|| [ID00005]
THEATRUM HISTORICVM Oder Historisthe und Grundli che Erzehlung der
fürnemsten und nuz lichsten Historien und Geschichten Welche sich In der
Kirchen Gottes / und wegen dersel ben / als auch in gemein und sonders bej
verenderung der Regimentern hin und her in der Welt / nach veroselben
Erschaffung / bis auf gegenwertige Zeiten begeben und zugetragen. Aus
Gottes Wort / den Fürtrefflichst - und Berümtesten Theologis, Historicis und
Chronologis zusam̅en gezogen / und in Truk verfertiget Durch
Leonhard Mejer / V. D. M. Gedrukt zu Schaffhausen Vej und in Verlegung
Johann Kaspar Suters. M DC LXV.
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Dem Durchleuchtigsten / Hochgebohrnen Fürsten und Herren
Hrr. Carl Ludwig / Desz H. Römischen Reichtz Erz-Schazmeistern und Chur-Füsten /
Pfalz-Graffen bej Rhein / Herzogen in Bäjern / sc.
Ihro Churfürstl. Durchleucht
Wünschet
Von dem ALLERHÖCHSTEN
Langes Leben / glükliche Regierung / und alle wahre zeitliche und ewige Glüfseligkeit
Leonhard Mejer / V. D. M.
|| [ID00008]
Durchleuchtigster / Hochgeborner Fürst.
Der grosse Babylonische Monarch Nebucadnezar / welcher nach seiner wunderbaren demütigung
offentlich bekannte / alle Einwohner des Erdbodens sejen nichts zurechnen gegen dem
Höchsten Gott / als von welchem alle Potentaten und Grosse Herzen diser Welt / ein
erbettenes und entlehntes Reich haben / dessen Vasallen und Lehentrager gleichsam Sie sind
/ und alsdan erst glükselig in ihrer Regierung / wann Sie alles / was Sie durch seine Gnad
sind und vermögen / Ihr Scepter und Kron vor die füsse des Königs aller Königen / und
Herrn aller Herren werffen / und sich mit schuldiger Ehrerbietung vor der höchsten
Majestät und deroselben Gnadenthron / einstellen.) Diser Nebucadnezar sag ich: Sahe in
einem Traum den ungeheuren Colossum, das grosse hohe Bild / so schröklich anzusehen ware /
wie der H. Geist redte Dan. 11. v. 31. 32. Dessen Haupt von feinem Gold / die Brust und
Arm von Silber / der Bauch und Lenden von Erz / die Schenkel von Eisen / und die Füsse von
Eisen mit Thon vermengt ware. Welches dann nicht / wie etliche nach der blinden Heiden
Gedichte aufgezogen kom̅en / bedeutet die 4. vermeinten Zeiten der Welt /
die Guldene / auf welche die Silberne / nach disen ährine / und endlich die eiserne Zeiten
erfolgt sejen. Sittenmahlen strak in den ersten Zeiten / und erstem Alter der Welt / durch
einen abscheulichen Brudermord / das Widerspiel erwisen / da die Kirchen in der Persohn
Abels ein blutiges ausschen / gleichsam noch in ihrer zarten jugend bekommen / die
Feindschafft zwischen des Weibs und der Schlangen saamen / und das Christus der Herr
seiner Kirchen forthin sein werde ein Blut Bräutigam genugsam bezeichnet worden. Auch sind
bald hernach erschrökliche gerichte Gottes über die Menschen ergangen. Nichts neues
beschicht [ID00009] under der Sonnen F. ccles. 1. v. 9. Und
wurden die leuth vilmehr zur zagheit und kleinmuth / als zur schuldigen Dankbarkeit gegen
Gott gebracht werden. Wann schon elende trübselige Zeiten / desgleichen niemahlen gewest /
seith dem das Leuthe waren / Dan. XII. Matth. XXIV. entstehen / so ists zuverstehen pro
ratione, und in ansehung der damaligen Zeiten / Leuthen / Leuffen / und des Orths / über
welche das unglük ergeth / und welche hiemit ihr lezteres bekommen. Wiewol allhier nicht
zuverneinen / das die jenigen zeiten / welche ohne mittel der ankunfft des Allgemeinen
Welt-Richters werden vorhergehen / eben grad darum̅ / weil sie die lezten /
so auch die ärgsten und grausamsten sein werden: Sondern es hat dises bild dem
Nebukadnezar fürgehalten / wie vom H. Propheten selbsten die Erklärung gegeben worden /
angebildet die 4. namhafften aufeinander folgende gewaltige Herrschafften / Regimenter
einzeler Monarchen in dieser Welt: Als da ware die Babylonische Monarchej / deren Haupt
Nebukadnezar gewesen. Die Persische / welche Eyrus gegründet. Die Griechische / deren
Stiffter König Alexander der Grosse war. Die Kömische / welche under C. Julio Caesare
angehebt / und under seinem nachfolger Octaviano Augusto (welchen Caesar, als seiner
Schwöster Sohn / der damaligen üblichen gewonheit nach / an Kindesstatt angenommen) zu
ihrem völligen Flor uud Auffgang kommen. Under welches Augusti Regierung gebohren ward
Jesus Christus / der Welt Heiland / Gottes und Mariae Sohn / der Herzog des heils und
Fürst des Lebens / dessen geburts-tag unser geburts-tag ist / daran all unser leben und
der Christlichen Kirchen einziger trost hangt. Welcher ist der rechte Augustus, der wahre
Fridens Fürst / deme der Käiser zu Rom mußte durch seine angesehene Landschazung / als ein
Idolum seines Chrgeizes etwas anders suchend / gleichsam herberg machen / dem neugebohrnen
Herren und Könige der ganzen Welt / zu diensten stehen / und helffen zu der erfüllung der
Prohetischen Weissagungen.
Und diser Herr und Heiland ist auch der Stein ohne Menschen händ vom berg herab gerissen
/ welcher das ungeheure Bild / so Ne [ID00010] bucad
Nezar im traum gesehen / zermalmet. Dan. 11. v. 44 / 45. und endlich ein ende machen wird
an aller Welt und dero selben glanz und schein. Se in reich aber ist ein ewiges reich /
der thron alle in unüberwindlich / Scepter und Cron ohnbeweglich / ohnver änderlich. Er
herrschet mitten under seinen feinden. Seine Kirchen ist der rechte Atlas so die Welt
tragt / und ohne welche sie nit ein augenblik bestehen wurde. Wo diser Monarch mit seinem
reich / mit seinem H. Evangelio / mit der wahren allein selig machenden Religion (einem
solchen Kleinod / desgleichen die leut under der Sonnen kein grössers nit haben / und
welches so vilen Millionen menschen abgeschlagen) thut einkehren / da ist ein Volk / Statt
/ Land / Nation / Reich diser Welt erst glükselig / wol einem solchen volk dessen Gott ein
Her: ist / und seiner feinden feind und widerwertigen widerwertiger.
Von disem Himmels-Könige und seinem Reiche dependirt und rühret her / die allein lebendig
und selig machende histori / die allein mit sich führt wahren / beständigen und seligen
trost. Hier fangt an die rechte AEra und Jahrszahl / zeitrechnung. Wann schon etwas
ungleich heit in den jahren und deroselben ersten abzehlung sich befindt / so ist doch die
sach darum und darvon man zehlet / mehr als gewüß. Die ist die rechte Hera gleichsam under
allen zeiten. Es mögen die verstokten halsstarrigen Juden (welche vor zeiten eine so
herrliche / nun mehr aber eine so elende Nation / denen die deke Mosis für dem gesichte
und die verstokung im herzen ligt) ihre jahr zehlen von Erschaffung der Welt / von dem
Sündfluß / von der zerstreuung der menschen und änderung der spraachen / von dem beruff
Abrahams / von der kinder Israel ab zug in Egypten / von deroselben auszug aus Egypten /
von der verkündigung des gesazes auff dem berge Sinai / von der einnemmung des landes
Canaan / von der aufferbauung des ersten Tempels / von der Babylonischen gefängnus / von
der widerauffrichtung des anderen Tempels und desselbigen zerstörung / durch die Römer
beschehen / sc. Wir wünschen von herzen / daß die verstokten leute auch mit uns thäten
anschauen die herrlichkeit des anderen hauses / so da grösser als des ersten / und mit
wahrem glau [ID00011] ben geruheten auff dem / der
auch alle in ist der weg / die wahrheit und das leben.
Die Griechen mögen rechnen per Olympiades, annos Iphiteos &c: solang sie wollen /
und die Römer per annos Julianos, Actiacos, Augustales &c. Die Syren gebrauchen
ihre AEram Alexandrinam:
Die Türken und Araber haben die jahr Hegirae, von der flucht Mahomets: Die Persen die
AEram Jezdegirdicam: Die tabulae Ptolomaicae, Alphonsinae, Prutenicae anheben von den
jahren Nabonassaris &c. Keine komt traun bei der würdigkeit der Christlichen jahr
zal.
Da redt / singt und schreibt man von solchen historien und geschichten / welche mit so
vilen wunder en / zeichen und krüfften vom Himmel herab und ganz erstaunenden Göttlichen
wunderwerken / über alles menschliche und Englische vermögen / authentisirt und
bekräfftiget seind / daß sie kein Tacitus, kein Titus vor der statt Jerusalem prächtige
ding sprächend / kan vernichten und andere erdichtete wunder der abgötter entgegen sezen.
Es mag Asia / welches theil der Welt / also von des Japhets Weib / die Asia geheissen /
solle genent sein: Es mag Africa / so von Afra des Abrahams von der Cetura sohn
olsogenant: Es mag America also von Americo Vesputio einem Florentiner benamset / welcher
dises land anno 1497. ferners entdeket / nach dem selbiges vorhin von Christophoro Columbo
von Genua im jahr 1492. erfunden worden: Sich rühmen und prangen mit Wasserund Meer-Porten
/ Schiffahrten / Gold- und Silber-gruben / und allerhand Edelgestein / mit mancherlei
Specerejen / kostbaren / Erden-gewächsen / wunderthieren und anderem. So behalt nun mehr
den preis Europa / also von König Europo / oder von des Königs Agenoris tochter / die
desgleichen nammen getragen / tituliert. Dises Europa ist die Königin under den theilen
der Welt / und das wegen der Christlichen Religion und wahren Gottesdienst / so diser zeit
darinn florirt und geübetwird.
Dann ja allein die wahre des wahren Gottes und seines liebsten Sohns erkantnus und
desselben verehrung und anbättung nach solcher erkantnus / ist es / welche der menschen
persohn / ihr thun und [ID00012] lassen vor Gott angenäm
macht. In mangel dessen / sind alle andere völker und Nationen auff dem Erdboden / die
arme blinde Heidenschafft / wann sie auch ihres namens unsterblichen ruhm haben wollen
ausbreiten / auch in dem grösten glanz ihrer vermeinten Tugenden / nichts anders gewesen
als glänzende sünder / haben nichts anders vollbracht / als glänzende sünden / wie
Augustinus redt / weilen der wahre Glaub und Gottesforcht / welche die menschen
allernächst zu Gott dem Herren bringt und deren einkommen unschäzbar / gemanglet. Darum
ihre Helden-thaten und Heroische Resolutionen nit für solche zu halten. Aber wo bei einem
rechtgläubigen Thristen / aller hand wüssenschafften und tugenden zusamen fallen / da kan
sich finden ein rechter Hercules, Solon, Aristides, Numa, Cato, Scipio &c. Und so
möchte es auch Zwinglius gemeint haben / wann er an einem ort desgleichen leut in Himmel
sezet. Der Philosophorum Weltweis heit ist für Gott thorheit / diente ihnen nur ad
convictionem und zur benemmung aller entschuldigung / nit aber ad conversionem, daß sie
dardurch wären bekehrt worden. Und was sie auch aus dem liecht der Natur gelehrnet haben /
und erkant daß Gott durch Opfer müsse versühnt werden / und anders / so durch das
natürliche gesäz ihnen eingepflanzet / beobachtet wurde / ust nit gewesen daß erkantnus
des Heils. Sie haben nit gewust die rechte versühnung und den Mittler zwischen Gott und
uns menschen / hierzu gehört ein übernatürliches liecht und Himmlische beleuchtung.
Dis sind geheimnussen die kein Mercurius Trismegistus, kein Plato, kein Seneca in seiner
schul hat zeigen und lehren können / wo nicht etwas aus der H. Schrifft selbsten / nach
dem selbige von König Ptolomaeo aus der Hebräischen in die Griechische spraach durch die
70. Dolmetschen übersezet / oder aus der gemeinschafft mit den Juden / sonders wan̅ die Heiden den meister durch Gottes gerechte verhängnus über sie gespilt /
geschöpft und gelernet worden. Die Sibyllen betreffend / deren under schidliche waren /
ists allbereit auff genommen / daß was sie auch heiter und klares aus dem H. Evangelio
haben / solches inventiones und er findungen gewüsser Christen waren / under [ID00013] der Sibyllen nam̅en / vermeinend
hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann
ja nit gläublich ist / daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden / mehr
liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten / werde geben haben / von dem von
den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus / welches erst bei der ankunfft des Herren
Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H.
Apostel Paulus / der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte / und allen anlaß sie zu
bewegen gesucht / niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen.
Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet / von einer vertraulichen
und schrifftlichen communication und freundfchafft / welche Christus der Herr solle
gepflogen haben / mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch
einen mahler / von Abgaro ihme zugesandt / verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin
nit durch aus gleich ist.
Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen / neben anderen geschichten /
handlet dises unser Histori-buch / aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften
zusamen gezogen / nit zweiflend / es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der
jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan / hat mehr / anmut / als der
jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend / von ort zu ort die
sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm / wann vil authores geschriben / das
beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche / werde vil weniger
allen können genug thun / hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist.
Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis
nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non
assecutis voluisse, abundè pulcrum atqve magnificum est. Das ist / Es seje eben ein
schweres und wichtiges geschäfft / elte sachen wider neu machen / neuen dingen ihr ansehen
und krafft geben / abgangenen ihren glanz / verdunkelten ihren schein / verdrießlichen ihr
angenemigkeit / zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc. [ID00014] Und derohalben / so stehe es dennoch herrlich und
schön / so mann nur wolle / und sich understehe hierin ein gnügen zu thun / ob man es
gleich nit außrichten oder vollbringen kan.
Daß aber Euer Chur Fürstl. Durchl. dis werklein zu dediciren und zuzuschreiben / ich die
frechheit genommen / dessen könten underschidliche ursachen beigebracht werden. Bekant ist
daß Ihr Chur Fürst. Durchl. nach dero angebohrnen Clemenz und auch hohen Wüssenschafft /
damit sie begabt und andere übertrifft / sich etwan gern mit desgleichen sachen bemühet /
und ein rechter Mecaenas ist / Gn. gewogen den Studien und Studierenden / und nit ohne
grosse unkösten ansehnliche Bibliothecen auffrichten last. So haben auch an E. Chur F.
Durchl. die Eidgnössischen Reformirten Cantons einen mit hohen Gunsten wol affectionirten
Fürsten und sonderbaren Liebhabern. Wie dann nit allein sonders auch unsere statt
Schaffhausen solches erfahren thut: in dem vil der unseren Studenten in dem Collegio
Sapientiae, so des Ehrwürdigen? Hochgelehrten Herren D. Fabricii inspection und obacht
übergeben / ihre komliche underhaltung und nuzliche information bekommen: Sonder auch ins
gemein eine grosse menge und anzahl der unserigen / samt ganzen haushaltungen in Euer Chur
Fürstl. Durchl. Landen und gnädigster regierung / under ihren Feigenbäumen und Weinst öken
/ ihnen selbsten ihre wohnungen machen / und darbei / welches das fürnemste / bei der
frejen Reformirten Religions-übung verbleiben / welche Fridericus II. und Otto Heinrich
Chur Fürsten und Pfalz Graafen / mit der krafft aus der höhe angezogen / anfänglich in der
Chur Fürstlichen Pfalz hatten eingeführt / und für welche E. Chur F. Durchleucht
Glorwürdigste Vorfahren / haben begert alles mit einander auffzusezen / welche annoch an
E. Chur F. Durchleucht einen gewaltigen verthädigern hat. Dises nun höret gewüßlich nit
auff zu sein / under vilen titlen und nammen / eine fürtreffliche gut- und wolthat / ob
schon eines Fürsten Interesse erfordern wil / daß sein sand [ID00015] und gebiet mit leuten und volk desezt seje. Wie dann
als die 30. jährige kriegs-flut fast alles in Teutschland überschwemmet / auch der
blutdurstige und unbarmherziege Mars mit sengen / drennen / mörden / schänden / rauben /
verjagen / die stätte / Vestungen und Dörffer in der Chur Fürstl. Pfalz verderbet / die
leute auffgeriben / und alles also verwüstet / daß bald aus einem Paradis-garten ein
blut-aker / aus einem Bethel eine mördergruben / aus des Herren Tempel ein gözenhaus
worden. Nun mehr aber ist durch Gottes gnad aus disem wider jenes gemacht: da dann E. Chur
Fürstl. Durchl. als ein Fürst von raht und that / in widrigen begegnussen ohnverzagt und
großmütig / aus Gottes macht alle ihre feinde und derselben arglistige practiten
überwunden hat. Sich alle in der allgewaltigen regierung aller dingen und Göttlichen
fürsehung / in den grösten Confusionen und verwirten zuständen durch unbewegliches
Christliches vertrauen überlassend: laut dem bedeutsamen und trosthafften spruch des
Vatters aller gläubigen / Dominus providebit, der Herr wird schon in allem fürsehung thun:
Welchen Ihr Chur Fürstl. Durchl. im reden / schreiben / und auff geprägten Münzen führen.
Und gewüßlich so dises in der Fürsten herzen eingewurzlet ist / wird es dieselben niemalen
ohne schuldige Reverenz und ehrerbietung gegen der hohen Göttlichen Majestät / und dann
ohne resolutionen die generos und Heroisch gegen andere menschen lassen.
Nun dises erzelte und auffs neue der Chur F. Pfalz mitgetheilte Heil wolle der jenige
Herr / von welchem es komt / und in dessen händen und gewalt alles steht / und aller
dingen ausgang / bei dem Hochl. Chur und Fürst. Hause der Pfalz Grafen bei Rhein / und
ganzer undergebner Landschafft / allergnädigst fortpflanzen / zu stets währenden zeiten
erhalten / und E. Chur F. Durchl. segnen mit vermehrung aller der jenigen gnaden / so in
disem leben recht glükhafft / und in dem anderen zukönfftigen ewig selig machen können.
Geben in Schaffhausen Anno AErae Dionys. M DC LXV.
|| [ID00016]
An den günstigen leser.
ES wird dem gönstigen Leser allhie fürgetragen / eine allgemeine historische erzehlung /
welche uns auff dise weis in truk zu verfertigen abgefordert worden / und verhoffentlich
jedem unparthejischen nicht verdrieslich oder unangenem sein wird. Sonsten aber ist uns
ohnverborgen / daß heut zu tag vil von Historien wollen schreiben / da alles mit
Histori-bücheren / so wol die universal und allgemeine historische beschreibung / als die
casual und absönderliche allerhand geschichten und zufäll betreffend / überhäuffet /
heisse bald nicht wüssen / in welcher Welt man lebe. Nun mehr solle floriren und
obschweben seculum eruditissimum die allergelehrteste und kunstreichste zeit und Welt /
bei welcher bald alles auffs höchste kommen / darum auff das Theatrum und mit offentlichem
truk in das gemeine wesen sich begeben / heist vorhin mit einem ährinen Kopf aufftretten /
um alle passionirte miß-urtheil und neidische anzäpfungen der jenigen so des tadlen gewont
/ und besser dises als nach zuthun wüssen / aus zudauren und abzulehnen. Eine
ohnvermeidenliche seuch und krankheit ist es bei vilen / ob statt zu halten eines andern
thun und lassen / damit sie sich vermeinen desto grösser zu machen / und solcher leuten
eigenthum / die entweders nichts thun / oder etwas anders. Mancher ist so verblendt durch
thorechte selbs-liebe / daß ihm nur daß seine gefalt / das andere aber neben sich veracht
/ als wann er alles wuste / und aber das widerspil sich befindt. Wahr ist es / vil sind
der Histori-bü [ID00017] cheren: wie aber auch deme
seje / so hat doch etwan einer nit alles / oder ist ein grosser under scheid in erzehlung
der sachen selbst und des Methodi oder der ordnung / welche diser jener braucht / auch
befindt sich ein grosser underscheid und widerwertigkeit in der zeitrechnung. Etwan hat
einer disen / der ander ein anderen zwek vor sich gehabt. Der einte fangt an von
erschaffung der Welt / der ander von den zeiten nach Christi unsers Herren geburt. Einer
gibt der Kirchen und des Weltkauffes Histori zugleich / der ander absönderlich / wie
Forbesius, Regenvolscius. Etliche belustigen sich eine universal und allgemeine Histori
und Zeit-Register von allen oder von vilen zeiten her zu geben / wie Philippus Melanchton,
Cario, Calvisius, Helvicus, Trithemius. Munsterus, Sleidanus, Bucholzerus, Pezelius,
Lansbergius, Eduardus Simson, Bochartus, Cluverius, Boxhornius, Laetus, Jonston, Baillius,
Micraelius, Linkers, Matthias, und andere. Sonders auch behalten allhier ihren gebührenden
ruhm Thuanus, Meteranus, D'Aubigne, Stumpfius, deme Stettlerus kan zugesellet werden. Von
der Römischen Kirchen sind diser zeit Bucelinus, Brachelius &c. Etliche aber haben
sich bemühet nur absönderlich allerhand nuzliche / bewegliche / selzame / etwan auch
vorhin unerhörte casus zufäll und geschichten / welche sich hin und her in der Welt
begeben / auffzuzeichnen / und der nachkommenschafft zu hinderlassen / als wie Zvingerus,
Hondorffius, Camerarius, Goulartius, Zeilerus, Krekviz, Harsdörffer / Christian Minsicht /
(aus disem wir ein und die andere namhaffte erzehlung beigebracht haben) die Colloqventen
auff der Neropolitanischen Schaubühne und andere mehr / gethan haben. Von welcher lezteren
gattung ich ein prob zu seiner zeit in einem Mercurio Historico / welcher alle 4. theil
der Welt vermittelst gelehrter leuten schrifften / durchloffen / und die wunderlichsten
selzamsten geschichten auffgelesen / wann Gott wil / geben werde. Nun zweifle ich nicht
daran / wann man aus den besten so wol alten als neuen und den fürtrefflichsten Historicis
das allerbeste / auffs kürzste zusamen gezogen / haben köndte / daß es den liebhaberen der
Historien auch wurde an dem genemsten und erwünschsten sein. Neben dem daß es ohn schwer /
dem schon allbereit erfundenen und auff die bahn gebrachten / nach etwas hinzu thun.
Hierzu komt auch die betrachtung der herrlichen nuzbarkeit so das studium Historiae und
die wüssenschafft der Historien mit sich bringt. Nil scireqvid ante te sit actum, est
semper esse puerum, sagt Cicero: Nichts wüssen von dem das vor dir geschehen / heist
stetig ein kind wollen bleiben. Es bedienen sich ja die Theologi und Geistlichen der
Historien und exemplen die gemühter zu bewegen / wie dann auch jener Heid sagte / daß die
exempel und beispil merklich bewegen können. Sonders dient ihnen dise wüssenschafft der
Historien in erklärung Prophetischer bücheren und der Offenbarung Johannis. Ein Ju [ID00018] rist und Rechtsgelehrter muß aus der Histori
und den exemplen seine gesäze / berahtungen / und urtheil bestätigen / die jura Gentium
und anderer völker Recht beobachten / sc. Wann ein Medicus und Arzet wil glüklich seine
Practic fortsezen / muß er fleissig neben anderem achtung geben auff die Histori und wa
sich da und dort bei den Churen der kranken begeben. Summa die Histori ist ein zeuge der
zeiten / ein angedenken des lebens und desselben Memorial, ein liecht der warheit. Darbei
erinnert man sich der alten und neuen zeiten: man betrachtet mit andacht die wunderbare
fürsehung des Allerhöchsten und allgewaltige regierung aller dingen / da last sich
bedenken die merkliche veränderung der Regimenteren / der völker und Nationen / auff- und
undergang / was die herrschafften anstecke / ruinire und verderbe / welches der tyrannen
art / eigenschafft und endliche stürzung: Sonders aber wie da beschaffen von zeiten zu
zeiten der Kirchen aussehen und underschidliches alter / ihr zunemmen / abnemmen / auch
wie Christus der Herr bald under 7. Guldenen Liechtstöken herum spaziere / bald um der
menschen sünden willen mit seinem Heilwertigen Evangelio aus einem ort in das andere
wandere: Wie etwan nur das fehl Gedeons voller Thau und das übrige Erdreich troken: allein
das Ländlein Gosen voller liecht und das übrige Egypten in diken finsternussen schwebet.
Und solches zumal waren auch die motiven und antrib neben anderen / daß wir uns
underfangen / dises Historibuch zusamen zu lesen und offentlich auff dise weis / wie
hiemit besch icht / anzugeben.
Dises kan ich G. leser nit unberichtet lassen / weiln aus der Histori offenbar / daß das
Römische Reich??? mal seine haupt-abtheilung bekom̅en / als 1. Nach dem tode
Constantini M. Dessen söhne die herrschafften vertheilet hatten. 2. Da Theodosius 1.
gestorben / haben seine beide föhne Arcadius und Honorius / der einte in Orient und zu
Constantinopel / der ander in Occident und zu Rom / die Reichsverwaltung angenommen. 3. Da
Carolus M. gegen Nidergang und Nicephorus gegen Auffgang sich des Käiserlichen tituls
gebraucht haben: So bin ich in der ordenlichen verzeichnus solcher entzweiter Käiserthum
verbliben / und bei dem / was sich darbei denkwürdiges begeben. Belangend aber andere
nebenreiche und geringere Herrschafften / hab ich genug zu sein erachtet / deroselben
ursprung und Stiffter zu verzeichnen / und nur allein das merkwürdigste beizubringen / und
welches dem leser nuzen und ergezlichkeit bringen mag / das übrige aber fahren lassen. Und
da ich etwan eine namhaffte Histori zu beschreiben angehebt / hab ich auch selbige
ohngetrent nach einander fortgesezet / ob sie gleich wol in underschidliches zeit-register
gehörte / jedoch ohne verwirrung und nachtheil der Histori und zeitrechnung. Wann auch die
Histori also in gemein von allen oder von vilen für bekant angenommen ward / hab ich die
Authores ad marginem stetig zu verzeichnen für unnötig geachtet.
|| [ID00019]
Vorred an den günstigen leser.
Weilen auch bei anmeldung der Römischen Heidnischen Käiseren von Nerone an / einfallen
thut / das angedenken der ersten ohne mittel auff der H. Apostel zeiten erfolgten
Christlichen Kirchen / wie selbige under dem Sigsfahnen des Herren Christi ritterlich
gekämpfet und gestritten / und in während der so genanten zehen jährigen oder zehenfachen
verfolgung / v??? blutzeugen auffgestelt. darbei vil denk würdiges: Als hab ich etwas
weitläuffiger solches verzeichnen wollen / theils weil dise Histori voller underricht /
lehr und trost ist / und zu allen zeiten gleich wie nuzlich / also auch nohtwendig von
allen wahren Christen zu beobachten / sonders wegen der H. Apostlen selbsten und der
jenigen welche ihnen ohne mittel nachgefolgt: theils weilen selbige nit von vilen
Historicis und darzu etwan nur stukweis / sehr wenig aber in unserer Teutschen sprach
beschriben worden / aussert in dem grossen Martyrbuch / welches Author folche Historien
aus dem Eusebio / Sozomeno / Theodoreto / Socrate / Ruffino / und anderen zusamen gelesen.
Es mo̅chten aber auch hierbei villeicht etwelche die kürze dises
Histori-buchs tadlen / aber dieselben wollen ohnbeschwert zu erst lesen / ehe sie
urtheilen. Finden sie / daß man auch mit wenigem kan vil sagen und schreiben / und daß
unser intent nit ware ein groß werk zu verfertigen / sonder vil mehr einen beliebigen
extract und außzug zu geben / auch etwan auszuführen / was andere kurzlich vermeldet / wo
es von no̅ten / oder das jenige beigebracht / was andere villeicht nit
haben: als wird sich ein Histori erfahrner contentiren und zu friden sein. Einer aber der
Histori noch unerfahrner / wird doch genugsam haben / und so er weiters begert /
anderwerts mehreren bericht zu finden / angeführt werden. Sonsten ist uns nit unbewust /
daß schon auch andere desgleichen Universal und allgemeine historische beschreibung in 50.
weniger oder nit vil mehr bögen und also in kleinem format ausgefertiget / da etwan der
truk und buchstaben noch wol grösser als allhier zu finden.
Und wann nur Gott der Herr dise unsere arbeit so fern gedejen last / daß nächst Seiner
Ehren / etwas hiervon dem gemeinen wesen zum besten / dem gönstigen leser zu seiner
satisfaction und erfröwung / gereichen und dienstlich sein mag / so genügt uns / und werde
ich um so vil desto mehr angefrischet werden / durch Gottes beistand zu bemeldtem zwek /
weiters mich anzumelden.
|| [ID00020]
Anagramma
Authori Historiae Vniversalis
Viro admodùm Reverendo & Clarissimo
D. LEONHARDO MEIERO, Ecclesiae Scaphusianae Pastori Vigilantissimo, Amico Honoratissimo
Sacrum:
LEONHARTVS MEIERVS En verè Historia sum.
Historici officium fuerit si scribere verum,
Dicere qvod vites, qvodqve seqvaris iter:
Si sua virtuti declarant praemia; rursum
Et scelerum poenam, si Historici retegunt:
Abdita recludunt, si nobis clausa revelant,
Priscaqve ne secli gloria tota cadat:
Qvaerereqvid prosit, num sint qvoqve magna laborl
Praemia, vel scriptis qvae referenda Tuis?
Ipsa Tibi merces sum, clamat litera versa:
En verè Historia est: (Mejer.) Florus ego Historicus.
JOH. HENRICUS HOTTINGERUS,
S. S. Th. D. & Professor.
SERENISS. ELECTORI PALATINO à Consil. Eccles.
|| [ID00021]
VIRO
Admodùm Reverendo & Doctissimo ac Clarissimo
DN. LEONHARDO MEIERO
V. D. M fidelissimo
NIl sub Sole novum, Divina Oracula pandunt,
Qvaeqve fiunt pridem facta fuisse notant.
Secula nulla leges Mundi caruisse Theatrum
Personis, eadem fabula, lusus idem est.
Et diras hominum pestes saevosqve tyrannos
Et Servatores nuncupat Historia.
MEJERUS doctè tibi per compendia tradit,
Prolixè totâ qvicqvid in Historia est.
Divite de penu promit solertia pernox
Condita qvae vastis facta voluminibus.
Plaudimus ergò Ipsi collaudamusqve labores
Ingenio illustres, utilitate graves.
Atqve à Jehova fincera mente precamur
Suggerat ut vîres caetera perficere.
Perlege, comperies per multa pericula cautum,
Et bene gesta probum magnanimumq; fore.
Perlege, prudentis qvoqve tu dignabere laude
Si facienda facis, si fugienda fugis.
Honoris causa
Gratulabundus accinit
Joh. Jacobus VVepferus, Med.
Doct. & in Repub. Scaphus.
Physic. ordinar.
|| [ID00022]
Liber ad Lectorem.
LEONHARDVS MEIERVS per Anagramma
Has Res Mundi revelo.
Docta has Res Mundi gestas ratione revelo
Historiae Cultor, qvicqvid sex mille per annos
Inter mortales titubanti contigit Orbe,
Qvaeqve voluminibus largis diffusa jacebant
Excerpo breviter, flores doctêqve coarcto:
Enumero Regum, Populorum splendida facta,
Viveret ut qvisqvis, regeret, vel morte periret.
Qvid sint, cur fiant, ut cessent horrida bella,
Virtutes, vitia, & Divini Numinis iram,
Illius atqve merum describo ritè favorem.
Artificem libri, tradent haec Grammata Famae
Percelebri, post se qvia sic Monumenta relinqvit.
Historiae fructus qvaeres si candide Lector,
Hîc satis invenies nutrimina grata palato.
In Theatri Historici laudem
Reverendo admodum atqve Doctissimo
Domino Authori
pauca haec fudit
Johannes Vepferus M. D.
Periodus Prima.
Oder Erster Verlauff der Zeiten / von anfang der Welt bis auf die Sündflut / in
die M DC LVI. Jahr begreiffend.
NAch dem der Ewige / Allgewaltige / allein weise und grundgütige Gott / welcher jhme
selbsten genugsam / keiner Welt / Englen und Menschen aussert sich nicht bedörfftig / von
ewigkeit zu ewigkeit in seiner Vollkommenheit / Herrlichkeit und Seligkeit lebt und
schwebt / nach seinem unwandelbaren / unerforschlichen Rahtschluß / der Zeit / der Welt
und allem was darinn einen anfang gemachet / um̅ Sich selbsten als das
Höchste Gut mitzutheilen / und seine Krafft / Herrlichkeit und Seligkeit / als der
obersten Ursach aller dingen / in den andern und mindern Ursachen??? Creaturen zu
offenbahren: Hat Er anfänglich bäides die Engel erschaffen / das sichtbare und erstaunende
Gebäu Him̅els und der Erden aus nichts / den Menschen aber verivunderlich
dem leibe nach aus einem Erdenkloß formieret / darauff jhme eingeblasen in seine Nasen
einen lebendigen Athem / so da ist seine vernünfftige / unsichtbare / unsterbliche Seel /
Geistliches wesens / darmit er als Gottes ebenbild / seinen Erschöpfer repraesentieren und
anbilden / auch als ein von Gott selbsten in die erschaffne Welt eingeführter und
inthronisierter Herr über alles auf Erden herrschen thäte / welcher ist das kleine
Kunst-stuk [2] (Der
Mensch ist die kleine Welt.) und die kleine Welt. Dan̅ was zum
Exempel in der grossen weiten Welt ist der Himmel / Sonn / Mond / die Irr- und Fix-sternen
/ daß ist an dem Menschen das Haupt / die augen. Was in der Welt ist der Lufft / Wind /
das ist in dem Menschen die Lungen und Athem. Was in der Welt ist das Meer / die Wasser /
Flüß / welche durch ihre Canäl und heimliche Adern und Gäng der Erden fliessen / das ist
in dem Menschen die Leber und das Geäder. In der Welt sind die 4. Element / dardurch alles
besteth: So sind in den Menschen 4. Complexionen / und viererlei Feuchtigkeiten. An dem
Himmel werden die 7. Planeten auch alhier zugeeignet: Die Son̅ dem Herzen /
der Mond dem Gehirn / daran die Feuchtigkeiten / sc. Den übrigen Planeten wird dieses
jenes theil des Menschlichen Leibes verglichen / gleich wie auch die 12. Himmlischen
Zeichen. Das Gehölz / Baüm / Gestäud / Gras vergleichen etliche mit des Menschen Haaren.
Und gleich wie in der grossen Welt sich finden nit allein zame / gute und nuzliche Thier /
sondern auch wilde / vergiffte und schädliche: Also auch in der kleinen Welt under den
Menschen / finden sich noch aussag Gottes Worts / Schlangen und Otterngezüchte / reissende
Wölffe / die in Schaffskleidern daher gehen / Füchse / Draken und Basilisken / Löuen /
Bären / Schwein und Hunde / Raben sc. Darum̅ jener Diogenes (Diogenes wolte Menschen suchen.) mit einem Liecht am heitern
Tag / auf vollem Markt wolte Menschen suchen. Ja was noch mehr und über diß in der Welt
ist GOtt der Herr / welcher ganz und überal allenthalben zugegen / mit seinem Wesen Himmel
und Erden erfüllt / das ist in etwas ähnlichkeit die Seel in dem Menschlichen Leibe.
(Wo das Paradeis gewesen.) Disen Menschen nun hat Gott der
Herr gesezt in den Lustg arten Eden / in das Paradeis / welches der Orth des Erdtrichs
ware / der heut zu tag genennt wird Mesopotamia und Babylonia / wie mit vilen gründen kan
dargethan werden.
|| [3]
(Gott bat nicht alles auf einmal sonder nach und nach
erschaffen / und Warum?) Es hätte zwar der Grosse Gott mit seinem allmechtigen
Wort und Befehl alles zugleich auf einmal können erschaffen / es hat Ihm aber anderst
belieben wollen / innerhalb 6. Tagen solches unnachthunliche Werk zuverrichten. Und da
gebürt es sich uns nit weiters nachzuforschen / Warum̅? Es solle dem
Menschen genug sein / und eben darum̅ seine vergebliche um̅schweiffende Gedanken und Mund versiglen / weiln Gott der Herr dises also und nicht
anderster haben wollen. Dieweil laut dem gemeinen Sprüchwort / Gott und die Natur nichts
vergebens thun / so ist diß auch beschehen zubezeichnen die under den Menschen angesehene
gute Ordnung Leib und Seel zuversorgen / nemlich 6. Tag zu arbeiten / den 7. und Sonntag
zu feyren. Subtiler ist was andere hier beibrin̅gen / nemlich hierdurch seje
angedeutet worden / der drejfache Zustand und Ordnung dardurch alle Sachen bestehen / als
da ist Creatio ihre Erschaffung / Entstehung und Geburt / darnach Distinctio, deroselben
Anordnung / Underscheidung und Absönderung von andern: Drittens Ornatio ihre Zierung nud
Ornat. Das erste zeiget Gottes Macht / das andere seine Weisheit / das dritte seine Güte.
Zuverwundern ist es / das auch under den vornem̅sten Alten Kirchenvättern
gefunden werden / welche gelehret / Gott habe alles zugleich und auf einmal erschaffen /
und weiß nicht was für allegorische und verblümte auslegungen der 6. tagen machen.
(Wann und zu welcher Jahrszeit die Welt und Zeit
angehebt.) Wan̅ aber und zu welcher Zeit die Welt und die Zeit
angehebt / und welches seje gleichsam Natalis Mundi der Welt Geburtstag / wird
underschiedlich disputiert und aufgenommen. Ob es seje Früling / Sommer oder Herpstzeit
gewesen / und darvon also fürbas gezehlet worden. Weiln solches kein Articul deß Glaubens
nicht ist / lassen wir einem andern gern die Seine / und sind wir der meinung / daß es
um̅ Herpstzeit gewesen / aus folgenden Gründen: Erstlich / dieweil ohnzwei
fel zu deß menschen mehrerer nuzung und erfröuung die Welt erschaffen worden / da zugleich
die Erden gewächs ins gemein (Carol. Sigon. lib 2 de Rep. Hebr
c. 8.) in ihrer zeitigung und vollkommenheit waren. Nun beschiehet dieses um̅ die Herpstzeit. Darnach / so hat Noah / der andern Welt anfänger / und
nachgenz die Kinder Israel eine gerungene zeit angehebt (Scaliger de Emend. Tem porum libr 5) das Jahr zuzehlen von dem Herpst / von dem
Monat Tisri, welcher theils mit unserm Herpstmonat / theils auch Weinmonath eingefallen.
Diß aber ist nachgenz geendert worden Exod. XII. v. 2.
|| [4]
Drittens / haben fast alle Drientalische und Morgenländische Völker / die Chaldaeer /
Persen / Egyptier / Indianer / Rabbiner under den Juden / der Welt Ursprung von dem Herpst
an gerechnet.
(Heidnische miß??? von der Welt ursprung) Aus disem nun
erklaret sich der grobe Irrthum̅ und die ungereimbten meinungen der armen
blinden Heidenschafft Aristotelis und anderer Philosophorum, welche sie gehabt haben /
wegen der Welt Ursprung / und deroseiben Ewigkeit / und das ein gewüsser Geist oder Seel
in der Welt steke / so alles rege / bewege / lebendig (Virg. AEn.
6. Praeadamitae Manetbo.) mache / sc. Wie der Poet Virgilius schreibet. Eben so
ungereimbt reden und schreiben die Prae Adamiten, als wann Menschen vor Adam gewesen
weren. Und so darff auch jener Egyptische Priester unverscham̅ter weis
schreibe̅ / das Reich und die Herrschafft in Egypten seje schon vor
erschaffung der Welt gewesen.
(Der Fall deß ersten Menschen.) Gleich wie nun nach dem
unveränderlichen Rahtschluß Gottes / welcher in allem heilig und gerecht verbleibt / und
dessen heiligkeit und Gerechtigkeit nimmermehr kan beschuldiget oder getadelt werden /)
die sachen bald einen andern außgang haben sollen gewün̅en: Also hat der
Lucifer / der böse Geist / welcher sam̅t seinem anhang aus stolz und
übermuth gefallen / diß erste gifft in die ersten Menschen gestossen / die dan̅ durch mißbrauch deß freien willens / sich und ihre ganze Nachkommenschafft /
in einem ganz kläglichen Fall der ersten Glükseligkeit / in dem Garten Eden / und der
ursprünglichen anerschaffnen gerechtigkeit und heiligkeit verlürstig gemacht / sind an
ihrem Schöpfer bund brüchig / das Göttliche Ebenbild in ein greuliche Larven des Sathans
verwandelt / Adam und Eva / zugleich auch hiemit alle Menschen (deren Person die ersten
Eltern in allem was sie von Gott empfangen / und hingegen übels gethan / vertretten haben)
laut des unwidertreiblich ausgesprochenen Sentenzes / deß zeitlichen und deß ewigen Todes
schuldig / und allem Unheil / so die Sünd nach sich ziehet / underwürffig gemacht worden.
Daher der H. Geist bej der geburt Cains vermeldet / Adam habe einen Sohn gezeuget / der
seinem Bilde ähnlich war / das ist / verderbt / sündlich und boshafft. Es hat aber die Eva
ihren um̅ dieser (Wie die Wort der Even bej Cains
Geburt zuverstehen.) geburt willen glük gewünschet / und solches gehalten für eine
anzeigung Göttlicher Hulden / und sagte: Sie habe einen Mann vom Herren oder deß Herren /
das ist / durch Gottes deß Herren bejstand [5] hülff und gnad habe sie gebohren / oder sie habe einen Man̅ dem Herren
gebohren / den sie hiemit als den erstgebornen Gott dem Herren zu seinem dienst /
zurschuldigen Dankbarkeit hat widmen wollen: wiewol sich die gute Eva hierinnen betrogen
befunden. Nicht aber gläublich ist / daß sie ihn für den Messiam und Schlangen-Tretter
gehalten / dann sie ja besser die erste Evangelische Verheissung wird gewüßt haben / ihren
zu nuzen machen.
So kom̅en wir dann jezund aus dem Gerten Eden in die nunmehr verderbte /
Streit / Unlust und Sünden volle Welt / aus dem Paradeis auf den Blutaker / allwo sich der
abscheulich Brudermord begeben. Es hat zwar ohnzweifel Adam und Eva das Am̅t
emes getreuen Haußvatters und Hausmuter verrichtet / in ihrem Hauswesen ihre Kinder /
Söhne und Töchter / welche sie bejsamen gezeuget / wol und sittlich begehrt zu
aufferziehen / die wahre Gottesforcht und wahre Religion in sie gepflanzet / so viel mo̅glich / und in ihre Haushaltung alles das eingeführet / was zum leben und
Gottseligkeit gedient / mit stätiger bereuung ihres schweren Sündenfals: Sich auch und die
ihrigen getröstet und aufgerichtet mit der herrlichen Verheissung Genes. 3. 15. Und isch
wil Feindschafft sezen zwischen dir und dem Weibe / und zwüschen deinem Saamen und ihrem
Saamen / Derselbe soll dir den Kopf zertretten / und du wirst ihn in die Fersen stechen.
Welche Verheissung / die alle andere nach sich gezogen / als ein herzer quikender Trost /
mitten durch die nebel und dik finstere Wolken alles Unheils / von Gott selbsten / unsern
ersten Eltern fürgehalten worden / dardurch sie auch / wie Abel / trafft ihres Glaubens an
den wahren Messiam / und ihrer wahren Buß / der Sünden vergebung und die Seligkeit
erlanget haben.
(Warum̅ der Messias nicht alsobalden nach dem
Fall in die Welt kommen.) Nun diese erste Evangelische Verheissung / aller andern
gnädigen Verheissungen Gottes Wurzel / ist nicht alsobald nach ihrer offenbarung / sondern
erst in die 4000. Jahr nachwarts erfüllt worden. Indessen eh diese Verheissung zu ihrer
erfüllung gereicht / sind allerhand Bereitschafften hierzu gemachet worden. Dann ja grosse
wichtige Sachen und Geschäfft / lang vorhin müssen angekündet / fürgebildet / und
allerhand Praeparatoria darzu gemachet werden: Vielmehr zu dem grossen Werk Der Sendung
des Sohns [6] Gottes in diese Welt / dar ob
billich Himmel und Erden bewegt worden / die Engel sich verwundert haben! Es müßte auch
die Sünde nicht alsobald nach ihrer vollbringung / würklich wider ausgesühnt sejn / damit
die gefallnen Menschen desto mehr zu der Erkanntnus der Sünden und ihrer selbsten gebracht
wurden / desto mehr zu herzen fasseten den abgrund ihres jamers / und den abgrund der
Göttlichen Gnad und Barmherzigkeit in Jesu Christo erwisen und erzeigt. Dahin dienten die
so viel und mancherlej Schlachtungen und Opferungen deß kleinen und grossen Viehs in dem
Alten Testament: Ja die Menschlich Weisheit / die Welt Weisheit müste allhie zu spott
gemacht sejn / und offenbahr werden / daß nichts kon̅te von Menschen
ersunnen und erdacht sejn / durch so viel zeiten darmit ihnen widerum̅
könnte und solte geholffen werden / als die mittel / welche Gott und der Welt Heiland
selbsten vorgeschlagen / in dem Gnadenbund begriffen. Und da mußte der Messias kommen zu
der zeit / da man seiner am meisten bedörfftig / und also begirig nach demselben / wann es
mit dem Volk Gottes auf das eussersie kommen / wie die Zeiten / da der Herr gebohren /
waren. Weilen auch der Messias mit sich bringen und verschaffen mußte angenehme Zeiten /
Zeiten des Liechts / Tage des Heils / ein höheren grad des Liechts / der Erkanntnus /
Wüssenschaft und Offenbarungen / und heitere klärere Verheissungen / so müßten vorhergehen
die zeiten der Dunkelheit / Ceremonien / schatten / figuren / neblen / und die lampen am
heitern tage angezündt sejn im Tempel / Wolken und nebel eraügeten sich. So solten auch
die mehrern Gaben deß H. Geistes und derselben über fluß vorbehalten sejn den bur gern im
Neuen Testament / darum̅ ward er vorhin gleichsam sparsam und Tropfenweis
außgegossen / und dem zur [7] rechten hand Gottes
erhöchtem Mittler Christo gebührte die Ehr / den H. Geist sichtbar und in grösser maß
außzusenden / welchen er auch sam̅t seinen mancherlej Gaben uns verdienet /
um̅ dessentwegen solte er zuerst / als das Haupt und unser König erhöhet
werden / und alsdann über seine Glieder und Underthanen seines Reichs allerhand Gaben
austheilen. Summa / es hat ein jede Person der hochgelobten anbättlichen Allerheiligsten
Drejfaltigkeit / nach dem ewigen ohnwandelbaren allerweifesten und gnädigem Rahtschluß /
gleich wie ihr gewüsses werf und geschäfft / also auch ihr sonderbare hier zu bestim̅te Zeit / selbiges zuverrichten / frejwillig gehabt. Und weiln in der ersten
Verheissung zugesagt / Der gebenedejete Weibs-saamen soll der Schlangen den kopf
zertretten / als ist die Gnad allein dem armen gefallenen Menschlichen Geschlecht /
welches Christus zu repariren / und wider aufzurichten kommen / versprochen: Nicht aber
den gefallnen Engeln und bösen Geistern / deren Verdam̅nus unwider rufflich
/ und die nicht alle gefallen / deren Undankbarkeit wegen empfangenen höheren Gaben desto
grösser / und welche gefallen / nicht versucht von aussen her / wie der Mensch.
Es sind aber aus den ersten Menschen (wie die Alten sagten) durch Betrug des Teufels bald
zwej Stätt und zwej Gesellschafften namlich Gottes und des Sathans worden / und
bekräfftiget / daß zwischen deß Weibes und der Schlangen saamen Feindschaffe gesezu seje.
Wie dann solches an dem Cain und Abel erfüllt worden / wan̅(Der ???scheulich Brudermord.) Cain / aller Heuchlern und
Gleichsnern Vorgänger und Großv atter / seinen unschuldigen Bruder / mit dem er doch
freundlich redte / nach der Verrichtung deß Gottesdiensts / da sie bäide miteinander /
doch auf ungleiche weis geopfert hatten / jämerlich ermordet / darum̅ das
Gott der Herr gnädiglich ansahe das Opfer Abels / und mit [8] Feur vom Himmel herab fallend / oder mit einem
andern Zeichen solches bekräfftiget. Worüber der Brudermörder für Gottes Richterstul
citiert und erfordert / und das Urtheil über ihne gefellt / er auch mit einem gewüssen
Zeichen bezeichnet worden. Die Rabbiner (Cains Zeichen.)
sagen / es seje ein Horn gewesen / andere ein stätiges zittern / andere reden anderst
hiervon. Dar auf ist der elende Mensch / als flüchtig vön Gottes angesicht / und aller
frommer Leuthen Gesellschaft / fortgewandert / hat ein wildes / viehisches und gottloses
leben geführt / und zu mehrer seiner und seines bösen Gewüssens versicherung / oder
mehrere Gewalthätigkeit zuüben / sieng er an ein Statt zubauen / die er nach seines
erstgebornen Sohns Hanochs namen nen̅ete / und gleichsam hiermit / als etwas
neues in der welt einweihete. Philo der Jud schreibet / daß Cain 730. Jahr gelebt habe /
darvon aber Gottes Wort nichts hat.
(Cains Nachkommenschafft.) Von deß Cains Nachkommenschaft
redet der H. Geist nicht viel / als welcher mehr wil der Kirchen Saamen / Ursprung und
fortgang / durch seine H. Diener aufzeichnen lassen / dann viel meldung thun von deß
Sathans Thron / Synagog und Rott; Aussert dem daß der Cain seines gleichen Kinder gezeugt
/ dem geiz / geilheit und Wollust / und was darzu anreizet / der gewalthätigkeit und
blutdurstigkeit / und was darzu dienstlich / ergeben / wie an seinen Enkeln von Lamech
gebohren / dem Jabal / Jubal / und Tubal Cain zuersehen ware / von welches leztern nammen
der Heidenn Abgott Vulcanus also genennet sejn solle. Cluv. Epit. p. 3.
(Wober die Ersten menschen gewußt / daß sie opfern sollen / und
welcher dazumal ihr Gottesdienst / und Religiösübung gewesen.) Es fragt sich aber
hier bej anlas der bäiden ungleichen Brüderen Opfer / woher die Leuth in der ersten Welt
gewußt haben / daß sie opfern müssen / und welches ins gemein in derselben gleichsam noch
zarten Kindheit der Kirchen / die art deß Gottesdiensts und Religionsübung gewesen seje!
Was das opfern betrifft / so haben Adam und die ersten Menschen zeweifels frej aus Gottes
ohnmittelbarem geheiß und befehl / strak nach dem leidigen Sündenfall gegeben / ihre Opfer
verricht. Dann weil durch den Gottesdienst Gott allein soll geehret werden / als kan er
auch allein denselben sam̅t seiner weis und manier dem Menschen vorschreiben
und anbefehlen. Aller selbst erwehnter / und in der Menschen hirn erspintisierter dienst /
dardurch man begehrt Gott zuverehren und anzubätten / ist schlechtlich GOtt dem Herrn ein
greuel / laut dem was Christus der Herr aus dem Pro [9] pheten lesa. 29. v. 13. anziehet. Matth
15. v. 9. Aber vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche lehre / die nichts
dann menschen gebott sind.
Darnach so sagt der H. Geist außdrukenlich an die Heb. 11. v. 4 Abel habe durch den
glauben Gott ein besser opfer gethan / dann Cain. Durch den glauben aber opferen / heiffet
zwar mit unserem vertrawen / und guter zuversicht auff das opfer deß Messiae, und also mit
bereüung der sünden / und angelobung eines neüen gehorsams / opferen: Zugleich aber heißt
es auch / auff Gottes geheiß / befehl / und gnädige verheissung / darauff der glaub sich
gründen muß / solche werk verrichten. Eben diser ursachen halben / sahe Gott gnädiglich an
das opfer Abels.
Anlangend nun ins Gemein die damalige Religions-übung von Adam an / und nach gehends /
biß sich Gott der Herr von zeiten zu zeiten / auff underschidliche weis / je lenger je
mehr in helleren offenbarungen / zu erken̅en geben / daher gasagt ist Heb.
1. v. 1. Nach dem vor zeiten Gott manchmal / und mancherlej weise geredt hat zu den
Vätteren durch die Propheten. Und ist zu allen zeiten die. Göttliche offenbarung / den
jenigen gläubigen / welche zur selbigen Zeit gelebt haben / ihnen auch genugsam gewesen
die seligkeit zu erlangen: Alß bestunde solche in der ersten Kirchen darin / sie feirten
den Sabath / hielten heilige zusamen kunfften / darin Leüt sind under wisen worden von
Gott dem Herren / seinem wesen / und Göttlichen eigenschafften / als da ist seine Ewigkeit
/ Allmacht / Allwissenheit / Allgegenwertigkeit / Gerechtigkeit / güte / und gnad / dessen
willen ein regul / und richtschnur seje alles thuns und lassens der menschen / auch daß
alles in der Welt durch Göttliche fürsehung geregirt werde.
Hierauf beschahe auch underricht / von dem stand der unschuld / was der Mensch im Paradis
gehabt hette / von Gottes Ebenbild / so meistentheils verlohren worden / von dem fall
Adams / der sünd und was für vbel selbige nach sich gezogen. Sonders wurde fürgehalten die
liebliche allertrostliche erste Evangelische verheissung von dem gebenedeiten weibes samen
/ so künftig der schlangen wurde den Kopf zertretten.
Solchen ihren glauben an dise verheissung zubezeügen / haben [10] sie vor angeregter massen die opfer
verrichtet. Auch wurde gelehrt / und verkündt das ende der Welt / und allgemeine jüngste
gericht / hienmit daß Gott ein gnadenreicher belohner deß guten / und gerechter abstrasfer
deß bösen seje. Wie dann der Apostel Judas in seiner Epistel. v. 14. 15. außtrukenlich
gedenkt deß Enochs welcher war der 7. von Adam / daß er hiervon den Menschen geprediget
habe / der Herr werde kommen mit vil tausend heiligen / gericht zu halten über alle / und
zu straffen alle gottlosen / um̅ alle werk ihres gottlosen wandels / damit
sie gottlos gewesen sind / und um̅ alles das harte daß die gottlosen sünder
wider ihn geredt haben.
(Phil. Melanct. Peucerus in Chron. Carionis. p. 17) Gewisse
Historici erzehlen auß Josepho, Adam habe zwey steinene tafflen auffgericht / und an
dieselben angeschriben die anfäng der erschaffung / den fall Adams / und die Evangel ische
verheissung. Und haben darfür gehalten / bej disen scülen / alß bej einem tempel sejen die
versamlungen gehalten worden / da man geopfert / und geprediget habe. Und aber Josephus
der sagt allein von den Kindern Seths / daß sie die kunst der Stern-seherej / und
wissenschafft von deß Him̅els lauff auff die Bahn gebracht haben. Und weil
sie von Adam underrichtet waren / daß die Welt durch Wasser und Feur zu grund gehe̅ werde / als habe̅ sie zwo Säülen aufgerichtet / und deß
himmels lauff dar auff gezeichnet / eine von Ziegelsteinen / die andere von harten steinen
/ damit wann jene im wasser verzehret wurde / doch die steinerne bleibte / und selbige
wissenschafft sich nit verlieren thete /
(Seth geboren im jahr von erschaffung der welt 130.) Ob nun
der verfluchte Cain grosse consusion, und herzenleid erwekt durch den grewlichen
Brudermord / hat doch Gott der Herr (alß der die seinen niemalen verläßt) den ersten
elteren / an statt deß Abels ein anderen Heiligen saamen erwekt / nemlich den Seth,
welchen Adam von der Eva solle erzeügt haben im jahr der Welt 130. Adam aber ward alt alt
930. jahr / und starb. Da dann diser Seth ein gewaltiger ansehnlicher Prediger in der
ersten Kirchen ware / die tugend pflanzte / die laster / so vil müglich / verjagte.
(Enos. Kainan. Mahalaleel. Jared.) Es lebte diser Seth 912.
jahr / und zeügete den Enos, im jahr 235. welcher 905. jahr gelebt. Hierauff folgete
Kainan im jahr 324. diser lebte 910. jahr. Auff disen Mahalaleel im jahr 395. welcher
lebte 895. jahr. Ferner Jared Anno 460. Jared aber lebte 962. jahr [11] und ward ein Vatter Enochs / welchen er
gebohren / anno 622. diser Enoch wurde alt 365. jahr / und durch ein selzames exempel in
der besten blust seines alters zur selbigen zeit / ward er lebendig mit leib / und Seel
entzuket / und als ein klares vorbilde der Himmel-fahrt deß damals zukönfftigen Messiae,
der ersten Kirchen fürgestelt / und daß der gottseligkeit versprochne ehren gab deß ewigen
lebens mehr als gewüß seje / wie dann Enoch ein Göttlich leben geführt / und da er mit
gottseligen geschäfften vmgieng / entweder in offentlichen versamlungen / oder
absönderlich / hat ihn Gott weggenommen / zwahren dem alter nach / und gegen anderer
langem leben zimlich früh / und aber ihme dem Enoch nicht zu früh / als welchem alles in
dem Him̅el wol ersezet worden / nach deme er den Göttlichen segen in diser
Welt genugsam / und gleichsam per compendium, und kurzem begriff genossen / wie es allen
frommen beschicht / die Gott der Herr früh zeitig von diser Welt abfordert / welche in
diser Welt so vil empfangen / als für dieselben ist / und dienstlich sein mag zur
beförderung zum ewigen leben.
(Mathusalem.) Auff Enoch folget Mathusalem / so gebohren
worden im jahr von der Welt anfang 687. diser alß der elteste Patriarch, lebte 969(Lamech.) Jahr. Welcher Lamech im jahr 874. und Lamech lebte
777 jahr. (Noach.) Von disem ward gebohren Noah im jahr
1056.
Billich verwundert man sich ab disem hohen alter der H. Erzvätter / (Woher und warum die Erz vätter so gar alk worden.) und
vermeinen etwelche es sejen die jahr nit solche jahr / wie heüt zu tag / gewesen / nach
der Sonnen lauff in ihre 4. jahrszeiten / und 12. Monat abgeteilt. Welches aber billich
verworffen wirdt / weilen Sonn und Monn dazumal eben wie je zo ihren lauff / scheinund
influenz auff den erdboden gehabt / so hat es auch nit gemanglet an leüten / die sich
treffenlich auff des Himmels gestirn / und zeit abrechnen verstanden haben. Darum so
werden underschidliche ursachen solches langen lebens gegeben / alß 1. Causae Theologicae
(1. Geistliche Vrsachen.) die geistlichen ursachen /
namlich damit durch solcher from̅er Leüten langes leben / auch zugleich
desto mehr die wahre Gottes-forcht / und gottseligkeit in jhre̅
haushaltungen / und geschlechteren fortgepflanzet / außgebreitet / und erhalten wurde /
und die Cainische Rott mit ihrem lasterhaften wesen sich nit könte eintrmgen / under die
Kinder Gottes vermischen / wie nachgehends geschehen / und die Sündflut erfolgt. Damit
auch insonderheit die Göttlichen offenbarungen / [12] und das wort Gottes / welches dazumal noch beschriben war??? / vermittelst
solcher Erzvätter langem leben als ansehnlichen häupteren / rein / und lauter von den
Vätteren auff Kinder / und kinds-Kinder / Enkel / Uhrenkel sc. erhalten / und im̅er ohn verfälscht fortgesezet wurde / wider deß teüfels / und seiner synagog
list / und betrug.
(2. Rathrliche) 2. Causae naturales. Darnach so können
solches langen lebens auch natürliche ursachen geben werden: Als da waren die gesunde
constitution und natur / temperament, und geblüth / gesunder lufft / gesunde lebens mittel
/ allein zur underhaltung / vermehrung dises gegenwertigen lebens nit aber zu desselben
verminderung / und zerstörung dienend / es win de gute diae t, und lebens ordnung durchaus
gehalten. Etliche halten darfür / vor der Sündfluß seje alles gesünder / und heilsamer
gewesen alß nach derselben.
(3. Moralische.) 3. Morales. Diß lange leben diente auch
allerhand künst / wischenschafft zu erfinden / zu vermehren / und zuerhalten wegen
langwiriger experienz, und erfahrenheit von so vielen zeiten her.
(3. Politicae, und weltliche ursachen.) Es ist auch bej
solchem langen leben dise politische ursach / damit namlich um so viel desto mehr / und
desto bälder die Welt in deroselben ersten jahren / und anfängen / vermehrt / mit Volk und
Leüten hin und her besezt wurde. Wie dann ganz wunder barer weis in wenig zeiten / eine
grosse menge und anzahl Volks da und dort entstanden / und darum Cain so bald anheben
können Stätte bauen.
(Waram keiner auff tause̅d jahr
kommen.) Gleichwol ist dises hierbej zugewahren / daß dennoch keiner tausend jahr
erreicht; Damit die armen menschen wüßten / daß sie endlich dennoch sterben müßten / wie
lang sie auch lebten / und keiner werde übrig bleiben. Andere sezen dises hinzu / die
taufende zahl seye eine zal der vollkom̅enheit / darum hierdurch angedeütet
worden deß lebens / und der Menschen auch der allerheiligsten in demselbigen unvolkom̅enheit weilen allein in jenem him̅lischen leben auffgericht ist
der thron der volkom̅enheit.
(Grosser ???rrtum wegen der person deß Enochs und wer der ander
Elias in der H. Schrifft) Sonsten hat es allerhand gedichte / wegen der Person
Enochs in folgenden zeiten abgeben. Dann nicht allein etwelche Rabbinen / seine berukung
und wegnemung mit leib und Seel in den Himmel haben wollen vernichten / als were hierdurch
nichts anders dann ein sanffter tod zu verstehen: Sonder man gibt noch anderwerts vor /
die Seel Enochs seje in das Paradis / darinn der erste Mensch an [13] fänglich lebte / versezet worden / und
nachgehends auch die Seel deß Propheten Eliae, (welcher mit leib und Seel durch der Englen
dienst in gestalt eines feürigen wagens / in den Him̅el auffgenom̅en worden / Christi deß Herren Him̅elfahrt hiemit auch
bedeütend) seje zu Enoch in bemeltes ort kommen / allwo sie verbleiben sollen / bis zu
Enoch in bemeltes ort kommen / allwo sie verbleiben sollen / bis zu eines erdichteten
wider-Christen ankunfft / und als die 2. Zeügen Apoc. XI. mit dem wider-Christen / weiß
nit in was für einen krieg / sich ein lassen / von welchem sie zwahr sollen getödet / aber
bald wider lebendig werden &c. Welches heist spilen in ernsthafften sachen / die
Göttliche Historj verdunklen / alles ohne / und wider Gottes wort. Wo ist das Paradis
nunmehr? Wo soll Enoch widerkom̅en? Von Elia ist ausgesagt / er solle wider
kom̅en / Mal. IV. v. 5. Christus aber hat solches erklärt Mal. XVII. v.
10. 11. 12. 13.
Johannes der Täüffer ware der ander Elias / und vergleichte sich mit dem Thesbiten / wann
wir ansehen beider extraoidinari und sonderbaren beruff / beider kleidung und lebens
mittel / speiß / und trank: So man bedenkt die zeiten zu welcher das orth / an welchem
beide als Busprediger sich hören liessen. Sonders was beider verhalten / und
beschaffenheit in ihrem ampt / und beruff anlangt / dann beide hatten grosses ansehen /
feürigen eifer / und unerschroknen müth / ohn ansehen der Persohn zu straffen / und darbej
grosse standhafftigkeit. Dis war nun der ander Elias / der noch hat kom̅en.
sollen.
|| [14]
PERIODVS II.
Oder Der Andere Verlauf der Zeiten / von der Sündflut bis auf Mosen / fast DCCC.
Jahr in sich haltend.
(Sündfluß. D. ss. iben ur sach.) Noah / der Herold der
gerechtigkeit / bleibte ohnverheurahtet 500. jahr und führte ein Heiliges / from̅es leben under den gottlosen in der ersten Welt / welche durch wollust / und
geilheit tyrrannej / undertrukung / mißbrauchende deß leibes gestalt / grösse / und
sterke: Sonders durch rerachtung der hohen Göttlichen Majestet / desselben worts / und
dienern / hatten die wege Gottes verderbt / da war alles fleisch verderbt! Daß
Menschlicher weis zu reden und aber auff Göttliche weis zu verstehen Gott den Herren
gereliete / die Menschen erschaffen zu haben / Darum nit länger konte aussen bleiben die
göttliche rach / und gerechte straff / so auff die zeiten der gnädigen heimsuchung /
gestaltsame solcher dingen / gewüß erfolgt / und der auffschub derselben desto mehr die
plag über die Menschen vergrössert / wann sie lang genug den reichthum der güte Gottes
verachtet / die gottlosig keit auff dem thron / die boßheit auffs höchste / und zur
übermaß kom̅en / ergiesst sich die maß desto grösser auß der schalen
Göttliches zorns. Wie dann allhier beschahe / nach dem 120. jahr lang fristung / und
anleitung zur buß / durch den dienst Noe / geben worden / nichts aber verfangen wolte.
(Noah verehlichet sich) Noah in dessen / abschreittend von
den wegen der allgemeinen verderbnuß / alß der gnade bej Gott funden / und hierdurch fromm
/ [15] gerecht / unschuldig erfunden / tratt in
den H. Ehstand / in welchem er drej Söhn zeügete den Sem / Japhet / und Eham. Ware hiemit
ein getreüer Haus-Vatter / ein gewaltiger / eifriger Buß-Prediger / allen an den
damalwartenden Messiam gläübigen / und welche wurden von sünden abstehen / das gute thun /
verheissend geistlichen / und leiblichen segen / beferjung von zeitlichen / und ewigen
straffen / die er im gegentheil angekündt den wieder spenstigen / und halsstarrigen wie
sie Petrus nen̅t 1. ep. 3. v. 17. und geister der gefängnuß / das ist /
(Noah rüfiet die Arch zu.) der Höllen. Auch mußte Noah
zu seiner erhaltung auff Gottes befehl zu rüsten lassen ein Schiff-hauß / die Arch genandt
/ deren die länge 300. Ellen / die weite 50. die höhe 30. ware in welcher wenig / nemlich
8. Seelen behalten worden durchs wasser / wie der H. Petrus an bemeldtem ort redt / samt
gewüssen etwelchen thieren / Vöglen / (Die Arch vor bildete
Kirchen.) gewürm / welche nach ihrer art in disen Kasten par weis ein / und aus
gangen sind.
Es war aber dise Arch / mit allem so darein / was anbelangt ihre erbauung /
beschaffenheit / abteilung / stuken / und theilen / zustand / und schwebung in / durch /
under / und über das gewässer / jhr end / und außgang / ein lebhafftes muster / und
entwurff der streitenden Kirchen / auff dem wütenden Meer der Erden / bis sie triumphirend
wird. Wie es auch nachge hends Christus der Herr entworffen Mat. VIII. mit seiner
Schiffart / da das Schifflein begunte zu sinken / von sturmwinden / und wasser wellen
getriben / der Herr (Wie die sündfluß kom̅en.) als schlaffend darinn / die jünger schrejeten / und rufften.
Wann dan nun es an dem / daß die Göttliche gerechtigkeit sich müßte offenbaren / und
Gottes zorn vom Him̅el herab / zugleich alle Elementen / Creaturen dem
Allmechtigen zu diensten stehen müssen / welcher ist gleich wie ein überfliessendes Meer
alles guten gegen die seinen / alß auch hat er ein außgerüstetes Zeughaus von allerhand
Waaffen / und sizet auff einem hohen erhabnen thron der allerhöchste / alles gleichsam
überschend / ein allwüssender / allenthalben gegen wertiger Gott / und herzenkündiger / um
von der höhe herab die Pfeil ab seinem gespanten bogen zuschiessen / auff die köpfe der
verächter seiner Göttlichen Majestet: nach dem Noah / und die seinen / und die reinen /
unreinen thier / Vögel / gewürm in die Arch eingangen / die thüren von Gott selbsten
zugeschlossen worden / als welcher mit gnad und raach allhier alles thut: da brachen auff
alle [16] brünnen der grossen tieffen / und
thaten sich auff die fenster deß Himmels / und kam ein Regen auff Erden 40. Tag und Nacht
/ vom 17. (Wan die süntfluß angangen.) Tag an deß anderen
monats (welcher sein soll unser April / biß an den 23. May) ergeüste sich das wasser
häufftig / und grausam von oben / und unden / alles was ein lebendigen ahtem hatte / und
aussert der Arch / gienge jämerlich zu grund / niemand könte beschüzen die höchsten Berge
/ Bäüme / gipfel der gebäuen / so daß auch das wasser 15. Ellen hoch über die höchsten
Berge / in der ganzen weiten Welt überloffen / und dis geschach im 600. jahr deß alters
Noah: in dem jahr von erschaffung der Welt 1656.
(Josephus der Jüdische geschicht schreiber hat sich etwann
geirret.) Josephus der Jüdische geschicht schreiber / aufferzogen in der synagog,
deren vertrawet war Gottes wort / Rom. II. hat etwan in abzehlung der Tagen / zeiten / und
anderen / hier und dort / sich geirret. Er gedenkt aber erwelcher Heidnischen Scribenten,
die deß (Ziecht Heidnische Historicos an wegen der Arch.)
Sündflusses meldung gethan / und grobe irrige meinung von einem Berg / der noch herfür
gangen / hatten.
Die Heidnische Poeten Horatius, Ovidius, und andere Historienschreiber / Mela, Solinus,
Plinius, haben auch von disem erschrokenlichen gericht Gottes gewußt. Die Americaner / wie
auß derselben histori bekant / konten auch etwas hiervon reden / zweiffels frej von ihren
vorfahren her / da hat etwan der satan / die Göttliche wahrheit / zu verdunklen / oder
suspect zu machen / oder etwas nachzuäffien / sein spil wunderlich gehabt.
Als nun im anfang unsers Monatz Decembr. das gewitter (Cluver p.
4 Wann Noah auß dem kasten sangen.) gestillet / der ungeheüre häuffige Regen
auffhörte / die wellen sich allgemächlich legten / das Gewässer nach und nach abnemmend
wider verloffen / und die spizen der bergensich wider erzeigten / da sich die Arch auff
dem gebirge Ararat nider gelassen / ließ Noah einen raben fliegen / auß den fenster / oder
tagloch / welches die Arch einzig hatte / der nit mehr zu ihme kam / sonder hin und her
geschwebt / bis er sich sezenkönte. Darnach ließ er eine taube fahren / die kam wider weil
sie nirgends ruhstatt finden könte. Widerumb schitte Noah ein tauben aus / welche mit
erfreüung / und trost der Menschen um Vesperzeit wider kame / in dem schnabel ein ölblat
haltend / zu merklicher bedeütsamkeit. Darum auff Gottes geheis / bej angehendem 1657.
jahr von erschaffung der welt / gieng Noah [17] auß dem Kasten / und alles so darinn ware / das erdreich fürbas zu bewohnen / zu bawen /
und die Welt auffs neüe mit allem zuerfüllen und zu mehren.
(Was nach der Sündfluß bis auf de̅ tod Noch
erfoigt.) Noah / der rechte Janus / in die alte und neüe Welt schauend / wußte so
bald / als er den fuß auff den troknen boden gesezt / nach der ihme von dem Geist Gottes
eingepflanzten Gottes sorcht / was ihme zu thun / nemlich die schuldige dankbarkeit
ablegen gegen dem Herren / welchem sie allein gebührte / und die grösse der erwisnen
gutthat erforderte. Und derohalben / nach der dazumal üblichen von Gott anbefohlenen
manier deß Gottes-diensts / bawete er einen altar / und verrichtete ein herrliches und
reiches Opfer / dessen geruch der höchste gerochen / daß ist / hat selbiges wegen deß
glaubens / und fromkeit deß opferenden / zu gnädigem wolgefallen angenommen / (Regenbogen was er bedeüte.) darauff seinen bogen in die
wolken gesezt / zu sicherem Pfande / daß hinfüro der erdboden nicht mehr also dürchs
wasser solle verderbet werden / sonder biß an das ende der Welt / welches durchs ander
Element deß feürs wird beschehen / solte nicht auffhören saamen / und erndt / frost und
hiz / Som̅er und Winter / Tag und Nacht.
(Regenbogen waren auch vor der Sündflut.) Darbej dann /
so offt ein Regenbogen sich erzeigt / die Menschen ihnen zu gemüth führen sollen / den
undergang der ersten welt / und dero sünden / um selbige zu meiden / und bedenken die
Göttliche gerechtigkeit / daß sie sich förchten / und seiner gnad und güte zu ihrem trost.
Es ist aber nit zu zweiflen / daß nicht auch Regenbogen vor der Sündfluß waren / allhier
ist er allein zum ersten ein gnadenzeichen sonderbar worden. Sintemahlen die ursachen /
dardurch solche vilfarbige bogen entstehen in einer so genanten fruchtbare wolken eben vor
dem Sündfluß / wie nachgehends / waren.
(Noah ward ein Akerman̅ und Wein. gärtner.)
Der lebens beruff und stand Noeh / wie der H. Alt-Vatter dazumal in gemein / ware die Aker
und Felde bawen / weinberge pflanzen. Dar auff seine schwachheit sich eräugt / sein
jüngster Sohn der Cham verspottet seinen durch trunkenheit eingeschlaffnen / und
aufgedekten Vatter / welches Sem und Japhet nit thaten / sonder erstatteten (Welche Völker von Sem / Japhet / Cham herkommen.) ihre
gebühr. Darum dise gesegnet / jener aber verflucht worden. Und alß Noah 950. jahr gelebt /
starb er.
Von seinen drejen Söhnen / ist nach und nach die ganze welt wider ergänzet / und
Volkreich gemacht worden. Von Sem sollen herkom̅en sein die Elymeer /
Assyrier / Chaldeer / Lydier / Syrer / [18] Araber / Armenier / Indier / von Japhet die Galater / Scythen / Cilicier / Paphlagonier
/ Cyprier / Rhodier. Von Cham / die Moren / Aegyptier / Libier / Getulier / Phoenicier /
und die in Palestina gewohnt haben. Da dan etwan diser Enkel / und nachkom̅en selbst namen die Länder und ihre einwohner bezeichnen. Es wirdt auch darfür gehalten
/ Japhet habe Europam / der Sem Asiam, und Africam der verfluchte Cham mit den ihrigen
bewohnt. Der Sem solle in Morgenland bliben sein / Japhet und seine nach fahren / gegen
Abend und mitternacht sich ausgebreitet haben. Cham aber habe die mittags-Länder behalten.
Etliche wollen bescheinen das die Teütschen (Tuisconier) von Japhet herkom̅en:
Bej anlaß der trunkenheit Noeh / welcher empfunden deß weins (Ob
der Rebbau / und das Weintrincken / vor dem Sündfluß auch im schwang gangen.)
krafft / haben etliche disen zweifel / ob auch vor der Sündfluß der rebbau und
Weintrinke̅ im schwang gange̅. Worauff zuwissen / daß der
reben und Traübensaffts gebrauch / vorhin auch ware / auß folgenden gründen: Erstlich weil
dis edle gewächs / als ein nuzliches ding von Gott anfänglich / wie anders erschaffen /
dem Menschen zum besten. Darnach weil Christus der Herr Mat. XXIV. v. 38. von den Leüten
in der ersten Welt sagt / sie assen und trunken. Wordurch zweiffels frej eine solche
schwelgerej verstanden wird / die auß mißbrauch deß weins beschicht.
Drittens / waren die opfer befohlen von Vieh / erdengewächs speiß und trankopfer / und
hiemit auch vom Wein.
Weiln nun Noah ein anfänger ware alles dessen in der neuen Welt / so mußte er das
verderbte wider repariren und aufrichten: als wird recht von jhm gesagt: Er fieng an Aker
zubauen / Weinberge zupflanzen. Und wie wolte er gewußt haben mit dem Räbbau umbzugehen /
so er vorhin nicht dessen eine Wissenschaft gehabt (Der Rebbau
und Wein trinken vor der sünd flutt nicht so gemein / wie nachgehends.) hätte?
Wiewol allhie der jenigen meinung uns nicht mißfället / welche sagen / der Räbbau und des
Weins getrank seje nicht so gemein / so überflüssig im schwang gangen vorhin und vor dem
Sündfluß / wie nachgehends: Sondern es sejen da und dort die Reben von sich selbsten auch
daher gewachsen / wie etwan noch zur zeit da und dort mehr beschicht / und die trauben mit
ihrem safft alß ein sondertraut und etwas sonderliches beobachtet und genossen worden.
(Woher Noah die Reben nach der Sündflut gehabt.) Woher
aber Noah die Reben bekom̅en / von welchen er nichts mit sich in die Arch
genommen / und alles durch die Sündfluß ver [19] derbt worden / fragt sich: Darauf kein andere als dise Antwort zugeben /
nämlich durch Gottes Fürsehung sejen etwelche Reben am selbigen Orth / da Noah ware /
erhalten worden / welche herfürkommen / und von Noah weiters gepflanzet und gebauen
worden.
(Rivet. Exercitat. in Genesin.) Sonsten was allhier
Jüdische und Heidnische Fablen sind / die müssen ihren Urhebern wider heimgewisen werden.
Als das Noah von einem Bok / welcher an einem Orth Trauben erschnappet / und (Jüdische / Heidnische Gedichte vom Vrsprung deß
Weintrinkens.) darüber anhebte die andern Thier zustossen / gelenret habe / was
Reben und Wein sejen. Oder wie der Heiden Fabel ist / von einem Staphylo / deß Oenei
Geißhirten / welcher da er sahe eine Geiß / nach dem sie Trauben geessen / lustiger als
andere und springend / habe er es Oeneo wider angezeigt / daher der Räbbau und Weinpressen
entstanden.
(Ob die Leuth in der ersten Welt auch fleisch geesen
haben.) Eben aus diesem wunderlichen Fundament / das GOtt der Herr nach der Sündflut
dem Noah und den seinen befohlen / und gewalt geben / der Thieren und ihres Fleisches
zugeniessen / und in was weis / nämlich nicht rau oder noch im Blut / entsteht der ander
irrthum̅ / in welchem auch sonsten verrühmte Kirchenvätter gesteket / als
wann die Leuth in der ersten Welt / kein fleisch gessen / sonder sich allein der
erdengewächsen beholffen haben. Das widerspil erwindt folgendes: Erstlich / weilen die
leuth nach dem sündenfall / sich mit der thiere̅ häut haben müssen
bekleide̅ / ist dann gläublich / sie werden alles fleisch also
weggeworffen haben. Darnach wann sie von kleinem und grossem vieh geopffert / haben sie
zweifels frej darbej appetit und lust der thieren fleisch zu sieden und braten bekom̅en / gleich wie auch nachgehends befohlen worden / bej gewussen opfferen
etwas darvon zu eignem gebrauch auszusöndern / heilige Mahlzeiten darob zuhalten. Und weil
Gott nichts vergebens thut / warum̅ wolte so viel klein und groß Vieh
erschaffen worden sein / dann nur zu deß Menschen nuzen und gebrauch in der ersten Welt /
eben wie nachgehends / weil kein verbott hierum niemals geben worden.
(Wie und warumb GOtt der HErr nachgehends etlich thier als
unrein verbotten / und der Speisen underscheid gebotten) Zwahren nachgehends bej
völliger Offenbarung deß Ceremonialischen Gesazes / sind etliche Thier und Gevögel zuessen
verbotten worden / nicht als wann solche Creaturen / an und für sich selbsten und in ihrer
natur unrein und bös weren / dan̅ Gott anfänglich alles gut erschaffen / und
als gute Creaturen angesehen / sondern sie waren unrein / in betrachtung deß damaligen
eine gewüsse zeit nur [20] zu seinem besondern
Zwek und gebrauch / gegebnen Verbots und Gesazes. Warum̅ aber der
Allerhöchste der Iscaelitischen Kirchen / neben andern Ceremonien dises verbott von der
Speisen underscheid gegeben / können folgende Ursachen bejgebracht werden. Dann 1. so
wolte Gott der Herr hiermit zeigen seinen bevollmächtigten und uneingeschrankten Gewalt
über alles. Welcher mit dem seinen thut was er will. 2. Damit er lehrete / wie die
Menschen in gebrauchung und niessung der Creaturen / von deß Erschöpfers derselben gnad
und güte / Segen und Fürsehung dependieren und hangen müssen. 3. So wolte auch Gott
hierdurch in seinem Volk erweken ein rechtes abscheuen ab der Heidnischen Abgotterej und
Gözenopfern. Dan̅ was den Heiden (wie es jener Heidnische Historicus selbst
bekannt) für Thiere heilig waren / und nicht solten angerühret werden / dieselben hat
wollen angerührt und ihme aufgeopfert haben: Im gegentheil was bej den Heiden gemein und
gebräuchig / daß mußte bej den Juden nicht also sejn. 4. So müßte auch das Volk Israel
hierdurch nicht allein in den schranken der mässigkeit / reinigkeit / heiligkeit und des
Gehorsams gehalten / sondern von andern ungläubigen underschieden werden / bis endlich
solche schiedwand zwüschen den Völkern under dem Reich deß Messiae aufgehoben worden.
Nun was geschahe weiters under der Nachkommenschaft Noah. Namlich Nimrod deß
vermaledejeten Chams Enkel und Chusen Sohn / fieng an die Menschen mit gewalt ünd arglist
gleich einem Jäger zu treiben / und auch zuvertreiben / die nicht in sein garn wolten /
und zu desto mehrer seiner sicherheit / fieng er an nach der sündflut (gleich wie vorhin
Cain) Stätte zubauen und fest zumachen. (Hohe Thurn zu
Babel) Darum sich die Menschen von der Höhe in die Thäler / von den Ber gen in das
ebne flache Land gelassen / daselbst fiengen sie under Nimrod an den sehr hohen
Babylonischen Thurn zubauen / damit sie für fehrnerm Sündflut sich kon̅ten
sicher machen. Von welches Thurn (Heidnische Gedicht von
Himmelssturmenden Riesen) erbauung der Heiden Fabel entstanden / wegen den Riesen
/ die den Himmel besteigen wolten. Darum̅ der allweise Gott / zu sonderbarem
zwek solches zwahren zugelassen / und aber da es zeit / der menschen thorheit zuoffenbaren
/ solches underfahen / in ein anlas der enderung in vil Sprachen / und wie man darfür hält
in die 72. Sprachen gebracht / daß also ein verwirrtes Babel hieraus worden / keiner den
andern mehr verstehen / und den Bau fortzusezen vermochten. [21] Die Hebraeische Sprach / welche vorhin
durchgehend geredt wurde / bleibte bej deß Hebers Nachkommenschaft / welcher seinen zur
selbigen zeit gebornen Sohn / eben von diser enderung der Sprachen und (Jahr der Welt 1758) vertheilung der Völkern Peleg genamset.
Diß geschahe im jahr der Welt 1758.
Was etwan noch zu unsern zeiten von solchem Thurn möchte (Was
noch zu nusern Zeiten vom Thurn Babel zusehen) gesehen werden / schreibt D.
Rauwolff in seinem Reisbuch pag. 204 205. also: Fehrner gleich für den Fleken Elugo hinaus
/ welcher auf ein viertel meil wegs von dannen zusehen / liget der Schloßberg in der ebne
/ darauf auch noch etliche rudera der alten Vestung stehn / die ganz zerfallen / und
unbewohnet ligen bleiben: hinder dem in der nähe der Babylonische hohe Thurn gestanden /
den die Kinder Noah (welche erstlich dise Landschaft nach der Sündflut bewohnet) bis an
Himmel zuerbauen angefangen. Den ersihet man noch / und hält wol ein halbe meil wegs herum
in sich / ist aber dermassen zerfallen und abgangen / daß er nicht mehr hohe / darzu auch
vom Unzifer so gar eingenommen / und durchschloffen / daß man vor solchem nicht bald auf
eine halbe meil wegs hinzu darff / dann zu Winterszeiten auff ein Monath zween / weiln es
noch in löchern steket. Under disem unzifer finden sich fürnemlich Thierlein / welche mit
dem Persianischen namen Eglo von den Einwohnern genannt werden / und sehr vergifft sind:
die sind (wie mich andere berichtet) grösser als die Edexen / haben 3. Köpf / und oben vil
sprengel von mehrerlei farben / lauffen herumb / nemmen nicht allein den Thurn / sondern
auch den Schloßberg (der nicht sonders hoch) und den Brunnen ein / so gleich unden daran
entspringet / daß man also auff dem Berg nicht wohnen / noch sicher von dem Wasser
(welches gut für die läminen sejn soll) trinken darff.
Das aller älteste Reich nun ware die Babylonische Monarchej welches gestifftet Assur oder
Belus / einer von Sems nachkom̅enen. Wie dann Moses austrukenlich schreibt:
Assur habe Niniven / und [22] andere grosse Stätt
gebauen. Ninive von seinem Sohn Nino also genan̅t. Welcher Assur oder Bel
nach seinem Tod für ein Abgott verehret worden: welches Wort Beel einen Hercen für sich
selbsten heisset. Auch solle diser Beel der Heiden Saturnus / und deß Beels Sohn Ninus /
der Jupiter gewesen sejn. Deß Chams Geschlecht wurde in Morgenland nicht geduldet. Dieses
Babylonische Reich solle wol 1360. Jahr gewähret haben. Andere sezen nur MLXX.
Disem als seinem Vatter folgete nach Ninus / welcher in der Abgötterej und anbättung der
Creaturen / und über viel Volk / Land und Leuth zuregieren / sehr hizig und begirig. Daher
er nicht allein Benachbarte und angrenzende Länder und Leuthe / sondern nach und nach bald
ganz Morgenland under sich gebracht. Den leztern Krieg hat er geführt mit Zoroastro der
Bactrianer König / welcher die zauberej und die Wüssenschaft von deß Gestirns Lauff
erfunden haben solle.
(Diodorus Siculus libr: 3.) Wann Diodorus Siculus und der
jenige auß dem er es hat Clesias nicht betriegen / so hat Ninus ein Kriegsheer von
Sibenzehen mal hundert tausend zu Fuß / und zwejmal hundert tausend zu Pferd geführt: Im
Gegentheil hatte Zoroaster viermal hundert tausend Mann.
Nach dises Nini ableiben / regierte 42 jahr sein Ehweib die Semiramis / durch dero
frejung Babylonien an Ninum solle kommen sein. Sie hat die Leut können bezauberen / in
Mans-kleider aufziehend daß sie glaubten / der König regierte noch. Durch Krieg überwand
und underwarff sie ihren die Mohren und Indianer und hat etliche Stätt von neüem gebaut /
die Statt Babylon erweitert / mit einem wunderbaren gewelbten garten gezieret / darum ein
solche maur geführt / daß solches under die 7. wunderwerk der welt gezehlet worden. Hat
auch durch graben die zwej Wasser / Tyger / und Euphrat in einanderfliessend und an
einander hangend gemacht / und anders über Weibliche̅ geschlechts Kräfften
außgerichtet / solle auch einen Löwen erlegt haben. Alß sie einsmals ihr Haar strehlete /
und jezo wider auff binden wolte / kam ihr Zeitung / wie die Babylonier von ihr
abgefallen. Da machte sie sich geschwind auff / ließ das halbe theil deß hars fliegen /
zoge wider die abtrünnigen zu Feld / und machte sie ihren wider underthänig.
Darum zu Babylon ihren zu ehren / ein marmorsteinern [23] (Valer. Max. lib.
9. c. 3.) Bild / in der weis / geberd und Kleidung / wie sie in disen streit
ausgezogen / auffgerichtet worden. Darbey aber ware sie sehr unkeüsch / und als sie ihres
eigne̅ Sohns beischlaaff und blutschand zu verüben begerte / se je sie von
ihme getödet worden.
Kurz vor ihrem tod / habe sie ihren lassen ein Grabstell zurüsten / und darauff
schreiben: Da etwan ein König nach uns gelts von nöhten / der öffne das grab / und nehme
so vil ihm beliebt. Da nun Darius der Perser König dahin kommen seje / und das Gewölb
öffnen lassen / seje kein Gold noch Gelt gefunden worden / sonder an Statt dessen / ein
solche Schrifft: Wärestu nicht ein böser Mensch / und unersättlich mit Gelt / so wurdestu
nit bej dem todtengebeln reichthum̅ gesucht haben.
(Ninyas oder Ninus der jünger.) Ihr Sohn Ninyas / welcher
gleichsam mit der Mutter getauschet / und an ihr Statt zu einem Weib worden / hat nichts
sonderliches gethan / so man̅lich und lobens werth / auch sich selten zu den
Männeren gehalten / vilmehr im Frauen-zim̅er / und in wollüst sein zeit /
und alter zugebracht / und 38. jahr geherrschet.
Andere Könige so auff ihne erfolg / waren eben diser Haaren / hatten nichts alß den
blossen nam̅en König / ohne Königliche und Heroische thaten nur den
wollüsten ergeben. Daher die Gottlosigkeit gewaltig zugenom̅en / samt aller
frechheit und muhtwillen / laut dem gemeinen sprüchwort: Qualis Rex, talis Grex, wie der
König / so sind auch die underthanen. Es haben sich aber solcher überhand nem̅enden grewlen widersetzet / die damals treueifrige diener Gottes / die H. Patriarchen /
und ihres theils der Kirchen partej gewaltig vermehrt durch Gottes gnad / und bejstand.
(Wer und was Melchisedech gewesen) Ein solcher ware
insonderheit um selbige zeit Melchisedech ein Priester Gottes deß Allerhöchsten / der dem
wahren Gott Himmels und der Erden gedient / in desselben ware̅ erkantnuß und
forcht / er ware darbej auch ein König selbiger zeiten / und orten. Diser Melchisedech
(Jahr der Welt 2024.) nun ware nicht etwan̅ ein Engel / oder der H. Geist in angenommener sichtbarlicher gestalt erschienen / wie
etliche vermuhtet / auch ware er nit der Sem Noehs Sohn / alß welches geschlecht Vatter
und mutter beschriben worden / dises aber nicht. Sein Vatter und Mutter werden verschwigen
in der H. Schrifft. Die er doch hatte / wie andere Menschen / aber mit fleiß hat sie der
H. Geist [24] (???chisedech ein Vor??? auf Christum.) durch Mosen übergangen / damit er ein
bequemes vorbilde auff unseren Herren Jesum Christum sein könte / wie Hebr. VII. zulesen.
Welcher ohn Vatter belangend seine menschheit / ohn Mutter in ansehung seiner Gottheit /
ohn geschlecht / ohn anfang seiner Tagen / und ohn end seines lebens / aller Massen wie
Melchisedec in der H. Schrifft also und ohn meldung seiner geburt / und todes eingeführt
wird.
(Der Rabbiner schwärmerej.) Darum es ein schandloser
irrthum ist der lästerlichen Rabbinen / welche außgeben / der elteren Melchisedechs werde
darum nit gedacht / weil sie verschreire Leüt gewesen sejen.
(Melchisedech ein Vorhild / wz sein Ram / Persohn / Ampt
betrifft / und das Orth allwo er sein Residenz gehabt.) So vergleicht sich auch
Melchisedec in gemein mit dem Sohn Gottes / wann wir den nam̅en difes Königs
bedänken / welcher so vil heist / als ein König der gerechtigkeit. Welcher nam dazumal nit
allen Königen selbiger orten gemein ware / wie der nam Pharao den Königen in Aegypten /
das wort Caesar den Römischen Käiseren / sonder es war ein eigenthüm̅licher
nam̅ / einer gewüssen sonderbaren Persohn gehörend. In der Person ware
Melchisedec auch ein vorbild auf Christum / und dan̅ betreffend sein
zweifaches amt / so er getragen / er war ein Priester / darnach ein König / und ein König
zu Salem / daß ist fridens König / ein König / der Friden / und gerechtigkeit in seinem
reich verschaffet. So ist auch der ort / allwo Melchisedec regiert / so eben der ort /
dahin nachgehends die Statt Jerusalem erbawet worden / ein Vorbilde der streitenden / und
triumphirenden Kirchen.
(Abraham) Eben um selbige zeit lebte Abraham / ein
fürtrefflicher Patriarch und Gottes freünd / ein Vatter aller gläubigen / welcher
sonderbare offenbarungen / verheissungen empfangen / und mit freüden den tag deß Messiae /
der auß seinen lenden als der gebenedeite weibs samen solte herkom̅en und
erbohren werden / gesehen Ioh. VIII. disem Abraham brachte jener Melchisedec brodt und
wein entgegen / ihne / und die seinen zu erquiken / deme hinwider Abraham den zehenden von
der eroberten beüte gab. Eine gewaltige gewaltiger (Melchisedech
erlabet den Abraham und die seinen mit Brot und Wein.) Männeren zusam̅enkunfft! Die sachen aber trugen sich also zu. Alß Ninus der jüngere vil schlachten
gethan / und obgesiget / viel Land und Leüt bezwungen / und zum gehorsam gebracht / hat er
auch under seine Obersten / beamteten / und befelchshaber seine herrschafften vertheilt /
die alß seine Statthalter müßten Regieren. Dem [25] (Cluver. p. 9) Amraphel gab er Babylonien /
Ariocho Ponten / der Kedor Laom ar ward gesezt über die Elymeer / Thideal über Pamphylien.
Dise durch eine gemachte verbindung zwingten die angrenzenden under das joch / und fuhren
fort mit ihrer Tyrannej. Sie bezwangen die (Jahr der Welt
2038.) rebellischen Regenten über die Statt Sodoma / und andere. Diß gieng eine zeit
lang glüklich abstatt / und überwunden vil / auch Risen / und bald ganz Arabiam, und was
an dem fluß Jordan.
Also nun begab es sich / daß Loth / welcher vorhin von Abraham auß gewissen ursachen
geschiden / da ihme Abraham die wahl aufgethan zur rechten oder zur linken zu wanderen /
auch samt den seinen in deßgleichen überfall gefangen worden. So bald nun der H. Patriarch
dessen zeitung bekam / bewaafnet er seine knechte und underthanen / schlug die Feinde /
jagte ihnen das ihre ab und erlösete den Loth mit den seinen. Darauff kam ihm Melchisedec
mit Brot und Wein entgegen / nicht selbiges zu opferen / sonder sie zuerlaben alß
ermüdete: so waren dazumal die Opfer befohlen / heüt zu Tag aber / und im N. Testament
sind sie abgeschafft.
Es war aber Abraham anfänglich wunderbar durch Gottes gnaden beruff von Uhr auß Chaldea
erfordert und weggeführt mit seiner haußfrau Sarah / deren namen Gott selbst geendert.
Dise Sarah ward ein Weib von trefflicher schönheit / darum sie von zwejen Königen in
Aegypten und Palaestina under das Frauen-Zimmer gebracht / aber von Gott bej ehren
erhalten / und dem Abraham wider zugestelt worden. Ein tugendsame Weibs Person / und um
dessentwegen vom Heiligen Geist dem weiblichen geschlecht zum Exempel fürgestelt. Vnd alß
dise beide Kinderloß / weil Sarah unfruchtbar war / ist der Sohn Gottes mit zwejen Englen
dem Abraham er schienen um̅ den mittag / da er vor seiner hütten sasse.
Worüber die verheissung beschehen vom Isac / welcher also genent ware um das Sarah
gelachet / wegen beider nunmehr verstorbnen / und veralteten leiberen. Vnd nach dem dise
aller edelste gäste mittagmahl gehalten in der hütten Abrahams / ward ihme hernach (Jahr der Welt 2047.) geoffenbaret / der undergang Sodoma /
und der übrigen Stätten / für welche Abraham den allgemeinen Weltrichter gebätten / und so
vil vermögen / daß wann nur 10. gerechten vorhanden gewesen / denselbigen were um̅ solcher willen verschonet worden.
|| [26]
Alß nun Isac gebohren / und am 8. tag nach Gottes befehl beschnitten worden / welches
Sacrament solte versiglen den gnadenbund / und eben das jenige bedeuten / was im N.
Testament der Christliche Tauff ausweiset / da auch Isac zu etwelchen jahren kom̅en / darum daß sie sich nicht vertragen könten / mußte der Ismael als ein
spötter / von der Agar erzeüget / mit der Mutter fortwanderen / deren doch der Engel ein
brun̅en gezeigt / um sie zu erlaben.
Nach disem versuchte Gott den Abraham / und sezet ihn gewaltiglichen auf die Prob /
befahl ihm seinen einigen Sohn / den Isac / den er lieb hatte / auff welchem die
verheissung bestunde / zu schlachten / und auff zuopferen auff dem Berg Moriah. Abraham
besinte sich nicht lang / glaubte auff hoffnung under der hoffnung / wider die hoffnung /
und gab Gott die ehr / wolte solches werkstellig machen / und aber der engel Gottes / da
er jez wolte ansezen mit dem Messer / (Jahr der Welt 2062.)
verhinderte es / und wurde an Statt deß Isacs ein Wider mit den hörneren in Dörnen
eingewiklet / geschlachtet / und geopfert. Alles zu einem klaren vorbilde auff Christum /
und die grosse liebe Gottes gegen uns / dardurch uns der Sohn Gottes selbsten zum Opfer
ist gegeben und geschenket worden / auch seine passion hierbej und dörnene Krönung zu
bedeüten. Dise geschicht nach zu äffen / hat der Satan die Barbarischen Völker / auch
Kinder und Menschen zu opferen / angetriben.
Es wurde aber dem Abraham sein liebste Sarah / (mit welcher er vil liebs und leids gehabt
/ in mancherlej gefahren / under frömden Völkern / in hungers noth / und anderen / darinn
sie Gott der Herr erhalten / und wunderlich beschüzet hatte) durch den zeitlichen (Jahr der Welt 2086.) tod weggenom̅en im 127.
jahr ihres alters / da Abraham 137. jahr alt ware / welcher dise seine Sarah sehr
betrauret / und ehrlich begraben hatte. An dero Statt er sich mit Cetura verheürahtet /
und kinder gezeüget.
(Loth.) Loth / die gerechte Seel / thate sein bestes auch
/ zur selbigen verderbten zeit / under den gottlosen / welcher zu Sodom gewohnt / under
einem / allen greulen / und Him̅el schreienden sünden ergebnen Volk / darum
sie auch mit einem Feüer und Schwefel Regen vom Him̅el herab umgekehrt /
verbrandt / und noch heüt zu tag allen unbusfertigen sündenknechten zum bejspil Göttlicher
raach / durch einen stinkenden See / daß todte Meer genant / fürgestelt. Haben also [27] dise gottlosen Leüt die gerechte und ihren
unflätigen sünden gemässe straff bekom̅en. Nach dem vorhin Lot und die
seinen / durch den dienst der Englen genötiget außzugehen / auch außgeführt worden mit
außtruklichem befehl / daß niemands solte zuruk sehen / welche Engel die bößwicht
begehrten / und darauff wolten das Haus stürmen / wo sie nicht mit Blindheit geschlagen
worden / worauff Loth ganz perplex, und verwirrer / doch ohne fug und recht / sonder
ohnbesint / seine Töchteren angetragen. Indessen hat sich auffs neüs eingericht Gottes an
deß Loths weib begehen / welche zur salzsäulen worden / darum daß sie sich schwerlich und
vilfaltig wider die Majestet Gottes ver sündiget hatte / mit ihrem zuruksehen.
(Was es beutiges tags für ein aussehen hab bei und um̅ das tod ne Meer.) Was aber selbige gegend / da Sodoma / und die
übrige Stätte gestanden / und der See Asphaltites sampt den angrenzenden orten für ein
aussehen haben zu gegenwertigen zeiten / wollen wir auß eines Glaubwirdigen Schrifften /
welcher alles mit augen gesehen / und verzeichnet hat / allen Menschen zur wahrnung / hier
bejbringen / und lautet der bericht also.
(Jacob Am̅ans Reisbüchlein / Blat 144.)
Nach dem wir über das gebirg und zu nechst auff die höche bey dem todten Meer kamen /
ungefahr 3. meil von Jerusalem / und ein meil vom Jordan: trafen wir allda an ein Schloß
in dem gedachten unfruchtbarn gebirg welches mit einer maur umbfangen / darinnen ein
Türkische Kirch mit etlichen behausungen stehet / und von den Araberen bewohnet wird:
darbey lägerten wir uns / und fiengen an zu essen und trinken / was ein jede gesellschafft
mit sich genommen hatte.
In dem gieng Herr Peter Graffe und ich mit jhme hinfür auff das gebirg. Dann man grad am
end deß weiten und langen thals / einstheils in das Todte Meer sicht / (Orth das Sodoma und Gomor ra gestanden.) da Sodoma und
Gomorra gestanden: anderstheils wie der Jordan am end und anfang deß Meers darein fleußt.
Wir weren wol gern vollend hinab gewesen / weil es aber unsicher / und der tag anfieng
sich neigen / kehreten wir widerum̅ zu unser gesellschafft. Vnder dessen
trügen die Araber stein zusamen / wie auch etliche der unsern / schlü [28] gen dei von felsen / oder wo sie hin
und her lagen / zundten (Stein voll schwäfel und Bäch umb das
Todte Meer.) die stein an mit etwas kleinem gesteüd / welche stein brännen und
flammen wie das holtz / mit einem dicken rauch / stinken aber dermassen von Schwäfel und
Bäch / daß man nicht lang nach darbey bleiben mag. Vnd je neher man zu dem Todten Meer
kompt / je lieber die stein auff jez erzelte weiß brännen. Es sind auch dise felsen und
stein überzogen ganz weiß / als werens mit weisser äsche̅ besäjer oder
besprengt. Vnd wen̅ man die stein zerschlägt / so sind sie inwendig dunkel
äschenfarb: sie verbrännen auch (Wielang solche stein
brunnen.) nicht ganz und gar / sondern wann der schwäfel und Bäch darauß gebrännet /
bleiben die stein etwas kleiner als zuvor und werden ganz Schwarz / und brännen alsdann
nicht mehr / wie ich solches selbsten probiert / und der steinen ein zimliches stuk herauß
gebracht hab. Es zeigen die Araber an / daß die felsen und stein ein stund wegs in der
breite um̅ das Todte Meer her / sonst nirgends also beschaffen / welches nun
gläublich und Augenscheinlich ist: allein hab ich gefunden / da die felsen sandig sind /
daß die stein wol stinken / aber nit brännen wöllen.
(Lenge und breite deß Todten oder Salzmeers) Dises Todte
Meer ligt zum theil der lenge nach von Nidergang gegen Auffgang / und erstreckt sich dann
zum end nach Mittag. Es ist etlich meil lang und breit. Es berichten auch die einwohner /
das nichts lebendigs weder Fisch noch anders in dem Todten Meer hinunder sincken oder
ertrincken könne.
(Jorda̅ versenkt sich in das Todte Meer.)
Vnd dieweil der mechtig und edel Fluß Jordan in das Todte Meer fleüßt / so verliert sich
das gute wasser in dem stinckenden versaltzen Meer / und hat keinen sichtigen außgang oder
ablauf nit: wie dan̅ auch kein anzeigung ist / das die Kinder Israels ind
das Gelobte land dardurch gezogen seyen: sondern wird darin̅en durch die
Erde̅
verschlu̅- [00057] gen. Nach
Nidergang allein / da der Jordan hinein fleußt / hat es ein weite ebne oder ein langes
thal. Sonst aber zu den andern seiten umb das Todte Meer herumb sind weite (Hobe bebirg und Felsen bey dem Todten Meer.) und breite /
hoche und gähe berg und felsen zusehen: sind mit Spitzen / als von feür verbrendt gantz
unfruchtbar / dürr und öd / dann allda Arabia deserta, daß ist die wüste anfangt. Vnd ist
wol wahr / wie S. Petrus spricht in seiner 2. Epistel 2. Cap. v. 6. daß die Stätte Sodoma
und Gomorra zu äschen gemacht / umbgekehrt und verdammet / und also zum exempel gesetzt
seyen denen / die Gottloß leben wurden: welche ort sonst ein lustgarten deß Herren genent
worden.
(Ort da Loths Haußfrau zur Salzseulen worden. Gen. 16. vn.
26.) Man zeigt uns auch der enden auf dem gebirge jenseit deß Jordans von Jerusalem
die gelege̅heit / da deß Lots Hauß-frau hinder sich gesehen / und zur
Saltzsaul worden / und geben die Araber für gewüß auß daß sie heut zu tag noch allda stehe
/ und wan̅ gleich etwas von diser Seül abgeschlagen / werde es doch über
nacht widerumb gantz. Auch der enden sol sein das hoche gebirg / darauff Moses indas
Gelobteland gesehen hat.
Die folgende nacht haben unsere Araber oder geleidtsleuth wacht gehalten / und jhr zeit
beim Feür mit singen / springen / und grossen freüden zugebracht / welches kurzweilig zu
sehen war denen / die nicht schlaaffen kön̅en. Gegen tag mahneten sie uns
widrum̅ fort zu reisen: Sassen derwegen auffunsere Pferd / und ritten
vollends über das gemelte gebirg / und kamen gleich in das obgedachte zum theil breite /
unfruchtbare Thal / daselbsten hielten wir still biß es gar tag ward. Nachmahl zugen wir
weiter und fande̅ nicht weit vom Jordan vil sandächte hügel und lättgruben /
daß etliche schwerlich hindurch kom̅en möchten. Ist auch allda wol zusehen /
daß der Jordan zun zei [30] ten an
underschidlichen orten außbricht: und zu nechst bej dem Jordan hin auff fieng es an
widerumb etwas fruchtbar zu seyn von stauden und bäumen wie ein kleiner wald / darunder
etliche den wyden bäumen nicht ungleich sind / hüpsch / lustig und grün.
(Warumb Gott der Herr nit habe gewolt das man zu ruksehe / oder
stehen bleibe / in derselben gegend.) Allhier aber entsteht billich die frag /
warumb der gerechte Gott nicht gewolt habe / bej der umkehrung Sodom̅a / daß
die durch der Engel dienst außgeführten Menschen sollen zuruk sehen oder still flehen / in
derselben gegend / sonder ohnverzogenlich durchgehen. Namlich hiemit hat der höchste
wollen an zeigen / daß der Loth / und die seine̅ jhre gemühter sollen ganz
abziehen von der alten wohnung und sie erinneren darbej / daß sie mehr beobachten sollen
ihr heil und wolfahrt / alß ihre verlassenschafft. Vnd weil zuruksehen allhier heist sich
gerewen lassen dessen so man verlassen / und noch begirig darnach sein / müßten sie solche
geberden bleiben lassen / durch welche deß gemühts offenharung / lieber und länger an
selbigem ort zu bleiben / daß doch verflucht / sich erzeigte.
Wann auch die Göttliche Raach die Menschen nit solle treffen / müssen sie eilen mit Loth
auß der allgemeinen verderbnuß diser Welt ihre arme Seelen zu erretten / nicht lang neben
sich / hinder sich in die Welt gaffen / sonder stetigs fortwanderen auff dem weg der
Heiligung. Non progredi in via pietatis, est regredi, sägt Bernh. Wer nicht im̅er fortgehr auff dem weg der fromkeit / der gehet mehr hinder sich / alß für
sich. Vnd wann die Menschen auß dem geistlichen Sodom einmal außgeführt / sollen sie nicht
wider zuruksehen / sonder folgen der stim̅ Apoc. XVIII. v. 5. Gehet auß von
ihr mein Volck / daß ihr nit theilhafftig werdet ihrer sünden / auff das ihr mit empfanget
von ihren plagen. Sonsten da will auch Gott der Herr nicht haben / wo er den thron seiner
Majestet / allmacht / gerechtigkeit / weißheit und herrlichkeit zeiget / daß die Menschen
nur den fürwiz darbej abspeisen sollen: sondern sie sollen vilmehr erzitteren / und
erbeben / in sich schlagen / und durch wahren glauben buß und bekehrung / mit Gott eiferig
begehren verfühnt zu sein.
(Von deß Loths Weib Verwandlu̅g in die
Salzsäule.) Von der Salzseulen aber / darinn deß Loths Weib verwandelt worden /
zeiget die H. Schrifft allein an das factum was da beschehen / den modum und wie es
zugangen / verschweigt sie. Einmal [31] (Plin. lib. 31. c 7.) ware dis nicht gemein Salz / sonder
mineralisch / daß an statt der hartesten und unzerreiblichsten steinen kan gebraucht
werden. Die Rabbinen und Juden fabulieren alhier nach gewonheit / des Loths Weib seje
darum zur Salzseulen worden / weil sie den armen Salz versagt / oder den Englen so bej
ihren im hauß / kein Salz wollen geben / oder sie seje under dem fürwand Salz bej den
Nachbauren zuentlehnen ausgangen / die Engel zuverrathen / darum̅ die
Sodomiten für die Thüren kommen. Diß aber sind rechte mährlein / ihren Urhebern geziemend.
Man haltet darfür / weiln auch under dem Schwefel und Pech-Regen seje Salz gewesen / wie
Deut. 29. v. 23. Soph. 11. v. 9. gesagt wird / als seje diß Weib von einem theil dieses
Regens / gleich einem Bliz und Stralstein getroffen / zusammen geschmolzen / verhartet /
und zu einem harten Stein oder Salzsäulen (Tertul. p. m. 1097.
Iren. libr. 4 adv. Haeret. c. 5. Josep p 8) worden dem leibe nach. Daß sie aber
die form eines Menschen behalten / ja eines Weibs / und alle Glidmassen (worvon
verwunderlich Tertullianus in seinen Versen hierüber selzame ding gehalten / und Irenaeus)
ist nicht in Gottes Wort gegründet / noch von Josepho dem Jüdischen Geschichtschreiber und
andern / welche diese Salzsäulen gesehen / angedeutet worden.
(Ob Loths weib auch eweg verlohren.) Ob aber dises Weib
auch ewiglich verlohren / und der Seelen nach zu grund gangen seje / wird zwahren in der
H. Schrifft nicht angedeutet / man gehet aber dahin / daß sie der Seelen nach sälig worden
/ wie dann etwan ein zeitlich erschrökliches Gericht über die Menschen geht / da indessen
Gott der Seelen schonet / weil sie auch von der Kirchen ware / und außgeführet aus Sodom /
mit den Sodomitern nicht undergieng / sondern einem sonderbaren Gericht vorbehalten.
(Was zuhalten von den unmu̅n digen Jungen Kindern
in der Sündflut / und bej dem Vndergang Sodome? Ob alle / welche zeitlich auch ewig zu
grund gangen sejen?) Was die jungen Kinder und Säuglich anbelangt / welche in der
Sündflut und bej Undergang Sodom (wie dann deren eine unzahlbare Zahl wird gewesen sejn)
mit den alten verderbt worden / So ist ihnen keines wegs unrecht beschehen / dann sie in
der zuneigung und verderbten Natur waren / und noch worden werden / was die Alten gewesen.
Zu Sodom waren Jungs und Alts interessirt, so auch in der ersten Welt fiengen die Jungen
an zutreiben [32] was die Alten thaten. Ob aber
alles was zeitlich zu grund gangen von den Menschen / auch seje verlohren worden / ist
zuwüssen / daß was vor allen dingen anbelangt die jungen Kinder / sind sie verdam̅t worden / ists der Göttlichen Gerechtigkeit gemäß geschehen / sind etliche
oder alle zum ewigen Leben kommen / ist ihnen eine ohnverdiente gnad widerfahren.
Betreffend die Alten / so haben sie entweders Buß gethan noch zur leze oder nicht? Wer
sich nicht bekehrt / ist ohnzweifel ewig verlohren / welche aber auf Loths und Noah
predigen angedenken nach möchten sich geendert / reu und leid über ihre Sünden gehabt /
und um̅ gnad geruffen haben / denen ist sie auch widerfahren. Wiewoln die
alten Kirchenvätter und andere Gelehrten mehr solches halten von den Leuthen in der ersten
Welt / als von den Sodomiten / weiln die Sündfluß nach und nach kommen / und hiemit plaz
gelassen Buß zuthun / dises gericht aber / so über Sodom und die übrigen Stätte ergangen /
uhrplözlich entstanden am morgen früh / da sie noch schlaffend / oder in ihren greulichen
Sünden begriffen / und alsobald jämerlich im gestank / rauch / feuer / schwefel / salz /
pech / verzehrt und aufgeriben worden.
(Loths-fahl.) Nachgehends ist der sonst gerechte Loth in
einen schwären sündenfall gerathen / als er trunken von Wein / wurd die Blutschand mit
bäiden Töchtern verbracht / ohngeacht deß erschröklichen Gerichts / so erst über Sodom
ergangen / daran sie sich hätten erspieglen sollen. Auß welchem schandtlichen Bejschlaff
sind entsprungen die bäide Völker die Moabiter und Ammoniter / der Kirchen und deß Volks
Gottes zu allen zeiten abgesagte Feind.
(Wie es weiter in der Babylonischen Monarchej zugangen)
Wir kommen aber wider auf die Reiche und Herrschafften der Welt. Dann nach dem Tod Nini /
Semir amis und Ninyas / welcher lezte gehalten wird von eltichen für den Amraphel / der
König zu Sennear war / dessen die H. Schrifft gedenkt / folgete Arius / Atalius / und in
summa in die 49. König oder Monarchen / welche wir hiemit der Ordnung nach fürstellen.
|| [33]
- 1. Nimrod regiert Jahr 56
- 2. Belus 62
- 3. Ninus 52
- 4. Semiramis 42
- 5. Ninias 38
- 6. Arrius 30
- 7. Atalius 40
- 8. Belus 30
- 9. Armatrites 38
- 10. Belochus Priscus 35
- 11. Baleus. 52
- 12. Altades 32
- 13. Manitus 30
- 14. Mancaleus 30
- 15. Sphobrus 20
- 16. Mancaleus 30
- 17. Sparteus 40
- 18. Ascatades 40
- 19. Amnitas 25
- 20. Bolochus 25
- 21. Bellopares 30
- 22. Lamprides 32
- 23. Soheres 20
- 24. Lampares 30
- 25. Pannias 45
- 26. Sosannes 19
- 27. Mitreus. 27
- 28. Tautanus 40
- 29. Tauteus 40
- 30 Tinnus 30
- 31. Dircillius 40
- 32. Eupades 28
- 33. Laostenes 49
- 34. Pirichiades 30
- 35. Ophearcus 30
- 36. Ophraganeus 20
- 37. Ascrasapes 42
- 38. Sardanapalus. 29
- 39. Phil. Belochus 48
- 40. Philasser 23
- 41. Salmanasser 10
- 42. Sennacherib 7
- 43. Asachaddon 10
- 44. Merodach 40
- 45. Benmerodach 21
- 46. Nabuchadonoser I. 35
- 47. Nebucad. 43
- 48. Evilmerodach 30
- 49. Balthasar 14
- der ward vom Dario überwunden.
|| [39]
PERIODVS III.
Oder Dritter Verlauff der Zeiten / von Mosis Beruff / bis auf die erbauung des
Tempels Salomonis / in die D Jahr begreiffend.
(Was der ???rige Busch beden tet.) MOses ward von Gott
dem Herrendurch das zeichen eines Feürigen Busches beruffen. Welches gesichte die alten
Kirchen lehrer gezogen bald auff die Menschwerdung deß Sohns Gottes / bald auff seine
passions geschichte / bald aber auch auff die streitende Kirchen. Mosi wurd anbefohlen in
Egypten zu gehen / um̅ zu sein / durch Gottes macht ein erlöser deß
Israelitischen Volks / auch müßte er mit der gab wunderwerk zu thun / wegen eines solchen
hohen beruffs / begaabet / und seiner schweren zungen sein bruder Ahron als ein mit
gehülff / zu gesellet sein. Moses komt zu dem verstokten Pharao. So lang plagen über
plagen ergehen gleichsnete er recht zu thun / bald aber ward er wider der alte Pharao. Die
Egyptischen Zauberer Jannes und Jambres wolten etwan die wunderwerk Gottes vernichten /
wurden aber zu spott gemacht / bis das endlich alle erstgeburt in Egyptenland geschlagen
wurde / daß erste (Das Osterlam̅ ein Vorbild
Christi.) pascha von den Kinderen Israel und Osterlam̅ geessen /
welches mit allen umständen / die aussönderung deß lams / desselben schlachtung / blut her
auslassung darvon die thürpfosten besprengt / und die Kinder Israel vom würgengel befrejet
waren / samt desselben niessung und essung betreffend / ein vorbilde auff Jesum Christum
ware: [40] Darauff die Kinder Israel
fortgelassen / und aber von Pharaone auffs neüe verfolgt / aber durch Gottes sigreichen
Arm und hohe (Im Jahr der Welt 2453.) Hand / durchs rote
Meer troknes Fuß hindurch gebracht / der Pharao aber und seine macht / in dem angesicht
Israels ersaüsset worde̅ / die gerechte straff der widergeltung empfahende
alß er befahl die Hebreischen Knäblein zu ertränken.
(Heldnische sachen.) Um dise zeit solle gelebt haben
Cecrops der Athenienser König (Cluv. p. 14.) und andere
gedicht und geschicht auffkom̅en sein / dazumal wurde geredt von Phaetontes
brand / Deucalionis Sündfluß / Erichtony geburt / entführung Proserpinae, von Cereris
geheimnussen und was deßgleichen mehr.
Alß nun Moses und das Volk Gott den Herren geprisen hatten / wegen der wunderbaren
erlösung / wurden sie nicht grades wegs dem gelobten und verheisnen land / welches von
milch und honig geflossen / zugeführt / sonder zu bedeütung der Kirchen und frommen
wanderschafft pilgerfahrt in diser Welt / müßten sie sich in den wüstenen 40. jahr lang
auffhalten / von einem stand / rast / ort zum anderen wanderen. In dessen begleitet sie
tag und Nachts die Wolken und Feüerfühl / ein schönes vorbilde auff Christum / und was die
Kirchen gutes von disem Herren empfange / gleich wie auch der durchzug durchs rohte Meer /
und das von Him̅el herab verlihene Manna / das wasser auß den Felsen /
darbej sich Moses und Ahron versündiget / solche vorbilde worden / samt der erhöchten
ehrenen Schlangen. Es ware auch in der wüsten das gesaz der H. Zehengebotten / zum anderen
mal gegeben / weilen die erste Tafflen wegen deß abgöttischen / und umb das gegossne
Kalbherumb danzenden Volks / von Mose verbrochen ward. Einen wunderbaren sig erhielte
Josua wider Amalek / da Moses gebetten / dessen müde ärm von Ahron und Hür understüzet
wurden. Vnd dises hatte auch seine bedeütung.
Wann es aber darzu kom̅en / daß Gottes gnädige verheissung solte
werkstellig gemacht / und das Land Cana an eingeraumt werden / in welches von denen so auß
Egypten gezogen / wegen ihrer grossen halsstarrigkeit und undank / keiner eingelassen
worden / aussert Josua und Caleb: So hat man vorhin kundschaffter außgesandt / über
welcher widerkunfft / alß sie zugleich ein muster von deß Landes früchten gebracht / die
verstokten Israeliten ungleich urthei [41] leten. Sonsten ware der trauben / von zweien an einer stangen getragen / ein
liebliches Vorbilde auff Christum / und wie er beedes in der Kirchen deß Alten und dann
deß Neuen Testaments geoffenbahret worden.
(Mosi??? To???) Moses aber 120. jahr alt / sahe von
weitem in das gelobte Land / und starb dar auff / welchen Gott selbst begraben / über
welches begräbnuß der Erz Engel Michael mit dem Satan ein streit hatte / der zweifels frej
das grab wolte verzeigen / um̅ Wahlfarten anzustellen / Heiligthum
anzubetten / abgötterej zu treiben / die Israeliten anzureizen.
(Was Moses für ein fürtreflicher mann gegewesen.) Vnd
dises ware Moses der verrümte gesazgeber / auch under den Heiden bekant / dem Beroso,
Diodoro, Trogo, Justino, Tacito, Plinio. Sein wahrer ruhm aber bleibt in Gottes wort / da
gesagt ist / daß hinfort kein Prophet mehr sej aufferstanden wie Moses / mit welchem Gott
der Herr geredt wie ein Freünd mit dem anderen / er sahe die Herrlichkeit Gottes / dessen
angesicht / wegen seiner gemeinschafft mit Gott auff dem Berg Sinai / hell und den
Israeliten unleidenlich geleüchtet / hatte 40. Tag und Nacht gefastet über Natürliche
träfften / und glänzete von erstaunenden wunder werken alß ein rechter wundermann. Der
auch mit Elia bej der verklärung deß Herren Christi auff dem Berge war.
(Ein dreifaches gesaz durch Mesen gegeben.) Er hat nicht
allein das Moralische gesäze gegeben / sonder auch allerhand Politische sazungen / welche
so fern uns Christen noch heüt zu tag verbinden / alß sie gehörenunder die andere Taffel
der H. zehen gebotten. Was aber diente zur damaligen Jüdischen policey / gerichtet auff
selbige zeiten und örter / ist abgethan. Daß Ceremonialische gesaz gab er auch / richtete
einen prächtigen Tabernakul auff / in form wie es der allweise Gott ihme gewisen und
anbefohlen hatt / samt aller bereitschafft und zugehörde zu solchem Ceremonialischen
Gottesdienst / welchen Petrus A??? XV. nent / ein unertragliches joch / weil darbej grosse
müh / arbeit / sorgfalt / unkosten / gefahren / hin und her reisen / gewüssens halben
außzustehen. Dises zumal hat sein endschafft bekom̅en / seidt dem daß
Christus am kreüz geruffen / es ist vollbracht. Wie dann Christus ist deß gesezes ende Rom
X. Und in disen zumal hat Moses von Christo dem Herren geschriben Joh. V. v. 46. Und die
Leüt zu ihme gewisen / als in welchem die gnad und der gnadenthron auffgericht.
|| [42]
(Warum Gott der Herr einen so beschwerttche̅
Gottesdienst de̅ Juden / samt so vilen Ceremonlen vorgescht
i???ben.) So aber jemands sich liesse wunder nehmen warum doch Gott die Juden mit so
vilen mühsamen und kostbare̅ Ceremonien belegt / ist zu wüssen. Daß das
Jüdische Volk als ein wildes / freches hartnekiges Volk / und von Egypten her zur
abgötterej geneigt / darbej unachtsam / grob und undankbar / also müßte Exerciert geübet
und in schranken deß gehorsams behalten werden. Hierdurch müßten sie auch von der übrigen
Heidenschafft getrent sein / wie dann zu beobachten bej solchen Ceremonien / daß
gemeinlich was die Heiden für Heilig gehalten / den Juden unheilig sein müßte / und
hinwider.
Diser Ceremonialische Gottesdienst müßte insonderheit sein ein apparat und vorbott auff
die herrlichkeit deß reichs deß Messiae, um̅ gebürender massen und
schuldiger ehrerbietung dasselbe anzunehmen / dahin diente der Tabernakul / nachgehends
Salomonis Tempel / und die köstlichkeiten so darbej / von Gold / Silber / Edeigestein /
der Hohepriester in seim zierath und anders. Und wo sich auch die Israeliten hingewendt /
wo sie stunden und giengen / hatten sie vor Augen schweben allerhand anweisungen und
Vorbilde auff den Messiam / sein Persohn / amt und gutthaten. Damit auch die Juden nicht
vergessen / der schuldigen pflicht gegen Gott und dem nechsten / der heiligkeit / fromkeit
/ gerechtigkeit sich befleisseten / wurden angestelt die reinigungen / die Festtage /
gelübde / mancherley Opfer und was deßgleichen.
(Josua.) Nundisem thewren Mann Mosi / folgete im amt nach
der gewaltige und dapfere Fürst Josua / welchem Christus der Herr mit einem außgezukten
Schwert erschinen / Er hat die Cananiter außgejagt und erlegt / die stätte mit
posaunenklang bedeütsamer weis eroberet / auch müßte auff sein gebott zu desto grösserer
niderlag der Feinden / die Sonn am Him̅el still stehen und continuirlich tag
machen / bis das Feld völlig erhalten war. Diser Josua / alß ein Vorbild auff Christum /
und nit Moses der gesazgeber müßte die Kinder Israel in das verheissne Land bringen und
dasselbe under sie außtheilen / welches Land ein Vorbilde war deß Him̅lischen Canaans / darum̅ die H. Patriarchen und Joseph darin wolten
begraben (Cadmus.) sein / und in welches Him̅lische Canaan uns das gesaz nit mehr kan bringen. Um̅ dise zeit solle
under den Heiden der Cadmus, Agenoris der Phaenicier Königs Sohn / die Buchstaben und
weisen zu schreiben auß Syria in Griechenland gebracht haben.
|| [43]
(Jahr der Welt 2520.) Nach dem tode Josua / welcher 110.
jahr gelebt / rufften die (Otho??? über Israel. ???dnische
sachen.) betrangten Israeliten zu Gott / da ihnen dann der Othontel / Calebs
Bruder zum Haupt und richter geben war / welcher die Syrer geschlagen und Israel errettet
hatte.
Um selbige zeit / nam die Heidnische abgötterej und aberglauben allenthalben / neben der
wahren Kirchen / überhand. Dazumal solle in Assyrien Amyntas, Panaus in der Statt Argos,
Erichtonius bej den Atheniensern / Minos in Creta geregtert haben und verrümt gewesen sem
/ und solle Sisyphus in Achaja, die Statt Ephyram, so nachgehends Corinthus genenner
worden / erbaut haben.
(Chud.) Chud der Fürst über Israel / als er noch jung /
schlug der Moabiter König Eglon mit list rod / und sezete die Kinder Israel in die
Frejheit wider / nach dem Zehen tausend der dapfersten under den (Samgar.) Moabitern in einer Schlacht erlegt waren. Samgar
schlug auch mit einem Ochsensteken 600. Philister. Daher der Satan solche nachzuäffen /
seine Helden under den Heiden aufgebracht / als da sejn mußte Perseus, Bellerophontes,
Pelops und andere.
(Debora. Jahr der Welt 2632. Barac. Iael.) So sind etwan
auch fürnemme Staats sachen durch Weibspersonen verwaltet worden / wie dann nicht allein
die Weltlichen Historien bezeugen / sondern das Wort Gottes selbst zeiget: Deßgleichen
darin ware Debora eine Prophetin und Iael. Deren dise den Feldobersten Sisseram / als er
trunken Weins / erlegt / und hiemit Jabins eines Königs der Cananiter träfften gebrochen /
bäide zu mahl aber und Barac haben der Israeliten Wolfart durch Gottes bejstand
verschaffet.
(Des Sathans blenbungen zu Delphis.) So hatte der Sathan
seine Weissegerinnen zur selbigen zeit / und ward verrühmt das Oraculum zu Delphis, wann
der Teufel aus einer Höle / darob ein Drejfüssiger Tisch / und darauf eine gewüsse
Weibsperson hierzu gewidmet stunde / durch welche könfftige ding / wiewol nach des Teufels
art / geoffenbart wurden. Um̅ diese Zeit solle auch Orpheus gelebt / und
sollen die Heiden angehebt haben (Orpheus.) auf
Vogelgeschrej achtung geben / das Eingeweid anschauen / bej dem Feuer weissagen / und was
dergleichen mehr. Amphictyon lehrete under den Griechen die Träum außlegen. Auch solle
dazumal (Daedalus.) der Künstler Daedalus / von dem man
gedichtet / er habe fliegen können / sich erzeigt haben.
|| [44]
(Gedeon.) Gedeon der dapfere Held / von Gott ohne mittel
beruffen und erwehle zu einem Erlöser deß übelgeplagten Israelitischen Volks / (Jahr der Welt 2692.) darim er auch ein schönes Vorbild auf
Christum dem Herren tragen (Alsted. 2712. Bucholz.) /
welcher durch wunderwerk lehrete / daß Gott zugegen / und mit ihm redte / hat mit geringen
schlechten mittlen die Midianiter geschlage / und der Kirchen wider Ruh verschaffet / als
sie um̅ ihrer Sünden willen auf das eusserste von den angrenzenden Feinden
gedrangsahlet (Tyrus.) ware / welche gleich einem hauffen
Höuschreken daher zogen. Zu der zeit solle die Statt Tyrus erbaut worden sein: So prangete
dazumahl Griechenland und übrige Heidenschafft mit ihren helden / als da ware Joson,
Admetus, Castor, Pollux, Hercules, Peleus, von welchem underschiedliche Gedicht und Fabel
ausgangen. Der streit mit den Amazonibus von Hercule erregl / soll als dan̅
auch entstanden sein. Der Argenauten und Griechischen Helden Schiffarth in die Landschaft
Colchis / den Gulden Fluß oder köstlichen Schaz Phryxl abzuholen: Da dann Jason / die treu
Medeae ihme erwisen / übel belohnt / welches seiner Glaucae und seinem Pallast / auch
seinen von der Medea erzeugten Kindern nicht wol bekom̅en.
(Jephte.) Jephte war auch ein gewaltiger Mann under dem
Volk Israel / dessen unglükhafftes und freches Gelübd / auch seine eigene Tochter / welche
ihm zu erst begegnet / gefelt.
(Sam̅son. Jahr der Welt 2790.) Samson der
ohnvergleichliche Held hat die Feinde deß Volks Gottes mit mancherlej Listen geplaget /
ihres Landes früchte verderbet / mit einem Eselskinnbaken in die Tausend Philister erlegt
/ sam̅t einem Löuen / in dessen aufgespehrtem Rachen er nachgehends honig
gefunden / gleich wie ihm Gott aus dem Kinnbaken einen springenden Brumnen sich zuerquiken
/ geben / bald hat er auch die Pforten de Statt Gazae weggetragen / bis das er endlich von
seinem eignen Weib der Delila schandtlich verrathen / und den Feinden verkaufft worden.
Demnach hat er in seiner lezten Heldenthat / in deme er die Seulen deß Haußes / darauf und
darunder seine Feinde waren / welche ihme beide augen außgestochen / um ihr kurzweil mit
ihm zu treiben / ergriffen / nidergeworffen / und also durch seinen Tod die Feinde getödet
hatte. Worinnen er zumahl ein klares Vorbild auf Christum ware. Welcher ist der rechte
Held / Esa. 9. v. ???.
(W??? der Heiden Hercules) Es hat villeicht der Sathan /
solche Geschicht nachzuäffen under den Heiden die Gedichte mit dem verrühmten Hercules /
der [45] ein Sohn Amphytrionis und Alemenae
gewesen / auf die Bahn gebracht. Dann sie von jhme geschriben / daß er noch in der Wiegen
ligend / zwo schlangen mit den händen ergriffen und getödet hab. Im Nemeer wald bej der
statt Cleona / hab er einen ungeheuren löwen erschlagen / und mit dessen Fäll sich
bekleidet. In Arcadia bej Erymanths ein groß Wildschwein / so viel schaden gethan /
lebendig gefangen: Auch hab er den grossen Risen Antaeum in Mohrenland erwürget: Einen
Walfisch und Meerwunder / so die Hesionem eine Jungfrau fressen wolte / tod geschlagen:
Die von jederman geförchtete Strassenräuber Cacum und Lacinium gedämpfet. Den höllischen
Drejköpfigen Hund Cerberum gebunden: Theseum seinen Freund und Alcestim Königs Admeti
Gemahl vom Tod erlediget. Die greuliche vilköpfige Wasserschlang bei Lernaverbrannt: Und
was andere deßgleichen Erfindungen der Heiden mehr waren.
(Von dem hohen Priefter Eli. Jahr der Welt 2811.) In
mangel anderer Fürsten und Richteren theils ohnmittel theils durch mittel von Gott
beruffen / regierte der Priester Heli 40 jahr in Israel. Weil er aber auß hochmuth und
etge̅nuz verblendet / wurde hierdurch vil unheils gestifftet / auch nicht
einmal saur darzu sahe / wan̅ schon zeklagt wurde über die Gottes dieberej
Kirchenraub / Blutschand / Hurerej und üppigkeit / welche seine Kinder und Söhne verübten
/ darum̅ auch der Herr geschworen / daß weder Opfer nach speis Opser die
missethat deß Hauses Eli nit sollen aussühnen ewiglich. Wie dann bald darauff die Kinder
Israel grosse niderlag von den Philisteren erlitten / die bunds lade selbsten in der
feinde Hände gerahten / und aber vor dem abgott Dagon wunder gethan / den gözen gestüm̅elt und geselt / anderwerts waren die Leüte geplaget / Daß sie auß rath ihrer
Priester die Arch auff einem Wagen von Ochsen gezogen / ohne Menschliches geleit / wider
haben weggeschikt. Darüber weil die von Bethsemes mit schuldiger ehrerbietung disses
Heiligthum nicht haben angenom̅en / sind ihren bej 50. Tausend und 70.
geschlagen worden. In dessen als die Zeitung für den Eli kam / von der niderlag deß Volks
und der seinen / und daß die Bundslad in der Feinden gewalt / fiel er also bald tod von
seinem stul auff Erden / als der ein schwerer mannn war.
(Samuel.) Samuel aber ein gottsfärchtiger eifferiger und
dapferer jüngling / wurde geehrt mit gättlichen offenbarungen / welche dazumal theür waren
in Israel / auch nachgehends richter in Israel und regierte [46] wol und war weislich / pflanzte den reinen
Gottesdienst fort / (Jahr der Welt 2850.) und war sehr
geliebet. Er hat sich aber überschen / in dem er auß eignem gut dunken seine Söhn / in
seinem hohen alter / an sein Statt gesezt / welche aber nicht in die lobliche Fußstapfen
traten / sonder waren ungerecht / sahen in rechten die persohn an und liessen sich
bestechen. Darüber grosse unordnung und aberwillen under dem volk entstanden / also daß
sie dem Samuel in das angesicht sagten / sie wollen nach weise der Heiden von Königen
beherschet sein. Welches nach dem Samuel Gott den Herren hierüber brrahtet / so fern
gewillfahret ward / daß es den Kinderen Israel zu desto grösserer straff gereichen solte /
als welche sich hier mit Gottes ordnung / welche es am besten wußte mit ihnen anzuordnen /
widersezt haben.
Vnd bißher regierten die richter in Israel; nun folgen die Rönige.
(Beschreibung des Trojanische̅ Kriegs.)
Um̅ dise zeiten / solle sich begeben haben / der in den Heidnischen
Historien sehr berümte Trojanische Krieg und zerstörung der statt Troja, die 300. jahr
lang in gewaltigem flor gestanden / und solle in die 1500000. Menschen gefressen haben.
Die ursach dises Kriegs wird underschidlich angeben / namlich es habe Telamon Hesionem deß
Königs in Troja Schwöster / ihrem Bruder nicht wollen folgen lassen / darum̅
habe Priamus, dise schmach zu rächen sienen sohn Paris in Griechenland geschikt / wolcher
Menelao sein schönes weib die Helenam entführet. Hierauff sich die Griechischen Fürsten
ins Feld begeben / Agamemnon, Achilles, Menelaus zwen Ajaces, Dlomedes, Ulysses, Nestor
und andere. Hingegen die Trojaner auch / alß Hector, Alexander, Deiphobus, Troilus AEneas,
Antenor, und andere mehr.
Etliche aber die sezen die ursach und anlaß zu disem Krieg darin / weilen Hercules etwan
die Statt Trojam bekrieget / den König Laomedon, deß Priami Vatter erschlagen / und
Hesionem seine Tochter mit sich hinüber in Griechenland geführt habe. Wordurch Priamus
bewogen / alß er auch in disem Krieg gefangen aber wider erlediget worden von den seinen /
da er zum regiment kom̅en / solche schmach zu rechen wider Herculem, selches
aber wolte nicht verfangen / darum̅ Paris auch dahin geschikt / der die
Helenam raubte.
|| [47]
Als die Statt Troia von den Griechen schon zehen ganzer jahr belägert gewesen / und
nunmehr die Götter über dieselbe beschlossen / daß sie gewonnen / zerstöret und in die
Asche solte geleget werden: Da haben auß rath und Angeben der Göttn Pallas / die Griechen
von Holz ein groß ungeheures Pferd gebawet / inwendig holl / und darin versteket den
Außschuß jhrer besten und beherzesten Soldaten / welche durch eine heimliche Thür / im
Bauche des Pferds gemacht auß und ein kom̅en könten / wanns jhnen beliebet.
Wie diß Pferd fertig / haben sie diese List erdacht: Das Pferd mit den ingeschlossenen
Soldaten / der Anführer war Ulysses / haben sie in jhrem Läger nahe bej der Statt Thor
stehen lassen; Seyn etwas zu rük gezogen / biß ans Gestade des Meers / und sich gestellet
/ als weren sie ganz abgewichen. Bej dem Pferde haben sie gelassen einen verzweiffelten
Buben und Waghals / Sinonem genad: derselbe solte jhren Anschlag ferner fortsezen: Die
Trojaner sejn in der Statt dieses Pferdes / einem hohen Berge gleich / ansichtig geworden:
Auch gesehen daß die Griechen jhr Läger verlassen / und niemand mehr verhanden. Dardurch
bewogen / häuffig auß der Statt gekommen / das Wimderpferd zu beschawen. Da ist jhnen der
Verräther Sinon, der sich selbst hatte verwund / und sonsten mit schlägen übel zugerichtet
/ die Hände auff den Ruken gebunden / entgegen gekom̅en: Alsbald für die
Obersten der Statt Troja geführet und gefraget worden / was das ungeheure Pferd bedeute?
Wo die Griechen hinge wichen? Wer ihn (den Sinonem) so übel hätte zugerichtet? Sinon hat
auß falschem Herze̅ sich sehr kläglich angestellet / als were dieses übel
jhm von den Griechen angethan: und ferner berichtet / daß es mit dem Pferde eine solche
beschaffenheit hätte / und von den Göttern also aus ersehen were: Würden die Trojaner das
Pferd / als der Göttinnin Palladis Werk / mit Reverenz in die Statt nehmen / so wurde
Troja und das Trojanische Reich von allem übel befreyet / und zu ewigen zeiten bleiben und
florieren. Wurde man aber dem Pferde Leid zufügen / so wurde gewiß die Statt zu grund
gehen / und zerstöret werden. Diese Rede ist den Trojanern zu Herren gangen: Vnd obwol
etliche Warsager / und andere verständige Leute widerriethen / daß man das Pferd nicht
annehmen / sondern zerhawen und zu nichte machen solte / so sejn doch die meisten der
meynung worden / das Pferd in die Statt zu bringen. Darauff hat man die Thor und [48] (Weinnd was
gestalien Troja eingenommen werden. Laurenberg. 141. 142 AEneae lobwürtige that
Thebeischer Krieg.) Statt-Mauren nieder gerissen / und das grosse Pferd mit
grossen Froloken hinem gebracht. Vnd ist die ganze Statt am selben Tage in frölichkeit /
fressen / sauffen / spielen schier ersoffen. Nach dem die Nacht heran kommen / und alles
Volk in der Statt vom Schlaffe und Wein eingenommen / und nunmehr der Feind einen freien
eingang / durch die abgebrochene Mauren / in die Statt bekomen; Da seynd die Soldaten
durch die heimliche Thür auß dem Bauch des Pferdes herfür getretten: den anderen Griechen
durch ein angezündetes Feüer / die Lose und Zeichen gegeben: Welche auch alsbald in die
Stattgefallen / und haben allda die Griechen sämtlich nicht allein die schlaffende und
trunkene Trojaner allesamt nider gehauen / so wol den König / die Königine / und derer
Söhne und Töchter / als alle andere Alt und Junge / Manns und Weibs Persohnen / sondern
auch den schönen Königlichen Pallast Ilium / und die ganze Statt Troja in Brand gesteket /
und also zu Aschen gemacht / das man auch die Stätte kaum mehr erkand / da Troja
gestanden. Dermassen ist die Statt Troja nach einer zehenjährigen Belägerung erobert / und
geschleiffet durch einnehmung des grossen hölzernen Pferdes / welches dahero den Nahmen
eines Trojanischen Pferdes jederzeit behalten.
Denkwirdig ist / daß die Heidnische scribenten erzehlen von AEnea, welcher da die Statt
Troja, das Schloß Jlium, in vollem Brand / seinen Vatter Anchisen auff die achslen
genom̅en und seinen Sohn Ascanium an der Hand führend also mitten durch
die Flam̅en und der feinden wüten darvon gebracht. Vnd diser AEneas wird
gesezt zum stam̅-Vatter aller Romanen.
Etwas zeit vor der zerstörung der Statt Troja / solle sich auch begeben haben / der in
Heidnischen Historien / vilgemelte Blutige Krieg bej der Statt Thebe / in Baeotia, da auch
zu beiden seiten viel tausend man̅ geblieben. Dessen ursach folgend erzehlet
wird. Lajus der Thebaner König zeüge??? einen Sohn den Oedipum, von welchem die abgötter
oder der Saten berichtete / er wurde den Vatter umbs leben bringen. Darauff der Vatter
befohlen den Sohn abzuschaffen und jhm das liecht deß lebens außzulöschen Die Djener
erbarmten sich deß Kinds / warffen es aber in den wald und giengen davon. Welches Knäblein
der hirt Phorbas nahm / und brachttes der Corintter König Polybio, von welchen / weil er
Kinderloß [49] Oedipus an Kindsstatt angenom̅en wurd. Diser Oedipus alß er erwachsen / kam in der Phocenser Landschafft
und erschlug ohnwissend seinen Vatter Lajum, und Weil er wußte daß er nicht Polyby recht
der Sohn were / suchte er je mehr und mehr seinen Vatter / und (Oedipus patris inter fector matrismaritus filioru̅ fiater suus vitricus
factus est.) kam gen Theben / allda fügt es sich daß er deß Königs Laij witwen die
Jocastam, ohnwüssend auch daß es seine leibliche Mutter were / zur ehe nam / mit welcher
er auch das Königreich und höchsten gewalt zu Thebe überko̅en. Zeügete auch
zwen Söhn / den Etroclem und Polynicem. Alß nun Oedipus in Kundschafft gebracht / wie er
ohn wüssend ein Vatter mörd er und blutschänder / berewete er disen greülichen fehler. Und
alß er im Testament gesez??? / daß dise seine beide Söhn / einer um den anderen das
Regiment verwalten (Oros l. c 12.) solte / der älter aber
nach verfloßnem jahr dem jüngeren nicht weichen wolte / gab es / da zu beiderseits um̅ hülff geruffen wurde / einen (Apoll. l. 3. Paus.
in Boeot.) merklichen Krieg ab / und beide Brüder als sie in der schlacht zusamen
traffen / waren dergestalten übereinander erhizt / daß beide auff dem plaz gebliben.
Anders erdichten die Pöeten mehr / nach dem man diser beiden todten Cörper auff das holz
geleget / selbige zuverbrennen / was sich begeben.
(AEneas kom???t in Italiam.) Vorermelter AEneas, hat sich
noch dem Trojanischen undergang / mit vilen güteren und allem so jhm freiwillig gefolgt /
man̅ und weib zu Schiff begeben und durch ein langwirige gefährliche
Schiffahrt ist er zuletst in Italien ankom̅en / in dem port Bajano, bejdem
Berg Miseno / im Königreich Neapels gelegen / und ist also fürters an das ort kom̅en / da der Latiner König Regierte. Alß Latinus der frömden gäste ankunfft
vernom̅en / hat er sich zwar ansänglich zur gegenwehr wollen stellen /
weil aber ungleiche waaffen (Geschahe vor erbauung der Statt Rom
432. jahr.) und gegenwehr / und dannether schlechte sig zugehoffen / alß hat er
mit AEnea tractirt und 500. Morgenlands ihme ein geraumt. AEneas wolte dessetwegen nach
Heidnischer art ein groß Wildschwein opferen / welches aberentloffen / und etlich junge
entwarff / bej anlaß dessen AEneas die Statt Lavinium, also nach Königs Latini dochter /
und AEneae zweite gemahlin / Laviniae nam / genent / solle erbawet haben.
Dise Lavinia ware vorhin dem Turno / der Rutuler Fürsten versprochen. Welcher um̅ dessetwegen einen Krieg wider Latinum und AEneam anhebte / wurde aber
überwunden von AEnea, wel [50] cher nach
gehends weiters Kriegen mußte / bis er auch umkommen. Worbej dann die Pöeten und
Heidnische scribenten vil fablen und gedichte auff die bahn gebracht haben. Es hat aber
AEneas in Italien 3. jahr lang / und sein Sohn Ascanius 38. jahr geregiert.
Von den Königen / welche über das Volk Israel geherrschet.
(Jahr der Welt 2880. Saul) DEr Hebreer erste König ware
Saul / welcher alß er seines Vatters verlohrne Esel wider zubekom̅en / den
Propheten Samuel besprochen / das Königreich gefunden und erlangt / und wurde zu einem
König über Israel gesalbet. Hat sich bej dem antritt der Regierung wol angelassen / er
ware ein ansehnliche Person / um̅ das Haupt länger dan andere. Er dämpfte
die feinde der Kirchen mit seinem Söhn Jonathan gewaltiglich. Der schein seiner Gottsforch
/ seines eifers und die ehrerbietung gege dem Propheten Samuel / hat ein greßliches
aussehen gewünnen / in dem er auß hochmuth und geiz Gott dem Herren ungehorsam worden /
auch darauff auß einer sünde in die andere gefallen. Deß Davids abgesagter Feind ward Saul
/ dessen sein Sohn Jonathan bester Freünd verbleibte. Zu letst verließ jhn der gute Seist
überal / und die Götliche Offenbahrungen / zauberin zu Endor / welche Saul auß
verzweifflung berahtete / ein Gespenst dem Propheren Samuel gleich schend / nach den
bezauberren Augenschein herfürgebracht / und ist Saul entlich in verzweifflung gestorben /
sich selbsten leibloß machend / die Seel dem Sathan / den todnen Leichnam den Feinden zu
ihrem Hönischen bejspil hinderlaßend / alles nach den dröüungen des gerechten Gottes.
(David.) David der liebe man Gottes / und Hocherleüchter
Prophet / ward nach des Herren wahl / in seinen jungen jahren zum König (Jahr der Welt 2890.) über Israel an Saul Statt verordnet.
Erzeigete vor den Jahren ein Königlichen Geist / und ein gemüet welches zu heroischen
Tugenden und anschlegen gewidmet. Dessen Königliche Ambts verwaltung in der Gottsforcht
gegen dem Allerböchsten / in der ge???echtigkeit gegen die undergebnen / in der sanfftmut
gegen den feinden / billich allen Königen / Fürsten und Regenten zum Exempel fürgestelt
sein solle.
|| [51]
(David ein Alt-Batter nach de̅ fletsch und
vorbilde die Messie.) Er hatte sonderbahre herrliche verheissungen von Gott
empfangen und das er solte sein ein Groß-Vatter nach dem fleisch dessen welcher Davids und
unser aller Herr und Vatter ist / auß dessen lenden er solte in der fülle der zeit
gebehren worden / als das gerechte gewächs Davids und die ruthen auß dem verdorreten
stam̅en Isai / da das Hauß Davids wider zu dem gemeinen privat roesen
kom̅en / als es ware zu den zeiten Isai der ein gemeinen privat roesen
kom̅en / als es ware zu den zeiten Isai der ein gemeiner Burger zu
Betlehem ware.
(Wie deß Davids reich ewig ware.) Demnach bleiben die
Göttlichen verheissungen bej ihren krästen dem David gethan / von einem ewigen reich: weil
der Messias / als ein sohn Davids / da die hütten Davids zerfallen / alle kömgliche zierd
/ würde / ansehen / macht weggefallen / sein ewiges reich angestelt / fortgesezet. Wie
dann der himmlische bott zu der H. jungfrauen sagt: Gott wird ihm geben den stul seines
vatters Davids / und er wird ein König sein über das haus Jacobs ewiglich / und seines
königreichs wird kein ende sein. Daher nennet sich Christus der herr Apoc. XXII. v. 16.
bedenklich und bedeutsam / die wurzel deß geschlechts Davids und den hellen Morgenstern /
anzudeuten / daß sich dis königliche gebiüt gleichsam in ihme terminirt und geendet habe /
wie dann wenig mehr übrig waren von dem hause Davids / wegen Herodis auffsägen.
(Worinn der Juden grosser fehler.) Alles aber gienge
dahin / daß bej zeite̅ de̅ Juden benom̅e̅ wurde die opinion und eiteler wohn von dem irdischen reich deß Mesiae /
welcher gleich dem Salomon nur irrdische glükseligkeiten anstellen solte. Und dis ist auch
ein hauptfehler der verstokung in den Juden / daß das jenige / was im alten Testam̅et von der glükseligkeit der burgere̅ deß neue̅
Testaments geweissaget worde̅ und geistlicher weis zu verstehen / alles nur
fleischlich / irrdisch und zeitlich von ihnen außgelegt und angenommen wird.
Was aber Davids ernidrigung / widerwertigkeiten / ereüz und ungemach / sein erhöhung /
ein thronisierung / amt / seine verrichtete Heldenthaten / und das jenige welches sich mit
ihme beruffs und lebens stand halben und anders lobliches / und ruhmliches / nach Gottes
anordnung und würkung begeben / darinn ward er auch ein schönes Vorbilde auff Christum den
Herren.
Er hat erlegt den ungeheüren Risen Goliath / und darbei sich getröstet der hülff deß
grossen Gottes Israels / welcher vorhin ihme [52] bejgestanden. Wider den Löwen und Bären die er alß ein junger Schaaffhirt erlegt / alß
sie seiner herde wolten schaden thun. 200. Philister erschlug er / brachte dem Saul ihre
vorhäüt / um̅ Michal Sauls Tochter zu verheürahten / laut deß Sauls
versprechen / da er aber nichts anders suchte / alß Davids verderben. Seine und deß reichs
feinde hat David entweders überwunden / oder auff seine seiten gebracht / endlich auch
seinen ungerahtenen Sohn Absolon dessethalben müssen berewen. Er hatte wollen Gott dem
Herrn ein haus bauen / welches aber auff Salomon vorbehalten sein müßte. Beneben so groß
und fürtrefflich Davids Persohn gewesen / also grob und schwer waren auch seine
underschidliche fehler und mängel / sonders da er sich mit Ehbruch und Todschlag besudlet
/ darauff zu wahrer reü gebracht und von Gott dem Herren wider begnadet worden.
(Davids Tod.) Als nun David in die 40. jahr glüklich das
Volk regierte / und der Jüdischen Kirchen und Gottesdiensts darinn / deß Regiments
vermehrer / erhalter / und außbreiter worden / voll lebens / reichthum / und ehr / wie der
H. Geist redt und darbej versichert deß Messiae deß Gottes Jacobs / und sonsten aller
tugend / und fromkeit ergeben / wie auß seinem herrlichen Buch dem Psalter zu ersehen /
welchen er auß deß H. Geistes trib / der durch ihne geredt / wie geschriben steht /
gestelt / hat er mit hinderlassung beweglicher worten und denkwürdiger reden an seinen
sohn Salomon / sein leben selig geendet / und ist eingangen in das ewige Reich.
(Heidnische H???storien.) In die regierung Sauls und
Davids solle einfallen / die Heidnische geschicht der Minyarum bey den Spartanern, welcher
Weiber sich in ihrer Männer Kleider verkleidend / den Männeren erledigung (Herod. l. 4.) verschaffet / und ihrer treü ruhm. Dazu mal
solle Regiert haben zu Corintho Jxion, und Agelaus. Zu Athen Medon ein Sohn Codri und nach
ihm Acastus. In Italien an den orten da nun Rom stehet / herrscheten Latinus Sylvius, und
nach ihm Alba. Laosthenes und Pyritiades Bej den Spartanern Agis und sein Sohn Echestratus
Zu Tyro Abibal, von weichem man schreibt / es seje Hiram, deß Königs Salomons und seines
Vatters / guter freünd.
(Salomon. J???der Welt 2929.) Salomon der allerweiseste
reichste und mächtigste König / under welchem das Volt Israel den besten lustigsten rang
für allen anderen Regenten über sie und alle irrdische kumlichkeit und glük [53] seligkeit genossen / welcher ganz
Syrien, von AEgypten bis an den Euphrat under sich hatte / in welchem das scepter Juda
auffs höchste gestigen / und auffs aller fürtrefflichste florirte / und herrschete /
welcher wießheit von Gott erbetten / und darmit reich thum̅ / ehr und alles
bekom̅en / wo er nicht durch ein greülichen fall sich bezeichnet und durch
list deß Teüfels und verführung deß fleisches / der Welt / wid er wüssen und gewüssen den
wahren Gott verlassen hette / und auß einem weisen ein thor worden seinen Kebs-Weiberen zu
gefallen. Welchem schweren fall zweifels frej vorher gangen ein mächtiger kampf und streit
deß Geistes und fleisches / und der begleitet mit einem haß und widerwillen deß gewüssens
wider die Sünd / also könte darauff nichts anders folgen / dan desto mehr eiferige buß /
wie dann dessen schein und urkund gibt / das Buch genant der Prediger Salomons / welchen
er auß trib deß Geistes Gottes in seinem hoben alter / und aber nicht vor seinem fall /
sonder nach demselben / gestelt. Auch ist er gezehlet under die Vorelteren deß Herren
Christi / (Salomon. ein vo???ld auff Christum.) in
beschreibung seiner geburtslinj / als dessen liebliches vorbilde Salomon getragen / in dem
nam̅en / Ampt / Reichsherrlichkeit und glükseligkeit belangend auch seine
Weißheit / und andere seine verrichtete thaten / und Tempel den er gebauet / ein gebäw
desgleichen die Welt niemalen gesehen / deütende die streitende Kirchen und derselben
aüsserliche gesellschafft / und dann die triumphirende im Him̅el. Sein
Ehverlobnuß bedeütete ja die Geistliche vertrauung Christi mit seiner Kirchen / wie das
hohe lied Salomonis lautet.
(Salomon ist selig worden.) Zu verwunderen ists / daß man
eine solche Persohn will auß der gesellschafft der seligen außschliessen. Zu glauben ist
ja freilich / daß Salomon in dem Him̅el bej seinem und userm Heiland in
ewiger freüd / der Seelen nach / schwebe und lebe / weil genugsamer beweisthum̅ vorhanden / daß er Gott dem Herren dennoch lieb / und rechtschaffen gläubig
und bußfertig gewesen seje.
|| [54]
PERIODVS IIII.
Oder Vierter verlauff der zeiten / von erbauung deß Tempels Salomonis an / bis
auff den andern Tempel nach der Babylonischen gefängnuß erbauen / über die D. Jahr
haltend.
(Salomonls Tempel. Jahr der Welt 2933. Alstcd. 2939. Cluv.
3000) ???S mögen die Heiden prangen mit ihren wunderwerken der Welt / deß
schrmächtigen Königs Salomonis gebäü / der Hierosolymitanische Tempel / war in wahrheit
nichts anders alß ein recht wunderwerk und wundergebäü / von dem Erschöpfer Him̅els und der erden selbsten angeben und verfertiget also daß alles darzu
Salomoni helffen müßte und zu diensten stehen. Ein gebäü darzu 3. Jahr lang zurüstungen
gemacht / und erst im 11. jahr der Regierung Salomonis außgebauen / folgends durch
prächtige Opfer eingeweihet worden. An welchem über 180000. Menschen von meisteren /
werkleüten / und gemeinen arbeiteren gewerket haben. Daß Gold und Silber / so daran
gewendet worden / wird auff die 2000. Millionen geschezet / nach etwelcher außrechnung.
Es ist zwaren die herrlichkeit deß auderen Tempels und hauses / nach der Bebylonischen
gefängnuß / erbaut / grösser gewesen alß dieses Tempels Salomonis / und das wegen der
gegenwart deß Mesliae auch die betrübten Juden getröstet worden / Hag II. Mal III. So hat
auch Herodes auf das herrlichste und prächtigste dise Tem [55] pel mit Gold und Silber / und anderen
kostlichkeiten gezieret / also daß es sche???nte / er wolte es König Salomon nachthun. Und
aber es sind dennoch etliche herrliche ding / in dem anderen Tempel / welche der erste
hatte / nicht mehr zugegen gewesen: Alß das vom Himmel (Bil
herzliche ding waren alt mehr im anderen Tempel die in Salomo??? waren.) fallende
feür / welches im̅erdar im Tempel erhalten und auffbehalten worden /
dardurch auch die Opfer verzehrt und auffgefressen wurden. Es ware nicht mehr vorhanden
die Arch oder bundslade / neben welcher die blübende ruhten Ahrons und das in̅ einem Guldenen geschier auffbehaltene manna stunde / und in welcher Tafflen deß von
Gott selbsten geschribenen gesazes lagen. Diß alles (Was das
Vrim und Thumim gewesen.) manglete nach der Babylonischen gefängnuß / samt dem
Urim und Thumim liecht und recht (wie es D. Luther übersezet) welches nicht sonderlich
bekant / was es gewesen. Einmal ware es nicht die 12. Edelgestein / auff des
Hohen-Priesters brustblat / wie die Rabbinen schreiben / welche bald wülkig bald hell und
glänzend sollen gewesen sein / je nach dem Gott der Herr etwas bejahete oder verwurffe.
Dann dis Urim und Thumim / nicht der Menschen kunstwerk / sonder Gottes ohnmittelbare gab
ware / und lage innwendig in dem brustblat / so an einem ort aufgienge. Es ware aber ohne
zweifel ein Vorbild auff Jesum Christum der uns gemacht ist von Gott zur weißheit /
gerechtigkeit / heiligung und erlöung. 1. Cor. 1. v. 30.
Alß nun Salomon 40. Jahr Regiert und unvergleichlich kostlich hof gehalten / wie dann die
Königin auß Arabia dessetwegen naher Jerusalem kommen / die weißheit und herrlichkeit
Salomonis zu hören und zusehen / hat er fast das 60 Jahr seines Alters erretchend / diese
Welt gesegnet.
(Zelten der weisen. Joseph. l 8.) Zu solcher zeit könte
man wol sagen / es sejen zeiten der weisen und dere̅ sich auff weißheit
gelegt / gewesen. Dan̅ nicht allein Salomon / Hiram, die Königin auß Arabia
/ Sesostris der Aegyptier König / und andere sich auffweißheit gelegt haben / sonder es
wurden sonderbar auffgericht beides bej den Hebreern der Propheten / und bey den Griechen
der Poeten Schul. In der Kirchen under dem Volk Gottes waren treffliche Praeceptores und
lehrmeister die Propheten Gad / Nathan, Asaph, Hemau, Ieduthun, Etham, Achias. (Homerus. Solin. c. 43.) Bejden Heidenließ sich hören der
kunstreiche versmacher Homerus.
|| [56]
(Roboam und Jeroboam. Jahr der Welt 2970.) Roboam folgete
seinem Vatter Salonion im Regiment nach / welchen die Juden baten / um erleichterung der
aufflagen / von Salomon wegen Vorgehabten bauwesens angeordnet / darauff Roboam stolzer
und thorechter weiß / Der jungen rath und hiz folgend / die bittenden abgewisen. Dannether
die verbitterung deß Volcks und von dar der stämmen zerrüttung und treüung erfolgt / und
hat sich in der Kirchen / in dem Regiment / nach und nach alles zum undergang geneigt.
Roboam ist Sisaco oder Sesostri der Egyptier König zum raub worden. Welcher Sesostris die
Indianer / Moren und Seythen, auch Thracier under seinem gebiet hatte / und nach einer
monarchej trachtete. Jeroboam König zu Sichem / de den Propheten welcher ihn von seiner
greülichen Abgötterej abhalten wolte / mit außgeregter hand fassen wolte / die ihme
darüber verdorret und aber auff deß Piopheten gebätt wider gesund worden / ist von Abia /
Roboams Sohn / samt 50000. der gesund worden / ist von Abia / Roboams Sohn / samt 500000.
der seinen erschlagen und zerstreüet worden / empfangende die gerechte und zwaren vorhin
angekündte straff. Abia aber hat nur 3. Jahr Regiert / wiewol from und (Asa) weißlich. Asa kam an Abia Statt / in die lobliche
Fußstapfen der Tugenden seines Alt-Vatters Davids trette̅d / ein Feind der
Abgotterej und befürderer deß wahren Gottesdiensts und darzu gehörte. Er hat Zaram der
Mohren König mit einer greülichen macht erlegt II Paral, XIV. v. 9. 10. und endlich auß
mißtrauen sich an Gott auch versündiget.
In dem dise Könige / Israels sachen bald böß bald gut machten / (Plut. in Lye) ließ sich selbiger zeit bej den Lacedemoniern Lycurgus hören / mit
seiner nicht übel gegebnen regel / daß die Regimenter verderbt sejen oder werden / alsdann
/ wan jeder nur auff seinen eigennuzen sehe / und hiemit das gemeine wesen entweders
versaumt oder zu grund gerichtet werde.
(Josaphat. Jabr der Welt 3033.) Josaphat der berümte und
sonst fromme tönig / ein unparthe???scher regent und der gerechtigkeit liebhaber /
vermischte sich durch hejrahtung seiner kinder / in die verderbte famili und das bej Gott
verhaßte haus Achabs und Jesabel. Darvon die verderbnus auch under Josaphats leute̅ eingeschliche̅ / und mit diser die straff. Wie er sich dann
mit Achab / ohngeacht deß prooheten warnen in den streit / wider Benhadad der Syrer könig
eingelassan / ist kum [57] merlich
entrunnen / und der heuchlerische ungerechte Achab / nach Gottes dräuung / umkommen dessen
blut die hunde geleket / und seiner abgöttischen Jesabel leichnamgefressen / als der gegen
die abgesagte feind der kirchen sanfftmütiger und frejgebiger / dann gegen seine
underthane̅ ware / wie es der unschuldige Naboth wol erfahre̅.
(Elias. Elis???us.) Zu der zeit lebte und weissagte der
theure wunderman̅ und eiferige prophet Elias / welcher durch sein gebett den
him̅el auff und zugeschlossen / und vil andere wunder gethan. Als er jez
solte gen himmel fahren zu ein
em vorbilde / ließ er seinen mantel Eljsaeo seinem lehrjünger / der ihm nachruffte: Mein
vatter / wage̅ Israel und seine reuter.
Nach Josaphat kamen etliche König auffeinander / entweders (Jahr der Welt 3050.) dem aberglauben und Abgötterej oder sonsten anderen
Gottlosigkeiten und blutdurstigem underfahen ergeben / darunder einer und der ander sich
etwan wol angelassen / aber zu lezst übel außgeschlagen / (3105.) und um dessetwegen auch die Göttliche Raach verspürt haben. Deßgleichen dann
ware Jaram / Ochosias, Ioas, Amazias.
Zu diser Königen zeiten regierte zu Ninive Tonos Concoleros(Sardanapalus solle um̅ die zeiten Jorams und seines nach folgere gelebe
haben.) auch Sardanapalus genandt / ein Viehischer Weibischer man̅ /
aller unzucht / üppigkeit / faulkeit und Leicht fertigkeit ergeben / ein Sodomit und Venus
kind / sasse stetig under den Weiberen / verrichtete Weibische werk und kleidet sich ein
Weib. Welches als es Arbaces seiner befelchs haber einer / vermittelst eines Käm̅erlings erfahren und den Augenschein eingenom̅en / hat er ein
aberwillen dergestalten ab disem König bekom̅en / daß er sich mit Belese
einem Chaldeischen priester und landvogt über Bahylonien / verbunde̅ / mit
triegesmacht dise̅ weibischen regente̅ zu überziehe̅. Es hatte aber zum dritten mal mißlungen / bis endlich die Bactrianer /
welche Sardanapalo solten zu hilff kommen / auff die seiten traten / deß Sar danapali
Com̅endantin Salomena samt ihrem Volk erschlagen / die State Ninive
belägert und aber ohne frucht / wo nicht vom fluß Euphrat ein stuk maur gefelt / dardurch
Sardanapalo das Herr genom̅en worden / also daß er sich und seine concubinen
und alle schäz verbrandt hat / und wie er gelebt alß ein Sodomiter / dergestalten auch
umbkommen / wie Ambrosius sagt.
|| [58]
Nachgehends hat sich auch begeben die geschicht von der Didone / (Dibo umb die ??? Joas.) welche mit dem entraubten schaz
entrunnen / weil sie / alß were erins Meer geworffen / gegleisnet / durch außwerffung
etlicher fäßlein voller steinen / in der insul Cypren erstlich angefahren / und weil sie
nur Mans persohnen bej ihr hatte / name sie 80. Töchteren auß diser insul / fuhr damit in
Africam / kauffte von den einwohnern so vil Lands / als man mit einer Ochsenhaut erreichen
könte / da ihren solches verwilli get ließ sie haut zerschneiden in Riemen / und (Carthageo erbauen.) langte darmit weit. Pflanzte also neüe
colonien in Africa und baute daselbst die statt Carthaginem im jahr der welt 3080.
(Didonistod und vergötterung.) Darauff wurde Dido von
Hiarbas der Getulier König zum Weib begert / welches sie abgeschlagen. Laßt darauff ein
holzhauffen zurüsten / steigt auff denselben / erwürgt und verbr andte sich selbsten. Ward
eine lange zeit von denen zu Carthago als ein göttin verehrt.
(3145) Osias hielte sich besser / hatte auch desto mehr
glük wider seine Feinde / außgenom̅en daß er die vermischung der ständen
versuchte und wolte der Priesterschafft eingreiffen uud räücheren / daß ihme aber nicht
wol bekom̅en / mußte an dem aussaz sterben. Zu diser zeit ware ein
anschenlich Collegium und gesellschafft der H. Propheten bejsam̅en. Dann
neben dem Jona und Zacharia, welche bej den anfängen deß Reichs Usiae zugegen / liessen
sich hören Hoseas und Amos in dem Königreich Samarien / Esaias, Ioe̅l,
Obadias und andere / da und dort.
