Beschreibung von Cod. Guelf. 496a Helmst. (Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung)) Katalogisiert durch Stefanie Westphal Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Stefanie Westphal Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (copyright information)

Neukatalogisiert durch Stefanie Westphal.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.) .

Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 496a Helmst. Admonitio generalis. Sermones de symbolo. Expositiones orationis dominicae Fulda, Benediktinerkloster um 800 1r–15r Admonitio generalis <note>(<bibl>Die Admonitio generalis Karls des Großen, hrsg. von <editor>H. Mordek</editor> u.a., Hannover 2012 [MGH Fontes iuris N.S. 16], 180–239 [Sigle W1]</bibl>; <bibl> <abbr>Rep. font.</abbr> 3, 142–144</bibl>).</note> 15r–19r Ps.-Augustinus Sermo appendicis 241<note> (Sermo de symbolo VI); (<bibl> <abbr>PL</abbr> 39, 2191–2193 und 38, 1060</bibl>; <bibl> <abbr>CPL</abbr> 284 und 368</bibl>; <bibl> <abbr>Kurz 5/1</abbr> 402 Nr. 230</bibl>).</note> 19r–21r Ps.-Augustinus Sermo appendicis 241<note> (Sermo de symbolo V); (<bibl> <abbr>PL</abbr> 39, 2190f</bibl>; <bibl> <abbr>Kurz 5/1</abbr> 402 Nr. 230</bibl>).</note> 21r–23v Augustinus Sermo 59<note> (<bibl> <abbr>PL</abbr> 38, 400–402</bibl>; <bibl> <abbr>CC SL</abbr> 104, 602–604</bibl>).</note> 24r–25v Oratio dominica cum commento ( PL 72, 353C-354B; Stegmüller RB 9353). 25v–27r Expositio orationis dominicae <note>(<bibl> <author>R. Schurr</author>, Katechetisches in vulgärlateinischer und rheinfränkischer Sprache aus der Weissenburger Handschrift 91 in Wolfenbüttel, Greifswald 1894, 17f.</bibl>; <bibl> <abbr>Stegmüller RB</abbr> 9354</bibl>).</note>

Pergament

Pergament nach insularer Art bearbeitet (Haar- und Fleischseite kaum unterscheidbar).

26 Bl. 25,5 16 Tintenfoliierung (16. Jh.). 3 IV (24). I (26). HS als Bl. 27 gekennzeichnet. Lagenzählung in römischen Zahlen auf der 1. Seite.

19–20,5 11–15 , einspaltig, 18–25 Zeilen.

Angelsächsische Minuskel von drei Händen

Hand A: 1r–25v und 15r–27r; Hand B: 10r–14v; Hand C: Marginalien (Adressatenvermerke und Glossen; zur Schrift und Händescheidung vgl. ausführlich Spilling Angelsächsische Schrift ). Ergänzungen: 1r Capitulare Caroli Magni conditum Aquis anno 789 quod et Lotharius Imperatoris nepos suo capitulari et Ansegisus libro primo inseruit (16. Jh.?); von gleicher Hand am Blattrand eingefügte Überschriften auf 1r, 21v und 25v. VS Inhaltsverzeichnis (19. Jh.; vermutlich von dem Wolfenbütteler Bibliothekar C. P. C. Schönemann).

Textanfang in vergrößerter, insularer Halbunzialmajuskel. 2 Initialen. Zeichnung.

Initialen: Zu den Textanfängen zwei qualitätvolle Federinitialen (1r; 5,2 und 15r; 3,8 ) mit gespaltenem (1r) oder durchgängigem (15r) Initialstamm und dreieckig erweiterten Enden. Im Besatz Flechtband (1r) und Tierköpfe, wobei ein Vogelkopf (1r) und insgesamt vier Fabelwesenköpfe (1r und 15r) zu unterscheiden sind. Der Vogelkopf mit langem, nach unten gebogenem Schnabel und hybride Fabelwesenköpfe mit nach oben weisenden Schnabelspitzen. Sämtliche Tierköpfe mit kreisrunden Augen und Nackenschöpfen.

Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Buchschmuck 8.-9. Jh. Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Initialen Federinitiale

Zeichnung: Iv untere Blatthälfte, quer zur Schreibrichtung eine Zeichnung (unvollendete Skizze; 11,8 10,5 ). Rechts ein Mann, der sich auf einen ihm bis zur Hüfte reichenden Schild stützt. Der linke Arm ist auf Augenhöhe erhoben, die Hand in Greifposition umgeschlagen. Eine fehlende Lanze oder ein Speer (nicht ausgeführt), ist zu ergänzen. Links dahinter ein zweigeschossiges Gebäude mit Giebeldach. An der Frontseite des Obergeschosses eine Säule mit auf Traufhöhe angesetzten Palmetten (Akroterien): Eine karolingische Basilika mit angedeuteter Säulenstellung an der Frontseite des Obergadens (Andeutung eines Westbaus?). Der Akroterienbesatz der Dachecken in Anlehnung an antike Tempelbauten (zur Zeichnung und deren Deutung, vgl. H. Mordek, Von Paderborn nach Rom - der Weg zur Kaiserkrönung, in: Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 1, 47–54, hier 52, Abb. 7.; S. Patzold, Skizze eines Herrscherbildnisses einer Rechtshandschrift, Wolfenbüttel, HAB, 496a Helmst. (Beschreibung/Katalogeintrag), in: Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Bd. 1 Karolingische und ottonische Kunst, hrsg. von B. Reudenbach, D. Blume, München 2009, 270, 171, Taf. 54.; Mordek Bibliotheca , 949, 950; H. Mordek, Frühmittelalterliche Gesetzgeber und iustitia in Miniaturen weltlicher Rechtshandschriften, in: La giustizia nell'alto medioevo [secoli V-VIII], Spoleto 1995, Bd. 2, 997–1052, hier 1020–1022 [Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'Alto Medioevo 42]; H. Mordek, Von Paderborn nach Rom - der Weg zur Kaiserkrönung, in: Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 1, 47–54, hier 52, Abb. 7). Buchschmuck, Ikonographie und Einbände Zeichnung Autonome Zeichnung Krieger

Farben: Die Initialen als Federinitialen. Besatzmotive tintenfarbig ohne Koloration. Die Zeichnung ebenfalls tintenfarbig.

Karolingischer Koperteinband aus Pergament. Umschlagklappe fehlt, ursprünglich wahrscheinlich Wickelverschluss. Vermutlich Primäreinband aus dem Benediktinerkloster Fulda mit neuer Heftung (Essen 1955). Zum Einband vgl. Scholla, 180, 181; Dies., Early western limp bindings. Report on a study, in: Care and conservation of manuscripts 7. Proceedings of the seventh international seminar held at the Royal Library, Copenhagen 18th–19th April 2002, hrsg. von G. Fellow-Jensen und P. Springborg, Kopenhagen 2003, 132–158 (S. 156 Hs. genannt). Einbände, bemerkenswerte Koperteinbände

