Transkription

Theatrum Historicum Oder Historische und Grundliche Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten
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THEATRUM HISTORICVM Oder Historisthe und Grundli che Erzehlung der fürnemsten und nuz lichsten Historien und Geschichten Welche sich In der Kirchen Gottes / und wegen dersel ben / als auch in gemein und sonders bej verenderung der Regimentern hin und her in der Welt / nach veroselben Erschaffung / bis auf gegenwertige Zeiten begeben und zugetragen. Aus Gottes Wort / den Fürtrefflichst - und Berümtesten Theologis, Historicis und Chronologis zusam̅en gezogen / und in Truk verfertiget Durch Leonhard Mejer / V. D. M. Gedrukt zu Schaffhausen Vej und in Verlegung Johann Kaspar Suters. M DC LXV.
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Dem Durchleuchtigsten / Hochgebohrnen Fürsten und Herren
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Hrr. Carl Ludwig / Desz H. Römischen Reichtz Erz-Schazmeistern und Chur-Füsten / Pfalz-Graffen bej Rhein / Herzogen in Bäjern / sc. Ihro Churfürstl. Durchleucht Wünschet Von dem ALLERHÖCHSTEN Langes Leben / glükliche Regierung / und alle wahre zeitliche und ewige Glüfseligkeit Leonhard Mejer / V. D. M.
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Durchleuchtigster / Hochgeborner Fürst.
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Der grosse Babylonische Monarch Nebucadnezar / welcher nach seiner wunderbaren demütigung offentlich bekannte / alle Einwohner des Erdbodens sejen nichts zurechnen gegen dem Höchsten Gott / als von welchem alle Potentaten und Grosse Herzen diser Welt / ein erbettenes und entlehntes Reich haben / dessen Vasallen und Lehentrager gleichsam Sie sind / und alsdan erst glükselig in ihrer Regierung / wann Sie alles / was Sie durch seine Gnad sind und vermögen / Ihr Scepter und Kron vor die füsse des Königs aller Königen / und Herrn aller Herren werffen / und sich mit schuldiger Ehrerbietung vor der höchsten Majestät und deroselben Gnadenthron / einstellen.) Diser Nebucadnezar sag ich: Sahe in einem Traum den ungeheuren Colossum, das grosse hohe Bild / so schröklich anzusehen ware / wie der H. Geist redte Dan. 11. v. 31. 32. Dessen Haupt von feinem Gold / die Brust und Arm von Silber / der Bauch und Lenden von Erz / die Schenkel von Eisen / und die Füsse von Eisen mit Thon vermengt ware. Welches dann nicht / wie etliche nach der blinden Heiden Gedichte aufgezogen kom̅en / bedeutet die 4. vermeinten Zeiten der Welt / die Guldene / auf welche die Silberne / nach disen ährine / und endlich die eiserne Zeiten erfolgt sejen. Sittenmahlen strak in den ersten Zeiten / und erstem Alter der Welt / durch einen abscheulichen Brudermord / das Widerspiel erwisen / da die Kirchen in der Persohn Abels ein blutiges ausschen / gleichsam noch in ihrer zarten jugend bekommen / die Feindschafft zwischen des Weibs und der Schlangen saamen / und das Christus der Herr seiner Kirchen forthin sein werde ein Blut Bräutigam genugsam bezeichnet worden. Auch sind bald hernach erschrökliche gerichte Gottes über die Menschen ergangen. Nichts neues beschicht [ID00009] under der Sonnen F. ccles. 1. v. 9. Und wurden die leuth vilmehr zur zagheit und kleinmuth / als zur schuldigen Dankbarkeit gegen Gott gebracht werden. Wann schon elende trübselige Zeiten / desgleichen niemahlen gewest / seith dem das Leuthe waren / Dan. XII. Matth. XXIV. entstehen / so ists zuverstehen pro ratione, und in ansehung der damaligen Zeiten / Leuthen / Leuffen / und des Orths / über welche das unglük ergeth / und welche hiemit ihr lezteres bekommen. Wiewol allhier nicht zuverneinen / das die jenigen zeiten / welche ohne mittel der ankunfft des Allgemeinen Welt-Richters werden vorhergehen / eben grad darum̅ / weil sie die lezten / so auch die ärgsten und grausamsten sein werden: Sondern es hat dises bild dem Nebukadnezar fürgehalten / wie vom H. Propheten selbsten die Erklärung gegeben worden / angebildet die 4. namhafften aufeinander folgende gewaltige Herrschafften / Regimenter einzeler Monarchen in dieser Welt: Als da ware die Babylonische Monarchej / deren Haupt Nebukadnezar gewesen. Die Persische / welche Eyrus gegründet. Die Griechische / deren Stiffter König Alexander der Grosse war. Die Kömische / welche under C. Julio Caesare angehebt / und under seinem nachfolger Octaviano Augusto (welchen Caesar, als seiner Schwöster Sohn / der damaligen üblichen gewonheit nach / an Kindesstatt angenommen) zu ihrem völligen Flor uud Auffgang kommen. Under welches Augusti Regierung gebohren ward Jesus Christus / der Welt Heiland / Gottes und Mariae Sohn / der Herzog des heils und Fürst des Lebens / dessen geburts-tag unser geburts-tag ist / daran all unser leben und der Christlichen Kirchen einziger trost hangt. Welcher ist der rechte Augustus, der wahre Fridens Fürst / deme der Käiser zu Rom mußte durch seine angesehene Landschazung / als ein Idolum seines Chrgeizes etwas anders suchend / gleichsam herberg machen / dem neugebohrnen Herren und Könige der ganzen Welt / zu diensten stehen / und helffen zu der erfüllung der Prohetischen Weissagungen. Und diser Herr und Heiland ist auch der Stein ohne Menschen händ vom berg herab gerissen / welcher das ungeheure Bild / so Ne [ID00010] bucad Nezar im traum gesehen / zermalmet. Dan. 11. v. 44 / 45. und endlich ein ende machen wird an aller Welt und dero selben glanz und schein. Se in reich aber ist ein ewiges reich / der thron alle in unüberwindlich / Scepter und Cron ohnbeweglich / ohnver änderlich. Er herrschet mitten under seinen feinden. Seine Kirchen ist der rechte Atlas so die Welt tragt / und ohne welche sie nit ein augenblik bestehen wurde. Wo diser Monarch mit seinem reich / mit seinem H. Evangelio / mit der wahren allein selig machenden Religion (einem solchen Kleinod / desgleichen die leut under der Sonnen kein grössers nit haben / und welches so vilen Millionen menschen abgeschlagen) thut einkehren / da ist ein Volk / Statt / Land / Nation / Reich diser Welt erst glükselig / wol einem solchen volk dessen Gott ein Her: ist / und seiner feinden feind und widerwertigen widerwertiger. Von disem Himmels-Könige und seinem Reiche dependirt und rühret her / die allein lebendig und selig machende histori / die allein mit sich führt wahren / beständigen und seligen trost. Hier fangt an die rechte AEra und Jahrszahl / zeitrechnung. Wann schon etwas ungleich heit in den jahren und deroselben ersten abzehlung sich befindt / so ist doch die sach darum und darvon man zehlet / mehr als gewüß. Die ist die rechte Hera gleichsam under allen zeiten. Es mögen die verstokten halsstarrigen Juden (welche vor zeiten eine so herrliche / nun mehr aber eine so elende Nation / denen die deke Mosis für dem gesichte und die verstokung im herzen ligt) ihre jahr zehlen von Erschaffung der Welt / von dem Sündfluß / von der zerstreuung der menschen und änderung der spraachen / von dem beruff Abrahams / von der kinder Israel ab zug in Egypten / von deroselben auszug aus Egypten / von der verkündigung des gesazes auff dem berge Sinai / von der einnemmung des landes Canaan / von der aufferbauung des ersten Tempels / von der Babylonischen gefängnus / von der widerauffrichtung des anderen Tempels und desselbigen zerstörung / durch die Römer beschehen / sc. Wir wünschen von herzen / daß die verstokten leute auch mit uns thäten anschauen die herrlichkeit des anderen hauses / so da grösser als des ersten / und mit wahrem glau [ID00011] ben geruheten auff dem / der auch alle in ist der weg / die wahrheit und das leben. Die Griechen mögen rechnen per Olympiades, annos Iphiteos &c: solang sie wollen / und die Römer per annos Julianos, Actiacos, Augustales &c. Die Syren gebrauchen ihre AEram Alexandrinam: Die Türken und Araber haben die jahr Hegirae, von der flucht Mahomets: Die Persen die AEram Jezdegirdicam: Die tabulae Ptolomaicae, Alphonsinae, Prutenicae anheben von den jahren Nabonassaris &c. Keine komt traun bei der würdigkeit der Christlichen jahr zal. Da redt / singt und schreibt man von solchen historien und geschichten / welche mit so vilen wunder en / zeichen und krüfften vom Himmel herab und ganz erstaunenden Göttlichen wunderwerken / über alles menschliche und Englische vermögen / authentisirt und bekräfftiget seind / daß sie kein Tacitus, kein Titus vor der statt Jerusalem prächtige ding sprächend / kan vernichten und andere erdichtete wunder der abgötter entgegen sezen. Es mag Asia / welches theil der Welt / also von des Japhets Weib / die Asia geheissen / solle genent sein: Es mag Africa / so von Afra des Abrahams von der Cetura sohn olsogenant: Es mag America also von Americo Vesputio einem Florentiner benamset / welcher dises land anno 1497. ferners entdeket / nach dem selbiges vorhin von Christophoro Columbo von Genua im jahr 1492. erfunden worden: Sich rühmen und prangen mit Wasserund Meer-Porten / Schiffahrten / Gold- und Silber-gruben / und allerhand Edelgestein / mit mancherlei Specerejen / kostbaren / Erden-gewächsen / wunderthieren und anderem. So behalt nun mehr den preis Europa / also von König Europo / oder von des Königs Agenoris tochter / die desgleichen nammen getragen / tituliert. Dises Europa ist die Königin under den theilen der Welt / und das wegen der Christlichen Religion und wahren Gottesdienst / so diser zeit darinn florirt und geübetwird. Dann ja allein die wahre des wahren Gottes und seines liebsten Sohns erkantnus und desselben verehrung und anbättung nach solcher erkantnus / ist es / welche der menschen persohn / ihr thun und [ID00012] lassen vor Gott angenäm macht. In mangel dessen / sind alle andere völker und Nationen auff dem Erdboden / die arme blinde Heidenschafft / wann sie auch ihres namens unsterblichen ruhm haben wollen ausbreiten / auch in dem grösten glanz ihrer vermeinten Tugenden / nichts anders gewesen als glänzende sünder / haben nichts anders vollbracht / als glänzende sünden / wie Augustinus redt / weilen der wahre Glaub und Gottesforcht / welche die menschen allernächst zu Gott dem Herren bringt und deren einkommen unschäzbar / gemanglet. Darum ihre Helden-thaten und Heroische Resolutionen nit für solche zu halten. Aber wo bei einem rechtgläubigen Thristen / aller hand wüssenschafften und tugenden zusamen fallen / da kan sich finden ein rechter Hercules, Solon, Aristides, Numa, Cato, Scipio &c. Und so möchte es auch Zwinglius gemeint haben / wann er an einem ort desgleichen leut in Himmel sezet. Der Philosophorum Weltweis heit ist für Gott thorheit / diente ihnen nur ad convictionem und zur benemmung aller entschuldigung / nit aber ad conversionem, daß sie dardurch wären bekehrt worden. Und was sie auch aus dem liecht der Natur gelehrnet haben / und erkant daß Gott durch Opfer müsse versühnt werden / und anders / so durch das natürliche gesäz ihnen eingepflanzet / beobachtet wurde / ust nit gewesen daß erkantnus des Heils. Sie haben nit gewust die rechte versühnung und den Mittler zwischen Gott und uns menschen / hierzu gehört ein übernatürliches liecht und Himmlische beleuchtung. Dis sind geheimnussen die kein Mercurius Trismegistus, kein Plato, kein Seneca in seiner schul hat zeigen und lehren können / wo nicht etwas aus der H. Schrifft selbsten / nach dem selbige von König Ptolomaeo aus der Hebräischen in die Griechische spraach durch die 70. Dolmetschen übersezet / oder aus der gemeinschafft mit den Juden / sonders wan̅ die Heiden den meister durch Gottes gerechte verhängnus über sie gespilt / geschöpft und gelernet worden. Die Sibyllen betreffend / deren under schidliche waren / ists allbereit auff genommen / daß was sie auch heiter und klares aus dem H. Evangelio haben / solches inventiones und er findungen gewüsser Christen waren / under [ID00013] der Sibyllen nam̅en / vermeinend hierdurch um so vil desto mehr die ungläubigen zum Christlichen glauben zu bringen. Dann ja nit gläublich ist / daß Gott solchen Heidnischen vom satan besessenen unholden / mehr liechtes als je einem under dem Chor der H. Propheten / werde geben haben / von dem von den zeiten der Welt her verborgenem geheimnus / welches erst bei der ankunfft des Herren Christi selbst hat sollen völliglich entdeket und geoffenbaret sein: So hat auch der H. Apostel Paulus / der sonst vil mit den Heiden zu thun hatte / und allen anlaß sie zu bewegen gesucht / niemalen auff solche Sibyllinische schrifften sich beruffen. Und in disen rang gehört zweifels frei was Eusebius erzehlet / von einer vertraulichen und schrifftlichen communication und freundfchafft / welche Christus der Herr solle gepflogen haben / mit der Edessener König Abgaro, deme auch der Herr sein bildnus durch einen mahler / von Abgaro ihme zugesandt / verehret habe. Wie dann Eusebius ihme hierin nit durch aus gleich ist. Nun von disen und desgleichen bis daher erzehlten dingen / neben anderen geschichten / handlet dises unser Histori-buch / aus der fürnemsten und gelehrtesten leuten schrifften zusamen gezogen / nit zweiflend / es werde solches auch seine gönstige leser finden. Der jenige welcher ab einem hohen berg alles über sehen kan / hat mehr / anmut / als der jenige welcher erst durch thäler und klüffte hin und her schweiffend / von ort zu ort die sachen erkundigen muß. Also ist mehrmalen angenäm / wann vil authores geschriben / das beste aus allen für getragen wird. Wiewol ich nit alles verspreche / werde vil weniger allen können genug thun / hab auch nit für alle geschriben. Plinius in praefat ad Hist. Nat. sagt wol: Rem arduam esse vetustis novitatem dare, novis authoritatem, obsoletis nitorem, obscuris lucem, fastiditis gratiam, dubiis fidem &c. Itaqve etiam non assecutis voluisse, abundè pulcrum atqve magnificum est. Das ist / Es seje eben ein schweres und wichtiges geschäfft / elte sachen wider neu machen / neuen dingen ihr ansehen und krafft geben / abgangenen ihren glanz / verdunkelten ihren schein / verdrießlichen ihr angenemigkeit / zweifelhafftigen ihr glaubwürdigkeit sc. [ID00014] Und derohalben / so stehe es dennoch herrlich und schön / so mann nur wolle / und sich understehe hierin ein gnügen zu thun / ob man es gleich nit außrichten oder vollbringen kan. Daß aber Euer Chur Fürstl. Durchl. dis werklein zu dediciren und zuzuschreiben / ich die frechheit genommen / dessen könten underschidliche ursachen beigebracht werden. Bekant ist daß Ihr Chur Fürst. Durchl. nach dero angebohrnen Clemenz und auch hohen Wüssenschafft / damit sie begabt und andere übertrifft / sich etwan gern mit desgleichen sachen bemühet / und ein rechter Mecaenas ist / Gn. gewogen den Studien und Studierenden / und nit ohne grosse unkösten ansehnliche Bibliothecen auffrichten last. So haben auch an E. Chur F. Durchl. die Eidgnössischen Reformirten Cantons einen mit hohen Gunsten wol affectionirten Fürsten und sonderbaren Liebhabern. Wie dann nit allein sonders auch unsere statt Schaffhausen solches erfahren thut: in dem vil der unseren Studenten in dem Collegio Sapientiae, so des Ehrwürdigen? Hochgelehrten Herren D. Fabricii inspection und obacht übergeben / ihre komliche underhaltung und nuzliche information bekommen: Sonder auch ins gemein eine grosse menge und anzahl der unserigen / samt ganzen haushaltungen in Euer Chur Fürstl. Durchl. Landen und gnädigster regierung / under ihren Feigenbäumen und Weinst öken / ihnen selbsten ihre wohnungen machen / und darbei / welches das fürnemste / bei der frejen Reformirten Religions-übung verbleiben / welche Fridericus II. und Otto Heinrich Chur Fürsten und Pfalz Graafen / mit der krafft aus der höhe angezogen / anfänglich in der Chur Fürstlichen Pfalz hatten eingeführt / und für welche E. Chur F. Durchleucht Glorwürdigste Vorfahren / haben begert alles mit einander auffzusezen / welche annoch an E. Chur F. Durchleucht einen gewaltigen verthädigern hat. Dises nun höret gewüßlich nit auff zu sein / under vilen titlen und nammen / eine fürtreffliche gut- und wolthat / ob schon eines Fürsten Interesse erfordern wil / daß sein sand [ID00015] und gebiet mit leuten und volk desezt seje. Wie dann als die 30. jährige kriegs-flut fast alles in Teutschland überschwemmet / auch der blutdurstige und unbarmherziege Mars mit sengen / drennen / mörden / schänden / rauben / verjagen / die stätte / Vestungen und Dörffer in der Chur Fürstl. Pfalz verderbet / die leute auffgeriben / und alles also verwüstet / daß bald aus einem Paradis-garten ein blut-aker / aus einem Bethel eine mördergruben / aus des Herren Tempel ein gözenhaus worden. Nun mehr aber ist durch Gottes gnad aus disem wider jenes gemacht: da dann E. Chur Fürstl. Durchl. als ein Fürst von raht und that / in widrigen begegnussen ohnverzagt und großmütig / aus Gottes macht alle ihre feinde und derselben arglistige practiten überwunden hat. Sich alle in der allgewaltigen regierung aller dingen und Göttlichen fürsehung / in den grösten Confusionen und verwirten zuständen durch unbewegliches Christliches vertrauen überlassend: laut dem bedeutsamen und trosthafften spruch des Vatters aller gläubigen / Dominus providebit, der Herr wird schon in allem fürsehung thun: Welchen Ihr Chur Fürstl. Durchl. im reden / schreiben / und auff geprägten Münzen führen. Und gewüßlich so dises in der Fürsten herzen eingewurzlet ist / wird es dieselben niemalen ohne schuldige Reverenz und ehrerbietung gegen der hohen Göttlichen Majestät / und dann ohne resolutionen die generos und Heroisch gegen andere menschen lassen. Nun dises erzelte und auffs neue der Chur F. Pfalz mitgetheilte Heil wolle der jenige Herr / von welchem es komt / und in dessen händen und gewalt alles steht / und aller dingen ausgang / bei dem Hochl. Chur und Fürst. Hause der Pfalz Grafen bei Rhein / und ganzer undergebner Landschafft / allergnädigst fortpflanzen / zu stets währenden zeiten erhalten / und E. Chur F. Durchl. segnen mit vermehrung aller der jenigen gnaden / so in disem leben recht glükhafft / und in dem anderen zukönfftigen ewig selig machen können. Geben in Schaffhausen Anno AErae Dionys. M DC LXV.
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An den günstigen leser.
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ES wird dem gönstigen Leser allhie fürgetragen / eine allgemeine historische erzehlung / welche uns auff dise weis in truk zu verfertigen abgefordert worden / und verhoffentlich jedem unparthejischen nicht verdrieslich oder unangenem sein wird. Sonsten aber ist uns ohnverborgen / daß heut zu tag vil von Historien wollen schreiben / da alles mit Histori-bücheren / so wol die universal und allgemeine historische beschreibung / als die casual und absönderliche allerhand geschichten und zufäll betreffend / überhäuffet / heisse bald nicht wüssen / in welcher Welt man lebe. Nun mehr solle floriren und obschweben seculum eruditissimum die allergelehrteste und kunstreichste zeit und Welt / bei welcher bald alles auffs höchste kommen / darum auff das Theatrum und mit offentlichem truk in das gemeine wesen sich begeben / heist vorhin mit einem ährinen Kopf aufftretten / um alle passionirte miß-urtheil und neidische anzäpfungen der jenigen so des tadlen gewont / und besser dises als nach zuthun wüssen / aus zudauren und abzulehnen. Eine ohnvermeidenliche seuch und krankheit ist es bei vilen / ob statt zu halten eines andern thun und lassen / damit sie sich vermeinen desto grösser zu machen / und solcher leuten eigenthum / die entweders nichts thun / oder etwas anders. Mancher ist so verblendt durch thorechte selbs-liebe / daß ihm nur daß seine gefalt / das andere aber neben sich veracht / als wann er alles wuste / und aber das widerspil sich befindt. Wahr ist es / vil sind der Histori-bü [ID00017] cheren: wie aber auch deme seje / so hat doch etwan einer nit alles / oder ist ein grosser under scheid in erzehlung der sachen selbst und des Methodi oder der ordnung / welche diser jener braucht / auch befindt sich ein grosser underscheid und widerwertigkeit in der zeitrechnung. Etwan hat einer disen / der ander ein anderen zwek vor sich gehabt. Der einte fangt an von erschaffung der Welt / der ander von den zeiten nach Christi unsers Herren geburt. Einer gibt der Kirchen und des Weltkauffes Histori zugleich / der ander absönderlich / wie Forbesius, Regenvolscius. Etliche belustigen sich eine universal und allgemeine Histori und Zeit-Register von allen oder von vilen zeiten her zu geben / wie Philippus Melanchton, Cario, Calvisius, Helvicus, Trithemius. Munsterus, Sleidanus, Bucholzerus, Pezelius, Lansbergius, Eduardus Simson, Bochartus, Cluverius, Boxhornius, Laetus, Jonston, Baillius, Micraelius, Linkers, Matthias, und andere. Sonders auch behalten allhier ihren gebührenden ruhm Thuanus, Meteranus, D'Aubigne, Stumpfius, deme Stettlerus kan zugesellet werden. Von der Römischen Kirchen sind diser zeit Bucelinus, Brachelius &c. Etliche aber haben sich bemühet nur absönderlich allerhand nuzliche / bewegliche / selzame / etwan auch vorhin unerhörte casus zufäll und geschichten / welche sich hin und her in der Welt begeben / auffzuzeichnen / und der nachkommenschafft zu hinderlassen / als wie Zvingerus, Hondorffius, Camerarius, Goulartius, Zeilerus, Krekviz, Harsdörffer / Christian Minsicht / (aus disem wir ein und die andere namhaffte erzehlung beigebracht haben) die Colloqventen auff der Neropolitanischen Schaubühne und andere mehr / gethan haben. Von welcher lezteren gattung ich ein prob zu seiner zeit in einem Mercurio Historico / welcher alle 4. theil der Welt vermittelst gelehrter leuten schrifften / durchloffen / und die wunderlichsten selzamsten geschichten auffgelesen / wann Gott wil / geben werde. Nun zweifle ich nicht daran / wann man aus den besten so wol alten als neuen und den fürtrefflichsten Historicis das allerbeste / auffs kürzste zusamen gezogen / haben köndte / daß es den liebhaberen der Historien auch wurde an dem genemsten und erwünschsten sein. Neben dem daß es ohn schwer / dem schon allbereit erfundenen und auff die bahn gebrachten / nach etwas hinzu thun. Hierzu komt auch die betrachtung der herrlichen nuzbarkeit so das studium Historiae und die wüssenschafft der Historien mit sich bringt. Nil scireqvid ante te sit actum, est semper esse puerum, sagt Cicero: Nichts wüssen von dem das vor dir geschehen / heist stetig ein kind wollen bleiben. Es bedienen sich ja die Theologi und Geistlichen der Historien und exemplen die gemühter zu bewegen / wie dann auch jener Heid sagte / daß die exempel und beispil merklich bewegen können. Sonders dient ihnen dise wüssenschafft der Historien in erklärung Prophetischer bücheren und der Offenbarung Johannis. Ein Ju [ID00018] rist und Rechtsgelehrter muß aus der Histori und den exemplen seine gesäze / berahtungen / und urtheil bestätigen / die jura Gentium und anderer völker Recht beobachten / sc. Wann ein Medicus und Arzet wil glüklich seine Practic fortsezen / muß er fleissig neben anderem achtung geben auff die Histori und wa sich da und dort bei den Churen der kranken begeben. Summa die Histori ist ein zeuge der zeiten / ein angedenken des lebens und desselben Memorial, ein liecht der warheit. Darbei erinnert man sich der alten und neuen zeiten: man betrachtet mit andacht die wunderbare fürsehung des Allerhöchsten und allgewaltige regierung aller dingen / da last sich bedenken die merkliche veränderung der Regimenteren / der völker und Nationen / auff- und undergang / was die herrschafften anstecke / ruinire und verderbe / welches der tyrannen art / eigenschafft und endliche stürzung: Sonders aber wie da beschaffen von zeiten zu zeiten der Kirchen aussehen und underschidliches alter / ihr zunemmen / abnemmen / auch wie Christus der Herr bald under 7. Guldenen Liechtstöken herum spaziere / bald um der menschen sünden willen mit seinem Heilwertigen Evangelio aus einem ort in das andere wandere: Wie etwan nur das fehl Gedeons voller Thau und das übrige Erdreich troken: allein das Ländlein Gosen voller liecht und das übrige Egypten in diken finsternussen schwebet. Und solches zumal waren auch die motiven und antrib neben anderen / daß wir uns underfangen / dises Historibuch zusamen zu lesen und offentlich auff dise weis / wie hiemit besch icht / anzugeben. Dises kan ich G. leser nit unberichtet lassen / weiln aus der Histori offenbar / daß das Römische Reich??? mal seine haupt-abtheilung bekom̅en / als 1. Nach dem tode Constantini M. Dessen söhne die herrschafften vertheilet hatten. 2. Da Theodosius 1. gestorben / haben seine beide föhne Arcadius und Honorius / der einte in Orient und zu Constantinopel / der ander in Occident und zu Rom / die Reichsverwaltung angenommen. 3. Da Carolus M. gegen Nidergang und Nicephorus gegen Auffgang sich des Käiserlichen tituls gebraucht haben: So bin ich in der ordenlichen verzeichnus solcher entzweiter Käiserthum verbliben / und bei dem / was sich darbei denkwürdiges begeben. Belangend aber andere nebenreiche und geringere Herrschafften / hab ich genug zu sein erachtet / deroselben ursprung und Stiffter zu verzeichnen / und nur allein das merkwürdigste beizubringen / und welches dem leser nuzen und ergezlichkeit bringen mag / das übrige aber fahren lassen. Und da ich etwan eine namhaffte Histori zu beschreiben angehebt / hab ich auch selbige ohngetrent nach einander fortgesezet / ob sie gleich wol in underschidliches zeit-register gehörte / jedoch ohne verwirrung und nachtheil der Histori und zeitrechnung. Wann auch die Histori also in gemein von allen oder von vilen für bekant angenommen ward / hab ich die Authores ad marginem stetig zu verzeichnen für unnötig geachtet.
