|| [ID00001]
Leichpredigt / Bey der Begrebnisz des Edlen Gestrengen Ernvhesten vnd
Hochgelarten Herrn Joachim Mynsingers von Frundeck / Iurisconsulti vnd des Fürstenthumbs Braunschweig Erbcämmerers / etc.
Seligen /
Aus dem Euangelio Lucae am 2. Capitel.
VNd sihe / ein Mensch war zu Jerusalem / mit namen Simeon / vnd derselbige Mensch
war from vnd Gottfürchtig / vnd wartet auff den Trost Israel / vnd der heilige
Geist war in jhm. Vnd jhm war ein antwort worden von dem heiligen Geist / er
solte den Todt nicht sehen / er hette denn zuuor den Christ des HErren gesehen.
Vnd kam aus anregung des Geistes in den Tempel.
Vnd da die Eltern das Kind Jesum in den Tempel brachten / das sie für jhn theten
/ wie man pfleget / nach dem Gesetz / da nam er jhn auff seine Arm / vnd lobet
Gott / vnd sprach:
|| [ID00004]
HErr / nu lessestu deinen Diener im friede fahren / wie du gesaget hast.
Denn meine Augen haben deinen Heilandt gesehen.
Welchen du bereitet hast / für allen Völckern.
Ein Liecht zuerleuchten die Heyden / vnd zum preis deines Volcks Israel.
Auszlegung.
GEliebte im HErrn / wir haben des Edlen / Gestrengen / Ehrnvhesten vnd
hochgelarten Herrn / Joachim Mynsingers von Frundeck / des weitberümbten
Juristen / vieler Fürsten Rahts / vnd dieses löblichen Fürstenthumbs
Erbcämmerers / etc. Seligen Leichnam mit Christlichen Ceremonien anhero zu grabe
vnd Ruhestedte beleitet / vnd ist löblich dieses orts hergebracht / das man
neben den Ceremonien Gott zu ehren / vnd den Menschen zu nutz / Leichpredigten
helt / dazu ich den verlesenen Text aus gewissen vnd wichtigen vhrsachen
erwehlet habe /
|| [ID00005]
Ersilich das der Lobgesang Simeonis dem
ersten fürbild / welches Gott selber zu Leichpredigten fürgestellet vnd offt
widerholet hat / gemes ist. Zum andern das diese wort sein eines alten verlebten
Mannes der vnder andern gaben den Ruhm hat / das er im Jüdischen Volcke ein
Vortrefflicher Jurist vnd der Mosaischen rechte Professor gewesen sey.
Dann dieser Simeon ist erzogen in der berümbten Jüdischen schuell Hillelis, hat zum Condiscipulo
vn̅ schulgesellen gehabt lonathan
Vlielis Son / welcher 100. Jar vor Christi geburt grosse beruff erlanget /
vn̅ sonderlich ein herrlich werck hinder sich verlassen hat /
welches die Jüden Turgium nen̅en / vn̅ ist die vbersetzung der Hebreischen Bibel in Chaldeische
sprache. Diesen lonathan hat Simeon aus sonderlichem
willen vnd schickung Gottes vberlebt / wird in der Euangelischen Historia
gerecht vnd from gerühmet / welches vberein trifft mit der Jüden zeugnis / da
sie jne Simeonem instum nennen / vnd soll ein
hochgeachter Rabbi Lehrer vnd Professor der Jüden
gewesen sein / etc. Demnach wir diesen alten Simeonem,
der zwar ein ausbündiger Theologus vnd des heiligen
Geistes voll gewesen / billich halten vor einen Doctorn
vnd Professorn der Rechten zu seiner zeit Zum dritten
bin ich von des Herrn Mynsingers seligen Kindern berichtet / das er kurtz vor
seinem Christlichen abscheide aus dieser Welt / do jhme albereit die Sprache
etwas abgeleget / vnter andern diese
|| [ID00006]
wort des alten Simeonis
gebraucht / vnd damit sein hertz ausgeschüttet hat / das er nach Gottes willen
im anschawen Jesu Christi seines Heylandes gerne vnd mit frieden diese Erde
verlasse.
Derwegen zweifels ohne alle Christliche zuhörer / den verlesenen Text diß mals
sonderlich vor bequem halten werden.
Aldieweil ich aber vermeldet habe / das Leichtpredigten von Gott verordnet sein /
vnd der verlesen Text dem vhralten Göttlichen fürbilde ehnlich sey / wil ich
durch Gottes gnade erstlich darthun / das die Leichpredigten von Gott im
Paradies angeschafft / vnd denselben eine gewisse Materia vngeschrieben / darnach auch volgends vom heiligen Geiste viel
Leichpredigten dictirt vnd in der heiligen Bibel
auffgeschrieben sein.
Zum andern / wil ich mit Gottes hülffe den Lobgesang Simeonis erkleren / wie er
dem alten Formular der Göttlichen Leichpredigten
gleichstimmet / vnd denselben theilen in zwey stücke / vnd zum ersten handeln /
von des Menschen leben / woher es sey / vnd warzu es Gott wolle gerichtet haben.
Zum andern vom Tode vnd ende dieses zeitlichen lebens / vnd wie man sich darzu
Gottselig schicken vnd bereiten solle. Vnd weil die alten Biblischen
Leichpredigten / nicht allein den lebendigen vorgestelt sein / sondern auch von
der versiorbenen leben vnd sterben den lebendigen zu sonderlicher lehr warnung
vnd trost reden / wil ich bey solchen
|| [ID00007]
beyden stücken des
Sterbliedes Simeonis von des alten Herrn Mynsingers seligen leben vnd sterben /
etwas / dz zu erbawung dienet / vermelden / der H. Geist / welcher des alten
Simeonis hertz vnd zunge regieret hat / das er im leben gerecht vnd from gewesen
/ vnd endlich so ein frölich Todtenliedt gesungen hat / wolle vns desselben
erkendtnis Christlich zu leben vnd zu sterben vmb Christi Ihesu vnsers Heylands
willen / reichlich vnd bestendig geben vnd erhalten / Amen.
Woher die Leichpredigten jren vhrsprung haben / auch was derselben materia vnd
Lehrpunct sein sollen.
ES sind zwar die Leichpredigten vhrsprünglich von Gott angestellet / vnd in der
heiligen Bibel beschrieben / aber sie haben in der Christlichen Kirchen aus
schedlichem misbrauch einen bösen nachklang erlanget. Denn etliche von den
Vetern sonderlich in dem vierden Hunderten Jahr nach Christi Geburt / haben sich
beflissen orationes funebres vnd Leichsermonen künstlich
zu schreiben / vnd darin die Heidnische Panegyricas
orationes, darin sie jhre verstorbene Helden vor dem versamleten Volck
vbermessig gerühmet / vnd sie vnter die Götter gezehlet vnd gesetzt / mit
oratischer Kunst imitiren wollen / dadurch sie zu weit
gangen /
|| [ID00008]
vnd sich in zweyen stücken vornemlich versehen
haben. Erstlich in laudibus Hyperbolicis, vnd in
vnmessigem lob der verstorbenen heiligen vnd Merterer / damit sie geringen
vnterschied zwischen Gott vnd Menschen gelassen. Vnd zum andern in Apostrophis Rhetoricis, das sie Todten nach
oratischer art angeredet / jhnen auch antwort zugeschrieben / damit den
lebendigen trost mit getheilet worden / In solchem Exces
werden befunden Basilius, Nisenus, Nazianzenus, Ambrosius,
&c. Von denen nit wenig schult herrürt / das die Canonisirung /
erhebung / vergöttung / vnd anruffung der verstorbenen heiligen in die Kirche
Gottes eingefüret worden / daher also die Leichpredigten vnd Leichsermonen fast
anrüchtig worden.
Ob nun wol solcher mißbrauch im liechte des Euangelij abgeschaffet worden / so
sind doch etliche mit or ationibus funebribus fast wilde
vnd dahin gangen / das das gröste theil derselben mit heuchlerischem / vnd fast
alzu hohem Lob der verstorbenen zubracht / vnd sonst das jenige das Gott zu
ehren / vnd die lebendigen zu lehren nötig gewesen / wenig / auch bißweilen gar
nicht berüret / vnd schmecken etliche Orationes mehr
nach dem Heidenthumb als nach dem Christenthumb / das es wol guht were / das man
niemands in der Christenheit Leichsermonen gestattet / er were dann der Theologi mechtig / vnd wüste seine rede derselben
fürbilde zubequemen.
|| [ID00009]
Der vhrsprung der Leichpredigt wird im Para dies gefunden / dann ob schon darin
niemandt gestorben / so hat doch GOtt als er dem gefallenen ersten Menschen /
den zeitlichen Todt verkündiget / vnd das Grab zugetheilet / solches dergestalt
gethan / das er gleich vorgeschrieben / was gedancken vnd reden / bey der
Verstorbenen Begrebnis einfallen vnd gehalten werden sollen / solches auch bey
den Leichen / der abgegangenen Veter hernach widerholet.
Dann also sagt er zu Adam / dem er die erlösung von allem vbel verheissen / Gen.
3. Im schweis deines Angesichts soltu dein Brod Essen / biß das du wider zur
Erden wirst / dauon du genommen bist / dann du bist Erde / vnd solt wider zur
Erden werden / etc.
Hie wird die Materia gegeben / dauon bey den Leichen vnd begrebnissen / vor den
Lebendigen sol gehandelt werden / nemlich / das Gott als ein HErr / des Menschen
leben gebe erhalte / vnd endlich abreisse / etc.
Vnd zwar das Leben des Menschen auch nach dem falle / zu seinem gehorsam vnd
dienst in grosser mühseligkeit / doch vnter seinem segen / vnd sonderlich zu
samlung seiner Kirchen verordenet / vnd wil das der Mensche bey gesunden tagen
lehrnen vnd stets bedencken sol / wie er sterblich sey / vnd daruon müsse / vnd
wie er im glauben an den Sieghafften Weibssamen Trost schepffen / im selben Gott
den gehorsam vnd ge
|| [ID00010]
dult auch im abschiedt leisten sol /
vnd also als ein williger Diener wandele oder liege / lebe oder sterbe.
Das diß der verstandt sey / geben die wort eigentlich / denn Gott spricht zum
Menschen / Du solt: welche wort der herrschafften sein / befielet jhme darmit
zuleben / vnd zu sterben / setzet auch in solchem seinem befehl das ziel / das
man wissen soll er halte es in seiner hand. Du solt: spricht er / Dein Brod
essen / biß das du wider zur Erden werdest.
Das ist / dein leben / welches ich durch Brod in meinem worte auffhalte / sol
nicht lenger wehren / als ich dir Brod vnd auffenthalt verordne / vnd ist mein
wille das du denn sterben solt / dein leben zwar wird mühselig sein / aber das
ist mein wille also / deme du dich bequemen vnd also deinen gehorsam mir leisten
solst / dagegen ich dir mit zusage / das du dein Brod essen / vnd deiner arbeit
geniessen solst / begegnen wil / sonderlich aber habe ich dir Kinder / vnd also
deines Fleisches Leben nach deinem Tode verheissen / dazu das ich an dir vnd an
deinen nachkomen ein erbtheil habe / dann ich sage dir darneben zu / den Heldt
der ein Weibessamen sein vnd alles böses vberwinden vnd vntertreten wird / durch
welchen du vnd alle die deinen / so dem Teuffel absagen / vnd zu dem Weibessamen
sich halten werden / im leben vnd Todt trost haben sollen.
Das man auch diesen verstandt vor gewis hielte / hat der H. Geist / dem
verstorbenen Adam vnd seinen
|| [ID00011]
nachkome̅ die der
verheissene Weibessame zugesagt füren solte / geboten / dz die Leichpredigten
sollen gehalten werden / vn̅ lange zeit hernach Mosi dictirt / dz
sie auch geschrieben / vnd vns ein gewisses fürbilde sein möchte̅.
Dan̅ also sieht Gen. 5. Adam war 130 Jar alt / vn̅ zeuget einen Son / der seinem bilde ehnlich war / vn̅ hies jn
Seth / vn̅ lebet darnach 800 Jar / vnd zeuget Sön vn̅ Töchter / dz sein gantzes alter war 930 Jar vnd starb.
In diesen worten wird widerholet die angezeigte form der Leichpredigten / vnd
etwas ausfürlicher erkleret / nemlich Adam habe seine zeit gelebt / die jm Gott
gegünnet / darzu auch nötigen auffenthalt gegeben / vnd sonderlich seine güte
bestettigt / in welchen des Menschlichen geschlechts erhaltung zugesagt hatte /
dan̅ er jme kinder beschert / vn̅ hat jn an den
auserlesen Son erkennen lassen / das nit alleine er als der Vater / durch seine
sünde verderbet were / sondern das alles wz vom fleisch vnd sündigen Vater
geboren würde / fleisch vnd sündig sey / dann Adams Son füret des Vaters bild.
Es hat aber der Vater neben dem ein hertzlichs vertrawen / zu dem verheissenen
Messia geschöpfft / vn̅ nit allein selbst gegleubet / sondern
auchseines glaubens bekentnis auff die nachkomen bringen wöllen / in dem er
seinen Sohn Seth / das ist gesetzt genennet / damit er dz Heuptwort vnd
Heuptlehr der verheissung widerholet / da der HErr spricht: Er wil Feindschafft
vnd vberwindung setzen / etc. In solchem glauben vnd vertrawen wird
|| [ID]
Adam gerühmet / das er mit Gott versünet gewesen / vnd die
kundschafft bey Gott behalten / dieweil sein zuuersicht dem segen Gottes / das
ist seinen gewissen vnwandelbaren verheissungen gemeß / vnd also wol gegründet
gewesen / vn̅ fest bestanden sey / darnach spricht der Text / hab
er gelebet 800. Jar / vnd hab Sön vnd Töchter gezeuget / das ist / Gott hat jm
in dieser Welt / darin jhm müh vnd arbeit beygelet war worden / lang
auffgehalten / dabey doch kein verdries vn̅ vngedult gemeldet wird
/ dann Gottes gesetztes heilwertiges wort tröstet vnd stercket jhn / sondern
viel mehr wird Gottes segen erzelet / das jm die verheissung von erhaltung des
Menschlichen geschlechts / dadurch gleich als durch ein sichtig pfandt
bestettigt worden / dz jm Gott Sön vnd Töchter bescheret hat / dann das der Text
sagt / Söne vnd Töchter / sihet er zu rück auff die Schöpffung / welche auch im
anfang des Capitels kurtz vor dieser Leich predigt gedacht wird / wie Gott den
Menschen geschaffen hab / ein Menlein vnd Frewlein / vn̅ hat Gott
ausdrücklich gesagt / das er dem Manne darumb ein Weib schaffen wolt / das er
nicht alleine were. Demnach wil der Text hie anzeigen / GOtt habe dem Adam nicht
alleine Söne / sondern Töchter geben / darmit er sehe / Gott wolte auch nach jme
/ vn̅ zwar aus seinem eignen fleisch vnd blut Mensche̅ schaffen. Es hat auch Adam gesehen / das aus denselben nachkomen / der liebe
Gott jme wolt ein Kirche samlen / doch nicht anders dann
|| [ID00013]
durch das Euangelium / welchs jm im Paradeis gepredigt war / darumb er dasselbe
seinem Son Setht durch den namen gleich an die stirn geschrieben. Vnd weil er
also einen Prediger geordnet hat / der nach jhm die verheissung kund macht / ist
hiemit gnugsam dargethan / das Adam nicht allein Kinder gezeuget / sondern auch
dieselbe in Gottes furcht gewiesen vnd gehalten habe / dergestalt dann Adam als
ein diener Gottesgerümet wird / wie er den̅ im Paradies durch
dreuwort / (Du solt) dazu verpflichtet / vnd in demselben sich also erzeiget /
das er im glauben Gott gehört / vnd vmb des willen der Welt vnd seinen nehesten
gedienet / ja in seinem leben dahin gesehen habe / das durch seine Erschaffung
vnd Exempel / auch nach seinem Tode der Gottes dienst bey den Menschen befürdert
werden möchte / etc. Darauff folget / sein gantzes alter war 930 Jar / vnd starb
/ hiemit zeiget der H. Geist an / das er nicht wenig von Adam gerümet habe /
sondern so viel damit Adam etliche hundert Jar wol hingebracht habe / vnd deste
mehr zu vnterrichten / das die gantze zeit die der Mensch auff dieser Welt durch
Gottes willen leben soll / wenn sie sich auch ins tausendt Jar erstreckt / nit
anders als mit Gottes dienst sol hingebracht werden / welcher bestehet in
glauben vnd liebe gegen Gott / vnd in lieb vnd dienst gegen den nehesten.
Es stirb aber Adam / nicht das die verheissung dadurch nichtig werde / sondern
wie sie Adam gesetzt / das
|| [ID00014]
ist / fest gegründet / vn̅ nach seine̅ tode auch vnbeweglich gleubet / vnd
wegen seines starcken glaubens mitdenen die nach seinem Tode gelebet in seinen
namen geflochten / also stirbt er auff dieselbe / vnd ob jm schon der Heilige
Geist / die Leichpredigt gethan / jhm in derselben zwar mit kurtzen Worten /
aber doch sehr herrlichen ruhm gegeben / so hat er jn doch zu keinen Gott
gemacht / als den er doch gelobet hat / das er sich allein auff Gott verlassen /
vnd von demselben als sein knecht vnd diener gewandelt hab / vnd sagt nun dazu /
das er gestorben / vnd also Menschen art zuletzt an sich behalten hab / welcher
Todt doch aus vorgehenden köstlich geachtet ist / vnd predigt der heilige Geist
darin von den lebendigen / das sie lernen nicht allein recht zu leben / sondern
auch wol zusterben.
Aus solcher Leichpredigt ist nun erwiesen / das die Predigt im Paradies gehalten
/ das rechte muster sey / darnach man Leichpredigten formieren sol / vnd das der
Heilige Geist / sich derselben Leichpredigtet Autorem
halte / Vnd wolle derselben Lehrpuncten stehts führen / vnd mehr vnd mehr
erkleren / welche dahin gerichtet sein sollen / das ein Mensch / ob er schon ein
verterbt Geschöpff GOttes geboren wird / doch durch Gottes wort wider geborn /
vnd dahin gewiesen wird / das er Gottselig / das ist / gegen Gott vnd Menschen
vmb Gottes willen vnd so lang es jm gefellet allhie diensthafftig leben /
demselben auch im tode fest tra
|| [ID00015]
wen / vnd dergestalt der
jenigen so lebendig bleiben / ein Exempel sein sol / welches durch Predigt den
lebendigen vorgestelt vnd eingeredet werden müge.
Gleichförmige Leichpredigten folgen im 5. Cap. Gen. von Adams nachkomen /
sonderlich aber von den Gottsfürchtigen / vnd von welchen Gott die linien
Christi gefüret hat / vn̅ dienet solche widerholung dazu das wir
gewis sein / der H. Geist wolle solche form der leichpredigte̅
fort vnd fort gehalte̅ haben / vn̅ demnach
vorgeblich menschen lob abgeschafft / alles aber dahin gerichtet habe̅ / dz die leute allein auff Christum gewiesen vnd gefüret werden
sollen / vnd diese weise ist also in der Kirche Gottes gehalten worden biß auff
Noe zeit.
Nach der Sindflut steht Noe Leichpredigt Gen. 9. seine vnd seiner nachkomen / biß
auff Abraham / Gen. 11 Gen. 25. steht Abrahams Leichpredigt / welche zwar keine
newe lehre fasset / aber doch der vorigen ein sonder lich liecht gibt / das ist
(spricht Moses oder der H Geist durch jhn) Abrahams alter / das er gelebet hat /
175. Jar / vnd nam abe / vn̅ starb in einem rühigen alter / da er
alt vnd lebens satt war / vnd ward zu seinem Volck versamlet / vnd es begruben
jhn seine Sön Isaac vnd Ismael / hie wird ebe̅ das vorige
widerholet / nemlich / von Gottseligem leben vnd sterbe̅ Abrahe /
jedoch ist dz erkleret / das der Mensch der da weis das Gott das leben / gibt /
vnd nach seinem willen in mühe vnd arbeit / auff dieser Erden eine zeit zu
seinem Dienst erhelt /
|| [ID00016]
in gedult aushalten / vnd wenn jhn
Gott von hinnen fordert / diß leben gern vber geben / vnd also sterben sol / das
er wisse vn̅ gleube er werde gesamlet zu dem volck / welchs Gott
durch seine gnadenverheissung in Christo vereinigt hab / vnd also nach diesem
zeitlichen leben nit all ein ende hab / sondern das gesamlet leben des volcks
Gottes erst recht anfangen werde. Es ist auch ein herrlich zeugnis das der H.
Geist, ausdrücklich spricht / es sey vor Abraham ein volck / das gestorben sey /
gesamlet worden / vnd also durch den zeitlichen Todt der vorsatz Gottes / den
Adam durch den namen Seth bekennet hat / vnbeweglich bleiben / vnd solche nennet
er Abrahams volck / dz die vorigen mit diesen in acht zunemen / vnd weil Abraham
von Gott zum Vater aller gleubigen verordenet worden / die volgenden
Leichpredigten / vnd also die lehr vom seligen Leben vnd sterben der Menschen /
vnuerendert nach diesem vorbildt anzusiellen vermanet / dz von seinem Son / die
nach Abraham gelebt haben / meldung geschicht ist dahin gemeinet / dz der
Gottseligen leben vnd sterben / den nachbleibenden Predigen / vnd sie der lehr
so darin von Gott vorgestelt ist / also zeugnis geben sollen / das auch jhr
wandel dabey den nachkommen kündig werden.
Isaacks Leichpredigt / wie Gen. 35 fast mit vorigen worten beschrieben / Isaac
war 180. Jar alt / vnd nam ab vnd starb / vnd ward versamlet zu seinem Volck /
vnd seine Söhn Esau vnd Jacob begiuben jhn / das
|| [ID00017]
Isaacs vnd
Ismaels bey Abrahams / Item Esaus vnd Jacobs bey Isaacs begrebnis gedacht wird /
ist ein bild der Kirchen auff erden / darin nicht eitel lebendige gliedmassen
sein / vnd das bey den begrebnissen die guten vnd bösen gelehrt werden sollen /
wird auch das eusserliche zeugnis / damit den Isaac vnd Jacob bepflichtung
geschicht / das Gottes güte gewieset worden / der die seinen auch bey den
feinden erhelt / vnd die Gottlosen mit jhrem eignen bekendtnis vberzeuget / das
seine lehr von dem ewigen leben / war vnd gewis sey.
