Transkription

Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Das ist: Gründlicher Unterricht/ von der Göttlichen Vorseh- und Regierung/in dem Menschlichen Glückwesen / Auß H. Göttlicher Schrifft/ den Alten Kirchen-Vätern/ Geist- und Weltlichen Schrifften und Zeitgeschichten zusammen gerichtet/ Von Daniel Wülffern. Mit schönen Sinnbildern/ Poetereyen und Liedern gezieret/ auch mit dienlichen Anmerkungen vermehret
Wülfer, Daniel
[Inhaltsverzeichnis]
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WÜLFERI???otuit Vultus non linea Mentis ſculpi: nec, MAGNUM pagina PARVA: capit. Ara æterna meret: Famam pinxere LIBELLI; Scriptorem FAII fata perire vctant.
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Sign. officios a manus etmens Sigismundi à Birken, dicti Betulij, S. Cæſ. Maj. Com. Pal. Nob. et P. L.
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Das vertheidigte` Gottes=geſchick/ und vernichtete Heyden=Gluͤck. Das iſt: Gruͤndlicher Unterꝛicht/ von der Goͤttlichen Vorſeh=und Regie= rung/ in dem Menſchlichen Gluͤckweſen Auß H. Goͤttlicher Schrifft/ den Alten Kirchen=Vaͤtern/ Geiſt= und Welt= lichen Schrifften und Zeitgeſchichten zuſammen gerichtet/ Von Daniel Wuͤlffern. Mit ſchoͤnen Sinnbildern/ Poetereyen und Liedern gezieret/ auch mit dienlichen Anmerkungen vermehret.
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Nürnberg/ Gedruckt durch Chriſtoff Gerhard/ und zufinden bey Paulus Fuͤrſten Kunſthaͤndlern daſelbſt.
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Anno M D c. LVI.
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Erklaͤrung
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Des Titel=Kupfferbilds.
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WAs iſt das Gluͤck? ein Goͤtz/ den man zur Goͤttinn machte
im Heidenthum/ und ihm Altar und Dienſt erdachte.
Was dann was iſt das Gluͤck/ das noch zur Zeit ein Chriſt
offt in dem Munde fuͤhrt? Hier lerne/ was es iſt!
Diß Buch/ das Gluͤcke dich im Himmel ſuchen lehret;
Diß Buch/ der Donner iſt/ der dieſes Bild zerſtoͤret/
wie dorten Daniel den Bel zu Babylon.
Was Dichter=Haͤnd’ erdacht/ dem ſinget auch der Thon
des Dichters hier zu Grab. Laß deine Augen ſehen
auf GOttes Aug und Hand/ ſo alles heiſt geſchehen.
Liſ/ lern/ und troͤſte dich/ und ehre das Geſchick;
und dieſem/ der dich lehrt/ wuͤnſch lauter Stern und Gluͤck.
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Über beygefuͤgtes Bildnis deß Herꝛn Verfaſſers.
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SO ſiht Herꝛ Wuͤlffer aus: Kein Pinſelbildt die Sinnen;
ſo groſſe Sachen faſſt nit ſo ein kleines Blat.
Er iſt ſein Mahler ſelbſt: und/ wie er ſiht von innen/
Diß ſeine Feder uns vorlangſt gewie= ſen hat.
In Buͦcher hat er ſich/ in ewigs Ertz/ geſchrieben:
Den/ der ſo ſchreibt von Gluͤck/ muß Gluͤck und Ehrelieben.
Sein Lob Ihn uͤberlebt/ ſtaͤts von ihm reden wird:
Wir mahlen/ den einmal die Welt mit Nach=Ruhm ziert.S. v. B.
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Dem Hochgebohrnen Grafen und Herꝛn/ Herꝛn Joachim Ernſten/ Grafen zu Öttingen/ ꝛc. Meinem gnaͤdigen Grafen und Herꝛn.
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Wie auch/ Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſtinn und Frauen/ Frauen Anna Sophia/ Gebohrnen Pfaltzgraͤfinn bey Rhein/ Hertzoginn in Bayrn/ zu Guͤlich/ Cleve und Berg/ ꝛc. Vermaͤhlten Graͤfinn zu Ottingen/ ꝛc.
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Meiner gnaͤdigen Fuͤrſtinn und Frauen.
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Hochgebohrner Graf/ Gnaͤdiger Graf und Herꝛ.
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Durchleuchtige Hochgebohrne Fuͤrſtinn/
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Gnaͤdige Fuͤrſtinn und Frau.
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UNter vielen ſchoͤnen Lehrſpruͤchen und Er= innerunge ̅ / welche uns von den weiſen Heyden hinterlaſ= ſen worde ̅ / iſt der baͤſten und Lehr= reichſten eine/ was der Edle Raht in Griechenland/ die Amphyctio= nen genennt/ uͤber die Thuͤr deß Tempels ihres vermeynten Got= tes Apollo/ mit guͤldnen Buch= ſtaben ſchreiben laſſen/ dieſes Lauts und Inhalts:
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EAYTON.
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Im Teutſchen moͤcht es ungefaͤhr heißen:
Lerne dich ſelbſt kennen!Und dieſe Erin ̅ erung/ (ſchreibet auch ein Heyd/ der Poet Juvena= lis) iſt nirgend anders woher/ als vom Himmel kommen. 1 Dan= nenhero Thales/ einer von den ſie= ben Griechiſchen Weiſen/ gefragt/ was das ſchwerſte un ̅ was das leichteſte waͤre/ wahr und wohl geantwortet: Das leichteſte ſey/ einen andern meiſtern; Das ſchwerſte aber/ ſich ſelbſt ken ̅ en. Die Urſach iſt/ (welche Chilon/ ein andrer weiſer Grieche/ hinzu ſetzet) daß man/ aus einer blinden Selbſt=Liebe/ ihme ſelber jm ̅ er ein mehrers zuſchreibet/ als ihme zu [ID00016] ſtehet. Der dapfre Held/ Kaͤiſer Heinrich der Vierte/ erwaͤhlte auf gleichen Schlag/ dieſes zu ſeinem Symbolo oder Gedenk= Spruch: Multi multa ſciunt, ſe- ipſum nemo, d. i. Viele wiſſen zwar offt vieles: aber ſich ſelbſt will niemand wiſſen oder kennen.Wie viel/ ſonderlich uns Chri= ſten an dieſem Selbſt=Erkenntniß gelegen ſey/ iſt (kuͤrtzlich davon zu reden) allein daraus abzuneh= men/ wan ̅ man bedenket/ daß ein Chriſt voꝛnehmlich auf dreyerley zu ſehen habe in ſeinem gantzen Le= ben: als nemlich I. auf Gott/ deſſen Geſchoͤpffe und Gefaͤß er auf Erden iſt; II. auf ſich ſelbſt/ wie er/ ſo viel menſchlicher Elend [ID00017] ſtand leidet/ Leib und Gemuͤhte in Ruhe ſetze; III. auf den Naͤch= ſten und Neben=Chriſten/ mit demſelben ſchied=fried= und bruͤ= derlich zuleben.Das Erſte belangend: Weil die Vernunft uͤberal mit dem Kopf durch/ odeꝛ oben aus und nirgend an will/ und alſo der Menſch zu Zeiten ſich ſo gar vergiſſt/ daß er GOtt die Urſachen ſeiner Werke abzufragen/ zu gruͤblen/ und ſei= ne Weißheit zu meiſtern beginnet und erkuͤhnet; als dienet hierwi= der/ wann er auch uͤber die Thuͤr ſeiner Gedaͤchtniß ſchreibet: Nosce Teipsum, Lerne dich ſelbſt kennen! Lerne erkennen/ daß du ein Menſch/ un ̅ nicht Gott; ein Tohn und Topf/ und nicht der Schoͤpffeꝛ und Toͤpffer ſeyeſt. Leꝛ [ID00018] ne auch alſo das jenige gehorſam= lich ſeyn/ was dein GOTT und Schoͤpfer will das du ſeyn ſolleſt.Vor das andre: So kan ein Menſch auch ſein Gemuͤte un ̅ ſich ſelbſt/ nicht baͤſſer in Ruhe ſetzen/ als durch Erken ̅ tniß ſein ſelbſten/ und deſſen/ was ihn unruhig ma= chet. Solches/ iſt die Unvergnuͤg= liichkeit/ die ihm einbildet/ er ſey viel eines baͤſſern Gluͤcks wehrt: Weil er aber ſolches allein ver= langen: aber nicht erlangen kan/ ſo wird dadurch ſein Gemuͤte be= truͤbt und unruhig. Solcher Un= ruhe nun zuſteuren und abzukom= men/ iſt kein baͤſſer Mittel/ als ſich ſelbſt und ſeine Kraͤfften eꝛkennen/ von Sachen/ die nicht zu aͤndern oder zu ende ̅ / abſtehen/ und beden= ken/ daß man viel zu ſchwach/ et [ID00019] was dergleichen zu werden oder zu vollbringen. Wo dieſe Erkaͤn ̅ t= niß einziehet/ da ziehet aus die Un= zufriedenheit/ und folgbar auch die Gemuͤts beunruhigung. Alſo kan man mitten in der Ungnuͤg= lichkeit/ vergnuͤgt leben.Drittens: So pfleget aus dem/ wan ̅ man ſich unvergnuͤgt/ andre aber begluͤckt/ ſihet/ ein Neid; aus dieſem/ Haß und Feindſchafft/ un ̅ alſo Unvertraͤglichkeit mit dem Naͤchſten/ zu entſtehen.Dieſem kan nun widerum nit baͤſſer gewehret werde ̅ / als durch die Kunſt der Selbſt=Erkaͤn ̅ tniß. Dann/ welcher ſich ſelbſt recht kennet/ der erkennet auch ſein Un= vermo ̅ gen und des Naͤchſten Ver= moͤglichkeit/ und lernet ohne Neid und Widerwillen ſeyn und eines [ID00020] andern Gluͤcke/ gegen ſeinen und eines andern Verdienſten und Kraͤfften/ abwaͤgen.Weiln aber gleichwol offt ge= ſchihet/ daß auch Untuͤchtige her= vor=und empor kommen/ tuͤchti= gere aber ligen bleiben; daß die Boßheit ſteiget/ die Froͤmmkeit aber faͤllet; daß Tugend gedruckt/ Untugend aber gefoͤrdert wird; daß endlich manch unverhoffter Gluͤcksfallden Unwuͤrdige ̅ trifft/ den Wuͤrdigern abeꝛ voꝛbey gehet: Als pfleget in ſolchen Faͤllen das Noſce teipſum ſchwer zu fallen/ und kan ſich Fleiſch und Blut nit wol darein finden.Habe deroh alben Ich dieſes voꝛ eine noͤtige und nutzliche Matery erachtet/ Feder und Gedanken damit zu ſchaͤrfen/ und zu ver [ID00021] ſuchen/ ob auch deꝛgleichen Gruͤn= de aufzubringen/ womit ein Chri= ſtenhertz in unſtraͤflicher Veꝛhaͤlt= niß gegen GOtt/ in ſelbſt=eigner Gemuͤts=Ruhe/ und in Vertraͤg= lichkeit gege ̅ dem Naͤchſten/ moͤch= te geſteiffet und befaͤſtet werden. Welche meine Gedanken/ nach dem ich ſie mit Gott gluͤcklich zu Papieꝛ gebracht/ habe ich voꝛ eine Chriſtliche Schuldigkeit erachtet/ ſolche meine wolgemeynte Arbeit mit meinem Naͤchſten zu teihlen und ihn alſo verhoffentlich erbau= en zu helffen.Weiln aber dieſes Buͤchlein/ bevor es in die tadelſuͤchtige itzige Weltlufft ausfloͤge/ mich gleich= ſam/ daß ich es dem Schirm hoheꝛ Schutzfluͤgel untergeben moͤchte/ anflehete; Weilen auch Gnaͤdigeꝛ [ID00022] Graf und Herꝛ/ E. Hoch=Gr. G. meine zu dieſer Arbeit anfangs et= was ſchwache Feder mit deꝛo Gn. Wolgefaͤlligkeit maͤchtig geſtaͤr= ket/ und dero gnaͤdigs Veꝛlangen/ dieſes Gluͤckwerkleins durch off= entlichen Druck bald theilhafft zu weꝛden/ mit Worten vielfaͤltig be= zeuget; Weiln uͤber das E. Hoch= Gr. Gn. an dero Hoch=Gr. Per= ſon/ miꝛ ein hohes Gluͤck=Beyſpiel zu dieſeꝛ Lehꝛ Schrifft geſteuret/ da einsmals Pulver und Bley/ Blitz und Stral/ Dampf und Rauch/ ſonſten Pfeile des gewiſſen Todes/ des Lebens/ welches vom Gluͤcke un ̅ Geſchicke/ wunder=und ſondeꝛ= bar geſchutzet wuꝛde/ verfehlen un ̅ ſchonen muſten; Weiln letzlich E. Hoch Gr. Gn. beywohnend=ho= her Verſtand/ in mehrmahligem [ID00023] gluͤckshafftem Genuß dero Gnaͤ. Anſprache/ mit tieffſinnige ̅ ſchwe= ren Zweiffel fragen/ deren Aufloͤ= ſung meiner hierzu allbereit ange= ſetzten Feder auftragend/ daduꝛch ſelbige mich und andere hierinn zu belehren und des baͤſſern zu unter= richten/ gnaͤdig veranlaſſet: Als habe ich vor meine gehorſame Schuldigkeit eꝛachtet/ die Fluͤſſe in das Meeꝛ/ daraus ſie gefloſſen/ wi= deꝛum zuſchicke ̅ / und E. Hoch Gr. Gn. diß geringe Werklein/ zu gnaͤdigem Schutze/ untertaͤhnig zu untergeben/ mich ſelber theuer verſicherend/ daß/ wofern es ſo gluͤckſeelig iſt/ ſich E. Hoch Graͤfl. Gn. hochverſtaͤndigem Uꝛtheil ge= faͤllig zu machen/ es alsdan ̅ auch der gantzen Chriſtenheit gefallen werde.
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Ferner ſo habe/ Gnaͤdige Fuͤr= ſtinn und Frau/ E. F. Gn. diß Buͤchlein zugleich mit unterthaͤ= nig zuwidmen/ ich nicht umgehen ſolle ̅ / ſo wohl/ weiln/ da E. F. Gn. mit dero Hertz=hochgeliebte ̅ Herꝛn und Gemahl/ duꝛch das Goͤttliche Band der Vermaͤhlung verei= nigt/ mir obligen wollen/ ſolche Einbarkeit/ in Ubergabe dieſer meiner ſchlechten Gabe/ unge= zweyet und unzerteihlet zu laſſen; ſo wohl auch/ weiln/ in dem E. F. Gn. an dero Hochgebornen Gr. Jungen Herꝛſchafft in dieſer gruͤn=bluͤhenden Jugend/ das fruͤzeitig=reiffe Alter einer hohen Wohlartigkeit/ zu ſehen ſo gluͤck= ſeelig iſt/ dieſelbe dieſem meinem Buche auch ein hochſchaͤtzbares Beyſpiel abgeben kan.
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Wie nun dieſe Blaͤtter vom Gluͤcke reden/ als geruhen E. Hoch=Graͤfl. Gn. und E. F. Gn. ſie in gnaden ſo gluͤckſeelig zuma= chen/ daß ſie mir und Ihnen das Gluͤck dero gnaͤdigen Wolgefaͤl= ligkeit und Schutzſchiꝛmung moͤ= gen ſelbſt geweiſſagt haben. In deſſen unterthaͤniger Zuverſicht/ E. Hoch=Graͤfl. Gn. und E. F. G. ich hiemit/ noch zu dem neu=angetrettenen Jahr/ dieſen treuen Wunſch uͤbergebe/ daß die= ſelbe/ ſamt dero ſaͤmtl. Hoch=Gr. Jungen Herꝛſchafft/ alles das gu= te Gluͤck/ welches hierinnen die Feder beſchrieben/ im hoͤchſten Grad tauſendfaͤltig eꝛfahren und verſpuͤren/ und ein ſtaͤtiges Bey= ſpiel deß unveraͤnderlichen Gluͤ [ID00026] ckes un ̅ Gnadwaltenden Gottes= Geſchickes/ viel liebe lange Jahre ſeyn und bleiben moͤgen: Zu dero Hoch Graͤfl. und Fuͤrſtl. Gnaden mich ferner gehorſamſt empfeh= lend/ ꝛc.Nuͤrnberg den 1. Febr. 1656.E. Hoch=Graͤfl. und Fuͤrſtl. Gn. Gn.Unterthaͤnigſter DienerDaniel Wuͤlffer.
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??? I. ??? Honori Excellentiſſimi Dn. AUTORIS, Fratris in Christo, Et Amici Plurimum Honorandi.
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EThnica de Fato volitantia ſomnia, abeſte,
Homines Deumq; non ligabitis amplius!
WÜLFFERUS penetrante armatus acinace Verbi
Durum catenæ ſtoicæ robur ſecat.
Digna Deoq; magis nec non mortalibus affert
Mentem liquore fontis Iſrael madens.
Docte liber, tu nunc WÜLFFERI nomine notus
Virûm per ora inambulare discupis;
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Nec te pœniteat; tamen hoc ſi nomen abeſſet,
Pietate ab ipsâ conditus dici qucas.l. m. ſcripſi. GERHARDUS TITIUS. S. Theol. D. & Prof. Ordin. Acad. Juliæ h. t. Pro- Rector.

??? II. ??? Reverendo admodum & Clarisſimo Viro, Domino M. Danieli Wülffero, Amico veteri & certo, S. & O.
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FOrtuna & Fatum, quantas, fera nu- mina, Mundo
Multoru ̅ offundunt pectoribus tenebras?
Non Deus eſt, 2 male-ſanus ait; non pro- vida cœli
Cura ſolu ̅ tangit, fors vaga cuncta rotat.
Ferrea vis, ait alter, & inſuperabile fatum
Sursu ̅ horſum raptans evehit, imminuit.
|| [ID00029]

O vanas ſecli curas, ô ſomnia vana!
Mens tua, homo! ſpisſis quàm jacet in tenebris! ???(etas́
Hinc metus immanis, querulus dolor, anxi-
Hinc odium, ira, & edax livor, & omne malum.
Has, Wülffere, DEI præco vene- rande, tenebras,
Fulgida, quæ vulgas, grammata dis- cutiunt.
Lumen Scripturæ præfers, erroris id exors,
Regiâ & in media præcipit ire viâ.
Conſiliu ̅ Jovæ prudens benè cuncta gubernat,
3 Menſurâ is, numerô, pondere, cuncta facit.
Sincerô ſummu ̅ affectu qui Nume ̅ adorant,
In verum his cedunt, cuncta , bonum.
Si bona, munificum laudant́ coluntqúe Datorem.
Sin mala, ſpe dites, mente decente ferunt.
Spe dites, inquam, quæ non confundit, & olim
cœlorum præmia conſequitur.
|| [ID00030]

Fuſiùs hæc, Lector cordare, & clariús, iſt hic
Te liber, eximiô pondere & arte, docet.
Autori mecum grates age, ſupplice Jovam
Voto, vt eum ſervet, ritè precare,Vale. Affectus benevoli teſſeram hanc ponere volui Salomon Glaſſius, D. Gotæ, d. 3. Jan. A. 1656.

??? III. ???
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CUjus hic eſt variè doctus ſcitusqúe libellus?
An, WÜLFFERE, tuus, quem Vitæ Verba docentem
Noricaberga colit, quem publica ſcripta celebrant?
Usq; adeóne Tibi ſunt curæ Fata Deusq;?
Euge, Bonum Factum! Fatum Tibi præmia reddat!
Provida Cura DEI, quæ Verbo cuncta potenti
Portat, TE ſervet, tueatur, ſospitet! Omnes
|| [ID00031]

Adplaudunt Muſæ, Charites Bona Verba precantur,
Et Tibi pro meritis annos Eccleſia multos
Optat. Perge igitur (quid enim, Wülf- fere moraris?)
Perge Tuas Sanctas de Fato prodere curas.
Sic erit in Fatis, ut ſis poſt Fata ſuperſtes.Adm. Rever. Dn. Autori gratulari paucis hiſce voluit in Acad. Julia.Joachimus Hildebrandus, SS. Theol. D. & Ordin. Prof.

??? IV. ???
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WIR ſind es wohl gewohnt/ wir hier am Teutſchen Meer/
Daß uns Herꝛn Wuͤlffers Hand ſchickt etwas Liebes her/
Die Geiſt und Feuer ſchreibt und unge= meine Sachen/
Die unſre Sinnen kan gen Himmel flie= gend machen.
|| [ID00032]

Sein Foͤnix flog zu uns: (er iſt vns lieb geweſt/
Er bleibt vns ewig lieb/ die Hertzen ſind ſein Neſt.)
Wie unſer JESUS ſich mit ſeinen Jüngern letzet/
Das ſchoͤne Buch/ hat uns vielmehr als Gold ergetzet: ???(mir/
Vor allen aber Mich; es ſcheidet nie von
Es machet mich nie ſatt/ mich hungert fuͤr und fuͤr/
Ich laſ und liſ es offt. Jetzt reitzet mein Verlangen
Ein neues Buch/ das man zu drucken an= gefangen/
Vom Gluͤck und vom Geſchick. Wann kommt die ſuͤſſe Koſt?
So frag ich Tag fuͤr Tag/ hinſchickend auf die Poſt/
Ob es mir ſey geſchickt? Nun/ endlich wird es kommen.
Es wird willkom ̅ en ſeyn. Und daß die Zahl der Frommen ???(Zeit/
Auf Erd vermehret werd/ in dieſer boͤſen
Da wenig Chriſtenthum wohnt in der Chriſtenheit:
|| [ID00033]

So wuͤnſch ich daß noch lang Herꝛ Wuͦlf= fer moͤge leben/
Und daß noch manches Buch Er moͤg zu leſen geben.Joachimus Pipenburg/ Raths=und Gerichts Herꝛ in Luͤneburg.

??? V. ???
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Uber Das fuͤrtreffliche Buch/ Von der Fuͤrſehung GOttes/ heraus gegeben/ von Dem Wol Ehrwuͤrdigen/ Großacht= bahren und Hochgelehrten Herꝛen Daniel Wuͤlffern/ Treufleiſſigen und Wolverdienten Seelenhirten in der Kaiſerlichen/ Freien Reichsſtatt Nürnberg/ u. ſ. v.
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KAn ein Menſch in dieſem Leben Ohne Neid und Streit wol ſeyn?
|| [ID00034]

Kan er wol in Freuden ſchweben
Stets begnügt? Ich ſage/ Nein:
Einer faͤllt/ der Ander ſtehet/
Einer weint/ der Ander lacht/
Einer ſchlaͤfft/ der Ander wacht/
Einer pocht/ der Ander flehet.

2.
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Wenn das Gluͤck mich hat erhoben
Und vergroͤſſert meinen Stand/
Faͤht der Neidhardt an zu toben/
Schmaͤhet mich mit Mund’ und Hand:
Siehet er mich aber ſinken;
Ey/ ſo lachet ihm ſein Hertz/
Mein Eꝛhebung war ſein ſchmeꝛtz/
Und mein Gluͤck/ ſein Galle=trincken.

3.
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Manchen muß es zwar betruͤben/
Wenn er ſpuͤhret/ daß ein Mann/
Der nur eitles Thun veruͤben/
Nirgend ſonſt=zu nützen kan/
|| [ID00035]

Wird ſo trefflich hoch geſetzet/
daß er kaum ſich ſelber kennt/
Daß er Laſter Tugend nennt
Und nur Geld fuͤr alles ſchaͤtzet.

4.
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Ey/ was hilffts noch viel ſtudiren?
(So klagt oft ein edler Sinn/)
Geld/ und Kraͤfft’ und Zeit verlieren
Bleibt uns letzlich zum Gewinn:
Ja/ was nuͤtzen uns die Gaben/
Hoͤflich/ klug und tapfer ſeyn/
Weil die Narren ins gemein
Groͤſſer Gluͦck als Ander’ haben.

5.
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Rennen/ lauffen/ ſchreiben/ dichten/
Bitten/ ſchenken/ Dienſthaft ſtehn/
Kan in Wahrheit nichts außrichten/
Wil das Gluͤck nicht mit uns gehn;
Laſſet auch den Kluͤgſten machen
|| [ID00036]

Wie/ wenn/ wo/ ja was er will;
Haͤlt das Gluͤck ihm nicht fein ſtill/
Muß man ſeines Tuhns nur lache ̅ .

6.
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Aber/ diß ſind Weltgedanken
Von den Heiden außgeheckt/
Die ſich in deß Gluͤckes Schranken
Gar zu Kindiſch oft verſteckt/
Alles iſt von Gott verſehen
Gutes/ Boͤſes/ Groß und Klein/
Freud’ und Leid muß ins gemein
Seinem Willen nach/ geſchehen.

7.
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Neidet dich ein ſchlechter Prahler/
Steiget oft ein Geck empor/
Welches Stafflen ſind nur Tahler;
Kom ̅ t ein Heuchler in den Flor?
Lieber/ laß dich das nicht irren/
Weil das Gluͤck/ das nur iſt blind
Wie man glaubet/ gar geſchwind’
Alle Wolfahrt kan verwirꝛen.
|| [ID00037]

8.
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Gott der ſorgt doch fuͤr die Seinen/
Gibt was ihnen nuͤtzlich iſt/
Laͤſſet nach dem Regen ſcheinen
Sonn’ und Liecht in ſchneller friſt/
Angſt und Truͤbſahl kan er wenden/
Kom ̅ t ſie doch nicht ungefehr/
Sondern von dem Hoͤchſten her/
Alles ſteht in ſeinen Haͤnden!

9.
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Solches aber recht zu wiſſen/
Als ein Chriſt der billich ſol/
Lieber Leſer ſey gefliſſen
Dieſes zu betrachten wol/
Was Herꝛ Wuͤlffer hie ge= ſchrieben/
Wuͤlffer der berühmte Mann/
Deſſen Kunſt verſchaffen kan/
Daß gantz Teutſchland Ihn muß lieben.
|| [ID00038]

10.
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Diß ſein Buch iſt wehrt zu leſen/
Denn es lehrt uns trefflich fein/
Was deß Gluͤckes Tuhn und Weſen
Muͤſſ’ hier einem Chriſten ſein/
Wie man ſuchen ſoll dort oben
Huͤlff’ und Raht in aller Noht:
Nun man wird/ wann du gleich todt/
Dich/ Mein Wuͤlffer/ ewig loben.
Aus teutſchem/ Treumeinendem Hertzen aufgeſetzet/ und ſeinem Hochwehrten Bruder in Chriſto/ uͤberſendet/ von
Johann Riſten/ zwantzig= Jaͤhrigen Prediger des heiligen/ Goͤttlichen Wortes zu Wedel an der Elbe/ dero Roͤmiſchen/ Kaiſerlichen Majeſtaͤt Pfaltz=und Hof=Grafen/ auch von deroſelben Kaiſerlichen Hofe aus/ Edelgekroͤhnten Poeten.
|| [ID00039]

??? VI. ??? Dn. Danieli Wülffero, Viro Muneris venerandâ dignitate, ſoliditate doctrinarum, ac dotium præcellentiâ ante alios eminenti, De FATO accuratè publicanti, M. Christianus Betulius P. S. P.
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IPſa provida Fata jusſisſe reor, Vir Excellentisſime, ut circa efformandum, inq́; lucem eden dum de Fato fœtum impenſiorem cu- ram impiger ſusciperes. In magno argu- mento non niſi Ingenia magna & - fas eſt occupari, ſi ad rem communem aliquid accedere debet aug- menti. Quare publicis uſibus de exaſci- ato Tuo & ſolido Opuſculo conceptis verbis gratulor, & Chriſtianorum utiliter! ingenuè acclamo. Solidum jure merito appello. Quid enim, niſi ſolidum, â Te tali Viro ſperetur, quem tum Divina, tum [ID00040] humana, tum liberaliore Literatura ex- cultisſimu ̅ , acumine inſuper & promtitudine pollentisſimu ̅ omnes cen- ſent, quicunque amoto livore, - calculum ponunt: â tali, inquam, Viro, qui, omisſis nugamentis - , ipſisſunam rem pertractat, & tota mente abhorret. Accedit ſolertisſimus ille rerum uſus crebrior, quo, adhuc ju- nioribus annis, varias & violentas ſortis vices (Fati tamen benignitate maſculè ſuperatas) plus ſatis perdidiciſti. Namq; . Feliciùs verò docet, quem priùs ipſa exercitatio edo- cendo Magiſtru ̅ effecit. Cæterùm, Oden quandam ſacram Fatiloquio Tuo me an- nectere jubes. Sed quid? Visne, lacerum pannum regiæ purpuræ adſuam? Sanè ve- rendum, ne, inverſo adagio, mihi occi- natur: . Verùm, malo hunc metum poſthabere, quàm nu- tui Tuo obſervando non obſequi. Eum n. Te plenis buccis deprædico, quem, jam annos plusculos, Amicum, Fautore ̅ , [ID00041] Præceptoremq́; optimum & conſtantem abundè perſenſi. Servent Te Fata, ex- oſculandum Pectus, & me Tecum! ſi non alio, hoc ſaltem nomine, quô levidenſi aliquando ſpecimine palam faciam, quan- tis officiis Candori, Patrocinio & Meri- tis Tuis æternùm obſtringar. Ita vale, Vir non niſi inter magnos accenſende, & dotes Tuas præſignes in publica emo- lumenta, faventibus Fatis & - , quám diutisſimè alacris impende!Scribebam Öttingæ, d. 16. Sept. A. 1655.

Willige Ergebung In Gottes vaͤtterliche Vorſorge.
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In der Melodey: Friſch auf/ mein Herz/ verzage nicht/ ꝛc.
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1.
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DU feiges Herz/ was zageſt du/
und kraͤnkeſt deine Sinnen?
Gott ſelber goͤnnet dir die Ruh:
Du wilſt ſie dir misgoͤnnen.
|| [ID00042]

Wann/ nach Begehr/
es nicht geht her/
was darfſt du dich drum graͤmen?
Gott lebet doch/
das glaub ich noch!
Der mag es auf ſich nehmen.

2.
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Dort oben ſitzt der groſſe Mann/
Der dieſes Rund regieret;
Der alle Ding vermag und kan/
und wunderthaͤtig fuͤhret.
Mit vorbedacht/
die Gottesmacht
verwaltet alle Sachen.
Gott herꝛſchet doch/
das glaub ich noch/
und laß ihn weißlich machen.

3.
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Wie/ wann/ und wo/ und was er heiſt/
ſo/ dann/ das muß geſchehen;
was er von dir und mir beſchleußt/
das ſol und wird beſtehen.
Raht/ Witz und Kunſt
iſt ganz umſonſt/
|| [ID00043]

laͤſt Gott es nicht gerahten.
Gott fuͦhrt mich doch/
das glaub ich noch/
in allen meinen Thaten.

4.
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Die Gaben ſeine Vatters Guͤt
uns austheilt/ nach Gefallen/
und mit gemeßnem Unterſchied;
er ſchenckt nicht Alles Allen.
Dort gibt er viel:
Hier ſezt er Ziel/
und haͤlt die Maß im geben.
Gott gibet doch/
das glaub ich noch/
die Nohtdurft meinem Leben.

5.
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Dem reicht er Reichthum; jenem nicht/
er kan ſich kaum ernehren:
Der iſt gelehrt; Dem Wiz gebricht:
Der nidrig; Der in Ehren.
So iſts beſtellt/
ſo wird die Welt/
durch Ordnung/ feſt erhalten.
|| [ID00044]

Gott hauſet doch/
das glaub ich noch/
und laß ihn jmmer walten.

6.
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Hier naͤchſt wil er die Arbeit auch
friſch angegriffen haben:
und heiſcht von dir den rechten Brauch
der Leibs=und Seelen=Gaben.
drum nicht vergrab
der Gaben Haab/
Fleiß/ Schweiß/ und Muͤh anwende.
Gott nehrt mich doch/
das glaub ich noch!
leg ich nur an die Haͤnde.

7.
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Wornach und wie ein jeder ringt/
und dem er nachgegangen/
darnach es ihm auch oft gelingt/
mit Gott es zu erlangen.
Dein Fleiß gewinnt/
was Gott dir goͤnnt;
auf Wagnis folgt Erſprißen.
Gott ſegnet doch/
das glaub ich noch/
und laͤſt es mich genißen.
|| [ID00045]

8.
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Wann dann von oben ab es kom ̅ t/
was Zeitlich mich erfreuet;
und/ was in dieſem Leben from ̅ t/
die Gottesgunſt verleihet:
Weg/ blindes Gluͤck!
Weg/ Nohtgeſchick!
hinfort ich euch verlache.
Gott goͤnnt es doch/
das glaub ich noch/
und ſtell ihm heim die Sache.

9.
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Auf deine Vorſicht/ Gott/ ich ſchau/
die wil ich laſſen walten.
Auf deine Treu und Guͤt ich bau/
die nimmermehr erkalten.
Ich hoff und bet/
und friſch forttret
in meines Amtes Schranken.
Gott ſorget doch/
das glaub ich noch/
und trau ihm ohne Wanken.

10.
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Ich ſey in Armut oder reich;
tief unten/ oder oben:
|| [ID00046]

Es gilt/ mein Gott/ dir alles gleich/
ich wil dein Aufſicht loben.
Es haͤlt mein Will
dem deinen ſtill:
ſchick/ was du zu wilt ſchicken.
Gott ſchickt es doch/
das glaub ich noch!
wie mir es moͤge gluͤcken.

11.
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Geht mir’s bey frommen Leben ſchlecht
und wol den ſchlimſten Leuten.
Gilt Unrecht mehrmals mehr als Recht:
laß mich es ſchicklich deuten.
Du ordneſt ſchon
den Gnaden Lohn/
damit du mich wilſt zieren.
Gott liebt mich doch/
das glaub ich noch!
der wird mich ſeelig fuͤhren.

12.
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Dir/ Gott und Vatter/ ich befehl
mein ganzes Thun und Leben;
und mich mit Sorge nimmer quaͤl:
dir bleibt es heimgegeben.
|| [ID00047]

So/ wie es woll’/
und wie es ſoll.
mag Alles jmmer gehen.
Gott hilft mir doch/
das glaub ich noch!
Es muß um mich wol ſtehen!Chriſtian Betulius, Extraordinari Prediger und Schulen - Rector in Ottingen.

EPI GRAMMA. H. STEPHANI.
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SI vitam ſpectes hominum, ſi deniq́; mores,
Artem, vim, fraudem, cuncta putes agere.
Si propiùs ſpectes, fortuna eſt arbitra rerum;
Neſcis quam dicas, & tamen eſſe vides.
At penitꝰ ſi introſpicias, atq́; ultima primis
Connectas, Tantum est Rector
In Orbe DEUS!
|| [ID00048]

Welches ein ſuͤßklingen der jungeꝛ Teutſcher Schwan/ aus Lieb zu dem verfaſſeten Werk/ alſo geteutſchet.
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Wann du aller Menſchen Leben/ Thun und Sitten ſchaueſt an/
Wirſt du meynen daß Gewalt/ Kunſt/ Betrug/ die Welt regieren.
Schaue naͤher auf/ du findeſt/ daß das Gluͦcke alles kan;
Was es ſey/ das weiſt du nicht/ kanſt doch/ daß es ſey/ verſpuͤren.
Schaueſt du gar auf den Grund/ und be= trachteſt alle Sachen/
Sieheſt du daß in der Welt/ Gott allein kan alles machen.C. F.

Ein anderer Liebhaber der teutſchen Poeterey/ von guten Sinnen und Sitten/ hat es alſo/ etwas weitlaͤuffiger ver= dolmetſchet.
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SChau O Menſch! der Menſchen Tuhn/ merk der Erden=Kinder Sitten.
Kunſt hat/ rufft die ganze Welt/ auf der Welt den Trohn beſchritten;
|| [ID00049]

Nach der Kunſt/ Gewalt und Waffen; nach Gewalt Betrug und Liſt/
ſo daß Kunſt/ Gewalt/ und Truͤgen in der Welt Regierer iſt.
Aber/ dieſer Wahn betreugt. Sih von des Ver= ſtandes Zinne
etwas weiter in die Welt; Gluͤck iſt ihre Koͤniginne.
Was es ſey/ iſt dir verborgen; doch ſo viel haſt du geſpuͤrt/
Daß ein Gluͤck iſt auf der Erden/ daß ein Gluͤck die Welt regirt.
Doch auch diß vergnuͤget nicht. Wer die rechte Bahn wil finden/
muß hier unverdroſſen ſeyn inn=und auſſen nach= zugruͤnden
von dem Anbeginn zum Ende. Endlich ſagt ihm ſelbſt die Welt/
daß nit Kunſt/ Gewalt und Truͤgen/ ſon= dern Gott die Welt erhaͤlt.J. C. S.
|| [ID00050]

An den Chriſtlichen Leſer.
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CHriſtlicher lieber Leſer! Du wirſt finden/ daß/ was hierinnen fuͤrkommen/ du/ zum Teihl/ entweder an dir ſelbſt: oder aber an andern gemerket habeſt/ du moͤgeſt auch in der Welt leben wo du wolleſt/ und in welchem Regi= ment/ Herꝛſchafft/ Land/ Statt/ Dorff; Ja nur geringen kleinen Hausweſen. Findeſt du dich ſelbſt getroffen/ und deinen Sinn/ mir wol in Perſon unbekanten/ abgemahlet in einem und andeꝛm Menſchlichen Ge= brechen/ laſſe dich es nit verdrieſſen/ und danke Gott mit mir/ daß er ſol= ches uns beyde hat erkennen laſſen wollen. Findeſt du/ daß einem und anderm deines Hertzens Gedanke ̅ ein [ID00051] Genügen geſchehen/ danke Gott wi= der mit mir/ der uns beyde ̅ die Wahr= heit geoffenbaret hat. Merkeſt du an= dere in dergleichen Gedanken entwe= der anſtoſſen oder hangen; Gleich wie du hoffentlich dir wirſt geholfen befinden: Alſo baͤſſere deinen Naͤch= ſten/ was an dir iſt/ wider mit dem/ mit dem du dich wirſt gebaͤſſert fin= den. Die Erfindung und Poetiſche Erklaͤrung jedes Sinnbildes/ hat ſich freundlich belieben laſſen hinzu zu ſetzen/ der Edle und Hochgelaͤhrte Herꝛ Sigmund von Birken/ ſonſt Betulius genant/ Roͤm. Kaͤiſ. Maj. Comes Palatinus Edler gekroͤnter Poet/ ꝛc. ſamt dem zu End jedes Capitels angefuͤgten Lied. Die Dolmetſchung mancher Allegaten belangend/ wiſſe/ daß ſolche nit alle= zeit von Wort zu Wort geſucht: ſondern mehrmaln auf den Sinn und [ID00052] das Gemuͤht des Autors ſelbſt geſe= hen worden ſey. Im fall du endlich dem ſubtilen ganzen Werk naͤher und deutlicher wirſt beykommen wiſſen/ und getreulich der Chriſtenheit mit= teihlen/ werde ich meines Teihls/ ne= ben andern/ ſelbiges/ zu meinem eig= nen baͤſſerern Unterꝛicht mit Dank annehmen/ der ich nichtes begieriger bin als der lautern Wahrheit/ unan= geſehen es Freund oder Feind lehren. Gehab dich wol/ und ſo dir dieſe mei= ne Arbeit gefallen wird/ ſoll mit naͤch= ſtem der Abſchied Jeſu von ſeinen Juͤngern/ neben meinen Paſſions= Gedanken/ um viel vermehret/ auch folgen.
|| [ID00053]

Verzeichniß Der Summarien und Inn= halts aller Capitel.
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Das Erſtehaͤlt in ſich Den Vortrag deß ganzen Werks.
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Das andere Capitel.
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Was die Heyden/ und andere mehr das Gluͤck und Ungluͤck ge= nennet.

Das dritte Capitel.
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Was die Chriſten das Gluͦck und Ungluͤck heiſſen?

Das vierte Capitel.
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Haͤlt in ſich Gezeugniß der heili= gen Schrifft?

Das fuͤnffte Capitel.
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Haͤlt in ſich den Unterſcheid aller Creaturen GOttes/ den ſeine weiſe Güte darunter gemacht hat.
|| [ID00054]

Das ſechſte Capitel.
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Haͤlt in ſich Exempel der heiligen Schrifft.

Das ſiebende Capitel.
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Haͤlt in ſich Exempel aus Welt= lichen Hiſtorien gezogen.

Das achte Capitel.
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Haͤlt in ſich die Urſachen/ warum GOtt ſolch einen Unterſchied ſeiner Gaben halte unter den Menſchen?

Das neunte Capitel.
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Haͤlt in ſich die Scrupel und Ein= wuͤrf/ die unſer Fleiſch und Blut uͤbeꝛ ſolches alles fuͤhret und erreget.

Das zehende Capitel.
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Haͤlt in ſich der heiligen Altvaͤt= ter und Kirchenlehrer Gezeugniß.

Das eilfte Capitel.
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Bringt auch der Heyden Ein= ſtimmen heran.

Das zwoͤlfte Capitel.
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Haͤlt in ſich allerley noͤhtige Leh= ren und nuzliche Erinnerungen an Hohe und Nidrige/ Manns= und Weibs=Perſonen.
|| [ID00055]

Verzeichniß etlicher weiter erklaͤrter Spruͤche aus H. Schrifft.
[arrow up]

|| [ID00056]
Geneſ. XXXIX. ℣. 2. &c. p. 136.
XLVIII. 14. 129.
XLIX. 14. 133.
Num. XI. 16. &c. 383.
XVI. 1. &c. 139.
XXV. 18. 85.
I.Sam. IX. 4. &c. 144.
XVI. 1. &c. 148.
I.Reg. XI. 12. &c. 221.
II.Reg. X. 26. &c. 222.
Nehem. II. 8. &c. 154.
Eſther. II. 3. 150.
VI. 6. &c. 42.
Job. XXXIV. 30. 224.
Pſal. CXXVII. 2. 249.
Prov. XVI. 1. 75.
--- 33. 89.
XIIX. 22. 79.
XX. 22. 250.
XXI. 31. 83.
Eccleſ. IX. 11.&c. 64.
Eſa. III. 4. 224.
Jer. X. 23. 67.
Dan. IV. 30. 211.
Oſe. XIII. 11. 224.
Sap. XI. 22. 70.
Tob. I. 13.&c. 157.
VII. 12. 80.
Syr. XI. 23.&c. 73.
XXXIII. 10. 68.
XXXVII. 23.&c. 76.
Matth. II. 12. 92.
V 35. 259.
XVII. 27. 97.
XX. 14. 382.
21. 363.
Joh. III. 25. &c. 76.
Act. X. 34. 284.
Rom. IX. 11. 126.
15. 97.
20.&c. 114.
I.Cor. XII. 22.&c. 115.
XV. 41. &c. 108.
Coloſ. I. 16. 105. 117.
I.Tim. IV. 8. 287.
II. Tim. II. 20. 113.
|| [ID00057]
|| [ID00058]

I.
[arrow up]

Vor die wa??? dieſes Licht.
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Ob man ihm wide???ſpricht.
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Wirds doch ???rdu ̅ nckelt nicht.
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|| [1]

Erklaͤrung.
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Olim erat in cœlis mens libera, 2. Mur- mura latrent in terris: 3. Eadem libera ſemper erit.
[arrow up]


WElt und Sonne war zu bett’/ als ich lag auf meinem Lager.
Unter=Tags hatt’ ich zuvor mich gekraͤnket krank und mager:
ich war neidiſch/ ich war zornig auf der boͤſen Buben Gluͤck;
ich war leidig/ ob der Frommen ihrem Leid und Mißgeſchick.
Andre ſchlieffen; aber mich ließ mein Denken gar nit ſchlaffen.
Warum teihlet Gott nit auß/ nach Verdienſte/ Lohn und Straffen?
warum muß es/ wol den Boͤſen/ und den From ̅ en uͤbel gehn?
und wie daß Er/ der Gerechte/ laͤſſet was nit recht geſchehn?
Als ich alſo dacht’ und lag’/ hoͤrt’ ich drauſſen ein Gebelle.
Ich ſtund’ auf/ und wolte ſehn/ was es waͤr vor ein Geſchaͤlle.
Bald befand ich/ das anbellte/ Wachtel mein getreuer Hund/
die beglaͤntzte Nacht=Laterne/ deß gefüllten Mon= des Mund.
|| [2]

Bald erkandt’ ich/ daß diß Thier ſeines Herren Sinnbild ware.
Dieſes Bellen ein Gebell im Gewiſſen mir ge= bahre/
drang ins Hertze durch die Ohren. Mein Hund war mein Prediger/
der mich ſtraffte/ daß ich jetzund auch gemurret hatt/ wie Er.
I. Wie der Mond lang lang zuvor/ eh der Hund ihn angebellet
eh ein Hund er worden war/ an den Himmel war geſtellet:
Alſo war von Ewigkeiten Gottes weiſer Will und Raht/
eh der Menſch/ der ihn wil ſchelten/ dieſe Welt geſehen hat.
II. Was und warum ſey der Mond/ weiß der Hund nit/ leer an Wiſſen;
darum bellt er/ haͤtt wol gern ſich mit ihm herum= gebiſſen:
Gottes Vorſicht und Regirung wiſſen oder glaͤu= ben nicht/
macht/ daß man entgegen murꝛet/ wider ſeinen Schoͤpffer ſicht.
III. Wie der Mond/ bellt ſchon der Hund/ bleibet hell am Himmel ſtehen:
Alſo wird/ was Gottes Raht hat verſehen/ doch geſchehen;
bellen/ murren ſchon die Leute. Seine Weißheit weiß gar wol/
wann der Mond der Gnaden ſcheinen oder ſich verbergen ſol.
|| [ID00061]

In JESU Namen Amen! Das Exſte Capitel/ Haͤlt in ſich den Vortrag deß gantzen Werks.
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NIchts gemeineꝛs hab ich in der Welt gefunden/ und in un= ſerm Menſchliche ̅ Leben/ ſo wol an groſſer Herꝛen Hoͤfen/ als niderern Standsperſonen; ſo wol bey Geiſt= lichen als Weltlichen; ſo wol bey Handels= als Handwercksleuten; ja bey Burger und Bauern: als vieler Klagen und Seuftzen uͤber ihren Zuſtand. Teihls waͤren gerne anderſt in der Welt angeſehen/ denen der gegenwaͤrtige Zuſtand zu nider: Die Ehre/ die ſie haben/ zu ſchlecht: Das Amt/ das ſie verwalten/ zu gering: Das Einkommen/ zu klein: Das Anſehen zu wenig duͤnket: [4] Teihls waͤren gerne damit zu frieden/ und hielten es fuͤr ihre groͤſte Gluͤckſeligkeit/ wann ſie nur die Helfft der jenigen erlangen koͤnte ̅ .Dieſe klagen wider teihls uͤber ſich ſelbſt: teihls uͤber jene. Jene haͤtte das Gluͤck ſo hoch erhaben/ ſo reich gemacht/ ſo anſehn= lich/ ſo maͤchtig; und dennoch ſey keine Ver= gnuͤgligkeit bey ihnen! es ſey noch ein Miß= brauch ſolcher groſſen Guͤter in Freſſen/ in Sauffen/ in Panquetiren/ in Pracht und Hoffart. Wir aber/ ſprechen ſie/ haben das Ungluͤck oder den Unſtern! Jenen fleugt es gleichſam ſelbſt in die Hand: Wir rennen/ wir lauffen/ wir ſchreiben/ wir bitten/ und hilfft doch alles nichts! Jenen traͤgt man die Ehr nach/ man traͤgt ihnen das Amt nach: Uns kan keines gedeyen; oder/ ſo es durch viel Muͤhe zuwegen gebracht/ nimt man es unverſehens wider weg! Der Wuͦrdigkeit nach würde es ſich noch diſputiren laſſen/ welcher unter beyden/ dem/ oder jenem/ baͤſ= ſer anſtuͤnde? Man ſpricht: Ich bin ſo gut von Adel als der! Ich bin ſo gelehrt als der! Ich habe mich ſo lang bedienet als der! Ich habe mehr verſucht als der! Ich bin ein ge= bornes Landskind: jener ein Fremder! [5] Ich hab ſpendirt was ich gehabt hab: jener nichts??? dannoch aber will das Gluͦck jenem/ und mir nicht! Ich bin ſo emſig in meinem Amt als jener/ und doch hab ich das Gluͤck zu den Leuten nit/ das er hat! Ich laſſe es mir ſo ſauer werden als jener: jener aber hat den Genieß/ ich den Mangel! und ob ſchon et= was von meinem Tuhn und Laſſen/ in ei= nerley Ding belobt und belohnt wird: ſo hat doch jenes alles einen groͤſſern Glantz/ einen maͤchtigern Schein!Daher komt nun erſtlich die Ungedult und Kuͤmmerniß: auß dieſer der Neid: auß dem wider die Verleumdung/ und das uͤble Anwuͤnſchen dem Naͤchſten/ der ihn da oder da gehindert habe; das Nachreden: es muͤſſe nicht recht zugehen/ daß der oder der zu dem Reichtum/ zu der Handlung/ zu dem Hauß/ zu der Heurat/ zu der Ehr ſo ſchnell komme; er muͤſſe geſtohlen/ par= tirt/ ſich eingeſchmeichelt/ eingeheuchelt haben! Und wann uns dieſes alles in die laͤnge plaget/ ſo geraͤht das Hertz letzlich in einen ſolchen ſichern Gedanken: Es ſey das Gluͤck ein plumpes blindes Ding/ und wer das blinde Ding finde/ der finde es: [6] wer es nicht finde/ der muͤſſe ein geſchlagner Menſch ſeyn/ ſo lang er lebet.Die Ungedult/ ſprich ich/ macht eben die Kuͤmmerniß im Hertzen daß einer ſich duͤn= ken laͤßt: er ſey ſo verworfen/ ſo von der Natur faſt verſchlagen/ ſo ungeſegnet in allem was er gedenkt/ redt und tuht. Das nidergeſchlagene Gemuͦht gebieret fol= gend den Neid/ daß eben jener das alles haben ſoll/ und er nicht/ dem er doch ſeinem/ aber eignen/ Urteihl nach gleich ſey! was man eben an jenem erſehen/ und an ihm ſelbſt nicht/ der ſich ja ſo wol ſehen laſſe? Zu dem Dienſt/ zu dem Amt/ zu der Verꝛich= tung nehme man jenen: warum ihn nicht? So giftet ſich nun der Neid im Hertzen an/ biß er durch den Mund gar herauß bricht. Da gehet dann das Laͤſtern an/ das Verleumden/ das Verkleinern/ in ſeiner Abweſenheit/ in ſeiner Gegenwart/ das Stochern/ das Zwicken/ und wann man etwas weiß oder ſihet/ daran er ſich/ als ein Menſch/ verſtoſſen/ das Auffmutzen der ho= hen Weißheit/ die ſich da oder da (aber umgewendet) ſehen laſſe/ welcher wegen er andern ſey vorgezogen worden. Den ei [7] nigen Fehltritt deß Naͤchſten macht man ſo groß/ als wann es der unbeſonnenſte/ der groͤſſte Tohr waͤre. Iſt es muͤglich/ ihn/ von Amt/ von Ehren/ von Wuͤrden zu brin= gen: das waͤre die groͤſte Hertzens=Ver= gnuͤgung.Wan ̅ nun alles umſonſt/ und man weder jenem ſchaden/ noch ſich ſelbſt helffen kan; ſo gehet es zu letzt dahin/ daß man ſich einbil= det: Es ſey deß Gluͤcks und Ungluͤcks Schuld: Beydes aber das komme ſo ohn= gefehr her/ wens trifft/ den triffts/ er ſey es wehrt oder ſey es nicht wehrt. Mancher komme ohngefehr hergeloffen/ uͤber den falle das Gluͦck hauffenweiß/ der ſein Lebtag ſolches nicht gewuͤnſchet/ auch ſich nie da= von haͤtte traumen laſſen: Mancher renne/ lauffe/ dichte/ trachte/ brauche allen Raht/ alle Mittel/ und doch alles vergeblich. Wa= rum? Die Urſach gibt man wider: Das Ungluͤck hab er/ das komme auch ſo blind eben uͤber ihn her: Sonſt wiſſe er keine Ur= ſach zu geben.Auff zwey gefaͤhrliche Mittel iſt es offt ausgeſchlagen. Entweder auff die Gewalt/ daß man gedacht mit der Spitze durchzu [8] dringen/ oder es mit gewapneter Hand zu er= halten; daher ſo viel blutige Krieg und Schlachten kommen/ daß man vermeynt: das Kaͤiſertum/ Koͤnigreich/ Fuͦrſten= tum/ gehoͤre ihm und muͤſſe ihm werden/ ehe ſol die Klinge nicht auß ſeinen Haͤnden kommen. Zum Succurs hat man den Koͤ= nig/ Fuͤrſten/ Herꝛen angeruffen/ Gelt/ Volk und Munition erlanget/ und ge= dacht: nimmer fehlen koͤnne es/ den ſchwaͤ= chern wolle er bald auffreiben/ und ſeinen Zepter in ſeine Hand/ ſeine Kron auff ſein Haubt nehmen. Im end iſt alles verlohrn worden/ ein Augenblick hat es alles ver= derbt/ alle Kriegs=Raͤht ſind gefallen; die wenige Regimenter haben die gantze batta- glia getrennt. Wie da? Man ſagt: deß Gluͤcks und Ungluͤcks ſey es Schuld. Daß es viel tauſend ſchon auff das andere extre- mum gebracht/ weder zu beten/ noch zu ar= beiten/ in ſolchen Gedanken: wann es ihm kommen ſoll/ muͦſſe es kom ̅ en/ er renn’ oder lauff’/ oder laß’ es bleiben! wann es ihm nit kommen ſoll/ kaͤm’ es ihm doch nicht er mach’ was er wolle! Oder aber/ man hat weder Tugend/ noch Ehr noch Lob geachtet/ und [9] mit Hercule ſich reue ̅ laſſen/ daß man ſo lang ſich damit gemartert hab. Ut quid incubui virtuti, ſprach er/ quam video ſubjacere fortunæ? was hat es mich geholfen/ daß ich ſo viel Zeit auff die Tugend gewendet/ die ich doch finde/ daß ſie gegen das Gluͤck nichts iſt? Oder wie jener Geitzhals ſprach: 4 Gutta bonæ ſortis ſive fortunæ, potior mihi eſt, bonæ mentis ſive prudentiæ cado. Ich wil ei= nem eine gantze Laͤgel Froͤmkeit und Verſtand laſſen/ und nehme einem einigen Tropfen Gluͤcks darvor.Oder/ was das allerletzte iſt/ man hat ge= dacht: das oder jenes Gluͤck und Unglück muͤſſe einer haben/ er woll’ oder wolle nicht/ das waͤre/ wie man redt/ ſein Fatum, das ſich nicht aͤndern lieſſe/ weil es einmal ſo oder ſo beſchloſſen ſey/ wie es ihm gehe/ und wer er werden ſoll/ und wo ers werden ſoll/ und wie ers werden ſoll; er es alſo auf keinerley weiſe und wege haͤtte aͤndern und mindern [10] koͤn ̅ en/ er haͤtte es auch gemacht wie er wolle.Solch ein denckwuͤrdig Exempel erzehlt jener Spaniſche Religioſus, 5 Anto- nius de Torquemada in ſeinem IV. der ſechstaͤgigen Geſpraͤch. Wie es der ver= nuͤnfftige und weltweiſe Hꝛ. G. F. auß dem Italianiſchen uͤberſetzet/ wollen wir es hie= mit anfuͤgen. Ich will euch ſage ̅ / ſpricht je= ner/ was ich ſelbſt geſehen und mir begegnet iſt. Als ich einsmals in einer der fürnehm= ſten Staͤtte dieſes Koͤnigreichs war: deß Abends aber mit etlichen Edelleuten ein wenig ausſpatzirte/ wurden wir etwas ab= wegs auff einem Huͤgel dreyer Maͤnner gewahr/ welche mit einem Pfahl ſich bemuͤ= heten/ daran folgenden Tags einer er= wuͤrgt werden ſolte. Jemand aber unter uns wieſe auf jener einen/ und ſprach zu mir: Sehet doch ſelben an: Er iſt der Hen= ker/ und wie man mir ſagt/ ein gelehrter und vernuͤnftiger/ anmuhtiger/ junger Menſch. Ich verwunderte mich daruͤber/ und da es mir nimmermehr eingehen wol= te/ beteuerte ers hoch/ und machte/ daß ich [11] um Gewißheit willen/ und/ auß einem Mitleiden ſolcher ſchoͤnen Qualitaͤten bey ſo einem ſchaͤndlichen Amt/ das er haben ſolt/ hinritte und nachfragte: was ſie da machten? Da ſie es eben ſo erzehlten/ ſahe ich dieſen/ von Perſon feinen/ ſchoͤnen/ jun= gen Kerlen an/ der etwan auff die 20. oder 21. Jahr alt ſchiene/ in huͤpſchem mittelmaͤſ= ſigem Gewand/ doch ohne Kappe/ wie es bey uns braͤuchlich iſt/ fragte ihn dabey: Ob er der Henker waͤre? Da er ja ſagte/ fragte ich ihn auff lateiniſch: ob er ſtu= dirt haͤtte? und da er in ſolcher Sprach recht zierlich auf das und andersmehr geantwortet hatte/ fuhr ich fort/ um/ zu vernehmen/ was Landsmann er waͤre. Da er aber eben darum/ weil er ein ſolches Amt vertrat’/ antwortete/ es ſich nicht ſchi= cken würde/ daß er ſein Vatterland nenne= te/ ſprach ich ferner/ warum er ſich zu ſolch einem ſchmaͤhlichen verfeindten Amt und Handwerk gebrauchen laſſen/ der ſo viel Sprachen koͤnte/ und ſo einen guten Ver= ſtand haͤtte/ und zu viel dapfferers/ anſehn= lichers ſeine Dienſte anwenden koͤnte/ und doch ſo ſchimpflich und ſchaͤndlich ſich fin [12] den lieſſe. Da er mir nun gar bedachtſam und lang zuhoͤrete/ antwortete er zu letzt: Herr! meine Fata waren ſo/ die mir nicht zulaſſen wolten/ daß ich ein ander Amt ver= walten ſolte; denen hab ich ſchwacher Menſch ja nicht widerſtehen koͤnnen. Der= halben ſchicke ich mich auch noch darzu/ wie ihr jetzt ſehet. Als ich nun darauß ſeinen groſſen Irꝛtum und Unwiſſenheit erfahe/ fieng ich einen langen diſcurs an/ ihm zu weiſen/ daß kein ſolches Fatum waͤre/ wie er ſichs einbildete/ nemlich/ das dem Menſchen ſeinen freyen Willen nehme/ und er nim ̅ er die Gewalt haͤtte/ einen Weg zu erwehlen welchen er wolte! Nimmermehr. Solte demnach die Schuld ſeines jetzigen abſcheu= lichen Zuſtandes nicht auff ſeine/ ſo ver= meinte darzuzwingende Fata geben: ſon= dern ſich ſelbſt beymeſſen/ der viel eine ehr= lichere Profesſion haͤtte machen koͤnnen als er machte. Da er nun vernahm/ daß ich ihm ſeinen Fehler/ mit vielen andern moti- ven mehr/ zum hoͤchſten verwieß/ fieng er bitterlich an zu weinen/ daß er mir eine Verwunderung machte/ und ſprach mit [13] Seufftzen: All mein Ungluͤck koͤmt daher/ daß mir niemand jemals das geſagt/ was ihr mir ſagt/ dardurch mir zeitlicher meine Augen waͤren auffgetahn worden/ dieſen meinen Fehler zu erkennen. Weil dann dem ja ſo iſt/ ſo will ich eheſt einen andern Weg gehen/ und mein ſo fuͤrnehmes Geſchlecht nim ̅ er laͤnger alſo verunehren. Dan ̅ ich ſolte wiſſen/ ſprach er ferner/ daß er nit gerin= ges Herkommens/ und von hohen Eltern geboren ſey: uͤber dem Spielen aber ſich verderbet/ und aus Mangel der Mittel auff das Handwerk ſich begeben muͤſſen. Dan= ke aber ſeinem GOtt/ daß ihn in dieſem ſeinem jetzigen Amt biß hieher noch nie= mand erkennt haͤtte. Dann mein Vatter= land/ ſprach er/ iſt weit von hier/ und von dem Minut an ſoll alles altes quittirt ſeyn/ und euer Raht meine Regel werden. Da er nun nicht abließ bitterlich zu weinen/ folget er mir in mein Loſament nach/ biß an den Morgen ohne Schlaff und mit ſtaͤten Thraͤnen/ da er ſich gar davon und un= ſichtbar machte. Biß hieher gedachter Spanier.
|| [14]
Was ſeinen Wahn anlanget/ daß ei= nen jeden ſein Fatum ſo unumgaͤnglich zu dem oder jenem treibe/ darinnen mag er wol noch auff die Stund viel tauſent Brüder und Schweſtern haben.Allerhand ſolcher Gedanken hab ich nun mein lebtag viel gehoͤrt/ erfahren/ gele= ſen/ und deßwegen etlich mal (ich muß ge= ſtehen) mich ſelbſt uͤber dieſen oder jenen froͤlichen und traurigen Fall hoͤchlich ver= wundert; Andere hab ich daruͤber teihls freudig/ teihls betruͤbt und unwillig geſehen/ neidiſch/ laͤſtern/ fluchen hoͤren. Dann dachte ich bey mir ſelbſt auff Mittel/ teihls meine Verwunderung zu ſtillen/ teihls an= derer Hertzen zu ſteiffen/ entweder daß ſie ihres Gluͤcks/ Ehren/ Anſehen/ Gewalt/ Hoheit/ Geſchickligkeit/ Heurat und der= gleichen ſich ja nicht uͤberheben mit Hof= fart/ mit Verachtung anderer/ mit Unter= drucken/ mit Verſchwendung und Miß= brauch: Anderer Hertzen aber dagegen zu beſaͤnftigen/ ſich ſelbſt unbetrübt zu laſſen/ oder unvergriffen gegen ſeinem Naͤchſten mit Neid/ mit Laͤſterung/ mit Verflu [15] chung; habe aber ſo viel befunden/ darinn ich mich ſelbſt endlich habe befriedigen koͤn= nen. Zweifle auch nicht/ wann der guͦnſtige Leſer ſolches gleichmaͤſſig erwegen wird/ er werde/ wo nicht alſobalden: doch hoffent= lich nach und nach ſich eherbeguͤtigen/ und in ſolche Faͤlle baͤſſer und vergnuͦgter ſchik= ken lernen.Ehe ich nun ferner ein Wort rede/ bitte ich Gottes weiſe Guͤte/ ſie wolle unſer Hertz und Feder regiren und fuͤhren/ daß wir ſeiner vaͤtterlichen Vorſorg gehorfamlich uns untergeben/ wol lehren und ler= nen moͤgen.
|| [16]

Gebet=Lied. Um Zufriedenheit/ wider Murren und Ungedult.
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Nach der Singweiſe: So wuͤnſch ich ihr ein gute Nacht/ ꝛc.
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1.
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O Groſſer Gott/ ich klage dir mit Reu
die Ungedult/ ſo mich beſeſſen/
die wider dich ſich ſetzet ohne Scheu/
dir Gnaden denket abzupreſſen.
die fuͤr und fuͤr
den deinen hier
nach meinem Willen will abmeſſen.

2.
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Bald bild’ ich mir Verdienſt und Froͤm ̅ = keit ein/
und fordre Glück von deinen Haͤnden.
als eine Schuld/ vor mein Unſchuldig=ſeyn.
wilſt du nit ſtracks Erhoͤrung ſenden/
ſo wird gar bald
die Andacht kalt/
ich denk von dir mich abzuwenden.
|| [17]

3.
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Mit Neid ſeh’ ich deß Naͤchſten Wol= ſtand an/
bin nicht zu frieden mit dem Meinen;
Mein Aug ſein Gluͤck nit wol vertra= gen kan/
Sein lachen darff mich machen weinen.
Ich kan gar nicht
der Sonne Liecht
auf Boͤs’ und Gute ſehen ſcheinen.

4.
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Ach pflanze du Zufriedenheit in mich/
ſtell’ ab und ſtill das Widerbellen!
Mit Murren/ Herꝛ/ werd ich erzuͤrnen dich
und mit Gefahr zuruͤcke prellen.
Was du verſehn/
das muß geſchehn
ſolt alle Welt ſich widerſtellen.

5.
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Ach! ich bin boͤß/ wo ich am froͤm ̅ ſten bin/
ich kaͤmpfe wider dich mit Suͤnden.
Was/ Lohn? bey dir ich Straffe nur verdien:
ſolt dann ein Menſch ihm Gott ver= binden?
|| [18]

Ein Gnaden=gab’
iſt alle Haab;
kein Staͤublein wir verdienen koͤnden.

6. ???(ab.
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Ein Suͤnder pocht je nichts dem Richter
Ich will/ in Demut/ hoffen Gnaden.
Ich wuͤnſche nichts: Ich weiß/ daß ich offt hab
begehret meinen bittren Schaden.
Du weiſt was mir
nütz/ noͤtig hier;
Du kanſt und wirſt mich wol berahten.

7.
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Dein Will’/ ô GOTT/ ſoll auch mein Wille ſeyn:
Ich ſoll und will dir nichts fuͤrſchreiben.
Schenk/ wem du wilſt/ die Gaben; ſie ſind dein:
Mir wird mein Teihl doch uͤbrig bleiben.
Dann/ was ſeyn ſol/
das ſchickt ſich wol;
Kein Menſch kan ſolches hintertreiben.
|| [ID00077]
|| [ID00078]

II
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|| [19]

Erklaͤrung.
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Non noſtras Fortuna vices; 2. nec fulgi- dus orbis Sidere: 3. Sed prudens Rector ab axe rotat.
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DAs Ungluͤck und das Glück der Boͤſen und der Frommen.
hatt mir mit Widerſinn die Sinnen eingenom ̅ en.
Ich ſahe gute Tag’ in boͤſer Buben Hauß:
bey Frommen ſahe Noht zu allen Fenſtern auß.
Den liebt das Glück/ den nicht: hoͤrt ich den Poͤ= bel ſagen.
Sie aber hoͤrten mich/ auff dieſe Sage/ fragen:
Sagt an/ was iſt das Gluͤck? es muß ja etwas ſeyn/
ein Teuffel oder Gott. Es wil mir gar nit ein.
I. Ein Goͤttinn iſt es nicht; wie zwar die Heyden ſchreiben???
Nur ein Gott/ Ein Gott iſt/ an den wir Chriſten glaͤuben.
Der Teuffel iſt es nicht: Gott laͤſſet dem nit zu/
daß er/ was er nur will/ auff Gottes Boden thu.
Sie ſchwiegen alle ſtill. Ich hatte wol geſprochen/
und ihnen auß dem Sinn geredt/ und abgebrochen
den Goͤtzen/ die Fortun. Mich ſelbſt hatt’ ich vergnuͤgt:
weil dieſe Fantaſey in mir mich offt bekriegt.
II. Ein Weiſer kam darzu. Als er die Frag erlernet/
ſprach er: Das Gluͤck hat ſich am Himmel ein= geſternet.
|| [20]

Das Tuhn der gantzen Welt auß dem Geſtirne flieſt.
Darnach dir lacht ein Stern/ darnach du glück= lich biſt.
Diß wolt mir auch nit ein. Ich ſagte/ was ich dachte:
III. Der Schoͤpffer/ deſſen Hand die Sternen ſchuff und machte/
ſolt er ſich dem Geſchoͤpff ſo machen unterthan?
Gott/ aller Sternen Herr/ mehr als die Ster= nen kan.
Bald fiele mir erſt bey/ was jener Heyd ge= ſchrieben/
Der zwar in Schranken nicht der Chriſten Lehr geblieben:
Die Gottheit/ was ſie hat erſchaffen/ auch regirt
mit Raht und Vorbedacht. Kein Stern den Zepter fuͤhrt/
kein blindes plumpes Gluͤck/ kein Zufall in den Sachen.
Gott ſelbſt iſt Gluͤck und Stern: weiß alles wol zu machen;
gewaͤhret und verſagt; nim ̅ t/ wie er will/ und gibt.
Das iſt gerecht und gut/ was unſrem Gott beliebt.
|| [21]

Das Andere Capitel.
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Was die Heyden/ und andere mehr/ das Glück und Unglück genennet.
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WAn ̅ man von Gluͤck und Ungluͤck redet/ kan man es hier auff zweyer= ley weiß verſtehen: Entweder es bedeutet den gluͤcklichen offt unverſehenen und unverhofften Fort= gang eines Dings/ maſſen von Joſeph ſtehet: Er war ein gluͤckſeliger Mann in allem was er taͤht/ das iſt: alles ſein Tuhn war geſegnet. Gen. XXXIX. 2. 3. oder im Gegenteihl/ den ungluͤckſeligen unverſehens= und unverhofft=ge= haltenen Fortgang eines Dings/ darum man ſich doch eiferig und ſtark bewirbt. So ſpricht man offt: Er iſt ein ungluͤckſeliger Menſch/ das iſt: was er angreifft/ gehet widerſinns. Oder es bedeutet die Urſach und den Brunnen/ ſo zu reden/ deſſen unver= ſehenen/ unverhofften glücklichen [22] Fortgangs oder Nicht=Fortgangs/ Freud= oder Leidfalls; Wer nemlich ſol= chen Segen/ oder Schaden gebe; oder/ von wem beydes herkomme? Alſo ſpricht man ins gemein: Das Gluͤck hat ihm ſo gewolt/ oder das Ungluͤck hat mir gewolt. Das iſt: Etwas/ das wir das Gluͦck heiſſen/ hat ihm das Gut/ die Ehr/ Reichtum/ Heurat/ ꝛc. gegeben/ oder das widrige uͤble zugeſchickt.Nun iſt es wol wehrt/ und kan ſich auch das Hertz nicht eher zu frieden geben/ als eben in der ſattſamen Antwort: was dann das Gluͤck oder Unglück ſey; oder deutlicher: wer/ und was den Segen/ und das Gedeyen in dieſen oder jenen Dingen gebe; und wer und was das ſey/ das unſern Fuͤrſchlag hindere oder auffhalte/ den oder den Schaden und Traurfall zuſchicke?Nun wir aber dißmal allein vom Gluͤck reden wollen: als iſt foͤrderſt zu behalten: daß hierinn/ ſich/ unterſchiedene Meynun= gen befunden haben.
|| [23]
Etliche/ als die/ ſo genannte/ Epicurer/ die von keinem Gott wiſſen wollen/ haben es fuͦr ein ungefaͤhres Ding gehalten/ deſ= ſen man keine gewiſſe und gruͤndliche Urſach geben koͤnne/ welchem nach es heiſ= ſet: Ohngefehr ſind wir geboren/ und ohngefehr fahren wir wider dahin/ als waͤren wir nie geweſt! ſolcher Ge= ſtalt/ verſtehe/ widerfaͤhrt uns auch ohnge= fehr/ was uns gutes widerfaͤhrt. Sap. II. 2.Andere/ die noch befunden: daß die Welt/ und was in der Welt iſt/ werde von etwas erhalten/ und alſo regirt: haben ſich wider ein andere Einbildung gemacht deß Gluͤcks/ oder deſſen/ von dem manchem Menſchen ſo viel Gutes und Gewuͦnſchtes herruͦhre? Dieſe/ wie ſie zwar geſtunden/ daß etwas ſeyn muͤſte/ das alles dieſes al= ſo und alſo fuͤhrte/ und eben auch einen Gott genennet; So haben ſie doch dem/ als dem Hoͤchſten/ noch viel andere Helfer/ als auch/ ſo genannte/ Goͤtter und Goͤttin= nen zugeordnet. Daher iſt die Meng der Goͤtter bey den Heyden kommen/ deren ei= ner dieſes/ ein anderer ein anders zu verwal [24] ten haͤtte/ als Jupiter, ſagten ſie/ ſey der fuͤr= nehmſte Gott uͤber alle Goͤtter/ der ein ſon= derlich Faß habe/ darinn er alle Guͤter auf= behalte/ Ehr/ Reichtum/ Gewalt/ Macht/ Kunſt/ Gunſt und dergleichen/ darauß er einem das/ dem andern ein anders; oder einem mehr/ einem weniger lange. Weil er aber alles nicht verwalten koͤnne oder wolle/ als hab er andere Goͤtter neben ſich/ deren einer ſich dieſes unterfange/ ein anderer ei= nes andern/ als Mars ſey der Gott des Kriegs/ Vulcanus ſey der Gott des Feuers/ Neptunus der Gott des Meers und ſo fortan. Item es ſeyen noch neben dieſen Goͤttern/ Goͤttin ̅ en auch/ als Juno die Goͤt= tinn des Ehſtands/ Venus die Goͤttinn der Lieb/ Diana die Goͤttinn der Jaͤgerey/ ꝛc. Unter dieſe gehoͤre auch die Goͤttinn deß Glücks/ Fortuna genannt/ die die menſch= liche Zufaͤll regire und verwalte/ und deme das/ jenem ein anders/ einem mehr als allen beyden auß dem Faß Jovis zuertheile. Die= ſer zu Ehren haben die Roͤmer gar einen Tempel erbauet/ ſie haben ihr die hoͤchſte Geluͤbd getahn/ ſo ſie ſolches oder ſolches ihr Werk und Vornehmen ſegnen wuͤrde. [25] Und weil das menſchliche Tuhn und Laſ= ſen ſo groß/ ſo viel/ ſo mancherley/ ſo anſehn= lich/ ſo weitlaͤuffig; als haͤtte dieſe hohe und anſehnliche Verwaltung/ ihr/ Jupiter, als deſſen Schweſter ſie waͤre/ verehret. Eben aber darum/ weil es ein Weibsbild ſey/ ſey es auch deſto wankelmuͤtiger/ und verkehre ſich ploͤtzlich und ſchnell/ nach ihrer Art wan= delbaren Sinn. Jetzt geb’ es einem einen Uberfluß: geſchwind nehm’ es ihn wider weg; bald bringe es einen zu Ehren und Würden: bald in Verachtung und Spott; ja/ es verliebe ſich manchmal blind und un= beſonnen in einen/ deme es aus Lieb alles mitteihle/ Huld/ Ehr/ Reichtum/ Anſehen; bald hab die Lieb auch wider ein End/ und verkehre ſich in Haß/ in Neid/ in Gift und Gall. Um eben deß willen haben ſie es zum teihl blind gemacht/ und auf eine Kugel ge= ſetzt/ weil es ſeine Guͤter unbedachtſam aus= teihle/ und bald wider verwende.Das hieſſen die meinſten das Gluͤck!Nun kan aber ein jeder leichtlich ermeſ= ſen/ daß dieſe Beſchreibung deß Gluͤcks/ einem verſtaͤndigen Hertzen kein Vergnuͦ= gen machen koͤnne. Ich will davon nicht [26] ſagen: daß es laͤcherlich laute/ daß Goͤt= tinnen ſeyn ſollen/ die ſolche Verwaltung auf ſich haben; was ſind aber uͤber diß/ das fuͤr Goͤttliche Weſen/ die man fuͤr blind halten ſoll/ fuͤr unbedachtſam/ fuͤr wankel= mütig?Viel eben aus den Heyden ſelbſten/ ha= ben ſich mit der Beſchreibung und Vor= bildung deß Gluͤcks nicht befriedigen laſſen. Jener Roͤmiſche Poet 6 Juvenalis ver= lacht es oͤffentlich/ da er ſpricht.
Nullum Numen abest, ſi ſit prudentia: ſed Te
Nos facimus, Fortuna, Deam, cœlo́ locamus!Unſer eigne Einbildung/ ſagt er/ ſetzt das Gluͤck als eine Goͤttinn uͦber uns in Himmel!Andere/ wie weiland die Chaldeer/ und noch viel Aſtrologi, und derer Anhang/ haben deß gluͤcklichen Fortgangs oder un= gluͤcklichen Ruckgangs Urſach den Ster= nen zugeſchrieben/ vermeinende: welcher in einem guten Zeichen und Planeten gebo= ren ſey/ als zum Exempel im Jove, dem gehe [27] es gluͤcklich und nach Wunſch; welcher in einem widrigen Zeichen geboren/ als im Wider/ oder Stier/ widrig und ungluͤck= lich/ darum/ weil eben dieſe oder jene Stern/ das menſchliche Hertz auch ſo oder ſo neig= ten/ zu der oder der Zeit/ da ihre Würkung am ſtaͤrckſten und beyſamm waͤren/ und Sinn/ Gedanken/ Muht/ alles dahin un= widerſtreblich trieben/ wo der oder der gute Ausſchlag und nutzliche Fall ſich begeben werde. Auf welches zweifels frey die gemei= ne tentſche Rede gehet/ da man ſpricht: Ich hab zu dem oder jenem Men= ſchen/ zu dem oder dem Ding keinen Stern/ oder/ Ich hab den Unſtern darzu! In welchen Wahn auch die Ju= den gerahten ſind/ nach dem ſie einmal den wahren GOtt verlaſſen/ und von einer Ab= goͤtterey in die andere fielen. Daher es aben kommen/ daß/ weil ſie Gutes und Boͤſes den Sternen zuſchrieben/ die die Menſchen da und dahin kraͤftiglich und unwidertreib= lich neigten/ eben mit einem ſolchen Nah= men der der Sternen Wuͤrkung bedeutet/ das Gluͤck benamfet und Madſal geheiſſen [28] haben; auch ausdrucklich ſchreiben: daß einer weiſe/ einer reich ſey und ſo fort/ hab er ſeinem Planeten zu danken. Ja hieher deuten viel die Klage deß Pro= pheten Eſaiæ/ daß das juͤdiſche Volk den Herꝛn verlaſſe/ und richte dem Gad einen Tiſch/ im LXV. 11. Gad/ das iſt dem Geſtirn/ das ihnen ſolches oder ſolches Gluͤck ſchenken koͤnne. Es lacht aber 7 Ambroſius wol ſolcher kin= diſchen Gedanken. Illud, ſpricht er/ quàm ineptum, ut, ſi quis ſigno arietis ortum eſſe ſe dicat, ex uſu pecudis æſtimetur præſtantiſſimus conſilio, quod in grege hujusmodi emineat pecus: aut locuple- tior, eò quòd veſtitum habeat aries natu- ralem, & quotannis lucrum capiat indu- menti, eoq́ue viro illi familiaria videan- tur quæſtuum eſſe compendia, das iſt: Iſt das nicht eine Narꝛheit/ daß/ weil einer im Zeichen deß Widers gebo= ren/ daher entweder ein guter Raht= geber/ klug und verſtaͤndig werden [29] ſoll/ weil unter der Herd/ der Wider allen fuͤrgehe: oder reich werden/ weil den Wider die Natur ſelbſt kleide/ und jaͤhrlich von ſeiner Wolle einen ſonderbaren Nutzen gebe/ um weß= willen einer/ der in dem Zeichen gebo= ren ſey/ allerley Vorteihle auch in der Nahrung finden wuͤrde. Dergleichen Wort faſt auch der H. Baſilius 8 fuͤhrt/ die wir geliebter kuͤrtze wegen nicht beyſetzen wollen; zugeſchweigen/ daß viel der Heyden ſelbſt/ den Sternen= und Sternſehern/ ſo uͦber=viel nie zugeſchrieben haben. Nur Herꝛn Lutheri Meynung davon ſoll noch angefuͤgt werden. 9 Uber das 1. Cap. deß I. Buchs Moſis ſchreibt er alſo: Daß Gott ſpricht: die Sterne ſollen Zei= chen ſeyn/ da ſind die Sternkicker und natuͤrlichen Meiſter hinauf in Himmel gefahren/ und haben das/ das er hie von Zeichen ſagt auf ihre Luͦgen gezogen/ daß ſie ſagen/ wer in [30] dem oder dieſem Zeichen der Geſtirne geboren wird/ der ſoll ſo oder alſo ge= ſchickt werden. Welcher unter der Sonnen geboren wird/ der muͤſte ein Buler oder weiſer Mann werden/ wer im Merkurio geboren wird/ der werde ein guter Handtierer wer= den und ſo fort an/ werd es jhme ſonſt oder ſo gehen.Andere/ ſonderlich die gelehrteſte Stoi= ker mehrenteihls/ haben das/ was wir das Gluͤck heiſſen Gottes Vorſorg/ Gottes Rahtſchluß/ ja Gott ſelbſten genennet der unfehlbar alle Ding von Ewigkeit ge= ſehen und geordnet habe/ daß es kuͤnfftig er= gehen ſolle/ jedoch nach eines jeden Dings Art und Weiſe/ die er jedwederm ſelbſt mit= geteihlet hat. Welcher Meynung/ ob ſie ſchon Heyden waren/ viel ehe zu dulten iſt/ als vorhergehender Wahn/ und koͤmt in Wahrheit der rechten Chriſtlichen Mey= nung weit naͤher/ um welches willen auch der gelehrte Vatter Auguſtinus lieber alſo reden wollen: Das hat GOtt getahn! [31] als: 10 Das hat das Gluͤck getahn! Es reuet mich/ ſchreibt er/ daß ich an= derswo das Woͤrtlein Gluͤck ge= braucht/ weil ich ſehe daß die Leut die boͤſe Gewohnheit haben/ und wo ſie ſagen ſolten: Gott hat das gewolt/ da= fuͤr ſpr???chen: das Gluͤck hat es gewolt. Doch/ ſ???richt er: 11 Si quis virtutem & poteſ???atem Dei, nomine fati appellat, ſententi???m teneat, linguam corrigat, das iſt: Wann jemand Gottes Gewalt und Regirung das Fatum nennen wolte/ ſo behalt’ er die Meynung/ laſ= ſe nur das Wort aus.Andere ſind noch weiter gegangen/ und haben auch zum teihl die Art und Weiſe ge= ben wollen/ wie in ſolchen Gluͤcksfaͤllen Gottes Rahtſchluß verfahre? So meynen ſie aber: was ein jeder Menſch in der Welt fuͤr Gluͤck erlange/ es habe Namen wie es wolle/ im Heuraten/ in Ehren und Amts= ſtellen/ in Reichtum und ſo fort/ dazu ſey er [32] von Gott von Ewigkeit prædeſtinirt/ und damit ers in der Zeit erlange/ neige Gottes Finger ſein Hertz/ zu der Zeit und keiner an= dern das oder das anzugreiffen; an dem Ort und keinem andern; bey dieſe??? Per= ſonen und keinen andern; durch ſolche Mit= tel und durch keine andere. Er neigeſie aber alſo gewaltiglich und durchdringend/ daß ſie anderſt nicht koͤnnen und moͤgen/ als deſ= ſen Trieb folgen/ wohin ers fuͤhre und nach ſeinem ledigen Wolgefallen zu fuͤhren be= ſchloſſen hab. Welchem Wahn nach man recht ſpricht: daß der die/ und die den/ zum Exempel/ heuratet/ hat ſo ſeyn ſollen und müſſen/ und hat/ ſo viel an ihnen iſt/ nicht anders ſeyn koͤnnen als ſo! daß der den Dienſt bekoͤmt/ hat auch ſo ſeyn ſollen und muͤſſen/ und er haͤtte es auch nicht umgehen koͤn= nen/ daß er ihn nicht erlanget haͤtte. Dem ſey die Grafſchaft/ das Fuͤr= ſtentum ſo worden/ daß es ihm hat werden muͤſſen/ weil ihn Gott gleich= ſam dazu gezogen hab/ und ſo fort. [33] Weiln aber alle oberzehlte Meynungen teihls Gottes Heiliges Ewiges Weſen gar verneinen/ teihls Gottslaͤſterlich ſind/ teihls den Menſchen ſeines freyen Willens berauben/ als ſind ſie unter Chriſten billich nicht zu leiden: weniger daß Chriſten ſelbſt ſolche Gedanken hegen und verteidigen wolten. Sey derowegen zum Ur= teihl das folgende dritte Ca= pitel geſetzt.
|| [34]

Andacht=Lied.
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Nach der Weiſe deß ſechſten Pſalms/ M. Opitzens/ oder Ambr. Lobwaſſers.
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1.
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WEg/ Heydinn/ blindes Gluͤcke!
weg! deiner Tuͤck und Blicke
der Gottheit lach’ ich nur.
Du lebſt allein in Schrifften/
die gerne Lügen ſtifften/
der Dichter Creatur!

2.
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Dein unbeſtaͤndigs Weſen
iſt nur ein bloſſes leſen;
die Warheit lacht dich aus.
Der Wahn hat dich gebohren.
Es iſt kein Ort erkohren
vor dich im Menſchenhaus.

3.
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Ihr Silberweiſſen Sternen/
ihr himmliſchen Laternen/
bewohnet euer Zelt!
|| [35]

Ihr moͤget eure Zinken
als Augen/ laſſen blinken
und winken in die Welt.

4.
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Das aber das ſey ferne/
daß ich euch ſolt ihr Sterne/
als Goͤtter/ beten an;
daß ihr ſolt/ Doͤpfe werden/
darinn das Gluͤck der Erden
ſich ſelber kochen kan.

5.
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Der euch in Lufft gepflanzet/
den Himmel aufgeſchanzet/
diß groſſe Rund umdreht/
Gott/ unſer euer Kaͤiſer
herſcht uͤber eure Haͤuſer/
ihm zu Gebot ihr ſteht.

6.
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Du Sternprintz/ Weltverſuͤhner!
dort war ein Stern dein Diener/
fuͤhrt dir die Heyden zu
von Mohr=und Morgengraͤnzen.
Laß mein Geſtirne glaͤnzen/
ô Jeſu/ das biſt du.
|| [36]

7.
[arrow up]


Du ſaheſt langſt von fernen/
eh waren Mond und Sternen/
was nuͤtz und ſelig mir!
Ich folge wie mich fuͤhret
der/ der die Welt regiret.
Mein Gluͤck flieſt nur von dir.

