Transkription

[N. N.]: Erdichte Lesterschrifft, so under Tilemanni Heshusii Namen, wider die Formulam Concordiae und Jacobi Andreae Person durch den Truck außgesprenget.
[Inhaltsverzeichnis]
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Erdichte Lesterschrifft / Sovnder Doctoris Tilemanni Heshusij Namen / wider die Formulam Concordiae, vnd Doctoris Iacobi Andreae Person / vnder volgendem Tittel / durch den Truck außgesprenget.
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Ein Epistel oder Sendbrieff / an den Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn / Herrn Julium Hertzogen zu Braunschweig / etc. Darinnen D. Iacobus Andreae, nach seiner Person vnd Lehr / vnnd sonderlich des jetzund vorhabenden löblichen Wercks der Concordien in den Christlichen Euangelischen Kirchen / zum höchsten gelobt vnd entschuldiget würdt / Wider die jenigen / so sich bißher der gesuchten vnderschreibung solcher Concordien Formulae gewegert / oder jnen sonst dieselbig nicht habengefallen lassen. Ime dem Herrn Doctori zu ehren / vnd gemeinen Christen zu gutem / von seiner sonderlichen gutem freund einem publicirt / vnd an den tag gegeben.
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Sampt Warhafftigem Bericht Doctoris Tilemanni Heshusij, darinn er sich entschüldiget / daß er selbige Lesterschrifft nicht gestelt / noch jme belieben lasse. Geschrieben an Hertzog Julium in Braunschweig / etc.
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1578.
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Doctoris Tilemanni Heshusij schreiben an Hertzogen Julium von Braunschweig etc.
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DVrchleuchtiger Nochgeborner Fürst / E. F. G. seien meine trewhertzige / vnd gantz willige dienste / neben meinem Christlichen Vatter vnser / höchstes trewes fleisses zuuor / Gnediger Herr / Ich kan von wegen der ehr vnd warheit Gottes / auch wegen meines Christlichen Gewissen / E. F. G. von dem greuliche̅ vn̅ gottslesterlichen vorhabe̅ D. Iacobi Andreae, sonste̅ Schmidle̅ genant / kurtzen / klaren / deuttlichen / vnd auß Gottes Wort warhafftigen Bericht darzuthun / nicht vmbgehen / wie daß dieser vnuerschembter / frecher / küner Man herumb leufft / die gantze weitte Welt zubereden vnd zubezaubern / als sey er der Man / der Einigkeit vnd Fried in der Christlichen Kirchen anrichten könne vnd wölle / gleichsam als were er der einige hocherleuchte / vnd hochbegabte Man / bey dem Gott in disen letzten / gefehrlichen vnd betrübten zeitten seine Geheimnüß hinderleget hette. So wissen E. F. G. vnnd sonst meniglich / was für greuliche Irrthumben in Schulen vnd Kirchen / diser frecher / vnuerschembter / küner Man / vor viel lange̅ Jaren herein geführet / vnd noch einzuführen sich vnterstehet / der sich keiner Lugen schemet / noch rot würdt / so gar ist kein Scham bey dem Man / auch keiner anderer vrsach halben / als nur auß Ehrgeitz vnd grosser Vermessenheit / in Kirchen vnd Schulen /
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sich eingeschlichen / eingetrunge̅ / vnd auffgeworffen / will anderer Landt Theologen reformiren / da er doch in Vnzucht / Irrthumb / Sünden vn̅ schanden / biß vber die Ohren steckt / vnd beflecket ist / wie der Gott der Allmechtige / von anbegin der welt / gantze Land vnd Königreich / wegen solcher Baalspfaffen / vnd Fuchsschwentzer / auch begangner vnzucht / greulich gestraffet vnd außgerottet hatt. So seind auch schon nun hin vnd wider allerley grewliche Straffen vorhanden / darmit Gott der Herr anzeigen will / daß wir Teutschen die Augen