur im Mittelalter 13), 237–244 (243 Hs. genannt); CALMA 5, 590f. Nr. 1.

Papier

Wasserzeichen: Mohr mit Krone, ohne Kreis: WZMA AT5000-537_4, AT5000-315_302 (beide um 1415/20). Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden kreisförmig, oben offen, Reif dreikonturig: WZIS DE5250-PO-50009 (1420), DE4500-PO-50017 (1421). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz: WZIS DE9045-PO-68498, DE9045-PO-68499 , ≈ DE9045-PO-68502 (alle 1420). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE6405-PO-65525, DE6405-PO-65529 (beide 1423). Traube mit zweikonturigem Stiel: WZIS DE1335-PO-129004 (1425, weiterer Typ nicht nachweisbar). Dreiberg im Kreis, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: ≈ WZIS IT8355-PO-153697 (1425), ≈ IT8355-PO-153698 (1423). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE1335-PO-65731 (1426). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, weiteres Beizeichen an Stange: WZIS DE8085-PO-66608 (1426). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS DE2730-PO-67604 (1426).

197 Bl. 29 21 Zeitgenössische Tintenfoliierung in arabischen Zahlen: 1198; das gez., vermutlich leere Bl. 197 wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt entfernt. 3 VI (36). VII (50). 2 VI (74). 2 VII (102). 7 VI (186). VI–1 (198)! Reklamanten, Kustoden in römischen Zahlen auf dem Fußsteg der letzten Versoseite (nur 1. Lage) bzw. ersten Rectoseite jeder Lage. Jede Lage ist von außen mit einem beschriebenen Pergamentfalz verstärkt, die durchgehende Perforation der älteren Heftung zeigt, dass sie bereits zur originalen Bindung gehörten.

Der Codex wurde bei der Neubindung insbesondere an der Vorderkante stark beschnitten, zahlreiche Bl. sind eingerissen oder eingeschnitten, einige wurden mit beschriebener Pergamentmakulatur repariert.

20–22 14–15,5 , einspaltig, 45–53 Zeilen.

Sehr unregelmäßige jüngere gotische Kursive von mehreren, schwer unterscheidbaren Händen.

Rubriziert (nicht durchgängig), rote Lombarden. Im gesamten Codex Marginalien, Nota-Vermerke und Zeigehände der anlegenden und späterer Hände. Auf dem VS die Inhaltsangabe Herm. Corneri Chronicon des Bibliotheksregistrators Th. Thies. Direkt darunter die Literaturangabe: vid. Waitz, Götting. gel. Anzeigen 1851 № 3 p. 25ff. von der Hand des Wolfenbütteler Bibliothekars K. P. C. Schönemann, der vermutlich auch einen Sonderdruck dieses Aufsatzes am vorderen Schmutzblatt befestigte.

Der ursprüngliche Einband, offenbar ein gotischer Holzdeckelband, trug ein Titelschild mit der Aufschrift Cronica fratris Kœrners a constitutione Romane civitatis; so beschrieben von J. H. Hoffmann in seiner Abschrift Hannover, GWLB, Ms XIII 756, 1r: Chronicon hoc Mstum quod à Pipini temporibus ad finem usque Codices describi fecimus, in inscriptione veteri dicitur 'Cronica fratris Kœrners a constitutione Romanae civitatis'. Rostspuren auf dem Kopfsteg des letzten Bl. deuten auf einen Liber catenatus. Der Einband war mit drei Bünden am Buchblock befestigt, die entsprechenden Einschnitte in den Lagen und die Perforationen für die ursprünglichen Heftfäden sind noch erkennbar.

Der originale Einband wurde durch einen heute stark beschädigten, im Gelenk gerissenen Pappdeckelband mit gebrochenem Rücken und Kiebitzpapierüberzug ersetzt (vgl. Cod. Guelf. 403 Helmst.), den der Buchbinder Anton Friedrich Wirck in Helmstedt anfertigte. Da im letzten Helmstedter Handschriftenkatalog (s. unten) noch das Titelschild zitiert ist, dürfte der Codex zwischen 1800 und 1810 neu gebunden wurden sein; ein genaues Datum kann anhand der Rechnungen der Universitätsbibliothek jedoch nicht ermittelt werden.