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Vorred an den günstigen leser. Weilen auch bei anmeldung der Römischen Heidnischen Käiseren von Nerone an / einfallen thut / das angedenken der ersten ohne mittel auff der H. Apostel zeiten erfolgten Christlichen Kirchen / wie selbige under dem Sigsfahnen des Herren Christi ritterlich gekämpfet und gestritten / und in während der so genanten zehen jährigen oder zehenfachen verfolgung / v??? blutzeugen auffgestelt. darbei vil denk würdiges: Als hab ich etwas weitläuffiger solches verzeichnen wollen / theils weil dise Histori voller underricht / lehr und trost ist / und zu allen zeiten gleich wie nuzlich / also auch nohtwendig von allen wahren Christen zu beobachten / sonders wegen der H. Apostlen selbsten und der jenigen welche ihnen ohne mittel nachgefolgt: theils weilen selbige nit von vilen Historicis und darzu etwan nur stukweis / sehr wenig aber in unserer Teutschen sprach beschriben worden / aussert in dem grossen Martyrbuch / welches Author folche Historien aus dem Eusebio / Sozomeno / Theodoreto / Socrate / Ruffino / und anderen zusamen gelesen. Es mo̅chten aber auch hierbei villeicht etwelche die kürze dises Histori-buchs tadlen / aber dieselben wollen ohnbeschwert zu erst lesen / ehe sie urtheilen. Finden sie / daß man auch mit wenigem kan vil sagen und schreiben / und daß unser intent nit ware ein groß werk zu verfertigen / sonder vil mehr einen beliebigen extract und außzug zu geben / auch etwan auszuführen / was andere kurzlich vermeldet / wo es von no̅ten / oder das jenige beigebracht / was andere villeicht nit haben: als wird sich ein Histori erfahrner contentiren und zu friden sein. Einer aber der Histori noch unerfahrner / wird doch genugsam haben / und so er weiters begert / anderwerts mehreren bericht zu finden / angeführt werden. Sonsten ist uns nit unbewust / daß schon auch andere desgleichen Universal und allgemeine historische beschreibung in 50. weniger oder nit vil mehr bögen und also in kleinem format ausgefertiget / da etwan der truk und buchstaben noch wol grösser als allhier zu finden. Und wann nur Gott der Herr dise unsere arbeit so fern gedejen last / daß nächst Seiner Ehren / etwas hiervon dem gemeinen wesen zum besten / dem gönstigen leser zu seiner satisfaction und erfröwung / gereichen und dienstlich sein mag / so genügt uns / und werde ich um so vil desto mehr angefrischet werden / durch Gottes beistand zu bemeldtem zwek / weiters mich anzumelden.
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Anagramma
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Authori Historiae Vniversalis Viro admodùm Reverendo & Clarissimo D. LEONHARDO MEIERO, Ecclesiae Scaphusianae Pastori Vigilantissimo, Amico Honoratissimo Sacrum: LEONHARTVS MEIERVS En verè Historia sum. Historici officium fuerit si scribere verum, Dicere qvod vites, qvodqve seqvaris iter: Si sua virtuti declarant praemia; rursum Et scelerum poenam, si Historici retegunt: Abdita recludunt, si nobis clausa revelant, Priscaqve ne secli gloria tota cadat: Qvaerereqvid prosit, num sint qvoqve magna laborl Praemia, vel scriptis qvae referenda Tuis? Ipsa Tibi merces sum, clamat litera versa: En verè Historia est: (Mejer.) Florus ego Historicus. JOH. HENRICUS HOTTINGERUS, S. S. Th. D. & Professor. SERENISS. ELECTORI PALATINO à Consil. Eccles.
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VIRO
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Admodùm Reverendo & Doctissimo ac Clarissimo DN. LEONHARDO MEIERO V. D. M fidelissimo NIl sub Sole novum, Divina Oracula pandunt, Qvaeqve fiunt pridem facta fuisse notant. Secula nulla leges Mundi caruisse Theatrum Personis, eadem fabula, lusus idem est. Et diras hominum pestes saevosqve tyrannos Et Servatores nuncupat Historia. MEJERUS doctè tibi per compendia tradit, Prolixè totâ qvicqvid in Historia est. Divite de penu promit solertia pernox Condita qvae vastis facta voluminibus. Plaudimus ergò Ipsi collaudamusqve labores Ingenio illustres, utilitate graves. Atqve à Jehova fincera mente precamur Suggerat ut vîres caetera perficere. Perlege, comperies per multa pericula cautum, Et bene gesta probum magnanimumq; fore. Perlege, prudentis qvoqve tu dignabere laude Si facienda facis, si fugienda fugis. Honoris causa Gratulabundus accinit Joh. Jacobus VVepferus, Med. Doct. & in Repub. Scaphus. Physic. ordinar.
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Liber ad Lectorem.
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LEONHARDVS MEIERVS per Anagramma Has Res Mundi revelo. Docta has Res Mundi gestas ratione revelo Historiae Cultor, qvicqvid sex mille per annos Inter mortales titubanti contigit Orbe, Qvaeqve voluminibus largis diffusa jacebant Excerpo breviter, flores doctêqve coarcto: Enumero Regum, Populorum splendida facta, Viveret ut qvisqvis, regeret, vel morte periret. Qvid sint, cur fiant, ut cessent horrida bella, Virtutes, vitia, & Divini Numinis iram, Illius atqve merum describo ritè favorem. Artificem libri, tradent haec Grammata Famae Percelebri, post se qvia sic Monumenta relinqvit. Historiae fructus qvaeres si candide Lector, Hîc satis invenies nutrimina grata palato. In Theatri Historici laudem Reverendo admodum atqve Doctissimo Domino Authori pauca haec fudit Johannes Vepferus M. D.
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Der Universal oder allgemeinen Histori
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Periodus Prima.
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Oder Erster Verlauff der Zeiten / von anfang der Welt bis auf die Sündflut / in die M DC LVI. Jahr begreiffend. NAch dem der Ewige / Allgewaltige / allein weise und grundgütige Gott / welcher jhme selbsten genugsam / keiner Welt / Englen und Menschen aussert sich nicht bedörfftig / von ewigkeit zu ewigkeit in seiner Vollkommenheit / Herrlichkeit und Seligkeit lebt und schwebt / nach seinem unwandelbaren / unerforschlichen Rahtschluß / der Zeit / der Welt und allem was darinn einen anfang gemachet / um̅ Sich selbsten als das Höchste Gut mitzutheilen / und seine Krafft / Herrlichkeit und Seligkeit / als der obersten Ursach aller dingen / in den andern und mindern Ursachen??? Creaturen zu offenbahren: Hat Er anfänglich bäides die Engel erschaffen / das sichtbare und erstaunende Gebäu Him̅els und der Erden aus nichts / den Menschen aber verivunderlich dem leibe nach aus einem Erdenkloß formieret / darauff jhme eingeblasen in seine Nasen einen lebendigen Athem / so da ist seine vernünfftige / unsichtbare / unsterbliche Seel / Geistliches wesens / darmit er als Gottes ebenbild / seinen Erschöpfer repraesentieren und anbilden / auch als ein von Gott selbsten in die erschaffne Welt eingeführter und inthronisierter Herr über alles auf Erden herrschen thäte / welcher ist das kleine Kunst-stuk [2] (Der Mensch ist die kleine Welt.) und die kleine Welt. Dan̅ was zum Exempel in der grossen weiten Welt ist der Himmel / Sonn / Mond / die Irr- und Fix-sternen / daß ist an dem Menschen das Haupt / die augen. Was in der Welt ist der Lufft / Wind / das ist in dem Menschen die Lungen und Athem. Was in der Welt ist das Meer / die Wasser / Flüß / welche durch ihre Canäl und heimliche Adern und Gäng der Erden fliessen / das ist in dem Menschen die Leber und das Geäder. In der Welt sind die 4. Element / dardurch alles besteth: So sind in den Menschen 4. Complexionen / und viererlei Feuchtigkeiten. An dem Himmel werden die 7. Planeten auch alhier zugeeignet: Die Son̅ dem Herzen / der Mond dem Gehirn / daran die Feuchtigkeiten / sc. Den übrigen Planeten wird dieses jenes theil des Menschlichen Leibes verglichen / gleich wie auch die 12. Himmlischen Zeichen. Das Gehölz / Baüm / Gestäud / Gras vergleichen etliche mit des Menschen Haaren. Und gleich wie in der grossen Welt sich finden nit allein zame / gute und nuzliche Thier / sondern auch wilde / vergiffte und schädliche: Also auch in der kleinen Welt under den Menschen / finden sich noch aussag Gottes Worts / Schlangen und Otterngezüchte / reissende Wölffe / die in Schaffskleidern daher gehen / Füchse / Draken und Basilisken / Löuen / Bären / Schwein und Hunde / Raben sc. Darum̅ jener Diogenes (Diogenes wolte Menschen suchen.) mit einem Liecht am heitern Tag / auf vollem Markt wolte Menschen suchen. Ja was noch mehr und über diß in der Welt ist GOtt der Herr / welcher ganz und überal allenthalben zugegen / mit seinem Wesen Himmel und Erden erfüllt / das ist in etwas ähnlichkeit die Seel in dem Menschlichen Leibe. (Wo das Paradeis gewesen.) Disen Menschen nun hat Gott der Herr gesezt in den Lustg arten Eden / in das Paradeis / welches der Orth des Erdtrichs ware / der heut zu tag genennt wird Mesopotamia und Babylonia / wie mit vilen gründen kan dargethan werden.
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(Gott bat nicht alles auf einmal sonder nach und nach erschaffen / und Warum?) Es hätte zwar der Grosse Gott mit seinem allmechtigen Wort und Befehl alles zugleich auf einmal können erschaffen / es hat Ihm aber anderst belieben wollen / innerhalb 6. Tagen solches unnachthunliche Werk zuverrichten. Und da gebürt es sich uns nit weiters nachzuforschen / Warum̅? Es solle dem Menschen genug sein / und eben darum̅ seine vergebliche um̅schweiffende Gedanken und Mund versiglen / weiln Gott der Herr dises also und nicht anderster haben wollen. Dieweil laut dem gemeinen Sprüchwort / Gott und die Natur nichts vergebens thun / so ist diß auch beschehen zubezeichnen die under den Menschen angesehene gute Ordnung Leib und Seel zuversorgen / nemlich 6. Tag zu arbeiten / den 7. und Sonntag zu feyren. Subtiler ist was andere hier beibrin̅gen / nemlich hierdurch seje angedeutet worden / der drejfache Zustand und Ordnung dardurch alle Sachen bestehen / als da ist Creatio ihre Erschaffung / Entstehung und Geburt / darnach Distinctio, deroselben Anordnung / Underscheidung und Absönderung von andern: Drittens Ornatio ihre Zierung nud Ornat. Das erste zeiget Gottes Macht / das andere seine Weisheit / das dritte seine Güte. Zuverwundern ist es / das auch under den vornem̅sten Alten Kirchenvättern gefunden werden / welche gelehret / Gott habe alles zugleich und auf einmal erschaffen / und weiß nicht was für allegorische und verblümte auslegungen der 6. tagen machen. (Wann und zu welcher Jahrszeit die Welt und Zeit angehebt.) Wan̅ aber und zu welcher Zeit die Welt und die Zeit angehebt / und welches seje gleichsam Natalis Mundi der Welt Geburtstag / wird underschiedlich disputiert und aufgenommen. Ob es seje Früling / Sommer oder Herpstzeit gewesen / und darvon also fürbas gezehlet worden. Weiln solches kein Articul deß Glaubens nicht ist / lassen wir einem andern gern die Seine / und sind wir der meinung / daß es um̅ Herpstzeit gewesen / aus folgenden Gründen: Erstlich / dieweil ohnzwei fel zu deß menschen mehrerer nuzung und erfröuung die Welt erschaffen worden / da zugleich die Erden gewächs ins gemein (Carol. Sigon. lib 2 de Rep. Hebr c. 8.) in ihrer zeitigung und vollkommenheit waren. Nun beschiehet dieses um̅ die Herpstzeit. Darnach / so hat Noah / der andern Welt anfänger / und nachgenz die Kinder Israel eine gerungene zeit angehebt (Scaliger de Emend. Tem porum libr 5) das Jahr zuzehlen von dem Herpst / von dem Monat Tisri, welcher theils mit unserm Herpstmonat / theils auch Weinmonath eingefallen. Diß aber ist nachgenz geendert worden Exod. XII. v. 2.
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Drittens / haben fast alle Drientalische und Morgenländische Völker / die Chaldaeer / Persen / Egyptier / Indianer / Rabbiner under den Juden / der Welt Ursprung von dem Herpst an gerechnet. (Heidnische miß??? von der Welt ursprung) Aus disem nun erklaret sich der grobe Irrthum̅ und die ungereimbten meinungen der armen blinden Heidenschafft Aristotelis und anderer Philosophorum, welche sie gehabt haben / wegen der Welt Ursprung / und deroseiben Ewigkeit / und das ein gewüsser Geist oder Seel in der Welt steke / so alles rege / bewege / lebendig (Virg. AEn. 6. Praeadamitae Manetbo.) mache / sc. Wie der Poet Virgilius schreibet. Eben so ungereimbt reden und schreiben die Prae Adamiten, als wann Menschen vor Adam gewesen weren. Und so darff auch jener Egyptische Priester unverscham̅ter weis schreibe̅ / das Reich und die Herrschafft in Egypten seje schon vor erschaffung der Welt gewesen. (Der Fall deß ersten Menschen.) Gleich wie nun nach dem unveränderlichen Rahtschluß Gottes / welcher in allem heilig und gerecht verbleibt / und dessen heiligkeit und Gerechtigkeit nimmermehr kan beschuldiget oder getadelt werden /) die sachen bald einen andern außgang haben sollen gewün̅en: Also hat der Lucifer / der böse Geist / welcher sam̅t seinem anhang aus stolz und übermuth gefallen / diß erste gifft in die ersten Menschen gestossen / die dan̅ durch mißbrauch deß freien willens / sich und ihre ganze Nachkommenschafft / in einem ganz kläglichen Fall der ersten Glükseligkeit / in dem Garten Eden / und der ursprünglichen anerschaffnen gerechtigkeit und heiligkeit verlürstig gemacht / sind an ihrem Schöpfer bund brüchig / das Göttliche Ebenbild in ein greuliche Larven des Sathans verwandelt / Adam und Eva / zugleich auch hiemit alle Menschen (deren Person die ersten Eltern in allem was sie von Gott empfangen / und hingegen übels gethan / vertretten haben) laut des unwidertreiblich ausgesprochenen Sentenzes / deß zeitlichen und deß ewigen Todes schuldig / und allem Unheil / so die Sünd nach sich ziehet / underwürffig gemacht worden. Daher der H. Geist bej der geburt Cains vermeldet / Adam habe einen Sohn gezeuget / der seinem Bilde ähnlich war / das ist / verderbt / sündlich und boshafft. Es hat aber die Eva ihren um̅ dieser (Wie die Wort der Even bej Cains Geburt zuverstehen.) geburt willen glük gewünschet / und solches gehalten für eine anzeigung Göttlicher Hulden / und sagte: Sie habe einen Mann vom Herren oder deß Herren / das ist / durch Gottes deß Herren bejstand [5] hülff und gnad habe sie gebohren / oder sie habe einen Man̅ dem Herren gebohren / den sie hiemit als den erstgebornen Gott dem Herren zu seinem dienst / zurschuldigen Dankbarkeit hat widmen wollen: wiewol sich die gute Eva hierinnen betrogen befunden. Nicht aber gläublich ist / daß sie ihn für den Messiam und Schlangen-Tretter gehalten / dann sie ja besser die erste Evangelische Verheissung wird gewüßt haben / ihren zu nuzen machen. So kom̅en wir dann jezund aus dem Gerten Eden in die nunmehr verderbte / Streit / Unlust und Sünden volle Welt / aus dem Paradeis auf den Blutaker / allwo sich der abscheulich Brudermord begeben. Es hat zwar ohnzweifel Adam und Eva das Am̅t emes getreuen Haußvatters und Hausmuter verrichtet / in ihrem Hauswesen ihre Kinder / Söhne und Töchter / welche sie bejsamen gezeuget / wol und sittlich begehrt zu aufferziehen / die wahre Gottesforcht und wahre Religion in sie gepflanzet / so viel mo̅glich / und in ihre Haushaltung alles das eingeführet / was zum leben und Gottseligkeit gedient / mit stätiger bereuung ihres schweren Sündenfals: Sich auch und die ihrigen getröstet und aufgerichtet mit der herrlichen Verheissung Genes. 3. 15. Und isch wil Feindschafft sezen zwischen dir und dem Weibe / und zwüschen deinem Saamen und ihrem Saamen / Derselbe soll dir den Kopf zertretten / und du wirst ihn in die Fersen stechen. Welche Verheissung / die alle andere nach sich gezogen / als ein herzer quikender Trost / mitten durch die nebel und dik finstere Wolken alles Unheils / von Gott selbsten / unsern ersten Eltern fürgehalten worden / dardurch sie auch / wie Abel / trafft ihres Glaubens an den wahren Messiam / und ihrer wahren Buß / der Sünden vergebung und die Seligkeit erlanget haben. (Warum̅ der Messias nicht alsobalden nach dem Fall in die Welt kommen.) Nun diese erste Evangelische Verheissung / aller andern gnädigen Verheissungen Gottes Wurzel / ist nicht alsobald nach ihrer offenbarung / sondern erst in die 4000. Jahr nachwarts erfüllt worden. Indessen eh diese Verheissung zu ihrer erfüllung gereicht / sind allerhand Bereitschafften hierzu gemachet worden. Dann ja grosse wichtige Sachen und Geschäfft / lang vorhin müssen angekündet / fürgebildet / und allerhand Praeparatoria darzu gemachet werden: Vielmehr zu dem grossen Werk Der Sendung des Sohns [6] Gottes in diese Welt / dar ob billich Himmel und Erden bewegt worden / die Engel sich verwundert haben! Es müßte auch die Sünde nicht alsobald nach ihrer vollbringung / würklich wider ausgesühnt sejn / damit die gefallnen Menschen desto mehr zu der Erkanntnus der Sünden und ihrer selbsten gebracht wurden / desto mehr zu herzen fasseten den abgrund ihres jamers / und den abgrund der Göttlichen Gnad und Barmherzigkeit in Jesu Christo erwisen und erzeigt. Dahin dienten die so viel und mancherlej Schlachtungen und Opferungen deß kleinen und grossen Viehs in dem Alten Testament: Ja die Menschlich Weisheit / die Welt Weisheit müste allhie zu spott gemacht sejn / und offenbahr werden / daß nichts kon̅te von Menschen ersunnen und erdacht sejn / durch so viel zeiten darmit ihnen widerum̅ könnte und solte geholffen werden / als die mittel / welche Gott und der Welt Heiland selbsten vorgeschlagen / in dem Gnadenbund begriffen. Und da mußte der Messias kommen zu der zeit / da man seiner am meisten bedörfftig / und also begirig nach demselben / wann es mit dem Volk Gottes auf das eussersie kommen / wie die Zeiten / da der Herr gebohren / waren. Weilen auch der Messias mit sich bringen und verschaffen mußte angenehme Zeiten / Zeiten des Liechts / Tage des Heils / ein höheren grad des Liechts / der Erkanntnus / Wüssenschaft und Offenbarungen / und heitere klärere Verheissungen / so müßten vorhergehen die zeiten der Dunkelheit / Ceremonien / schatten / figuren / neblen / und die lampen am heitern tage angezündt sejn im Tempel / Wolken und nebel eraügeten sich. So solten auch die mehrern Gaben deß H. Geistes und derselben über fluß vorbehalten sejn den bur gern im Neuen Testament / darum̅ ward er vorhin gleichsam sparsam und Tropfenweis außgegossen / und dem zur [7] rechten hand Gottes erhöchtem Mittler Christo gebührte die Ehr / den H. Geist sichtbar und in grösser maß außzusenden / welchen er auch sam̅t seinen mancherlej Gaben uns verdienet / um̅ dessentwegen solte er zuerst / als das Haupt und unser König erhöhet werden / und alsdann über seine Glieder und Underthanen seines Reichs allerhand Gaben austheilen. Summa / es hat ein jede Person der hochgelobten anbättlichen Allerheiligsten Drejfaltigkeit / nach dem ewigen ohnwandelbaren allerweifesten und gnädigem Rahtschluß / gleich wie ihr gewüsses werf und geschäfft / also auch ihr sonderbare hier zu bestim̅te Zeit / selbiges zuverrichten / frejwillig gehabt. Und weiln in der ersten Verheissung zugesagt / Der gebenedejete Weibs-saamen soll der Schlangen den kopf zertretten / als ist die Gnad allein dem armen gefallenen Menschlichen Geschlecht / welches Christus zu repariren / und wider aufzurichten kommen / versprochen: Nicht aber den gefallnen Engeln und bösen Geistern / deren Verdam̅nus unwider rufflich / und die nicht alle gefallen / deren Undankbarkeit wegen empfangenen höheren Gaben desto grösser / und welche gefallen / nicht versucht von aussen her / wie der Mensch. Es sind aber aus den ersten Menschen (wie die Alten sagten) durch Betrug des Teufels bald zwej Stätt und zwej Gesellschafften namlich Gottes und des Sathans worden / und bekräfftiget / daß zwischen deß Weibes und der Schlangen saamen Feindschaffe gesezu seje. Wie dann solches an dem Cain und Abel erfüllt worden / wan̅(Der ???scheulich Brudermord.) Cain / aller Heuchlern und Gleichsnern Vorgänger und Großv atter / seinen unschuldigen Bruder / mit dem er doch freundlich redte / nach der Verrichtung deß Gottesdiensts / da sie bäide miteinander / doch auf ungleiche weis geopfert hatten / jämerlich ermordet / darum̅ das Gott der Herr gnädiglich ansahe das Opfer Abels / und mit [8] Feur vom Himmel herab fallend / oder mit einem andern Zeichen solches bekräfftiget. Worüber der Brudermörder für Gottes Richterstul citiert und erfordert / und das Urtheil über ihne gefellt / er auch mit einem gewüssen Zeichen bezeichnet worden. Die Rabbiner (Cains Zeichen.) sagen / es seje ein Horn gewesen / andere ein stätiges zittern / andere reden anderst hiervon. Dar auf ist der elende Mensch / als flüchtig vön Gottes angesicht / und aller frommer Leuthen Gesellschaft / fortgewandert / hat ein wildes / viehisches und gottloses leben geführt / und zu mehrer seiner und seines bösen Gewüssens versicherung / oder mehrere Gewalthätigkeit zuüben / sieng er an ein Statt zubauen / die er nach seines erstgebornen Sohns Hanochs namen nen̅ete / und gleichsam hiermit / als etwas neues in der welt einweihete. Philo der Jud schreibet / daß Cain 730. Jahr gelebt habe / darvon aber Gottes Wort nichts hat. (Cains Nachkommenschafft.) Von deß Cains Nachkommenschaft redet der H. Geist nicht viel / als welcher mehr wil der Kirchen Saamen / Ursprung und fortgang / durch seine H. Diener aufzeichnen lassen / dann viel meldung thun von deß Sathans Thron / Synagog und Rott; Aussert dem daß der Cain seines gleichen Kinder gezeugt / dem geiz / geilheit und Wollust / und was darzu anreizet / der gewalthätigkeit und blutdurstigkeit / und was darzu dienstlich / ergeben / wie an seinen Enkeln von Lamech gebohren / dem Jabal / Jubal / und Tubal Cain zuersehen ware / von welches leztern nammen der Heidenn Abgott Vulcanus also genennet sejn solle. Cluv. Epit. p. 3. (Wober die Ersten menschen gewußt / daß sie opfern sollen / und welcher dazumal ihr Gottesdienst / und Religiösübung gewesen.) Es fragt sich aber hier bej anlas der bäiden ungleichen Brüderen Opfer / woher die Leuth in der ersten Welt gewußt haben / daß sie opfern müssen / und welches ins gemein in derselben gleichsam noch zarten Kindheit der Kirchen / die art deß Gottesdiensts und Religionsübung gewesen seje! Was das opfern betrifft / so haben Adam und die ersten Menschen zeweifels frej aus Gottes ohnmittelbarem geheiß und befehl / strak nach dem leidigen Sündenfall gegeben / ihre Opfer verricht. Dann weil durch den Gottesdienst Gott allein soll geehret werden / als kan er auch allein denselben sam̅t seiner weis und manier dem Menschen vorschreiben und anbefehlen. Aller selbst erwehnter / und in der Menschen hirn erspintisierter dienst / dardurch man begehrt Gott zuverehren und anzubätten / ist schlechtlich GOtt dem Herrn ein greuel / laut dem was Christus der Herr aus dem Pro [9] pheten lesa. 29. v. 13. anziehet. Matth 15. v. 9. Aber vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche lehre / die nichts dann menschen gebott sind. Darnach so sagt der H. Geist außdrukenlich an die Heb. 11. v. 4 Abel habe durch den glauben Gott ein besser opfer gethan / dann Cain. Durch den glauben aber opferen / heiffet zwar mit unserem vertrawen / und guter zuversicht auff das opfer deß Messiae, und also mit bereüung der sünden / und angelobung eines neüen gehorsams / opferen: Zugleich aber heißt es auch / auff Gottes geheiß / befehl / und gnädige verheissung / darauff der glaub sich gründen muß / solche werk verrichten. Eben diser ursachen halben / sahe Gott gnädiglich an das opfer Abels. Anlangend nun ins Gemein die damalige Religions-übung von Adam an / und nach gehends / biß sich Gott der Herr von zeiten zu zeiten / auff underschidliche weis / je lenger je mehr in helleren offenbarungen / zu erken̅en geben / daher gasagt ist Heb. 1. v. 1. Nach dem vor zeiten Gott manchmal / und mancherlej weise geredt hat zu den Vätteren durch die Propheten. Und ist zu allen zeiten die. Göttliche offenbarung / den jenigen gläubigen / welche zur selbigen Zeit gelebt haben / ihnen auch genugsam gewesen die seligkeit zu erlangen: Alß bestunde solche in der ersten Kirchen darin / sie feirten den Sabath / hielten heilige zusamen kunfften / darin Leüt sind under wisen worden von Gott dem Herren / seinem wesen / und Göttlichen eigenschafften / als da ist seine Ewigkeit / Allmacht / Allwissenheit / Allgegenwertigkeit / Gerechtigkeit / güte / und gnad / dessen willen ein regul / und richtschnur seje alles thuns und lassens der menschen / auch daß alles in der Welt durch Göttliche fürsehung geregirt werde. Hierauf beschahe auch underricht / von dem stand der unschuld / was der Mensch im Paradis gehabt hette / von Gottes Ebenbild / so meistentheils verlohren worden / von dem fall Adams / der sünd und was für vbel selbige nach sich gezogen. Sonders wurde fürgehalten die liebliche allertrostliche erste Evangelische verheissung von dem gebenedeiten weibes samen / so künftig der schlangen wurde den Kopf zertretten. Solchen ihren glauben an dise verheissung zubezeügen / haben [10] sie vor angeregter massen die opfer verrichtet. Auch wurde gelehrt / und verkündt das ende der Welt / und allgemeine jüngste gericht / hienmit daß Gott ein gnadenreicher belohner deß guten / und gerechter abstrasfer deß bösen seje. Wie dann der Apostel Judas in seiner Epistel. v. 14. 15. außtrukenlich gedenkt deß Enochs welcher war der 7. von Adam / daß er hiervon den Menschen geprediget habe / der Herr werde kommen mit vil tausend heiligen / gericht zu halten über alle / und zu straffen alle gottlosen / um̅ alle werk ihres gottlosen wandels / damit sie gottlos gewesen sind / und um̅ alles das harte daß die gottlosen sünder wider ihn geredt haben. (Phil. Melanct. Peucerus in Chron. Carionis. p. 17) Gewisse Historici erzehlen auß Josepho, Adam habe zwey steinene tafflen auffgericht / und an dieselben angeschriben die anfäng der erschaffung / den fall Adams / und die Evangel ische verheissung. Und haben darfür gehalten / bej disen scülen / alß bej einem tempel sejen die versamlungen gehalten worden / da man geopfert / und geprediget habe. Und aber Josephus der sagt allein von den Kindern Seths / daß sie die kunst der Stern-seherej / und wissenschafft von deß Him̅els lauff auff die Bahn gebracht haben. Und weil sie von Adam underrichtet waren / daß die Welt durch Wasser und Feur zu grund gehe̅ werde / als habe̅ sie zwo Säülen aufgerichtet / und deß himmels lauff dar auff gezeichnet / eine von Ziegelsteinen / die andere von harten steinen / damit wann jene im wasser verzehret wurde / doch die steinerne bleibte / und selbige wissenschafft sich nit verlieren thete / (Seth geboren im jahr von erschaffung der welt 130.) Ob nun der verfluchte Cain grosse consusion, und herzenleid erwekt durch den grewlichen Brudermord / hat doch Gott der Herr (alß der die seinen niemalen verläßt) den ersten elteren / an statt deß Abels ein anderen Heiligen saamen erwekt / nemlich den Seth, welchen Adam von der Eva solle erzeügt haben im jahr der Welt 130. Adam aber ward alt alt 930. jahr / und starb. Da dann diser Seth ein gewaltiger ansehnlicher Prediger in der ersten Kirchen ware / die tugend pflanzte / die laster / so vil müglich / verjagte. (Enos. Kainan. Mahalaleel. Jared.) Es lebte diser Seth 912. jahr / und zeügete den Enos, im jahr 235. welcher 905. jahr gelebt. Hierauff folgete Kainan im jahr 324. diser lebte 910. jahr. Auff disen Mahalaleel im jahr 395. welcher lebte 895. jahr. Ferner Jared Anno 460. Jared aber lebte 962. jahr [11] und ward ein Vatter Enochs / welchen er gebohren / anno 622. diser Enoch wurde alt 365. jahr / und durch ein selzames exempel in der besten blust seines alters zur selbigen zeit / ward er lebendig mit leib / und Seel entzuket / und als ein klares vorbilde der Himmel-fahrt deß damals zukönfftigen Messiae, der ersten Kirchen fürgestelt / und daß der gottseligkeit versprochne ehren gab deß ewigen lebens mehr als gewüß seje / wie dann Enoch ein Göttlich leben geführt / und da er mit gottseligen geschäfften vmgieng / entweder in offentlichen versamlungen / oder absönderlich / hat ihn Gott weggenommen / zwahren dem alter nach / und gegen anderer langem leben zimlich früh / und aber ihme dem Enoch nicht zu früh / als welchem alles in dem Him̅el wol ersezet worden / nach deme er den Göttlichen segen in diser Welt genugsam / und gleichsam per compendium, und kurzem begriff genossen / wie es allen frommen beschicht / die Gott der Herr früh zeitig von diser Welt abfordert / welche in diser Welt so vil empfangen / als für dieselben ist / und dienstlich sein mag zur beförderung zum ewigen leben. (Mathusalem.) Auff Enoch folget Mathusalem / so gebohren worden im jahr von der Welt anfang 687. diser alß der elteste Patriarch, lebte 969(Lamech.) Jahr. Welcher Lamech im jahr 874. und Lamech lebte 777 jahr. (Noach.) Von disem ward gebohren Noah im jahr 1056. Billich verwundert man sich ab disem hohen alter der H. Erzvätter / (Woher und warum die Erz vätter so gar alk worden.) und vermeinen etwelche es sejen die jahr nit solche jahr / wie heüt zu tag / gewesen / nach der Sonnen lauff in ihre 4. jahrszeiten / und 12. Monat abgeteilt. Welches aber billich verworffen wirdt / weilen Sonn und Monn dazumal eben wie je zo ihren lauff / scheinund influenz auff den erdboden gehabt / so hat es auch nit gemanglet an leüten / die sich treffenlich auff des Himmels gestirn / und zeit abrechnen verstanden haben. Darum so werden underschidliche ursachen solches langen lebens gegeben / alß 1. Causae Theologicae (1. Geistliche Vrsachen.) die geistlichen ursachen / namlich damit durch solcher from̅er Leüten langes leben / auch zugleich desto mehr die wahre Gottes-forcht / und gottseligkeit in jhre̅ haushaltungen / und geschlechteren fortgepflanzet / außgebreitet / und erhalten wurde / und die Cainische Rott mit ihrem lasterhaften wesen sich nit könte eintrmgen / under die Kinder Gottes vermischen / wie nachgehends geschehen / und die Sündflut erfolgt. Damit auch insonderheit die Göttlichen offenbarungen / [12] und das wort Gottes / welches dazumal noch beschriben war??? / vermittelst solcher Erzvätter langem leben als ansehnlichen häupteren / rein / und lauter von den Vätteren auff Kinder / und kinds-Kinder / Enkel / Uhrenkel sc. erhalten / und im̅er ohn verfälscht fortgesezet wurde / wider deß teüfels / und seiner synagog list / und betrug. (2. Rathrliche) 2. Causae naturales. Darnach so können solches langen lebens auch natürliche ursachen geben werden: Als da waren die gesunde constitution und natur / temperament, und geblüth / gesunder lufft / gesunde lebens mittel / allein zur underhaltung / vermehrung dises gegenwertigen lebens nit aber zu desselben verminderung / und zerstörung dienend / es win de gute diae t, und lebens ordnung durchaus gehalten. Etliche halten darfür / vor der Sündfluß seje alles gesünder / und heilsamer gewesen alß nach derselben. (3. Moralische.) 3. Morales. Diß lange leben diente auch allerhand künst / wischenschafft zu erfinden / zu vermehren / und zuerhalten wegen langwiriger experienz, und erfahrenheit von so vielen zeiten her. (3. Politicae, und weltliche ursachen.) Es ist auch bej solchem langen leben dise politische ursach / damit namlich um so viel desto mehr / und desto bälder die Welt in deroselben ersten jahren / und anfängen / vermehrt / mit Volk und Leüten hin und her besezt wurde. Wie dann ganz wunder barer weis in wenig zeiten / eine grosse menge und anzahl Volks da und dort entstanden / und darum Cain so bald anheben können Stätte bauen. (Waram keiner auff tause̅d jahr kommen.) Gleichwol ist dises hierbej zugewahren / daß dennoch keiner tausend jahr erreicht; Damit die armen menschen wüßten / daß sie endlich dennoch sterben müßten / wie lang sie auch lebten / und keiner werde übrig bleiben. Andere sezen dises hinzu / die taufende zahl seye eine zal der vollkom̅enheit / darum hierdurch angedeütet worden deß lebens / und der Menschen auch der allerheiligsten in demselbigen unvolkom̅enheit weilen allein in jenem him̅lischen leben auffgericht ist der thron der volkom̅enheit. (Grosser ???rrtum wegen der person deß Enochs und wer der ander Elias in der H. Schrifft) Sonsten hat es allerhand gedichte / wegen der Person Enochs in folgenden zeiten abgeben. Dann nicht allein etwelche Rabbinen / seine berukung und wegnemung mit leib und Seel in den Himmel haben wollen vernichten / als were hierdurch nichts anders dann ein sanffter tod zu verstehen: Sonder man gibt noch anderwerts vor / die Seel Enochs seje in das Paradis / darinn der erste Mensch an [13] fänglich lebte / versezet worden / und nachgehends auch die Seel deß Propheten Eliae, (welcher mit leib und Seel durch der Englen dienst in gestalt eines feürigen wagens / in den Him̅el auffgenom̅en worden / Christi deß Herren Him̅elfahrt hiemit auch bedeütend) seje zu Enoch in bemeltes ort kommen / allwo sie verbleiben sollen / bis zu Enoch in bemeltes ort kommen / allwo sie verbleiben sollen / bis zu eines erdichteten wider-Christen ankunfft / und als die 2. Zeügen Apoc. XI. mit dem wider-Christen / weiß nit in was für einen krieg / sich ein lassen / von welchem sie zwahr sollen getödet / aber bald wider lebendig werden &c. Welches heist spilen in ernsthafften sachen / die Göttliche Historj verdunklen / alles ohne / und wider Gottes wort. Wo ist das Paradis nunmehr? Wo soll Enoch widerkom̅en? Von Elia ist ausgesagt / er solle wider kom̅en / Mal. IV. v. 5. Christus aber hat solches erklärt Mal. XVII. v. 10. 11. 12. 13. Johannes der Täüffer ware der ander Elias / und vergleichte sich mit dem Thesbiten / wann wir ansehen beider extraoidinari und sonderbaren beruff / beider kleidung und lebens mittel / speiß / und trank: So man bedenkt die zeiten zu welcher das orth / an welchem beide als Busprediger sich hören liessen. Sonders was beider verhalten / und beschaffenheit in ihrem ampt / und beruff anlangt / dann beide hatten grosses ansehen / feürigen eifer / und unerschroknen müth / ohn ansehen der Persohn zu straffen / und darbej grosse standhafftigkeit. Dis war nun der ander Elias / der noch hat kom̅en. sollen.
