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spalmodiis,
diutrixmit superskribiertem
a) in der ersten Hälfte des 13. Jh. auf den leeren Rückseiten der Miniaturen nachgetragen. Direkt darunter:
Ich vrowe such daz ichmich beide herte vnd uogen taghet
dies aegyptiacivorangestellt:
Ast Februi quarta est precedittertia finem
Dat duodena cohors septem inde decemque Decembris.Druck:
Castoris presbyteris, 9.3.
Gregorii episcopi, 30.3.
Quirini martyris, 13.4.
Euphemie virginis, 24.4.
Alexandrini martyris, 9.5.
Translatio sancti Nicholai, 26.5.
Bede presbyteri, 3.12.
Cassiani martyris. Hinzu kommen einige Sonderfeste des Kanonissenstiftes St. Servatius in Quedlinburg, die auch im sog. "Goldenen Hildesheimer Kalendarium" – Cod. Guelf. 13 Aug. 2°, vgl. zum Codex selbst
Agathe virginis, 13.5.
Servatii episcopi, 3.6.
(rot), 5.6.Laurentini
Bonefacii episcopi et sociorum eius, 12.6.
Basilidis Cirini Naboris, 15.6.
Viti Modesti Cresantii martyrum, 13.7.
Margarete virginis3.8.
Inventio sancti Stephani prothomartyris, 13.8.
Ypoliti martyris, 21.10.
XI milium virginum, 8.11.
Quatuor coronatorum, 22.11.
Cecilie virginis, 29.12.
Thome martyris in Cantuaria. Bemerkenswert sind außerdem die beiden Hildesheimer Sonderfeste
Cantianorum adventus(1.4.) und
Cantianorum(31.5.) sowie einige sonst im Nordharzraum nicht nachweisbare und eher in den frankobelgischen Raum gehörende Heilige: 25.10.
Cleophe discipuli domini, 11.10.
Gummari confessoris, 13.10.
Venantii episcopi, 30.10.
Seraphionis episcopi, 27.11.
Valeriani confessoris, 10.12.
Melchiadis pape. Eindeutig nach Quedlinburg weisen die beiden Memorialeinträge für zwei Quedlinburger Äbtissinnen:
Obiit Beatrix abbatissa
Obiit Athelheit abbatissa
Ermengardis monacha obiit, 30.4.
Margareta virgo obiit, 23.6.
Mechtildis obiit, 28.7.
Sophia virgo obiit, 24.9.
obiit Mactildis conversa), Laien (u. a. rot 21.5.
Eilart obiit, 18.7.
Meinfredus laicus obiit, 7.9.
Berterath laicus obiit) oder Priester (z. B. 18.10.
Burchardus monachus obiit). Die in Cod. Guelf. 13 Aug. 2° vorhandenen Einträge für nach 1200 verstorbene Mitglieder des Stifts fehlen hier ebenso wie die in Quedlinburg verehrte, im Jahre 1200 kanonisierte Kaiserin Kunigunde. Für die Identifizierung der Quedlinburger Provenienz und weitere Hinweise danke ich PD Dr. M. E. Müller, Gotha. Einen Terminus post quem für den gesamten Codex liefert der bislang nur aus diesem Kalendar bekannte Memorialeintrag
Memoria illorum qui Erpesfordie casu interfecti suntzum 26.7., der sich auf den sog. "Erfurter Latrinensturz" vom 26.7.1184 bezieht, als während des Erfurter Hoftages von König Heinrich VI. das erste Obergeschoss der als Tagungsort vorgesehenen Dompropstei von St. Marien unter der Last der Anwesenden zusammenbrach, wobei etwa 60 Teilnehmer des Hoftages den Tod in der unter dem Gebäude befindlichen Abortgrube fanden. Eine Zusammenstellung aller Quellen dazu in:
Tibi cherubyn et seraphyn incessabiliDruck (u. a.):
Benedicteund
Nicolaerot,
Gregoriiblau hervorgehoben, abschließend:
o sancti confessores orate pro nobisund
o sancti monachi et heremite orate pro nobis.
Pro pastore nostro,
Pro rege nostro,
Pro antistite nostrosowie
Pro congregacione nostra.
1–
188.
Alle Bl. sind an der vorderen unterem Ecke bis fast ins gesamte untere Drittel so stark abgegriffen, dass die Schrift teilweise verblasst ist. Am Vorderschnitt Beschädigungen durch Fraß und Feuchtigkeit, bei der Restaurierung (1962) beschnitten und mittels neu angesetztem Pergament repariert.
