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Beschreibung von Cod. Guelf. 692 Helmst.
geplant: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil V: Cod. Guelf. 616 bis 927 Helmst., beschrieben von Bertram Lesser.
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Grammatisch-rhetorische Sammelhandschrift

Papier — 266 Bl. — 21 × 14–15 cm — Südniedersachsen — 15. Jh.

Aus neun Teilen zusammengesetzt: I Inkunabel, heute separat (s. unten), II 1r35v; III 36r53v; IV 54ra89vb; V 90ra141v; VI 142ra165vb; VII 166ra189v; VIII 190r238v; IX 239ra265v. Lagen: 2 VI (24). VI–1 (35). VI (47). VI–6 (53). IV (61). VIII (77). VI (89). VI+6 (107). VI+9 (128). VI+1 (141). VI (153). VI (165). VII (179). V (189). 3 VI (225). VI+1 (238). VI (250). VII+2 (265)! Bleistiftfoliierung modern: 1265, Zählfehler: Nach Bl. 250 ein leeres Bl. ungez.

Spätgotischer Holzdeckelband mit braungefärbtem Kalbslederüberzug. Streicheisenlinien. Einzelstempel Blattwerk: EBDB s001054. Rautengerank mit knopfförmigem Besatz: EBDB s004078. Beide der Werkstatt "Johanneskloster" in Uelzen (EBDB w000268) zugeschrieben. Drei Doppel- und zwei einfache Kapitalbünde. Eine Riemenschließe mit Stiftlager in langgezogener, schlanker Vogelkopfform mit analog gestaltetem Schließenhaken. Zwischen Juli 1974 und April 1975 wurde der Einband vollständig restauriert, der Rückenüberzug und die aufgrund der Entfernung des vorgesetzten Drucks verschlissenen Falze erneuert und die Riemenschließe repariert. Vgl. dazu den entsprechenden Restaurierungsbericht; die abgelösten Einbandreste und Falzfragmente werden in der Einbandreste-Sammlung aufbewahrt.

Fragment: Vorsatz. Oldenstadt, Benediktinerkloster St. Johannes (?). 13. Jh., 1. Hälfte. Pergament. 2 Doppelbl. 21 × 14 cm. Die beiden Doppelbl. sind entsprechend der Größe des Buchblocks beschnitten und stammen nicht aus der Mitte einer Lage. Schriftraum: 13 × 9,5 cm, einspaltig, 14 tintenliniierte Zeilen. Regelmäßige frühe Textualis von einer Hand, Gesangsteile in kleinerer Schrift abgesetzt. Rubriziert, rote Lombarden und Satzmajuskeln; I*v auch eine grüne Lombarde mit rotem konturbegleitendem Palmettenfleuronnée. Iravb Psalterium feriatum. Enthalten sind auf dem oberen Teil des Doppelbl. Ps 64,2–11 sowie auf dem unteren Ps 37,6–17.I*ravb Officium defunctorum (Vigiliae minores). Enthalten sind auf dem oberen Teil des Doppelbl. die Antiphon CAO 4617 mit den Lesungen, Responsorien und Versikeln der Lektionen VII (I Cor 15,22–23 mit CAO 7533 und 7533a), VIII (I Cor 15,51–52 mit CAO 7548 und 7548a) und IX (I Thess 5,2–5, bricht vor dem Responsorium ab) der Vigiliae minores gemäß der Gruppe 9 nach Ottosen, 85–87 sowie auf dem unteren Ps 41,5–12 mit der Antiphon CAO 4972. Aufgrund des erhaltenen Materials ist eine Lokalisierung des Totenoffiziums nicht möglich, zumal kein entsprechendes Vergleichsmaterial aus der Diözese Verden zur Verfügung steht. Die Vigiliae minores der Erzdiözese Hamburg-Bremen weisen zwar die gleichen Lektionstexte, aber abweichende Responsorien und Versikel auf, vgl. dazu Cod. Guelf. 611 Helmst., 182v–183r, sowie den Druck Cursus de domina secundum ecclesiam Hamburgensem, Rostock 1522 (= VD16 B 8151 = H. Bohatta, Bibliographie der Livres d'heures [Horae B.M.V.], Officia, Hortuli animae, Coronae B.M.V., Rosaria und Cursus B.M.V. des XV. und XVI. Jahrhunderts, 2. Aufl., Wien 1925, VI.21), CLXXXIVvCLXXXVr.

Herkunft: Die acht handschriftlichen Faszikel des Codex wurden im 15. Jh. wohl im südöstlichen Niedersachsen geschrieben und entstanden vermutlich nicht geschlossen am gleichen Ort, obwohl alle Stücke inhaltlich im Schulkontext zu verorten sind. Zumindest Teil VIII dürfte bereits im Augustiner-Chorfrauenstift Dorstadt entstanden sein, wo später auch der komplette Mischband aufbewahrt wurde; ob dies noch ggf. für weitere Teile zutrifft, kann gegenwärtig nicht entschieden werden. — Dieser Bestand wurde mit einer 1496 gedruckten Inkunabel ergänzt und nach Ausweis der Einbandstempel um 1500 im Benediktinerkloster Oldenstadt zusammengebunden Vermutlich handelte es sich dabei um eine Auftragsarbeit, denn der Mischband befand sich mindestens seit diesem Zeitraum als Ganzes im Augustiner-Chorfrauenstift Dorstadt; ein entsprechender Besitzvermerk steht auf dem Titelbl. der vorgebundenenen Inkunabel Lh 806.2 (Ir): Iste liber pertinet in Dorstadt. — Der Band wurde am 12.4.1572 mit den übrigen Codices aus Dorstadt in die Wolfenbütteler Hofbibliothek transportiert; ebenfalls auf dem Titelbl. des Drucks der übliche Eingangsvermerk von Sekretärshand (Ir: Einkhomen den 12 Aprilis Anno 72), darunter der Registrierungs- und Inhaltsvermerk des Bibliothekars J. A. Lonicerus: Donati expositio. Grammaticalia quædam alia manuscripta. Im 1614 angefertigten Gesamtkatalog von Liborius Otho (Cod. Guelf. A Extrav., p. 6 [2]) ist der Mischband unter den Libri Grammatici mit der Signatur A 21 ausführlich und eindeutig beschrieben als: Expositio Donati cum quibusdam novis ac pulcherrimis notatis secundum viam Doctoris Sancti perutilis Baccalariandis Lipzk 1506. Ibidem Hymnus: Conditor alme syderum Grammatici expositus manuscriptus. Ibidem Rhetorica manuscripta que incipit: Tota pulchra es etc. Ibidem Incipit vocabularius Ebraicus et Græcus manuscriptus. Ibidem Donatus incipiens: Dominus, quæ pars? etc. Ibidem Composita verborum manuscripta. Ibidem Vocabularium Latinogermanicum et alia Grammaticalia manuscripta. — 1618 in die Universitätsbibliothek Helmstedt überführt; 1644 im Katalog der Helmstedter Universitätsbibliothek (Cod. Guelf. 27.2 Aug. 2°) aufgrund des vorgebundenen Druckes nicht nachgewiesen. Im Handschriftenverzeichnis von 1797 (BA III, 52) sind unter Nr. 642 allein die hs. Teile aufgeführt.

Heinemann Nr. 756. — Bursill-Hall Census, 281 Nr. 310.13. — Härtel Nachweis, 94. — Schnabel Frauenwelten, 39 und 52. — Frauenwelten, 156f. Nr. 36 (K. Schnabel).