8.
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Wie du mich wilſt begluͤcken/
was du mir wilſt zufchicken/
das nimm ich alles gern.
Es kan von dir/ dem Frommen/
mir gar nichts boͤſes kommen!
Gott iſt mein Gluͤck und Stern.
|| [ID00097]
|| [ID00098]

III.
[arrow up]

De??? alles vorgeſehen.Und alſo heiſt ergehen.Läſt Böß ŭnd Gŭts geſchehen
|| [37]

Erklaͤrung.
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Vidit ab æterno ventura; 2. manu́ gu- bernat nunc præviſa, boni́ arbiter at́ mali.
[arrow up]


LAßt die Heyden auf das Gluͤck/ auf den blind= erdichten Goͤtzen
ihren eitlen Wohlſtand ſetzen!
Chriſten! laßt uns Chriſten ſeyn/ an die wahre Gottheit glauben/
ſie nit ihrer Ehr berauben!
Was geſchehen/ was geſchiht/ und was kuͤnfftig wird geſchehen/
hat Gott alles vorgeſehen.
Der gemacht deß Menſchen Aug/ deſſen Hand ſchuff alle Sachen.
der noch immer pflegt zu wachen/
Gott/ der in die Hertzen ſiht/ der Gedanken Sprach verſtehet/
der die Sternen bogen drehet/
der Allgegenwaͤrtig iſt: ſolt ihm etwas ſeyn ver= borgen/
was noch ſoll geſchehen morgen?
Menſchen/ mit Verſtand begabt/ pflegen weit hinaus zu ſehen/
merken/ was noch wird geſchehen:
Sinnen/ die da wohl und fein eines aus dem an= dern ſchlieſſen/
koͤnnen diß/ was künfftig wiſſen:
Und Gott ſolt/ von dem allein koͤmmet/ als aus ei= nem Brunnen/
Weißheit und Verſtand geronnen/
|| [38]

Gott ſolt etwas wiſſen nicht? Nein! im Hauß der Ewigkeiten
ſind beſchrieben alle Zeiten.
Zu was Nutzen und Gebrauch kommen ſollen ſei= ne Sachen/
weiß ein Meiſter in dem Machen:
Und der Schoͤpfer aller Ding’ ach wie ſolte der nit wiſſen
worzu jedes ſoll erſprieſſen?
Das waͤr ja ein tummes Tuhn/ gar nach keinem Zwecke zielen/
in die Luft mit Pfeilen ſpielen.
Gott iſt weiß; hat auch die Macht/ was er weiß und will/ zu enden:
Alles ſteht in ſeinen Haͤnden.
Er regiret mit der Hand/ was ſein Aug zuvor ge= ſehen:
was Er ſetzt/ das muß beſtehen.
Gutes/ weiß der gute Gott goͤttlich in das Werk zu richten/
wider aller Menſchen dichten.
Boͤſes/ das oft nur ſo ſcheint/ kan er noch zum Baͤ= ſten lenken/
ſteuren allen Hoͤllen=raͤnken.
???aß dir Menſch/ in Wohl und Weh/ Gottes wei= ſen Raht gefallen:
ſo wirſt du ohn Anſtoß wallen.
Seiner Allmacht troͤſte dich/ wann du ligſt in Ohn= macht nieder:
Sie kan dir aufhelffen wieder.
|| [39]

Das Dritte Capitel. Was die Chriſten das Gluͤck und Ungluͤck heiſſen?
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MIt einem Wort/ weil ſie gruͤnd= licher von Gottes Weſen/ Wil= len/ Werken/ aus dem Mund Gottes ſelbſten unterꝛichtet ſind/ als wiſſen ſie auch gewiſſer/ daß er nach ſeinem allwei= ſen Wolgefallen/ Raht und Willen/ mit dem menſchliche ̅ Geſchlecht vorab/ alſo um= gehe/ eines jeden Tuhn und Laſſen/ eines je= den Anſchlaͤg’ und Gedanken fuͤhre/ mittle/ halte/ wider zulaſſe/ mit zeitlichen jrꝛdiſchen Dingen alſo umzugehen/ zu erlangen/ und nicht zu erlangen/ zu erhalten oder zu verlie= ren/ ehe oder ſpahter zu erwerben/ oder nicht zu erwerben/ wie er von Ewigkeit geſehen/ daß es zu ſeines heiligen Namens Ehr/ und zu eines jeden zeitlichem und ewigem Baͤſten/ am baͤſten ſeyn kan.Demnach/ wann man ja manchen Men= ſchen in jrꝛdiſchen Dingen glückſeelig heiſſet/ oder ſpricht: Das Gluͤck hab’ [40] ihn ſo erhoben/ ſo reich/ ſo anſehnlich/ ſo maͤchtig gemacht/ hat es nicht die Meynung: Plumper/ allerdings zufaͤlliger Weiß/ ohne einiges hoͤhers oder nidrigers Weſens Wiſſen/ oder Verſtand/ waͤre ihm das oder jenes zugeſtanden/ fuͤr dieſem oder jenem/ der es eben ſo und noch wol baͤſſer wehrt waͤre: ſondern das iſt der Chriſtliche Innhalt: Gott/ als ein freyes Weſen/ der uͤber alles lediglich Herꝛ iſt und bleibt/ habe nach ſeinem weiſen Raht und Gefallen/ es/ entweder alſo geſchehen laſſen/ wie es ihm dieſer oder jener Menſch fuͤrgenommen hat/ und zum teihl ſeine Zucht oder Unterwei= ſung von Kindheit an oder ſeine Leibs=und Gemuͤts=Beſchaffenheit/ und ſo genante Complexion mit ſich gebracht/ oder wohin ſeine Geſellſchafft ihn gezogen hat; Oder a= ber/ der groſſe und ungebundene Gott habe nach ſeinem allein weiſen Raht und ledigli= chem Belieben/ mancher Menſchen Her= tzen den oder jenen Gedanken eingegeben/ zu der und keiner andern Zeit das oder das vorzunehmen/ bey denen und keinen andern Perſonen/ an dieſem und keinem andern Ort/ auf ſolche und keine andere Weiſe; [41] Auch von Ewigkeit anderſt nicht beſchloſ= ſen/ als bey dieſen Gedanken/ und bey der action, die der Menſch grad in der Stund/ grad in dem Minut/ grad an dem Ort/ ꝛc. vornehmen werde/ zu ſeyn/ und bey keiner andern dieſes ſein Vornehmen zu foͤrdern und gedeyen zu laſſen/ und ſo fort/ daß das oder das jrꝛdiſche Gut unverſehens darauf gefolget/ die Ehr/ die Gewalt/ der Reich= tum dem oder dem unwiſſend worden/ und jenem/ der es ſo eyferig geſucht/ und wol ge= meynt er hab es ſchon/ wider verhoffen nit gegeben; den erhalten/ jenen nicht erhalten laſſen; den eher/ den ſpahter darzu kommen laſſen/ und dergleichen.Man muß aber recht verſtehen/ was da heiſſe? Unverſehens oder Unwiſſend/ ſey dem oder dem/ das oder das worden/ auch wol wider/ und ohne ſein Begehren. Nicht aber hat es die Meynung: als wann es allerdings/ durchaus/ ohne anſehen jcht= was wie es Namen haben moͤge und ſolle/ bloͤtzlich/ unvorgeſehener/ zufaͤlliger Weiß geſchehe: ſondern wider wiſſen und ver= ſehen/ manches Menſchen/ oder wider ſein eignes Verhoffen/ Einbildung/ Warten/ [42] geſchehe es/ daß er entweder die Ehr/ oder den Dienſt/ oder dieſes Anſehen/ ꝛc. erlange; oder/ daß ers durch ſolche oder ſolche Mittel erlange/ zu ſolcher oder ſolcher Zeit/ von de= nen oder denen Perſonen/ an dem oder dem Ort und dergleichen. Obs aber gleich ſchon wider ſein/ deß Menſchen/ eignes Wiſſen/ Willen/ Gedanken/ Ausrechnen/ Hoff= nung geſchiht: ſo darf man darum nicht gedenken/ daß es gar auch ohne Gottes vor= wiſſen/ Willen/ oder Zulaſſung geſchehe. Nein! Gar artig laͤßt es ſich mit dem Exem= pel Mardochæi verſtehen. Der Koͤnig Ahasverus wolte ihm Ehr und Guts tuhn/ um der Liebe willen/ die er/ Mardochæus/ gegen 12 ihm/ als ſeinem Herꝛn getragen hatte. Hatte demnach/ unwiſſend Haman und Mardochæo/ beſchloſſen/ den/ von je= nem ehren zu laſſen; zu welchem End er Haman fragte: Was ſoll man dem Mann tuhn/ den der Koͤnig gern eh= ren wolte? Eſth. VI. 6. Da nun Ha= man ihm unfehlbar die Rechnung machte: Er würde der ſeyn und alſo antwortete: [43] v. VIII. Den Mann/ den der Koͤnig gern wolt’ ehren/ ſoll man herbrin= gen/ daß man ihm Koͤnigliche Kleider anziehe/ die der Koͤnig pfleget zu tra= gen/ und das Roß da der Koͤnig aufreitet/ und daß man die Koͤnigliche Kron auf ſein Haubt ſetze: v. IX. Und man ſoll ſolch Kleid und Roß ge= ben in die Hand eines Fuͤrſten deß Koͤniges/ daß derſelbe den Mann an= ziehe/ den der Koͤnig gern ehren wolt’/ und fuͤhre ihn auf dem Roß in der Statt Gaſſen/ und laſſe ruffen fuͤr ihm her: So wird man tuhn dem Mann den der Koͤnig gern ehren wolt! Da Haman/ ſprich ich/ allerdings meynte: er waͤre es/ bekomt er den Befehl: v, X Eile und nimm das Kleid/ und Roß/ wie du geſagt haſt/ und tuh al= ſo mit Mardochai dem Juden/ der fuͤr dem Tohr deß Koͤniges ſitzt/ und laß nichts fehlen an allem das du ge= redt haſt. Bey dieſem Exempel koͤnte [44] man mit Waarheit ſagen: Ungefehr/ unwiſſend/ ohne Mardochai Willen und Begehren/ waͤre ihm die Ehr und Gnad zugeſtoſſen: aber gleich= wol ohne ihres Herꝛn/ deß Koͤniges Wiſſen/ ohne ihres Herꝛn Willen nicht. Ihm iſt es nicht ohngefehr/ der es ſchon bey ſich geſehen/ daß Mardochai zu der Zeit für dem Tohr ſitzen werde/ und be= ſchloſſen/ daß dieſer/ Haman/ jenem be= gegnen/ und die Koͤnigliche Gnade ablegen ſolte. Alſo auf gegenwaͤrtiges zu applicirn/ iſt der Herꝛ/ der Gott und Vatter im Him= mel/ der unzaͤhliche Knecht hat/ einen da/ den andern dorthin ſendet/ einen dem andern begegnen laͤßt mit der Ehr/ mit dem Amt/ mit dem Anfehen/ Reichtum/ Ge= winn/ ꝛc. Welches alles/ eines Teihls recht ohngefehr/ unverhofft/ ohne Begehren ge= ſchihet: Betrachtend aber Gottes Ord= nung/ Willen/ Wiſſen/ geſchiht es ja nicht ohngefehr/ unverhofft/ unbegehrt: ſondern wiſſentlich/ vorſetzlich/ mit allem Willen/ mit allem Gefallen/ der mit den Seinigen [45] als ein Herꝛ Macht hat zu tuhn/ zu ſchal= ten zu walten wie er will.Uber diß iſt wol zu merken/ daß wir ſa= gten: Es geſchehe nicht ohne Gottes Willen/ Geheiß/ oder auch ohne Got= tes permiſſion und Zulaſſung. Dan ̅ ohn iſt es nicht/ manchmal gibt Gott ab= ſonderlich und voxſetzlicher Weiſe/ einem Menſchen jrꝛdiſche zeitliche Guͤter/ den er von Ewigkeit wol geſehen und gewußt/ daß er ein luͤderlicher leichtfertiger Menſch werden werde; manchmal aber laͤßt ers nur zu/ daß der oder der luͤderliche leichtfertige Menſch/ der Hurer/ Ehbrecher/ Moͤrder/ ungeſchickte grobe Troll mit Suͤnden ei= nen Reichtum ſamlet/ mit Unrecht die Ge= walt erlangt/ mit Frevel die Macht zu ſich reiſſet/ tyranniſiret nach ſeinem Luſt/ daß eben Gott nicht allezeit ein Gefallen daran hat: aber doch geſchiht auch das nicht al= lerdings ohngefehr/ eben darum/ weil es Gott vorher von Ewigkeit geſehen/ und zu= zulaſſen von Ewigkeit auch beſchloſſen hat.Welchem nach auch jenes baͤſſer wird zu verſtehen ſeyn/ was dem Anſehen nach hart [46] lauten will/ da wir ſagten: GOtt gebe manchem Menſchen/ manchmal/ nach ſeinem lediglichen Belieben/ dieſen oder jenen Gedanken ein/ zu der Zeit/ Ort/ Perſonen und keinen andern/ das oder das vorzunehmen/ woraus der erwuͤnſchte Außgang folge/ den jemand geſuchet habe. Item: Gott habe es auch von Ewigkeit an= derſt nicht beſchloſſen/ als bey dieſen Gedanken zu ſeyn und keinen andern/ und ſelbigen eben in der Stund und Minut und keiner andern/ an dieſem Ort und keinem andern/ bey dieſen Perſonen und keinen andern alſo ge= ſegnet anſchlagen laſſen.Dann es moͤchte jemand alſo ſchlieſſen: Wann Gott bey keinen andern Gedanken beſchloſſen hat/ dem oder dem/ ſeinen Wil= len zu erfuͤllen/ als bey dieſen oder jenen Ge= danken/ den er zu der Zeit/ an dem Ort/ bey denen Perſonen und keinen andern heraus laͤßt; Und gebe doch Gott ſelbſt den und kei= nen andern Gedanken ein: ſo muͤſſe ja [47] dem oder jenem Menſchen das oder das werden unfehlbar. Unausbleiblich muͤſſe ihm der Reichtum kommen/ die Ehr/ der Dienſt/ die Heurat/ das Amt/ die Regi= rung/ das Anſehen. Und ſage man ja noch einmal recht: Es iſt ſein Fatum ſo ge= weßt! So hab es ſich ſchicken muͦſ= ſen und nicht anders! So man es aber dahin kommen laſſen will/ ſo werden wir ja ſo wol als andere/ dem Menſchen ſeinen freyen Willen nehmen in allen ſolchen Faͤl= len/ und einen Sclaven und Gefangenen aus ihm machen.Den harten Gedanken weg zu raͤumen/ muß man zu baͤſſererm Verſtand alles deſ= ſen/ was bey unſern gluͤcklichen actionen vorlauft/ etliche Stücke recht verſtehen und wol behalten.Einmal aber iſt gewiß/ daß Gott/ wie alle Ding: alſo auch deß Menſchen Sinn und Gedanken/ die er jemals machen kan und wird/ zuvor weiß und ſihet. So ſpricht David: Der Herꝛ verſtehet aller Ge= danken Dichten I. Chron. XXIX. 9. Der HErꝛ weiß die Gedanken der [48] Menſchen Pſ. XCIV. 11. Im CXXXVI. ſagt er: Herꝛ du erforſcheſt mich und kenneſt. Du verſteheſt meine Gedan= ken von ferne/ ꝛc. Und weil bey Gott keine Veraͤnderung iſt Jac. I. 17. und er bleibet wie er iſt/ Pſal. CII. 29. So muß er ſolches/ aller Menſchen Gedanken Wiſſen/ haben von Ewigkeit her. Was nun ein jeder Menſch bey ſich beſchlieſſen werde zu der oder der Zeit/ an dem oder dem Ort/ bey dieſen oder dieſen Perſonen ein= mal zu handeln/ zu tuhn oder zu laſſen/ das alles iſt fuͤr Gottes Augen blos und entdeckt/ Ebr. IV. 13. da er noch in Mutterleib iſt/ Pſ. CXXXIX. 13.Fuͦrs Ander iſt auch das gewiß/ daß Gott als ein freyes Weſen/ neben dem/ daß er einen Menſchen ſeine eigne Gedanken anſchlagen laͤßt/ auch oft abſonderlicher Weiſe entweder unſerm menſchlichen Her= tzen dieſe oder jene Gedanken unverhoft ein= gibt/ und wie die Schrifft redet/ neiget wohin er will/ weil ſie in ſeiner Hand ſind/ wie die Waſſerbaͤche/ Prov. XXI. 1. [49] oder aber/ ſo ſie anderswohin wolten daher wendet und lenket Pſal. XXIII. 10. 13. auch vielfaltig ein ſonderbares zeitliches Gluͤck dardurch zu erhalten/ welcherley es auch ſey. Nur das Exempel Jacobs wol= len wir anfuͤhren. Weil ihn Gottes Guͤte reich machen wolte/ damals aber der Reich= tum am Viehe geſchaͤzet wurde/ er aber/ Jacob/ bey ſeinem haxten Schweher nicht uͤberfluͤſſig erarnen kunte/ gab ihm Gott den Sinn ein/ daß er mit Laban alſo uͤberein= kommen ſolte/ und auſſondern alle bunte und fleckte Schaafe und alle ſchwar= ze Schaafe unter den Laͤmmern/ und die bunte und fleckte Ziegen/ mit dem Beding/ daß/ was bunt und flecket fallen wuͤrde ſein Lohn ſeyn ſolle/ wordurch ſeines Schwehers gan= tzer Reichtum ihme/ Jacob/ gegeben wer= den ſolte/ Geneſ. XXX. 31. – 41. XXXI. 5. 9. 12.Weil wir dann fuͦrs Dritte in der Taht ſehen und erfahren/ daß Gott bey dieſen und keinen andern Gedanken/ den der Menſch zu der und keiner andern Zeit/ an dem und [50] keinem andern Ort/ bey dieſen und keinen andern Perſonen/ auf Gottes eingeben zu zu Werk ſetzet/ das und jenes was er ſuchet/ erheben laͤßt/ ſo muß eines aus dieſen zweyen folgen: Entweder es hat Gott ſolchen und keinen andern Gedanken/ zu der Zeit und keiner andern/ mit ſolchen Umſtaͤnden und keinen andern/ zu foͤrdern ſich entſchloſſen von Ewigkeit/ oder er hat den Schluß erſt gefaßt inzwiſchen der Zeit. Das lezere kan ja nicht geſagt werden/ ſonſt wuͤrde Gottes unwandelbares Weſen nimmer unwan= delbar ſeyn/ und er nicht bleiben wie er iſt/ Pſal. CII. 29. Weil er nach der Zeit an= derſt wuͤrde/ als er vor derſelben geweſen iſt. Muß demnach das erſte bleiben/ daß Gott den/ und keinen andern Gedanken/ zu der/ und keiner andern Zeit/ an dieſem und kei= nem andern Ort/ ꝛc. Zu ſegnen und den Zweck erhaben zu laſſen von ewiger Ewig= keit beſchloſſen habe/ ehe der Menſch noch in Mutterleib empfangen/ ehe er geboren worden/ ehe er das oder das Werk noch einmal angegriffen habe.Wie aber fuͦrs Vierte/ ob ſchon/ zum Exempel/ ein guter und verſtaͤndiger [51] Freund dem andern die beſte Mittel weiſet und an die Hand gibt ein Ding anzugreif= fen/ ſo gar/ daß es auf keine andere Weiſe und Wege ſich tuhn laſſen will als auf die= ſe einige/ und der gute Freund auch anderſt nicht darzu helfen will als auf dieſe einige/ die er weiß/ daß das Werk haben kan und wird: dardurch dannoch dem andern ſei= nen freyen Willen nicht nimt/ und ſo jener folget/ ſich nit ſagen laͤßt: Es hat ſchlech= ter Ding ſo ſeyn müſſen und haͤtte anderſt nit ſeyn koͤnnen. Nein! Dann es haͤtte es ja der ander ſo wol bleiben und das ganze Werck koͤnnen verligen laſſen/ als wol er ſichs fuͤrgenommen hat zu erhe= ben: So viel weniger folgt es/ daß/ da Gott den Gedanken/ gleich wie einem gu= ten Raht/ zu der Zeit/ Ort/ bey denen Per= ſonen und nirgend anderſt eingibt/ der Menſch/ der denſelben nachkomme/ ſeine Freyheit verliere; weil es dannoch in deß Menſchen Willkuhr ſtehet/ ſolchem einge= gebenen Gedancken zu folgen und nicht zu folgen. Und ob man gleich wider ſpraͤche: GOtt hab aber beſchloſſen bey dem [52] und keinem andern Gedanken zu ſeyn/ an dieſem und keinem andern Ort/ Zeit/ Perſonen: ſo mnß man doch wider wiſſen/ daß Gott darum nicht anderſt beſchloſſen habe/ weil er von Ewigkeit geſe= hen/ daß der oder der Menſch alſo machen/ und dieſen ſeinen eingegebenen Gedanken/ nach ſeiner Freyheit/ ſo/ und nicht anderſt brauchen werde/ ob ers ſchon/ wann er le= diglich wolte/ anderſt brauchen koͤnte. Um welches willen es ſich viel weniger ſagen laͤßt: Das Amt/ der Dienſt/ die Herꝛ= ſchaft/ die Heurat/ ꝛc. habe dem oder dem fataliter das iſt unumgaͤnglich und bloſſer Dinge werden muͤſſen/ und haͤtte er auch keine freye Gewalt mehr gehabt den Gedanken dazu auszuſchlagen und das darauf erfolgte Gluͤck zu ver= meiden.So wiſſe man abſonderlich fürs Fünff= te/ daß viel ein anders ſey/ wann man ſpricht: Das oder das Glück hat dem Menſchen unfehlbar und unaus= bleiblich kommen muͤſſen: Viel ein an [53] ders: Es hat ihm alſo kommen muͤſ= ſen/ daß ers anderſt nicht haͤtte ma= chen koͤnnen bloſſer ſchlechter Dinge/ als daß ihm zukommen iſt. Dieſes Lezere folget aus jenem noch nicht/ und iſt kein richtiger Schluß/ ſo man ſagen wol= te: Weil/ was Gott beſchloſſen hat einmal zu tuhn/ unfehlbar und unausbleiblich kom= men muß??? ſo muß das/ was da kommet/ ſo nohtwendig kommen/ daß es auf keiner= ley Weiſe und Wege hinterbleiben koͤnne/ es moͤge auch Namen haben wie es wolle. Nein! Mit einem Exempel kan man es zum teihl weiſen. Recht und wahr ſagt man: Dem oder dem Menſchen/ der taͤglich im Luder lebt/ muß unfehlbar und unausbleiblich eine Schwind=oder Waſſerſucht kommen; und wird doch das keines ſagen: Der oder der Menſch der im Luder lebt/ hat die Schwind= oder Waſſerſucht bekommen/ und er haͦtte es auch gemacht wie er gewolt/ ſo haͤtte er die Kranckheiten doch ha= ben muͤſſen. Nein! wann er ſein Freſſen [54] und Sauffen gelaſſen haͤtte/ wie er es wol haͤtte laſſen koͤnnen/ waͤre er auch der oder der Kranckheit entgangen. Alſo auch am gegenwaͤrtigen Ort. Es iſt wahr: Das oder das Gluͤck/ das einer durch den von GOtt eingegebenen heilſamen Gedanken/ an dieſem Ort/ in dieſer Stund/ bey dieſen Perſonen und kei= nen andern bekommen hat/ hat ihm muͤſſen unfehlbar und unausbleiblich kommen: Warum? Weil Gott unfehl= bar geſehen und gewußt/ daß der Menſch dieſem/ von ihm/ eingegebenen Gedanken/ und der Goͤttlichen Anweiß/ daraus das oder das Gluͤck gewiß folgen wurde/ fleiſſig und willig nachkommen werde. Weil aber eben der Menſch dem Goͤttlichen Zeiger/ dem er folgt/ auch nicht folgen koͤnte; Dann er von Gott nicht darzu gezwungen wird/ und ſeine einmal angeborne Freyheit deß Willens ewiglich behaͤlt/ ſo laͤßt es ſich nit ſagen: Weil es ihm/ nach dem Schluß Gottes/ unfehlbar ſo und ſo gluͤcklich hat er= geheu müſſen/ haͤtte es ihm auch aller= dings nohtwendig alſo ergehen muͦſſen/ [55] und haͤtte er in ſich die Krafft nicht gehabt ſolchen Trieb und Anweiſung Gottes/ und das darauf erfolgte Gluͤck zu verſchlagen.Zwiſchen unſerer nun und obgedachter Meynung iſt das der ewige Unterſchied/ daß jene darfuͤr halten: Gott neige die Hertzen der Menſchen zu dieſem und jenem Gluͤcksfall alſo ſteiff und faͤſt/ daß ſie ſol= chem Trieb unumgaͤnglich folgen muͤſſen/ und die jnnerliche Gewalt bey ſich nicht ha= ben ſolchen auszuſchlagen/ und das darauf gefolgte Gluͤck zu verlaſſen/ weil ihnen GOtt ſolches und ſolches beſcheiden habe/ daß ſie es haben muͤſſen und nicht von ſich ſtoſſen koͤnnen/ auch nicht einen Gedanken faſſen moͤgen ſelbiges nicht anzunehmen; Welcher Geſtalt dann dem Menſchen ſein freyer Will entzogen werden muß/ und ſich nicht anderſt gehaben als ein gebundener gefangener Mann/ der da/ und nirgend anderſt hin kan/ dort und nirgend anderſt hinaus; welches dann an ſich/ in Wahrheit/ eine toͤhrichte Meynung iſt. Unſere aber iſt dieſe/ daß/ uneracht Gottes Guͤte manch= mal wol dieſem oder jenem Menſchen ſol= chen oder ſolchen heilſamen Gedanken ein [56] gebe/ und ſein Hertz jnnerlich zwar neige zu der Zeit das oder das zu tuhn/ an dem Ort/ bey der Perſon und nirgend anderſt; ja auch von Ewigkeit beſchloſſen/ bey dieſen und keinen andern Gedanken/ Ort/ Zeit/ Stund/ das Gluͤck erheben zu laſſen; er dan= noch dabey dem Menſchen ſeinen freyen Willen nit nehme: ſondern wie ein treuer Rahtgeber den baͤſſern Weg fuͤrlege und darweiſe; Und weil er von Ewigkeit geſe= hen/ daß der oder der Menſch dieſem Raht gehorſamlich folgen wolle und werde/ da er die Macht wol hatte ſelbigem nicht zu fol= gen/ hab er auch damals beſchloſſen/ bey die= ſer Folg den und den erwuͤnſchten Aus= gang mitzuteihlen. Auf welchen Schlag das Lateiniſche Wort hier gelten moͤchte/ da man ſpricht: Suæ quisq́ue fortunæ faber eſt, verſtehe/ weil er ſeines Gottes vaͤtterlichem wolmeinenden Raht zu ſei= nem eignen Aufnahm hat gebuͤhrlich nach= kommen wollen. Und eben in ſolchem Verſtand iſt nicht uͤbel geredt/ daß eine Stund gluͤckſeeliger ſey als die an= dere/ weil Gott geſehen daß in dieſer und [57] dieſer Stund/ der Menſch ſeinem heiligen Anweiß und Trieb willig und vorſetzlich nachkommen werde/ der ihn zu dem und je= nem Segen nach ſeiner groſſen Barm= hertzigkeit hinfuͤhren wolle.Dieſem nach ſind die zwey Stuck or= dentlich zu erweiſen. I. Daß das/ was die Chriſte ̅ das Gluͤck heiſſen/ Gottes allwei= ſes Wolgefallen/ und heilige Ordnung; oder Vorſetzlicher Zulaß ſey/ daß einem Menſchen in jrꝛdiſchen zeitlichen Dingen ſo oder nit ſo ergehe. II. Warum Gott das tuhe/ und dem dieſen/ zum Exempel/ vorziehe/ jenen nachgehen laſſe/ ob ſchon die= ſer/ unſerm Urteihl nach/ entweder gleich wuͤrdig/ oder noch wuͤrdiger waͤre? Erſt= lich wollen wir es mit Gezeugniß der Schrifft lehren: Hernach aber mit Exempeln in geiſt= und weltlichen Hi= ſtorien.
|| [58]

Andacht=Lied.
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Von GOttes Weißheit und Allmacht.
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Nach der Singweiſe: Ach wie nichtig/ ach wie flüchtig/ ꝛc.
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1.
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ACh wie nichtig/ und untuͤchtig
iſt der Menſchen Denken!
Unſre Sinnen ſich nit koͤnnen
nach dem Guten lenken.
Blind ſind wir/ uns vorzuſehen;
der Verſtand nit kan verſtehen/
welchen Weg er muͤſſe gehen.

2.
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Ob wir ſehen und verſtehen/
was uns nuͤtzen koͤnde:
Unvermoͤgen ſtehtentgegen/
faͤſſelt uns die Haͤnde.
Nichts kan unſer Machen machen;
Fleiß/ und Schweiß/ und Sorg und Wachen
trifft gar nicht das Ziel der Sachen.
|| [59]

3.
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Schoͤpfer/ hoͤre! ich verehre
dein allweiſes Wiſſen.
Deine Augen baͤſſer taugen/
Heil auf mich zu gieſſen.
Wolleſt meine Blindheit leiten;
laß dein Auge mich begleiten/
mir die rechte Bahn bedeuten.

4.
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Deine Kraͤffte dem Geſchaͤffte
koͤnnen geben Ende.
Laß mich Schwachen ſtaͤrcker mache ̅
deine Allmacht=Haͤnde.
Raht und Taht bey dir ich finde.
hilff und rahte deinem Kinde/
daß in Ohnmacht wirfft die Suͤnde.

5.
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Meine Witze/ was mir nuͤtze/
gar nit kan erꝛahten
Ob ich’s treffe/ mich mit aͤffe:
es ſind deine Tahten.
Oft hat wider alles Hoffen/
weil mir deine Gnad ſtund offen/
eine Wolfahrt mich betroffen.
|| [60]

6.
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Dein Geſchicke iſt mein Gluͤcke:
Dir ich meine Sachen
nur befehle/ mich nit quaͤle:
Du du wirſt’s wol machen.
Deiner Weißheit will ich trauen/
und auff deine Allmacht bauen:
Alſo werd ich wunder ſchauen.

7.
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Gib/ verſage; troͤſte/ plage:
wie/ wann/ wo/ nach Willen!
Dein Gemüte voller Guͤte
ſoll mein Hertz abſtillen.
Wollſt nur alles dir zu Ehren/
meine Seeligkeit zu mehren/
zu deß Naͤchſten Aufnahm/ kehren.
|| [ID00123]
|| [ID00124]

IV.
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Die Zeitlich hab.Iſt Gottes gab.Von oben ab.
|| [61]

Erklaͤrung.
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Omnia quæ modò cun́ cupis 2. ſunt munera Mentis Æternæ: 3. quantum fas dare, lance dabit.
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DEr Geiſt war noch zu wach/ er wolt nit ſchlaf= fen laſſen
den abgemüdten Leib/ als ich zu Bette lag.
Viel Dings ſpazirte mir durch der Gedanken Straſſen.
das Denken war mein Tuhn biß an den liechten Tag.
Ich triebe mit mir ſelbſt Geſpraͤche von den Leuten/
wie dieſer und wie der nach dem und jenem ſtrebt.
Ein jeder will das Glück/ nach ſeinem Willen leiten;
ſein Sinn/ gleich wie ein Schiff/ auf Sorgen= wellen ſchwebt.
Der kratzet/ ſcharꝛt und ſpaart/ arbeitet daß er ſchwitzet:
Mit dieſen Pfeilen er nach Gold und Reich= tum zielt.
Dort einen andren hat der Ehrendurſt erhitzet:
der anderſt nicht als nur mit Hoheit/ wird ge= kuͤhlt.
|| [62]

Der dritte brennt von Lieb: die Schoͤnheit ihn entzuͤndet;
ſein Hertze Kuͤhlung ſucht/ er bittet/ klagt und fleht.
Deß Vierten Kunſtbegier ihn an die Bücher bindet:
zu ernden Wiſſenſchafft viel Fleiß wird aus= geſeet.
Nicht mit der Feder nur/ man ringt auch mit dem Degen
nach einem Ehrenkrantz und nach dem Sie= geslohn.
Ein ander ſtraͤubet ſich/ und ſtrebt dem Tod ent= gegen/
wolt gerne leben lang un ̅ langſam ziehn davon.
So vieles und noch mehr iſt Vieler ihr Verlange ̅ .
Doch ſindet unter Zehn kaum einer/ was er ſucht:
er laufft und ſchnaufft/ kan doch zum Ziele nicht gelangen;
oft ſtirbet in der Bluͤt die langgeſuchte Frucht.
Der Croͤſus werden wolt/ muß armer Irus bleibe ̅ .
deß Andren Ehrendurſt verdorꝛet in dem Staub.
Der Dritte/ ungeliebt muß traurigs Lieben treibe ̅ .
Der Künſtler nicht erlangt verlangtes Lor= beerlaub.
Der Kriegsheld ſucht den Sieg durch Mann= heit zu erwerben/
muß aber ſelbſt vom Feind ſich uͤberwunden ſehn.
|| [63]

Der langes Leben wuͤnſcht/ muß vor dem Alter ſterben.
Was der und der verlangt/ pflegt ſelten zu= geſchehen.
Als ich ſo lag und dacht’/ entſchlieff ich nach Ver= langen:
Mein Denken doch mit mir nit eingeſchlaffen war.
Ich ſahe Himmel=ab aus einer Wolke hangen
(im Traume ſtellte ſich mir diß Geſichte dar)
ich ſahe eine Wag/ die alle Glückes=Haabe/
Kunſt/ Hoheit/ Ehr und Geld/ in einer Schale trug;
das Zuͤnglein ſich verglich mit einem Zepterſtabe:
ein Aug ſtund unten an/ erwoge/ was er wug:
Zur Rechten/ ein Gewicht lag in der andren Schalen/
auf welcher: Gottes Will; diß Wort ge= ſchrieben ſtund.
In dem warf in mein Bett’ Aurora ihre Strahle ̅ :
Nacht/ Schlaff/ und Traumgeſicht zugleich vor mir verſchwund.
Mich lehrte dieſer Traum/ daß Alles man em= pfange
Von Gott/ wie/ wann er will/ der alles lenkt und ſiht.
Die kurtzen Federn ich verließ/ ergriff die Lange:
die mir das/ was ich dacht/ bracht in ein An= dachtlied. 13
|| [64]

Das Vierte Capitel. Haͤlt in ſich Gezeugniß der heiligen Schrifft.
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WAr deutlich aber redet hiervon Salomon in ſeinem Prediger im IX. 11. Zur ſelben Zeit waren auch ſolche Gedanken und Re= den etlicher/ die ihnen das nicht einbilden kunten/ wie es zugehen muͤſſe/ daß der/ der gegen jenem gerechnet keinen Laͤuffer gebe/ und unſerm Urteihl/ Sinnen/ Wetten nach/ von jenem zehenmal überlauffen wer= de/ doch im End ihn noch uͤberlauffe; daß der/ der unſern Gedanken nach ein Held ſey/ und dieſen mit Haut und Haar freſſe/ dannoch von dem ohnmaͤchtigen geſchla= gen werde; daß der/ der ſo geſchickt ſo kunſt= reich ſey/ ſo genau und ſparſam lebe/ doch mit Muͤh und kuͤmmerlich ſich hinbringen koͤnne: Da hingegen ein anderer plumper ungeſchickter Menſch/ der wol oft weder le= ſen/ noch ſchreiben/ noch rechnen koͤnne/ ein reichlichs Haußhalten erlange; daß der/ der ſo klug/ verſchlagen/ liſtig iſt/ ſich kaum der [65] Armut erwehren kan: da hingegen ein bloͤ= der/ und/ ſo zu reden/ dem Anſehen nach/ ein Toͤlpel/ ein groſſes Gut hinterlaſſe. Zuletzt/ daß mancher Menſch keine Art und Anmut in einem Ding habe/ keinen Reſpect und Anſehen/ der doch in Grund daſſelbe ver= ſteht: da hingegen ein anderer/ nur halb/ oder das drittteihl ſo gelehrt/ ſo kuͤnſtlich/ ſo gefaßt ſey/ und doch uͤberal in ſeinen Tah= ten/ Reden/ Rahten/ eine gratiam habe/ weit mehr als jener/ der deß Dings in Wahrheit ein Meiſter iſt. Wie das zugehe/ weil es ihnen viel nicht einbilden kunten/ weiſet Salomon den Grund mit ſolchen Worten: Ich wandte mich/ ſpricht er/ und ſahe/ das iſt: Ich dachte mit Fleiß und Ernſt nach/ wie es unter der Son= nen/ dem Anſehen nach wider alle Recht und Billigkeit gehe/ und was es fuͤr eine Beſchaffenheit habe in der Welt/ mit ſol= chen widerſinniſchen Faͤllen/ daß zum lauffen nicht hilft ſchnell ſeyn/ da es ja an den Fuͤſſen und leichtem Schwingen ligt; zum Streit nicht hilft ſtark ſeyn/ da doch eine ſchwere Fauſt gewaltig drein [66] ſchmeiſſet; zur Nahrung nicht hilft ge= ſchickt ſeyn/ da doch ein Geſchickter aller= ley Fuͦndlein erdenken kan; Zum Reich= tum nicht hilft klug ſeyn/ da doch ein Kluger lang vorher/ und weit hinaus ſehen kan/ wann ein Aufſchlag oder Abſchlag ei= nes Dings werden moͤchte; daß einer an= genehm ſey/ nicht hilft/ daß er ein Ding wol koͤnne/ da doch groſſe Herꝛn wolgemachte Arbeit und Fleiß ſo emſig ſu= chen/ ſo theuer bezahlen. Nach allem mei= nem Denken aber fand ich/ daß alles lige an der Zeit und Gluͤck; als welches ſein eignes gewiſſes Stuͦndlein hat und haͤlt; ja ſo zu reden ſeine Minut. Das Gluͤck aber iſt/ was er im Eingang dieſes Capitels Predig IX. 1. nennet Gottes Hand/ da= rinnen nemlich alle Werk der Menſchen ſtehen/ und die einem jeden zuteihlt/ oder zu= laͤßt/ wann oder zu welcher Zeit/ und was/ und wie viel Gutes/ in jrꝛdiſchen zeitlichen Guͤtern ſie über einen jeden beſchloſſen hat.Andere gelehrte Maͤnner ziehen hieher auch die Wort Jeremiæ/ wann er ſpricht; [67] Ich weiß Herꝛ/ daß deß Menſchen Tuhn und Rennen und kluͦgſte Anſchlaͤg/ ſtehet nicht in ſeiner Gewalt/ wie/ und wann/ und wo er ſich begehre zum Exem= pel zu bereichern/ wie damals Nebucadne= zar an Jeruſalem/ und ſtehet in nie= mands Macht und lediger Gewalt/ wie er wandele oder ſeinen Gang richte/ und Ehr/ und Anſehen/ oder daß mehr erlauffen und gewinnen will/ im X. 23. In der Grundſprach komt es gar ſchoͤn/ darinn zwey Woͤrtlein ſtehen/ de= ren das erſte einen ſchlechten/ geringen/ einfaͤltigen Menſchen; das ander etwas ſonderbares/ fuͤrnehmes/ verſtaͤndiges be= deutet. Demnach ſey deß Propheten Mey= nung/ wie Herꝛ D. Marti???s Chemnitius ſchreibet/ 14 non tantùm plebeios ſæpè hallucinari in deliberationibus: ſed nec illorum quidem conſiliis ſemper reſpon- dere eventus, qui præſtantiſſimis pruden- tiæ donis inſtructi ſunt, das iſt/ Es ge= ſchehe nicht nur/ daß der gemeine ein [68] faͤltige Mann in ſeinen Rahtſchlaͤ= gen oft fehle: ſondern es wolle mehr= mahl auch mit deren Rahten und Anſchlaͤgen nirgend fort/ die auch die allerweiſeſten und erfahrnſten ſonſten waͤren. Nemlich es heiſt hierinn: Be= ſchlieſſet einen Raht und es werde nichts daraus. Beredet euch/ und es beſtehe nicht. Warum? Dann hie iſt Immanuel! Eſai. VIII. 10. Der es wei= ter nicht kommen laſſen will/ man muͤhe ſich wie man wolle; man dichte wohin man wolle; man nehme zum Gehuͤlffen wen man wolle. Das ſoll und muß das Ziel blei= ben/ und dabey ſoll man lernen/ das oder das/ was wir gern haͤtten/ ſolle nicht ſeyn! Gott wolle es nicht haben/ oder wolle es auf die Art und Weiſe nicht haben/ die wir ge= ſchloſſen haben/ oder zu der Zeit nicht/ oder durch die Perſon nicht/ oder an dem Ort nicht.Der alte Vatter Sirach komt auf der= gleichen Red: Alle Menſchen/ ſpricht er/ im XXXIII. v. 10. ſind aus der Er [69] den/ und gleich wie Adam: alſo ſie auch aus dem Staub geſchaffen/ und ver= ſtehe in dem Stuck/ oder ihrer Ankunft nach einander allerdings gleich/ und doch hat ſie der Herꝛ/ nach ſeiner groſſen Weiß= heit und Wolgefallen unterſchieden/ und mancherley Weiſe unter ihnen ge= ordnet. ℣. XI. Wie? daß etliche reich/ et= liche arm/ etliche weiß und gelehrt: andere/ alber und unverſtaͤndig ſeyn. Daher ſihet man/ daß er etliche hat auch zeitlich ge= ſegnet/ erhoͤhet/ und geheiliget v. XII. das iſt: abſonderlich zu ſeinem Dienſt gefordert in Geiſtlichen Stand/ wider wiſſen und ohne wollen anderer/ die es ih= nen nimmermehr vergoͤnnt/ und gern ge= hindert haͤtten/ wann ſie es nur gekoͤn ̅ t/ die er aber dagegen zeitlich verflucht/ daß ſie gar dergleichen Ehre nicht erlangt; oder/ wann ſie es je etwan von ſeiner Guͤtigkeit erlangt/ doch wider genidriget und aus ihrem Stand mit Spott geſtuͤrtzt hat. Dann ſie ſind in ſeiner Hand wie der Tohn in deß Toͤpfers Hand. [70] Er macht alle ſeine Werke/ nicht wie wir denken/ urteihlen/ wollen/ wuͤnſchen: ſondern/ wie es ihm gefaͤllt. v. XIII. Alſo ſind auch die Menſchen in der Hand deß/ der ſie gemacht hat/ und er gibt einem jeglichen an Gaben deß Leibs/ Gemuͤts oder Gluͤcks/ wie es ihm gut deucht/ oder nach dem er will und be= ſchloſſen hat. v. XIV.Alſo legen ihrer viel auch aus/ was in dem Buͤchlein der Weißheit ſtehet im XI. 22. Du HErꝛ haſt alles geordnet mit Maaß/ Zahl und Gewicht. Dan ̅ groß Vermoͤgen iſt allezeit bey dir/ und wer kan der Macht deines Arms widerſtehen? Dann die Welt iſt fuͦr dir/ wie das Zuͤnglein an der Wage. v. XXIII. Das iſt/ Du kanſt ernidri= gen und erhoͤhen/ wie/ wann/ und wen du wilſt/ wie das Zuͤnglein auf der Wag bald auf dieſe bald auf jene Seiten ausſchlaͤgt: Hr. D. Crame- rus fuͤhrt dabey dieſe Wort: Gott/ der kein Gott der Unordnnng iſt/ hat nit [71] allein in den Creaturen: ſondern in allen ſeinen Wercken und Geſchaͤff= ten/ alle Ding mit gewiſſer Maas/ Zahl und Gewicht ſehr weißlich gleichſam abgezirkelt/ und umſchraͤn= ket. Alſo haben nicht allein Sonn und Mond/ und Sternen ihren ge= wiſſen Lauff: ſondern das Meer und Fiſch im Meer/ die Baͤume und Kraͤuter/ die zahme und wilde Thier haben ihre gewiſſe Anzahl/ Groͤſſe der Fruͤchte/ ihre Laͤnge/ Breite/ Weite/ Dicke/ und wann daraus et= was ſchreitet/ ſo iſt es ſtracks ein Monſtrum, Geſtalt es nicht haͤlt/ GOttes Maaß/ Zahl und Gewicht. Un ̅ Gott tuht nichts ohne wolbedach= ten Raht/ ſondern er hat alle Ding in ſeinem Rahtſchluß von Ewigkeit her/ gar genau abgemeſſen. Alſo muß es mit unſern Ehren/ Reichtum/ Gunſt/ Anſehen/ ꝛc gleich ſo bewandt ſeyn/ daß er einem jeden ſeinen Reichtum gleichſam von Ewigkeit dargezaͤhlt/ ſolch’ und ſolche [72] Summa ſoll er erlangen und mehr nicht; daß er einem jeden ſeine Ehre gleichſam von Ewigkeit dargewogen/ ſo und ſo theuer ſoll er gehalten werden nnd mehr nicht gel= ten/ auch weniger nicht; daß er einem jeden ſein Anſehen abgezirkelt/ in dem oder dem Kreiß ſoll es bleiben/ und auſſer dem weiter nicht/ und ſo fort. Hr. D. Lucas Oſiander ſchleußt deßwegen gar wol: Etiamſi nos exiſtimemus pleraq́; in hoc mundo con- fusè fieri, tamen apud Deum ſummus eſt ordo, das iſt: Wir meynen oft/ es ge= ſchehe in der Welt viel/ unordentli= cher blinder Weiſe; aber Gott haͤlt alles in hoͤchſter Ordnung.Etliche ſonderbare Stuͦck abſonderlich weiſet die Schrifft. Reichtum/ zum Ex= empel/ ſticht uns Menſchen maͤchtig in die Augen. Man rennt und lauft/ man ſorgt und borgt/ und kan doch oft kaum ſo viel zu wegen bringen/ daß man nohtduͤrftiglich leben/ oder ehrlich begraben werden kan; oder er komt erſt zu etwas nach vieler Zeit/ da er es wenig mehr genieſſen kan. Es iſt im uͤbrigen mancher ſolcher Wuͤrgler/ vor [73] menſchlichen Augen/ from ̅ / er betet fleiſſig/ er gehet zur Kirchen/ er lebt friedlich/ ſchied= lich/ tauſentmal Chriſtlicher als jener/ der ein Hurer/ ein Ehebrecher/ ein Moͤrder iſt/ und doch Gelts genug hat/ un ̅ gewin ̅ t was er will un ̅ mehr als er will. Solt ein es da nit anſte= hen: ob das beydes/ Gottes Werk ſey/ und von ihm/ oder nit vielmehr blinder zufaͤlliger Weiſe den Gottloſen ſo viel: den From ̅ en ſo wenig/ oder gar nichts gegeben werde? Gleichwol aberſagt Sirach: Gott hab in dem zeitlichen Segen/ ſein Stuͤndlein ihm allein vorbehalten/ daß/ wann einer an= derſt einen jrꝛdiſchen Reichtum haben ſoll/ nicht ehe ſolchen erlange/ er renne und lauffe wie er will/ biß zu der Zeit/ die ihm Gott er= ſehen hat. Es iſt dem HErꝛn gar ein leichtes/ ſpricht er/ C. XI. einen Armen reich zu machen/ verſ. XXIII. Und XXIV. v. ſteht: Wann die Zeit kom ̅ t/ ſo gedeyen ſie bald; ehe der Zeit/ verſte= he/ ſollen ſie ſich nicht kraͤnken/ und ſagen v. XXV. Was hilft es mich/ und was hab ich die weil? v. XXV. Dann/ ver= ſtehe/ einmal werde Gott ſo viel beſchehren/ [74] daß man die Nohtdurft haben koͤnne. Wann ein Uberfluß nit folge/ und auch ein ſonderbares anſehnliches Zeitliches/ wie es etwan ein anderer hat/ ſoll man geden= ken: Es ſeyen derer noch viel/ die es ſich ſauer werden laſſen und eilen zum Reichtum: hindern ſich aber nur ſel= ber damit. ℣. XI. Im End/ komme al= les von Gott/ Gluͤck und Ungluͤck/ Armut und Reichtum. ℣. XIV.Es iſt naͤchſt dem Reichtum/ oder noch drüber/ die Ehr/ Gravitaͤt/ und Anſehen in einem Ding/ die mancher hat/ daß man ihn nur nicht gar anbetet/ wann er etwas redet und rahtet/ da ein anderer dagegen nirgend etwas gilt/ der doch dem/ dem er rahten will/ von Hertzen guͤnſtig und wol= meinend iſt/ und auch alle Huͤlf und Raht anbietet. Nicht ohngefehr geſchicht auch ſolches: ſondern wie Salomon ſpricht: Der Menſch ſetzt ihm wol für im Hertzen/ wie ſtattlich er reden wolle/ wie anſehnlich/ lobwuͤrdig/ was fuͤr herꝛliche Sachen er anbringen wolle; aber vom HErꝛn komt es/ was die Zunge reden [75] ſolle/ Prov. XVI. 1. ſo wol was nutzlich iſt: als was geachtet werden ſolle von dem/ zu den man reden will; oder wie es der ge= lehrte Hugo Cardinalis gibt: 15 Domini eſt dirigere ſermonem loquentis usq́; ad cor audientis, quod non poteſt facere lo- quens, das iſt: Gott der Herꝛ laͤßt un= ſere Rede dem Zuhoͤrer zu Hertzen dringen/ verſtehe daß es ein Anſehen hab/ und geachtet werde/ als welches in deß Redners Gewalt und Maͤchten ſelbſt nicht ſtehet. Das iſt eben/ wie es im IX. verſ. erklaͤrt wird: Deß Menſchen Hertz ſchlaͤgt ſeinen Weg an/ aber der Herꝛ allein gibt/ daß er fortgehe. Sirach verſtehen etliche auch/ daß er hier fuͤglich antworte in dieſen Worten: Man= cher willkluͤglich rahten/ und ſucht alle Kunſt herfuͤr/ und man hoͤret ihn doch nicht gerne/ es hat kein Geſchick mit ſei= nen Anſchlaͤgen/ er iſt zu weitlaͤuffig/ zu Schulfuͤchſiſch/ und bleibt ein Bettler/ kan nirgend fortkommen. Dann er hat nicht [76] vom Herꝛn die Gnade darzu/ daß er etwas angenehmes und nutzliches vorbringen koͤnne. im XXXVII, 23. 24.Die Wort Johannis deß Taͤuffers ge= hoͤren hieher/ die er ſeinen Jüngern gibt Joh. III. ℣. 25. 26. 27. Sie ſahen und hoͤrten/ daß Jeſus durch ſeine Apoſtel tauf= te/ und viel mehr Volks ihm zulieff als ih= rem Meiſter. Weil ſie nun darinn dieſe Eyferſucht/ Neid und Ehrgeitz ſtach/ wie der Seel. Vatter Chryſoſtomus in ſeiner Sprach redet/ 16 und meinten: Ihm/ als ihrem Meiſter/ würde dardurch viel abge= hen; als kommen ſie zu ihm/ und ſprechen: Meiſter! Der bey dir war jenſeit deß Jordans/ den du ſelbſt taufteſt/ und ſo ein ehrlich Zeugniß erteihlteſt/ daß er wol/ ohne das/ nimmermehr bey dem Volk/ waͤre ſo geachtet geweſen/ ſihe der taufft und gibt dir jetzt den Dank/ daß er nach deiner Ehr und Autoritaͤt ſtehet/ und alle deine Juͤnger und Zuhoͤrer abſpannt; dan ̅ jedermann komt zu ihm/ alſo/ verſtehe/ [77] wirſt du uͤber eine weil nichts mehr gelten und verdunkelt werden. Spitzig bringen ſie ihre Wort an/ iſt wahr/ und mit ſolchen motiven/ die noch viel Tauſend bey ſich tra= gen/ und ſich damit kraͤnken/ wann ſie ſehen/ daß man ſie laͤſſet/ und an den oder den han= get/ den ſie vermeinen gelehret/ commen= dirt/ promovirt zu haben. Was ſagt aber Johannes? Sey es das ungefaͤhre Gluͤck/ daß der oder der ein groͤſſers eſtimo habe/ einen groͤſſern Anlauf der Leute/ eine mehrere Zuverſicht? Nein! Seine Antwort heiſſet: Wann ihr mich gleich in Himmel heben woltet/ ſo muͤßt ihr doch wider gedenken: Ein Menſch koͤnne nichts nehmen/ es ſey ihm dann gegeben vom Him ̅ el/ oder von Gott/ der im Hiel wohnet! Ddas iſt: Ich kan doch nicht mehr ſeyn/ als den mich Gott im Him ̅ el hat wollen ſeyn laſſen. Schoͤne Wort fuͤhrt hieruͤber der Seel. Chemnitius: 17 Oſtendit, ſagt er/ hæc ſententia, auctoritatem & ſucceſſum in miniſterio, eſſe peculiare donum Dei, nec poſſe hominem ſibi ſumere, quantum [78] in functione ſua auctoritatis habere, quantum labore ſuo efficere velit, ſed ejus menſuram cuique à cœlo diſpenſari. Ideò Syrus ſignificanter reddidit: Homo non poteſt pro ſuo beneplacito, arbitrio ſeu voluntate quicquam ſumere, das iſt/ Damit iſt angedeutet/ daß die autori- taͤt und Succeß in ſeinem Amt ein ſonderbare Gab Gottes ſey/ und koͤn= ne ein Menſch ihm ſelbſt nicht neh= men/ wie viel er Anſehen haben moͤge in ſeinem Stand/ wie weit ers mit ſeiner Arbeit bringen wolle: ſondern einem jeden ſey ein gewiſſes Maas vom Himmel zuerteihlt. Mit weni= gem ſoll eben das geſaget ſeyn in der Ep. Ebr. V. 4. Niemand nim ̅ t ihm ſelbſt die Ehre: ſondern der auch beruffen ſey von Gott/ wie Aaron.Man haͤlt ſonderlich fuͤr ein zufaͤlliges Ding/ daß mancher Menſch/ bloͤtzlich/ in der Fremd/ da es weder er noch andere vermey= neten/ zu einer guten ehrlichen Heurat kom ̅ t/ in die oder die Freundſchaft/ die er ſein [79] Lebtag nicht gekennt/ nicht geſehen. Oder aber: Mancher Menſch meynt/ er habe es ſchon/ es fehle ihm nimmer; bekomt dan= noch/ wie man redt/ einen doppelte ̅ Korb/ daß er vor Hertzenleid gar davon ziehen will/ und ſich ſchaͤmt einen Menſchen mehr anzuſehen; Und geſchiht ihm doch noch/ daß er die oder die Heurat bekom ̅ t/ und ehe von der Fremde wider beſchrieben werden muß. Solches alles ſcheint/ als heiſſe es auch die Schrifft ſelbſt unverſehens geſche= hen. Dann Salomon ſpricht: Wer ein erwuͤnſchtes Ehweib findet/ der ſin= det etwas gutes. Prov. XVIII. 22. Fin= den aber iſt ja nur ein unverſehens Ding/ das ihm eben ſo geraͤht/ weiß nicht wie? Es ſagt aber dagegen der teutſche Mann wol: Die Heuraten werden im Himmel beſchloſſen/ und auf Erden vollfuͤhret/ das iſt: Gottes Will/ und weiſe Ordnung/ und Inclination der Hertzen iſt es/ daß die Beyde/ die ihr Lebtag einander nicht geſe= hen/ zu der oder der Zeit/ an dem oder dem Ort/ durch die oder die Perſonen mit ein= ander bekant werden/ und wider aller Men [80] ſchen Raht und Willen/ die es uͤberal hin= dern wolten/ und trennen/ wie und wo ſie nur wiſſen und moͤgen/ endlich doch in ein= ander verliebt werden/ einander heuraten/ Chriſtlich/ erbar/ züchtig/ ehrlich leben. Sa= lomon obangezogen/ da er geſagt: Wer ein Ehweib findet/ der findet was gu= tes/ ſetzet bedachtſam darzu: Er kan gu= ter Ding ſeyn im Herꝛn/ als der ihm dieſen Ehſchatz verehrt hat; wie es dann das folgende XIX. C. 14. ℣ auslegt/ das da ſpricht: Hauß und Guͤter erben die Eltern/ laſſen es den Kindern zum Erbe; aber ein vernuͤnftig/ tugendſames und frommes Weib/ mag nicht von Menſchen allein und fuͤrnehmlich erlanget werden: ſondern komt/ wird aus ſonder= barer Schickung gegeben/ vom Herꝛn. Zu mehrerer Bekraͤfftigung wollen wir Tobiæ Exempel anſehen. Da er um Ra= guels Tochter warb/ ihr Vatter aber weder ja noch nein ſagen wolte/ ſprach der Engel zu ihm: Scheue dich nicht/ ſie/ ihme zum Weib zu geben! Dann es geſchiht [81] nicht plumper Ding/ daß er um ſie anhaͤlt/ und eine ſo unverſehene/ jehe/ bloͤtzliche Lieb auf ſie wirft: ſondern deine Tochter iſt ihm beſcheert zum Weibe/ weil er GOtt fuͤrchtete; darum hat ſie/ ob ſchon andere ſich um ſie beworben/ doch kei= ne ̅ andern werden moͤgen/ als eben dem Tobiæ. 18 Wol ſetzt Hr. D. Oſiander darzu: Interdum alter ex conjugibus mo- ritur citò, ut alia perſona ſuccedat, quæ illo matrimonio dignior coram Deo æſtimatur, das iſt: Bißweilen ſtirbt ein Ehegatt von dem andern geſchwind hinweg/ daß jemand anders zu der Heurat komme/ den Gott fuͤr jenen dieſer guten und laͤngeren Ehe hat wuͤr= dig achten wollen/ Tob. VII. 12. Vor= her ſchon/ ehe ſie anſchlugen/ ſagte der En= gel: Dir Tobia! ſind alle Raguels Gü= ter beſcheert/ und du wirſt die Tochter nehmen! Das iſt/ abermals gedachten Leh= rers gloſſa nach: Dominus tibi & illam virginem piiſſimam, Saram & amplam [82] dotem atq́ue hæreditatem deſtinavit. Das iſt: Die Gottsfoͤrchtige Jung= frau ſamt ihrem reichen Vermoͤgen iſt dir von GOtt vermeynt geweſt. A Deo enim ordinantur legitima conju- gia. Die Ehen werden im Himmel gemacht. Tob. VI. 12.Man macht manchen zum Kriegs=Ge= neral/ weil er etwan hohes Herkommens iſt; man gibt ihm Voͤlker/ munition, die erfahrneſte Officir mit: doch dannoch iſt kein Gluͤck bey ihm/ er iſt zwey=dreymal ſtaͤrker als der Feind/ und muß doch das Feld raͤumen. Solte das Ding nicht ein plumpes Werk ſeyn? Dann/ wann man gleich ſagte: Gott taͤhte es! ſo muß man doch wider geſtehen/ daß Gott nicht ſelbſt vom Himmel herab ſchlaͤgt/ oder allezeit ei= nen Engel ſchicket/ wie im Heer Sanherib. II. Reg. XIX. 35. Sondern/ heut zu=tag zufoͤrderſt, durch Mittel handelt. Nun ſind aber auf jener Seiten tauſent Mittel/ da da nicht eines iſt. Wann dann GOtt durch Mittel handelt/ wie ſollen die wenige/ jene mehrere uͤberwinden/ wann nicht noch [83] mahl ein blinder Zufall in menſchlichen Dingen waͤre? Allein auch den Gedanken hebt Salomon auf/ Prov. XXI. 31. Roß/ ſpricht er/ werden zum Streittage be= reit: aber der Sieg komt nicht von dem oder dem/ auf den wir unſer Hoffnung ſetzen: ſondern vom Herꝛn. Jonathan/ ſelbſt ein Soldat/ ſagt gleich ſo zu ſeinem Waffentraͤger: Es iſt dem Herꝛn nit ſchweer durch viel oder wenig zu helfen. I. Sam. XIV. 11. Ja/ da zu Zei= ten der Maccabeer/ das Juͤdiſche Volk gerad ſo urteihlte: Ihre Mittel waͤren gegen dem Feind zu gering/ antwortete ihr Gene= ral/ Judas/ ſo dapfer: Es kan wol ge= ſchehen/ daß wenig einen groſſen Hauffen überwinden! Dann Gott kan eben ſo wol durch wenig Sieg geben/ als durch viele. Dann der Sieg komt vom Himmel/ und wird nicht durch groſſe Meng erlanget. I. Maccab. III. 18. 19.Noch mehr ſcheint es ein blindes Gluͤck zu ſeyn/ daß mancher Soldat/ jn drey/ vier [84] Stuͤrmen/ in etlichen battaglien iſt/ und/ wie man heut zu tag redet/ die avanguardi etlichmal fuͤhret/ und ſein Lebtag nicht ein mal einen Schuß oder Stoß bekomt/ da doch tauſend und aber tauſend vor ihm/ hinder ihm/ neben ihm/ unter ihm/ ober ihm erſchoſſen/ gequetſcht/ gefangen worden/ de= ren keiner ſo nahe zum Feind kommen iſt als er/ der mitten unter ihnen chargirt hat. Mancher luͤderlicher gottloſer Geſell moͤch= te ſagen: Er waͤre/ zum Exempel/ vaͤſt geweſen/ daß kein Bley und Klinge haͤtte durchdringen koͤnnen. Wir wol= len aber auf ſolche Teufelskunſt nicht ge= hen/ und manchen frommen Chriſtlichen Cavaglier anſehen/ der ihm ein Gewiſſen gemacht/ ſolche verfluchte Mittel zu ergreif= fen. Wann nun wir deſſen die Grund=Ur= ſach wiſſen wollen/ weiſet ſie uns Moſes/ daß das GOttes abſonderliche Hut und Vorſorg ſey/ die noch heutiges Tages nach ſeinem allein weiſen Raht und Willen/ manchen Menſchen alſo umſchanzet/ daß ihm nicht ein Haar verſengt werden/ oder von ſeinem Leib fallen ſoll. Dann ſo/ ſpricht [85] er/ waͤre es zu ſeiner Zeit ergangen/ daß/ da die Kinder Iſrael mit den Midianitern geſtritten/ und ſie aufs Haubt erlegt haͤtten/ und nach dem zuſehen wolten/ was unter ihrem Heer blieben waͤre/ weil der Feind ja ſo wol zugeſchlagen und zugeſtoſſen habe/ wie ers ehe deſſen auch ſchon getahn habe/ Num. XXV. 18. Die Oberſten nach ein= ander kommen und geſagt haͤtten: Deine Knechte haben die Summa genom= men der Kriegsleut/ die unter unſern Haͤnden geweſen ſind/ und fehlet nit einer. Num. XXX. 48. 49. Wie gehet es aber zu? Sie finden es/ daß es der Herꝛ ge= tahn hatte/ dem ſie deßwegen Geſchenk bringen wolten. ℣. L. Lang nach der Zeit/ erzehlet der Seelige Auguſtinus, 19 daß ſich zu ſeiner Zeit begeben haͤtte/ da Rhadagaiſus/ der Gohten Koͤnig/ mit mehr als hundert tauſend Menſchen/ Rom be= rennt/ und doch auf einen Tag mit aller ſei= ner Macht geſchlagen/ und ſelbſt/ mit ſei= nen Soͤhnen gefangen worden ſey/ da nicht einer von den Roͤmern nur verwundt/ we [86] niger geblieben waͤre. Er ſetzt aber darzu: Deus mirabiliter & miſericorditer fe- cit, GOtt habe mit Wunder ſeine Barmhertzigkeit ſehen laſſen/ der Gott/ von dem David ſpricht: der ſeinen Engel lagern laſſe um die er ſchuͤtzen wolle/ Pſalm. XXXIV. 8. daß/ Ob tau= ſend falle ̅ zu ſeiner Rechten und zehen tauſend zu ſeiner Linken/ ihn doch nit treffen ſoll ein Ungluͤck. Pſal. XCI. 7. Um weß willen gedachter Auguſtinus l. d. noch das darzu ſetzet/ daß auf ſeine Weiſe/ wol/ denen auch geantwortet werden koͤnte/ die ſolches der teufliſchen Kunſt/ dem Vaͤſt= machen/ zuſchreiben. Nemlich/ was die Go= then damals dachten: quod ille, corum dux, diis amicis protegentibus & opi- tulantibus, quibus immolare quotidie fe- rebatur, vinci omnino non poſſet, das iſt: daß ihr Feldherꝛ nicht überwunden werden koͤnte/ kaͤme daher/ weil er mit den falſchen Goͤttern/ den Teuffeln ei= nen Pact gemacht haͤtte/ denen er taͤglich opferte/ daß ſie ihm helffen und ſchuͤ [87] tzen wolten: Was dieſe/ ſprich ich/ dach= ten dergleichen tuhn faſt alle die die ſolcher verdamlichen Kunſt ſich bedienen. Es ant= wortet aber der Seel. Pater gar nachdenk= lich alſo: Non agunt miſeri gratias tantæ miſericordiæ Dei, quæ, cùm ſtatuiſſet, irruptione barbaricâ graviore, dignos mores hominum caſtigare; indignatio- nem ſuam tantâ manſuetudine tempera- vit, ut illum faceret mirabiliter vinci, ne ad infirmiorum animos evertendos glo- ria daretur dœmonibus, quibus eum ſup- plicare conſtabat, das iſt: Solten wol unter den Roͤmern/ deren nicht einer in dem Treffen mit dem maͤchtigen Feind verwundet oder geblieben iſt/ gefunden werden/ die ſolches der Barmher= tzigkeit Gottes nicht mit allem Dank zumeſſen wolten? Dieſer eben/ ob er zwar mit dem wilden Einfall deß Feindes/ der Menſchen ſuͤndiges Verdienſt heimzuſuchen gedachte/ hat doch ſeinen Zorn mit ſolcher Ge= lindigkeit gemaͤſſiget/ daß er ſelbigen [88] wunderbarer Weiſe uͤberwinden lieſ= ſe/ damit nicht etwan der ſchwach= glaͤubigen Hertzen verkehret/ den boͤ= ſen Geiſtern ſolchen Sieg zuſchrie= ben/ die der Feind ehrte und anbetete. Alſo/ auf gegenwaͤrtiges zu applicirn: Iſt es allein der Barmhertzigkeit Gottes zuzu= ſchreiben/ und durch aus dem boͤſen Geiſt nicht/ oder der verteufelten Kunſt deß Vaͤſt= machens/ daß einer/ zum Exempel/ weder da noch dort/ doch in der groͤſten Gefahr be= ſchaͤdigt oder umkommen iſt.Wann jrgend wo ein Spur eines blin= den Gluͤcks zu finden waͤre/ waͤre es am er= ſten in dem Looß zu finden/ dadurch viel und groſſe Ding geſchlichtet und gerichtet werden. Dann der Tauſendſte gedenkt: Es ſeyn die Looß nur bloſſe menſchliche Vertrags=Mittel/ die dazu dienen/ daß/ zum Exempel/ die Erben guͤtiger von ein= ander kommen; oder die/ die um eine Be= lohnung mit einander ſtreiten/ um einen Dienſt anhalten/ ſo ſie etwan einander gleich ſind/ und man keinen dem andern gern vorziehen wolte oder koͤnte; da man [89] es dann auf das Looß hingibt und ſpricht: Wem das Gluͦck will der ſoll es ha= ben! Und gewiß ſo man die Art derſelben anſihet/ die zum Teihl durch ein kleines Papierlein geſchehen/ zum Teihl durch Hoͤltzlein/ zum Teihl Stelnlein und ſo fort/ ſolt eines wol gedenken: Es ſey ledig= lich ein zufaͤlliges Ding/ ohne Regirung eines andern verſtaͤndigern Weſens. Viel anderſt aber ſpricht Salomon: Looß/ ſpricht er/ wird geworfen in den Schoß: aber es faͤllt nicht blind/ nicht allerdings unwiſſend: ſondern wie der HErꝛ will. Prov. XVI. 33. Daher bey allen Rechtsgelehrten/ was dnrch ein or= dentlich Sortirn gefallen/ fuͤr ungezweifelt gewiß gehalten/ und in keinem weitern Ge= richt tractirt oder gehandelt wird; weil For- tuna vel ſors ſuperiorem in hoc mundo non habeat, das iſt: Hoͤher kan man ein Ding nit bringen als aufs Looß/ daß das allerhoͤchſte iſt/ wie Baldus ſpricht/ 20 und deßwegen in Jure Cano [90] nico es heiſſe: in humana dubietate divi- nam indicare voluntatem, 21 das iſt: Gottes Wolgefallen anzeigen/ wo die Menſchen ſich nicht aus einem Zweifel helfen moͤgen.Noch zweyer ſonderbarer Faͤlle wollen wir gedenken. Es geſchiht/ daß/ wann mancher Menſch bißweilen allein reiſet/ und etwan auf der oder der Straſſen blei= ben will/ und gleichwol meynt am ſicherſten zu ſeyn/ dannoch oftwider ſeinen Willen/ gleichſam verblendet/ von der Straſſe weg/ und in einen Abweg geraͤht: oft zwar mit Willen umreitet/ weil er bey ſich merkt/ daß ihn gleichſam/ wie man ſpricht/ einer mit Haaren da oder dorthin ziehet; Da er im End erfahren muß/ wann er auf der or= dinari Straſſe geblieben waͤre/ er vielleicht um Haab und Gut/ um Leib und Leben kommen waͤre. Es ſolten wol viel ſeyn/ die das Ding auch fuͤr einen blinden Zufall hielten/ deſſen keine Urſach man wuͤſte/ oder zugeben waͤre/ auſſer der Unachtſamkeit/ dardurch er der rechten Straſſen/ in andern [91] Gedanken nicht eben wahrgenommen ha= be: oder einer blinden Einbildung in ſei= nem Hertzen/ eben da und nicht dorthin zu reiten. Nicht anders rechnete wol der tauſendeſte das aus/ daß einer einen Schatz findet und einen Beutel mit Gelt/ da er zum Exempel einen Keller graben wolte/ oder da und dorthin gehen.Wir wollen aber zweyer gelehrter und tiefſinniger Hiſpanier Urteihl darüber ab= hoͤren. 22 Franciſcus Suarez ſpricht vom erſten alſo: Quod aliquis inceſſurus per hanc viam, quaſi rapiatur deſiderio & voluntate incedendi aliâ viâ, & ita effu- giat hoſtium inſidias, appellatur ab ho- minibus fortuna: habet tamen ille effe- ctus cauſam per ſe intendentem illum, nempe Angelum aliquem vel Deum ipſum. Das iſt/ daß einer/ der die Straß paſſirn will/ durch ein innerliches Verlangen un ̅ Neigung ſeines Wil= lens/ eine andere zugehen gleichſam gezogen wird/ und alſo der Feind [92] Hinterliſt entgehet/ das heiſſen die Menſchen ein Gluͤck: Doch aber hat ſolcher effect eine andere Urſach/ die auf ſelbigen/ wiſſentlich/ vorſetz= lich zielet; Die Urſach aber iſt ent= weder ein Engel/ oder GOtt ſelbſt. Wann wir die Schrifft zum Gehuͤlfen nehmen/ und das Exempel der Weiſen aus Morgenland; ja deß Herꝛn Jeſu ſelbſten betrachten/ erhaͤlt die Meynung einen beſ= ſern Grund. Von jenem ſagt Matthæus im II. 12. Gott befahl ihnen im Traum/ daß ſie ſich nicht ſolten wider zu He= rodes lenken. Und ſie zogen durch ei= nen andern Weg wider in ihr Land/ nicht den/ welchen Herodes wolte/ bey dem etwan ſie ſo wol: als das neugeborne Je= ſulein haͤtten in Gefahr kommen koͤnnen. Von dieſem ſteht auch ℣. XIII. Der Engel deß Herꝛn erſchien Joſeph im Traum und ſprach: Fleuch in E= gyptenland/ und bleib allda ſamt dem Kindlein und ſeiner Mutter/ biß ich dirs ſage: dann es iſt vorhan [93] den/ daß Herodes das Kindlein ſu= che/ daſſelbe umzubringen. Die Sel. Al= ten/ haben beſtaͤndig dafuͤr gehalten: Ein je= der Menſch habe ſeinen eigenen Schutz= Engel. Herꝛn Lutheri Wort ſind ſonderlich ſchoͤn/ und wehrt/ daß mans hieher ſetze/ weil ſie da recht eigentlich dienen. So ſchreibt er aber: 23 Alſo geſchiht und gehet es/ daß mancher Menſch Feuer/ Waſſer/ Moͤrder und anderm Unfall entgehet/ um gar ein leichtes das ihn bewegt/ und faͤllt ihm ein ſol= cher Gedank/ oder ſonſt ein Ding ploͤtzlich zu tuhn/ damit er wird er= rettet/ deß er zuvor nie ſich haͤtte ver= ſehen noch gedenken moͤgen/ und muß ſagen: Wolan/ wann ich das und das getahn haͤtte/ ſo waͤr ich gewiß= lich erſoffen/ verbrandt/ ermordet/ oder ſonſt umkommen oder Schaden erlitten; wie man dann auch ſpricht: Du haſt da einen guten Engel ge [94] habt! Darum haben die Heyden ſol= ches dem Gluͤck zugeſchrieben/ und einen Abgott drauß gemacht; dann ſie ſahen und erfuhren/ daß ſolch Ding geſchehe: wußten aber nicht/ daß es der rechte Gott durch ſeine heilige Engel thaͦt. So geſchah S. Auguſtin. Da die Ketzer auf ihn hiel= ten/ daß ſie ihn toͤdten/ gieng er eine andere Gaſſen/ ohn allen Bedacht; ohne zweifel aus ſeines Engels bewe= gen. Item da der Kaͤiſer Julius aus dem Schiff ſprang/ und ſeinen Fein= den entkam mit ſchwimmen/ und war doch muhtig und getroſt darzu/ welchen Raht und Muht ihm ſein Engel eingab von auſſen/ und GOtt von jnnwendig. Alſo gehet es mit al= len Menſchen/ wo ſie dem Ungluͤck entgehen/ oder Gluͤck haben; es ſind alles Gottes und der Engel Werke!Von dem Andern ſagt Antonius Ru- vio alſo: Qui terram effodiens Theſau [95] rum 24 fortè invenit, duplicem habet effectum; primarium quidem ac per ſe, qui eſt effoſio terræ; ſecundarium & per accidens, qui ex accidenti & rarò con- jungitur eidem primario, & eſt inventio Theſauri, & idem effodiens, qui eſt cauſa utriusq́ue effectus, non dicitur fortuna reſpectu effoſſionis, quia neque effoſſio dicitur fortuitus effectus, ſed per ſe in- tentus & ex intentione productus; ſed fortuna dicitur reſpectu inventionis the- ſauri, præter ſcientiam & intentionem ejus invenientis, quemadmodum inven- tio ipſa Theſauri dicitur fortuitus effe- ctus. Sed reſpectu Dei præcognoſcen- tis & ſuâ providentiâ ordinantis, ut eadem inventio Theſauri mediâ illâ causâ per accidens eveniret, nec dicitur effectus fortuitus, nec à fortuna, ſed ex providen- tia ejus per ſe intentus & ordinatus. Den Innhalt kurtz zu faſſen/ hieß es ſo viel: Dem/ der im graben einen Schatz faͤnde/ waͤre es freylich ein unverhoft/ unverſehens Ding. Wann man aber betrachtet/ daß Gott ſol [96] ches vorher geſehen/ und vermittels ſol= ches Grabens/ den oder den/ mit dieſem Schatz/ nach ſeiner Goͤttlichen Vorſorg bereichern wollen/ laͤßt ſichs nicht ſagen: Durch ein blindes unbeſonnenes zufaͤlliges Weſen ſey dem/ der oder der Schatz wor= den: ſondern Gottes Vorſorg/ GOttes Ordnung ſey es/ ſolcher geſtalt/ wie der arbeitſame und tieffſinnige Thomas de Aquino ſpricht/ 25 in quantum homo à Deo inclinatur ad aliquid eligendum (faciendum) cui conjunctum eſt aliquod commodum quod eligens non conſide- rat, das iſt/ weil ein Menſch von Gott geneigt und getrieben wird etwas zu= erwehlen (zu tuhn/) daran diß oder jenes nutz=und heilſamliches haͤnget/ welches eben der Menſch vorher nit gewuſt/ nicht geſucht hat/ und daher von andern Menſchen fortunat oder gluͤckſeelig genennet wird. Etwas dergleichen iſt an dem Exempel Petri zu ſehen/ da ihn der Herꝛ Jeſus heißt den An= gel werffen/ und dabey andeutet: daß der [97] erſte Fiſch/ den er heben werde/ einen Stater in ſich habe Matth. XVII. 27. Wan ̅ Petrus/ als ein Fiſcher/ von ſich/ ohne ſonderbaren Geheiß/ ſolchen Fiſch gefangen haͤtte/ moͤchte er vielleicht ſelbſt/ und noch viel neben ihm/ den gefundenen Stater/ als/ ſo zu reden/ ein kleines Schaͤtzlein/ recht für ein unverſehens Gluͤck gehalten haben/ als worauf Petrus keinen Gedanken ge= habt haͤtte/ ob er ſchon viel tauſend Fiſch vor= her gefangen haͤtte. Meynen wir aber nicht/ daß ſolches Gott nicht allein gewußt: ſon= dern auch gewolt und beſchloſſen hatte/ daß Petrus/ und kein anderer/ denſelbigen fan= gen ſolte; in dem Articul der Zeit/ und kei= nem andern/ haͤtte er ſeinem Hertzen einge= geben/ und ſeine Haͤnde geſtaͤrkt den Angel zu werfen an das oͤrtlein/ da der Fiſch gewe= bet haͤtte/ und nach der Speiß ſchnappen wuͤrde/ die der damalige Angel angehaͤfftet hatte.Alles in allem/ was bißher gedacht vom zeitlichen Gluͦck/ ſoll der Apoſtel andeuten im IX. Cap. der Epiſtel an die Roͤmer. Dann etliche Chriſtliche Lehrer/ weil ſie ſa= hen/ daß Paulus darinnen das Exempel [98] beyder Bruͤder/ Jacobs und Eſau bey= bringt/ deren einer dem andern in jrdiſchen Guͤtern fuͤrgezogen worden/ der juͤngere nemlich dem groͤſſeren/ wie wir im folgen= den hoͤren werden/ verſtehen ſie auch dieſe darauf folgende Wort/ von den zeitlichen Woltahten Gottes/ da es heiſſet: ℣. XV. Weß ich mich erbarme in jrꝛdifchen Dingen diß Leben betreffend/ deß erbarme ich mich/ und wem ich gnaͤdig bin/ für dem andern zu ehren/ zu erheben/ dem bin ich gnaͤdig/ als der ich uͤber meine Guͤter Macht und Recht habe. ℣. XVI. So ligt es nun nit an jemands wol= len/ geehrt/ geacht/ erhoben/ reich werden/ oder lauffen und die gantze Welt anren= nen/ und die Ehr/ den Dienſt/ das Amt gleichſam heraus noͤhtigen wollen: ſon= dern an Gottes erbarmen/ der/ wie ein Chriſtlicher Lehrer ſchreibt/ ſeine Be= gnadungen nicht austeihlt wie die groſſen Potentaten die Lehenguͤter/ teihls nach dem Verdienſt/ teihls nach dem Alter/ teihls nach dem groſ [99] ſen Anſehen/ teihls nach dem uhralten Geſchlecht/ teihls nach der Zahl vie= ler Paßporten/ ꝛc. Dann hie hilft nicht thurnieren noch rennen/ ſtechen noch brechen: ſondern wir habens allein ſeiner Barmhertzigkeit zu dan= ken/ ꝛc.

Andacht=Lied. Ergebung in den Willen GOttes.
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Nach der Singweiſe: Was mein Gott will/ geſcheh allzeit/ ꝛc.
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1.
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OGuter Gott/ ich komm zu dir
dem Geber aller Gaben.
Viel dinges iſt/ ich wuͤnſche mir
Hier diß und das zuhaben.
Ich ſtrebe nach oft mancher Sach;
kan aber nichts erwerben.
|| [100]

Allweiß du biſt: Vielleicht du ſihſt/
daß es waͤr mein Verderben.

2.
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Ich weiß nit/ was ich wuͤnſchen ſoll;
bin blind/ mein Heil zu ſehen.
Noch iſt mein Hertz Verlangens=voll/
es heiſt mich mehrmahls gehen
auf einem Pſad/ der deinem Raht
und Willen ſteht entgegen:
Daher mein Werk/ Fleiß/ Witz und Staͤrk
gar nichts verꝛichten moͤgen.

3.
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Du wilſt/ weil du ſo guͤtig biſt/
Du kanſt auch alles geben;
Du weiſt/ was noht und ſeelig iſt
zu dem Beruff und Leben;
Du wirſt/ wie Du geſaget zu/
vor dein Geſchoͤpffe ſorgen:
was Du biß Heut taͤhtſt allezeit/
das wirſt Du auch thun Morgen.

4.
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So ſey dein Wille dann mein Will:
dir hab ich mich ergeben.
|| [101]

Was Dir gefaͤllt/ an mir erfuͤll:
ich will nit widerſtreben.
Allein von Dir komt alles hier
auf Erd herab geronnen;
die gute Gab und zeitlich’ Haab
ſchoͤpf ich aus dieſem Brunnen.

5.
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Herꝛ! wie/ wo/ wann und was Du wilt/
geſchehe mir auf Erden!
Eins nur/ ſo werd ich ſeyn geſtillt/
Eins laß mir allzeit werden:
Hilf mir/ daß ich ſtaͤts fuͤrchte Dich
in deiner Furcht verharꝛe;
biß daß man mich einſtſeeliglich
ins kuͤhle Grab verſcharꝛe.

6.
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Hab ich nur Dich und deine Gunſt/
ſo bin ich wohl begabet;
auf Erd begehr’ ich nichtes ſonſt/
ſo bin ich wol gelabet.
Dann/ Vater/ Du wirſt waͤgen zu
ſo viel ſtaͤts deinem Kinde/
daß es zur Noht ein Stuͤcklein Brot
und noch was uͤbrigs finde.
|| [102]

7.
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Was ſoll mir groſſes Gut und Geld/
Gluͤck/ Ehr/ und langes Leben?
Jens muß ich laſſen in der Welt;
Mein Gluͤck ſoll erſt anheben
im Himmel dort: drum will ich fort;
nichts haͤlt mich auf/ auf Erden.
Ach ruffe mir/ hol mich zu dir/
da werd ich ſeelig werden.
|| [ID00167]
|| [ID00168]

V
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Der Meiſter nimbt den Chon.Und dreht gefeß davon.Zu??? Ehren und zu??? hon.
|| [103]

Erklaͤrung.
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Molle lutum figulus tractat; 2. mod??? vaſcula fingit Pro lubitu, 3. in́ uſum dedecoris. decoris.
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ICh laſ in dem Gottesbuch von dem Gluͤcke zweyer Bruͤder:
Eſau hoͤret’ ich verworffen/ und der Jacob ward erwaͤhlt.
Dieſem Bruder ward/ vor jenem/ Glück und Ehre zugezaͤhlt.
Ich warff dieſe Schrifftgeſchicht in Gedanken hin und wieder.
Ich dacht eine Mutter hat Beyde ja zugleich ge= boren/
Beyde ſind von einem Samen: was hat Eſau dann verſchuldt/
daß ihm/ noch in Mutterleibe/ Gott verſaget ſeine Huld/
und ihn/ eh er Eſau ward/ ungebohren/ ſpricht verlohren?
I. In dem Denken trugen mich meine Füſſe zu der Hütten
eines Doͤpfers/ und ich ſahe/ wie er auf der Scheibe ſaß/
II. aus dem Tohn Gefaͤſſe drehte/ die er wolte diß und das/
Ofen Kacheln/ Doͤpf’ und Kruͤg’/ und worein ſonſt was zu ſchuͤtten.
|| [104]

Muß dann/ (fieng ich bey mir an) muß dann mein Lehrmeiſter werden
dieſer Meiſter? lerne denken/ lerne glaͤuben/ mein Verſtand!
Was der Tohn iſt in deß Toͤpfers/ das ſind wir in Gottes Hand;
Alle/ alle Menſchen er drehet auch aus Lehm und Erden.
Hat dann nun zu machen Macht dieſer Menſche/ dieſer Doͤpfer
alles/ wie es ihm beliebet; darff er formen aus dem Tohn/
III. Etwas das zu Ehren dienet/ oder einen Dopf zu Hon:
Waruͤm ſolte diß dann nicht auch erlaubet ſeyn dem Schoͤpfer?
Wann er dich zum Unflats=Dopf/ zur beruſten Kachel machet;
muſt du arm/ veracht/ verworfen/ als ein A= ſchenbroͤtel ſtehn;
andre neben dir erhaben/ reich/ und hochbe= glücket ſehn:
Murꝛ und brumm darwider nicht; Gott/ nur deiner Tohrheit lachet.
Was wird wol der Doͤpfer hier/ wann der Dopf zu ihm wolt ſagen:
Warum haſt du mich zum Dopfe/ warum nicht zum Krug gemacht?
Worzu du am baͤſten dieneſt/ hat der Schoͤpfer langſt bedacht.
Arme Scherben kan er auch machen reiche Gaben tragen.
|| [105]

Das Fuͤnfte Capitel. haͤlt in ſich Den Unterſchied aller Crea= turen Gottes/ den ſeine weiſe Guͤ= te darunter gemacht hat.
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DEutlich hat uns GOtt dieſen ſei= nen Willen und Ordnung fuͤr= geſtellet in andern ſeinen Crea= turen/ Lebendigen und Lebloſen/ Verſtaͤn= digen und unverſtaͤndigen. Die edelſte ſind die Engel. Wann aber die Schrifft ſagt: Durch CHriſtum ſey alles geſchaf= fen/ was im Himmel und auf Erden iſt/ das Sichtbare und Unſichtbare/ beyde die Trohnen und Herꝛſchaff= ten/ und Fuͤrſtentum/ und Obrigkeit. Coloſs. I. 16. In der Epiſtel an die Ephe= ſer I. 21. ſtehen noch Gewalt und Macht. In der Epiſtel an die Roͤmer im VIII. 38. werden darzu geſetzt die Engel/ in der I. Epiſtel an die Theſſal. IV. 16. der Ertzengel. Eſaiæ VI. 2. die Seraphim. [106] Ezechielis X. 2. 3. – 21. Geneſ. III. 24. der Cherubin. Wann/ ſprich ich/ die Schrifft ſelbſt alſo unterſchiedlich die heili= ge Geiſterlein nennet/ iſt es ja klaͤrlich ange= deutet: daß es ihm Gott alſo habe gefallen laſſen/ auch unter denen hoͤchſten und reine= ſten Creaturen einen Unterſcheid/ und ge= wiſſe Grad und Stuffen der Ehren zu ſe= tzen. Die Seel. Patres Dionyſius, 26 Ignatius, 27 zum teihl auch 28 Gre- gorius, Bernhardus, 29 Anſelmus 30 und andere/ haben ſolche Grad alſo gezeh= let/ daß der erſte Chor in ſich behalte die Seraphim/ Cherubim/ und Troh= nen. Der mittlere/ die Herꝛſchafften/ Machten/ Gewalten; Der dritte/ die Fuͤrſtentume/ Ertzengel und Engel/ welcher Geſtalt die erſte Ordnung/ gleich= ſam wie Kammerdiener waͤren und Bey [107] ſitzer Gottes/ die die Offenbarungen zu den andern Engeln braͤchten. Die andere/ ge= ringer als die erſte/ und hoͤher als die dritte Reihe/ gleichſam wie ein Mittelſtand; Die dritte aber wie die niderſten unter allen. Ob nun zwar wol andere Kirchenvaͤtter nicht eben gerad die Austeihlung alſo machen/ wie dann der Seel. Auguſtinus und Hila- rius, 31 an gedachter zweifelt/ ſo geſte= het er doch das/ daß Gott eine Ungleichheit gemacht hat unter denen heiligen Geiſtern/ einen hoͤher als den andern erhaben/ zu groͤſſern Dienſten geſetzt/ lediglich/ wie es ſei= nem heiligen Willen gefallen hat. Was wundert ſich dann ein Menſch/ wann der weiſe Schoͤpfer dergleichen Stuffen unter den Menſchen geordnet/ und den auf dieſe/ jenen auf ein andere geſetzt/ hoͤher und nide= rer/ maͤchtiger und geringer/ reicher und aͤrmer/ geehrter und weniger geehrt?Weil wir die himmliſche Creaturen be= ſehen/ wollen wir weiter an dem Himmel ſelbſt ſchauen. Es ſpricht aber der Apoſtel [108] von den himmliſchen Coͤrpern: Ein an= dere Klarheit hat die Sonne/ ein an= dere Klarheit hat der Mond/ ein an= dere Klarheit haben die Sterne. Dann ein Stern uͤbertrifft den an= dern nach der Klarheit/ I. Cor. XV. 41. 42. So oft wir nun ſolches ſehen/ daß der Stern/ als die Sonne ſo hell/ ſo maͤch= tig ſo glaͤnzend: ein anderer dagegen/ als der Heſperus, oder Spica virginis, zwar auch ſchoͤn/ ſubtil/ klar: doch dem Liecht und der Wuͤrkung nach der Sonnen nicht gleich; ein anderer/ als Comæ Berenices viel dumperer und dicker ſind/ deren doch ein jeder ſo ſeyn und bleiben muß/ wie ihn ſein Schoͤpfer gemacht hat/ ſo oft kan ein Menſch ſelbſt ſeinen Gedanken wehren/ entweder ſich zu betruͤben/ weil ihn Gott/ ſo zu reden/ zu keiner Sonne oder Morgen= ſtern gemacht hat; oder zu neiden/ daß ein Anderer den groſſen Glantz ſeiner Eh= ren/ die hohe Macht ſeiner Gewalt/ das helle Liecht ſeiner Glori und Nahmens hat/ da er etwan kaum ein dunkles Sternlein wor= den iſt. Er gedenke: Zur Sonnen hat Gott [109] nur einen Stern gemacht/ zum Mond auch nur einen/ andere wider auf unter= ſchiedliche Art und Weiſe begabt/ wie er als ein freyer Gott Macht hat und gewalt hat.Auch die Lufft weiſet es. Unter dem Ge= fluͤgel iſt ein Unterſchied an der Groͤſſe/ Schoͤnheit/ Nutzbarkeit. Die Fleder= mauß/ die Nachteule/ die Widhopfen ſind ja dem Anſehen nach ſcheußlich und ungeſtalt/ gegen einem Adler/ einem Papagey/ einem Pfauen und dergleichen. Jene verbeut Gott ſelbſt zu eſſen. Levit. XI. 16. 18. 19. Viel andere dargegen/ als Lerchen/ Gaͤnß/ Huͤner und dergleichen hat er teihls zu Nutz/ teihls zur Luſt und An= muht geſchaffen/ zu Luſt der Augen oder Ohren. Die Fledermaus kan nun nicht davor/ daß ſie eine Fledermaus iſt/ und daß die Eul ein Eul worden/ und einen ſolchen Strobelkopfftraͤgt/ ein Widhopff ein Wid= hoff bleiben muß. Das/ das ſie ſind/ ſind ſie und bleibens/ ſo lang Gott will.Das Meer und alle Waſſer lehren eben das. Es gibt nicht lauter Leviathan/ Job. XXX. 8. XL. 20. oder groſſe Walfiſche/ die einen Jonam koͤnnen drey Tag und [110] Nacht im Bauch herum tragen/ in ſeiner Prophezey. II. 1. Gott hatte neben ſolchem allerley Tiehr/ das da lebet und webt/ und vom Waſſer erꝛeget wird/ ein jegliches nach ſeiner Art erſchaffen. Gen. I. 21. Zum teihl lieblich anmutig an= zuſchauen/ auf groſſer Herꝛen Tafel ge= ordnet: zum Teihl widerwertig anzuſe= hen/ die einem ſolten einen Eckel machen anzugreiffen; will geſchweigen zu eſſen/ wie man nicht uͤbel ſagt von einer Meerſpinnen oder auch einem Krebs: wer ſolche am erſten gegeſſen habe/ muͤſſe ein Hertz gehabt haben. Daß nun jene ſolche Ge= walt haben/ ſo anmutig ſind den Augen/ ſo lieblich dem Geſchmak/ ja wol Perlein oder Purpur mit ſich fuͤhren; dieſe dagegen ſo ecklicht und widerwertig/ woher komts? Komt es nicht von ihrem Schoͤpfer/ der ei= nes ſo maͤchtig/ ſo groß/ ſo ſtark/ ſo ſchoͤn/ ſo wehrt geachtet; eines ſo ſchwach/ ſo klein/ ſo ohnmaͤchtig/ ſo widerig proportionirt und geſtaltet hat/ und ein jedes trachtet dan= noch dahin/ wie es/ ſeiner Art nach/ ſeine Verwaltung/ dazu es geſetzt iſt/ verfuͤhren: [111] nimmermehr aber/ wie es auch ſo groß/ ſo maͤchtig/ ſo herꝛlich werden moͤge/ als das oder jenes iſt.Grad ſo iſt es auf der Erden bewandt. Daß ein Eſel/ ein Eſel iſt: ein Ochs/ ein Ochs: eine Kroͤt/ eine Kroͤte: eine Schlang/ ein Schlang: eine Mucke/ eine Mucke: edler aber ein Pferd/ ein Hirſch/ ein Rehe/ ein Elephant; jenes/ verworffen zum ſack= tragen/ zum ackern/ oder widrig anzuſchau= en/ und mit einem Eckel und Entſetzen: Dieſes einen Kaͤiſer/ einen Koͤnig/ einen Fuͤrſten zu tragen oder zu fuͤhren; oder auf eine Kaͤiſerliche Tafel zukommen/ oder mit einer luſtigen Jagt zu ergoͤtzen/ iſt wider Gottes deß Herꝛn Satz und Willkuͤhr/ der unter ſeinen Geſchoͤpfen auch Eſel und Ochſen/ und Kroͤten und Mucken hat ha= ben wollen.Noch mehr! Wann wir die lebloſen Erd= Creaturen betrachten/ iſt das/ zum Exem= pel/ zu einer unfruchtbarn Dornhecken in ein duͤſtres Tahl hingeſetzt/ jenes zu einem lieblichen Roſenſtock/ Citronen=Pomeran= zenbaum gemacht/ und auch dergleichen. Das/ iſt mit einem lieblichen Geruch/ er [112] quickenden Krafft/ hohen Farb verſehen: jenes macht flugs dem Anſehen nach ein Grauen; oder ſtinkt/ daß es kaum zu dulten ſtehet. Die Staͤm ̅ e im Wald lehrens. Das Holtz taugt zum brennen/ und zu keinem Bau: jenes zu einem Pallaſt/ Koͤniglichen Tafel/ zu Schiffen/ zu Kirch und Schulen/ als ſonderlich die Cedern an Libanon/ wie Taͤnnenholtz/ wie Oelbaumholtz/ und auch dergleichen. Daß nun jenes im Ofen muß zu Koln/ zu Aſchen werden: Dieſes zu ei= nem Rahthauß gebraucht/ zu einem Turn/ zur Vaͤſtung/ jenes nicht/ iſt Gottes Werk/ der dem Holtz die Daurung/ die Vaͤſte/ die Art gegeben/ daß es ſich baͤſſer fuͤgen/ artli= cher hauen/ bequemlicher ſchneiden/ ſubtiler hobeln/ kuͦnſtlicher drexeln/ ungeſplitterter bohren laͤßt/ Regen und Ungewitter laͤn= ger und wehrhafter zu widerſtehen.Unter die Erden wollen wir gehen! Es hat aber Gott nicht in alle Adern Gold und Silber gelegt: Bley=und Eiſen=Berg fin= den ſich auch; nicht uͤberal Marmol und Quaterſtuck eingeſenket: ſondern Kalch und unwehrtere Stein graben laſſen.
|| [113]
Ja/ wann ein jeder in ſein eigen Zimmer gehet/ ſonderlich wo ein wenig groͤſſers Haußhalten iſt/ findet ſich ja unter ſeinen Gefaͤſſen und Kuchengezeug das/ daß ihm Gott taͤglich gleichſam in Mund gibt. Ei= nes/ zum Exempel/ iſt zum Tiſchtuch/ eines zur Handquaͤhle/ eines zum Kuchen=und Fußhadern gemacht; Das/ zur Ehrndeck/ das dagegen zum Unluſt abzutreugen. Alſo gehet es/ wie der Apoſtel ſpricht: In einem groſſen Hauſe ſind nicht allein guldene und ſilberne Gefaͤſſe/ die man hoch und herꝛlich haͤlt/ in die Behaͤlter und Truhen ſetzet/ in Futtern verwahret: ſon= dern auch hoͤlzerne und jrꝛdinne/ die man zu geringern wenigern Dienſten von noͤhten hat/ und an Schloͤht haͤngt/ oder an Rauch hinſetzt/ oder in eine Ecken wirft/ etliche zu Ehren/ etliche zu Un= ehren II. Tim. II. 20. Alſo nemlich ſollen wir lernen: daß Gott auch das groſſe Hauß der Welt gubernire/ und ſilberne und gul= dene Gefaͤß darein geſchafft habe/ die we= gen ihrer Weißheit und hohen Verſtands in ſonderbaren Ehren und Reſpect ſeyn [114] ſollen; dagegen aber auch hoͤlzerne und jrꝛ= diſche/ die jener Diener und Aufwarter wer= den muͤſſen/ auf ihren Befehl rennen/ lauf= fen/ ſchreiben/ treiben.Gar bequem erwaͤhnt die Schrifft deß Toͤpffers/ in obgedachtem IX. C. an die Roͤmer ℣. 20. 21. 22. eben in ſolcher Mate= ri/ da ſie von zeilichen Guͤtern redet: Lieber Menſch/ ſpricht ſie/ wer biſtu/ daß du mit Gott rechten wilt? Spricht auch ein Werk zu ſeinem Meiſter: Wa= rum machſtu mich alſo? hat nicht ein Toͤpfer Macht aus einem Klum= pen zu machen ein Faß der Ehren und das andere zu Unehren? Oder ſo wirs mit den Worten deß Buͤchleins der Weiß= heit geben ſollen/ hieß es alſo: Ein Toͤ= pfer/ der den weichen Tohn mit, Muͤ= he arbeitet/ macht allerley Gefaͤß zu unſerm Brauch: er machet aber aus einerley Tohn beyde Gefaͤſſe/ die zu reinen/ und zugleich auch die zu un= reinen Werken dienen. Aber wozu ein jegliches derſelbigen ſoll gebraucht [115] werden/ das ſtehet bey dem Toͤpfer/ in XV. 7. Nicht anders/ verſtehe/ ſind wir Menſchen gegen Gott/ dem es keiner weh= ren kan noch ſoll/ daß er dieſen erhebt: jenen nidriget; Dieſen an Herꝛen Hoͤfen zum Cantzler/ Syrach. X. 5. jenen zum Stall= knecht und Hundsbuben geordnet hat; Die= ſes conſilia und Vorbringen angenehm und herꝛlich machet: jenes viel geringer und mit wenigerm effect.Zu letzt/ damit wir nicht weitlaͤuffiger gehen/ betrachte ein jedes ſeine eigne Glied= maſſen deß Leibs/ auf welche conſideration uns Paulus fuͤhrt. I. Cor. XII. da er ſpricht: Etliche Glieder am Leib habe Gott ſtaͤrker: etliche ſchwaͤcher gemacht. Wi= derum etliche ehrlicher/ die ſich nicht verde= cken ſollen/ etliche unehrlicher/ die ſich ver= bergen muͤſſen; etliche die uns wol: etliche die uns uͤbel anſtehen. ℣. XXII. XXIII. XXIV. Der Fuß/ zum Exempel/ beſchwe= ret ſich nicht/ daß er keine Hand ſey. ℣. XV. Das Ohr/ das/ zum Exempel/ neben dem Kopff ſtehet/ murꝛet nicht/ daß es nicht ins Angeſicht geſetzt iſt/ wie das Aug. ℣. XVI. [116] ſondern es ſey zu frieden/ wo es ſtehe. Wa= rum? weil Gott die Glieder geſetzt/ ein jegliches ſonderlich am Leib/ wie er gewolt hat. ℣. XVIII. Die taͤgliche lection gibt uns nun Gott auf/ an uns/ und in uns/ daß wir nicht in dieſem Stuck denen teihls Corinthiern gleich werden/ die ſich darum recht hartſeelig düncken lieſſen/ und fuͤr veracht/ weil ſie jenen nicht gleich waͤ= ren/ die ſo groſſe Gaben haͤtten entweder im Lehren/ oder in Weiſſagungen/ oder in Churen der Krankheiten/ oder mit Spra= chen reden/ und dergleichen. Darum aber ſoll das nicht ſeyn/ weil Gott einem jeden das ſeine zuteihlt/ nach dem er will. ℣. XI. Das aber/ nach dem er will/ begreift drey Stuͤck in ſich. I. Wem? II. Was fuͤr eine Gab? III. Wie viel da= von/ oder mit was fuͤr Maas? Einmal nemlich teihle ers aus nach ſeinem freyen Willen; und nicht eben allen Menſchen ohne Unterſchied: ſondern welchem aus denen ers mitteihlen will; auch unter denen/ denen ers verehren will/ nicht einem jeden eines: ſondern dem diß/ dem andern ein [117] anders; und widerum/ die einerley Gaben haben/ dem eine groͤſſere: jenem eine kleine= re Maaß. So nun einer ſprechen wolte: warum hat es der/ und ich nit? oder/ warum iſt es bey dem alles groͤſſer/ ſcheinlicher/ angenehmer/ und bey mir nicht? dem antwortet der Apoſtel: darum geſchehe es/ weil es Gott gibt/ nicht/ wie ich und ein anderer wollen: ſondern wie es ihm gefaͤllt/ der den Teihler/ ſo zu reden/ in der Rechnung/ in ſeinem weiſen Sinn allein fuͤhret; wir wollens gleich multiplicirn oder dividirn, addirn oder ſubtrahirn, ſo werden wir doch auf die Rechnung nicht kom ̅ en/ weil De Tri Regul darinn nichts gilt.Zum allerletzten iſt wol zu bedenken/ daß gewiſſe Grad und Stuffen der Ehren und Klarheit/ auch unter den Außerwehlten ſelbſt/ im Himmel und der ewigen Seelig= keit ſeyn ſollen/ allermaſſen Paulus deutlich weiſet I. Cor. XV. 41. Nach dem er geſagt: Ein andere Klarheit hat die Sonne/ ein andere Klarheit hat der Mond/ [118] ein andere Klarheit haben die Stern. Dann ein Stern uͦbertrifft den an= dern nach der Klarheit/ ſetzt er jetzt im XLII. ℣. Alſo auch die Aufferſtehung der Todten/ oder deutlicher: Alſo wird es auch ſeyn unter denen/ die zum ewigen Leben auferſtanden ſind. Um weß willen der Prophet Daniel alſo ſchreibt: Die Lehrer werden leuchten wie deß Him= mels Glantz/ und die/ ſo viel zur Ge= rechtigkeit gewieſen/ wie die Stern jmmer und ewiglich/ im XII. 3. So dann einer findet/ daß ſolche Ordnung Gottes/ auch in der ewigen Seeligkeit ſeyn und bleiben werde/ ſo gedenke er/ einmal/ es koͤnne geſchehen/ daß der/ der in zeitlichen jrꝛdiſchen Ehren jenem nach gehet/ in jenen himmliſchen Ehren wol wider fuͤrgehen koͤnne; und/ wie er in der Welt niderer iſt gegen jenem/ in jener/ hoͤher ſeyn koͤnne ge= gen dieſem; um weß willen er fuͤrs andere ſich deſto williger vor Mißgunſt/ vor Streit/ vor Schaͤnden und Laͤſtern huͦten wolle/ allerdings wie auch in jenem Leben und [119] differenz der Ehren/ kein Neid/ kein Streit: ſondern volle Vergnuͤgligkeit ſeyn werde. Id beata civitas illa 32 ſagt der Seel. Auguſtinus, magnum in ſe bonum vide- bit, quod nulli ſuperiori ullus inferior in- videbit, ſicut nunc non invident Archan- gelis angeli cœteri: tam nolet eſſe unus- quisque quod non accepit; quamvis ſit pacatiſſimo concordiæ vinculo, ei, qui accepit, obſtrictus: quàm nec in corpore vult oculus eſſe quod eſt digitus, cum membrum utrumq́ue contineat totius carnis pacata compago. Sic itaue ha- bebit donum alius alio minus, ut hoc quoque donum habeat nec velit amplius. Das iſt/ Jene ſeelige Statt wird auch das groſſe Gut in ſich haben/ das kei= nem Hoͤhern/ einiger Niderer miß= goͤnnen wird/ gleich wie jetzund die Ertzengel nicht von den andern En= geln geneidet werden; ſo wenig wird einer/ der Außerwehlten/ ſeyn wollen/ was er nicht ſeyn ſoll/ ob er ſchon in vertraͤulichſter Einigkeit dem ver [120] bunden bleiben wird/ der ein mehrers empfangen hat/ gleich wie an dem Leib auch der Finger nicht begehrt das Aug zu werden/ da doch beyde Glieder in aller Einigkeit eine Haut zuſammen haͤlt. Demnach wird auch einer dorten ein groͤſſere/ einer ein kleinere Gab haben/ daß er dieſe Gab dannoch dabey habe/ daß er nit mehr zu haben begehre/ als er hat.