Also kan man Jacobs Leichpredigt lesen Gen. 49. vnd seind sonst von vielen andern
heiligen / dergleichen in der Göttlichen Bibel auffgeschriebe̅ /
deren herrliche auslegung Summarisch gefasset / im newen Testament gelesen
werden können / wie die Epistel an die Hebreer am 11. Cap. dazu vns denn auch
der Lobgesang Simeonis dienen sol.
Diß hab ich vorher anzeigen wollen / das ich die Leichpredigten vom mißbrauch
rettete / sonderlich weil diese predigt bey der Leich einer vornemen personen
geschicht / dergleichen kaum dieses Ortes mag begraben worden sein / darbey man
billich Gottes werck rühmet / vnd aber das also messigen muss / das der
Verstorbene vor einen schwachen Menschen gehalten / vnd Gottes ruhm vnd ehr mit
Menschen eittelkeit nicht vermenget werde / darmit auch denen begegnet wird /
die sich düncken lassen / dz man etwan mit loben zu wenig oder viel
|| [ID]
thu / wie sie etwan auff eine oder die ander seite / aus
sonderbarer Menschlicher affection geneigt sein / wollen
nu in Gottes name̅ zum Lobgesang Simeonis schreiten.
Von des alten gerechten Simeonis Lobgesang.
WIe sich dieser Text zur vorstehenden Begrebnis nach dem vhralten formular wol schicke / kan man leichtlich wenn man
Simeonis wort mit vorangezeigten puncten / darauff man in / den Leichpredigten
gehen soll / zusamen helt / vnd das hohe alter betrachten wird / das der Herr
Mynsinger seliger erreicht / zu diesen zeiten aber in fürtrefflichen nützen leu
te̅ seltzam ist / wie aber die alten leichpredigte̅ vnterrichten / dz man vor den lebendigen von des menschen leben
erin̅ern sol / wie dasselbe von Gott kom / in desselbe̅ hand stehe / vn̅ nach desselben wille̅ geschlossen werde̅ sol / dazu auch der seligen gelebten vn̅ verstorbene̅ exempel eingefürt worden / wil ich
aus Simeonis lobgesang etwan zwey stücke widerholen / vnd nach der erklerung
dieses fromen vnd gerechten alten Mannes in Gottes furcht ferner erwegen.
Erstlich wie der Mensch sein leben in Gottes gewalt gefasset / ansehen vnd als
ein trewer diener recht gebrauchen sol vnd mus.
Zum andern / wie er wol sterben / vnd der Todt
|| [ID00019]
dem Gottseligen
leben gleichförmig / das ist / als eines dieners Gottes sein solle vnd müsse.
Bey beyden stücken aber wil ich nach dem alten fürbilde der Christlichen
Leichsermonen / von vorgestelter Leiche leben vnd sterben anzeigen / so viel die
zeit leidet / vnd fruchtbarlich erscheinet.
Das Gott vnsers lebens HErr vnd wir darin seine Diener sein sollen.
DEr Euangelist Lucas spricht in der Historia / wie der alte fromme vnd
Gottfürchtige Simeon / nach dem er ein lange zeit auff den Trost ISraelis
gwartet / am tage der reinigung Mariae / da man das Jesu kindlein / nach dem
gesetzt in den Tempel gebracht / aus anregen des Heiligen Geistes dazu komen sey
/ vnd weil er vorher eine antwort vom H. Geist entpfangen hatte / er solte den
Todt nicht sehen / er hette denn zuuor den Christ des HErrn gesehen / vn̅ damals aus Göttlicher anzeigung das gegenwertige Kind der
Jungfrawen Marien vor denselben Christ erkennet / erinnert er sich Gottes
vorheissung mit freuden / nimet das Kindlein / darauff er sehnlich gewartet /
auff seine arm vn̅ dencket / das nu sein ende / des zeitlichen
lebens / nach Gottes willen verhanden / lobet derwegen Gott / vnd spricht: HErr
nun lessestu deinen diener im friede faren / etc. Aus welchen wir zwar abnemen /
das
|| [ID00020]
etliche vmbstende alleine den Alten Simeon betreffen /
vnd nicht jederman angehören / vornemlich / das jhme eine Göttliche antwort
worden / das er den Christ des HErrn mit leiblichen Augen sehen / vnd dann von
diesem leben scheiden solte / jedoch so ist nicht allein viel lehr dabey / die
in gemein vns alle angehet / sondern Simeon selbst weiset deutlich / wie sein
sonder licht allen Heiden vnd Israeliten gemein sein vnnd nütze werden könne.
Derwegen wir vns desselbigen billich annemen / vnd weil wir jetzo vornemlich
auff den Lobgesang sehen / vn̅ angezeigt haben / das wir erst von
des menschen Leben reden wollen / stehet die summa darin: das Simeon Gott seinen
HErrn / vnd sich desselben Diener nennet / daraus wir lernen / wem wir vnser
Leben zuschreiben / vnd wie wir dasselbe anwenden sollen.
Es spricht der Euangelist nicht blos / das Simeon gesagt hab / HErr / sondern er
sagt dazu Simeon habe Gott gelobt vnd gesprochen / HErr / damit er anzeiget das
wort sey dem guten alten Man zuhertzen gangen / vnd keine heucheley gewesen /
dan̅ er Gott darmit warhafftig geehret / vnd jn mit grosser
andacht in gewisser zuuer sicht auff seine gnade vnd gewalt / einen Herrn
erkennet vnd gerühmet.
Wenn wir nu zurück dencken / auff das erste formular, der
Leichprediten / welche im Paradies von Gott gegeben / so finden wir das Gott /
der den gefallenen menschen nach der geschehenen drawung hette können
|| [ID]
vnd sollen in den ewigen Todt stürtzen / jme nicht allein das
zeitliche geschenck sondern auch dz ewige verheissen / jedoch den Menschen zu
seinem Diener gemacht in dem er jhn also angesprochen hat / Du solt / welche
wort zwar wenn sie blos gehört werden / hart drücken / aber in angedeute̅ vmbstenden / sind es wort eines gnedigen HErren / der hiemit dem
zum Todt verdampten Menschen / das leben vnd mehr als dasselbe geschenckt.
Im gleichen verstandt braucht alhie der Gottselige Simeon das wort HERRE / als
wolt er sagen: HErr der du zu mir geredt hast / ich sol so lange leben / biß ich
den Christ deinen heilandt sehe / vnd mir solchs tapffer gehalten hast / du bist
mir ein gnediger lieber vn̅ werder HErre / des herrschafft vnd
mannes gedechtnis mir mein hertz mit freuden erfüllet vnd meine zunge damit zu
singen beweget.
Wir aber sollen hieraus lernen / das wir vnser leib vnd Seel / vnd also vnser
leben nit von vns selbst / sondern von GOtt dem HErrn empfangen haben / vnd zwar
als ein geschencke Dann wo Adam vnd Eua / als sie gefallen in den ewige̅ Todt gesenckt worden weren / hatten sie nit Kinder gezeuget /
nachdem aber Gott jnen aus gnaden dz leben geschenckt / vnd jren nachkome̅ verheisse̅ / ist Adams geschenck / dz ist / sein
geschenckt leben anch vnser geschenckt / daher wir alle leben Darumb spricht S.
Paulus Act. 17. Gott gibt jederman leben vnd athem allenthalben / Item / in jme
leben weben vnd sind wir.
|| [ID00022]
Es kan ja der Mensch in vnd von dieser Welt nichts welen / das da besser wer vnd
viel lieber sein könte als sein leben / derwegen solche geschencke sehr gros /
vnd doch der HErr / der es gibt auch billia hoch geachtet werden solle / viel
mehr aber darumb / das er es vnuerdienet aus gnaden gegeben.
Noch viel mehr ist es / dz vns Gott dz lebe̅ geschencket / vn̅ gleichwol desselben HErr bleibt / Wen̅ die
menschen einander etwz schencken / so bleibt der geber nit ein Herr der gabe /
die er warhafftig verschenckt / vn̅ desselbe̅
eigenthum̅ gbrauch vbergebn. Wo aber für der derselbe jm
vorbehelt / dz er seine herrschafft daran behalten / vn̅ de̅ andern solchs nur zu etliche̅ gebrauch vber gibt /
ist es eine anzeige / der Herr habe die gabe lieb / vn̅ wird
dasselbe vor ein recht geschenck nit wol erkennet werden können / hie aber da
Gott dz leben gibt / ist es ein gewis geschenck / vn̅ bleibt
gleichwol der schencker desselbe̅ HErr / aus sonderliche̅ vrsachen / dann Gott bezeugt damit / dz er solche gabe sehr lieb
habe / nicht darumb das ers den Menschen als seinem eigenthum̅ /
nit günnen solte / son dern weil es mit der gabe also gewant ist / dz sie ohne
jn den Schöpffer nicht kan werhafftig sein / bleibt er des Menschen dem ers
geschenckt hat / demselben zu gut / ein HErr / welchs sonst verschwinden wird /
so es in des Menschen handt vnd gewalt alleine gelassen würde. GOtt der HErr ist
dein leben vnd dein langes alter / spricht Moses / Deut. 30. vnd Job am 10. Cap.
spricht /
|| [ID00023]
Deine hende haben mich gearbeitet vnd gemacht /
alles was ich vmb vnd vm̅ bin / leben vnd wolthat hastu mir gethan
/ Vnd dein auffsehen betrachtet meinen Athem.
Diß ist eine herrliche erklerung / das GOtt ein HErr vnsers Lebens bleibe / vnd
dasselbe vns gleichwol geschenckt sey / dann die erbschafft nimet vns nit dz
eigenthum̅ / sondern bestetigts vns also / dz der HErr in
seiner herrschafft vnser wolthat / vnd ein auffsehn. Da durch vnser athem bewert
werde / freylich ist solchs eine wolthat / sintemal der HErr ist vnsers lebens
krafft / Psalm 26.
Es erstreckt sich auch die herrschafft dahin / dz Gott eines jeden leben ein
gewisse zeit setze / vnd ein ziel steckt / wie Job am 14. sagt / der Mensche hat
seine bestimbte zeit / die zahl seiner monden stehet bey dir / du hast ein ziel
gesetzt / das wird er nicht vbergehen / etc.
Diß nimpt noch dem geschenckt seine eigenschafft nit / dann wz den Menschen von
Menschen eigenthümlich geben wird / das erstreckt sich nit weiter / als so lang
das gut vnd eigenthumb nach jedes gelegenheit weren kan / also weil diß
jerdische leben der art ist / das es entlich vergehet / wird es mit solcher
bedingung auch geschenckt / dz aber der HErr das ziel selbst steckt / geschicht
zu allem guten / dann er weis wie lang / es nützet / das der Mensch leben sol /
derwegen erhebt ers so lange / als desseiben nutz einem jedern nötig ist.
Wann es schon in vnser wahl gelassen were / so
|| [ID00024]
kundten wir
doch die rechten wege nicht treffen / wie S. Paulus von sich selbst schreibet /
Philip 1. Sintemal im fleisch leben dienet mehr frucht zuschaffen / so weis ich
nicht welches ich erwelen sol / dann es liegt mir beydes hart an / ich hab lust
abzuscheiden / vnd bey Christo zusein / welchs auch viel besser wer / aber es
ist nützlicher im fleisch zubleiben vmb ewrent willen / derwegen ist es den
Menschen besser / das Gott desselben ziel so weit stechet / so weit sich das
leben erstreckt / darumb spricht der 39. Psalm / HErr lehre mich dz mein leben
ein ziel hat.
Bey diesem ziel ist auch das zuerwegen / das zwar diß leben gar abgerissen wird /
aber des HErrn güte erlanget kein ende / dieweil er diß jrrdische leben mit dem
Himlischen / vnd diß zeitliche mit dem ewigen verwehlen wird / vnd also das
gesteckte ziel eine anzeige ist / das GOtt vber dasselbe ein grösser geschenck
weis vnd geben wil / denen die jn vor einen gnedigen HErrn jhres lebens erkennen
vnd halten / sintemal er nit allein als ein Schöpffer vnsers lebens HErr ist /
sondern auch als ein Erlöser / der vnser leben vom verterber errettet / welche
stücke der gnaden Herrschafft 103. Psalm herrlich rümet / vnd spricht: Lobe den
HErrn meine seele / etc.
Dis sollen wir bey dem wort HErr alhie mercken / vnd also die herrschafft in der
grossen güte vn̅ wolthat Gottes preisen / das wir auch mit
anmütigen Hertzen solche wort sprechen mügen / doch mus es nicht dabey wenden /
dz wir wissen / das Gott ein solcher HErr sey /
|| [ID00025]
sondern das
wort an sich selber erfodert knecht vnd diener / vnd weil GOtt vnsers lebens
Herr ist / so geziemet sich / dz vnser leben jm dienen sol / derhalben nennet
Simeon den gütigen Gott nicht allein einen HErrn / sondern frewet sich darob /
das er sein HErr sey / vnd bekennet sich auch für seinen Diener.
Es ist zwar nichts vnter allen geschöpffen / dz Gott nit dienen müst / ja auch
die Teuffel müssen seiner herrschafft geleben / vnd was böss ist / weiss er
dahin zugebrauchen / das seine Ehre stets gerettet werde / von solchem dienst in
gemein wird hie nicht geredet / Sondern von einem solchen / der dem gnedigen
HErrn nach seinem wolgefallen vnd befehl geleistet wird. Dann wie Simeon seines
hertze̅ aussage auff Gottes wort gründet / vnd spricht: wie du
gesagt hast HErr / also ist lauter vngewis / wo Gottes wort mangelt. Vn̅ ist ein jeder diener seinem Herrn verpflichtet / das er seinen
befehl warnemen / vnd auffmercken sol / wenn er spricht oder schreibt / du solt
dis oder jenes thun / also ist Gottes diener an seine schrifft vnd heiliges Wort
gewiesen / dann der HErr spricht / Deut. 12. Ihr solt nicht thun was einem
jede̅ gutdüncket / sondern alles wz ich euch gebiete / das
solt jr halten das jr darnach thut / jhr sollet nichts dazu noch dauon thun /
die summa aber Gottes befehlichs wird Matth. 22 von Christo also gefasset / du
solt GOtt deinen HErrn lieben von gantzem hertzen / von gantzer seelen / von
gantzem gemüte / das ist dz fürnem
|| [ID00026]
ste vnd gröste Gebot
/ das ander aber ist dem gleich / du solt deinen nehesten lieben als dich selbst
/ in diesen zwey en geboten / hanget dz gantze Gesetz vnd die Prophete̅ / wer nu dises thut / der ist Gott ein wolgefelliger diener.
Die nechste Frage aber ist / wers thun könne? Vnd kommen die Leut leicht in die
Gedancken / Wenn einer möcht sein wie der Alte Simeon / in dem der H. Geist war
/ vnd dem Gott dz zeugnis geben lest / das er from oder gerecht vnd Gottfürchtig
gewesen / so könt er was dabey thun / aber wenn wir die historien recht besehen
/ wird Simeon nit darumb gerecht gerümet / dz er dz gesetze mit seine̅ thun erfüllet hab / sondern er wird andern Israeliten gleich
gesetzt / dz er auff den trost Israelis gewartet habe. Der trost Israel ist
eines / wegen der sünde geengstes gewissens auffrichtung / durch die verheissung
Abraham / Isaac vnd Jacob gegeben / hat nu Simeon auff den trost Israel gewartet
/ so hat er die sünde in sich gefület hat er den̅ sünde gehabt /
da er gerecht gesprochen ist / so ist er nit nach dem gesetz volkomen gewesen /
hat er nu damals als er gerecht gewesen / de̅ Gesetz mit seinen
wercken nit gnug gethan / so hat ers viel winiger gethan / ehe er gerecht
worde̅ ist / derwegen ist deshalben Simeon aus der andern
menschen zal / die das gesetz nit erfüllen können / nicht ausgeschlossen /
sondern weil er Gottes heil gesucht / so ist er Geistlich kranck gewese̅ / vn̅ hat von Gott heiligung erlanget / vnd
früchte der gesundheit hernach bewisen / damit er als ein diener Gottes befunden
/ vnd alhie gelobet worden.
|| [ID00027]
Daher man denn derstehet / das der anfang dadurch man Gottes diener wird / damit
geschicht / dz der mensch durch krafft Gottes im wort vnd aus de̅
gesetz erkenne / das er von natur ein kind des zorns sey / Ephe. 2. Das er ein
Sünder sey / vnd mangel des ruhms den er für Gott haben sol / Rom. 3.
Dis erschrickt das hertz / welchs Gott der HErr rüret / vnd wird dasselbe in rewe
geführt / das es Gott erzürnet hat / sintemal erwider anhebet / denselben vor
seinen woluerdienten HErrn zuerkennen / daher jm desto jnniglich schmertzet vnd
wehe thut / das es durch die sünde von jhme gerissen / vnd in feindtselig
dichten vnd trachten wider jn gerahten ist. Solche gedancken füren durch den
Geist GOttes im Wort / den Menschen dahin / das er vor Gott gedemütigt / vnd in
nidrigkeit zerschlagen / in jhme selbst keinen raht noch viel weniger bey sich
that findet / darmit er sich könne zu GOTTes dienst bereiten vnd schicken /
Allein das jhn GOtt als ein HErr niedergeworffen / vnd jme gezeigt / das er der
HErr der geschlagene aber / sein vngehorsamer knecht gewesen sey / vnd das jhme
darauff warerewe im Hertzen gewircket / dadurch der mensch vor Gott zittert /
vn̅ doch denselben mit murren vnd vngedult nit fluche.
Denn Gott zerschlegt nicht allein / sondern er heilet auch / vnd wie er das
erkentnis der Sünden mit warer Rew durchs Wort krefftig gewircket / Also zeiget
er
|| [ID00028]
durch wort im Geist sein heil / vnd sein gnediges
Angesicht öffnet die blinden augen / erleuchtet verstand / wille̅
vnd hertz dem Menschen / das er erkennet die heilsame gnade Gottes in seinem Son
Jesu Christo / gibt krafft dz er gleubet der verheissung vnd fast ein herliche
zuuer sicht zu Christo seinem Erlöser / welches vertrawen sich der heiland
hinwider ergibt / vnd ist solchs die krafft des schwachen glaubens / der durch
Christum aus gnaden erlanget vergebung der sünden / vnd zurechnung seiner
gerechtigkeit / mit welchem der heiland seinen Geist / der da tröstet / stercket
/ erhelt / vnd in den gleubigen hertzen vnaussprechliche seufftzen zu Gott
erweckt / welchs da ist ein wolgefellig Gottesdienst / von einer solchen Person
geleistet / die Gott zu gnaden auffgenomen / vnd zu seinem dienst wider
geschaffen hat.
Vnd dis ist die wolthat Gottes / daher man dem gerechten Simeon gleich wird / der
zwar etliche sonderliche wolthaten erlanget hat / aber in dem / dz er sich
Gottes diener nennet / vnd from / gerecht / vnd Gottsfürchtig genennet wird /
hat er mit andern dis gemein / dz er von sünde geboren / vn̅ als
er schon gerecht worden / die sünde gleichwol in seinem fleisch gefület hat /
denn er rümet sich des heilands / niemand aber bedarff des artzts als der
Krancke / demnach bekennet Simeon / es sey in jhm solche art gewesen / darumb er
einen Heilandt hat haben müssen / der jn from vnd Gottfürchtig gemacht habe /
solcher heiland aber / ist der Trost Israel / das ist /
|| [ID00029]
der
jenige / auff welchen Jacob gehoffet hat / von dem er Gen. 49 spricht: HErr ich
hoffe auff dein heil / welchen er auch nennet den Siloch / der Jungfrawen Sohn /
von dem der Engel Matth. j. zu Joseph spricht: Maria wird einen Sohn geberen /
des namen soltu Jesus heissen / denn er wird sein Volck selig machen von jhren
sünden / vnd abermal Luc. am 2. Siehe ich verkündige euch grosse freude / die
allem volck widerfaren wird / den̅ euch ist heut der heyland
geboren / welcher ist Christus der HErr in der Stad Dauids. Eben dis
Jungfrawkindlein / diesen Jesum Christum der welt heilandt vnd erretter von
sünden / hat Simeon im glauben gefasset / ehe er jn mit Augen gesehen hat / vnd
sich also der gantzen welt / vnd allen Menschen gleich erkennet / vnd wie alle
andere damit Gott im glauben gedienet / doch mit schwachheit / das er fort vnd
fort auff den Trost Israel gewartet / Welchs ein anzeig ist das er im Fleisch
seine schwachheit vnd nicht so gut gehabt / dz er des heylandes nicht mehr
bedürfft hat / sondern hat sein theil / da jm die volkomenheit gemangelt /
gefület / vnd derhalben sich desto mehr an den Heyland in hoffnung gehalten /
vnd das wir solchem Exempel folgeten / preiset er nicht allein die wolthat / die
jme widerfare̅ / sondern er spricht Sein HErr des Diener er sey /
habe seinen Heylandt bereitet vor alle Völcker / darmit wir wissen möchten /
Gott sey vns in seinem Christo so wol zur hülffe bereit / als dem Simeoni / Vnnd
hab da kein Volck ausge
|| [ID00030]
schlossen / wer sich auch blind
erkennet / dem sagt er / sey dieser Heiland bereitet / als wolt er sagen / kein
sündiger mensch soll sich durch mein Exempel / das mich GOtt mit was sonderlichs
begnadet hat / in dem / Das er mir meines Lebens auffenthalt zugesagt hat / biss
ich seinen Christ mit leiblichen augen gesehen / von der gemeinschafft des heils
sondern lassen / sondern wissen dz es Gottes werck ist / das der mensch seine
sünde siehet / vnd wil das man daraus ferner lerne / wie nötig einem jede̅ der Heyland sey / welcher leuchtet im finstern durch sein wort /
welchsmein sonderbar exempel also warhaff tig bekrefftiget / vnd derwegen auff
das so GOtt vom heil aller völcker geredet hat / jederman weiset / mit nich ten
aber dauon ableitet.
