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Beschreibung von Cod. Guelf. 591 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil IV: Cod. Guelf. 462 bis 615 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Ars grammaticae. Bernardus Morlanensis. Salutaris poeta. Ps.-Ovidius

Papier — 105 Bl. — 22,5 × 16 cm — Südostniedersachsen — um 1470

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber Blume: WZIS DE5580-Cgm5499_29 (1461–1470). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS DE4860-Ms1177_82 (1301–1500). Ochsenkopf mit Augen und Maul, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber einkonturige Stange, darüber Stern: WZIS DE1335-PO-79037, DE1335-PO-79038 (beide 1470). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, darunter Beizeichen – Marke aus Schaft, zwei Kreuzsprossen und Dreieck: WZIS DE8100-CodHist2252_47, DE5580-Xylo12_16 (beide 1470–1472). Turm mit Zinnen, ohne Fenster und Beizeichen: WZIS DE8100-PO-100660 (1471), DE6300-PO-100604 (1472). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber Buchstabe T: WZIS DE3285-PO-72530 (1470). Lagen: 6 VI (72). VI+1 (85). VI (97). V–3 (104). I–1 (105). Die Schnürungen sind jeweils mit Pergamentfalzen verstärkt. Bleistiftfoliierung modern: 1–105. Der Buchblock ist an den Ecken bestoßen und geknickt. Bl. 78 gez. Schaltzettel, misst 8,5 x 16 cm. 1r–93v, 105r–v Schriftraum: 19 × 12 cm, einspaltig, 34–42 Zeilen. 95r–104v Schriftraum: 18 × 8,5–9 cm, einspaltig, 18–22 Zeilen. Unregelmäßig wirkende jüngere gotische Kursive von zwei Händen, Hand 1: 1r–93v, 98r–102r und 105r–v (Bastarda als Auszeichnungsschrift); Hand 2: 95r–97r und 102v–104v. Keinerlei Rubrizierung. 2r wohl vom Schreiber selbst in Tintenfarbe federgezeichnete Figureninitiale A in Unzialform über 5 Zeilen, deren oberes Ende in einen linksgewendeten bärtigen bebrillten Männerkopf mit Hut ausläuft; im Querbalken des A ist der Name Johannes zu lesen. 8v analog gestaltete Initiale P über 5 Zeilen vor einem quadratischen Rahmen aus einem Flechtwerkornament. Ähnliche, aber kleinere Initalen am Beginn der drei Dichtungen (95r, 98r und 103r).

Koperteinband mit einem Umschlag aus drei mit groben Stichen zusammengenähten zweitverwendeten Pergamentbl. (s. unten), der am Rücken an Kopf und Schwanz durch einfache Schnürung direkt mit den Lagen verbunden ist, die Schnürung wird dabei oben und unten um den Außenrand der Lagen herumgeführt.

Fragmente (Umschlag): Pergament, drei grob mit schrägen Längsstichen vernähte, im Codex aufeinanderfolgende Einzelbl.; ein viertes Bl., das am hinteren Umschlagteil als Klappe angebracht und vermutlich auch den verlorenen Verschluss trug, war, ist abgetrennt worden. Blattgröße max. 22,5 x 13 cm. (meist beschnitten). Schriftraum: 17 x 10 cm, einspaltig, 21 blindliniierte Zeilen. Carolino-Gothica, 12. Jh., 4. Viertel. Rubriziert, rote Satzmajuskeln. Psalterium. Erhalten sind (in der korrekten Reihenfolge): HDv–r Ps 54,14–55,11, VDr–v Ps 55,11–57,6 und Rücken Ps 57,6–58,14.

Herkunft: Der Codex dürfte nach Ausweis der Wasserzeichen um 1470 im südostniedersächsischen Raum zwischen Hildesheim und Braunschweig entstanden sein. Inhalt und Ausstattung lassen auf eine Benutzung im schulischen Kontext schließen. Ob es sich bei dem 2r in die Initiale eingetragenen Johannes um den Schreiber oder einen Vorbesitzer der Hs. handelt, ist nicht mehr zu ermitteln. — Wann und über welche Vorbesitzer der Codex in die Universitätsbibliothek Helmstedt gelangte, ist unbekannt. — Er ist dort erstmals 1644 im Handschriftenkatalog der Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°, 31v) unter den Miscellanei MSSti in quarto als Grammatica latina nachgewiesen; im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) unter Nr. 679 genannt.

