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Beschreibung der Handschrift Kiel, Universitätsbibliothek, Cod. ms. Bord. 112,1
Die Bordesholmer Handschriften der Universitätsbibliothek Kiel, beschrieben von Kerstin Schnabel. Wolfenbüttel 2020
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Programms Erschließung und Digitalisierung handschriftlicher und gedruckter Überlieferung

Grammatische Sammelhandschrift

Papier — II, 248 Bl. — 21 × 14,5 cm — Ratzeburg (?) / Norddeutschland / Bordesholm — 15. Jh, 2. Hälfte / 15. Jh., 2. Viertel

Aus drei Teilen zusammengesetzt. I: 1r–66v, II: 67r–194v und III: 195r–244v. Ein vierter Teil wird heute unter der Signatur Cod. ms. Bord. 112,2 verwahrt.

Spätgotischer Holzdeckeleinband mit braunem Lederbezug. Auf dem VD oben schwache Abdrücke eines Signaturschildes, darunter Reste eines Signaturschildes aus Papier aus dem frühen 17. Jh., 4 × 5 cm, Aufschrift S … sis … Lateris Sextis / Liber X. Darunter mit Bleistift 112. Auf dem HD am oberen Rand vier Löcher der ehemaligen Kettenbefestigung. Drei Doppelbünde, an Kopf und Schwanz einfache Kapitalbünde. Zwei Riemenschließen mit Fensterlager nordelbischen Typs mit Zierlöchern und am Rand umlaufenden Zierkerben. Nur Lager und Gegenbleche erhalten. Restauriert 1982 von der Restaurierwerkstatt des Landesarchivs Schleswig-Holstein. Spiegelblätter und Vorsätze erneuert. Die originalen Spiegelblätter abgelöst und mitgeheftet. Am Ende wurden 46 leere Bl. als Platzhalter mitgebunden, dann des abgelöste hintere Spiegelblatt und weitere vier leere Bl. eingefügt. Entnommen wurden die Bl. 238–324, heute Cod. ms. Bord. 112,2. Der Restaurierbericht ist der Handschrift beigeheftet. Leder am Rücken gebrochen.

Fragment: VS und HS. Norddeutschland. 11. Jh. Pergament. 2 Bl. 21,7 × 17,5–18,5 cm , mit jeweils einem Umschlag von 4 cm. Die beiden Bl. sind am oberen Rand beschnitten. Schriftraum: 16 × 15 cm. Einspaltig. 18 blindliniierte Zeilen erhalten (beschnitten). Karolingische Minuskel von einer Hand. Rote Lombarden. VS, HS Lectionar. (VSr) Mt 21,44–46 und Mt 27,6–12. (VSv) Gn 27,14–23. (HSr) Mt 15,12–20. (HSv) Ier 7,3–8.

Herkunft: Die Teile des Codex wurden wohl in Bordesholm vereint. Dies legen die bekannten Schreibhände von Bordesholmer Chorherren sowie der zweimal vorkommende Liber Aequivocorum des Johannes Garlandia nahe. Die Teile II und III wurden von einer der beteiligten Hände, der des Nikolaus Thome, mit einer Foliierung versehen. Der Einband trägt keine Stempel einer Bordesholmer Werkstatt. Die Makulatur ist aufgrund ihres Alters für Bordesholm ungewöhnlich. Die Buchschließenlager deuten zumindest auf die Bindung in Nordelbien hin. — Im Katalog von 1488 (Cod. ms. Bord. 1a) unter der Signatur K iii mit den folgenden Titeln aufgeführt: Equivoca Johannis de Garlandia. Synonima cum registro. De quantitatibus syllabarum. De pedibus metrorum. De littera et ejus accidentibus. De metrorum diversitate. De variis rigmis. De viciis in metris cauendis. Regule generales tertie partis Alexandri. De partibus dictaminum. De diversis statibus personarum. De modis incipiendi materiam. De modis prolongandi et abbreviandi materiam. De modis cum difficultate loquendi. De modis plane loquendi sine coloribus. De modis egregie loquendi. De coloribus verborum. De coloribus sententiarum. De viciis dictaminum. De modis prolongandi sermones. De arte memorativa. De verbis deponentialibus. Vocabularius de verbis et adverbiis. Im Verzeichnis von 1606 (Cod. ms. Bord. 2a) nicht eindeutig erwähnt. Im Verzeichnis von 1616 als Grammaticalia varia bezeichnet. Um das Jahr 1665 (Cod. ms. Bord. 1b) benannt mit Liber grammaticalis explicans originem quorundam vocabulorum cum indice locuplete.