Vnd das man sich desto weniger abschrecken lasse / als wer er Israels trost also
/ das er dir nicht angienge / welche nicht nach dem fleisch Israeliten weren /
nennet er jhn ein Liecht zu erleuchten die Heiden / das ist / dem Preiss Israels
gehet dardurch nichts abe / sondern zu / das die Heyden sich zum Heylandt samlen
/ dann das sind nit Gottes kinder / die nach dem fleisch Kinder sind Abrahams
vnd Israels / sondern die kinder der verheis sung werden für samen gerechnet /
Rom 9. Demnach so wird Israel durch die gleubigen Heiden vermehret / vnd
erfüllet / vnd erlangt also seinen preis / dauon Israel selbst propheceyet hat /
dem Siloch vnd Jungfrawen kinde / werde̅ die völcker vn̅ heiden anhangen / Gen 49.
|| [ID00031]
nicht leiblicher
weis / Sondern durch den glauben / wie Abraham aller gleubigen vater ist / Rom.
4.
Wer sich nu für einen sünder achtet / vnd gleubt an den Christ des HErrn als
seinen Heylandt / welchen Simeon mit leiblichen auge̅ gesehen /
vn̅ auff seinen ar me̅ getragen / der hat an
Gott eine̅ gnedigen Hirrn vnd ist sein diener / diesem erhelt der
Herr dz leben / so lang es jhm gefelt / darmit der gleubige seinen dienst / so
lang er nach des Herrn willen lebet / leiste / vnd ist ein gros stück trewes
dienstes / wenn man sein leben / ob es schon dem menschen sawr wird / vnd darin
sehnlich warten ist / in gedult fasset / vnd vor eine wolthat Gottes rümet / wie
hie Simeon alles lobet / wz der HErr gesagt hat / darin auch sein hohes alter
begriffen war / vnd nennet sich darin Gottes Diener.
Wenn einem etwas sawr wird / dz jhm zu ehren vnd guten gedeyen mag / dz thut er /
vngeachtet der schwerheit mit lust vnd freuden Also weis ein diener Gottes wz im
sein Herr wol thut / mit erstreckung des Lebens / gebe jm dasselbe als ein lohn
des vorigen dienstes / vnd habe lust seinen dienst lange zugebrauchen / vn̅ zwar so ist solches der Weissheit Gottes raht vnd that / welche
Prou. 3. also spricht: Mein kindt / vergis meines gefetzes nit / vnd dein hertz
behalt meine gebot / dan̅ sie werden dir langes leben / vnd gute
jar vnd friede bringen / Prouerb. 9. spricht abermals Gottes weisheit / durch
mich wird deiner tage viel werden / vnd werden die jar des lebens mehr werden.
|| [ID00032]
In solcher verlengerung des lebens / sol man Gott fürchten / lieben vnd jme
vertrawen / welches da ist vnser warten auff den trost Israel / dz ist / also
warten wir als trewe Diener Gottes durch Christum / vnd trösten vns der schweren
zeit durch auschawung des gewissen heils / darumb sol man dem nehesten / womit
man kan / dienen / als dem jenigen / welchen vns GOtt / den man nicht sihet / in
diesem Leben sichtlich vorgestellet / das man die liebe an jm beweise / auch als
aneine̅ mitgenossen des zukünfftigen lebens / welchs dann
Simeon die zeit seines lebens zweifels ohn trewlich geübt hat / weil er damals /
als er sein letzt stündlein vor Augen siehet / seinen Herrn vor den anwesenden
Menschen lobet / vnterrichtet sie von jm / vnd verheisset jhnen durch denselben
den höchsten schatz / den er jnen von hertzen günnet vnd wünschet. Daraus wir
auch das sonderlich zu lernen haben / dz der Menschen dienst auff erden mit dem
er seinem nehesten bezeiget / vornemlich / in Christi Ehr beforderung gerichtet
sein sol / vnd ohne dieselbe ehr alle arbeit vergeblich angewendet werde. Also
haben wir gelernet / wie man dis zeitliche menschen leben Gottselig betrachten /
vnd als ein diener Gottes recht anwenden sol / vnd reden solchs in einer
Leichpredigt nach erforderung des alten heiligen fürbildes.
Weil dann in demselben nicht allein den lebendigen geprediget wird / was sie thun
sollen / sondern auch der Verstorbenen exempel vorgestellet werden / So weit sie
|| [ID00033]
demselben folgen sollen / als wil ich auch solchen punct
bey dieser Seligen Leiche eines Weilandt herrlichen Christlichen Mannes / etwas
handlen.
Es ist zwar der Herr Mynsinger S. von seinen Eltern in sünde̅
empfangen vnd gebore̅ worde̅ / vn̅ hat
die erbunart aller menschen in seiner natur an leib vnd seele mit sich gebracht
vnd getragen / Aber der HErr / der jme das leben gegeben hat / jhn durch die
heilige tauffe zu einem seiner Diener gewidmet / vnd als jme Gott dz leben
gefristet / vnd zur schulen halten lassen / hat er darinnen GOtt seinen dienst
mit fleiss geleistet / vnd ist in kurtzen jaren dahin gediehen / dz er ein
Doctor vnd vnter die Hochgelarten gezelet worden ist.
Dann ob er schon Adelichs herkomens war / hielt er es doch darfür / das es nicht
gnug were / Adelich geboren sein / wenn man nit Adelichen verstandt vnd weisheit
erlanget / vnd grossen Herrn / denen die vom Adel zu dienste verordnet / vor
andern leuten / denen der Adel vorgezogen wird / nützlich dienen könte /
derwegen jme auch Gott seinen segen vorliehen / dz er nicht allein seines
Adelichen herkomens halben ein wolgeachter man gewesen / sondern auch Keyser
vn̅ Fürsten Rahtstuben mit Ruhm bekleidet hat Wiewol jhn auch
Gott eine zeitlang vnter des Bapsts finsternis nach seinem heiligen Raht hat
stecken lassen / So hat er doch jhme endlich das helle Liecht seines Christi
leuchten lassen / vnd zum waren erkendtnis seines H. Euangelij gebracht /
|| [ID]
Vnnd darin als einen newen Gottesdiener erhalten / auch hat
jhn GOtt als ein Werckzeug gebraucht / das in diesem Fürstenthumb die lauter
warheit des Christlichen Glaubens befürdert / vnd eine Christliche
Kirchenordnung mit seinem Raht angerichtet vnd bestettigt worden ist / vnd ob
wohl allerley Rotten vnd Secten die zeit seines Euangelische̅
erkendnis im schwang gangen / hat jhne doch Gott allzeit bey der gegründten
Warheit des Euangelij erhalten. Er ist kein Caluinist gewesen / Sondern hat
derselben jrrigen Lehre mit eiffer gemitten / Auch die seinen dahin trewlich
vermanet / sich vor demselbigen Gifft zu hüten / Wie dann auch etliche dieses
Mittels wissen / Das Er auff eine zeit / da einer vom Adel zu jhm gesaget hatte:
Er were einmahl von dem Bapstthumb abgetretten zu den Lutterischen / Er hoffe /
er solte von den Lutterischen auch zu den Caluinisten treten: Hat er sich nach
gewonheit mit der Handt vor solchen gesegnet / vnd darzu gesprochen: Da behüte
mich GOTT für. Er setzte auch seines Glaubens gewisheit / von der wahren
gegenwart des Leibs vnd Blutes CHRISTI / mit dem Brod vnd Wein des Heiligen
Abendmahls / nicht auff die Vngewisse vbiquitet, Sondern
auff den vnbeweglichen grundt / der wort Christi in seiner einsetzung. Seines
bekentnuss trug er na Höfen vnd sonsten kein schew / beforderte die Reine Lehre
gerne / wo er konte / er war auch ein Liebhaber des Heiligen Predig
|| [ID]
ampts vnd desselben trewen Dienern / ehrete dieselben
/ vnd redete wohl von jhnen. In Rahtschlegen hat er den Herren nicht nach dem
Munde geredet / Sondern Recht vnnd Warheit geliebet / Vnd das solches befordert
würde / gerahten / vnd an seiner Hülffe nichtes mangelen lassen Dauon jhme
sonderlichen Zeugniss giebet / das Fürstliche Hoffgericht dieses Landes / Dessen
Richtigkeit von Herrn Mynsinger Seligen herrüret / vnd hat mans jhme nicht wenig
zu dancken / das es nicht in fall kommen ist. So zeugen seine gedruckten Bücher
/ wie fleissig er dahin gearbeitet / das Recht vnd Gerechtigkeit möchte in
grosser vbung sein. Als die Julius Vniuersitet bestettiget worden / Hat der
Römis: Keys: Mayt: stelle der Herr Mynsinger Seliger bekleidet / In jhrer Mayt:
Nahmen die Keyserlichen Priuilegia promulgiret, hat auch
hernach die Vniuersitet werd / vn̅ mit den Professoribus gute freund schafft gehalten / wie er dann vor vielen
Jaren selbs in Academia profitirt hat / die Disputationes vnd Actus
Promotionum, hat er gerne besucht / bissweilen als der Vice- Cantzler Licentiam conferirt, ist auch
einsmahls selbst Promotor gewesen / da er von der
Doctorn Ehrenstand eine herrliche Orationem gehabt / Er
war niemandt zu Stoltz / Jederman freundtlich / vnd gar vertregliches Lebens /
Mit ander Leute gebrechen vnd Schwachheiten / wuste er fein zu gedulden / Jedoch
war er ergerlichen thaten vnd hendeln eiuerich zu gegen / Sonderlich
|| [ID]
war er dinsthafftig / vn̅ lies einen gedrückten
ohne raht nicht von sich / Vielen hat er trewen beistand geleistet / in jren
schweren Sachen / vnd so vnuerdrossen / das er auch seiner im hohen Alter andern
zu gut zuuorwiesen nicht geschonet hat. Seine hauszucht hat er also gefüret das
er seine Kinder zu Gottseligem erbarem Leben gehalten / niemands ergerlich
gewesen / sondern vor etlichen dene̅ es sonderlich gebüret / gute
exempel gegebe̅ / dagegen jhne Gott in seinem hause reichlich
gesegnet.
Er ist zwar ein Mensch gewesen / vnd hat seine schwachheiten gehabt / aber ich
kan mit warheit sagen / das mir nicht viel Leute / sonderlich des standes
vorkomen sein / an welchen so wenig im eusserlichem leben zu tadeln gewesen were
/ als am Herren Mynsinger seligen. Eines haben jme etzliche leute verwiesen / dz
er etwas Karg gewesen / aber seine andere Herrliche tugenden / vnd zwar die
menge derselben / haben solches vberschattet / vnd hat jm Gott in werenden
Tugenden vnd gaben des verstandes / ein geruhlich herrlich alter geben / das von
jm der Spruch Prou 16. recht gesagt werden mag: Grawe Haar sind eine Cron der
ehren / die auff dem wege der gerechtigkeit erfunden werden.
Dis wird nu darumb erzelet / das ein jeder sich erinnere / wie sein Leben sey /
vnd das er solchen scheinlichen exempeln folgen sol / vnd in der that beweise /
dz er Gott vor den HErrn seines lebens halte / sich aber vor desselben Diener
erkenne / vnd auff des Herrn wort in allem seinem wandel achtung gebe.
|| [ID00037]
Wie man zum Todte geschickt sein / vnd das Leben als Gottes Diener
beschliessen solle.
NEgest dem Christlichen wandel des lebens / sol ein mensch bey gesunden tagen
bedencken / dz er sterblich sey / vnd bey zeiten lernen / wie er wol sterben
müge / welches wir jetzo aus Simeonis sterbliede vernemen wollen.
HErr spricht er: Nu lessestu deinen Diener im Friede fahren / wie du gesagt hast
/ das ist / ich bekenne / das Gott nicht allein ein HERR sey meines lebens /
sondern habe auch macht mein letztes stündlein zu beschaffen / wen̅ es im gefelt / derwegen ich mich nicht weigern sol / jme in beiden zu folgen
/ vnd habe ich solches von jme gelernet / da er zu mir gesagt: Ich solte nicht
ehe sterben / Ich hette denn zuuor seinen Christ gesehen / welches ich dahin
billich verstanden / dz er den menschen im leben auffhalte / vnd aus demselben
loß lasse wen er wolle / solchs habe ich bey meinem werenden leben in steter
gedechtnis behalten / vnd wie ich auff den Trost Israel gewartet habe / so habe
ich auch teglich meines Todtes mich versehen / vnd sehnlich verlangen nach
beiden gehabt / doch das ich meinen willen Gottes willen vnterworffen / nun aber
/ nun ist es kom
|| [ID00038]
men / darauff ich so lange gewartet
habe / vnd darin ich mich hertzlich gerne begebe / Das also das Wörtlein (Nun)
beyde Simeonis Verlangen vnd bereitschafft zum Todte austrucket / vnd doch in
GOTTes Wort vnd willen gefasset wird. Er sagt auch / als fühle er / es wolle
Sanfft zugehen / dieweil er spricht: Nun lessestu deinen Diener im friede
fahren. Er bekend aber / das solchs nicht menschliche art sey / sondern GOttes
wort werde in jhm erfüllet / der hat jhne so Lieb gehabt / das er mit jhm
geredet habe / vnd gleichwol dem Tode nicht entzogen / daraus er gelernet / die
Freunde GOTTes sterben auch / vnd habe jhm GOtt sonderlich den Heyland / das ist
/ den vberwinder des Todtes / vnd Fürsten des ewigen Lebens sehen lassen / nit
allein mit leiblichen augen / sondern als ein liecht / welchs des menschen
verstand / willen vnd hertz erleuchtet / nach welchen er auch bereitet ist /
allen völckern / vnd sey solchs Israels hoher preis / dz der von Abrahams seines
grosuatern lenden verheissene Benedeyte samen / auch die frembdling vnd heyde̅ / in den schoß Abrahae / vn̅ zur kindschafft der verheissung samlen solte / insonderheit zeucht er den
Preiss Israelis für sich dahin / dz sein Tod nicht werde sein ein vertilgung /
sondern eine erhaltung / sintemal in seinem Volcke viel heiligen verstorben /
deren preis vnd herlich gedechtnis in dem Jesu kindlein erhalten / vnd nun erst
Recht lebe vnd weren wolle / zu welchem volck vn̅ preis er auch
gesamlet werde / vnd nach dem Tode sich solchs
|| [ID00039]
desto mehr zu
erfrewen haben werde. Dis sagt Simeon / machet jme ein frölich hertze / vn̅ kömpt jm daher der tod sanfft an / daraus wir zu lernen:
Erstlich / das es ein sonderlich stücke der Gottseligkeit sey / das der mensch
bey seinem Leben mit Todtes gedancken vmbgehe / doch nicht nach der vernunfft
angeben / sondern nach deme / das Gott gesagt habe / dann wenn der mensch ohn
Gottes wort vom sterbe̅ dencket / so ist es schrecklich / vnd
verleitet jn in andere vngedültige vnd Gott dem HErrn widerige gedancken / wenn
aber Gott hieuon vnterrichtet / der kan sich Gott bequemen / vn̅
verhelt sich weislich / wie der 90 Psalm spricht HErr lehre vns bedencken / das
wir sterben müssen / vff das wir klug werden. Also hat Simeon solchen gedancken
nach Gottes Wort nachgehangen / welchs in jme Gottesfurcht erhalten / vnd jn
letzlich gegen den Todt klüglich zu geberden / hat geschickt gemacht.
Zum andern / sol solche betrachtung stetig sein / vnd wann schon das leben lange
weret / sollen doch die sterbens gedancken nicht auffhören / dann GOtt hat sich
das stündlein als ein HErre vorbehalten / eben darum̅ dz er
solchen gedancken wehren / vnd er darin seinen diener in seinem selbs besten
vben müchte. Simeon hat hie eine sonderliche gutthat vom HErrn erlangt / das er
gewust hat / er würde nit sterben / so lange er de̅ Christ des
HErrn nicht sehe / Jedoch so hat jm Gott dz stündlein verschwigen / anzuzeigen /
dz er seinem lieben Die
|| [ID00040]
ner / dis / als ein nötiges
vn̅ nützes stück nicht entzihen / vnd daher andern solches
auch werd machen wolte / dz mans brauchte zum wachen / das ist / in des HErren
dienst wacker sey / vnd mit stetem beten anhalte. Sehet zu / spricht der Herr
Christus Marci am 13. wachet vn̅ betet / den̅ jr
wisset nicht / wenn es zeit ist. Gleich als ein mensch der vber Land zog / vnd
lies sein hauss / vnd gab seine̅ knechten macht / einem jeglichen
sein werck / vnd ge bot dem Thorhüter / er solte wachen. So wachet nun / denn jr
wisset nicht wenn der HErr kömet / ob er kömet am abend / oder zur mitternacht /
oder vmb den Hanenschrey / oder des morgens / auff das er nicht schnelle kome /
vnd finde euch schlaffend. Was ich euch aber sage / das sage ich allen: Wachet.
Solch wachen findet man bey Simeon / der nicht alleine from vnd Gottfürchtig
gelebet / Vnd auff den trost Israel gewartet / Sondern auch endlich bewiesen hat
/ Das er nicht schlaffendt gefunden / Sondern als der bestellete wachende
Thorhüter auffgewartet habe / dann so bald er des Christkindleins ansichtig
worden / spricht er: Nun HErr / lessestu deinen Diener im friede fahren: Das ist
/ in deinem dienste findestu mich HErr mit hertzlichem verlangen zum seligen
abscheide. Nun werde ich nicht vnuersehens vberfallen / sondern nun / nun HErr
bin ich deinem willen bereit.
Zum dritten / lernen wir / Gott gebe vrsach zu solchen gedancken / vnd wircke
erinnerung bey den Men
|| [ID00041]
schen / dann ob wol Simeon des
heiligen Geistes sonderlich getriebe gefület / so ist er doch allen Menschen in
dem gleich gewesen / dz er trostes dürfftig gemacht worden / dann er zu der zeit
gelebet / da es zu Jerusalem vbel gestanden / vnd all voller Seufftzen gewesen /
sonderlich aber wann die fromen vngeacht / vnd werden von andern gedruckt /
darumb die Historia anzeiget / Er habe gewartet auff den trost Israel / als wolt
S. Lucas sagen: Seine lebzeit war voller betrübten zufälle / darin er trostes
benötigt war / in dessen hoffnung er noch vnnachlessig wartet / nach dem worte
des HErrn / er solte den Christ des HErrn / den hort vn̅ trost
Israel gewislich sehen. Also ist des menschen leben voller vnruhe / Job. 14.
Daruon ist keiner gefreihet / was er auch vor ein köstlichen stand füret / dann
vnser leben weret sieben tzig Jar / wenns hoch kömpt / so sinds achtzig Jar /
vnd wenns köstlich gewesen ist / so ists mühe vnd arbeit gewesen / dis macht
zwar viel Leute vngedültig / vnd können sich auch die heiligen nicht gar erweren
/ aber Gott weiset jnen / dz es verboten / des todes sein / vnd erwecket dadurch
Gottselige sterbens gedancken / Dauid bekennet im 39. Psalm / dz jm sein leben
sawr / vnd er dadurch zu schweren Gedancken vnd Reden bewogen worden / wenn er
sich aber erinnert / Gott weise jm / das sein bleiben nicht in dieser welt sey /
so habe er sich zum HErrn gefunden / vnd solche gedancken so lieb gehabt / dz er
gebetet hat / HErr lehre doch mich / dz es ein ende mit mir
|| [ID00042]
haben mus / vnd mein leben ein Ziel hat / vnd ich dauon mus. Er meldet auch den
Nutz derselbigen gedancken / das sich der Mensch seiner Sünden erinnert / Zu
Gott begere / ver gebung der Sünden bitte / vnd in gedult dis betrübte leben
durchwandele / auch am guten ende nicht zweiffele: Dann er spricht ferner: Nu
Herr / wes sol ich mich trösten? Ich hoffe auff dich. Errette mich von aller
meiner sünde / vnd lass mich nicht den Narren ein spott werden / ich wil
schweigen / vn̅ meinen mund nicht auffthun / du wirsts wol machen
Also fühlen wir GOTTEs getrieb / vnd zeigt sein wort bey denselben auch in
Todtes gedancken alles betrübnis linderung.
Zum vierden lehret Simeon / das wir vnsern Todt nicht allein nicht abwenden
können / dieweil vns Gott der ein Allmechtiger HErr ist / das Ziel setzet /
Welchs wir nicht vberschreiten können / Sondern neben seinen vnwiderbringlichen
Worten fasset er das müssen in Gottes güte / damit die gedancken vom Todte zur
willigkeit gedeyen mügen. Da Simeon spricht: Der HErr lasse jhn faren / ist es
war / was Salomon in seinem Prediger am achten sagt: Der Mensch hat nicht macht
vber den Geist / dem geiste zu weren / vn̅ hat nicht macht zur
zeit des sterbens Aber diese gedancken temperirt Simeon mit obermelten worten
(Herr) vn̅ weiset vff Gottes herschafft / welche willige Dieners
folge erfordert / Sonderlich wegen des HErrn gnade / die er
|| [ID00043]
dem Diener beweiset / Dann aus Simeonis Worten ist offenbar / das er so viel
gedacht hab: Du hast mich nicht allein deinen Diener sein lassen / Sondern auch
mir trewlich gehalten / was du mir zugesagt hast / vn̅ in
demselben deine wort zum todte erstrecket / dz deine herrschafft / welche du in
meinem besten gebraucht / auch im todte mich billig willig haben soll / Wie Job
am 2. sagt: Haben wir Gutes von GOtt empfangen / solten wir dann auch nicht dz
böse annemen: Mit solcher clausula sollen verstanden werde̅ die
sprüche / so dem mensche̅ vorhalte̅ dz er sterben
mus / welchs sonst auch den heide̅ bewust / vn̅ ob
sie sich schon deshalben etwz darin ergebe̅ / so bleibt doch noch
grosse vnwilligkeit vnd vngedult.
