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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 8° Cod.Ms. theol. 290
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Andreas Proles

Papier — I, 97+1, I Bl. — 19,6 × 14,3 cm — Norddeutschland — 15. Jh., 2. H. (nach 1460)

Wasserzeichen: Dreiberg (WZIS DE3270-theol290_20; die ähnlichsten Motive stammen aus den 1470er/80er Jahren); Dreiberg (WZIS DE3270-theol290_41; die ähnlichsten Motive stammen aus den 1470er/80er Jahren); Dreiberg (WZIS DE3270-theol290_31; ähnlich: WZIS DE1335-PO-151622 - 1478, Braunschweig); Wappen (WZIS DE3270-theol290_46,1). Lagen: 3 VI (36). VI-1+1 (47!). 3 VI (83). VII (97); bei der Neubindung wurden ein neues Vorsatz- und Nachsatzbl. angefügt; zudem ist zwischen Bl. 46 und 47 ein verlorenes mittelalterliches Bl. (Textverlust) durch ein leeres neues ersetzt und als Bl. 46,1 gezählt. Bleistiftfoliierung (modern): 1-97. Bereits frühzeitig, nämlich spätestens in Helmstedt (s. unter Herkunft), wurden beschädigte Bl. der Handschrift restauriert bzw. ergänzt und dabei auf 1r-v auch Textergänzungen in Buchstaben vorgenommen, die mittelalterliche Formen imitieren; zugleich dürfte bei der Neubindung der Handschrift der Buchblock an den Rändern erneut beschnitten worden sein. Schriftraum: 14,2-15,8 × 9,5-10,5 cm; 19-30 Zeilen; gesamter Haupttext in schleifenloser Bastarda von einer Hand und sorgfältig geschrieben; verschiedentlich Korrekturen (diese zumeist in deutlich kleinerer und feinerer Schrift); die Oberlängen in der ersten Zeile des Öfteren in die Länge gezogen und in charakteristischer Weise verziert (mit je 2-3 kleinen Knoten auf der linken Seite der Schäfte); Einfügungszeichen in Form eines spitzen Winkels, dessen Spitze nach oben zeigt, Streichungen vielfach in Rot; durchgehend rubriziert; einfache Lombarden bzw. Initialen in Rot.

Schlichter Pappeinband des 18. (?) Jhs.; auf dem Rücken aufgeklebt 1.: ledernes Titelschildchen mit Goldprägung bzw. der Aufschrift Ueber das Geistliche Leben sowie 2.: modernes Signaturenschildchen der SUB. Auf dem VS mit Bleistift eingetragen die moderne Signatur Cod. Ms. theol. 290, zudem darauf eingeklebt das Bearbeitungsformular der Preuß. Akad. d. Wiss. (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; März 1939) sowie die Handschriftenbeschreibung von Wilhelm Meyer; auf dem HS ist die ältere Göttinger Signatur Cod. theolog. 213 vermerkt.

Herkunft: So wie die beiden weiteren bekannten Überlieferungsträger dieses Textes entstammt die Göttinger Handschrift dem niederdeutschen Sprachraum, wo zwischen 1460 und 1480 auch das Werk selbst entstand (wenigstens in seiner lat. Fassung; vgl. Weinbrenner Klosterreform, S. 141-142). — Auf unbekanntem Weg gelangte die Handschrift in die Universitätsbibliothek Helmstedt (vgl. den Besitzstempel auf 1r sowie den auf 2r eingeklebten Zettel mit dem Vermerk Ueber das geistige Leben. Mss. Helmst. 4. Nr 77.). Von dort dürfte sie im Zuge der Auflösung der Hochschule 1810 und der darauffolgenden Transferierung des Helmstedter Handschriftenbestands an die Bibliothek der Georgia Augusta gelangt und danach dort verblieben sein - anders als die übrigen Helmstedter Handschriften, die nach Wolfenbüttel verbracht wurden (vgl. Lesser Geschichte, S. LIV-LXVI; es passt zu dieser Annahme, dass die Handschrift in das alte, aus einer Loseblattsammlung bestehende Göttinger Handschriftenverzeichnis wohl vom Bibliothekar Jeremias David Reuss [1789-1837] eingetragen wurde, s. SUB, Bibliotheksarchiv, alte Kataloge, Nr. 67:5 unter Mscpt. Theol. 290).