Merzdorf, 44. — Steffenhagen Nr. CCXLVII. — Ratjen, 110f. — Krämer, 100. — Borchling 2, 145. — Kristeller 3, 587. — Schnabel, 83, 379, 549.

I

Papier — II, 66 Bl. — Ratzeburg (?) — um 1460

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange mit Stern: WZIS DE4620-PO-76971 (1447), ein weiterer Typ nicht nachweisbar. Zwei Schlüssel, zweikonturiger Schaft, gekreuzt: zwei Typen nicht nachweisbar. Lagen: I (II). 5 VI (60). VI–6 (66). Lagenzählung recto mittig am Falz jeweils auf dem ersten Bl. der Lage 2–6. Durchgängige Tintenfoliierung aus dem 19. Jh. 1–237. Ein ungezählter Schaltzettel zwischen Bl. 44 und 45: 5,8 × 14,5 cm. Schwemmränder und verblasste Schrift am oberen rechten bzw. linken Rand. Bei den ersten vier Bl. wurden Fehlstellen im Papier ergänzt (Textverlust). Stockflecke. Teilweise Fehlstellen im Papier. Schriftraum: 17–18 × 10–11 cm. 36–40 Zeilen. Text und Kommentar sind durch unterschiedliche Schriftgrößen kenntlich gemacht. Von zwei Händen in Bastarda geschrieben. Hand 1: Johannes Meyer Ir und 1r–65r, Hand 2: 65v–66v. Anfangs rubriziert, die Bl. 15v–65r ohne Rubrizierung. Rote Lombarden über zwei bis drei Zeilen.

Herkunft: Von dem späteren Bordesholmer Chorherrn Johannes Meyer wohl noch während seiner Zeit als Kanoniker in Ratzeburg erstellt, wo mehrere Abschriften grammatischen Inhalts entstanden.

Bl. 66v mittelniederdeutsch.

Ir Inhaltsverzeichnis. Equivoca Johannis … — … Vocabularius de verbis et adverbiis. Im oberen rechten Teil des Blattes Textverlust durch einen Wasserschaden und nachfolgender Papierergänzung. Auf Iv die Zahl 247, siehe die Signatur im Verzeichnis von ca. 1665. – IIr–v leer.

1v–65r Johannes de Garlandia: Liber aequivocorum cum commentario. (1v–64v) Textus. A nomen signat trahitur profertur utrumque. | Colligit autorat inspirat progrediturque … — … Zelus amor zelus invidet atque cupit. | Zelus cupit nimium sic invidet ac ymitatur. Mit Interlinearglosse. (1r–65r) Commentarius. (1r–v) Prologus commentarii. O piger surge qui dormis [Prv 6,9] incitatur surgere a sua ignorancia … — … ut habita notitia presentis libri possumus habetur notitiam sive expositionem diversarum dictionum. Bl. 1 und 2 sind durch einen Wasserschaden und nachfolgende restauratorische Papierergänzung am oberen Rand stark beschädigt. Der Anfang stimmt zunächst überein mit dem Kommentar zum Distigium sive Cornutus antiquus des Johannes de Garlandia, verglichen mit Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 604 Helmst., 135v. (1v–65r) Textus commentarii. Iste liber de cuius subiecto dictum est principali sui divisione dividitur in viginti unum capitula … — … sic indignatur zelo cupit ac ymytatur et zelus aliquando ponitur pro iura dei pro qua dignetur nos custodire et conservare qui sine fine vivit in secula seculorum amen amen amen. Druck des Textes: GW M13638M13652, M13838, M13839. Der Kommentar ist ungedruckt. Literatur: Paetow, 133–135. Glorieux Faculté, 211–214 Nr. 235n. Walther I, 54. G. L. Bursill-Hall, Johannes de Garlandia – Forgotten Grammarian and the Manuscript Tradition. Historiographia Linguistica 3 (1976), 155–177, hier 166 Nr. 11b (Hs. genannt). Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.1. 2VL 4, 612–623, bes. 615f. Munari Handschriften, 185–196, 190 Hs. erwähnt. E. Habel, Johannes de Garlandia ein Schulmann des 13. Jh., in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 19,1 (1909), 1–34, hier 20f. (65r) Regula orthographiae. Item regula ortographie. Quando due consonantes mediant inter duas vocales tunc ille due consonantes debent sillabicari …