Zum fünfften / bringt Simeon diese gedancken dazu / der HErr lasse jhn in friede
fahren / das ist / Gott bleibe sein HErr / vnd thu jm guts im todte. Wenn Herr
vnd knecht die sich einander lieb haben / scheiden sollen / so gehets mit
schmertzen zu / wen̅ aber ein Herr eine̅ getrewe̅ Leibeigenen von der schweren dienstbarkeit freyet / vnd
gleichwol sein Herre bleibet / so ist es kein scheiden / Also spricht S. Paul 9
Ro 14 Wir leben oder sterbe̅ so sind wir des Herrn / hiemit
bleibet nichts im tode / vnd folget des HErrn grosse güte. Dann das Gott dem
Simeoni friede des gewissens geschaffet hat / Vnd aus gnaden Gerecht gemacht /
das fület er / das er des Todtes schrecken weg neme / wie auch S. Paulus
spricht: Ro. 5. Nu wir dann sind gerecht worden durch den glaube̅
/
|| [ID00044]
so haben wir friede mit Gott / vn̅ sagt
ferner Wir rüme̅ vns der hoffnung der zukünfftigen herligkeit /
die Gott geben sol / nicht allein aber des / sondern wir rüme̅ vns
auch der trübsal / gleich also redt Simeon / da er spricht: Nu lestu Herr deinen
Diener im friede faren: Als wolt er sagen: Du bist mein lieber HErr bisher
gewesen / vn̅ bleibest mein gnediger HErr im tod / darin ich deine
güte noch spüre / Vnd zu grosser Freyheit gelassen werde / dann fahren lassen
heist hie / als aus einem gefengniss lassen / wie dann allhie eben das wort im
Griechischen stehet / welchs der Euangelist Matth. 27. von losslassung der
gefangenen braucht. Ob nun wol des menschen leben Gottes gütige gabe ist / vnd
zum dienste des HErrn willig sol angewendet werden / Jedoch so ist es gegen dem
ewigen leben als ein lebe̅ im gefengnis / aus welchem vergleichnus
erscheinet / was das zukünfftige für eine herrligkeit sey / vn̅ ob
schon der tod ein stück des trübsals ist / so rühmet sich doch der gerechte
desselben / sintemal er weis / dz der tod der letzte feind sey / 1. Cor. 15 vnd
werde mit jm dz gefengnis leben geendet / dagegen aber ein gantz freyes
angefangen.
In solchen gedancken / die auff dz gewisse wort Gottes gegründet werden / dz dann
Simeon dabey rümet / empfindet des gleubigen menschen hertze desto mehr fri de /
vnd kan also zum tode frölich sein / vnd mit friede vn̅ freude
dahin faren. Doch ist noch das beste dahinden / nemlich / das Simeon spricht:
Dann meine augen ha
|| [ID00045]
ben deinen Heyland gesehen: Simeon
zwar redet vom leiblichen anschawen des HErren Christi / jedoch nicht ohne den
glauben. Dann / wie droben gemeldet / hat er an den HErrn Christum als an den
trost Israels gleubet / vnd auff desselben Leibliche zukunfft gewartet / vnd als
er jn mit seinen augen gesehen / ist sein glaube gestercket worden / das er
also viel sagen wil: Ich habe hertzlich vertrawen nach deinem wort auff deinen
Heiland gesetzet / vnd weil du mir denselben Augenscheinlich zu zeigen
verheissen vnd gehalten hast / befinde ich dich jhe mehr vnd mehr warhafftig /
vnd gleube nu desto krefftiger / dz mein heil in jme gewis sey / also / dz ich
auch nit zweiffele damit zu sterben / vnd weiss das mir daraus friede im todte
weren vnd bleiben sol.
Daher kömpts nu / dz Simeon dieses Leben gerne verlesset / vnd als ein gefengnis
mit der freyheit verbeutet. Dieweil jm sein glaube vnd hoffnung nicht gefehlet /
Sondern so war er den Christ des HErrn vnd den heyland / der die gefangene
erledigt / Esa. 6 gesehen hat / so war ist bey jm die freyheit des ewigen
lebens. Also spricht S. Paulus: Christus ist mein leben / vnd sterben ist mein
gewin / Phil. 1. Dz ist: In diesem vergenglichen leben ist Christus mein rechtes
vnuergengliches leben / des ich mich wider alle trübsal tröste / dz auch dan̅ weret / wenn ich sterbe / in dem habe ich den gewin / dz ich aus
diesem gefengniss in lautere freyheit gelassen / vnd ohne hindernis des
jrrdischen lebens Christu̅ ewiglich
|| [ID00046]
schawe /
vnd mit jm lebe. Hie bin ich doch ein Frembdtling vnd Gast auff erden / vnd
suche mein vaterland im himel Heb. 11. Sintemal vnser bürgerschafft im himel
ist. Phil. 3. vnd thu also eine Geistliche beute / dardurch ich den Himmel vor
Erde bekome / vnd das noch mehr ist / Mit CHristo dem Erben / ein miterbe aller
Himlischen schetze vnd güter werde / derwegen braucht er auch diese wort: Ich
beger abzuscheiden / gleich als aus einer vnlustigen herberge vnd die Wohnung zu
beziehen / da ich mit Christo sey / vnd Ewige Frewde pflegen müge / Philip. 1.
Dis sind nun die Rechten Sterbensgedancken / die man ohn vnterlaß bey gesunden
Tagen vmb des einigen sterbstündleins willen / das GOtt der HErr in seiner macht
behalten / vben sol / das / wenn die zeit kömpt / man mit Simeon sprechen kan:
Nun wolan HErr / Nun / nun geliebt nicht allein dir die Zeit / Sondern ich
auffwartender Diener bin bereit / vnd weiss / dein friede werde mich auch im
bittern Tode nicht verlassen / Du lessest mich fahren in Friede / Darumb so
fahre ich wohl / vnd kriege mehr dann ich lasse / Nemblich / vor das Zeitliche
das Ewige Leben.
Fraget man: Worauff verlesset sich ein solch hertz? Antwort / auff Gottes wort.
Wie weistu / das es warhafftig ist? Ey / Er hat gesprochen / so bin ich worden /
Durch sein Wort ist mein Leben auffenthalten / Den
|| [ID00047]
Heylandt
der Welt verheissen / Hat er gesandt / Das habe ich gesehen / darumb glaube
ichs. Weist du aber / das du darunter gehörest? Ja das weiss ich gewiss / dann
er hat den Heylandt bereitet vor allen Völckern / ein Liecht zu erleuchten die
Heyden / Darunter ich gehöre. Dargegen möcht einer sagen: Es sey nicht eins /
vnter die Heyden gehören / vnd zu dem Heylandt gehören / hiezu kömpt dan̅ eines jeden gewissen / zeigt jm seine Richtigkeit: Aber die
bereitung so Simeon allhie einzeucht / weiset nit in den geheimen raht / sondern
sagt vorher von dem waren wort des Herrn / vnd heisset in demselbe̅ anschawen dz wörtlein (alle) vnd ob schon die sünde den mensche̅ drücket / sagt er doch / der heyland sey ein Liecht zu erleuchten / dz ist /
wir sollen von jme nicht absetzen / mangelt vns etwas / wie wir dann nicht
allein wenig sehen / sondern von natur gar blindt sein / so sey nit zu frage̅ / wz wir vermögen / sondern wz Christ 9 vermag / oder alle̅ völckern bereitet ist / der selber spricht: Kompt her zu mir
alle / die jr mühselig vnd belade̅ seid / Ich wil euch erquicken /
Matth 11. Nun fühle ich mich müheselig vnd beladen / vnd dz wörtlein (alle) geht
nit allein vff alle völcker / daraus man etliche lesen möchte / sondern vff alle
betrübte vn̅ mit anfechtung belestigte / wie ich bin / welchen
Christi stim̅e anschreyet / kompt vnd zwar ebe̅
darum̅ / dz jr euch so vbel fület / vn̅ in euch
selbs keinen Trost / sondern lauter mühseligkeit vnd beschwerung findt / so
kompt zu mir / spricht er selbs. Dar
|| [ID00048]
umb ich mich so
festiglich in vnd nicht ausschliesse / als feste die warheit Gottes in seinem
munde bestehet / darauff ich durch sein Liecht sehe / vnd darin mir gezeiget
wird / das mich meine last so gar nicht von diesem Heyland abweiset / das mich
auch desselben erkentnis bewegen sol gewis zu gleuben / das er mein Heyland sey
/ vnd ich zu jhme kommen / vnd vnuergenglichen friede wider Sünde / Todt vnd
Teuffel von jm empfahen sol. Wer mein Wort höret / spricht Jesus / vnd gleubet
deme / der mich gesandt hat / der hat das ewige Leben / vnd kömpt nicht ins
gerichte / sondern ist vom todte zum leben hindurch gedrungen. Welchs also das
ander stück ist des Lobgesangs Simeonis / nemlich / von der seligen frölichen
sterbkunst: Welcher lehr wir vns in Gottes furcht annehmen / vnd in derselben
ohn vnterlaß auffwarten sollen / das / wenn vnser stündlein kömpt / wir
geschickt sein / dis Liedlein dem alten Simeon mit frölichem hertzen
nachzusingen. Vnd eben darauff zeigt der Heilige Geist in den alten
Leichpredigten / wie droben gehöret / vnd stellet der verstorbenen / vnd zu
Gottes Volck versamleten exempel vor / das wir wissen / es sein nit blosse Wort
/ die wir gehöret haben / sondern in der That mitten im Todte zum ewigen Leben
krefftige vnd bewerte vnterricht.
Weil dann der h. Geist also die lehre den lebendigen vortregt / das er zugleich
auff der Todten Exempel weiset / wollen wir nu auch der gegenwertigen Leich
exempel anschawen.
|| [ID00049]
Es hats nicht allein das ende bezeuget / dz der HErr Mynsinger / ob er schon in
diesem Leben ein Man von hohen Gaben vnd herrlichem ansehen gewesen / gleichwol
in sünden vnd derwegen wie alle Menschen sterblich geboren sey / Sondern er hat
auch selbs bey seinem Leben solchs gelernet vnd betrachtet / vn̅
derwegen vor etlichen jaren allbereit die Grabstatt / dahin er jetzo gelegt
werden soll / bestellet / vnd sein Testament vor lengst gemacht / welche
Gedancken dann droben Gottselig erwiesen sein / sonderlich weil sie in demut vor
GOtt vnd in warem Glauben der Herrn vnd Diener ewig vereiniget / geübt werden.
Das nu der Herr Mynsinger seliger / die Todtes gedancken also auch gefasset / hat
zum theil sein Leben obgemelt / zum theil sein letztes Lager dargethan / dann ob
jn schon das stündlein vnuersehens vber fallen / ist er doch nicht vnbereitet
gefunden worden / oder also hinweg genomen / sondern als er seine schwachheit
gefület / fleissig zu GOtt vmb hülffe nach seinem gnedigen willen gebetet / wie
er dann das liebe Gebet gerne gebrauchet / vnd selbs ein Betbüchlein hat drucken
lassen / vnd darmit er seinen glauben von vergebung seiner sünden vnd gewis
bereitetem Heil sterckete / vnangesehen dz er kurtz vorher in dieser gemein /
des Tisches des HErren genossen / hat er doch den tag vor seinem seligen
abscheide / seinem Pfarhern zu Grossen Alschleben gebeichtet / die absolution mit bedacht auffgenomen / vnd darauff dz
|| [ID]
heilige Nachtmahl / nemblich den waren Leib / vnd das wahre
Blut IHEsu CHRisti / mit dem Gesegneten Brodt vnd Wein empfangen / den Trost
desselben mit fleissigem auffmercken angehöret / Vnd mit Worten vnd Geberden
bezeuget / Das Er es gewis dafür hielte / das Er da ein wehrdes Pfandt des
Ewigen Lebens empfienge. Vmb die Zeitlichen Güter / die jhme Gott Reichlich
gegeben hatte / ist Er nicht mehr bekümmert gewesen / Sondern hat sich derselben
Sorge gar begeben / Vnd ist in der Kranckheit Gedültig gewesen / vnd mit dem
Gebete / ob jm schon die Sprache abgeleget / nicht nach gelassen / vnter andern
auch den Lobgesang Simeonis / vnd die letzten wort Christi also hertzlichen
gesprochen / das es sein anwesender Sohn vor andern deutlich vernommen / weil
jhm denn gedachter sein Pfarherr vnter andern Trostsprüchen / die Wort Christi:
Vater / in deine Hende befehle ich dir meinen Geist: Mit dem Wunsch Bernhardi
anmütig gemacht hatte / der gesagt: Domine, Verbum tuum
vltimum in cruce, sit meum vltimum in hac luce. HErr dein letztes Wort
am Creutze / sey mein letztes Wort in diesem Lebe̅. Nu kan man aus
der widerholung welche der Herr Mynsinger S. in den letzten engsten gethan wol
mercken / dz er seines Seelsorgers Predigt mit hertzen auffgenomen / vnd GOtt
durch dieselbe in jhme gewircket habe / Das er mit dem Todte als ein Geistlicher
Ritter gekempffet / vnd den friede Simeonis im hertzen ge
|| [ID00051]
fühlet habe / welche Wort er mitten in engsten gesprochen / das also
dem alten S. Herrn Mynsinger widerfaren ist / was Gott der HErr im 91. Psalm
verheissen hat / da er spricht: Er begeret mein / so wil ich jhm aushelffen / er
kennet meinen Nahmen / darumb wil ich jhn schützen Er ruffet mich an / so wilich
jn erhören / ich bin bey jm in der noht / ich wil jn heraus reissen / vnd zu
ehren mache̅ / ich wil jn setigen mit lange̅ leben /
vn̅ wil jm zeigen mein heil. Gott sey Lob für solche seine
wolthat.
Also haben wir nun durch Gottes gnade gehöret / Erstlich / das Leichpredigten
Gottes ordnung sein / vnd dahin gerichtet werden sollen / das der mensch sein
müheselig Leben recht erkenne / vnd als GOttes Diener gebrauche / sich auch
stets zum Todte schicke / vnd darin sich als ein williger Diener GOttes begebe
vnd finden lasse / zu welchs puncts augenscheinlichen erklerung vnd
gegenwertigen exempeln der seligen verstorbenen leben vnd todt angestellet
werden sollen.
Zum andern / haben wir solche zwey lehrpuncten vom Christlichen Leben vnd Todt /
durch anleitunge des Alten frommen Simeonis erkleret / Darneben von des Seligen
Herrn Mynsingers leben vnd Todt erinnert / was GOtt darin löblich geschaffet /
vnd vns zum Exempel geschehen ist.
Gott der vns solche Lehr zu handeln befohlen wölle dieselbige in vns vollführen /
vnd vns als seine fleissige auffwartende vnd Gehorsame Diener zum Le
|| [ID]
ben vnd Todt geschickt machen vnd erhalten. GOtt wolle
auch alles vorstehendes vnglück gnedig miltern / zu welchem Gebet vns diese
Leiche vermahnet / Sonderlich / Weil in kurtzer Zeit / Etliche Alte Trewe Rähte
diesem Lande / Vnnd in der Nachbarschafft abgangen sein / Darauff gemeiniglich
Vnheil zu folgen pfleget. GOTT erbarme sich vnser / vnd tröste die betrübte
Freunde des Seligen Herrn Mynsingers / Durch den jenigen / der sein Trost im
Leben vnd Todt probieret ist / AMEN.
|| [ID00053]
IN OBITVM NOBILISSIMI ET CLARISSIMI VIRI DOMINIIO ACHIMI MYNSINGERI A FRVNDECK parentis sui quam
charißimi.
PElea si coniunx, mater si luxit Achillem, Si maesta extinctum Laodomia virum: Halcione chari si flevit fata mariti, Si Priami coniunx Hectora magnanimam. Tristis inornatos Elegeia solve capillos, Flebilis & largas funde simul lacrymas. Luge sancta Themis, moestoque inscribe dolorem Cordi, lugubri carmina voce refer. En Astrea tuus cultoriacet, en tua Musa Gloria subgelida contumulatur humo. Aspice demißis ut eat divinus ocellis, Pectora & inculta tundat, Apollo, manu: Vatis in Ismarij sic illum funere fertur Luxisse, & laetho culte Tibulle tuo. Nec minus extinctam doluit Briseida Achilles, Cyprigena & mortem pulcer Adonituam. Scilicet omne sacrum mors insperata profanat, Omnia funesta falce cruenta secat. Ars quid Maeonide rerumque scientia vati Profuit? in tepidos venit ut ille rogos. Cumque tua immites ruperunt stamina Parcae, Quid tibi Homere tuum profuit ingenium?
|| [ID00054]
Et licet invictus vates fuit Orpheus, ipsi
Iniecit rapidas mors tamen atra manus.
Qui tamen ingenium studijs ornavit, & arte,
Is tanquam invita morte superstes erit.
Sie Cicero longum post fata est nomen adeptue,
Troiani durat sic quoque vatis opus.
Sic te nulla Dies delebtt docte Catulie,
Sic vivent libri Naso Poeta tui.
Sic quoque scripta vigent quae rethor Cantaber, &
quae
Mirando fecit numine Aristoteles.
Longavos vivent etiam tua scripta per annos
Sic pater, & merito nomine dignus eris:
Laude tua Historici cantabunt facta, ferentque
Nabla, Cheles, Cytharas, Cymbala, Plectrae, Lyraes,
Et Themis aetherio despectans vertice terras,
Annuet & nostra haec gaudiae, dicet erunt.
ANtra fron dea, dtscolore picta Tellus gramine, & arborum susurri, Murmurans Boda, riuuli fugaces. O quam suaviter, atque delicaté Viximus, quoad optimum parentem Vidimus Themidem salubriorem Phaebumque Aonidesque concinentes: Dij tunc quam bené viximus, supremus Tunc tunc Iuppiter invidebat, Eheu Quis nunc tristior aspicit ritorem Solis, quis pectore praemit dolorem Tantum? seu rutilo nitescit ortu Aurora, & vitreis mandent amaens Paßim pascua guttulis, alauda Mulcetque ethera blandulo susurro. Vesperi, Hesperias micans ad vndas
|| [ID00055]
Seu sol labitur, & rigat sopere
Mortales placide, dolor remittit
Me nunquam, recreat mees ve ocelles.
SAlveto pater optime, & beate, Cantabit tua facta Pan Ly aeus, Vt te Pieridum novem sorores. Te velut Themis, aetque Apollo flerunt, Te velut Dryades Oreadesque Vt te pascua fontiumque raucae Lymphae, ceu modulo levi canorae Fleverunt volucres, velut tenebris Se sol abdidit, ista ne videre Tua funera. Nam salubriori Stellas ut superat nitore Luna Minores, & ut arduo nivosus Montes vertice Bructerus supinos Vincit Saxonicos, ita & Poetas Vincebas, quoties Lyrae sonantis Tangebaes vaga plectra, pulcrius nil Dicebat sacra Musa, seu secabaes Astreae pelagus sacrae profunàum, Stupebat Themis, & fideliorem Dicebat se habuisse non ministrum. O Dirae nimium feraeque Parcae, O vobis malé sit malae sorores, Quae rapto mihi stamine abstulistis Patrem, qui nitidißimos olores Vincebat nivei colore cordis. Qui traxit volucres, ferasque, densas Qui cantu potuit movere sylvas, Vestra non potuit tenera fila.
|| [ID00056]
Sic ait, extinctum cum vidit, Apollo parentem:
Proh dolor, est tantum mors rapere ausa virum?
Fletus & oppreßit voces, sed vivida virtus,
Talibus insculpsit culta sepulchra notis:
MINSIGERVS IACET HIC PIETATE INSIGNIS AT EIVS
SPIRITVS IN COELO, RVMOR IN ORBE VALET.
IPuer moesti comitem doloris Affer é celsa lituum fenestra, Affer intactumque amaronthum, & albi Texta ligustri. Naiades udum taput elevate Paululum, & tristi celebrate mecum Fistula mortem patris, & decorae Praemia laudis. Atque vos Nymphae per amoena rura Quae salutares colitis recessus, Et scatens vivis nemus, ore moestum, Pangite carmen. Vester in toto celebrandus orbe Occidit vates, celebrate vatem Optimus quem quis cohonestat, atque Peßimus odit. Manibus cuius virides Napaeae Concinunt versus faciles, in undis Boda flet, tristis gemit uxor imo Nais in amne. Pan sub excelsis dolet esculentis, Grata testudo Lycij, laborum Dulce lenimen, silet, inque densis Echo latebris. Faunus effundit lachrymas in imts Vallibus, lugent Dryadesque, Chloris
|| [ID00057]
Alma pallentes violas rosasque
Spargit ad urnam.
Concinunt moestas Charites querelaes,
Aufugit risus, fugiuntque lusus,
Pegasus luget gelidus, supinus
Et dolet Aòn.
Ceu tenet summos animo dolores
Nauta, cum magnis premitur periclis,
Cum tonat coelum, micaet & coruscis
Ignibus aether,
Cum maris fluctu quatitur sonoro
Navis, infestis reboatque ventis,
Morte sic tristes capiunt dolores,
Cuncta parentis.
Sed Deo si sic placitum, quid ergo
Nitimur contra miseri, supremus
Vt lubet vitam genitor cuique
Donat et aufert.
Occidit quamvis pater, eius ingens
Laus tamen vivit, Decus atque nomen,
Nomen insigni studio paratum
Vivet in aevum.
Concinet nascons pariterque labens,
Sol tuas laudes pater, atque nomen
Concinet tellus, polus, & superni
Aether olympi.
FVnera cum celso Themis aurea vidit Olympo Talia cum largis verba de dit lachrymis. Siccine te rapuit mors immatura colende MYNSIGER Aonij gloria summa chori? Siccine crudelis rupit tua stamina Clotho? Nil movit stygias inclyta fama DEAS?
|| [ID00058]
Virtus & probitas & diva scientia quenquam
Si longa facerent prosperitate frui,
Tu bone vixisses Pylios IOACHIME per annos.
Haec sed non summo sicplacuëre DEO.
Colligit is lepidos aestatis tempore flores:
Crescere funestam desinit at lolium,
Ille etiam Elysios te civem accivit in agros,
Ne mund aspicias amplius invidiam.
Sed quamvis laetho te Parca nefanda peremit,
Vsque tamen nomen vivit in orbe tuum:
Flumina sunt Nicri testes, & dives Iberus,
Rhenus, Arar, Rhodanus, Vistula, Gera, Lycus,
Sit tibi humus facilis, tellus tibi grata rependat
Munera, perpetuis floreat urna rosis.