Andacht=Lied. Um Genuͤglichkeit.
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Nach der Singweiſe: Wie nach einer Waſſerquelle/ ꝛc. oder: Werde munter/ mein Gemuͤte/ ꝛc.
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1.
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SChoͤpfer aller Menſchenkinder/
groſſer Gott/ ich klage dir/
daß ich ſtaͤts/ ich boͤſer Sünder/
murꝛe wider dich in mir.
|| [121]

Immer will ich meiſtern dich/
baͤſſern dein Geſchoͤpfe mich;
Nur denk ich zu werden jmmer
groͤſſer/ aber niemals froͤmmer.

2.
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Seh’ ich einen/ der gelehrter/
der beglückter iſt/ als ich/
der da reicher und geehrter:
ſtraks mein Hertz entruͤſtet ſich;
trotzig denkt es/ und voll Neid:
was ſoll dieſer Unterſcheid?
Ich moͤcht auch wohl ſolche Gaben/
ich ſolt ſie vor jenem/ haben.

3.
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Ach Herꝛ! ich bin dein Geſchoͤpfe:
du haſt mich aus Erd gedreht/
wie ein Doͤpfer ſeine Doͤpfe;
und in deinem Willen ſteht/
was du machen magſt aus mir.
Solt ich widerſtreben dir?
Ach! du kanſt mich ſchmeiſſen nieder
und zu Scherben machen wieder.

4.
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Gnad iſt/ alles was wir haben:
Nichtes du uns ſchuldig biſt;
|| [122]

Du gibſt alle gute Gaben/
wie es dir gefaͤllig iſt.
Laß mich diß bedenken recht:
laß mich/ als ein frommer Knecht/
froͤlich deines Willens leben/
ſeyn vergnuͤgt mit deinem Geben.

5.
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Herꝛ! hier bin ich/ dein Gefaͤſſe:
leg darein/ was dir beliebt/
deinem weiſen Raht gemaͤſſe.
Deine Hand mir nuͤtzer gibt/
als mein Hertz verlangen kan.
Diß nur forder’ ich dir an:
Wolleſt (diß nur ich begehre)
in mich faſſen deine Ehre.

6=
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Laß mich kein Gefaͤß der Suͤnden/
noch deß Satans Werckzeug ſeyn:
Daß du mich ſtaͤts reine finden
und in mich moͤgſt faſſen ein
deine Gnade/ die da nit
in ein Kohtgeſchirꝛ einzieht.
Nun/ Gott! dein ſind alle Gaben:
Was ich ſoll/ das werd ich haben.
|| [ID00189]
|| [ID00190]

VI
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Ein ???irt der Juͤngſte Sohn.Bar Sieben bringt davon.Die Königliche Kron.
|| [123]

Erklaͤrung.
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Villoſi pecoris cuſtos 2. de Fratribus octo infimus: 3. Iſacidum regia ſceptra capit.

Davids Geſchicht=Rede/ Als er zum Koͤnig über Iſrael ge= kroͤnet ward.
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ISrael/ du Volk deß Hoͤchſten/ weiſt du auch/ wen du jtzund/
dir zu einem Koͤnig/ kroͤneſt?
Wer iſt David? wer iſt David? deſſen Haupt in dieſer Stund
du mit Kronen=Gold beſchoͤneſt?
I. Fraget Bethlehems Gefilde! fraget Hirten/ Heyd/ und Heerd!
fraget meine Schaͤfer=Brüder! ???(Erd
Dort ſpazierte meine Jugend auf deꝛ Weidbegraſte ̅
mit den Schaͤflein auf und nieder.
Dort pruͤft’ ich an Loͤwen/ Beeren/ meiner ſtarken Glider Krafft;
an den Woͤlffen/ lernt’ ich kriegen;
Dorten lernt’ ich Steine ſchleudern/ fuͤrchten kei= nen Riſenſchafft/
und den Goliath beſiegen.
II. Gott/ der auf das Nidre ſihet/ lieſſe mich durch Samuel
holen von den Wollenheerden:
David ſoll (ſprach er/ und goſſe auf mein Haupt das Salbungs=oͤl.)
Meines Volkes Hirte werden.
|| [124]

Meine (wie dort/ Joſefs) Bruͤder wurden uͤber mich entbrandt
von deß gelben Neides Kerzen:
Daß der Schaͤferſtab ein Zepter werden ſolt in meiner Hand/
dieſes ſchmerzte ſie im Herzen;
Sich verworffen/ mich erwehlet/ mich/ Iſai juͤngſten Sohn/
Mich geſalbt vor ihnen Sieben/
Mich hoch uͤber ſie erhaben/ mir verſprochen ſehn die Kron:
diß wolt ihnen nicht belieben.
Doch/ der Neid kont mir nicht nehmen/ was Gott gab und günte mir.
Ich hab Koͤnig werden muͤſſen.
Dachte ſchon/ mich aufzuopfern/ dachte Saul ſchon fuͤr und fuͤr
mich an eine Wand zuſpiſſen.
Reichsnachfolger man verfolgen/ aber nicht er= wuͤrgen kan:
Gott ſchuͤtzt Goͤtter dieſer Erden. ???(an;
Wem der Zepter iſt verſehen: ſtehet er ſchon unten
Was er ſoll/ das muß er/ werden.
Wer war David? wer iſt David? Gott erhebt die Nidrigkeit;
ſtürzet ſtolzgeſinnte Sinnen.
Menſchen ſehen auf das Auſſen: aber ſein’ Allſe=
ſchauet auf das Herze Innen. ???(henheit
Ob du wuͤrdig/ ob du tuͤchtig/ Bauer oder Fürſt zu
ſteht nit an der Stirn geſchrieben. ???(ſeyn/
Laß Gott waͤhlen/ walten ſchalten! dann er ſiht in dich hinein:
Sein Verſorgen iſt ein Lieben.
|| [125]

Das Sechſte Capitel/ haͤlt in ſich Die Exempel der Heiligen Schrifft.
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AUf Exempel der Schrifft wollen wir nun kommen/ doch nur etliche un ̅ die deutlichſte. Fuͤrnehme Leh= rer geben hierzu das Exempel an Jacob und Eſau/ deren jener/ ſamt ſeiner poſte- ritaͤt/ Eſau/ ſamt auch ſeinen Nachkomme= nen/ in zeitlichen Guͤtern weit fuͤrgezogen worden. Einmal erlangte Jacob das Recht der Erſten=Geburt/ das kein geringer Se= gen war. Zum Andern kam er in das Land/ das Gott Abraham verheiſſen hatte. Zum Dritten ſolte aus ſeiner Linea der HErꝛ Meſſias geborn werden. Ihre Nachkoͤm= linge aber ſolten ferner einander unterworf= fen werden/ und Jacobs Stamm ein Herꝛ: Eſau ein Knecht werden. Jene ein Land beſitzen voller Fruchtbarkeit und reichen Uberfluſſes; Eſaus Freundſchafft dage= gen oͤde Gebuͤrge haben/ anderſt nicht als wann Drachen da wohneten. Gen. [126] XXV. 23. Malach. I. 2. 3. Und ſoll ſchon alſo beſchloſſen worden ſeyn/ ehe ſie beyde geboren waren/ und weder Gutes noch Boͤſes getahn hatten/ wie Pau= lus bezeugt Rom. IX. 11. Warum doch? Beyde ſind ſie in Suͤnden empfangen und geboren: beyde haben noch keine wuͤrk= liche Suͤnde veruͤbt: beyderley kuͤnftige Werk verdienen Gott nichts ab? Warum ſoll dann Eſau und ſein Geſchlecht/ deſſen/ was ihm vor der gantzen erbarn Welt ge= buͤhrt/ verluſtigt werden? Es iſt wider alle principia juris, moͤchte man gedenken. Allein Paulus ſetzt die Urſach darzu/ auf daß der Fuͤrſatz oder das decret Got= tes beſtuͤnde/ ward nach der Gna= denwahl zu Rebecca geſagt: Nicht aus Verdienſt der Werk: ſondern aus Gnaden deß Beruffers/ alſo: Der Groͤſſeſte/ Erſtgeborne/ Eſau und ſeine Linea/ ſoll dienſtbar werden dem Klei= nern Nachgebornen Jacob/ wie dann geſchrieben ſtehet: Jacob hab ich ge= liebt/ und mehr zeitlich gutes zu tuhn be [127] beſchloſſen: Eſau aber hab ich gehaſſet/ und viel geringer in zeitlichen jrꝛdiſchen Guͤtern zu verſehen mich reſolvirt. 33 Uſque adeò privilegium externi dominii non ab hominum meritis, non à ſplendo- re generationis carnalis: Sed ſimplici & mera Dei voluntate dependet, ſpricht hieruͤber Herꝛ D. Fridericus Balduinus in ſeiner Erklaͤrung. Alſo nemlich/ haͤngt das privilegium deß aͤuſſerliche ̅ do- minats und Herꝛſchafft nit an unſern Verdienſten/ nicht an der herꝛlichen fleiſchlichen Geburt: ſondern an dem freyen un ̅ von Menſchen unverdiente ̅ Willen Gottes. Und in Aphoriſ. XIII. ſchreibet er alſo: Nemo ſuccenſeat alteri quod inter eos qui pares eſſe videntur, aliqui extolluntur, aliqui deprimuntur. Hoc enim à Deo eſt, qui liberrimam ha- bet poteſtatem faciendi cum creaturis ſuis quidlibet: is eſt, qui reſpexit Jaco- bum, neglexit Eſavum; ipſe etiam eſt qui hunc humiliat & hunc exaltat Pſalm. LXXV. 5. Keiner zuͦrne und eyfere [128] mit dem andern/ daß unter denen/ die einander gleich dunke ̅ / etliche erhoͤhet und erhaben werden/ etliche nicht. Dann das komt vom HErꝛn/ der die allerfreyeſte Gewalt hat mit ſeine ̅ Ge= ſchoͤpf zu tuhn/ was er will. Der iſt es der Jacob angeſehen/ Eſau ver= ſchlagen hat: eben er iſt es der den nidriget/ jenen erhoͤhet Pſal. LXXV. 5. Der S. Hr. D. Johannes Tarnovius aber/ da er den Spruch Malachiæ erklaͤrt/ ſetzt er folgendes: 34 Deus in externis ac tem- poralibus alium alii præfert, de quo oc- culto nobis: ſed non injuſto Dei judi- cio, meritò cum Apoſtolo exclamamus: Quàm inſcrutabilia ſunt hæc judicia ejus & quàm imperveſtigabiles hæ viæ ejus Rom. XI. 33. Quis fuit ejus conſiliarius. v. XXXIV. das iſt: Gott ziehet in aͤuſſer=und zeitlichen Guͤtern einen dem andern vor/ von welchem uns verborgenen: aber nicht ungerechten [129] Urteihl GOttes wir billich mit dem Apoſtel ſagen: wie unbegreifflich ſind ſeine Gericht und unerforſchlich ſei= ne Wege Rom. XI. 33. Wer iſt ſein Rahtgeber geweſt? ℣. XXXIV.Ja ſo klar iſt es an Ephraim und Ma= naſſe zu ſehen. Dieſer war der Erſtgeborne; alſo gebuͤhrte ſelbem billich der Vorzug. Joſeph/ als ein kluger Mann/ ſo wol vom Geiſt Gottes getrieben/ richtete es alſo dar= nach/ daß ers ihrem Groß=Vatter recht zu Handen ſtellen kunte; Jacob aber ſtreckte ſeine rechte Hand aus/ und legte ſie auf Ephraim/ deß Juͤngſten Haupt. Gen. XLVIII. 14. nicht aus einer Un= achtſamkeit/ oder ohngefaͤhr/ oder aus Un= beſonnenheit ſeines Alters: ſondern/ wie dabey ſtehet: Er taht wiſſend alſo mit ſeinen Haͤnden. Ihr rechter Vatter Jo= ſeph mag es wol ſo vorgenom ̅ en haben/ wie es das Recht der Natur/ und die Gewohn= heit deß Volks mit ſich brachte/ weil der H. Geiſt ſagt: Es gefiel ihm uͤbel/ daß Ja= cob das taͤht/ ℣. XVII. Faſſet derowegen [130] auch ſeines Vatters rechte Hand/ daß er ſie von Ephraims Haubt auf Manaſſis Haubt legte/ mit dem Vermelden: Nicht ſo/ mein Vatter! Dieſer iſt der Erſt= geborne/ lege deine rechte Hand auf ſein Haubt ℣. XVII. XVIII. Worinn er dann/ an ſich/ nicht unrecht urteihlt. Aber doch geſchiht es nicht! Jacob weigerte ſich und ſprach: ich weiß wol/ mein Sohn! ich weiß wol! Dieſer ſoll auch ein Volk werden/ und wird groß ſeyn; aber ſein jüngſter Bruder wird groͤſ= ſer dann er/ der Aelteſte/ werden. ℣. XIX. Alle Interpretes geſtehen: Jacob ſey darzu/ durch einen jnnerlichen Trieb und Anraͤ= gung deß Heiligen Geiſtes/ geneigt wor= den/ daß er den Juͤngſten/ dem Aelteſten vorziehen ſolte in zeitlichem Segen. Wie gehet aber das Ding zu? Manaſſe hat Jacob/ ſeinem Groß=Vatter/ niemals er= zuͤrnet; ſo meldet der Heilige Geiſt kein an= ders ſeiner Laſter/ dardurch er die erſte Ge= burt verſchertzt haͤtte; ſo wird von Ephraim nichts gefunden/ womit er ſeinem Groß [131] Vatter/ ſonders und fuͤr Manaſſe lieb wor= den ſey/ oder baͤſſer aufgewartet/ oder gehor= ſamer ſich erzeiget; ja der Stam ̅ Ephraim/ oder ſeine Nachkoͤm ̅ linge/ ſind nit nur boͤſer worden als Manaſſe: ſondern groͤſſere Ab= goͤtterey getrieben/ als alle andere Staͤmme Iſrael; weil aus dem Stamm Ephraim/ der Ertzſtiffter aller oͤffentlichen Abgoͤtterey Jeroboam entſproſſen/ dem die Schrifft kein anders Zeugniß erteihlt/ als daß er Iſrael habe zur Abgoͤtterey gebracht. Syrach. XLVII. 29. I. Reg. XII. 26. 33- II. Paral. XI. 15. XIII. 9. Solt eines nicht nochmal ſagen mit Herꝛn Luthero S. 35 Ephraim nimt die erſte Geburt hin ohn allen Verdienſt: Manaſſe aber wird derſelben beraubt/ ohn alle ſeine Schuld! Es ſetzt aber gedachter Seel. Lehrer darzu: Jacob hat ſolches getahn im Glauben und durch einge= bung deß Heiligen Geiſtes. Darum muß man die rechte Urſach dieſer [132] Taht aus dem Glauben und Ver= heiſſung nehmen/ und nicht aus dem Geſetz/ noch aus den Rechten/ oder auch nicht aus der Natur. Item/ Er fuͤhrt Jacob ein/ als wann er Joſeph alſo antwortete. 36 Es iſt jetzt deß Ge= ſetzes (der erſten Geburt) Zeit nicht/ es hat jetzt hie keine Statt: ſondern hier gilt allein der Goͤttliche Segen/ welcher keinem Geſetz unterworfen iſt/ auch unſern Rechten oder Weiß= heit nit. Licet enim Deo dona ſua diſtri- buere pro ſuo beneplacito, nec injuriam ei facit, cui aliquid aufert: in quem autem beneficium confert, is habet cauſam, cur miſericordiam Dei laudibus celebret, gloſſiert hieruͤber Oſiander: GOtt hat Macht ſeine Gaben auszuteihle ̅ nach ſeinem Wolgefallen/ und tuht dem nit unrecht/ de ̅ er etwas verſagt. Der aber de ̅ er woltuht/ hat Urſach ſeine Barm= hertzigkeit zu loben und zu preiſen.Noch dergleichen findet ſich an den [133] Kindern Jacobs/ ſonderlich am Iſchaſchar. Der arme Tropf muß in dem Abſchied ſei= nes Vatters unter ſeinen Bruͤdern ein beinerner Eſel heiſſen/ das iſt/ er werde zwar ſtark ſeyn: aber nichts dapfers noch ſonderlichs verꝛichten: ſondern allen Laſten und Betrangniſſen unterworffen ſeyn/ von Freund=und Feinden. Deßwegen ſeine Schultern geneigt zu tragen/ und ein zinsbar Knecht zu werden. Geneſ. XLIX. 14. 15. Oft erwaͤhnten Seel. Hr. Crameri gloſſa daruͤber heiſt alſo: Gott will auch Sacktrager haben unter ſeinem Volk. Da heiſt es dan ̅ billich: Sis aſinus quemcun́ aſinu ̅ ſors aſpera fecit. Dann ein leidliche Buͤrde/ und er= traͤgliche Laſt auf ſich nehmen/ iſt doch baͤſſer/ als oftmals in groſſem Gluͤck ſchweben; weßwegen der Seel. Ambroſius 37 dieſe billich auslacht/ die ſolches etwan dem Geſtirn zuſchreiben wolten/ und/ wie ſeine Wort lauten: Labo [134] rioſos & patientes ſervitij, quos naſcentes taurus aſpexerit, quia animal laborioſum & aſſuetum jugo, ſpontanea ſervituti col- la ſubmittens, deßwegen arbeitſam und knechtlich geſinnet hielten/ weil ſie im Stier geboren waͤren/ der ein ar= beitſam Tiehr und deß Jochs ge= wohnt/ willig den Hals hinſtrecke.Eben Joſeph ſelbſt iſt ein lauters Exem= pel. Wann man ſagen ſolte/ wie man pflegt zu reden/ hat das Gluͤck wol ſonderlich mit ihm geſpielt/ und ſolte wol mancher ſpre= chen/ wann man ſeinen Zuſtand nach ein= nander hoͤret: er wiſſe keine Urſach zu ge= ben! Daß ihn ſeine Bruͤder in der Gru= ben/ da ſie ihn hinwerfen/ nicht Hunger ſter= ben laſſen/ moͤchte man ſagen: iſt deß Gluͤcks ſchuld; daß eben damals/ die Midianitiſche Kaufleut/ vorbey paſſirn/ geſchiht auch ohn= gefaͤhr. Daß ſie/ ihn/ denen verkauffen/ macht ein Haͤndlein voll Gelts. Daß dieſe wider mit ihm wuchern in Egypten/ bringt ihr profeſſion mit. Daß er eben zu Poti= phar/ deß Pharao Kaͤmmerer und Hof= meiſter/ in Dienſt koͤmt/ mag etwa wol der [135] Mangel der Ehhalten getahn haben. Daß ihm ſein Herꝛ goͤnſtig wird/ mag er ſich als ein frember/ unbekandter/ erkaufter zuge= ſchmeichelt haben. Daß er infolgender Ge= faͤngniß/ auch deß Amtmanns Hertz ge= winnt/ hat er biß dato gelernet/ was für Manier in der Fremd gilt? Daß er Pharao die beyde Traͤume auslegt/ hat ers eben un= gefaͤhr erꝛahten/ weil er gute naturalien hatte. So komt er nun ferner fort/ und ge= winnt Pharao Hertz/ daß er ihn zu ſeinem heimlichen Raht oder Cantzler macht/ mit ſolch=und ſolcher Ehr/ ſolch=und ſolchem Reichtum begabet. Das alles/ ſolt eines faſt denken: ſey halt ſo gerahten/ wie man= cher Menſch mehr in der Welt fortkom ̅ en iſt/ ſonderlich in der Fremd/ da er eben/ zu dieſer oder jener Zeit/ keinen andern an= traf/ der es ihm gleich taͤhte; oder ſo ers in der Taht gleich machte/ und noch wol druͤ= ber waͤre/ man ihm/ jenen/ dannoch vor= zog/ weil/ wie man ſpricht/ das fremde Brot allzeit baͤſſer ſchmaͤcke/ als das man vorhin im Hauß hat. Allen denen Gedanken aber begegnet die Schrifft/ und [136] weiſt es: daß nicht unbeſonnener Weiſe/ Joſeph/ oder wer es waͤre/ ſolches zu Hand ſtoſſe: ſondern Gottes Vorſorg ſey es/ die ſich derer oder derer natuͤrlichen Mittel be= diene/ die ſie von Ewigkeit geſehen/ daß es zu der oder der Zeit/ ſich ſo oder ſo ſchicken werde. Außdruͤcklich ſteht/ Gen. XXXIX. 2. 3. 4. 5. Der Herꝛ war mit Joſeph/ daß er ein gluͤckſeeliger Mann ward/ und war in ſeines Herꝛn deß Egy= pters Hauß/ und ſein Herꝛ ſahe/ nicht/ daß ohngefaͤhrer weiſe ihm das Gluͤck ins Hauß floͤge: ſondern/ daß der Herꝛ/ das iſt/ was goͤttliches/ uͤbermenſchliches mit Joſeph war; dann alles was er taͤht/ nicht ein/ zwey/ drey/ Stuck; das haͤt= te man fuͤr ohngefaͤhr achten koͤnnen: alles alles was er taͤht/ da gab der Herꝛ Gluͤck zu durch ihn. Eben der Herꝛ/ verſtehe/ macht ihm die Gunſt bey Potiphar/ weil er ſpuͤrte/ daß von der Zeit an/ da er ihn über ſein Hauß geſetzet hatte/ ℣. IV. ſolches handgreiflich zugenommen habe/ und eitel Segen war in allem was er [137] hatte/ zu Hauß und zu Feld. Das kunte ja ſo beſtaͤndig von nichts herkommen/ das man ſonſt bey den Egyptern/ als Heyden/ Gluͤck heißt/ weil ſolches tauſentmal va= rire; muͤſſe demnach von einem hoͤhern/ weiſern/ maͤchtigern Weſen/ vom HErꝛn/ herꝛuͤhren. Widerum/ daß er deß Amt= manns über das Gefaͤngniß Hertz gewin ̅ t/ geſchiht nicht durch Schmeicheley; es heißt gleicher weiß: Der HErꝛ war mit Joſeph/ und neigete deß Amtmanns Huld zu ihm/ und ließ ihn Gnade fin= den fuͤr ihm ℣. XXI. Und nochmal: Der HErꝛ war mit Joſeph/ und was er taͤht/ da gab der HErꝛ Gluͤck zu. ℣. XXIII. Was die Traͤume belangt/ iſt es fuͤrwahr nicht nur ein blindes erꝛah= ten; weil alle Wahrſager und Weiſen ſol= ches nicht ausſinnen kunten: auslegen aber gehoͤrt Gott zu/ ſpricht Joſeph noch in ſeiner Gefaͤngniß c. XL. 8. Und da er fuͤr Pharao komt/ und der zu ihm ſprach: Ich hab gehoͤrt von dir ſagen/ wann du einen Traum hoͤreſt/ ſo koͤnneſt du [138] ihn deuten c. XLI. 15. antwortet er: Das ſtehet bey mir nicht! Gott wird doch Pharao Gutes weiſſagen ℣. XVI. Gott verkuͤndigt Pharao/ was er für hat ℣. XXV. GOtt zeiget Pharao/ was er fuͤr hat. ℣. XXVIII. Pharao ſelbſt/ als ein Heyd/ findet es/ daß das kein blindes Tappen und erꝛahten ſey/ da er zu ſeinen andern Knechten ſpricht: Wie koͤnten wir einen ſolchen Mann finden/ in dem der Geiſt Gottes ſey? ℣. XXXIIX. Und Joſeph ſelbſt redet er alſo an: Weil dir Gott ſolches alles hat kund getahn/ iſt keiner ſo verſtaͤn= dig und weiß als du ℣. XXXIX. Da ihm ſein erſter Sohn Manaſſe geboren wird/ ſtellt ers abermal nicht dem blinden Gluͤck zu: ſondern/ Gott/ ſprach er/ hat mich laſſen vergeſſen alles meines Ungluͤcks ℣. LI. Da der ander/ Cphraim/ geboren wird/ ſpricht er wider: nicht/ es ſey ihm ſo unverſehens gegluͤckt in der Frem= de; Nein! Gott/ ſprach er/ hat mich laſſen wachſen in dem Lande meines [139] Elends ℣. LII. Anreichend ſeine Brü= der/ und ſein verkauffen in Egypten/ ſpricht er aufs neu: Sie ſollen nicht denken/ daß ohne Urſach/ und Gott unwiſſend/ ſolches uͦber ihn ſey verhengt worden; Nein! Um eures Lebens willen/ ſagt er zu ih= nen/ hat mich Gott fuͤr euch herge= ſandt. C. XLV. 5. Warum hat es aber Gott getahn? Daß er euch uͤber behal= te auf Erden/ und euer Leben erꝛette durch eine groſſe Erꝛettung ℣. VII. Und nochmal nach ſeines Vatters Tod: Ihr gedacht es mit mir boͤß zu ma= chen: aber GOtt gedacht es mit mir gut zu machen/ daß er taͤht/ wie es jetzt am Tag iſt/ zu erhalten viel Volks/ Gen. L. 20.Beydes im Geiſt=und weltlichem Stand zugleich finden ſich Exempel Num. XVI. Korah verdroß es von Hertzen/ daß Moſes auf ſeinen leiblichen Bruder Aaron/ und ſeine Linea/ das Hoheprieſterliche Amt erblich bringen wolte/ da er/ Korah/ doch ſo wol aus dem Stamm Levi war als Aaron/ [140] alſo meynte: Moſes taͤhte es/ die andern Staͤmme dardurch zu unterdrucken/ ſeinen zu erheben; er wolle aus ſeinem Bruder einen geiſtlichen Herꝛn/ und wie man jetzt zu weiln redet/ einen Pabſt machen/ wie er/ ein weltlicher waͤre; daß alſo geiſt=und weltliches Regiment bey einer Freundſchaft bliebe. Damit er aber die geiſtliche deſto mehr und eher bezwingen moͤchte/ haͤngt er auch die Weltliche an ſich/ Num. XVI. 1. Dothan/ Abiram und On/ die von dem Stamm Ruben waren/ und ſich ja ſo klug und witzig dunken lieſſen/ ſo qualificirt als Moſes nimmermehr das gouerno zufuͤh= ren/ um derer eingebildeten qualitaͤten wil= len/ ſich/ noch auf die dritthalbhundert der Fuͦrnehmſten in der Gemein ſchlugen/ noch darzu Rahtsherꝛen/ ℣. II. und im uͤbrigen ehrliche Leute/ die ihres guten un ̅ wolgeneigten affects willen noch viel tau= ſend haͤtten an ſich haͤngen koͤnnen; daß al= ſo fuͤr menſchlichen Augen nicht wol muͤg= lich geweſt/ das Werk zu hindertreiben. Dann es bereit ſo weit kommen/ daß ſie ih= nen unter die Naſen ſtunden/ und ins Ge= ſicht ſagten: Ihr machts zu viel/ ℣. III. [141] das iſt/ Ihr bildet euch ein: Ihr/ und die eurigen/ waͤret allein klug und geſchickt zu geiſt=und weltlichen Aemtern/ und GOtt hab ſeine Gaben auf euch allein geſchuͦttet/ die andern zu Eſeln und Ochſen gemacht. Nein! Die gantze Gemein iſt uͤberal heilig/ ein jeder iſt aus dem Gebluͤt deß Heiligen Vatters Abrahams/ und der HErꝛ iſt unter ihnen/ wo nicht mehr: doch ſo viel als er bey euch iſt. Was erhebt ihr euch dann uͤber die Gemeine deß Herꝛn/ und wolt alles allein ſeyn und die groſſen Hanſen agirn? Es ſolt eines ja ge= denken: Bißher ſey es ſo durch das blinde Glück zugangen/ und durch ein ſo lange conniventz, weil keiner das Hertz gehabt/ das Maul einmal aufzutuhn. Wie gehet es aber gleichwol? ℣. V. VI. Moſes tuht das Maul wider auf/ und verweiſt ihnen die Teuffels Hoffart/ daß nicht er und ſein Bruder Aaron: ſondern ſie ſich mehr ein= bildeten als recht waͤre/ die mit ihrem Zu= ſtand nicht zu Frieden waͤren/ da ſie doch bißher ja ſo wol fuͤr andern vorgezogen und erhaben worden/ denen doch keines ihr [142] Gluͤck mißgoͤnnt und angetaſt haͤtte. Wie nun ſie/ zu den Ehrenſtand/ in geiſt=und weltlichen Aemtern/ fuͤr andern/ kommen waͤren: ſo waͤre er und Aaron auch darzu kommen. Nun koͤnten ſie aber nicht ſagen/ daß ſie ſich darein gedrengt und einge= ſchmiert haͤtten/ oder daß es blinder/ plum= per Weiſe zugangen waͤre: ſondern Got= tes Werk waͤre es; Alſo ſey es mit ihnen auch beſchaffen. Sie haͤtten ſich ſo wenig darein genoͤhtiget; und von einem blinden oder ungeſcheiden Ding wiſſeten ſie nichts. So ſolten ſie/ derowegen/ ſich/ mit dem con- tentirn laſſen/ zu was ſie Gott biß dato ge= brauchen habe wollen. Seine nachdenkli= che Wort heiſſen alſo: ℣. IX. Hoͤret doch ihr Kinder Levi! Iſts euch zu we= nig/ daß euch der Gott Iſrael außge= ſondert hat von der Gemeine Iſrael/ daß ihr ihm opfern ſollet/ daß ihr die= net im Amt der Wohnung deß Her= ren/ und fuͦr die Gemeine trettet/ ihr zu dienen? Da viel tauſend ſind die es weder dahin gebracht/ noch in Ewigkeit bringen werden. ℣. IX. Im End/ wer iſt [143] deß Gluͤcks Urſach bey Moſe und Aaron? Moſes und Aaron ſelber nicht! Dann/ was iſt Aaron fuͤr ein ſchlechter Menſch/ bey dem/ das/ nimmermehr ſtuͤnde/ ein ſol= ches Wort/ bey einer ſo maͤchtigen Gemein/ fuͤrzubringen? ℣. XI. Aus meinem Hertzen aber/ ſpricht Moſes ℣. XXIIX. oder allein nach meinem Willen und Ge= fallen/ hab ich dieſe Werk auch nit getahn! Wer dann? Eben der GOtt Iſrael/ der ſie/ ſeine Neidhaͤmel und Mißgoͤnner/ zu ihren Ehren geſetzt ℣. IX. Der Herꝛ haͤtte ihn geſandt ℣. XXVIII. alſo taͤh= ten ſie mit ihrem widerbellen und Gegen= ſatz anderſt nichts/ als daß ſie den Herꝛn laͤſterten ℣. XXX. um welches willen/ ſie/ die Erde lebendig verſchlingen muͤßte/ die uͤbrige die Flam ̅ verzehren. ℣. XXXII. XXXIII. XXXIV. XXXV.Sonderbarer zufaͤlliger Weiſe ſolt es je= mand fuͤrkommen/ daß Saul zum Regi= ment gelanget/ und der erſte Koͤnig in Iſrael wird. Man gedenke nur: Sein Vatter Kiß hatte ſeine Eſelinnen verlohren/ und [144] Saul befohlen ſolche zu ſuchen; er gehet durch das Gebuͤrg Ephraim/ durch das Land Saliſa/ durch das Land Saalin/ durch das Land Jemini/ I. Sam. IX. 4. und findet ſie nirgend. Er re= ſolvirt ſich endlich mit ſeinem Knecht bey einem Seher/ wie man zur ſelben Zeit die Propheten hieſſe/ zu erforſchen/ wo ſie hin= kommen waͤren? Da er zu Samuel komt/ und ſeinen Eſelinnen nachſpuͤhren will/ hoͤret er von dem Propheten/ den er ſein Lebtag nicht geſehen/ und er ihn wider nicht/ er ſoll ſich um die Eſel nit kuͤmmern; alles was das baͤſte in Iſrael ſey/ ſoll ſein und ſeines Vatters gantzen Hauſes ſeyn/ I. Sam. IX. 20. Saul weiß ſelber nicht/ ob er/ Samuel/ ſeiner ſpottet/ oder wie ers aufnehmen ſoll/ daß er ſolche Reden tuht/ ihme/ der daſelbſt ein Fremder ſey/ und von dem Stamm Benjamin/ der wegen der greulichen Taht/ davon im Buch der Richter im XIX. 25. zu leſen/ in gantz Iſrael verfeindt war/ in die aͤuſſerſte Ver= achtung kommen/ und ſchier gantz vertilgt worden. c. XX. 46. 47. c. XXI. 3. auch [145] weil andere Staͤmme hoͤher geachtet wa= ren/ und groͤſſere Verheiſſung für ſich hat= ten/ Gen. XLIX. 8. & ſeqq. Bin ich nicht ein Sohn/ ſpricht er zu Samuel/ von Jemini/ das iſt/ eines Benjamiten/ und von den geringſten Staͤmmen Iſrael/ I. Sam. IX. 21. weil kurtz zuvor ihrer auf einmal 25000. erſchlagen wur= den/ Judic. XX. 46. und mein Ge= ſchlecht das kleinſte und unanſehnlichſte unter allen Geſchlechten der Staͤm= me Benjamin. Warum ſagſt du dann mir ſolches? als wolt er ſagen: du wirſt dich gewiß jrꝛen/ und mich fuͤr den un= rechten anſehen! Dann von Gott/ ſcheint ja/ koͤnne das nicht herkommen/ der uͤber unſern Stamm ſehr erzürnt iſt! Wun= dern ſoll ſich je keiner/ daß es andern vielen mehr/ zur ſelben Zeit/ recht fremd fuͤrkom ̅ en iſt/ und nicht unbillich dachten: Was ſoll uns der helfen? I. Sam. X. 27. der unverſehens hergeloffen komt/ von dem leichtfertigen verhurten Stamm Benja= min entſproſſen! und wird kaum fehlen/ [146] daß ſolche Gedanken einem andern/ der die Hiſtori liſet/ nicht noch einmal kommen ſol= ten: es ſey halt ſo plump zugangen/ weil er ein junger feiner Mann war/ eines Haupts laͤnger dann alles Volk. I. Sam. IX. ℣. 11. Aber ſehet doch! Einen Tag zuvor/ ehe dann Saul kam/ of= fenbaret es der HErꝛ/ ſtehet ℣. XV. dem Samuel/ und ſprach: Morgen um dieſe Zeit/ will ich einen Mann zu dir ſenden/ aus dem Land Benjamin/ den ſoltu zum Fuͤrſten ſalben uͤber mein Volk Iſrael! ℣. XVI. Da aber folgen= des Tags Saul ankam/ antwortet der Herꝛ Samuel: Sihe/ das iſt der Mann/ davon ich dir geſagt hab/ daß er uͤber mein Volk herꝛſche/ ℣. XVII. Und da ers Saul offenbaret/ ſpricht er: Ste= he ſtill/ das ich dir kund tuhe/ was GOtt geſagt hat/ ℣. XXVII. Da er ihm wuͦrklich das Oelglaß auf ſein Haupt goß/ widerholet ers alſo: I. Sam. X. 1. Siheſtu/ daß dich der Herꝛ zum Fuͤr= ſten uͤber ſein Erbteihl geſalbet hat! [147] Da er ihn fuͤr voll præſentirn wolte/ und um/ eine mehrere Gewogenheit/ Furcht und reſpect fuͤr dem Volk zu machen/ es aufs ordentliche Loß ſtellte/ ward nach allen Staͤm ̅ en und Freundſchaften der Stam ̅ Benjamin getroffen; und da ſelber herzugebracht wurde mit ſeinen Ge= ſchlechten/ war getroffen das Ge= ſchlecht Matri/ und aus dem/ Saul/ der Sohn Kiß/ ℣. XX. XXI. Es wolt ihmaber ſelber noch nit in Kropf/ daß er un ̅ = ter dem Eſel=ſuchen zum Koͤnigreich ſteigen ſoll/ davon ihm ſein Lebtag nicht getraumt haͤtte/ auch uͤbel lauten wuͤrde/ daß einer/ der verlohrne Eſel ſucht/ ein gefundenes Koͤnig= reich erlangen ſolte; verſteckte ſich dero= wegen unter die Faß/ oder hinter die Ruͤſtwaͤgen die ſie mit ſich fuͦhrten. Auf daß aber er ſo wol/ als das damalige Volk/ und kuͤnftig alle poſteritaͤt wiſſete: Herꝛſchaf= ten/ Kaͤiſertume/ Koͤnigreiche wurden dem/ deme es Gott goͤn ̅ te/ ſprach Samuel zu al= lem Volk: Da ſehet ihr welchen der Herꝛerwaͤhlet hat! ℣. XXII. XXIII. XXIV. Um weß willen ſeine Neider und [148] Laͤſterer von dem Heiligen Geiſt ſelbſten loſe Leut geheiſſen werden/ ℣. XXVII. Die dagegen/ die Gottes Rahtſchluß/ und Wil= len/ und Ordnung fuͤr gut und bekandt aufnahmen/ und zu frieden waren/ die jeni= gen/ welcher Hertz GOtt ruͦhrete/ oder die Gottes Ordnung ſuchen und ehren wolten/ ℣. XXVI.Iſt ein Exempel deutlich/ ſo iſts Davids Exempel I. Sam. XVI. 1. Da ein Koͤnig in Iſrael geſalbt werden ſolte/ und Iſai/ der unter ſeinen Soͤhnen einen haben ſolte zum kuͤnftigen Koͤnig/ einen nach dem andern herfuͤrkommen lieſſe; zufoͤrderſt den aͤlte= ſten/ Eliab/ als deme es von Rechts we= gen gebuͤren wolte/ der auch darbey ein ſtatt= liche præſenz hatte/ daß Samuel der Pro= phet ſelbſt meynete: ℣ VI. Allerdings muͤſ= ſe der Koͤnig werden! bekam er doch vom Herꝛn die Antwort: ℣. VII. Sihe nicht an ſeine Geſtalt/ noch ſeine groſſe Perſon! Ich habe ihn verworfen: das iſt/ ich hab ihn in dieſer Sach hindan geſetzt/ und nit zum Koͤnig erſehen. Dann es gehet nicht wie ein Menſch ſihet [149] und urteihlt. Ein Menſch ſihet was für Augen iſt/ die Schoͤnheit/ Groͤſſe/ Alter/ Staͤrke; Der Herꝛ aber ſihet das Hertz an/ und weiß in dieſem Fall/ daß David??? Hertz baͤſſer ſey/ als Eliabs Hertz/ ob ſchon dieſer von Perſon anſehnlicher und herꝛlicher iſt/ als jener. Weils dann ja Eliab nicht ſeyn ſolte/ vermuhtet Iſai nicht uͤbel: es muͤſſe der naͤchſtfolgende Bruder ſeyn/ Abinadab/ ℣. VIII. allein es hieß aber= mal zu Samuel: Dieſen hat der HErꝛ auch nicht erwaͤhlet! ℣. IX. Es komt biß auf den Dritten/ Samma/ und lautet gleich ſo: Der HErꝛ hat dieſen auch nicht erwaͤhlet! es komt biß auf den Siebenden/ und von allen ſtehet: ℣. X. Der Herꝛ hat der keinen erwaͤhlet! An David dacht ſein Vatter nicht/ als der der juͤngſte waͤre/ und ehe einen Viehhirten: als einen Koͤnig gebe; eher in Stall: als an Hoff tauge; wie er dann zu Samuel ſprach: ℣. XI. Es iſt noch uͤbrig der kleineſte/ und ſihe er huͤtet der Schaf! Gleichwol da er beygebracht wird/ heißt die [150] Stimme Gottes: ℣. XII. Auf und ſal= be ihn/ der iſts! verſtehe/ den er ſich zu einem Konig erſehen habe. ℣. I. Saul ſtellt ihm nach der Zeit oft nach; bißweilen hatte er ihn ſchon/ wie man ſpricht/ im Sack; weil aber einmal Gottes Schluß ergangen: David ſoll Koͤnig werden! ſo hilft kein neiden/ kein verfolgen/ kein Raht/ kein Taht/ ihn entweder zu erwuͤr= gen/ oder vom Reich zu ſtoſſen.Eſther iſt ſonderlich den Ehleuten ein Exempel. Sie war fremd/ aus dem Juͤ= diſchen Geſchlecht/ eine Gefangene; und wird ein Koͤniginn. Iſt das nit ein Wun= derding? Kein Reichtum iſt bey ihr/ kein Adel/ keine Freundſchaft; ſchoͤn iſt ſie zwar: aber es ſind noch viel ſchoͤne Frauen und Jungfrauen am Hof geweſt/ wolgeuͤbt in allen Kuͤnſten/ freundlich/ demuͤtig; Zu= mahln/ weil befohln wurde/ dz aus allen ſei= nen provincien/ deren er hundert ſieben und zwanzig hatte/ allerley ſchoͤne Jungfrauen ſolten zuſamm gebracht werden/ Eſth. II. 3. Wann nun aus jeder Provinz nur eine beygebracht worden: ſolte/ unter hundert [151] ſieben und zwantzig Jungfrauen/ eine maͤchtige Wahl entſtehen/ deren eine mit der andern certirn wuͤrde an Augen/ Mund/ Gebaͤrden/ Reden/ Kleidung/ Nei= gen/ Farb der Haaren/ Wangen/ Laͤnge und proportion, und was man nur an ei= nem Weibsbild ſchoͤn heiſſen kan. Wa= rum koͤmt dann eben fuͦr ſo vielen nur der arme Waiß/ die Eſther fort? Die Schoͤn= heit wird es allein auch nicht getahn ha= ben. Ihr Gluͤck iſt eben ſo geweſt/ moͤchte man ſagen/ das andern nicht alſo favoriſirt. Ich frage aber weiter: Was iſt das Gluͤck? Iſt es ein ſolcher blinder Zufall? oder iſt es ein Werk der Vorſorg oder Fuͤrſehung Gottes? Die Vorꝛed/ ſo über das Buͤch= lein Eſther ſtehet in der Herborniſchen Edition Anno 1612. weiſet es gar fein/ mit dieſen Worten: Die Summa und Innhalt iſt/ daß Gott er hoͤhet/ wen er will; und nidrigetwen er will: wie dann hierinn vermeldet/ daß Eſther/ eine ſchlechte Dirne/ iſt zu Koͤnig= lichen Wuͦrden kommen; deßgleichen Mardochai ihr Vetter zu groſſen [152] Ehren erhaben; hergegen Haman/ der Juden=Feind/ aus groſſer Ehr in aͤuſſerſte Schmach gefallen. Hat alſo Gott ſeine vaͤtterliche Vorſorg fuͤr die uͤbrigen ſeines Volks wollen erzeigen/ dardurch ſie nicht allein wi= der ihre Feinde beſchuͤtzet: ſondern auch bey dem Koͤnige zu groͤſſerer Gunſt/ Ehren/ und Foͤrderniß kaͤ= men. Neque dubito, ſpricht hieruͤber 38 Nicolaus Serarius, quin Mardochæo, Deus, magni alicujus, pro tota gente, boni ſpem aliquam injecerit, ut non mo- dò non repugnaret, ſed conjugium etiam iſtud peroptaret. Das iſt: Ich zweifle nicht: Gott habe dem Mardochai die baͤſte Hoffnung eingegeben/ daß dem gantzen Juͤdiſchen Volk etwas gutes für ſey/ auf daß er nicht nur nit widerſtrebte/ ſeinen Pupillen/ einem heidniſchen Koͤnig/ zum Ehgemahl [153] zu uͤberlaſſen: ſondern nichts mehr wuͤnſchte/ als daß es nur geſchehen moͤchte.Man wundert ſich freylich oft/ wie der oder der Menſch/ eine ſolche Gunſt bey den Leuten hat/ der doch in unſern Augen we= der Safft noch Krafft hat/ alle ſeine actiones ſind uns verdrießlich/ ſchlaͤ= ferig/ heimtuͤckiſch/ laͤppiſch; es iſt wie ein antipathi zwiſchen beyden; und doch komt er in ſolche Gunſt bey andern: er bekomt Freund und groſſe Freund: es ſcheint/ als ob er die gar bezaubern koͤnne/ oder ver= blenden/ daß ſie mit ſehenden Augen nicht ſehen. Nun iſt es nicht ohn/ es laͤßt GOtt bißweilen zu/ daß manchem Menſchen al= lerley Partiten angehen/ daß er mit Luͤgen/ mit Heucheln und Gleißnerey/ mit Schmier und Gab/ mit Verleumdung anderer/ mit Ruhmſucht und Aufſchneiderey ſich inſi- nuirn kan/ und unbekante leichtglaͤubige Hertzen uͤberꝛeden mag; Wie dann auf Gottes Verhaͤngniß jensmals Ahab wi= derfuhr/ den auch ein falſcher Geiſt/ durch etliche Gleißner und Schmeichler uͦberꝛe [154] den kunte/ daß der ehrliche/ redliche/ aufrich= tige Micha eine gute Zeit dagegen nichts gelten wolte/ biß ihr Luͤgen und Truͤgen an Tag kam. I. Reg. XXXII. 25. 26. 27. Biß= weile ̅ aber neigt Gott vorſetzlich/ wiſſentlich/ der Menſchen Hertzen zu dem oder dem/ der in unſern Augen das Anſehen nie darzu ge= habt/ und den wir/ als einen Miſanthro= von und Menſchenfeind gehalten haͤtten.Nehemias und Tobias ſeynd ſolche Exempel. Beyde ſind ſie Gefangene. Ne= hemias/ ob er zwar/ (wie es an Herꝛn=Hoͤ= fen einem gehet/ der ſich ein wenig empor ſchwingen will/) ſeine Feinde am Koͤnig= lichen Hof Artaxerxis genug hatte/ die ihm gewißlich/ wie den andern Gefangenen/ ſei= nen Landsleuten auch/ gern beykommen waͤren/ wann ſie nur mit Manier gekoͤnt haͤtten/ und auſſer allem zweifel auf alle actiones, wie man zu Hof redt/ picchirt, als ſonderlich Saneballat der Horoni= ter/ und Tobia ein Ammonitiſch Knecht waren/ Nehem. II. 10. 19. IV. 1. 2. 3. gleich= wol aber/ da er die hohe impreſa uͤber Jeru= ſalem vor hat/ ſie wider zu erbauen/ und alle [155] Gefangene in die alte Freyheit zu ſetzen/ und ſolches ſchweres Werk dem Koͤnig ent= deckte: gewinnt er ihm ſein Hertz/ daß er alsbald die Koͤnigliche parola empfaͤngt/ noch dabey Koͤnigliche mandata an andere Beamten/ ihm/ in allen zu willfahren/ ne= ben einer ſtarken quardi Hauptleut und Reuter. Wie hat Nehemias/ der doch nit mehr als ein Schenk war/ Nehem. I. 11. ſolche ſchnelle Hofgunſt/ in einem ſolchen maͤchtigen weitausſehenden Werk/ erhe= ben koͤnnen? Man moͤchte denken: Er haͤtte eben ſo das tempo getroffen/ und ſeine Majeſtaͤt in einem ſolchen Laun gefunden/ die ſich vielleicht in einem Trunk uͤbereilet/ und das Wort nimmer zuruck nehmen moͤgen. Ich laſſe wol ſeyn/ daß das das Hof Urteihl waͤre; allein/ was ſagt der Heilige Geiſt? Er ſpricht: Der Koͤnig gab ihm/ Nehemia/ nach der guten Hand feines Gottes uͦber ihn. C. II. 8. Dz iſt: Gottes Hand hielt uͤber ihn/ und nei= get ſeines Herꝛn Hertz zu ihm/ daß er darein willigte; der Gott im Himmel/ verſtehe/ den er darum bate. ℣. IV. daß ers ihm/ ſei [156] nem Knecht heutgelingen laſſen wol= te/ und Barmhertzigkeit finden fuͤr ihm. Cap. I. 11.Tobias iſt das ander Exempel. Zu den Zeiten Salmanaſſar muſte er mit Weib und Kindern in Aſſyrien/ als ein armer gefangener Mann. Alle haben gewißlich an ihrem Gluͤck; ja etwan gar an ihrem Leben verzweiffelt. Zumaln er ſich nie da= hin bequemen wollen/ daß er nach Lands= Art opfern/ und ſich mit Abgoͤtterey verun= reinigen wolte. Kein zweifel iſt/ er wird ſeine Feind ja ſo wol dabey gehabt haben/ die wol ehe die Zaͤhne uͤber ihn zuſammgebiſſen/ ſonderlich/ daß er/ als ein Gefangener/ ſich unterſtehe ſo frey und ledig hin und her zu gehen/ alſo in ſeiner Gefaͤngniß ungefan= gen ſeyn wolle. Man moͤchte ſagen: Er haͤtte es eben ſo gewagt/ und/ weil dem Sprichwort nach/ Wagen gewinnt! haͤtte es ihm zur Zeit auch ſo gegluͤckt/ das dem tauſentſten ſonſt nicht gelingt. Wie hat es ihm aber gegluͤckt? frag ich. Ganz ohngefaͤhr? allerdings ohne einiges We= ſens direction und Ordnung? Ey Nein! [157] Weil er von gantzem Herzen den HErꝛen foͤrchtete gab ihm GOtt Gnade fuͤr Salmanaſſer dem Koͤ= nige zu Aſſyrien/ daß er ihm erlaubt/ frey zu gehen wo er hin wolte/ und ausrichten was er zu tuhn hatte/ ſteht in ſeinem Buͤchlein im I. 13. 14. Der ge= lehrte und wolbeleſene 39 Sanctius ſchreibt gar ſchoͤn daruͤber: Hinc apparet divinæ providentiæ atque diſpoſitionis admi- randa ſuavitas, quæ illam Regi idolola- træ ac barbaro mentem injecit, ut Tobiæ opes largiretur ingentes, quas in paupe- res amicè conferret; & facultatem, ut quocunq́ue vellet, liber abiret, ut eâ ra- tione fratrum ſuorum inopiam levaret, & labentes jam, gentilium quotidiano congreſſu, in patria religione conſerva- ret. Das iſt/ daher ſihet man die wun= derbare Süſſigkeit der Goͤttlichen providenz und Anweiſung/ die dem/ ſonſt abgoͤttiſchen/ Koͤnig einen [158] ſolchen Sinn eingegeben/ daß er To= biam reich machte/ andern ſeinen Mitgefangenen zur Aushuͦlf; be= nebenſt freyen Paß uͤberal/ abermal ſeinen Bruͤdern zum Behuf/ und damit ſie nit/ weil ſie taͤglich mit den Heyden umgehen muſten/ ihre vaͤt= terliche Religion verlaſſen moͤchten.

Andacht=Lied. Wider den Neid.
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Nach der Singweiſe: Hertzlich tuht mich verlangen/ ꝛc. oder: Wie man die Kaͤiſerinn Leopoldina ſingt.
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1.
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O GOtt ich muß dir klagen/
verklagen ſelber mich/
von meiner Boßheit ſagen/
die kraͤnket mich und dich.
Ein Wurm nagt mich im Herzen.
der dürꝛe blaſſe Neid;
er plaget mich mit Schmerzen/
verſalzt mir alle Freud.
|| [159]

2.
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Hat einer viel zu zaͤhlen;
prangt er mit Witz und Kunſt;
begluͦckt ihn/ ſein Vermaͤhlen/
Luſt/ Ehr’/ und Menſchengunſt:
Ich kan es gar nit leiden;
ich denke: ſeine Ehr/
ſein Gut/ und ſeine Freuden
gebuͤhrten mir vielmebr.

3.
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Dein ſind/ O Gott/ die Gaben;
es kommt von dir allein/
was der und jener haben.
Und weß ſie ſollen ſeyn/
das ſteht bey deiner Guͦte;
du ſchenkeſt/ wem du wilt.
Dein Aug ſiht ins Gemuͤte/
kein Anſehn vor dir gilt.

4=
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Ein Vater oft auf Erden
ein Kind/ vor andren liebt:
Und ich ſolt murꝛend werden/
wann Gott auch diß veruͤbt?
Mag doch ein Menſche ſchenken/
was/ wann/ und wem er wil:
Und ich ſolt Gottverdenken/
ihm ſetzen Maß und Ziel?
|| [160]

5.
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Laß mich/ am Bruder/ lieben
die Gaben/ ſie ſind dein;
mich freuen/ nicht betruͤben;
mit ihm dir dankbar ſeyn.
Was? ſolt ich ſcheel ausſehen/
da du ſo guͤtig biſt?
Der Geber hoͤrt ſich ſchmaͤhen/
wann mich die Gab verdrieſt.

6.
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Du wirſt/ wann mir es nuͤtze
und ſeelig dort und hier/
mehr Ehre/ Gluͤck und Witze/
mehr Gaben ſchenken mir.
Mit Murꝛen/ und mit Neiden/
poch ich dir nichtes ab:
ich mach mir ſelbſt nur Leiden/
und doch nichts mehrers hab.

7.
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Seh ich die Boͤſen gruͤnen:
Ihr Himmelreich iſt hier.
Die Hoͤlle ſchnappt nach ihnen/
ſie buͤſſen dort dafuͤr.
Ich/ mag auf Erden haben
mein’ Hoͤll’/ und leiden Leid:
Der Himmel wird mich laben
mit ſuͤſſer Ewigkeit.
|| [ID00229]
|| [ID00230]

VII.
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|| [161]

Erklaͤrung.
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Aurea dona ferunt ac plumbea. 2. Cap- ſulamutramvis Elige. 3. Sic ſortes experiêre tuas.
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Kaͤiſer Sigismundi Ge= ſchicht=Rede: Als Er ſeinen Diener/ eine von den Buͤchſen erwaͤhlen/ hieſſe.
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WIr denken noch/ ???a/ Diener/ deiner Worte/
als auf der Reis/ an einem Waſſer dorte/
ſtallt’ Unſer Roß; du ſagteſt unbedacht:
Gleich wie ſein Herꝛ/ alſo diß Pferd es macht:
Es laͤſſet Waſſer in das Waſſer flieſſen/
das es wol koͤnd auf truckne Erde gieſſen:
Der Kaͤiſer auch gibt dem/ der ſchon gnug hat;
Mir/ dem es noht/ erzeigt Er keine Gnad.
So ſagteſt du! Die Red Uns machte lachen.
Wir hoffen dich ein anders weiß zu machen.
Wir goͤnnen dir/ wie andern/ unſre Huld:
Daß dir nichts wird/ iſt deines Gluͤckes Schuld.
I. Du ſiheſt hier zwo Büchſen vor dir ſtehen/
von gleicher Groͤß. In einer wirſt du ſehen
pur lauter Gold/ und in der andren Bley.
II. Nimm/ die du wilſt: dir ſteht das Waͤhlen frey.
|| [162]

Was hebeſt du die eine nach der andern/
Und laͤſſeſt bey de durch die Haͤnde wandern?
Das Urteihl ſoll nun ſprechen deine Wahl/
ob treue Dienſt ein Kaͤiſer auch bezahl.
III. Du haſt gewaͤhlt. Nun oͤffnet ihm die ſeine!
Was hat er? Bley? Iſt nun die Schuld nit deine/
und deines Gluͤcks? Wir goͤnnten dir das Gold:
das Unglück nur es dir nit goͤnnen wolt.
Du hattſt das Gluͤck/ wie die Lateiner ſagen/
nit in der Hand. Du magſt dich ſelbſt anklagen.
Voͤnnoͤten waͤr/ daß du itzt deine Hand/
wie Mutius/ auch ſtraffteſt mit dem Brand.
Sie griff nach Bley/ ſie hat deß Golds gefehlet:
ſie hat/ vor Gluͤck/ das Unglück dir erwaͤhlet.
Bekenn/ du biſt ſelbſt deines Ungluͤcks Schmid:
Denk uͤber Uns zu klagen ferner nit.
Dich hat gemünzt zum Heller dein Geſchicke:
du bleibeſt wol ſo arm an reichem Glücke:
kein Tahler wirſt du werden nimmer mehr
ob Croͤſus auch dein Herꝛ/ du Irus! waͤr.
So ſchick dich nun/ gedültig das zu letden/
was dir Geſtirn/ Geſchick und Gluͤck beſcheiden.
Wer ſtaͤts verlangt/ was ihm doch iſt verſagt/
gewinnet nichts/ und ſich nur ſelber plagt.
Wer das/ was er ihm wuͤnſchet/ nicht kan haben/
der nehm vor gut mit unverſagten Gaben.
Ein weiſer Mann tuht gerne/ was er muß:
die Ungedult macht bittrer den Verdruß.
So magſt du nun dein Bley zu Hauſe tragen/
von deinem Glück und Unſrer Milde ſagen.
Trag auch mit dir/ was du von Uns gehoͤrt/
und ſag: diß hat ein Kaͤiſer mich gelehrt.
|| [163]

Das Siebende Capitel/ haͤlt in ſich Exempel aus weltlichen Hi= ſtorien gezogen.
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WAr artlich hat ſolches einem ſei= ner Hofdiener zu verſtehen gege= ben Glorwuͤrdigen Andenkens Kaͤiſer Sigismundus. Als dieſer einsmals durch ein Waſſer ritte/ einer aber der aͤlteſten Hofbedienten/ nahe bey Seiner Majeſtaͤt reitend/ warnahm/ daß ſein Pferd ſtallte/ ſprach er: Das Pferd macht es wie ſein Herꝛ! Als nun Hochgedachte Seine Majeſtaͤt ſolche Rede hoͤrte und nachfragte: wa???um er ſolches ſage? er aber antwortete: Wie Seiner Majeſtaͤt Pferd ſtallte im Waſſer/ wo vorhin Waſſers genug iſt: So mache Sie es auch; denen vorhin reicheſten vom Adel tuhe Sie eine Gnad uͤber die ander/ dieſer unbetracht/ die es weit [164] noͤhtiger brauchten! Und aber Ihre Majeſtaͤt wol merkten/ daß Ihr waͤre zu verſtehen gegeben/ wie Sie/ ihren alten treuen Diener/ bißher/ nicht ſonderlich be= gnadet/ antwortet Sie: Am Willen haͤt= te es Ihr nie ermanglet: er muͤſſe aber wiſſen/ daß es oft ſo geſchehe/ daß groſſer Herꝛn Gnad nicht jederman von GOtt beſcheret ſey/ wann auch gleich ſie ſonſt gerne wolten! In der Taht ſolt ers zu erfahren haben. Lieſſe dem= nach bald darauf zwey Buͤchſen machen/ al= lerdings an der Groͤſſe/ Schwere/ Farb/ Geſtalt/ eines/ eine hieß er mit Gold/ die an= dere mit Bley fuͤllen; gab dabey vorbeſag= tem ſeinem Diener die Wahl/ zu erkieſen/ welche ihm beliebte. Dieſer waͤgt ſie hin und wider/ ſchauet bald dieſe bald jene: nach langem heben und legen nimt er die voller Bley. Worauf Seine Majeſtaͤt kluͤglich antwortete: Agnoſcis, mihi non volunta- tem: ſed tibi fortunam defuiſſe, Nun= mehr ſehe er/ daß Selber nicht am Willen; ihm aber es an Gluͤck er [165] mangelt haͤtte. Wol ſetzt der Hiſtoricus darunter: 40 Sapienter monitum eſſe: Bona non ſolâ vel dexteritate judicii vel diligentiâ humanâ acquiri: ſed, & diſtri- bui atque conferri divinitus, & ad ea con- ſequenda & percipienda homines flecti etiam, duciq́ue divinitus, & à Deo tan- quam autore præcipuo peti atque expe- ctari debere. Das iſt: weißlich waͤre erinnert/ daß jrꝛdiſche und zeitliche Guͤter nicht bloß und allein durch ei= nen guten Verſtand oder menſchli= chen Fleiß zuwegen gebracht: ſon= dern von GOtt zuerteihlt und gege= ben werden. Item/ wer ſolche erhal= ten ſolle/ werde von ihm ſelbſt darzu geneigt und gefuͤhrt/ von dem dann/ als von dem fuͤrnehmſten Urſprung oder Haubtquell/ ſelbe zu bitten und zu erwarten ſtuͤnden.Glorwuͤrdigſten Angedenkens Kaͤiſer Maximilianus I. hat es gleicher maſſen gar [166] artlich zu verſtehen gegeben. Da ermerkte/ daß ihm viel groſſer Herꝛn ſein Kaͤiſertum nicht vergunnten/ und gern andere darzu erhaben haͤtten; einer auch in geheim/ an das Kaͤiſerliche Zimmer/ dieſe Stichrede ſchrieb: 41
Da Adam hakt’ und Eva ſpann/
Wo war damals ein Edelmann?Schrieb Seine Majeſtaͤt Selbſt mit eigner Hand dieſe darunter:
Ich bin ein Mann wie ein andrer Man ̅ /
Ohn daß mir Gott die Ehre gann.Klaͤrlich zeigende/ daß ein Kaͤiſertum/ nicht durch das bloſſe Gluͤck und Menſchliche Conſilien zuwegen gebracht werde: ſon= dern Gottes deß Herꝛn Werk ſey dem be= ſchert/ dem es ſeine Gnadenguͤte verſehen haͤtte.Zu verwundern iſt es/ daß ſolches zum guten teihl auch die Heyden geſpuͤret. Die/ ob ſie ſchon nicht ſo begreiffen kunten/ wie und was urſach/ ſolcher oder ſolcher/ wider unſere Sinne und Vernunft zutragenden/ Faͤlle ſeyn moͤge; ſo haben ſie doch nichts [167] anders ſagen koͤnnen/ wann ſie das Gluͤck genennet/ als eine Huͤlf/ die von etwas groͤſ= ſers/ als von ſterblichen bloſſen Menſchen herꝛuͤhren koͤnne; und ob ſie ſchon daran gefehlet/ daß ſie vermeynet: Die Kaͤiſer= tume/ Koͤnigreiche/ Regimenter/ wuͤrden den Menſchen/ aus ſonderbarer Gunſt ge= wiſſer Goͤtter/ die daruͤber zu walten und zu ſchalten haͤtten: (dann von Goͤttern weiß das Chriſtentum nichts) ſo iſt doch das viel/ daß ſie es gleichwol fuͤr etwas Goͤttlich=beſchertes/ beſtaͤndiglich gehalten haben. Denkwuͤrdig iſt die Rede Kaͤiſers Titi. Da er vernehmen mußte/ daß zween Roͤmiſche Patritii nach ſeinem Kaͤiſertum geſtanden/ und deſſen zu überweiſen waͤren/ um weß willen ſie/ den Rechten nach/ Leib und Leben verfallen haͤtten/ wolte er doch ſich ſolcher Schaͤrfe nicht gebrauchen; viel lieber ihnen und andern/ mit hoͤchſtem Glimpf/ weiſen/ wie unrecht ſie urteihlten/ und an wem ſie ſich verſuͤndigten: Der Roͤmiſche Hiſtoricus 42 ſpricht: Nihil amplius quàm ut deſiſterent monuit, di [168] cens: Principatum fato dari. Si quid præ- terea deſiderarent, promittens ſe tribu- turum. Das iſt: So groſſe Gnad haͤt= te er ihnen erwieſen/ daß er ſie nur vermahnet/ ſolche Gedanken fahren zu laſſen/ in Erwaͤgung: das Kaͤiſer= tum und Koͤnigreiche nit dem wer= den/ der ſich darum reiſſe: ſondern dem/ dem es durch das Gluͤck oder Goͤttliche Ordnung beſcheret ſey. Was ſie ſonſten an ihn begehren wuͤrden ſolt ihnen willfahrt werden!M. Aurelius Antoninus ſchrieb/ in Be= trachtung ſolcher ſonderbaren Vorſehung deß Goͤttlichen Weſens uͤber Kaͤiſertum und Koͤnigreiche/ ſeinem Bruder Lucio Vero ſeine Meynung gar ſchoͤn und wahr= hafftig. Er vernahm/ daß dieſer allerdings darauf umgieng und ſchon den vollen Schluß gefaßt haͤtte/ Avidium Caſſium aus dem Weg zu raͤumen; weil er beſorgte/ das Regiment wuͤrde auf ihn falle ̅ . Schrieb ihm demnach ſolche Wort dagegen: Si ei divinitus debetur imperium, non poteri [169] mus interficere, 43 etiamſi velimus. Scis enim Proavi tui Adriani dictum: Succeſſorem ſuum nullus occidit, das iſt: Wann ihm das Reich von GOtt beſtim ̅ t iſt/ werden wir ihn nicht um= bringen koͤnnen/ wie gern wir auch wolten. Dann du weiſſeſt/ was dein Großvatter Adrianus pflegte zu ſagen: Seinen Nachfolger/ (oder den/ der nach einem kommen ſoll) koͤnne doch keiner toͤdten! Dergleichen vor ihm ſchon der beſcheidene Seneca, zu ſeinem un= dankbare ̅ diſcipul, Kaͤiſer Neronem, ſprach/ da er ſo Tyranniſch wurde gegen alle/ die er meynte/ daß nach ihm regieren wuͤrden: 44 Licet quàm plurimos occidas, ſprach er/ non potes tamen ſucceſſorem tuum occidere, das iſt: Und wann du noch ſo viel niderwürgſt/ ſo kanſtu doch den/ der dir ſuccedirn wird/ nit hin= richten.
|| [170]
An Otho und Galba hat es ein ande= rer Roͤmiſcher Hiſtoricus ſonderlich auch gemerkt und beſchrieben. Galba meynte in ſeinem Sinn: Er habe das Kaͤiſertum ſchon; maſſen er dan ̅ die meinſten bereit auf ſeine Seiten gebracht hatte. Wenig hiel= ten es mit Othone, daß es/ menſchlichem Anſehen und Rahtſchlaͤgen nach/ nimmer= mehr auf ihn kommen wuͤrde. Galba war in Opfern und Beten/ noch immer in voller Hoffnung: Kron und Zepter wuͤrden ihm werden! Inzwiſchen koͤmt das Geſchrey: Otho ſey erwaͤhlet! Wie da? ſolt eines den= ken: Es antwortet der heydniſche Hiſtori- cus tieffſinnig: 45 Galba fatigabat alieni jam imperii, nempe Othoniani, Deos. Der Innhalt iſt: Er wolte noch ferner die Goͤtter anſprechen/ die das Regiment ſchon einem andern gewidmet hatten/ andeutend: Anderſt waͤre es nicht: Regimenter und Herꝛſchaften kaͤmen nicht/ wie wir Men= ſchen wolten: ſondern wie das wolte/ was hoͤher iſt als Menſchen ſind; das ſie zwar/ Deos, Goͤtter/ nenneten/ von denen [171] nachmals die Freund Othonis, als ſie mit dem Vitellio ſchlagen ſolten/ in groſſer con- fidentz ſagten: 46 Das Gluͦck und die Goͤtter/ und ſeine Vorſehung waͤre bey ſeinen Anſchlaͤgen und foͤr= dere ſein Vorhaben! Ein weiſer und fürtreſticher Politicus 47 ſetzt unter an= dern das dazu: Dii imperii, Dii Princi- pum, Numen Othonis, Fortuna regia, tituli ſunt, per ſuperſtitionem enunciati, ſed quæ ex veritate originem traxit; & ex qua de veritate convinci poſſunt, qui ve- ritatem in fabulas corruperunt. Deus eſt, qui regna & dominationes modera- tur: bonos malosq́ue Principes, pacem Reip. & perturbationem, arbitrio ſuo complectitur. Das iſt: Der Aberglaub hat die Titul: die Goͤtter deß Reichs/ der Fuͤrſten/ das Numen Kaͤiſers Otho/ das Koͤnigliche Gluͤck/ erfun= den/ welcher Aberglaub gleichwol [172] nit ohne allen Grund der Wahrheit entſproſſen; alſo/ daß eben ſolche/ die jenige der Warheit uͤberzeugen koͤn ̅ e/ die die Wahrheit in Lügen verwan= delt haben. Gott aber iſt es/ der Koͤ= nigreich und Herꝛſchaften fuͤhret und verwaltet und ſchaltet.Nicht minder findet ſich ſolches in der Autoritaͤt und Anſehen/ daß/ wann man manchen nur ins Geſicht bringet/ gleich ei= ne Furcht/ einen reſpect gegen ihm tragen muß/ ſo gar/ daß/ wann man oft gedacht: So man deſſen oder deſſen anſichtig wuͤr= de/ man wolte ſo oder ſo mit ihm umgehen. Doch/ da es geſchehen/ aufs freundlichſte ſich hat erzeigen müſſen/ vorab an groſſen Herꝛn. Das kan ja warlich kein blindes plumpes Ding machen/ als welches keine Gewalt und Macht in die Hertzen hat. Was es dann ſey/ iſt an einem ſonderlichen Exempel wehrt zu hoͤren. 48 Emericus, Koͤnig in Ungarn/ kunte fuͤr ſeinem Bru= der Andrea, der gern Koͤnig geweſen waͤre/ nicht Ruh haben; ſo gar/ daß er ihn mit [173] Krieg uͤberzoge. Da nun beyde Armeen gegen einander im Feld ſtunden/ nnd nur den Vorteihl im Angriff ſuchten/ legt Eme- ricus die Waffen ab/ laͤßt alle Leib=quardi von ſich/ nimt Kron und Zepter in die Hand/ und gehet alſo allein auf deß Bru= ders Schlacht=Ordnung zu/ mit ſolchen Worten: Wolan ihr Soldaten! wer wird dann endlich der ſeyn/ der ſeine Hand in dem geheiligten Koͤnigli= chen Blut waſchen wird? Wer wird der ſeyn/ der den beleidigen wird/ der durch gleiche Vorſehung/ wie der H. Stephanus (als der der erſte Koͤ= nig in Ungarn war) ins Regiment ge= ſetzt worden? Und/ weil alle Obrigkeit von GOtt iſt/ wo iſt der dann end= lich/ der die Koͤnigliche Maieſtaͤt ge= walttaͤhtig antaſte ̅ will; weil auch die Koͤnige/ in Anſehung ihrer Wuͤrde/ ſie wollen oder wollen nicht/ ſich fuͤr ſich ſelbſt ſcheuen und fuͤrchten muͤſ= ſen? Ich bin der Emericus nit: Ich bin kein privat Perſon: ſondern deß [174] H. Stephani Vicarius, Urenkel/ und Erb/ der alſo nicht ſo wol durch eure Stim ̅ en und das erbliche Recht: als von dem H. Stephano, und dem Gott/ der über diß Koͤnigreich herꝛ= ſchet/ zum Koͤnig in Ungarn worden. Ihr elende Gemuͦter! wider wen greifft ihr dann zu den Waffen? Wider mich/ oder wider eures Erz= Koͤnigs Succeſſorn/ und den ihr euch ſelbſt durch und durch einhaͤllig er= waͤhlet habt? Ergreifft ihrs wider mich als einen Menſchen: ſoſeyt ihr Moͤrder und Todſchlaͤger! wolt ihr aber uͤber euren Koͤnig und Stepha= ni Nachfolger/ ſo ſeyt ihr gewiſſen= loſe Vatter=Moͤrder/ allen Straffen und Plagen unterworfen! Ihr doͤrft nit waͤhnen/ daß ihr mit einem Men= ſchen zu tuhn habt; mit dem aber habt ihr zu tuhn/ der neben dem was men= ſchlich iſt/ auch eine Goͤttliche Wuͤr= de an ſich traͤgt! In dem Schuz deß [175] Allwaltenden GOttes leben und ſchweben die Koͤnige/ derer Verle= zung eines ganzen Volks Blut nicht genug iſt bey Gott auszuſoͤhnen! Mit der Reſolution trette ich keck in eure Wehr und Waffen; weil mich die Kron/ von GOtt gegeben/ und der Zepter/ den ich hier trag/ unter eurem Wüten und Toben ſicher genug ma= chet! Sehet zu wen ihr beleidigen werdet/ und beſinnt euch: ob ihr das Rachblut Eures Koͤnigs auf euch und eure Kinder legen wollet/ ꝛc. Wan ̅ mans bloß anſihet/ ſo ſind es ledige Wort/ und ein todter Tohn; aber der Gott/ der den geſalbet hat/ laͤſſet ſie zu lauter Pfeilen und Donnerſchlaͤgen werden/ die/ wie Wetter= keul in die Herzen fahren/ daß bey allen/ al= ler Muht und Kraft entfaͤhret/ und alle Furi/ wie Wachs/ zerſchmeltzet.Hierbey erinnere ich mich/ was weiland Victorinus Strigelius, 49 da er deß Sauls [176] Kroͤnung betrachtet/ vernuͤnftig geſchrie= ben. Er ſpricht: Autoritas non compa- ratur noſtrâ induſtriâ: ſed eſt eximium & ſingulare Dei donum, quod non o- mnibus gubernatoribus contingit. Das iſt: Unſer Fleiß allein kan uns kein Anſehen machen. Selbes aber iſt eine vortrefliche und ſonderliche Gabe Gottes/ die nicht allen Regenten zu= komt. Zum beweiß fuͤhrt er Alexandrum Magnum. Wo ſolte ſeine Jugend dazu kommen ſeyn/ daß alte graue Haͤupter/ ge= ge??? ihm lauter Generalsperſonen/ ſich fuͤr ihm ſcheuen/ von ihm commandirn laſſen ſolten/ wann nicht GOtt ſelbſten/ einen Strahlen ſeiner Majeſtaͤt/ aus ſeinen Au= gen haͤtten flammen laſſen/ das/ wie es uns Chriſten deſto gruͤndlicher Daniel weiſet der Prophet/ ſeiner Weiſſagung im VIII. 1. 20. Alſo hat die Wahrheit auch den Heyden Curtium unwiſſend bezwungen/ daß er ſchreibt: 50 Nihil niſi Divinâ ope [177] aggredi videbatur, das iſt: was er an= griffe/ wieſe/ daß Gottes Huͤlfdabey war. So darf man nun nicht fragen: Wie koͤm ̅ t es/ daß der General ſo gluͤckſeelig iſt/ ſo beliebt bey der Armee/ ſo angeſehen bey den Feinden/ der ander nicht; Da doch der/ al= ler Zeugniß nach/ viel fuͤrſichtiger gehet/ viel mutiger/ viel freundlicher iſt gegen die Sol= daten/ viel liberaler/ und hat doch weder den reſpect bey Freunden und Feinden/ noch das Gluͤck zu ſchlagen/ oder zu ſtuͤrmen/ we= der den March oder contramarch ohne Schaden zu nehmen? Auf das alles ant= worten die Heyden: Es geſchehe divinâ ope, oder aus einer Goͤttlichen Vor= ſehung/ nicht allein wie Demoſthenes waͤhnte/ warum es Alexandro ſo nach Wunſch ergangen/ muͤſſe man gedenken: Eum agendo & laborando, & audendo: non deſidendo, fuiſſe fortunatum, das iſt: Sein Gluͤck hab er durch ſeine Ar= beit/ und Kuͤnheit: nit mit faulenzen und trocken zuwegen gebracht.Der vielbeleſene Gregorius Richter/ ſetzt unter obgedachtes Axioma Strigelii, [178] unter andern ein ſonderlich Exempel/ 51 aus den Lectionibus Chronologicis Peuceri, von Hertzog Johann Friderich/ und Landgraven in Haͤſſen. An dem Landgraven/ ſpricht er/ waren groſ= ſe ſonderliche Kriegstugenden/ weß= wegen er bey allen andern ſtattlichen Kriegs=Officirn groſſes Anſehen ge= wann: Doch hatte Hertzog Johann Friderich bey weitem eine groͤſſere Gewogenheit bey allen Menſchen. Warum doch ſolt’ eines wol begehren zu wiſſen. Er ſetzt unter andern die teutſche Wort darzu: Wann unſer Herꝛ Gott einen will groß machen/ ſo gibt er ihm auch/ daß ein Will in den Leuten iſt. Nach dieſen ſetzt er folgendes: Par virtus in diſſimilibus, non conciliat paria ſtudia hominis, das iſt: Ob gleich ihrer Zwey/ der Tugend nach/ einander gleich ſind: ſo geſchiht es doch/ daß einer [179] damit viel angenehmer und anſehn= licher iſt als der ander.Recht bedenklich faͤllt auch das/ daß manche Statt und Land/ manche Ver= waltung und Amt/ manche Handtierung und Gewerb/ ſo lang der oder der Raht oder Verwalter/ oder Amtmann lebet/ alles fried= lich/ ſchiedlich/ alles geſegnet und reichlich zunim ̅ t. Wann ein anderer kom ̅ t/ iſt weder Glück noch Segen mehr; die Conſilia ſchlagen um: die Arbeit/ hat keinen Fort= gang: es iſt kein Verſchluß der Wahren mehr: es geraͤht nicht wie zuvor; in Sum= ma: Statt und Land/ Verwaltung und Amt/ Handtierung und Gewerb iſt durch jenen alles von ſtatten gangen; jetzt wen= det man mehr Unkoſten darauf/ man wacht fleiſſiger/ man tuht eben das und noch fuͤrſichtiger/ was man zuvor getahn/ nnd will doch nimmer wie zuvor. Solt eines nicht denken: dem vorigen ſey es alſo ge= lungen/ man wiſſe nicht wie/ und warum. Wer aber die Schrifft anſihet/ und gedenkt an Joſeph/ deſſen/ ſein Herꝛ/ der Potiphar reichlich genoß; oder an David/ mit dem [180] Saul lauter Gluͤck wider ſeine Feind hatte: wird ſich bald die Antwort geben koͤnnen. Obgedachter Fuͤrnehme und gelehrte Poli- ticus aber ſchreibt von dergleichen Faͤllen weißlich und wol: 52 More Chriſtia- no, ſpricht er/ ita loqui poſſumus, ut di- camus: Deum in uſum decusq́ue Regum & Regnorum certos homines, peculiari- bus dotibus ingenii animiq́ue inſtruere, eorumq́ue, quas ſub auſpicio imperio- que dominorum obeunt, actiones pro- ſperare, & quodammodo per illos gloriæ Regum & ſaluti Regnorum conſulere atque providere. Das iſt: Gott pflege zu Nutz und zu Zierd Koͤnigen und Herꝛn (eben das laͤſt ſich auf geringere Staͤnde applicirn) gewiſſe Perſonen mit ſonderbaren Gaben deß Gemuͤ= tes auszuruͦſten/ und deßwegen alle ihre actiones, die ſie in ihrer Herꝛ= ſchafft Namen verbringen/ zu ſegnen und zu benedeyen/ alſo zum Teihl [181] durch ſie/ ihrer Herꝛn Principaln Ehr/ und deß Regiments (oder Nah= rung oder Gewerbs) Nutzen foͤrdern. Nach etlichen ſchlieſſet er garvernuͤnftig: Eſt hæc diſpoſitio Dei, inter eas, quas piè potius obſervare, quàm curiosè debe- mus ſcrutari; non dubitaverim tamen præter alia divinæ deſtinationis conſilia, etiam modeſtiam ita regibus commen- dari, ſi intelligant, ſe ſummi quidem in terris faſtigii auſpicium à Deo accepiſſe, ſed miniſtrorum tamen ope diſpenſan- dum, quibus nemo principum carere un- quam potuit. Das iſt: Das iſt eine Schickung Gottes/ die vielmehr mit Gottesfurcht in acht zu nehmen iſt/ als derer wir fuͤrwizig nachgruͤblen ſollen; Doch wolte ich nicht zweifeln/ unter andern Urſachen/ die der weiſe Gott hat/ ſey es darum geſchehen/ daß auch Kaͤiſer/ Koͤnige (Herꝛn/ Frauen/ in was fuͤr Stand es wolle) ler= nen ſich beſcheidenlicher zu halten/ ſo ſie finden: Gott habe ſie zwar in den [182] Kaͤiſer=Koͤniglichen (Herꝛn=Frauen) Stand gefuͤhrt/ den ſie aber doch vor ſich allein nit fortfuͤhren koͤnten: ſon= dern andere wider zu Gehuͤlfen neh= men muͤſſen/ derer ſie keines Wegs entbehren koͤnnen.An zweyen Bruͤdern Ladislao und Matthia Corvino iſt auch ein ſonderbar Exempel/ das wol ein Gluͤck heiſſen mag. Jener/ Ladislaus/ muß den Kopf laſſen: Matthias wird vom Koͤnig/ auch Ladislaus Namens/ in verhafft genommen/ und einen weiten Weg geſchleppt/ nichts anders er= wartend/ als dergleichen Urteihl. Was ge= ſchiht? Bodibratſch hieß damals der Fuͤr= nemſten Ungariſchen Herꝛn einer: der/ da der Koͤnig gaͤhling zu Prag verſchied/ mit allen deß Reichs zugetahnen Herꝛn/ Mat- thiam alsbald aus den Banden erledigt/ und zum Koͤnig erwaͤhlt. Allmaͤchtiger Gott! in einem Augenblick ein Knecht und ein Herꝛ ſeyn/ iſt ja unausdenklich/ wann nicht das Gluͤck ſo gewolt haͤtte! Was aber und wer das Gluͤck ſey/ hat der Hiſtoricus wol erinnert: Ex carcere ad regnum [183] Matthias eductus eſt, non per ſeditionem & civilem cruorem, ſed ſingulari conſilio Dei. 53 Das iſt: Matthias iſt aus ei= nem Gefangenen/ Koͤnig worden/ nicht durch Aufruhr und vieler ein= heimiſchen niderꝛichten und Blut= vergieſſung: ſondern durch ſonder= bare Schickung GOttes. Die ganze Hiſtory/ erzaͤhlt Camerarius 54 in ſeinen Horis ſubciſivis weitlaͤuffig/ die wir dem verſtaͤndigen Leſer anheim ſtellen vor ſich zu leſen.In dem Perſianiſchen Roſentahl/ vor 400. Jahren/ von einem ſinnreichen Poe= ten Schich Saadi/ in perſiſcher Sprach/ beſchrieben/ und von dem vielerfahrnen Oleario, in Hochteutſchem erſt neulich heraus gegeben/ finden ſich etliche hieher maͤchtig bequeme/ Hiſtorien. Das ganze XLI. Capitel ſeines Erſten Buchs gehoͤrt darzu/ daß wir ſehen ſollen: Reichtum und Gewalt ſtehe nicht lediglich in deß Men [184] ſchen Willen. So heiſt es: Haron Re= ſchied/ als er das Koͤnigreich Aegypten ein= genommen hatte/ ſagte: Er wolte wegen Ubermuͤtigkeit und groſſer Hoffart der Ae= gyptiſchen Koͤnige/ die in gemein ſich als Goͤtter wolten ehren laſſen/ das Reich eine ̅ von ſeinen geringeſten Sclaven beſcheiden/ daß er nach ſeinem Tod das Regiment fuͤh= ren ſolte. Nun hatte er einen Mohren mit Namen Choſſib/ den er zu ſolcher Hoheit wuͤrdig achtete. Man ſaget aber/ daß die= ſer an Witz und Verſtande ſo einfaͤltig und ſchlecht geweſen/ daß er auch einsmals/ als die Ackersleute ſich beklaget/ daß der Nilus im uͤberlauffen ihnen groſſen Schaden ge= tahn/ in dem er den Baumwollen=Saa= men teihls verſchlemmet/ teihls weggefüh= ret/ ſoll geantwortet haben: Mann haͤtte die Wollen ſollen ſaͤen/ ſo waͤre ſie nit verdorben. Als dieſes ein beherzter Mann/ ſo dabey ſtund/ hoͤrete/ ſprach er: Wann Herꝛlichkeit und Reichtum nur durch Weißheit den Leuten zukaͤme/ wuͤr= den die einfaͤltigen und dummen Leute groſſen Mangel leiden. Aber GOtt [185] gibt einem Unwiſſenden und Tohren ſo viel Reichtum/ daß ſich wol hundert Weiſen mit Beſtuͤrzung darüber verwundern.
Es wird Gluͤck/ Reichtum/ Macht durch Weiß= heit nit erlanget.
Dan ̅ alles nur an dem/ der droben ſizet/ hanget.
Es iſt auch in der Welt nunmehr faſt aufge= bracht/
daß man die Narꝛen ehrt/ ein Weiſer wird ver= acht.Daß auch Kunſt nnd Geſchicklichkeit nicht überal tauge/ weiſet erſtgedachter Autor abermal mit einem ſonderbaren Exempel in ſeinem dritten Buch und XXVII. Hiſtory. Ich erinnere mich/ ſchreibt er/ fol= gender Hiſtory: Es hatte einmal ein Koͤ= nig in Perſien/ ſo in Schiras wohnete/ groſſe Beliebung zum Bogenſchieſſen; Er gieng mit etlichen ſeiner fuͤrnehmſten Hof= leute fuͤr die Statt ſpazieren/ und ließ ſeinen Fingerꝛing/ in welchem ein ſehr koͤſtlicher Stein/ auf eine Kugel ſezen und mit Pfei= len darnach ſchieſſen/ mit dieſem Verheiſ= ſen/ daß/ wer dardurch ſchieſſen wuͤr= de/ ſolte den Ring zum Gewinſt be= kommen. Es waren damals zugegen bey [186] 400. Bogenſchuͤzen/ deß Koͤnigs Diener/ welche alle in dieſer Kunſt beruͤhmt; die verſuchten ihr Heil ſolches Kleinod zu ge= winnen/ aber alle umſonſt; dann niemand unter ihnen/ hatte das Gluͤck/ daß er den Ring beruͤhren kunte. Ohngefaͤhr ſtehet ein Knabe auf dem Dache/ eines/ am ſelbi= gen Orte gelegenen/ Wirtshauſes/ welcher zuvor zwar niemals nach dem Ziel zu ſchieſ= ſen ſich geuͤbet; jezo Luſts halber in die freye Lufft/ jedoch nach dem Zielwerz ſchieſt. Das Gluͤck treibet ihm durch einen guten Wind/ den Pfeil durch den Ring. Dem Knaben wurde nach deß Koͤniges Ausſpruch/ dieſer Ring zuerkan ̅ t/ welchen er auch neben koͤſt= lichen Kleidern und andern herꝛlichen Ge= ſchenken empfieng. Der Knab nimt da= rauf Bogen und Pfeil/ und wirſt ſie ins Feuer/ ſagende: Er wolte hinfort keinen Bogen mehr brauchen. Als er gefragt wurde/ warum er ſolches taͤhte: hat er geantwortet: Damit die erſte Ehr deß Ziel=treffens mir ſtaͤts bleibe. Da ſihet man/ daß oft eines weiſen Manns Raht nicht nach ſeiner Meynung hinausſchlaͤget/ [187] und nicht ſo wol ſeinen Fuͤrſatz/ als eines unwiſſenden Kindes ohngefaͤhr=fliehender Pfeil das Ziel erꝛeiche.Was man ſonſt ſcherzweis ſagt/ aus den Teutſchen Sprichwoͤrtern/ 55 mag ſich nicht uͤbel daher ſetzen laſſen. Man ſpricht aber: Die Fuͤrſten/ Herꝛn und Edelleut/ haben ihre Ankunft daher. Da Adam reutet/ und Eva ſpann/ gewann Eva viel Kinder. Auf eine Zeit wolt unſer Herꝛ Gott zu Eva gehen und beſehen/ wie ſie haushielte. Nun haͤtte ſie eben all ihre Kinder auf einmal bey einander/ wuſch ſie und ſchmucket ſie. Da aber Eva unſern HErꝛn Gott ſahe kommen/ ſchaͤmet ſie ſich/ daß ſie ſo viel Kin= der haͤtte/ verſteckte etliche ins Stroh/ etliche ins Haͤu/ etliche ins Ofenloch/ die aller= huͤpſcheſten behielt ſie bey ſich. Unſer Herꝛ GOtt ſahe die gebuzten Kindlein an/ und ſprach zu einem: Du ſolt ein Koͤnig ſeyn! Zum andern: Du ſolt Fuͤrſt ſeyn! Du ein Edelmann! Du ſolt ein Burgermeiſter/ Schuldheiß/ Vogt/ oder Amtmann ſeyn! Da [188] nun Eva ſihet/ daß ihre Kinder hiervornen ſo reichlich begabet waren/ ſprach ſie: Herꝛ ich hab noch mehr Kinder/ ich will ſie auch herbringen. Da ſie nun kamen/ waren ſie ungebuzt/ ſchwarz und ungeſtalt/ die Haar hiengen ihnen voll Stroh und Haͤu. Da ſahe ſie unſer Herꝛ Gott an und ſprach zu ihnen: Ihr ſollet Bauren bleiben/ Kuͤh=und Saͤuhirten/ Acker= leut/ Handwerk treiben/ braͤuen/ ba= chen/ und den erſten Herꝛn dienen. Scherzweiß/ ſage ich/ iſt diß geredt/ aber das iſt dannoch wahr/ daß Gott Unterſcheid auf Erden haben will unter den Leuten. Gott ordnet und ſezet Obrigkeit/ darum iſt der Adel von Gott. Sum ̅ a Gott ſchaffet alle Staͤnde auf Erden.
|| [189]

Andacht=Lied. Um Weißheit/ und Verſtand/ das Gute zu erwaͤhlen.
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Nach der Singweiſe: Auf/ auf??? mein Hertz/ und du mein ganzer Sinn/ ꝛc.
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AUf Erden hier wohnt lauter Un= verſtand: ???(terland.
Der Himmel iſt der Weißheit Vat=
Dahin will ich mich jetzt im Geiſte ſchwingen/ ???(bringen.
Witz und Verſtand mit mir zurücke

2.
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Zum Sionsberg heb ich die Augen auf/
und mit Gebet mir Raht und Huͤlfe kauff:
Dort/ quellen auf/ die rechten Muſen= brunnen/
aus welchen kom ̅ t Witz und Verſtand gerunnen.