I (Lh 806.2)

Herkunft: Der 45 Bl. umfassende Faszikel wurde von dem Helmstedter Universitätsbibliothekar P. J. Bruns zwischen 1800 und 1810 aus dem Überlieferungsverbund gelöst und unter der Signatur E 227.4° eigenhändig in den Helmstedter Bandkatalog eingetragen (BA III, 94, p. 64a). Dazu passen auch der blaugrüne Sprenkelschnitt und der typische Pappdeckelband mit gebrochenem Rücken und Kiebitzpapierüberzug aus der Werkstatt des Buchbinders Anton Friedrich Wirck in Helmstedt (vgl. Cod. Guelf. 629 Helmst.). — Der Band wurde 1812 in die Universitätsbibliothek Göttingen überführt, vgl. den Stempel Ir auf dem Fußsteg mit der Aufschrift: EX BIBILIOTHECA REGIA ACAD. GEORGIÆ AUG. Vgl. dazu Bibliotheksstempel, 93f. Nr. 61, hier 93. Er erhielt dort die mit Bleistift auf dem VS eingetragene Signatur Auct. class. lat. 2198. — Der Druck wurde 1815, spätestens 1816, der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel zurückgegeben und dort unter der Signatur Lh 806.2 in die Mittlere Aufstellung eingereiht.

Inkunabeldruck: Magnus Hund: Expositio Donati cum quibusdam novis ac pulcerrimis notatis secundum viam doctoris sancti perutilis Baccalariandis (GW 13662). Iv zahlreiche Verse und Nota-Vermerke nachgetragen, z. B.: Dulcia animo meminit qui animo gustavit amara, Sanus vis esse noli de fructibus esse id est comedere, Cruda nocent elixa fovent assata cohercent, Sanus vis esse noli de fructibus esse id est comedere, Walther II 13432 (ein Vers), Walther II 7180, 21793, 24899, 352, Qui nuncium fatur quot sit mendax ita fatur, Sorte grave didici fiducia que sit amici | Iungit amicorum corda fidelis fidei, Walther II 18176, Pro sancto Gallo de gallo da mihi gallo id est sacerdoti, Walther II 29731, 10326, Deridendus aves deridet graculus omnes, Walther II 21805, 10649, 17332, More domus vivas quot iubet hospes agas, Walther II 21081, 21799, 16907, 17502, 13134 (nur ein Vers), Ius aqua ius rectum ius est locus atque potestas, Walther II 22259, Nulla per 'y' vel 'k' scribitur nisi dictio greca, dann Walther II 2844, 14301, 14338, 11452, 13967, In molendino qui tarde venit molit ymo, dann Walther II 18697, 7516, 20490, 20505, 15531, 21104 (ein Vers), Perfidus est nequam perfidus corde fidelis, Walther II 8952 und 28937 (zwei Verse). – Weitere Verse 43v: Walther II 24490, 17953, Flos nitet est probitas Christi decor atque farina | Gloria virginitas rethoricusque color, alle vier Verse zusammen in dieser Reihenfolge in: Die Vokabulare von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen, hrsg. von K. Kirchert und D. Klein, Bd. 1: Einleitung, Text A–Im, Tübingen 1995 (Texte und Textgeschichte 40), 571 Nr. Fl48; Walther II 7819 Folgt: Glos gloris flos est glos glotis femina fratris | Glos glossis lignum vetus est de nocte serenum, vgl. das Distichon in der gleichartigen in in gleichem Kontext tradierten Versesammlung bei E. Habel, Handschriftliches aus einem Schulbuch des 16. Jahrhunderts, in: Zentralblatt für Bibliothekswesen 53 (1936), 233–238, hier 237 Nr. 40; Walther II 5540, 34067, 32201, 26987, 26060, 18694, 18979, 9571, Frons frontis caput est frons frondis in arbore crescit und Walther II 28228. Die hinzgefügten Verse stammen von der gleichen Hand wie die im handschriftlichen Teil des Mischbandes gemachten Zusätze 29v31v, 53v, 53v, 89rbvb und 265v.

II

Papier — 35 Bl. — 21 × 15 cm — 1462

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber Blume: WZIS DE4860-Ms1204_192 (15. Jh., weiterer Typ nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber Stern: WZIS DE4860-Ms537_224, DE4860-Ms537_256 (beide 1461/1462). Schriftraum: 17 × 12 cm, einspaltig (allein 26ra–vb zweispaltig, Spalten jeweils 5,5 cm breit), je nach Hand 38–42 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von zwei Händen, Hand 1: 1r29r (wohl nicht identisch mit Henning Hagen, wie in der unten, 26ra29r zitierten Literatur angegeben); Hand 2: 29v31v (auch in Teil I sowie unten, 53v, 89rbvb und 265v). 1r29r rubriziert, z. T. rote Lombarden.

1r12v Expositio hymnorum (prima pars tantum). Conditor alme siderum eterna lux credencium. 'Conditor' ponitur in principio huius ymni primi non sine causa quia ipse et conditor et creator omnium creaturarum … — … factis igitur virgo pudiciciam … (Text bricht ab). Enthält den strophenweise anzitierten Text und zugehörigen Wort-für-Wort-Kommentar zu folgenden Hymnen: (1r4v) AH 51 Nr. 47, (4v5v) AH 51 Nr. 48, (5v7r) AH 51 Nr. 49, (7r9v) AH 50 Nr. 8 Str. 2–8 mit Doxologie (Deo patri sit gloria …), (9v11r) AH 50 Nr. 71 (Kommentar fehlt), (11rv) AH 51 Nr. 50 (Kommentar fehlt), (12rv) AH 50 Nr. 53 Str. 1–3 (Kommentar setzt wieder ein). Der übrige Text fehlt, ob durch Blattverlust, ist nicht mehr feststellbar. Ein Hymnenkommentar mit weitgehend identischem Incipit auch in Leipzig, UB, Ms 56, 389r–473v (Leipzig 1,1, 57).

13r25v Otto de Lunaeburgo: Cornutus novus (in principio mutilus, cum commento interpretationeque germanica). (13r25v) Commentum. (Text setzt ein) … unde: Qui binas duxit mulieres bigamus extitit. Bigamus dimitti non debet in ordine sacro et bigamus a 'by' quod est nota duplicitatis … — … et intacta virgine matre Maria quem paradisum possidere valeamus cum toto agmine celesti nunc et perenniter in secula seculorum Amen. ›Et sic est finis laudetur deus in ymis. LXII feria tercia post Judica [17.3.1462] ‹ (13v25r) Textus. (Text setzt ein) … Algorem tiria tignis impensa figurat | Rumpo scrupo soleam tero me tradendo calebdram … — … Anticam gazam ne cleps clepat obstrue clatro | Finit cornutus graphus non res qua solutus. Der mit dem siebten Distichon einsetzende Text und der bereits davor beginnende Kommentar sind fortlaufend geschrieben; die Textzeilen sind mit größerer Schrift hervorgehoben. (13v25r) Glossa interlinearis. 'Algorem' id est frigorem. 'Tiria' id est glacies. 'Tignis' id est talibus lignis vel terris. 'Impensa' id est impendens. 'Figurat' id est representat … — … 'FInit' id est terminatur. 'Cornutus' totus liber. 'Graphus' id est scriptor vel compositor. 'Res qua' a loco ameno paradisi. 'Solutus' privatus ipsius. Es handelt sich zumeist um Synonyme bzw. Worterklärungen. (14r25v) Interpretatio germanica. (Text setzt ein) … De winter kan sek an dem dake wol be wisen | Vnde wen de steyne in de scho risen | Dat be tekent dat se syn en twey … — … Hir hefft cornutus eynen ende | He is vnder tiden al behende | Van swaren latine to hope bracht | Also de setter ehfft wol bedacht. Die Übersetzung ist dem Kommentartext vorangestellt und durch rubrizierte Unterstreichung hervorgehoben; zusätzlich wird für jedes einzelne lateinische Wort des Verses im laufenden Kommentar auch eine mnd. Übersetzung geboten. Der Text ist durch den Verlust mehrerer Bl. oder einer ganzen Lage fragmentiert. Edition: Der Novus Cornutus des Otto von Lüneburg, in den dt. Übers. des Mittelalters zum ersten Male hrsg. von E. Habel, Berlin 1909 (Der deutsche Cornutus 2), 15–23, hier ab 17 (lat Text), 26–30 (mnd. Text mit den Varianten dieser Hs. im Apparat, 4 Nr. 41 und 11 genannt, Sigle O). Literatur: Walther I 14103 (Hs. genannt); 2VL 4, 612–623, bes. 618f.