(Olympiades.) Zu dises Königs Usiae zeiten felt ein die
erste Olympias, welches eine zeit ist von 4. jahren und bis weilen 14. Tag darüber / nach
erwelcher Julianischen rechnung. Mit disen Olympiadibus zehlen die Griechen ihre jahr /
um̅ besserer richtiger zeitrechnung willen von ihnen angestelt. Es waren
aber die Olympiades oder certamina Olympiaca ritterliche kampffspil / darinn sich die
junge Mannschafft auff mancherlej weis im lauffen / fechten / ringen / reiten / mit wagen
fahren und anderen übung mit grossem lob geübet / und wehrete alle mal 14. Tag / am 15.
Tag wurd das lob und der preis den überwinderen ertheilet. Den urheber dessen machen die
Heidnische Schrifften bald den Saturnum und Jovem, bald den Herculem Amphictyonis Sohn und
seine Brüder: Bekant ist / das sie von Jphite Elio auffs neüe getriben und fortgesezet
worden.
|| [59]
Jotham solgete seinem Vatter Osia nach im Ampt / thate wol und gut in den ersten anfängen
/ nachgehends a???er machte er es (Anno 3212) auch wie
andere vor ihm. Darum das reich / dem Rezin in Syrien und Peca in Samarien König / zum
raub worden.
Achas / Jothams sohn / ware ein gottloser tyr ann / Ezechias aber verbesserte den handel
/ ein from̅er eifriger König / er that weg die ehrine schlang / weil ihren
die Kinder Israel geräüchert / darum ihme auch Gott / alß er ihn durch die krankheit und
aufkündung deß lebens probirt / nach 15. jahr zu seinem leben hinzugethan / eben das
vollführend / was er von ewigkeit her be schlossen / das geschehen solle / wie Augustinus
redt. Disem from̅en König E???echia hat der Assyrische könig Sennacherib /
theils durch seinen feldobersten Rabsacen / theils durch schreiben / gewaltig zugesezt /
dem grossen Gott Israels hohn gesprochen / die übergab der statt Jerusalem begert. Aber
der H. prophet Esajas spcache herz und muht zu / und daß hier kein gefahr zu förchten /
wie denn auch endlich deß herren Engel 185000. man erschlage̅ / worüber
Sen̅acherib mit schreke̅ abziehen / von seinen eignen söhnen
sich umbringen lassen müßte / und seiner Gotslästerungen gemesse gerechte straaff
empfangen. Welches dann dazumal / alß ein grosses wunder Gottes hin und (Herod. l. 2.) her erschallen / und sind hierdurch ihrer vil
von der Heidenschafft bewoge̅ worde̅ / dem wahre̅ lebendige̅ Gott gelübd und opfer zu thu̅.
Dazumal solle Sethon in Aegypten ihm haben lasse̅ eine säulen (Serbons seute̅.) auffrichten / mit disem
angeschribne̅ emblemate und deutungszeichen: Wann du mich ansihest / so
seje fromm.
(Anno 325.) Manasses, bej dem es heiste / wann nur das
end gut / so bleibt alles gut. Er begienge greüliche sünden / aber er thate auch desto
grösser wahre buß / darum er auch gnad erlangt.
Jasias / der suchte in seinen jungen jahren das angesicht Gottes seines Vatters Davids.
In dem 18. Jahr seiner Regierung / alß der Hohe-Priester die schäze deß Tempels durchgieng
und wider verordnete an sein gebührend ort / wurden Mosis Schrifften / die er mit eigner
hand geschriben und hinderlassen / gefunden. Und da der König daraus gelehrnt / wie das
Volk Israel um seiner sünde willen wurde auß dem gelobten land verstossen werden / worüber
der König Josias erschroken / mit gebett und threnen solches begerte abzulehnen / deme
aber durch eine Prophetin zum bescheid wor [60] den / Gott werde wol seiner verschonen und so lang der König Jostas lebe / aber
mit nichten dem halßstarrigen bösen Volk.
(Jahr der Welt 3355.) Joachim und Zedecias die lezsteren
Könige und auch nicht besser alß die ärgsten vorhin waren / darum auch von Gott mit
gerechter straaff heimgesucht / ihre verachtung Gottes / seines worts / und seiner
dieneren / ist ihnen über ihr Haupt kom̅en / wiewol es auch heist: Quicqvid
delirant reges, plectuntur Achivi, der Königen und Regenten sünd nachgezogne straffen /
treffen die underthanen eben so wol. Sonsten ist auch auß diser Königen historj zu ersehen
/ wie so gar fromkeit und Tugend nicht erblich seje noch in dem geblüt steke / da etwan
die gottlosesten Könige die frömsten Söhne und hinwider die frömsten die allerbösten
Kinder in dem Reich ihnen nachfolgend gehabt haben.
(Heldnische ges???chien.) Nun wollen wir jezo auch hier
anfügen / was sich da und dort zur zeit solcher lezsteren Königen / bej der Heidenschafft
begeben. Und falt zu bedenken vor fürs erste / die erbauung der welt bekanten Statt Rom /
welche angehebt nach etwelcher außrechnung im jahr der welt 3189 / nach anderer gelehrten
zehlung 3201. Alß Jotham König in Indaea, Pekah in Israel regierte / da Tiglath Pileser in
Assyrien herrschete. Die geschicht aber / welche erwann auch mit fablen von den Poeten
außgespikt ist / hat sich also verloffen. Procas der Lateinische König verließ zwen Söhn /
Numitorem und Amulium. Den ersten macht er zum nach folger im Reich / der jünger aber
Amulius hat sich zum Regiment eingetrungen / mit vertreibung Numitoris, dessen Sohn
AEgistum er ums leben gebracht / und die Tochter seine bas Ream Sylviam in ein Kloster
verstossen / damit also gar kein Mannlicher erbe entstunde / der solches rechen (Romus und Remulus.) köndte. Dise Rhea gab vor sie were von
Marte geschwängert / und gebahr hiemit zwej Söhne Romum und Remulum. Amulius besorgete
hierbej seiner haut / ließ Rheam in ein harte gefängnuß legen / darinn sie auch gestorben
/ die beide Söhne aber in die Tiber werffen / welche weil sie dazumal überloffen / die
kinder auff ein feld getrage̅ / da sie von einer wölffin (Lupa solle das
ehweib deß Amuli vihhirten gewesen sein.) gesäüget und auß erbärind aufferzogen worde̅ sein. Die beide brüdern zeigte̅ sich muhtig und frech gege̅ wilden thieren und menschen / hengeten ihn vil hirtengesind an / und da sie
er fuhren was übels ihr vetter Amulius gethan / haben sie ihn [61] getödet / und an sein statt ihren Großvatter
Numitorem wider in das Regiment eingesezt. Darauff bekamen sie ein lust / eine Statt zu
bauen / an und um̅ das wasser in welchem sie hetten sollen verderben. Und
weil bej beiden ehr und regiersucht / auch keiner wußte dem anderen zu weichen / weilen
sie zwilling / liessen sie sich durch die götter auß der Vögel flug entscheiden. Romulus
nam den Palatiner und Remus den Aventiner berg ein / fleissig achtung gebend / was ihnen
der Vögel flug oder geschrej für glük oder ungluk ankünden wurde. Wie sich dann etwas
streits darauff bald under dem gevögel um̅ beder willen eräugt.
Romulus fieng an gräbe̅ auffzuwerffen / mit vilem volk von Albanern und
Latinern. Vber welche gräbe̅ Remus seinem bruder zu hohn gesprungen /
worüber er auch sein lebe̅ solle eingebüst habe̅ / (Lucanus. Fraterno primi maduerunt sägvine muri.) und fortan
die mauren der statt Rom für hetlig gehalten worden. Dises nennet Cicero der weise Heid
ein unverantwortliche that. Nachgehends solle der Romulus / auß befragung der abgötterer
(deß satans) für seine poenitenz / dem Remo ein thron / scepter und cron / neben sich
haben stehen lassen / als wann Remus noch lebte / um allerhand straaffen zu entrünnen.
Auch ward dem Remo ein ansehnliches todtenfest gehalten / seinen geist zu versühnen.
(Romuli thar???) Romulus fieng an dapfer sich zu zeigen /
mit der statt erbauung / erweiterung / befreundung oder überwindung allerhand leuten. Weil
es aber den Kömeren an weiberen manglete / wurd an die benachbarten eine werbung gethan /
aber vergebens. Romulus und der Rhat erdachten listiger weis zu ihrem vorhabe̅ zu gelange̅ / richteten schauspil an / ladeten die benachbarten ein /
sonders die Sabiner die am nächsten gelegen. Dise kamen mit weib und kinder / wurden
freundlich empfangen und in die häuser verlegt / besahen die statt und über derselben
erbauung / auch deß Römischen gewalts so bald auffgehends sich verwunderend. Als die schau
und das under den Kömeren angelegte spil müste angehen / raubte ein jeder Kömer nach
gefallen ihme ein weib von solchen außländischen gästen / deren Elteren mit schmerze̅ darvon flohen. Romulus understunde sich (Sabiner
??? weil ihnen die Römer ihre töch???en mit gewalt genom̅e̅.) solche fremde bräüt zu begütigen durch bewegliche wort. Solches wolten die
benachbarten bald darauff rechen / und aber weil sie gar zu schwach / könten sie nichts
außrichten. Nach verfliessung etwas zeits rottierten sie sich diser ursach halben wider
zusamen / kamen für [62] die statt Rom und
vermittelst deß statt-hauptmans Spurij Tarpeji tochter / welche ohngefehr hinausgieng
wasser zu schöpfen / kriegten sie das schloß zu Rom / und die töchter brachten sie um.
Romulus rufft seinen abgott Iupiter on / spricht den seinen herz und muht zu / ficht auffs
äüsserste / bis daß die entraubte weiber zu Rom / da ihre männer / dort ihre elteren und
gefreunde begütigten / und die hiz der gemüteren sich legte / auch eine steiffe überkomnus
zu bederseits getroffen wurde / und die Römer von dato wegen der Sabinischen statt Cures /
Qvirites sollen genen̅et sein / der Sab ner und Römer könig / Romulus und
Titus Tatius gute bruderschafft zusammen halten solten. Welche beide nachgehends von den
ihrigen zu tod geschlagen worden / wiewol man fabulirt / Romulus seie in einem wetter vom
Iupiter in den himmel entzuket worden.
(Jahr der Welt 3357. Zerstorung der Statt und Tempels
Salomonis.) Weilen dann nun also und nicht anderst bewandt ware / daß verhalten
etivelcher Königen in Israel / so könte anderst nicht / als durch Gottes rechende Hand der
endliche undergang über die Statt Volk und Tempel gebracht werden. Worzu dann zum
executore und vollbringer verordnet ware Nabuchodonosor, welchen die H. Schrifft nen̅t Nebueadnezar der Babylonische Monarch / ein zerstörer und berauber der
Statt / deß herrlichen und prächtigen gebäüs (Baillius.
428) deß Tempels / und verwüster der Mosaischen policej und Jüdischen Gottesdienst.
Dis geschahe nach dem der Tempel 428 jahr gestanden.
(Cluver 427 Nebucadnezar zestört un̅ nunt nicht
alles auff einmal gefangen.) Es hat aber diser Nebucadnezar nicht alles auff
einmal aufgeriben / sonder ein und das ander mal die verwüstung und abführung der Juden
angestelt. Dann erstlich hat er den König Joiakim gefänglich angenom̅en und
mit dem H. Propheten Daniel und anderen (Baillius l. 1. p.
90.) weggeführt. Darnach alß Jojakim getödet / und Jechonias sein Sohn etlich wenig
monat zu Jerusalem regierte / ist diser mit 17000 auß der Statt und Landschafft
bestehenden / gefangen weggenom̅en worden / darunder dann der H. Prophet
Ezechiel auch ware / bis das endlich Nebucadnezar den König Zedekiam, die Statt / den
Tempel / verderbet und alles übrige Volk abgeführt hat.
(Nebucadnezar ein gewaltiger Monarch / und doch sehr von)
Nebucadnezar / einervon den grösten und mächtigsten Monarchen / ward dennoch allerwelt zum
spectacul fürgestelt in seiner demütigung / da er gleich einem ohnvernünfftigen Vich under
dem [63] (Gott
gebemütiget.) frejen Him̅el herumschweiffend / müßte bezeichnen den
obersten gewalt der höchsten Majestet in dem Him̅el. Er hat under sich
gebracht die Phoenicier, Palaestiner, Ammoniter, Moabiter, Idumeer / Syrer Assyrer, Meden,
Perser / Elymeer, Aegyptier, Trogloditen, (Strabol. 15)
Mohren. Josephus der Jüdische gesch ichtschreiber / erzehlt auß Megasthene, beschreiberen
der Indianischen geschichten / diser Nebucadnezar habe ganz Asiam und ein gut theil
Africae beherrschet / und seje für grösser dann Hercules selbsten gehalten worden. Die
mächtige Statt Tyrus hat er nach 13. Jähriger belägerung erobert. Er hat auch in einer
sehr grossen schlacht erlegt / den Necho oder Nechao (Herodotus nent ihn Necum) welcher in
AEgypten herrschete und sich understanden einen graben auß dem fluß Nilo in das rohte Meer
zu führen / daß man dardurch mit Galleen fahren möchte / bej welchem werk 120000. Menschen
gestorben und verdorben sind / und ist doch nichts außgerichtet worden. Darbej ware auch
Nebucadnezar ein liebhaber der weisen und deren welche etwas wußten / ohne welcher studien
und fleiß der weißheit / erfahrenheit und allerhand wüssenschafften kein gewalk langwirig
und daurhafft sein kan.
(Was zur zeit deß Prepheten Daniels für berümte weisen under
den Heiden.) Um̅ dise zeit und da der Prophet Daniel under disem
Monarchen lebte / hatten under den Heiden alß weise ihr wesen / namlich Thales Milesius,
Solon Atheniensis, Periander Corinthius, Cleo bulus, Lydius Chilon, Bias Prienaeus,
Pittacus Mityleneus. Welchen andere noch hinzu thun / Pythagoram Samium, Mysonem Chenaeum,
Epimenidem Cretensem, Anacharsin Scytham, und (Herod l. 8)
der fablen urheber AEsopum. Under welchen Thales solle gelehrt haben / die Seelen der
Menschen sejen unsterblich. Gott wisse auch die gedanken der Menschen / und habe weder
anfang noch end.
Etliche zehlen under dise zeiten das hüpsche kunststuk Perilli / (Perilli ochs) von einem Ochsen / darinn die armen Menschen
solten gebraaten und ein Ochsen muggen von sich hören lassen. Der Sicilianische Tyran
Phalaris laßt ihm zwar dis praesent zu führen / fand aber kein besseren anfang zu machen
als bej dem meister selbsten.
(Evilmerodach.) Evilmerodach folgete auff seinen Vatter
Nebucadnezar in der Babylonischen herrschafft / in dem 37. jahr / der ersten gefenglichen
(Jahr der Welt 3390.) abführung der Juden / und 26. jahr
/ der anderen abführung wie es gerechnet wird. Diser erbarmte sich über den König
Jech [64] niam, weil ersich frejwillig
mit allem der Babylonirngnad über ???b darum zoge er ihn allen Fürsten seines reichs für.
Es ist aber dieser Evilmerodach von seinem eignen Schwager N eriglisioro oder Niglisar
um̅ das leben gebracht worden / nach dem er zwei jahr regierte. Andere
sezen etlich jahr seiner regierung / villeicht vermeinend auch die zeit die er hat an
seines Vatters Nebucadnezars Statt geregiert / in dem er gleich einem Vieh vernunfftlos
ware.
(Jahr der Welt 3418. Der Babylonischen gefängnuß 45.)
Balthasar ward Monarch auff Evilmerodach, der wolte sich über einer mahlzeit lustig machen
/ hoch mühtig mißbrauchend die Guldene und Silberne gefäß / auß dem tempel zu Jerusalem
geraubet / und aber ohngefehr zeichnet ihm Gott der Herr an die wand / wie so bald sein
Königreich zum ende kommen / und under andere außgetheilt werden solle / welches auch
beschehen. Da die Meden und Perser alsobald darauff eingefallen / haben alles in der (Darius nam Babylonein.) Statt / zusamt dem trunkenen Balthasar
und seine Fürsten nidergemacht. Worauff Darius Medus, der sonsten auch Cyaxares, von
seinem großvatter / genent ward / das reich eingenom̅en und die herr schafft
angetretren / alß er numehr 62. jahr alt. Alles aber geschahe (Cluverus. p 66. 67. Baillius l. 1. p. 149.) mit verwilligung Cyri seiner
Schwöster Sohn und der darbey sein eigner Tochterman gewesen / wie dann Darius nur 2. jahr
in solchem flor gestanden / nach seinem ableiben aber hat Cyrus alles eingenom̅en. Und dises ware der Darius, weicher den H. Propheten Daniel in die
Löwengrub werffen / und mit seinem pirschafft die thüren auff dem loch versiglen liesse.
Als aber Daniel ohnversehrt gebliben / wurde deß wahren Gottes nam geförchtet und geehret.
(Wie Cyrus als ein jung Kind wüderlich beim leben erhalten
worden.) Allhier aber muß man noch underschidliches beobachten / ehe und da wir zu
der Persischen Monarchej kommen. Nemlich vor allen dingen die geburt Cyri und wie
wunderlich er beim leben erhalten worden / und welcher von Gott gewidmet darzu / daß er
auch solte die schwere gefängunß auffheben und dem Jüdischen volk das leben und alles
widergeben. Astyages der Meden und Persen Monarch / dessen vatter auch Ninwe erobert / hat
seine einige tochter (Iustin. l. 1.) Mandanen einem
Persianer von nicht sonderlichem herkommen / dessen namen Cambyses, verheyrahtet / von
welchen Cyrus gebohren ward / welchen Astyages durch einen traum erschrekt / nicht wolte
leben lassen sonder befahl dem Harpago einem semer diener / das kind zu erwürgen. Harpagus
hat mitleiden mit dem Knäblein / gab es einem Kühhirt / er solte es in den wald werffen
und ligen las [65] sen. Deß hirten frau
gebahr auch ein tod kind / nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß
nachgehends Astyages erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht / wolte er sich mit
einer grausamen blutdurstigen that rächen / ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen
/ und in stuken zerhauen / Lude darmit Harpagum zu gast / gab ihm ohnwissend sein eigen
fleisch und blut zu essen / bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht
hierauff ein conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen / fiel er
mit gutem theil kriegs Volk zu ihme / und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri
großvatter / gefaugen / solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt.
(Croesus und Cyrus.) Wider disen Cyrum, der von zeiten zu
zeiten je länger je mächtiger worden / wolte einmal sich Craesus, der Lydier König
auffmachen / schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen / wie es in
disem Feldzug wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satan̅ nach seiner gewonheit
gibt wort und widerred auf die strauben gesezt / nemlich es wurde Croesus ein großmechtig
reich umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft / und aber das seine ware gemeint und
traff eben ihn / da Cyrus die schlacht gewonnen / solle geschehen sein im jahr der welt
30407. Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte
lebendig verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte
Croesus laut etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen / warum̅?
Croesus gab zur antwort / er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem
weisen Solon zu Athen (Solons tiuge Red.) gehalten / der
under anderem ihm dise lehr geben / daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu
schäzen. Cyrus wie billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken / schenkte Croeso das
leben wider / und gebrauchte sich öffter seines rahts.
(Solon tröster einen eteüztres genden.) Auff eine zeit
solle diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich
er gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt / mit
diser anred: Siehe da und betrachte / wie vil ungemachs und unglüks under allen disen
Tächeren verborgen lige / und wie vil trautige da und dort sich finden / darum lasse dich
den unfahl und beküm̅ernuß nicht übernemmen / so man alles unheil wurde
zusamen auff einen hauffen schütten / und jedem frej lassen darvon zu nem̅en
/ [66] wurde doch jeder lieber das seine wider
haben wollen. Wir Christen aber haben wol andern und besseren trost wider ereüz und leiden
in Gottes wort.
(P???ches reich) So macht dann nun Cyrus die andere und
Persische Monarchej vollkom̅en / deren regenten dise waren Darius, Cyrus,
Cambyses, Ahasverus, Xerxes, Darius Nothus, Artaxerxes Mnemon, Ochus, Ochi Sohn / Darius
Armerius.
Diser Cyrus herrschete über vil Land und Leüt / und ganz Asiam, und spilte den meister in
ganz Orient / und hat mit Croeso auch das ganze Königreich Lydien bekommen / nach dem
dasselbe seine underschidliche Könige gesehen. Under anderem auch einen mit nammen
Candaules, welcher so vernarret in die schönheit seines Weibs / daß er darmit endlich ums
leben und Königreich kom̅en / (Baillius libr.
1.) welches Gyges einer seiner beamteten / deme er sein ehgemahel halb nakend
gewisen / mit der Königin erhalten.
Um̅ selbige (alß längsten vorhin sich die geschichten zu Rom / nach Romuli
tod / mit Numa Pompilio dem gewaltigen gesazgeber / der sich der götteren gemeinschafft
und gespräch anmüßte / und nachgehends die historj der Curiatiorum und Horatiorum begeben)
gesehahe auch dises / daß nach dem Lucius tarqvinius Priscus von (Priscus Tar qvinius.) deß Anci Martij Söhnen ermördet / und von seinem Weib Ta
naqvil, Servius Tullius durch list zum Regiment kom̅en / welcher besorgte es
möchten Tarqvinij Söhn um sich zu rächen Menschen anstellen / gab derowegen seine beide
Döchteren deß entleibten Tarqvinij Söhnen / Lucio und Arunti, zur ehe. Weilen aber deß
Aruntis gemahel Tullia ein frech / ehrgeizig und regiersüchtig Weib ware / lagesie ihrem
Ehmann stetig in ohren / er solte sehen wie er König wurde / welcher aber sich hierzu
nicht verstehen wolte / darum sie ihrem schwager Lucio, nach vilen heimlichen
offenbahrungen und gesprächen / die sie miteinander pflegten / endlich dises eingespunnen.
Zu disem zwek wurden von ihnen beides Schwöster und Schwager hingericht / damit hatten sie
beide Lucius und Tullia einander geheyrahtet. Der anschlag wurde also werkstellig gemacht
/ daß auff ein zeit Lucius mit einem hauffen gewaffneter Kriegsleüten / nach dem vorhin
underschidliches practiciert worden / dem rahtheuß zugeeilet / seinen Schweher Vatter
Servium Tullium elendiglich auß der mitten der Rahtsherren reissend / auff die gassen
schleppet / allda er völlig zu tod geschlagen ward. [67] Seine rasende Barbarische Dochter Tullia machte sich auff ihren Wagen / um ihren
Ehman Lucium Tarqvinium als einen König (Laster gassen zu
Rom.) am ersten zu begrüssen / und im hiufahren ist sie über ihres eignen Watters
todten leichnam gefahren. Daher von diser abscheülichen that / dise gassen zu Rom / die
lastergassen genennet wurden.
(Jahr der Welt 3413) Wir kom̅en aber wider
zu den thaten Cyri, welcher wie der H. Prophet Daniel 200 jahr vorhin geweissaget / den
grossen Gott Jsraels über alle Heidnische götter hochachtend / die Kinder Israel (Israeliter erledigung auß der 70 jäbrigen gefängnuß.) endlich
auß der harten Babylonischen 70. jährigen gefängnuß loß gelassen / und mit offentlichen
Mandaten und außkünden den gewalt heim zu ziehen / den Juden ertheilt / auch zugleich die
H. gefäß / welche Nebucad nezar auß dem Tempel zu Jerusalem genommen / wider erstattet /
und darzu den Tempel in seinem unkosten lassen wider auffrichten. Dise wie leichtlich zu
erachten / über die 42000. under einem Priester nam̅ens Jesus und dem
Fürsten Zorobabel / machen sich auff die reis / bauen Gott ein Altar zu Jerusalem / und
ein jahr hernach fiengen sie deß Tempels gebäü wider an / diejenigen die nichts wußten um
den Tempel Salomonis / arbejteten daran mit freüden / die anderen aber / welche jenen
gesehen / mit seüffzen und wehfahren. In wehrend aber dem Bau / wurden sie von der
augrenzenden Heid enschafft verirt / und weil der mehrer theil mehr auff eignen alß den
gemeinen nuzen sahen und mit erbauung seiner kumlichkeiten beschäfftiget / auch Cyrus in
allerhand Kriegs expeditionen eingewiklet / nicht bej der stelle war / und die Juden ohne
das bej Cyri Sohn gewaltig verklöpft / und hiemit der versprochenen mitlen verlürstig
worden / alß ist die aufferbauung deß anderen Tempels schlechtlich und langsam fortgangen.
(Cyri krieg wiber die Massageten. Xenop. l. 8.) Es war
aber Eyrus dazumahl begrissen in dem Feldzug wider die Massageten / welche jenseit deß
Flusses Araxes wohneten / ein sehr streitbar Volk / dessen Ursach diese geben wird: Cyrus
ließ (nur under dem schein / dann der Krieg ware bej ihme als einem bis dahero durch so
vil Schlachten erlangte Sig übermütigen Herren beschlossen) um̅ die
verwittibte Königin der Massageten / namens Tomyris / werben. Diese Königin merkte wol das
Cyrus mehr um̅ das Königreich als aber um̅ Sie buhlete /
schlugs hiemit ab. Cyrus machte sich fertig mit seinem Kriegsheer zuschlagen / dessen
Vortrab von der Massagetischen Königin Sohn überwunden wurde / weil sie die Schanz durch
Tuinken heit übersahen / ge [68] rieth
Cyrus wider den Hauffen der Seythen / schlug den mehrern theil / den Rest nahm er gefangen
/ under welchen der Königin Sohn / Spargapises genant / ungedultig über solche schmach /
jbme selhst das leben raubte. Da nun Tomyris solches erfuhr / machte sie sich mit einem
gewaltigen Kriegsheer auf / als die schon vorhin Cyrum von solchem unbillichen beginnen
abmahnen lassen / geschahe hiemit bäiderseiths eine gewaltige Schlacht und grausame
Niderlag. Cyrus wurde selbst erschlagen / und solle Tomyris / nach dem sein leichnam
gefunden / demselben das Haupt abgeschlagen / (Jahr der Welt
3420) und in ein Gefäß voll Menschenblut geworffen haben / mit diesen worten: Sauffe
dich nun voll bluts / darnach dich so sehr gedürstet hat.
Auf disen gewaltigen Monarchen Cyrum folgte in dem Reich sein Sohn Cambyses / ein Tyrann
/ aller lastern und untugenden (Cambyses.) ergeben. Weil
ihm Amasis König in Egypten betrieglich eine andere alß seine Tochter zum Gemahel
zugeschiket / auf seine werbung hin ward er ergrimmet / und überfiel mit Heereskrafft
Egyptenland / (Wie das Königreich Egypten an die Persen ??? m̅en.) da kaum vorhin Amasis tods verschieden. Damit auch das
Egyptische Königreich ein end genom̅en / und der Persischen Monarchej
einverleibt war. Amasis Todtencörper wurde ausgraben und höhnisch tractirt / wie auch sein
gefangner Sohn Psammenitus, der auß befahrung grösserer qual sich selbsten leiblos
gemacht.
(Polycrates ???) Und diser Amasis ware es auch / welcher
Polycrati, Regenten der Insul Sami alle Freundschafft abgeschlagen / wegen seines ohngew
ohnten Glüks so er hatte / und daß ihm der ins Meer geworffene Smaragd / wider von einem
gefangnen Fisch ersta???et worden.
Cambyses rüstete auch gewaltige Kriegsheer ins Feld / umb die Mohren hinder Egyptenland /
dahin noch andere Potentaten nicht kom̅en / zu bezwingen / welches aber
durch hunger und wie man meint durch zusamen gewehetes sand / aufflangen dürren Heiden
über fallen und auffgeriben worde̅ / worüber der Tyran also erzörnt / daß er
etliche Persianische fürsten lassen hinrichten / Craesus aber entflohe. (??? Cambyfes.) Seine leibliche Schwöster müßte sein weib sein
/ alß er vorhin Smerdem ihren bruder lassen erwürgen. Bei einem schauspil so er angestelt
/ kam ein hund dem anderen wider den Löwen zu hilff. Darüber sein ehweib seüffzete / und
befragt von ihm / warum̅ sie hierübertraurig seje / gab sie schnell zur
antwort / die unvernünffti [69] gen Thier
und hünde haben mehr redlichkeit und erbärmd gegeneinander alß die Menschen. Welche red
auch ihnen den halß gebrochen.
Auff eine zeit fragte Cambyses seinen rath Prexaspem, was die leüt von ihme sagten: Alles
guts / antwortet er / ohn allein daß der König zu vil Wein trinke. Alsobald ließ der
Tyrann / Prexaspis Söhnlein für führen / anbinden / mit disen worten: Werde ich deß Kinds
fehlen / so magstu wol von trunknen leüten reden / werde ich ihm aber das herz verwunden /
so bekenne daß die Persen und alle andere / die sich ab meinem zu vilen Weintrinken klagen
/ grösser Narren seien dann ich. Darauff schoß er mit seinem Bogen / und das Kind fiel zur
Erden / und nach dem es geöffnet worden / befand es sich / daß der Pfeil ihme ins Herr
gangen. Worüber der elende Vatter noch müßte die gewaltige that loben und bekennen /
keiner auch under den götteren seje ein so gewüsser schüz als Cambyses. So hat er auch
tyrannisiert in der Statt Memphis in Egypten / ihren abgott den Ochsen Apir oder Epaphum
verwundt daß er sterben müßte / und auß einem argwohn alles / was zum fest wolte und
feierkleidertrug / lassen nidermachen.
Nur eins möchte an disem tyrannen gerümt werden / namlich (Sisamnis ???) daß er befohlen / den ungerechten richter Sisamnem, welcher
geschent nam und das recht verkehrte / zu erwürgen / seine haut an den richterstul zu
hefften / und hat sein Sohn Otanes dar auff zum ersten alß ein richter sizen müsen.
Ein gewüsser Magus und weiser Persianer samt andern die sich zusam̅en
gesellet / gibt sich im reich für den Smerdem von Cambyse entleibten bruder auß / begert
die huldigung. Cambyses ersahrts / betrauret seinen brudermord / und alß er dise Rebellion
und derselbe̅ urheber stillen wolte / voll grimmiges zorns auff sein Pferd
steigen / würd er ohngefehr in den obere̅ schenkel von seinem auß der (Cambysis Tob.) scheid gefallenen schwert also verwund / daß
er daran sterben müte / als er 7. jahr / 5. Monat regierte.
Zu solchen zeiten hat sich bis daher zugetragen die geschicht mit (Lucretia.) der Lucretia, durch list und nothzwang verfelt /
darüber sie nach offenbarung der that und thäters Sexti Tarqvinij, ihren selbste̅ mit (Regiments änderung zu Rom) einem in das
Herr gestochenen messer / das leben genommen / in der Statt Collatia, und ward das
Regiment zu Rom geändert / mit [70] verjagung der
Königen und Königischen / an dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten / deren
die ersten waren Junius Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand
/ waren bej 300. Da gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten / und mit hülff
der jungen man̅schafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet
worden) vil ungelegenheits gemacht / bis der krieg erfolgt / und der Hetrurische König
Porsenna die Tarqvinier wolte verthädigen / welcher mit seinem in die Statt Rom
eingefallenem Kriegs - Volk / allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein / bis die
Bruggen hinder ihm über die Tiber geworffen ward.
(Bunderlich gemerezeichen / welches Tarqvinius seinem Sohn
gab.) Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig / welche gleich den Füchsen
zum regiment eingeschlichen / haben geregiert alß Lömen / darum sie auch gestorben wie die
hünde / laut jenem sprüchwort / so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet
wird. Auff eine zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget /
dessetwegen von sei nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der
Vatter spazierte in seinem lustgarten / sahe den botten an / bab ihm aber kein mundliche
antwort / sonders thate nichts anbers / dann mit dem stab / so er in den händen hatte /
machenhaupter abschlagen / und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So
bald der bott / ohnwüssend die bedeütnuß dessen / dem Sohn wider bringt / kein wort habe
der Vatter geredt / alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen / vermerkte den Sohn wol /
daß er müßte die vornemsten bej dem Kopf nem̅en.
(Die Sibyllen von Chum bringet9???. bucher für Tarqviniu̅) Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der
Sibylla Cumaea, welche 9. Bücher / in zimlichem preis angeschlagen / dem König für legte /
und alß er den werth für zu hoch geachtet / hat sie 3. datvon alsobald verbrandt / und die
übrigen 6. eben in solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran / darauf sie wider
3. verbrandt und die 3. übrigen in bemeltem erste̅ preis geachtet. Der König
endlich name solche bücher und ließ sie wol verwahren / durch hierzu verordnete Männer /
sind auch lang im Capaitolio zu Rom auffgehalten worden.
(Cajus Mutius Scaevola.) Denkwürdig ist auch die geschicht
/ welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der
Tarqvi [71] niorum den Römeren vil
ohngemachs / gefahr / und verderb nuß zufügte / machte sich auff der Edle Römische
Jüngling Mutius / trang durch das dik in einander stehende Kriegs volk in Porsenna läger /
da man eben sold außtheilete / und der Secretarius bey dem tisch hier ob beschäfftiget
war. Mutius wußte eigentlich nit / welches der König / zu fragen war nicht für ihn / darum
entleibte er den am tisch sizenden schreiber / an deß Königs Statt / den er vermeinte
getroffen zu haben. Mutius will sich mit der flucht salvieren / wurd aber erdapt und für
den König gestelt / sagte unerschroken: Es weren noch 300. Deßgleichen wie er zu Rom / so
dem König den tod geschworen und seje er eben so begirig zu sterben / alß zu todschlagen
geneigt / weil er umgebracht einen seind alß einen solchen: Mannliche dingthun und leiden
seje gut Römisch. Als ihme hierauff mit feüer gedreüet wurde / um fernere bekantnuß zu
haben / strekter frejwillig seine rechte hand auß / halt sie fest über dem zum Opfer
bereitetem feür so lang / bis sie ganz schrekenlich gebraaten und abgebrandt war / mit
disen worten: Sihe da König Porsenna eine anzeigung / wie so gar nichts denjenigen an
ihrem leibe gelege̅ / welche nach grossem ruhm und ehren trachten. Dannether
er auch Scaevola linktaz ist genent worden.
(Claeliae ???iner Römischen Jungfranen an schlag.)
Dazumal wolten auch die Weibspersohnen in der Statt Rom / den Männeren nachzufolgen / ehr
und ruhm erlangen. Darumb etliche Jungfrauen / welche alß geisel in der Hetrurer läger
verwahret worden / hatte auff ein zeit die wachten bethöret / under dem schein zu baden /
und das sie allein sein müßten / indessen haben sie durch die Tiber mit schwimmen gesezt /
auff anmabnen Claeliae, und kamen ohngeacht der gefahr von nachjagenden Soldaten und deß
geschosses so auff sie gerichtet wurde mit pfeilen / ohnversehrt / zu den ihrigen.
Porsenna begerte die geisel wider / oder der contract solle trafftloß sein / wolle sie
aber ohnbeleidiget wider senden. Auff solche wort wurde getrauet / die Jungfrauen auffs
neü gelifferet und ohnverlezt den ihrigen laut versprechung wider heim gewisen.
Nachgehends ist Claeliae zu Rom einesaül darauff eine zu Pferd sizende Jungfrau gestelt /
zur gedechtnus auffgerichtet worden.
(Der verme??? Smerdes komt uinb.) Das wir aber wider auff
die Persianische Regimems und Stats sachen kommen / so hat zwar der schon vorhin ernamsete
und [72] vermumte Smerdes / ohne daß er sich
jemals hette dörffen sehen lassen / in die 7. Monat alß were er Cyri Sohn / sein Persohn
gespilt / da er doch nur sein diener ware / und wegen übelhaltens beide ohren ihme lassen
abschneiden / welches dann ihne auch verraten / (Jahr der Welt
3450.) und wurde die sach also angestelt. Gewüsse Fürsten in Persien / an der zahl
7. welche nächst dem König die fürnemsten in der reichsverwaltung waren / die hetten
lengsten gern gewußt / wer doch diser falsch angegebene Smerdes sein möchte / ob er auch
Cyri Sohn? Solches zu erfahren / stelte einer under disen 7. Fürsten seine eigne Dochter
an / als welche under deß Königs Cambysis concubinen ware / die diser Smerdes für die
seine auch brauchte / sie solte doch wahr nem̅en / ob er ohren hette. Alß
der rejen an dise Dochter kam / und der vermeinte Smerdes schlieff / greifft dise Dochter
nach den ohren / fand aber keine / welches sie Morgens alsobald ihrem vatter anzeigte.
Worauff dise 7 den anschlag gemacht / Disen Smerdem und sein bruder / die man Magos nente
/ umzubringen / welches dann auch geschahe. Da ward nun die frag / welcher under den 7.
solte König sein? Sie machten alle einhellig den Accord / weilen sie die Sonnen angebetten
/ welches Pferd am morgen früh / da sie mit einander reiten wurden / am ersten bej herfür
brechender Sonn mit wihelen gleichsam begrüssen wurde / derselbe solte ohnfehlbar König
sein. Alß sie von einander geschiden / offenbarte Darius solchen handel seinem reitknecht
/ welcher so bald den einschlag (Darius Hystaspiskomt wunderlich
zur Kron.) gabe und seinen Herren daß er ohnfehlbar König sein werde / versicherte
/ damit / in dem er den tag vorhin eine stuten an das ort gestelt / allwo die zusam̅enkunfft und Pferd wihelen geschehen solte / und den Hengst / darauff Darius
reitten sollen / mitgeführt So (Herod. l. 3. Justin. l. 1.
Ctesias ap. Photium.) bald dise 7. Fürsten am morgens früb an das bestimte ort bej
auffgehender Sonnen kamen / fieng außerzelten ursachen deß Dari??? Pferd an zu wihelen /
worauff die anderen abgestigen / denselben alß ihren König und Persischen Monarchen
auffgenommen / und ihm Königliche ehr erwisen. Es solle eben dise wahl mit einem bliz und
Donnerknall begleitet worden sein / gleichsam zur bestätigung.
Bej den ersten anfängen der Regierung Darij rebellirten die Babylonier wider ihn /
schaffeten alles weiber volk und Kinder / die nicht bastant sich zu verthädigen waren / ab
/ und brachten die statt eben in gewaltige defension. Darius lagelange zeit vor diser
Statt [73] und hette sie noch länger belägeren
müssen / wo nicht einer von den (Zophyrus ???ufft Dario mit
seinem schaden.) sem̅e / namens Zophyrus disen list erdacht hette /
man solte jhm ohren und nasen abschneiden / und darauff wolte er sich zum feind verfügen /
sagen Darius hette ihn also schändlich tractiren lassen / weilen er ihme gerahten die
belägerung auffzuheben und abzuziehen. Dis alles nun geschahe. Die Babylonier trauten
disem Zophyro. Der in einem / und dem anderen auß fall sich tapfer gehalten / schaden
gethan deß Cyri Volk / wiewol alles nur under dem schein. Hierauff übergaben die
ohnfürsichtigen Babylonier disem eine Porten / durch welche er Darium und sem Kriegsvolk
hineingelassen. Ward also die mächtige Statt Babylon wider under Darij gewalt gebracht.
(Darius bezwinge wil??? und le???.) Etwas zeit hernach /
versahe sich Darius mit gewaltiger macht zu wasser und zu land / bezwang die Thracier und
Scythen / liesse eine Schiffbruggen über die Donau schlagen / und wolte weit in Europpam
hineingehen / wo er nicht wegen eingefallenen hungers under seine Soldaten / wider hette
zuruk ziehen müssen. Die Spartaner um der streithändlen willen / welche Cleomenos und
Demaratus miteinander hatten / nach dem Leonidas in der engen clausen bej Thermopylae
erschlagen worden von den Persen / gerieten auch under Darij joch. Um dise zeiten / solle
in Italien auch / wo nun (Sybari???er ???leg in Italien.)
das Königreich Neapolis ist / zwischen den beden namhafften stäten Sybaris und Croton, der
Krieg sich erhebt haben / in welchem die von Crotone, under ihrem dapferen Feldobersten
Milone, die Sybariten geschlagen und den sig erhalten haben.
(Dictatores zu Rom.) Zu Rom wolten die sachen nicht recht
gehen / darum auffs neüe das Regiment geändert / und sind Dictatores erwehlet worde̅ / welche bis auff die zeiten deß ersten Römischen Käisers Julij Caesaris
verbliben. ein Dictator aber zu Rom war ein solcher / welcher (Jahr der We??? 3460.) müßte alle uneinigkeiten stillen / rechtshändel schlichten
/ und den Krieg führen wider die Feind / auch dörffte niemand von disem zu einem höheren
Appellieren, aller gewalt / thun und lassen ohn menniglichs einred stund bej ihm. Damit
aber kein mißbrauch deß gewalts thete einschleichen / solte dise herrlichkeit und macht /
bej einem nur ein jahr wehren. Der erste Dictator ware Titus Largius Flavus, dessen
gleichsam General Lieutenant Spurius Cas???us Viscelli???us gewesen.
|| [74]
(Darij Tod.) Alß Darius der gewaltige Monarch vil jahr
alüklich regiert / starb er / und hatte vor bin Xerxem zum nachfolger im reich verordnet /
welcher seinen elteren Bruder Artabazanem darvon gebracht auß der ursach / weilen Darius
ihn erzeüget / ehe er zur Kron kommen / Xerxes aber wurde gebohren von Dario alß einem
schon inthronisierten (Jahr der Welt 3493.) König / auch
weilen seine Mutter Atossa, Cyri Dochter solle gewesen sein.
(Xerxes solle der Ahasverus gewesen sein.) Xerxes, welchen
etliche für den Ahasverum angeben / der die Esther geheyrahtet / wie dann auch Herodotus
und Ctesias die zweite gemahlin Ahasveri, Amestrin nennen / solle auff Persische benamsung
Ham Esther lauten. Diser Xerxes bezwange Egypten / wolte die Griechen mit grosser Kriegs
macht überzichen / darum er zwey (Jos Scaliger Deodatus. Iunius.
Reinoldus. Emmius.) wunderliche gewaltige werk verschaffte / er liesse den berg
Athos umgraben / daß Galeen neben einander fahren könten / um die gefahr abzulehnen /
welche in selbigem Isthmo oder engen hals / den schiffen entstunde / auch hat er mit
Schiffbruggen über das Meer Hellespontum schlagenlassen / da es am engsten ist / zwischen
den beiden Stätten Sestus und Abydus, so heüt zu tag die zwei Feste Schlosser Dardanelli
sind. Mit welcher bruggen er gleichsam Europam und Asiam aneinander gehenkt. Alß aber das
Meer durch seine ungestumme die Bruggen zerrissen und abgeworffen / hat der thorechte
Xerxes nicht allein die Bruggen und Schiffmeister lassen bej dem (Xerxes wit dem Meer geb??? ten / darbe??? seine de???wurdige wort.) Kopf nemmen /
sonder ließ das Meer mit ruhten streichen / und eiserne fessel / selbiges anzufeslen /
hinein werffen. Bald darauff hat sich die Son̅ am him̅el mit
ihrem schein verlohren / da sie deß Schöpfers aller dingen verachtung nicht ansehen kan.
Da diser Xerxes bej der Stett Abydo, von einem hohen berg sein ganz Kriegsheer übersahe /
wie auch die vilfaltige Schiff / darmit das ganze Meer Hellespontus überfült war / hat er
sich zwaren erstlich herzlich darüber erfreüt / bald aber darauff bitterlich geweint /
Artabano de???ihn darum befragte / geantwortet: S???lt ich nicht weinen / so ich gedenke
der kürze deß menschlichen lebens / da es ja gewüß / daß umder diser grosse menge Volks /
keiner über hundert jahr wird mehr vorhanden sein.
(Der Griechen ???ed von X???rxe / ???n̅ wie
de???eg ???thnen algelossen.) Die Griechen / welche Xerxes bezwingen wolte /
sagten sie förchten sich nicht so sehr vor Xerxe, dann er nicht Gott / sonder ein Mensch
wie andere were. Welches sich auch wol erscheint / dann [75] Xerxes in einem grausamen drejfachen angriff
zu land nichts außgerichtet / ob gleichwol ein verrähter sein kriegs volk über einen
grossen berg / durch enge weg / in der Griechischen land schafft ebne gebracht / also daß
eine grosse anzahl seines Volks gebliben; Wie nachgehends durch list Themistoclis zu
wasser auff dem Meer die Persianische flotten zerstreüet und geschlagen worden / also das
Xerxes, da er seine gemachte Schiffbruggen nicht mehr fand / in einem kleinem Schifflein
mit etlich wenigen / wider hinüber in Asiam entrunnen / über lassend das übrige Kriegsvolk
seinem Feld Obersten Mardonio, welcher auch die Statt Athen / als sie auf vorgeschlagne
gütige mittel nichts geben wolte / eingenom̅en und verbrandt hatte. Indessen
kame er auch in verachtung bej den seinen / wie dann sein Feldoberster Artabanus mit
anderen sich gerottet / und (Xerxes wird ermördt.) hat
Xerxem in seinem Palastl nidergeseblet. Darauff wolte er auch hinrichten Xerxis drei Söhn
/ Darium, Artaxerxem (sonsten Longimanus, weil sein rechte hand länger alß die linke) und
Hystaipem. Dein Artaxerxem überredet er / Darius wolle ihn ums leben bringen / solle sich
hüten / wolle ihm bejstand leisten / worüber Artaxerxes seinen Bruder Darium umgebracht /
überredt alß hette er auch den Vatter ermördet. Alß aber Artabanus mit seinen Söhnen /
sein verrähterisches und mörderisches begin̅en ferners zu verstehen gab /
(Artaxerxes Longimanus.) hat Artaxerxes so bald sich
gewendt / und disem mörder den verdie̅ten lohn geben / sich nach seines
Vatters Xerxis tod der regierung bemächtiget / und mit gutem ansehen geherrschet. Von
disen König wird gehandlet Nehem. II. cap. und Esrae im IV. cap.
(Buch Estber.) Sonsten wer weiters von dises Xerxis
herrlichkeit bericht begert / und er der Ahasverus solle gewesen sein / der kan in dem
Buch Esther die geschichte lesen.
(Von den Faby??? zu Rom.) Dazumal hatten die Römer vil zu
schaffen mit den Hetruriern und Toscanern / welche nach einem harten treffen / da allein
die Römische Nüterej stand gehalten / immerdar streifften / und bis an Rom mit brennen /
rauben / grossen schaden gethan / sonders die auß der Statt Veij. Weilen nun die Fabij
mechtig von Mannschafft und reichthum / alß hat Caeso Fabius, Burgermeister / sich
erbotten / mit seinen übrigen Fabijs, deren wol über 300. waren / wider die Vejos zu
streiten. Solches wurde verwilliget / und haben sich dise gelägeret um den fluß Cremeram.
|| [76]
Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht / durch eine herd Vieh / welche
sie ihnen lassen fürführen / darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub / hinder das
Vieh her / und wolte jeder gute beüten machen / bis die Feind sie umringet / auff einen
berg getriben / und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben.
(Gelebrie Leüt under den Heiden.) Um dise zeiten waren bej
den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus,
AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates
Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten
werden.
(LQuintius Cincinnatus.) Wann auff ein zeit die sachen in
Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen /
schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß
Burgermeisterthums frejwillig begeben / und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die
gesandten ankom̅en / gienger hinder dem Pflug / hat den schweiß abgewischt /
und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört / dises innhalts / daß
man ihn beglükte / darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden.
Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt / ziecht mit einem hauffen Volks wider die
Feind / schlagt und plagt sie dergestalten / daß sie nicht allein weichen / freündschafft
mit den Römeren machen / sonder mit spot und schand ab ziehen müßten / so hald dises
vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen
mejerhof wider begeben.
(Jahr ??? 3506.) In dem theil Italien / da iez das
königreich Neapolis ist / in der statt Thurium genandt / war ein vornemmer richter mit
nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte
/ under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen
solte / wer aber solches thäte / der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit
aussert der Statt über feld ware / und eben heim kam / wurd er auffs Rahthaus beruffen /
darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm
sasse / erinnert ihn dessen / (Charondas ersticht sich selbst in
de??? Raht.) worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in
de̅ leib gestossen und das leben genom̅en / mit disen
worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen.
|| [77]
(Herodoti Histori-bücher. Suidas.) Die Athenienser hielten
zu der zeit ein herrlich felt / an welchem Herodotus bej versamlung menniglichen / mit
grosser bewegung der zuhörenden / seine historien abgelesen / darüber ihme ein ehrenkranz
auffgesezet ward und sonsten grosse ehr erwisen worden. Der damalige Jüngling Thucydides,
so darbej stunde / und nachge hends solche historien continuirt hatte / fieng an zu
weinen.
In der Statt Rom begabe sich die klägliche geschicht. Virginius (Grausame that hat sich zu Rom begeben.) ein burger daselbst
hatte seine Dochter Virginiam einem jüngling Jcilio versprochen. Appius Claudius der
vornemste under den zehener wolte sie gern verführen / köndte aber nicht / darum macht er
anstalt / daß seine Knechte sie alß eine leibeigne und nicht eines burgers Dochter /
auffangen und weg nemmen solten. Welches sie auff follem markt wolten anstellen / sind
aber von der Freündschafft / die sich der Dochter angenom̅en / wider
abgetriben worden. Hierauff müßte die sach für den richter und ware Appius Claudius der
vornemste welcher den stab führte. So bald der Vatter / auß dem Römische̅
Feldläger beruffen / in die Statt ehen zu disem schönen gerichts process kame / sagt er
unerschroken zu Claudio, meine Dochter hab ich nicht dir / sonder dem Jcilio versprochen.
Worüber ein tumult entstunde / und wolten jenes Knechte die Dochter under erzehltem schein
wegnemmen. Da er Vatter sahe / daß nichts zu erhalten ergreift er ohnfehr darvon bej
jemands ein grosses messer und ersticht damit seine Dochter / die ihn erbärmlich um hülf
angeruffen / mit disen worten: Kan ich dich nicht lebendig bej ehren erhalten / so will
ich doch deinen leib für schand bewahren.
(Das Regiment zu Rom geänderet. Censores,) Wenig zeiten
hernach hat sich das Regiment zu Rom wider geänderet / und sind die Censores erwehlt
worden oder Zuchtmeister. Solle geschehen sein im jahr der welt 3508-
Ohnlengst hernach begabe sich der Peloponnesische Krieg / da Archelaus König in
Macedonia: zu Athen Euthydemus und (Thucyck l. 2)
Archidamus zu Sparta regierten / in welchen vil land und leüt auf einer und der anderen
seiten / und zu lezst bald darauff / durch Pestilenz / verderbt sind worden.
(Persianische geschichten.) Nach dem Artaxerxes
Longimanus gestorben / und lange zeit der Persischen Monarchej vorgestanden / ist sein
Sohn Xerxes der andere dis namens ihme gefolget / solle aber bej zeiten / alß er kaum
etlich wenig monat dise ehr gehabt / wiewol er ehlich von seinen vor [78] fahren gebohren ward / von einem deß
Artaxerxis bastart Sohn / nam̅ens Sogdiano ermördet worden sein / welchem
desset wegen das Volk abhold / daß der ehliche Sohn auß dem mittel geraumt worden. Darius
der andere bastart Artaxerxis, macht ihm disen streich zu nuzen / lupfet mit list und
gewalt den Sogdianum auß dem sattel / Darius laßt ihn heimlich töden / und bekomt hiemit
Kron und Scepter. Nothus. Solle gewesen sein das 3529. jahr / nach erschaffung der welt.
Dazumal prangete die Heidenschafft mit ihrem Euripide, (Verrühmte ???der den Heiden.) Dazumal prangete die Heidenschafft mit ihrem
Euripide, Sophocle, schon benamseten Herodoto, da ware auch Thucydides. Alcibiades,
Aristophanes, und andere.
PERIODVS V.
Oder Lünfter verlauff der zeiten / von dem anderen wider erbauten Hause und Tempel
/ bis auff die zeiten deß Messiae und Heilands der welt in die CCCCLX. Jahr
begreiffend.
WAN dan nun den Juden underschidliche widerwertigkeiten zugestossen / dardurch an dem
(Tempel zu Jerusalem würd fertig gemacht under Dario
Notho.) angefangenen werk und gebäw deß anderen Tempels sie entweders gewaltig
verhinderet oder gar zuruk getriben und durch Königliche befehl abzustehen ermahnt worden
/ dessetwegen Nehemias auff eine zeit gefastet / und auffs neue solches werk zu beförderen
/ erlaubnuß haben müssen: Alß ist [79] (Joseph Scaliger Calvisius. Iunius. Deodatus.
Reinoldus-Emmius.) endlich durch Gottes ohnverdiente gnad und hilff / welcher der
Königen herzen in seinen händen wie wasserbäche / das under dem Fürsten Zorobabel und
Hohenpriester Josua angefangne werk vollführet worden / under Dario Notho, alß schon
vorhin sein vorfahrer Artaxerxes Longimanus macht und erlauhnuß darzu geben.
Mit disem lezsteren Dario und seinem hinscheid / welcher sich sehr mit den Griechischen
händlen / um friden zu stifften bemühet / hat (Jahr der Welt???
3 39 Tod Dario Not??? und des ???wirigen ???sischen krisges ende.) auch auffgehört
der Peloponnesische Krieg / der über die 20. Jahr geweh???et / und grosses unheil
verursachet / und zulezt der berümten Statt Athen gänzlichen ruin und undergang / die
demolierung der Statrmauten und thü nen verursachet. Beneben hat es vil volk gekoster /
doch mehr auff der Athenienser alß Spartaner seiten / wie dann die Spartaner mit vortheil
und list öffter ihnen grossen abbruch gethan / da bald Brasidas der Spartaner Feldherr
Cleonem der Athenienser Obersten / alß er die Statt Amphipolim in Thracia belageren wolte
/ geschlagen / bald hat Alcibiades der Spartaner flotten zur See geschlagen / wie auch
Thrasybulus, bald hat ihnen Ag???s der Spa???taner König die frücht auff dem Feld
verderbt. Bald schlugen und sigeten die Sy???acusaner / bald die Arbenienser.
(Camilli ritterstbat / wider eines sch???
eistersverräytere???) Bej den Römeren war es auch nicht still / sonder ein unruh
über die ander / darum̅ bald dise bald jene angrenzende müßten geschlagen /
oder die Römer überwunden werden. Auff eine zeit / da Furius Camillus die Filiscos
bezwingen wolte / und ihre Statt belagerte / ward in der Statt Falerij ein Schulmeister /
der underst???d (Justin. l. 10.) ein verräterisches stuk
auff dise weis. Er hatte der vornemsten burger kinder under ihm Die er etwan für die Statt
hinaus spazieren sührte / allwo sie ihre ku zweil hatten Auff eine zeit führte er eben
dise knaben hinaus. Zwahren nit weit / aber nicht für die porten / da ohnfern die Römer
läger Statt hieltein. Zwange endlich die Knaben durch umschweiffe mit ihme in deß Feinds
läger zu gehen durch die wachten durch / begerte mit Camillo zu reden / mit disem
verrahterischen antragen / da habe er der vornem ken leüten Kinder / um deretwillen die
Statt wurde und müßte übergeben werden / begehrte hiemit sein verrähters lohn. Camillus
ließ ihm alsobald die kleider abreissen / die händ auff den ruken binden / gab den jungen
Knaben jedem frische ruhten in die ha???d / und ließ ihn also in die Statt Rom wider
hinein jagen und fizen / mit vermelden / [80] er
begere nicht durch solche unehrbare practicen, sonder durch heldenthaten seinen feinden
abbruch thun und statte gewinne. Worüber Camillus die gemühter in der Statt also gewunnen
/ daß sie sich seiner redlichkeit übergaben.
(Polydamas) Um dise zeit lebte auch Polydamas ein starker
Ris. Welcher Löwen und Ochsen nider schlug / einen wagen von zwejen Pferden gezogen in
vollem rennen auffgehalten / ist aber zuletst under einem einfallenden gewölb / alß er
König Dario Notho bej hof kurzweil machen solte / nidergefelt worden / welches er
understunde (aber vergebens) auffzuhalten.
(I???der Welt 3507.) Rom hat auch gewaltige kappen
bekommen auß anlaß weilen Qvintus Fabius der Gallier rittmeister erstochen. Darum nach der
völker recht begehrte̅ sie den Fabium oder desselbe̅
abstraffung. An stat (Statt Rom von den Galliern eingenommen /
und wie es ???ugangen.) dessen wurde er zu Rom desto mehr ???echret. Die Gallier
aber erhizt machen sich für Rom / zeigten in dem ersten angriff den in die flucht
gebrachten Römeren / daß der feind nit zu verachten / in dem ihre statt eingenommen und
die übrigenkriegsleut in dem Capitolio eingespert worden. Alß die Gallier deß anderen tags
in der statt haussuchungen anstelten / fanden sie die rahtsherren in ihrem ort / die sich
geschämt in das Capitolium zu fliehen / wolten lieber auff ihren stühlen und in ihrer
herrlichkeit sterben. Die Gallier verwunderten sich ab ihrer Authoritet, grauen Barten und
Mannheit / und alßeiner in deß M. Papyrij haus kam / und lahe ihn in einem
Helffenbeinernen sessel sigen / streicht ihm der Gallier einer seinen langen weissen bart
/ darüber Papyrius erzörnt / schlagt den Soldaten mit seinem stab über den Kopf / der
Soldat aber Papyrium zu tod. Darauff giengs an ein mezgen / mörden und brennen alle
Rahtsherren / burgerschafft / jungs und alts müßte herhalten / feür wurde eingelegt / die
im capitolio ernstlich belägeret / und wo nicht Gäns zu nacht die Gallier verrahren / auch
durch gute gegenwehr Marci Manlij weren abgetriben worden / so were das capitolu???m
übergangen. Zulez???t müßten sie doch accor diren und vil Golds den Galliern / damit sie
abzugen / versprechen. Alß solches gelife???et er wurde / brauchten die Gallier allerhand
vortheil / ob sich schon Sulpitius beschwerte / legt??? Brennus den degen auff den t???sch
neben die wagschalen la???end mit disen worten: Vae ???ictis, so muß mans den überwundenen
machen. Was geschieht / der bis daher beschimpfte und vertribne [81] Camillus, welcher schon an seinem ort aussert
der Statt Rom das seine thate / nach deme er von den im Capitolio eingesch loßnen um̅ hülff angeruff???n und zu einem Dictatore gemacht worden / komt in dessen
mit seinen zusam̅engeraspleien völkeren in Rom eilends und zu rechten zeiten
/ sagte den Galliern er habe macht alß der Oberste nun mehr zu tractieren / und zeigte
ihnen wie es müßte entweders (Camillus der ander Romulus.)
gewichen oder geschlagen sein / darauff sich die Gallier weggemacht. Camillus jagtêden
Galliern den raub wider ab / hielt mit triumph seinen einzug in Rom / und wurde der ander
Romulus tituliert.
(Artaxerxes Mnemon. Jahr der Welt 3550.) Artaxerxes der
ander / mit dem zunam̅en Mnemon, welchen die Griechen also genandt / wegen
seiner guten gedechtnuß und das er keine gutthat / wie gering sie ware / ohnver gessen und
ohnbelohnt liesse hingehen / kam an seines Vatters Darij Statt / welchen er noch bej
seinen lebzeiten zum regenten nach ihme / über das grössere Asiam und deß Orients reich /
verordnet / gleich wie er seinem jüngeren Sohn dem Cyro klein Asie̅ und
Griechenland zu seinem Fürstenstand übergeben. Diser jüngere Bruder hat so bald Artaxerxi
(Cyrus Kriegt wider seine̅ bruder Artaxerein
bekomt aber seinen lohn) nach Kron / Scepter und leben getrachtet / darvon er aber
bej zeiten berichtet / den Cyrum hat wollen hinrichten lassen / die Mutter aber Parysatis,
lage auff Cyrum, bedekte ihn und mit ihren haaren umgabe sie seinen halß / daß man nicht
könte zukommen / darum auff der Mutter fürbitt Artaxerxes den Cyrum pardonnirte und
begnadete. Cyrus aber bleibte nicht lang rühig in seinem theil lands / machte ihm zu
seinem vorhaben die stände anhängig / und understun de sich mit gewalt und heereskrafft
den Bruder außzumusteren. Artaxerxes wußte das wol / wolte aber zu lang mit der gegenwehr
nicht daran / bis ihm ein getreüer Raht zugesprochen / er solte den der König mit seinem
Volk auß wider Cyrum, dessen Volk zwar sich dessen nicht versehen / erschroken etwas /
stelleten sich doch in die ordnung / und gieng der streit hefftig an. Die Spartaner
innsonderheit mit ihrem Feldobersten thaten Cyro treffliche dienst / treibten die Persen
zuruk. Dessen er freüdig und übermühtig / vermeinend die sach were schon gewunnen / sezet
hinein in deß Bruders Artaxerxis hauffen / dem König so nahe daß er ihn verwundt / welcher
im gegentheil den Cyrum in den schlaff mit seinem spieß gestoffen / daß er vom Pferd
herunder gefalle̅ und vollends zu tod geschlagen worden.
|| [82]
(Warum ansehenliche bäupter / Fürsten sich nit zu weit waagen
sollen.) So er were bej leben bliben / solte wol die victori und sig ihme zukom̅en sein. Darum Generalspersohnen / an denen vil gele gen / sich nicht zu
hizig waagen sollen / und wüssen des ein underscheid zwischen dem Haupt und den Glideren.
Dise müssen fechten / jener aber regieren und verstand brauchen. Eines Fürsten und oberen
Haupts blut / hierinn / ist ein gemein gut / und soll kein tropfen darvon auff die erden
fallen / ohne für das Vatterland.
(Cyri mutter rächet seinen tod.) Es ware deß Artaxerxis und
Cyri Mutter ein frefel Weib / hatte lieber disem alß jenem das Regiment gegönnet / darum
sie auch blutdürstig seinen tod gerächet an denen / welche Artaxerxi Raht und that dar zu
gaben / oder sonsten sich berümt / sie hetten ihn ins garn gajagt. Den einten liesse sie
lebendig schinden / den anderen in ein faß stossen und hungers sterben / einem anderen die
Augen außstechen / und siedend blej in die löcher giessen. Dar auff sie zwaren von Hoff
abgeschafft / bald aber wider zu demselben gelassen worden.
(Artaxerxis Dentwirdige freigebigkeit.) Sonsten vorer
wehnter massen / ware Artaxerxes liebreich freündlich und gutthätig. Alß bej seiner
angetretnen regierung / nach gewohnheit / jederman lieff den König zu beschenken / gieng
ein armer mann / der sonst nichts hatte / zum frischen wasser / schöpft ein gefäß voll
darauß / bringts Artaxerxi; Welches ihme so wolgefiel daß er ihm 1000. ducaten darfür
zurgegenschenkung gab. Wan̅ er in der schlacht wider seinen Bruder sehr
erhizt / hin und her keinen frischen trunk nicht haben könte / brachte ihm seiner diener
einer / in einem unsauberen geschier / ein wenig wüst lachen-wasser / welches er begirig
tranke / mit verschweren / daß ihm kein trunk jemahl besser geschmakt habe.
Nach Cyri niderlag / wurden die anfänger verfolgt / und von Artaxerxis Feldobersten
Tissapherne bezwungen oder verjagt und die rädliführer theils mit list / theils gewalt /
zu ihrer verdienten straff gezogen.
Indessen rebellirt wider disen Persischen Monarchen / Aegyptenlend / zu welchen sich
andere Perstanische beamtete schlugen. diseauffruhr zu stillen / ver ordnet der König eine
gewaltige Schiff Armee / die aber ohne nuzen außgef ahren / wegen under beiden Admiralen
Iphicrate und Pharnabazo entstandener mißhelligkeit / dardurch sie sich verweilet / bis
sie der fluß Nilus wider abgeschafft. [83] Weilen
aber die rebellen in Egypten selbsten undereinander zersielen / bald dises bald jenes
Haupt angenom̅en wurde / alß kame es doch endlich wider auff Artaxerxis
seiten. Darbej Agesilaus und Tachos das ihre gethan / welcher lezstere sich an Artaxerxem
ergeben / alß sein Sohn zum regenten auffgeworffen wurde.
(Artaxerxes stirbt. Jahr der Welt 3594.) Artaxerxes
regierte langezeit / und da er seinen Sohn Darjum ließ umbringen / welcher dem Vatter nach
dem leben getrachtet / weilen er seine concubinen nicht haben könte / ist er ohnlengst
hernach / fast von kummer gestorben. Die herrschafft seinem Sohn Ocho hinderlassend.
Diser Ochus nach deme er eine gerungene zeit mit zweifelhaftigem glük zu wasser und land
gekrieget und geherrschet / ward endlich von seinem leibarzt / durch anstifftung seines
geheimen Rahts / Bagoas genendt / mit gifft samt allen seinen Kinderen nach und nach
hingericht. Welchem Bagoa Darius Codomannus auch seinen (Bogoas
der vergisster muß sich selbst umbringen.) lohn gabe / in dem er das vergiffte
trank / darmit er Darium umbringen wolte / und aber verkundschafftet / selbsten hat müssen
in sich schluken / und mit seinem eignen bösen underfahen sich bezahlen.
(Darius Codomannus, Jahr der Welt 3612.) Auff dises wurde
mit gemeiner wahl zum Persischen Monarchen erwehlt Darius Codomannus, zu welchem was Volk
grosse affection truge / weil er die Cadusier so herrhafftig angegriffen und geschlagen
hatte. Wie dann zu desto grösserem seinem ansehen der nam Darius zu seinem anderen nam̅en hinzugethan worden.
Bej dises Persischen Monarchen regierung / die zimlich langwirig gewesen / haben sich da
und dort in der welt / allerhand veränderungen / unruhen / Krieg und schwere zufäll
begeben.
(Tyrannisch Regiment zu Athen.) Zu Athen waren die
erwehlte 30. Rahtsherren ganze tyrannen / geizig und hiermit anzügig / so das vil Burger /
reiche und arme von dannen gewichen.
Socrates der gewaltige und berühmte philosophus müßte auch under disen herhalten / und
durch einen vergifften trunk im gefängnuß hingerichtet werden. Da man ihm das gifft bracht
/ nam (Denkwürdige leztere Reden Socratis.) er den becher
mit unerschroknem muht an / sagte er wolte dem Critia eins zubringen / welcher der
geizigste und blutdurstigste under den 30. ware / wie er dann bald hernach Socrati hat
müssen bescheid thun / und von Thrasybuli Volk erschlagen worden. Den umste [84] henden sprach Socrates zu / solten sich
ab seinem tod nit entsezen / vilmehr der Tugend und redlichkeit / dardurch der gute nam
erhalten ward / befleissen. Alß er anhebte schläfferig zu werden / nach deß giffts würkung
/ und einer seiner freünden / wie es stunde / fragte / sagt Socrates / jezt fangt der
schlaaff an und lifert mich seinem Bruder dem tod.
(Manlius zu tod gestürzt.) In der Statt Rom wolte Manlius
allein herr werden / machte ihm die Burgerschafft anhengig mit schmeichlen / flatieren /
spendiren durch verehrungen und bestechungen / verheyrahten sc. Nenne te sich einen
protectorem und beschüzer der undertrukten / bis zu lezt / da man den betrug merkte /
selbiger offenbar / und die leüt nach und nach wider von ihme abfellig gemacht wurden.
Darum er nachgehends nach gewohnheit solche verbrechen abzustraaffen / ab dem felsen Saxum
Torpejum genandt / ist zu tod gesturzt worden.
(Marcus Curtius stürzet sich in ein gruben.) Wann auch Rom
lange zeit mit der Pestilenz geplaget / und vil dapfere Römer hingerafft worden welche
solle entstanden sein von einem auff dem markt geoffneten abgrund und schlund / darauß ein
vergiffter dampf auffsteigte. Alß nun die geängstigten Römer ihre Abgötter rahts gefraget
/ was zu thun? gab der Teüfel zur antwort / sie solten ihr fürnemsts und bestes / darmit
sie alles gewunnen / den götteren auffopferen. Hierüber wurde berahtschlaget und erfunden
/ daß es ein edler tugendhaffter imd dapferer Römer sein müßte. Marcus Curtius ware ein
solcher / besinte sich nit lang ziehen / und mit sollem rennen sprang er in die gruben /
die auch so bald hinder ihm zusiele / und ist der ort Lacus Curtius, deß Curtij lachen /
genennet worden.
(Cleombrotus geschlagen. Xenophl. 7) In dem unrühigen land
der Griechen entstund ein tumult nach dem anderen / bis Epaminondas der Thebaner Oberste /
den König Cleombrotum samt seinen Phocenseren und Spartaneren / durch ein merkliche
schlacht erlegt hatte / bej dem fleken Leuctra genandt. Da dann vorhin cinem Thebanischen
Obersten Pelopidas genant / zwej ermördte Töchteren / und nachgehends der entleibte Vatter
selbst / zu nachts in einem gesichte erscheinen / und um rach wider die Spartaner geruffen
haben. Die schandliche that aber war dise / in benantem fleken Leuctra ware ein Baursmann
/ nam [85] (Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat.) mens Scedasus, der hatte zwej
junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta / geschäfften
halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein / und wurden mit aller
freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen / giengen hiemit weiters ihre strassen fort.
Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus / da ihnen dann die Töchteren /
in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten / die bösen buben aber nohtzwangen die
armen Töchteren / und über diß ermördeten sie dieselben / wurffen die todtencorper in den
sodbrunnen / und zogen darvon. Der Vatter / alß er wider anheimsch / wußte nicht wo seine
Töchteren zufinden / bis ein hündlein mit bellen / zum vom brunnen lauffen / dem Vatter zu
merken gab / was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube
sie / fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen / dan̅ das zwen
Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald / daß es
eben vorige sein müßten / begabe sich eilends in die Statt / ruffte / das recht an / könte
aber nicht darzu kommen / sonder wurde allenthalben abgewisen / darauff geht er zum grab
seiner Töchteren / schreit um raach gen Him̅el / und ersticht sich selbsten
auff dem Grab.
Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu / und lägerten sich an dem wasser Padus.
Die Römer schikten ihr volk auch (Liy. l 7.) entgegen und
Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen
von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern / bis endlich Titus
Manlius herfür getretten / mit deß Obersten erlaubnuß / gegen disem Gallo gestanden / der
ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet / führte darauff ein gewaltigen streich /
deme aber Manlius entwichen / und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den
leib / erlegte ihn mit zwejen stichen / daß er auff der bruggen / allwo der kampfplaz ware
/ gestorben. Manlius thut dem cörper (Titus Manlius
Torqvatus.) nichts weiters / dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme
angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen / und ist dennether Torqvatus
genennet worden.
Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann
der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er
nicht [86] (Dionysius
auß einem König ein Schulmeister.) hungers sterben müßte. Alß ihn einer spotsweis
fragte / was er für nuzen darvon gehabt / daß den berümten philosophum Platonem bej seinem
hof hunderhalten, sprach Dionysius, das hab ich von ihm / daß ich weiß mein
widerwertigkeit mit gedult zu tragen. Der schmeichler Damocles preisete auff eine zeit
disen Dionysium glükselig. Darauff ließ ihn König Dionysius zu gast laden / ein herrliches
(Damocles wird zu gast geladen.) panket zurüsten / sezte
Damoclem zu oberst an tisch / und aber ob seinem Haupt war ein sehr scharffes / an einem
Roßhar hangendes schwert / alß wolt es immerzu herabfallen / gehenkt / worüber er mit
schreken bate um erlassung / und sagte Dionysius, sihe was für ein wolleben um tyrannische
regierung und regenten seje.
(Platonis und Aristotelis lezte wort. Camerar. Cent 1. p.
451.) Bej disen zeiten sollen gestorben sein Plato und Aristoteles. Deren der einte
gesagt habe / Ens Entium miserere mei: Der ander / Causa causarum miserere mei, das ist
der du bist die oberste ursach aller dingen und ein ursprung alles wesens oder dessen so
da ist / erbarm dich meiner. Sonsten wird von Aristotelis ableiben erzehlt / daß er auß
verdruß und verrweiflung in dem wasser Euripo sich ertrenkt habe.
(Artemisiae wunderwerk.) In dem kleineren Asia, ligt ein
landschafft Caria genandt / deren König heißte Mausolus und starb. Sein ehgemahel
Artemisia hatte ihn so lieb / daß sie nicht allein seinen / nach damaliger (Plin. l. 36. c. 5.) gewohnheit / zu aschen verbranten Corper in
ihr getrank vermenget / sonder auch ein solches grabmahl lassen auffrichten / daß es wegen
seiner kostbaren herlichkeit under die 7. wunderwerk der welt gezehlet (Mausolea.) worden. Daher nachgehends alle solcher fürnemmer
Leüten begräbnuß stelle Mausolea genant waren.
Es hat sich etwas wenigs zeit vorhin begeben der Kirchen Krieg under den Griechen. Wann
die Phocenser zur unmöglichen (Bellum sacru̅ in
Griechenland.) summa Gelds den Thebanern zubezahlen / vor gemeinem Landgericht /
verdamt / solches aber mit Krieg abzulehnen gesint waren. Um dessetwegen nach dem die
Phocenser da und dort eingefallen / haben sie zu lezt den Tempel Appollinis, alß sie in
die Statt Delphos kamen / eingenommen / zum anderen mal / und nach belieben darauß
merklichen schaz bis auff etlich Thonnen Gold entführet / damit sie volk könten werben und
im Krieg bestehen. Hatten darbej under ihrem Obersten Onomarcho zimlich glük / darob die
leüt sich verwunderten / daß die Götter den ihnen angethanen [87] schimpf also ungerochen liessen. Worauff
König Philippus in Macedonien dise Tempelsplünderer heimgesucht / geschlagen / zerstreüt /
etliche ersäüfft / andere henken lassen / und die übrigen jährlichen auff die 40000.
Gulden zu erlegen und gleich sam dem Abgott Apollini zu verzinsen angetriben / bis nach
und nach die völlige geraubte sum̅a erlegt worden.
Und diser Philippus ist deß grossen Alexandri Vatter / dessen Mutter Olympias heißte /
welcher der dritten und Griechischen Monarchej Haupt und stiffter gewesen: welches
Philippi Historj (Macedonische geschichten. Philippus.)
under dise obgemelte zeiten nach gehört. Diser Philippus, dessen Vatter Amyntas, nach dem
seine bede Elteren Brüder / Alexander und Perdiccas, ermördet und in schlachten umgebracht
worden / kame zum Macedonischen reich / bej zimlich verwirten und gefährlichen zeiten / da
alles an Gelt und Volk besten eheils ero̅set ware. Philippus mit klugheit
und dapferkeit machte sich in kurzem reich und mechtig. Wie er dann eben da ihm sein Sohn
Alexander gebohren (in welcher nacht auch der Tempel der Abgöttin Dianae zu Epheso
abgebrunnen) wider 3. Könige außgezogen / und ehe sie zusamen gestossen / einen nach dem
anderen geschlagen / alß den in Thracia, in Poeonia und Jllyrico. Andere in der nähe und
ferne gelegne namhaffte Stätte / land und leu̅t müßten die seinen werden /
mit güte und best chungen oder mit gewalt.
(Philippus komt um. Jahr der Welt 3616.) Alß er nun
gewaltiglich geregirt / und seinem Schwager seine Tochter Cleopatram mit haltung eines
Königlichen Hochzeit fests bejgelegt / wurde Philippus von einem seiner Edelknaben /
namens Pausanias / in einem engen gang erlegt / welchem er kein recht wider einen gewüssen
bösen unflätigen Menschen halten wollen. Gleichvol vermühtet man Olympias sein eigen
Ehweib habe darzu geholffen / sich an ihme / weil er ihren nichts mehr wolte / zu rächen /
in dem sie den Leichnam dises Edelknaben / so diser that halben gecreüziget worden /
ansehnlich lassen bestatten / auch den degen damit der König ward erstochen dem Abgott
Appollini lassen weihen und im Tempel auffbehalten.
(Alexander.) Alexander ein Dapferer iunger Monarch 20.
jahr alt / zur stiftung einer Monarchei geboren / und die dar zu gehörende eigenschaften
im gemüht / worten und wercken führend / sieng an sich zu zeigen / seines Vaters Philippi
tod zu rächen / allenthalben nach vor [88] geschlagnen güttigen mitlen durch macht und gewalt land und leüt zu bezwingen / die
rebellen zu straffen / auch hat er / wiewol mit (Die Statt Thebe
geschleiffet.) gemeinem Raht die berümte statt Thebe geschleiffet / ausser den
gözen und deroselben priesteren / und deß Pöeten Pindari haüser. Hierauff begibt ersich
über wasser in Asiam, wider die Persen zu streiten / gewan̅ eine schlacht /
und selbsten erschlug er etliche Persische Obersten / were aber in stucken zerhauen worden
/ wann nit Clytus mit seinem schilt Alexandrum bedeckt / den streich auffgehaben hatte.
Führe (Alexander uimt Astam ein.) darmit fort / nam klein
Asiam ein / bekam vilschäze und reichtthum darbej.
Dazumal wolte auch Alexander die Statt Gordiam in Phrygien einnehmen / weil er gehört /
daß in Jovis Tempel ein Knopf (Nodus Gordius.) zusammen
geflochten seje / darvon die Sag gieng / wer ihn aufflösen konnte / wurde Herr in ganz
Asia werden. Als Alexander in den Tempel kam / und kein end desselben finden konnte / und
lösete alsobald das Geheimnus auf.
In der Statt Tarsus wolte er auf eine zeit baden in greulicher hiz / wurde aber darbej so
gewaltig verkaltet / daß er auch für tod weggetragen wurde / bis sein Leibarzt ihne
glüklich widerum gecuriert. Kan eben diser Arzet gewesen sejn / vonm welchem man schreibt
/ daß ihn Parmenio bej dem König Alexandro fälschlich angeben / als wurde er under dem
schein der arznej / von den Persen hierzu bestochen / ihme vergeben. Worauf Alexander den
bejgebrachten Arznej Trunk mit einer hand angenommen / mit der andern dem Medico den
Anklagsbrieff überreicht. Hätte also dieser großmütige (Alexander
hat ein guis vertrawen zu seinem Medico, und was darbet die Christen zu studieren.
Justin. l. XI. c. 8. Curt. libr 3.) Alexander lieber sterben wollen / dann mit
seinem guten vertrauen von seinem guten Freund weichen. Wie vilmehr sollen wir Christen
mit beständiger ohnbeweglicher zuversicht uns zu Gott und Jesu Christo halten / auch wann
aus dem bittern Kreuzfelch zutrinken! und mit jenem gednltigen Mann sagen: Wann mich schon
der Herr tödet / will lch dennoch auf ihn hoffen.
|| [89]
(Darius Co domannus von Alexandro überwunden.) Hierauf
geschahe zwüschen Alexandri und Darii Kriegsheer ein sehr grausames blutiges Treffen /
nicht nur ein / sonder wol zwej und drejmahl: Alexander selbst ist in einem obern Schenkel
verwundet worden / Darius hat sich mit der flucht salviert / auf den Alexander in dem
dritten Treffen seinen Spieß geschossen / da indessen Darii ganze Armee über die 100000.
und zu andernmalen vil 1000. zusam̅en gelesene zerstrenet und geschlagen /
seine beste Schäze / kleinodien / mutter / weib und kinder / alles in deß Alexanders
gewalt kommen / welcher aber sie hat Königlich tractiren und bej ehren (Darii Tod) gelassen / worfür Darius / als er von einem
abtrünnigen mit pfeilen tödlich verlezt / durch Polystratum dem Alexander hat grossen dank
sagen lassen / ist darauf verschieden / und hat Alexander / nach dem er bald darzu kommen
/ den Darium betrauret / seinen Käniglichen Rok über den Leichnam geworffen / den seinen
zugeschtket / welcher auch Königlich in dem schloß Susa bejgesezt worden.
Persepolis hat den Macedoniern wol zugeschlagen / in welcher Statt ungläubliche
Reichthum̅ bekommen / und das gewaltige Schloß auf der unkeuschen Thais
begehren von Alexandro verbrannt worden / doch mit seinem spathen Reuen.
(Alexander nimt die strätte Tyrü und Gazam ein / ruket für
Jerusalem und was da geschehen.) Darbej bleibte es nicht / Tyrus und Gaza die
nam̅haffte Stätt mußten Alexandro auch under geben sejn / nahme seinen Zug
fort in das Jüdische Land gegen Jerusalem. Da ihm dann der Hohepriester Jaddus / in dem
Hohenpriesterlichen Kleid und Schmuk sehr prächtig sam̅t der übrigen
Priesterschafft entgegen zogen / welchem Alexander / von dem Pferd absteigend / und mit
zur erden geneigtem leib / gewaltige Ehrerbietung thate / so daß es auch die grossen
Herren bej Ihme verdrosse / denen Alexander zur antwort gab / Er hatte einen solchen in
seinem Lande nachts im traum gesehen / der Ihn auch hätte heissen hierüber in Asiam ziehen
/ und alles guts versprochen / und diese Ehr habe er nicht so sehr dem Priester / als dem
jenigen Gott / welchem er diene / anthun / und in dessen namen er ihme alles glük
angewünscht habe. Darauf kam er in die Statt Jerusalem / besichtigt den Tempel / ließ
opfern / uu̅ wurd ihm aus dem H. Propheten Daniel gewiesen / daß er der
Meden und Persen Reich nach Gottes Regierung hab sollen be [90] kommen / und ein solcher Monarch
werden. Worüber er sich gefreuet / den Juden alles guts gethan / seinen Am̅tleuthen deßgleichen zuthun befohlen / auch nicht wollen daß man selbiges jahr Tribut
und Schazung von jhnen nehmen solte / welches er gleichwol den Samaritanischen (Samariter sön derung in der Religion.) Juden nicht gethan /
welche sich von den andern bäides Orths und merklich auch Religions halben sönderten / und
ihren sondern Tempel auf dem Berge Garizim hatten.
(Alexander laßt in Egypten die Statt Alexandriam bauen Jahr der
Welt 3620.) Egypten mußte auch herhalten / und liesse Alexander zu seinem
unsterblichen lob die Statt Alexandriam erbauen / die fürnemme berümte Gewerb und
Handelsstatt / in welcher auch eine Hohe Schul ware / welche heut zu Tag von den Türken
Scanderia genan̅t und ganz von ihrem vorigen wesen abgezogen wird.
Nach Christi deß Herren Geburt haben sich in diser Statt erzeigt gewaltige Lehrer /
Clemens Alexandrinus, Origenes, Ambrosius, Cyrillus, Didymus. Under den Heiden Appio
Grammaticus, Apppianus. Historicus, und aller Sternsehern und Kalendermachern vorgänger
Ptolomaeus.
In der Statt Babylon gab es auch gute Beuthen. Auch sezete Alexander durch die dürren
sandigen Häiden und Wüstenejen in Egypten / da etwan andere Monarchen um̅
ihr Volk kommen / oder haben wider müssen zuruk weichen / wie es dann auch jhme genau
wurde abgeloffen sejn / wo nicht ein Regen Ihn und sein Volk erquiket hätte / und kam zu
lezt zu dem berümten Tempel Jovis Ham (Alexander kom̅t in Egypten zu einem Abgöttischen Tempel / und wird vom Teufel geblendet.)
monis, da ihn der Teufel ein sohn nicht Philippi / sondern deß Abgott Jovis tituliert /
und daß er nicht allein Astam bezwingen / sondern der ganzen Welt Herr sejn wurde / damit
er also zu übermuth und stolz / und hierdurch zum Fall gebracht werden könnte. Also hatte
der Sathan auch mit Alexandro dem König in Epiro gespilt / da er die Götter in seinem Land
raths gefraget von seinem könfftigen Glük / warneten sie ihn / daß er sich für der Statt
Pandosia und Acherus hüten solle / welche Stätte in seinem Königreich lagen / darum̅ er jmmer nur aussert seinem Erbreich lieber schweben wolte. Es [91] sind aber in Italien Stätte gleiches nammens
/ darbej Alexander um̅kommen / welchem Orth seines Todes er ohnwüssend
nachgezogen / So hat der leidige Teufel mit der armen blinden Heidenschaft gepflegt
zuspielen durch verkehrte und verdrähete Reden.
Alexander der grosse Monarch / gar zu vil getrauend deß Sathans worten / fuhr jmmer fort
/ und wolte ihm bald die Welt zu klein werden / er kam in der Landschaft Bazaria zu dem
weltbekan̅ten Thiergarten / so mit einem zaun umbgeben / ltesse sein
Kriegsheer (Alexander brin get jeinen Löuen um̅.) darein gehen / mit jagen sich erlustigen / Er selbst brachte einen Löuen um̅ / wtewol nicht ohne verlezung. Bej solchem Success und gewaltigem zunem̅endem Glük fieng an Alexander frech und übermütig (Erhebt sich sc???nes Glu???.) zu werden / wie er aus lauterm Hochmut / jedoch in
Trunkenheit und wol bezecht / nicht ohne spathe schmerzliche Reu seinen besten und
getreuesten Freund Clytum um̅gebracht. Hat auch fehrners den Indianischen
König Porum erschlagen / und in Indien da und dort den meisier gespielt. Jener Porus ritte
auf einem gezämten Elephanten / der seinem Herren so getreu / daß er ihn / als er
verwundet herab gefallen / wider auf sich nahm / und nicht wolte fangen lassen / bis Thier
und Mann gebliben. Solche treu eben bewiese (Alexanders
Pferd.) auch Bucephalus Alexandri Reitpferd / welches er sonderbar abrichtete / sich
vor seinem Herren neigte / und um̅ etwas nider sich ließ / wann er auffsizen
wolte / und da dasselbe verwundt / daß alle Kräfften sich verlohren hatten / und nicht
weiters stehen und lauffen konnte / begab es sich aus der Schlachtordnung / laßt sich
sänft nider / daß Alexander ohne gefahr absteigen konnte / und gieng hiemit ab. Auch hatte
der Albaner König grosse Hünd König Alexandro verehrt / welche wol Löuen und Elephanten
erlegt hatten.
Es laßt sich aber bej disem Bucephalo deß Alexandri leibpferd bedenken seine
Großmütigkeit und Generofitet / welche er straks in noch jungen Jahren gewiesen.
(Alexandri M. Generofitet in bezähmung deß Bucephali.)
Dann alß Philonicus auß Thessalia bürtig / hat dem Pilippo König in Macedonien, des
grossen Alexandri Vatter / ein selzames Pferd zu kauffen gebracht / dessen Haupt gewesen
wie ein Ochse: (daher es isi Bucephalus genandt) gar böser und unbendiger Natur. Darfür
hat Philonicus ohn gefehr acht taufent Kronen / oder zwanzig tausend Gulden gefordert. Wie
man diß Pferd hat versuchen und bereiten wollen / hat es von keinem Menschen können
gehand [92] habt werden / vil weniger
beritten: Dahero der Philippus bewogen / solches Pferd / als ein böses ungezeumbtes Thier
abzuschaffen. Wie solches der Alexander gehöret und gesehen / hat er begehret / man möchte
es ihm vergönnen / er wolte das Pferd wol zähmen und zwingen. Der Vatter Philippus hat ihn
hier über hart angeredet / daß er als ein Kind sich understunde ein solches grosses Werk /
welches alte erfahrne Männer nicht hetten verrichten können. Endlich wird Alexander seiner
bitte gewehret: da gehet er zum Buchephalo: greifft es beim Zügel: ziehet es herumb mit
dem Kopff nach der Sonnen / (denner vieleicht gemerket / daß das Pferd seinen eignen
Schatten nicht leiden könte / sondern sich für dem gleichsam entsezet:) Redet es auch an
mit freündlichen worten: streichet es mit der Hand: lässet nach und nach seinen mantel
fallen: schwinget sich mit der rechten Hand schnell und gerade auff das Pferd und helt es
fest beim zügel ohne schlagen und stossen / bis daß endlich das pferd seine̅
zorn hat fallen lassen / und auffgehöret zu schnauben und schnarche̅. Da hat
ihm Alexander den zaum gelassen / und ihm mit follem lauff zu lauffen vergönnet. Philippus
sahe seinem sohn nach mit grosser angst / furcht und zittern. Als er aber schauete wie
Alexander das pferd so artig wendet und kehret / und nun zu ihnen wider gelauffe̅ komt / auch die umstehenden Leüte sich über die masse verwunderten / ist
Philippus von grossen Frewden weinend geworden / und die Augen voll Thräne̅
/ hat seinen Sohn geküsset / sagende: O Herzlieber Sohn / du magst dir wol ein ander
Königreich suchen: dann mein Macedonia ist dir gar zu klein und zu geringe.
(Macedonier wußten deß Meets art nicht) Zuverwundern ists
/ daß Alexander und seine Macedonier / als sie zu Wasser kriegen / und in den Oceanum
abfahren wolten / nicht gewußt haben deß Meers an und ablauffen / dessentwegen sie auch in
verdrießliche schaden gefahren / und allerhand verwirzungen auf eine zeit gerathen.
Es hatte auch Alexander bej sich den alten Philosophum Calanum, (Calanus verbrän̅t sich selbst.) welcher alß ein Holzhauffen mit deß
Königs erlaubnus in der Statt Susa in Persien gemacht worden / sprange Calanus darauf /
nach deme es angezündet ware / verbrannte sich selbsten / dessen aschen der König
ansehenlich begraben liesse.
In diser Statt machte Alexander mit seinen Obersten Hochzeitliche Fäste / und wurden ihm
zu seinen diensten von den Persien [93] zugeführt
in die 30000. Jüngling / fast gleiches alters / in Macedonischer Kleidung und mit ihren
waffen: Welche mit deß Königs verwunderung haben General Musterung gehalten / und sind von
Alexandro beschenket worden.
(Alexandri Tod und wie es darauf ergangen) Gleich wie nun
der Mensch / nach Senecae aus sag / disem leben nur gelehnet / nicht aber geschenket ist /
auch kein (Jahr der Welt 3629.) Schloß so fest / kein
Guardi so stark / kein gewalt so mächrig / kein Monarch so klug / dapfer / reich /
sighafft und unüberwindlich / welchen der Tod nicht überwinde / der inexorabilis ist und
sich nicht erbitten laßt / also mußte diser mächtige Fürst / der nicht gar 33. Jahr
erreicht / dem Tod gestatten zu seinen Fenstern hinein zusteigen / und das leztere mit
ihme zuspielen / da er in Babylonien an einem gar zu starken und Herculis Trunk genannt /
bej einer Mahlzeit mit seinen Obersten sich lustig er zeigende / eingenom̅en
/ sein leben enden müssen laut seinen bedeutsamen worten vor seinem absterben: Ich sihe /
daß ihr mir eine köstliche Leichbegängnus halten werdet: seine eingenommene Länder und
bezwungene Leuth hat er den uneinigen und sich darum̅ zerbeissenden Obersten
überlassen / welche nach dem sie einander selbst darum aufgeriben und geschlachtet /
solches Reich und Monarchej in 4. Theil getrennet / und ist das Syrische / Egyptische /
Assyrische Griechische oder Babylonische Königreich daraus worden. Wie dann schon zu
Alexandri lebzeiten allenthalben Rebellionen entstanden aus mißgunst gegen jhme / dann
nichts glükliches und über das gemeine ohn neid und neidische jemals in dieser Welt
gewesen.
(Was an Alexandro zu loben.) Hat sonsten diser junge und
gewaltige Monarch seine Fehler und gebrechen / wie aus erzehltem vernommen worden gehabt /
sonderlich da er bald für einen Abgott. hat wollen gehalten werden / so hat er doch /
welches nach damahliger Heidnischer art lobens werth / und seinen nammen noch heut zu tag
verrühmt macht / viel gutes gehabt. Er hatte vor allen dingen den weisen Philosophum
Aristo [94] telem zu seinem
Lehrmeister / lase der Griechischen Poeten Vers eiferig / hielte sie in grossen ehren: wie
er dann deß Homeri Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej / wie seine
Thaten mit sich bringen / ware er großmütig / unerschroken / gab sich etwan nur gar zu
weit in gefahr / wurde verwundet / und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft / Er
ware fertig von Raht und That / ein guter Soldat / und wußte (wie jener sagt) wol / daß in
Schlachten mehr gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen / als die
Waffen. Sanfftmütig / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen.
Wann es ist wie einer schreibt / so hat auf einen tag der (Diogenes und Alexander.) reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste
Philosophus Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte
im durchreisen (Diogenes Laert. l. 6.) underschiedlichs mit
disem Diogene wollen handlen / jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten / welche
Diogenes ausgeschlagen / und nur begehrt / der König solle vor seinem Faß weggehen / und
der Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis / auf befragen hin / wie
man ihn begraben solte / waren / man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget /
warum das? sprach er / weiln sich alles in der Welt verkehre / so möchte sein leichnam
sich villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus /
gab er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus / und im gegentheil eingeworffen
wurde / so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen / sagte er: Leget ein steken zu
mir / so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol
bleiben lassen alsdann / weiln er weder sich regen / noch irgend eine Empfindtnus mehr
haben werde. Wolan / sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan / was vexiert ihr
mich dann mit den Vöglen und Thieren / laßt sie nur immer fressen.
|| [95]
Da König Alexander herrschete / lebte der treffliche Mahler Apelles / welcher einem
Schuster / der gar zu vielmal seine Kunst (Apelles. Zeuxis.
Parrhasius) tadlen wolte / das bekan̅te Sprüchwort sagte: Ne Sutor
ultra crepidam, der Schuster solle bej seinem leist bleiben / und nicht über den Schuh
urtheilen von andern Händeln. Zween andere meister Zeuxis und Parrhasius streiteten
miteinander / in dem einer Trauben gemahlet / daß die Vögel auch wolten darvon essen / der
ander einen Vorhang / welchen Zeuxis wolte wegthun / vermeinende ein ander Gemähld
darunder zufinden / mußte hiermit Parrhasio den Rhum lassen.
(Was für Discursen bej Alexandri M. Leich begängnus
fürgeloffen.) Als Alexander M. mit tod verbliechen / da ist sein Leichnam geleget
worden in einen ganz guldenen Kasten / und nach Alexandria gebracht / mit grosser Ehr und
Reverentz, und begleitet von gar vielen Königen / Prinzen / und andern grossen Herren /
welche sein Testament in verwahrung hatten / und solches in werk zu stellen gedachten:
Damit aber / der lange weg und grosse Reise jhnen nicht verdrießlich oder beschwerlich
wurde / haben sie sich für genom̅en ein jeglicher etwas merkliches zu
sprechen von demselben / dessentodten Cörper sie beleit hatten.
Der erste hat gesagt: Alexander pflag vormals das Gold und Silber zu besizen / und zu
bewahren: je zund bewahret das Gold (nemblich der gülden Sarg) den Alexandrum.
Der ander sprach: Alerander pflag andere Menschen zu straffen und zu töden: je zund ist
er selber gestraffet und getödtet.
Der dritte sprach: Gestern fürchteten Alexandrum die allergrössesten Könige in der welt:
jezund achtet oder fürchtet ihn nicht der geringste Bettler.
Der vierte sprach: Gestern war der ganze Erdboden dem Alexandro zu klein un zu enge: je
zund ist ihm ein kleiner Kaste groß genug.
|| [96]
Der fünffte / Gestern könte Alexander wol hören / und dörffte niemand in seiner gegenwart
sprechen: jezunder spricht ein jeglicher da er gegenwertig ist / und er höret nicht ein
wort.
Der sechste: Die Gestern Alexandrum sahen / fürchtete sich für jhm: jezunder fürchtet ihm
keiner der ihn anschawet.
Der sibende: Gestern war Alexander der selbe / zu welchem sich seine Feinde nicht
dörfften nahen: jezund begehren jhn nicht einmal seine eigene Freunde zu sehen.
Ein ander / Gestern folgeten Alexandro alle lebendige: Heute folget Alexander allen
todten.
Ein ander / Gestern regieret und führet er seine Soldaten: Heute führen und regieren ihn
seine Soldaten.
Ein ander Gestern bedeket Alexander das Meer und das Erdreich: Heüte bedeket das Erdreich
Alexander.
Ein ander / Gestern hatte er viel Freunde / und Feinde: Heüte ist allen gleich.
Ein ander: Gestern wolt Alexander die Menschen fressen: Heute fressen jhn die Würme.
Ein ander: Gestern roche der schweis Alexandri lieblich wie Ambra: Heüt ist sein ganzer
leib nicht anders als ein stinkendes abschewliches Aas.
Wie die fürnemmen leute solche rede und Gespräch under einander gehalten / seyn sie nach
Alexandriam gekom̅en: Daselbst sie den Alexandrum auffs allerprächtigste
haben zu erden bestättiget.
(Verrümte weise Leut under den Heiden.) Plutarchus nennet
under anderem vil historien schreiber / welche zur zeit Alexandri gelebt haben / alß
Anticlidem, Antigenem, Aristobulum, Charetem Mitylenoeum, Durin Damium, Divonem,
Eratosthenem, Hermippum, [97] Istrum, Polycritum,
Ptolomaeum, Philonem Thebanu̅, Sotionem welche̅ Laertius
hinzusetzet Anaximenem Lampsacenum und Archelaum Chorographum. Andere sezn hinzu Hecataeum
Eretrium, Philippum Chalcidensem, den Astronomum Calippum, Xenocratem, Theophrastum und
noch andere.
(Römische Geschichten.) In dem Römischen Feldläger hat
sich bej so verloffenen dingen zugetr agen / daß Papyrius seinen Obersten Fabium, welcher
wider sein verbott den feind geschlagen / wollen tod haben / und hat man Fabium sehr
beschwerlich für schmach todes gefahr könen befreje̅ / so genau sehr
beschwerlich fur schmach und todes gefahr könen befreje̅ / so genau warn die
Römer in der kriegs disciplin. Auch schreibt man (Römische
weiberrichten ???bre eigene Mäuer mit gifft hin.) von selzame̅
hinrichtungen viler Römeren / welchen ihre eigne Weiber mit gifft vergeben habe̅. Welches aber offenbar gemacht und sind selbige bis gegen die 200. am leben
gestrafft worden / under denen etliche ihre zubereitete suppen selbsten haben müssen
außessen.
(Wie es nach Alexandri Tod bergangen.) Nach deß grossen
Alexandri tod / wie es in solchen fälle̅ pflegt herzugehen / hat ein jeder
von seinen Obersten wollen etwas haben und darbej er vermeinte über andere zu sein.
Aridoeus, deß verstorbnen Alexandri Bruder / solte den namen König haben / Perdiccas deme
der sterbende Alexader einen Pitschafftring überreicht / solte Aridaei vormund sein. Hier
auff wurden folgends gleich den Landvögten und zu Gubernatoren verordnet über Egypten /
Ptolomaeus Lagi sohn: über Paphlagoniam und Cappadociam Eumenes: Uber das kleinere Asiam,
Antigonus, Lysimachus bekam Thraciam, Cassander Cariam, Meleager Lydia̅
Leonatus Phrygiam Hellespontum, Seleucus Syriam und Babyloniam / Antipater Macedonia.
&.
(Demost benes der berumbte Athentensische Redner rabtet zum
Krieg / und machet sich selb leiblos.) Mit disem lezsteren haben die Griechischen
Fürsten und ständ / mit zuthuung anderer benachbarten / einen Krieg angehebt / dessetwegen
sie den bandisirten redner Demosthenem wider in die Statt Athen genommen. Anfangs glükete
es den Griechen wider Antipatrum / welchen Leostenes der Athenienser Oberster geschlagen
und in die flucht gebracht / ohngeacht der zu ihme gestossenen (Jahr der Welt 3630.) hilff / welche Leonnatus auß Phrygia über den Hellespontum
gebracht / bis daß auch Craterus mit einem grossen Kriegsheer zu dem Antipatro gestossen /
welcher seine flüchtigen wider gesamlet / da dann auffs neüe der streit wider angangen /
und die Griechen gänzlich überwunden worden. Demosthenes, dises kriegs unglük [98] haffter rahtgeb / durch gifft / so er
hemlich bej sich hatte / sich selbsten umbgebracht / und in seinem mentel eingewiklet
gestorben.
(Nicht vergebens aber waren die bedeütsamen wort Alexandri vor
Wie es deß Alexandri nach fa???ren in dem Reich ergangen) seinem tod / wegen der
uneinigkeit seiner Obersten und nach fahren. Da sie fast alle / entweders von anderen oder
von sich selbsten / seind auffgeriben und dem sattel glupfet worden. Die blutdurstige und
grausame Olympias, deß verstorbnen Alexandri Mutter / liesse Aridaeum, ihren stieffsohn
ins gefängnuß werffen / mit pfeilen erschiessen / und zwang seine gemahel Eurydicen, daß
sie sich über den (Olympias übet grausamkeit und kom̅t umb.) todtenleichnam selbst erhenken müßte. Ohnlängst hernach Cassander,
Antipatri Sohn dise ungeheüre tyrannisch Vettel / auch in seinen gewalt bekom̅en nach einnemmung der Statt Pydua / in welcher solcher hunger entstanden / daß Hund und
Pferd / ja todtencörper gefressen worden / darum sich die Statt und das schnöde Weib
Olympias müßte ergeben / welche Cassander ließ umbringen.
Die anderen vorermeldte / alß Ptolomaeus, Ant igonus, Perdiccas, Eumenes, Craterus
&: sind einander durch factionen also in das haar gerahten / daß diser jenen
verderbt / ermördet und deß anderen (Alexandri nach gelassene
Herrschafft kom̅t auf 4. Personen.) list mit list vertriben / auch
je einer den anderen um das seine gebracht hat. Vnd ist endlich die ganze macht und
herrschafft Alexandri nur auff vier kommen / under welchen Seleucus Nicanor sich zum König
in Syrien Babylonien Assyrien und anderen Morgenländeren gemacht. Antigonus behielt klein
Asiam und die insulen. Ptolomaeus Lagi Sohn beherrschete Egypten und Africam. Cassander
aber war Herr in Macedonien und Griechenland.
(Weissagung auf Alexandru M. Dan. 7.) Und da ist erfült
die weissagung vom Panterthier oder Pardel Dan VII. v. 5. Welches Thier geschwind ist /
stark / grausam / und mit Wein gefangen wird. Dises Thier hatte 4. Köpf / 4. flügel / wie
es der H. Prophet sahe.
Indessen wurde die Statt Thebe von Alexandro geschleifft / wider erbauen.
(Agathocles Herr in Sicilia) Auch begabe sich um dise zeit
in Sicilia dises / daß in der Statt Syracusa / Agathocles / ein haffner seines handwerks /
die herrschafft bekom̅en. Darzu ihm geholffen ein Edelmann / namens Damas /
welcher / weilen Agathocles fertig in wehr und waaffen / auch stark vom leib ware /
denselben under sein schuz und underhalt [99] genommen. Nach dem tode. Damas, nam sein Weib / disen hafner gesellen zum Ehman / und
bracht ihm mit ihren zu / groß hab und gut. da aber ein tumult in der Statt Syracusa
entstanden / und etliche auß der Statt verjagt worden / er auch wegen seines habs und güts
ansehnlich ware / wurd er in die Statt widerum eingelassen / bekame gewalt über die
wachten / mach ihm einen anhang / schlagt die widerwertigen / und brachte den gemeinen Man
mit verheissungen / beschenkungen allerhand zulässigkeiten auff die seiten / gewan darmit
das reich und die herrschafft. Alß er nun in die 28. jahr mit tyrannej und geiz regierte /
alle widerwertige practicen und Rebellionen / von Spartanere̅ /
Carthaginensern wider ihn angespon̅en zerstreüet / diser Obersten / namens
Amilcar durch die seinen vertilget / von welchem er kurz vorhin ein gewaltige niderlag
erlitte̅ / auch alles was er in Africa hatte / sein sohn Archagathus wider
verlohren / hat er endlich im 72. jahr seines Alters / elendig sein leben enden müssen /
weilen einer seiner dienere̅ / durch einen vergiffte̅ zän
säuberer / damit er pflegte in dem mund herum zufahren / die zän zu säuberen / nitohne
grossen schmerzen und abscheülichen anblik / wegen außgefallene̅ faulen
fleisches / ihme deß lebens liecht außgelöscht. (Jahr der Welt
3640.) In Cypren hörte man um selbige zeit von einer traurigen geschicht.
Ptolomaeus hatte Nicoclem dem König in Cypren in bösem (Traurige
Geschicht in Cypren.) verdacht / alß thete er mit seinem feind Antigono zu halten.
Hierauff machte Ptolomeus die anordnung Nicoclem zu töden. Ehe aber der Bott hin kam in
Cypren / hat Nicocles selbsten es verrichtet und ist auß forcht dahin gefahren. Sein
Ehweib auß unmässiger betrübnuß brachte darauff alle kinder auch um / und mit eingelegtem
feür schikte sie sich selbsten und die übrigen todtencörper sampt dem Palast im rauch gen
Him̅el.
(Alexandri M. Wittwen und Göhnlein werden hingerichtet)
In gleichem liesse Cassander deß Alexandri M. Witwen / die Roxanem samt ihrem söhnlein vom
Alexandro erzeügt / welchebede Cassander eine zeit lang zu Amphipoli gefange̅ gehalten / außforcht die Macedonier möchten dem jungen Alexander gewoge̅
sein / ganz tyran̅isch erwürge̅. Es überedt auch Cassander den
Polysperchon / daß er de̅ an (Samniter
krieg) dern sohn Alexandri M. von Barsine gebohren / einen dapfern jüngling
umbrachte / den er sonsten gedachte zum regenten aufzuwerffen.
Der so langwirige Samniter Krieg in Italien funkelte immerdar auffs neüe herfür. Alß auff
ein zeit die Samniter vermein [100] ten /
die Römer hetten genug mit den Toscaneren zuthun / fielen sie das Römische Kriegsheer an /
welches Lucius Papyrius entsezete / der die Samniter geschlagen / brachte vil schild mit
Guldin und silbernen blechen gezieret nach / und Triumphirte daselbst in gewaltigem (Antigonus komt ums leben land und leut.) pomp mit Fabio,
welcher die Toscaner über wunden hatte.
Gleich wie nun beides das glük / so auch die herrschafften verenderlich / also gieng es
mit den lezsteren 4. Häu̅pteren / welche über (Jahr
der Welt 3647.) Alexandri M. hinderlassenschafft Herren worden. Antigonus Herr in
Asien und Ptolomaeus König in Egypten / gerieten einander in das haar und kamen zu
streiten auff wasser und land. Das glük wolte zu wasser Antigono gar nicht. Sein Sohn
Demetrius nit faul / wolte es dem Vatter nach thun / greifte auff der anderen seiten
Cassandrum auch an / ängstiget ihn der gestalten / daß er Ptolomaeum und Seleucum um hilff
angeruffen / zu welchen sich Lysimachus gesellete. Dise zusamen verbündte / namen stätte
ein / alß Sardes, Ephesum und andere / schlugen darmit Antigonum und sein Sohn Demetrium
auß dem Feld / da dann der Vatter 80. jahr alt / an seinen im streit empfangenen wunden /
gestorben / der Sohn war mit etlich regimenteren entrunnen / und ward hiemit Antigonus
seiner (Etwelcher nam haffter Stäthen ursprung.)
herrschafft wider beraubt / welche die 4. vorhin ernente under sich getheilt haben.
Um dise zeiten hat Seleucus vil und ansehnlich Stätte gebaut / alß Seleuciam, Laodiceam,
Apamiam, Edessam, Berrhoeam, (Demetrius sezet im Kriegen
fort.) Pellam.
Demetrius aber / mit dem rest deß Kriegvolks / welches er nach bej sich hatte / darzu
noch andere frejwillig oder gezwungen gestossen / (Jahr der Welt
3656.) ersezete den empfangenen schaden widerum in Griechenland um Athen und
anderwerts / gewan̅ Stätte / land und leut. Indessen starb Cassander,
Antipatri sohn / und gab es disseits auch zerrüttungen. Pyrrhus aber der König in Epiro,
zoge wider Demetrium (Jahr der Welt 3663.) zu feld / diser
ließ sich krank in das feld tragen / gewan die schlacht wider Pyrrhum und machte einen
anstand und friden mit ihm. Die Bunds genossen Seleucus, Ptolomaeus und Lysimachus, waren
dem Demetrio so wenig hold / alß seinem Vatter Antigono. Uber redten den Pyrrhum, daß er
den friden brache. Demetrius stelt sich (Demetrij end.) zur
gegenwehr / hatte das unglük / daß seine Soldaten von ihm abfielen / wurde auß Macedonien
vertriben / und nachgehends von Seleuco überwunden / gabe nach 3. jähriger gefangenschafft
den [102] Geist auff / im 53. jahr seines
Alters. Sein Weib tödet sich selbst mit gisst.
(Lysimach. und Seleucus kamen umb.) Nachgehends sind auch
Lysimachus in einer schlacht wegen treülosigkeit seines dieners von Seleuco erschlagen /
diser aber bald hrnach von Ptolomaeo Cerauno, deß Ptolomaei Philadelphi bruder umgebracht
worden.
(Römische geschichten.) In wehrend solchen händlen /
begabe sich die geschichte under den Römeren / daß da sie wider die Samniten und Gallos
kriegten / und der Burgermeister Decius wider die Gallos, Fabius aber wider die Samniten,
in der schlacht ordnung stunden / Decius aber zurukgetriben (Decijgrausamer wunsch.) und fast geschlagen wurde / hat er sich allen Höllischen
abgöttteren ergeben / und das aller fluch vom Kriegsvolk auff ihne solte geworffen sein /
worauff er sich auch mitten under die feind mit vollem rennen begab / kame um / und
glükete es blad darauff den Römeren wider / alß Fabius disem flügel auch zu hilff gezogen.
(Samniter trieg ein end.) Der schwere Krieg mit den
Samnitern kam auch zu lezt zu end / alß er die 50. jahr geweret. Curius machte ihnen das
lezstere / und gewan sehr vil land und leüt. Die anderen noch übrigen schikten gesandten
nach Rom / um friden zu bitten / und ward ihnen sonders befohlen / sich zu erst bej disem
Curio mit ansehnlichen beschenkungen anzumelden. Alß nun dise zu Rom und in deß Curij haus
angelangt / fanden sie ihn bej dem feür eben da er rüben gebraten. Die gesandten sagten
warum sie vorhanden / worüber Curius lachete / (Curij
lobspruch.) und weiters sagte: So lang ich solche speiß essen kan / bedarff ich
keines Gelts. Ich wil lieber herrschen über die so Gold haben / dann das Gold selber
haben.
(Curius schlagt den Pyrrhum. Pyrrhitod.) Diser Curius
hatte auch nachgehends / den gewaltigen / und mächtigen König Pyrrhum geschlagen / dar zu
die Elophanten viel geholffen auff Pyrrhi seiten selbst. Welcher endlich bej der Statt
Argos mit einem stein von einem Weib zu tod geworffen worden.
(Teüfe??? mit der Heidenschafft.) Alß diser Pyrrhus auff
eine zeit seinen zug in Italiam nem̅en wolte / fragte er die Abgötter oder
den Teüfel Rahts. Der Satan welcher nichts anders weißt alß was ihm Gott offenbahret /
antwortet ganz zweifelhafftig /
Ajo te AEacida Romanos vincere posse.
Dis kan auff beide weg verstanden werden / beides daß er werde [103] überwinder sein könne oder überwunden wurden
/ wie es der außgang bezeüget hatte.
(Jahr der Welt 3668.) Ptolomaeus Lagi Sohn / hat vast in
die 40. jahr in Egypten regiert / nach dessen tod herrschete Ptolomaeus Philadelphus,
welcher der jüngste Sohn von Berenice gebohren ware / dann die Söhne Eurydices der ersten
gemahlin / hat der Vatter vom reich verstossen. (Ptolomae.
Philadelphus.) Es hat diser Ptolomaeus die studien und studirenden sehr geliebt /
die hohe Schul zu Alexandria sehr beförderet und in gewaltigen auffgang gebracht. Daselbst
waren verrümt insonderheit Aratus, Apollonius, Lycophron, Nicander, Homerus der jünger /
Conon, Hipparchus, welche lezteren gute Mathematici waren / und andere. (Verrümte leut under de̅ Heiden) Wie dann auch um
selbige zeiten florirten under den Heiden / zu Athen und anderwerts / Theophrastus,
Stilpo, Crates, Epicurus, Zeno, Cleanthes, Demetrius Phalereus, Megasthenes, Menander,
Theocritus.
(Bibel auß der Hebreischen in die Griechische sprach
übersezet.) Und diser ist der Ptolomeus / welcher eine gewaltige Bibliothec nicht
ohne müh und vil gelts auffgerichtet / und zu dero vermehrung von dem Hohenpriester zu
Jerusalem der sprachen erfahrne leüt begert. Welche die H. Schrifft auß der grund und
Hebreischen sprach in die Griechische habe̅ müssen auff deß Königs unkosten
übersezen / die 70. Dolmerschen genent / deren übersezung noch heüt zu tag ihren nuzen und
gebrauch under den gelehrten hat.
(Kriege der Römeren mit den Carthagine̅sern der
erste genent wird. Jahr der Welt 3680.) Wann nun die Römer sighafft in ganz
Italien waren / bekamen sie wie es disfals zu geschehen pflegt / desto mehr auffsaz von
den umligenden Völkeren. Dann Hiero der Syracusanischen Hauptman und Hanno der
Carthaginensische Oberster / sich mit einander vergleicheten / die Statt Messana
einzunehmen / um desto bequemer in Italien wider die Römer zu ziehen. So bald es die von
Messana gemerket / daß es ihnen gelten wurde / begerten sie hilff von den Römeren / und
gieng also der handel an.
Insonderheit glükete es den Römeren in Sicilia, wider die Cartaginenser / da sie dann die
Statt Palermo gewonnen. Der (Denkwirdige historj.) Römische
Burgermeister Atilius wolte die Stat Camarinam entsezen / den seinen bejspringen / begab
sich aber in der hiz zu weit / wurde vom feind umringet / welches alß es der dapfere
Soldat Calpurnius gewahrete / ermante er noch andere 300. Dapfere Römer / wie sie könten
bej solcher occasion unsterbliches lob bekommen / ihr [104] Vatterland verehren / wagten sie alle
frejwillig ihr leib und leben / begaben sich von einer höhe in den feind / welcher alß er
disen wehren wolte / bekame Atilius mit den übrigen lufft. Die 300. aber wurden erlegt
Calpurnius fast tod ahtmete nach ein wenig / wurde alsobald in die chur genom̅en geheilet / und von Atilio wol beobachtet.
(Regulus plaget die Cartaginenser.) Regulus der Römische
Feldherr hatte auch gewaltiges Glük in Africa / bezwange vil Land und Leuth / etliche
brachte er mit guten worten auf seine seithen / andere durch Schlachten und obsigen / also
daß es den Carthaginensern ubel bekam von allen seithen her. (wird gefangen.) Als nun Regulus müd zukriegen / begehrte er mit den
Carthaginensern Frid zumachen / die sach aber wolte sich nicht schiken / indessen (Xantippus ein gewaltiger Feldherr. Vide de his omnibus Polyb. 6. l.
I Flor l. z. c. 2 Epit. Liv. l. 18. 19. Drodor. l. 23 A. Gell. l 16 Oros. l 4 c. 7
Regulus hat zu streiten mit einem ungehewre̅ Draken.) gieng das
Feuer wider an / und bekamen die Carthaginenser neue hülff und hiemit frischen muth.
Sonders wurde ihnen ein Spartaner / nammens Xantippus von andern Griechen als ein
gewaltiges Haupt zugeschiket / welcher alsobald den Fehler / so bis dato in
Schlachtordnungen vorgeloffen / verbessert / und den Regulum mit den Seinen geschlagen und
gefangen in die Statt gebracht hat. Es hat aber in wenig zeiten hernach / ob gleich die
Römer groß Unglük zu Wasser und Land erlitten / den erlittenen schaden ersezet / der
Römische Oberste Cotta / von welchem die Carthaginenser bej vilen tausenden erschlagen
worden / vil Elephanten ver lohren / welche ihnen den Handel in der Schlacht verderbt
habe. So vil ist an einem dapfern Haupt gelegen.
Indessen als Regulus in Africa kriegete / kurz vorhin / ehe und dann er gefangen worden /
hat er bej einem Wasser Bagrada genannt / etliche Soldaten verlohren / die hingiengen
wasser zuschöpfen / als aber einer anzeigte / wie ein ungeheurer grosser Drak / deme er
entrunnen / die andern alle gefressen / machte sich Regulus auf mit einer anzahl Soldaten
/ das Thier zuerlegen / welches sich lang gewehret / viel thätlich getödet / vil mit
seinem Gifft / und kon̅te demselben nicht vil angewunnen werden / weiln es
harte schüppen gleich den Crocodilen hatte / bis endlich ein gewüsses Instrument welches
die Römer in Krigen gebrauchten / und damit sehr grosse und schwere stein konnten da und
dorthin werffen / herbej gebracht / die Schlang etlichmal von solchen Würffen gequetschet
/ lahm gemacht und endlich getödet worden. Solle 120. Schuh lang gewesen sejn / und ist zu
Rom die haut viel Jahr zum wunder aufbehalten worden.
|| [105]
(Regulus komt elendiglich ums leben doch??? mit grosse̅ ruhm beh den seinen.) Als nun vorerzehlter massen die Carthaginenser
grosse niderlag erlitten / schikten sie den gefangnen Regulum naher Rom / um̅ Friden anzuhalten / doch mußte er an Eidstatt angeloven sich wider einzustellen auf
widrigen Fall. Regulus kom̅t naher Rom / leget seine Commission und
empfangenen Befehl ab / widerrieth aber alles dem Rath / stellet darauf zu Carthago wider
ein. Diese ergrimmten sehr über ihn / und verdam̅ten ihn zu solchem
greulichen tode / daß er solte gelegt werden in ein Faß oder Kisten / welche voller näglen
/ deren spizen gegen dem leib eingeschlagen waren / und darin er herum̅
gewalzet worden / bis er gestorben / vorhin aber haben sie ihm die augenglider abgehauen /
daß er die augen nicht zuthun noch schlaffen konnte.
(Jahr der Welt 3697. Verrichtete tha ten Ptolomei
Philadekphi.) Wir kommen aber wider zu Ptolomaeo Philadelpho, welcher neben vorhin
erzehlen glorwürdigen Thaten / auch dises ins werk gesezet / welches andere Egyptische
Könige lang vor ihme nicht zuwegen bringen konnten / daß er einen grossen und
Schiffreichen Canal aus dem Fluß Nilo in das Rote Meer geführet. Es hatte auch langwirigen
Krieg ihme zugefügt (Antiochus Theos, ein Enkel Antiochus Soter
und Ptolemeus werden wider freund / durch heyrahten Ptolomeus ster bet. Sein sohn Ever
getes komt an statt.) Seleuci, dessen Vatter Antiochus Soter ware. Bis das solches
krieg durch heyrahten / doch ohne sonderen fortgang / beigelegt worden / und Antiochus deß
königs Ptolomei tochter Berenicen zum weib genommen / die Laodicen sein erste gemahlin
verstossen / hat also wenig glük können darbei sein. Nachgehends hat auch Ptolomaeus
Philadelphus der welt genadet / alß er vil jahr geherschet / u̅d ist sein
sohn Ptolomaeus Evergetes (der gutthätige) ihme in der herrschafft gefolget.
(Ioseph. l. 12 Antiq. c. 2 Euseb.) In der statt Jerusalem
waren zu solchem zeiten und läuffen Hohepriester / Simon der gerechte genant / deme im amt
nachgefolget sein bruder Eleazar / auff dise̅kame Menelaus bis zulezt nach
dises ableiben / deß Simonis sohn / Onias genant / ist Hohepriester worden. Auch ist
denkwirdig / daß Ptolomaeus Philadelphus in die 12000. Juden / wie er als leibeigne in
Egypten gefangen hatte / und zu seinem dienste gebraucht / auß wolgewogenheit gegen die
Juden / von frejen stuken / ob sie wol vil gelt gekostet um selbige zeit / los gelassen.
(Jahr des Welt 3716) Die Carthaginenser / nach dem der
erste krieg mit den Römeren bejgelegt und die rebellanten im land zimlich gedäm̅t waren / [106] (Bellum Punicum auff das erste malge schlichtet. Amilcar und
Hannibal.) als sie vorhin Römern etliche Insuln / sam̅t vielem Gelt
müßten abtretten und abstatten / haben da und dort zimlichen Progress und Fortgang mit
ihren Waffen gehabt / under ihrem gewaltigen Feldherren Amilcar / dessen Sohn Hannibal
ware / der Römern abgesagter Feind / wie ihn dann sein Vatter noch in seinen jungen Jahren
mit Eidespflichten dahin gehalten / der Römer Feind his an sein end zuverbleiben / welches
Hannibal auch treulich geleistet.
(Der grosse Cotossus zu Rhodis wirdgefelt Strabo l 14 Plin l,
34 c. 7.) Nachgenz ist in Africa in der Landschaft Caria / durch ein
erschrökliches Erdbeben fast alles verwüstet / besonders auch in der Insul Rhodis / sind
vil Häuser / Tempel sam̅t dem ungeheuren bild der Sonnen / Colosus genannt /
gefällt worden. Welcher Colossus war von Erz gegossen / 70. Ellen lang / und war der
kleineste Finger so groß als sonsten ein mensch. Chares Lyndius hai 12 Jahr lang dar an
gearbeiret / und kostete eine gewaltige Sum̅a gelts. Er stunde mit den
füssen also weit von einander / daß grosse Schiff mit follem Segel darunder durch fahren
konnten. Wird under die 7. Wunderwerk der Welt gezehlet.
(Ptolomaeus Philopator Iustin l. 30.) Nach dem tode
Ptolomaei Evergetis kam am seine Statt sein Sohn Philopator, allen greulichen Sünden und
Untugenden ergeben / sonders aber der Tyrannejund blutdurstigkeit / auch an seinen eignen
Blutsverwandten erwiesen / er regierte kaum ein Jahr / so wolte ihn bekriegen Antiochus
deß Seleuci Ceraunj Bruder. Dieser Antiochus sonsten der grosse genannt / belägerte
anfänglich die gewaltige Stätte Tyrum und Ptolomaidem / wurde aber zulezt von (Ptolomaeus Philopator komt gen Jerusalem etwas dentwirdigs be gibt
sich hierauf) Ptolomeo geschlagen / und aus dem Land wider gejagt. Worauf sich
Ptolomaeus Philopator naher Jerusalem mit seinem Kriegsheer begabe / wurde in die Statt
frejwillig gelassen / und wegen erhaltener Victori und Sigs beglüket. Diser da er alles
genau besehen / sonders in dem Tempel zu Jerusalem gar zu weit hinein in das
allerheiligste wolte / fiengen die Juden an zu tumultuieren / und wolte solches der
Hohepriester Simon nicht gestatten. Welches disen Tyrannen sehr verdrossen daß er auch im
zorn vil tausend Juden / Man̅ und Weibspersonen und Kinder als Sclaven von
Jerusalem ließ wegführen / zu dem ende / daß sie solten von Elephanten zerrissen und
gefressen werden. Die Armen Gefangnen Juden rufften zu Gott / der sie auch erhöret / also
daß die Elephanten sie mehr geliebet hatten / dann schaden zuthun begehrten. Worüber [107] der Tyrann selbsten gemiltert / und das arme
Jüdische Volk wider heimgelassen worden.
Es ist aber vorermelter Antiochus der grosse wunderlich zum (Was
sich im Königreich Sy rien begeben. Seleucus Callinicus und Cerau nus und Antiochus.
Grosser undant Antiochi.) Königreich in Syrien kommen. Dann als Seleucus Ceraunus
(welches auf Seleucum Callinicum / der sich vom pferd zu tod gestürzet / zum Regiment
gelangt /) wider Attalum mit seinem freund Achaeo über das Gebirg Taurum ziehen wolte /
und von einem hinderhalt der Gallter arglistig getödet ware / hat Achaeus die Mörder wider
lassen umbringen / und machte Antiochum den Bruder Cerauni zum König in Syrien. Es hat
aber diser Antiochus nachgenz dem Achaeo übel belohnt / in dem er mit zuthun Attali / jhne
in seiner Herrschafft überfallen und jämerlich ermörden lassen.
Hierauf wolte Antiochus den von Philopatore erlittenen und zugefügten schaden wider
rächen / und hat jhn mit Krieg überzogen / jhme auch fast all sein land genommen. Er hat
die Parther / Bactrianer feindlich angriffen / und gewan̅ ihnen etliche
Schlachten ab.
(Zwischen Rom und Carthago gehts wider an / zum andernmal)
Indessen als vorangeregter massen / Hannibal der Römern geschworner Feind mit andern
Rahtsherren zu Carthago nit ohne verdruß empfunden / den schaden von Römern jhnen zugefügt
/ geth der handel aufs neue an. Hannibal macht sich auf mit einem gewaltigen Kriegsheer /
belägert und bestürmt die statt Saguntum / welche der Römern Bundsgenossen ware. Dise
Statt an dem fluß Ebro in Hispannien gelegen / hat er endlich mit stürmender hand (Verzweiffelte That der Saguntiner.) eingenommen / und übel
gehauset / da vorhin die Reichsten alle ihre Kleinodien / guldene und silberne Gefäß und
Gelt / sam̅t den köstlichsten Kleidungen in ein feuer / offentlich auf der
gassen angezündet / geworffen / und zü leztsich selbst darmit verbrannt haben.
Ehe aber das Treffen angangen / sandten die Römer vorhin eine ansehenliche Gesandtschaft
naher Carthago / mit begehren man solte ihnen den Fridbrüchigen Hannibal übergeben. Als
aber die Carthaginensischen Rahtsherren vil wolten mit den Römischen (Fabius machet kurzen Proceß und wil Friden oder Krieg aus seinem Sal
schütteln.) Gesandten disputieren / ob der gemachte Fridensschluß recht oder
unrecht? Da fassete Fabius Quintus sein Rok zusam̅en / als hätte er etwas
darinnen / sagend: Es bedo̅rffte nicht vil wesens / er habe in seinem Rok
bejsammen Friden und Krieg / solten sich nur vernemmen lassen / zu welchem sie lust
hätten. Worüber die Carthaginenser herzhafft den Krieg angenommen.
|| [108]
(Hannihal überwindt die Römer auch.) Hannibal machte sich
darauf mit einem zimlichen Kriegsheer durch Welschland über das Gebirg / so heut zu tag in
der Eidgenossen Landtschafft eingeschlossen / in Italiam / nicht ohne sondere müh / gefahr
/ beschwerden ung grossen verlurst an Menschen und Thieren. Zu lezt erreicht er Italiam /
und erhielt ein und das ander mahl gewaltige Sieg wider des Römer und ihre Obersten /
Publium Cornelium / Scipionem / Posthumium / Flaminium. Welcher leztere elendiglich sam̅t seinem ganzen Kriegsheer aufgeriben / zerstreuet / geschlagen und gefangen
worden / vermittelst gewüsser Höhenen / die Hannibal zu seinem vortheil ersehen / und
eines diken nebels / der die Römer bedeket hatte. Als dise böse zeitung nacher Zwei (Weiber sterben vor freuden.) Rom kame / ward alles voller
forcht und schreken. Zwej Mütern welche vermeinten ihre Söhne weren auch tod / da sie
ohnverhofft ihren wider ansichtig worden / sind sie für freuden und bestürzung in ohnmacht
/ und folgends gar dahin gefahren und gestorben.
Weil nun Hannibal alles glükete / führ er immer fort / thate grossen schaden / verbrandte
fast alles vor deß Dictatoris Fabij Augen. Diser hatte zwar den Hannibal eines mals eng
eingetriben / vermeinend ihn und die seinen in grosse hungers noht und also zur (Hannibals list.) übergab zu bringen. Aber Hannibal erdachte
einen list / ließ viel Ochsen / denen angezündte faklen auff die ruken gesezt worden
gege̅ der Römer heer in einer nacht gehen. Alß die Römer an diesen Ochsen
sich verweileten / machte sich Hannibal und die seinen anderwerts (Schlagt die Römer abermahlen.) auß der engen klufft / und
bekame wider frischen lufft. Wie er dann also bald darauff der Römer gewaltiges Kriegsheer
/ welches Varro und AEmilius Commandirten / zertrent und bis auffs Haupt geschlagen hatte
/ mit grossem ja fast ohnvergleichlichem schaden der Römer.
(Jahr der Welt 3739.) Auch hatten die Römer groß unglük
anderwerts in Mejlendischem gebiet / da ihr Burgermeister Posthumius Albinus schon in die
25000. wider die Gallier hineingeführt / haben dise in (Römer
Kriegs heer von Bäumen im Wald erlegt.) einem wald die Bäüum bis auff niderfallen
umgehauen / also daß sie nur durch das anrühren umfielen. Da nun die Römer durch diesen
wald sicher ihren zug nahmen / stosseten die Gallier die von ihnen also zubereitete Bäüm
um / da je ein baum den anderen nidergeworffen / dise aber die Römer schmerzlich
gequetschet und erlegt haben. Welche entrun̅en den Bäümen / kamen den
Gallier in die händ / von welchen sie alle getödet wurden.
|| [109]
Antiochus M. hat sich ferners Philippo / deß Demetrii sohn / (Antiochus M. kompt umb.) welcher nach ableiben Antigoni III. das Königreich
Macedonien bekommen / zugesellet / um mit zusamen gethanen kräfften den Ptolomaeum,
Epiphanem, Philopatoris sohn / zubekriegen. Welches auch eine zeit lang zimlich glükte /
bis daß der Römische Feldherr (Scipio Nasica,) Scipio
Nasica den Antiochum geschlagen / um sein gelt und Volk gebracht / also das er bedacht
ware den Tempel deß Abgotts Jovis Didimaei zu plünderen. Da aber solches vermerket worden
/ haben sich die leüt zusamen gerottet / und den Antiochum samt den seinen zu tod
geschlagen.
(Ptolomaeus bekomt Cleopatra̅ Antiochi tochter zum
weib.) Vorhin aber alß er Ptolomei Kriegsvolk überwunden / viel land und leüt
erobert / indessen aber die Römer ihme zu nahe kamen / macht er mit Ptolomeo dem Jungen
König in Egypten friden / gibt ihme auch seine Tochter Cleopatram zum Weib.
Zu disen zeiten war eingenommen von dem Römischen Feld-Herren Marcello die berümte Statt
Syracusa, in welcher der sehr gelehrte (Archimedes wird zu tod
geschlagen.) und berühmte Mathematicus Archimedes von einem Römischen Soldaten
erschlagen ward / ohnwüssend wer er were.
Der zu mehr malen ernente Hannibal hatte abermal ein und den andern sig wider die
Römischen Feldobersten Marcum Centenum und Fulvium erhalten. Es hat sich aber das blat
zulezt also gewendet / daß Hannibal mit seinem 14. jährigen Krieg nichts dan̅
(Römer bleiben herren im feld wider die Carthaginenser.)
spott darvon getragen / und sind die Carthaginenser von den Römeren geschlagen / auch zu
einer schweren capitulation und fridens handlung gezwungen worden. Worauff sich Hannibal
zu dem König Prusia in Bithynien begeben / allwo der Römische gesandte (Hannibals tod.) Titus Flaminius ihme so heiß gemacht / daß er
gifft zu sich genommen und gestorben. Ward in dem sand mit diser wenigen grabschrifft
begraben: Allhie ligt Hannibal.
Auff ein zeit / da Prusias mit Eumene, einem Herren in kleinerem (Jahr der Welt 3768.) Asia zu wasser kriegte / gabe Hannibal
den Raht / man solte vil 100. schlangen und otteren in gefässe wol verwahret schliessen /
(Hannibals verschlagner raht / wie mit schlangen der feind zu
überwinden.) und wann der streit anging / selbige mit ungestümme in deß feinds
schiffe werffen. Dis geschahe / die kruge zerbrachen / die schlangen hungerig und ergrimt
gaben den feinden so vil zuthun / das Prusias den sig erhielt.
|| [110]
Nach dem kode Antiochi M. kam in Syrien zum regiment sei (Seleucus Philopator Antiochus Epiphanes.) sohn Seleucus Philopator. Welcher zwar
gelt naher Jerusalem geschikt um Opfer zu verrichten / bald aber hernach den Heliodorum
gesandt / das gelt / so ihme Simon verrahten / auß dem Tempel zu raubent. Disem ist nach
seinem tod im reich gefolget sein Bruder Antiochus Epiphanes.
(Perseus von den Römer en überwunden) Indessen bekamen
die Römer zuthun / mit Perseo dem lezteren König in Macedonien. Disen hat Paulus Aemilius
geschlagen / samt den seinen naher Rom zum Triumph behalten / welche endlich vor kum̅er in dem gefängnuß gestorben.
(Popilij dapfere resolution wider Antiochum Epiphane̅,) Wenig zeiten hernach / schikten die Römer Popilium zu dem
Antiocho, welcher Alexandriam belägerte. Alß Popilius zu dem Antiocho kame / ware dis der
gruß und alles / daß Popilius schlechtlich begehrte einen schleünigen bescheid / ob
Antiochus sein Kriegsheer vor der Statt Alexandria ligend / wolte wegnem̅en
oder nicht? Antiochus wolte vil ränk und außflücht brauchen. Da macht Popilius ein ring um
ihn her mit dem beding / es solte der König auß dem ring nicht weggehen / er hette dann
zuvor die gethane frag mit ja oder nein beantwortet. Antiochus entsezet sich hierüber /
antwortend / er seje bereit zu thun / was den Römeren beliebig were. Alsobald begehrte
Popilius, daß Alexandria der belägerung solte enthebt sein / welches auch geschahe.
(Antiochus Epiphanes ein greülicher Feind deß volks Gottes.
Joseph l. 12 c. 4. 5. Euseb. in Chron. Dan. XI. Lib. III Machab.) Diser Antiochus
Epiphanes der Edle oder vilmehr Epimanes der taube hatte grausame verwüstungen angerichtet
under dem Volk Gottes. Er ware ein abgesagter Feind deß wahren Gottesdiensts und aller
deren welche disem dienst ergeben waren. Wie es die H. Schrifft mit nichten verschweigt /
daher er auch ein muster und fürbilde auff die verfolger der wahren Kirchen / in folgenden
zeiten getragen / und auff die widerchristen. Er bediente sich der falschheit / daß ein
Brud er den anderen zu Jerusalem auß dem sattel gelupst wegen deß Hohen priesterthums /
und bekame darüber vil gelt und gut ja etlich 100 talenta. Jason vertreibte Oniam, ein
ander wider jenen. Hierauff kam diser wüterich selbsten gen Jerusalem / und richtete an
den greüel der verwüstung. Darzu ihm schandloser und verrähterischer weis halffe Menelaus,
ein eingekaufter Hohepriester. Vil tausend Menschen / da die Statt Jerusalem eingenomen /
wurden umgebracht / der Antiochus entheiligte den [111] Tempel / name darauß / was ihm beliebte / bej vilen millione̅
wert. Darzu fielen nit allein die benachbarten Samariter sonder auch vil Juden zu dem
Heidenthum.
Welches frommen dapferen Juden / die noch eiferig waren / (Matathias.) sehr weh gethan. Daher nit allein Mathatias sich man̅lich gehalten / dem Antiocho am ersten widersezet / vil anhenger bekommen / gewaltige
(Judas Machabaeus. Jahr der Welt 3790.) proben seiner
treü und glaubens gethan / sonder es hat nachgehends Judas Machabeus deß Antiochi Obersten
den Lysiam geschlagen / den Juden wider lufft gemacht / die Statt wider gesäübert / alle
Heidnische greüel und welche denselben gewogen waren / abgeschafft / den Tempel wider
eingeweihet / und andere Priester geordnet.
(Antiochus Epiphanes stirbt.) Antiochus Epiphanes starb /
wie die Tyrannen zu grund gehen / und folgete ihm alß ein König / sein Sohn Antiochus
Eupator. Diser thate eben auch durch vorige anstiffter und böse Buben / den Juden grossen
übertrang / vil die fielen ab auß forcht oder weltliebe. (Eupator
komt an statt.) Eupator ware nicht lang auff dem Thron / dann seines Vatters
Brüder Demetrius von Rom ledig worden / allwo er gute freünd hatte / die ihm auch den
Königlichen Titul an Eupatoris Statt zuwegen brachten.
(Eupator kompt umb. Demetrius Nicanor von den Jude̅ überwunden.) Bald er in Syriam kommen / wolte er weder Eupatorem noch den
Statthalter Lysiam ansehen / liesse beide umbringen / und ward Herr im Land. Er bestätigte
einen Hohenpriester nammens Alcimum. Disen verjagte Judas Machabeus. Demetrius sandte
seinen Obersten Nicanor mit Kriegsvolk den tumult zuschlichten / welchen aber Judas
überwunden / also daß er Nicanor selbsten gebliben. Worüber die Juden grossen freu̅d empfiengen / und wurde diser tag / um deß sigs willen / nachgehends hoch
feirlich gehalten. Demetrius ergrimmet / schikte noch ein grösser Kriegsheer in Syrien,
(Iudae Machabaei tod.) deme Judas Machabeus zu
widerstehen nicht bastand ware / weil er nur wenig Volks bei sich hatte / sezte dennach
dapfer in den Feind / wagte darüber alles / und kame glorwirdig ums leben. Worauff deß
Demetrij Feldoberster Bachides, deß Judae Bruder den Jonathan und die seinen über den
Jordan gejagt / bej Betohalaga umringet / Jonathan aber und die seinen hielten sich so
dapfer / daß friden under ihnen gemacht worden und ein ehrlicher accord.
|| [112]
Demetrius hatte zuthun mit rebellischen underthanen / gabe derohalben Jonathan gute wort
/ liesse die gefangenen Juden los. Das Haupt aber solches auffrührer war einer namens
Alexander. Dar auff kam es zum streit / Demetrius anfänglich sigete ob / aber das blat
wandte sich zur stund / und gewan die schlacht diser Alexander (Demetrius wird erschossen.) mit seinen anhengeren. Demetrius in einen morast
getriben / also das er mit dem Pferd steken bleibt / ward mit Pfeilen erschossen. (Jonathan wird Hoherpriester.) Diser Alexander erzeigte alle
freündlichkeit dem Jonathan und seinen Juden / machte ihn zum Hohenpriester zu Jerusalem /
gab ihm erlaubnuß purpur und Kron zutragen / darum daß ihm (Alexander.) Jonathan zu hülff etlich 1000. Jude̅ / wider Demetrium
zugeschikt. Es hat auch diser Alexander / der sich für einen Sohn Antiochi M. außgeben /
den Jonathan zu der Hochzeit geladen / alß er mit Cleopatra deß Ptolomaei Philometoris
Tochter / Hochzeit gehalten.
Philometor kame auff ein zeit zu seinem Tochtermann in Syrien / wolte ihm die Tochter
wider nemmen / weil er verstanden / daß (Alexander komt
um.) Alexander ihm nach leib und leben stunde. Darauff kame es zum Krieg Philometor
wurde vom Pferd verlezet / daß er sterben müßte / vorhin aber zeigte mann ihm den
abgeschlagnen Kopf seines Tochtermans.
(Demetrius Nicanor.) Auff dise folgete Demetrius Nicanor,
welcher mehr den wollüsten ergeben / alß daß er auff sein regiment achtung gabe. Daher ein
gewüsser Hauptman / nam̅ens Tryphon, ein rebellion anhebte / under dem
schein man solte deß enthaupten Alexandri söhnlein für den König erkennen. Zu disem
gesellete sich auch Jonathan und die Juden / und hulffen den Demetrium auß dem Feld (Tryphon.) schlagen / also daß er auß Syrien weichen müßte.
Tryphon liesse das kind Alexandri hinrichten / trachtet selbst nach der Kron. Was
geschicht? Diser falsche verrähter und mörder Tryphon gibt glatte wort dem Jonathan /
bringt ihn zu sich in die Statt Ptolomais / und weil es besorgte Jonathan möchte seinen
betrug zulezt merken / und seine Mordthat an Alexandri Sohn begangen / rächen / legte er
Jonathan ins gefängnuß / die übrigen Juden aber ließ er umbringen. Worauff der böse
gleißner bottschafften naher Jerusalem schikte / begerte eine ungeheüre summa gelds / und
die zwej Söhne Jonathans zu geisel. Simon der Bruder Jonathans laßt sich schandlich
betriegen / sandte alles was angefordert. So bald wur [113] de
(Jonatha̅ samt zwejen söhnen kom ele̅diglich ???ms leben.) dise samt dem gelt nicht in die Statt gelifert / müßte
Jonathan mit seinen Söhnen den halß noch darzu geben und wurden ermördet.
(Simon wird an Jonathans statt der Juden haupt.) Simon hat
zwar solches da und dort wider gerochen / da er an Jonathans Statt zum Obersten der Juden
auffgeworffen / aber die todten könte er nicht lebendig machen / durch seine
unfürsichtigkeit übergeben.
(Carthago und Corinthus die stät te gehen zu grund.) In
dem Dritten Carthaginensischen Krieg sind die gewaltige statt Carthago und Corinthus in
die aschen gelegt und zu grund gerichtet worden. Zu deme anlaß gabe / daß die
Carthaginenser / wie die Römer vermeinten / wider verträg / hatten ihren Bundsgenossen /
den Masinissam angriffen / zuwasser und land bekriegen wollen / von welchem aber sie
überwunden wurden. Worauff andere Stätt mehr von Carthago abgefallen / und der Römer
gegenwehr nicht wolten gewärtig sein.
(Wie es in Syria zugangen.) In Syria gab es selzame händel
ab / der zu lezt angezogne Demetrius überwand / und erschlug den Antiochum Sedetem
Ptolomaeus Physcon hezet Zebennam wider Demetrium von welchen auch Demetrius überwunden
und auß dem Tempel zu Tyro her auß (Jahr der Welt 3830.)
gerissen und folgends zu tod geschlagen worden. Seleucus sein sohn will König sein ohne
vorwüssen seiner mutter Cleopatrae / welches sie verdrosse und liesse ihn töden. Auch ware
Simon Judae Machabaei Bruder / samt zwejen Söhnen / von einem Ptolomaeo über der mahl zeit
erschlagen worden. An dessen statt kame Johannes Hyrcanus, sein eltester Sohn.
(Antiochus Sedetes belägerte Jerusalem.) Vorermelter
Antiochus Sedetes, von Demetrio erschlagen / hatte kurz vorhin die Statt Jerusalem
belägert und die Juden / wegen hungers noht in zimliche confusion und verwirrung gebracht
/ bis ihme von Hyrcano ein grosse sum̅a gelts erlegt / und das die Juden bej
vilen 1000. Antiocho im fall der noht bejstehen sollen / versprochen worden.
Weiln nun Hyrcanus in so tringender noht / wie leichtlich zuerachten (Hyrcanus und Herodes gräber schänder.) / mit einer solchen
grossen summa gelds / von etlich 100. talentis, nicht wol könte auffkom̅en /
also öffnet er König Davids grab / und solle wol über ein Millionen wert darauß genommen
haben. Welches Herodes etwas zeit hernach von disem Hyrcano erlernt / dises grab widerum
geöffnet / vil Kleinodien / guldene ge [114] schier und andere kostbare sachen darauß entzwaket da aber Herodis Diener zu weit
hinein wolten / und fast bis auff die Todtengebein kamen / waren sie durch wunderzeichen
und herauß brechend feüer erschrekt / zuruk getriben und abgehalten / sonders weil zwei
darvon vom feür verzehrt worden. Herodi wachte das gewüssen auff / und liesse ansehnliche
gebäü für dis grab von Marmarstein machen.
(Hyrcanus zerstört den tem pel auff dem berg Garizim in
Samaria.) Nach disem name Hyrcanus mit den Juden seinen zug in Samarien, und
zerstörete den Tempel auff dem Berge Garizim von Sanneballat erbauen der schon eine
gerungene zeit nicht ohne verdruß der Juden gestanden. Und weil dannether auch sonsten
vorhin wegen der Religion grausamer haß zwischen den Samariteren und Juden entstanden /
alß ists endlich dahin kommen / daß Hyrcanus mit seinen beiden Söhnen Antigono und
Aristobulo samt einem zimlichen heer in das land eingefallen und die Statt Samariam (Aristobulus) überal ruinirt und verderbt haben: Nach dem tod
Hyrcani, kame an sein statt ins regiment sein Sohn Aristobulus.
Bej den Römern gab es indessen vil kampfes und streites ab. Attalus der II. ware deß
Eumeni in kleinerem Asia nachfahr / und (Die Römer bekamen
si???eit über streit.) das auß anordnung der Römeren. Aristonicus lehnte sich
wider Attalum auff. Die Römer sandten disem zu hülff Licinium Crasum (Attalus. Aristonicus.) mit einem gewaltigen Kriegsheer.
Aristonicus behielt den fig und wurde Crassus gefangen / welches ihme so weh that / daß er
ihm lieber den tod gewünscht / und damit Crassus seiner begird könte (Crassus wil mit gewalt???ed sein. Valer. Max. libr. 3. c. 2 Eutrop.
14 Strabo 114 Aristonicus erwürgi.) ersättiget werden / schlagt er einen von
dene̅ die ihn gefange̅ führten / mit einer ruhten ins
angesicht / daß ihm ein aug darvon in gefahr ger ahten. Diser erzornet / hawt den
Burgermeister Crassum über das Haupt daß er niderfalt und tod da ligt / welches er auch
gesucht hat.
Ohnlängst hernach wurde auff Crassum von Rom abgefertiget Marcus Perpenna / diser jagte
Aristonicum in die flucht / welcher nachgehends im gefängnuß erwürget worden / alß nach
dem tod Perpennae / Aq vilius der Römer General disseits ware.
(Die Grachi machen aufruh??? zu Rom.) Bej außländischen
händlen bleibte es nicht / sonder es wurden einheimische in der Statt Rom selbsten erweket
/ von zwejen Brüderen den Grachis, Tiberio und Cajo, welche daß volk auffrührisch machten
wider die Rahtsherren / und andere Patricios zu Rom. Sie brachten aber das Volk auff die
seiten mit diesem sehr anmüh [115] tigen
fürwand / daß die Feldgüter solten gemein sein / das getreid in wolfeilerem preis
verkaufft werden / und auß dem schaz und gemeinen bis dato eingebrachten beüten / gelt
under den gemeine̅ man auß getheilt werde̅. Es sind aber dise
beide rädliführer nach gehends elendiglich umkom̅en und samt ihren practicen
zu grund gangen.
(Bochus und Jugurtha von den Römeren überwunden.)
Caecilius Metellus und C. Marius hatten auch der Numidier König Jugurtham und Bochum König
in Mauritania gänzlich überwunden. Bochus hatte Jugurtham Mario verzeiget und überlifert
welcher an Ketten gefangen nach Rom geführt / endlich hungers gestorben / und die billiche
strass für seinen Brudermord / an Adherbal begangen / darvon getragen.
(Marius ??? wider die Teütschen.) Diser Cajus Marius ware
derjenige / welcher müßte wider die Teütschen kriegen / und wurden hierdurch fast am er
sten die Teütschen in kundsam̅e gebracht. Dise Teütschen / Cimbri genant /
(waren Dänen und Holsteiner und auß anderen Teütschen versamlete / besonders auß dem
Schweizerland und dem Züricher göü) hatten (Eutrop. l. 5. Flor.
l. 3c. 3 Vell l. 2. Oros. l. 5. c 15. Gell. l. 3. c. 9 Jahr der Welt 3850.) sich /
da sie sonsten kein bleibende Statt finden könten / in Italiam begeben / den Römern ein
und das ander mal vil leüt erschlagen und gewaltige schlachten abgewunnen / bis endlich
Marius mit list solche unverhoffte und den Römeren unleidenlich gäste über kopf und halß
verjagt / da und dort nider gehauen bej vilen tausenden / und zulezt ihre Weiber / die
eine Wagenburg machten / alß er ihnen alle bitt abgeschlagen / müßte sehen sich selbsten
und ihre kinder umbringen / erwürgen / mit ihren eignen haren und striken an wägen (Woher der adler deß Römischen Reichs wapen.) erhenken. Und in
disem Feldzug wider die Teütschen / hatte Marius zum ersten mal ein adler in dem Haupt
fahnen geführt / daher dises Adler Waapen dem Römischen reich verblieben. Ein mal hatte
Marius obgesiget wider dise Teütschen nit weit von der Statt Aix, in der provinz gelegen /
allwo der grosse Ris und der Teütschen König Teutobochus um̅kommen. Das
andermal hatte Marius es gewunnen bej der Statt Vercell.
Dazumal ware in Egypten Cleopatra, Königs Ptolomaei Physcontis witwen / eine greüliche
Tyrannin / liesse bald disen bald (Ptolomaeus Lathyrus.)
ienen / auch von ihren eignen Söhnen entweders vertriben oder hinrichten. Insonderheit
ware sie spinnenfeind ihrem Sohn Ptolomaeo Lathyro / gegen welchem sie doch äüsserlich
sich freündlich und gütthätig gestelt eine zeitlang / ihne auch zum regiment erhoben.
|| [116]
(Juden geschlagen. Ioseph. l. 13 c. 21.) Diser Ptolomaeus
hat die Juden samt ihrem Obersten Alexandro bej vilen tausenden erlegt / um dises glüks
willen ward die Cleopatra seine Mutter nach grimmiger / berufft ihren anderen Sohn
Alexandrum zum Regiment / welcher aber etwan saur sahe zu ihrem verfahren und procedere.
Dises verdrosse Cleopatram / wolte dem auch ab dem brodt helffen / er aber kam ihren vor
und liesse sie zu erst töden / welches aber nicht ungestrafft verbliben / und ist an sein
Statt Ptolomaeus Lathyrus der elter Bruder zum scepter gelangt / welcher auch bis an sein
end fridlich zu Alexandria in Egypten geregirt hatte.
(Wie es zu Jerusalem zugangen. Aristobulus König.) Zu
Jerusalem und in Syrien truge sich inndessen folgends zu. Aristobulus ein Sohn Hyrcani /
machte sich selbsten nach seines Vatters tod zum König im Israel / ware aber ein
greülicher Tyrann / liesse seine Mutter im gefängnuß hungers sterben / die anderen Brüder
/ die solches äferten / auch einlegen / aussert dem Antigono / welchem er sonder gewogen
ware / und zum Generalen über das Kriegsvolk machte / der dann dapfer die Itureer
überwünden / seinem Bruder dem König land und leüt underthänig gemacht. Alß aber Antigonus
zu Jerusalem mit Triumpf seinen einzug gehalten / hatten ihn die verleümder bej Aristobulo
angeben / er trachte ihm nach der Kron / welches er zwaren anfänglich nicht glaubte / doch
zu lezt ihn liesse zu sich forderen / an einem dunkelen ort die Trabanten auffpassen mit
dem befehl / wann Antigonus wurde gewaaffnet kommen / sie alsobald ihne nidermachen solten
/ wo er aber nicht mit gewehrter hand käme / solten sie verstekt verb leiben und ihm
nichts thun. So bald dises Aristobuli Weib Salome / die Königin erfuhr / erdachte sie
disen list / weil sie Antigono sehr gehässig ware / und ließ ihme anzeigen / der König
wolte ihn gern in seiner besten und schönsten rüstung sehen. Antigonus versahe sich keines
bösen / thate wie man berichtete. So bald kame er nicht an (Antigonus unschuldig ermördet.) den ort / da deß Königs diener im hinderhalt
waren / und in solcher postur höreten und sahen Antigonum daher tretten / wütscheten sie
herfür und löschten ihm das liecht deß lebens auß. Der König alß er dises betrugs halben
avisirt und berichtet worden / wurde bestürzt / sehr schwach / fieng an blut außzuwerffen
/ und da einer von den dieneren solches blut in einem beke wolte wegtragen und außschütten
geschahe es daß er mit dem blut fiel und dasselbe auff [117] den boden gosse / eben da Antigonus
unschuldig ermördet worden (Aristobulus ???rbt.) der König
da ihm solches zu wüssen gemacht worden / starb behend vor kum̅er und
forcht. Worauff Salome die Königin Jannaeum / einen von den gefangnen Brüderen / der sich
nachgehends Alexandrum genent / auß dem gefängnuß lassen abholen / auff den thron gesezt /
welcher auch vil jahr zu Jerusalem herrschete / jedoch mit der (Alexa̅der stirbt.) Juden grosse in aberwillen. Daher alß er in
dem Feld gestorben und fein Weib Alexandra / wegen der Juden auffsaz / ihn nicht wol könte
in der Königen zu Jerusalem Begräbnuß bringen / hatte sie solches dennoch mit hülff der
Phariseern / welche sehr vil bej dem Volk vermöchten / werkstellig gemacht. Alexandra
bleibte bej der Königlichen würde und bej dem Regiment / thate den Phariseeren vil guts /
und kauffte den friden um gelt von Tigrane der Armenier König.
(Mithridatischer Krieg.) Zu der zeit hatten die Römer
insonderheii mit Mithridate / dem II. dises namens / königen in Ponto / vil zuthun /
welcher sie auch gewaltig vil jahr mit kriegen geplaget / darum daß sie ihn von (Aur. victt Appian. in Mithridat Iustin. l. 38. Mithridat ein
kostlich praeservativ wider das gifft.) dem reich Cappadociae wolten abtreiben /
und selbiges land Ariobarzani zu regieren übergeben. Diser Mithridates ware ein gewaltiger
held und listiger kriegsmann / fürsichtig und dapfer / wußte auch bald andere mit gewalt
oder mit list / oder mit guten worten und freünlichem accord auff sein seiten zubringen.
Von ihme hat man auch das kostliche praeservativ mittel / wider das gifft / Mithridat
genant in den Apotheken / welches er sorgfeltig gebraucht / darum daß man ihm in der
jugend mit gifft vergeben wollen.
Auff ein zeit wußte es Mithridates so meisterlich zu spilen / daß alle Römer bej vilen
tausenden in Asia hin und her sind zu tod geschlagen (Sylla
schlagt deß Mithridatis kriegsheer.) worden. Worauff Sylla von den Römeren mit
einem Kriegsheer wider Mithridatem geschikt worden / welcher glüklich Mithridatis beide
Feldobersten samt ihrem Volk / den Archelaum und Dorylaum überwunden / und auß dem Feld
geschlagen hatte. Dis alles ware durch das wandelbare glük den Römern wider bezahlt / und
hat Mithridates ibnen wider zwej schlachten / eine zu wasser die ander zu land abgewonnen.
Welches ein und das ander (Cneus Pom pejus plagt
Mithridatem.) mal also hergieng / daß bald diser bald jener theil obgesiget / bis
endlich Cneus Pompejus kommen welcher Mithridatem von einem ort zum anderen vexfolgt /
endlich geschlagen und überwunden / daß er müßte zu seinem Tochterman Tigrane in Armenien
fliehen / und [118] bej seiner Tochter Cleopatra
underschlauff suchen. Endlich verfolgte ihn sein Sohn Pharnaces selbsten / welchen der
Vatter auß argwohn wolte töden lassen / der Sohn aber machte die zu solchem ende
abgefertigte ihme anhängig / willens auff den Vatter zu gehen. So bald solches Mithridates
vernommen / laßt er seine Weiber / Kinder gifft trinken / davon sie sturben / er selbst
wolte sich also hinrichten (Mithridates bringt sich und die
seinen ums leben.) / und aber wegen vorgedachtes praeservativ mittel wider das
gifft / so er so vil mahl gebraucht / machte daß ihm das gifft nichts angewinnen könte /
sonder er hat sich mit seinem eignen schwert leiblos gemacht.
(Grausamer tumult zu Rom.) Inndessen hat der leidige
Teüfel / der ein lügner und ein mörder ist / die arme blinde Heidenschafft übel in ihrem
ehrgeiz / durch Gottes gerechte verhengnuß / angeführt / und den sighafften Römeren nicht
gegönnet / ihres wolstands und bis dato erhaltenen sigen recht zugebrauchen / sonder durch
auffrührer / meüchel mörder und eifersucht / der dapferen Feldobersten / die sich bis
daher in dem Feld für das Vatterland ritterlich gehalten / allerhand blutbäder angericht /
also daß in und aussert der Statt alles von einheimischen Kriegen flakete und brandte. Das
Capitolium wurde auch verbrandt / samt den Sibyllinischen Bücheren so bis dato darin
auffbehalten worden. Und waren bej solchem verderblichen wesen alß Häupterund Agenten
interessirt, Drusius, Sulpitius, Sylla, Marius, Cinna. Worzu endlich dises geschlagen /
daß die knechte und leibeigne anhebten auch zu rebelliren / uud behielten oberhand bis sie
Marcus Licinius Crassus gedämt und ihnen den verdienten lohn geben hat.
(Wunderliche histori von ??? Risen.) Alß under anderem zu
melden / der Römische Feldoberste Sertorius durch die Syllanjsche parthej auß Span̅ien abgetriben worden / und in Mauritaniam kame / daselbst man ihm vil sagte
/ von deß Risen Antaei begräbnuß an disem ort / welchen Hercules erschlagen / liesse er
das grab öffnen / funde darin gebein von ungeheürer länge / wol von 30. Ellenbogen.
Worüber er erschrak und liesse das grab wider zuwerffen / bauete einen Altar daselbst und
Opferte disem Antaeo.
(Syrien ward zu einer provinz gemachet.) Pompejus
indessen feirete nicht / machte ganz Syrien / und hiemit das Judische Land zu einer
Provinz / und schenkete Deiotaro der Gallier Könige / klein Armenien / weiln er ihme wider
Tigranem geholffen. Die übrigen Länder aber die er Tigrani abge [119] nommen / darunder auch Syrien ware /
wurden von dato an durch Römische Landvögt beherrschet.
(Ptolomaeus Auletes. Ptolomaeus Dionysius und Cleopatra.)
In Egypten regierte Ptolomeus Auletes / der Pfeiffer genant / weilen er gern danzete und
selbsten zum danzen gepfiffen / wurde bald ab bald wider in sein Reichsherrlichkeit von
den Römeren eingesezet / nach seinem tod kame Ptolomaeus Dionysius zum Regiment / samt
seiner Schwöster Cleopatra / die auch sein Weib sein müßte. J. Caesar der Römische
Feldherr kame / zu der zeit in die Staet Alexandriam / allwo eben dise beide alß regenten
widereinander gestritten. Caesar ware selbsten in grosser gefahr / wegen entstandenen
tumults / den der junge König Ptlomeus erregte / weilen er under das Volk ganzrasend
geloffen / da er sahe die Cleopatram (Ptolomaeische bibliothec
gehet zu grung. Jahr der Welt 3900. Cu. Pompejus komt gen Jerusalem) mit Caesare
so freündlich gespräch halten. In disem getümmel und auffstand ist auch die gewaltige und
in aller welt verrühmte bibliothec von Ptolomaeo Philadelpho anfänglich angestelt / zu
grund gangen / nicht ohne schaden der nach kommen schafft.
Da nun Cn. Pompeius also den meister spilete in Syrien / in der Statt Damasco sich
auffhielte / kamen von Jerusalem zwey Brüder / Hyrcanus und Aristobulus, die sich vor ihme
erzankten wegen deß regiments. Pompejus sagte er wolte selbst gen Jerusalem kommen /
welches auch geschahe / und kostete solche seine ankunfft nicht wenig tausend Juden. Er
gieng in den Tempel / besahe was zusehen / und stellete dem Hyrcano das Hohepriesterthum
zu.
(Catilina. Salust de Conjurat. Catil.) Zu Rom gab es
allerhand Factionen / zusamenrottungen und allerhand unruhen auffs neüe. Lucius Catilina
ward ein solchet rädliführer / wurde aber samt seinem anhang erschlagen / wider welchen
Cicero, der gewaltige redner / sich hefftig hören liesse. Auch ware ein solcher Publius
Clodius ein Edler Jüngling zu Rom / (Clodius.) welcher sich
in Weiber Kleideren under die Weiber zu Rom / an ihrem besonderen fest / gesellete / darum
Caesar seine Pompejam von sich verstossen. Diser Clodius hat es auch durch bestechungen
dahin gebracht / das Cicero müßte den weiten geben / und seine güter confiscirt wurden /
bald aber hernach ist Clodius erschlagen und Cicero wider in Rom eingelassen worden.
(Marcus Crassus plündert den Tempel zu Jerusalem.) Marcus
Crassus wurde gesant von Rom die provinz Syrien zu beherrschen / seine gewüsse jahr. Diser
kame gen Jerusalem / [120] wurde mit einem
grossen stuk Golds begabt von Eleazaro / zu dem ende er solte den Tempel ohnberührt lassen
/ welches er zwar versprochen aber nicht gehalten / sonder nam auß dem Tempel eine grosse
und fast ungläübliche summa gelds / also daß die Juden darbej gelernt haben / nicht vil
gelds mehr an disem ort zu hinderlegen für solche gäste.
Ohnlängst hernach hat Crassus disen Kirchenraub wider (Marcus
Crassus üd sein sohn erschlagen.) eingebüßt / in deme er samt seinem Sohn von den
Partern erschlagen worden / welche dem verstorbnen Marco Crasso das maul geöffnet / heiß
zerschmolzen Gold eingeschüttet / mit disen hönischen (Dessen
todtencörper die Parther heiß Gold eingeschüttet.) worten: Frisse dich nun voll
Gold / du unersättlicher Römer / dessen dir in deinem leben nicht genug hat können werden.
Eben wie es die Indianer in America einem Span̅ier auch gethan haben /
welcher aber noch lebte und dardurch getödet wurde.
(C. Julij Caesaris verrichtete thaten.) Der schon
genamsete Cajus Julius Caesar ware eine gewaltige streitbare Persohn dapfer / fürsichtig
und fertig / darbej aber ehrgeizig / der nicht wol jemands an der seiten könte dulden / so
ihme gleich geachtet were Er hatte mit sonderbarer behendigkeit und Kriegslisten über vil
leüt obgesiget / und gewußt bald über ganze flüsse (alß da ist under anderen der Rhein /
die Rhonen bej Genff / Sonnen bej Lion) in eil bruken zu verfertigen oder abwerffen / bald
den feinden den paß abzuschneiden / bald sonsten dieselbe in confusion zubringen oder auch
außzuhüngeren. Frankreich / Engelland / Bur gund / Lothringen / Teütschland / der
Rheinstrom ob und nid sich der Statt Basel / neben dem das er an anderen orten der welt
(J. Caesar hat seine historj selbst beschribe̅.) schon vorhin verrichtet / können hiervon zeügen. Er verschweiget es auch nicht
in der Historj die er selbst beschriben und hinder lassen.
(Caesar plagt die Teütschen und Schweizer.) Sonders hat
er gewaltig vexirt die Teutschen samt ihrem Ariovisto (Ehrenvest) unv diejenigen völker /
welche wohneten da jez das Sweizerland oder Eidgnoßschafft ist. Also daß sie in manchem
durchzug / scharmüzel / ein und überfall sehr seind von disem Caesare geplaget /
geschlagen verjagt und wider über Rhein getriben worden.
(Krieg zwüschen Caesare u̅d Pompejo.)
Gleich wie aber neid und mißgunst ohnfehlbar deß glüks und auffgangs der menschen
ohnvermeidenliche nachfolger sind / also ists auch Iulio Caesari / wie leichtlich zu
erachten / nicht überal und [121] von allen zu
gutem vermerkt worden / daß er also allenthalben triumphirte und seiner mannlichen thaaten
sigs zeichen hinderlassen. Darum Pompejus / Marcellus / Cato / bej welchen der höhere
gewalt dazumal zu Rom gestanden / C. Julio Caesari ankünden liessen / er solte
schlechtlich und mit wenigem comitat und geleit / nur alß ein gemeiner zu Rom sich
einstellen. Caesar merkte wol die practic brachte andere rahtsherren auff seine seiten /
welche dise erkantnuß gethan / Pompejus solle so wol alß Caesar den kriegsscharen abdanken
Caesar liesse hierauff etlich tausend guter soldaten von sich. Pompejus brachte sie mit
list auff sein seiten / darum Caesar fürohin keinen mehr wolte von sich lossen.
Es ist aber Caesar dises mit list ihme zugefügten schadens bald wider einkommen / in deme
er die Statt Corfinium belägert / dieselbe auch eingenommen / und hat sich die darin
gelegne Pompejanische besazung an ihne ergeben müssen. Darauff komt er in Rom /
versicheret die Statt seiner treü / doch müßte man ihm die Schlüssel zum Schaz einhendigen
und lassen Gelt nemmen nach belieben.
Bej solchen händlen / wie ohnschwer zu glauben / gabe es factionen / Partisahnen in Rom
genug. Der einte hielte dise / der ander die andere parthej. Caesar belägerte darauff die
Statt Durazo genandt / und Pompejum in derselben / müßte aber bald wegen starker gegenwehr
der belägerten und entstandenen hungers under den seinen / den ort wider quittieren.
Pompejus eilet seinem unglük nach / und geschahe die Pharsalische schlacht / in welcher
Caesar den preiß und den sig erhalten / deß Pompeijkriegsheer und anhänger geschlagen oder
verjagt oder gefangen bekommen. Pompejus flohe darvon / kame in Egypten zu Ptolomaeo / der
mit seiner Cleopatra eben im streit lage / verliesse sich auff die Freündschafft und guts
/ so er dises Ptolomaei Vatter vorhin erwisen hatte. Und aber die forcht für dem Caes???re
übertraffe / und müßte Pompejus auß dem grossen schiff von seiner Cornelia (Cn. Pompeij deß grossen ende.) und Kinderen / in ein kieinen
nachen steigen / in welchem er von Septimio und Salvio / mit zuthun deß Königs Ptolomaei
rühten einem / Achillas genant / erstochen und ihme das Haupt abgeschlagen worden. Caesar
verfolgte seine widerwertigen fragte da und dort nach Pompejo / kame zu der Statt
Alexandria da ihme [122] Ptolomaeus das haupt
Pompeij und Pitschafft Ring entgegen geschikt. Worüber sich Caesar mehr betrübt alß
erfreüt solle gestelt haben
(Caesar laßt ihm die ??? von reis uns bejel fürtragen.)
