Beschreibung von Cod. Guelf. 513 Helmst. (geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.) Beschrieben von Bertram Lesser Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung Elektronische Ausgabe nach TEI P5 TEI-P5 konforme Kodierung durch Bertram Lesser Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Dieses Dokument steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz (CC BY-SA).

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (Copyright Information

urn:nbn:de:gbv:23-mss/513-helmst2

Neu katalogisiert durch Bertram Lesser.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil II .

Digitisation of the manuscript in the scope of the project Europeana regia Bibliotheca Carolina .

Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt Normdaten ergänzt bzw. korrigiert.
Wolfenbüttel Herzog August Bibliothek Helmstedter Handschriften Cod. Guelf. 513 Helmst. Heinemann-Nr. 560 Manuscripta Mediaevalia Objektnummer 32412353,T Lex Alamannorum Monza 8. Jh., Ende 1r–29v Lex Alamannorum 1r–2v Tabula Incipiunt capitula legis alamannorum res se ipsos ad ecclesias . II Si quis res suas quod ecclesiae dedit ex ipsis ab episcopo benefic. III Si quis fugierit in ecclesiam nullus eum per vim exinde trahat Si quis doctricem de inter iomentas furaverit. Si quis iactu infra utero pollame occidit Text bricht ab Der Index ist unvollständig und reicht nur bis Kapitel 75, wobei Kapitel 71 fehlerhaft doppelt gez. ist. Die Nummer und die ersten beiden Worte jeder Kapitelüberschrift sind rubriziert. 3r–29v Textus In nomine domini incipit lex gentis Alamannorum instituta temporibus domini Hlotharii ortodoxi regis una cum christianissimis suis XXXIII episcopis et XXXIII duces et LXXII comites et cetero populo Ut si quis liber res suas vel semetipsum ad ecclesiam tradere voluerit caballus sepem aliena salierit et de palo sepis transpunctus fuerit cuius sepis fuerit ipso solvat eum medio pretio Der Schluss fehlt. Der Codex gehört zur Textklasse A. Eine Mischredaktion aus Klasse A und B repräsentiert Cod. Guelf. 327 Gud. lat., 65r–115v; zur Textklasse B gehört Cod. Guelf. 130 Blank., 176v–187v. Edition MGH LL 3/2, 183, hier ab 41 (mit dieser Hs., Sigle B1); MGH LL nat. Germ. 5/1, 36–157, hier 36–49, 63–155 (mit dieser Hs., Sigle A8). Literatur Pertz Bemerkungen , 754f. (Hs. genannt); Krusch, 313 und 316f. (diese Hs.); Mordek Bibliotheca , 460; R. Kottje, Zum Geltungsbereich der Lex Alamannorum, in: Die transalpinen Verbindungen der Bayern, Alemannen und Franken bis zum 10. Jahrhundert, hrsg. von H. Beumann und W. Schröder, Sigmaringen 1987 (Nationes, 6), 359–377 (373 Nr. 71 Hs. genannt); Münsch, 191 und 196 (diese Hs.); C. Schott, Lex und Skriptorium – Eine Studie zu den süddeutschen Stammesrechten, in: Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur, hrsg. von G. DIlcher und E. Distler, Berlin 2006, 257– 290 (262f. und 283 Hs. genannt).

Pergament

29 Bl. 24,5 15,5 Tintenfoliierung modern: 1–29. IV–1 (7). III (13). IV (21). IV (29). Befolgung der Gregory-Regel (mit Ausnahme des fehlenden Bl. in der ersten Lage). Lagenzählung auf dem letzten Bl. der ersten und dritten Lage in römischen Zahlen, 7v mit Sternverzierung.

Erstes und letztes Bl. stark beschädigt, verblaßt, braune Schwemmränder eines Wasserschadens. Alle Bl. an der Vorderkante des Fußsteges beschädigt, Fehlstellen.

19,5–20 12,5–13,5 , einspaltig, 19 Zeilen, Blindliniierung.

Vorkarolingische Minuskel ( CLA 1382).

Rubrik und Titel Bl. 3r in ornamentaler Majuskelschrift (Kombination von Capitalis rustica und Unzialis), Zeilen abwechselnd rot und schwarz.

Rubriziert, Rubriken z. T. in Unzialis. Am Beginn der einzelnen Kapitel kleine Initialen als Hohlbuchstaben in Unzialis (meist über 2–4 Zeilen) mit vegetabilen Ornamenten (Palmetten), Flechtband- und Wirbelmotiven im Buchstabenkörper, einige mit Vogelkopfausläufern oder als zoormorphe Fischinitialen, Farben der Muster abwechselnd rot, braun und violett, vereinzelt rote Punkte als Konturbegleitung nach insularem Vorbild. Sehr ähnliche Initialen in den vermutlich aus dem gleichen Skriptorium stammenden Hss. Paris, BN, Lat. 653 ( CLA Nr. 527), St. Gallen, StiB, Cod. Sang. 108 ( CLA Nr. 905) und St. Gallen, StiB, Cod. Sang. 227, 3r ( CLA Nr. 930). 3r Initiale I über alle 6 Titelzeilen, schwarzer Buchstabenkörper mit rot-weiß-braun-violettem Flechtband, Konturen mit roten Punkten hervorgehoben. Das untere Ende ist unverziert und schließt mit einem geschwungenen Palmettenausläufer ab; aus dem oberen Ende wächst ein Pferdekopf, der eine kurze Blumenranke im Maul trägt; besonders ähnlich ist hier die I-Initiale im erwähnten Codex St. Gallen, StiB, Cod. Sang. 227, 3r. Zur Ausstattung der genannten und weiterer Hss. dieser Gruppe vgl. Holter Buchschmuck (s. unten), 93f. . Im gesamten Codex Korrekturen und Ergänzungen einer Hand des 9. Jh. in karolingischer Minuskel, vermutlich bereits nordalpiner Provenienz.