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PERIODVS II.
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Oder Der Andere Verlauf der Zeiten / von der Sündflut bis auf Mosen / fast DCCC. Jahr in sich haltend. (Sündfluß. D. ss. iben ur sach.) Noah / der Herold der gerechtigkeit / bleibte ohnverheurahtet 500. jahr und führte ein Heiliges / from̅es leben under den gottlosen in der ersten Welt / welche durch wollust / und geilheit tyrrannej / undertrukung / mißbrauchende deß leibes gestalt / grösse / und sterke: Sonders durch rerachtung der hohen Göttlichen Majestet / desselben worts / und dienern / hatten die wege Gottes verderbt / da war alles fleisch verderbt! Daß Menschlicher weis zu reden und aber auff Göttliche weis zu verstehen Gott den Herren gereliete / die Menschen erschaffen zu haben / Darum nit länger konte aussen bleiben die göttliche rach / und gerechte straff / so auff die zeiten der gnädigen heimsuchung / gestaltsame solcher dingen / gewüß erfolgt / und der auffschub derselben desto mehr die plag über die Menschen vergrössert / wann sie lang genug den reichthum der güte Gottes verachtet / die gottlosig keit auff dem thron / die boßheit auffs höchste / und zur übermaß kom̅en / ergiesst sich die maß desto grösser auß der schalen Göttliches zorns. Wie dann allhier beschahe / nach dem 120. jahr lang fristung / und anleitung zur buß / durch den dienst Noe / geben worden / nichts aber verfangen wolte. (Noah verehlichet sich) Noah in dessen / abschreittend von den wegen der allgemeinen verderbnuß / alß der gnade bej Gott funden / und hierdurch fromm / [15] gerecht / unschuldig erfunden / tratt in den H. Ehstand / in welchem er drej Söhn zeügete den Sem / Japhet / und Eham. Ware hiemit ein getreüer Haus-Vatter / ein gewaltiger / eifriger Buß-Prediger / allen an den damalwartenden Messiam gläübigen / und welche wurden von sünden abstehen / das gute thun / verheissend geistlichen / und leiblichen segen / beferjung von zeitlichen / und ewigen straffen / die er im gegentheil angekündt den wieder spenstigen / und halsstarrigen wie sie Petrus nen̅t 1. ep. 3. v. 17. und geister der gefängnuß / das ist / (Noah rüfiet die Arch zu.) der Höllen. Auch mußte Noah zu seiner erhaltung auff Gottes befehl zu rüsten lassen ein Schiff-hauß / die Arch genandt / deren die länge 300. Ellen / die weite 50. die höhe 30. ware in welcher wenig / nemlich 8. Seelen behalten worden durchs wasser / wie der H. Petrus an bemeldtem ort redt / samt gewüssen etwelchen thieren / Vöglen / (Die Arch vor bildete Kirchen.) gewürm / welche nach ihrer art in disen Kasten par weis ein / und aus gangen sind. Es war aber dise Arch / mit allem so darein / was anbelangt ihre erbauung / beschaffenheit / abteilung / stuken / und theilen / zustand / und schwebung in / durch / under / und über das gewässer / jhr end / und außgang / ein lebhafftes muster / und entwurff der streitenden Kirchen / auff dem wütenden Meer der Erden / bis sie triumphirend wird. Wie es auch nachge hends Christus der Herr entworffen Mat. VIII. mit seiner Schiffart / da das Schifflein begunte zu sinken / von sturmwinden / und wasser wellen getriben / der Herr (Wie die sündfluß kom̅en.) als schlaffend darinn / die jünger schrejeten / und rufften. Wann dan nun es an dem / daß die Göttliche gerechtigkeit sich müßte offenbaren / und Gottes zorn vom Him̅el herab / zugleich alle Elementen / Creaturen dem Allmechtigen zu diensten stehen müssen / welcher ist gleich wie ein überfliessendes Meer alles guten gegen die seinen / alß auch hat er ein außgerüstetes Zeughaus von allerhand Waaffen / und sizet auff einem hohen erhabnen thron der allerhöchste / alles gleichsam überschend / ein allwüssender / allenthalben gegen wertiger Gott / und herzenkündiger / um von der höhe herab die Pfeil ab seinem gespanten bogen zuschiessen / auff die köpfe der verächter seiner Göttlichen Majestet: nach dem Noah / und die seinen / und die reinen / unreinen thier / Vögel / gewürm in die Arch eingangen / die thüren von Gott selbsten zugeschlossen worden / als welcher mit gnad und raach allhier alles thut: da brachen auff alle [16] brünnen der grossen tieffen / und thaten sich auff die fenster deß Himmels / und kam ein Regen auff Erden 40. Tag und Nacht / vom 17. (Wan die süntfluß angangen.) Tag an deß anderen monats (welcher sein soll unser April / biß an den 23. May) ergeüste sich das wasser häufftig / und grausam von oben / und unden / alles was ein lebendigen ahtem hatte / und aussert der Arch / gienge jämerlich zu grund / niemand könte beschüzen die höchsten Berge / Bäüme / gipfel der gebäuen / so daß auch das wasser 15. Ellen hoch über die höchsten Berge / in der ganzen weiten Welt überloffen / und dis geschach im 600. jahr deß alters Noah: in dem jahr von erschaffung der Welt 1656. (Josephus der Jüdische geschicht schreiber hat sich etwann geirret.) Josephus der Jüdische geschicht schreiber / aufferzogen in der synagog, deren vertrawet war Gottes wort / Rom. II. hat etwan in abzehlung der Tagen / zeiten / und anderen / hier und dort / sich geirret. Er gedenkt aber erwelcher Heidnischen Scribenten, die deß (Ziecht Heidnische Historicos an wegen der Arch.) Sündflusses meldung gethan / und grobe irrige meinung von einem Berg / der noch herfür gangen / hatten. Die Heidnische Poeten Horatius, Ovidius, und andere Historienschreiber / Mela, Solinus, Plinius, haben auch von disem erschrokenlichen gericht Gottes gewußt. Die Americaner / wie auß derselben histori bekant / konten auch etwas hiervon reden / zweiffels frej von ihren vorfahren her / da hat etwan der satan / die Göttliche wahrheit / zu verdunklen / oder suspect zu machen / oder etwas nachzuäffien / sein spil wunderlich gehabt. Als nun im anfang unsers Monatz Decembr. das gewitter (Cluver p. 4 Wann Noah auß dem kasten sangen.) gestillet / der ungeheüre häuffige Regen auffhörte / die wellen sich allgemächlich legten / das Gewässer nach und nach abnemmend wider verloffen / und die spizen der bergensich wider erzeigten / da sich die Arch auff dem gebirge Ararat nider gelassen / ließ Noah einen raben fliegen / auß den fenster / oder tagloch / welches die Arch einzig hatte / der nit mehr zu ihme kam / sonder hin und her geschwebt / bis er sich sezenkönte. Darnach ließ er eine taube fahren / die kam wider weil sie nirgends ruhstatt finden könte. Widerumb schitte Noah ein tauben aus / welche mit erfreüung / und trost der Menschen um Vesperzeit wider kame / in dem schnabel ein ölblat haltend / zu merklicher bedeütsamkeit. Darum auff Gottes geheis / bej angehendem 1657. jahr von erschaffung der welt / gieng Noah [17] auß dem Kasten / und alles so darinn ware / das erdreich fürbas zu bewohnen / zu bawen / und die Welt auffs neüe mit allem zuerfüllen und zu mehren. (Was nach der Sündfluß bis auf de̅ tod Noch erfoigt.) Noah / der rechte Janus / in die alte und neüe Welt schauend / wußte so bald / als er den fuß auff den troknen boden gesezt / nach der ihme von dem Geist Gottes eingepflanzten Gottes sorcht / was ihme zu thun / nemlich die schuldige dankbarkeit ablegen gegen dem Herren / welchem sie allein gebührte / und die grösse der erwisnen gutthat erforderte. Und derohalben / nach der dazumal üblichen von Gott anbefohlenen manier deß Gottes-diensts / bawete er einen altar / und verrichtete ein herrliches und reiches Opfer / dessen geruch der höchste gerochen / daß ist / hat selbiges wegen deß glaubens / und fromkeit deß opferenden / zu gnädigem wolgefallen angenommen / (Regenbogen was er bedeüte.) darauff seinen bogen in die wolken gesezt / zu sicherem Pfande / daß hinfüro der erdboden nicht mehr also dürchs wasser solle verderbet werden / sonder biß an das ende der Welt / welches durchs ander Element deß feürs wird beschehen / solte nicht auffhören saamen / und erndt / frost und hiz / Som̅er und Winter / Tag und Nacht. (Regenbogen waren auch vor der Sündflut.) Darbej dann / so offt ein Regenbogen sich erzeigt / die Menschen ihnen zu gemüth führen sollen / den undergang der ersten welt / und dero sünden / um selbige zu meiden / und bedenken die Göttliche gerechtigkeit / daß sie sich förchten / und seiner gnad und güte zu ihrem trost. Es ist aber nit zu zweiflen / daß nicht auch Regenbogen vor der Sündfluß waren / allhier ist er allein zum ersten ein gnadenzeichen sonderbar worden. Sintemahlen die ursachen / dardurch solche vilfarbige bogen entstehen in einer so genanten fruchtbare wolken eben vor dem Sündfluß / wie nachgehends / waren. (Noah ward ein Akerman̅ und Wein. gärtner.) Der lebens beruff und stand Noeh / wie der H. Alt-Vatter dazumal in gemein / ware die Aker und Felde bawen / weinberge pflanzen. Dar auff seine schwachheit sich eräugt / sein jüngster Sohn der Cham verspottet seinen durch trunkenheit eingeschlaffnen / und aufgedekten Vatter / welches Sem und Japhet nit thaten / sonder erstatteten (Welche Völker von Sem / Japhet / Cham herkommen.) ihre gebühr. Darum dise gesegnet / jener aber verflucht worden. Und alß Noah 950. jahr gelebt / starb er. Von seinen drejen Söhnen / ist nach und nach die ganze welt wider ergänzet / und Volkreich gemacht worden. Von Sem sollen herkom̅en sein die Elymeer / Assyrier / Chaldeer / Lydier / Syrer / [18] Araber / Armenier / Indier / von Japhet die Galater / Scythen / Cilicier / Paphlagonier / Cyprier / Rhodier. Von Cham / die Moren / Aegyptier / Libier / Getulier / Phoenicier / und die in Palestina gewohnt haben. Da dan etwan diser Enkel / und nachkom̅en selbst namen die Länder und ihre einwohner bezeichnen. Es wirdt auch darfür gehalten / Japhet habe Europam / der Sem Asiam, und Africam der verfluchte Cham mit den ihrigen bewohnt. Der Sem solle in Morgenland bliben sein / Japhet und seine nach fahren / gegen Abend und mitternacht sich ausgebreitet haben. Cham aber habe die mittags-Länder behalten. Etliche wollen bescheinen das die Teütschen (Tuisconier) von Japhet herkom̅en: Bej anlaß der trunkenheit Noeh / welcher empfunden deß weins (Ob der Rebbau / und das Weintrincken / vor dem Sündfluß auch im schwang gangen.) krafft / haben etliche disen zweifel / ob auch vor der Sündfluß der rebbau und Weintrinke̅ im schwang gange̅. Worauff zuwissen / daß der reben und Traübensaffts gebrauch / vorhin auch ware / auß folgenden gründen: Erstlich weil dis edle gewächs / als ein nuzliches ding von Gott anfänglich / wie anders erschaffen / dem Menschen zum besten. Darnach weil Christus der Herr Mat. XXIV. v. 38. von den Leüten in der ersten Welt sagt / sie assen und trunken. Wordurch zweiffels frej eine solche schwelgerej verstanden wird / die auß mißbrauch deß weins beschicht. Drittens / waren die opfer befohlen von Vieh / erdengewächs speiß und trankopfer / und hiemit auch vom Wein. Weiln nun Noah ein anfänger ware alles dessen in der neuen Welt / so mußte er das verderbte wider repariren und aufrichten: als wird recht von jhm gesagt: Er fieng an Aker zubauen / Weinberge zupflanzen. Und wie wolte er gewußt haben mit dem Räbbau umbzugehen / so er vorhin nicht dessen eine Wissenschaft gehabt (Der Rebbau und Wein trinken vor der sünd flutt nicht so gemein / wie nachgehends.) hätte? Wiewol allhie der jenigen meinung uns nicht mißfället / welche sagen / der Räbbau und des Weins getrank seje nicht so gemein / so überflüssig im schwang gangen vorhin und vor dem Sündfluß / wie nachgehends: Sondern es sejen da und dort die Reben von sich selbsten auch daher gewachsen / wie etwan noch zur zeit da und dort mehr beschicht / und die trauben mit ihrem safft alß ein sondertraut und etwas sonderliches beobachtet und genossen worden. (Woher Noah die Reben nach der Sündflut gehabt.) Woher aber Noah die Reben bekom̅en / von welchen er nichts mit sich in die Arch genommen / und alles durch die Sündfluß ver [19] derbt worden / fragt sich: Darauf kein andere als dise Antwort zugeben / nämlich durch Gottes Fürsehung sejen etwelche Reben am selbigen Orth / da Noah ware / erhalten worden / welche herfürkommen / und von Noah weiters gepflanzet und gebauen worden. (Rivet. Exercitat. in Genesin.) Sonsten was allhier Jüdische und Heidnische Fablen sind / die müssen ihren Urhebern wider heimgewisen werden. Als das Noah von einem Bok / welcher an einem Orth Trauben erschnappet / und (Jüdische / Heidnische Gedichte vom Vrsprung deß Weintrinkens.) darüber anhebte die andern Thier zustossen / gelenret habe / was Reben und Wein sejen. Oder wie der Heiden Fabel ist / von einem Staphylo / deß Oenei Geißhirten / welcher da er sahe eine Geiß / nach dem sie Trauben geessen / lustiger als andere und springend / habe er es Oeneo wider angezeigt / daher der Räbbau und Weinpressen entstanden. (Ob die Leuth in der ersten Welt auch fleisch geesen haben.) Eben aus diesem wunderlichen Fundament / das GOtt der Herr nach der Sündflut dem Noah und den seinen befohlen / und gewalt geben / der Thieren und ihres Fleisches zugeniessen / und in was weis / nämlich nicht rau oder noch im Blut / entsteht der ander irrthum̅ / in welchem auch sonsten verrühmte Kirchenvätter gesteket / als wann die Leuth in der ersten Welt / kein fleisch gessen / sonder sich allein der erdengewächsen beholffen haben. Das widerspil erwindt folgendes: Erstlich / weilen die leuth nach dem sündenfall / sich mit der thiere̅ häut haben müssen bekleide̅ / ist dann gläublich / sie werden alles fleisch also weggeworffen haben. Darnach wann sie von kleinem und grossem vieh geopffert / haben sie zweifels frej darbej appetit und lust der thieren fleisch zu sieden und braten bekom̅en / gleich wie auch nachgehends befohlen worden / bej gewussen opfferen etwas darvon zu eignem gebrauch auszusöndern / heilige Mahlzeiten darob zuhalten. Und weil Gott nichts vergebens thut / warum̅ wolte so viel klein und groß Vieh erschaffen worden sein / dann nur zu deß Menschen nuzen und gebrauch in der ersten Welt / eben wie nachgehends / weil kein verbott hierum niemals geben worden. (Wie und warumb GOtt der HErr nachgehends etlich thier als unrein verbotten / und der Speisen underscheid gebotten) Zwahren nachgehends bej völliger Offenbarung deß Ceremonialischen Gesazes / sind etliche Thier und Gevögel zuessen verbotten worden / nicht als wann solche Creaturen / an und für sich selbsten und in ihrer natur unrein und bös weren / dan̅ Gott anfänglich alles gut erschaffen / und als gute Creaturen angesehen / sondern sie waren unrein / in betrachtung deß damaligen eine gewüsse zeit nur [20] zu seinem besondern Zwek und gebrauch / gegebnen Verbots und Gesazes. Warum̅ aber der Allerhöchste der Iscaelitischen Kirchen / neben andern Ceremonien dises verbott von der Speisen underscheid gegeben / können folgende Ursachen bejgebracht werden. Dann 1. so wolte Gott der Herr hiermit zeigen seinen bevollmächtigten und uneingeschrankten Gewalt über alles. Welcher mit dem seinen thut was er will. 2. Damit er lehrete / wie die Menschen in gebrauchung und niessung der Creaturen / von deß Erschöpfers derselben gnad und güte / Segen und Fürsehung dependieren und hangen müssen. 3. So wolte auch Gott hierdurch in seinem Volk erweken ein rechtes abscheuen ab der Heidnischen Abgotterej und Gözenopfern. Dan̅ was den Heiden (wie es jener Heidnische Historicus selbst bekannt) für Thiere heilig waren / und nicht solten angerühret werden / dieselben hat wollen angerührt und ihme aufgeopfert haben: Im gegentheil was bej den Heiden gemein und gebräuchig / daß mußte bej den Juden nicht also sejn. 4. So müßte auch das Volk Israel hierdurch nicht allein in den schranken der mässigkeit / reinigkeit / heiligkeit und des Gehorsams gehalten / sondern von andern ungläubigen underschieden werden / bis endlich solche schiedwand zwüschen den Völkern under dem Reich deß Messiae aufgehoben worden. Nun was geschahe weiters under der Nachkommenschaft Noah. Namlich Nimrod deß vermaledejeten Chams Enkel und Chusen Sohn / fieng an die Menschen mit gewalt ünd arglist gleich einem Jäger zu treiben / und auch zuvertreiben / die nicht in sein garn wolten / und zu desto mehrer seiner sicherheit / fieng er an nach der sündflut (gleich wie vorhin Cain) Stätte zubauen und fest zumachen. (Hohe Thurn zu Babel) Darum sich die Menschen von der Höhe in die Thäler / von den Ber gen in das ebne flache Land gelassen / daselbst fiengen sie under Nimrod an den sehr hohen Babylonischen Thurn zubauen / damit sie für fehrnerm Sündflut sich kon̅ten sicher machen. Von welches Thurn (Heidnische Gedicht von Himmelssturmenden Riesen) erbauung der Heiden Fabel entstanden / wegen den Riesen / die den Himmel besteigen wolten. Darum̅ der allweise Gott / zu sonderbarem zwek solches zwahren zugelassen / und aber da es zeit / der menschen thorheit zuoffenbaren / solches underfahen / in ein anlas der enderung in vil Sprachen / und wie man darfür hält in die 72. Sprachen gebracht / daß also ein verwirrtes Babel hieraus worden / keiner den andern mehr verstehen / und den Bau fortzusezen vermochten. [21] Die Hebraeische Sprach / welche vorhin durchgehend geredt wurde / bleibte bej deß Hebers Nachkommenschaft / welcher seinen zur selbigen zeit gebornen Sohn / eben von diser enderung der Sprachen und (Jahr der Welt 1758) vertheilung der Völkern Peleg genamset. Diß geschahe im jahr der Welt 1758. Was etwan noch zu unsern zeiten von solchem Thurn möchte (Was noch zu nusern Zeiten vom Thurn Babel zusehen) gesehen werden / schreibt D. Rauwolff in seinem Reisbuch pag. 204 205. also: Fehrner gleich für den Fleken Elugo hinaus / welcher auf ein viertel meil wegs von dannen zusehen / liget der Schloßberg in der ebne / darauf auch noch etliche rudera der alten Vestung stehn / die ganz zerfallen / und unbewohnet ligen bleiben: hinder dem in der nähe der Babylonische hohe Thurn gestanden / den die Kinder Noah (welche erstlich dise Landschaft nach der Sündflut bewohnet) bis an Himmel zuerbauen angefangen. Den ersihet man noch / und hält wol ein halbe meil wegs herum in sich / ist aber dermassen zerfallen und abgangen / daß er nicht mehr hohe / darzu auch vom Unzifer so gar eingenommen / und durchschloffen / daß man vor solchem nicht bald auf eine halbe meil wegs hinzu darff / dann zu Winterszeiten auff ein Monath zween / weiln es noch in löchern steket. Under disem unzifer finden sich fürnemlich Thierlein / welche mit dem Persianischen namen Eglo von den Einwohnern genannt werden / und sehr vergifft sind: die sind (wie mich andere berichtet) grösser als die Edexen / haben 3. Köpf / und oben vil sprengel von mehrerlei farben / lauffen herumb / nemmen nicht allein den Thurn / sondern auch den Schloßberg (der nicht sonders hoch) und den Brunnen ein / so gleich unden daran entspringet / daß man also auff dem Berg nicht wohnen / noch sicher von dem Wasser (welches gut für die läminen sejn soll) trinken darff. Das aller älteste Reich nun ware die Babylonische Monarchej welches gestifftet Assur oder Belus / einer von Sems nachkom̅enen. Wie dann Moses austrukenlich schreibt: Assur habe Niniven / und [22] andere grosse Stätt gebauen. Ninive von seinem Sohn Nino also genan̅t. Welcher Assur oder Bel nach seinem Tod für ein Abgott verehret worden: welches Wort Beel einen Hercen für sich selbsten heisset. Auch solle diser Beel der Heiden Saturnus / und deß Beels Sohn Ninus / der Jupiter gewesen sejn. Deß Chams Geschlecht wurde in Morgenland nicht geduldet. Dieses Babylonische Reich solle wol 1360. Jahr gewähret haben. Andere sezen nur MLXX. Disem als seinem Vatter folgete nach Ninus / welcher in der Abgötterej und anbättung der Creaturen / und über viel Volk / Land und Leuth zuregieren / sehr hizig und begirig. Daher er nicht allein Benachbarte und angrenzende Länder und Leuthe / sondern nach und nach bald ganz Morgenland under sich gebracht. Den leztern Krieg hat er geführt mit Zoroastro der Bactrianer König / welcher die zauberej und die Wüssenschaft von deß Gestirns Lauff erfunden haben solle. (Diodorus Siculus libr: 3.) Wann Diodorus Siculus und der jenige auß dem er es hat Clesias nicht betriegen / so hat Ninus ein Kriegsheer von Sibenzehen mal hundert tausend zu Fuß / und zwejmal hundert tausend zu Pferd geführt: Im Gegentheil hatte Zoroaster viermal hundert tausend Mann. Nach dises Nini ableiben / regierte 42 jahr sein Ehweib die Semiramis / durch dero frejung Babylonien an Ninum solle kommen sein. Sie hat die Leut können bezauberen / in Mans-kleider aufziehend daß sie glaubten / der König regierte noch. Durch Krieg überwand und underwarff sie ihren die Mohren und Indianer und hat etliche Stätt von neüem gebaut / die Statt Babylon erweitert / mit einem wunderbaren gewelbten garten gezieret / darum ein solche maur geführt / daß solches under die 7. wunderwerk der welt gezehlet worden. Hat auch durch graben die zwej Wasser / Tyger / und Euphrat in einanderfliessend und an einander hangend gemacht / und anders über Weibliche̅ geschlechts Kräfften außgerichtet / solle auch einen Löwen erlegt haben. Alß sie einsmals ihr Haar strehlete / und jezo wider auff binden wolte / kam ihr Zeitung / wie die Babylonier von ihr abgefallen. Da machte sie sich geschwind auff / ließ das halbe theil deß hars fliegen / zoge wider die abtrünnigen zu Feld / und machte sie ihren wider underthänig. Darum zu Babylon ihren zu ehren / ein marmorsteinern [23] (Valer. Max. lib. 9. c. 3.) Bild / in der weis / geberd und Kleidung / wie sie in disen streit ausgezogen / auffgerichtet worden. Darbey aber ware sie sehr unkeüsch / und als sie ihres eigne̅ Sohns beischlaaff und blutschand zu verüben begerte / se je sie von ihme getödet worden. Kurz vor ihrem tod / habe sie ihren lassen ein Grabstell zurüsten / und darauff schreiben: Da etwan ein König nach uns gelts von nöhten / der öffne das grab / und nehme so vil ihm beliebt. Da nun Darius der Perser König dahin kommen seje / und das Gewölb öffnen lassen / seje kein Gold noch Gelt gefunden worden / sonder an Statt dessen / ein solche Schrifft: Wärestu nicht ein böser Mensch / und unersättlich mit Gelt / so wurdestu nit bej dem todtengebeln