Heinemann Nr. 639.

1r–v Probationes pennae. Verschiedene Buchstaben- und Wortfolgen wie O vos omnes (mehrfach), finis est primum in intencione (mehrfach wiederholt, vgl. den Beginn des Kommentars unten), agens de agendo dispone, die ebenfalls mehrfach wiederholten Namen Enoch, Elias, u. a. m.

2r–93v Ars grammaticae cum commento. Der gesamte Text besteht aus dem in vergrößerter Bastarda hervorgehobenen Abschnitten des Haupttextes mit den jeweils dazwischengeschobenen fortlaufenden Kommentar: (2r–93r) Textus. Ad sciendum principia artis grammatice accipio proposicionem philosophi secundo phisicorum: Finis est primum in intencione et ultimum in execucione … — … Sed diceres … Septima proprietas … Octava proprietas … Sed … Sciendum … Ex quo. (2r–93v) Commentum. In ista proposicione tanguntur duo: Primum tangitur quod in omni operacione finis principio debet intendi secundo tangitur quod finis debet esse causa causarum … — … videlicet per ordinem coniungendi. Von der Einleitung abgesehen, besteht der Haupttext im wesentlichen aus den nicht vollständig, im Vorhandenen aber weitgehend wörtlich übernommenen morphologischen Kapiteln von Aelius Donatus: De partibus orationis ars minor, vor allem Kap. 1–6 zu den deklinier- und konjugierbaren Wortarten, vgl. etwa den Beginn des Haupttextes 8v: Partes oracionis quot sunt. Octo. Iste liber cuius subiectum est pars oracionis dividitur in duos tractatus in quorum primo [Donatus] agit de octo partibus oracionis quantum ad eorum essencialia et accidentialia … Der Text stellt also prinzipiell einen (unvollständigen) Donatkommentar dar, der vielfach mit schematischen Darstellungen arbeitet. Er ist in dieser Form ungedruckt. Das Initium ähnelt dem Donatkommentar in der Hs. Erfurt, UFB Erfurt/Gotha – UB Erfurt, Dep. Erf. CA 8° 9, 1r–85v (Erfurt, 677), Vgl. zum Text Bursill-HallCensus, 280 Nr. 310.8; Bursill-Hall Check-list, 446 (diese Hs.). – 94r–v leer.

95r–97r Bernardus Morlanensis: Carmen de vanitate mundi (partim). Cartula nostra tibi mandat dilecte salutes | Plura videbis ibi si non mea dicta refutes … — … Sed qui salvari vult perpetueque beari | Christo devotum … (Text bricht ab). Die Zuschreibung ist unsicher. Der im Vergleich zu den Drucken modifizierte und entpersonalisierte Text umfasst Z. 1–33 und Z. 42–105 und bricht in Z. 106 ab. Vollständig in Cod. Guelf. 185 Helmst., 83ra–85ra; 37.34 Aug. 2°., 56r–63r; 203 Extrav., 21r–27r; 1129 Novi, 1r–12r. Druck: PL 184, 1307A–1314C, hier bis 1309D; E. Schröder, Ein niederrheinischer 'Contemptus mundi' und seine Quelle, in: Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, philol.-hist. Klasse, Berlin 1910, 335–374, Text 346–354, hier bis 348. Literatur: Walther I 2521; CALMA 2, 343 Nr. 5. – 97v leer.

98r–102r Salutaris poeta (partim). Aurea lux oritur pratum pete collige flores | Et puerile caput clarificare stude … — … Zelo virtutis tua dona munera defer | Munus ubi prestat gracia nulla manet … (Text bricht ab). Der im Vergleich zur Ausgabe geringfügig modifizierte Text bricht nach Z. 156 ab. Vollständig in Cod. Guelf. 185 Helmst., 80vb–82ra; 1197 Helmst., 93v–97r; 37.34 Aug. 2°., 68r–70v. Druck: Leyser 2058–2067 Nr. III (nach Cod. Guelf. 185 Helmst.); J. Bujnoch, Die Spruchdichtung des Salutaris poeta, in: Mittellateinisches Jahrbuch 5 (1968), 199–241, Text 229–241, hier bis 237 (mit dieser Hs., 203 Nr. 8 genannt, Sigle H2). Literatur: Walther I 1798 (Hs. genannt).