Auff solche geschichten / liesse Caesar sehen / was bej ihme bis daher gelegen / liesse
ihm die zeichendeß Obersten gewalts fürtragen / schluge Ptolomaeum in Egypten / überwand
Pharnacen / Königen in Ponto / und alle seine widrige zu Rom / die junge Pompejos /
Scipionem / Catonem / Afrantum / Syllam, komt darauff selbsten nach Rom / zeiget sich alß
einen Vatter und beschirmer der Römischen (Caesar ändert den
Kalender.) frejheit in einer lieblichen Oration, haltet underschidliche Triumph
deren etliche für gut auffgenom̅en / andere vom volk ihme übel gedeütet
worden. Auch änderte er den Kalender.
(Erzeigt sich Ciceroni freündlich.) M. Tullius Cicero
gienge Caesari entgegen / von welchem er auffs beste empfangen / und zu dem familiar
gespräch öffter in Caesaris hauß zugelassen ward.
Gleich wie aber deßgleichen geister / wie Caesar ware / endlich auch wann sie es auffs
höchste gebracht / ihren fatale??? terminum und ohnvermeidenliches ende erreichen / und
nichts beständiges in (Caesar ein stiffter der 4. Monarchej.
komt um.) der welt / sonders die welche regiersüchtig / deß glüks umschlag am
mehsten erfahren / also wurde es auch mit C. Julio Caesare, dem stiffter der 5. und
Römischen Monarchej zu Rom gespilt. Die jenigen welchen er alles guts gethan / machten
eine conspiration und zusammenrottung wider ihn / deren Häupter Marcus Brutus und C.
Cassius waren. Caesar wurde gewarnet von dem Sternseher Spurinna / auff selbigen tag
achtung zugeben / sein Weib Calphurnia hat auch einen wüsten traum die nacht vorhin wegen
der gefahr ihres Ehmans deß Caesaris, welcher disen tröwungen zwarn wolte folge leisten /
wann nicht seine zusamen geschworne feind es wußten also arglistig anzustellen / daß
Caesar eben am selbigen tag auff das Rahthaus kame / Spurinna begegnet ihm auff dem weg /
deme sagte Caesar, der übelgelossete 15. tag Merzen seje verhanden! Ja antwortet Spurinna,
aber er ist noch nicht vergangen. Caesar kompt auffs Rahthaus / sezet sich auff seinen
Thron / Antonius sein guter freünd wird in dessen von Decio Bruto Albino aufgehalten / der
anschlag wird practiciert durch eine dem Caesar anfenglich fürgebrachte rechtssach /
worauff so bald von der zusam̅en geschworne [123] rott mit 23. wunden C. Julius Caesar, der so
gewaltige streitbare Held / verlezet und ermördet worden.
Dises / wie leichtlich zu glauben / verursachet einen grossen tumult in der Statt Rom /
die thäter müßten sich auß dem staub machen / und wurden von Augusto / Antonio / Lepido /
welche eine kleine zeit den Triumvirat oder das regiment der drejer machten / alle (Die mörder Caesaris bekommen ihren tohn.) am tod Caesaris
schuldige / verfolgt und getödet. Bis daß endlich auff der Philippinischen schlacht der
handel bestunde / da Augustus und Antonius / den Brutum und Cassium gänzlich überwunde̅ haben. Im ersten treffen / schlug Brutus den Augustum und seinen flügel /
Antonius aber die anderen auff Casstj seiten. Cassius retirirte sich / Brutus wolte ihm
Volk schiken und wider Herz und muht machen / alß aber Cassius sich geirret / vermeinend
es weren feinde / liesse er sich umbringen. Darauff gienge zwüschen beiden parthejen das
andere scharffe treffen an / in welchem Antonius und Augustus das Feld erhalten / dem
schon durch sich selbst entseelten cörper Bruti / daß Haupt lassen abschlagen und nach Rom
bringen. Welchen vorhin die miteinander streitenden adler / ehe die (Der böse geist weissaget Bruto.) schlacht angieng /
vorangekündt / und das ungeheüre gespenst / welches Bruto erschinen / zu ihme sagte ich
bin dein böser geist / du wirst mich wider bej Philippis sehen / darauff er sagte / so
will ich dich sehen / welches alles hiemit beschahe.
(Ciceroni wird das haupt abschlagen welchen die raben
gewahrnet.) Cicero der berühmte redner / deme Antonius sehr feind ware / müßte auch
hierbej den halß geben. Er hat sich zwar mit der flucht salviren wollen / es wolte aber
ihme nicht gelüken / darum kame er den außgesandten Botten von Antonio in die händ /
welche ihme auß seiner senfften den Kopf den er willig dargehalten / abgeschlagen und sein
rechte hand / selbige Antonio überlifert. Und dis thate Popilius / welchen Cicero vorhin /
um einer anderen mordthaat wille̅ für gericht gestelt / bej dem leben
erhalten hatten mit seiner wolredenheit. Vorhin aber sollen ein hauffen raben Ciceroni
eben dieses prognosticirt haben.
(Wie es zu Jerusalem zugangen. Pacorus u̅d
Antigonus hausen übel.) Herodes sonsten der grosse genant / Antipatri Sohn
(welchen) Caesar zu einem Herren über etlich theil lands in Syrien darzu Antipater lust
hatte / gemacht weil er ihme gute dienst geleistet) vertreibte mit heeres krafft Antigonum
/ Aristobuli Sohn. Welches Hyrcano so wol gefiel / daß er Herodi seine Tochter
Mariamnem [124] (Jahr
der Welt 3920.) zum Weib gabe / alß er sein erstes Weib Dosis genant / verstossen.
Antigonus ruffte die Parther um hülff an / dise stosseten mit zimlichem / (Joseph. l. 14 c. 22. 23.) Kriegsvolt zu ihm / da dann Pacorus
der Parther König und Antigonus er so weit gebracht / daß sie mit list in die Statt
Jerusalem kamen / den Hohenpriester gefanglich angenomen Herodem vertriben / welcher samt
vilem frauenzimmer entwichen / solche in der damaligen unüberwindlichen vestung Massada
gelassen / er aber flohe hinüber in Egypten zu Cleopatra.
Damit nun die Parther Hyrcanum deß Hohenpriesterthums undüchtig macheten / lissen sie ihm
alß einem gefangenen die ohren (Phasael stoßt den Kopf wider die
wand und stirbt.) abschneiden. Phasael / Herodis bruder ware auch in banden da er
aber erfuhr / die Parther wurden ihn greülich marteren / stoßt er den Kopf so lang wider
die wand / bis das hirne herauß gesprüzt und er tod darnider gefallen.
(Herodes wird zu Rom König über Judäam.) Herodes begibt
sich nach Rom zu Antonio erhaltet was er wil / und wird erklärter König über das Jüdische
Land. Es befahle auch Antonius dem Römischen Feldoberste̅ Ventidio deß
Herodis parthej zu halten / welcher zu erst sein land Galilaeam / deß Antigoni anhängeren
wider abgenommen / nachgehends die straassen von räüberen und mörderen wider sicher
gemacht / welche er listiglich (Greülicher mord.) auß
ihren hölenen herauß genommen. Darbej sich aber eine greüliche historj begeben / daß ein
verzweifleter böser Mensch / ehe er sich an Herodem und sein Kriegsvolk ergeben wollen /
seine Kinder und sein Weib auff die felsen und zulezt sich selbst oben darauff zu tod
gestürzet hat.
(Herodes nimt mit huf der Rö meren die statt Jerusalem
ein.) Nach disem belägert Herodes mit dem Römischen Feldobersten Sosio die Statt
Jerusaelm / und nimt sie ein / alß aber die Römischen Soldaten zu vil muhtwillen verübten
/ und Herodes selbsten sich deß Tempels besorgete / hatte die Römer mit einer grossen
summa gelds zu friden gestelt und wider zum abzug beredt. Zu Antiochia aber wurde mit
verwilligung Antonij durch Herodis anstifftung dem Antigono das Haupt abgeschlagen. Darmit
hat der (Antigonus wird getödet.) Assamoneer geblüht und
herrschafft ein ende genommen zu Jerue salem.
Inndessen kompt Hyrcanus wider zu Herode gen Jerusalem. Herodes aber ein blutdurstiger
Tyrann liesse bald seinen Schwager Aristobulum im Wasser ersäuffen / den er vorhin zum
Hohen [125] priester
(Herodes wird verklagt aber vergebens.) gemacht. Darauff
ward Herodes von Mariamne / Aristobuli Schwöster / samt den vornemsten der Statt / bej
Marco Antonio verklagt / und darauff nach Rom citirt. Herodes ganz bestürzet und sorchtsam
kame nach Rom / und da er mit einem unseglichen Schaz Antonium außgesühnt / ist er ohne
sein verhoffen / ohnverlezt zu Jerusalem wider ankommen. Er hat sich besudlet mit dem blut
seines Schwähers Hyrcani, den er ließ in dem 80. jahr (Laßt
Tyran̅isch sein Schwäher / Schwiger und weib hinrichten) seines
alters hinrichten / da er sich disem wüterich mit der flucht entziehen wolte. Bald hernach
ließ der Tyrann auch sein schöne Mariamnem töden / angereizet durch verleümdung und betrug
von seiner Schwöster Salome wider die unschuldig Mariamnem angebracht. Die unrühige
Alexandra seine Schwiger müßte auch herhalten und den halß geben. Und alß Herodes alß ein
erzheüchler und blutdurstiger Mann um diser und anderer ursachen halben sehr (Herodes haut den Tempel zu Jerusalem.) verhaßt ware / wolte er
deß gemeinen Volks gunsten wider verdienen mit erneüerung deß Tempels zu Jezusalem und
desselben wider erbauung. Darzu er dann so vil unkostens angewendet / daß es ein
herrliches und fast unvergleichliches gebäüw zur selbigen zeit ware.
(Römische geschichten.) Nun kommen wir wider zu den
Römeren / und hatte es das ansehen / ob solte nunmehr friden im Land sein / und aber
nichts wenigers. Die zwej Augustus und Antonius schaffeten erstlich ihnen von der seiten
weg den dritmann Lepidum, weil er nicht in der schlacht mit ihnen wider Brutum und Cassium
gestanden.
Fulvia deß Antonij Weib / aber unrühig / Soldatisch mehr als (Das spil geht zwischen Augusto und Antonio such an.) Weibisch / und deß Augusti
er wehnte Schwiger / machte diese bede Augustum und Antonium auch uneinig / also daß
Augustus nicht mehr wolte der Fulviae Tochtermann sein / sonder fieng wider dises Weib und
ihren Schwager Lucium Antonium in offentlichen streit und Krieg zugerahten.
Antonius nimt sich beider an / und überwand Augustum / also das nach dem indessen Fulvia
starb / Antonius Augusti Schwöster (Antonius wil für ein Bott
gehalten sein / begëhrt von den Atheniensern ein w???derliches Heyrat gut.) die
Octaviam zum Weibe nam / und wurden auffs neüe wider freünd. Der hoch mühtige Antonius
durch das glük erhaben / wil für ein Abgott und mit nammen für den Bachum angebetten sein.
Die Athenienser wolten ihm schmeichlen / und vertrauten ihm ihre Abgöttin Minervam.
Antonius ist zu friden / begehrte aber dar [126] bej ein unseglich heyrat at gut / das sie mit ihrem flatieren wol
verdient hatten und bezahlen mußten.
(Wunderbare Historti. Dio. Sveton.) Wir müssen auch nicht
vergessen einer geschicht die sich solle begeben haben / alß Livia Augusti Ehgemahel auff
ihrem lusthaus / Villa Vejentana genant / ware / da solle ohngefehr ein Adler / mit sich
tragende eine weisse Hennen / welche im schnabel ein Lohrbeerkranz geführet / daher
geflogen sein und habe die Henne samt dem kranz in die schloß Liviae fallen lassen. Von
welcher Hennen vil andere nachgehends am selbigen ort erzogen und auß dem Lohrbeerkranz
fast ein wald von Lohrbeer / durch fleissiges pflanzen / erwachsen ward. Im lezten jahr
Neronis sollen die Hüner alle gestorben sejn.
(Antonius und Cleopatra.) Augustus und Antonius kriegeten
da und dort / schlichteten vil händel / bezwangen die auffrührer / und hat Antonius nit
sonderlich glük wider die Parther. Cleopatra ein schön / geizig und neidig Weib / Königin
in Egypten / hatte disen Antonium mit ihrer liebe ganz auff der seiten / daß er thate was
sie wolte / er zeügete auch Kinder bej ihren ohngeacht seines Ehweibs Octaviam.
(Krieg zwischen Augusto und Antonio. Jahr der Welt 3929.)
Da gieng es aber bald wider an zwischen Augusto und Antonio / weil keiner dem anderen
traute / und beide nach einem zileten / nemlich daß sie möchten allein Herren sein.
Antonius und Cleopatra müßten zu wasser mit Augusto fechten / alß vorhin scharmüzel under
bederseits reüterej vorgeloffen. Augustus kame bald anhänger und die deß Antonit parthej
verleissen / gewan auch die schlacht zu wasser / verfolgte Antonium und Cleopatram /
welche sich an Augustum ergeben wolten. Der Cleopatrae geschenk waren angenommen von
Augusto / aber Antonio wurd kein antwort geben / alß das Cleopatra heimlich den bericht
empfienge sie solte Antonium töden. Augustus inndessen feiret nicht / sezet mit heeres
krafft Cleopatrae zu / jagte jhren forcht und schreken ein / und lägerte sich vor
Alexandria. Antonius that einen außfall / treibte deß Augusti Reüterej zuruk / und damit
bekam er wider ein herz. Aber bald darnach gab ihm Augustus durch sein mächtig zusezen den
herzstoß / also daß Cleopatra gleißnete sie wolte sich in ihrem schon vorhin ge [127] machten kostlichen grab umbringen /
ließ es Antonio ansagen / worüber (Antonij und Cleopatre
ende.) er sich selbsten / weilen der diener es nicht thun wolte / tödlich verwundt /
und starb in der schoß Cleopatrae / welches sie Augusto so bald zu wüssen machte und ergab
sich ab ihne. Diser ließ sie seiner gunsten versicheren. Da sie aber sahe daß Augustus
nicht gemuhtet gegen ihren wie Caesar und Antonius / wurd sie kleinmütig und auß
verzweiflung ertöder sie sich selbsten mit gifft. Andere meinen durch eine vergiffte
Schlangen. Dann man hatte ihren geraunet / alß wurde sie Augustus gen Rom zum Triumph
führen lassen.
(Augustus Käiser und Herr deß Römische̅
reich.) Also gelunge es Cajo Octavio, daß er allein Herr wurde / und so fern durch
stillung der burgerlichen und einheimischen unruhen / den gemeinen friden verschaffete /
wurde zu Rom hoch gehalten / hielte ein Triumph nach dem anderen / wegen erhaltenen
victorien und sigs / alles ward zu Rom mit reichthum / herrlichkeit / gut und gelt erfült
/ deßgleichen vorhin nie malen gewesen sein solle. Und hat das Kömische volk disen Cajum
Octavium, mit änderung deß namens / Augustum wollen geheissen haben / welches heisset
einen mehrer deß Reichs.
(Statt Augspurg erbauet. Jahr der Welt 3937.) Seine
stieff???öhne / den Drusum und Tiberium sandte er weit in Teütsche Länder / um den krieg
dorthin zu versezen / nach dem in Spannien die händel wider still worden. Diese beide
haben den Teutschen da und dort manchen possen gemacht / sind kommen bis an den Lech /
daselbst sie zu ihrer versicherung anfiengen eine Statt zubauen / darein sie Römische
besazung legten / welche Statt sie nenneten Augustam̅ Vindelicorum, daher
der anfang der berühmten Statt Augspurg entstanden.
(Herodes verübt allerhand übers zu Jerusalem. Jahr der Wel
3948.) Zu Jerusalem indessen verursachete grosse ungelegenheiten Herodes der
bluthund / welchen Augustus wider pardonnirt und begnadet / auch alle Königliche würde
wider ratificirt und bestätiget hat / ohngeachtet er Antonij parthej gehalten / dann
Augustus ihn ermahnete auch so getreü ins künfftig an ihme zu halten. So liesse nun
Herodes zu Jerusalem Augusto und den Römeren zu gefallen allerhand Heidnische sitten
einführen / Theatra und schau oder spilhäüser auffrichten / er sandte seine zwej söhne
Aristobulum und Alexandrum von Marianne erzeüget nach Rom / dem Käiser Augusto auff
zuwarten. Welches Herodi wol erschossen / und sind ihm [128] zu seiner vorigen herrschafft noch zwei
herrschafften übergeben worden. Die Statt Caesaream alß ein meerhafen ließ er auch Bauen
und befestigen / und Augusto zu ehren und gefallen alß einem Abgott einen prächtigen
Tempel darin auffrichten. Es ware aber ein elend in dises Herodis Hoffhaltung / dann diser
Tyrann bald seine Söhne / deren er underschidliche von underschildlichen Weiberen hatte /
verklagte bej dem Käiser Augusto / bald die Söhne den Vatter-Aristobulum und Alexandrum
ließ er gen Sebasten führen und erwürgen.
Sonsten da haben zu der zeit bej den Römeren florirt und waren verrhümt der Poet
Virgilius Maro, Horatius Flaceus, Marcus Manlius, Cornelius Gallus, Dionysius von
Halicarnasso.
Es hat aber auch Augustus in seiner höchsten herrlichkeit eine grosse niderlag von den
Teürschen erlitten / da sie under dem Feld-Obersten Marco Lollio gar zu weit über Rhein zu
den Teütschen sich gewatet / bei Westphalen und der Graaffschafft Markt und durch das
Bergische lande. Wie dann auch Drusus, da er über den Elbestrom wolte sezen / von einem
gespenst erschreket / müßte den Geist auffgeben.
Namen Register aller Keiseren.
DA ist nun zu merken / weilen das Römische Käiserthum sich etwan getheilt in das Reich
gegen auff und nidergang / deß Drientalischen Reichs aber siz und thron ware zu
Constanrinopel / deß occidentalischen in der Statt Rom und folgends in Teütschland. Also
wird allhie erstlich fürgestelt die succession und ordenliche nachfolge der Römischen
Käiseren / wie sie in der statt Rom residirt / oder das reich gegen nidergang beherrschet
haben: darnach so sol auch das nammenregister der Käiseren in Orient und zu Constantiopel
/ so wol der Christlichen alß Türkischen / verzeichnet werden.
|| [129]
Verzeichnuß der Käiseren Nammen / welche in der Statt Rom / gegen Orient und Occt dent
/ oder auch anderwerts gegen nider gang allein das reich beherrschet haben.
- 1. Cajus Julius Caesar, von welchem alle andere nachgehe̅ds Cesares und Käiser genennet worden.
- 2. Octavius Augustus, under welches regierung Christus der Herr gebohren ward.
- 3. Tiberius.
- 4. C. Caligula.
- 5. Claudius.
- 6. Nero.
- 7. Sergius Galba.
- 8. Sylvius Otho.
- 9. Aulus Vitellius.
- 10. Flavius Vespasianus.
- 11. Titus Vespasianus.
- 12. Domitianus.
- 13. Nerva Coccejus.
- 14. Ulpius Trajanus.
- 15. Adrianus.
- 16. Antoninus Pius.
- 17. Antoninus Verus.
- 18. Lucius Verus.
- 19. Commodus.
- 20. Pertinax.
- 21. Didius Julianus, welcher Sulpitium mit mehrerem spendiren den Soldaten / auß dem sattel gelupft.
- 22. Pescennius Niger.
- 23. Severus.
- 24. Claudius Albinus.
- 25. Antoninus Bassianus Caracalla.
- 26. Antonius Geta.
- 27. Macrinus.
- 28. Varius Heliogabalus.
- 29. Alexander Severus.
- 30. Maximinus.
- 31. Gordianus.
- 32. Pupienus Maximus
- 33. Coelius Balbinus
- 34. Gordianus II.
- 35. Valens Hostilianus.
- 36. Philippus Arabs.
- 37. Decius.
- 38. Quintus Herennius Hetruscus.
- 39. Vibius Gallus Hostilianus.
- 40. AEmilianus, welcher Volusianum und Gallum vertriben.
- 41. Licinius Valerianus.
- 42. Gallienus.
- 43. Saloninus Valerianus.
- 44. Labienus Postumus.
- 45. Flavius Claudius.
- 46. Aurelius Qvintilius.
- 47. Aurelianus.
- 48. Tacitus.
- 49. Annius Florianus, welchen bald Valerianus Probus auß dem mittel geraume.
- 50. Carus.
- 51. Numerianus.
- 52. Carinus.
- 53. Diocletianus, der hat das reich mit Maximiano getheilet / beide aber haben Collegas an die seiten genommen / jener Galerium Maximinum, diser Constantium, den Vatter Gonstantini M.
- 54. Maximinus, name wider ein gehülffe̅ / den Licinium.
- 55. Maxentius, welcher Severum geschalgen.
- 56. Maximinus Licinius.
- 57. Martianus.
- 58. Constantinus der grosse.
- 59. Constans ein sohn Constantini M. überwand seine̅ bruder Coustantinum und bekam sein Land.
- 60. Constantius behielt alles zulezt / verjagte den mörder Magnentium / der Constantem umgebracht.
- 61. Iulianus der abtrün̅ige.
- 62. Iovinianus.
- 63. Valentinianus,
- 64. Theodosius, dessen Söhne Honorius und Arcadius das reich getheilt / Arcadius herschete in Orient /
- 65. Honorius zu Rom.
- 66. Theodosius II. name zum gehülffen im reich an Valentinianum 3. welcher der lezte Käiser geweßt in Occident / bis auff Carolum M. welcher in Italiam beruffen ward / die Lombarder zu vertreiben / nach dem tode Constantini 6. Constantinopolitanischen Käisers.
- 67. Auf Carolum M. kame Ludovicus Pius.
- 68. Lotharius.
- 69. Lodovicus II.
- 70. Carolus der kahle.
- 71. Carolus der dike.
- 72. Arnulfus
- 73. Ludovicus III.
- 74. Conradus.
- 75. Henricus Auceps.
- 76. Otto.
- 77. Otto II.
- 78. Otto III
- 79. Henricus II.
- 80. Conradus Salicus.
- 81. Henricus III. der schwarze genant.
- 82. Henricus IV.
- 83. Henricus V.
- 84. Lotharius II.
- 85. Conradus III.
- 86. Fridericus Barbarossa.
- 87. Henricus VI.
- 88. Philippus.
- 89. Otto IV.
- 90. Fridericus.
- 91. Rudolphus.
- 92. Adolphus.
- 93. Albertus.
- 94. Henricus VII.
- 95. Ludovicus IV. vertreibte Fridericum.
- 96. Carolus.
- 97. VVenceslaus.
- 98. Ruprecht.
- 99. Sigismundus.
- 100. Albrecht.
- 101. Fridericus III.
- 102. Maximilianus I.
- 103. Carolus V.
- 104. Ferdinandus.
- 105. Maximilianus II.
- 106. Rudolphus II.
- 107. Mathias.
- 108. Ferdinandus II.
- 109. Ferdinandus III.
- 110. Leopoldus I.
|| [130]
|| [131]
Namen Negister der Käisern / welchen in Orient / zu Constantinopel geherrschet / deren
die erste Christliche die andern aber Tückische sind.
- 1. Arcadius.
- 2. Theodosius II.
- 3. Martianus.
- 4. Leo M.
- 5. Zeno.
- 6. Anastasius.
- 7. Iustinus Thrax.
- 8. Iustinianus.
- 9. Iustinus II.
- 10. Tiberius II.
- 11. Mauritius.
- 12. Phocas.
- 13. Heraclius.
- 14. Constantinus III.
- 15. Constantinus IV.
- 16. Iustinianus II.
- 17. Leontius.
- 18. Tiberius III.
- 19. Philippicus Bardanes.
- 20. Anastasius II.
- 21. Theodosius III.
- 22. Leo III.
- 23. Constantinus V.
- 24. Constantinus VI.
- 25. Michaël Curopalates.
- 26. Leo V.
- 27. Michaël Traulus.
- 28. Basilius.
- 29. Leo VI.
- 30. Alexander.
- 31. Constantinus VII.
- 32. Romanus I.
- 33. Romanus II.
- 34. Nicephorus Phocas.
- 35. Zimisces.
- 36. Basilius und Constantinus VIII.
- 37. Romanus Argyrophylus.
- 38. Michaêl.
- 39. Constantinus IX. welchen sein weib Zoê zum Käiser gemacht.
- 40. Michaél
- 41. Jsacus Commenus.
- 42. Constantinus Ducas.
- 43. Romanus Diogenes.
- 44. Michael Parapinaceus.
- 45. Nicephorus Botoniates
- 46. Alexius Commenus.
- 47. Calo Johannes.
- 48. Manuel Commenus.
- 49. Alexius.
- 50. Andronicus.
- 51. Jsacius Angelus.
- 52. Balduinus.
- 53. Henricus.
- 54. Petrus Cortenaeus.
- 55. Theodorus Lascares.
- 56. Balduinus II.
- 57. Michael Palaeologus.
- 58. Andronicus II.
- 59. Andronicus III.
- 60. Iohannes Cantacuzenus.
- 61. Manuel.
- 62. Johannes.
- 63. Constantinus Draco.
|| [132]
|| [133]
Namen der Römischen Bischoffen bis auf Bonifacium III.
- 1. Linus.
- 2. Clemens.
- 3. Cletus.
- 4. Anacletus.
- 5. Euaristus.
- 6. Alexander.
- 7. Sixtus.
- 8. Talesphorus.
- 9. Hyginus.
- 10. Pius.
- 11. Anacletus II.
- 12. Concordius Soter.
- 13. Abundius Eleustherius.
- 14. Victor.
- 15. Abundius Zephyrinus.
- 16. Domitius Callistus.
- 17. Vrbanus.
- 18. Calpurnius Pontianus.
- 19. Anteros.
- 20. Fabianus.
- 21. Cornelius.
- 22. Novatianus ein irgeist.
- 23. Lucius.
- 24. Lucius Stephanus.
- 25. Sixtus II.
- 26. Dionysius.
- 27. Felix.
- 28. Eutychianus.
- 29. Caius Salonnius.
- 30. Marcellinus.
- 31. Marcellus.
- 32. Eusebius.
- 33. Miltiades.
- 34. Sylvester, da ward gehalten das Concilium zu Niceain welchem Arzij kezerejen verdamt war.
- 35. Marcus.
- 36. Liberius.
- 37. Damasus, da ward gehalten das Concilium zu Constantinopel wieder die kezerej Macedonij.
- 38. Siricius.
- 39. Anastasius.
- 40. Innocentius.
- 41. Zosimus.
- 42 Bonifacius.
- 43 Coelestinus, das ward gehalten das Coneilium zu Epheso wider die kezerej Pelagii und Nestorii.
- 44 Sixtus III.
- 45 Leo Magnus, da wurd gehalten das Concilium zu Chalcedon wider die Cutychianer.
- 46 Hilarius
- 47 Simplicius
- 48 Felix III.
- 49 Gelasius
- 50 Anastasius
- 51 Cornelius Symmachus
- 52 Coelius Hormisda
- 53 Johannes
- 54 Felix IV.
- 55 Bonifacius II.
- 56 Dioscorus.
- 57 Johannes.
- 58 Rusticus Agapetus.
- 59 Caelius Sylverius.
- 60 Vigilius da war gehalten das
- Concilium II zu Constantinopel wider Anthemium und Theodor um
- 61 Pelagius.
- 62 Johannes III.
- 63 Benedictus.
- 64 Pelagius II.
- 65 Gregorius M.
- 66 Sabinianus.
- 67 Bonifacius III.
|| [134]
Folgen die Türkischen Käiser.
Es hat zwar Mahomet II Amuraths sohn die Statt Constantinopel eingenommen und solte also
bej disem fortgesezet werden. Wir wollen aber deß Ottoman̅ischen reichs
häupter alle von ihrem anfang her erzehle̅ auch ehe sie den siz in
Constantins statt bekom̅e̅.
- 1 Ottomann ein sohn Ortoguli, der Türken König / welcher in dem kleinern Asia und Ponto herrschere.
- 2 Orchan.
- 3 Amurath I.
- 4 Bajazeth.
- 5 Calepinus Cyriscelites.
- 6 Moses oder Musa.
- 7 Mahomet I.
- 8 Amurath II.
- 9 Mahomet II.
- 10 Bajazeth II.
- 11 Selym.
- 12 Solyman II.
- 13 Selym II.
- 14 Amurath III.
- 15 Mahomet III.
- 16 Acomath.
- 17 Mustapha.
- 18 Osman II.
- 19 Mustapha II.
- 20 Amurathes IV.
- 21 Ibrahim
- 22 Mahomet IV. der jezt regierende Türkische Käiser.
|| [135]
Namen-Register der Königen in Frankreich.
- 1. Pharamundus
- 2. Clodio
- 3. Meroveus
- 4. Childericus / oder Huldereich.
- 5. Clodoveus
- 6. Hildebert.
- 7. Lotharius.
- 8. Hilpreich.
- 9. Lotharius 11.
- 10. Dagobertus.
- 11. Ludwig.
- 12. Lotharius 111.
- 13. Childericus 11.
- 13. Theodoricus
- 14. Clodoveus 11
- 15. Hildebert 11.
- 16. Degenbert 11
- 17. Lotharius 4.
- 18. Chilpericus / oder Helffreich.
- 19. Pipinus.
- 20. Carolus M.
- 21. Ludovicus Pius.
- 22. Carolus 11.
- 23. Ludovicus 11. von Pipino an.
- 24. Ludwig und Carleman.
- 25. Carolus 111.
- 26. Cudo.
- 26. Carolus 4.
- 27. Rudolph.
- 28. Ludwig 111.
- 29. Lotharius.
- 30. Ludwig 4.
- 31. Hugo Capet.
- 32. Robert.
- 33. Heinrich der
- 34. Philippus.
- 35. Ludwig der dike 5. oder 6. diß name̅s
- 36. Ludwig 7.
- 37. Philip Augustus
- 38. Ludwig 8.
- 39. Ludwig 9.
- 40. Philippus 3.
- 41. Philippus 4.
- 42. Ludwig 10.
- 43. Philippus 5. der Lange.
- 44. Carolus 4.
- 45. Philippus von Balois.
- 46. Johannes.
- 47. Carolus 5.
- 48. Carolus 6.
- 49. Carolus 7.
- 50. Ludwig 11.
- 51. Carolus 8.
- 52. Ludwig 12.
- 53. Franciscus
- 54. Heinrich 2.
- 55. Franciscus 2.
- 56. Carolus 9.
- 57. Heinrich 3.
- 58. Heinrich 4. von Bourbon.
- 59. Ludwig 13.
- 60. Ludwig 14. der jezt regierende König.
Namen-Register der Königen in Hispannien.
Nach den zeiten Attilae der Hunnen König / ist Spannien in die V. nam̅haffresten Königreich getheiler worden / als Castilien / Arragonien / Navarra /
Portugall / Granata.
- Sigerich der erste Gothische König in Spannien.
- 2 Wallias.
- 3 Dieterich.
- 4 Thasimunöus
- 5. Allarich.
- 6. Amalaricus
- 7 Theoda Theuda
- 8 Theodiscus
- 9 Agla.
- 10 Ethenhild.
- 11 Leogildus.
- 12 Riccaredus
- 13 Lud
- 14 Vitter.
- 15 Gundamejer
- 16 Rekerod
- 17 Scintilla
- 18 Sisenand
- 19 Scintilla 2
- 20 Reichenschwind
- 21 Bamba
- 22 Heinrich
- 23 Vitissa
- 24 Rodreich
- 25 Pelagius
- 26 Fasila
- 27 Alphonsus
- 28 Froila.
- 29 Aurelius
- 30 Silo.
- 31 Curegatus
- 32 Wehrmund
- 33 Alphonsus 2.
- 34 Ramier.
- 35 Ordonius
- 36 Alphonsus 3.
- 37 Garzias
- 38 Ordonius 2.
- 39 Froila 2.
- 40 Ramier 2.
- 41 Alphonsus 4.
- 42 Sanctius.
- 43 Ramier 3.
- 44 Alphonsus 5.
- 45 Ferdinandus
- 46 Ferdinandus 2
- 47 Sanctius
- 48 Alphonsus 6.
- 49 Alphonsus 7
- 50 Sanctius 3.
- 51 Alphonsus 8
- 52 Alphonsus 9.
- 53 Henrich
- 54 Ferdinandus 3
- 55 Alphonsus 10
- 56 Sanctius 4
- 57 Ferdinandus 4
- 58 Alphonsus 11
- 59 Petrus
- 60 Henricus 2
- 61 Johannes
- 62 Heinrich / König in Castilien.
- 63 Ferdinand König zu Arragonien.
- 64 Ferdinandus 6. dessen Sohn Johannes ohne Leibs-Erben verschiden / darum nahme er an Sohnsstatt an seinen Tochterman Philippum von Oestereich / welcher ein vatter gewesen Käisers Caroli 5.
- Von Carolo 5 ward geboren Philippus 2. Königin Spannien.
- Von diesem Philippus 3. deß ???ezigen Philippi 4. Vatter.
|| [136]
PERIODVS IV.
Oder Sechster verlauff der zeiten / von der geburt deß Messiae und Heilands der
welt
IESU CHRISTI.
Bis auf die zeiten Constantini M. welcher der erste auß den Heidnischen zu einem
Christlichen Käiser worden.
In die CCCX. Jahr begreiffend.
SOist es nun an dem das die glükselige zeiten herbej kommen / bas die aller Edelste
geburt / deß gleichen die welt niemalen gesehen / ja da Gott ist Mensch worden! solte zu
ihrer zeitigung kommen / und laut den alten weissagungen eine Jungfrau durch deß H.
Geistes krafft schwanger werden / den lang gewünschten Messiam und Heiland der welt
gebähren / den Sohn Davids und desselben Herr / welcher das ewige reich dem König David
verheissen angerichtet / da die irdische hütten Davids zerfallen: Alß ware Betlehem / nach
deß Propheten [134] wort / der ort in welchem dis
alles werkstellig gemacht und Christus der Herr gebohren worden / zu einer elenden und
betrübten zeit dem Volk Gottes / da das scepter von Juda (welches in der Persohn Davids
und Salomons auffs höchste kommen) entwendet und den meister von seinen füssen weggenommen
ware / und das jenige Volk / welches durch gesaz vom Himmel herab gegeben / durch regenten
auß ihrem mittel erwehlt / hat sollen beherrschet werden / alß Gottes eigenthum und sein
erbtheil / einem außländischen Monarchen die underthänigkeit angelobt und under desselben
joch geschwebt durch Römische Landvögt oder grosse Herren von den regenten zu Rom in das
Jüdische Land gesezt beherrschet worden / laut der alten weissagung deß H. Patriarchen
Jacobs Genes. XLIX v. 10. Es wird das Scepter von Juda nicht entwend werden / noch ein
meister von seinen süssen bis daß der Held komme / und demselben werden die Völker
anhangen.
(Weissagung Genes. 49. v. 10. in Hero de erfült.) Dis alles
zumal ware in Herode, dem grossen genant / erfült / welcher nach belieben regierte zu
Jerusalem / den grossen Raht von Männeren auß dem stammen Juda abgeschafft / leüt nach
seinem gut achten auff den thron gesezt / alle herrschafft den Juden benommen und allen
gewalt / auch so jemands nur den Kopf auff gestrekt auß demhause Davids / alsobald
verfolgt und getödet / darum weil bekant / der Juden König wurde ein mal auß disem
Königlichen hauß gebohren werden / auch hat er alle Archiven und geschlechtsbücher vom
hause Davids lassen mit feür verbrennen. Daher sich Christus der Herr bedeütsam nennet in
Apoc. XXII v. 16. Die wurzel deß geschlechts Davids.
(Der Juden bekanenuß die zeit der ankunft deß Messiae
betreffend.) Daher die Juden zu Jerusalem um selbige zeit offentlich von ihrem
Könige geredt / der bald kommen werde / gleich wie Simeon mit grossem verlangen gewartet
auff den trost Israels / und der Heiden liecht. Luc. II. Auch schon längst vorhin / alß
Cneus Pompejus die Statt Jerusalen eingenommen / hatten die vornemsten daselbst säke
angezogen / aschen auff ihre Häüpter gestreüt und geruffen Weh und / das Scepter von Juda
ist nunmehr weggenommen / und komt der Messias nicht / laut dem Zeügnuß der Rabbinen
selbst. Vnd haben sich da zumal allerhand verfuhrer herfürgethan / die sich füden Messiam
außgeben / wie Theudas / Judas Galilaeus, Moses Barchocab, welche vil 1000. Jude̅ an sich gehenkt und mit ihnen zu spott gemacht haben.
|| [138]
(Widerlegung der verstok???en Juden.) Wir haben aber
schon anderwerts auch angezeigt / worin der Juden gröstes elend bestehe / und welches
nicht das geringste theil der verblendung und verstokung in ihnen seje. Sie mögen
underscheiden / zwischen dem armen und reichen Messia, und sagen die sünden deß volks
halten disen auff / so ist nunmehr unlaugbar / daß die zeiten der geburt deß Messiae
bestimt / schon vor vilen 100. jahren verslossen / und können solche ankunfft nicht
verhindern die sünden / dann er ja kommen ist die sünden wegzunemmen / die missethat zu
versiglen / die übertrettung auß zusöhnen und ein ewige gerechtigkeit zuverschaffen Dan.
IX. Auch wann schon die Juden etwan sind gestrafft worden oder gedrangsahlet / alß wie in
Egypten / zur zeit der Babylonischen gefängnuß / hat es doch niemahlen so vil hundert jahr
gewehret / alß wie nunmehr und bis dato. Alle hoffnung naher Jerusalem wider zukommen /
den Tempel auff zurichten ist ihnen völlig und allerdings abgeschnitten wie zu den zeiten.
Juliani deß abtrünnigen solches sich erscheint / welcher alß ein Gotslästerer die wort deß
Herren Christi verwerffend / den Juden alle befördernuß den Tempel wider auffzubauen /
gethan. Aber vergebens.
Auch ist in der lezten zerstörung der Statt Jerusalem eine solche zerstreiiung under die
stämme Israels gerahten / und ein solcher mangel verspürt worden / daß durch Gottes
gerechte verhengnus die verstokten leüt selbst nicht mehr heüt zu tag und von derselbigen
zeit an / sagen können / wer eigentlich auß disem oder jenem stammen gebürtig.
Und bleibt ohnfelbar darbej / daß derjenige in welchem / von welchem / und durch welchen
alles das jenige ist eigentlich erfült worden / was Moses und die Propheten von dem wahren
Messia / seiner Persohn / amt und gutthaten / geweissaget haben / wahrhaftig ist der
Messias. Nun aber so ist in unserem Jesu von Nazareth [139] alles schnurstraks und volkomlich dis alles
erfült vorden. Darum ist er und kein ander der wahre Messias.
Die zeit / wann / der ort / wo / die Mutter und der von Gott hierzu im alten Testament
gewidmete und außgezeichnete Stamm / auß welchem der Messias sein extraction und herkommen
haben und gebohren werden solte. Sein Persohn / daß er solte sein Gottes und deß Menschen
Sohn: Sein drejfaches amt / das Prophetische / Hohepriesterliche und Königliche amt: seine
Predige̅ und wunderwerk: Seines lebens lauff und beschaffenheit / den
stand der nidrigung / demütigung und erhöhung des Messiae, besonders in dem LIII Cap.
Esaje und im XXII. und CX. Psalm vorangekündet: Sein einritt in die Statt Jerusalem mit
verachtung deß weltliche̅ pomps und daß die bösen Geister haben sollen
dazumal verstum̅en / welche so lang die arme blinde Heidenschafft betrogen
haben / und was auch von dem wegbereiter und vorläuffer deß Messiae geweissaget ware /
betreffend: ist nicht dises alles zumal in Jesu Christo unserem Heiland / von ihme und
durch ihne erfült worden?
(Evangelisten und Apostel bequeme zeugen Christi.) Solches
bezeügen Engel und Menschen / von Gott darzu erwehlet / wie es die H. Evangelisten und
Apostel durch trib und eingebung deß H. Geistes in offentliche Schrifften verfasset.
Welche zeügen zwar in ihrer sach / deren sie zugethan waren / und aber in einer
allgemeinen sach / so feinden und freünden bekant ware / was sie gesehen und gehört hatten
/ darbej sie nichts anders erlangt / von der welt / alß derselben ungunst / verfolgung
verachtung / auffsaz / vertreibung von haus und Hof / ja den martertod selbsten.
Was aber von dem Käiser Augusto erzehlet wird / alß der die Abgötter oder den Satan solle
Rahts gefraget: Wer nach ihm das tegiment führen werde / und zur antwort bekommen haben:
Ein Hebreisches knäblein / welches Gott selbsten / heißt mich von dannen weichen / und
solle er hinfort kein antwort mehr daselbsten bekommen: worauff Au???ustus ein prächtigen
Altar / zu den ehren deß erstgebornen Sohns Gottes / auffbauen lassen / habe auch um
dessetwegen nicht mehr wollen ein Herr genent sein und was derglei [140] chen mehr. Also was belangt das
Evangelium S. Jacobi sc: Hat (Boxhornius) von disem zumal
jener gelehrte Historicus geurtheilet / solches seje den fablen alß der wahrheit
ähnlicher.
(Was von der zeit / dem Jahr monat und tag der geburt Christi
zu hatten.) Ob man nun nicht so gar eigentlich / dem zeit register und gemessner
jahrabrechnung nach / kan zeigen das jahr / den monat / die wochen / den tag und stund /
da Christus der Herr gebohren / und genug ist und uns Menschen sein solle / daß er
gebohren / es seje jezund im Herpstmonat oder Christmonat geschehenr So tadlet darum ein
Kirchen die andere nicht um deß hohen fests der Weinacht willen. Die es fejren / thun es
Jesu Christo zu ehren / nicht auß einem gewüssens zwang sonder nach Christlicher frejheit
/ vil weniger auß opinion und wohn deß verdiensts / wie in deßgleichen fällen in der
Römischen Kirchen zu beschehen pflegt / sonder zu mehrerem antrib der erinnerung solcher
unschäzlicher wolthat Gottes.
Es hat aber der H. Geist auch andere umständ und characteres lassen auffschreiben /
welche dise wunder geburt deß Jmmanuel, der da ist Gott mit uns / bezeichnen und begleitet
haben. Alß daß eben zur selbigen zeit Augustus also von deß reichs vermehrung genant /
welcher friden und wolstand und reichthum under seine Römer gebracht / zu Rom Herr ware /
der auch eben dazumal ein allgemeine landschazung über alles Römische gebiet ergeben
liesse / und darmit alß ein diener der Göttlichen fürsehung die Mutter deß Messiae an den
bestimten ort seiner geburtsstatt gleichsam citirt und beruffen hat.
(Warum die schazung von Luca die erste genent.) Dise
schazung wird die erste genant / theils wegen deß damaligen Landpflegers / theils wegen
ihrer form / weis und manier in deren sie verrichtet worden. Es ware ein allgemeine
schazung / über alle menschen und deroselben hab und gut / und hiemit etwas sonderbars /
deßgleichen nicht bald beschehen. Eyrenius oder Ouirinius machte den anfang solcher
außschreibung und landschazung / welche nachgehends Sentius Saturninus gar vollzogen hatte
/ deren diser ordinarj Landpfleger ware / jener aber mit einem extra-ordinari befehl von
dem Käiser Augusto in Syriam abgefertiget wor [141] den
(Scaliger. Casaub.) / diser schazung halber / darum ihme
alß einer Oberkeit / so lang er zugegen ware / für Saturnino der stab zu stunde.
(Johan̅es Täüffer.) Alles aber gienge also
zu daß vorhin ehe der Herr gebohren / wie es sich gebührte / der diener und wegbereiter
solte vorher gehen laut den alten Weissagungen Esaj. XL. v. l. Mal. III. & IV. war
der Engel Gabriel gesandt zu Priester Zacharia / die empfengnus Johannis in der alten
Elisabethen leibe / so bis dato unfruchtbar / anzukünden / worüber Zacharias seines
unglauben halben eine zeit lang stumm verbliben / bis daß Gott sein werk verrichtet / und
das kind gebohren ware / namlich Johan̅es der Täüffer der wunderman̅ und gewaltige bußprediger / welcher ohn ansehen der persohn gestraafft /
gleich einem anderen Elia / wie an disem ort in disem buch / bej der persohn Enochs
angeregt worden. Er gebrauchte nahrung und kleidung / nach der damaligen landsart / bej
den gemeinen armen leuten bräüchig / und hielte sich auff in der wusten / das ist / an
einem solchen ort / welcher bergicht / rauch einsam und mit wälden umgeben. Dahin aber
stetig eine gewaltige anzahl volks sich begeben. Er lehrete mit gewaltigem ansehen / und
thate die Menschen von sünden abmahnen zu allem guten antreiben / und das der Messias vor
handen an den man müsse glaube̅ und buß thun sich selb sten verleügnen und
sich vor Gottes gnadenthron demütigen / offentlich verkünden / bis er zulezt von Herode
Antipa dem blutschänder / welcher seinem Bruder Philippo seine unkeüsche Herodiadem und
Tochter auch also genant / entführet / um eines leichtfertigen Weibes und danzes willen
enthauptet worden.
Eben diser Engel Gabriel / ward auch von Gott gesand in die Statt Nazaret zu einer
Jungfrauen / namens Maria vom hause Davids / die nun verlobt ware ei [142] nem Mann namens Joseph / um diser
Heiligen und von Gott über alle Weiber hochbegnadeten Jungfrauen anzukünden / ihre
schwängerung vom H. Geist und die geburt deß Messiae und Heilands der welt auß ihren / und
daß sie wurde sein eine Mutter dessen der unser aller Herr und Vatter ist / deß
Allmächtigen Sohns Gottes selbsten. Dise alß sie sich mit ihrer verwandt in der Elisabeten
über solchem geheimnuß ersprachet / in ihrem glauben gestärket / wurde sie nach Betlehem
durch deß Augusti gegebot gefürt / daselbst gebahr sie ihren ersten Sohn / und nach disem
keinen mehr. Dise hohe geburt aber geschahe zu nacht und in eine̅ stall / zu
seiner sondern bedeütung um der armen gefallenen menschen wille̅: worüber
sich Him̅el und Erden bewegt / die Engel ganz geschäfftig / absönderlich und
in gemein sich erzeigt / bald bej Maria / bald bej Joseph / bald bej den Armen
Betlehemetischen hirten / (Wer die weisen auß Morgenland
gewesen.) bald bej den weisen auß Morgenland / welche Gott alß erfahrne Sternseher
durch ein neües in die lufft geseztes gestirn / zu den wiegen seines sohns / mit erwekung
in̅erliches liechts durch den H. Geist beruffen. Ob es drej oder mehr
gewesen / und wie sie geheissen / vilweniger daß sie Könige waren / zeigt die H. Schrifft
nit / sonder der H. Evangelist sagt in gemein / da kamen die weisen auß Morgenland.
(Warum die H. Evangelisten nichts von den zeiten der kindheit
und jugend deß H. Christi vermelden.) Es melden zwar nichts oder gar wenig die H.
Evangelisten / von den zeiten der zarten kindheit und jugend deß Herren Christi / aussert
dem das sie anzeigen / wie er am 8. tag nach seiner geburt beschnitten / nach gewohnheit
alß ein erstgebohrner dem Herren im Tempel dargestelt ware und zugenommen an alter / gnade
und Geist bej Gott und den Menschen: seje auch seinen Elteren gehorsam gewesen / und habe
im 12. jahr seines alters beweißthum seiner allwissenheit / daß er mehr dann ein blosser
Mensch / von [143] sich gegeben / mit den
Doctoren und lehrern zu dero verwunderung disputiert / gefragt / geantwortet / bis daß er
um das 30. jahr seines alters offentlich bej seiner tauffe am Jordan / da zugleich Gott
der Vatter und der H. Geist / sich haben hören und sehen lassen / zu seinem mittler amt
zwischen Gott und den Menschen / eingeweihet worden. Da dann die H. Evangelisten
geflissenlich verzeich ???et alles was dient zur stärkung unsers Glaubens / was nuzlich /
nohtwendig zubeschreiben ware / und die jenigen zeiten / welche Ehristus zu unserem besten
/ nuzen / und unser heil zu erwürken / angewendt j da sie uns Jesum Christum weisen
entweders auff der Canzel / alß in seinem Prophetischen amt / oder an dem Creüz / alß in
seinem hohenpriesterlichen amt / oder auff dem thron seiner Majestet und herrlichkeit /
und also in seinem Königlichen amt / von wannen er auch / laut seiner gethanen verheissung
/ den H. Geist / den tröster und treüen bejstand / an dem Pfingsttag sichtbarlich auff die
jünger und Apostel auß gegossen / und sie zu vollkom̅enen und allgemeinen
lehreren der welt gemacht.
Dises ware nohtwendig zu wüssen / was Christi Persohn / lehr / lebn / tod / aufferstehung
und Himmelfahrt betrifft / und solches alles mit ganz göttlichen und erstaunenden
wunderwerken seje begleitet und bestätiget worden. Das übrige aber was da nur zur
abspeisung fürwizes gereicht / haben die Heiligen Seribenten außgelassen.
(Herodis tod.) Wir kommen aber wider zu Herode und auff
die Römische geschichten. Nach deme nun also Herodes tyrannisiert / und seine verfluchte
blutdurstigkeit an so vilen unschuldigen. Bethlehemitischen (Be???ehemitischer Kindermord.) Kindern / die er hinrichten liesse / erfült /
haben ihn die gerichte Gottes auch ergriffen / also daß er mit unleidenlichem schmerzen in
grossem gestank sein leben / gleich anderen Tyrannen / enden müß [144] te durch ungewohnte / unnatürliche und
besondere krankheiten und zustand hingerafft / da er sich auß ungedult etwan wolte leiblos
machen. Zulezt hat der bluthund noch eine grausame that wollen vollbringen / dann er
liesse die fürnemsten vom Adel und grosses ansehens under den Juden zu sich nach Jericho
kommen / hefahle hiemit den seinen / so bald er tod / solle selbige unschuldige alle
hinrichten / mit disem fürwand / er wüsse wol das sonsten die Juden bej seiner
leichbegängnuß nicht trauren wurden / wo nicht deßgleichen anlaß darbej seje. Die seinen
aber waren dis orts frömmer / und thaten nicht nach Herodis befehl / sonder liessen jene
loß und im friden hinscheiden.
Inwehrend seiner tödtlichen krankheit / alß ein falsches gerücht seines tods erschallen /
wurden etliche dapfere Juden und Jüngling rähtig / den Guldenen Adler / ob deß Tempels
porten / von Herode hingesezet / herab zuwerffen und in stuken zerbrechen. Dises geschahe
/ und da es Herodi angezeigt war / liesse er die thäter für sich bringen / welche Gottes
gesaz und die frejheit fürgewandt / und daß sie bereit sejen für dise Heldenthaat den tod
gern zuleiden. Worauff Herodes sich lassen in der sänfften für das Volk und desselben
häüpter tragen / wendet für seine verdienst angewendte unkosten in erbauung deß Tempels
und anders. Darum jene / auß forcht zweifels frej mehr dann mit frejem willen / zum tode
verurtheilet und lebendig verbrandt worden sind. In derselben nacht ward eine
Monsfinsternuß.
(Antipater Herodis So???n komt um.) Uber dis ließ er auch
im gefängnuß seinen Sohn Antipatium hinrichten / der sich vergebens über solche zeitung
seines Vatters tods erfreüet / und mit einem seiner erledigung halben schon tractiren
wollen / welches aber Herodi verrahten worden.
(Augusti scherzred uber Herodis Tyranne???.) Alß dem
Keiser Augusto / von Herodis procedere wider seine Söhn und anders für kommen / sagte er:
Es were besser Herodis schwein alß kind sein.
(Macrob. Herodis Testament.) Auff dises nun alles hin /
wurde das Testament Herodis wider geänderet / darbej es auch der Käiser Augustus
verbleiben lassen / und wurde das ganze Königreich / welches Herodes behrrschete / im
nammen der Römeren in vier Fürstenthum ge???heilt / die zwej besten und reichesten waren
zugestelt Archelao / (welcher aber bald hernach diser ehren entsezet / und nach Wien in
Frankreich in elend [145] verwisen worden) das
dritte theil Philippo / daß 4. Antipae / wie es auch die H. Evangelisten vermelden. Es hat
auch Herodes dem Käiser Augusto 1000. Talenta übermacht / die er aber nicht annemmen
wollen / sonder under Herodis kinder außgetheilt.
(Das kind Jesus komt wider auß Egyptenland.) Nach dises
elenden Menschen tod / kame auß anmahnen deß Engels das kind Jesus und seine Elteren wider
auß Egyptenland / dahin sie geflohen waren / in die Statt Nazareth und wohneten daselbst.
Dann es müßte die Schrifft erfüllet sein: Auß Egypten hab ich meinen Sohn beruffen.
(Juden wollen Herodis schaz verwahren / und verliern den ihren
im Tempel.) Auch hat sich dises auff Herodis tod begeben / daß da Sabinus der
Römische Feldoberste mit seinem Volk in die Statt Jerusalem kommen / um Herodis schaz und
pallast zu plünderen / die Juden aber deren vil 1000. eben auff das damalige Pfingstfest
zu Jerusalem waren / solches wolten verwehren / inndessen Sabinus und die seinen auß einem
festen thurn der Juden unordnung ersahen fielen sie alß versuchte Soldaten auß in guter
ordnung / trenneten die Jude̅ / erschlugen etlich tausend und machten eine
blutige Pfingsten. Darauff begaben sich die Römer in den Tempel / namen vil talenta daraus
und raubten was sie könten. Quintilius Varus alß ordenlicher landpfleger damals in Syrien
/ und der es vorhin Sabino nicht gestatten wollen disen anschlag zu vollbringen / alß er
erfuhr Sabini und der Römer gefahr / ruket er mit seinem Volk für die Statt Jerusalem /
wurde alsobald eingelassen / da sich die Juden vergeblich understunden zu entschuldigen /
sonder es müßten um dises auffstands willen vil tausend Juden an das creuz genaglet sein.
(Varus von den Teüt???cher erschlagen.) Und dises ware der
Varus, der samt seinem Kriegsheer / alß er auß Syrien wider gen Rom kommen / und von
dannen zu einem auffseher der landen und leüten / so die Römer auch in Teütschland
disseits deß Rheins hatten / in Teütschland gesant worden. Diser (Herman den Teutschen Obrister.) Varus traffe nicht leüt an / wie vorhin in Orient
und Morgenland / sonder geübtere Soldaten welche eben so begirig ihre frejheit recht
beschüzen / alß die Römer selbige zu überwinden waren. Wie dann die Teütschen under ihrem
Obersten Herman / der vil kriegslift anschlag den Römeren / alß er bej ihnen eine zeit
lang sich auff gehalten / abgelehrnt / den Varum und sein Volk in einem und dem anderen
treffen also überwunden / daß Varus und andere Offi [146] eierer
(Florus. Sveton. Vell. und Dion.) auß verzweiflung sich
selbsten leib los gemacht / denen vil andere knecht elendiglich gefolgt / also das vil
legionen von den Teütschen ruinirt und geschlagen worden. Alß nun dises Augusto angezeigt
ward ist er mächtig darüber bestürzt und fast halb rasend worden / und geruffen / Vare,
Vare redde legiones, Vare gib mir meine scharen Römischer Soldaten wider.
(Augustus stirbt) Endlich traffe der rejen zu sterbe̅ auch Augustum den berühmten und mächtigen Käiser / alß er über 70. jahr alt
und mehr alß 40. jahr das einzige Regiment zu Rom geführt. Er ist aber gestorben in der
Statt Nola, wohiner seinen Tiberium begleitet. Man vermeint es seje ihm mit gifft vergeben
worden seinem eignen Weib der Livia / weil sie sorg truge / der Agrippa, welchen Augustus
wider begnadigen und zu sich nach Rom forderen wolte / möchte ihrem Sohn Tiberio den stein
stossen. Wie dann dises Weib den tod Augusti so lang verhälet / bis Tiberius wider
angelangt. Der törper ward nach Rom geführt / mit sonderlichem gepräng wesen begleitet /
und nach Heidnischer weis zu aschen verbrandt / die aschen under einem prächtigen grabmal
begraben worden. Etliche halten daß es das 14. andere das 15. jahr nach Christi geburt
gewesen seje.
(Partische reich.) In der Parther reich gieng es
wunderlich her. Phraataces hat seinen vatter Phraatem den König der Parther umgebracht /
und das auß anstifftung seiner Mutter Thermusae, welche Augustus Phraati verehret hatte
mit vilen anderen geschenken. Bald bakam diser Phraataces auch seine̅ lohn
und gewaltigen tod. An dessen statt die andere söhne Phraatis / alß Herodes und Vonones /
je einer nach dem anderen zu Cron beruffen und bald darauff hingerichtet worden / weilen
sie eben wie der Vatter tyrannisch gemuhtet waren. Zu lezt behiel Artabanus das Königreich
der Meden und Parther.
(Berühmte leut under den Heiden.) Zur selbigen zeit waren
berümt under den Heiden und zu Rom / die gelehrten Historici, Poeten / Medici und Juristen
/ als Ovidius Titus Livius, Massurius Sabinus, Scribonius Largius, Strabo, Valerius
Maximus, Velleius Paterculus, Pomponius Mela, Columella und dergleichen.
(Claudius Tiberius) An Augusti statt kame Claudius
Tiberius / ein Sohn Claudii Tiberii Neronis. Diser Tiberius fieng straks an blut
zuvergies [147] sen / (Käiser zu Rom) liesse dem Agrippam / von Julia Augusti Tochter
gebohren / hinrichten / dann er sich für ihm wegen deß Regiments besorgte. Auch ließ er
einen töden / welcher bej einer Leichbegängnus herzugeloffen / als wolte er dem
Todtencörper etwas in das ohr sagen. Tiberius erfordert disen / fragt ihn / was er bej dem
Todten gemacht habe. Diser antwortet / er hätte dem Todten anbefohlen / daß er Augusto
anzei gete / se in gemachtes Testament seie noch nicht vollzogen / vermeinend man solte
Gelt under das Volk austheilen / wie er Augustus verordnet hatte. Tiberius ware zwar ohne
diß willens solches anzustellen / befahl aber disen umbzubringen / mit den worten / er
solle nun hingehen / und es selbsten Augusto anzeigen. Auch hat Tiberius etliche
Heidnische Pfaffen kreuzigen lassen / weiln sie umb (Decius
Mundus.) gelis willen Paulinam / dem Römischen Edelknaben Decio Mundo zu schäden
mit list übergeben haben / als thäte es der Abgott Anubis selbsten / darum̅
auch der Tempel zerstöret worden / und Decius mußte landflüchtig sejn.
(Römische Land pfleger in Syrien.) Bej solchen Geschichten
/ als vorhin Annius Rufus und Valerius Gratus Landpfleger in Syrien waren / welcher
leztere geizig und ungütig ware gegen die Hohenpriester / die er ab und einse zete / nach
belieben / gleich wie er auch Caipham zu diser Würde gebracht / der mit seinem Schwäher
Hannas auf gutheissen deß Landpflegers dise stell ein Jahr um̅ das andere
versahe / kame endlich Pontius Pilatus.
(Pontius Pilatus.) Diser Pilatus hat anfenglich
blutvergiessen zuverhüten / den Juden aus den angen geschafft die Römische Wapen und
Bilder. (Jahr nach Christi Geburt 29) Nachgehends wolte er
eine Brunnquell von etlichen stunden weit in die Statt leiten / griffe darum̅ ihren geistlichen Schaz / und liesse die Juden die sich widersezten abprüglen. Die
Samariter hat (30.) er auch under dem schein einer auffruhr
erschlagen.
(Christus getaufft fangt an zu lehren offent ???ich.)
Um̅ diese zeit ward Jesus Christus getaufft / fieng an anch seinem 40.
tägigen und nächtlichen Wunderfasten / da er sich der ganzen streitenden Kirchen zum
besten trost und underricht vom leidigen Teufel lassen versuchen / in dem Jüdischen Land
herum zuwandern / als ein Prophet mächtig von Thaten und Worten / thate den Leuthen guts /
und errettete die so vom leidigen Teufel überwaltiget waren / wie die Schrifft sagt.
|| [148]
(Von Jesu Ebrist???ber Welt He???land Tod / Aufferstehung / und
Hime???fart) Nach dem nun diser versprochne und zu solcher gnadenreicher zeit
geleistete Messias und Heiland / als wahrer Mensch / neben dem das er wahrer Gott ist / im
Jüdischen Land fast in die 4. Jahr mit lehren und wunderthun zugebracht / den willen deß
himmlischen Vatters erfüllt / kame die zeit herbej / das er ein Opfer solte werden für die
Sünden der Ausserwehlten / und leiden an Seel und Leib wie die verdamten in Ewigkeit in
der Höllen leiden an Seel und Leib wie die verdamten in Ewigkeit in der Höllen leiden und
ausstehen werden / nicht zwar an der zeit / dann er mußte Jhme und andern helffen / aber
was den Valor, Krafft und Gültigkeit solches leidens belangt / sintemaln auf Jhme gleich
einem Bürgern und Bezahlern lage der last der sünden aller auserwehlten / die seelig
werden / wie dan̅ sein blutiger schweis / so jhme der Seelenangst ausgepreßt
/ und die kläglichen erstaunenden wort: Mein Gott / Mein Gott warum hastu mich verlassen!
mit sich bringen: Da hat sich dises Lamb Gottes / welches hinnimbt die Sünden der Welt /
frejwillig lassen bejfahen / von einem Richter / ja von einem Gericht zum andern schleppen
/ ist auch endlichen umb das 35. Jahr seines Alters an des Kreuzes stammen gestorben / und
der Aller glorwürdigste Tod des Fürsten des lebens durch erstaunende wunder zeichen in
aller Welt kundbar worden.
Gleich wie aber diß alles beschehen nach der Schrifft / also ist diser Herr eben nach der
Schrifft am dritten Tag von den Todten wider aufferstanden / seinen Jüngern und vilen
Gläubigen erschienen / und endlich auf dem Oelberg als ein gewaltiger Sigesfürst und
Triumphator über Sünd / Tod / Teufel / Höll und Welt / durch eine glämzemde Wolken / in
zusehung seiner Jüngern und Gegenwart seiner Dienern der H. Englen / jn die Höhe
auffgenommen / und zur rechten hand deß himmlischen Vatters gesezet worden.
Von dato an hat er sich nicht mehr sehen lassen / als von Stephano bej seinem Martertod /
und von Paulo bej seiner bekehrung. Er wird aber widerkommen als ein allgemeiner Richter
der Tod [149] ten und Lebendigen / und
nach etlicher Meinung eben daselbst in der Gegend über Jerusalem am Jüngsten Tag
erscheinen / alle Menschen für seinen Richterstul fordern / und dann werden Jhn sehen
aller augen / auch die in jhn gestochen haben.
(Joseph der Jüdische Geschicht schreiber meldet auch vo̅ Christo) Joseph der Jüdische Geschichtschreiber gedenkt deß Herren
Christi auch / und sagt under anderm dises: So es sich gezieme / daß man Jhn einen Man
oder Menschen nenne. Ob gleich wol etlich der meinung / die ersten Christen haben solche
wort in die Historien Josephi einverleibt / so hat doch Egefippus diese als Josephi wort
angenommen / wann er meldet / es seje Josephus so hartnekig gewesen / daß er auch seinen
eignen Worten nicht geglaubt habe.
(Euseb. lib. z. c. 2.) Es solle auch Pontius Pilatus den
ganzen verlauff der Histori von Christo dem Keiser Tiberio überschikt haben / worüber
Tiberius Christum offentlich für einen GOtt hat wollen ausruffen lassen / wo nicht der
Römische Raht hätte obstatt gehalten. Und aber Christus der Herr bleibt dennoch der
Hochgelobte Gott über alles in ewigkeit.
Wir wollen aber aus Egesippo p 116. diesen Brieff Pilati und das Urtheil über Josephi
Wort von Christo hieher sezen:
(Pilati Brieff an den Käiser Claudium von Christo.)
???Ontius Pilatus wünschet Claudio Glük und Heil: Es hat sich neulich begeben / welches
ich auch selbs bewilliget / daß die Juden auß neid sich und ihre nachkom̅en
mit grausamer verdamnus gestraaffet. Dann nach dem ihre vätter eine verheissung hatten /
daß ihnen ihr Gott seinen Heiligen vom Himmel senden wolt / der da billich ihr König
genennet wurde / und versprochen daß er disen durch eine Jungfrau senden wolt. Als nun der
Hebreer Gott disen / da ich Landpfleger bin / in Judeam gesendet / und sie gesehen / daß
er die blinden sehend gemacht / die aussezigen gereiniget / die gichtbrüchigen gesund /
die teufel auß den menschen vertriben / ja auch die todten aufferweket / den winden
gebotten / mit trockenen füssen auff deß Meeres wällen gewandlet und vil andere ding
gethan / da alles Jüdische volk ihn Gottes sohn nenneten / haben die obersten der Juden
einen neid wider ihn gefasset und ihn gefangen / und mir überantwortet und eins übers
ander von ihm erlogen und zu mir gesagt / gaben für er were ein zeuberer / und thäte wider
ihr gesez. Ich aber hab geglaubt es were also / hab ihn gegeislet / und ihrem willen über
geben. Sie aber haben ihn gecreu ziget und sein grab mit wächteren gehütet. Da aber meine
kriegsknecht die wacht hielten / ist er am drit [150] ten kag wider aufferstanden. Aber die Juden waren dermassen für boßheit
entbrant / daß sie den Hüteren gelt gaben und sprachen: Sprecht seine jünger haben seinen
leichnam genommen. Aber dasie das gelt empfangen hatte̅ haben sie es nicht
können verschweigen was geschehen war. Deun sie haben bezeuget / daß sie ihn gesehen
hetten aufferstanden / und daß sie von den Juden gelt empfangen. Das hab ich darum
angezoge̅ daß nicht jemand anders liege und der Juden lügen glauben gebe.
Die meineidigen zeugen selbs von ihm / wie es Josephus der geschichtschreiber meldet /
daß zu derselbigen zeit gewesen sej / ein weiser man̅ (so sichs anders
gebüret / spricht er / ihn einen mann zu nennen) ein schöpfer wunder barlicher werk / der
seinen jüngeren über 3 tag nach seinem tod lebendig / laut der Propheten schrifft
erschinen / die beide dises und andere unzehliche ding voller wunderwerks von ihm
geweissaget. Von welchem die versamlung der Christen angefangen / und in allerlej
geschlecht der menschen kommen. Ist auch kein volk deß Römischen reichs übrig / daß nicht
an seinem Gottesdienst theil hette. Wann die Juden uns nicht glauben wollen / so mögen sie
nur den ihren glauben: Das hat Josephus gesagt / den sie gar hoch halten. Vnd zwar daß er
die wahrheit geredt / von wegen der wahr hafftigen geschicht / dieweil ers für ein
unbilliche that hielt mit der unwahrheit umgehen und selbs nicht geglaubt von wege̅ seines her zens hartigkeit und halsstarrigen meineids: Hat er doch in dem
der wahrheit nichts fürgeschriben oder entnommen / sintemal er nicht geglaubt sondern das
zeugnuß deß kräfftiger gemacht / dieweil auch der ungläübige und der es mit unwillen
gethan / nicht verleugnet hat. Darinn deß herren Christi Jesu ewige gewalt erscheinet /
das ihn auch die obersten der synagog / den sie doch zum tod begriffen / einen Gott
bekanten. Vnd fürwahr er hat wie Gott ohne annemung der persohn oder einige forcht deß
todes geredt / auch die verhergung deß tempels verkündiget: Aber es hat sie nicht die
unbillichkeit deß Tempels beweget / sondern dieweil von ihm in ihren lasteren und
Gotteslästerung gestraafft wurden. Daher ist der zorn / daß sie ihn tödeten / der von
ewigkeit her gewesen. Dann da andere durch gebett erlanget haben zu thun / was sie gethan
haben / diser hat es in seiner macht daß er alles / was er nur wolte geschehen haben /
erlangete. So ward nun am achten tag deß Herpstmonats die statt verbrandt / die ganze zeit
über / so lang die belägerung gewäret / sind zehen mal hunder tausend umkommen oder elff
mal hundert / wie der mehr theil sagen. Welche zwar alle Juden gewesen aber nicht alle auß
demselben lande oder gegend / dann sie waren allenthalben her dahin auff das Osterfest
kommen / siben und neunzig tausend sind gefangen weggeführt. Zu dem / waren die gefangene
von wegen der grossen menge so wolfeil daß ihrer dreissig von den Römeren um einen pfen̅ing offentlich verkaufft wurden. Als aber belägerung verrichtet / hieß der
Käiser Titus / statt und tempel auff den boden schleppen / auff daß das wort deß herren
Jesu erfült wurde / der es zuvor verkündiget. Wahrlich ich sage es wird nicht ein stein
auff dem anderen gelassen werden / der nicht zerbrochen werd. Vnd zwar ein solch end hat
die belägerung Jerusalem genom̅en.
|| [151]
(Tiberius stirbt.) Käiser Tiberius / nach dem er vil
grausamkeiten verübt / wurde auch durch den zeitlichen Tod abgefordert / und zwarn / weiln
etliche (Jahr nach Christi geburt 38.) seinen Tod nicht
erwarten konnten / liessen sie den Alten (wie sie redten) vollends mit gewalt töden /
welches thate der Hauptman Macron / der dem folgenden Käiser Cajo Caligula gönstig ware.
Mit disem Cajo Caligula reisete auf eine zeit Agrippa / Aristobuli Sohn / thate den
wunsch / daß er möchte von herzen sehen Cajum auf dem Thron / und den alten (Agrippa und wie wunderlich es jhme ergan. gen.) Tiberium tod.
Der knecht so neben der Kutschen hinlieff / hörete solche Reden / brachte sie für Tiberium
/ also bald müßte Agrippa als ein Gefangner nach Rom daselbst neben andern gefangenen dem
Kerker zugeführt worden. Als sie aber ein wenig bej dem Käiserlichen Hof müßten
stillhalten / und Agrippa under einem Baum stunde / da sazte sich ein Eul auf den Baum.
Ein ander gefangner / ein Teutscher fragte / wer Agrippa im Purpur seje / gieng hinzu /
und zeigt ihm an / er solle guts mehts sejn / ein Reich und grosse Herrschafft warte auf
ihn nach disen banden. Aber so bald er den Vogel noch einmal sehen werde / solle er nur
gedenken / daß der fünffte tag hernach / sein lezter seje. Was geschihet? Callgula / nach
Tiberii tod / zum Käiser erwehlet / laßt alsobald disen Agrippam ledig / verehrt jhm ein
gulden Ketten gleiches gewichts mit der eisernen / die er antruge / sezte jhm auch die
guldin Cron aufs haupt / und macht ihn zum König über zwej Fürstenthum̅ /
die vorhin Herodis Söhne beherrscheten. Dise guldene Ketten ließ Agrippa in dem Tempel
auffhenken / zum angedenken.
(Agrippa tödet die Apostel und stirbt.) Diser Agrippa
liesse den Apostel Jakobum enthaupten / Petrum ins gefängnus werffen / welcher aber vom
Engel erlöset wurde / indessen liesse Agrippa die Soldaten und Wächter für Petrum töden.
Bald hernach ließ ihm diser elende mensch Göttliche Ehr anthun / sasse in einem von
Edelgesteinen glänzenden Silberstuk auf dem Thron / und wurde ohngefehr widerum̅ der Eulen gewahr / erschrake sehr / ließ sich heimtragen / und mit schmerzen
und gestank gab er nach 5. tagen den geist auf / sagende zu den schmeichlern / sehet was
ich für ein Gott bin / der ich sterben muß.
(Caligula ein Tyran und wie er um̅bkommen.)
C. Caligula / nicht vil über 20. Jahr alt / Germanici und Agrippinae Sohn / von Tiberio
adoptirt, wie er auch deß Tiberii Enkel den jüngern Tiberium an Sohnsstatt angenommen /
hatte an [152] fänglich
(Sueton. Oros. l. 7. c. 3.) im Regiment gute hoffnung von
sich schöpfen lassen / bald aber schlug er um̅ / und wurd zu einem ganzen
Wunderthier / ein greulicher Bluthund / Blutschänder und allen lastern ergeben / die (Dion. l. 59. Josephus. l. 18. c. 9. & seq.) Leuth
ließ erumbringen nach belieben / oder den Wilden Thieren im Kampf fürwerffen. Er solle
gewünscht / haben / daß alles Römische Volk nur ein Hals hätte. Auch ware er darbej
verschwendig / verthate unnüzer weis die gesam̅lete Schäze. Wolte darbej als
ein Abgot verehret sejn / forderte den Jovem mit jhme zustreiten / sazte seines Kopfs
Bildnus an statt des abgeschlagenen Kopfs vom bilde Jovis. Dieser Hochmuth machte ihn gar
zum Thoren / wie er dann auf ein zeit in Frankreich bej dem Meer sein Kriegsheer in
Schlachtordnung gestellt / zulezt befahle er Meerschneken und Muscheln aufflesen / theilte
darüb er grosse verehrungen under die Soldaten / alß wann sondere Beuthen erobert worden.
Hernach ist dieser Tyrann / sam̅t seinem Weib der Käiserin und seiner
Tochter / von Sabino / Cassio Chaerea, Minutiano, Julio Lupo zu tod geschlagen worden.
Dise aber alle haben widerum müssen herhalten aus befehl Claudii / welcher Caligulae im
Regiment gefolget.
(Claudius Tiberius Käiser zu Rom) Claudius Tiberius / deß
Caligulae Vatters Bruder / regierte bescheidenlicher / war auch desto Verliebter. Er
schaffte viel mißbräuch und unordnungen zu Rom ab / bis er verführet von seinem Ehweib
Messalina / daß aller schand und lastern ein muster gewesen / (Jahr nach Christi geburt 43.) auch hat ihn zu vilem Blutver giessen verleitet
Narcissus / einer von seinen Leibeignen. Dise Messalina thate greuliche unkeusche Thaten /
bis sie es zu lezt also grob gemacht / daß es Claudium umb ihres Buhlen Caij Silij willen
auch gelten solte / und aber dem (Messalina.) Käiser
angezeigt worden / darüber sie zwahren sterben müssen / und aber wegen verübter Unthaten
den verdienten Lohn nicht empfangen.
(Agrippina.) Hierauf heurathet Claudius seines Bruders
Tochter Agrippinam / die war Neronis Muter / und ein regiersüchtig weib und blutgirig. Sie
erforderte wider nach Rom den Senecam / und (Woher die statt
Cölln den Namen habe.) machte ihn zum Praeceptor über Neronem. Sie schikte auch
viel Volks und Römische in das Orth an den Rhein und Statt / so heut zu Tag Cölln genennet
wird / ließ die selbe herrlich machen und erweitern / weil sie daselbst gebohren / daher
selbige Statt noch heut zu Tag heisset Colonia Agrippina.
|| [153]
(Claudli tod.) Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen /
wegen ihres sohns Neronis / liesse Claudium mit hilff einer Unholden / und deß
Käiserlichen Schenken Haloti / durch gifft in einer speise vermischt / hin richten / als
er bejden warmen Bädern sich auffgehalten / und mußte Xenophon ein Medicus / ihme gar
durch ein vergifftes Instrument / darmit er ihm in den hals gelanget / den Rest geben.
(Appion. Plin. Gell.) Wir müssen aber eines allhier nicht
vergessen / so sich under disem Käiser Claudio begeben / der dem Römischen Volk vil
kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro
dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren / einem
Römischen Landvogt (Androcles mit dem löwen.) in der
Barbarej so übel gehalten / daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte / darum̅ entflohe er / wol wüssend / so man ihn wider erdappte / was jhme darauff
stunde / begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle
sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort / derselbe zeigete mit gebrühl
seinen Fuß / in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus /
schaffte dem Löuen Ruh / so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die
Höhle / ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der
Höhle fort / wird erkannt / gefänglich angenommen / und nach damahliger straff / solchen
flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten /
geführet. Was geschiehet? eben diser Löu / den Androcles curiert / solte ihn fressen /
oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusam̅en kahmen / kannte ihn der
Löu / beschlekete Androclem / und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm.
Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich / und als Androcles die ganze Geschicht
erzehlet / führete er den Löuen mit sich herum̅ hin und her / und sam̅lete dabej ein grosses Gut.
(Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in
Neron.) Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget / da er kaum
17. Jahr alt / eine ganze Bestien / und fast im fleisch geoffenbarter Teufel / welchem
keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher
seiner Muter geprophecejet hat / Ihr Kind / daß sie truge / wurde zwar Käiser werden /
aber darbej seine Muter umbbringen / worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den
Sentenz fällend / gean [154] antwortet /
Er mag mich töden / wo er nur Käiser wird. Dieser Nero solle selbsten bekannt haben / daß
von jhme und seiner Muter (Neronis verzweifelte reden) der
Agrippina nichts dann verfluchtes / und dem gemeinen Wesen schädliches könne herkommen.
Vil Menschen liesse er hinrichten / verstiesse seine Weiber / name andere nach belieben /
und endlich wolte er mit list diese seiner muter zu Wasser und Land lassen hinrichten / da
es aber nicht recht abstatten gehen wolte / mußte es mit gewalt geschehen. Da dann diß
(Nero ein Mutermörder.) elende weib den außgesandten
Mördern den bauch dargehalten am ersten / als welcher eine solche verfluchte Geburt
getragen. Nero solle den Leichnam seiner Muter fleißig beschauet / theils gelobt theils
gescholten haben / darbei spottsweise getrunken und den leib öffnen lassen / um̅ zu sehen wo er gelegen.
(Seneca getödt) Annaeum Senecam seinen Lehrmeister ließ
er auch hinrichten / durch einen von jhme selbst erwöhlten Tod und öffnung der Adern.
Deßgleichen müßten auch seine Weiber Octavia / Poppea und Sta tilia Messalina das leben
einbüssen.
(Nero und V???logeses kothen einander in die Haar.) Es
führete auch Nero krieg mit den Partern wegen deß reichs Armenien / welches Vologeses der
Parther König seinem Bruder Teridati übergeben hatte. Vologeses wolte zwar anfänglich den
friden dem krieg vorziehen / aber vergebens. Nero liesse den alten erfahrnen Feldobersten
Corbulonem abforderen und schikte Paetum dargegen / welcher von den Parthern ganz
überwunden und mit seinem Kriegsheer ruinirt worden. So bald aber Corbuloni im feld zu
Commandiren wider anbefohlen ware / müßte Vologeses ein ander lied singen / um friden
bitten.
(Neronis brand zu Rom.) Auff ein zeit ließ Nero in der
Statt feür einlegen und da es auffgangen war saß er in dem höchsten Gebäu der Statt Rom
Turris Maecenatis, genant / und schauet allda disen iäm̅erlichen Brand mit
Freüden und Froloken an. Ja er rühmete sich / er hätte offt gewünschet einin Brand zu
sehen / der sich mit dem Feüer zu Troja möchte vergleichen: Und nun hätte er einmal
etlicher massen sein begehren erlanget / in dem er die Statt Rom lichter lohe brennen
sehe. Unter deß sang er etliche Reimen und Lieder / so von brand und zerstörung der Statt
Troja gemacht waren.
Suetonius schreibt / daß die Statt Rom niemals so grossen schaden und verlurst feüers
halben gehabt habe / alß dißmal / sitemal [155] es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der
länge Cornelius Tacitus.
Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen / weiter fortgieng / als Nero
vermeinet / und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden
dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom / alß welche der brand am meisten
betraff / fehr ungedultig / und giengen darmit um / daß sie sich an Nerone widerum rächen
möchten.
Nero aber / das er ihren univillen von sich ablehnen / und dieser gefahr entgehen möchte
/ gab für / and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die
Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe
überreden könte / dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren /
und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto
besseren schein haben möchte / ließ er etliche Christen gefänglich einziehen / und mit
unmenschlicher Marter foltern und peinigen / daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen
wider sich selbst und andere Christen reden / und sich deß augezündeten Feüers schuldig
bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben
im 15. Buch seiner Historien stehen / und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das
gerücht gänzlich auffheben wolt / das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer
worden / und sich also / dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche
deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das
waren Christen / welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus / von
welchen sie den Namen haben / zur zeit Tiberij / vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget
worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet / nicht
allein im Jüdischen Land / da sie ihren anfang genommen / sondern auch in der Statt Rom /
dahin alles von anderen Orthen zukommen / und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun
erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten / und von denselben weiter angezeiget
worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten
gemartert / dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet / hat man
ihnen unzählich viel hohn und spott angethan [156] Sie in unvernünfftiger Thier haut gebunden / und den Hunden zufressen fürgeworffen /
oder sie an ein Kreüz geschlagen. Andere hat man auff einem Rost gebraten. Und wann der
Tag hin war / machte man Feüer und verbran̅te sie darinnen / also daß es die
ganze Nacht in der Statt von solchem Brennen liecht war. Darzu gab Nero dem Volk seine
Lustgarten / daß sie mit den Christen darm̅en ihre Kurzewil haben / und sie
daselbst hinrichten könnten. Auch richtet er den Römeren Schauspiel an mit rennen und
fahren / die man Circenses, vom Ring oder kräis / darinn sie gehalten werden / nennet /
und war selbst der Fuhrman / der die Pferde trieb / wann mann nach dem Kränzlein rannte.
Und wann die armen Christen gleich deß Tods werth gewesen wären / so hatten doch ihrer
viel Mitleiden mit ihnen / dieweil sie nicht für recht gestelt / und jhrer übelthat
überwiesen / auch nicht um gemeines nuzen willen / sondern allein eines einzigen Menschen
Blutdurstigkeit zusättigen / hingerichtet wurden.
Solche Tyrannej hat Nero an den Christen nicht allein zu Rom geübet / sondern auch ein
offentlich Mandat im ganzen Römischen Reich außgehen lassen / daß man alle Christen / wo
sie gefunden wurden / als Feind der Römischen Götter und Religion / und als Mordbrenner
verfolgen und hinrichten solte.
Darauff dann das greülichste Marteren der Christen / bäid zu Rom / und in den Provinzen /
mit gewalt angangen ist / also das viel Leüth zu Rom / wie Tacitus schreibet / Mitleiden
mit den armen Christen gehabt haben. Nero aber hat sich dardurch nicht allein nichts
erweichen folgen erdacht / und fürgenommen.
Die Historien bezeügen / daß die Apostel Petrus und Paulus in diser verfolgung sind
hingerichtet worden / wie dann zuvor gemeldet. Auch wird von den Seribenten / vieler
anderer fürtrefflicher und ansehenlicher Männer gedacht / welche auff mancherlej weise mit
unaußprechlicher Pein / Schmerzen und Marter getödet worden / in dteser verfolgung /
welche bej vier jahren gewehret / nem̅lich vom zehenden jahr der Regierung
deß ungeheüren und schendlichen Käjsers Neronis / biß zu seinem unseeligen End / nicht
allein in der Statt Rom sondern auch im ganzen Römischen Reich.
|| [157]
Ob nun wol dise verfolgung sich von einer so schändlichen und abscheülichen beschuldigung
verursachet hat: So soll doch derhalben niemand mit Gott disputiren, und ihn zu red sezen:
Warum er so einem schändlichen und Sodomitischen wunderthier ??? so eine grosse Macht und
gewalt gebe / wider so einen unzahlbaren hauffen frommer unschuldiger Christen zu wüten
und zu toben. Item warum̅ er zulasse / daß man die Christen seine lieben
Kinder also verbrenne / und als Mordbrenner hinrichte / da doch Nero / der viel mehr / ja
durchaus allein an diesem Mordbrand schuldig war / viel billicher von dem Römischen Volk
in Stuke hätte sollen zerrissen werden. Ja wann sich noch heütiges Tags dergleichen Fäll
zutragen: So soll sich ein jeder Christ under die gewaltige hand Gottes demüthigen / sein
Kreuz gedultig auff sich nem̅en / Gott darfür loben und preisen / und sich
fest an seinem wort halten. Welches wort Gottes / auch zur zeit Neronis das warhafftige
wort Gottes war / ob gleich die armen Christen dise verfolgungen leiden müssen. Da under
deß Nero mit seiner heidnischen Abgöttischen Religion das regiment führete / und die
Victori und oberhand eine zeitlang behielte.
(Neronis tod???) Dieser Nero hat auch vil gewaltige Römer
hinrichten lassen / ja sich under standen die Jugend selbst außzurotten. Daher man seiner
verdrüssig / und zwar erstlich die Pisconische faction, nachgehend s die Vindicanische /
die ihm den garaußgemacht / entstanden.
Nero war willens die Christliche Religion ganz zuvertilgen. Aber die Religion blieb / und
er müßte nach dem gerechten und wunderbarlichen gericht Gottes selbsten zuschanden werden
und zu scheiteren gehen. Dan̅ es sielen alle Provinzen und Landpfleger von
jhm ab: Seine Trabanten und Guardi verliessen jhn. Da er nun also verlassen war / und
keinen freünd auf der ganzen welt mehr hatte / verdammet jhn der Rath zu Rom noch dazu zu
einem sehr schändlichen Tod / als einen feind deß Vatterlands / der Statt Rom / und deß
ganzen Römischen Reichs. Als er nun derselben straff bej Mitternacht zuentfliehen willens
/ wurd er rings um̅her mit Bliz und Donnerschlägen umbringet / aber doch
nicht gerühret. [158] Dan̅ er nicht
werth war auff solche weis zusterben: Sondern mußte sein eigen Henker werden / und sich
mit seiner eignen hand / wie er dann auch gethan / hinrichten. Kurz vor seinem end sol er
gesagt haben / wie ich unflätig und schändtlich gelebt hab / so muß ich auch schändtlich
sterben Darnach hat er jhm mit hülff Spori seines unflätigen Bardaschen mit einem Dolch
selbst die Gurgel abgestochen. Vnd ist sein leztes wort gewesen / sich / welch ein treu?
Vnd solch Gericht Gottes ist über disen unseligen verfolger der Christlichen Religion
ergangen / wie dann die Römische Historien hiervon zeugen.
(Landpfleger in Syrien.) Alß nun underschidliche
Landpfleger in Syrien und Jud???a auff Pontium Pilatum kamen / welcher ins elend versisen
/ sich solle selbsten entweders ertränkt oder sonsten ums leben gebracht habe̅: alß da ware under andern Felix, Pontius Festus, Albinus, welche alle alß geltgirige
Römer die Juden geplaget / ists nach und nach zum ende mit der Statt Jerusalem / dem
Tempel und Volk darin / laut Jesu Christi andröwung / geloffen.
(Geschichten der Apostel.) Sonsten da mag auch hierbej
gesezt werden / daß under diesen Römischen Käiseren / Caligula, Claudio, Nerone das jenige
/ welches die geschichten der Apostlen vermelden / seje beschehen / welches alles in
Gottes wort selbsten kan gelesen werden.
(Galba Römischer Käiser. Jahr Christi LXVIII.) Nach dem
tode Neronis / erwehlten die Römischen Kriegsschaaren einen schon 70. jahrigen Edelmann
zum Käiser den Sergium Sulpitium Galbá, welchem schon vorh in Augustus solle geweissaget
haben / der oberste gewalt werde zu seiner zeit auch an ihne kommen. Diser Galba alß ein
verdrießlicher und karger greis / wurde bald zu Rom stinkend / desethalben von den
Soldaten zu tod und das Haupt dem cörper abgeschlagen / mit grossem spott in der statt
herum getragen worden / da er kaum 8. Monat regierte.
(Otho Römischer Käiser.) Indessen ware schon von den
Kriegsleüten zu der höchsten stell gewidmer Marcus Sylvius Otho. So bald er in das
regiment kommen / plaget ihn der Teüfel in der gestalt Galbae, weil er begirig auff dessen
tod ware. Alß aber anderwerts im Römischen reich von Soldaten Vitellius zum Käiser
außgeruffen ward / und es zu [159] einer und der
anderen schlacht kame / wolte Otho nit das viel bluts seinetwegen vergossen wurde / sonder
erstoch sich selbsten / und weil er verliebt bej den Soldaten / thaten etliche von
denselben es ihme nach.
(Aulus Vitellius.) Aulus Vitellius komt hierauff nach Rom
zum Käiserthum / laßt den dolchen / mit deme sich Galba erstochen / naher Cöln in den
Tempel Martis tragen / alle Sternseher und zeichendeüter bandisieren. Weilen aber
inzwischen Vespasianus von dem mehrerem theil deß Römischen Kriegsvolks hin und her ligend
/ zum Käiser proclamirt und außgeruffen worden / alß entstunde Vitellio nicht geringe
gefahr hiervon / wie er dann zu lezst auch umgebracht und sein leichnam in die Tiber
geworffen worden.
(Vespasianus. Jahr Christi LXXII.) Behielt also die
oberhand und den obersten gewalt zu Rom Flavius Vespasianus.
Nun wollen wir kurzlich erzellen auß Josepho die merkliche und grosse trübsahl / so sich
vor der erbärmlichen zerstörung und undergang der Statt Jerusalem zugetragen / und wie
jämerlich sich der ???reümel der verwüstung hernacher geender hat.
(Lezter Jüdische ??? und der statt / deß tempels und voits
undergang und zerstreuung.) Siben jahr vor der zerstörung der Statt Jerusalem
erschien ein blutrohter Comet: Das nächste jahr vor der zerstörung Jerusalem so fast das
ganze jahr jahr über ist ein Comet grad ob dem Tempel / in der gestalt eines seürigen
schwerts erschinen zum zeichen / das das Volk / das regiment und Statt durch feüer und
schwert solte verwüstet werden.
In den Osterlichen fejertagen welche den 8. April gehalten worden ist alle nacht nach
einander um die neünte stund der Tempel und sein Altar also von einem ltecht erglänzet /
daß jedermann vermeinte es were heller tag / welches eine halbe stund lang gewähret. Das
gemeine Volk hielte es für gut / die gelehrten abe??? haben nichts anders alß einen
bevorstehenden krieg verspühren können.
Eben an disem fest alß eine Ruh vor dem Altar stunde / solte geschlachtet werden / hat
sie mitten im Tempel ein lämlein entworffen.
Die inuer pfort oder thor im Tempel gegen auffgang der Sonnen / so von lauter Erz / und
dermassen schwer war daß sie allezeit von zwanzig män̅eren müßte auff und
zugethan werden / auch ohngeacht sie nut eisernen riglen sehr stark verschlossen gewesen /
ist [160] etliche nacht von ihr selbsten
eröffnet worden / also / daß sie hernacher von den wächteren schwerlich widerum kön̅en geschlossen werden.
So hat man auch den 29. Maj. nach vollendung diser Osterlichen fejertagen gewaaffnete
Kriegsheer an dem Himmel gesehen / welches sehr weit hin und wider im ganzen Jüdischen
Land zu sehen war: und lieff dis Kriegsheer auff die Statt Jerusalem und andere Stätte zu
/ welches gerad vor der Sonnen auffgang gesehen worden.
In der Pfingstnacht / alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet / hat
sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden
/ die da gesagt / wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und
seiner Heiligen Englen war / darmit sie den ort quittiert.
Eben damals hat ein armer Jüdischer Baursman / mit nammen Jesus / Ananiae Sohn /
offentlich an dem fest der lauberhütten seine wehklag über Jerusalem angefangen / und auff
den Mauren / wie auch in dem Tempel Jerusalem immer weh geschrjen: Item / er ruff auch
eine stimm von auffgang / eine stim̅ von nidergang / eine stimm von allen 4.
winden / eine stimm über Jerusalem und den Tempel / eine stim über Braut und Bräütigam /
eine stimm über das ganze volk. Solches geschrej trib er tag und nacht / ließ sich in
keinen weg auch nicht durch gewalt darvon abtreiben. Dis hat er angefangen 4. jahr vor der
belägerung / da es noch guter frid und ruh zu Jerusalem war und hat es getriben 73. jahr /
5. monath / bis der feind ihne auff der maur durch ein Pfeil erlegt.
Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags
zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind / und noch beherzt
zu kriegen gemacht / wegen der weissagung die sie gehabt / daß zur selben zeit einer
kommen werde auß ihren gränzen / welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande
über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht / daß sie nicht
allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben
dises auff Vespasianum gedeütet / wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in
ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren / sein reich durch die
ganze welt auß [161] gebreitet hat. Sind
also dise wunde rzeichen diser Prophecejung vorbotten gewesen / von welcher unser Heiland
und Seeligmacher Jesus Christus Math XXIV. geredt hat. Es wird alßdann eine grosse trübsal
sein die nie gewesen ist.
Folget die zerstörung an ihr selbsten.
Allhier sind alle dise Prophecejungen erfült! Dann alß Vespasianus, welcher damals von
Nerone zu einem Feldobersten über das Kriegsheer im ganzen Jüdischen Land erwehlet / ist
er mit seinem Sohn Tito für Jerusalem gerukt / um selbige zu belägeren / so bald er alldar
angelangt / sihe da haben sich schon allerhand rädliführer herfürgethan welche rebellionen
und auffruhren angestelt / also daß wil tausend der verstokten Juden sich selbst haben
auffgeriben / und jämerlich ermördet / und ums leben gebracht / wordurch die Statt
verheeret / und das herrliche gabäu der Tempel verwüstet worden.
Vil von den Juden sind zu den Römeren getretten / wegen underschidlichen todschlägen /
diebstälen / Tyrannej / auffruhr / ungerechtigkeit und abscheülichen lasteren / daß auch
etwan der Tempel vollen bluts floß wie ein Ste.
Dises hat Vespasianus nicht ungern gehabt / welcher lieber wollen daß die Juden durch
sich selbsten auffgeriben wurde̅ / alß durch sein Kriegsvolk. Vnderdessen
haben die Römer andere Jüdische Stätte erobert und zerstört. Die ganze Statt war durch
Schwert und hunger und brunst geschwecht / kein ort war ohne gefahr / kein zeit zu
rahtschlagen / keine hoffnung der besserung / kein gelegenheit zu flichen. Es war alles
voll traurigkeit / voller schreken / voller grusamkeit / allethalben leid / allenthalben
forcht / allenthalben weibergeschrej der alte̅ heülen / der [162] (Egesipp.)
sterbenden seüffzen / der lebendigen verzweiflung / daß die überblibnen elend die
gestorönen selig zu schäzen waren.
Vnd dis alles geschahe vor her belägerung. Bis das Titus Käisers Vespasiani Sohn mit dem
Kriegsheer zu der Statt Jerusalem geruket und dieselbe belägeret. Da gieng es an ein
scharmüzieren: Die Römer fielen in der Statt ein / die Juden auß / thun einander grossen
schaden. Jedoch stetig und immerdar mit gröstem nachtheil der hartnekigen und verstokten
Juden / die nunmehr solten gestrafft werden / weil sie Jesum Christum gecreüziget. Kein
rechtschaffner mann in Jerusalem war mehr vorhanden das Volk zu regieren sonder alles
meüchelmörder. Kein Moses / kein Josua / kein David / hein Hiskias / sonder nur solche
lose buben / die aller Gottesforcht vergessen zu ihrer gerechten straff / wie auch in der
boßheit dermassen verstokt daß sie auß gerechtem Göttlichem gericht deß ganzen Volks
undergang verursachet. Da war kein glüklicher fortgang der waaffen / kein sege̅! sonder es war elles je länger je ärger.
Es hat aber Titus der Feldoberste dise durch den gefangnen geschichtschreiber Josephum
zum öffteren mal wahrnen lassen / daß dise gottlose leüt sich samt der Statt ergaben mit
anerbietung huld und gnad / welches aber alles (Egesipp.)
nichts geholffen / sonder waren je länger verstofter.
Worüber in der Statt ein greülicher hunger entstanden / also daß sie einander über der
speis umrebracht / der natürlichen liebe vergessen: welche Titus bekommen die hat er
jämerlich tractirt / weil sie jhme seine angebo???tene gnad geschmehet: also daß in der
Statt hunger / ausser der Statt marter und pein / zu beiden theilen aber schreken. Und war
etlichen vil leichter in deß feinds waaffen zu fallen / alß von den ihrigen erwürgt zu
werden. [163] Einer so auß Jerusalem entflohen
zeigt Tito an daß auf die sechsmal hundert tausend todtencörper fürs thor hinaußgetragen
worden / und andere noch ein unmäßliche zahl dahin gestorben.
(Abscheuliche That einer adelichen Frauen so aus Hunger ihr
eigen Kind getödet und ge???ochet.) Ein Adeliche Frau jehnseit des Jordans
wohnhafft / Maria genant / Eleazari Tochter / auß dem stätlein Bathechor / welches Isops
Hauß vertolmetschet wird / gebohren / eines edlen geschlächts / und guten vermögens /
flohe mit andern gen Jerusalem / und war allda belägert: Die Räuber aber hatten ihr alles
genommen was sie mit ihr über den Jordan in die Statt gebracht / auch fielen ihr die
Kriegsknecht täglich in das hauß / und tragen hinweg was sie heimlich verbarg / und ihr
selbs zur Speiß vorbehielt. Darab empfieng das Weib grossen verdruß / redet den Räubern
übel zu / schalt sie hefftig / und reizet sie jmmerdar zu zorn an / ob sie doch von ihnen
gar umbgebracht werden möchte: Aber sie kont niemand bewegen / der sie entweder auß zorn /
oder auß erbärmbd tödten wolte / auch wurde jhr alles / was sie zu essen bekam / von
andern widerum entzogen.
Als sie nun nichts mehr trawer auffzutreiben / und ihr der Hunger alle Glider und das
Markdurchsuchet / auch ermeldte Frau der groß unwill und unmut mehr / als der Hunger selbs
trib / understund sie sich in jhrem jammer / ungedult und noht halben / einer
unnatürlichen und unmenschlichen that / nam ihr kindlein / daß sie nach säuget / und
sprach: O du unschuldiges armes Kind / wem wil oder sol ich dich in gegenwärtigen Krieg /
Hunger und auffruhr lebendig behalten? Dann ob du schon darvon kämest / so würdest du doch
dein Leben under den Römern in harter dienstbarkeit verzehren müssen / wiewol der hunger
solchem jammer schon fürkommen ist / so [164] seind die auffrührischen ärger und grausamer denn beide jezberührte plagen. Demnach sej
du mir ein Speiß / den auffrührischen Räubern ein ursach zutoben und zu wüten: Ja dem
ganzen Menschlichen geschlächt ein Schauspil / daran es hißher den Juden in vorstehendem
elend allein gemangelt hat. Mit diser red erwürget die Mutter das arme Kindlein / kochet
es / und aß den halben theil darvon / und behielt das überig verdekt.
Aber die Räuber empfunden bald deß geruchs von diser Speiß / kamen mit ungestüm̅e gelauffen / und draueten dem Weib den Tod / wo sie jhnen das jenig / so sie
gekocht / nicht von stundan offenbaren wurde. Die Frau sprach: Sie hett ein gutes stuk
übrig behalten / und zeiget ihnen den halben theil ihres gekochten sohns / davon die
räüber ein greuel und abscheuen empfiengen / erstarrten auch darüber / so bald sie deß
kinds ansichtig wurden. Die Muter saget: Das ist wahrhafftig mein und mein begangene that
an ihm / esset / dann ich hab selber auch gessen / seit nit verzagter als ein weib / und
barmherziger als sein eigene muter: Förchtet ihr aber je Gott so hart / und verschmähet
diß mein Opffer / so wisset daß ich solches gessen hab / und mir das überig auch behalten
wil.
Hierauff giengen die Räuber mit zittern und zagen hinweg / entsezten sich ab diser
unmenschlichen that / und möchten sich diser Speiß kaum enthalten. Daher ist das geschrej
in der ganzen Statt erschollen / und schwebet dise grewliche Mißhandlung männiglich vor
Augen / Auch ließ jhm jedermann dise that so hart angelegen sein als ob er sie selber
würklich begangen het. Derhalben begerten alle die jenigen / so die Hungers noht begriff /
eilends zusterben / und wurden die selig geprisen / welche der Tod vorsolchem jammer
hinweg genom̅en hatte. Es kam auch [165] oberzehlte geschicht den Römern für / die bej vilen kein glauben het / etliche
aber waren hierdurch zu erbärmbd / etliche zu grösserer feindschafft / gegen den Juden
bewegt. Der Käiser aber entschuldiget sich deßhalben gegen Gott / und erachtet / dieweil
er den Juden frid / mit vergessung aller begangner mißhandlung wider ihn / gütlich
angebotten / sie aber entgegen für einigkeit Empörung / für Friden Krieg / auch vergnügen
und überfluß aller ding / hunger und theüruug erwehlet / darzu den Tempel / dessen er
selbs verschonet / mit eignen Händen angezündt hetten / daß sie solcher Speiß wol werd
weren. Aber sein fürnemmen stund dahin / daß er die mussethat diser schnöden und
greülichen Kost / mit Steinen und zerbrochenen Mauerstüken jhres eignen Vatterlands
zudeken / und auch der Sonnen nicht gestatten wolte / auff dem ganzen Erdboden ein solche
Statt zu überscheinen / darinnen sich die Müttern solcher Speiß gebrauchen / welche
vilmehr den Vättern / die nach disem jammer mutwillig kriegten / gebüret. Als Titus dise
wort redet / kont er bej sich selber der Feind verzwejuelung leichtlich ermesse̅ / und hatte weiter kein hoffnung daß sie sich bekehren möchten / diew eil
jhnen alles begegnet / dadurch sie billich zu rew bewegt werden / und von ihrem streitigen
fürnem̅en abgestanden sein solten.
Endlich ist wider den befelch Titi das herrliche gebäü der Tempel angezündt worden /
durch einen Römischen Soldaten welcher ein brand bej der guldenen Porten angelegt. Dann
Titus hette gern dem Tempel verschonet. Aber die wahrsagung müßte erfüllet werden / es sol
kein stein mehr auf dem andern bleiben: Das Gold ist verschmolzen: Dis herrliche gebäü das
schon zuvor durch der menge todtercörper und viles blutvergiessen entuneh [166] ret / hat müssen in follem brand
stehen. Vil Juden stürzten sich ins feür. Titus verwundert sich über dises gebäü. Und
thaten die Juden das übrige alles mit Feüer verbrennen.
Doch haben sich die rädli führer noch stetig in disem gebäü understauden zu defendiren
wider die Römer. bis sie endlich haben müssenhaar lassen und keiner mehr vorhanden / auch
sich in örter under dem erdreich müssen verkriechen / Tito die übergelaßne schäz deß
Tempels überlassen.
In wehrend diser belägerung salle̅ elff mal hundert tausend umkom̅en sein / sibe̅ und neünzig tausend gefange̅ /
welche zwar alle Juden / aber nicht alle von Jerusalem gebürtig / dann es waren vil
unzehliche tausend auffs Osterfest zusam̅en kom̅en / und haben
naher Jerusalem alß in die Hauptstatt deß ganzen Jüdischen Lands alle ihre güter
geflöknet.
In einem Fleken zu Massada haben sich. 960. Juden selbst umgebracht / weil kein hoffnung
der entrünnung vorhanden.
Und dises ist der undergang der Statt Jerusalem / welche hernach auff dem boden
weggeschleifft / auch niemalen widerum hat können aufferbauet werden.
(Ebionitae Iren. libr. 2. c. 26. Peregrinus Philosoph. Eusebius
in Chron.) Zu der zeit sollen sich die Ebioniten erzeigt habeu / welche das
Judenthum und Christenthum under einander vermischen und gemein machen wollen. Hielten
sich allein an das Evangelium Mathaei / und verwarffen alle Epistlen Pauli / mit dem
fürwand / er seje vom gesaz und den Juden abgefallen. Dazumal hat auch Peregrinus ein
philosophus die Christen mit einem falsche̅ schein die Christliche Religion
anzunemen betrogen / liesse sich zwar dessetwegen alß ein Christ der mundlichen bekantnuß
nach gefangen legen bis er zimlich vil gelt / von den collecten und sonsten bekommen /
nachgehends ist er wider durchgangen / spöttisch sagend: es seje ihm an der Christen
gastfrej gebigkeit genug.
(Tit us Römisch. Käiser. Jahr Christi 82.) Vefpastanus
bauete den Tempel deß fridens zu Rom. Da erschein auch ein Cometstern. Bald darauff sturbe
Vespasianus. Sein Sohn Titus komt an statt / ein gelehrter Käiser und sehr ver [167] (Jahr Christi
LXXXII.) liebt / dann er sagte / ein Käiser solle niemands traurig von
seinem angesicht lassen weggehen. Daher er die lust und freüd der Menschen genent worden.
Aber nichts hilfft für den unerbittlichen tod / wie die Heiden redten / ein fieber nam ihn
weg auß der Menschen gesellschafft / alß er kaum ein wenig über 2. Jahr herrschete.
(Domitianus) Disem folgete im regiment Domitianus / der
weder Vespasiano noch Tito nachgeartet / Wolte für ein Abgott angebetten sein. Etliche
Rahtsherren bracht er ums leben / andere hat er boßhafter und närrischer weis zum
Faßnachtspil eingeladen und da sie ankamen / (Wund erliches
Faßnachtspit) lassen in ein zimmer ganz schwarz / mit särken auff beiden seiten /
samt anderenzun begräbnussen erforderlichen sachen belegt / führen / bald kamen kleine
schwarze Männlein / gleich den gespänsteren da und dort herfür / stelten sich den
Rahtsherren an die seiten / welches ihnen grosse forcht und schreken verursachte / sonders
da Domitianus selbsten endlich under sie hinein gettetten / vil von dem tod und wie
derselbe mit standhafftigkeit zu überwinden / geschwäzgemacht / und wider einen abtritt
genommen. Alß nun die nacht hindurch auß todes forcht dise gute Rahtsherren geqvelet waren
/ laßt sie am morgen der Käiser mit verehrungen wider heimkehren / schenkt ihnen die
jungen / die sie alß schwarze Männlein geschreket / für leibeigne / und hatte sich eben
über allemassen ab solchem possen er lustiget.
Er hat auch sonsten vil gewaltige Männer zu Rom und andere / neben vilen Christen /
lassen hinrichten.
(Wunderbahre Prognostic e???nes Astronomi) Auff ein zeit
fragt Domitianus einen Sternseher was todes er sterben wurde: Diser antwortet mit dem
Schwert. Alß Domitianus weiters fragte / wie dann er der Astrologus, sein leztes ende
haben werde? Da sagte der Sternseher von sich / daß die hunde ihne fressen wurden.
Domitianus befilcht alsobald / man solle disen verbrennen / damit seine kunst zu
vernichten. Was geschicht? alß man jezung disen geburts tag steller auff den holzhauffen
gebracht / das feür angezündt worden / erhebt sich ein Sturmwind / groß ungewitter samt
plazregen / dardurch die leüt vom brand vertriben und berselbe außgelöscht war. Darauff
kamen hunde / und frassen disen Sternseher / an einem und dem andern theil deß leibs schon
zimlich gebraten.
|| [168]
(Domitianus en stochen.) Zu lezt müßte der tyrann
Domitianus auch dar an / darzu sein eigen weib geholffen / welche ihn wehrlos machte / und
wurde von den zusamen gerottierten mit etlich stichen gefelt. Da ihn dan̅
Phyllis die jhn gesäuget / schlechtlich genug zur erd en bestattet.
(Johannes der H. Evangelist.) Johannes der H. Evangelist
/ nach deme er sein H. Evangelium auß trib deß Geistes Gottes wider Ebionem und Cerinthum
verfertiget / welche die Gottheit deß Herren Christi laugneten / darum sie auch ihrer
Gotslästerung lohn und sonderbaren tod empfan gen sollen: under disem Domitlano in die
insul Pathmos verwisen worden sein / alß er im öl nicht könte versotten werden / in
welcher insul Johannes das ma jestetische und himlische Buch der offenbahrung / alß ein
kostlichen und werthen schaz der streitenden Kirchen zum besten / von Jesu Christo
empfangen hat. Dazumal solle auch (Cletus / Antipa) Cletus
/ Bischoff zu Rom / und Antipas der treüe zeüg Christi zu Pergamo / gemartert worden sein.
(Ver???übt???th under den Heiden.) Zu disen zeiten lebten
die gelehrten Pöeten / Philosophi, Historici und Magi under den Heiden: alß: Apollonius
Tyanaeus, Philostratus Lemnius, Silius Jtalicus, Martialis, Juvenalis, Epictetus, beide
Plinij, Julius Solinus, Quintilianus, Frontinus,
(Nerva Coc ceius.) Coccejus Nerva folgete Domitiano im
reich nach. Ein gütiger regent / den Christen nicht übel gewogen / und schaffete viel
Heidnische mißbräuch ab. Weilen aber dennoch Calpurnius mit anderen sich wider ihn
verbunden / da er es erfahren / ist er sehr bekümmert (Jahr
Christi 100.) darüber worden / beruff den ganzen Raht zu Rom auff das capitolium,
und vor menniglichen nimt er an Sohns statt an Marcum Ulpium Trajanum, alß der nach ihm
auch solte Käiser werden / wie dann geschahe. Dar auff fiel er nachgehends in ein tödliche
krankheit und starb dahin / da er fast in die 70. jahr deß alters erreicht.
(Trajanus Römischer Käiser.) Trajanus ward Käiser /
regierte den Römeren so wol / daß sie ihnen selbsten Augusti glük und Trojani tugend
anwünscheten. Er führte gewaltige krieg / und da er auff eine zeit wider Decebalum zu feld
gezogen / hat er zu Severin in Ungarn / ein sehr kostliche (Xiphil.) und gewaltige bruken über die Donau auffbauen lassen. Alß er nun in
Orient die händel zimlich geschlichtet / stiesse ihn die rohte ruhr an / darzu kam der
schlag / und löscheten ihm das liecht deß lebens auß.
|| [169]
Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist / im
Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser / mächtiger und
sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte / daß regiment wurde nicht
bestehen kännen / wenn er mehr dann eine / und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion
dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu
entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich / seine vermeinte Götter wurden / um veränderung
der alten Religion / und annehmung des Christenthumbs willen / vil greüliche straffen über
das Römische Reich ergehenlaffen.
Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen / Altarn /
Opfern / Gözen und festen der Abgötter / sondern sie verachteten und vernichteten auch der
Römer Götter selbst. Darum̅ dauchte Traianum / daß die Christen im Römischen
Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und
ungewitter / Theürung / Hunger / Krieg / Auffruhr / Pestilenz / ungewöhnliche krankheiten
und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders
herkom̅en / alß von den vermaledejten Christen / die unsere Götter und
alte Religion verachten / und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren / neben
seinem einigen Sohn Chyristo / alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen
offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej
allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit / wie er solches in seinem
wort befohlen hab.
Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über
jhrer Religion / oder vilmehr superstition und aberglauben / und verschoneten weder Gutes
noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander / fest darüber
zuhalte̅: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen
hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren / daß sie sich nicht
leichtlich hetten betriegen lassen. Item / sie sagten / ihre Priester weren auch gelerte
verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel
be???ätiget worden. Auch hätten sie / so lange sie derselben angehenget / so gut
glükgehabt / so manche victori erhalten / ja die gange welt under sich ge [170] bracht. Ja all ihr heil und wolfahrt
käme von ihrer Religion her / welche nun in tausend Jahr were gebrä üchlich gewesen: Da
under deß der Christen Religion neü und kaum dreissig jahr alt sejn möchte. Sie sagen auch
/ ihre alte Götter weren gegen sie / ihre Diener / so gönstig / mild und hülffreich
gewesen / daß sie biß anhero keinen mangel an jrgend eiuem Gut gehabt hetten. Dagegen
weren und bleiben die Christen allzeit arm / arbeitseelig und unglükhafftig. Wolte sich
derhalben mit nichten gebüren / daß man den verfluchten Christen weichen / und ihrer neüen
Religion plaz und raum geben / und die alte Religion abschaffen solte. Und fast eben umb
diser Ursach willen sind die Christen auch von andern Römischen Käisern verfolget worden:
Wie dann noch heütiges Tags / wenn mans nur merken wolte / in verfolgung der gläubigen /
gleiche ursachen gespürt und befunden werden.
In dieser dritten ver folgung / so Traianus angerichtet / ist ohn end und maß so viel
Christen blut vergossen worden / daß es kaum zu sagen stehet. Und ist zur selbigen zeit
gekreüziget worden Simeon / Bischoff zu Jerusalem / da er 120. Jahr alt war.
Ignatius / Bischoff zu Antiochia / ein jünger der Apostel / ist mit Gewalt gen Rom
geschleppet / daß er allda von den wilden Thieren zerrissen wurde. Vor welcher marter er
(wie Eusebius schreibt im 3. Buch seiner Kirchenhistorien am 36. Cap.) under andern auch
dise denkwürdige reden gebraucht hat in seinem Sendbrieff an die Römer: Ich bin GOttes
Korn / und sol jezund in den Zänen der Wildenthier zu Mehl werden / auff das Gott ein
reines und gesäubertes Brot an mir haben möge. Wil der wegen an diesen bestien meine
Ergezlichkeit haben. Wolte Gott / das sie zornig und grim̅ig gnug sejn
möchten / mich desto ehe / und mit grosser Begierligkeit zuverschlingen. Ja wen sie nicht
wolten / so wil ich sie dazu nöthigen und anreizen. Nun fange ich erst an ein
wahrhafftiger Jünger Christi zu sein. Aller sichtbarn und unsichtbarn dinge verwunderung
sej ferne von mir / wenn ich nur Jesum Christum erlangen mag. Sie mögen aller lej art und
Weise / die einem zu martern und zu peinigen vom Teüffel erdacht sein / über mich häuffen
/ wo ich nur JEsum Christum bekommen und behalten mag. Item / das allein bittet für mich /
daß ich von ihnen und aussen krafft und stärke haben möge / daß ich nicht allein sage /
sonderen auch warhaff [171] tig wolle: und
das ich nicht allein ein Christ genennet / sondern auch in der Prob ein wahrer Christ
befunden werde. Wenn ein Christ von der welt gehasset wird / so wird er von Gott geliebet.
Es ist mir besser / um̅ Christi willen sterben / dann über die ganze welt zu
herschen. Das Menschliche leben ohn Christo ist nichts anders dan̅ ein tod.
Meine Lieb ist gekreüziget. Es ist in mir ein lebendig wasser / welches zu mir sagt:
Kom̅ zum Vatter.
Auch schreibet Ignatius von den zehen Soldaten / die ihn gefänglich gen Rom zu führen
befehl hatten / also: Von Syrien an biß gen Rom hab ich zu kempffen gehabt mit bestien da
ich gefangen und gebunden zu wasser und zu land tag und nacht um̅gehen
müsse̅ mit zehen Leoparden: Welche / wie mehr ich ihnen Guts thet / je
ärger sie wurden. Aber ihr muthwill und frevell machte mich desto wakerer und behutsamer:
Wiewol ich mich derhalben nicht will rechtfertigen. Und damit er nicht kleinmütig wurde /
oder die zeit vergeblich zubrachte: so hat er under wegen etliche Trostschrifften an
underschiedliche gemeinden geschrieben / und seine Kirchen insonderheit Polycarpo, Dienern
der Kirchen Gottes zu Smyrnen / befohlen. Phocas / Bischoff in Ponto / Euarjstus ein
Christlicher Lehrer / Clemens / Alexander / Quirinus / Sulpitius / Servilianus / und
unzehlich vil andere sind in dieser verfolgung um̅kommen. Darum treüe
Kirchendiener nicht allein sich under einander selbst / sondern auch ihre befohlene
gemeinden / in wehrender ver folgung getröstet und zur gedult und beständigkeit vermahnet
haben.
Auch hat Plinius der Jünger (wie im 10. Buch seiner Episteln zusehen) da er Landpfleger
in Bythynia war / und nun etliche vil Christen hatte töden lassen sich endlich über die
menge derselben / und sonderlich an jhrer beständigkeit zum höchsten verwundert und
entsezt / und endlich derwegen ein Schreiben an Keyser Traianum gelangen lassen. In
welchemer vermeldet / daß er gar nichts straffbars an ihnen befinde / ohn allein die
halßstartigkeit / daß sie ganz und gar nicht Opfern wollen. Und was sonst ihre Religion
angienge / befinde nichts anders / dann das sie alle morgen vor tag zusamen kamen / und
mit einander ihrem Gott Christo zu ehren singen. Und damit sie mit guter disciplin under
einander verbunden seyn möchten / wurde von ihnen verbotten Todschlag / Dieberey /
Ehe [172] bruch / Mord / Zauberey /
und fragt hierauf was hinfort diß fals zu thun sej.
Darauff dann Trajanus ihm antwortet: Man solle hinfort keine scharffe Inquisition oder
nach forschung nach den Christen anstellen: Aber dennoch wenn man sie antreffe so solle
man sie straffen. Welcher anwort unbilligkeit Tertullianus in seiner Apologia merklich
straffet / und sezt under andern auch diese wort: Man verdamme und straffe an den armen
Christen nur den blossen Nam̅en / und sonst ganz und gar kein laster oder
übelthat / sondern es müßte diesen frommen unschuldigen Leüthen ihr unschuldiger nam für
ein laster und übelthat angezogen werden / damit sie etlicher massen mit einem schein des
rechtens möchten gestrafft werden.
Wie aber man dazumal die langwierigkeit der verfolgung / und die grosse menge deß
unschuldigen vergossenen Christlichen Bluts / darumb die Christliche Religion nicht ärger
oder schlimmer / noch die Heidnische Abgötterey besser gemacht hat: Also wird auch zu
unsern zeiten / von wegen der verfolgung das Evangelium nicht schlimmer / oder deß
Antichrists Menschen Sazungen besser. Denn in der ganzen welt kein Religion zu finden ist
/ die gewiß und warhafftig sej / dann allein die Christliche Religion. Und hat Gott
darum̅ nicht unrecht gethan / daß er solch Creuz über seine gläubigen hat
ergehen lassen Denn er durch das Blut der unschuldigen martyrer / den wahren Glauben in
allen Landen vermehret / also daß auch die alten als in einem sprüchwort gesagt haben: Daß
Blut der Martyrer were der fette edle mist deß Akers der Christlichen Kirchen.
Lasset uns derwegen auch zu unsern zeiten nicht kleinmüthig werden / sondern vielmehr
auch mitten in der verfolgung und blutvergiessung / einen muth im Herrn fassen / und also
getrost und unverzagt sein. Denn der Gott der dazumal gelebt und regieret hat / lebet und
regieret noch / und wird in Ewigkeit leben und regieren / ja mitten under seinen feinden
herrschen / und endlich nach erhaltenem Sieg über sie triumphiren.
(Hadrianus. Jahr Christi 120.) AElius Adrianus kame auff
Trajanum zum Käiserthum / ein gelehrter und kunstreicher Käiser / und darbej sehr
kurzweilig. Diser hat endlich den Juden den garaus gemacht / die Statt Jerusalem vom grund
außgereütet / und ein andere Statt darneben ge [173] bauen / marmor steinerne schwein auff die Ringmauren gesezt / und bej
leibes straaff den Juden verbotten hinein zu gehen. Er hat auch die Juden bej vilen
tausenden erschlagen / zerstreüt / welche sich under dem verführer Barchocab zusamen
gerottet / um dessen hals / alß man ihn under den Todten herfürgefucht / eine ungeheüre
grosse Schlang sich gewiklet hatte.
(Engelburg zu Rom.) Es hatte auch Adrianus ein prächtiges
grabmal lassen auffbauen / Moles Adriani genant / so heüt zu tag die Engelburg zu Rom ist
/ dahin er gelegt ware / nach dem er gestorden / und vor seinem tod dise scherzreden
gebraucht: Wo wirst du nun hin fahren liebe Seele / deß leibes guter gefehrd? An einen
kalten / unfreündlichen finsteren ort / da dir das possenreissen wol vergehen wird. Hat
über 20. Jahr regiert.
Zu der zeit lebten nicht allein der Christen abgesagter fe ind Svetonius Tranqvillus,
dieses Adriani Kanzler / sonder auch Plutarchus, Favorinus, A. Gellius, Appianus,
AElianus. Phlegon, Lucianus der fazvogel und mammeluk / welcher endlich von Hunden
gefressen worden.
(Antoninus Píus. Jahr Christi 142.) Antoninus wegen seiner
güte und freündlichkeit Pius genandt thate under schidliches / daß bej den Römeren lob
verbiente. Seiner verstorbnen Frauen Faustinae zu ehren / ließ er vil arme Töchteren zu
Rom underhalten / nennete sie Puellas Faustinianas. Er ware fridfertig / und brauchte
öffter die wort Scipionis, daß er lieber wolte einen Burger erhalten / dann tausend feind
töden. Und nach dem er M. Aurelium Verum an Sohns statt angenommen / ihme auch seine
Tochter Faustinam verehlichet / starbe er sanfft über die 70. Jahr alt / liesse nach ihm
im regiment disen seinen Tochtermann.
(Antoninus Verus. Jahr Christi 163. Lucius Verus.)
Antoninus Verus / wegen seiner geschiklichkeit Philosophus genent / damit er desto
füglicher den Studijs könte abwarten / hat er alß einen Collegam im Käiser thum angenommen
Lucium Verum / und hatte hie mit das Römische reich 2. Herren. Und zwaren so entstunden
gewaltige krieg mit den Parther und Teütschen. Da dann in dem zug wider die Teütschen /
nach dem tode Lucij Veri / welcher am schlag gestorben / dises merkwürdige sich under dem
einten Käiser Antonino begeben. Alß die Römer wegen gählinger (Kräfftiges gehett der Christe̅) his fast verschmachten müßten /
kame ein Oberster zu dem Antoni [174] no /
zeigt ihm an / wie er offt gehört / daß die Christen vil mit dem gebätt zu ihrem Gott thun
köndten: Nun hatte dazumal der Käiser under seinem Kriegesvolk / ein ganze Legion Christen
/ welche vermahnet wurden hierin ihr amt zu thun. So bald kam auff das gebätt ein
lieblicher regen / dardurch Mann und Roß in dem Römischen läger erqvikt ward / auff seiten
aber der Teütschen alß feinden ein erschrökliches ungewitter / daß sie nach empfangner
grossen niderlag / mit der flucht sich salviren müßten. Worauff der Käiser den Christen
gönstiger war / thate diser Legion alle ebr an / und hieffe sie Legionem Fulminatricem,
daß Donnerende regiment.
Indessen / weilen das falsche gerücht erschallen / Antoninus se je erschlagen / und
Faustina dem Feldobersten Cassio zugeschriben / sie wolte ihn ehlichen / wo er nur durch
macht sich ansehnlich machte / fienge der elende Cassius ein auffruhr an / wider den / der
noch lebe̅dige Antoninus gezogen / und alles wider gestillet / nach dem
Cassius das leben darüber eingebüßt. Bald darnach starb Antoninus / und begabte kurz
vorhin die hohe Schul zu Athen mit vilem Gelt / und vermehrung der Professorum.
(Verfolgung de Christen under 3. Käisern) Zur zeit dieser
3. Käiseren Adriani / M. Antonini / und Ant. Philosophi sind grosse und schwere
verfolgungen / von wegen obgemeldter ursachen / wider die Christen erregt worden / welche
angangen sind im Jahr nach der geburt Christi 170. und 178. Und hat diese verfolgung nicht
allein etliche gemeine Christen hingenom̅en / sondern auch die für
trefflisten Lehrer und vorsteher der Christlichen Kirchen / die so wol mündlich als
schrifftlich die warheit deß H. Evangeliums gepflanzet und außgebreitet / und dieselbe mit
ihrem auffrichtigen Gottseeligen Leben und wandel gezieret hatten / die sie auch hernach
mit ihrem blut versiegelt.
Under denen ist gewesen Polycarpus / der zuhörer deß Apostels Johannis / ein sehr alter
Kirchendiener zu Smyrna / welcher von wegen seiner fürträfflichen geschikligkeit der
lehrer inklein Asia / und ein Vattter der Christen genennet ward. Und Pionius ein frommer
Mann / und treüer Diener deß Herren Jesu Christi. Welche bejde neben vielen andern
Christen in Asia mit Feüer sind verbrandt worden.
Justinus Philosophus und Irenaeus, ein Jünger Polycarpi / und Bischoff zu Lyon (welcher
Schrifften von der Christlichen [175] Religion /
wider allerlej Kezer noch heütiges tags vorhandent) sind zu Lyon in Frankreich mit dem
Schwerd gerichtet worden. Und ist dise verfolgung überaus greülich und un menschlich
gewesen / sonderlich in den beiden Städten Lyon und Vienne / am wasser Rhosne gelegen. Auß
welchem die obgemelte Bischöffe einen Brieff geschrieben an die Brüder der gemeinden in
Asia und Phrygia. Welcher Brieff gefunden wird bejm Eusebio im 1. 2. 3. und 4. Cap. deß 5.
Buchs seiner Kirchen-Historien.
Vetius Epagathus / einer auß unser Brüdern / ein Gottsförchtiger frommer Mann / da er auß
Christlichem eiffer nicht länger sehen können / daß man so unbillich und Tyrannisch mit
den unsern handelt / hat Audienz begehrt damit er darthun möchte / daß wir nicht so böse
Leüth weren / als man uns offentlich außschrie. Solchem begehren widerseze̅
sich unsere verfolger also das der Landpfleger / (ohngeacht / daß der Supplicant ein
vornehmer von Adel war) ihn nicht zu verhör kommen lässet / sondern straks fraget: Bist du
ein Christ? Welches als Vetius mit lauter stumm bekan̅t / wird er samt
etlichen andern gefänglich eingezogen / und der Christen Procurator und bejstand genennet
/ mit welchen er hernacher ist umgebracht worden. Und hat seine lieb an seinen Brüderen in
dem beweisen / daß er sie getröstet / und sein eigen leben mit andern unschuldigen
Christen verlassen hat. Ist also ein rechter Jünger deß Herren Christi worden / in dem er
dem Lam̅ folget / dahin es zuvor gegangen war.
Die fürnemsten under den Märtyreren folgeten disem Exempel / und ergaben sich alsbald zu
peinigen / und waren bereit in solcher marter mit Freüdigkeit den namen Gottes zubekennen
/ bis zum lezten tropffen ihres Bluts.
Auch waren etliche noch übel gegründet / ungeübt / schwach und undüchtig zu solchem
kampff / nemlich ihr zehen / welche abfielen vom Christlichen Glauben. Darüber wir uns
nicht wenig bekümmerten. Dann sie brachen den eifer deren / so noch nicht gefänglich
eingezogen waren / und bis daher sich freündlich zu den Martyrern gehalten hatten. Waren
derowegen in grossen Aengsten / und wußten nicht / was die sach für einen außgang gewinnen
möchte: Nicht daß wir gefangene die Marter scheüeten / sondern daß wir uns besorgten / die
andern Christen möchten durch solchen Abfall klein [176] mütig gemacht werden. Die Feinde aber
führen täglich fort mit einziehung unserer mitbrüder / welchen Gott die ehr anthät / daß
sie der abgefallenen Stand ersezen.
Die fürnemsten der gemein / als die Prediger / Allmospfleger und eltesten hat man ins
gefängnuß geworffen. Und dieweil der Landpfleger eine allgemeine verfolgung der Christen
für zunehmen willens / wurden auch etlicher Christen Heidnische knechte mit angegriffen.
Dieselben haben sich zum theil aus forcht der Marter / zum theil durch listige anreizung
und betrug des Satans / von den Soldaten und Henkers buben mit geld bestechen lassen: daß
sie wider die offentliche warheit bekan̅t und außgesprenget haben / daß die
Christen in ihren nächtlichen versamlungen Menschen fleisch fressen / und ohn underscheid
der Personen greüliche und unmenschliche unzucht mit einandern trieben. Welches / ob es
wol eine offentliche lügen und unerweißliche verleümbdung war: So sind dannoch viel auch
von denen / so zuvor unsere Freünd waren / uns derowegen spinnenfeind worden / und haben
mit den andern uns auffs eüsserst / zuverfolgen angefangen. Und ist also an uns wahr
worden / was Christus Joh. am 16. sagt: Es wird die zeit kommen / daß wer eüch tödten wird
/ der wird meinen / er thüge Gott einen dienst daran.
Zu derselbigen zeit haben die H. Märtyrer solche pein außgestanden / daß es unmöglich ist
alles zu erzehlen. Und hat der Teüffel sein eüsserste macht versuchet / in dem er die
versolger dermassen trieb / daß sie neben der grossen Marter / auch Gotteslästerungen
wieder die armen Christen außgegossen.
|| [177]
(Commodus Römischer Käiser. Jahr Christi 181.) Zu disen
zeiten lebte Galenus der berümte Medicus.
Commodus ein Schandbub vilmehrdan̅ ein loblicher Fürst / hatte weit von
seinem Vater aus der art geschlagen im Regiment / darin er seinem vatter Antonino
Philosopho gefolget. Er ware aller grausamkeit / Tyrannej / Buberej ergeben / sonderlich
aber mehr dem fechten und ringen und andern groben übungen / als das er weislich
zuregieren lernen wolte. Daher vermuthet worden / daß seine Muter Faustina von einem
Fechter feje geschwängert worden / und nicht vom Käiser / wie dann ihr unkeusches wesen
mit solchen bekan̅t ware.
Daher als dem Käiser Antonino auf eine zeit gerathen ware / sie zuverstossen / gab er zur
Antwort / so muß???ch auch das Heurrath gut (verstunde das Käiserthum̅)
widergeben / dann sein Schwäher durch disen Heurrath ihn zum Käiser gemacht. Als nun
dieser Böswicht Commodus vil übels zu Rom gestifftet / und bej nahe nach und nach alle
Rahtsherren hätte umbbringen lassen / ward der anschlag ihne um̅zubringen /
welcher dann erstlich mit gifft und vollends mit Gewalt vollzogen / und Commodus erwürget
/ darbej aber von der Faction spargiert worden / als wann er sich zu tod gesoffen hätte /
und am schlag gestorben were.
(Helvius Pertinax. Jahr Christi 194. Didius Iulianus.)
Publius Helvius Pertin ax ein gewaltiger und bej den Soldaten verliebter Römischer
Oberster / wurde darauf zum Käiser ausgeruffen. So bald aber entstund eine auffruhr wider
ihne / darin er erschlagen ward / und hiemit diser ehr mehr entgolten als genossen.
Didius Julianus ein alter vom Adel und beredter Jurist / wurde hierauf Käiser / deme
einer nammens Sulpitianus wolte den Rigel stossen. Weiln aber Julianus mehr Gelts denn
Soldaten versprach / behielter das Regiment / welches dazumal hiemit feil und ums Gelt
verkaufft wurde. Es glükete aber Juliano so wenig als seinem Vorfahren / dann so bald
kostete es auch seinen Hals.
(Septimius Severus. Jahr Christi 196.) Septimius Severus
lage indessen mit seinem Kriegsvolk vor der Statt Rom / hielte seinen einzug / machte sich
selbsten zum Käiser. Dazumaln wurde von dem Kriegsvolk zum obersten Haupt auffgeworffen in
Syrien Pescennius Niger / in Britannien aber Clodius Albinus / mit welchem Severus
gleichen gewalt zuhaben gleichsnete / verfolgete inzwischen Pescennium / kame für
Constantinopel: Da geschahe ein Treffen / in welchem Severus obsiegete / [178] Niger aber die flucht genommen / da er
endlich erdappt / das haupt mußte dargeben / welches Severo gebracht / und ans kreuz
genagelt worden. Worauf die Statt Bysanz sich müßte ergeben / und wurde fast ruinirt. Nun
traffe der Rejen Albinum auch / welchen Severus in einem sehr blutigen und auf bäiden
seithen gefährlichem Gefecht hej Lyon in Frankreich überwunden / also daß er in
verzweifelung sich selbsten erstochen / dessen abgeschlagenes Haupt eben wie Pescennii zu
Rom anß treuz gehefftet worden.
Severus ware gleich wie regier süchtig also auch landgirig / sezete weit in die Welt da
und dorthin / mit seinem Kriegsheer / bis er zu lezt / als er nicht gar 8. Jahr regieret /
in Engelland gestorben.
(Kirchentebret Clemens. Tertullianus) Dazumal hatte zwar
die Kirchen etwas ruh / wie wol sie nicht ohne verfolgung ware / und lebten Clemens
Alexandrinus und Tertullianus Afer / welcher die Christliche Religion und die Christen
gewaltig verfochten / und sehr bewegliche Schuzreden und Schrifften für selbige eingelegt.
(Kirchen streit wegen Osteren.) Auch entstunde der streit
wegen Feirung des Osterfests in der Kirchen / darbej sich sonders gebrauchen lassen die
Bischöffe Victor zu Rom / Narcissus zu Jerusalem / und Irenaeus zu Lyon.
(Bassianus Caracalla. Jahr Christi 213.) Severus
verordnet bej seinen Lebzeiten / daß nach seinem ableiben bäjde Söhne Caracalla und Geta
das Regiment zugleich führen solten / welches aber gleich wie fast niemals / also auch
allhier nicht gut thate. Worauf bäide Brüdern zu versühnen man un derstunde das Reich
zutheilen / als aber dises nicht angienge / wolte die Muter die versühnung machen / und
solten bäide in ihr Zimmer (Brudermord.) kommen. Dessen
Caracalla zu friden / und schaffete so bald / daß durch ein Meuchelmord der elenden Mutter
ihr Sohn Septimius Geta in ihren armen erstochen / und die Muter mit deß sohns blut
besprüzet wurde. Darauf entschuldigte sich der Bruder mörder bej den Soldaten und für dem
Rath / als hätte ihm sein Bruder nach dem leben gestellt.
Bej diser Sünd verbleibte es nicht / sondern es begienge Caracalla noch vil andere
Mordthaten mehr. Dem Juristen AEmilio [179] Papiniano befabl er den Brudermord zuverthädigen / da aber Papinianus (Papinianus) sagte / es seje leichter eine solche that
zubegehen als verthädigen / mußte er in der besten blust seines alters den hals dargeben.
Es fuhre diser Caracalla in seinen missethaten forth / geriethe in Blutschand /
Treulosigkeit und andere greuliche Sünden mehr / bis er endlich auch den rest bekommen /
und an einem unsaubern ort den Geist auffgeben mußte.
(Macrinus.) Macrinus / aus dessen anordnung Caracalla zu
tod geschlagen worden / bekam hierauf das Käiserthum̅ / um̅
seiner Kriegstugenden willen von den Römischen Soldaten hierzu befördert. Er hat aber
wenig wochen diser ehren genossen / in dem eine auffruhr entstanden / als er ihme etliche
von den alten Officierern und Soldaten abhold gemacht / daher einer seiner mißgönstigen /
einen gewüssen / namens Avitum den unlustigen Soldaten fürgestellt / worauf dann alsobald
zwej Parthejen worden / die Macrintsche zwar ein und das andermal obgesiget / aber zulezt
durch herzhafftigkeit der andern / darzu auch Avin Muter und Schwöster geholffen / ward
macrinus mit den Seinen in die flucht getriben / und kam elendiglich um̅s
leben.
(Avitus.) Worauf dan̅ diser Avitus das
Käiserthum̅ bekommen / auch mit Consens und einwilligung deß Raths zu Rom
/ und weiln er in Syrien ein Priester gewesen / zu Ehren der Sonnen / Elagabal von den
Syrern genannt / als ist jhme der nam Heliogabalus geben worden. Er war nicht gar ein Heid
und nicht gar ein Jud / sondern ließ Syrische Abgötter jhme für allen angelegen sejn /
nahme zum Weib / so bej den Römern ungewohnt eine Vestalische Jungfrau. Er verheurathet
mit seinem Syrischen Abgott die Uraniam und Himels Königin von Carthago / zu welcher Hoch
zeit das ganze Land contribuiren und herschiessen mußte. Seine muter Soemidem und
Großmuter Moesam machte er zu Häuptern im Raht / stellte würklich / denen zugefallen /
einen Weiber-Rath an.
Allen Sünden und Lastern ware diser Unflat ergeben / der So domiterej / Blutschand /
Hurerej / dem Pracht / Ubermuth und Schwelgerej / Mörderej. Endlich ward die maß voll /
und dieser Tyrann von den Soldaten / an einem wüsten Orth erschlagen / und ist se̅in Leib in die Tyber versengt worden. Auch wer jhm zu diensten in seinen
Sünden ware / mußte herhalten. Er war nicht über 18. Jahr alt / und regierte so übel fast
in die 4. Jahr.
|| [180]
(Alexander Severus. Jahr Christi 224.) Alexander Severus
kame an statt Heliogabali / welchen diser vorhin auch bej seinen lebzeiten zum Käiser nach
jhme verordnet. Es regierte Alexander wol / und thate deme zu wider / was sein Vor fahr im
Reich übels stifftete. Er solle auch Abrahams und Christi Bildnus verehrt haben. Ohn
allein wird au jhme geradelt / daß er seine Muter Mammaeam / ein ehr und geltgetzig Weib
zu vil lassen den meister spielen. Er führete gewaltige Krieg wider die Persen /
triumphierte darauf zu Rom. Als aber die Teutschen über den Rhein und die Donau
eingefallen / mußte er daselbst wehren / da er dann samt seiner Muter bej Mäinz von den
auffrührischen Soldaten erschlagen / und an sein Statt Maximinus zum Käiser erwehlet
worden.
(Maximinus Jahr Christi 237.) Maximinus ein Ris von Leib
und darbej ein grober greulicher Tyrann / also daß sich jederman sür jhm besorgte /
dessenthalben andere da und dort als Käiser proclamiert und ausgeruffen wurden / als zu
Rom Maximus Pupienus und Clodius Balbinus. In Africa erwehlten die Soldaten hierzu
Gordianum. Alle kamen bald um̅. Maximinus wurde sam̅t seinem
Sohn von den Soldaten erschlagen. Maximus und Balbinus zu Rom er morder. Gordianus treibte
es auch nicht lang / dann Philip Arabs ihme das Liecht deß lebens ausgelöschet.
(Sonnen sinstermuß.) Zu der zeit solle zu Rom eine solche
Verfinsterung der Sonnen entstanden sejn / daß man bald am heitern tag nichts mehr sehen
konnte.
(Philippus Arabs.) Philippus Arabs gleich wie er zum
Regiment kommen / also mußte er auch darvon gethan werden. Wormit man sündiget / damit
wird man wider gestrafft. Dan Decius mit seinem anhang als neuerwehlter Käiser den
Philippum und sein Sohn erschlagen und um̅gebracht haben.
(Decius.) Es hats aber Decius der Tyrann auch nicht lang
getrieben / sondern wurde von den Gothen in einer Schlacht über wunden / in einen Morast
getriben / und vollends sam̅t seinem Sohn getödet / als er grausame
Verfolgungen wider die armen Christen angestellet / und derer etliche barbarisch um̅bringen lassen.
(Trebonianus Gallus.) Als nun bald jeder / der etwas bej
den Soldaten oder zu Rom vermochte / zugleich gern den obersten gewalt hätte / so hat es
indessen noch andere neuerwehlte Käiser abgeben / deßgleichen dan̅wa [181] (Jahr Christi
254.) ren Lucius Priscus und Julius Valens, welche aber bejzeiten
underdruket und um̅s leben gebracht worden. Bis das Vibius Trebonianus
Gallus von den Soldaten zum Käiser gemacht / und von etwelchen Regimentern Augustus
genen̅t und gegrüsset ward. Solcher (Volusianus.) ehren macht er auch seinen Sohn Volusianum theilhafftig. Dazumahl ware
jamer und noth im Römischen Reich wegen Rebellionen / Abfählen / und allerhand Feinden /
da dann dise bäide auch Vatter und Sohn von den Meutinierern sind zu tod geschlagen (AEmilianus) / und Emilianus zum Käiser gemacht worden /
welcher aber bald hernach an der Pest gestorben.
(Valerianus. Jahr Christi 261.) Inwehrend solchen Troublen
haben die Soldaten Licinium Valerianum zum Käiser erwehlet / welches der Rath zu Rom nit
allein gebillichet / sondern noch darzu seinen Sohn Gallienum solcher ehren würdig
erkennt. In dem aber die Tartarn in das Römische Reich eingefallen / auch da und dort
grossen muthwillen verübt und schaden gethan / und etliche nam̅haffte Stätt
eingenom̅en: (Anlaß zur verfolgung der Christen
bej Baleriano.) Als wurde Valerianus und die Römer eben mechtig erschreket und
verzagt / bis ein Egyptischer Zauberer Valeriano gerathen / er solte Menschen opfern / und
die Christen aller orthen verfolgen und außreuten / dann wurde er die Tartarn wider kön̅en abtreiben. Diesem zu folge liesse der Käiser die Christen greulich
verfolgen / da und dort hinrichten / auf mancherlej weis peinigen und martern Aber die
Tartarn fuhren einen weg als den andern fort / bis die Pestilenz auf bäiden seithen Friden
und Stillstand für dißmahl zuwegen gebracht hat.
Nachgehends mußte Valerianus wider Saporem der Persen König zu Feld ziehen / allwo er
verrähterischer weis den Feinden in die händ gerathen / da er dann von der Persianer König
so übel gehalten ward / daß so offt der König auf sein Pferd steigen (Valeriani, schröklich end.) wollen / mußte der Käiser sein
Fußbank darzu sejn. Solle auch darauf lebendig geschunden und mit salz geriben worden
sejn. Diser Hochmuth ware Sapori nachgehends von dem Römischen Feldherren Odenato wider
bezahlt / als die Persen wolten Syrien wider under sich bringen. Da dan̅
Odenatus die Residenzstatt Ctesipho sam̅t dem Königlichen Schloß
ausgeplündert / und den König aus dem Feld gejagt / sonsten were es den Römern dazumaln
übel ergangen.
|| [182]
(Gallienus.) Sintemaln Valeriani Sohn Gallienus ein
unnüzer fauler Käiser ware / welcher mehr den Wollüsten als Staatssachen ergeben. Daher
allerhand auffruhren sich eräugten / und macherlej Anstös von Feinden: Und mußte sich
endlich diser Gallienus auffmachen / in das Feld ziehen / wurde aber bej Meiland /
ohnwüssend vom wem / durch stochen.
(Claudius.) Claudius ein dapferer Käiser / schluge die
Seythen und Gothen / die sich in 3. Hauffen getheilet bej vielen Tausenden / starb darüber
an der Pestilenz. Deme folgete Quintilius / ein rauher Man̅darum̅(Quintilius) er von den eben so rauhen
Soldaten um̅gebracht worden / als er wenig tag regierte.
(Marcus Aurelianus.) Marcus Aurelianus Römischer Käiser /
regierte weislich und freundlich / ware ein liebhaber der Gerechtigkeit / schonete der
Menschen Blut. Wie dann lobwürdig von ihm geschriben wird / daß als er im Krieg wider die
Gothen begriffen / für die Statt Tyana kam / selbige aber ihn nicht sonderlich achteten /
habe er sich verredt auch keinen Hund in der Statt leben zulassen. Darauf war die (Deß Kaisers Aureliani tob. würdige That) Statt eingenommen /
da aber die Soldaten meinten / es were auff deß Käisers Wort hin alles preis / befahle
Aurelianus alleine die Hund umbzubringen / die Leuth aber solten bej dem Leben bleiben.
(Jahr Christi 274???) Diser Aurelianus ist
verrähterischer weis in dem Zug wider die Persen zwischen der Statt Constantinopel und
Hieraclia erschlagen worden.
Indessen gab es zu Rom wunderliche Händel etlich Monath wegen deß Käiserthums. Endlich
wurde Tacitus ein gewaltige (Tacitus Röm. Käiser) gelehrte
und tugendsame person zum Obern Haupt erwöhlet / wurde aber ohnlängft hernach in einem
auffstand umbgebracht. Sein Bruder Florianus nahme sich deß höchsten Gewalts hierauff an /
(Florianus) wurde aber auch bald von dem unbeständigen
Kriegsvolk bej der Statt Tarso umbgebracht.
(Sabellianer. Samosaten. Chiliasten.) Zu denen zeiten
erzeigte sich die Kezerej Sabellii / Samosateni und der Chiliasten wunderliche meinungen
darwider das Concilium zu Antiochia gehalten ward.
(Probus Röm. Käiser. ???) Aurelius Probus ward auch ein
guter regent zu Rom und darumb hatte er groß ansehen. Dennoch entstunden vil aufruhre̅ wider ihn / un̅ mußteer Proculu̅ und Bonosu̅, [183] Von der geburt deß Messiae
und Heilandes der Welt. welche nach der Kron getrachtet / aus dem mittel raumen / Auch so
gut konnte er es nicht machen / daß er nicht auch hätte müssen den hals dargeben den
zusammen gerotteten Käisermördern / als er nicht gar 7. Jahr regierte.
(Aurelius Carus.) Marcus Aurelius Carus folgete nach im
Reich / ward aber bald hernach vom Ungewitter und Donner deß Lebens beraubt.
(Diocletianus) Diocletianus / da er noch ein gemeiner
Soldat ware / und bej einem Wirt sich über die Zäch erzankte / sagte eine Weissagerin oder
Zauberin / er were gar zu karg / worüber Diocletianus lachend sprach / wan̅
ich einmal Käiser werd / dann will ich frejgebiger sejn. Jene antwortet / lasse dir es ein
ernst sejn / du solst Käiser werden / wo du nur ein Wild Schwein wirst gefällt haben.
Diocletianus brachte darauf vil wilde Schwein umb / wurde dannoch nicht Käiser / bis er
zulezt einen / der genennt war Aper (welches wort ein wild Schwein heisset) um̅gebracht hat / und sich darbej erinnert der Weissagerin.
(Ma???imianus) Diser Diocletianus hatte eine unrühige
Herrschafft darumb er etwan umb mitgehülffen im Regiment sich umbsahe / wie dann ware
Maximianus. Bald rebellirten etliche / bald waren die Persen / bald die Teutschen /
Schwaben und Burgunder / denen man begegnen mußte.
Es waren aber diese Obersten Regenten zu Rom mächtige Christenfeind / und verursacheten
grosse und greuliche Verfolgungen / welches gekostet vil tausend Christen.
Dise bäide Collegae Diocletianus und Maximianus resignierten das Regiment / deren der
leztere lang nit daran gewolt / bis ihn Diocletianus beredt / wie er eine gewüsse
Weissagung hätte / daß es elend endlich im Römischen Reich werde hergehen / ein Provinz
nach der andern weggerissen / und alles zu grund gerichtet werden [184] müsse. Darauf Diocletianus bis an das ende
seines Lebens auf einem Lusthaus bej Salona / sich mit dem Feldbau und allerhand Bäume
pflanzen / aufgehalten: Maximianus hat zu Meiland sich deß Regiments entschlagen / jener
hat zu Nicomedia den Purpur und Käiserliche Zierd abgelegt. Bäide aber sind gestorben /
wie die Tyrannen gemeiniglich zu grund gehen / mit gifft oder sonsten mit gewalt.
(Die Histori der Thebaischen Legion.) Nun fällt hierbej
für zubedenken die Histori von der Thebaischen Legion / welche dann diese ist.
(D. Hottingeri wegweiser.) Als umb das Jahr Christi 296.
obgedachte mitregierende Käiser ein Armaden auß Syrien in Italien geschikt / under welcher
auch mit seiner Legion / so bestanden in 6666. ausserläßner dapfferer Helden / war der
berühmte Christen-Hauptmann Maurutius der sich denn mit den seinigen naher Rom gelassen /
und allda von Marcellino dem Römischen Bischoff im Christlichen glauben bestättiget
worden. Nach dem aber dise Römische Keiser jhnen fürgenommen ein mächtiges Kriegsheer auß
Italien über das hohe Alp-gebirg / wider die Gallischen auffcührischen Völker abzufertigen
/ ist alsobald auch dise Legion dem völligen Heerzeűg auß Italien in die Lombardej
nachgefolget / biß daß sie endtlich sich / disseits dem Gebirg / nidergelassen in einem
offnen thal / das vom wasserstrom̅ Rhodano mitten underscheiden und
befeüchtiget wird / dessen Landtsässen mit einem nam̅en die Ober- und
Nider-Wallisser genen̅t werden. Es war aber diser Christenlichen Legion
fürsaz / daß sie als dapffere / und der Römischen frejheit wol gewogne beschirmer / zu
außreütung ihrer feinden wollen darsezen ihr ausserstes vermögen: zugleich aber auch sich
entschlossen / in minsten an Christo und demselbigen versprochner treü und glaube̅ sich nicht zu vergreiffen. Als nun des Käisers Heerzeüg kommen an ein ort /
nicht weit von der Statt / die man vormals Octodurum, jezund aber Martinach heißt / hat
der Heidnische Tyran Maximianus / nach Heidnischem brauch angefangen den Teüflen opfern /
und zu disem opffer auch berüfft andere: Ja er gab anordnung / daß alle Soldaten von auff
und nidergang der Sonnen diser verrichtung bejwohneten darbej jhnen auch ernstlich
besohlen / daß sie bej dem Altar der Göt [185] tern schweeren / wie sie zum theil die Bagauder / der Römern abgesagte feind / zum
theil die Christen / der Göttern durächter / willig und bereit wären außzureüten. Wie nun
diß unleidenliche mandat kommen für die ohren der Thebaischen Legion / hat sie sich gen
Martinach zureisen ersezt / underzwüschen aber in einem sonderbaren (Die Thebeer widri???e̅ sich den H???dnischen göttern
zuopfern.) Fläken an dem Fluß Rhodan / Agaunum genen̅t /
auffgehalten / und allda einmühtig sich mit einandern verbunden / lieber jhr leben Gott
auffzuopffern / als dem außgeschribnen / und Chrisienlichem Glauben ganz widrigen befelch
nachzukommen.
Da aber der Tyran̅ Maximianus vernommen / weß sin̅s die
heiligen Thebeer wären / war er darüber häfftig entrűstet / und hat sie alsobald / bej
Eyds pflichten / zu sich lassen fordern: darauff von der Legion dise antwort dem Käser
erfolget: sie seygen Christen / und solle man hiemit jhnen nur nicht zusuchen / das sie
entweders anbätten andere Götter / oder ihren den waren lebendigen Gott verlaugnen / und
seyge jhr endtliche meinung / daß sie bej der waren seligmachenden / und in jhrem
Vatterland erlehrnten Christenlichen Religion beharren wölle̅ bis an das end
/ auch / wo es von nöhten / mit jhrem blut bezeügen.
Als nun der Feldherr Maximianus vernommen dise antiwort hat er außgeschikt seine
Trabanten mit dem befelch daß sie von diser Thebaischen Legion je den zehenden solten
erwürgen / der hoffnung / er wurde durch diß mittel den andern ein schräken einjagen / und
sie also zur gehorsame zwingen und bringen. Aber es fählte jhm weit: Dann die Christen /
ohne einigen schreken des tods / sich alle willig eingestellt / und jhre hälß dargestrekt
haben. Wie nun auff dise weiß (Mauritij dapfferkeit.) vil
unschuldiges blut vergossen / hat der Hauptman Mauritius an die Soldaten gehalten ein sehr
treffliche red / sie zur standhaffte / under dem unabläßlichen würgen und mezgen ermahnet
/ und gewarnet / daß sie von der erkan̅ten warheit nicht abstehen. Er redte
sie an mit disen worten? Ich freüe mich eüerer dapferkeit und tugend / o allerliebste und
beste mitgespanen / daß des Keisers dräüen die liebe gegen dem Christenthum nicht
außgelöschet / noch die vilfaltigen straffen eüch erschrekt haben: und das jhr jez / da es
zeit ist / nach deß Herren gebott daß schwerdt steken in eüere scheiden.
|| [186]
Biß hieher haben wir in den heiligen Büchern geläsen die exempel from̅er /
standhaffter Leüthen / jezund aber erfahren wir durch den augenschein / welchen wir
nachschlagen sollen. Nit zim̅t es uns achtung zugeben auff das gebott des
Käisers / welcher eben so wol sterblich ist als ich. Ich weiß / und kan mich erinnern /
was gestalt wir jhme mit Eyd verbunden / namlich / daß wir / hindan gesezt unser leben /
das Römische reich und gemeine Regiment wöllen beschüzen. Das hab ich versprochen / und
gleichsam dargesezt die nichtigkeit meines leibs: hab ich nun dem Käiser solches
versprächen gethan / da doch niemahlen keiner seit häro mir das him̅elische
Reich dargegen gesezt / was sol ich dann nur thun jez / weil mir Christus so vil
verspricht? Darumb / geliebte Soldaten / lassen uns mannlich seyn / und vest im Glauben
bestehen. Vnd bald hernach wendet er sein red gegen dem abwesenden Käiser Maximiano also:
Wir sind willig auch jezunddir gehorsame zuleisten / wan wir nicht / als Christen / die
Altär der Teüflen wurden scheühen: Dan wir haben erfahren / daß du bej dir beschlossen /
entweders mit abgöttischen Opfferen uns zu befleken / oder aber uns ganz auffzureiben.
Frage nicht lang nach uns! Sihe hie seind so viel Christen / als Persohnen. Du hast zwaren
unsere Leiber underworffen deinem gewalt / aber unsere Seelen / weil sie sehen auff
Christum den urheber deßlebens / förchten dich nicht. Dise wort haben die trabanten
alsobald gebracht gen (Exuperii Christenleche ermahnuna an die
überblibnen Thebeer.) Martinach für den Käiser / dardurch er hefftig erzörnt /
widerum geheissen töden je den 10. Man̅. Vnd als auch gescheben dieses / ist
Exuperius gedachter Thebaischer Legion Fenderich auffgestanden / und hat gesprochen:
Getreüe spießgesellen / wir müssen nun mehr an einen andern streit. Dann durch dise
schwerdt werden wir kum̅erlich mögen in den Him̅el gelangen /
es [187] wird von nöthen sejn / das wir man̅lich und dapffer sejen / damit wir unsern glauben vest und standhafft
behalten. Darumb so werffen eüere waaffen und kriegszeichen von eüch / und mag wol ein
unbarmherziger trabant hinlauffen / und dises unsers für haben dem Käiser anzeigen: Wir
zwaren / O Käiser / sind deine Soldaten / darneben aber (welches wir rund bekännen) seind
wir auch diener Gottes. Dir seind wir schuldig zu dienen im Krieg / jh???e aber mit
unschuld. Wir haben unsere waaffen / und wollen uns doch disem gegenwertigen übel nicht
widersezen / dann wir lieber wolle̅ getödet werden / als töden / unschuldig
um̅kommen / als schuldig leben. Geb was du joch gegen uns fürnemmen wirst
/ das wollen wir auch au???lehe: Dann weil wir Christen sind / so kön̅en wir
Christen nicht wol verfolgen. Darum̅ / O Käiser / wüß / daß diser Legion
gemühter seind unüberwindtlich Wir werffen hin unsere pfeil / und stellen uns eüern
Soldaten dar mit ganz entwaaffneten händen / darneben aber mit einem gemüht / das mit
Apostolischem unüber windtlichem glauben ganz bewaaffnet und umgeben. Wie nun dem Tyrannen
auch fürkommen dise wort / hat er befohlen / daß man zu fuß und zu Pferd dise Legion
umbringe und ganz außreüte / welches dann auch geschehen dergestalt / daß von oberzelten
6666. Christenlichen Helde̅ sehr wenig űberbleiben / welche in andere land
verschikt und verstreüt worden / ein theil gen Xantoes in Frankreich: der ander theil
hinab gen Bon̅ und Cöln an Rhein: Der dritte theil das leben zuretten / und
den Christlichen Glauben fortzupflanzen / hat sich begeben in dise unsere / und dazumalen
noch Heidnische Land / als Sanet Felix und Sanet Regula gen Zűrich: Sanet Victor und Sanct
Ursusgen Solothurn: in welchenorten sie auch endlich / nach dem sie in bekehrung der
damahligen Landsässen zum Christenlichen Glauben vil guts geschaffet / die Christenliche
warheit mit ihrem blut versiglet haben. Auff dise kurz erzellte weis / werd u???s
gründlich der gange verlauff mehr-gedachter Thebaischen Legi [188] on on von allen unpar teyischen /
Alten und Neüen / Reformierten und Papistischen Scribenten / ohne zuthun einiges
aberglaubens / beschriben und gleichförmig / außgenommen den gringen underscheid in
etlichen worten und umständen / hinderlassen.
(Constantius Chlorus und Galerius, Jahr Christi 306.)
Auff zwej regenten zu Rom / kamen wider zwej / Constantius und Galerius. Dise theilten
anfänglich die herrschafften / nachgehends überliesse Constantius dem Galerio alles.
Constantius ware den Christen nicht so gar gram / desset halben er auch auff eine zeit
durch ein versuch die Christen probiret / welche beständig bliben / hatten mehr gunst und
gnad bej ihm dann die Mammeluken. Aber Galerius ware ein tyrann und verfolger der
Christen. Wider disen (Maximinus.) Galerium wurffen die
Soldaten zum Käiser auff Maxentium / der deß Maximiani Sohn ware. Galerius aber name zu
sich an die seiten Maximinum seiner Schwöster Sohn / welcher von Maxentio bej der Statt
Tarso erlegt ward.
Galerius der Christen feind stirbt eines greülichen tods / durch ein abscheüliche
krankheit hingerafft.
(Maxentius.) Maxentius wolte seine wahl mit gewalt
behaupten fuhre fort bis er endlich von Constantino vor der Statt Rom überwunden worden /
und da er in der flucht über die Tiber sezen wolte / auch darin ersoffen ist.
|| [189]
PERIODVS VII.
Oder Sibender verlauff der zeiten / von Consiantini deß grossen Regierung an biß
auff
CAROLUM V.
In die M. CC Jahr begreiffend.
ALdïeweil zu Rom der Käiserliche Titul so wandelbar ware / daß auf eine zeit bald 4.
Personen sich desselben angemasset / namlich Galerius / Maximinus / Maxentius und
Constantinus / deme zu ehren der Rath und das Volk zu Rom eine̅
marmorsteineren triumfbogen auffrichten lassen / als er Maxentium überwunden hatte /
darumb er auch genannt ward / ein Erretter der Statt und Stiffter der offentlichen
algemeinen Ruh: So hat dennoch diser eztere den preis darvon getragen / alß einer von den
Glorwürdigsten Fürsten dessetwegen jhme auch der zunammen Magnus der grosse zugeeignet
worden.
|| [190]
(Flavius Aurelius Constantinus. Euseb. de vita
Constantini.) Sein Vatter ware Constantius Chlorus Pius, seine Muter Helena, von
welchen Constantinus im jahr Christi 272. an das liecht der welt in Engelland geboren war.
Bej zeiten aber erzeigte sich bej jhme ein Generos gemüt / daß nach Tugend und ehren
strebte / er liebte die Studien, Freje Künsten / sonderlich aber auch erlernete er
allerhand Rittersübungen.
(Jahr Christi 310.) Nach seines Vatters Tod / welcher als
ein Römischer Käiser in Engelland gestorben / underfienge sich Constantinus / krafft deß
Vätterlichen Testaments / der Regierung / und hatte ebben vil zuthun mit den Widerwertigen
/ die er doch zulezt alle überwunden und aus dem Feld gejagt / bis er den Käiserlichen
Titul allein erhalten hat. Darbej er dann auch deß Reichs Feinde abgetriben / die
Teutschen überwunden / bis an Sachsenland verfolgt / und zu Cölln eine Bruken über den
Rhein schlagen lassen.
Beneben so ware er der Christen Feind nicht / es gefiele ihme die Tyrannej und
gewalthätigkeit an den guten frommen Christen verübet / sehr übel. Summa dieser solte sejn
ein bekehrter Käiser / ein Soldat Christi deß Herren und seines Reichs Beschirmer und aus
breiter / so vil an menschlichen Mittlen gelegen ist.
(Constantinus auß einem Heid ein Christ.) Die Religion zu
endern solle ihm anlas geben haben / daß als er wider Maxentium gestritten / und heimlich
geängstiget war / nicht wüssend welchen Heidnischen Abgott er am ersten anruffen / und bej
demselben hülff finden solle / da habe sich am hellen Tag in der Lufft diß Gesichte
erzeiget / namlich zwej Seulen / gleich einem kreuz über einandern / mit diser Schrifft in
hoc signo vinces, In disem und mit disem Zeichen soltu überwinden.
Auch solle er nach empfangenem Taufgeruffen haben: Nun weiß ich in warheit / daß ich
selig bin / jez werde [191] ich auch deß ewigen
lebens würdig gehalten / nunmehr bin ich deß Göttlichen liechts genos und theilhafftig
worden.
Worauff dann merklich das Christenthum vermehrt / das Heidenthum verringert worden.
Prächtige Tempel wurden erbaut / den Heiden die ihrigen genom̅en und den
Christen übergeben. Die H. Märtyrer und derselben wunden hat er so geliebt und geehret /
daß er sie auch geküsset und mit thränen benezte. Er bauete die geschleifte Statt Bysanz
wider / macht daraus eine Christliche Statt und nennete sie nach seinem nammen Constantins
Statt.
Er hat nach damaliger gewohnheit zu gehülffen im reich angenommen se ine beide Söhne /
Crispum welchen er von Minervina gezeüget / und dann Constantinum / den er von seiner
andern gemahlin Fausta, deß (Constantini haustreüz.)
Maximiani Herculej Tochter / erbohren hat. Crispus aber ware seiner Stieffmutter nicht so
gar angenehm / seje gleich das er nach ihrem wille̅ nit thun wolte / welches
sie widerwertig dem Vatter für gebracht / darüber er erzörnt den sohn liesse hinrichten:
oder aber daß sie ihn gern / wegen ihres Sohns auß dem mittel geraumt sahe / wie sie dann
so vil vermögen / daß Constantini Schwöster sohn / der junge Lienius auch hingerichtet
ward. Bald hernach (Verleümdung stifftet groß unheil.) als
Helena ihrem Sohn dem Käiser zugesprochen / daß er so unbarmherzig mit seinem unschuldigen
Sohn verfahren / auß lauterm mißgunst / falschheit und verleümdung der Mutter bewogen /
hat es ihn herzlich gereüet / und hat darauff sein Weib die Faustam in siebend heiß wasser
werffen und töden lassen.
(Concilium in Ricea.) Das grosse Concilium und versamlung
der Bischoffe auß dem ganzen Römischen reich / in Nicaea der hauptstatt in Bithynien
gehalten / hat Constantins nicht al [192] lein außgeschriben / sonder Persöhnlich demselben bejgewohnt. Und weilen etliche
under den Bischoffen waren / denen die tyrannen vormals hatten lassen die augen außstechen
/ alß hat er die einäugigen geküßt und denselben gewaltige verehrung gethan.
(Arrius mit seiner Käfereß verworffen.) In disem Concilio
ware der schluß wider den Kezer Arrium und seine Gotsläster lehr gemacht / welcher an dem
heimlichen ort sein eingeweid durch ein schmerzliche Cholic außgeschüttet und sein elende
Seel an sein ort gegeben hat.
(Donatio Consta̅tini.) Sehr vil wird hin
und her ausgesprengt von dises Käisers Freigebigkeit / welche er Sylvestro Bischoffen zu
Rom solle mitgetheilet / und bäides die Statt Rom / Italiam und ganz Europam geschenkt
haben / mit dem Fürwand: Constantinus habe einsmals den aussaz bekom̅en /
wor auf ihme Petrus erschienen / und Constantino anbefohlen / Er solle Sylvestrum
beschiken / der ihn mit auflegung der händen heilen werde / sc. Und daher seje dise
beschenkung: und im übergabs-Brieff steth austrukenlich / der Papst solle gewalt haben
(Boxhorni9???) über Käiserlichen Thron / als der auf
Petri Stul size / sc. Welche aber diesem zuwider wurden reden oder thun / denen wird Petri
und Pauli Ungnad und ewige verdamnus angeküdet.
Sonsten da lißt man in Sylvestri Legenden / daß da dise beschenkung geschehen / sej eine
Stim̅ von him̅el herab gehört worden: Hodie venenum est
effusum in Ecclesiam, Heut ist das Gifft in die Kirchen ausgeschüttet.
(Camerar. Centur. 1. p. 275. 276) Andere die halten diese
Sachen schlechtlich für ein gedicht / als Laurentius Valla, Raphael Volaterranus, Nicolaus
de Cusa Cardinalis & AEneas Syvius, der nachgends Papst Pius II. war.
(Jahr Christi 337.) Als nun der dapfere Constantinus über
die 60. Jahr gelebt / und über die 30. Jahr geregieret / hat er in den warmen Bädern das
Fieber bekommen / wolte sich zu Nicomedia / von deren Statt-Bischoff er getauff ware /
heilen lassen / solle aber endlich gar mit gifft hingerichtet worden sejn.
|| [193]
Constantinus / Constantius / Constans / drej hinderlaßne (Constantinus Constantius Constans. 3. Brüder.) Söhne Constantini deß grossen /
theilten das ganze Römische reich land so vil die Römer darinn hatten / und alles was über
dem Alpengebirg ligt. Der andere beherschete Griechenland / Arabiam / Asiam und alles was
in Orient den Römern zugehört. Derdritte solte haben Italiam. Die Africanische länder /
Dalmatiam / Macedoniam und Egypten. Constantius bekam den Obersten gewalt und hielts mit
den Arrianern / liesse vil unschuldige fromme Christen töden. Dann weil der Apfel der
uneinigkeit so bald under dise 3. Brüderen geworffen / sie auch getrent worden / und da
Constantinus der älter under disen / seinen Jüngeren Brüder Constantem mit heeres krafft
überziehen wolte / ward er Constantinus überwunden / warffe in der flucht den Käiserlichen
ornat / Cron und Purpur von sich / daher weilen ihn Constantisreüter / welche nacheileten
/ nit erkanten / er auch erschlagen und sein leichnam in das wasser Alsa geworffen worden.
Alß ist es Constantio hiemit gelungen und er Käiser verbliben. Constans in dessen / den
wollüsten ergeben / ward durch rebellion seines Obersten Magnentij auch ums leben gebracht
/ welche aber von Constantio in der Statt Lyon belägert und umgeben / ihme selbsten das
leben genommen / und den lohn seiner mordthat empfangen hatte.
(Julianus Römischer Keiser.) Constantinus hatte vil zuthun
mit den Persen / Teütschen / auch wurde Julianus von den auffrührischen Soldaten zum
Käiser erwehlt / worüber Constantius auß bekümmernuß in ein sieber gefallen folgends
gestorben.