65v–66r Jacobus de Voragine: Legenda aurea. De ieiuniis quattuor temporum. ›Item de quatuor temporibus‹. Ieiunia quatuor temporum a Calixto papa instituta sunt fiunt autem hec ieiunia quater in anno secundum quatuor tempora ipsius anni … — … et quia tristes erant apostoli de nece sui domini. Druck: Maggioni LA cap. 35, 230–233. Danach eine Liste mit zwölf Heiligenfeiertagen und den Zeiten des Sonnenauf- und untergangs. Gregorii sol oritur mane hora sexta …

66v Rezept gegen Gicht. ›Ars bona et valde utilis de podagra‹. Est item ita. Sume I quentin cutelosen wortelen I quentin linsensaet I quentin turbit eyn quentin seni. Species has require in abboteca. Dat schal men to samende stoten to pulver. Item nym ok dat vorder beyn van enem doden mynschen … — … unde ware di io vor slap.

II

Papier — 129 Bl. — Norddeutschland — 15. Jh., 2. Viertel

Wasserzeichen: Armbrust, frei, Schaft zweikonturig, ohne Beizeichen: WZIS DE4500-W_263_26 (1426–1450). Buchstabe P, frei, einfache Form, Schaft zweikonturig, ohne Balken: Variante von WZIS DE3315-GMXXXVII.E.109._87 (1427–1433). Ochsenkopf mit Augen, darüber einkonturige Stange mit Blume: Variante von WZIS DE8085-PO-66534 (1426), Variante von WZIS DE8085-PO-66608 (1424), WZIS DE4860-Ms800_38 (o. J.), WZIS DE4860-Ms800_42 (o. J.). Mohr mit Kopfbedeckung, Krone und Stirnband: WZIS DE0960-Mgf1320_116 (1426), zwei weitere Typen nicht nachweisbar. Ochsenkopf mit Augen und Nase: nicht nachweisbar. Anker ohne Kreis, mit einkonturigen Flunken: vier Typen nicht nachweisbar. Lagen: VI–3 (75). 3 VI (110)! VI+1 (123). 5 VI (183). VI–1 (194). Lagenzählung recto mittig am Falz jeweils auf dem ersten Bl. der Lage in Fortsetzung der Zählung aus Teil I, sichtbar 8–10. Dazu eine zweite Lagenzählung 2–4 recto oben links am Falz. Durchgängige Tintenfoliierung aus dem 19. Jh. Zählfehler: ein Bl. ungezählt, jetzt 86a. Zeitgenössische Foliierung ab Bl. 69 bis zum Ende des dritten Handschriftenteils 1–161, mit Zählfehlern. Ausgelassen wurden die Bl. 195–200b. Ein ungezählter Schaltzettel zwischen Bl. 125 und 126: 11,6 × 11,6 cm. Schwemmränder und verblasste Schrift am oberen rechten bzw. linken Rand. Stockflecke. Teilweise Fehlstellen im Papier. Schriftraum: 17–18 × 10–11 cm. 36–40 Zeilen. Von zwei Händen in Bastarda geschrieben. Hand 1: 67r–137v, Hand 2: 137v–194r. Rubriziert. Rote Lombarden über zwei bis drei Zeilen.