reichthum̅ gesucht haben. (Ninyas oder Ninus der jünger.) Ihr Sohn Ninyas / welcher gleichsam mit der Mutter getauschet / und an ihr Statt zu einem Weib worden / hat nichts sonderliches gethan / so man̅lich und lobens werth / auch sich selten zu den Männeren gehalten / vilmehr im Frauen-zim̅er / und in wollüst sein zeit / und alter zugebracht / und 38. jahr geherrschet. Andere Könige so auff ihne erfolg / waren eben diser Haaren / hatten nichts alß den blossen nam̅en König / ohne Königliche und Heroische thaten nur den wollüsten ergeben. Daher die Gottlosigkeit gewaltig zugenom̅en / samt aller frechheit und muhtwillen / laut dem gemeinen sprüchwort: Qualis Rex, talis Grex, wie der König / so sind auch die underthanen. Es haben sich aber solcher überhand nem̅enden grewlen widersetzet / die damals treueifrige diener Gottes / die H. Patriarchen / und ihres theils der Kirchen partej gewaltig vermehrt durch Gottes gnad / und bejstand. (Wer und was Melchisedech gewesen) Ein solcher ware insonderheit um selbige zeit Melchisedech ein Priester Gottes deß Allerhöchsten / der dem wahren Gott Himmels und der Erden gedient / in desselben ware̅ erkantnuß und forcht / er ware darbej auch ein König selbiger zeiten / und orten. Diser Melchisedech (Jahr der Welt 2024.) nun ware nicht etwan̅ ein Engel / oder der H. Geist in angenommener sichtbarlicher gestalt erschienen / wie etliche vermuhtet / auch ware er nit der Sem Noehs Sohn / alß welches geschlecht Vatter und mutter beschriben worden / dises aber nicht. Sein Vatter und Mutter werden verschwigen in der H. Schrifft. Die er doch hatte / wie andere Menschen / aber mit fleiß hat sie der H. Geist [24] (???chisedech ein Vor??? auf Christum.) durch Mosen übergangen / damit er ein bequemes vorbilde auff unseren Herren Jesum Christum sein könte / wie Hebr. VII. zulesen. Welcher ohn Vatter belangend seine menschheit / ohn Mutter in ansehung seiner Gottheit / ohn geschlecht / ohn anfang seiner Tagen / und ohn end seines lebens / aller Massen wie Melchisedec in der H. Schrifft also und ohn meldung seiner geburt / und todes eingeführt wird. (Der Rabbiner schwärmerej.) Darum es ein schandloser irrthum ist der lästerlichen Rabbinen / welche außgeben / der elteren Melchisedechs werde darum nit gedacht / weil sie verschreire Leüt gewesen sejen. (Melchisedech ein Vorhild / wz sein Ram / Persohn / Ampt betrifft / und das Orth allwo er sein Residenz gehabt.) So vergleicht sich auch Melchisedec in gemein mit dem Sohn Gottes / wann wir den nam̅en difes Königs bedänken / welcher so vil heist / als ein König der gerechtigkeit. Welcher nam dazumal nit allen Königen selbiger orten gemein ware / wie der nam Pharao den Königen in Aegypten / das wort Caesar den Römischen Käiseren / sonder es war ein eigenthüm̅licher nam̅ / einer gewüssen sonderbaren Persohn gehörend. In der Person ware Melchisedec auch ein vorbild auf Christum / und dan̅ betreffend sein zweifaches amt / so er getragen / er war ein Priester / darnach ein König / und ein König zu Salem / daß ist fridens König / ein König / der Friden / und gerechtigkeit in seinem reich verschaffet. So ist auch der ort / allwo Melchisedec regiert / so eben der ort / dahin nachgehends die Statt Jerusalem erbawet worden / ein Vorbilde der streitenden / und triumphirenden Kirchen. (Abraham) Eben um selbige zeit lebte Abraham / ein fürtrefflicher Patriarch und Gottes freünd / ein Vatter aller gläubigen / welcher sonderbare offenbarungen / verheissungen empfangen / und mit freüden den tag deß Messiae / der auß seinen lenden als der gebenedeite weibs samen solte herkom̅en und erbohren werden / gesehen Ioh. VIII. disem Abraham brachte jener Melchisedec brodt und wein entgegen / ihne / und die seinen zu erquiken / deme hinwider Abraham den zehenden von der eroberten beüte gab. Eine gewaltige gewaltiger (Melchisedech erlabet den Abraham und die seinen mit Brot und Wein.) Männeren zusam̅enkunfft! Die sachen aber trugen sich also zu. Alß Ninus der jüngere vil schlachten gethan / und obgesiget / viel Land und Leüt bezwungen / und zum gehorsam gebracht / hat er auch under seine Obersten / beamteten / und befelchshaber seine herrschafften vertheilt / die alß seine Statthalter müßten Regieren. Dem [25] (Cluver. p. 9) Amraphel gab er Babylonien / Ariocho Ponten / der Kedor Laom ar ward gesezt über die Elymeer / Thideal über Pamphylien. Dise durch eine gemachte verbindung zwingten die angrenzenden under das joch / und fuhren fort mit ihrer Tyrannej. Sie bezwangen die (Jahr der Welt 2038.) rebellischen Regenten über die Statt Sodoma / und andere. Diß gieng eine zeit lang glüklich abstatt / und überwunden vil / auch Risen / und bald ganz Arabiam, und was an dem fluß Jordan. Also nun begab es sich / daß Loth / welcher vorhin von Abraham auß gewissen ursachen geschiden / da ihme Abraham die wahl aufgethan zur rechten oder zur linken zu wanderen / auch samt den seinen in deßgleichen überfall gefangen worden. So bald nun der H. Patriarch dessen zeitung bekam / bewaafnet er seine knechte und underthanen / schlug die Feinde / jagte ihnen das ihre ab und erlösete den Loth mit den seinen. Darauff kam ihm Melchisedec mit Brot und Wein entgegen / nicht selbiges zu opferen / sonder sie zuerlaben alß ermüdete: so waren dazumal die Opfer befohlen / heüt zu Tag aber / und im N. Testament sind sie abgeschafft. Es war aber Abraham anfänglich wunderbar durch Gottes gnaden beruff von Uhr auß Chaldea erfordert und weggeführt mit seiner haußfrau Sarah / deren namen Gott selbst geendert. Dise Sarah ward ein Weib von trefflicher schönheit / darum sie von zwejen Königen in Aegypten und Palaestina under das Frauen-Zimmer gebracht / aber von Gott bej ehren erhalten / und dem Abraham wider zugestelt worden. Ein tugendsame Weibs Person / und um dessentwegen vom Heiligen Geist dem weiblichen geschlecht zum Exempel fürgestelt. Vnd alß dise beide Kinderloß / weil Sarah unfruchtbar war / ist der Sohn Gottes mit zwejen Englen dem Abraham er schienen um̅ den mittag / da er vor seiner hütten sasse. Worüber die verheissung beschehen vom Isac / welcher also genent ware um das Sarah gelachet / wegen beider nunmehr verstorbnen / und veralteten leiberen. Vnd nach dem dise aller edelste gäste mittagmahl gehalten in der hütten Abrahams / ward ihme hernach (Jahr der Welt 2047.) geoffenbaret / der undergang Sodoma / und der übrigen Stätten / für welche Abraham den allgemeinen Weltrichter gebätten / und so vil vermögen / daß wann nur 10. gerechten vorhanden gewesen / denselbigen were um̅ solcher willen verschonet worden.
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Alß nun Isac gebohren / und am 8. tag nach Gottes befehl beschnitten worden / welches Sacrament solte versiglen den gnadenbund / und eben das jenige bedeuten / was im N. Testament der Christliche Tauff ausweiset / da auch Isac zu etwelchen jahren kom̅en / darum daß sie sich nicht vertragen könten / mußte der Ismael als ein spötter / von der Agar erzeüget / mit der Mutter fortwanderen / deren doch der Engel ein brun̅en gezeigt / um sie zu erlaben. Nach disem versuchte Gott den Abraham / und sezet ihn gewaltiglichen auf die Prob / befahl ihm seinen einigen Sohn / den Isac / den er lieb hatte / auff welchem die verheissung bestunde / zu schlachten / und auff zuopferen auff dem Berg Moriah. Abraham besinte sich nicht lang / glaubte auff hoffnung under der hoffnung / wider die hoffnung / und gab Gott die ehr / wolte solches werkstellig machen / und aber der engel Gottes / da er jez wolte ansezen mit dem Messer / (Jahr der Welt 2062.) verhinderte es / und wurde an Statt deß Isacs ein Wider mit den hörneren in Dörnen eingewiklet / geschlachtet / und geopfert. Alles zu einem klaren vorbilde auff Christum / und die grosse liebe Gottes gegen uns / dardurch uns der Sohn Gottes selbsten zum Opfer ist gegeben und geschenket worden / auch seine passion hierbej und dörnene Krönung zu bedeüten. Dise geschicht nach zu äffen / hat der Satan die Barbarischen Völker / auch Kinder und Menschen zu opferen / angetriben. Es wurde aber dem Abraham sein liebste Sarah / (mit welcher er vil liebs und leids gehabt / in mancherlej gefahren / under frömden Völkern / in hungers noth / und anderen / darinn sie Gott der Herr erhalten / und wunderlich beschüzet hatte) durch den zeitlichen (Jahr der Welt 2086.) tod weggenom̅en im 127. jahr ihres alters / da Abraham 137. jahr alt ware / welcher dise seine Sarah sehr betrauret / und ehrlich begraben hatte. An dero Statt er sich mit Cetura verheürahtet / und kinder gezeüget. (Loth.) Loth / die gerechte Seel / thate sein bestes auch / zur selbigen verderbten zeit / under den gottlosen / welcher zu Sodom gewohnt / under einem / allen greulen / und Him̅el schreienden sünden ergebnen Volk / darum sie auch mit einem Feüer und Schwefel Regen vom Him̅el herab umgekehrt / verbrandt / und noch heüt zu tag allen unbusfertigen sündenknechten zum bejspil Göttlicher raach / durch einen stinkenden See / daß todte Meer genant / fürgestelt. Haben also [27] dise gottlosen Leüt die gerechte und ihren unflätigen sünden gemässe straff bekom̅en. Nach dem vorhin Lot und die seinen / durch den dienst der Englen genötiget außzugehen / auch außgeführt worden mit außtruklichem befehl / daß niemands solte zuruk sehen / welche Engel die bößwicht begehrten / und darauff wolten das Haus stürmen / wo sie nicht mit Blindheit geschlagen worden / worauff Loth ganz perplex, und verwirrer / doch ohne fug und recht / sonder ohnbesint / seine Töchteren angetragen. Indessen hat sich auffs neüs eingericht Gottes an deß Loths weib begehen / welche zur salzsäulen worden / darum daß sie sich schwerlich und vilfaltig wider die Majestet Gottes ver sündiget hatte / mit ihrem zuruksehen. (Was es beutiges tags für ein aussehen hab bei und um̅ das tod ne Meer.) Was aber selbige gegend / da Sodoma / und die übrige Stätte gestanden / und der See Asphaltites sampt den angrenzenden orten für ein aussehen haben zu gegenwertigen zeiten / wollen wir auß eines Glaubwirdigen Schrifften / welcher alles mit augen gesehen / und verzeichnet hat / allen Menschen zur wahrnung / hier bejbringen / und lautet der bericht also. (Jacob Am̅ans Reisbüchlein / Blat 144.) Nach dem wir über das gebirg und zu nechst auff die höche bey dem todten Meer kamen / ungefahr 3. meil von Jerusalem / und ein meil vom Jordan: trafen wir allda an ein Schloß in dem gedachten unfruchtbarn gebirg welches mit einer maur umbfangen / darinnen ein Türkische Kirch mit etlichen behausungen stehet / und von den Araberen bewohnet wird: darbey lägerten wir uns / und fiengen an zu essen und trinken / was ein jede gesellschafft mit sich genommen hatte. In dem gieng Herr Peter Graffe und ich mit jhme hinfür auff das gebirg. Dann man grad am end deß weiten und langen thals / einstheils in das Todte Meer sicht / (Orth das Sodoma und Gomor ra gestanden.) da Sodoma und Gomorra gestanden: anderstheils wie der Jordan am end und anfang deß Meers darein fleußt. Wir weren wol gern vollend hinab gewesen / weil es aber unsicher / und der tag anfieng sich neigen / kehreten wir widerum̅ zu unser gesellschafft. Vnder dessen trügen die Araber stein zusamen / wie auch etliche der unsern / schlü [28] gen dei von felsen / oder wo sie hin und her lagen / zundten (Stein voll schwäfel und Bäch umb das Todte Meer.) die stein an mit etwas kleinem gesteüd / welche stein brännen und flammen wie das holtz / mit einem dicken rauch / stinken aber dermassen von Schwäfel und Bäch / daß man nicht lang nach darbey bleiben mag. Vnd je neher man zu dem Todten Meer kompt / je lieber die stein auff jez erzelte weiß brännen. Es sind auch dise felsen und stein überzogen ganz weiß / als werens mit weisser äsche̅ besäjer oder besprengt. Vnd wen̅ man die stein zerschlägt / so sind sie inwendig dunkel äschenfarb: sie verbrännen auch (Wielang solche stein brunnen.) nicht ganz und gar / sondern wann der schwäfel und Bäch darauß gebrännet / bleiben die stein etwas kleiner als zuvor und werden ganz Schwarz / und brännen alsdann nicht mehr / wie ich solches selbsten probiert / und der steinen ein zimliches stuk herauß gebracht hab. Es zeigen die Araber an / daß die felsen und stein ein stund wegs in der breite um̅ das Todte Meer her / sonst nirgends also beschaffen / welches nun gläublich und Augenscheinlich ist: allein hab ich gefunden / da die felsen sandig sind / daß die stein wol stinken / aber nit brännen wöllen. (Lenge und breite deß Todten oder Salzmeers) Dises Todte Meer ligt zum theil der lenge nach von Nidergang gegen Auffgang / und erstreckt sich dann zum end nach Mittag. Es ist etlich meil lang und breit. Es berichten auch die einwohner / das nichts lebendigs weder Fisch noch anders in dem Todten Meer hinunder sincken oder ertrincken könne. (Jorda̅ versenkt sich in das Todte Meer.) Vnd dieweil der mechtig und edel Fluß Jordan in das Todte Meer fleüßt / so verliert sich das gute wasser in dem stinckenden versaltzen Meer / und hat keinen sichtigen außgang oder ablauf nit: wie dan̅ auch kein anzeigung ist / das die Kinder Israels ind das Gelobte land dardurch gezogen seyen: sondern wird darin̅en durch die Erde̅ verschlu̅- [00057] gen. Nach Nidergang allein / da der Jordan hinein fleußt / hat es ein weite ebne oder ein langes thal. Sonst aber zu den andern seiten umb das Todte Meer herumb sind weite (Hobe bebirg und Felsen bey dem Todten Meer.) und breite / hoche und gähe berg und felsen zusehen: sind mit Spitzen / als von feür verbrendt gantz unfruchtbar / dürr und öd / dann allda Arabia deserta, daß ist die wüste anfangt. Vnd ist wol wahr / wie S. Petrus spricht in seiner 2. Epistel 2. Cap. v. 6. daß die Stätte Sodoma und Gomorra zu äschen gemacht / umbgekehrt und verdammet / und also zum exempel gesetzt seyen denen / die Gottloß leben wurden: welche ort sonst ein lustgarten deß Herren genent worden. (Ort da Loths Haußfrau zur Salzseulen worden. Gen. 16. vn. 26.) Man zeigt uns auch der enden auf dem gebirge jenseit deß Jordans von Jerusalem die gelege̅heit / da deß Lots Hauß-frau hinder sich gesehen / und zur Saltzsaul worden / und geben die Araber für gewüß auß daß sie heut zu tag noch allda stehe / und wan̅ gleich etwas von diser Seül abgeschlagen / werde es doch über nacht widerumb gantz. Auch der enden sol sein das hoche gebirg / darauff Moses indas Gelobteland gesehen hat. Die folgende nacht haben unsere Araber oder geleidtsleuth wacht gehalten / und jhr zeit beim Feür mit singen / springen / und grossen freüden zugebracht / welches kurzweilig zu sehen war denen / die nicht schlaaffen kön̅en. Gegen tag mahneten sie uns widrum̅ fort zu reisen: Sassen derwegen auffunsere Pferd / und ritten vollends über das gemelte gebirg / und kamen gleich in das obgedachte zum theil breite / unfruchtbare Thal / daselbsten hielten wir still biß es gar tag ward. Nachmahl zugen wir weiter und fande̅ nicht weit vom Jordan vil sandächte hügel und lättgruben / daß etliche schwerlich hindurch kom̅en möchten. Ist auch allda wol zusehen / daß der Jordan zun zei [30] ten an underschidlichen orten außbricht: und zu nechst bej dem Jordan hin auff fieng es an widerumb etwas fruchtbar zu seyn von stauden und bäumen wie ein kleiner wald / darunder etliche den wyden bäumen nicht ungleich sind / hüpsch / lustig und grün. (Warumb Gott der Herr nit habe gewolt das man zu ruksehe / oder stehen bleibe / in derselben gegend.) Allhier aber entsteht billich die frag / warumb der gerechte Gott nicht gewolt habe / bej der umkehrung Sodom̅a / daß die durch der Engel dienst außgeführten Menschen sollen zuruk sehen oder still flehen / in derselben gegend / sonder ohnverzogenlich durchgehen. Namlich hiemit hat der höchste wollen an zeigen / daß der Loth / und die seine̅ jhre gemühter sollen ganz abziehen von der alten wohnung und sie erinneren darbej / daß sie mehr beobachten sollen ihr heil und wolfahrt / alß ihre verlassenschafft. Vnd weil zuruksehen allhier heist sich gerewen lassen dessen so man verlassen / und noch begirig darnach sein / müßten sie solche geberden bleiben lassen / durch welche deß gemühts offenharung / lieber und länger an selbigem ort zu bleiben / daß doch verflucht / sich erzeigte. Wann auch die Göttliche Raach die Menschen nit solle treffen / müssen sie eilen mit Loth auß der allgemeinen verderbnuß diser Welt ihre arme Seelen zu erretten / nicht lang neben sich / hinder sich in die Welt gaffen / sonder stetigs fortwanderen auff dem weg der Heiligung. Non progredi in via pietatis, est regredi, sägt Bernh. Wer nicht im̅er fortgehr auff dem weg der fromkeit / der gehet mehr hinder sich / alß für sich. Vnd wann die Menschen auß dem geistlichen Sodom einmal außgeführt / sollen sie nicht wider zuruksehen / sonder folgen der stim̅ Apoc. XVIII. v. 5. Gehet auß von ihr mein Volck / daß ihr nit theilhafftig werdet ihrer sünden / auff das ihr mit empfanget von ihren plagen. Sonsten da will auch Gott der Herr nicht haben / wo er den thron seiner Majestet / allmacht / gerechtigkeit / weißheit und herrlichkeit zeiget / daß die Menschen nur den fürwiz darbej abspeisen sollen: sondern sie sollen vilmehr erzitteren / und erbeben / in sich schlagen / und durch wahren glauben buß und bekehrung / mit Gott eiferig begehren verfühnt zu sein. (Von deß Loths Weib Verwandlu̅g in die Salzsäule.) Von der Salzseulen aber / darinn deß Loths Weib verwandelt worden / zeiget die H. Schrifft allein an das factum was da beschehen / den modum und wie es zugangen / verschweigt sie. Einmal [31] (Plin. lib. 31. c 7.) ware dis nicht gemein Salz / sonder mineralisch / daß an statt der hartesten und unzerreiblichsten steinen kan gebraucht werden. Die Rabbinen und Juden fabulieren alhier nach gewonheit / des Loths Weib seje darum zur Salzseulen worden / weil sie den armen Salz versagt / oder den Englen so bej ihren im hauß / kein Salz wollen geben / oder sie seje under dem fürwand Salz bej den Nachbauren zuentlehnen ausgangen / die Engel zuverrathen / darum̅ die Sodomiten für die Thüren kommen. Diß aber sind rechte mährlein / ihren Urhebern geziemend. Man haltet darfür / weiln auch under dem Schwefel und Pech-Regen seje Salz gewesen / wie Deut. 29. v. 23. Soph. 11. v. 9. gesagt wird / als seje diß Weib von einem theil dieses Regens / gleich einem Bliz und Stralstein getroffen / zusammen geschmolzen / verhartet / und zu einem harten Stein oder Salzsäulen (Tertul. p. m. 1097. Iren. libr. 4 adv. Haeret. c. 5. Josep p 8) worden dem leibe nach. Daß sie aber die form eines Menschen behalten / ja eines Weibs / und alle Glidmassen (worvon verwunderlich Tertullianus in seinen Versen hierüber selzame ding gehalten / und Irenaeus) ist nicht in Gottes Wort gegründet / noch von Josepho dem Jüdischen Geschichtschreiber und andern / welche diese Salzsäulen gesehen / angedeutet worden. (Ob Loths weib auch eweg verlohren.) Ob aber dises Weib auch ewiglich verlohren / und der Seelen nach zu grund gangen seje / wird zwahren in der H. Schrifft nicht angedeutet / man gehet aber dahin / daß sie der Seelen nach sälig worden / wie dann etwan ein zeitlich erschrökliches Gericht über die Menschen geht / da indessen Gott der Seelen schonet / weil sie auch von der Kirchen ware / und außgeführet aus Sodom / mit den Sodomitern nicht undergieng / sondern einem sonderbaren Gericht vorbehalten. (Was zuhalten von den unmu̅n digen Jungen Kindern in der Sündflut / und bej dem Vndergang Sodome? Ob alle / welche zeitlich auch ewig zu grund gangen sejen?) Was die jungen Kinder und Säuglich anbelangt / welche in der Sündflut und bej Undergang Sodom (wie dann deren eine unzahlbare Zahl wird gewesen sejn) mit den alten verderbt worden / So ist ihnen keines wegs unrecht beschehen / dann sie in der zuneigung und verderbten Natur waren / und noch worden werden / was die Alten gewesen. Zu Sodom waren Jungs und Alts interessirt, so auch in der ersten Welt fiengen die Jungen an zutreiben [32] was die Alten thaten. Ob aber alles was zeitlich zu grund gangen von den Menschen / auch seje verlohren worden / ist zuwüssen / daß was vor allen dingen anbelangt die jungen Kinder / sind sie verdam̅t worden / ists der Göttlichen Gerechtigkeit gemäß geschehen / sind etliche oder alle zum ewigen Leben kommen / ist ihnen eine ohnverdiente gnad widerfahren. Betreffend die Alten / so haben sie entweders Buß gethan noch zur leze oder nicht? Wer sich nicht bekehrt / ist ohnzweifel ewig verlohren / welche aber auf Loths und Noah predigen angedenken nach möchten sich geendert / reu und leid über ihre Sünden gehabt / und um̅ gnad geruffen haben / denen ist sie auch widerfahren. Wiewoln die alten Kirchenvätter und andere Gelehrten mehr solches halten von den Leuthen in der ersten Welt / als von den Sodomiten / weiln die Sündfluß nach und nach kommen / und hiemit plaz gelassen Buß zuthun / dises gericht aber / so über Sodom und die übrigen Stätte ergangen / uhrplözlich entstanden am morgen früh / da sie noch schlaffend / oder in ihren greulichen Sünden begriffen / und alsobald jämerlich im gestank / rauch / feuer / schwefel / salz / pech / verzehrt und aufgeriben worden. (Loths-fahl.) Nachgehends ist der sonst gerechte Loth in einen schwären sündenfall gerathen / als er trunken von Wein / wurd die Blutschand mit bäiden Töchtern verbracht / ohngeacht deß erschröklichen Gerichts / so erst über Sodom ergangen / daran sie sich hätten erspieglen sollen. Auß welchem schandtlichen Bejschlaff sind entsprungen die bäide Völker die Moabiter und Ammoniter / der Kirchen und deß Volks Gottes zu allen zeiten abgesagte Feind. (Wie es weiter in der Babylonischen Monarchej zugangen) Wir kommen aber wider auf die Reiche und Herrschafften der Welt. Dann nach dem Tod Nini / Semir amis und Ninyas / welcher lezte gehalten wird von eltichen für den Amraphel / der König zu Sennear war / dessen die H. Schrifft gedenkt / folgete Arius / Atalius / und in summa in die 49. König oder Monarchen / welche wir hiemit der Ordnung nach fürstellen.