Hand 1: Text der Psalmen und Cantica (r
nach o
, b
usf. bereits Züge der frühen Textualis trägt;
Hand 2:
Hand 3: ẏ
wie in Cod. Guelf. 1075 Helmst.).
Auf Bl.
Ihesus Nazarenus rex iudeorum
angedeutet. Unter dem Kreuz links Maria mit purpurnem Maphorion und heller, heute fast völlig farbloser Tunika, rechts Johannes mit hellroter Tunika und ebenfalls purpurnem Pallium, beide im Trauergestus. —
Ave Maria gratia plena dominus tecum
. Der Name der rechts stehenden, dem göttlichen Boten zugewandten Maria, die mit leicht geneigtem Haupt und vor die Brust erhobenen Händen die Botschaft empfängt, ist mit Goldschrift hervorgehoben. Sie trägt eine blaue Tunika, ein purpurnes Maphorion und schwarze Schuhe. —
Viri galilei quid statis aspicientes
, rechts: Hic Ihesus qui assumptus est a vobis
(Act 1,11). Zu beiden Seiten des Berges sind Maria und acht der Apostel in zwei bewegten, in Gestalt und Ausdruck reich differenzierten Gruppen zu erkennen. Während Maria im Vordergrund der linken Gruppe steht, weist rechts der an Haar- und Barttracht kenntliche Petrus auf den gen Himmel fahrenden Christus. Zu derartigen Darstellungen der Himmelfahrt vgl.
KŁ
(kalendae) in goldenen Majuskeln vor grünem (K) bzw. blauem (Ł) Polstergrund hervorgehoben und mit einem dünnen roten Rahmen versehen; identische Auszeichnungen finden sich im Kalendar des älteren "Hamerslebener Psalters" Cod. Guelf. 1075 Helmst., 1v–6v, wieder, vgl. zu diesem Codex
B
zu Ps 1 in einem blau gerahmten, 11 x 8 cm großen Feld auf Goldgrund. Die Haste des Buchstabenkörpers ist blau, der obere Bogen mit kurzem Palmettenausläufer rot, der untere, ebenso auslaufende, grün; die drei Teile sind zur Steigerung der Plastizität mit Weißhöhungen versehen. Die spiralig gedrehten Bogenausläufer enden im Binnenfeld in großen, vielfach verzweigten und krautig gelappten Oktopusblättern in den Farben Blau, Rot, Gelb, Grün und Altrosa, wiederum mit Weißhöhungen, die ebenso wie die beiden bis auf ihre roten phrygischen Mützen nackten Rankenkletterer den Einfluss des anglofranzösischen Channel-Style verraten. Auf dem unteren Bogen sitzen zwei weitere Gestalten in blau-roten Gewändern, welche die dünnen Ausläufer der Spiralranken und Blätter um die beiden Buchstabenbögen schlingen und sie auf diese Weise verbinden. In merkwürdigem Gegensatz zu dieser qualitätvollen Initiale steht die Tatsache, dass das Initium
Beatus vir qui non habiit in consilio impiorum
nicht geschrieben, sondern vermutlich nachträglich mit einem dünnen Instrument in den Goldgrund geritzt wurde. In ihrer Gestaltung sehr ähnlich ist die nicht historisierte Beatus-Initiale des gleichzeitig entstandenen Psalters Hamburg, SUB, Cod. 84 in scrin., 14r (
D
zu Ps 26 über 7 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der grüne, mit plastischen Weißhöhungen versehene Buchstabenkörper ist mit einem komplexen Geflecht aus roten, blauen, rosa und grünen Ranken gefüllt, die in der Mitte von einem rautenförmigen goldenen Band zusammengehalten werden. Die Ranken enden am Buchstabenkörper in umgebogenen, kräftig gelappten Halbpalmetten. Die in Unzialform nach links oben gerichtete Oberlänge besteht aus einer roten, mit einer Halbpalmette am Buchstabenkörper befestigten Ranke, die in vier Palmetten endet, die auf der Vorderseite blau und grün, auf der Rückseite einheitlich rot gefärbt sind. —
D
zu Ps 38 über 7 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der kreisrunde Buchstabenkörper ist in Altrosa gehalten und zeigt im Binnenfeld eine runde blaue Ranke, aus deren unten geöffneten Enden ein mächtiges Oktopusblatt hervorwächst, das auf der Vorderseite von Blau und Rot bzw. Gold und Blau und auf der Rückseite von Grün und Rot geteilt ist. Die in Unzialform nach links oben gerichtete Oberlänge ist als roter zweifüßiger Drachen (Lindwurm) mit kleinen blauen Flügeln gestaltet, dessen Adlerkopf nach links blickt; der lange Schwanz des Fabelwesens ist mit einer blauen Halbpalmette am Buchstabenkörper befestigt. —