Der Codex wurde um 1420 im norddeutschen Raum geschrieben. Der Inhalt und die Merkmale des verlorenen Originaleinbandes lassen vermuten, dass sowohl der Entstehungs- als auch der weitere Aufbewahrungsort der Hs. in einem Mendikanten-, vermutlich in einem Dominikanerkonvent zu suchen sind. Das als Heftmakulatur verwendete Notariatsinstrument, dessen prosopographischer Kontext in den südostniedersächsischen Raum der Diözese Halberstadt weist, bietet allein keinen aussagekräftigen Hinweis auf die Schriftheimat. Zwar würde der ursprüngliche Einband mit Titelschild und Buchkette gut zu den erhaltenen Codices aus dem Braunschweiger Dominikanerkloster passen, das laut dem Inventar von 1532 auch über eine Weltchronik verfügte, jedoch läßt sich der Codex ohne weitere Belege nicht stichhaltig mit diesem Eintrag identifizieren, vgl. dazu L. Camerer, Die Bibliothek des Dominikanerklosters in Braunschweig, in: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 15 (1990), 115–136, bes. 117 und 120.

Da der Codex im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek von 1644 noch nicht verzeichnet ist und erstmals 1711 von G. W. Leibniz als in Helmstedt befindlich genannt wird ( Leibniz Scriptores 3, 6 ), muss er in diesem Zeitraum in den Besitz der Universität Helmstedt gelangt sein. Da die lückenlos erhaltenen Bibliotheksrechnungen keinen Ankauf ausweisen, dürfte es sich um eine Schenkung handeln, die allerdings nur bis 1656 dokumentiert sind (BA III, 109). Der Codex wird erstmals 1797 von P. J. Bruns im Handschriftenkatalog (BA III, 52) unter Nr. 1266 beschrieben: Hermanni Corneris vel Kœrneri Chronicon. fol. Vixit auctor sec. XV multaque ex Henr. de Hervordia desumpsit. Partem huius chronici etsi non ex codice Helmstadiensi edidit Eccardus in Corp. histor. med. aevi qui tamen in praefat. § III laudat codicem Helmstadiensem, et praefationem eius inde descripsit. Codicem etiam nostrum Helmstadii oculis perlustravit Henric. a Seelen in Selecta liter. p. 97.

Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil III: Cod. Guelf. 371 bis 460 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser (in Vorbereitung). J. H. von Seelen, Selecta litteraria quibus varia sacra, civilia, philologica, philosophica ac alia continentur…, editio secunda, Lubecae 1726, 97f. Ebert Handschriften , 15. Heinemann Nr. 441. H. Kölln, Untersuchungen zu den niederdeutschen Bearbeitungen der Chronica novella Hermann Korners, Diss. masch. Kiel 1965, 1f. Heftverstärkungen 13.–14. Jh. Um die meisten Lagen sind als Heftverstärkungen 1,5–2,5 cm breite Pergamentfalze geklebt, schmalere Streifen wurden zur Reparatur von Rissen im Papier benutzt. Die ausnahmslos beschriebenen Fragmente stammen aus mindestens fünf verschiedenen Codices des 13. bzw. 14. Jh. Da die meisten Falze und Streifen quer zur Schreibrichtung geschnitten wurden, ist eine Identifizierung des Inhalts anhand der wenigen vollständigen Wörter nur in zwei Fäll möglich: Hugo de Sancto Caro Postilla in Ex Erkennbar sind Teile des Kommentars zu Ex 1,8, die sich auf den Heftverstärkungen der vierten und in mindestens drei weiteren Lagen finden. Vgl. dazu CALMA 6, 389f. Nr. 7. Gherhardus Ghesvelde Testimonium notarii publici Et ego Gherhardus Ghesvelde clericus Myndensis publicus sacra imperiali auctoritate notarius. Quia premissis appellacioni interposicioni apostolorum peticioni et protestacioni omnibusque viris Steffano Sastede et Hinrico vicariis Halberstadensis ecclesie testibus ad premissa vocatis pariterque requisitis Notar und Zeugen konnten bislang nicht identifiziert werden; das Fragment wurde nur in der dritten Lage als Makulatur verwendet.

Pergament

Die zahlreichen Pergamentfalze dienen nicht nur als Heftverstärkung in der Lagenmitte, sondern sind z. T. an jedem Bifolium angebracht.

Textualis, Bastarda und jüngere gotische Kursive von mehreren Händen.