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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 2° Cod.Ms. hist. 46
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Wappenbuch

Papier — 52 Bl. — 42-42,3 × 26-26,5 cm — Niederrhein / Westfalen oder Niederlande (Geldern?) — 17. Jh. (2. H.)-18. Jh. (?)

Wasserzeichen: Wappen mit Lilie (Schild bekrönt - ohne weitere Belegung - Buchstaben und Marke WR) sowie die Buchstaben IHS mit Kreuz darüber als Gegenmarke (ähnelt diesbezüglich WZIS DE0945-Froberger4450_4 mit WZIS DE0945-Froberger4450_9 aus der 2. H. des 17. Jhs., allerdings unterscheiden sich diese Wasserzeichen in wesentlichen Details von denen der vorliegenden Handschrift). Lagen: Die Handschrift setzt sich zusammen aus: I+2 (4). I (6). 11 II (32!). III-2 (35a!); Blattweiser auf Bl. 1, 9, 13, 15, 17, 20, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 29, 30, 31, 32, 33, 34 u. 35. Bleistiftfoliierung (modern): 1-35a; alle leeren Blätter wurden bei der Foliierung ursprünglich nicht berücksichtigt und führen deshalb nun Unternummern nach alphabetischer Folge; auf 19br rechts unten Rest einer Lagensignatur (?); die Wappen sind jeweils in zwei Spalten zu vier Reihen angeordnet, die Versoseiten sind immer leer (Ausnahme: 28v, wo umgekehrt die Rectoseite leer ist; vielleicht wurde dieses Doppelblatt falsch eingebunden); die - nur auf einem Teil der Blätter vorhandenen - Bild- bzw. Wappenunterschriften sind wohl von einer Hand geschrieben, die von den Formen der Finançiere beeinflusst war. Die Sammlung enthält 158 Wappen, großteils mit Schablonen vorgezeichnet und mit Deckfarben koloriert (s. zum Inhalt).

Farbig marmorierter Pappeinband des 18. oder 19. Jhs.; Rücken mit schwarzem Papierstreifen verstärkt, darauf aufgeklebt ein hellbraunes Papierschildchen mit der handschriftlichen Inhaltsangabe Wappen sowie das Signaturenschildchen der SUB (Cod. Ms. hist. 46). Die moderne Göttinger Signatur ist zudem mit Bleistift eingetragen auf dem VS (Cod. Ms. hist. 46); ebd. darunter eingeklebt auch die Handschriftenbeschreibung von Wilhelm Meyer; auf dem HS links unten in Bleistift die ältere Göttinger Signatur Cod. hist. 13.

Herkunft: Die Zusammenstellung der Wappen spricht für eine Herkunft aus dem niederrheinischen Raum, ein Befund, der auch durch die orthographischen bzw. sprachlichen Eigenheiten der Wappenunterschriften sowie die spätere Geschichte der Handschrift gestützt wird (s. u.). Wilhelm Meyer datierte dieses Wappenbuch auf das 16. Jahrhundert (vgl. Göttingen 2, S. 12), doch das Wasserzeichen des verwendeten Papiers macht eher eine Entstehung in der zweiten H. des 17. und/oder in der ersten H. des 18. Jhs. wahrscheinlich. Vermutlich bilden die mit Schablone I erstellten Wappen eine ältere Zeitschicht, während die mit Schablone II angefertigten Wappen später hinzugefügt sind (deren Ausgestaltung ist etwas flüchtiger, die verwendeten Farben wirken jünger und die Blattweiser befinden sich beinahe durchgehend nur auf Blättern, auf denen Wappen der Gruppe I abgebildet sind; demnach liegt die Vermutung nahe, dass Letztere von der 'Anlagehand' stammen). Da es sich um eine alphabetische Sammlung handelt, dabei aber offenbar mehrere Buchstaben fehlen, könnte die Handschrift ursprünglich noch weitere Blätter umfasst haben. Vermutlich besaß sie ursprünglich keinen festen Einband, vielmehr handelte es sich wohl um eine bewusst auf Erweiterung hin angelegte Loseblattsammlung, die erst später gebunden wurde. — 1765 wurde sie auf einer Auktion bei van Os in Den Haag für die UB Göttingen angekauft (vgl. J. Macnamara, Catalogue d'une tres belle bibliothéque ... rassemblée par Mr. de Macnamara, A la Haye: Van Os, 1765, Nr. 156); mittig auf 1r dementsprechend der älteste Bibliotheksstempel der UB Göttingen.

Göttingen 2, S. 12. — Handschriftencensus.

1r-35r Wappenbuch (niederrhein.). Die Sammlung enthält 158 Wappen von Geschlechtern des niederrheinisch-westfälisch-niederländischen Raumes und ist nach dem Alphabet geordnet; sie beginnt mit dem Buchstaben B und den Wappen der Familien Brempt und Bronkhorst-Batenburg von Anholt (Bronchorst an Batenburg tot Anholt) und endet mit Waldbott von Bassenheim (Walpoot), Wielich (Willich?) und Zwaefken (nicht 'Zwaetken', wie bei Göttingen 2, S. 12 steht). Die meisten Wappen sind als Vollwappen mit Spangenhelm in Frontalansicht, Helmzier und Helmdecke gestaltet; jeweils mit Schablone vorgezeichnet, dann mit Deckfarben ausgeführt; es kommen zwei unterschiedliche Schablonen vor (I: Helmdecke mit runden Ausläufern; II: Helmdecke mit spitzen Ausläufern), die wohl entweder von unterschiedlichen Personen und/oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten verwendet wurden; auf allen Blättern findet sich jeweils nur eine der beiden Formen (I: 1r-2r, 9r, 15r, 17r, 20r, 23r-35r; II: 3r-8r, 11r-14r, 16r, 18r-19r, 21r-22r); zudem sind 10 Wappendarstellungen mit Helm und Helmdecke nur als Vorzeichnungen ausgeführt, 12 weitere Vorzeichnungen bestehen nur aus einem leeren Wappenschild. Speziell bei jenen Wappen, die mit Schablone II angefertigt wurden, fehlt häufig die Helmzier. Durch Bildunterschriften namentlich bezeichnet sind nur Wappen, die mit Schablone I angefertigt wurden, dabei jedoch nicht alle, sondern nur 52. (35v-35av) leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 2 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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