26ra29r Johannes de Garlandia: Distigium sive Cornutus antiquus (prima pars tantum, cum commento interpretationeque germanica). Im einzelnen sind enthalten:
(26ravb) Prologus commenti. O piger surge qui dormis [Prv 6,9]. Licet hec verba habentur in libro sapiencie ad [sic, recte: ac] per ea quilibet ignarus homo incitatur surgere a sua ignorancia et festinare ad cognicionem veritatis … — … quia opus suum utile reputavit quia non invocat divinum auxilium nec proposuit etc.
(26vb29r) Commentum. Iste liber cuius subiecto dictum est dividitur in tot partes quot ponit distigia que patebunt per ordinem … — … venite ad eternam vitam vel ad altam sedem mei regni in celis … (Text bricht ab).
(27r29r) Textus. Cespitat in faleris ypus blactaque supinus | Glossa velut themeto labat hemus infatuato … — … Qui cupide condis ypogeo gazophilantem | Tardus ad uranici scandis alchamata regni … (Text bricht ab). Text und Kommentar sind fortlaufend geschrieben; die Textzeilen sind mit größerer Schrift hervorgehoben.
(27r29r) Interpretatio germanica. Dem doren be vallen syne rede | Alse eynen vordeckeden perde syne trede … — … De komen dar van to quaden dingen | Vnde en mach dat hymmelrike nichte to dele werden … (Text bricht ab). Die Übersetzung ist dem laufenden Kommentartext vorangestellt und durch rubrizierte Unterstreichung hervorgehoben. Warum der Text ungeachtet des zur Verfügung stehenden Platzes nicht vollständig ausgeführt wurde, ist unbekannt. Vollständig und mit weitgehend identischem Kommentar, Interlinearglosse und mnd. Übersetzung auch in Cod. Guelf. 604 Helmst., 135v–149r; mit abweichendem Kommentar und mnd. Glossen (aber ohne die mnd. Übersetzung) in Cod. Guelf. 960.2 Novi, 235r–247v; die lat. und mnd. Verse ohne Kommentar auch in Cod. Guelf. 1198 Helmst., 100v–104v. Edition: Cornutus, 23–28, hier 23 (lat. Text), 29–39, hier 29f. (mnd. Text, jeweils mit dieser Hs., Sigle O, 9 und 12f. genannt); Teaching and learning Latin in thirteenth-century England, hrsg. von T. Hunt, Bd. 1: Texts, Cambridge 1991, 323–348 (lat. Text). Literatur: E. Henrici, Funde in Braunschweigs Bibliotheken und Archiven II: Der deutsche Cornutus, in: Braunschweigisches Magazin 13 (1907), 68 (Nr. 4 Hs. genannt); E. Henrici, Funde in Braunschweigs Bibliotheken und Archiven VIII: Henning Hagens, des Helmstedters, Schülerheft von 1453, in: Braunschweigisches Magazin 15 (1909), 66–69 (68 Hs. genannt); Paetow, 135–137; Glorieux Faculté 211–214 Nr. 235p; Walther I 2311; G. L. Bursill-Hall, Johannes de Garlandia – Forgotten Grammarian and the Manuscript Tradition. Historiographia Linguistica 3 (1976) 155–177, hier 163f. Nr. A.10 (164 Hs. genannt, dazu Kommentar Nr. A.10.l); 2VL 4, 612–623, bes. 618f.; Sharpe 255 Nr. 709.16.

29v31v Exempla coniugationis verborum. [N]ovi novisti novit et pluraliter novimus novistis noverunt vel novere preterito plusquamperfecto noveram etc. … — … aio ais ait et pluraliter aiunt preterito aiebam aiebas aiebat et pluraliter aiebant … (Text bricht ab). Die Konjugationsbeispiele, die nicht mit den regulären Zusätzen der spätmittelalterlichen Donat-Normalfassung übereinstimmen, wurden offenbar ad hoc als Ergänzung des vorgebundenen gedruckten Donatkommentars (vgl. oben Teil I) von der gleichen Hand des späten 15. oder frühen 16. Jh. wie die Zusätze in der Inkunabel und die Stücken unten, 53v, 89rbvb und 265v, auf den freigelassenen Bl. nachgetragen. – 32r35v leer.

III

Papier — 18 Bl. — 21 × 15 cm — 15. Jh., Mitte

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern (nicht nachweisbar). Schriftraum: 17–18 × 10–12 cm, einspaltig (allein 36ra–vb zweispaltig, Spalten jeweils ca. 5–5,5 cm breit), 27–51 Zeilen (wechselnd zwischen Text mit größeren Zwischenraum für Glossen und Kommentar). Jüngere gotische Kursive von zwei Händen, Hand 1: 36ra–53r, Kommentar in erheblich kleinerem Schriftgrad; Hand 2: 53v (auch in Teil I sowie oben, 29v31v, sowie unten, 89rbvb und 265v). Rubriziert, meist vom Schreiber eingefügte, nur als Umrisszeichnung gestaltete Lombarden.

36ra53r Ps.-Nicolaus de Dybin: Sertum rhetoricae (partim, cum commento).
(36va53r) Textus. Quilibet agrestis est sermo Seneca testis | Non redolens flore verbi sensusve colore | Hinc virtute dei puerili carmine pe[g]i | Rethorice sertum gemmis utriusque refertum ut si vellem dicere propter plurima schandula [!] et dicam schandula propter plurima … (Text bricht ab). Der aus unbekannten Gründen nicht zu Ende kopierte Text bricht in der Darstellung der colores transsumptionis ab, vergl. mit der vollständigen Parallelüberlieferung in Cod. Guelf. 820 Helmst., 23r–61r, dort bis 39v.
(36va53r) Prologus commenti. Tota pulchra es amica mea et macula non est in te [Ct 4,7]. Ista verba sunt scripta origenaliter [!] in canticis canticorum … — … ut ea que dictat intelligat autoris intellecta credat et crediter acquiescat.
(36va53r) Commentum. 'Quilibet agrestis est sermo … sensusque colore'. Iste liber qui intitulatur certum [!] rethorice cuius subiectum assignatum est prima sui divisione dividitur in partem prohemialem et executivam … — … a suo subiecto non debet esse nimis extensa quia alias id est committeretur id est vicium grave etc. Der Kommentar ist jeweils in den laufenden Text eingefügt. Neben dem Sachkommentar sind zahlreiche Textpassagen auch interlinear glossiert; dabei handelt es sich jedoch fast ausschließlich um Synonyme oder Worterklärungen wie z. B. 37va zu 'agrestis' id est rusticalis. Vollständig mit abweichendem Kommentar in Cod. Guelf. 820 Helmst., 23r–61r. Text und Kommentar sind ungedruckt. Literatur: Doskočil, 19–29 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Tříška Činnost, 36–38; Tříška Repertorium, 389; Tříška Studie, 103–105 Nr. 2; Walther I 16005; Szklenar, 188–199 (ohne Kenntnis dieser Hs.); 2VL 6, 1062–1068, hier 1067 Nr. 11; Polak Treatises 3, 569 (diese Hs.).