auffthun / vn̅ vns dieselbige durch Luge̅hafftige Meuler nicht bezaubern noch begaucklen sollen lassen. Es wöllen doch E. F. G. nur ein wenig zu ruck dencken / so werden sie in der warheit befinden / wie dieser frecher / vn̅ vnuerschembter / küner Man / Anno 1570. gleicher gestalt herumb geschwermet vnd gelauffen / vnd noch thut / wie die rechte̅ Zügeuner. Dan̅ er vorgab / er were in der gantzen weitte̅ welt herumb gezogen / da hette er eitel Einigkeit in der Lehr / beides vnter Papisten im Land zu Baiern / Osiandristen / Schwenckfeldischen / vn̅ dergleichen Sectirern / befunde̅ / etc. Seind das nit grewliche / scheutzliche Lügen / solche Irrthum̅ zubemänteln vn̅ zuuertüschen? Aber G. F. vnd Herr / es lasset sich ansehen / daß D. Iacob die Weissagung Lutheri in der Vorrede Danielis will helffe̅ befürdern: Die Welt würdt so gar Epicurisch werden / daß man in aller Welt keinen offentlichen Predigstul haben / vnd eitel Epicurische Grewel / die öffentliche redesein würdt / ettliche nennen es ein geselligen Glauben. O Jesu Christe / be
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wahre vns / vnd vnsere Kindlein / komme ja bald mit deinem frölichen tage. Item / in der außlegung vber den 110. Psalmen / spricht er: Es fahen wol jetzund ettlich Klügling an zuflicken / wöllen den sachen rathen. / vnd den Hader schlichten / geben für / man solle auff beiden Seitten weichen vnd nachgeben. Die lassen wir zwar machen / vnd versuchen / was sie können / gönnen jnen der Mühe wol. Werden sie aber den Teuffel fromb / vnd mit Christo einig machen / so seind sie die ersten. Halte aber / es sey solchem flickwerck eben / wie Jesus Sirach 22. sagt / als wan man Scherben wolte zusamen flicken. Vnd seind zwar bereit der Schuster vnd Schneider viel gewesen / die sichs vnterstanden / aber auch vmb sonst gearbeitet / vnd beides Drat vnd Stich verlore̅. In andern Sachen / was vnsers thuns ist / oder Ceremonien / oder dergleichen eusserliche dinge betrifft / da mag man sich vergleichen vnd flicken / was man kan / aber was den Glauben vnd Christi Reich belanget / da man seinen Scepter will beugen vnd vngerad machen / da will er kein bessern noch flicken haben. Vnd ob man sichs vntersteht / so macht mans nur damit ärger. Denn der Scepter soll vnd muß gerad bleiben / on alle Brüch vnd Lucken / als die Regel vnd Maß / darnach man glauben vnd leben soll. Darumb nur mit solchem flickwerck vnuerworren / vnd laß es jn machen / er wirdt wol sehen / wie er sein Scepter gerad behalte. Haec Lutherus. Darneben wölle E. F. G. auch wol behertzigen / daß dieser Iacob Andreae sein befolhenes Ampt vnd Christliche Gemein bößlich verlassen / ein anders vor
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die hend genommen / darzu er nit beruffen noch erfordert. So wöllen E. F. G. auch den Brieff / welchen Herr Lutherus seliger / von den Schleichern vnd Winckelpredigern geschriebe̅ / in seinen Büchern zufinden / mit trewem fleiß lesen vnd bewegen / darin E. F. G. befinden werden / daß Herr Lutherus gleichsam mit fingern auff D. Iacob Andreae weisset vnd gewiesen hat / vor dem sich meniglich / als vor dem Teuffel hüten solle. Denn dieses sein Ampt gewesen / daß er seine befolhene Herde solte weiden / vnd dieselben mit trewem fleiß vnd ernst meinen / dieselbig hat er als ein trewloser Mammaluck hindan gesetzt vnd verlassen / leufft im Land herumb / wie rechte verlauffene Zügeuner thun / führet bey vnd neben sich ein brachium seculare, vermeint dardurch die gantze weitte Welt mit sehenden Augen zuuerblenden / hetzet Fürsten vnnd grosse