67r Fragment. Quer zur Leserichtung das Ende von Ausführungen zur Ars grammatica. Die vorherigen beiden Blätter der Lage wurden herausgeschnitten. Endet: Metus. Res timoris quia affectus est de malo futuro. Et sic est finis.

67v–123r Johannes de Garlandia: Liber aequivocorum cum commentario. (68r–123r) Textus. A nomen signat trahitur profertur utrumque | Colligit autorat inspirat progrediturque … — … Est demon zabulus zabulus quoque fertur arena | Zelotes Christus est panis in cruce pistus. Abweichende Fassung, vgl. das Ende auch in Erfurt, UB, Dep. Erf. CA qu. 51, 1r–42v (Erfurt, 327). (67v–123r) Commentarius. (67v–68r) Prologus commentarii. Ego [O] domus egregia compungor ad lacrimas tuam intuens solitudinem. Hanc propositionem scribit philosophus in poetria in qua quidem propositione duo innuuntur [!] applicando est eam ad scientiam gramaticalem … — … secundum quadam similitudinem imponitur unus terminus. (68v–123r) Textus commentarii. Iste liber cuius subiectum est dictiones equivoce sub compendio compilare. Prima sui divisione dividitur in tot capitula quot sunt litere in ordine alphabeti … — … beati apostoli Simon et Thadeus et Iudas Zelotes cum ingressi essent per fidem. ›Explicit hic liber sit scriptor crimine liber‹. Der Kommentar ist ungedruckt. Zum Druck des Textes und zur Literatur siehe oben, außerdem erwähnt bei Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.2 und Bursill-Hall, Johannes de Gralandia, siehe oben. Ein Wortindex auf Bl. 195r–196r.

123v Notizen zur Grammatik in überblicksartiger Darstellung. ›Verbum personale‹. Substantivum: Sum fio existo … Vocativum: appellor nuncupor nominor dicor vocor …

124r–139r Rosula grammaticae cum commentario. Textus. Divo presidio paro compilare libellum | Quo vocum regimen explico clericulis … — … Hunc virtute dei mihi suffragante spei | Cui mea laudes pias mens sine fine canet. Mit Interlinearglosse. (124r–139r) Commentarius. (124r–125r) Prologus commentarii. ›Si quis diligit me lectionem meum servabit [Io 14,23].Iohannis decimo quarto que quedam verba finaliter etc. dicta de domino gloriosissimo in propria persona … — … Item nota subiectum huius libri est hic connexum congruitas generalis nam quamquam in eo docetur hic respicit congruitatem generalem. (125r–139r) Textus commentarii. Iste libellus qui intitulari potest rosule grammatice dividitur in tres tractatus quorum primus est de regimine partium orationis … — … ultima pars liber tertius … cum magna devotione est invocanda et etiam summe deitati gratiarum exhibitio est imponenda. Mit einem anderen Kommentarprolog kommen die Verse und der Kommentartext auch vor in Uppsala, UB, C 655, 146r–160v, (Uppsala 6, 226). Die Verse außerdem in Nürnberg, StB, Cent. VII, 53, 69r–78v (Nürnberg StB 4, 186). Literatur: Walther I 4649. Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.3. VL 2 8, 258 (Hs. genannt).

139v–191r Johannes de Garlandia: Liber de synonymis. (140r–191r) Textus. ›Incipit liber sinonimorum‹. Ad mare ne videar latices deferre camino | Igniculum densis vel frondes addere silvis … — … Talpa nutrit humus flamme pascunt salemadram. Mit Interlinearglosse. (139v–191r) Commentarius. (139v–140r) Prologus commentarii. Antequam procedatur ad textum aliqua communia propositio huius libri recitantur … — … sed causa efficiens est duplex scilicet propinqua est solus deus sed remota est editor huius libri. (140r–191r) Textus commentarii. Iste liber cuius subiectum est diversorum dictionum synonimarum … — … a dei visione separamur sed cum electis in eternum gloriamur. Der Kommentar ist ungedruckt. Druck des Textes: PL 150, 1577–1590. GW M13833M13839, M13841M13845, M13847M13850. Literatur: Bursill-Hall, Johannes de Gralandia (siehe oben), 170 (Hs. erwähnt). Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.4. Walther I 374. 2VL 4, 617. E. Habel, Johannes de Garlandia (wie oben), 19f.