3.
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Laß deinen Geiſt/ O Gott/ mich feuren an/
der nur allein mich geiſtig machenkan.
|| [190]

Ohn dich iſt nichts mein Dichten und mein Wachen;
es kan ohn dich mein Machen wenig machen.

4=
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Gib ihn mir zu/ als einen treuen Raht/
wann meine Wahl wankt zwiſchen Nutz und Schad:
daß mein Verſtand nit moͤg deß Guten fehlen;
und daß der Will das Baͤſte moͤg er= waͤhlen.

5.
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Sag meinem Sinn/ wann er ſich ſelbſt vergißt/
was mir zu tuhn und was zulaſſen iſt:
daß ich nit blind und unvorſichtig lauffe/
und volles Sprungs in mein Verder= ben ſchnauffe.

6.
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Oft will ich nicht/ was ich doch heiſſe gut;
und tuhe das/ warvor mich warnen thut
dein Geiſt in mir. Laß mich nur ihm zuhoͤren/
und der Begierd ihr Drachen=Neſt zerſtoͤren.
|| [191]

7.
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Du legeſt mir oft Tod und Leben für:
diß ſchlag ich aus/ und jens erwaͤhl ich mir.
Vergib die Schuld; und laß mich Suͤn= de meiden:
Vor Gottesſurcht iſt mir viel Lohns beſcheiden.

8.
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Gott/ laß mich Gold nit ſuchen mehr als dich;
Die Tugend/ nicht das Gold/ bereichre mich;
Mein’ Ehre ſey nur dieſes/ dich zu ehren:
Laß keine Luſt mich/ auſſer dir/ begehren.

9.
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Ob mich auf Erd plagt Schmach/ und Noht/ und Leid:
Auf kurze Zeit folgt lange Ewigkeit.
Zwo freuden ſich und auch zwey Leiden zaͤhlen:
Man muß{ diß }Leid vor{ jene }
jens dieſe

Freud erwaͤhlen.
|| [192]

10.
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Hier Wohl/ dort Weh; hier Freud/ und dorten Leid;
Hier Seeligkeit/ dort lange bange Zeit;
hier reich/ dort arm; hier Himmel= reich/ dort Hoͤlle;
Hier Ehr/ dort Schmach: die Welt diß Urteihl faͤlle!

11.
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Hier Weh/ dort Wohl; hier Leid/ und dorten Freud;
Hier Eitelkeit; nnd dorten Ewigkeit;
hier arm/ dort reich; dort Himmel= reich/ hier Hoͤlle;
hier Schmach/ dort Ehr: hierauf mein Ziel ich ſtelle.

12.
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Das baͤſte Teihl/ O Gott/ erwaͤhl ich mir/
das mein ſoll ſeyn und bleiben fuͤr und fuͤr:
Die Welt (ſie mag ihr Teihl auf Erd verwalten)
das boͤſe Teihl dort ewig muß behalten.
|| [ID00263]
|| [ID00264]

VIII.
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|| [193]

Erklaͤrung.
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Fiſtula diſpar adest. 2. Has tu compinge cicutas Ordine & arte: 3. dabunt multiſonæ harmoniam.
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Jüngſthin/ als ein groſſes Feſt Haͤuſer Leerte/ Gaſſen füllte/
ſo/ daß man an ſtatt deß Pflaſters/ nichts als Menſchen=Koͤpfe ſah/
und ich an der Leute=Maͤng meiner Augen Hun= ger ſtillte:
Ich will ſagen/ was Gedanken kamen mir zu Sinn allda.
Einer gieng/ der ander ritt’/ und der dritte kam gefahren.
Ich ſah Buͤrger/ ich ſah Bauren arm und rei= che; Herꝛn und Knecht.
Dieſer/ trug zwuͤlch auf dem Leib; jener Gold und Seiden=Waaren/
Eines kond ich gar nit ſehen/ Eines duͤnkte mich nit recht:
Einer ſtund/ ich merkte wohl/ daß er/ was man gibt uͤm Kleider/
daß er Tahler muͤſte haben/ weil er praͤchtig pralt’ herein:
Dort ein ander armer Tropf lumpte/ wie ein Bauren=Schneider:
Gleichwohl war/ an Witz und Tugend/ dieſer groß und jener Klein.
|| [194]

Sind nit (dacht ich) dieſe Leut all aus einem Kloß gedrehet?
werden ſie nit wieder werden in dem Grab einander gleich?
Gleichen Brüdern werden ſonſt gleiche Kappen abgenehet:
Warüm iſt dann der vor dieſem an ſo man= chem Gluͤcke reich?
In dem Denken/ fuͤhrte mich meine Andacht hin zum Tempel.
Alda hoͤrt ich eine Orgel ihren Pfeiffen geben Wind.
Stracks hieß mich ein guter Geiſt davon nehmen ein Exempel
jener weiſſen Gottes=Ordnung/ die ſich aller Orten findt.
I. Gleich wie hier aus Einem Er??? alle Pfeiffen ſind gegoſſen/
gleichwol eine vor der andern groͤſſer iſt und groͤber klingt;
II. Wie ſie/ in ungleicher Reih aneinander ſind geſtoſſen/
III. und daraus ein’ Orgel worden/ die ſo wunderlieblich klingt:
Alſo hat aus einem Zeug GOtt die Menſchen zwar erſchaffen;
Doch macht Er/ aus weiſem Willen/ einen groß/ den andern klein.
Tummer Klügling/ wolteſt du dieſe ſchoͤne Ord= nung ſtraffen?
Soll ein Regiment beſtehen/ müſſen Obern Untern ſeyn.
|| [195]

Widerdinge muͤſſen ſich naͤchſt einander ſehba??? machen.
Waͤr kein Tahl/ wo waͤren Berge? wann wir alle waͤren reich/
Wo blieb lieb und Mildigkeit? Schauet alle Welt Rund=Sachen:
Engel/ Sternen/ Thiere/ Baͤume/ ſind auch nicht erſchaffen gleich.
S???h dich ſelber an/ O Menſch: Haubt und Hand ſind nit gnug Glieder:
Nein! du muſt auch Füſſe haben/ die dich tra= gen hin und her.
Drüm ſo lege/ du Geſchoͤpf/ dich vor deinem Schoͤpfer nieder/
und hilf ſeine Ordnung zieren/ wie er will/ was Stands/ und Wer.

Das Achte Capitel. Haͤlt in ſich die Urſachen/ wa= rum Gott ſolch einen Unterſcheid ſeiner Gaben halte unter den Menſchen?
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BEy allen ſolchen Faͤllen iſt naͤchſt der Verwunderung die erſte Frag: Wann ja das Gluͤck GOttes Vorſehung iſt/ die einem jeden das wenig oder viel zumiſſet/ und einen ſolchen Unter [196] ſcheid haͤlt/ warum es dann unſer HErꝛ Gott tuhe? warum er dem mehr als je= nem: den Gottloſen/ oͤftermal reicher/ an= ſehnlicher/ gewaltiger mache/ als den From= men: daß der mehr Gunſt habe als jener/ und ſo fort.Zwar die Urſachen zu wiſſen begehren/ ſolt ſich kein Menſch unterſtehen/ eben in Betrachtung daß er ein Menſch/ und der/ den er fragt/ kein Menſch: ſondern Gott iſt; er/ das Geſchoͤpf: der/ von dem ers wiſ= ſen will/ der Schoͤpfer: er/ der Knecht: den er examinirn will/ der Herꝛ/ und ſein Herꝛ iſt; Alſo lediglich in ſeines Gottes Willen ruhen/ und bedenken/ wie jener Kriegs= mann kluͤglich ſagte: 56 Militem tam neſcire quædam, quàm ſcire oportere, Ein Soldat muͤſſe wiſſen und nicht wiſſen; wiſſen/ verſtehe/ zu parirn/ was ſein Officir commandirt; nit wiſſen eben allezeit/ warum er es commandire? Item: 57 Parendo potius, quàm imperia Du- cum ſciſcitando, res militares contineri, [197] das Kriegsweſen beſtehe in gehor= ſam: nicht in vielen diſputirn und nachfrag: warum es der General befehle? Zu lezt ſpricht er: Vobis arma & animus ſunt, mihi conſilium & virtutis veſtræ regimen relinquitur, das iſt: Waffen und Muht gehoͤret euch: mir aber Raht und Anordnung/ wo euer Dapferkeit zu brauchen ſtehe. Das erfordert nun das Kriegs=Recht! In andern actionen der weltlichen Herꝛſchaft iſt es gleich ſo/ und ſchickt ſich ſonderlich hie= her/ was M. Terentius fuͤr dem Kaͤiſer Tiberio ſagte. Da er verklagt wurde/ daß er es mit dem Sejano gehalten/ der hoch am Hof angeſehen war/ da viel andre ihm ſol= ches aͤuſſerſt mißgoͤnnten. 58 Non eſt noſtrum, ſagt er/ æſtimare, quem ſupra cœteros & quibus de cauſis extollas. Tibi ſummum rerum judicium Dii dedere; mihi obſequii gloria relicta eſt. Abditos principis ſenſus, & ſi quid occultius parat, exquirere inlicitum, anceps, nec ideò aſſe- quare. Das iſt: Uns gebuͤhrt nit viel [198] zu gruͤbeln/ wen/ und warum du ei= nen über den andern erheben wilſt? Dann die Goͤtter haben dir eine freye Hand in allen Dingen gegeben; uns aber die Ehr dir zu gehorſamen. Seines Herꝛn Sinnen und Heim= ligkeiten nachforſchen iſt unrecht und mißlich/ und doch nicht zuerꝛahten oder zu erꝛeichen.Iſt es dann nun zwiſchen Menſchen recht/ und eine Schuldigkeit/ Seiner vor= geſetzten Ordre und Befehl/ ohne wider= bellen/ lediglich anzunehmen/ es gehe uns ein oder nicht; wir wiſſen die Urſach oder nicht; Wie vielmehr gehoͤrt der Gedank Gottes Urteihl zu/ der uns/ gleichſam wie in einem Kampf/ in die Welt ausgeteihlt hat/ einen zum General/ einen zum Leuten= amt/ einen zum Fußgaͤnger/ einen zum Reuter/ einen zum Troſſen gemacht/ und wo er nun hin commandirt/ entweder zu ſchlagen/ zu wachen/ zu marchirn/ zu gra= ben/ zu quartirn/ und was er fuͦr quartir aſſignirt; ſolches alles iſt/ ſo man weiß/ [199] daß deß Oberſten Feldherꝛn Ordre da iſt/ mit ſtillſchweige ̅ und das baͤſte hoffen/ wie der Prophet Eſaias redt im XXX. 15. anzunehmen. Im uͤbrigen werde weder Gluͤck noch Segen ſeyn/ wie eben der Pro= phet darzu ſetzt/ daß die Juden ſolches go- verno Gottes auch meiſtern wolten/ und ihrem Kopf das Commando laſſen. Ihr wollet nicht/ ſpricht er/ wie der Herꝛ will/ in ſtill ſeyn/ und hoffen bleiben/ und ſprecht: Nein! ſondern auf Roßen wollen wir fliehen/ und Huͤlf bey den Aegyptern ſuchen/ die dapffere Reuter und Ritter ſind/ auf daß wir mit ihnen lauter Ritter werden. Item. Auf Lauffern wol= len wir reuten. ℣ XVI. Und die Chal= deer bald uͤberjagen/ oder/ ſo es mißlingen ſolte/ eher ausreiſſen. Darum werdet ihr fluͤchtig ſeyn/ und ſie/ eure Verfolger/ euch uͤbereilen. Dann euer tauſent werden fliehen fuͤr eines einigen Chaldeers Schelten; ja fuͤr fuͤnfen werdet ihr alle fliehen. ℣. XVI. XVII.Pauli Meynung iſt allezeit das/ daß man [200] in die unbegreifliche Gericht Gottes/ und in ſeine unerforſchliche Wege nicht zu tieff greiffen oder ſuchen wolle. Ja lieber Menſch/ ſagt er/ Rom. IX. 20. Wer biſtu dann fuͤr ein groſſer Hanß/ daß du mit Gottrechten wilſt/ und eine groſ= ſe expoſtulation machen/ eine vidimirte Rechnung fordern? Spricht auch ein Werk zu ſeinem Meiſter: warum machſtu mich alſo/ und nicht groͤſſer/ nit von edlerem Zeug/ nicht auf eine Herꝛn= Tafel/ nicht ſtaͤrker/ nicht bunter/ nicht teu= rer? Der Seelige Gregorius gloſſirt ſehr ſchoͤn daruͤber: 59 Reſpondere Deo non poſſe convincitur, quòd homo nomina- tur, quia per hoc, quod de humo ſumtus eſt, judicia ſuperna diſcutere dignus non eſt, das iſt: Daß ein Menſch GOtt dem HErꝛn darauf nicht antworten koͤnne/ erhellt daher/ weil er Menſch heiſſet/ und eben darum/ weil er von der nidern Erden iſt/ nicht wuͤrdig iſt die obere hoͤhere Gericht zu durch [201] gehen. Hat nit ein Toͤpffer Macht/ ſpricht der Apoſtel ferner/ aus einem Klumpen/ zu machen ein Faß zu Ehren/ und das ander zu Unehren. Rom. IX. 21. Abermal ſchreibt Gregorius loco dicto: Auctoris facta ſemper indis- cuſſa veneranda ſunt, quia injuſta nequa- quam eſſe poſſunt. Rationem quippe de occulto ejus judicio quærere, nihil eſt aliud, quàm contra ejus conſilium ſuper- bire. Cùm ergo factorum cauſa non de- prehenditur, reſtat, ut ſub factis illius cum humilitate taceatur, quia nequaquam ſufficit ſenſus carnis, ut ſecreta penetret majeſtatis. Qui ergo in factis Dei ra- tionem non videt: infirmitatem ſuam conſiderans cur non videat, rationem videt. Das iſt: Deß Meiſters Werk muͤſſen ungemeiſtert geehret werden/ weil ſie nie ungerecht ſeyn koͤnnen. Dann ſeines verborgenen Gerichts ein Urſach forſchen wollen/ iſt nichts anders/ als wider ſeinen Rahtſchluß ſtolzieren wollen. So man dann ſei [202] ner Werk keine Urſach findet/ iſt uͦbrig daß man daruͤber in aller De= mut ſtill ſey/ weil der fleiſchliche Ver= ſtand bey weitem zu wenig iſt/ daß er der Goͤttlichen Majeſtaͤt Heimlig= keiten erſinne. Derowegen/ wann einer der Goͤttlichen Werke keine Urſach ſihet/ wird er finden/ daß das die Urſach ſey/ weil er ein ſchwacher und ohnmaͤchtiger Menſch iſt. Alſo/ verſtehe/ wird eben allein der Menſch nicht ſeyn/ mit dem Gott unter ſeinen Geſchoͤpfen allein/ nicht umgehen darf/ wie er will/ und einen daraus ſezen auf einen Kaͤiſerlichen Stul/ an eine Koͤnigliche Tafel/ oder in ein reiches Haußhalten/ in ein groſſes Ge= werb/ und dergleichen; den andern in einen Vieheſtall/ oder hinter einen Pflug/ aͤrmer oder niderer/ geehrter oder weniger geehrt/ und ſo fortan.Das iſt aber im End eben eine Urſach/ wann mans ja wiſſen will/ warum es Gott tuhe/ und ſolch einen Unterſcheid halte; nemlich/ weil er ein Gott iſt/ das iſt/ ein [203] Weſen das keinem unterworfen iſt/ und deßwegen eine freye Hand hat zu tuhn/ zu laſſen/ zu geben/ zu nehmen/ dem oder dem zu ſchenken/ jenem nicht; deme ein mehrers/ jenem ein wenigers/ dem dritten davon gar nichts; auf daß wir von ſeiner Macht/ und von ſeinem Reichtum recht glauben/ recht Unterꝛicht haben/ und ſeine Goͤttliche Ma= jeſtaͤt beſſer ehren koͤnnen/ und nicht Urſach nehmen auf einige Abgoͤtterey zu fallen/ und entweder von Menſchen; oder welches leider oft geſchiht/ gar von Teuffeln und boͤſen Geiſtern Huͤlf ſuchen/ reich/ anſehn= lich/ ſtark/ maͤchtig/ herꝛlich zu werden. Der gelehrte/ oft ſchon belobte Vatter Auguſti- nus ſchreibt in Andenken ſolches gar zu ſchoͤn: 60 Parùm eſt nobis dicere: Facit hæc Deus, donat hæc Deus: ſed ſolus facit, ſolus donat. Quid ſi enim facit hæc Deus, ſed facit hæc & aliquis non Deus? Facit hæc Deus, & ſolus facit. Et ſine cauſa iſta petuntur vel ab hominibus, vel à dæmonibus, & quæcunque bona acci- piunt inimici Dei, ab illo accipiunt: & [204] cum ab aliis petunt & accipiunt, ab illo accipiunt, das iſt: Zu wenig iſt es/ daß wir nur ſagen ſollen: Gott tuht das/ Gott ſchenkt das: ſondern ſo ſoll man reden: Gott tuht das allein/ GOtt ſchenkt das allein. Dann wann man ſpricht: Gott tuht das/ moͤcht ein an= drer denken: Etwan tuht es ein an= drer auch der nit Gott iſt. Allein da= bey bleibts: Gott tuht das/ und tuhts auch allein. Um weß willen ſolches vergebens erbetten wuͤrde entweder von Menſchen/ oder von Teuffeln; ja wann auch ſolches bey den Fein= den GOttes zu finden iſt: ſo wiſſe man/ daß auch ſie es von Gott em= pfangen/ und ob ſie es ſchon von an= dern bitten und ſichtbarlich nehmen/ ſo iſts doch anders nicht/ als daß man ſage: Auch unwiſſend haben ſie es/ von Gott und von niemand anders/ was ſie habe ̅ . Und abermal/ ſpricht er:61 [205] Si opus eſt carni pane, ſi opus eſt aquâ, ſi opus eſt vino, ſi opus eſt nummo, ſi opus eſt jumento carni huic, à Deo pe- tere debet, non à dæmoniis & idolis, & à neſcio quibus poteſtatibus hujus ſeculi. Sunt enim, qui, quando famem patiun- tur in iſto ſeculo, dimittunt Deum, & rogant Mercurium, aut rogant Jovem ut det illis, aut quem dicunt cœleſtem Pana, aut aliqua dæmonia ſimilia: non Deo ſitit caro ipſorum. Qui autem Deo ſi- tiunt, undiq́ue debent ſitire & anima & carne: quia & animæ Deus dat panem ſuum, id eſt, verbum veritatis: & carni Deus dat, quæ neceſſaria ſunt, quia Deus fecit & animam & carnem. Pro- pter carnem tuam rogas dæmonia. Num- quid animam Deus fecit & carnem tuam dœmonia fecerunt? Qui fecit animam, ipſe fecit & carnem. Qui fecit ambas res, ipſe paſcit ambas res. Das iſt; Wann dem Fleiſch Brot von noͤhten iſt/ oder Waſſer/ oder Wein/ oder Gelt/ oder Viehe/ ſolle ſie ſolches von GOtt bitten/ nicht von Teuffeln/ oder Goͤ [206] tzen/ oder weiß nicht was fuͤr Herꝛ= ſchaften dieſer Welt mehr. Dann es ſind Leute/ die/ wann ſie in dieſer Welt hunger leiden/ von Gott ab= weichen/ und den Merkurium oder den Jupiter bitten/ daß er ihnen ſol= ches gebe/ oder daß ſie den him ̅ liſchen Pan nennen/ oder andere ſolche Teu= fel mehr. Nach GOtt/ duͤrſtet ihr Fleiſch nicht. Die aber nach GOtt duͤrſtet/ muͤſſen mit Leib und Seel nach ihm duͤrſten/ weil Er der Seel ſein Brot gibt/ das iſt/ das Wort der Wahrheit/ und dem Fleiſch/ was ihm noͤhtig iſt/ als/ der Gott/ der Leib und Seel gemacht hat. Um deß Fleiſches willen bitteſt du die Teufel! Hat dan ̅ GOtt die Seel gemacht/ und die Teufel den Leib? Der die Seele ge= macht hat/ hat auch den Leib gemacht. Der Beyde gemacht hat/ ſpeiſet auch Beyde.Es iſt aber fuͤrs andere ſchon oben [207] auch eine Urſach angedeutet worden/ die wir da ein wenig widerholen. Alles halten wir ſonſt fuͤr weißlich und wolgetahn/ daß GOtt allerley Arten Voͤgel/ Vierfuͤſſiger Tiehre/ Pflanzen und Baͤume geſchaffen/ allerley Glieder an unſern Leib geſezt/ teihls zur Nohtdurft/ teihls zur Zierd. Waͤre es nun nicht eine toͤhrichte Frag/ wann man zu wiſſen begehrte: wa???um Gott ein Glied zum Kopf gemacht hab/ eines zum Herzen/ eines zum Magen/ eines weiß nit/ zu was/ eines zum Fuß? Ein Kind wurde ja ant= worten: Darum waͤre es geſchehen/ weil es die Nohtdurft erfordert/ und die Geſtalt eines Menſchen. Dann/ wann lauter Koͤpf waͤren/ lauter Herzen/ lauter Maͤgen/ lauter Fuͤſſe: wo wuͤrde ein ganzer Leib ſeyn? Item/ wann das eine Schoͤnheit macht/ ſo ein hoher Berg neben einem tieffen Tahl ſtehet; ſo gedenke man: daß der Gott aller Schoͤnheit/ und der GOtt der da weiß/ was wir alles und alle bedurfen Matt. VI. 32. auch die varietaͤt unter den Men= ſchen habe ordnen wollen/ damit ſie auch an ihrem Ort/ mit ſolchem Unterſcheid/ die [208] Schoͤnheit diefes ganzen Weltgebaͤues und aller Creaturen zieren helfen; nicht an= derſt/ als wie ein Gemaͤhl nur deſto ſchoͤner und kuͤnſtlicher geachtet wird/ wann es recht umbrirt iſt/ und dunkel und hell neben einander ſtehet/ ſchwarz und weiß fuͤglich gemengt iſt. Anderſt wuͤrde auch das Men= ſchliche Geſchlecht nicht ernaͤhret/ erhalten/ nicht regieret werden koͤnnen/ wann lauter Kaͤiſer/ lauter Koͤnig/ lauter Fuͤrſten/ lau= ter Herꝛn waͤren; ja es wurde vielmehr gar kein Kaͤiſer/ kein Koͤnig/ kein Fuͦrſt/ kein Herꝛ ſeyn/ wann alle in der Welt Herꝛn waͤren. Dann wo waͤre alsdann ein Un= tertahn? wo waͤre ein Knecht? wo aber kein Untertahn/ wo kein Knecht iſt: kan auch kein Kaͤiſer/ kein Herꝛ erdacht werden. Alſo hat GOtt zur Nohtdurft deß Kaͤiſers/ Koͤ= nigs/ Herꝛn/ die Untertahnen/ die Knecht/ die Bauren geſezt/ die ſie ernaͤhren/ verpfle= gen/ ihnen arbeiten/ froͤhnen muͤſſen. Zur Nohtdurft aber derer/ hat er Kaͤiſer/ Koͤni= ge/ Fuͤrſten/ Herꝛn geſetzt/ mit mehrerer Weißheit begabet/ einen groͤſſern reſpect erteihlt/ hoͤhere Gewalt geſchenket/ daß ſie jene verteidigen/ beſchuͤzen/ bewahren koͤn [209] nen/ alſo ein Teihl dem andern helfe/ der Staͤrkere dem Schwaͤchern/ der Edlere dem Unedlern/ der Maͤchtigere dem Ohn= maͤchtigern/ wie in einer ſchoͤnen Muſic ein Tohn dem andern/ der Groͤſſere dem Klei= nern; oder/ wie auf einer Lauten zum Ex= empel/ eine Seite der andern/ die Quint ſo wolder Baſs=Seiten/ als dieſe der Quinten.Nun moͤcht aber vielleicht jemand dieſe Ordnung Gottes wol billichen: aber da= ruͦber nur anſtehen: Warum GOtt eben ihn/ zum Exempel/ zu einem Bauren/ und nicht auch zu einem Edelman gemacht ha= be; warum jenen reich/ anſehnlich/ herꝛ= lich/ und ihn nicht? haͤtte er gleichwol einen andern arm/ unanſehnlich/ gering gemacht an ſeiner Statt! und ſo fort.Wie aber? wann der Ander wider ſo daͤchte/ wie du: Der Dritte auch: der Vierte auch: der Fuͤnfte/ der Sechſte/ und mehr/ auch; wie dann das Menſchliche Herz ſich nicht leicht erſaͤttigen laͤſſet/ und heißt wie der Poet ſpricht: Der Ochs wolt gern ein Pferd ſeyn/ damit er nur nimmer ackern dürfte; ſo wuͤrde [210] GOtt nimmermehr Ruhe haben von un= ſerm murꝛen und einreden/ und wann er ja auß dem Baurn/ zum Exempel/ einen Edelmann machte/ wuͤrde der etwan wol wider ein Freyherꝛ ſeyn wollen/ nach dem Freyherꝛn ein Graf/ nach dem Graͤflichen Stand ein Fuͤrſt/ nach dem Fuͤrſten ein Koͤnig/ nach dem Koͤnig ein Kaͤiſer. Wa= rum er dann nun dich zum Bauren/ jenen zum Knecht/ ꝛc. gemacht: dich aͤrmer/ jenen reicher: dich unanſehnlicher/ jenen anſehn= licher/ und ſo fort/ hat er darum getahn/ daß du mit deinem Bauren=und Knechtſtand/ mit deiner Armut und wenigerm Anſehen/ die Ordnung Gottes zieren ſollſt/ und an dem groſſen Gemaͤhl dieſer Welt/ ein Um- bra ſeyn: auf dem weiten Erdboden/ ein Tahl: in der Symphoni dieſer Creaturen/ eine Quinte.So wir uns noch weiter umſehen/ wa= rum es dem dann ſo oder ſo ergehe/ nur wie er ſichs fuͤrnim ̅ t/ oder dahin er etwan gar nicht denket: dem aber nit/ ob er ſichs gleich fuͤrnim ̅ t/ rennt und laufft? geſchiht es fuͤrs dritte darum/ auf daß wir lernen/ nicht [211] auf unſere Wiz und Verſtand zu bauen/ und denken/ wie Nebucadnezar: Ich hab die groſſe Babel erbauet: durch mein Vermoͤgen. Dan. IV. 30. Ich hab den/ meinen Feind/ geſchlagen durch meine Macht! den Reichtum erworben durch meine Spizfuͤndigkeit! die Gunſt erlan= get mit meiner Kunſt! die Heurat getahn durch mein Anſehen! den Dienſt erhoben durch meine Wolredenheit! ꝛc. Wie dann auch darinn unſer menſchliches Herz ein ſtolzes Herz iſt/ und ſich gern entweder ſelbſt ruͤhmt/ oder ruͤhmen hoͤret. Nein! ſagt gleichſam unſer Herꝛ GOtt darauf: Ich wills dem Menſchen weiſen/ daß der groſſe vorgenommene Babels Bau nicht Men= ſchenhaͤnde Werk iſt! daß der/ ſein Feind/ nicht durch ſeine Staͤrk geſchlagen ſey! der Reichtum nicht durch ſeinen eigenen Fleiß erworben! die Gunſt nit durch ſeine Kunſt erpracticirt! die Heurat nicht durch ſein Anſehen erhoben! Der Dienſt nicht durch ſeine Weißheit verdienet/ und dergleichen. So aber will es Gott weiſen/ daß er einen andern/ oder zween/ drey/ oder zwantzig/ dreiſſig/ eben ſo kuͤnſtlich/ ſo ſtark/ ſo maͤchtig/ [212] ſo anſehnlich/ ſo beredt macht/ eben den Weg gehen laͤßt/ eben die Mittel brauchen; und doch nichts wenigers als eben den Zwek er= reichen; an ſtatt der victori, eine verlohrne battaglia: an ſtatt deß Dienſts einen Ab= weiß: an ſtatt der Heurat/ wie man ſpricht/ den Korb: an ſtatt deß Reichtum/ Armut tragen; Damit im End auch unſer Gebet zu Gott deſto bruͤnſtiger werde/ als von dem ſolches Heil und Segen alles/ allein/ haubtſaͤchlich zu erbeten iſt.Nicht aber auch nur allein um deßwil= len tuht es Gott: ſondern fuͤrs vierte auch darum/ daß entweder ein Menſch dem an= dern eine Lehr und Spiegel ſey der Beſchei= denheit/ und der Demut; oder einer dem andern einen Troſt mache/ wann er ſihet/ wie unterſchiedlich Gott das menſchliche Geſchlecht graduirt hat. Einen Reichen/ zum Exempel/ hat Gott dem aͤrmern ent= gegen geſetzt/ auf daß er denke: ſich nicht zu erheben; weil ihn GOtt ſo wol haͤtte zu ei= nem Bettler und Kruͤpel machen koͤnnen; ja noch heut/ den Reichtum/ und das Ein= kommen/ und Gewinn nehmen und auch in Bettelſtab fuͤhren. Der arme aber ſoll [213] dagegen Gott danken/ daß er ihm/ in ſeiner Armut/ gleichwol eine Huͤlf geordnet haͤt= te/ oder den Troſt und die Hoffnung tragen laſſe/ daß er aus ſeiner Armut noch wol er= ledigt werden koͤnne/ von eben dem Gott/ der jenen ſo reich und beguͤtert gemacht haͤtte. Einem gelehrten hat Gott zugeſellt einen Ungelaͤhrten/ widerum/ auf daß jener an dieſem: dieſer an jenem lerne. Jener/ ſo gelehrt er iſt/ habe doch das zu lernen/ daß er ſeiner Weißheit nicht mißbrauche/ ſeinen guten Kopf nicht ſchwaͤche mit Freſſen und Sauffen/ mit Hurerey und Un= zucht/ dadurch er Wiz und Verſtand verlieren/ und ja ſo alber und unverſtaͤn= dig werden moͤchte/ als der/ ſeinem Ur= teihl nach/ Simpel und Einfaͤltige iſt. Der aber/ haͤtte wider an jenem zu lernen/ daß er ſich ſeiner Lehren und Anweiſung be= dienen ſolle/ in Gehorſam folgen/ und in ſeiner Einfalt/ aufs wenigſte mit ſeinem Gehorſam/ den gemeinen Fried und Ruhe foͤrdern helfen. Einen Fremden hat Gott außer ſeinem Vatterland/ da oder dort/ zu hohen Ehren gefuͤhrt; und die einheimi= ſchen gegen ihm viel geringer geſetzt/ auf daß [214] abermal einer deß andern Lehrmeiſter wer= de. Jener einheimiſche/ ſoll mit ſeinem Ex= empel und geringerern Gluͤck das lehren/ daß der Erdboden/ und ſein altes Vat= terland/ ſey deß Herꝛn/ und alles was darinnen iſt; verſtehe der Dienſt/ das Amt/ die Stell/ die Verwaltung/ und nicht eben auf die Lands=Kinder verpfaͤndet/ und von Gott/ gleichſam zur hypothec, eynge= ſezet/ der nun nimmer uͤber das Land und Herꝛſchaft/ und deſſen Guͤter und Ein= kommen einig recht habe. Dieſer/ ſoll jenen wider lehren/ daß er ſich bey ſolchem in der Frembd erlangten Gluͤck nit aufbruͤſten ſoll noch wolle/ und da/ wo man ihn ein=und etwan zum Diener/ angenommen hat/ do- minirn/ wie er ſeinem aufgeblaͤhten Sinn nach will/ hindern und druͤcken wen er/ durch ſein verliehenes interims=Anſehen/ kan und wolle/ und gleichſam deß Lands verweiſen/ in Betrachtung/ weil er von der Einheimi= ſchen Brot iſſet: Die Kinder aber nicht von ſeinem; alſo die Wurtzel ihn/ er/ die Wurtzel nicht traͤgt/ deſſen Saffts er [215] doch teihlhafftig worden iſt/ daß wir deß Apoſtels Wort brauchen. Rom. XI. ℣. 17. 18.Noch eine und die fuͤnfte Urſach gibt die Betrachtung deſſen/ und dieſe/ daß man Gottes Gaben ſo hoch nicht achtete/ wann wir nicht derſelben eine Ungleichheit wiſſe= ten. Die Perſer fuͤhren zu ſolchem End das Sprichwort: Wan ̅ alle Naͤchte maͤch= tige Wunder naͤchte waͤren/ ſo wuͦr= de die eine maͤchtige Wundernacht nicht in ſo groſſem wehrt mehr ſeyn. Und. Wan ̅ alle Steine Badachſcha= niſche Rubinen waͤren/ ſo wuͤrde der Preiß ſolcher Rubinnen und der ge= meinen Stein eines ſeyn. Gleich wie nun/ wer nie in einem Sturm zu Waſſer geweſt/ nicht bedaͤchte/ was ſey mit gutem Wind fahren: Wer nie Ungewitter gehoͤ= ret/ alle Heytern fuͤr ſo was ſonders nicht hielte: wer nie ein Schmerzen und Krank= heit erfahren/ nimmermehr Gott ſo brün= ſtig um geſunden Leib baͤte: Alſo geſchaͤhe es fuͤrwahr auch. Wann Gott alle Men= ſchen gleich reich gemacht haͤtte/ gleich [216] maͤchtig/ gleich anſehnlich/ erkennte man nicht ſo hoch/ was Gottes Seegen ſey; Da er aber die Armut dem Reichtum: Die Macht der Ohnmacht: die groͤſſere der klei= nern Ehr: die hoͤhere der niderern Wuͤr= den/ und ſo fort/ an die Seiten geſezt: ſihet man erſt/ was Uberfluß/ was Macht/ was Ehr ſey/ was Würden/ und dergleichen heiſſe? wann GOtt alle zu Edelleuten ge= macht haͤtte/ verſtuͤnde man nicht/ was der Adel iſt. Da er aber Unedle auch geſchaf= fen/ rechnet mans erſt aus/ was ein Edel= man iſt? Wann Gott eines jeden Tuhn und Fuͤrnehmen lieſſe fortgehen/ wie er ſichs nur ſelbſt einbildet/ wuͤrde mancher denken: Gott koͤnne es nicht anderſt machen/ er ſey daran gebunden. Da er aber zwey=drey= zwanzig=dreyſſigmal eben das Ding an= greiffen laͤßt/ eben auf ſolche Manier/ eben durch ſolche Mittel/ und doch nicht eben den effect erꝛeichen/ eben die Gunſt erhe= ben/ gleichen Gewinn erwerben/ grad in ſolchen Ehren ſeyn; macht er damit das/ daß jenes erſt für gluͤkſeelig/ fuͤr gebenedeyet gerechnet/ und Gottes Reichtum deſto deut= licher erkennt werde/ der/ ſo zu reden/ wie ein [217] Kraͤmer allerley Waaren im Laden hat/ und recht ſortirt iſt/ zum Exempel/ mit Sammet/ mit Seiden/ mit Scharlack/ und Purpur; aber darneben auch mit ge= ringern und ſchlechtern Zeug/ mit Zwillich/ und Boi/ und Schetter; ja einerley Farb ein geringers und koſtbarers/ und wider ein theurers und wolfeilers Tuch fuͤhrt/ die in ſeinem wehrt alle taugen/ und ihren Nuzen haben; eines aber für einen Kaͤiſer und Koͤnig/ eines fuͤr einen Bauren und Pferd= Knecht gehoͤrt/ deren Unterſchied man nit eher findet/ als wann mans neben einan= der haͤlt/ neben einander betaſtet/ da jenes viel ſubtiler/ und zaͤrter/ und klaͤrer: dieſes zottichter/ rauher/ groͤber/ ſchweerer iſt: Alſo/ ſprich ich/ kan man wol Gleichnißweiß von den Gaben GOttes reden/ deren hoͤhern und niderern Gebrauch/ geringern un ̅ groͤſ= ſern Glanz man nimmermehꝛ wuͤſte/ wann GOtt nicht eines neben das andere gelegt und fuͤrgetragen haͤtte/ und unſere Sinnen und Vernunft gleichſam daran greiffen ließ/ und ſehen/ daß die Gab/ edler/ reiner/ anfehnlicher/ groͤſſer/ teurer ſey: jene nide= rer/ geringer/ unwehrter/ ob ſie ſchon alle ins [218] geſamt ihren Nutzen und Brauch haben: Und wann nun gleich Gott den oder den/ der ja mit ſeinen Gaben nicht zu frieden ſeyn wolte/ hoͤher ſetzte/ und aus einem Zwillich und Schetter/ ſo zu reden/ einen Purpur und Scharlack mach ete/ ſo muͤſt’ er doch andere haben/ in deren compara- tion und Gegenſaz/ jenes/ fuͤr Purpur und Scharlack geachtet wuͤrde/ die/ wann ſie wi= der mit ihrem Stand nicht zu frieden waͤ= ren/ endlich alle differenz aufheben wür= den/ daran man den valor und die Wuͤrde der Gaben Gottes/ baͤſſer und deutlicher vernehmen koͤnte/ und moͤchte.Es erhielt aber mancher/ mehr ſeine ̅ Scha= den an Leib und Seel: als ſeinen zeitlichen und ewigen Nuzen/ wann ihm die Gab zu= kaͤme/ die jener hat; welches eben eine neue und die ſechſte Urſach iſt/ warum er den in einer Armut; jenen in einem Nidern= ſtand; dem dritten das Anſehen nit zu groß laͤßt: dem vierten die Heurat nicht fortge= hen: den fuͤnften ſo maͤchtig nicht werden/ und ſo fort. Denn man gedenke nur: ob nicht dem Reichen Mann baͤſſer geweſen waͤre/ an Lazari ſtatt zu ſeyn/ wann man [219] ſeine Angſt und ſeine Quaal bedenket/ Luc. XVI. ℣. 19. 26. Etwan wurde er andaͤchtiger ſich erwieſen haben/ maͤſſiger in Eſſen und Trinken/ demütiger in Klei= dungen/ mitleidiger gegen ſeinen Naͤchſten/ wo nicht in der Taht/ doch aufs wenigſte im Herzen. Er weiſet aber mit ſeinem Exem= pel/ was drey Evangeliſten ſchreiben/ daß freylich wol leichter ſey/ daß ein Ca= meel durch ein Nadeloͤhr gehe/ als daß ein Reicher ins Reich GOttes komme. Matth. XIX. 24. Marc. X. 25. Luc. XVIII. 25. Was hat dem Haman ſein groſſes Anſehen gedient? wie ehrlicher waͤre er geſtorben/ wann ihn nicht halb ſo/ die Hofgunſt erhoben haͤtte? Eſth. VII. ℣. 9. 10. Wann manchem die oder die Heurat angieng/ was fuͤr eine unruͤhige betruͤbte Zeit ſeines Lebens wuͤrde er haben? wann GOtt manchen ſo ſonders maͤchtig machte/ und ihm die Gaben gebe/ die Salo= mon gehabt: ob ſie ihn nicht ſo wol zu Fall bringen wurden als jenen/ ſtehet in einem groſſen Zweifel. Alſo moͤchte es hier auch wol heiſſen/ was dort der Mutter der Kin [220] der Zebedæi zur Antwort wird: Ihr wiſ= ſet nicht was ihr bittet! Matth. XX. ℣. 22. Marc. X. 38. Nit anders wir auch! Oft mehr wider uns/ als vor uns! und da wir meynten Gluͤck zu erheben/ erſt recht ins Ungluͤck giengen.Oft gibt auch GOtt/ fuͤrs ſiebende/ manchem Menſchen/ das Gluͤck/ um ſeiner Eltern Froͤmkeit willen. Das weiſet der CXII. Pſalm. Wol dem/ der den Her= ren fürchtet/ der groſſe Luſt hat zu ſeinen Gebotten/ deß Saame wird gewaltig ſeyn auf Erden/ das Ge= ſchlecht der Frommen wird geſegnet ſeyn/ Reichtum und Fuͦlle wird in ih= rem Hauſe ſeyn. ℣. I. II. III. Moſes hat das Wort Gottes ſeinem Volk fürgetra= gen/ daß er/ wie er die Miſſetaht der Vaͤtter heimſuchen wolle an den Kindern/ biß ins dritte und vierte Glied: alſo dagegen biß ins tauſenſte Barmherzigkeit tuhn wolle um der Eltern willen/ die ihn lieben und ſeine Ge= bott halten. Exod. XX. 5. 6. Die Exem [221] pel der Schrift ſind klar und deutlich. Zu Iſaac ſagte Gott ſelbſt: Ich bin deines Vatters Abrahams GOtt/ fuͤrchte dich nicht! dann ich bin mit dir/ und will dich ſegnen/ und deinen Saa= men mehren/ um meines Knechts Abrahams willen. Gen. XXVI. ℣. 24. Ob ſich ſchon Salomon mit Abgoͤtterey ſehr verſuͤndiget hatte/ und Gott billich alles Ungluͤck uͤber ihn haͤtte ſollen kommen laſ= ſen; macht dannoch ſeines Vatters Da= vids Froͤm ̅ keit/ daß das Gluͤck und Koͤnig= liche Anſehen/ weder in ſeinem Leben/ noch nach ſeinem Tod/ gar/ von ſeinem Stam= men weggenommen werden ſolte. Bey deiner Zeit/ ſpricht Gott/ will ich das Koͤnigreich nicht von dir reiſſen/ und deinen Knechten geben/ um deines Vatters Davids willen! und ob es ſchon nach ſeinem Tod etwas einen Stoß leiden ſoll/ wolle doch Gott das ganze Koͤ= nigreich nicht abreiſſen/ und aufs wenigſte einen Stamm noch ſeinem Sohn laſſen um Davids willen ſeines Knechts/ [222] I. Reg. XI. 12. 13. Warum es dann nun der oder der familien/ ſo viel Jahr/ ſo nach Wunſch gehet/ in flor bleibet/ im eſſe, wie man ſpricht/ ſihet Gott oft ihrer Vorfahren Gehorſam an; oder oft auch nur ein ſon= derlich Werk derſelben das ſie getahn/ und nach ſeinem Willen verbracht haben/ ob ſie auch ſchon ſonſten anderweit ſich groͤblich verſuͤndigt haben. Das Exempel iſt an Jehu/ der von den Suͤnden Jeroboams/ deß Sohns Nabat/ der Iſrael ſündigen machte/ nicht ließ/ von den guldenen Kaͤl= bern zu Bethel und zu Dan; doch dan= noch/ weil er den Baal aus Iſrael vertilget/ ſprach der Herꝛ zu ihm: darum daß du biſt willig geweſen zu tuhn/ was mir gefallen hat/ und haſt am Hauſe Ahab getahn alles/ was in meinem Herzen war/ ſollen dir auf dem Stul Iſrael ſizen deine Kinder ins Vierte Glied. II. Reg. X. 26.–31. Wie dann Jehu ſelbſt noch Acht und Zwanzig Jahr regirt; ſein Sohn Joachas/ ſiebenzehen; ſein Enen= kel Joas/ ſechzehen; ſein Uhrenkel Jero= boam/ Ein und Vierzig: ſein Uhrurenenkel [223] Zacharias/ ſechs Monat; daß alſo die Cron/ bey dem Stamm/ biß auf die hun= dert und zwey Jahr/ ſechs Monat geblie= ben iſt. Quàm diverſa ſunt Dei judicia à judiciis hominum? Alius tot cædes à Je- hu perpetratas, dignas graviſſimis ſuppli- ciis judicaſſet: Deus verò verbo ſuo præceptam crudelitatem (ſi tamen cru- delitas eſt dicenda) laude & præmio pro- ſequendam cenſet, ſchreibt hieruͤber Oſi- ander. Das iſt. Wie ſind Gottes Ge= richte ſo viel anderſt/ als der Men= ſchen Gerichte? Es ſolt einer geden= ken: So viel Todſchlaͤg/ die Jehu ge= tahn/ waͤren aller aͤuſſerſten Straf= fen wehrt. Gott aber will die Blut= gierigkeit (wann es anderſt ſo zu nen= nen iſt) mit Lob und Ehren belohnen. Sæpe enim fieri ſolet, ſetzt der Seel. Alte Brentius 62 darzu/ ut impii quidem per- ſonâ, opere tamen talia facta perpetrent, quæ à Domino bonis terrenis remune- rantur. Das iſt: Oft pflegt es alſo zu [224] gehen/ daß eine/ an ſich gottloſe Per= ſon/ doch ein ſolch Werk verꝛichtet das Gott mit zeitlichen Guͤtern be= lohnen will.Zu allerlezt geſchiht es oft wol andern zur Straff/ daß eben dieſe oder jene ſo reich/ ſo maͤchtig/ ſo anſehnlich/ und dergleichen/ werden/ der Dienſt/ die Heurat/ das Amt/ die Handlung erlangen/ die doch in der Haut boͤſe Buben ſind. Mancher Statt/ manches Landes/ Regiments/ Handels/ Handwerkes/ Amtes Suͤnden haben es verdienet/ daß Gott ſolches zulaͤſſet ???d uͤber ſie verhaͤngt/ daß ein anderer/ viel untuͤchti= gerer/ das Koͤnigreich/ die Herꝛſchaft/ die Gewalt/ den Dienſt/ den Genieß/ die Handlung/ die Kundſchaft/ das Anſehen erlangt; Und dieſe oder jene familia, das ho= he Hauß/ das alte Geſchlecht/ die Suͤnde alſo buͤſſen muͤſſ???/ die entweder ihre Vor= fahren/ oder ſie ſelbſt mit Hoffart/ mit Ver= ſchwendung/ mit Verachtung GOttes Worts/ oder/ wie es nahmen hat/ began= gen haben/ und wol ſchwerlich mehr ſo ſeelig werden/ daß ſie gelehrtere Leute in Dienſten/ [225] redlichere in Aemtern/ gewiſſenhaftere in Handlung/ getreuere in der Regierung/ ſorgfaͤltigere in Verꝛichtungen/ wolmei= nendere in Rahtſchlaͤgen/ und auch der= gleichen haben ſollen. Den Regierſtand betreffend/ ſagt GOtt Ephraim unter die Augen/ daß er ihm gegeben hab einen Koͤnig im Zorn. Oſ. XIII. 11. Juda und Jeruſalem drohet er/ daß er ihnen Juͤng= linge zu Fuͤrſten geben/ und Kindiſche uͤber ſie herꝛſchen laſſen wolle. Eſai. III. ℣. 4. Elihu ſprach dorten: Es laſſe Gott auch uͤber Voͤlker und Leute regirn Heuchler/ und laſſe dagegen einen From= men in nidererm Stand. Warum? daß jener das Volk dringe/ im XXXIV. 30. Es erwaͤhnt Cedrenus dieſer Geſchicht. Da der Bluthund Phocas zu der Roͤmi= ſchen Kron gelanget/ und einer aus den Geiſtlichen zu Conſtantinopel/ mit unſerm Herꝛn GOtt deßwegen nicht zum baͤſten zufrieden geweſen/ und ſo hefftig geklagt/ daß ein ſolcher gottloſer Menſch über Chri= ſten herꝛſchen ſolle; waͤre ihm/ da er ganz niemand hinter und vor ſich ſahe/ dieſe [226] Stimm worden: 63 Deteriorem alium inveniri potuiſſe nullum. At hoc meruiſ- ſe Conſtantinopolitanoru ̅ vitia. Das iſt; Man haͤtte keinen ſchlimmern finden koͤnnen/ als den; Und haͤtten die Suͤn= den derer zu Conſtantinopel das ver= dienet. Was da von dem hohen Politi= ſchen Stand geredet iſt/ iſt von allen an= dern Faͤllen ingleichen zu verſtehen; zum Exempel/ daß mancher unvernuͤnftiger/ un= geſchickter zu Dienſten/ zu Aemtern/ zu ſol= cher Handlung/ und ſo fort/ kommet/ man= cher feiner/ gelehrter/ weiſer Menſch nach= gehen/ nachſitzen/ weichen muß. Von dem Geiſtlichen Stand/ darinn ſichs eben ſo wol findet/ ſtehet in Jure Canonico 64 dieſe Red: Tale aliquod intelligamus etiam in Eccleſiis fieri: quòd pro meritis populi, aut in verbo & opere potens tri- buitur à Deo rector Eccleſiæ: aut, ſi malignum faciat populus, in conſpectu Domini, talis Eccleſiæ judex datur, ſub [227] quo famem & ſitim populus patiatur; non famem panis, neque ſitim aquæ: ſed fa- mem audiendi Verbum Domini. Das iſt: dergleichen etwas ſehen wir/ daß auch in der Kirche geſchiht: daß/ nach dem es ein Volk verdienet/ ſelbigem auch in Worten und Werken ein maͤchti= ger Lehrer gegeben werde: oder aber/ wann es in Gottes Augen ſich ver= ſuͤndiget/ ſo wird ihm auch ein ſolcher Kirchendiener gegeben/ unter wel= chem es Hunger und Durſt leiden muß; nit einen Hunger nach Brod/ oder Durſt nach Waſſer: ſondern einen Hunger/ das Wort Gottes zu hoͤren. Was Evariſtus 65 den Egyptern geſchrieben/ iſt wol hier anzufuͤgen wehrt. Ein Muͤnch/ ſagt er/ waͤre in der Statt Thebis zum Biſchoff erwaͤhlet worden/ ein Grundſchalk. Da er ſich aber dieſer Bi= ſchofflichen Wuͤrde ſo maͤchtig uͤberhoben haͤtte/ haͤtte der Engel deß HErꝛn zu ihm geſprochen: Warum biſtu alſo ſtolz/ [228] und gefaͤlleſt dir ſelbſt ſo trefflich? O du ungluͤckſeeliger Menſch! du biſt nicht zum Biſchoff gemacht darum/ daß du deß Prieſtertums wuͤrdig wa= reſt: ſondern weil die Statt keines baͤſſern Biſchoffs wehrt war.

Andacht=Lied. Wider die Hoffart.
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Nach der Singweiſe: Wo iſt mein ſchoͤnſter Fuͤrſt und Herꝛ hin ̅ = kommen/ ꝛc.
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1.
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WElt=Mutter du! wir/ Eva deine Kinder/ ???(Suͤnder:
wir gleichen dir/ wir nach gebohrne
der Hoffart Sinn
reißt uns dahin/
der Stolz iſt unſrer Herzen Uberwinder.

2.
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Du/ ſtiegeſt hoch und fieleſt tieff hernieder:
Wir/ folgen nach/ und ſtreben Gott zuwider
|| [229]

mit Ubermut
der nicht gut tuht:
es will doch nur der Groͤſte ſeyn ein jeder.

3.
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Ich auch O Gott/ bin/ dieſer Suͤnder einer/
ein Eva=Sohn/ der ſich gar nit kan kleiner
als andre ſehn/
ſich will erhoͤhn: ???(meiner.
der Stolz macht mich vergeſſen dein=und

4.
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Biſt du es nicht/ du Schoͤpfer aller Dinge/
der mich mag mache ̅ groß un ̅ auch geringe?
dein Tohnbin Ich;
und meiſtre dich/
als ob dein Raht an meinem Willen hienge.

5. ???(Erde/
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Was zeih ich mich/ ich Koht/ ich Staub und
daß ich vor dir aus Trotze murꝛend werde?
da ich verlohrn
und bin gebohrn ???(Heerde.
ein Brand zu ſeyn dort auf dem Hoͤllen

6.
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Laß mich vielmehr mit Danke dich erheben/
daß du mir Seel=und Menſchgeſtalt gegebe ̅ ;
und daß ich nit
ein Tuͤrk noch Juͦd
noch Heyde bin; nicht hab der Thiere Lebe ̅ .
|| [230]

7.
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Mir ſey genug/ daß auch vor mich geſtorben
dein lieber Sohn/ jens Leben mir erworben.
Ach! dieſe Ehr/
und keine mehr ???(dorben.
begehr’ ein Menſch: dann ſonſt waͤr er ver=

8.
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Je kleiner ich in meinen Augen ſchwebe/
je hoͤher ich in deinen mich erhebe.
der Demut=Weg/
der Himmelſteg!
Gib/ daß ich hoch/ doch in der Nidre/ ſtrebe.

9.
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Du ſitzeſt hoch/ und ſiheſt tieff hernider.
Muß ich ſchon ſeyn ein Fuß der andren
Es ſchadt mir nicht. ???(Glieder:
dein Wort verſpricht:
Wer nidrigt ſich/ der wird erhoͤhet wieder.

10.
[arrow up]


Laß mich allein/ wie klein ich ſey auf Erden/
ein groſſes Werkzeug deiner Ehren werde ̅ .
Dein’ Ordnung hier
gib daß ich zier’
in Demut/ ſchlecht und recht/ und ohn Be= ſchwerden.
|| [ID00303]
|| [ID00304]

IX.
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|| [231]

Erklaͤrung.
[arrow up]

Est Deus, est Juſtus. 2. Rationis murmu- rapœnam ???(tace??? ſollicitant. 3. Oculos comprime, crede.
[arrow up]


DIe Sonne war zu Bett. Ich ſaß in meinem Zimmer:
ein Liecht das muſte mir an ſtatt der Son ̅ e ſeyn;
Die Nacht war mir nit Nacht beym hellen Kertzen=Schein. ???(im ̅ er
Doch war es Nacht in mir: Es quaͤlte mich noch
der boͤſen Leute Gluͤck. Ich dachte: Jener Bub/
der ſelten denkt an Gott/ iſt herꝛlich und erhaben;
Gott goͤnnt ihm/ die er nur mißbrauchet/ ſeine Gaben; ???(grub???
und waͤr er arm/ er führ nit in die Hoͤllen=
Ein andrer/ der ſich ſtaͤts mit Arbeit und mit Bete ̅
abmartert Nacht und Tag/ der from ̅ und Chriſt= lich lebt: ???(begraͤdt/
es hilft ihn nichts/ die Roht ihn vor dem Tod
Gott laͤßt ihn/ wie er ſteckt/ in Kummer/ Sorg/ und Noͤten. ???(ſeyn.
Ich ſag/ es muß kein Gott/ kein Welt-Regierer
Was nutzet Froͤm ̅ igkeit/ wann da iſt kein Belohne ̅ ?
Was ſchadet/ Boͤſes=thun/ bey Nachſehn und verſchonen? ???(ein.
I. Iſt Gott/ iſt Er gerecht/ ſtell’ Er diß Unrecht
II. Als ich ſo dacht und ſaß/ da hoͤrt’ ich etwas ſchnurꝛen. ???(verbrennt/
Ich ſucht’; es war ein Schnak/ der ſich am Liecht
dieweil er flog darein in dem es ihn geblendt.
|| [232]

Straks bildet ich mir vor hierbey mein vorigs Murꝛen. ???(ſtand/
Es war ein ſolcher Schnak geweſen mein Ver=
der in das Gottesliecht/ in Gottes Tuhn/ wolt ſehe ̅ .
der laͤſtern dorfte das/ was er nit kan verſtehen:
der nun forcht Gottes Zorn/ und fuͤhlte deſſen Brand.
darf je ein Untertahn auch ſeinen Koͤnig fragen/
um diß und jenes Tuhn? der Menſch/ der Sün= den Knecht/
der Madenſack/ darf GOtt beſprechen um ſein Recht:
er will ſein Gluͤcke nit auf deſſen Wage wagen.
Gott iſt gerecht: und/ wer diß laͤugnet/ ihn ver= leugnt.
III. Sein Raht verborgen iſt. Vernunfft/ laß dir die Augen
verbinden/ die hierinn gar nichts zu ſehen tauge ̅ .
der Glaube baͤſſer ſiht/ dem kein Geſichte eignt.
die Gottesfurcht/ ein Schloß vor deine Lip= pen lege/
daß ſie nit oͤffnen ſich/ zu laͤſtern Gottes Raht.
Gott/ was er will/ zu tuhn und auch zu laſſen hat.
Du Blindlind/ wolteſt du außforſchen ſeine Wege?
|| [233]