Potentaten mit seiner vermeinten Einigkeit in einander: darauß vnwidersprechlich folget / vnd abzunemen ist / daß er nicht Gottes Ehr / er haltung reiner Warheit / nicht bekehrung der irrende̅ / nicht abwendu̅g der Ergernüß / nicht die seligkeit der Mensche̅ / nicht heilsame̅ fried / Rhu / Einigkeit / vnd erbawung der armen betrübten Kirche̅ / sonder verfelschung der Warheit / sterckung der jrrigen / mehrung der ergernüssen / ewig verderbung vieler Seelen / Zanck / verstörung der Kirchen / verrüttung vnd verfolgung reiner vnd bestendiger lehr / schenden vnd zertrennung aller bekantnüssen / so Gott der Kirchen Teutscher Nation in kurtz verliehen / grosse trennung der
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Christen in diesen Landen / mehr verfelschung Göttlicher erkanter Warheit vnd abfall / mehr Triumphierung vnd wider auffrichtung des verfluchten Bapstumbs / jtzund vnd in künftigen zeitten mit seinem vnd wider Gott vnd sein Wort new erfundnem Wege / stifftet / anrichtet vnd verursacht. Wie dann E. F. G. vnd vielen frummen Christen meine schrifften bekant vnd noch bewust sein / was ich vor vielen Jaren wider diesen frechen vnd vnuerschembten Lügengeist geschrieben habe. Nach dem mir dann von E. F. G. ehe ich von E. F. G. bin in dienstbestallung angenom̅en / ernstlich befolhen vnd aufferleget worden / nichts wider dieses Mannes vornehnem zuschreiben / zulehren oder zupredigen: ich aber E. F. G. mit der bedingung angelobet / so ferne ich spüre / daß durch dieses Man̅es vorneme̅ Gottes Ehre / vn̅ allein seligmache̅ de Wort / vnd der Christlichen Kirche̅ auffrichtung vnd Wolfart / gesucht würde: wolte ich demselben von hertzen gern beifall gebe̅ / annehmen / vnd meine̅ liebe̅ Gott vo̅ hertze̅ darfür dancke̅. Weil ich den̅ mit der that vnd im wercke spüre / daß dieses vornehmen der Einigkeit nur ein Spiegelfechten ist / ein blawer Dunst / ein rechte Pandora, ein Gefäß / darinnen alles vnglück stecket. Item daß man Christum vnd den Belial, Warheit vnd Lügen / Liecht vnd Finsternuß / Gott vnd den Teuffel in einen klumpe̅ schmeltzen wölle. Man siehets auch / vnd erfehrets an vielen Orten / daß viel treffenliche gelerte Leut / nur vmbs Bauchs willen / durch seine glatte / weschhafftige / Schwäbische Zungen / sich in abfall habe̅ verführen
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lassen / die doch warhafftig wissen / daß in seinem Buche viel grewliche Irrthumb stecken / vnd sich derselbigen willig / on sonderliche widersprechung / vnderschrieben / das sie doch im hertzen vnd Gewissen auch auß Gottes Wort viel anderst wissen / vnd gelernet haben. Aber in summa G. F. vnd Herr / soll ein einigkeit vnd beste̅diger Fried vnter Lehrern vnd Predigern angefangen werden / so müssen vor allen dingen / D. Iacob, Selneccer, vnd Crellius, jr grosses gegeben Ergernuß / Irrthumb vnd mangel erkennen / vnd Christlicher Kirchen offentlich in Schrifften vnd auff der Cantzel abbitten / vn̅ widerrüffen. Im fall aber / wo solches nicht geschicht / so ist es ein vnmüglich vnd närrisch ding / daß ein bestendiger Fried vnd Einigkeit mit diesen gemelten Personen kan getroffen werden / wie ich denn hieuor zeitlich an meinen geliebten Herrn D. Chemnicium auch geschrieben. Ist derowegen an E. F. G. als meinen getrewen / gnedigen / lieben Landsfürsten vnd Herrn / mein hochfleißig vnd demütiges bitten / E. F. G. wöllen mir von wegen der Ehre Gottes / erbawung vnd fortpflantzung der Christlichen Kirchen / auch heil vnd wolfart der armen betrübten vnd geengstigten Christen / gnediglich erlauben vnd zulassen / daß ich wider diß gottloß Buch vnd vorhabe̅ offentlich schreiben / vnd grewliche Irrthumb anzeigen / darvor sich meniglich als vor dem Teuffel hüte̅ möchte / vnd zu hüten wüste. Im fall aber / da ich solches allein vor mein Person / von E. F. G. nicht erlangen künte / werde ich verursachet / sölches bey meinen
