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Beschreibung von Cod. Guelf. 89 Noviss. 4°

Otto von Passau, Die 24 Alten. Passional

Deutschland — 15. Jh.

I

Pergament — 1 fragmentarisches Bl. — 15-17,5 × 22,5 cm — Thüringen — um 1400 (?)

Moderne Bleistiftfoliierung: 1. Textverlust durch Beschnitt unten; Verlust weniger, über den Schriftspiegel hinausgeschriebener Buchstaben der Innenspalten. Beschädigungen durch Knicken und Abrieb. Ursprünglicher Schriftraum: ca. 25 × 17,8 cm 2 Spalten, noch 21 Zeilen (ursprünglich ca. 36 Zeilen). Textualis von einer Hand. Rubriziert: Majuskeln rot gestrichelt, Zitate teilweise rot unterstrichen. Zu Abschnittsanfängen zweizeilige rote Lombarden.

In einem Papierumschlag auf einen Falz geklebt, aufbewahrt in einer Mappe zusammen mit dem aus einer anderen Hs. stammenden Fragment 89 Noviss. 4° (2).

Herkunft: Entstanden vermutlich um 1400 (Schriftbefund) in Thüringen (Schreibsprache). Diente als Umschlag für einen Oktavband (Breite: ca. 7,6 cm, Breite des Rückens: ca. 3 cm). — Erwerbung durch die HAB 1993 in Goslar. Auf 1r oben Bleistiftsignatur von Wolfgang Milde: 89 Noviss. 4° (1).

Thüringisch. Senkung i > e (es für ist, vel für vil, vorhen für vorhin), vgl. Virgil Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik, erschienen: Bde. I,1 u. III,2, Heidelberg 1929-1951, hier Bd. I,1, § 72 (S. 131); vereinzelt Senkung u > o (obernaturliches); mhd. o als a in salt, ader; Präfix vor- für ver- (vornunft, vortorben); Nebensilben-i (gotis, selbis); Personalpronomen Dat./Akk. mask. oͤm, oͤn (vgl. Moser, Frnhd. Gramm. I,1, § 66, 2, Anm. 7 (S. 111)).

1rv Otto von Passau: Die 24 Alten. 1va in nobis et proximis von den zwelff staffeln der demutikeit vnd spricht: du salt oͤn alzo lange suchen in din selbes warheit, bis du dich selbis vorteiles … — … Duch in dynen kreften dyner sele ynniklicher lybe vnde begerun [Text bricht ab]. 1vb der sy by gote beheldet vnd in der bekerunge sy weder vmbe komet … — … Doch so get (...) got es eyn edels beginnen ane allen anvang, eyn zart obernaturliches gut ane [Text bricht ab]. 1ra Aber nu so mercke, du ynnige sele, wen du czertlich vnde herlich vnde vornúnftklich von gote wilt betrachten, waz er sy, so leret dich Augustinus VI. Confessionum suarum in VII. per totum alzo von oem gedencken vnde betrachten in vel syner bucher … — … Richardus spricht in deme buche von deme schauwenden leben: Got es in allen dingen, dar vmbe es nicht ynnigers wen [Text bricht ab]. 1rb ane vnderlas blibet von gebrechen gescheiden vnde es volbracht vnde volkomen … — … Diße sinne vnde lere, dy ich, ander alde, dich ynnige sele le [Text bricht ab]. Aus der Rede des zweiten Alten (Schluss). Weitere Textzeugen der HAB: 1.13 Aug. 2°, 72 Aug. 2°. Literatur: André Schnyder, Otto von Passau, in: 2VL 7 (1989), Sp. 229-234; zur Überlieferung vgl. Wieland Schmidt, Die vierundzwanzig Alten Ottos von Passau (Palaestra 212), Leipzig 1938 (Nachdruck New York 1967), ohne dieses Fragment.

II

Pergament — 1 fragmentarisches Bl. — 25,5-25,7 × 15,1-16,5 cm — omd. Sprachgebiet — 2. H. 14. Jh.

