Ps.-Johannes Chrysostomus, Opus imperfectum in Matthaeum
Weißenburg, Benediktinerkloster — 9. Jh., 1. Viertel
Provenienz: 1r Benediktinerkloster Weißenburg, Besitzvermerk: Wissenburg, anschließend Weißenburger Signaturenbuchstabe: .E. (14. Jh.). Die Handschrift gelangte über Heinrich Julius von Blum 1690 in den Besitz des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. 4°17 ( , 3–18).
Pergament — 124 Bl. — 24 × 15 cm
Lagen: 9 IV (72). IV-2 (78). 3 IV (102). V (112). VI (124). Jeweils zwei Vor- und Nachsatzblatt Papier. Neuere Tintenfoliierung. Schriftraum: 19,5 × 12,5 cm, einspaltig, 31 (1r–78v) und 25 (79r–124r) Zeilen. Karolingische Minuskel von mehreren Händen. Nach Butzmann erinnert die Hand ab 79r an die Schule des Adallandus (vgl. 14 Weiss., 24 Weiss.; , 241). Überschriften und hervorgehobene Zitate in rubrizierter Unzialis. 1r–78v zu den Textanfängen rubrizierte Initialbuchstaben, teils als Hohlbuchstaben ausgeführt. 79r–124r im Text abgesetzte Satzmajuskel.
Roter Ledereinband (Nigerziegenleder; Neubindung 1969). Alter Einband und Reste aufbewahrt.
INHALT
1r–124r : Opus imperfectum in Matthaeum unvollständig ( 56, 798 [Homilia 32] - 897, Z. 47 [Homilis 46]; vgl. , 241).
AUSSTATTUNG
Eine verzierte Hohlinitiale.Initiale: Auf 80v eine in dünner Federzeichnung ausgeführte, unkolorierte Hohlinitiale mit eingerollter Serife und gestückelt gesetzter Palmette im Besatz. Als Füllmotiv dient ein schlauchförmig geführtes Zickzackband mit Knospeneinsätzen. 7,1 cm.
STIL UND EINORDNUNG
80 Weiss. wurde von Butzmann in die Mitte des 9. Jh. datiert und nach Weißenburg gegeben. Im Widerspruch zur angegebenen Datierung, erkennt er in der Schreiberhand ab 79r eine starke Parallele zur Adallandus-Schule (8. Jh., 4. Viertel-9. Jh., 1. Drittel; , 241). Bischoff schlägt, bei gleicher Lokalisierung, als Entstehungszeitraum den Anfang des Jahrhunderts vor ( , Nr. 7422). Die von Butzmann beobachtete Nähe zur Adallandus-Schule wird durch den Initialstil der Handschrift (vgl. 80v) bestätigt. Gleicher Initialtypus und gleiches Füllmotiv liegen in den Handschriften 24 Weiss. auf 49v, 71 Weiss., auf 15v und 13 Weiss. auf 3r vor. Die rubrizierten oder tintenfarbigen Hohlbuchstaben gehören ab dem 1. Drittel des 9. Jh. zur Standardausstattung der Weißenburger Handschriften (vgl. 13 Weiss.)., Nr. 4164 (Heinemann Nr.). — , 241f. — , Nr. 7422.
Abgekürzt zitierte Literatur
B. Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen), Teil 3: Padua–Zwickau, aus dem Nachlass hrsg. von B. Ebersperger, Wiesbaden 2014 | |
H. Butzmann, Die Weissenburger Handschriften, Frankfurt/M. 1964 (Kataloge der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Die Neue Reihe 10) | |
Patrologiae cursus completus. Series Graeca, Bd. 1–161, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1857–1866 | |
Liste der von H. J. Blum im Jahre 1673 der Wiener Hofbibliothek angebotenen Handschriften meist Weissenburger Herkunft, in: T. Gottlieb, Die Weissenburger Handschriften in Wolfenbüttel, Wien 1910 (Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften in Wien, Philosophisch-Historische Klasse 163,6) | |
Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 3: Die Weissenburger Handschriften, beschrieben von O. von Heinemann, in: Die Handschriften der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel, Abt. 2 Teil 5, Wolfenbüttel 1903, 268–443 |
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der illuminierten Handschriften der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Teil I (6.–11. Jh.).