Q
zu Ps 51 über 7 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der kreisrunde Buchstabenkörper ist in Altrosa gehalten und zeigt im Binnenfeld eine runde rote Ranke, aus deren unten geöffneten Enden ein mächtiges Oktopusblatt hervorwächst, das auf der Vorderseite von Gold, Blau und Rot bzw. Rot, Grün und Gold und auf der Rückseite von Rosa und Blau geteilt ist. Als Cauda dient ein langgestreckter roter zweifüßiger Drache (Lindwurm) mit roten Flügeln, goldenen Füßen und einem auf dem Seitensteg in drei Halbpalmetten auslaufenden Schweif, dessen rückwärtsgewandter blauer Kopf um den Buchstabenkörper geschlungen ist und sich von hinten in diesen verbeißt. Ein ähnlicher Drache findet sich in Cod. Guelf. 1075 Helmst., 62r ebenfalls bei Ps. 51. —
D
zu Ps 52 über 6 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der kreisrunde Buchstabenkörper ist in Rot gehalten und zeigt im Binnenfeld ein mächtiges, tief gespaltenes Oktopusblatt, das auf der Vorderseite von Rot und Rosa bzw. Rot und Blau und auf der Rückseite von Blau und Gold geteilt ist. Die in Unzialform nach links oben gerichtete Oberlänge besteht aus einer altrosa gefärbten, mit einer Halbpalmette am Buchstabenkörper befestigten Ranke, die in zwei ebenfalls in Altrosa gehaltenen Halbpalmetten und einem großen, dazwischen gestellten, geäderten Tütenblatt (vorn blau, hinten rot gefärbt) ausläuft. —
S
zu Ps 68 über 8 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der Buchstabenkörper besteht aus einer kräftigen roten Ranke, die in der Mitte gespalten ist und am oberen bzw. unteren Ende jeweils in eine waagerecht umgeknickte, kräftig gelappte Halbpalmette von gleicher Farbe ausläuft. Die beiden Teile des Binnenfeldes werden jeweils von einem mächtigen, krautig gelappten Oktopusblatt gefüllt; das obere ist auf der Vorderseite abwechselnd von Grün und Rot, auf der Rückseite von Gold und Blau geteilt, das untere ist auf der Vorderseite abwechselnd in Grün, Rot und Blau, auf der Rückseite in Blau und Gold gehalten. —
E
zu Ps 80 über 8 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der Buchstabenkörper besteht aus einer kräftigen roten Ranke, die am oberen bzw. unteren Ende jeweils in eine waagerecht umgeknickte, kräftig gelappte Halbpalmette von gleicher Farbe ausläuft und in der Mitte durch den grünen Querbalken gesteckt ist. Die beiden Teile des Binnenfeldes werden jeweils von einem breit ausladenden, krautig gelappten Oktopusblatt gefüllt; das obere ist auf der Vorderseite abwechselnd von Grün und Rot bzw. Blau und Altrosa, auf der Rückseite von Blau und Rot geteilt, das untere ist auf der Vorderseite abwechselnd in Rot, Blau und Grün, auf der Rückseite in Altrosa und Blau gehalten. —
C
zu Ps 97 über 7 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund, stark verblasst. Der Buchstabenkörper besteht aus einer kräftigen Ranke in Altrosa, die am oberen bzw. unteren Ende jeweils in eine waagerecht umgeknickte, kräftig gelappte Halbpalmette von gleicher Farbe ausläuft. Im Binnenfeld befindet sich eine runde blassgrüne Ranke, aus deren unten geöffneten Enden ein tief gespaltenes Oktopusblatt hervorwächst, das auf der Vorderseite von Blau und Rosa und auf der Rückseite von Gold und Rot geteilt ist. —
D