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(Isaac.) In dem Chor H. Patriarchen nach der Sündflut / und nach Abraham folget Isaac / der einzige Erbe Abrahams / gleich wie seiner Güter / so auch der Tugenden / welchem Gott seine Verheissungen gethan / gleich wie Abraham: Mit seinem Weibe Reberca / die er durch Raht seines Vaters Abraham zur Ehe genom̅en / als sie 20. Jahr Kinderlos / hat er den Esau und Jakob die Zweiling [34] erzeugt. Da dann Jakob den Segen und den preis durch GOttes Wahl darvon getragen / bej zeiten von dem Esau das Recht der Erstgeburt mit list bekommen / dessentwegen er angefeindet und verfolgt worden. Es ist ihm aber durch das herrliche und trostreiche Gesichte / so jhme nachts in dem Traum vorkommen / sehende eine Leiter an dem Himmel stehen / auf welcher die Engel Gottes ab und auffgestigen / alles von Gott selbsten confirmiert und bestätiget worden / und er getröstet mit Gottes Fürsehung / gegenwart / schuz und Schirm / und der Englen dienst wider alle verwirrte gedanken / einsamkeit und verlassenheit. (Was das Gesicht der Himels Leitern / Genes. 28. bedenket.) Dazumahl ware diß Gesicht ein treffenliches Gemählde und Vorbilde / deutende auf deß Herren Christi Person / am̅t und gutthaten / welche vielfaltig / darauf man gen Himmel fleigt. Die absteigenden Engel haben solche auch so wol bedeutet / und alle gute gaben / welche durch Jesum Christum den wahren Canal auf uns herab fliessen / darbej der dienst der H. Englen mitbegriffen / welche gleich wie sie Jesu Christo gedient als dem haupt / also um̅ seinet willen dienen sie den Gliedern allen Kindern GOttes Hebr. 1. v. 14. Die aufsteigenden Engel sind die Gläubigen / welche mit ihrem geist / glauben und Gebätt zu Gott hinauf steigen. Es hatte diser from̅e Patriarch Jacob sonsten mehr sonderliche begnadungen von Gott erlangt / bej seinem ingerechten schweher Laban / deme er 14. jahr lang um̅ Rahel gedient / alß Laban vorhin betriegisch wegen der Lea mit ihm gehandlet / in dessen wurde er von Gott gesegnet in der viehzucht weit über den Laban. Hernach als er wider heimreisen wolte in seines Vatters land / begegneten jhm vil Engel gleich einem Kriegsheer / sein Bruder Esau müßte an Statt deß Feindtlichen ein bruderliches Herr zeigen. Es ist ihm auch der Sohn Gottes / zu einem forbott seiner Menschwerdung / gleich wie vorhin und nachgehends öffter / in angenom̅ener Menschlicher gestalt erschinen / hat mit ihme gerungen bis die morgenröhte angebrochen / durch eine wunderliche zulassung ihme den titul Israel das ist Gottes Fürst geben / und den Sig überlassen: Der streitenden Kirchen zum trost und underricht / welch eine procedur Gott mit den seinen hab / wann er sich für ihren widerwärtigen stelt / und wie alsdannund mit was frucht und nuzen zu kämpffen / wie auff solchem kampffhlaz und in solcher Creüzschul Gott verwunde und [35] heile; jenes daß die menschen nicht räucheren und opferen ihrem eignen garn und nez / dises damit sie probirt / geübet; bestätiget in allem guten / und zu letst desto mehr auß gnaden und nach gnadenreichen verheissungen coronirt und gekrönet werden. (12. Söhn Jakobs.) Von disem Patriarchen Jacob sind die 12. stäm̅e der Kinder Israel herkom̅en / namlich von seinen 12. Söhnen dem Ruben / Simeon, Levi, Juda-Dan, Naphthali, Gad, Aser, Jsaschar Zabulon, Joseph, Beniamin, bej welches geburt Rahel den Geist auffgeben / (Jahr der Weit 2206.) darum̅ sein nam̅en also heist. Vnder welchen der Stam̅ Juda zur geburtslini dem Messia und Heiland der Welt dem fleisch nach / bestimt / darvon Christus der Herr sein extraction und herkom̅en hat nem̅en sollen / wie dann Jacob der H. Patriarch / da er an leiden alt / an leben satt / voll deß H. Geistes / auff dem Todbeth ligend / getriben durch Prophetischen Geist hiervon geweissaget / alß er allen seinen Söhnen / was ihnen ins könfftig in ihrer nachkom̅enschafft / gutes und böses begegnen werde / angekündt / under anderem also spricht / Genes. 49. v. 10. Es wird das scepter von Juda nicht entwendet werden / nach ein meister von seinen füssen / bis das der held kom̅e / und demselben werden die Völker anhangen. Nur ein einige Dochter / nam̅ens Dina hatt Jacob / diese ward von Sichem einem Fürsten selbiges Landes geliebet und geschwächet / und damit er sie könte zur ehe haben ließ er sich und alle (Jahr der Welt 2215.) seine Vnderthanen beschneiden. Simeon und Levi richteten darüber ein grosses Blutbad an und ermördeten alles jähmerlich / dessentwegen Jacob sich mit seinem haußwesen von dort weg gemacht. (Oros. libr. 1 c. 7. Heidnische Abgötterey. Neuer Partieu lar Sündfluß) Um selbige zeit / wann in disem Land der wahre Gottes dienst befürdert ward / gienge die abgötterej durch deß Satans list an anderen orten auff / sonderlich in Griechenland / da schon da und dort die abgötter Iupiter, Apollo, Mars, Vulcanus, Minerva und andere angebetten wurden in vollem schwang. Daher solches zu rächen Gott der Herr widerum ein kleine Sündfluß über etwas Land und Leüt lassen ergehen / und wurden allein in Griechenland viel Menschen ersaüffet / da Ogyges zu Thebe regiert. (Joseph.) Denkwürdig aber und sehr wunderbar ware die Histori deß Josephs / Jacobs Sohn von der Rahel gezeüget. Welcher alß ein Gottsfürchtiger Tugendsamer Jüngling von Gott zu höheren sachen gewidmet / und durch Göttliche träüme darzu auffgemun [36] tert / bej zeiten seiner Brüder durch Satans list / neid und auffsaz gehabt. Dannether in eine gruben geworffen / der gute Alt-Vatter / als were Joseph von einem Wildenthier zerrissen / betrogen worden / nach dem sie ihn Midianitischen Kauff-Leüten unbarmherziger ja Vnmenschlicher weise verkaufft hatten. Gleich wie aber die Göttliche fürsehung im̅erdar kräfftig sich erzeigt und Gott der Herr die seinen wunderlich führt / als kame Joseph in Egypten / da sich zwaren die sachen rauch anliessen / er auch umb seiner Gottesforcht / Tugend und Keüschheit willen / von Potiphars Weib / so das ihre dem Joseph wolte heim weisen / verleümder / beides das gefängnus und verfolgung müßte leiden / bis ihn der gerechte allwissende Gott herfürgezogen / mit weißheit heimliche ding zu offenbaren begaabet / also daß er Pharaoni seinen Traum von 7. fetten / und mageren (Jahr der Welt 2230.) Kühen außgelegt / darüber auffs stattliche / herrlichste und prächtigste gekleidet / und geschmüket / alß deß Landes Vatter menniglich (Joseph ein vorbild auff Christum.) durch Herolden fürgestelt und bis an das Scepter Pharaonis erhöcht worden. In welchem allem er nicht auffhört zu sein / ein schönes anmühtiges vorbilde auff Christum den Herren / welcher anfänglich ernidriget / verachtet / auß neid und hass verkaufft / getödet und begraben: Nachgehends wider erhöcht und zur rechten der Majestet in der höhe gesezet worden. (Heidnische gedicht / wegen Josephs. Diodor. Sic lib. 1.) Daher auch die Heidnische fablen / die ihren Hermen, alß ein urheber der künsten und wissenschaffen / in Egypten entstanden / angeben haben. Welches kein anderer dann Joseph ware / der Göttliche und weltliche weißheit und disciplinas under das volk gebracht. Jacob der from̅e Vatter / durch theüre zeiten getrihen / schiket seine Söhne in Egypthen. Joseph alß ein Mensch / um ihnen den an ihme begangnen ohnverantwortlichen fehler desto das einzuschärffen / verstellet sich / und weket seinen Brüderen das gewüssen auff / bis endlich Benjamin kame / und Joseph mit weine̅ sich offe̅bahrete. (Joseph ferner ein vorbild.) Darinn er wider ein vorbilde auff Christum den Herren ware / welcher sich nach seiner aufferstehung seinen jüngeren etwan verborgen ein zeit lang / wie den gen Emaus gehenden begegnet / und noch heüt zu tag / gegen die from̅en heist es; Wo er am besten ist / da will er es nit entdeken. Hier auff machte sich der wider erfreüte / und gleichsam lebendig gemachte Vater Jakob / mit den seinen in die 70. Seelen / in [37] (Jahr der Welt 2239.) Egypten. Daß Ländlein Gossen wurde ihnen vermittelst deß Josephen / welcher seinen Alt-Vatter wol empfangen / vergönstiget / darinn zu wohnen absönderlich / und sind in 215. jahren / von solchen 70. Menschen / in die sechsmal Hundert Tausend man̅ herkom̅en / und hiemit die Göttliche verheissung / von vermehrung der H. Patriarchen sahmen gleich dem staub auff dem erdreich / der sternen am (Jacob stirbt. 147.) Him̅el / das sand am Meer / erfült worden. In dessen alß Jacob 17. in Egypten / 147. jahr in der Welt wanderschafft zugebracht / stirbt er under den händen seiner Söhnen / und ward in seiner Vätbegräbnuß zu Hebron auffs beste von Joseph mit erlaubnus deß Königs bejgesezt. (Josephs Tod Jahr der Welt 2310.) Joseph verließ die seinen nicht / und lebte noch 54. jahr hernach und als er jez seines bevorstehenden ends gewahrte / verordnete er in seinem Testament / daß seine Brüder / und verwandten / welches sie angelobt / wann sie wurden auß Egypten außziehen / seine gebein mit sich ab / und weg führen solten. Solches thate sein Gottsforcht und wahrer glaub. Er liesse hindersich seine beide Söhne Manasse, und Ephraim. (Job.) Um diese zeiten nun solle sich die Histori deß gedultigen Jobs zugetragen haben. Welches ein gewüsser Historicus verwunderlich für eine histori des im Elend schwebenden Mosis halten wollen / under disem titul / daß aber nicht zu glauben. (Heidnisch geschicht.) Auch sollen um̅ dise zeiten under den Heiden ihr wesen gehabt und ansehnlich gewesen sein Argus, der sonst centoculus der Hunderthäügige (Euseb in Chro.) genant ware. Prometeus und sein Bruder Atlas / von welchem die Heiden getichtet er trage den Him̅el auff seinen achslen / weil er namlich die wissenschafft von deß Himmels gestirn fortpflanzte. (Kläglicher zustand der Israeliten nach Josephs ableiben.) Gleich wie nun nach ableiben der Regenten / die wol geregiert haben / auch änderung in den Regimenteren selbsten entstehen / also gieng es auch allhier. Nach Pharaonis und Josephs tod / kam ein ander König auff in Egypten / grob / grausam und undankbar / der wüßte nichts oder wolte gern nichts wissen von Joseph und seinen fürtrefflich geleisteten diensten. Diser fieng an das Volk Israel zu Tyrannisiren / die Egyptier mißgönneten ihnen ihren wolstand / sonders befohreten sie sich ab der gewaltige̅ vermehrung deroselben / daß sie nicht etwan im Land unruh anhebten / oder zu ihren feinden [38] tretten möchten. Dannether wurden die Kinder Israel mit gewaltigen frondiensten under unbarmherzigen fronvögten / mit contribu tionen und vilfaltigen schazungen / mit schanzen und gränzen stätte bauen / und Pyramides auffzurichten / ganz ohnleidenlich geplaget / an Volk / hab und gut / kräfften und allem eröst. Darzu noch kom̅en sind zwej blutdurstige anschläg deß Tyrannen / welcher befale die Hebreischen knäblein an der geburt zu erwürgen / und da solches nicht wolte abstatt gehen / in dem fluß Nilo zu ertränken. Sonders weil einer solle prognosticirt und dem König geweissaget haben / es werde von den Hebraeeren einer herkom̅en / welcher die Egyptier greülich plagen und ihre sachen zu nichten machen wurde. (Gott erbarmet sich der Israeliter und sahe dr??? in ihr ellend.) Es verlast aber Gott der Herr die jenigen nicht / welche sich auff ihn verlassen: seine Kirchen kan wolgedruket aber nicht undertruket / angesochten aber nicht überwunden werde̅. Je grössere noth je näher Gott / der es mit den seinen etwann auff das äusserste last kom̅en / dann also leüchtet die ehr seiner allmacht / güte / gnad / weisheit / warheit und gerechtigkeit desto mehr herfür / die Mensche̅ sind desto mehr verpflichtet zur schuldigen dankbarkeit. Darum̅ wann die arbeit (Mosis Elteren und geburt.) gedoppelt wird / sendt Gotteinen Mosen. Dessen Elteren sollen gewesen sein / einer mit nam̅en Amram / ein Enkel Levi / deß Jacobs Sohn / seine Mutter solle Jachobed geheissen haben. Moses ein hüpsches junges Kind / wurde zwar behalten etwas zeit / aber zuletst (Ihm jahr der Welt 2373.) müßte er doch in ein verpichtes kästlein gelegt / auff das wasser gesezt / und der göttlichen fürsehung einzig über geben werden. Gleichwol wartete an dem vfer seine Schwöster Maria / um zusehen / wie es möchte ergehen. Indessen komt deß Königs Dochter Thermutis mit ihren gespilschafften / sich zu erlustigen in dem fluß Nilo, ward verliebt in das Kind Mosis und ließ es bej Hoff aufferziehen in allerhand wüssenschafften und weißheit der Agyptier / und müßte Pharao den bej sich haben / welcher das mittel zu seiner gerechten straff sein wurde. Bald er zu jahren kom̅en / gab er beweißthum von sich / seines könfftigen beruffs / erschlug einen Egyptier der sich mit einem Israeliten / die Moses als seine Brüder wolte besuchen / er zankte / verscharret ihn im sand / ein exempel welches sonsten anderen nicht nach zuthun. Es truge aber Moses schlechten dank hiervon / (Im jahr 2414) dann die sach wurde rüchtbar / kame für Pharao / darum̅ er den weiten gab in Midiam / ward ein hirt / und bekam daselbst sein Weib Zipporam, deren Vatter Jethro heißte.
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PERIODVS III.
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Oder Dritter Verlauff der Zeiten / von Mosis Beruff / bis auf die erbauung des Tempels Salomonis / in die D Jahr begreiffend. (Was der ???rige Busch beden tet.) MOses ward von Gott dem Herrendurch das zeichen eines Feürigen Busches beruffen. Welches gesichte die alten Kirchen lehrer gezogen bald auff die Menschwerdung deß Sohns Gottes / bald auff seine passions geschichte / bald aber auch auff die streitende Kirchen. Mosi wurd anbefohlen in Egypten zu gehen / um̅ zu sein / durch Gottes macht ein erlöser deß Israelitischen Volks / auch müßte er mit der gab wunderwerk zu thun / wegen eines solchen hohen beruffs / begaabet / und seiner schweren zungen sein bruder Ahron als ein mit gehülff / zu gesellet sein. Moses komt zu dem verstokten Pharao. So lang plagen über plagen ergehen gleichsnete er recht zu thun / bald aber ward er wider der alte Pharao. Die Egyptischen Zauberer Jannes und Jambres wolten etwan die wunderwerk Gottes vernichten / wurden aber zu spott gemacht / bis das endlich alle erstgeburt in Egyptenland geschlagen wurde / daß erste (Das Osterlam̅ ein Vorbild Christi.) pascha von den Kinderen Israel und Osterlam̅ geessen / welches mit allen umständen / die aussönderung deß lams / desselben schlachtung / blut her auslassung darvon die thürpfosten besprengt / und die Kinder Israel vom würgengel befrejet waren / samt desselben niessung und essung betreffend / ein vorbilde auff Jesum Christum ware: [40] Darauff die Kinder Israel fortgelassen / und aber von Pharaone auffs neüe verfolgt / aber durch Gottes sigreichen Arm und hohe (Im Jahr der Welt 2453.) Hand / durchs rote Meer troknes Fuß hindurch gebracht / der Pharao aber und seine macht / in dem angesicht Israels ersaüsset worde̅ / die gerechte straff der widergeltung empfahende alß er befahl die Hebreischen Knäblein zu ertränken. (Heldnische sachen.) Um dise zeit solle gelebt haben Cecrops der Athenienser König (Cluv. p. 14.) und andere gedicht und geschicht auffkom̅en sein / dazumal wurde geredt von Phaetontes brand / Deucalionis Sündfluß / Erichtony geburt / entführung Proserpinae, von Cereris geheimnussen und was deßgleichen mehr. Alß nun Moses und das Volk Gott den Herren geprisen hatten / wegen der wunderbaren erlösung / wurden sie nicht grades wegs dem gelobten und verheisnen land / welches von milch und honig geflossen / zugeführt / sonder zu bedeütung der Kirchen und frommen wanderschafft pilgerfahrt in diser Welt / müßten sie sich in den wüstenen 40. jahr lang auffhalten / von einem stand / rast / ort zum anderen wanderen. In dessen begleitet sie tag und Nachts die Wolken und Feüerfühl / ein schönes vorbilde auff Christum / und was die Kirchen gutes von disem Herren empfange / gleich wie auch der durchzug durchs rohte Meer / und das von Him̅el herab verlihene Manna / das wasser auß den Felsen / darbej sich Moses und Ahron versündiget / solche vorbilde worden / samt der erhöchten ehrenen Schlangen. Es ware auch in der wüsten das gesaz der H. Zehengebotten / zum anderen mal gegeben / weilen die erste Tafflen wegen deß abgöttischen / und umb das gegossne Kalbherumb danzenden Volks / von Mose verbrochen ward. Einen wunderbaren sig erhielte Josua wider Amalek / da Moses gebetten / dessen müde ärm von Ahron und Hür understüzet wurden. Vnd dises hatte auch seine bedeütung. Wann es aber darzu kom̅en / daß Gottes gnädige verheissung solte werkstellig gemacht / und das Land Cana an eingeraumt werden / in welches von denen so auß Egypten gezogen / wegen ihrer grossen halsstarrigkeit und undank / keiner eingelassen worden / aussert Josua und Caleb: So hat man vorhin kundschaffter außgesandt / über welcher widerkunfft / alß sie zugleich ein muster von deß Landes früchten gebracht / die verstokten Israeliten ungleich urthei [41] leten. Sonsten ware der trauben / von zweien an einer stangen getragen / ein liebliches Vorbilde auff Christum / und wie er beedes in der Kirchen deß Alten und dann deß Neuen Testaments geoffenbahret worden. (Mosi??? To???) Moses aber 120. jahr alt / sahe von weitem in das gelobte Land / und starb dar auff / welchen Gott selbst begraben / über welches begräbnuß der Erz Engel Michael mit dem Satan ein streit hatte / der zweifels frej das grab wolte verzeigen / um̅ Wahlfarten anzustellen / Heiligthum anzubetten / abgötterej zu treiben / die Israeliten anzureizen. (Was Moses für ein fürtreflicher mann gegewesen.) Vnd dises ware Moses der verrümte gesazgeber / auch under den Heiden bekant / dem Beroso, Diodoro, Trogo, Justino, Tacito, Plinio. Sein wahrer ruhm aber bleibt in Gottes wort / da gesagt ist / daß hinfort kein Prophet mehr sej aufferstanden wie Moses / mit welchem Gott der Herr geredt wie ein Freünd mit dem anderen / er sahe die Herrlichkeit Gottes / dessen angesicht / wegen seiner gemeinschafft mit Gott auff dem Berg Sinai / hell und den Israeliten unleidenlich geleüchtet / hatte 40. Tag und Nacht gefastet über Natürliche träfften / und glänzete von erstaunenden wunder werken alß ein rechter wundermann. Der auch mit Elia bej der verklärung deß Herren Christi auff dem Berge war. (Ein dreifaches gesaz durch Mesen gegeben.) Er hat nicht allein das Moralische gesäze gegeben / sonder auch allerhand Politische sazungen / welche so fern uns Christen noch heüt zu tag verbinden / alß sie gehörenunder die andere Taffel der H. zehen gebotten. Was aber diente zur damaligen Jüdischen policey / gerichtet auff selbige zeiten und örter / ist abgethan. Daß Ceremonialische gesaz gab er auch / richtete einen prächtigen Tabernakul auff / in form wie es der allweise Gott ihme gewisen und anbefohlen hatt / samt aller bereitschafft und zugehörde zu solchem Ceremonialischen Gottesdienst / welchen Petrus A??? XV. nent / ein unertragliches joch / weil darbej grosse müh / arbeit / sorgfalt / unkosten / gefahren / hin und her reisen / gewüssens halben außzustehen. Dises zumal hat sein endschafft bekom̅en / seidt dem daß Christus am kreüz geruffen / es ist vollbracht. Wie dann Christus ist deß gesezes ende Rom X. Und in disen zumal hat Moses von Christo dem Herren geschriben Joh. V. v. 46. Und die Leüt zu ihme gewisen / als in welchem die gnad und der gnadenthron auffgericht.
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(Warum Gott der Herr einen so beschwerttche̅ Gottesdienst de̅ Juden / samt so vilen Ceremonlen vorgescht i???ben.) So aber jemands sich liesse wunder nehmen warum doch Gott die Juden mit so vilen mühsamen und kostbare̅ Ceremonien belegt / ist zu wüssen. Daß das Jüdische Volk als ein wildes / freches hartnekiges Volk / und von Egypten her zur abgötterej geneigt / darbej unachtsam / grob und undankbar / also müßte Exerciert geübet und in schranken deß gehorsams behalten werden. Hierdurch müßten sie auch von der übrigen Heidenschafft getrent sein / wie dann zu beobachten bej solchen Ceremonien / daß gemeinlich was die Heiden für Heilig gehalten / den Juden unheilig sein müßte / und hinwider. Diser Ceremonialische Gottesdienst müßte insonderheit sein ein apparat und vorbott auff die herrlichkeit deß reichs deß Messiae, um̅ gebürender massen und schuldiger ehrerbietung dasselbe anzunehmen / dahin diente der Tabernakul / nachgehends Salomonis Tempel / und die köstlichkeiten so darbej / von Gold / Silber / Edeigestein / der Hohepriester in seim zierath und anders. Und wo sich auch die Israeliten hingewendt / wo sie stunden und giengen / hatten sie vor Augen schweben allerhand anweisungen und Vorbilde auff den Messiam / sein Persohn / amt und gutthaten. Damit auch die Juden nicht vergessen / der schuldigen pflicht gegen Gott und dem nechsten / der heiligkeit / fromkeit / gerechtigkeit sich befleisseten / wurden angestelt die reinigungen / die Festtage / gelübde / mancherley Opfer und was deßgleichen. (Josua.) Nundisem thewren Mann Mosi / folgete im amt nach der gewaltige und dapfere Fürst Josua / welchem Christus der Herr mit einem außgezukten Schwert erschinen / Er hat die Cananiter außgejagt und erlegt / die stätte mit posaunenklang bedeütsamer weis eroberet / auch müßte auff sein gebott zu desto grösserer niderlag der Feinden / die Sonn am Him̅el still stehen und continuirlich tag machen / bis das Feld völlig erhalten war. Diser Josua / alß ein Vorbild auff Christum / und nit Moses der gesazgeber müßte die Kinder Israel in das verheissne Land bringen und dasselbe under sie außtheilen / welches Land ein Vorbilde war deß Him̅lischen Canaans / darum̅ die H. Patriarchen und Joseph darin wolten begraben (Cadmus.) sein / und in welches Him̅lische Canaan uns das gesaz nit mehr kan bringen. Um̅ dise zeit solle under den Heiden der Cadmus, Agenoris der Phaenicier Königs Sohn / die Buchstaben und weisen zu schreiben auß Syria in Griechenland gebracht haben.
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(Jahr der Welt 2520.) Nach dem tode Josua / welcher 110. jahr gelebt / rufften die (Otho??? über Israel. ???dnische sachen.) betrangten Israeliten zu Gott / da ihnen dann der Othontel / Calebs Bruder zum Haupt und richter geben war / welcher die Syrer geschlagen und Israel errettet hatte. Um selbige zeit / nam die Heidnische abgötterej und aberglauben allenthalben / neben der wahren Kirchen / überhand. Dazumal solle in Assyrien Amyntas, Panaus in der Statt Argos, Erichtonius bej den Atheniensern / Minos in Creta geregtert haben und verrümt gewesen sem / und solle Sisyphus in Achaja, die Statt Ephyram, so nachgehends Corinthus genenner worden / erbaut haben. (Chud.) Chud der Fürst über Israel / als er noch jung / schlug der Moabiter König Eglon mit list rod / und sezete die Kinder Israel in die Frejheit wider / nach dem Zehen tausend der dapfersten under den (Samgar.) Moabitern in einer Schlacht erlegt waren. Samgar schlug auch mit einem Ochsensteken 600. Philister. Daher der Satan solche nachzuäffen / seine Helden under den Heiden aufgebracht / als da sejn mußte Perseus, Bellerophontes, Pelops und andere. (Debora. Jahr der Welt 2632. Barac. Iael.) So sind etwan auch fürnemme Staats sachen durch Weibspersonen verwaltet worden / wie dann nicht allein die Weltlichen Historien bezeugen / sondern das Wort Gottes selbst zeiget: Deßgleichen darin ware Debora eine Prophetin und Iael. Deren dise den Feldobersten Sisseram / als er trunken Weins / erlegt / und hiemit Jabins eines Königs der Cananiter träfften gebrochen / bäide zu mahl aber und Barac haben der Israeliten Wolfart durch Gottes bejstand verschaffet. (Des Sathans blenbungen zu Delphis.) So hatte der Sathan seine Weissegerinnen zur selbigen zeit / und ward verrühmt das Oraculum zu Delphis, wann der Teufel aus einer Höle / darob ein Drejfüssiger Tisch / und darauf eine gewüsse Weibsperson hierzu gewidmet stunde / durch welche könfftige ding / wiewol nach des Teufels art / geoffenbart wurden. Um̅ diese Zeit solle auch Orpheus gelebt / und sollen die Heiden angehebt haben (Orpheus.) auf Vogelgeschrej achtung geben / das Eingeweid anschauen / bej dem Feuer weissagen / und was dergleichen mehr. Amphictyon lehrete under den Griechen die Träum außlegen. Auch solle dazumal (Daedalus.) der Künstler Daedalus / von dem man gedichtet / er habe fliegen können / sich erzeigt haben.