Das Neunte Capitel/ haͤlt in ſich Die Serupel und Einwuͤrf die unſer Fleiſch und Blut uͤber ſolches alles fuͤhret und erꝛeget.
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OFT hab ich ſelbſten gehoͤret/ wann man manchen angeſe= hen/ der gern reich/ hoch reſpe- ctirt ſeyn wolte/ das oder das Amt gern haben/ die Nahrung/ die Heu= rat/ das Hauß/ das Gewerb/ und doch nit dahin bringen koͤnnen/ und ſizend blieben/ nicht geachtet/ nicht eimual nominiret/ noch wol offentlich beſchimpfet; ein anderer aber dagegen herfuͤrgezogen worden/ und man ſeine laudes groß gemacht/ der jenem auch wol in der Wahrheit nicht zu vergleichen war/ viel andaͤchtiger/ gelehrter/ bedachtſa= mer/ beleſener/ emſiger/ ſittſamer/ edler als jener. Selbſten/ ſprich ich/ hab ich gehoͤret/ [234] daß man geſagt: Es hilft kein Beten/ kein Studieren/ kein Arbeiten; weil es Gott/ ſo oder ſo/ mit einem jeden Men= ſchen zu machen/ von Ewigkeit beſchloſſen hat/ den zu dem Dienſt zu erheben/ der deſ= ſen gegen jenem nicht wuͤrdig iſt; die Heu= rat dem zu geben/ der ſich nicht groß drum reißt/ den Reichtum dem/ der ihn ſo uͤbel an= legt und verſchwendet: die Gunſt hoher Leut/ damit er andere fromme/ gelehrte/ ein= faͤltige drukt und hindert. Es tuhe nun ein ſolcher was er wolle/ er renne/ er lauffe/ er ſpendire/ er ſchreibe/ er bitte/ ſo geſchehe es doch nicht/ und koͤnne nicht geſchehen/ weil GOtt jenen von Ewigkeit darzu erſe= hen hab/ und dieſen nicht/ der es doch noch wol tauſentmal baͤſſer anlegen wolte/ als je= ner. Oder/ es iſt endlich dahin kommen/ daß man noch einmal nicht hat glauben koͤnnen/ daß das Ding anderſt/ als zufaͤlli= ger Weiſe zugehen koͤnne. Dann/ wann es Gottes Will waͤre/ hat man geſagt/ wurde ja die Tugend/ die Kunſt/ die Qualitaͤten/ die in dem Menſchen ſind/ nicht ſo gehem ̅ t/ gehindert/ gedruckt/ geſpoͤttelt; und dagegen [235] die Unwiſſenheit fuͦrgezogen/ die Narꝛheit erhoben/ der Stolz gefoͤrdert werden. Das tuhe ja GOtt nicht/ der ſeine Gaben nicht ſelbſt deſpectire/ oder dem Menſchen Anlaß gebe zu deſpectirn; oder aber/ es muͤſſe Gott ein ungerechter Gott ſeyn/ und nicht nach Billigkeit handeln! dann es ſey billich/ daß ein weiſer einem Tohren vorgehe: ein Ge= lehrter einem Ungelehrten; ein Einheimi= ſcher oder Landskind einem Fremden; Ja wo bleibt ſolcher Geſtalt das/ daß die Gott= ſeeligkeit die Verheiſſung habe dieſes und deß zukuͤnftigen Lebens. I. Tim. V. ℣. 8.Viel=und Weitlaͤuffigerer Eroͤrterung iſt das alles wehrt/ um/ mehrere Vergnuͦg= ligkeit deß Herzens zu wegen zu bringen. Wollens demnach in einer baͤſſern Ord= nung/ und Stuͤck von Stuͤck erwaͤgen!Das erſte iſt ein maͤchtiges Wort unſers Widerſpenſtigen Fleiſches/ daß man den= ket/ weil der oder der/ das Gluͤck/ Ehre/ Reichtum/ Gunſt/ Anſehen/ Heurat/ Amt und Dienſt nicht erlangt/ der doch GOtt ſo innbrünſtig darum bittet/ ſo muͤſſe man al [236] lerdings gedenken: Es helf kein beten mehr; Man wolle es eben ſo mehr bleiben laſſen: Es muͤſſe doch kommen was kom= men ſoll; und was nit kom ̅ en ſoll/ koͤnne doch auch nimmermehr erbetten werden/ wann man gar die Knie wegknieete.Man muß aber dagegen wiſſen/ wie ei= nes Chriſten Gebet beſchaffen ſeyn ſoll? Dann es iſt wahr/ nicht alles beten hilft; weil es auch ein Gebet darnach iſt. Der tiefſinnige Italiener/ Thomas de Aquino, 66 ſezt unter andern Urſachen warnm unſer Gebet nicht jederzeit von Gott erhoͤret werde/ auch dieſe: Deus deſide- ria rationalis creaturæ adimplet, in quan- tum deſiderat bonum; quandoq́ue au- tem contingit, quòd id, quod petitur, non eſt verum bonum: ſed apparens; ſimpli- citer autem malum; non eſt ergo talis o- ratio à Deo exaudibilis. Hinc eſt quod dicitur Jacob. IV. 3. Petitis & non acci- pitis, eò, quòd male petatis. Das iſt: Gott erfüllt unſer menſchliches Be [237] gehren/ ſo fern wir etwas gutes be= gehren. Mehrmal aber geſchiht es/ daß/ was wir bitten/ nur ſo ſcheinet als ob es gut waͤre/ da es doch recht boͤß iſt. Daher komt es/ daß ein ſolch Gebet bey Gott nicht erhoͤret ſey; wie der H. Jacobus auch ſpreche: Ihr bittet und krieget nicht/ darum: daß ihr uͤbel bittet. IV. 3. Und nach etlichen ſchreibt er wider: Contingit quandoque, quòd aliquis ex amicitia deneget, quod petitur ab amico; quia cognoſcit hoc ei eſſe nocivum, vel contrarium ei magis expedire; ut medicus infirmanti quan- doq́ue denegat quod petit, conſiderans quòd non expedit ei ad ſalutem corporis conſequendam, das iſt: Es pflegt biß= weilen der baͤſte Freund/ aus baͤſter Freundſchafft/ ſeinem andern Freund nicht zu willfahren; weil er weiß/ daß baͤſſer ſey das Ding abzuſchlagen: als zuzuſagen; gleich wie ein Arzt ſeinem Patienten je zu Zeiten etwas verſagt/ in Betrachtung daß es zu ſei [238] ner Geſundheit je nit diene. Welcher Geſtalt der Seel. Auguſtinus 67 auch pflegte zu ſagen: Licet aliquis non eſt ex- auditus ad voluntatem: eſt tamen exau- ditus ad ſalutem. Das iſt: Iſt eines Ge= bet nicht erhoͤret nach ſeinem Willen/ ſo gedenke er/ daß es erhoͤret ſey nach ſeiner Seelen baͤſten.Demnach iſt wol zu behalten/ wer Gott um zeitliche Gluͤcksguͤter/ von welchen wir hier ſonderlich reden/ bitten will/ daß ers mit Beding tuhn ſoll/ ſo der Herꝛ will Matt. VIII. 2. Jacob. IV. 15. und uns/ oder den unſerigen zu Leib und Seel dienlich iſt: Weil nun Gott am baͤſten weiß/ ob/ wie/ wo/ wan ̅ / die Ehr/ der Reichtum/ die Gunſt/ das Amt uns nutzlich/ oder den unſerigen gedeulich iſt/ als iſt zwar darum keiner zu= verdenken=wann er von ſeinem Gott/ ſich und den ſeinigen das begehrt/ was nicht nur allein zur Noth: ſondern auch zum Uber= ſchuß gehoͤret; Dann aufs baͤſte jemand die ſeinigen verſorgen kan/ auch in zeit [239] lichen jrꝛdiſchen Guͤtern/ das iſt er ſchuldig zu tuhn/ und wer es unterlaͤſt/ iſt aͤrger/ als ein Heyd/ und hat den Glauben verlaͤugnet/ I. Tim. V. 8. Jedoch ſoll es mit Beding geſchehen/ und nicht bloß in der gewißgemachten Hoffnung hin: Gott werde uns erhoͤren/ was wir bitten werden; oder im gegenteihl/ mit ſolchen Gedanken: wann er das Amt/ den Dienſt/ den Reſpect/ den Reichtum/ die Heurat nicht erlangt/ darum er ſo herzlich bittet: Es helf das beten nichts. Nein! Es ſpricht Johannes: Das iſt die Freudigkeit die wir haben zu Gott/ daß/ ſo wir etwas bitten/ nicht/ was wir wollen: ſondern nach ſeinem Willen/ ſo erhoͤret er uns/ und ſo wir wiſſen daß er uns hoͤret/ ſo wiſſen wir daß wir die Bitte haben/ die wir von ihm gebetten haben. I. Ep. V. ℣. 14. 15. Wann dann nun jemand/ auch auf ſolch Beding/ GOtt/ um einen Dienſt bittet/ um den Reſpect/ die Ehr/ das Amt/ das Ge= werb/ und doch nicht erbittet/ ſo denke er nit: Sein beten helfe nichts: ſondern vielmehr/ [240] Sein beten helf allerdings darzu/ damit ihm am baͤſten geholffen iſt. Dann/ mit dem Beding hat er gebeten/ wann es zu Gottes Ehren/ und ſein und ſeines Naͤchſten baͤ= ſten dienet; weils ihm aber nicht gedeyet: ſo wiſſe er/ daß das Gott von Ewigkeit her wol gewuſt/ daß es nicht zu ſeinen Ehren/ und ſein und ſeines Naͤchſten baͤſten dienen wur= de/ wanns ihm ſo oder ſo gieng; auch von Ewigkeit wol geſehen/ daß er mit ſolchem Beding beten werde: deßwegen auch von Ewigkeit beſchloſſen ſein Gebet zu erhoͤren/ und dieſe ſeine condition zu erfuͤllen. Alſo geſchiht es/ daß eben damit/ daß Gott das Gebet/ um die Ehr/ den Dienſt/ das Ge= werb/ die Kundſchafft/ ꝛc. nicht erhoͤret/ er rechtſchaffen erhoͤrt; da er nicht gibt/ gibt er/ und laͤßt ſich nit gedenken: Gott hab ſo un= beſonnen von Ewigkeit beſchloſſen/ dem oder jenem/ diß oder das zu geben/ unange= ſehen/ ob es ihm gut oder nicht gut ſey? ob er darum bete oder nicht bete; ſondern er muͤſſe es haben/ er wolle es oder wolle es nit/ er lege es wol oder uͤbel an. Ey nein doch! Sein allweiſes Weſen wird ſich ja kein [241] Menſch: weniger ein Chriſt alſo toͤhricht einbilden.Fuͤrs andere moͤchte mancher ſagen: Wann es dann GOtt von Ewigkeit be= ſchloſſen hat/ dem oder dem/ in zeitlichen/ ſo oder ſo ergehen zu laſſen/ das und das Gluͤck zu erlangen/ die Heurat zu treffen/ das Hauß zu bekommen/ die Kundſchaft/ und ſo fort/ ſo muß es geſchehen/ wann ich mich gleich gar nicht darum bewerbe. Was hilft arbeiten/ rennen/ lauffen? Wann es mein werden ſoll/ ſo wird ſichs ſchicken/ da ich kein Wort verliere? Es heißt ja: Wems GOtt goͤnnt/ gibt ers im Schlaff/ Pſal. CXX VII. 2. Und der weiſe Sa= lomon ſpricht: Der Segen deß Herꝛn macht reich ohne Mühe! Prov. XX. 22.Das iſt ein trefflichs Argument zur Si= cherheit/ und zum Muͤſſiggang/ und/ wer ſonderlich der Sternen Wuͦrkung den zeit= lichen Segen zuſchreibt/ der kan nicht wol anderſt als ſo ſchlieſſen. Der fromme Am- broſius 68 aber antwortet ſonderlich de [242] nen/ die das waͤhnen/ alſo ſpoͤttlich: Cur laborat agricola, & non magis expectat ut inelaboratos fructus, privilegio ſuæ nati- tivitatis, invehat receptaculis horreo- rum? Si ita natus eſt, ut ei divitiæ atq́ue opes affluant, ut ſibi ſpontaneos reditus ſine ullo ſemine atq́ue opere terra partu- riat: non vomerem arvis imprimat, non curvæ manum falci admoveat, non legen- dæ vindemiæ ſubeat expenſam: ſed ultro ei in omnes ſerias vina fundantur fluen- tia; ſponte ei oleum, nullis inſerta caudi- cibus ſylveſtris oleæ bacca deſudet: nec diffuſi æquoris transfretaturus pericu- lum, propriæ ſalutis ſolicitus mercator horreſcat, cuiocioſo poteſt, ut ajunt, qua- dam ſorte genitali divitiarum theſaurus illabi. Das iſt Warum arbeitet der Bauersmann/ und wartet nicht viel mehr/ dz er die unangebauete Frucht/ aus ſeiner Geburtſtund privilegio in ſeine Scheune fuͦhre? wann er in einem ſolchen Zeichen geboren iſt/ daß ihm Reichtum und Guͤter zuflieſ= ſen ſollen/ daß ihm ſein Feld und [243] Aker/ ohne Saamen und arbeiten ſelbſt alles trage: ſo pfluͤge er doch nicht/ ſo ſchneid er nicht/ ſo wende er keinen Unkoſten auf ſein Weinleſen. Dann es werden ſchon die Wein ſel= ber in ſeine Faͤſſer und Laͤgel lauffen/ es wird ihm ſchon der Wilde Stam ̅ im Wald/ Oel tropffen/ und hat we= niger der Handelsmann Urſach daß er ſich auf die See mit Leibs und Le= bens Gefahr begebe; dann der Reich= tum ſchon ſo kommen wird/ ſo er nur einen ſolchen Planeten in ſeiner na- tivitaͤt hat. Es ſezt aber gedachter Bi= ſchoff wol darzu: Sed non hæc eſt univer- ſorum ſententia. Das iſt: Nicht jeder= mann haͤlt alſo dafür.Freylich nicht jedermann! Dann auch die Welt Weißheit hat das pflegen darauf zu ſagen: Es werde keinem eine ge= bratene Taube ins Maul fliegen; und gehoͤrt wol hieher der Alten Apologus von einem Fuhrmann/ der den Herculem angeruffen/ ihm von der Stelle zu helfen/ [244] darein ſein Karꝛen geſunken waͤre/ und aber zur Antwort bekommen: Nimmermehr wuͤrde er fortkommen/ wann er nicht ſelbſt Hand anlegen/ heben und ſchieben wolte/ anzudeuten: von dem Hoͤchſten wuͤrde kein Gluͤck vom Himmel fallen uͤber einen Faullenzer. So hat der Heyden Urteihl geheiſſen! Chriſten wiſſen noch baͤſſer was Gottes Will iſt/ und gehoͤrt hieher ſonder= lich der CXX VIII. Pſalm/ der unter andern ſpricht: Du wirſt dich naͤhren deiner Hand arbeit/ wol dir du haſt es gut! dein Weib wird ſeyn wie ein fruchtbarer Weinſtock um dein Hauß herum/ deine Kinder wie die Oel= zweige um deinen Tiſch her/ der Herꝛ wird dich ſegnen aus Zion/ daß du ſe= heſt das Gluͤck Jeruſalem dein Le= benlang/ und ſeheſt deine Kindeskin= der/ Fried uͤber Iſrael/ ℣. II. III. V. VI.Demnach iſt beydes wahr: Gott weiß von Ewigkeit/ und hat auch von Ewigkeit beſchloſſen/ was fuͤr einen Stand/ Amt/ Dienſt/ Reichtum/ Heurat/ Anſehen/ Hauß/ Nahrung/ Kundſchaft/ ꝛc. er einem [245] jeden geben wolle/ wie weit ers bringen ſol= le/ bey wem er gelten ſolle und dergleichen; und iſt doch das auch wahr: GOtt will ha= ben/ daß ein jeder redlich/ getreulich/ fleiſſig arbeiten ſoll/ und hat auch das beſchloſſen/ daß/ wann er nicht arbeitet/ ſo ſoll er zu der Ehr/ Dienſt/ Amt/ Anſehen/ Kundſchaft/ ꝛc. nicht kommen. Und folgt das bey weitem nicht/ daß man ſagen wolte: wann es Gott beſchloſſen hat: ſo muß einem die Ehr/ oder das Gluͤck/ wie es nahmen hat/ werden/ er wolle oder wolle es nicht/ er arbeite oder ar= beite nicht.Dann/ moͤchte man zwar ſagen/ Got= tes Vorwiſſen und Rahtſchluß fehlet ja nicht; weil er es dann von Ewigkeit geſehen/ und beſchloſſen/ wie/ wann/ was/ wie weit es der oder der Menſch bringen werde: ſo muß es ſo ſeyn und kan nicht an= derſt ſeyn; ſonſt fehlete Gottes præſcienz und Vorwiſſenheit: oder ſein/ als Goͤttli= ches decret werde von Menſchen hinter= trieben/ bey denen es ſtehe ſolches zu exe- quirn oder nicht.Antwort aber/ Erſtlich iſt es wahr. [246] Anderſt gehet es nicht/ und kans nicht gehen/ als es GOtt von Ewigkeit geſehen und beſchloſſen hat. Er hat es aber/ wie oben gedacht/ von Ewigkeit nie anderſt beſchloſſen/ als er auch von Ewigkeit geſehen/ daß ſich der oder der Menſch/ ein= mal halten/ die oder die Gelegenheit ſich er= eignen werde/ derer ſich dieſer oder jener/ fuͤr dem oder dem gebrauchen werde/ und aus deſſen Gebrauch/ dieſer und kein anderer effect folgen koͤnne. Weil er dann ſolches alles gewiß und unfehlbar wuſte/ als der deß Menſchen Herz und Nieren pruͤ= fet. Pſal. VII. 10. und doch dabey ſeine Freyheit ihm nicht nim ̅ t: ſondern in ſeinen Wegen gehen laͤßt; und aber auch das ge= ſehen/ daß der oder der/ das oder das Gluͤck mit Fuͤſſen gleichſam von ſich ſtoſſen werde/ oder aus einem Muͤſſiggang/ und luͤderli= chen Luͦmmelhaften Weſen verlaͤiſten/ der doch ſonſten/ dem oder dem Werk/ wol ge= wachſen waͤre/ und dazu ſtattliche qualitaͤ= ten haͤtte/ als laͤßt er ihn auch leer ausgehen/ und weil er nichts ſuchet/ auch nichts ſin= den; weil er nach nichts langt/ auch nichts [247] erlangen. Weil er aber geſehen/ daß ſich zu der und der Zeit/ die und die Gelegenheit er= eignen/ um die der oder der/ ſich/ ſo oder ſo bearbeiten werde; ein anderer/ zween/ drey zwar auch: aber nicht auf ſolche oder ſolche Weiſe/ die zu der Zeit ſich ſchickt: nicht bey/ oder mit ſolchen oder ſolchen Perſonen: nit an dem oder dem Ort/ ꝛc. als hat er auch be= ſchloſſen jenem/ das oder das Amt/ Reich= tum/ Ehr/ Anſehen/ ꝛc. entweder zu geben/ oder zuzulaſſen/ daß ihms von dem zukom ̅ e/ und jenem nicht/ der ſich entweder nicht darum bewirbt/ oder nit mit gebuͤhrender Maaß und Weiſe/ oder bey dem rechten Ort nicht/ und auch dergleichen.Man moͤchte zwar wider ſagen: Wa= rum gibt ihm Gott nicht auch einen ſolchen Verſtand/ das Ding ſo oder ſo anzugreiffen/ wie es jener angreif= fet? warum treibt er ihn nicht auch zu der Zeit/ bey denen oder denen Per= ſonen zu arbeiten/ an dem oder dem Ort anzuſchlagen/ wie jener tuht?Antwort. Gott laͤßt ordentlicher Weiſe/ einer jeden Natur ſeinen Lauff; wie ſie ſich [248] befindet/ ſo gehet er/ ſo zu reden/ mit ihr/ und hebt und legt mit ihr/ als der keiner/ die die Freyheit deß Willens haben/ die Frey= heit nehmen will/ und ob er ihn ſchon etwan alſo kraͤfftiglich dahin oder dorthin incli- niren koͤnte/ daß er das Ding ſo/ und nicht anderſt angreiffe/ in der Stund und in kei= ner andern/ mit ſolchen Reden und keinen andern/ bey der Perſon un ̅ keiner andern/ ꝛc. wie er in ſeiner Allwiſſenheit weiß/ daß es zu erheben iſt; ſo iſt ers doch keinem Men= ſchen ſchuldig zu tuhn/ und wann ers im End dem fuͤr jenem taͤht/ und wir grad eben præcisè und eigentlich/ in der oder der Action, die Urſach nicht finden/ und einem jeden auf alle ſeine Fragen einen deutlichen ausfuͤhrlichen Bericht geben koͤnnen/ ſo gedenke er: daß GOtt auch kei= nen Menſchen zu einen geheimen Raht/ und Secretarium ſeiner Verwaltung und Negotien/ in dieſer Welt angenommen hab/ der ihm ſeines GOttes decreta und Verlaͤß aus der Himmeliſchen Canzley vorlegen koͤnne. Er ſehe aber zu/ ob er nicht aus obangezogenen Urſachen cap. IIX. [249] eine finden moͤge/ die aufs wenigſte proba- bel und muhtmaͤßlich ſey.Zu lezt muͤſſen wir das auch geſtehen/ daß GOtt der HErꝛ manchem Menſchen Gelegenheit gnug an die Hand gibt/ und deutlich und handgreifflich weiſet/ wie/ wann und wo dieſes oder jenes anzugreif= fen ſey/ zu erhalten/ zu verteidigen/ ꝛc. Weil aber GOtt keinen mit Haaren zu einem Ding ziehet/ oder einen Strick vom Him= mel herab an Hals wirft/ und wie einen Ochſen fort ſchleppet; als muͤſſen wir ſelbſt geſtehen/ daß mancher Menſch/ der hand= greiflichen Ordnung Gottes/ vorſezlich nit habe folgen wollen/ und den grünen Zweig erheben/ der ihm vorgezeigt worden iſt; alſo wider ſeine eigene Nachlaͤſſigkeit; nicht aber wider ſeinen Gott zu murꝛen Urſach habe.Aber wider zuruck auf das zu kommen/ daß gleichwol ſtehe Pſal. CXX VII. 2. GOtt geb es im Schlaff wem ers goͤnnt/ hat es die Meynung nimmermehr/ daß man deßwegen nirgend keine Hand anlegen ſoll/ nirgend ſuchen/ forſchen/ wa= gen: ſondern/ wann man ja der teutſchen [250] Verſion nachgehen ſoll/ iſt es ſo zu verſte= hen: Gedachte Perſonen ſollen ſich doch der herzquaͤlenden/ geizigen/ kleinmuͤ= tigen/ Zweifelſorgen entſchlagen/ und nicht waͤhnen: es lige alles Gluͤck an den uͤberſorg=vollen Tag=und Nachtarbeiten/ und weder Ruh noch Raſt haben koͤnnen/ oder auch ſeinem Geſind laſſen. Dann/ wann ſie bey ihrem ordentlichen Beruff/ und beſcheidener Maaß darinnen verblei= ben/ wuͤrde Gott denſelben gleichſam uͤber= ſuͤſſen/ daß ihnen ihr beſcheidener Teihl ſo zukomme/ daß ſie es nicht eben merken/ und wol ehe denken ſolten: es ſey ihnen der Se= gen im Schlaff ins Hauß kommen! An= derſt iſt auch Salomon nicht zu verſtehen/ und ſo man abermal bey der teutſchen Ver- ſion bleiben ſoll/ die es alſo gibt: Der Se= gen deß Herꝛn macht reich ohne Muͤ= he/ heißt der weiſe Koͤnig damit nicht faul= lenzen/ und das Maul aufſperꝛen/ oder die Haͤnd in einander ſchlagen/ als der nie= mand feinder iſt/ als ſolchen Muͤſſiggaͤn= gern/ wider die er oft ſchreibet Prov. VI. 9. XV. 19. XIX. 24. XX. 4. Das waͤre [251] aber dadurch geredt: Der Segen deß Herꝛn/ durch Gottesfurcht und glaubi= ges Gebet erlanget/ machet reich/ wann GOtt einen reich haben will; und geſchiht zwar ſolches ohne Muͤhe/ das iſt: nicht durch unnoͤhtige Bekuͤmmerniß/ Sorg un ̅ Graͤmen: ſondern durch Arbeit und Fleiß/ ſo mit Freudigkeit und Ruhe deß Herzens vollbracht wird. Andere ziehen die Wort/ ohne Muͤhe/ auf Gott/ als wann Salo= mon ſpraͤche: der Segen deß HErꝛn macht reich ohne Muͤhe/ das iſt: Gott koſtet es keine Muͤhe: ſondern es iſt ihm um ein geringes und leichtes; ja nur um ein Wort zu tuhn/ wann er ſpricht: Sey ge= ſegnet! muß ſein Segen hauffen weiß ſich finden.Fuͤrs dritte moͤchte man gedenken: Wie ſolche herꝛliche groſſe Guͤter von Gott kommen koͤnnen/ bey denen/ die es ſo uͤbel anlegen/ und zu nichts anders anwenden/ als zu Gottes Unehr/ zu lauterm Schaden ihres Naͤchſten/ dem ſie bey weitem ſo wehe nicht tuhn koͤnten/ ſo viel Ungluͤcks in der Welt nicht anrichten/ wann ſie die Macht/ [252] den Reichtum/ die Ehr/ das Anſehen/ ꝛc. nicht haͤtten. Entweder Gott hat auch ſol= ches von Ewigkeit geſehen oder nicht? Hat er es nicht geſehen: ſo iſt er nicht allwiſſend/ und faͤllt ein groſſes Stuck von vorherge= hender Antwort und Grund hinweg. Hat er es aber geſehen: ſo iſt es nimmermehr glaͤublich/ daß Gott/ der ſeiner Guͤter ein Schoͤpffer iſt/ und wehrt achtet/ daß er ſie erſchaffen/ ſelbige/ dem Menſchen geben wolle/ den er/ daß er es ſo leichtfertig/ ſo ver= dammt/ ſo Gottes und Menſchen Vergeſ= ſen anwenden werde/ von Ewigkeit geſehen hat. Das hieß ja dem Kind ein ſpizig Meſ= ſer in die Hand gegeben/ und Gelegenheit gemacht/ daß es ſich darein ſtechen ſolle/ deme es ja tauſentmal baͤſſer geweſt waͤre/ einen groben Knuͤttel Holz davor gegeben/ oder beydes nicht gegeben haben. Wann ein Menſch wiſſentlich weiß/ daß der an= dere/ ſeines guten Willens ſo vorſezlich/ ſo ſchaͤndlich mißbrauchen wird/ ſo hat er fuͤr allen Gerichten die Schuld/ der darauf er= folgten Boßheit. Eltern/ die den Kindern Gelt in die Hand laſſen/ haͤlt man ins ge= mein fuͤr Urſachen ihrer übelgerahtenen [253] Kinder/ die es doch zu ſolchem End tuhn/ daß ihre Kinder eine Ergoͤzlichkeit haben/ unter welcher ſie jmmer noch das baͤſte von ihnen hoffen: Gott aber weiß von Ewig= keit/ und weiß unfehlbar/ daß ſie es uͤbel an= legen werden/ daß ſie es zu Suͤnden/ zu Laſtern/ ihm und der ehrbarn Welt zu Ver= druß gebrauchen werden. Alſo will es nim= mermehr eingehen/ daß Gott ſolchen Leuten ſo viel gutes tuhe/ es ſey dann/ man ſage: Entweder/ GOtt wolle zu ihren Suͤnden helfen; oder wolle/ daß ſie ſuͤndigen/ die ſonſt nicht ſuͤndigten/ wann ſie dieſe Mittel nicht haͤtten; oder Gott wolle allerdings/ daß dieſe endlich verdam ̅ t werden; weil er ihnen den Weg zur Hoͤllen/ durch ſo viel Mittel dazu/ ſelbſt bahne/ als zum Exempel Saul obangezogen war. Der kom ̅ t zum Koͤnig= reich/ da er Eſel ſucht/ er erlangt Gunſt/ Macht/ Gelt/ das alles/ ſo er nicht bekom ̅ en/ vielleicht weder Gott verachtet/ und bey der Zaubererinn Raht geſucht/ noch David ſo grimmig zugeſezt haͤtte/ noch ſich ſelbſt er= ſtochen/ und dem Teuffel in Rachen ge= fahren waͤre.In den Einwurf hat ſich freylich menſch [254] liche Vernunft nie finden wollen. Wir wollen aber ſehen/ wie weit wir gehen koͤn ̅ en.Das allererſte betreffend/ ob es Gott von Ewigkeit geſehen oder nicht ge= ſehen/ daß der oder der Menſch/ als zum Exempel Saul/ ſeine Gaben ſo uͤbel anlegen werde/ antworten wir al= lerdings ja! GOtt hat es freylich geſehen/ und unfehlbar zuvor gewuſt/ wie/ wann/ wo= mit/ gegen wem Saul ſolcher ſeiner verlie= henen Eminenz mißbrauchen werde.So man weiter fragt: Ob man dan ̅ auch ſagen koͤnne: Gott geb es ihnen? oder wie kommen ſie darzu/ ſo antwor= tet fuͤr uns Hiob alſo: Ja/ Gott geb es ih= nen! Seine Wort heiſſen: Der verſtoͤ= rer Huͤtten haben die Fülle/ und to= ben wider Gott durſtiglich/ (das iſt/ wie es das Weinmariſche Werk erklaͤret: die ungerechte Tyrannen/ ſo andere unterdrucken/ haben in dieſem Leben voll auf/ ob ſie gleich GOttes Nah= men ſchaͤnden/ und ſeinen Geboten [255] widerſtreben/) und dannoch ſtehet dabey im Text: wiewol es ihnen Gott in ihre Haͤnde gegeben hat/ oder: wie wol es nicht ohne GOttes ſonderbare Ver= haͤngniß und Vorſehung geſchiht/ dz ſie bey ihrer Gottloſigkeit ſo gluͤck= ſeelig ſind/ im XII. 6. Jeremias ſagt es auch ausdruͤcklich: Herꝛ und Gott! du pflanzeſt die Gottloſen und Ver= aͤchter/ daß ſie wurzeln/ und wachſen/ und bringen Frucht/ daß ſie alles die Fuͤlle haben/ ſeiner Weiſſagung im XII. ℣. 2. David gedachte dem Ding zwar auch nach/ daß er es begreiffen moͤchte/ und geſte= het es/ daß es ihm zu ſchwer war/ biß daß er gieng in das Heiligtum Got= tes/ und merkete auf der gottloſen Ende; da er gefunden/ daß GOtt ſie nur aufs ſchluͤpferige ſeze/ und ſtuͦrze ſie zu Boden. Wie werden ſie ſo ploͤz= lich zu nicht? Sie gehen unter und nehmen ein End mit Schrecken. Pſalm. LXXIII. 16. 17. 18. 19.
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Wann man aber gleich das ſagen wolte mit David/ oder nochmal mit Hiob: Gott behalte ſolcher Leut Ungluͤck auf ihre Kinder/ im XII. 19. Sie ſelbſt werden behalten auf den Tag deß Verder= bens. ℣ XXX. wann man gleich/ ſprich ich/ die Antwort gibt/ ſo bleibt doch der Scrupel/ Einmal/ was die Kinder da= fuͤr koͤnnen/ daß ihre Eltern dieſe und dieſe Guͤter Gottes ſo uͤbel angewen= det haben/ und ſie erſt/ jener Schuld und Ungluͤck tragen ſollen/ die nicht dazu geholfen haben/ oder zur ſelben Zeit gar noch nicht geweſen ſeyn? Fuͤrs ander/ bleibt noch dieſe Frag: Ob Gott auch das geſehen hab oder nit? hat ers nicht geſehen/ ſo iſt er nicht allwiſ= ſend; wann ers aber geſehen hat/ und gibts ihnen doch/ ſo wuͤrde einmal folgen: GOtt helfe ihnen zu ihren Suͤnden/ oder wolle daß ſie ſuͤndigen/ die ſonſt ſich ſo nicht verſuͤndi= gen koͤnten/ wann ers nicht gebe.Demnach antworten wir darauf alſo: das folge nicht daraus/ und muͤſſe viel [257] mehr umgewendet werden/ und ſo geur= teihlt/ daß GOtt darum ſolchen Boͤſen ſo viel gutes tuhe/ daß ſie ihren boͤſen Sin ̅ eher aͤndern ſolten/ weil ihnen ſo viel gutes widerfaͤhrt/ deſſen ſie nimmermehr wehrt waͤren/ gegen andere viel froͤmmere/ ehrlichere/ Chriſtlichere gerechnet. Paulus ſagt ja deutlich: Weiſtu nicht/ daß dich GOttes Güte zur Buſſe leitet? Roman. II. 3. auf daß jene deſto ehe den HErꝛn ſuchen ſolten/ ob ſie doch ihn/ mit Seelen=Nuzen fuͤhlen und finden moͤchten. Act. XVII. 26. Weil er die Zeit der Unwiſſenheit un ̅ Unbedacht= ſamkeit lang uͤberſehen hat/ ℣. XXX. Der beredte Chryſoſtomus, da er von Adam handelt/ und weiſen will: warum ihn Gott nicht alsbald/ da er ſeine ſo herꝛli= che Gaben mißbraucht/ erwuͤrgt haͤtte/ ſpricht: 69 Deus non minùs quàm an- tea benè illi facere perſtitit, oſtendens per hoc, & liquidò comprobans, quòd nos, [258] etſi millies peccemus, illumq́ue averſe- mur ipſe tamen ſaluti noſtræ proſpicere nunquam deſiſtat, ut, ſi quidem converſi fuerimus, ſervemur: ſin autem in vitiis perſeveraverimus, ipſe tamen, quod ſuum erat, feciſſe advertatur. Das iſt: GOtt hat nicht aufgehoͤrt ihm hernach ſo wol/ als zuvor/ gutes zu erweiſen/ da= mit er dadurch klaͤrlich zeigte/ daß/ ob wir ſchon tauſentmal ſuͤndigen/ und ihn von uns ſtoſſen/ er dannoch nimmermehr aufhoͤre unſer Heil und Wolfahrt zu ſuchen/ auf daß wir nach unſerer Bekehrung erhalten wuͤrden. Im übrigen aber ſo wir in Suͤnden verharꝛen/ man doch ſehen müſſe/ daß Gott das ſeine getahn habe.Ja/ ſpricht man wider: GOtt weiß aber von Ewigkeit/ daß ſie ihren Sin ̅ nit aͤndern werden noch wollen; Da er es ihnen dann gibt/ iſt ja nur ein mehrere Anlaß gegeben zu ſuͤndigen.Antwort: Von GOttes heiligem und unſtraͤflichem Weſen ſolte man ſo nicht ge [259] denken/ und kan auch nit ſeyn ohne Gottslaͤ= laͤſterung; dan ̅ Gott iſt kein Gott dem gottloß Weſen gefaͤllt/ Pſalm. IV. 5. Aber doch den Scrupel baͤſſer zu benehmen/ wollen wir naͤher der Sach kommen. Ich ſeze aber entgegen das Exempel von der Sonnen/ die laͤßt GOtt auch uͤber die Boͤſen ſcheinen; und vom Regen/ der auch derer oder jener Geizhaͤls und Wuche= rer/ oder Verſchwender und Verpraſſer/ Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/ Matth. V. 35. Grad ſo wolt ich ſagen: Ent= weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der oder der Ehebrecher/ der Moͤrder/ der Straſſenrauber/ ꝛc. ſeiner lieben Sonne ſo mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die= berey/ in Rauben/ in Todſchlag ꝛc. Item/ daß der oder der/ derer Güter ſeines Feldes/ mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver= ſchwendung mißbrauchen werde; oder/ er weiß es nicht. Weiß ers nicht/ ſo iſt er nit allwiſſend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/ warum laͤßt er ihnen dann ſeine Sonne ſcheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi= derfahren? Wann ers nicht ſcheinen ließ/ [260] und ließ auf derer Aecker nicht regnen/ koͤn= ten jene etwan ſich nicht verſündigen mit Unzucht/ Rauben/ Diebſtahl/ Mord; und dieſe nicht mit Geiz/ und Verſchwendung. Folgt es dann darum/ alſo frag ich jzt da= rauf/ daß Gott zu denen Suͤnden helfe/ oder wolle/ daß ſie ſich in Rauberey/ in Pluͤndern/ in Geitz und Wucher verſuͤndigen ſollen; weil ſie ſich etwan ſonſt/ ſo ſie arm waͤren/ oder erblindet/ und die liebe Sonne nicht ſehen kuͤnten/ etwan auch nicht verſuͤndiget haͤtten? Was mir nun einer darauf ant= worten wird/ wird er auch ſich ſelbſt auf ſei= nen Zweifel antworten muͤſſen. Ich/ fuͤr mich aber ſpreche: Nein! es folgt nimmer= mehr; vielmehr aber ſcheint Gottes Guͤte daraus/ die ihnen ihr Geſicht behaͤlt/ daß ſie an der edlen Creatur/ der Sonnen/ die ſie ſehen und ſpuͤren koͤnnen/ lernen ſollen/ ihrer beyder Schoͤpffer mit groͤſſerer Dankſa= gung zu verehren/ und als den/ der ihren Acker ſegnet/ und ſeine Furchen traͤn= ket/ daß ſeine Fußſtapffen von Fette trieffen. Pſal. LXV. ℣. 12. auf daß ſie/ an den reichen Guͤtern und Uberfluß/ behal [261] ten/ uͦber ſich zu ſehen/ und nicht wie die Schwein reverenter ſich zu erzeigen/ die auch nur die Eicheln unter dem Baum aufklauben/ uͤber ſich aber auf den Baum/ von dem ſie fallen/ nicht achtung haben.Man moͤchte zwar wider ſagen: das Exempel von der Sonnen und Regen waͤ= re gar ungleich/ und auf gegenwaͤrtiges ungereimt. Dann/ daß Gott ſelbige ſchei= nen laͤßt/ und Regen vom Himmel ſendet/ geſchehe darum/ weil der Menſch or= dentlicher Weiſe anderſt nicht leben koͤnte/ und er/ ſolchen zu erhalten/ die Sonne und Regen ſenden muͤſte/ ſo er ſeine eigene Ordnung nit brechen wolte. Allein der groſſe ſondere Reich= tum/ die ſonderbare Macht/ die hohe Ge= walt/ werde eben nicht zu deß Menſchen er= haltung erfordert/ als der leben koͤnte/ wann er ſchon ſolchen uͤberſchwaal der zeitlichen Guͤter nicht haͤtte. Daß nun der Menſch jenes mißbrauche/ geſchehe ja wol wider Gottes Willen; dieſes aber ſcheine anderſt nicht/ als wann es Gott zur Anlaß gebe ih [262] res oft zeitlichen/ und endlich ewigen Ver= derbens.Antwort. Es iſt zwar ſo/ daß hierinnen zwiſchen dem Sonnenſchein und Regen/ und zwiſchen dem uͤberfluß der zeitlichen Guͤter/ was deß Menſchen bloße Erhaltung betrifft/ ein Unterſcheid ſey: weil ohne jenes ordentlicher weiß der Menſch nicht leben moͤge/ wie er/ ohne dieſes/ den uͤberfluß in zeitlichen Guͤtern/ leben koͤnte. Davon aber allein redet man nicht: ſondern die von uns baͤſſer obengeſezte conſequenz und Folge muß man bedenken/ worinnen gleichwol der Zweck und die Gleichheit beſtehet/ daß/ gleich wie es nicht folget: Wann Gott geſe= hen daß der oder der Menſch/ ſeiner Son= nen und Regen/ alſo ſchaͤndlich mißbrau= chen werde/ um deß willen/ daß er ſeine Sonne ſcheinen laſſe/ und ſeinen Regen fallen/ anlaß gebe zu ſeinem Untergang/ oder zu ſeinen Suͤnden helfen wolle: Alſo folge auch das nicht: Wann Gott geſehen/ daß der oder der ſeiner hohen Gaben miß= brauchen werde/ er darum/ weil er ihm ſolche mitteihle/ zu ſolchem Mißbrauch helfen oder anlaß geben wolle. Dann daß ers beydes [263] mißbraucht/ geſchihet wider Gottes Wil= len/ Meynung/ Befehl; als der weit ein an= ders abſehen hat/ als das/ deß Menſchen ſo ſchaͤndliches verſuͤndigen/ an den ſo groſſen und vielen Gaben ſeiner Guͤte/ maſſen zu= vor erwaͤhnt worden iſt.Anderſt iſt auch nicht auf das andere zu antworten/ da man ſo hart gedenket: daß Gott manchem Menſchen ſolche ho= he Guͤter gebe/ folge ja/ daß ers ihm nur zu ſeiner Verdamniß gebe; Dan ̅ wann er/ zum Exempel/ dem Reichen Man ̅ haͤtte Lazari Armut gegeben/ waͤre er ja auch/ wie Lazarus/ demuͤtiger/ froͤmmer/ ſeeliger worden.Stattlich aber gibt uns darauf zu ant= worten anlaß/ der fromme und gelehrte Vatter Proſper, ob er ſchon nur allein von einem langen Leben redet. Er ſchreibt alſo: 70 Si aliquis in vitæ ſuæ longitudine de- ſeruit Deum, bono, quod erat ex Deo, malè uſus eſt. Nam longævitas non eſt [264] niſi ex Deo. Et quod ex Deo eſt, non niſi bonum eſt, & quod bonu ̅ eſt, mali cauſa non eſt. Non itaq́; rectè opinatur, qui pu- tat, prorogatorem vitæ, lapſuris, autore ̅ eſſe peccati: cùm utiq́; non peccatum ſit diu vivere: ſed malè vivere: quod etiam in paucorum annorum ætate fieri poteſt. Das iſt: Wann einer/ ſo er lang lebet/ etwan von GOtt weichet/ braucht er das gute/ daß er von Gott hat/ nicht gut. Dann lang leben kom ̅ t von nie= mand/ als von Gott. Was aber von Gott iſt/ iſt nichts als gut/ und was gut iſt/ kan keine Urſach eines boͤſen ſeyn. Darum meynet der nicht recht/ wer alſo urteihlt: Der/ ſo jemand lan= ges Leben gibt/ gibt ihm auch urſach/ daß er ſuͤndige; (verſtehe/ weil/ wann er ihn in der Jugend fluchs hinſterben ließ/ er die oder die Suͤnd nicht begehen koͤnte/) weil lang leben keine Sünd iſt: ſon= dern uͤbel leben/ welches eben ſo wol in einem kurzen leben geſchehen kan. Mit leichtem iſt es auf gegenwaͤrtiges zu [265] deuten. Hohe und groſſe Guͤter ha= ben/ iſt keine Suͤnd: ſondern derer uͤbel gebrauchen/ iſt Suͤnd. Jezt ant= worte mir aber eines rund auf das: Ob GOtt einen ſolchen Menſchen/ als Saul/ oder der Reiche Mann war/ der deß zeitlichen ſo hoch mißbrauchte/ zu ſolchem Mißbrauch noͤhtige/ oder nur neige und fuͤhre/ mit jnnerlichen Eingebungen zu dem Mißbrauch? Oder? ob er dannoch mitten unter de= nen hoͤchſten Gaben und Geſchen= ken/ ihm/ ſeinen freyen Willen laſſe/ und/ daß ers mißbraucht/ auß eigener Willkuͤhr tuhe/ wider GOttes Wil= len/ Befehl/ Warnungen und der= gleichen/ ob er ſchon von Ewigkeit weiß daß ers uͤbel anlegen werde? Soll das erſte ſeyn/ ſo wird GOtt eine Ur= ſach der Suͤnden gemacht/ das kein Chriſt nur gedenken ſoll; weiln auch die Heyden es fuͤr ein ſolch dogma oder Lehr gehalten/ die in keinem Regiment zu dulden [266] ſey/ wie der weiſe Plato redete. 71 Soll das andere ſeyn/ ſo bringt ſich ein ſolcher Menſch ſelbſt in verderben/ weil er ſeinen freyen Willen/ den er hat/ ſo uͦbel anlegt/ da er ihn auch zum baͤſſern haͤtte anlegen koͤnnen. Iſt dann nun der Menſch an ſeiner Verdam= niß/ die daraus entſpringt/ ſchuldig/ oder Gott? Erſtgedachter Proſper ſagt noch= mal: 72 Nec Deus, qui juſtitiæ & bo- nitatis autor eſt, & cujus omnia ſtatuta & mandata contra peccatum ſunt, quen- quam ad peccandum cogere, & ab inno- centia in facinora præcipitare credendus eſt. Si qui autem tam profundæ impieta- tis ſunt, ut extra remedium correctionis habeantur, non à Deo incrementa ini- quitatis accipiunt, ſed per ſemetipſos de- teriores fiunt; quia relinqui à Deo, ac ſibi ac deceptoribus ſuis tradi propter præcedentia peccata meruerunt, ut eis, peccatum, ſit ipſa etiam pœna peccati. Das iſt: Durchaus iſt es nicht zu glau [267] ben/ daß GOtt/ der aller Gerecht= und Froͤm ̅ igkeit ein Urheber iſt/ und deſſen alle Gebot und Befehl wider die Suͤnde ſind/ einigen Menſchen zur Suͤnde noͤhtigen/ und von der Unſchuld/ in Laſter ſtuͤrzen ſolle. Wan ̅ aber etliche ſo aͤuſſerſt gottloß ſind/ die ſich nimmer aͤndern laſſen/ empfahen ſie ſolcher ihrer Boßheit Vermeh= rung nicht von GOtt: ſondern ſie werden durch ſich ſelbſt aͤrger/ und habens ihren vorigen Suͤnden zuzu= ſchreiben/ daß ſie ihrem eigenen Be= trug/ und denen/ die ſie betriegen/ hin= gegeben werden/ daß die neue Suͤnde jezt zur Straff der andern Suͤnden werden muß.Dann ſo man gleich ſpreche: Wann es ihm Gott nicht gegeben/ waͤre er etwan eher in ſich geſchlagen/ oder noch ſeelig worden. Gelegenheit macht Dieb/ heiſt es im Sprichwort; So muß man doch wider gedenken/ teihls/ was oben geſagt: teihls/ daß man wol darzu geſezt das Woͤrtlein [268] Etwan. Dann es iſt ein anzeig eines zweif= fels/ und/ wie der Reichtnm/ die Ehr/ das Anſehen/ und dergleichen keinen verdam ̅ t: Alſo macht auch die Armut/ die geringe Ehr/ die Verachtung keinen ſeelig/ und kan einer auch in ſeiner groͤſten Armut verdam ̅ t wer= den; wie es dann oft ſo gehet/ daß die aͤrm= ſte die Loͤſeſte Leut ſind/ und haben ſie nicht die Gelegenheit zu allen ſolchen Sünden/ die die Reichen begehen: haben ſie andere Gelegenheit zu andern Suͤnden/ die ja ſo wol verdammen und in die Hoͤlle bringen koͤnnen. Der ſuͤſſe Redner Chryſoſtomus ſagt gar ſchoͤn: 73 Annon vides & men- dicornm plurimos, inter preſſuras ipſas & anguſtias innumera perpetrare ſcelera? Das iſt: Siheſtu nicht/ daß mitten in ihrer Armut und Aengſten: dan= noch die aller aͤrmſte/ unzaͤhlich viel Schand und Laſter begehen?Endlich bleibt es nochmal dabey: Gott laͤßt Reichen und Armen/ Hohen und Ni= dern ihren freyen Willen/ den er ihnen nit [269] ???ehmen kan/ er nehme dann zugleich/ ſo zu ???eden/ die Menſchheit weg; dann eben in dem Stuck ſonderlich der Menſch ein Menſch iſt/ daß er gutes und boͤſes erwaͤhlen ???an/ welches ein Vieh/ und eine andere leb= ???oſe Creatur nicht kan.Demnach iſt ferner gar ein ungleiches Gleichniß/ daß man ſprach: Es iſt eben als wann ein Vatter einem Kind ein ſpizig Meſſer gebe/ oder Gelt in die Hand lieſſe. Nein! antworte ich. Ein Kind hat den Verſtand noch nicht/ wie es ein Meſſer gebrauchen ſoll/ zum Nuzen oder ???um Schaden; oder auch/ wie es kluͦglich ???nd nuzlich das Gelt anlegen ſolle/ eben da= ???um/ weil es ein Kind iſt. Ein erwachſener Menſch aber (dann von ſolchen redet man) weiß was gut und boͤß iſt/ er hoͤrt es und kan es taͤglich hoͤren/ es warnet ihn ſein ei= genes Herz/ manche Faͤll und Exempel an ſeinem Naͤchſten/ um deßwillen er den Miß= brauch wol vermeiden koͤnte/ ſo er ſelbſt wol= te/ ſonderlich durch ein fleiſſiges Gebet und Goͤttliche darzugenommene aſſiſtenz und Beyhuͤlf/ der ſeinen Geiſt zu ſenden ver [270] ſprochen hat/ unſerer Schwachheit auf= zuhelfen Rom. VIII. 26. und ferner/ wie er ſelbſt ſihet/ und liſet/ und hoͤret/ und weiß/ daß andere/ die ja in ſo groſſem Glück und Flor geſtanden ſind/ ſich darinnen erzeiget haben/ deren Fußſtapffen er ja/ ſo wol ein Menſch als ſie/ vernuͤnftiglich nachgehen koͤnte.Es moͤchte zwar fuͤrs vierte mancher wider gedenken: Wann ich/ oder der/ oder je= ner das Gluͤck/ Ehr/ Gelt/ Gewalt/ Hauß/ Nahrung/ Kundſchafft haͤtten/ ich oder der wolten es wol baͤſſer anlegen; nicht ſo ver= hoffarten/ nicht ſo verfreſſen/ verſauffen/ verhuren reverenter; ſondern zur Noht= durft anwenden/ unſern Kindern zu einem Schaz/ oder das und jenes davon zu legirn/ zu einem ſtipendio, Allmoſen/ Stifftung/ Vorſchickung/ oder deß etwas; zu allerfoͤr= derſt GOtt zu ſonderbaren Ehren/ der uns von armen Eltern geboren/ ſo reich: von unanſehnlichen/ ſo anſehnlich: von ſchlech= ten/ ſo hoch erhaben: von hohen/ noch zu hoͤhern gemacht hat.Zur Antwort/ laß ichs zwar wol ſeyn/ daß [271] mancher den Gedanken hat/ und gehabt hat; aber ob er ihn behalten hat/ oder/ ob er ihn behalten moͤchte/ wann er in ſolchen oder ſolchen Zuſtand waͤre wie jener/ ſtehet in einem groſſen maͤchtigen Zweiffel. Man lobt billich unſere alte Weiſe/ unter deren vielen ſchoͤnen Reden heißt eine/ derer wir hier billich gedenken/ alſo: Es muͤſſen ſtarke Bein ſeyn/ die gute Tag ertra= gen koͤnnen/ das iſt/ wie ein anderer es auslegt: Ungluͤck iſt leichter zu ertragen als Gluͤck. Jenes lehret beten: dieſes/ beten ver= geſſen; jenes bringt Demut: dieſes Hof= fart; jenes/ oft verſchwenden: dieſes zu raht halten. Darum moͤchte man hier auch wol ſprechen: Wer ſich dunken laͤßt er ſte= he/ ſehe wol zu/ daß er nicht falle. I. Cor. XII. 12. Allezeit iſt das wahr/ daß mehr Exempel ſind derer/ die die zeitliche Gluͤckſeeligkeit gefaͤllet hat/ als derer/ die es mit einem unveraͤnderten Herzen ertragen haben. Salomon iſt ein Exempel aller Exempel. Von Anfang war er demuͤtig genug/ andaͤchtig genug/ zuͤchtig genug. Wo blieb aber der weiſe Salomon/ da er [272] Macht/ Reichtum/ Gewalt/ Anſehen ge= wann? Die Toͤchter Pharao/ und Moa= bitiſches/ Ammonitiſches/ Edomitiſches/ Zidonitiſches und Hethitiſches Frauen= Zimmer neigten ſein Herz fremden Goͤttern nach/ Aſtharoth und Mil= kom. I. Reg. XI. 15. Alſo/ daß viel aus den alten Patribus gar an ſeiner Seeligkeit zweiffelen. Wie tauſentmal eher ſolt einer mit ihm beten: Armut und Reichtum/ Herꝛ! gib mir nicht! laſſe mich aber meinen beſcheidenen Teihl Speiſe dahin nehmen. Ich moͤchte ſonſt/ wo ich zu ſatt wurde/ verlaͤugnen und ſa= gen: wer iſt der HErꝛ? oder/ wo ich zu arm wuͤrde/ moͤchte ich ſtehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreiffen. Prov. XXX. 8. 9. Ganz Iſrael aber wieſe es vorher/ wie ſchweer/ ſchweer es ſey/ groſſes Gluͤck tragen. Moſes wirft es ihnen fuͤr/ und ſpricht: Der Herꝛ ließ Iſrael hoch herfahren auf Er= den/ und naͤhret ihn mit den Fruͤch= ten deß Feldes/ und ließ ihn Honig [273] ſaugen aus den Felſen/ und Oel aus den harten Steinen/ Butter von den Kühen/ und Milch von den Schaa= fen/ ſamt dem Fetten von den Laͤm= mern/ und feiſte Widder und Boͤcke mit fetten Nieren/ und Weizen/ und traͤnket ihn mit gutem Traubenblut. Da er aber fett und ſatt war/ ward er geil. Deut. XXXII. 13. 14. 15. Derer Exempel iſt die Schrifft/ ja die Welt voll/ und finden ſich wenig alſo darein/ wie Pau= lus/ der in Wahrheit ſagen kunte: Ich habe gelernet bey welchen ich bin/ mir genuͤgen zu laſſen; ich bin in allen Dingen und bey allen geſchickt/ ich kan beydes ſatt ſeyn und hungern/ beydes uͦbrig haben und Mangel lei= den. Philipp. IV. 11. Wann es nun dem/ oder dem/ ſo oder ſo/ nach Wunſch gieng: wie man im Sprichwort ſagt/ ſo würde es wahrhafftig gehen: Es waͤre kein Meſ= ſer/ das ſchaͤrfer ſchiert/ als wann der Baur ein Edelmann würd; oder/ wie [274] es Salomon ausredet: Ein Menſch herꝛſchet zu Zeiten über den andern/ zu ſeinem (aber eigenen) Ungluͤck: in ſeinem Prediger VIII. 9. Gar liebe Wort fuͤhrt auf ſolchen Schlag der heilige Gre- gorius: 74 Plus in hoc mundo honor quàm deſpectio occupat, & magis pro- ſperitatem ſublimitas, quàm neceſſitatem adverſitas gravat. Per hanc namque, non- nunquam cùm homo exterius premitur, ad concupiſcenda, quæ intus ſunt, liberius relaxatur. Per illam verò animus, dum multis parere cogitur, à deſiderii ſui cur- ſu retinetur. Unde fit, ut Sancti Viri ma- gis in hoc mundo proſpera, quàm ad- verſa formident. Sciunt enim quòd mens, dum blandâ occupatione premitur, ali- quando libens ad exteriora derivatur; ſciunt, quòd ſæpe ſic hanc clandeſtina co- gitatio decipit, ut, quomodo permute- tur, ignoret. Das iſt: Die Ehr dieſer Welt nimt viel mehr weg/ als die Schmach/ und die Hoheit dieſer Welt beſchwert die Gluͦckſeeligkeit [275] mehr/ als ein Unglück das ander. Dann wan ̅ durch dieſes ein Menſch aͤuſſerlich gedruckt wird/ wird er nur deſto freyer und lediger zu begehren die jnnerliche Güter. Durch jenes aber geſchiht/ daß/ weil ſein Gemuͤht vielerley dienen muß/ nur von dem heilſamen Verlangen mehr abgehal= ten werde. Daher geſchiht es/ daß die Heiligen GOttes mehr dieſer Welt Gluͦck/ als Unglück fürchten. Dann ſie wiſſen/ wann das Gemuͤht mit vielen ſuͤſſen Dingen geſchaͤftig iſt/ faͤllts bißweilen bald auf was aͤuſſer= liches hin. Sie wiſſen/ daß oft ein ſolcher heimlicher Gedank betreugt/ daß er nicht verſtehen laſſe/ was für einen Tauſch man fuͤrhabe.Es moͤcht einer fürs fünfte einwenden; Das koͤnne er ſich doch nicht einbilden/ daß Gott ſeine Gaben ſelbſt verachten ſoll; oder nur aufs wenigſt Anlaß machen/ daß mans verachte. Solches beydes aber geſchehe/ [276] wan ̅ mancher grundgelehrter/ verſtaͤndiger ſittſamer Menſch ſo zuruck bleibe: mancher guter von Adel/ oder von einer ehrlichen Freundſchafft/ ungeachtet/ gedruckt/ ge= hem ̅ t werden/ und ſehen muß/ daß der Eſel/ der Grobianus, der ungebaͤrdige Nabal/ der Partitenmacher herfuͤrgezogen/ empor ge= hebt/ venerirt werde; durch deſſen Erhe= bung ja jene Gaben minuiret/ und veraͤcht= licher gemacht werden bey den Menſchen.Wann aber das Argument angehet/ ſo will ich erſtlich gleich ſo ſchlieſſen; Wann mancher frommer/ gottſeeliger/ recht Chriſt= licher/ geiſtlicher Menſch/ als zum Exempel Lazarus/ arm leben/ veraͤchtlich leiden/ arm ſterbe ̅ muß: hergegen mancher Verſchwen= der/ Hurer/ Ehbrecher/ Gottes und Men= ſchen Veraͤchter/ in Reichtum/ in Uber= fluß leben und ſchweben/ ſo muß folgen: daß GOtt ſeine hohe Gaben deß Geiſtes/ die Gottſeligkeit/ den Glauben/ und die Chriſtliche Lieb verachte/ oder andern Men= ſchen zu verachten Urſach gebe. Der Schluß iſt grad dem vorigen gleich. Wie aber Gott die Gottſeeligkeit nicht verachten kan/ oder zu verachten Anlaß gibt/ ſo viel an [277] ihm iſt: Alſo wenig kan er auch andere ſei= ne Gaben verachten; weil alles/ was er gemacht hat/ ſehr gut war/ Gen. I. 31. So wird nun Kunſt/ Weißheit/ Verſtand/ Adel/ und dergleichen/ was von ſeiner Hand kommet/ nicht von ihm ſelbſt deſpectiret. Weißheit bleibt Weißheit; Verſtand/ Verſtand; Kunſt/ Kunſt/ ſie ſey wo ſie wol= le; Uberal bleiben es ſeine Geſchenk und Gaben; daß ſie aber nit uͤberal/ und zu allen Zeiten/ und von jederman ſo geehret und ge= achtet werden aͤuſſerlich/ mit eben dieſer oder jener Art der Ehre/ oder auf ſolche oder ſol= che Weiſe/ an dem oder dem Ort/ hat es ſeine Urſachen/ die zum Teihl oben angezeigt/ zum Teihl ihm allein wiſſend ſind/ und fol= get ja nit: Die oder die Ehr hat die Kunſt/ Weißheit/ Verſtand nicht/ an dem oder dem Ort nit: Darum hat es gar keine Ehr nicht. Nein! Alle Weiſe lieben doch die Weißheit/ die Verſtaͤndige den Verſtand; die Kuͤnſtler die Kunſt; ja oft gehet die Ehr recht an/ wann einer ſchon laͤngſt todt iſt/ da man gern ſeinen Aſchen von ihm ſuchen wolt/ und in Gold einfaſſen/ und hinden [278] nach erſt erkennt und bekennt/ wie unrecht man getahn hab/ wie zu wenig/ dem oder dem/ da oder dort geſchehen ſey/ da es noch wol oft ſeine Kinder oder Freundſchaft zu= genieſſen hat/ in denen man erſt die hohe Gaben der Eltern und Vorfahren zu re- ſpectirn anfaͤngt; zu geſchweigen/ daß das Ehr genug/ wann er einem ſolchen begab= ten/ und doch in jrꝛdiſchen geringern/ ein gutes froͤliches Gewiſſen laͤſt. Geſchiht es aber/ daß ſie von Menſchen verunehret wer= den/ ſo tuht es Gott nicht; Es iſt ihm auch kein Gefallen. Er laͤſt es aber zu/ als ein Gott/ der allen Suͤnden eine weil zuſihet/ und lang zugeſehen/ nicht nur/ daß ſeine zeitliche Guͤter verſpottet worden: ſondern daß die geiſtliche Guͤter/ die Gottesfurcht/ der rechte Glaub verhoͤnet/ verſpottet/ ver= folget worden iſt.Gleichwol aber/ moͤcht man wider ſagen/ verligen aufs wenigſt ſolche hohe Gaben jnzwiſchen/ und ſind wie ein vergrabe= ner Schatz/ der zu nichts nuz iſt. Syr. XX. 33. Mit einem Wort: Sie ſind einem ſolchen Menſchen umſonſt gegeben. [279] Dann er hat keine Gelegenheit/ ſolche/ wie man ſpricht/ an den Mann zu bringen.Antwort: Der weiſe Heyd Ariſtoteles ſagt wol: Deus & natura nihil faciunt fruſtra, das iſt: GOtt und die Natur machen nichts umſonſt. Nun heiſt ei= gentlich das Umſonſt/ was nirgend keinen Nutzen gibt/ auf einigerley Weiſe und We= ge. Geſezt aber/ mancher guter von Adel/ oder einer ehrlichen Freundſchaft/ oder gu= ten Verſtands/ Sitten/ Gebaͤrden/ ꝛc. wuͤr= de gedruckt/ gehindert/ nicht geachtet; ſo iſt noch kein Schluß: Ergo iſt der ſein Adel/ die Weißheit und Verſtand/ ihm/ umſonſt gegeben. Dann Erſtlich gedenke man: Iſt es dieſer Zeit nicht geachtet/ oder an dem Ort nicht; ſo kans zur andern Zeit/ und an einem andern Ort geachtet werden. Gleich wie das Gelt/ zum Exempel/ keiner fuͤr um= ſonſt haͤlt/ daß er eben Heut oder Morgen nicht wechſeln mag. In einem Monat/ und auf der andern Meß ſchlieſſet man wider Wechſel/ da es etwan/ wie mans nennt/ ein groͤſſers laggio traͤgt als vorhin. Fürs ander aber/ geſezt/ es werde der Adel/ und [280] die dapffere Qualitaͤten deß Gemuͤhts/ auch an dem Ort/ und bey der Zeit nicht reſpe- ctirt/ ſo iſts doch dannoch damit nicht/ wie mit einem vergrabenen Schatz bewandt. Dann deſſen kan ſich gar kein Menſch be= dienen/ weil ihn keiner weiß/ und ihn Gott noch keinem fuͤr die Augen geſtellt hat: jenes herꝛliche Qualitaͤten aber/ haben jmmerdar Gelegenheit ſich herfuͤr zu tuhn/ mit Raht/ mit Lehren/ mit Troͤſten/ mit Schreiben/ ob ſie ſchon nicht nach ihren Meriten alſo= balden verehret werden. Was aber einigen Nutzen bringet/ das iſt nit fruſtra und Um= ſonſt gegeben/ ob es ſchon nicht ſo oder ſo/ wie es billich ſolte unſerm vernuͤnftigen Ur= teihl nach/ geachtet/ belohnet/ beruͤhmt wer= de. Fuͤrs dritte/ wann er ja/ zum Uber= fluß/ gar nirgend in der Welt damit ſolte geachtet werden/ (das doch nicht wol ſeyn wird) ſo waͤre es doch dannoch nicht um= ſonſt. Dann alle Kuͤnſte und alle Weiß= heit haben doch das an ſich/ daß ſie ihren= eignen Beſitzer jnnerlich vergnuͤgen/ er= freuen/ erquicken. Um weßwillen die alte Weiſen ihre Kuͤnſte und Wiſſenſchaften/ ihre Weißheit ſo ſehr verdeckt/ oder mit al [281] lerley verbluͤmten Reden verdunkelt haben/ daß ſie nur nit gemein werden moͤchten/ wie man von den Egyptern/ un ̅ de ̅ alten Weiſen Pythagora, un ̅ ſeinen diſcipuln weiß. Dieſe alle haben darum ſolche Wiſſenſchaften nit fuͤr umſonſt gehalten/ wans gleich niemand mehr gewußt und gelernet haͤtte; ja wan ̅ ſie noch vielfaltig damit verhoͤnet und verlacht worden ſind/ zugeſchweigen deß obgedachte ̅ .Ein anderer aber/ moͤcht man noch einmal ſagen/ iſt nicht halb ſo gut von Adel/ nicht halb ſo gelehrt/ nicht halb ſo from ̅ als der/ und hat doch überal baͤſſers Anſehen und groͤſſere Wuͤrde.Antwort: Was das Geſchlecht und Ver= ſtand betrifft/ mag es wol ſeyn/ daß einer/ der nicht halb ſo edel/ nicht halb ſo gelehrt iſt/ ge= achter ſey/ als ein alter Edelmann/ ein Grundgelehrter. Das iſt aber dagegen wi= der zu beſinnen/ daß das nicht ſo wol der Adel iſt/ den man von Eltern ererbt: als der durch Tugend und Dapferkeit erwor= ben oder erhalten wird. Es findet ſich aber tauſentmal das Wiederſpiel/ daß einer von altem Adel/ auch alter Untugend voll ſey/ [282] und darum bloß auf ſeinen Adelsbrief zu po= chen/ keine rechte Urſach habe. Was gelehrt ſeyn betrifft/ moͤcht es wider ſeyn/ daß zu= weiln ein halbgelehrter baͤſſern reſpect ha= be; darum/ weil oft der gelehrteſte in der Kunſt/ der ungeſchickteſte in moribus und Sitten iſt; ja ſo gelehrt er iſt/ doch etwan ſeine Kunſt nicht ſo entdecken kan/ wie jener kan. Was der Lateiner ſagt: Sæpe etiam eſt olitor valdè opportuna locutus, gibt der teutſche Mann alſo: Der Bauren Re= gel ſeynd auch nicht zu verachten; Ob ſie ſchon nicht Doctor worden ſind/ doch ge= ben ſie zuweiln ſo einen klugen Raht/ als ein Canzler. Anlangend die Froͤm ̅ keit/ da man meynt: dieſer ſey ſo fromm/ ſo gottsfuͤrch= tig; dabey iſt wol zu merken/ was der ſchon oftbelobte Chryſoſtomus ſpricht: 75 Mein ſage mir: Wer weiß eigent= lich/ welche recht einhergehen/ als der einem jeden unter uns das Herz ge= macht hat/ und alles unſer Tuhn ver= ſtehet. Dann es geſchiht oͤfter/ daß [283] derer viel/ die das Anſehen der Froͤm= keit hatten/ boßhaftiger ſind als alle andere/ maſſen ſolches noch in der Welt oft offenbar wird/ wann ſie die= ſer oder jener Fall anſtoͤßt. Wann aber der/ der Herz und Nieren pruͤfet/ lebendig und kraͤftig iſt/ und ſchaͤrfer dann kein zweyſchneidig Schwert/ und durchdringet/ biß daß ſcheidet Seel und Geiſt/ und ein Richter kom ̅ en wird der Gedanken und Sin= nen deß Herzens. Ebr. IV. 12. Als= dann werden wir/ nicht nur etliche: ſondern alle ſolche auch ſehen; weil zur ſelben Zeit kein Schafbelz/ den Wolf; und keine Ubertuͤnchung deß Grabs/ die darunter ligende Unrei= nigkeit bedecken und verbergen koͤn= nen wird; Dann kein Creatur iſt fuͤr ihm unſichtbar/ der alsdann richten wird; es iſt aber alles bloß und ent= deckt fuͤr ſeinen Augen. Ebr. IV. 13. Welches auch der Apoſtel ſeinen Co [284] rinthiern ſchreibt: Richtet nicht fuͤr der Zeit biß der Herꝛ komme/ welcher auch wird ans Liecht bringen/ was im Finſtern verborgen iſt/ und den Raht der Herzen offenbaren. I. Cor. IV. V. Geſezt aber ſie waͤren alſo/ wie man meynt; woher wiſſen wir/ daß/ ob ſie ſchon andere Tugenden an ſich haͤt= ten: die allerhoͤchſte Tugend/ die Demuht/ auch behalten wuͤrden/ verſtehe/ wans uͤberal lauter Ehre/ Reich= tum und Anſehenregnete.Das wird nun ferner keiner mehr denke ̅ / daß GOtt ſolcher Geſtalt ein Anſe= hen der Perſon halte/ der gleichwol ei= nen fuͤr dem andern erwaͤhle/ und reicher/ gelehrter/ anſehnlicher/ maͤchtiger mache. Die Perſon aber anſehen ſey kein Werk der Gerechtigkeit.Es antwortet aber die Schrifft ſchnur= grad das Widerſpiel: Bey Gott/ ſpricht es/ iſt kein Anſehen der Perſon. Act. X. ℣. 34. Weil aber ja das/ was hier geſchiht/ dafuͤr geachtet werden will/ als wollen wirs [285] genauer durchgehen. Bey allen Rechts= verſtaͤndigen/ heiſt eigentlich die Perſon an= ſehen/ fo viel/ wann/ da man ſchuldig iſt/ bey= den Parteyen ſich zu erzeigen/ nach eines jeden Rechten; bey einer aber die Gunſt/ die man zu ihr traͤgt/ fürſchlagen laͤßt; die Freundſchaft/ damit er jemand anſtam ̅ et; die alte Kundſchaft/ und dergleichen; un= geacht jene Partey viel gerechter/ unſchul= diger/ richtiger iſt als dieſe/ derer man zu willen ſeyn will/ um einer Spende willen/ um einer recommendation willen/ und dergleichen. Applicir nun eines daß auf unſern Fall/ ſo wird er bald finden/ wo er ge= fehlt hab in ſeiner Red. Erſtlich/ wem iſt Gott etwas ſchuldig von ſeinen Guͤtern mitzuteihlen? Iſt es nit ein lauteres Werk der Barmherzigkeit/ es habe gleich einer Reichtum/ oder Ehr/ oder Gewalt/ oder An= ſehen/ oder Schoͤnheit/ oder dergleichen? Fuͤrs ander/ was bringt ein Menſch/ fuͤr Recht und Gerechtigkeit mit/ fuͤr ſeinen GOtt/ warum er den fuͤr jenem anſehen/ erheben/ bereichern/ ꝛc. ſoll? Sind ſie nit allzumal Suͤnder/ und mangeln deß [286] Ruhms/ den ſie fuͤr Gott haben ſol= len? Roman. III. 23. es ſey Juͤd oder Griech/ Knecht oder Freyer. Gal. III. ℣. 28. Wann ſie dann in dieſem Unrecht/ ein gleiches Recht haben: wie kan man ſa= gen: Gott ſihet die Perſon deſſen an/ jenes nicht? Ein Richter/ zum Exempel/ der der= gleichen unter uns Menſchen tuht/ heißt billich ein ungerechter Richter; weil er vor= ſezlich und wiſſentlich/ jenem ſein Recht nimt/ dem es gebuͤrt/ und dem gibt/ dem es nicht gebuͤrt/ nur darum/ weil er bey dem die Perſon/ das Geſchlecht/ die Nachbaurſchafft/ Freundſchaft hat/ bey je= nem nicht. Nein! So bild ſich Gott keines ein! Keinem kan Gott ſein Recht nehmen; dann er hat keines. Keinem kan Gott neh= men/ was ihm gebuͦrt; dann es gebuͦrt kei= nem nichts. Ey ſo iſt ewiglich von ſeiner Natur alles ungerechtes Weſen/ und keine groͤſſere Ungerechtigkeit iſt auszufinnen/ als daß Gott ungerecht ſeyn ſoll. Non li- cet, ut de his, quæ divino aguntur arbitrio aliud dicas juſtum, aliud injuſtum; quia quicquid à Deo agi vides atque convin- ceris, neceſſe eſt plus quàm juſtum eſſe [287] fatearis. Das iſt: Wer von denen Din= gen reden will/ die Gott nach ſeinem freyen Willen regieret/ darf nit den= ken oder ſagen: Das ſey Recht/ das Unrecht; weil alles/ was du ſiheſt oder dein Herz dich uͤberweiſet/ daß Gottes Werk ſey; du nur mehr als fuͤr ge= recht getahn/ geſtehen muſt/ ſagt der fromme Biſchoff Salvianus. 76 Das allerlezte iſt dieſes/ daß man ſpricht: Es heiſſe gleichwol: die Gottſeelig= keit habe die Verheiſſung dieſes und deß zukuͦnftigen Lebens. I. Tim. IV. 8. Die Verheiſſung aber habe es von GOtt. Wann dann Gott ein wahrhaftiger Gott iſt: ſo ſoll man ihm ſagen/ woher es komme/ daß der arme/ gottſeelige/ fromme Menſch/ nirgend fortkommen kan/ weder der Leute Gunſt erlangen/ oder zu einem ehrlichen Stücklein Brot kommen/ oder das Anſe= hen zuwegen bringen und ſo fort/ ꝛc. Weiln es dann ja nicht geſchehe/ ſo koͤnne er anderſt [288] nicht urteihlen: Das blinde Gluͤck muͤſſe nochmaln in ſolchen Faͤllen regieren. Dan ̅ wanns von Gott kaͤme/ ſo kaͤme es ja denen/ bey denen Gottſeeligkeit ſich finde.Es iſt aber zumal ein uͤble Schlußrede: Die Gottſeeligkeit hat die Verheiſſung die= ſes Lebens/ und/ verſtehe/ deſſen Guͤter. Ergo hat es die Verheiſſung deß Reich= tums den der/ vor unſern Augen Gottſelige/ ſuchet; oder deß Anſehens/ der Ehr/ die je= ner/ vor unſern Augen Gottſeelige/ ſuchet; und ſo ferner: dieſes oder jenen Dienſtes/ zu der oder der Zeit/ wan es uns gedunkt oder recht taͤhte. Nein! Das hieſſe man in den Schulen argumentirn à genere ad ſpeciem: Leiblich und ewig will es GOtt freylich vergelten. Weiln aber der leiblichen Guͤter viel und mancherley ſeynd/ als/ Ehr/ Reichtum/ Anſehen/ Macht/ Befoͤrderung/ ein froͤlich Herz/ und gut Gewiſſen/ und ſo fort; als muß man wol behalten/ daß/ wan ̅ einer auch mehr nicht haben folte/ als nur eine Freudigkeit ſeines Gewiſſens/ er von Gott ſchon die Verheiſſung der Gottſelig= keit erlanget haͤtte/ die unter allen leiblichen Guͤtern das baͤſte und aͤdelſte iſt/ und bey [289] der/ die aͤrmeſte und verachteſte Chriſten/ ſich ſelbſt reich und groß genug geehrt ge= halten haben. So ſtehet dort von den Apo= ſteln: Sie giengen froͤlich von deß Rahts Angeſicht/ daß ſie würdig geweſen waͤren/ um deß Nahmens JEſu willen Schmach zu leyden. Act. V. 41. Paulus ſagt: Ich bin gutes Muhts in Schmachen. II. Cor. XII. ℣. 10. Von Moſe ſagt die Epiſtel an die Ebreer: Er erwaͤhlet lieber mit dem Volk Gottes Ungemach zu leyden/ dan ̅ die zeitliche Ergoͤtzung zu haben/ im XI. 25. Solte dann nochmal geſchehen/ daß einer in ſeiner groͤſten Froͤmmkeit/ und baͤſten Leben/ dannoch ungeehrt/ unanſehn= lich/ arm/ gehindert/ gedruͤckt leben ſolte und muͤßte/ ſo troͤſte er ſich ſeines guten Gewiſ= ſens/ das iſt ihm uͤber ganze Koͤnigreich/ uͤber alle Trohnen und Herꝛligkeiten/ und was die Welt mehr fuͤr hoch und erwuͤnſcht halten moͤchte.Zum uͤberfluß wollen wir noch das eini= ge ſetzen/ dergleichen vielleicht jemanden einen Scrupel bringen moͤchte. Es erzehlet [290] Fulgoſus 77 von einer Franzoͤſiſchen Graͤ= vin/ Ida Nahmens/ dieſes: Als ihre drey junge Herꝛn als Kinder/ bey der Mutter ſpielten/ und unter ihren Rock ſich verkro= chen; ihr Herꝛ Vatter Euſtachius ohnge= faͤhr darzu kommen/ und gefragt haͤtte/ was ſie unter ihrer Kleidung truͤge? haͤtte ſie mit lachen geantwortet: drey groſſe Herꝛn; einen Fuͤrſten/ einen Koͤnig/ und einen Grafen. Unbedachtes Muhts hatte ſie es geredt/ und doch iſt der Außgang alſo er= folgt; weiln der Aeltiſte Godofredus Bo- lionius, ſeinem Vettern Godofredo, im Herzogtum Lothringen ſuccedirt. Baldui- nus Koͤnig zu Jeruſalem worden: Euſta- chius der Juͤngſte/ die Gravſchaft Bono- nien oder Boulogne erlanget. Wann das nicht ein Anzeig iſt eines blinden unbeſon= nenen Gluͤcksfalls/ ſo iſt nichts mehr mit dem Gluͤck. Was iſt es aber anders/ als daß es ebenſo ungefehr erꝛahten worden iſt?Es hat zwar/ die Wahrheit zu ſagen/ ei= nen groſſen Schein. Aber doch ſo man das Exempel Caiphæ betrachtet/ da er unwiſ [291] ſend weiſſagte: Es waͤre gut/ daß ein Menſch für das Volk ſterbe. Joh. IX. ℣ 51. und gedenkt/ daß das/ aus einem heim= lichen Antrieb und Eingeben Gottes ge= ſchehen ſey/ kan man ſich leichtlich die Rech= nung machen/ daß/ gleich wie der Zeiger an einer Uhr weiſet/ welche Stund deß Tages ſey/ und doch ſelbſt nicht weiß/ daß ers wei= ſet: Alſo habe auch GOttes providenz, durch gedachter Graͤvin damalige Scherz= rede/ ungewiß deß kuͤnftigen/ ihrem Herꝛn zu verſtehen geben wollen/ was ſeine Weiß= heit mit ſeinen Kindern mitler Zeit fuͤrha= ben werde. Auf dieſen Schlag ſchreibt der Seel. Auguſtinus: 78 Tu Domine ju- ſtiſſime moderator univerſitatis, conſu- lentibus, conſultisq́ue neſcientibus, oc- culto inſtinctu agis, ut, dum quisq́ue con- ſulit, hoc audiat quod oportet eum au- dire, occultis meritis animarum, ex abyſſo juſti judicii tui. Das iſt: Herꝛ du aller= gerechteſter Regierer deß ganzen Weltkreyſes/ handelſt durch verbor= gene Eingebungen/ beydes dem/ der [292] uns fraget/ und dem/ der da rahtet un= wiſſend/ auf daß/ in dem ein jeder Raht ſuchet/ er das jenige hoͤre/ was er hoͤren ſoll/ nach dem du in dem tief= ſten Grund deiner gerechten Gerichte weiſſeſt und ſiheſt/ daß ſich einer gegen dich halten werde.

Andacht=Lied. Umein glaͤubigs Herze/ wider das Gruͤblen der Vernunft.
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Nach der Singweiſe: Kom ̅ t her zu mir/ ſpricht Gottes Sohn/ ꝛc. oder: Laß ab/ laß ab/ mein Cavalier/ ꝛc.
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1.
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VErnunft/ du blindgebohrnes Tiehr/
was bellſt/ was brum ̅ eſt du in mir?
Blind biſt du/ dan ̅ och wilſtu ſehe ̅ :
|| [293]

Dein Fledermaus=geſicht/ dem Liecht
der Gottes=Weißheit widerſpricht/
es will ihm keinen Glanz geſtehen.

2.
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Du richteſt nach dem Augenſchein.
Dir/ Gottes Tuhn muß unrecht ſeyn:
Der doch ſchuff dich und alle Witze;
Der/ Unrecht ſcharff zu raͤchen draͤut;
Der ſelbſt iſt die Gerechtigkeit/
und frey von aller Laſter ſchmitze.

3. ???(nunft/
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Schweigt ſtill/ ihr Froͤſche! ſchweig/ Ver=
mit deiner Mißgedanken=Zunft!
Aufruͤhrerinn/ gib dich gefangen!
Fleuch Schnake! du verbrenneſt dich.
Fleuch/ Weib! der Glaub ermannet ſich/
mit deinem Tode ſieg zu prangen.

4.
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Wer glaͤubt/ daß eine Gottheit ſey/
muß dieſes glaͤuben auch darbey/
daß ſie gerecht in allen Werken.
Gott iſt das hoͤchſt=vollkommne Gut:
druͤm alles/ was er macht und tuht/
vor Recht und Gut iſt zu bemerken.
|| [294]

5.
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O Gott/ mein Glaube zu dir fleht/
du wollſt ihn machen ſtark und ſtaͤt.
Laß mich mit Worten und Gedanken
ja laͤſtern deine Gottheit nicht;
laß/ Herꝛ/ mit deinem Weißheit=Liecht
nicht meinen blinden Vorwiz zanken.

6.
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Dein’ Allmacht tuht/ was ihr gefaͤllt:
Jedoch ſie erſtlich Rahtſitz haͤlt
mit deiner Weißheit/ welche ſihet/
was ſey ein gut=gerechter Raht:
was dann dein Will beſchloſſen hat/
daſſelbe deine Hand vollziehet.

7.
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Ich ſage: Herꝛ/ dein Will geſcheh!
Ob ich ſchon nicht die Urſach ſeh:
Urſach genug iſt mir dein Wille.
Mit dem laß mich/ wie ich dann ſoll/
zufrieden ſeyn in Weh und Wohl.
Der Glaube redt: Vernunft/ ſey ſtille!
|| [ID00369]
|| [ID00370]

X
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|| [295]

Erklaͤrung.
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Pendula poma placent. 2. Decerptis ve- ſcier optas: I, cape! 3. Sed fracto termite damu??? cave.
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DIe begruͤnte Luſt der Erden lockte mich in??? Feld hinauß.
Ich ſpazierte auf und nieder/
wo der Pegnitz Hirtenbrüder
ihre krauße Schaͤflein weiden naͤchſt der Nymfen Waſſerhauß.
Ich kam zu dem Waͤldlein dort/ wo die rohte??? Kirſchen hangen/
und bepurpern manchen Aſt.
I. Dorten fand ich einen Gaſt/
einen Knaben/ den die Frucht reitzt’ und heitzte mit Verlangen.
Die ſo ſchoͤn belaſten Aeſte ſah’ er lange ſehn= lich an/
aus Begier/ davon zu naſchen.
Doch er konde nichts erhaſchen/
weil er/ alſo hoch zu langen/ war ein gar zu nidrer Mann.
II. Endlich bat er/ und erbat/ (dann er hatte mich erſehen)
daß ich ihm zu helffen kam/
ihn auf meine Armenahm/
|| [296]

und ihn ſchob und hob hinauf auf die Laubgehaub= ten Hoͤhen.
III. Ach der ungluͤckhafften Hülffe! Als ich mich kaum umgewandt/
hoͤrt’ ich einen von den Zweigen
ſich mit groſſem Krachen neigen/
und den Knaben ich hierunten blutig halbgeſtor= ben fand.
Erſt bereut’ ich/ daß ich haͤtt eines Kindes kindiſch Bitten
alſo unbedacht gewaͤhrt/
und dadnrch es hart verſehrt.
Bald betrachtet’ ich hierbey Gottes und der Men= ſchen Sitten.
Kinder/ ſind wir Adams=Kinder: wir verlangen manchesmahl
ſcharffe Meſſer/ die uns ritzen;
falſche Wolluſt/ Ehrenſpitzen/
da wir dann zu todt uns naſchen/ ſtürzen in das Hoͤllentahl.
Gott/ der weiſer iſt/ als wir/ ſihet baͤſſer/ was vor Gaben
uns noht/ nütz/ und ſeelig ſeynd.
Ach ſeyn Raht iſt wohlgemeynt/
wann er/ was wir naͤrꝛiſch oft wünſchen/ uns nit laͤſſet haben.
Ungnad iſt es/ wann er gibet/ wann er unſre Bitt erhoͤrt/
|| [297]

die gereicht zu unſrem Schaden.
Wen die Gottheit will begnaden/
dem verſagt ſie/ wann er etwas/ das ihm ſchaͤdlich iſt begehrt. 79
Unſer Heil/ nicht unſren Wunſch/ pflegt er gnaͤ= dig anzuſehen. 80
Was dem Kind er geben ſol/
weiß der weiſe Vatter wohl.
Menſchen koͤnnen/ was ſie guts bitten ſollen/ nicht verſtehen.
|| [298]

Das Zehende Capitel/ haͤlt in ſich Der Heiligen Altvaͤtter und Kirchen=Lehrer Gezeugniß.
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ALſo nemlich habens alle Chriſtliche Lehrer/ zu allen Zeiten gehalten/ von dem blinden heidniſchen Ge= danken eines plumpen unbedachtſamen Weſens/ die Gemuͤter der Menſchen weg/ und einig und allein auf Gottes allweiſe Ordnung/ Willen/ Gefallen oder wolbe= dachte Verhaͤngniß und Zulaß anzuweiſen.Dreyhundert und ſiebenzig Jahr nach Chriſti Geburt/ hat der heilige Baſilius Bi= ſchoff zu Cæſarea in Cappadocia gelebt/ und auf gegenwaͤrtig unſer Fuͤrhaben/ von uns alſo verteutſchet/ ſchoͤn geſchrieben: 81 Sage ja nicht; Das iſt eben ſo ohn [299] gefehr geſchehen/ wie es geſchehen iſt; Das iſt vor ſich ſelbſt kom ̅ en! Nichts geſchiht ohne Ordnung/ nichts ohne Maas und Ziel/ nichts vergeblich und umſonſt; durchaus nichts blin= der/ plumper/ zufaͤlliger weiß. Unge= lehrter Leut Rede iſt es: Es hat uns eine boͤſe Stund getroffen/ oder ein ohngefehrer Fall! Kauft man nicht zween Sperling um einen Heller/ und deren faͤllt keiner auf die Erden ohne deß himmliſchen Vatters Wil= len. Matth. X. 30. Wie viel ſind Haar auf unſerm Haupt/ und deren iſt doch nicht eines bey ihm vergeſſen? Si= heſtu dann nun das Goͤttliche Aug/ dem nichts auch der allergeringſten Dinge verborgen iſt?Erſtbelobtens heiligen Baſilii vertrauteſter und aufrichtigſter Freund Gregorius, Bi= ſchof zu Nazianzo, wovon er auch buͦrtig war/ und den Namen Nazianzenus traͤgt/ hat eben dergleichen. Da etliche urteihlten/ daß es manche ̅ uͤbelgieng/ waͤre ſeiner Suͤn [300] den Schuld; daß es ihm wol gieng/ ſeiner Froͤmmkeit; und doch ſich darein nicht fin= den kunten/ daß der Augenſchein oft ein anders mit ſich braͤchte/ ſchreibt er unter vielen ſchoͤnen Worten/ 82 nach dem la= teiniſchen Commentario Eliæ Cretenſis zu verteutſchen/ alſo: Ein anderer mag ſagen was er wolle; ich aber trage bedenken das zu ſagen/ daß/ wann es einem uͤbel gehet/ er ſeiner ſonderba= ren Suͦnden wegen ſolches verdie= net habe; wann es wolgehe/ ſeiner ſonderbaren Froͤmmkeit zuzuſchrei= ben ſey. Dann bißweilen auch die Gottloſe gequaͤlet werden/ auf daß ſie nicht in ihren Suͤnden fortfahren koͤnnen/ wie ſie wollen; hinwiderum haben auch die Fromme mehrmal gute Tag/ daß ſie in ihren guten Wer= ken deſto baͦſſer fortfahren moͤgen; aber beydes geſchiht nicht allezeit: [301] auch nicht nothwendig. Dann was ein jeder zu Lohn haben ſoll/ wird ſich in der kuͤnftigen Welt finden/ wie der Herꝛ ſpricht bey dem Johanne im V. Die da gutes getahn/ werden aufer= ſtehen zum Leben; die aber boͤſes ge= tahn/ zum Gericht. Was aber die= ſes Leben betrifft/ gehet es viel anderſt her/ doch alſo/ daß die Ungleichheit dannoch bey GOtt etwas gleiches habe/ gleich wie an einem Leib un= gleiche Glieder ſind/ hoͤhere und ein= gezognere/ groͤſſere und kleinere/ aus welchen allen die Geſtalt nur deſto annehmlicher wird. Gleich wie/ wan ̅ ein Bildſchnitzer oder Stecher zu ſei= ner Arbeit Erz bereitet/ und einen Teihl daran tieffer/ einen Teihl nicht/ hinſetzet/ weiſet er uns mit groͤſter Kunſt eine ſolche Ungleichheit/ die wir ehe nicht verſtehen/ als wann ſei= ne Arbeit gar vollfuͦhret/ und das ganze Werk beyſammen iſt. Wann [302] wir aber auch gleich die Urſachen ſei= ner Kunſt nicht verſtuͦnden/ waͤre dennoch der Meiſter nit ohne Kunſt: alſo duͤrfen wir auch nicht ſchlieſſen/ daß darum alles zu hinderſtfoͤrderſt hergehe in der Welt/ weil wir eben die Urſachen deſſen nicht erfinden koͤnnen.Um eben ſelbe Zeit/ hat auch der beredte Biſchoff zu Conſtantinopel Johannes Chryſoſtomus gelebt/ und auf gegenwaͤr= tigen gedachten Zweck gleicher weiß alſo ge= ſchrieben/ 83 vorab/ weil er geſehen/ daß viel in allerley Gedanken gerahten wolten/ wann ſie ſahen/ wie in denen ſo genanten Gluͤcksguͤtern/ ſo manche Gottloſe fuͤrge= zogen wurden manchem froͤmmſten Men= ſchen. Seine Wort heiſſen zu Teutſch alſo: Wenn du ſehen wirſt/ wie mancher/ [303] der es ja nimmermehr wehrt iſt/ ſo reich worden ſey/ klage ja GOttes Vorſorg nicht an; laß dir auch kei= nen ſolchen Gedanken entſtehen; In unſerm menſchlichen Leben gienge es unbedachtſam und ohngefaͤhr zu; weil der ja/ der es nochmal nit wehrt iſt/ ſo reich ſey. Gedenke an Lazarum und den Reichen Mann/ wie dieſer den groͤſten Schatz und Uberfluß aller Dinge gehabt/ der doch ſo un= barmherzig war/ ſo unfreundlich/ wilder als ſeine Hund. Dieſe lieſſen ſich gleichwol Lazarum/ ſo zu reden/ erbarmen/ heilten und leckten ſeine Schwaͤren an ſeinem ganzen Leib; dadagegen er/ ihm/ nicht die Broſa= men ließ/ die von ſeinem Tiſch fielen. Gedenke/ ſprich ich/ wie der allen U= berfluß hatte: jener arme aber der recht (an der Seelen) reich/ recht/ (in geiſtlichen Guͤtern) vermoͤglich war/ dannoch in die aͦuſſerſte Armuht ge [304] rahten ſey/ daß er auch die Nohtdurft nicht hatte/ und mit Hunger und Krankheit angefochten wurde; alſo/ was jener zu viel/ dieſer zu wenig ver= mochte. Gleichwol wurd er nicht un= gedultig/ kein boͤß Wort gieng aus ſeinem Mund/ uͤber GOtt klagte er nicht/ ſeine Vorſorg tadelt er nicht/ keinem blinden Fato ſchrieb er zu/ was ihm begegnete; Er dachte auch ſo bey ſich ſelbſt nicht: Ich/ der ich keine ſonderbare Suͤnd auf meinem Gewiſſen trage/ muß ſolche aͤuſſerſte Straff leyden/ von Hunger ver= ſchmacht/ von der ſcheußlichſten Kranckheit verzehret/ allmaͤhlig bald ohne Menſchen=Geſtalt hinſterbend: jener iſt reich in Wolluͤſten/ meines Elendes unbedacht/ noch wol ſolches mir fuͤrwerffend. Den unmenſchli= chen/ unbarmhertzigen/ blutgierigen/ ſteinernen Menſchen hat Gott uͤber ſo viel Guͤter geſetzt: mich dagegen/ [305] der ich ihn nit mit einem Wort belei= diget/ laͤßt er in ſolchem Elend und Schmertzen ligen. Wo iſt da ſein gerechtes Gericht? wie ſchickt ſich das zu ſeiner Vorſorg uͤber uns? Aber nichts ſolches laͤßt ſich Lazarus hoͤren. Iſt es dann nun nicht ein ungereimt Ding/ daß die/ die ſolch E= lend leiden; dannoch von Gott das baͤſte reden; und du/ der du ſolchen Jammer nicht an dir traͤgſt/ wilſt da= rum ſpoͤttlich von Gott reden/ wa= rum andere guts von ihm reden?Im fünfhunderteſten Jahr nach Chriſti Geburt hat der Seel. und fuͤrtreffliche Leh= rer Aurelius Auguſtinus, Biſchoff zu Hippon in Africa, auf abermal dergleichen Schlag alſo geſchrieben: 84 Nit allein haben die From ̅ en ihre Haͤuſer voll; oder die werden nicht allein erꝛettet/ und von einer Krankheit geſund; [306] auch haben nicht allein dieſe/ Kinder und Erben; oder allein Gelt und Gut/ oder was ſonſten zu dieſem zeitlichen und vergaͤnglichen Leben vonnoͤhten iſt. Die Boͤſen haben eben das/ und bißweilen habens die Frommen nicht. Aber bißweilen mangelts auch den Boͤſen/ und dieſen oft mehr als je= nen; doch zu weilen haben dieſe auch mehr als jene. Dieſe zeitliche Güter hat Gott ſo vermengt haben wollen; weil/ wann ers den Frommen allein gebe/ die Boͤſen darfuͤr halten moͤch= ten: Um derer zeitlichen Guͤter wil= len/ muͤſſe man Gott fuͤrchten. Wi= derum wann er dieſe allein den Boͤſen gebe/ moͤchten andere abgeſchreckt werden fromm zu werden/ und ſich zu Gott zu bekehren/ auf daß ſie nicht an ſolchem allen einen Mangel haben muͤßten. Auf daß uun ein jeder/ wie es ihm auch in der Welt gehe/ ob er geehrt oder [307] veracht/ gehoben oder gedruckt/ reich oder arm werde/ und dergleichen/ nicht dem blin= den Gluͤck: ſondern GOttes Regierung zuſchreibe/ die in allen ihre gewiſſe Urſachen habe/ ob ſchon nicht allezeit uns wiſſend ge= machte/ ſpricht er: 85 Was uns nicht nach unſerm Willen gehet/ gedenke man/ daß es nach Gottes Willen ge= ſchehe/ nach ſeiner Ordnung/ Geheiß/ nach ſeinen Geſetzen/ und wann wir nicht verſtehen/ was und warum es geſchehe/ ſo weiſe man ſich ſelbſt auff ſeine Vorſorg/ welche nichts ohne Urſach tuht; welche ̅ nach alle Gotts= laͤſterung aufhoͤren wird. Dann wan ̅ wir anfangen zu diſputiren von ſei= nen Werke ̅ / warum diß/ warum das? und ſo haͤtte ers nicht machen ſollen/ ſo ſey das uͤbel getahn; wo bleibtda das Lob Gottes? damit haſtu das Halle= luja verlohren! Vielmehr betrachte [308] alle Dinge ſo/ wie du GOtt gefallen moͤgeſt/ und den Werkmeiſter loben. Nit anderſt/ als wann du ohngefehr in eine Schmitten kaͤmeſt/ dich nicht erkuͤhnen wuͦrdeſt die Blaßbaͤlg zu tadeln/ die Amboß/ die Haͤmmer. Und ſetze einen ſolchen/ der nicht verſtehe/ was und warum das ſey/ das er doch tadeln will/ wird er nicht/ wann er die Kunſt deß Werkmeiſters nicht kan/ und nur allein ihn als einen anderu Menſchen anſihet/ wird er nit ſprich ich ſich ſelbſt antworten: Nicht ohn Urſach ſind daher die Blaßbaͤlg ge= ſetzt; der Meiſter weiß wol/ warum? ob ſchon ich es nicht weiß. Iſt das nun nicht ein wunderlich Ding/ daß einer/ der das Hertz nicht hat/ in der Werkſtaͤtte den Meiſter zu tadeln/ unſern Herꝛn GOtt/ in der groſſen weiten Welt meiſtern will? Alſo nem= lich geſchiht nichts ſpricht er nochmal: 86 [309] Nichts geſchiht ſichtbarlich und em= pfindlicher weiß/ was nicht unſicht= barer und unempfindlicher weiß/ aus deß oberſten Herꝛn Hof entweder be= fohlen oder zugelaſſen werde/ nach ſei= ner unausſprechlichen Gerechtigkeit/ zu belohnen oder zu beſtraffen/ zu ei= nem Dank oder Vergeltung/ in dem ganzen/ und gleichſam groſſen Regi= ment aller ſeiner Creaturen und Ge= ſchoͤpfe. Und an einem andern Ort ſagt er: Wer wolte Gott vorwerfen/ daß er ihm auch nur im geringſten un= recht taͤhte; weil auch bey einem welt= lichen Prinzen ſtehet/ dem ein Pferd/ jenem eine Ketten/ dem ein Amt/ je= nem gar nichts zu ſchenken. Und ge= ſetzt/ wir muͦſſen haben/ was zu unſers Lebens Nohtdurft gehoͤrt/ ſo taͤht uns doch Gott kein Unrecht/ wan ̅ er auch ſolches wegnaͤhme/ nur um ſeiner Ma= jeſtaͤt/ Ehr un ̅ Hoheit wille ̅ . Was ha= ben wir dann zu klagen Urſach. Unter [310] tahnen ſind wir/ und nimmermehr die/ die wir uns ſelbſt/ wie wir wollen verpflegen koͤnnen.Eben in dem fuͤnfhunderteſtem Jahr nach CHriſti Geburt hat Theodoretus, Biſchoff zu Cyro in Syria/ von der unter= ſchiedenen Austeihlung der Gaben Gottes/ alſo geſchrieben: 87 Wol iſt zu behal= ten/ daß von der Welt Erſchaffung an/ vaſt uͦberal ſo ergangen/ daß die jüngere Geſchwiſtere/ den Erſtgebor= nen in zeitlichen Guͤtern vorgezogen worden ſind. Dann dem allererſtge= bornen Cain/ iſt Abel fuͤrgeſetzt: dem Japhet der Sem/ da er doch der an= der war (dann es heißt Gen. X. 21. Sem/ Japhet deß groͤſſern/ Bruder) dem Iſmael der Iſaac/ dem Eſau der Jacob/ Judas und Joſeph ſind Ru= ben vorgeſetzt/ Ephraim dem Ma= naſſeh/ und ſo fort/ bey denen die her [311] nach gefolget ſind; dann auch dem Aaron Moſes/ und David ſeinen ſieben Bruͤdern fuͤrgezogen worden/ ob er ſchon der Juͤngſte war. Anderſt= wo gibt er unterſchiedliche Urſachen/ wel= cher wegen/ Gott/ ſolch eine ungleiche Auß= teihlung ſeiner Guͤter behalten habe. Da er erſtlich gewieſen/ daß dergleichen ſchon uns vorgezeigt worden waͤre/ an dem Un= terſchied der Glieder deß menſchlichen Leibs/ deren eines edler/ nuzbarer/ ehrlicher: eines geringer/ unwehrter ſey/ wie ſeine Wort in in Lateiniſcher Sprach/ in den Anmerkun= gen zu leſen ſind; ſetzt er nun noch dieſe: 88 Wann die Menſchen alle glei= ches Stands/ alle gleiches Reich= tums waͤren/ wie koͤnten ſie ſich ſelbſt Nohtdurft ſchaffen? oder welcher wuͤrde dem andern dienen wollen/ wann einer ſo viel als der ander haͤt= te? wer würde beym Herd ſtehen/ Speiſen zu bereiten? wer wuͤrde ba [312] chen/ oder malen/ oder durch Siebe reuten? wer wuͤrde waſchen/ kochen/ beym Feuer vaſt verbraten/ wann ihn nicht die Noht und der Mangel dar= zu triebe? Wer hat jemals gepfluͤget/ geackert geſaͤet/ gemaͤhet/ eingeführt/ außgedroſchen/ den nicht die Armut zu ſolcher Arbeit getrieben hat? wer waͤre jemals in einem Steinbruch ge= funden worden/ ſelbe gehauen/ ein ſchoͤn Gebaͤu davon zu machen/ wan ̅ nicht abermal der Mangel ihn darzu gezogen? wo iſt jemand/ auſſer dem/ ein Schiffer worden/ zur See ge= handelt/ das Ruder gezogen/ ein Schuſter/ ein Weber/ ein Toͤpfer und Schmid worden? Dann wann einer ſo viel Reichtum haͤtte als der ander/ lidte ſichs nicht/ daß einer dem andern dienete: ſondern eines aus die= ſen zweyen wuͤrde nohtwendig fol= gen. Entweder daß ein jeder zugleich alle Kuͤnſte koͤnte und triebe/ oder es [313] wuͤrde zu beſorgen ſeyn/ daß keiner ſei= ne Nohtdurft haben moͤchte. Daß aber unmuͤglich ſey/ daß einer alle menſchliche Kuͤnſte lerne/ darf keines Beweiſes/ weil es die Erfahrung au= genſcheinlich lehret. Dann wann ei= ner nur zwo zugleich lernen will/ ver= derbt er eine mit der andern; weil eine die ander hindert. Dann wann das Gemüht auf unterſchiedliche Ding denken ſoll; alſo alles zugleich nicht faſſen kan; wird es zwar etwas von beyden Kuͤnſten aufklauben: zur Vollkommenheit aber/ wird er nit in einer gelangen. Alſo folgt das ander. Wan ̅ alle gleich in Reichtum (ſo iſt es eben auch mit andern) und Guͤtern waͤ= ren/ wurde ſolches einen Weg zum Untergang machen/ und gieng uns wie denen/ die den Luſt zum eſſen ver= lieren/ wann ſie ſich uͤbereſſen: Dann wie dieſe mit vielem eſſen den appe= tit ſchwaͤchen; Alſo wollen jene den [314] Mangel haben damit/ daß ſie gar gleich reich und beguͤtert ſeyn wollen/ und ziehen den Reichtum/ der den Un= tergang bringet/ der Armut vor/ die ſie in ihrem Stand und Leben haben.In Frankreich hat wider in ſelbigen hun= dert Jahren Divus Proſper, nur die Gemuͤ= ter der Menſchen zu befriedigen/ die ſich ent= weder hartſeelig dunken lieſſen/ oder neidiſch werden wolten/ ſo es ihnen nicht gieng wie andern/ alſo ſchoͤn 89 geſchrieben: Wan ̅ man nicht uͦber ſeiner eigenen leibli= chen Eltern Urteihl klagen darf/ wan ̅ ſie einen oder andern Sohn/ ehe ſie ihn noch recht in die Prob nehmen/ ehe ſie ſich ſonderlich um die Eltern verdient: dannoch für den andern Kindern lieb haben; ja wann einem Herꝛn frey ſtehet/ ſich gegen ſeinen Dienern zu erzeigen nach belieben/ und mit recht von keinem getadelt wird/ wann er aus denen/ die alle ſeine [315] Diener ſind/ einen und andern ehrli= cher haͤlt/ und etwas beſſers lernen laͤſt: Soll man dann den oberſten Vatter und rechten gütigſten Herꝛn verdenken/ daß in ſeinem groſſen Hauß/ (dieſer Welt) auf unzaͤhliche Art und Weiß/ alles/ unterſchiedlich geordnet iſt.Noch einen Biſchoff zu Maſſilien in Frankreich/ Salvianum, wollen wir hoͤren/ in abermal obgedachtem ſeculo, alſo vo ̅ ſei= ner Zeit/ da ſie ſonderlich Gluͤck und Sieg wider ihre Feind hatten/ redend: 90 Wan ̅ uns zuweiln wider unſer Hoffnung und Verdienſt/ GOtt etwas zuer= teihlt/ ſchreibt es einer dem Gluͤck zu/ einer dem ungefaͤhren Ausgang/ ei= ner dem Befehl der Oberſten/ einer den Rahtſchlaͤgen/ einer dem Lehr= meiſter/ einer dem Schutzmann; kei= ner aber wills unſerm Herꝛn GOtt zuſchreiben; Und wundern dabey/ [316] wann uns die himmliſche Hand et= was verſagt/ und wollen ihrs doch nicht zumeſſen/ was ſie gegeben hat. Damit aber tuhn wir das/ weil wir/ was uns zuſtoͤſſet/ entweder dem zu= faͤlligen Ausgang/ oder der Tugend der Oberſten/ oder ſonſt andern nichtswehrten Dingen zumeſſen. Solcher Geſtalt aber muͤſſen wir auch dem Erdboden danken/ daß wir jaͤhrlich unſere Ernde und Schnitt haben; und den Weinbergen/ die wir leſen koͤnnen; und dem Meer/ darinn wir Fiſch fangen; und den Waͤldern/ darinn wir Holz faͤllen; und den Schaafen/ die uns Wolle geben; und den andern Tiehren/ mit deren Fleiſch wir uns ſaͤttigen. Dann warum ſol= ten wir Gott fuͤr dieſe/ als Woltah= ten danken/ deme wir um der groͤſten Guttahten Willen/ nicht dankbar zu ſeyn begehren? Von den unterſchiedli= chen Austeihlungen aber der Guͤter deß [317] Hoͤchſten unter uns Menſchenkinder/ ſchreibt er 91 die ſchoͤne Wort: Was fragſt du mich/ warum einer groͤſſer und hoͤher/ einer kleiner und niderer; einer Elend/ einer nicht elend; einer ſtark/ einer ſchwach ſey? Zwar um was Uꝛſachen willen ſolches unſer Herꝛ Gott tuhe/ kan ich nicht wiſſen; aber Urſach uͤber Urſach iſt mir/ weil ich weiß/ daß das von Gott herꝛuͦhret. Dann/ wie Gott mehr iſt/ als aller Menſchen Vernunft: alſo ſoll mir nur mehr als Urſach ſeyn/ weil ich weiß/ daß Gott ſolches tuhe. Und et= was vor erſtgeſezten Worten ſpricht er alſo: Warum es den Frommen haͤrter ge= het als den Boͤſen; jene ligen/ dieſe geſund ſeyn/ kan ich zwar vernuͤnf= tiglich und mit Verſtand ſagen: Die Heimligkeit weiß ich nicht/ und was Gottes Rahtſchluß iſt/ kan ich nicht [318] ſagen: Es iſt mir aber zur Sach ge= nug/ was die himmliſche Wahrheit ſelbſt ſaget: Sie ſehe alles/ ſie regiere alles/ ſie richte alles. Wann du wiſ= ſen wilt/ was von ſolchen Faͤllen zu halten ſey/ haſtu die Heilige Schrifft; wirſtu das behalten/ was ſie dir ſaget/ ſo haſt du die vollkommene Urſach. Von mir aber fordere keine weiter/ warum es GOtt da und dort alſo mache? Ich bin mehr nicht/ als ein Menſch/ der ich Gottes Heimligkei= ten nicht ergründen mag/ ſolche auch zu erforſchen mich nicht unterſtehe/ und deßwegen weiter anzuruͤhren Scheu trage; weil eben das ſo viel iſt/ als wann einer ſich verwegen wolte einen Kirchenraub zu begehen/ ſo er mehr wiſſen wolte/ als ihm zugelaſſen iſt. Laß dir das benuͤgen/ daß GOtt ſpricht: Alles in allem regiere/ ver= walte/ verteihle er.Sechshundert Jahr nach Chriſti Ge [319] burt/ hat Pabſt Gregorius, mit dem Zu= nahmen Magnus, gleichen Beyfall gege= ben/ da er dieſe Wort ſetzt: 92 Ohne deß allwaltenden Gottes heimlichen Raht/ widerfaͤhret den Menſchen nichts in dieſer Welt. Dann wie GOtt alles künftige vorher geſehen: alſo hat ers auch von Ewigkeit be= ſchloſſen/ wie es in der Zeit nach und nach gehen ſolle. Daher iſt es dem Menſchen geſetzt/ entweder was der fuͤr Gluͤck in der Welt haben werde/ oder was jener fuͤr Unglück leyden ſol= le; auf daß nicht/ entweder ſeine Auß= erwehlten/ die uͤber groſſe Glückſee= ligkeit erhebe: ader allzugroſſes Un= gluͤck zu Boden drücke. Anderweit ſpricht er wider: 93 Ofter ſehen wir/ daß weiſe und verſtaͤndige Leut die= nen; Tohren aber und Albere/ Herꝛn ſind. Wir ſehen/ daß jene/ wie Knecht [320] gehalten werden: dieſe Hoffaͤrtig wie Tyrannen dominirn. Wie kan dann das GOttes Will und Mey= nung ſeyn/ daß ein Narꝛ eines Wei= ſen Knecht ſeyn ſoll? (verſtehe wann wahr iſt/ was Salomon ſagt: Prov. XI. 30.) Da doch ſolcher Geſtalt der Weiſe/ eines Narꝛen Knecht wird? Es iſt aber zu wiſſen/ daß/ wann gleich ein Tohr uͦber einen Weiſen fuͤr menſch= lichen Augen/ Gewalt und Macht hat; Wann er gleich ihm Muͦhe und Arbeit auflegt/ ſchaͤndet und ſchmaͤ= het: ihn doch nur mehr reinige/ und von Suͤnden lautere/ wie ein Silber im Ofen. Solcher Geſtalt geſchihet/ daß ein Narꝛ auch unter dem/ daß er uͤber einen Weiſen herꝛſchet/ ihm doch unwiſſend diene; weil er ihn nur/ mit ſeiner Herꝛſchafft über ihn/ froͤm= mer und Gottſeeliger machet. Nicht anderſt pfleget zu geſchehen/ daß auch bißweilen die Diener ihren Jungen [321] Herꝛn vorgeſetzt ſind als Hofmeiſter/ uͤber ihre mores, Leben und Wan= del/ ſie ziehen und ſtraffen/ und doch einen Weg als den andern Diener bleiben; weil ſie darauf beſtellet ſind/ daß ſie mit ihrer Zucht ihrer Herꝛ= ſchafft bedienet ſind/ die nur dadurch zunim ̅ t und wolgezogener wird. Weil demnach damit/ was die Frommen von den Boͤſen leyden muͤſſen/ ihnen nur zu ihrem Baͤſten gedient wird; iſt anders nicht/ als daß die Boßheit mitten in ihrem Wuͤten/ der Froͤm= keit dannoch Nuzen und Heil bringet. Nochmal ſpricht er: 94 Wer ſolte es verſtehen koͤnnen/ wie ſubtil Gottes Heimlichkeiten ſind/ daß manchmal/ der eine gerechte Sach hat/ nicht nur nicht recht haben ſoll/ fuͤr dem weltli= chen Gericht: ſondern noch geſtrafft werden; da doch ſein Widerpart/ der allerdings unrecht hat/ nicht nur nit [322] abgeſtrafft werden: ſondern die Sach gewinnen ſoll. Einer erlangt die Ehrenſpitze/ der doch nichts ſu= chet/ als den Leuten weh zu tuhn: ei= ner wolte von Herzen gern/ die/ ſo un= recht leyden/ verteihdigen und be= ſchuͤtzen; und wird doch ſelbſt hie und da gedruͤckt. Einer ſuchet mit ver= langen ſeine Ruhe; und Geſchaͤff= te kommen ihm hauffenweiß. Ei= ner wolte ſich gern hie und da brau= chen laſſen; und kein Menſch will ihn doch brauchen. Wer wolte dann dieſer him ̅ liſchen Gerichte/ Secreta oder verborgene Schluͤſſe eroͤffnen? Wer will dieſe unterſchiedliche Waa= ge der verborgenen Gerechtigkeit er= reichen; weil keiner in die geheime Kammer der Gerichten Gottes/ als ein Regiſtrator, eingelaſſen worden iſt? So ſage mans nun einem Men= ſchen/ daß er ſeine Unwiſſenheit er= kennen ſoll; Erkennt ers aber/ daß er [323] darum in Fuͤrchten ſtehe: in Fuͤrch= ten aber ſtehe/ auf daß er demuͤtiger werde; demuͤtiger aber werde/ auf daß er ſich nichts einbilde; nichts einbilde um deßwillen/ auf daß er um ſeines Schoͤpfers Hülf bitte; weil er ſihet/ daß/ ſo er auf ſich ſelbſt bauen wolte/ er lebendig tod ſeyn wuͤrde. Biß hie= her Gregorius, Alles zu dem End/ auf daß er doch unſerm Gruͦbeln ein Gebiß anlege/ weil/ wie er etwas vorher ſagte: 95 Idonei quidem ſumus ad hæc con- ſideranda quæ fiunt: Sed idonei non ſumus ad hæc inveſtiganda, cur fiant, das iſt: wir zwaar dazu tuͦgen/ daß wir ſolche Faͤlle/ die ſich begeben/ betrach= ten: aber nicht dazu/ daß wir die Urſach gewiß ſagen moͤgen/ warum ſie geſchehen.
|| [324]

Andacht=Lied.
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Uber den Spruch Matt. XX. 22.
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Ihr wiſſet nicht/ was ihr bittet.
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Nach der Singweiſe: JEſu/ der du meine Seele/ ???c. oder: Dafnis gieng vor wenig Tagen/ ꝛc.
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1.
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GOtt/ du Geber aller Gaben!
Sonſt von niemand/ als von dir
muß man alle Haabe haben/
die uns nuͦtz und noͤhtig hier.
Vater/ wir ſind deine Kinder.
Du biſt gut/ ſind wir ſchon Suͤnder/
gibeſt/ wann durch Jeſum ſich
unſer Bitten haͤlt an dich.

2.
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Ich ſoll; Herꝛ! was ſoll ich/ bitten?
Meine Seel hat kein Geſicht
in der finſtren Leibeshuͤtten.
Mein Verſtand verſtehet nicht/
|| [325]

was/ von dieſen Erden=ſachen
ihn recht gluͤcklich moͤge machen/
blind wie eine Fledermaus;
Suͤnd/ ſticht ihm die Augen aus.

3.
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Offtmals meynt er wol/ er ſehe/
ſetzt ihm Fleiſches=Augen ein.
Solt er/ der blind in der Naͤhe/
in die Ferne ſehend ſeyn?
Fleiſch es will iſt ſein Verlangen;
es nim ̅ t ſeinen Wunſch gefangen
Wolluſt/ Ehre/ Gut und Gelt/
und der falſche Schein der Welt.

4.
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Ach! er wuͤnſcht nur meinen Schaden.
Gold macht/ daß man Gott nit acht/
pflegt zn Suͤnden einzuladen/
und das Herze ſicher macht.
Luſt verjrdiſcht das Gemuͦte/
tritt aus der Vernunfft Gebiete.
Ehr’ und Hoheit/ Stolz gebuͤrt/
der von Gott zur Hoͤlle führt.

5.
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Weiſer Vater/ du weiſt baͤſſer/
was mir nuͤtz und ſeelig hier.
|| [326]

Deinem Kind gib nicht das Meſſer/
daß es etwan heiſcht von dir.
Ja ich bitte/ wann ich wolte
bitten/ was mir ſchaden ſolte/
wollſt du mich erhoͤren nit.
Deine Weißheit weiter ſiht.

6.
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Eine Bitt nur mir erfuͤlle/
Ach gewaͤhr mich diß allein:
Gib mir/ Vater/ was dein Wille;
Lehr mich dann zufrieden ſeyn/
und nach deinem Willen leben!
Du biſt gut/ und wirſt mir geben/
was ich hab vonnoͤten hier/
biß ich ſeelig komm zu dir.
|| [ID00403]
|| [ID00404]

XI.
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Man wird in der VeltWie es Gott gefelt???Auf die Schau geſtelt.
|| [327]

Erklaͤrung.
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Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet, hiſtrio ſoccos dat tibi. 3. Perſonam, quam dedit, arte geras.
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ICh bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/ ein/
auf dem von anbeginn ein Schauſpiel wird geſpielet:
Da tritt man auf und ab; da ſpielen groß un ̅ klein:
biß daß die Action vom Tode wird bezielet.
Die Spielperſonen ſind die Menſche ̅ ; von Geburt
und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem Sterben:
ein Koͤnig keiner nie mit Recht gebohren wurd;
durch Tugend und durch Wahl ſoll er die Kron erwerben.
Spielſchauer/ Engel ſind und Teuffel/ die genau
betrachten/ ſchreiben auf/ und merken/ Werk und Worte.
II. Gott/ Schauſpielhalter iſt/ ſtellt jeden auf die Schau:
der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand und Orte
ſich der und dieſer ſchickt/ was er agiren kan.
Er ſihet nicht auf das/ was Menſchen=augen preiſen;
das Herze ſihet er und die Gedanken an;
Ihm iſt nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt zu gleiſſen.
|| [328]

Dann teihlt er Kleider aus. Die Kleider/ ſind der Stand
darinn wir leben hier/ darein uns Gott geſetzet.
Der prangt im Koͤnigs=ſchmuck; der lumpt im Knechts=gewand: ???(ſchaͤtzet.
Vor GOtt/ ſie beyde ſind an Ehren gleich ge=
Wohl=ſpiele ̅ / wird gelobt; nicht/ wolgekleidet gehn/
nicht/ herꝛlich treten auf auf einer Schau= ſpiel=buͤhne: ???(zu ſehn;
So/ pflegt Gott auf den Stand deß Lebens nicht
Nur/ daß man lebe recht/ nur daß man wol bediene
und ſpiele die Perſon/ die zugeeignet wird. ???(Ehre.
Du ſeyſt Herꝛ oder Knecht: Spiel wol ſo haſt du
Es wartet Lohn und Kron auf den/ der wol agirt:
ob er ein Lazarus/ ein armer Irus/ waͤre.
III. Neid keinen/ ob er baß bekleidet iſt/ als du;
Nit aͤrgre dich am Glück der Gottsvergeſſnen Leute;
Schau ſonder Neid un ̅ Leid dem Kleider=aufzug zu:
Es deckt das Goldgewandt oft raͤudig=ſieche Haͤute;
es beiſſen Sorgenlaͤus’ oft aͤuſſerlichen Pracht/
der nur geliehen iſt/ man muß ihn wiedergeben.
Erwarte??? biß dem Spiel ein Ende wird gemacht:
den Ausgang ſtraffet ſelbſt ein boͤßgeſpieltes Leben.
Der Boͤſe traurig ſchlieſt/ fieng er ſchon froͤlich an;
deß Frommen Leyden ſich in Freuden pflegt zu enden.
Wohl dem/ wie weh ihm iſt/ der auf dem Jam= merplan ???(anlaͤnden.
Hier ſteht! gen Himmel er zur Wonne wird
|| [329]

Das Eilfte Capitel. Bringt auch der Heyden Einſtimmen heran.
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SChamroht machen hierinn die Heyden viel unter den Chriſten/ die ſich Gottes Vorſorg nicht ſo haben zuer geben wiſſen und lernen wollen; ungeacht ſie tauſentmal mehr Urſach ge= habt haben als jene. So elend dem Stand/ und ſo krum ̅ dem Leib nach/ der Heyd Epictetus war/ ſo vergnuͤgt war er mit ſeinem Zuſtand/ und ſo wolt und wieſe er allen/ wie ſie teihls in dergleichen/ teihls in groͤſſern und kleinern Gluͤck und Ungluͤck tuhn/ und Gott/ der alles alſo nach ſeinem Gefallen austeihle/ ſtill halten ſolten. Im XXI. Cap. ſeines Handbuͤch= leins ſchreibt er alſo: Du muſt gedenken/ anderſt ſey in dieſem Leben nicht um= zugehen/ als mans bey einer Gaſterey machet. Wann man dir darob etwas [330] fͦrlegt/ ſo nimm mit Beſcheidenheit einen teihl davon. Ubergeht man dich! ſo laß fahren. Iſts noch nicht an dich kom ̅ en/ ſo laſſe dir das Maul nicht waͤſſern; ſondern warte biß dich die Reihe trifft. Wann du der= gleichen tuhſt/ ſo du gern ein Ehweib und Kinder haͤtteſt/ gern im Regen= tenſtand waͦreſt/ gern reich; wirſt du uͤber der Goͤtter Tafel ſitzen koͤnnen. Wann du es aber/ ſo du es ja erlangt haſt/ achteſt/ als wann du es noch nit haͤtteſt/ wirſtu nit ſo wol der Goͤtter Gaſt: als ihres Reichs Genoß einer heiſſen.Im XXIII. Cap. ſpricht er abermal: Gedenke daß du in dieſer Welt wie ein Comœdiant ſeyeſt/ und dieſe Comœdi oder Tragœdi dieſes Le= bens ſpielen wolleſt/ die deinem Meiſter gefallen wird. Will er ein lange: ſo mache es mit; ſols ein kuͦr= zere ſeyn: machs auch kurtz. Will [331] er daß du ſolleſt einen Bettler agirn/ ſo ſihe/ daß du die Perſon meiſterlich vetretteſt; alſo auch/ ſo er wolte/ daß du hinken ſolteſt; ſo er wider wolte daß du eine ̅ Fuͤrſten præſentirn ſollſt/ oder im Gegenteihl eine ̅ gemei= nen Mann. Dann die Wahl/ welche Perſon du ſeyn moͤgeſt/ ſteht bey dir nicht; Das aber gebuͤrt dir/ daß du dich recht und kuͤnſtlich den ſtelleſt/ den du dich ſtelle ̅ ſolſt. Was Bion ſagte/ ſchickt ſich wol darzu: Das Gluͤck/ ſpricht er/ iſt wie eine Comoͤdiantinn/ die den zu erſt auf der Spielbuͤhne reden laͤßt/ jenen zum andern; den einen Koͤnig agirn/ jenen eine geringe Perſon. Wann du demnach zum andern re= den ſolleſt/ ſo tritt nit zum erſten auf/ ſonſt wirſtu einen grauſame ̅ Unform/ und ein ungereimtes Ding tuhn. Der alte Teles ſprach gleich ſo: Ein ehrliches Gemuͤht müſſe es machen/ wie einer der wol agirt in einem Schauſpiel. [332] Was er fuͤr eine Perſon vertrette ̅ ſoll/ darein kan er ſich manierlich ſchicken: Alſo ſoll auch jenes Gemüht in dem Stand ſeyn/ in dem es das Gluͤck haben will. Was aber da das Glück/ oder die Comoͤdiantinn heiſſe/ hat der alte Platoniſche Maximus 96 ausgelegt/ daß es GOtt ſelber waͤre/ der einen jeden in dem gemeinen Leben/ den ſich ſo zu erzeigen hieſſe/ jenen wider anderſt.Gar zu ſchoͤn aber ſpricht Epictetus wider: XXXVIII. Cap. Wer die Goͤtter ehren will/ kan mehr nicht tuhn/ als wann er recht von ihnen urteihlet/ und haͤlt; einmal/ daß ſie ſeyn; anders mals/ daß ſie wol und gerecht dieſes alles regieren; um weß= willen ihnen zu folgen/ und mit allen vorlieb zu nehmen ſey was geſchihet/ und zu vertragen williglich/ eben da= rum/ weil es von dem allerherꝛlich= ſten Weſen herꝛuͤhret. Dann auf die [333] ſe Weiſe wird man ſich nie über ſie beſchweren/ anch über ſich ſelbſt nie klagen/ als wann man von ihnen hin= dangeſetzt und veracht werde.Unter vielen Reden die er noch fuͤhret/ iſt nicht auszulaſſen/ was er im LXXVII. Cap. ſetzet: Allezeit/ wann man was angreiffen will/ ſoll man vorher alſo bitten. Du hochſter Gott/ und du ſei= ne Vorſehung/ leite und fuͤhre mich/ wohin ihr mich haben wollet. Dann ich will hurtig folgen. Im Fall ich aber je nicht wolte aus Ungehorſam: ſo treibe mich wider meinen Willen zur Nachfolg. Es ſoll aber ſolches Ge= bet Epictetus von dem weiſen Cleanthe von Aſſo buͤrtig/ Zenonis Diſcipel/ und Chryſippi Lehrmeiſter genommen haben/ wie Simplicius in ſeinem Commentario berichtet.Unterſchiedlicher ſolcher Reden mehr hat Arrianusaus Epicteti Mund aufge= zeichnet. Nur der deutlichſten etlicher wol= len wir gedenken. In ſeinem dritten Buch [334] und deſſen XVII. Cap. ſtehet alſo: Wan ̅ du die Vorſorg Gottes anklageſt/ iſt beſſers nichts/ als du geheſt in dich ſelbſt; weil du ſotahn bald finden wirſt/ daß/ was geſchiht/ auf gewiſſe beſcheidene Weiſe geſchehe. Aber doch/ ſprichſtdu/ gehets dem Gottlo= ſen baͤſſer als mir? Ich frag aber wo= rinn? Darinn/ daß er mehr Gelt hat? Dann darinn tuht er dirs bevor/ daß er ſchmeichlen kan/ daß er unver= ſchaͤmt iſt/ daß er darauf Tag und Nacht dichtet. Laſſe dich aber ſolches nicht jrꝛen/ und ſihe vielmehr darauf/ ob er dir es bevor tuhe an der Aufrich= tigkeit/ an der Schamhafftigkeit. Da wirſt du es aber nicht finden; ſon= dern vielmehr das urteihle ̅ : daß dir in weit baͤſſern Dingen auch weit baͤſſer gehe als ihm. Und nach wenig Worten ſetzter: Warum haͤlteſt du dann je= nen gluͤckſeelig um Derer Dinge wil= len/ die du ſelbſt verfluchſt? Was [335] ſuͤndigt die Vorſorg GOttes/ ſo ſie baͤſſern/ baͤſſere Guͤter gibt? Iſt es nicht edler ſchaamhaftig/ als reich ſeyn? Warum zuͤrneſt du dann/ ſo du das haſt/ was baͤſſer iſt?Im XXIV. Cap. gedachten Buchs ſchreibt er alſo: Ein from ̅ er und weiſer Menſch/ eindenk wer er ſey/ und von wem er kommen ſey/ trachtet einig und allein dahin/ wie er ſeine Stelle/ die er empfangen hat/ recht vertrette/ und Gott damit ſeinen Gehorſam er= weiſe. Wilſtu/ ſpricht er zu ihm/ daß ich laͤnger leben ſoll! So will ich auch wie du mich alsdann haben wilſt/ entweder in einer Freyheit/ oder in einem edlen Stand. Brauchſt du meiner laͤnger nim ̅ er? So geſchehe auch das nach deinem Willen Biß hieher bin ich um deinet Willen ge= blieben/ und um keines andern wegen; und damit ich dir jetzt gehorche/ berei= te ich mich auch zum Abſchied. Wie [336] aber moͤcht man ſagen? Antwort/ wie du gewolt haſt; Entweder als einer der frey war/ oder als einer der in dei= nen Dienſten war und verſtehet/ was du wilſt und nicht wilſt. So lang ich in deinen Dienſten bin/ wer wilſt du darinnen ſeyn/ moͤchſtu mich wider fragen. Wilſtu ein Fuͤrſt ſeyn oder ein Idiot? Ein Rahtherꝛ oder ge= mein Volk? Ein Soldat oder Obri= ſter? ein Schulmeiſter oder Hauß= vatter? Ich antworte aber: Wohin/ in was für Ort oder Stell du mich ſtellen wilſt! Ehe ich ſelbe verlaſſen wolte/ wolt ich ehe/ wie Socrates ſprach/ tauſentmal lieber das Leben laſſen. Wo du mich nun hin haben wilſt/ nach Rom oder Athen/ nach Thebas/ oder in die Inſul Giaras/ bin ich zufrieden. Nur das begehr ich/ daß du meiner nicht vergeſſen wolleſt/ wann ich dahin ſolte/ da die Leut gottloß und wider die Natur leben. [337] Als einer/ der wider deinen Befehl tuht/ begehr ich nicht abzuſcheiden: ſondern als ein Soldat/ der von ſei= nem Obriſten durch den Trompeten= ſchall wider zuruck geruffen wird! So ſey das ewiglich ferne von mir/ daß ich dich verlaſſen ſolte: ſondern ich begehre abzuſcheiden/ als einer/ deſſen Dienſt man nimmer gebrau= chet. So ich aber nur ehrlich und from ̅ leben kan/ wo es auch waͤre/ begehre ich keinen andern Ort/ als den du mir gewieſen haſt; ich ſuche keine an= dere Leut/ als die/ mit denen du mich haſt umgehen laſſen wollen.Um baͤſſere Zufriedenheit deß Herzens zumachen/ ſetzt er nach etlichen einen Raht/ wie einer gedachtes alles tuhn koͤnne. Er ſpricht: Wann du/ in den Inſuln Gyaris ſeyn wuͤrdeſt/ muſtu dir die Roͤmiſche Art zu leben nicht einbil= den/ und wie viel du da Wolluͤſte ge= noſſen haſt/ wie viel du genieſſen koͤn [338] teſt/ wann du wider hinkaͤmeſt; Son= dern alſo muſtu da geſinnet ſeyn/ wie es ſich gebuͤhret dem/ der in Gyaris leben muß. Daſelbſt aber muß man dapfer und großmuͤhtig leben. Wirſt du zu Rom ſeyn/ bilde dir nicht ein/ daß du da leben wolleſt/ wie wann du zu Athen waͤreſt; ſondern darauf denke/ wie du zu Rom leben wolleſt. An aller derer Kurzweil Ergoͤzlich= keit ſtatt ſetze das einige/ daß du den= keſt: du erzeigeſt den Gehorſam dei= nem Gott/ und damit erweiſeſtu nit mit Worten: ſondern in der Taht und Wahrheit/ daß du ein frommer und weiſer Menſch ſeyeſt. Dann wie hoch meynſtu/ daß das zu ſchaͤzen ſey/ wann einer zu ſich ſelbſt ſagen kan: Was andre meynen/ daß ſie/ in ihren Schulen/ herꝛlich und wunderſam reden und lehren/ das uͤbe und practi= cire ich ſchon wuͤrklich/ alſo/ daß jene nur ſizen und von meinen Tugenden [339] reden/ von mir diſputiren/ und Ju- piter ſolcher Geſtalt jene/ ihrer Lehr zum Beweiß/ mich fuͤrſtellen laſſe/ und zugleich ſelbſt von mir verneh= me/ ob ich ihm/ als ein rechter Sol= dat diene? ob ich/ als ein rechter Bur= ger mich halte/ und er mich andern zum Exempel fuͤrſtellen koͤnne?Aus allen ſolchen Anweiſungen/ be= ſchreibt der gelehrte Heins 97 einen wei= ſen Stoiker unter andern alſo: Er folge der Ordnung/ die der unſterbliche Gott einem jeden Menſchen vorge= ſchrieben habe. Dem/ den Acker zu bauen; jenem/ einen Schiffmann zu= geben; dem dritten/ einen Soldaten; einem ein Koͤnigreich/ einem ein an= ders Regiment zu verwalten. Dem/ daß er lerne; dem/ daß er lehre entwe= der wenig/ oder die nach ihm kom ̅ en [340] ſollen auf etliche hundert=jahr hin= aus. Das nemlich iſt ein groſſes und ein herꝛliches Amt! denket er; Und in dieſem allem ſich erzeigen/ wie man ſoll/ heißt die Ordnung behalten/ die Gott behalten haben will. Wiltu ſel= be trennen/ ſo tuhſt du nicht wie ein Weiſer: wilſtu dir eine andere wuͤn= ſchen/ ſo tuhſt du doppelt unrecht. Dann einmal verlaͤſſeſt du dein Amt/ und wirſt fuͦrs andere/ gegen deinem Gott undankbar.Den groſſen Alexander trieb ſolche Be= trachtung dahin/ 98 daß/ als er/ mit dem maͤchtigen Lauffer Criſſon in die Wette lieff/ und merkete/ daß dieſer ihm mit allem Fleiß die Ehr laſſen wolte/ er ſich recht da= ruͤber entruͤſtet/ andeutend: 99 Er lieſſe ſichs/ aus Neid/ nicht verdrieſſen/ wann er ſehe daß andere mehr ver [341] moͤchten als er/ und verſtünde wol/ daß die Goͤtter/ welche freygebig ihre Guͤter austeihlen/ wem ſie wollen; einem allein nicht alles geben: ſon= dern dem dieſes/ jenem ein anders/ aus ſonderbarer Weißheit/ auf daß die Menſchen/ denen ein Stolz von Natur anhaͤngt/ ſich nicht unterein= ander ſelbſt verachten: ſondern/ weil einer deß andern bedarf/ auch einan= der lieben/ und Freundſchaft und Ge= genfreundſchaft erhalten/ wann die hoͤhere zu ihren Dienſten die geringe= re brauchen/ und dieſe wider jene eh= ren/ achten/ und unter ihren Schutz leben.Stuͤck fuͤr Stuͤck der zeitlichen Guͤter/ daß ſie von oben herkommen müſſen/ haben auch die Heydniſche Poeten Zeugniß ge= geben; alſo/ daß ihre Reden davon Chriſt= lich genug waͤren/ wann ſie nur an Statt deß Worts Goͤtter/ das ſie manchmal gebrauchen/ das Wort GOtt geſetzt haͤt= ten; wiewol etliche es auch alſo ausſprechen.
|| [342]
Von den alleraͤltiſten Poeten einem Heſiodo, der zu den Zeiten der kleinern Propheten gelebt/ ſagt der gelehrte Philip- pus Melanchton, in ſeinen enarrationibus uͤber ſeine vers, das: Sanctius de Deo non potuiſſe dici, etſi vim religionis non no- verat, das iſt: heiliger haͤtte von Gott nit koͤnnen geredt werden/ ob er ſchon unſere Chriſtliche Religion nicht ver= ſtanden haͤtte/ als wann er alſo geſchrie= ben: 100 Sagt mir doch/ wie gehet es zu/ daß ein teihl Menſchen/ ſo gar ge= ring und nidrig in der Welt angeſe= hen ſeyn/ ein teihl dagegen ſo hoch be= ruͤhnit und empor geſtiegen? Die Urſach aber iſt deß groſſen Gottes Will und Gefallen.Der Poet Theognis ermahnet deßwe= gen ſo gar weißlich/ daß ein jeder mit ſeinen Gaben/ die er empfangen/ zufrieden ſeyn ſolle. Seine Wort heiſſen alſo: 101 Un [343] terſchiedlich teihlt Gott ſeine Guͤter den Menſchen aus/ als deren Schul= digkeit eben deßwegen waͤre fuͤr lieb zu nehmen/ was und wie viel derer ein jeder empfangen habe. Dan ̅ / wie er un= ter andern auch ſpricht: 102 Ohne deſſen Willen und Ordnung ſey keiner reich/ keiner arm/ keiner ungluͤckſee= lig/ keiner gluͤckſeelig.So findet es ſich auch bey Pindaro; Was er an einem Ort nennt das durchs Gluͤck/ oder mit den Goͤttern geſchehen ſey: erklaͤret er unterſchiedlich alſo: , , das iſt: mit Gottes Bey= ſtand/ nach GOttes Willen und Vorſehung/ aus Gottes Geſchenk/ 103 und dergleichen; wie er dan ̅ auch dahin das zaͤhlet/ daß es einem da/ dem andern dort gelingt: einem in dem/ einem in einem [344] audern Stuͤck. Alle/ ſpricht er/ ſind nit grad in allen einander gleich: ſondern einer hat das/ einer ein anders Gut empfangen/ das doch Lobens wehrt iſt; und von GOtt kommen unter= ſchiedene Stuffen und Grad/ dar= nach einer in dem/ einer in etwas an= ders ſich kan ſehen laſſen.Abſonderlich redet er von zeitlichem Reichtum/ und weiſet: von wem der uhr= ſpruͤnglich herkomme/ und wie man damit umgehen muͤſſe. Wann ich viel und groſſe Reichtum haben ſolte/ ſpricht er/ 104 wolte ich weder aͤrmere ver= achten/ noch meines gleichen mich ungleich halten: GOtt aber/ der mir ſolchen Schatz gegeben/ wolte ich taͤglich nach meinem Vermoͤgen eh= ren und preiſen. Und folgend ſpricht er wider: 105 Viel Narꝛen halten dafuͤr/ wann ſie ſehen/ daß jemands ohne [345] ſonderbare Arbeit/ Tag und Nacht rennen und lauffen/ etwas dapffers vor ſich bringt/ es ſey ſeiner Weiß= heit und Vorteihl=wiſſenden Kunſt zuzuſchreiben. Aber weit iſt es ge= fehlt/ und ſtehet ſolches bloß/ in men= ſchlichem Tuhn und Gewalt nicht! Allein Gott iſt es/ der manchen reich und groß/ manchen wider arm und nider macht/ nach dem er jedwedern ſolches zuzumeſſen beſchloſſen hat. Ita gentilitiâ ſuâ religione ſentit Poeta, quod Scriptura etiam docet: Deus eſt qui pauperem facit & qui ditat, ſagt hier= uͤber Lonicerus, das iſt; Alſo urteihlt von zeitlichem Reichtum und Ar= muth der Poet/ ſeiner heydniſchen Religion nach/ was ſonſten auch die Schrifft bedeutet: GOtt hab den Reichen und Armen gemacht!Eben daher kommt es/ daß erſtgedachter Pindarus, 106 auch das Koͤnigreich und weltliche Gewalt fuͤr Gottes Schickungen [346] haͤlt. Arceſilaum nennt er deßwegen - der von GOtt die Gnad habe; und bald darauf nennt er ſeine Gewalt , eine Gewalt von Gott gegeben; ja uͤber wenige Zeil ſetzt er hinzu/ was zu Cyrene oͤffentlich geſungen werde: , Alle deine Guͦter die du haſt/ haſt du Gott zu danken/ welches/ wie ob=Ehrngedach= ter Herꝛ Schmidt wol erinnert/ eben das geredt iſt/ was Paulus ſeinen Corinthiern ſchreibt: Was haſtu Menſch das du nicht empfangen haſt? I. Ep. IV. 2.Neben unſerm Pindaro, haben andere Heyden mehr/ aus dem Liecht der Natur ſo viel gefunden/ daß auch der Sieg von den Feinden/ nicht plumper weiß: ſondern von Gott herꝛuͤhren muͤſſe. Als Xenophon die victori der Lacedemonier wider die Argiver erzehlt/ ſagt er: 107 Gott hat ih= nen zur ſelben Zeit das gegeben/ daß ſie ſich ſelbſt nicht gewunſchet haͤtten. [347] Dann wie ſolt einer das nicht fuͤr goͤttlich halten/ daß ſie (die Lacedemo= nier) ſo viel Feind uͦberwinden moch= ten/ un ̅ ſelbe für dieſen/ als viel ſchwaͤ= chern/ erſchrecken ſolten/ in Unord= nung gerahten/ ſich nirgend wehren/ und vielmehr alles zu ihrem eigenen Schaden handeln. Der Poet Sopho= cles ſtellt allen ſolchen Schnarchhanſen/ und/ in ihrer Einbildnng/ Rieſen/ das Exem= pel Ajacis fuͤr/ den ſein Vatter ſo treulich erinnert/ daß/ weil er ja nun wider die Grie= chen gehen wolle/ er an ſein Wort gedenke/ 108 die beyde/ als ſeine Tugend/ und foͤrderſt GOtt zum Gehuͤlffen neh= me. Da aber Aiax ſo toͤhricht antwortete: Mit Gott kan ein jeder/ auch der al= lerfeigſte/ und ein Memm den Sieg erhalten. Wann mir aber auch die Goͤtter gleich nicht helffen/ ſo weiß ich/ und traue mir dannoch die Ehr im Krieg zu erlangen. Auf die vermeſ [348] ſene toͤhrichte Rede ſetzt der Poet: Er ha= be der Goͤttin Minervæ Zorn auf ſich geladen/ weil er ſich mehr eynge= bildet als ein Menſch tuhn ſoll/ wie er ſich dann im Ende ſelbſt/ um ſeines ver= lohrnen Siegs willen/ entleibt haͤtte.Solches Innhalts/ waͤre noch die Meng zu geben/ ſo man ausſchweiffen ſolte. Nur der beſcheidenen Antwort Oreſtis wollen wir noch gedenken. Als ihn Electra ſeines Siegs wider Ægyſthu ̅ wegen/ maͤchtig lob= te/ ſchreibt Euripides: 109 Er habe die ſtatt= liche Antwort gegeben: Sie ſolte die Goͤt= ter (wir Chriſten ſagten: Gott) dafuͦr hal= ten/ als , dieſes ſeines Gluͦcks Oberſte Führer: ihn aber anders nit/ als , der Goͤtter (GOttes) und deß Glücks Diener einen.Belangend den Ehſtand/ und daß der oder der ſo einen tugendhaften Ehgatten erlangt/ wiewol Clytemneſtra zn ihrem Man Agamemnon ſprach: 110 Selten [349] geſchehe es/ daß einem ein ſolch Weib wer= de/ ſo ſtehet doch deutlich und ſchoͤn: 111 Das Gluͤck regiert den Ehſtand/ und geht darinnen manchem Menſchen wol/ manchem uͤbel/ welches beydes ge= ſchehe/ 112 ſo wol aus Goͤttlicher Gnad als ſeiner Ungnad und zu unſerer Straff/ wie ſie dann zu ihren baͤſſern Se= gen eine Goͤttin/ Juno genannt???/ abſonder= lich mit Opfern verehrten/ und den Tittul Domiduca gaben/ das iſt: einer Lieben Hausgefehrtin und Heimfuͤhrerin.Eines unter vielen iſt noch zu gedenken/ das Simonides bey dem Xenophon ſaget/ von dem Anſehen/ daß mancher erlangt/ ſonderlich in dem hohen Regentenſtand/ wormit er bey maͤnniglich einen rechten Schrecken verurſachet. 113 Mich daͤucht gaͤnzlich/ ſagt er/ daß ein Fuͤrſt und Herꝛ einen reſpect und Anmuht ha= be/ koͤnne anders nicht/ als von Gott und vom Himmel kommen.
|| [350]

Andacht=Lied. Um ̅ Goͤttliche Beyſtand/ in ſeinem Stand.
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Nach der Singweiſe: Sag/ was iſt alle Welt/ ꝛc.
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1.
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SAg/ was iſt dieſe Welt?
ein Schau=und Spiel gezelt:
darinn tritt ab und auf
der Menſchen Lebenslauff.