Alß Athanasius von der Arrianischen parthej seines bisthumbs (Fabel von ritter St. Georg.) entsezet / ist einer mit nam̅en
Georgius auß Cappadocia ein Arrianer mit 5000. Soldaten ankommen / in das bistum zu
Alexandria eingefallen / und hat sich mit gewalt zu demselben eingetrungen. Und das ist
der gewaltige ritter St. Georg / der für so heilig gehalten wird / deme hin und wider
kirchen gebauet nnd dedicirt worde̅. Ein ritter wird er genant / weil er
gewehrter hand und in foller rüstung sein Bisthum̅ erobert. Die Jungfrau
darum er gekämpfet / ist das Bisthum zu Alexandria. Der Drach / den er umgebracht / ist
der fromme lehrer / der H. Athanasius / welchen die Arrianer einen draken zu nennen
pflegten.
|| [193]
(Julianus Römischer Keiser.) Claudius Julianus /
Constantini deß grossen Bruders sohn / welchen alß seinen Vettern Constantius zu solcher
würde befördert / ware zuvor der Christlichen Religion zugethan / nachgehends durch einen
schandlichen abfall / so daß er noch heüt zu tag Julianus der abtrünnige genent wird / von
der wahren Kirchen abgerissen / stifftete groß übels / thate den Christen vil leids / und
da er zu lezt / man weißt fast nicht was gestalten / ums leben kommen / solle er blut von
seiner wunden gegen dem himmel geworffen und Gotslästerliche alß ein höllenbrand geruffen
haben: Jez hast du Galileer überwunden. So meinte der Gotslästerer Christum den Herren.
(Iulianns ein greulicher verfolger der Christen.) Diser
Julianus ware selbsten auch ein lehrer in der Christlichen Kirchen / hat sich aber also
durch die Heiduische philosophos verblenden und verführen lassen / daß nach seinem abfall
er ihme gänzlich fürgenom̅en / daß Heidnische Gözenwerk wider anzurichten /
und die Christliche Religion zuverfolgen. Welcher er so feind war / daß er auch
sonderliche bäder und Abspülungen gebrauchte / die H. Tauff von seinem leibe außzuwaschen
und zuvertilgen. Wie er sich dann auch auff die Zauberey und Teüffelsdienst ganz begeben
hat.
Alß er zum Käiser erwehlet / hat er nach erhaltenen Sieg wider die Teütschen / deren er
nicht weit von Straßburg auff die 3000. erlegt / alle seine macht zu vertilgung der
Christlichen Religion angewendet.
Es hatte vor ihm der fromme Käiser Constantinus der grosse / alle Heidnische Kirchen und
Gözenhäüsser verriegelen und zuschliessen lassen (were besser / er hette sie im Grund
eingerissen / und die Gözen mit feüer verbrant so hetten sie zur Abgötterej keinen anlaß
mehr geben kön̅en / oder sie selbst widerum dazu gebracht werden) und hatte
auch bej straaff leibs und lebens verbotten / dise Gözen-Kirchen wider zu öffnen und
darinn zuopfern. Aber daran hat sich Julianus nicht gekehret sondern obgemelte Kirchen
widerumb auffgethan / und den Heidnischen Göttern selbst darin geopffert / und andern
dergleichen zu thun befohlen / dadurch dann bej vielen die Abgötterej häüffig widerum
überhand genommen hat. Denn die Heiden / die sich under Cosnstantini deß Grossen regierung
ingehal [194] ten / in hoffnung daß
blat wurd sich einmahl wenden / die liessen sich damals sehen / und lehneten sich auff
wider die Christen.
Er Julianus hat alle Christen / die er verächtlich Galilcer nennet ihrer vorigen
Privilegien / Aempter und ehren entsezt / sie von seinem Hoff und Kriegsvolk verstossen /
und befohlen / daß man sie zu keinem krieg oder kriegs übungen gebrauchen: auch sie für
ihre Kinder keine Schulen solten haben / und die Grammaticam sampt andern gutten künsten
und sprachen nicht lehrnen lassen / auff daß sie also weder ihre lehr gründtlich fassten /
und richtig anderen fürtragen / noch ihre widersächer nach gebühr widerlegen könten. Auch
schrieb er selbst etliche Bücher wider die wahre Christliche Religion / welche Cyrillus
Bischoff zu Alexandria widerlegt hat. Darzu wen̅ er ihnen allerlej Injurien
hohn und schmach zugefüget hatte / sagte er zu ihnen: Sie solten nach der lehr ihres
Christi solches alles gedultig leiden. Wenn er ihnen ihre Güter nehmen und einziehen /
oder sie sonsten mit schweren Sazungen schinden und aussaugen ließ / sagte er sehr hönisch
und spöttisch: Ihre Religion brächte solches mit sich. Dieweil geschrieben stunde: Die
armen weren selig / und die Christen solten ihnen keine Schäze samlen / sondern dem der
den mantel von ihnen forderen wolte / auch den leibrok folgen lassen. Fragte auch / was
sie ihm verweißlich fürwerffen könten / dieweil er sie so arm / und derhalben auch / laut
ihrer Religion selig machte.
Es hatte Constantinus der grosse / der Römer Fahnen geendert / und an statt der
Heidnifchen Gözen ein weiß Creüz darauff machen lassen. Dasselbe thett Julianus hinweg /
und machet an die Statt das Bild Jovis, Mercurij und Martis / auff daß wenn man für den
Fahnen die Huldigung thet / iederman meinete / die Christen erzeigien den Heidnischen
Gözen Ehrerbietung. Deßgleichen mußten die neulich angenommene Soldaten / wenn sie
eingeschrieben wurden / und geld auff die hand bekamen / ein Körnlein ins fewer auff den
Altar werffen / den Heidnischen Abgöttern zu ehren. [195] Darüber begab sich / daß etliche Christliche Soldaten / die dauß unbedacht
solches gethan hatten / für den Käiser tratten / und wurffen ihm das angenommene gelt für
die Füsse / und sprachen: Sie weren Christen: Wolten derowegen auch alß Christen sterben:
Julianus befihlt / man solte sie köpffen. Aber in dem man sie hinführet / endert er den
befehl und lesst sie lauffen: doch mit dem bescheid / daß man sie dermassen außmustere /
daß weder sie noch andere Christen hinführo zum krieg solten zugelassen werden.
Im ganzen Römischen Reich wurden vil Christen übel geplaget / geschmähet / gemartert /
und jämmerlich zum Tod hingerichtet. Vnder welchen war ein fürtrefflicher uud alter diener
Christi / mit Nam̅en Marcus / Bischoff zu Arethusa. Welcher auff eine zeit
der Heidnischen Gozen-Hauß zu Arethusa hette helffen zerstören. Darumb ihn Julianus für
anderen hasset / und rieth den Burgeren / sie solten gemelten Marcum / daß nieder
gerissene Gözen-Hauß auff seinen kosten wider zubauen / anhalten. Welches alß es ihm
unmüglich war / begehrten sie / er solte ein theil unkostens erlegen. Darauff er ihnen
geantwortet: Er wolte ihnen nicht ein heller darzu geben. Derhalben sie ihn greülich
marterten und mit gewalt zum tod hinriessen.
Zur zeit diser verfolgung sind auch umbkommen Gregorius von Alexandria, Eusebius,
Nestorius, Zeno. Basilius von Ancyra, und Cyrillus Kirchendiener zu Jerusalem. An etlichen
orten sonderlich aber zu Heliopolis hat man vil Christliche Jungfrauen und Matronen naket
und bloß auff den Schauplaz geführet / und dieselben auffgeschnitten / sie mit haber und
gersten gefüllet / und den Säüen zufressen fürgeworffen.
Es waren dazumahl drey Christen / ehrliche Burger mit nam̅en Macedonius,
Theodorus und Tatianus, die giengen zu Meroe in Phrigia bej nacht in ein Gözen-Hauß / daß
biß daher verschlossen / und den vorigen tag durch den Schultheissen der Statt eröffnet
war / daß man hinführo darin opffern solte / und wurffen alda die Gözenbilder herunder /
und zerschlugen sie zu stuken / und giengen darvon. Wurden derwegen deß folgenden Tags
viel andere Christen eingezogen und gemartert / auff daß man also die Rechtschuldigen
erforschen möchte. Da daß Macedonius und seine Ge [196] sellen erfahren / sind sie selbst gutwillig für Amatum den Landpfleger
getretten / und haben bekant / daß sie die Gözen also gestürmet / daß man auffhören wolte
/ andere unschuldige Leühe derentwegen zu peinigen. Darauff sie dan̅ alßbald
angegriffen / und hernach in grosser freüdigkeit und beständigkeit mit feüer sind gesenget
und verbrannt worden.
Arthemius Landpfleger in Egypten / welcher bestendig bej der Christlichen Religion
verharret / ist aller seiner gütter beraubt / und endlich neben vielen anderen frommen
Christen geköpfft worden. Welcher mehr darvon wüssen wil / der lese daß sechste Buch in
der Historia Tripartita / wie auch die Kirchen-Histori deß Rufini / Theodoreti deß
Bischoffs zu Cyro / und Sozomeni.
Es hat auch Julianus / den Christen / die er zum Heidnischen aberglauben / nicht bringen
könte / zu spott und verdrieß / den Juden nicht allein vergönnet / daß sie den Tempel zu
Jerusalem wider aufbauen / und daselbst opffern solten / sondern ihnen auch hülff und
fürschub darzu ver sprochen. Sind derwegen die Juden auß allen orten häüffig gen Jerusalem
zusammen kommen / und sich zu solchem gebäue vorbereitet und gefast gemacht / auch
angefangen das fundament zu legen. Aber ehe dann sie dasselbe gänzlich verfertigt / ist
erstlich ein greulich Erdbieden entstanden: Darnach seind schrekliche Feürflammen auß dem
Erdreich herfürgefahren / auch Don̅erschläg und ungewitter vom Himmel
erfolgt / daß dadurch nicht allein daß angefangen werk genzlich zerstöret und verfallen /
sondern auch viel Juden umbs Leben kommen / die übrigen aber hin und wider jämmerlich
zerstreuet worden.
Cyrillus Bischoff zu Jerusalem hatte den Juden und Heiden / welche an den Christen
grossen frevel und muthwillen trieben / mit grosem ernst und beständigkeit zuvor gesagt:
Sie wurden den Tempel nimmer nehr wider bauen / noch darin opfern / wie dann auch bejn dem
Propheten Daniel geweissaget / und in der Evangelischen Histori beschriben ist. Gleich wie
sie nun den frommen Diener Christi / umb solcher weissagung willen verlacht und verspottet
haben: Also sind sie hernach da diese zerstreüung und wunderwerk Gottes geschehen / auffs
eusserst gedemütiget und zu schanden worden.
|| [197]
Also hat der truz und muthwill Juliani nicht sehr lang gewehret. Wie dann auch Athanasius
von ihm geweissaget hatte: Er wäre gleich einer tunklen saur außsehenden Wolken / die doch
bald wurde für über gehen. Und da Libanius Julian? Piaeceptor, einen Christliche̅ Schulmeister einmahl gefraget hatte / Was deß Zimmermans Sohn Christus
machete. Hat der Schulmeister geantwortet: Er machte dem Juliano seinen Sark oder
Todenkasten. Wie dann sein greülicher tod kurz darauff erfolget ist.
Ob nun wol nach dem undergang Juliani / die Christen ein zeitlang zimlichen Fried gehabt:
So hat doch derselbe nicht lang gewehret. Denn als Valens und sein Bruder Valentinianus
zum Käiserthum kommen / ist Valens alßbald durch die falsche und schändliche lehr der
Arianer verführet worden: Aber Valentinianus blieb beständig bejm Christlichen Glauben.
Vnder Juliano soll sich auch dieses begeben haben.
Theodorus auffs barbarische und unmenschlichste gefoltert / und das etliche Sinnden lang
/ sagte zu Ruffino, der ihn fragte: Ob er schmerzen verspüret hatte: Er habe etwas wenigs
empfunden / es seje aber ein Jüngling neben ihme immerdar gestanden / welcher mit einem
weissen Tüchlein stätig ihm den schweiß abgewüschet / und öffters mit frischen kaltem
wasser ihne angesprenget.
(Gelehrte leüt.) Bej solchen verläüffen und zeiten
florirten die gelehrten leüt / Arnobius, Lactantius Firmianus, Paphnutius, Eusebius und
andere.
(Jovinjanus.) Jovinianus ward nach Juliani deß apostaten
und mammeluken tod / von dem Römischen kriegsvolk zu einem Käiser erwehlet. Da er aber jez
eben die herrschafft auzutreiten auff dem wege begriffen / außländische händel indessen
geschlichtet / ward er morgens tod in seiner kommer gefunden. Dessen ursach dem kalch /
mit welchem das gemach kurz vorhin übertüncht worden / und dahin der Käiser ehe er
entschlaffen / weilen er noch zimlich kalt / vil glüende kolen und räuchens lassen bringen
/ zugeschriben worden.
(Valentinianus und Valens.) Die Soldaten wurden einig
über der wahl Valentiniani / doch solte er einen gehülffen im regiment haben / wegen
damals [198] schwirrigen zeiten / da das
Römisch reich von vilen orten her angefochten mard. Sezte dero wegen ihme an die seiten
Valentem seinen Bruder / alß der gegen Morgenland herrschen und furschung thun solte /
Valentinianus aber gegen Nidergang / da auch die gefahr am grösten ware.
(Procopius.) Indessen thut sich ein neüer Käiser herfür
Procopius mit nammen / wurde aber bald von Valente in der Statt Nicomedia umbringet /
erdapt / und mußte das leben für das eingebildete Käiserthum̅ geben.
Valentinianus hatte inzwischen händel / mit den Teütschen / Sachen / Schlesiern / Mähren.
Und als er sich über einen abgesandten sehr erzörnete / traff ihn der schlag / daran er
auch starb.
Valens zwang die Gothen zu unsinnigen resolutionen / darum er auch die schlacht verlohren
hatte / und alß er verwundt in der flucht auß mattigkeit und forcht für den nachjagenden
in ein Baurenhäuslein sich verkriechen müssen / alß ist er von den Gothen / ohnwüssend das
der Käiser im häuslein / zusamt dem selben und den seinen verbrant worden.
Diser Valens hat die Christen zuverfolgen angefangen im Jahr Christi 371. Und sich
understanden / sie zu nöhtigen / die Gotslästerige und virdampte Lehr der Arianer
anzunehmen. Aber die Christen haben sich ritterlich und dapfer gewehret. Darumb sind an
vilen orten treüe lehrer und Kirchendiener ins elend verjagt / gemartert und endlich
getödet worden.
Als nun die verfolgung an allen Orthen / hart und sehr beschwerlich war / also daß weder
die Prediger noch auch andere Gläubige jrgend wo sicher sejn kondten / sondern überal
beraubt / gepeiniget / verjagt und hingerichtet worden: Beschlossen die gemeinen Kirchen /
sie wolten einmahl eine ansehenliche Legation an den Käiser Valentem abfertigen / die bej
ihm eine fürbit thun / ihre unschuld beweisen und darthun / auch umb hülff und schuz
ansuchen solte. Wie dann auch geschehen. Und waren bej dieser Legation in achzig
ansehenlicher Persohnen / welche / da sie / da sie zu Nicomedia ankom̅en und
Audienz erlangt / und ihre klag und entschuldigung Supplications weiß fürgebracht hatten:
Ist Valens so sehr in ihm selbst ergrimmet / daß er Modesto, einem von seinen Dienern
heimlich befohlenhat / diese Legaten alle samptlich zu ermörden. Die [199] weil sie sich aber fürchten / daß
nicht nach einer so gewaltsame unbillichen That ein auffruhr entstehen möchte: Haben sie
diese achzig Legaten alle sampt auff ein groß Schiff gebracht / eben alß wolte man sie des
Lands verweisen. Aber so bald daß Schiff auffs Meer kommen / hat man es angezündet / und
seind die Schiffleüth in kleinen Schifflein davon kommen: Die achzig Christen aber haben
mitten im wasser jämmerlich verbrennen müssen. Welches dann der ganzen Christenheit
dazumal eine grosse traurigkeit und betrübnus gemacht hat.
Wer mehr exempel diser greülichen verfolgung und blutbads lesen will / der nehme für sich
daß 7. Buch in der Historia Tripartita, und das 4. Buch Socratis und Theodoreti.
Alhie übergehe ich die verfolgung Athanarichs (oder Athalariks / wie ihn andere nennen)
deß Königs der Gothen. Derselbe hat auch die Christen verfolget / im Jahr Christi 373. In
dem er etliche getödet / etliche deß Lands verwiesen hat. Aber dieweil etliche darfür
halten / es sejen dieselbe verfolgten Arianer gewesen / sollen sie nicht under die zahl
der wahren Märtyrer gerechnet werden.
Und dieweil die Christliche Kirch von den Arianeren da sie die oberhand hatten / viel
erleiden müssen nach dem tod Constantini deß Grossen / in dem sie zu ihrer
Gotslästerlichen falschen lehr noch hinzu thäten die grausamkeit / in gwoltsamer
verfolgung der wahren rechtgläubigen Christen. So wollen wir auch derselben allhie meldung
thun.
Arius ein ehrgeiziger man / hat die Gottheit JEsu Christi angefochten und verleügnet /
und darüber nach dem gerechten urtheil Gottes ein jäminerlich end genommen. Sein anhang
underfieng sich gleiche Gottslästerung zubehaupten / und geschach dasselbe / wie hernach
beschriben wird.
Constantinus lässt sich von seiner Schwöster Constantia / zwej jahr vor seinem tod
überreden / daß er den Kezer Arrium wider ins Land und zu dienst erfordert / und dargegen
den Athanasium verjagt / diese enderung und wankelmürigkeit an einem so grossen Herren /
erreget den streit der Arrianer merklich / dann als Athanasius ins elend vertriben war /
kam Arrius wider gen Alexandria und meinet / er hette nun gewonnen / sterket derwegen
seinen anhang / [200] daß also viel Bischoffe /
die neülich zuvor kein wort reden dörfften / nunmehr offentlich anfiengen seine Irrthum
und Kezerej zuverthädigen / sonderlich nach absterben deß Käisers Constantini. Athanasius
hielt sich zwej jahr und vier Monath lang im elend verborgen / bej S. Maximin dem Bischoff
zu Trier. Constantinus der elteste Sohn Constantini deß grossen / ein dapferer Fürst und
Herr in Frankreich / verschaffet nach Anordnung seines vätterlichen Testaments / daß
Athanasius wieder kam gen Alexandriam. Damals war Arius gestorben / und Constantinus
welche ein jünger Herr war / möchte die Arrianer nicht offentlich leiden / wiewol etliche
Bischoff derselben Secten einen guten zugang zu ihm hatten.
Als nun Athanasius wider kommen / lehret und regieret er seine gemein drej jahr lang /
under dessen wird Constantinus / durch anstifftung Eusebij deß Bischoffs zu Nicomedia /
und etlicher anderer ein grosser Christen seind / und verjagt Paulum / den Bischoff von
Constantinopel / und Athanasium von Alexandria. Da einer mit namen Georgius / mit
gewapneter hand sich deß Bistums underfieng. Zu der zeit muste sich Athanasius mehr
verbergen / dann zu vor jemals. Und dieweil seine widersächer ihm nach Leib und leben
stunden: begab er sich eilends nach Rom / da er und Paulus der Bischoff von Constantinopel
ein zeitlang ihr wesen hatten / bejdem Bischoff Julio.
Darnach zogen sie zum Käiser Constante / welcher ganz Occident rühig innen hatte. Bej
demselben ward so viel erhalten / das endlich mit bejder Brüder Constantis und Constantij
bewilligung / ein Concilium angestelt wird zu Sardis in Illyria, zehen jahr nach dem tod
Constantini deß grossen / im Jahr Christi 351. Daselbst kamen zusamen 250. Bischoffe / und
neben andern Athanasius / und Hosius Bischoff zu Corduba / welcher (nach deß Synodi
außschreiben oder Sendbrief) ein sehr betagter und ehrwürdiger man war / und die warheit
allweg rund / auch mitten in der verfolgung / bekannt hatte. In demselben Concilio wurd
erklärt / bekan̅t und offentlich angenommen / die lehr und bekantnuß deß
Concilti zu Nicea gehalten / und alle gegenlehr außgesezt und verdammet. Und ist solches
zu finden in der Kirchenhistori Theodoreti, da under andern gemeldet wird: Daß der Vatter
nicht ist ohn den sohn / [201] und daß Sohn nicht
ist gezeüget oder gebohren ohn den Vatter / auch nicht sejn kan / ohn den Vatter.
(Ex Martyrolog.) Es sind aber diese zeiten voll jammer
und elend gewesen. Denn eben umb dieselbe zeit hat man ein ander Concilium gehalten in
einer Statt in Thracia genannt Philippopolis, da straks das widerspiel ist geschlossen
worden. Und daß geschach darumb / dieweil das Käiserthum̅ nunmehr zertheilet
war / und mehr dann einen Herren hatte / und es nicht mehr gehen wolte wir zur zeit des
Nicenischen Concilii / da Constantinus allein Käiser war.
Constantinus war ein junger Herr / und die Fuchsschwänzer verderbten jhn. Daher gieng es
übel zu in der Kirchen Gottes / dieweil die Feinde der warheit / die Herren ihres
gefallens regierten.
Uber vier Jahr ist einander Concilium gehalten worden zu Smyrne, da Constantinus bej
gewesen / welches dem Conciliio zu Sardis ganz und gar zu wiedergefallen.
Alhie ist wol zubedenken / was für unglük die Kirch Gottes außstehen müssen / nach dem so
viel widerwertige Concilia angesezt und gehalten worden / in welchen allen daß Symbolum zu
Nicea gemacht / ist verfälscht worde̅ / nemlich das Concilium zu Smyrne,
Rimin, Mejland / Seleucia, Constantinopel und Antiochia. Von welchen ich hernach weiter
sagen will / damit fromme Christen den jammer der Kirchen Gottes zu der zeit beherzigen
mögen. Zuvor aber wil ich die Histori deß lieben Athanasii vollend beschreiben.
Nach dem Concilio zu Sardis begehrt der Käiser Constans von seinem Bruder Constantio / er
sol Athanasium wider zu seiner Kirchen Alexandriam beruffen / und erklehret sich
außdruklich / wo ers nicht thun werde / so wolle er ihn selbst wider in seinen vorigen
stand sezen. Und ob sichs wol durch listige Practiken verweilet: Rieth man doch endlich
Constantio / er solte lieber Athanasium wider fordern lassen / dann zu einem innerlichen
Krieg anlaß geben. Derhalben bewilliget Constantius / daß Athanasius zu seiner Kirchen
wider kommen möchte. Aber nicht lang hernach stirbt der Käiser Constans. Da wird
Athanasius alsbald widerverjagt / als der da (wie Constantius ihn beschuldiget) Constantem
zum krieg angereizet hette. Also wird Athanasius deß Lands verwiesen / und verbirgt sich
sechs jahr in Libya / biß das Constantinus gestorben war. Dargegen hat Georgius der
Bischoff grosse Tyran̅ey geüet [202] zu Alexandria. Die zarten Jungfrauen ließ er zum feüer führen / und dräuet / er wolte
sie darein werffen lassen / wo sie nicht offentlich wolten verheissen abzustehen von der
lehr Athanasii.
(Ex Martyrolog.) Zur zeit Juliani kam Athanasius wider:
Und ob wol hernach Julianus jhn zu töden befohlen / blieb er doch bej seiner Kirchen zu
Alexandria / biß in das 7. Jahr Valentiniani. Vnd wird darfür gehalten / daß er derselben
Kirchen fürgestanden sej 46. Jahr: und ist auß dem Lauff seines Lebens abzunehmen / wie
viel unglüks und Jammer er in der Kirchen Gottes mit Augen hat anschauen und außstehen
müssen / darauß ihn doch der Herr wunderbarlich erlöset hat: Und ob wol Athanasius / der
fürtreffliche Diener Gottes / vil Elend außgestanden hat / sind doch derhalben die andern
rechtschaffenen lehrer und wahre Christen der verfolgung nicht überhaben gewesen. Denn
Paulus Bischoff oder Pastor der Kirchen zu Constantinopel / ist in Cappadociam ins elend
verwiesen worden: Da man ihn bald hernach mit den Strik vom Leben zum tod hingerichtet
hat. Marcellus Bischoff zu Ancyra, ist gleichfals verjagt worden. Lucius Kirchendiener der
Statt Adrianopolis / ist in die Eysen geschlagen / und umbkommen. Athanasium konten sie
nicht erdappen. Darum̅ tödteten sie Theodulum, und Olympium, Bischoffen in
Thracia.
Als Macedonius ein Arianer / an Pauli statt zum Bischoff zu Constantinopel bestätigt war
gieng die verfolgung wieder die frommen Christen mit gewalt an: In dem etliche aus ihren
Kirchen verjagt / etliche aber deß Arij Kezerej gut zuheissen und anzunehmen gezwungen
wurden: Vnd das alles mit solchem gewalt / wie zuvor die gottlosen Tyrannen und verfolger
der Kirchen Gottes zu thun gepflegt hatten. Etliche geisselt man / daß sie darvon sturben.
Andere beraubt man ihrer Privilegien / und vertrieb sie ins Elend. Etlichen brante man mit
glüenden Eysen zeichen an die stirn / martert und peiniget sie auffs eüsserst. Etliche
sturben für hunger und kummer im elend. Ganz Orient war unrüh g gemacht / und geplagt /
durch diese falsche Christen / in allen Provinzen des Käiserthums sonderlich aber zu
Constantinopel: Da zween von den Haußgenossen Pauli deß Bischoffs / mit Nahmen Martyrius
und Martianus, beide Kirchendiener / durch falsche zeügen angeklagt und zum tod
hingerissen worden. Macedonius / der vermeinte Bi [203] schoff / hat auch sein begehren vom Käiser Constantio erlanget: daß er
seines gefallens mit der Christen Kirchen möchte handeln. Darumb nam er ein Rott loser
Buben zu sich / welche mit gewehrter hand alle Kirchen der Gläubigen / die man damals
Homousianer nen̅et / darnieder gerissen / und groß unglük anrichteten. Sie
verschoneten (Ex Martyrolog.) auch nicht der lebendigen
steine deß Tempels Gottes / sondern erwürgeten ohn underscheid Männer und Weiber / und
liessen nicht ab biß das sie ein auffruhr zu Constantinopel anrichteten / in welchem
unzehlich vil leüt um̅kamen.
Under den verfolgern der Christen / die man Homousianer, daß ist / Consubstantiales
nennet (darum̅ das sie die warheit verteidigen / nemlich daß JEsus Christus
/ nach seiner Göttlichen natur eines wesens ist / das ist wahrer Gott mit dem Vatter) war
ein fürnehmer Rädelführer und Manicheer, ein außbündiger Bluthund / mit Namen Sebastlanus
/ welcher über die Soldaten und Christen-Mörder ein Oberster war. Derselbe schrieb an die
Landpfleger der Stätte und Capitäinen der Festungen / sie solten die Pastorn und
Kirchendiener mit gewalt antasten und ihre Kirchen den Kezern einraumen. Diesem gotlosen
befehl ward fleissig nachgelebt. Dann da wurden alsbald viel für nehme und betagte
Kirchenlehrer ins elend vertrieben. Vnd er welchen auch war Aminonius, Mais, Psenosiris,
Ilammon Plenes, Marcus, Athen???dorus, Dracontius, Philo, und andere / welcher Athanasius
gedenket in seinem Sendbrieff an die Brüder in der wüsten. Man hatte kein mitleiden mit
dem kranken und schwachen / sondern schürget sie auff wagen und schleppet sie hinweg: Und
so einer von den kranken underwegen starb / liessen sie ihn begraben.
Wenn Jemand auß Christlicher lieb / armen Witben und wäisen der verjagten Christen guts
thet / den hielten sie alsbald verdächtig / und zogen ihn für gericht / verdam̅ten / schlugen und peinigten ihn endlich / für den Augen deß obgemelten
Sebastiani / der an seinen Henkersbuben und solchem Spectacul eine sonderliche lust und
Freüd hatte / bej welchen Barmherzigkeit und mitleiden für Laster gehalten wurden. Auch
ließ er an andern orten greüliche verfolgungen wieder die frommen Christen anrichten /
darvon etwas muß gesagt werden: Dieweil dieselben gar eigentlich übereintreffen mit der
Tyrannej / so hernach der Antjchrist zu Rom und [204] sein anhang / under einem herrlichen Titul und schein / wieder die Christliche
Kirch greülicher geübet hat / dann jemals die Heiden.
(Ex Martyrolog.) Als Athanasius vernam / das ihm
Constantius nach leib und leben trachte / zog er von Alexandria an einen sichern ort. An
seine statt kam einer / mit Nam̅en Georgius auß Cappadocia / wie obgemelt /
welcher als er in dieselbe Kirch eingeschliechen / einen grossen hauffen Heiden / Juden
und anderer losen Buben aufbracht / und ließ die armen Christen in ihren versamlungen
under der Predigt überfallen / ermörden / und ihre Kirchen mit Feür verbrennen. Da fänget
die ganze Statt an zu heülen und weinen über solchen jammer / und begehret hülff vom
Landpfleger. Darumb das die Henkersbuben / ehrliche Jungfrauen naket außgezogen /
genotzüchtiget / und die sich geweigert / erstochen hatten. Der Landpfleger sahe durch die
Finger / und ließ die armen Christen under die Füß tretten / köpffen / erstechen /
steinigen / oder sonst an ihrem leib jämmerlich verlezen.
Die Heiden opfferten ihren Gözen auff dem Tisch deß Herren / verspotteten und lästerten
unsern HErren JEsum Christum / den Sohn des lebendigen Gottes / und trieben solchen truz
und unfläterej / daß nicht darvon zu sagen ist. Ehrliche Jungfrauen zwungen sie / daß sie
die Christliche Religion solten verschweren: Und die jhnen nicht bejpflichten wolten /
tratten sie mit Füssen und hieben sie in Stüke.
Georgius / der da froloket / daß jhm der anfang seines Bischofflichen Ampts so wol
gerathen war / gab den Henkersbuben der Christen güter preiß. Dieselben / weil sie die
Waffen zur hand hatten / plünderten sie jederman / und beraubten ganze Häuser / soffen den
Wein in den Kellern: Und was sie nicht sauffen konten / daß verschütteten sie / und
zerbrachen thüren / fenster und laden: Auch zündeten sie ihren Gözen an die kerzen der
Christen / so sie etwan bej nacht in ihren versamlungen gebraucht hatten.
Diß gieng den Arianern nichts zu Herzen / sondern wurden noch mehr erbittert wieder die
Christen / also daß durch ihre anstiften die Pastorn und Eltesten der Kirchen / wie auch
allerlej stands andere Christen / ja auch die Jungfrauen für gericht geschleppet wurden /
ins gefängnus geworffen / ihrer Güter beraubet / mit ruten und Geisseln gehauen / und
allen Kirchendienern ihr underhalt [205] (Ex Martyrolog.) genommen. Underdeß stund der andächtige
Bischoff Georgiusauff der Canzel / und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war
so gar außgelassen / daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der
Christen Kirche ging / und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen / neben etlichen
ansehenlichen Männeren und Weibern / die ließ er greülich geißlen / und in ein hart
Gefängnüß werffen.
Under andern herrlichen thaten / hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen
/ daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß
Buch auß den Händen / zogen sie naket auß / und geisselten sie elendig / und wurffen sie
in einen Graben.
Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger / in dem er unzehlich viel
Christen gefänglich einziehen / und ihre Häuser plündern liesse.
In der Wochen nach Pfingsten / als sich das Volk auff den Kirch hoff versam̅let und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff in̅en predigte /
auch nit mit ihm daß Nachtmal halte̅ wolte: bestelt der Bößwicht den
vorgemelten Obersten Sebestianum / daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe / und ohne
verzug die Christen auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle / und mit Pfeilen /
Schafflinen und Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und
underandern etliche Jungfrauen entblöset / und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet
/ und ihnen befohlen / die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht
thun wolten / hat er sie dermassen zerschlagen lassen / daß sie ihre eygene Eltern und
Freünde eine zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod
hauen: Die andern / so er ergrejffen konte / verschikt er ins Elend / in eine Insul. Die
erschlagenen wolte er nicht begraben lassen / sonderen ließ sie unbegraben / verbergen und
bewaren. Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates
und Theodoretus in ihren Kirchen-Historien.
Under deß erlangen die Arrianer / daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland / Athanasium
und andere rechte Kirchen-Lehrer / welche die rechte lehr von der Gottheit Christi
führeten / zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident / als sie der Kezer Be [206] trug entdeket / wolten sie mit ihnen
nicht übereinstimmen / noch sich bej ihnen in verdammung der reinen Kirchenlehrer / finden
lassen / sondern übergab dem Käiser Constantio / der anwesend war / eine Censurschrifft /
darin sie der falschen Lehrer irrige meinung offenbarten / und mit Zeügnussem göttlicher
Schrifft widerlegten. Umb welcher willen sie ins elend verjagt wurden. Under andern
Kirchendienern die sich damals richtig und unerschroken erzeigten / waren Paulinus und
Hilarius / Bischoffe in Frankreich / Osius Bischoff in Hispanien / und Liberius Bischoff
zu Rom welche sich außdrüklich wiedersezten den Arriane???n und dem Käiser / der da
begehrte sie solten die verdammung Athanasi??? underschreiben.
Die Arrianer fuhren fort mit ihrer Kezerej und Gottslästerungen / biß daß sie mehrer
theils durch Gottes urtheil greülich hingerichtet / und auß ihrer Gottlosigkeit Mahomet /
der Antichrist im Orient entstanden ist. Welcher zu grund vertilget hat / die herrlichsten
Kirchen und gemeinden / die durch viel tausend Märtyrer blut zuvor in allerley Provinzen
desselben grossen theils der welt erbauet waren. Ehe dann wir aber beschreiben den Mahomet
/ und das unglük / wollen wir noch eine denkwürdige Histori / so sich under dem Käiser
Valente begeben herbej sezen.
Eine denkwürdige Histori / welche sich under dem Käiser Valente / der Arrianischer
Kezerej zugethan / begeben.
Es hatte Käiser Valens den Christen die Tempel zerstöret / daher sie under frejen Him̅el aussert den Stattmauren ihre zusammenkunfft gehalten / den Gottesdienst
zuverrichten. Alß nun der Käiser solches vernommen / ward er zornig / beschikte seinen
Feld-Obersten Modestum (welcher heimlich den Christen gewogen ware) fuhr ihn an / gab ihm
dar zu einen Bakenstreich / weil er so saumseelig in außtilgung der Christen ware.
Modestus muste hierauff mit verfolgen fortsezen. Warnete doch in dessen die Christen /
welche solches verachtet / und umb so vil desto heüffiger zusam̅en lieffen
auf dem Felde offentlich. Da nun Modestus mit seinem Kriegsheer im anzug / die armen
Christen zu überfallen und umbzubringen / begibt es sich / daß ohngefehr eine Weibspersohn
daher laufft / mit sich an der Hand führende einen jungen Knaben / trange durch das
Kriegsheer eilends durch / hatte [207] nur einen
Mantel umb sich geworffen. So bald ware sie auffgefangen / für Modestum gestelt / und
befragt / wohin und warumb sie also durch daß Kriegsvolk eile / ob sie nicht gewahre die
gefahr in welcher sie schwebe? Hier auff ware die antwort / sie eile dem Feld zu / da die
allgemeine Kirchen versam̅let seje. Spricht Modestus weist du dann nicht /
daß ich eben jez muß hinziehen / und alles umbbringen / was anzutreffen. Ja / sagte sie /
daß weis ich wol / eben darumb eile ich also / daß ich nicht zu spath komme / und der ehre
deß Marterthumbs / von Gott uns angetragen / beraubt werde. Modestus fragt weirers /
warumb sie den Knaben mit sich führe? Da gab sie zur antwort / auff daß er gleiches Creüz
und gleiche gnadenreiche belohnung mit mir habe. Als nun dieses von Modesto dem Käiser
angezeigt worden / ward befohlen / mit der verfolgung inn zuhalten. Sozo menus libr. 6. c.
18.
(Polycarpi standhafftigkeit) Deßgleichen unüber windliche
standhafftigkeit hatte schon vorhin der gewaltige lehrer Polycarpus auch erzeigt: Da jhme
under anderem der Landpfleger zugesprochen / er solte Christum verläügnen / so wolte er
ihn los lassen: Antwortet Polycarpus getrost / ich hab dem herren Christo wol 86. jahr
gedient / er hat mir nie kein übel noch leid gethan. Wie soll ich meinen könig lästeren /
der mich erlöset hat?
(Gratianus. Valentinianus II. Theodosius I.) Gratianus
und Valentinianus beide Brüderen / vergleichten sich deß regiments halber. Zu denen kame
noch Theodosius alß dritter Käiser. Diser Theodosius liesse sich nach einer außgestandenen
schweren krankheit tauffen / verjagte die Arrianer zu Constantinopel / gab ihre
Haupt-Kirchen dem frommen Bischoff Nazianzeno ein. Versamlete darauff das Concilium
Constantinopolitanum.
(Maximus.) Indessen wurde Gratianus von Maximo und seinen
anhängeren erschlagen / und hat sich für den dritten man ins regiment eingetrungen. Bald
müßte Valentinianus II. auch daran / wurde durch practiken seines treülosen dieners
Arbogasts erwürget.
(Eugenius.) Theodosius behielt also das feld / verjagte
deß Reichs feinde / stillete die innerlichen auffrühren und schluge den neügebohrne̅
Käi [208] ser Eugenium / welcher von einem
schreiber und von der feder alsobald zum scepter und Cron gelangen wolte.
(Jahr Christi 398.) Theodosij ende rukete zugleich herbej
/ darum er seinem sohn Arcadio den Orient übergabe / Honorio aber dem andern sohn / was
gegen nidergang zu verwalten ware / und starbe an der wassersucht.
Arcadius stirbt / verordnet seinem Sohn Theodosio Isdagerdem der Perser König zum
vormünder.
Stilico gehet mit verrähterischen sachen und meüchelmord um̅ / wird darum
offentlich enthauptet / dessen Soldaten Alaricum der Gothen König um hülff angeruffen /
welcher endlich die Statt erobert / geplündert / und alß er wider mit den seinen abgezogen
/ (Gothen vergraben ihren König under das wasser.) starb er
underwegs. Darum die Soldaten den fluß Busento abgegraben / Alaricum darin vergraben haben
mit einem grossen schaz / und liessen darauff dem wasser wider seinen vorigen gang und
lauff.
Zu denen zeiten starbe auch Ambrosius Bischoff zu Meiland / welcher Theodosium mit
beweglichen worten vom Nachtmal außgeschlossen / darüber der Käiser seine demut und reü
bezeüget.
(Johan̅es Chrysostomus.) Johannes
Chrysostomus der fromme Bischoff zu Constantinopel hatte die Eudoxiam deß Käisers Arcadij
gemahel erzörnt / sie offentlich verglichen der Herodiadi, zulezt müßte er ins elend
vertriben sein und darin umkommen.
Vil Concilia wurden dazumal gehalten / wider die Donatisten (Concilia.) und Pelagianer zu Carthago / Toleto / Hippone und Constantinopel.
Es liessen sich auch hören Augustinus der berühmte Kirchen (Etliche Kirchenlehret.) Vatter und Bischoff zu Hippone / allwo er auch gestorben
/ ehe und dann die Statt von den Wandalen eingenom̅en ward. Welche sie
dazumal eben hart belägerten. Auch lebte Hieronymus / Theophylus und Cyrillus, beide
Bischoffe zu Antiochia. Paulinus von (Theodosius II. Pulcheria
Theodosius heyrahtet eines Philosophi Tochter.) Nola / Orosius / Prudentius /
Rufus Anienus, Claudianus.
Theodosius II. Römischer Käiser / herrschete mit seiner klugen Schwöster Pulcheria die
etwann wegen ihrer tugend zur Käiserin gekrönt ward. Diser Theodosius heirahtet deß
Atheniensischen Philosophi Leontii Tochter welche zwar hüpsch / aber darbej auch tugendsam
und sehr gelehrt ware. Dise wurde getaufft / in der Christlichen Religion underwisen und
Eudocia genant / weil der Käiser ein sonderbares wolgefallen an ihren hatte.
|| [209]
(Fränkische Fürsten.) Um̅ dise zeiten
eräugten sich die Fränkische händel. Da dan̅ von den Teütschen Franken ein
guter theil in Frankreich sich under gelassen / andere sind geblieben und haben bewohnt
die örter an den wasseren Main / Rhein / Saal und Fulda / darbej noch das Fränkische
Fürstenthumb bleibt. Under welchem Volk Herzogen und führer waren Gundebald / Dagobert /
Clodoweis und Markmejer / (Pharamundus erster Königder
Franken.) von welchem lezteren her kame Warmund oder Fahrmund / Pharamundus / der
endlich auß einem Herzogen zu einem Könige in der Statt Würzburg erwelt / under deme auch
Lex salica, daß allein die Manspersohnen erben der Herrschafften sein solten / gemacht
worden. Diser Pharamund hat seinem Bruder Marcomiro das Herzogthum Franken gelassen / und
hat er das Königreich behalten. Nach dessen tod Clogio sein Sohn König ware. Von dato an
werden die Könige in Frankreich gezehlet.
(Gothen) Die Ost und West Gothen / Wandalen / Hunnen /
machten der zeit grosse unruhen / nahmen Land und Stätt ein / und verursachten vil streit
und krieg.
(Attila.) Attila der Hunnen König vexirte die Römischen
Käiser gewaltig / er rühmte sich zu hahen das schwert Martis / das ihme ohngefehr ein
kühhirt gefunden / daher er blutdurstig ware. Und ist es endlichen zwischen dem Römischen
Feld-Obersten AEtio und disem Attila zu einem Haupttreffen kommen / deßgleichen nicht bald
beschehen / dann wol über die 100000. Man bederseits sollen gebliben fein / und haben die
Römer dennoch das Feld und den sig erhalten.
(Jahr Christi 453. Theodosius stirbt. Martianus)
Theodosius falt auff der jagd den Halß entzwej / und kame an sein statt Martianus / der
Pulcherriae Ehman. Dieser solte mehr Friderich alß Martianus geheissen haben / weiln er
sehr fridliebend und etwan zu sagen pflegte: So lang wir im friden leben können / laßt uns
hüten / daß wir nicht zu den waaffen greiffen.
(Der Statt Venedig anfang.) Als nun die Barbarischen
Völker die Hunnen so übel auch in Italien gehauset / haben sich vil auff die insulen im
Adriatischen Meer ligend begeben / welche von natur verwahret / weilen das flache land
verderbt / die Stätte und Länder abgebrandt waren. Und dannether sind entstanden die
anfäng der berühmten Statt Venedig.
|| [210]
(Genzerich wird meister in Rom) Auffs neüe aber nahme
Genzerich die Statt Rom ein uns thate grossen schaden / daß sich dise Statt lange zeit
nicht mehr könte erhole̅. Maximus der wenig tag den Käiserlichen titul
gebraucht / (Maximus kompt umb.) ist von den Römeren selbst
in stuk zerhauen worden. Eudoxia die verwittibte Käiserin ward mit ihren kinderen
gefänglich abgeführt / bekame hiermit ihren lohn / dann sie solche Barbarische gäste herzu
geloket hatte.
(Avitus Römischer Käiser. Majoranus.) Darauff erwehlten
die Soldat en Avitum zum Käiser / behielt aber nichts dann die wahl / sturbe im elend für
kummer.
Nach disem / wurd Käiser Valerius Majoranus / Obrister zu Pferd / treibte es auch nicht
lang / dann er von seiner Obristen einem in verhafft genommen und auß desselben befehl
getödet worden.
(Severus.) Disen folgete Vibius Severus / der nicht länger
alß sein vorfahr regierte und starb zu Rom.
(Anthemius Olybrius. Glycerius.) Summa das Käiserthum zu
Rom / wurd gleich einer ballen von einem zum andern geworffen. Anthemius wurd Käiser /
bald wider enthauptet. Flavius Olybrius regierte wenig wochen und starb. Glycerium von den
Gothen zum Käiserthum̅ erhoben / vertreibte Julius Nepos / disen Orestes.
Orestes machte seinen sohn (Augustulus.) Augustulum / der
noch ein Kind war / zum Käiser. Es kame aber Odoacer, überwand den Orestem, ließ ihn
enthaupten / seinem Augustulo aber / alß einem Kind schenket er das leben.
(Odoacer.) Odoacer nennete sich darauff einen König in
Italien / theilete das Land auß / gabe den Gothen auch ein theil.
(Kirchen geschichte.) Under einem und dem anderen schon
ernamseten Orientalischen Käiseren / hat sich der Kirchenhalben folgends zugetragen.
Concilia wurden gehalten wider die Messalianer / Nesto rianer / Eütychianer. Zu Epheso
ward ein Synodus gehalten für den Kezer Eutyches. Dargegen und wider den schluß deß
Ephesinischen Concilij von Theodosio gut erkant / hat Käiser Martianus das Concilium zu
Chalcedon angesehen / darbej wol über die 600. Bischoffe waren / samt dem Käiser und der
Käiserin Pulcheria.
(Gelehrte leüt Historici und Poeten.) Dazumal lebten auch
Jsidorus Pelusiota, Salvianus, Theodoretus, Nilus, Eucherius, die Bischoffe waren:
Sidonius, Sedulius, Nonnus, Sulpitius Severus, Eutropius, Socrates, Sozomenus und andere.
|| [211]
(Jahr Christi 460. Leo Thrax.) In dem Orientalischen
reich ward Martiani Successor und nachfolger Leo Thrax.
(Dieterich König in Italien.) Dieterich von Bern der Ost
Gothen König hat den Oedacer geschlagen / und ward der andere König in Italien.
(Zeno.) Nach dem Tode Leonis kame Zeno an statt. Disen
aber hatte bald der Käiser Basiliscus veriagt von Constantinopel / machte sich zum Käiser
/ daher ein grosser tumult zu Constantinopel entstanden / sonders weil diser Basilisc ein
feind der rechtgläubigen (Schädlicher brand zu Constantinopel.
Jahr Christi 480.) und der Eutychianer Kezerej zugethan war. Auch entstund dazumal
der ungeheüre brand in Constantinopel / welcher unwider bring lichen schaden verursachet /
vil antiqviteten / selzame kunststuk samt vilen tausend Bücheren verzehret.
(Zeno lebëdig begraben.) Diser Zeno / alß er wider in
Constantinopel kame mit hilff deß volks / und Basiliscus verjagt mit den seinen im elend
müßte darben und verderben / ware den wollüsten ergeben / sonders aber der füllerej und
trunkenheit / also daß er öffter für tod gelege̅. Daher sein weib Ariadne /
damit sie seiner sich loß würkete / denselben in einem solchen zustand / habe lassen in
das grab legen und ohngeacht seines wüten da er wider zu sich selbsten kommen / lassen
sterben. Name darauff den sectetarium Anastasium zum ehman / und gab ihm darmit das
Käiserthum.
(Anastasius.) Anastasius ein Eutychianer / hatte von
einem sternseher gelernet / daß er werde von Don̅er und Stral sterben.
Welches auch geschahe.
(Clodoveus der Franken König.) Von Clodoves König in
Frankreich wird geschriben / daß da er im anzug wider die Teütschen ware / habe er auß
beredung seines Weibs ein gelübd gethan / daß er wolte ein Christ werden / so ihme Gott
den sig verleihen wu de. Welches beides geschehen.
(Thrasimundus.) Die Wandalischen Könige in Affrica /
Gundamund und nach ihme sein Bruder Thrasimund / welcher die wittib Königs Hunerichs und
Königs Dieterichs von Bern Schwöster / zur ehe genommen / regten sich dazumal gewaltig.
Bald aber kame es mit (Wandalische Herrschafft in Africa nimt
ein end.) der Wandalen reich in Africa zum end / alß es von Genzerich an über 100.
Jahr gewehrt. Dann Gilimer thut seinem Bruder Hilderich gewalt / liesse ihme die augen
außstechen wider alles abmahnen Justiniani / darum diser seinen Feldobersten Bellisarium
mit einem Kriegsheer wider Gilimer gesandt / und geschahe ein schlacht / [212] in welcher es Gilimer verlohren / ward
gefangen nach Constantinopel (Deß gefangenen Gilimers
spruch) gebracht / für den Käiser gestelt / der in seinem pracht und ornat sich
zeigte / darüber Gilimer ruffte: Vanitas vanitatum, & omnia vanitas: Alles ist
eitel und die eitelkeit selbsten. Dessen Justinianus sich so bald erinnerend / hielte
disen Gilimer wol.
(Britannische händel.) In Britannien nach deme sich die
Angelsachsen nidergelassë mit heeres krafft und regiment / haben sie sich gewaltig
außgebreitet / und haben immerzu mehr in Engelland übergesezet / mit den einwohnern
daselbst um̅ das ihre getauschet.
(Iustinus. Iustinianus) Justinus folgete Anastasio im
regiment / der mit list darzu kommen / und auß einem armen hirten ein Käiser ward. Nach
dessen tod kame Justinianus / welcher die fürnemsten Juristen hin und her zusammen
beruffen / daß recht und die alten gesäze der Römer (Jahr Christi
530.) und anderer Völkeren / in gute ordnung zubringen / daher Codex Juris civilis
entstanden / und nachgehends die Institutiones, bis endlich Libri digestorum dazu gethan
wurden. Deren aller sich heüt zu tag die rechts gelehrten wüssen zu gebrauchen.
(Italianisches reich und desselben ende under den Gothen.)
Zu Rom wurde an Königs Dieterichs stelle verordnet sein enkel Ethel??? eich (Athalaricus)
deß Herzogen Enterichs und der Amelschwinden sohn. Auf disen kame Theütehat / nach disem
Wittich / Hildebald / Totila welcher vil Stätte eingenomen / vil Volk geschlage̅ / bis er endlich von Käisers Justiniani Obersten Narsete mit hilff der
Longobarden auch überwunden und getodet worden. Dieser Totila hinderließ das reich einem
nammens Zejas / bej dem es auch aufgehört / und hat Käiser Justinianus das Italianische
Römische (Cosroés.) reich / zu einer
Constantinopolitanischen Provinz gemacht. Nachgehends alß Justinianus mit der Perser König
Cosroe, der Cabadi im Persischen reich gefolgt / friden gemacht / ist er gestorben.
(Concilium. Gelehrte leüt.) Zu denen zeiten wurde widerum
das allgemeine Concilium in der Statt Constantinopel gehalten / in welchem auch die
irrthum (Jahr Christi 550.) Origenis Adamantij, Evagrij
verworffen wurden. Dazumal lebten Vigilius, Dracontius, Procopius, Joruandes, und der
wunderliche Priscianus.
(Iustinus II. Käiser. Tiberius II) Justiniano folgete
wider nach Justinus im Käiserthumb / und disem Tiberius II. Beide aber / nach deme sie
sich dapfer gehalwider die Persen und andere einfallende feind / sind sie gestorben.
|| [213]
(Longobarden.) Indessen kamen neüe gäste in Italien / auß
weiß nicht was für enden der welt nach etlicher meinung auß den Mitternächtigen Ländern /
die Longobarden / nahmen vil fürnemme Stätte ein / bezwangen (Alboinus) vil Land und Leut / und sazte sich daselbst alß ein König Alboinus mit
Rosenmund seinem Ehweib.
Bej solchem wesen / gabe es ein neü Babel ab und verwirrung (Enderung der spraachen.) in den sprachen. Die Lateinische sprach / welche bis
daher üblich in Frankreich / Spannien / Italien / wurde durch solcher Völkern ankunfft auß
mancherlej orten / ganz verderbt und geändert. Dann dle Franken und Burgunder in
Frankreich / die West-Gothen und Schwaben in Hispanien / die Ost-Gothen und Lombarder in
Italia / die art zu reden in ihrer sprach üblich / under das Latein vermengt haben. Daher
zu lezt auß solchem verderbten Latein / die Französische / Spannische und Italianische
Sprach entstanden.
(Mauritius Käiser.) Tiberius hat das Käiserthum seinem
Dochterman Mauritio überlassen. Diser ware schlechtes herkom̅ens / aber
zugleich ein dapferer Soldat / wie er dann bald deß reichs feinde verjagt / deren dann vil
waren / die Persen zum stillstand gebracht hat.
(Cacanus ein Konig in ni der Vngaren.) Es kame aber ein
Barbarischer feind auß Vngaren / deren Haupt Chacas oder Cacanus heißte / der fiele in
Italiam ein / thate grossen schaden mit sengen / brennen / mörden / rauben. Er bezwange zu
erst / den Gothischen Fürsten über Friaul / genant Geißhülff. Da nuu auff ein zeit Cacanus
eine Statt belägerte / in welcher sich deß Geißhülffs Ehweib / Romilda genant / befande /
truge (Ein geiles und verrähterisches weib gestrafft.)
sich folgends zu. Romilda sahe ab einem thurn Cacanum / einen wolgestalteten starken Mann
/ wurde darüber in unkeüsche liebe gegen ihme entbrant / ließ durch underhändler die
sachen anstellen / daß die Statt mit dem beding solte übergehen / samt dem Königlichen
Schaz darin / so Cacanus wolte ihr Ehman sein. Das versprechen geschahe / die Statt wurde
eingenommen / Cacanus hielte hochzeit und Bejschlaff mit der Romilda. Weilen aber disem
Barbarischen Cacano selbsten mißfallen / die geilheit / und verrähterej dises Weibs / alß
welche darum deß Fürsten und seiner Kinderen / die sie bej sich hatte / ehr / gut / und
leben / um unkeüscher liebe willen in die schanz geschlagen / darum so liesse er sie auch
greülich abstraffen: er übergabe sie dem willen noch 12. anderen starken Barbari [214] schen Soldaten. Von welchen sie sehr
geschwächet / und noch darüber an einem eichenen pfal lebendig gespisset worden.
Diser Cacanus fuhre also fort und plaget Mauritium / daß er ihm müßte jährlichen tribut /
bej vilen tausend gulden geben. Da nun Cacanus auß dem Römischen reich wider abgezogen /
wolte er 12. Tausend Menschen Mauritio wider zu lösen geben / umb so viel gulden / welche
alle Mauritij underthanen waren. Dises schluge der karge Kaiser ab. Cacanus begerte noch
einmal mehr nicht als 6000. Gulden für die gefangenen / welche weil Mauritius auch dises
wenige nicht geben wolte / Cacanus alle jämerlich liesse nider mezgen und erwü???gen.
(Mauritius komt elend um̅ und auß was
ursachen.) Dises hat der gerechte Gott nicht ungerochen gelassen / da bald hernach
Mauritius / wegen seiner kargheit bej dem Kriegsvolk verhaßt und desserwegen durch einen
Hauptman / nammens Phocas / besprochen / welcher mit maulschellen und schimpf wider
abgewisen worden. Darauff gieng der lermen an / Phocas wurde zum Käiser aufgeworffen /
Mauritius wolte entweichen / ward erdappet / für dessen augen seine beide Söhne Theodosius
und Tiberius erstlich hingerichtet wurden. Darnach solte man das kleine Kind auch
hinrichten / alß aber die säugam̅ wolte verschonen / und ihr kind an statt
geben / befahle Mauritius selbst man solte sein kind her bringen / daß auch umgebracht
wurde. Zu lezt ruffte der Käiser: Iustus es Domine & justa sunt Iudicia tua: Herr
du bist gerecht / und alle deine gericht sind gerecht / und hielte den Kopf auch dar der
ihme abgeschlagen wurd. Sein weib und tochteren haben sich zwar in eine Kirchen salvirt /
und bleibten dismals durch fürbitt deß Bischoffs und Volks bej leben / sollen aber
nachgehends enthauptet worden sein.
(Phocas. Jahr Christi 604.) So ware dann Phocas Käiser und
wie er darzu gelangt / also ist er wider zum verlurst kommen. Er war ein tyran und
schandbub / darum allerhand zusammen rottungen wider ihne entstunden / bis zu lezt die
sach Heraclio gelungen / welcher dises Phocae schiff erobert / den Phocam mit einem
elenden schmählichen tod lassen hinrichten.
(Bonifacius IV. Papst zu Rom.) Diser Phocas hat dem
Bischoffe zu Rom den primat und vorzug über andere Bischoffe gestattet / und den grossen
abgöttische̅ Tempel / Pantheon genant / den Marcus Agrippa / Augusti
Tochtermann erbauet / dem Bonifacio übergeben.
|| [215]
Von dato an ist der Päpsten zu Rom Hochheit / gewalt / und herrschafft entstanden / alß
vorhin schon ein zank und streit ware / zwischen Gregorio Magno und Johanne
Constantinopolitano, da je einer für dem anderen den vorzug haben wollen / under welchen
aber der einte sich offentlich vernemmen lassen / daß derjenige der nach solchem primat
vorzug / Hochheit und herrlichkeit trachte / und denselben behalte / seje ohnfehlbar der
grosse widerchrist / der kom̅en sollen.
(Heraclius Römischer Keiser. Jahr Christi 612.) Flavius
Heraclius ist samt seiner gemahlin Eudocia von dem Bischoffe Sergio zu Constantinopel
gekrönet worden. Heraclius hatte glük und unglük / da bald die Tartaren ihne qväleten und
bekriegen wolten / bald die Persen / welche er doch endlich überwunden / Cosroem veriagt /
der von seinem eignen Sohn elendiglich umbs (Persische reich
komt auf ander.) leben gebracht worden / mit deme und seinen Söhnen auch das
Persische reich auff ein ander geschlecht und die Caliphas in Babylonien kommen / deren
der erste Abubecher genent war.
Darbej bleibte es nicht / sonder es müßte Heraclius mit Omar der Saracenen König auch vil
zu thun haben. Starbe zu lezt alß er in die 30. Jahr regierte.
(Mahomet. Jahr Christi 630.) Mahomet um das jahr Christi
570. gebohren / thate sich herfür bej solchen läuffen / und nach deme er (so wol hielt er
sich) auß seinem Vatterland fliehen müßte / (von welcher flucht Mahomets / die Türken ihre
jahr zehlen) hat er sich für einen Propheten außgeben / eine Tauben abgerichtet / daß sie
kernlein auß seinem ohr asse / und die leüt hiemit verblendet / der H. Geist gebe ihme
offenbarungen ein / und mit zuthun etlicher Juden und hülff eines Kezerischen
Nestorianischen Mönchen Sergii, und eines Arrianers Johannis de Antiochia, eine neüe
Religion seines Gefallens erdacht hat / die er den Alcoran, daß ist / ein zusammenlesung
der gesez nennet. In welchem er die Göttliche Schrifft Altes und Neües Testaments gänzlich
verwirfft / und ein neües gesez / oder vil mehr ein schandlich gemeng allerlej lügen und
Gotslästerungen auffrichtet / ganz und gar ohn allen Grund und ordnung / daß es zum
höchsten zuverwundern ist / daß noch Leüth sejn gefunden worden / die solchem ungereimten
lumpen werk haben beyfallen und anhangen wollen. Aber hieran siehet man ein helles und
klares zeügnus deß gerechten und erschröklichen zorns Gottes wider die jenigen / die sich
an der lehr [216] Jesu Christi / und der H.
Schrifft nicht genügen lassen / und der göttlichen warheit nicht haben wollen glauben
geben. Darum̅ sie dann auch nach dem gerechten urtheil Gottes also
verblendet und verführet sein / daß sie der lügen haben bejpflichten und glauben müssen.
Vnd hat also wie ich sag / dieser t???üfflische und falsche Prophet Mahomet / eine
Religion erdacht / die der Christlichen Religion ganz und gar zu wider ist.
Dieser Mörder / verführer und falsche Prophet Mahomet hat seine Saracener überredet / daß
sie die rechten Kinder und Erben weren der Haußfrauen Abrahams / Sara. Und darum̅ gehörten ihnen die verheissungen zu so vor alters Abraham geschehen / daß
sein Same die ganze welt besizen / und darüber herrschen solte. Derhalben solten sie nur
getrost zur wehr greiffen / und ein Königreich nach dem anderen / alß ihr eigen erbgut /
einnemmen. Sonst sind die Saracenen zuvor ein grob barbarisch volk gewesen in Arabien /
die man anfänglich von der magd Agar / die Agarener genennet hat. Welche vor zeiten um
gelt den Römeren gedient haben / in den kriegen wider die Persen. Alß sie aber auff eine
zeit von deß Römischen Käisers pfenning meister von wegen der bezahlung etlicher massen
injurirt waren worden / welcher under anderen auch dise wort gebraucht hatte: Wer kan alle
dise lose hunde mit gelt sättigen und erfüllen? Sind sie von den Römeren abgefallen / und
haben durch raht ihres obersten genant Homar / ihren Mahomet zu einem Fürsten erwehlet /
im jahr Christi 622.
So bald nun diser auffrührische bub zum regiment kommen / hat er angefangen mit gewehrter
hand seine religion und Gotslästerung fortzusezen / und in vil länder und Königreich
einzuschieben: Dagegen aber die Christliche religion zu vernichte̅ und
außzurotten. Er sagte zu allen nachfolgeren seiner religion / groß glük / ehr und
herrlichkeit / überwindung / reichtum in disem leben / und nach disem leben allerlei
ergezlichkeit und fleischliche wollüste im Paradeiß. Darauff er dann alßbald einen grossen
zulauff und anhang bekommen hat / sonderlich dieweil im anfangs alles glüklich sortgieng.
Dan̅ der gemeine mann von natur immerzu also gesinnet ist / daß er sich
gern dahin gesellet / da alles einen herrlichen schein hat / da vil victorien und groß
reichtum zu hoffen ist: für dem creuz aber und anderen anfechtungen und beschwerlichkeiten
hat er von natur ein abscheuen.
|| [217]
Diser verführer hat under anderen auch dis gebott außgehen lassen / daß man alle
diejenigen verfolgen und außtilgen solle / die nur verächtlich von seinem Alcoran redeten.
Daraus dann ein grosser abfall von der Christlichen religion / und dann auch eine
jämmerliche verfolgung der Christen entstanden ist. Sihe dis ist der anfang und ursprung
deß Saracenischen reichs.
Nach dem tod Mahomers haben sie ihre Fürsten Amyras das ist / Käiser genennet. Vnd haben
die meisten von denselben grosse kriege geführet / mit den Käiseren zu Constantinopel /
nnd anderen herren und Königen. Sie haben eingenommen Persiam / Babyloniam / Syriam / die
statt Jerusalem. Deßgleichen haben sie auch sonst in Asia und Africa / in Italien /
Hispanie̅ und Frankreich vil einfallens / raubens und brennens gethan /
und mit sich genommen / was sie gekönt haben. Vnd sonderlich ist nit zu sagen die
grausamkeit und das blutver giessen / welches die Christen so lange zeit under ihnen in so
grossen länderen und Provinzen haben außstehen und leiden müssen. Dann die Saracenen
erstlich im jahr nach der geburt 1487. vom König Ferdinando dem grossen auß Spannien
vertriben sein: Wie dann auch auß Africa / im jahr Christi 1517. von Selymo dem Türkischen
Käiser / der sich alda in ihr nest darauß sie vertriben / wider eingesezet hat.
(Mecha.) Andere schreiben von disem verführer / er habe
die hinfallende sucht gehabt / so offt sie kommen / seine verführten überredt / der Engel
Gabriel verzuke jhn also. Nach seinem tode solle in dem sarch nichts mehr gefunden worden
sein / der nunmehr in der lufft solle schweben / auß krafft eines grossen Magnetsteins der
oben im gewelb eingefangen. Die elenden Türken sind also aber gläübisch / daß auch ein
gewisser orden die bej disem grab Mahomet abwarten und für die allerheiligsten gehalten
werden / sich selbsten der augen berauben.
Vm solche zeiten solle auch der erste Herzog in Braband eingesezt (Herzog in Braband.) worden sein / dann nach Theuteberts und
Dieterichs tod ist das ganze Königreich der Franken auff Lotharium (Clotarium) den II.
kommen / der Pipinum / Carlemans sohn zum Herren in Braband gemacht.
|| [218]
(Kloster Sanct Gallen.) Dazumal hat der kranke Gallus
Confessor / der sich in der Eidgnoßschafft nidergelassen / weil er mit Columbano nicht
könte fortkommen / die Christliche religion fortgepflanzet / und ware mit seinen gesellen
ursacher und stiffter deß Closters zu St. Gallen.
Martina / Käisers Heraclii Weib / hatte Constantinum (Constans.
Käiser.) ihren Stieffsohn mit gifft lassen hinrichten / es ward aber auch ihr Sohn
Heracleonas vom Reich verstossen: Darum wurde Heraclii Enkel Constantini sohn / der
Constans / zum Käiserthum erhaben. Diser ware sehr unglükhafft in der Regierung / hat sich
auch mit einem Brudermord besudlet / darum wurde das Rejch da und dort von Feinden
verwüstet / inwendig aber entstunden auffruhren / sonders hatten ihn die Saracenen mächtig
eingetriben / bis er zu lezt von seiner Dienern einem / im bad ums leben gebracht ward.
(Constantinus V. Caes. Barbatus genannt.) Constantinus ein
sohn dises Constantis wurde zwar Käiser / und aber andere wolten ihm an die seithen sezen
seine zwej Bruder Tiberium und Heraclium / daher diese bäide die nasen verlohren. Disen
Bruderzank machten ihnen die Saracenen zu nuzen / mußten aber auch von der Belägerung der
Statt Constantinopel selbsten wider mit spott abziehen. Nachgehends stirbt Constantinus.
Als König Dagobertus den Friesen obgesiget / und (Statt Vtrecht
in Niderland.) ihnen ein stuk lands abgenommen / das zwüschen dem Rhein und der
Isel ligt / so bauete er dahin eine überfart / Ultrajectum, daher der nam Utrecht / und
selbiger Statt / die noch heut zu Tag in den Provinzen in den vereinbarten Niderlanden /
ursprung entstanden.
Under erzehlten Käisern / machte in der Kirchen grosse Ungelegenheit (Monothelitae.) die Kezerej der Monotheliten, welche nur einen
willen in Christo / damit sie nur eine natur konnten erzwingen / wolten haben. Es ware
zwar ein Concilum zu Rom versam̅let / welches die [219] Irrgeister dißfals verworffen / indessen hat
es den Bapst nachgehends bäides ins Gefängnus und gar in den Tod gebracht.
(Verzümte män ner der zeil.) Es lebten dißmals Isidorus
Hispalensis, Sophronius, Arbogastus, Maximus Abbas, von den Monotheliten und ihren
Anhängern getödet.
(Justinianus II. Käiser) Justinianus folgete im Reich
seinem Vatter Constantino Barbato. Disem Justiniano gieng es wunderlich / die Saracenen
nöthigte er zum Krieg: Indessen wolte Leontius sein Oberster / aus an eben gewüsser
Leuthen / die jhme angethane schmach / und daß (Jahr Christi
690.) jhn der Käiser ins Gefängnus gelegt / ob er ihn gleichwoln wider ledig
gelassen / rächen / überfiele in der Furi in der Statt alles / laßt Justiniano die nasen
abschneiden / und schiket ihn ins elend. Disem (Leontius.
Apsimarus.) Leontio belohnet es bald wider Apsimarus und wurde Käiser / liesse
Leontio eben mässig die nasen abschneiden / und in Dalmatien wandern in den Mönchenstand.
Justinianus ware nun etlich Jahr im elend / bej dem König in der Bulgarej sich aufhaltend
/ bekame neues Herz / das seine wider zusuchen / angereizet durch Trebellini deß Königs
der Bulgarn versprochene und geleistete hülff. Justiniano glükete es dergestalten wider /
das Constantinopel übergieng / der Käiserliche Thron jhme wider eingeraumt wurde /
darum̅ er auch seinen Feinden liesse wider thun / wie man jhme gethan /
und mußten also von pferden für Ihne geschleiffet werden / trate ihnen auch mit den füssen
auf den hals / und müßten die Um̅stehenden singen: Auf Schlangen und Ottern
wirstu gehen / und tretten auf Löuen und Draken. Zu lezt wurden sie in stuken zerhauen /
und ward Justinianus wider was er vorhin ware / doch ohne nasen.
(Philippus) Justinianus fieng an zu tyran̅isieren / darum̅ auch das Kriegsvolk ihne verworffen / Philippum zum
Käiser aufgeworffen / daß dann bald Justiniano den Kopf / und seinen Kindern das leben
gekostet.
(Artemius) Artemius lupfete bald Philippum wider aus dem
Sattel / also das jhme bäide augen ausgestochen wurden / und er elendiglich im Kerker
sterben mußte.
(Theodosi9??? III.) Theodosius vom Kriegsvolk zum Käiser
erwöhlet und genöthiget / name die Statt Constantinopel ein / und stoßte Arthemium mit
schimpf in ein Closter.
|| [220]
Die Gothen machten mit ihrem Roderico bej solchen händlen auch ein end in dem Spannischen
Reich.
Ina der West-Sachsen König in Engelland / als er 37. jar regierte / kom̅t
aus lauter andacht gen Rom / und macht sein ganz Königreich Papst Gregorio II. zinßbar /
also das ein jeglich Haupt jährlich naher Rom liffern solte einen Pfenning. Daher die
Benamsung deß St. Peters pfenning entstanden.
(Jahr Christi 715. Der Fürst Ratt bott gibt schlechten bescheid
bej der augestellten Tauff.) Wolffram Bischoff zu Sens in Frankreich hatte brieff
vom König Hildeberten / an den Friesischen Fürsten / genan̅t Rathbott. Diser
thate dergleichen / als wolte er sich tauffen lassen / und da der Actus solte fortgehen /
fragt Rahtbott / ob seine Voreltern im himmel oder in der Höll weren / hierauf antwortet
Wolffram: Zweifelsfrej eher in der Hölle / dann im Him̅el. Alsobald gienge
Rathbott wider zuruk / sagend / so wolle er dann bej seinen Voreltern sejn / sie weren wo
sie wolten.
(Wilibrod. Wilibald. Wahiburg.) Diß geschahe / da Wilibrod
und Wilibald mit dessen schwöster Wahlhurg / von welchen die alten Teutschen so vil
gehalten / und ihnen zu ehren Festtag angesehen / hin und her wahlfahrten.
(Leo Isauricus Käiser.) Leo Isauricus, deme Theodosius
III. im Käiserthum̅ gewichen / hat under seiner Regierung dises / daß vil
Unruhen / Todschlag und Blutvergiessen / wegen den Gözen und Bildern in Templen entstanden
/ und hat solches gezänk gewehret bis in den tod Leonis.
(Constantinus Copronymus.) Constantinus Copronymus kame
zum Käiserthum nicht ohne Widerstand / dann er mußte seinen Schwager Artavastum zähmen und
vertreiben zu erst. Darauf liesse Copronymus ein Concilium wegen den Bildern zusammen
fordern / in welchem Concilio Constantinopolitano geschlossen ware / die Bilder aus den
Templen abzuschaffen / und wurden selbige in disem Schluß austrukenlich Idola Gözen oder
Abgötter genennet. Es wehrete diser Gözenkrieg eben sehr lang.
(Erste Orgel.) Pipino Königen in Frankreich schikete
Constantinus eine Orgel zu einer Verehrung. Und solle diß die erste Orgel in Europa
gewesen sejn.
Alß nun diser Constantinus Copronymus seine feinde meisten theils überwunden / die
Saracenen abgetriben / die Bulgaren erlegt / ist er an einem hizigen fieber gestorben.
|| [221]
(Leo IV.) Disem folgete nach im reich sein sohn Leo /
welcher so geizig / daß er auch die cron / von Käiser Mauritio Gott im Tempel gewidmet /
wegnam. Er regierte wenig jahr und starb.
(Constantinus VII.) Sein sohn Constantinus kame an statt
/ liesse seines vatters b???üderen die augen außstechen / welches ihme wider vergolten war
/ in deme er auß anstifften seiner muter Irene / von den auffrürischen gefangen /
gemartert also / daß er bald hernach gestorben.
(Carolus König in Frankreich gewünt die Lombardei.) Zu
denen zeiten erreichte ihr end die Lombardische herrschafft in Italien under Desiderio /
welchen Carolus König in Frankreich überwunden / dem Papst zwar etwas wider geben /
dennoch das fürnemste in disem Lombardischen reich / darin Pavia und Meiland die
hauptstätte waren / für sich behalten. Er hat auch nach dem tode seines bruders
Carolomanni / dessen herrschafften bekommen.
(Jahr Christi 795. Concilium zu Frankfurt wider die Nestorianer
und bitder.) Papst Hadrianus bemühete sich sehr wegen den bilderen / darum der
könig Carolus ein Concilium zu Frankfurt am Mäin versamlet / in welchem für eins der
Nestorianer kezerej verworffen ward / darnach haben die versamleten / deren allein in die
300. Bischoffe waren / geschlossen (Centur. Mag. tom. 8) /
man solle die bilder nit verehren / dann es seje unrecht und gottlos / den bilderen ehre
anzuthun / sc.
So dann nun nach Constantini M. tod under seinen söhnen das Römische reich getheilet
worden / und nach (Das Römische Reich widerum getheilet. Carolus
M. Nicephorus.) Theodosij II tod / under Arcadio und Honorio / als wurde es
widerum und drittens zertheilt / da Carolus König in Frankreich / Pipini sohn / auch der
grosse genant / gegen Nidergang / den Käiserlichen titul bekommen / Nicephorus aber gegen
Morgenland.
Carolus M. kame nach Rom / deß Papsts Leonis feinde abzustraffen / da nun solches
geschehen / und er am Fest der Weinachten in St. Peters kirchen ware / wurd ihme mit
ansehnlichen ceremonien der titul eines Römi [222] schen Käisers offentlich gegeben / und als ein vermehrer (Jahr Christi 800.) deß reichs gegrüsset. Da er nun zu
Romfride̅ gemacht / un̅ nach Paris kame / stifftet er
daselbst ein hohe schul.
Vader disen läüffen / und als Gotfrid König in (Statt
Hamburg.) Dennemarkt sich im feld sehen liesse / wurden die anfäng in erbauund der
statt Hamburg / den Dänen dazumal zu wider / gemacht. Es liesse auch Carolus Meine
gewaltige bruk zu Mäinz über den Rhein bauen. Vnd da er jez sterben wolte / verfchaffte er
den geistlichen gewaltige einkommen / beruffte seinen sohn Ludwigen / welchen er noch
einzig hatte / eröffnet ihm seine̅ lezten wille̅ / macht
ihnzum erben nach ihme und starbe zu Achen an einem sieber.
(Michael Curopalates.) Nicephoro wolte es in Orient nit
von statt gehen / er treibte die Bulgaren zum krieg / die ihme auch den gar auß machten.
An dessen statt wurde Käiser Michael Curopalates / Nicephori tochterman̅.
(Ludwig der ander Teutsche Käiser.) Ludwig / Caroli sohn /
sonst Pius genant / hatte drei ungerahtene vermessine söhne / Pipinum / Ludovicum /
Lotharium / die wolten mit gewalt den vatter erben / ehe er gestorben / verursacheten
rebellionen über rebellionen / also daß endlich der gute vatter sich von seinen kinderen
müßte fangen lassen / wurde aber bald wider ledig / dennoch da er den einten sohn wolte /
wegen seinen unbillichen anforderungen / straffen lassen / starb er auff der reis am
schlag.
(Leo Armenus Käiser zu Constantinopel.) Leo Armenus Käiser
zu Constantinopel / kriegte wider die Bulgaren / konnte auch die Bilder nicht leiden /
wurde bald durch einen gemachten anschlag und Conspiration hingerichtet / deren (Michael Balbus.) Haupt und Rädliführer Michael Balbus Käiser
worden.
(Berümte Leuth) Under dise zeiten gehört Rabanus Maurus,
Johannes Scotus, V Valafridus Strabus, und Haymo.
(Lotharius der 3. Teutsche Käiser, Ludovic. II) Auf Käiser
Ludwigen folgete sein elterer Sohn Lotharius / war Käiser 15. Jahr lang / begabe sich
hernacher in den Mönchenstand. Welchem im Reich nach folgete sein Sohn Ludwig II. dessen
Gemahel Engelberga sich nach ihres Herren Tod in ein Nonnen-Closter begeben.
(Carolus II.) Carolus der kahle / König in Frankreich und
Ludwig König in Teutschland streiteten miteinander um̅ dise Kron. Carolus
er [223] hielt zu Rom was er wolte /
und wurde von Papst Johanne zum Käiser erwehlet. Diser hatte sich vertrauet einem
Jüdischen arzet / namens Zedekias / der ihme auch mit gifft vergeben. Sein leichnam wurde
balsamirt undnaher St. Denis in Frankreich zur begrebnuß übergebracht.
Nach ihme ward Käiser sein sohn Ludovicus / der stammler / (Ludovicus Balbus. Carolus Crassus. Jahr Christ 867. Erste gloken. Arnolphus Römischer
Käiser.) disem als er gestorben / folgete nach Carolus der sette / der von einem
schlag die rede zimlich verlohren / dessetwegen abgesezet ward.
Vm dise zeit sollen die ersten gloken in Griechenland geleutet w???rde̅
sein / welche von Venedig gen Constantinopel gebracht ware̅.
Arnolfus Römischer Käiser hatte von anfang vil wollen zu recht machen / es thönete aber
übel auß / bald fielen die feinde da und dort ein / bald wurde Rom eingenommen / welche er
weil seine soldaten anfänglich nur einem hasen nach geloffen / darauff das ganze
kriegsheer folgete / mit einer beweglichen red von Arnolph angereizet / und bekamen also
die statt und darinn Adeltraut / deß Gwidonis gemahel.
Arnolph solte mit gifft vergeben werden / wurde aber ein harter und langer schlaff daraus
/ bis er endlich an einer grausammen stinkenden krankheit zu Regenspurg todes verblichen.
Hierauff kamen die reichsstände zu Forchheim zusammen / (Ludovicus IV. Ludovicus Bosonis.) und erwehlten Arnolphi sohn / Ludwigen zum
Käiser. Inndessen wurde zu Rom ein ander Ludwig / ein sohn Bosonis / zum Käiser erwehlet /
waren hiemit wider 2. Käiser / einer in Teutschland / der ander in Italien.
Ludovicus / Arnolphi sohn / wurde stark von den Vngaren geplaget / welche mit rauben und
mörden vil unheils verursachten / und müßte Ludwig grosse summen ranzion gelter erlegen /
welches ihme schlecht ansehen bej den seinen machte / darum er auch für kummer gestorben.
Die versamleten stände wolten gern zum Käiser haben Herzogen (Conradus Käiser.) Otto von Sachsen / diser aber entschuldigte sich / wegen seines
hohen alters / und gab seine stimm Herzog Conraden von Franken / Herren in Frankenland /
Hessen un̅ Wetterau / disem zufolge̅ / wurd Conradus Käiser.
Diser liesse ihme deß reichs auffgang über alles angelegen sein / und da er iez sterben
solte / beruffte er die Fürsten deß reichs für sich / vermanete sie zur einigkeit / gabe
die Käiserliche zeichen seinem bruder Eberharden / mit ernstlichem befehl / selbige Herzog
Heinrich von Sachsen zu überliferen.
|| [224]
(Heinrich Käiser.) Weilen nun Herzog Heinrich ein so
qvalificirte persohn ware / daß seines gleichen / dazumal nit wol zu finden (Jahr Christi 920.) / auch ein mächtiger Fürst / und von seinem
vorfahren ohngeacht sie femde waren / hier zu vorgeschlagen worden / alß wurde er zum
Käiser angenommen.
(!Orientalische Käiser.) In der Constantinopolitanischen
herrschafft / wurde Käiser nach Basilio / Leone / Alexandro / Constantinus ein junger
knab.
Henricus Teutscher Käiser / auceps oder vogler genant / weil man ihne eben bej dem
Falkenbeizen angetroffen / da ihme die wahl zu Frizlar beschehen / verkündet ward /
verzichtete grosse sachen im reich: seine widerwertigen müsten ihm underworffen sejn /
aber die Ungarn / welchen den tribut / den seine vorfahren erlegten / nit wolte folgen
lassen / machten ihme wüste possen / kamen an dem Donaustrom herauff / under Breisach über
den Rhein / bis in Lohtringen / verderbten alles im Elsas. Vnd wurde es noch übler
abgeloffen sein / wann nicht Käiser Heinrich der Vngaren König mit list in seinen gewalt
bekommen hette / für welchen sie so vil Golds gebotten / alß schwer er gewese̅. Dises aber gefiele dem Käiser nit / sonder sie müßten abziche̅ / und ein
stillstand auff vil jahr hin verspreche̅.
Diser Kaiser liesse die soldaten gewaltig in waaffen üben / ordnete Marggraafen zu
Brandenburg / zu Meissen zu Oesterreich / zu Schleswig. D??? fieng auch das turnieren an.
Endlich starb diser gewaltige Käiser am schlag.
(Otto Käiser.) Sein sohn Otto / der grosse wurde vom
Bischoff zu Mäinz / in der statt Aachen zum Käiser gekrönet.
Dazumal waren noch zwei vornemme Fürsten im reich / vom geblüt deß Caroli M. namlich
Eberhard Pfalz Graaf bei Rhein und Giselbert Herzog zu Lotharingen / die meinten die
Käiserliche hoheit / stunde eben so wol auch ihnen an.
|| [225]
Hierauff wurde zu den waaffen gegriffen / und schluge sich auch zu der parthei deß
Käisers bruder. Da dann der Pfalzgraaff die sachen zimlich weit gebracht / und bekame zu
einem gefangene̅n über / deß Käisers jüngeren bruder / welchen er aber
Herzog Eberhard freiwillig wider los gelassen. Zulezt kame er zu einem harten gefecht /
und kamen die Fürsten um.
Diser Käiser Otto ist etlich mal in Italien gezogen / hat da und dort seine wider
wertigen überwunden / die auffstände gestillet und begahe sich zu lezt mit wunderlichen
hüten in Frankreich.
In dem Orientalischen reich regierten dazumal Nicephorus (Orientalische Reich.) Phocas / nach disem Johannes Zemisces.
Zu Menz ist vor disem ein Bischoff gewesen / ein (Hatto
Bischoff zu Mäinz von Mäusen gefressen.) Gottloser / unbarmherziger mann / Hatto
geheissen: welcher / nach dem er ein grosse menge. Korn für geringes geld zusammen kauffen
lassen bei wolfeiler zeite / und hernacher ein grosse theurung ward / also daß das arme
volk grossen mangel lidte an brot / ist er von ihne̅ um Gotts willen gebet
ten worden / er möchte ihnen für einen billichen preis korn überlassen / auff daß sie
nicht hungers sturben. Hatto hat die armen leute etliche mal unbarmherzig abgewisen. Wie
sie aber immer fleissiger anhielten / hat er ihrer einen grossen hauffen von männer und
weiber / und kleinen kinderen in eine scheure gehen lassen / und alß sie hoffeten / man
wurde under sie korn außteilen / hat er die scheur fest lassen verschliessen / feur umher
legen / und also ansteken: Wie nun die armen menschen in der flammen stehen / und jez
verbrennen sollen / haben sie ein jämmerlich heulen und schrejen gethan / daß es auch der
Hatto auff seinem schlosse hat hören können. Da hat diser teufelische menschgesagt: Höret
wie die mäuse und brotrazen pfeiffen. Dise schrekliche that ist alßbald von Gott gestrafft
worden. Dann so bald die armen leute verbrandt / da sind dem Hattoni zugelauffen / von
allen seiten unzehlich vil razen und mäus / sein ihm auff den leib gesprungen / ihm die
kost vor dem [226] maul weggerissen / auch ihn
nicht schlaffen lassen / sondern ihn immer gebissen und genaget Endlich hat er disen
mäusen zu entfliehen einen starken thurn mitten im Rhein bauen lassen / vermeinend er
wurde allda sicher sein. Aber die mäuse sein auch häuffig nach dem̅ Rhein
geloffen / ins wasser gesprungen / zum thurn geschwummen / den Hattonem angefallen: und
ihn endlich jämmerlich zu tod gebissen / und lebendig auffgefressen. Also ist ihm
widerfahren billiche straff seiner übelthat.
(Otto II.) Otto der ander Käiser an seines vatters statt /
hatte viel zu thun mit den Franzosen / Saracenen und Griechen / wurde endlich mit einem
vergifften pfeil tödtlich verwundt.
(Otto III. Käiser. Jahr Christi 998.) Otto der dritte
succedirte seinem vatter / weilen ihme aber wegen seiner jugend das Käisertum disputirt
wurde / alß hat der reichstag zu Frankfurt denselben in solcher würde bestätiget. Da er
aber seinen zug in Italiam angestelt / wurde er durch vergifftungen von einer verdächtigen
persohn / dermassen am leibe verderbet / daß er sterben müßte.
(Henric??? II) Disem folgete Henricus II. ein dapferer und
kluger Fürst / welcher seine ein und außländische feinde gedämt / die Italianer / Böhmen /
Lohtringer / Pohlen. Er ward auch ein stiffter deß Bistums Bamberg.
(Conradus II.) Nach dessen tode / laut seiner selbsteignen
anordnung / da er auff dem todbett lage / wurde Käiser ein Herzog auß Franken Conradus II.
dessen wahl zwar anfänglich widerstrebten die Fürsten zu Sachsen und Bäjeren / alß Ernst
und Welffo / müßten aber doch zu lezt einwilligen.
Vnder disem Käiser sollen Thüringen und Hessen alß land-Grafschafften auffkommen sein.
In Burgund hörte das Königreich bei Rudolph / der kinderlos / auch auff / und kame alß
ein Herzogtum zum reich / von Käiser erobert. Dazumal wurde Basel ein reichsstatt.
Dises Conradi II. sohn / namens Heinrich / hatte Canuti deß mächtigen Königs in Engelland
/ Dännemark und Norwegen tochter geheurahtet.
|| [227]
Diser Heinrich ward nachgehens Käiser / alß sein vatter Conrad zu Vtrecht gestorben und
zu Speir in der Thummkirchen begraben worden.
In Orient hatten indessen die herzschafft Constantinus X. (Käiser in Oriët) Romanus. Michael Paphlago oder Calaphates / der zu
Constantinopel den Mönchenstand dem Käiserthum vorgezogen.
Caliphas der Saracenen haupt / hatte indessen die statt Jerusalem (Caliphas.) eingenommen / das H. grab auffs neue zerstört und
alles über ein hauffen geworffen.
Dazumal ward auch Garzias Graaff zu Castilien / auff seiner hochheit erschlagen / und hat
Sanctius König zu Navarza und Gasconien seine provinz erhebt.
Auch hat Knot / seine drej Königreich under seine drej Söhn (Cnutus König über 3. Königreich.) zertheilt. Den Hardeknot zum König in
Dähnemarkt / Herolden zum König in Engelland / Suenonem oder Schwein / zum König in
Norwegen gemacht. Starbe hierauf.
Als nun vor angeregter massen / Conrado succedirte sein sohn Heinrich im Käiserthum̅ / hat er sich rühmlich / mannlich und wolgehalten. (Henricus III. Jahr Christi 1040.) Die Böhmen / Ungarn und den
Herzog auß Lotharingen / lehrete er nach seiner Pfeiffen danzen.
Auf eine Zeit ward diser Käiser wunderlich von Gott erhalten / in dem das gemach / auff
dem so genanten schloß Bosenburg / da er ober mit seinen Fürsten und Bischoffen zur tafel
gesessen / under ihnen zerfiele / so daß sich der Käiser kaum an einem ort erhalten können
/ die übrigen sind entweders zu tod geqwetschet oder sonsten übel beschädiget worden.
Da Käiser Heinrich seinen zug in Vngaren gethan / wider den neu erwehlten König Abam /
und mit hilff Herzogs Albrechten (Woher der Name
Oesterzeich.) von Bäjeren / denselben überwunden hatte / alß verehrte der Käiser dem
Bäjer Fürsten dazumal ein theil deß oberen Vngerlands / dem Abae abgenommen / und weilen
dises land gegen Osten oder Auffgang sich zeucht ist ihm der nam Oesterzeich / so vil alß
Ostenreich gegeben worden.
Zu der zeit gab es wunderliche händel zu Rom ab / auß anlaß (Viel Bäpst auf einmahl.) benedicti IX. so noch ein kind war / und durch einkauff
zum Päpstlichen stul gelangt. Darum geschahe es daß 3. Päpste waren / Sylvester der sich
zu St. Peter auffgehalten / Benedictus zu Maria major und Gregorius in Laterano.
|| [228]
Der Käiser Heinrich machte sich mit einem kriegsheer in Italiam / den jahmer zu stillen /
erwehlten hier auff in dem convent der von ihme versamleten Geistlichen / den Bischoffen
von Bamberg Swicardum zum Papst / welcher Clemens II. genent ward.
Benedictus ohngeacht dessen / name zu Rom den Päpstlichen stül ein der Käiser schikte
widerum einen anderen Papst / den Bischoff Brixen / Poppo genant. Diser kame zwar in Rom /
wurde aber nach wenig tagen umgebracht. Widerum sandte der Käiser Brunonem / deß Graaffen
von Duisburg Hugonis sohn und Bischoffen zu Tull / der auch gekrönet und Leo IX genent
ward.
Vm selbige zeiten hatten die Wenden ihr wesen in Pommeren und Meklenburg / wider welche
der Käiser Heinrich eine Armaden geschikt / die aber von den Wänden gänzich geschlagen und
rui inirt worden. Worüber der Käiser in grosse unmut gerahten / ist auch bald darauff
gestorben.
(Constantinus XI. Alexius.) Zu Constantinopel regierte
Constantinus / genant Mononachus. Bei dessen lebzeiten Alexius der Patriarch zu
Constantinopel gestorben / welcher vil tonnen Golds solle hinderlassen haben / die der
Käiser in seinen schaz genom̅men.
(Henric. IV. Röm. Käiser. -Jahr Christi 1060.) Nach Käiser
Heinrichs tod / kame sein sohn Heinrichs der IV dises nammens zum Käiserthum. Ein
gewaltiger Fürst und dapferer held / welcher über die 60. schlachten gelifert und bald
stetigs obgesiget hatte. Jedoch mußte er endlich auß unmuht / der welt und aller
herzlichkeit genaden / überwältiget durch feindseligkeit der Päpsten Vrbani II. und
Paschalis II. Von welchem und dero helffers helfferen / die beide söhne deß Käisers /
Conrad und Heinrich zur rebellion und verfolgung ihres eignen vatters angereizet worden.
Conrad ward auff dem reichstag zu Cöln / auff deß vatters anklaghin abgeschafft. Heinrich
versprache wahre treu / bis der lose sohn den vortheil ersehen / den vatter zu Bingen auß
anstifftung gefänglich angenommen / und er zu Mäinz zum Käiser erwelt / den Käiserlichen
ornat und zierzathen durch underordnete entwendetund der gute vatter föllig auß dem sattel
gelupfet ward.
Es war aber das thun und lassen Käisers Heinrichs deß IV straks von jugend an generos und
großmühtig / in dem alsobald auß nußgunst gegen seiner mutter der Käiserin (deren namm
Angnes / Herzog Wilhelms von Poictiers tochter) der Erz-Bischoff [229] Enno von Cöln und Marggraaff Ekbert von
Sachsen / da der junge Käiser kaum über 10. jahr alt / seiner mutter solte entzogen und
das regiment disen beiden alß vormünderen übergeben sein.
Der junge Käiser aber / der schon bald im 4. jahr seines alters auß deß vatters anordnung
/ gekrönet ware / thate auß forcht solcher entführung einen sprung in den Rhein auß dem
schiff / und were ohnfehlbar zu grund gangen / wo nicht der Marg-graaf auß dem schiff ihme
nachgesprungen were / ihne so lang erhalten bis man beiden alsobald zu hilff kommen. Die
mutter müßte solche entführung geschehenlassen / und begabe sich darauff in ein Closter.
Nachgehends hatte diser Käiser vil zu thun mit einheimischen (Käiser Henrich wider die Bäpste / und dise wider ihn.) und außländischen händlen
und feinden / sonders mit den Sachsen. Auch ware über dis der Papst deß Käisers feind /
thate den Käiser in bann. Im gegentheil wurde Papst Gregorius 7. bei dem Käiser verklagt /
alß unwürdig deß Päpsthichen stuls. Doch kame es endlich dahin / daß der Käiser mit seiner
gemahlin / und junger herzschafft in Italiam gen Rom sich begeben / und vor dem
Päpstlichen pallast / gleich einem Capuciner / ohn speiß und trank / auffwarten (Sein Penitenz vor dem Bapst) und also poenitenz thun müßte.
Dennoch hörete die Päpstliche raach nit auff / sonder es müßten die versamleten
Reichsständ zu Forchheim den Käiser Heinrich (Zwei Käiser)
absezen und an sein statt seinen schwager Rudolphen Herzogen in Schwaben zum Käiser
erwehlen. Welches dann das reich gewaltig zerzüttet / und zu grosser verde???nuß lands und
leuten auch vilem blutvergiessen anlaß geben. Bis endlich in einem sehr blutigen und
gefährlichen treffen der rechte Käiser Heinrich sein recht behauptet / und der von der
Clerisei angereizte neuerwelte Käiser Rudolph tödlich verlezt worden / die rechte hand
verlohren und auff dem todbett den beruffnen / umstehenden geistlich und weltlichen stands
persohnen der gestalten zugeredt: Seher ihr herzen mit diser abgehauenen hand hab ich
meinein herzen Käiser Heinrichen treu und huld geschworen / aber durch deß Papsts und
enere anstifftung nit gehalten / (Bewegliche ??? Wort
Rudolph???.) darum bin ich um die hand ja gar um leib und leben kommen. Ihr habt
mich hüpsch angeführt. Disem Rudolpho hat der Papst eine guldene cron verehrt / um welche
diser vers stunde:
Petra dedit Petro, Petrus diadema Rudolpho.
das ist /
|| [230]
Dise cron solle Rudolph annemmen alß von Petri nach fahr ihme geben.
(Zwei Bäpste) Der Papst könte nit leiden das glük Henrici
/ thate den Käiser de novo und noch ein mal in bann. Der muhtige Käiser sas???e nit still
/ sonder beruffte das convent der Geistlichen / darbei vil Bischoffe waren / erstlich
nahet Mäinz / nach gehens gen Brixen / und wurde Papst Gregorius auff beschehene anklag
deß Papsturms unwürdig gemacht / abgesezt und an sein statt der Bisoff zu Ravenna /
nammens Wippert / erwehlet Clemens III. genant / endlich zu Rom nit ohne tumult und mit
gewalt eingesezet worden.
Zu Constantinope̅l treibte Isacius Commenus / den Käiser (Vom Reich in Orient.) Michael ins kloster / folgends gar ins
grab / darauff kame Constantinus XII. Disem folgete sein sohn Michael Ducas. Nicephorus
Botoniates üertreibt disen / ward zu Nicea zum Käiser außgeruf fen. Wie es aber Botoniates
anderen gemacht / also ist ihme wider vergolten und gemessen worden von Alexio Commeno.
Vnder disem Alexio falt zu beschreiben für / der Christen zug in Orient und eroberung der
statt Jerusalem und deß heilige̅ grabs.
Im jahr nach der geburt Christi 1094. war ein einsidler mit (Wie
die statt Jerusalem und das H. grab von den Christen eroberet worden. Jahr Christi
1095) nammen Peter von Amiens auß Orient herauß kommen der klagte bei Köigen /
Fürsten und herzen / und bei iedermänniglich / wie tyrannisch die armen Christen in den
Morgen. länderen von den Saracenen und Mahometisten geplaget und belästiget wurden / und
hielt an daß man mit grosser heereskrafft / dise Christen feinde überziehen / und die
armen Christen von ihrer tyrannei entledigen wolte. Darauff dann bald in folgendem 1095.
jahr vom Papst Vrbano II. Gregorij VII. discipul / ein groß concilium ist gehalten worden
zu Clemont. In welchem man in vorgemelten krieg bewilligt / und endlich davon gewüsse
an???odnung gethan hat. Es ist aber dis concilium der Christenheit ganz schädlich gewesen.
Dann der angefangene krieg einen unglüklichen außgang gewonnen hat / und der Christen
elend dadurch nicht gelindert / sondern höchlich ist vermehret worden. Vnd ob wol vil
fürtrefflicher leut guter meinung disem krieg beiwohneten: So hatten sie dennoch kein gut
fundament / auch keinen befehl auß Göttlicher schrifft / daß sie Jerusalem und das H. grab
auß der gewalt der Saracenen entlegigen oder von deßwegen so einen grossen und gefährliche
krieg anfahen [231] solten. Vnd ob sie wol ein
zeit lang ein herzlich Königreich allda erlanget: So hat es doch keinen bestand gehabt:
Dieweil sie / was sie eingenommen / nicht zu beschüzen und zu behalten vermöchten.
Davon dann der Christen elender zustand in den Morgenländeren je länger je ärger worden
ist. Es ist aber derselbe so berümte heerzug angangen im jahr Christi 1096. und sein die
Christen mit grossem hauffen übers Meer gezogen / daß einer hette sagen mögen ganz
Occident hette sich in Orient außgiessen wollen.
Beim ersten zug ist gewesen obgemelter einsidler Peter von Amiens / welcher vil tausend
mann durch Vngaren in Asiam geführet hat / die ihm zwar mit kekem muht gefolget / aber
doch wenig außgerichtet haben / sintemal ihnen diser zug sehr übel bekommen.
Der zweite zug war nicht vil besser. Dan̅ er ward erzegt durch zwen
auffruhrische pfaffen / mit nammen Volkmar und Gottschalk. Die brachten zusammen einen
überauß grosse̅ hauffe̅ müssiges volks und gaben für / sie
wolten dasselbe in Asiam führen. Als sie aber in Vngaren kamen / und anfiengen zu rauben /
plünderen und bren̅en: versamleten sich die Vngaren / und schlugen das lose
gesind / daß ärger war als die Saracenen selbst / dermassen daß ihrer wenig davon kamen.
Anno Christi 1096. ist angangen der dritte zug in Asiam / dessen obersten waren Gottfrid
und Balduin von Bouillon / gebrüder / berümte Fürst???n und Herzogen in Lohtringen. Dise
beid brachten zu hauff hundert mal tausend pferd / u̅d drei hundert tausend
landsknecht / und gewonnen damit vil fürnemme stätte in Asia samt der statt Jerusalem.
Welche im jahr Christi 1099. am 15. Julij von den Christen erobert / und den Saracenen
genommen worden. Vnd schreibet der Abt von Vrßberg / daß damals so vil bluts vergossen sei
daß die pferd in der kirchen zu Jerusalem bis andee knie im blut gestanden sein. Vnd weil
Gottfrid von Bouillon erstlich die mauren erstigen / und in die statt kommen war / ist er
allda der erste König zu Jerusalem außgeruffen / und Jerusalem die hauptstatt deß neuen
Christlichen Königreichs in Orient genennet worden. Er hat sich aber die crone zu tragen
geweigert und gesagt. Es wolte sich mit nichten gebühren / daß ein armer sündiger mensch
eine guldene cron in der statt auffsezen und tragen solte / in welcher der Heiland der
ganzen Welt / und ewige Himmels- [232] König eine
dörnene fron / mit seinem ???cure̅ blut besprenget / getragen hette. Soll
ihm derhalben bei dem heiligen grab niderkniend eine dörnene kron haben auffsezen lassen:
Villeicht damit anzuzeigen / daß er sein haupt und leben dem herzen Christo zu eigen geben
und auffzuopfferen / und nach Chrsti exempel / deß creuzes und dörnenen cronen sich in
disem leben nicht weigere̅ oder schämen wolte / wann er nur nach disem
vergenglichem leben / die cron der ewigen freud und seligkeit / die ihm Christus mit
seiner dörnenen cronen erworben / theilhafftig werden möchte: Es hat aber dis Königreich
zu Jerusalem in vilerlei wider wertigkeit gewehret in die 88. jahr / und haben in
demselben acht Könige die regierung verwaltet / und ist darnach wider verlohren worden.
Vnd hat diser ganze krieg gewehret 196. jahr.
Als das gerücht von eroberung der statt Jerusalem und deß heiligen grabs auß Orient
kommen / und sonderlich daß ein neu Königrech daselbst angefangen wer: Wolt jedermann
dahin ziehen.
Dan̅ sie verhofften da alle reich und grosse herzn zu werden. Darum̅ auch Herzog Wilhelm von Poictiers sich rüstet im jar nach der geburt Christi
1101. und zog dahin mit hundert tausend mann. Welches dann war der vierte zug / damit
wenig fruchtbarlichs außgerichtet ward. Dann ihrer kaum tausend wider kamen.
Wiewol nun Jerusalem von den Christen / wie oben gemelt / eroberet war: So haben doch die
Saracenen samt ihrem anhang nicht abgelassen die Christen zu bekriegen / und ihnen so hart
zuzusezen / daß sie um hilff müßten ansuchen / durch St. Bernhard den Abt von Cleruans:
der sich deß kriegs underfieng / und hin und wider gesandten abfertiget an die Fürsten und
herzen. Brachts auch so weit / daß Käiser Conradus der dritte / und Ludovicus III. König
in Frankreich / Friderich Herzog von Schwaben / und Wolffgang Herzog in Bejeren / samt
anderen Fürsten und herzen den fünfften zug für die hand nahmen / und mit heeres krafft
nach Jerusalem zogen. Aber es ward nichts auß gerichtet. Dann es fiel ein solch sterben
under das kriegs-volk in den fremden landen / daß die herzen mit ang???t und nohr davon
kamen. Vnd geschach diser zug im jahr Christi 1147.
Jerusalem ist von den Saracenen / wie obgemelt / wider erobert / und den Christen
genommen worden / mit merklichem schaden und überauß grossem blutvergiessen.
|| [233]
Als dise böse zeitung in Occident ankommen / rüsteten sich abermal Käiser Fridericus
Barbarossa / Philippus König in Frankreich / und Reichard König in Engelland / mit vilen
anderen Fürsten und Herzen / und thäten den sechsten zug in Orient / im jahr Christi 1189.
mit grosser heereskrafft. Aber sie richteten nichts auß / dann daß der für treffliche
Fürst Käiser Friderich ertrunk / das meiste kriegsvolk durch krankheiten umkam / und die
übrigen / deren doch sehr wenig waren / übel gerüstet wider zu hauß kamen.
Nach disem allen haben sich gerüstet zwen gewaltige Potentaten (welches war der sibende
zug) nemlich der König in Frankreich und der König in Engelland / im jahr Christi 1191.
Dise zogen mit einander in Asiam / und verlohren daselbst ein groß volk / und müßten
gleichwol Jerusalem den Saracenen lassen.
Im jahr Christi 1198. ist Herzog Heinrich deß Käisers Friderici Barbarossae sohn / in
Syrien gezogen / den achten krieg wider die Saracenen zu führen. Aber er müßte wider
umwenden / und unverzichter sachen mit grossem schaden abziehen.
Ferner hat sich deß kriegs underwunden Papst Innocentius der dritte / ein frech er mann /
und sehr geschmizter und arglistigerkopf. Hat derwegen ein sehr groß Concilium als jemals
gewesen / zu Rom angesezt / im jahr Christi 1215. In welchem er hefftig riet zu krieg
wider die Saracenen. Aber in solcher handlung starb er und kam an seine statt Honorius
III. der nicht weniger eifers hatte als sein vorfahr / derselbe gab für / es hätte ihm ein
Prophet durch Sanct. Peters offenbarung geweissaget / wie daß die statt Jerusalem bei
seiner regierung widerum von den Christen solte eroberet und gewonnen werden. Derhalben
befordert er mit aller macht den neunten zug / und belägert die statt Acon / die sonst
Ptolomais genennet wird. Auch hat man in demselben zug die statt Damiette gewonnen / aber
mit grösserem schaden als nuzen. Dann das folgende jahr / nemlich anno Christi 1223 sind
die Saracenen derselben wider mächtig worden. In summa / man richtet mit den kriegen wenig
aus / und die sachen wurden mit den armen Christen je länger je ärger.
Anno Christi 1228. hat Käiser Friderich der ander ein sehr vortrefflicher herz und
dapfrer siegsfürst / den zehenden zug gethan [234] Und als er in Syrien gezogen / hat er daselbst vil seiner feinde erlegt / vil fürnemme
stätte und neben anderen auch Jerusalem erobert und gewonnen. Aber weil der gute Käiser
seine haut an die ungläübigen waget / fährt Papst Gregorius der neunte zu / und nimt ihm
mit gewalt seine landschafft Apuliam / die Fridericus von seinem herzen vatter ererbet
hatte. Darum er einen schädlichen vertrag mit dem Sultan machen / und wider nach haus
ziehen müßte. Solchen Päpstliche frevel straffet der Abt von Ursperg in seiner Chronik /
und thut daran nicht unrecht.
Anno Christi 1248. ist Ludwig König in Frankreich / samt seinen zwejen brüderen Roberto
und Carolo / mit einem starken und wol gebuzten heer in Syrien gezogen: Welches dann der
elffte zug gewesen: aber er hatte nicht mehr glüks / als auch die vorigen. Dan̅ Robertus wird erschlagen / Carolus vom Sultan gefangen / und der ganze hauff
getrenner / also daß Konig Ludwig mit noht / und geringer anzal volks schwerlich davon
kam.
Anno Christi 1270. rüstet sich König Ludwig zum zweiten mal / und thut den zwölfften zug
in Asiam wider die Saracener.
Aber die Pestilenz kam under sein volk / also daß er selbst samt seinem sohn da auff dem
plaz blieb. Dann er war mit drejen söhnen außgezogen. Die übrigen / deren wenig waren /
müßten mit schanden wider zu haus ziehen.
Und wiewol wenig segens / nuz und bestand bei disem unseligen kriege zu spüren (welcher
anfänglich durch einen einsidler erzeget / darnach durch das concilium zu Clermont
bewilligt / und ferner durch stätig anhalten und auffwiglung der unrühigen Päpste
angeblasen und fortgetriben) sondern jedermann merket / daß Gott weder glük noch heil
geben wolte: Auch Jerusalem von den Saracenen eingenommen / und die armen bedrangten
Christen in Orient durch disen krieg mehr beschweret / als erleichtert und getröstet
wurden. Dennoch waren die heillosen Päpste mit so grossem blutvergiessen noch nicht zu
friden / und wolten durch so vil faltigen schaden sich gar nichts beugen / noch erweichen
lassen. Dann Gregorius X versamlet ein groß concilium zu Leon im jahr Christi 1272. und
begehrt ein neu kriegs-heer auff die bein zu bringen. Aber dieweil man allbereit einen
unwiderbringlichen schaden an gut und volk genommen hatte / wolt ihm sein anschlag nicht
gerahten. Es schreibet Mat [235] theus
Palmerius in seiner Chronik: Nach dem vil tausend Christen in Syrien von den Saracenen
erschlagen / daß die übrigen mit forcht und zittern auß dem lande gezogen. Welches
geschehen ist anno Christi 1291. In welchem jahr Paulus AEmilius und die Französische
Chroniken auffhören zu schreiben von disem heiligen oder vil mehr verfluchten kriege /
welcher / wie obgemeldet / 196. jahr lang gewehret hat. Und soll schwerlich dergleichen
krieg in historien gefunden werden / den ein lausiger mönch angefangen / mit hilff deß
concilij und der Päpste zu merklichen schaden der rechtgläübigen in der ganzen
Christenheit. Was Pertrum den einsidler anlanget / halten zwar etliche vil von ihm. Andere
zweis???en / und auch nicht unbillich / ob er ein mensch oder ein böser geist gewesen. Die
meisten aber halten / er sei ein grosser heuchler gewesen.
Heinrich der V. welches ihme zu schlechten ehren gereicht / erhielt (Henricus V. Käiser.) das Käisertum nach dem er seinen vatter
vertriben / daher seine ersten heldenthaten waren / die jenigen Stätte und Fürsten
abzustraffen / welche es mit seinem vatter bis in seinen tod gehalten.
Gleichwol wußte diser Henricus sein persohn dapfer zu spilen / wurde da und dort Herz und
meister über seine feinde. Die meiste ungelegenheit machten ihme die Päpste / mit nammen
Paschalis. Vorhin aber ware schon mit anderen Käiseren der Päpstliche streit / wegen
investitur der geistlichen und übergab der kirchenämteren. Käiser Heinrich thate den
ersten zug auff Rom / geriete in grosse noht und gefahr / endlich glükete es ihme so̅ weit / daß der Papst als sein gefangner müßte thun was er wolte / und
zugleich den bahn wider seinen vatter ergangen krafftios machen. Paschalis II widerum
ledig und zum Päpstlichen stul erhaben / fienge es wider an wo er es gelassen. Darauff
macht sich der Käiser wider auff mit einem frischen heereszug in Italiam / wurde meister
in der statt Rom / und starbe Paschalis / da er jez auch im anzug wider den Käiser
begriffen ward.
Der Cardinal von Cajeta als neu erwehlter Papst / wolte dem Käiser nit zu gefallen sein /
darum er wider verworffen / und an sein statt Mauritius Burdinus / Bischoff zu Braccara /
zum Papst gemacht worden.
Als nun Heinrich allerhand auffruhren und kriegshändel / in [236] Lotharingen / Böhmen und Niderland / theils
geschlichtet / theils darin begriffen ward / starb er zu Utrecht / nach deme er fast 19.
jahr lang regieret / und zu Spejer bei den seinen begraben worden.
(Vom reich in Orient.) Nach Alexio Commeno / einem bösen
kargen mann / wurde Käiser zu Constantinopel sein sohn Calo Johannes Commenus.
(Jahr Christi 1112. Portugall ein Königreich.) Zu der zeit
sollen die einwohner deß lands Pommeren / den Christlichen glauben angenommen haben.
Und als Graaff Heinrich in Portugall gestorben / folgete ihm sein sohn Alphonsus / den
die landständ zum ersten Könige gekrönet hatten.
(S. Bernhard. Gelebrte leut.) Dazumal lebte der berühmte
Kirchenvatter Bernhardus / Abt zu Clareval in Frankreich. So dann auch der Helmoldus ein
Historicus. Johannes Zonaras. Wilhelmus Tyrius / Otto Bischoff zu Bamberg und andere.
(Lotharius II. Käiser.) Henricus V. Römischer Käiser
liesse keine kinder hinder sich. Darum die Reichsstände zusammen kamen / und wehleten /
wiewol nit ohne gezänk / den Herzogen zu Sachsen / Lotharium Diser nach deme er dem Papst
wider Rogerium den Sicilianischen König geholffen / Italiam befrejet / ist er im
herausreisen aus Italien gestorben.
(Conradus III.) Auff dise̅ folgete Conradus
ein Herzog vo̅ Schwaben. Dise wahl verdrosse nit wenig deß verstorbne̅ tochtermann Heinrichen Herzogen in Sachsen / welcher hierauff allerhand
unruhen angestifftet / bis er zu lezt / als er sich auff dem Reichstag zu Regenspurg
halstarzig erzeigte / in dic acht erklärt / um land und leut kommen und für unmut
gestorben.
(Thrithem. Weibliche treu) Von disem Käiser Conrado /
wirdt insonderheit dises ruhmliches erzelt / daß als er wider Herzogs Heinrich bruder /
Wolff genant gezogen / ihne auch belägerte in der statt Weinsberg! und darüber allen
manspersohnen den tod geschworen / wegen der beleidigten Majestet / als sejen die
fürnemsten von den weiberen zum Käiser ins läger gangen / mit demütiger bitt / der Käiser
wolte ihnen vergönstigen mit sich zu nemmen auß der statt / so vil sie [237] ertragen möchten. Dises versprache ihnen der
Käiser. Worauff dan̅ ein jede ihren mann auff den ruken genommen und
ausgetragen. Deß Käisers bruder / ware darüber erzörnt / wolte das nicht gelten lassen /
der Käiser aber hielt sein wort / und liesse ihnen hab und gut noch darzu.
Und das ist der Conradus der mit Ludovico Königen in Frankreich so ubel ankommen / da sie
wolten den zug ins Morgenland fürnemmen. Deren verrähter und verkauffer der
Constantinopolitanische Käiser Emanuel Commenus ware. Endlich ist Käiser Conrad / da er
jez in Italiam ziehen wolte / zu Bamberg gestorben.
(Gelehrteleut.) Um dise zeiten lebten auch die Historici
und andere gelehrten / als Hugo de S. Victore / Petrus Abt zu Cluniaco / welcher den
Türkischen Alcoran auß der Arabischen sprach in die Lateinische ubersezet hat. Otto
Bischoff zu Freysingen / der Rechtsgelehrte Gratianus.
(Fridercus ??? Barbarossa.) Weilen nun das haupt im reich
/ wegen tödtlichen hinscheids Conradi manglete / als erwehleten die Reichsstände zum
Käiser Friderichen / Herzogen zu Schwaben.
(Jahr Christi 1154.) Dieser hatte vil mit Italianische̅ händlen zu thun / un̅ allerhand Trublen die sich in der
Lombardei und Maylandischer herrschafft zutrugen.
Er hat etliche züge in Italiam gethan / den Papst Alexandrum III. endlich vertriben / der
bei den Venedigern schuz und schirm gesucht und zwaren auch gefunden hat. Bald hernach
wurde sein sohn Otto gefangen / darum müßte er ein ander liedlin singen / zu Venedig dem
Papst (Papst trittet Käiser Friderico auff den hals.)
wider auffwarten. Es ware zwar Fridericus von dem Herzogen und raht zu Venedig wol
empfangen / da er aber in St. Marien Teinpel dem Papst wolte die füß küssen / trat ihm
Alexander auff den hals / und müßte die herumstehende Elerisei die wort auß dem psalmen
singen: Auff schlangen und Basiliscen wirstu gehen / und tretten [238] auff junge löwen und Drachen. Dises
verdrosse billich den Käiser / und wider ruffte dise that mit denen worten: Non tibi sed
Petro, nit für dir / sonder als für dem Apostel Petro und ihme zu gefallen / demütige ich
mich also. Der Papst antwortet: Et mihi & Petro beides mir und Petro solt du es
thun.
Dar auff hat der Papst den Käiser lassen Käiser sein / und der Käiser liesse den Papst
bleiben.
Sonsten aber ist es übel bekommen Herzogen Heinrich in Sachsen / der Löw genant / welcher
in dem zug in Italiam Käiser Friderichen verlassen / um kein bitten und flehen nichts gebe
/ sonder mit etlich 1000. abzuge / darum weil der Käiser in bahn gethan ware. Nachgehends
aber / als die sach ein und das ander mal auff den Reichstagen erörtert / ist Herzog
Heinrich in die acht gethan / seiner reichslehen und seiner herrschafften verlürstig
gemacht worden. Da dann der einte Fürst dises / der ander etwas anders von seinen landen
bekommen. Der Pfalz Graff Otto von Wittelspach / bekam Bayerland / die obere Pfalz und den
Nortgaw. Herzog Bernhard das jezige Chur Sachsenland. Der Erz Bischoff von Cöln / name
Westphalen und Engeren weg.
Inndessen wolte Herzog Heinrich sich immerzu noch wehren / bis der Käiser mit ganzer
macht ihme das land genommen / und ihne zu einer tieffe̅ submission und
demütigung gebracht. Als er in Engelland eine zeit lang sich auffgehalten / auch keinen
lust mehr hatte wider den Käiser zu kriegen / kame er wider zu seinem Herzogtum
Braunschweig / daß ihme Fridericus vergönstiget.
(Böhmen zum Königreich gemacht.) Besser ist es erschossen
dem Fürsten Uladislao II. in Böhme̅ / welcher / weilen er treue dienst dem
Käiser geleistet / wider die Pohlen / hat ihn Käiser Fridericus auß einem Herzogen zu
einem Könige gemacht / und ihme einen Löwen im roten feld zum Waapen geben.
|| [239]
Nachgehends solle diser Käiser Fridericus in seinem zug in Morgenland in einem fluß oder
strom in Armenien ertrunken sein.
(Käiser zu Constantinoyel.) Zu Constantinopel
tyrannisierte Andronicus Commenus / und aber zu lezt bekame er seinen lohn / die augen
wurden ihm ausgestochen / hände abgehauen und sein leib zerstüket.
Auff ihne ward Käiser Isacius Angelus / welcher sich auch dem tyrannen Andronico
widersezet hatte.
(Statt Bern in der Eidgnoßschafft.) Um dise zeiten solle
die statt Bern in der Eidgnoßschafft / under Herzog Berthold von Zähringen / ihre ersten
anfäng / bekommen haben.
(Henricus VI. Käiser.) Friderico folgete im reich nach
sein sohn Heinrich der VI. dis nammens / welcher in Calabria / Apulia und Sicilia die
auffrührer und rebellen bannen und einschranken müßte / auch in Italien. Er ware aber
darbei grausam. Des Tancredi sohn ließ er die augen ausstechen / als dessen vatter mit
list deren von Salerno / seine Käiserin Constantiam gefangen bekommen. Jordamim / der mit
seinem weib heimliche verständnus solle gehabt / und ihme nach cron und scepter getrachtet
haben / liesse er auf einen eisernen glüenden sessel sezen und eine eiserne glüende cron
mit glüenden nägle̅ in das haupt schlagen.
Endlich als sich diser Käiser zu vil auff der iago erhizget / und vil kaltes wassers dar
auff getrunken / starb er an einem grimmen deß leibs.
(Philippus.) Auff disen tod fall gab es selzame händel
ab. Die soldaten kamen von weiten landen herbei. Philipp Herzog in Schwaben / des
verstorbnen Käisers bruder / und seines söhnleins Friderici Vormund / meinte die wahl
gehöre auff ihre seiten. Andere Fürsten aber (Otto IV Jahr
Christi 1208.) erwehleten Otto Herzogen von Braunschweig / Henrici Leonis sohn.
Wider dise beide handleten etliche Fürsten / und wolten Bertholden Herzogen zu Zähringen /
herren in Nüchtland zum Käiser haben.
Das bleibte also hangen / indessen gabe es allerhand feldzüge / und wurden da und dort
stätte eingenommen: Endlich starbe Philippus / und bleibte das regiment Käiser Othen dem
IV. dis nammens.
(Fridericus II.) Ohnlängst hernach wurde Fridericus II.
zum Käiser aus geruffen und gekrönet / wider disen Othen / welcher da er sahe / daß er von
menniglich verlassen / und mit vilen auch mächtigen feinden / in und aussert dem land zu
thun batte / starb er endlich.
|| [240]
Fridericus II. hatte nit vil bessers. Wurde zum anderen mal in bahn gethan / und wurde
wider ihn von etlichen Fürsten Land-Graaff Heinrich von Thüringen zum Käiser erwelt. Disem
Friderico II. solle mit gifft vergeben worden sein.
(Verodnung der 7. Chur-Fürste̅) Gleich wol
wird von Käiser Ottone IV geschriben / daß er eben wegen aller hand entzwejungen / bei der
Käiserlichen wahl solche ordnung gesezt und gemacht habe / daß 6. Fürsten / 3. Geistliche
/ als Mäinz / Trier und Cöln / (Gotdast.) und 3. Weltliche
/ als Pfalz / Sachsen und Brandenburg den Römischeu König wehlen sollen. Wofern sie sich
aber der stimmen halber nit vergleichen können / sollen sie den König in Böhmen / als
einen schidrichter / zu sich nem̅en.
(Conradus IV.) Conrad der IV. Friderici II. sohn erhielt
zwar das Käisertum treibte es aber nit lang / dann ihme von seinem arzet durch Mansfredi
anstalt vergeben worden. Sein gemahel ware Ottonis Pfalz-Graaffen bei Rhein tochter.
(Orientalisch reich.) Zu Constantinopel regierten Petrus
von Antisiodoro ein Franzos / und Theodorus Lascares ein Griech. Diser hatte jenen under
dem schein sonderbarer gewogenheit über der tasel lassen ermörden. Theodoro folgete nach
sein sohn Johannes Dueas / der seinen siz am ersten zu Adrianopel hatte. Wider disen
machten ein auffstand ihrer zwei von Käiserlichem geschlecht / nammens Alexius und
Isacius. Dennoch behielt zu lezt Balduinus II. das Käisertumm / deß Roberti sohn.
(Berümte leut.) Zu denen zeiten und läuffe̅
lebten Albertus Magnus, Thomas von Aqwino von fürnemmem geschlecht. Thomas Cantipratanus.
Bonaventura der Franciscaner General. Accursius / Albertus Galottus / Wilhelmus Durandus
die berümten Juristen und andere.
(Conradinus Carolus.) Dazumal entstunde auch der krieg
zwischen Conradino / Käisers Conradi IV. sohn / und Herzogen Carlen von Anjou / welcher
ein hiziger und rauher herr ware / schonte keinem blutver giessen / hielte Conradinum und
Fridericum Herzogen von Oesterreich gefangen / liesse ihnen den proceß machen / daß sie
offentlich müßten hingerichtet werden. Conradinus nam den Bejel / damit Friderico das
haupt abgeschlagen ware / küsset denselben / weinete sehr daß der jun [241] ge Fürst mit ihme in solch unglük
kommen / und leidete den tod mit grosser standhafftigkeit / als er vorhin eiferig zu Gott
gebetten.
Man schreibt / daß Carolus vor der hinrichtung diser Fürsten solche that bei dem Papst
lassen erdauren / welcher solle geantwortet haben: Vita Conradini, mors Caroli. Mors
Conradini, vita Caroli. Des Conradini leben seje Caroli tod / und Conradini tod seje
Caroli leben. Ein raht seinem urheber anstehend.
(Interregnú) Als nun ein geraune zeit bis daher das
Römische reich ohne bestendiges haupt und ein Interregnum also ware / Papst Gregorius auch
dröwete / er wolte einen Käiser zeigen / wo die Chur-Fürsten nit wehlen wolten / darum
wurde erstlich vorgeschlagen Ottogar (Rudolph von Habsruro wird
Käiser auff gethanë vorschlag deß Pfalz Grafen Ludwigen Chur Fursten.) König in
Böhmen / der aber solches anerbieten ausgeschlagen. Darnach wurde zu Frankfurt auff
gethanen vorschlag Pfalz Graaff Ludwigs Chur Fürsten / zu einem Käiser erwehlt Rudolph
Graaff von Habspurg / Albrechts sohn. Disem Pfalz Graafen Ludwigen hatte nachgehends
Käiser Rudolph seine tochter Mathilden verheurahtet.
Es lage aber dazum al Rudolph vor der statt Basel / und mit demselben Bischoffe im
streit. So bald nun dise zeitung seiner beschehenen wahl zum Käisertum abgelegt / hebte er
auch die belägerung auff / gabe die gefangenen loß / und reisete naher Achen um die
crönung anzunemmen. Da er dann an statt eines scepters ein creuz in die hand genommen /
mit vermelden / dises werde könfftig (Jahr Christi 1274)
sein scepter sein.
Bald zeigete Käiser Rudolph sein dapferes und generos gemüht / führte krieg im Elsaß /
Sundgaw / Burgund und wider den Marg-Graffen von Baden.
Hier auff sprach er die länder / welche ohne mittel zu dem Reich gehörten / als
OEsterreich / Steyermark / Kärntenund Tirol. Welches aber Ottogar König in Böhmen / der
bis daher solcher länder sich bemächtiget / wegen eines heurahts / nit gestatten wolte. Zu
welchem sich Heinrich Herzog in Bäjeren auch geschlagen.
Käiser Rudolph macht kurzen process / laßt die Chur Fürsten und stände zusam̅men kommen / erhielt sein begeren / und weil keiner von (Käiser Rudolph und Ottogar König in Böhmen.) jenen zwejen erscheinen wolte /
wurden sie beide in die acht erklärt.
Darauff gieng es zur feindthätlichkeit. Weilen aber König in Bohmen / gegen deß Käisers
kriegsheer / sich zu schwach befand / [242] als
kaine er zum zum parlamentiren und auff gütige mirtel. Pfalz-Graff Ludwig mit zuthun
anderer Fürsten traten ins mittel / und müßte Octogar Böhmen und Mähren ins könfftig als
Lehen von dem Käiser empfangen. Doch bate er zu verschaffen / daß er möchte den eid
absönderlich und nit offentlich ablegen. Und aber die sachen wurden zu schimpf dem Ottogar
also angcordnet / daß da er eben in aller action die huldigung abzulegen / begriffen ware
/ fiele das gezelt voncinander / daß es jedermann sehen möchte.
Ottogar wurde darauff von seinem weib stetig angefrischet / den angethanen schimpfnit zu
leiden. Worauff er alles was er für dem Käiser gethan und eingangen ware / widerruffen /
und zoge ins feld wider den Käiser / welcher ihme begegnet. Da geschahe ein hartes treffen
/ der Käiser kame in gefahr / behtelt doch zu lezt den sig / und wurde Ottogar elend
erschlagen / kame hiemit um alles / der vorhin nit wolte Käiser sein. Darum wem nichts
gehört / dem selben wird auch nichts.
(Oesterreichkom met an die Grafen von Habspurg.) Dazumal
kame Oesterreich an die Graafen von Habspurg / und wurde durch heirahten deß Käisers
tochter mit Ottogars sohn und diser tochter mit deß Käisers sohn / der handel verbesserct.
Käiser Rudolph von hohem alter / begerte an die Reichsstände / sie wolten seinen sohn
Albrecht / nunmehr Herzogen in Oesterreich / zum Römischen König erwehlen / welches sie in
bedenken (Rudolpbi tod. Wolte nicht gen Rom.) gezogen.
Dises verdrosse den Käiser / fiel in unmut in eine krankheit daran er auch starb / und
ward zu Speir vergraben. Diser Rudolph wolte niemalen gen Rom / dann sagte er / die
fusstapfen meiner vorfahren / die wol gen Rom kommen / aber schlechtlich wider her aus /
schreken mich: Und da ihn der Papst wolte anreizen in das H. land auch zu ziehen / die
statt Jerusalem und das H. grab wider einzunemmen / hat er den Papst mit anderem gewust
wider abzuweisen.
Hier auff wurde arglistiger weis Käiser erwehlet ein Graff (Adolph und Albrecht.) von Nassau / nammens Adolph. Albrecht aber Käiser Rudolphs
sohn widersezte sich / erhielt auch so vil / daß Adolph entsezet / er aber zum Römischen
König anzenommen ward. Zu lezt ware Adolph in einer schlacht von Herzog Albrecht
überwunden / und müßte das leben einbüssen.
(Orientalisch reich.) Theodorus Lascares Käiser zu
Adrianopel gienge mit tod ab / dessen sohn auch Theodoro Michael Palaeologus Despota zum
vor [243] mund verordnet ward. Diser
achtet weder der vormundschafft noch deß geschwornen eids / liesse sich vermittelst der
soldaten zum Käiser ausrussen / veriagte seine widerwertigen. Nach dessen tod sein sohn
Andronicus Palaeologus Käiser worden.
Indessen als da und dort in der Welt / sonders in Hispanien / Sicilien / Frankreich /
Engelland / Pohlen / Ungaren sich allerhand eräüget / vil blut ver gosten worden: Auch
Carolus und Philippus der kühne / Philippus der hüpsche Könige interessirt waren in
solchen trublen / da dann die Franzosen ihre Sicilianische vesper (Bonifacius Käiser und Papst.) bekommen: hat sich zu Rom
Bonifacius bald in dem Päpstlichen bald Käiserlichen habit und zier aht gezeiget / und
lassen für ihme ausruffen: Ecce duo gladij hîc, Sihe hier seind zwei schwerter: nemlich
Petri und des Käisers.
(Kranz-Vrsp.) Diser Papst Bonifacius VIII begert an König
Philippum pulchrum, wie es anstehend / daß er das Königreich als ein lehen von ihme
empfahen solle. Worauff der König dem Papst zugeschriben / sciattua maxima fatuitas, es
wüsse deine grosse thorheit. Der Papst nit faul / kündte dem König an den bahn.
Nachgehends kostet dises den Papst zu Rom / vermittelst der Columneser das leben / und
sein grabschrifft ward von etlichen also gemacht: Intravit ut vulpes, regnavit ut leo,
mortuus ut canis, er were eingeschlichen wie ein fuchs / habe regieret wie ein löw / und
seje gestorben wie ein hund.
(Jahr Christi 1277.) Um dise zeit ist ??? weltbekante
hohe thurn zu Straßburg zu bauen angehebt / und folgends wie er anjezo noch stehet / auff
geführt worden.
In der statt Hammelen im Braunsch weigerland sollen wol 130. kinder verlohren worden sein
/ durch einen gewissen abendtheurer / der ratten und mäus in der statt (Jahr Christi 1284.) vertriben / als man aber verwegerte den
geforderten lohn zu geben / kame er im Brachmonat wider in die statt an einem Freitag / da
die leut in der kirchen waren / fieng an mit seiner pfeiffen sich zu üben / bis sich so
vil kinder bei ihme versamleten / die er in das thal Kloppenburg in einen berghinein
geführt / daß niemands mehr von solchen kinderen zu erfahren ward. Hiervon sollen noch die
leut in selbiger statt ihre jahr zehlen.
|| [244]
Indesse̅ ward Herzog Abrecht vollkossien als Käiser gekrönet. Der Papst
aber war ihme zu wider / weil er sich mit König Philippo / der im bahn hafftete /
befreundet.
Darauff kame es zum krieg / die Fürsten fielen mehrentheils vom Käiser ab / und wurde der
Pfalz Graaff und (Pfalz Graafen die ansehnlichsten under den Chur
Fürsten.) Churfärst / als Richter in deßgleichen wichtigen und spänigen händlen /
seines Richteramts von den übrigen Chur-Fürsten crinneret. Waren also die Pfalz Graafen
schon dazumal des Käisers Richter. Es hatte aber der Käiser Albrecht ein gross es
kriegsvolk bei sich / darum er allenthalben die forcht machte. Zu lezt hat ihn sein eigner
junger (Käiser Albrecht komt um) vetter Herzog Hans /
seines bruders Herzogen in Schwaben sohn / weil er ihn als einen jungen Fürsten / da er
die herrfchafft begerte / verächtlich gehalten / samt noch dreje̅ / denen
sich der Käiser vertraute / in der überfahrt an der Reuß bei Windisch erstochen / mit
disen höhnischen worten: Wie ists vetter / wann werde ich ein mal mein vätterlich erb
haben? Welche mordthat aber nit ungerochen verbliben.
(Heinrich VII. Käiser Jahr Christi 1308.) Auff Albrechts
tod ward zum Käiser erwelt Heinrich der VII. dis nammens / ein Graff von Lüzenburg. Diser
gewaltige Käiser / als er die händel in Italien geschlichtet / land und leut bezwungen /
kame gen Rom / wurde gekrönet / aber ein ver gifftes bisslein macht ihm solchen (Käiser Heinrich wird in der Meß-Ostien vergeben.) zug
unglükhafft und bracht ihn ums leben. Dann Johannes Politianus von Siena / ein
prediger-Mönche / mit deme sich die Florentiner hierzu wol verstunden / vergabe dem Käiser
in der Meß-Ostien / darvon er starb.
In dise zeiten falt der anfang des. Türkischen reichs under (Osman. I) Osman oder Ottomann I.
Auch wurden die Tempel-herren ausgerottet / welcher sect ursprung von dem vorhof des
Tempels zu Jerusalem genommen / darinnen (Zempel-herren)
sie ihr sachen hatten / die frömden empfangen und herumgeführt / ein weissen Orden mit
einem rohten creuztrugen / welche [245] nach und
nach an volk und gut sehr zugenommen / vil adels-persohnen under sich hatten / denen auch
der H. Bernhardus regulen vorgeschriben.
Clemens der V. Papst hat zu Avignon in Frankreich ein concilium angestelt / und den
Päpstlichen siz dorthin von Rom versezet. Da diser Papst gekrönt worden / siel ohngefehr
eine maur ein / erschlug vil und fürnemme leut / der Papst wurde vom pferd herunder
gestossen durch das geträng / seine cron fiel ihm ab und ward daraus ein Carbunkel stein
3000. Ducaten wert / verlohren.
(Pffalz Graaff Ott König in Vngaren.) Die Ungaren
erwehlten zu ihrem König Pfalz Graafen Otto Herzogen in Bäjeren / wurde aber arglistiger
weis von dem Waywoda Ladislao in Sibenbürgen um solches reich wider gebracht.
König Philippus der hüpsche ward auff der jagd / treibte ein wild schwein / fiele in
vollem lauff vom pferd / von welchem er geschleifft wurde / darvon er auch starb.
(Anfang ??? Eilgnoßschafft Simler.) Nun ists an dem / das
wir anheben die beschreibung von dem Ursprung des Eidignösischen Bundts / welcher
entstanden wegen verübter Tyrannej der Lanitvögten / under den kurz vorhin und zum lezten
erzehlten Käisern.
(Wilhelm Teil.) Dise Landvögt machten es gar zu grob /
wie aus dem erscheint / was sich mit Wilhelm Tellen zugetragen. Der Landtvogt wolte auch
die Ehrerbietung haben gegen seinem hut auf einen steken gesezt. Dises thate Wilhelm Tell
nicht / darum der Tyrannische Landtvogt ihme dise straff auferlegt / weiln Tell ein guter
Schüz gewesen / er solte einen Apfel seinem Söhnlein ab dem kopf schiessen. Tell mußte dar
an / wie ungern er es auch thate / name dessentwegen mehr pfeil zu sich / und hielte den
einten in verdächtiger bereitschafft. Was geschicht? der apfel fahlt ohne verlezung des
Kinds vom haupt. Da aber der Landvogt wolte mit gewalt wüssen / zu was ende Tell den [246] andern pfeil also in bereitschafft gehalten
/ antwortet Tell herzhafft / hätte ich mein Kind getroffen / wolte ich mit disem andern
pfeil deiner auch nicht verfehlet haben. Worauf zwar Wilhelm Tell gefänglich angenommen
worden / entrann aber mit list aus dem Schiff / wartete nachgenz an einem verborgnen Ort
dem Landtvogt auf den dienst / und schosse ihn vom pferd herunder.
(Erster Bund.) Ury / Schweiz und Underwalden verbündeten
sich am ersten zusammen / denen von Käiser Heinrich VII. daß sie von niemands als von
Römischen Käisern ihre Landvögt empfahen / und als eingeborne Landleuth sein solten / das
versprechen gethan ward. Und aber die Freiheit schwingte sich empor / die Vögte wurden
abgeschaffet / und bleibte es bei dem festen Bund / der nach und nach zu seinem wesen
kommen / in welchem die Eydtgnoßschaft noch heut zu tag / durch ein Wunder gutthat Gottes
/ bestehen thut:
Da Demüt weint / und Hochmüt lacht / Da ward der Schweizer Bund gemacht.
(Ludovicus Bavarus. Fridericus.) Ludwig Herzog in Bäjern
wurde von etwelchen Fürsten zum Kaiser gemacht / deme zuwider erwehlten andere Friderich
Herzogen in Oesterreich und Käisers Alberti sohn: Welcher leztere nach vieljährigem
Gefecht doch zu lezt mußte haar lassen.
Herzog Leopold wurde von den Eydtgnoslen mit den seinen erschlagen / dessen Begräbnus zu
Königsfelden zuersehen.
Käiser Ludwig thut ein Römerzug / sezet den Bapst ab / und erwehlte einen andern / kame
darüber in Bann. Bapst Benedictus der VIII. wolte disen Bann nit allein nicht auff heben /
sondern sich selbst an statt des verbahn ten Käiser zum Statthalter machen. Der Reichstag
aber zu Frankfurth machte den ab scheid / daß der Bapst wol solle die Krönung zuverrichten
besprochen werden / so er es aber nicht thun wolte / konnte es wol auch ein jeder
Geistlicher Churfürst thun.
|| [247]
(Jahr Christi 1348.) Ludwig der Käiser empfienge über
einer mahlzeit gifft / wolte sich darüber ausarbeiten / stürzete sich aber vom pferd auf
der jagd / und gab mit eifferigem Gebätt den Geist auf.
(Orientalisch Reich.) Indessen hatte Käiser Andronicus zu
Constantinopel zuthun / mit Orchanes dem Türkischen König / Otthomans Sohn.
In Teutschland thaten sich die Schlesische Fürsten von Pohlen ab / und empfiengen ihre
Fürstenthum̅ als Lehen von Johanne Königen in Böhmen.
(Gelehrte und berümte Leuth.) Zu denen zeiten waren
verrühmt und lebten Nicolaus de Lyra. VVilhelmus Occam, Marsilius von Padua. Johannes
Taulerus. Die Poeten Dantes Aligerius, Franciscus Petrarcha, Bocatius und andere.
(Universitet zu Heidelberg Carolus IV) Zu Heidelberg
wurde die Höhe Schul aufgerichtet von Herzog Ruprecht II. Andere sezen dero anfang etwas
später.
Carolus der IV. ein Sohn Johannis Königs in Böhmen / ein Enkel Käiser Heinrich de VII.
kahme hierauf zum Käisertum̅. Bej seiner Tauff wurde er Wenzel / Wenceslaus
genannt / aber in der Firmung ließ ihm König Carolus in Frankreich seinen namen geben /
bej welchem er auch eine zeitlang underhalten worden.
Wider disen Carolum erwehlten andere Churfürsten Güntherum einen Graffen zu
Schwarzenburg. Es geschahe aber ein verglich / daß diser vom Käiserlichen Titul solte
abstehn / hergegen solte jhme Carolus eine ziemliche Summa Gelts sam̅t
gewüssen Stätten in Thüringen einhändigen. Bald aber darauf starb Günthert.
(Guldene Bull.) Under disem Carolo / und nach seiner
widerkunfft von Rom / ward auf dem Reichstag zu Nürnberg eine Schrifft verfasset / die
Guldene Bulla genannt / in welcher allerhand verordnungen beschriben / betreffend die
Käiserliche Wahl / die Hoheit und Gerechtigkeit der 7. Churfürsten / und anders mehr.
(Wenceslaus Käiser Jahr Christi 1362.) Nach Caroli tod
kame sein Sohn Wenceslaus / schon vorhin zum Römischen König gemacht / an statt / wurde
aber bald als ein untüchtiger und den Wollüsten ergeben / diser ehren wider beraubt.
Darnach er nicht viel fragte / bleibte also in seinem Königreich Böhmen.
Under disem König Wenzel lebte Johann Huß / und fieng [248] (Johann Huß.)
an in Böhmen wider den Bapst und dir Irrthum der Römischen Kirchen zu predigen.
(Amurathes. Janitscharen.) In Orient regierte als
Türkischer Käiser Amurathes / welcher der erste aus der gefangenen Christen Kinder / die
stärksten und schönsten lassen absondern / in der Türkischen Religion aufferziehen / und
in allerhand Rittersübungen underweisen.
(Caroli VI. Königs in Fräkt reich Fasnachtspil.) In
Frankreich geriethe König Carolus / wegen eines gewüssen Tumults / in Schwermut und
Wahnsinn. Die Fürnemmen Herren im Reich wolten dem König neues fröliches Geblüth machen /
und verkleideten sich im Januario / als weren sie Satyri mit leinen Tüchern / die aber mit
Pech / daran flachs gleich dem Haar hienge / umb. Dem König gefiele der handel so wol /
daß er mit wolte machen und den 7. geben. Da er aber in solcher Mummerej mit der Herzogin
von Berej zu vil kundsame hielt / wolte sie wüssen wer er were / darauf der Herzog von
Orleans die Fakten ein wenig under das angesicht gehalten / um̅ desto
leichter die Person zuerkennen. Der König fieng an zu brennen / die andern Narren lauffen
auch herzu / dem König bejzuspringen / vergassen indessen ihrer kleidung / die jhnen auch
darüber angieng vom Feuer / also das 4. darüber ihr leben jämerlich eingebüst / und der
König kümmerlich / deme alles zugeloffen / erhalten worden. Worüber er desto mehr in
seiner vorigen Krankheit zugenommen.
(Päpstliche siz wider nach Rö versezt.) Bapst Gregorius
IX. hat von Avignon in Frankeich / allwo die Bäpste fast in die 70. Jahr Residenz gehabt /
solche wider nach Rom in Italien verruket.
(Juden brunnen vergiffter.) Um̅ dise zeiten
/ schreiben die Historici / haben die Juden hin und her viel Brun̅en
vergifftet / darum̅ sie auch bej vilen hunderten sind hingerichtet worden.
(Von erfindung des geschüzes. Jahr Christi 1380.) Ein
Mönch namens Berthold Schwarz solle ein Urheber des Pulfers und de Geschüzes gewesen sejn.
Andere urtheilen anderst hiervon / und sezen des Geschüzes gebrauch etwas früher.
Nach dem Herzog Friderich von Braunschweig Römischer (Ruprecht
Pfalz Graaf Käiser.) König bej Frizlar erstochen ward / als haben die Reichsständ
Herzogen Ruprecht / Pfalzgraffen bei Rhein / Herzogen in Bäjern zum Käiser erwehlet: Der
sich dann dapfer und wol gehalten / und da er über die 9. Jahr herrschete / starb er.
(Bajazet und Tamerlanes.) Bajazet ein tyrann belägerte ein
und das ander mal die statt Constantinopel / müßte aber darvon abweichen und wider
Tamer [249] lanem oder Tamurlan der
Tartaren König gehen / als der im anzug wider ihne begriffen / weilen Bajazet in einem
schreiben ihne so sehr beschimpfet / da er ihn von der tyrannej abgemant. Darauff es dann
zu einem solchen hauptireffen kommen / des gleichen nit bald er hört worden / so vil bluts
ward vergossen. Tamerlanes ward über winder / liesse den gefangenen Bajazethen / als der
noch stolzierte in einem eisernen kefi zum spott in die 4. jahr lang herum führen / und da
er sahe sein weib vor Tamerlanis tisch halb nakend auffwarten / verdroß es ihn / daß er
den kopf an eisen so lang stiesse / bis er darvon gestorben.
(Carol. VI König in Frankreich Jahr Christi 1405.) König
Carl in Frankreich ware so entrüstet wider die Päpste daß er zu Paris in einem allgemeinen
parlament ein schluß gemacht / daß man die Annaten / statuten und erstlingen der pfründ en
/ so der Papst zu erheben pflegt / nit mehr auß Frankreich führen / sonder im land
behalten solte / und solle aller bahn deß Papsts hierüber unkräfftig sein.
(Sigmund Kaiser / Jahr Christi 1410.) Sigmund König in
Ungarn und Käisers Caroli IV. Bruder / ward zu einem Käiser von den Reichsfürsten erwehlt.
Ein dapferer / kluger / gelehrter Fürst und schön von angesicht und Statur des Leibs.
(Orej Bäpste) Dazumahl hatte die Römische Kirchen 3. Kopf
oder 3. Bäpste / Benedictum XII. Gregorium XII. und Johannem XXIII.
Worauf dann das Concilium zu̅ Costanz angesehen ware / in welchem Papst
Johannes / nach dem er als ein aus gerissner / wider (Concilium
zu Costantz.) herzugeführet worden / über die ihme fürgehaltene Klagspuncten nur
geseuffzet und endlich gesagt / das gröste laster so er begangen / seje daß er über das
gebirg in Teutschland gezogen und nit vil mehr zu Rom gebliben seje. Papst Gregorius aber
hat resignirt.
In disem Concilio sind Johann Huß und Hieronymus von Prag / die srommen märtyrer
offentlich verbrant worden.
(Johan Wikleff) Johann Wikleff ein Engelländer / eine
magere und von leib schwache Person / jedennoch stark im Geist / mächtig in der lehr /
unsträfflich (Wie sein Leh??? seje in Böhmen kommen.) und
ehrbar in seinem leben und Wandel / welcher eine zeitlang Professor in der H. Schrifft zu
Oxfort ware / beschalte offentlich den aberglauben und Abgötterej der Römisch. Kirchen /
welches der Clerisej sehr wehe that. Er widersezte sich der Hoheit des Papstes / verwarff
die Abgöttische Meß / und verthädigte das ansehen [250] der H. Schrifft / das allein darinnen die warheit zufinden seje: Er bekame
einen grossen anhang / worunder auch ware ein Student aus Böhmen / derselbe hat dises
Wikleffs Lehr mit sich in Böhmen gebracht / und ist hiervon auch Johannes Huß bewogen
worden / selbige anzunehmen / und offentlich ab und under der Kangel zuverthädigen: Diser
sagte offentlich / er begehre von herzen / das seine Seel nach ihrer ausfahrt aus dem leib
/ nirgend anderswohin käme / als an den Orth / da die liebe Seel des sel. Wikleffs in
ewiger Freud und Seligkeit ihre Ruh und ergezung hätte: Dann er wußte für gewüß / das er
ein frommer Christ und gottseliger Mann gewesen were.
(Johann Huß wirdt auf das Coneilium naher Costanz
beruffen.) M. Johann Huß / ein Böhm / so eines trefflichen Verstandes und sehr
beredt ware / ist auf das Concilium zu Costanz / so von Käiser Sigmund und Bapst Johannes
XXIII. angesehen / beruffen worden. Diser Johann Huß / nach dem er allenthalben seine
Glaubens-bekanntnus dapfer und ohne scheu offentlich an tag geben / und mit mänigliches
verwunderung über ihne verthädiget / ist er fortgereiset / und den 3. Novembr. Anno 1414.
zu Kostanz ankommen. In diesem Concilio hat er ohne scheu die Päpstliche Hoheit und
gottslästerliche abgötterej der Meß verworffen / und die reine Evangelische Lehr mit vilen
gründen her H. Göttlichen Schrifft verthädiget und verfochten. Indessen ist er durch
ergrimmte bosheit der Mönchen und Pfaffen arglistiger weis in ein Gefängnus geworffen /
und endlich durch das Concilium zum tod verurtheilt worden. Im ausführen ward jhm ein kron
einer Ellen hoch aus papeir gemacht aufgesezt / gar nahe geformirt als ein Bischoffshut /
daran gemahlet drej grausame Teufel / und mit grossen verständigen buchstaben darbei
geschriben: Haeresiarcha, das ist / ein Erfinder neuer Kezerej / oder ein Erzkezer: Und
als Huß dise zierliche Kron ersahe / sprach er: Mein Herr Jesus Christus hatum̅ meinet willen eine scharffe dörnene Kron getragen. Warum̅ wolt
ich dise leichte Kron / wiewol sie mir zu Hohn und Spott gemachet ist / nit auch gern und
willig tragen? Da er auf der Richtstatt sahe ein armes Bäurlein holz zutragen / lachete er
freundlich / und sprach bej jhm selbsten: Ah! sancta simplicitas. O du heilige Einfalt.
Under seine lezten Reden [251] werden auch dise
gezehlet: Ihr verbren̅et zwar Hussen (welcher auf Böhmisch eine Gans
heisset) über hundert jahr werde ein Schwan kom̅en / den sie nicht werden
verbrennen können: nämlichen Doctor Marthin Luther.
(Hieronymus von Prag) Hieronymus von Prag / gleich wie er
von jugend an mit Johann Huß gestudieret / gleiche lehr und leben geführt / also mußten
sie auch einerlej Tod / und in einem Orth / von einerlej Leuten. jedoch in einer heiligen
und gewüssens sach leiden und ausstehen.
Diser Hieronymus von Prag / nach dem er unerschroken als ein dapferer Soldat Jesu Christi
ritterlich gekämpfet / mit jedermänigliches verwunderung seine Person und Lehr verthädiget
/ ist er gleicher gestalt als Johann Huß vom Concilio zum Tod verdamt und lebendig
verbrannt worden. Es haben gleichwol die Feinde / so im Concilio zugegen waren / und dises
alles angehört / die herzhafftigkeit und Wolredenheit Hieronymi nicht genugsam beschreiben
können: Und insonderheit Poggius Florentinus / welcher in einem brieff an Leonhardum
Aretinum, so in deß AEneae Sylvii Piccolominei, hernacher genannt Pii II. Papsts zu Rom
ausgegangenen Sendschreiben / so Anno 1481. gedrukt / um̅ständlich zulesen /
die warheit bekennt hat / welcher also lautet:
Poggius von Floren; wünschet Leonhardo Aretino Heil und Wolfahrt.
Nach dem ich eine gute zeit im bad gewesen / hab ich unserm Freund Nicolao einen brieff
geschriben / welchen ihr auch das Martyrbuch zu Schaffhausen gedrukt / pag. 113.
(Johan̅es Ziska.) Nach hinrichtung diser
zwejen treuen zeugen des Herren Jesu Christi / sind allerhand unruhen in Böhmen entstanden
/ welches allen frommen herzen sehr wehe gethan: Wie sich dann alsobalden herfür gethan
der Hochtapfere Held Johannes Ziska / welcher jhm samt seinen anhängeren vorgenommen /
solches wider an der Clerisei zu rächen / wie dann auch beschähen / und hat durch Gottes
gnädigen beistand wunderlich ein und das ander mal gesiget / gleichwol beide augen darüber
verlohren / dennoch nicht nachgelassen von seinem heldenmut / bis er endlichen gestorben /
und neben anderen in [252] seiner Grabschrifft
dis auch hatte: Johannes Ziska / ein vestung deß Vatterlands / ein schreken deß Papsts /
ein geisel der Pfaffen. Vorhin aber sagte er: Man solte jhm nach seinem Tod die haut
abziehen / und dieselbe über eine Trommel ausspannen lassen. Dann alsbald man dise Trommel
schlagen werde / wurden gewüßlich alle Feind deß Evangelii die Flucht geben.
(Albertus II Käiser.) An Käiser Sigmunds statt kame sein
tochtermann zum regiment / der Albertus Herzog zu Oesterreich.
Die Türken vergrösserten ihr herrschafft in Orlent eben sehr / (Orientalischgeschichten. Huniades. Scanderbeg.) greifften weit um sich / nahmen
stätte ein / bezwangen land und leut. Amurathes suchte Ungaren auch heim. Dennoch hat
Scanderbeg den Türken wider den compaß verruket / und da Johannes Huniades im anzug ware /
durch ein kriegslist demselben den sig in die (Engelländer un
Franzosen.) hand geliferet / auch darauff selbsten zu ihme übergangen.
Zwischen Engelland und Frankreich / gieng zu der zeit hart und rauch her. Da dann eine
tochter / genant Jeanne la pucelle d´Orleans / die Engelländer von der statt Orleans wider
abgetriben / ward aber in ihrer frechheit und kühnheit zu lezt gefangen und verbrandt.
(Heinrich VI König in Engelland und Frankreich.) Die
Engelländer sptiten den meister in Frankreich / waren in den sie mit grossen gepräng zum
Könige über Frankreich machten.
(Conterfait Königs Erichs.) König in Dännenmark Erich /
wolte einen zug zum H. grab naher Jerusalem thun / doch unbekanter weis. Einer aber von
seinen geheimsten edelleuten ware ein verrähter / und schikt sein bildnus nach Venedig /
wann diser kommen werde / seje er ein König über 3. Königreich. Als nun die reis zimlich
vollbracht / König Erich wider im heim reisen begriffen / zoge ein mammelut das bildnus
herfür / zeigte es im schiffdem König. Der König erschrak / und ward der mammeluk mit
vilem gelt und guten worten abgewisen / daß er still geschwigen.
(Concilium zu Basel.) Das Concilium zu Basel gienge
langsam ab statt / und währete etlich jahr.
(Berümteleut.) Dazumal lebten Petrus de Alliaco, Johannes
Gerson / Johannes de turre cremata, Poggius Florentinus / Leonhardus Aretinus / Paulus
Burgensis / Franciscus Zabarella / Nicolaus Siculus und andere.
|| [253]
(Jahr Christi 1419. Zigeuner. Cingari. Camerar. Cent. 1.
CXVii.) Auch sollen am ersten Zigeuner sich gezeigethaben / so da sind landbetrieger
/ dieben / mörder / räüber / und ein solches heilloses gesindlin / welches durch zauberei
/ hexerei sich bereichet / die einfalrigen leut betrieget / dem satan dienet. Zu erst
möchtens leut auß den Egyptern und anderen gewesen sein / nun mehr sind es mehrenteil ein
gottloser schwall herrenloser leuten und ohne zucht lebenden kinderen.
Etliche sezen in dises zeitregister die erfindung der Buchdrukerei /(Kunst deß Buch drukens erfunden.) andere aber machen
derselben zeits anfang früher oder später. Die einten machen zum urheber Johann
Gutenbergen / da dann bald die von Strasburg / bald aber die von Frankfurt disen ersten
Buchdruker ihnen wollen zueignen. Andere sezen zum erfinder solcher kunst Hansen von
Laudenbach.
Zwaren es sollen die Chine er am allerersten pulver / geschüz und gewüsse art auff papir
zu druken / vor den Teutschen gehabt haben / dennoch schreibt man daß ein underscheid
zwischen unseren und der Chineser drukereien seje.
Fridericus III. wurde auff Käiser Albrechten / von den Reichs-Fürsten (Fridericus III: Käiser.) zum Käisertum erhaben / und hatte er
vil mit auffrührischen zu thun.
Dazumal hielte sich Pfalz Graaff und ChurFürst Friderich (Pfalz
Graaff ein dapferetheld.) heroisch und dapfer / ob er gleich den Käiser / vil
Fürsten / Marg-Graffen und andere noch ein mal zu feinden hatte. Auff seiner seiten stunde
Herzog Ludwig der reiche in Bäjeren und Land Graaff Ludwig in Hessen.
Der gewaltige Chur Fürst Friderich bekame die Bergstraassen und 3. Fürsten in sein
gewalt.
Es begabe sich auch der Burgundische Krieg / da dan̅ in einer (Carl auß Burgund.) und der andern Schlacht viel volk um̅kommen / bis zu lezt Herzog Carl sam̅t seinen anhängern den
Rest bekommen.
(Jahr Christi 1476.) In dem ersten Streit wurden der
Burgundern ein tausend ungefährlich / und darunder (wie Comineus sagt) siben reisige / der
Eidgnossen aber fünffzig erlegt / und drei hundert Eidgnössische knecht übel verlezt: auch
einer in der statt Bern gefundnen verzeichnus nach blieben neben den von Chasteauguyon /
Peter Lignano / ein Graaff aus Piemont / die herren von Palain und Emery samt anderen auff
dem plaz.
|| [254]
Es kamen auch in der Eidgnossen gewalt bei vier hundert des (Grosser gewün̅ der Eydgnossen) Herzogen zelten / die von innen von
Sammet / von aussen her aber von Flart-Seiden gemachet / auch die schilt daran / von Gold
und Perlein sehr zierlich gestiket / darzu sechs hundert köstlicher Panneren / und Fahnen
/ welche theils am streit gewunnnen / und theils in Reis-trögen gefunden waren / sein
Canzlei / Guldin einsigel eines pfundes schwer / sein vergüldeter sessel / vil Seidene und
von Gold gewebene tücher / stiberne Credenz / bei drei hundert stuken / alle barschafft /
vil kostliche Kleinodien / auch seines bruders des bastarts einsigel / und in summa ein so
merklicher schaz daß deß Herzogen von Burgund verlurst / sich an wert bet zehen mal
hundert tausend Gulden belauffen möchte: Auch wurden vier tausend grosser bleienen Kolben
/ neben mancherlei Kauffmans Wahren / in grosser menge auffgehebt.
Es liesse darneben Carolus einen Diamant / eines daumens (Des
Herzogen Diamant.) breite gros / welchen man in aller Christenheit für den
edelsten stein hielte / in bemeltem läger / der von Gold eingefasset / und mit zwejen
köstlichen anhangenden Prelinen gezieret war / derseibige wi Comineus sagt / soll
anfanglich vor Granson funden / darnach als unnüz verworffen / bald widerum aufgehebt /
einem Priester um̅ 3. Franken zugestellet worden sejn: Hernach kauffte
solchen von den Eydtgnossen Bartholome Mey / von Bern / um̅ fünff tausend
Gulden / und gabe Wilhelmen von Dießbach dem Undermärkter vier hundert Gulden für seine
müh und arbeit / der empfienge kurz darnach von etlichen Genuesern siben tausend
Rheinischer Gulden darum̅ von denen kame diser Diamant in des Herzogen von
Meiland gewalt / um̅ eilff tausend Ducaten / und soll endlich Bapst Julto /
sein drejfache Cronen damit zu zieren / um̅ zwenzig tausend Ducaten worden /
und noch bej weitem ein mehrers werth gewesen sind.
Diser hochmütige Carolus / nach dem er all sein Bagagi / Munition / Artillerej und
Canzlej verlohren / war er hierüber solcher gestalten erbittert und ergrimmet / daß er den
Eydtgenossen zuman dern mal den tod geschworen / ließ derowegen auf ein neues Geschüz und
Stuk giessen / und viel volk auf die Füß bringen.
(Treffen bei Nancy.) Hierauf gieng nun das andere blutige
Treffen bej Nancy auch an / allwo das Lothringische Heer zu den Eydtgnossen gestossen /
ge [255] riethen also die Burgunder
und Lothringer hart an einander / die Burgunder hielten anfangs mit schiessen and
dreinschlagen einen Mannlichen stand / weiln aber gleich nach angang des Treffens die
Büchsenmeister um̅gebracht / und ihr Geschüz unnüz gemachet wurde / mochten
sie den unerschroknen Eydt und Bundsgenossen (deren Kriegsglük sie albereit etliche mahl
hievor ersahren hatten) nicht widerstehen / verliessen ihr Läger sam̅t der
Wagenburg / und begaben sich in die flucht. Die Lothringischen aber eileten ihnen nach bis
in die Nacht / erschlugen vil dises flüchtigen Volkes / und verlohre hiemit Herzog Carolus
/ der seinen eine namhaffte anzahl / Die Helvetische Chroniken reden von siben tausend /
andere aber nur von drej tausend / und darunder werden viel fürnemme qualificirte Personen
gezehlet. Zu dem bekamen die Bundtsgenossen vil gefangene / insonderheit Anthonium und
Balduinum / bäide Bastharten von Burgund / einen Graffen von Nassau / einen
Engelländischen Graffen / einen Marggraffen von Rötelen / die Herren von Croy, Fontenay,
&c. Von denen erhielten sie hernacher grosse Ranzionen / und sonderlich lösete der
König von Frankreich die bäide Bastarten von Burgund heraus.
Es kame auch in disem gefächt um sein leben / der streitbare (Herzog Caroli Tod.) Herzog Carolus selbst / der ward deß folgenden tags in einem
tieffen graben ganz gestarret und gefroren gefunden / war mit drejen tödtlichen streichen
verlezet / der erste von einer Hellenparten ob dem Ohr / der ander von einem spieß / der
ihm die dike deß beins durchstochen / und der dritte under dem ruken / ein sehr elender
kläglicher anblik eines Fürsten / der etwan bei seiner lebzeit den grösten Königen der
Christenheit truz gebotten / und der ob allen seinen vorfahren Herzogen zu Burgund / an
land / leuten / ehr und vermögen / der mächtigste gewesen ist. Besihe hiervon Stettlers
Schweizer Chronik Blatt 238. bis 270.
Indessen hatte Käiser Friderich seinen zug bald naher (Jahr
Christi 1490.) Rom / bald naher Niderland. Erhielt gleichwol von den Ständen des
Reichs / das sein Sohn Maximilianus Römischer König ausgeruffen wurde. Starb endlich an
einem schaden / den er hatte.
Endlich galte es auch der Statt Constantinopel under dem (Orientalisch Reich.) Käiser Constantion XV. welchen der Türkische Käiser
Amurathes und [256] (Constantinopel eingenommen.) noch mehr sein sohn Mahomer übel geplaget. Ohngeacht
des anstands mit Constantion Palaeologo gemacht / ware die statt belägeret / beschossen /
in grosses elend / jahmer und noht gebracht / und darauff mit stürmender hand eroberet. Da
es dann an ein sengen / brennen / mörden / schänden / und tyrannisieren gangen / daß es
kaum zu beschreiben. Alles was vom Käiser vorhanden und ihm zugehörte / müßte tod sein.
Und dis geschahe im jahr 1453. zu end des Mäjen. Von dato an muß man dem Türkischen reich
das Orientalische und Christliche Käisertum überlassen / welches hiemit sein endschafft
erreicht.
Mahomet II. ware nun Käiser. Diser vernügte sich an der (Mahomet
II Türkische Käiser.) statt Constantinopel nicht / sonder belägerte die statt
Griechisch Weissenburg in Ungaren / weilen aber die zwei helden Johann Huniades und
Scanderbeg noch bei leben / konte er nit weit fortruken / bis sie bald darnach gestorben.
Auch belägerte und stürmete diser Mahomet / die Insul und statt Rhodis. Sein Feld
Oberster Achmet Bassa / eroberte die statt (Greuliche tyrannei
der Türken.) Otranto in Calabrien / in welcher vil tausend menschen jämerlich
umkamen / sonders liesse diser tyrann den Bischoff der statt schon 70. jahr alt / mit
einer hölzenen segen von einander fezen.
Bald hernach starb der tyrann und Käiser Mahomet / da er in dem feldzug wider den Sultan
zu Alcair begriffen.
In Ungaren begabe sich der klägliche handel / in dem der Ungaren (Traurgeschicht von dem junge̅ Huniade.) und
Böhmen König Ladislaus eben bei Griechisch Weissenburg den ort besichtigte / allwo der
werte held Huniades die Türken geschlagen / daß ein gewüsser Graaff Ulrich von Cilien /
der söhnen Huniadis abgesagter feind / selbige auch bei König Ladislao angabe / als
stelten sie ihme nach dem leben. Dise verdrosse die unbill / wolten sich purgieren /
begerten aberwand für dem König / welcher sie wolte zwar durch allerhand mittel wider
versöhnen / aber vergebens. Dann der eltere sohn Huniadis Ladislaus kame von worten zun
streichen / haute den Graafen auff dem plaz darnider.
Worüber der junge König erzörnt befahle disem jungen Huniadi / ohngeacht der meriten und
geleisteren diensten seines vatters den proceß zu machen / und wurde ihme das haupt
abgeschlangen / ja mehr abgeseget / weilen der scharffrichter und alles volk groß
mitleiden mit ihm getragen. Da lage also mit jungem blut die redlichkeit und dapferkeit
für das ganze Königreich angewendt / bezalt.
|| [257]
(Schweden wollen auch ein König haben.) In dem reich der
Schweden wolten die einwohner auch einen König und eigen oberherren haben. Erwehlten
dazumal Steno zu einem statthalter / der sich wol gehalten / und der Moscowiter
Groß-Fürsten Basilium auß dem feld geschlagen.
(Bruder Claus in der Eidgnoßschafft.) In der
Eidgnoßschafft hielte sich in einer einöde auff der bruder Claus / führte ein hartes und
strenges leben / daher nichts dann haut und bein an ihme zu ersehen. Nachgehends
infolgenden zeiten wurde̅ seine gebeine enthaben und war er in die zahl der
heiligen in der Römischen Kirchen auff genommen.
(O. Luther geboren.) Anno 1483. an St Martins nacht den
10. Novembris ward gebohren Martinus Lutherus in der statt Eisleben. Welcher ein
trefflicher werkzeug zur fortpflanzung der Evangelischen wahrheit worden.
(Berümte leut.) Es lebten dazumal Georgius Trapezuntius /
Laurentius Valla / Baptista Platina / Alexander ab Alexandro, Johannes Picus Mirandula /
Johannes Regiomontanus, Rudolphus Agricola und noch andere mehr.
(Hohe schulen gestifftet.) Universiteten un̅ hohe schulen wurden gestifftet / die zu Basel anno 1460. Die zu Tübingen anno 1478. Die
zu Coppenhagen anno 1480. Die zu Aberdon und Glascaw in Schotland. Die zu Grypswald in
Pommeren anno 1457.
(Spannische inqvisition.) Im jahr 1478. hat in Castilien
/ die hüpsche Spannische inqvisition ihren geburtstag erlangt.
(Maximilianus I. Käiser.) Käiser Maximilianus eroberte
indessen widerum Ungaren und Oesterreich. Hielte seinen ersten Reichstag zu Wormbs /
stelte an das Cammergericht / welches von Frankfurt nach Speir verlegt worden.
(Käiser triegt mit den Eidgnossen.) Er wolte die
Schweizer bezwingen aber vergebens / dann so offt als er kame / wurde er auff gut
Schweizerisch empfangen / daß er zu lezt müßte nachlassen / friden machen und den
Eidgnossen unantastet lassen / was sie hatten.
|| [258]
Bald hernach gieng der krieg mit den Venedigern an. Maximilianus ward erzörnt / daß sie
ihn mit gewehrter hand nit wolten durch ihr land ziehen lassen / namen ihm auch noch darzu
etliche stätte weg. Darauff vergleichte sich der Käiser mit Papst Julio und König Ludwigen
in Frankreich / es hatten aber selbige nit vil gewon̅en / sonders bei
Ravenna.
Diser Bapst Julius reizete auch die Schweizer an / daß sie Maximilianum / Ludovici
Sfortiae sohn / wider in sein Vätterlich Erb / in der Lombardej einsezen solte: Welches
zimlich gelungen / und wurden der Franzosen eine ziemliche anzal erlegt.
(Neue Welt erfunden.) Ferdinandus der grosse und
Catholicus genannt / ein König in Arragonien / heurrathete Isabellam die Königin in
Castilien / da dan̅ dise bäide Königreich zusammen kamen. Es erroberte auch
Ferdinandus die Statt Granata / und der Mohren Reich daselbst / seuberte Spannien von den
Ungläubigen. Zu disem kam ihm noch (Columbus.) das glük /
das Christophorus Columbus ein sinnreicher und sehr erfahrner Mann / ein Genueser / die
Neue Welt / Americam genannt / erfunden. Darvon anfänglich und nachgehends unschäzbare
Reichthum dem König in Spannien zukommen.
(Denkwürdige Histori von Jo han Stade von Bim / wie wunderlich
derselbe under den menschenfressern erhalten worden.) In der Americanischen
Histori fället vil denkwürdiges für / und aber wir können nicht alles hier bejbringen.