53v Glossarium. Einige lat.-mnd. Worterklärungen: Cordax sapiens vel audax: wis efft stolt inde cordaciter adverbium: wislick hertlick. Crastine: morne. Abienus: dennen holt. Abigenarius: carpentarius de tali. Absenus id est discordare vel discedens: awisich. Accasium: eyn sleyn.

53v Versus. Folgende jeweils in einer Zeile angeordnete Verse: Walther II 2309, 7438, 29439, 24700, 27042, 20786, 27266, 29665, 29075 (Distichon), 6610 (Distichon), 3428 (Distichon, Verse umgestellt), 6726, 5112, 20611 (Distichon), 30507 (Distichon), 2030, 17002, 13826, 31992 (nur Vers 1), 19467 (Distichon). Alle Verse sind bei Walther auch nach dieser Hs. erfasst (XXVI genannt, Sigle W2). Es folgt eine Wortkonstruktionsanweisung mit zwei auch sonst vielfach überlieferten grammatischen Versen: Spirare id est athmen vel blasen et componitur cum as- con- in- re- sus-: As favet ex moritur sus meret re requiescit | In flat con iurat tot spiro compositum dat. Am Schluss steht der Vers Walther II 7500 (mit dieser Hs., Sigle W2). Sämtlich von der bereits genannten Nachtragshand des späten 15. oder frühen 16. Jh. hinzugefügt.

IV

Papier — 36 Bl. — 21 × 14,5 cm — 1460–1470

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume: WZMA AT8500-3727_108, AT8500-3727_114 (beide 1462). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, darunter Beizeichen – Marke aus Schaft, zwei Kreuzsprossen und Dreieck: WZIS D0510-CodII12_96_312, D0510-CodII12_96_314 (beide 1461). Dreiberg, darüber zweikonturige Stange, darüber Kreuz: WZIS D4860-Ms567_2, D4860-Ms567_168 (beide 1468). Schriftraum: 16,5–17 × 10–11 cm, zweispaltig (Spalten ca. 5 cm breit), 32–42 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von mehreren, schwer unterscheidbaren Händen. Rubriziert, rote Lombarden, 54ravb mit silbernen Punkten im Buchstabenkörper, danach meist nur in roter Umrisszeichnung ausgeführt.

54ra81vb Theodoricus Engelhusius: Vocabularius (redactio bipartita). Im einzelnen sind enthalten:
(54ra64ra) Vocabularius graecus. ›Incipit vocabularius hebraycus etc.Abacus -ci vel abax -cis idem id est decem vel decupla Abba id est pater Inde Abbas Abeston Abcis … — … Zeuma Zima Zoa anima vel vita. Inde Zodoycus [!] circulus signorum in celo quasi animalium celum. Lemmata griechisch, Worterklärungen lateinisch. Die irrtümliche Eingangsrubrik passt allein zum folgenden Text.
(64ra81vb) Vocabularius hebraicus. Aaron mons fortitudinis sive montanus. Abbater vel Abba idem id est pater vel paternitas … — … Zetheus Ziph Zoe id est attrahens. Zorobabel aliena translacio vel ortus in Babilonia aut iste multipliciter [sic, recte: magister] confusionis. ›Et sic est finis‹. Lemmata hebräisch, Worterklärungen lateinisch. Beide Teile auch in der vollständigen vierteiligen Fassung in Cod. Guelf. 457 Helmst., 75vb–104vb. Die einteilige ältere Fassung des Vocabularius ohne den hebräischen und mittelniederdeutschen Teil, um 1422 entstanden, befindet sich außerdem in Cod. Guelf. 720 Helmst., 1r–280r; 956 Helmst., 8r–221v; 71.12 Aug. 2°, 282ra–372va; 960.2 Novi, 2r–197vb. Druck: F. J. Mone, Vocabularii magistri Engelhusen, in: Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit 7 (1838), 153–170, 297–308 (ausgewählte Lemmata nach der Hs. Karlsruhe, BLB, Thennenbach 10). Literatur: K. Grube, Beiträge zu dem Leben und den Schriften des D. Engelhus, in: Historisches Jahrbuch 3 (1882), 49–66 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Heinemann Engelhus, 174 (Hs. genannt); H. Herbst, Neue Nachrichten zu den Schriften des Dietrich Engelhus, in: Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte 1 (1935), 242–250 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Foerste, 45 Nr. 40 (Hs. genannt); G. Powitz, Zur Geschichte der Überlieferung des Engelhus-Glossars, in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 86 (1963), 83–109 (ohne Kenntnis dieser Hs.); Grubmüller, 236 (Hs. genannt); 2VL 2, 560 und 10, 484; R. Damme, Studien zum Engelhus-Glossar I. Der deutsch-lateinische Teil des 'Vocabularius quadriidiomaticus', in: Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung 117 (1994), 75–92 (78 und 85 Hs. genannt).

81vb Vocabula in Terentii comoediis occurrentia. ›Hii termini habentur in Terencio‹. 'Convertam' pro 'convertan' per antithesim ut patet in Therencio. Phedria Cherea Chremes: Adolescentes sunt … — … Canthara: nutrix Pamphile. Sostrata: mulier [sic, recte: mater] Pamphile. Geta: servus Sostrate mulieris. Die kurze, in dieser Form bislang nur hier nachgewiesene Liste enthält die Namen von 13 Personen aus den Komödien des Terenz.

82ra89ra Vocabularius hebraeo-graecus.
(82rava) Prologus commenti. Quoniam thesaurus in agro absconditus ad nullum substat perfectum ymmo pocius multarum utilitatum obicem efficit … — … abducto velo datur perspici. Ora virgo nos artis thesauro dignos effici Amen.
(82va89ra) Textus. Alleph est prima litera hebreorum et interpretatur via vel doctrina vel beatitudo. Alpha est prima litera grecorum et interpretatur inicium latine unde apostolus: Ego sum alpha et o 'et o' grece est 'finis' latine … — … Zima vel zimo id est fermentum inde azimus id est panis non fermentatus. ›Deo gracias. Got sy lof. Vinum letificet cor hominum vnde dat is wis de des heft ghedruncken de is in de myscheyt sere vorsuncken. He is van godde seer ghekomen Dat dayt ome tho der selen groten vromen‹ (Colophons 10771). Offenbar diente der weit verbreitete 'Vocabularius brevilogus' (vgl. Cod. Guelf. 303 Helmst. und 709 Helmst.) als Grundlage für das in dieser Form bislang nur hier nachgewiesene und ungedruckte kleine Wörterbuch mit fast ausschließlich griechischen und hebräischen Vokabeln.

89rbvb Versus. Folgende jeweils direkt nacheinander angeordnete Verse: Walther II 20122 (nach dem ersten Vers mit dem nichtmetrischen Zusatz: ceu ghelucke nomen est equivocum), 4876, 6614, 17645, 2442 (nur der erste Vers), 27673, 9422, 16794 (nur der erste Vers), 28520, 15197 (nur der erste Vers), 15170 (nur der erste Vers), 15175, 30544, 9434, 22045 (nur der erste Vers), 19412, 14134, 19978 (mit Einleitungstext), 7486, 33619, 18056, 15573, 11445, 7536, 18723, 6476, 1245, 27423, 1924 und 23186. Alle Verse sind bei Walther auch nach dieser Hs. erfasst (XXVI genannt, Sigle W2). In die Verse eingeschoben sind prosaische grammatische Anmerkungen wie: Amans id est amator quando regit genitivum ut amans vini tunc est nomen sed quando regit accusativum ut amans vinum tunc est participium, Nomen quod sit in … signans gentem vel patriam: Dat grates ovis Saxo Friso tibi testis. Sämtlich von der bereits genannten Nachtragshand des späten 15. oder frühen 16. Jh. hinzugefügt.