2.
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Warzu dich Gott erſchuff/
dein Amt und dein Beruff/
das iſt dein’ Action,
macht dich zur Spielperſon.

3.
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Spiel wohl/ befleiſſe dich/
das Lob moͤg finden ſich/
und zu des Spieles End
dir Gott den Lohn zuſend.

4.
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Hab Dank/ du Herꝛ der Welt/
daß du mich auch geſtellt
|| [351]

auf deine Schauſpiel=Buͤhn/
daß ich ein Menſche bin.

5.
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Gern will ich ſpielen wohl;
dir leben/ wie ich ſol/
in dem Beruff und Stand
den du mir zuerkandt.

6.
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Nur wolleſt/ bitt’ ich dich/
wollſt unterweiſen mich
durch deines Geiſtes Raht/
und ſeine reiche Gnad!

7.
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Dein’ Allmacht ſey bey mir!
Nur/ groſſer Gott/ mit dir
wird Alles wohl getahn:
Ohn dich ich nichtes kan

8.
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Zieht deine Guͤtigkeit
mir an ein Ehren=Kleid:
Laß mich nit ſtolze ſeyn
mit etwas/ das nit mein.

9.
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Ich moͤcht’ erzuͤrnen dich;
Und Du entkleiden mich/
|| [352]

und werffen arm und bloß
aus deiner Gnadenſchoß.

10.
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Muß ich in Lumpen gehn/
und andre prangen ſehn:
Was frag ich nach der Zier/
wann ich nur wol agir?

11.
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Bin ich der Welt zuſchlecht/
kan ihr nichts machen recht:
Gefaͤllt mein Tuhn nur dir/
ſo frag ich nichts nach ihr.

12.
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Nach dieſem Trauerſpiel/
fuͤhr mich zum Freuden=Ziel
aus dieſem Jammerthal.
In deinem Himmel=Saal/
|| [ID00431]
|| [ID00432]

XII.
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|| [353]

Erklaͤrung.
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Aſpera non frangant mentem; 2. non pro- ſpera faſtu tangant: 3. æquus ovet ſorte in utra́ animus.
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KEin Geſtirn/ kein blinder Zufall/ keine Goͤt= tinn iſt das Gluͤck:
Dieſen Nahmen gib dem weiſen Gottsge= ſchick.
GOttes Vorſicht=volles Aug/ GOttes All= macht=Haͤnde wachen/
vorbedenken/ und dann lenken alle Sachen.
Gottes Raht ſucht unſer Baͤſtes; was Er tuht/ iſt wohlgetahn:
Sein gerechtes Wollen nie mand tadeln kau.
Er weiß/ wo/ und wann/ und was er ſoll geben und verſagen:
Laß ſein gnaͤdigs Wohlgefallen dir behagen.
I. Muſt du hier in Dornen baden/ arm/ veracht/ und elend/ ſeyn:
Denk diß alles komt von unſrem Gott allein/
der dadurch dich pruͤfen will/ ob du auch mit Loͤwenmute
halteſt aus die Streiche ſeiner Vater=Rute.
II. Geheſt du in Roſen weiden/ biſt du reich und hochgeacht:
Denke/ GOtt hat dich zu gutem Stand ge= bracht.
|| [354]

Danke ſeiner Güt dafuͤr; nicht beginne hoch= zutraben:
es ſind Gottes/ es ſind ja nit deine Gaben.
Einer iſt es/ der dir Beydes/ Glück und Ungluͤck/ ſchicken kan:
Druͤm ſo nim ̅ auch/ Eines Sinnes/ Beydes an.
III. Faſſe Stand/ gründ auf Beſtand/ ſtelle Fel= ſen=faͤſt dein Herze/
daß es ſtehe unverꝛückt in Freud und Schmerze.
Werde ja nicht feig und weiche/ weiche nicht/ ob ſchon das Meer
dieſer Eitelkeit auf dich ergrimmet waͤr.
Mach an deinem Felſen grund/ mach mit Spott zuruͤcke prellen/
laß anfallen/ doch nit faͤllen dich/ die Wellen.
Laß dich auch deß Gluͤckes Stricke/ Hoheit/ Ehre/ Kunſt und Gelt
nicht ümreiſſen/ bleibe ſteiff und faͤſt geſtellt.
Laß dich boͤſe machen nicht gute Tage/ die dich labe ̅ :
flüchtig/ nichtig/ ſind deß falſchen Glückes Gabe ̅ .
Der dir gabe/ kan dir nehmen; Gott/ von welchem alles flieſt/
bleibt nit gütig/ wann du mutig worden biſt.
Bleib beſtaͤndig und getreu/ wanke nicht in Leid und Frenden/
biß zum Tode: Lohn und Kron iſt diꝛ beſcheide ̅ .
Sinkeſt du/ du wirſt ertrinken in der Gluͤcks=und Ungluͤcks=flur:
ihre Stille triegt/ es ſteget ihre Wut.
Allzeit=aufrecht ſich dein Herz überſich gen Him= mel wende:
der wird ſeelig/ der beharꝛet biß ansENDE.
|| [355]

Das Zwoͤlfte Capitel. haͤlt in ſich Allerley noͤhtige Lehren und nutzliche Erinnerungen an Hohe und Nidrige/ Manns= und Weibs Perſonen.
[arrow up]

SO dann nun alles dieſes/ was uns/ und unſerem Naͤchſten ei= nem/ Gluͤckſeeliges zuſtoͤſſet/ ohne Gottes ſonderbaren Willen; oder nur aufs wenigſte ohne ſeinen Zulaß nicht widerfaͤh= ret: als haben wir noch ins geſammt/ nach allerley angebrachten Exempeln/ und Ent= ſcheidungen vieler unſerer Vernunft Ge= danken/ baͤſſere Urſach/ und einen leichtern Weg/ allerley Suͤnden/ aufwelche/ in Be= trachtung ſolcher unſers Naͤchſten Gluͤcks= faͤlle/ uns/ unſer Fleiſch und Blut bringet/ zu vermeiden.Es bringt aber/ wie Eingangs geſagt/ oft Betruͤbniß; es bringt Neid; es bringt [356] Murꝛen wider Gott; es macht/ daß jmmer Einer dem Andern in ſeine Ehr und Amt g???eiffen will/ und ſich ſelbſten darein ſetzen. Selten kan ſich ein Hertz dahin bringen/ daß es fuͤr ſeinen Zuſtand/ den es zu der oder der Zeit hat/ Gott danken will; daß es da= rinn bleiben will; daß es erwaͤgen ſolle oder wolle/ es tuhe aͤrger als ein Heyd; daß es nicht ſeiner Weißheit und Witz mehr traue ̅ will als Gottes Vorſorg/ und ſo fort. Alle ſolche Unruh/ unſers Herzens; alles ſolches Widerbellen und heimliche Mißgunſt; al= len Undank/ Unbedachtſamkeit/ Frevel/ Hohfahrt und Stoltz zu meiden/ und ruhi= ger bey ſich/ demuͤtiger und dankbarer gegen Gott/ fleiſſiger in ſeinem Beruff/ baͤſſer als ein Heyd zu leben und zu wandeln/ ſtellen wir ihm ordentlich alle motiven vor.Erſtlich wollen wir die eigene Betruͤb= niß wegraͤumen/ die wir nicht Unbillich/ eine ſtolze Betruͤbniß titulirn. Dann/ wo ſolche noch im Herzen iſt/ laͤßt es nicht wol was anders bedenken/ was man ihm auch ſagen wolle/ wie es ſich gegen andere halten ſoll; weil es etwan lieber wolte/ daß gar kein anderer waͤre/ auſſer ihm/ dem es ſo [357] oder ſo froͤlich/ ehrlich/ anſehnlich/ und ſo fort ergehen ſoll; alſo um keines willen ſich zu be= truͤben urſach haben duͤrfe.Gleich wie man aber nimmermehr eine Wunden heilen kan/ wann man ſie nicht recht anſihet: Alſo wird nimmermehr einer ſeiner eignen/ in Wahrheit ſtolzen Be= trübniß abhelfen/ wann er nit gewiß weiß/ warum er ſich betruͤbe? Darum nem= lich/ daß er nicht auch der ſey/ der ein ande= rer iſt; daß er eben arm/ unangeſehen/ ge= druͤckt und gehindert: und ein anderer da= gegen reich/ anſehnlich/ gefoͤrdert und erha= ben ſeyn ſolle. Alſo hoͤre ich wol/ ſey das die Wunde! wollen ſie demnach alle Beyde recht anſehen. Die erſte Frag aber iſt: Ob ſie zu aͤndern ſtehe? Ob er/ Klagen= der/ ſich ſelbſt reicher/ anſehnlicher/ maͤchti= ger machen koͤnne/ und ſeinen Zuſtand ver= baͤſſern/ wie er nur ſelbſt wolle und wuͤnſche? Der Sadduceer Irꝛtum/ weiß ich wol/ daß das war. Die dachten 114 es laͤge bey ei= nem jeden ſelbſt ſein Gluͤck zu ſchnitzen/ al= lerdings wie er es begehre. Allein im gegen [358] teihl weifet das die Erfahrung/ daß man= cher alles verſucht/ und zu unterſchiedlichen mahlen/ zu unterſchiedlicher Zeit/ mit un= terſchiedlichen Mitteln; und doch mit aller ſeiner Arbeit nichts erarbeiten moͤgen. Wann es ſich dann je nicht aͤndern laſſen will/ ſo iſt die Kuͤmmerniß daruͤber eben ſo viel/ als wann ſich ein Zwerg in den Tod le= gen wolte/ und ſein kleines Herz abfreſſen/ weil er nicht eines Riſen Staͤrk/ eines Ri= ſen Groͤſſe/ eines Riſen Anſehen hab. Ich frage dich aber/ mein lieber Leſer/ ob du nicht ſelbſt lachen wuͤrdeſt/ wann du einen ſol= chen Zwerg ſehen ſolteſt/ und heulen/ und alſo ſchreyen hoͤren: Ach! Ach! Ach! ich muß ſo klein bleiben! ich muß ſo ſchwach bleiben! ich muß ſo unanſehnlich bleiben; Da der/ ſo groß/ ſo ſtark/ ſo anſehnlich iſt! Seiner Tohrheit wuͤrdeſtu fuͤrwahr lachen/ und/ wann dir Chriſti Wort einfiele/ ſpre= chen: Wer iſt unter uns/ der ſeiner Laͤnge ein Ellen zuſetzen koͤnne/ ob er gleich darum ſorget/ Matth. VI. ℣. 27. Wende nun die Rede um/ auf deinen Zu= ſtand/ den du etwan auch ſo beweineſt/ ſo be [359] klageſt/ den du/ wie einen Zwerg haͤlteſt; und beſinn dich nur/ ob du dich nicht ſelbſt auszulachen Urſach habeſt/ der du darum dir Wehe tuhſt/ daß du dir nit eine Ellen oder zwo mehr Ehr/ eine Ellen oder zwo mehr Macht/ eine Ellen oder zwo/ und/ wan ̅ es nach deinem Sinn gieng/ einen ganzen Loden/ Anſehen/ Reichtum/ Gewalt und dergleichen zuſetzen kanſt. Im End betruͤbſt du dich ja nur um das/ das du ſelbſt ausla= chen muſt/ wann du anderſt die Wahrheit geſtehen wilſt.Wart aber noch ein wenig/ wir wollen deine ſtolze Betruͤbniß mit einander auf eine andere Weiſe anſehen. Frage demnach/ fuͤrs ander: Wie duͦnket dich/ wann ſich ein Geſunder kraͤnkte/ daß er nicht krank werden wolte? und einer der frey waͤre/ wei= nete/ daß man ihn nicht gefangen legte/ was wolteſtu ihm wol zuſprechen? Du wuͤrdeſt fuͤrwahr ſagen/ ſo du gelinde giengeſt: Der Menſch verſtehe nicht/ oder rechne es aufs wenigſt nicht ſattſam aus/ was Geſundheit/ was Freyheit fuͤr edle Guͤter waͤren. Recht koͤſtlich waͤre es auch geantwortet. Nur das einige gehoͤrt darzu/ daß du erkennen [360] lerneſt: Du waͤreſt der Geſunde/ der gern krank; und dn waͤreſt der Freye/ der gern gefangen waͤre.Ey bey Leib nicht/ ſprichſtu! Ich achte mein geringes Anſehen/ meinen ſchlechten Zuſtand/ mein weniges Auskommen fuͤr eine Krankheit und fuͤr eine Gefaͤngniß/ und begehre eben die Ehr/ die jener hat; das Anſehen/ das bey ihm iſt; den Aufnahm/ der ihm zufliegt/ daß es mir zufloͤge; Als= dann ich erſt geſund und frey werden wuͤrde.Dieſen Gedanken kan ich leicht ſehen; aber ich kan ihn auch leicht beantworten. Du betrübeſt dich/ daß du den Reichtum nicht haſt/ den du ſiheſt daß jener hat in ſo voller Unruh/ Wachen/ Sorgen/ Unbe= dachtſamkeit in Beten/ und heimlich=boͤſen Gewiſſen: So betruͤbſtu dich ja nur/ daß du diſſeits Sorgenfrey leben ſolleſt; du be= truͤbſt dich/ daß du ruhig ſchlaffen kanſt; du betruͤbſt dich/ daß du dich nicht ermuͤden ſolleſt; du betruͤbſt dich/ daß du nicht auch unandaͤchtig beten ſolleſt. Biſt du dann nun nicht der Geſunde/ der gern krank: und der Freye/ der gern gefangen waͤre?Man gehe ſo weiter durch die jrꝛdiſche [361] Güter; Uberal wird es ſo hinaus lauffen. Nach dem die Lieb ein quaͤlender affect iſt: ſo ein doppelte Tyranninn will ſie werden/ wann ſie nicht erlangen ſoll/ was ſie liebt. Sie fuͤhrt das Fehlſchlagenein/ als einen maͤchtigen Schimpf/ als einen grauſamen Schaden/ der ja wol betruͤben muß: Aber/ Mein Lieber! und Meine Liebe! Sihe et= wan hernach zu/ wie du es getroffen haͤtteſt mit dieſem oder mit dieſer? Sihe was es fuͤr eine Jeſſabel iſt/ I. Reg. XVI. ℣. 31. XVIII. XIX. XXI. II. Reg. IX. 10. 22. 36. Was fuͤr ein naͤrꝛiſches Hiobs=Weib? cap. II. 10. Was fuͤr eine Potiphars= Sau? Gen. XXXIX. 7-12. oder ſihe/ was jener fuͤr ein Nabal worden? I. Sam. XXV. 3-39. Was fuͤr ein verſoffener Holofernes? Judith. XIII. 4. Was fuͦr ein Loͤw in ſeinem Haus? Syr IV. 35. Was fuͤr ein verlohrner Sohn? Luc. XV. 12. 13. 14. Nach ſolchem urteihle/ wa= rum du dich betrübt haſt? Darum daß du rev. keine Hur bekommen haſt oder keinen Siechen/ oder keinen Tohren; Darum/ daß du deinen Ehſtand in Frieden haͤtteſt [362] zubringen ſollen/ in Maͤſſigkeit/ in baͤſſern Exempeln gegen Kinder oder Geſind/ in mehrerer Freud deiner Eltern/ oder Freund= ſchaft.Es waͤre mancher gern in der Regie= rung; Er haͤtte gern den Dienſt; Das Amt ſticht ihn maͤchtig in die Augen; wann es nicht will/ moͤchte er lieber/ daß er todt waͤre! Wie mit tauſentmal groͤſſerer Ehr/ blieb er oft darvon/ weil er ſolche Verant= wortung/ ſolche Gefahr nicht auf ſich haͤtte? Zugeſchweigen/ daß er vielfaltig nimmer= mehr dem oder dem Dienſt und Amt ge= wachſen iſt/ und einem ehrlichern weichen/ und mit Schmach und Scham unten an ſitzen muß/ wie dort in der Parabel ſte= heti Luc. XV. 9. Um was hat er ſich nun bekuͤmmert/ als daß er nicht ehe zu ſchanden worden iſt? daß er nicht ehe in Gefahr kom= men iſt? Im end iſt die Betruͤbniß tauſent= mal um nichts anders/ als daß man nicht Urſach haben koͤnne ſich zu betruͤben; Und/ daß wir es noch baͤſſer geben: Es iſt ſolchen/ uͤber ihren Stand betruͤbten/ anderſt nit/ als wie denen/ die die Milz=Krankheit ha [363] ben; Die hab ich oft ſagen hoͤren: Sie muͤſ= ſen weinen/ und wiſſen doch nicht/ warum ſie weinen. Gewißlich ſo iſt es bey denen auch/ die ihnen das Herz abfreſſen wollen/ daß ſie nit baͤſſer angeſehen ſind: nit maͤchti= ger worden: nit dieſe/ oder dieſe Kundſchaft/ Nahrung/ Amt/ und wie es Nahmen hat/ erlanget haben. Was dort der Herꝛ Jeſus zu den Kindern Zebedei ſpricht/ da ihre Mut= ter fein bey zeit ſich umtuhn wolte/ daß ſie zween groſſe Herꝛen an ihren beyde ̅ Soͤhnen haͤtte/ und einen/ in Chriſti eingebildete ̅ jrꝛdi= ſchen Reich/ zu ſeiner Rechten/ einen zu ſeiner Linken ſehe/ Matth. XX. ℣. 21. Was der Herꝛ Jeſus/ ſprich ich/ ihr fuͤr eine Antwort gab: Ihr bittet/ und wiſſet nicht was ihr bittet/ in gedachtem Ort/ ℣. XXII. Die gehoͤrt wol ſolchen kuͤmmer= haften auch mit wenig geaͤnderten Wor= ten: Ihr kuͤmmert euch/ und wiſſet nicht warum ihr euch kümmert. Jene wußten zwar wol/ was ſie geredet hatten! ihr Herz erwartete nichts anders/ als eine ſolche reſolution, die Ja! hieß; und dannoch ſpricht CHriſtus: Sie wiſſen in allem [364] ihren Wiſſen nicht/ was ſie bitten; da= rum weil ſie nur das Sitzen zur Rechten und Linken angeſehen/ wie es an ſich ſelbſt iſt: ſehen aber nicht/ wie es waͤre/ wann ſie es haͤtten; wie ſchaͤdlich/ gefaͤhrlich/ wie miß= faͤllig es GOtt ſey/ daß ſie ſeines Reichs Guͤter nicht hoͤher ſchaͤtzen wollen/ als eines jrꝛdiſchen Regenten Begnadungen ſind. Fuͤrwahr/ ſo iſt es tauſentmal mit ſolche ̅ un= ſern ſtoltz betruͤbten Leuten auch! Sie wiſſen wol/ daß es ſchmerzet/ daß ſie nicht auch ſo oder ſo accommodirt ſeyn ſollen/ wie der/ der ein Hofraht/ ein Mahrſchalk/ ein Rei= cher/ ein anſehnlicher Herꝛ iſt; daß ſie nicht auch die Nahrung/ das Auskommen/ den Gewinn/ und ſo fort/ haben; Sie wiſſen aber nicht/ in was fuͤr Sorg/ Gefahr/ Muͤ= he ſie waͤren. Sie pruͤfen ſich nicht/ daß ſie nicht darzu taugeten/ und entweder die Ge= dult nicht haͤtten/ die jener hat: ſo verſchwie= gen nicht waͤren/ wie jener iſt: ſo anſchlaͤ= gig nicht wie jener; in Summa/ auf keiner= ley Weiſe und Wege dazu geſchickt waͤren/ und ſo ſie alsdann ſehen ſolten/ was ſie zuvor nicht geſehen/ ſich tauſentmal mehr kuͦmmerten/ daß ſie es erlangt haͤtten: als [365] ſie ſich zuvor gekuͤmmert haben/ wie ſie es erlangen moͤchten.In dem ich das ſchreibe/ koͤmmt mir noch etwas in die Feder/ das ich mit anfuͤgen will. Meine eigene Kinder hatten eben da= mals von der Mutter etliche Nüſſe mit in die Schul empfangen; und weiln eine oder zwo darunter ziemlich groß/ und groͤſſer als die andern/ waren/ fieng ſich ein weinen an/ ein Stutzen/ daß eines ſo kleine/ das andere ſo groſſe Nuͤſſe bekommen haͤtte. Damit nun jenem ſein Will erfuͤllet/ und ſeinem Weinen abgeholfen wuͤrde/ mußte es mit dieſem tauſchen; da dann bald lauter guter Will wurde. Kaum aber/ daß es zur Tuͤhr koͤmmt/ und aufbeiſſet/ findet es/ daß ſie leer und nichts nutz ſind; Haͤtte demnach ſeine vorige kleinere gern widergenommen. La= chen mußte ich ſelbſt darob/ und weil ich im Schreiben war/ dachte ich eben bey mir: Rechtſchaffen ſo Kindiſch iſt manchmal unſer/ der Alten/ Begehren auch. Wir nei= den/ wir ſtreiten/ wir feinden einander an/ darum/ daß der und der/ dem Anſehen nach/ ein groͤſſers Anſehen/ ein paar Diener mehr hat/ ein Buchſtaben zehen zwoͤlf mehr in [366] ſeinem Titel fuͤhrt/ ein paar Farben mehr in ſeinem Wappen/ ein paar Schritt vor= her in ſeinem Gang/ ein groͤſſers Anleuten an ſeiner Tühr hat/ einen mehrern Ruff ſeines Nahmens/ ein/ den Augen nach/ treff= lichers Einkommen und Gewinn/ und ſo fortan. Wann uns aber eben das werden ſolte/ und in dem Augenblick/ jener/ alles das ſeinige mit uns tauſchen muͤßte; alsdann wuͤrden wir oft und oft erſt ſehen/ was fuͤr leere Nuͤſſe wir eingetauſcht/ an Schaalen zwar uͤber=groß/ und maͤchtig ſcheinlich: aber am Kern ſo klein und ſo duͤrꝛ/ daß mans weder genieſſen/ noch ſehen moͤchte; und froh ſeyn wuͤrden/ und Gott danken/ wann er uns unſere kleine/ doch gewiſſe/ gute Kern= lein/ in einer kleinen Schaalen verdeckt/ wider zukommen lieſſe/ darinn doch noch Safft und Krafft geweſen; Da hingegen das oder jenes/ ſo groß es ſchiene: ſo nicht anderſt im Grund der Wahrheit zu achten waͤre/ als wie eine/ vom Luft aufgeblaͤhete Blaſen/ darinnen ein paar Erbeiß=Koͤrn= lein einen Hall von ſich geben/ als wann es lauter kleine Heerpaucken waͤren; ſo mans [367] herausnimmt/ und hinwirft/ kaum geſehen/ und wenig gehoͤret werden moͤgen.Das ſey von der ſtolzen Kuͤmmerniß geredet/ die eine Mutter deß Neides iſt/ der ſich zuweiln in unſern Herzen reget. Dem= nach wird man von ihrer Frucht bald ur= teihlen koͤnnen.Deſto bedachtſamer aber iſt da umzuge= hen/ deſto gemeiner das iſt/ potiſſimùm in aulis, palatiis & domibus Regum atq́ue Principum, quantumvis etiam in Acade- miis, Collegiis & Monaſteriis religioſo- rum non infrequens ſit, das iſt: ſonder= lich an Hoͤfen/ und Koͤnigs=und Fuͤr= ſten=Haͤuſern/ wiewol es auch auf Academien/ Collegien und Kloͤſtern nit ſelzam iſt/ wie 115 Ludov. Grana- tenſis redet.Ich ſage alſo: Entweder/ du kanſt dem/ den du neideſt/ damit ſchaden und dir dardurch helfen; Oder du kanſt dardurch weder jenem ſchaden/ noch dir helfen. Kanſtu ihm nit ſchaden/ und dir auch nicht helfen/ und wuͤrgeſt dich doch [368] ſelbſt bey dir ſelbſt ſo lang/ ſo ſchmerzlich/ mit ſolchem jnnerlichen Verzehren/ durch deine/ doch nichts/ als ohnmaͤchtige Gedanken: ſo iſt der Schad ja dein und nicht ſein? Du aber wirſt ein Moͤrder an deinem Leib/ ein Todſchlaͤger deiner Geſundheit/ ein Freſſer deiner Kraͤfften/ eine Gall deiner Seelen/ ein Gift deines Gebluͦtes/ und kommeſt mir eben fuͤr/ wie in den Fabeln der Maul= wurf/ der es ſich ſo bitterlich verdrieſſen lieſſe/ und allen andern Tiehren von Herzen mißgoͤnnete/ daß ſie das Geſicht haͤtten/ und nicht auch blind waͤren wie er iſt. So wenig aber/ als der Maulwurf andere Tiehr er= blinden kunte: ſo wenig kanſtu oft dem/ den du neideſt/ auch tuhn. Die Gaben deß Ge= muͤhtes kanſtu ihm nit nehmen; und wann du ſie fchon nehmen koͤnteſt/ ſo kanſt du ſie doch dir nicht geben. Du kanſt ihm ſeinen Dienſt und Amt nicht nehmen; und wann du es auch nehmen koͤnteſt/ ſo mag es doch ſeyn/ daß du ſelbiges dannoch nicht erlan= geſt. Du kanſt ihm ſeinen Adel nit nehmen/ ſeinen Reichtum nit/ ſeine Kundſchaft nit/ ſeine Dames nicht; warum neideſt du ihn [369] dann? Dich helf es im End ja nichts/ wann er um alles kaͤme/ wann er ſo arm waͤre als du. Warum quaͤlſtu dich dann/ daß er nit ſo iſt wie du biſt? Nemlich: So fuͤr einen groſſen Tohren man den Siechen hielt/ der ihm ſelbſt heimlich weh taͤhte und abweinte/ daß nicht ein anderer auch ſiech wuͤrde/ und mit ihm an der Straſſen ſaͤſſe/ und bettelte! Jo ſo alber iſt der Schmerz im Herzen/ der einen Neidhaͤmel kifet/ daß jener nicht auch ungeachtet/ nicht auch ein Idiot, nicht auch ſchlecht und nider geblieben iſt.Vielmehr aber haͤtte ein ſolcher Urſach es umzuwenden/ und/ weil er es nicht hat/ auch nicht zu erlangen weiß/ und noch jenen darzu nicht hindern kan/ ſich viel weniger helfen; zu gedenken/ wie er ihm Huͦlf durch jenen ſuche/ durch welchen Gott manchem ſchon eine Huͤlf geſchafft/ und ihm wol ſelb= ſten einen Schatz aufgeſpaart habe/ den er eben jetzt noch nicht wiſſe: Heut oder Mor= gen aber noch erfahren koͤnne; entweder fuͤr ſich/ oder fuͤr die Seinige/ auſſer dem weder er/ noch ſie haͤtten bleiben koͤnnen. Man ſehe nur die Bruͤder Joſephs an! Die Traͤum kundten ſie nicht hindertreiben [370] die Joſeph hatte; Gott kundten ſie es nicht wehren/ daß ers erfuͤllete; Ihnen ſelbſt kun= ten ſie keine Propheten ſeyn wer ſie werden wuͤrden; Und nun/ wann es nach ihrem Neid ergangen waͤre/ und Joſeph ſo elend als ſie/ ſo kein Herꝛ wie ſie/ daheim wie ſie/ ſo nider wie ſie geblieben waͤren/ wie nider wuͦrde es wol ihnen allen ergangen ſeyn/ da ſo viel Jahr Hunger und Teurung kom= men iſt. Gen. XLII. 2. Wen haͤtten ſie gehindert als ſich ſelbſt? Sie ſelbſt waͤren ihre eigene Moͤrder worden! Sie ſelbſt haͤtten Menſchen und Viehe muͤſſen ver= ſchmachten ſehen: Sie ſelbſt haͤtten nirgend kein Bleiben gehabt: Nimmermehr waͤ= ren ſie ſo wol ankommen: nimmermehr ſo ruͤhig geſeſſen/ ſo in allem vollen/ ſo viel Zeit und Jahr/ unter ſo einem groſſen Schutz und Schirm. So laß an ſtatt dieſes deines Neides das Exempel in das Herz/ und ge= denke ja ſo: Wer weiß/ warum es GOtt tuht/ daß er jenen ſo hoch erhabe ̅ habe? Wer weiß/ ob es nicht mir ſelbſten noch dienet? Wer weiß ob es nicht in meinem Alter? ob es nicht nach meinem Tod! ob es nit denen und jenen Armen/ denen ich nimmermehr [371] haͤtte helfen koͤnnen/ oder auf ſolche Weiſe nicht/ oder an dem Ort nicht/ oder bey denen Perſonen nicht/ und ſo fort.Das hat der zu betrachten/ der einen nei= det/ und ihm doch nicht ſchaden/ und ſich nit helfen kan.Kanſtu ihm aber ſchaden/ ſo iſt die Frag: Ob du ihm ſchaden wolleſt/ oͤder nit? und widerum/ wann du ihm ſchaden willſt/ warum du ihm ſchaden wolleſt? Wilt du ihm nicht ſchaden/ was darfs dann deß Neids/ der dich ſo kraͤnket? Wilſt du ihm/ aus Neid/ ſchaden/ ſo muß es geſchehen/ weil er entweder dir gleich ſeyn ſoll in Eh= ren/ in Anſehen/ in Reichtum/ in Gewalt/ in Kunſt; oder: daß er mehr ſey und mehr gelte; oder/ daß du meyneſt/ er Heut oder Morgen noch hoͤher ſtei= gen werde als du biſt. Mein! bedenke aber alle drey Urſachen/ wie unwehrt ſie ſind/ daß du dich ſelber wegen martern/ und Muͤhe/ Gefahr und Sorg; zu letzt wol Spott und Schand auf dich laden wilſt.Iſt er Neidens und folgendes Scha= dens wehrt/ weil er dir gleich iſt/ ſo ſtehet es [372] noch dahin/ ob du deinen neidiſchen Sinn gegen ihm vollenden/ und das mißgoͤnſtige Muͤhtlein kuͤhlen koͤnneſt? Iſt er gleich im Anſehen/ ſo hat er ſo viel auf ſeiner Seiten/ als du auf deiner. Iſt er gleich im Reich= tum/ ſo kan er ſo viel daraufwenden als du. Iſt er gleich an der Gewalt ſo haͤlt er ſo hart als du. Iſt er gleich an der Kunſt und Wiſſenſchaft/ ſo weiß er dir ſo bald zu be= gegnen als du ihm. Im End werden alle Verſtaͤndige urteihlen: Du/ der du der An= faͤnger geweſen/ und jenen zur Gegenwehr getrieben/ haͤtteſt Unruhe ſuchen wollen/ derer man allenthalben haͤtte entbehren koͤnnen. Zu geſchweigen/ ob du nicht in deß Hoͤherern Mißfallen und Ungnad faͤlleſt/ in welches alles der unbeſonnene Neid laufft.Iſt er dann mehr als du/ und gilt mehr als du/ ſo wird es ſchwer fallen/ ob du ihm ſchaden kanſt; und wann du ja ſchaden koͤnteſt/ bedarf es noch tauſent bedenken/ ob du ihn angreiffen ſolteſt? eben darum/ weil er mehr iſt/ und mehr gilt als du.Soll ſich dann dein Neid darum an ihn machen/ daß du ihm verwehren wolteſt die kuͤnftige Gluͤckſeeligkeit/ und ein folgendes [373] groͤſſers Aufnehmen als deines iſt/ ſo iſt es das allerunbeſonnenſte. Dann wer weiß ob du? wer weiß ob ers erlebt? wer weiß ob es nicht dein Nutz mehr als dein Schad iſt? ob du nicht inzwiſchen alt/ abkraͤfftig/ un= vermoͤglich worden biſt/ und das nimmer ertragen kanſt/ was er kan; nimmer dauren was er dauret; nimmer arbeiten was er ar= beitet; Dagegen in baͤſſerer Ruhe deines Alters ſitzeſt/ in Beluſtigung an deinen vor= her viel=getahnen treuen Dienſten/ in Bey= rahten ſo viel du noch kanſt/ und dir der menſchliche Zuſtand zulaſſen will; in we= nigerer Gefahr eines übelausſchlagenden Endes/ daß jener alles auf ſich hat der noch in voller Action begriffen iſt/ und in ſtaͤtem Zweiffel ſtehen muß/ ob er ſo lang als du gluͤckſeelig iſt/ ob er den favor ſo lang erhal= te als du/ ob er ſolch einen Dank erlange wie du/ ob erſein Anſehen in ſein Alter verharꝛ= lich bringe/ wie du? Demnach iſt dir bereit geholfen würklich/ jenem erſt halb in Hoff= nung/ halb in Fuͤrchten/ weil ein Augen= blick allesverkehren kan.Zu letzt/ wann es auch dein Nutz nicht waͤre/ ſo gedenke: Es tuhe es Gott oft dem [374] ganzen Regiment zum Baͤſten/ einem gan= zen Hof; er tuhe es der ganzen Handelſchaft zum Baͤſten/ dem ganzen Handwerk/ ei= nem ganzen Collegio; Das alles/ weil er nach dir laͤnger will ſtehen laſſen/ ſelbem auch nach dir Leut beſcheeren wolle/ die ihm fuͤrſtehen ſollen/ und dir etwan lang an der Seiten geweſen/ geſehen/ gelernet haben was die Noht erfordere/ wie in diefem Fall man procedirt/ wie in jenem/ wie mit ein= heimiſchen/ wie mit Fremdem/ wie mit ho= hen/ wie mit niedern/ wie in geheim/ wie oͤffentlich! Will nun dein Neid das verhuͤ= ten/ was verhuͤtet er? Er verhuͤtet das/ daß dein eigener Nutz iſt/ das deines Alters Ruh iſt/ das dein Leben erleichtert/ deine Kraͤfften unterſtuͤtzt/ deinen Ruhm ver= ſichert/ dein Anſehen bekraͤfftiget/ dir deinen Dank verſiegelt. Er will verhüten/ daß dein Vatterland/ dein Regiment/ der Hof= ſtab/ das Collegium, die Handelſchaft/ das Handwerk nimmer in ſolchem Wolſtand/ in ſolchem eſſe, in ſolchem flor erhalten; oder/ wie dann jmmer ein Tag deß andern Lehrmeiſter iſt/ noch wol baͤſſer und hoͤher aufgebracht werde/ und einen Zunahm be [375] komme. Nun muß man aber das ſonder= lich erwaͤgen/ daß ein jeder nicht nur ihm ſelbſt und ſeinem eigenen Hauß gebohren iſt: ſondern auch dem gemeinen Weſen/ das/ wie es ſich weiter erſtreckt/ als dein pri- vat-intereſſe, deine einige Autoritaͤt/ dein allein=ſchallender Ruhm; alſo macht es/ daß die Suͤnd deſto groͤſſer ſey/ und fuͤr Gott und Menſchen verwerflicher/ wann einer aus Neid ſelbiges nicht foͤrdern mag/ und den haſſen/ und hindern/ und drucken will/ der ihm entweder forthelfen kan mit Gaaben deß Gemuͤhtes/ mit ſeinem Reich= tum/ mit ſeiner Gewalt/ mit ſeinem Anſe= hen/ mit ſeiner Handlung/ mit ſeinem Hand= werk/ ꝛc. oder noch wol zu dieſer Zeit baͤſ= ſer aufſchwingen/ als zu jener Zeit; weil es allezeit leichter iſt/ wann/ wie man ſpricht/ das Eyß ſchon gebrochen iſt; und der Ruhm dem ſo wol bleibet/ der einen guten Anfang; als dem/ der einen guten Fortgang machet; weil dieſem von jenem der Weg gebahnt worden iſt/ und er etwan nicht ſo wol den Grund haͤtte legen koͤnnen/ wie jener gelegt/ ob ſchon jener es nit ausbauen kan/ wie die= ſer es ausbauet.
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Neideſtu nun den/ ſo neideſtu die Voll= kommenheit deß Werks; Hinderſtu den/ ſo hinderſt du den Bau: Legſt du dich dar= zwiſchen/ ſo ligt dein Grund ſo lang oͤd/ und gibt einen Unform in Regiment/ einen Mangel am Hof/ einen Abtrag dem Colle- gio, einen Anſtoß der Handlung/ eine Ab= nahm im Handwerk/ ein Aergerniß der Welt/ einen Schandfleck deiner Arbeit/ ein Verachtung nach deinem Tod; der Re= chenſchaft zugeſchweigen/ die du Gott dar= für ſchuldig bleibeſt. Jetzt antworte du mir nach deinem Gewiſſen: Ob es nit das hoͤch= ſte Unrecht ſey/ ein mit Neid erſeſſenes Ge= muͤht gegen dem tragen/ der dir entweder gleich/ oder hoͤher iſt/ oder den du beſorgeſt/ daß er hoͤher ſteigen werde als du biſt?In beſagtem allen moͤchte ſich aber das Herz noch befriedigen koͤnnen/ wann es nur auch darinnen koͤnte/ ſo es ſehen ſoll/ daß manchmal ſo ein viel geringerer empor ſtei= get/ und er als ein hoͤherer dahinden bleiben ſoll. Soll das nicht ein jeglich ehrlich red= lich Gemuͤht verdrieſſen/ und einen Unwil= len verurſachen/ wann es ſonſt niemals ei= nigen Neid getragen haͤtte?
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Laſſet demnach zuſehen/ was da Raht? Dieſe Frag aber muß zuvor entſchieden werden: Welcher Geſtalt jener gerin= ger/ dieſer hoͤher iſt? Iſt er geringer dem Stand/ und Adel/ und Geſchlecht/ und dem Reichtum/ und dergleichen nach; oder der Kunſt und Qualitaͤten nach? Um jenes willen allein einem Feind ſeyn/ weil er ge= ringer vom Stand/ niderer von der Geburt/ aͤrmer an Mitteln; dannoch hoͤhere Ehr/ ein fuͤrnehmer Amt/ baͤſſere Kundſchaft/ er= wuͤnſchtere Heuraht erlanget: Um deßwil= len/ ſprich ich/ allein einen Neiden/ iſt fuͤr= wahr unbeſonnen gehandelt. Dann wie die Tugend keine Perſon anſihet/ ſich auch maͤnniglich ſelbſt anbeut/ weß Stands/ welcher Wuͤrden er ſey: alſo geſchiht ihr auch unrecht/ wann ſie gedruckt und ge= feindet werden ſoll/ ſo ſie ihre Wohnung bey dieſem oder jenem von Stand/ Geburt/ Mitteln/ geringerem aufgeſchlage ̅ hat. Der Adel/ den allein die Mutter gibt/ iſt ein ge= mein Ding/ und ſo hin zu ſchaͤtzen/ wann das Gemuͦht nicht darbey einen adelt. Wann Reichtum zugleich Weißheit fuͤhr [378] te/ und das Gold/ wie es die Augen deß Leibes beglaͤnzet: alſo auch die Augen deß Gemuͤhtes erleuchtete/ ſo waͤre es etwas. Du aber/ wann du dem Stand nach ein Edelmann/ und den Gaben nach ein Bauer biſt/ zu was ſoll deß Herꝛen Hof deiner/ dem ein Bauernhof baͤſſer anſtehet? Das Amt/ die Stelle/ der Ort erfordert ſolche und ſol= che Perſonen wie jener iſt/ und du nicht: Warum mißgoͤnneſtu es ihm dann? So ſiehe nun wie diß falls der Neid dich be= toͤhren will!Jenes falls aber iſt es ſo zu bedenken. Ohn iſt es nit/ wann einer/ der von Qua= litaͤten nicht iſt/ noch darzu vom Stand/ von Mitteln nicht/ einem/ der ihn doch weit uͤbertrifft/ vorgeſetzt werden ſoll/ mehr geehrt ſeyn/ mehr angeſehen/ groͤſſere Gewalt er= langen/ hoͤhern Reichtum/ ſo ſchmerzet es fuͤrwahr/ und faͤllt eben ſchwer ſein Herz zn halten/ daß es ſich nicht gegen jenem ſtellen ſolle/ und gar unvergriffen ſeyn mit einigem Aufſatz. Aber doch/ wann es ſonderlich nicht zu aͤndern ſtehet/ wie es oft geſchiht/ ſoll ſich einer dagegen ſo ermuntern/ und denken: [379] Es ſey ihm je zu verſprechen/ daß ein Narꝛ ſeines Herzens Ruhe nehmen ſoll! Es ſey ihm zu verſprechen/ daß er einen Tohren neiden ſoll/ daß er an einem Toͤlpel ſich rei= ben ſoll! Die kuͤnftige Zeit werde ſchon weiſen Beyder Unterſchied/ und/ was der Ausgang tauſentmalgelehrt/ auch wol da lehren/ daß/ je hoͤher Gott jenen zuweilen habe ſteigen laſſen: je mit ſchwererm Fall auch wider herab ſchlagen laſſen. Wo ei= nes jeglichen vortrefflichere Qualitaͤten/ ſein Adel/ ſeine mehrere Mittel/ ſein baͤſſerer Verſtand dienen koͤnnen/ werde ſie GOtt ſchon wiſſen anzuwenden/ als der ſie ihm gegeben hab/ nicht allein für ſich: ſondern auch fuͤr ſeinen Naͤchſten/ deme er ſo wol geboren ſey/ als ihm ſelbſt/ maſſen oben im IX. Capitel weiter geſagt worden.Hat nun eines ſein Hertz alſo geſteiffet/ ſo kan es deſto ehender ſich jnnhalten gegen ſeinem GOtt zu murꝛen/ daß er jenen ent= weder ſelbſt herfuͤrgebracht und ihn nicht; oder doch aufs wenigſte nur zugelaſſen/ daß jenem Gottloſen/ Ungerechten/ Unweiſen da oder da/ ſo und ſo wol gehe; und ſein Fuͤr= nehmen doch nicht habe foͤrdern wollen. [380] Dann einmal bedenke doch nur das/ Mein Lieber! daß keines der zeitlichen Guͤter/ dein eigen iſt. So nimt dir auch GOtt nichts von dem deinigen/ wann er einem andern was gibt/ es ſey groß oder klein. Gibt ers aber von dem ſeinigen/ was murꝛeſt dann du wider ihn? Ob du nicht den abweiſen wuͤrdeſt/ ich frag dich/ der dir vorſchrei= ben wolte/ wie viel du von dem/ daruͤber du lediglich Herꝛ waͤreſt/ dem oder dem vereh= ren wolteſt? Du wuͤrdeſt ſeine Einbildung nicht vertragen koͤnnen/ und/ wann du noch gelind giengeſt/ wol ehe ſolche Antwort ge= ben: Weil du ihm das ſeinige nicht an= greiffeſt/ und nicht ein Haar breit verꝛuckeſt oder minderſt: ſo ſoll er hinwider dir die freye Gewalt laſſen/ mit dem Deinigen zu= handeln/ wie du es fuͤr rahtſam befindeſt.Eines muſt du hier rund antworten: Entweder du erkenneſt Gott fuͤr einen HErꝛn uͤber alle Zeitliche Guͤter/ uͤber den Reichtum uͦber das Anſehen/ uͤber alle Aempter und Dienſte/ uͤber alle Herꝛ= ſchaften/ und was mehr hier zeitlich heiſſet; Oder du erkenneſt Gott nicht darfuͦr. [381] Erkenneſtu ihn nicht fuͤr einen Herꝛn uͤber alles und jedes/ wie es an dieſem Ort nah= men haben moͤchte/ ſo widerſprichſtu rund dem/ was im XXIV. Pſalm ℣. 1. ſtehet: Die Erde iſt deß Herꝛn/ und alles/ alles/ alles was darinnen iſt Iſt nun der Reichtum darinnen/ ſo muſtu David luͤgen ſtraffen: oder du muſt geſtehen/ daß er deß Herꝛn iſt: Iſt das Anſehen darinnen/ ſo muſt du wider geſtehen/ daß es deß Herꝛn ſey: Iſt ein Amt darinnen/ wider/ daß es deß Hoͤchſten ſey: Iſt eine Herꝛſchaft da= rinnen/ und du hoͤreſt/ daß man den oder den einen Herꝛn daruͤber heiſſet/ oder nenneſt ihn ſelbſt alſo; ſo muſt du doch geſtehen/ daß/ ſo groß auch der Herꝛ iſt/ er dannoch einen groͤſſern uͤber ſich habe. Geſteheſt du dann/ daß Gott allein der Herꝛ iſt uͤber die Ehr die in der Welt iſt/ uͤber das Anſehen darinnen/ uͤber den Reichtum darinnen/ uͤber den oder den erwuͤnſchten Fall/ wa= rum brummeſt du dann/ wann Er ſeiner Herꝛſchaft ſich gebrauchet/ und den ſo/ den wider anderſt in der Welt anbringt.Rechtſchaffen iſt ein ſolcher Sinn dort [382] in der Parabel von den Arbeitern im Weinberg abgebildet. Matt. XX. Die ſich ihrem Sinn nach baͤſſer dunken lieſ= ſen/ eines mehrern wehrt als andere/ fan= gen an wider den Haußvatter zu murꝛen/ daß er andere/ die es ja nimmermehr wehrt waͤren/ auch ſo anſehe wie ſie. Ihnen ge= buͦhre allein ſo viel/ und jenen nicht: auf daß zwiſchen dieſen und jenen ein Unterſcheid ſey. Allein es antwortet der Herꝛ deß Wein= berges gar ſtattlich: Ich will dieſen letz= ten geben/ gleich wie dir. ℣. XIV. Ich will/ ſpricht er/ oder/ ſo gefaͤllt es mir/ und dieſes mein Gefallen nim ̅ t dir ja nichts. Oder/ wie? Hab ich nicht Macht zu tuhn/ was ich will/ mit den Meinen? ℣. XV. Das iſt/ wer will mich dann aus meiner Herꝛſchaft treiben/ und mir die Ge= walt nehmen/ mein eigenes anzuwenden/ wie es mir beliebt. Oder/ noch weiter: Si= heſtu darum ſcheel/ daß ich ſo guͤtig bin? Das iſt: kanſt du es nicht leiden/ daß ich das Meinige ſo mitleidig austeihle/ und dir ein Trumm/ jenem auch ein Trumm davon gebe?
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Alles ſolches mißgoͤnſtigen Murꝛens ſich zu entaͤuſſern/ hat Moſes ſchon fuͤr viel hundert Jahren ſich ſelbſt zu einem Exem= pel geſtellet. Siebenzig Maͤnner unter den Aeltiſten deß Volks erwaͤhlte GOtt/ und nahm deß Geiſtes/ der auf Moſe war/ und legt es auf ſie/ daß ſie anfien= gen zu weiſſagen/ Num. XI. ℣. 16. 17. Moſes ſelbſt murꝛet erſtlich darwider nicht/ daß 70. ſeines gleichen begabte da ſeyn ſol= len; weil er wol wuſte/ daß die Gaben nicht ſein: ſondern Gottes waͤren/ der ſie neh= men und geben koͤnte/ wann/ und wem/ und wo er wolte. Er erfaͤhrt uͤber diß/ daß noch uͤber zween andere/ Eldad und Medad/ die nicht dabey waren/ der Geiſt GOttes auch ruhete. ℣. XXVI. Darob er ja ſo wol zu frieden iſt. Joſua/ den Sohn Nun/ Moſe Diener verdreußt es/ daß einer ſei= nem Herꝛn gleich ſeyn ſolle/ als deſſen Au= toritaͤt dardurch ringer werden wuͤrde/ ſei= ner Meynung nach. Laufft deßwegen im Zorn htn/ und meynt Moſe fluchs aufzu= bringen daß er eifern ſolle/ und ſpricht: Mein HErꝛ! Moſe/ wehre ihnen [384] ℣. XXVIII. Was? wolt er ſagen/ du muſt dieſe nicht aufkommen laſſen; druͤcke ſie bey Zeit/ ſchlag unter weil du kanſt/ du ſiheſt ja ſchon fuͤr Augen/ was das/ wie man ſpricht/ dir fuͤr Brenneſſel werden werden. Was taͤht aber Moſes? Wann er eines ſolchen Neidhaͤmels Herz gehabt haͤtte/ wuͤrde er freylich ſeine grandezza, wie mans heiſſet/ haben wollen ſehen laſſen/ ſein Geſicht ange= pfinnet/ ſeine/ heimliche Conſilia aufs we= uigſte/ darwider gefuͦhrt haben. Allein es findet ſich das/ daß Joſua/ ſo gut ers mag gemeynt haben/ ſo hart angeloffen iſt. Biſt du der Eiferer fuͤr mich/ ſagt Moſes zu ihm ℣. XXXIX. das iſt: Eines ſol= chen heimlich=ſtoltzen Herzens bin ich nicht. Wolte GOtt daß alles Volk deß Herꝛn weiſſagete/ und der Herꝛ ſei= nen Geiſt über ſie gebe! Ich/ meynt er/ wolte es ihnen wol vergoͤnnen/ wann ſie alle mir gleich waͤren! Wie nun alles/ was geſchrieben iſt/ uns zur Lehr ge= ſchrieben iſt/ Rom. XV. 4. Alſo/ gedenke/ ſey auch das zu deiner Lehr geſchrieben/ auf daß du weniger Urſach habeſt wider GOtt [385] zu muffen/ der du bey weitem die Ehr/ und das Anſehen/ und die Macht nicht haſt/ die Moſes gehabt und behalten hat.Wann dir aber je das nicht genug iſt/ ſo ſag mir noch eines: Iſt dir GOtt et= was ſchuldig von den zeitlichen Guͤ= tern/ wie ſie Nahmen haben moͤgen; oder iſt er dir nichts ſchuldig? Iſt er dir et= was ſchuldig/ ſo verdenke ich dich nicht/ wann du aufs wenigſte dein Verdienſt ſu= cheſt um den du mit ihm eins worden biſt. Aber Mein! ſag mir vor/ wo biſt du mit ihm eins worden? Um wie viel? wie lang iſt es/ daß du dich mit ihm ver= glichenhaſt? Was für Arbeit haſtu ihm jnzwiſchen geliefert? Oder/ ſag mir: Haſt du nicht ſchon etwas von deinem Lohn heraus genommen zum Vorauß? oder wol gantz und gar? oder wie viel reſtirtdir noch? Wann du aber meinem Raht folgeteſt/ ſo ſchwiegſt du ſtill/ Gott zu deinem Schuldner zu machen/ und mit ihm zu rechten. Wer biſtu/ ſagt Paulus/ in ſolchem Fall Rom. IX. 20. als [386] wolt er ſagen: Was bildeſt du dir ein? Wo= hin denkeſt du? Beſinneſt du dich nicht wer du ſeyeſt? wer Gott ſey? was du arbeiten kanſt? was Gott für Arbeit haben will! In Summa; Du biſt nichts/ dein Verdienſt iſt nichts. Wann dir nun GOtt nichts ſchuldig iſt/ was plagſtu ihn dann? wann er dir nichts ſchuldig iſt/ was verdreußt es dich dann/ wann du nichts erhaͤlteſt? was darfs dann deß groben Forderns? Es iſt das Gottes Guͤte genug/ daß er dieſe oder jene Gab dem menſchlichen Geſchlecht vergoͤnnet/ derer du von der Fremd her genieſſen kanſt. Noch mehr iſt es/ daß ers etwan deinem Vatterland/ deinem Regiment vergoͤnnet/ wann ers ſchon eben durch dich nicht tuht!Waͤre es nicht einer Statt Zierd und Nutzen/ ſo ein und anderer ſchoͤner Spring= brunn darein gefuͤhrt wuͤrde/ ob er ſchon nit eben durch dein eigenes/ ungelegeneres Hauß geleitet/ und ſelbiges damit ergoͤtzt und beſchenket wuͤrde? Ich halte du wuͤr= deſt ſagen: Ja! Es ſtehet doch wol/ entweder auf der Straſſen/ oder in [387] dem Haus; und dich deſſen nach gele= genheit ſelbſten bedienen. Sihe aber/ wie du dich mit deinen eigenen Worten oder Ge= danken ſchlaͤgſt! Ein ſolches Springbruͤnn= lein/ aus dem groſſen Meer der Goͤttlichen Gnaden/ iſt gleichſam die Gab/ der Reich= tum/ die Ehr/ das Anſehen/ ꝛc. die der oder der hat fuͤr dir. Du muſt geſtehen/ daß die Statt/ das Land/ der Hof/ das Collegium, der Marksplatz/ und ſo fort/ dardurch geziert werde; Du ſelbſt haſt dich wol oͤfter ſeiner Autoritaͤt/ ſeiner Mittel/ ſeines Rahts be= dienet/ oder doch kuͤnftig zu bedienen. Bil= licheſt du dann jenen Werkmeiſter/ der ei= nes und mehr Waſſerwerk in die Statt leitet/ wann er es ſchon in deine Wohnung nicht fuͤhret: Ey ſo billiche Gottes Werk auch/ daß er den Tropfen ſeiner Gnaden da und da trieffen laͤſſet/ ob er ſchon aus dir nicht traͤuft/ und du es von jenen erſt holen mußt. Es iſt Zier genug/ es iſt Nutz genug/ daß man es haben kan; und/ was gebe man= cher Ort darum/ ſo er nur in der Naͤhe ein kleines Rinnlein friſches Waſſer zugenieſ= ſen haͤtte? Gern wuͤrde er mit der Natur zufrieden ſeyn: Und du wilſt mit dem Herꝛn [388] der Natur ſtutzen/ daß er allerley ſolche Gaben neben dich/ um dich/ vor dich flieſſen laͤßt/ ſo bald zu deinem als andern Nutzen/ ob er es ſchon nicht eben in dich gefloͤſſet hat. Ey! ſo laſſe die Weißheit ungemei= ſtert! Laſſe die Freyheit uneingefangen! Laſſe den Vatter ſeine Kinder halten wie er will! Und wann du dich fuͤr eines ſeiner Kinder erkenneſt/ ſo nimm mit ſeiner Koſt vor lieb/ wie ers gibt. So wirſt du die Ehr deines Gehorſams/ und er/ die Macht ſeiner Guͤter ungetadelt behalten.Ich will noch eines beyfuͤhren. Haſtu nie einen Kaͤiſer oder Koͤnig kroͤnen ſehen? Wo nicht/ ſo haſtu doch gehoͤret/ daß bey ſolcher Herꝛn Kroͤnung allerley Sorten Muͤnze ausgeworfen werden/ guͤldene/ ſil= berne/ mehreres/ wenigers Wehrts. Etwan haſtu dich ſelbſt mit darum geriſſen/ oder andere reiſſen ſehen/ und biſt zu frieden ge= weſen/ wann dir kein guldenes hat werden koͤnnen/ ſo du nur ein ſilbernes erlangt haſt; wann kein groſſes/ doch nur/ ein kleines/ das du zum Gedaͤchtniß aufhebeſt/ und damit du eine lange Zeit prangeſt. Sihe aber da= gegen nur/ wie ſchimpflich du mit Gottes [389] Guͤtern umgeheſt/ wann dir deren eines nit genug ſeyn will. Taͤglich wirft er gleichſam ſolche Schaupfenninge vom Himmel un= ter die Menſchen/ unter denen du viel ver= gnuͤgte Gemuͤter findeſt/ die von Hertzen zu= frieden ſind/ wann ſie nur ein kleines An= denken ſeiner Gnaden bekommen haben. Du aber wilſt brummen/ wann du etwan ein guͤldenes erlangt haſt/ und doch nicht eben in der Groͤſſe/ in der Schweere/ wie es jenem zugeworfen worden iſt. O Unbeſon= nenheit!Noch eines; Du lobſt den Muͤnzmei= ſter/ der allerley Praͤg drücket. Dn biſt oft unwillig/ wann du keine Scheidmuͤnze haben kanſt; Du ſchickeſt hin/ biß du zu wechſeln erlanget haſt; Du gibſt noch wol aufwechſel/ und haͤlteſt es fuͦr einen ſonder= baren Dienſt/ wann man nur die groben Sorten mit kleinerer vertauſchen mag. Be= ſinne dich abermal/ mit wem du zu tuhn haſt/ wann du uͤber deinen Stand murꝛeſt! Was der Munzmeiſter in ſeiner Muͤnz: das iſt Gott in der Welt. Hat er dich zum Heller gemuͤnzet/ ſo gedenke; So wenig die Welt deß Hellers entbehren kan: ſo wenig [390] koͤnne ſie dieſes deines geringen Standes auch entbehren/ und/ ſo ein groſſes Gereiß oft um Pfenninge und Heller ſey: jo ſo groß ſey es um ſolche/ die deines gleichen ſeyen. So wenig einer mit groben Stucken fortkommen koͤnne: ſo wenig koͤnne unſer Leben ſeyn/ wann lauter Reiche/ lauter Ge= lehrte/ lauter Anſehnliche waͤren; ja du lobſt den Muͤnzmeiſter/ wann er nur genug gu= ter guͤltiger Scheidemuͤnze gemacht hat. Ey ſo lobe Gott auch in dem/ was er an dir und deines gleichen getahn hat. Will jener die Pfenninge wider umſchmelzen/ und ei= ne groͤſſere Muͤnz daraus machen/ ſo ſtehet es bey ihm; und/ was vor einen Heller galte/ wird jetzt einen Groſchen gelten. Wird dein Gott dich auch hoͤher ſetzen wollen/ darf er bey weitem ſo viel Muͦhe nicht als jener; wann er ſpricht/ ſo geſchiht es/ und wann er gebeut/ ſo ſtehet es da. Pſalm. XXXIII. 9. Trage du ſo lang/ mit Wil= len/ den valor, der dir/ ſo zu reden/ aus ſei= ner Münze worden iſt; und denke: du gelteſt ſo wol in ſeinem Gebiet/ und ſeyeſt ſo un= verſchlagen als der Tahler iſt; weil auf ei [391] nem die autoritaͤt ſeines Herꝛn ſo wol ligt/ als auf dem Andern.Oder gehet dir das Gleichniß von einem Herꝛen Hofbaͤſſer ein/ ſo nehme es alſo an. Es iſt die Welt nicht anderſt/ als wie eine groſſe Haußhaltung Gottes. Biſt du da= rinn/ wie du darinn biſt/ ſo laſſe dir das be= nuͤgen/ daß dich Gott in ſeine Dienſt ge= nommen habe/ welcherley ſie auch ſind und heiſſen moͤgen. Wirſt du ſeine Weiſe ler= nen/ und eine Weil/ ſo zu reden/ in dieſer Stell dich abrichten laſſen/ biß du zu was groͤſſers taugeſt/ ſo wird er deiner alsdann nicht vergeſſen/ dir promotion zu ſchaffen/ derer du/ und die hinwider dir anſtehen wird. Solleſtdu aber der bleiben der du biſt/ ſo ſey darinnen der du ſeyn ſolleſt/ und die= ne was du bedienen kanſt/ und denke: du ſeyeſt doch/ ſo zu reden/ mit am Hofdeines Gottes! du genieſſeſt von ſeinen Guͤtern! du ſeyeſt einer von ſeinen Dienern! du lebeſt unter ſeinem Schutz; ob du ſchon nicht mit an ſeiner Tafel ſitzeſt/ oder ſeine Kleider an= zieheſt/ oder ſein Hofraht/ ſein Geheimer Diener/ ſein Geſandter werdeſt. Man haͤlt auch nur einen Stifel oder Strumpf eines [392] jrꝛdiſchen groſſen Herꝛn fuͤr was beſonders/ ob er es ſchon in allem Unflat getragen hat; und dem ſoll eine ſonderbare Gnad wider= fahren ſeyn/ der etwas davvn an ſeinem ei= genen Leib tragen darf: Wie dann? wa= rum ſollen wir da nicht auch ſo urteihlen? So/ ſprich ich/ ſoll man urteihlen: Und wan ̅ auch einer/ an der Weltgroſſen Hofhaltung GOttes/ nur wie einer/ ſo zu reden/ ſeiner Schue und Stifel geachtet werden ſolle/ in niderern/ unſauberern Dienſten ſeine Dienſte tuhn: ſo ſey doch auch die Unehr eine Ehr; das verachte/ geachtet; das nidere erhoͤhet/ und wann ihn einer recht und weiß= lich betrachtet/ ſo tuhe er wol mehr/ und ge= treuere/ und noͤtigere Dienſte: als der Al= lergroͤſte/ der Allerhoͤchſte tuht; gleich wie das Leder/ zum Exempel/ an der Solen und Schuhen mehr nutzet einem Kaͤiſer oder Koͤnig: als der Sammet und Seiden/ das Gold und Silber/ das er oben traͤgt/ und mehr zur Zierꝛaht gebrauchet/ als zur Noht.Die reiffliche Betrachtung naͤchſter Er= innerung/ wird nun bald ſtillen den Fuͤr= witz/ den das menſchliche Herz fo oft ver= uͤbet/ in dem es/ unbetrachtet ihres eigenen [393] Vermoͤgens/ oder vielmehr Unvermoͤgens/ jmmer auſſer ſeinen Stand ſchreiten/ und einem andern einen Eingriff tuhn/ oder aufs wenigſte bald da/ bald dort in ſeinem Amt und Beruff hofmeiſtern will. Was Herꝛ Lutherus von dem Regentenſtand ſchreibet/ das findet ſich in andern Staͤn= den jo ſo wol/ Er ſpricht aber: 116 In der Welt geht es alſo zu/ daß keiner ſo grob und ungeſchickt iſt/ er meynet/ wo er im Regiment waͤre/ er wolte es gar koͤſtlich machen/ und laͤſſet ihm gar nichts gefallen/ was andere im Regiment machen; Gleich wie jener Knecht in der Comoͤdien Terentii, wuͤnſchet und ſpricht: Ach/ ich ſolte ein Koͤnig worden ſeyn! Und Abſo= lom ſprach/ hinter ſeinem Vatter David/ zu den Bürgern Iſrael: Du haſt wol gute Sachen; aber es iſt vom Koͤnig niemand verordnet/ der dich verhoͤre. Ach/ daß ich das Regi [394] ment im Land haͤtte/ und muͤßten alle Sachen fuͤr mich kommen/ wie gar gut Recht wolt ich halten! ꝛc. II. Sa- muel. XV. 1-6. Das ſind die Mei= ſter=kluͤglinge/ die das Roß fuͤr groſ= ſer Weißheit im hindern zaͤumen koͤn= nen/ und nichts mehr koͤnnen/ dann andere Leute urteihlen und meiſtern/ und wann ſie es in die Hand kriegen/ ſo gehet es alles zu grunde mit ihnen. Gleich wie man ſpricht; Wer dem Spiel zuſihet/ der kans am baͤſten. Dann ſie meynen/ wo ſie die Kugel in die Hand kriegen/ wolten ſie wol zwoͤlf Kegel treffen/ da doch nur neu= ne auf der Leich ſtehen/ biß ſie erfah= ren/ daß neben der Leiche auch ein Weg bey hingehe Alles das kommt/ wie gemeldet/ daher/ daß nicht ein jeder ſeine eigene Kraͤfte recht abmiſſet/ und/ Sprich= worts weiß zu reden/ Rieſenſchuh anlegen will/ die er nicht wol erheben kan: will ge= ſcheigen/ gar darinnen hereingehen/ das [395] iſt: Er uͤberꝛedet ſich: Das hohe Amt/ die maͤchtige Verwaltung/ die Fuͤrnehme Handlung und dergleichen/ wolte er weit baͤſſer verſehen/ mit mehr nutzen/ als der oder der/ der es/ ſeiner Meynung nach/ unver= dient beſitze/ und deßwegen jmmer von ihm geſtochert/ gezwickt und getretten werden muß. Mein Freund und Freundinn! ge= denke aber ſo: Wann dir der Dienſt/ das Amt/ die Regierung/ die Handlung/ die Ehr/ die Heurat haͤtte werden ſollen/ waͤre alsdann deines Tuhns geweſt/ dein Ver= moͤgen ſehen zu laſſen. Nun dir aber ein wenigers worden iſt/ ſo ſetze deine Gedan= ken auf das/ und ſey darinn getreu/ biß dich GOtt uͤber ein groͤſſers ſetzen moͤchte/ Matth. XXV. 21. So gering es auch iſt/ darein du von ihm/ Gott/ geſetzet biſt/ ſo iſt dir doch mehr befohlen/ weder d??? kanſt ausrichten/ ſagt Syrach im III. ℣. 25. Alſo laß dich nit duͤnken/ ſpricht er abermal/ fuͤr Gott/ du ſeyeſt tuͤchtig genug zu dem oder dem/ wol tuͤchtiger/ als jener. Laß dich nicht dunken beym Koͤnige/ du ſeyeſt weiſe genug/ weiſer [396] als jener/ im VII. 5. Dann es frommet dir/ erſtlich/ nichts/ daß du gaffeſt nach dem/ was dir nicht befohlen iſt; alſo laſſe da/ was deines Amts nicht iſt/ deinen Fürwitz. Fuͤrs andere/ hat ſol= cher Duͦnkel viel mehr betrogen/ und ihre Vermeſſenheit hat ſie geſtuͤrzet/ ℣. XXVI. Dann wer ſich gern in Gefahr gibt/ der verdirbt darinn. ℣. XXVII. und einem vermeſſenen Menſchen geht es endlich uͤbel aus. ℣. XXIIX.Die bißher gefuͤhrte Lehren aber gehen die ſonderlich an/ die ſich hartſeelig dunken laſſen/ daß ſie ſolchen Reichtum/ ſolches An= ſehen/ ſolche Macht/ ſolche Ehr/ ꝛc. nicht ha= ben/ die jene haben/ oder in ſolchem Glanz nicht/ wie ſie es haben. Denen aber/ die es haben/ iſt noch eines und das andere zu Gemuͤht zu fuͤhren.Das allererſte iſt: Ob auch der/ den GOtt fuͤr andern ſo gnaͤdig angeſehen/ ſo hoch erhaben/ ſo reich gemacht/ ſolche Hand= lung/ Nahrung/ Heuraht/ Amt und Dienſt [397] gegeben hat: Ob nun der/ ſprich ich/ GOtt auch einmal recht darfuͤr gedankt/ oder in ſolch einem demuͤtigen Dank biß dahin ver= harꝛet iſt/ iſt wol die erſte Frag. Es gehe auch mancher groſſer Herꝛ zu ruͤck/ und gedenke/ wie hart es etwan gehalten/ biß er die Ho= heit erlanget/ biß ihme die Gewalt worden/ biß er zu der Kron und Zepter; zu dem Land und Leuten kommen iſt. Er gedenke/ wie viel Muͤhe es gekoſtet habe/ wie oft er ſelbſt/ und andere mit ihm ſchon halb daran verzweiffelt. Und nun/ da ers alles nach Wunſch erhoben hat/ und etwan ſchon lang beſeſeſſen/ hab er ja/ ſeinem eigenen Ge= wiſſen nach/ GOtt dem hoͤchſten Gott den Dank zu ſagen/ tauſentfaͤltige Urſach/ durch deſſen Vorſchub und heilige Ord= nung allein/ es alſo ausgeſchlagen iſt/ da alle menſchliche Conſilien einen andern Weg vorhatten/ bey dem es ihnen ſonder Zweiffel gefehlt haͤtte. Auch die Heydniſche Regenten hat ihr Herz dahin getrieben/ nach erhaltenem dergleichen Gluͤck/ ihren/ doch nur vermeynten Goͤttern/ Opfer und Dankfeſte anzuſtellen. Seinem Juſtiniano aber ſchreibet Agapetus das vor/ daß/ [398] 117 je groͤſſerer Gaben er von ſeinem GOtt ſey wehrt geachtet worden: je groͤſſere Widervergeltung er ihm ſchuldig worden waͤre; Die Schuld aber muͤſſe Er mit Dankbarkeit be= zahlen.Sollen aber Gott einen Dank ſchuldig ſeyn auch/ an ihrem Ort/ die hoͤchſte Haͤub= ter der Welt: Wie viel mehr dann andere/ denen wider an ihrem Ort ſo oder ſo wun= derbar/ von eben dem Gott/ geholfen wor= den iſt. Es iſt mancher von ſchlechten El= tern geboren/ von Unedlen/ von Armen/ und hat ſich empor geſchwungen/ er iſt ge= adelt worden/ er hat Kaͤiſer=und Koͤnigliche Gnad erlanget; der wol nie gedacht ſo ſeelig zu werden/ daß er nur einen ſolchen Herꝛn ſehen ſolte/ will geſchweigen mit ihm reden/ oder mit einem ſolchen hohen/ anſehnlichen/ reichen Amt von ihm begnadet zu werden. Nun ſo gehe er weiter/ und danke dem Herꝛn von ganzem Herzen/ der ihn aus dem Staub gehoben/ zu Ehren gebracht und bey die Fuͤrſten geſetzt hat/ Syr. XI. [399] ℣. 1. Seine Seele lobe den HErꝛn/ und vergeſſe nicht/ was Er ihm gutes getahn hat/ Pſal. CIII. 2. Der ihn mit Gnad und Barmhertzigkeit gekroͤnet. ℣. IV.Noch weiter zukommen! Es iſt mancher in eine Freundſchaft gerahten/ durch eine ſo geſegnete Heurat/ da viel Hoͤhere/ Edle= re/ Reichere/ haben neben hingehen muͤſſen. Danket er ſeinem Gott darum nit/ ſo hieſſe er wol ein Unerkaͤntlich Herz. Aber nicht ſo/ mein Freund und Freundinn! Danket dem HErꝛn daß er ſo guͤtig iſt/ und preiſet ſeinen heiligen Nahmen ewiglich! Danket dem Herꝛn/ der euch/ vielleicht erſt nach der Eltern Tod/ ſo wol hat verſorgen wollen/ ſo friedlich mit einander leben laſſen/ etwan ſchon ſo lang/ und in ein ſolches Alter/ und dannoch ſo viel Jahr nicht anderſt laſſen fuͤrkommen/ als waͤren ſie einzele Tag/ wie zwiſchen Jacob und Rahel/ im I. Buch Moſis im XXIX. 20.Mancher hat von Kindesbeinen an in die Fremde gemußt/ ſich da und dort herum ſchleppen muͤſſen/ in Hitz/ in Froſt/ zu Tag [400] und Nacht/ ſchlecht gekleidet/ ſchlecht gegeſ= ſen/ in allem Staub/ in allem Miſt/ als ein Jung und Diener/ oder Dienerinn! Gott aber hat ihn zu einem Herꝛn gemacht/ die oder die Handlung/ Gewerb/ Nahrung ge= geben/ daß er wider andere Jungen/ Die= ner/ Dienerinnen haben und halten muß; Solte deren einer gefunden werden/ den= ſein voriger Jungenſtand/ gegen dieſem/ ſeinem Herꝛnſtand geſetzet/ nicht erꝛinnerte/ GOtt tauſentmal und demuͤtig zu danken fuͤr den Unterſchied/ den er jetzt geneußt ge= gen jenem? Hiebevor hat Er ſichs wol ge= wuͤnſcht/ auch eine ſolche oder ſolche Hand= lung/ Handwerk/ Gewerb/ Nahrung zu ha= ben: aber nie geſehen/ wie es moͤglich ſeyn koͤnte. Nun ihn GOtt nach der Zeit die Moͤgligkeit erwieſen/ und ſeinen Wunſch erfuͤllet hat: Und er wolte das nicht erfül= len/ was zu Gottes Ehren dienet/ da ſolte Moſes ſagen: Dankeſtu alſo dem Her= ren deinem Gott du toll und toͤhrich= tes Volk! Deut. XXXII. ℣. 6. Ey ſo wende es um/ nnd/ wie du ihn gebetten haſt in deinen Lehrjahren und Jungenſtand: [401] ſo danke ihm jetzt in deinem Meiſter=und Herꝛenſtand; Wie du ihn gebetten haſt in deinem Mangel: ſo danke ihm jetzt in dei= nem Uberfluß. Deine Seele erhebe den HErꝛn/ und dein Geiſt freue ſich GOttes deines Heylandes/ der dich elenden Knecht oder Magd angeſe= hen/ und groſſe Ding an dir getahn hat; einen andern undankbaren vom Stul geſtoſſen/ und dich Elenden er= hoben hat; der dich Hungerigen mit Gütern gefuͦllet/ und manchen Rei= chen wider Leer gelaſſen hat/ Luc. II. ℣. 46. 48. 52. 53,Findet man aber das/ daß der Dank deß Hoͤchſten iſt und bleibt; ſo folgt das ferner vor ſich ſelbſt/ daß/ in was für Hoheit/ Adel/ Amt/ Stand/ Ehren/ Reichtum einer ſchwebt/ ſich beſcheidener/ demuͤtiger/ mit= leidiger erzeige. Dann ſonſten/ wie ein ver= zagtes Ding das Menſchliche Hertz iſt/ wann es ihm nicht gehet/ wie es gern wolte: Alſo trotzig iſt es auch/ wann es erlangt hat/ was es ſuchet; oder mehr erlangt als es ſu= chet. Es iſt der Reichtum/ ein ungehaltenes [402] Ding und laͤſſet ſchwerlich Ruhe/ daß er nit das jnnwendige in dem Menſchen auf= blaͤhen ſoll/ wo nicht auch die Zunge ſtre= cken/ daß ſie ſtolz rede/ Prov. XVIII. 23. Macht und Gewalt will jmmer mehr haben/ weil ers haben kan; oder dem ſcha= den tuhn/ der ihm ein Dorn in den Augen iſt. Ein hohe Geburt und ein altes Ge= ſchlecht ſihet nidere und geringere jmmer mit ſpoͤttlichen Augen an: Groſſe Aemter und Ehrenſtellen empfinden es leichtlich/ wann man auch nur eine ungefehre Rede tuht. Alſo komt allen eine Lehr/ die heißt: Erhebe dich nicht/ und verachte nie= mand. David hat vom Erſten eine treff= liche Rede getahn/ die heiſſet: Faͤllet euch Reichtum/ ſo haͤnget das Herze nicht daran. Pſal. LXII. 11. Paulus weiſet ſei= nem Timotheo/ wie er Reiche unterꝛichten ſoll! Alſo nemlich/ daß ſie nit ſtoltz ſeyen/ und ſich nicht verlaſſen auf den un= gewiſſen Reichtum/ I. Ep. VI. 16. Frey= lich wol ungewiß. Manche Exempel waͤ= ren zu weiſen in geiſt=und weltlichen Hi [403] ſtorien/ derer/ die gebettelt haben/ da ſie zu= vor keinen Bettler haben anſehen/ oder an= hoͤren moͤgen. So erhebe dich nicht deines Reichtums/ den du erlanget haſt! Beſtehet er in Handlung/ ſo ſihe nur die Maͤrckt und Plaͤtze an; Wie vielen iſt das Ungluͤck kom= men zu Waſſer/ zu Land/ die noch wol ſtaͤr= ker handelten als du? Beſtehet er in Baar= ſchaft; wie vielen iſt ein Dieb und Rauber dahinder kommen? Beſtehet er in Feld= und Landguͤtern; wie vielen hat Waſſer und Feuer ſchaden getahn/ Hagel und Schloſſen verderbt/ duͤrꝛe unfruchtbare Jahr verzehret? So ſpreche ja keines: Ich habe genug/ wie kan mirs feh= len? Dann wann dirs wolgehet/ ſo gedenke: daß dirs wider uͤbel gehen kan/ iſt Sirachs Erꝛinnerung im XI. 26. 27. Wann man gleich ſatt iſt/ kan man doch wider hungern/ und wann man gleich reich iſt/ kan man doch wider arm werden: und es kan vor Abend wol anderſt werden als es am Morgen war; dann ſolches alles ge [404] ſchiht bald für Gott/ iſt abermal Si= rachs Red im XVIII. 25. 26.Iſt einem groſſe Gewalt in die Hand gegeben; er mißbrauche es nicht an Nide= rern und Geringern. Groſſe Tuͤrne und hohe Eichen trifft der Blitz am oͤft=und ſtaͤrkeſten; Hohe Klippen fallen deſto tief= fer; Je hoͤher der Rauch geſtiegen iſt/ je ehe vergehet er. Viel Tyrannen haben müſſen herunter auf die Erde ſitzen/ und iſt dem die Kron aufgeſetzt wor= den/ auf den man nicht gedacht haͤtte. Viel groſſer Herꝛn ſind zu boden gangen/ und gewaltige Koͤnige ſind andern in die Haͤnde kommen/ iſt wi= der Syrachs Anmahnung im XI. ℣. 5. 6. David hat einen ganzen Pſalm gemacht/ da ihm Doeg der Edomiter zu maͤchtig worden war an Sauls Hof/ an der Zahl den LII. Der dieſe ſchoͤne nachdenkliche Wort in ſich fuͤhret: Was trotzeſt dann du Tyrann/ daß du Schaden tuhn kanſt? ℣. III. Deine Zunge trachtet nach Schaden/ ℣. IV. Es wird dich [405] aber Gott auch gantz und gar zerſtoͤ= ren und zerſchlagen/ und aus der Huͤtte reiſſen/ und aus dem Lande der Lebendigen ausrotten/ Sela. ℣. VII. Und die Gerechten werden es ſehen/ und ſeiner lachen. ℣. VIII. und ſprechen: Sihe/ das iſt der Man ̅ der ſich darauf verließ/ daß er maͤch= tig war Schaden zu tuhn/ ℣. IX.Herꝛliches Geſchlecht/ fuͤrnehme Aemter und Ehrenſtellen/ vorab an groſſen Herꝛen= Hoͤfen ſind freylich ein groſſes zeitliches Gut/ da unter tauſenden kaum einer hinge= langt. Wer nun der iſt/ und wo er iſt/ dem fuͤhrt obgedachter Sirach ſolches zu Ge= muͤht: Stehe nicht auf deinem eignen Kopf in deinem Amt/ nnd mache dich nicht ſtoltz wann man dein bedarf/ im X. 29. Und in folgendem XI. 4. ſpricht er: Die Weißheit bringe zwar oͤfter auch einen vorher Armen/ zu Ehren/ und ſetze ihn bey die Fuͤrſten/ und ma= che einen Edelmann/ einen Herꝛn aus ihm; aber doch ſoll ein ſolcher das merken/ daß er [406] ihm ſage: Erhebe dich nicht deiner Kleider/ die du deinem Adel nach/ deinem Amt nach tragen darfſt und muſt/ und vor= her weder zu bezahlen/ noch zu tragen ver= mochteſt; und ſey nicht ſtolz in deinen Ehren. Dann der Herꝛ iſt wunder= barlich in ſeinen Werken/ und nie= mand weiß/ was er tuhn will. Gar mit einem artigen Apologo hat es Cyrillus zu= vernehmen gegeben 118 denen/ wie ſeine Vberſchrifft heiſſet/ die ſchnell empor kommend/ uͤber andere Niderere ſich erheben wollen. Er ſpricht: Das gemei= ne Waſſerꝛohr/ das neben einem Zu= ckerſtengel jaͤhe aufgeſchoſſen waͤre/ hatte ſich ſeiner Hoͤhe alſo uͤbernommen/ daß es jenes hoͤniſch fragte: Wie lang es wuͤchſe? Da es zur antwort gegeben: Zwey gantzer Jahr; haͤtte das gemeine Rohr/ aufgeblaſen/ daß es ſolch eine laͤnge vor jenem erlanget/ hoffaͤrtig angefangen: Ich hab der Natur zu danken/ daß ſie mich in einem einigen Jahr ſo hoch [407] uͤber dich geſchwungen hat. Der Zu= ckerſtengel aber haͤtte dargegen der Naͤrꝛin ihre Tohrheit alſo beantwortet: Du biſt ja wol ein duͤrꝛes Rohr/ von dem Wind ein wenig aufgeflattert/ unbe= dacht darinn/ daß du nur die Hoͤhe ge= ſuchet empor zu ſteigen: Dagegen aber der Tieffe vergeſſen/ was du fuͤr einen Grund legen wolteſt/ und fuͤr Wurzel ſetzen. Innwendig biſt du leer/ von auſſen dick/ wie gemeinig= lich die hohe Baͤume ſind; zwar er= haben: aber ohne Frucht/ und die in die Dicke wachſen/ verdrucknen nur deſto ehender! Biß hieher Cyrillus mit verdeckten/ und doch offnen Worten. Kurtz und rund iſt der Innhalt verfaſſet in Petri Worten: Der HErꝛ widerſtehet den Hoffaͤrtigen: aber den Demuͤtigen gibt er Gnad I. Ep. V. 5.So demuͦtige ſich unter die gewal= tige Hand Gottes Hoh und Nider. I. Pet. V. 6. und/ wie ſich keiner dunken laſ [408] ſen wird: Er habe das Kaͤiſertum/ Koͤnig= reich/ Herꝛſchaft allein durch ſeine Macht und Gewalt erhalten und bezwungen/ und Gottes Huͤlfe nicht darzugebraucht; Dan ̅ ſo unchriſtlich wird kein Chriſt re= den; wie ſich keiner dunken laſſen wird: Er habe den Adel/ die/ groſſer Herꝛn/ Gnad durch ſeine Qualitaͤten zuwegen gebracht/ die ihm nicht vom Himmel herab gefallen waͤren: ſondern viel Muͤhe/ Fleiß/ Ubung/ Reiſen gekoſtet haͤtten. Dann was haſt Du/ daß du nicht empfangen haſt? fragt Paulus I. Cor. IV. 7. Er ſey zu der Heurat kommen durch ſeine Hoͤflichkeit/ Freundlichkeit/ Schoͤne deß Leibs/ groſſe Lebens=Mittel; und kein Werber waͤre aus den Wolken gefahren/ der ſein Wort gere= det haͤttte. Dann Gott regiert die Her= zen der Menſchen unſichtbar: Er ſey zu dem Reichtum kommen durch ein Erb/ oder durch ſeine Spitzfuͤndigkeit; Aus der Lufft ſey es ihm nicht ins Hauß geflogen. Dann es iſt vergeblich/ daß manfruͤh aufſtehet/ und hernach lang ſitzet/ und ißt ſein Brot mit Sorgen/ [409] Pſal. CXXVII. 3. Er ſey zu dem Dienſt ſeiner Tuͤchtigkeit wegen gelanget/ man ſey ihm noch nachgeloffen/ und die Noht dieſes und jenes O???es habe ſeiner nicht entbehren koͤnnen. Menſchenſtimme hab er gehoͤret; Menſchenhaͤnde geſehen/ die ihm nach ge= ſchrieben: Gottes=Stimme und Gottes= Finger/ wie Moſes auf den zweyen Ta= feln Exod. XXXI. ℣. 18. Deut. IX. ℣. 10. waͤren ihm nie zukommen. Das alles/ und noch ein mehrers/ wie ſich keiner dunken laſſen wird; zumahln es den Kindern Iſrael ſo hart eingebunden wurde/ daß/ wann ſie nach Eroberung deß Landes/ da Milch und Honig jnnen fließt/ wuͤrden gegeſſen haben/ und ſatt worden ſeyn/ und ſchoͤ= ne Haͤuſer erbauet/ und darinnen woh= nen/ und ihre Rinder und Schafe/ Silber und Gold/ und alles was ſie haben/ ſich mehren wuͤrde; ihr Her??? ſich nit erhebe und vergeſſe deß Her= ren ihres GOttes/ der ſie aus Egy= ptenland geführt habe/ und aus dem Dienſthauſe/ und ſie nit ſagen moͤch [410] ten in ihrem Herzen: Unſere Kraͤffte und unſerer Haͤnde Staͤrke haben uns das Vermoͤgen aufgericht. Deut. VIII. 12–17.Wie ſich/ ſprich ich nochmal/ keiner das dunken laſſen wird: Alſo wird er auch fer= ner ſeiner Weißheit nit allein trauen/ Gott auf die Seiten ſetzen und gedenken: Nun/ da er das Kaͤiſertum/ Koͤnigreich/ Fuͤrſten= tum/ Herꝛſchaft habe/ koͤnne er ſich ſchon ſelbſthelfen. Ach nein! Immer ſetzt GOtt einem groſſen Herꝛen/ wider einen groſſen Herꝛen an die Seiten/ der ihm weiſen ſoll/ daß er noch nicht alles ſey/ und GOttes Wacht/ Huͤlfe/ Vorſorg ???o ſo wol von noͤh= ten hab uͤber ſeine Graͤnzen und Laͤnder als zuvor; ja fuͤrwahr nun noch mehr/ als vorhin. Dann einmal/ Er bekoͤmmt mehr zu verwalten. Die Verwaltung/ ſo ſie miß= lingt/ bringt ihm groͤſſern Schaden. Daß ihm der Schad nicht komme/ braucht es mehr Betens/ daß ihn Gott abwenden wol= le. Er bekommt mehr Diener. Dienen ſie ihm untreu/ ſo gehet ſeiner Herſchaft ab. Soll die Herꝛſchaft bleiben wie ſie iſt/ [411] braucht es wider Betens. Er bekoͤmmt mehr Feind. Koͤnnen ſie ſich feindſeelig er= zeigen/ ſo verbleibt es nicht. Daß es aber verbleibe/ braucht abermal Betens. Er braucht mehr Raͤhte. Iſt ihr Raht un= gluͤckſeelig/ ſo folget die Taht dem Raht. Daß ſie gluͤckſeelig rahten/ braucht aufs neu Betens. Summa Summarum: Groſſe Lent haben groſſe Fehler/ wann ſie nicht von GOtt regiert werden. Darum/ wie alle Menſchen zu ihm lauffen/ Huͦlf und Heyl fuͤr ſich allein zu ſu= chen: ſo ſoll ein Regent fuͦr allen das tuhn/ als der fuͤr alle zugleich ſorg= faͤltig ſeyn ſoll. So ihn ſein Gott be= wahret/ werden ihm ſeine Feinde we= niger ſchaden: Er aber wird die Sei= nigen mehr bewahren koͤnnen/ ſagte Agapetus 119 zu Juſtiniano.Ob es nun zwar ſo viel nicht antrifft/ wann einer niderers Standes einen Scha= den leiden ſoll: jedoch iſt es ein Schad/ und dem/ dem er kommt/ etwan eben groß ge= nug. Hat einer nicht grad Land und Leut [412] zu verlieren: hat er etwan Ehr und Gnad zu verlieren; ſonderlich/ wer eine hohe Amts= ſtelle vertretten ſoll. Hier iſt zwar kein ge= ringes/ gelehrt ſeyn/ erfahren ſeyn/ beredt ſeyn; aber die Menſchliche Weißheit weiß nicht alles. Die Erfahrung braucht oft wi= der einer Erfahrung. Beredt ſeyn uͤberꝛedet nicht allezeit. In deß Menſchen Haͤnde ſte= het der Außgang nicht. Soll es gluͤcklich geredt: geſegnet gerahten: gedaͤulich ange= griffen ſeyn/ muß Gott die Hand führen/ mit dem man Tahten tuhn kan. Pſ. LX. ℣. 14. CVIII. 14. Alſo laſſe ſich einer die= ſen den Rahtgeber ſeyn/ der auf Gebet ſen= den will den Geiſt deß Rahts/ und Verſtandes/ Eſa. XI. ℣. 2. und Gehen/ Stehen/ Sagen/ Wagen/ alles gluͤcklich machen will.Iſt er in einer guten Nahrung und Aus= kommen/ er vergeſſe deß Himmliſchen Ge= bers nicht/ und/ weil er weiß/ daß alle gute Gaben von oben herab kommen/ vom Vatter deß Liechts/ Jacob. I. 17. Alſo bitte er deſto andaͤchtiger/ daß eben der Gott alles zu ſeinen heiligen Ehren/ und zu ſeinem [413] und der Seinigen Nutzen erhalten wolle/ und bewahren fuͤr Feuer und Waſſer/ fuͤr Dieberey und Rauberey/ fuͤr Liſt und Ge= walt/ weil Er doch viel zu wenig ſey auch nur einen Ziegel oder Spahn im Hauſe; einen Heller oder Pfenning in ſeinem Ver= moͤgen/ zu erhalten.Hat er eine erwuͤnſchte Ehe erlanget: gleich wie dieſe ein zeitliches Himmelreich iſt: Alſo preiſe er den Vatter im Himmel/ und laſſe ſein und der Seinigen taͤgliches Gebet ſeyn/ daß ſie in ſtaͤter Lieb die Goͤttli= che Lieb verehren/ in beſtaͤndigem Fried den Gott deß Friedens küſſen moͤgen/ auch da/ da die volle Lieb erſt angehen werde/ wann alles andere aufgehoͤret hat/ I. Cor. XIII. ℣. 8. Alles in allem zuſagen/ biſt du maͤch= tig/ trotze nicht. Biſt du ſchwach/ verzage nicht. Biſt du reich/ erheb dich nicht. Biſt du arm/ verzweifle nicht. Biſt du geehrt/ ſtolziere nicht. Biſt du veracht/ betruͤb dich nicht. Biſt du in Anſehen/ prange nicht. Haſt du keines/ kuͤmmere dich nicht. Sey mit deinem Gott und mit deinem Stand zu frieden/ und/ damit Davids Wort unſer Schluß werde/ Pſal. XXXVII. ℣. 5. [414] Befihl dem HErꝛn deine Wege/ ſie ſeyen gleich groß oder klein/ hoch oder nider/ viel oder wenig/ ſie ſeyn wie ſie wollen; Befihl dem HErꝛn deine Wege/ und hoffe auf ihn/
Er wirds wol machen/
Er wirds wol machen!