HAec cecinit querula ad tumulum THEMIS aurea voce, Maestaque flebilibus ora rigavit aquis: Nos sed postremos tumulo largimur honores, Quae lapis inscriptis indicet ille notis: MYNSIGER EVROPAE SYDVS, THEMIDIS QVE SACERDOS SVBGELIDAIACET HIC CONTV MVLATVS HV MO. TVMBATEGIT CORPVS: VIVIT SED FAMA, TOT ESSE VIRTVTES VNO NON POTVERE LOCO.
HOc quod sepulchrum patris excultum vides Viator, ornaetis corona floribus, Atque herbulis circum venustis, & sacras Vmbrae rosas fer, nectar & suavissimum, Et fare sic fletu: cinis charißime Salveto nobis, nunc cinis, gratißimus Sed cultor Astreae novemque virginum Quondam, Sacerdos & sacratt Delij. Astraea custos ad sepulturam excubet, Et non proueellis nec nocivis imbribus
|| [ID00059]
Aër sonet, nec nix ibi, sed bellulis
Semper corollis dulce ver, fragrantibus
Ningens rosaerum nymbulis, & Musicae
Ad busta nymphae toncinent lug ubria.
Ego recludit quando toelum Lucifer
Claro die, & claris madescunt guttulis,
Rura, aut cadit cum sol micans, nox fusculae
Et somnulos suadet tenebris fessulos,
Et grillulis campi sonant argutulis,
Mox tristis ornabo sepulchrum floribus:
Atque ô THEMIS dicam beata & maximae
Olim, senex cum se colebat versibus,
Nunc nunc sed infoelix misella & tristis, ô
Luge THEMIS, eultor tuus nam functus est,
Qui tam venustis te colebat floribus,
Et Phoebe, nam vates tuus nunc functus est.
Qui tam venustis te colebat versibus
Numquamque Phoebum iam colit, iam maximi
Patris canit laudes venusto carmine.
SIc retulit patrem praereptum á morte reposcens, Arma, Minerua, minans: Redde age MYNSIGERVM, Erudijne, ideo tantis virtutibus ipsum Vt raperet rapida Parca severa manu? Non rapui sed eum Cyllenius intulit astris Mors ait: haud iacet hic MYNSIGER, at cineres, Descendet coeli cum Christus ab axe, resurgent Exuviae hae rursus, quid rapui ergo? nihil.
IAm Ver floricomum venustiorem Reducit Zephyri tepentis auram, Laeta iam Phtlomela personanti Cantat gutturae, blandulae sedentque Tectae frondibus aerborum volucres,
|| [ID00060]
Lenitz quibus insusurrat aura,
Nunc cantant modulo levi, susurro
Tranant aethera nunc venustiori,
Rana nunc liquidis coaxat undis,
Nunc per gramina murmurat susurro
Apis multivago, legitque flores
Paßim è floribus, herbulisque blandis,
Gaudet terra, canitque, tinnulisque
Frondes arboribus sonant amoenis,
Fragrant gramina, rivuli susurrant,
Ludunt pisciculi leves sub undis,
Rura delitijs venusta abundant.
SEdpater haud curans terrestris commoda veris. Coelica sub Christi vulnere gaudia adit. Ver ubi perpetuum vernat, nec turbidus imber Contristat solis dulce iubar tenebris: Sed lux semper adest, ningens bene olentibus herbis Spargit odoratas terra benigna rosas: Illic vera quies, illic syncera volaptas, Illic impura labe carent homines, Laetitiae Cytharaeque vigent, animaeque piorum, Aeternis relevant fontibus usque sitim. Cantant aetherei volucres, laudesque supremi Concelebrant verbis nocte dieque pijs. Gaudia nec dolor ob turbat, seu saepius orbe, Mutantur varia gaudia quaeque vice. Gaudia perpetuis non deficientia seclis Ast ibi sunt, ullum non habitura modum. Salve chare pater, tu nunc alti incola coeli Es factus, faciem conspicis atque Dei: Nostra (Eheu) multis subiecta est vita periclis, Noster adhuc torquet nos labor atque dolor.
|| [ID00061]
Quod si tempus adest, quo nos quoque fata vocabunt,
Rursus in Elysiis conveniemus agris.
IAm quatit & nigros arcana Erebo cit equos nox, Atque aurata rubens accendit lumina vesper, At mihi nulla quies, dolor undique & undique circum Excitat heu quantos luctus, quantosque dolores, Singultu, gemituque, & foemineis lamentis, Ah plorat senio, tristi confectaque luctu Mater, & in summum venit en germana dolorem Terna, tibi genitor fidißima pectora quondam, Frater & heu tristi depromit voce querelas. O dirum mortis iaculum, erudelia facta, Crudeles Parcae, quid gaudia nostra dolore Contumulare iuvat? nilre stat amabile, curas Amplius haud relevant laetißima tempora veris, Nec placet arguto volucris cum gutture cantat, Non lubet vndivagis pisces includere naßis, Squamigeros hamo nec sollicitare caballos, Displiceunt pedicae, catuli, celeresque moloßi, Faunique, Dryadesque, & montivagi satyrisci, Non iuvat alma Ceres, sordent mihi dona Lyaei, Tristia defessus nec mulcet lumina somnus. Nilnisi moeror adest, sonat illachrymabilis Eheu Vndique defunctum deplorant cuncta parentem.
HEu perchare pater, tecum solatia ruris Tecum delitiae periére, & gaudia nostra, Terruit Alslebia, & luxit, doluêre coloni, Pastoresque omnes, flerunt iuvenesque senesque Et nymphae & viduae, quisquis sub montibus illis Lanigerosque greges, armentaque fortia pavit, Ah Boda dilectis fugiens á coniugis ulnis Ploravit miserabiliter, frontalia tristi
|| [ID00062]
Diripiens capite, & torqueis de faucibus udis,
Aëra & implevit summis ululatibus, udam
Eripiensque manu barbam, vicina vocavit
Fiumina, & illachrymans sic vocibus ora rosolvit:
Lugite ô socij mecum, miserabile carmen
Pangite, tam magni mecum date signa doloris.
Occidit heu noster dominusque paterque, suisque
Oceubuit fatis, & amatos liquit amicos.
Sistite maerentes vaga flumina sistite lymphas.
Cantantem toties est quem miratus Apollo
Laurifer, & nemorum cultrix Latonia virgo,
Cui toties octo comitata sororibus alma
Vranie intactam cantanti iunxit avenam,
Et respondentes cecinerunt littore cygni,
Dum cecinit Musam Damonis & Alphesiboei.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Ad magnos toties reges cui iussa ferenti
Astitit unigenus natus IOVIS, ut bona mater,
Et cupit in duros comitem sese addere casus.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Haud amor, haud odium, non illum gratia flexit.
Nec metus, & domitrix regina pecunia rerum,
Semper at innocuos homines defendet, & almae
Relligionis amans, inopi fuit usque patronus.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
O dolor, ô lachrymas oculis habiture perennes
Eripuit quis te nobis ô optime? quis te
Abstulit? ergo omnes rapit inolementia fati?
Non immaturas decerpit vinitor uvas,
Nec secat ante diem immaturas messor aristas,
Stamina at ante diem rapuit tibi perfida Parca.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
|| [ID00063]
Seilicet in mundo nihil immortale repertum,
Omnia mors adimit, victricibus imperat armis,
Summorumque arces regum, pulsatque tabernas
Pauperis é culnis congestas, impia certé
Optima mors adimit, sed deteriora relinquit.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Nigrantem vultu circumvestivit amictum
Phoebus, & horrenti redierunt nubila coelo,
Heu luce in media facta est nox caerula, quando
Amisëre suum te Musae & Apollo patronum.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Cultor Pieridum tua flevit fata colende
MYNSIGER, Aontae flerunt tua fata sorores,
Aruit Aonij fontis liquor, aruit altus
Per iuga culta Helicon, tristes Aganippidos undae
Sparserunt lachrymas, & pergula sacra camaenis,
Frigore quae valles & flumina obumbrat opaco.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Dimisêre comas quercus, spoliataque honore est
Sylva suo, maesti sunt fontes, frugibus arva
Infae unda carent, paßim sunt flumina maesta,
Deseruêre & aves nidum, frondesque virentes,
Perque agros raucae vocem tenuere cicadae,
Et ranae mutis fecêre silentia buccis.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Stagnorum volucres lugent, tristesque columbae
Implent flebilibus, sylvas saltusque quaerellis,
Alitunm regina sedens, ramo sub olenti
Carmina per tristes edit resonantia cantus,
Et maestos per colla modos effundit alauda
Admonitrix operum, sed prae reliquis lugubres
ACCIPITER tristi depromit gutture voces.
Sistite maerentes vaga flumina, sistite lymphas.
|| [ID00064]
Diffugiunt paßis Dryades per tesqua capillis,
Tristia & in gelidis duiunt suspirta lucis.
Flebilibus Fauni complent vlulatibus auras
Mugitu & lachrymis, & luctificis lamentis.
Sistite moerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Danubium tristes referunt luxisse volucres
Cum fluuijs qui ipsi dant certa tributa quotannis,
Neccharides flevisse ferunt per flumina mergi,
Tristia defeßis planxisse & pectora palmis.
Sistite moerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Sed quid ego incassum queror & mea lumina maestis
Fletibus humecto? Diuûm pater atque hominum rex
Omnia quae spirant Libitinae subdidit, orta
Omnia vultque mori, legi parere necesse est.
Sistite moerentes vaga flumina, sistite lymphas.
Si tamen est altquid quod de, tellure, sepultis
Dicendum, sacri nec fallit pagina verbi,
Est locus Elysius, quo per loca devia suavis
Sibilat aura, sonatque vagis per lustra susurris,
Hîc requiem iusti capiunt, hîc corda piorum
Aeternum vivunt, bîc tu IO ACHIME, sacerdos
Iusticiae quoque iam vivis, longoe vus eunti
Et comes it Stmeon tibi, sacratique prophetae,
Et patres sancti, teque in loca devia ducunt
Manibus ignorata novis, ubi roscida tellus
Clementes Zephyros fragranti aspirat odore,
Limpida flaventis quo septem flumina mellis,
Et totidem liquidi labuntur flumina lactis,
Quò splendent aedes auratae, & gemmea tecta
Fulg ore ingenti, quibus aeternus Deus ipse
Praesidet, aligeris ast antibus undique turbis.
Sistite moerentes vaga flumina, sistite lymphas.
|| [ID00065]
HAec BODA maerenti cantauit pectore & ore, Pluribus & charum quamvis celebrare patronum Carminibus voluit, tamen haud potuit prae largis Vlterius fari lachrymis, per fluminae & vdae Attonitae circumstupuere ad carmina Nymphae: Frigidulos maesto singultus ore cientes, Dum suasere altos labentia sydera somnos, Et Boda algenti rursum sese abdidit unda.
TV vero Aonidum laus ô IO ACHIME sororum Aeternum salve, aeternum praeclare valeto Iustitiae Antistes, fletusque agnosce tuorum. Ipse tuam semper laudemque decusque sonabo, Fistula paegasio licet haud sit tincta liquore Nostra, nec Aonio bibimus de flumine, nobis Est voluiße satis, tu munera parva tuorum Haud sperne, Alcides namque ascensurus olympum Vasta Cleonaei non sprevit rura Molorchi, Et vili superos pacavit munere, semper Ipsis aurato nec bos datur hostia cornu. Interdum in magnis satis est voluisse. Patentis Alter dicat opus mundi, vel quomodo caepit. Oceanus pisces, volucres agitabilis aër, Pendentique super claudantur ut omnia coelo, At quodcunque meae poterunt audere Camaenae, Hoc tibi chare pater praestent, citiusque negabis Luna tuum nocti lumen, vel Phoebe diei. Ante vel Hesperij vel Eoi stagna subibit, Quem penes est gelidae, iuvenis, custodia matris, Quane tuus é nostro labetur pectore vultus.
INgrate Sol quid crinibus aureis Extollis ortum? quid rutilantibus Equis tenebras pellis? orbem
|| [ID00066]
Lucifero & recreas nitore?
Quid lux iuvat si lumine non frui
Licet? tenebris omnia maximis
Squallent mihi, quamvis ab ortu
Luciferis niteas caballis.
Sed cui nigrantes cui rutilant faces?
Cui maeror ingens atria percitat?
Quid pompa vult? quid cantitantes
Significant iuvenum cohortes?
Vestes quid ostendunt lachrymabiles?
Quidnam volunt luctus miserabiles?
Haec indicant mortem parentis
Innumerabilibus querelis:
Qui cultor Astrae fuit optimus
Phoebi sacerdos qui fuit inclytus.
Deus novenarum sororum,
Teutonicique soli corona.
Laudes quis ipsius satis inclytas
Digne canet? Velquis poterit decus
Aequare summum? siue versu
Seu fidibus Cytharae sonantis.
Sed functus est, heu occidit, occidit.
Luctu relinquens nos miserabili,
Vah tot supersunt saeva monstra,
Iustitiae & pretatis hostes:
Vivunt maligni Tartarae qui negunt,
Et qui DEI rident faciem, fert
Vivunt Tyranni, parte possunt,
Qui patrtam haud minima iuvare.
Turcus ferox & Cantaber impius
Et Tartarorum gens furit improba
Sursum Deorsum, sed iuvare
|| [ID00067]
Haud pietas potuit parentem,
Non est tamen functus velut impij,
Sed, post labores tot, tibi maxime
Vitam remisit CHRISTE, tecum
Laetitias caepit & perennes.
Functus licet sit, iure vocabitur
Tamen beatus, rectius occupat
Hoc nomen is, donis Deorum
Qui potis est sapienter uti.
Vt Tyndarin bellam raperet Paris,
Domos adivit Mycenidos manu
Saeva, sed haud Parcae paerentis
Hoc animo subiere sedes:
Sed gaudijs ut perpetuis, senex
Iam, particeps sit, progeniem DEI
Et blandulo, iunctus ministris
Angelicis, celebraret ore,
Sublatus ad coelum rcsonantibus,
Iam iam lyris cantat viri dantibus,
Sub ramulis summum parentem,
Laetitia resonantque valles
Argutulae, sylvaeque susurrulis
Procul reclamant dulcisonantibus,
Laetatur: & quamvis liceret,
Attamen haud cuperet redire.
O faustus is quem sic DEVS eripit
Efletibus, dum Styx violentius
Grassatur, & mundi futuram
Ingeminant Elementa cladem.
Prudens futuri temporis exitum
Nam cum Deus scit, rebus in ar duis
Ad se rapit iustos, ut orbis
|| [ID00068]
Perniciem haud videant futuram.
Salve pater, coeli novus incola,
Laudes manebunt Sydera dum polum
Pingent, & auratum per ortum
Sol rutilus remeabit orbem.
Virtus, repulsis, inclyta, Zoilis,
Intaminatis semper honoribus
Fulgebit, aeternumque dicent
Te cytharae fidibus Poetae.
Tu CHRISTE vero conditor omnium,
Aurem admove, & pro tristitia mihi
Da gaudium, ut me nulla clades
Amplius afficiat procellis,
Tunc tunc lyris te dulcisonantibus
Cantaba tunc te carmine blandulo
Laudabo, praebebuntque nostris
Materiem tua facta plectris.
OCtavus nimium miser octogesimus annus, Iniecit patri quo fera Parcae manus. Occidit hoc anno pater, & sua fata subivit, Heu nihil egregium mors sinit esse diu, Occidit: ipsius probitas nihil almaque virtus Promeruit: nostrae nil valuere preces. Occidit: haud artes potuère iuvare, vel herbae, Doctorum artifices nil potuêre manus. Non illum belli rabies, non abstulit ingens Tempestas, rapidi nevé procella maris: Sed placide post tot curas vitaeque labores Aeternae est factus grata columna domus. Scilicet ut Phrygia quondam regione Phylemon, Cum vidit vitae tempora longa soae.
|| [ID00069]
Est arbor factus: paeter & sic post sua fatae
Elysii factus florida planta soli est.
Sic obiere Patres divi, sanctique prophetae,
Israel sedes sic petijt superas,
Sic quoque longaevus Simeon sua fata subivit,
Ora redemptoris vidit ut ille sui.
HEu nunc laetitijs tota de mente fug atis In summa cogor vivere tristitia, Ex oculis manat permaximus humor, ut algens Labitur acrijs nix resoluta iugis. O mihi Threijciam Cytharam donasset Apollo, Aërias possem ducere qua silices: Per Stygias sedes inamaenaque regna silentum Elysii peterem culta vireta soli: Nec nigros Erebi manes, orcumque tremendum, Horrida nec stygijs stagna vererer aquis. Verum si cytharae poßint nilcarmina, flendo Orarem largo numina coelicolum, Reddidit Euricidem vati regnator Averni Cum Stygias petijt captus amore lacus: Ergo ego per tenebras per praecipites anfractus Elysii peterem si quoque rura soli. Quare etiam patrem mihi non donaret amatum Vnica nata Iovis progenies superi. Quid precor infoelix? non est revocabilis arte, Quod semel extinctum est, mors ait atra meum est. Non potuit charum lachrymis revocare maritum Halcyone, semel ut morte peremptus erat, Nec Phaëton lachrymis redijt revocatus ad auras, Divino quamvis semine natus erat: Quamvis Phoebo Hyacinthus erat gratißimus, Orci Attamen haud Stygias liquerat ille plag as.
|| [ID00070]
Crudeles hominum generi duraeque sorores,
Qui trahitis Stygia stamina ducta colo,
Nam tria transcendit cornix invisa Dianae
Secula, cornicis corvus iners superat:
Exuit aetatem cum pellibus anguis: & ales
Exuvijs iterum nascitur Assyrius:
Flosculus in campis unco succisus aratro
In pratis it erum vere tepente viret,
Et licet Hesperijs Phoebus merg atur in undis
Luce tamen claro clarior ille redit,
Ast ubi nigra semel rumpit sua stamina Parca,
Amplius haud nobis vita redire solet,
Tunc lachrymae incassum funduntur, & irrita vota
Praetereunt veluti praeterit umbra levis.
Quis tamen hos iustos posset retinere dolores?
Quis precor? & lachrymas quis cohibere potest?
Flevimus & gemitus luctantia verba repreßit,
Eque oculis tepidae decidit imber aquae.
Testes sint superi, testis mihi magnus Apollo,
Chare pater tanti signa doloris habe:
A cipe tristitiam nostram, & miserabile carmen,
Accipe, tristitiae, tristiae signa meae.
PArce precor paulum mea Musa, resiste dolori, Non luge ut functos Ethnica turba solet, Nam spem post mortem novit gens Ethnica nullam, Spes vitae at nobis nobilioris adest. Amplius haud luctus mors est, sed meta malorum, Non mors, at summi ianua facta poli. Ante DEI vultum mors est preliosa piorum, Amplius haud funus nobile foenus erit:
|| [ID00071]
Transitus & tantum non exitus, adde quod orbis
Immundus nobis hestis & osor adest.
Cur hostem sequimur? cur non etiam odimus hostem?
CHRISTVS amat nos, cur non redamemus eum?
Ille caput nostrum est, nos non in morte reltnquet,
Nam vita ex uno flamine utrique data est.
Vita labor, requies mors, terra cubile, fruuntur
In gremio cuitis dulce quiete pij.
Cum veniet magna cum matestate redemptor
Nubibus, angelicis sptrituumque choris.
Tristia & immundt renovabit tempora mundi
Denuó, & aeternae tempora veris erunt.
Tunc nos é tumulis revocabit rursus, & inde
Non labor ullus erit, nec dolor ullus erit.
Christus enim lacrymas absterget ab ore piorum,
Maeror & in seclum postea nullus erit,
Fulgenti stabunt sed iusti corpore, & alta
Cantabunt verùm voce, animoque Deum,
Gaudia in aeterna vita sint quanta parata
Non sunt capta prius nec quoque visa prius,
Qualiter exoriens Eois lucifer oris
Fulget, ita iusti sedibus aethereis.
SIste modum lachrymis paulum mea Musa, parentem Nam dolor & fletus non revocare queunt, Non est amissus pater, at praemissus, in ipso CHRISTO vera capit praemia laetitiae. Ac nec obit, sed abit paulum, modicumque quiescit, Corpus humus repetit, coelum animam repetit. Astra pater recolit, sed nos fera castra fatigant, Aula nitens patrem, nos nigra caula tenet, Ossa pater tua terra tenet, tua sed placida umbra, Laeta fugit tumulos, laeta petit superos,
|| [ID00072]
Conveniemus ubi rursus, te saeva etiamsi
Iam fortuna meis abstulit ex oculis.
HAs tuus exequias fecit tibi filius, atque Flebilibus chartam, saepé rigavit aquis, Roscida dum laetis chloris regnabat in agris, Blandaque purpurei tempora veris erant: Pro molli viola, pro cultis floribus, ille Consumpsit luctu tempora laeta gravi. Tu sed chare parens iterumque iterumque valeto, Donec in Elysiis vita sit una iugis. Aeternum salve, simul aeternumque valeto Chare pater, prohibet scribere plura dolor.
RETROGRADI.
INtrat & ascendit foelix cum limina rursus Hospes, ut exultat: linquens en MYNSIGER orbem, Auctus & ornatus donis, sic gaudia carpit. Carpit gaudia sic, donis ornatus & auctus, Orbem, MYNSIGER en, linquens, exultat ut hospes, Rursus limina cum foelix ascendit & intrat. Luctu & tristitia plenus scripsit Heinrich Albrecht Mynsinger à Frundeck, LL. S.
|| [ID00073]
ALIVD.
NVnc nunc sonores barbite barbite Effunde questus, nunc lachrimabiles Profer camaenas, profer aptas Cantibus Halcyonum querelas. Nunc ô scatentes per iuga montium Valete fontes, ô mihi sylvulae Charae vaelete, & (quas amabam) Dulcisonae Lyrulae valento. Nunc lachrymis lugeto fluentibus O turba vatum sacra canentium, Nunc questibus planctuque tempus Conterite ô iuvenes senesque. Qui rivi amatis murmura Limpidi, Iam nunc virentes linquite fluminum Ripas, amaris nunc olorum Carminibus superate questus. Tot lachrymas effundite, Memnonis Quod mater effudit mala funera Nati dolens, queîs mane campi Cotidiè virides made scunt. Nunc deneg ato Soliubar, aureum Vultum tegens, nunc Cynthia lugubri Nigroque amicta induta frontem Splendidulam populis negato. Dum voce dilectum querulâ patrem (Fatale stamen cui Lachesis scidit) Decanto, dum vixisse dignum Lugeo Nestoreos per annos. Telluris (heu) magnum decus Italae Deceßit immaturus, apex sui
|| [ID00074]
Iam stemmatis, iam notus orbem
Gentibus innumeris reliquit.