191v–193v De coniugatione verborum. ›Amo amas amat‹. Tractatus secundus Donati prosagici in quo docet coniugare verba omnium coniugationum et dividitur in duo capitula. In primo docet coniugare verba regularia in secundo verba irregularia … — … de aliis temporibus et modis et de vocabulo patet consimiliter. ›Et sic est finis‹. Literatur: Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.5. (Erw. in Handschriften Nordwestdeutschland, 99).

194r Prologus commentarii in doctrinale Alexandri de Villa Dei. Concupivit rex speciem meam quia laudabilis sum et decora. Hec verba principaliter sunt dicta de domina nostra gloriosa … — … Idem patet per Alanum: Infantulos docet ipsa loqui linguas ligatas solvit quam propter laborinctus ipsam vocat matrem sermonis et radicem loquele. Am Ende Alanus ab Insulis, Anticlaudianus, Liber II, PL 210, 506. Nur der Anfang des Prologs. Vgl. Lüneburg, RB, Theol. 4° 79, 163 (Lüneburg 3 , 114) und Kremsmünster, Stiftsbibliothek, CC 81, 53r (Kremsmünster 2, 405). – 194v leer.

III

Papier — 53 Bl. — Bordesholm — nach 1461

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange mit Stern: WZIS DE8280-Hs.55.1000_999 (1469, auch in Cod. ms. Bord. 88 und 118). Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, darüber einkonturige Stange mit Blume, darunter Kreis: Variante von WZIS DE7635-PO-71788 (1459). Anker ohne Kreis, mit einkonturigen Flunken: nicht nachweisbar. Lagen: IV (200b). VII+1 (214)! IV–3 (219). VI+1 (232). VI (244). Zählfehler: Drei ungezählte Bl., jetzt 200a–c. Durchgängige Tintenfoliierung aus dem 19. Jh. Die letzten sieben Bl. mit moderner Bleistiftfoliierung. Ein ungezählter Schaltzettel zwischen Bl. 200c und 201: 11 × 14,5 cm. Bl. 214 zu zwei Dritteln im unteren Teil abgeschnitten, 7–8 × 14,5 cm. Ein gezählter Schaltzettel, Bl. 221, 10,2 × 13,5 cm. Schwemmränder und verblasste Schrift am oberen rechten bzw. linken Rand. Stockflecke. Teilweise Fehlstellen im Papier. Schriftraum: 17–18 × 10–11 cm. 40–50 Zeilen. 205v–207v zweispaltig. Von Nikolaus Thome in Bastarda geschrieben. Rubriziert. Rote schweifte Klammern und Verbindungslinien.

Herkunft: Die Register und die beiden letzten Texte wurden erste später von gleicher Hand erstellt bzw. hinzugefügt. Ihre Entstehung könnte daher in Bordesholm vermutet werden. Zugleich scheint die zeitgenössische Foliierung vorgenommen worden zu sein, die bereits in Teil II beginnt.

195r–196r Registrum libri aequivocarum. ›Equivoca‹. A ala alter anima amimalis … — … zona zelotes. Ohne Blattangaben, vierspaltig, die letzte Sp. leer.

196v–200r Registrum libri de synonymis. ›Synonima‹. Anima diversa habet officia … — … venter aluus uterus alveolus ventriculus. Danach: Animalia vivencia ex quatuor elementis: Allec ex aqua. Gamaleon ex aere. Talpa ex terra. Salemandra ex igne. Siehe Bl. 191r.

200v Inhaltsverzeichnis. Sunt etiam in hoc libro alia utilia scilicet tractatus de regimen novum … qui dicitur rosula gramatice de quo 58 … Mit Bezug auf die zeitgenössische Zählung. – 200ar–200cv leer.