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Mittbrüdern in Christo zusuchen / damit wirsölliches samptlich vnd sonderlich von E. F. G. suchen mögen. Bin aber zu E. F. G. der gnedigen / tröstlichen hoffnung vnd zuuersicht / sie werde es mir gnediglich zulassen / erlauben vnd zugeben. Solches wirdt Gott der Allmechtige E. F. G. nicht allein zeittlich / sonder auch in jenem Leben reichlich belohnen. Der Ewige Son Gottes / Jesus Christus / der Gott des Friedens / im heiligen Geist / der verleihe seiner geliebten Gespons waren Christlichen frieden nach seinem wort / erhalte vnder vns seine heilige vnuerfälschte Lehr des Euangelij / steure vnd wehre allen Corruptelen vnd Secten / dardurch sein Name wirdt gelestert / mache auch zu nicht die gottlose anschläg der falschen Leutte / die vnter dem herrlichen Tittel des friedens / sich vnterstehen / die reine Lehre des Euangelij zuuerduncklen / allerley Corruptelen / Secten zubeschirmen / vnd trewe vnschuldige Diener Christi zuuerdrucken. Er wölle vns aber auch Gedult vnd Sterck im Creutz geben / vnd mit seinem Geiste beistehen / auff daß wir biß ans Ende / trewe Haußhalter der Geheimnussen Gottes erfunden werden mögen. Amen. Datum zu Helmstatt / den 25. Februarij / Anno / etc. 78. E. F. G. Vndertheniger vnd gehorsamer Diener im Wort Gottes Tilemannus Heshufius Doctor. vnd Professor.
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Entschuldigung D. Heshusij.
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WIr D. Tilemanno Heshusio, ist niemalß in sinn kommen / diese Vnchristliche Gottlose Schrifft wider die Formulam Concordiae zustellen. Ein tückischer / falscher vnd Gottloser böser Mensch / vnd meines erachtens / frecher / verlogner Caluinist, der sich fürcht / sein Gottlose Rotte werde graui censura praecipuorum Theologorum verdampt werden / hat diese vnchristliche / vnuerschembte / lesterliche / vnnd Gottlose Schrifft / meuchlings getichtet / vn̅ vnder meinem Namen gesprengt / ohne zweiuel der meinung / das heilsame / Geistliche / hochnötige Werck der Concordien / vnd Widerlegung der eingerißnen Corruptelen zuuerhindern / auch mein Person bey frommen Hertzen in den verdacht zusetzen / als were mir alle Christliche Einigkeit zuwider. Darumb bitte ich Gott von Hertzen / er wölle den falschen bösen Menschen / den Tichter diß Gottlosen Brieffs / an tag bringen / vnnd vor aller Welt lassen zu schanden werden. Ich hab der Formulae Concordiae nicht allein mit meiner Hand / sonder auch von Hertzen vnderschriben / vnd ist das Concordien Buch dermassen in Gottes Wort ge
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gründet / das alle Caluinisten vnd Rottengeister / wol werden vngebissen lassen. Ich bitt auch meinen Herren Christum von gantzem Hertzen / er wölle die listige Anschleg deß Teuffels / so wider diß Concordien Buch fürgenommen werden / zu nichte machen / vnd Gnade darzu geben / daß das heilsame / Christliche / hochnotwendige Werck der Concordien / zu lob Gottes deß Allmechtigen / zu Trost der hochbetrübten Kirchen / vnd zu außrottung aller Corruptelen / zum gewündschtem Ende bracht werden möge / Amen. Tilemannus Heshusius, D. & Professor zu Helmstatt / mein eigen Hand.


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