Allein ist wunderlich die Histori von Johan Stade von Ulm / welcher under die
Menschenfresser gerathen / und wie es jhme hierüber ergangen / welche laut seinen eigenen
worten also lautet:
Ich Johann Stade hatte ein leibeignen / so ein Wilder war / des Geschlechts wie sie
heissen Carios / mit dem gieng ich offtermal in die Wälder Wild zufangen. Es begab sich
aber auf ein zeit / das ein Hispanier aus der Insul Sanct Vincente zu mir kam in die Insul
Sanct Maro / welches 5. meil von dannen ist / in das Bollwerk darinnen ich wohnete / und
noch ein Teutscher mit nammen Heliodorus Hessus / Eobant Hessi seligen Sohn / derselbige
war in der Insul Sanct Vincente / in einem Ingenio / in welchem man [259] den Zuker machet / und das Ingenio war eines
Genuesers / der hieß Josepe Ornio / und diser Heliodorus war der Kauffleuten Schreiber und
Ausrichter / die zu dem Ingenio gehörten (Ingenio heisset Häuser / darinnen man Zuker
machet.) Mit disem Heliodoro hatte ich zuvor mehr kundschafft gehabt / schikte deßwegen
meinen Schlaven in den Wald aus / etwas Wilds zufahen: Ich wolte des andern tags kommen /
und es holen / daß wir etwas möchten zuessen haben / dann man da im Land nicht vil mehr
hatte / dann was aus der Wildnus kom̅t. Wie ich nun so durch den Wald gieng
/ erhub sich auf bäiden seithen des Wegs ein grosses Geschrej auf der Wilden Leut gebrauch
/ und kamen zu mir eingelauffen / da erkannte ich sie / und sie hatten mich alle rund
umher bezirkt / und ihre Bogen auf mich mit Pfeilen gehalten / schossen zu mir ein. Da
ruffete ich Nun helff Gott meiner Seelen. Ich hatte das Wort kaum so bald ausgesagt / sie
schlugen mich zur Erden / schossen und stachen auff mich / noch verwundeten sie mich (Gott
lob) nit mehr / dann in ein Bein / und rissen mir die Kleider vom Leibe / der eine die
Halskappen / der ander den Hut / der dritte das Hembd / und so fortan. Fiengen meinetwegen
under sich an zukeiben / der eine sagte / er were der erst bej mir gewesen / der ander
sagte / er hätte mich gefangen. Dieweil schlugen mich die andern mit Handtbogen. Doch zum
lezten huben mich zween auf von der Erden / da ich so naket war / der eine nam mich bej
einem arm / der ander bej dem andern / und etliche hinder mich / und etliche vor mir her /
und lieffen so geschwind mit mir durch den Wald dem Meer zu / da sie ihre Nachen hatten.
Wie sie mich bej das Meer brachten / da sahe ich ohngefärlich einen steinwurff oder zween
weit ihre Nachen stehen / die hatten sie aus dem Meer aufs Land gezogen under eine Heken /
und ihrer noch einen grossen hauffen dar bej: Wie mich dieselbigen sahen daher kommen /
lieffen sie mir alle entgegen / waren gezieret mit Federn nach ihrem gebrauch / und bissen
in ihre Arme / und dröueten mir / also wolten sie mich essen. Und es gieng ein König vor
mir her / mit dem holze / damit sie die Gefangnen tod schlagen: Der predigte und sagte /
wie sie mich ihren Sclaven den Perot (so heissen sie die Portugaleser) gefangen hätten /
und wolten nun ihrer Freunde Tod wol an mir rächen. Und wie sie mich bej die Nachen
brachten / schlugen mich ihrer etliche mit Fäusten / ich stund und bättete / sache mich
um̅ nach [260] dem Schlag / doch
da hub der König an / so mich behalten wolte / und sagte / sie wolten mich lebendig
heimführen / auf das mich auch ihre Weiber lebendig sehen / und ihr Fäst mit mir hätten:
Alsdan̅ wolten sie mich töden und mit einander essen. Bej den worten
liessen sie es bleiben / und bunden mir vier strik um̅ den hals / und muste
in einen Nachen fleigen / dieweil sie noch auf dem Lande stunden / und bunden die ende der
strik an den Nachen / und schoben sie in das Meer widerum heim zufahren.
Wie sie ohngefärlich zween Büchsenschüsse von dem Orth kamen / da sie die Nachen stehen
hatten / sahen sie zuruk / da war es alles voller Wilden mit etlichen Portugesen under
jhnen / die meinten mich Gefangnen zuerlösen / und rufften ihnen zu / das sie kämen und
scharmüzelten. Und sie kehreten mit den Nachen widerum gegen sie ans Land / und die auf
dem Land schossen mit Rohren und Pfeilen zu uns ein / und die in den Nachen wider zu ihnen
/ und bunden mir die hände widerum los / damit ich mich mit einem Rohr und ein wenig
Pulfers / welches dem König von einem Franzosen gegen Brasilien-holz gegeben worden /
wehrete. Wie sie so eine weil gescharmüzelt / haben die Portugesen mit zwej groben Stuken
ab dem Bollwerk Brikioka auf uns zugeschossen / so aber alles zu kurz gangen: Indessen als
dise meine Freund sahen / daß sie nichts schaffen konten / kehreten sie widerum̅ zuruk.
Wie ich nun so grosser angst und jamer / und an einem bein verwundet war / fieng ich mit
weinenden augen an zu singen: Aus tieffer noht schrej ich zu dir / sc. Da sagten die
Wilden: Sihe wie schrejet er / jezt jamert ihn. Darnach mußte ich in einem Neze schlaffen
/ welches sie an zwej Pfäl / in einem Wald über der Erden angebunden hatten / und sie
legten sich die Nacht um̅ mich her / verspotteten mich / und hiessen mich
auf ihre sprach: Schere inbau ende / Du bist mein gebundenes Thier. Morn deß in aller
frühe ruderten sie den ganzen tag fort / gegen abend erhub sich eine grosse schwarze
Wolken / und kom̅t hinder uns her / sehr erschröklich / und sie ruderten
geschwinde / das sie möchten ans lande kom̅en / um̅ der Wolken
und Windes willen. Wie sie nun sahen / daß sie ihr nicht entfahren konten / sagten sie zu
mir: Ne mungitta dee. Tuppan do Quabe, amana su y an dee Imme Ranni mesis se. Das ist so
vil gesagt: Rede mit deinem GOtt / das uns der grosse Regen und Wind keinen schaden thu.
Ich schwieg still / und that mein Gebett zu Gott / die [261] weil sie es von mit begehrten / und
sagte: Odu allmächtiger Gott / du himmlischer und erdreichs gewalthaber / der du von
anbegin denen / die deinen nammen anruffen / geholffen / und sie erhöret hast / umder
gottlosen / erzeige mir deine barmher zigkeit / auff daß ich erkennen möge / daß du noch
bei mir sejest / und die wilden Heiden / so dich nicht kennen / sehen mögen / daß du mein
Gott mein gebet erhöret hast. Ich lag in dem Nachen gebunden / daß ich mich nicht um̅sahe nach dem Wetter / aber sie sahen stäts hinder sich / fiengen an zu
sagen: O qua moa amanasu, das ist: Das grosse wetter gehet hinder sich. Darichtet ich mich
ein wenig auf / und sahe hinder mich / daß die grosse Wolken vergieng / da dankte ich
Gott.
Wie wir nun ans Land kamen / lieffen sie alle aus den Hütten (welches auf einem Bergelag)
jung und alt mich zubesehen. Und die Männer giengen mit ihren Bogen und Pfeilen nach ihren
hütten / und befohlen mich ihren Weibern / dieselbigen namen mich zwischen sich / und
giengen etliche vor mir / und etliche hinder mir her / sungen und danzten an einem Rejen
die Gesänge / die sie den jenigen Leuthen pflegen zusingen / wann sie die wöllen essen.
Wie sie mich nun vor die Hütten Ywara / das ist vor ihre Festung brachten / lieffe das
Frauenvolk zu mir / und schlugen mich mit Fäusten / und raufften mich bej dem Bart / und
sprachen in ihrer Sprach: Sche innamme pepike ae, das ist: Den schlag räche ich an dir von
meines Freunds wegen / den die / darunder du gewesen / getödet haben. Das Mannsvolk war
bejsammen / sungen ihren Göttern / Tammerka genannt / zu ehren / das sie ihnen so wol
geweissaget hatten / das sie mich fangen solten. Solchen Gesang hörete ich / und es kam in
einer halben stund kein Mannsvolk bej mich dann allein Weiber und Kinder.
Ich gedachte alzeit jezund rüsten sie dich du töden / indessen kame ein Frau aus dem
hauffen / die hatte ein Schieberstük von Christall / und schore mir mit denselben die
Augbrahmen von augen / und wolte mir den Bart vom maul auch abschneiden / solches wolte
ich nicht leiden / und sagte / sie solten mich mit dem Bart töden. Da sagten sie / sie
wolten mich noch nicht töden / sondern ihres Vatters Bruder Ipperu Wasu aus freundschafft
schenken / und ihnen einen nammen mit mir machen.
|| [262]
Darnach machten sie mir ein Scheibe von Vogelschwänzen / und sezten sie mir auf den Kopf
/ und bunden mir derselben auch an die Bein / hierauf machte das Weibervolk einen Ring
um̅ mich her / fiengen an zusingen / und gleich wie ihr Thon lautet / so
mußt ich mit dem Bein / daran sie mir die Rassein gebunden hatten / nider tretten / auf
das es rasselte / und zusammen stim̅ete. Und das Bein darinn ich verwundet
war / that mir so weh / das ich kaum stehen konnte / dann ich war noch nicht verbunden.
Es war ein Franzos 4. meil wegs von den Hütten darinnen ich war / und wie er nun die
zeitungen hörete / kom̅t er dahin / und gehet in ein ander hütten: Da kamen
die Wilden zu mir gelauffen / und sagten: Hie ist nun ein Franzos kom̅en /
nun wollen wir sehen / ??? ein Franzos sejest oder nit. Dessen erfreuete ich mich / und
gedachte / er ist je in Christ / er wird wol zum besten reden. Da leiteten sie mich so
nakend hinein bej jhn / und es war ein junger Gesell / die Wilden hiessen ihn Karwattu
ware. Er sprach mir Französisch zu / und ich konnte ihn nicht wol verstehen / so stunden
die Wilden Leut um̅ uns her / und höreten uns zu. Wie ich jhm nun nicht
antworten kont / sagte er zu den Wilden auf ihre Sprach: Tödet und esset ihn / den
Böswicht / Er ist ein rechter Portugeser / euer und mein Feind. Und das verstund ich wol /
bat ihn derohalben um̅ Gottes willen / das er ihnen doch sagte / daß sie
mich nicht ässen. Da sagte er: Sie wöllen dich essen. Da wurd ich eingedenk des Spruchs
Jeremie / Cap. 17. der da sagt: Verflucht sej der Mensch / so sich auf Menschen verlässet
/ sc.
Es begab sich / wie ich so im elend war / das gleich wie man sagt / ein Unglük nicht
allein kom̅t / das mir ein zahn weh thet / also daß ich gar verfiel durch
grosse wehthum / So fragte mich mein Herr / wie es käme / daß ich so wenig ässe? Ich sagte
/ mir thäte ein zahn wehe. Da kame er mit einem ding von holz gemacht / und wolte ihn mir
ausreissen. Ich sagte / er thät mir nicht mehr weh. Er aber wolt ihn mir mit gewalt
ausreissen / doch weigert ich mich so sehr / daß er darvon ablies. Ja er vermeinte / wo
ich nicht esse und widerum zunehme / wolten sie mich töden. Gott weiß / wie manchmal ich
so herzlich begehrte / daß ich möchte / wann es sein Göttlicher will were / sterben / ehe
es die Wilden achten thäten / das sie ihren willen an mir nicht vollbringen möchten.
|| [263]
Nicht lang darnach kam einer zu mir / und sagte: Meines Herren Bruder / Muter und Kinder
weren sehr krank / und wer zu mir geschikt worden / zusagen: Ich solte mit meinem Gott
machen / das sie widerum̅ möchten gesund werden. Und sagt: Mein Brunder läst
sich bedunken / das dein Gott müßte zornig sejn. Ich sagte ihm: Ja mein Gott ist zornig /
das er mich essen wolt / und ich were ihr Feind nicht: Und sagte ihm / Seh hin zu deinem
Bruder / und sage: Ich wolle mit meinem Gott reden / er soll gesund werden / aber das er
nicht gedachte / wann er auffkäme / daß er mich alsdann töden wolte. Da sagte er / Nein:
Befahl auchin seiner Hütten / das man mir kein spott noch leid anthäte. Ich wußt nich wie
ich mich hierin verhalten solte / stellte gleichwol alles Gott anheimsch. Ich gieng um̅ sie her / und legte ihnen die händ auff die Häupter / welches sie auch von
mir begehrten. Es wolt es aber Gott nicht also haben / sondern sam̅t 2.
seiner Weibern wurd widerum̅ gesund. Hab also mit meinem eiferigen Gebätt zu
meinem Gott vil Wilde gesund ge machet / dardurch ich mir mein leben gefristet / auch
haben sie mich für einen bessern Propheten dan̅ ihren abgott Miraka
gehalten.
Denselbigen abend haben sie in einem scharmüzel widerum̅ 4 Christen
gefangen bekommen. Der einte war ein Portuges / Georg Ferrero genannt / eines Hauptmans
Sohn. Der ander hieß Hieronymus / denselbigen hatte ein Wilder gefangen / der war aus der
Hütten darinn ich war / und sein nam war Parwaa / derselbige briete den Hieronymum die
nacht / ungefährlich einen schritt von mir da ich lag. Derselbige Hieronymus (Gott tröst
sein seel) war des Diego de Praga Blutverwandter.
Die andern bäide fragten mich / ob sie auch geessen wurden? Ich sagte / das müßten sie
stellen in den willen des Him̅lischen Vatters / und sienes Sohns Jesu
Christi / des gekreuzigten vor unser Sünde / in welches namen wir getraufft sejn / mit jhm
in den Tod / demselbigen sagte ich / glaude ich auch / und derselbige hat mich auch so
lang under ihnen behütet / und was der Allmächtige Gott mit uns anfahet / damit müssen wir
zu friden sejn.
Weiter fragten mich dise bäide Brüder / wie es um̅ meinen Vettern den
Hieronymum stunde / ich sagte ihn / er lege bej dem Feuer und briete / und hätte schon ein
stuk von des Ferrero Sohn [264] sehen essen: Da
weineten sie / ich tröstete sie wider / sagte jhnen / sie wüßten wol / daß ich nun in den
achten Monath ungefährich under ihnen gewesen were / und mich Gott auch erhalten hätte /
das wird er bej ??? thun / vertrauet jhm. Weiter sagte ich / es solte mir billich zu
herzen gehen / mehr dann euch / dann ich bin aus frömbden Landen / bin des schröklichen
Handels der Leut nicht gewohnet / jor sejdt je hie im Lande gezogen und gebohren. Ja
meinten sie / ich were so gar verhärtet im elend / ich achtete es nicht mehr.
Wie ich nun so mit ihnen in der Red war / hiessen mich die Wilden von ihnen gehen in
meine Hütten / welches mich sehr bedauret / befahl sie hiemit gänzlich dem willen Gottes.
Deß andern tags gieng ich in des Oversten Königs (Konyan Bebe genant) Hütten / fragte ihn
/ was er mit den Gefangnen im sinn hätte? Er sagte / Sie solten geessen werden / und
verbott mir / ich solte nicht mit ihnen reden / dann er were sehr zornig auf sie / sie
solten daheim geblihen sejn / und nicht mit seinen Feinden gegen jhn zu Krieg gezogen
sejn. Ich sagte / er solt sie leben lassen / und ihren Freunden widerum verkauffen. Er
sagte / sie solten gessen werden. Und derselbige Konyan Bebe hatte einen grossen Korb voll
Menschenfleich vor sich / aß von einem Bein / hielt mir es vor den mund / fragete / ob ich
auch essen wolte? Ich sagte: Ein unvernünfftiges Thier frisset kaum das ander / solte dann
ein Mensch den andern fressen. Er beißt darein / sagte / Jauwarische / Ich bin ein
Tigerthier / es schmeket wol / damit gieng ich von jhm. Denselbigen abend gebott er / ein
jeder solte seine Gefangene vor den Wald bringen bej das Wasser auf einen Plaz. Da mußten
die Gefangene alle sam̅t in einem runden Kreis singen und rasslen mit den
Abgöttern Tamaraka. Hernacher führete ein jeder seine Gefangene wider dahin / wo er daheim
war.
Endlich nach dem ich under disen Wilden Menschenfressern vil Jamer und Trübsal / Hunger
und tägliche Todes forcht ausgestanden / ist ein Französisches Schiff ankommen / da dann
der Capitäin des Schiffs alsobalden zween Gesellen / sam̅t etlichen wilden
Königen / welche er zu Freunden hatte / in den Fleken / da ich inne war / geschiket: So
bald ich solches vernommen / war ich sehr froh hieß sie willkommen / in Wilder sprach /
Wie sie mich nun so elend sahen gehen / hatten sie ein mitleiden mit mir / und theileten
mir ihrer [265] kleider mit. Ich fragete sie /
warum sie kommen weren? Sie sagten / Meinethalben / ihnen were besohlen / daß sie mich mit
zu schiff brächten / deß solten sie alle anschläge brauchen. Da erfreuere sich mein herz
über die barmherzigkeit Gottes. Und ich sagte zu dem einen der zwejer / Perot genant /
welcher der wilden sprach kundte / er solte so fürwenden / er were mein bruder / und er
hette mir da etliche kisten voll kauff nanschafft bracht / daß sie mich mit ihnen zu
Schiff brächten und die kisten holeten. Und daß er vorwendete ich wolte under ihnen
bleiben / pfeffer und andere mehr wahr zu versamlen / bis die schiff wider kämen auffs
andere jahr. Den reden nach brachten sie mich mit zu schiff / mein herr zohe selbs mit.
Sie hatten im schiff alle mitleiden mit mir / thaten mir vil guts. Wie wir nun
ungefehrlich ein tag oder fünff zu schiff waren gewesen / fragte mich der wilde König
Abbati Vossange / welchem ich geschenket war / wo die kisten weren / daß ich sie mir geben
ließ / daß wir wider möchten in zeiten heim kommen. Dieselbige meinung sagte ich dem
obersten deß schiffs der befahle mir / ich solte ihn auffhalten / bis das schiff sein
volle last hette / darum / ob sie sich je erzürneten und ungemach understunden anzuheben /
wann sie sehen / daß sie mich im schiff behielten / oder sonst ein verrähterei anrichteten
/ sintemal es ein volk / da kein vertrauen auff ist. Aber mein herr der König meinte
genzlich er wolte mich mit heim nemmen. Aber ich hielt ihn so lang auff mit worten / sagte
daß er nicht so sehr eilete / dann er wußte wol wan̅ gute freund zusammen
kämen / köndten sie so bald nicht scheiden. Aber wann sie wolten mit dem schiff wider
hinweg fahren / wolten wir auch widerum nach seiner hütten ziehen / hielte ihn so auff.
Zum lezten wie das schiff gerüstet war / versamleten sich die Franzosen im schiff alle
bei einander / und ich stunde bei ihnen und mein herr der König samt denen so er mit ihm
hatte / stunden auch da. Und der hauptmann deß schiffes ließ den wilden sagen mit seinem
Dolmetsch: Es behagte ihm sehr wol daß sie mich nicht getödet hetten / nach dem sie mich
under ihren feinden gefangen hetten. Ließ weiter sagen (mich mit besserer gefügligkeit von
ihnen abzubringen) er hette dergestalt mich vom lande ins schiff lassen fordern daß er
ihnen etwas geben wolte / daß sie mich so wol verwahret hetten / auch werer sein meinung /
er wolte mir etliche wahrigeben / daß ich solte under ihnen bleiben / die??? ich bei ihnen
bekant were / pfef [266] fer und andere
wahr versamlete / die ihm dienlich were bis daß er wider käm. So hatten wirs nun
beschlossen / daß einer oder zehen von den schiffleuten sich versamleten / welche mir
etlicher maß ähnlich waren / dieselbigen gaben für / sie weren meine brüder / wolten mich
mit heim haben. Die meinung ward ihnen fürgehalten / dieselbigen meine brüder wolten in
keinen weg / daß ich wider mit ihnen ins land ziehen solte / sondern ich solte heim ziehen
/ denn unser vatter begerte mich noch ein mal zu sehen / ehe denn er sturbe. Da ließ ihnen
der Capitain wider sagen. Er were ihr oberster im schiff / und hette gern daß ich wider
mit ihnen ins land zoge / aber er were nur ein mensch / und meiner brüder weren vil / er
kundte nit wider sie thun. Das vorwenden geschach alles / daß sie sich wolten mit glimpf
von den wilden schliessen. Und ich sagte auch meinem herren dem Könige: Ich wolte gern
wider mit ihnen heim ziehen / aber er sehe wol / daß es meine brüder nicht wolten
zulassen. Da fieng er an zu schrejen im schiffe und sagte: Wann sie mich dann je wolten
mitnemmen / daß ich dan̅ mit dem ersten schiff wider käme / dann er hette
mich vor seinen sohn gehalten / und were sehr zornig uber die von Uwattibi / daß mich die
hetten wöllen essen. Und seiner weiber eins / welches mit im schiff wanach ihrem gebrauch.
Nach dem allem gab ihm der hauptmann etliche wahr / möchte sich belauffen um fünf Ducaten
wert in messeren / Exten / Spieglen und Kämmen. Damit zohen sie widerum ans land nach
ihrer wohnung. So halff mir der allmächtige Herr / der Gott Abraham / Isaac und Jacob /
aus der gewalt der tyrannen / ihm seje lob / preis / ehr durch Jesum Christum seinen
lieben sohn / unseren Seligmacher / Amen.
Die Indianer aus neid und zorn wider die Span̅ier bewegt / (Der Spannier Soldgeiz gestrafft.) von wegen ihrer zuviel
grossen Tyrannej und grausamkeit und geiz / so viel sie deren lebendig fiengen /
fürnemlich aber die Hauptleuth / denen bunden sie händ und Füß / und warffen sie auf die
Erden nider / und gossen ihnen zerschmelzt Gold ins maul / und rupften ihn ihren Geiz mit
solchen Worten für: Iß Gold / iß Gold du unersättiger Christ. Ja zu grösserer Marter und
Schmach schnitten sie etlichen also lebendig mit scharffen Instrumenten aus steinen
gemacht / die arm / etlichen die Schultern / etlichen die Bein ab / und regten sie auf die
Kohlen / brieten und assen sie.
|| [267]
Die Indianer hielten anfangs die Spannier für unsterbliche (Prob der India ner / Ob die Hispau̅ler unsterb liche Leuth.) Leuth
und Götter / und das wegen ihres Geschüzes / welches sie zuzor niemals gesehen. Solches
nun zuprobieren / haben sie einen fürnemmen Spannier / namens Salsedo / welcher durch das
Land reisete / freundlichst empfangen und aufgenommen / für den Herren der Insul Uratoan
geführet / und als er wider abgeschieden / hat er jhm etlich seiner undertanen zu
Geferdten mit gegeben / und zugleich befohlen / das sie Salsedum ins wasser / darüber sie
fahren müßten senketen / und darin ersäufften. Dise richten ihres Herren beselch dapfer
aus / und als sie den Spannier ersäufft und ersteket / tragen sie ihn also tod für ihren
Herren: Hieraus haben die Einwohner zum ersten merken und verstehen mögen / daß die
Spannier so wol als andere Leuth sterbliche Menschen sejen.
(Beicht der Indianer.) Eine selzame art zubeichten haben
die Indianer in Jappan / bej denen es sehr hohe berg gibet / deren spizen über 200.
Klafter hoch heraus gehen / auf disen überhengenden spizen ist eine eiserne stangen so mit
einem Windtraht aus und eingedrähet wird / gemachet. Am end diser stangen ist ein Wag
gehenkt / in die einte Wagschal wird der Pilger gesezet / und in die freje Lufft hinaus
gedrähet / alsdann fähret die ledige Wagschal in die höhe / und wird der Sünder / so in
der Wagen sizet / von den Goquis welches Teufel sind in gestalt der Priester / ermahnet /
seine sünd zubekennen / und lässet sich die ledige Schalen auf ein jegliche Sünd so er
beken̅et hernider / bis die Schalen einandern gleich stehen / alsdann wird
die stang wider hinein gedrähet / der Sünder heraus gelassen / und ein ander hinein
gesezet.
(Der Teufel plagt die Indianer.) Es werden auch dise
armen Wilden in disem leben jämerlich von dem Teufel geplaget / dem sie sonst noch einen
andern namen geben / und Kaagerre nennen / dann man selbst gesehen / daß / wann man
bisweiln mit ihnen geredt / sie under dem gespräch anfiengen zuschrejen und zuruffen / wie
die hirntobige Leut / Hei, Hei, helffet uns / dann der Aygnan schlägt uns. Sie sagten
darzu das sie den Teufel bisweiln sehen under der gestalt eines Thiers / bisweiln eines
Vogels / dann sonsten under einer andern ersch???ök???ichen gestalt.
(Hieronymus Savanorola Jahr Christi 1436.) Hieronymus
Savanorola ein Predigermönch / ist wegen deß / das er den Papst den rechten Antichrist
geheissen zu Florenz offentlich verorannt worden. Besihe hiervon das Martyrbuch.
|| [268]
(Philippus Melanchton.) Anno 1497. ward zu Bretta in der
Chur Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton / den 16. tag Februarij.
(Merkliche verwege̅heit der Prediger Mönchen zu
Bern verübt) Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben.
Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen / als wann ohne Gottes Wort
der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in
ernsthaften (Seettler.) sachen / da auch die elenden
Menschen wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern /
(welche der H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi /
und nach jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn / dardurch
genugsam die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden / bej welcher so
man verharrete / es billich für unnöthig / unzeitig / thorecht / überflüssig / ungereimbt
/ fürwizig ja gottlos gehalten wird / so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder
suchen.
Wie sich dann erscheint ab deme / welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft /
vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen.
Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren
Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward
angezeiget / wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung / Ob die H. Jungfrau
Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet / ihr Orden beschimpft und in
abgang gebracht wurde / und derhalben nöhtig / schleunige Expedition und Gegenmittel
abzufassen / wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von
Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für / es müßten wunder und erscheinungen das
beste thun / und könnte solches alles in der Statt Bern / allwo ein einfältiges und doch
gewaltiges Volk seje / am füglichsten abgehen.
Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder / name̅s Hans Jezer
/ schneiderknecht von Zurzach / in der Prediger Orden / mit welchem sie vermeinten das
Spiel zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen
gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior [269] mit andern so gar eigentlich den Teufel und
Nachtgespenster oder Boldergeister representieren und spihlen / dardurch der arme Jezer
eben sehr ergalstert und erschreket ward. Alles aber wurde ihme Jezer anfänglich
fürgetragen / das ein Geist der Erlösung suchte / jhme erscheine.
Hierauf wolten die Ordensleut zu dem Hauptzwek gelangen / und durch verblendte und
vermum̅te erscheinungen / kame die personierte Maria / redete den Jezer
mit beweglichen worten an / als were sie die rechte Muter Gottes / und brachte
nachfolgendes für: Wüsse das Christus mein Sohn nicht leiden noch dulden wil / daß Jhme
sein Ehr von meinetwegen geschwächtund entzogen werde: Dann Jhme allein zugehört / ohne
alle sünd empfangen und gebohren sejn: Darum werde ich durch der Barfüssern erdachte Lehr
/ als die meinem Sohn zu nachtheil gereichet / nicht geehret / sondern vielmehr
entunehret: Daß aber deine Vätter von mir recht glauben und halten / auch dir und ihnen
ein gewiß zeichen erfolge / das ich / von Manns samen / wie alle andere Menschen durch
mein muter Annam geboren / und in der erbsünd empfangen worden. So gibe ich dir auf deinen
Altar / an dem mir / von Barbara zugebt achtem Zedel zwej Sigill / ab dem reinen schleis
des Tüchleins geschaben / darein ich meinen Sohn in seiner geburt gewikelt / und in die
Krippen gelegt hab / da nämlich auf jedem sigel ein Creuzlein von dem rechten wahren blut
meines sohns Jesu Christi / das er amstam̅en des Kreuzes vergossen / und von
mir empfangen / auch bis her zur gedächtnus behalten worden. Bej dem grössern sind drej
tropfen desselbigen bluts / und bej dem mindern fünf tropfen / wässeriger / von den
trähern so ich vergossen hab / als mir mein Sohn in die schos von dem Kreuz gelegt ward /
die kreuzlein bedeuten diser dingen sicherheit und warheit / die blutstropfen drej stund /
die ich von meiner empfängnus her / in der Erbsünd gewesen bin / aber die fünf tropfen
bedeuten die [270] fünf herzleid / und meines
willens zeugnus. Nun lieber Bruder / dise ding begegnen die nicht allein aus deinem
verdienst / sondern vil mehr deiner seligen vätteren / so bei vil iahren daher die freud
des Paradeises erlanget haben. Du solt um dise überschwenkliche gaab und gnad Gotsförchtig
und dankbar sein / dise offenbarung allein deinem Beichtvatter und den vätteren deines
Convents vermelden / denselbigen gebüret zu verschaffen / daß durch den Provincial und
einen dises Convents / wo müglichst dich selbst oder den Sub-Prior das grössere Creuzlein
mit den drejen tropfen ehrlich eingefasset / un̅ mit versigelten zeugnus
briefen der Conventen / Nürnberg / Basel / auch der statt Bern selbsten / ger ab auff
unsers Herren Fronleichnams tag / dem Papst Julio in sein hand gelifert / solche allein
von ihm in geheim überlesen / und darin dise Revelation mit folgenden worten vergriffen
werde: Daß nemlich unser liebe Frau dem Jezer erschinen / ihme Papst Julio / als ihres
sohns Statthalter dises Kleinod zuschikte und verehrete. Es were auch sein heiligkeit von
Gott / ihre Empfengnus in erbsünd zu beschliessen / insonderheit bestimmet / da rum solte
er der Papst selbige bestätigen / auch die mit Fejertagen / Ablaß und Processen bekand
machen / ihre wider part verdammen / und deren Fest und ablaß widerruffen / darzu ihren
Scotum / als einen verdamten in der heiligen buch nicht bleiben lassen / und hieneben der
widerpart rahtschlägen nit ohren geben. Wann nun der Papst Julius solches effectuirt /
wurde er dardurch nicht ein geringe Cron zum widergelt im himmel erlangen / im widrigen
fall aber der ganzen Welt ein grosser schaden daraus entstehen / und sie gleich wie der
Scotus in die ewige verdamnus fallen. Darnebenda er der Papst sich vor gifft verhüten
köndte / were ihm ein langes leben in diser [271] zeit angedeutet. Das ander Sigel mit den fünf tropfen saget sie / soll im Convent zu
Bern behalten und verehret werden / weil sonst kein wahres blut von meinem sohn auff Erden
/ dann allein dises / auch im neuen Convent zu Cölln und zu Massilia / welches von Maria
Magdalena vor dem Kreuz mit der Erden auffgefasset worden / zu finden ist / sag auch
deinem Beichtvatter / daß nichts in deinem Fragzedel wider ihn seje / als er dann weiters
durch dich / von mir vernemmen werde / und deß zu wahrzeichen hab ich / wie er weist / und
jez innen wird / mit seinem zedel gehandlet.
Darauff begegnet antworts weiß der Jezer / wie er dessen von seinem Beichtvatter
underrichtet worden / O Maria / man wird mirs nicht glauben / da sagte sie ferner zu ihm /
gib mir nur her dein rechte hand / so soltu / wie mir mein sohn befohlen hat / ein so
wahrhafftig sigel / deßgleichen vor dir niemalen kein heiliger gehabt hat / empfangen.
Ergriffe ihme hiemit die hand / stache am Bettstollen mit einem dreiekichten nagel darein
/ und sprach / das ist die wunden und der schmerzen von dem leiden meines sohns / die du
willig und gedultig zur kundschafft der warheit / der dingen die jezt durch dich zu
verhandlen auff der bahn sind / tragen solt / wende allein dein zeit fleissig an / rede
wenig / bis demütig / deinen oberen gehorsam / beichte und sacramente alle Sontag / und
faste die nächste sechs wochen alle Freitag zu wasser und brot / so ich dann dein gedult
und andacht zu meinem dienst erkenne / wil ich dir die anderen vier wunden auch geben /
oder dise widerum abnemmen / und das / was sich deinet wegen mit mir verlauffet / soll
noch heut etlichen vom Raht angezeiget werden. [272] Und als der neue Marter-Heilig aus grosser pein überlaut schrej / und sprach: O
wehe Jungfrau Maria / saget sie / habe gedult und freue dich / daß dich mein Sohn / seines
leidens würdig achtet / ich wird bald wider zu dir kommen / und dich fehrners berichten:
Der Frid seje mit dir / besprenget jhn mit Weyhwasser / und fuhre sam̅t
jhrer Barbel / so der Sub-Prior war / und den hölzenen Englen / bej ausgelöschten und
gewejhten liechtern dahin. Sie hatte jhm auch seiner bekanntnus nach gesagt / mein Mantel
ist eben der jenige / darinn mein Sohn in seinem leiden verspottet worden.
Als nun dises verübt / kame bald der Sub-Prior zu dem Jezer / küsset ihme mit beweglichen
worten die verlezte hand / als wann er von nichts wußte / und begehrte Jezer alles aus
gerichtet zuhaben / wie es ihme in der falschen erscheinung angeben ware. Worauf so bald
die Clerisej des leichtgläubigen Völkleins und übrigen / die nichts vom betrug wußten /
ohren erfüllt / allenthalben mußte von der Wundergeschicht / deßgleichen die Welt niemalen
gesehen / ab der Kanzel / under der Kanzel geprediget / gesungen und gesagt werden. Die
Processionen und anders mit besonderer andacht ward prächtig verrichtet / und mußte
jederman eben sich höchlich verwundern.
Dise vermumte erscheinung der H. Jungfrauen wolten viel sehen / und die Urheber des
spiegel fechtens auch / die wußten meisterlich eine prob dessen auffzustellen / damit der
Jezer selbst nicht hieran zweiflen solte / aber sie waren in ihrer grösten arglistigkeit
also bethört / das eben solches zur eröffnung des betrugs diente / bej anlas einer mit
sondere kunst von einem gewüssen mahler (der eben wie die Mönchen auch ware) gefärbten und
angestrichenen Ostien. Worüber der elende bis dato übel geplagte Jezer / voller grim̅ und zorn / die Mönchen hefftig angefahren / und hatten eben dise Mönchen vil
zuthun / den Jezer in voriger Devotion und andacht zuunderhalten / welches sie zimlich
widerum zuwegen gebracht.
Das Spil gienge aufs neu an / und mußte Jezer die noch restierende 4. Wunden auch
empfangen / damit er Francisco gleich [273] sein
thete. Der Gottlose Sub-Prior ergabe sich hierüber an den seidigen Satan / damit er den
handel außführen möchte.
Allerhand zusammenkunfften wurden von disem Orden da und dort angestelt / einer glaubte
es der ander nicht / und ware nit am besten dem Jezer selbsten zu trauen / darum wurde man
rähtig disen mit gifft hinzurichten / welches da er es vermerkte / ist die suppen 5.
jungen Wölffen / welche die Mönchen underhielten / fürgesezet worden / daran sie alle
nidergefallen und abgangen. Dardurch Jezer noch mehr in zweifel und mißtrauen gestekt ware
/ und doch bald wider durch andere falsche erscheinungen auff die seite̅
gebracht / sonders da sie machten das Marienbild blut weinen / betrieglicher weise.
Darüber vil redens in der statt Bern entstanden / und wolte die obrigkeit anheben
nachforschen / samt außländischen Bischoffen und Ordensleuten die nach Bern dessetwegen
kommen. Auch kame der handel nach Rom.
Dise Mönchen aber als ungerechte leut verwikleten sich aus einem in das andere / daraus
sie nit mehr kommen möchten / und gewahrete Jezer vil bubenstuk und unkeusche sachen /
welche nächtlicher weil fürgeloffen / darüber er in grosse gefahr und marter gerahten /
weil die Mönchen sich auff ihne nit mehr verlassen konten / darum vergifften anheben
gebraucht worden / und der arme Jezer bei eides pflichten ermahnet zu schweigen. Wie er
dann auch zu Losanna gefoltert nichts widriges bekennen wollen.
Zu lezt bekante Jezer alles zu Bern auffs neue gefoltert / deßgleichen auch thaten der
Prior, der Läsmeister / der sub-Prior und (Prediger Mönichen zu
Bern verbrandt.) der Schaffner / alle peinlich gefraget. Worauff Jezer zum tod
verurtheilet / ist aber aus dem gefängnus ledig worden / und nachgehends wider gefangen /
den herren von Bern zugestelt / aus Teutschland bandisiert: Die 4. Mönchen aber waren
elendiglich verbrandt.
Anno 1517. schikete Papst Leo der 10. zwei Ordenspersohnen (Tezels und S???sons ablaskram) mit Ablas-briefen aus / der einte war ein
Dominicaner Mönch nammens Johann Tezel: diser müßte mit seinem Krahm naher Teutschland /
und Saxen zu: der andere war Bernhard Samson / der Barfüsser Gwardian zu Meiland / diser
müßte in die Eidgnoßschafft. Die brief / die sie hatten / waren dergestalt einge [274] richtet / daß weil ein jeder nicht
naher Rom auff das Jubel-jahr zu kom̅en / und völligen ablas zur vergebung
seiner sünden zu holen vermöchte / er daselbsten für einen Goldgulden haben könte. Dem
Tezel widersezte sich alsobalden D. Martin Luther / und ließ etliche artikel wider den
ablaß anschlagen Bernhardin Samson / so ein abgeschmizter listiger Ordensmann war / dörff
e sich rühmen / er hette bei 18. jahren drejen Päpsten acht mal hundert tausend Ducaten
mit seiner Krämerei erobert. Dem gabe er so grossen gewalt / desgleichen vormals nie
erhört worden: dann er hatte so vil Freiheit / namlich alle die seelenaus dem Fegfeuer zu
erlösen / die begangnen sünden / und so ins künfftig noch begangen werden möchten zu
verzeihen. Diser kame mit grossem schein der heiligkeit über den Gotthard naher Schweiz /
von dannen naher. Zug / und von Zug naher Lucern / hatte aber nichts ausgerichtet. Von
dannen reisete er naher Bern / allwo er deß Papsts und der Eidgnossen Waappen in St.
Vincenz Münster prächtig auffgestellet: Er hielte mit grossem zulauff deß volks eine Meß /
forderte von dem geringsten zwen bazen / bekame von vilen eine Kronen bar gelt. Klein
Jacob von Stein kauffet um einen Apfel grauen Hengst vollkomnen Ablas / vor sich und 500
mann under seiner hauptmanschafft: Item eine absolution / so wol seiner vorderen als aller
seiner underthane̅ der herrschafft Belp.
Von dannen kam er naher Bremgarten / da fande er von dem Pfarherren deß orts einen
grossen widerstand und erhielte seines begehrens nichts / sondern verfügte sich von dannen
gestracks naher Zürich / da ward er noch geringer als an allen anderen orten geschäzet /
dann ihme sein ablas-kram alsobald nider gelegt worden / in dem. M. Huldrich Zwingli wider
solche disputirt / und die grosse betriegerei an tag gebracht.
|| [ID00303]
PERIODVS VIII.
Von Käiser CAROLO V. bis auf CAROLUM GUSTAVUM König in Schweeden.
CAROLUS V. Römischer Käiser / ein sohn Philippi I. Königs in Span̅ien /
geboren Anno MD in der Statt Gent in Flandern / als se in Großvatter Käiser Ma ximilianus
I. Tods verblichen / wurde von dem Churfürsilichen Collegio zum Käiser erwehlet / und zu
Aachen gekrönet / da indessen zwej mächtige Potentaten um̅ solche wahl
gebuhlet hatten / namlich der Erzherzog zu Oestenreich Carolus / und der König in
Frankreich Franciscus I.
|| [276]
Hielte bald darauf seinen ersten Reichstag zu Worms / allwo sich D. Luther mußte
einfinden / und wegen seiner Person und Lehr Antwort geben. Solle under anderm auch gesagt
haben: Er wolle auf den Reichstag / und wan̅???sshon so vil Teufel in der
Statt wären / als Ziegel auf den Tächern.
Die Krieg so er geführet / sind dise: Der Meiländische / Türkische / Africanische /
Geldrische / Teutsche und Magdenburgische: Nach dem er das ein und andere mahl mit den
Türken gekrieget / hat er seinen Soldaten befohlen / daß sie widerum in die Schiff steigen
sollen / und das mit disen worten: Er wolle lieber einen Christen erretten und bej dem
leben erhalten / dan̅ tausend Türken und Mohren nidermachen.
(Reformation in der Eidtgnoß schafft.) In der
Eydtgnoßschafft begunnte die Reformation auch ihren fortgang zugewünnen / und wurde
eiferig fortgesezet durch Huldrich Zwingli zu Zürich / Berthold Haller zu Bern / Johannem
Oecolampadium zu Basel und Gebastian Hoffmeister zu Schaffhausen.
(Franciscus I. König in Frankreich gefangen.) Franciscum
I. König in Frankreich / schluge Käiser Caroli V Kriegsheer vor Pavia / sam̅t den Schweizern / die mit dem König Bündtnus gemacht hatten. Und wurde Franciscus
gefangen nach Madril geführet / da es anfangs ein schlecht ansehen auf seithen des Königs
hatte / bis zu lezt die Medici dem Käiser Carl gerathen / er solte durch sein freundlich
besprechen den König wider erquiken / der für Unmuth krank lage: Sittenmahlen so er sturbe
/ wurde der Käiser wenig nuzen von der erlangten Victori und Sig haben.
(Der Bauren Krieg.) Bald aber kame aus einem freundlichen
Gespräch die sach dahin / daß der König des Käisers schwager / und vom Käiser selbsten
wider in Frankreich begleitet worden.
Dazumal begabe sich der weit um̅ sich fressende greuliche Bauren Krieg / so
aus einer Herrschafft in die andere / gleich der Krankenden sucht dem Krebs / kommen / da
sich die Underthanen in Schwaben / Teutschland / Lothringen / in dem Stifft Salzburg und
anderwerts / zusammen gerottet / mit Eyden verpflichtet / under dem schein der Religion /
von dem Gewalt der Obern und Fürgesezten [277] sich auszuhalfftern. So weit begehrte der Satan das edle Werk der Reformation
zuverhindern / oder aufs wenigst suspect und argwöhnisch zumachen.
Wo dise Zusammengeschworne Rott hinkommen / haben sie greulich gehauset / niemands
verschonet / Graff Ludwigen von Helffenstein durch die spieß gejagt / und die Gräffin /
Käisers Maximiliani Tochter / welche sam̅t ihrem Söhnlein / den Böswichten
zu den füssen lage / um̅ das leben ihres Herren demütig bittend / ganz
schnöd von sich gestossen. Bis das endlich von dapfern Feldobersten und deroselben
Kriegser fahrenheit / und under der Herzogen / Graffen / guter Fürsorg und anordnung / die
Bauren hin und wider verjagt / aufgeklopft / gefangen / hingerichtet / und also wider
Friden gemachet worden.
(Thomas Münzer.) Sonders aber ware neben andern in disem
Spiel ein Redliführer und Feurblaser Thomas Münzer / ein Prediger / welcher die zusam̅en gerotteten Bauren bej Frankenhausen in Thüringen über redt / als Landgraff
Philipp in Hessen wider sie im anzug begriffen / er wolle die Kuglen in seinen Ermel
auffangen. Da nun die schlacht angieng / siengen die ver führten an zu singen: Nun bitten
wir den Heiligen Geist.
So bald aber gienge die Schlacht nicht an / da gaben die Bauren die flucht / Thomas
Münzer wurde gefangen / und mit dem schwert hing ericht. An der folter lachete er / und da
er seines verbrechens und verführens halber gefragt / ihme auch für gehalten wurde / daß
er schuld trage an so vilem blutvergiessen / sagte er / sie hettens nit anderst haben
wollen.
(Marggraff von Brandenburg bekomt Preussen.) Der schwere
krieg zwischen der Cron Pohlen und dem Teutschen Ritters-Orden / ward endlich auch
beigelegt / also daß Preussen von König Sigmund / dem Albrechten Marg Graafen von
Brandenburg zum ewigen lehen über geben worden.
(Käiser Carl heurrathet.) Auch hatte sich Käiser Carl
verheur ahtet mit Isabella oder (Jahr Christi 1526.)
Elisabeht / des Königs Emanuels in Portug all tochter / dardurch es beschehen / daß
nachgehends Portugall an Spannien kommen. Dazumal regierte als König in Portugall Johannes
/ diser Isabelle bruder.
Hierauff steng Käiser Carolus an hin und her mächtig zu werden / Italien / Mäiland und
was in der Lombardei müßte herhal [782] ten / die statt Rom wurde mit stürmender hand von den Käiserischen eingenommen /
alles geplündert / vil blut vergossen / und ein greuliche verwüstung angestelt. Die
landsknecht namen einen von ihrer gesellschafft / sezten ihn in Päpstlichem habit auff den
Päpstlichen sessel / giengen in Cardinalskleideren neben ihm her / und erwehleten D.
Luther zum Papst / sich desto mehr der Cleriset zu spotte̅.
In Niderland galte es auch / und ware dem Carolo V. kein Schloß und Statt so fest / kein
Volk so mannhafft / daß er nit solte überwinder sejn. Er machte auch Franciscum König in
Frankreich / der jhn zu einem Duell und einzelen Kampf ausgefordert / zu spott / dann der
König nicht erschienen.
Bald hernach wurde der Reichstag zu Speir gehalten / allwo (Woher der nam protestirend.) die Evangelische Fürsten in den stimmen übermehret
waren / besonders Religionssachen betreffend / als hat der Churfürst Johannes von Sachsen
/ und andere Reformierte Fürsten protestiert / offentlich und darwider geruffen. Daher die
Evangelischen Protestierende genennt worden.
Nach deme über dises der Käiser seinen zug in Italien vollbracht / (Augspurgische confession.) zu Bononien vom Papst auffs
prächtigste empfangen worden / kame er nach Augspurg auff den wegen mißhelligkeit in
Religionssachen angesehenen Reichstag / allwo die Augspurgische confession und
Glaubens-bekantnuß von den protestirenden / Käiser Carl überliferet ward. Es ware aber der
schluß und abschid des Reichstags eine bestättigung der Papistischen Religion / was den
(Ferdinandus I. Römischer König.) Käiser und seinen
anhang betrifft.
Hierauff trachtet der Käiser wie er möchte Ferdinandum seinen bruder / Königen in Böhmen
und Ungaren / Erz Herzogen in OEsterreich zum Römischen König machen. Welches auch
geschahe / ohngeacht von etwelchen Chur Fürsten / stark darwider anfangs (Cappeler schlacht.) allerhand verhindernussen eingebracht
wurden.
In der Eidgnoßschafft gab es allerhand zweitracht / wegen entzwejung der gemüteren / in
gewissens und Religions-sachen. Die Papisten samt denen von Zürich und Evangelischen Orten
zerfielen / und kam es zum offentlichen Feldzug. Die Länder späheten auß / beides das
wenige volk deren von Zürich bei Cappel / theils den langsamen anzug der übrigen
Evangelischen / machten damit ein anschlag auff die parthei bei Cappel / darbei sich bald
fande das Panner von Zürich. Als das treffen angieng / wurde zwar auff sei [279] ten der Evangelischen dapfer gefochten
/ vermöchten aber nicht alles außzustehen / sonder wurden überwunden.
(Zwinglij ruhmwürdiger tod.) Eben daselbst müßte für
Gottes ehr und das gemeine wesen sein leben ruhmwirdig lassen Huldrich Zwinglius / der
nach gewohnheit diser Orten / als Pfarherr und Feld-prediger / darbei ware / dessen leib
zwar mißhandlet / die Seel aber triumphierend in das reich der herrlichkeit versezet
worden. Wie er dann / als er den ersten streich empfieng / solle gesagt haben. Bone Deus
was will das werden / nemmen sie den leib / so können sie doch der Seelen nit beikommen.
Gleichwol schreibt man / daß Gott der Herr die gerechte sach so Zwinglius geführt mit den
seinen / an einem und dem anderen wunder bestätiget habe. So man wolte von gerechtigkeit
und ungerechtigkeit der sachen selbsten schliessen / nach dem außgang in offentlichen
kiregen / wurde niemals kein gerechte sach in der Welt geführt worden sein / dieweil
gemeinlich die gute parthei getruket / aber gleichwol nit undertruket wird.
(Käisers Caroll zug in Africam Jahr Christi 1536) Europa
ware Carolo V. zu eng / darum wolte er auch Africam seine heldenthaten wissen lassen.
Machte sich derohalben mit einer gewaltigen Flotten über das Meer / um den unleidenlichen
Seeräuber Enobarbum zu zwingen / und seine kräfften zu brechen. Welches auch geschahe.
Kein vestung konte widerstehen dem Käiser die statt Tunis ward eingenommen / und Muleasses
/ Mahomets sohn / welcher den Käiser um hülff hierzu angeruffen / wider in sein voriges
reich eingesezet. Der Käiser und sein volk kamen wider glüklich in Spannien an.
(Zusammenkunfft der Evangelischen zu Schmalkalten) Die
Evangelischen könten in solchem nit wol trauen / kamen dessetwegen in der statt
Schmalkalten wider zusammen / und machten ihre verbündtnuß noch steiffer.
Im gegenteil feireren die Papisten mit ihrer conjunction und deroselben vermehrung und
besteiffung auch nit.
D. Martin Luther / Philippus Melanchton / und Martinus Bucerus schreiben an die 7. stätt
/ Zürich / Bern / Basel / Schaffhausen / St. Gallen / Mülhausen und Biel / aus
Schmalkalden / den 15. Merz / Anno 1537. wie zu sehen in Stettlers Chronik / 2 theil bl
91.
In disem jahr ist Johan̅es Calvinus von Straßburg naher Genffberuffen
worden.
|| [280]
Zu Niza in Savoy kamen zusam̅en Papst Paulus III. Käiser Carolus V. und
Franciscus König in Frankreich.
Auf dem Reichstag zu Frankfort / wurde mit den Protestierenden ein anstand gemachet / und
andere Proceduren wider sie zuruk gehalten.
Der Käiser müßte durch Frankreich in Niderland ziehen / und daselbst schwirrige leut
zähmen.
(Selym Türkischer Käiser nimt Syrien und Egypten ein.)
Selym der Türkische tyrann / ein mörder über alle mörder / der keiner blutsverwand schafft
nit verschonet / vil weniger den armen Christen / und allerhand grausamkeit verübte /
hatte diser zeit zu kriegen mit den Persen / Egyptern. Er name auch das land Syrien /
Jerusalem und alles was daselbst wider ein. Er wurde auch herr über Egypten / name die
statt Alcayr ein / den Sultan Tomubejum kame er gefangen über / liesse ihn folteren / und
zu lezt auffhenken. Bald hernach starb diser tyrann an einer schmerzlichen krankheit.
(Solymannus) Dises tyrannen Sohn Solymann fiel in Ungaren
ein / als er an statt des vatters Käiser ward. Name die Insul Rhodis ein. Er plagete die
Ungaren sehr hefftig / der Papst / Käiser und andere Fürsten und stände thaten hülffe mit
gelt und volk. Die Türken aber behielten das Feld / schlugen die Ungaren und müßte König
Ludwig elendiglich in einem Morast zu grund gehen.
So weit kame es / daß auch Wien von den Türken belägeret (Wien
belägert von dem Türken) ward / wolte aber dabei des Käisers Caroli nit gewertig
sein / sonder zog ab / machte sich in Calabrien / wolte die Persen bestreiten / greiffte
nachgehends die Venediger auch an und die Insul Candiam.
Nachgehends / als indessen in Schweden / Dännemark / Engelland neue Könige gekrönt worden
oder selzame händel sich begeben / name Käiser Carolus ihme für / einen frischen zug in
Africam zu thun / aber sehrunglükhafft.
Chur Fürst Johann Friderich von Sachsen / fallet bei des Käisers widerkunfft in sein
ungnad.
Zu Trient wurde das Concilium gehalten.
Und der Reichstag zu Nürenberg / un̅ nachgehends zu Speir.
Auch wurde zu Regenspurg ein Religions-gespräch gehalten.
Dazumal begabe sich der greuliche brudermord zwischen Alphonso und Diazio.
|| [281]
Johannes Diazius / ein Spannier und hochgelehrter (Jahr Christi
1546. Diazius ermördet / besihe Martyrbuch) Mann / nach dem er vil jahr zu Paris
zugebracht / ist er endlich naher Genff zu Herren Calvino kommen / hat mit ihm sam̅t andern Kirchendienern daselbst etliche monath lang freundlich und
brüderlich conversirt. Von dannen ist er gen Basel / und von dar naher Strasburg kommen /
da er auch bej Martino Bucero / und andern gelehrten und frommen leuten also sich
verhalten / daß er vor einem Ehrs. Rath zu Strasburg in ein solch ansehen kommen / das er
von gemeiner Statt wegen / neben Bucero und andern gelehrten aufs Colloquium naher Regen
spurg abgefertiget worden. Da sie zu Regenspurg ankom̅en / hat Diazius
seinen Landsman und alten bekannten Petrum Malvendem / neben seinem leiblichen bruden
Alphonso Diazio angetroffen / da er dann von disem Cainischen bruder mit einer axt
jämerlich ermördet worden.
(D. Luther stirbt. Schmalkaldischer krieg.) D. Martin
Luther stirbt: und geht an der Schmalkaldische krieg. Der Chur Fürst Johann Friderich in
Sachsen und Land-Graaff Philipp von Hessen / wurden in die acht erklärt. Herzog Moriz
bemächtiget sich hierauff des lands Sachsen / und kame es zwischen Käiser Carln und den
Protestirenden zum treffen. Johan̅ Friderich wird gefangen / und bekomt
Moriz die Chur in Sachsen. Deßgleichen wurde auch Land Graaff Philipp gefänglich
angenommen.
(Das buch Interim.) Indessen wurde das buch / Interim
genant / geschmidet / und den Evangelischen auff dem Reichstag zu Augspurg anzunemmen
furgehalten. Johann Friderich Herzog auß Sachsen erzeiget sich standhafftig und ist under
anderem denkwürdig seine rede / zu einem vertrihnen Pfarherrn / den er für sich zum
gefängnus beschikt / fragend / (Chur Fürst Johann Friderich
tröstet beweglich einen Pfarherren.) wie es zugehe / da der Pfarherr geantwortet /
übel gnädigster herr / alles ist bandisiert und verlohren / sprach der Fürst / als er sich
gegen dem fenster gewendt und geweinet / hat euch der Käiser auch den Himmel verbotten:
Nein sagt der Pfarherr / wolan antwortet der Chur Fürst wider / seit frölich und getrost /
der himmel muß uns doch bleiben. Gabe darauff dem Pfarherren einen zehrpfenning.
|| [282]
Diser Johann Friderich ware nachgehends wider ledig gemacht. (Mauritius Churfürst machet dem Käiser zuschaffen.) Dann Chur Fürst Moriz samt
verbündten Evangelischen ständen / hat Käiser Carolum also eingetriben und verwirt gemacht
daß er auß forcht zu Inspruk nit mehr bleiben wolte / sonder ist gewichen. Darauff der
Religions-friden außgeruffen ward.
Käiser Carolus begabe sich zu ruh / und brachte die übrige zeit (Käiser Carolus begabt sich ins Kloster.) des lebens zu in einem Closter in seinen
Spannischen landen / liesse seine thaten in dem Creuzgang abmahlen / darbei er eine
stetige erinnerung hette / und so offt er fürüber gieng / selbige anschauete / seuffzete
er.
(Wie Carolus V. gestroben.) Es solle auch Carolus V. auß
Christlicher demut frei bekant haben / er habe keinen einigen tag Gott dem Herren zu
gefallen / wie es hette sein sollen / gelebt. Und als er jez sterben wollen / fragte er
seinen Beichtvatter / Franz Biver genant / von dem gewüssen weg zur (Thuanus. Regens volcius.) Seligkeit / und befande sich keines
wegs getröstet mit den evrmeinten heiligthummen / ablas-briefen und anderen mehr / daher
er gewisen wurde / vil mehr hatte er trost von dem was er anderwerts da und dort von den
Reformierten gehört oder gelesen hatte.
Der Biver heißte den Käiser geruhen auff der gnad und gerechtigkeit Jesu Christi / mit
vermelden / daß alles heil bestehe in der gnädigen verzeihung der sünden: dise aber
erhalten alle die jenigen / welche mit ohngezweifletem glauben und vertrauen die
verheissungen des Evangelij von Christo er greiffen / und was dergleichen mehr.
Worauff der Käiser zwischen dem gebett / sich allein auff den tod Jesu Christi
verlassende / sanfft verschiden und gestorben. Die Inqvisitores hatten es erfahren / und
wurde Biver / samt noch anderen welche die Evangelische wahrheit angenommen / 8. tag nach
Käisers Caroli tod in Castilien verbrandt / den 21. Maij / Anno 1559.
Allhier aber müssen wir beibringen die vergleichung / so der Französische scribent
Arnoldus Ferronus / im leben Königs Francisci I. zwischen disem König und dem Käiser Carl
anstellet / und aus ihm Camerarius anzeucht / wann er under anderen also redet:
Der Käiser war aus der massen klug / verschmizt / und geheim: der König aber offenherzig
/ der mit seinen sachen aus besonder er mutigkeit heraus fuhr. Der Käiser ernsthafft / und
ein wenig ge [283] streng: der König gar
sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig / und behutsam: diser helden-mütig / und
dapfer im ansezen / wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und
geschwinde kriegslist / bewarb sich auch um gute obristen und soldaten / und verschlagene
geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte
sehr die gelehrten / und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder / weder auff den
degen.
Der Käiser ertheilte kur zen bescheid / mit wenig / aber sehr wichtigen worten: der König
war trefflich beredt / führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war
unverdrossen zu allen underfahungen hurtig / waker und muhtig: der König beherzt / aber
dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam / karg und genau: ohn allein wann es ehr und
reputation betraff / da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen
mild und freigebig / sonderlich gegen gelehrte / oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser
wuste sich in die zeit trefflich zu schiken / hinder dem berge zu halten / und nach
Nohtwendigkeit der sachen / seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff
bei ein mal gegebener zusage / und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken /
daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten
/ aber garbehutsam und klüglich um̅: bei seinen hof-dieneren und rähten nam
er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und
hof-leuten offt lustig / begegnete auch den land-herren gar freundlich.
Der König hatte ein kostliches gedächtnus / und überaus wol studirt: der Käiser war hoch
weis und verständig / daß er sich gegen einem jeden / und in alle sachen zu richten und
schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war
nichts dann lauter güte / huld und frömmigkeit. Der König war streitbar / und bot dem
feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge / und war in disem fall fürsichtig.
Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges / aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König
ware mit keinem an tugend / Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte
wissen zu regieren / und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil
gesucht.
|| [284]
(Ferdinandus I Käiser Solyman thut schaden in Vn garen.)
Ferdinandus Caroli V. Bruder ward hierauf zum Käiser einhellig angenommen.
Der Türkische Käiser Solymann thate in Ungarn grossen schaden: Die Stätte Offen / Gran /
Stul-Weissenburg wurden jhme zum Raub. Worauf wegen entstandenen Kriegen im Reich mit
Solymanno ein Stillstand auf 5. Jahr gemacht worden.
(Engelland. Schotland.) In Schweden wurde das Königreich
erblich gemacht auf Gustavi Geschlecht. In Engelland und Schottland gabe es selzame und
auch traurige Geschichten / under König Heinrich / Jakobo V. Eduardo VI. der mit gifft
hingerichtet worden.
(Johan̅a Graja.) Eben um̅ dise
zeit ist Johanna Graja / deß Herzogen von Suffolz Tochter / eine Gottselige Matron / und
eiferige Bekennerin des Evangeliums / aus Haß der Königin Maria hingerichtet worden / sc.
wie umständtlich zulesen im Martyrbuch.
In Italien verursachte Petrus Ludovicus Farnesius / Papst Pauli III Sohn / Herzog zu
Placenz und Parma grosse Unruhen wider die Statt Genua und andere / bis er zulezt auch
seinen Rest empfangen.
Dazumal begabe sich folgende geschicht / daß der Spannische (Trau???geschicht.) Gubernator zu Com einen burger wegen begangener mordthat
lassen einziehen / dessen frau für ihren mann den Gubetnator inniglich bate / welcher
verheiste den mann auff frejen fuß zu stellen / so sie wurde seines willens pflegen. Dise
underred sich mit ihrem mann im gefängnus / kame zum Gubernator und thate wie er wolte. Da
sie nun vermeinte hierdurch ihren ehmann ledig gemacht zu haben / geschahe nit allein
dises nit / sonder müste noch 200. Cronen darzu spendiren / und über dis alles liesse der
treulose Spannier den gefangenen Mann hinrichten. Worüber das weib erschroken / laufft
ganz bekümmeret zu ihren verwandten / und mit raht derselben nach Meiland / klagt die that
dem statthalter Ferdinando Gonzagen. Diser fellet das urtheil / daß der Cubernator der
frauen solle geben 1000. Cronen / liesse einen Priester kommen / der sie beide müßte
ehlichen zusammen sprechen / da solches alles geschehen / befahl er den Gubernatorem
auffzuhenken. Wie es nun diser Spannier gemacht / so ist ihm wider vergolten worden.
(Crescentius Cardinal) Der Cardinal Crescentius / des
abgesandter auff das concilium zu Trient / da er underschidliche schreiben in der nacht
verferti [285] gen wolte / sahe für
ihm ein gespenst in der gstalt eines grossen schwarzen hunds / mit feurigen augen und
langen ohren. Worauff der Cardinal erschroken / ruffte seinen dieneren / aber der hund
verschwand. Bald hernach fiel er in ein todtliche krankheit / ruffte bis an sein end / man
solte den hund weg thun.
(Paulus Vergerius) Paulus Vergerius / Bischoff zu
Justinopoli in der Venedigern gebiet / ware des Papsts abgesandter in Teutschland / und
(Sleidanus) hatte dem gespräch zu Worms im jahr 1541.
gehalten / beigewohnet / nachgehends von dem Papst nach Rom erfordert worden.
Als nun der Papst zur selbigen zeit vil Cardinäl gemacht / ist diser Vergerius auch in
die wahl kommen. Dieweil aber etliche mißgönstige den Vergerium angaben beim Papst / als
solte er durch allzuvil gemeinschafft mit den Teutschen etwas von der Lutherischen lehr in
sich gesogen haben / welches ihm von dem Cardinal Ginucio wahrnungs-weis zu wüssen gemacht
ward: sihe so wil Vergerius diser nicht sein / und damit er disen argwohn von sich abläne
/ fangt er an ein buch zu schreiben: adversus apostatas Germaniae / wider die von der
Römischen kirchen abfallenden Teutschen.
Was geschicht: In dem er also arbeitet / die bücher der unserigen auffschlägt / und in
der Bibel nachschlägt / befand er sich überwunden / auch überzeuget in seinem gewüssen. Er
sahe daß unser der Reformirten seje beides die H. Schrifft / und die gesunde vernunfft /
und alle gute gründ.
Darauff laßt er bald die hoffnung zu dem Cardinalat fallen / reiset zu seinem bruder
Johann Baptista / welcher Bischoff zu Pola war / fangt ihm an den ganzen handel zu
erzellen.
Der bruder erschrikt / bekümmert sich über den vermeinten elenden zustand seines bruders
Pauli. Diser aber bittet Johannem / er solle so vil thun / und auch in Gottes wort lesen.
Namen hiemit beide für die hand den articul von der gnädigen rechtfertigung des sünders
vor Gott / wider menschlicht verdienst und gute werk.
Dise beide disputirten nit lang / Johannes Bischoff zu Pola wird durch Gottes gnad wie
sein bruder Paulus bekehrt. Wünschen beide hiemit einander glük / und lobten Gott.
|| [286]
Die sach wurde landkündig / und bekamen dise Brüder viel Widerpart. Wie dann auch
Johannes Bischoff zu Pola mit gifft hingerichtet ward. Paulus müßte weichen. Und weil
dazumal das Concilium zu Trient gehalten war / wolte er sich dahin verfügen / und seiner
Lehr halben Rechenschafft geben.
Der Papst / der Vergerium lieber tod / als lebendig sahe / dörfte aber ihme noch nichts
thun / schreibt naher Trient / man solle Vergerium nicht in die Session lassen. Darumb
machte er sich weg / komt naher Padua in Italien / und wird ein Tröster Francisci Spiren /
welcher verzweifelt gestorben / weil er wider sein wüssen und gewüssen der warheit
widerstanden. Disem ellenden Spectacul sahe Vergerius zu / und wurde gewaltig dardurch in
seinem Vorhaben gestärket / daß er unsere Religion gänzlich angenom̅en /
komt hiemit in das Veltlin / von dannen ins Wirtenbergerland / und wird von Herzog
Christoph naher Tübingen geruffen.
Nicht weit von Padua im Venedischen gebiet liget ein stättlein (Francisci Spirae erschrökliches End.) mit nammen Citadella / darinnen wohnete ein
vornemmer reicher mann Doctor Juris / mit nammen Franciscus Spiera / welcher bei 50.
Jahren und wol 11. kinder hatte. Diser erkandte durch Erleuchtung des heiligen Geistes die
göttliche Warheit Christum für den einigen Seligmacher / und daß auff gute Werk nicht zu
bauen: Predigte auch solches offentlich mit einem sonderbahren Ejffer. Solches that den
Freinden der Warheit weh. Zeigten es derhalben dem Päbstischen Gesandten zu Venedig an /
wecher ihn für sich erforderte und zum hefftigsten bedreuete. Spiera auß Furcht des Todes
und Verlust seiner Güter verleugnete die Warheit / sagte auch zu so bald er wieder zu
Hause käme / so wolte er offentlich widerruffen. Aber das Gewissen wachete bald auff und
disputierte mit sich unterwegs / ob er nach Hause siehen / Christum verleugnen / oder
alles verlassen und sich mit Christo wieder versöhnen solte Vnd hat hernach in seiner
höchsten anfechtung zum öfftern bekandt / daß ihm der heilige Geist unter weges folgende
Wort eingegeben: Lieber Francisce, hüte dich ja diß / durch dessen Vnterschreibung du
deine Hände verunreiniget / mit deinem Herzen besiegelst: Du bist noch frej / falle nicht
abe / thue Busse / kehre ümb / und bleib bej der einmal erkanten Warheit bestendtg. Ob
dich schon dein Fleisch für dißmal überwunden / so hüte dich hinführo ihm nach zu leben.
Aber in diser [287] schweren Anfechtung überwand
endlich das Fleisch zeitlich Ehr und Gut. Den Tag zuvor / ehe er widerruffte / gegen Abend
/ brachte ihm ein Meßpriester die formulam des Widerruffs; er aber schlieff nichts die
ganze Nacht. Andern Tages Sontags / nach der messe / widerruffte er offentlich in
gegenwart über 2000. menschen / und verleugete die einmal erkandte und gepredigte warheit.
Aber Gottes erschrekliches Urtheil wartet bald auff / aller trost / glauben / liebe
verlosch in seinem Herren / und blib nur darm̅en haß / neid / bitterkeit /
und alle Gottes-lästerung. In diser anfechtung brachte er zu ganzer sechs monat / zu
Citadella: darnach begab er sich mit weib und kind nach Padua: aber es ward immer ärger
mit ihm. Er lag allezeit zu bette / war doch nicht krank / hatte seinen guten verstand /
verdorrete aber an seinem ganzen leibe / wolte auch keine speise zu sich nemmen / und so
ihm mit gewalt etwas eingeflösset war / stieß er es mit gewalt wider heraus: ließ
männiglich gerne vor sich / redete auch gar bescheidenlich mit ihnen. Bezeugete offentlich
/ daß er nach Gottes gerechten Urtheil verdammet und allbereit in der helle grosse pein
lidte. Er hette gesündiget in den heiligen Geist / welches ihm in ewigkeit nicht köndte
vergeben werden / Christi verdienst und Gottes barmherzigkeit wäre ihm ganz versaget / und
wäre ihm darum dises erschrekliche ende nach Gottes gerechtem urtheil aufferleget / auff
daß sich alle gläubigen an seiner verläugnung spiegelten. Es besuchten ihn vil vornemme
gelehrte leute / so ihn aus Gottes wort trösteten und sagten / daß keine sünde so groß /
Gottes barmherzigkeit sei grösser / ja wann aller menschen sünde auf einem legen / so wäre
es unmüglich sie mit Gottes barmherzigkeit zu vergleichen. Darauff antwortet er: dises kan
ich nicht glauben. Da tröstet ihn der Bischoff Vergerius wider und saget: Begehrestu dann
nicht / daß sich Gott deiner erbarme? Darauff saget er: alles / was ihr mir saget / das
glaube ich: die teufel glaubens auch und erzitteren. Ich kan mir aber keinen trost daraus
schöpfen: Meine sünde kan mir nicht vergeben werden. Was solte ich mir mehr wünschen / als
wann mir Gott wolte gnädig und barmherzig sein? Aber er wil es nicht thun / ich kan
solches gar nicht glauben. Ich wil wol alles hören / auch alles nachsprechen. Underdessen
ist das herz voller haß / gall und Gottes-lästerung. Ich fühle in mir selber wie sehr mir
Gott zu wider ist. Darauff ermahnete ihn Vergerius / er solte mit den [288] umständen das Vater unser beten / welches er
mit solchem eifer und einbrünstigen geberden gethan / daß sie sich alle darüber
verwunderten. Nach geendetem gebet sprach er: die zunge hat zwar gebettet / das Herz ist
aber weit davon gewesen. Gott hat mir alle seine gnad entzogen. Anderen tages kamen sie
wider / und befragten ihn / ob er dann durch ihren vilfaltigen trost keine bessere
hoffnung hette. Gar keine / sprach er: Ia es wird mit mir von tage zu tage ärger. Er ward
auch gefraget / wann sich diser nagende wurm bej ihm erzeiget? Da sagte er: Bald die
stunde / da sich verleugnet: Ja er sagte / sein zustand wäre ärger dann Cains und Judae:
Wolte lieber tod und schon verdamt sein / als solche pein leiben. Er vermeldete ihnen auch
daß ihm abscheuliche / erschrekliche gespenste für den augen schwebeten. Da understunden
sie sich ihn wider zu trösten / und ermahneten ihn / er solte das Vater unser betten /
welches er mit vergiessung viler threnen / seuffzen / und solcher andacht that / daß alle
mit weinen müsten. Doctor Gribaldus meinete / dise threnen weren ein zeichen der reue /
sagte derwegen: lieber Francisce / dise threnen zeigen an / daß dich Gott nicht ganz
verworffen. Darauff saget Franciscus: Ich weiß es alles wol. Aber ein solcher glaub und
vertrauen / wie ihr haben / ist Gottes gabe / das manglet mir. O wann mich Gott nur diser
einigen gabe würdigen wolte / daß ich die wenigste hofnung auff Gottes barmherzigkeit in
meinem herzen fühlen köndte. Aber dises ist so unmüglich / als es unmüglich ist mit einem
löffel das Meer außzuschöpfen. Das weiß ich gewüß / daß kein mensch auff Erden gelebet /
so je Gottes zorn so hart gefühlet als ich empfinde. O wolte Gott / daß ich in eines
anderen gottlosen stelle wäre. Weil er sich aber aller speise enthielt / haben sie ihn
gebunden / und eine suppen eingeflössset: und wiewol ers mit der zungen zuruk stieß / ist
doch etwas in den magen kommen: aber es blib alles bei ihm. Sein einiger und steter wunsch
war / daß er sterben / und in die helle kommen möchte. Auff den dritten tag sind vorige
gelehrte leut neben etlichen studenten wider zu ihm kommenL under anderen war auch ein
alter Priester von Citadella / welcher nahe zu ihm trat und sprach: Kennestu mich auch
Francisce / ich bin der Antonius Fontanina / der mit dir nach Venedig gereiset. Als er
dises höret / widerholet er sein seuffzen und weh-klagen / und sprach: O den verfluchten
und vermaledejeten tag / da ich Venedig gesehen: wolte Gott / ich were den [289] augenblik / da ich mir fürnam dahin zu
ziehen / gestorben. Da trösteten sie ihn wieder / und hielten ihm vor Christi Verdienst
und Wolthaten. Da sagte er: Ich habe niemals Christi Wolthaten recht erkennet / sondern
mißbrauchet / und zu viel auff meinen Flüchtigen Glauben getrauet. Wandte sich dar auff zu
den Studenten / und sprach: Oliebe Söhne / ich wil zwar dem Evangelio nichts benehmen /
ich erkenne zwar / daß es die Warheit ist: aber hütet euch / daß ihr nicht zu viel auff
den Glauben trauet / und euch auch nicht darneben guter Werkebefleissiget. Den̅ das erfordert der Glaube von uns / daß wir nicht allein Maul Christen sein.
Glaubet mir / als der es versuchet: Darnach lobet er die Episteln Petri / welche die
Gläubigen zur Gottes furcht / Keuschheit und Heiligkeit vermahneten. Daher namen die
Vmbständer Gelegenheit / viel aus Gottes Wort mit ihm zu reden. Vnd weil sie sahen / daß
er fleissig zuhörete / fragten sie jhn / ob er denn gar keinen Trost auß ihren Gespräch
empfinde. Er antwortet: Ich / ich bin zur ewigen Qual verdammet / und ist keine Hoffnung
einer Erlösung. O wenn ich nur die geringste Hoffnung auff Gottes Barmherzigkeit sezen
könte / so solte mir nicht schwer sein viel tausent Jahr (wenn nur die geringste Hoffnung
der Erlösung were) gequelet zu werden. Darauff sagte Doctor Gribaldus: Ej lieber
Franciscus, verzweiffele nur nicht an Gottes Barmherzigkeit: villeicht wil dich Gott hier
seinen Zorn fühlen lassen / damit Er dir dort Barmherzigkeit erzeige. Spiera sprach: Ich
weiß gewiß / daß ich verdampt bin. Gribaldus fraget ferner / weil er den Todt so wünschete
/ ob er ihm auch selber / wenn er ein Messer haben köndte / ein Leib thun wolte.
Franciscus antwortet: Gib her ein Messer / sosoltu sehen / was ich thun wil. Der Bischoff
Vergerius bemühete sich sehr / aber vergeblich ihn zu trösten / und konte ihn schwerlich
darzu bringen / daß er das Vaterunser betete / geschach aber nicht mit solcher andacht /
alswie zuvor / sondern bekante / sein Herz were ganz von Gott abgewandt / daß er ihn nicht
Vater nen̅en könte / und ermanete alle Vmbständer / sie solten sich nur
weiter nicht bemühen / ihn zu trösten / es were doch vergebens. Denn alle Hoffnung Gottes
Gnade zu erlangen / were ihm ganz abgeschnitten / daß es möglicher were / die ganze Welt
mit einem Weizkörnlin zu erfüllen / als daß ihm wahrer Glaube und Gottes Gnade solte
geschenket sejn. Durch dise Wort sind die Vmb [290] ständer sehr erschreket worden. Da nun seine Freunde entschlossen waren /
ihn wider nach Citadella zu führen / ermahneten solche die Vmständer / sie solten ihm
allzeit gelehrte Leute / so ihn trösten könten / halten. Auff den Morgen / als sie ihn
angezogen / und in die Senffte legen wolten / warff er seine augen mit grimmigem Gesicht
herumb / erwüschet ein Messer / und hette sich erstochen / wenn ihm solches nicht zwej
seiner Söhne / so zur Stelle waren / mit Gewalt auß der Hand gerissen. Wie er wieder nach
Citadella kommen / ist er wenig Tage hernach gestorben.
(Gelehrte un̅ berühmte beut.) Um dise zeiten
zumal lebten und waren verruhmt D. Martin Luther / Philippus Melanchton / Johannes
Brentius / Johannes Oecolampadius / Calvinus / Pellicanus / Johannes à Lasco, Bugenhagius
/ Bucerus / Cruciger / Justus Jonas / Erasmus Roterodamus und andere.
Under den Papisten Tezelius der ablas-krämer / der zu Baden geruffen ecce volant, ecce
volant, sehet wie sie fliegen aus dem fegfeuer. Eccius / Cajetanus / Canisius / Malvenda /
Contarenus Cardinalis.
Auch andere gelehrte / als Theophrastus Paracelsus / Aldus Manutius / Polydorus Virgilius
/ Nicolaus Copernicus / Hieronymus Cardanus / Ludovicus Vives / Cobanus Hessus / Petrus
Lotichius / Paulus AEmilius / Euspinianus / Jovius / Sebastianus Münsterus / Johannes
Sleidanus.
In Italien ward auch der verrühmte mahler Michael Angelus / in Teutschland Hans Hohlbein.
(Gespräch.) Nicht unbequäm sezen wir hieher ein Gespräch /
welches der Chur Fürst Friderich mit Erasmo gehalten.
AUf dem Reichstag Keisers Maximiliani deß Ersten zu Cölln / hat Herzog Friderich
Churfürst zu Sachsen den hochgelehrten und weitberühmten Erasmum von Roterdam zu sich
fordern lassen und nach gnediger und freundlicher underredung under andern auch zu jhm
gesagt: Dieweil etliche jrrungen und uneinigkeitenin Religionssachen newlich entstanden
weren / so wolte er für sein person lieber / das jhn die erd verschlüngt / dann das er
falscher lehr und meinung bejfallen / oder dieselbige im geringsten solle vertheidigen
helffen.
|| [ID00319]
|| [ID00320]
|| [291]
Wann aber dannoch Luther eine gute sach hette und die jrrthumb mit billich keit straffete
/ und die Göttliche warheit recht und unverfälscht seinen zuhören vortrüge (ob jhm wol
nicht vnbewußt / in wie grosse gefahr er sich und die seinen hiemit sezen würde) so wolt
er dannoch solcher gewissen und vnfehlbaren warheit mit nichten zu wider sein. Vnd dieweil
es eine sehr wichtigie sach were / wolte er nicht allein seinem eigenen kopf darinn folgen
/ sondern wolte auch gern anderer gelehrten / frommen und verständigen leut meinung hievon
lernen. Begerte derwegen gar fleissig von Erasmo / er wol jhm doch seine meinung hievon
frejmütig und ohn schew anzeigen. Hierauff hat Erasmus anfänglich gelächelt / und im
scherz zum Churfürsten von Sachsen gesagt / Es were nicht ohn / das der Luther zwo grosse
sünde begangen hette / von welchen die eine were / das er den Pfaffen und Mönchen jhre
bäuche verunruhet / und sie etlicher massen zu vermutlichen schaden gebracht hette: die
ander / das er dem Bapst seine drejfache Cron hette anrühren dörffen. Nach diser scherzred
fieng Erasmus an seine meinung von diser sach gründlicher und weitleuftiger zu erklären /
und war das die summa davon / Luther thet nicht vnrecht daran / daser die eingerissene
mißbräuch und jrrthumb strafte / dieweil es mehr dann nötig were / das dieselbigen einmal
möchten gebessert werden. Er sagte auch / das Luthers lehr an jhr selbst wahr were / aber
doch wolt er wol wünschen / das er nicht all zu geschwind und heftig seie / sondern seine
gute sach etwas gelinder und sanftmütiger führen möcht.
Käiser Ferdinand über die 60. jahr alt starb.
(Jahr Christ??? 1565.) Erzstifft Magdenburg und Herzogtum
Braunschweig wird reformirt.
(Conradus Geßnerus.) In disem 1565. Jahr den 13. Decemb.
starb Conradus Geßnerus / der vortreffliche weitherümte Medicus und Philosophus / so viel
herrliche und nuzliche Bücher geschriben / seines alters im 49. Jahr.
(Dapfere ver tädigung Chur-Fürstë) Auff dem Reichstag zu
Augspurg hatte sich Chur Fürst und Pfalz Graaff Friderich wegen enderung der religion
großmühtig und dapfer verthädiget. Er sagte / sein sach seje ein gewüssens-sach / [292] (und Pfalz-Graafen
Fri derichs.) gebühre dem König aller Königen / und treffe die seel an / darüber
nit der Käiser sonder Gott zu gebieten habe. Man solle ihne anders lehren aus Gottes wort.
Er seje bereit alles darüber auszustehen / wol wüssend / daß in dem himmel alles wider
ersezet werde. Er redte so beweglich daß vilen Fürsten die augen übergiengen. Worauff Marg
Graaff Carl von Baden sagte: Er ist frömmer dann wir alle Daher er Friderich der fromme
genant worden.
An Ferdinands statt wurde Käiser sein ältester sohn Maximilianus / welcher wegen des
Religions-streit einen Reichstag zu Speir versamlete. Dazumal bekamen deß verstorbenen
frommen Herzogen aus Sachsen Johann Friderichs Ehe-gemahel / und kinder etwas lands und
herrschafften / so ihnen genommen worden / wider (Zwejer
Potentate̅ Hoch zeit zu Heidelberg. Anno 1570.) zu besizen.
Welches also zugangen. Zu Heidelberg wurden zwej Fürstliche hochzeiten celebrirt und
gehalten. Der Pfalz Graaf Johann Casimir heirahtet des Chur Fürsten Augusti von Sachsen
tochter / und dann Marg Graaf Joachim Friderich von Brandenburg / Catharinam seine bas.
Darbei fanden sich vil Fürstliche / Gräfliche und andere adeliche persohnen / und Cavalier
von allerhand avaliteten. Dise liessen durch ausgeschoßne botschafft Herzog Wilhelm von
Sachsen ersuchen zu versachffen / daß seine Theologen mit schelten und schmähen inhalten /
in gleichen solle zu Heidelberg und in der Chur Fürstlichen Pfalz alles schelten in
Religionssachen (Johan̅ Friderichs hinderlassne
bekommen wider Herrschaften.) auch aussen bleiben. Dises aber vermöchte bei dem
Herzog Wilhelm nichts. Daher die Fürsten einen anderen weg gangen / und bei Käiser
Maximiliano zuwegen gebracht / den abschnitt lands von seinem land / der Johann Friderich
wittib und seiner jungen herrschafft wider eingeraumt worden.
Indessen übte der Türk in Ungaren / Cypren grosse tyrannei / (Selym.) bezwingt die stätte Sigeth und Famagustam / laßt den statthalter in diser
statt lebendig schinden. Dis thate der Türkische Käiser Selym / (Amurathes.) starbe bald hernach und kame in sein statt Amurathes III. sein sohn.
(Basilowiz ein greulicher Tyrann.) Und hieher gehört auch
die histori von Basilide oder Basilowiz / dem Groß Fürsten der Moscau und was für ein
greulicher tyrann derselbe gewesen. Welches sich dann erscheint auß folgenden greulichen
exemplen.
|| [293]
Wie Bastlowiz bej listiger Uber fallung der Stat Großnaugrad mit Würgen und Mörden
gewütet: stehet fast nicht zu beschreiben. Under andern ließ er einen reichen wohlhabenden
Mann holen / und etliche mahl druch einen Strohm ziehen / hernach zu ihm bringen: und
fragte ihn: Was er doch immermehr gutes under dem Wasser gesehen: der ihm aber beherzt
geantwortet: Großherzog / ich habe gesehen / das alle die Teufel in diser Gegend / mit
höchstem Verlangen / demer Seelen erwarten. Du hast recht gesehen! versezte der Wüterich.
Ließ ihn darauf peinigen / biß er etliche dreissig tausend von ihm heraus gefoltert / und
nach Empfahung derselben / ihm arm und Beine abhauen: dernach noch lebendig in siedendem
Wasser kochen: um die geprophecejte Hölle desto besser zu verdienen.
Der Bischoff selbiges Orts hat ihn demüthig zu Gast geladen: in Hoffnung / damit seine
Huld und Gnade zu erwerben. Basilides stellet sich ein / säufft und frist meisterlich:
hebt aber mitten unterm Essen an: Du solt wissen / Bischoff! das du müssest ein Weib
nehmen: gestaltsam ich hiemit deine ganze Clerisej zu deiner Hochzeit will geladen haben.
Befahl auch gleich darauf denen umherstehend- und aufwartenden Mönchen / (deren eine
grosse anzahl vorhanden war) sie wolten sich bald / nach reputirlicher Hochzeit geschenken
/ umsehen.
Die armen Mönche holten herbej / so viel sie vermöchten: wurden lustig und guter Dinge:
vermeinten / es hatte nun keine Gefahr mehr. Aber bald wurd aus einem andern Ton
gepfiffen. Der Tirann ließ ein Mutterpferd (etliche schriben einen Esel) herbejführen /
und sprach zum Bjschoff: Sihe da! das ist deine Braut / und das Weib / so ich dir wil
geben: darauf soltu mit mir nach der Moscau reiten / woselbst du gut sejn wirst / die
Bären tanzen zu lehren. Die Mönche wurden mehretheils erwür get / ihr Kloster ausgeraubt
und eingeäfchert. Den Bischoff aber ließ er nach viler angelegter Schmach und Spott / mit
gebundenen Händen und Füssen / auf selbiger alten Stuten / zum Spectacul in der Stadt
herum führen / und endlich das Thier mit ihm lauffen / wohin es gewollt.
|| [294]
Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die / so darum
gewust / samt ihren Weiberen / Kindern / Gesinde / Geschlecht und Nahmen / ja auch Viehe /
Hunde / Kazen und Razen / so gar auch die Fische im Wasser / und alles was sie gehabt /
würgen / todschlagen / hinweg räumen / und ganzlich vertilgen lassen.
Hierbej trug sich zu / das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein
autraffen / welches in der Wiegen ligend / sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen
das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen / nimmet es
/ nach betrachtung seines holdseligen lächlens / in die arm / hälset und küst es / gibt
ihm hernach / mit dem Messer / drej Stiche ins Herz / und wirffts / für die Hunde und
Bären / zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber / welche das
Kind bis dahin erhalten hatten / so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben / und
durch den Säbel fallen.
In dem Zug / welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan / hat er eine grosse anzahl
Jungfrauen gefangen bekommen / und auf eine Zeit / die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo
wider frej / und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst
thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erken̅en / und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann /
euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen / der sie nach
ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein!
Eine andre Jungfrau hat er / neben andren Personen / unfern von der Narva / an dem Feuer
lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen /
und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage / werde sie ihn auch / in deß Henkers Händen /
finden / und mit Freuden anschauen / wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde
vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard / dem Bejlager Herzogs
Magnus aus Holstein / mit seiner / des Großfürsten / Muhme / samt seinen zwejen Söhnen
bejgewohnt / und selbst / mit etlichen jungen Mönchen / zum Brautlied / die Glaubens
Bekenntniß deß H. Athangsti / auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm
die Münche / ausser einem [295] Buche / nicht
nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken / welchen diser possierliche Cantor in der
Hand gehabt / ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt / das man hin und wider die blaue /
und rote / blutrünstige Noten / an ihrer blossen haut / merklich erkennen können. Als er
das Stättlein Wenden eingenomen / und folgends / der in Lieffland gewesten Teutschen
Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen /
und darauff die meisten sich selbsten / mit Weib und Kindern / in die Lufft gesprengt. Die
übrigen / so nach Eroberung deß Schlosses / ihm in die Hände gekommen / hat er alle
hinrichten / bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns / welcher einer
von Fürstenberg gewesen / für seines Herren Augen / dergestalt veitschen und streichen
lassen / das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen / und man ihm das Eingeweid im Leib
sehen können.
Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab / daran ein langes spiziges Eisen war:
weil derselbe den Vatter ermahnte / von solchem gottlosen Leben abzustehen / und ihm nicht
aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej / hat er
dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen / so an verbotenen
Tagen getrunken / und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen / und darüber
betreten worden / hat er / ein ganz Jahr lang / im Gefängnuß / Ketten und Banden gehalten
/ und nicht ehe / als drej Tage vor Ostern wider erledigt.
Seinem Schwager / der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden / gab er in Meth
sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen / und den
Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt / mit zittren und beben / etliche tausend
Schritte / auf den Knien / zu seinem Gezehlt kriechen müssen / und also Gnade bitten. Das
also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden / und er
lieber eines armen gemeinen Man̅s / als einer solchen Bestien Muhme hätte
hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren / das die Weiber von ihm etwas widerliches
geredet: hat er etliche derselben / in ihren eigenen Häusern / über der Ehemänner Tisch /
aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter / an einigem andern Ort zu mahlzeiten
/ werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich / mit
grosser demüthiger Bitte / erhalten: denn da man sie / [296] auf einer andern Stelle essen sand: wurden
sie viel grausamer hingerichtet.
Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft / und war darüber angeben /
gleich lebte er besser / dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und
bald hernach gar ins Wasser / da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen
hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der
Hölle / und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht
die geringste gewesen / das er die Eltern offt gezwungen / die todten Cörxer ihrer
erwürgten Kinder zufressen.
Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber
einer / um seines Großfürsten Gunst zu erlangen / demselben daß männliche Glied
ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam / für solche
Heuchelej / ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied / auf
Basilidis Befehl / also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen
tod / und Abkürzung der Pein verursachet.
Der Persianische König / Thamas / hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in
Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen / für ihm Knie beugen. In der Charten / und
im schacht / hat er sehr gern gespielt / seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt / wie
die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit / spilte er mit seinen Bojaren /
und fürnemmen Landherren / sehr bedachtsam und scharffsin̅ig: ließ aber /
nach vollbrachtem Spil / ohn Unterscheid / so wol die / welche ihm abgewonnen / als die so
das Spiel verlohren / miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen / Nasen und
Ohren abschneiden / und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand / von frejen
Stüken verlor / und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet / als ein
fauler und verzagter Mensch. Wolte dann / Unglük zuvermeiden / einer oder andre mit ihm
gar nicht spielen: muste er sterben / under dem Fürwand / er hätte dem Großfürsten nach
dem Leben gestellet / oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau
angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände.
|| [297]
Sonst ist er von Natur verschmizt / und geschwindes Kopffs gewesen / auch guter
Gedächtniß: so gar das er die Nahmen aller Gefangenen / von mancherlej Völkern /
ohnangesehen derselben eine sehr grosse Summa gewest / auf den Fingern herzehlen können /
und zu nen̅en wissen
Nach dem Kakenhausen in Lieffland von ihm eingenomen / hielt er miet einem Pfarrherren
ein Gespräch vom Glauben / und fragte selbigen um seine Bekantniß. Wie nun der Pfarrherr
antwortet / er lehre / was der Apostel Paulus und Lutherus gelehrt: versezt ihm Basilides
mit der Knutpeitschen eins über den Kopff / und spricht: Geh Hurensohn! und trolle dich
zum Teuffel / samt Luther! sc. und reitet darauf seines Weges.
Sonst ist niemand leichtlich von ihm / der Religion wegen / genöt higt worden: wie dann
leicht zu erachten / daß ein solches Epic urisches wildes Schwein sich wenig um den Himmel
und die Hölle bekümmert. Dennoch gleichwol hat er die Juden / welche sich nicht tauffen
lassen wollen / abscheulich tödten / und sie entweder lebendig verbrennen / oder ersäuffen
/ oder henken lassen: nicht so sehr aus Eifer zu der Christlichen Religion; als Lust / zu
tjrannisieren.
(Käiser Maximilianus 2 in Lebens-gefahr.) Käiser
Maximilianus II. begab sich zu er gezen / auff die Jagd / und als er einem Hirsch zu weit
nachgeeilet / verirrete er sich von den Seinigen / das er der Nacht wegen in eines
einsamen Bauren Hause zu bleiben genötiget wurde. Der Baur nahm ihn gütlich auff / und da
er sahe / das er wohl bekleidet / bedünkte ihn / das er viel Geld bej sich haben müste.
Als sie nun geessen / und er in eine alte Cammer zu schlaffen gewisen / fand sich des
Sohnes Braut heimlich zu dem Käjser / und sagte / unwissend wer er were / wie sie aus
Mittleiden ihm nicht bergen könte / das anjezo ihr Vater! der Bräutigam / und der Knecht /
ihn / wann er entschlaffen / umbzubringen entschlossen: Der Käjser ließ sich dessen nichts
merken / gieng zu Bette / rukte einen Kasten für die Tühre / und legte seine Rohr neben
sich auf das Bett. Der Baur da er vermeinte / das nunmehro der Gastschlieffe / schleich
ge [298] machsam an die Thüre / und
wolte sie eröffnen. In dem er sich aber betrogen befand / rieff er er solte / weil er
etwas aus dem Kasten zu nehmen auffmachen: Der Käjser verwiese ihm solches / und sagte
warumb er es nicht bej zeiten gethan: Bej solchem Gezänke nun wolten die andern zwej mit
gewalt die Thüre erbrechen. Der Käjser / in dem er den Ernst verspürete gab dem Wihrt bald
einen Schuß / das er todt zur Erden sank / sprang hierauf vor die thüre / und erlegte
gleichfals den Sohn. Als aber das Weib die unweit darvon wohnende Bauren umb Hülffe ruffte
/ und sie mit grossen Hauffen hinzu gelauffen / meldete der Käjser wer er wer / und sagte
/ dafern sie sich an ihm vergreiffen würden / so solten sie alle des Todes sein: Die
Bauren glaubten etlicher massen seinen Worten / nichts desto weniger aber führten sie jhn
des Morgens gebunden zu dem Haubtman in dem nechsten Mark fleken / da dann inzwischen auch
des Käjsers Leute hinzu kahmen. Vnd als er hierauff von dem Haubtmann bald erkennet / hat
man das Mörderische Hauß biß auff den Grund verbrennet / den Knecht zum Tode veruhrteilt /
und die junge Braut ehrlich beschenket.
(Carolus 9. König in Frankreich hält hochzeit.) König
Carolus IX. in Frankreicht hielt hochzeit mit Elisabetha / Käisers Maximiliani II.
tochter. Es bekame aber dise hochzeit den Evangelischen in Frankreich sehr übel. Da dann
der theure Fürst und hochtapfere Held Kaspar Coligny / Franzöfischer Admiral / des nachts
in seiner behausung überfallen / und alles was lebendig darinnen gefunden / erschlagen
worden. Es ist auch ein Wittenberger / genant Behm / deß Herzogen von Gvisa hausgenoß und
diener / neben anderen halunken in des Amirals gemach gefallen / und ihn gefragt: Ober der
Amiral were? Der Amiral sagt unerschroken Ja. Und da er das blosse schwert sahe / sagte er
zu seinem mörder / Mein jüngling / du soltest meinem alter und meiner schwachheit
verschonen: aber dennoch wirstu mir mein leben nicht kürzer machen. Und haben auch des
Amrals todschläger bekennen müssen / daß [299] sie ihr lebenlang keinen menschen in tods gefahr beherzter / bestendiger / und
unerschrokener gesehen hetten / als eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm
und anderen erstochen / und zum fenster herunder geworffen worden. Dan̅ der
von Gvisa nicht glauben wolte / daß der Amiral tod were / er hette ihn dann mit seinen
augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit eigner hand das blut vom gesicht mit einem
tüchlein gewüschet hat / auff daß er ihn recht kennen möchte. Und nach dem er ihn
eigentlich erkant / hat er ihm mit einem fuß auffs angesicht getretten / und hat also
weiter zu den anderen geeilet.
Ein Italianer da zugegen / hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet /
und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst / und an den Cardinal von Lothringen alsbald
übersendet hat.
Darnach hat ihm der pöfel händ / füß und das gemächt abgehauen / und ist also der übrige
cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept / und endlich bei den füssen an
den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden.
Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest /
daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren / edelleut / praesidenten /
rahtsherren / advocaten / Procuratoren / studenten / Medici / kauff- und handwerks-leut /
schwangere weiber / frauen / jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden / also
/ daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die
gassen lagen voll todter cörper / der strom war mit blut gefärbt / die thor und eingang
des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise
bluthund noch nicht gesättiget / sonderen lieffen umher / eben als wann sie toll und
rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet / und mit
gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen / und also
zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten /
und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend
betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward / wurd er gleicher
gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu / daß die nächsten blutfreunde einander
verrietten. Die [300] kindskinder verrieten ihre
altvätter und altmütter. Die kinder verrieten die eltern. Eine tochter verriet ihren
leiblichen vatter / und nam darnach den vattermörder zur ehe. Ja es ward auch der
todkranken und sterbenden nicht verschonet / sondern wurden aus ihren betten auff die
gassen geschleppet. Die männer verrieten ihre weiber die weiber jhre männer / ein bruder
den anderen. Ja es wird von einem geschriben / der disen mörderen noch gedanket hat / daß
sie ihm sein weib erschlagen hetten.
Dise zu Paris angefangene mezgerei hat sich bald hernach aus befelch des Königs
allenthalben ins ganze Königreich ausgebreitet / da man zu Meaux in Brie / zu Troyes in
Schampanien zu Orleans / Burges / Leon / Saumur / Angiers / Rovan / Tolosa / Bourdeaux und
anderswo / gleiche tyrannei und grausamkeit geübt hat / welche in disem auszug mit fug
nicht können nach der leng erzehlet werden.
(Herzog von Alba.) Um dise zeiten hatte grausame
verfolgungen in den Niderlanden angestellet der Herzog von Alba / welcher sich gerümt /
daß er allein in wehrender seiner regierung 18000. Evangelischer Christen durch die hand
deß henkers habe lassen hinrichten.
(Holand.) In Holand glükete es nach und nach denen /
welche geistliche und leibliche freiheiten suchten / und ward Leiden wunderlich von der
belägerung der Spanniern befrejer.
(Schottland.) In Schotland gab es auch unruhen wegen der
Religion / König Heinrich wurde umgebracht / worauff sich Königin Maria in Engelland
begeben / welche treulos an ihrem herren ward.
(Thomas Crammer verbrannt) Thomas Crammer / Erzbischoff in
Engelland / ist um̅ der Bekanntnus der Evangelischen Warheit under der
Königin Maria Regierung lebendig verbrannt worden.
(Engelland. Königin Elisabeth.) In Engelland kame zum
regiment die gewaltige Königin Elisabetha. Dise thate Papst Pius V. in den bann.
Zu denen zeiten lebten die gelehrten leute Erasmus
(Gelehrte Leuth.) Marbach / Simon Pauli / Casparus
Peucerus / Dasypodius / Rulandus / H. Bullingerus / Casparus Waserus / Rodolphus
Hospinianus / Ludovicus Lavaterus / [301] Johannes Stumpfius / Petrus Ramus. Under den Papisten Viega / Dominicus à Soto / Arias
Montanus / Lindanus und andere. Item auch der gelehrte Jurist Cujacius.
(Rudolph. 2. Käiser.) An Maximiliani statt wurde sein
sohn Rudolph II. zum. Käiser zu Regenspurg erwehlt anno 1575.
(Churfürst von Cöln wil auch reformieren.) Zu Cöln und in
selbigem Erz Bistum ward es schwirrig / weilen Gebhard Erz Bischoff und Chur Fürst
reformiren wolte / er wurde aber von der Clerisei und Papistischen ständen bald abgesezt.
Indessen begaben sich fort und fort die händel in den Niderlanden und vereinbarten
Provinzen / welche sich des Spannischen (Jahr Christ 1582.
Meterani Niderländische Geschich ten.) jochs los und frei gemacht. Da dann die
Prinzen von Uranien und andere Graafen / sonders der gewaltige Mauritius das ihre gethan
haben. Wer nun weitläuffigen bericht dessetwegen begert / der kan in dem Meterano alles
finden nach genügen.
In Frankreich ward es unrühig / Henricus III. kinderlos / (Frankreich.) ordnete zu seinem nachfolger im reich Henricum IV. König in
Navarren. Disem widersezte sich Herrog von Guisa / wurde aber aus (Hinricus 3. erstochen.) anstalt des Königs selbsten
umgebracht. Da nun König Heinrich III. von einem Mönchen mit einem vergifften messer
verlezt und darvon sterben müste / gienge es an und zeigten sich die factionen auffs
Königs und der Guisischen seiten / bis endlich König Heinrich (Heinricus 4. wird König) der IV. das reich erhalten / und aber dem reich Christi
abgesagt: Gott wolle / daß es nit mit dem Herren geschehen seje / wie mit dem mund. Gleich
wie ihm einer von seinen confidenten und wol (D'Aubigne)
bekanten geweissaget / da er am ersten den stich in den mund empfangen von Johann
Chastell: Herr König ihr habt Gott mit dem mund verleugnet und er hat euch darauff
getroffen / sehet zu daß ihr ihn nit mit dem herzen verleugnet / sonst wird er euch auch
darauff treffen.
(König Heinrich 3. Stiffter des Ordens des H. Geistes.)
Es ware der von einem Mönchen entleibte König Heinrich der III. dis nammens / eben der
jenig welcher gestifftet hatte den Ritter- orden des H. Geistes / zur gedechtnus seines
geburts-tags / und das ihme beide Cronen Pohlen und Frankreich angetragen worden.
Es waren aber die Papisten nit sonderlich gewogen König Heinrich dem IV. ob er schon die
religion geändert. Wie dann bald [302] vorermeldter stich ihme in den mund auff die zähn worden / worüber die Jesuiten zwar
bandisiert / aber doch nachgehends wider eingelassen worden.
(König Heinrich hat kein gefalle̅ an denen /
welche ihm zugefallen die Religion än dern.) Einem flatirer / welcher dem König zu
gefallen / in änderung der religion ihme nachgefahren / sagte der König: Bistu nit ein
narr / du komst darum kein Königreich über. Auch hatten die Evangelischen zu denen zeiten
mehr befürderung als hinderung / vil tempel da und dort wurden ihnen gestattet.
(Henrici Red mit Theodoro Beza.) Als König Heinrich in die
gränzen Savojer lands kom̅en / berufft er zu sich Theodorum Bezam von Genff
/ beschenkete ihn / heiste ihn seinen vatter / da er vormals sein lehr und zuchtmeister
ware. Da ihme nun Beza seinen abfall fürgehalten / sagte der König: Wolt ihr mich nit mehr
für ein schaff der herd gelten lassen / so laßt mich für einen schäfferhund gehen.
(Engelland.) In Engelland wurden allerhand practicen und
mordanschläg entdeket / wider ihre Königin Elisabeht gerichtet und ihre regierung. Die
Königin Maria aus Schorland bekame den lohn und wurde enthauptet. Die greuliche Spannische
schiffflotten und (Spannische Flot geht zu grund.)
kriegsrüstung / darvon alle welt müste reden / wurde durch Gottes macht bald von Franz
Draken und den Engelländeren zu nichten gemacht und vergienge wie ein rauch oder
wasserblateren.
(Türkischer Einfall.) Mahomet der III. und seine obersten
/ Sinan Bassa und Ottomann / fielen in Ungaren ein / thaten grossen schaden auffs neue /
namen stätte ein / als Rab und andere / verwüsteten alles / und begiengen barbarische
tyrannei.
(Sibenbürge̅. Bathori.) Sigismundus Bathori
/ Fürst in Sibenbürgen / bis daher sighafft / hatte unglük und wurde überwunden / von dem
Weiwoda Michael.
(Holländer handlen in Indien.) Dazumal fiengen die
Holänder an in Indien zu handlen und sich darvon reich und mächtig und ihre
kauffmanschafft ansehnlich zu machen.
(Geschicht von eine geschwächten Tochter.) Als auff ein
zeit Braband gep lündert worden / da auch Herrog von Alenzon im Henne göw lag / geschahe
|| [ID00333]
|| [ID00334]
|| [303]
(schwächten Tochter.) dises / daß ein Capitain / nammens
La Pont / der sein qvartier in einem dorff / Becout genant / hatte / wolte eine tochter
von hüpscher gestalt in dem haus da er losierte / zu seinem willen haben. Da aber die
Elteren nit wolten einwilligen / brauchte er gewalt und schwächete die tochter gabe sie
noch anderen darüber preis / und spottete sich ihren an dem tisch: Dise unleidend über die
angethane schmach / da jez der soldaten einer kame / dem Capitain??? was ins ohr zu sagen:
nimt behend das messer / und sticht es dem Capitain in den leib / darvon er alsobald
starb.
Die tochter so hierüber entrünnen wolte / ward ohn verzug von den soldaten gehalten / an
einen baum angebunden und erschossen.
(Erzherzog Matthias.) In den OEsterreichischen landen
zeigte sich Erz Herzog Matthias / Käisers Rudolph H. bruder / ziehet für Prag / ohngeacht
der Reichs Fürsten gesandten anbringen und anhalten. Dazumal wurde den Evangelischen die
freje Religions übung in OEsterreichischen landen verbotten. Welches machte / daß sie
augen auffthaten / desto mehr sich zusammen vereinbarten / auch hin und her bei Fürsten
und ständen anhielten / daß man sich wolte ihrer annemmen / in den streithandel schlagen
oder für sie intercedirn und bitten. (Unio deren sub
utraq.) Daher entstunde folgends in Böhmen die unio und vereinbarung deren sub
utràqve / also wurden die Evangelischen genant / weil sie das H. Nachtmal under beider
gestalt brots und weins empfangen.
Erz Herzog Matthias wird Ungarischer König inzwischen / und dann auch König in Böhmen.
Da nun allerhand practicen wider die protestirenden gemacht / sie auch zimlich herum
geführt worden / als regten sie sich (Majestät Brieff.)
und bekamen den Majestet-brief / darinnen der Käiser ihnen verwilliget / ihr freje
unangefochtene Religions-übung.
(Güilchischen Streit.) Auff des Herzogen Johann Wilhelm
von Guilch / der ohne leibs erben gestorben / gab es neue händel / und waren vil / die
ansprach an dis Herzogthum Guilch haben wolten oder solten. Brandenburg / Sachsen /
Neuburg meinten sie weren desselben rechtsam fähig. Der Herzog von Nivers / Graaf Heinrich
von der Markt [304] wendten das ihre auch für.
Dardurch dann sich ein und krieg erhebt / der bei nahe fast das ganze reich beunrühigte.
Der Fürsten Arme / und Prinz Morizen conjunction der sich (Güilch eingenommen.) zu ihnen geschlagen / wie auch die Franzosen under dem
Commando dessen von Chastres / ohngeacht des Erz Herzogen Leopoldi listiger gesüch /
verur???eten bald der statt Guilch übergab.
(Anno 1602. Savoyscher anschlag auff die Statt Genff.) Der
Herzog von Savoja hat allezeit eine Pretension gehabt auff die Stadt Genff / welche ihm
aber nichts daran jemals gestehen wollen / sondern war keiner vnter den Burgern zu finden
/ der nicht frejmüthig einem iedern Fürsten hette under das Gesichte gesaget / was
Demosthenes gesagt / als ihm viel vermeldet wurde / wie gelinde und sanffmüthig des
Königes Antipatri Herrschafft were. Wir wollen gar keinen Herren / er sej auch so gelinde
und gütig als er immer wolle. Denn die Feindschafft wider den Herzog war bei den meisten
Einwohnern dermassen eingewurzelt / das sie eher das eusserste ausgestanden / ja sich
selber mit ihren Häusern verbrennet / als sich dem Herzog untergeben hetten. Der Herzog /
weil er sahe / das er mit Gewalt nichts auszurichten vermochte entschloß er sich solches
mit List zu thun. Machte derwegen Anno 1602 einen Auschlag auff sie / welcher wie er sein
Scharffsinnigkeit / hohes Gemüth / Verstand und Vorsichtigkeit gnugsam gab zu erkennen /
also auch voller Gefahr war / und groß Vnglük mit sich zoge. Er gieng lange Zeit damtt umb
/ das man nicht das wenigeste darvon entdeken könte / zwar wuste man / das er Leitern
machen ließ / und sich allenthalben umb versuchte / wakere Soldaten bewarbe / auch deren
eine zimliche Anzahl zu Chamberj versamblet waren / denen es an reichlichen Vnderhalt
nicht manglete / erwarteten nur / wo man sie hinführen wolte / befahlen ihre Seele GOtt /
und hielten sich mit ihren Waffen bereit zu folgen / wo man sie hin commendiere / für das
übrige liessen sie den Herzog sorgen. Es hatte ihm niemand einbilden können / daß diser
Anschlag wider Genff gerichtet were / sintemal er mit ihnen in Tractaten stund ümb ein
frejen Gewerb in und ausser der Stadt in sein Land / und zu dem Ende wenige Tage zuvor den
Präsidenten la Rochette in die Stadt abgefertiget ihnen zu verstehen zu geben / wie es dem
gemeinen Wesen nüzlich / das Handel und Wandel zwischen ihnen frejgestelet würde. Sie
höreten es an / gefiel ihnen der Vorschlag / und [305] wiewol solche freje Stadte nicht leicht denen glauben / so sie zuvor mit Krieg
angegriffen / so wurden sie doch mit guten Worten ganz eingeschläffet / das sie ihrer
Wolfahrt nicht warnahmen / vermejnende starken Schuz zu haben andem Hervinischen
Friedens-Schluß zwischen Frankreich / Spanien und Savojen / darunter sie auch als
Confederirte der Schweizerischen Bundstände sich begriffen zu sejn vorhoffeten. Vnd zogen
des Herzoges Vnterhanen ungehindert in der Stadt aus und ein / also / das auch etliche vom
Adel / so umb den Anschlag etwas wusten / den Abend zuvor / ehe der Anschlag ins Werk
gesezet war / umb Pferde handelten / und sagten / sie wolten auff den Morgen wider kommen
/ und den Kauff vollend schliessen / ingleichen sagten andere / so umb andere Wahren
handleten / so gewiß schäzten sie ihnen die Einnehmung / aber Gott im Himmel spottet ihrer
Hoffart / und gedachte ihren Hochmuth zu stürzen und zu demütigen. Der Gubernator von Lion
kriegete Bericht / das der Herzog von Savoja disseit der Berge käme / und Leitern mit sich
führete / avisierete solches derowegen alsobald dem Könige / und verschaffte alle
Nothdurfft bej der Statt Lion / wenn er solte attaqviret werden / wiewol das Geschrej
mitbracht / das es nicht auff Frankreich angesehen were: Aber alles dises Geschrei könte
den Anschlag nicht verhinderen. Der Monsieur Albigni so des Herzoges Stathalter disseit
der Berge war / ließ das Volk marschiren / und legte es in die benachtbarten Stätte umb
Genf / doch alles zertheilet / damit man es desto - weniger gewahr würde: Das Rendevous
war bestimmet umb Schamberj / aber die Zeit des Auffbruchs behielt ihm der Obriste zuvor.
Sie machtens aber nicht wie die Parther / welche sich kein mal zu Nachtszeiten in Streit
begaben / noch wie die Lacedemonier / welche nichts / als bej vollen Monden vornahmen /
denn es war die finsterste und längste Nacht des ganzen Jahrs. Vmb sechs Vhr auff den
abend fieng daß Volk an zu marchiren / Brignolet Gubernator von Donnes hatte viel Raht
gegeben / wie diser anschlag solte weißlich fortgeführet werden / und versicherte sich
dessen so gewiß / das er sich verschwur / nicht zu leben / wo er nicht zu Genff leben
wolte. D'Albignj hatte alle Pässe besezet / die Reisenden abzuhalten / damit das geschrej
ihren anschlag nicht entdekete / noch auch des Herzogs ankunfft verkund [306] schafft wurde / welchem sie den
anschlag so gewiß gemacht / das er auch darbei sein / und die Ehre darvon haben wolte. Er
zog den 6. über das Gebirge / und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an /
Tremblieres genannt / eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen / und zum
ersten hinauff steigen solten / schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu / damit
wegen des Wassers Gräusch / die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten
ihnen / so böse anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer / in der Lufft /
darnach lieff ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg / welcher ihnen einen falschen
Lermen machte: aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen / das die Einbildung viel thut /
nnd man offt einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk / und Disteln vor geharnischte
Män̅er ansihet / wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff
Vhren an die Remen / daran die Genffer ihre Tücher truknen / wider die wolten sie fechten
/ denn sie meinten es weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der
Rosne herauff auff den Platz / Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum
Hinauffsteigen verordnet / folgten dem Albignj / welcher sie ließ in den Graben steigen /
durch die inwendige Gegenwehr / das die Wacht ihr nicht gewahr worden / wiewol die
schrejenden Antvogel im Graben die Genffer hetten auffweken sollen / gleich wie vorzeiten
die Gänse die Römer / bej der Franzosen Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket
haben / und giengen auff Hurden über den Graben / damit sie nicht dnrch den Koht watten
dörfften / warffen drej Leitern an die Mawren: welche / weil sie sehr artlich gemacht /
ich allhier ausführlich beschreiben wil / waren artlich und gefug gemacht / auff Maul-Esel
zu führen / und wenn man sie wolte auffrichten / so könte man sie gar geschikt in einander
schieben / uud so fest / das sie fast gedoppelt worden / ohne die Stüzen / so man ihnen in
der Mitten konte uuderstüzen / das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht
werden. Vnd das war sonderlich an ihnen zu merken / das man sie konte kürzer und iänger
machen / wie man wolte / auch auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden
/ da sie solten auff der Erden stehen / hatten sie grosse ejserne spizige Nägel / damit
sie tieff in die Erden giengen / und nicht forthütscheten. Oben an den Enden / damit sie
an die Mawren solten angeleget werden / [307] hatten sie Rädlein oder Rollen mit Filz überzogen / das / wenn man sie anleget / nicht
ein Geräusch machten / sondern sacht hinauff hütscheten. Alle die andern Ende hatten
eingebogene Gäbelin mit Eisen belegt / halb rund / also das die untersten Ende desto
besser in die Obersten konten eingeschoben werden / und also die Ende der höchsten Leiter
auff den untersten ruhen konten / und sich also wol und feste in einander schliessen. Wann
sie so wol das Glük als sonst alle Nothdurfft bej sich gehabt hetten / were der Anschlag
leicht zu Werk gerichtet worden. Sie hatten zur Hand Beiel / Hämmer / Zangen / die ejsern
Ketten enzwej zu brechen / die Schlösser auffzusprengen / grosse Nägel und Riegel die Tohr
auffzuhaben. Sie hatten viel Petarden / nnd wenig Petardirer / aber das Glüke / so die
gröste Gewalt in solchen Anschlägen hat / mangelte ihnen / da sie doch schon mitten in der
Statt / und Meister in den Gassen waren bej zwej Stunden. Brignolet war der erste / und
hielte sich männlicher als weißlich. Denn weil er der erste auff der Mawren war /
ertappete er die Wacht / er zwang von ihme die Losung / stürzete ihn Todt über die Mawren
herab / und stellete sich au seine Stelle / damit er die Ronde auch also empfieng / wie
auch geschach / als die Ronde ihm die Losung ins Ohre raumen wolte. Der Knabe / so die
Latern trug flohe zu rük / und erzeigte Wacht in der Corp de garde an / was seinem Hern
widerfahren war / man achtet es aber gear wenig. Diß geschach zwischen einem und zwejen.
Denn sie erwarteten der vierdten Stunde den Angriff zu thun / damit sie sich desto mehr
sterkenkönten / und auch näherer dem Tage kämen / dan̅ alle kriegische
Anschläge bej Nacht bringen gemeinlich eine confusion oder Vnordnung mit sich. Es hat sich
wol in der Stadt niemand Abends schlaffen gelegt in Furcht so zeitlich geweket zu werden /
sondern schlieffen alle ganz sicher. Der Feind hatte eine gute Stunde Zeit
hinauffzusteigen / und auch so lange drinnen zu ruhen / ehe sie irgend ein Widerstand
funden. Wenn der Monsieur D'Albignj selber were drinnen gewesen / die Zeit in acht
genommen / und alles weißlicher angestellet / als nicht theten der Sonas / Brignolet und
D'Altignac / so hetten sie wol können sagen / das die Stadt gewonnen were. Eine halbe
Stunde nach Zwejen hörete die Wacht auff der Münzer Thurne ein Geräusch im Graben /
derhalben loß schoß / die Losung gab / und lermen machte / dar auff sich Brignolet
ent [308] deken muste / fiel also die
Corp de Garde an bejm Neuthor mit aller Gewalt / das er alldar ein Pe???arda pflanzen /
und das Tohr dem hellen / hauffen / so auf den Plain Palais hielte offnen kön̅te. Er eroberte zwar die Cor de garde / versahe es aber grewlich / das er einen
entschlupffen ließ / welcher bald hinauf stieg / den eifern Schoßgatter für fellen ließ /
damit sie die Petarda nicht anbringen können. In der Stadt war grosses Geschrej / heulen
und wehklagen / welches ihnen die Savojer hetten zu nuz machen sollen und besser Muth
fassen / so zaghafft die Inwohner waren / welche nicht wusten wo hinaus / oder welchem
Thor sie zulauffen solten. Die Feinde wurden von den lieblichen Anblik ihres ersten Glüks
gar verblendet. Die heraussen hetten irgend ein ander Thor anfallen sollen / damit sie die
in der Stadt getrennet hetten / die drinnen gebrauchten sich nicht ihrer Beille / Hämmer /
sc. Sie vergassen Fewer in etliche Häusser zu werffen / sie waren ganz verwirret / und
dachten vilmehr auff den Raub / als wie sie ihren Anschlag zu Ende führen wolten. Sie
hatten zwar under ihnen zu Losung das Frösch-Geschrej / damit sie sich undereinander
erkenneten / gleich wie die Türken mit dem Wort Bret / Bret / einander auffmuntern und
annahmen. Vnter dessen schrje der Bürger meister in der Stat / wer mich lieb hat / der
solge mir. Etliche benachbarte Bawren / so im Stadt Hause die Wacht hatten / wurden bej
dem Neu thor von etlichen Capitainen wider die Feinde angeführet / aber mannlich wider
zuruk geschlagen / doch glükete denen von der Statt Seiten der erste Schuß / das sie den
Petardirer traffen / welcher sehr bemühet war eine Petard anzuschlagen. Aber darumb waren
die Feinde nicht gewichen / wenn nicht der grosse Hauffen der Bürger darzukommen / welche
als die Vnsinnigen in den Feind sazten / das er bald den Muth sinken ließ / sonderlich
weil der Brignolet Todt blieb / und sie kein Haupt mehr hatten. Die Noth / so auch die
Zaghaffsten beherzt macht / er munterte die Bürger dermassen / das sie als die grimmigsten
Thier in die Feinde sezeten / das sie bald den Rüken kehren musten. Die Hurtigsten nahmen
den Weg zu rük zu den Leitern / aber sie waren wenig nüze ihnen / denn sie durch ein groß
Stük enzwej geschossen waren / blieben also 54. Tod auff dem Plaz in der Stadt zwischen
den Mawren / und wurden 13. gefangen lebendig. Wenn sie hetten in der Stadt gnug geworben
Kriegsvolk gehabt / [309] und einen Aus fall
gethan / wurden die auff dem Plain Palais vor der Stadt nicht mit so guter Ordnung könen
zuruk kommen sem. Die 13. so sie lebendig gefangen / hatten sich gefangen gegeben / das
man sie als Soldaten halten solle / so sten hetten sie eher das Leben gelassen. Vnter
diesen war auch der Baron D'Altignac / welcher sich man̅lich wehrete / gab
seinen Ritter Orden S. Mauritii seinem Knecht / imd sagte er solte sehen / das er sich
salviren könnte / er aber entschloß mit der Wehr in der Hand zu sterben. Der Magisirat
aber wolre sie nicht als gefangene Soldaten halten / sondern als Räuber / die über die
Mauren gestiegen / wider aller Völkern Recht und den Landesfriden. Vnd sagten / das sie
dem Herzog für viel zu auffrichtig hielten / das er in eine solche bose verrätherische
That hette willigen sollen. Es waren mancherlej meinungen ???ört / wegen jhrer Verdammung
/ die Gelindesten schlossen dahin / man solte sie ranzioniren / andere / man solte sie
gefangen behalien / damit / wenn / der Krieg continuirte / man Auswechselung thun könte /
aber die schärffesten bewegten den gemeinen Pöbel / stalten ihnen für augen die ausrottung
der Religion / Schändung Frauen und Jungfrawen / jämerliches Erwürgen / eusserste
plünderung / und ewige Dienstbarkeit / soder Feind wider sie beschlossen / ja das
erbär???iche Heulen und Winsten Witwen und Wejser. / ihrer iez erschlagnen Männer und
Väter / darum der gelindeste Stimmen nicht gel??? / sondern die Gesangenen gehenkt zu
werden / verurtheilet worden. Sie baten weil sie vom Adel / das man sie mit dem Schwerdt
richten wolte. Es ward ihnen zugesaget / aber nach dem sie erst auff den Sontag umb 2.
Vhren stranguliret waren. Sieben und sechzig Köpfe bejdes der gehangenen / als die
erschlagen worden auff einen Galgen genaglet / und die Cörper in die Rhosne geworffen.
Dienstags hernach ward ein Fast und Bett Tag gehalten / und Gott für dir gnädige Erlösung
gedanket. Sie schrieben an ihre benachbarte Freunde umb hülffe / und erzehleten / wie
wunderbar sie Gott errettet hatte. Pierre Matthieu. tom. 2 lib. 5. Narrat. 7. somn. 4.
(Th. Bezae Träum.) Theodorus Beza der gelerte nunmehr
aber sehr alte und abgelebte mann / der zum triumph hat sollen nach Rom geführet werden /
hatte nächtliche weil / all dieweil der handel sich begeber / einen traum / wie es
ergangen / und ehe man anfieng die sachen ihme erzehlen / erzehlete [310] er es zu erst / da man seiner verschonet zu
nachts und ihn nit auffgeweket hat. Auch da die mordnacht zu Paris vorgangen / spazierte
an einem morgen Beza mit den häupteren der statt nach gewonheit an einem gewüssen ort /
ware sehr traurig / und bekante daß er die nacht über in grosser angst gesteket / dann ihm
geträumet wie so vil Evangelische er habe sehen in dem blut ligen in der statt graben / in
welchen sie konten im spazieren sehen under anderen auch den Admiral Coligni kläglich
schrejend Kaum erzelte dises Beza / komt die post daher geritten / bringt zeitung von dem
angestelten blutbad.
Wir wollen aber nit auslassen / die denkwürdig e belägerung Ostende.
(Belägernng Ostende.) Die beschriene belägerung und einuam
der statt Ostende / in Flanderen / hat ihren anfang genommen im 1601. Jahr nach Christi
geburt: gestalt same der damalige Spannische Gubernator / Erz Herzog Albertus den 5. Julij
selbigen jahrs Graaf Fridrichen von Berg / obersten Feldmarschallen / mit vilen
regimenteren dahin gesandt. Diser ließ sich nider an den Oost-Duynen der statt / und gab
nächstfolgenden tags der statt mit vier Canon schüssen seine ankunfft zu wissen. Gleich
selbigen nachmittag ist auch Don Augustin Mexia Gubernator des Castels zu Antorff / mit 5.
regimenteren / so 8000. mann stark waren / und vier Sqvadronen reutern / an die Westseiten
der statt gerukt / um zwischen der Isabella und Albertus-schanz sein läger zu schlagen:
ward aber von dem starken heraus-schiessen genötigt sich wider zuruk nach den Duynen zu
begeben / nicht mit geringem verlurst. Von dannen aber hat er sich mit undergraben der
statt genähert.
Die besazung der statt bestund in ein und zwanzig fähnlein kriegsknechte und ein fähnlein
burger / dar über der oberster Carl von der Noot Commendant war: Wiewol die General Staden
der Niderlanden / alsbald ihren die belägerung wissend worden / under dem obersten
Vchtenberg / über das noch zehen fähnlein knechte hinzu gethan / und dise anzahl den 8.
Julij mit acht Compagnien aus dem läger für Berg / und der 14. Julij abermal mit 12.
fähnlein verstärkt. Den 15. Julij kam der General Veer in Ostende / und ward den 16. die
statt durch den Ammiral von Warmond mit allerhand Munitionen versehen / ohnerachtet des
grausamen schiessens / welches man auch zu Londen in Engelland donneren hören.
Zwen tag vor ankunfft besagten Generals / fielen die belägerten aus / und machten in den
Transcheen / die noch nicht allerdings recht verfertigt waren / bis in die sechs hundert
mann nider: worüber auch der vorgemeldte Antorffische Gubernator hart verwundet / Don de
Montoy / Maistro del [311] Campo aber in seinem
zelt erschossen worden: über das bissen noch etliche fürnemme Persohnen mehr ins gras. Die
von Ostende verloren dreissig mann.
Den 22. Julij war der hafen mit Stuken der massen besezt und beschossen / daß keine
schiff mehr dörfften einfahren: dises ward aber durch anleitung etlicher alter erfahrner
Schiffleute remedirt / in dem man einen Wall an der Contrescarpen eröffnet / und also dise
schiffe eingebracht / auch die andere in dem statt-graben verborgen / und daselbst ganz
befrejet. Der Erz Herzog ließ zwar vilschiff mit steinen zu Neuport und anderswo belasten
/ und um die Gvele seuken / um dieselbe zu stopfen: richtete damit aber wenig aus. Die
Ostendischen hingegen befestigten sich so wol gegen dem Wasser / als Landwerts / auffs
allerbeste / wurden auch über die masse wol proviantirt: also daß dar vil Seeländer aus
fürwiz und neubegirigkeit / mit weib und kind / in Ostende führen: weil ihnen bewust / daß
daselbst essen und trinken wolfe ler weder in Holand und Seeland / und alle leibliche
speisen von allem Vngeld frei waren.
Nicht weniger langten auch vil Prinz und Fürstlicher personen / allerhand Nationen / da
an / den kriegs handel und gelegenheit der statt zu besichtigen: under anderen des Königs
von Dennemark Herz bruder / der Herzog von Holstein / mit dem Graafen von Hohenloe: und
andere mehr. Jader König in Frankreich Heinrich der vierte kam selbst im Augusto auff
Cales / die gelegenheit diser belägerung zuu vernemmen.
Der Graaf von Chastillon / ein sehr schöner / langer / tapferer und frommer Herr / ein
enkel des berühmten Admirals in Frankreich / war auch in der statt im dienst / und
oberster über die Franzosen: welchen den 10. September ein unglük traff / wie er stunde
oben auff dem sandhügel / und durch die schanzkörb hinaus sehen wolte / neben dem
Gubernatorn: dem herren von der Noot / dem Colonell Vchtenbruch / und anderen fürnemmen
Officirern: sintemal ihm mit einer kugel die Hirn-pfanne vom haupt abgeschossen worden /
daß das Hirn und die Hirnschal dem Colonell Vchtenbruch dem Capitain Brok und anderen das
angesicht besprengete / also daß etliche schier auch ums leben kommen. Wie dann auch
gedachter Vchtenbruch kurz hernach am lezten September erschossen / und sehr beklagt / in
gleichem ein Französischer Capitain la Promerende genant. Aber alle Capitainen / so inner
oder ausserhalb der statt tod bliben / zu beschreiben / ist unmüglich: können auch nicht
er zehlt werden die mancherlei und wunderbarliche fäll / so sich täg ich begeben: wiewol
es dennoch von dem kriegsvolk nichts geachtet noch die geringste forcht bei ihren erwekt:
dann die gewonheit macht auch den schreken selbsten unerschreklich.
Vnder andern trugs sich zu / daß in dem ein Soldat / ein gekaufftes Brot in die Höhe hebt
/ und sehen läßt: eine Kugel geflogen kom̅t / und jhm die halbe Scheit des
Brods hinweg nimmt: die andere Scheit behielt er in der Hand / und sagte lachend: das war
eine recht schaffene Kriegsmans-Kugel / die mir gleichwol noch den meisten Theil des Brods
gelassen hat.
Ein noch nicht gar zwanzigjähriger Engelländer fiel under andern [312] mit aus / und als ihm ein arm ward
abgeschossen / nam er denselben auff / und trug ihn mit in die statt zum Balbirer: wie er
nun verbunden / erzeigte er sich gar nicht als krank: legte sich auch nicht zu bette /
sondern nam den arm in die linke hand / trug ihn in sein losament / und sagte: das ist der
arm / der des Mittags dem andern fürgedient hat.
Einem anderen soldaten warrd auch der arm abgeschossen / und weil er ganz schwach /
führten ihn zwen andere: bald aber komt ein andere kugel / und nimt ihm auch ein bein ab
davon er zur stund starb: wiewol keiner von den beiden / so ihn leiteten / verlezt wurde.
Ein Würzkrämer für seinem Laden stehend / ward auch mit einer Kugel getroffen / und
nachdem er schon todt auff die Todten-Baar gelegt / sein Leichnam in dem Sarg / von einem
neuen Schuß / noch eins getroffen. Ein junger Man saß auff einem Pferde / da wurde das
Pferd unter ihm von hinten biß vornen durchschossen: er aber bleib unversehrt: ausgenommen
das zwischen den Beinen ihm die Hosen ein wenig verlezt worden. Ein Capitain über das
Schiffvolk redete mit einem / so ihm auf den Schultern lag / dem ward ein Arm abgeschossen
/ aber der Capitain nicht getroffen: ohn allein das er von dem starken Winde / welchen die
Kugel mit sich brachte / etwas in Ohnmacht fiel / und ihme die Ohrenbluteten.
Es begab sich auch drej oder vier mal / das die von dem Feind geschossene Kugeln etwann
den ganzen oder halben Mund eines Geschüzes / so in der Stadt stund / traff / und mit dem
Treffen das geladene Stuk abgieng / und beide Kugeln zugleich hinaus schoß. Viel andere
selzame / theils auch lächerliche Dinge / haben sich mehr begeben / die zu weitläufftig
fallen solten / alle zu erzehlen.
Man gibt für eine Warheit aus / das in den ersten zehen Wochen der Belägerung / so wol
wider die Stadt / als aus derselben / 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen / auch
glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen
die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind / verderbten ihm die Schanzen / und
Räder am Geschüz: also / das man dafür hält / das zu keiner Zeit bej Türken / Heiden /
oder Christen / auf einigen Ort / so viel Schüsse gethan.
So geschahen auch unterschiedliche Ausfälle / und zwar den 24. Augusti zweene: darbej die
Spannier zimlich einbüsten.
Der Erzherzog Albertus ließ sich offt selbst im Läger finden / und hatte sein Losament in
der Albertus-Schanz / da das Läger rings um also gebauet und gestärkt war gegen den Winter
/ das es einer Stadt gleich sahe. Die Infantinn Isabella kam gleichfalls den Augusti
selbst ins Läger mit sechzehen oder achtzehen Carreten: welches / weil es die in der Stadt
könten sehen / zu beden Se???ten viel Canonirens verursachte. Man wolte sagen / das die
Infant???nn selbst etliche grobe Geschüz angezündet und Feuer gegeben / um den Krieg zu
beehren.
Sie baueten platte Formen von Holz und Reiß / im Westen auff dem See-Strand / welche sie
mit Schanzkörben besezten / um dadurch die Schiff / so in den alten Hafen ??? olten fahren
/ zu beschliessen und abzukeh [313] ren:
trachteten auch dahin / den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands /
zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten / und dem Volk alle Säk abnamen /
auch alles Cannefaß aufkaufften / welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk / und
ward von der See hinweg getrieben.
Aufs Gutachten Capitäins Catris / beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber
gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der
Anschlag wider zuruk.
Diß alles / und noch weit ein mehrers / verlieff sich bei der Belägerung in den ersten
fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen
und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner / welchem daß Loß neben andern den
Angriff / und die förderste Spize zuerkandt / förchtete sich seiner Haut: schwamm also des
Nachts mit seinem Rappier über den Hafen / welches er im munde führte / und entdekte dem
General Veer in der Stadt alles / was des Sturms halber beschlossen: worauf der General
solche Anstalt machte / das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten
Tags / nachdem das Wasser abgeloffen / und das Geschüz von allen Seiten gedonnert / kamen
sie angezogen / nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der
zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass???er oder Schildträger / und die
Schußfrej-gewapnete / samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen
kamen / woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren / und anfiel: wurden die Stuk
abgeschossen / und stelen die Spannische im Sturm nieder / als schüttelte man Aepffel von
den Bäumen. Als sie aber / nicht sonder Beschwerniß / biß zu den Knien / im Wasser gehen
musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten
beieinander waren: wurden / durch Anordnung des Generals / 2. Schleussen der Stadt
eröffnet / deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser / die andre das Wasser in dem
Stadt Graben zwang.
Als die Schleussen also aufgethan / und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel
der Spannischen / so nicht wol fest stunden / von dem Strom nidergeworffen / weggetriben /
und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr
Büchsen-Pulver naß und verderbt ward / musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich
vertheidigen.
Die Reuterej / so beordret war / dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen / und ihme das
zurukweichen oder Flucht zuverhindern / that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren
eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer / also das man hernach die
gesattlete und gezäumete Pferd / in Flandern / in Seeland bej Fleissingen / und anderstwo
Tod gefunden / und herausgezogen hat. Die Waalen / so auf Porcespik stürmeten / wurden
auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden / den Sandthil zu bespringen / vermeinten
sich allda zu begraben / und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen / biß sie die allte
Stadt erobert hätten / und [314] hatten allbereit
etliche Tonnen Pulvers dahin gebracht / mit vilerlej Noth???urfft: würden aber von allen
Seiten wie der abgetriben.
Der Graf von Bucquoj siel zwar auch mit 2000. Mann / auf das Ost-Ravelin tapffer an / und
stürmete: vermeinend dergestalt über die Guele zu kommen: ward aber durch scharffe
Gegenwehr ebenfalls abgewisen: und war das Wasser mitler Weil also gewachsen / das es
ihnen biß an den Hals gieng ??? daher viel Volks ersoffen.
Summa: sie wurden von allen Quart dieren abgetriben: ausbenommen etliche Aussenwerk / so
zum theil verlassen waren / und sie doch nicht lange behalten konten / sondern bald wieder
musten verlassen. Es ward in die anderhalb Stund / biß auf den Abend gestritten: biß die
Finsterniß sie gezwungen abzuziehen / mit Verlust 1500. Mann. Viel ertrunken: viel wurden
hernach verwundte: viel an den Palisaden / oder Pfälen hangende (so sich nemlich aus der
See errettet /) gefunden. In der Stadt waren bej vierzig Todt geblieben / und etliche
verlezt.
Von dem ersten Tag der Belägerung / nemlich dem 5. Julij / an / biß auf Wiehenachten /
sein auf die Stadt geschehen hundert ein und sechzig tausend / und fünffhundert
Canon-Schüß: und aus der Stadt etwann hergegen halb so viel. Der Schaden vom Schiessen
ward aber nicht allein reparirt / sondern die Stadt noch viel stärker gemacht. Der
Sandthil war so voll Kugel geschossen / das die Werkleut / so da Palisaden und Blaken mit
eisern Spizen wolten einschlagen / schier nirgen eintreiben könten / und offt acht Kuglen
in einem Loch angetroffen. Vntergraben könte man die Stadt nicht / von wegen
unterschiedlicher Verhinderung: so konte man sie auch nicht aushungern: sintemal alles
Schiessens ungeachtet / offt in die 20. 30. 40. Schiff in die Stadt kamen.
Nichts desto weniger beschloß der Erz Herzog die belägerung zu con???inuiren / ließ auch
allerhand künstliche erfindungen / den hafen zu schliessen versuchen: wiewol ohne frucht:
angesehen das wasser / oder die geschüze aus Ostende / alles vernichteten und
zertrümmerten.
Weil dann der Erz Herzog und die Infantin resolvirt / von dannen nicht zu weichen: sind
in dem läger nicht allein schlechte hütten / sondern auch schöne häuser erbauet worden:
also daß es mehr einem steken oder statt / weder einem feldläger ähnlich gesehen. Daher
sie auch das theil im Westen West-Ende nenneten: damit anzuzeigen / hetten die andre ein
Ost-Ende / so hetten sie ein West Ende / darinn sie vil beqvemer wären gelogirt.
Die erhaltung der statt kostete underdessen den herren Staden alle Monat 100000 Gulden:
ohn den sold des kriegsvolks. Dem Erz Herzog auch hingegen / wie leicht ermeßlich / kein
geringes: also daß des geldmangels halber under der Armee vil Meutenirens vorlieff. In den
ersten zwejen jahren der belägerüng haben die Staden vierzig mal hundert tausend Gulden /
oder vier Millonen daran wenden: und / anderen theils / die Staden in Flanderen / zu
bezahlung deß Spannischen kriegsvolks / monatlich neunzig tausend Gulden auffbringen
müssen. Vber das haben dise noch extraordinari bei wärender belägerung bezalt fünfzehen
mal hundert tau [315] send Gulden / und
noch monatlich vierzehen tausend Gulden / welche endlich auff zwei und zwanzig tausend
kommen.
Dise belägerung ist eine rechte schul der kriegs-kunst gewest / da allerlei kriegs-volk /
als Gubernatorn / Hauptleute / befelchshaber / Büchsenmeister / Piloten / Schiffleut /
Ingenieurs / leib- und wund-ärzt / sich zu üben / gnugsame gelegenheit hatten: dergestalt
/ daß deren einer / so nur allein etliche Monat diser belägerung beigewont / ein meister
seines handwerks könte werden / und wol verstund / was eine statt zu belägern oder
beschüzen nötig. Sonderlich haben die wund-ärzte hie mehr in einer wochen / dann anderswo
in einem jahr gelernet.
Man hat brechnet / daß in den zwanzig ersten Monaten auff die statt über die 250000.
Schüsse geschehen sind / alle mit dreissig und fünffzig-pfündigen kuglen: gestalt auch die
drinnen denen draussen nicht vil schuldig gebliben. Vnder anderen kunst und sinnreichen
erfindungen / hat ein trefflicher Ingenieur Pompejus Romanus / eine wunderliche
Sturm-bruke ersonnen / um einen halben Mond / den die belägerte jenseit der Geule / die
aus und einfahrt der schiffe damit zu befrejen / gelegt hatten / zu besteigen und ein
zunemmen. Dise bruken hatte die gestalt eines wagens / mit vier breiten und starken
metallen rädern. Zu mittelst stund drauff ein grosser Mast oder segelbaum / fünffzig
schuch hoch? an welchem man die bruk hoch oder nidrig könte auffziehen. Sie war gemacht
von grossen schiffseilen / dic auff kleine mast-bäum geflochten und gespannet waren. Das
vorderste tei??? könte man recht auffwinden / und gleichsam eine fall-bruk über den graben
auff dem wall niderlassen: man könte sie auch an- und abführen mit vierzig pferden / und
war rings umher / wegen der diken schiffseilen / für einen Musqveten schuß gesichert. Mit
diser bruken vermeinten sie den halben Mond zu bestürmen. Als aber die belägerten solches
merkten: richteten sie das geschüz darauff / und schossen straks im anfang ein rad darvon.
Ehe nun dasselbe wider gemacht ward: richteten sie auff der Contrescer??? vil hohe Masten
auff / dergestalt / daß wo sie schon die bruken hetten angebracht / und nider fallen
lassen / dieselbe auff den masten doch wurde sein ligen bliben. Ist also dise invention zu
wasser worden.
Im jahr 1603. kam Spinola ins läger / stellete vil sachen anders an / und fiel mit seiner
erfahrnen klugheit den belägerten sehr gefährlich: denen nun mehr auch das Meer mit hohem
Wasser / wie sonst andere unfugen / grosse schäden zugefüget. Diser sezte ihnen bald mit
stürmen / bald mit undergraben so vil und hefftig zu / daß sich die belägerte auff die
hinder den alten hierzu auffgeworffene neue bollwerke reterirten. Darnach schnitten sie
die statt noch halb ab / und befestigten dasselbige mit flankirenden bollwerken / und noch
hinder disem / machten sie ungefährlich aus dem vierten theil der statt gleichsam ein
schloß / oder klein stättlein / welches sie das neue Troja nenneten. Weil aber alle solche
bollwerke neu und von frischer Erden waren / könten sie dem gewalt des geschüzes / welches
der feind nun mehr auff die alte eroberte bollwerken gestellet / nicht lang bastand sein.
|| [316]
Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet / (davon sie underweilen
auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren /
(wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge / wegen verborgener Minen / thun müssen)
und vermerket / daß die Spannische die alte statt / bei der alten Kirchen undergraben:
daher sie zu beförchten hatten / die See dörffte noch mehr einbrechen / und schaden thun:
als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der
Gubernator alsbald angefangen / das beste geschüz / Munition / und was an Proviant übrig /
in die schiffe zu laden / auch die personen / welche den accord beschweren möchten / als
Predicanten / Ingenieurs / Vberläuffer / Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem
Don Spinola / angefangen zu accordiren. Worauff / nach beschlossenem Accord / den 22.
Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen.
Man sagt / daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register / darinn die
anzahl aller Colonellen / hauptleut / und gemeiner soldaten / so vor Ostende gebliben /
auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend / hundert
und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über
die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche
belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe.
(Biron hinge richtet.) Anno 1602. den 12 und 22 Julij
wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht / damit es also hergangen.
Nachdem der Franzoß / Nahmens de la Fin / dem König in Frankrich die Verbündniß des
Herren von Biron mit den Spanischern / entdeket: hat der König diesen zu sich nach
Fontainebleau beruffen / ihn / nachdem er angekommen / freundlich empfangen / und im
Gespräch / under andern / gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen / was für heimliche
Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen / da
ers rundaus würde bekenne / solte alles vergeben und vergessen bleiben.
Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson / dem solches
der König anbefohlen / zum Nachtessen geführt / da er sich über Tisch ganz schwermütig
erzeigt.
Donnerstags den 13. Julij / hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben
wie vor / wieder stark verneinet / und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen
sieng die Königinn / mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im
Gemach herum spaziren / und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron:
sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir / und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um
die [317] Nachtzeit war: befahl der König / man
solte schlaffen gehen. Da nun Biron zur Kammer hinaus gieng: folgte Mons. de Vitrj nach /
fiel ihm in Wehr / und sagte: Et solte sie ihm geben / dan̅ der König hätts
befohlen / das er ihn gefänglich annehmen solte. Darauf der von Biron anfieng zu schrejen:
Soll manmir die Wehr nehmen / welche dem König / und der Cron Frankriech so wol gedienet:
Wolte sie also nicht von sich geben: sondern begehrte / es solte jemand zum. König gehen /
und für ihn bitteu / das man jhm die Wehr entweder lassen / oder aber solches dem ganzem
Regiment der Guardi zuverwahren übergeben wölle: gab sie doch endlich von sich / mit disen
disen kleinmütigen Worten: Es ist das erste / das ich sie von mir gebe / und auch wol das
lezte. Den 18. Julij sein zween vornehme Herren des Parlements / zu dem Marschall von
Biron / gangen / ihn zu verhören: der seine fürgehabte Anschläge nicht gelöngnet / sondern
aus der Gefängniß an den König eigenhändig geschriben / um Verzeihung und Fristung seines
Lebens gebeten: seine vor die Cron Frankreich empfangene 36. Wunden erzehlt: und in
künfftig beständige Treu angelober. So thaten auch seine Blutsverwanten seinethalten einen
Fußfall. Der König aber hat ihnen geant???vortet: das er für seine Person ihm zwar gern
verzeihe: die Cron Frankreich aber / und seiner Kinder Volfart gestattete nicht / das
solche Ubelthat ungestrafft bliebe: müste es demnach den Rechten anbefehlen.
Hat also der König befohlen / mit dem angefangenem Proceß zuverfahren: und ist er / nach
vieler Weitläufftigkeit / lezlich den 27. Julij / Morgens / aus der Bastille in den Palast
geführt / und den Richtern fürgestellt worden. Für welchen er mehr / was zum Mitleiden /
als Bewehrung seiner Unschuld / dienlich / fürbrachte. Er zeigte seine Wunden / deren er
mehr dann 35. für das Vatterland empfangen: welcher Anblik vielen die Thränen aus den
Augen brachte / welche es nemlich jammerte das er sich also lassen verleiten / und seinen
statlichen Meriten einen solchen Schandflek angehangen: und der jenige / welche sie
vormals daselbsten mit frolokendem Triumph empfangen / jezo wie ein Ubelthäter vor ihnen
stünde / und um sein Leben bäte.
Under andern Worten / ist er auf seinen Angeber / den Herren de la Fin / gar hefftig
heraus gefahren / hat auch seine Verwand [318] ten gebeten / solches an ihm aufs äusserste zu rächen: bezüchtigte denselben under
andern / er wäre ein Sodomit / Zauberer und falscher Münzer.
Demnach er nun so wol von andern: als seiner eignen unbedachtsam ausgegebenen Reden
genugsam überzeugtierkandten endlich hundert und zwölff Richter / er hätte das Laster
beleidigter Majestet betreten / und das Leben verwirkt.
Hierauf ward ihm / nach der Zeit / zu Pariß in der Bastille / sein Urtheil fürgelesen:
welches mit grosser Ungedult von ihm angehört worden / in dem er offt dar ein geredt / er
wäre unschuldig: bald gefragt: Ob keine Gnad oder Verzeihung zu erlangen wäre / dazu er
von allen seinen Freunden Hülff und Trost begehrte: aber sich ganz und gar verlassen
befand.
Nach disem hat man alle Ritterliche Zierden von ihm genommen: dabej er nicht anders thäte
/ dann sein Unglük / und das er sich durch Verführung so ins Verderben stürzen lassen /
beklagen. Alle / die er sahe ins Gemach kommen / verhoffte er / würden ihm genädigere
Zeitung bringen. Nach dem er gebeichtet: rieff er dem Gerichtschriber / begehret zum
Canzler zugehen / und um Vergünstigung anzuhalten / das er sein Testament machen möchte:
welchs der König erlaubt. Wie er vom Gemach heraus gangen: gab er seinen Mantel /
Handschuh / Geld und Ringe etlichen under den Umstehenden / zu seiner Gedächtniß: under
andern einem Edelmann einen sehr schönen Ring reichend / mit Bitte solchen seiner jüngsten
Schwester zu liefern. Binden wolte er sich durchaus nicht lassen: sondern verhieß
gutwillig den Tod zu leiden: drohete dem Henker mit harten Worten / und schwur / ihn zu
erwürgen / im Fall er sich gelüsten liesse / ihn anders / weder mit dem Schwert-Streich /
zu berühren. Bald wiederholte er seine Klage / und schäzte sich elend / das er sterben
müste. Also das / bej seinem Exempel / billich jenes verniinfftigen Heiden Spruch
zubedenken: O quam contemta res est homo: nisi supra humana se erexerit: Wie verächtlich
und gering ist doch das menschliche Gemüt / dafern es sich nicht über die menschliche
Eitelkeiten erhebt! Oder viel mehr / was der Prophet Jeremias sagt: Es ist ein trozig und
verjagt Ding / um aller Menschen Leben. Nemlich der jenigen / die ihren Trost auf
weltliche Hoheit und Ehr / und nicht vielmehr auf den unbeweglichen Fels des [319] Heils / Christum gründen: denn so bald der
Mensch nur die Ewigkeit einen Augenblik aus dem Herzen läst: wird er in dieser
Vergänglichkeit gar leicht entweder von Hochmut und Stolz übernommen / oder von Forcht und
Ungedult nider gedrukt.
Aber wir müssen den betrübten blutigen gang des herzen von Biron vollen führen. So bald
er dem gerich???plaz näherte: überzoch ihme gähling eine bleiche schreken-farbe sein
ganzes antliz: darnach kniete er nider auff der stegen / und that sein gebet: Er gestund /
daß sein verbrechen zwar zimlich hoch: jedoch bei weitem so groß nicht / als es gewest
were / wann er bösen rahtschlägen hette folgen wollen: sonst were der König für zehen
jahren allbereit tod gewesen.
Wie der nachrichter auch hinauff gestigen / und ihm mit einem schleier die augen
verbinden / hat ers nicht leiden wollen: sondern ihm abermals hefftig gedrohet. Das Wams
zog er selbst aus / willens einem bek andten solches zuzuwerffen: welches aber des
Scharffrichters knecht verhindert: darüber er sehr zornig worden.
Hernach ergriff er sein wischtüchlein / und verband ihm selbsten die augen. Nach dem er
nidergekniet / und empfunden / daß der Henker ihm sein langes / bis über die schulteren
herabhangendes haar abschneiden wolte / wischete er behend in grosser furi widerum auff /
strich das tuch hinweg / sahe sich um nach dem Richtschwert / und sprach zum
scharffrichter: wer hindert mich / daß ich dich nicht samt der Helffte von den zusehern /
erwürge! Hierob erschraken alle umstehende / und wünschten sich weit von dannen.
Underdessen ersahe er einen vom adel / den bat er / daß er ihm das haar abschnitte:
vermerkend aber / daß selbiger nicht herfür wolte / sondern zu weinen begunte: sagte er
wider ihn: Ach du verzagter elender mensch! weigerst du mir disen lezten dienst / wikelte
darauff das haar selbst auff / und halff ihm seiner Trabanten Lieutenant. Kaum war er
wider auff die knie gefallen: als er noch eins wider auffstund / und rieff: O Tod! o
bitterer Tod! daß ich doch mein herz bezwingen möchte / dich willig anzunemmen! Wandte
sich damit zum Beichtvetter / und bate / dem König und seinen freunden anzuzeigen: er
sturbe als ein guter Römisch-Catholischer Christ: ließ darneben sie ermanen / sich für
bösen verführischen rahtschlägen zu hüten: damits ihnen nicht ergienge / wie ihm.
|| [320]
Endlich verband er die augen selbst wider / siel zum dritten mal auff die knie / und
sprach: Mein Gott / mein Gott / erbarm dich meiner! Und bald darauf rieff er dem Henker:
Schlag zu! welcher dann damit so willfährig und behend das seinige that / das ihm das
Haupt samt der lezten Silben solches Worts / fast zugleich abschnitt. Seinen Cörper vegrub
man zu St. Paul in der Kirchen gar schlecht / seine Verlassenschafft ward / von dem König
/ meistentheils seinen / des Birons Freunden.
Das war der traurige Beschluß des allerstreitbarsten Helden seiner Zeit. Der Leser
begnuge sich mit mehrerm aus dem Thuano / Meterano und andern.
Sonsten solle disem Biron auch geweissaget worden sein / er solte sich hüten für dem
streich eines Burgunders / nun solle sein Scharffrichter ein Burgunder gewesen sein.
(Jahr Christi 1603.) In disem 1603. jahr starb die
gottselige Königin Elisabetha in Engelland.
(Friden zwischen Spannien und Holand.) Zwischen Spannien
und den vereinbarten provinzen in Niderland wurde friden gemacht / und die fridens-articul
auffgesezet / damit bleibten die Holänder durch Gottes gnad mit ihren sighafften waaffen /
under dem geleit dapferer Helden / freje völker / behielten geistliche und leibliche
freiheit.
(Traurgeschicht.) Zu der zeit begabe sich ein merkliche
greuliche geschicht in der Piccardi in Frankreich. Mussardus ein Edelmann begieng einen
todschlag. König Heinrich citlerte denselben nach Hof durch Herzen von Morlier. Diser
versahe sein Schloß und adelichen siz so gut er könte / wolte auch den Morlier nit
anhören: bis er pardon und gnad vom König brächte. Diser name aus den nächsten orten volk
zu sich mit gewalt das Schloß einzunemmen. Mussard achtet dises alles nit / obschon der
Morlier der Concubinen mutter / welche in dem Schloß ware / hinein geschikt. Dise deß
Mussart Dirn von schöner gestalt und mit welcher er ein junge tochter erzeuget / gabe der
mutter kein andere antwort / dann daß sie wolte bei ihrem liebsten leben und sterben / und
solte sie Gott für ihre tochter bitten. Dennoch liesse Mitssard das töchterlein samt einem
knecht auß dem Schloß wider zu dem von Morlier kehren. Als nun Morlier die pforten liesse
petardiren / wurden Mussard und sein concubin der sachen eins / un̅ [321] trugen ein hauffen dürz holz und stroh
zusamen / zündeten es an / nach deme sie sich darauff gesezet / und durch 2. geladene wol
versehene Pistolen / so jedes in seiner hand hatte / trukten sie beide / nach gegebnem
zeichen auff einander los / und bleibten beide verzweifleter weis auff dem holzhauffen tod
ligen. So bald der von Morlier zu dem elenden spectacul kame / liesse er das Feur löschen
/ fande die todtencörper so wol von den schüssen als vom Feur verlezt und liesse sie
zusamen in ein grab legen. Welche greuliche geschicht König Heinrich selbst sehr
betraurte.
Käiser Rudolph der II. gehet mit tod ab.
Josephus Scaliger der berühmte mann starb anns 1609. zu Leiden.
König Heinrich der IV. ward durch auffsaz und auch gewaltthätig (König Henricus IV. in Frankreich erstochen. Anno 1610.) / wie
sein verfahr aus dem mittel geraumt / dises truge sich zu also:
Nachdem des Königs Henrici des IV. (sonst des Grossen genandt) Gemahlin gekrönet: sezte
sich der König den 14 Maj 1610. in seine Carrer / in Bejsizung sechs Französischer
Fürsten. Den Trabanten aber hatte er befohlen / für dißmal nicht zu folgen: und gedachte
er nachdem Zeughauß zu fahren / selbiges zu besehen. Er war ungefehr biß an den Innocenten
Kirchhof gelanget: als eine Karre dem Königlichen Wagen begegnete / und ein Stillhalten
verursachte. Bej solcher Weile nahet sich herbej ein heilloser Mensch / Nahmens Franz
Ravaillac / von Engolesme bürtig / strekt den Arm über das Rad der Carreten: giebt dem
König mit einem spizigem Messer zwej grausame Stich: und ermordet ihn also / da er miten
zwischen den tapffersten und getreusten Herzogen saß. Bede Stiche gab er ihm so behend und
schnell auf einander / das der König ihrer nicht innen wurde / bevor er sie empfangen. Der
eine traff auf die schulter / sonder gefährliche Verlezung: der andere aber desto härter /
und gieng zwischen der fünfften und sechsten Ripp / ???ß an die hole Ader des Herzens:
also das der König alsbald die Sprach verlor / weil ihm das Blut zum Munde mit Hauffen
heraus stürzte. Es hatte keiner den Stoß beobachtet / und dafern der Thäter das Messer nur
stracks von sich geworffen hätte / wäre er unerkant blieben: Gott aber hatt ihm die Augen
verblendet / das er solches nicht gethan. Derwegen sprungen die sechs grosse [322] Herzen aus der Carrete / ein Theil lieff dem
Könige zu / helffen / der andere nach dem Thäter / selbigen anzuhalten.
Einer aus disen / als er sahe / das der König kein Wort sprach / und ihm das Blut zum
Munde heraus lieff / schrie überlaut: Der König ist Todt! Worauf das Volk zusammen lieff /
und einen Tumult erregte / nicht anders / als wäre der Freind in der Stadt. Dieses
Getümmel zu stillen / rieff ein andrer: der König wäre nur verwundt / und in eine Ohnmacht
gefallen. Unterdessen forderte man Wein / und indem derselbe geholt ward / ließ man die
Deken der Carreten herunder fallen / und under das Volk ausstreuen / der Konig lebe noch /
und werde man ihn hinführen zu heilen.
Den Mörder bewahrten etliche Trabanten biß in den dritten Tag: da man ihn ins Gefängniß
führte: woselbst ihn viel Leute geschauet / und etliche ihn überreden wollen / der König
sei nur alle in verwundet. Denen er aber geantwortet: Er wüsse gewiß / das er Todt sei:
dessen ihm das Königliche Blut auf dem Messer / und der Ort / dahin er den Stich gethan /
unbetriegliche Anzeigung gäben. Der Tod / sagte der Bößwicht weiter / solte ihm nicht zu
wider sejn / nachdem er gleichwol diesen Anschlag glüklich vollzogen.
Als hierauf etliche fragten: Was ihn doch dazu hätte veranlasset: gab er zur Antwort: Die
Predigten / so ich gehört / und daraus verstanden / warum es hochnöhtig / den König vom
Brod zu thun. Wuste auch in der Frage: obs zulässig / einen Tirannen umzubringen: alle
Auflösungen und Distinetiones zu erklären. Woraus vermuhtlich / das er in dieser Materi
???leissig unterrichtet worden: massen man ihn in allen andern Theologischen Fragen ganz
ungelehrt / unerfahren und voßhafft befunden / indem er eine Sache bald bejahete / bald
verneinte.
Befragt / wie er heisse: sagt er Franciscus Ravaillac / bürtig von Engolesme / da auch
seine Behausung wäre: Er hätte bej nahe zwej und dreissig Jahr erreicht / sonder Hejraht /
zu Paris seine Jugend in verwaltenden Rechtssachen zugebracht / und neulich vor drej
Wochen dahin sich begeben / den König zu tödten: darum das er die Reformirten nicht wieder
zu der Catholischen Römischen Apostolischen Kirchen gebracht / wie er wo / können thun /
wann er gewollt. Er sej willens gewest / bej seiner ersten vorigen Reise von Engolesme
nach Paris / mit dem Könige hievon mündlich zu reden: hette seinen Ejser hierüber
unterschiedlichen Leuten entdekt: unter andern auch dem Patri Albignio seine Gesichte
erzehlet / so ihm innerhalb sechs Wochen vorgekommen / und um derselben Erklärung gebeten.
Die Gesichte wären also gewest: Als ich / sagte er / zu Engolesme / im Gefängniß /
Schulden wegen lag: hab ich ein Feuer / Schwefel / und Wejrauch gespührt. Samstags nach
Wejhenachten / nachdem mann mich [323] loß
gelassen / lag ich mit gefalt enen Händen und Creuzweiß gelegten Füssen auf dem Bette in
meiner gewöhnlichen Andacht: als mich bedunkte / es bedekte mir / weiß nicht was / mein
Angesicht / welches ich der finstern Nacht halben / nicht erkennen könte. Wie ich in
solchem Zustande etliche Psalmen Davids / als: Der HErr hat gesagt zu meinem HErrn: Item:
Aus der Tieffen ruff ich HErr zu dir: singen wolte: bedunkte mich / ich hätte eine
Trompette vor dem Munde / und bliese eben / wie man zum Streit pflegte. Folgends Tags /
als ich früh aufgestanden / und mein Gebet mit gebognen knien verrichtet: sezte ich mich
auf einen Stul an den Feuerherd / und werde / in dem ich mich kämme / gewahr / das in
einem Brande Feuer: zoch mich gleichwol vollends an: Bald darauf warff ich eine Handvoll
Reiser auf den glühenden brand / und bließ das Feuer auf: Bej solchem Glanz des Feuers
erblikte ich alsbald zu beeden Seiten meines Angesichts einen solche Hostie / wie man den
Catholischen bej der Communion reicht. Wie ich dieses dem P. Albignio erzehlte: ermahnte
er mich / ich solte mein Herz und Gedanken hievon ab ziehen / ihm meine Gebet hören lassen
/ und dafern ich ja mit dem Könige gern reden wolte / mich bej einem seiner hohen
Bedienten darum anmelden. Seit der Zeit hat er mich nicht besprochen.
Warum er aber diesen Pater vor andern angeredet / sagte er / wäre die Vrsach / weil er
gehofft / durch ihn in ihre Gesellschafft zu kommen wiewol vergebens.
Als man ihn fragte: warum er den König nicht angeredet hätte: antwortete er der
Großhofmeister wäre daran hinderlich gewesen / welcher fürgewandt: der König sej nicht wol
auf. Nach zwejen Tagen sei ihm der König auf dem Wagen begegnet / da hab er abermal
versuchet / Gehör zu erhalten / und überlaut geruffen: Im Nahmen unsers HErrn JEsu Christi
/ und der heiligsten Jungfrauen Maria / bitt ich / O König / um Erlaubniß / mit dir zu
reden. Sej aber abgetriben / und nicht für gelassen worden.
Darauf hab er seine Rutreise nach Engolesme genommen / und vorgemeldte Visiones oder
Gesichte überleget / auch seinen gehabten Vorsaz / den König zu erstechen / gebeichtet /
und etliche mal fahren lassen: bald aber von neuem ergriffen / und sej ihm solcher Lust
wiederum angekommen / so bald er wider nach Paris gelangt. Daselbst hab er in der Herberg
ein Messer von dem Tisch genommen / welches er für bequem gehalten / den König damit zu
entleiben / und drei Wochen im Sak bej sich getragen: jedoch wäre er under der Zeit wieder
anders Sinns worden / und auf Engolesme heimgekehrt / auch dem Messer underwegens von ihm
die Spize / an einem Kärchlein / Fingerslang abgebrochen: aber alsbald er darauf neben
einem Crucifix zu stehen kommen / hab er wieder einen starken Trieb und Lust gefühlet /
auch der Versuchung länger nicht widerstehen können: sondern sej nach Paris umgekehrt /
mit fester Entschliessung / die That zu vollbringen / wann der König die Hugenotten nicht
wurde bekehren. Zu dem Ende hätte er das abgebrochene Messer an einem Stein wiederum
zugespizt / und nur gewartet / biß die Crönung der Königinn erst vorüber: weil er gedacht
/ es würde so viel Tumults im Königreich nicht erregen / als wann es vorher beschähe.
|| [324]
Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet / daß der tod
des Königs vil unruhe erweken wurde / welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war
seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn
bedunke / ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen:
wolte auch deswegen Gott / die Königin / den Delphin und das Parlament / um verzeihung
gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu
begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm / vermittels deren er in wahrem Glauben /
gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden:
Gott sei barmherzig / und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten / weder
dises verbrechen / ihn zu verdammen.
Als man auff ihn drang / zu bekennen / wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er
beständig / daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit
eigner hand / und disen worten:
Ravaillacus. In meo corde
JESUS semper sit victor!
Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren / und verneinte
beharrlich / er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich
dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun
solte / dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen / und eine Wachskerz
von zwei pfunden in die hand geben / er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat
bekennen / Gott / den König / und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man
ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an
den brüsten / armen / hüfften / und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die
rechte hand / damit er den mord begangen / das messer darinn halten / ihm mit Pech und
Schwefel abbrennen / und in die wunden / da er mit glüenden zangen gerissen / geschmelztes
Blei / Pech / Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von
einander gerissen / seine glider zu aschen verbrandt / und in die Lufft geworffen. 5. Alle
seine güter confiscirt werden: das haus / darinn er gebohren / nidergerissen / und auff
der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten
des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde / um seine Rahtgeber
auszusagen.
Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant / hat man im Parlament in geheim
gehalten.
|| [325]
Als er aus der gefängnus gieng / lieffen die andere gefangene / welche ihn einen
verrähter und mörder schalten / mit ungestümm / bis an die pforte ihm nach: hetten ihn
auch beschädigt / wann es die stattinechte und schergen nicht verwehrt. Als er auff den
wagen stig / schändete ihn alles volk hefftig aus / und brauchte es mühe / zu verhüten /
daß man nicht hand an ihn legte: ward auch nicht ehe stille / bis er Gott / den König /
die Justiz und alle menschen um ver zeihung / und für ihn zu beten / bat. Wie man ihm den
Arm / der das messer hielte / brennete: schrie er zwei mal: Jesus Maria: welche Wort er
ebenfalls bej dem Zangen reissen alle zeit wiederholet.
Vber alle Massen erschreklich aber schrie er / wie man ihm das zerschmelzte Blej und
siedendes Oel in die Brandwunden goß. Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen
anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln
Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden / still zu schweigen / und
den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen / mit gründlicher
Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der
Sonnen / wäre schuldig an der That / weder er selbst allein.
Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen / und
dazwischen offters gefragt. Als er nun / wie vorhin / antwortete: fieng abermal alles Volk
an zu schrejen / griffen auch / ihren Schmerzen / von wegen des Königs Tod zu bezeugen /
selbst die Strik mit an / womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann
nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend / das eines under den Pferden ermüdete: stieg
von seinem Roß / und gab es an die Stelle / das es desto besser ziehen solte.
Nachdem er eine ganze Stund gerissen / und doch nicht zerrissen: starb er / und fuhr an
seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen /
Messer und Prüglen hinzu / rissen dem Henker die Stüke aus den Händen / zerquetschten /
schnitten / hatten / und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen / mit solcher
rasenden Wüte / das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben
achbarten Dörffern / haben von seinem Fleische was mit heimgetragen / und offentlich
verbrandt.
Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur / stark von Gliedmassen / und hatte rote
Haar / wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals
selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und
weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71.
In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den (Conspiration wider den König / und das Parlament in Engelland.) König und die
grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs / angestelt / also daß auff
ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen / jämerlich hat
sollen im rauch auffgehen. Es hat aber Gott der Herr wunderlich solches geoffenbaret durch
einen unbekanten Lakeinen / welcher dem Frei [326] Herren von Montaigle / ohne datum und underschrifft / einen brief gebracht / er solte
sich auff den und den tag nimmermehr im Parlament finden lassen / dann dasselbe einen
greulichen schlag bekommen werde. Solches machte der Freiherr dem Canzler zu wüssen /
diser dem König / alsobald wurde stark nachgeforschet / und endlich der jenige böse bub /
der es hat sollen anzünden erdapt / und das eingelegte Pulver / holz und anders gefunden.
Die Jesuiten hatten das fürnemste darbei / wie gewohnlich in denen handlen / und ward die
einer solchen greulich underfangnen that gemässe straaff den interessenten angethan. Der
gefangene böswicht war noch ganz frech / hatte wenig reu.
(Jesuiten von Venedig ban distert.) Darauff wurden alle
Ordens-leut aus Engelland bandisiert.
Um dise zeit machten die Venediger scharffe decreta wider die ausgetribnen Jesuiten.
(Mahomet 3. ein grausamer Tyrann.) In der Türkei verübte
Mahomet der III. Türkische Kaiser / unmenschliche tyrannei. Die Käiserin ließ er noch mit
etlich wetbs-Persohnen im Meer ertrenken / und seinen sohn von ihren erzeugt und den er
sonst dem äusserlichen nach lebte erwürgen / darum daß die Käiserin nur dise wort fahren
ließ / er solte verschaffen / daß diser sein sohn gewüß nach ihme Käiser wurd.
(Gustavus Adolphus in Schweden König Jahr Christi 1611.)
In Schweden wurde auff ableiben Königs Caroli sein ältester Prinz Gustavus Adolphus / 17.
jahr alt / zum König erwehlet. Der theure Fürst und Held / so nachgehends ein erretter der
undertrukten worden. Die Crönung aber wurde noch ein geraume zeit eingestellet.
Zu denen zeiten lebten die gelehrten Rainaldus / (Berühmte
Leuth.) Menso Altingus / Pitiscus / Hunnius / Gwaltherus / Zankius / Lyserus /
Pappus / Bidenbach und andere. Under den Papisten Baronius / Bellarminus. In Holand
Arminius / Vorstius / Baudius / Smetius / Kekermannus / Emanuel / Metteranus und andere
mehr.
(Käiser Matthias.) Zu Frankfurt wurde König Mathias mit
gewaltigem pomp zum Käiser erwehlet und gekrönet.