Göttingen 2, S. 472. — Zumkeller, S. 57, Nr. 101. — Weinbrenner Klosterreform, S. 139

Ir-Iv leer, abgesehen von dem modernen Bleistifteintrag Über das geistige Leben auf Ir.

1r–97v Andreas Proles. (1r–97r) De sunderliken gnade eynes geistliken leuendes. De erste ys uorlatynge pyne und schult; hiir vmme schulle wy merken, wii dat de oltueders vele twyuels hebben gehat van der uorgeuynghe … — … wente dar wart den openbar alle lydent Christi vullenkomen des neyn mynsche kan vullen bekennen; vnde en hebben di nicht lef gehat dar vmme sint se vordomlyck et cetera.Explicit‹. Zu diesem Werk des Andreas Proles gibt es einerseits eine lateinische Fassung mit dem Titel 'Praerogativae religionis' in einer ehemals Quedlinburger Handschrift (Halle a. d. Saale, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen Anhalt, Qu. Cod. 87; siehe dazu Halle, S. 88-89 sowie Weinbrenner Klosterreform, hier speziell S. 139); andererseits eine Zwickauer Parallelüberlieferung mit dem deutschen Text, die das gleiche Format und den genau gleichen Umfang von 97 Bl. aufweist sowie mit einem beinahe identischen Anhang zum Text schließt (Zwickau, Ratsschulbibliothek, Ms. VIII VI, 22; s. dazu Zwickau, S. 97 sowie im Folgenden; allgemeiner zu Andreas Proles und seinem Werk Malm Art. Proles, Sp. 1592-1594 und Weinbrenner Klosterreform). (97v) Anmerkungen , zum Verfasser des vorliegenden Werkes und zu Verfassern ähnlicher Schriften: De andechtige vader Iohannes Capistranus de predigede to Lypsch vele sunderliker gnade de eyn geistlik persone in eynen geordenten orden mach vordeynen, mer wan of he wertlik were … — … Auer wetet dat dusse materien de hiir vorsteit de heft geprediget de werdige mester vnd vader de vicarius der augustiner de vnder pawestliken priuileyen in der reformacien leuen vnd heft se prediget to synen broderen. Syn name sy gescreuen in den boke der saligen. Amen. [estimo pater Iohannes Proles] ... Merke den syn vnd meyninge der scrift, eft de scriver heft gedwalen eder de quoten der capittel uerscreuen vorstant den syn de cristen menynge, etc. (Johannes Capistranus kam 1452 nach Leipzig; vgl. etwa Wilde Die Zauberei- und Hexenprozesse, S. 105). Bei diesen Anmerkungen handelt es sich um eine Erweiterung der - noch von Adreas Proles stammenden - Angaben im Explicit der lateinischen Fassung aus der Quedlinburger Handschrift (vgl. Weinbrenner Klosterreform, S. 141, Anm. 31), die sich wortgleich auch in der deutschen Parallelüberlieferung bzw. der Zwickauer Handschrift findet - nur endet der Text dort bereits bei den Worten Vnde heft se prediget to synen broderen. Syn name sy geschreuen yn dem boke der saligen, Amen. Vgl. Zwickau, S. 97.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 2 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2)
Halle Die Handschriften der ehemaligen Stifts- und Gymnasialbibliothek Quedlinburg in Halle, beschrieben von J. Fliege, Halle/S. 1982 (Arbeiten aus der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle a. d. Saale 25)
Lesser Geschichte B. Lesser, Zur Geschichte und Katalogisierung der Helmstedter Handschriften, in: Die mittelalterlichen Helmstedter Handschriften der Herzog August Bibliothek. Teil I: Cod. Guelf. 1 Helmst. – Cod. Guelf. 276 Helmst., bearbeitet von H. Härtel, C. Heitzmann, D. Merzbacher und Dems., Wiesbaden 2012, XII–XCII
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)
Zumkeller A. Zumkeller, Manuskripte von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibliotheken, Würzburg 1966 (Cassiciacum 20)
Zwickau Die mittelalterlichen Handschriften der Ratsschulbibliothek Zwickau. Bestandsverzeichnis aus dem Zentralinventar mittelalterlicher Handschriften, bearbeitet von R. Schipke, Berlin 1990 (Deutsche Staatsbibliothek, Handschrifteninventare 13)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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