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Beschreibung von Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 4° Cod.Ms. theol. 57
Lukas Wolfinger: In Vorbereitung: Katalog der mittelalterlichen volkssprachigen Handschriften der SUB Göttingen, beschrieben von Lukas Wolfinger.

Apokalypse - Autoritäten

Papier — I, 10, I Bl. — 29,4 × 20,9 cm — Schwaben — 15. Jh. (wohl 3. V.)

Wasserzeichen: Turm mit Zinnen (WZIS DE3270-theol57_4; Variante 1456); Turm mit Zinnen (WZIS DE3270-theol57_10; Varianten 1454-1460). Lagen: VI-2 (10); vermutlich war die Lage ursprünglich ein Sexternio, dessen letzte beiden Bl. verloren sind; Bl. 1-2 sind vorne an den übrigen Teil der Lage angeklebt; bei der Bindung im 18. oder 19. Jh. wurde je ein neues Vor- und Nachsatzbl. hinzugefügt. Bleistiftfoliierung (modern): 1-10; Schriftraum: 24,2-24,5 × 16,4-17 cm, 39-46 Zeilen; gesamter Text von einer Hand in gut lesbarer, aber anspruchsloser Bastarda geschrieben; die Sprüche auf 9v-10r mit abgesetzten Versen; rubriziert, nicht zuletzt die Versalien; zudem rote Überschriften.

Schlichter Pappeinband des 18. oder 19. Jhs.; auf dem VD aufgeklebt modernes Signaturenschildchen der SUB; zudem auf dem VS mit Bleistift eingetragen die ältere (moderne) Signatur Cod. Ms. theol. 63; die Zahl wurde später jedoch gestrichen und daneben zur aktuellen Signatur 57 korrigiert. Auf dem VS sind eingeklebt die Beschreibung von W. Meyer, ein gedrucktes Formular mit den Angaben Auch als Mikroform vorhanden unter Sign.: MF/4° Cod. Ms. theol. 57 sowie das Formular der Preuß. Akad. d. Wiss. mit den entsprechenden Bearbeitungsvermerken (Friedrich Grütters; April 1914). Auf dem HS ist außerdem eingetragen eine weitere Göttinger Alt-Signatur (Cod. theolog. 29).

Herkunft: Die Handschrift stellt in ihrem Hauptteil offenbar die Übersetzung der lateinischen Texte eines Apokalypse-Blockbuchs dar (s. zum Inhalt), das um 1468 gedruckt wurde; da Varianten der Wasserzeichen, die in der Handschrift vorhanden sind, für die 1450-1460er-Jahre nachweisbar sind, liegt eine Entstehung im zeitlichen Umfeld des Druckes nahe. Die Schreibsprache spricht für eine Entstehung im schwäbischen Raum, vielleicht Augsburg. — Auf welchen Wegen und wann genau die Handschrift an die Bibliothek der Georgia Augusta gelangte, ist nicht bekannt; der entsprechende Eintrag im alten, als Loseblattsammlung angelegten Göttinger Handschriftenkatalog (s. SUB, Bibliotheksarchiv, alte Kataloge, Nr. 67:5, Mscpt. Theol. 57) belegt jedoch eine Erwerbung gegen Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jhs., da er noch von Jeremias David Reuss geschrieben wurde, der an der Universitätsbibliothek von 1789 bis 1837 wirkte. Passend dazu findet sich auf 1r der älteste Bibliotheksstempel der Göttinger UB.

Göttingen 2, S. 331. — RepmA, Sigle Heiser Autorität Freidank, S. 34-35, S. 57, S. 58-60. — Handschriftencensus.

Ir-Iv leer, aber am unteren Rand des Blattes ist noch ein zweites Bearbeitungsformular der preuß. Akad. d. Wiss. eingeklebt (Bearbeiterin: Dr. Marie-Luise Dittrich; März 1939) - zusätzlich zu jenem aus dem Jahr 1914 auf dem VS.

1r-9r Johannes evangelista: Apokalypse (dt. Übersetzung der Texte eines lat. Blockbuchs). [D]ie pekerten von den abtgöttern durch das predigen sancti Johannis, Drusiana vnd die andren … — … vnd in seinem grab wart nicht gefunden dan allain das himel prot das noch heut pey dissem tag sicht auff wallen deo gracias. Bei diesem Text handelt es sich um die dt. Übersetzung jener lat. Textes-Worte, die in dem in Deutschland entstandenen und ca. 1468 gedruckten Blockbuch 'Apocalypsis Sancti Joannis' (V. Ausgabe) enthalten sind. Dieses besteht aus 24 einseitig bedruckten Blättern bzw. 48 Tafeln mit 92 szenischen Darstellungen; siehe etwa die Exemplare in München, Universitätsbibliothek, Cim. 45 und München, Bayerische Staatsbibliothek, Xylogr. 3; Lit.: Xylographa Bavarica, S. 121-124, S. 126-128, S. 303-304; Schreiber Manuel de l’amateur, S. 161 ff.; Lengenfelder Apocalypsis, S. 54-70.