Textverlust von je 16 Versen durch Beschnitt unten; Innenspalten leicht beschnitten. Beschädigungen durch Knicken und Abrieb. Ursprünglicher Schriftraum: ca. 34,8 × 15,2 cm 2 Spalten, 58 Zeilen. Verse abgesetzt. Textualis von einer Hand der 2. H. des 14. Jh. (a doppelstöckig, kastenförmig geschlossen, teilweise etwas überhöht; k-Bogen nicht bis ganz auf die Zeile gezogen; g-Unterbogen verkürzt und hochgezogen; i-Striche bzw. –Kringel durchgängig; Schluss-s überhöht). Rubriziert: Majuskeln am Versanfang rot gestrichelt, rote Überschriften. Zu Abschnittsanfängen zweizeilige rote Lombarden mit lila Fleuronnée, zum Kapitelanfang sechszeilige rot-blaue Lombarde auf einem Feld aus rotem und lila Fleuronnée mit Profilfratze nach links, ausgesparte Blätter im Buchstabenkörper, rotes und lila Fleuronnée im Binnenfeld. Am Rand der Außenspalte abwechselnd rotes und blaues Sägeblattfleuronnée.

Aufbewahrt in einer Mappe zusammen mit dem aus einer anderen Hs. stammenden Fragment 89 Noviss. 4° (1).

Herkunft: Entstanden in der 2. H. des 14. Jh. (Schriftbefund) im omd. Sprachgebiet (Schreibsprache). Diente wohl als Umschlag (Knickspuren, Abrieb). Auf 1r oben moderne Bleistiftnotiz: Aus dem Passional. — Erwerbung durch die HAB 1993 in Goslar. Auf 1r oben Bleistiftsignatur: 89 Noviss. 4° (2).

Ostmitteldeutsch. Fehlende nhd. Diphthongierung sowie fehlende ai-Schreibungen schließen das ostoberdeutsche Sprachgebiet aus. Mhd. ou erscheint als au (auch, gelauben). Langes u, ü ist oft mit Superskript-o versehen (druͦnder, uͦf, cruͦze, truͦwe), wohl ohne lautliche Entsprechung. Das Fehlen wmd. Merkmale lässt auf eine Herkunft aus dem omd. Sprachgebiet schließen.

2rv Passional Ende der Passion Christi, Beginn der Pilatus-Vita aus Buch 1. 2va [Swer] druͦnder noch zuͦ kampfe gat[Ane zw]iuel er gesiget,[Wande i]m mit truͦwen helfe wiget … — … [Beide e]del vnde auch riche[Er] was vil heimeliche[Cri]stes vndertan gewesen ([Text bricht ab]). 2vb Wand er hete grozen ruͦch,/ Wie er in wol bestacte,/ Ein nuwe grab man hatte … — … Cristes muͦter, die mein ich,/ Die bracht er harte lieblich/ In sin hus, da er ir pflac ([Text bricht ab]). 2ra Nach sime tode suͦnder clage/ Vf ersten in sin leben/ Duͦ salt nv dar zuͦ rat geben … — … Daz wil ich uͦch her nach sagen,/ Auch wil ich da bi nicht verdagen,/ Alse des zit wirt her na ([Text bricht ab]). 2rb Zeimal uͦf die iaget reit/ Von geschiht wart er do br[acht]/ Daz er bleib uͦber nacht … — … Lieblich, alse daz wol gezam,/ Da iegelicher uͦf quam/ Vaste uͦz sinens kindes wegen ([Text bricht ab]). Weiterer Textzeuge der HAB: 404.10 Novi (23). Edition: Das Alte Passional, hg. v. Karl August Hahn, Frankfurt a.M. 1845. Das Fragment enthält folgenden Text: Hahn 80,4-80,45; 80,62-81,7 und 81,24-81,63; 81,80-82,31. Literatur: Hans-Georg Richert, Passional, in: 2VL 7 (1989), Sp. 332-340; zur Überlieferung des ‚Passionals’ vgl. Hans-Georg Richert, Wege und Formen der Passionalüberlieferung (Hermaea N.F. 40), Tübingen 1978 (ohne dieses Fragment).


Revisions:
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  • Normdaten ergänzt oder korrigiert. (schassan, 2015-09-07)

Beschreibung erstellt im Rahmen eines Bibliothekspraktikums an der HAB, 2011.
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