201r–220v Figurae de poetria. Zumeist als gegliederte Übersicht oder schematische Darstellung aufbereitet und mit roten geschweiften Klammern verbundene Textgruppierungen. (201r–202r) De littera, syllaba et pedibus. ›Litera‹. Aristoteles dicit in quarto metaphysice quod in quolibet congrue deveniendum est ad unum primum quod est metrum et mensura omnium in illo genere … Littera est minima pars vocis composite … — … est mensura sillabarum secundum debita tempora. Teilweise wohl nach Priscian, Lib. I und II. Literatur: Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.6. (202r) Am Ende Verse aus dem Doctrinale des Alexander de Villa Dei, Vers 1565–1580. Druck: Reichling Doctrinale, 100f. (202v–203r) ›Modi metrandi in versibus penthametris sunt decem‹. Primus modus dicitur metrum applicatum … Mit den Versen 9f., 115–118, 121–124, 127–130, 132–136, 139–142, 145–148, 151–154, 156, 157–160, 163–166, 169–172, 175–181 aus Tractatus 3 des Laborintus von Eberhardus Bremensis nach Leyser, 832–834. Druck der Verse auch: E. Faral, Les arts poétiques du XIIe et du XIIIe siècle. Recherches et documents sur la technique littéraire du Moyen Âge, Paris 1924 (Bibliothèque de l'École des hautes études. Sciences historiques et philologiques 238), ND Genf 1982, hier 362–364. Literatur: Glorieux Faculté, 134 Nr. 96. Walther I 1613. 2VL 2, 273–276. T. Haye, Der Laborintus Eberhards des Deutschen. Zur Überlieferung und Rezeption eines spätmittelalterlichen Klassikers, in: Revue d'histoire des textes N. S. 8 (2013), 339–369. (203v–204r) ›Modi metrandi in versibus exametris‹. Dactilicus modus … Mit den Versen 184–216 aus Tractatus 3 des Laborintus, siehe oben. Druck: Leyser, 835f. Am Ende Versus quadrangulus: Lumen sanctorum spes mitus regia mater … Druck: Leyser, 836f. E. Faral, Les arts (wie oben), 364f. (204v) ›Vicia in metris cavenda‹. Primum quod specialis versus penthametri … (205r–207v) De sermone rhythmico. ›Sequitur de sermone ricmico‹. Ricmus dicitur a ricmon grece … Mit Exempeln und kurzer Erklärung. – 208r leer.

208v–214r De quantitatibus syllabarum. ›De quantitatibus sillabarum etc.A in dissillabis producitur ante l ut talis qualis … — … sed alia nomina grecorum inveniuntur longa ut Melanipus Ponthus et est nomen sacerdotis. Ebenfalls in optisch gegliederter Darstellung. Literatur: Bursill-Hall Census, 95 Nr. 125.2.7. – 214v leer.

215r–219r Commentarius in doctrinale Alexandri de Villa Dei pars III. ›Generalia que circa quantitates observanda et in metris respicienda‹. Sillaba que binas. Regula. Quando aliqua sillaba continet duas vocales vim suam optinentes … — … sed podagra dicitur a pos grece id est pes latine et eger quasi pestis etc. Die Kommentierung beginnt bei Vers 1605 und umfasst ausgewählte Verse bzw. deren Teile. Druck des kommentierten Textes: Reichling Doctrinale, 100–106. – 219v leer.

220r–v Figurae de dictamine. De partibus dictaminum. ›Dictamen‹. Est digna verborum compositio et artificiosa congeries cum pondere sentenciarum. Est fide negotiorum absentibus nunciamen … Partes dictaminis sunt dicentes: Salutatio … Quer zur Leserichtung in schematischer Darstellung.