V

Papier — 52 Bl. — 21 × 14,5 cm — um 1430

Wasserzeichen: Drache, zweifüßig, um 90° gedreht, ohne Beizeichen: WZIS D0960-Mm89_177 (um 1430, ein weiterer Typ nicht nachweisbar). Insgesamt 16 gez. und ungez. Schaltzettel: Zwischen Bl. 91 und 92 (3,5 x 10,5 cm), Bl. 93 (8 x 10,5 cm, kopfständig eingeheftet), zwischen Bl. 96 und 97 (7 x 10,5 cm), Bl. 101 (7,5 x 10,5 cm), Bl. 104 (8 x 11 cm, kopfständig eingeheftet), Bl. 106 (8 x 10,5 cm), zwischen Bl. 109 und 110 (7 x 11 cm), Bl. 111 (6,5 x 10,5 cm), Bl. 115 (7 x 10,5 cm), Bl. 118 (8 x 10,5 cm), Bl. 120 (6,5 x 10,5 cm), Bl. 122 (5,5 x 11 cm), Bl. 124 (7 x 10,5 cm), Bl. 126 (4 x 10,5 cm), Bl. 127 (7 x 10,5 cm) und Bl. 131 (7 x 10,5 cm). Schriftraum: 15 × 10 cm, zweispaltig (Spalten jeweils 4–4,5 cm breit, nur Bl. 140v141v und Schaltzettel einspaltig), im Haupttext 27–31 Zeilen, in den Notizen je nach Text und Hand bis zu 43 Zeilen. Haupttext (90ra135va) in jüngerer gotischer Kursive von einer Hand, dazu Textualis als Auszeichnungsschrift; die Ergänzungen und Notizen auf den Schaltzetteln sowie auf Bl. 135va141v in jüngerer gotischer Kursive von zahlreichen weiteren Händen. Haupttext (90ra135va) rubriziert, schlichte rote Lombarden; 90ra auch mit federgezeichneten vegetabilen Mustern im Binnenfeld und als Konturbegleitung.

90ra135va Remigius Treverensis: Regula 'Dominus quae pars?'. Dominus que pars? Nomen. Quare? Quia significat substanciam cum qualitate propria vel communi … — … betekend se smarte se heb se dolentis. ›Et sic est finis‹. Finis adest vere scriptor wult lone habere | Scriptor scripsisset bene melius si potuisset | Amen dicat omnia celestia dat bona vita | Qui legit hoc scriptum unusquisque dat sibi ictum (Colophons 10771). Mit z. T. abweichenden und ergänzten Texten vgl. nochmals unten, 202r–211r und 201v–217v, sowie in Cod. Guelf. 576 Helmst., 205r–219v und 220rb–221v; 931 Helmst., 122ra–131rb; 1139 Helmst., 1r–22r; 1168 Helmst., 56v–69r; 1198 Helmst., 56r–67v; 1365 Helmst., 59r–67v; 793 Novi, 31ra–47vb; 794 Novi, 95ra–104rb; 1138 Novi, 1r–20r. Fragmente (2 Pergamentfalze als Heftverstärkung) auch in Cod. Guelf. 648 Helmst., zwischen Bl. 6 und 7 und zwischen Bl. 13 und 14. Der Text behandelt die acht Redeteile in der Reihenfolge der Wortarten gemäß Donats Ars minor, ausgehend von den Beispielen dominus, ego, amo, hodie, legens, et, ad und heu. Der lateinische Standardtext weicht vielfach von den ebenfalls untereinander divergierenden Druckausgaben ab: GW 10988–11006 und 11123–11204 (11155 vergl.); VD 16 A 1836, R 1095, R 1096, R 1101, R 1103, R 1104, R 1105, ZV 13078, ZV 13079, ZV 17800 und ZV 21259. Literatur: Bursill-Hall Check-list, 467 (Hs. genannt); A. Reinikka, Latin parsing grammars from the Carolingian age to the later Middle Ages, in: Latin Grammars in Transition, 1200–1600, ed. by A. Luhtala and M. E. Amsler, Amsterdam 2018 (= Historiographia Linguistica 44:2/3), 255–277, hier 262–271.

135va141v Notae diversae. Der von mehreren Händen wohl sukzessive und nicht in einem Zug geschriebene Passus enthält zahlreiche, jeweils mit Nota eingeleitete Sentenzen und Abschnitte, die hauptsächlich grammatischen Problemen und Definitionen gewidmet sind und vermutlich Notizen aus dem Schul- oder Universitätsalltag darstellen.

VI

Papier — 24 Bl. — 20,5 × 14,5 cm — um 1420

Wasserzeichen: Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden blattförmig, oben offen, Reif zweikonturig: WZIS NL0360-PO-50042, NL0360-PO-50043 (beide 1421). Buchstabe A, darüber Kreuz mit kreisförmigen Enden (zwei Typen, nicht nachweisbar). Schriftraum: 17–18 × 11–11,5 cm, meist zweispaltig (Spaltenbreite wechselnd), 147va152vd vierspaltig, je nach Hand und Text 40–48 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von mindestens vier Händen Hand 1: 142ra161va; Hand 2: 161vb; Hand 3: 162va165va (mit Textualis als Auszeichnungsschrift); Hand 4: 165vb. Zum großen Teil rubriziert, im Text der ersten Hand tintenfarbige Lombarden in Konturzeichnung. 161vb Sorgfältig federgezeichnete Initiale G über 10 Zeilen in Unzialform als Konturzeichnung im Textrahmen, Zwickel und Binnenfeld mit gekernten Knospenbüscheln gefüllt.

142ra145rb Index verborum compositorum. ›Composita verborum‹. Abago driuen. Deago liden armod. Adago to voghen. … Adamo mede lef hebben. Deamo gar lef hebben. Reamo weder lef hebben … — … Invenio vinden. Revenio weder komen Prevenio vor komen. ›Expliciunt composita verborum‹. Der Index enthält eine Liste lateinischer Verben mit ihren Komposita (das Grundwort ist tabellarisch vorangestellt, die Präfixe sind nachgeordnet) und den entsprechenden mittelniederdeutschen Übersetzungen. Auch in Cod. Guelf. 457 Helmst., 127ra–129vb. Ungedruckt.

145rb147ra Index verborum deponentialium. ›Verba deponencialia‹. Vescor Pocior Fungor Fruor Utor bruken et regunt ablativum cum eorum [!] compositis … — … Crissor dicitur accessus mulieris ad mulierem absolutum. ›Expliciunt verba deponentialia‹. Der Index enthält eine Liste lateinischer Deponentien, die nach Synonymgruppen geordnet und mit entsprechenden mittelniederdeutschen Übersetzungen und Anweisungen zur Rektion versehen sind. Auch in Cod. Guelf. 457 Helmst., 129vb–131rb. Ungedruckt.

147ra152vd Index verborum synonymorum. ›Sinonima‹. Anima Sensus Racio Virtus Umbra Forma Endelechia Zele. Aula Regia Curia Pallacium Patrium [!] Castrum Zal … — … Via Semita Methodus Limes Transitus Meatus Wech. Bietet eine Reihe lateinischer Synonyma (vorangestellt) zu einem mittelniederdeutschen Begriff. Auch in Cod. Guelf. 457 Helmst., 131rb–142va. Ungedruckt.