9v-10r Autoritäten und Sprüche. (9va-10rb) Autoritäten (gereimt). (9va) ›Salmon‹. Aller weisshait fundamend/ ist das man got lieb hat kend … — … vnd an betten ainen got vnd halten dar zů sein gebot. (9va) ›Jeronimus‹. wer nach der welt ere gůt stett/ vnd dem in sünden wol gett … — … das ist ain zaichen wol gewis/ der ewigen verdampnis. (9va) ›Gregorius‹. Was sol mir reichtum aun gůt/ ich můsz sterben in dottes flůt … — … zeidlich gůt kump vnd vert/ der ewig frewd allweg wert. (9va) ›Dauit‹. Wer sein hoffung in reichtum secz/ der nimt geren ain eyttel ende … — … die greber send sein vme flecz/ vnd der helle pein aun wende. (9va) ›Salmon‹. Mere über all sült ir mercken/ vnd armlüt miltigklich pesterken … — … da kompt lon von über all/ der euch ewigklich beleiben sall. Der hier Salomo zugeschriebene Vierzeiler wird in der sonstigen Überlieferung teilweise auch Freidank zugeordnet und ist als Teil des 'Autoritätenfreidank' ediert bei Heiser Autorität Freidank, S. 55-57, Nr. 3a.1. (9va) ›Freidanck‹. Ich haun gůt das ist nit mein/ ach got wes mag es sein … — … Es stat nit me in meim gebot/ wan ich verzer vnd gib durch got. (9va) ›Johannes‹. Wer die welt hat erkorn/ der hat da mit uerlorn … — … wan es dan gat an sein schaiden/ so ist er quitt von in paiden. (9va-b) ›Ambrosius‹. Wilt mit got verainet sein/ so sich got an die selle dein … — … vnd töt dein pössen natur/ du uil ödlu creatur. (9vb) ›Augusteinnus‹. Mir wart nie pösser werckt bekant/dan gehorsam in ordens bant … — … als ich mich kan besinen/ wer das tůd in rechter minen. (9vb) ›Freidanck‹. Wer hie disse kurczen zeid/ nimpt für die ewigseligkait … — … der hat sich selb betrogen/ vnd zimert auff den regenbogen. Vgl. dazu Bezzenberger Fridankes Bescheidenheit, S. 68 (1,7-10). (9vb) ›Ieromimus‹. Das spricht got der here/ wer demüttig vnd dultig were … — … vnd selber wol bekend sich/ der mensch wol selleklich. (9vb) ›Chato‹. Gedenck was du pist vnd werden salt/ du seiest junck oder alt … — … Secz du in deinr sinne zinder/ so tust der sünden uil destminder. (9vb) ›Iob‹. Pisz alweg geren auch allain/ vnd halt dein gedenck rain … — … vnd hab vor augen die zechen bot/ vor allen dingen hab lieb got. (9vb) ›Salomon‹. Salmon spricht der weisz here/ kain sünd hasset got mere … — … wan hoffart das wol verstet/ wan sy über alle sunde get. (9vb) ›Freidanck‹. Vil gejagt vnd wenick gefangen/ uil gehört vnd wenick verstanden … — … vil gesechen vnd wenick gemercket/ das sind ale verlorn gewercket. Auch sonst mehrfach Freidank zugeschrieben; als Teil des 'Autoritätenfreidank' ediert bei Heiser Autorität Freidank, S. 60-61, Nr. 6a. (10ra) ›Sant Pauls‹. Wer der sel in warhat lebt/ der mag nit wol verderben … — … wer nach der welt lust auch strebt/ der můsz ewigklich verderben. (10ra) ›Sant Pauls Perenhartus‹. Es ist gar ain halliger freytag/ so man von sünden fliechen mag … — … Tuget über alle tuget gett/ da ains pössen willen wider stett; die Zuordnung zu Paulus wurde später zu Perenhartus korrigiert. Vgl. Bezzenberger Fridankes Bescheidenheit, S. 100 (36,23-24) und S. 116 (54,4-5). (10ra) ›Berenhardus Augusteinus‹. Der gůtte werck hie hat begangen/ der gat in die ewighait … — … die pössen müssen gefangen/ in der helle pittrikait. Die Angabe Augusteinus ist später nachgetragen - als Korrektur oder Ergänzung. (10ra) ›Augenstein vnser her‹. Ein söllich gericht wil ich dir geben/ als du dich haltes in deim leben … — … vnd hab got lieb verschmech die welt/ Sy geid pösser wider gelt. Die Angabe vnser her wurde später eingetragen. (10ra) ›Freidanck‹. Seid recht vnd beschaidenhait/ der tugend kron auff traitt … — … so hab ich nicht bösser gelessen/ dan recht tůn vnd frelich wessen. Als Teil des 'Autoritätenfreidank' ediert bei Heiser Autorität Freidank, S. 58-59, Nr. 5a. (10ra) ›Ieronimus‹. Als