Mit dem Text der Handschrift liegt das sogenannte Capitulare ecclestiasticum vor, das Karl der Große am 23. März 789 erließ. Die Handschrift beinhaltet die älteste von 22 erhaltenen Abschriften der sogenannten Admonitio generalis (darunter auch die Version in Cod. Guelf. 130 Blank) mit Anweisungen für den Unterricht und der Ausbildung von Priestern sowie Anordnungen zur Einrichtung von Schulen und dem Erstellen von benötigter Literatur (liturgische und biblische Handschriften) gilt der Text als wichtiges Zeugnis der karolingischen Kirchenreform (vgl. Divina officia, Nr. 47 [P. Carmassi]). Paläographisch gilt der vorliegende Codex als eines der ältesten Zeugnisse des Fuldaer Skriptoriums (vgl. Spilling Angelsächsische Schrift , 53–58). Die vorliegende Abschrift der Admonition generalis war von Karl dem Großen an den Fuldaer Abt Baugulf gerichtet und entstand dort im Skriporium, vermutlich während seiner Amtszeit (772–802). Ihr rein insular anmutender, aus Vogelköpfen bestehender Buchschmuck zeigt enge Parallelen zur Ausstattung einer nur noch in Fragmenten erhaltenen Cuthbert-Vita (Berlin, SBBPK, Nachl. Grimm 132,1; Budapest, OSZK, Cod. lat. 441, Bl. 1–2; Budapest, UB, Fragm. Lat. 1- Fulda , 8./9. Jh.; vgl. Weiner, 25, 236, Nr. 11, Taf. 1, 3–8 und 2,1–3), die das enge Ausstattungsspektrum der Wolfenbütteler Handschrift um Flechtband, kleine Blattmotive (Herzblätter) und Punktrandungen erweitert. In der Qualität unterscheiden sich beide Codices mit ihrem hohen Niveau deutlich von den zeitlich anschließenden, unter Baugulfs Nachfolger Ratgar (802–817) entstandenen Handschriften, deren Formenrepertoire stark reduziert wirkt (Basel, UB, F III 15a; Basel, UB, F III 15c, Bl. 1–11; Rom, BAV, Pal. lat. 556; Würzburg, UB, M. p. th. q. 22, vgl. Weiner, 26, 27, Nr. 2, 3, 41, 68, Taf. 3 und 4). Früheste Vorbilder für die hybriden Kopfformen der Fabelwesen (1r) gibt der südenglische Psalter aus der 2. Hälfte des 8. Jh. (London, BL, Cotton MS Vespasian A I (Vespasianpsalter), 25v, 44v, 62r, 92v). In weiteren deutsch-insularen Handschriften liegen ähnliche Formen vor (Berlin, SBBPK, Nachl. Grimm 132,1, Fulda, um 800; Rom, BAV, Vat. lat. 41, Fulda, 1. Viertel 9. Jh.; Würzburg, UB, M. p. th. f. 45, Angelsächsisches Frauenkloster bei Würzburg, Ende 8. Jh.; Berlin, SBBPK, Ms. Phill. 1662, Hersfeld, Ende 8. Jh.; Rom, BAV, Pal. lat. 577, Hersfeld, um 800; München, BSB, Clm 6298, Würzburg, Ende 8. Jh.; Gotha, FBG, Cod. Memb. II 193, Hersfeld, Ende 8. Jh.; Zusammenstellung mit Angaben zu den Hss., vgl. Weiner, 96; 73 Weiss., Fulda, Mitte 9. Jh.). Die auf Iv unvollendet eingefügt Zeichnung eines triumphierenden Herrschers (s.o.) zeigt, nach Mordek, vermutlich Karl den Großen als Beschützer der Kirche ( H. Mordek, Von Paderborn nach Rom - der Weg zur Kaiserkrönung, in: Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 1, 47–54, hier 52, Abb. 7). Vergleiche finden sich in Herrscherbildern, wie Ludwig der Fromme im Figurengedicht des Hrabanus Maurus (Rom, BAV, Reg. lat. 124, 4v; zur Handschrift vgl. Frankish Manuscripts, Nr. 74) oder auf Florenz, Museo del Bargello, Elfenbeindiptychon von Ambronay, um 800 ( H. Mordek, Von Paderborn nach Rom - der Weg zur Kaiserkrönung, in: Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, 47–54, hier 52, 53, Abb. 6). Geht man von einer Darstellung Karls des Großen in Verbindung mit einer Kirchendarstellung aus, so ergibt sich ein inhaltlicher Bezug zum nachfolgenden Text, der sich auf die Kirchenreform bezieht.

