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Beschreibung von Halberstadt, Domschatz, Inv.-Nr. 476 (olim M 40)
Katalog der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften in Halberstadt. Verzeichnis der Bestände der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Domschatz zu Halberstadt, und des Historischen Archivs der Stadt Halberstadt, bearbeitet von P. Carmassi, Wiesbaden 2018

Iob cum glossis

Pergament — 100 Bl. — 26 × 18 cm — Frankreich (Amiens?) (?) — 12. Jh. Drittes Viertel

Lagen: I (1). 12 IV (97). III-3 (100). Lagenbezeichnung: römische Zahlen. Zwischen fol. 57v (Iob 21,34: … cum responsa vestra repugnare ostensa sint veritati//) und fol. 58r eine Lücke von einem Quaternio. Der Text setzt 58r mit Iob 28,8-9 wieder ein (//per eam leena. Ad silicem extendit manum suam … ). Der Verlust wird durch die Numerierung der Quaterniones (Sprung von VIIus, fol. 57v, zu nonus, fol. 65v) sowie durch die Angaben von Schmidt, der noch 106 Bl. (ohne Schutzblätter) zählte, bestätigt. Moderne Foliierung (Bleistift). Schriftraum: 19-21,5 × 15 cm. Zwei- und dreispaltig. In der Regel 17-18 Zeilen Bibeltext, aber auch weniger, abhängig vom Umfang der Glossen. Bei den zweispaltigen Abschnitten am Anfang und Ende der Handschrift 42 Zeilen. Carolino-Gothica. Verschiedene Hände. Insulare Abkürzung für est. Häufige, mit Blindgriffel geschriebene, spätmittelalterliche Interlinear- und Randglossen. Gelegentlich Nota-Zeichen am Rande. Rubriziert. Auszeichnungschrift: Capitalis und Unzialis gemischt. 6v: V(vir) (!), 6 cm hohe historisierte Initiale auf rechteckigem Feld mit goldenem und blauem Rahmen. Binnengrund: Gold. Außengrund Blau, mit feinen Ornamentalmotiven in Weiß. Rankenförmige Ausläufer mit Goldpollen. Der kranke Job im Gespräch mit seiner Frau (vgl. Iob 2,7-10). Schwarze Federzeichnung. Job sitzt auf einem grauen Dunghaufen, nur die Hüften mit einem Tuch bedeckt. Farbloser Körper und blasses Gesicht vermitteln den Eindruck von Krankheit. Die Frau, in Rot und Blau gekleidet, drückt mit dem Handgestus Abstand und Dissens von ihrem Mann aus. Farben: Rot, Blau, Rosa, Weiß, Grau, Gold. 2,5 bis 5,5 cm hohe Initialen in grüner und roter Farbe mit geometrischen Aussparungen, gelegentlich Spangen und Punktverdickung im Buchstabenstamm, Punkten und Vegetabilia als Besatzornamentik und Ausläufer. Ab fol. 50 Initialen nur in roter Farbe. Die Initiale auf fol. 6v wurde hinzugefügt (drittes Viertel des 13. Jahrhunderts), als der Codex noch in Frankreich war. Ich danke Patricia Stirnemann (Paris) für die Hinweise über die Lokalisierung der Schrift und die Datierung der historisierten Initiale.

Spätmittelalterlicher Einband, restauriert. Holzdeckel mit braunem Leder bezogen. Vier Langschließen (modern). Spuren von alten Schließen. Auf dem Rücken zwei aufeinander geklebte Signaturschilder, von denen das oberste die Signatur M 40 trägt. Auf dem Rücken auch Titel, mit Tinte geschrieben: Propheta . Auf dem HD Johann … (?).

Herkunft: Frankreich 12. und 13. Jh. — 99v: Zwei Besitzvermerke (13. Jh.) aus der Bischofskirche zu Halberstadt: Iste liber est maioris ecclesie in Halberstat; Iste liber est sancti Stephani in Halberstat. Der Codex ist mit dem Textus Job cum glosa, im Dominventar aus dem Jahr 1465 aufgelistet, zu identifizieren. Vgl. Diestelkamp, Inventarium, S. 191. Eine Hand weist große Ähnlichkeit auf mit dem Hauptschreiber im Codex M 33, ebenfalls mit Besitzvermerk aus dem Dom zu Halberstadt. HS: Moderne Inventarnotiz aus dem Jahr 1962.

Schmidt (1878), 40, S. 21. — Hinz, Gegenwärtige Vergangenheit, S. 229. — Carmassi, Die Orte der Bücher

1r-2r leer.

2va Cogor per singulos scripturę. Stegmüller RB 344.

3ra In terra quidem habitasse Iob. Stegmüller RB 349.

Capitula. De origine Iob et enumeratione filiorum … — … suo sermone non complectitur.

3va Hieronymus: Epistula 53. CSEL 54, 1, S. 455, Z. 9 - S. 456, Z. 1.

Gregorius I, papa: Moralia in Iob. CCSL 143, S. 1-7.

5ra Quedam historice hic dicuntur et allegorice et moraliter. Weitgehend übereinstimmend mit Biblia Sacra Cum Glossa Ordinaria … Tomus Tertius, Sp. 18-20; PL 113, Sp. 748-751.

5vb ›Ieronimus De psalmo XLVI‹. Hieronymus: Tractatus de psalmo LXVI. CCSL 78, S. 39, Z. 144-162.

Moraliter‹. Per Iob Christus id est caput et corpus … — … iubilei numerum tenemur. Kompendium aus: Gregorius I, papa: Moralia in Iob. CCSL 143, S. 43, Z. 9 - S. 47, Z. 20.

6v-94r Iob cum glossis. Kapitelangaben in alternierenden roter und blauer Farbe, anscheinend später hinzugefügt und meistens später gestrichen und durch neue Kapiteleinteilung ersetzt. Fol. 49v: Paragraphenzeichen in roter und blauer Farbe alternierend. Vgl. Biblia Sacra cum Glossa Ordinaria … Tomus Tertius (Antverpiae 1634), Sp. 18-430; PL 113, Sp. 751-840 (bis zum Kap. XXII). Allerdings nur teilweise übereinstimmend. Überwiegend Glossen aus Gregor, Moralia in Iob. Gelegentlich werden die Glossen mit den Überschriften Moraliter, Mistice oder Allegorice eingeleitet.

94va-99r Verschiedene Glossen, hintereinander auf zwei Spalten (außer fol. 99r) geschrieben, ohne Titel und Bibeltext. Numquid coniungere poteris micantes stellas Pliades [Vgl. Iob 38,31]. Pliades ab Oriente Arcturus ab Aquilone surgit et quantumque se per girum verterit Pliades ostendit … — … sed simplicitatem conscientiae qua despiciunt Israelite deo offerre. Zum ersten Textabschnitt vgl. Stegmüller RB 9813. Stegmüller RB 26352.

99r Federproben (Alphabete, unvollständig).

99v Besitzvermerke auf leerem Blatt (s. o.). — 100r leer.

100v mit z. T. unleserlichen, abradierten Notizen.


Abgekürzt zitierte Literatur

PL Patrologiae cursus completus. Series Latina, Bd. 1–221, hrsg. von J. P. Migne, Paris 1844–1865
Stegmüller RB F. Stegmüller, Repertorium biblicum medii aevi, Bd. 1–11, Madrid 1950–1980

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Halberstädter Handschriften
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