Deceßit ad cuius numeros aves
Pictae canebant gutture consono,
Cuius suavem flagitabant
Teutonici Satyri cicutam.
Qui corda vatum plurima barbito
Permulsit aptâ, quem iuga montium
Clivosa norunt, quem canentem
Alpicolae stupuêre Nymphae.
Cui saepé pulcris fulgida Naïdes
Contexuerunt serta corallulis,
Cuius Thetis iurat Camoenas
Threijcios superasse cantus.
Cui saepius flores Dryades vagae
Tulêre, cuiusque ad numeros boni
Fauni canebant, cui parabant
Capripedes Satyri choreas.
Ad fistulam cuius pecudum genus
Saltabat, & frondosa cacumina
Sylvae movebant, cui fluenta
Murmure dulcisono scatebant.
Deceßit alti cultor Apollinis,
Deceßit Astraeae decus inclytae,
Deceßit, ardens qui canoram
Picridum coluit cohortem.
Non ille luxu tempora deside
Consumpsit, haud molli Paphiae datus
Fuit, mali nec navigavit
Sedulus Oceanum Lyaei.
Sed trivit aptis tempora fistulis
Cantuque, sed sacrae Themidi datus
|| [ID00075]
Fuit, pij sed navigavit
Sedulus Oceanum LVTHERI.
Cunctis fideli pectore serviens
Non mente falsa consilium dedit
Christoque, confidens minace
Corporis haud metuit periclum.
Largam reclusit pauperibus lubens
Manum misellis gaudia, porrigens
Saepißimé docto clientes
Consilio querulos iuvabat.
Abrupit huic filum Atropos improba,
Nil rivulos curans lachrymantium,
Nil planctum: acu sed, saeva, vatem,
(Proh dolor) egregium necavit.
Necavit hunc, quâ murmure labitur
Agros secans parvo Boda rivulo,
Sedes licet vivus videre
Iuliadûm toties flagrârit.
Hîc flendum, amaris omnia questibus
Implenda: Larga effundere flumina
Hîc per genas tristes decebit
Luctisonoque ululare planctu.
Quot lachrymas, quot tristia per genas
Fudêre fidi flumina subdtti,
Carum videntes (ah) cruentas
Iam dominum rapuisse Parcas.
Ah, maesta funus turba sequenttum
Lugebat abductum, procul (ah) suum
Nunquam reversurum madenti
Aspiciens facie patronum.
Crevit dolens largo Boda flumine
Tum lachrymarum, testificantibus,
|| [ID00076]
Tunc litteris ripas notavit,
Sanguineis, nimium dolorem.
Hâc luce praedaeque ACCIPITER suae
Oblitus auram altis quertmonijs
Implevit, extinctumque planctu
Innumero dominum vocavit,
Heu, quot dolores IVLIADVM chorus
Accepit extincti modo funere
Cultoris? (ah) rupit nocivis
Aureolos manibus capillos.
Parnassus abiecit modo gramina
Lugens peremptum, laurus & innuba
Se frondibus nudavit, alti
Nec fluitant Heliconis amnes.
Iam lachrymis planctuque, Helyconidum
Crevêre multum Lymphae Aganippidos
Fontis, procul pulcré sonantem
Barbiton abijciens APOLLO.
Deflevit (ah) vatem querula lyrâ
Lugens amatum: flevit & ô malae
Dixit, puellae, quid iuvabit,
Tam celebrem perijsse vatem?
Iam pauperes largas queruli manus
Ruptis reposcunt multoties comis,
Et voce lugenti clientes,
O redeas IOACHIME, clamant.
Iam verba fundunt tristia tristibus
Panes cicutis, tam Satyri suas
Linquunt choreas, non avenis
Sub viridi modulantur vmbra.
Fontes reclamant, murmure garrulo,
Valles reportant verba dolentium.
|| [ID00077]
Tristis misellas ECHO iactat
Vallibus é gelidis querelas.
Pectus ferit palmis Dryadum cohors
Verbisque replet saxa dolentibus
Sonora, lamentisque maestae
Foemineis ululant Napaeae.
Portant canistris veris opes suis,
Et verba dicunt ad tumulum sacra,
Nigris cothurnis, nigro amictu
Pro viridi venerantur umbram.
Hic hic specus, semper mihi amabilis,
Domus choris gratißima Naiadum,
Hoc squallet extincto, virentes
Et ???eulae occidêre sylvis.
Hic totus algens, hactenus (ah) pias
Qui lachrymas ex me toties bibit,
Luget, manentes guttulaeque
Caeruleae referunt dolorem.
Haec arbor, in se quae pia carmina
Nostrae citutae continet, haec meos
Olim viatori notatis
Corticibus referet dolores.
Tantos dolores, quos neque fistulis,
Nec voce poßum, carmine nec meo
Fari satis: luxëre prata,
Flumina, nubiferique montes.
Cepit cupressus alticomas dolor,
Lenique maerent murmure palmites,
Myrtus sonavit, sub notato
Cortice congemuëre Cedri.
Lugens opacas per salices strepit,
Gemitque ripis aura virentibus,
|| [ID00078]
(Signum doloris) Lympha maerens
Murmurat & querulo susurro
Guttur repreßit iam volucrum genus,
Atque arborum sub frondibus ingemit,
Canit peremptum luctuoso
MYNSIGERVM Philomela cantu.
Iuravit uno tot lachrymas Pales
Se tempore haud vidisse dolentium
Pastorum, amaro nec palustres
Flumine sic maduisse campos.
Mirans notatos vndtque cortices
Diana pastorum numeris, suas
Abiecit, extollens querelas
Virginibus socijs, sagittas.
Sed quid volunt haec agmina gentium?
Quid turba pullis corpora vestibus
Induta? vix (credo) nigrantes
Vix poterunt numerari amictus.
Num quaeris? haec ut funera tristibus
Verbis fleant, suspiria misceant,
Vtque ad suam sedem beati
Mynsigeri comitentur urnam.
En ipse Phoebus luctisonâ lyrâ
Plangens adest, en Aonidum chorus
Praesens dolet vatem suumque
Carminibus querulis alumnum.
En quantus insit pauperibus dolor
Quot lachrymas tellus sitiens bibat,
En ut fluentum lachrymarum
Ora riget miseris amicis.
Ah quisque fletus fundit & intimos
Sentit dolores: hoc scio, singulae
|| [ID00079]
Si lachrymae confunderentur,
Albidos has superare fluctus.
Sed quid iuvat iam tempora questibus
Consumere, aut se perdere fletibus
Prorsus molestis? quidvè plancta
Se nimio macerare prodest?
Nullis ad auras Pan capripes suam
Syringa traxit questibus, arbore
E floridâ planctu peremptum
Nec Cybele revocavit Attyn.
O filium maestis quoties suum,
Verbis rog ans mater Berecynthia,
Per lac, ait, quod nate, labris
Vbera nostrae tuis dedëre.
Mîredde dilectum puerum, tibi
Quae tradidi vitam lachrymis meis
Fili faveto: ast ille matris
Abnuit innumeras querelas.
Nec hic reviviscet lacrymantium
Planctu, nec ullo flumine vultuum:
Hic noster, etsi posset, orbem
Non cupit ad miserum redire.
Hic fronte iamiam Lucifera micans
Vitam beatis degit in Insulis,
Cernit Dei vultum, videtque
Syderae sub pedibus micare.
Iam flosculis cinctus caput aureis
Miratur auratum solium Dei,
Laetansque cura exutus omni
Elysiis spatiatur arvis.
Hîc grata ducunt otia ramulis
Manes beati sub viridantibus,
|| [ID00080]
Queîs aura spirans insusurrat
Quam Thetyos parit unda sacrae.
Hîc Lympha currit lactea fontibus
E limpidis, hîc mellifluas aves
Voces canunt, aeterna spißis
Sylvula quas retinet sub umbris.
Hîc prata calthis innumeris nitent,
Nec lilia absunt, nec violae leves,
Continuò hic Daphne capillis
Thessalis aureolis virescit.
Hic dulce coelestes Satyri canunt
Nec non puellarum agmina carbasis
Pictis amicta in rure festas
Elysio peragunt choreas.
Non hîc boanti murmure turbines
Immanis exercet Boreas suos,
Non cana nix, non aestus agros
Incolit Icarius virentes.
Sed semper hîc Ver floriferum viget,
Regnant flabris aurae Zephyritides
Hîc lenibus, chlorisque spargit
Floribus innumeris agellos.
Lymphae susurrant murmure blandulo,
Quas ripa cingit graminibus novis,
Hic se lauant manes, levesque
Per sylvas resonant cachinni.
Hîc mella sudant corticibus suis
Quercus, canoris garrit alaudula
Hîc vocibus, quaeritque dulces
Daedala apis folijs liquores.
Hîc Caeus insignis, caput Orpheus
Lauruque cinctus, Pollaque cantitant,
|| [ID00081]
Et fistulis semper beatas
Laetificant animas sonoris.
Ergo quid est flendum? pariter quoque
Parens perennem laetitiam capit,
Nec non olympi tecta lustrans
Syderibus similis refulget.
Hîc (Atropos cúm neverit ultimae
Iam fila nobis) laetitia pium
Vatem videntes laeta laetis
Tempora colloquijs teremus.
Sed nonne iam sydus facie novum
Fulgente patrem cerno? micantibus
Splendescit en membris, nitentes
In radios abiêre crines.
En praebet astris insolitum iubar,
Lux tempora huic circum micat ignea,
En currus, en splendore Phoebi
Insolitoque nitent caballi.
O nunc Olympi caerulei decus
Salve novum, salve & querulis fave,
Dum clara lustras astra, clarâ
Aspicias facie relictos.
Nunc ô adeste, hunc & violis rosisque
Ornate pastores lapidem sacrum,
Ecespite aram nunc virenti
Colle sub herbifero parate.
Parate, lactis ternaque Cymbia
Spumantis huic imponite sanguine
Agni rigatae, fistulisque
Luctisonis celebrate patrem.
Nec non quotannis, tempora floridi
Cum veris adsunt, spargite plurimis
|| [ID00082]
Hanc floribus, tum clara vatis
Facta canent Dryades beati.
Nymphae canent, sed verba virentibus
Sylvis sonabunt, garrula singulas
Vocesque reddet vallis, algens
Nec numeros reticebit amnis.
At verba clarus tristia funditans
Alcon avenâ, quam capripes Deus
Ipsi dedit, narrabit olim,
Vt Dryades doluêre patrem.
Vt crinibus paßis sacra fleverit
Dyctinna, raptum, ut Naiadum cohors
Lugens ad undas, consuetos
Sederit, abijciens amictus.
Narrabit, ut magnus lachrymabili
Hunc voce pastorum doluit chorus,
Vt verba vallis luctuosa
Reddidit innumeris querelis.
Haec Alcon olim carminibus canet:
At vos avenis luctisonis boni
Lugete pastores, rigate
Lachrymulisque pijs sepulcrum.
Sic Pan, Pales, sic & Satyri greges
Sylvana vestros numina sospitent,
Sic nec lupus vobis nocivis
Faucibus abripiat capellas.
Et tu viator, qui tumulum mei
Patris videbis, talia dicito:
O PHOEBE quondam, nunc beati
Perpetuum cineres valento.
|| [ID00083]
Distichon Anni numerum continens.
Fr Vn Deklae, Vt MaIo nIt VIt ter PhoebVs ab aXe, Aethereos petIIt gLorIa gentIs agros. M. D. LXVVVVIIIIIIII. Sigmundt Iulius Mynsinger â Frundeck, F.
Viator & Vrna colloquuntur.
VI. ECquid id? Vnde nitet violis haec Vrna, rosisque? Rara parit violas Vrna, paritvé rosas. Vnde & hic assyrios marmor diffundit odores? VR. Num quaeris? cineri Ver sua iura dedit. Ver sua iura dedit, tribuit Zephyritis Lonores, Et Dryas & flores culta Napaea tulit: Hinc rosulae vernant, hinc & violaria florent: Hinc de me spirat ille perennis odor. VI. Vnde sed (Vrna mihi dic) surrexêre notatae Illa cruentosis Lilia Litterulis? VR. Aönides vatis funus flevêre perempti, Aönides sparsis post sua terga comis. Ad tumulum flevit Themis, & testaeta dolorem Heu pius, heu, dixit, nunc mihi nauta iacet. Ter gemuit, crines ter rapit, & ecce dolentem Amplius haud laßi sustinuêre pedes. Lassaque iam nimio planctu, succurrite Nymphae Clamavit, fer opem Castalis vnda mihi. Quin & Apollo dedit lachrymas: hinc liliae crescunt, Lilia sanguineis immaculata notis. VI. Cur Ver? cur Dryades? cur dona tulêre Napaeae? VR. Illius his dudum fistula nota fuit. Si lusit sylvis, Dryadas: si rupibus altis. Traxit monticolas ad sua plectra Deas.
|| [ID00084]
VI. Cur Musae Themis & Phoebus doluêre? VR. sacerdos
Hic fuit & Themidos Pierijque chori.
VI. Ergo fuere ausae dirumpere staemina Parcae
Vati quem flerunt Pallas, Apollo, Themis.
Proh facinus: superis nonne est modo numen? an audet
Parca quoque invitis rumpere fila deis?
VR. Invitis equidem dijs stamina rupta videntur:
Numina sed summi sie statuêre IOVIS.
Scilicet hunc rapiens ad sydera sustulit, vná
Ne caperet mundi damna futura mali:
Aulicus est coeli factus: nunc consilium dat
(Consilium ducibus qui dedit ante) IOVI.
VI. Illius haud pigeat nomen mihi ferre, tonantis
Consilium cuius in IOVIS aure valet.
VR. Mynsiger est nomen: VI. tegiturnè hîc Mynsiger ille,
Lucida qui scriptis notus ad astra fuit?
VR. Hîc iacet: illum invita tego. VI. cur? VR. vivere sanus
Debuerat Pylios scilicet ille diés.
VI. Debuerat: fata ast aliter voluêre: sed omnes
Virtutes pariter num, brevis urna, tegis?
VR. Ossa tego tantum, cineresque: sed inclyta fama.
Virtutesque eius summa per aethra volant.
Nam simul haud poterunt virtutes esse sepultae,
Tot vacuos liceat mille habeant tumulos.
VI. Foelix Vrna Deûm fletu lachrymuque rigata,
O foelix tanti quae tegis ossa viri.
Foelix Vrna vale: cinis ô praeclare valeto,
Auratis Loculis digne habitare cinis.
Ver tibi perpetuum spiret, violisque rosisque,
Corytium fundas Vrna perenne crocum.
Aeternum valeatis & Vrna cinisque beati
Vatis: nunc abeo. VR. tuque abiture vale.
|| [ID00085]
NAENIA LVGVBRIS. IN OBITVM MAGNIFICI ET NOBILISSIMIVIRI DN. 10. ACHIMI MYNSINGERI A FRVNDECK IVRE. consulti,
celeberrimi & Ducatus Brunouicensis Camerarij haereditarij, qui pté
in Christo 3 Maij Anno 8 S. obijt. Scripta à Matthaeo Franco Schleusingensi
Fr.
IMMATVRVM PATRIS OBITVM Filius luget.
HEu pater heu quis te, quis te mihi casus ademit? Iniecit diras quae tibi Parca manus? Quó ruitis tristes, immitia numina, Parcae Intempestivae rumpere fila manu? Quó fugis ah genitor, quó non mihi chartor ullus? Quae tibi nunc vitam fata maligna negant? Parcere si cuiquam fas est, mihi parceregnato Fas erat & fratri parcere, dura soror. O mihi si pro te licuisset solvere vitam, Hoc ego pensassem sanguinis omne libens. Te mihi continuo teneris praeunte sub annis Syncerae dedici relligionis opus. Tu spes certa mihi, miserae pater anchora vitae, Tu mihi chara salus, tu mihi portus eras. Nunc spes fluxa iaces gnatumque relinquis inermem Pectoris ipse iaces vnica cura mei. Ergo tuo nunquam pascam mea lumtna vultu? Nec sermone tuo colloquijsque fruar?
|| [ID00086]
Hei mihi quó raperis pater ô charißime? quó te
Fata votant? eheu lux mea quò raperis?
Sed petis aeternae lucis iubar, aurea vitae
Secula, coelorum regna beata cupis.
Iaemque DEI frueris vero, dulcißime, vultu
Angelicisque choris iubila laeta canis.
Aeternis fruerisque bonis securus ab hoste,
Qui miris agitat pectora nostra modis.
Vt siteam rapidas pestes, quibus undique vita
Impetitur, quae sunt maxima causa necis.
Tu nil ergo mali, pater ô charißime, passus
Aeternae pacis tempora laeta teris:
Morte obita tibi parta quies & candida pax est,
Te tenet aeterni Regia colsa DEI.
Quis me nunc tandem miserum defendet? iniqué
Invidit patrem cum mihi Parca ferox?
Te pie, defendas, precor, ut me, Christe, relictum,
Qui regis astriferi splendida sceptra poli.
Es mea namque salus solus, scutumque fidele,
Sol radians á quo gratia larga venit.
Me do, resque meas, tibi me committo potenti,
In te Christe DEVS spes mea fixa manet.
Da mihi, quae prima est huius sapientia vitae,
Vt discam placido pectore ferre necem.
Omnia nam mortis sunt nos comitantis in horas,
Quó nos comprendat falce necetque truci.
Indivulsa comes sectans nos submovet aevo,
Nobile uel clarum nil remorata genus.
Nil forma̅ curans, nil Reges stemmate claros
Illustri, secum mors inopina rapit.
Nil quoque curat opes, immò virtutibus ipsa
Quod reliquis maius, parcere nescit atrox.
|| [ID00087]
Me tecum in patriam tandem traducito veram
Et tibi fundentem respice, Christe, preces.
Nam brevis est & plena malis & lubrica vita
Quam tamen ut solam pectora vana petunt.
Quae floret foeno similis, fugit ocyor Euro,
Vmbra vel levior praeterit, errat, abit.
Lilia nam campi per prata virentia lati
Vt peritura brevi victa calore cadunt,
Aret & est foenum rosa quae ridebat in agris:
Sic perit haec fugiens obruta vita malis.
Transit enim rapidt per devia fluminis instar
Hanc sequitur celeri mors inimica pede.
Eripe nos igitur tantis, pie Christe, perielis
Et dum vita datur, nos tege nosque rege.
Vt tibi viventes vitam veniamus ad illam
Sanguine quae nobis est reparata tuo.
PATER DEFVNCTVS alloquitur Filium.
PArce tuis lachrymis fili charißime, parce Luctibus & qureulis vocibus atque genis. Est nova namque mihi per mortem vita parata Conspectuque DEI colloquijsque fruor. Immixtusque choris dego coelestibus aevum Et requiem placidam tempus in omne colo. Me secura quies & raris nota voluptas Me studium pacis laudis honosque manet. Interitura moror reprobi nil gaudia mundi, Vivere cum Christo sed sine fine placet. Est ubi vera quies, nunquam peritura voluptas, Est ubi vera fides, nec simulatus amor.
|| [ID00088]
Immortalis ubi sunt invida gaudia vitae,
Delitiae, vitae principiumque novae:
Mortnus haud ego sum (credas) VIVO PERENNIS,
In Christo, per quem vita parata mihi est.
Siste modó gemitum fili, nunc parce dolori,
Me DEVS ipse vocans in sua regna trahit.
Christus enim nutu qui cuncta potente gubernat
Protulit ingenti talia verba sono:
Morte resurrexi victa redivivus ab Orco
Dux vitae fidus, vitaque vera pijs.
Vita ego sum credenda pijs &
idem,
Non moritur qui me credit habetque DEVM.
Vivo ego, credentes media volo vivere morte,
Vitam etenim, quamvis hîc moriantur, habent.
Si Mors, si Sathanaes, si te peccata molestant,
Victor ego & vitae sum reparator ego.
Sub pede calcavi diros & calcibus hostes,
Crede modó & me me vindice tutus eris.
Ipse tibi merces sum maxima, tutor ubique
Perruptor, ductor, pastor vbique tuus,
Tu modò peccatis noli indulgere nefandis,
Incipe sed vitam vivere deinde novam.
Haec quia Christus ait, decet aneplectaris ut eius
Vera verba fide, nam dubitare nefas.
Ergo tuas lachrymas filt depone, dolori
Pone modum, pietas hoc iubet atque fides.
|| [ID00089]
ACADEMIAEIVLIAE PRORECTOR ET PRO. FESSORES CAETERI STVDIOSAE IVVENTVTI Salutem.