221r–222r De officiis rhetoris. Rethorica secundum Tullium sic describitur: Est scientia docens de quocumque persuasibili materiam decenter invenire. Inventam recte disponere dispositam verbis venustis exornare exornatam memorie commendare … De officicis rhetoris. In qua dispensatione tanguntur quinque officia rethoris … Der Beginn gleichlautend mit dem Auszug 'Rhetorica est scientia' aus dem Viaticus dictandi des Nicolaus de Dybin , siehe Szklenar, 158–160. Es folgt jedoch eine schematische Darstellung. Bl. 221 ist nachträglich beigeheftet, die Versoseite leer. Auf Bl. 222r derselbe Inhalt als blockartiger Text, jedoch ohne wörtliche Übereinstimmung zu Dybin (verglichen mit Cod. Guelf. 820 Helmst., 66r–73v). Literatur zum Viaticus dictandi des Nicolaus de Dybin in der Beschreibung von Cod. ms. Bord. 41, 191v–204v.

222v Versus de statu personarum. ›Status personarum duplex‹. Schematische Darstellung. Die Begriffe werden mit geschweiften Klammern in roter Farbe verbunden. Die erste Differenzierung erfolgt zwischen spiritualis und secularis, dann jeweils die Unterteilung nach supremus, medius, infimus. Est summo papa cardinalis patriacha | Legatos magistros summos episcopos addas … — … robustus validus famosus que probus ymus. Vgl. Polak Treatises 3, 335.

223r–227v De modis loquendi. Schematische Übersichten mit geschweiften Klammern. (223r) ›Modi incipiendi materiam duo scilicet zeuma et ypozensis‹. Prothozeuma. Est commutatio plurium clausularum per verbum in principio … Mit den Versen 7–18 und 21–24 aus Tractatus 2 des Laborintus, nach Leyser, 810, siehe oben. E. Faral, Les arts (wie oben), 346f. (223v–224r) ›Modi prolongandi materiam‹. (224v) ›Modi abbreviandi materiam‹. (224v–226r) ›Modi egregie loquendi‹. Vgl. zu den letzten drei Übersichten Köln, HA, GB fol. 181, 17v (Köln HA 1, 78). (226v–227r) ›Modi cum difficultate loquendi‹. (227v) ›Modus plane loquendi‹.

228r–232v De coloribus rhetorici. Schematische Darstellung. (228r–229v) ›Colores verborum‹. Repetitio est cum eadem dictio in principio diversarum clausularum … — … Conclusio est eorum que dicta sunt subtilius …Expliciunt colores verborum quorum sunt 36‹. Die Wortfiguren nach Cicero, Rhetorica ad Herennium, Buch 4, mit Kurzdefinition. (230r) Merkverse. ›Versus de coloribus verborum 36‹. Re conver complex tra …Versus de coloribus sententiarum quorum sunt 19. Versus‹. Dis ly dimi … (230v–232v) ›Colores sententiarum‹. Distributio est diversorum officiorum pluribus personis … — … Demonstratio est rei absentis … a filio suo Ioseph. Quer zur Leserichtung. Die einzelnen Figuren mit roten Linien zum übergeordneten Begriff verbunden. Die Verse auch bei Nicolaus de Dybin, Viaticus dictandi, vgl. mit Wolfenbüttel, HAB, Cod. Guelf. 820 Helmst., der Text jedoch abweichend.

232v Eberhardus Bremensis: Laborintus. Excerptum. Tractatus 2, Versus 305–325. ›Versus de hiis et conditionibus demonstrationis‹. Gratia cum puero nature plena faveret | Firmus ei patris invigilavit amor … — … Venit in Egiptum nao mediante receptus | Israhel et dominus miltiplicavit eum. Darunter von anderer Hand: Anno domini 1461 Pius papa secundus annus eius tertius indictio 9 mensis Maii 25 [25.5.1461] . Druck: Leyser, 824f. E. Faral, Les arts (wie oben), 357f. Zur Literatur siehe oben.

233r–235v Tractatulus de modo praedicandi. ›Modi prolongandi sermones‹. Octo sunt modi dilatandi sermones. Primus modus est ponendo orationem pro nomine … — … quid fugiendum vicia quid timendum supplicia perpetua quid appetendum vita eterna. Ungedruckt. Literatur: Caplan Hand-list, 19 Nr. 110. Caplan Supplementary Hand-list, 16 Nr. 110. Charland, 102f.