(Grausame Mordthat.) In Voitland hat Hans Eisenbeis / ein
reicher baur / sein schwanger weib so nächst bei der geburt / alle seine kinder und
dienste aus teufels trib ermördet / darum er also hingerichtet worden / wie
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seine thaten verdient / mit glüenden zangen gezwiket / die hände wurden ihm abgehauen /
alle glider mit dem rad zerstossen und darauff ward er geviertheilt.
(Jahr Christi 1612.) Zu Regenspurg hielt Käiser Matthias
einen Reichstag / um den Religion und prophan Frieden zu erhalten. Es hatten aber die
Evangelische nit underlassen ihre gravamina und beschwerden zu übergeben.
(Churfürsts Friderichs Pfalzgraffen Heurrat mit der Prine essin
aus Engelland.) Pfalz-Graaf Friderich Chur fürst hat sich mit Königs Jacobi in
Engelland einiger tochter der princessin Elisabeth verheiratet / und nach dem die
hirahts-tractaten durch Graafen Philipp Ludwigen von Hanau völlig geschlossen waren / der
Chur Fürst selbst mit ansehnlichem comitat / im Wintermonat nach Engelland verreist /
worzu grosse zurüstungen in Londen gemacht worden allwo die grossen Herren sich
versamleten.
(Ferdinand Erzherzog wird König in Böhmen) Nach dem nun
Käiser Matthias sahe / daß weder er noch seine brüder leibs-erben hinderlassen wurden /
als underredte er sich mit Albrecht und Maximilian seinen brüderen / wie er wolte / damit
das Käisertum bei dem haus OEsterreich verbleibte / den Ständen in Böhmen ihren Vetteren
Erz Herzogen Ferdinand zu einem Könige ernennen und vorschlagen. Welches dann geschahe /
und wurde auff des Käisers bitt und begeren Ferdinand zum Römischen König erwehlt /
welches dann schon einen zu tritt zu der Römischen (Jubelfest
der Evangelische̅) Cron machte. Er kame auch bald hernach zu der
Ungarischen Crönung. Als nun underschidliches pro & contra indessen abgehandlet
ware / und die Evangelische ursach hatten sich wol zu beobachten / haben die
protestirenden Fürsten Stände und Stätte ein Jubel-jahr gefeiret / weilen es 100. jahr
seith der Reformation D. Luthers ware.
(Erzbischoff von Spalatro in Dalmatien / verläst das
Bapsiuim.) Dazumal hat auch Marcus Antonius de Dominis Erz Bischoff den siz und die
religion geendert / ein gewaltige persohn / und were noch vil gewaltiger gewesen / wo die
standhafftigkeit und verharrung sein underfahung und ansaz begleitet hette. Dan̅ether aber ist zu sehen / daß etwan solche persohnen nit so sehr Christum als
aber fiscum und irdische komligkeiten suchen. Darum solche Geister wol zu prüfen.
Gleichwol können wir niemand in das herz sehen / so die menschen das ihrige gethan / muß
der ausgang Gott befohlen werden.
|| [323]
(Jahr Christi 1613.) Thomas Overbery / ein Engelländischer
Ritter / (Overbery hin gerichtet.) ist durch ein vergifft
Clystier / darvon er 90. blutige Stul gäng bekommen / hingerichtet worden.
(Verrätherischer Büchse̅meister gehen ket. A.
1615. Thuanus) In dem Savoischen Krieg ist ein Büchsenmeister / namens Asti /
weiln er sich bestechen lassen / und nur mit Kraut / ohne Loth geschossen / mit einem
rothen Beutel zur Pastej hinaus gehenkt worden.
In diesem Jahr lieff zwischen deß Käisers Oßmans seinem (Jahr
Christi 1616.) Kriegs volk / und den Persianern eine gewaltige Schlacht für /
darbej über 100000. Mann zu bäiden theilen sizen blieben.
(König Ludovicus 13. ver heurrathet. Gerathet in
Lebensgefar.) Den 29. Jänner ist zu Tours in Frankreich / dahin der König und
Königin eine zeitlang mit ihrer Hoffhaltung sich begeben / der Boden in einem Zimmer
eingefallen: Der Herzog von Guise hat sich in einem Fenster erhalten: Die andern Herren
aber / als der Graff von Soisson / Villeroy / Marggraff von Villena Herr von Refuge / und
andere / sonderlich Bassompierre sind zum theil übel (Zeilerus.) beschädiget worden.
Weilen nun die Evangelischen in Böhmen zimlich gedrangsalet (In
Böhmen fangt die kriegs entpörung an. Jahr Christi 1618.) wurden / und mit
mancherlei beschwernussen wider Käiser Rudolphs Majestet-brief / von den Papisten belegt /
denen sonders auch / wann sie etwas klagten und um remedierung anhielten / zu wider waren
Smirsansky und Slabata / als hielten sie die Evangelischen (Wilhelm Slabata landrichter und Graaff v???n Martiniz Smirsansky werden zum fen ster
hinaus geworffen.) zu Prag ein zusamenkunfft / und warffen beide vorermelte
widerwertige / samt einem Secretario zum fenster hinaus / die zimlich elend davon kamen /
und verbunden sich auffs neue steiff zusammen / fiengen an volk zu werben / ordneten
directores und auffseher über das Königreich und treibten die Jesuiten alle aus dem land /
machten hierauff ein offentliche apologiam und verthädigung-schifft.
Es wolten sich zwar die Chur Fürsten und an dere Stände interponiren und in die sach
schlagen / halffe aber nichts / sonders we il Käiser Matthias inzwischen mit tod abgangen.
Die Schlesie??? / weil es um die Religion zu thun ware / schlafften nit / regten sich
auch und bewurben sich um kriegsvolk / über welches kriegsvolk General ward Marg Graaf
Hans Georg von Brandenburg und Jägerndorff.
|| [329]
(Bethlehem Gabor.) Bethlem Gabor / nach deme er die
unruhen gestillet / des Bathori parthei gedämt / fangt an dem Käiser wider abzufordern und
einzunemmen / was in Siben bürgen gehörte.
(Frankreich.) Nach dem der König in Frankreich Ludovicus
XIII. dem Herzog aus Savoj hülff geschikt zu dem krieg zwischen den Spanniern und Savojern
/ als gabe es zimlich händel ab / und hatte der König eben zu thun mit vilen unruhen und
auffständen / die sich in seinen eignen landen eräugten. Dann die so genante Unierten und
vereinbarte Fürsten und der Adel der Reformirten / wider den von Ancra und desselben
hochmuht und tyrannei erzörnt / und nit wider den König / hielten sich dapfer. Daher Prinz
von Conde gefänglich eingezogen ward. Bald aber hernach / als dem König genugsam
remonstriert und dar gethan worden / dessen von Ancre des stolzen Spanniers practicen /
damit er umgangen / hat der König befohlen / wann er wurde als beruffen (Der von An cre erschossen) nach Hof kommen / solte man sich
seiuer bemächtigen. Da nun der Gvardi-Hauptmann dises thun wolte / fieng der Ancre an sich
zu wehren / worüber er bald den rest empfangen und nidergeschossen worden. Darmit wurde
auch an vilem übel ein end gemacht.
(Suarez schrifften ver brannt.) Auch wurden zu Paris des
Jesuiten Franz Svarezen schrifften / wider die irrthum der Engelländischen kezer / durch
den Scharffrichter offentlich verbrandt / darinnen er verfochten / daß es wol erlaubt seje
/ hand an einen König legen und denselben umbringen / das ist / mörden.
(Arminianer.) In Niderland wurde dem irthum und Seet der
Arminianer gewaltig widerstand gethan / und derselben fürnemste häupter / die man dazumal
darfür gehalten / als Barnafeld / Grotius / der Canzler Ledenberg und andere / wurden ins
gefängnus gelegt.
(Berühmt Leuth.) Zu denen zeiten lebten die gelehrten
leut / Antonius Fajus zu Genf / Pierius / Coppenius / Grynaeus / David Pareus / Helvicus /
Meisnerus / Menzerus. Von den Papisten / Becanus und andere. Auch Sethus Calvisius.
Ein traugeschicht begabe sich zu Leipsig / allwo eines Gastwirts sohn ankam / welcher 23.
jahr im krieg außgewesen war / einmal die seinigen heim zu suchen / wider zu hause /
kehrte bei seinen / [330] (Greüliche ge schicht) noch dise zeit lebenden Eltern / doch
ihnen unwüssend / daß es ihr sohn war / ein / bat um Herberge / und gab ihnen 300.
Reichsthaler in verwahrung. Besuchte hier auff seine in der zeit ausgesteuerten schwestern
/ und lud dieselben mit ihren männeren den vnderen tag / zu ihm in die herberge / bei
seinen Eltern zum Mahl zu kommen wobei er sich seinen Eltern über essens kund geben wolte.
Gieng hierauff von seinen Schwägern und Schwöstern wol gesegnet wider heim / und ward zur
ruhe gewisen.
Nun beliebete den Eltern das verfluchte Geld / fasseten einen Muht / und brachten um des
vergänglichen Silbers willen / ihr eigenes kind um.
Den folgenden tag kamen die eingeladene Schwestern und Schwäger / fragten nach dem Gast
ihrem Bruder. Wie dissd???r Vatter hörete / daß es sein sohn gewesen wer / gieng er selbst
heimlich hin / und er hieng sich selbst. Die Mutter / die mit Hand angeleget nnd dise that
ihren töchtern nun mehr offenbaret hatte / erstach sich / und die Schwöstern sprangen vor
kümmernus in einen brunnen / und ersäufften sich. Also brachte der leidige teufel um des
losen Geldes willen / Eltern und kinder / nicht allein um leib und leben / sondern auch
Seel und Sellgkeit.
(Bömische händel.) In Böhmen begunte das Feur je länger je
mehr auffzugehen / und kame es zu offentlichen feindthätlichkeiten. Der Graaf von Bucqvoy
und Tampier fielen da un dort ein. Im gegentheil feirete Graaf von Mansfeld auch nit /
name Pilsen mit stürmender hand ein / und wurde vom Käiser in die acht erklärt. Graaf
Schlik fiele in OEsterreich ein.
Gleich wie aber der gerechte Gott / ehe er die schalen (Cometstern und dessen bedeulung.) seines zorns ausgiest / und die leute mit den
wolverdienten straaffen heimsucht / auch zu erst selbige etwan durch wunderzeichen pflegt
anzukünden:
Anteeunt semper tacitas praesagia clades,
Excitat & Monitor corda supina Deus.
Dem krieg gehen vorher die vorbotten / und wil Gott der Herr durch zeichen die menschen
wahrnen und auffweken. Also ist auch Anno 1618. ein grosse schrökliche faklen und
zornruhten der Cometstern am Himmel von [331] menniglich gesehen worden / nicht ohne bestürzung. Dises wunder zeichen durchlieff fast
alle Domus Coeli.
Die armen weisen Heiden / neben der täglichen er fahrenheit / bezeugten solches / da sie
sagten / kein Comet seje niemals erschinen / der nicht was böses mit sich bringe. Nicht
zwar daß wir abergläubischer weis / der influenz und einfluß des Gestirns etwas
zuschreiben solten / oder mehr auff solche zeichen als auff den zornigen Gott selbsten
sehen / nein das ist nicht die meinung / sonder man muß solche Zeichen als Göttliche
Wunderzeichen für wahrnungen / vorbotten und ankünder der Göttlichen gerichten und
auffweker zur Buß halten. Wer aber leichtsinnig von denselben redt / oder dieselben
verachtet / und für nichts sonderliches haltet / der versündiget sich schwerlich wider den
Richter im Himmel / und wird ein solcher nit ohngestraafft bleiben.
(Vndergang des fleken Plurs) Der Fleken Plurs ist Anno
1618. den 25. Augusti urplözlich durch einen ungeheuren Bergfall bedekt worden / nach dem
es vorhin Plazregen mit Donneren und Blizen abgeben. Darbei sich auch ein ungewohnlicher
gestank merken lassen: 125. schöne gebäu zusamt 78. häuseren in dem Dorff Schilan mit 930
Persohnen / sind durch disen schröklich und erbärmlichen fall zu grund gangen. Die zu
Cleve meinten man schiesse ein hauffen Stuk geschüz mit einander los / (dann das stättlein
Clevenlag von Plurs etwan ein halb stund) auch sahe man allda Rauch / Staub mit Feur und
Schwefel vermischt darvon gen Himmel auffsteigen. Und weilen sich durch disen fall der
Fluß Meria gestekt / aber endlich durchgebrochen / hat er einen See ein viertel stund lang
/ über den zerfallnen Fleken gemacht.
|| [332]
(Anno 1619) Käiser Matthias gehet mit tod ab. Der leichnam
ward auff einer Bühne mit schwarzem tuch bedeket / dar über ein schwarz guldin (Käiser Matthi as stirbt) stuk geleget war / bei dem haupt auff
der rechten die Römische Cron / nnd Scepter / auff der linken seite die Böhmische und
Ungarische Cron / unden das gulden Fließ / ein schwarz bezogener degen / und dolchen auff
einem gülden Polster geleget / der Leichnam war mit einem Spannischen Krös / und mit einem
langen tüchenen Mantel angethan / ein Rosen-Kranz / und ganz güldenes Crucifix in händen
haltend / in die fünff tage von jedwedern gesehen.
Kurz vor seinem tode liessen sich drei Sonnen sehen. Auch nam die zeit ein seliges ende
Königs Jacobi in Engelland Gemahlin / und ward zu West-Münster in das Königliche begräbnus
beigesezet.
Ferdinandus II. wurd zu Frankfurt Käiser erwehlet / darbei die Ceremonien und
solenniteten / wie bräuchig.
(Vnierte in Böh men wollen keinen / dann Chur-Fürst Fridrichen
zum Könige haben.) Die vereinbarte Stände in Böhmen fielen mit einmütiger stim̅ und sonderbare commotion und anmut auff die wahl des Chur Fürsten Fridrichen
/ gaben ursachen an tag warum nit ein anderer Fürst innert und aussert dem Reich ihr König
sein könne und solle / als ihr Chur F. Durchleucht Herzog Friderich / Pfalz Graaf. (Vrsachen warum der Chur-Fürst Fridrich-König in Böhmen / glorwür
digsten ange denkens / nit an derst können son der müssen die Cron Böhmen
annemmen.) Zumalen weilen dis Königreich ein Wahl-Reich ware / bestehend auff seinen
conditionen und bedingungen / und eben so leicht als es an die Fursten des hauses
OEsterreich durch freje wahl kommen / könte es wider durch solche freje wahl / von
Käiseren selbsten bestätiget dazumal und vorhin / auff andere Fürsten derivirt und
versezet werden. Es wurde auch dem Chur Fürsten für gehalten / daß er schuld wurde tragen
an der ruin und undergang des Königreichs Böhmen und der Religionsverwandten darinn / so
er nit wurde die Cron annemmen / da man resolvirt und entschlossen seje alles auffzusezen
/ nach einem anderen König zu trachten / und eher alle ausländische hülff und solt es
gleich der Türk selbsten sein / anzuruffen / was auch hierdurch für schaden dem Römischen
Reich oder dem Chur Fürsten selbsten und seinem land daraus entstehen möchte. Wie dann der
Graaf von Hohen Zollern / welchen der Käiser anno 1620. auff den versamleten Reichstag
nach Nürnberg gesandt / offentlich und rund bekante / man könne dem Pfalz Graafen nit übel
darum nachreden / weil er die Bömische Cron angenommen / und solches zu dem ende / damit
grösser unglük vermitten und [333] verhindert
wurde / daß nit gar der Türk ins land gezogen worden. So dann auch der Chur Fürst dise
Croon nit angenommen / hetten es andere gethan. Wie dann andere Fursten vom Haus
OEsterreich nur auff etwelcher wahlen hin / die Cron in Phlen angenomen.
Zu dem so hatten die Fürsten und andere Stände dem Chur-Fürsten / wegen seiner
inthronisierung von allen seiten her glük gewünscht. Da ware desgleichen nit gehört / wie
aber nach gehends / als der aus gang und die kriegeswaffen unglükhafft waren / dann so
pflegen die menschen / die ohnbeständig sind / den mantel nach jedem Wind zu henken / und
die gerechtigkeit der sachen nach dem wandelbaren gluk oder undlük / je nach dem sie ihre
passionen oder auch eigengesücht reizet / zu beurthlen. ohngeacht daß die gerichte Gottes
anheben an seinem hause / und die procedur Gottes des Herren ist / die seinen bald zu
ernidrigen und wider zu erhöhen / zu verlezen und zu verbinden / die feinde der Kirchen
lassen triump hiren / bald aber wider abzustraffen nach verdienen. Bei den seinen thut er
als ein Vatter / bei den anderen handlet er als ein Richter. Summa die stetige
botschafften / das bewegliche anhalte̅ und die beigesügte träffe fundamenta
und gründ / das anmanen der freunden / die beobachtung selbst eignen gewüssens / die
allgemeine noht und gefahr auch selbst eignes Interesse / waren ursachen genug / warum
Chur-Fürst Friderich die auffgetrungene Böhmische Cron nit ausgesachlagen / sonder sich
der Göttlichen fürsehung under zogen hat.
(Chur Fürst Friderich wird Kö nig in Böhmen) Graaf
Joachim Andreas Schlik that die oration an den Pfalz Graafen / und Wilhelmus Wenzel von
Ruppa an die Pfalz-Gräfin. Der Pfalz Graaf gab den Böhmischen einen Revers / und zog zu
Prag in Böhmen ein: Wurde Königlich und sehr prächtig empfange̅. Hieselbst
ward erund seine gemahlin zu einem / und einer Böhmischen König und König und Königin
gekrönet / er ließ hierauff eine lange außführliche schrifft / warum er die Böhmische Kron
acceptiret hette / außgehen. Schrib an den König in Polen / an die Venetier / an die
Fürsten in Italien / und an den Herzog in Bäjeren. Auff den tag Elisabeth (also hieß die
neugekrönte Königin /) verehreten / etliche vornemme weiber in Prag der Königin in Böhmen
/ zum angebinde eine von Ebenholz gemachte / und mit übergüldetem Silber beschlagene Wiege
/ und dabei ein eben solches auß [334] gearbeitetes Trühlein oder Rüstlädlein / worinn von allerlei köst lichen
kinderzeug geleget war.
Den 26. Decembris 1619. ward sie hierauff eine Mutter eines jungen Prinzen / welcher in
der heiligen Tauffe Robertus genant ward.
Dazumal besinte sich Bethlem Gabor nit lang / und name die angetragne Ungarische Cron
bereitwillig an / dazu er zu Neuensal erwehlet wurde.
König Jacobus VI. in Engelland resolvierte sich hierüber dem König in Böhmen Friderico zu
assistiren.
Spinola falt in der Chur Fürstlichen Pfalz ein / überweltiget Oppenheim / Creuzenach /
Alzej.
Bald kame es zum hapt-treffen bei dem weissen Berg / in (Schlacht bei den weissen berg.) welcher die Käiserischen und Bäjerischen die
oberhand behielten / und war auff seiten der Unierten ein und das ander / so anderst hette
können sein / übersehen.
Das Böhmische kriegsvolk hatte 1. des jungen Herren von Anhalt Regiment. 2. Des Graafen
von Hollach Regiment. 3. Des Graafen von Schlik Regiment. 4. Des alten Herren von Anhalt
Regiment. 5. Des Graafen von Thurn Regiment. 6. Darbei war eine angefangene Schanze. 7.
Das Weimarisch? Regiment. 8. Sechs tausend Ungarische Reuter.
Der Käiser und Bäyerischen.
1. Die Croatischen Reuter. 2. Or Bauers Regiment. 3. Erfftels Reuter. 4. Das Bräunerische
Regiment. 5. Bäyerische Reuter. 6. Wilhelm Verdugo Regiment. 7. Lothringische Reuter. 8.
Des teufels Regiment. 9. Wallensteinische Reuter. 12. Bucqvoy Regiment. 13. Fuggerische
Regiment. 14. Bäjerische Regiment. 15. Drei tausend Cossaken. 16. Drei tausend Ungarische
Reuter. 17. Ein tausend Italiänische Reuter. 18. Ein tausend Croaten und Ungaren.
Diser damals erlangeter Sig war dem damaligen ausgeben nach / Wilhelm Verdugo und Johann
von Tylli / weil sie in Person so mannhafft tapfer gefochten / alleine zugeschriben. Nach
disem zogen die Käiserlichen und Bäjerischen gestraks nach Prag.
König Friderich begab sich mit den seinigen / Graaf von Thurn / und [335] Hohenloh / aus Prag naher Breslau / weil er
auff des Herzog in Bäjeren begehren sich der Cron Böhmen ewig verzeihen solte Der Herzog
zog in Prag ein / handelte mit den Standen / die nun mehr Ferdinandum für ihren König und
Römischen Käiser erkanten / und wandte sich von hier wider in Bäjeren / schrib an den
Pap???
Stylus.
Nächst underthänigstem Kuß euer seligsten Füsse / thue euer Heiligkeiten zu wissen / sc.
Von dem erlangten Sig.
Responsio.
Edler Herr / lieber Sohn / euer schreiben sc.
Der Graaf von Mansfeld erhielte noch etliche örter in Böhmen. Die Mährischen Stände
accommodirten sich dem Käiser. Prinz Heinrich Friderich begab sich aus der Pfalz wider in
Niderland. Die Spannischen machten ihr Winter-qvartier in der Pfalz.
König Gustavus Adolphus in Schweden hielt zu Stokholm (König
Gusta vuß Heüratet) Beilager mit Fräulein Maria Eleonora / Georgij Wilhelmi /
Chur-Fürsten zu Brandenburg schwöster / auff dise hochzeitliche Feire ward Geld
ausgeworffen / auff der einen seiten war gepreget eine Hand aus den Wo???ken / welche eine
Crone hielt: / dabei stunden dise wort: à Deo destinata.
Auff der anderen seiten stund: Gustavo Adolpho Regi, jungitur Maria Eleonora Regina
Sveciae, coronatur XXVIII, Nov. MDCXX. Stokh.
Esfrejete der Prinz aus Pohlen nach dises damaligen Fräulein / aber Pfalz Graaf Friderich
/ König in Böhmen / beforderte Gustavum.
(Veltliner Mord) Diser zeit ward angespunnen der
Veltliner mord um der Religion willen. (Ein Engel wird gesehen.) Antonius Teprati ob dem
Berg ward mit vilen worten vermahnet / seine Cvangelische Religion zu verschweren. Er aber
blib standhafftig / sagte: Meine Seele wird in Abrahams Schos auffgenommen werden / und
meine Feinde werden nach meinem tode einen Engel Gottes sehen. So bald diser verschid /
sahe man / wie er gesaget hatte / einen Engel Gottes in ganz weis angethanem kleide auff
seinem Leichnam ob dem Cörper stehen.
Der Graaf von Mansfeld richtete eine neue Armaden auff / und dreuete dem Bischoff von
Würzburg und Bamberg damit [337] ins land zu
fallen. Hiegegen rüstete sich der Herzog in Bäjeren / mit samt dem General Tilly.
Hierauffzog der Herzog in die Ober Pfalz / daselbst ergaben sich an ihm die Ritterschafft
und Städte. Als die Spannischen in die Pfalzvor Ogersheim kamen / und die Einwohner auff
der einen seiten daselbst den ganzen (Ogersbeim; dur ??? ein
kühirt erhalten) heilen hauffen daher kommen sahen / sprungen sie ans grosser
furcht alle auff der anderen seite über die stattmauer / und lieffen davon. Also blib
keiner als kühhirt mit seinem weibe / die war schwanger / in der statt. Diser kühhirt /
wie die Spannischen vor die statt kamen / und die thore noch fest zugeschlossen waren /
tratauff den Wail / accordirte mit den Spannischen / ??? ließ sie ein. Nicht lange nach
disem̅ gebar sein weib einen jungen sohn / da bate er alle Spannische
Officirer / die ihm ohne des alles guts erwisen / zu Gefatteren / und waren / doch auffder
Officirer Unkosten / mit einander frei lustig. Der Herzog in Bäjeren zog dem Graafen von
Mansfeld in die Under Pfalz nach / Tylli nam Ladenburg ein / und schrib an die regierung
zu Heivelberg. Bethlen Gabot eroberte Thyrna / that in O Esterreich grossen schaden und
belägerte Preßburg / hub endlich die belägerung wider auff / zog mit dem Marg-Graafen von
Jagerndorff in Mähren / erbot sich zu Fridenstractaten / vergliche sich mit dem Käiser /
und begab sich des Königlichen tituls in Ungaren / gab die Ungarische Cron hier wider /
und ward von dem Käiser zum Fürsten des Reichs gemacht. Hierauff ward des Marg Graafen von
Jägerndorff volk aus dem lande getriben. Der alte und junge Fürst von Anhalt erlangten
Köiserliche Perdon. Hier gegen zog Herzog Christian von Braunschweig / dem König in Böymen
zu gute / zu Felde. Land Graaf Moriz und Ludwig mahnten ihn hievon ab / und wolten ihm
keinen (Engelland.) durchzug gestatten. Der König in
Engelland begerte von dem Käiser seines Eidams titul und land und schrib diser wegen an
den König in Spannien. Der Käiser schikte Legaten in Engelland / und ertheilete dem König
in Hispanien die Lehn über Meiland.
(Allgemeiner Synodus zu Dor trecht.) Es ward zu Dordrecht
eine zusammenkunfft angeordnet / allda von dem hauptwesen in Religions - sachen zu handlen
/ darzu dann von ausländischen Refor mirten gelehrte leut beruffen worden / samt den
Arminianern / wider welche dise disputation am meisten angesehen war / mit beruffen /
deren aber wenig erschinen / [337] welche auch
verdammet und aus befehl der vereinigten ständen / aus ihrem gebiet abzuweichen beredet
wurden.
Die vornemsten häupter der Armenianer waren schon zuvor in hafft genommen / under welchen
Johannes Oldenbarnefeld des Holandes und Frießlandes advocat im 73. jahr seines alters
hingerichtet wurde. Egidius Ledenberg Sündycus zu Utrecht / that sich selbst den tod an.
Rumoldus Hogerbet Syndicus zu Leiden / und Hugo Grotius zu Rotterdam waren zur ewigen
gefängnus verdammet. Hugo Grotius / Pensionarius zu Roterdam / entledigte sich seiner zwei
jährigen gefängnus / auff dem Schloß Leuenstem / folgender gestalt: Es war seine frau
stets um ihn / dise legte ihn in eine kisten / und ließ solche im Vorwand / als weren
bücher darinn / herunder tragen / er machte sich bald hierauff zu fchiffe davon.
(Belägerung der statt Roschellen.) In Frankretch gienge
es gewaltig über die guten so genanten Huguenotten. Sonders ist denkwürdig die belägerung
und einnemmung der statt Roschellen.
Im Jahr 1621. hat der Duc de Cspernon / auf Befehl deß Königs von Frankreich 8000. zu Fuß
und 2000. zu Roß / zusammen gegen bemeldte Stadt geführt / und sie zu Lande damit
belägert. An der Seiten / da sie am Meer ligt / hatte der König eine starte Flotte
geschikt / die Aus- und Einfahrt daselbst zu sperren. Die von Kochelle underliessen
hingegen nicht / tapffere Gegenwehr zu thun. Massen sie im September mit ihren Schiffen
ausgefahren / und deß Königs Armada mit / solchem Ernst angegriffen / das sie zwanzig
kleine / zwej grosse Kriegs-Schiffe / mit vierzig Stüken Geschüzes erobert / eines bej
Brouage auf den Sand getriben / den Hafen allda gestopfft: und den Fluß Caronnen / der bej
Bordeaur vorüber laufft / also besezt haben / das ohn ihren Willen kein Schiff aus- oder
einfahren können: Vberdas die Insul Oleron ein genommen / und durch den von Subize etliche
Schanzen darinn aufwerffen lassen.
Jin solgenden 1622. Jahr überlieffen sie mit ihren Schiffen das See Stedtlein Olonnes /
eroberten solches mit Gewalt / und namen eine Summa Gelds für die Plünderung. Mit
geleicher Behendigkeit namen sie auch die Jusul Velle Isle genannt / ein. Hernach
resolvierte ihr General / der von Subize / des Königs Läger anzugreiffen: aber sein
Geleitsman / der ein Verrähter: führte ihn unrecht an: derwegen 1500. Mann der Seinigen
erschlagen / 1000. gefangen wurden / und 7. Stük im Stich bliben. Darauf sandte der König
den Grafen von Soissons / als General Feldmarschllen mit einem neuen Corpo von 10000. zu
Fuß / und 1200. zu Roß / dafür / samt vielem groben Geschüz.
Der Herzog von Guise ward zum Ammiral über die Schiffe bestellt / welche Monatlich
vierhundert tausend Franken zu underhalten kosteten. [338] Im October selbigen Jahres griffderselbe Herzog mit siebenzig Schiffen die
Rocheller an: da wurden zwej Königliche Schiff von den Rochellern überfallen / und eius in
grund geschossen. Der Herr von S. Luc fochte nebenst ermeldtem Herzog wider sie anderhalb
Stunde: als aber der von Guise sahe / das sie ihm überlegen / wolte er den Wind von oben
her fassen. Der Rocheller Admiral solches merkend / griff ihn als bald mit fünf Schiffen
an / und brachte etliche Brand-Schiff herbej / die den Königschen nicht geringen Schaden
zufügten. Da erhub sich ein harter Streit / darinn der Ammral / der Rocheller Lieutenant
erschossen ward. Endlich gab die Nacht einen Schiedsman / und heiß jede Parthej ihres
Weges davon fahren. Selbigen Tag geschahen zwanzig tausend Schüsse aus groben Stuken. Nach
drejen Tagen sezte der von Guise auf die Rocheller wiederum an / und schoß 4000. Schüß auf
sie: welche mit einem vortheilhafften Wind ihm beherzt under Augen fuhren: aber wie sie
die Königlichen Schiff erreicht: zeigte man ihnen des Königs Pacquet vom Friden: welcher
auch beederseits acceptirt wurde: Also schiedensie vor dasmal friedlich voneinauder.
Im Jahr 1626. als die Stadt Rochell sich deß Herren von Subize / wider deß Königs Verbott
angenommen / und es mit ihm gehalten: hat der König viel geworbens Volk nach der Stadt
abgefertiget / und noch mehr Schanzen davor lassen aufwerffen: Sie aber versahe sich mit
Getrejd / und hoffte auf Englischen Succurs.
Im Jahr 1628. ließ ihnen der König mit kostbaren und harter Mühe den Canal schliessen /
dazu der Ingenieur Pomejo Targoni ein grosse Ketten / und alle auf sechs Meilen um die
Stadt herum gesammlete leere Fässer / auch 15000. starker Wällen gebraucht. Worauf die
Belägerte underschiedliche Ausfälle gethan / auch viel Weiber und Kinder von sich
geschikt.
Den 26. Jenner kam deß Königs Schiff - Armada: welche in zwej und dreissig Schiffe
bestund / dahin / desgleichen die Spanni???che Kreigs-Flotte / welche leztere aber bald
wieder davon fuhr. Den 17. Hornung fielen die Rocheller mit zwej kleinen Barken aus /
überfielen ein Schiff von Bourdeaux / machten alles tod / und sich mit guter Beute wieder
zurut. Von dem 23. biß 28. Hornung litten die Königl. Schiff von gewaltigem Sturm wider
davor grosse Noht / so gar das sie nach Verlurst etlicher sich zertheilen / und darvon
hinweg begeben müsten. Kamen aber den 1. Merzen wieder an.
Den 11. Martij hatte man auf die Stadt einen gewaltigen Anschlag. Der Marschall von
Schönberg hatte vil Brüken und Leiter gen Perign / bringen / um damit über die Stadtgräben
und Mauren zu kommen: auch der Marggraf von Roteln viel Petarden / Granaten und andre
Feuerwerk bereiten lassen. Cardinal Richelieu erwehlte sechs starke und beherzte Männer /
die zween Petarden / deren jeder zwanzig Pfund schwer / an dem Thor Maubec solten
anschrauben. Man kam langs dem Fluß Molinette biß an gemeldtes Thor / und fand keine
Schildwacht / welche geruffen hätte: [339] Wer
da: darum die Königschen meinten / sie wären verahten / und darüber verzogen / biß der Tag
aubrach / da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem
andern secundirt / aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang.
Den 13. wurden zwejhundert ausgecom̅andirt / das Fort Tadon / so den
Rochellern zustund / zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab / und manchen
musten dahinden / lassen.
Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt /
davon das Spittal in Brand kam / aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt
stelleten Leute auf den Thürnen / die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen
musten.
Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte / ließ er den Belägerten durch einen Herold vor
noch eins Gnade anbieten / und die Stadt auf fordern: Aber sie / welche sich des
Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben
truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords / nicht: sondern wolten sich
wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee / die 25000 Mann zu
Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen / samt vielen
Barken / Galeoten / Ponten / Schaloupen / und dergleichen: welche die Einfahrt in den
Canal verwehrten.
Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren / ließ sich die Englische Flotte bliken.
Sie hatte vier Ramberger / (sieben grosse Kriegs Schiffe / Köler genannt) zwanzig geladene
Proviant-Schiffe / jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff / zwanzig Barken von
fünff und zwanzig / dreissg und vierzig Lasten / auch mit Proviant geladen: worüber der
Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun
Carthaunen bew Ukommt / und nicht wenig beschädigt / und weil sie alles versuchens
ungeachtet / nicht durch den Canal kommen konte / muste wieder abweichen.
Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen /
das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem
starkem heraus schiessen.
Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen:
der König aber wolt keinen Paß geben / damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle
Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang
des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß / das nicht allein kein Brod mehr
zubekommen: sondern auch alle Pferd / Hund / Kazen / Razen / und Mäuse aufgezehrt waren /
und man Brej von Leder / Sejffen und Zuker machen muste / damit sich die Belägerten ein
Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt / und samleten Schneken und Muscheln.
Welches / wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte / offt ein hartes
Treffen verursachte / und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht
wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden
Krankheiten geplagt.
|| [340]
Den 17. September fuhr eine Englische starke Flott von 140 Schiffen / mit 6000. Soldaten
/ ohn die Schiffleut / von Pleimuth aus / den che man anzünden solte / damit / wann es zum
Treffen käme / der Rauch und Dampffden Franzosen das Gesicht benähme. Die Proviant-Schiffe
hielten in der Mitten.
Den 29. September kamensie in der Insul Re an. Folgenden Tages / fuhr ein Theil derselben
durch das wilde Meer / ohugefehr drej Stunde voran / um die Königsche zum Streit heraus zu
loken: welche aber in ihrem Vortheil still liegen blieben: der ander Theil folgte Abends
um vier Vhr nach. Gegen ihrer Ankunft gaben die von Rochelle sehr viel Freudenzeichen /
steken vll Fahnen aus / und leutete mit allen Gloken in der Statt. Wie die ganze Flotte
auf die Königsche herzu fuhr: ließ der König etliche Stük aus groben Stüken auf sie thun /
und kamen etliche Galeoten des Königs ihr entgegen: da dann auf beeden Seiten tapffer
geschossen ward. Die Engelläder hatten etliche kleine Flösse von Weiden und Hol; voran
geschikt / auf welche sie etliche Petarden und Feuerwerk gelegt / die Französischen Schiff
damit anzu zünden: die aber von den Franzo sen aufgef angen wurden / und keinen Schaden
thaten Sie waren im zweiffel wie sie die Sachen angreiffen solten / sonderlich als sie
sahen / das sie nicht könten an den Damm kommen.
Der König welcher vermeinte / das sie aus den Schiffen steigen / und sich zu Lande
begeben würden / besezte das Vfer mit seinem Volk. An dem Haupt der Baj war er selbst mit
einer grossen Anzahl Frejwilligen und von Adel. Der Herzog von Angoulesine / und der
Marschall von Schönberg / beede Feld Obersten bewahrten die Spize von Coreille / und waren
die leichten Pferde / darüber der von Tremouille commandirte / beordert / dem Fußvolk
Bejstand zu leisten.
Den 3. October / wie den Engelländern der Wind fugte / zohen sie die Segel auf / und
fuhren auf die Königsche zu. Da ward in dem ganzen Läger des Königs Lermen geblasen / und
begab sich ein jeder zu Pferd und zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer
tapfer an / und wärte vierthalb Stunde langun welcher Zeit mehr / dann 5000. Schüß aus
groben Stuken zu beeden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auf des
Königs Schiffe / sondern auch die / so am Lande hielten / und das Vfer bewahrten: wie
ihnen dann auch von dannen tapffer geantwortet ward. Der König war dazumahl nicht in
geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von ihm in die Erde gefahren / etliche
hart neben und über ihm geflogen: und wiewol die Seinen ihn höchlich baten / das er sich
von dannen / aus der Gefahr begeben wolte: bleib er doch an seinem Ort ganz unerschroken /
und wolte nicht einen Schritt zuruk weichen.
Die von Rochelle feirten mit ihrem Geschüz auch nicht / und kam eine Kugel aus der Stadt
auf die Spiz Coreille geflogen / die fünff fürnehme Französische Herren erschlug / und bej
nahe auch den Feld-Obersten / samt andern mehr getroffen hätte. In disem Treffen sind auf
Königlicher Sei [341] ten doch ???chr
nicht / als acht und zwanzig Mann umkommen / und vierzehen verlezt. Aber die Engelländer
auf welche man so wol von den Batterejen auf dem Lande / als aus des Königs Schiffen
hefftig Feuer gegeben / haben sehr eingebüst / und viel von den ihrigen / samt etlichen
Schiffen verloren. Die von Rochelle thaten zwar ihren Hafen auf / und stelleten sich / als
wann sie heraus fahren / und den Damm überfallen wolten: dörfftens aber nicht waagen:
sondern schikten nur ein Brand Schiff aus / welches sonder Verrichtung / alsbald von den
Königschen in Grund geschoffen.
Folgenden Morgens / um halb siben / fiengen die Engelländer widerum an zu schiessen:
näherten sich aber den Königschen so sehr nicht / wie den Tag zuvor. Das Schiessen
beederseits wärte vier Stunden lang: under dessen schikten die Engelländer neun Brand
Schiffe under die Franzosen / mit welchen sie diese zu beschädigen / und einen Vortheil zu
geminnen / vermeinten. Aber die Franzosen fuhren mit etlichen Barken hinan / zogen sie mit
Haken und Seilen bejseits / das sie keiuen Schaden bringen können: und wiewol auf
dieselben Barken von den Engeliändern stark wurde Feur gegeben: ward doch keiner
getroffen. Darauf weichen die Engelländer wieder etwas zuruk / und liessen die Röcheller
in ihrer höchsten Noht steken.
Vom 4. biß zun 8 October / war ein solcher Sturm in der See / das die Engelische Flotte
sich trennen / und ins weite Meer begeben muste. Nicht lange hernach wurde ein Stillstand
zwischen den Engelländern und Franzosen gemacht / und kam der Englische Ritter Montaigu /
nach empfangenem sicherm Geleit / zum König in Frankreich / anzeigend / das er Befehl
hätte / im Nahmen seines Königes / für die von Rochelle eine Fürbitte zu thun: das Ihre
Königl. Majest. Dieselbe in Gnaden annehmen / ihnen die Religions-Frejheit lassen / dem
von Subize und Laval perdon ertheilen / und der Englischen Besazung / die in Rochelle läg
/ Quartier geben wolte. Ihm wurd geantwortet: Der König in Groß Britannien hätte sich der
Rocheller halben nicht zu bemühe: Ihre Königliche Majestet in Frankreich wüste wol / wie
sie sich gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besazung in Rochelle würde
man handlen / wie die Engelländer gegen den Franzosen / die sie gefangen hätten / sich
erzeigen würden. Das war der Bescheid.
Mit den Rochellern war es nun aufs äusserste kommen: Sie hatten all ihr Leder / Stiefel /
Schue / Gürtel / Geheng / Nesiel / Pergament / und dergleichen / damit sie sich etliche
Wochen / in Mangel anderer Speisen / erhalten / aufgezehrt: Innerhalb sechs Monaten waren
auf die 13000. Menschen in der Stadt / mehrentheils von Hunger / gestorben / und noch
ungefehr 6000. übrig: die mehr den Todten / als Lebendigen / gleich sahen: so war auch
alle Hoffunig / von den Engelländern errettet zu werden / aus: deswegen sie keinen bessern
Raht wusten / als zum Könige etliche zu deputiren / die um Gnade bäten. Also kamen / den
29. October / ihrer zwölff ins Läger: und war dem Marschall Bassompierre vom König
befohlen worden / das er sie empfangen / und ins Quartier führen solte. Als sie ein [342] Stük Weges gangen: waren sie so schwach und
müd / das sie aus den Fü???sen nicht mehr stehen kunten: derowegen gedachter Marschall
ihnen Pferde bestelte / auf welche sie geritten / biß sie ins Königs Quartier kommen.
Als sie ungefehr hundert Schritt von seinem Losament waren: stiegen sie ab / und ritt der
Marschall mit seinen Troppen voran / dem sie zu Fuß nachfolgten. Der Cardinal Richelieu
empfieng sie vor der Thür des Königlichen Losaments / und brachte sie zum König. Wie sie
vor ihn gekommen / fielen sie alle auf ihre Knie / und redete einer under ihnen / welcher
ein Advocat der Stadt war / Ihre Königl. Majest. also an:
Allergnädister König und Herr: die eine lange Zeit in einem tunklem Gefängniß gesessen /
wann sie wieder heraus kommen / kön̅en das Liecht der Sonnen ohne
Verblendung nicht anschauen: desgleichen wir / die eine so lange Zeit in den Ringmauren
unser Stadt eingeschlossen gewesen / und jezund vor Euer Königlich. Majest. erscheinen /
können deroselben Glanz nicht tragen / sondern müssen mit niedergeschlagenen Augen uns
schämen: in Betrachtung der grossen mißhandlungen / durch welche wir Sie schwärlich
beleidigt haben. Aber die grosse Gute und Miltigkeit E. Kön. Majest. die wir so offt
geprüftt haben / und noch iezund spüren / in dem sie uns so gnädig zur Audienz gelassen:
gibt uns Hofnung / das E. Königl. M. uns armen / betrübten und ausgemergelten Vnderthanen
/ die wir unser grosses Verbrechen erken̅en / und von Herzen bereuen /
dasselbig verziehen / und an stat der Straff / die wir verdient haben / Gnad und Barmher
zigkeit einwenden werde. E. Königl. Majestet wolle dessen versichert sejn / daß so
widerspen̅ig und halsstarrig wir vor disem gewesen: so getreu und gehorsam
wir deroselben hinfüro sein werden. Vnd warum wolten E. Königl. Majest. die Stadt Rochelle
nicht in Guaden anschauen / in welcher der Herr Vatter / Heinrich der Grosse / eine
sonderliche Treu und Affection zu seinem Dienst jederzeit befunden / da er auch in seinen
grösten Nöhten und Widerwertigkeiten seine Zuflucht gehabt? Wir bezeugen hiemit /
unterthänigst / mit Mund und Herzen / daß wir in dem Gehorsam / den Euer Königl. Majest.
wir schuldig sejn / leben und sterben / und ins künfftig uns gegen deroselben / mit der
Hülffe Gottes also erzeigen und verhalten wollen / daß sie uns / für ihre getreuste Diener
und Vnderthanen erkennen wird.
Hierauf hat der König hinwiderum also geantwotet:
GOtt wolle / daß dise eure Rede nicht aus der Noht / in welcher ihr jezund stekt /
sondern aus einem rechtschaffenem Gemüt / und bußfertigem Herzen herfliesse. Ich weiß wol
/ daß ihr alle zeit boßhafft und betrieglich gewesen / und euer bestes gethan habt / das
Joch der Vnderthänigkeit / die ihr mir schuldig sejd / von euch zu schütten. Nichts
destoweniger so verzeihe ich euer Rebellion / und wo ihr hinfüro mir getreu und gehorsam
sejn werdet / solt ihr einen gnädigen Herren an mir haben: Sehet nur zu / daß die That mit
euren Worten übereintreffe.
Nach dieser Antwort ward ihnen des Königs Perdon / samt dessen articulirten Bedingungen
vorgelesen.
|| [343]
Den 30 October zogen von des Königs Völkern in die Stadt vierzehen compagnien Reuter /
und sechs Fahnen Schweizer. So bald dieselbe hinein kommen / ward zugleich Proviant hinein
gebracht für die in der Stadt / die eine lange Zeit grossen Hunger erlitten hatten / und
wurden auf einen Tag zehen tausend Brod aus getheilt.
Schreklich war zu sehen / wie die Stadt voller Todten lag / und sahen die überblibene aus
/ als wann sie keine Menschen / sondern Gespenster wären: also gar / daß sie auch nicht
Kräffte gnug hatten / ihre Todten zu Grabe zu tragen / und ein zu scharren. In der Stadt
waren noch vier und sechzig Französische und neunzig Englische Soldaten übrig / die sehr
elend aussahen / und zur Stadt hinaus wurden geführt.
Der König ritt denselben Tag um die Stadtmanuren herum / und rieffen die Bürger und
Innwohner zur Stadt heraus: Vive le Roj. Es lebe der König. In zwejen Tagen aber sturben
ihrer hundert / die zu geizig gessen hatten.
Den 1. Novembris / Nachmittags / that der König seinen sieghafftten Einritt in die Stadt:
und war er in voller Rüstung. Vier Compagnien seiner Guardi zohen voran: denen folgten
zwej Fahnen Schweizer: hernach die leichten Pferd / und dann die übrigen Compagnien von
der Königlichen Guardi. Ehe der König in die Stadt kam / fand er vor dem Thor / an dem
Stadt-Graben drejhundert Bürger der Stadt / welche als sie des Königs ansichtig wurden /
auf die Knie fielen / und mit einer hellen lebendigen Stimme rieffen: GOtt bewahre den
König: der uns armen Leuten so grosse Gnade bewiesen hat. Der König grüssete sie im für
überreiten: da giengen ihnen die Augen über / daß er sich so freundlich gegen ihnen er
zeigte: da sie zuvor gemeint hatten / er würde sie alle erwürgen lassen. An dem Thor
presentirten sich dem König sechszehen Rahtsherren / so noch übrig waren / und thäten Ihr
Königl. Majest. einen Fußsall. Der Schuldheiß war nicht dabej: dann er war seines Amts
entsezt / und wolte ihn der König. nicht sehen.
In der Stadt / auf den Gassen / stund ein Hauffen Weiber / die ganz ausgedörrt und
schwarz aussahen / gleich hätten sie im Rauch gehangen Der König heilt still / und sahe
sie an / mit grossem Mitleiden: darnach befahl er / daß man ihnen Brod solte geben. Da
rieffen sie überlaut: O des frommen Königs? GOTT verleihe ihm ein langes Leben?
Aber alle Mauren / Vestungen und Bollwerker der Statt wurden eingerissen und geschleifft
/ auch etlichen der allerhalstarrigst-gewesenen di??? Stadt verbotten: desgleichen wurde
den Bürgern / alle Waffen und Gewehr zu haben / under saget.
Das ist allso der Ausgang der lang und hart belägerten Stadt Rochelle. Wer selbige
ausführlicher zu lesen Lust hat: der besehe hievon Meterranum im dritten Theil
Niderländischer Geschicht: daraus ich diesen Verlauff hin und wider heraus gezogen.
|| [344]
Dazumal starb König in Spannien Philippus III. und Cardinal Bellarminus zu Rom gieng auch
den weg der welt.
(Schweden und Polen.) Nach dem sich der jährige stillstand
mit Pohlen geendet / kam König Gustavus Adolphus anno 1621. den 1. Augusti mit 160.
Schiffen für den Port der haupt-statt Riga in Lieffland / belägerte selbige / und sazte
ihr hart zu / die belägerten thaten dagegen etliche wochen tapferen widerstand. Demnach
aber die statt wenig gewordene völker innen hatte / auch von Königlicher Majestät in Polen
(die damaln wider den Türken zu streiten hatten) zugesagter entsaz nicht ankam / und aber
ihre Königliche Majestät in Schweden mit der belägerung schon so weit kommen / daß sie
underm Sand-Rundeel Minen verfertigen und selbige mit Pulver füllen lassen / und dahero
solcher grossen macht / welche die statt für augen sahe / mit der wenigen űbrigen
abgematteten mannsch afft ferner widerstand zu thun und die statt zu erhalten ihnen
unmüglich war / als müsten sie sich und die Statt / nach vilen tractaten und handle / am
22. Sept. Ihr Königlichen Majestät in Schweden ergeben und einhändigen / erhielten aber
von Königlicher Majestät / ehe der einzug geschahe / Confirmation aller ihrer gehabten
Rechten / freiheiten und Privilegien.
Anno 1622. Herzog Christian von Braunschweig fiel in Westphalen / und bekam hieselbst
eine stattliche beute. Er ließ Reichsthaler münzen / auff der einen seiten war gepreget
eine hand aus den wolken / die ein Schwerdt auffgerichtet führete / darunder stund der
namme Christian. Auff der anderen seiten dise wort: Gottes Freund und der Pfaffen Feind.
Anno 1622. in dem Junio wurde die gewaltige Statt (Neidelberg
eingenom̅en.) Heidelberg / eine Residenz und Siz der Chur Fürsten
und Pfalz Graafen bei Rhein / von General Tilly und der Käiserischen Armaden belägert. Da
dann wegen beschehener dapferer gegenwehr Tilly bald disseits bald jenseits des Necars
angesezt / ader vergebens. Bis nach und nach durch unerhörtes Canonieren / abmattung der
soldaten und burgeren / nit ohne grossen verlurst des Feinds / der öffter mannlich
abgetriben / und übel empfangen worden / sonders in ausfällen / die ausseren werk / von
höheren or [345] ten und bergen durch das
grobe geschüz commandirt und unsicher gemacht / eingenommen worden. Indessen sezen die
losen Croaten mit pferden über den Necar und gienge die vorstatt über. Die alte statt ware
bei solchem wesen ni???wollänger zu halten / begabe sich also der Commendant Mervennt
etlichem volk in das Schloß / mit betrauren dem Feind und seinem muhtwillen die statt
überlassend. Da es dann an ein schänden / sengen / brennen / mörden / plünderen /
leutqwelen gangen / daß es kaum zu beschreiben. Hierauff liesse Tilly das Chloß
aufforderen / der Commendant aber zeigte an statt der übergab die resolution zu fechten.
Doch müste Tilly gestatten bericht zu holen / bei dem General Horatio Veer / der zu
Manheim lage. Diser als er zur antwort gabe / er stelle es dem Commendanten zu Heidelberg
frei / zu thun was er am besten gegen Gott / dem König und seinem gewüssen zu verantworten
werde wüssen. Darauff ward accordirt / und geschahe der außzug der Königischen und des
Schlosses übergab an die feinde.
Bald hat es Manheim auch gelten müssen / deren sich Tilly (Die
Vestung Manheim erobert.) nach nnd nach fast auch durch verrähterei eines soldaten
bemächtiget / der General Veer hielte sich so lang und tapfer / als er könte / da die
tringend noht / die nit vil disputiren last / sonder befilcht was sie haben wil / darbei
ware / als ist auch dise statt und Schloß mit accord dem Tilly zum rauh worden.
(D. Pareus has ein traum von etnnemmung der statt
Heidelberg.) Wenig jahr vorhin / ehe Heidelberg eingenommen worden / hatte D. David
Pareus einen traum / als sahe er die bemelte statt in vollen feuerflammen stehen / und als
hörete er groß zettergeschrei und wehfahren.
(Regenvolsci us.) Der Kaiser ließ zu Prag einen General
Pardon publiciren / des Graaf Schliken abgeschlagenes haupt wider von dem bruken (Anno 1622.) thurn abnemmen / den Pragischen Raht reformiren /
die Evangelischen kirchen in der statt zu sperren / das Collegium Carolinum den Jesuiten
wider einraumen / und den Evangelischen Predigern aus [346] dem lande zu ziehen anbefehlen. Hierüber
beschweret sich Chur Sachsen bei dem Fürsten von Liechtenstein.
(Vnglük vor Hamburg.) Den 12. Julij auff Mariae
Heimsuchung abends zwischen 6 und 7 uhr / trug sichs vor Hamburg auff der Elbe bei der
neuen Mülen zu / daß Peter Jansen / welcher mit seinem wol beladenen schiff nach Malcha
willens war / vor dem ablauff vil vornemme leute aus Hamburg auff dem schiff zu Gast
hielte / und ihnen under anderen dise ehre anthat / daß er seiner stuke etliche lösete /
wodurch das feuer ohn versehen das Pulver ergriffe und alles / was im schiff war
erbärmlicher weise in die höhe warff / da dann in die 40. vor nemme mans- und
weibs-persohnen mit ihren kleinen noch unerzogenen kinderen elendiglich umkamen.
(Carpezan last sein weib hinrichten.) Der Mansfeldische
Obrister Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie
sie nun mit einander etwas bezechet waren / ward disem Carpezan im schimpff und ernst / ob
hielte seine fran mit einem anderen zu / angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von
hier nach seinem Ovartier / ließ einen Prediger holen / und sagte / er solt sein weib
absolviren / dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert /
diser erschrak / daß er seines Obristen Weib richten solte / stelte sich ganz weigerlich
an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau / fiel ihrem Herren dem Obristenzu
füssen. Er aber voll zorns / risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters
seite aus der scheide heraus / blössete ihr den Hals / gleich wolte er selbst ex eqviren.
Der Scharffrichter / dem bei disem handel der muht fast entsunken war / meinte nicht
anders / es wurde zulezt ihm auch gelten / riß derowegen dem Obristen das richtschwert
wider aus der Hand / und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier
auff ließ sie der obriste / dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte / begraben /
und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten
kund war / wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand
/ da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach / und hette wenig
gefehlet / daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden.
(Ein häpscher fund der kinder loß zu werden.) Die Patricij
zu Bergen in Norwegen / damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde /
erdachten dises nicht [347]
lobhafftes Meisterstuk / daß / wann die Kauffmans-jungen ihre Lehr-jahr ausgestanden
hatten / und sie nunmehr auch zum werke selbst greiffen wolten / sie mit Rutben / gleich
weren sie noch Schulknaben / von etwa zwölff jahren / da theils wol das zwanzigste / und
mehr erreichet hatten / musten gestrichen / und mit einem an ihnen angebundenen strik /
ins Wasser under die Schiffe durchgezogen werden / worüber manches mahl ein Todter für
einen Lebendigen wider heraus gezogen ward. Einsmals straffte der Pfarrherr dises so
Menschen verderbendes Meisterstuk offentlich auf der Kanz???l. Aber da war niemands anheim
/ den dises angieng. Musten hernach redlich dar für büssen / dann nicht lang nach disem
entstund ich weiß nicht wovon / eine erschrökliche Feursbrunst in diser Statt Bergen /
welche fast aus einer so Seereichen Statt ein kleines geringes (Gebäu der Catholischen versamlung in Londen ein gefallen / wor von vil Personen samt ei
nem Jesuiten erstiket.) Dörfflein gemacht hätte / wann nicht were besser zugesehen
worden.
Den 5. Novembr. N. K. dises 1623. Jahrs haben sich auff die vierhundert Engelländisch
Catholische in des Span̅tischen Ambassadors Behausung / zu Londen bei einer
Predig versam̅let / darùber das Zimmer eingefallen / und auf die 90.
Personen erlegen und erstiket / darunder auch der Prediger / ein Jesuit / namens Druery
gewesen. Zeilerus.
Anno 1624. ward ein Leutenant Catholischer Religion neben (Wundergeschicht mit Johan̅ Arnd gebättbuchs) seinen undergebenen zu
Langengons / Landgraff Friderich zu Hessen zugehörig / ins Quartier verleget / wie diser
Leutenant einsten ins Pfarrhaus spazieren gieng / da gleich der Pastor Herr M. Justus
Geilfusius seiner Geschäffte halber aussen war / sahe dises Leutenants Trompeter des
Herren Arndts Paradeis-Gärtlein / Anno 1621. bei Johann Beythman zu Jähn gedrukt / in
schwarz Leder eingebunden / mit Gold und grünen Bendern wolgezieret / im Fenster ligen /
nam es / eine weil darin zulesen mit ins Wirtshaus / wie aber dises der Leutenant innen
war / risse ers den 7. Jan. Nachmittags dem Trompeter aus den händen / eilete geschwind
aus der Stuben in die Kuchen für den Ofen / und warff das liebe Buch in die volle Glut /
blid eine Viertel stund darbei stehen / und gieng also zu dem Trompeter sagende: Nun suche
dein Buch / es ist nun wol aschen: Eine weil nach disem wolte die Würthin disem Leutenant
ein paar Hüner braten / zog derowegen eine Schüssel voll Kohlen [348] aus dem Ofen / und zugleich das obgedachte
Bättbuch ganz unversehret wider mit heraus / dessen erschrak die gute Frau / sagte doch zu
den Umstehenden: Nun liebe Kinder / wie der liebe Gott die drej Män̅er im
feurigen Ofen erhalten / also hat er auch dises liebe Buch im Feuer erhalten / so lasset
uns nun bej Gottes Wort beständig bleiben / und darvon nicht weichen. Ob nun wol die
Würthin aus liebe / dises Buch gern behalten wolte / ward es doch von der Obrigkeit von
ihr abgefordert / und dem Hauptman zu Giessen zugeschiket / von hier aus ließ es Landgraf
Philipp naher Buzbach abholen / da es dann in der Fürstlichen Bibliothec zur ewigen.
Gedächtnus verwahret wird.
(1625. Grausame Pest. in Engelland.) Diß Jahrs grassirte
eine solche grausame Pest in Engelland / daß in einer Wochen zu Londen 4870. Menschen
daran gestorben / und ganze Gassen lär gestanden.
In der Statt Neapels hat sich nachfolgende sehr traurige geschicht begeben:
(Traurige mordgschicht zu Neapels.) Es war allda eine
vierzig-jährige Edle Weibsperson / von ehrlichem Geschlecht / und tugendl ich geführtem
Leben / welche im Wittibstand / und wegen wassersucht ihres Leibes zuschwellen angefangen
/ auch der bauch sich (Narsdörffer.) also erhoben / das
ihre zween leibliche / albereit erwachsene söhn anders nicht ver meint gehabt / als ob ir
gend durch fleischliche wollust sie solche geschwulst empfangen hätte / und darvon mit
einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich hierüber / und wurden endlich durch des
bösen Feindes anleitung / ihrem geschlecht / von vermeintem schimpf und schande
abzuhelffen / dahin bewogen / das mit einstimmung des einen / der ander seine leibliche
Muter / durch einen schlag jämerlich erwordet: so auf dem Lande und ihrem Adelichen Erbsiz
geschehen ist: Von dannen sie sich ganz heimlich wider in die Statt Neapels begeben haben.
Als der Todschlag ruchtbar / und solcher den Söhnen angezeigt worden / haben sie sich ganz
kläglich gestellet / und alsobald die Muter besichtigen zulassen b???gehret. Das Gericht
befindet den tödlichen Schlag / und stehet in
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den gedanken / als ob die Muter / zu abhelffung ihrer vermeinten offentlichen schande /
mit dem beigelegten eisernen keil sich selbsten erschlagen hette. Sie wird daher
auffgeschnitten / aber kein schwanger / sondern nur ein wasser süchtiger leib gefundè:
deßwe gen sie auch ehrlich begraben worden. Acht tag hernach stirbt auch der eine
hinderlassene sohn / aus grosser betrübnus seines Herzens: dem andern aber / so den
tödtlichen schlag gethan / wachet in der einsamkeit auch das gewissen auff / er gehet
selbst hin zu dem Gericht / bekennet seine schuld / und bittet um das recht: so er auch
erlangt hat. Und wurde ihm erstlich seine rechte hand abgehauen: hernach mit einem
hölzinen schlegel / wie einem Ochsen vor das haupt geschlagen / davon er zu boden fiel /
aber noch lebte: weiter ward ihm das Herz aus dem leibe gerissen / und zweimal auff den
mund: folgends das Haupt geschlagen / und der leib in vier stuk getheilet / welche bis
auff den abend an einem daselbst auffgerichten holz hangen bliben: aber / wegen der
adelichen freundschafft / so dann begraben worden sein. Welche klägliche geschicht wol
under andere dergleichen zu sezen / und eines und anders dabei zu beobachten ist.
Als nun bis daher / nit wenig zeit / der General Tilly / Fridländer und die Käiserische
partei hin und her fortgesezet / sich viler stätten und länder bemächtiget / ein und das
ander Fürstentum / Graafschafft und andere Herrschafften eingenommen / oder sonsten
Fürsten und Herren auff die seiten gebracht / und fast nichts mehr scheinte übrig sein
dann die noch übrige. Evangelische / welche noch ihre freiheit genossen / völlig under das
joch zu bringen / die under fahung Erz Bistum / Bistum / Abteien und des gleichen da und
dort wider anzuforderen / werkstellig zu machen / und hiemit eben alles auffs äusserste
kame / da wolte Gott der Herr den seinen zu trost und schuz milderung schaffen / daß es
geheissen Homo Proponit, Deus disponit: die menschen nemmen ihnen vil für / aber Gott ist
Oberherr und regierts nach seinem gefallen.
|| [350]
(König Gusta vus Adolphus macht friden mit dem König in
Polen.) König in Schweden Gustavus Adolphus macht indessen friden mit Sigmund König
in Pohlen / und geruhete der Fridensschluß auf folgenden Puncten:
I. Der Pole solte sich ins künfftig des tituls / was zu Schweden gehöret / enthalten. Und
der Schwede sich aller ansprach in Polen entäussern. 2. Solte der Pole in Schweden / und
der Schwede in Polen volk zu werben macht haben. 3. Solte der Pole auch des Schweden
feinde / absonderlich aber dem Hause OEsterreich / kein volk noch andere hülffe zu schiken
/ auch in seinem Königreich volk zu werben nicht gestatten. 4. Diser jezo gestiffteter
Fride solte 10. jahr wehren. Aber es ward diser Fride nicht gehalten / bis der Schwede die
Polnischen zu Felde schlug / solches wirkete einen 6. jährigen beständigen stillstand /
welcher 27. Puncta in sich hatte / under (Komt auff den
Teutsche̅ boden / wiewol nit ohne widerstreben) disen beiden
Königen.
Hierauff ward Gustavus Adolphus / zweifels frei aus Göttlichem trib bedacht / weilen er
das kriegswesen aus schon gethanen proben nit übel verstunde / sonder dis handiverk aus
dem fundament gelehrnet und zu treiben wuste / sich mit sei nen under haben den völkeren
auff den Teutschen boden / den betrangten hilff zu leisten / zu begeben. Vorhin aber
sollen sromme leut gesichte gahabt haben / von einem Löwen von Mitternacht kommend / ein
schwert haltend / damit die feinde zuruk zu treiben.
Es wurden aber / ehe die Stände in Schweden sich könten oder wolten hierzu verstehen /
allerhand in weg gestreuet. Die gefährlichkeit der sachen / die erforderliche grosse summa
gelt und mittel / der zweifelhafftige aus gang / darum besser were in dem seinen zu
bleiben / und sich nit in andere sachen zu mischen / sonst möchte man noch darzu um das
seine auch kommen. Die macht / gewalt / ansehen der widerpart und deroselben grosser
anhang. Das schon so lange zeit geübte / daurhaffte kriegsvolk / desselben sterke / grösse
und vile. Die erfahrenheit der Generals-persohnen und Officirern / welche nit wurden auff
Polnische manier kriegen. Die geringe assistenz und beistand so man zu gehoffen / und daß
es eben von weitem aussehen und die sach mehr als hochbedenklich seje.
|| [351]
Der König aber und die es mit ihme gehalten / wusten gar herrisch / artig und wol beredt
dis alles abzulehnen oder zu widerlegen oder geringschäzig anzugeben. Gottes ehr / das
allgemeine heil und wolfahrt / der Kirchen Christi äusserste noht / solte allem billich
vorziehen. Die gerechte sach bestehe eben nit auff menschlichen kräften und seje es bei
Gott dem Herren gleich eins durch wenig oder vil zu helffen / und dem schwächeren für dem
grösseren kraff izu geben. Der stolz / hochmuht / tyrannei / gewaltthätigkeit / pravieren
der feinden seje auffs höchste gestigen / und hiemit dem fall am nächsten. Jener trozige
Minister und Feldoberster habe ohn vergebens / bei dem benach barten König / seiner
principalen vorhaben fürschiessend ausgelassen / was noch übrig / wer auff solcher
blutigen mahlzeit das confect und leztere trachten machen / und Herr auch des Balthischen
Meers sein werde. Gelt und volk wurde der jenige Herr verschaffen / welcher der seinen
seuffzen / thränen und jahmer ansehe / erhöre und nit ungerochen lasse. Das gewüssen
verbinde jeden dis fals der etwas thun könne / der allgemeinen tringenden noht und
Interessirten beizuspringen nach vermögen / der ausgang müsse Gott dem allmächtigen
überlassen werden und sollen die menschen ihr schuldige pflicht und amt erstatten. Es seje
besser den feind auff fremdem boden suchen / als ihn lassen auff den seinen kommen / (Niderland) und was desgleichen mehr möchte pro &
contra fürgefallen sein.
Prinz Heinrich Friderich von Uranien belägerte dazumal Herzogenbusch. Graaf Heinrich von
Bergen schrib an den Gubernatoren in Herzogenbusch / welches endlich den Staden per accord
über geben ward. Die darinn gelegene Spannische besazung müste ausziehen / und verlohren
hiemit zugleich Wesel.
Die Spannischen liessen disen aus gezogenen Commendanten enthaupten. Die Staden
bemächtigten sich vil örter in dem lande Eleve und Berge.
(Jahr Christi 1629.) Den 21. Julij dises 1629. Jahrs hat
der Stral zu Nagolt im Würtenberger land einem zwölff jährigen Mägdlein die kleider (Wunderbar licher Stralstreich.) auff dem Ruken samt den
schuhen zerfezet / es zuboden geworffen / und nächst um sie her drei löcher in die Erden
geschlagen / dem Mägdlein hat man blaue striemen am Ruken gesehen / Gott hat es doch beim
leben erhalten. Einem Baursmann aus dem benachbarten Fleken Botnang hat eben selbigen
abend der Stral durch [352] die Garben / so er
auff dem Kopf truggeschlagen / und ihn am gesicht verbrandt. Schwelins Würtenberg.
Chronic.
(Königs in Schweden ankunfft.) Weil dann nun König
Gustavus auff seinem vorhaben beständig verbliben / ward in Gottes namen der Ständen
schluß und sein begeren eines / und sagte der König:
Er trauete GOTT und seiner gerecht vorhabenden Sache / die er zu Beschüzung des H.
Evangelii vorhätte.
In seinem Wappen führte er einen Goldgelben Löwen / von Qualität und Tapfferkeit war
diese Zeit kein Potentat ihm gleich.
Seine Freund- und Leutseligkeit leuchtere menniglichen ins gesichte. Seine Obristen waren
diser zeit Herr Gustavus Horn / Wolff Heinrich von Baudis / Herr Johaan Banner / der Graaf
von Thurn / Maximilian Teuffel / Achatius rod / Herr Dieterich von Falkenberg / Winkel /
Leßle / Kniphausen / der von Viztum / Muzefall / Herr Lecnhard Torstensohn / Herr Tubald /
Stallhans / und Schlange. Der König ließ eine Deduction-schrifft / aus was Ursachen er
auff den Teutschen boden käme / publiciren und (Vrsachen warum
der König in Teutschland kommen.) ausgehen. Dises ohngefährlichen inhalts: 1. Daß
der Fridländer seine schreiben an den Fürsten in Sibenbürgen haltend / auffgebrochen / und
den botten in gefängliche hafft genommen hette. 2. Daß derselbe die Schwedischen schiffe
confisciret / und sich ein General des Baltischen Meers genant. 3. Daß seine gesandten zu
den Fridens-tractaten mit dem König in Dännemark zu Lübek nicht admittiret / sondern ihnen
nicht allein die statt Lübek / sondern ganz Teutschland bei leib und leben verbotten
worden were. Und 4. Daß die Käiserlichen dem König in Polen widerrahten mit Schweden
friden zu schliessen. 5. Doch solten alle Evangelische Reichs-glider seiner ankunfft
genugsam versichert sein / daß ihnen dieselbe nicht schaden zufügen solte / sondern er
wolte disen mit Gott vorhabenden krieg / bis alles wider im stande / wie es vor dem krieg
und zwar anno 1617. im Römischen Reich gewesen / gesezet wäre / continuiren. So bald er
aus dem schiffe auff den Teutschen boden trat / fiel er auff seine knie vor die Armee
nider / und bat herzgründlich zu Gott um glüklichen fortgang seines / Gott zu ehren /
vorhabendes werk / also:
|| [353]
Ach Gott / der du über Himmel und Erden / auch über das Meer herrschest / wie soll ich
dir immer danken / daß du mich dise gefährliche reise also beschüzet hast / ach ich danke
/ ach ich danke dir aus innerstem grunde meines herzens / und bitte / wie du weist / daß
diser mein zug und mein intent / nicht zu meinen / sondern einzig und allein zu deinen
ehren / und deiner armen bedrängten kirchen zu trost und hülffe angesehen und gemeinet ist
/ du wollest mir auch / so fern das stündelein / welches von dir bestimmet / verhanden /
ferner gnade und segen / sonderlich aber gut wetter und Wind verleihen / damit ich meine
hinderlassene Armada / welche ich aus mancherlei Nation versamlet habe / mit frölichen
augen bald bei mir sehen / und dein heilig werk fortsezen möge / Amen / Amen.
Er sagte ferner zu den Officirern / je mehr betens / je mehr siges. Als er in die an der
Oder gelegene statt Wollgast ein- und (Abermali ges
gebett.) auff das darinn gebauete Schloß zog / stritte in den Wolken ein Adler mit
einem recht ergrimmeten Löwen. Wie die in Schweden gelassene Armada noch nicht nach seiner
gemachten rechnung ankam / fiel er abermals auff seine Königliche knie / und seuffzete zu
Gott also:
Ogerechter Gott vom Himmel / dir ist ja bewust / daß meine kriegs-expedition nicht aus
frevel / sondern zu deiner und des Evangelij ehre angefangen. Derohalben gib doch wind und
wetter / daß meine in Schweden hinderblibene Armee mich bald erfreuen möge / Amen. Bald
wandtt sich der wind / und brachte die ganze Schwedische Flotta über den Hafen durch die
Schweine (also heisset der Fluß) an Stetin. Er nam Stetin und Stargard ein / und machte
eine verbündnuß mit Herzog Bogislao in Pommeren.
(Pommeren.) Herzog Bogislaus entschuldigte sich gegen dem
Käiser wegen einnemmung des Schwedischen volks / verlohr aber hiedurch alle Käiserliche
hulde. Eins mals entdekte seiner (des Königs) Capitainen einer seinen ihm anvertrauten
anschlag einem Käiserlichen Officirer / und ward darüber mit seiner ausgecommandirten
parthei von den Käiserlichen geschlagen.
Zu disem sagte der König:
(Weiferede des Königs.) Es gebührete eines dapferen
soldaten oder Obristen hembde nicht zu wissen / was das herz im schilte führet. Zog
hierauff in Me [354] chelnburg
(Magdeburg) / nam Damgard und Riebniz ein. Die statt
Magdeburg und der Administrator Christian Wilhelm fielen auff des Königs in Schweden
seite. Der König schikte ihnen zum Commendanten in der statt Herren Dieterich von
Falkenberg. Der Administrator zog nach Hall an der Saal / bemächtigte sich der
Graafschafft Mansfeld. Die Käiserlichen namen bei Magdehurg Brose / Schönbek an der Elbe /
auch Calbe und Wertin an der Saale ein. Herzog Franz Carl von Sachsen Lawenburg samlete an
der Elbe / dem König in Schweden zu gute volk. Wolte von Razeburg auff der Wackeniz nach
Lübek schiffen / aber er ward von dem Pappenheim ertappet und gefangen.
(Vngaren.) Der Ungarische Palatinus schrib an Ragozky in
Sibenbürgen also:
Es verwundert uns hoch / daß ihr euch für einen Fürsten in Sibenbürgen auffwerffet / da
wir doch wol wissen / daß euer verderben daraus folgen wird / und köntet ihr auch bei
eueren gränzen mit mehrer Reputation / als ein vermeinter Fürst in Sibenbürgen leben /
dann es ist weltkündig / und haben es neulicher zeit vil exempel an tag geben / daß die
jenigen / so von ihrem Herren abtrünnig und meineidig warden / und sich in eine sache / so
ihnen unmüglich hinaus zu führen / gesteket / von Gott höchlich gestraaffet / und zu boden
gestürget worden sind. Demnach warne ich euch / wollet ihr nun von euerem vornemmen
abstehen / so erbieten wir uns euch bei der Käiserlichen Majestät völligen Pardon zu
erlangen / daß wir sonsten euer Person nicht / sondern des lieben vatterlands halben thun
wollen.
Responsio.
Daß das herliche Königreich Ungaren mit einer unzeitigen geburt zum Palatino versehen /
ist sehr zu beklagen / wir haben seine hochtieffe verwunderung mit schmerzen angehöret /
und wäre solche thörichte fantasei um etwas nach den heiligen Weinacht-fejer-tagen
verschoben worden / hetten wir es einem Fastnachts-traum zugemessen. Dann / daß uns / die
wir aus den ältesten häuseren und geschlechten entsprossen / von einem solchen aberwizigen
Ungarischen Ochsen-knecht gerahten wer [355] den wil / das jenige Fürstentum / so uns ohnz weifels / in so vilen widerwertigen
meinungen / die Göttliche Providenz selbst auffgeladen / aus vergeblicher zaghafftigkeit /
oder Papirenen schreken zu verlassen / und villeicht den Spannischen Ungarischen Sclaven
in seine ungewaschene hände zu übergeben / were vor der ganzen Welt spöttlich. Daß wir
aber einem Meineid darüber begangen / oder von unseren natürlichen Herren abtrünnig worden
/ wird der wahnsinnige rahtgeber uns mit wahrheit nicht beibringen können. Vermutlich aber
ist daraus / daß ihm sein ungewaschen maul von dem Ochsen-staub so verschleimet worden /
daß es ihm bisher die Donau nicht abwaschen können. Wäre derowegen hingegen unser wol
memender raht / daß er seine spazieren geflogene sinne wider zusamen klauben / dem
Vatterland treulich vor siehen / und nicht in Hundestagen mit schlitten zu fahren / oder
in den Weinachten gras zu mäjen ihm vornemmen möchte. Wider Käiserliche Majestät haben wir
wissentlich nicht mißhandlet / so pardonirens bedörffte.
Weiln aber Herr überwiziger Palatinus villeicht mehr misgehandelt / als er zuver
antworten weis / möchte er in kurzem selber nicht genugsamen Pardonbekommen können. Das
jhm aber schlieslich unser Person zu gering sejn wil / ist dem gemeinen Sprüchwort
zuzumessen / das ein Ochsendrek nichts nüze / wann er nicht nach der Herberg schmeket /
mit welcher er seine ungesalzene Abmahnung der gebühr nach condiren und abwürzen kan.
(Spinola und Kleseltod.) Den 15. Septembr. starb
Marggraff Ambrosius Spinola / Gubernator in Meiland / und General des Spannischen
Kriegsvolks in Italien. Auch gieng dise zeit mit tode ab der Cardinal Clesel.
(Teufels spil.) In Mäiland liesse sich der teufel in der
gestalt eines mans etwan von 50. jahren / in einer kutschen leibhafftig herum führen.
|| [356]
(Jahr Christi 1631. Versamlung zu Leipsig.) Den 8.
Februarii ward zu Leipzig ein Convent gehalten / nebenst andern vornehmen / und hie
unbenannten Persohnen / befunde sich allhier Ihr Churfürstliche Durchl. zu Sachsen und
Brandenburg in Person. Der Schluß war under anderm: Die Werbung der Völker.
Auch machte der König in Schweden eine verbündtnus mit dem König in Frankreich / und zog
in Mecheln.
(Königs in Schweden reden und thaten.) Aus dem angesichte
dises Hochtapfern Generosischen Königs / und hochansehenlicher Statur seines Leibes /
leuchtete eine sonderbare Majestät / so andere bald zur forcht / bald zur liebe gegen jhme
bewogen. Machte sich gar gemein mit seinen Soldaten / heißte sie Brüder. Damit aber
hierdurch sein ansehen nicht verringert wurde / ist er auch dar bei hizig / schnell zum
zorn gewesen / wie dann die Generosen Geister / und dapfere Gemüther / wegen ihres
subtilen geblüts / auch feur bej sich haben / und behende geschwinde bewegungen und
resolutionen / und darff sich nicht lang vil schwefel und pulfer solches anzuzünden.
Vnder anderm redete er Herzogen Johan Albrechten also an:
Meine Reise gehet auf Magdenburg / und solches nicht mir sondern den Evangelischen zum
besten / zuentsezen. Wil mir niemand bejstehen / so ziehe ich wider zuruk / mache mich in
meinem Orth fest / biete dem Käiser einen Accord an / und ziehe nach Stokholm / Ich weiß
der Käiser wird den Accord eingehen. Aber am Jüngsten Gericht werdet ihr Evangelischen
angeklagt werden / daß Ihr bei dem Evangelio nichts habt thun wollen / es wird auch euch
vergelten werden.
Nach disem machte er mit ihrer Churf. Durchl. zu Brandenburg wegen Spandau und Cüstrin
eine verbündnus. Wie er nun sahe / daß Ihre Chur Fürstliche Durchlenchtigkeit über dise
handlung traurig wurden / sagte er also:
Ich kan den Churfürsten nicht verdenken / daß er traurig wird / in Betracht / daß ich
gefährliche Sachen begehre / thue solches aber nicht mir / sondern Ihme / seinem Lande /
und der ganzen Christenheit zu gute.
(Frankfurt an der Oder eingenom̅en.) Dazumal
gienge wider alles verhoffen der Käiserischen / der mit dem besten kriegsvolk und
gewaltigen Officirern besezte paß / die statt Frankfurt an der Oder über / und ward durch
des Königs in Schweden tapferkeit erobert / so das selbiger actus und that des [357] Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu
halten wäre / wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly
anheben / mit wem er zu thun hätte.
(Der statt Magdeburg einnam und greuliche ver wüstung.)
Im gegentheil galte es der statt Magdeburg / welche einnemmung weitläuffiger muß
beschriben werden / wegen des greuels der verwüstung und denkwürdiger traurgeschichten /
so sich darbei verloffen und zugetragen / welches von einem also beschriben wird:
Nachdem die Käiserliche Armee / under dem Generalat des Graafen von Tylli / im Jahr 1631.
ins Stifft Magdeburg gemarchirt / und denen Magdebürgern eine Schanz nach der andern /
samt den Aussenwerten abgenommen: haben sie sich darauf mit ganzer macht hinder der
Stadtwerk geleget. Deßgleichen gieng der von Pappenheim / mit fünff Regimenten zu Fuß /
über die Schiffbrut / bej Schönbek / welche kurz zuvor von dem General Tylli verfertiget
worden / und schlug sein Feldlager in dem roten S???e / vor die Neustadt auf. Derwegen
solche von den Magdeburgern halb eingeäschert: damit die Käiserlichen von daraus ihnen
keinen Schaden zufügen möchten.
Den 24. Aprill / Morgens frühe / ist der Graaf von Pappenheim in die halb abgebrandte
Neustadt gezogen / hat etwann zwejhundert Mann auf der Gassen gegen der Altstadt in
Bataille gefunden: auf welche er hundert Mann angehen lassen: Jene aber / nachdem sie
zwejmal Feuer gegeben / haben sich in die Altstadt retirirt. Darauf Pappenheim an vier
Orten / gegen der Stadt angefangen Lauffgräben zu machen: woraus die Magdeburger erst
recht verspürt den Ernst des Tylli / die Stadt zu belägern: welches / weil es ihnen vorhin
nicht glaublich gewesen / nicht wenig Kleinmühtigkeit bej ihnen ve rursacht: angesehen sie
schlecht mit allerhand Noht turfft zur defension sich gefast gemacht hatten Ohnangesehn
nun gleich zimlich viel Soldaten entweder entlauffen / oder für Hunger / und an dem Commiß
Bier / welches etliche ehrloß gebrauer und verfälschet / gestorben / und die Anzahl der
gesunden nur in 2000. zu Fuß / und 250. zu Pferde / bestunde: verursachte doch die vor
Augen schwebende Gefahr und Noht / daß so wol Einwohner / als Soldaten / ihr bestes zu
thun resolvirten / und dazu allerhand Anstellungen machten.
Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse / ihrer vielfältigen Retiraden und
verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern
Officirern bej dem Obristen Falkenberg / als Commendanten / an / um Erlaubniß eines
Ausfalls: welches derselbe / wegen Mangel des Volts / anfangs schwerlich / aber doch
endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag / kurz nach Einnehmung der Neustadt /
drej Ausfäll geschehen.
Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth / mit etwann vierzig Mann / an der
Neustadt / nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr / imgleichen Schippen und
Spaden ab / erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann / und brachte zwej Gefangene
ein.
|| [358]
Den andern thäte der von Falkenberg / durch den Obristen Lieuten??? Trost / auf den
Marsch / mit etlich hungert Mann zu Roß und Fuß. Die den Feind so weit trieben und
ängstigten / das er schon anfieng Quartier zu ruffen: hatten auch selbiges mal / da sie
nur drejhundert Mann stärker gewesen / den ganzen Marsch und rohte Hornschanz wieder
einnehmen können: Weil aber die Käiserlichen mit einem Regiment den ihrigen / allbereit
geschlagenen / suc currirten / haben sie müssen zuruk weichen: wiewol dennoch der
Käiserischen über anderthalb hundert Mann todt geblieben / und der Magdeburger nur wenig.
Der dritte Ausfall geschahe in die Neustadt / und wurden von ihnen / in den Lauffgräben
etwa vierzig Mann niedergemacht: auch gute Beuten erobert.
Den Abend zuvor / ehe solche Ausfälle geschehen / schikte der Graaf von Tylli einen
Trompetter mit drej Schreiben / von Wester hausen aus / in die Stadt: darunder das erste
an den Administratorn / das ander an den Raht der Stadt / unddas dritte an den von
Falkenberg / gerichtet. Vnder dessen ist dennoch mit der Belägerung unablässig
fortgefahren. Massen der von Pappenheim / von der Neustadt her / in kurzem dergestalt biß
an den Stadtgraben geapprochirt / daß den Magdeburgern das Geschüz wenig mehr nuzen
können. Doch haben sie darauf ein Stük auf den hohen Pforten Thurn gebracht / und viel von
den Käiserischen damit erlegt. Nachdem auch in gedachter Neustadt vier Battereyen
verfertiget: spielte man den 7. Maj / von dannen mit sechzehen Carthaunnen auf die Stadt.
Es war damals alles zum Sturm bereit: weil aber der hohe Pforten Thurn / und das
steinerne Rundel dabej / denselben Tag nicht ganz könte gefället werden: muste es noch
verbleiben. Doch sind schon zwanzig Man̅ / durch einen Keller / an dem
Stadtwall gewesen / die sich eingraben sollen: aber durch einen Ausfall wieder vertriben /
zween davon gefangen / und einer erschossen worden. In der Stadt war damals Alarm / und
alles im Gewehr. Tylli vermeinte / die Stadt würde irgend wollen accordiren: aber sie
gedachten an nichts wenigers / sondern hielten sich gefast / biß der Handel angienge.
Mittlerweil blizte man dermassen mit Stüken und Musqueten gegeneinander / daß der Erdboden
zitterte / und es Kugeln gleichsam regnete: wurden auch des Nachts viel Feuerkugeln in die
Stadt geschossen: aber behutsam von den Magdeburgern gedämpfft.
Hiernächst geschahe der vierdte Ausfall / wodurch / in den Lauffgräben an der Südenburg /
in die sechzig Mann aufgeräumt: aber die Tyllischen kamen dennoch zu ihrem Zwek: daß sie
am Hasdek durch die Futermauren brachen / und vier Geschüz darein senkten / mit welchen
sie auf die Vormauren und Zwinger an gedachter Pastej stark gespielet.
Den 8. Maj um Mittag fertigete der Graaf von Tylli abermal einen Trompetter in die Stadt
mit drejen Schreiben / 1. an den Marggrafen Christian / 2. an den Raht und Burgerschafft /
3. an den Falkenberg. Dieser Trompetter wurd in der Stadt behalten / biß auf den 10. Maj /
da man ihn mit einer Antwort wieder abfertigen wollen / wann nicht die plöz [359] liche erbärmliche Eroberung der Stadt
underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die
Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver / mit grossen Stüken zu
spielen / mehr übrig gehabt / und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht /
daß mehr Hand und Wassermühlen / Pulver zu mahlen / angerichtet worden: welches wann es
zeitlicher wäre geschehen / hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen können.
Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj / aus dem Tyllischem Lager / Tag und
Nacht mit grossem Ernst getrieben / biß auf den 9. Nachmittag / da sie inne gehalten. Mit
welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den
Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen / daß sie darinn steken bleiben / und das Werk
nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint / den Thurn von der hohen
Pforten in den Graben zu fällen / und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach
ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen / und ein alt Rundel
an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger / an dem neuen Mark in der Neustadt / ward auch
mit acht Carthaunen gespielet / und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber
kunte nicht beschädiget werden.
Bißher ist kurzlich berichtet / was vor der Eroberung / beede Theile gegen einander
tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang n̅d Ruin der Stadt erst
recht beschauen. Nachdem / vorerwehnter massen / den 9. Maj / Nachmittags / die Tyllischen
zu canoniren nachgelassen / auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf
von Tylli vorhabens war / wegen Anzug des Königs von Schweden / wann er je die Stadt mit
Sturm nicht erobern könte / das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der
Stadt vermeint / die Tyllische schikten sich zum Abzug / und würde nun nichts weiter
tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze
Soldatesca / neben ganzen Bürgerwache / auch den Reutern / die mit ihren Pistolen und
Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen / unangesehen sie gleich
andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können / die ganze Nacht über die
Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind
sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß / und zur Ruhe gangen.
Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den
Sturm darauf angefangen / wie folget.
Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten / wie man die Sache
angreiffen solte / und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet / ob ein
Sturm zu versuchen / weil er besorgt / es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das
Exempel mit Mastrich angeführt / da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen / und
die Bürger heimgangen: hat man beschlossen / daß der von Pappenheim / neben den
Gronsfeldischen / Wanglerischen und Savellischen Regimentern / [360] das grosse neue Werk an der Neustadt: Her
zog Adolph von Holstein / das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld
den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch / zwischen
der Brüken und dem Wasser / anfallen solten: damit also der Sturm zugleich / wann man mit
dem groben Geschüz eine Losung geben würde / an allen vier Orten angienge. Welches doch
nicht geschehen können / weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen / auch die Gräben
nicht ausfüllet gewesen.
Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt / nemlich
einen truknen Graben / keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall / und den Wall ganz Thal
hangend / daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem
Ort ejfrig angelegen sein / die Nacht über alles zum Sturm verfertigen / an den Wall Sturm
Leitern legen / Stafflen darein hauen / und die Palissaden ausreissen lassen / auch anders
mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht
halten / ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar
zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall / biß nach sieben
Vhren verfogen.
Dann als in der Stadt den 9. Maj / beschlossen war / den Tyllischen Trompetter / mit
einer Resolution / auf künfftigen Morgen / als den zehenden dieses / wieder ab zufertigen:
underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht / wie vorgemeldt / auf dem Wall gewesen
/ biß der Tag angebrochen / da sie vermeint / es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr
haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten / ihrer gewonheit nach /
heimgangen / und haben sich auch die Officirer / so die ordinari Wacht nicht gehabt / zur
Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten / beneben dem Raht /
den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten / die
hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren / und sich keines
Vnheils / viel weniger Sturms / besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren / an
der Neustadt / am neuen Werk / mit ganzer Macht / dar zu er auch die Reuter / so
abgesessen / gebrauchet / angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß
Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten / derer etwa funffzehen gewest / aus der
Faussebrejen getrieben / daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald
das neue Werk angel auffen / auch schon biß under der magdeburger Gewehr / über die
Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen / mit
Verlust etlicher Knechte / von selbigen Ort wieder abgetriben / da man auf dem neuen werke
über hundert Todte hat liegen sehen.
Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt / und weil daselbst
die Wacht gar schlecht bestellet / bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene
Soldaten waren voll Schlaffs: [361] der aber die
Schildwache stund / suchte seine Feinde in Busem / und vermerkte die heraufsteigende
Käiserlichen nicht ehe / dann er sie fühlete: dahero auch die andern leichtlich überman̅et / und der Feind ungehindert über den Wall / biß in die Pforten
durchgedrungen.
Wiewol nun überall hierauf Lärmen in der Stadt / dazu die Sturmglot gezogen / und
nochmals tapffer gefochten worden: wolte es doch nicht mehr helffen: sonderlich weil der
von Falkenberg / da er auch um selbige gegend den Feind wieder zurük zu schlagen sich
bemühete / erschossen ward. Jedoch vermeint man / da der vierdte Theil so viel Soldaten /
als Bürger vorhanden gewesen wären: hätten die Käiserschen dennoch wieder weichen müssen:
sintemal es auf ihrer Seiten nicht gar ordentlich zugangen / und nicht geringe Confusion
entstanden / wie die rechte Gegenwehr gekommen: und da etwan fünffhundert Reuter ihnen
begegnet wären / es / laut ihrer eigenen Bekenntniß / seltsam dörffte sejn abgelauffen.
Weil sich nun die Soldaten in der Stadt / nebenst den Bürgern / verschossen ist / alsbald
wegen des Entsazes / bej den andern Bürgern / an selbiger Post eine Confusion erregt:
welches Käiserliche vermerkend / ihrem Voll die Losung gegeben / die andre Posten
gleichfalls zur Stund anzufallen: massen auch geschehen: denn der Herzog von Holstein das
Hornwerk vor dem Kröken Thor angegriffen: aber starke Gegenwehr gefunden hat: weil die
Bischöffliche Soldaten daselbst sich wol gehalten. Dennoch aber allbereit das
Pappenheimische / und etliche andre Regimenter / den Wall auf dem neuen Werk / biß zu
ermeldtem Thor eingenommen / und von hinten hinauf in die Magdeburgische Soldaten
gefallen: sind sie übermannet / und mehrentheils an selbigem Ort nieder gemacht worden.
Der Graaf von Mansfeld aber hat ein geraume Zeit mit dem Sturm an dem Hejdek ver zogen /
biß des Pappenheims und andre Regimenter allbereit über die Helffte in der Stadt waren: da
er doch scharffen Widerstand befunden / also / daß ihm zwei Stürme abgeschlagen worden /
biß er endlich / da schon in der Stadt alles in Forchten war / zu einem eröffnetem Thor
hinein gezogen. Zwischen dem Wasser / auch auf dem Marsch / haben die Käiserliche
gleichfalls nicht viel ausrichten können / ob sie wol eben langsam zum Sturm gethan. Dann
sie allererst / da sie gesehen / daß die Stadt schon gewonnen / angsezt / doch gleich wol
hefftige Gegenwehr angetroffen: biß man sie zulezt gutwillig / weil die Magdeburgische
gesehen / daß alles verloren / eingelassen.
Also wann nur das neue Werk an der Neustadt mit der Wacht recht wäre versehen geweßt /
hätte die Statt an den andern drejen Orten unmüglich mogen gewonnen werden. Dennach aber /
er zehlter massen / solches Werk / wie auch hernach das Kröker Thor / übergangen / und der
von Falkenberg geblieben: sind die Bürger und Soldaten gezwungen worden / sich in die
Stadt zu retiriren. Ob sie sich nun gleich an etlichen Orten wieder gesezet / und durch
Anfrischung Capitain Schmids / den Feind / an der Neustadt / schon wieder / biß auf den
Wall geschlagen: ist doch / als derselbe [362] gleichfalls schwerlich verwundet worden / und der Graaf von Tylli mit ganzer Gewalt
nachgesezt / auch etliche Stuk gegen die Gassen gekehret / und loß gebrenuet: alle Rettung
und Gegenwehr umsonst gewest: also daß zwischen 11. und 12 Vhr / Mittags / die Stadt ganz
in der Käiserlichen Gewalt gewesen. Da dann mehrentheils Bürger sich nach ihren Häusern
geflüchtet: die übrigen / so noch fechten wollen / niedergehauen worden.
Etliche / so auf den Wällen noch gewesen / und um Quartier gebeten / haben es / wiewol
gar schwerlich / und nicht von allen Soldaten erlanget. Sintemal das Pappenheimische Volk
/ wie auch die Wallonen / so am allerhefftigsten gewütet / keinem leichtlich Quartier
gegeben / sondern mit niderhauen weder Weiber noch Kinder / so wol auf der Gassen / als in
Häusern und Kirchen verschonet: also gar / daß auch die andern Tyllischen Völker an
solcher Vnbarmher zigkeit selbsten ein Abscheu gehabt.
Wie nun endlich auch die Thor geöffnet / und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen
worden: da ist das Plündern / Rauben / Mörden / Jungfrauen und Weiber Schänden / und andre
erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung / recht angangen / und /
ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder
geritten / und zu schonen befohlen / dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle
massen erschrek- und abscheulich gehauset worden.
In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig / meistenttheils Weibspersonen
die Köpff abgehauen / da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden:
desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten
hingerichtet worden.
Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen / ist das Feuer /
welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor
halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten / angezündet worden / mit solcher
Macht aufgangen / und so geschwind überhand genommen / daß die Soldaten an ihrer
Plünderung verhindert worden / auch wegen grosser Hize meistentheils / biß auf etliche
Regimenter / so den Wall besezet / sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben
sie neben den Pferden und etlichem Vieh / viel Weiber und Jungfrauen / samt etlichen
Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen / und an Ketten geschlossen geführt / und
daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst / auch so gar der kleinen Mägdlein von
zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet.
Von zehen Vhren Mittags / biß wieder zehen zu Nachts / ist die ganze Stadt / durchaus
abgebrandt / nnd biß auf 139. Häuser / eingeäschert / ohne etliche wenig / an dem Thum /
und unser lieben Frauen Kloster / welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt
geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden / wann nicht die Münche
etliche hundert Soldaten dar zu bestellet / die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und
leschen müssen.
Folgenden Tags sind bald des Morgens die Soldaten ausgangen / die Keller zn visitiren und
plündern / auch davon nicht ab zu halten gewest / [363] ohnangesehen solche noch voll Dampffs und Rauchs gewesen: darüber dann ihrer
sehr viel erstikt. In die Thumkirchen haben sich bej tausend Menschen / an Weibern /
Jungfrauen und Kindern / doch wonig Bürgern / und etlichen Soldaten retirirt / und drej
ganzer Tag lang / ohn Essen und Trinken darinn aufgehalten. Denen hat der Graaf von Tylli
nachmals den 12. Maj durch 2. Trommenschlager Quartier ausruffen / ihnen Commiß Brod
austheilen / die Bürger und Manspersonen absonderlich in den Bischoffshof führen / und
welche gesund / oder vom Lande waren / die Thumkirche wieder zu reinigen und säubern /
heraus nehmen lassen.
Als auch D. Bat und seine Collegen / für der Kirchen ihm einen Fußfall gethan: hat er sie
neben ihren Weibern und Kindern in die Mühlen Vogtej bringen / und ihnen etwas Speiß
lassen reichen: Zu den Soldaten / so sich in der Kirchen besunden / ist er selber
hineingangen / sie besichtiget / ihnen Quartier und Bestallung verheissen / wann sie ihm
dienen wolten: doch zuvor ihnen einen Auspuzer gegeben / daß sie ihrer Sachen sd übel
wargenommen hetten.
Den 10. 11. und 12. Maj ist ein jämmerlich Heulen und Schrejen von den übergebliebenen
Kindern gehöret worden / welche stets Vatter und Mutter geruffen / und doch wegen
unverstand / nicht berichten können / weme sie angehöret. Etliche sein neben ihren
erschlagenen und auf den gassen im Blut liegenden Eltern gesessen / jmmer geruffen und
geschrien: Ach Vatter? ach Mutter? Etliche Säuglinge lagen bej den erwürgten Müttern / und
sogen an ihren todten Brüsten / schrien dabej so jämmerlich / daß es einen Stein erbarmen
mögen.
Belangend die Zahl der Erschlagenen: weil nicht allein das Schwert / sondern auch die
Feuersbrunft viel aufgerieben: steht solche nicht eigentlich oder genau zu wissen: man
vermeint aber / daß ihrer mehr durchs Feuer / weder durch die ergrimmete Kriegsknechte
umgekommen. Inmassen nach Eröffnung der Keller und Gewölbe / in den meisten hin und wider
/ Mann Kinder und Weibspersonen / zu drejen / fünffen / und mehren / so sich vor der
Soldaten Wüterej vertrochen gehabt / erstitt gefunden worden: derer Begräbniß die Elbe
worden / dahin man sie Hauffenweise hinein schlepen und fliessen lassen.
Insgemein wird davor gehalten / daß etwan in die vierhundert Bürger noch im Leben übrig
geblieben / welche gefangen ins Läger geführt / guten Theils aber hernach / bej Anzündurg
des Tyllischen Lägers zu Femersleben / so am 14. Maj / bej der Nacht geschehen / entkommen
sejn / under denen auch ein Schwedischer Gesandter Stalmann / der zuvor hart gefangen /
aber in disem Tumult entronnen.
Der Verlust / auf Käiserischen Seiten / ist auch nicht gering gewesen: sintemal ihnen die
Magdebürger durch stetiges Schiessen und Ausfallen viel Volks zu nicht gemacht / auch das
lezte mal / bej dem Einfall in die Stadt / etliche hundert erlegt / wobej mancher
versuchter Soldat und Officirer darauf gangen. Ich halte aber davor / daß / wie mir ein
Officirer / [364] so nach jezo im Leben / und die
Stadt mit einnehmen belffen / auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein / die sich aus
grosser Angsi an ihn gehenkt / und sie mit zunehmen / gebeten / eine zum Eheweibe erwehlet
/ ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen / weil sie / des Raubs wegen / nicht aus
der Stadt gewollt / und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt /
hernach uicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst / der zu der Zei eines Lieutenants
Plaz betreten / hette neben einem Graafeu / den gauzen Tag in der Stadt herum geirret /
biß der Graaf einen Bürger ertappt / dem er noch Geld darzu gegeben / daß er ihn / wiewol
mit grosser schwerer Mühe / und vie???fältigem umschweiffen / aus der Stadt bringen mögen.
Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen / und hat Ordre gegeben
/ das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter / so bißhero auf dem neuen und alteu Mark
gelegen / alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse
/ und man die noch übrige Bürger in den Kellern / so noch verhanden / sicher zusammen
suchen / und gebrauchen könte.
Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben / in der Thumkirchen der
Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen / und die stük um die Stadt
drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber / so bej dieser Eroberung
fürgeloffen / hat allen Ehrliebenden und frommen / so wol Catholischen / als
uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch
erzehlte / wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr
abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere
Officirer / daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst / ej
allbereit zu mächtig / die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut
gewesen / daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von
der Sachen so kläglich geschriben / daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher
daher gangen wäre.
Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten / doch meistentheils aus dem
vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen / so beedes in
der Belägerung / und under der Käiserlichen Armee damals gewest / genommen.
Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten
Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr
/ wie lauter einge fleischet Teuffel / weder Menschen gehandelt. Aller massen solches
under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo / mit folgenden
Vorten bezeugt:
|| [365]
Qvae unqvam crudelia tormenta contra innocentiam à Tyrannnis fuére excogitata, qvae his
constris temporibus usurpari non vidimussnon jam adversus gentes inhumanas ac barbaras,
sed nationes cultas, civiles ac fideles nec hostiles eas semper, sed contra seipsas etiam:
nullâ habitâ ratione aut propinqvi sangvinis, aut pietatis in patriam? Qvoties vidimus
ipsas auxiliares copias in eum, à qvo submissae fuerunt, arma convertere? Magis cruenta
defensio fuit, qvàm aperta laesio. Nihil inter protectionem intererat &
spoliationem; nihil inter amicitiam & hostilitatem. Non illustribus aedificiis,
non locis sacris à ferro & flammis pareitum Intra breve tempus pàgos innumeros,
castella, urbes, suis vidimus sepeliri cineribus, & provincias undiqve refertas
incolis, in desertissimas verti solitudines. Nec tamen ella humani sangvinis sitis expleri
aut satiari potuit. Nihil tunc novum, in hominum pectoribus, perinde ac arborum truncis,
sclopetorum atqve ensium vim experiri, non in ipso pugnae ardore solùm, sed postea etiam
qvàm primum Martis furor desaeviisset. Jucundissimum oculis erat spectaculum, deformes
morientium vultus, & trementes artus contueri. Qvoties dissecti hominum artus
praesepiorum loco fuere! Nonnunqvam (horrendum dictu) intra ipsa matrum viscera latentes
adhuc & permisti cum avena & paleis tenelli foetus eqvis cesserunt in
pabulum. Cum vitae ipsius jactura experimentum sumebatur, qvantum aqvae humanum caperet
corpus, aut qvamdiu absqve alimento vitam qvis ducere posset.
Virgines Deo dicatae, fuerunt violatae; constupratae honestiores filiae; Matronarum
pudicitiae illata vis. In ipso parentum conspectu mulieres aeqvè, ac aliae Praedae,
& spolia, aut pretio venibant, aut vaccis commutabantur [366] & eqvis, ad usus minùs honestos
atqve illicitos. Agricclae juncti curribus, eqvorum instar, vehere cogebantur onera: atqve
ut reconditas opes proderent, ê pedibus, imò & verendis (sine pudore loqvi)
pendulos, in ardentes fornaces sic demittebant. Ante parentum oculos miserè trucidabant
liberos: ut paternus amor in alieno charissimorum pignorum operaretur dolore, qvod non
poterat proprius. In nemoribus & sylvis, qvae latibula feris praebent, hominibus
locus non dabatur, qvo sese tutò abstruderent; nam canibus venaticis eos pervestigant,
& vestigiorum indicio producebant in lucem.
Non prof undi lacus à tam ingeniosa cupiditate & rapina securi erant: uncis
& retibus inde extracta saepè sunt utensilia. Nec demortuorum ossibus qvietis
manere licuit: tumuli eversi & marmora, ut serutarentur, qvid sub iis lateret
abditum. Nulla ars magica est aut diabolica, qvâusi non fuerint, ut aurum atqve argentum è
latebris eruerent.
Was vor grausame pein ist jemals von einigem tyrannen wider die Unschuld erdacht: welche
wir nicht zu diser unserer zeit gesehen verübt zu werden / nicht etwan an wilden
barbarischen leuten / sondern gegen disciplinirte Christliche nationen: und zwar nicht
alle zeit gegen feindliche / sondern wider ihre eigene landsleute und Blutsverwandte. Wie
offt haben wir erfahren / daß die zum succurs gesandte vo̅lker wider den
jenigen / der sie geschikt / die waaffen gekehrt! Der schuz ist blutiger und schädlicher
gewesen / weder die beleidigung. Da war kein underscheid zwischen beschirmen und plünderen
/ zwischen freund- und feindschafft. Keiner Herren-noch Gottes-häuser hat man mit schwert
und brande geschonet. In kurzer zeit haben wir unzelich vil därffer / schlösser / stätte
under ihren aschen begraben / und die volkreichsten Provinzen in einsamste wüsteneien
verwandelt / angeschauet. Und dennoch hat sich der durst nach menschen-blut nicht leschen
lassen wollen. Es war nichts neues noch selzames / auff eines menschen brust / nicht
anders dann auff einen baumkloz / die stärke der degen oder büchsenschüsse zu probiren:
nicht [367] allein in der furi underm gefechte
/ sondern auch hernach bei kühlem Muht. Es belustigten viele ihre Augen / mit anschauung
der tödlich erblässenden Angesichter / und erbebenden Glidmassen. Ach wie vielmals hat man
die zerhauene menschliche Glieder / an statt einer Pferde Krippen / gebraucht? Underweilen
(welches erschreklich zu melden) sind die noch in Mutterleib verborgene / mit Habern und
spreuern vermengte zarte Früchte und Geburten / zugleich samt dem Futter / von den Zähnen
der Rossen zermalmet.
Mann hat Leute erwürget: um zuerfahren / wie viel Wassers in den menschlichen Cörper
gienge: andre ließ man verschm achten: um zuwissen / wie lange der Mensch ohne Speiß und
Trank könne leben. GOtt verlobte Jungfrauen / fürnehmer Leute Töchter / und ehrbare
Matronen wurden angesichts ihrer Eltern und Ehemännern geschändet und nohtzüchtiget: die
Weiber / gleich andrer Beute / entwederum Geld / oder um eine Kuh oder Pferd verkaufft und
aus getauscht / zur Schande und Unzucht.
Die Bauren wurden wie Rosse an den Wagen gespan̅et / grosse Lasten zu
ziehen gezwungen: und theils bej den Füssen / theils bej thren männlichen Gliedern in
glühende Oesen gehenkt / daß sie ihre verborgene Güter solten anzeigen. Die Kinder seind
für den augen der Eltern nidergeseblet: damit die Herzen der Vätter und armen Mütter durch
solch klägliches anschauen desto hefftiger geveiniget / und die Entdekung ihrer Schäze
durch fremde Schmerzen heraus gefoltert würde.
In dem Gehölz und Wäldern / welche den wilden Thieren sichere Schlupfflöcher ertheilet /
könte kein Mensch verborgen bleiben: sintemal man sie mit Spürhunden / wie die Hirsche /
auftrieb / und für den Tag brachte.
Kein tieffes Wasser war für dem nach sinnigen Geiz und Raub - Gierde sicher: man fischete
alles darinn versenkte Geräthe mit Haken und Nezen heraus. Die Gebeine der Verstorbenen
haben nicht in Ruhe bleiben können: in dem die Leichsteine aufgehaben / die Gräber
eröffnet / durchgesuchet / und beraubet. Keine Teuffelskunst nach Zauberej mag jemals
erfunden werden / die man nicht gebraucht / um das Gold und Silber aus den verstekten
Oertern herfür zubringen / sc. [368] (Des Königs abermahlige. Red.) Der König in Schweden kam gen
Stettin / nahm Gryps-walden ein / marchirte bej Tangermünda über die Elbe / und formirte
bej Werben ein Feldlager. Wie ihm allhier die Käiserlich Gefangene vorgebracht wurden /
knieten dieselbe alle vor ihm nider / und baten um̅ Gnade. Der König sagte:
Stehet auf / bettet Gott an / und danket jhm für ewer Leben / Ihr wäret werth / daß man
mit euch / eurem eigenen Exempel nach / procedirte / dann thr gehet mit den armen
unschuldigen Leuten um̅ / ärger als die Türken.
Er nam Havelberg ein Tylli marschierte auch nach der Elbe / diser Die Herzogen von (Mecheln werden restituirt.) halben entstund in Hessen und
Weymarischen grosse freude und froloken under den Leuten / daß sie diser nicht
eingeladenen Gäste wider los wurden. Die Herzogen von Mechelnburg nahmen ihr Land wider
ein / und eroberten Schwerin. Hierauf sezete sie König Gustavus mit grosser Solennität
wider ein. Tylli zog nach Werben / auf der Schweden Läger zu / ward aber gezwungen wider
zuruk zuweichen. Er lägerte sich bej Tangermünde / und weil ihm alle anschläg zuruk
giengen / reterirte et sich ins Stifft Magdeburg. Der König begehrte an die Herzen Staden
/ daß sie ihr Volk nicht abdanken / sondern vil lieber ihm überlassen solten.
(Engelland.) Der König in Engelland schikte König Gustavo
underm Comando Hamelthonen / Volk in Pommern zu. Der Schwedische Legat Herr Benedict
Ochsenstern ward in Frankreich herrlich gehalten. Landgraff Wilhelm zog König Gustavo zu.
Tylli fiel in Sachsen / und nam Merseburg und Leipzig mit Accord ein.
Hierauff conjungirte sich Chur Sachsen mit König Gustavo Adolpho aus Schweden bei
Wittenberg. Tylli zog ihnen zu felde entgegen / nam den besten vorteil ein / und stelte
sein volk in schlachtordnung. (Erste schlacht bej Leipzig.)
Solches that König Gustavus und Chvr-Sachsen auch. Hierauff geschahe eine gute halbe meile
bei Leipsig auff dem Wittenbergischen wege die grosse schlacht zwischen den Schwedischen /
Chur-Sächsischen / und Ligistischen / da dann der sig den Schweden blib. Der Tyllt ward in
person hart beschädiget / ließ sich nach Halber statt führen. An Schwedischer seiten
bliben von hohen Officicern der Obriste Maximilian Teuffel / Obrister hall / und
Kalenbach. Von den Sächsischen der Obriste Eustachius Löser / gewesener Commendant in
Wittenberg / Herzog Adolph [369] von Holstein /
der in Käiserlicher bestallung war / ward sehr beschädiget / und von den Schwedischen
gefangen. Herr Gustav Horn verwise es ihm höchlich daß er wider seine Religions-verwandten
gedienet hätte / er starb nach diesem an dem dritten tag. Dieselbe nach vor der schlacht
hatten Ihre Majestät der König einen traum / ob hetten sie den Tylly bei den haaren
gefasset / könten ihn aber ehe nit recht halten / bis sie von ihm in den linken arm
gebissen weren / welches dann also geschahe / dann die Chur-Sächsischen hielten im linken
flügel / und wurden auch von der Victori geschlagen. Der König sazte dem flüchtigen feinde
nach / und nam Merseburg und Hall wieder ein. Zu Frankfurt am Mäin wurde ein
Compositiontag wegen der geistlichen güter gehalten.
(Erffurt wird erobert.) Der König zog weiters auff
Erffurt / und eroberte die statt / marchirte ferner in Frankenland / occupirte Königshofen
/ Schweinfurt / und die schöne an dem Mäin / worüber eine bruke gebauet / gelegene statt
Würzburg. Das allda auff dem Marienberg in der höhe gelegenes / und in ganz Teutschland
under den vesten Schlösseren beruffenes Schloß / ward mit stürmender hand erobert.
Nürnberg begab sich in des Königs schuz / in gleichem der Bischoff von Bamberg. Der König
nam ferner Hanau / und die an dem Mäin auffgebaute statt Aschaffenburg ein. Der Käiser
vermeinte mit Chur-Sachsen allein einen friden zu treffen. Das Sächsische volk ward auß
der Lausniz getriben / sie rukten in Böhmen / und namen Prag und mehr örter ein. Dise zeit
machten sich die von dem Käiser ausgetribene Evangelische wider in (Rostok.) Böhmen. Die Herzogen in Mechelburg namen mit der
Schweden hülffe die statt Rostok wider ein. Die Käiserlichen lidten bei und um Magdeburg
grossen schaden. Sie namen Calbe an der Saale / und Mansfeld ein. Der Nider-Sächsische
Cräis machte eine verfassung wider den Käiser und die Ligistischen. Damals (Herzog Georg von Lüneburg tritt vom Käiser.) trat Herzog
Georg von Lüneburg von den Käiserlichen zu den Schwedischen. Lan-Graaf Wilhelm in Hessen
eroberte Minden. Die Westphälische Stände ergaben sich an ihne. Der König nam Frankfurt am
Mäin ein / und sazte über den Rhein. An disem ort / wo er über den Rhein sazte / ward ihme
zu ehren ein schöne saule gesezet. Ferner bemächtigte er sich der schönen an dem Rhein
gelegenen statt Mäinz.
|| [370]
(Die Königin aus Schweden komt nach Frankfurt. und König
Fridericus in Böhmen.) Die Königin aus Schweden komt in Teutschland / und
empfienge König Gustavus Adolphus seine / aus dem Hoch Fürstlichen Hause Brandenburg
entsprossene Königin Maria Eleonora zu Leipsig / und führte sie gen Frankfurt: allhier
langete an König Fridericus aus Böhmen aus dem Haag herkommend. König Gustavus eroberte
die an der Nohe gelegene statt Ereuzenach / in gleichen das dabei in der höhe ligende
Schloß. Ferner nam er ein die bei dem Rhein fundirte statt Bacharach. Allhie liget an der
statt in dem Rhein ein grosser stein / welchen die gelehrten Bachira nennen / diser stein
ist gemeiniglich mit wasser bedeket / wann er aber gesehen wird / solches halten die leute
dises ortes vor eine anzeigung eines trukenen / daher aber guten Wein-jahrs. Die alten
pflegten dem abgott Baccho auff disem stein zu opferen.
(Gustavus Horn. Pappenheim) Der Schwedische Feld-Marschall
Gustavus Horn griff das Bischofftum Bamberg an. Tylli zog ihm entgegen / der König folgete
disem. Pappenheim entsazte Magdeburg / und handelte mit den landleuten nicht vom besten.
Der König aber trib ihn wider (Johan̅
Banner.) heraus / und brachte alles in gute ordnung. Johann Banner conjungirte sich
mit Herzog Wilhelm / und zertrennete 6. Fahnen Käiserliche völker / nam Goslar / Göttingen
/ Duderstatt / auch Warburg und Minden ein. Pappenheim zog nach der Weser / nam Einbek ein
/ und schlug die Hessischen und Lüneburgisen völker. Die Schweden belägerten Stade.
Pappenheim entsezte es.
(Baudis.) Obrister Baudis ward an Achatij Tod stelle zum
General über die Schwedische Armee in Nider-Sachsen bestelt. Pfalz Graaf (Pfalz Graaf Span.) Christian von Birkenfeld richtete eine neue
Armee für den König in Schweden. Die Spannier giengen durch die Pfalz / und namen Spejer
ein / wurden aber hernach von den Schweden nicht (Protestirende.
Torgau. Nürnberg.) vom besten willkommen geheissen. Die Protestirende liessen dem
König zu gute volk werben. Chur Sachsen hielte ein Land-tag in seiner an der Elbe
gelegenen statt Torgau. König Gustavus zog auf Nürnberg / der Raht allhier that ihm grosse
ehr / und praesentirten (Des Königs rede.) ihm kostbare
geschenke. Er gab ihnen diese antwort: Ich bedanke mich euer mir angethanen ehre / ihr
könnet mir aber nichts liebers thun / als daß ihr beständig bei dem allgemeinen Wesen
beharret / bitte auch freundlich / lasset euch hievon nichts abwenden. Tylli weisete ihm
den weg in Bäjeren / da er anfangs Donawerht troberte.
|| [371]
Dazumal scheinte es / als wann alle Element für den König in Schweden theten streiten /
weil sein vor haben in allem glükete. Der Herzog in Bäjeren / General Tilly und die ganze
Armaden lägerten sich bei Rain am Lech. Der König wolte disen fluß ihme auch eignen und
freien paß und repas darüber haben. Darum lägerte er sich mit seinem volk längst dem Lech
nach disseits / da die Käiserischen gerad gegen über hielten / er sahe etwas gelegenheit
am wasser Batrercien auffzuwerffen / welche bald verfertiget wurden. (König in Schweden ein anschlägiger General / hatte gut volk / das
zu allerhand zu gebrauchen.) Dann der König nit allein soldaten hatte / sonder
willige leut zum schanzen und zu allem. Daher er bald ein real-werkkönte in kurzer fast
ungläublicher mit seinen Finen / Lapläderen / Liffländeren / Reussen und anderen leuten /
verfertigen / welche neben den daß sie streitbar auch kein frost und kelte geschohen /
deren magen gewonet ware etwan zu pausieren. Und wann der König einen paß über einen Fluß
/ Strom bekommen / es aber ohne noht zu sein erachtet mit dem feind zu schlagen / hat er
gewust mit besonderem kriegslist dis und jenseit die widerpart zu vexieren / kame̅ sie auff die seite da er ware / gieng er auff die andere seiten und plaget
daselbst die Käiserischen länder vil mehr als vorhin. Kamen sie dann disseits / gieng er
jenseits und erwekte wider durch und durch grosse forcht und schreken.
So gieng es allhier bei dem Lech auch / so bald als die Batterejen fertig / gienge das
stetige Canonieren an / mit solchem krachen und knallen / als wann alles zusamen fallen
wolte / und wurde auf den wald und die bäume gespilt / daß eben von den niderfalenden
bäumen / ästen bald so vil schaden den Käiserischen und Ligistischen geschehen als von den
kuglen. Indessen liesse der König neben dem unauffhörlichen schiessen / auff beiden seiten
von harz und pech rauch und dampf auffgehen / verfertigte geschwind eine bruken über den
Läch / commandirte dar auff 300. Finen / jedem wurden 10. thaler versprochen / welche mit
solcher furi angegriffen / daß der völligen Armee nachzufolgen plaz gemacht worden.
(General Tilly komt um-) Altringer ward am kopf verwundt.
Tylli von einer Falconet-kuglen tödtlich verlezt. Worauff der Herzog in Bäjeren zu der
rettraden gerahten / deme alsobald gefolgt wurde. Tilly hatte unsäglichen schmerzen / und
giengen spreissen von ihme / solle öffter / was zu Magdeburg passirt / beseufzet und dem
von Pappenheim die schuld geben haben / bis er bald zu Ingolstatt das leben geendet.
|| [372]
Das ists eben / was Obentraut vorhin zu Tilly sagte / da er ihn wegen seinen empfangenen
schmerzhafften wunden wolte tröste̅: Mangehe indisen garten / damit man
solche blumen breche.
Etwan hat es auch dessethalben vorbotten abgeben / so man bedenken wil die
Hildesheimische Jusuiter Comedi / da es der Schwed gewunnen. Und was sich zu Wittenberg
begeben / da Tilly mit einem schlechten Comicat / die wachten ein und das ander mal solle
angesprengt haben / aber wann man sich zur wehr gestelt / ware der niemand da / bis zu
lezt der vermumte und personierte Tilly ohne kopff erschinen.
Im Jahr 1632. den 21. Octob. wurde in Frankreich der Herzog von (Herzog von Montmoren cy hingerichtet.) Montnorency nach Tholouse gefänglich
weggeführet / und dem Parlement daselhst vom Könige anbefohlen / seinethalben Kundschafft
einzuziehen / und nach Befindung seines verbrechens ein Vrtheil zuschöpfen.
Dieser Herr fand seiner übertrefflichen Gaben und grosser Höffligkeit halben bej dem
König viel Vorbitter / aber keinen Erbitter. Er ward an bemeldtem Orth für Gericht
gestellet / und von den Herren / welchem des Königs Insigel anvertraut / under andern
befragt: Ob er der Languedoker Rahtschlag underschriben? darauf er mit Ja geantwortet.
Ferner: Ob der Herzog von Orleans ihm / die Waffen zuergreiffen / befohlen? darauff seine
Antwort gewesen: Er könnte selbigem Herzog / als seinem gnädigen Herren / dessen keine
Schuld bejmessen. Daß er aber mit ausländischen Feinden des Königs einigen Verstand solte
gehabt haben / oder wider die Krone sich empöret haben: ausbenommen / daß er der
Languedoker Frejheit beschirmen wollen / hat jhm nicht können überwisen werden. Endlich
fragte man auch: Ob er nicht vermeine / den Tod verdient zuhaben? darauf er geantwortet:
Mit seinen Sünden hab er ihn verdienet / und wolle nichts darwider sagen.
Die Richter und Bejsizer hatten grosses mitleiden mit jhm / seiner besondern
Freundlichkeit halben: weiln er aber wider den König gesündiget / mußte der Gerechtigkeit
ihr Lauff nicht gehemmet werden: besondern man fällete ein Vrtheil über ihn / daß er
sterben solte.
Nach gefundenem sothanem Vrtheil / ließ der König den blauen Ritters-Ordens-Band vom H.
Geist / wie auch den Marschall-Stab von jhm abfordern: befahl aber / man solte jhn auf dem
Rahthaus / bej verschlossener Thür enthaupten: gab jhm auch die Frejheit / seine / sonst
in dergleichen Fällen verfallene Güter / frejes und eigenes Willens zuverschaffen.
Bej vorlesung des Vrtheils / lag er auf den Knien / und sagte also: Meine Herren / bettet
für mich zu Gott / daß ich disen Tod / welchen ihr mir angesagt / überwinde / und als ein
guter Christ sterbe.
|| [373]
Nach dem er fehrner auf seine prächtige Kleider geschauet: hat er sie auszu ziehen
begehrt / in meinung / sein Erlöser / welcher nakend und blos gestorben / wurde an
dergleichen Eitelkeit schlechten Gefallen tragen. Fragte auch: wann er sterben solte? und
als man antwortete / um̅ fünff Vhr: sagte er: Ob solches nicht eher / und
um̅ die Stund geschehen könnte / in welcher Christus gestorben. Darauf man
ihn berichtet: Es stunde solches in seinem Willen. Straks ließ er ihm die Haar abschneiden
/ entkleidete sich und schrieb folgendes Valet-Briefflein au seine Gemahlin.
Mein Herz:
HIemit nehme ich von euch meinen lezten Abschied / euch versichernd / daß die under uns
gepflogene Liebe sej meine Gefährtin biß an den Tod. Um die Ruhe meiner Seelen / und
derjenigen / so ich bald ob Gottwill im Himmel zugeniessen hoffe / sejd gebeten / daß ihr
euch über meinen Tod nicht zu hoch betrübet: Massen ich von meinem süssen Erlöser so hoch
begnadet / daß euch solches füglich ein Trost sejn kan. Adieu mein Schaz
E. Montmorency.
Es hielte zwar die Königliche Frau Wittib schrifftlich an: ihrem vetteren dem Montmorency
das leben zu schenken: wie auch andere hohe personen: aber es war alles vergebens. Die
Venetianer ersuchten den König / ihnen den Herzog zu einem Feldherren zu schenken / aber
umsonst. Der Prinz von Conde intercedirte bei dem Cardinal Richelieu vor ihn gar fleissig:
aber mit keinem Effect. Als der Cardinal vernommen / die Königin wurde für ihn bitten /
mahnete er sie gar fleissig darvon ab / fürwendend: Der König wurde zwar ihr nicht
abschlagen / aber darüber krank werden / und wol gar sterben: weil er allezeit sich übel
befunde / wann er etwas wider seinen Willen thun müßte.
Wie nun die zeit herbej nahte / daß der Herzog auf das Gerüste tretten solte: wolte ihm
sein Feldschärer den Nachtrok um̅thun / weil er nun die Schlaffhosen
anhatte: Er aber ließ solchen wider fallen / und sprach: Nein mein Freund! es gebührt uns
sein weiß für Gott erscheinen. Ehe er auf die Bühne tratt / fragte er zuvor eins: Ob keine
Gnade vorhanden? und als der Hauptman antwortete: Nein / es wäre alle Fürbitt seiner
Freunde um̅sonst gewesen: Grüssete er alle anwesende / und bat / dem König
nach seinem Tod anzumelden: Er sturbe sein underthäniger Knecht / und sej jhm herzlich
leid / daß er jhn beleidiget: bäte deswegen seine Majestät / und alle Christen um̅ verzeihung.
Seinem Barbirer wolte er nicht gestatten / von jhm gebunden znwerden: sondern sagte zum
Henker: Binde du / es ist dein Am̅t. Als der Scharffrichter angedeutet: die
Haar wären nicht kurz genug abgeschnitten: befahl er mehr hinweg zuschneiden. Solches
wolte der Nachrichter den Barbirer thun lassen: aber der Herzog wolts nicht haben /
sondern be [374] gehrte es vom
Scharffrichter / mit vermelden: Warum er / als ein grosser Sünder eine schmach scheuen
solte / da doch sein Herr Christus auch von den Henkersknechten gebunden und handthieret
worden?
Nach dem er seine Seele Gott befohlen / hat er den Hals under das Fallbeil dargestreket /
und nach verrichtung eines gebättleins / dem Scharffrichter zugeredet: Jezt solte er sein
Am̅t thun / wurde ihm in einem Fall das Haupt abgeschlagen. Nach
vollzogener Execution öffnete man die Thür / und ließ den Leichnam sehen: dar auf ein
diker Hauffen Volks hinein gedrungen / etliche sein Blut auffgesam̅let / und
vil ihn sehr beweinet.
Dergestalt beschloß der Herzog von Montmoreney sein Leben im 38. Jahr seines Alters: der
zu seiner zeit in Frankreich an Vermögen / Geschlecht / Verstand / holdseliger Gestalt und
Gunst bej jederman fast keinen Gleichen gehabt: und dennoch einen se traurigen Ausgang
nehmen müssen. Das Haupt ward wider angenehet / der Cörper gebalsamirt / und in einen
bleyenen Sark geleget.
(Königs in Schweden fernerer zug.) Der König nam weiters
Neuburg an der Donau ein / und bemächtigte ihm Augspurg / trib die Bäjerischen heraus und
machte in der statt eine ganze neue ordnung / führte die Evangelische Religion wider ein /
bestelte den Raht mit Evangelischen / und ließ sich huldigen. Von hier marchirten die
seinigen nach Ingolstatt an der Donau / worüber eine kunstliche bruke gebauet. Allhier
ward vor der statt Marg Graaf Christoff von Baden / welcher dem König zur seiten ritte /
von einem schuß auß der statt getroffen / daß er vom pferde zur erden fiel / und das pferd
/ dar auff der König saß / erschossen / der König aber blib ohnverlezt. Dises Marg Graafen
halber that der König gegen die seinigen allhier vor Ingolstatt im frejen felde eine
bewegliche Oration / sagende:
(Des Königs rede.) Dise rauche kugel / welche dem
tugendhafften Marg Graafen sein leben abgekürzet / manet mich und euch alle unserer
sterblichkeit an. Wann derowegen nach Göttlichem willen Ich ja meine tage dermal eins
unverhoffet hie schliessen solte: So weiß ich / daß meine gerechte sache / nemlich:
Teutschland in ihre alte freiheit zu sezen mir ein rühig grab machen wird. Gott kan einen
verständigern dannich / dise sache ferner hinaus zu führen / nach mir erweken. Es mögen
wol neidhadere sein / die etwa sagen: Ich suche reichtum und ehre in Teutschland und
verführen dadurch die einfältigen. Aber ich nemme die vertribene Fürsten und herren / die
ich restituir et und meine Creditores / von denen ich zu Frankfurt und anderswo hohe
posten geltes entlehnet / und die so manche gefahr / deren ich mich freiwillig
underworffen / da mit vorgebruket / zu zeugen. Die [375] um den König stunden weil sie es vor betrübnus mit dem munde zu thun nicht
vermöchten / baten ihn mit den augen / daß er doch seine person / ihnen allen zu gute /
ins künfftig besser in acht haben / und nicht alle mal an die gefährlichen örter selber
stehen möchte.
Der König in Frankreich undernam sich zwischen König Gustavo und dem Herzog in Bäjeren
einen gütlichen vergleich zu treffen / aber es war vergebens. Der Herzog zog gen
Regenspurg / und nam die statt mit list ein. Die an der Iser gelegene zwei-Thürmige statt
München ergab sich dem König. Die bauren in Schwaben und Stifft Fulda wurden rebellisch /
aber von den Schwedischen wider gezähmet. Der Herzog von Bäjeren zog in die Ober Pfalz und
nam Sulzbach ein. Der König ließ die seinigen auff Nürnberg gehen / und die Bäjerischen
wider auß Sulzbach treiben. (Friedländer) Der Herzog von
Fridland zog mit seiner neu auffgerichteten Armada in Böhmen / nam Prag und Eger ein.
Allhier stieß der Herzog in Bäjeren zu ihm. König Gustavus schlug ein läger vor Nürenberg.
Der Käiserliche Generaliss. Herzog von Friedland samt dem Bäjer Fürsten kamen auch hieher
/ und hatten das lager nahe an dem Fluß Pegniz / so durch Nürenberg fleust / auff einer
höhe / die man den alten Berg nennet / befestigt. Der König ließ den wall und die Schanzen
des lägers / an underschidenen orten mit zwei Sturmen anfallen / ward aber mit verlurst
vier tausend mann abgeschlagen / und die Käiserlichen verlohren bei acht hundert mann.
König Gustavus that seinen Officirern eine ernstliche vermanung / hinfürder bessere
kriegs-disciplin zu halten / da er dann in gegenwart des Königs in Böhmen Pfalz Graaf
Friderici / Pfalz Graafen Augusti / Herzog Wilhelm von Weimarn / und Herzog Johann von
Holstein / welche alle des Königes einritt in München mit beiwonten / also zu seinen
Officirern / und zwar zu den Teutschen / sagte:
(Des Königs abermalige rede.) Ihr / ihr Teutschen seid es
eben / über welche meinen händen / wegen euers / mit eueren Bluts-verwandten / und
Religions-genossen übelen Procedieren / so häuffig vil qverelen und klag-schrifften
insinuiret werden. Gott straffe euch davor / daß ihr meine / euch gegebene gesäze mit dem
ruken ansehet / und verursachet / daß man hören [376] muß: Der König ist kommen / uns mehr zu qwelen / als zu vertädigen. Aber Gott
ist meines herzens zeuge / daß ich unschuldig bin / ich habe euerthalben meine Erone ihres
schazes entblösset / in die 40. Tonnen Goldes auff gewandt / und alles / was meine
streitende hände erobert / habe ich under euch getheilet / und selbst nichts behalten /
begehre auch von dem eurigen nichts / und ihr verübet doch alle wider meine euch gegebene
gesäze / verbottene thaten. Wollet ihr rebelliren / wil ich meine Finnen abseit nemmen /
und mich so dann mit euch herum schlagen / daß die stuke davon fallen sollen. Im fechten
handelt ihr wie redliche Cavalliere / aber ich sabe jezt von der unartigen Disciplin. Nun
nemmet dise euch guther zig gegebene vermahnung an / und besseret euch.
Uber dise so ernsthaffte rede giengen vilen dit augen über / andere (Der König führet selbst einen soldaten zum Profos.)
erstarreten gar / baten̅ thränlich / was vorgegangen were / ihnen zu
perdoniren / und promittirten besserung. Nach diser so ernsthafften gethanen rede / wurden
dem König vor eines Marqvetenters gezelt geraubete kühe gezeiget. Der König gieng selber
vor das gezelt / faffete den Marqvetenter bei den haaren / führete ihn zum Profos / und
sagte: Komm mein sohn / es ist besser / daß ich dich / dann Gott um deinet willen meine
Armee und mich straffe / und ließ ihn henken. Der Fried länder belägerte den König vor
Nürnberg. Die Nürnberger versprachen bei dem König gut und blut auffzusezen. Als der
Friedländer einen gefangenen Schwedischen Fändrich wider loß geben wolte / hielte er ihn
erstlich mit zur Tafel / und rühmete in aller gegenwart bei der Tafel des Königs Gustavi
Mann- und dapferkeit. zum höchsten. König Gustavus aber plünderte ihm sein Magazin /
erhielte hier auff wider ihn eine namhaffte Victori / und nam ferner Cobolenz ein. Herr
Gustavus Horn nam sein march ins Würtenberger land und Elsas.
(Das blutige haupttreffen bei Lüzen / da der König) Diserm
nach schikete es sich zu dem blutigen Haupttreffen bej Lüzen / in welchem der König
gebliben mit einem glorwürdigen Tode. Auch betraurten die Käiserschen ihres theils nicht
vil weniger den Verlurst des gewaltigen Feldmarschalks von Pappenheim. [377] (und der von
Pappenheim auff Käiserischer seiten gebliben.) Weiln aber von diser Schlacht / und
des Königs Tod / underschiedliches geredt und geschriben wird / als wollen wir das
glaubwürdigste / so wol aus andern Schrifften / als mundtlicher ansag der
Generals-personen / so bej dem Treffen selbsten waren / und andern es nachgehends
anvertraut hatten / alhier mit wenigem bejbringen.
Vor dem Treffen solle der König gesungen haben:
Verzage nicht / O häufflein klein /
Ob schon die Feinde willens sein
Dich gänzlich zu verstören.
Vnd suchen deinen Vndergang /
Davon dir wird recht angst und bang /
Cs wird nicht lange wären.
Tröste dich nur / daß deine sach
Ist Gottes / dem befihl die Rach /
Vnd laß es ihn schlecht walten /
Er wird durch seinen Gideon /
Den er wol weist dir helffen schon /
Dich und sein Wort erhalten.
So wahr GOtt GOtt ist / und sein Wort /
Mus Teufel / Welt und Höllenpfort /
Vnd was dem thut anhangen /
Endlich werden zu hohn und spott /
Gott ist mit uns / und wir mit Gott /
Den sig wollen wir erlangen. Sagte hierauff zu Herzen Doct. Fabricio / seinem Beichtvatter / der disen / des seligsten Königs lezt gesungenen gesang / mit an des Königs Leich- und Valet-Predig / die er bei abführung der Königlichen Leiche von dem Teutschen boden zu Wolgast thate / (Des Königs lezte rede.) hinden an truken lassen. Ich sehe wol / Gott wird meiner Armee ein unglük begegnen lassen / dann die menschen verlassen Gott / se zen ihr vertrauen allein auff mich / und werden sicher. (Königs ernstliches gespräch mit Herzog Bern hard.) Am Abend vor dem Treffen / solle der König ganz ernstlich den Herzog Bernhard von Weymar gebätten haben / dapfer zufechten / und habe man an dem König verspührt etwas Melancholisches / als der sich fast anheben zu seinem ende zurüsten. Auch habe das beste Pferd / das under dem Hauffen / so frisch und stark ware / gezuket / und auf frejem gutem Boden gestrauchelt / da der König selbiges bestigen / und zur Action und Treffen sich begeben wollen. Herzog Bernhard verspricht dem König bis auf seinen lezten Blutstropfen zuhalten / die er es ruhmwürdig gethan. Und weiln der König begehrte / der Fürst solte nicht achten / was hiebevor zwüschen ihnen vorgelof [378] fen / worauf diser geantwortet: Alles solle tod und vergessen sejn / und wollen sie morgen des Herzogs von Fridland oder Wallensteiners Todten dar auf legen / und mit vergraben: Am morgen / da es zum Treffen kam / führte der König in der Schlachtordnung das Corpus, und ware in der mitte. Herzog Bernhard stunde am linken Flügel. Was aber eigentlich der König und der Fürst / worauf angedeutet worden / in etwas Unmuth gegen einandern gewachsen sejn möchten / lassen wir mit den verstorbnen versizen bleiben. Seje gleich / das Herzog Bernhard nicht nach seinen Meriten und wolgeleisteten Diensten etwan möchte beobachtet worden sejn / sonders da er auf eine zeit dem Tode gleichsam im Rachen gesessen war / und das Pferd under ihme erschossen / er auch wunderbarlich von Gott behütet worden / oder das der Fürst ein weit ander absehen hatte / so ist es doch dahin kommen / das auf ein zeit der Fürst sein abschied vom König nehmen wolte. (Königs in Schweden bedeutsame red zu Herzog Bernhard.) Dises ward also angestellt / daß der Kanzler Ochsenstirn / welcher dem Fürsten aus gewüssen ursachen ver obligirt ware / solches bej dem König anbringen solte / der es aber mit gröstem unwillen gethan / allein um̅ beschehenes versprechen willen / und weil Herzog Bernhard nicht aussezen wolte / mußte Ochsenstirn daran gehen. Die Sach ward abgelegt / und wie ohnschwer zuvermuthen / mit des Königs keiner andern empfahung und beschenkung / dann mit zornigem gemüth / angesicht / und worten. Hierauf geschahe der befehl / Herzog Bernhard solte sich / um̅ die zeit / an dem orth bej dem König einfinden. Welches der Fürst beobachtend / an das Orth kame zur bestimmten zeit / wurde aber zimlich lang draussen / und zu lezt in das Losament eingelassen / darinn der König allein herum̅ spazierte / spihlend mit etwas / so er [379] in händen hatte: Und als dise stille Music zimlich wärete / fieng der König einsmahl an und sagte: Ihr Herzog Bernhard begehrt urlaub: Ja Ihr Majestät / antwortet der Fürst. Der König besinnte sich wider eine gute zeit / ruffte endlich / O Herzog Bernhard / mit widerholung! wußte ich euch nicht nach mir / ich wolte von frejen stuken mich anderst um̅sehen / und meine sachen anderst anstellen. Ich spühre / daß mich Gott bald möchte aus euerm mittel / durch allerhand zufähl / die der krieg mit sich führt / wegnehmen / dann werdet Ihr der jenige sejn / und sejdt es auch / durch welchen Gott nach mir sein werk befördern und fortsezen wird. Dise Wort hatten bald / das mit Generositet schon vorhin angefüllte geblüt noch mehr entzündet / daß es in jhme gleich einem feuer hize gab. Auf der stelle gedachte Herzog Bernhard keines abschieds mehr / sondern thäte sich noch steiffer dem König verbinden / mit versprechen alles bej Ihr Majestät aufzusezen / solle nur befehlen / was Ihro beliebte. Hiemit ware der Accord aufs neue versigelt / und bekannte der Herzog vertraulich nachgehends / das nächst Göttlichem Beruff / dessen er versichert seje / und der gerechten sach / für welche Er streite / dise wort des Königs / Ihne bej dem Kriegswesen hielten / und jenes jhme bestättigten / darvon Er auch aufs neue guten muth und frisches herz / in allen seinen anschlägen / empfangen. (Deß Königs in Schweden Todfall / und wie es damit zugangen. Jahr Christi 1632. Den 6. Nov.) Nun mußte es bej Lüzen gefochten sejn / am Morgen / da ein diker nebel das Erdrich belegt / so dik / daß keiner den andern allernechst für sich sehen konnte. Der König mit seinen Squadronen stiesse auf die Käiserschen am ersten / sazte über einen Graben / darin̅ Mus quetier er lagen / treibte dise zuruk / und eroberte etliche Feldstuk / die Er wider den Feind brauchte. Bald ward der König wider ab und zuruk hinder den gemachten Graben an sein voriges Orth getriben: Der König / welcher nicht gewohnt ware in disen Fällen viel zu weichen / sazte wider mit ernst an / verjagte die in den Gra [380] ben Commandirte Musquetierer wider aus / und erhielt das theil Lands / jenseit des Grabens. In wehrend solchem scharmüziren / wurd der König mit einem Schuz verlezet / und gabe zimlich blut von sich. Dann er niemals keine waffen gebraucht / sondern dieselben veracht / allein Göttlicher Obhut vertrauend. Ob solches wol gethan / lassen wir alhier an seinen Orth gestellt sejn: Der König sagte einem / von den mitreitenden Fürsten: Vetter ich bin wund und krafftlos / schet daß jhr mich ohnvermerkt könt aus dem Hauffen in die sicherheit bringen. Darauf alsobald mit einer Truppen gesucht worden / des Königs begehren genug zuthun. Was geschicht / da man bej der Windmühlen einer mit dem König verweilte / kamen eben in dem diken nebel / den Berg herunder / die Käiserschen Squadronen / die auf Herzog Bernhards linken flügel treffen solten. Worbej dann / wie leichtlich zuglauben / alsobald ein Salve über das ander auf die Königliche Truppen los gieng / daß jeder nur für sich und auf sich zusehen hatte / den Kuglen / die Haufen weis daher geflogen / und um die köpfe gepfiffen / zuentgehen. Indessen fiele der König aufs neue getroffen vom pferd herunder / und bleibte der Cörper auf der Erden ligen / bis nach vollendeter Schlacht / elendig zertretten von Menschen und Pferden. Das Pferd so der König geritten / kame mit blutigen Pistolen zu (Wie Herzog Bernhard den Tod des Königs erfahren / und sich darauf verhalten habe.) des Herzogs Bernhards Völkern / welcher dazumahln in dem recognosciren und herumschweiffen in dem nebel / bald auch sein lezteres bekommen hätte. Dann er auch auf eine streiffende Parthej gestossen / ohnwüssend das es Feind / so nahe / daß man miteinander reden / und im rauchigen nebel einander zuerken̅en bekame. Der Fürst fragte was für Volk vorhanden: Der Käiserische Officierer / der wol muß gewußt haben / mit wem er zuthun / antwortet mit einem garstigen und unflätigem Gruß / Was geths dich an. Schießte dar auf eine Pistohlen los / von deren die Kugel dem Herzog Bernhard durch den Haarloken gieng neben dem Ohr hin / und legte alsobald den jenigeu / so hinder jhme geritten / tod zu boden. Der Fürst kehrete behend um̅ / verirrte sich bald im nebel / bis endlich die Sonn um̅ etwas den nebel von der Erden aufgezogen / daß man Menschen und Pferde bej den Bäinen wol sehen konnte / da sahe der Fürst die in dem Feld gestellte Squadronen sich halten / kame nicht mehr so nahe / wie vorhin / sondern liesse erkundigen / was [381] für Volk? Als nun der Fürst verstanden / daß es Obrist Oehm und Schwedisch Volk gewesen / reitet er hinzu / fragte wie es zugienge. Obrist Oehm sagte Ihm absönderlich / das geschrej gehe / der König seje tod. Wolan / sprach der kühne Fürst / so wollen wir dann mit Gottes hülff des Königs Tod also rächen / daß alle Welt von uns reden solle / und ist der jenige nicht werth eines redlichen Cavalliers nammen / der länger einen Augenblik zu leben begehrt / und nicht bis auf seinen lezten blutstropfen fechten thut. Herzog Bernhard nahme also bald das Commando auf sich / (Der Herzog Bernhard samt Schwedischen Völkern schlägt die Käiserischen aus dem Feld.) und gabe eine gute zeit Ordre / als wann der König noch bej leben / und gienge mit solcher Furi auf die Käiserischen los / daß die Feinde mit Löuen zuthun hatten. Es erhielte auch diser Fürst durch Gottes Macht und Hülff den Sieg / in einer solchen Schlacht / da es wol 9000. Menschen solle gekostet haben. Als nun die zeit zur ruh / und außzur asten den abgematteten gestattet sejn solte / kame es darzu / daß die Schlacht erst recht angiinge / und bald unverdrossner als zu erst man fechten müßte. Dan̅ der zu allen seinen zeiten Kriegs erfahrene / anschlägige / dapfere und freche Marschalk von Pappenheim / der keinem nicht bald gewichen / kahme in vollem Marsch und grosser Furi / sam̅t vilen Regimentern von frischem wolmundirtem Volk daher / sam̅lete die flüchtigen und zerstreuten wider / greiffte grimmiger an / als der von Wallenstein. Da mußte man erst recht um̅ haut und haar streiten / und ware aller schon erhaltene Sig zweifelhafftig ja gefährlich. Es kame aber Gott der oberste Schidman / und schlichtete (Der von Pappenheim kom̅t um̅.) den Handel also / das eine Kugel von einem Falkonet / welche den halben Pappenheim aus dem Sattel lupffet / den andern halben theil auf dem Pferd ligen laßt / den Schweden widerum die Victori und den Sig geben / und der blutigen Feldschlacht ein ende gemacht / also das alsobald das Käiserische Volk in Unordnung (Freinsheim) gerathen / und in die Flucht gebracht worden / wo nicht der mehrere Theil auf der Wallstatt gebliben. Und zwahren also mußte / und nicht anderst konnte der von Pappenheim sterben / wie jener schreibt. (Gelehrte Leuth.) Zu disen Zeiten waren verrümt: Abraham Scultetus / Josephus Hall / Paulus Tossanus / Philipp Pareus / Henricus Alting / Henricus Alstedius / Franciscus Gomarus / Johannes Buxtorffius / Daniel Heinsius / [382] Petrus Molineus / Jacobus Breitingerus / Fridericus Spanhemius / Theodorus Zwingerus / Caspar Bauhinus / Daniel Sennertus / Caspar Barleus / Dominicus Baudius / Claudius Salmasius / Renatus Cartesius. Under den Catholischen / Hieremias Drexelius / und Athanasius Kircherus. Dises Jahr ware der Termin / und das gesezte Lebens-ende (König in Bömen stirbt.) gewaltiger Potentaten. Den einten forderte Gott der Herr ab in dem Feld / da er müste eines gewalt thätigen tods sterben / den anderen in der ruhe und auff dem bette. König in Böhmen Fridericus lebens satt / wiewol im besten flor und blust des alters / dennoch an leiden alt / gesegnete zu der zeit auch die Welt / und traffe durch seinen seligen abschid den allerfürtrefflichsten tausch / und bekame ein besseres als das irdische scepter / und die Cron die ohnvergänglich / die Palmen / Harffen und weisse kleider der Majestät / Freuden / Unschuld / des Sigs und (Walsteiners verwunderliche red.) Triumph / so ewig bleibt. Der Herzog von Friedland wolte mit den Evangelischen frid machen / sie aber gaben zur antwort / die Jesuiter hielten keinen glauben / der Herzog sagte ich wolte daß der teufel alle Jesuiter holte / zu welchen ich sie noch alle jagen wil / so wahr ich gedenke meine Seele Gott zu befehlen / so wahr meine ichs redlich mit den Evangelischen. Hierauff ritte Herzog Ulrich aus Holstein / des Königs in Dännemark Herr sohn zu ihm / er ward herrlich hoch acceptiret und wol respectiret. Aber der Herzog von Friedland begerte die Böhmische Cron / und vor das Herzogtum Mechelnburg die Marg Graafschafft Mähren / alsdann wolte er den Käiser / und Chur Bäjeren (Greuliche histori und exe̅pel gerechter straaff Gottes. Cluver. p. 845. in Append.) zu einem Fride zwingen. Sonsten hat sich in disem 1632. jahr im Merzen ein greuliche histori begeben / allen Gotslästerern und fluchern zur wahrnung. In den Moscowitischen gränzen commandirte ein Edelmann / nammens Albrecht Pericofs / der das arme volk / welches schon auff Mark und bein ausgesogen ware / greulich tyrannisiert / sonderlich in abforderung der contributionen und schazungs-gelteren / an deren statt / wo es unmöglich ware selbige zu erlegen / er genommen was er könte / hatte also vil gras und klein vieh [383] beisamen / so er den armen leuten entführt. Was geschicht? Als er auff eine zeit nit zu haus ware / sonder anderstwo seiner gewonten schinderei nachhienge / da fiele in einer nacht all sein geraubtes und gestolenes vieh durch Gottes gerechte st raaff um. Wie er wider anheimsch ward / zeiget ihm zu erst der diener / darnach die frau / den empfangene̅ schaden an. Diser beist die zähn auff einander / fangt an greulich zu fluchen und allerhand Gotslästerliche reden auszustossen / schiest den Pistolen gegen dem Himmel loß mit ungeheurer Gotslästerung: Wer sein vieh getödet / solle es auch essen: Hastu mich nit wollen sc: so isse dich selbsten. Worauff die umstehenden alsobald wargenommen / daß etliche blutstropfen aus der Lufft herabgefallen / und wurde diser Gotslästerer auff der stelle in ein schwarzen hund verwandlet / fieng an mit bellen und heulen zu wüten / und das todte vieh zu verzehren und zu zerbeissen. Seine Frau / die schwangers leibs ware / erschrak über solches gericht Gottes / der gestalten / daß sie alsobald nider gesunken und den Geist auffgabe. Weiters erzehlet Cluverius nit / dann daß diser schwarze hund sich zimlich lang muß daselbst haben sehen lassen / bis er vollends zur Höllen gefahren. Vnd dis habe Cluverius von glaubwürdigen zeugen / die es gesehen / vernommen. (Königliche Schwedische Leiche.) Die Königliche Schwedische Leich kam von Wittenberg naher Wolgast: Woselbst die Leiche in einen silbernen Sarg geschoben / und den 15. Junii naher Schweden geführt worden. Auf den abend selbiges Tages / hat des seligsten Königs gewesener Hoffprediger Herr Doct. Fabricius in der Schloßkirchen zu Wolgast / allwo die Königliche Leiche ruhete / eine herzbrechende trauerschöne Trost-predig aus den Klagl. Jer. am 5. Cap. gehalten. Da die Wort des Textes also lauten: Die Cron des Hauptes ist abgefallen: O wehe / daß wir gesündiget haben. Disem Generosischen / hoch tapfern Königlichen Helden / ist nachfolgende Grabschrifft aufgestelt worden. (Grabschrifft) O forsche nun mehr nicht wo ich gelegt bin hin / Genug ist mir und dir / daß ich gewesen bin: Wen̅ aber mir ein grab dem muhte gleich solt werden / So wäre vil zu klein das dritte theil der Erden. Es hatte der Feld Marschall Horn in dem Würtenberger land seinen durchzug / underdessen stoste ihme die statt Costanz auff / als der gewont ware / desgleichen örter zu besuchen. Und weilen Stein sich am besten schikte / bei so unversehenem zu stand / den paß [384] (Jahr Christi 1633. Belägerung Costanz. September.) über die bruken zu nemmen / als könte er so vil complementiren und muß es thun oder etwas anders gewärtig sein / daß ihm ohnschwer gefallen / sein vorhaben zu voll ziehen / und die jenigen zu wilfährigen haben die sonsten / so bei zeiten sie weren avisiert und hiervon berichtet worden / bald ein ander höflicher bescheid dem Feld Marschalk wurden geben haben. Ein mail Costanz wurde belägeret und ein und das ander mal gestürmt / aber nit gewunnen. Indessen ward die Eid gnoßschafft auffgewekt / und um Costanz her im Turgöwischen gebiet lermen gemacht. Der General Horn entschuldigte sich höflich. Die tagsazung zu Baden ward angesehen. Sonders wolten die Papistischen ort dise ohngewonte gäste in disen landen / die man doch nit mehr vertreiben köndte / abgeschafft haben. Der König in Franckreich last ein ernstlich schreiben abgehen an die Papistischen Canto. Der Herzog von Roan ward Agent / reisete zu dem General Horn von und zu. Endlich weilen die gegenwehr in Costanz stark / die Gvarnison je mehr und mehr versterket / auch wegen vilen considerationen und bedenken der Feld Marschall genötiget worden abzuziehen / als ward die belägerung auffgehebt. Die in der statt rühmten sich / wie daß ihnen die H. Jungfrau Maria über der Augustiner Kirchen in herrlichem glanz erschinen / bald in dem 4. tag der belägerung. Wiewol es an unpartejischen (Der Major Kesselring ward mißhan dlet.) zeugen zimlich fehlen wil. Nachgehends gienge der zorn der Papistischen orten über den frommen redlichen und dapferen Mann aus / namlich über den Kesselring. Welcher wegen aus fallenden soldaten aus Costanz und durch sie verursachten auffständ / als ein gesandter und ausgeschoßner zu Weil / den Papistischen orten solche insolenzen und frechheiten / klagen wollen / (welche auch Obrigkeiten dis orts /) wurde er sehr übel empfangen / eingezogen / ohne weitere verhörung / aus argwohn / geqwelet / daß er für schmerzen wider sich selbsten etwas bekante. Bald ward dise unbill von den Evangelischen orten und die auch Ober-herren dis orts sehr empfindlich für die Tagsazung gebracht / von dar endlich nach Frauenfeld / allwo der schluß zu Baden confirmirt und bestätiget / und dem Kesselring so vil möglich geholffen ward. Anno 1634. den 15. Februarij ist Generalissimus Herzog von Fridland samt dem Graafen Terzky und Kinzky in Eger vom Gordan und den Complottieren ums leben gebracht worden.
|| [385]
Herzog Bernhard ware auff der straß mit dem Walsteiner zu conferirn / deme man auff
Käiserischer seiten wolte auff den dienst warten / wie dem Herzog Franz Albrecht von
Sachsenlauenburg / der ihnen in die klippen gerahten. Aber Herzog Bernhard hielt sich
vorsichtig in seinem Regenspurg / und wagte sich nit zu weit. Nachgehends hat General
Banner in dem Closter / da des Walsteiners Cörper begraben lag / das grab lassen öffnen /
den Kopf und rechten (Wallensteiners tod und
grab-schrifft.) arm in Schweden lassen führen / weilen er bei Lüzen ein ursach an
Königs Gustavi Adolphi tod war. Ob aber dises Heiligtum in Schweden so gar angenem gewesen
und wie dis procedere auffgenommen worden / weist man nit sonderlich.
Epitaphium,
oder
Grabschrifft des Herzogs von Fridland
Hie ligt und fault mit haut und bein /
Der grosse Fürst von Wallenstein.
Der groß kriegsmacht zusammen bracht /
Doch nie gelifert rech ein schlacht.
Groß gut thet er gar vilen schenken /
Dargegn auch vil unschuldig henken /
Durch Sternguggen und lang tractirn
Thet er vil land und leut verlieren.
Gar zart war ihm sein Böhmisch hirn /
Könt nicht leiden der sporren kirn.
Han / hännen / hund er bandisiert /
Aller orten wo er losiert.
Doch müst er gehn des todes strassen /
DHan krähn / und d hünde bellen lassen.
Sonsten hat diser Walsteiner dem König in Schweden bei Nürnberg zu einem Schwedischen
gefangenen Officirer / disen ruhm geben: Er halte ihn für den besten Cavallier in der
welt.
(Regenspurg eingenom̅en.) Nach dem durch
sondere behendigkeit und dapferkeit nit ohne diversion und entsezung der Käiserischen
partei / die statt Regenspurg von Herzog Bernhard erobert / auch gewaltig verschanzeit
worden. Weilen aber nachgehends es an munition gemanglet / und der entsaz nit wol könte
beschehen / als ist selbige statt wider in Käiserische hande kommen / nach dem der dapfere
Commendant darin Gen. Major Lars Kage wol 7. general-stürm solle abgeschlagen und
ungläublich vil aus fäll gethan haben.
(Erschrökliche brunst zu Bauzen.) Als die Chur
Sächsischen dis 1634. jahr auff Bauzen / die haupt-statt in Ober Lautsniz zugezogen /
haben die Käiserschen den 22. Aprilis den rest von der vorstatt daselbst angezündet /
worüber das Feur / in dem eben ein grosser wind entstanden / die rechte statt mit
ergriffen / und ganz in die aschen gelegt. Und weil der gebietiger Obrister Golz / die
leut nicht heraus lassen wollen / so sei darüber ei [386] ne grosse menge viehs / 16. tausend
Scheffel Mäls / ohn das getreid verbronnen. Von menschen wurden über 700. persohnen
gemanglet / so in disem Feur ersticket / verfallen und verdorben. In der Kirchen / da alle
stüle und eingebäue aus gebrandt / habe man in manchem stul / zu 5 und 6 todtne menschen
gebraten ligend gefunden. Ein vornemmer Rahtsherr habe sich mit seinem weib / kindern und
gesinde in ein gewölbe gethan / darinn sie allesamt erbärmlich umkommen / und die Cörper
gleichsam in ein ander gebaken gewesen / also daß man dergestalt siben persohnen in einen
Sark geleget und begraben. Kein einziges haus / ia kein einziges tächlein were stehen
gebliben / ausgenommen drei thürne: und gliechwol habe der Chur-Fürst von Sachsen / so in
persohn darvor ankommen / den 24. Aprill den Obrist Golzen abziehen lassen / damit die
übrigen burger und einwohner erhalten werden möchten.
(Schlacht bej Nördlingen Anno 1634. 26. 27. Augst) Nach
disen und andern dergleichen Händlen und Geschichten / kame es zu dem blutigen Treffen bej
Nördlingen / da bäides der Feldobersten hiz zuschlagen / und dann die abwesenheit einer
zimlichen anzahl gutes Volkes / so noch zu den Schwedischen hat stossen sollen / neben
einem andern Unglük / daß der von den Hornischen Squadronen eingenom̅ene
vortheil haffte Posten / nicht ohne grossen verlurst viler dapferer Soldaten / durch
unachtsamkeit sam̅t Menschen / Canon / Pulffer und Kuglen in die lufft
gesprengt worden / auch die stätige abmattung der Schwedischen Völker / welche durch enge
Päß mußten ziehen / und den Feind in der Höhe / und Vortheil ligend suchen / da dann die
Schlachtordnung / nicht nach belieben / und wie erforderlich / angestellt sein konnte /
die Reuterej um einen andern weg zufechten sich umsehen mußte / weiln sie von der
Infanterej ziemlich abgesöndert ware: Dises und anders zumaln / nechst Göttlicher
gerechter heimsuchung / hat den Käiserschen eine ensehenliche Victori und Sig / under
König Ferdinando III. in die händ geliffert / dardurch selbige gewaltig wider erholet /
den bis dato zugefügten schaden desto weniger empfunden / und hat sich eben das Blatt
aller Orthen wider gewandt zu grossem nachtheil der Protestierenden Parthej. Gustav Horn /
so den rechten Flügel geführt / wurd gefangen. Herzog Bernhard commandirte den linken
flügel / kame darvon. Und sollen wol 12000. auf der Wahlstatt geblieben sein.
|| [387]
(Herzog Bernhard Frankreich.) Herzog Bernhard empfieng
das Generalat über die 4. Ober Cräysischen Armeen. Der Schwedische Reichs Canzler / Herr
Ochsenstirn / kam in Franreich / ward herrlich-hoch empfangen / und wol tractiret / der
König verehrte ihm im abweichen aus Franckreich 2000. Cronen / und stekte ihm selbsten
einen kostbaren Diamantring auff den finger mit disen worten:
Disen Ring solt ihr zu unser gedächtnus und ehrem tragen.
Herzog Julius Friderich von Wittenberg starb zu Sttaßurg im Exilio. Der gewesener
Schwedische Canzler / Herr Stallmann wolte durch böse leute den General Banner hinrichten
lassen. Dises (Stahlmann.) eröffnete der Obriste Plato dem
Herren General aus etlichen inter. cipirten schreiben. Der Cantzler Stalmann roche den
braten bei zeiten / und machte sich unsichtbar. Die Franzosen conjungirten sich mit den
Staden. Der Herr Reichs Canzler Ochsenstirn kam (Franckreich.) aus Franckreich in Niderland / ward nicht schlecht empfangen.
Anno 1635. den 19. 29. Mäj begab es sich / das ein Baurknecht (Wunderliche Chur und heilung mit einem messerschluker.) / namens Andreas
Grünheide von Grunenwald / 7. Meil von Königsberg in Preussen / sich im Magen übel empfand
/ nam derowegen / um mittel zu suchen sich (salvo honore) zu übergeben oder zu brechen /
sein messer / fassete solches bei der spize / und wülete mit der schale des messers im
halse herum / in solcher bewegung entfuhr ihm die spiz des messers / und das messer fuhr
in halse hinunder wie es aber noch nicht den magen anrührete / goß diser Andreas vil
Landes-Bier in den hals / und trib also das messer in den Magen er könte (mit Reverenz zu
reden) ohne schmerzen sein gebürnus thun.
Wie nun dise geschicht dem Burgermeister zu Landesberg zu Ohren kam / forderte er diesen
zu sich / und vernahm von ihme den jezt beschribenen wahren bericht / hatte derwegen
mitleiden mit dem armen menschen / und reisete auff Königsberg / um dises Herren Doct.
Daniel Bekern Prof. publ. und Preussischen Hof Medico zu communiciren / diser ließ den
Andreas zu sich kommen / fragte um alle umstände / und gedachte auff mittel dem menschen
zu helffen / [388] massen er vor disem eben einen
solchen casum zu Prag gehabt / wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu
Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers / den
patienten auff ein bret binden / durch einen Schnitt / 2 finger breit in die länge / und
vorgehender Application des Magnetischen pflasters / erstlich die haut / hernächst und
peritonaeum darinn die därme verfasset / eröffnen ließ / darauff ward mit einer krummen
nadel der magen auffwerts gezogen / ein loch / an den ort da die spize des messers sich
ereignete / hinein geschnitten / und das messer also an der spize heraus gezogen / da dann
der magen gestraks wider zuschnapte / und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles
verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe
ein Stein- und Wund-Arzt / da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser
/ und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten
under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher / um den patienten zu sehen / da
er dann um das messer anhielte / welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt
wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam /
Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero
Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen / allda er sich dann in der Vorstatt
häuslichen nider ließ.
(Grosse Pestilenz und hungersnoht.) In disem jahr nam die
teurung und Pestilenz so streng über hand / daß vil leut / die zuvor in gutem vermögen
gewesen / und sich des bettlens geschämt / hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen
Gottlosen kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen / ist nicht zu
beschreiben / nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den
Schwedischen (Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im
Würtenberger hand.) trunk gegeben / in dem sie die leut auff den boden geworffen /
händ und füß gebunden / das maul auffgesprissen / und durch einen trächter / oder wie sie
gekönt / aller lei unflätig wasser eingegossen / bis der mensch auffgeloffen und ganz
gefült gewesen / vil sind alsobald gestorben / was aber noch bei leben gebliben / haben
solchen trunk ihr lebenlang empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß
zusamen gebunden / und also auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den
fingeren und näglen heraus gepresset: vil ha [389] ben sie erbärmlich erwürgt / erschossen / zu stuken zerhauen / gespist /
und lebendig geschunden: vil ehrliche weiber und jungfrauen gewaltthätiger weise gezwungen
/ und zu tod geschändet. Schwel ins Würtenberg. Chronik.
Die Käiserischen und Chur Sächsischen recolligirten sich bei Spandau. Der Schwedische
General Feld-Marschall im Nider Sächsischen Cräis / Herr Dodo von Kniphausen / ward bei
Münster in den kopf geschossen / daran er sterben müste. Anno 1636 (Gloken von sich selbsten geleutet.) zu Husen in Holstein in
Ditmar sen leuteten dise zeit von 5 bis 8 uhren abends die Gloken von sich selbst / ohne
anrührung einiger person. Herr General Banner nam das haus Barbei ein / und bekam darauff
den Obristen Mizloff / führte denselben gefänglich weg und zog in Meissen / ließ bei
Wittenberg herum vil kleine stätte / Fieken / und Dörffer einäscheren.
(Käiser Ferdinandus 2. stirbt.) Anno 1637. den 15. Horn.
starb Käiser Ferdinandus II. an dessen statt kam der Sohn Ferdinandus III.
(Pommeren wird Herrenlos.) Ingleichem starb auch Herzog
Bogislaus der XIV. in Pommern / ohne Leibs-Erben. Hiemit endigte sich der von 700. Jahren
her gestandener Stamm.
(Von Herzog Bernhards thaten.) Wir wollen aber in der
Beschreibung Herzogs Bernhards verrichtungen und Heldenthaten fortsezen / als welcher bald
durch Gottes bejstand wider ersezet / was zu Nördlingen möchte übersehen worden sejn.
Welches der Hochgelehrte Herr Johannes Freinsheimius in seinen anmutigen kunstreichen
Versen / dem Herzog zu Ehren gestellt / also abgefasset.
Weil Alexander nie kein ohnglük hat erlitten /
So finden sich wohl leut / und widersprechen Ihm /
Daß eines Helden Nam Ihm eigentlich geziem /
Dieweil Sein Glük allein / Er aber nicht / gestritten.
Dan weil Ihm federzeit fast ohne müh geglüket /
So bleibet auch sein Sinn noch jmmer ohnbewährt:
Demnach Er nie genug / durch satte prob / erklärt /
Mit was gemüth Er sich in ohnglük hätt geschiket.
Das hatt der Fürst gethan. Derhalben ist zuglauben /
Es habe Gott der Herr nach seinem weisen Raht
Diß über Ihn verhengt / nicht daß Ihm dieser schad
Von vor-erworbnem lob das kleinste solte rauben:
Nein / sonder Ihn vielmehr berühmter mit zumachen.
Als welcher ohnerachtt der harten niderlag /
|| [390]
Zu seinem lieben Gott die feste hoffnung trag /
Er werde doch zu lezt den außgang dieser sachen
Zu seines Namens Ehr / und unsrem nuzen richten.
Derhalben ist Er auch im minsten nicht verzagt /
Vnd hatt sich für und für so Ritterlich gewagt /
Das wohl zuspüren ist auß solchen guten früchten /
Von was für einem baum dieselbe mögen kommen.
Dan sihe / wie man Ihn fast für verlohren hältt /
So ist Er gleich darauf den Frühling in dem Feld / (Spejer eingenommen / den 21. Merzen / 1635) Vnd eh man solches glaubt / ist Spejer eingenommen /
Vnd für deß Käjsers volk deß Reines paß gehämmet:
Da schiket man auf Ihn / mit einer solchen macht /
Dergleichen man zuvor gar selten aufgebracht /
Den Gallas / der mit Volk den Reinstrom überschwämmet.
Wie aber eine flut die gähling sich ergrösset /
Den klugen Bawersman auß seiner hütten jagt:
Der aber bald hernach sich wider an sie wagt /
Dieweil sie jhm sein gut sonst allerdings zerflösset /
Vnd durch geschikten fleiß / und arbeitsames graben /
Derselben nach und nach das wasser so entführt /
Daß sie sich mit der zeit fast allerdings verliert:
Solch einen außgang mußt es mit dem Gallas haben.
Dan ob sich wohl der Fürst mit Cardinal Valletten
Damahls vereinigt hatt / so war doch Ihre macht
Bej weitem nicht so groß / daß Sie auf eine Schlacht
Die hoffnung Teutschen lands / und Sich / gewaget hätten.
Derhalben wolten Sie dem grossen hauffen weichen.
Jedoch war (wie bewusst) Ihr abzug solcher art /
Vnd wurd deß Feindes Volk so wenig da gespart /
Daß einem grossen Sieg er billich zuvergleichen:
Wan̅ Gallas seinen Feind noch einmahl solte jagen
Auf eine solche weis / als damahl er gethan:
So käm es jhn vielleicht umb etwas säuster an /
Er liesse sich darfür von jhm ein wenig schlagen.
Wiewohl er für gewiß das wenigst underlassen /
Das einem dapfren Haupt geziemet und gebührt:
Er hat den weichenden gar fleiss g nachgespürt /
Er hatt Sie angefaßt auf allen Ihren Strassen.
Sie konten keine meil ohnangefochten ziehen /
Sie reisten Ihrenweg / und stritten doch auch mitt / (Bis nach Mez / ist geschehen in dem Herpstmonat 1635.) Vmb jeden tritt ein streich / umb jeden streich ein tritt /
Sie mußten händ und füß in gleicher maß bemühen /
Vnd Ihnen einen pfad mit blossem degen banen.