Schluß=Andacht= Lied. Widerholung deß gan= zen Werks. Nach der Singweiſe: deß Opitziſchen Coridons.
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1.
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I. SChweige/ mein Gemuͤt/ nit belle/
murꝛe ja nicht wider den/
der geſehen und verſehn
alle Gluͤcks und Ungluͤcks=Faͤlle.
Was es ſey/ das dich ſicht an/
denke/ daß es Gott getahn.
|| [415]

2.
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II. Kein Geſtirn kan dich begluͤcken;
Keine Goͤttinn/ die man mahlt/
dich mit Huld und Haß beſtrahlt:
Gott allein ſchickt alles Schicken.
Was auf Erden wird getahn/
das tuht Gott/ der Alles kan.

3.
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III. Seine Weißheit wuſt und ſahe
Alles/ eh’ es ward und wird;
Seine Allmacht auch regirt
was geſchiht und was geſchahe.
Guts und Boͤſes trett heran!
Was Gott tuht/ iſt wol getahn.

4.
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IV. Gott allein kan Alles geben
Hoheit/ Ehre/ Kunſt und Haab;
Alles kommt von oben ab.
Gott gibt hier in dieſem Leben/
was }er will/ nach ſeinem Raht.
wann
wie

Wem Gott geben will/ der hat.
|| [416]

5.
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V. Erden=Tohn! der Him ̅ els Doͤpfer
Alles hat zu machen Macht/
hoch und reich/ arm und veracht.
Druͤm ſey gerne/ was der Schoͤpfer
vor ein Seyn dir zugedacht.
Was Gott macht/ iſt wolgemacht.

6.
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VI. Sihſt du ein Gefaͤß der Ehren;
und du/ biſt ein ſchlechter Dopf
ein verworffner armer Tropf:
Laß den Neid dich nicht beſchweren.
Sey vergnuͤgt/ denk in der Still:
Gott gibt/ wem er geben will.

7.
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VII. Hoͤll und Himmel/ Tod und Leben/
Fluch und Segen beutt er an:
Deine Wahl dir ſelber kan
Eins von dieſen beyden geben.
Waͤhle du das Baͤſte dir:
Gott legt Guts und Boͤſes fuͤr.
|| [417]

8.
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VIII. Siheſt du in deinem Leben
andre groß/ dich aber klein:
Bild dir Gotttes Ordnung ein/
nimm die Stell die er gegeben/
es ſey Zepter oder Pflug:
Wer Gott dient/ iſt groß genug.

9.
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IX. Blinde Unvernunft/ ſchweig ſtille!
Er/ der Glaub/ im Herzen red!
Laß es gehen/ wie es geht;
Gottes Wille ſey dein Wille;
fordre Gott nit Rechnung an:
Was Gott tuht/ iſt recht getahn.

10.
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X. Fordre nichts/ erwart der Gnaden/
ſchreibe Gott dein Gluͤck nit fuͤr:
ach! du moͤchtſt erbitten dir
ſelber deinen bittern Schaden/
ob es deinem Wahn behagt.
Gut es iſt/ wann Gott verſagt.

11.
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XI Nicht/ wie reich und hoch auf Erden/
|| [418]

nein! wie fromm/ 120 du haſt gelebt/
diß im Himmel wird erhebt
und vor Gott gepriefen werden.
Lebe wo nicht wohl/ doch recht:
Gott gefaͤllt ein ſchlechter Knecht.

12.
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XII. Stehe/ mein Gemuͤt/ ſteh faͤſte/
laß dich nicht deß Ungluͤcks Grimm
nicht deß Gluͤckes Schmeichel=Stim ̅
treiben von dem Felſen=Neſte.
Setz dein Gluͤck in Gottes Haͤnd’/
und beharꝛe biß ansEND.
|| [419]

Anmerkungen.
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Ne quid, quod declarationi re??? tractandæ inſerviret, fortè de- eſſet, annotatiunculis his ſub- venire ſuperioribus; non vide- batur non operæ futurum eſſe pretium.

Ad pag. 9.
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IPſum Nazianzenum Io- quentem audire præſtat. Inter varia carmina ejus ultimum hoc erat:



Quæ Jacobus Billius adjecit, non indigna [420] ſunt, hic quoq́ue recenſeri. Avari, ait, verſus hic est: Malo guttam proſperæ fortunæ, quam do- lium prudentiæ. Sapientis autem antiſtro- phe eſt hujusmodi: Malim prudentiæ guttam, quam integrum ſecundioris fortunæ pelagus.

Ad pag. 26.
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Aliquid divinitatis in eſſe ei, quod for- tunam vocamns, è veteribus non pauci aſſerebant. Longus eſt in confirmatione hujus Vir eruditiſſimus M. Antonius Mu- retus, explicatione Orat. I. in Catil. è quo quædam hîc deſcribere non juvaret nihil, niſi Philoſophi noſtri verba, hîc à Mureto prætermiſſa, adduxiſſe pulchrum quoq́ue judicaſſemus. Lib. II. Phyſ. c. IV. t. 47. Sunt, ait, quidam, quibus fortuna videtur quidem eſſe cauſa: ſed humanæ menti ob- ſcura, tanquam ſit divinum quid ac numen ex- cellens. Addit ad hunc locum Simplicius hæc: Quod plures hujus opinionis extite [421] runt, patet ex eo, quod adorant ipſam fortu- nam ut Deum, & templa ædificant ipſi, & hymnos canunt in ejus cultum; quanquam id poſt Ariſtotelis demum tempora con- tigiſſe, exiſtimet. Non enim, inquit, habe- mus apud veteres fortunæ civitatum tem- pla narrata, vel feſta ſcriptis prodita. No- men verò fortunæ ſcimus, quod etiam apud veteres fuit veneratum. Lib. II. M. Mo- ral. c. IIX. ipſam quæſtionem pertractat: An ſecunda fortuna ſit ; ut Deorum quædam cura aut benevolentia? Rurſus Lib. VII. Eudem. c. XIV. fuiſſe, refert, qui vel Deo, vel genio cuidam adſcripſerint ſecundam fortu- nam, v. g. Si , in aleæ jactu aliquis multum lucretur, alius nihil, illum à Deo genio́ diligi. Fortunatus ille, ait, genium ſecundum habet guber- natorem.Erat autem hæc ſententia de geniis, Pla- tonicorum, qui cauſam fortuitorum re- ferebant in mentem, corporeâ hâc naturâ ſuperiorem, ut benè notavit doctiſſimus Voſſius L. II. de origine & progreſſu Idol. c. XLIII. & vel ſolus Apulejus confir [422] mat de Deo Socratis & L. I. de habit. do- ctrinarum Platonis. & Max. Tyrius diſſert. XXVl. & ſeq. à quâ ſententia nec B. Au- guſtinum alienum fuiſſe teſtis omnino eſt Cap. IX. Lib. V. de Civ. Dei. Sufficit, ita ibidem loquitur, omne quod fit, no ̅ niſi cau- sâ præcedente fieri. Nos enim eas cauſas, quædicuntur fortuitæ, unde etiam fortuna nomen accepit, non eſſe dicimus nullas, ſed latentes; eas́ tribuimus vel veri Dei, vel quorumlibet ſpirituum voluntati. Hosq́ue ipſos quoq́ue in bonos malos́ diſtribuit. Quare ex Patris ejusce ſententia, ita jam pergit Voſſius, eo ipſo exemplo, quo Philoſophus uſus erat, etſi loci à nobis di- cti mentionem nullam fecerit, Hippo- nenſis Epiſcopi mentem declarare; quod nonnulli in ludo aleæ (ac par ſimilium ratio est) ſemper penè vincant, perdant alii: id veloccultis naturæ cauſis tribuendum, vel genio adſiſtenti, qui jactum dirigat. Quod minimè difficile est geniis, cum eventus pendeat tum ab alearum poſitu, tum jactu earum vehementiore, vel remiſſiore, & ſi- milibus; quæ nobis quidem jacientibus ſic variant, ut ludo exercitatus aliquid videat [423] præ alio; nunquamtamen eò induſtriæ per- tingat, ut omnia in artem redigi poſſint. Spi- ritus autem, quia intellectu & experientiâ plus valent; plus etiam cernunt: ac præter- ea levi motu inter jaciendum præſtare poſ- ſunt, ut jactus ſit felix, vel adverſus. Nec fortaſſis repugnaſſet Philoſophus admo- dum, ſi, quod fortunam vocaſſent, bonis probisq́ue ſua tantùm donare munera, adſeruiſſent. Hos enim tales, quæ fortu- natò eis obveniunt, Deis tranſcribere, & meritò, ait, Lib. II. Rhet. c. XVII. Ver- ba pulchra hæc ſunt: . Et VII. Eud. c. XIV. unam ſpeciem facit divinam; quia, qui felix est, numine ad- jutus aliquid feciſſe dicatur.Duo autem fortè præcipua abſterrue- re eundem, quò minùs fortunam Deam crederet. Primò quod cæcam eam fece- rint. Sic ſanè, & ſalsè, ad eam quæſtio- nem, quam ipſe movet in problematibus: Sect. XXIX. probl. VIII. Cur divitiæ ma- gna ex parte ab hominibus pravis potius, [424] quàm bonis habeantur, ita reſpondet: ; an quia fortuna, à quâ divitiæ diſtribuuntur, cæca est, at́ ad diſcernendum & eligendum in- epta? , addit Lib. IV. ad Nicom. c. II. i. e. propterea crimini dari fortunæ conſuevit, quòd, qui maximè digni ſunt, minimè diteſcant. Al- terum id erat, quod perſuadere ſibi peni- tus nequiverit: Deum ſapientes bonos- q́ue adeo durè: fatuos & improbos tam blandè tractare: quòd fortuna facere di- ceretur, non prudenti impulſa ratione ali- quâ: ſed impetu mentis impote cœcoq́ue. In multis, ait, L. d. ad Eudemum, proſperè agunt ſtolidi. Et non rarò, velut in arte na- vium gubernatrice, peritiſſimi etiam pa- rùm ſecundam fortunam experiuntur, quam felicitatem non pauci diviniori cui- dam principio acceptum ferant. Non ea- dem illi mens: - , abſurdum, inqua ̅ eſſe, Stagirita diſputat, tales inſipientes [425] à Deo geniove diligi, non præſtantiſſimum potius ſapientiſſimum́. Dixerat idipſum aliquantò clariùs L. d. M. M. Numquid, quærit, ſecunda fortuna est ut Deorum quædam cura, an idminimè videri debet? Talium ſiquidem dominum facimus Deum ut bona mala́ meritis diſtribuat. At for- tuna, & quæ à fortuna, prorſus, ut nomen in- dicat, ut fors tulerit, fiunt. Quod ſi hujus- modi diſtributori Deo adſcripſerimus, ma- lum ipſum judicem faciemus, ne́ juſtum; Id nefas Deo deputare. Poſt pauca rurſus ait: Ne́ cura, ne́ benevolentia, quæ à Deo, videtur eſſe felicitas, quoniam malis attri- buitur. Atqui Deum malorum curam ha- bere fas non est.Durum, fateor, apparet, & longè alie- num à Chriſtianiſmo, hæc talia aſſerere: . Ma- lagma tamen obducere niſus eſt Vir in commendando Ariſtotele fortè modum excedens, Fortunius Licetus. Verba ejus, cum in paucorum, ut arbitror, manibus ſint libri ejus duo de pietate Ariſtotelis erga Deum & homines, integra adducam ex cap. IX. Lib. I. p. m. 72. Poſtquam piè ne [426] gaſſe eum dixiſſet, ex adductis ſupra locis, divinitatem fortunæ à cœca Gentilitate in- ter numina cultæ, verbis Philoſophi: Deum malorum curam habere, fas non est, inter- ſerit, cum benevolentia, quod ipſe Philo- ſophus ex veteri verſu jam innuerat, L. II. Rh. c. XXIII. qui ſic habebat: - . Poſtea ſic ſe exponit Licetus: A Deo etſi proficiſcuntur omnia, vera tamen ejus benevolentia, ut Ariſtoteles ait, erga bonos duntaxat: Nec, ſi ſolem ſuum oriri facit ſuper bonos & malos, & pluit ſu- per juſtos & injuſtos, nullo diſcrimine id fa- cit: ſed propter bonos benefacit malis; Omni- no́ Ariſtoteles ſentit: caducarum rerum, temerariam́ iſtam felicitatem, neminem debere Divinæ erga ſe benevolentiæ adſcri- bere: quia datur æquè malis, at́ bonis; ſæ- pius etiam malis: quoniam, inquit, quæ vul- go putantur bona, & quibus apud plebem ſolent homines fortunati vocari, eveniunt ſine diſcrimine bonis & malis; non ſunt, quibus ea contigerunt, amici, grati́ Deo dicendi; ut ſit eadem ratio conciliandæ cha- ritatis divinæ, at́ conſequendorum terre [427] norum bonorum. Ipſe enim etiam dicit: ſi mundus vos odit, ſcitote, quia me priorem vobis odio habuit; Et: Odiſti obſervantes vanitatem. Non amantur igitur improbi à Deo, inquit Ariſtoteles: ſi non amantur, bona quæ ſunt conſecuti, non omnino bene- volentiâ ejus ſunt aſſecuti: ſed ipſo conni- vente & ſinente: multò enim largitur ami- cis ſuis meliora. Quos igitur fortunatos ad- ſpexeris, non continuò amicos Dei, & qui- bus Deus faveat, arbitreris: ſed ſcito hæc accidere, fieri eò connivente.Nec tamen profectò connivente tan- tùm & permittente. Etſi enim, ut jam ami- cos & diligentes ſe, tanto bonorum agmi- ne non donet, & probitatem ſtudiumq́ue ſui ita remuneretur; donare tamen eoſ- dem omnino deliberatò conſtituit, ut inimici eſſe deſinerent, & tanti tam bene- voli largitoris gratiam ambirent. Hoc nimirum eſt, quod D. Apoſtolus ait: , Rom. II. ℣. 4. quodq́ue Deus dicatur - , Act. XIV. 17. [428] . ℣. XV. vel, ut Athenis dixerat; - , Act. XVII. 27. adeoq́ue . ℣. XXX.Imò verò, ſi Deus malis tantum be- nefacit propter bonos, nec ſciens prudens improbos aliquando indulgentiùs ha- beat: quid amplius de Deo Benefactore norit Chriſtianus, quàm gentilis Seneca, cujus integram ſententiam adſcribere non pigebit? Objecerat quiſpiam: non bonis modo, ſed ingratis etiam danda eſſe beneficia, quia ſic quis́ Deos imite- tur. Nam & ſceleratis, ajebat, Soloritur, & piratis mariapatent. Reſpondet autem ad hunc modum: Dii quo multa ingra- tis tribuunt. Sed illa bonis paraverant: con- tingunt autem etiam malis, quia ſeparari non poſſunt. Satius est autem, prodeſſe etiam malis propter bonos, quàm bonis deeſſe pro- pter malos. Ita, quæ refers, diem, ſolem, hie- mis æſtatis́ curſus, & media veris autum- ni́ temperamenta, imbres & fontium [429] hauſtus, ventorum ſtatos flatus pro univer- ſis invenerunt: excerpere ſingulos non po- tuerunt. Rex honores dignis dat, congia- rium & indignis. Frumentum publicum tamfur, quam perjurus & adulter acci- piunt, & ſine delectu morum, quisquis civis est, cum aliquid est, quod tanquam civi, non tanquam bono datur, ex æquo boni & mali ferunt. Deus quo́ quædam in uni- verſum humano generi dedit, à quibus ex- cluditur nemo. Nec enim poterat fieri, ut ventus bonis viris ſecundus eſſet, contrarius malis: commune autem bonum erat pate- re commercium maris, & regnum humani generis relaxari. Nec poterat lex caſuris imbribus dici, ne in malorumimproborum́ rura defluerent. Quædam in medio ponun- tur. Tam bonis quàm malis conduntur ur- bes: monumenta ingeniorum, & ad indi- gnos perventura publicavit editio: medi- cina & ſceleratis opem miniſtrat. Compo- ſitiones remediorum ſalutarium nemo ſup- preſſit, ne ſanarentur indigni. In his exige cenſuram, & perſonarum æſtimationem, quæ ſeparatim tanquam digno dantur, non in his, quæ promiſcuè turbam admittunt. [430] Multum enim refert, utrum aliquem non excludas, an eligas. Jus fori omnibus dici- tur: pace etiam homicidæ fruuntur: ſuare- petunt, etiam qui alienarapuerunt. Percuſ- ſores, & domi ferrum exercentes, murus ab hoſte defendit: legum præſidio, qui pluri- mùm in illas peccaverunt, proteguntur. Quædam non poterant certis contingere, niſi univerſis darentur. Non est ita́ quòd de iſtis diſputes, ad quæ publicè invitati ſu- mus: illud quod judicio meo ad aliquem per- venire debet, ei quem ingratum ſciam, non dabo. Hæc Seneca! At ita dat ille, que ̅ co- limus, Deus noſter! Blandus pater eſt, & immorigeris etia ̅ liberis ſuis ſeſe offert li- beralem ex animo, invitat indulgentiſſi- mus, impellit largiſſimus, & tantùm non trahit vel invitos etiam, iuperabundantiâ bonitatis ſuæ.Illud aliâs rectè & piè à Philoſopho oſtenſum: Neutiquam convenire Divi- nitati, quod exoculatam eam, quod ex- cordem, quod iniquam, quod brutam homines perhibeant, quod ad- miniſtret, ibiq́ue , minimùm pofſit, ubi plurimum [431] conſilii & rationis reperiatur. Hanc talem eſſentiam, Deum credere, Deum ſanè negare eſt.Unum tantùm Lactantium adhuc ad- ducam, feſtiviſſimè hanc gentilitiam ſim- plicitatem excipientem. Si fortuna, inquit, in omni re dominatur: quid ergo cæteris Diis loci ſuperest? Cur non aut ipſa regna- re dicitur, ſi plus potest; aut ſola colitur, ſi omnia? vel, ſi tantùm mala immittit, ali- quid cauſæ proferant, cur, ſi Dea ſit, homi- nibus invideat, eos́ perditos cupiat, cùm ab his religiosè colatur: Cur æquior ſit ma- lis, iniquior autem bonis: cur inſidietur, affli- gat, decipiat, exterminet: Quis illam gene- ris hominum vexatricem perpetuam con- ſtituerit? Cur deni́ tam malam ſortita ſit poteſtatem, ut res cunctas ex libidine magis, quàm ex vero celebret, obſcuret́. Lib. III. de falſa ſapientia c. XXIX.

Ad pag. 27.
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Suppeditavit hæc Joh. Buxtorfii F. Lexico Chaldaico, Talmu- dico & Rabbinico voce , ubi ex Scab. fol. 156. 1. hoc recitat: Planeta ſapientem reddit, [432] planeta divitem facit. Addit, eod. l. natu- ras eorum deſcribi, qui in ſingulis plane- tis nati ſunt: Qui ſub Sole nati ſunt, erunt formoſi & ſplendidi, ac prætereà aperti, ni- hil celare valentes; ſub Venere divites & libidinoſi; ſub Mercurio, memoriâ valen- tes & ſapientes; ſub Luna, valetudinarii & inconſtantes; ſub Saturno infelices; ſub Jo- ve, juſti; ſub Martefelices, &c. Vide eun- dem. Nec nimium hæc mirabimur, ſi il- lam quoq́ue credulitatem eorum cogite- mus: Omina rerum feliciter agendarum eos cœpiſſe, ſi quiſpiam puer lætum ver- ſum occineret è S. Scriptura petitum, læti quidquam in ſe continentem, quod etſi Rabbi Moſes Maimonides improbat, de Idolol. c. XI. ex aliis tamen Thalmudicis confirmatum dedit, notis ad eundem Dio- nyſius Voſſius p. 149. quod & Chriſtia- nos quoſdam, ſuperſtitione quadam du- ctos, factitaſſe refert, qui oraculi id loco habuerint, & quid faciendum, futurum- ve eſſet, ſpe præceperint, ſi S. Scripturas aperienti, lætum quoddam dictum primô intuitu oblatum fuiſſet. Gregorium Tu- ronenſem teſtem adducit Lib. IV. & V.
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Adpag. 30.
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Hanc minimùm aliquorum Stoico- rum ſententiam fuiſſe, Viri undiqua- q́ue doctiſſimi, Daniel Heinſius & Jo- han. Gerardus Voſſius, confirmant. Ille, Orat. de Stoica Philoſophia, aliquem ſa- pientem introducit illorum præceptis imbutum, cui hoc ipſum tribuit. Quic- quid, inquit, vulgus & ignara veritatis turba caſum aut fortunam vocat, ſoli Deo, ac æternæ ejus Sapientiæ adſcribit. Gerar- dus verò Voſſius Lib. II. de Orig. & Pro- greß. Idololatriæ c. XLIII. aliquantò am- pliùs, eos, quæ fortuita videntur, cauſam habere per ſe, docuiſſe, Mentem ſapien- tiſſimam, quam Deum dicimus: hanc enim quatenus æthera pervadit, Jovem nuncu- pari; quatenus maria, Neptunum; prout frumentum producit, Cererem eſſe; prout bona largitur, quæ exinde fortunæ nomi- nantur, fortunæ nomen habere: ac ſimiliter eandem, ut Laertius in Zenone ait, , multis aliis nomenclaturis ſolere appellari. Vnde & Seneca in IV. de Beneficiis cap. V II. Quæ- cun́ voles, nomina propria Deo aptabis, [434] vim aliquam effectum́ cœleſtium conti- nentia: non errabis. Tot appellationes ejus eſſe poſſunt, quot munera. Ipſe verò Seneca paulò poſt hæc verba diſertè dixerat: Hunc, Naturam voca, Fatum, Fortunam: Omnia ejusdem Dei nomina ſunt, variè utentis ſuâ poteſtate. Sed enim, aut ſibi ipſi Seneca non conſtat, aut cœterorum Stoi- corum non eadem mens eſt, quos ut ab- ſolveret ab omni impietate, ſeriò labo- rabat quondam Lipſius, tum in I. de Conſt. c. XVII. tum verò Lib. I. Phyſiol. Stoico- rum, diſſert. XII. ipſe tamen in eo, quid de Fato tandem judicandum ſit, non uſ- q́ue quaq́ue certus, ut, noſtro judicio, ve- riſſimè, ſeculi hujus non ignobile quod- dam decus, inter nævos Lipſiani Operis Politici c. V. p. m. 52. hoc ipſum referat. Cui, inquit, ſatisfaciant, quæ de Fato tradit cap. 4? Certè, qui non aliter Fatum cogno- verit, nihilo plus ſciet, quàm Stoici veteres, quorum dictis nimis religiosè & attendit Lipſius. Et rectè poſt aliqua, idem, eam informationem non é gentilium ſcriptis petendam eſſe, ſcribit, quæ tenebris & ambiguitate omnem hanc Philoſophiam [435] implicant: Sed è puriſſimis clariſſimis́ oraculis divinis, graviſſimorum́ Theolo- gorum declarationibus; quæ non patientur quenquam hæſitare adſcopulos neceſſitatis, aut cœcutire ad tam perſpicuam ſeriem cauſarum eventuum́, quibus ordinariè ſuprema illa vis non intercedit cogendo: ſed diſponendo intervenit.

Ad pag. 32.
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Horſum omnino ducere hypotheſes Viri Clariſſimi Jacobi Revii SS. Theol. D. & Collegii Theologici Lugd: Bat. Præfecti, quibus nititur in Suarezio, quem vocat, repurgato, paulò poſt oſtendemus.

Ad p. 41. & ſeq.
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Hæc ita diſtinctè dedere omnes penè, quotquot hac de re aliquid commentati ſunt. Solius Julii Pacii à Beriga verba, ad- modum facilia & perſpicua, appoſuiſſe non pigrabimur: Hanc doctrinam, de fortuna & caſu, qui putant pugnare cum veritate Chriſtiana, ac tollere providen- tiam divinam, in errore verſantur. Cùm enim fortunam & caſum cum Ariſtotele ponimus, non hæc Deo tribuimus, nec ali- quid fortuitò vel caſu à Deo fieri dicimus: [436] ſed tantùm à cauſis ſecundis: & quidem ita, ut nihil divinæ providentiæ derogemus. Quod ut intelligatur, notandum est: idem dici poſſe fortuitum vel caſu factum, & nec fortuitum nec caſu factum, reſpectu diver- ſorum agentium. Dei nam́ reſpectu, nihil caſu ſeu fortuitò accidit: ſed tantùm re- ſpectu ſecundarum cauſarum. Exempli gratiâ, ut beata virgo in urbe Bethleem pe- pererit, fortuitum fuit reſpectu Auguſti, & deſcriptionis ab eo imperatæ: quia ſibi hunc finem Auguſtus non propoſuerat; non est tamen fortuitum reſpectu Dei, qui hoc de- creverat. Alio eleganti exemplo Thomas hoc declarat, fingit dominum mittere ſer- vum ſuum in aliquem locum, puta Heidel- bergâ Spiram: & eo ignaro, mittere alium ſer vum in alium locum, quo non potest per- venire, quin alteri ſervo occurrat, puta Neoſtadium. Vult igitur dominus ſecun- dum ſervum primo occurrere: ſed hoc latet utrum́ ſervum. Quod igitur ad ſervos attinet, occurſus est fortuitus: quia neuter habuit hunc finem, ut ſuo conſervo occur- reret: ſed ut proprium iter à domino manda [437] tum conficeret, & negotium ſibi commiſſum exequeretur. Reſpectu autem domini, qui idſcivit & voluit, non est occurſus fortui- tus. Ita etiam, cum eo in forum emendi causâ, & ibi debitorem meum in venio, at́ ab eo pecuniam accipio: quòd ad me attinet, fortuitò id fit, quia præter meum ſcopum fit: ſed quod ad Deum, qui omnia gubernat, & pro ſua ſapientia dirigit, nec fortuitum est, nec incertum dici potest. Quomodo enim incertum, quod Deus futurum præſci- vit? Eadem ratio est cæterorum omnium, quæ fortuitò vel caſu fieri dicuntur. Sic enim est caſus vel fortuna reſpectu ſecunda- rum cauſarum, ut ne́ caſus ne́ fortuna ſit reſpectu numinis divini. Hæc ita Comm. in II. Phyſ. c. V. p. m. 458. ſeq.

Adp. 47. & ſeqq.
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Ut, quod dictum eſt ſup. Gott habe es von Ewigkeit beſchloſſen/ bey keinem andern Gedanken mit ſeinem Segen zu ſeyn/ und den oder den erwuͤnſchten Ausgang zuzu= teihlen/ als bey dem oder dem/ den er zum Exempel manchmal dem Menſchen einge= geben hat/ nach dieſem oder ienem jrꝛdiſchen Gut zu ſtreben; Ut, inquam totum ne [438] gotium plenius intelligatur, tenendum apprimè eſt, duobus modis id intelligi poſſe:I. Ratione concurſus Dei cum voluntate noſtra, ut ſenſus ſit: Deum ab æterno de- creviſſe, ad hunc numero actum, neq́ue alium, concurſum ſuum præbiturum eſſe, quem illo temporis momento, eo in loco, has apud perſonas, voluntas hominis, di- vino quodam inſtinctu & impulſu incita- ta, elicitura eſſet, de ambienda v. g. hâc præfecturâ, prenſandis his honoribus, contrahendis, cu ̅ hac aut illa, nuptiis, &c.II. Ratione Conſecutionis finis à volunta- te intenti, ut ſenſus ſit: Deu ̅ ab æterno de- creviſſe, ut nullus alius voluntatis actus, hoc, quod homo intendit, impetret, quàm is ipſe, quem tacito quodam impulſu mo- ta, hoc in loco, hoc tempore, has apud perſonas, neq́; aliâs uſpiam, elicitura eſſet.Et poſterius quidem rectè dici, illa infal- libilis connexio decretorum Dei cum eorundem executione omnino docet; qnæ quidem utraq́ue ita ſibi conſtant, ut ſine variatione ipſius Eſſentiæ Divinæ concipi nequeat: Deum in tempore ali [439] quid aut agere, quod ab æterno non de- creverit, aut aliter agere, quam ab æterno decreverit ſe acturum. Neq́; enim decre- ta ejus ita ſe habent, quaſi toties de novo producantur ſecundum eſſe ſuum reale: quoties cum agentibus naturalibus con- currit in tcmpore; Sed actus volendi in Deo nihil aliud eſt, quàm ipſa ejus eſ- ſentia, per modum actus vitalis ſignificata. Immediatè enim per ſuam ſubſtantiam decernit; accidit autem in tempore ſo- lùm externa quædam denominatio & re- ſpectus rationis, quo Subſtantia Dei, per modum decernentis, ad creaturas refer- tur. Confer Becan. Theol. Schol. P. I. c. XI. q. IV. Quandoquidem autem in tempore hic tantùm voluntatis humanæ, non alius, actus id obtineat, quod hic vel ille homo meditatur, & hoc eodem in lo- co, non alio; & has apud perſonas, non alias; conſtituendum omnino eſt: neq́; aliter à Deo ab æterno decretu ̅ eſſe, quàm ut hic actus voluntatis, à Deo motæ, non alius; hoc tempore, non alio; hîc locorum, non alibi; has apud perſonas, non alias, quod paraverat, optatò aſſequeretur.
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Prius autem, etſi eodem quidem nomi- ne confirmari poſſet, plus tamen in receſ- ſu habet, quàm primâ fronte apparet. Il- lud certu ̅ ſanè eſt: Si in tempore hominis voluntas alium actum non elicit, quàm iſtum ipſum, neq́; Deus cum alio quàm eo ipſo, que ̅ ex gratioſa ejus incitatione eli- cit, concurrit, neq́; alio in loco, nec tem- pore, nec momento alio; Certum, in- quam, eſt, neq́ue aliter etiam ab æterno Deum conſtituiſſe concurſum ſuum ſe aliquando præbiturum eſſe, neq́ue alio in loco, nec tempore alio, nec occaſione aliâ; cùm, quicquid Deus in tempore agit, & quomodo agit, id, & eodem mo- do ab æternoſe acturum decreverit.Id verò, ut quod res eſt, dicam, non le- vem difficultatem parit, quomodo, eâ quidem ratione, evitari queat, quin aper- tè fateamur: fatali quadam neceſſitate huic tali deſtinata eſſe hæc vel illa bona? Profectò, ſi alia cogitatio mentem non ſubierit de ambienda v. g. præfectura, aut nanciſcenda ſparta, &c. præter quàm Deus ſuggeſſerit; neq́ue alteri actui vo [441] luntatis elicito datum ſit illa bona adipiſci, quàm huic ipſi, ad quem, nec ad alium, concurſum ſuum Deus præbiturum ab æterno decreverat, &c. jam omnis agendi libertas homini huic, in ordine ad hæc ta- lia, ademta eſſe videtur, & inevitabili ne- ceſſitate is idem trahi ad nanciſcenda talia.Verſent ſe hîc, in quam partem velint, tum alii, tùm præcipuè Vir Clariſſimus Jacobus Revius, SS. Theol. D. & Colle- gii Theologici Lugd. Bat. Præfectus in Suarezio repurgato, ut vocat; hanc qui- dem voluntatis humanæ libertatem inte- gram nunquam relinquent, neq́ue aliter, quàm neceſſitate quadam fatali felices, opulentos, honoratos, &c. aſſerere po- terunt.Sanè, ſi, poſitis eis, quæ, ut vult, requiruntur ad actiones etiam liberas, ut prærequiſita vel in Deo, ut est decretu ̅ ejus: vel à Deo, ut po- ſitiva motio voluntatis, certum est, homi- nem voluntate ſuâ non poſſe impedire actio- nem Dei, negando id, quod ex parte ſuâ est neceſſarium, ut loquitur p. 266. n. 23. Imò ſi Deus ſemper & perpetuò neceſſitat volun [442] tatem, ita, ut non ſit indifferens ad hanc vel illam actionem, p. 279. n. 83. jam profe- ctò, utut obnitatur Revius, voluntati ſua libertas ademta eſt. Quod ſi igitur decre- vit Deus, ſi poſitivè movit volunta- tem hominis ad hoc agendum, hoc tem- pore, hocioco, hoc momento, &c. ita, ut voluntas ex neceſſitate illud agat, ad quod impellitur, & nihil alind, non magis libera fuerit, quàm viſus poſitis omnibus ad vi- dendum requiſitis, id eſt, no ̅ libera; adeo- q́ue verè fataliter hæc vel illa bona homi- ni obtingent; ſive ita, ut moveatur ejus voluntas ad ea ambienda, & ita quidem moveatur, ut non poſſint non ea ipſa bo- na ei evenire. Sic itaq́ue hæc tam locuples huic locata eſt virgo, ut non potuerit non ei nuptum dari. Sic ille ædilitatem gerit, ut hæc ei ita divinitus imperata ſit provincia, nec potueric non hoc officio fungi. Sic ille omnibus bonis circum- fluit, ut ad illam rerum omnium copiam neceſſitate quadam adſtrictus fuerit, &c.Hæc verô talia, tantùm abeſt ut inficias eat Revius, ut conceptis potiûs verbis ejuſmodi fatum comprobet. Poſtquam [443] enim contra doctiſſimum Suarezium di- ſputans, iſtam geminam fatalem neceſſi- tatem effectuum & actionum cauſarum ſecundarum, etiam humanarum volun- tatum, rejeciſſet, quæ vel ex connexione omnium cauſarum, velex cœlorum influxu orta eſſet; tertiam, quam Suarez pariter improbabat, quæ nimirum ex concurſu ſeu motione divina, vel efficacia divinæ vo- luntatis oriretur, apertè adſtruit p. 270. n. 32. Rurſus, cùm d. Pater Diſp. Met. XIX. 5. 2. prolixiùs contra fatalem hanc etiam neceſſitatem diſputâſſet, quæ ex ſu- periore influxu Dei oriretur, ita moventis & applicantis omnes cauſas ſecundas ad agendum, ut ex neceſſitate illud agant ad quod impelluntur, & nihil aliud, ſubjicit Revius p. 314. n. 49. Se, & complices ſuos, fatum ita explicatum non rejicere, &c.Totius autem rei dijudicatio ex illa quæſtione petenda erit: Vtrum cauſa pri- ma determinet individuationem effectuum à cauſis ſecundis, maximè liberis, profecto- rum? ſive clariùs, & ad præſens propiùs: Utrum cauſa libera, quæ ſuâ naturâ indif- ferens est, ad hunc & illum effectum, deter [444] minetur à Deo ad agendum hîc & nunc, & ad producendum hoc individuum, non il- lud? Hoc enim expedito, facilius erit di- cere: Vtrum, ſtante hoc, quod voluntati hominis, ad aliud deſiderium alterius co- gitationis eliciendum, concurſum ſuum Deus non præbuerit, neq́ue præbitu- rum ſe decreverit ab æterno, libertas ho- minis integra maneat, quod́ obtinuit, hoc ſuo, ex iſta cogitatione, excitato deſiderio, li- berè, nec neceſſitate fatali obtinuerit?Niſi igitur me omnia fallunt, veram eſſe Nominalium ſententiam prorſus exi- ſtimo, quam Conimbricenſes etiam pro- pugnatum eunt II. Phyſ. c. VII. q. XV. a. II. & Mendoza Diſp. Phyſ. X. ſ. IV. ma- ximè omnium verò Suarez Diſp. Met. XXII. ſ. IV. n. X. & ſeqq. poſt eum ſub- tiliſſimus Rodericus de Arriaga, Curſu Philoſophico Diſputat. VIII. de anima. Sect. III. ſubſect. 1. a. 3. 4. nuperrimè ve- rò Vir acutiſſimus Paulus Slevogtius Diſp. de Indifferentia volunta- tis humanæ in ordine ad actiones morales. quorum omnium mens, ut verborum [445] compendium faciamus, his præſuppoſitis nititur:I. Deum, agentia etiam libera ita con- didiſſe, ut, quemadmodum in eſſe: ita & in operari ſuo ab eodem dependerent.II. Prævidiſſe ab omni æternitate, quò ſe quælibet libera cauſa aliquando inclina- tura eſſet.III. Decreviſſe cum hac inclinatione, & ad hunc obtinendum finem: non cum alia; hoc loco, non alio; hoc tempore, non alio, &c. concurrere.Totum negotium ad hunc modum concipi poſſet. Videns Deus cauſam liberam obſecuturam huic v. g. cogita- tioni aliquando immittendæ, quæ quaſi manu ducat & blandè invitet, ad hoc, non aliud, peragendum, hoc loco, tempore, momento, has apud perſonas, non alias: poſitis autem illis circumſtantiis, concur- rendum ſibi judicans ad illud obſequium voluntatis, quod iſti cogitationi præſti- turam ſciverat, ex lege ordinaria ſuæ ſa- pientiæ & providentiæ, quâ decrevit non deſtituere ſuo auxilio agens creatum libe- rum; præfiniit etiam, concurſum hunc [446] individuum ad hanc voluntatis actio- nem, quæ hunc finem intendit, hoc loco, tempore, momento, nec alio, ſemet præ- biturum eſſe.Hunc autem ipſum concurſus divini in- fluxum, quo, ad hanc voluntatis individua ̅ actionem, non ad aliam, cooperari velit, appellant determinationem voluntatis ad individuam actione ̅ . Non, quaſiabſolutâ & efficaci voluntate, phyſicè de terminativâ & effectivâ talis actus, neceſſariò ſecu ̅ tra- heret cauſam ſecundam ad illius actus ex- ercitiu ̅ , quod Revio placet: ſed, quia Deus ſolùm illi concurſum ſuum præbet ad hunc actum, quem voluntas elicit; dene- gando eundem ad alium actum, quem, pro interna libertate ſua pariter elicere poſſet, ſi concurſu Dei ad illu ̅ qq. uti vellet.Quo præmiſſo breviter, jam facilè pa- tebit, quomodo, ſtante hac determina- tione voluntatis ad individuam actio- nem, maneat ei tamen ſua libertas inte- gra. Etſi enim Deus non ad illum, nec ad iſtum, nec ad alium: ſed tantùm ad hunc actum voluntatis, quem eo mo- mento, loco, tempore, &c. elicituram no [447] verat, concurrere decreverit: erat tamen, abſolutè loquendo, in voluntatis poteſta- te poſitum, Dei oblato concurſu, ad hanc cogitationem eliciendam uti & non uti, adeoq́ue bono, quod poſtea adeptus eſt, potiri & non potiri. Mendoza L. d. tali exemplo docet. Si tu potes ſcribere duobus calamis, & ego tenens alterum, tibi ſcriptionem per illum interdico, eam per- mittens per alterum. At hæc permiſſio te non cogit ſcribere: ſed liber es adutrum́??? tum, puta, ut hoc calamo utaris, tum, ut & illum abjicias, & ab omni ſcriptione abſti- neas. Quæ aliquantum conciſius Men- doza propoſuit, illuſtriori exemplo do- cuit ſupra laudatus b. m. Slevogtius Diſp. IV. §. 71. Ita verò inquiebat: Vinariam profecturus es, & ad hoc ſuppetunt duo equi & duo currus. Ex te liber es & indifferens, ut proficiſci poſſis & non proficiſci. Etſi enim profecturus es, ita tamen vis, ut poſſis nolle. Et hæc libertas est contradictionis. Liber quo́ es ac indifferens, ut poſſis equo vehi, vel curru. Quæ est libertas contrarietatis. Sed alteri equo detraho frenum, & alteri currui rota ̅ , ac ita te determino, ut, ſi omnine [448] profecturus ſis, non niſi vel hoc equo, cui fre- num, vel hoc curru vehi poſſis, cui rotas re- linquo. Quæritur nunc, an, dum à me ad individuum equi & currûs determinaris, & nolo ad alterum equum freni, ad alterum currum rotæ poteſtatem concedere, libertas tua jacturam faciat? Nego. Nam adhuc liber es quoad exercitium actus, & potes proficiſci ac non proficiſci. Ne́ enim te cogo ut proficiſcaris aut non proficiſcaris. Liber quoad ſpeciem actus, & potes vel hoc equo vehi, vel hoc curru. Ne́ enim te ad alter- utrum cogo, ſed utrò malis uti, tui arbitrii est. Tantùm, ſuppoſitô, quod profecturus ſis, erit, ut vel hoc equo, ad quem à me frenune, vel hoc curru, ad quem à me rotas habes, utaris.Id verò Revium, talia negantem, in omnem errorem induxit, quòd, in homi- nis poteſtate eſſe, Dei concurſu uti & non uti, perſuadere ſibi neutiquam po- tuerit. Eſſe igitur in homine hujusmodi potentiam activam, ex ſua vi & intrinſeca natura libera, habentem tale dominium actionis ſuæ, ut in ejus poteſtate ſit eam exercere, & conſequenter unam vel alia ̅ , [449] ſeu oppoſitam actionem elicere, quod Suarez dixerat, id inquam, Revius p. 276. n. 71. ſuperbiſſimè dici, & arbitrium no- ſtrum in ſede Dei collocari, aſſerit. Et rur- ſus, cum Suarez, homini datam eſſe pote- ſtatem, ait, faciendi quæ velit, idem Re- vius p. 277. n. 80. ſubjicit: Hæc poteſtas hominem omnipotentem facit, ac proinde Deum. Ut ad præſens propiùs accedamus: Si quis dixerit: Poſito decreto Dei, & motione voluntatis ad hoc aut iſtud ag- grediendum, hoc loco, tempore, mo- mento, &c. homini tamen integrum eſſe iſtud aggredi & non aggredi, & hoc, quod ſequebatur, temporale commodum ne- gligere, aut nanciſci, id Revius affirmat idem eſſe, ac arbitrium in ſede Dei colloca- ri, & ſuperbiſſimè dici, & ex homine omni- potentem, ac proinde Deum facere.Quod ſi verò abſolutam penitus ho- mini poteſtatem datam eſſe, faciendi quæ ſine exceptione ille velit, Suarezius dixiſ- ſet, haberet Revius quod culparet. At id nec illi in mentem venit, nec præſens tra- ctatio admittit, quæ manifeſtè docet, per poteſtatem faciendi quæ velit, internam li [450] bertatem, id eſt, in agendo indifferentiam intelligi, tum quoad exercitium, tum quoad ſpecificationem, ut ſenſus ſit: Eſt in no- ſtra poteſtate ſitum, ut, poſitâ ſufficienti præmonſtratione objecti, & aliis ad a- gendum antecedenter requiſitis, homo poſſit agere & non agere, cùm de ſe & intrinſecè ad neutram partem ſit deter- minatus; poſſit autem ſemetipſum de- terminare in utram partem libuerit. Sive ad præſens: Eſt in noſtra poteſtate po- ſitum, ut præmonſtratum à Deo bo- num temporale, & ad id ſectandum, ab eo etiam incitata voluntas noſtra, hunc tamen impulſum & ſequi, & excu- tere queat; & per conſequens hoc bono terreno, ad quod ille inſtinctus duxiſſet, excidere & potiri, ſiq́ue conſequitur, li- berè conſequi: ſi negligit, liberè negli- gere, omni vinculo ſoluta. Hoc quomo- do ſit omnipotentem ac Deum eſſe, omni ratione excuſsâ comprehendi ne- quit.Eſt autem illa à nobis dicta indifferen- tia, Revio verè ſudes in oculis, quam to- ties negat p. 270. n. 29. p. 272. num. 43. [451] p. 274. n. 59. 60. Largitur ille aliquam quidem indifferentiam & libertatem fa- cultatis in actu primo: at quoad uſum & actum ſecundum, poſito, quod ſtatuit, de- creto & præmotione Dei, omnibus mo- dis inficiatur, p. 279. n. 83. 284. n. 89. p. 285. n. 96. alibi.Quid ſit indifferentia ſeu libertas in actu primo & ſecundo, videndum eſt. Explicat autem ipſe aliquoties ad hunc modum, ut libertas in actu primo ſit ipſa facultas, quæ libera dicitur, in ſe conſide- rata, ſive uſu etiam libertatis deſtituta ſit, ſive non ſit: Libertas autem in actu ſe- cundo ſit ipſum exercitium actuum, qui propterea dicantur liberi, quod à volun- tate, quę ei facultas libertatis capax eſt, eli- ciantur. Jam igitur, poſito illo ſuo decreto Dei & motione activâ, liberam quide ̅ fa- tetur voluntate ̅ in actu primo conſidera- tam, quod ad libertatem voluntatis ſuffi- cere putat; etſi actus illos, ſuppoſitô, quod ſtatuit, decreto & motione Dei activâ, neceſſariò eliciat, nec poſſit non elicere.Et ſanè fatendum eſt, quod nec Sua- rezius diffitetur, non tantùm ipſi voluntati [452] creatæ, in actu primo conſideratæ, à Deo neceſſitatem induci poſſe ad ſuos actus: Sed etiam hoc fieri poſſe, ut voluntas, quæ plures actus elicere poſſit, ita ad unum à Deo adigatur, ut in ejus poteſtate non ſit non age- re, aut contrarium agere. An autem utru ̅ - q́ue faciat Deus, id eſt quod quæritur; & quidem, quod Revius diſertis verbis ait, ſemper & perpetuò, ita, ut decretum & præmotio ejus, voluntati illam neceſſitatem impon???, quæ contraria est indifferentiæ, quoad uſum & actum ſecundum; id verò, quin omnem libertatem voluntati adi- mat, nullum profectò dubium eſt.Intereſt ergò inter hæc duo ingens hoc diſcrimen: I. ut, etſi voluntati ipſi crea- tæ, neceſſitatem induci poſſe à Deo ad actus ſuos, Suarezius non neget; neget tamen id ordinariè ab eodem fieri; cùm in agendo & movendo voluntatem crea- tam, ita ſe accommodet, ut eam ſuo mo- do ſe movere ſinat. II. Ut, quando Deus dicitur determinare actum volun- tatis, ſenſus ſit hîc: Deum, qui vidit vo- luntatem pro placito elicere poſſe & hunc, & illum, & alium actum; eoncur [453] ſum ſuum præbere non ad illum, nec ad iſtum: ſed ad hunc actum; ſive ita con- currere, ut non ille, nec iſte: ſed hic tantùm actus eliciatur; quomodo, quia voluntas, per aliquid ſuperadditum, ad volitionem ipſam non adigatur: ſed ipſa ſemetipſam eò ducit, voluntati illa in dif- ferentia ad utrumq́ue oppoſitorum non adimitur; cùm etiam eum actum, ad quem in individuo Deus concurſum præbet, ita elicuerit, ut, abſolutè loquen- do, potuerit non elicere, aut contrarium huic eliccre. Quando verò dicitur ex men- te Revii: Deum determinare volunta- tem au???d omnes actus: aut ad hanc nu- mero actionem non aliam; ſenſus eſt: Deus talem neceſſitatem, præmotione ſuâ, imponit voluntati, ut in ejus poteſta- te non ampliùs ſit, illam, efficaciter tra- hentem, præmotionem excutere, & actu ̅ , ad quem movetur, non elicere.Ad præſens negotium ſi accommoda- bitur, diſcrimen hoc fuerit, ut ex priori, Suarezii, expoſitione, ſenſus ſit: Deum, quia viderit voluntatem hominis v. g. ad conſequendum hoc oſtenſum temporale bo [454] num, hâc aut illâ viâ incedere poſſe, & apud has aut illas perſonas, & hoc aut illo modo, hoc aut illo tempore, &c. concurſum ſuum ei tantùm actui præbere, quem pro lubitu tandem exercere elegerit, puta hac, non illâ viâ, apud has, non illas perſonas, hoc, non illo loco & tempore. Explicationem autem Revii ſi ſequamur, ſenſus erit: Deum, non quia viderit voluntatem hac aut illâ viâ, ad hujus oſtenſi boni adeptionem inceſſuram eſſe, hanc ejusdem pro lubitu elicitam actio- nem adjuturum eſſe: ſed beneplacito ſuo eandem ipſam voluntatem ita efficaciter movere & urgere, ut ne quidem alium actu ̅ exercere poſſit quàm eum, ad que???c mo- tio ducit, at́ ad quam præoſtenſu??? finis in- fallibiliter ſequatur.Et jam, quomodo ejusmodi actio, ex parte humanæ voluntatis, libera dici que- at, nuſquam apparet; cùm principium iſtius actionis in homine non ſit. Ut aper- tiùs dicam: Manet quidem hoc in caſu illa potentia, quæ libera denominatur, in actu primo: ſive, ea potentia manet, quæ libertatis capax est; at non manet poten- tia libera in ordine ad illos actus, quos [455] exercet, niſi valdè impropriè loqui veli- mus & . Aliud enim profe- ctò eſt: Voluntatem, quæ libera, ſive li- bertatis capax eſt, aliquid agere; aliud: Voluntatem quæ libera eſt, quat. libera est; ſive eo ipſo, dum agit, liberè agere; quem- admodum aliud eſt: hominem doctum dormire: aliud, hominem doctum dor- mire, quat. doctus eſt. Multa ſanè vo- luntas agit; Sed multa tamen non ut po- tentia libera: ſed ad modu ̅ alicujus agentis naturalis. At hoc ipſo in loco quæſtio eſt de libertate actuum; ſive, an, dum ho- minis voluntas hanc ſuam actione ̅ exercet, liberè exerceat; & per conſequens, an, dum hoc temporale bonum intendit, & conſequi- tur, ad quod à Deo ita, ut vult, efficaciter in- citatur, liberè intendat, & conſequatur; nec intentionem iſtam ſuſpendere poſſit, aut in- citationem divinam repudiare, iſto́ aut illo oſtenſo bono excidere. Quod dum Re- vius negat, omnino libertatem voluntatis negat. Dum autem Suarez adſerit: Deum, præviſo hoc, quòd voluntas hac aut illâ viâ inceſſura ſit ad conſecutionem hujus boni temporalis; non ad iſtam aut illam: [456] ſed ad hanc, quam ipsô monitore electu- ra eſſet, ſuum concurſum præbere; liber- tati actuum nihil decedit; quia eo ipſo, dum hæc via, præ illa, eligitur; hoc tem- pus præ illo; hæc perſona præ illa; hic lo- cus præ illo; liberè eligitur; & quod is bonum inde conſequitur, liberè conſe- quitur, i. e. ita eligit hoc, ut potuerit etia ̅ alterum eligere, aut electionem planè ſu- ſpendere; ita conſequitur, ut potuerit etiam non conſequi. Illud autem prius, libertatem omnino lædere, vidit dudum Diogenianus Peripateticus, cum contra Chryſippum ſic inter alia ſcribit: Apparet noſtrum velle aut nolle, â nulla alia cauſa antecedente eſſe occupatum: ſed in libertate poſitum noſtra. Quod ſi ea libertas nulli ne- ceſſitati fuit alligata, ne illud quidem, ut hoc fiat, ab omni ævo præſtitutum fuit; niſi dicas & illud velle, v. g. cuſto dire pallium ſuum ne amittatur, aut nolle, eveniſſe fato quo- dam, & externâ vi, neceſſitate ̅ volendi aut nolendi, imponente. Sed & ſi ſtatuatur planè adimitur nobis totum jus libertatis, ne́ jam est in me ut ſervetur pallium, ita, ut ego ob id amiſſum jure incuſari poſſim (alia [457] enim ex cauſa periturum tamen fuerit) ne- qúe de ſervato laudari. Ne́ enim id ego ope- ratus eſſem. Quô quid verius dici poſſit, non apparet.Revio autem hæc hactenus dicta ideò non ſufficiunt, quia, quod nos vocamus, ille appellat; ſive, quòd ad formale libertatis, non requiri pu- tat illam, à nobis, dictam indifferentiam, ſive vim internam ſeſe ad utrumq́ue op- poſitorum applicandi: ſed ſufficere, quod ſponte, ſive non coactè faciat voluntas, quod in hoc caſu facit; quo ipsô manife- ſtè voluntarium, & liberum inter ſe confundit, &, aut bruta quoq́ue libertatis capacia facit, aut homini omnem propriè dictam libertatem adimit; ut alia tacea- mus, quæ in hac materia ab aliis tam vete- ribus, quàm recentioribus ſolidè oſtenſa fuêre. Dignus eſt hîc legi libellus (quem in hanc ſententiam uberrimè ſcriptum commendat Franciſcus Robortellus, Ex- plic. in Artem Poeticam Ariſtotelis p. 89.) Alexandri Aphrodiſienſis de fato, magna ex parte citatus ab Euſebio, Præparatio- nis ad Evangel. Lib. Vl, in quo ipſo Chry [458] ſippum Stoicum inprimis exagitat. Inte- grum illum, & eleganti charactere latinè verſum, recudi fecit Magni Hugonis vi- dua, inter ſententias Philoſophorum de Fato, quas conjux ejus, dum viveret, col- legerat, &, ſi vita ſuppeditâſſet, fortè am- pliùs diduxiſſet.Atq́ue ad eum modum, quô à nobis di- ſputatum eſt, rectè à Noſtratibus dictum eſt: Conjugia eſſe fatalia. Quomodo B. Ægidius Hunnius ſe explicet, adjicie- mus. Rectè, ait, illud dictum est, dummodò id dextrè accipiatur. Non, quòd, decreto quo- dam inflexibili, cui́ viro ſua uxor, cui́ fœminæ ſuus aſſocietur maritus, ita, ut ſim- pliciter ſit , vel aliam ducere uxo- rem, præter hanc, quàm ducis; vel alii nu- bere marito, quàm cui nubis. Ita nam́ tolleretur è rebus humanis contingentia, ſeu libertas voluntatis, quam in omni contra- ctu, hoc præcipuè matrimoniali, requiri con- ſtat. Sed ne́ hic verus est illius proverbii ſenſus, quaſi Deus ex ſolo arbitrio ſuo abſo- luto, citra reſpectum cauſarum inferiorum, quas ſecundas nominant; quin & abs́ in- tuitu pietatis velimpietatis hominum, iſta [459] moderetur. Sed hæc est ſana mens dicti: quòd Dominus, in conjugali negotio, volun- tates hominum conſilia́ ſic temperet, ut cui velit, in remunerationem pietatis antegreſſæ commodam aſſociet uxorem: Viciſſim in pœnam impietatis, libidinis, aliorumve ſce- lerum, permittat implicari conjugio infelici. Hæc ille. Quæſt. & Reſponſ. de Provid. T. I. Operum, p. m. 711. quæ penè ſua fecit B. Gerhardus T. II. L. C. de Provid. c. VIII. p. m. 112. Quô ſenſu, Fato omnia gubernari, dici queat, ſic recitat: Sifati nomine in- telligitur ipſa divina providentia, quæ infe- riores cauſas tum naturales, tum volunta- rias non excludit: ſed ſubordinatas habet, & modis illis, quos ſupra expoſuimus, cum eis concurrit; uti́ concedendum est: Fato, hoc est, divinâ providentiâ omnia omnino gu- bernari. Si verò fati nomine intelligitur ne- ceſſaria omnium cauſarum connexio, quâ vel Dèus ipſe neceſſitati iſti ſubjiciatur; vel à ſtellarum curſu, rerum ſublunarium regi- men, nexu neceſſario dependere dicatur; vel humanæ voluntatis libertas excludatur, uti́ tale fatum improbamus & rejicimus. [460] Conf. Phil. Melanch. L. II. Phyſ. de fato p. m. 253. ſeqq. Laudat hoc nomine Hie- roclis librum de providentia & fato, atq́ue de arbitrii noſtri cum divina gubernatio- ne congruentia, Photius, Patriarcha Con- ſtantinopolitanus Bibliothecæ ſuæ num. ccxiv. edit. Rhotomag. A. M DC liii. p. m. 551. Illud, ait, tantummodò fatum ex- tollit, quod cum ſuis Plato vult: , i. e. ut Andreas Schottus interpre- tatur, rerum ſcilicet evenientium, ſecun- dum providentiæ leges, judicialem quan- dam Numinis operationem, bono ordine ac ſerie res noſtras dirigentem in illum finem, in quem liberæ actiones, ex certo propoſito, fe- runtur; quæ penè eadem Photius repetit L. d. p. 1383. Addat qui volet, Didacum Maſium diſp. de Caſu & Fortuna in poſtr. Cap. II. Phyſ. q. IV. Antonium Rocco in II. Phyſ. q. VI. Antonium Ruvio in II. Phyſ. c. VI. q. II. Franciſcum Murciam in II. Phyſ. diſp. VI. q. 1. 2. Franc. Toletum ib. t. LXVII. [461] q. XI. Pet. Fonſecam in VI. Metaph. c. II. q. II. ſ. V.

Ad pag. 96. ſeq.
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Dum hiſce diebus Græcum Herodoti exemplar volverem, ingeſſit ſe memoriæ, quod extra oleas non fuiſſet ſuperioribus adjungere, cùm & gentiles ſuper hac re ſenſu quodam divinitatis tactos eſſe, li- quidò commonſtraret. Abjectum in ma- re annulnm, cùm in ventre piſcis reper- tum, hero ſuo, Polycrati, reddidiſſent miniſtri, ſubjicit Hiſtoricus, eundem ju- dicaſſe i. e. divinitus contigiſſe, non cœco quodam caſu; quod & poſteris documento peculiariter con- ſignaſſet, quibusve lectis, Amaſis Ægy- ptius jam tum edoctus fuiſſet, i. e. fieri non poſſe, ut homo hominem àre, quæ even- tura est, retrahat. Lib. III. Hiſtor. Thalia C. XCI. p. m. 174.
Animus erat hæc, quæ ſequun- tur, peculiari Exercitatione pro- ponere; at cum non nihil lucis ſu
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perius dictis afferebant, hîc inte- gram inſero.

Ad pag. 196. & ſeq.
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Exercuit hæc quæſtio non vulgaria in- genia: An abſoluto aliquo, ut loquuntur, decreto, hominibus, temporalia hæc bona, præcipuè quæfortunæ bona dicuntur, deſti- nata ſint v. g. divitiæ, honores, authoritas, conjugia, præfecturæ, &c. ita, ut alii, aut tacito quodam mentis ſenſu, aut externâ oc- caſione oblatâ velut trahantur ad hæc nan- ciſcenda; ſic, ne́ aliter Deo aut ducente, aut permittere decernente: aliis rurſum cer- tas metas præfiniente, quas ultra citra́ pro- vehi nequeant, quantumcun́ etiam mo- liantur; adeo́ omni niſu moventibus, nihil tamen promoventibus, eò, quòd ita, ne́ aliter rurſus aut duxerit, aut duci permitte- re ſtatuerit, ſolâ ſuâ benevolâ animi ſenten- tiâ, nullâ ratione habitâ exterioris ullius rei in hoc aut illo?Fateor! Non ſunt nulla, quæ in hanc ſententiam non inclinant tantùm legen- tem: ſed penè cogunt, qualia præprimis Eccleſiaſtes c. IX. ℣. 11. docet, & ipſam [463] experientiam majore fortunâ, quàm ſa- pientiâ, res geri, commonſtrare, creditur, ab his, quïbus, ut ille apud Comicum lo- quitur, dormientibus Dii omnia conficiunt, reti urbes capiunt, ut Theognis ait. Rurſus alios , quartâ lunâ natos, adeò cuicunq́ue rei manum aut mentem admovent, eam ſe avertere.Ut, quid animi ſit hac in ſententia, dilu- cidè conſtet, rem pertra- ctabimus.Totius autem quæſtionis cardo in hoc verſatur:
An largitionis divinæ, aut nega- tionis bonorum temporalium, hominibus, detur aliqua cauſa extra Deum, in ipſis hominibus, an nulla?

