Zwischen seinen geschäftlichen, diplomatisch-politischen und gelehrten Korrespondenzen, seinen für höfische Rezipienten konzipierten Reisebeschreibungen, seinen komplexen Kunstkammerschränken und seinem Handel mit Kunstwerken, anderen Luxusgütern, Büchern und Handschriften bestanden vielfältige Austauschprozesse. Diese Arbeitsfelder Hainhofers konvergieren in seinen Reiserelationen: Sie bilden den Kern seines schriftlichen Nachlasses und eine außerordentliche Ressource für Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaften der Frühen Neuzeit sowie für benachbarte Disziplinen, und dies unter diversen Gesichtspunkten wie der Erforschung von Residenzen und Sammlungen, Hof-, Adels- und Zeremonialkultur, Reise- und Kunstliteratur, kulturellem Austausch und materieller Kultur, Diplomatie- und Politikgeschichte.

Ziel der digitalen Edition ist es, die Reiserelationen Hainhofers erstmals vollständig in Form von digitalen Faksimiles der Handschriften und als Volltext vorzulegen und mit umfangreichen kritischen Apparaten und Sachkommentaren in Text und Bild zu versehen. Die erste Projektphase bis 2020 umfasste die zwischen 1603 und 1636 entstandenen Beschreibungen seiner fünf Reisen an den Münchner Hof und liegt bereits auf der Editionswebsite vor. Jetzt sollen in einem zweiten Abschnitt bis 2023 die Reisen nach Nürnberg, Regensburg, Neuburg, Heidelberg (und Oberrhein) sowie Stuttgart, anschließend in einer dritten Förderperiode die Reisen nach Stettin, Innsbruck und Dresden herausgegeben werden. Die letzte Projektphase wird das Reisetagebuch der Studien- und frühen Erwachsenenjahre sowie einige kleinere Kuraufenthalte zum Thema haben. Der Abschluss des Langfristvorhabens ist für 2029 vorgesehen.

Über diese bereits seit Langem gewünschte komplette Tiefenerschließung von Hainhofers Reiserelationen hinaus wird das Projekt zudem zwei konzeptionell-strukturellen wissenschaftlichen Leitzielen dienen. Es sind dies zum einen eine Schärfung der Frage nach Funktion und Bedeutung kultureller Vermittlung und Übersetzung in einem innereuropäischen Raum in Zeiten erhöhter politischer und konfessioneller Auseinandersetzungen, zum anderen der Versuch eines erneuerten Ansatzes von Interdisziplinarität, bei dem die unterschiedlichen Fachrichtungen in gleichen Maßen integriert sind.

 

Publikationen aus dem Projekt

In Kooperation mit der Trierer Arbeitsstelle für Künstlersozialgeschichte

PURL: http://diglib.hab.de/?link=078

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
Projektbeginn: März 2017
Laufzeit der aktuellen Projektphase: Juni 2023 – Mai 2026
Projektbeteiligte: Prof. Dr. Peter Burschel (Projektleitung HAB), Prof. Dr. Dr. Andreas Tacke (Projektleitung Stiftung Leucorea), Dr. Michael Wenzel (interne Projektleitung), Dr. Ursula Timann (Bearbeiterin), Martin de la Iglesia (Bearbeiter), Stefanie Hübner (Bearbeiterin), Dr. Nicole Brüderle-Krug (Bearbeiterin)

Kooperationspartner/wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. Wolfgang Augustyn (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München), Prof. Thomas DaCosta Kaufmann, Ph.D. (Princeton University), Dr. Marika Keblusek (Universiteit Leiden), Prof. Dr. Ulinka Rublack (University of Cambridge), Prof. Dr. Kim Siebenhüner (Friedrich-Schiller-Universität Jena)