So hatt Er Sie begleit von Mainz an biß nach Mez:
An welchem ort Ich selbst / diß alles das Ich sez /
|| [391]
Von vielen die alsdan mit jhres Königs Fahnen
Aus Teutschland widerkehrt / hab offtermal vernom̅en
Die sagten offenbar / wann Herzog Bernhard nicht /
Bei uns gewesen wär / der uns den weg geschlichtet /
So wär von unserem volk nicht einer widerkommen / (Verdun entsezt / den 19. Augstmonats.) Nach dem Er auf das new in Frankreich ist gefahren /
Die Stadt Verdun entsezt: Lothringen durchgeraist:
Viel örter übereilt / darunder (wie man weißt) (Blankenberg Blancmont / und Ramberviller eingenom̅en.) Die festen / Balkenberg / und Rambertsweiler waren.
Was aber nach der hand in Elsaß ist geschehen /
Das würden alle leut für meerlein und gespött
Aufnehmen / wan daß Werk nicht selber für sich redt /
Vnd sich diesen tag für augen liesse sehen.
Man sihet wie der Fürst / der an deß Reines strassen
Nichts hatte / mit dem Fe???nd der alles eingehabt /
So artig hat getauscht / deß Feindes theil ertapt / (Das erste mal ist geschehen den 27. Heumonats 1637. da J. F. G. bei Reinau übergesezet.) Vnd Ihm hinwiderumb das seinig überlassen.
Vnd daß in einer zeit von anderthalben Jahren:
Wie ohngern auch der Feind den vortheil Ihm gestatt /
Der dan mit aller macht sich widersezet hatt /
So bald er über Rein das erstemahl gefahren.
Dan allda liesse sich der Werth gar zeitlich bliken /
Mit einem grossen Volk / und sezte frisch darein / (Joan de Werth.) In meinung / eh der Fürst würd eingeschanzet sein /
Ihn widerumb zu ruk und über Rein zuschiken.
So wurd jhm aber doch so übel abgezwagen /
Daß / ob er schon sehr oft / und erstlich angesezt /
Vnd keine müh gespart / Er gleichwohl auf das lezt:
Nichts / als ein kügelein im Baken weggetragen /
Auf dieses hatt der Fürst Ihm eine Bruk erbawet /
Daran Er keinen fleiß noch kosten hatt gespart /
Damit Er ja genug mit Schanzen sie verwahrt /
Vnd sie dem Manicamp und seinem Volk vertrawet.
Wie man nun dieses thuns den freche̅ werth berichte /
Vnd daß der Herzog selbst nicht bej der stelle sej /
Da hatt er sich erfrewt) als welcher zweifelsfrej
Den Sieg in händen hätt: und einen weg erdichtet /
Dardurch er bald hernach die in der Schanz ergeistert
Ganz ohngewarnter sach dieselben überfiel / (Den 1. und 2. Wintermonats / und also innerhalb zwejen ???agen) Sie in den Reinfluß sprengt / und mit so rauhem spiel /
Sich gar in kurzer zeit der Bruken ganz bemeistert.
Hiermit war diesesmahl die Glok aufs new gegossen /
Daß man zu Wien bejnah nichts mehr zu wünschen fand /
Daß ganze Teutsche Reich in Käjserischer hand /
Der Reinpaß zu gesperrt / der Herzog außgeschlossen.
|| [392]
Darumb war dazumahl auf Käjserischen seiten
Vnd an dem Hof zu Wien nichts werther als der Werth /
Man gab und sagt Ihm zu / so viel er nur begehrt /
Vnd hielte viel auf Ihn / für andren Rittersleuten.
Auch ist jhm dieser Ruhm in warheit wohl zugunnen /
Als welcher oft und viel erzeigt verstand und muth:
Doch kompt dasselbe lob auch billich dem zu gut /
Der in dem frejen feld jhm solches abgewunnen.
Das ist der Thewre Fürst / von dessen grossen thaten
Noch jmmer unser leid in vollem hall erklingt.
Derselbe / wie man jhm die böse zeitung bringt /
Wie übel mit der Bruk es diesesmahl gerathen:
So hatt jhn keines wegs ein frembdes übersehen
Von längst-gefaßtem Rath und anschlag abgeschrekt /
Darumb Er nach dem Re in den kopf bald wider strekt /
Dem Käjser den Compaß aufs newe zuverdrehen /
Wie richtig Er vermeint / das alles für jhn gienge.
Darauf ist nun erfolgt / bej Reinfeld / eine Schlacht /
In welcher dieser Fürst den Feind zu nichte macht /
Das ganze heer zerstrewt / die Häupter alle fienge.
Der grosse Reines-fluß / der etwan bej den Alten
So mächtig hoch gerühmt und angesehen war /
Daß man ihn zwischen Rom / und unsrer Teutschen schar /
Als eine feste maur geachtet und gehalten:
Der hatt die überfahrt dem Fürsten nicht gewehret:
Ja vielmehr sich erzeigt / als wan Er herzlich gern
Darzu behülfflich wär / und seinen newen Herrn
Mit guter fürderung ganz underthänig ehret.
Derhalben ob sich wohl der Reinach nicht versehen /
Daß jemand ohne sein erlaubnuß müglich wär
Zukommen über Rein / dieweil auß Brisach Er
Die Pässe wohl besezt / so ist es doch geschehen: (gegen Seckingen ist geschehen den 18. Jenner 1638.) Dan dieser kluge Fürst / den vortheil so ergriffen /
Das gegen Sekingen und Piken / bej der nacht
Er auf ein tausent Man hinüber hatt gebracht /
In einer kurzen zeit / und zwejen kleinen Schiffen.
Mit welchen Er den weg auf Lauffenburg genommen /
Dasselbig in der eil erobert und besezt:
Vnd also daß man jhm nicht einen Man verlezt / (Schlacht bei Reinfelden den 21. Hornung.) Ein außerlesne Bruk daselbsten überkommen.
Darauf Er alsobald Reinfelden zugezogen /
Vnd sich mit aller macht der festung angemasst /
In dem Er aber ernst darvon gebrauchen lasst /
So hatten andertheils die Häupter auch erwogen /
|| [393]
Wie man so schwerlich würd jhm widerstehen kön̅en /
So lang Er / wan er wohlt zugehen über Rein /
Der Lauffenburger Bruk würd habhaft mögen sein /
Vnd über das noch die zu Reinfeld auch gewinnen.
Derhalben zogen sie die festung zuentsezen
Mit allen kräften an / und war der kühne Werth
Für andern ejferig genueg / als welcher da begehrt
Den vorerlangten schimpf und schaden außzuwezen.
Der Fürst mit wenig Volk erwartet Ihrr bej Piken
Da geht das treffen an / und bleiben bejder seit
Ohn einen vollen Sieg / ein anzahl guter leut. (Der Herzog von Rohan ist an der empfangne̅ wunden bejdiser Rein felder Schlacht / den 3. Aprill Anno 1638. im Kloster Königsfelde̅ in der Schweiz / Berner Gebiets / 60. Jahr alt / gestorben / gen Genf geführt / und daselbst in St. Peters Kirch stattlich bejgelegt worden.) Darauf befihlt der Fürst sein Volk ganz zubeschiken /
Vnd die belägerung vor Reinfeld einzustellen.
Derwegen sich der Feind versichert eingebildt /
Er habe seinen wunsch auf diesesmahl erfüllt.
Savelli hat allzeit nicht länger warten wollen /
Vnd nach dieselbe Nacht dem Käjser zugeschrieben:
Reinfelden sej entsezt / der Feind hab eingebüsst /
Vnd widerum zuruk nach Lauffenburg gemüsst /
Dieweil jhm zimlich viel deß besten Volks geblieben.
Doch ist dieselbe frewd ein blosser dunst gewesen.
Vnd hat sich so geschikt / daß diesen seinen breiff /
Wie sehr deß Botten pferd den weg auf Wien zu lieff /
Der Herzog eher als der Käjser hatt gelesen.
Vnd solches jnnerhalb den drejen nähsten tagen:
Da oftermeldter Fürst sich wider aufgemacht /
Der Feinden starkes heer in volle flucht gebracht /
Es ganz und gar verderbt / und auf das haupt geschlagen.
Savelli wolte da daß lauffen nicht so glüken /
Deß Herzog Bernhards Volk war schneller weder er:
Er habe nuhr gedult / Es wirdt sich nach begehr /
Hiernähst zu Lauffenburg das lauffen mit jhm schiken.
Werth hielt festen stand / und wolte sich nicht geben /
Biß endlich neben jhm das Walsche Regiment
Auch übermeistert wurd / und ganz und gar zertrennt /
Da gab er endlich auch die Frejheit umb das leben.
Auch wurden über das gefänglich angenommen
Ein Graaf von Fürstenberg / Speerreuter Enkenfort /
Vnd andre Häupter mehr. Die von so manchem ort /
Da man gefochten hat / mit ehren waren kommen /
Die sein da allesampt in Feindes hand geblieben:
Deß Herzogs Dapferkeit / verstand und wissenschaft
Vnd Seines Gottes huld / hatt jhrer aller kraft
Vernichtet / sie gestürzt / jhr anschläg hindertrieben.
|| [394]
(Versamlung der Raaben bei Tübingen.) Vermuthlich ist es
/ daß bej Tübingen die Raben /
Die häuffig sich erzeigt / als umb dieselbe Stadt
Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt /
Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben.
Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret /
Das für jhm nider ist gefallen zu der stund /
(Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund)
Da man zu solchem zug jhm solches für geführet.
Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen:
In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt /
Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört:
Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen.
Rein selden solte sich nicht also truzig wehren /
Vnd also seltsam thun / Sie ist doch nicht allein /
Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein:
Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren. (Rötlen eingenommen den 18. Merzen.) Ich will von Rötlen nit / auch nit von Freiburg sagen
Die Fürstin an dem Rein / deß Breißgaws höchste zierd /
Die feste Römerburg / die selbe / sag Ich / wirdt
Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen. (Die statt Breisach eingenom̅en.) Das Brisach welches schon vor drejmal hundert jare̅
Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz
Beständiglich gedient / und under dessen schuz
Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren.
Zu denen zeiten auch / da weder seine Herren
So mächtig / oder Es so fest / gewesen sein:
So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein /
Denselben / wie man wolt / zuöffnen und zuspärren:
Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben.
Nun aber / da man Es mit werken so vermacht /
Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt /
Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben:
Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen /
Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu /
Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh /
Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen.
Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret.
Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess /
Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess /
Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret.
Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen /
Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list:
Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist)
Die leut einander selbst ermördet und gefressen.
|| [395]
Erschleppen möchtens kaum ihr abgematte glidt???
Man sah sie für gespänst / und nicht für Menschen an:
Vnd man sie einen schuss auß aller macht getahn /
So fielen sie darvon zusampt den rohren nider.
Ach daß man dem gewalt deß ohngerechten Türken
So dawerhaftes Volk entgegen sezen wolt?
Ich glaube für gewiß / und zweifle nicht / es solt
Viel gutes können thun / und rechte wunder würken.
Nun aber haben wir mit unsren groben Sünden
Deß Grossen Gottes zorn so über uns geführt /
Daß alles unser gut zu lauter schaden wirdt /
Vnd muß zu unsrer straff elendiglich verschwinden.
Was under dieser zeit für thaten / sein geschehen /
Dasselbe bildet sich so leichtlich keiner ein /
Er müsste dan auch selbst darbej gewesen sein:
Vnd fällt auch denen schwer die selber zugesehen.
Da wer bedenken will so manche züg und schlachten /
Auß-Ein- und überfäll / und underschiedne Sieg /
Der wird es ja vielmehr für einen ganzen Krieg /
Als die belägerung nuhr einer festung / achten.
Savelli obgemeldt / der under diesen dingen
Sich hatte loß gewürkt / war ejferig bedacht /
Der Festung zu entsaz / jhm eine newe macht /
Das ist / einn newen Sieg dem Fürsten / aufzubringen.
So kam auch Göz??? daher mit einem frischen hauffen /
Den zu demselben end der Bajer Fürst gesant:
Daß also dieses Volk / wie vielen wohl bekant /
Auf achtzehn tausent Man zusamen sich belauffen.
Die haben nuhn viel weg und mittel fürgenommen /
Den eingeschlossenen zu miltern jhre noth /
Vnd allerlej versucht / damit ein bissen brodt /
Vnd ander Essenspeiß zu jhnen möchte kommen.
Weil aber allezeit der Herzog wol gewachet /
So hatt gemeiniglich Er jhnen aufgepaßt /
Wer früchten zugeführt / entledigt seiner last /
Deß Feinds geleit erlegt / und ganz zu nichts gemachet.
Durch solches wurd die noht in Brisach sehr gemeret /
Dan Gott verlihe / daß dem Herzog alles glükt /
Wie dan auch in der Stadt sich wunderlich geschikt /
Daß einen vorrath Korn das Fewer aufgezehret.
Es hatt sich eine rott erhungerter Soldaten
Zusamen da gethan / und einest in der nacht
Nach durchgebrochner wand ins Kornhauß sich gemacht /
Dem abgematten leib in solcher noht zurathen:
|| [396]
Weil aber an dem ort viel fäßlein pulver stunden /
So hat ein fünklein fewr / durch ohn verhofften fall
Dasselbig angestekt / und sein mit einem knall /
Soldaten / pulver / korn / zusamt dem hauß verschwunden.
Indessen liesse Göz sich keine müh nicht dawren /
Savelli gleischesfalls / und suchten alle weg /
Damit durch hungersnoth der Reinach nicht erleg:
Sie hatten alle ding erkundigt durch die Bawren /
Die Käjserischem theil noch jmmer günstig waren:
Was für gelegenheit ins Fürsten läger wär /
Was jederman da macht / an welchen orten Er
Sich hielte / kunten sie gar eigentlich erfahren.
Wiewohl sie aber nun so grossen vortheil hatten /
Vnd auch denselbigen durch manchen klugen fund
Zubrauchen / sich bald der / bald jener understund /
Gieng jhnen jhr versuch doch schlecht genug von statten:
Doch jhren fleiß und trew genugsam zuerweisen /
So haben sie einmahl sich samptlich auf gemacht /
Viel früchten / Meel / und Fleisch / und anders mitgebracht /
Vnd also mit gewalt die festung wollen speisen.
Der Herzog underdeß / der von dergleichen wahren
Auch keinen überfluß in seinem Läger hatt /
Verändert jhre raiß: sie wohlten in die Stadt /
So hiess Er sie mit jhm nach seinem Läger fahren.
Die Kauffleut hielte̅ sie zwar anfangs zimlich thewer /
Doch sprach Er jhnen zu / auf eine solche weiß /
Daß Er sie noch erhielt / in einem rechten preiß /
Vnd wurd der kauff gemacht nicht weit von Wittenwe???er.
Man saget zwar es sej was seltsam hergegangen /
Die Kaufflent wurden ja nicht gar nach wunsch belohnt:
In Welschland ist man sonst deß handels nicht gewohnt /
An statt deß baren gelts nuhr stösse zuempfangen.
Doch weil sie sich bemüht auch wider außzugeben:
Als geht es bejderseits so mit einander auf:
Dan frejlich diesesmahl der Käjserischen hauff
Gar herzhaft sich gewehrt / und in dem anfang eben
Deß Fürsten rechte spiz gewaltig hindertrieben.
Dargegen hat man sie mit gleicher maß belohnt:
Vnd haben bejde theil einander nicht geschont /
Darüber aller seits viel in dem stich geblieben.
Sie haben in dem Feld einander umbgejaget /
Daß auch ein jeder theil deß andern Stük erlangt /
Vnd sie für sich gebraucht: Man hat da nicht geprangt /
Man tat da Reuterisch einander abgezwaget.
|| [397]
Biß in die fünfte Stund hat diese Schlacht geweret.
In welcher zeit der Fürst / als solchem Haupt gebührt /
Die Ordnung selbst gemacht / die Häuffen angeführt /
Vnd aller orten selbst der erst zusein begehret.
Wie sahe man jhn da die freje hand erschwingen /
Jezt mit gezuktem rohr / jezt mit entblößtem schwerdt /
Vnd wo Er hingewendt das Streitgewohnte Pferdt /
Den Seinen newe kraft / den feinden schreken bringen.
Damit Er auch zulezt den preiß darvon getragen /
Die wägen all erlangt / wie oben angeregt /
Der Feinden grossen theil gefangen / und erlegt.
Die andren auß dem Feld und in die flucht geschlagen.
Darunder auch der Göz / jhr führer / ist genesen.
Savelli aber hatt so dapfer sich gewehrt /
Das eine kugel jhm den Ruken hat versehrt /
Ist also kümmerlich entrunnen und gewesen.
Wie übeldamahl nun der anschlag abgegangen /
So war doch diese Stadt den feinden also werth /
Daß sie sich keiner müh und arbeit nicht beschwert /
Vnd sie noch jmmerfort zuretten underfangen.
Gestalt dan bald hernach gedachter Graaf von Gözen
Mit denen / die Er theils auß obberührter Schlacht
Zusameu / theils auch sonst von newem aufgebracht /
Sich wider eingestellt die Festung zuentsezen:
Vnd ob er das nicht kön̅t / doch frücht hinein zubringe̅.
Dieweil die hungersnoth bej denen in der Stadt
Immittelst sich gemehrt und zugenommen hatt
Zu welchem end er auch mit dem auß Lotharingen /
Der eben da zumahl im Anzug war begriffen /
Verglichen / das zugleich Er hier / und Jener dort
Den Angriff solte thun: und war mit einem wort /
Die Orgel wolgestimmt / doch schlecht genug gepfiffen.
Der oftgemeldte Göz verschonte seiner Flöten:
Der ander thate zwar sein bestes zimlich fein /
Jedoch weil sein gesell jhn liesse ganz allein /
So wurd er schlecht belohnt / und hatte bald von ???öthen
Mit schade̅ und mit spott sich auß dem staub zumache̅
Dan herzog BErnhard sezt die krankheit auf die seit /
Mit der Er war behaftt / und dacht es sej nicht zeit
Für dißmahl krank zu sein / bej so gestalten sachen.
So bald Er nuhn gehört / daß der auß Lotharingen
Im anzug / und bej Thann schon angelanget sej:
So hat Er sich erhebt nur mit der Reutterey /
Bes zeiten widerumb jhn auß dem land zubringen.
|| [398]
Wie dan auch solche sach jhm so wohl abgegangen /
Daß jederman darab sich hoch verwundern muß:
Der gute Herzog Karl entkame kaum zufuß /
Vnd wurd jhm Bassompier sein liebster Man gefangen.
Nuhn wurde dieser schad dem Gözen zugeschrieben /
Dem damahl gleichesfalls Savelli schulde gab /
Daß seine niderlag er auch verursacht hab:
Derhalben wurde Göz umb so viel mehr getrieben /
Mit einem newen zug den argwohn auß zuwezen /
Da Lamboy sonderlich / so stark er hatt gekünnt
Das Läger angesprengt / entschlossen und gesinnt
Zusterben / oder ja das Brisach zuentsezen.
Das Volk war stark an zahl / an Manschaft ausserlese̅
In kriegen wohl geübt: der wegen man auch glaubt /
Daß ohne so ein groß und ohnver gleichlich Haupt /
Vmb Herzog Bernhards theil geschehen wär gewesen.
Er war an einem ort schon zimlich nahe kommen /
Er hatte sampt der Bruk zwo Schanzen schon ertapt:
Vnd hätt er eine noch / die jenseits / auch erschnappt /
So hätt er (wie man meint) das Läger weggenommen.
Der Herzog aber hatt sie so abweisen lassen /
Daß nach derselben zeit Göz nicht mehr widerkam /
Sich ganz hinweg begab / und endlich abschied nam /
Ließ Brisach Brisach sein / und zoh er seine strassen.
Wie nun zu diesem mahl dem Herzog auch gelungen /
Vnd Er sich widerumb begeben in die Zelt:
Weiters schreibt Freinsheim.
Der Reinach der es nuhn in mehr gemeldtem Ort /
Ohn hoffnung deß Entsazs / nicht konte länger treiben / (Den 9. Christm. Anno 1638. über geben worden.) Der mußte sich zulezt zur übergab bequemen.
Daß also dieser Fürst von Gott genad erlangt /
Die Stadt mit deren man so häftig hatt geprangt /
Vnd ohngewinnlich fest geachtet / einzunehmen.
Das nicht geschehen ist / und niemand widerfahren /
Von dem an / daß sie auch (zwar iu geringerm stand /
Vnd frejlich nicht so fest (ein Fürst auß Sachsenland
Hatt under sich gebracht / vor Sieben hundert Jahren.
Von dan̅en hatt der Fürst sich nach Burgund erhabe̅ /
In einem vollen land / das uuhn vor langer zeit
Deß kriegs geübrigt war / und ganz und gar befrejt /
Sein wohlverdientes Volk in etwvs zuerlaben.
Damit es aber doch nicht allerdings verlege
Vnd in dem überfluß der waffen ganz entwohnt /
So siht man daß Er nicht gar zuviel verschont
Er öffnet starke Päss / und wohl verwarte stege /
|| [399]
Nimt stätt und schlösser ein / schlägt baure̅ und soldate̅ /
Bald hier / bald in Burgund / und reiset ab und zu.
Diß heisset man bej jhm ergözlichkeit und ruh /
Bej andern wären es gewaltig grosse thaten. Dem Fürsten zu ehren / hat einer dis Carmen Chronologicum gemacht. Heroi invicto, BERNHARDO de VVEYMAR, Germano Achilli, de expugnato Brisaco Carmen. In VICto fortIs CeClDI t BrIsels AChILLI I Vngltur & tanto DIgna pVeLLa VIro. (Der Herzog Bernhard) Wie die weitberuffene statt und Vestung Brisach / welche dem Römischen Käiser ein schlüssel in Frankreich war / und nun dem König in Frankreich ein paß in Teutschland ist / Ihrer Fürstl. Gn. Herzog Bernharden aus Hunger übergeben ward / ist erst gehöret. Nach solcher eroberung nun sahe der König in Frankreich vor gut an / in betracht König Christianus in Dännemark sich schon zu einem Friden Mediatorem freiwillig anerbotten hatte / daß man der so lange jahr her in Teutschland gehabten unruhe eins mals gütlichen abhulffe. Schrib derowegen in seiner spraache noch einsten (König in Dänemarkt.) an den König in Dännemark wegen beförderung eines Fridens und beruhigung des Teutschlands. Der König in Dännemark gab in Lateinischer spraache wider Antwort / und bat um geleitsbriefe vor seine gesandten / von dem König in Spannien. Schrib auch diser wegen an die hochmögende Herren Staden. Dise zeit laureten auff ihre Fürstl. Gn. Herzog Bernhard 13. Spionen / wie solches einer / der zu Freiburg im Brisgöw gefangen ward / selbst bekante. Ihre Fürstl. Gn. begaben sich wider aus Burgund. Fuhren mit dem Herren Residenten Mokeln auff einem Schiff von Hemmingen nach Neuenburg / und befanden sich etwas übel auff / legten sich derohalben zu bette. Wie sie aber vermerketen / daß die schmerzen immer zunahmen / wolten sie niemanden zu ihr lassen. Nach 2. tagen liessen sie ihren Hof-prediger forderen / erkanten ihre [400] sünden / und empfiengen das Heilige Sacrament. Als aber der Hof-prediger das gebett etwas lang machte / sagte der nun mehr selige Herzog: Weil seine reise gar nahe wäre / möchte er / der Hofprediger dem gebett doch etwas abkürzen. Schikte auch nach Herren Röhlingern / daß er / als ein creirter Notarius seinen lezten willen zu Papir bringen möchte / welches dann geschahe. Die Generalität trugen Ihre Fürstl. Gn. General Major Erlachen: Dem Grafen von Nassau / Herren Obristen Rosen / und Herren Obristen Oehmen zugleich auff. Baten dabei / die Armee also zu führen / als wären sie noch allezeit persöhnlich dabei. Hierauff schlossen den 8. 18. Julij des Morgens um 9. Uhr Ihre Fürstl. Gn. in dem gebett / Herr Jesu Christ war mensch und Gott / eben bei dem wort Jesu ihr leben. Ihres alters im 35. jahr. Dem Graafen von Nassaw hatten sie das beste Leib-pferd / und 10000. Rthaler. Herrn Obr. Rosen 10000. Rthaler. Herrn Obr. Oehmen 10000. Rthaler / und andern Obristen jedem 6000. Rthaler / dem Hof-prediger 4000. Rthaler: Beiden herren Medicis / jedem 1000. Reichsthaler / und dem Secretario 100. Rthaler im Testament legiret. Was sonsten noch an Mobilien sachen übrig war / solches ward under die Hof-Junker / Pagen / dienern / und knechten ausgetheilet. Gestraks nach disen schikte der König aus Frankreich der Armee 100000. Duplonen zu / und versprach sich hierbei der Armee ferner allen vorschub zu thun. Stelte Herrn General Major Erlachen ihnen zum haupt vor. Disem zu pariren gelobten sie samt und sonders mit auffgehobenen fingeren an. Den 18. 28. Julij ward die Fürstl. Leiche von Neuenburg solenni modo nach Breisach gebracht / uud hieselbst in einer Capellen (Frankreich) beigesezet. In Frankreich ward aus Condolenz des seligsten Fürsten / auch eine ansehnlichste Leich-begängnus / welcher Ihre Königliche Majestät auch die Königin / und die ganze Hof-statt persöhnlich beiwonten / gehalten / und die Königliche Saale allenthalben mit schwarzem Sammet behänget. Ihre Fürstl. Gn. Gottselig. andenkens / hinderliessen drei brüder / Herzog Wilhelm / Albrechten / und Ernsten. (Ihr Churf. Durchl. Carl Ludwig Pfalz) Als nun gute hoffnung auff Schwedischer seiten der verlurst eines so dapferen haupts / wurde bald ersezet sein an ihr F. Gn. Carl Ludwig Pfalz Graafen / welcher zu dem zwek aus Engelland / den [401] (Graaf reisen durch Frankreich.) nächsten weg suchend / also ohnvermerkt durch Frankreich zu reisen begerte / der leuten hoffnung genug zu thun / hat es Göttliche fürsehung anderst angeführt / und ward Ihr Chur F. Durchl. mit Complementen zu Paris etwas zeit auffgehalten / bis man sich bei Hof der Vestung Brisach und anders versicheret gemacht hatte. (Schott- und Engelland.) Dise zeit war Engelland wegen der Religion wider Schottland. Aus disen ursachen / daß der König begerte man solte die refor mirte gebräuche der Engelländischen Kirchen / auch in Schotland annemmen / welches sein Herr vatter Jacobus VI. etliche jahr zuvor auch verordnet hätte / und bestund dis wesen vornemlich in 5. articlen: 1. Von dem Kniebeugen bei dem Nachtmal. 2. Von haltung der Fejertage beneben den Sontag. 3. Von absonderlicher Tauffe. 4. Von absonderlicher empfah- und niessung des Nachtmals / und 5. Von der Engelländischen Confirmation. Beneben disen wolte er auch haben / man solte die Bischoffe wider ein- und ansezen / und daß durch ihren gewalt und gutdunken die kirchen und zusamenkunfften in obacht genommen wurden / aber disen Königlichen ordnungen waren die Puritaner in Schottland hartnäkiger weise zu wider / und wolten nicht pariren / derowegen als sie anfiengen von dem neuen Magistrat bezwungen zu werden / richteten sie vermittelst Alexandri Leßle einen bund auff / und verschwuren sich zusammen wider die Königliche verordnung / bemächtigten Edenburg und andere ort mehr. Der König in Engelland brach zu Londen auff. Die Schotten namen bei zeit den vortheil ein / und kamen dem König zuvor. Sie führten in ihren weissen Fahnen S. Andreae Creuz / eine vergüldete Bibel / und dise worte: Vor das Evangelium. Die Engelländer hatten in ihren Pannieren dise worte: Beschirmer des Glaubens. Die Schotten besazten vil örter / brachten die Königliche Crone / Scepter / und andere ornamenta und Kleinodien nach Edenburg. Die confoederirte Schotten bliben beständig und wolten von ihrer gerecht habenden sache nicht weichen. Andere aber / und die vom adel / sahen mehr auff den König und wichen in Engelland. (Persianische gesandschafft in Holstein gesandt.) In Holstein kamen im eingang des Augusti Persianische gesandten an / um mit dem Herzog zu Gottorff wegen eines Persiani [402] schen handel mit Seiden und anderen wahren einen Contract und schluß auffzurichten. Aber es ward nichts aus disem vorhabenden handel / sondern der von Gottorff in Persia gewesener Legate Otto Prugmann gefangen / seine Güter verarrestiret / und endlich ihm das haupt abgeschlagen. Die einholung des Persianischen gesandten war folgender gestalt: Den 7. dises liessen Ihre Fürstl. Durchl. der Herzog zu Gottorff die Infanterie mustern. Den 8. ward dem Legaten ein regiment von 3000. zu Fuß / neben noch 2. starken Compagnien aus Schleswig und Husum / auch 2. Compagnien zu pferde underm Commando Rittmeister Broktorffen / und Alefelden / auff ein halbe Meile von dem Schloß Gottorff entgegen geschikt. Hierauff folgeten Ihrer Fürstl. Durchleucht Diener alle in schwarz gekleidet / mit langen mäntlen in guter ordnung. Nach disen die ganze Holsteinische Ritterschafft. Endlich die Fürstlichen Rähte. Der Amtmann / Jürge von der Wische / that die Oration der empfängnus im felde. Ihre Fürstl. Durchl. schikten dem Legaten acht schöne Rosse auffs kostlichste mit Jubelen / und zwei durchsichtige Cammerwagen mit trauergewand überzogen / entgegen. Aber der Legate ritte / und zwar zwischen dem Herren dem Herren Amtmann / und dem abgesandten Prugmann. Wie sie an den ort kamen / da der Legate logiren solte / gaben alle Musqvetirer zwei mal Feuer / und auff dem Schlosse wurden alle Stuke gelöset. Die ganze landschafft war allhie versamlet / und daher eine solche menge volks / daß man kaum durchkommen könte. Das haus / da der Legate logiren solte / war auffs schönste zugerichtet. Der Sultan oder Legate wolte niemand in dem Logamente von frömden leiden: dann man solte oder müste seine Dame / die er bei sich hatte / nicht sehen. Den 11. hatte er bei Ihrer Fürstl. Durchleucht Audienz. Alles stand in vollem gewehr von des Sultans Logament bis an das Schloß. Von dem plaz bis an die Stiege oder Treppen stunden die Trabanten. Vor dem wagen giengen bei die hundert Holsteinische vom Adel mit langen schwarzen mäntlen her. Der wagen oder Caroze / in welcher der Sultan zu der audienz geholet ward / war durch und durch mit schwarzem Sammet gefütert / und überzogen / auch hin und wider mit Gold beschlagen.
|| [403]
Disem wagen folgeten noch drei andere Carozen / welche alle jede von 6. pferden gezogen
wurden. Die Persianer / die in den wagen sassen / waren auffs schönste gekleidet. Bei dem
Sultan sassen mit ein noch 6. vornemme Persianer / deren einer des Sultans Turbant / den
sie an statt des huts tragen / und üb er die massenköstlich war / in der hand führete.
Nach gehaltener audienz blib der Sultan / wie auch Herzog Franz Albrecht von Sachsen
Lawenburg / bei Ihrer Fürstl. Durchl. zu Gottorff zur tafel / sie wurden auff das
köstlichste tractiret. Als die gesundheiten getrunken wurden / wurden alle geschüz loß
gebrant.
Die beiden Herren gesandten Crusius und Prugman hielten bei der Ritterschaffi tafel.
Under dem essen gebrauchte der Sultan keinen anderen trank als brandten Wein. Um drei uhr
nam er seinen abtritt / Ihre Fürstl. Durchleucht begleiteten ihn bis an die thüre des
Saals / woselbst sie ihn auch empfiengen. Die Ritterschafft aber begleitete ihn bis an
sein Logament. Den 12. hatte der gesandte aus der Moscau / welcher mit dem Sultan aus
Persien zugleich ankam / auch Audienz / doch mit etwas geringen Ceremonien. Den 14. dito
lies der Sultan Ihrer Fürstl. Durchl. die mitgebrachte Präsenten und geschenke hinauff
bringen / dieselbe wurden von 306. burgern aus Schlesewik getragen. Der Persianische
gesandter ritte vor an. Die geschenke waren dise:
Verzeichnus der Präsenten.
Welche dem Großmächtigen / und durch Gottes gnade sehr reichen / sanfftmühtigen /
gnädigen / und aller Christlichsten Fürsten / fürnemsten / gütigen / und derselben lande
Höchsten / der dem König Tschimschid (dessen haupt wie die Sonne glänzet) gleich ist / in
Holstein redierendem Herren / sollen überlifert werden / von dem grossen und sehr reichen
Herren Imankuli Sultan Eschikakasi Katscher / unsern fürnemmen diener / durch welchen wir
sie übersandt haben.
Als erstlich:
9. Schöne Persianische und Türkische pferde / mit Silber und Gold gedrukten deken. 51.
Stuke guldene Laken. 18. Stuk Sammet mit Gold und Silbernen blumen. 27. Indianische binden
um den leib / von Gold und allerlei farben. 27. stuk Indianischen Atlas. 19. stuk
Indianischen Taffet. 27 stuk Jochtis [404] und
Cassanischen Armesind oder Torga. 11. stuk bund Indianisch zeug zu Hemdenund Camisolen.
27. stuk Caschanische Kutni oder geringen Atlas. 18. stuk von dem besten Indianischen
Schierruch. 9. stuk weissen Indianischen Cadun. 4. Satteldeken mit Atlas von Gold und
Silber eingewirket. 4. paar Kirchmannische Tapeten mit seidenen Fransen / dise trugen 16.
personen 1. paar Kamische Tapeten / die eben so vil personen trugen.
3. Mittelmässige Tapeten mit einem Seiden-Silbern- und Guldenen Grund. Und endlich 10.
Persianische Bogen.
(Treffen bei Kemniz.) Bei Kemniz traffen die Schwedischen
mit den Käiser lichen / die den kürzeren zogen. Der Graaf von Buchheim / Obrister Broi /
Obriste Webel / Obr. Wangler / 3. Ober Leutenant / 4. obriste wachtmeister / 7 Rittmeister
/ 12 Capitain / 19 Leutenant / 7 Cornet / 12 Fändrich / acht Wachtmeister / 24 Feldweibel
/ und 26 Corporalen bliben gefangen von den Käiserlichen.
Von den Sächsischen / Obrister Schleuniz / und Obrister Ungar / 2 ober Leutenant / 2
obriste Wachtmeister / 11 Rittmeister / 2 Capitain-Leutenant / 4 Leutenant / 6 Cornet / 2
Wachtmeister / und 6 Corporalen. Die Käiserlichen bekamen der Schweden beut aus Altenburg.
(Faßnacht kurzweil zu Wien.) Zu Wien hielte man zur
Faßnachts-Kurzweil eine Bauren-Hochzeit / bei welcher bestallung mehr dann 100 theils
Fürstlich / theils Gräfliche / und meistentheils adeliche Cavalliers und Frauen zimmer
sich gebrauchen liessen / die alle in Bauren-kleideren vermasqveriret auffzogen. Vorher
ritten bei 50 Cavalliers / alle in Bauren-habit. Hierauff folgeten 12 Kutschen / jede zu 6
pferden bespannet / ganz mit grůnem laub bedeket / under welchen die Damen die dar auff
sassen / alle wie Bauren-mägde bekleidet waren.
Die fuhrleute waren lauter Cavalliere / anzusehen wie natürliche Baurenknechte. Dise alle
zogen mit einander in der statt herum / und präsentirten sich vor Ihrer Käiserlichen
Majestät. Hierauff ward ein kostbares Panqvet und kunstliches Ballet angestellet / alles
aber nach Bauren manier.
(Gespänst.) Gleich dise zeit ließ sich ein gespänst um die
statt in einem schlitten von einem drei beinichten pferde ziehen.
(Frankreich) In Frankreich begieng man die
Fast-nachts-fejer ebener gestalt. Hieselbst ward den 6 Martij vor Ihrer Königl.
Majestät [405] zu S. Germain der grosse Ballet
getanzet. Nachmals die anstellung gemacht / daß solcher den 8 dises zu Paris in der statt
/ und zwar in des Herren Cardinal Richelieu Logis oderwohnung solte getanzet werden. Die
invention war principaliter auff den Herren Dauphin des Königs sohn / und Herzog Bernhards
Fürstl. Gen. Lob und Ruhm angestelt / solcher massen: Indem ein sphaera oder Kugel (umb
welches vorhero lang gezanket zwar) sich endlich in 4. Theile theilete. Deren ein Theil
einem Spanier / eins einem Franzosen / eins einem Schweden / und das lezte einem Teutschen
gegeben ward. Der Dauphin hin aber machte zwischen denselben Friede.
(Buchheim stirbt.) Der General Wachtmeister von Buch
heimb hielte mit dem Erz-Herzog Leopold Wilhelm den 15. Novembris auff Leopoldi Tag ein
Freuden Schiessen: In solchem / als der Junge die Pistolen geladen und gespannet / auch
den Hahn auff geschlagen hatte / und solche seinem Herrn dem Grafen überreichen wolte /
gieng die Pistole loß / und schoß der Junge wider seinen Willen den Graafen ins Bein /
daran er sterben / und allhie den Geist auffgeben muste.
(Gallas resigniert. Hazfeld) General Gallas resignirte /
und ward Käyserlicher geheimbter Raht / und Kriegs- Praesident. Hazfeld succedirte jhm /
und nahm das Geiteralat wieder an.
(Ein Rittersiuk.) Diese Zeit schlug sich ein Cornet von
dem Schwedischen Obr. Schlangen mit 30. Pferden durch 200. Chur Sächsische ritterlich und
Mannhafft tapffer herdurch. Käyser Ferdinandus Ill. belehnete Erz Herzog Leopold Wilhelm
seinen Herren Bruder / mit drey Stifftern / als Straßburg / Halberstadt und Passaw. Zu
(Collegialtag) Nürenberg ward ein Chur Fürstlicher
Collegial. Tag gehalten / und darauff vornemlich tractiret / wie man Teutschland wieder in
Ruhe bringen mochte. Chur Sachsen schikte den Arnheimb / welcher nun mehr wieder zu
Dreßden ankommen zwar / an den König in Dennemark / und an die Herzogen zu Braunschweig
und Lüneburg. (Herr Obr. Dubald.) Chur Sachsen gab
gegenden Obr. Vngar und den jungen Schleuniz / den Schwedischen Herren Obr. Dubald und den
jun gen Banner wieder loß. Der Herr von Hoffkirchen / und die drey Herren Graafen / als
Montecuculi / Bruay / und Pompejo / wurden von den Schwedischen gegen dem Herren
Feld-Marschall Gustav Horn inne behalten / und nach Stetin geführet. Es [406] ward auch auff beyden Seiten beschlossen /
daß hinfürder Ein Obrister 500. Ein Obrister Leutenant 300. Ein Obrister Wachtmeister 200.
Vnd Ein Capitain oder Hauptman̅ 100. Rthaler zur Ranzion geben solte.
(Preussen.) Im Augusto liessen sich in Preussen bei hellem
tage schwarze und weisse Münche gespenst weise sehen / und erzeigten sich deren bei 200.
sie scharmüzirten mit einander / ihr Commendant / der sie führte / war 2 Köpfe länger els
die anderen alle.
(Schottland.) Die Schotten schikten an den König in
Engelland gesandten / um gütlichen vergleich / suchten doch im widrigen fall Assistenz bei
Frankreich. Die Burgermeister in Londen wurden verhafftet / (Engelland.) und ihre häuser de facto visitiret / auch volk in die statt geleget.
Die Schotten griffen zum ernst. Der König schikte Fridens-puncta. Die Schotten giengen mit
ihren völkerrn in Engelland. Der König zog auch zu Felde. Die seinigen richteten einen
auffruhr an / schlugen ihren Capitäin tod / hieben ihn in 4 stuken / und hiengen solche
auff. Die Schottischen schikten ein schreiben in Engelland mit 7 siglen / auff der
überschrifft stunden dise wort:
Verflucht sei der welcher dises öffnet / ehe dann es dem Parlament insinuiret ist. Auff
dem Schmidfeld zu Londen wurden vil Päpstliche bücher verbrandt / und das alte Edict wider
die Römisch Catholischen wider renoviret. Die Princessin von Engelland ward dem Prinzen
von Uranien versprochen.
(Hessen.) Hessen Cassel verband sich mit Schweden: Land
Graaf Wilhelm ward zu Cassel den 23. Aprilis mit grossen solenniteten zur Erden bestattet.
Allda ward von dem Herren Superintendenten Theophtlo-Neuberger die Leich predig gebalten.
Nach der begräbnus verreisete der junge Land Graaf Friderich alsobald in Schweden /
woselbsten er mit grossen Contentement empfangen ward.
(Stratagema) Der Schwedische Obrister Hacke ward in
Dresden von 2. Musqvetirern auff dem Rahthause bewachet / diser gab der wachte so gute
wort / und beredte sie / daß sie mit ihm vom Rahthause durch die stattweg / in Böhmen zu
dem Gen. Banner giengen / der sie erfreuet empfiieng / und ihnen gute verehrung that.
(Reichs-abschid.) Der Reichs-abschid ward in seinen
Generalibus, und Specialibus dises mal in 34 puncten abgesezet.
|| [407]
1. Wegen der Amnestia. 2. Zum andern wurden die stätte Münster und Oßnabrük zu den
bevorhabenden Fridens-tractaten beliebet. 3. Wie es mit dem vergleich der Gravaminum / die
beide Religionen mit einander haben / gehalten / aber wie Executiones sententiarum so
lange hinauff gehoben werden solten / 4. Ward der Punct in Religions-sachen verneuert /
wie solches alles in den Reichstagen in dem jahr 1555. 57. und 66. zu Regenspurg / und
Augspurg gehalten. 5. Die angefangene Pfälzische tractaten solten continuiret / und und
das Conclusum dem künfftigen Reichsabschid einver leibet werden. 6. Von einqvartirung /
und derer Moderation. 7. Von den Exemtis und Qvartier befrejeten.
8. Von Defalcation der Contributions-Qvota. 9. Von der Regimenter reformation, der alten
verstärkung conservation, und neuen werbung. 10. Von erörterung der Contributions-puncten.
11. Von der Krieges-Disciplin. 12. Von den durch zügen. 13. Von den Officirern und dem
Magistrat, wie sie sich gegen einander verhalten solten. 14. Von überliferung der
Delinqventen, Wildbahn und Fischerejen. 15. Vom zwang zu dienen. Niemand solte zu dienen
gezwungen / auch den leuten die handthierung frei gelassen werden / gewerben / akerbau /
vihe abnam / und verpflegungs Ordinanz. 16. Von abschaffung neuer Licenten und Convojen.
17. Von abschaffung der Sommer Qvartier und der stätte Commendanten. 28. Von den
Marqvetentern / und der Convoje ordnung. 19. Von erpresseten Obligationen, darüber solten
keine Mandata oder processus erkant werden.
20. Von auffrichtung Magazinen. 21. Solten 2 kriegs-erfahrne Subjecta vorgeschlagen / und
einer aus ihnen / welcher dem Generalissimo in publicis & militaribus beiwohne /
gewehlet werden. 22. Das Erzstifft Trier solle von den Spannischen völkeren wider befrejet
werden. 23. Von gemeiner abstellung allerlei vortheil und ungemach bei der Armada. 24.
Alles solte den Ständen und dem Käiserl. Generalissimo insinuiret werden. 25. Von neuen
werbungen / verstärkungen / und Reduction der alten Regimenter.
26. Von bewilligten 120. Monaten Römerzuges. 27. Dazu solten die freje
Reichs-Ritterschafft / die an See-stätte / die Eidgenossenschafft der 13. orten / und die
Italienische Vasallen ersuches werden. 28. Den Reichs-feinden keinen vorschub zu thun. [408] 29. Was in disem Reichs abschid nicht
begriffen / solte in den neuen articuls-brief eingebracht / darauff von den Officirern und
dem volk geschworen / und alles unverbrüchlich gehalten werden.
30. Von den Justitien sachen solte auff einem absonderlichen Deputations-taag entweder zu
Frankfurt / oder Spejer / in anno 1642. tractiret werden. 31. Von Brabandischer regierung
/ weil wider dieselbe zu Brüssel / in ansehung eines à Carolo IV. habenden Privilegii,
wider die Reichs- underthanen / Westphalischen Cräises / Arrestes weise / praejudicirlich
verfahren worden / als ersuchten ihre Käiserliche Majestät den Cardinal Infante / um
dergleichen Proceß einstellung. 32 Weil man sich auch über der Reichs-Session und
abschides Subscription vor dis mal nicht vereinbaren köndte / blib solches zu entscheiden
bis ins könfftige verschoben. Inzwischen aber solte nie manden an seinem habenden Recht
etwas benommen sein. 33. Demnach auch die hochgebohrne Herren / Herr Friderich Graaf von
Hohen Zöllern / Herr Johann Antoni Herzog zu Krumau und Fürst zu Egenberg / wie auch
Wenzel / Fürst und regierer des hauses Lobkowiz / zu Reichs-Fürsten auffgenommen wurden /
und die introduction für dis mal nicht geschehen könte / als solten sie künfftigen
Reichs-tag beschriben / und ihnen die stimme und session auch gelassen werden. 34. Disem
allem nach ward der Reichs abschid ausführlich und vollständig zu Papir gebracht / von
Käiserl. Majest. Hand und Käiserl. Insigel bekräfftiget / von allen Ständen und
botschafften / die sich hie befanden / gleicher gestalt bestätiget / und den 20. Octobris
dises 1641 jahres publiciret
(Frankreich.) Allhie in Frankreich ward den Geistlichen
angemuhtet / auch Contribution gleich den Weltlichen herzu schiessen. Der König machte ein
Decret über das Parlament zu Paris. Der Prinz de Conde vermählet-seinem sohn dem Duc de
Angvin des Marschallen de Brezze Fräulein tochter. Der König machte kriegspraeparatoria.
Es wurden drei Eremiten offenbar / in dem der Herzog von Vendosme den Cardinal Richelieu
ums leben zubringen / andere mit anreizete. Vendosme ward citiert. Graff von Soisson ward
auch verdächtig gehalten / er reterirte sich in Sedan. Dem Herzog von Boullion ward nicht
getrauet. Sedan ward blocaviret. Herzog von Gvise war auch mit im spil. Chastillon [409] war mit 12000. zu Fuß / und 250. Pferde
wider sie commandiret. Herzog von Boullion ließ werben / und ward gesaget / daß er / und
noch zwölfe mehr / mit dem Käiser eine Ligue auffgerichtet hätten. Der Herzog von
Lothringen wolte es auch mit den malè contenten halten. Chastillon legte sich um Sedan.
Ward aber vom General Lamboy und der malé contenten volk geschlagen. Der König legte sich
vor Sedan / und vergliche sich wider mit dem von Boullion. Der Herzog von Lothringen
submittirte sich / und ward restituiret, auch mit 20. Carozen zu Paris eingeholet / und
daselbst von dem Cardinal Richelieu stattlich tractirer. Bei Königlicher Majestät hatte er
zu S. Germain audienz / in solcher legte er sich zweimal auff die knie / ward aber alle
mal von dem König wider auffgehoben. Er renuncirte alle seindliche Correspondenz, sein
volk solte under dem König dienen / die underthanen solten nichts entgelten. Auff dises
alles leistete der Herzog in des Königs gegenwart den Eid in der Capelle zu St. Germain.
Der König verehrte ihn mit einem kostlichen brust-bild / und 1000. Louys. Der Cardinal mit
drej nicht gering geschäzten degen / und zwölff schönen pferden. Aber diserwol beschenkter
Herzog ward endlich Käiserisch / deswegen er von Paris einen anderen / und zwar schlechten
bescheid bekam. Ihm ward Lothringen und Barz wider genommen.
Der Käiserliche General Feldzeugmeister Ernst Georg (Hohentwiel
belägert.) von Spaar belägerte Hohentwiel. Continuirte dieselbe durch den Monat
Octobr. Novembr. und Decembr. aber vergeblich und mit grossem schaden. Endlich legete sich
Herz Augustus Vizthum von Ekstätt / Römischer Käiserlicher auch dero zu Hungaren und
Böhmen Röniglichen Majestät Obrister zu pferde / und Gouverneur der statt Lindan / davor /
verfertigte etliche Tranchementen / und belägerte es so lang / bis endlich ein
Neutral-Accord geschlossen wurde / daß
1. Erstlich Ihre Fürstliche Gnaden zu Würtenberg / dero Haus Hohentwiel allein mit der
ihrigen Gvarnison / oder gleichmässiger anzahl / welche anno 1627. und von alters hero
darauff gewesen / besezt lassen / das andere aber alles abführen solte.
2. Solte der Fürst verobligirt sein solche Gvarnison ohne der benachbarten Stände schaden
zu underhalten. 3. Der Com [410] mendant
auff Hohentwiel solte wider das haus Oesterzeich anders nicht als defensivé zu gehen / und
sonsten gegen menniglich aute nach barschafft zu observiren, auch Hohentwiel keinem / als
ihrem rechten Herzen / dem Herzogen zu Würtenberg zu eröffnen schuldig sein. 4. Hiegegen
soll die Blocqvade auffgehoben werden / und hinfürder unattaqviret verbleiben. Dise
Neutraliter aber währete nur zwei jahr.
(Ein gehenkter soldat ward wider lebendig.) Zu Soer ward
ein üppiger soldat / von geburt ein Churländer / um missethat willen zu henken
condemniret, er aber bat / daß man ihn archibusiren möchte. Ward underdessen auff die
leiter hinauff gezogen / und meisten theils am Galgen erwürget. Under solchem kam eine
eilende Post / man solte ihn nicht henken / sondern archibusiren, der Henker vermeinte /
er were schon tod / müste ihn doch auff der umstehenden begehren wider loß schneiden. Wie
nun diser mit Wasser besprenget wurde / kam er wider zu sich selbst / und ward ihm von dem
Obristen Eppen das leben geschenket. Die umstehenden fragten ihn / wie ihm wäre zu mut
gewesen / und jezo wäre: er gab zur antwort: Es wäre ihm als wann er auß einem tieffen
schlaff erwachet wurde.
(Johan̅ Warners Prophecejung) Dise zeit ließ
Johann Werner von Bekendorff aus Meissen eine Prophezejung in truk ausgehen:
1. Daß der Reichs-tag zu Regenspurg ohne frucht abgehen wurde. 2. Gott hätte im Römischen
Reich / auch bei Juden und Heiden ein neues vor. 3. Das Römische Babylon solte durch siben
urtheil gerichtet werden. Fünff urtheil weren Schwert und Blut / und nach dem dritten
urteil hätte das Haus Oesterzeich noch zeit / aber hohe zeit um gnade bei Gott zu bitten /
damit es nicht ganz mit ihm aus wurde. Wurde es sich nun bekehreu / so wurde es gnade
haben bei Gott und menschen. Ob sich auch vil dinges im Reich verkehren wurde / solte doch
das Haus Oesterzeich / da es sich bekehrte / nur versezet werden / und bei der Hoch
Fürstlichen Authoritet und Würde verbleiben. 4. Die Reichs-glider wurden auffs neue wider
verwirzet und zertrennet werden. Der einte sich hie / der auder sich dahin reissen / der
dritte aber nicht wüssen wohin er sich wenden solte. 5. Das sechste urtheil wurde ein
stillstand sein auff ein ganzes jahr. Die drei Religionen die Evangelische / Catholische /
und Calvinische / jede ihren glauben zu approbiren / einig und allein nach der Heiligen /
nach Mosis / und der Propheten Schrifften / ausser welchen nichts angenommen wurde. 6. Das
sibende urtheil wurde alsdann ein General-Reichs-tag zu des Glaubens vereinigung sein.
Vors ander wurde das Römische Reich wider erbauet / etliche stüle aber umgekehret / und
hernach ein festes Reich / wiewol in etwas kleiner / wider werden / doch aber / nach deme
es eine gute zeit im Fri [411] den
gestanden / fest verbleiben. Endlich aber wurde es um der menschen bosheit willen durch
einen Türkischen Käiser gänzlich zerstöret werden. 7. Zwischen dem Reich und den Schweden
wurde künfftig wegen der Schweden gehabten mühe eine gütliche vereintgung sein / sie
wurden von dem Reich ein gering stuk landes zum Recompens bekommen / und hernach
freund-gütlich als gute nachbaren / nicht aber als mit-glider des Reichs mit ein
anderleben. 8. Nach solchem wurde das Evangelium einen grossen blik in die Welt thun. Vor
disen dingen wurden vil Türken und Heiden erschreken. Ein groß theil Juden sich bekehren.
Die Türken / Tartern / Persier / und Heiden / wurden mit grossen Legationen das Evangelium
suchen / und mit begirde annemmen. Der Groß-Fürst in der Moscau wurde in solcher zeit eine
schöne tochter haben / und suchen dieselbe an einen Teutschen Fürsten zu verheurahten /
und also hiedurch das Evangelium an sich bringen. America wurde sich auch föllig bekehren
Spannien wurde das haupt abgerissen / und also in zwei theil getheilet werden. Was
Frankreich suchte / wurde vergebens sein. Dises alles in Merseburg hei Hall und Leipsig /
den 19. Aprilis 1641.
In Engelland wurden die Römisch-Catholischen / die man (Engelland.) allhie ins gemein Papisten nandte / sehr gehasset / daß auch endlich
die lehrjungen offentlich ausrieffen: Heraus / heraus mit den Papisten und Meß-Pfaffen.
Auff dises kam ein Meß-Pfaff zu einem Schottischen burger / welcher ein Catholicus und
kunstlicher Feuermacher war. Der Priester mahnet ihn an / er solte etliche Granaten machen
/ die wolte man in Schott- und hernachmals auch / wann die Reformation fortgienge / in
Engelland gebrauchen. Der burger sagte es ihm zwar zu / aber gedachte doch dises eine
gewissens-sach zu sein / gieng derowegen hin / und meldte solches dem Parlament an /
welchem dises zu habender nach richt dienete. Hierauff wurden zwei Jesuiter gevierteilet.
Der König befand sich zu Grevenwik / und forderte seinen erstgebornen sohn den Prinzen von
Wallis von Hamptoncourt auch dahin. Aber das Parlament wolte ihn nicht folgen lassen /
sondern befahl seinem Hofmeister den Prinzen zu behalten / und solches aus gewüssen
ursachen. Der König beurlaubete den Graafen von Esser / als seinen Bett Kämmerling / und
den Graafen von Holland als Kämmerling. Das Parlament gebot / daß keiner sich solte in
disen vacirenden stellen wider gebrauchen lassen. So genau ward auffsicht gehalten. Das
Parlament wird in 2 ordnung oder häuser / (also nennen es die Engelländer) geteilet. Das
Ober haus bestehet in Land-herzen oder Land-Ständen des Königreichs. Im Underhaus sind die
stätte und [412] Völker. Das Ober Hauß hat die
höchste gewalt und Authorität. Es machet Sazungen, beschleusset / urtheilet und
verurtheilet / Aber es muß vom König bestätiget werden. Hierdurch / und aus mehr (Engelland unrühig.) Ursachen / entstund zwischen dem König und
dem Parlament ein Widerwill. Ein Papistischer Giff???-koch ward eingezogen / und stark
examiniret. Der König ward zu zwejen underschiedenen mahlen ins Parlament erfordert / er
aber kam nicht. Das Parlament wehlete 60. Personen und einen Herold zu ihm zusch???ken.
Das Parlament verfuhr in puncto defensionis. Der König proclamierte den Gubernator in Hull
für einen Verzäther. Das Parlament defendirte / und dankte ihm für seine geleistete Treu /
bate in solcher zu continuiren / und fehrner beständigst zuverbleiben. Der König richtete
eine starke Compagnei zu Pferd / und ordnete den Prinzen von Wallis zum Haupt hierüber.
Das Parlament wolte wider des Königs böse Räht procediren. Der König war willens auf die
Kron und Regalien oder Kleinodien in Amsterdam gelt zu leihen: Solches aber wolten die
Amsterdamer gewüsser Ursachen halben nicht annehmen. Das Parlament ließ alle Provinzien
mustern. Lincoln und Esser waren gut Parlamentisch. Wallis und Neu Castell gut Königisch.
Der von Essex war des Parlaments General. Der König musterte den Adel in den Provinzien /
und ließ den Adel in Schottland zusammen führen. Hull ward des Kriegs ursach beschuldiget.
Der Major in Londen handelte wider das Parlament. Dem König ward der paß versperzet. Hull
ward belägert. Der Gubernator griff auch zur wehr. Die in Hull thaten glükliche ausfälle /
und trieben die Königischen ab. Der Gubernator in der Seestatt Porthmout fiel von dem
Parlament zu den Königischen. Die Königischen bemächtigten sich Warwik. Die Vniversitet zu
Oxfort sazte dem König ihr Silber-Geschirz vor / Solches wolten die Studenten nicht
verwilligen / legten sich derowegen wider die Vniversitet auf / und verklagten die
Professores vorm Parlament. Die Schotten bliden dem Parlament noch jm̅er
beständig. Die Römisch Catholisch-Geistliche wurden alle aus dem Reich geschaffet. Der
König proponirte zum Friden: Das Parlament ingleichem. Der König protestirte. Die
Vniversität Oxforth suchte wider Schuz bejm Parlament. Die Cappuciner wurden abgeschafft.
Ein Jesuit / der zu zwejmahlen wider kommen war / wurd justificirt. Der König war willens
naher Londen zugehen. Viel Burger in Londen waren mehr dem König / als dem Parlament
gewogen. Zwüschen dem König und Parlamentischen gieng etwas vor / darüber die Königischen
einbüsseten. Das Parlament schikte zum König um̅ sicher geleit zur Absendung
/ visitirte der Catholischen Ihresors / und namen daraus 3000. Pfund Sterling / rnd alle
vorhandene Munition. Das Parlament [413] schikte
Gesandten an den König. Der König erklärte sich zum guten. Ihm wurden mit Silber beladene
Wagen zugeschikt / dise aber fiengen des Parlaments Völker. Zwej Engelländische
Schiff-Capitäin fielen auf des Königs seithen.
Der nunmehr von Chur Bäjern wider los gelassene Schwedische (Gustavus Horn.) Feldmarschall Herz Gustav Horn kam zu Paris an / und folgete dem
König ins Läger vor Perpignan. Er ward mit lösung des Geschüzes empfangen / die Armee jhm
zu ehren in Bataille gestellt / und zwejmal Salve geschossen. In seinem wider abreisen
verehrte jhm der König einen Dägen auf etlich tausend Kronen.
Monsieur de la Monte Haudencouit hielte sich in Catalonien (Marschall Haudecourt) und Arzagon so wol / daß jhn der König zum Marschall
machete. Lamboy / Mercy und Ladron wurden als Gefangen in Frankreich gesandt. Wider den
König war eine Conspiration obhanden. Hierüber ward der Herzog von Boullion gegriffen /
und andere in Arzest (Herzog von Boullion.) genommen.
Madame d'Efiat that sich aus Weiblicher Forcht mit ihrer Tochter von Paris. Monsieur le
Grand ward nach Lyon geführet / und hieselbst mit dem Herzogen von Boullion von 200.
Burgern und 50. Soldaten bewachet. Den Herzog von Orleans (Herzog von Orleans.) des Königs Herz Bruder / hielte man auch in verdacht / und
ward naher Nice in die Provinzen verschaffet. Dises mal war das fünfte / daß er wider den
König seinen Herzen Bruder mißhandelte.
Er schrieb an seine Tochter Mademoiselle von Bourbon / seinetwegen dem König einen
Fußfall zuthun. Er war der erste / der dem König die Conspiration entdeket / das Original
der Verbündtnus aber warff er ins Feur Ohne den Principalen waren in diser Conspiration
über 300. vom Adel. Der Prinz von Conde ward zwar (Prinz von
Conde.) perdonnirt / ihm aber alle seine Herzlichkeit benommen. Den andern
Principalen ward der Proceß gemachet. Der Herzog von Boullion erlangete auf des Prinzen
von Orange / und der Land-Gräfin in Hessen Intercession / völligen Pardon. Hierauf schrieb
der Herzog von Boullion an die zu Sedan / daß sie Königische Völker / und zwar 2000. Mann
einnehmen solten.
Zu Paris hielte man ein Fest wegen erzoberung Perpignan. (Herzog von Guise.) Der Herzog von Guiseward auch flüchtig / und ob er gleich
durch Supplicationen Pardon suchete / wolte doch solche von dem König weder angesehen noch
angenommen werden. Indessen wurde dem Herzn von S. Mars und Herzn von Thou ward der Proceß
gemachet / wie folget.
[414] (Herr von Thou /
und Herr Desfiat zwej vornehme Herren zu Lyon hingerichtet.) Im Jahr 1642. den 12.
Herbstmonat wurde Henrich Desfiat de Cinq Mars / Groß Staklmeister Königl. Majestet in
Frankreich / aus seiner Gefängniß für Gericht gestellet / und von dem Herrn Presidenten
von Grenoble / samt vielen andern Parlaments Herren / welche der Konig absonderlich dazu
ernennet / angehöret: und nachdem er seine Aussage gethan / hat er sich vil standhaffter /
als zuvor bezeuget: weil er mit grosser ungedult solchen Gerichtstag erwartet.
(Auno 1642.) Als nun darauf auch der Herr von Thon
befraget worden / ob er von Herren Desfiats Verrähterej wider den König gewust: hat er
geantwortet: Ich könte wol längnen / daß ich solches gewust: weil mich niemand als Herr
Desfiat (welcher doch gleichfalls straffbar / und wider mich nicht zeugen kan)
beschuldigen wird. Ist also mein Leben und Tod / nach den Gesezen / in meinen Händen: ich
bekenne aber willig und ungezwungen / daß ich wegen angestellter Rottierung gute
Wissenschafft getragen: weil ich in dreyen Monaten en meiner Gefängniß / zu sterben / und
dieses elende Leben zuverachten / studirte. Die Gestalt des Todes bedunket mich viel
schöner / als das Leben / und will ich eine so gute Gelegenheit / selig zu sterben / nicht
aus den Händen assen. Zum andern ist mein verbrechen so abscheulich und sträfflich nicht:
weil ich zwar nun die Verrähterey gewust: selbe aber beweglich widerrahten und davon
abgemahnet: ihn aber / als meinen vertrauten Freund / der sich auch meiner Gegentreue
versichert / nicht angeben / und um das Leben bringen wollen: welches ich mir selbsten
abspreche / und mich zu dem Tode verdamme.
Bald hernach hat man ihnen angezeigt / sie solten sich zu sterben bereit machen: welches
sie mit grosser Standhafftigkeit angehöret / und der Herr von Thou hat mit lachendem Mund
zu Herrn Desiat gesagt: Nun wolan? ihr bringt mich um das Leben? Ich hätte ursach mich
über euch zubeklagen: ich liebe und danke euch aber deswegen. Es muß mit tapfferem Muht
gestorben seyn. Das Paradiß / für diß Leben / ist ein guter Tausch. Hierauf haben sie
einander umfangen / und sich erfreut / mit einander zu sterben / weil sie in ihrem Leben
jederzeit gute Freunde gewesen. Als nun der Gerichtschreiber kame / welcher ihnen das
urtheil fürlesen sollen: hat der Herr von Thou gesagt: Wie lieblich sind die Füsse derer /
die fride verkündigen? In dem urtheil sind die Brieffe angezogen worden / welche Desfiat
mit den Spaniern gewechselt: und weil Herr von Thou solches gewust / und nicht
geoffenbaret: sind sie aller Ehren entsezt: zu dem Tod verurtheilet: ihre Güter dem Könige
heimgefallen.
Der Herr von Thou hat in seiner Gefängniß sonderlich gelesen deß Bellarmini Büchlein (de
arte bene moriendi) von der Kunst wol zu sterben / sich GOtt ergeben / die H. Sacrament /
gebraucht / und sich mit einem eifferigem Gebätt getröstet / sagend: daß dise
Standhafftigkeit zu sterben / welche er erzeigt / eine besondre Gabe Gottes sej / und eine
unverdiente Gnade / daß er voll Trostes zu dem Tode geführt werde. Er sagte vielmals die
Wort in der 2. an die Cor. am 4. Vnser Trübsal die zeitlich und liecht ist / schaffet eine
ewige / und über alle masse wichtige Herrlichkeit / [415] uns / die wir nicht sehen auf das sichtbare sc. Auch die Wort aus der Epistel
an die Römer am 8. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes sc.
Als sie nun auf den Richtplaz solten geführet werden / und in die Gutschen steigen
wolten: sagte der Herr von Thou: Mein Herr / man will uns auf der Kutschen ins Paradeis
führen. Dise Herren halten uns gar zu ehrlich. Nach der Kutschen folgte der Henker. Der
Herr von Thou tröstete den Herren Desfiat / sagend: Daß er sich nicht solte verlangen
lassen / länger zu leben / ob er gleich jung / und noch grösser hätte in der Welt werden
können: sondern vilmehr Gott danken / daß jhre Seelen aus der Gefahr des sündlichen
Hoflebens gnädig errettet / und sie Christlich / mit gutem Vorbedacht sterben liesse.
Auf der Gerichts-Bühnen erhub sich under jhnen ein höflicher streit / in dem ein jeder am
ersten sterben wolte. Herr Desfiat wandte ein seine Jugend / und daß er am ersten
gesündiget: Herr Thou / daß er der älteste. Der Jesuit gab den Auspruch / sagend: Er were
auch der großmütigste / und wurde seines Freundes Tod mit Standhafftigkeit können
anschauen. Als der Herr von Thou die Bühnen angesehen: hat er mit freudigen Geberden
gesagt: Von hier müssen wir in das Paradeis gehen: Wer bin ich elender Mensch / daß ich
noch heut in die Ewigkeit gelangen soll? Nach dem sie nun bej dem Richtplaz angelanget:
Hat Herr Desfiat erstlich absteigen müssen / und als er auf der Bühnen jederman gegrüsset
/ hat er das Wammes ausgezogen / und hat ihm der Jesuiten Diener die Haar müssen
abschneiden: weil er nicht gewolt / daß jhn der Henker anrühren solte. Hierauf hat er
gebättet / uud alsdann das Haupt dargestreket: Welches jhm aber in einem Hieb nicht von
dem Leib abgesondert: sondern der Henker hat es gleichsam herab sägen müssen. Der Leichnam
und das Haupt ist mit seinem Mantel bedekt worden.
Nach dem solches geschehen / ist der Herr von Thou aus der Kutschen geholet worden:
welcher mit lachendem Angesicht auf die Bühnen gestigen / die Zuseher höflich gegrüsset /
und mit ausgestrekten Händen den Henker umfangen / geküsset und gesagt / daß er ihn liebe
/ weil er ihn zu dem Paradeis befördere. Er sagte zu seinem Beichtvatte: Wir sind der Welt
ein Schauspiel worden / den Englen und den Menschen. Vnd hernach: Herr lehre mich deine
Wege / und leite mich deine Stege / in das Him̅elreich. Er sagte den 115.
Psalm auf den Knien ganz freudig her / und eignete jhm desselben Wort in seinem Zustand
tröstlich zu.
Der Henker wolte ihm die Haar abschneiden: Der Jesuit aber nahm ihm die Scher / und wolte
sie seinem Diener geben: Der Herr von Thou aber gab sie dem Henker wider / und sagte: er
solte es jhm abschneiden. Weil aber der Henker gar ungeschirt: mußte es des Jesuiten
Diener thu???: Inzwischen hub er die Augen gegen Himmel auf / sagend: Was sichtbar ist /
das ist zeitlich: was aber unsichtbar ist / das ist ewig. Darauf er begehrt / man solte
jhm die augen verbinden: Dann sagte er / ich habe kein herr / ich muß es bekennen: aber
Gott hält mein herr in seiner hand / daß ich noch eine standhafftigkeit sehen lasse /
welche von seiner Gnade herkommet. Nach [416] dem
er nun ein Fazelet oder Wischtuch von den zuschauern begert: hat man ihm drei oder vier
zugeworffen: under welchen er eines genommen / und sich höflich dafür bedankt. Also stekte
er den hals under das beil: der Henker aber / nach dem er ihm das Hemmet auffgelöset: hat
ihm das haupt nur halb abgeschlagen / daß er zuruk gefallen / und das haupt gegen dem
Himmel gewendet / welches ihm der Henker gar ahgeschlagen. Beide Leichnam hat man in der
Kutschen von dannen geführt / und den Herren Desfiat in eine Kirchen / Herren Thou aber
gebalsamiret in seiner Eltern Grab gebracht.
Der Cardinal Richelieu fiel abermals wider in vorige krankheit (Cardinal Richelieu.) / und befand sich immer übeler auff / ließ sich nach Ruel
tragen / allhie besuchte ihn der König / und ward Raht gehalten. Den folgenden tag suchte
ihn auch die Königin heim / der zu ehren machte ein groß Panqvet / ließ ein Comödi von
Europa spilen. Den 4. Decembris aber müste er die schuld der natur im 58. jahr seines
alters in dem zu Paris neu erbaueten Palatio bezahlen. Der König beweinte und betrauerte
ihn vor jedermänniglichen. Er hinderließ dem König eine ausführliche Instruction wie er
sich in Continuation des krieges / und conservation seines Estats verhalten solte.
Insonderheit aber gab er dem König noch bei lebn ein kästlein voller briefe / die der
König in seim Cabinet allein durchsehen solte. Der Cardinal Mazarini / der ihm allezeit à
latere war / informirte er / worauff es in ganz Europa beruhete / was dabei pro Interesse
Galliae in acht zu nemmen / und wie man sich gegen den Confoederirten zu verhalten hätte.
Er recomm andirte dem König 4 gewüsse Rähte / worunder der vornemste der Cardinal Mazarini
war.
Dem König legirte er in seinem Testament das in Paris prächtig auff gebauetes Palatium,
mit allem was darin befindlich war. Auch die reiche Bibliothec, das hoch kostbare Buffet
oder Silbergezeug und an Baarschafft 2600000. Franken / samt allen Jubelen oder Kleinoien.
Under den Jubelen war ein Diamant auff zwei hundert tausend Franken geschäzet. Wie sehr
ihn der König liebete / war aus folgendem / an ihm eigenhändlich gethanen schreiben / und
schrifftlichen worten zu sehen / die also lauten:
Mein Vetter gehet nach dem ort / den euch die Medici zu euer gesundheit ver ordnen / ich
liebe euch mehr als einigen menschen in der Welt.
Den 13. Decembris ward sein Leichnam aus seinem Palast mit 6. Pferden auff einer mit
schwarzen Sammeten ganz bedekten [417] Kutschen
nach der Sorbonne Kirche geführet. Neben der Leiche giengen seine Pages mit weissen
faklen. Seine freunde folgeten in Kutschen / andere aber so häüffig / daß man sich der
gassen nicht gebrauchen köndte. Die Cleriset gieng voran. Die freunde wolten das Testament
difficultiren. Zwei dinge reueten ihn den Cardiual vor seinem ende. 1. Daß er den friden
im Christentum nicht schliessen helffen solte. 2. Und daß er hinfürder die beiden
Religionen in Frankreich nicht mehr vereinigen köndte. Madame de Combalet brachte ihm kurz
vor seinem ableiben consecrirte Medailles, er wolte sie aber nicht annemmen / sondern
sagte: Das Evangelium ist mir genug. Die Burg Graasschafft zu Breisach huldigte dem König
in Frankreich.
(Abermalige Schlacht bei Leipsig.) Der General
Torstensohn kam bei Leipsig an / ließ die statt also bald berennen. Die Käiserlichen kamen
auch an / und wolten die statt entsezen. Der General Torstensohn stellete seine Armada in
Schlachtordnung. Ein gleiches thaten die Käiserlichen. Da kam es den 2 Rovembr. zum
haupt-treffen / worin die Käiserlichen den kürzern gezogen. Von den Schweden bliben under
anderen. 1. Der General Feldzeugmeister Lilie Hoek / diser ward nach Schweden geführet. 2.
General Major Erich Schlange. Und 3. Der Assistens-Raht und Legate Gruber ward auch
weggeführet. Bald auff dises müste sich die statt Leipsig / die bisher noch alle zeit
mannhafft tapfer widerstand gethan / nun mehr aber sich këines Succurses zu getrösten
hatte / den Schwedischen ergeben / wie auch das darin gelegne Schloß / die Pleissenburg
genant. Herr Trandorff des Schlosses / und Herr Schleuniz der statt Commendant / wurden
der übergabe halber nach Dresden citiret, auch zu deroselben sistirung in hafft genommen.
(Abscheulicher Gesundheits-trunk.) Dis jahrs lagen zu
Staßfort im Erzstifft Magdeburg etliche von den Käiserlichen in dem Qvartier / und soffen
theils der soldaten / in einem hause mit einander. Da nun ein frecher bub einem andern
aufs Teufels gesundheit zugetrunken: der ander aber nicht bescheid thun wollen / sondern
hinausgangen: fand der Satan sich selber / mit dem erbieten bescheid zu thun / er wolle
auch ferner keinen trunk ihnen versagen. Der freche gesell merkte unrecht / wolte derwegen
zur stuben hinaus / welchem zwar der Satan anfänglich wil wehren / doch ihn lezlich hinaus
lasset. Da er aber ins hause kom [418] met
/ begegnet ihm ein schwarzer Wolff / der ihm dermassen nach der Kählen griffen / daß er
seinen Geist auffgeben müssen: den andern aber / so nicht bescheid thun wollen / soll der
Satan in den Keller geschleppet / und ihm allda einen Tisch voll guter speisen / samt
etlichen Gästen herum / gezeiget haben / mit vermanung sich zu sezen / und mit zu essen /
dessen sich diser aber geweigert. Als er aber zum Keller hinaus lauffen wollen / hätten
die losen Geister ihn erwütschet die kleider gänzlich vom leibe gerissen / und in kleine
stuk / so man allda gefunden / zerrissen: gleichwol er beim leben erhalten / seine
Pulver-Patronen aber nicht gefunden worden.
Nunmehr wurden die Zubereitungen zur Fridenshandlung im Römischen Reich / auch die aus
gewechslete Geleits-Brieff beschleuniget.
(Ludwig 13. König in Fr. stirbt.) König Ludwig XIII. in
Frankreich stirbt. Hinderlassend zwej Prinzen. Den jezt Regierenden König Ludovicum XIV.
und den Herzog von Anjou.
(Fürst Casimir in Polen tritt in Jesuiter Orden.) Fürst
Casimir aus Polen trat dise zeit zu Loretto in den Jesuiter Orden / und stalte sich zu Rom
in der Jesuiter Profeß-haus ein. Hierüber war under den Jesuitern grosses froloken / in
Betracht / sie in ihrem Orden nicht eine geringe Person mit bekamen.
Als Fürst Casimr jhrer Päpstlichen Heiligkeit die Füsse küssete / bekam er den Titul
Durchleuchtig / und mußte neben dem Papst sizen. Aus Polen wolte verlauten / daß man
daselbst nicht (General Königsmarkt und Torstensohn.)
zufriden were / daß der Fürst in der Jesuiter Orden getretten.
General Torsten-sohn und Königsmarkt thaten indessen auf Schwedischer seithen hin und her
gewaltige Actiones und verrichtungen / dessen sich manche nicht zuerfreuen hatten.
(Münster un̅ Oßnabrug.) Allhier ward von dem
Päpstlichen Nuncio den Käiserlichen / Französischen und anderer Potentaten gesandten /
eine solennal-Procession und das 40. stündige gebett gehalten: Und so wol hier / als zu
Oßnabruk der anfang der Fridens-handlung gemacht / welcher mit disem anhang gemacht werden
solle / daß man namlichen zu forderst auff die Ehre Gottes / beforgerung des Christlichen
Glaubens / beruhigung der allgemeinen Christenheit / erquikung so vil Million bedrengter
und wehklagender menschen / und nicht auff übermühtigen pracht / ???hrgeiz / und begirde
zu fremder Land und leute / das absehen haben möchte.
|| [ID00455]
|| [ID00456]
|| [419]
(König in Persien.) Da starb der König in Persien seines
alters im 113. jahr.
Wie Gen. Torsten-sohn das viele in Dähnemarkt und Hollstein zusammen gebrachte Geld /
Gold und Silber nach Schweden (Das Schwedisch erbeutete Gelt
wird mit list entführet.) schiken wolte / gab er solches einem Dänischen Schiffman
ein / und dar zu etliche Soldaten. Wie aber die Soldaten von dem eingenommenen wein lustig
/ und endlich trunken wurden / machte der Schiffer jhnen unden im Raum ein gut Lager / und
ließ sie schlaffen / er aber nagelte die Luken oben zu / verkehrte den Compaß / und
sägelte auf Copenhagen.
(Bapst Vrbanus stirbt.) Den 26. Julii verfuhren Papst
Vrbanus VIII. Todes zu Rom / im 77. Jahr jhres Alters.
(Schwedischund Dänisch kriegshändel) Im ausgang des Julij
geriethen die Dänischen und Schwedischen bej der neuen Mühlen gegen Christianpreis über /
wider an einander / da dann der Schwedische Admiral Herr Claus Flämink einen gefährlichen
Carthaunenschuß in den rechten Schenkel bekam. Er befahl sich hierauff bald dem lieben
Gott / die Flotta aber dem Herren General Major Wranglen / und nam nicht lange nach disem
ein seliges ende. Der Herr General Feld-Marschall Torstensohn kam zu Lande auch hieher /
schnitte den Dänischen den Paß nach der See ab / stürmete mit verlurst des Obristen Saken
/ und etwa 50. Mann / der Dänen allhie auffgeworffene schanze hieb darin / wie dise zeit
ein vornemmer Obrister eigenhändlich schrib / in die 1200. nider / und eroberte 4 halbe
Carthaunen / 2 Feldschlangen / und 4 rohte mit Gold gestikte Fahnen. Wandte sich hierauff
zu der Stapelhol mer schanze bei Renßburg.
Eroberte die Pässe / schanzen und bruken / welche bei Fridrichsstatt über die Eider
geschlagen waren / jagte alle Dänische völker allhie aus / zündete die bruken an / und kam
auff dise weise auff das Stapelholmer land / ruinirte eine Dänische Compagnie von 150.
Mann / nam den Capitain gefangen / und eroberte die Fahne. Under solchen kam der
Käiserliche Herr General Graaf Gallas mit volk bei Oldensloh an / der General commandirte
alsobald underschidliche partejen auß / die fielen in die statt Kiel / und machten darinn
70. Schwedische nider / und brachten 18. gefangene mit zu ruk. Hierauff zog sich die ganze
Schwedische macht bei Rensburg zusamen.
Die Gallassischen wurden noch fort und fort von den Tor [420] stensohnischen bei Berenburg je mehr
und mehr umschränket / und durch den Hunger / als einen einheimischen feind / als durch
der waaffen macht fast verzehret. Derohalben giengen sie mit zimlicher unordnung auß dem
läger zu ruk gen Magdeburg / hinderliessen vil beladene wägen / nnd unzehliche kranken.
Nun hatten sie eine zimliche anzahl von den ihrigen vor disem auffbruch naher Eisleben /
um Proviant einzuholen ausgeschiket. Disen war der in zwischen beschehener schleuniger
auffbruch unwissend / kamen also mit dem erworbenen proviant angezogen / und marchirten
gleich dem Läger / worinn nun mehr sich schon die Schwedischen einquartieret hatten / zu /
funden aber nicht die gelassene / sondern fremde gäste / welche sie freundlich mit dem
mitgebrachten proviant empfiengen / und daneben baten / bei ihnen zu bleiben.
Zu Staßfurth bekamen die Schwedischen einen von den Käiserlichen hinder gelassenen
Feuer-Mörsel / und dabei eine halbe Carthaune. Die ganze Schwedische macht brach bei
Berenburg auch auff / und formirten zu Schönbek 2 Meilen von Magdeburg auffwerts an der
Elbe gelegen / ein neu Läger / um die Käiserlichen desto enger zu halten. General Feld
Marschall Torstensohn ließ zu Schönbek eine bruke über die Elbe schlagen / und begegnete
dem Graaf Brojen / und dem Gen. Feld Marschall Leutenant Enkenfort / welche zu Magdeburg
übergangen waren / traffen mit einander (General
Enkenforth.) / daß die flüchtigen Käiserlichen von den Torstensohnischen bis an
Lukau gejaget wurden.
Der General Feld Marschall Leutenant Enkenfort / der Obr. Dowaki und Schleuniz / neben
vilen andern Officirern / ingleichen 500 Einspänner wurden gefangen / sie bekamen auch
3500. pferde / ohne was auff dem plaz blib. Hierauff giengen die Schwedischen bei Aaken
wider über / zogen ihre macht zusamen / und richteten ihren (Höchst errobert.) zug gen Lüzen. Nach eroberung Höchst begab sich das Bäjerische
Kriegs-Heer jenseit Mäinz / und legten sich vor Benzheim / erstigen dasselbe stättlein /
und machten ein gut theil der Franzosen / die sich auff Gnade und ungnade nicht ergeben
wolten / nider. Sie eroberten Weinheim. Hiegegen bemächtigte sich der Obr. Rosa Gernsheim
(Aschaffenburg / Mäinz eingenom̅en.) / und
kam hiedurch dem Chur Fürsten von Mäinz / welcher sich diser wegen von Aschaffenburg nach
Frankfurt erheben müste / gar nahe / brachte auch zu wegen / daß die Chur-Residenz Mäinz
per Accord in der Franzosen gewalt kam.
|| [421]
(Johann Albrecht von Mandelsloh. Jahr Christi 1644.) Herr
Johann Albrecht von Mandelsloh / ein sehr wol gereister und stattlich versuchter Edelmann
/ des Herzogs Friderichs von Schleswig und Holstein Kammer-Junker / und des Königs in
Frankreich bestelter Rittineister / als er nach hingelegten disen reisen / sich in
Französische Kriegsdienst begeben / ist schleunigst hernach an den Kinderblatteren / den
15. Mai 1644. im 28. jahr seines alters gestorben / eben an dem tag / an welchem er anno
1616. gebohren worden.
(Blutiges treffen bei Jankau in Böhmen.) Den 24. Febr.
geschahe hierauff ein treffen bei Jankau in Böhmen / zwischen den Käiserlichen und
Schwedischen / da dann die Käiserlichen anfangs obsigeten / aber wie sie sich zu zeitig
auff das plünderen begaben / endlichen nach langem gefecht den kürzern zogen / und müsten
mit grossem verlurst das feld qvitiren. Dann der General Torstensohn kam durch eines
Bauren anweisung (wofür er 500. Rthaler bekam) durch einen verborgenen paß zwischen
Winschien und Banischau ohnfern von Buttweiß / durch die Mulda.
Es bliben über die 8000. an Käiserl. und 3000. an Schwedischer seiten / General Johann de
Werth ward 3 mal gefangen / und kam doch alle 3 mal selbst wider loß. Das gefechte währete
von Morgen 8. Uhr an bis in die nacht. Die Schweden bekamen 26. Stuk / vil Munition / und
Pagage wägen / der Obr. Göze blib tod / 6. Käiserliche Generals-persohnen / 7. Obr. und
vil andere Officirer gefangen. Der General Torstensohn blib 3. tage auff der Wahlstatt /
gab under schidliche Salven und ließ die todten begraben.
(Wilhelm Laud Bischoff in Engelland hingerichtet.) Zu der
zeit ward Wilhelm Laud / Erz-Bischoff von Cantelberg / und primus in Engelland / Canzler
der Universität Oxfurt / nach dem er von dem Parlament und gemeine hoher verrähterei
bezüchtiget / den 10. Jan. enthauptet. Fast die vornemsten stuke / darinn er beschuldiget
/ giengen dahin / daß er die fundamental-geseze und regierung des Königreichs Engelland
übern hauffen zu werffen / und hingegen ein arbitrar und tyrannisches Regiment einzuführen
getrachtet / auch zu dem ende dem Könige zugeredet / Es S. Majestät eigenes gefallens /
ohn einwilligung des Parlaments gar wol zugelassen / von dero underthanen Geld zu nemmen
und auffzuheben / massen solches aus Gottes Wort gnugsam zu erweisen [422] wäre. Er habe getrachtet / die Päpstliche
Religion wider einzuführen / und was der puncten mehr waren / welche allhie zu erzehlen zu
lang fallen wolte. Auff der bühne thate er erstlich eine bewegliche rede / und gleichsam
ihm selbst eine Leich Predig / an das volk / sich des Concepts bedienende / und dar auff
ein gebett. Seine kleider zug er selber aus / und den schlejer / so man ihm under sein
kinn geleget / riß er hinweg / gab dem Scharffrichter ein zeichen / mit disen worten: Herr
nim meine Seele auff / und starb also wolgemuht.
(Königsmarkt) General Major Königsmark ließ 700.
Musquetirer nach dem Alten Lande bei Hamburg gehen / und was sie von den Bischofflichen
völkern antraffen / alles nidermachen. Nach disem ließ er bei Stade über die Schwinge eine
bruke schlagen / wodurch er den paß aus dem alten Lande und Kehdingen eröffnete. Hierauff
ward Stade mit ernst angegriffen / und per Accord erobert. Buxtehude ergab sich auff gnad
und ungnad / allhie wurden 200. Bischoffliche soldaten undergestelt. Die Bischoffliche
Residenz Bremerverde müste auch herhalten.
(Obrister Helm Wrangel.) Diser machte sich aus Jütland
wider in Holstein / und sazte sich gegen die Elmersholmer schanze / eroberte allhie beide
Schanzen / und machte alles nider. Nach disem eroberte er das in der Marsche gelegene
Schloß Haselohe / denen von Ahlefeld zuständig / hierauff gieng er in das Ditmarische /
bemächtigte sich hieselbst der (Engelland.) schanze bei
Mehldorff / Heide und Brunsbüttel. In Engelland ließ es sich dise zeit zum Friden ansehen
/ massen zu Urbridge eine zusamenkunfft ausgeschriben wurde.
(Land Gr. Georg zu Hessen) Ihre Fürstl. Gn. Herr Land
Graaf Georg zu Hessen-Darmstatt / sandte ihren Raht und amtmann der Herrschafft Itter /
Herrn Johann Christoff Coben / zu des Königs in Frankreich Gen. (Mareschall Turenne.) Leutenant Herrn Vicomte de Turrene, um moderation der
kriegsbeschwerden / zu disem amtmann verfügte sich underwegen einer / namens Rätschin /
ein Nider Hessischer Obrister Leutenant / der gab sich vor einen Hessen Casselischen
abgesandten aus / diser / wie sie des abends zusamen in die herberge kamen / fuhr jenen
mit ehrenrührischen worten an / worüber sie des folgenden tags in ein Duell zusamen
gerieten. Wie aber Rätschin Herren Coben nichts abhaben köndte / vermöcht er seinen auff
Coben habenden eifer nicht zu vergessen / eilete ihm derowegen / wie Herr Cobe wider fort
reisete / nach / und schoß ihn mit zwei Pistolen durch den Kopf.
|| [423]
(Torstensohn) Die Torstensohnische giengen vor Znaimb /
und eroberten dasselbige / wie auch Stein / und Dürrenstein / naheten sich hierauff auff
4. Meilen vor Wien. Theils giengen vor Corneuburg / zwungen (Jahr Christ. 1645.) dises zur übergabe / und bekamen darin 12000. Rthaler
Ranzion. Nach solchem wandten sie sich jenseit der Donau auff Wien / legten sich gegen der
äussersten schanze an der Donauer bruke / und spilten mit Stuken hefftig auff die bruken /
also daß die besazung in diser ersten schanze aus: und die Schwedischen wider einzogen.
Bei disem zustand war in und bei Wien groß flehen / massen auch die Herrschafft in die
Steuermark nach Gräz geschiket ward / die Burgerschafft in Wien ward gemustert / und deren
eine grosse anzahl befunden / die Stuken auff die Pastejen gebracht / in gleichem die
junge Mannschafft und handwerks-gesellen in die 5000. beschriben / item in Böhmen der
zehende / und in Oesterreich der fünffte mann auffgebotten. Sonsten ward allhier in Wien /
daß der Chur Fürst zu Trier in völligen vorigen Stand gesezet werden / und ehestes tages
von Käiserl. Majest. die Lehen von neuem wider zu empfangen haben solten / grundlich
berichtet.
(Verrähterei zu Wißmar.) Allhir ereugete sich ein
verrähterei / in dem sich einer für einen Käsekauffer oder Käsehändler ausgab / und bei
14. tage in einem Wirtshause / in welchem sich Königliche Schwedische Schiffs-Officirer
und Boots-leute auffhielten / herbergte / da es sich dann einsten zutrug / daß diser
Käsehändler aus seinen discursen in verdacht gehalten / hierauff seine Güter besuchet /
und bei solchen zwei Küffer / welche mit Stroh / Pech / Schwefel und Pulver gefüllet waren
/ gefunden wurden / under disen Kasten war einer mit einem Uhrwerk auff 12 stunden
zugerichtetem Feuerschlosse gefüllet / welches / wann es auffgezogen worden wäre / seine
verrichtung thun / und eine grosse Feuersbrunst zu wegen bringen können. Da dann die eine
(Kaste) auff des General Wrangels / und die ander auff des Admiral Blumens Schiff hätte
gebracht / und solche schiffe dardurch verderbet werden sollen / wie diser Käsehandler in
der tortur bekante / auch seinen verdienst nach / allhie zu Wißmar abgestraaffet wurde.
General al Major Königsmark / besazte alle örter im Stifft Bremen / schikte dem Obristen
Wrangel 1000. Mann nach Rensburg zu / und brach selbst auch auff / um zu den Hessischen zu
stossen.
|| [424]
Die Türken kamen zu Gozzo in der Insul Maltha an / und sazten ihr volk zu lande / wurden
aber von der Christen Reuterei in die 4000. nider geleget und verursachet / daß die
übrigen wider zu (Grosse Kriegesrüstung des Türien) Schiffe
gehen müsten. Sie segelten gen Candia / sazten im Port Setti 2000. Mann aus / in gleichem
bei Carlstatt 12000. gegen Friaul / diser wegen ließ die Herrschafft zu Venedig alle
Zimmer- und Mauerleute ins Zeughaus ruffen / und eilend gesandten an den Römischen Käiser
/ König in Spannien / Frankreich und Polen gehen / um im fall der noht und auff begehren
beistand zu thun.
Des Türken Macht / wie von Novarino in Candiam geschriben wurde / war dise zeit / 6
Galleen / 8. Galle assen / und 10 grosse Gallionen / 600 Carmaselli / sind runde Türkische
Schiffe / 1000. Fregaten / 300000. soldaten / Spai und Venturin / 1500. Cameel zu der
Munition / 500 Büffel-Ochsen zu der Artillerei / 35. grosse Barbarische schiffe / zwei
Schiffe mit Metallinen Stuken / darunder etliche / so 36. pfund schossen.
(Münster un̅ Oßnabrug. Jahr Christi 1645.)
Den 1. Julij schikten Königliche Majestät und Cron Schweden Gevollmächtigte durch dero
Secretarium der Käiserlichen Majestät Gevollmächtigten / die Fridens-proposition dises
innhalts / zu:
1. Der bishero von der Cron Schweden und dero Adhärenten wider der Römischen Käiserlichen
Majestät / und dero Adhärenten geführter Krieg / solte nebenst allen denen / von anfang
der Böhmischen unruhe noch übrigen Mißhelligkeiten / krafft dises Vergleichs geschlichtet
und bejgeleget werden / also und dergestalt / daß weder diser / noch anderer Vrsachen
halben / under was schein es auch sejn möchte / keiner dem andern hinfüro einigen Haß noch
Feindseligkeit / Vngelegenheit oder Verhindernus / es sej an Personen / Stat oder
Sicherheit / weder durch sich noch andere / heimlich oder offentlich / under dem Schein
des Rechten oder Gewalt / noch im Reiche / noch irgends ausser demselben / (ohngeachtet
aller vorigen Verträge) weder selbsten zufügen / noch zu zufügen gestatten / sondern aller
und jeder bishero / so wol vor / als im wehrenden Kriege / mit Worten / Schrifften oder
Thätligkeiten / hin und wider erwisene Vnfng / ohn underscheid der Personen und Händel /
so gar abgethan und erloschen sind / daß auch alles / was einer gegen dem andern solcher
gestalt vorzuwenden haben möchte / in Ewigkeit nicht mehr gedacht werden solte.
2. Hergegen solte ein Christlicher allgemeiner ewiger Fride / zwischen bemeldte
Durchleuchtigste Könige und Reiche Schweden und Frankreich nebenst dero Bundesgenossen
Adhärenten / so denn auch dem Durchl. Römischen Käiser / dessen Erben / Nachkommen / das
Haus Oesterreich / vorbesagter Mitverwandten und Assistenten / den König von Spannien /
den [425] Churfürsten / Fürsten und Stätten /
solcher gestalt erneuert und bestättiget / auch mit solchem Eiffer und Auffrichtigkeit
gehalten und beobachtet werden / daß mit dem ganzen Römischen Reich / und allerseits ein
beständiges Vertrauen / getreuen Rachbarschafft und eine sichere Fridfertigkeit widerum
ausbrechen und herfür wachsen möchte.
3. Weil aber der innerliche und eusserliche Krieg so sehr in einander verwikelt / das
keiner für rechtschaffen verglichen geschäzet werden möchte / wofehrn nicht so wol deß
einen / als des andern Vrsachen aufgehoben wurden / und dann die jenige / so von den
eusserlichen berührten / denen von dem innerlichen so nahe verwandt / daß sie ohne
Erörterung diser / nicht vermittelt werden kön̅ten: Als were nöhtig / daß
für allen dingen von dem Durchleuchtigsten Römischen Käiser / durch eine allgemeine
unbeschrenkliche Amnistia / alle und jede dem Reich mittel- oder unmittelbare
underworffene Stätte / insonderheit aber dieselbe / welche mit den Königen und Reichen /
Schweden und Frankreich / in waserlej vertrauen sich eingelassen gehabt / oder annoch auch
würklich sich darin̅en befinden / als Churfürsten / Fürsten / Graffen /
Freyen / Stätte / und die Freje Reichs-Ritterschafft / under andern auch das Königreich
Böhmen / mit dem Anhang / das Haus Pfalz / Würtenberg / Baden / Augspurg / so wol an jhren
Herrschafften und Gütern: als an Würden / Frejheiten und Gerechtigkeiten / in Geistlichen
und Weltlichen / in den Stand / worinnen sie für der Anno 1618. im Reich entstandenen
Vnruhe glüklich sich befunden / vollkomlich wider gesezet / und jhnen hieran keine
Achts-Erklärunge / Conficationen / ergangene Vrtheile / gemeine / absonderliche Verträge /
insonderheit die Pragische / oder andere zu jhrem Nachtheil beschehene Verenderungen / wie
die auch namen hätten: hindern noch schaden / sondern dieselbe aufgehaben und vernichtet
werden möchten.
4. Dem jenigen / welcher solcher gestalt in seinem Staat und Gerechtigkeit wider
eingesezet / solte man also darinn befestigen und bekräfftigen / daß er durch niemand
gewalt ins köufftige darvon entsezet werden solte oder könte: So es aber die noth
erforderte / daß einer mit Recht besprochen oder belanget werden müste / so solte es in
gemein das Recht ohne underscheid der Sachen und Personen / nach Art und Weise des Reichs
Constitutionen und Fundamental-Gesäzen / fürnemlich aber des Religion-Fridens / worinnen
die Reformirten mit begriffen / und dannenhero zu allem von Evangelischen vor und nach
belmeldtem gleich berechtiget / einerlej gestalt ertheilet werden.
5. Damit aber den innerlichen und ensserlichen Empörungen alle gelegenheit ins könfftige
abgeschnitten werden möchte / wurde dises vornemlich exfordert / daß / wann ein Römischer
König erwehlt werden solte / solche Wahl nicht / dann zur zeit der Vacanz / im Reihe für
die hand genommen wurde / und so neue Gefäze zu geben oder die alten zu interpretiren /
Krieg und Kriegs-bereit schafft / Frid oder Verbündtnus zu sufften / oder die Stände mit
einer allgemeinen Steuer zubelegen / oder ihres Mitels einer aus seiner Würde und Güter
zuentsezen / solches oder auch dergleichen kei [426] nes / als allein durch einen allgemeinen Reichs-Schluß / und aller Stände
gutheissen vorgehe / oder ins Werk gerichtet wurde.
6. Wie aber mehr erwehnten Reichs-Ständen / alle andere jhnen von Rechts wegen
zustehenden Gerechtigkeiten und Regalien unverruket bleiben solte / also solte einem
jedern zu seiner Sicherheit und Gewarsame mit Außländern in Bündnusse sich einzulassen /
stäts frej gelassen werden.
7. Damit auch die Einigkeit der Stände desto vollkommener sejn möchte / so solten die
zwischen den Evangelischen und Römisch-Catholischen / von wegen des Religions-Fridens und
Geistlichen Gütern entstandene Streittigkeiten / durch freundliche / billiche und
Christliche Mittel gänzlich und beständig vertragen und bejgeleget werden / also / daß
nicht allein von dem wahren und gewissen verstande vorgedachten Religion-Fridens kein
zweifel sich mehr befinde / sondern auch alle Geistliche und Weltliche Beschwerden /
welche die Stände so geraume Zeit von einander getrennet aus dem grunde getilget / und zum
Kriege keine fehrnere Vrsach übrig gelassen werden möchten / wie dann auch / so dises fals
ins könfftige ein mißverstand under jhnen erwachseu solte / derselbe alle gelegenheit zur
Vnruhe desto mehr zuverhüten / nicht anders / als durch freundlichen Vergleich / nach
Recht und Billichkeit ausgetragen werden.
8. Zu der allgemeinen Amnistia gehöret auch / das alle und jede / so wol Kriegs-Officirer
und Soldaten / als Räthe- oder Staats-Civil und Geistlich Bediente / aus des Käisers
Erbländern / oder des Reiches Ländern bürtig / welches Standes oder Würden die auch weren
/ welche den Königen und Reichen Schweden und Frankreich / nebenst dero Bundes-Verwandten
und Adhärenten / entweder mit Rath oder That / gedienet / oder auch waserlej Weise
bejpflichtig gewesen / von dem Höchsten bis zum Nidrigsten / und von dem Nidrigsten bis zu
dem Höchsten / ohn underscheid mit ihren Frauen / Kindern / Erben / Nachkommen / und
Gesinde / wegen ihrer Personen und Güter / in demselbigen Stand jhres Wandels / Leumuthes
/ Ehren / Gewissens-Frejheiten / Gerechtigkeiten und Privilegien / derer sie sich / für
entstandener Vnruhe / zuerfreuen gehabt / oder von Rechts wegen sich erfreuen könten /
widerum restituiret / und jhren Personen und Gütern dises 27. Jährigen Krieges halben kein
vorfang geschehen / weder daß dieselbe mit einer Action oder Klage angestrenget / vil
weniger jhnen einige Straff oder Schade / under was Schein es auch were / zugefüget werden
solte oder möchte.
9. Alle und jede Gefangene zu bäiden Theilen / Krieg- oder Civil-Bediente / ohne
underscheid / (worunder auch des Durchleuchtigsten Königs in Portugall Bruder / Prinz
Eduard mit begriffen /) solten von dato jnnerhalb Monatsfrist ohne Entgelt frej und ledig
gelassen werden.
So aber einer vor disen Tractaten auf versprochenes Lösegeld erlassen / der solte /
dafern solches nicht bezahlet / es annoch zubezalen schuldig sejn / welcher aber nach
angefangener Handlung das Lösgeld zwar verheissen / gleichwol noch nicht erlassen were /
der solte in Krafft dises ersten Paragraphi / umsonst erlassen werden / es were aber das
Lösegeld versprochen [427] oder nicht / so solten
alle Gefangene ohn underscheid / die auf jhnen in der Gefängnus gewandte Kosten
zuerstatten schuldig sejn.
10. Den Königen und Reichen solte der gebühr nach / ein solches vergnügen beschehen / daß
sie wegen des vergangenen schadlos gehalten / und ins künfftige sich nicht mehr zubefahren
haben möchten.
11. Ihren Bedienten der Soldatesqua solte jhre rechtmässige Forderungen ohne mehrbesagter
Reiche Beschwerung / nach Recht und Billigkeit bezahlet und abgetragen werden.
12. Gleiche gestalt solte auch der Reiche Bundsgenossen / welche mit jhnen in Waffen
begriffen / insonderheit der Durchl. Fürstinnen und Frauen / Frauen Landgräffin zu
Hessen-Cassel / beneben dem Durchleuchtigsten Fürsten zu Sibenbürgen / und dero
bäiderseits Soldatesque / der Billigkeit nach befridiget werden.
13. Wann dises also abgeredet / solten die von bäiden Theilen abgenommene Oerter mit
ihrem Geschüz und Zugehör / und andern da befundenen Mobilien / jeder jhrem vorigen
rechtmässigen Herren wider eingeräumet / doch dieselbe / sie möchten an der See-Gränzen /
oder mitten im Lande gelegen sejn / von fehrnern Besazungen / zu bäiden Theilen ewig
befrejet werden.
14. Solte die Soldatesqua aller Kriegenden theile im Reiche genzlich abgedanket werden /
und die Durchl. Königin in Schweden die Soldaten jhrer Nation / und so vil sie der
Teutschen vor sich hehalten wolte / in jhren eigenen Statt transferiren.
15. Damit endlich auch die Fridfertigkeit widerum in Flor und aufnehmen geriethe / so
solte allen / für dem 1618. Jahre allerseits gepflogenen Commercien / und was mit jhnen
verwandtschafft hätte / der unverrukte Lauff voriger Frejheit / zu Land und Wasser überaus
gelassen / und alle inmittelst eingeschlichene Hindernussen / wie in dem Fortgang der
Tractaten weitleuffiger angedeutet wurde / aus dem weg geraumet werden.
16. In disen Friden solten an seiten der Königin und Reiche Schweden und Frankreich / die
Könige und Fürsten / welchen es beliebete / und für Endschafft der Tractaten zu benennen /
mit eingeschlossen werden.
17. So es aber nach dem Schluß dieses Fridens sich begeben solte / daß einige dessen
Mitverwandte / dasselbe was in obgedachten Articuln verfasset / nicht halten wurden / so
solten die Könige und Reiche Schweden und Frankreich / nebenst allen Ständen des Reichs
mit dem beleidigten Theil mit Recht und Macht sich vereinbahren / die Waffen ergreiffen /
und ohne Seumnus und Verzug / nach verflossenem Monat von der zeit / wan̅
sie / von dem beleidigten Theil dessen erinnert wurden / das erlittene Vnrecht
hindertreiben helffen.
18. Zu festem Glauben und mehrer Versicherung alles und jedes / solten die von
bäiderseits Legaten mit Hand und Pitschafft befestigte Fridens-Instrumenta allhier
unverlengert gegen einander ausgeliffert / und ???ie Ratification von den Königen Schweden
und Frankreich / benebenst dero Bundsgenossen / imgleichen auch von dem Römischen Käiser
und den [428] Ständen des Reichs / wie
gebräuchlich ist / undergezeichnet / im Monden von dato verwechslet und lezlich darauff
der fride gemein gemacht / und in allen stüken vollzogen werden. Wann nun dises alles
dermassen beschaffen / daß es einen jeglichen was jhm zustehet / zu eygnet / und dem
Durchleuchtigsten Käiser zu höchsten Ehren und respect / den Ständen deß reichs aber zu
Liebe und Ehrenbietung gegen seiner Majest. und Ihrer selbst getrewer einigkeit / dem
ganzen reich auch zu wolhergebrachter frejheit / und ewiger freundschafft mit den
benachbarten Königen und Republiquen / und diesen hinwiderumd zu jhrer ejgenen Statt
sicherheit geriethe / als zweiffelte Königliche Schwedische Legation keines weges / es
wurden die Herren Käjserlichen Gesandten der liebe gegen jhr ejgen Vatterlandt / und deß
gemeinen wesens beruhigung zu folgen / mit gesamptem rath und wolmejnen der reichs Stände
und abgeordneten selbst sich gegen jegliches schrifftlich dergestalt erklären / daß die
ganze Welt darbej abzunehmen und zu verspüren hätte / daß sie daß jenige / was bißhero im
Munde geführet / zu einem allgemeinen gewünschten und beständigen friden in der that
endlich zu erfüllen willens weren. Datum Oßnabrük / am Sontag der H. Drejfaltigkeit /
1645.
Johannes Ochsenstirn
Johann Adler Salvius.
(Graff Woldemar aus der Moscau wider los.) Nach dem der
Groß Fürst allhie in der Moscau ableibig wurde / ward er gestraks in der stille nach der
Kirchen S. Archangel begleitet / allda in einen steinernen Sark geleget / und begraben.
Bald hierauff der Prinz Zarowiz Alere Michalowiz an seines Vatters stelle wieder zum Czar
und groß Fürsten Proclamiret und außgeruffen. Als nun dieser neuer Czar von seines
verstorbenen Vatters Händeln / die er mit Graaff Woldemarn gehabt / nicht wissen wolte /
ertheilete er Ordre / daß man dem Graaffen in sein Vatterland wieder zu verreisen
gestatten solte. Als wurden jhm 30000. Rthaler / ezliche Persianische Pferde / und 10
Zimmer Zobeln zu der Heimreise verehret. Ermeldter Graaff langete zu (Jahr Christi 1645.) Warschau in Polen an / woselbst er von dem
König wol tractiret wurde. Von hier nahm er seinen weg in Preussen. Er / der Graaff /
hatte sich in Polen selbst verlauten lassen / wenn der groß Fürst nicht gestorben were /
hätte er sich entweder umbtauffen / oder 150. Meilen hinder der Stoliz ins elend vertriben
lassen müssen.
(Die Königliche Bibel zu Paris gedruket.) Diß Jahrs ist zu
Paris die grosse Bibel in 10. Theilen / und acht Sprachen / nemmlich / Lateinisch /
Griechisch / Hebreisch / Abyssinisch / Chaldeisch / Samaritanisch / Syrisch und
Französisch herauß kommen / deren jedes gedrukt Exemplar 300. Franken [429] kostete: Herr Leglay / so dises werk
underfangen / hatte eine Jährliche Bestallung von 2000. Franken / und der Buchtruker
nammens Vitre / zu Jährlicher verehrung 600. Franken.
(Jahr Christi 1646.) In disem Jahr hat ein Burger / in
der Graffschafft Mansfeld / (Grausames Mordbeginnen eines Ehmans
gegen seinem Hochschwangern Ehweib.) sein hoch schwangers Weib / umb 300. Thaler /
wie man sagte / drejen Räubern verkaufft / sie auch mit bereden / mit sich ins Holz hinauß
geführet / Räubern überliefert habe / und davon geflohen seje. Dieweil aber das Weib / als
man jhr den Strik umb dem Hals werffen wollen / hefftig geschrien / sej ein Holzknecht /
oder Hejde Reuter / darzu kommen: welcher auff den einen Räuber / so den Strik hatte /
geschossen / und jhn verlähmet: darüber die andere zween geflohen: er / der Holzknecht /
aber / den Geschossenen / samt dem Weib / so seine Nachbarin gewesen / in die Stadt
gebracht / und man dem treulosen Mann / zur straff / ein glied / nach dem andern /
abgelöset / und besagtes sein Eheweib / über zween Tag hernach / zween Söhn geboren haben
solle.
(Vnerhörte Rebellion zu Neapels.) Ein fast unerhörtes
Muster und Exempeleiner Rebellion und Auffruhr hat sich in disem 1647. Jahr zu Neapels /
durch einen schlechten geringen / und armen erweket und angesponnen / weilen in
derselbigen solche wunderbare / selzame / und fast unglaübliche Sachen sich zugetragen /
etwas weitlaűffigers alhier ein zuführen / dem geneigten Leser verhoffentlich nicht
verdrießlich fallen wird / es hat sich aber damit kürzlichen also verhalten.
Demnach das Volk der Statt und Königreichs Neapolis / mit vil-färigen / grossen und
beschwärlichen Aufflagen / also erschöpfet und ausgesogen gewesen / daß sie nicht mehr
gewußt / auf was weis / und durch was mittel sie das Donativ / (wie sie es zu nennen
pflegen /) so sie Anno 1646. dem König in Hispanien zulifern versprochen / bezahlen nnd
aufbringen müssen: Als ist zu solchem Ende ein Neuer Zoll auf die Früchte / und ander
gemein Ding geleget und geschlagen worden / dieweiln aber diser Zoll dem gemeinen Volk
sehr beschwerlich und unerträglich vorkommen / haben sie darüber offentlich gemurret / und
sich sehr betrohlicher Reben vernem̅en lassen / auch die jenige Hütten /
darin̅en diser Zoll entrichtet und bezalet werden müssen / etlich mal
abgebrochen und über einen Hauffen geworffen / under welchen auch insonderheit einer ware
/ mit nam̅en Thomas Aniellus / von den Neapolitanern ins gemein nur Mas
Aniello genant / seines Thuns und Herkommens ein armer Fischer / so nichts zum besten
hatte: Diser nam jhme beständig vor / die Statt Neapolis von solchen Beschwärden zu
befrejen und zu erlösen / sprach derohalben seinen Mitburgern sehr geweglich und eiferig
zu / in ihrem Vornemmen beständig zuverharren und fort zu fahren / [430] trachtete demnach Tag und Nacht darnach /
wie er sein Vorhaben in das Werk richten / und dasselbige hinaus führen möchte / gienge
auch stätigs bej den Krämern vorüber und rieff allezeit / ohne Zoll / ohne Zoll: Er
brachte eine zimliche anzal Kinder zusammen / und sprach zu jhnen / saget mir nach / was
ich sage: Ein Maß Oel um̅ einen Bajocop / ein Leib-Brot muß wägen 36. Vnzen
/ 6. Gran vor ein Pfund Rindfleisch / 6. Gran vor ein pfund Hammelfleisch / und so fortan:
Dises sagte er jhnen so lang vor / bis sie es wol auswendig konten / darnach lieffen sie
durch die ganze Statt / und rieffen also wie sie Mas Aniello gelehret hatte / so gar / daß
sie auch in gegenwart des Vice-Re nicht still geschwigen / und ist hierbej wol zu notiren
/ das in einem augenblik durch die ganze Statt / alles in disem preis bezahlt und
verkaufft worden / wie Mas Aniello die kinder zuruffen gelehret hatte.
Sie mußten nachfolgende Reden nachsprechen: Ehre sej Gott in der Höhe / dem König in
Hispanien / und den jenigen Herren / so uns wolfeile zeiten bringen / das böse Regiment
aber hole der Teufel: Er brachte bej die 2000. solcher Knaben von 16. in 17. Jahren
zusamen / welche er anfangs nur mit weissen Steken / nachmals mir Prüglen / Piken /
Schaufflen / und andern Instrumenten bewehrete / als nun der Tumult hierdurch je länger je
mehrer zunam / sprang endlich Thomas Aniello aus seinem Regiment Buben herfür auf der
höchsten Tisch einer / und rieff unerschroken überlaut: Lustig jhr lieben Brüder und
Gesellen / Danket alle GOtt / dann euer Erlösung hat sich genahet / der arme Barfüsser
wird euch aus der Tyrannei / und von den unsterblichen Zöllen erretten und frej machen /
ein Fischer / welcher Petrus der H. Apostel war / hat mit seiner Stim̅ die
Statt Rom aus der dienstbarkeit des Teufels in die Christliche Frejheit gebracht / ein
andrer und zwejter Fischerwelcher Mas Aniello heißt / wird die Statt Neapolis / und mit
derselbigen ein ganzes Königreich / von den vilfaltigen Auflagen und beschwerden erlösen /
und selbiger widerum in den guten Wolstand und wolfeile zeiten verhelffen. Ich achte mein
Leben selbst nicht hoch / frage nichts darnach / man mag mich in stüker zerreissen / oder
durch die ganze Statt schleiffen / dann es kan ein Mensch sein Blut / ja sein eigen leben
/ und alles was jhm lieb ist in diser Welt / nirgend besser auffopfern / als für die
wolfart seines Vatterlands / dergleichen sehr nachdenkliche Reden er noch vilmehr führete
/ durch welche das Volk sehr erhizt / und noch hefftiger angereizet wurde / das
angefangene Werk fortzusezen.
Der Anfang wurde an den Zoll-Hütten gemacht / und alle / was darinn an Documenten /
Büchern / Tapezerejen / zufinden / auf einen Hauffen getragen / und durchs Feuer dem
Vulcano auffgeopfert.
Vnd weiln die Menge des Volks augenbliklich wuchs und zuname / verfügten sie sich in die
Zehen tausend stark nach des Vice-Re Pallast / fiengen einhellig mit lauter Stimm an
zuschrejen / daß sie nunmehr nicht allein den Frucht-Zoll / sondern die andern alle
miteinandern / bevorab aber [431] den Mehl-Zoll
wolten sie abgethan und abgeschaffet haben: Der Vice Re / ruft jhnen von dem Fenster zu /
den Frucht Zoll ab zuschaffen / sie waren aber damit nicht zufriden / sondern wolten alles
haben / stürmeten darauf auf den Pallast zu / ohnangesehen jhnen solches von der
Spanischen und Teutschen Wacht stark verwehret / und mit aller Macht widerstanden wurde /
wurden aber doch endlichen von dem gemeinen Pöbel übermeistert und gezwungen / zuruk
zuweichen / drungen also mit gewalt in den Pallast hinein / und hauseten in demselbigen
nach jhrem gefallen / wolten auch den Vice-Re mit Gewalt bej jhnen herunder haben / daß
sie selbsten mit jhme reden könten / welche es er endlichen auch gethan / umb durch dise
Gelegenheit in die nechste Kirch zuentfliehen / als er sich nun in die Kutschen gesezt /
sazten sich alsobalden jhrer zween neben jhne / mit blossen Dägen in Händen / und
bedroheten Ihne hefftig / wofehrn er nicht alle Zöll abschaffen wurde / darauf versprach
er Ihnen in allem zuwillfahren: Indessen kamen noch andere verwegnere Gesellen / und
zwangen den Vice-Re / widerum̅ aus der Kutschen heraus zu steigen / damit
sie desto besser mit Ihme reden könnten / underdessen ersahe er einen Vortheil / und warff
etlich hundert Ducaten under das Volk / damit er entzischen ihnen desto füglicher entgehen
/ und die Kirchen erreichen könte / welches auch geschehen: Vnd obwoln hierauf die Thüren
alsobalden verschlossen wurden / schlugen sie doch dieselbige über einen Hauffen / und
wolten mit Gewalt von dem Vice-Re seines Versprechens Brieff und Sigel haben / welcher
jhnen auch durch den Cardinal und Erzbischoff Philomarino zuwegen gebracht und zugestellet
ward / als sie aber aus demselbigen ersehen / daß allein der Frucht- und halbe Mehl Zoll
abgethan und abgeschaffet war / wurde das lezte ärger als das erste / wurden je länger je
rasender / und wurffen den Mas Aniello zu ihrem Haupt und Obersten auf / welcher sich nun
gar willfährig hier zu finden liesse.
Hierauff war nun alles in vollem Harnisch / und hörte man des andern Tages / als die Sonn
anbrach / nichts als Trommeln und Trompetenschall / die Musqueten donnerten auf allen Eken
der gassen / und kamen auch über das die Baursleuth in grosser Menge in die Statt / einer
trug an statt der Wehr einen halben Pflug / der ander ein Pflugschar / der dritt eine
Schüppe / und was ein jeder in der eil erwitschen konnte: Ja es fanden sich auch die
Weiber mit Gablen / Bratspiessen / Schaufflen / und dergleichen Instrumenten / wie auch
die kleineste Kinder mit Stäblen hierbej / und ware es ein erschröklich Spectacul
anzusehen / huben ihr altes Liedlein / und zwar vermehrt und verbessert / widerumb
anzufingen / das Gott jhren König behüten / und das böse Regiment der Teufel holen wolte /
Hinweg / hinweg mit den Zöllen / die Hund aber zu dem Schinder / die bishero in Wölffe
verwandelt worden / und die arme unschuldige Lämmer selbst gefressen haben / daß die
Blut-Eglen dasselbige blut / so sie gesoffen / wider in ihre verbran̅te
häuser ausspeien müsten: Nun ist die Zeit kom̅en / das man dise unnüze
Hum̅eln / welche den guten Im̅en der Armut / jhren Honig /
ja ihr Fleisch und Blut verzehret haben / mit dem rauch hinaus treibe / und was
dergleichen erschrökliche und abscheuliche Reden mehr gewesen.
|| [432]
Die ganze Stadt ware voll Krieg und Kriegsgeschrej / und liessen die jenigen / so
allbereit das Gewehr ergriffen hatten / den übrigen / so noch still sassen / entbieten /
die Waffen gleichfalls zu ergreiffen / oder gewärtig zu sejn / daß jhnen ohnfehlbar die
Häuser in Aschen gelegt werdensolten: bej solchem zustand erklärte sich der Vice Re /
ihnen alles zu bewilligen / was sie nur begehrten / liesse dem Mas Anjello / als ihrem
Haupt / einen zettel einhändigen darinnen er dem Volk alles bewilligte / was sie von ihm
haben wolten / aber Herr Omnis ware mit diesem nicht mehr zufriden / sondern liessen dem
Vice Re / entbieten / daß es nunmehr umb die zöll allein nicht mehr zu thun seje / sondern
es solte sich nicht allein er vor seine Person / sondern alle die geheime / und andere
Spannische Räthe / wie auch der ganze Adel und Ritterschafft / durch ein offentliches
Instrument mit dero eigenhändigten Subscription und Insigel beträfftiget / verschriben und
verobligiren / die Privilegia und andere freiheiten / so ihnen von weiland Ferdinando /
Friderico / und Carolo 5. ertheilt worden / in das künftige steiff / fest und
unverbrüchlich zu halten / neben andern sehr weit außsehenden begehren mehr / so sie dem
Vice Re vorhalten und vorbringen liessen.
Es ist nicht außzusprechen / was vor unsäglicher und unwiderbringlicher Schaden dieser
schönen und gewaltigen Stadt Neapolis / in wehrendem diesem Tumult und Auffstand / mit
Mord und Brand zugefüget worden / in einer Summa zu melden / es wurden über die 60. der
schönsten Paläst und Häuser / darunder auch etliche Fürstliche Palatia waren / der jenigen
auff den boden hinweg gebrandt / so sich etwa theilhafftig gemacht haben / ja es ware
hieran nicht genug / sondern alle Mobilien / so in denselbigen gefunden worden / nicht
genug / sondern alle Mobilien / so in denselbigen gefunden worden / nichts davon
außgenommen / es ware gleich Silber / Gold / Kleinodien / köstlichen Tapezerejen /
kunstreichen gemälden / oder was es immer sejn kunte / muste alles an diesen rejen / ia
die Carossen mit samt den lebendigen Pferden und Maulthieren / muste alles auf den
Scheiterhaufe / und dem Vulcano aufgeopfert werden / und wurde bej höchster Leib- und
Lebensstraff verbotten / nicht das geringste von Mobilien zubehalten / sondern weiln das
selbige (wie sie davon redeten) jhr Schweis und Blut ware / muste nichts übrig bleiben /
sondern alles verbran̅t werden: Vnd ob zwar schon ihrer etliche bej zeiten
ihre vornemsten und liebsten Sa chen in underschidliche Klöster und Kirchen salvirten /
sandte doch Mas Aniello in dieselbige / und ließ ihnen anzeigen / wofern sie dieselbige
nicht alsobalden heraus geben / und den jenigen / so er dahin gesandt / überlifern wurden
/ solten sie auch ohnverzöglich des Feuers und Brands gewärtig sejn / dardurch er dann den
Mönchen eine solche forcht und schreken eingejaget / daß sie alles / was zu jhnen
geflehnet / und denselbigen anvertraut worden / Haarklein herfür gaben / welches dann
gleichfals auf einen Haufen zusamen getragen / und mit Feur angesteket worden: Vnd damit
sie desto geschwinder damit fertig wurden / und nichts darvon übrig blibe / gossen sie
etliche Tonnen Oel in das Feur / damit auch die jenigen Sachen / so sonsten ungern
verbrennen / nicht mehr gerettet werden könten.
|| [ID00471]
Es ist sich aber nicht genugsam zuverwundern / was vor grossen / ja unerhörten Respect
und Gehorsam das ganze Volk disem schlechten und geringen Menschen geleistet hat: Er
commandirte über die 150000. bewehrter Man̅ / ohne vil tausend Weiber / so
sich gleichfals so wol als die Mails-Personen / in gewüsse Compagnien ab- und eingetheilet
/ und mit jhrem Gewehr (Jahr Christi 1647.) und Rüstung
bej jhme einfanden / und hatte eine jede derselbigen jhre Capitäinine / Fendrichinne /
Sergantinne / und was dergleichen Officierinnen mehr waren: In einer Compagnie / so voran
marschirte / (welches ich Wunders halben hier bejzusezen nicht wol auslassen können)
gienge neben zwejen Manns Personen ein schönes Weib / wol bekleidet / hatte auf jhrem
Haupt des Königs von Hispanien Wappen / mit diser überschrifft:
Viua il Re, & il Fidelissimo popolo di Napoli:
Dises Weib führete in der rechten Hand ein blosses Schwert / in der Linken aber einen
grossen dolchen / als wolte sie sagen: Es finden sich auch noch Weiber / die ein Man̅sherz haben / und vor des Vaterlands Wolfart streiten können: Diser folgeten
ein grosse Menge von andern Weibern / so theils Rohr / theils Piquen / Lanzen und
Helleparten trugen / andere trugen Wällen / Stroh / Schwefel und Pech / damit den
Verräthern des Vaterlandes / wie sie sie nenneten) jhre Häuser anzuzünden / ja es fanden
sich auch ganze Compagnien junger unschuldiger Mägdlein von 4. und 5. Jahren / welche
kleine weisse Stäblein in Händen hatten / welches sehr kläglich und erbärmlich anzusehen
ware: Disen allen befahle er ohn alles Murren und Widerreden / was er wolte: Er konnte
auch so bald keinen Befelch lassen ausgehen / es wurde derselbige in einem Augenblik
vollführet: Er befahle zu mehrerer Versicherung der Statt / und verhütung allerhand
Rauberej / alle / so wol grosse als kleine Strassen / oben und unden mit Schanzen und
Brusiwehren zuverwahren / welches so schnell und behend in das Werk gerichtet wur de / das
jnnerhalb drej stunden dise grosse und weitläufftige Statt in allen Gassen dermassen mit
Fässern / so mit Stein und Erden gefüllet / Wällen Pallisaden und anderm Gehölz /
verwahret und befestiget ward / das nicht mehr als eine Person / und dar zu nicht gar wol
/ auf einmal passiren konnte.
Nach disem ließ Mas Aniello / so wol dem Adel / als gemeinen Volk / hej voriger straff
ansagen / in allen Häusern / Geist- und Weltlich / keines aus genommen / Liechter vor den
Fenstern brennen zulassen / und auf den Stras sen Feur zuhalten / damit man alles Vberfals
desto besser versichert sejn könte: Es ist nicht zusagen / mit was gehorsam disem Befelch
nachgelebet worden / so gar / daß auch nicht einer / wes Stands oder Condition der auch
gewesen were / so wol Geistliche als Doctores / Ritter und andere Stands Personen /
hierinnen manquiret hätten.
Wann er gebotten hatte / disem oder jenem den kopf abzureissen / einen Palast anzuzünden
/ oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still
zusejn / so hieß es da / Was befohlen worden / ist schon verrichtet / und wurde das
allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren / das bej Leib- und
Lebensstraff keine Mans Person / er seje wer er wolle / einen Mantel / Muzen / Rok /
Schlaffpelz / oder an [434] dere
dergleichen lange Kleidung tragen solte / und solchem befelch ward von menniglichen /
nicht allein under dem Volk / sondern auch von dem Adel / ja von den Geistlichen / Pfaffen
und Mönchen / und andern Ordensleuthen selbsten / auf das genaueste nachgelebet / Vnd war
wol lächerlich anzusehen / das die Dominic aner / Carmeliten / Canonici / Jesuiter /
Theatiner / Meßpfaffen / ja die Capellan aus dem Königlichen Palast / des Cardinals
Philomarini und Trivultii / des Vice-Re ganze Hofhaltung / des Nuncii Apostolici / und
anderer Bischöffe und Prälaten so sich der Zeit in Neapoli befanden / Bediente / und das
noch mehr / der Cardinal und Erzbischoff selbst / also in Hosen und Wammes daher zogen /
und hierdurch dem Mas Aniello / so lang er lebte / solche grossen Gehorsam leisteten: Es
wurde auch der Weiber hierinnen nicht verschonet / dann dieselbige ihre Rök zimlich hoch
auffschürzen müsten / damit man sehen köndte / ob sie einige waaffen darunder verborgen
hätten: er hesse auch allen Rittern und vom Adel ansagen / alle ihre wehr und waffen / bei
Leib- und Lebens-straff / in des volks händen zu liferen / und ihre diener / so vil sie
deren entrahten köndten / mit auf die Wachten zuschiken / und ob sie zwar sehr lungern
hieran kamen / weiln sie wol merkten / worauf solches angesehen ware / mußten sie doch
solchem Befelch Folge leisten.
Durch dise und andere dergleichen Extremitäten / wurde der Vice-Re / und alle Spannische
Ministri endlichen bewegt / dem volk alles mit einander / was sie nur begerten / zu
concediren und einzuwilligen / darauff sich dann auch Mas Anjello resolvirte / selbsten zu
dem Vice Re in das Castell zu kommen / und sich mit demselbigen mundlich zu underreden:
damit aber dise angestelte Cavalcada mit desto grösserer Magnificenz geschehn möchte /
hatte er bej Straff des Feuers / allen und jeden Einwohnern der jenigen Strassen /
dardurch man reiten wurde / ansagen lassen / die Fenster und Thüren / mit den köstlichsten
seidenen / und andern Tapezerejen / so ein jeder hätte / zubehenken und zuschmüken / auch
solte ein jeder vor seiner Thür kehren lassen / damit die Strassen und Pläz allenthalben
sauber weren. Wunderbarlich ist es zu hören / daß diser Befehl so bald nicht publicirt
werden konte / da ware schon fast alles erfüllet / nicht allein von gemeinen Leuthen /
sondern auch von Hohen Stands-Personen / und den Spannischen Beampten selb sten. Ein
Ritter allein wolte hier seinen Kopf aufsezen / mit vermelden / es hätte jhm diser Halunk
nichts zubefehlen / aber ein anderer / so sich besser in die zeit zuschicken wußte /
führete jhm die Exempel etlicher vornehmen Hispanier / so disem Befehl gehorsamlich
nachkommen wären / zu gemüth / mit Vermelden / das dises keine Klugheit seje / sich einem
stärkern zuwidersezen / brachte jhn also von seiner Meinung ab / daß er dem alten Lied
gemäs / auch vor seiner Thür kehren muste.
Hierauf begab sich Mas Aniello zu Pferd / und ritte zu dem Schloß zu / Er hatte aber
seinen Fischer-Habit / nemlich den alten Muzen / samt dem Wullenen Hembd / und Leinenen
Strümpfen ab- und hergegen ein Silbern Stuk angelegt / auf dem hut hatte er einen schönen
weissen Federbusch / und in seiner rechten hand ein blosses schwert: Ihme warteten auf die
50000 von der bewärtesten Mannschafft zu Fuß / und vil Compagnien zu Pferd auf.
|| [ID00473]
Als er nun auf dem Plaz vor dem Neuen Castell anlangete / gab er dem Volk ein Zeichen /
daß es sich gleichfals schliessen / und nicht weiter fortruken / zugleich sich auch still
und eingezogen verhalten solte: Aufwelchen Befelch sie in einem Augenblik alle still
stunden / und gleichsam verstummeten / daß man bej solcher unzählichen Menge kein einiges
Wörtlein mehr gehöret hätte.
Disem nach stieg Mas Aniello auf sein Pferd / und stellt sich oben in den Sattel / redete
das Volk sehr freundlich / und mit vilen nachdenklichen Worten an / welche alle hiebej
zubringen / zu lang sejn wurde / under anderm ermahnet er sie zur Dankbarkeit gegen Gott /
der sie durch dises Mitel / aus solchen grossen Trangsaalen erlöset hatte / mit Erin̅erung / daß sie die Waffen ja nicht niderlegen solten / so lang / bis das die
Confirmation und Bestät tigung alles des jenigen / so verabschiedet worden / von Jhrer
König. Majestät aus Hispanien käme / dem Adel und Ritterschafft aber / so ten sie in
Ewigkeit nicht trauen / protestirte benebens / daß was er bishero gethan / habe er nicht
um̅ seines eignen Nuzens willen / sondern dem Vatterland zum besten gethan
/ und seje er resolvirt / nach vollendung dises Werks / seine alte Fischer-Lumpen /
widerum anzuziehen / und sich mit seinem Angel / wie er vorhin gethan / also auch in das
könfftig zuernehren / sc.
Fehrner sagte er / ich gehe anjezo hin / mit dem Vice-Re zu tractiren / über eine Stund /
oder auf das längste Morgenfrüh / solt jhr mich wider sehen / dafern ich aber Morgen früh
nicht wider bej euch bin / so steket die ganze Statt mit Feur an / welches sie jhme
treulich zuthun versprochen.
Hierauf fritte Mas Aniello / neben dem Cardinal und seinen geheimen Rähten in das Castell
hinein / da sie dan̅ von dem Vice-Re auf das freund lichste empfangen und
tractirt wurden: Vnder dessen erhub sich ein grosses Gepispel under dem Volk / weiln sie
besorgeten / man hätte den Mas Aniello in den Arrest genommen / oder sonsten beleidiget /
aufwelches er sich an dem Fenster sehen ließ / und jhnen zuschrje Friden zuhalten / darauf
dann alles widerum gar still wurde / und damit er dem Vice-Re seine Authorität zeigen und
weisen möchte / sagte er zu jhme / jezund will ich seiner Excellenz zeigen / wie gehorsam
das Neapolitanische Volk seje: Rieff derowegen mit lauter Stimm: Glück dem König in
Hispanien / dem Herren Cardinal / und seiner Excellenz dem Herren Vice-Re / welches alles
das Volk von Wort zu Wort widerholet: Darnach thate er die andere Prob / er legte nur
einen Finger auf seinen mund / und rieff mit heller Stimm / still / da ward es alles in
einem angenblik so still / das man das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret hätte:
Zum dritten befahle er dem Volk / bej Leib und Lebens-straff / es solte sich ein jeder von
dem Plaz hinweg begeben / welches ebener massen so bald vollzogen ward / so gar / daß man
in einem Huy und Augenblik keinen einigen Menschen mehr allda sahe.
Als sie sich nun eine geraume Zeit miteinander underredet / und beschlossen hatten / den
getroffenen Accord auf einen gewissen Tag dem Volk vor zulesen / und selbigen mit einem
leiblichen Eid zubekräfftigen / nahme er seinen Abscheid widerum̅ von dem
Vice-Re / von welchem er mit einer schönen guldenen Ketten beschenket / und jhme
dieselbige von dem Vice Re selb [436] sten
an den hals gehenket wurde / ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen / und keines
wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit
grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich
ausgeruffen / daß das Generalat / so Mas Aniello bishero in der Statt / im Namen des Volks
geführet hatte / jhme von Seiner Excellenz / dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt
worden were / worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame / auch grössern
Respect und Gehorsam / als zuvor niemahlen / und wurden aus dermassen vil Mandat und
Edicta / under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi / des Neapolitanischen
Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret / und commandirte er dazumahlen schon
über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer / welche jhn alle vor jhren
Generalissimum erkannten / und seinen Befelch / so Tags so Nachts ohne einiges
Widersprechen angenom̅en und vollzogen haben.
Er liesse über jedes verbrechen / wie gering es auch were / über die massen scharff
exequiren / wie er dann under anderm einen Beker / so das Brot nur um̅ 2.
Vnzen zu leicht gemacht hatte / lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7.
Secretarios und 10. Scharffrichter / und wurde sehr geförchtet / wann er nur mit einem
Finger winkete / lieff alles / und war willig seinen Befelch außzurichten.
Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit / auch die allergeringste / hoch und
übermütig machet / als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch / dann er sich bej dem Vic
Revernemmen lassen / wie es jhne etwas be frömbdete / daß der Herr Cardinal Trivultius
(welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben / als gab S.
Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath / dem Mas Aniello hierinn zu willfahren /
dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige / daß er von meniglichen / ja von den
Höchsten Häuptern der Kirchen / wolte respectiret / und geehret sejn damit jhme nicht
etwan durch underlassung dises Hof-Compliments / neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen
möchten / dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in
seine Behausung erhaben / bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht.
Das erste Wort / so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete / war / daß er zu jhme
sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen / so ist uns doch
selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth / und ein
gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware / dann weiln
Er jhme selbsten mehr aufbürdete / als jhme zuertragen möglich gewesen / auch weder Tags
noch Nachts / nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte / ist er hierdurch nach und
nach in Aberwiz / und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen / in welcher er dann
vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen / von welchen nur
eine oder die andere / ge liebter kürze halben / allhier sollen bejgesezet werden: Es kam
einer vom Adel / aus der Statt Aversa gebürtig / zu jhme / umb etwas in seinen
Geschäf [437] ten bej jhme zu
solicitiren / als er nun selbigen abgefertiget hatte / gab er jhm einen Stoß mit dem Fuß
in die Wampen / und sagte / gehe hin im Friden / ich mache dich zum Fürsten zu Aversa: Er
hube an ganz allein durch die Statt zu rennen / und stellete sich wie ein toller rasender
Mensch / hiebe die Leut dar nider / stekte sie in das Gefängnus / folterte sie / schlosse
die Läden und Krämen zu / schändete und schmähete auf das grausamste auf die Spannischen
Beamptete / ja auch auf den Vice-Re selbsten / und ließ sich verlauten / er wolte jhm den
Kopf noch für die Füsse legen / sprang in das Meer hinein / und wider heraus / schlimme
Halunken und Buben macht er zu Hauptleuten / Feld Marschalken / und andern Hohen
Kriegs-Officirern / Er tyrannisirte dermassen under dem Volk / daß es nicht auszusprechen
war / liesse bald disen / bald jenen / umb nichtswertiger / liederlicher / ja manchmalen
gar umb keiner Vrsachen willen / den Kopf hinweg reissen / durch welches toben und wüten
Er endlich den allgemeinen Haß des ganzen Volks auf sich lud / wel / ches sich / um̅ solcher schröklichen verübten Grausamkeit willen / von jhme ab zoge / und
jhne endlichen gar verließ / wie er dann auch lezlichen von 4. Spannischen Edelleuthen /
in dem Kloster dell Carmine / so alle 4. zugleich Feur auf jhne gegeben / ermordet und
hingerichtet / auch mit grossem Froloken und Jubiliren seiner Feinde und Widerwärtigen /
durch die Gassen der Statt geschleiffet worden.
(Grausame Tirannej und Mezgerej in China.) Es haben die
Tartarn die mächtige Sinesische statt Kieming erobert / und auff die drei hundert tausend
menschen darinnen jämerlich ermördet / die statt aber / darinnen ein sehr schöne Jesuiter
Kirchen / verbrandt. Die Chineser haben sich zwar wider gesamlet (Jahr Christi 1647.) / und den Tartarn so vil zu schaffen
gemacht / daß es schier um sie gethan war: wann nicht der Chineser Oberster gebliben / und
/ durch (Zeilerus aus Martinio.) vorsichtigkeit des
Tartar-Haupts / die sachen wider zu recht gebracht worden wären / die darauff die statt
Taitung geplündert / und die statt Punchen / mit der Jesuiter Kirchen verbrandt haben.
Die grosse und reiche statt Qvangcheu / war von einem andern Tartarischen kriegs-heer
schier ein ganzes jahr belägert / und endlich erobert: da dann die kinder / weiber / und
was den Tartarn under die hände kommen / umgebracht worden / also daß über hundert tausend
menschen umkommen. Und dieweil sie ihren sig fortgesezt / so ist der Sinesische Käiser
Junglieus geflohen / dem Authori unwissend wohin / weilen er damalen / auff seiner Oberen
befelch / in die Insuln Philippinas schiffen / und ferners in Europam sich begeben müssen.
P. 101. seq. erzehlet er des Chinesischen strassenräubers Changienchungi grausame thaten /
so er im Reich Sina wider seine eigene landsleut verübet hat. Als seiner Henker einer /
den er vor anderen lieb hatte / an einer krankheit gestorben: so hat er [438] nicht nur desselben Arzt / sondern noch
andere hundert Aerzte deshalben: item ein ganzes Regiment seiner soldaten / so von zwei
tausend Köpfen bestanden haben solle / wegen eines einigen mans / so under solches
Regiment gehört / vor seinen augen umbringen lassen. Und weil einer aus den verschnittnen
/ Ihn / bei seinem nammen / und keinen König / genant / so müsten deswegen fünff tausend
ihr leben lassen. Wegen eines einigen Heidnischen Pfaffens rede von ihm / so sonsten hohen
ansehens / aber der Jesuiten grosser feind war / ließ er in zwanzig tausend anderer
Pfaffen / so er allenthalben suchen lassen / umbringen / und rühmte sich gegen die
Jesuiten / daß er ihrentwegen / als von Gott geschikt / sie getödet hätte: die doch immer
in forchten stehen müssen / daß er ihnen auch dergleichen thun möchte. Er fürte stattliche
gebäu auf: aber / wan̅ einer aus den arbeitern nur den geringsten irrthum
begienge / muste ers mit der haut bezahlen. Er hat auch bei 18. tausend Studenten zusamen
bringen lassen / damit sie möchten examiniret werden / aber sie wurden alle / auff seinen
befelch / getödet / mit vorgeben / sie wären die jenigen / so die Provinz Suchuen
verwirreten / und zur auffruht reizten. Dann selbigem lande war er sonderlich gehässig:
aus welchem er 140. tausend kriegsleut / die ihme doch getreu waren / innerhalb 4. tagen /
von dem andern kriegsvolk / hat lassen erwürgen. Kinder / buben / mägdlein / auch
schwangere weiber / müsten ihre hälse hergeben. Auff die 600. tausend menschen selbiger
Provinz / hat er in die Haupt-statt Chingtu zusamen bringen / und hernach ausserhalb der
statt / töden lassen. Die Jesuiter haben gleichwol noch ihrer diener leben / durch bitt /
bei ihm erhalten / auch sehr vil kinder / auff zulassung der soldaten / ehe sie h
ingerichtet wurden / getaufft. Als er wider die Tartarn ziehen wollen / hat er sei nen
soldaten zugesprochen / die weiber / so ihnen an der reise verhinderlich wären / zutöden /
so auch geschehen: und hat er selber von 300. schönen mägden / so er ihme zu seiner
wollust und diensten auserwelt gehabt / nur 20. zu auffwarterin der 3. Königin / behalten
/ und die andern alle lassen umbringen. Es kostete auch vilen soldaten / sonderlich den
kranken und schwachen / ihr leben. Endlich ward er von einem Tartar mit einem pfeil
erschossen / und sein kriegsvolk geschlagen und zertrent / sc. Wie umständtlich hiervon
zulesen / Martini Martinii Historisch. Tract. von Erroberung deß Königreichs China / so
neulich im Truk ausgangen.
|| [ID00477]
Universal-Fridensschluß
Welcher zwüschen Ihr Käis. Maj. Der Kron Schweeden / und des H Römischen Reichs Ständen
geschlossen / beliebet / und durch gegebene Handschläg bekräfftiget wurde.
Solte sein ein Christlicher universal, überal gemein und ewiger (Jahr Christi 1648.) Fride / zwischen der Röm. Käiserl. Majestät dem Hause
Oesterreich / dem König in Spannien / und allen Ständen des Römischen Reichs (Allgemeiner Fridensschl. zu Münster geschlossen.) eines
theils: Vnd dann der Cron Schweden: und ihren conföderirten anders theils / also daß
hinfüro zwischen beiden theilen treue freundschafft und nachbarschafft gepflogen wurde.
2. Solte ein Amnestia auffbeiden seiten gestifftet sein. Das ist: Es solte alles das
jenige / was bei disem wesen vorgelauffen / ewig vergessen sein und nimmer mehr gedacht /
oder under einigem schein geandet werden.
3. Nach diser Amnestia solten alle und jede Stände und einwohner des Römischen Reichs in
ihre güter und ehren / es sejen Geistliche oder Weltliche / wie sie solche vor der
entsezung gehabt / vollkomlich restituiret und eingesezet werden.
4. Vnd erstlich / was die Pfälzische sache betreffe / so solte bei dem Haus Bäjeren die
Chur Fürstliche Dignität / wie auch die Ober-Pfalz und die Graafschafft Cham verbleiben /
so lang männliche leibs-erben für handen sein wurden. Hergegen begebe sich selbiger Chur
Fürst der dreizehen Millionen Goldes / damit ihm Käiserl. Majest. verhafftet / und des
anspruchs an Ober-Oesterreich.
Was das Haus Pfalz belanget: So solte Prinz Carl Ludwigen / be nebenst der
Churfürstlichen Dignität / für sich / seine Leibs-Erbey / Verwan̅ten und die
ganze Rudolphische Linie wider überkommen / die Vnder Pfalz / mit allen Gerechtigkeiten /
wie die Pfalzgraffen solche für der Böhmischen Vnruhe gehabt. Die Aempter an der
Bergstrassen / so dem Churfürsten von Mäinz im Jahr 1643. verpfändet worden / können noch
vor dem Executions-Termin eingelöset werden. Die Bischöffe von Spejr und Worms möchten
jhre an Geistlichen Gütern prätendirte Gerechtigkeit / wo man sich nicht darum vergleichen
könnte / vor dem ordentlichen Richter suchen.
Wan̅ aber die Bäjerische Wilhelmische Linie ohne Männliche Leibes Erben
abgehen wurde / so solte die Chur mit der Investitur und allen Privilegien / wie auch die
Ober-Pfalz wider an die Pfalz-Graffen fallen / und [440] die Achte Chur aufhören. Die Erbverbrüderung zwischen dem Hauß Heidelberg und
Neuburg verblibe bej jhren Würden und Kräfften / und solte auch der Gülischen
lebens-gerechtigkeit / so die erwisen werden könte / nichts abgehen. Käiserliche Majestät
wolte verschaffen / daß des Pfälzischen Chur Prinzen gebrüderen in den nächsten vier
jahren gezehlet werden 400000. Rthaler. Alle und jede Pfälzische Bediente und Exulirende
solten in diser Amnestia begriffen / und gleiches rechtens mit andern geniessen.
Hinwiderum solte F. Carl Ludwig mit seinen gebrüdern Käiserl. Majestät treu und hold zu
sein versprechen / und sich des anspruchs an die Ober-Pfalz / so lange die Bäjerische
Linie daurete / begeben. Es wolte auch Käiserl. Majestät der noch lebenden Pfälzischen
Wittiben zehlen lassen 20000. Rthaler / und einer jedwederen / des F. Carl Ludwigen
Schwester / wan̅ sie solte ausgesteuret werden / 10000. Rthaler. Es solte
aber der Pfalz Graafe die Graafen in Lainingen und Darburg / wie auch den Frankischen /
Schwäbischen und Rheinländischen Adel ungemolestiret lassen. Die Lehen / so Käiserliche
Majestät dem von Waldburg / Reichersberg / Brömbser / Ru desheim und Metternich
conferniret / bliben in ihren würden: Die Augspurgischen Confessions-zugethane / und
insonderheit die einwohner zu Oppenheim / solten im Religions-wesen und dem
Kirchen-zustand / wie er Anno 1624. gewesen / erhalten: und den übrigen ihre
Religion-übung nach der Augspurgischen Confession / so wol offentlich in kirchen / als
absonderlich in häuseren / frei und ungehindert verbleiben. Pfalz Graaf Ludwig Philipp
solte wider bekommen alle seine Landschafft / wie er solche vor dem Kriege gehabt. Pfalz
Graaf Friderich solte haben Hornbach und den halben zoll zu Wizbach / und was vor
Gerechtigkeit sein Herr Vatter gehabt. Pfalz Graff Leopold Ludwig solte wider eingesezet
werden in die Graffschafft Veldenz / in den Stand / wie es im Jahr 1624. gewesen.
Der Streit / welchen die Bischoffe von Bamberg und Würzburg mit den Marggraffen von
Culmbach und Onolzbach wegen Kizingen hätten / solten gütlich hingeleget / oder durch
einen Proceß innerhalb 2. Jahren geschlichtet werden. Den Marggraffen solte auch Wilzburg
wider eingeräumet werden.
Das Haus Würtenberg solte behalten die Herrschafft Weinsberg / Neustatt und Mekmühle /
und demselben alle Kirchen / so er vorhin gehabt / restituiret werden. Die Mompelgardische
Linie solte auch / was sie im Elsas gehabt / und zugleich Clerval und Passant wider
bekommen.
Marggraff Friderich von Baden-Durlach solte mit allen seinen Deinern in der Amnestia
begriffen sejn / und in Baden Durchlachisches / wie solches Georg Friderich vor dem
Böhmis. Krieg besessen / eingesezt werden.
Der Herzog von Croy were auch in die Amnistiam mit eingeschlossen / und solte / was seine
Vorfahren gehabt / geruhig besizen: Der Nassausigische Streit solte gütlich bejgeleget /
oder durch ordentlichen Proceß ausgeführet werden. Den Graffen von Nassau-Saarbrüken
solten jhre Graff- und Herrschafften wider eingeraumet werden / und dem Haus Hanau /
Bohenhausen / Bischoffsheim und Wilstat. Johan Alberto von Solms solte wider gegeben
werden der vierte Theil von Buzbach und vier Dörffer: [441] Vnd dem Haus Hohen-Solms alle seine Güter.
Der Graaf von Iseuburg solte auch der Amnestie geniessen. Den Rhein Graafen solten ihre
ämter restituiret werden / und Graaf Ernsten Wittibe in das amt Hachenberg. Die
Graafschafft Falkenstein solte der jenige haben / deme es von rechts wegen zukäme. Das
Haus Waldek solte widerum bekommen die Herrschafft Didinghausen / wie er solche im jahr
1624. gehabt. Graaf Joachim Ernst von Ottingen solte in alles / was sein Vatter gehabt.
restituiret werden: Wie auch das Haus Hohen lohn in das was ihme abgenommen. Friderich
Ludwig und Ferdinand Carl / Graafen von Löwenstein und Wertheim solten wider bekommen alle
ihre Graaf- und Herrschafften. Vnd Johann Casimiri Wittibe ihren Wittibe siz. Das Haus
Erbach solte restituiret werden: wie auch die Erben und Wittiben des Graafen von
Brandenstein. Des Freiherren Kevenhüllers / Canzlers Löfflers / und der von Rhelingen
Erben und Kinder solten in ihre Güter wider eingesezet werden.
Die vergleichungen / handschrifften und Instrumenta / so den stätten Spejer / Weissenburg
/ Landau / Reutlingen / Heilbrunn und andern mit gewalt abgetrungen / solten null und
nichts sein. Wo ein schuldner die schuld seinem Creditorn zum nachtheil / einem kriegenden
Part zu erlegen gezwungen worden: So solte der Ereditor von seinem Debitor solches nit
forderen. Die deshalben angefangene Processe solten sich innerhalb 2. jahren enden / und
hernach nicht mehr gedacht werden. Was vor Rechts-sprüche in Kriegs-zeiten in Weltlichen
sachen gefallen / solten (wo das Part innerhalb einem halben jahre die Revision der Acten
begeret) revidiret werden. So auch einige lehen und gerechtigkeit von Anno 1618. nicht
renoviret worden / oder davon dienste geschehen / so solte solches niemanden verfänglich
sein.
Endlich solten alle und jede bediente / Geistliche und Weltliche / Officirer und soldaten
/ welche einem oder dem andern theil gedienet / mit ihren weibern / erben / kindern / und
dienern / vom understen bis zum obersten / (welche der Käserl. Majest. und hauses
Oesterreichs underthanen und Vasalleu nicht wären) in alle ihre güter und gerechtigkeiten
/ welche sie vor dem kriege gehabt / völlig restituiret nerden. Aber der Käiserl. Majest.
und Hauses Oesterreich erb- underthanen und Vasallen solten zwar auch der Amnesti / was
ihre Person / leben und ehre betreffe / zu geniessen haben / daß sie in ihrem vatterland
sicher wohnen möchten. Doch / daß sie sich der Reiche und Lande sazungen gemäß verhalten:
Was ihre güter anlangete / so solten nur die jenigen / welche / ehe und bevor sich die
Personen zu der Cron Schweden oder Frankreich geschlagen / eingezogen worden / nicht
restituiret werden: welche güter aber nach derselben zeit ihnen abgenommen worden / solten
ihnen widerum eingeraumet werden. In Böhmen und den Käiserlichen Erblande solte den
Augspuagischen Confessions verwandten gleiches recht wie den Catholischen widerfahren.
Aber von der universal Restitution wurden ausgenommen die jenigen güter / so nicht
restituiret werden köndten: als namlich die Mobilia / die abnuzuug / und was durch die
Kriegende verderbe: Wie ingleichen was zukirchen oder anderen gebäuen angewendet
worden. [442] Auch die confilscirten verkauffte
oder verschekte Deposita. Der Gülische Success ons-streit / wo er nicht gütlich beigelegt
werden köndte / solte durch ordenlichen Proceß ausgeführet werden.
5. Wegen der Gravaminum und beschwerungen / so zu disem Krieg ursach gegeben / vergliche
man sich folgender gestalt:
1. Der Passauische Vertrag und der darauf 1555. folgender Religions-Frid / wie derselbe
erstlich zu Augspurg 1566. und hernach vilmals bestättiget / blibe bej seinen Würden und
Kräfften unverbrüchlich.
2. Der Termin / von welchem an die Restitution in Geistlichen und Weltlichen zurechnen /
solte sein den 1. Januar. 1624. und solte alles in den Stand / wie es damahln gewesen /
gebracht werden. Die Stätte Augspurg / Dünkelspiel / Biberach / und Ravensburg / solten
jhre Gerechtigkeiten und Religions-übung behalten / wie sie damaln gewesen. Die
Rahts-Stellen / und alle andere Aempter solten von bäiden Religionen Zugethanen in
gleicher Zahl besezet werden. Ein jeder Theil solte seine Kirchen und Schulen verpflegen /
und kein Theil das andere underdruken. In Sachen / die Religion betreffend / solten die
meisten Stimmen nicht geachtet / sondern der vertrag / so 1589. und 1591. aufgerichtet /
gehalten werden. Die Statt Thonawerth / wann sie auf nächstkönfftigem Reichstag wurde frej
erkannt werden / solte jhrer Frejheit / wie andere Reichs-Stätte geniessen. Doch aber
solte diser Termin des 1624. Jahrs nichts benehmen den jenigen / so sonsten in Amnistiam
eingeschlossen weren.
3. Alle und jede Geistliche Güter solten den jenigen / welche solche Anno 1624. innen
gehabt / eingeraumet werden. Wo aber ein Catholischer Bischoff oder Prälat: Oder auch ein
Augspurgischer Confessions-zugethaner Bischoff oder Prelat die Religion endern wurde / so
hat solcher hiemit sein Recht an das Bisthum̅ oder Prelatur verlohren / und
solte hierin deme weichen / welche die Capitel-Herren erwehlen wurden.
4. In allen Bistum̅en solten die Bischöffe nach den alten Rechten und
Gewohnheiten erwehlet und postuliret werden: So fehrn solche den Reichs-Sazungen / dem
Passauischen Vertrag / den Religions-Friden / und insonderheit disem Vertrag / den
Religions-Friden / und insonderheit disem Vertrag gemäß weren.
5. Käiserl. Majestet blibe Jhr Recht / wo sie das hätte / die Bischöfe zu präsentiren:
Doch solte diß also geschehen / daß / wan̅ einer der Augspurgischen
Confession zugethaner Bischoff abgangen / ein anderer derselben Religion präsentiret und
an statt gesezet wurde. So solte auch die Päpstliche Confirmation / und was dem anhienge /
der Augspurgischen Confessions-Verwandten Bischoffe nichts hindern.
6. Die erwehlt oder gepostulierte Bischöffe / so der Augspurgischen Confession zugethan
weren / solten von der Käiserl. Majest. innerhalb Jahresfrist inverstiret werden / und
alle Gerechtigkeiten / in Conventen und anderswo / wie solche andere vor dem
Religions-streit gehabt / vollkömlich geniessen. Dieselben Geistliche der Augspurg.
Confession zugethane Fürsten sollen erwehlete oder gepostulirte Erz-Bischöffe / Aepte /
sc. getituliret werden / und jhren Siz zwischen den Geistlichen und Weltlichen haben.
|| [443]
7. Wie vil Catholische oder der Augspurgischen Confession zugethane Capitel-Herren oder
Canonici den 1. Januarij 1624. jrgendswo gewesen: So vil solten von jeder Religion der
abgehenden nachgesezet werden. In bäider Religion zugethanen Bisthümmern / solte die übung
derselben in den Standt / in welchem sie Anno 1624. gewesen / gesezet werden.
8. Mit den jenigen Geistlichen Stifftern aber / welche der Kron Schweden zur Satisfaction
/ oder andern zum abtrag überlassen wurden / solte nach untengemelten Vergleich verfahren
werden.
9. Was vor Stiffter / Collegia / Ballejen / Commenthurejen / Kirchen / Schulen / Spitäle
oder andere Geistliche Güter ein Fürst oder Stand des Reichs (Er were Catholische oder der
Augspurgischen Confession zugethan) den 1. Januar: 1624. innen gehabt / denen solten
solche wider eingeräumet / und hierinnen kein Theil von dem andern turbiret werden.
10. Der freje Adel könnte sich des Religions-Fridens / und dises Vertrags / gleich wie
andere Stände des Reichs / in frejer üung der Religion / so weit jhr Gebiet reichte /
ungehindert gebrauchen.
11. Alle freije Reichs-Stätte (und insonderheit Augspurg / Dünkelspiel / Ravensburg und
Kauff-Bäjern /) solten so wol im Religions-als Politischen Wesen in den Stand / wie es den
1. Januar. 1624. gewesen / versezet / und darinnen ruhig gelassen werden. Vnd wo bejde
Religionen üblich / da solte kein Theil das ander beunruhigen / oder molestiren: sondern
fridlich bej einander leben. Doch solte diser Punct nicht derogiren dem jenigen / was von
Augspurg / Dünkelspiel / Biberach und Ravenspurg droben absonderlich verglichen.
12. Den jenigen der Augspurgischen Confession zugethanen Land sassen oder Vnderthanen /
so den Catholischen unmittelbaren Ständen underworffen weren / solte die freje übung jhrer
Religion also / wie sie Anno 1624. gewesen / in allem frej und zugelassen sejn. Vnd disem
solten keinerlej Verträge jchtwas benehmen. Welche Vnderthanen aber Anno 1624 die freje
Religions-übung nicht gehabt / und doch under der andern Religion zugethanen Obrigkeit
wohneten: So solte dannoch solchen (es sejen Augspurgische Confessions-Verwandte
Vnderthanen under Catholischer Herrschafft: Oder Catholische Vnderthanen under
Augspurgischer Confessions-Zugethaner Herrschafft) zugelassen sejn / daß sie jhre Religion
in den Häusern ungehindert üben / auch sonst anderswo den offentlichen Gottes dienst
sicher abwarten / und ihre Kinder entweder zu Haus oder sonsten underrichten lassen
möchten. Eben dise freje übung solte auch denen verbleiben / welche nach disem von einer
oder andern Religion abtretten wurden. Vnd solche solten gleich den andern derselben
Herrschafft Vnderthanen / alle Gerechtigkeiten und Frejheiten ohne abbruch geniessen.
Wan̅ aber ein Vnderthan / so die Religion nach disem endern wurde / aus
dem Lande weg ziehen wolte oder solte: So möchte ein solcher seine Güter verkauffen / oder
behalten / und durch seine Diener verwalten lassen / auch sicher dieselben nach seinem
gefallen besuchen. Den jenigen / so auszuweichen befohlen wurde / wie auch den Exulirenden
(so sie die Religion nach dem 1624. Jahr und noch für dem Fridensschluß geendert /) solte
bis zu jhrem Abzug 5. jar [444] Zeit vergönnet
sejn. Die aber / so nach dem Fridensschluß die Religion endern / nur 3. Jahr. Vnd solten
solche Ausweichende in jhrem Abzug auff keinerlei weise graviret und verhindert werden.
13. Die Schlesischen Fürsten / so der Augspurgischen Confession zugethan weren / nemlich
die herzogen von Brieg / Ligniz / Münsterberg und Oels / wie auch die Statt Breßlau /
bliben bej jhren alten Privilegien und der frejen Religions Vbung / wie sie solche vor dem
Krieg gehabt. Den Graffen aber / Frejherren / Edelleuthen und Vnderthanen / deß übrigen
Schlesien und Nider-Oesterreichs / so der Augspurgischen confession zugethan weren / wolte
Käiserliche Majestät vergönnen / daß sie jhrer Religions Vbung in der Nachbarschafft
sicher bejwohnen möchten: Vnd dise / wo sie nicht frejwillig wolten / solten nicht
emigiren. Es wolte auch Käiferliche Majestät den Augspurgischen Confessions-Verwandten in
Schlesien 3. Kirchen zubauen vergönnen: nemlich zu Schweiniz / Jaur und Gloggau. Doch
solten solche ausser den Statt-Mauren gesezet werden. Vnd noch um̅ mehrere
Religions-Frejheit / wolte die Cron Schweden und die Stände des Reichs auf könfftgem
Reichstag bej Kais. Maj. anhalten.
14. Es solte kein Stand aus etwan einer Lehensgerechtigkeit / oder anderer Jurisdiction
die Religion seiner Vnderthanen reformiren: Sondern solche solte sejn und bleiben / wie
sie Anno 1624. gewesen.
15. Mit den Einkunfften und Intraden der Geistlichen Güter sol te es bejderseits gehalten
werden / wie es im Religion-Friden verordnet: Vnd die jenigen Einkünffte / so denen
Augspurgischen Confessions-Verwandten Anno 1624. von den Catholischen gereichet worden /
oder gereichet werden solten: Dieselben solten ohn alle Ausflucht jhnen widerumb gereichet
werden: Vnd was sonsten vor Gerechtigkeit ein Theil zu der Zeit gehabt / derselben solte
es widerum fähig werden.
16. Die Geistliche Jurisdiction und das Kirchen-Regiment (bis der Religions-Streit
bejgelegt wurde /) solte sich ausser eines Gebiete nit erstreken. Doch solten die Intraden
bäiderseits / wie Anno 1624. einbracht werden. So aber Anno 1624. ein Religions Verwandter
über der andern Religion Zugethane einige Jurisdiction gehabt / so solte dieselbe so weit
geübet werden: so fern es der Religion nicht zuwider lieffe. In denen Stätten aber / wo
bejde Religionen üblich / solte der Catholische Bischoff keine Jurisdiction über die
Augspurgische Confessions-verwandten haben.
17. Kein Obrigkeit solte zulassen / daß jemand wider den Passauischen Vertrag / den
Religion-Friden / oder auch disen vergleich disputirte: So aber Streittigkeiten vorfallen
möchten / so solte solche nirgends / als auf den Reichs-Versamlungen / dennoch gütlich
erörtert werden.
18. In den Ordinarz Conventen solte die Zahl der Deputirten von bejden Religionen gleich
sejn. In Extraordinar-Commissionen / wann der Streit under Augspurgischen
Confessions-Verwandten allein / solten dar zu der Augspurgischen Confessions Zugethane
Commissarii deputirt werden: Vnd gleicher gestalt Catholische under den Catholischen. Wo
aber der Streit zwüschen den Catholischen und den Augspurgischen Confessions Zugethanen /
so solten die Commissarii von bejden Religionen in glei [445] cher Anzal ernennet und ordinirt
werden.
19. In Religions-Sachen / und denen Dingen / darinnen die Stände ein Corpus recht
constituixten: Wie auch / wann sich die Catholische und die Augspurgische
Confessions-Verwandten zwejeten / solte der Streit die meisten Stim̅en
ungeacht) durch gütlichen Verglich bejgelegt werden.
20. Wie das Justiz-Wesen und das Kammer Gericht zu Spejer zu reformiren / dar von solte
auf könfftigem Frankfortischen Convent deliberirt werden. Vnderdessen solte das Cammer
Gericht / wie auch Käiserliche Hoffgericht von bäiderlej Religions Verwandten besezet
werden / und ein jeder Kräis die Seinigen zu prefentiren Macht haben. Es solten auch auf
den Fall bäjderlej Religions Assessores in gleicher Anzahl zu Erkan̅tnus
einer Sachen gezogen werden: Vnd das Käis. Hoff Gericht von dem Churfürsten von Mäinz / so
offt es von nöthen sejn wurde / besucht werden.
6. Die Statt Basel und das Schweizerland solten jhre Frejheiten geniessen / und auf
keinerlej weise des Reichs-Gerichten underworffen sejn. Dahero die gegen sie erhaltene
Proceß und Arreste hiemit gänzlichen casiret werden.
7. Aller Gerechtigkeiten / so die Augspurgischen Confessions-Verwandten / vermög der
Reichs-Constitutionen / und des Religions Fridens / wie auch dises Vertrages hätten /
solten die Reformirten gleicher gestalt geniessen: So weit nemlich solche den Vnderthanen
an jhren Privilegien und Verträgen / dardurch sie die freje übung der Religion erhielten /
nichts benehmen. Weil demnach die Religion under den Protestirenden disfals noch nicht
verglichen: Als hätte man sich in der Reformations-Gerechtigkeit also vergleichen: Das
wann ein Fürst / Herr oder Patron / nach disem sich auf eine andere Religion begebe / oder
andere Länder / deren Vnderthanen feiner Religion nicht zugethan / durch Succession oder
dise Tractaten überkäme / er wol seiner Religion Hofprediger: doch ohne der Vnderthanen
Prejudiz oder Beschwer / in seiner Residenz haben möchte. Aber es solte einem solchen nit
gestattet werden / die offentliche übung der Religion zu verändern / oder zu reformiren:
Sondern er solte alles / was das Kirchen Regiment und die Religion betreffe / in seinem
Stand und wesen unverrukt sejn und bleiben lassen. Wo aber einige Gemeine jhres Herren
religion annehme / und auf jhren kosten die Religionsübung zu under halten begehrete: So
solte jhnen solches / doch ohne der andern Präjudiz / nicht geweigert werden. Aber die
Consistoria / V???sitationen / Academien und Schulen solten mit keinem andern / als
derselben Religion Zugethanen / so da offentlich im schwang gienge / bestellet werden.
8. Alle und jede Churfürsten / Fürsten und Ständ des Reichs solten bej jhren alten Frej-
und Gerechtigkeiten / so wol Geist-als Weltlichen ruhig erhalten: und niemand etwas davon
/ under einigem schein / es wer dan̅ solchs auf einem offentlichen
Reichs-Tag also beschlossen / entzogen werden. Innerhalb 6. Monath nach der Ratification
dises Fridens solte ein Reichs-Tag angestellet werden / darin man die noch übrigen Mängel
völlig ersezen wolte. Es solten auch die Reichs- und Fundamental-Sazungen richtig in acht
genommen und gehalten werden.
|| [446]
9. Damit die Commercien / Handel und Wandel wider in guten und richtigen schwang gebracht
wurden: So solten alle zu disen Kriegszeiten aufgerichtete neue Zöll abgeschaffet und
geleget werden.
10. Käiserl. Majest. mit Einwilligung der Herren Churfürsten / Fürsten und Ständen des
Reichs / und insonderheit der Interessirenden übergebe der Königl. Maj. und Cron Schweden
zur Satisfaction für die eroberte Pläze folgende Lande und Herrschafften zu einem ewigen
und unmittelbaren Erb-Lehen des Römischen Reichs.
1. Ganz Vor-Pommern mit der Insul Rügen: Vnd dann aus Hinter-Pommern Stettin / Garz / Dam
/ Golnau und die Insul Wollin: Zugleich auch den Oderstrom / samt dem frischen Haf und den
Porten / Pein Schwine / und der Divenau / bis an die Ost-See / mit allen Frejheiten / Rech
ten und Gerechtigkeiten / im Geistlichen und Weltlichen / zu ewigen Zeiten. Wegen der
Gränzen solten sich die Königliche und Churfürstliche Commis sarii gütlich vergleichen:
Was die Herzogen in Vor-Pommern vor Collationen der Prelaturen und Präbenden an dem
Caminischen Capitel gehabt / solche bliben der Cron Schweden also / daß sie dieselben
Prebenden / nach absterben jeziger Capittel-Herren / einziehen möchten. Was aber vor
Gerechtigkeiten die Herzogen in Hinter-Pommern gehabt / solche bleiben sampt dem ganzen
Bisthum Camin / dem Churfürsten von Brandenburg So wol das Königliche Brandenburgische
Haus gebrauchen sich des Tituls der Herzogen in Pommern / ohne Vnderscheid: Doch das
Brandenburgische ohne das Fürstenthum Rügen. Wann aber das Haus Brandenburg ohne Männliche
Leibs Erben abgehen wurde / so solte alsdann auch Hinter-Pom mern samt dem Bisthum Camin /
mit allen Gerechtigkeite / an die Cron Schweden fallen.
2. Vbergebe Käiserl. Majest. mit Einwilligung der Stände der Königl. Maj. und der Cron
Schweden / zu einem ewigen Erblehen die Stat und den Hafen Wismar / mit dem Walfisch und
den Aemtern Pöl und newen Kloster / samt allen Gerechtigkeiten / wie solche die Herzogen
in Mekeln burg gehabt. Doch das Wismar an ihren Privilegien nichts abgienge.
3. Vberliesse Käis. Maj. mit Consens des Reichs der Kön. Maj. und Cron Schweeden das Erz
Bisthum Brehmen und Bisthum Verden / samt der Statt und dem Amt Wilshusen / mit allen
Gerechtigkeiten / wie solche die vorige Bischoffe gehabt / (doch das dem Haus Holstein /
der Statt und dem Capitel zu hamburg an jhren Privilegien und Pacten nichts abgienge) zu
einem ewigen Erb-Lehen / under dem Titul eines Herzogthums: Daran die Capitel-Herren und
andere Geistliche keinen Anspruch oder Gerechtigkeit mehr hätten. Doch solte dises alles
der Statt Brehmen an jhren Privilegien nichts benehmen: Was aber sonst für Gerechtigkeiten
zwischen dem Bischoff und der Statt vorgefallen / gütlich bejgelegt werden.