Sive:
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Vtrum Deus, ſolo benevolo volun- tatis ſuæ affectu: an verò, causâ quadam in hominibus reſidente motus fuerit, bona temporalia eis
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dem aut largiri, aut negare, & his quidem præ illis, aut his lar- giùs, his parciùs, &c?I. Bona temporalia hîc præcisè oppo- nuntur bonis, propriè ſic dictis, ſpirituali- bus, qualia ſunt fides, ſpes, charitas, pax conſcientiæ cum Deo, remiſſio peccato- rum, vita æterna, &c. Suntq́ue illa vel ani- mi, ut eruditio, artes, &c. vel corporis, ut ſanitas, robur, agilitas, &c. vel fortunæ ita dicta, ut honores v. g. magiſtratus, præ- fecturæ, imperia; itemq́ue divitiæ, auto- ritas, hæreditates, conjugium felix, &c.II. Horum largitionis cauſam aliquam eſſe, res ipſa docet, & communis omnium gentium conſenſus, quæ, ut ejusmodi bo- na nanciſcantur, aut nulli operæ parcunt, quin ſudando, algendo, vigilando iſta congerant: aut favores magnatum am- biant: aut fraude rem gerant, aut ſimili quadam arte eorum quæſtum faciant. Quod dum moliuntur, aut labores & ſtu- dia eorundem cauſas ſtatuunt, aut ma- gnatum gratiam, aut fraudes & deceptio- nes, aut ejusmodi alia. Vota verò homi [465] num Summo Numini dicata, id, ſanè me- liùs longè, tantorum bonorum tempora- lium cauſam eſſe confitentur, cujus gra- tiâ eidem etiam devoti ſupplicant. Multis modis, ait B. Auguſtinus in Pſalm. LXVI. volunt ſe homines benedici à Deo. Alius be- nedici ſe vult, ut habeat plenam domum ne- ceſſariis rebus huic vitæ: alius benedici ſe cupit, ut obtineat ſalutem corporis ſine labe: alius benedici ſe vult, ſi fortè ægrotat, ut re- paret ſanitatem: alius deſiderans filios, & fortè contriſtatus quòd non naſcantur, bene- dici ſe vult, ut habeat poſteritatem. Et quis enumeret diverſa vota hominum, ſe à Do- mino Deo benedici cupientium? Quis au- tem noſtrûm dicturus est: non eſſe illam Dei benedictionem, ſi vel agricultura ei fructum ferat, vel domus cujus́ abundet copiâ rerum temporalium, vel ipſa corpora- lis ſalus aut teneatur ne amittatur, aut a- miſſa reparetur? Fœcunditas etiam fœmi- narum, & caſta vota filios deſiderantium, ad quem pertinent, niſi ad Dominu ̅ Deum? Qui enim creavit omnia, quando non e- rant, ipſe prolis ſucceſſu facit permanere, quod condidit.
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III. Cauſam igitur horum largitionis efficientem, primam ſummamq́;, SS. Tri- nitatem eſſe S. Apoſtolus Jacobus docet Epiſt. ſuæ c. I. ℣. 17. quando omne bonum donum, & omne perfectum donum profici- ſci, ait, à patre luminum, cujus ejusdem numero ut eſſentiæ: ita etiam indiviſæ potentiæ, cùm & Filius & Spiritus Sanctus ſit, ab his quoq́ue perſonis ea communi- cari, manifeſta ratio docet. Pulchrè Au- guſtinus iterum: L. V. de C. D. c. XI. Deus ſummus & verus, cum Verbo ſuo & Spiritu Sancto, quæ tria unum ſunt, Deus unus omnipotens, creator & factor omnis animæ at́ omnis corporis: cujus ſunt par- ???icipatione felices, quicun́ ſunt veritate, non vanitate, felices: qui fecit hominem ra- tionale animal ex anima & corpore: qui eum peccantem nec impunitum eſſe permi- ſit, nec ſine miſericordia dereliquit: qui bo- nis & malis eſſentiam etiam cum lapidibus: vitam ſeminalem etiam cum arboribus: vi- tam ſenſualem etiam cum pecoribus: vitam intellectualem cum ſolis angelis dedit; à quo est omnis modus, omnis ſpecies, omnis ordo: à quo est menſura, numerus, pondus: à quo [467] est quicquid naturaliter est, cujuscun́ generis est, cujuscunqúe æſtimationis est: à quo ſunt ſemina formarum, formæ ſemi- num, motus ſeminum at́ formarum. Qui dedit & carni originem, pulchritudinem, valetudinem, propagationis fœcunditatem, membrorum diſpoſitionem, ſalutem, concor- diam: qui & animæ irrationali dedit me- moriam, ſenſum, appetitum: rationali au- tem inſuper mentem, intelligentiam, volun- tatem: qui non ſolùm cœlum & terram, nec ſolùm angelum & hominem: ſed nec exigui & contemptibilis animantis viſcera, nec avis pennulam, nec herbæ floſculum, nec ar- boris folium, ſine ſuarum partium conve- nientia, & quadam veluti pace dereliquit; nullo modo est credendus regna hominum eorum́ dominationes & ſervitutes, à ſuæ providentiæ legibus alienas eſſe voluiſſe.IV. Quandoquidem autem in tem- pore hæc bonorum communicatio ita fiat: non alitertamen, ea, ab æterno de- creta fuiſſe communicari, inde conſtat: quia, quicquid Deus in tempore agit, ab æterno acturum, ſe decrevit: atqui verò [468] in tempore communicat hominibus bo- na temporalia animi, corporis, fortunæ. Ergo ab æterno communicaturum ſe ea- dem decrevit. Inde eſt Theologorum hæc regula: Decretum Dei, & executio ejus decreti, exquiſitiſſimè conveniunt; ni- hil est in Dei opere, quod non fuerit in de- creto; & nihil fuit in decreto, quod non ſe- quitur in opere.V. An verò id ipſum facere decreve- rit, motus aliquo quaſi incentivo, diſpi- ciendum eſt. Sed cùm & hoc dupliciter intelligi poſſit, nempe I. an id facturum ſe decreverit, ſtimulante aliquo, ut ſic di- cam, incitamento intra ſe: an verò II. ali- quo extra ſe? diſtinctè res expedienda eſt.VI. Id certum eſt: miſericordiam ejus moviſſe eum ad hanc bonorum tempo- ralium communicationem, quæ miſeri- cordia inipſo Deo eſt, utpote cum eſſentia ejus, conceptâ tamen ſub ra- tione benevoli affectus, quo ferebatur erga genus humanum. Quò enim quid- quam perfectius eſt in bonitate: hoc ſui [469] etiam magis diffuſivum eſſe annititur, cùm omne bonum ſit communicativum ſui. Sancta vox eſt, quam ex Timæo Plu- tarchus adfert lib. de fato, cujus hîc meri- tò mentionem facimus: Dicamus, inquit, cauſam, cur univerſum hoc machinatus ſit autor? Bonus erat; in bonum autem nullæ adverſus quicquam, aut ulla de re cadit in- vidia. Eâ ita́ vacuus, voluit omnia ſibi maximè fieri ſimilia. Ita Xylander græca Plutarchi verba interpretatus eſt edit. Baſil. LXXII. p. m. 678. Hanc ipſam verò miſericordiam eum impuliſſe ad tam liberalem bonorum iſtorum erogatio- nem, vel unus Patriarcha Jacobus do- cet, quando minorem ſe fatetur omnibus miſerationibus Dei, quas eidem acceptum ferat unicè Geneſ. XXXII. ℣. 10. Miſerationis voce ſcilicet, illas ſuas divitias infignit S. Pater, quas muni- fica Dei manus elargita erat, ſolâ ejus mi- ſericordiâ ad hoc invitante & impellente.VII. An verò præterea causâ quadam extra ſe poſitâ, in ipſo homine, cui bona tem- poralia dantur, impulſus fuerit Deus ad hanc donationem? hoc eſt quod quæritur.
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IIX. Cauſam autem cùm dico, cauſam in eſſendo, ut loquuntur, virtualiter intelli- go, ſive, quæ ſe habet, ut ratio propter quam. Etſi enim decretum illud Dei, de communicatione bonorum tempora- lium, non ſit actus aliquis productus in Deo, ad quem realiter efficiendum, ali- quid, extra Deum, eum moverit; habet tamen aliquid ſe ut ratio àpriori, ita, ut, ſi decretum divinum realiter cauſaretur: reverà hoc ejus cauſa eſſet, in genere cau- ſæ impulſivæ.IX. Itaq́ue horſum recidit quæſtio: An ex parte hominis donandi, aliqua detur ratio, per modum cauſæ, Deum movens ad decretum largitionis bonorum tempora- lium, in tempore præſtandorum? Per decre- tum autem, hîc, actus aliquis Dei largien- tis intelligitur, non ſecundùm entitatem ſuam increatam: ſed ſecundùm extrinſe- cam liberrimam terminationem ad effe- ctum futurum in tempore, bona ſcilicet temporalia, ut ſenſus ſit: Vtrum detur aliquid extra Deum in homine, cujus intui- tu, voluntas Dei, ab æterno fuerit mota, ut [471] decerneret, bona temporalia conferre vel negare hominibus?X. Poteſt autem & ſic formata quæ- ſtio intelligi vel I. ex parte Dei donantis vel II. ex parte rei donandæ. Ex parte Dei donantis reſolvi poteſt in has duas: I. An Deus bona temporalia hominibus conferre decreverit, intuitu alicujus, extra ſe, in ho- mine reſidentis, propter quod ab æterno præ- viſum, motus fuerit tale quid ſtatuere, quod in tempore impleturus ſit? II. An Deus bona temporalia huic, Salomoni v. g. largiri decreverit, rejecto Abſalomo, intuitu alieu- jus in utro́ horum, propter quod ab æterno præviſum, motus fuerit, Salomoni ea bona decernere, non Abſalomo? Ex parte rei do- nandæ in has quoq́ue duas reſolvi poteſt: I. An Deus intuitu alicujus, extra ſe, ab æterno præviſi in homine, huic v. g. Petro hoc bonum temporale largiri decreverit, illi v. g. Paulo aliud, tertio v. g. Johanni ite- rum aliud, &c. II. An detur aliquid, ex- tra Deum, in homine ab æterno præviſum, cujus intuitu huic, v. g. Jacobo, majores v. g. divitias; illi, v, g. Eſau, minores in tem- pore donare decreverit; adeo́ ſervato bo [472] norum genere, gradum ſeu qnantitatem mutet?XI. Rurſus, cùm bona temporalia quædam faciant ad eſſe & conſervari, ut loquuntur, humani generis, qualia ſunt vita, reſpiratio, cibus, potus, &c. quædam autem ad benè eſſe, qualia ſunt divitiæ, ho- nores, imperia, præfecturæ, &c. de utris́ quæſtio intelligi & poteſt, & debet.XII. Deniq́ue, quia vox decreti volun- tarium quid ſignificat, ipſam nimirum eſ- ſentiam divinam, conceptam, ut liberè terminatur ad objecta, quæ Deus dicitur velle, vel decernere; Vid. Becan. Theol. Schol. p. I. C. XI. q. IV. Albert. Gra- vverus diſp. I. q. illuſtr. q. IX. ſciendum eſt: voluntatem Dei duplicem eſſe, circa largitionem bonorum temporalium. Una poſita eſt in ſimplici complacentia, quâ Deus vellet humano generi, bona tem- poralia, ſecundùm ſe conferre, quæ aliàs vocatur voluntas antecedens, eſtq́ue uni- verſalis, & ex mera ejus miſericordia fluens. Altera dicitur voluntas conſequens, quâ Deus vult & decrevit conferre bona temporalia his aut illis, non autem iſtis & [473] illis, aut his præ illis, aut majori gradu quàm illis, ſub hac aut illa conditione, quam ab æterno prævidit, in tempore ab his implendam, ab illis non implendam eſſe?XIII. Aliquibus Concluſionibus jam agemus. Sit prima hæc:
Voluntate ſimplicis complacentiæ, vellet Deus univerſo generi hu- mano largiri bona temporalia, tam quæ ad eſſe, quàm quæ ad be- nè eſſe faciunt.Ratio, quia ejus velleitas, ut ſic loquar, univerſalis eſt, qui, ut univerſum genus humanum miſericordiſſimè condidit: ita jam conditum, vellet, quantùm in ſe eſt, etiam auctum omnis generis bonis, tam animi, quàm corporis, & fortunæ. Nititur hæc ratio immensâ bonitate eſſentiæ di- vinæ, quæ, quò impenſiùs præ cæteris creaturis omnibus, hominem dilexit; hoc liberalem magis manum eidem præbere vellet, ut, quod S. Johannis verbo eloqui liceat, accipiamus , de [474] abyſſo divitiarum ejus gratiam progratia, cap. I. 16.XIV. Secunda concluſio.
Præter eam, ut ſic dicam, velleita- tem Dei, conferendi hominibus in univerſum omnibus, bona temporalia omnis generis, quæ ad eſſe & bene eſſe faciunt; de- crevit pariter ab æterno, ea ipſa largiturum ſe aliquando, in tempore, univerſo humano ge- neri.Hæc concluſio ex executione proba- tur, quia primum hominem his bonis omnibus beavit, cùm in Paradiſum indu- xit, conceſſis undecunq́ue ſingulis, qui- bus vita non tantùm tranſigi; ſed benè etiam & feliciter tranſigi poteſt. Pulchrè Damaſcenus L. II. de Orthod. fide c. XI. eapropter Paradiſum ita deſcribit: Quo- niam Deus, ex viſibili & inviſibili creatu- ra, hominem, ad imaginem & ſimilitudi- nem ſuam, tanquam regem aliquem ac principem totius terræ, earum́ rerum, quæ [475] ipſius complexu continentur, effecturus erat, velut regiam quandam ei priùs extru- xit, in qua degens, beatâ at́ omni felicitate diffluente vitâ frueretur. Atque hic ille est divinus paradiſus, Dei manibus in Eden conſtitutus, voluptatis omnis ac jucundi- tatis animi promptuarium, (Eden enim, ſi interpreteris, delicias ſonat) in oriente ſu- pra univerſam terram ſitus, probe́ tempe- ratus, ac ſubtiliſſimo & puriſſimo aere un- di́ colluſtratus, plantis nunquam non flo- ridis vernans, ſuaviſſimo odore ac lumine plenus, ſenſilis omnis elegantiæ ac pulchritu- dinis cogitationem ſuperans, divina planè regio, dignum́ eo, qui ad Dei imaginem conditus erat, domicilium. Verba, quibus B. Pater Baſilius utitur, græca ita inter- pretatus eſt Janus Cornarius. Orat. de Paradiſo: Quemadmodum hominem ſele- ctâ formatione, præter reliqua animantia dignatus est: ſic etiam contubernium ho- minis propriæ manus ſuæ opus fecit, locum excellentem omnem creaturam, admirandæ pulchritudinis, in illuſtri loco ſitum, nullas tenebras habentem propter altitudinem, & [476] qui ab omnibus ſiderum exortibus illuſtra- tur, illuminatum undequa́, temperiem ex temporibus anni jucundiſſimam habentem, & qui lucidiſſimo aere illuſtratur. Illic igi- tur plantavit Deus, ubi non est ventorum violentia, non temporum immodeſtia, non grando, non fulmina, non turbines, non ignes cœleſtes ſive ſemiignita fulmina, non hyber- na congelatio, non veris humiditas, non æſti- va caliditas, non autumnalis ſiccitas: ſed temperata ac pacifica concordia temporum inter ſe, unoquo ipſorum propriâ pulchri- tudine ornato, & non à vicino inſidias ad- mittente: cùm neqúe æſtas vernales pulchri- tudines devaſtet, ne́ æſtivi vel autumnales fructus præ ſenecta defluant. Tempora enim circum illum locum ſatis tripudiant: imò ſimul etiam, cum præcipuis bonis ſuis, ſtipa- tim concurrerunt aeris jucunditates, æſtatis alimenta, autumnalis lætitia, hyberna qui- es, terra pinguis, mollis, reverà fluens lacte & melle, ad fertilitatem apta, quam univer- ſam perfluunt fœcundiſſimæ aquæ, revera pulchritudinem in enarrabilem exhibentes. Hæc autem tanta bona primo homini conceſſa erant, non tantùm pro ſe: ſed & [477] pro poſteris, quorum caput & ſtirps erat, adeò, ut hac ratione, ejus bona, cenſean- tur totius humani generis eſſe. Omnes quippe fuimus in illo uno, ait S. Auguſtinus L. XIII. de Civit. Dei. c. XIV.XV. Tertia Coucluſio.
Quoniam verò & hoc Deus ab æterno præviderat, fore, ut homo ita conditus, immemor excellen- tisſimorum donorum, quibus à Deo ornatus erat, neque ductus reverentiâ loci, qui cœleſtis erat paradiſi typus, transgreſſurus eſ- ſet legem ſibi latam, adeo́ his tantis muneribus excideret, ſuo ſuorum́ poſterorum malo, qui culpam unà parentis luerent; decrevit, int uitu alicujus, extra ſe, in humano genere, nihilomi- nus eidem largiri bona tempora- lia omnis generis, tam quæ ad eſſe, quàm quæ ad benè eſſe fa- ciunt.
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Etiam hujus concluſionis ratio ex exe- cutione patet. Valdè igitur appoſitè San- ctus Paulus apud Lyſtrenſes ita concio- natur: Deus , i. e. non expertem teſtimonii ſeipſum eſſe ſinebat, dum beneficia confer- ret. I. utherus: Gott hat uns viel guts ge= tahn. Act. XIV. ℣. 17. Ad amiciſſimum autem ſuum Timotheum hæc ſcribit: Deum viventem , quæ verba B. Lu- therus eleganter ita vertit: Gott gibt uns dar reichlich allerley zugenieſſen. I. Tim. VI. ℣. 17. Commodè adjicit Eſthius: non ſen- tire Apoſtolum: Deum omnibus omnino hominibus abundanter omnia præbere, quæ ſunt eis neceſſaria; (conſtat enim, inquit, multos eſſe qui indigeant;) ſed de communi beneficentia Dei erga genus humanum lo- qui, quæ in eo conſiſtit, quòd Deus affatim præbet ea, quibus homines ad vitam hanc temporalem opus habent; faciens ſolem ſuum oriri, pluvias́ deſcendere ſuper bonos & malos, & terram omni genere frugum & fructuum fæcundans; Deni́ ex aere, ter- ra, & aquis animantia ad victum copiosè [479] ſubminiſtrans, ut nihil cuiquam deſit, niſi quantum aliorum avaritia alios defraudat, dum ea, quæ abunde ſuppetunt, non commu- nicent. Temperare profectò mihi non poſſum, quin, quæ piè ſenſit L. Annæus Seneca, Lib. IV. de beneficiis. C. V. adjun- gam. Non dat Deus, quærit, beneficia? Unde ergo iſta quæ poſſides? quæ das? quæ negas? quæ ſervas? quæ rapis? unde hæc innumerabilia, oculos, aures, animum mul- centia? Unde luxuriam quo́ inſtruens copia? Neque enim neceſſitatibus tantum- modo noſtris proviſum est: usque in delicias amamur. Tot arbuſta, non uno modo frugi- fera, tot herbæ ſalutares, tot varietates ci- borum per totum annum digeſtæ, ut inerti quo́ fortuita terræ alimenta præberent. Jam animalia omnis generis alia in ſicco ſo- lidoqúe, alia in humido innaſcentia, alia per ſublime dimiſſa: ut omnis rerum naturæ pars tributum aliquod nobis conferret. Flu- mina hæc amœniſſimis flexibus campos cin- gentia, illa præbitura commerciis viam, vaſto & navigabilicurſu vadentia: ex qui- bus quædam ſtatis diebus mirabile incre [480] mentum trahunt, ut anhela & ferventi ſub- jecta cœlo loca, ſubita vis æſtivi torrentis ir- riget. Quid medicatorum torrentium ve- næ? quidin ipſis littoribus aquarum calen- tium exundatio? Hactenus Seneca!XVI. Quarta Concluſio.
Bon a temporalia cujus vis generis, Deus non decrevit hominibus largiri, intuitu meritorum in humano genere præviſorum.Poteſt autem hæc concluſio duplici- ter intelligi, vel I. ut ſenſus ſit: Deus non decrevit bona temporalia hominibus largi- ri, intuitu meritorum, i.e. post præviſa me- rita. Vel II. ut ſenſus ſit: Deus non de- crevit bona temporalia hominibus largiri, intuitu meritorum, i, e. propter præviſa merita. Utro horum modorum intelliga- tur, perinde eſt. Neq́ue enim poſt præ- viſa, neq́ue propter præviſa merita, Deus, ſuam erga nos benignitatem exerit. Ra- tio, quia nulla opera noſtra, quantumvis optima, ſi ex ſe conſiderentur, quidquam apud Deum, propriè & ſtrictè loquendo, [481] mereri poſſunt, cùm inter Deum & ho- mines non poſſit exacta, qualis eſt inter homines, juſtitia intercedere, iſq; adeò ex æquitate laboris ac operis, mercedem nullam reddere teneatur. Etſi millies mo- riamur, ait S. Chryſoſtomus Lib. de Com- punctione Cordis, ad Stelechium cap. V. edit. Pariſ. MD CXIV. p. 148. etſi omnes vir- tutes animæ impleamus, nihil dignum geri- mus ad ea, quæ ipſi à Deo percepimus. Et poſtquam multa beneficia à Deo homi- ni exhibita enumeraſſet, ſubjicit: - i. e. Et hoc fecit cum (homines) non- dum aliquid apud Deum meriti collegiſſent. Illuſtrari autem poteſt hæc Concluſio exemplis Eſavi & Jacobi, de quibus Apo- ſtolus perſpicuè: , nondum operantibus quicquam boni aut mali; imò nondum natis quidem, conſtitutum eſſe, ut temporalia olim lar- gius Jac???o cederent, poſtpoſito Eſauo, neutiquam ex operibus Rom. IX. ℣. 11. 12. Usq́ue adeò hoc veritatis jubar etiam gentilium oculos perſtrinxit, ut di- vinus Seneca optimè ſcripſerit Lib. IV. [482] de benef. c. IX. Plurima beneficia ac ma- xima in nos Deus confert, ſine ſpe recipiendi: quoniam nec ille collato eget; nec nos ei quid- quam conferre poſſumus. Ergo beneficium per ſe expetenda res est.XVII. Quinta Concluſio.
Bona temporalia, quæ ad eſſe & conſervari humani generis fa- ciunt, largiturum ſe Deus de- crevit, univerſo humano gene- ri ex æquo, intuitu indigentiæ humanæ.Nam, quia indigentes creaturas con- dere decreverat, quæ, ut in eſſe: ita & in operari ab ejus omnipotentia depende- rent; non poterat non decernere, eo- rum indigentiam ſe ſublevaturum eſſe, ut Philoſophorum verbo utar, concurſu ſuo. Ne́ enim inquit doctiſſimus Auguſtinus, LIV. ſuper Geneſ. ad lit. c. XII. Sicut ſtru- cturam ædium, cùm fabricaverit quis, abs- cedit, at́ illo ceſſante at́ abſcedente ſtat opus ejus: ita mundus vel ictu oculi ſtare po- terit, ſi & Deus regimen ſui ſubtraxerit. [483] Proinde & quod Dominus ait, Johan. V. v. 17. Pater meus us́ modò operatur, con- tinuationem quandam operis ejus, quo uni- verſam creaturam continet at́ miniſtrat oſtendit. Et Gregorius, cùm ipſe ſibi ob- jeciſſet, quomodo dixerit Job. Deum ſo- lum eſſe, cùm tamen & homines ſint, re- ſpondet elegantiſſimè: Aliud est eſſe, aliud principaliter eſſe; aliud mutabiliter, atq́ue aliud immutabiliter eſſe. Sunt enim hæc omnia: ſed principaliter non ſunt; quia in ſemetipſis minimè ſubſiſtunt, & niſi guber- nantis manu teneantur, eſſe nequaquam poſſunt. Cuncta ex nihilo facta ſunt, eorum- qúe eſſentia rurſum ad nihilu ̅ tenderet, niſi ea auctor omnium, regiminis manu retine- ret. Hæc Gregorius Lib. XVI. moral. c. XVIII. Quia igitur conſervare decre- vit univerſum genus humanum, decrevit pariter bona temporalia, quæ ad eſſe eo- rum faciunt, largiri; cùm ipſa conſervatio ut eruditè Scholaſtici Dd. oſtendunt, nihil ſit aliud, quàm continuatio quædam eſſendi. Dixi: ex æquo. Nam cùm omnes omnino homines in eſſentia & indigen [484] tia humano generi communi conve- niant, utpote ſpecie iidem; fieri nequit, ut, quod ad unius hominis, quà talis, eſſe & conſervari neceſſarium eſt, non ſit pariter neceſſarium ad eſſentiam & conſervatio- nem alterius hominis, cùm eſſentiæ rerum ut in ſe ſunt indiviſibiles Lib. VIII. Met. c. III. ita ad ſui continuationem eadem requirunt. Ad eſſe autem hominis non tantùm ea facere ſciendum eſt, quæ ho- minem, ut totum quoddam, componunt v. g. anima & corpus: Sed & quæ com- poſitum neceſſariò ſuſtinent & conſer- vant, qualia ſunt reſpiratio V. Metaph. c. V. ſalubritas aeris, cibus & potus, &c. Atq́ue hinc rurſus Auguſtinus, in Pſal. LXVI. Ut quisquis etiam iſta terrena fortè vel pro- pter ſupplementa neceſſitatis, vel propter ali- quam infirmitatem deſiderat, non niſi ab illo deſideret, qui est fons omnium bonorum, & creator univerſorum. Neq́ue his pi- get ſubjungere optimi Senecæ optima verba Lib. IV. de benef. c. VI. Unde tibi iſtum, quem trahis, ſpiritum? Unde iſtam, per quam actus vitæ tuæ diſponis atqúe or- dinas, lucem? unde ſanguinem, cujus curſu [485] vitalis continetur calor? unde iſta palatum tuum, ſaporibus exquiſitis, ultrà ſatietatem laceſſentia? unde hæc irritamenta tam laſſæ voluptatis? unde iſta quies, in qua putreſcis & marces? Nonnè, ſigratus es, dices:
— Deus nobis hæc otia fecit!Nam́ erit ille mihi ſemper Deus; illius ara ̅ Sœpè tener noſtris ab ovilibus imbuet agnus. Ille meas errare boves, ut cernis, & ipſum ludere quæ vellem, calamo permiſit agreſti.XIIX. Sexta Concluſio.
Bona temporalia, quæ faciunt ad benè eſſe, Deus ab æterno decre- vit huic v. g. populo aut homi- ni largiri, neglecto illo, intuitu aut obedientiæ præviſæ in hoc: inobedientiæ in illo; aut int ui- tu unius alicujus, aut pauco rum, in iſto populo, piorum & timentiu ̅ Deum; aut precu ̅ pro his bonis temporalibus funden- darum; aut melioris tantorum donorum uſus, &c. aut vice versâ decre vit ea negare his
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præ illis, intuitu aut neglectûs precum, aut abusûs horum do- norum, aut improbitat is paren- tum illius hominis, &c.Hæc concluſio, quoad priorem par- tem, mille teſtimoniis Scripturæ confir- mari poteſt. Ut cætera omnia taceamus, quorum pleni ſunt Prophetarum libri; to- tum caput XXVIII. Deuteronomii teſtis eſt locupletiſſimus à verſic. I. usq́ue ad XIV. Sic ait ibi Moſes, Sebaſtiano Caſtalione interprete: ℣. I, Quod ſi Jovæ Deo veſtro dicto audientes fueritis, ejusqúe præceptis omnibus, quæ ego vobis hodie tra- do, parere curaveritis, ipſe vos viciſſim ſu- pra omnes orbis terrarum nationes evehet, ℣. II. vobisqúe accident & contingent omnes hæfelicitates, modò Jovæ Deo veſtro dicta audientes ſitis. ℣. III. Felices eritis in urbe! felices ruri! felices erunt veſtrorum utero- rum ſoli, pecoris, fructus, tum armentorum tum gregum balantum fœtura! ℣. IV. Fe- licia caniſtra & mactræ! felices eritis adve- nientes! felices proficiſcentes. ℣. V. Atqúe ita ante vos diſſipabit Jova hoſtes veſtros, [487] qui vos adorientur, ut unâ viâ vos aggreſſi ſeptem viis ante vos fugiant. ℣. VI. Favore proſequetur Jova penum veſtrum, atqúe omnia negotia, vosqúe fortunabit in terra, vobis, à ſe donata. ℣. VII. Vos ſacrum ſibi populum conſtituet, quemadmodum vobis juravit ſi modò ejus præcepta conſervabi- tis, ℣. IIX. ejus́ viis gradiemini, ut vi- dentes omnes orbis terrarum nationes vos Jovæ nomine cenſeri, â vobis metuant. IX. Vos bonis cumulabit in uterorum, in peco- ris, in ſoli veſtri fœtu, in terra, quam ſe vobis daturum eſſe majoribus veſtris juravit. ℣. X. Aperiet vobis ſuum bonorum theſau- rum cœlum, inveſtram́ terram pluviam ſuo tempore immittet, ℣. XI. Et omnia ve- ſtra opera proſperabit, & multis gentibus mutuabitis, ne́ ipſi mutuabimini, ℣. XII. Efficiet́ vos caput, non caudam, ℣. XIII. Superiores́ non inferiores eritis, ſi modò ob- temperabitis Dei veſtri Jovæ præceptioni, quam ut exequi curetis, ego vobis hodie præ- cipio. Pactum igitur hoc peculiariter cum Iſraelitis initum, ſecundùm ſe, non con- cernebat aliud, quàm eminentiam & pro- ſperitatem illius populi, ſive terram pro [488] miſſam gloriosè occupandam, & feliciter poſſidendam, verba ſunt Summi Theolo- gi tractat. de pactis, quæ Deus cum homini- bus iniit. n. LXXIX. Sic quoq́ue unius Joſephi causâ, Eunuchi Pharaonis Poti- phari domum, Dominus benè fortunavit, & omnes ei fortunas domi foris́ proſpera- vit, eod. Caſtalione interprete Geneſ. XXXIX. ℣. 5. Jam patris ejus Jacobi Socer, Laban, eandem fortunam expertus erat: Tuâ, ajebat, generi mei, cauſâ Jo- vam expertus ſum certè ſecundiorum Ge- neſ. XXX. 27. Quomodo verò? Id abi- turiens Jacobus ita exprimit: ℣. XXX. Tute ſcis ut tibi ſervierim, & quanta tuæ rei per me facta ſit acceſſio. Nam cùm ante me tenuis eſſet, multùm amplificata est, & Jova tibi ad meum adventum factus pro- ſperior ℣. XXX. Hos tales Nampha- niones, linguâ Punicâ dictos fuiſſe, teſtatur Auguſtin. Epiſt. XLIV. Boni pedis, ait, homines, quorum adventus aliquid affert felicitatis: ſicut ſolemus dicere, ſecundo pede introiſſe, cujus introitum felicitas conſecuta ſit. Sic porrò intuitu precum Moſis, victo [489] riâ potiebantur Iſraelitæ contra Amale- chitas Exod. XII. ℣. 11. intuitu precum Eliæ, remittebat annonæ caritas I. Reg. XVIII. ℣. 44. 45. Jacob. V. 18. Melioris usûs reſpectu, Deum huic plus bonorum quoq́ue temporalium largiri, ei minus, quem abuti noverat, ex parabola fidelis ſervi colligitur. Commiſerat Paterfami- liâs duobus ſervis aliquot talenta, qui, cùm iſtis tantam creditæ ſortis acceſſio- nem feciſſent, ſuperveniens herus, collau- datâ in agendo induſtriâ, majus æris pon- dus fidei curæq́ue eorum committit. At tertio, quem ceſſatorem invenerat, & ad lucra captanda tardum, hæc intermina- tur: Tollite ab eo talentum, & date ei, qui habet decem talenta. - . Omni enim habenti dabitur & abundabit: qui verò non habet, etiam id, quod habet, aufe- retur ab eo. Matth. XXV. 14-29. Marc. V. ℣. 25. Luc. VIII. ℣. 18. & XIX. 26. Paren- tum deniq́ue pietatem non rarò profuiſſe poſteris, Deo ita decernente, vel ſolum exemplum Iſaaci doceat, quem Divina [490] bonitas ita affatur: Ego ſum Deus Abra- ham patris tui, bono es animo! nam tibi ſe- cundus adero, tuam́ ſtirpem, Abrahami mei causâ, multiplicabo. Gen. XXVI. 24. Et cùm jam ſatis graviter deliquiſſet Salo- mon, tantò tamen mitiorem vindictam expertus eſt, quantò Deo charior parens ejus David erat. Verba ipſa Caſtalio ſic : Quoniam tu commiſiſti, ut fœdus meum, & inſtituta tibi â me tradita non conſervares, eripiam ego tibi regnum, id́ ſervo tuo dabo. Quanquam hoc, te vivente, non ſum facturus, in gratiam Davidis pa- tris tui; verùm id filio tuo eripiam. Non tamen totum??? egnum eripiam: ſed ei unam tribum concedam propter Davidem meu ̅ . I. Reg. XI. ℣. 11. 12. 13. Ex quibus omni- bus ita rectè infertur: Quicquid, & quo- modo Deus in tempore agit, illud, & iſto modo ab æterno agere decrevit. Sed in tempore intuitu v.g. obedientiæ aut pro- priæ, aut parentum, aut melioris usûs, aut precum, &c. his aut illis bona temporalia largitur præ illis aut iſtis. Ergo intuitu obedientiæ aut propriæ, aut parentu ̅ , &c. [491] his aut illis, bona temporalia, præ illis aut iſtis, ſe largiturum ab æterno decrevit.Poſterior Concluſionis pars, intuitu videlicet inobedientiæ aut propriæ, aut parentum, neglectûs precum, abusûs & ſimilium, multis viciſſim non largiri de- creviſſe Deum ab æterno bona tempo- ralia, aut non tanto gradu, aut non iſto tempore &c. partim ex dictis conſtat: omnium verò clariſſimè Cap. XXVIII. Deuteronom. docet à verſ. XV. usq́ue ad finem. De adverſa belli fortuna loqui- tur ſpeciatim: Niſi Jovæ Deo veſtro dicto audientes eritis, ejus́ omnibus præceptis & inſtitutis, quibus ego vos hodie inſtituo, pa- rere curabitis, hæc vobis omnia dira con- tingent at́ evenient. Efficiet Deus ut ab hoſte vertamini, & in quem viâ unâ exieri- tis, eundem ſeptem viis fugiatis, atqúe in omnia orbis terrarum regna diſpergami- ni. ℣. XV.-XXIV. De contemptu ℣. XXXVI. Admirationi, & dicteriis, & fabulis locum dabitis apud omnes, in quas vos Jova abegerit nationes. Veſtrates pere- grini majore indies faſtigio aſcendent, vos majore indies decremento deſcendetis: illi [492] vos fœnerabunt: vos illos non item; illi ca- put, vos eritis cauda. ℣. XLII. XLIII. De ſervitute ℣. XLVII. Ergo hoſtibus, quos vobis Jova immittet, in fame, in ſiti, in nu- ditate, in rerum omnium penuria ſervietis, imponent́ veſtris cervicibus jugum fer- reum, us́ ad veſtrum exitium. De angu- ſtia rei familiaris ℣. XXX. Veſtri boves in oculis veſtris mactabuntur, ne́ eis ve- ſcemini: aſini veſtri vobis coram abripien- tur, ne́ ad vos redibunt: oves & capræ veſtræ tradentur hoſtibus, nec habebitis qui defendant. Fructibus agri veſtri omni́ veſtro labore veſcetur vobis incognita na- tio, & nihil aliud quàm perpetuò opprime- mini, & lacerabimini. ℣. XXXII. Semi- nis multum in agrum efferetis, & parum percipietis ob locuſtarum calamitatem. Vi- neas conſeretis coletis́: ſed vinum ne́ bi- hetis ne́ condetis, utpote à vermibus con- ſumptum. ℣. XXXVII. XXXIIX. Ut taceamus rurſus Exod. XX. 5. clariſſimè dici: Deum parentum culpam etiam in li- beros perſequi, vel ad tertiam us́, quar- tam́ ſtirpem oſorum ſui.
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XIX. Septima Concluſio.
Bonorum temporalium, quæ ad be- ne eſſe faciunt, Deus ab æterno largiri decrevit hoc huic, illud alii, tertio iterum aliud; huic ſpendidiùs, illi minùs ſplendi- dè, &c. intuitu boni publici.Bonum autem publicum conſiderari poteſt aut in ordine ad civilem felicitatem, aut in ordine ad Eccleſiæ Chriſtianæ felici- tatem. Utrovis modo de eodem ſermo ſit, ejus intuitu, diverſa bonorum tempo- ralium diſpenſatio, à Deo, decreta eſt ab æterno. Nam, cùm privati cujusq́ue bo- num promotum eat Sapientia & benigni- tas Dei: privatorum verò bonum in to- tius univerſitatis bono ſitum ſit; Totum rurſus univerſitatis bonum non unâ qua- dam perfectione abſolvatur; ſed, veluti unum corpus & capitis, & oculorum, & digitorum, & ventriculi, & pedum valetu- dinem poſcit: ita commune bonum etiam omnium ordinum integritatem requirat; ipſa illa univerſitatis harmonia [494] & pulchritudo, manu nos ducit ad id, quod in Concluſione dixeram. Alicui igitur divinitus adſcripta eſt dignitas im- perii, alicui munus conſiliarii, alicui con- ſulis, aliquem voluit à manibus, aliquem à pedibus eſſe, aliquem opificem conſti- tui, & vel murarium, vel cœmentarium vel lignarium, ferrarium: aliquem deni- q́ue abjectiori ſpartæ præfici, & lictorem aut carnificem agere, &c. ut ex iſta coa- gmentatione diverſorum munerum, unu ̅ quoddam conſurgat velut ædificium, in quo, ſuo in ordine & officio, quodlibet tranquillitatem publicam juvet, &, diſtin- ctis licet occupationibus, nobilioribus, ignobilioribus: diſtinctis opibus, majo- ribus, minoribus: diſtincto natalium ſplendore, gloriâ famæ, diſcrimine opera- rum, & ſimilium: ad unum tamen omnes tendant ſcopum, quem divina Sapientia cuique præfixit, quemq́ue ut aſſequi poſ- ſet, clementiſſimè ſuppetias ferre conſti- tuit. Prolixiora ſunt aliquantò verba Theodoreti: ſed tamen, quia apprimè ad præſens faciunt, etſi ille eo in loco de divitiis tantùm diſſerat, non pigebit ta [495] men adſcribere. Ita autem loquitur bo- nus Pater Tomo II. Serm. VI. de Pro- videntiâ edit. lat. Colon. Agr. mdlxxvii. p. m. 686. Quam ob rem non cunctis ho- minibus divitias poſſidendas rerum condi- tor largitus est? ſed his quidem divitias co- pulavit, illis verò paupertatem quaſi ſorte addixit, vitam́ hanc inæqualibus admo- dum & imparibus conditionibus replevit? Quem & ego lubens interrogaverim, cur non omnibus corporis noſtri membris unam & eandem vim rerum opifex indiderit: ſed oculis quidem colorum & figurarum judi- cium commiſit: auditum verò vocum & ſonorum diſcrimina cognoſcere voluit: nares autem ut vapores excipiant, & ſuavem odo- rem à fœtore diſcernant; linguam item ut guſtu ſapores dijudicet, dulcis & acerbi, acris, & amari, & pinguioris diſcrimen de- prehendat, in ſtituit? Et pedibus quidem inceſſus potentiam, manibus verò omniva- riam operationem ceu ſorte diſtribuit. Ven- trem, alimenti receptaculum: jecur verò ejusdem purgatorium: cerebrum medulla- rum theſaurum; caloris autem fontem ipſum cor conſtituit. Arteriis item Spiri [496] tum incluſit; venas autem ſanguinis cana- les fecit; ſingulis item membris diverſa ope- rationum decrevit officia. Atqui omnia, quæ modò dicta ſunt, ſed & ea, quæ ſilenti??? præterivimus, ad unius corporis perfectam fabricam ſerviunt; interim tamen ſingulis aliquid propriæ functionis commiſſum est, & in commune illud ſingula conferunt: Vi- ſus equidem pedes ducit, & viæ planitiem illis monſtrat, & locos aſperiores devitat: ipſe autem à pedibus fertur. Auditus quo́ dum ſonos percipit, viſum ad videndum ex- citat, idem autem per viſum ſonorum au- thores cognoſcit. Et, ut apoſtolico teſtimo- nio, quæ modo dicta ſunt, confirmemus: Non potest oculus dicere manui: Non est mihi opus te: aut rurſum caput pedibus: Non est mihi opus vobis! imò multò potiùs, quæ vi- dentur membra corporis imbecilliora eſſe, neceſſaria ſunt: & quæ putamus minùs ho- neſta eſſe, his honorem uberiorem apponi- mus. Nec unquam aliquis indignatur, di- verſam in membris operationem cernens, niſi valdè deſipiat; quin potius Creatorem amat & admiratur, qui tam ſapienter ſin- gula diſcrevit, & ſingulis commodam & [497] idoneam alicujus officii functionem commi- ſit, eam́, quæ ſingulis propria erat, toti cor- pori communem fecit. Nec enim viſus ſolus viſibilium ſenſu fruitur: nec ſolus auditus ſonis juvatur; ut nec ſolum os, ſapores: nec ſolus naſus, odores: nec ſoli pedes, inceſſum: nec ſolum cor, calorem: nec ſolum cerebrum ſentiendi affectionem percipit: ſed peculia- rem quidem & propriam vim ſingula ha- bent; uſum verò & utilitatem omnem in commune conferunt. Et cor quidem, totum corpus calore fovet; hoc, totum nutrit; illud verò alium quæſtum aliquem, quaſi tribu- tum, animato corpori affert. Et operationis varietas in omnia quidem corporis membra diviſa est: ſingula verò mutuum ??? ſe invi- cem fructum percipiunt, & eommunis omnium uſus est. Nec auditus indigna- tur, quòd non videt; nec oculus audiendi ſenſu deſtitutus dolet; ſed ſingula hæc natu- ræ limites ſtudiosè obſervant, & tributum, quòd ab initio ipſis injunctum est, perſol- vunt. Usq́ue huc Theodoretus.Quòd verò præter hoc civile bonum, peculiariter Eccleſiæ Chriſtianæ proſpe- cturum ſe, Deus ab æterno decreverit, [498] penè iisdem argumentis evincitur. Eſt enim ipſa quoq́ue Eccleſia velut corpus, cujus varia membrorum diſpoſitio & or- do ad conſervationem totius conſpirat. Indicat id præcipuè S. Apoſtolus c. XII. ℣. I. ad Corinth. in quo donorum, ut Scholaſtici loquuntur, gratis datorum, aliquot diſcrimina recenſet, non, quòd non omnia, bona ſint: ſed quòd non omnia omnibus data, & omnia data non ad ornandum ſingulos: ſed ad utilitatem Eccleſiæ. Pergemus jam percenſere illam donorum , quomodo Geor- gius Calixtus exponit: Etſi, inquit, hæc omnia à Spiritu ſancto ſunt, v. IV. DI- STINCTIO NES tamen SUNT - ſive donorum gratuitorum; SED nihilominus IDEM SPIRITUS au- tor omnium. Manifeſtum, Spiritum hîc aliquid aliud ſignificare, quàm donum, & ab eo diſtingui, tanquam cauſam efficientem ab effectu; idem manifeſtius adhuc est ex verſ. II. ET DISTINCTIONES, SUNT ſive MINISTE- RIO RUM in Eccleſia; unde noluerunt ſimul inſervire pauperibus & prædicare [499] Evangelium, Act. VI. 2. Aliud igitur mu- nus Apoſtoli, aliud Epiſcopi, aliud Diaconi, SED IDEM EST DOMINUS, cui hæc ſervitia exhibentur, qui́ unum quem́ ſuâ ſtatione locavit: ℣. V. Et Di- stinctiones Sunt ſive Operationum, mirificarum ſcil. & vim naturæ ſuperantium, quas tamen Idem Deus In Omnibus, quibus contigerunt, Operatur. ℣. VI. Di- ſtinctè recenſet Apoſtolus - , & autem vi- detur tanquam genus eſſe ad duo ſequentia, quorum alterum, nempe ſive mirificas operationes ad tempus: alterum verò, , ſive certas functiones ſem- per in Eccleſia eſſe voluit Deus; ne́ enim ſine iſtis ſubſiſtere Eccleſia potest. Ad diver- ſas autem functiones obeundas, diverſæ quo- qúe requiruntur facultates ſive dona, qui- bus Deus homines inſtruit, & ſecundùm di- verſitatem donorum, diverſas quoqúe illos vult obedire functiones. Unicuique Vero Datur Declaratio Spi- ritus, ℣. VII. hoc est, donum, quo col [500] lato vim ſuam Spiritus Sanctus in homini- bus declarat & manifeſtat, Ad Utili- tatem; nempe hic est finis, tranquilli- tas, & ædificatio Eccleſiæ, non, propria oſten- tatio; & in hunc finem referri debent di- verſa illa, quæ, tanquam ſpecies recenſet, charismata. Huic Datur , illi , Scientiæ Sive Cognitionis. ℣. VIII. Differunt & ſecundùm magis & minus; & videtur eſſe cognitio myſteriorum, qualis in Prophetis & Apoſtolis, conjuncta cum ſummâ auctoritate, & peculiari affla- tu Spiritus Sancti. autem, notitia articulorum fidei, ſtudio, & ex ſacrarum li- terarum lectione parata, qualis requiritur in ordinariis Eccleſiæ Doctoribus. Diverſa verò chariſmatadiverſis functionibus deſti- nata ſunt. Sequuntur operationes, & pri- mùm in genere Fidem nominat ℣. IX. miraculorum ſcil. ne enim de juſtificante hîc agit. Huic tanquam ſpecies ſubjungit Donum Sanationum, Opera- tionum, Virtutum, ℣. X. Sive efficaciam coercendi damones, alios́ Evan- gelio reſiſtentes, ſicut Petrus Ananiam & [501] Sapphiram proſtravit. Act. V. 5. Paulus Elymam magum excæcavit. Act. XIII. 11. Prophetiam, ſive futurorum prædi- ctionem, quâ præditus fuit Agabus Act. XI. ℣. 28. & quatuor filiæ Philippi Evangeliſtæ Act. XXI. 9. Discretionem Spi- rituum, hoc est, animorum, utut ſenſa ſua diſſimulantium, ſicut Petrus Ananiæ & Sapphiræ hypocriſin agnovit; vel diſcre- tionem, quia internoſcantur, qui bono, qui malo Spiritu agantur: Semper enim ma- gnus fuit Pſeudoprophetarum proventus. Genera Linguarum, ut quis pe- regrinis linguis loquatur, & Interpre- tationem Linguarum, ut quis, quæ alius dixerit vel ſcripſerit, peregrino idiomate, commodè interpretetur, etiamſi idiomate iſto ipſe non loquatur. Diſtinguun- tur enim tùm hîc tùm infra ℣. XXX. loqui linguis, & interpretari linguas. Hæc ſunt ſive mirificæ operationes, quas omnes idem Spiritus, quibus voluit, contu- lit, non in alium finem, quàm ut prodeſſent Eccleſiæ.
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XX. Octava Concluſio:
Potest Deus inter duos, qui ejus- dem conditionis ſunt, æquè no- bili generi nati, æquè docti, æquè pii; imò etiam quorum alter plus laboravit altero, plus commodi in publicum contulit, plus calamitatis pro ejus nomi- ne perpeſſus est, plus ſudavit & alſit: huic tamen aut hæc bona temporalia, quæ ad benè eſſe fa- ciunt, concedere, aut majora etiam; illi vel nihil horum, vel non in eodem gradu, &c. nec potest tantùm facere: ſed ita decrevit etiam ſæpiuſculè fa- cere.Ratio prioris membri eſt, quia Deus liberrimum agens eſt, & donorum ſuo- rum abſolutus dominus nemini cuiquam quicquam debet. Poſterioris autem non nullâ ex parte, parabola de operariis in vinea Patrisfamilias fidem facit Matt. XX. [503] Conduxerat Paterfamiliâs in vineam ſuam aliquot operarios, qui ſummo manè operi manus admoverent. Rurſus ſub veſperam alios eò ablegat, ut, quod ſuper- eſſet temporis, in colenda ea conſume- rent. Advocatis tandem omnibus æquâ mercede dimittendis, reſponſant, qui pri- mi laborare cœperant: hos noviſſimos ut labore impares ſibi: ita & inferiores eſſe præmiis, convenire à ℣. VI. ad ℣. XII. Quibus Paterfamiliâs notanter admo- dum regerit: ; an per vos liberali mihi eſſe non licet, in meis? ℣. XV. Sic, ſcilicet, ſæpè noviſſimi primi, primi contra noviſſimi fiunt. ℣. XVI. Jam igitur, quod cuiq́ue Patrifamiliâs licet in re domeſticâ, id, quin potiori jure ſummo rerum omnium diribitori liceat, nemo uſpiam erit, qui inficiabitur. De ſuo autem, laboribus impares, pari tamen præmio, donare cui- q́ue privato licet. Ergo nec manus ejus ita claudenda eſt, à quo cœteri homines conſecuti ſunt ea, in quibus diſpenſandis variè liberalibus eſſe licet.Scio, loqui apud Matthæum, ea in pa [504] rabola, Servatorem, de vocatione Dei ad gratiam Evangelii, quam æternæ vitæ præmium comitetur; adeoq́ue vel indi- care: gentiles, ſine injuria, quòd ipſam beatitudinem attinet, æquandos anti- quis Patribus ac Judæis, quamvis priùs vocatis; vel: nihil intereſſe ad conſe- quendam æternam ſalutem, quâ ſuâ ætate aliquis ad fidem vocetur; quo utroq́ue ſenſu à Patribus expoſitam hanc parabo- lam cernimus; Scio inquam, & ex eo ipſo porrò infero: Si id Deo liberum eſt, eos felicitate æternâ æquare, quos inæquales tamen in præſtitis ſibi ſervitiis cognove- rat: quantò id ei potiùs dabitur, tempo- ralium bonorum variâ diſpenſatione uti, prout voluerit, aut paribus paria, aut pari- bus imparia, aut imparibus imparia red dere, &c.Accidit ſanè quandoq́ue non abſimile quid in ipſa quoq́ue hominis converſio- ne. Duo nonnunquam audiunt verbum Dei, qui, ut B. Hunnius loquitur, To- mo I. Oper. Quæſt. & reſp. de Prædeſtin. p. m. 820. coram oculis noſtris pares ſunt, quorum alter convertitur, alter non conver [505] titur; Quæ inter illos ratio diſparitatis ſit; nos planè fugere. Quid verò? Inter ipſos re- natos, quosdam videtur Deus cuſtodire for- tiùs, ne finaliter excidant, quàm alteros. Hîc, ſi id omne penes ejus liberrimam mi- ſericordiam ſitum eſt, ut majori Spiritus Sancti dono hunc ornet & augeat præ illo; quid mirabimur: ſi probitate iisdem, diverſo gradu, temporalia bona conce- dat?Tandem verò ſi & illis, qui omne tem- pus pietati conſecrant, & vitam ipſam pro gloria nominis divini profundere ſata- gunt; penitus nihil bonorum tempora- lium, quæ ad benè eſſe faciunt, donaret, & cum paupertate, contemptu, odio, ca- ptivitate, &c. conflictari permitteret: quod jure hodie queri poſſemus, nihil eſſet; quia, ut eruditè loquitur Hugo Grotius in c. XX. Matth. ℣. 4 ſub diſpen- ſatione fœderis Sinaitici, obedientiæ merces propoſita erat certa, definita, ac ſenſibus ob- via, beata ſcilicet terræ Cananeæ poſſeſſio, vita longæva, & quæ alia lex proponit. At ſub diſpenſatione novi fœderis Sionæi, ſpes obedientium poſita est non in rebus conſpi [506] cuis: ſed in bonitate divina, à qua confidi- mus nos impetraturos ea, quæ nec oculus vi- dit, nec auris audivit. Diſertiſſimus Græ- corum Patrum Johannes Chryſoſtomus hoc addit: - - . Ex recen- ſione Frontonis Ducæi ita latinè ha- bent: Indignum eſſe dixerim, quærere, cur boni in preſſuris; mali contra in requie per- ſiſtant, cœleſti jam revelato regno, futuri́ ſeculi præmio nobis oſtenſo, Lib. I. de Provid. ad Stagirium monachum c. VIII. Non enim, ut verba Auguſtini adjiciamus, ad hoc ſumus Chriſtiani, ut terrenam nobis felicitatem petamus, quam plerun́ habent & latrones & ſcelerati. Ad aliam felicita- tem nos ſumus Chriſtiani, quam tunc acci- piemus, cum vita iſta hujus ſeculi totatran- ſierit. Pſalm. LXII. T. IIX. e. d. p. m. 229.Deniq́ue, quod tertium concluſionis membrum attinet, ita Deum decreviſſe varia iisdem, aut imparibus paria, aut pa- ribus imparia, &c. elargiri, executio, & [507] quotidianus rerum humanarum curſus edocet.XXI. Nona Concluſio.
Potest Deus, adde, & decrevit ab æterno, bona temporalia quæ ad benè eſſe faciunt, ei quando́ largiri, quem deterioris vitæ fo- re cognoverat, morum pejo- rum; imò etiam finaliter peri- turum: neglecto eo, quem pro- biorem, fideliorem, temperantio- rem, & finaliter perſeveratu- rum ſciverat.Ratio primæ partis hujus concluſio- nis eadem eſt, quæ prioris; nempe libera Dei voluntas, & rerum omnium abſoluta poteſtas. Quòd aùtem ita decreverit ſe aliquando facturum, Scriptura aliquot exemplis teſtatum facit. Primum eſt duo- rum filiorum Joſephi, Ephraim & Ma- naſſeh. Quod pietas parentis, quod con- ſuetus inter Patres mos, quod lex quoq́ue divina ſanciebat, ut potior benedictio primogenito cederet, id impleturus S. Jo [508] ſephus, Manaſſeh filium, avo ſubjicit, be- nedictione eâ impertiendum. At ecce! invito germano patre, & revocaturo ma- num benedicturi avi, Ephraim à Jacobo, præfertur, cui locuturo hæc à Sancto Spi- ritu ingeruntur: Scio mi fili, Scio, Manaſ- ſeh ortu & lege naſcendi priorem fuiſſe E- phraim. Sed iſte, etſi grandis populi parens futurus est, natu tamen minore multò in- ferior erit, Gen. XLIIX. 19. Nunc ſi per ſecula eamus, & annales Reip. Judaicæ perluſtremus, vix deteriorem tribum, Ephraimiticâ; certè nullam tantâ idolo- latriâ infectam reperimus, ut eo nomine, Jeroboam inde oriundus, toti populo ad idolorum cultum autor extiterit, I. Reg. XII. 26.-33. II. Paralip. XI. 15. XIII. 9. Hoc omne cùm prævidiſſe omniſcium Dei oculum negari nequeat; antetuliſſe tamen nequiores melioribus, in hercis- cendis bonis temporalibus, perſpicuum eſt. E tribu Benjamin Saulem ortum eſſe cap. IX. I. Sam. v. 1. 2. docet. At quâ tribu? Tam bene ſcilicet inſtitutâ, ut hoſpitis pellicem totâ nocte permole- rent, Judic, XIX. 27. 28. & tam infan [509] dum facinus vix internecione viginti quinq́; millium hominum piarent. c. XX. 44-48. Ex hac tam ſceleſta tribu, Saul evocatur imperiali dignitate, ei opes, ei majeſtas, ei victoria à Philiſtæis repetita donatur. Saul, plenus invidiarum, homi- cidii, perjurii, tandem infelici fato ipſe ſibi vitam abrumpens, &, ſi pietatem, ſi humi- litatem mentis, ſi candorem, ſi felicem vitæ exitum ſpectes, multis aliis neuti- quam conferendus. Et hæc omnia tamen Deum prævidiſſe, piè credimus; poſtpo- ſuiſſe tamen eidem myriades hominum, in propatulo eſt. Unus autem Salomon firmandæ concluſioni ſufficeret. Ille verò ſolam prudentiam optat, quâ feliciter Remp. adminiſtret, diffiſus ipſe ſibi, ſi magnis opibus bearetur. Has autem, unà promittit Summum Numen, & quaſi invito obtrudit, irritamenta futurorum malorum. Quantò pauperi meliùs eſſe licuiſſet Salomoni, neq́ue habenti, quod profunderet in alienigenas, quarum con- ſuetudine & antiquis inoribus, & patriâ religione, & æternâ felicltate excidiſſe [510] plerorumq́ue Patrum ſententia eſt. His tantis deliciis ſubmerſum iri Salomo- nem, viderat; liberaliſſimè ta- men his eisdem, eundem impertiri, pari- ter decrevit.Neq́ue nimiùm hîc mirabimur, ſi cœ- leſtium quoq́ue bonorum, deteriores, non rarò participes factos eſſe, Scriptura dictat, præ iis, quorum emendatior longè vita, ingenium tractabilius, mores huma- niores, ſpemlongè optabiliorem conver- ſionis & ſalutis ſuæ de ſe dabant. Cædem & minas ſpirabat anhelans Damaſcu ̅ Sau- lus, ipſi Chriſto Deo bellum indicturus. Et hic tamen, inter medios tyrannidis im- petus, ſpectandum ſe ei præbet, longos ſermones miſcens, non tam ducens, quàm impellens ad amorem ſui & animæ æter- nam ſalutem, poſthabitis aliis, quos vel nutu fortè faciles & morigeros habuiſſet. Huc quo́ ſpectat, verba ſunt B. Hunii. i. d. populi Iſraelitici in peculium at́ hæ- reditatem aſſumptio & cooptatio. Cur enim hunc potiſſimum duræ cervicis populum elegit præ cæteris gentibus? quæ, quantùm humanitus judicari potest, aut æquali, aut [511] etiam promptiori obſequio videbantur ob- temperaturæ vocanti Deo? Quæ diverſi- tatis ratio? non certè ullum meritum, quod omne Moſes illis palàm derogat: ſed Dei extraordinaria, in hujuſce populi Pa- tres Abrahamum, Iſaacum, Jacobum at́ horum poſteros, gratia. Aliquos infantes, ita pergit B. Doctor, in primo ætatis ve- ſtibulo abripit ex hoc ſeculo, ne malitia per- vertat intellectum eorum, Sap. IV. Cur non etiam alios infantes, quorum corda novit malitiâ hujus mundi perverſum iri, ſinit infantili ætate mori, ut ſalventur? Sanè vult & hos ſalvari: ſed ordinario modo. In- terim majorem clementiam præſtat iis, quo- rum ſeductionem extraordinario beneficio prævertit illorum morte. In Ethniciſme quot infantum millia obierunt, & (quan- tùm colligitur ex cenſura Chriſti, Joh. III. cum qua conſentit & Apologia Auguſtanæ Confeſſionis, articulo nono) etiam perierunt, antequàm ad annos diſcretionis perveni- rent, ut in cultum Hebræorum inquirere poſſent. Cur his infantibus non idem bene- ficium Deus exhibuit, quod aliis, veluti Rahab, Ruth, Gibeonitis, Reginæ Auſtri, [512] Eunucho Reginæ Aethiopum præfecto & multis aliis, quibus Deus tantiſper vitam prorogavit, donec factâ in cultum Hebræo- rum inquiſitione, eundem verâ fide ample- xarentur. Prorogat Deus quorundam in- fantum parentibus vitam, à quibus eru- diantur ad pietatem & ſalutem. Alteris infantibus eripiuntur parentes, quorum educatione orbati ſeducuntur in impieta- tem & errores. Sinit pueros nondum con- firmato judicio incidere in præceptores per- verſos, à quibus ſeducuntur miſerè. Aliis pueris largitur magiſtros & pædagogos fi- deles, quorum inſtitutione veram de Deo notitiam hauriunt & ſalvantur. Sinit Re- gem aut Principem adoleſcentem incidere in conſiliarios malos, quorum peſſimis con- ſiliis ſeducitur miſerè. Ab hujusmodi con- ſiliariis cuſtodit alios Reges & principes, qui aliàs coram oculis hominum nihilo meliores apparent. Sic unis datur à Deo naſci in me- dio populo Dei, qui regenerantur & ſalvan- tur: alteri rejiciuntur in ultimam us́ bar- bararum gentium oram, ubi altum de vero Deo ſilentium est. Ad priorem modu ̅ con- cludere nunclicet. Si integrum eſt Deo, [513] liberaliùs diſtribuere cœleſtia munera pejoribus, negligentioribus, perſecuto- ribus Eccleſiæ ſuæ: quid prohibet, di- ſpari modio, eundem emetiri munera??? ad hanc vitam ſpectantia, ut in lautiori re nequiores ſint, probiores laudentur, & algeant tamen?XXII. Decima Concluſio.
Hujus diſparis diſpenſationis cau- ſas, & ſi Deus procul dubio ha- beat & norit, noſtrum tamen est nec temerè decernere, nec cu- riosè nimis ſcrutari: ſedpiâ po- tius mente aut ſuſpicere, aut eum, quem cui́ ordinem præ- ſcripſit, promptè ſequi.Subeſſe cauſas, quas ita vocare liceat, ipſa ejus eſſentia docet, quæ provida mens eſt, nihil nec cœco, nec temerario impetu agens. Atq́ue harum quidem ali- quas, jam ſupra indicavimus, quarum certiores ipſe ille nos facere voluit, qui cuncta ſapientiſſimè moderatur.Acutus Pater Hieronymus, cùm Pe [514] lagianorum argumentum tractat, L. III. contra Pelagianos. c. II. edit. Colon. Agripp. M Dcxvi. p. m. 245. quod hoc erat: Aut ſcivit Deus, hominem in Paradiſo po- ſitum, prævaricaturum eſſe mandatum il- lius, aut neſcivit. Si ſcivit, non est in culpa is, qui præſcientiam Dei vitare non potuit: ſed ille, qui talem condidit, ut Dei non poſ- ſet ſcientiam de vitare. Si neſcivit; cui præ- ſcientiam tollis, aufers & divinitatem, ita inter alia reſpondet: Hoc genere in culpa erit, qui elegit Saul, futurum poſtea regem impiiſſimum. Et Salvator aut ignorantiæ aut injuſtitiæ tenebitur reus, cur in Evan- gelio ſit locutus: Nonne vos duodecim elegi apoſtolos, & unus de vobis diabolus est? In- terroga eum, cur Judam elegerit prodito- rem? cur ei loculos commiſerit, quem fu- rem eſſe non ignorabat? Vis audire ratio- nem? Deus præſentia judicat, non futura: nec condemnat ex præſcientia, quem nove- rat talem fore, qui ſibi poſtea diſpliceat: ſed tantæ bonitatis est & ineffabilis clementiæ, ut eligat eum, quem interim bonum cernit, & ſcit malum futurum, dans ei poteſtatem converſionis & pœnitentiæ, juxta illum ſen [515] ſum Apoſtoli: Ignoras quia benignitas Dei ad pœnitentiam te adducit? ſecundùm du- ritiam autem tuam & cor impœnitens, the- ſauriſas tibi iram, in die iræ & revelationis juſti judicii Dei, qui reddet unicui́ ſecun- dùm opera ejus.An expediverit, an involverit Hiero- nymum Scholiaſtes ejus, Marianus Vi- ctorius Reatinus, Epiſcopus Amerinus, non ſatis conſtat. Ita autem habent ver- ba ejus: Certior quidem in tanta curioſi- tatum diverſitate, quibus de divina volun- tate diſcutitur; & quibus, ex futuris præju- dicata ſententia, veluti non rectè quædam fecerit, in Deum arroganter ac temerè ho- mo inſurgit, inveniri reſponſio non potest, quàm, Deum præſentia, non futura judica- re: illi enim cuncta ſemper præſentia ſunt, non præterita, aut futura: hæc autem re- ſponſio non ſolùm multas, quas ex parte hîc Hieronymus refert: verum etiam, quæ de divinæ prædeſtinationis judicio excitantur, quæſtiones, mirè tranquillat ac ſapit, fortè ſopit. Quæ, ſi rectè aſſequor, hoc volunt: Acquieſcere poſſe humanas mentes, quæcunq́ue etiam cogitatio ſe ingerat, [516] (cur Deus v. g. Saulem in regem, vel Ju- dam in diſcipulum elegerit, quorum pri- mum, iniquiſſimum principem: alterum proditorem auricupidum futurum no- verit) ſi Deum præſentia, non futura ju- dicaſſe meminerint. Futuri enim alicujus cogitatione, reſpectu Dei, animum ma- cerandum non eſſe; cùm nihil ei futurum eſſe poſſit, qui uno momento omnia co- ràm videat. Hæc inquam, etſi, quod in- fallibilem Dei ſcientiam attinet, quæ, licet res ipſæ actu nondum adſint, nunquam tamen falli poteſt, rectè dicta ſint; an ta- men quæſtionibus ſatisfaciant, non fru- ſtrà quis ſuſpicetur. Eſto enim, illa omnia tam certò à Deo cognoſci, quàm ſi actu jam præſentia eſſent; id tamen æquè du- bium relinquitur: cùr Deus Adamum & Saulem tantô bonorum agmine cu- mulârit? cur Judam in numerum diſci- pulorum cooptârit, quos tantis crimini- bus fœdatum iri quaſi coram inſpexit. Imò verò augetur dubiu ̅ hoc îpſo, quòd, cùm præſentia eorum vitia Deus cerne- ret, tantis tamen muneribus afficere eos [517] voluerit. Niſi igitur me omnia fallunt, acutus Hieronymus horſum concedit: Intuitu vitæ anteactæ Saulis & Judæ, mo- deratioris longè & æquioris, quæ in pun- cto ſaltem rationis, ut Scholaſtici loquun- tur, prior eſt, in viſione Dei, ipsâ ſequen- te proditione, Deum ambobus hoc gra- tiæ feciſſe, ut alter in regem, alter in diſci- pulum eligeretur, idq́ue hac fini ab eo- dem factum eſſe, ne ſuggerenti poſtea diabolo obſecundarent, cùm meminiſ- ſent, quanti Deo fuerint, quos ex tam hu- mili conditione, ad tantum faſtigium ex- tuliſſet, quod ipſis, velut quotidianum exercitium majoris obſequii & gratiarum actionis, præbuiſſet.Aliam rationem reddit Chryſoſtomus. - - - [518] - - , id eſt, interprete Joh. Checo Cantabrigienſi: Qua de cau- ſa, inquies, illi, qui meretrices alit, & pa- raſitos, & adulatores, & qui alienis ſeſe in- gerit negotiis, & diffluentem hanc & diſſo- lutam vitam traducit, quaſi è fonte quodam profluunt divitiæ! Alter probitati, tempe- rantiæ, juſtitiæ & reliquis virtutibus perpe- tuò adhæreſcens, vix neceſſarium victum habet, cùm hic bonus ſit, & laborioſam vir- tutis elegerit viam: ille verò malus & diſſo- lutam hanc remiſſam́ ingreſſus ſit nequitiæ viam. Cujus igitur rei causâ malus hic, di- ves: ille bonus, pauper est? Vt hic majorem habeat coronam, ſi iſta perferat & patientiâ utatur: ille verò majus ſupplicium, majo- rem pœnam, niſi vitam mutaverit, niſi me- lior fuerit, niſi Dominum ſuum agnoverit. [519] Hæc ille Orat. V. de fato & providontia. edit. Pariſ. M DC ix. p. 832.Rectiſſimè jam ſubjicit Chryſoſtomus alibi Lib. I. de Providentia c. VIII. . Fieri potest, ut ſit etiam alia ratio & cauſa ſecretior, quam ſolus novit rerum opifex Deus, qui, ut pau- lò ante illa verba ſcripſerat. , non uno mo- do ſolitus ſit diſponere noſtra omnia. Cap. autem præcedente VII. ab illa noſtra curioſa inquiſitione in hanc ſecretam Dei diſpoſitionem, admodum eleganter & prolixè nos dehortatur. Non erit di- vidiæ longa verba, integra tamen appo- nere, incerto licet interprete verſa. Ita ca habent: Si omnem providentiæ illius di- ſpenſationem ſcire valeremus aut debere- mus, iſta quo́ ignorantes, mœroris ac per- turbationis non immeritò cauſam habere videremur. Sin verò is, qui tantorum ar- canorum effectus particeps, ad tertium cœ- lum raptus fuerat, ad hanc tamen abyſſum hærens ſubſtitit, inſpiciens́ in profundum divitiarum ſapientiæ ac ſcientiæ Dei, obſtu [520] puit ſolùm, at́ inde reſiliit: quid nos ipſos fruſtra concidimus, perſcrutantes inſcru- tabilia, at́ inveſtigabilia curiosè inqui- rentes? Certè cum medicus contraria his, quæ nobis ſalubria videntur, præcipit, ſive algens membrum profluo fonti ſubjicere jubeat, ſive alia hujusmodi efficere, nun- quam reluctamur: ſed cùm nobis antea per- ſuaſerimus, artis illum ratione cuncta fa- cere, promptè ac libenter cedimus, id́ cum ille ſæpius fallatur: Deum verò cujus viæ in omnibus incredibiliter à nobis diſtant, qui est ipſa ſapientia, qui nunquam falli po- test, puniendâ curioſitate perſcrutabimur? Cum́ illi ſimpliciter credamus, à quo facti rationem exigere jure noſtro poſſemus; ab illo, cujus ſolùm cedendum est nutui, eorum, quæ geſſerit, cauſas ac rationes requiremus at́ hujusmodi indignè ignorantiam fere- mus? Hæccine ſunt religioſæ mentis ac piæ? Nè, quæſo ac ſupplico, ne ad tantam veſa- niam progrediamur: ſed in omnibus, in qui- bus ambigimus, illud potius nobiſcum piâ cogitatione volvamus: Judicia tua abyſſus multa. Nam & hoc ipſum, quòd non omnia apertè ſcimus, divinæ ſapientiæ at́ pruden [521] tiæ profectò est. Si enim omnium, quæ fiunt, causâ & ratione cognitâ, ita demum Deo pareremus, non magni meriti eſſet, ne́ fidei oſtenſio ea res videretur. Cùm verò nihil horum penitus noſcentes, ita quo́ ſummâ affectione mandatis ejus omnibus cedimus, ex legitima obedientia, fide́ integerrima, maxima animabus noſtris emolumenta conquirimus. Hoc enim ſolùm nobis perſua- dere debemus, omnia nobis utiliter a Deo inferri, non jam amplius inquirentes, ne́ hujus ignorationes graviter vel cum mœ- rore ferentes. Ne́ enim poſſibile est iſta ſcire, ne́ utile: illud, quia mortales ſumus: hoc, quia citò in arrogantiam extollimur. Plurima nos facimus, quæ, cum liberis no- ſtris noxia eſſe videantur, utilia ſunt tamen: quorum neqúe illi cauſas quærunt addiſcere, neqúe nos illis antea perſuadere ſtudemus, id expedire, quod facimus: ſed hoc ſolùm illos admonemus, ut in omnibus cedant, quæ- cunque præceperint patres, nihilqúe ulterius inquirant. Quod ſiparentibus noſtris, qui nobiſcum ejusdem naturæ ſunt, ita promptè, ita liberè obtemperamus, ne́ ullâ ratione indignamur: Deo indignabimur, aut gra [522] viter feremus quòd non illius omnia nobis explorata ſint, qui tantâ excellentiâ nobis præcellit, quantum inter Deum & homines diſcrimen intercedit? Et quid hac impie- tate graviûs ac duriûs excogitari poſſit? Adverſus hujusmodi ſanè, beatus Paulus indignans dicebat: Alioquin ô homo, tu qui es, qui reſpondeas Deo? Nunquid dicet figmentum factori ſuo, cur me ita feciſti? Equidem filiorum exemplar propoſueram; ipſe verò multò aliquid majus poſuit, figuli ſcilicet, at́ ab eo formati luti. Sicut enim lutum, quocun́ manus ſe formantis duxe- rit, ſeqúitur: ita hominem, quæcun́ Deus juſſerit, ea ſequi, & quæ ille intulerit, grato animo perferre convenit, nihil omnino re- luctando, vel curiosè addiſcere quærendo. Ne́ enim nobis ſolis iſta ambigua ſunt: ve- rùm & his, qui ante nos fuerunt, ſanctis illis ac mirabilibus viris. Ait enim Job: Vt quid enim impii vivunt divitiis́ vetera- ſcunt? Beatus autem David: Paulò mi- nus, inquit, effuſi ſunt greſſus mei, qui Zela- vi ſuper iniquos, pacem peccatorum videns. Quia non est reſpectus morti eorum, & fir- mamentum in plaga eorum. In laboribus [523] hominum non ſunt, & cum hominibus non flagellabuntur. Post hunc Hieremias quo́: juſtus es, inquit, Domine, veruntamen ju- dicia loquar adte, Quid est quòd via pec- catorum proſperatur? Ambigebant iſti qui- dem at́ inquirebant: ſed non ita, ut fa- ciunt impii. Ne́ enim accuſabant Deum, ne́ ex his quæ fiunt, illius juſtitiam repre- hendebant; ſed alius quidem ajebat: Juſti- tia tua ſicut montes Dei; judicia tua abyſſus multa. De alio, cùm tanta paſſus eſſet, ſori- ptum est: Non dedit inſipientiam Deo. Et in libro ipſe ſuo, incomprehenſibilem ſapien- tiam illius & diſpenſationem enarrans, cùm de opificio diſſeruiſſet: Ecce, inquit, iſtæ ſunt partes viæ ejus, & ad humorem verbi au- diemus in eo! Idipſum quo́ Hieremias pro- videns, ne quis unquam ſuſpicaretur, inter- rogationi judicium ſuum præpoſuit, dicens: juſtus es Domine; hoc est, ſcio quidem à te omnia fieri juſtè: modum autem ignoro quo fiunt. Quid igitur ampliùs illi didicerunt? Nempe de his nullum reſponſum retule- runt, quod beatus David indicat, cùm di- cit: Et exiſtimabam ut cognoſcerem, quia hoc labor est antè me: Idcirco autem re [524] ſponſa ſuper his non acceperunt, ut poſterio- ribus ſeculis futuros homines docerent, etiam iſtâ interrogatione abſtinere.

Adp. 236. & ſeq.
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Non hodie demum nata illa cogitatio eſt, fruſtra operam ſumere, quotquot pre- cibus fatigare S. Numen animum induxe- rint. Avocavit ſanè ſuo jam ſeculo ab hoc pietatis officio diſcipulos ſuos, Maximus Tyrius integrâ diſſertatione XXX. plauſi- bili, primâ fronte, argumentatione, ex qua quædam decerpemus. Quæcun́, ait, ſibi evenire precantur homines, aut providen- tia, aut fati neceſſitas, aut ſortis inſtabilitas, aut deni́ artis regit diſpenſatio. Jam pro- videntia, Dei: Fatum, neceſſitatis: ars, ho- minis: ſors, fortuiti est opus. Quæ precamur ergo, aut ad providentiam referenda Dei; aut neceſſitatem fati; aut artem ſunt huma- nam, aut curſum fortunæ. Et primò ſi ad providentiam referantur, quid prece opus est? Si enim est providentia: ea vel uni- verſalia providet; Singula verò negligit (ſicut reges juſtitiâ & jure urbes guber- nant integras, ſingulos non intuentur mor- tales) aut inter ea, quæ ſingula reſpiciunt, [525] cenſetur. Non ergo obtundendus erit. Si enim quid petas, quod cum ſalute pugnet univerſi, non impetrabis. Quòd ſi ſingula curat Deus, ne ſic quidem orandum est. Id enim tale est, ac ſi medicamentum aliquis aut cibum â medico poſcat æger. Nam ſi prodest, & non petenti dabit: ſinocet, ne petenti quidem. Quid autem, quæ à fato? Nempe & hîc ridiculæ ſunt preces. Faciliùs enimregem flexeris quàm Tyrannum. Ty- ranno enim ſimile est fatum, nec ſuperiorem agnoſcit, nec mutari potest. At ne́ quæ à fortuna deveniunt precibus petenda ſunt, & multò qúidem minùs quam reliqua. Nec enim cum principe inſano agendum est, ubi nec conſilium, nec temperatus affectus: ſed furor, ſed rationis expers habitus, ſed in ſani motus animi, perpes́ libidinum viciſſitudo rei ſúmmæ præſunt. Post fortunam ſola ars reſtat. Quis autem faber pulchrum aratru ̅ à Diis petat, artem cum habeat? Quis tex- tor amiculum pulchrum, artem cum ha- beat? Quis faber ferrarius pulchrum cly- peum, artem cum habeat? Quid ergo quod nec ad providentiam, nec adfatum, nec ad artem ſpectat, nec adfortunam, petendum à Diis relinquitur? &c.
|| [526]
Hæc, quin hominem gentilem move- re poſſint, dubitationem nullam habet. Ea ipſa verò, quin partem legis moralis quoq́ue tollant, & directè tertium præ- ceptum impugnent, dubitationem pari- ter nullam habet; idq́ue difficile non eſ- ſet oſtendere, niſi peculiari Exercitationi Scholaſticæ De Sabbato, hæc, & alia, reſervarentur. Illud certum eſt, ne Sa- pientem quidem gentilem, gentili huic Maximo, hæc condonaturum eſſe. Quid, hanc rem obiter tractans Joh. Spondanus reſponderit, Comment. in Homeri Iliados L. V. p. m. 82. ſubjungemus. Nos, ait, non ſolùm quòd Chriſtiani ſumus: ſed etiam ipſorum Ethnicorum exemplo contrarium docemus: In omni opere Deum invocan- dum; cujus rei antiquiſſimus & tempore & autoritate præceptor est Homerus. Hoc enim obſequium ab hominibus Deus poſtu- lat, licet eorum precibus nihil aliud ſtatuat, quàm quod jam inde ab æternitate ſeculo- rum ejus Providentia immutabilis decre- vit: quod familiare Patrisfamilias exem- plum ſatis probat. Ille enim licet propenſo ſit erga ſuos liberos animo, & proinde quic [527] quid ſibi bonorum est, in eorum commodum lubenter, etiam non rogatus, profundere in- ſtituerit; tamen plera́ neceſſaria à liberis ſuis expoſci interdum vult, ut eum agno- ſcant, cui bona ſua accepta referre debeant.

Ad pag. 246.
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Fusè hæc & doctiſſimè, quomodo præ- ſcientia Dei cum libertate arbitrii con- ſpiret, à magnis & ingenioſis Viris, ut Apologia Aug. Confeſs. Dd. Scholaſti- cos appellat, pertractata ſunt. Videatur è recentioribus Becanus Theologiæ Scho- laſticæ p. I. c. X. à q. V. ad XIII. Guil. Eſthius in I. ſent. diſt. XXXIIX. Gregor. de Valentia T. I. q. XIV, p. V. addi poteſt Bellarminus T. IV. de grat. & lib. arbit. c. XIII. Pet. Fonſeca in VI. Metaph. c. II. q. IV. ſ. XI. alii. Eſt tamen profectò ali- quid, à gentili adhuc Ammonio Alexan- drino nodum hunc inciſum eſſe. Ille igi- tur primus, æſtu quodam raptus ad philoſo- phiæ veritatem, multorum́ opiniones, qui magnum dedecus philoſophiæ afferrent, con- temnens, utram́ ſectam (Platonicorum ct Ariſtoteleorum) probè callens, & in concordiam adducens, & à contentionibus [528] liberam philoſophiam tradens omnibus ſuis auditoribus, & maximè doctiſſimis æquali- bus ſuis, Plotino, & Origeni, & Succeſſori- bus, quod Photii de eo judicium eſt L. d. p. 1382. Hic, inquam, Hieroclis etiam ſen- tentiâ Vir, & dubium hoc movet, & commodè ſatis removet. Oſtenderat elegantiſſimè in explicatione libri Ariſtotelis de Interpretatione: Deos omnium rerum habere ſcientiam. Ea aute ̅ , quomodoadfutura contingentia ſe habe- at, etſi difficile eſſe explicatu aſſerat; ſic ta- me ̅ exponit. Non, inquit, audebimus dicere, cum fluxione rerum unà curſitare Deorum cognitionem, aut eſſe aliquid apud eos aut præteritum aut futurum, ne́ apud eos dici quod nos Timæus docet: Hoc fuit, hoc erit; quæ voces mutationis in ſe ſignificationem habent: ſed tantùm, est, & hoc ipſum non connumeratum cum illo fiat & erit, at́ ab eis contra diſtinctum: ſed cogitatum ante omnem temporis indicationem, ita, ut Deo- rum immutabilitatem & invariabilita- tem ſignificet. Ne́ exiſtimandum est, ne- ???eſſarium habitura eventum ea, quæ anci- ???itia dic imus, quia à Deis definitò noſcun [529] tur. Non enim quia id ſciunt Dei, ideo ne- ceſſariò iſta evenient: ſed quia naturam habentia ambiguam, & in utrumqúe pro- clivem exitum habebunt talem aut talem; propterea neceſſe est ſcire Deos, quomodo res exitura ſit, estqúe idem naturâ quidem ſuâ anceps: Deorum autem notitiæ non in- definitum: ſed definitum. Hæc gentilis Ammonius. Quomodo SS. Patres hæc expediverint, nec injucundum lectu, nec indignum ſcitu eſſet. Locorum ſaltem aliquorum faciemus indicium, quæ B. L. ſi perpenderit, pœnitendum laborem neutiquam ſubierit. Confer. Auguſt. Lib. V. de C. D. IX. C. & X. L. XIV. cap. XXV II. L. III. de Lib. Arb. c. II. III. IV. Lib. de Prædeſt. Sanct. cap. X. & Tract. LIII. in Joh. Proſper. L. II. dè Vocat. Gent. c. XXXIV. S. Anſelmus Lib. de Con- cordia præſcientiæ Dei cum libero arbitrio, Damaſcenus L. II. de Orthodoxa fide c. XXX. Chryſoſt. hom. LX. in Matt. Clau- dant agmen S. Hieronymi verba, quæ in c. XXVI. Hierem. commentatur. Non in- quit, ex eo, quòd Deus ſcit futurum aliquid, iccirco futurum est: ſed quia futurum est, [530] Deus novit quaſi præcus futurorum.

Ad pag. 266.
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Ipsâ ſuâ linguâ loquentem Platonem audiemus: - - - . Ex in- terpretatione Johannis Serrani ita latinè habent: Deum, quippe qui bonus est, cui- quam autorem cauſamqúe extitiſſe mali, hoc verò omni contentione refutandum est, neqúe concedendum, ut quisquam hæc vel dicat vel audiat in civitate, (ſi illam benè conſtitutam optamus) neqúe juniorum vi- delicet, neqúe ſeniorum, neqúe verſu, neqúe ſoluta oratione; utpote quæ dictu neqúe pia ſunt, neqúe utilia, neqúe ipſa ſibi ipſis conſentanea atqúe congruentia. Sic Plato L. II. de Rep. T. II. Oper. p. m. 380.
|| [531]

Syllabus. Autorum in hoc opuſculo allegatorum, & plerorum́ omniu ̅ locis qq. ſuis viſorum.
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A.
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Adagia Germanica.
Agapetus.
Alexander Aphrodiſienſis.
Ambroſius.
Ammonius Alexandrinus
Anſelmus.
Apulejus.
Dion. Areopagita.
Ariſtoteles
Roder. de Arriaga.
Arrianus.
Auguſtinus.

B.
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Frid. Balduinus.
Baldus.
|| [532]

Magnus Baſilius.
Martinus Becanus.
Rob. Bellarminus
Bernhardus.
Jacob. Billius.
Joh. Heinr. Bœclerus.
Bonfinius.
Johan. Brentius.
Johan. Buxtorfius.

C.
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Gorg. Calixtus.
Phil. Camerarius.
Jus Canonicum.
Hugo Cardinalis.
Chron. Carionis
Sebaſt. Caſtalio..
Johan. Checus
Mart. Chemnitius.
Conimbricenſes.
Chryſoſtomus.
Daniel Cramerus.
Cyrillus.

D.
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Damaſcenus.
Peripatet. Diogenianus.
Fronto Ducæus.
|| [533]

E.
[arrow up]


Epictetus.
Guiliel. Eſthius.
Euariſtus.
Euripides.
Euſebius.

F.
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Petrus Fonſeca.

G.
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Vulcat. Gallicanus.
Johan. Gerhardus.
Lud. Granatenſis.
Albert. Gravverus.
Magnus Gregorius.
Hugo Grotius.

H.
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Dan. Heinſius
Herodotus.
Heſiodus.
Hierocles.
Hieronymus.
Ægid. Hunnius.

I.
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Ignatius.
Flav. Ioſephus.
Iuvanalis.
|| [534]

L.
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Lactantius.
Diog. Laërtius.
Fort. Licetus.
Juſtus Lipſius.
Joh. Lonicerus.
Mart. Lutherus

M.
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Did. Maſius.
Phil. Melanchton.
Hurt. de Mendoza
R. Moſ. Maimonides.
Franc. Murcia.
M. Anton. Muretus.

N.
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Greg. Nazianzenus.

O.
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Luc. Oſiander.
Adam. Olearius.

P.
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Jul. Pacius.
Photius.
Pindarus.
Plato.
Plutarchus.
Proſper.
|| [535]

R.
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Mar. Vict. Reatinus.
Jacob. Revius.
Greg. Richter.
Franciſc. Robortellus.
Anton. Rocco.
Anton. Ruvio.

S.
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Salvianus.
Caſp. Sanctius.
Andr. Schottus.
Eraſ. Schmid.
Seneca.
Nicol. Serarius.
Joh. Serranus.
Simplicius
Paul. Slevogtius.
Sophocles.
Joh. Spinæus.
Joh. Spondanus.
Vict. Strigelius.
Franc. Suarez.
Suetonius.

T.
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Tacitus.
|| [536]

Johan. Tarnovius.
Theodoretus.
Theognis.
Thomas d’Aquino.
Franc. Toletus.
Anton. de Torquemada.
Max. Tyrius.

V.
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Greg. de Valentia.
Biblia Vinarienſia.
Gerh. { Voſſius
Dionyſ.

X.
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Xenophon.
Xiphilinus.
Xylander.

Z.
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Theatr. Zvvingeri.
|| [537]

Verzeichnuß was hierinn zu finden.
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A.
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ABgoͤtterey ſoll vermiden werden 203/ ꝛc.
Abtrams Ehrgeitz wird geſtrafft 140/ ꝛc.
Adel wird nicht allezeit ange ſehen. 281. welcher der rechte. ib.
Aleranders Autoritaͤt woher? 176. ließ ſich/ daß ein andrer baͤſſer/ nicht verdrieſſen. 340. ꝛc.
Amtsverwaltungen bey einem glücklich/ bey dem andern nicht. 179. ꝛc. hohe ſind Gottes Geſchenk. 140. ꝛc. Warum ſo unterſchieden ausgeteihlt/ 207. ꝛc. bekommen oft keine tuͤchti= ge Perſon. 224. ꝛc. waͤren oft baͤſſer/ wann mans nicht haͤtte. 362. ꝛc.
Anſehen und Autoritaͤt bleibt oft nur in dem Land/ und nirgend weiter. 71. ꝛc. gibt Gott. 74. ꝛc. 153. ꝛc. 172. ꝛc. 176. ꝛc. iſt oft deß Menſchen Schad. 219. ꝛc.
Anſchlaͤg gehen nit allezeit fort/ warum. 67. ꝛc.
Arbetten warum mancher nicht will. 241. ꝛc. muß man 243. ꝛc. Gott hilft ſonſt nicht. 244. ꝛc.
Armut iſt oft nutz/ 218. ꝛc. verdammet nit/ macht nicht ſeelig. 268. iſt oft loͤſer/ als die Reichen/ ib.
Aſtrologiſcher Wahn vom Gluͤck iſt nichts. 26. ꝛc.
|| [538]

B.
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Baͤume find unterſchiedlicher Art. 111. ꝛc.
Bauren ſind ſo wol von GOtt/ als Fuͤrſten. 208. ꝛc.
Beten/ warum mancher nimmer will. 235. ꝛc. wie es muͤſſe beſchaffen ſeyn. 236. ꝛc. nit alles hilft. ib. wie man ſoll um zeitliche Güter. 238. ꝛc.
Bettler oft die loͤſeſte Leut. 268. ꝛc.
Betruͤben ſoll man ſich nit über ſeinen Stand. 356. die erſte Urſach. 357. ꝛc. die andere Ur= ſach 359. ꝛc.
Bitt abſchlagen iſt oft nutzlich 237.
Bogenſchuͤtz trifft ohngefaͤhr das Ziel. 185. ꝛc.
Bruͤder Joſephs muͤſſen ihm nachgehen. 134. ꝛc.

C.
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Chriſten was das Gluͤck heiſſen. 39. ꝛc.
Corvinus Matthias wunderlich zum Regiment kommen. 182. ꝛc.

D.
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Dathans Ehrgeiz wird geſtrafft 140. ꝛc.
David wird allen Bruͤdern fuͤrgezogen. 148. ꝛc.

E.
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Gluͤckliche Ehe Gottes Werk. 78. ꝛc. 150. ꝛc.
Ehen werden getrennt/ oft um eines kuͤnftigen andern Ehegatten wegen. 81.
Ehr ſtehet nicht in unſern Haͤnden. 74. ꝛc. iſt oft unſer Schad. 274. ꝛc.
|| [539]

Eltern und Großeltern ſind oft der Kinder Glück und Ungluͤck. 220. ꝛc haben ein Kind lieber als das ander. 314. ꝛc.
Emerichs Koͤnigs in Ungarn gewaltige Rede 172. ꝛc.
Engel ſind unterſchiedlich erſchaffen. 105. ꝛc.
Ephraim wird Manaſſe vorgezogen. 129. ꝛc.
Epikurer haben alles fuͤr ohngefaͤhr gehal= ten. 23.
Erde hat allerley Tiehr/ und Baͤume/ und Kraͤu= ter/ und Metall. 111. ꝛc.
Eſau wird Jacob nachgeſetzt. 125. ꝛc.
Eſther wird eine Koͤniginn. 150. ꝛc.

F.
[arrow up]


Fatum haben viel geglaubt. 9. ein Exempel deſ= ſen. 10. ꝛc.
Fiſche ſind unterſchiedlicher Art. 109. ꝛc.
Freyer Will wird dem Menſchen nicht genom= men. 51. ꝛc.
From ̅ keit kan man nicht gewiß wiſſen/ ob ſie bey dem oder dem 282. ꝛc. iſt daraus nicht zuſchlieſ= ſen/ weil es einem zeitlich wolgehe. 300. ꝛc.
Fuͤrſten und Herꝛn Ankunft. 187. ꝛc.
Fuͤrwitz auſſer ſeinem Stand ſoll man fahren laſſen. 392. ꝛc.

G.
[arrow up]


Gaben Gottes bleiben uͤberal Gottes Gaben bey wem ſie ſind. 277. ꝛc. ſind keinem umſonſt gegeben. 279. ꝛc.
|| [540]

Geſchicklichkeit gilt nit allezeit. 64. ꝛc. 170. ꝛc.
Gewerb iſt bey einem Diener gluͤckſeeliger als bey dem andern. 179. bekom ̅ t oft keine tuͤchtige Perſon. 224. ꝛc.
Gewiſſen gut iſt baͤſſer als alle zeitliche Güter. 288. ꝛc.
Gluͤck/ meynen viel/ ſey ein blindes plumpes Ding. 5. 7. viel haben es gewaͤltigen wollen. 8. viel um deßwegen nim ̅ er beten und arbeiten. ib. wie vielerley es bedeute. 21. 22. viel meynen es ſey eine Goͤttin. 24. manche kaͤmen darzu durch einen gewiſſen Planeten. 26. ꝛc. manche waͤren darzu prœdeſtinirt. 31. 32. was bey den Stot= kern heiſſe. 30. was bey den Chriſten. 39. ꝛc. an dem ligt alles. 64. ꝛc. iſt oft Unglück. 271. ꝛc. iſt alles Gott zuzuſchreiben. 315. ꝛc. darum Gott zu danke ̅ / in was für Stand es ſey. 397. ꝛc. ſich deſſen nicht zu erheben. 401. ꝛc.
Gottes=Regirung iſt das Gluͤck. 40. 41. ihr iſt nichts unverſehens oder unwiſſend. 41. ꝛc. laͤſſet viel zu. 45. ꝛc. weiß alles von ewigkeit her. 48. gibt oſt unſern Herzen abſonderliche Gedanken ein. ib. hat von Ewigkeit beſchloſ= ſen/ welchen Gedanken es foͤrdern wolle. 50. nim ̅ t damit dem freyen Willen nichts. 51. ꝛc. ohne ſie gilt nichts. 64. ꝛc. hat die Menſchen unterſchiedlich geſetzt. 69. hat alles weißlich geordnet. 70. ꝛc. machet reich/ geehrt/ weiß. 74. ꝛc. anſehnlich. 76. ꝛc. ſtifftet die Ehe. 78. ꝛc. gibt Sieg und Segen/ 82. ꝛc. behütet fuͤr allen Wunden. 84. ꝛc. regirt das Loos 88. ꝛc. iſt Huͤter
|| [541]
auf der Straſſen. 91. ꝛc beſcheert einen Schatz. 95. ꝛc. haͤlt in allen Creaturen einen Unter= ſchied. 105. ꝛc. gibt Koͤnigreiche/ Kaͤiſertume/ Herꝛſchaften. 166. 167. ꝛc. 170. ꝛc. 182. 184. ꝛc. gibt Gluͤck im Spielen. 185. ꝛc. ſeines Raht= ſchluſſes Urſach nicht zu gruͤblen. 196. ꝛc. wa= rum Gott ſo ein unterſchied ſeiner Gaabe ̅ halte. 198. ꝛc. die I. Urſach. 202. ꝛc. die II. Urſach 206. ꝛc. die III. Urſach. 211. die IV. Ur= ſach. 212. ꝛc. die V. Urſach. 215. ꝛc. die VI. Urſach. 218. ꝛc. die VII Urſach. 220. ꝛc. die VIII. Urſach. 224. ꝛc. erhoͤret nit alles Gebet. 236. ꝛc. wie ers von Ewigkeit geſehen ſo muß gehen. 246 ꝛc. ſegnet im Schlaff/ wie es zu verſtehen. 249. ꝛc. gibt auch den Boͤſen und Gottloſen. 254. ꝛc. ob er ſchon weiß daß ſie alſo bleiben werden. 258. ꝛc. gibts nit zu ihrer Ver= damniß. 263. ꝛc. iſt keine Urſach der Suͤnden. 265. verachtet ſeine eigne Gaben nicht. 276. ꝛc. macht nichts umſonſt. 279. ꝛc. haͤlt kein Anſe= hen der Perſon. 284. ꝛc. iſt niemand etwas ſchuldig. 285. ꝛc. regirt oft die Zunge/ daß ei= nes ſelbſt nicht weiß warum er etwas rede/ 290. ꝛc. ſeine Werk/ ob man ſchon nicht alle Urſachen weiß/ ſind ſie doch gerecht. 307. ꝛc. Sein Gefallen und Will ſtillet alle unſere Fra= gen. 317. ꝛc. Ohne ſeinen Willen widerfaͤhret uns nichts. 319. ꝛc. muß man uͤberal zum Ge= huͤlfen nehmen. 410. ꝛc.
Gottloſe haben oft mehr Gluͤck/ Ehr/ Gewalt/ als Fromme. 251. ꝛc. warum es GOtt tuhe.
|| [542]
257. ꝛc. 26. ſind darum nicht gewiß zn heiſſen/ weil es ihnen übel gehet. 300. ꝛc.
Gunſt der Leute iſt Gottes Gab. 153.

H
[arrow up]


Handlungen ſind bey einem Menſchen gluͤckſee= liger als bey dem andern 179. ꝛc. bekommen oft keine tuͤchtige Perſon. 224. ꝛc.
ein Hauß hat unterſchiedliche Gefaͤß. 113. ꝛc.
Herꝛſchaften ſind Gottes Geſchenk. 167. 170.
groſſe Herꝛn ſind bey einem Diener gluͤckſeeliger als bey dem andern. 179. ꝛc. ihre Ankunft 187. ꝛc.
Heuraten werden im Himmel beſchloſſen. 81. ꝛc. waͤren oft unſer groͤſtes Ungluͤck. 361. ꝛc.
Heyden haben zum teihl GOttes Vorſorg ge= glaubt. 23. das Gluͤck fuͤr eine Goͤttin gehalten/ und blind unvorſichtig gemahlt. 24. ꝛc. zum teihl verlacht. 25. haben merken muͤſſen/ daß es was uͤbermenſchliches ſey. 167. haben gerah= ten: man ſolle Gottes Willen willig tragen. 332. ꝛc. erkennen den Reichtum fuͤr Gottes Gab. 344. ꝛc. auch Koͤnigreiche und weltliche Gewalt. 345. ꝛc. auch den Sieg im Krieg. 347. ꝛc. auch den Eheſtand. 348. ꝛc. anch Au= toritaͤt 349. ꝛc.
Hohe Aemter kommen von Gott. 140. ꝛc.

J.
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Jacob wird Eſau fuͤrgezogen. 125. ꝛc.
Joſeph wird allen ſeinen Bruͤdern fuͤrgezogen. 134. ꝛc
|| [543]

Irr reitet und gehet mancher durch Gottes Re= gierung. 90. ꝛc. 93. ꝛc.
Iſchaſchar unter ſeinen Brüdern der elen= deſte. 153.
Juͤden haben gemeynt/ Gluͤck komme von Sternen 27. ꝛc.
Juͤngere Geſchwiſtere ſind oft glückſeeliger als die aͤltere. 310. ꝛc.

K
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Kaͤiſer Sigismund ſchoͤne Red an ſeinen Die= ner 163. ꝛc. Maximiliani. I. Demut. 165. ꝛc. Titi Red und Sanftmut 167. ꝛc. Adriani Red 109. Otho und Galba 170. ꝛc.
Koͤnigreiche ſind Gottes Gaben 143. ꝛc. 148. ꝛc. 165. ꝛc. 167. ꝛc. 170. ꝛc. 184. ꝛc.
Korah Ehrgeitz wird geſtrafft. 139. ꝛc.
Kriegs=Gluͤck iſt Gottes Werk. 83. ꝛc.
Kunſt gilt nit allezeit 64. ꝛc. 185. ꝛc.

L.
[arrow up]


Langes Leben gibt Gott/ nicht/ ſich zu verſuͤndi= gen 264. ꝛc
Leben der Menſchen iſt wie eine Gaſterey. 329. wie ein Komoͤdi 330. ꝛc
Ewiges Leben hat unterſchied der Ehren. 117. ꝛc. darinn wird keines das andere neiden 119. ꝛc.
Leib hat unterſchiedliche Glieder 115. ꝛc.
Loos regiret Gott. 88. ꝛc.

M.
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Manaſſe wird Ephraim nachgeſetzt 129. ꝛc.
Menſchen widerfaͤhrt viel unverſehens 41. ꝛc.
|| [544]
koͤnnen ihres Gluͤcks nit ſelbſt Meiſter ſeyn. 56. behalten ihren freyen Willen. 51. ꝛc. koͤnnen nit alle ̅ zeit was ſie wollen. 64. ꝛc. ſie ſeyn gleich hoch oder nider. 67. ſind unterſchiedlich geord= net. 69. koͤnnen nicht reich werden/ wann und wie ſie wollen. 72. ꝛc. auch nicht geehrt und an= ſehnlich wie ſie wollen. 74. ꝛc. nicht zur Ehe be. kommen wen ſie wollen. 78. ꝛc. ihr Hertz ein unvergnuͤglich Hertz. 210. von deß andern From ̅ keit kan keiner recht urteihlen 282. ꝛc. ſollen Gottes Vorſorg nicht anklagen. 303. ꝛc. wann alle gleiches Standes/ koͤnten ſich nit er= halten 211. ihr leben iſt wie eine Gaſterey 329. wie eine Komoͤdi 330. ꝛc.
Moſe ſtrafft den Ehrgeitz. 140. ꝛc. iſt nicht nei= diſch. 383. ꝛc.
Murren ſoll man wider Gott nicht. I. Urſach 379. ꝛc. II. Urſach. 384. ꝛc.

N.
[arrow up]


Nachfolger kan man nicht hindern 169. ꝛc.
Nehemias erlangt Hofgunſt. 154. ꝛc.
Neid iſt ein gemeines Ding. 367. iſt ein unwehr= tes Ding/ die I. Urſach. ib. ꝛc. die II. Vrſach. 371. die III. Vrſach ib. ꝛc. ſoll nicht ſeyn/ wann auch gleich ein untuͤchtigerer fuͤrkom ̅ t. 376. ꝛc. Moſes hat nicht geneidet. 383. ꝛc.

R.
[arrow up]


Rathſchluß Gottes Vrſach ſoll man nicht zu wiſſen begehren. 196. ꝛc.
Reden warum es nicht allezeit angenehm. 75. ꝛc trifft oft ohngeſehr ein. 290. ꝛc.
|| [545]

Regimenter kommen von Gott. 166. ꝛc. 170. ꝛc.
Reichtum ſteht nit in unſeru Haͤnden. 72. ꝛc. 163. ꝛc. erheuraten iſt Gottes Geſchenk. 81. ꝛc. bekoͤm ̅ t oft ein groſſer Narr 184. ꝛc. 344. oft deß Menſchen Schade. 218. ꝛc. 271. ꝛc. ver= damt nicht/ macht nicht ſeelig. 268. ꝛc. wer den erlangt ſoll Gott dankſagen. 397. ꝛc.

S.
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Salomon bringt die Gluͤckſeeligkeit Zu fall/ 271. ꝛc.
Saul wird wider willen und wiſſen Koͤnig. 143. ꝛc. will David erwuͤrgen/ und kan doch nicht. 150.
Schaͤtz ſinden ein Werk Gottes. 95. ꝛc.
Segen Gottes kom ̅ t im Schlaff ohne muͤ= he/ wie es zu verſtehen. 249. ꝛc.
Sieg von Gott/ 82. ꝛc.
Soldat warum mancher nit einmal verwundet werde. 83. ꝛc. woher ſeine Autoritaͤt 176. ꝛc. ſoll ſeinem General ohne Widerwillen und nachforſchen folgen. 196. ꝛc.
Spiel=Gluͤck von Gott 185. ꝛc.
Staͤnd allerley in der Welt/ warum 311. ꝛc. mit dem ſeinen zu frieden ſeyn. 329. ꝛc. 335. ꝛc. 386. ꝛc. auſſer dem nicht zu ſchreiten. 392. ꝛc.
Stern ſind unterſchiedlich erſchaffen. 108. ꝛc. ſind nit urſach deß Gluͤcks. 26. ꝛc. 241. ꝛc.
Stoicker meynung vom Gluͤck nit boͤß 30.
Eine Stund iſt gluͤckſeeliger als die andere. 56. ꝛc.
|| [546]

Suͤnde eines Landes/ Statt/ Amtes/ machen es ungluͤckſeelig. 214. ꝛc.

T.
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von Teufeln ſoll man nichts bitten. 103. ꝛc.
Tiehr ſind unter ſchiedlicher Art. 111.
Tobias erlangt Hofgnnſt. 156. ꝛc.
Toͤpfer macht allerley Gefaͤß. 114.

V.
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Verſagen was man bittet/ iſt manches groͤſſe= ſter nutz. 237.
Verwaltung guter Dienſte und Aemter von Gott 140. ꝛc. ſind bey einem gluͤckſeeliger als bey dem andern 179. ꝛc.
Veſtmachen für Wunden und Schaden/ iſt eine Teufelskunſt. 84. 86.
Vngefehre Rede trifft oft ein. 290. ꝛc.
Voͤgel ſind unterſchiedlich. 109. ꝛc.

W.
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Wille Gottes mit willen aufzunehmen. 317. ꝛc. 332. ohne den widerfaͤhrt uns nichts. 319. will manchen groß/ manchen klein haben. 342. ꝛc.
|| [547]

INDEX RERUM. in notis occurrentium.
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A.
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ALeæ in ludo quod quidam victores unde 422. ſeq.
Ammonius de præſcientia Dei. 527. ſeq.
Annulum Polycrates in piſce inventum, di- vinitus redditum agnoſcit. 461.
Ariſtoteles fortunam Deam negabat 423. ſeq. 430. malis benefacere Deum, non credebat. 424. ſeq.
Auguſtinus genios credebat, luſum aleæ, v.g. quando́ dirigentes. 422. ſeq.

B.
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Bona temporalia vel corporis, vel animi, vel fortunæ, 464. eorum largitionis cau- ſa aliqua. ib. ea́ SS. Trinitas. 466, an aliquo mota, ea hominibus largiridecre- verit. 468. ſeq. quædam faciunt ad eſſe, quædam ad bene eſſe, 472. utra́ vellet Deus homini largiri, 473. ſeq. & largi- tus est etia ̅ . 474. ſeq. & post lapſum. 478. ſeq. non intuitumetitoru ̅ præviſoru ̅ . 480. ſeq. intuitu verò indigentiæ humanæ, 482 ſeq. quæ ad bene eſſe faciunt largitur in- tuitu obedientiæ, precum, melioris uſus
|| [548]
485. ſeq. hoc largitur huic, illud alii in- tuitu boni publici, 495. ſeq. largitur æqualibus inæqualia 504. ſeq. largitur b. t. deterioribus 507. ſeq. fit id quo́ in ſpiritualibus bonis. 510. ſeq. cauſas hujus diverſitatis reddere humana mens ne- quit. 513.
Buxtorfius de Judæorum Superſtitione 431. ſeq.

C.
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Conjugia quomodo fatalia. 458. ſeq.
Conſiliorum divinorum cauſas omnes in ve- nire non est, 513. ſeq.
Chriſtiani potiùs cœleſtia bona ſpectare de- bent. 506. ſeq.
Chryſoſtomus â curioſa inquiſitione in cau- ſas conſiliorum divinorum dehortatur. 519. ſeq.

D.
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Deus malis etiam ſciens volens benefacit. 427. 430. nihil in tempore facit, quod non ab æterno facere decreverit. 438. ſeq. 467. ſeq. determinat voluntatem homi- nis ad agendum hîc & nunc. 444. ſeq. po- test voluntati humanæ neceſſitatem in
|| [549]
ducere ad actus ſuos. 452. ſeq. an aliquo motus bona temporalia hominibus lar- giri decreverit? 468. ſeq. ejus decretum quid ſit. 472. ejus præſcientia quomodo cum libero arbitrio conſiſtat 527. ſeq. non est cauſa peccati 529. ſeq.

F.
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Fato fieri omnia, malè exponit Revius 441. ſeq. de eo non ſatis certus Lipſius. 434. quomodo conjugia fatalia dici poſſint. 458. ſeq. qnomodo, omnia gubernari fa- to. 459. ſeq.
Fortuitum Deo nihil, ſed hominibus mul- ta. 435 ſeq.
Fortunam aliquid divinum eſſe veteres cre- debant, 420. ſeq præſertim Stoici 433. ſeq.

G.
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Genios eſſe Platonici credebant 421. iis vi- ctoriam in ludo aleæ tribuebant. 422. ſeq.
Joh. Gerhardus defato. 458. ſeq.

H.
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Dan. Heinſius de Stoicis, 433.
Ægid. Hunnius de fato. 431. ſeq. de inæ- quali converſione hominum 504. ſeq. 510. ſeq.
|| [550]

Hieronymus cauſam reddit cur Deus Sau- lem & Judam elegerit, quos improbos ſciverat. 514.

I.
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Iudæi fortunam benigniorem Planetis ad- ſcribunt. 431. ſeq. Pactum eorum con- cernebat potiſſimùm bona temporalia, 487. ſeq. 505.

L.
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Fortunius Licetus Ariſtotelem non ſuffi- cienter excuſat 426. ſeq.
Juſtus Lipſius defato non ſatis certus 434.
Liberum arbitrium quomodo conſiſtere pos- ſit cum Dei concurſu 440. ſeq. quomodo cum Dei determinatione. 448. ſeq. in actu primo & ſecundo quid ſit. 451. ſeq. ejus formale non est ſpontaneum 457. ſeq.

N.
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Nazianzeni carmen de Avaro. 419.

O.
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Omina ridicula 432.

P.
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Præſcientia Dei non tollit liberum arbi- trium. 527. ſeq.
Precandum ad Deum non eſſe, quibus ar
|| [551]
gumentis Max. Tyrius probet. 524. ſeq. ſed malè, 526.

R.
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Jacobus Revius de fato malè philoſophatur 441. ſeq. negat in hominis poteſtate eſſe concurſu Dei uti, & non uti, 448. ſeq. indifferentiam voluntatis internam ne- gat. 450. ſeq.

S.
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Seneca Deum malis judiciò benefacere, non credebat. 428. ſeq.

T.
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Maximus Tyrius de precibus. 524. ſeq.

V.
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Voluntas humana determinatur, à Deo ad agendum hîc & nunc 444. ſeq. ei potest neceſſitas induci à Deo ad actus ſuos. 452. ſeq. ejus indifferentiam in agendo internam negat Revius 450. ſeq. multa agit ut natura, non ut libera 455. ſeq.
Gerhardus Voſſius de Geniis 422. ſeq. de Stoicis 433. ſeq.
Dion. Voſſius, de ſuperſtitioſis ominibus Chriſtianorum, Judæorum. 432.
|| [552]

Druckfehler.
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PAg. 19. lege, das Andere Capitel. pag. 37. lege, das Dritte Capitel. pag. 77. n. 17. Für Hiel/ Himmel. Fuͤr Ddas/ Das. pag. 89. l. ult. adde, C. quando & quibus quarta pars. p. 124. l. ult. Fuͤr Verſorgen/ Verſagen. p. 230. l. 6. lege: Je kleiner ich in meinen/ ꝛc. p. 271. l. 18. fuͤr I. Cor. XII. I. Cor. X. p. 348. l. 15. lege, Cætera minutiora B.L. corriget.ENDE.
|| [ID00633]
|| [ID00634]
|| [ID00635]
|| [ID00636]

1– De cœlo deſcendit , 4. Sat. 10. ℣. 29.
2Pſal. xiv. 1.
3Sap. xi, 22.
4Greg. Nazianz. tetraſtic. de fortu- na & prudentia. T. II. p. 156. edit. pariſ. M DCXI.
5Antonius de Torquemada Colloq. IV. Hex???em.
6Sat. X. v. 365.
7Ambroſ. Hexaem. L. IIII. c. 4.
8Baſil. M. Hexaem. hom. VI.
9Luth. Tom. IIII. Germ. Jen. p. 9. b.
10Auguſtin. Tom. I. Retract. Lib. I. c. 1.
11Auguſtin. V. de Civit. Dei. c. 1.
12Eſth. II. 22. 23.
13Sihe zu End deß Capitels.
14Mart. Chemnit. Loc. Commun. Part. I. Loc. VI. de lib. arbitrio c. II. p. m. 186.
15Hugo Cardinalis in h. l.
16Epiſt. I. ad Olympiadem diaco- niſſam.
17Martin. Chemnit. Harmon. E- vangelicæ C. XXX. p. m. 383.
18Lucas Oſiander in h. l.
19Auguſtin. V. de Civ. Dei. c. XXIII.
20l. meminimus.
21can. Sors XXV I. q. 11.
22Franciſcus Suarez Diſp. Metaph. XIX. ſ. XII. n. X.
23Tom. IV. Germ. Jen. p. 240. a.
24Anton. Ruvio Comment. in II. Phyſ. c. VI. q. I. n. X.
25Thomas Lib. III. contra gent. c. q. ???.
26Dionyſius Areop. L. de Cœli hier- arch. C. VI. & VII.
27Ignatius in Ep. ad Trallianos.
28Gregorius Hom. XXXIV. in Evang.
29Bernhardus Serm. XIX. in Cant.
30Anſelmus ſuper C. I. Eph.
31Auguſtin. Enchir. ad Laur. C. LVIII. ad Oroſ. cont. Priſcillian. c. XI. Hilar. in Pſ. CXXIX.
32Auguſt. Lib. XXII. de C. D. C. XXX.
33Fr. Bald. in Rom. IX. 11. p. m. 614. & 638.
34Joh. Tarnov. in Loc. Com. ſup. C. I. Malach. v. II. n. III. p. m. 19.
35Com. in Gen. C. XLVII. T. XI. p. 308. b. edit. Germ. VVitteb. M DLXXII.
36Luth. Tom. XI. VVitt. Germ. p. m. 306. b.
37Ambroſ. L. IV. Hexaem. c. IV. edit. Baſil. M D LXVII. p. m. 44.
38Nicolaus Serarius in Eſther. c. II. v. 17. & ſeq. quæſt. II. p. m. 317.
39Caſp. Sanctius in Tob. c. 1. v. XV. n. 26. p. m. 148.
40Chron. Carion. L. V. p. m. 631. edit. Witteb. MD LXXX.
41Theatr. Zuing. Vol. XIII. L. I.
42Sueton. in Tito Cap. IX. edit. Ar- gentorat. MD CXLV II. p. 272.
43Vulcat. Gallicanus in vita Avidii Caſſii. p. m. 59. edit. Caſaub.
44Xiphilinus ex Dione in Nerone.
45Tacitus I. Hiſt. c. XXIX. n. l. edit. Bernegger. MDCXXXVIII.
46Tacit. II. Hiſt. C. XXXIII. n. 2. edit. d.
47Joh. Henricus Boecler. annotat. po- lit. in V. Lib. hiſt. Taciti ſuperſtites. CXXIX.
48Boufinius decad. II. Lib. VII.
49Victorin. Strigelius Comment. in I. Sam. XI. 18. & I. Paral. XII. 4.
50Q. Curtius de rebus geſtis Alexandri Lib. III. C. V I. n. 18. edit. Freinshem. M D C XL.
51Gregor. Richter Axiomat. Polit. VII. exemplo VIII. p. m. 21.
52Joh. Henr. Boecl. Lib. de Auſpicio Regio c. II. n. 24.
53Chron. Carion. L. V. p. m. 641. edit. d.
54Cent. II. oper. ſubciſiv. c. XXXI. p. m. 132. ſeq. edit. Francof. M DCC VI.
55Edit. Francof. ad Mœn. 1615. p. 164. b.
56Tacit. I. hiſt. C. XC. n. 5. e. d.
57Cap. LXXXIV. n. 3.
58Tacit. VI. Annal. C. VIII. n. 5. 6. e. d.
59Gregor. Magnus Moral. L. IX. c. XI.
60Auguſt. Enarr. in Pſal. L XV I. edit. dictæ p. 246. h.
61Enarrat. in Pſal. LII. p. m. 229. h.
62Joh. Brent. Comment. in II. Reg. c. X. p. m. 1024.
63Phil. Camerarius Cent. I. horar. ſubciſ. c. LV I. p. m. 250.
64Cauſa VIII. q. I. c. XVIII.
65Evariſtus ep. II. ad Ægyptios.
66Thomas de Aquino L. III. contra gentes cap. XCVI.
67Auguſtin. Tract. in epiſt. Johannis.
68Ambroſius L. IV. Hexaem. c. IV. e. d. p. m. 45.
69Chryſoſtomus Lib. I. de Providen- tia ad Stagirium monachum cap. II. edit. Pariſ. M DC XIV. p. 162.
70D. Proſper Reſp. ad capitula object. Gallorum calumniantium cap. III. edit. Colon. M D LXV. p. 103.
71Plato L. II. de Republ.
72Proſper Sententiâ ſuper cap. XI. capit. Gallor. e.d.p. 107.
73Chryſoſt. L. I. de Provid. ad Stagir. monach. c. V III. e. d.
74Gregor. Magnus Li???. V. moral. c. 1.
75Chryſ. L. I. de Provid. ad Stagir. monach. c. IX. p. 186. e. d.
76Salvian. L. III. de gubern. Dei edit. Rittersh. p. m. 67.
77Baptiſta Fulgoſus de dictis factis́ memorabilibus Lib. I. C. III.
78Auguſt., L. VII. Confeſs. c. VI.
79Aug. in l. ſent. Proſp. Supplicans Deo pro neceſſitatibus hujus vitæ, & miſeri- corditer auditur, & miſericorditer non au- ditur. Quid enim infirmo ſit utilius, magis novit medicus, quàm ægrotus. Id. in Joh. c. 14. Malè uſurus eo, quod vult accipere, Deo potiùs miſerante non accipit. Proinde ſi hæc ab illo petuntur, unde homo læditur, magis metuendum est, ne, quod non potest dare propitius, det iratus.
80Iſid. d. ſum. bon. l. 3. c. 1. Sæpe multos Deus non exaudit ad voluntatem, ut ex- andiat ad Salutem.
81Baſil. M. in Pſalm. XXXII. edit. M D XXIII. Lat. Interp. Raph. Volater- ranop. 81. a.
82Gregorius Nazianzenus T. I. Orat. XVI. de pauperum amore n. 41. 42. p. 259. ſeq. edit. Pariſ. M D CIX.
83Chryſoſt. Hom. ad Populum Antio- chenum LXIV. de Fato & Provid. Orat. IV. edit. Pariſ. MDCIX. p. 821. quæ pe- nè eadem repetuntur Tom. VI. Homil. XI. de Divitiis & Paupertate ed. MDCXXIV. p. 763.
84Auguſtinus Enarrat. in Pſal. LXVI. e. d. p. 247. A.
85Auguſt. Enarr. in Pſal. CXLIIX. c. d. p. 648. C. D.
86Auguſt. L. III. de Trin. c. IV. e. d. p. 93.
87Theodoret. T. I. Q. CVIII. in Geneſ. edit. Colon. M D LXVII. p. 31.
88Theodoret, T. II. Serm. VI. de Pro- vid. e. d. p. 687.
89D. Proſper L. II. de Vocat. gentium C. XXXII. e. d. p, 310. b.
90Salvianus L. VII. de gub. Dei. p. 258. e. d.
91Salvianus L. III. de gub. Dei. e. d. p. 67.
92Gregor. Magn. L. XII. Moral. c. I.
93Idem Lib. d. c. XXII.
94Greg. Lib. XXIX. Moral. c. XXXII.
95Gregor. M. l. d. c. XXXI.
96Mvximus Tyrius Diſſertatione XXXVII. ex edit. Heinſ. p. 251.
97Dan. Heinſius Orat. de Stoica Phi- loſ. Operibus L. Annæi Senecæ præ- miſsâ.
98Plut. in L. de diſcrimine adulatoris & amici & in L. de animi tranquillitate.
99Joh. Spinæus de Tranquill. animi Lib. IV. in Invidiamp. m. 185.
100Heſiod. Oper. & dies v. 3.
101Theognis ſent. ed. Neandr. Baſil. M D lix. p. m. 74.
102Theognis Ed. d. p. 56.
103Pindarus Olymp. Oda VIII. ed. Schmi- dianæ MD CXVI. p. m. 211.
104Pindarus Pyth. Od. III. e. d. p. 111. Seq.
105Od. VIII. l. d. p. 293.
106Pindar. Pyth. Od. V. e. d. p. 227.
107Xenophon. Hiſtor. Græc. L. IV. edit. Leunclav. græcolat. p. m. 523.
108Sophocles Ajace flagellifero.
109Eurip. in Electra Act. IV.
110Iphig. in aul. a. V.
111Electra a. IV.
112Iphig. in aul. a. III.
113Xenophon Hier. ſ. de regno e. d. p. 915.
114Flav. Joſeph. L. XIII. Antiq. Jud. c. IX. de bello Jud. Lib. II. c. XII.
115Ducis peccat. L. II. p. I. c. VII. p. m. III.
116Luth. T. III. Germ. VVitteb. ſuper Pſal. CI. p. m. 453. b.
117Agapetus Capit. admonit. V.
118Cyrillus L. II. Apol. c. XIV.
119Agapetiis Cap. admonit. LXII.
120Non quam bellè, ſed quàm benè.

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