102v Disticha de valore discendi. Nur die beiden (z. T. verderbten) Disticha Walther II 21788a und 5910 (Hs. genannt).

103r–104v Ps.-Ovidius: Carmen de ventre sive de membris conspirantibus (partim). ›Ovidius de ventre‹. Consilium celebrant humani corporis artus | Inter se de se plurima verba serunt … — … Plenus fece ex fece locus non locus ymmo locus | Vos ergo fratres mechum discernite qualis … (Text bricht ab). Der im Vergleich zur Ausgabe geringfügig modifizierte Text bricht nach Z. 83 ab. Vollständig in Cod. Guelf. 37 Extrav., 354r–357r. Druck: PL 199, 1005A–1008D, hier bis 1006C; F. W. Lenz, Das pseudo-ovidische Gedicht De Ventre, in: Maia. Rivista di letterature classiche N.S. 11 (1959), 169–211, Text 181–195, hier bis 187 (mit dieser Hs., 177 genannt, Sigle H). Literatur: H. Walther, Das Streitgedicht in der lateinischen Literatur des Mittelalters, München 1920 (Quellen und Untersuchungen zur lateinischen Philologie des Mittelalters 5,2), 60f. (60 Hs. genannt); Walther I 3087 (Hs. genannt); P. Stotz, Conflictus. Il contrasto poetico nella letteratura latina medievale, in: Il genere «tenzone» nelle letterature romanze delle origini, a cura di M. Pedroni e A. Stäuble, Ravenna 1999, 165–187, hier 184 Nr. 20; R. J. Hexter, Shades of Ovid: Pseudo- (and para-) Ovidiana in the Middle Ages, in: Ovid in the middle ages, hrsg. von J. G. Clark, F. T. Coulson und K. L. McKinley, Cambridge 2011, 284–309, hier 302.

105r–v Probationes pennae. Verschiedene Buchstaben- und Wortfolgen wie Cum quod domine (mehrfach), Cumque dominus dixit ad beatum, Item nota plenos plena, Regnum celeste, Item bona dies, Item notandum, das Responsorium CAO 6433 u. a. m.


Abgekürzt zitierte Literatur

Bursill-Hall Check-list G. L. Bursill-Hall, A Check-list of medieval latin grammatical treatises: A–G. To Richard Hunt, on the occasion of his retirement, in: Traditio 34 (1978), 439–474
CALMA C.A.L.M.A. Compendium auctorum latinorum medii aevi, hrsg. von M. Lapidge u.a., Bd. 1–, Firenze 1999–
CAO R.-J. Hesbert, Corpus antiphonalium officii, Bd. 1–6, Rom 1963–1979 (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior 7–12)
Erfurt Beschreibendes Verzeichniss der amplonianischen Handschriften-Sammlung zu Erfurt, bearb. und hrsg. mit einem Vorwort über Amplonius und die Geschichte seiner Sammlung von W. Schum, Berlin 1887
Heinemann O. von Heinemann, Die Helmstedter Handschriften, Bd. 1–3, Wolfenbüttel 1884–1888, ND Frankfurt/M. 1963–1965 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die alte Reihe 1–3)
Leyser Polycarpi Leyseri… Historia Poetarum Et Poematum Medii Aevi Decem Post Annvm A Nato Christo CCCC Seculorum…, Hallae 1741
PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Walther I H. Walther, Initia carminum ac versuum medii aevi posterioris Latinorum, Göttingen 1959 (Carmina medii aevi posterioris Latina 1)
Walther II H. Walther, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi, Bd. 1–6; P. G. Schmidt, Proverbia sententiaeque Latinitatis medii aevi. Nova series, Bd. 7–9, Göttingen 1963–1986 (Carmina medii aevi posterioris Latina 2,1–9)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Korrekturen, Ergänzungen:
  • Manuscripta Mediaevalia Objektnummer hinzugefügt (schassan, 2019-08-20)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil III.
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