zu Ps 101 über 6 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund, stark verblasst. Der kreisrunde Buchstabenkörper ist in Grün gehalten und zeigt im Binnenfeld ein symmetrisch sternförmiges Oktopusblatt, das auf der Vorderseite abwechselnd von Grün und Rot geteilt und auf der Rückseite in Altrosa gehalten ist. Die in Unzialform nach links oben gerichtete Oberlänge besteht aus einer wechselnd rot und grün gefärbten, mit einer roten Halbpalmette am Buchstabenkörper befestigten Ranke, die in einem sternartigen, von Grün, Rot und Rosa geteilten Dreiblatt ausläuft. —
D
zu Ps 109 über 7 Zeilen auf blau gerahmtem Goldgrund. Der kreisrunde Buchstabenkörper ist in Altrosa gehalten und zeigt im Binnenfeld ein voluminöses, tief gespaltenes Oktopusblatt, das auf der Vorderseite von Rot und Gold bzw. Grün und Blau und auf der Rückseite von Blau und Rot geteilt ist. Die in Unzialform nach links oben gerichtete Oberlänge besteht aus einer blassgrün gefärbten, mit einer Halbpalmette am Buchstabenkörper befestigten Ranke, die in einer dreifach gelappten Palmette ausläuft, die auf der Vorderseite von Rot und Blau geteilt und auf der Rückseite blassgrün gefärbt ist. —
Am Beginn der einzelnen Psalmen zumeist rote, selten blaue Lombarden über 2 Zeilen mit einfachem, sehr schematisch wirkendem und noch kaum vom Buchstaben gelösten Palmettenfleuronée als silhouettenhafter Konturbegleitung in der Gegenfarbe. In den Binnenfeldern befinden sich gleichfalls gegenfarbige geometrische Zierelemente aus Linienbündeln und Stäben sowie gestielte, umgeknickte Halbpalmetten. Die meisten Lombarden werden außerdem von meist gegenfarbigen Punkten begleitet.
Der Text ist durchgängig rubriziert und mit roten Satzmajuskeln in Unzialis versehen.
Der Codex war zunächst in einen romanischen Holzdeckelband mit Lederüberzug gebunden. Drei Doppelbünde. An den Rändern von Bl. 10, 35, 51, 66, 82, 102, 122 und 139v Spuren verlorener Blattweiser.
Der stark beschädigte Einband wurde 1958 im Atelier von K. Desbarats (Stadtarchiv Freiburg/Br.) durch einen neuen Holzdeckelband mit weißem Ziegenlederüberzug und einer neuen Langriemenschließe ersetzt.
Der Entstehungszeitraum des Codex lässt sich zwischen 1184/90 und 1210 eingrenzen, wozu auch der paläographische Befund, die Ausführung der Miniaturen und das Fleuronnée passen; Einflüsse des Zackenstils sind nicht erkennbar. Die Schriftheimat ist im Nordharzraum, nach Ausweis der Schrift und der Gestaltung der Initialen im Augustiner-Chorherrenstift St. Pancratius in Hamersleben, zu suchen.
Das Kalendar mit seinen spezifischen Festen und den zeitnah hinzugefügten nekrologischen Notizen sowie das hohe Niveau von Schrift und Ausstattung zeigen, dass der Codex für das reichsunmittelbare
Da kein direkter Buchtransfer aus Quedlinburg nach Wolfenbüttel oder Helmstedt bekannt ist, gelangte der Psalter vermutlich über die Familie einer Besitzerin in einen der südniedersächsischen Frauenkonvente. Dabei könnte es sich um das Schreibschulen
, 30 und 97f.
Sofern dies zutrifft, befand sich der Codex seit X 40
der Papalia Miscellanea
als Ein alt Psalterium cum premissa historia Christi picta
aufgeführt ist. Eine Verwechslung mit den Psalterien aus Wöltingerode ist ausgeschlossen, da diese an anderer Stelle genannt sind. Seit 1075
beschrieben: Psalmi et Cantica mutil. fine membr. 8°.
— Die Hs. wurde 1810 nicht in die Universitätsbibliothek Göttingen überführt und ist unter der Katalognummer von Bruns in der Verlustliste der Göttinger Bibliothekskommisison vom Mai 1812 genannt, vgl. Göttingen, SUB, BA, B 25b:2, Promemoria der Göttinger Bibliothekskommission vom 9.10.1815, Anlage H, unfol., sondern verblieb, zusammen mit dem Codex Helmstedt, Ehemalige Universitätsbibliothek, I Hs 2 hinter einem Regal versteckt, im Juleum zu Helmstedt und wurde erst 1957 durch den Bibliothekar