153ra161va De significationibus diversis verborum aequivocorum (redactio brevior). ›Hic incipiunt equivoca et cetera‹. Ala primo idem quod turba ad modum ale ordinata. Secundo id est falsa devocio seu religio. Tercio id est protectio … — … Zelo primo est excellenter seu nimium secundo significat videre tercio et ultimo significat sequi vel imitari. ›Et sic est finis equivocorum‹. Listet eine Reihe mehrdeutiger lateinischer Wörter mit ihren Bedeutungen auf. Auch in Cod. Guelf. 457 Helmst., 142vb–144vb (Textverlust); eine längere Fassung mit weitgehend identischem Wortmaterial, aber umfangreicheren Erläuterungen in Cod. Guelf. 446 Helmst., 1ra–11vb und 239ra–242va. Ungedruckt. Unter dem Textschluss einige kurze Federproben.

161vb De passione Jesu Christi. ›Grammatica et ideo sciencia inventa. Passio domini nostri Ihesu‹. Hec passio domini scribitur Mathei vicesimo sexto et vicesimo septimo capitulis per quam solutum est precium nostre redempcionis et ianua regni celestis aperta est … — … Christi passio ad memoriam reducitur nil est tam asper quod in animo toleretur … (Text bricht ab). Der Text ist offenbar durch Blattverlust fragmentiert. Ob die als Rahmen um die Initiale G herumgelegte Rubrik darauf hindeutet, dass der Text als Prolog eines grammatischen Traktats dienen sollte, ist nicht mehr zu ermitteln, da er in dieser Form bislang nur hier nachgewiesen ist.

162r Auf dem mit Notenlinien liniierten Bl. ist allein AH 49 Nr. 779 Str. 7a/b und Str. 8 in zwei Zeilen mit gotischer Choralnotation eingetragen.

162va165ra Expositio orationis dominicae secundum diversos doctores diversis auctoritatibus approbata. 'Pater'. Unde Thomas de Aquino: Non dominus quia amari appetit non timeri … — … sunt divine karitatis precepta usque ad celum per neminem nisi per scalam velut ascendere. 162v auf dem Kopfsteg die Invokation: Sancta Maria adiuva me. Ungedruckt. Literatur: Stegmüller RB 8764,2 und 9763.

165rava Expositio Symboli apostolici. ›Nota auctoritates super cymbolum [!] apostolorum concordancia novi ac veteris testamenti. Petrus‹. 'Credo in deum'. Tricesimo secundo Deuteronomii: Numquid ipse pater est tuus qui possidet fecit et creavit te … — … Simon remissi Thomas carnis Matheusque vicarii. Deo sit laus et gloria. Den Schluss bilden die sog. Apostelverse (Walther I 3404). Ungedruckt. Stegmüller RB 8764,3.

165va De qualitatibus in corpore humano. Intellectus in fronte memoria in cerebro ira in felle … — … mens in spiritu cor in mente fides in corde. Vgl. zum häufig überlieferten Stück Thorndike/Kibre, 754.9/10.

165vb De trinitate et triangulo. Nota in hac sentencia contunuetur tres line et ei sunt tres anguli non tamen tres line … — … et tantum de ista argumenta etc. Nicht näher identifizierbar. Darunter von anderer, ungelenk wirkender Hand die Invokation des englischen Grußes (Ave Maria gracia plena) und die z. T. verderbten Verse In nuce stat neusus [!] stillat ab arbore gummus, Saleo sale scybum [!] salleo pede cantica [p]sallo und Walther II 10767 (mit dieser Hs., Sigle W2).

VII

Papier — 24 Bl. — 21 × 14 cm — 1461

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern (zwei Typen, nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Buchstabe T (nur Bl. 166, nicht nachweisbar). Das mit einem ergänzenden Textnachtrag beschriebene Bl. 166 wurde erst im letzten Viertel des 15. Jh. hinzugefügt. Schriftraum: 16,5–18 × 11–11,5 cm, zweispaltig (Spalten wechselnd zwischen 4–5,5 cm breit), je nach Hand 32–40 Zeilen. Jüngere gotische Kursive in verschiedenen Ausführungsgraden von vier Händen, Hand 1: 166ra–vb (Textnachtrag des späten 15. Jh.); Hand 2 (Johannes Nim): Haupttext 167ra189ra; die Notizen 189v stammen von zwei weiteren Händen. Rubriziert; im Haupttext wohl von Schreiberhand rohe Lombarden in roter oder brauner Konturzeichnung.

Schreibsprache: lateinisch mit mnd. (ostfälischen) Worterklärungen und Übersetzungen.

166ra–b Vocabularius theutonicus (partim). Im einzelnen sind folgende Stücke enthalten:
(166ra–b) Textus. Adamas eyn edelstein. Acker ager. Agricula [!] Ackerman rusticus. Adel edder edelicheyt nobilitas ghenerosus [!] … — … Alabaster wit marmelen steyn alabastrum. Alheyt alke Alheydis. All piscis angwilla. ›Hic nichil deficit‹.
(166rb) Notiz zur alphabetischen Anordnung des Glossars. Nota wat me nicht en vindet in dem bokstauen C scal me soken in dem bokstauen K … — … de soke me in dem bokstauen V also vresen fresen vnd der ghelik. Der nach Schrift und Wasserzeichen zwischen 1480 und 1495 angefertigte und hinzugeheftete Nachtrag ergänzt den älteren, anschließenden Text mit 36 fehlenden Artikeln, gehört allerdings zu einer anderen Redaktion als der nachfolgende Haupttext. Zu weiteren Abschriften, zur Parallelüberlieferung und weiterer Literatur vgl. unten. Edition: "Vocabularius Theutonicus". Überlieferungsgeschichtliche Edition des mittelniederdeutsch-lateinischen Schulwörterbuchs, hrsg. von R. Damme, Bd. 1–3, Köln u. a. 2011 (Niederdeutsche Studien 54,1–3), hier Bd. 1, 80–82 (Hs. beschrieben, Sigle w4), Bd. 2, 1–15 (Hs. benutzt, Sigle w4). Literatur: A. Poppenborg, Ein bislang übersehenes Textzeugenfragment des 'Vocabularius Theutonicus' in der Handschrift Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 692 Helmst., in: westfeles vnde sassesch. Festgabe für Robert Peters zum 60. Geburtstag, hrsg. von R. Damme und N. Nagel, Bielefeld 2004, 223–238 (Text 229–235, pass. Hs. genannt, Sigle w3a); R. Damme, Zur geplanten überlieferungsgeschichtlichen Ausgabe des "Vocabularius Theutonicus", in: Niederdeutsches Wort 44 (2004), 29–44 (34 Hs. genannt, Sigle w4).

166va–v Vocabularius. Edo multa significat videlicet: Edo compono pario loquor manifesto. Mandragora: Herba quedam est … — … per dolum vel furtum rapere sicut scribitur: Qui accipit furtum committit. Das aufgrund des erhaltenen Materials bislang nicht näher bestimmbare Fragment enthält 20 nicht alphabetisch geordnete Lemmata von lat. Verben und Substantiven mit lat. Erklärungen und stammt von der gleichen Hand wie der vorstehende Nachtrag.