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(Gedeon.) Gedeon der dapfere Held / von Gott ohne mittel beruffen und erwehle zu einem Erlöser deß übelgeplagten Israelitischen Volks / (Jahr der Welt 2692.) darim er auch ein schönes Vorbild auf Christum dem Herren tragen (Alsted. 2712. Bucholz.) / welcher durch wunderwerk lehrete / daß Gott zugegen / und mit ihm redte / hat mit geringen schlechten mittlen die Midianiter geschlage / und der Kirchen wider Ruh verschaffet / als sie um̅ ihrer Sünden willen auf das eusserste von den angrenzenden Feinden gedrangsahlet (Tyrus.) ware / welche gleich einem hauffen Höuschreken daher zogen. Zu der zeit solle die Statt Tyrus erbaut worden sein: So prangete dazumahl Griechenland und übrige Heidenschafft mit ihren helden / als da ware Joson, Admetus, Castor, Pollux, Hercules, Peleus, von welchem underschiedliche Gedicht und Fabel ausgangen. Der streit mit den Amazonibus von Hercule erregl / soll als dan̅ auch entstanden sein. Der Argenauten und Griechischen Helden Schiffarth in die Landschaft Colchis / den Gulden Fluß oder köstlichen Schaz Phryxl abzuholen: Da dann Jason / die treu Medeae ihme erwisen / übel belohnt / welches seiner Glaucae und seinem Pallast / auch seinen von der Medea erzeugten Kindern nicht wol bekom̅en. (Jephte.) Jephte war auch ein gewaltiger Mann under dem Volk Israel / dessen unglükhafftes und freches Gelübd / auch seine eigene Tochter / welche ihm zu erst begegnet / gefelt. (Sam̅son. Jahr der Welt 2790.) Samson der ohnvergleichliche Held hat die Feinde deß Volks Gottes mit mancherlej Listen geplaget / ihres Landes früchte verderbet / mit einem Eselskinnbaken in die Tausend Philister erlegt / sam̅t einem Löuen / in dessen aufgespehrtem Rachen er nachgehends honig gefunden / gleich wie ihm Gott aus dem Kinnbaken einen springenden Brumnen sich zuerquiken / geben / bald hat er auch die Pforten de Statt Gazae weggetragen / bis das er endlich von seinem eignen Weib der Delila schandtlich verrathen / und den Feinden verkaufft worden. Demnach hat er in seiner lezten Heldenthat / in deme er die Seulen deß Haußes / darauf und darunder seine Feinde waren / welche ihme beide augen außgestochen / um ihr kurzweil mit ihm zu treiben / ergriffen / nidergeworffen / und also durch seinen Tod die Feinde getödet hatte. Worinnen er zumahl ein klares Vorbild auf Christum ware. Welcher ist der rechte Held / Esa. 9. v. ???. (W??? der Heiden Hercules) Es hat villeicht der Sathan / solche Geschicht nachzuäffen under den Heiden die Gedichte mit dem verrühmten Hercules / der [45] ein Sohn Amphytrionis und Alemenae gewesen / auf die Bahn gebracht. Dann sie von jhme geschriben / daß er noch in der Wiegen ligend / zwo schlangen mit den händen ergriffen und getödet hab. Im Nemeer wald bej der statt Cleona / hab er einen ungeheuren löwen erschlagen / und mit dessen Fäll sich bekleidet. In Arcadia bej Erymanths ein groß Wildschwein / so viel schaden gethan / lebendig gefangen: Auch hab er den grossen Risen Antaeum in Mohrenland erwürget: Einen Walfisch und Meerwunder / so die Hesionem eine Jungfrau fressen wolte / tod geschlagen: Die von jederman geförchtete Strassenräuber Cacum und Lacinium gedämpfet. Den höllischen Drejköpfigen Hund Cerberum gebunden: Theseum seinen Freund und Alcestim Königs Admeti Gemahl vom Tod erlediget. Die greuliche vilköpfige Wasserschlang bei Lernaverbrannt: Und was andere deßgleichen Erfindungen der Heiden mehr waren. (Von dem hohen Priefter Eli. Jahr der Welt 2811.) In mangel anderer Fürsten und Richteren theils ohnmittel theils durch mittel von Gott beruffen / regierte der Priester Heli 40 jahr in Israel. Weil er aber auß hochmuth und etge̅nuz verblendet / wurde hierdurch vil unheils gestifftet / auch nicht einmal saur darzu sahe / wan̅ schon zeklagt wurde über die Gottes dieberej Kirchenraub / Blutschand / Hurerej und üppigkeit / welche seine Kinder und Söhne verübten / darum̅ auch der Herr geschworen / daß weder Opfer nach speis Opser die missethat deß Hauses Eli nit sollen aussühnen ewiglich. Wie dann bald darauff die Kinder Israel grosse niderlag von den Philisteren erlitten / die bunds lade selbsten in der feinde Hände gerahten / und aber vor dem abgott Dagon wunder gethan / den gözen gestüm̅elt und geselt / anderwerts waren die Leüte geplaget / Daß sie auß rath ihrer Priester die Arch auff einem Wagen von Ochsen gezogen / ohne Menschliches geleit / wider haben weggeschikt. Darüber weil die von Bethsemes mit schuldiger ehrerbietung disses Heiligthum nicht haben angenom̅en / sind ihren bej 50. Tausend und 70. geschlagen worden. In dessen als die Zeitung für den Eli kam / von der niderlag deß Volks und der seinen / und daß die Bundslad in der Feinden gewalt / fiel er also bald tod von seinem stul auff Erden / als der ein schwerer mannn war. (Samuel.) Samuel aber ein gottsfärchtiger eifferiger und dapferer jüngling / wurde geehrt mit gättlichen offenbarungen / welche dazumal theür waren in Israel / auch nachgehends richter in Israel und regierte [46] wol und war weislich / pflanzte den reinen Gottesdienst fort / (Jahr der Welt 2850.) und war sehr geliebet. Er hat sich aber überschen / in dem er auß eignem gut dunken seine Söhn / in seinem hohen alter / an sein Statt gesezt / welche aber nicht in die lobliche Fußstapfen traten / sonder waren ungerecht / sahen in rechten die persohn an und liessen sich bestechen. Darüber grosse unordnung und aberwillen under dem volk entstanden / also daß sie dem Samuel in das angesicht sagten / sie wollen nach weise der Heiden von Königen beherschet sein. Welches nach dem Samuel Gott den Herren hierüber brrahtet / so fern gewillfahret ward / daß es den Kinderen Israel zu desto grösserer straff gereichen solte / als welche sich hier mit Gottes ordnung / welche es am besten wußte mit ihnen anzuordnen / widersezt haben. Vnd bißher regierten die richter in Israel; nun folgen die Rönige. (Beschreibung des Trojanische̅ Kriegs.) Um̅ dise zeiten / solle sich begeben haben / der in den Heidnischen Historien sehr berümte Trojanische Krieg und zerstörung der statt Troja, die 300. jahr lang in gewaltigem flor gestanden / und solle in die 1500000. Menschen gefressen haben. Die ursach dises Kriegs wird underschidlich angeben / namlich es habe Telamon Hesionem deß Königs in Troja Schwöster / ihrem Bruder nicht wollen folgen lassen / darum̅ habe Priamus, dise schmach zu rächen sienen sohn Paris in Griechenland geschikt / wolcher Menelao sein schönes weib die Helenam entführet. Hierauff sich die Griechischen Fürsten ins Feld begeben / Agamemnon, Achilles, Menelaus zwen Ajaces, Dlomedes, Ulysses, Nestor und andere. Hingegen die Trojaner auch / alß Hector, Alexander, Deiphobus, Troilus AEneas, Antenor, und andere mehr. Etliche aber die sezen die ursach und anlaß zu disem Krieg darin / weilen Hercules etwan die Statt Trojam bekrieget / den König Laomedon, deß Priami Vatter erschlagen / und Hesionem seine Tochter mit sich hinüber in Griechenland geführt habe. Wordurch Priamus bewogen / alß er auch in disem Krieg gefangen aber wider erlediget worden von den seinen / da er zum regiment kom̅en / solche schmach zu rechen wider Herculem, selches aber wolte nicht verfangen / darum̅ Paris auch dahin geschikt / der die Helenam raubte.
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Als die Statt Troia von den Griechen schon zehen ganzer jahr belägert gewesen / und nunmehr die Götter über dieselbe beschlossen / daß sie gewonnen / zerstöret und in die Asche solte geleget werden: Da haben auß rath und Angeben der Göttn Pallas / die Griechen von Holz ein groß ungeheures Pferd gebawet / inwendig holl / und darin versteket den Außschuß jhrer besten und beherzesten Soldaten / welche durch eine heimliche Thür / im Bauche des Pferds gemacht auß und ein kom̅en könten / wanns jhnen beliebet. Wie diß Pferd fertig / haben sie diese List erdacht: Das Pferd mit den ingeschlossenen Soldaten / der Anführer war Ulysses / haben sie in jhrem Läger nahe bej der Statt Thor stehen lassen; Seyn etwas zu rük gezogen / biß ans Gestade des Meers / und sich gestellet / als weren sie ganz abgewichen. Bej dem Pferde haben sie gelassen einen verzweiffelten Buben und Waghals / Sinonem genad: derselbe solte jhren Anschlag ferner fortsezen: Die Trojaner sejn in der Statt dieses Pferdes / einem hohen Berge gleich / ansichtig geworden: Auch gesehen daß die Griechen jhr Läger verlassen / und niemand mehr verhanden. Dardurch bewogen / häuffig auß der Statt gekommen / das Wimderpferd zu beschawen. Da ist jhnen der Verräther Sinon, der sich selbst hatte verwund / und sonsten mit schlägen übel zugerichtet / die Hände auff den Ruken gebunden / entgegen gekom̅en: Alsbald für die Obersten der Statt Troja geführet und gefraget worden / was das ungeheure Pferd bedeute? Wo die Griechen hinge wichen? Wer ihn (den Sinonem) so übel hätte zugerichtet? Sinon hat auß falschem Herze̅ sich sehr kläglich angestellet / als were dieses übel jhm von den Griechen angethan: und ferner berichtet / daß es mit dem Pferde eine solche beschaffenheit hätte / und von den Göttern also aus ersehen were: Würden die Trojaner das Pferd / als der Göttinnin Palladis Werk / mit Reverenz in die Statt nehmen / so wurde Troja und das Trojanische Reich von allem übel befreyet / und zu ewigen zeiten bleiben und florieren. Wurde man aber dem Pferde Leid zufügen / so wurde gewiß die Statt zu grund gehen / und zerstöret werden. Diese Rede ist den Trojanern zu Herren gangen: Vnd obwol etliche Warsager / und andere verständige Leute widerriethen / daß man das Pferd nicht annehmen / sondern zerhawen und zu nichte machen solte / so sejn doch die meisten der meynung worden / das Pferd in die Statt zu bringen. Darauff hat man die Thor und [48] (Weinnd was gestalien Troja eingenommen werden. Laurenberg. 141. 142 AEneae lobwürtige that Thebeischer Krieg.) Statt-Mauren nieder gerissen / und das grosse Pferd mit grossen Froloken hinem gebracht. Vnd ist die ganze Statt am selben Tage in frölichkeit / fressen / sauffen / spielen schier ersoffen. Nach dem die Nacht heran kommen / und alles Volk in der Statt vom Schlaffe und Wein eingenommen / und nunmehr der Feind einen freien eingang / durch die abgebrochene Mauren / in die Statt bekomen; Da seynd die Soldaten durch die heimliche Thür auß dem Bauch des Pferdes herfür getretten: den anderen Griechen durch ein angezündetes Feüer / die Lose und Zeichen gegeben: Welche auch alsbald in die Stattgefallen / und haben allda die Griechen sämtlich nicht allein die schlaffende und trunkene Trojaner allesamt nider gehauen / so wol den König / die Königine / und derer Söhne und Töchter / als alle andere Alt und Junge / Manns und Weibs Persohnen / sondern auch den schönen Königlichen Pallast Ilium / und die ganze Statt Troja in Brand gesteket / und also zu Aschen gemacht / das man auch die Stätte kaum mehr erkand / da Troja gestanden. Dermassen ist die Statt Troja nach einer zehenjährigen Belägerung erobert / und geschleiffet durch einnehmung des grossen hölzernen Pferdes / welches dahero den Nahmen eines Trojanischen Pferdes jederzeit behalten. Denkwirdig ist / daß die Heidnische scribenten erzehlen von AEnea, welcher da die Statt Troja, das Schloß Jlium, in vollem Brand / seinen Vatter Anchisen auff die achslen genom̅en und seinen Sohn Ascanium an der Hand führend also mitten durch die Flam̅en und der feinden wüten darvon gebracht. Vnd diser AEneas wird gesezt zum stam̅-Vatter aller Romanen. Etwas zeit vor der zerstörung der Statt Troja / solle sich auch begeben haben / der in Heidnischen Historien / vilgemelte Blutige Krieg bej der Statt Thebe / in Baeotia, da auch zu beiden seiten viel tausend man̅ geblieben. Dessen ursach folgend erzehlet wird. Lajus der Thebaner König zeüge??? einen Sohn den Oedipum, von welchem die abgötter oder der Saten berichtete / er wurde den Vatter umbs leben bringen. Darauff der Vatter befohlen den Sohn abzuschaffen und jhm das liecht deß lebens außzulöschen Die Djener erbarmten sich deß Kinds / warffen es aber in den wald und giengen davon. Welches Knäblein der hirt Phorbas nahm / und brachttes der Corintter König Polybio, von welchen / weil er Kinderloß [49] Oedipus an Kindsstatt angenom̅en wurd. Diser Oedipus alß er erwachsen / kam in der Phocenser Landschafft und erschlug ohnwissend seinen Vatter Lajum, und Weil er wußte daß er nicht Polyby recht der Sohn were / suchte er je mehr und mehr seinen Vatter / und (Oedipus patris inter fector matrismaritus filioru̅ fiater suus vitricus factus est.) kam gen Theben / allda fügt es sich daß er deß Königs Laij witwen die Jocastam, ohnwüssend auch daß es seine leibliche Mutter were / zur ehe nam / mit welcher er auch das Königreich und höchsten gewalt zu Thebe überko̅en. Zeügete auch zwen Söhn / den Etroclem und Polynicem. Alß nun Oedipus in Kundschafft gebracht / wie er ohn wüssend ein Vatter mörd er und blutschänder / berewete er disen greülichen fehler. Und alß er im Testament gesez??? / daß dise seine beide Söhn / einer um den anderen das Regiment verwalten (Oros l. c 12.) solte / der älter aber nach verfloßnem jahr dem jüngeren nicht weichen wolte / gab es / da zu beiderseits um̅ hülff geruffen wurde / einen (Apoll. l. 3. Paus. in Boeot.) merklichen Krieg ab / und beide Brüder als sie in der schlacht zusamen traffen / waren dergestalten übereinander erhizt / daß beide auff dem plaz gebliben. Anders erdichten die Pöeten mehr / nach dem man diser beiden todten Cörper auff das holz geleget / selbige zuverbrennen / was sich begeben. (AEneas kom???t in Italiam.) Vorermelter AEneas, hat sich noch dem Trojanischen undergang / mit vilen güteren und allem so jhm freiwillig gefolgt / man̅ und weib zu Schiff begeben und durch ein langwirige gefährliche Schiffahrt ist er zuletst in Italien ankom̅en / in dem port Bajano, bejdem Berg Miseno / im Königreich Neapels gelegen / und ist also fürters an das ort kom̅en / da der Latiner König Regierte. Alß Latinus der frömden gäste ankunfft vernom̅en / hat er sich zwar ansänglich zur gegenwehr wollen stellen / weil aber ungleiche waaffen (Geschahe vor erbauung der Statt Rom 432. jahr.) und gegenwehr / und dannether schlechte sig zugehoffen / alß hat er mit AEnea tractirt und 500. Morgenlands ihme ein geraumt. AEneas wolte dessetwegen nach Heidnischer art ein groß Wildschwein opferen / welches aberentloffen / und etlich junge entwarff / bej anlaß dessen AEneas die Statt Lavinium, also nach Königs Latini dochter / und AEneae zweite gemahlin / Laviniae nam / genent / solle erbawet haben. Dise Lavinia ware vorhin dem Turno / der Rutuler Fürsten versprochen. Welcher um̅ dessetwegen einen Krieg wider Latinum und AEneam anhebte / wurde aber überwunden von AEnea, wel [50] cher nach gehends weiters Kriegen mußte / bis er auch umkommen. Worbej dann die Pöeten und Heidnische scribenten vil fablen und gedichte auff die bahn gebracht haben. Es hat aber AEneas in Italien 3. jahr lang / und sein Sohn Ascanius 38. jahr geregiert. Von den Königen / welche über das Volk Israel geherrschet. (Jahr der Welt 2880. Saul) DEr Hebreer erste König ware Saul / welcher alß er seines Vatters verlohrne Esel wider zubekom̅en / den Propheten Samuel besprochen / das Königreich gefunden und erlangt / und wurde zu einem König über Israel gesalbet. Hat sich bej dem antritt der Regierung wol angelassen / er ware ein ansehnliche Person / um̅ das Haupt länger dan andere. Er dämpfte die feinde der Kirchen mit seinem Söhn Jonathan gewaltiglich. Der schein seiner Gottsforch / seines eifers und die ehrerbietung gege dem Propheten Samuel / hat ein greßliches aussehen gewünnen / in dem er auß hochmuth und geiz Gott dem Herren ungehorsam worden / auch darauff auß einer sünde in die andere gefallen. Deß Davids abgesagter Feind ward Saul / dessen sein Sohn Jonathan bester Freünd verbleibte. Zu letst verließ jhn der gute Seist überal / und die Götliche Offenbahrungen / zauberin zu Endor / welche Saul auß verzweifflung berahtete / ein Gespenst dem Propheren Samuel gleich schend / nach den bezauberren Augenschein herfürgebracht / und ist Saul entlich in verzweifflung gestorben / sich selbsten leibloß machend / die Seel dem Sathan / den todnen Leichnam den Feinden zu ihrem Hönischen bejspil hinderlaßend / alles nach den dröüungen des gerechten Gottes. (David.) David der liebe man Gottes / und Hocherleüchter Prophet / ward nach des Herren wahl / in seinen jungen jahren zum König (Jahr der Welt 2890.) über Israel an Saul Statt verordnet. Erzeigete vor den Jahren ein Königlichen Geist / und ein gemüet welches zu heroischen Tugenden und anschlegen gewidmet. Dessen Königliche Ambts verwaltung in der Gottsforcht gegen dem Allerböchsten / in der ge???echtigkeit gegen die undergebnen / in der sanfftmut gegen den feinden / billich allen Königen / Fürsten und Regenten zum Exempel fürgestelt sein solle.
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(David ein Alt-Batter nach de̅ fletsch und vorbilde die Messie.) Er hatte sonderbahre herrliche verheissungen von Gott empfangen und das er solte sein ein Groß-Vatter nach dem fleisch dessen welcher Davids und unser aller Herr und Vatter ist / auß dessen lenden er solte in der fülle der zeit gebehren worden / als das gerechte gewächs Davids und die ruthen auß dem verdorreten stam̅en Isai / da das Hauß Davids wider zu dem gemeinen privat roesen kom̅en / als es ware zu den zeiten Isai der ein gemeinen privat roesen kom̅en / als es ware zu den zeiten Isai der ein gemeiner Burger zu Betlehem ware. (Wie deß Davids reich ewig ware.) Demnach bleiben die Göttlichen verheissungen bej ihren krästen dem David gethan / von einem ewigen reich: weil der Messias / als ein sohn Davids / da die hütten Davids zerfallen / alle kömgliche zierd / würde / ansehen / macht weggefallen / sein ewiges reich angestelt / fortgesezet. Wie dann der himmlische bott zu der H. jungfrauen sagt: Gott wird ihm geben den stul seines vatters Davids / und er wird ein König sein über das haus Jacobs ewiglich / und seines königreichs wird kein ende sein. Daher nennet sich Christus der herr Apoc. XXII. v. 16. bedenklich und bedeutsam / die wurzel deß geschlechts Davids und den hellen Morgenstern / anzudeuten / daß sich dis königliche gebiüt gleichsam in ihme terminirt und geendet habe / wie dann wenig mehr übrig waren von dem hause Davids / wegen Herodis auffsägen. (Worinn der Juden grosser fehler.) Alles aber gienge dahin / daß bej zeite̅ de̅ Juden benom̅e̅ wurde die opinion und eiteler wohn von dem irdischen reich deß Mesiae / welcher gleich dem Salomon nur irrdische glükseligkeiten anstellen solte. Und dis ist auch ein hauptfehler der verstokung in den Juden / daß das jenige / was im alten Testam̅et von der glükseligkeit der burgere̅ deß neue̅ Testaments geweissaget worde̅ und geistlicher weis zu verstehen / alles nur fleischlich / irrdisch und zeitlich von ihnen außgelegt und angenommen wird. Was aber Davids ernidrigung / widerwertigkeiten / ereüz und ungemach / sein erhöhung / ein thronisierung / amt / seine verrichtete Heldenthaten / und das jenige welches sich mit ihme beruffs und lebens stand halben und anders lobliches / und ruhmliches / nach Gottes anordnung und würkung begeben / darinn ward er auch ein schönes Vorbilde auff Christum den Herren. Er hat erlegt den ungeheüren Risen Goliath / und darbei sich getröstet der hülff deß grossen Gottes Israels / welcher vorhin ihme [52] bejgestanden. Wider den Löwen und Bären die er alß ein junger Schaaffhirt erlegt / alß sie seiner herde wolten schaden thun. 200. Philister erschlug er / brachte dem Saul ihre vorhäüt / um̅ Michal Sauls Tochter zu verheürahten / laut deß Sauls versprechen / da er aber nichts anders suchte / alß Davids verderben. Seine und deß reichs feinde hat David entweders überwunden / oder auff seine seiten gebracht / endlich auch seinen ungerahtenen Sohn Absolon dessethalben müssen berewen. Er hatte wollen Gott dem Herrn ein haus bauen / welches aber auff Salomon vorbehalten sein müßte. Beneben so groß und fürtrefflich Davids Persohn gewesen / also grob und schwer waren auch seine underschidliche fehler und mängel / sonders da er sich mit Ehbruch und Todschlag besudlet / darauff zu wahrer reü gebracht und von Gott dem Herren wider begnadet worden. (Davids Tod.) Als nun David in die 40. jahr glüklich das Volk regierte / und der Jüdischen Kirchen und Gottesdiensts darinn / deß Regiments vermehrer / erhalter / und außbreiter worden / voll lebens / reichthum / und ehr / wie der H. Geist redt und darbej versichert deß Messiae deß Gottes Jacobs / und sonsten aller tugend / und fromkeit ergeben / wie auß seinem herrlichen Buch dem Psalter zu ersehen / welchen er auß deß H. Geistes trib / der durch ihne geredt / wie geschriben steht / gestelt / hat er mit hinderlassung beweglicher worten und denkwürdiger reden an seinen sohn Salomon / sein leben selig geendet / und ist eingangen in das ewige Reich. (Heidnische H???storien.) In die regierung Sauls und Davids solle einfallen / die Heidnische geschicht der Minyarum bey den Spartanern, welcher Weiber sich in ihrer Männer Kleider verkleidend / den Männeren erledigung (Herod. l. 4.) verschaffet / und ihrer treü ruhm. Dazu mal solle Regiert haben zu Corintho Jxion, und Agelaus. Zu Athen Medon ein Sohn Codri und nach ihm Acastus. In Italien an den orten da nun Rom stehet / herrscheten Latinus Sylvius, und nach ihm Alba. Laosthenes und Pyritiades Bej den Spartanern Agis und sein Sohn Echestratus Zu Tyro Abibal, von weichem man schreibt / es seje Hiram, deß Königs Salomons und seines Vatters / guter freünd. (Salomon. J???der Welt 2929.) Salomon der allerweiseste reichste und mächtigste König / under welchem das Volt Israel den besten lustigsten rang für allen anderen Regenten über sie und alle irrdische kumlichkeit und glük [53] seligkeit genossen / welcher ganz Syrien, von AEgypten bis an den Euphrat under sich hatte / in welchem das scepter Juda auffs höchste gestigen / und auffs aller fürtrefflichste florirte / und herrschete / welcher wießheit von Gott erbetten / und darmit reich thum̅ / ehr und alles bekom̅en / wo er nicht durch ein greülichen fall sich bezeichnet und durch list deß Teüfels und verführung deß fleisches / der Welt / wid er wüssen und gewüssen den wahren Gott verlassen hette / und auß einem weisen ein thor worden seinen Kebs-Weiberen zu gefallen. Welchem schweren fall zweifels frej vorher gangen ein mächtiger kampf und streit deß Geistes und fleisches / und der begleitet mit einem haß und widerwillen deß gewüssens wider die Sünd / also könte darauff nichts anders folgen / dan desto mehr eiferige buß / wie dann dessen schein und urkund gibt / das Buch genant der Prediger Salomons / welchen er auß trib deß Geistes Gottes in seinem hoben alter / und aber nicht vor seinem fall / sonder nach demselben / gestelt. Auch ist er gezehlet under die Vorelteren deß Herren Christi / (Salomon. ein vo???ld auff Christum.) in beschreibung seiner geburtslinj / als dessen liebliches vorbilde Salomon getragen / in dem nam̅en / Ampt / Reichsherrlichkeit und glükseligkeit belangend auch seine Weißheit / und andere seine verrichtete thaten / und Tempel den er gebauet / ein gebäw desgleichen die Welt niemalen gesehen / deütende die streitende Kirchen und derselben aüsserliche gesellschafft / und dann die triumphirende im Him̅el. Sein Ehverlobnuß bedeütete ja die Geistliche vertrauung Christi mit seiner Kirchen / wie das hohe lied Salomonis lautet. (Salomon ist selig worden.) Zu verwunderen ists / daß man eine solche Persohn will auß der gesellschafft der seligen außschliessen. Zu glauben ist ja freilich / daß Salomon in dem Him̅el bej seinem und userm Heiland in ewiger freüd / der Seelen nach / schwebe und lebe / weil genugsamer beweisthum̅ vorhanden / daß er Gott dem Herren dennoch lieb / und rechtschaffen gläubig und bußfertig gewesen seje.
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PERIODVS IIII.
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Oder Vierter verlauff der zeiten / von erbauung deß Tempels Salomonis an / bis auff den andern Tempel nach der Babylonischen gefängnuß erbauen / über die D. Jahr haltend. (Salomonls Tempel. Jahr der Welt 2933. Alstcd. 2939. Cluv. 3000) ???S mögen die Heiden prangen mit ihren wunderwerken der Welt / deß schrmächtigen Königs Salomonis gebäü / der Hierosolymitanische Tempel / war in wahrheit nichts anders alß ein recht wunderwerk und wundergebäü / von dem Erschöpfer Him̅els und der erden selbsten angeben und verfertiget also daß alles darzu Salomoni helffen müßte und zu diensten stehen. Ein gebäü darzu 3. Jahr lang zurüstungen gemacht / und erst im 11. jahr der Regierung Salomonis außgebauen / folgends durch prächtige Opfer eingeweihet worden. An welchem über 180000. Menschen von meisteren / werkleüten / und gemeinen arbeiteren gewerket haben. Daß Gold und Silber / so daran gewendet worden / wird auff die 2000. Millionen geschezet / nach etwelcher außrechnung. Es ist zwaren die herrlichkeit deß auderen Tempels und hauses / nach der Bebylonischen gefängnuß / erbaut / grösser gewesen alß dieses Tempels Salomonis / und das wegen der gegenwart deß Mesliae auch die betrübten Juden getröstet worden / Hag II. Mal III. So hat auch Herodes auf das herrlichste und prächtigste dise Tem [55] pel mit Gold und Silber / und anderen kostlichkeiten gezieret / also daß es sche???nte / er wolte es König Salomon nachthun. Und aber es sind dennoch etliche herrliche ding / in dem anderen Tempel / welche der erste hatte / nicht mehr zugegen gewesen: Alß das vom Himmel (Bil herzliche ding waren alt mehr im anderen Tempel die in Salomo??? waren.) fallende feür / welches im̅erdar im Tempel erhalten und auffbehalten worden / dardurch auch die Opfer verzehrt und auffgefressen wurden. Es ware nicht mehr vorhanden die Arch oder bundslade / neben welcher die blübende ruhten Ahrons und das in̅ einem Guldenen geschier auffbehaltene manna stunde / und in welcher Tafflen deß von Gott selbsten geschribenen gesazes lagen. Diß alles (Was das Vrim und Thumim gewesen.) manglete nach der Babylonischen gefängnuß / samt dem Urim und Thumim liecht und recht (wie es D. Luther übersezet) welches nicht sonderlich bekant / was es gewesen. Einmal ware es nicht die 12. Edelgestein / auff des Hohen-Priesters brustblat / wie die Rabbinen schreiben / welche bald wülkig bald hell und glänzend sollen gewesen sein / je nach dem Gott der Herr etwas bejahete oder verwurffe. Dann dis Urim und Thumim / nicht der Menschen kunstwerk / sonder Gottes ohnmittelbare gab ware / und lage innwendig in dem brustblat / so an einem ort aufgienge. Es ware aber ohne zweifel ein Vorbild auff Jesum Christum der uns gemacht ist von Gott zur weißheit / gerechtigkeit / heiligung und erlöung. 1. Cor. 1. v. 30. Alß nun Salomon 40. Jahr Regiert und unvergleichlich kostlich hof gehalten / wie dann die Königin auß Arabia dessetwegen naher Jerusalem kommen / die weißheit und herrlichkeit Salomonis zu hören und zusehen / hat er fast das 60 Jahr seines Alters erretchend / diese Welt gesegnet. (Zelten der weisen. Joseph. l 8.) Zu solcher zeit könte man wol sagen / es sejen zeiten der weisen und dere̅ sich auff weißheit gelegt / gewesen. Dan̅ nicht allein Salomon / Hiram, die Königin auß Arabia / Sesostris der Aegyptier König / und andere sich auffweißheit gelegt haben / sonder es wurden sonderbar auffgericht beides bej den Hebreern der Propheten / und bey den Griechen der Poeten Schul. In der Kirchen under dem Volk Gottes waren treffliche Praeceptores und lehrmeister die Propheten Gad / Nathan, Asaph, Hemau, Ieduthun, Etham, Achias. (Homerus. Solin. c. 43.) Bejden Heidenließ sich hören der kunstreiche versmacher Homerus.