CVnctis aetatibus, in praestantißimis quibusque
Rebuspublicis, imò uerò in omnibus & singulis totius mundi cultioris
bus regionibus, apud omnes homines, qui ab humanitatis pietatisque studijs
non omnino alieni, neque prorsus barbari fuerunt, sic est obseruatum,
adeoque ab ipso Aeterno, optimo, maximoque Deo cunctis mortalibus ita
ingenitam, ut quantò meliùs quis de Republica meritus sit, tantò grauiùs
Respublica obitum eius ferat, tantoque maiorem luctum in obitu eius
ostendat. Huius rei innumera sanè exempla non solùm ex historicis
scriptoribus, uerùm etiam ex Poe̅tis proferri possent: sed,
solitâ nostrâ Laconicâ breuitate contenti, unum solummodò, (praesertim cùm
praesentis intimationis ratio nos suprà modum prolixos esse non patiatur)
proferemus exemplum. Quanto quaeso animi dolore perculsum, quàm uehementi
luctu perfusum existimas fuisse Horatium Flaccum, eùm is ad Virgilium
Maronem de morte Quintilij Vari scribens îta ait:
Quis desiderio sit pudor aut modus Tam chari capitis? praecipe lugubres Cantus Melpemonc: cui liquidam pater Vocem cum cithara dedit. De Quintilio Varo, qui ab Augusto Caesare cum exercitu in Germaniam missus, praelio uictus erat, ipseque in praelio occubuerat, ac non solum hac ratione, sed etia̅ multis alijs nominibus de Augusto Caesare, Vrbeque Româ & totô Romanô imperiô optimè meritus erat, ait Horatius, nullum desiderio tam cari capitis, neque pudorem, neque modum statuendum esse, immoderatumque & grauiorem luctum iustè uituperari non posse: Melpomenen quoque, cui Apollo sonoram uocem cum cithara dedit, lugubres cantus instituere debere. Et sanè ob mortem Quintilij Vari, non solum Horatius & Virgilius, uerum etiam ipse potentißimus Caesar, Octauius Augustus, totusque senatus & populus Romanus, quemadmodum historiae testantur, uehementißimo dolore affecti fuerunt. Grauius uerò lugere praestantium uirorum obitum, si natura docet, hoc si omnium aetatum, omnium regionum, omnium Rerumpublicarum, ac totius mundi uniuersalis consuetudo in hunc praesentem usque diem obseruauit, Hoc si Horatius & Virgilius, ipse etiam
|| [ID00090]
Augustus Caesar totusque Senatus & populus Romanus,
in Quintilij Vari, homines Ethnici in hominis Ethnici persona, facere non
dubitârunt, quid quaeso nos totamque hanc Academiam, quid Reuerendißimos,
Illustriß. Generosißimosque Principes ac Dominos, Dominum Iulium patrem,
Fundatorem ac Nutritium huius Almae Inclytaeque Academiae liberalißimum,
Dominum Henricum Iulium, Episcopum Halberstadensium, primum, perpetuum
& magnificentißimum Rectorem et Cancellarium huius illustris
Academiae, Dominum Philippum Sigismundum, Episcopu̅
Verdensium, Dominum loachimum Garolum, Dominum Iulium Augustum quatuor
fratres, omnes praememorati Ducis Iulij filios, Dominum VVilhelmum, Dominum
Ottonem, Dominum Ioannem, Dominum Fridericum, fratres, Ducis Ottonis filios,
omnes Duces Brunsuicensium & Lunaeburgensium, quid Generosos
Dominos, Dominum Ernestum, & Dominum Martinum, Comites &
Dominos in Reinstem & Blanckenburg, Principes ac Dominos nostros
clementißimos, & clementes, (qui sex proximi studiorum causa hîc
commorantes, Academiae huius praecipua ac singularia sunt ornamenta:) quid
amplißimos ordines huius laudatissimi Ducatus, & ipsum totum
Ducatum, dicemus confidentius, quid ipsum Imperatorem, quid Dominos
Electores & alios Principes uiros, nec non omnes singulosque huius
Imperij Romanogermanici proceres, ipsumque adeò totum Romanogermanicum hoc
imperium sentire quis existimabit, simulatque de insperato obitu
Nobilißimi, Clarißimi ac Consultißimi uiri, Domini Ioachimi Mynsingeri à
Frondeck, Iuris utriusque Doctoris & laudatißimi Ducatus huius
Camerarij haereditarij, & c. triste nuncium ad ipsorum aures delatum
fuit: an uero quis tam stupidus inuenire posset, qui arbritretur, uel
minimum ex praeclaris istis innumeris personis, quas diximus &
indicauimus, non intelligere, quàm praestantis ciuis iactur am passa sit
Respublica, in unius pientißimè defuncti Mynsingeri nostri (meritò enim eum
nostrum dicere uidemur, qui studijs suis, dum in uiuis erat, totum se
nostrum ostendit, seque à nobis pari loco haberi, non dedignatus est)
insperato & ipsi quidem maturo, Reipublicae uero, propter praeclusa
eius tam multiplicia seruitia, imm aturo obitu? Is, qui quasi in ueaula
alicubi latitauit, quiuè propter aeiatem iuniorem, studiorum &
meritorum à Mynsingero nostro, piae memoriae, in rempublicam collocatorum
ignarus est, non multos propter obitum eius dolore affici forte existimet:
at uerò qui rerum ciuilium peritus est, & qui uel ipse cognouit, uel
ex alijs audiuit, qualia fuerint ab ineunte aetate eius studia, quanti
& quàm impertaesi pro Republica labores, is quin aliter sentiat,
aliter iudicet, fieri non potest. Operaeprecium autem nos facturos uidemur,
si pauca de studijs laboribusque et molestiis eius, pro Republica
susceptis, referamus, ut inde, quàm praestantem
ci
|| [ID00091]
uem
Respublica amiserit, harum rerum ignarus breuiter cognoscere
queat. Mynsingerus noster piae memoriae, sicut in nauitate suâ, signa
secuturae suae uitae laborumque & operam laudatißimorum secum
attulit, dentatusque in lucem prodijt, itae statim ab ineunte aetate,
ingens suum atque incredibile penè uirtutis bonarumque artium studium,
bonis & doctis omnibus impensißimè comprobauit, & postquàm
uix ex ephaebis exceßisset, humanioresque omnes disciplinas liberaliter
degustasset, atque in dicendo praecipuè ac scribendo, orationeque tam
solutâ quàm ligatâ, foeliciter exercitatus esset, animum ad Iuris prudentiam
adiecit, atque in eo studio cum omnium admiratione, aliarum bonarum artium
studia tamen non deponens, tantos & tam celeres progressus fecit,
ut, exiguo temporis spacio, iuris studio completo, & perlustratâ
deinde totâ Germaniâ tàm superiori, quàm inferiori, itemque Gallia
& Italia, anno aetatis uicesimo primo in celeberrima Friburgensium
Briscouiae Academia, ubi Clarißimum Germaniae Iureconsultum, Vdalricum
Zasium praeceptorem antè habuerat, gradu Doctoratus insignitus sit, publicé
quoque statim docere caeperit Accepto autem mox ordmarij professoris
munere, & in collegium Iureconsultorum cooptatus, samma dexteritate
auditores suos erudiuit, quibus etiam propter singularem in docendo
perspicuitatem & facilitatem, & propter styli elegantiam,
tam fuit charus, ut ad aßiduam postulationem indesinentemque
interpellationem multorum, primùm commentaria sua in titulum Institutionum
de Actionibus, mox autem totum Apotelesma commentariorum in Institutiones
iuris Ciuilis in lucem aedere necesse habuerit. Hoc autem opus doctorumque
uirorum commendationes, ita nominis eius celebritatem extulerunt apud
Potentißimum sapientißimumque Imperatorem Carolum Quintum, eiusque fratrem
Ferdinandum, Regem Romanorum, pari laude cum fratre dignum, itemque
Electores, aliosque Principes uiros, ut diutius in Academia Friburgensi,
quantumuis eam charam haberet, delitescere non potuerit, sed ad supremum
Imperialis Camerae iudicium euocatus sit, assessorisque munus ibi
acceperit. In eo quoque officio rursus Collegis suis suam eruditionem,
diligentiam, ingenij felicitatem, iudicijque dexteritatem praeclarè
comprobauit, atque eo usque in Camera Imperiali creuit authoritas eius, ut
omnes non solum Praesides, Assessores, Aduocati atque Procuratores,
totaque Spirensis aula, Verumetiam plerique Imperij Proceres, Mynsingerum
nostrum unicè adamarent & colerent. Haec nominis Mynsingeri
celebritas, haec studiorum uirtutisque & eruditionis praedicatio,
insignem illum fortißimumque Heroëm, Illustrißimum Generosißimumque
Principem ac Dominum, Dominum Henricum Iuniorem, Ducem Brunsuicensium
& Lunaeburgensium, Laudatißimae Pientißimaeque memoriae, uarias
fortunae uices
|| [ID00092]
in bellis grauißimis, acerrimisque praelijs, inuicto animo
expertum, paeisque studia & administrationem lustitiae, secundùm
normam legu̅ & aequitatis instituere tum desiderantem,
eò perduxit, utamplißimis muneribus, honestißimoque stipendio constituto,
Mynsingerum nostrum piae memoriae, é Camera Imperiali in suam hanc ditlonem
euocaret, munusque Cancellarij ei deferret. Neque uerò Mynsingerus noster
diu satis habuit, ea solummodo curare pro suscepto cancellariat9 munere,
quaead officiu̅ iudicis nobije, uel iudicia summaria
pertinebant, sed consilio suo eò adducens praememoratum optimum principem
suum, mandato celsitudinis eius, ex ordinatione Imperialis Camerae
pulcherrimum compendium extraxit, paucisque ad usum horum iudiciorum
prudenter immutatis, supremi Ducalis iudicij ordinationem conscripsit, ac
praesidente ipso laudatißimo principe, uices Praesidis gerens, secundum
conscriptam ordinationem iudicium instituit, institutum incredibili fide
& diligentiae singularique pietatis ac iusticiae Zelo, in extremam
usque senectam sustinuit, atque ita aequabilem & incorruptam
Iustitiae administrationem posteritati commendauit. Interim uerò, dum
cancellariatus munere, dum praesidis uice fungitur, praeter expectatione̅ omnium, non solum obseruationum Cameralium centurias aliquot
aedit, easque, reuisis relationum in Camera habitarum scriptis suis,
subindè locupletat, uerum etiam De cades consiliorum in lucem aedit, atque
eas quoque subinde nouis auctionibus exornat: aedidit etiam in senectute
sua commentaria ad quosdam titulos Decretalium, nec minus alia, quae
similiter aedantur, ueeuidit, temporique commodiori aeditionem eorum
reseruauit. Illud autem fatale fuisse uidetur, quód quemadmodum initium
publicè contestatae eruditionis, Apotelesma commentariorum suorum ad
institutiones Iuris ciuilis esse uoluit, ita postremum quoque hunc laborem
ante obitum susceperit, ut Apotelesma illud reuideret, multisque &
innumeris locis augmentatum, quasi cygneum cantum nobis post mortem suam
relinqueret, quod opus, quamuis eius consummationem uehementer semper
urserit, etiamnum sub praelo est. Hic (ut summariâ expositione pro
intimationis praesentis ueatione contenti simus) fait uitae cursus
Mynsingero nostro piae memoriae. Nunc uerò si haec paucißima, quae ex
innumeris retulimus, quis considerabit, quomodo quaeso tàm impudens aut tam
ineptus esse poterit, ut non agnoseat pientißimè defuncti Mynsingeri nostri,
cum in totam Rempublicam totumque Imperium hoc Romanogermanicum, tum uerò
in hasce regiones merita: Vnum hoc si solummodò praestitisset, quod in
celeberrima Friburgensiam Academia publicé Iura professus sit, laude dignus
utique iudicaretur, meritoque post obitum etiam lugendus, utpote qui tot
doctos, tamquê praeclaros uiros sua diligenti & aßidua disciplina
eruditos, Reipublicae exhibuerit: quid uero de eo dicendum erit, quod aedito
Apotelesmate
|| [ID00093]
commentariorum, uniuersam legum cupidam iuueniutem, per totam
Europam, in Iure erudiuit, atque his etiam, qui longius in studijs suis
progreßi sunt, firmißima fulcra studiorum, eiusdem operis editione
suppeditauit, siue in umbris scholarum, siue in splendore fori uersentur?
quid quod aeditis obseruationum Cameralium libris, aeditis consiliorum
libris, aeditis alijs commentarijs, reuiso etiam Apotelesmate illo suo,
plurimisque uel potius innumeris falsis opinionibus ex longo usu practico
dextreque animaduersa ueritate theoricâ, notatis, non solum dectißimorum
quoramque Iureconsultorum studia peritiamque mirificè adiunauit &
confirmauit, sicut ex aliorum postea aeditis obseruationibus inter caetera
uidere licet, uerumetia̅ toti imperio uiam monstrauit, quid
Imperiali adhibitâ authoritate, in infinitis dubijs controuersiis
statuendum, & quomodo innumerae Doctorum disputationes, publica
legali sanctione, terminandae sint? quanta gratitudo, uel hac sola rursus de
causa, pientißimê defuncto Mynsingero nostro, à toto Imperio Romano
debeatur, quantus dolor, de Mynsingero ex hac uita auocato, hinc in omnium,
non tantum Doctorum, sed etiam Principum uirorum animis resideat, quis est
qui non animaduertat? Omnes etiam ac singuli, qui de Mynsingeri nostri
morte audierint, eumque Ducibus Brunsuicensibus & Lunaeburgensibus,
Dominis nostris Clementissimis, non solum à consiliis fuisse iudiciaque
eorum sapienter ordinasse, atque exornasse, uerum etiam feuda haereditario
iure ab eis accepisse sciunt, haud dubiè confitebuntur, se satis
intelligere, quam charus Principibus nostris clementissimis Mynsingerus
noster fuerit, & quód non exiguo haud dubiè dolore, Celsitudines
ipsorum, propter obitum Mynsingeri nostri, perfusae sint. Non minus quoque
omnes intelligere credimus, quàm charus Mynsingerus noster toti huic
Academiae Iuliae fuerit, quàm charus fuerit suprà memoratis iuniorib.
Principibus, Dueibus Brunsuicensium & Lunaeburgensium, itemque
Dominis Comitib, de Reinstein & Blanckenburg studiorum causâ hîc
commorantibus, quàm charus fuerit toti nostro Senatui Academico, quàm charus
fuerit omnibus huius Almae Inclytaeque Academiae Studiosis, tàm nobilibus
quàm ignobilibus, nec non caeteris Academiae membris, totique urbi, imò
uero omnibus ordinib. huius Dueatus, ipsique toti Ducatui Quòd si uerò
omnes, qui unius pientißimè defuncti Mynsingeri nostri operâ, studio,
doctrinâ & scriptis eruditi sunt, quiuè eius iudicio aut patrocinio
in causis suis adiuti & subleuati sunt, praesentes adesse possent,
quàm ingentem multitudinem, quae animi affectione, se exhibituram
existimabitis? Laudat Horatius suum Quintilium Varum ex castitate, fide
& ueritate, sic inquient:
Ergo Quintilium perpetuus sopor Vrget? cui pudor, iustitiae soror
|| [ID00094]
Ineorrupta fides, nudaquè ueritas. Quando ullum inuenient parem. Laudat item Horatius Quintilium suum, quòd doctos uiros amauerit, ac praecipuè Poëtas, sic prioribus subijciens:
Multis ille quidem flabilis occidit, Nulli flebilior quàm tibi Virgilî Tu frustrà pius, heu non ita creditum. Poscis Quintilium Deos. Mynsingerus uerò noster Doctos uiros omnes & poe̅tas multò cumulatiùs adamauit, eò quòd ipse undequaque Doctißimus, Poëtaque ipse excellentißimus esset, & non tantùm ex castitate, fide & ueritate laudari potest: sed de eo uerißimè praedicatur, quòd in hoc uno omnia ferè uirtutum genera quasi in praeclaro speculo eluxerint, omnesque & singuli, quotquot Mynsingerum nostrum nouerunt, ac cum eo frequentiùs paulò conuersati sunt, confiteri coguntur, huius orationem, huius scripturam, huius mores, huius actiones omnes totamque uitam scmper plenam fuisse pietatis, prudentiae, humilitatis, lenitatis, fidei, ueritatis, constantiae, humanitatis, pudoris, uerecundiae, castitatis, patientiae, beneuolentiae, ac gratiae, aliarumque uirtutum, quibus hîc tanquam ueri Dei uiuum membrum, & uerus Christianus, praeclaré insigntus fuit, ille tanquam Ethnicus, ueri Dei notitia carens, praeditus esse non potuit: Ideoque Quintilius à Germanis cum Romanorum exercitu fortißimo caesus, Augusto Caesari totique Senatui & populo Romano, Ethnicus idolatra Ethnieis Idolatris omen exhibuit, de Romano eo imperio, quod Augustus primus quietê possederat, ad Germanos posteà transferendo; Mynsingerus uerò noster idolatriam omnesque Romanisticas sordes improbans, sola fiducia meritorum Christi subnixus, uitae satur & instar luminis, quod pinguedine destituitur. placidißimê simul pientißimeque uitam finiens, de propagatione ueritatis diuinae, non dubia apud multos praesagia saepè reliquit. Illud uero in hoc publico luctu maximè quoque nobis est obseruandum, quòd amicis Quintilij post eius obitum nulla spes ulterius superfuerit, sicut & Horatius his postremis suis uersibus indicat, cum ait:
Quod si Threicio blandius Orpheo, Auditam monerere arboribus fidem, Non uanae redeat sanguis imagini, Quam uirga semel horrida, Non lenis precibus fata recludere Nigro compulerit Mercurius gregi. Durum, sed leuis fit patientia Quicquid corrigere est nefas. Nos ueró certò seimus, quod post huius miserrimi praesentis seculi consummationem, cum pientißimè defuncto Mynsingero nostro, nobis aeterna uita restet, memoresque semper sumus istius dicti Paulini ad Philippenses, Complures ambulant, de quibus saepe dixi uobis, nunc autem & flens dico, inimici crucis Christi, quorum finis perditio est, quorum Deus uenter: & gloria in dedecore ipsorum, quiae
|| [ID00095]
terrestria curant: Nam nostra conuersatio est in coelis, unde
& seruatorem expectamus, Dominum IESVM CHRISTVM, qui transfigurabit corpus nostrum uile, ut conforme fiat
corpori suo glorioso, secundum efficaciam, qua potest etiam subijcere sibi
omnia. Nequaquam igitur ex eo solo consolationem capimus, quod id quod durum
nobis accidit, leue reddat patientia, si cogitemus corrigi aut mutari,
factumque infectum reddi non posse, sed cum Ethnici & alij impij
spem nullam alterae ae melioris uitae habeant, nos specerta ac fiducia
alterius uitae aeternaeque beatitudinis erecti, luctum multò facilius
moderamur, alteriusque aeternae uitae multò suauiorem conuersationem
indubitanter expectamus, memores rursus istius Paulini ad Thessalonicenses,
De his, qui obdormiuerunt, ne doleatis, quemadmodum caeteri qui spem non
habent. Nam sicut credimus, quod IESVS mortuus est,
& resurrexit, sic & Deus eos, qui obdormiuerunt per
IESVM, adducet cum illo: Hoc enim uobis dicimus in uerbo
Domini, quòd nos, qui uiuemus & reliqui erimus in aduentu Domini,
nequaquam praeueniemus eos qui dormiunt: quoniam ipse DOMINVS cum hortàtu & uoce Archangeli ac tuba DEI descendet de coelo, & mortui in CHRISTO resurgent primum, deinde nos qui uiuemus, qui reliqui erimus,
simul cum illis rapiemur in nubibus, in occursum DOMINI, in ae̅rem, & sic semper cum DOMINO
erimus. In his sermonibus ex praecepto Diui Pauli nos
mutuò consolamur, qua consclatione Ethnici omnesque impij prorsus
destituuntur. Quandoquid em uero restat, ut in hoc publico luctu, luctusque
moderatione, ultima charitatis officia, pientißimè defuncto Mynsingero
nostro exhibeamus, quem uiuum insigne ac praeclarum Academiae nostrae
nostrorumque studiorum decus & ornamentum agnouimus &
coluimus, hortamur sedulò atque obnixê rogamus omnes ac singulos, quotquot
studiorum causa hîc commorantur, ut proximo die lunae, hora nona matutina,
ad audiendum orationem funebrem, quae à Clarißimo doctißimoque uiro, M.
Henrico Meibomio recitabitur in maiori Auditorio: circa horam autem
undecimam meridianam ante aedes pientißimè defuncti Mynsingeri nostri, ad
funeris deductionem compareant, atque in eo suum erga defunctum,
honestißimamque eius uiduam & haeredes, amorem, nobis bonisque
omnibus comprobent. Valete. Helmstadij 10 Maij Anno salutis reparatae
1588.
|| [ID00096]
MANIBVS NOBILISSIMIIOACHIMI MENSINGERI A FRONDECK, ARCHIC AMERARII Brunsvicensis, viri iuris
consultiß.
T
|| [ID00097]
Iahannes Böckelius.
|| [ID00098]
. AD NOBILEM ETDOCTISSIMVM IVVENEM
HENRICVM Albertum Mynsingerum á Frundeck, amicum meum lugentem obitum
Nobilißimi, Magnifici & incomparabilis Viri Dn. 10 ACHIMI
MYNSINGERI, patris sui.
QVOVS QVE tandem, ô magne, MAXIMO PATRI Diîs socijs nuper addito, Fili, molestus esse pergis, acribus Indesinenter isrrigan Ora, ipso funere tetriora, lacrymis? Quousque non recolliges Animum virilem, Achilleum, infractum malis Veris ab antè, Nunc mali, Victum, inuolucris abdito vanis bono? Eho, quid hoc pietatis est? Pro more vulgi, ritibus aut adfectibus Lugere molliter patrem, Satiús putare, quàm Superûm deuotiùs Pensare prouidentiam. Et altiore mentis acritudine Penitrare ad immortalium Consulta mira? Quâ finíue, sortéue, aut Fato, Parato vt pectore Formidolosae subijt mortis aleam? Haec cogitare par erat. Enim quid aliud Dijs statutum existimes Hoc tempore? vbi primae notae Quemquam sustulerint: Vltionis maxima Suae esse partem & Gratiae.
|| [ID00099]
Nempe vltionis est principium id euidens
Cum fata nos neceßitent
Extrema, belli cladibus: Nefariumque
Iniuriae & Iuris chaos
Et quidquid atrocißimi est mali,
Orbi internecionem struens:
Leto interire derepente, cumputes
Aut velles minimè, principes
Viros, baseis, reique fulcra publicae.
At hoc liquentis Gratîae:
Mala imminentia ante leto vortere.
Iam quis sibi carißimos
Tanto redemtos foenore hinc nolit? Patrem
Et tu voles superstitem?
Nefas sit. Etenim qui DEûM fuit vicem
Mundo sat indultus diu,
Vbi spei de fruge quid superfuit.
Modó ruente ad inferos,
En congeneresque congregesque coelitum.
Repetit corona, originem
Vt omnia ad suam feruntur impetu
Prono. Quod ipsamet necis
Iubet me credere forma rarior. Neque
Tot aggrauatus seculis,
Diutinâ semiuiuus aegritudine,
(Vt senices semineces agunt.)
Aut sensit artuum ardores podagricus
Aut vstulantis querquerae
Longas fauillas. Viribus sed integris
Questeis nihil molestiae.