236r–237v De arte memorativa. ›Tractatus de arte memorandi‹. Ex quo omnis defectus arte repelluntur qua et natura iuvatur … Pro cuius expeditione sciendum secundum Tullium in rethorice quod tota ars memorandi consistit in locis et ymaginibus … — … si quis velit orationem in forma verborum recordare. Hic est multum difficile et modice vel nullius utilitatis. Ungedruckt. Vgl. das Initium des Tractatus Magistri Hainrici in der Variante Omnes defectus … bei S. Heimann-Seebacher, 260 Anm. 20, siehe unten. Literatur: S. Heimann-Seebacher, Ars und scientia. Genese, Überlieferung und Funktionen der mnemotechnischen Traktatliteratur im 15. Jahrhundert, mit Edition und Untersuchung dreier deutscher Traktate und ihrer lateinischen Vorlagen, Tübingen 2000, 254–265. – 238r–244v leer bzw. nur mit der zeitgenössischen Foliierung beschrieben 155–161.


Abgekürzt zitierte Literatur

Borchling C. Borchling, Mittelniederdeutsche Handschriften in Norddeutschland und den Niederlanden. Erster Reisebericht, Göttingen 1899 (Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse 1898, Heft 2)
Bursill-Hall Census G. L. Bursill-Hall, A census of medieval latin grammatical manuscripts, Stuttgart-Bad Cannstatt 1981 (Grammatica speculativa 4)
Caplan Hand-list H. Caplan, Mediaeval "Artes praedicandi". A Hand-list, Ithaca u. a. 1934 (Cornell Studies in Classical Philology 24)
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Kristeller P. O. Kristeller, Iter Italicum, accedunt alia itinera. A finding list of uncatalogued or incompletely catalogued humanistic manuscripts of the Renaissance in italian and other libraries, Bd. 1–7, Leiden 1963–1997
Leyser Polycarpi Leyseri… Historia Poetarum Et Poematum Medii Aevi Decem Post Annvm A Nato Christo CCCC Seculorum…, Hallae 1741
Lüneburg 3 Handschriften der Ratsbücherei Lüneburg, Bd. 3: Die theologischen Handschriften: Quartreihe. Die juristischen Handschriften, beschrieben von M. Stähli, Wiesbaden, 1981 (Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen 4)
Maggioni LA Iacopo da Varazze, Legenda aurea, testo critico riveduto, hrsg. von G. P. Maggioni, Florenz 21998 (Millennio medievale 6. Testi 3)
Merzdorf J. F. L. Th. Merzdorf, Bibliothekarische Unterhaltungen. Neue Sammlung, Oldenburg 1850
Munari Handschriften F. Munari, Handschriften der mittellateinischen Schultexte "Synonyma" und "Equivoca", in: Mittellateinisches Jahrbuch 30,2 (1995), 185–196
Nürnberg StB 4 Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften, Bd. 4: Varia, 13.–15. und 16.–18. Jh., beschrieben von I. Neske, Wiesbaden 1997 (Die Handschriften der Stadtbibliothek Nürnberg 4)
Paetow Morale scolarium of John of Garland (Johannes de Garlandia), a professor in the universities of Paris and Toulouse in the thirteenth century, hrsg. von L. J. Paetow, in: Memoirs of the University of California 4,2 (History 1,2), Berkeley 1927, 69–273
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Reichling Doctrinale Das Doctrinale des Alexander de Villa-Dei. Kritisch-exegetische Ausgabe mit Einleitung, Verzeichniss der Handschriften und Drucke nebst Registern, bearbeitet von D. Reichling, Berlin 1893 (Monumenta Germaniae paedagogica 12)
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WZIS Wasserzeichen-Informationssystem. Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart (http://www.wasserzeichen-online.de/wzis/index.php)

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Katalogisierung der Bordesholmer Handschriften in der Universitätsbibliothek Kiel.
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