4. Wegen diser Länder und Lehen nehme Käis. Maj. die Kön. Maj. in schweden / wie auch
jhre Successoren auf und an zu einem unmittelbaren Stand des Reichs / also / das sie zu
den Reichs- und Kräis-Tagen / auch andern Conventen under dem Titul des Herzogen von
Brehmen / Verden / Pommern / Fürsten in Rügen / und Herren zu Wißmar / eingeladen
wurde. [447] Ihr Siz solte sein auf der
Weltlichen Fürsten-Bank die fünffte Stelle: Auch sonsten den Orth und Stelle / welche die
Herzogen in Pommern und Bischoffe in Brehmen gehabt / betreten / sc. Darnach so concedirte
und über gebe Käiserl. Maj. der Königl. Maj. in Schweden in allen disen Lehen das
Privilegium de non appellando: (dar durch kein Landsas oder Vnderthan von Ihr an Käiserl.
Maj. appelliren kan) dar neben concedirte Käiserl. Maj. der Königl. Maj. in Schweden die
Gerechtigkeit eine Vniversitet / wann und wo es Ihr beliebet / auffzurichten: Vnd noch
über das die Zöll und Licenten an den Pommerischen und Mekelburgischen See-Pforten. Es
wolte auch Käiserl. Maj. die Könige und Cron Schweden bej ruhigem Besiz diser Landen
schüzen und handhaben. Hergegen solten die Könige und Cron Schweden dise Länder für der
Käis. Maj. und Reichs-Lehen erken̅en und halten / Ihrer Käis. Maj. den Eid
leisten / und alles / was deßfals die vorigen Vasallen gethan / ingleichem leisten. Die
Vnderthanen aber derselben Lande solten jhre Privilegien und Gerechtigkeiten von der Kön.
Maj. und Kron Schweden von neuem confirmiret werden / und jhnen die freje übung der
Augspurgischen Religion zugelassen sein: Auch den Hausee-Stätten jhre freje Handlung in
dero Königreich und dise Provinzen frej und ungehindert zutreiben gestattet werden.
11. Weil der Churfürst von Brandenburg / Fridrich Wilhelm / das Fridens-Werk zubefördern
/ Vor-Pommern und Rügen abgetretten: So solte an statt des Equivalenz und Abtrags / der
selbe für sich / seine Männliche Erben und Verwandten des Hauses Brandenburg / so bald der
Fride ratificiret / von Käis-Maj. mit Consens der Stände / empfangen / und zu einem ewigen
Erb- und Lehen behalten / das Stifft Halberstatt / mit allen jhren Regalien und
Gerechtigkeiten / in Geistlichen und Weltlichen. Die Religion aber und Geistliche Güter
solten in dem Stand verbleiben / darinn sie von Erz Herzog Leopold Wilhelm mit zuthun des
Capitels gesezet. Doch solte nichts desto minder dem Churfürsten und seinen Männlichen
Erben das Bisthum Erblichen verbleiben / und das Capitel kein Recht mehr haben einen
Bischoff zuwehlen oder zu postuliren. Er möchte auch den vierten Theil der Einkünffte /
wann die Capittel-Herren / so der Augspurgisch. Confession zugethan / mit Tod abgangen /
ein ziehen: Doch solte der Probst alzeit verbleiben. Es solte auch dem Churfürsten alles
eingeraumet werden / was der Erz Herzog in der Graffschafft Hohenstein besessen. Fehrner
und gleicher gestalt solte der Churfürst haben und behalten das Bistum Minden mit allen
Gerechtigkeiten / wie das Halberstättische. Doch daß der Stat Minden und dem Capittel an
ihren Privilegien nichts abgienge. Diser Stiffter wegen solte der Churfürst auf dem
Reichs- und Kräis-Tagen sein Session und Stimm haben. Also und auf gleiche weis solte der
Churfürst zu einem ewigen Erb-Lehen von Käis. Maj. empfangen das Stifft Camin / in welchem
jhm frej gelassen wurde / wann die Canonici abgiengen / ihre Intraden an sich zu ziehen.
Ingleichem solt dem Churfürsten übergeben und cediret werden die Expectanz an das
Erz-Stifft Magdeburg / wann dasselbe entweder durch einen Todesfall oder sonsten vaciren
wurde. Vnd solte also dann das ganze Stifft mit allen angehörigen Gerechtigkeiten dem [448] Churfürsten von Brandenburg zu einem ewigen
Erb-Lehen heimfallen Es solte auch das Capitel und die Vnderthanen dem Churfürsten und
seinen Erben auf allen Fall den Eid leisten. Der Statt Magdeburg aber blieben ihre alte
Privilegia underdessen unverruket. Doch so ten die Aemter Querfurt / Güterbok / Dam und
Bok dem Churfürsten von Sachsen ver / bleiben: Hergegen solte der Churfürst an deren statt
das Amt Eglen haben. Es möchte auch hier der Churfürst von Brandenburg den Vierten Theil
der Intraden / wann die Canonici abgiengen / einziehen. Die Schulden welche von jezigem
Administratore auf das Stifft gebracht / solten den Churfürsten nichts angehen. Es
verblibe in denselben Stifftern den Vnder thanen die freje übung der Religion / wie sie
jezund im schwang gehen. Es gehöret auch hieher / was in Puncto Gravaminum verglichen.
Wegen diser Stiffter solte der Churfürst und seine Nachkommen Herzoge zu Magdenburg und
Fürsten von Halberstatt und Minden titulirt werden. Die Königin in Schweden solte dem
Churfürsten und seinen Erben restituiren 1. Hinder Pommern mit allen anhängenden
Gerechtigkeiten. 2. Colberg mit dem Bisthum Camin und desselben Gerechtigkeiten. Den
Vnderthanen verbliben ihre Frejheiten / beneben der frejen übung der Religion nach Form
und Inhalt der ungeänderten Augspurg. Confession. 3. Solte die Königin in Schweden dem
Churfürsten wider einraumen alle Pläze. 4. Alle Commenthurejen dem Johanniter Orden
zuständig / so ausser dem Pommerischen Theil der Cron Schweden cediret / gelegen.
12. Weil der Herzog von Mechelnburg-Schwerin Adolph Friderich der Cron Schweden die Statt
Wismar abtrette: So solte er und seine Männliche Erben darvor zu einem ewigen Erb-Lehen
haben und behalten die Bistummer Schwerin und Razenburg mit allen Gerechtigkeiten: Vnd
macht haben die Ejnkunfften / nach der Canonicorum Absterben / einzu ziehen: Auch
deßhalben in Reichs- und Cräis-Tagen jhre Session und Stimmen haben. Aber Herzog Gustav Ab
olph von Mekelnburg Gustrow / weil er seinen Vettern seinen Anspruch an das Razenburgische
cedirte / solte an dessen statt zwej Canonicaten im Magdenburgischen und Halberstättischen
bej erster Vacanz zugewarten haben. Es bleibe auch denselben Herzogen jhr Recht an die
pretendirten Canonicaten in dem Straßburgischen. Noch über diß solte jhnen der Johanniter
Orden cediren die Commenthurejen Mirow und Nemerow. Käiserl. Maj. wolte jhnen auch den
Zoll an der Elbe confirmiren Vnd solten von der ersten Reichs-Contribution die Schwedische
Satisfaction betreffend / frej sejn. Es solte auch die Wingerische pretendirte Schuld ganz
cassiret sejn.
13. Demnach das Haus Braunschweig und Lüneburg wegen gemeines Fridens seine Pretension an
die Stiffter Magdeburg / Brehmen / Halberstatt und Razenburg fallen siessen / so were
Käis. Majest. zu friden / daß dasselbige Haus und die Catholische das Stifft Oßnabruk
Abwechslungsweise / einer um̅ den andern innhätten und verwalteten / solcher
gestalten:
1. Weiln Gustav Gustavsohn / Graffin Wasaburg / das Bisthum Oßnabruk cedirte: So solte
Bischoff Franz Wilhelm und seine Nachkommen jhm in̅erhalb 4. jaren zu
Hamburg zahlen lassen 80000. Reichsthaler.
|| [449]
2. Solte das Stifft Oßnabruk dem Bischoff Franz Wilhelm voll komlich restituirt werden.
3. Der Religions-Zustand / so wol in der Statt / als auf dem Land solte in den Stand
gesezt werden / in welchem er Anno 1624. gewesen.
4. Nach absterben Franz Wilhelms solte in dem Oßnabrükischen Bisthum succediren Herzog
Ernst Augustus von Braunschweig und Lüneburg: So aber diser Herzog alsdann nicht mehr im
leben sejn möchte / solte das Capitel einen andern aus Herzog Georgenvon Braunschweig
nachkommen postuliren: Vnd hernach / wann er wider mit tod abgangen / wider einen
Catholischen wehlen / und solche abwechslung solte hinfüro allzeit gehalten werden. Wann
aber von Herzog Georgen Linie keine Männliche Erben mehr vorhanden / so solte das Recht an
das Bisthum / doch mit solcher Auswechslung / auf Herzogs Augusti Nachkommen fallen.
5. Herzog Ernst Augustus / wie auch alle andere aus dem Haus Braunschweig / solte das
Religionwesen in dem Stifft / wie es im vorhergehenden dritten Articul verglichen /
unverrukt in allem bleiben lassen.
6. Wann ein Augspurgischer Confessions-Verwandter das Bisthum verwaltete / so verblibe
dannoch dem Bischoff von Cölln die Censur über die Catholischen und deren Religions-wesen:
Nicht aber über die Augspurgischen Confessions-Zug thane. Im übrigen blieben dem
gepostulirten Bischoffe seine völlige Gerechtigkeiten. Ingleichem solte sich auch der
Catholische Bischoff keines Rechtens gegen die Augspurgischen Confessions Verwandten / in
jhrer Religion anmassen.
7. Das Kloster Walkenried und Schawen bliben als Lehen dem Haus Braunschweig und
Lünenburg.
8. Dem selben Herzogen solte auch restituirt werden das Kloster Gröningen: Vnd jhren
Rechten an Westerburg nichts abgehen.
9. Die Schuld / damit Herzog Friderich Vlrich von Braunschweig dem König in Dähnemarkt
verhafftet gewesen / und von dem König dem Tylli geschenket worden / solte cassiret und
ausgelöschet sejn.
10. Die 20000. Gulden / welche die Herzogen von Braunschweig-Zollischer Linie dem Stifft
Razeburg verzinset / weren ???ngleichem cassiret.
11. Herzogs Augusti zwejen Söhnen Anthonio Vlrich / und Ferdinando Alberto solten in dem
Bisthum Straßburg zwo Prelaturen conferiret werden.
12. Hergegen begeben sich dise Herzogen alles Anspruchs an die Stiffter Magdenburg /
Brehmen / Halberstatt und Razenburg.
14. Wegen der 12000. Rthaler / welche Marggraff Christian Wilhelmen aus dem
Magdeburgischen Jährlich gereichet werden solten / hätte man sich also verglichen: Das
selbiger das Closter und Amt Zin und Loburg seine Lebtag innen haben und besizen solte:
Weiln aber selbige Aempter sehr verderbet / so wolte der jezige Administrator aus den
Collecten selbigem Marrggrafen alsobald zahlen 3000. Reichsth. Es möchten auch deß
Marrggraffen Erben / nach seinem Tode / die Aemter noch 5. Jahr ruhig besizen.
15. In der Hessen-Casselischen-Sachen vergliche man sich / wie folget:
|| [450]
1. Solte das Hauß Hessen-Cassel / und desselben Fürsten / die Wittibe / samt jhrem Sohn
Wilhelm / jhre Erben / Beampte / Diener / Vnderthanen und Soldaten / keinen ausgenom̅en / der Vniversal Amnistia (vom Böhmischen Krieg anzurechnen) vollkömlich
geniessen: Wie auch aller Benesicien / und deß in disem Vertrag begriffenen
Religions-Fridens.
2. Solte das Hauß Hessen-Cassel und seine Nachkom̅en haben und halten die
Abtej Hirschfeld samt der Probstej Gellingen / mit allen zugehörigen Gerechtigkeiten: Doch
das dem Hause Sachten an seiner Gerechtigkeit nichts benommen wurde.
3. Wie auch die Aempter Schaumburg / Bükenburg / Saxenhagen und Stadthagen. Vber das
solte vor einräumung der eroberten örter auß dem Mäjnzischen / Cöllnischen /
Paderbornischen und Fuldischen innerhalb 9. Monaten dem Hauß Hessen gezahlet werden
600000. Reichsthaler / und so lange Neuß / Coßfeld / und Newhauß in Händen behalten / biß
diese Summa erleget were. Hergegen solte die Landgräfin alle und jede Pläze (doch die zur
versicherung der zahlung behaltene oerter außgenommen) so bald der fride ratificiret /
seinem rechten Herrn wieder einräumen / auch das jenige / was sie darinnen funden lassen /
und bej der Restitution nichts außführen / ohne was sie eingebracht.
Was die Streittigkeiten der bäjden Hessischen Häuser / Cassei und Darmstatt wegen der
Marpurgischen Succession betreffe: Demnach dieselbe durch Interposition Herzog Ernst von
Sachsen Weymar den 17. Aprillen dises 1648 ten Jahrs gütlich bejgeleget / so were beliebet
/ daß dieser Vergleich mit allen seinen Clauseln / so fern er Käjserlicher Majestät oder
dem Reich nichts präjudicirte /) Krafft dises Instruments / eben so gültig sejn solte /
als ob er von wort zu wort in disem Instrument begriffen were: Vnd solte von allen
Interessirenden steiff und fest gehalten werden. Wie ingleichem der zwischen dem
verstorbnen Landgraf Wilhelm und den Graffen von Waldek / Christian von Wolrad Anno 1635.
aufgerichteter Vettrag / so Anno 1648. von Landgraff Georgen ratificiret / alle Fürsten
von Hessen und Graffen von Waldek verbinden solte. Es solte auch das in den bäjden
Hessischen Häusern Cassel und Darmstat eingeführete und von Käis. Maj. confirmirte Recht
der Erstgeburt unverlezt behalten werden.
16. So bald diser Fridens-Schluß von den gedeputirten Gevollmächtigten und Gesandten
under schrieben / solten die Feindseligkeiten allerseits aufhören / und die Execution vor
die hand genommen werden. Jusonderheit solte Käis. Maj. durch ein ernstliches Mandat einem
jeden das jenige / was in disem Vertrag verordnet / zuleisten befehlen / und zur Execution
die ausschreibende Fürsten und Cräis-Obersten die Execution vollziehen. Die Commissarii so
zur Execution gezogen wurden / solten von bäjden Religionen / und an der zahl gleich sejn.
Nach promulgirtem Käiserlichen Edict solte ein jeder / was jhm gebährete / ohnver zöglich
restituiren. Vnd solte keiner den exequirenden Commissarien auf einige weise widerstreben.
Darnach s???ten alle Gefangene bäjderseits ohne Entgelt les gelassen werden.
|| [451]
Zur abdankung der Schwedischen Soldatesca solten 7. Kräise: nemlich der Chur-Reinische /
Ober Sächsische / Fränkische / Schwäbische / Ober-Rheinesche / Westphälische und Nider
Sächsische / der Kron Schweden zahlen fünff Millionen Reichsthaler / und das in drejen
Terminen. Im ersten solten 1800000. Reichsthaler baar erleget werden / und 1200000. durch
gewüsse Anweisung. Von den übrigen 2. Millionen / so die erste zu end des Jahrs nach der
abführung der Völker. Die andere zu end des darauf folgenden Jahrs. Aus dem
Oesterreichischen Kräis solte die Käiserliche Soldatesqua: Vnd aus dem Bäjerischen die
Bäjersche contentirt werden
So bald nun die Restitution nach der abgehandelten Amnistej von den Gravaminen geschehen:
Die Gefangene los gelassen: Die Ratificationes ausgewechslet / und der erste Termin
abgezalet: So solten alle Besazungen aller seiten zugleich abgeführet werden. Alle Stätte
/ Schlösser und Festungen / samt denen noch darinn sich befindenden Mobilien / Archiven /
Stuken und Kriegs-Apparat / solten jhren Herren restituiret werden. Was aber eingebracht /
oder in Schlachten / erobert möchte ausgeführet werden. Die Vnderthanen solten den Aus
ziehenden mit Wagen Pferden und andern Nohtwendigkeiten behülfflich sejn.
Es solte auch keiner Statt zum Präjudiz oder schaden gereichen / daß sie von einem
kriegenden Theil angenommen und desessen worden: Sonder sie hatten in allen jhren
Gerechtigkeiten und Privilegien sich der Amnistia zuerfreuen. Endtlich solten die Völker
abgedanket werden / und kein Theil mehr behalten / als es zu seiner Sicherheit nöhtig
hätte. So wol die abdankung der Völker / als die Restitution der Pläze solte auf solche
Zeit und Maß geschehen / wie sich die Generalen darinnen vergleichen wurden.
17. Es versprechen die Gesandten und Gevollmächtigte aller seiths disen geschlossenen
Friden vor gültig zu halten / und die Ratificationes von jhren Principalen jnnerhalb 8.
Wochen zu Oßnabruk einzuliffern und auszuwechslen.
Diser Vertrag solte sejn ein ewiges Recht und Sazung des Reichs / welcher in die
Reichs-Abschied und Käiserliche Capitulation solte inseriret und gleich andern
Reichs-Fundamental Sazungen / so wol von Geistlichen als Weltlichen unverbrüchlich
gehalten werden. Dawider keine Rechte / Geistliche oder Weltliche Privilegia oder wie das
auch namen haben möchte / vil weniger das Anno 1629. geschehene Edict oder Prager-Frid /
solte angezogen / gehöret noch zugelassen sejn. Vnd so jemand disem Vertrag auf einerlej
weise zuwider sejn / und der Execution oder Restitution sich widersezen wurde: So solte
selbiger / er sej Geistlich oder Weltlicher / als ein Frid brecher gestrafft werden. Vnd
nichts desto minder solte der Frid bej seinem würden und kräfften verbleiben. Wo aber
Streittigkeiten deshalben vorfallen möchten: So solten solche entweder gütlich bejgelegt /
oder gerichtlich erörtert werden. Wan̅ den̅och der streit
jnnerhalb 3. Jahren sich nicht endete: So solten alle dises Fridens Interessirende dem
unruhigen Theil mit gesamter hand steuren: Doch das die Administration durch den / dem es
ver mög der Reichs Sazungen in jedem Cräis zukäme / verrichtet wurde. Dan̅
keinem Stand sein Recht mit dem schwert aus zu führen zugelassen sein solt: [452] Wo er nicht als ein Fridbrecher wolte
gestrafft sein. Was aber gerichtlich gesprochen / solte ohne underscheid nach des Reichs
Sazungen geexequirt werden. So offt Kriegsvolk durch eines andern Gebieth ziehen möchte:
So solte solches auf dessen Vnkosten / deme es zugeführe wurde / geschehen.
In disem Friden solten auf seithen Käis. Maj. eingeschlossen sein / daß Haus Oesterreich
/ die König in Spannien / Engelland / Polen und Dähnemarkt: Alle Stände des Reichs und die
Hansee-Stätte. Der Savoyer Lothringer und Sibenbürger: Alle Fürsten und Republicquen in
Italia Die Vereinigte Staaden der Niderländer: Die Schweizer und Graupündter. Auf feithen
der Königin und Cron Schweden solten mitbegriffen sein die Könige in Frankreich /
Engelland / Polen Dennemark und Protugall: Alle Stände des Reichs / und die Hansee-Stätte.
Der Moscowiter und Sibenbürger / Venedig: Die Vereinigten Staden der Niderlande: Die
Schweizer und Graupünter.
Zu bekräfftigung dises alles bestättigten allerseits Legaten und Gevöllmächtigte dises
Instrument mit jhren eigenhändigen Vnder schrifften und Pittschafften. Actum zu Oßnabruk
in Westphalen den 27. Jul. Neu en Ralenders / Anno 1648.
(Fürst Ragozi der alt tod.) In Sibenbürgen gieng mit tod
ab der alte Herr / der Fürst Ragoz??? / dessen ältester Sohn die Rezierung annahm.
Zu Coppenhagen gieng die Königliche Krönung fort.
Anno 1649. ward der König in Engelland Caro us / durch (König
Carolus in Engelland hingerichtet.) den Parlamentischen General Fairfar / von dem
Castell Carrisbroki / in der Insul Whigt / gelegen / ab und auff das Castell Horst / von
dannen aber mit 12. Compagnien Reutter nach Windsor / 6. (Jahr
Christi 1649.) Teutsche Meilen von Londen / endlich den 20. Januarij in Londen
eingebracht / und allda vor Gericht / als ein Tirann / Todtschläger und Verrähter
angeklaget.
Erstlich wurd er beschuldiget: Das er mit Tirannischem Gewalt / nur nach seinem willen
geregirt / und die Gerechtigkeit und Frejheit des Volks im grund ausreuten wollen.
2. Das er verrähterischer und boshafftiger weise wider gegen wärtiges Parlament / Krieg
angefangen / dardurch vil tausend Menschen diser Frejen Nation ums leben kommen / vil
Familien rumiret / die gemeine Schazkammer erschöpfet / die Handlung erbärmlich verderbet
/ und sonsten unersäzlicher Schaden zugefüget worden.
3. Zu Fortsezung seiner unguten Anschläge hätte er sich mit ausländischen Rebellischen
Fürsten und Grafen / als dem von Ormund verbunden / &c.
|| [453]
Auff diese Beschuldigung wolte der König nicht antworten / sondern begehrete / man solte
ihm sagen / durch wessen Autoritet er dahin geführet / und vor das Gericht gestellet
worden / stüzete sich auff GOtt und seiner alten recht mässigen Herkunfft / daher ihm sein
Königlich Amt anvertrawet / und also die Autorität des Gerichts nicht erkennen / noch sich
dem underwerffen wolte: beschuldigete sie / daß sie wider gegebene Treu mit Gewalt ihn aus
der Insul Wicht weggeführet.
Referirte der President underschiedene mal / daß des Gerichts Autoritet von Gott dem
Vatterland dependirte / und da der König hieran sich nicht contentiren wollen / ihm
Bedenkzeit geben biß folgenden Montag / alsdenn seine Antwort auff die beschuldigung
vorzubringen. Darauff das Gerichte auff gehohen. Hiebej zu merken / daß / als des Königs
beschuldigung abgelesen wurde / das Knöpfflein von seinem in der Hand hebenden Stabe ab
und zur Erden fiel / worüber er sich verwunderte / und weil er sahe / das sonst niemand
sich buken wolte / nahm ers selbst wider auf.
Nach disem allem ist endlich nach folgendes End-urtheil ausgesprochen worden.
Endt Vrtheil.
Es wird hiemit zu recht erkant / daß gegenwärtiger Carl Stuart / als ein Tjrann /
Veräther / Mörder und offenbahrer Feind durch abschlagung seines Haupts vom Leben zum Todt
gebracht werden soll. Nach dem nun der Sentenz abgelesen / sagte der President: Dieser
Sentenz / welcher nun öffentlich gelesen / ist der Sentenz / End Vrtheil und schluß deß
ganzen Raths (worauff der Rath auffgestanden / und den Proceßdergestalt bejahet und gut
geheissen.
Der König beg???rte etliche mal nach Publicirung der Sentenz gehöret zu werden / aber es
ward ihm abgeschlagen / und er durch die Qvarde nach Witthal geführet. Hier auff schikte
seine Majest. sich zur vorbereitung des todes / ließ noch sel bigen ebend Doctor Juxton /
gewesenen Bischoff zu Londen / zu sich erbitten. Den 28. dito predigte Doctor Juxton vor
seiner Majest. in dero Bettkammer. Am 29. des Morgens (war Montag) gieng er von dannen
nach S. James / seine kinder zu sehen / die er / als er sie allda fand / gesegnete und der
jungen Princessin 2. Diamanten zum gedächtnus verehrete / welches alles er mit grosser
herzhafftigkeit ver [454] richtete. Den
30. Jan. um 10. Uhr wurde der König von S. James zu Fuß wider nach Witthal begleitet /
daselbst vor dem Bankethaus das Blutgerüste auffgerichtet war / zur Execution. Ein
Regiment zu Fuß zoge mit fliegenden Fahnen und klingendem spile / theils vor / theils
hinden ihm her / ohne seine Evarde von Edelleuten / welche samtlich mit blossem Ropfer /
vor ihm her nächst hinder ihm aber Doctor Juxton / und Obrister Thomlison / der ihn in
verwahrung hatte / biderseits bloßhäuptig giengen / dise sprachten mit seiner Majest. den
ganzen weg. Als der König in seine Cabinet-kammer kam / begab er sich um gebett /
wei???erte zu mittag zu essen / hatte selben Morgen zu S. James mit Doctor Juxton das
Abendmal gehalten.
Etwan um 12. Uhr nam er allein ein Rindlein Brot / und ein glas Wein zu sich. Halbweg 2.
Uhr verließ er die gedachte Cabiner-kammer / und ward / wie vor / von D. Juxrton und denen
Obristen Thomlinson und Haker / neben anderen auff ihn bestellten Officirern und seinen
Hellebardirern durchs Bankethaus / welches auff beiden seiten mit Musqvetit. besezet war /
auff gas Blutgerüste / welches umher / wie auch am boden / auff dessen mitte der stok und
das beil fertig stunden / mit schwarzen tuch bedeket / und von aussen mit etlichen
Compagnien zu Roß und Fuß umsezet war / begleitet. Da er bei seiner ersten ankunfft
alsobald seine augen gen Himmel hub / folgends den stok ansahe / und den Obristen Haker
fragete / ob dann kein höherer Blok zu kriegen wäre? Worauff er sich zum volk kehrete und
eine herrlich Oration hielte / darinnen erwise / daß er ein ehrlicher mann / ein guter
König / und ein guter Christ gewesen. Einen ehrlichen mann erwise er sich / in dem er dar
that / daß er den Krieg wider sein Parlament nicht angefangen / sondern solches bösen
Rahtgebern bemaß / erkante dennoch Gottes gericht über sich und sagte: Daß er um eines
ungerechten urteils willen / so er über den Vice Roy von Irrland gestattet und passiren
lassen / jezo durch ein ungerechtes urtheil gestraffet wurde: Einen guten Christen erwise
er sich / in dem er allen menschen vergab / und insonderheit auch denen / die eine ursach
seines todes gewesen / uud für dieselben / wie Stephanus für seine verfolger / bat.
Einen guten König in dem / daß er seine liebe gegen seine underthanen bezeugete / und
wünschete / daß Gott sie auff einen solchen weg / der da / zu wolfart des Reichs / und zur
seligkeit ???eitete / führen wolte.
|| [455]
In der Religion erklärete er sich / daß er sturbe als ein Christ der reformirten
Kirchenin Engelland zugethan. Befestigte die haar selber under die Schlaffmuze / daß sie
den Scharffrichter nicht hindern möchten / that seine kleider selbst ab / bittend zu Gott
/ kniete nider / legete den Kopf auff den Stok und gab dem Scharffrichter mit ausstrekung
der Händen ein zeichen / wurd in einem schlag enthauptet / der Kopf vom Scharffrichter
empor gehohen / und dem volk gezeiget.
(Denkwürdig ist hierbei daß fast zu eben diser zeit des jahres / vor 82. ahren Henricus
Stuart / sein Altvatter / König in Schottland / durch eine der Adelichen Personen
zusamenschwärung / und 20 jahr darnach Maria Stuart / des Henrici Ehgemahlin und dises
Caroli Altmutter / von Elisabetha der Königin in Engelland umgebracht worden.)
Der Königliche Leichnam ward in einem mit Sammet überzogenen Schrein geleget / nach der
schlaffkammer in Witthal gebracht / und von dannen nach S. James zu Balsamirung geführet /
und hernach am 2. Februarij um 2 uhr in S. Georgij Capelle / Heinrichs desachten grab
beigesezet.
In mittelst war ganze Ober-Haus von der Gemeine cassiret, und mit veränderung des Staats
in eine neue Democratische form (Democratia ist und heisset eine solche regierung / in
welchem das gemein volk ihme selbsten amtleute und ober-herren erwehlet /) der anfang
gemacht / gestalt dann des wegen das grosse Königliche Sigel zerbrochen / und nach
abschaffung aller Commissarien, vom Lande 40. dienliche persohnen ernennet worden / welche
als ein neuer Staats-Raht ins künfftige das Ruder führen / und auff neue
Fundamental-Consilia bedacht sein solten / derwegen sie auch in des (Cronwel.) Graafen von Darby confiscirtem Hause / fleissig zu
Rahte giengen / und der General Leutenant Cronwell / als Präsident / hiebet eines Königs
stelle vertrat / und nach geschehener Execution thate das Parlament ein Deciet heraus
geben / darinnen verbotten / daß ???em König in Engelland und Irrland wider solteerwehlet
werden / wer sich ein solches understehen wurde / der solte gehalten / verurteilet / und
mit solcher straaff beleget werden / als einen verrähter des gemeinen besten gebühret /
den 30. Jan. st. v. anno 1649.
|| [456]
In disem 1650. Jahr wurden auf der Königin Befehl die 3. Prinzen von Conde / Conty und
Longueville in Arrest genommen / (Jahr Christi 1650.) und
naher dem festen Schloß Vincennes geführt.
Auf einen tag vormittags zwüschen 11. und 12. Uhren / langte Herr Obrist Ranfft mit 2.
Postillionen / und einem Nürnberger Trompeter / unversehens alhie in Wien an / ließ durch
die ganze Statt / (welches doch sonsten bej Leibs-straf verbotten war) mit menigliches
verwunderung blasen / und ritte also den geraden weg / zu Ihrer Räis. Maj. nach der Burg /
den underschribenen Haup-Receß / und ganzen Fridens-schluß in blauem Sammet eingebunden /
auf dem schnitt vergu???det / und mit 2. anhangenden Guldenen Sigeln / (worauf ein schöner
Oelzweig / Lorberkranz / und eine weisse Tauben / mit kostlichen Edelgesteinen und
Diamanten besezet / geleget waren) mit sich bringende.
Welchen Haupt-Receß Ihr Räis. Maj. allergnädigst / und mit solchen freuden aufnahmen /
daß sie auch / den auf 6000. Reichs thaler werth geschäzeten Ring vom Finger zogen / und
denselben nebenst einer guldenen Retten / und anhangendem Gnaden Pfenning auf 2000.
Ducaten würdig / gedachtem Obristen Ranfften verehrten / mit darbej gethanem
allergnädigsten Versprechen / dessen Regiment bis nach dero seligen ableiben in Bestallung
zubehalten.
Hier auf ward die Anstalt gemacht / daß in Ihrer Räis. Maj. Erblanden aller Orten ein
grosses Dankfest gehalten werden solte.
Die drei gefangene Prinzen liessen bei den König und der (Französische Vnruhen.) Königin um 4. folgende puncten anhalten.
1. Um Officier von ihren häuseren / die ihnen ihre speise zurichten möchten. 2. Um einen
Notarium, eine General Procuration, wegen verwaltung ihrer güter / in zeit währender
gefängnus stellen zu lassen. 3. Um einen absonderlichen Beichtvatter / und dann 4. Um
erlaubnus des tages auff den Dojou / um ein wenig Lufft zu schöpfen / zu spaziren. Die
drei ersten wurden verwilliget / aber der vierte Punct nicht zugelassen.
(Mareschall Turrenne.) Diser ließ an die regierende
Königin ein schreiben (in welchem er die ursach seiner gesuchten / außländischen hülffe
remonstrirte, der Prinzen verhafftung hoch anzuge das allbereits daraus entstandene / auch
noch besorgende unheil niemand anders / als dem Cardmal Mazarim zu messen / und um
Remedirung alles dessen / was hierinn passirt anhalten thäte) abgehen / dises
ohngefähr [457] lichen inhalts / daß
dem Prinzen von Conde ungütlich / und zwar zu vil geschehen / weßwegen aus desselben
gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde.
Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die
Schanze gewaget / auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen.
Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von
denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges / nicht allem in Frankreich /
sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben / abzurahten.
Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige
Intelligenz gehabt / gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun / und den Prinzen
entweder auff freien Fuß stellen / oder aber dem Parlament / über der sache zu sizen / und
darinn Recht zu sprechen / es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich
oder Ihrer Majestät feind nicht / sondern nur der jenigen leute / welche des Königes
minorennitet sich zu nuz machen / und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen
sich understunden / und hätte er wider dieselbe / mit nichten aber wider Frankreich / zu
den Waaffen seine zuflucht nemmen / und um fremde hülff sich umsehen müssen,
(Der mördersche Bettler.) Allhie gieng ein Weibs-persohn
über Feld auff eine viertel Meile wegs / um Gelt einzumanen / dise ward under wegs von
einem bettler zu boden geworffen / weil sie nun spürte daß es ernst sein solte / brauchte
sie auch ihr bestes / und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel / daß er da
lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht / und kündigte es an / worauff
etliche von ihnen dahin giengen / dise that also / und bei dem bettler eine Pfeiffe
befunden / wie auff solche ein soldat pfiffe / kamen aus dem Holze dergleichen bettler
noch drei / in meinung / disem entleibten zu hülffe zu kommen / aber sie wurden von den
Soldaten fein säuberlich empfangen / und in die wacht gebracht.
(Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich.) Die Ursachen
warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste / waren dise:
1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre
ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er
wäre Fridenstörer / der die Fridens-handlung mit Spannien durch [458] seine heimliche Actiones zu contraminiren
gewust. 4: Er wäre ein Patron der See-räuber / welche er um der Cron Frankreich Alliirte
zu bekriegen / propriâ authoritate zu seinem eigenen nuzen und Profit zur See gehalten.
Und 5. Er wäre ein solcher Minister, der die Cron Frankreich und derselben unschäzlichen
Reichtum auffs höchste exhauriret und ausgeschöpfet.
(Goldschmidgesell Lebens satt.) In Stokholm war ein
Goldschmidsgesell von Nürnberg bürtig / seines lebens so satt / daß er gern sterben wolte
/ suchte derowegen ursach zu seinem zwek zu kommen / nam eine Pistol und schoß ein klein
in der wiegen ligendes kind zu tode / gab sich so fort der that halber selber an / und bat
um schleunige Execution, dann er wäre seines lebens satt und müde.
(Ragozi verheurrahtet.) Dise zeit ward auch dem jungen
Prinzen Ragozty in Sibenbürgen / weiland Pfalz Graafen Friderici hinderlassenes Fräulein
Elisabetha Pfalz Gräfin von Heidelberg zu Crossen in der Mark Brandenburg vermählet / mit
welcher Braut die Gesandten in begleitung des Fürsten von Anhalt / 300. Pferde / 8.
Kutschen und etliche Rüstwägen durch Breslau nach Sibenbürgen passirten.
(Erdbidem.) In disem 1650. jahr haben sich in dem Monat
Septembr. hin und wider / sonderlichen in Teutschland underschidliche Erdbidem spüren
lassen.
|| [ID00497]
PERIQDVS IX.
Von CAROLO GUSTAVO König in Schweden / bis auf LEOPOLDUM I. jezt regierenden
Römischen Käiser.
IN diesem 1650. Jahr wurden Ihr Hochf. Durchl. Herr Pfalzgraff neben vilen
Generals-Persohnen von 50. Kutschen und 250. Edelleuthen zu Pferd aufs prächtigste zu
Stokholm eingeholet. Den 20. Octobr. hierauf ward Ihr Majest. die Königin Christina mit
grossen Solenniteten gekrönet: Weiln sich aber J. Kön. Maj. bey dem Reichstag entschlossen
/ erklähret und hochbetheuret / sich nicht zuverheurrathen / als wurde S. Fürsti. Durchl.
Herzog Carl Gustav / Pfalzgraff bejm Rhein / sc. der Cron Schweden bisher gewesener
Generalissimus / samt dero Ehlichen Männlichen Leibs-Erben zu des Reichs Erb-Fürsten
erkläret / welche vor sich und dero Nachkommende Eheliche Mann Schwert-Magens Erben bej
Königl. und Reichstäglicher Auffiragung des Erb- und Succession Rechtes einen gegen-Revers
einhändigten / welches von allen den Schwedischen Reichs- [460] Ständen frejwillig und einhelliglich
beliebet / und angenommen worden: Anlangende seine könfftige Regierung / so wolle er
derselben nach den Schwedischen Reichssazungen / und dero Reichs-Räthe wol erachten /
vorstehen: Jetwedern Stand bej der unverenderten Augspurgischen Confession und
wolhergebrachten Frejheit und Gerechtigkeit lassen und beschüzen: König Gustav Adolphs
hinderlassene Frau Wittwe / bej dem / was sie besizt / vertretten / und das lezlich / so
wol er / als seine könfftige Ehliche Leibs-Erben in allem dem jenigen / was König Gustav
Adolph in seinem Testament / und hiebevor die Schwedischen Könige dem Reiche sich
verpflichtet / getreulich nachkommen wolte.
(Königlicher scherz mit Cardinal Mazarini) Wie der
Cardinal Mazarin aus Frankreich wiche / ward dem der Ihn dem Parlament lebendig lifern
wurde / 50000. Cronen / welche der Cardinal in Frankreich hinderlassen / dargebotten.
Wie aber der Cardinal bemannet sich wider an Frankreich nahete / auch Königliche Perdon
wider hatte / lies er dem Parlament wider zuentbieten / er wolte nun die 50000. Cronen
selber holen / das war Ernst.
Scherz aber war dises / da der König mit dem Cardinal / nach dem derselbe in Frankreich
wider angelangt / einsten auf die Jagd ritte / und ein Feur-Rohr auf dem Pferd vor sich
ligen hatte / der König solches in die hand nahm / und zum Cardinal mit lachendem mund
sagte: Jez könte ich die 50000. Cronen / welche auff des Cardinals Person gesezet / leicht
verdienen / worauf der Ritter Roquelaure / welcher mit hierbej war / dise antwort gab: J.
Maj. möchtens nur thun / sie könten noch ein mehrers damit verdienen.
(Fruchtbare Weiber.) Als die Spannischen aus Frankenthal
zogen / waren under den Soldaten neun Weiber / die hatten zusamen hundert Kinder.
(Comet Sern) Den 14. 15. 16. Decemb. erschien ein neuer
Comet oder Haar-Stern / welcher fast durch ganz Europam geschen worden. Er war aber sehr
dunkel / und hatte etliche Stralen / meist gegen Ost und Norden / jedoch eine zeit klärer
dann die andere / war in der ründe gleichsam haaricht / sein lauff war schnell als aus
Sud-Ost nach Nord-West / als aus den Zwillingen und Stier / und lieff alle tag 126.
Teutsche Meilen. Er wurde 14. tag gesehen.
(Stral schlag in Pulfer-Thurn zu Zürich.) Donnerstag den
10. 20. Junij / bezog sich zu Zürch im Schweizerland gegen Abend der Himmel / worauff sich
um 6. Uhr ein starkes Wetter / mit hefftigem Regen / Donner und Blizen erhoben / [461] under welchem ein Straal-Schuß in einen an
der Statt-Mauren erhöheten Thurn / der Geiß-thurn genannt / worinnen an Schwefel Salpeter
und Pulfer ein zimlicher Vorrath gewesen / geschlagen: Der dann in einem augenblik ganz
zersprungen / die Steine in dem Graben und Statt weit herum geworffen / also das wenig
Häußer / so nicht an Tächern und Fenstern schaden gelitten / sonderlichen die nächst
darbej gelegene / in der Gegend die Neustatt genant / und andern Gassen / die meisten
Tächer abgehoben / an Mauren und Zimmerwerk merkliche Riß und Löcherung gemacht / alle
Fenster zerschmettert / auch etliche Meuschen ums leben gebracht / andere in vil wege
beschädigt / also das es ein erbärmlicher Spiegel anzuschauen gewesen: Und weil der starke
Regen bis 9. uhr gewehret / so hat das Wasser / in denen abgedekten Häusern / an allerhand
Haurath / nit geringen schaden verursacht.
(Bauren Rebellion in der Eydtgenoß schafft.) In disem
1653. Jahr entstunde die Auffruhr und Rebellion der Bauren etwelcher Cantons in der
Eidgenoßschafft. Da dann an einem und andern Ort (zweifelsfrej der Landvögten Tyrannej)
grossen anlas hierzu gegeben / und ist zubedauren / daß gleich wie der erste Bund seinen
Vrsprung gewonnen / von ebenmässig erzehlter ursach / wegen unleidenlicher underdrukung
(Jahr Christi 1653.) und gewalthätiger grober Vexierung
der Erzherzoglichen Oester reichischen Beampteten angestellet / man jezund nit in dem
Frejen Stand solches Oberkeitlich abstraffet / und dise Grundsuppen der Empöhrungen aus
dem Land ausjaget / dardurch eben wider / gleich wie der Aufffgang / so auch der Nidergang
und endlicher Ruin des Lands entstehen kan.
Sonsten aber in bemeldtem Bauren Aufstand ist an underschidlichen Ortheu keine andere
Vrsach gewesen / als eine Rebellische anstekung / da sich die ellenden Bauren eingebildet
/ nicht allein Herren-los / sondern Herren selbsten zu werden.
Bäjdes zumahl war keine Vrsach zur Rebellion / aber wol zu nohtwendigen Klägten / wie
dann der Baursame genugsame und fast mehr dan̅ jhnen gebührete Satisfaction
und Befridigung anfänglich wolte zukommen. Gleich im Monath Februario dises jahrs haben
der löbi. Stat Lucern Vnderthanen / in dem Land Endlibuch genannt / angefangen fich
unruhig zuerzeigen / thaten alle der Statt Lucern angehörige Vnderthanen ansteken / und
dörfften sich vermessentlich verlauten lassen: So und so müß te es sejn / oder aber eine
Obrigkeit was anders zugewarten haben. Hierauf hat die Statt Lucern mit Oberkeitlichem
Erinnern / und freundlichem Zusprechen dero Vnderthanen alle Gnad anerbotten: Vnd weil die
Statt Zürich / als das vorderste Orth der Eydgenoßschafft / wie auch die übrigen / Sie zu
beharrung aller gütlichen Mitteln gestärkt / darneben aber / auf allen Fall sich auch
tröstlich anerbotten / Ihnen dapfere Hülff und Bejfprung zu Leisten: Als hat die Statt
Lucern / mit zuziehung der löbl. Orthen / als Vry / Schweiz / Vnderwalden / Zug / Freyburg
und Solothurn in der [462] Gütigkeit zu solcher
gnädigen Erklärung gegen jhre Vnderthanen verleiten lassen / daß sie in den mehrsten
Beschwerungs-Puncten zu friden gewesen: Was aber Oberkeitlichen Stands und Ehren halber
gütlich nicht können nachgegeben werden / das haben sie angeregten sechs Orthen / zu
redlicher Erörterung überlassen. Welches endlich die Vnderthanen auch gethan: Jedoch in
währender gütlich und Rechtlichen Handlung / sich gar pochisch und hochmütig er zeiget /
mit bedrohen gegen jhrer Oberkeit / und den Herren Gesandten von ermeldten sechs Orthen /
auch mit etlicher arrestirung dersel ben / und einen Bund zusammen geschworen: Weßwegen
die Statt Lucern genöhtiget worden / um schleunige Gegenwehr sich gefaßt zumachen: Da dann
eine lobl. Statt Zürich einen namhafften Succurs zu Roß und Fuß auf die Bein gebracht /
und mit Früchten getreue Assistenz geleistet.
Auf dise abgenöhtigte Gegenverfassung der Statt Lucern / und jhrer Verbündeten / haben
die auffrührischen Bauren muht sinken lassen / und anerbotten der Rechtlichen Handlung
zugeleben: Weßwegen auch der Hülffliche Zuzug von Lucern wider abgeschlagen worden: Man
hat aber underdessen in Zusamenkunfft aller 13. Orthen zu Baden einen Conferenz-Tag
gehalten / in hoffnung dise Vnruhen durch güt- und Rechtliches bedenken zustillen. Weiln
aber / wider besser Vertrauen / bald hernach die Lucernische Vnderthanen / so wol über die
Güt-als Rechtliche Handlung ungleiche Gedanken gefaßt / und etliche Enderungen nach jhrem
willen haben wollen / ist daraus neue Vnruh erwachsen / und diß fehrner erfolgt / das auf
Anstifften der Lucernischen / auch die Bernische / Baßlerische und Solothurnische
Vnderthanen ebenmässig zusammen gelauffen / und angefangen Beschwerungs-Art culaufzusezen
/ Lands Gemeinden zuhalten / und an ihre Oberkeiten deren Verbesserung zubegehren. Vnd
obwoln die Jukeressirte Oberkeiten / mit fürsichtigem verfahren / dise Vnruhen zustillen
gehoffet / ist doch alles ohmöglich gewesen. Dan̅ es sind die Lucernischen
Vnderthanen ins Bernische Gebiet gewandelt / und haben dieselben / wie auch die
Baßlerische- und Solothurnischen Bauren / mit gleichem mißtrauen gegen ihre Oberkeiten
angesteket: Gestalten sie von neuem / zu behauptung jhrer Sachen einen gemeinen Bund
zusammen geschworen / einander zuschirmen und keinem Volk wider sie den Paß zuverstatten:
Weßwegen eine Lobl. Statt Zürich abermals eine eilfertige Zusammenkunfft von allen
Drejzehen und Zugewandten Orthen der Eidtgnoßschafft naher Baden ausgeschriben / umb sich
zuberahtschlagen / ob man nochmaln durch gütliche Mittel was ausrichten möchte: Oder / wie
man widriges Falls / dem gewalt solcher Rebellen ersprießlichst begegnen möchte.
Als man nun zusam̅en kommen / hat man erstlich die Lucernischen Vnderthanen
/ mit versprechung sichern Geleits auch naher Baden bescheiden: Welche zwahr erschienen /
aber mit keinen andern Befelch und Gewalt / dann daß man jhnen nach begehren willfahre /
welches aber nicht sejn kön̅en. Darauf sind auch die Bernische bescheideu
worden / aber nicht erschinen: sondern deren Antwort war / sie wolten sich mit Jhren
Gnädigen Herren selbst vergleichen. Darüber sie durch eine freundlich Erinnerung
angemahnet worden / jnnerhalb Monats frist sich entweder mit jhren Ob erkeiten [463] selbst gebührlich zuvergleichen / oder sich
dem Eydtgnössischen Rechten zuunderwerffen / inmittelst aber aller Gewalt hätigkeiten sich
zimüssigen.
Wiewol nun die geschlossene Vermahnungen an die auffrührischen Vnderthanen ein und andern
Orths / durch reitende Botten ordentlich eingeliffert worden: So haben sie jedoch
dieselben wenig beobachtet / sondern sind in ihrem ungehorsamen Frefel und Muhtwillen noch
ärger ausgebrochen: In dem sie die treugeblibnen Vnderthanen aufs höhnisch und spöttlichst
mißhandlet / den Oberkeiten gewalt gedrohet / die Oberkeitliche Schreiben geöffnet / mit
auffhalten und Paß geben den frömden durch reisenden / darunder auch Stands-Personen / und
endlich mit zumessung des höchsten grads der Rebellion / in dem sie mit bewehrter hand für
bäjde Stätt Bern und Lucern gezogen / und solche belägert. Worauf alsobalden gar
ernstliche Mahnungen / bej Ehr / Eyd und Pündten / an die übringen Orth abgangen: Da dann
jnner halb wenig Tagen denen bedrängten Oberkeiten hülff geleistet wurde. Insonderheit
hatte hierbej die löbliche Statt Zürich ihre sonderbare tragende sorgfalt er zeiget / in
dem sie über die 1500. zu Fuß / und 150. Reuter / wie auch 5. Feldstüklinen / so sie
verobligirt ware / viel ein mehrers gethan / und benanntlich etlich tausend Mann zu Roß
und Fuß / samt einer ansehenlichen Artillerej / mit allerhand fehrnern nohtwendigen
Kriegs-Bereitschafften / zum ersten Auszug verordnet / auch zu mehrerm Succurs / da es die
noht erfordern möchte / noch 12. Comp. zu Fuß / jede von 200. Man̅ / und 2.
Comp. Reuter / auf ihre Statt zumarschirn lassen
Als nun auch das Lands-Fähnl. von 450. Mann / 3. Comp. zu Fuß / und 2. Comp. Reuter /
samt 2. Feldstüklein / von der Löbl. Statt Schaffhausen / den Innern und Aussern Roden des
Lands Appenzell / wie auch von der Statt St. Gallen etlich Compp. zu Fuß und zu Pferd /
und auf die 900. Mann aus der Landgraffschafft Turgöu / in Zürich glüklich angelangt: Ist
also bald in Gottes Nammen / der würkliche Aus- und Anzug wider die Rebellen geschehen /
und zu einem General-Commendanten über alle ausgezogene Völker / so auf 8000. Man̅ zu Roß und Fuß sich belauffen / nebens bedeuter ansehenlicher Artilleria
verordnet worden Herr Conrad Werdmüller deß Raths / und Sekelmeister der Statt Zürich.
Den 20. Mäj gieng der Marschan: Den 21. wurde der Paß / durch das Stättlein Mellingen
über die Reuß genommen / allwo auch etlich hun dert Bauren in Besazung vorhanden waren /
welche den Paß in jhrer Gewalt zuverwahren und behalten vermeint: Sind aber übermächtigt /
wehrlos gemacht / und das Stättlein von der Armee besezt worden. Gleich vor Mellingen /
erzeigten sich schon selbiges Tags die Rebellen mit bewehrter Hand / auf die man einige
commandirt / und etliche gefangen bekom̅en: Vnd weil vil Gehölz der Enden /
auch die Päß verhauen waren / ist umb mehrerer. Sicherheit willen vor Mellingen aussen /
dem Rebellischen Hauffen under Augen / ein Läger geschlagen worden / darauf die Rebellen
aller Orthen den Sturm angehen lassen / und ein andern auf Mellingen gemannt: Welche auch
/ weil sonsten von keinen Orthen der Eydgnoßschafft noch kein Volk wider sie im Feld lag /
in schneller Eil / ohne hindernus dahinzusammen ge [464] loffen / und sich / bis am Montag den
23. Maji / auß dem Bern-Lucern-Basler und Solothurner Gebiet / auch auß den Frei Aemteren
/ auff etliche tausend Mann / etliche wollen sagen fünffzehen bis in zwanzig tausend Mann
verstärkt / und sind mit nammen ihrer Führer / der Löwenberger / ausm Bern- und der Schybi
ausm Lucerner Gebiet / auch aus den Freyen Aemtern / auf etlich tausend Mann verstärkt /
und sind mit nammen jhre Führer / der Löwenberger / außm Bern- und der Schybli / außm
Lucerner Gebieth / als Oberste / und andere jhre fürnemste Nachgesezte / auch selbst
darbej gewesen.
Dienstags den 24. May sind sie die Rebellen in grosser Anzal gegen dem Züricherischen
Läger rings herum̅ genähert / und angefangen auf dassel bige zuschiessen:
weiln sie aber solches in gutem Stand gefunden / und man jhnen zu Roß und Fuß / auch mit
dem groben Geschüz einen dapfern Widerstand gethan / das Dorff Wollenschwyl in Brand
gestekt / darüber sie in schreken gerahten / des Fridens begehrt / und ihre Bunds-Brieff
Jhrn angehörigen Oberkeiten heraus geliffert.
Solchem nach sind zu Zoffingen in dem Berner-Gebieth zusammen kommen vorermeldter Herr
General Werdmüller / Herr General Werdmüller / Herr Sigmund von Erlach / des Raths der
Statt Bern / und General über die Bernische und Hülffs-Völker Armeen / und Herr Sebastian
Bilgerin Zwejer / von Euebach / als Land-Amman / und Lands-Hauptman des Löbl. Orths Vry /
auch verordneter General über der Statt Lucern / und andere Hülffs-Völker / samt etlichen
Herren Kriegs-Rähten: Welche von allen nohtwendigen Sachen mit einander gerahtschlaget /
sonderlich von lifferung und abstraffung der Rädlinsführer / auch von bezwingung der
Entlibucher / welche sich noch zum Widerstand vernehmen lassen. Die Rahtschläg gewannen
jhre glükliche Execution: Die Lifferung der Rädlinführer geschahe. Drej von jhnen hat man
offentlich enthaupten lassen: etliche andere sonsten mit Leibs- und Geltstraffen / auch
verweisung des Lands angesehen / das übrige jeder Oberkeit übergeben / ausser das im
Heimzug der Züricherische General zu Mellingen auch Stand Gericht halten lassen / und der
vornemste Auffwikler in den Frejen Aemtern zum Schwert / andere zu andern Straffen
verurtheilt worden. Die Entlibucher sind von Herren Zwejer auch überwältigt und disarmirt
worden. Darauf den 25. Junij der Widerheimzug geschehen.
Die Execution anlangeude / so sind Dienstags den 21. Jun. zu Zoffingen / 2. der
Vornemsten Rädlins führern die Köpf abgeschlagen / und hernacher auf den Galgen gesteket
worden. Die übrigen sind verwisen / umb Gelt gestrafft / Ehr und Wehrlos gemacht worden.
Arburg und Arwangen haben 6. Principal Auffrührer mit Schwert und Strang justificiren
lassen: Weiln nun zu Zoffingen alles richtig / als sind die Züricherisch- und Bernerischen
Armeen wider naher Haus gezogen. Inmittelst hatten die Herren Eydtgnossen ein Mandat
ausgehen lassen / das alle außgerissene rebellische Bauren Vogelfrej sejen / und dem
Jenigen / welcher einen Lebendigen liffert / 100. der aber einen Kopf von einem bringt /
50. Gulden / darfür bezahlt werden sollen.
Dienstag den 28. Jun. liessen die Berner 4. und die Lucerner auch 4. Rebellen hinrichten.
Donnerstag den 14. Jul. Morgens um̅ 7. Vhr wur [465] de zu Basel grosser Raht gehalten /
und von jhren auffrührischen Bauren 7. zum Tod verurtheilet: Worauf sie also fort von der
Statt Wächtern und Soldaten auf die Wahlstatt geführt / 6. mit dem Schwert / und einer mit
dem Strang hingerichtet: Waren allzumahl ansehenliche Männer mit grauen Häuptern / und
grossen Bärten / die gleichwol Gott und die Oberkeit um̅ verzeihung
gebätten. Endlich ward Donnerstags den 21. Jul. in gedachtem Basel geschlossen: Daß der
Schultheiß von Liechstall seine Lebens-Tage in seines Sohns-Haus zu Basel solle bannisirt
sejn / und sein halbes Gut der Obrigkeit zur straff geben. Der Am̅tspfleger
und Schlüssel-Wirth / auch der Wirt zu Holstein / sollen noch 2. Jahr lang gefangen ligen
bleiben / der erste sein halb Gut / die andern aber den dritten Theil straff geben. Der
Vogt von Sissach neben noch 4. andern / sollen ewig wider den Turken in Candia streiten /
und jhr halb Gut zur straff geben. Neben denen sind noch vil andere / etliche 4. etliche
2. Jahr lang / 4. Meil von der Eydgnoß schafft zu wohnen / des Lands verwisen / und um̅ den vierten theil jhrer Güter gestrafft worden / andere aber hat man an das
Schellenwerk geschlagen. Hierdurch aber sind die Bauren nicht viel gebessert / sondern
gebösert worden / und ist solches hieraus abzunemmen / weiln sie die 7. gefangnen
Rädlinsführer / so von Basel in eisernen Banden naher Candia geführt werden sollen / aus
Eisen und Banden ledig gemacht / und darvon geholffen.
Nach der Hand kriegte man auch der Bauren General Löwenbergers gewesenen Secretarium zu
Emmendingen gefangen: der den 16. August-durch Basel naher Bern geführt worden / umb jhm
daselbsten neben ermeltem seinem Herrn Generaln den Proceß zugleich zumachen. Diser
Löwenberger ward endlich zu Bern enthauptet / hernach geviertheilt / und sein kopf mit dem
Bundsbrieff auf den Galgen gestekt: dessen Schreiber nachmals auch daselbst underm Kopf
hingangen / und der Bly Gally / einer von den (Jahr Christi
1653.) Haupt-Rebellen sein leben am Strik geendet: Alles zu wolverdienter
bestraffung jhrer gebrauchten Vntreu und Leichtfertigkeit.
(Academej zu Heidelberg wider aufgericht.) Jhre Chur
Fürstliche Durchleucht Carl Ludwig richtete mit grossen Solenniteten Jhre Academia in
Heidelberg wider an / und bestelte straks anfangs 12. Profess???res, speisete auff dem
Schloß 2. lange Taflen / und wonte dem Convivio in persohn bei.
(Holl- und Engelländisches See-Treffen Tromp tod.) Dise
zeit gieng ein scharffes See-treffen zwischen den Holl- und Engelländischen vor / in
welchen treffen nach langem tapferen fechten / der berühmte Holländische Admiral Martin
Herbert Tromp sein leben enden müste. Er ward zu Delph herrlich begraben / ihm zu ehren
wurden allhie folgende Reimen auffgesezet:
Hier ruht der grosse Tromp / ein ausbund aller Helden Und Männer auff der See die Holland
weist zu melden / Ein Engelländisch Blei bracht ihn in Sterbens Noht / Im Streit / den er
dennoch er hielt / als er schon tod.
|| [466]
(Selzame mahlerej der Barfüsser zu Nagenau.) Zu hagenau
waren etliche tage die Portale der Kirchen und Clöster / deren 8. sein / die handgriffe an
den thüren mit (salvo honore) menschenkoht beschmieret / weßwegen die Evangelischen
daselbst in nit geringe̅ verdacht ware̅. Nach dem nun den
Dominicaneren in Mitternacht / dergleichen ehre abermal solte angethan werden / wurden die
thäter ertappet / und einer davon / welcher alle Fest- und Fejertage predigte / ergriffen
und eingezogen / es waren 3. Barfüsser oder Franciscaner Patres, worunder der Gvardian ein
ansehenlicher Mann / welche in der streitigen Kirchen / so den Evangelischen eingeraumet
werden solte / wohneten / sie hatten jhre Kutten nicht an / sondern giengen in
underkleideren daher / sie hatten ein ledern Feuer-Eimer bei sich welcher mit schändlicher
materi angefüllet / item ein Kochlöffel / damti sie solches anbringen und ins werk richten
köndten.
(Oliv. Cromwel zum Protector in Engeland erweh let.)
Allhie ward Seine Excellenz der Herr General Olwir Cromwell zum Protectore der Republic
von Engelland installirt, und mit grosser Magnificenz von West-Münster naher Witthal /
allda er nun mehr seine Residenz hält / begleitet / auch von der ins gewehr gestandene
Soldatesca mit Lösung dero Musqveten / wie nicht weniger mit den Gloken und Canonen
salutirt.
Darauff ward durch den Lord Major und Aldermaniren / in ihren Scharlach-Talaren benebenst
12. Trompeter und einem Herold auff der alten Börse / und andern public orten die
Publication verrichtet / also lautend:
Demnach der Herr Olivir Cromwill Capitain General über alle Armeen diser Republic zum
Protectore diser Nation und der dazu gehörigen Herrschafften erkläret worden wäre / seine
Excellenz auch Charge auff sich genommen / als wolte der hohe Raht hiemit die Publication
verrichtet uno männiglichen ermahnet haben / dem also eingestelten Gubernament sich zu
underwerffen / in massen man anordnung gemacht daß eine solche Publication in allen
Provinzien und örtern under diser Republic Bottmässigkeit und gehorsam stehend / geschehen
solte / sc.
Hiernächstkam eine Proclamatio des hohen Rahts heraus / inhaltende:
Demnach Herr Olivir Cromwell Protecteur der Republic von Engelland / Schott und Irrland
betrachtet / und erwogen / daß bei veränderung des Gubernaments, der Ordinari-Justiz
lauff [467] leichtlich verhindert werden / und
dadurch ein und ander nachtheil und schaden leiden möchte: Als wolte seine Alteza Krafft
deroselben / und dessen geheimen Raht auffgetragene macht / und aus der grosser liebe zu
disem Estat und vätterlicher fürsorge Gerichts und Rechtens / mit consens und wüssen
dessen Rahts / der macht und gewalt hätte bis zur versamlung des nächsten Parlaments /
gesäze zu machen und zu geben / hiemit männiglichen zu wüssen gemacht und ernstlich
verordnet haben / daß alle Officianten / so auff den 10. des Monats Decembr. in einiger
bedienung Authoritet / Juris-diction, oder regierung dises Estats gestanden / Ihre
refpectivè Chargien bis zu seiner Alteze fernerer verordnung ohnveränder lich behalten /
auch alle Commissien / Patenten und andere Beneficien zur administrirung der Justiz
strekend / wie nicht weniger alle und jede Processen so vorm ordinari-Gerichten der
Admiralität oder Commissarien ventilirt werden / aller gestalt selbige am 10. Decembris
jüngst gestanden / gültig sein / und als vor solche / bis weiterer anordnung gehalten
werden soten / zu welchem ende dann seine Alteze denen Justitiariis und Officianten
allerhand Standes und Condition angedeutet haben wolte / in dero respectivè bedienung und
verwaltung fort zu fahren / nichts anders als ob wäre oder stunde das vorige Parlament
an̅och in seinem alten wesen und Stande / sc.
In Schlesien ward ein Wildschüz eingezogen / der nicht allein (Grausamer Mörder. Jahr Christe 1654.) 180. Mordthaten begangen / wie er selber
bekante / sondern hatte auch mit seiner leiblichen Schwester 2. Kinder gezeuget / denen er
das Herr ausgeschnitten und gefressen.
Er war folgender weisen abgestraffet:
Erstlich wurden ihm die finger der beiden händen abgezwiket / und die Brüste und beide
Arme mit glüenden zangen gerissen. Nach disem ward er auff eine Kühhaut nakend durch die
statt bis auff den gerichts plaz geschleiffet / von unden auff gerädert / und endlich
geviertheilet.
Wie hoch und sehr sich die Reichs-genossenerfreueren / daß (Fredinand 4 Röm. König tob.) Ferdinandus IV. Käis. Majest. Sohn / Böhmischer und
Ungarischer König / auch nun mehr zum Römischen König erwehlet und gecrönet worden / so
hoch und sehr ward männiglich betrübet über den unverhofften Todesfall des erstgedachten
Römischen Königs / in dem derselbe hieselbst zu Wien den 9. Julij an den Kindes-bla [468] teren todes. verfuhr. Ihre Königl.
Majest. hinderliessen 2. Herren Gebrüdere / Erz Herzog Leopoldum und Carolum. Wie kurz vor
Dero Ende sich ein starker Wind / und dabei ein Erdbeben erhub / welches Sie merkete /
gebrauchete Sie sich dise wort:
Jesus Christus Gottes Sohn sei mir elenden menschen und meiner armen Seelen gnädig und
barmherzig.
(Königin Christina übergibt die Cron Calo Gustavo.) Die
Königin Christina überließ ihrem Vetter Carl Gustavo / Ihres sel. Herren Vatters Gustavi
Adolphi Schwester Sohn den Sie vorhero zu einem Erb-Prinzen durch die Stände erklären /
und annemmen lassen / Scepter und Cron / in alle Königliche Hochheiten. Sie dankte den
meisten theil Ihrer Hof bedienten auff ein mal ab / und verfüget sich nach Upsahl weil zu
Stokholm die Pest grassirte.
Des Herren Cardinals Mazarini Vetter verstarb zu Rom in Französischen diensten.
(Schrötliche Feursbrunst zu Delfft.) Den 12. Octobr. dises
jahrs an einem Montag / des Morgens / ohngefehr um halber elff uhr / kam das Feur in das
Pulver zu Delfft in Holand / dessen bei 70. oder 80. tausend pfund waren / mit schaden
litten / festiglich glaubten / daß der jüngste tag kommen wäre. Ganze gassen wurden auff
ihren grund übern hauffen geworffen / und gar wenig häuser gewesen / die solches / so wol
an Fenstern / als Dächern nicht empfunden. Die Kirchen selber waren dies unglüks nicht
befrejet Man hörte die jenigen / so schier under den eingefallenen gebäuen begraben
gelegen / schrejen / sie hatten ärm und bein zerbrochen. Etliche / so auff dem Wall /
wurden in die höhe gehebt / und bliben bei leben. Aber was alle verwunderung übertrifft /
ist / daß ein kleines Kind / bei 15. Monat alt / in seinem Stul under den Valken / 24.
stunden hernach / samt einem apfel in der Hand / ohne verlezung ist gefunden worden /
welches die so solches erlediget / angelachet hat. Und das noch mehr ist / hat man erst
nach 48. stunden schwangere weiber herfür gebracht / welche sich wol befunden / und
lebendige kinder geboren haben. Die anzal der todten war in 1200. Menschen geschäzt ohne
die verlezten / und sollen in die 500. häuser im rauch auffgangen sein.
(Bapst Innocentius 10. stirbt.) Als-Papst Innocentius der
zehende seiner schwachheit wegen ein Testament / in welchem er der Donna Olympia / und dem
Cardinal Barbarini jedem 400000. Crouen / einem andern Cardinal [469] aber zwei Millionen verschafft hatte /
gemacht / nam er von denen zu Rom anwesenden Cardinälen abschid / befahl ihnen seine
freunde / und starb in dem 81. jahr seines alters / als er 10 jahr / 3 Monat / und 21.
tage die Päpstliche regierung geführet. Sein Leichnam (Jahr
Christ 1655, Fabius Chisius Bapst.) wurde hernach in eine blejerne mit Cypressen
holz aus gefüterte truhe gelegt / und in S. Peters Kirchen beigesezt. An seine statt kam
Cardinal Fabius Chisius / welcher sich hiebevor bei dem Oßnabrükischen und Münsterischen
Fridens-Schlusse als ein Päpstlicher Nuncius befunden / und in dem 57. jahr seines alters
von 65. Cardinälen zum Papst erwehlet / und Alexander der sibende genennet worden.
Wie solches verloffen hielte der Käiser einen Ungarischen (Vngarischer Land-Tag.) Landtag / auff welchem die Ungarn auch vorbrachten / daß
die Jesuiter aus dem Königreiche abgeschaffet: an gewüssen örtern etliche Evangelische
Kirchen verwilliget: den frejen Weinhandel durch Oesterreich und anderwerts verstattet:
die Vestung Rab zu ihrer selbst eigenen beschüzung ihnen überlassen: die jenigen Ungarn /
so nahe an den Türkischen Grenzen gelegen / für dem Erbfeinde beschüzet / und denen aus
Oesterreich oder andern landen vertribenen Evangelischen in Ungarn zu wohnen erlaubet
werden möchten.
Derohalben nach dem sie sich eines und des andern wegen verglichen / namen sie des
Käisers Sohn Leopolden zu ihrem künfftigen (Leopoldus 1.
Vngarischer König.) Könige an. Diser / als er von ihnen mit gewohnlichen
gebräuchen gekrönet / begab sich über eine von roht / weiß und grünen Tuche überzogene
Bruke in die Baarfüsser Kirchen / und schlug daselbsten etliche zu Rittern / hernach legte
er den Ungarn den gewohnlichen Eid ab / ritte vor das thor auff den Königsberg / that
daselbsten mit des ersten Königs in Ungarn Stephani Schwerd vier Creuzstreiche gegen den
vier Eken der Welt / und hielte darauff den anwesenden Ständen / Bottschaffter / und
Herren ein stattliches Pangvet. (Schwedisch- und Polnisch
Krieg.) Under disem als Carl Gustav der König in Schweden des Krieges wegen eine und
die andere anstellung gemacht / gieng er wider Casimirum in Pohlen / schrib dis falls an
den Käiser / und gab die ursach / warum er ihn / mit krieg überzoge / herfür: daß ob wol
in dem Stumdorffischen vertrag geschlossen / daß der König in Polen seit wärenden
Stillstandes sich aller feindseligkeiten wider Schweden enthalten / und zu desselben
nachtheile nichts vornemmen solte / so hätte doch 1. die Cron Pohlen den Obristen Bothen /
daß er durch [470] so vil Provinzien und Länder
in Leffland gefallen / veranlasset / Krakowen 2. nicht alleineinen durchzug in Pommern
verstattet / sondern auch demselben Geschüze und volk zugeschiket / und 3. den König in
Dännemark / und Lieffländer zur uneinigkeit wider sie ersuchet / und dises zwar wäre zur
zeit ihres Königs in Pohlen Uladislai des vierten geschehen. An jezo aber nach dem sein
bruder Johann Casimir an die regierung gelanget / hätte selbiger gleicher gestalt die
Lieffländer zum abfallermanet / und wie die statt Riga möchte eingenommen werden / mit
rahtschlägen umgegangen. Die Cossaken in Lieffland zu fallen geloket: die zu Lübek
angefangenen Fridens-handlungen in das weite Feld gespilet: sich zur ungebür des
Königlichen Tituls / und Insigels angemasset / und fremde schiffe / und Kriegs-Flotten in
die Ost-See zu führen / auch mit etlichen daselbst wonenden Potentaten mit ausschliessung
der Schweden verbünd nusse zu stifften underfangen. Aus welchen zu sehen / daß er der
König in Schweden einen recht massigen Krieg wider Polen führen / und demselben bei zeiten
hätte vorkommen müssen.
(Etliche Weiwode̅ vergleichen sich mit Gener.
Wittenberg.) Nach dem derohalben der König sich zum kriege fertig gemacht /
schikte er seinen Feld Marschall Wittenberg mit einem theile der Armee voran in Pohlen.
Diser traffbald anfangs nach etlichen vorgelauffenen kleinen scharmüzlen mit dem Waywoden
von Poßna Christoffel von Brun Opolinsky / und dem zu Calisch Andreas Carin Grudsiensky
einen vergleich: Daß sich bemelte Waywoden in des Königs in Schweden schuz begeben / und
ihm / wie bishero dem König in Pohlen beschehen / getreu verbleiben wolten: Der König in
Schweden solte daselbsten die Königlichen Pohlnischen Regalten / und nebenst solchen alle
Pässe einzunemmen. Die verwaltung über das Fußvolk bei der Waywodschafften zu führen. Die
Gerichtsstellen und andere ehren-ämter under seinem nam̅en jedoch den
Polnischen einwohnern aus zutheilen / und derer jenigen Erb-Güter / welche wider disen
vertrag handlen / und der Pohlnischen Parthei beifallen wurden / einzuziehen macht haben.
Gegentheils wolte sie der König in Schweden bei ihrer Religion und freiheiten lassen:
Keine völker in die Adelichen Güter einlegen / und da einziger muhtwille oder
gewaltthätigkeit vorgehen möchte / solche ernstlich bestraffen. Wie nun Carl Gustav
General Wittenbergen auch mit einem Corpo gefolget / und beide Könige unweit Lowiz [471] (Warschau geht
über 1. Septemb.) gegen ein ander geruket / hat es zwar anfänglich das ansehen /
als wann ein edweder sein Glük durch ein treffen versuchen wolte / es machte sich aber der
König in Pohlen in aller stille nach Krakau / Carl Gustav schikte ihm General Wittenbergen
nach / gieng inzwüschen auff Warschau / und bekam selbige statt ohne sonderbaren
widerstand ein / da aber Pohlen ihr läger zwüschen Opozno / und Crzamow auffgeschlagen /
und die Schweden dergleichen gethan / (Pohlen werden geschladen
6. Sept.) geriete es zu einem harien treffen / darinnen von Pohlnischer seiten
auff die 2000. mann / und ein guter theil der Schweden gebliben: General Wittenberg aber
verwundet worden / hierauff begaben sich die Pohlen gegen Crakau / denen die Schweden
nicht allein nachgiengen / sondern auch sich des Berg Schlosses Landes Cron / und Wizniz
bemächtigten / und die statt Crakau belägerten. Wenig (Land
Graaf Fridrichens in Hessen tod 30. Sept.) darnachkam Land Graaf Friderich in
Hessen um sein leben.
Dann als zuvor die Schweden das stättlein Costian eingenom̅en / und solches
der Staroste von Bomstel wider durch hinderlist erobert / hat sich gedachter Land Graaf
dises unwissend mit seinen bei sich habenden leuten dahin begeben / in dem er aber etliche
von den seinigen voran geschiket / und selbige nit wider zuruk gekommen / ist er selbsten
gegen den Schlagbaum zugeritten / allda er bald vom Pferde geschossen worden. Dises zu
rechnen ist der Schwedische General Major Wrezowiz mit völkern dahin gegangen / und hat
nach einbekommenem stättlein alles was in den Waaffen gewesen / wider nider gehauen.
In dem also die statt Crakau über drei wochen lang belägert / (Crakau erobert 9. Oct.) und keinen entsaz zu hoffen / schloß mit General
Wittenbergen einen Accord: Daß alle Catholische Stände darinne bei ihrer Religion solten
gelassen: die Geistlichen von aller einqvartierung befrejet: bei ihren Gütern beschüzet:
de Adel / die Academi / und burger an ihren Privilegien und freiheiten nicht gehindert:
dem Kiowischen Castellan samt andern Kriegs Officirern neben der darin ligende besazung
mit Sak und Pak / fliegenden Fahnen / brennenden Luuden / klingendem Spile / groben
Geschüze / sicher abzuziehen: die bei wärender belägerung Schwedische gefangene auff
srejen Fuß gestellet: die Polnische Canzelei und Rentherei daselbsten samt allen darzu
gehörigen Schrifften den Schwedischen Commissarien auß geantwortet / und zu mehrer
versicherung der verborgenen [472] Minen / oder
andern eingelegten heimlichen Feurs etliche annemliche Geisel gestellet werden: worauff
die Pohlen auff die drei tausend stark mit zwölff Stuken Geschüzes aus - und hingegen der
Schwedische General Major Würz mit 18. Compagnien zu Fusse / und etliche hundert zu Rosse
eingezogen. Weil derowegen König Cafimir in etlichen treffen theils völker / Schlösser und
stätte verlohren (Etliche stände ergeben sich an den König in
Schweden im Octobr.) / und sich aus dem Königreiche nach der Schlesie gewendet /
ergeben sich ferner auch die Littauischen / Russischen / Crakauischen / Podolischen /
Sandomirischen / und andere Stände / und Woywodschafften nebenst den Qvartianern mit
gewüsser bedingung an den König / insonderheit aber stellten die Waywoden / und Stände des
Groß Herzogthums Littauen einen Revers von sich. Demnach nemlich der Moscowiter ihnen in
ihr Groß Herzogtum Littauen gefallen / und darvon einen guten theil eingenommen / und aber
an jezo Johann Casimir der König in Pohlen ihnen weder mit nohtwendigen mittlen / und
anderer rettungs-hülffe nicht beistehen können / als hätten sie dahero / nach dem ihnen
der König in Schweden alle sonderbare gunst und gnade / die er ihrem vatterland zu
erzeigen / und sie von gegenwertigem undergang zu erlösen versprochen / aus eigenem
bewegnusse / und wol bedachtem Rahte des Königs in Pohlen underthänigkeit und gehorsam
absagen / und alle desselbigen sein Recht in solchem Groß-Herzogtum vernichtigen / und
auffheben wollen / hingegen aber versprechen sie bei ihrer treue und glauben / ehren und
gewissen an Eides statt / daß sie und ihre nachkommen von nun an dem König in Schweden
Carl Gustaven und seinen nachkommen für ihren rechtmässigen König und Herzogen erkennen /
ihm alle huld / treue / ehre und gehorsam unverbrüchlichen leisten / allen schaden und
unheil / so ihm und seinen Ständen begegnen möchte / mit gefahr ihres Gutes und Blutes
abwenden / keine verbündnusse / gemeinschafften / noch vereinigungen mit einzigen
Potentaten auffrichten / besondern da solches allbereit geschehen / es hiemit auffkünden /
alle die jenigen / so der König für feinde erklären / gleichfals für feinde halten wolten
/ und weil sie ferner in keinen zweifel sezeten / es werde ihnen der König in Schweden das
/ was er ihnen durch seine gevollmächtigte versprechen / und im nammen seiner
underschreiben lassen / steiff und fest halten / so solte auch leztlich disen ihren
auffgerichteten vergleich weder Giistliche noch einzige Dispensation, Decret / und
Reichstags-Schluß umzustossen kräfftig sein.
|| [473]
Zuvor haben wir gemeldet / wie die Königin Christina in Schweden ihre Königliche
regierung abgelegt / nach dem aber solches erfolget / zog sie under andern durch Hamburg /
Antwerpen / Brüssel / Löven / Frankfurt / Augspurg naher Insprug. Vnd nach dem sie
daselbsten mit begleitung der beiden Herzogen zu Insprug / des Piemontelli / und anderer
in der neuen Kirche bei den Franciscaneren von dem Päpstlichen Nuncio angenommen / ihr
einen mit Guldenen buchstaben überschribenen brief / den sie underschriben / überzeicht /
und durch die zwei Herzoge zum Altar geführet / legte sie nach gehaltenem hohen amt ihre
beicht in Lateinischer spraache ab / und trat von der Evangelischen zu der Catholischen
offentlich ab.
Abfall der Königin Christinae in Schweden.
Ich Christina
BEkenne und glaube von grund meines Herzens / samtlich und sonderlich alles / so in dem
H. Glauben begriffen ist / welchen die H. Römische Kirche auff folgende weis gebrauchet:
Ich glaub an einen Gott / Allmächtigen Vatter / Erschaffer Himmels und der Erden / der
sichtbarn und unsichtbarn dingen.
Vnd in Jesum Christum seinen eingebornen sohn / aus dem Vatter von Ewigkeit geboren /
Gott von Gott / Liecht vom Liecht / ein wahrer Gott von wahrem Gott / geboren / nicht
erschaffen / einer Substanz und wesens mit dem Vatter. Durch Ihn sind alle ding erschaffen
/ der von uns menschen und unsers heils wegen ist abgestigen von den Himmlen / hat durch
den H. Geist aus Maria der Jungfrau Fleisch an sich genommen / und ist mensch worden. Er
ist auch für uns under Pontio Pilato gecreuz get worden / gelitten und begraben / und am
dritten tag widerum erstanden von den toditen / als die Schrifft sagt: Er ist auffgefahren
geu Himmel / si zend zu der Rechten hand Gottes des Vatters / und er wird wider kommen mit
Glori und Herrlichkeit zu richten die lebendigen und die todten / und seines Reichs wird
kein ende sein.
Ich glaub auch in den heiligen und lebendig machenden Geist / der vom Vatter und Sohn
ausgehet / der samt dem Vatter und dem Sohn zugleich wird angebettet und geehret: der
geweissaget hat durch die Propheten.
Ich glaub ein heilige allgemeine oder Catholische und Apostolische Kirchen. Ein Tauff zu
vergebung der sünden. Vnd erwarte aufferstehung der todten / und ein ewigs leben.
Ich glaub auch festiglich / und nim an der heiligen Apostel und Catholischen Kirchen lehr
/ ordnungen und sazungen / ob sie gleichwol in der Bibel austrukenlich nicht geschriben [474] sein: und verstehe die heilige Schrifft in
dem verstand / den die Kirchen unser Mutter bis hieher gehabt / noch hat / und behalten
wird / sintemal ihr von Christo unserem lieben Herren befohlen / den wahren verstand und
auslegung H. Schrifft / von falschen underscheiden: ich will auch gemelte Schrifft /
allzeit nach der einhelligen auslegung der heiligen Vätter verstehen und annemmen.
Ich glaub und bekenn siben hochheiliger / wahrer und rechter Sacrament des neuen Gesazes
oder Testaments / von Christo unseim Herren eingesezt / und dem menschlichen geschlecht
sehr auzlich / wiewol nicht alle einem jeden menschen zur seligkeit nohtwendig / als der
Tauff / Firmung / das Sacrament des Altars / Buß / lezte Oelung / Priesterweih / und der
Ehstand. Aus welchen der Tauff / Firmung und Priesterweih / ohne grosse Gotteslästerung
nicht mögen widerholet werden.
Ich nimme auch auff und an die eingesezte bräuche und Ceremonien / deren sich die H.
Christliche Kirch in hoch ermelten Sacramenten offentlicher Administration gebraucht.
Dergleichen glaub ich alles samtlich und sonderlich / so von der Erb-sünd und
gerechtfertigung im allgemeinen Concilio zu Trient zu glauben erklärt / verschlossen
worden ist.
Item / ich glaub / daß in der H. Meß werd Gott dem Herren geopfert ein wahres /
eigentliches vorsöhn-opfer / für die lebendigen und die todten / und daß in dem
hochwürdigen Sa???rament des Altars sei warhafftig / leiblich und wesentlich der Leib und
Blut / mit Seel und Gottheit unsers Herren Jesu Christi / und daß die ganze Substanz des
Brots / in die ganze Substanz des Leibs / dergleichen auch die ganze Substanz des Weins /
in die ganze Substanz des Bluts verwandlet werde / welche wandlung die Catholische
Christliche Kirchen nennet Transsubstantiationem / das ist / ein verwandlung einer
Substanz in die ander.
Ich glaub auch / daß under einer gestalt der ganz unzerteilte Christus / und das wahre
Sacrament seines Fronleichnams fruchtbarlich genossen und seliglich empfangenwerde.
Ich halte festiglich dafür / daß in Fegfeuer seje / und daß den Christgläubigen Seelen /
so allda zu büssen verhaffet / durch fürbitt / allmusen und andere Gottselige wert der
gläubigen geholffen werde. Item / daß man die Heiligen / welche mit Christo regieren / als
freunde Gottes und unser selige mit-glider / ehren und anruffen soll / und daß sie auch
Gott für uns bitten. Darzu glaubich / daß ihre heiligen Leiber und Heiltum / als gewesene
werkzeug des H. Geistes / am jüngsten tag zu ewiger Glori widrum erstehe̅
werden / in ehren zu halten sein.
Ich glaub beständiglich / daß unsers Herren Christi Muter Maria / auch anderer Heilig.
bilder und gemähl / zuhaben / und in deu Kirchen zugehalten sejn / und das man ihnen
gebürliche Ehr und Würdigkeit / um das / so sie uns fürhalten / und einbilden / soll
erzeigen.
Item / Ich glaub für gewüß / das Christus der Kirchen Gnad und Ablas zugeben vollen
Gewalt gelassen / und das solche Gnaden und Ablas der Christenheit sehr nuzlich seje.
Iech erken̅ auch die H. Catholische Röm. Kirch für eine Muter alle andern
Kirchen: verheiß und gelob warhafftigen gehorsam / dem Röm. Bischoff / deß Petri
Nachfolger / und unsers Herren Jesu Christi Bicarius und Statthalter auf Erden.
So glaub ich alles / was in den allgemeinen Concilien / sonderlich im Concilio zu Trient
geschlossen worden / und verfluch zugleich alle lehr und Secten / was namens sie jm̅er sejen. Ich verwirff / verfluch auch alle Glaubensspaltunge̅
/ so von der Röm. Kirch verflucht sind. disen wahren Cathol. Glauben (ausserhalb welchem
kein anderer zugewarten) will ich ganz unverlezt / festiglich / bis ins Grab / behalten
und beken̅en. Das v???rheisse / gelobe und schwöre ich CHRISTINA. Also helff
mir Gott / und die H. Evangelia.
Da J. M. aufhörten zulesen / sprach der B. Gesandte überlaut: Gott sej dir gnädig / und
entbinde dich von allen deinen Sünden / und führe dich zum ewigen Leben.
|| [ID00513]
Copia-Schreibens An die Königin Christina in Schweden.
Wegen jhres Abfals von dem Bischoff von Stregniz abgangen.
Allerdurchleuchtigste Königin / Allergnädigeste Frau.
GEj Uns ist ein Geschrej erschollen / als were Eu. Majest. die Hochberümte Königin
Christina / die zumal gute Heldin / des grossen Gustavi Tochter ohne gleiche / des Caroli
Gustavi angemaste Muter von der uhralten Religion / in deren sie getaufft und aufferzogen
/ die Sie auch mit einem theuren Eyd bej Ihrer Krönung / und den Ständen gegebener
Versicherung / bestättiget / abgetretten / und hätte den vier und zwanzigsten Tag /
jüngstverschienenen October in der Franciscaner Kirchen / mit gebognen Knien vor dem Altar
/ und mit aufgerekten Fingern in voller Versamlung der Geistlichen / den rechten
seligmachenden Glauben verschworen / demnach die Catholische Romanische Lehr mit grossem
Gepräng angenommen. Durch solche zeitung wurden bej uns die Gemüther allenthalben bestürzt
/ und mit unaussprechlicher Beküm̅ernus / auch ungewönlicher angst
geschlagen / wer nur E. M. wegen der fürtrefflichen Gaben / und sehr herrlichen Wolthaten
gegen disem unsern gemeinen Va: terland / mit höchster Ehrerbietung beobachtet / und mit
ongefärbter Liebe nachhänget. Ein frommes Herz überlaufft das grausen / wann es
dergleichen von einer so grossen Fürstin nur argwohnen solte. Andere sind leidig über
etliche traurige Fälle / seuffzen und klagen: ins gemein wird Himmel und Erd über die
jenigen angeschrjen / so E. Maj. Milte mißbraucht / und ein so grosse Königin durch jhre
verführische Wort verleitet / dis überaus grosse Laster der beleidigten Göttlichen
Majestät zubegehen. Vnd meinen / sie thun solches nicht ohne [476] Vrsach. Dann die Religion betrifft nicht das
jrrdische / sondern das ewige Gut / fasset das Gewissen / welches bej einem
Christenmenschen über alle massen zart / ist auch zu allen Zeiten bej jedermäniglich / so
wol Christen als Heiden / die mit Epicuro nicht alle Empfindlichkeit der Religion
ausgezogen / ein Zeugnus einer ganz unbeständigen Leichtfertigkeit gewesen / wann einer
seine Religion / die er vor die wahre rechte gründlich erkannt / und also offentlich
bekannt hat / bald hernach / auf jede Begebenheit thäte verlassen. Dann es ist ja ein
greulich und schröklich Laster / daß einer die bej der Tauff Gott gelobte Treu breche: und
kan solches durch keine schwere Zeiten / wie die auch sejn mögen / entschuldiget werden:
nicht durch scheinbare Hoffnung eines grossen Glüks / auch nicht durch antringende
bevorstehende grosse gefahr. Auch der geringste Argwohn eines Abfalls thut dem Leumuth
grossen schaden / welchen Leumuth unversehrt und ganz alle fromme und hohe gemüther
allzeit mit sondern sorgen erhalten. Ja das streichende Geschwäz / ob es schon falsch /
pflegt jederweilen vil zuverfangen.
Vnd ich / der geringste under E. M. Dienern / der ich auf Befehl dero Vattern seel.
deroselben vom ersten studieren / schier von der Wiegen / bä???des im Predigen / und im
Kirchen-Raht so vil Jahr gedienet / auch deroselben Göttlichen Geist und Verstand kündig
gehabt / hab mich selbst nicht bereden können / dem ergangenen Geschrej zuglauben /
nemlich das E. M. eine mehr dann weise Königin / die das lob einer sonderlichen
Gottseligkeit / die Herrlichkeit so viler Thaten / den reichen schaz der Wüssenschafft /
so viler Sprachen ausbündige Erkanntnus durch die ganze weite Welt hochrühmlich trägt / zu
dem Abfall von der Bekanntnsts der reinen Lehr / die Sie in der Tauff angenommen / hätte
können gebracht werden. Dann ich bin der jenigen sehr klugen Reden unvergessen / deren E.
M. mit mir von der mancherlej Religionen natur und Zustand etliche mal zupflegen mich
gewürdiget: Ich erinnere mich dero über die massen scharpfen urtheils / wie man die wunden
der Christlichen Kirchen heilen möchte: Ich halte in Gedächtnus dero recht Königliches
Vorhaben / wie etliche aberglaubige Ceremonien abzuschaffen / weil es scheinet / sie
verstellen den Gottesdienst mehr / als daß sie ihn zieren. Vnd so lang mir solche sachen
zu gemüt steigen / kan ich schwerlich / ja mehr dann schwerlich mich bereden lassen / daß
ein so herrlciher Stern solte sich mit einigem / auch dem geringsten fleken der
unbeständigkeit besprengen lassen. Andere mögen traumen und tichten / was sie wollen /
dero getreuen diener herzen mit trauren und bestürzung niderzuschlagen / ich aber hab
gewüßlich mir in meinem gemüt vorgesezt / daß ich dem heimlichen gewasch und grossem
geschrei / dadurch dero Göttliches herz von eitelen zungen durchtriben wird / kein glauben
zu stellen / ja mich in tausend stuk lieber wil zerreissen lassen / als zweiflen / daß E.
M. dem wort Gottes / und der reinen Christlichen lehr bekantnus beständig nicht anhienge.
Werde derowegen / so vil an mir sein wird / die unschuld einer so grossen Fürstin wider
alle anbis der ab günstigen vertretten / und jedermänniglich offentlich bezeugen / das ich
bereitet bin / alle Fleken der Vnbeständigkeit / ja des Abfals / so die Lästerzungen ohn
alle Verschuldung einer so grossen Frauen dörffen angiessen / abzuwaschen.
Vnderdessen bin ich nicht in Abred / das ich / so offt das Geschrej auskommen / E. M. als
ein zumal milte Königin hätten die Reis naher Welschland vor / in dise Gedanken gefallen /
es möchte geschehen / das die hochgerühmte Christina jhr in ein ewigen namen zumachen /
nicht nachlassen / und weil Sie ein jrrdisches Reich abgelegt / allen Fleis und Sorg
anwenden / das Reich Christi zuerweitern. Was sie bisher vor Wolthaten ihrem Vatterland
erwisen / wäre geringschäzig Sie trachte nun nach höhern dingen / und erwege in jhrem
Königlichen Sinn / wie Sie mit sonderlich grossem Gelübd der Gottseligkeit den Himmel
selbst jhr verpflichten solte / ja den Römischen Bapst selbst besprechen möchte (zumahln
der [277] Ruhm von seiner sonderlichen Gelehrte
/ auch Sanfft mütigkeit / bis in den Mitternächtischen Landen erschollen) dann mit jhme /
und andern Catholischen Monarchen und Fürsten das Werk durch zeitlich zusammen getragenen
Raht befördern / damit die Freude / welche bej seiner Wahl das Römische Reich / mit den
angelegenen Königreichen / aus widerbrachtem Landfriden geschöpft / durch unglükliche
Fortsezung des Kirchenkriegs nicht vorenthal ten / oder verderbt werde. Wann E. M. disen
Zwek jhr vorgesezt / nemlich die verscheidene Meinungen über den Gottesdienst
zuvergleichen / und damit um̅geht / daß die Einigkeit des Glaubens und der
Christlichen Kirchen auf die liebe Posterität gelange / auch allen Fleiß dahin anwendet /
damit nach dem ansehen / welches Könige und Fürsten allein nächst dem Göttlichen trägen /
den Wunden der Kirchen / wie es sejn kan und sich geziemet / Raht gesunden werde / sich
under steht / auf das die erbärmliche Streitigkeiten des Christenthums dermal eins
bejgelegt / auch allerseits entstandene Ergernus auffgehoben / und die Kirch in der
Warheit und ihm Friden zusammen wachse: Das mit alles demuht des Gemüths / mit Bezwingung
des Zorns / einer den andern vertrage durch die Liebe / und sich befleisse die Einigkeit
des Geistes durch das Band des Fridens zuerhalten. Wann nach disem Zwek E. M. zielet /
nemmen wir jhn auf alle weg freudig an / und loben jhn alle / auf das durch die Gnade
Gottes / wann man den gründlichen Consens der Christlichen Religion mit Warheit und
Lauterkeit erkaunnt hat / die hochschädliche Trennung abgethan werde / die Gemeinschafft
der Heiligen in schwang komme / der Haß verbleibe / das Schelten / Verdammen und
dergleichen Hindermus / so der guten Sach / die man wider dengemeinen Feind des
Christlichen Namens / mit gemeinem Bejrahten und Steuren verthädigen solte / aus dem Weg
komme / Gottes Ehr / Einsamkeit und Frid under den Christen her für steche / damit alle /
so Mitburger der Heiligen im Himmel / auch Hausgenossen Gottes sejn wollen / solche dann
auf Erden zusejn sich befleissen. Wann dises / sag ich nachmaln / E. Maj. Anligen ist /
das Sie wegen Andacht gegen der Göttlichen Majestät / und wegen des Ansehens / so der
Ernst / der Warheit und dem Friden nachzujagen / auch das Am̅t aller
Christen / fürnemlich aber Pflegern der Kirchen anbefihlt / solches bej den Römisch
Catholischen zubefördern / und jederman / denen es zukom̅t / zu einer
Fridlichen Vergleichung zuvermahnen / in den Sinn genommen / wird dieselbe fürwahr durch
ein neues und ungewöhnliches Siegszeichen anfangen sich herrlich zumachen / und weit über
alle vorige Thaten hell herfür scheinen. Es were ein grosses und herliches Werk / und
nicht nur der Würde / sondern auch dem Göttlichen Am̅t der Königen / welches
jhnen (wie gesagt) das Wort Gottes mittheilet / allerdings ziemlich. Ich weis / das viler
Leut Augen auf dieselbe gerichtet werden / alle Lieb haber der Einfältigen Warheit machen
jhnen von E. M. so nur anderer sorgen entladen / gar grosse Hoffnung: alle from̅e Herzen verwundern sich über dero sonderliche Pietät / und sehr liebl.
Verfassung der Heroischen Tugenden / so in der Welt bekannt / und andern Fürsten zum
Exempel geprisen werden / wer dieselbe etwas geheimer kennet / weiß / daß Eur. Majest.
nimmer weniger müssig ist / als wann Sie von Geschäfften Ruh hat / wünschet demnach / daß
dise gute Ruhe in ein heilsamen Handel verwendet werde. Es wird nicht jederman dem Krieg
nachziehen / grosse und sanfftmütige Geister werden nach dem befehl Gottes / und diser
Königin Exempel / von allen Enden der Welt zusam̅en lauffen / den Brand / so
die ganze Christenheit in Grund verderbet / zulöschen / der Königin Christina in einer
zumahl schönen / und denen Kirchen höchst nöhtigen Sach die Hand zubieten / und auff
solche Weise sollen der Christen Gemüther durch das Band der Liebe und Warheit sich fügen
/ einen heilsamen Raht zuergreiffen: Also wird jhre Macht sich enger zusam̅en schliessen / und mit mehrerm glüt wider den gemeinen Feind stehen: also werden alle
und jede das [478] Göttliche Sigszeichen der
Seligkeit / so den liebhabern der warheit und des fridens verheissen ist / mit desto
mehrer freund davon tragen.
So bezeuge ich nun E. M. Allerdurchleuchtigste Frau / durch die Lieb und Barmherzigkeit
unsers Herren Jesu Christi / daß / wann in dero gemüt einiger anstoß des verworrenen
zweifels / wann je ein nachdenken in dem gewüssen / oder wann in der alten Religion einig
hindernus wäre / dieselbe sich bemühe von Gott / deme sie sich von jungen Kinds-jahren
verlobt / raht zu begeren / damit er dero füsse auff den weg der Göttlichen warheit und
des fridens richte. Ja E. M. allermilteste Christina / bezeuge Ich vor Christo / der an
jenem tag wird richten die Lebendigen und die Todten / wann einige sorg und anligen der
gemeinen aufferbauung und der einigen seligkeit übrig: E. M. bitte und ersuch ich je mehr
und mehr bei dem lebendigen Gott / der das verborgene im Herzen kennet / und alles
verborgene offenbaren wird / dieselbe wolle Ihr Göttliches Herr von allen unordenlichen
gedanken abziehen / und weil sie zu der heiligen gemeinschafft in dem Reich Christi
beruffen / nicht nach der Welt sehen. Vnd wann sie das Evangelion der warheit und des
fridens liebet (Ich weiß / daß sie es liebet) wann Sie von einem Gottsförchtigen eifer
gegen dem Haus Gottes brennet (zum wenigsten hoffe ich / Sie werde über disem kläglichen
zustand brünstig sein) so wolle sie mit heilsamen Raht andern zweifelhafften beistehen /
und das-liecht / welches der Geist Gottes in Ihr angezündet / und andern in der finsternus
der unwissenheit strebenden vorleuchten wollen: dasselbige Liecht / sage Ich / wolle sie
nicht verbergen / sondern treulich / fleissig und auffrichtig dessen Straalen auff andere
/ so wol durch offentliche / als verborgene und heimliche Sänge / wie sie sich Ihro werden
nach und nach zeigen / gelangen lassen. Also werden Euer Majest. Allergnädigste Frau es
dahin bringen / daß die von vielen Gott geschehene Danksagung / zu Lob der Warheit / des
Fridens / und seiner Barmherzigkeit offenbarlich sich ausbreite / auch das der
Christlichen Kirchen zum besten verliehene Pfund / und dessen Ruz und Gebrauch nicht um̅sonst in dem Herren seje / und jhro selbst an jenem Tag herrlich und
Gewinnreich erscheine. Eu. Majest. gehaben sich wol / Allermittelste Christina / und
verachte nicht dises in frommen Herren / in der Forcht Gottes zu erwegen. Der Lehrer der
Warheit / der allein mächtig ist / Sie und Vns alle in alle Warheit zuleiten / wolle bej
Ihro sejn / bitte ich von Herren. Sie gehabe sich wol / sag ich / die allermildeste
Fürstin / und glaube gnädiglich / daß ich täglich zu Gott für dieselbe seuffze. Aber
dieselbe vergebe meiner Frejheit / so von offenherziger Redlichkeit / und ganz
einbrünstiger Liebe gegen sie herkom̅t. Ich befehle sie Gott und dem Geist
seiner Gnaden / der allein träfftig ist / dieselbe / und mich / und alle / durch waserlej
Finsternus unserer Vnvollkommenheit wir verdunkelt werden / zu seinem wunderbaren Liecht
zuversezen: Sie gehabe sich wol die allermilteste Christina.
Stregnez den 7. Decembr. Alt Ralend.
Anno 1655.
Von E. H. M.
Allerverpflichtesten und getreuesten D. Johan Matthia, Episc. Stregn.
|| [479]
IN disem 1656. Jahr grad zu anfang brach das bisher in Schweizerland under der aschen
gelegene Zwejspalts-Feuer in voller Lohe heraus / und hätte von diser unversehens
entstandenen Kriegs-Flam̅ bejnahe die ganze löbl. Eydtgnoßschafft / nicht
ohne geringe Gefahr jhrer / von jhren tapfern Vorfahren bisdahero mit Gut und Blut
standhafft beschüzter Frejheit können angestekt / und in einen gefährlichen
weitaussehenden Krieg eingewikelt werden. Dann gleich wie der Religionen underscheid schon
vorhin die Gemüter entzwejet / also schlägt es bald in eine unauslöschliche Flammen aus /
wo sich die gewüssen der menschen wegen des Gottesdiensts angefochten befinden: Daher zur
zeit der Reformation wegen des gethanen Eyds / die Bündt verblieben / doch mit solcher
Reservation und vorbehalt / daß je ein Theil den andern in Religions- und Gewüssenssachen
ohnverirret und ohnverlezt bleiben lasse.
Indessen bleibt der ohnfälbare Saz und Regul / welche der Author (F. S) in dem Mercure
Suisse sezet:
Que leur Union est leur subsistance, leur des-union leur ruine: Que les uns ne peuvent
pas perir sans les autres, nise perdre sans compagnie: Qu'on leur en veut egalement en
matiere d'Estat, & qu'ils sont tous entachez de cette heresie commune, de ne
vouloir pas avoir des maistres: Que les ennemis de leur liberté desirent de faire une
capilotade des uns & des autres, & de faire passer le guichet aux
Catholiques aussi bien qu'aux Protestans. Das ist
Der Eydtgnossen f???idliche Einigkeit seje jhre bestehung und erhältung: Die Uneinigkeit
und Trennung hingegen ihr stürzung und Undergang: Auch werde kein Theil ohne den andern zu
grund gehen / noch ins verderben gerahten können / es geschehe dann mit zuthüung des
andern: Daß man einem eben so wolle / wie dem andern in ansehung deß Staats / und weiln es
durchgehend Ihr aller meinung keinen frömbden Obherren zu dulden: Ihrer Frejheits-Feinde
verlangen sehr eiferig / wie sie ein Parthej hinder die ander richten möchten / damit sie
hernacher mit undertrukung bäidern / die Catholischen sowol als die Protestirenden nach
ihrer Pfeiffen zutanzen zwingen möchten.
Wann dann nun ermeldten Krieges anfang / fortgang / end / samt endlicher Decision und
eines Theils verfertigter entschlichtung / auch das Fundament und grund der ganzen Action
und aufstandes / folgender Recht oder Urtelspruch / in sich begreiffen und offenbahren
thut / als wollen wir selbigen dem Gönstigen Leser ohnverborgen / und ohne fehrnern
Vmbgang und weitläuffigkeit / zu genugsamem Vericht überlassen. Dessen Inhalt von Wort zu
Wort also lautet.
|| [280]
WIr nachbenannte Johann Rudolph Wettstein / Alt Burgermeister der Statt Basel / und
Johann Rechsteiner / alt Landamman der aussern Roden des Lands Appenzell / thun kund
allermeniglichen hiemit: Demnach trafft den 26. Februarij / und 7. Martij / des nächst
abgeloffenen sechs zehenhundert sechs und fünffzigsten Jahrs / zwüschen den lobl.
Evangelichen Vor-Orten und Sätten Zürich und Bern / an einem: Vnd dann denen loblichen
fünff Catholischen Orthen / Lucern / Vry / Schweiz / Vnderwalden und Zug / am andern Theil
/ zu Baden im Ergöw gemachten Frideuschlusses / Vns von Evangelischer seithen / das
hochbeschwerliche Richterliche Amt / zwüschen ersterwehnten loblichem Orthen auffgetragen
/ und darbej ins gemein versehen worden / daß wir / neben denen von dem andern Theil
ernamseten Herren Säzen und Schidrichtern / die dißmals under den Parthejen vorschwebende
Differentien und Streit tigkeiten / nach anleitung der Bündten / Landsfridens /
authentischer Verträg- und Abscheiden / auch nach Recht und Billichkeit entscheiden und
austragen sollen / zu solchem fridlichen gute zwek und ende auch / Vnser allerseit G.
Herren und Obern / auf gebührende Requisition und ansuchung der Parthejen / solches nicht
allein placidirt und beliebt / sondern auch uns disen träfens und schweren last gutwillig-
und über uns zu nemmen in gnaden angewisen / und darüber nach gewonheit und Endgössischen
Herkommen / der Eydspflichten / damit jhnen wir verwandt und zugethan gewesen / bis zu der
sachen güt-ald rechtlichen austrag / erlassen / und uns mit dem gewohnten Richter-Eid
zubeladen erlaubt und vergönstiget haben: Vnd nun wir auf solches hin / bej denen im
Aprili / Majo und Junio / deßgleichen im Julio und Augusto / ferndrigs jahrs / gehaltenen
Badischen Tagleistungen / beide teil / in ihrem vor- und anbringen der nohtdurfft nach
verhört / die eingegebene Documenten und Schrifften zu handen genommen / und darüber dem
alten herkommen / Bündt und verträgen gemäß einen und den andern gütlichen vorschläg / um
die sachen in freundlichkeit beizulegen / und das Eidgnössische vertrauen / liebe und
freundschafft um so vil zu bestärken / bester uaffrichtiger wolmeinung projectiert und
auff die bahn gebracht: dieselbigen aber / sonderlich Catholischer seits / allerdings
unerheblich gewesen / und wir dahero um unsern richterlichen ausspruch und entscheid ganz
inständig ersucht worden: daß wir hierauffen nach reiffer durchgeh- und erdaurung aller
einkommener Acten / Documenten und Chrifften / besonders der zusamen habenden Bündten /
Landsfridens / authentischer verträg / und allerseits angenommener abscheiden / erwegung
beider teilen / eingewandter fundamenten / gründen und ursachen / auch eingeholten guten
raht / bei unsern geschwornen eiden und guten gewüssen zu recht erkant und gesprochen
haben / wie underschidlich hernach folget.
So vil anfänglich die reciprocirliche / vollkommene und uneingeschrankte freiheit der
Religion / als den ersten / in der loblichen Evangelischen Vor-Orten articulirtem
Klag-Libell begriffenen puncten anlangt daß dieselbige im Lands-friden / verträg und
abscheiden wol fundirt und geründet seje / derowegen es darbei billich seinen bestand und
in den gemeinen / gedachtem Landsfriden underworffenen Herrschafften / kein Religion über
die andere einigen vorteil haben / und einem jedwedern von der einen zur andern Religion
zu tretten frei unverbotten / und allerdings unnachteilig sein / hiemit auch den Evangel
schen der Feirtagen / Kindertauffs: (welcher gefährlich nicht auffzuziehen) begräbnus
ungetauffter Kindern / auffstekung der Kreuzen auff die gräber / Hochzeit halten zu
sonderbarer zeit / Hut abziehen bei dem glokenklang und dergleichen sachen / kein gewalt /
zwang noch eintrag gethan??? [481] weniger einige
Straff angelegt / und also kein Religion an der andern ceremonien und gebräuch gebunden /
jetwederer Religion angehörigen / die gleich auf den Landsfriden bestimte stunden /
namlichen / daß die jenigen / so am ersten pflegen in die Kirchen zugehen / Sommerszeit
umb die acht / und winterszeit umb die neunte stund am morgen den andern die Kirchen
überlassen sollen / beflissenlich gehalten werden / zumaln den Evangelischen die Schulen /
jhrer besten gelegenheit nach zubestellen / die Catechisation oder Kinderlehr ohne
hindernus zuverrichten / auch an denen Orthen / da sie jhre Begräbnussen haben /
Leichpredigen in den Kirchen zuhalten / des Geläuts sich aller Orthen nach weis und Form
jhrer Religion / so wol als die Catholischen / zubedienen / frej und unbenommen sejn /
deren hinderlassende Kinder und Wä???fen mit Vögten jhrer Religion versehen / Knecht /
Mägd / und Taglöhner der Religion halben / und in jhrem Gewüssen nicht angefochten noch
beschwärt / auch weder bej Lebens-empfah- oder ernenerungen / Geltanleihungen / Schuld-
und Auffals-sachen / Spenden und Allmusens austheilungen / banden / Bussen / Rechtshändlen
/ Käuffen / noch andern dergleichen Handlungen niemalen nichts / so seiner Religion widrig
/ bedingt und zugemuhtet / weniger jemand durch geschenk / gaaben / vermächnussen / von
seiner Religion ab- und zur andern gefährlich geloket und verleitet / die Gemeinden mit
Bejsassen zu vortheil der einen / und nachtheil der andern Religion nicht beschwert / und
den Geistlichen bäiderseits zu den Malesfic anten jhrer Religion / umb trosts und
Zusprechens willen / der freje zugang in die Gefangenschafften gelassen werden solle: Ins
gemein aber ist unser meinung / das in vorstehendem allem man bejderseits einandern in
Religions- und darvon depend erenden Sachen nicht traze / verschimpfe oder an seinem
Gottesdienst und Andacht verhindere noch jrrmache: sondern sich vielmehr zu allen Theilen
in Mitburger- und Brüderlicher Liebe und Einigkeit / krafft Landsfridens und darauf
gefolgter Abscheiden zuleben befleisse / da aber jemand einer oder der andern Religion
fre???entlich hierwider handelte / daß selbiger durch gleiche zahl Beampter von bäiden
Religionen / mit gebührender straff angesehen werde.
Deß andern Beschwerd- und Klag-articulshalb / die Ehgerichtliche Sachen in den Fürstl.
Bischoffl. Constanz. und Aebtisch-St. Gallischen Obrigkeit und Gerichten / allwo die
Religion frej ist / betreffend: lassen wir es bej dem 1632. Jahrs-Vertrag / als welchen
die höhere und Land-Obrigkeiten (denen allein die Disposition und Transaction in
dergleichen Sachen zusteht) allerseits angenommen und bekräfftiget / durchaus bewenden.
Drittens solle den Evangelischen frej stehen / wo sie in jhren eigenen Kirchen / dahin
sie sonst gehörig / jhren Gottsdienst nicht verrichten können / sich der nechstgelegnen
Evangelischen oder gemeinen Kirchen / ohne einige Beschwerd / Auflag oder Hindernus
zubedienen: Nicht weniger mögen sie zu jhrer Gelegenheit / zwar in jhrem Kosten / neue
Kirchen erbauen / und doch jhre Gerechtsame und ansprachen / so sie an die vorigen Kirchen
und deren Gütern gehabt / unverlezt und vorbehalten sejn und bleiben / oder mit jhnen nach
gebühr abgechurt werden.
Viertens solle es der theilung halb der Kirchen- und Pfrund-Güteren bei dem Landsfriden
und den underschidenlichen gleich darauff gefolgten Abscheiden / auch in Annis 1540. 1550.
und 1575. bestätigen aussprüchen und deren erläuterung / gänzlich für das künfftig
verbleiben.
Nicht weniger soll es fünftens / des Schmizens und Schmehens halb / bei dem Landsfriden
und vorangeregtem Fridenschluß sein Bewandnus / und dasselbige bei Geist- und Weltlichen /
so wol in Worten Schrifften / mit unparthejischem Ernst abgeschafft / hierdurch die
Eidgnössische Vertraulichkeit / Liebe und Wolmeinung um so vil desto mehr [482] gestärkt / und alle verbitterung / haß /
neid und w???derwillen möglichst abgeschnitten und für kommen werden.
Vnd dieweil sechstens / bei besazung der Gerichts-Rahts- und anderer stellen und ämteren
die Evangelischen bishero in vil weg beschwert / ehrliche leut um der Religion willen /
übergangen / und denen auch etwan untüchtige personen vorgezogen worden. Im Landsfriden
und abscheiden aber wol und heilsamlich versehen / daß man um des glaubens willen ein
anderen nicht schmüzen / schmehen / vehden / hassen / keinen vertruß oder widerwillen er
zeigen solle / und nun die bestädige verschupf- und ausschliessung von ehren und ämteren
eine unwidersprechliche anzeig eines hasses / wider willens und vertrusses ist / welche
endlich gar eine Insam am nach sich ziehen wurde / dahero ein solch Mehr- und Wahl-recht
neben den Eidgnössischen Bündten / den Landsfriden / und der ersten observanz desselben /
wie auß den Abscheiden zu ersehen / nicht bestehen kan / dessen sich auch die Evangelische
zu vilen underschidlichen malen beschwert: als finden wir für recht und im Landsfriden und
aller billichkeit gegründet / daß nach dem exempel des loblichen Orts Glarus / wie auch
Diessenhofen beide Religionen aller ehren und ämteren / benantlichen auch in Gericht und
Raht / zusamt den Lehen und allen anderen diensten in den gememen Herrschafften fehig sein
/ und keiner um des Glaubens willen verschupfet / oder übergangen / sondern alles nach
Proportion der Mannschafft angestellt / und die nechsten ämter nach den Landvögten auch
von bejden Religionen besezt werden / hiemit das Mehr- und Wahlrecht in solchen Fällen /
wie in dem loblichen Ort Glarus auch beschehen / auf bejde Religionen gemeint und
erläutert sejn solle.
Anlangend zum sibenden / die Käuff an die Ewigkeiten oder todten hände / lassen wir es
bej den deßwegen gemachten Abscheiden / weiln solche den gemeinen regierenden Orthen zum
besten angesehen / durchaus bewenden / und finden darbej recht und billich sejn / wann
einem Burger oder Landman aus einem der regierenden Orten in gemeinen Herrschafften / an
was Orten und enden das auch sejn möcht / Haus und Güter Auffals weis zuwachsen solten /
daß ohne underscheid der Religion / er dieselben bis zu gelegenlicher widerkauffung / wol
selbs bewohnen und bewerben möge / doch das hierin kein gefahr gebraucht werde.
Wegen abstraffung der Geistlichen / im achten Articul begriffen / lassen wir es bej den
Bündten / Landsfriden und Abscheiden verbleiben / an deren schuldiger Beobachtung die
Landvögt billich nicht sollen gehindert werden.
Weil auch neuntens / in gemeinsamer Beherrschung eines oder des andern Orts absonderliche
Vrtheln auszufällen / oder ins gemein ergangene / auch absonderlich widerumb auffzuheben /
gemeinen Rechten zuwider / auch ein anlas zu zank und streit / erachten wir für recht und
billich / daß / was die gemeinen Herrschafften betrifft / nichts absonderlich sondern
alles ins gemein verhandelt werden / jedoch hierdurch deme / was der Religion und dero
anhangs halber erläutert / nichts präjudicirt noch benommen sejn solle.
Zum zehenden / solle in Verwaltung Gericht und Rechtens / auch abstraffung der lastern /
als der grundveste eines jedwedern Regiments ohne passion / eifer / gunst noch ungunst /
mit unumfangenem / unparthej???schem Gemüth / ohne Respect / was Religion einer oder der
ander seje / nach der Richtschnur des Landsfridens / Verträg- und Abscheiden verfahren
werden.
Was dann den Religions-Titul / absonderliche Bunds-Tractaten / zulassung eines
Evangelischen Prothocollisten bej gemeinen Tagleistungen / (die sonsten der vernunfft /
billichkeit und Observanz aller anderer Orthen / so underschiedlicher Religion in und
aussert der Eydtgnoßschafft nicht ungemäß) Item / Ort und Mahlstatt betrifft / darvon im
5. 11. 14 und 16. Klag-Articul anregung beschihet / möchte darvon / als von Sachen das
gan [483] ze Eydtgnössische Corpus
berührend / in gemeiner Versammlung freundliche Handlung gepflogen werden.
Die Beobachtung des Fridenschlusses / so auf den ganzen Eydgnößischen Leib / und alle
desselben Glider gemeint / zumahlen auch des gegenwertigen Ausspruchs in den Landen / so
dem Landsschirm und Hoher Obrigkeit jeniger loblicher Orthen / zwüschen welchen derselbig
gemacht / underworffen / darvon der 12. Articul lautet: ist der selbs redenden billichkeit
/ und aller vernunfft gemäs / derowegen alle Interessirte Obrigkeiten / Gerichtsherren /
Collatores und Landvögt / dar an nicht weniger / als den Landsfriden selbs / gebunden sejn
/ und dises der Herren Landvögten Ordnung und Eyd auch solte einverleibt werden.
Die Fortsezung der angefangenen Reformation in den gemeinen Herrschafften / darvon in 13.
Klag-puncten gehandlet wird / findet man ein loblich / anständig und nuzlich werk und
überlaßt es den loblichen regierenden Orthen / darinnen gemeinlich zucontinuiren.
Die Auffmahnung der gemeinen Vnderthanen / wie auch absonderliche Besazung der gemeinen
Pläzen und Pässen durch die mehrere / wider die wenigere Regierende Orth / finden wir
weder in gemeinen Rechten / noch den Schirm- und Frejheits-Brieffen (so unsers ermessens
nicht aus jnnerliche Krieg gezogen werden können) genugsam fundirt / derwegen ist / nach
anleitung der Eydtgnössischen Verträgen / auch des gemeinen Rechten / dißfals unser
meinung / daß / wann wider verhoffen / zwüschen den Obrigkeiten Streit und Vnw???llen (so
der Allerhöchste von unserm lieben Vatterland in Ewigkeit gnädiglich abwenden wölle)
vorfiele / sie die gemeine Vnderthanen Gott für deren wider versühnung anruffen und bitten
/ im übrigen aber still / rühig und Neutral verbleiben / keinem Theil hülff noch Vorschub
thun / auch keine Besazungen eynnehmen sollen.
Anlangend dann ferners die kriegskösten / so in dem Fridenschluß beiden teilen zu fordern
reservirt und vorbehalten sind / ist unlaugbar / daß dieselbigen von der gerechtigkeit des
Kriegs dependiren / und derwegen dem jenigen zu aufferlegen sejen / der dem andern teil zu
ergreiffung der waaffen ursach gegeben / und hiemit den krieg und die daher rührende
unkösten causirt und verursachet hat. Dieweilen dann der abschlag / versag- und
verweigerung des Rechten bei allen Nationen und völkern / vornemlich in unserer
Eidgnoßschafft / jeweils für ein unwidersprechlich befügte ursach des Kriegs gehalten
worden: auch die Bündt und Landsfriden austruklich vermögen / daß man zu verhütung kriegs
und auffruhr / einandern in vorfallenden Spänen und Streittigkeiten des Rechten gestehen
solle / darbej keiner Exception / fürworts noch bedings / um was sachen es beschehen /
oder das etwas darvon ausgeschlossen sejn solle / gedenken: Im Gegentheil aus dem bericht
zwüschen Zürich / Schweiz und Glarus im Jahr 1440. gemacht / sich Sonnenklärlich erhället
/ daß man einandern auffrechtlich und schlechtlich / ohn alle fürwort / ersuch / eintrag
und widerred des Rechten gestehen solle / und daß ein Statt Zürich domaln eben darumb /
weil sie solches ohne fürwort und geding zuthun verweigert / von übrigen Orten mit gewalt
und den waffen dar zu gehalten worden seje / hierneben mit underschidlichen Exemplen
erwisen / daß in Lobl. Eydtgnoßschafft man einandern des Rechten / auch um̅
sachen / die des einen ald anderen Orths Souveräinitet / Hochheit und Judicatur berührt /
und darbej auch das Interesse der Religion merklich versiert / gestehen müssen / zumahln
die Disposition des leztern Fridensschlusses / als ein frejwillige reciprocierliche
Verkomnus zwüschen den Parthejen in disem Passu allein auf das könfftige / und keines wegs
die vergangene Fähle gezogen werden / auch sonsten dem lobl. Ort Schweiz hierinnen zu
keinem Behelff dienen kan. Vnd nun unser getren lieb Eydtgnossen des lobl. Orths Schweiz /
loblicher Statt Zürich des Rechten anderst nicht / als mit fürwort und gedingen gestehen /
ja dasselbig also einziehlen [484] und
einschranken wollen / daß es gleichsam allerdings in ihrem Arbitrio und willfuhr gestanden
wäre / um was sachen sie das Recht antretten wollen oder nicht / darneben ihre abstanden
wäre / um was sachen sie das Recht antretten wollen oder nicht / darneben ihre abgesandte
auff der im Decembri 1655. zu Baden gehaltenen Tagleistung / nach gethaner scharffer
Protestation / und undergemängten sehr nach denklichen worten / von dannen abgereist / und
hiemit alle fehrnere gütliche handlung gestekt und abgeschnitten: inmittelst die loblichen
fünt Ort sich der gemeinen Pässen und Orten / Mellingen und Bremgarten / durch eingelegte
Commandanten versichert / und mit andern gleiches vorgehabt. Als befinden wir daß ein
lobliche statt Zürich auch ihrer seits zu vigiliren / und vermittelst ergreiffung der
waaffen ihrem gegenteil vorzukommen / die sicher heit ihres Stands und das liebe Recht
dadurch zu suchen / genugsam befügt gewesen / Consegventer ihnen der kosten / billichen
dingen nach / von dem gegenteil von rechtswegen ersezt und abgetragen werden solle / um so
vil desto mehr / weil vor der Ruptur eine lobliche statt Zürich durch ihr abgesandte sich
austrukenlich erklärt / des loblichen Orts Schweiz Religion Souuerainete / und Judicatur
nicht zu berühren noch anzufechten / und darüber an dem Eidgnössischen Rechten zu erfahren
begert / ob nicht auff solches hin / man ihnen des unbedingten Rechten zu gestehen
schuldig seje? Mit erbietung in dergleichen fällen sich dem Rechten ebenmässig ohne beding
und fürwort zu underwerffen / durch welches alles aber das lobliche Ort Schweiz / so wenig
als durch abschikung einer gesandschafft aus Baden zum unbedingten Rechten und dessen
antritt disponirt werden mögen / sondern auff voriger meinung bis nach der Ruptur
verharret / und hiemit den krieg unwidersprechlich verursachet hat / wie es dann die
gesamte uninteressirte Ort loblicher Eidgnoßschafft von beiden Religionen ohne underscheid
nach erfolgter Ruptur / laut ihres zu Solothurn mit ein andern gemachten gemeinen
abscheids / und zwejer schreiben in aller nammen / under loblicher Statt Solothurn Insigel
/ an beide lobliche stätt Zürich und Bern absonderlich abgangen / auch also gefunden
haben.
Was dann endlichen des Drittmans erlittene schäden anlangen und berühren thut??? befinden
wir / daß der Fridensschluß nicht alle und jede beschädigte ohne underscheid zu klagen und
restitution zu begeren zulast / dann darinnen ein underscheid under den Prätendenten
gemacht / und allein die jenigen / die bei disem kriegswesen nicht interessirt / noch
eintwederer Parthei anhängig gewesen / und denen daß ihrige wider kriegsbräuch / auch
recht und billichkeit / oder under wärendem anstand entfrömdet / und sie sonsten
beschädiget worden / zum unparthejischen Rechten gewisen / übriges was vorgangen mit der
Amnesti bedekt / und hiemit folgende Classes allerdings ab- und zu ruh gewisen werden:
Erstlich die jenigen / so eintwederer Parthei mit Burg-Schirm- und Land-Recht zugethan /
oder in deren Terricorio begütert / und an solchen ihren gütern schaden erlitten: zum
andern die / so in entwedirem theil Commandanten oder besazungen eingenommen oder begert.
Viertens / die jenegen gemeinen underthanen / so entwederm theil sich widersezt / und mit
gewalt bezwungen werden müssen. Fünfftens / die / so aus den eroberten Orten ausgewichen /
und sich dem jenigen / so die Ort occupirt / nicht underwerffen wollen. Sechstens die /
welche den jenigen under deren gewalt / schuz und schirm sie gerahten / zu ihrer
Subsistenz etwas von futter / proviant / und andern lebensmittlen contribu???rt und
zugetragen / sie könten dann / daß ihnen restitution und ersazung versprochen worden /
genugsam und glaubwürdig darthun und bescheinen: item / welche etwas an ihre Salvaqvardien
verwendet haben. Letstlich die jenigen / deren haab und gut in wärendem krieg in ihrer
feinden hände Jure Belli kommen / und erst in währendem anstand verändert und abgeführt
worden.
Die jenigen aber / so in disen Classen nicht begriffen find / und denen der Fridensschluß
den zugang zum Rechten vergont und zugibt / betreffend: könten selbige vorderist die
gütig [485] keit / mit zuziehung
fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen / und sich ohne ferneren unkosten
und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen / dafern aber solches nicht erheblich / und
kein gütliche Composition statt funde / solle es unserseits an Administration schleunigen
/ unparthejischen Rechtens / in der begerenden kosten nicht ermanglen.
Im übrigen lassen wir es bei Bündten / Landsfriden / authentischen Verträgen und
abscheiden / auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten / durchauß verbleiben / und haben
dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund / unsere gewonte Innsigel (doch uns und
unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu
Olten / den zwanzigsten Monats-tag Jäners / als man zelte nach der geburt Jesu Christi /
unsers lieben Herren und Seligmachers / ein taufend / sechs hundert / fünffzig und siben
jahr.
(Grausame verfolgung in Piemont.) In disem 1655. und
anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal /
under des Herzogen von Saphoy Gebiet / wider Recht und alles versprechen im harten Winter
aus ihrer Wohnung vertriben.
(Jahr Christi 1655. 1656.) Der Marqvis Pianesse gab ihnen
den armen leuten gute wort und schwur dazu / daß ihnen kein leid widerfahren solte / sie
solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen / und verpflegen / wie der
Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen / disen worten ward geglaubet / aber
/ so bald die Regimenter eingelassen / gieng das spil an / da ward alles nidergemacht / da
dann ein solch Blutbad vorgieng / dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret.
In dem mörden und töden / welches nicht zu beschreiben / giengen die Kirchen und häuser
in Feuer auff / die mutter hatte ihr saugendes Kind / der Mann seine Frau / die Kinder
ihre Elteren verlohren / einige die den mördern entrünnen wolten / sprangen von hohen
bergen in die tieffe Schnee / darinn sie dann verschmachten müsten / die aber noch auff
den bergen verbliben / denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden / und also
herunder gestürzet / vil kinder brateten sie auff dem Feuer / vil nagelten sie an die
bäume / 2. soldaren namen ein kleines kind / jeder bei einem bein / rissen es von ein
ander / und schlugen sich damit um die Köpf.
Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff / thaten Salz / Pulver und
Steine hinein / sie wolten sich nicht erbitten lassen / sondern haben dieselbe mit
grausamer marter getödet / sie hatten solche Tormenten / die unerhöret sein / damit sie
die armen leute qväleten.
In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen / hernach
schlugen sie ihnen die Köpfe ab.
|| [486]
(Engelland.) Allhie kam der Jude Manasse Ben Israel vor
seine Hoheit dem Protecteur und proponirte folgende Puncten:
1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen / daß seine Hoheit belieben möchte zu
vergönnen / das Sie / die Juden / gleich die Eingebohrnen under dero protection in
Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten.
2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland / sondern auch an andern orten under
dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte.
3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und
4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften / so wol als andere zu treiben: und da einige
ordnungen wider sie gemacht wurden / daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben
möchten.
Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen.
(Engelland.) Allhie in Engelland in der Provinz Kent /
trug sich folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst / nammens Stur Georg
Schands / welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte / seinem ältesten
Sohn alle mittel auff den todesfall verlassen / dem jüngsten aber (weil er nur dise 2.
kinder hatte) auff (Brudermord.) sein ansuchen einen
zimlichen anteil der Güter / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte / nicht
vermachen wollen / worüber der jüngste Sohn ergrimmete / daß er seinen Bruder des nachts
im schlaaffum's leben brachte / und am morgen die that seinem vatter zeigete / mit
vermelden / wie er nun frei über seine Güter disponiren möchte / weil er seinem bruder den
Rest gegeben / und er diser that halber / wol wider sterben müste / in betracht er auch
nicht lang hernach gehenket wurde.
Zu Amsterdam gieng Heinrich von der Mühlen / neben seinem (Holland.) sohn / gebürtig von Jevern / im Oldenburgischen lande / (Er war
Holländischer Zoll-Verwalter gewesen /) mit einer unsäglichen Summa an Parschafft / wie
man meinte 3. Centner Goldes wert / Diebischer weise durch / auf welche beide personen die
Herren (Greulicher Diebstal.) Staaden 3000. Gulden boten /
wer sie ausfragen kundte. Dife wurden zu Genffertappet / und bei ihnen noch gefunden
12777. Ducaten.
|| [487]
(Jahr Christi 1656. Schweden machen beut) Wie die Königin
in Polen zu klein Glogau auffladen ließ / in meinung / weil es nun mehr der Schwedischen
halber / keine gefahr mehr hätte / selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen / eroberten
die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe / und machten die Convoi nider / die
Güter / nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin / die auch nicht geringe sachen bet sich hatte
/ brachten sie zu Krakan ein.
(Constantinopel auffruhr.) Weil die Janitscharen und
Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden / als rebellirten dieselbe in die 20000.
stark / überfielen des Groß Türken Palast / schlugen dem Primo Vezier und andern 24.
Ministris die Köpfe ab / und sazten die andere in die 7. Thürne / sie funden bei ihnen in
die 6. Tonnen Goldes / die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken
lehrmeister auß diser ursach mit daran / weil er des Groß Türken mutter / die aller unruhe
im Reich ursach war / verborgen gehalten.
(Hundert Jä riger Prediger wird wider jung.) Herr Franz
Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland / schribe 1656. an einen guten freund also: Dem
Herren verhalte nicht / daß bei Risennohr ein alter Prediger / nicht weit von hundert
jahren / wider jung wird / da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger /
sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen / und zwar
mit vil herrlichern Gaaben als zuvor / da ihme die zähne ausgefallen / die wachsen ihme
wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb:
Er kan auch wider wol essen / und harte speisen verdäuen / und ist an stärke und kräfften
wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält / und der Herr auff mein
wort nachreden mag. Was es bedeute / ist Gott bekant.
(Erschröklich Exempel.) Zu Feldsperg in Mähren auff des
Fürsten von Liechtenstein / Herrschafft / führte der leidige teufel den Canzler nammens
Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg / er hinderließ auff seinem tisch
ein brieflin / darin stand: O wehe meiner armen Seelen / anjezo muß ich fort / der leib
ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden / Gott bewahre alle fromme
Christen.
(Pohlen.) Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein
/ hauseten übel / namen kleine kinder lebendig mit davon / und verkaufften solche an die
Danziger burger / eines vor 6. 12. 18. Groschen.
|| [488]
(Venedig.) Die Venedische Schiff-Armada machte sich fertig
nach den Dardanellen auffzubrechen / sie kam auch dahin / und traff mit dem Erbfeind dem
Türken 2 ganzer tage lang / als den 25. und 26. Junij / da dann von der Türken 100.
Schiffe / so zugegen waren (was nicht in brande geschossen / oder undergangen) alles
erobert wurde / ohne 14. Galleen so mit dem Gen. Bassa durchgiengen. Der Türken wurden in
die fünff tausend gefangen / über vier tausend Christen Sclaven wider erlediget / und in
die fünfthalb tausend ungläubige durchs Schwert getödet. Auff der Venetier seite blib
derselben Generalissimus Laurentius Marcello / neben etwa 300. Mann und 3 Schiffe / als
die Sultana / ein Holländisch Schiff / und das Waapen von Nassau. Für dise erhaltene
Victoria hielte man zu Venedig 3 tage lang Dankfest. 2000. Ducaten wurden under die armen
außgeteilet / und vil um Schulden gefangene loß gelassen. Der edle Herr Lazarus Mocenigo
ward an statt des geblibenen Herren Laurentij Marcello zum Generalissimo über die
Venetianische Schiff-Armada wider erwehlet.
Leopoldus der Ungarische König wird zum Böhmischen König gekrönet.
(Käisers Ferdinandi tod) Den 3. Aprilis 1657. wurde diß
Namens Käiser Ferdinand der dritte in dem 49. jahr seines alters / als er die Käis.
Regierung fast 20 jahr verwaltet / durch den tod hingerissen. Sein Leichnam / bei welchem
drei Cronen / Scepter / Reichs-apfel / und ein vergüldtes Schwert gelegen / ward zu Wien
bej den Capucinern mit sonderlichen Ceremonien beigesezet / und das Herr naher Grä??? in
Stejermark geschiket.
ENDE.
|| [ID00527]
Innhalts-Register
Oder Summarische Verzeichnus der namhafftesten und denkwürdigsten Sachen / welche
in disem Histori-buch zufinden sind.
- Abel 5
- Abraham 24
- Abschied zu Nürnberg 407
- Academej zu Heidelberg wider auffgerichtet 565
- Adam ein Herr der Welt 1. richtet Säulen und Taflen auff 10
- Adler des Römischen Reichs Wapen und woher 115
- AEneas 49
- AEmilianus 181
- Agrippa. Wie wunderlich es jhme ergangen. Laßt die Apostel töden. 151
- Agrippina. 152
- Herzog zon Alba 300
- Alboinus. 213
- Albrecht Käiser 244
- Albrecht / Marggraff von Brandenburg bekomt Preussen 277
- Alcibiades 78
- Agathocles Herr in Sicilien 98
- Alexander 112
- Alexander M. 87. nim̅t Afiam ein. 88 löst den Nodum Gordium, ibid. hat ein gutes Vertrauen zu seinem Medico, und was die Christen darbej zulernen / ibid. überwindet Darium / 89. nimt die Stätte Gazam und Tyrum ein / rukete für Jerusalem/ und was das geschehen / ibid. Laßt in Egypten die Statt Alexandriam bauen / 90. wird vom Teufel gebleudet ibid. bringt einen Löuen um̅ / 91. erhebt sich seines glüks / ib. sein tod und wie es darauff ergangen 93. 97. 98. was an ihme zu loben oder zu schelten ibid. sein gespräch mit Diogene 94. was für Discursen bei Alexandri leichbegängnus fürgefallen. 93.
- Alexander 112
- Alexander Severus 180
- Alter der Erzvätter / und warum sie so alt worden. 11. 12.
- Ambrosius excommuniciert Theodosium. 208
- Amilcar. 106
- Amurathes 248
- Anastasius 211
- Androcles mit dem Löuen. 153
- Antaei des grossen Risen gebein. 118
- Anthemius. 210
- Antigonus kom̅t ums leben / Land und Leuth. 100
- Antigonus unschuldig ermordet- 1???6
- Antipas. 168
- Antipater kom̅t um̅. 144
- Der von Ancre erschossen. 329
- Antiochus Soter und Ptolomeus wer den Freund durch heurrathen. 105
- Antiochus M. kom̅t um̅. 109
- Antiochus Epiphanes ein greulicher Feind des Volks Gottes. 110
- Antiochus Eupator. 111
- Antiochus Sedetes belägert Jerusalem. 113
- Antonius wil für ein Abgott gehalten sein / begehrt von den Schmeichlerischen Atheniensern ein wunderliches Heirrahtgut. 125
- Antonius und Cleopatra / 126. bäider End. 127
- Antonius Pius. 173
- Antonius Verus. ibid.
- Apelles. 93
- Appius Claudius zu Rom verursachet eine greuliche Geschicht. 77
- Apostel und Evangelisten bequeme zeugen Christi. 139
- Apsimarus. 219
- Arch Noe / 18. ward ein Vorbild der Kirchen.
- Archimedes wird z'tod geschlagen / 109
- Aristobulus. 114
- Aristonicus. 114
- Aristophanes. 78
- Aristotelis letste Wort. 86
- Arminianer / 329. Die vornemsten von denselben bekom̅en den lohn. 337
- Arnolphus Käiser. 223
- Artaxerxes Longimanus. 75
- Artaxerxes Mnemons, 81. Seine denkwürdige Frejgebigkeit / 82. stirbt / 83.
- Artemisiae Wunderwerk. 86
- Asa. 56
- Eines Astronomi Prognostic. 167
- Attalus 114
- Attila. 209
- Augspurg erbauet. 127
- Augspurgische Confession. 278
- Augustus und Anthonius werden einander Feind 125. 126
- Augustus wird Käiser. 127
- Augusti Scherz. Red über Herodis Tiranney / 144. stirbt. 146.
- Augustulus. 210
- Avitus. 179
- Aulus Vitellius. 159
- Aurelius Carus. 183
A
|| [ID00528]
- Babel der hohe Thurn. 20. was hiervon noch heut zu tag zu ersehen. 21
- Babylonische Monarchei. 32.
- Babylonischer Monarchen Nammen-Register. 33.
- Bagoas thut sich selbst umbringen. 83.
- Bajazet. 248.
- Barac. 43.
- Bassianus Caracalla sein Brudermord. 178.
- Basilides oder Basilowiz ein greulicher Tyrann und was für grausame Tyrannei selbiger verübt. 293. & seq.
- Bapst. 243.
- Drei Bäpste. 249.
- Bapst trittet Käiser Fridrich auff den Hals. 236.
- Bäpste vil auff ein mal. 227.
- Zwen Bäpste. 230.
- Baurenkrieg. 276.
- Baurenrebellion in der Eidgnoß. 461.
- Bellum sacrum in Griechenlaud. 86.
- Bellum Punicum zum ersten mal geschlichtet. 106.
- Bern die statt in der Eidgnoß. 239.
- Bernhardus Abt zu Clareval. 236.
- Herzog Bernhard vo Sachsen Weymar / erhalter nach des Königs in Schweden tod die schlacht bei Luzen 381. komt in Frankreich 387. Seine verrichtete Heldenthaten 389 & seq.
- Bethlehemitischer Kindermord. 143.
- Bethlehem Gabor. 329.
- Bibel aus der Hebräischen in die Griechische spraach übersezet. 103.
- Biron Marschall in Frankreich hingerichtet. 316. & seq.
- Bochus von den Römern über wunde̅ 115.
- Böhmen zum Könireich gemacht. 238.
- Böhmen wird unrühig wegen der Religion. 328.
- Bonifacius IV. 214.
- Britannische händel. 212.
- Brunst zu Bauzen. 385.
- Brutus sicht ein gespenst / das we???ssaget seinen tod. 123.
- Buch Esther. 75.
- Buchheim General Wachtmeister stirbt. 405.
- Buchtrukerei erfunden. 253.
B
|| [ID00529]
- Cacanus ein König in Ungarn. Sein Procedur mit einem verrhäterischen weib. 213.
- Cadmus. 42.
- Cain ermördet den Abel 5. Cainszeichen 8. Sein nachkommenschafft ib.
- Cajus Mutius Scaevola. 70.
- C. Caesar wird mit 23 wunden erstochen die mörder werden verfolgt und gestraafft. 122 / 123.
- Calanus verbrandte sich selbsten. 92.
- Caligula ein Tyrann und wie er um. kommen. 151-
- Caliphas. 227.
- Calo Johannes Commenus. 226.
- Cambyses 68. seine greuliche that mit Prexaspis söhnlein 68. stirbt. 69.
- Camilli Rittersthat wider einen verrhäterischen Schulmeister 79. ist der ander Romulus. 81
- Cappeler schlacht in der Eidgnoß. 278.
- Carolus M. 221.
- Carolus Crassus. 223.
- Carolus aus Burgund 253. wird erschlagen. ibid.
- Carolus IV. König in Böhmen 247.
- Carolus V. Käiser 275. begibt sich ins Closter 282. wie er gestorben ibid. vergleichung zwischen dise Käiser und König Francisco I. ibid.
- Caroli VI. Königs in Frankreich Fasnachtspil. 243.
- Carolus IX. König in Frankreich haltet Hochzeit 293. Mordnach zu Paris ibid.
- Carolus König in Engelland hingerichtet. 452.
- Carolus Gustavus König in Schweden. 459.
- Carolus Ludovieus / Pfalz Graaf und Chur Fürst / reiset durch Frankreich 410.
- Carpezan lasset sein weib hinrichten 346.
- Carthago. 58.
- Caspar Colligny Admiral komt um 293.
- Censores zu Rom.
- Ceremoniahsche Gottesdienst / und warum Gott der Herr die Juden mit selbigem belegt. 42.
- Charondas ersticht sich selbst im Raht 76.
- Chiliasten. 182.
- Chmeser grausame mörderei. 437.
- Christian Herzog von Braunschweig last Münz prägen. 344.
- Christina Königin in Schweden übergibt die Kron Carolo Gustavo 463. Faller ab von der Evangelischen Religion / worauff ein Bischoff beweglich an sie geschriben 473. 474. 475. caer.
- Christophorus Columbus. 258.
- Christus der Herr / wann er gebohren 140.
- Chu Fürsten an der zahn 7 verordner 240.
- Ciceroni wird das Haupt abeschlagen / welchen die Raben gewarnet 123.
- Claudius. 182.
- Claudius Tiberius. 146.
- Claeliae einer Römischen Jungfr. anschlag 71.
- Bruder Claus in der Eidgnoßschafft 257.
- Clemens. 178.
- Cleombrotus geschlagen. 84.
- Cletus. 168.
- Clodoveus König in Frankreich 211.
- Cnutus König. 227.
- Cöln die statt / woher ihr namm 152.
- Cometstern / und dessen bedeutung 330.
- Commenus Alexius. 236.
- Commodus Römischer Käiser. 177.
- Concilium zu Nicea. 192
- Concilium wider die Nestorianer 221.
- Concilium zu Basel. 252.
- Concilium zu Kostanz. 249.
- Concilias 208. 210. 112.
- Constanz von Gustav Hornbelägert 334.
- Conradus / Kaiser 223.
- Conradus II. 226.
- Conradus III. 236.
- Conradus IV. 240.
- Conradinus und Carolus von Anjou 240.
- Conspiration wider den König und das Parlament in Engelland / 325.
- Constantinopel von den Türken ein genommen 256.
- Constantinus / Constantius / Constans 3. Brüdern / 193. 194. 195.
- Constantinus M. 189. wird aus einem Heid ein Christ
- Constantinus Chlorus 188.
- Donatio Constantini, und was hier von zuhalten 192.
- Constantinus Barbatus 218.
- Constantinus Capronymus 224
- Constantinus XI. 228.
- Conterfäit König Erichs 252
- Cosrocs 212.
- Crösus 65.
- Crescentius der Cardinal siher ein Gespenst / und stirbt / 282.
- Cromwel 455.
- Curii lobsprüch 102. schlagt Pyrrhum / ibid.
- Eyrus / da er nach ein junges Kind / wurde wunderlich bejm leben erhalten / 94. Krieget wider die Massage. ten67.
C
|| [ID00530]
|| [ID00531]
- Daedalus.
- Dänische und Schwedische kriegshändel. 419.
- Damocles sizet zur tafel über welchem ein schwert an einem Roßhaar hanget. 86.
- Daniel. 63.
- Was für berühmte weise leut under den Heiden zu des H. Propheten Danielis zeiten ibid.
- Darius nimt Babylon ein. 64.
- Darius Hystaspis komt wunderlich zur Cron 72. bezwingt vil land und leut 73. sein tod 74.
- Darius Nothus. 78.
- Darius Codomannus. 83.
- David 50. ward ein vorbild auff Christum 51. ihm ward verheissen ein ewiges Reich und wie solches erfült ib.
- Davids tod. 52.
- Debora. 43.
- Decius. 180.
- Decius Mundus zu Rom.
- Decij grausamer wunsch. 102.
- Delfft leidet Feuersbrunst. 468.
- Demetrius. 100.
- Demosthenes rahtet zum krieg. bringt sich selbsten um 97.
- Diazius ermördet. 281.
- Dictatores zu Rom. 73.
- Didius Julianus. 177.
- Dido. 58.
- Dieterich König in Italien. 211.
- Diocletianus. 183.
- Diogenes wolte menschen suchen 2. seine lezte reden. 94.
- Dionysius aus einem König ein schulmeister. 86.
- Domitianus. 197.
D
- Egesippus. 142.
- Chud. 43.
- Eidgnoßschafft dero anfang 245. Eidgnossen kriegen mit Maxmiliano 257. Eidgnoßschafft gerahtet in offentlichen Religions krieg 479 dabeider hierüber ergangene Rechtspruch 430.
- Eli der Hohepriester. 45.
- Elisa / Elisaeus. 57.
- Elias der ander in der H. Schrifft und wer solcher. 12. 13.
- Elisabeth Königin in Engelland 300.
- Enderung der spraachen / un woher die Italianische / Spannische / Französische spraach. 213.
- Engel / so gefallen / können nit wider zu gnaden kommen wie die menschen und warum. 5.
- Engelburg zu Rom. 173.
- Engelland und Schottland. 410. 412.
- Enkenfort General. 420.
- Enoch. 11. 13. 13.
- Enos. 10.
- Erasmus haltet mit dem Chur Fürsten Johann Friderich ein gespräch 290.
- Esau. 33.
- Evangelisten und Apostel beqweme eugen des Herren Christi 139. warum sie nichts von der zarten jugend Christi geschriben. 142.
- Eugenius. 207.
- Evae wort bei Cains geburt wie sie zu verstehen. 4.
- Evilmerodach. 63.
E.
|| [ID00532]
- Fabij zu Rom. 75.
- Fabius wil Friden oder Krieg haben 107.
- Fabius Chisius Papst. 469.
- Fall des ersten menschen. 4.
- Fasnach-spil so wunderlich. 167.
- Fasnachtspil 405. 407.
- Ferdinandus I. Römischer König 279. wird Käiser 284.
- Ferdinand Erz Herzog König in Böhmen. 327.
- Ferdinand der dritte stirbt. 488.
- Fleisch essen wird auch vor dem Sündslus gebräuchig. 19.
- Florianus. 182.
- Franciscus I. König in Frankreich gefangen. 276
- Francisci Spierae erschrökliches end 287 & seq.
- Frankfurt an der Oder eingenommen 356.
- Frankreich. 405. 408.
- Fränkische Fürsten. 209.
- Fridenschluß zu Münster. 439.
- Fridericus Barbarossa. 237.
- Fridericus II. 239.
- Fridericus III. 253.
- Friderich Pfalz Graaf ein tapferer held 253.
- Johann Friderich Chur Fürst haltet ein gespräch mit Erasmo wegen der Reformation. 290.
- Friderich Pfalz Graaf redt beweglich
- auff dem Reichstag zu Augspurg / wird darum der fromme genant 392.
- Friderich der V. Chur Fürst und Pfalz-Graaf heirahtet die Princessin Elisabeth aus Engelland. 327.
- Fridericus Chur Fürst und Pfalzgraaf wird König in Böhmen. Ursachen warum die Böhmifche Cron nit hat können ausgeschlagen werden 332.
- Fridericus König in Böhmen stirbt 382.
- Fürsten nnd Gener alen sollen sich nicht zu weit waagen. 82.
F
- Gallas General. 405
- Galba Käiser. 158.
- S. Gallen Closter. 217.
- Galerius. 188.
- Gallienus. 182.
- Gallier nemmen die statt Rom ein 80.
- Gedeon. 44.
- H. Geist hat erst nach Christi erhöhung sollen sichtbarlich und in grosser maßaus gegossen werden. 5.
- Gelehrte leut um die zeiten Juliani 197.
- Gelehrte leut. 210. 212.
- Genff entgehet der Savojer anschlag 304 & seq.
- Genzerich wird meister zu Rom. 210.
- Fabel vom Ritter St. Georg. 193.
- Gesaz durch Mosen gegeben. 41.
- Geschicht von einer geschwächten jungfrau 303.
- Geschüzes erfindung. 248.
- Gewaltthätiger ehbruch und todschlag gestraafft 284.
- Gilimer. 212.
- Gloken die ersten. 223.
- Glycerius. 210.
- Gothen vergraben ihren König under das wasser. 208.
- Gothen / Wandalen Hunen. 209.
- Gott hat alles erschaffen um sich selbsten als das höchste gut mittzutheile???.
- Gott hat nit alles auff ein mal und zugleich / sonder in 6 tagen erschaffen und warum.
- Gottesdienst und Religionsübung bei den ersten menschen in der Kirchen 9. 10.
- Gott hat etliche thier für unrein erkant und warum. 16.
- Gracchi machen auffruhr zu Rom 114.
- Gratianus. 207.
- Grausamer tumult zu Rom. 118.
- Guldene Bull. 247.
- Gülchische händel. 303.
- Gustavus Adolphus König in Schweden heirahtet 335 kriegt mit Pohlen nimt Riga ein 344. komt auff den Teutschen boden / und aus was ursachen 350. & seq. seine reden und thaten 369. & seq. sein tod 376. und was seine lezte reden und vorhergegangenes gespräch mit Herzog Bernhard von Weimar 377 & seq. die Königliche leiche und grabschrifft 383.
- Gustavus Horn. 413.
G
|| [ID00533]
- Hadrianus Käiser. 172.
- Hagenauische Mahlerei der Ordensleuten. 466.
- Vor Hamburg geschicht groß unglük 346.
- Hammelen verlieret kinder durch ein Abentheuer. 243.
- Hannibal. 106. 108. 109.
- Hatto von Mäusen gefressen 225.
- Heidnische mißurthel von der Welt ursprung 4. geticht vom ursprung des Weintrinkens 19. von Himmelsstürmenden Risen 20. der Heiden abgötterei 35. Heidnische geschichten 37 40. 43. 52.
- Der Heiden Hercules. 45.
- Heinische verrühmte leut 76. 78. 96. 103. 128. 146. 168.
- Heinrich Käiser. 224.
- Henricus II. 226.
- Henricus III. 227.
- Henricus IV. 228.
- Henricus V. 235.
- Henricus VI. 239.
- Henricus VII. 244. dem wird in der Ostien vergeben. ibid.
- Henricus III. König in Frankreich erstochen. 301.
- Henricus IV. König in Frankreich 304.
- Henricus VI. König in Engelland und Frankreich. 252.
- Heidelberg üon Tilly belägert und eingenommen. 344.
- Helvius Pertinax. 177.
- Heraclius. 215.
- Herodes wird König über Judaeam, nimt mit hilff der Römeren die statt Jerusalem ein 124. wird z' Rom verklagt 125. bauer den Tempel zu Jerusalem ibid. lasset schwiger / weiber söhne hinrichten 127. sein tod 143. sein
- Testament 144.
- Herodotus. 128.
- Herman der Teuschen Oberster. 145.
- Hohe Schulen gestifftet. 275.
- Hohentwiel belägert. 409.
- Hochzeit zwejer Potentaten zu Heidelberg 292.
- Homerus. 55.
- Huniades und Scanderbeg 252.
- Huniades der jungere komt elend ums leben. 252.
- Hyrcanus und Herodes gräberschänder 113.
- Hyrcanus zerstört den Tempel auff dem berge Garizim. 114.
H
|| [ID00534]
- Jacobs Himmelsleiteren / und was selbiges gesicht bedeutet. 34.
- Jared. 10.
- Jankau in Böhmen / das treffen darbei. 421.
- Jephte. 44.
- Jeroboam. 56.
- Jerusalem eingenommen / die Juden gefangen. 62. 67.
- Jerusalem hat unruhen under Aristobulo und Antigono. 116.
- Jerusalem und das H. Grab von den Christen eingenommen 230. & seq.
- Jesuiten von Benedig bandisirt 326.
- Jesus Christus gebohren. 136.
- Indianer in America straffen der Spannier Goldgeiz 266. probiren ob die Spannier unsterblich 267.
- Indianer Beicht ibid. werden vom teufel geplaget ibid.
- Interim das buch. 281.
- Joas. 58.
- Job. 37.
- Johannes Täuffer. 141.
- Johannes Chrysostomus. 208.
- Johann Wikleff. 249.
- Johann Huß. ibid.
- Johannes Ziska. 251.
- Johann Friderich Chur Fürst tröstet einen Pfarherzen. 281.
- Johann Stade ward under den menschen-fressern gesangen 258 & seq.
- Johanna Graja. 284.
- Johann Arndts Bettbuch wird wunderlich im Feur erhalten. 347.
- Josaphat. 56.
- Josephus der Jüdische Geschichtschreiber meldet auch von Christo 149.
- Joseph 35. ein vorbild auff Christum 36.
- Der Israeliten kläglicher zustand nach Josephs tod. 37.
- Josua. 42.
- Jovinianus. 197.
- Isaac. 33.
- Jubelfest der Evangelischen. 327.
- Juden bekantnus von den zeiten der geburt des Messiae, 137. wollen Herodis Schaz verwahren und verlieren den ihrigen 143. Juden Brunnenvergiffter 248. Jüdische krieg der lezte / da die statt / der Tempel zerstört / und die Juden zerstreuet worden 159. & seq. Jüdische gedicht vom ursprung des Weintrinkens 19. Juden gröste verstokung / worinnen sie bestehe 51.
- Jugurtha von Römern überwunden 115.
J
- Kainan. 10.
- Kemnizische Schlacht. 404
- Kesselring im Turgöu mishandlet 384
- Kirchen-Lehrer. 208
- Kirchen-Geschichte 210
- Königr. Egypten komt an Persien 68
- Königl. scherz mit Card. Mazarini 406
- Königsmarkt. 422
|| [ID00535]
K.
- Lamech. 11
- Landpfleger in Syrien. 147. 158.
- Lastergassen zu Rom. 67
- Leipziger erste Schlacht 368
- Leipziger zwejte Schlacht. 417
- Leo Isauricus Käiser. 220
- Leontius. 219
- Leo Thrax. 211
- Leopold zu Königsfelden begraben 246
- Bej Leuctra ein greuliche that. 86
- Livia Augusti Gcmahel. 126
- L Quintius Cincinnatus. 76
- Lolliana Clades. 128
- Longobarden. 213
- Lotharius II. 236
- Loth. 26
- Loths weib wird zur Salzseulen. 30 Ob sie ewig verloren 31. Lots fall. 32
- Lucas der H. Evangelist nen̅t die Scha zung die erste / und warum 140
- Ludovicus Balbus. 223
- Ludovicus IV. 223
- Ludovicus Bosonis. ib.
- Ludov. XIII. König in Frankreich. 328
- D. Luther gebohren 257
- Lüzener Schlacht. 376
- Lysimachus. 102
L.
- Macebonier wußten des Meers arth nicht. 92
- Macrinus. 179
- Magdenburg von General Tilly und Pappenheim eingenom̅en. 357. sc.
- Mahalaleel. 10
- Mahomet 215. & seq.
- Mahomet II. Türkischer Käiser 256
- Mahomet III. grausamer Tyrann / 326
- Majestät-Brieff. 303
- Majoranus 210
- Manetho jrret gröblich. 4
- Manheim eingenommen. 345
- Manlius zu tod gestürzet. 84
- Marcus Curtius. 84
- Marcus Aurelianus. 182
- Marcus Anthonius de Dominis Erzbischoff zu Spalatro. ib.
- Marius kriegt wider die Teutschen. 115
- Martianus 209
- S. Mars und Thuanus hingericht 414
- Mathathias. 111
- Matthias Käiser. 326
- Matthias Erzherzog. 303
- Mathusalem. 11
- Mauritius. Sein Tod. 214
- Mauritius Churfürst macht dem Käiser Carl zuschaffen. 282
- Mausolea. 86
- Maxentius. 188
- Maximianus. 183
- Maximilianus 1. 257
- Maximilianus 2. 292. kom̅t wunderlich aus lebensgefahr. 297
- Mariminus. 180. 188
- Maximus. 207. 2 0.
- Mazarin Cardinal wird flüchtig. 457
- Mechlen das Herzogthum̅ wird seinem Fürsten restituire. 368
- Mecha. 217
- Melchisedech / wer er gewesen / 23. ein Vorbild auf Christum / 24. erlabet den Abraham mit Brot und Wein / ib.
- Der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen. 1. Mensch die klein welt. 2
- Messalina. 152
- Messerschluker wunderlich curirt. 388
- Der Messias hat erst in die 4000. jahr nach seiner ersten Verheissung sollen in die Welt kom̅en / und warum̅. 6
- Mithridatischer Krieg. 117
- Mithridat Praeservativ wider Gifft. ib.
- Monothelitae. 218
- Montmorency Herzog in Frankreich hingerichtet. 372
- Mordthat so grausam. 327
- Moses. 38. 39. 41.
- Mussard / ein Französischer Edelman bringt sich selbsten um̅ / sam̅t seiner Concubin. 320
M
|| [ID00536]
- Namen-Register aller Käisern. 129
- Namen Register der Röm. Bisch. 133.
- Namen Register der Türk. Käiser. 134 der Königen in Frankreich. 135 der Königen in Spannien. ib.
- Zu Neaples begibt sich eine traurige Mordgeschicht. 348
- Neapolis / und was sich für eine Rebellion darinn begeben under Mas Aniello. 429. 430. 431. 432.
- Nebukadnezar / 62. wird gedemütiget führt die Juden gefangen ab. 62. 63
- Nero Römischer Käiser. 153. Seine verzweiflete Reden. 154. bringt seine Muter und seinen Praeceptorem Senecam um̅ / ibid. Neronis brand / ib. sein tod. 157. Nero und Vologeses. ibid.
- Nerva Coccejus. 168
- Nicanor und Demetrius 111. 112
- Nicocles tödet sich selbst. 99
- Nimrod. 20
- Ninyas oder Ninus der jünger. 22. 23
- Noah / II. Geht aus der Arch. 16. verehliget sich. 14. ward ein akersman und Weingärtner. 17. Sein Nachkommenschafft. 17. 18.
- Nördlinger Schlacht. 388
N
- Ochs Perilli. 63
- Ochus 83
- Odoacer. 210
- Oedipus. 49
- Oesterreich woher der nam / 227. kom̅t an die Graffen von Habspurg. 242.
- Ogersheim durch ein Kühhirt erhalten. 337
- Olivier Cromwel Protector in Engelland. 466
- Olybrius. 210
- Olympiades / 58
- Olympias / Alexandri M. Muter / ein Barbarisch weib / kom̅t um̅. 89
- Opfer der ersten Menschen / und woher sie gewußt das man opfern müsse. 9.
- Orgel die erste. 224
- Orientalische Käiser. 224. 227.
- Orientalisch Reich / 225. 242. 247.
- Orpheus. 43
- Osman I. 244
- Ostende belägert. 310
- Osterlam ein vorbild auf Christum. 39
- Osterstreit. 178
- Othoniel. 43
- Otto Käiser. 224
- Otto II. Otto III. 226
- Otho Heidnischer Käiser. 158
- Otto IV. 239
- Ottogar König in Böhmen. 341
- Otto Pfalz Gr. König in Ungarn. 245
O
|| [ID00537]
- Pacorus. 123
- Papinianus 179
- Paradeis wo es gewesen. 2
- Parrhasius. 93
- D. Pareus hat einen traum wegen ein nehmung der Stat Heidelberg. 345
- Partische Reich. Phraataces / Phraates. 146
- Paulus Vergerius. 284
- Peloponesischer Krieg. Sein end. 79
- Perseus von den Römern überwunden. 110
- Pericofs greulicher Gottslästrer. 382
- Persische Reich kom̅t auf andere. 211
- Persische Gesandsch nach Holste in 410
- Persisches Reich. 66
- Plalzgraffen die ansehenlichsten under den Churfürsten. 244
- Pharamundus. 209
- Phasael floßt den kopf wider die wänd und stirbt. 124
- Philippus Melanchthon. 268
- Philippus König in Macedonien. 87 kom̅t um̅ / ibid.
- Philippus Arabs. 180.
- Phocas. 214
- Pilatus. 147. Pilati Brieff an den Käiser Claudium Tiberlum von Christo. 149. 150
- Platonis lezte Reden. 86
- Plurs von einem berg überfallen. 331
- Polycarpi Standhafftigkeit. 207
- Polycrates hat groß Glük. 68
- Popilii dapfere Resolution wider Antiochum Epiphanem. ibid.
- Polydamas. 80
- Prae Adamitae. 4
- Prediger Mönchen verüben eine grausame Geschicht zu Bern. 268
- Priscus Tarquinius. ibid.
- Probus Römischer Käiser. 182
- Procopius 198
- Protestierende woher der namm. 278
- Ptolomaeus Philadelphus. 103 105
- Ptolomaeus Evergetes. ibid.
- Ptolomaeus Philopator. 106
- Ptolomaeus Lathyrus. 115
- Ptolomaeus Auletes. 119
- Pulcheria. 208
- Pyrrhi Tod. 102
P
- Ragozi Fürst in Sibenbürgen schreibet gar spöttisch an den Ungarischen Palatinum. 354. & seq.
- Rahtbott ein Fürst gibt schlechten Bescheid bej seiner Tauff. 220
- Ravaillac ersticht König Heinrich IV wird hingerichtet / 321. & seq.
- Räbbau / ob der vor der Sündfluß. 18. vnd woher Noah die Reben gehabt nach der Sündfluß. ibid.
- Reformation in der Eydtgnoßsch. 276
- Regenbogen was er bedeute. 17. War auch vor der Sündfluß. ibid.
- Regenspurg eingenommen. 385.
- Regiments enderung zu Rom. 69. 70.
- Regulus plaget die Carthaginenser 104. wird gefangen ibid. erlegt eine ungeheure Schlangen ibid. leidet einen greulichen tod wegen seines Vatterlands 105
- ZuRhodis fallt der grosse Colossus um̅. 106
- Richelieu Cardinal. 416
- Roboam. 56
- Römer und Carthaginenser kriegen mit einandern. 103
- Römische Weiber vergeben ihren männeren mit gifft und wie es darauff ergangen 97.
- Römische Reich getheilet. 219.
- Römer überwinden die Carthaginenser. 109
- Römer kriegsheer von Bauren im Wald erlegt. 108.
- Römern und Carthaginensern andere krieg. 107.
- Romulus und Remus. 60.
- Roschellen belägert und eingenommen
- Rudolph. Seine lezte bewegliche wort 229.
- Rudolph von Habspurg Käiser 241. 242.
- Rusolphus II. Käiser. 304.
- Ruyrecht Pfalz Graaf Käiser. 248
R
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- Sabellianer. 182
- Sabiner Krieg. 61
- Saguntiner verzweiflete That. 107
- Salomon. 53. ward ein Vorbild auf Christum. ibid.
- Samariter sönderung in der Religion 90. Samniter Krieg. 99. 102.
- Samgar. 43
- Samson. 44
- Samosatenianer. 182
- Samuel. 45
- Sardanapalus. 57
- Hieronymus Savanorola. 267
- Saul. 50
- Scipio Nasica. 109
- Schweden wolten einen König haben??? 257. Schwedische Fridens Proposition. 424. Schwedischer und Polnischer Krieg. 469
- Schlacht am Weissenberg. 334
- Selym Türkischer Käiser. 280
- Seleucus. 102
- Seleucus Callinicus. 107
- Semiramis. 22
- Seth. 10
- Sethons Säulen. 59
- Septim???us Severus. 177
- Severus. 210
- Sibyllen von Chum bringt 9. Bücher für Tarquinium. 70
- Sigmund Käiser. 249
- Simon Hoherpriester. 113
- Sisamnis Haut. 69
- Slabata und Smirsanki zu Prag zum Fenster hinaus geworffen 328
- Smalkalden. 279. 284.
- Sinerdes der Betrieger kom̅t um̅ / 71. wird wunderlich verrahten. 72
- Socratis denkwürdige Red. 83
- Sodoma und Gomorrha / 25. & seq. Warum̅ Gött der Herr gewolt / das man nicht zuruk sehe bej Zerstörung Sodom und Gomorrha. 30
- Was zuhalten von den Jungen Kindern / so in der Sündfluß und bej dem Undergan Sodoma und Gomorrha zu grund gangen: Ob auch alle so zeitlich ewig verloren sejen. 31
- Soldat so gehenkt wider lebendig / 410
- Solons kluge Red. 65. Tröstet einen Kreuztragenden. ibid.
- Solyman thut schaden in Ungarn 280
- Spannische Inquisition. 257
- Speisen reine und unreine. 19
- Suarez Schrifften verbrannt. 329
- Sündfluß / wie und wan̅ sie kom̅en / 15 Ursach der Sündfluß. 14. Particular Sündfluß. 35.
- Sybarither Krieg in Italien. 73
- Sylla schlagt Mithridatem. 117
- Synodus zu Dordrecht. 557
- Syrien zu einer Provinz gemacht. 118
S
|| [ID00539]
- Tacitus. 182
- Tamerlanes. 243
- Tarquinius gibt seinem Sohn ein wunderlich gemerkzeichen. 70
- Tausend Jahr hat keiner von den Erzvättern erreicht / und warum̅ 12
- Tempel Salomonis. 54. Vil herrliche ding waren nicht mehr in dem andern Tempel / welche in dem ersten Tempel Salomonis gewesen. 55.
- Tempel-Herren. 244
- Der andere Tempel zu Jerusalem wilder erbauen. 79
- Tertullianus. 178
- Teufels-Gesundheit Trunk. 4???
- Teutschen schlagen Augusti Kriegsheer 128.
- Tezels Ablas-Krahm. 273
- Thebe die Statt wird geschleifft. 38.
- Thebeischer Krieg. 48
- Thebaische Legion 184. & seq.
- Theodosius I. 207.
- Theodosius II. 208. 209.
- Theodosius III. 219
- Thier / etliche rein / etliche unrein / und warum̅. 19
- Thomas Münzer. 273
- Thrasimundus. 211
- Thuanus hingerichtet. 414
- Thucydides. 78
- Tiberius II. 212
- Titus Manlius Torquatus. 85
- Todte Meer. 27. Was es heut zu tag für ein außsehen in selbiger gegend.
- Tomyris stost Eyri abgeschlagenes Haupt in ein Gefäß voll Menschen-Blut. 68
- Trajanus. 168
- Traurgeschicht. 320
- Trebonianus Gallus. 180
- Trojamischer Krieg. 46. & seq.
- Tromp Admiral kom̅t um̅. 463
- Tullia fahrt über jhres todten Vatters Leichnam. 67
- Turrenne Marschalk. 456
- Türken grosse Kriegsrüstung. 424
- Tyrannisches Regiment zu Athen 83.
T
- Valens. 197.
- Valerianus. 181.
- Valentinianus. 197.
- Valentinianus Il.
- Varus von den Teutschen erschlagen 145.
- Vatter ermördet seinen sohn ums gelt willen. 330.
- Veltliner mord. 335.
- Venedig der statt anfang. 209.
- Verfolgung der ersten Christen under den Heidnischen Käiseren 174. & se.
- Vespasianus. Titus sein sohn. 159.
- Villa Vejentana nnd was sich da begeben. 126.
- Volusianus. 181.
- Unio und vereinbarung deren sub utràqve. 303.
- Universitet zu Heidelberg. 247
- Urim und Thumim was es gewesen 55.
- Ursprung etwelcher namhaffter stätten 100.
- Utrecht. 218.
|| [ID00540]
V
- Wallensteiners tod und grabschrifft 385.
- Wandalische Herrschafft in Africa nimt ein end. 211.
- Warners Prophezejung. 410.
- Weib so schwanger wird von ihrem eignen mann den mörderen verkaufft 429.
- Weiber zu Rom sterben vor freuden 108.
- Weibliche treu. 236.
- Weintrinken ob es auch vor der Sündfluß. 18.
- Weisen aus Morgenland wer und wie vil ihrer gewesen. 142.
- Weissagung Genes. 49. 10. in Herode erfült. 137.
- Welt die kleine und grosse 2. in welcher zeit die zeit und welt angehebt. 3.
- Wenceslaus Käiser. 247.
- Widerlegung der verstokten Juden 138.
- Wien. 280
- Wilhelm Tell. 245.
- Wilhelm Laud Bischoff in Engelland hingerichtet. 421.
- Woldemar ein Graaf aus der Moscau wider ledig. 428.
W
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In Zoilum.
Mome, favere decet prodesse volentibus; Ergò
Carpere vel noli nostra, vel ede tua.
An den tagelgern.
Wer sich mit seinem fleiß zu nuzen underwindet /
Derselbe billich lob und gunst bei Rechten findet.
Drum / tadler! laß uns dis unangeneider sein:
Wo nicht / so zeig dein wiz / und gib auch uns das dein
Truk-Fehler so mit undergeloffen.
Blat 10. am rand lise Josephus. Bl. 19. lin, 8. lise gelehrnet. Bl. 56. lin. 31. lise
König. bl. 65. lin. 20. lise 3407. bl. 75. lezte lin. lise Cremeram. bl. 133. lin. 15.
lise Eleutherius. bl. 137. lin. 5. lise der Meister. bl. 161. lin. 7. lasse aus welcher.
bl. 162. lin. 13. lise kein Hiskias. bl. 242. lin. 19. lise dises Tochter. bl. 282. lise
Regen Volscius. bl. 337. lin. 6. lise Syndicus. bl. 414. lin. 8. lise Thou. Im Register
lise Cleombrotus, Conradinus, Crescentius. Die űbrigen wolle der Gönstige Leser selbsten
corrigiren.
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