Die vorliegende Handschrift befand sich vermutlich während des gesamten Mittelalters im Benediktinerkloster Fulda. Auf dem VD der Titel Statuta canonica Karoli und die Signatur XXXI or 6 (von der Hand des Bibliothekars Johannes Knöttel, gest. 1505; vgl. dazu P. Lehmann, Fuldaer Studien, in: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-philologische und historische Klasse 3. Abhandlung, München 1925 [eigene Paginierung, 17f. Hs. genannt]; K. Christ, Eine unbekannte Handschrift der ersten Fassung der Dionysiana und der Capitula e canonibus excerpta a. 813, in: Festschrift für Georg Leidinger zum 60. Geburtstag am 30. Dezember 1930, hrsg. von A. Hartmann, München 1930, 25–36 (26 Anm. 1, Hs. genannt); K. Christ, Die Bibliothek des Klosters Fulda im 16. Jh. Die Handschriften-Verzeichnisse, Leipzig 1933 [Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft 64], 32). Noch vor 1556 wurde die Handschrift in Fulda von Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) erstanden. Für Flacius charakteristische Hinweiszeichen und Unterstreichungen mit Rötel finden sich auf den Seiten 4r, 11r, 12v und 13r (zu Flacius vgl. Hartmann, 150; Bollbuck, 225–227). 1597 erwarb Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg die Handschrift, womit sie nach Wolfenbüttel gelangte. 1618 wurde sie an die Universität nach Helmstedt übergeben. 1815 gelangte sie von dort wieder zurück nach Wolfenbüttel und in den Bestand der Herzog August Bibliothek.

Die illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil 1: 6. bis 11. Jahrhundert, beschrieben von Stefanie Westphal (in Bearbeitung) Wolfenbüttel Helmst., Nr. 533 (Heinemann Nr.). P. Lehmann, Fuldaer Studien, München 1925 (Sitzungsbericht der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Phil-hist. Klasse 1925/3). CLA IX, Nr. 1381. Bischoff Frühkarolingische Handschriften , 314. Bischoff Mittelalterliche Studien , Bd. 3, 27, 85, 305. Bischoff Katalog 3 , Nr. 7335. Milde, 22f. Spilling Angelsächsische Schrift , 53–58. Hrabanus Maurus und seine Schule. Festschrift der Rabanus-Maurus-Schule, hrsg. von W. Böhne, Fulda 1980, 34, 86, 156, 185 A. Bühler, Capitularia relecta. Studien zur Entstehung und Überlieferung der Kapitularien Karls des Großen und Ludwig des Frommen, in: Archiv für Diplomatik 32 (1986), 305–501, hier 379, 380, 388, 416, 417. H. Mordek, Karolingische Kapitularien, in: Ders. (Hg.), Überlieferung und Geltung normativer Texte des frühen und hohen Mittelalters, Sigmaringen 1986, 29 (Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter 4). Krämer, Bd. 1, 1.2, 283. Weiner, 177, Taf, 1,1 und 2. Mordek Bibliotheca , 949–952. McKitterick, IV, 304. Gugel, 42. H. Mordek, Frühmittelalterliche Gesetzgeber und Iustitia in Miniaturen weltlicher Rechtshandschriften, in: La giustizia nell'alto medioevo (secoli V-VIII), Spoleto 1995, Bd. 2, 997–1052 (Settimane di studio del Centro italiano di studi sull'Alto Medioevo 42). Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 2, 789f., Nr. XI.5. H. Mordek, Von Paderborn nach Rom - der Weg zur Kaiserkrönung, in: Kunst und Kultur der Karolingerzeit, Bd. 3, 47–54, hier 52, Abb. 7. Hartmann, 84A, 88A, 102, 150, 234. Scholla, 180, 181. Divina officia, Nr. 47 (P. Carmassi). S. Patzold, Skizze eines Herrscherbildnisses einer Rechtshandschrift, Wolfenbüttel, HAB, 496a Helmst. (Beschreibung/Katalogeintrag), in: Geschichte der bildenden Kunst in Deutschland, Bd. 1 Karolingische und ottonische Kunst, hrsg. von B. Reudenbach, D. Blume, München 2009, 270, 171, Taf. 54. Aris,74, 75, Taf. 26. Becker/Licht, 4, Taf. 1. Kuder Studien , 219 (Nr.61). Wolfenbüttel Helmst. Lesser (vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).