du solt sterben weib oder man/ was du weltes das hetes getan … — … da richt dein leben nachzstund/ weil du hie pist gesund. (10ra) ›Sennica‹. Das sünd nicht sunde wer/ dennoch so wer sy mir vnmer … — … vmb ir grossn vnflätigkait/ das weist mich mein beschayhait. Sonst auch Freidanck zugeschrieben; vgl. Bezzenberger Fridankes Bescheidenheit, S. 103 (40,5-7). (10ra) ›Ysias‹. Wer da tregt auswendig schein/ vnd auch gaistlichen orden … — … vnd tregt nich lieb im herczen sein/ der wirt sein sel ermorden. (10rb) ›Salomon‹. Aller welt weishait leg an ainem sin/ wan wir müssen doch al da hin … — … das wir vns keren zu ainer ainighait/ vnd laussen vns die welt ain pittrikait. (10rb) ›Freidanck‹. Seid allu werck send lon enpfachen/ so ist gůt von sünden gachen … — … Nů lůg wie du lebst auff erde/ das du ewigklich sellig müst werden. Als Teil des 'Autoritätenfreidank' ediert bei Heiser Autorität Freidank, S. 57-58, Nr. 4a.1. (10rb) ›Sant Peter‹. Wilt du behalten das ewig leben/ flüch sünd in tuget halt dich eben … — … wan gewonhait tugenlicher sachen/ kan die natur nicht anders machen. (10rb) ›Yeronimus‹. Gedenck an die jungsten zeid/ so maniger we vnd we schreit … — … da yedlichs menschs můst rechnung geben/ was er begangen hat in seim leben. (10rb) ›Augusteinnus‹. In alle deine wercken/ soltu auff dein end mercken … — … wie tarstu dar in geleben/ da du ewigklich nit in wilt streben. Diese Sammlung von Autoritäten ist mehrfach überliefert - in mehr oder weniger umfangreicher Form und vielfach mit Variationen innerhalb der Vierzeiler, mit Änderungen bei den Autoritäten-Zuschreibungen sowie in der Abfolge; vgl. dazu samt Angaben zu weiterer Überlieferung und Literatur 2VL 1, S. 557-560, hier speziell Sp. 558, Nr. 3; zur Göttinger Sammlung s. auch RepmA, Sigle ; ziemlich nahe scheinen derselben, was den Bestand an Vierzeilern, die Reihenfolge und namentliche Zuordnung der Autoritäten betrifft, etwa die Sammlungen in folgenden Codices zu stehen: Gießen, Universitätsbibliothek, Hs 1247, fol. 219va-220va (s. RepmA, Sigle Gi3); München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 523, fol. 127ra-128rb (s. RepmA, Sigle Mü1; ebenso München BSB 5,4); zur Göttinger Handschrift und den darin enthaltenen Autoritäten siehe zudem Jäger 'Durch reimen gute lere geben', S. 47, S. 211-212, S. 229, S. 232-233, S. 235, S. 253, S. 257, S. 259; Heiser Autorität Freidank, S. 39, S. 54, S. 55-56, S. 58-60. (10rb) Sprüche. (10rb) ›explcit [!] ain end‹. Vil hör vnd wenig sag/ nit veranwurt alle frag … — … wan uil red ward nie gut/ da von hiet dich vor der flut/ das du behätest deinen mund/ so bistu weis zu aller stund. (10rb) ›der hailig gaist‹. Der mensch sich selber strauffen sol/ vmb sein ubel so tůt er wol … — … denck an sein end zů aller stund/ daw von so wirt sein sell gesund/ vnd würt behiet vor helle grund./ Amen. (10v) leer.


Abgekürzt zitierte Literatur

Göttingen 2 Die Handschriften in Göttingen, Bd. 2: Universitäts-Bibliothek: Geschichte, Karten, Naturwissenschaften, Theologie, Handschriften aus Lüneburg, beschrieben von W. Meyer, Berlin 1893 (Verzeichniss der Handschriften im Preussischen Staate, Abt. 1: Hannover. Bd. 1: Die Handschriften in Göttingen 2)
Handschriftencensus Handschriftencensus. Eine Bestandsaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters. Online-Datenbank: https://handschriftencensus.de/
München BSB 5,4 Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München, Bd 4: Cgm 501–690, beschrieben von K. Schneider, Wiesbaden 1978 (Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Monacensis 5,4)
WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der abendländischen mittelalterlichen Handschriften der SUB Göttingen Volkssprachige Handschriften.
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