Blandâ quiete (mirum) compôstus velut
Ad Indigetes, quó dignus, it,
|| [ID00100]
Vt ipsum vixe paenè non foret fides.
Sic nempe debuit mori
Quietè, qui quietè vixerat, Fori,
Vtut summus fori artifex,
Non turbulentis vspiam fragoribus
Immistus, O sic sit mihi
Halitu ominoso spiritum profundere,
Quid? O HENRICE non satis
Haec molliendis obstinatis sunt praecordijs,
Quae Alpina circum é lacrimis
Glacies incrustat, adsiàuo, accubuo tibi?
Lubenter, ut, Diuûm quod est,
Patiare tam probis conventibus
Peti. Statutum si est tamen
Lugere: Nobis condole, qui ringimur
Ima usque ad ossa planctibus
Magnisque multisque. Ast idoneâ magis
Caussâ, & gravi discrimine.
Tibi parentis abitu partagloria:
Columen rei: solatium
Domus FRVNDECCIAE universae: Humanitùs
Talem quae prodidit virum.
Quem nomen artis omniiugae, omniu̅ dec9
Virtutum inaestimabile
Iberâ, Hesperiâ, Francicä, orâ Almanicâ
Claravit unum & unicum,
Incomparabilem & ineffabilem. rei
Forensis coeli baiulum
Atlanta dignis humeris. Ah, Eheu, Eheu,
Hoc hoc carendum quot fuat,
Eheu, Eheu, iam templa, iam puteal, scholae
Ingeminant, Eheu integrant.
|| [ID00101]
Non desitura ululatu omnem implere angulum,
Ni praestinata iam foret
Spes indolis nobis tuae, & tenerâ emicans
Aetatulâ patrius vigor.
Hoc hoc officio sacris rité manibus
Faxis, cineri & satis- dabis:
Vbi grandaeuus ille Phoenix, in rogo
Fragranti honorum odoribus.
Exustus ab iustitiae sole, Gloriae ac
Splendore ab ardentißimo,
In te resurget: Et volatu libero
Coelique inaniâ, & Soli
Tractûs metibitur, & eôdem titulo cluent
Parens natusque MYNSIGER.
Casparus Arnoldi scribebam.
IOACHIMI MYNSINGERI A FRVNDECK, IVRISCONsulti celeber rimi,
COMITIS PALATINI, ET DVCATVS BRVNOVICEN SIS CA MERARII baereditarij
&c. Domini amici & Patroni sui vnicè honorandi, pié in
Christo 3. die Maij circiter horam 1. pomeridianam in arce sua Alsslebiana
defuncti, & 13. die eiusdem in celeberrima Acádemia IVLIA, quae est
Helmstadij, in aede sacra D, Stephani sepeliendi.
|| [ID00102]
QVid mirum, si contentus sermone pedestri Hactenus, in numeros nunc malè verba ligo? Quem natura negat, facit indignatio versum, Sponte abit in miseros iusta querela elegos. Iusta querela eheu, iusti illa sequestra doloris, Quod nequit ars, praestat, quod nequit ingenium, Tantum instar meriti, pondus grande fauoris In me, MAGNE, tui, MYNSIGER exsuperat. Vt, lacrimis, mediâ moriens, quos morte relinquis, Liberi, inabsterso quámlibet ore pluant: (Iure quidem.) Ast aequare meos vix posse dolores Arbitrer. Et certê vincere non poterunt. Ecquid enim? viuo queis-cum paria omnia patre Vnà habui, nullae parte minutus, ego. Accessuro aedeis totae patuêre putauit Se mihi praesentem dißimulare, nefas. Aut dedignari mensâ, os, aureisque negare, Et blandis trepidum non animare oculis. Ah quotiés, togulae prensatae laetus honore, Pressatae tenui pignora fida manus Quid moror? VNVS erat, mihi qui DOMINusque PA. RENSque SPES, RES, FVNDVS, HONOS, atque fuit. Hinc illae lacrimae, lacrimae, queîs perpetis instar Fluminis, vsque meae commaduëre genae, Hinc istae é labris, rupto velut aggere, voces Inuitis Charisin Pierisinque fluunt. Impar, atque informe metrum, quò scilicet agrum Aptius vt, pectus, materiae referat. Non iustis factura pijs, quó carmina fundam. Publica sit, piet as haec modó nostra. Sat est. Arnoldus de Reyger Belga L.
|| [ID00103]
Pijs Manibus NOBILISSIMI ET MAGNIFICI VIRI D. 10 ACHIMI MYNSINGER IA FRVNDECK, IVRISCONSVLTOrum huius
aetatis facilé principis, affinis & fautoris sui honorandi,
reliquit.
VOs quibus est tenuem concessum viuere vitam, Ac humiles inter degere forté casas: Discite Fatorum non incusare rigorem, Cum vitae vobis hora suprema venit. Respicit ad nullos Libitina immanis honeres, Non curam antiquae nobtlitatis habet. Parcere non senibus didicit, non parcere pubi. Non á Principibus abstinuisse viris. Virtus nulla fugat grauis insuperabile fatum Quod coaceruat as nec reueretur opes. Respice MYNSIGERVM, qui clausus rité sepulcro Aequalem cunctis esse docet Lachesin. Hic vir hic est, semper virtutibus inclytus altis Qui fuit, & summis clarus amicitijs: Qui grauis & prudens fuit integritatis amator, Sincerae cultor qui pietatis erat. Sed licet implérit totum virtutibus orbem Euicisse necis non potuit rabiem. Spargite vos Musae tumulum fragrantibus herbis, Spargite purpureis ossa beata rosis. Quicquid odoris Arabs habet, & Xylobalsama trunco Sudant, puniceis quâ tepet aequor aquis, Hos cineres vngant, hanc defundantur in vrnam Huic praestetque pares quilibet exequias.
|| [ID00104]
Salue sancte senex, in te mors iuris habere
Nil poterit, famam non abolere tuam.
Est terrae fragilis magnae caro reddita matri,
Vnde prius venit, Spiritus astra habitat.
Ludolphus à Gittelde.
DE VERA NOBILITATE, QVAM DEVSD. 10 ACHIMO MYNSINGERO
AFRONDECK &c. contulerat.
LItem aequi peperit violatio, lis agitata Nobile produxit Iudicis officium. Praetulit hoc alios alijs, mortalibus inde Constitit insignis nobilitatis honos. Nobilis ergo sui censendus ab ordinis ortu, Iudicij ting at dexteritate genus. Ius aequum discat, doceat, praestet, tueatur Quo sine quae veteris quaeso propago status? Et genus & generis primum decus optimus aufert: Mynsiger egregié fulsit vtroque bono. Ius didicit, docuit, preßis succurrit eodem, Epatrio antiquum sanguine stemma tulit. Non autor generis sed custos extitit, auxit, Non minuit iuris cognitione domum. Praeses erat pietas, candor, comes, hinc terror aequus, Consilij & quoties pandere iura datum. Hunc laudant generosa cohors, Regesque Ducesque, Mynsigero, si vis nobilis esse, fave. Daniel Hoffman D.
|| [ID00105]
Epigramma Epithaphicum: VIRO NOBILISSIMO, AMPLISSIMO
ET CONSVLTISSIMO DN. 10 ACHIMO MYNSINGERO A FRVNDECK,
Iurisconsulto celeberrimo, Comiti Palatino & Ducatus Brunouicensis
Camerario haereditario &c. 3. Maij Anno M.
D. XIIC. placidè & in vera filij Dei inuocatione obdormienti.
E Chilianus Stisser F.
|| [ID00106]
EX DVLCISSIMOHY MNO SANCTISSIMI PATR IS SIMEONIS LVC. 2.
AREVERENDO ET Doctiß. Dn. Daniele Hoffmanno SS. Theologiae Doct. &
Publico Scholae luliae Professore, pro concione Funebri, quae in Parentalijs
Magnifici, Nobilitate Familiae, Doctrina vbique gentium inclyta, virtute
& longó rerum vsu praestantiß. Viri Ioachimi Mynsingeriá Frundeck
ICtorum. Hac aetate Clariß. Luminis, Comitis Palatini &c. Habebatur
piê tractato Helmst. 13. Maij Anno 1588.
N
|| [ID00107]
|| [ID00108]
FELICISSIMAE DEFVNCTI MEMORIAE
SACRVM.
NObile Frundechae gentis decus, vltima rerum Linea mors, terris invidiosa nimis, Et natura potens sublatum pené volebant Munus, & hinc tali nos viduare bono: At nec naturae, nec morti, tanta potestas Vt coeptum facinus perficeretur, erat, Obstitit his siquidem divina Phronesis, & artem Arte petens, partes egit amica viri. Dotibus haec dotes addendo, plura ministrat, Quam quae naturae subijcienda forent. Hic vir hic ille virûm quo non servantier alter Iuris erat, quo non aequor vllus erat. Fortiter & necis & naturae comprimit aestum, Et melius vita nil sibi morte putat. Hic est quo duce nos Astraea revisere rursum Caeperat, & dudum clausa patere via, At legum antistes fatorum lege perenni Ipse cadit, morti lege iubente datur, Heu fas, norma, nefas, enormis, fanda nefanda Lex illex, servas hac ratione tuos? Hoc favisse fuit fuit hoc iuvisse iuvantem? Quem tamen hic opera nil faciente petis, Nam quae causa mali fuit, haec medicamina rursum Praestat, vt ex uno sint bona saepé malo.
|| [ID00109]
Hic vir hic ille virûm iuris bené doctus in arte
Consuluit reliquis, Consuluitque sibi.
Dum repetente suum natura, debitor aequus
Reddere cuique suum iure paratus erat.
Vitae quae vitae, morti mortalia tradit,
Debet vtrique suum, reddit vtrique suum.
Haec laus illa viri, qui iura repellere iure
Scit, mortemque suo temperat arbitrio.
O non mortali mortalia lumina vultu,
Quem quod obest magna dexteritate iuvat,
Cui minus eripiendo venit praestantius, & cui
O sortem exortens, plus adimendo datur.
Qui quò scit quod vult, quod uon est cogitur esse,
O factum infectum, plus tamen est & erit.
Quem nec naturae nec mortis spicula laedunt,
Qui ius amittit ius ut habere queat.
Ergo quae sua sunt habeant, modo caetera linquant,
Scilicet ingenij stet sine morte decus.
Sic vivens moritur, moriens in secula vivit,
Vivit & hic obiît, hic manet atque abiît,
Victus adest victor, sequitur non vana peremptum
Gloria, cui fato fata fuêre suae.
Quis neget é superis homines descendere, qui quod
Nec sunt nec fuerant, sic tamen esse queunt?
Mortales nunquam mortales, debita morti
Corpora, quum vitam sint habitura suam.
Instabilis constantia quae demum sub fine videtur,
Quando cuique suum lex sine lege dedit.
Vita quid ah miseri, misero quae vivitur orbe?
Se morti natum quilibet esse videt,
Quamprimum partugeniti rellinquimus alvi
Maternae Cotylas, mortua turba sumus
|| [ID00110]
Quid partus? nisi mors hominis vitalis & vmbrae,
Et quae vix dici nomine vita queat.
Edimur ex partu in partum si gignimur inde
Vt decet ex vita, vita petenda venit,
Ex morte in mortem qui non bené nascitur, atqui
Ex vita in vitam sic bené natus abit,
Mors igitur vix dum natos & ab vbere raptos
Excipit, ac iterum pro ratione parit,
Gestat & ad tempus praefixo limite servat,
Et modo quae nutrix mox tua mater erit,
Haec spes est hominum, media qui morte tenentur,
In medio primum qui bené currit habet.
Haec vita est, quontam sors caeca volutat euntes,
Ex vita vttam qui benè viuit habet.
Hoc igitur partu moriendo nascimur, inde
Hic tandem nobis ortus abortus erit.
Quám felix tamen hic hominis nascentis abortus,
Cuius post obitum clarior extat honos,
Huic bona quae veré sunt ante maligna malignis,
Saepé malum iustis sic solet esse bono.
Qui bené de multis statuit se velle mereri,
Et qui qua potuit publica iuvit ope,
Hic vir hic ille virûm fuerit post funera mortis,
Vitalis soboles, quae parienda perit,
Cui mors optatae fiet generatio vitae,
Florida palma poli, florida palma soli.
Viuite felices verè, quibus obtigit olim,
Incolumes partu sic perijsse nouo.
Liugr edax valeat, suspensa parcite lingua,
In quos nec fati lex violenta potest,
Qui vim sustinuêre necis, qui nomina nohis,
Fecerunt magno nomine magna suo.
|| [ID00111]
Hi semper meritó memori celebrantur in orbe,
Digna satis vita pectora, digna Cani,
Horum fama viget, Parijs non fulta Columnis,
Carmina quam tribuunt gloria maior erit:
Elaei cippos campi, Latijque triumphos,
Graij, Roma caput, cedite, cede tuos,
Quas Musae statuas statuunt, & Apollo triumphos,
Nulla potest aetas tollere, nulla dies.
ANNVS DEFVNCTI.
OrtV, Vlta, obltV, Inslgnl, refLVente, beante Sors, VlrtVs, pletas, te trahlt, ar Mat, aDest. Christophorus Krombhoff LL. ST.
|| [ID00112]
ELEGIA. DE MOR TE NOBILISSIMI ET CLARISSIMIVIRI: D. 10 ACHIMI MYNSINgeri á Frundeck, I. V. D.
Archicamerarij & Cancellarij Brunsuicensium Ducum.
Scripta AD CLARISSIMVM ET CONSVLtißimum virum D. Michaêlem
Mascum, I. V. D. Reipub. Brunsuicensis Syndicum.
A NICODEMO FRISCHLINO, P. L. Scholae Martinianae apud
Brunsuicenses Rectore.
NOn eadem facies anni praesentis vbique est: Fata regunt certas omnia, Masce, Vices. Gallia iam dudum bellis ciuilibus ardet: Terraque tranquillae Belgica pacis eget. Gallia periuro te Teuto vulnere mactat:( ) Et truce sequanicos ense cruentat agros. Nunc etiam Rhenus noto infestatur ah hoste: Et Germana suis finibus ora timet. Interea posito requiescit Sarmata bello, Foederaque optato fertur inire modo. Illinc captiuum desiderat Austria Regem: Spesque nouas animo non dubitante capit.
|| [ID00113]
Hinc Rege abrepto Friderico Dania luget,(
)
Vix illi posthac par habitura caput,
Esse suum huic anno fatum cecinére priores,
Aurea qui coeli sidera mente notant.
Martia nam toti minitantur fulmina mundo:
Qualia non aetas viderit vlla prior.
Aut certé summo ruiturum à culmine coelum,
Inque suos dicunt astra abitura rogos.
Nam septem errones, falso cognomine dictos,
Triplicis affirmant signa tenere facis.
Sic olim pluuias profudit Aquarius vndas,
Scilicet: annosum puppe tuente senem.
Cum Deus hunc totum limfis vltricibus orbem
Obruit, immisso lata per arua mari.
Risimus hos dudum. Nam quid metuamus ab astris:
Quae voluit nobis esse ministra Deus?
Non Mars ignitus, non non flammatus Apollo est:
Accenso qualis feruet ab igne focus.
Non Aries ardet: non vrunt ora Leonis:
Nulla sagittiferi fervida tela viri.
Frigida non contra est, non humida luna nec astrum
Saturni in nobis frigus anile facit.
Nec facit Arcturus pluuias: nec Iuppiter in se,
Diuersum á Veneris robore, robur habet.
Quid iuuat haec liquido terrena affingere coelo?
Hîc calidi iuuenes, egelidique Jenes.
Desine vel tandem mentiri Aegyptia vatum
Turba, nec aetherio misce elementa polo.
Si quid habent, vt habent, diuina oracula veri:
Non è Chaldaeis illa petenda libris.
Non é Sideribus: vetat hoc, vetat arbiter orbis,
Sidera qui nobis serua dat esse, Deus
|| [ID00114]
Quid nos venturi poßimus nosse, quid vsquam:
Mortali quotquot conditione sumus?
Certius hic nihilest, quám mors: incertius hora
Mortis, in hoc toto labitur orbe nihil.
Et quis erit Salomo: cui sese in pectore totum,
Insinuet magni prouida cura Dei?
Scilicet vt poßit casus praenosse futuros:
Et queîs momentis iste, vel iste, cadat?
Mynsingerus erat, nostrilaus maxima secli,
Viuus heri hoc ater puluis & vmbra die.
Ille fori columen, legum peramabile lumen:
Ille comes studij, Masce diserte, tui:
Quem merttò luges humanis rebus ademtum:
Vtilior poterat viuus hic esse suis.
Hei mihi quàm fallax mortalis terminus aeui:
Vt subito casu, quae modò firma, ruunt?
Iste malum si quod nobis denunciat annus,
Crediderim magnos fata manere viros:
Regibus vt raptis, & consultoribus aequi,
Subdita praesidio destituatur humus.
Inde ruina subit: sacri seu pagina verbi,
Est mihi diuino vaticinata sono.
Et quotus est quisque haec animis qui ponderet aequis?
Aut quueulo tantis ingemat ore malis?
Maxima pars hominum, iactis non obuia telis,
Ridet, & heu sannis despicit ista suis.
Nec putat aetherijs irasci numen ab astris
Anté, vagus pessum quam simul orbis eat.
Nos tamen, & quorum melior sententia menti,
Prosequimur gemitu funera moesta pio:
Et pro thure preces animi libamus acerra:
Vt velum offensi contrahat ira Dei.
|| [ID00115]
Te quoque deflemus, tuaque hic ad funera moesti
Adsumus: & lachrymas ad tua busta damus:
O Ioachime, tui decus admirabile secli,
Frundeciae frondens posteritatis apex:
Tu pietatis eras, á primis vtilis annis,
Cultor: & innocuae relligionis amans.
Tu studijs tenerum coluisti pectus honestis:
Impiger in castris miles Apollineis.
Tu sacras leges, & iura forensia doctus,
Noras, quid quouis fasque piumque loco.
Siue igitur velles aliquod compenere Carmen,
Inque suos apté cogere verba pedes:
Siue loqui culti Demosthenis ore latini,
Doctaque pro trepidis arma mouere reis,
Praemia victricis lauri tu prima ferebas,
Et nulli hac artis laude secundus eras.
Di quantus iusti, quantus tu cultor honesti?
Eloquij fuerant flumina quanta tui?
Audijt, orantem causas, te caesaris aula:
Consortemque habuit Spira Nemesca fori.
Inde tuum prodiuit opus: quo Teutonis orae
Creditur ingenio clarior esse tuo.
Brunonij tandem te Ductor Iulus Onacri,
Consilijs socium legit adesse suis.
Magnaque commisit tibi saepe negotia rerum:
Viribus alterius non subeunda viri.
Hîc tibi prima fuit magnocum principe cura,
Iret vt illaesae relligtonis opus.
Altera, tutari sacro conamine leges,
Et prodesse bonis non nocuisse malis.
Nam quod erat geminis annosus Nestor Atridis,
Quod Priamo Antenor, Patroclus Aeacidae.
|| [ID00116]
Hoc tu Brunonis vico Ioachime fuisti:
Anchora fida bonis, aequa procella malis.
Quid quod in extrema positus iam limine vitae
Nulla recusasti pondera ferre senex?
Longa dies, multusque labor, curaeque peraennes,
Eneruant animos, attenuantque manus:
Quid boue ruricola sit fortius? attamen aegri
Continuus frangit fortia colla labor.
Peccat ad extremum ridendus, & ilia ducit,
Qui quondam ventis ocyor ibat, equus.
Et miles positus annosus secubat armis:
Acceptaque terit ocia lenta rude.
Vna dies vitam, & curas tibi finijt omnes,
Cum studijs aeuum finijt vna dies,
Atque eadem coeli te claris intulit astris:
Hîc nobis famam, caetera liquit humo.
Salue sancte senex, patrij noua gloria coeli:
Gaudia quaeque Deus dat capienda, cape:
Dum tua nos etiam vestigia nota secuti,
Poßimus tecum perpete pace frui.
At tu Masce diu nobis saluusque bonusque
Viue: nec ad coelum, ni bene canus eas.
|| [ID00117]
ELEGIA INOBITVMMAGNIFICI ET NOBILISSIMI VIRI, DN.
IOACHIMI MYNSINGERI AFRVNDECK, IVRISCONSVLTI CELEBERRIMI,
DVcatus Brunsuicensis Camerarij haereditarij, & Comitis Palatini
&c.
SIc, vbi nube caua strepuere tonitrua, pastor In sua palantes septa reducit oues. Ingeminant elementa minas, coelumquè solumquè Venturi facies terret iniqua mali. Te Deus his miserans exemptum cladibus aufert MYNSIGER, & regni dat tibi iura sui. Haec bonitas nobis non intellecta dolorem Gignit, & in laeta sorte pauere facit. Olaeues animis, cur diffidentia mentes Occupat? à superis quod venit omne bonum est. Clauserit hoc licet orbe diem, rediuiuus inibit Gaudia sidereae prodigiosa domus. Illic despiciet, quas hactenus extulit, aulas: Nil praeter curas, inquiet, orbis habet. Pondera sustinui grauiora cacumine Tauri: Omnia lassauit membra laboris onus.
|| [ID00118]
Nunc requie fruar, & quid sit bene viuere discam
Nil quod vita queat dicier orbis habet.
Emorimur nati & finis dependet ab ortu:
Nulla dies letho, nulla dolore vacat.
Terra vale, sentina mali, domus hospita luctus:
AEtherius ciuem me Paradisus habet.
Talia Mynsigerus coeli nouus incola dicet,
Interea in lacrymas nos tamen ire iuuat?
Sancta recordemur meritorum pondera, sospes
Nostra quibus iuuit commoda, preßit onu
Incolumis columen regni fuit vtile, praestans
Consilijs, operâ, relligione, fide.
Europae famam collegit in vrbibus, arte
Caesaribus gratus principibusque fuit.
Haec immortalem terris fecere, beatum
In coelo faciet mors tua Nate Dei.
Viue solo coeloque uir ô dignißime vita,
Splendor vbique tibi perpetualis erit.
M. Henricus Meibomius, Acad. Iuliae Professor, luctu
& desiderio plenus, F.
MAG DEBVRGI, Excudebat Vvilhelmus Roß, Anno M. D.
LXXXVIII.