Pappdeckelband mit gebrochenem Rücken des 18. oder frühen 19. Jh. mit Überzug aus Kiebitzpapier aus der Werkstatt des Buchbinders Anton Friedrich Wirck in Helmstedt (vgl. bei Cod. Guelf. 469 Helmst.).

Der Codex wurde gegen Ende des 8. Jh. in einem "oberitalienischen Skriptorium", möglicherweise in Monza, geschrieben, "das wohl in Verbindung mit der Residenz König Pippins (781–810) gesehen werden muß" ( Bischoff Panorama , 31).

Ein späterer Vorbesitzer fügte im 14. oder 15. Jh. auf dem Kopfsteg von Bl. 1r die unzutreffende Titelangabe Ius canonicum hinzu, die nachträglich, vermutlich erst im 17. Jh. in Helmstedt gestrichen und durch die korrekte Angabe Lex Alamannorum ersetzt wurde.

Später im Besitz von Matthias Flacius, auf dem Fußsteg von Bl. 1r befindet sich die Signatur № 116 der flacianischen Bibliothek.

Zusammen mit der übrigen Bibliothek des Matthias Flacius am 20.4.1597 von Herzog Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg für die Wolfenbütteler Hofbibliothek erworben. 1614 im Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 299 [294]) unter Nr. Z 11 der Papalia miscellanea gemäß der spätmittelalterlichen Titelaufschrift als Fragmentum antiquissimum Juris Canonici nachgewiesen. — 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt; 1644 in deren Handschriftenkatalog (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 26r) als Lex gentis Alamannorum instituta temporibus Lotharii. In membrana Vorn und hinten defect ohne band. Im schrank 2 unter den Juridici MSSti in quarto beschrieben, auf dem VS die zugehörige Helmstedter Signatur J. 3. 4to . Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 396 aufgeführt.

geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser. Conring De origine iuris , 41. Bruns Beyträge , 122f. Ebert Handschriften , 23. C. T. G. Schönemann, Versuch eines vollständigen Systems der allgemeinen besonders älteren Diplomatik, 2 Bde., Hamburg 1801, hier Bd. 2, 101–103. Schönemann Merkwürdigkeiten 2, 1 Nr. 101. Heinemann Nr. 560. Lindsay, 52. CLA Nr. 1382. Bischoff Frühkarolingische Handschriften , 314. Bischoff Panorama , 31f. Anm. 132. K. Holter, Der Buchschmuck in Süddeutschland und Oberitalien, in: Karl der Große. Lebenswerk und Nachleben, Bd. 3, Düsseldorf 1965, 74–114, hier 93, ND in: Ders., Buchkunst – Handschriften – Bibliotheken. Beiträge zur mitteleuropäischen Buchkultur vom Frühmittelalter bis zur Renaissance, Bd. 1, Linz 1996, 133. Milde Library , 105. Dolezalek 2 (unter der Hs.). E. Cau, Osservazioni sul cod. lat. 1616 (sec. VIII ex.) della Biblioteca Nazionale di Vienna, in: Palaeographica diplomatica et archivistica: Studi in onore di Giulio Battelli, a cura della Scuola Speciale per Archivisti e Bibliotecari dell'Università di Roma, Bd. 1, Roma 1979 (Storia e letteratura 139), 85–97 hier 89, Anm. 17. R. Grégoire, Homéliaires liturgiques médiévaux. Analyse de manuscrits, Spoleto 1980 (Biblioteca degli "Studi medievali" 12), 281. D. Ganz, Traube on "Schrifttypen", in: Scriptorium 36 (1982), 293–303, hier 297. Krämer, 468. McKitterick, 314. Hartmann, 99 Anm. 107, 109, 235. R. McKitterick, History and Memory in the Carolingian World, Cambridge 2004, 80. Bischoff Katalog 3 , 504 Nr. 7336. W. Haubrichs, Quod Alamanni dicunt. Volkssprachliche Wörter in der Lex Alamannorum, in: Recht und Kultur im frühmittelalterlichen Alemannien. Rechtsgeschichte, Archäologie und Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts, hrsg. von S. Brather, Berlin, Boston 2017 (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde 102), 169–209, hier 173. Kat. Illuminierte Hs. HAB 1 (in Vorb., vorläufige Beschreibung in der Handschriftendatenbank der HAB).