167ra189ra Vocabularius theutonicus. Alabastrum vit marmelen steyn alabastrum. Al picis [!] est angwilla. Alant herba est emula. Alder antiquitas vetustas senectus senium … — … Wumpel pepulum sponsale. Wunderlik mirus mirabilis -le quod eciam est nomen omnipotentis dei qui nobis post hanc vitam concedere dignatur nobis vitam eternam Amen. Finitum et completum est iste liber verius anno domini Mo CCCCo sexagesimo primo. Et sic est finis deo sit laus et gloria trin[i]s. Johannes Nim est parens huius libri. Gehört zur Redaktion W des Vocabularius theutonicus; diese auch in Cod. Guelf. 457 Helmst., 105ra–124rb. Andere Textredaktionen in Cod. Guelf. 960.2 Novi, 198ra–234vb (Fassung D); Cod. Guelf. 395 Helmst., 207ra–246ra; 71.12 Aug. 2°, 380ra–404vb (Fassung K). Ein bislang keiner bestimmten Redaktionsstufe zuzuordnendes Fragment oben, 166ra–b. Edition: "Vocabularius Theutonicus" (s. oben), Bd. 1, 82f (Hs. beschrieben, Sigle w5), Bd. 2–3 (Vocabularius theutonicus, mit dieser Hs., Sigle: w5). Literatur: Foerste, 45 Nr. 42 (diese Hs., fälschlich "592 Helmst."); G. Steidler-Friberg, Das Mainzer Glossar 22b und sein Verhältnis zu anderen mittelniederdeutsch-lateinischen Glossaren, in: Niederdeutsche Mitteilungen 26 (1979), 99–124 (106 Hs. genannt); R. Damme, Der ‚Vocabularius Theutonicus‘. Versuch einer Überlieferungsgliederung, in: Niederdeutsches Wort 23 (1983), 137–176 (144 und 168f. Hs. genannt); 2VL 2, 560 und 10, 484; C. Fischer, Mittelniederdeutsch-lateinische Vokabulare in Münster. Bearbeitungsstand und Perspektiven eines Teilprojekts, in: Niederdeutsches Wort 32 (1992), 13–28 (21 Hs. genannt); Damme Studien zum Engelhus-Glossar I (s. oben, 78, 85 Hs. genannt); Poppenborg Ein bislang übersehenes Textzeugenfragment (s. oben, 223–228 Hs. genannt, Sigle w3); Damme Zur geplanten überlieferungsgeschichtlichen Ausgabe (s. oben, 34 Hs. genannt, Sigle w5); Handschriftencensus Nr. 17133. – 189rb leer.

189v Notae diversae. Von zwei Händen sind mehrere Sentenzen und Verse auf dem wohl zunächst freigelassenen Bl. nachgetragen worden, darunter z. B. die Rätselverse: Sunt quinque in eodem tempore nati | Duo sunt barbati et duo sunt sine barbaque nati | Unus ex quinque non est barbatus utrinque sowie anschließend Walther II 5094, 29061 und 31559.

VIII

Papier — 49 Bl. — 21 × 14 cm — 1460–1470

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber Stern: WZIS DE4500-PO-68864 (1465). Traube mit einkonturigem Stiel: WZIS DE3315-GMXIII.E.76._25, DE3315-GMXIII.E.76._97 (beide 1460–1470). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange, darüber Blume, darunter Beizeichen – Marke aus Schaft, zwei Kreuzsprossen und Dreieck (drei Typen, nicht nachweisbar). Schriftraum: 17–18 × 11–12 cm, einspaltig, je nach Hand 24–35 Zeilen. Zwei Hände, Hand 1 (jüngere gotische Kursive): 190r201v; Hand 2 (Bastarda): 202r238v. Rubriziert, rote Lombarden.

Schreibsprachen: Lateinisch und Mittelniederdeutsch (Lemmata und Übersetzungen).

190r192v Exempla grammaticalia cum interpretatione teutonica ad Donati artem spectantia. Nominativo in singulari: Hic dominus de her. In plurali: Hii domini desse heren. Genitivo in singulari: Huius domini des heren. In plurali: Horum dominorum der heren … — … quomodo per tria genera et per tres terminaciones ut: Hic fortissimus Hec fortissima Hoc fortissimum etc. Die offenbar an den Bedürfnissen des grammatischen Anfängerunterrichts ausgerichteten Tabellen, die ähnlich wie die nachstehenden Grammatikregeln als Ergänzung zum Donat fungieren, beinhalten die Deklination von Substantiven (190r: dominus), die Konjugation von Verben (190r–191r: lego) und die Komparation männlicher und weiblicher Adjektive (191r–192v: doctus und fortis) jeweils mit volkssprachlicher Übersetzung (Theotonisacio). Ein analog gestalteter Text, zumindest mit analogem Incipit, liegt offenbar in der Hs. St. Florian, StiB, Cod. XI 233, 256r–264v, vor (A. Czerny, Die Handschriften der Stiftsbibliothek St. Florian, Linz 1871, 99).

192v196r Nicolaus Kempf: Regulae grammaticales congruitatum. Prima regula grammaticalis est ista: Adiectivum casuale et suum substantivum debent convenire in tribus accidentibus grammaticalibus scilicet in numero in genere et in casu … — … coar[c]tatio regiminis non provenit ex parte coniunctionis sed ex parte verbi circa quod ponitur et cetera. ›Et sic de aliis exemplis similibus que fabricari possunt per omnes regulas predictas‹. Die hier vorliegende Fassung enthält 23 grammatische Konstruktionsregeln. In z. T. abweichender Reihenfolge auch in Cod. Guelf. 576 Helmst., 204vb und 220ra (bricht nach der elften Konstruktionsregel ab) (23 Regeln); 1365 Helmst., 38v–48v (33 Regeln). Drucke (vielfach variant und abweichend): GW 11215–11239 (11217 vergl.).

196r199v Lateinisch-mittelniederdeutsches Sachglossar ("De homine-Glossar", nur Anfangsteil). ›De homine et partibus eius tam interioribus quam exterioribus‹. Homo eyn minsche unde: Homo natus est de muliere. Capud eyn houed: Capud draconis salvator conteruit … — … Umbra scheme. Motus beweginge. Eterna quies ewige rouwe ad quam nos perducat qui sine fine vivit et regnat Amen. Ihesus Maria [!] filius sit benedictus. Als Teil der Überlieferung des "Vocabularius optimus" vgl. bei: E. Bremer, Vocabularius optimus, hrsg. unter Mitwirkung von K. Ridder, Bd. 1: Werkentstehung und Textüberlieferung. Register, Tübingen 1990 (Texte und Textgeschichte 28), 41 (Hs. genannt, Sigle Wo, aber nicht benutzt). Literatur: R. Damme, Rezension zu: E. Bremer, Vocabularius optimus, unter Mitwirkung von K. Ridder, 2 Bde. (Texte und Textgeschichte, 28.29), Tübingen 1990, in: Jahrbuch des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung 115 (1992), 184–187 (185f. Hs. genannt, beide Abschriften berücksichtigt); R. Damme, Westmünsterländischer Wortschatz in einer Sachglossarhandschrift des 15. Jahrhunderts, in: Niederdeutsches Wort 32 (1992), 45–75 (49 Hs. genannt, Sigle W15, beide Abschriften berücksichtigt); R. Damme, Die handschriftliche mittelniederdeutsche Sachglossartradition und die 'Vocabula juvenibus multum necessaria', in: Lingua theodisca. Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft. Jan Goossens zum 65. Geburtstag, hrsg. von J. Cajot, L. Kremer und H. Niebaum, Bd. 1, Münster 1995 (Niederlande-Studien 16/1), 187–197, hier 189–191 (Hs. genannt, beide Abschriften als Teile verschiedener Überlieferungsgruppen berücksichtigt).

199v201v Exempla interrogationum grammaticalium in conventu monialium occurrentia. ›Sequuntur verba salutacionum et valedictionum‹. Cara amica deo ac vobis bene veniatis. Dilecta domina deo ac vobis bene veneritis … — … significatio constituit partem oracionis in esse maxime nomen pronomen verbum et participium ergo necesse est scire significatum terminorum etc. Die Beispiele enthalten zahlreiche Fragesätze und entsprechende Antworten, auch mit Beispielen aus dem Unterricht, wobei hier bemerkenswerterweise jeweils eine domina oder magistra als Angesprochene auftritt und somit eine Frage- bzw. Unterrichtssituation in einem Frauenkonvent vorgestellt wird, z. B. 200v: Queritur igitur domina aut magistra ab aliqua de virginibus: 'Quid operaris?' Respondetur: 'Operor in lino' …; oder 201r: Queritur igitur domina aut magistra ab aliqua de virginibus: 'Quid operaris?' Respondetur: 'Studeo'. 'Quid studes?' 'Donatum ad literam' … bzw. Queritur igitur domina aut magistra ab aliqua de scolaribus: 'Quid studes?' Et respondetur: 'Studeo Donatum legere' … etc. In dieser Form bislang nur hier nachgewiesen und ungedruckt.

202r211r Remigius Grammaticus: Regula 'Dominus quae pars?' (versio mutata). Magister que pars? Nomen. Quare? Quia significat substanciam cum qualitate propria vel communi … — … Infinitivo: Audiri. Duo participia: Auditus audiendus … Der erheblich modifizierte Text bricht bei der Behandlung der Verben (Audio …) ab; warum die Abschrift nicht fortgesetzt, sondern mit dem regulären Werk nochmals eingesetzt wurde, bleibt unbekannt. Mit z. T. abweichenden und ergänzten Texten vgl. nochmals oben, 90ra135va, dort auch zu Ausgaben und Literatur.

211v–217v Remigius Grammaticus: Regula 'Dominus quae pars?'. Dominus que pars? Nomen. Quare? Quia significat substanciam cum qualitate propria vel communi … — … significat rem suam per modum efficientis animam sub racione ammiracionis ut 'Pape'. ›Et sic est finis‹. Dieser Text entspricht der Standardfassung, vgl. nochmals oben, 90ra135va, dort auch zu Ausgaben und Literatur.

218ra237r Lateinisch-mittelniederdeutsches Sachglossar. Deus got. Angelus eyn engel. homo eyn mynsche. Animal eyn dere. Vir eyn man. Femina eyn wiff. Mulier eyn vrouwe. Ancilla eyn maget. Capud eyn houet … — … Equina perden. Lupina wulven. Piscina wischen. Cectina [!] ketten. Urcina [!] beren. Carvina [!] hinden. Decas deser etc. Vgl. dazu oben, 196r199v (die Abschrift ist nur jeweils in der zitierten Literatur berücksichtigt; die Ausgabe entstand ohne Kenntnis dieser Fassung).

237r238v De numeralibus ab I usque ad IX∙M. Unum duo tres quatuor quinque sex septem octo novem decem … — … quinque milia sex milia septem milia octo milia novem milia etc. ›Et sic est finis deo laus et gloria trinis (Colophons 20858)‹. Enthält die Zahlwörter von 1–100, dann 200–1000 in Hunderterschritten, dann 2000–9000 in Tausenderschritten; von 1 bis 600 sind jeweils die römischen Zahlen darübergeschrieben. Eine analoge Liste mit den Zahlwörtern und römischen Zahlzeichen von I–CCC in Cod. Guelf. 18.30 Aug. 4°, 47v. Folkerts, 31 Nr. 33.1 (diese Hs.).

IX

Papier — 28 Bl. — 21 × 14,5 cm — 1460–1470

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange, darüber zweikonturiges Kreuz, darüber Blume: WZIS DE6300-PO-69067 (1469). Krone ohne Bügel, Mittelzinken einkonturig, Enden blattförmig, oben offen, Reif zweikonturig (zwei Typen, nicht nachweisbar). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange, darüber Stern (nicht nachweisbar). Trinkgeschirr (nicht vollständig, nicht nachweisbar). Schriftraum: 17 × 12 cm, je nach Hand zweispaltig (239r–v, Spalten ca. 5–5,5 cm breit) und Zwei-Spalten-Klammerform (240r–250v, beides Hand 1), auch zweispaltig (251r–265v, Hand 2), je nach Hand und Textform 13–40 Zeilen. Jüngere gotische Kursive von drei Händen, Hand 1: 239ra250v; Hand 2: 251r265v; Hand 3: 265v (auch in Teil I sowie oben, 29v31v, 53v und 89rbvb). Rubriziert.

239ra265v Ps.-Boethius: De disciplina scholarium (partim, cum commento et glossa interlineari). (239ra–b) Prologus commenti. Circa inicium Boecii deciplina [!] scolarium. Homo sciens dicitur homo perfectus. Hanc Averrois scribit super primum phisicorum in principio sui prologi … — … et hic notentur ut alibi ut in his metris: Quolibet in opere debemus quinque notare etc. ›Sequitur textus 'Vestra'‹. (239rb265v) Commentum. 'Vestra novit intencio'. Iste liber cuius subiectum est aptitudo recipiendi cognicionem veritatis a suo doctore prima sui divisione dividitur in duas partes … — … si sciencia gratis daretur minus reputaretur unde metrista: Empta solet care multum medicina iuvare | Si dabitur gratis nil confert utilitatem [!]. In dieser Form ungedruckt und dem Text entsprechend unvollständig. Zu den hier am Schluss befindlichen Versen vgl. Walther II 7075. (240r265r) Textus. Vestra novit intencio de scolarium disciplina compendiosum postulare tractatum … — … Magna vero … (Text bricht ab) Der am Schluss (ab Bl. 258r) nicht mehr vollständig kopierte, sondern nur noch anzitierte Text reicht bis in den ersten Teil von cap. IV, alles Übrige fehlt. (240r249v) Glossa interlinearis. 'Vestra' id est vestra affectio. 'Novit' id est scivit. 'Scholaria disciplina' id est de doctrina scholastica. 'Compendiosum' id est librum brevem … — … 'Ministrantibus' id est multis dantibus. Die interlineare Kommentierung ist lückenhaft und nicht bis zum Ende durchgeführt. Mit abweichendem Kommentar auch in Cod. Guelf. 608 Helmst., 2r–26r; 930 Helmst., 72r–82v; ohne Kommentar auch in Cod. Guelf. 10.5 Aug. 4°, 1r–14r; 17 Gud. lat., 1ra–10vb; Fragmente in Cod. Guelf. 71.8 Aug. 2°, VS und HS. Edition: PL 64, 1223D–1238D, hier bis 1230D; Pseudo-Boèce: De disciplina scolarium. Ed. crit., introduct. et notes par O. Weijers, Leiden, Köln 1976 (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 12), 93–134 (ohne Kenntnis dieser Hs.). Literatur: CPPM 4l.

265v Versus. Folgende jeweils direkt nacheinander angeordnete Verse: Walther II 6855, 2087, 750, 9723 (nur der erste Vers), 1007, 24854 (nur der erste Vers), 4, 1597 (nur der erste Vers), 28378, 1889, 2273 (nur der erste Vers), 63, 5186, 21544, 2802, 5061 (modifiziert), 3053, 3190, 3787, 28372 (nur der erste Vers), 154a und 24816, dazu auch weitere Verse (u. a. Artibus armari super omnia mando scholari, Si quis contendit quam plurima commoda vendit). Sämtlich von der bereits genannten Nachtragshand des späten 15. oder frühen 16. Jh. hinzugefügt.


Abgekürzt zitierte Literatur

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Bibliotheksstempel Bibliotheksstempel. Besitzvermerke von Bibliotheken in der Bundesrepublik Deutschland, hrsg. von A. Jammers, Wiesbaden 1998 (Beiträge aus der Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz 6)
Bursill-Hall Census G. L. Bursill-Hall, A census of medieval latin grammatical manuscripts, Stuttgart-Bad Cannstatt 1981 (Grammatica speculativa 4)
Bursill-Hall Check-list G. L. Bursill-Hall, A Check-list of medieval latin grammatical treatises: A–G. To Richard Hunt, on the occasion of his retirement, in: Traditio 34 (1978), 439–474
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WZMA Wasserzeichen des Mittelalters (WZMA). Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien (http://www.ksbm.oeaw.ac.at/wz/wzma.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der mittelalterlichen Helmstedter Handschriften Teil IV.
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