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(Roboam und Jeroboam. Jahr der Welt 2970.) Roboam folgete seinem Vatter Salonion im Regiment nach / welchen die Juden baten / um erleichterung der aufflagen / von Salomon wegen Vorgehabten bauwesens angeordnet / darauff Roboam stolzer und thorechter weiß / Der jungen rath und hiz folgend / die bittenden abgewisen. Dannether die verbitterung deß Volcks und von dar der stämmen zerrüttung und treüung erfolgt / und hat sich in der Kirchen / in dem Regiment / nach und nach alles zum undergang geneigt. Roboam ist Sisaco oder Sesostri der Egyptier König zum raub worden. Welcher Sesostris die Indianer / Moren und Seythen, auch Thracier under seinem gebiet hatte / und nach einer monarchej trachtete. Jeroboam König zu Sichem / de den Propheten welcher ihn von seiner greülichen Abgötterej abhalten wolte / mit außgeregter hand fassen wolte / die ihme darüber verdorret und aber auff deß Piopheten gebätt wider gesund worden / ist von Abia / Roboams Sohn / samt 50000. der gesund worden / ist von Abia / Roboams Sohn / samt 500000. der seinen erschlagen und zerstreüet worden / empfangende die gerechte und zwaren vorhin angekündte straff. Abia aber hat nur 3. Jahr Regiert / wiewol from und (Asa) weißlich. Asa kam an Abia Statt / in die lobliche Fußstapfen der Tugenden seines Alt-Vatters Davids trette̅d / ein Feind der Abgotterej und befürderer deß wahren Gottesdiensts und darzu gehörte. Er hat Zaram der Mohren König mit einer greülichen macht erlegt II Paral, XIV. v. 9. 10. und endlich auß mißtrauen sich an Gott auch versündiget. In dem dise Könige / Israels sachen bald böß bald gut machten / (Plut. in Lye) ließ sich selbiger zeit bej den Lacedemoniern Lycurgus hören / mit seiner nicht übel gegebnen regel / daß die Regimenter verderbt sejen oder werden / alsdann / wan jeder nur auff seinen eigennuzen sehe / und hiemit das gemeine wesen entweders versaumt oder zu grund gerichtet werde. (Josaphat. Jabr der Welt 3033.) Josaphat der berümte und sonst fromme tönig / ein unparthe???scher regent und der gerechtigkeit liebhaber / vermischte sich durch hejrahtung seiner kinder / in die verderbte famili und das bej Gott verhaßte haus Achabs und Jesabel. Darvon die verderbnus auch under Josaphats leute̅ eingeschliche̅ / und mit diser die straff. Wie er sich dann mit Achab / ohngeacht deß prooheten warnen in den streit / wider Benhadad der Syrer könig eingelassan / ist kum [57] merlich entrunnen / und der heuchlerische ungerechte Achab / nach Gottes dräuung / umkommen dessen blut die hunde geleket / und seiner abgöttischen Jesabel leichnamgefressen / als der gegen die abgesagte feind der kirchen sanfftmütiger und frejgebiger / dann gegen seine underthane̅ ware / wie es der unschuldige Naboth wol erfahre̅. (Elias. Elis???us.) Zu der zeit lebte und weissagte der theure wunderman̅ und eiferige prophet Elias / welcher durch sein gebett den him̅el auff und zugeschlossen / und vil andere wunder gethan. Als er jez solte gen himmel fahren zu ein em vorbilde / ließ er seinen mantel Eljsaeo seinem lehrjünger / der ihm nachruffte: Mein vatter / wage̅ Israel und seine reuter. Nach Josaphat kamen etliche König auffeinander / entweders (Jahr der Welt 3050.) dem aberglauben und Abgötterej oder sonsten anderen Gottlosigkeiten und blutdurstigem underfahen ergeben / darunder einer und der ander sich etwan wol angelassen / aber zu lezst übel außgeschlagen / (3105.) und um dessetwegen auch die Göttliche Raach verspürt haben. Deßgleichen dann ware Jaram / Ochosias, Ioas, Amazias. Zu diser Königen zeiten regierte zu Ninive Tonos Concoleros(Sardanapalus solle um̅ die zeiten Jorams und seines nach folgere gelebe haben.) auch Sardanapalus genandt / ein Viehischer Weibischer man̅ / aller unzucht / üppigkeit / faulkeit und Leicht fertigkeit ergeben / ein Sodomit und Venus kind / sasse stetig under den Weiberen / verrichtete Weibische werk und kleidet sich ein Weib. Welches als es Arbaces seiner befelchs haber einer / vermittelst eines Käm̅erlings erfahren und den Augenschein eingenom̅en / hat er ein aberwillen dergestalten ab disem König bekom̅en / daß er sich mit Belese einem Chaldeischen priester und landvogt über Bahylonien / verbunde̅ / mit triegesmacht dise̅ weibischen regente̅ zu überziehe̅. Es hatte aber zum dritten mal mißlungen / bis endlich die Bactrianer / welche Sardanapalo solten zu hilff kommen / auff die seiten traten / deß Sar danapali Com̅endantin Salomena samt ihrem Volk erschlagen / die State Ninive belägert und aber ohne frucht / wo nicht vom fluß Euphrat ein stuk maur gefelt / dardurch Sardanapalo das Herr genom̅en worden / also daß er sich und seine concubinen und alle schäz verbrandt hat / und wie er gelebt alß ein Sodomiter / dergestalten auch umbkommen / wie Ambrosius sagt.
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Nachgehends hat sich auch begeben die geschicht von der Didone / (Dibo umb die ??? Joas.) welche mit dem entraubten schaz entrunnen / weil sie / alß were erins Meer geworffen / gegleisnet / durch außwerffung etlicher fäßlein voller steinen / in der insul Cypren erstlich angefahren / und weil sie nur Mans persohnen bej ihr hatte / name sie 80. Töchteren auß diser insul / fuhr damit in Africam / kauffte von den einwohnern so vil Lands / als man mit einer Ochsenhaut erreichen könte / da ihren solches verwilli get ließ sie haut zerschneiden in Riemen / und (Carthageo erbauen.) langte darmit weit. Pflanzte also neüe colonien in Africa und baute daselbst die statt Carthaginem im jahr der welt 3080. (Didonistod und vergötterung.) Darauff wurde Dido von Hiarbas der Getulier König zum Weib begert / welches sie abgeschlagen. Laßt darauff ein holzhauffen zurüsten / steigt auff denselben / erwürgt und verbr andte sich selbsten. Ward eine lange zeit von denen zu Carthago als ein göttin verehrt. (3145) Osias hielte sich besser / hatte auch desto mehr glük wider seine Feinde / außgenom̅en daß er die vermischung der ständen versuchte und wolte der Priesterschafft eingreiffen uud räücheren / daß ihme aber nicht wol bekom̅en / mußte an dem aussaz sterben. Zu diser zeit ware ein anschenlich Collegium und gesellschafft der H. Propheten bejsam̅en. Dann neben dem Jona und Zacharia, welche bej den anfängen deß Reichs Usiae zugegen / liessen sich hören Hoseas und Amos in dem Königreich Samarien / Esaias, Ioe̅l, Obadias und andere / da und dort. (Olympiades.) Zu dises Königs Usiae zeiten felt ein die erste Olympias, welches eine zeit ist von 4. jahren und bis weilen 14. Tag darüber / nach erwelcher Julianischen rechnung. Mit disen Olympiadibus zehlen die Griechen ihre jahr / um̅ besserer richtiger zeitrechnung willen von ihnen angestelt. Es waren aber die Olympiades oder certamina Olympiaca ritterliche kampffspil / darinn sich die junge Mannschafft auff mancherlej weis im lauffen / fechten / ringen / reiten / mit wagen fahren und anderen übung mit grossem lob geübet / und wehrete alle mal 14. Tag / am 15. Tag wurd das lob und der preis den überwinderen ertheilet. Den urheber dessen machen die Heidnische Schrifften bald den Saturnum und Jovem, bald den Herculem Amphictyonis Sohn und seine Brüder: Bekant ist / das sie von Jphite Elio auffs neüe getriben und fortgesezet worden.
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Jotham solgete seinem Vatter Osia nach im Ampt / thate wol und gut in den ersten anfängen / nachgehends a???er machte er es (Anno 3212) auch wie andere vor ihm. Darum das reich / dem Rezin in Syrien und Peca in Samarien König / zum raub worden. Achas / Jothams sohn / ware ein gottloser tyr ann / Ezechias aber verbesserte den handel / ein from̅er eifriger König / er that weg die ehrine schlang / weil ihren die Kinder Israel geräüchert / darum ihme auch Gott / alß er ihn durch die krankheit und aufkündung deß lebens probirt / nach 15. jahr zu seinem leben hinzugethan / eben das vollführend / was er von ewigkeit her be schlossen / das geschehen solle / wie Augustinus redt. Disem from̅en König E???echia hat der Assyrische könig Sennacherib / theils durch seinen feldobersten Rabsacen / theils durch schreiben / gewaltig zugesezt / dem grossen Gott Israels hohn gesprochen / die übergab der statt Jerusalem begert. Aber der H. prophet Esajas spcache herz und muht zu / und daß hier kein gefahr zu förchten / wie denn auch endlich deß herren Engel 185000. man erschlage̅ / worüber Sen̅acherib mit schreke̅ abziehen / von seinen eignen söhnen sich umbringen lassen müßte / und seiner Gotslästerungen gemesse gerechte straaff empfangen. Welches dann dazumal / alß ein grosses wunder Gottes hin und (Herod. l. 2.) her erschallen / und sind hierdurch ihrer vil von der Heidenschafft bewoge̅ worde̅ / dem wahre̅ lebendige̅ Gott gelübd und opfer zu thu̅. Dazumal solle Sethon in Aegypten ihm haben lasse̅ eine säulen (Serbons seute̅.) auffrichten / mit disem angeschribne̅ emblemate und deutungszeichen: Wann du mich ansihest / so seje fromm. (Anno 325.) Manasses, bej dem es heiste / wann nur das end gut / so bleibt alles gut. Er begienge greüliche sünden / aber er thate auch desto grösser wahre buß / darum er auch gnad erlangt. Jasias / der suchte in seinen jungen jahren das angesicht Gottes seines Vatters Davids. In dem 18. Jahr seiner Regierung / alß der Hohe-Priester die schäze deß Tempels durchgieng und wider verordnete an sein gebührend ort / wurden Mosis Schrifften / die er mit eigner hand geschriben und hinderlassen / gefunden. Und da der König daraus gelehrnt / wie das Volk Israel um seiner sünde willen wurde auß dem gelobten land verstossen werden / worüber der König Josias erschroken / mit gebett und threnen solches begerte abzulehnen / deme aber durch eine Prophetin zum bescheid wor [60] den / Gott werde wol seiner verschonen und so lang der König Jostas lebe / aber mit nichten dem halßstarrigen bösen Volk. (Jahr der Welt 3355.) Joachim und Zedecias die lezsteren Könige und auch nicht besser alß die ärgsten vorhin waren / darum auch von Gott mit gerechter straaff heimgesucht / ihre verachtung Gottes / seines worts / und seiner dieneren / ist ihnen über ihr Haupt kom̅en / wiewol es auch heist: Quicqvid delirant reges, plectuntur Achivi, der Königen und Regenten sünd nachgezogne straffen / treffen die underthanen eben so wol. Sonsten ist auch auß diser Königen historj zu ersehen / wie so gar fromkeit und Tugend nicht erblich seje noch in dem geblüt steke / da etwan die gottlosesten Könige die frömsten Söhne und hinwider die frömsten die allerbösten Kinder in dem Reich ihnen nachfolgend gehabt haben. (Heldnische ges???chien.) Nun wollen wir jezo auch hier anfügen / was sich da und dort zur zeit solcher lezsteren Königen / bej der Heidenschafft begeben. Und falt zu bedenken vor fürs erste / die erbauung der welt bekanten Statt Rom / welche angehebt nach etwelcher außrechnung im jahr der welt 3189 / nach anderer gelehrten zehlung 3201. Alß Jotham König in Indaea, Pekah in Israel regierte / da Tiglath Pileser in Assyrien herrschete. Die geschicht aber / welche erwann auch mit fablen von den Poeten außgespikt ist / hat sich also verloffen. Procas der Lateinische König verließ zwen Söhn / Numitorem und Amulium. Den ersten macht er zum nach folger im Reich / der jünger aber Amulius hat sich zum Regiment eingetrungen / mit vertreibung Numitoris, dessen Sohn AEgistum er ums leben gebracht / und die Tochter seine bas Ream Sylviam in ein Kloster verstossen / damit also gar kein Mannlicher erbe entstunde / der solches rechen (Romus und Remulus.) köndte. Dise Rhea gab vor sie were von Marte geschwängert / und gebahr hiemit zwej Söhne Romum und Remulum. Amulius besorgete hierbej seiner haut / ließ Rheam in ein harte gefängnuß legen / darinn sie auch gestorben / die beide Söhne aber in die Tiber werffen / welche weil sie dazumal überloffen / die kinder auff ein feld getrage̅ / da sie von einer wölffin (Lupa solle das ehweib deß Amuli vihhirten gewesen sein.) gesäüget und auß erbärind aufferzogen worde̅ sein. Die beide brüdern zeigte̅ sich muhtig und frech gege̅ wilden thieren und menschen / hengeten ihn vil hirtengesind an / und da sie er fuhren was übels ihr vetter Amulius gethan / haben sie ihn [61] getödet / und an sein statt ihren Großvatter Numitorem wider in das Regiment eingesezt. Darauff bekamen sie ein lust / eine Statt zu bauen / an und um̅ das wasser in welchem sie hetten sollen verderben. Und weil bej beiden ehr und regiersucht / auch keiner wußte dem anderen zu weichen / weilen sie zwilling / liessen sie sich durch die götter auß der Vögel flug entscheiden. Romulus nam den Palatiner und Remus den Aventiner berg ein / fleissig achtung gebend / was ihnen der Vögel flug oder geschrej für glük oder ungluk ankünden wurde. Wie sich dann etwas streits darauff bald under dem gevögel um̅ beder willen eräugt. Romulus fieng an gräbe̅ auffzuwerffen / mit vilem volk von Albanern und Latinern. Vber welche gräbe̅ Remus seinem bruder zu hohn gesprungen / worüber er auch sein lebe̅ solle eingebüst habe̅ / (Lucanus. Fraterno primi maduerunt sägvine muri.) und fortan die mauren der statt Rom für hetlig gehalten worden. Dises nennet Cicero der weise Heid ein unverantwortliche that. Nachgehends solle der Romulus / auß befragung der abgötterer (deß satans) für seine poenitenz / dem Remo ein thron / scepter und cron / neben sich haben stehen lassen / als wann Remus noch lebte / um allerhand straaffen zu entrünnen. Auch ward dem Remo ein ansehnliches todtenfest gehalten / seinen geist zu versühnen. (Romuli thar???) Romulus fieng an dapfer sich zu zeigen / mit der statt erbauung / erweiterung / befreundung oder überwindung allerhand leuten. Weil es aber den Kömeren an weiberen manglete / wurd an die benachbarten eine werbung gethan / aber vergebens. Romulus und der Rhat erdachten listiger weis zu ihrem vorhabe̅ zu gelange̅ / richteten schauspil an / ladeten die benachbarten ein / sonders die Sabiner die am nächsten gelegen. Dise kamen mit weib und kinder / wurden freundlich empfangen und in die häuser verlegt / besahen die statt und über derselben erbauung / auch deß Römischen gewalts so bald auffgehends sich verwunderend. Als die schau und das under den Kömeren angelegte spil müste angehen / raubte ein jeder Kömer nach gefallen ihme ein weib von solchen außländischen gästen / deren Elteren mit schmerze̅ darvon flohen. Romulus understunde sich (Sabiner ??? weil ihnen die Römer ihre töch???en mit gewalt genom̅e̅.) solche fremde bräüt zu begütigen durch bewegliche wort. Solches wolten die benachbarten bald darauff rechen / und aber weil sie gar zu schwach / könten sie nichts außrichten. Nach verfliessung etwas zeits rottierten sie sich diser ursach halben wider zusamen / kamen für [62] die statt Rom und vermittelst deß statt-hauptmans Spurij Tarpeji tochter / welche ohngefehr hinausgieng wasser zu schöpfen / kriegten sie das schloß zu Rom / und die töchter brachten sie um. Romulus rufft seinen abgott Iupiter on / spricht den seinen herz und muht zu / ficht auffs äüsserste / bis daß die entraubte weiber zu Rom / da ihre männer / dort ihre elteren und gefreunde begütigten / und die hiz der gemüteren sich legte / auch eine steiffe überkomnus zu bederseits getroffen wurde / und die Römer von dato wegen der Sabinischen statt Cures / Qvirites sollen genen̅et sein / der Sab ner und Römer könig / Romulus und Titus Tatius gute bruderschafft zusammen halten solten. Welche beide nachgehends von den ihrigen zu tod geschlagen worden / wiewol man fabulirt / Romulus seie in einem wetter vom Iupiter in den himmel entzuket worden. (Jahr der Welt 3357. Zerstorung der Statt und Tempels Salomonis.) Weilen dann nun also und nicht anderst bewandt ware / daß verhalten etivelcher Königen in Israel / so könte anderst nicht / als durch Gottes rechende Hand der endliche undergang über die Statt Volk und Tempel gebracht werden. Worzu dann zum executore und vollbringer verordnet ware Nabuchodonosor, welchen die H. Schrifft nen̅t Nebueadnezar der Babylonische Monarch / ein zerstörer und berauber der Statt / deß herrlichen und prächtigen gebäüs (Baillius. 428) deß Tempels / und verwüster der Mosaischen policej und Jüdischen Gottesdienst. Dis geschahe nach dem der Tempel 428 jahr gestanden. (Cluver 427 Nebucadnezar zestört un̅ nunt nicht alles auff einmal gefangen.) Es hat aber diser Nebucadnezar nicht alles auff einmal aufgeriben / sonder ein und das ander mal die verwüstung und abführung der Juden angestelt. Dann erstlich hat er den König Joiakim gefänglich angenom̅en und mit dem H. Propheten Daniel und anderen (Baillius l. 1. p. 90.) weggeführt. Darnach alß Jojakim getödet / und Jechonias sein Sohn etlich wenig monat zu Jerusalem regierte / ist diser mit 17000 auß der Statt und Landschafft bestehenden / gefangen weggenom̅en worden / darunder dann der H. Prophet Ezechiel auch ware / bis das endlich Nebucadnezar den König Zedekiam, die Statt / den Tempel / verderbet und alles übrige Volk abgeführt hat. (Nebucadnezar ein gewaltiger Monarch / und doch sehr von) Nebucadnezar / einervon den grösten und mächtigsten Monarchen / ward dennoch allerwelt zum spectacul fürgestelt in seiner demütigung / da er gleich einem ohnvernünfftigen Vich under dem [63] (Gott gebemütiget.) frejen Him̅el herumschweiffend / müßte bezeichnen den obersten gewalt der höchsten Majestet in dem Him̅el. Er hat under sich gebracht die Phoenicier, Palaestiner, Ammoniter, Moabiter, Idumeer / Syrer Assyrer, Meden, Perser / Elymeer, Aegyptier, Trogloditen, (Strabol. 15) Mohren. Josephus der Jüdische gesch ichtschreiber / erzehlt auß Megasthene, beschreiberen der Indianischen geschichten / diser Nebucadnezar habe ganz Asiam und ein gut theil Africae beherrschet / und seje für grösser dann Hercules selbsten gehalten worden. Die mächtige Statt Tyrus hat er nach 13. Jähriger belägerung erobert. Er hat auch in einer sehr grossen schlacht erlegt / den Necho oder Nechao (Herodotus nent ihn Necum) welcher in AEgypten herrschete und sich understanden einen graben auß dem fluß Nilo in das rohte Meer zu führen / daß man dardurch mit Galleen fahren möchte / bej welchem werk 120000. Menschen gestorben und verdorben sind / und ist doch nichts außgerichtet worden. Darbej ware auch Nebucadnezar ein liebhaber der weisen und deren welche etwas wußten / ohne welcher studien und fleiß der weißheit / erfahrenheit und allerhand wüssenschafften kein gewalk langwirig und daurhafft sein kan. (Was zur zeit deß Prepheten Daniels für berümte weisen under den Heiden.) Um̅ dise zeit und da der Prophet Daniel under disem Monarchen lebte / hatten under den Heiden alß weise ihr wesen / namlich Thales Milesius, Solon Atheniensis, Periander Corinthius, Cleo bulus, Lydius Chilon, Bias Prienaeus, Pittacus Mityleneus. Welchen andere noch hinzu thun / Pythagoram Samium, Mysonem Chenaeum, Epimenidem Cretensem, Anacharsin Scytham, und (Herod l. 8) der fablen urheber AEsopum. Under welchen Thales solle gelehrt haben / die Seelen der Menschen sejen unsterblich. Gott wisse auch die gedanken der Menschen / und habe weder anfang noch end. Etliche zehlen under dise zeiten das hüpsche kunststuk Perilli / (Perilli ochs) von einem Ochsen / darinn die armen Menschen solten gebraaten und ein Ochsen muggen von sich hören lassen. Der Sicilianische Tyran Phalaris laßt ihm zwar dis praesent zu führen / fand aber kein besseren anfang zu machen als bej dem meister selbsten. (Evilmerodach.) Evilmerodach folgete auff seinen Vatter Nebucadnezar in der Babylonischen herrschafft / in dem 37. jahr / der ersten gefenglichen (Jahr der Welt 3390.) abführung der Juden / und 26. jahr / der anderen abführung wie es gerechnet wird. Diser erbarmte sich über den König Jech [64] niam, weil ersich frejwillig mit allem der Babylonirngnad über ???b darum zoge er ihn allen Fürsten seines reichs für. Es ist aber dieser Evilmerodach von seinem eignen Schwager N eriglisioro oder Niglisar um̅ das leben gebracht worden / nach dem er zwei jahr regierte. Andere sezen etlich jahr seiner regierung / villeicht vermeinend auch die zeit die er hat an seines Vatters Nebucadnezars Statt geregiert / in dem er gleich einem Vieh vernunfftlos ware. (Jahr der Welt 3418. Der Babylonischen gefängnuß 45.) Balthasar ward Monarch auff Evilmerodach, der wolte sich über einer mahlzeit lustig machen / hoch mühtig mißbrauchend die Guldene und Silberne gefäß / auß dem tempel zu Jerusalem geraubet / und aber ohngefehr zeichnet ihm Gott der Herr an die wand / wie so bald sein Königreich zum ende kommen / und under andere außgetheilt werden solle / welches auch beschehen. Da die Meden und Perser alsobald darauff eingefallen / haben alles in der (Darius nam Babylonein.) Statt / zusamt dem trunkenen Balthasar und seine Fürsten nidergemacht. Worauff Darius Medus, der sonsten auch Cyaxares, von seinem großvatter / genent ward / das reich eingenom̅en und die herr schafft angetretren / alß er numehr 62. jahr alt. Alles aber geschahe (Cluverus. p 66. 67. Baillius l. 1. p. 149.) mit verwilligung Cyri seiner Schwöster Sohn und der darbey sein eigner Tochterman gewesen / wie dann Darius nur 2. jahr in solchem flor gestanden / nach seinem ableiben aber hat Cyrus alles eingenom̅en. Und dises ware der Darius, weicher den H. Propheten Daniel in die Löwengrub werffen / und mit seinem pirschafft die thüren auff dem loch versiglen liesse. Als aber Daniel ohnversehrt gebliben / wurde deß wahren Gottes nam geförchtet und geehret. (Wie Cyrus als ein jung Kind wüderlich beim leben erhalten worden.) Allhier aber muß man noch underschidliches beobachten / ehe und da wir zu der Persischen Monarchej kommen. Nemlich vor allen dingen die geburt Cyri und wie wunderlich er beim leben erhalten worden / und welcher von Gott gewidmet darzu / daß er auch solte die schwere gefängunß auffheben und dem Jüdischen volk das leben und alles widergeben. Astyages der Meden und Persen Monarch / dessen vatter auch Ninwe erobert / hat seine einige tochter (Iustin. l. 1.) Mandanen einem Persianer von nicht sonderlichem herkommen / dessen namen Cambyses, verheyrahtet / von welchen Cyrus gebohren ward / welchen Astyages durch einen traum erschrekt / nicht wolte leben lassen sonder befahl dem Harpago einem semer diener / das kind zu erwürgen. Harpagus hat mitleiden mit dem Knäblein / gab es einem Kühhirt / er solte es in den wald werffen und ligen las [65] sen. Deß hirten frau gebahr auch ein tod kind / nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß nachgehends Astyages erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht / wolte er sich mit einer grausamen blutdurstigen that rächen / ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen / und in stuken zerhauen / Lude darmit Harpagum zu gast / gab ihm ohnwissend sein eigen fleisch und blut zu essen / bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht hierauff ein conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen / fiel er mit gutem theil kriegs Volk zu ihme / und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri großvatter / gefaugen / solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt. (Croesus und Cyrus.) Wider disen Cyrum, der von zeiten zu zeiten je länger je mächtiger worden / wolte einmal sich Craesus, der Lydier König auffmachen / schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen / wie es in disem Feldzug wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satan̅ nach seiner gewonheit gibt wort und widerred auf die strauben gesezt / nemlich es wurde Croesus ein großmechtig reich umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft / und aber das seine ware gemeint und traff eben ihn / da Cyrus die schlacht gewonnen / solle geschehen sein im jahr der welt 30407. Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte lebendig verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte Croesus laut etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen / warum̅? Croesus gab zur antwort / er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem weisen Solon zu Athen (Solons tiuge Red.) gehalten / der under anderem ihm dise lehr geben / daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu schäzen. Cyrus wie billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken / schenkte Croeso das leben wider / und gebrauchte sich öffter seines rahts. (Solon tröster einen eteüztres genden.) Auff eine zeit solle diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich er gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt / mit diser anred: Siehe da und betrachte / wie vil ungemachs und unglüks under allen disen Tächeren verborgen lige / und wie vil trautige da und dort sich finden / darum lasse dich den unfahl und beküm̅ernuß nicht übernemmen / so man alles unheil wurde zusamen auff einen hauffen schütten / und jedem frej lassen darvon zu nem̅en / [66] wurde doch jeder lieber das seine wider haben wollen. Wir Christen aber haben wol andern und besseren trost wider ereüz und leiden in Gottes wort. (P???ches reich) So macht dann nun Cyrus die andere und Persische Monarchej vollkom̅en / deren regenten dise waren Darius, Cyrus, Cambyses, Ahasverus, Xerxes, Darius Nothus, Artaxerxes Mnemon, Ochus, Ochi Sohn / Darius Armerius. Diser Cyrus herrschete über vil Land und Leüt / und ganz Asiam, und spilte den meister in ganz Orient / und hat mit Croeso auch das ganze Königreich Lydien bekommen / nach dem dasselbe seine underschidliche Könige gesehen. Under anderem auch einen mit nammen Candaules, welcher so vernarret in die schönheit seines Weibs / daß er darmit endlich ums leben und Königreich kom̅en / (Baillius libr. 1.) welches Gyges einer seiner beamteten / deme er sein ehgemahel halb nakend gewisen / mit der Königin erhalten. Um̅ selbige (alß längsten vorhin sich die geschichten zu Rom / nach Romuli tod / mit Numa Pompilio dem gewaltigen gesazgeber / der sich der götteren gemeinschafft und gespräch anmüßte / und nachgehends die historj der Curiatiorum und Horatiorum begeben) gesehahe auch dises / daß nach dem Lucius tarqvinius Priscus von (Priscus Tar qvinius.) deß Anci Martij Söhnen ermördet / und von seinem Weib Ta naqvil, Servius Tullius durch list zum Regiment kom̅en / welcher besorgte es möchten Tarqvinij Söhn um sich zu rächen Menschen anstellen / gab derowegen seine beide Döchteren deß entleibten Tarqvinij Söhnen / Lucio und Arunti, zur ehe. Weilen aber deß Aruntis gemahel Tullia ein frech / ehrgeizig und regiersüchtig Weib ware / lagesie ihrem Ehmann stetig in ohren / er solte sehen wie er König wurde / welcher aber sich hierzu nicht verstehen wolte / darum sie ihrem schwager Lucio, nach vilen heimlichen offenbahrungen und gesprächen / die sie miteinander pflegten / endlich dises eingespunnen. Zu disem zwek wurden von ihnen beides Schwöster und Schwager hingericht / damit hatten sie beide Lucius und Tullia einander geheyrahtet. Der anschlag wurde also werkstellig gemacht / daß auff ein zeit Lucius mit einem hauffen gewaffneter Kriegsleüten / nach dem vorhin underschidliches practiciert worden / dem rahtheuß zugeeilet / seinen Schweher Vatter Servium Tullium elendiglich auß der mitten der Rahtsherren reissend / auff die gassen schleppet / allda er völlig zu tod geschlagen ward. [67] Seine rasende Barbarische Dochter Tullia machte sich auff ihren Wagen / um ihren Ehman Lucium Tarqvinium als einen König (Laster gassen zu Rom.) am ersten zu begrüssen / und im hiufahren ist sie über ihres eignen Watters todten leichnam gefahren. Daher von diser abscheülichen that / dise gassen zu Rom / die lastergassen genennet wurden. (Jahr der Welt 3413) Wir kom̅en aber wider zu den thaten Cyri, welcher wie der H. Prophet Daniel 200 jahr vorhin geweissaget / den grossen Gott Jsraels über alle Heidnische götter hochachtend / die Kinder Israel (Israeliter erledigung auß der 70 jäbrigen gefängnuß.) endlich auß der harten Babylonischen 70. jährigen gefängnuß loß gelassen / und mit offentlichen Mandaten und außkünden den gewalt heim zu ziehen / den Juden ertheilt / auch zugleich die H. gefäß / welche Nebucad nezar auß dem Tempel zu Jerusalem genommen / wider erstattet / und darzu den Tempel in seinem unkosten lassen wider auffrichten. Dise wie leichtlich zu erachten / über die 42000. under einem Priester nam̅ens Jesus und dem Fürsten Zorobabel / machen sich auff die reis / bauen Gott ein Altar zu Jerusalem / und ein jahr hernach fiengen sie deß Tempels gebäü wider an / diejenigen die nichts wußten um den Tempel Salomonis / arbejteten daran mit freüden / die anderen aber / welche jenen gesehen / mit seüffzen und wehfahren. In wehrend aber dem Bau / wurden sie von der augrenzenden Heid enschafft verirt / und weil der mehrer theil mehr auff eignen alß den gemeinen nuzen sahen und mit erbauung seiner kumlichkeiten beschäfftiget / auch Cyrus in allerhand Kriegs expeditionen eingewiklet / nicht bej der stelle war / und die Juden ohne das bej Cyri Sohn gewaltig verklöpft / und hiemit der versprochenen mitlen verlürstig worden / alß ist die aufferbauung deß anderen Tempels schlechtlich und langsam fortgangen. (Cyri krieg wiber die Massageten. Xenop. l. 8.) Es war aber Eyrus dazumahl begrissen in dem Feldzug wider die Massageten / welche jenseit deß Flusses Araxes wohneten / ein sehr streitbar Volk / dessen Ursach diese geben wird: Cyrus ließ (nur under dem schein / dann der Krieg ware bej ihme als einem bis dahero durch so vil Schlachten erlangte Sig übermütigen Herren beschlossen) um̅ die verwittibte Königin der Massageten / namens Tomyris / werben. Diese Königin merkte wol das Cyrus mehr um̅ das Königreich als aber um̅ Sie buhlete / schlugs hiemit ab. Cyrus machte sich fertig mit seinem Kriegsheer zuschlagen / dessen Vortrab von der Massagetischen Königin Sohn überwunden wurde / weil sie die Schanz durch Tuinken heit übersahen / ge [68] rieth Cyrus wider den Hauffen der Seythen / schlug den mehrern theil / den Rest nahm er gefangen / under welchen der Königin Sohn / Spargapises genant / ungedultig über solche schmach / jbme selhst das leben raubte. Da nun Tomyris solches erfuhr / machte sie sich mit einem gewaltigen Kriegsheer auf / als die schon vorhin Cyrum von solchem unbillichen beginnen abmahnen lassen / geschahe hiemit bäiderseiths eine gewaltige Schlacht und grausame Niderlag. Cyrus wurde selbst erschlagen / und solle Tomyris / nach dem sein leichnam gefunden / demselben das Haupt abgeschlagen / (Jahr der Welt 3420) und in ein Gefäß voll Menschenblut geworffen haben / mit diesen worten: Sauffe dich nun voll bluts / darnach dich so sehr gedürstet hat. Auf disen gewaltigen Monarchen Cyrum folgte in dem Reich sein Sohn Cambyses / ein Tyrann / aller lastern und untugenden (Cambyses.) ergeben. Weil ihm Amasis König in Egypten betrieglich eine andere alß seine Tochter zum Gemahel zugeschiket / auf seine werbung hin ward er ergrimmet / und überfiel mit Heereskrafft Egyptenland / (Wie das Königreich Egypten an die Persen ??? m̅en.) da kaum vorhin Amasis tods verschieden. Damit auch das Egyptische Königreich ein end genom̅en / und der Persischen Monarchej einverleibt war. Amasis Todtencörper wurde ausgraben und höhnisch tractirt / wie auch sein gefangner Sohn Psammenitus, der auß befahrung grösserer qual sich selbsten leiblos gemacht. (Polycrates ???) Und diser Amasis ware es auch / welcher Polycrati, Regenten der Insul Sami alle Freundschafft abgeschlagen / wegen seines ohngew ohnten Glüks so er hatte / und daß ihm der ins Meer geworffene Smaragd / wider von einem gefangnen Fisch ersta???et worden. Cambyses rüstete auch gewaltige Kriegsheer ins Feld / umb die Mohren hinder Egyptenland / dahin noch andere Potentaten nicht kom̅en / zu bezwingen / welches aber durch hunger und wie man meint durch zusamen gewehetes sand / aufflangen dürren Heiden über fallen und auffgeriben worde̅ / worüber der Tyran also erzörnt / daß er etliche Persianische fürsten lassen hinrichten / Craesus aber entflohe. (??? Cambyfes.) Seine leibliche Schwöster müßte sein weib sein / alß er vorhin Smerdem ihren bruder lassen erwürgen. Bei einem schauspil so er angestelt / kam ein hund dem anderen wider den Löwen zu hilff. Darüber sein ehweib seüffzete / und befragt von ihm / warum̅ sie hierübertraurig seje / gab sie schnell zur antwort / die unvernünffti [69] gen Thier und hünde haben mehr redlichkeit und erbärmd gegeneinander alß die Menschen. Welche red auch ihnen den halß gebrochen. Auff eine zeit fragte Cambyses seinen rath Prexaspem, was die leüt von ihme sagten: Alles guts / antwortet er / ohn allein daß der König zu vil Wein trinke. Alsobald ließ der Tyrann / Prexaspis Söhnlein für führen / anbinden / mit disen worten: Werde ich deß Kinds fehlen / so magstu wol von trunknen leüten reden / werde ich ihm aber das herz verwunden / so bekenne daß die Persen und alle andere / die sich ab meinem zu vilen Weintrinken klagen / grösser Narren seien dann ich. Darauff schoß er mit seinem Bogen / und das Kind fiel zur Erden / und nach dem es geöffnet worden / befand es sich / daß der Pfeil ihme ins Herr gangen. Worüber der elende Vatter noch müßte die gewaltige that loben und bekennen / keiner auch under den götteren seje ein so gewüsser schüz als Cambyses. So hat er auch tyrannisiert in der Statt Memphis in Egypten / ihren abgott den Ochsen Apir oder Epaphum verwundt daß er sterben müßte / und auß einem argwohn alles / was zum fest wolte und feierkleidertrug / lassen nidermachen. Nur eins möchte an disem tyrannen gerümt werden / namlich (Sisamnis ???) daß er befohlen / den ungerechten richter Sisamnem, welcher geschent nam und das recht verkehrte / zu erwürgen / seine haut an den richterstul zu hefften / und hat sein Sohn Otanes dar auff zum ersten alß ein richter sizen müsen. Ein gewüsser Magus und weiser Persianer samt andern die sich zusam̅en gesellet / gibt sich im reich für den Smerdem von Cambyse entleibten bruder auß / begert die huldigung. Cambyses ersahrts / betrauret seinen brudermord / und alß er dise Rebellion und derselbe̅ urheber stillen wolte / voll grimmiges zorns auff sein Pferd steigen / würd er ohngefehr in den obere̅ schenkel von seinem auß der (Cambysis Tob.) scheid gefallenen schwert also verwund / daß er daran sterben müte / als er 7. jahr / 5. Monat regierte. Zu solchen zeiten hat sich bis daher zugetragen die geschicht mit (Lucretia.) der Lucretia, durch list und nothzwang verfelt / darüber sie nach offenbarung der that und thäters Sexti Tarqvinij, ihren selbste̅ mit (Regiments änderung zu Rom) einem in das Herr gestochenen messer / das leben genommen / in der Statt Collatia, und ward das Regiment zu Rom geändert / mit [70] verjagung der Königen und Königischen / an dero Statt sürohin zwej burgermeister regieren müßten / deren die ersten waren Junius Brutus und L. Tarqvinius Die Rathsherren patres conscripti genand / waren bej 300. Da gleichwol die Königischen noch immer dar sich regten / und mit hülff der jungen man̅schafft in Rom (darum auch deß Bruti beide Söhn hingerichtet worden) vil ungelegenheits gemacht / bis der krieg erfolgt / und der Hetrurische König Porsenna die Tarqvinier wolte verthädigen / welcher mit seinem in die Statt Rom eingefallenem Kriegs - Volk / allein von Horatio solle zurukgehalten worden sein / bis die Bruggen hinder ihm über die Tiber geworffen ward. (Bunderlich gemerezeichen / welches Tarqvinius seinem Sohn gab.) Es waren dise Tarqvinij böse leüt und blutdürstig / welche gleich den Füchsen zum regiment eingeschlichen / haben geregiert alß Lömen / darum sie auch gestorben wie die hünde / laut jenem sprüchwort / so wegen eines anderen in Rom von den seinen erzehlet wird. Auff eine zeit hat sich Sextus Tarqvinius mit list der Statt Gabij bemächtiget / dessetwegen von sei nem Vatter Lucio Tarqvinio Superbo, begerte zu wissen was zu thun? Der Vatter spazierte in seinem lustgarten / sahe den botten an / bab ihm aber kein mundliche antwort / sonders thate nichts anbers / dann mit dem stab / so er in den händen hatte / machenhaupter abschlagen / und schikte mit diser weis und geberd den botten wider fort. So bald der bott / ohnwüssend die bedeütnuß dessen / dem Sohn wider bringt / kein wort habe der Vatter geredt / alß das er bemeltes gewächs umgeschlagen / vermerkte den Sohn wol / daß er müßte die vornemsten bej dem Kopf nem̅en. (Die Sibyllen von Chum bringet9???. bucher für Tarqviniu̅) Für disem Tarqvinio solle sich auch das begeben haben mit der Sibylla Cumaea, welche 9. Bücher / in zimlichem preis angeschlagen / dem König für legte / und alß er den werth für zu hoch geachtet / hat sie 3. datvon alsobald verbrandt / und die übrigen 6. eben in solchem thun gehalten. Der König will aber nit daran / darauf sie wider 3. verbrandt und die 3. übrigen in bemeltem erste̅ preis geachtet. Der König endlich name solche bücher und ließ sie wol verwahren / durch hierzu verordnete Männer / sind auch lang im Capaitolio zu Rom auffgehalten worden. (Cajus Mutius Scaevola.) Denkwürdig ist auch die geschicht / welche sich in wehrend disen händlen zugetragen. Weilen Porsenna auß anstifften der Tarqvi [71] niorum den Römeren vil ohngemachs / gefahr / und verderb nuß zufügte / machte sich auff der Edle Römische Jüngling Mutius / trang durch das dik in einander stehende Kriegs volk in Porsenna läger / da man eben sold außtheilete / und der Secretarius bey dem tisch hier ob beschäfftiget war. Mutius wußte eigentlich nit / welches der König / zu fragen war nicht für ihn / darum entleibte er den am tisch sizenden schreiber / an deß Königs Statt / den er vermeinte getroffen zu haben. Mutius will sich mit der flucht salvieren / wurd aber erdapt und für den König gestelt / sagte unerschroken: Es weren noch 300. Deßgleichen wie er zu Rom / so dem König den tod geschworen und seje er eben so begirig zu sterben / alß zu todschlagen geneigt / weil er umgebracht einen seind alß einen solchen: Mannliche dingthun und leiden seje gut Römisch. Als ihme hierauff mit feüer gedreüet wurde / um fernere bekantnuß zu haben / strekter frejwillig seine rechte hand auß / halt sie fest über dem zum Opfer bereitetem feür so lang / bis sie ganz schrekenlich gebraaten und abgebrandt war / mit disen worten: Sihe da König Porsenna eine anzeigung / wie so gar nichts denjenigen an ihrem leibe gelege̅ / welche nach grossem ruhm und ehren trachten. Dannether er auch Scaevola linktaz ist genent worden. (Claeliae ???iner Römischen Jungfranen an schlag.) Dazumal wolten auch die Weibspersohnen in der Statt Rom / den Männeren nachzufolgen / ehr und ruhm erlangen. Darumb etliche Jungfrauen / welche alß geisel in der Hetrurer läger verwahret worden / hatte auff ein zeit die wachten bethöret / under dem schein zu baden / und das sie allein sein müßten / indessen haben sie durch die Tiber mit schwimmen gesezt / auff anmabnen Claeliae, und kamen ohngeacht der gefahr von nachjagenden Soldaten und deß geschosses so auff sie gerichtet wurde mit pfeilen / ohnversehrt / zu den ihrigen. Porsenna begerte die geisel wider / oder der contract solle trafftloß sein / wolle sie aber ohnbeleidiget wider senden. Auff solche wort wurde getrauet / die Jungfrauen auffs neü gelifferet und ohnverlezt den ihrigen laut versprechung wider heim gewisen. Nachgehends ist Claeliae zu Rom einesaül darauff eine zu Pferd sizende Jungfrau gestelt / zur gedechtnus auffgerichtet worden. (Der verme??? Smerdes komt uinb.) Das wir aber wider auff die Persianische Regimems und Stats sachen kommen / so hat zwar der schon vorhin ernamsete und [72] vermumte Smerdes / ohne daß er sich jemals hette dörffen sehen lassen / in die 7. Monat alß were er Cyri Sohn / sein Persohn gespilt / da er doch nur sein diener ware / und wegen übelhaltens beide ohren ihme lassen abschneiden / welches dann ihne auch verraten / (Jahr der Welt 3450.) und wurde die sach also angestelt. Gewüsse Fürsten in Persien / an der zahl 7. welche nächst dem König die fürnemsten in der reichsverwaltung waren / die hetten lengsten gern gewußt / wer doch diser falsch angegebene Smerdes sein möchte / ob er auch Cyri Sohn? Solches zu erfahren / stelte einer under disen 7. Fürsten seine eigne Dochter an / als welche under deß Königs Cambysis concubinen ware / die diser Smerdes für die seine auch brauchte / sie solte doch wahr nem̅en / ob er ohren hette. Alß der rejen an dise Dochter kam / und der vermeinte Smerdes schlieff / greifft dise Dochter nach den ohren / fand aber keine / welches sie Morgens alsobald ihrem vatter anzeigte. Worauff dise 7 den anschlag gemacht / Disen Smerdem und sein bruder / die man Magos nente / umzubringen / welches dann auch geschahe. Da ward nun die frag / welcher under den 7. solte König sein? Sie machten alle einhellig den Accord / weilen sie die Sonnen angebetten / welches Pferd am morgen früh / da sie mit einander reiten wurden / am ersten bej herfür brechender Sonn mit wihelen gleichsam begrüssen wurde / derselbe solte ohnfehlbar König sein. Alß sie von einander geschiden / offenbarte Darius solchen handel seinem reitknecht / welcher so bald den einschlag (Darius Hystaspiskomt wunderlich zur Kron.) gabe und seinen Herren daß er ohnfehlbar König sein werde / versicherte / damit / in dem er den tag vorhin eine stuten an das ort gestelt / allwo die zusam̅enkunfft und Pferd wihelen geschehen solte / und den Hengst / darauff Darius reitten sollen / mitgeführt So (Herod. l. 3. Justin. l. 1. Ctesias ap. Photium.) bald dise 7. Fürsten am morgens früb an das bestimte ort bej auffgehender Sonnen kamen / fieng außerzelten ursachen deß Dari??? Pferd an zu wihelen / worauff die anderen abgestigen / denselben alß ihren König und Persischen Monarchen auffgenommen / und ihm Königliche ehr erwisen. Es solle eben dise wahl mit einem bliz und Donnerknall begleitet worden sein / gleichsam zur bestätigung. Bej den ersten anfängen der Regierung Darij rebellirten die Babylonier wider ihn / schaffeten alles weiber volk und Kinder / die nicht bastant sich zu verthädigen waren / ab / und brachten die statt eben in gewaltige defension. Darius lagelange zeit vor diser Statt [73] und hette sie noch länger belägeren müssen / wo nicht einer von den (Zophyrus ???ufft Dario mit seinem schaden.) sem̅e / namens Zophyrus disen list erdacht hette / man solte jhm ohren und nasen abschneiden / und darauff wolte er sich zum feind verfügen / sagen Darius hette ihn also schändlich tractiren lassen / weilen er ihme gerahten die belägerung auffzuheben und abzuziehen. Dis alles nun geschahe. Die Babylonier trauten disem Zophyro. Der in einem / und dem anderen auß fall sich tapfer gehalten / schaden gethan deß Cyri Volk / wiewol alles nur under dem schein. Hierauff übergaben die ohnfürsichtigen Babylonier disem eine Porten / durch welche er Darium und sem Kriegsvolk hineingelassen. Ward also die mächtige Statt Babylon wider under Darij gewalt gebracht. (Darius bezwinge wil??? und le???.) Etwas zeit hernach / versahe sich Darius mit gewaltiger macht zu wasser und zu land / bezwang die Thracier und Scythen / liesse eine Schiffbruggen über die Donau schlagen / und wolte weit in Europpam hineingehen / wo er nicht wegen eingefallenen hungers under seine Soldaten / wider hette zuruk ziehen müssen. Die Spartaner um der streithändlen willen / welche Cleomenos und Demaratus miteinander hatten / nach dem Leonidas in der engen clausen bej Thermopylae erschlagen worden von den Persen / gerieten auch under Darij joch. Um dise zeiten / solle in Italien auch / wo nun (Sybari???er ???leg in Italien.) das Königreich Neapolis ist / zwischen den beden namhafften stäten Sybaris und Croton, der Krieg sich erhebt haben / in welchem die von Crotone, under ihrem dapferen Feldobersten Milone, die Sybariten geschlagen und den sig erhalten haben. (Dictatores zu Rom.) Zu Rom wolten die sachen nicht recht gehen / darum auffs neüe das Regiment geändert / und sind Dictatores erwehlet worde̅ / welche bis auff die zeiten deß ersten Römischen Käisers Julij Caesaris verbliben. ein Dictator aber zu Rom war ein solcher / welcher (Jahr der We??? 3460.) müßte alle uneinigkeiten stillen / rechtshändel schlichten / und den Krieg führen wider die Feind / auch dörffte niemand von disem zu einem höheren Appellieren, aller gewalt / thun und lassen ohn menniglichs einred stund bej ihm. Damit aber kein mißbrauch deß gewalts thete einschleichen / solte dise herrlichkeit und macht / bej einem nur ein jahr wehren. Der erste Dictator ware Titus Largius Flavus, dessen gleichsam General Lieutenant Spurius Cas???us Viscelli???us gewesen.
|| [74]
(Darij Tod.) Alß Darius der gewaltige Monarch vil jahr alüklich regiert / starb er / und hatte vor bin Xerxem zum nachfolger im reich verordnet / welcher seinen elteren Bruder Artabazanem darvon gebracht auß der ursach / weilen Darius ihn erzeüget / ehe er zur Kron kommen / Xerxes aber wurde gebohren von Dario alß einem schon inthronisierten (Jahr der Welt 3493.) König / auch weilen seine Mutter Atossa, Cyri Dochter solle gewesen sein. (Xerxes solle der Ahasverus gewesen sein.) Xerxes, welchen etliche für den Ahasverum angeben / der die Esther geheyrahtet / wie dann auch Herodotus und Ctesias die zweite gemahlin Ahasveri, Amestrin nennen / solle auff Persische benamsung Ham Esther lauten. Diser Xerxes bezwange Egypten / wolte die Griechen mit grosser Kriegs macht überzichen / darum er zwey (Jos Scaliger Deodatus. Iunius. Reinoldus. Emmius.) wunderliche gewaltige werk verschaffte / er liesse den berg Athos umgraben / daß Galeen neben einander fahren könten / um die gefahr abzulehnen / welche in selbigem Isthmo oder engen hals / den schiffen entstunde / auch hat er mit Schiffbruggen über das Meer Hellespontum schlagenlassen / da es am engsten ist / zwischen den beiden Stätten Sestus und Abydus, so heüt zu tag die zwei Feste Schlosser Dardanelli sind. Mit welcher bruggen er gleichsam Europam und Asiam aneinander gehenkt. Alß aber das Meer durch seine ungestumme die Bruggen zerrissen und abgeworffen / hat der thorechte Xerxes nicht allein die Bruggen und Schiffmeister lassen bej dem (Xerxes wit dem Meer geb??? ten / darbe??? seine de???wurdige wort.) Kopf nemmen / sonder ließ das Meer mit ruhten streichen / und eiserne fessel / selbiges anzufeslen / hinein werffen. Bald darauff hat sich die Son̅ am him̅el mit ihrem schein verlohren / da sie deß Schöpfers aller dingen verachtung nicht ansehen kan. Da diser Xerxes bej der Stett Abydo, von einem hohen berg sein ganz Kriegsheer übersahe / wie auch die vilfaltige Schiff / darmit das ganze Meer Hellespontus überfült war / hat er sich zwaren erstlich herzlich darüber erfreüt / bald aber darauff bitterlich geweint / Artabano de???ihn darum befragte / geantwortet: S???lt ich nicht weinen / so ich gedenke der kürze deß menschlichen lebens / da es ja gewüß / daß umder diser grosse menge Volks / keiner über hundert jahr wird mehr vorhanden sein. (Der Griechen ???ed von X???rxe / ???n̅ wie de???eg ???thnen algelossen.) Die Griechen / welche Xerxes bezwingen wolte / sagten sie förchten sich nicht so sehr vor Xerxe, dann er nicht Gott / sonder ein Mensch wie andere were. Welches sich auch wol erscheint / dann [75] Xerxes in einem grausamen drejfachen angriff zu land nichts außgerichtet / ob gleichwol ein verrähter sein kriegs volk über einen grossen berg / durch enge weg / in der Griechischen land schafft ebne gebracht / also daß eine grosse anzahl seines Volks gebliben; Wie nachgehends durch list Themistoclis zu wasser auff dem Meer die Persianische flotten zerstreüet und geschlagen worden / also das Xerxes, da er seine gemachte Schiffbruggen nicht mehr fand / in einem kleinem Schifflein mit etlich wenigen / wider hinüber in Asiam entrunnen / über lassend das übrige Kriegsvolk seinem Feld Obersten Mardonio, welcher auch die Statt Athen / als sie auf vorgeschlagne gütige mittel nichts geben wolte / eingenom̅en und verbrandt hatte. Indessen kame er auch in verachtung bej den seinen / wie dann sein Feldoberster Artabanus mit anderen sich gerottet / und (Xerxes wird ermördt.) hat Xerxem in seinem Palastl nidergeseblet. Darauff wolte er auch hinrichten Xerxis drei Söhn / Darium, Artaxerxem (sonsten Longimanus, weil sein rechte hand länger alß die linke) und Hystaipem. Dein Artaxerxem überredet er / Darius wolle ihn ums leben bringen / solle sich hüten / wolle ihm bejstand leisten / worüber Artaxerxes seinen Bruder Darium umgebracht / überredt alß hette er auch den Vatter ermördet. Alß aber Artabanus mit seinen Söhnen / sein verrähterisches und mörderisches begin̅en ferners zu verstehen gab / (Artaxerxes Longimanus.) hat Artaxerxes so bald sich gewendt / und disem mörder den verdie̅ten lohn geben / sich nach seines Vatters Xerxis tod der regierung bemächtiget / und mit gutem ansehen geherrschet. Von disen König wird gehandlet Nehem. II. cap. und Esrae im IV. cap. (Buch Estber.) Sonsten wer weiters von dises Xerxis herrlichkeit bericht begert / und er der Ahasverus solle gewesen sein / der kan in dem Buch Esther die geschichte lesen. (Von den Faby??? zu Rom.) Dazumal hatten die Römer vil zu schaffen mit den Hetruriern und Toscanern / welche nach einem harten treffen / da allein die Römische Nüterej stand gehalten / immerdar streifften / und bis an Rom mit brennen / rauben / grossen schaden gethan / sonders die auß der Statt Veij. Weilen nun die Fabij mechtig von Mannschafft und reichthum / alß hat Caeso Fabius, Burgermeister / sich erbotten / mit seinen übrigen Fabijs, deren wol über 300. waren / wider die Vejos zu streiten. Solches wurde verwilliget / und haben sich dise gelägeret um den fluß Cremeram.
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Es hatte aber die Feind durch list sie ins garn gebracht / durch eine herd Vieh / welche sie ihnen lassen fürführen / darauff die Fabii gar zu begirig nach dem raub / hinder das Vieh her / und wolte jeder gute beüten machen / bis die Feind sie umringet / auff einen berg getriben / und bei nacht alle miteinander nider gemacht haben. (Gelebrie Leüt under den Heiden.) Um dise zeiten waren bej den Heiden verrümt die Pöeten und weltweisen Simonides, Pindarus, Bacchylides, Heraclitus, AEschylus, Anaxagoras, Empedocles, Democrjtus, sonders der weitberümte Medjcus Hippocrates Cous, dessen Schrifften noch auff den heütigen tag in hohem wert von den Medicis gehalten werden. (LQuintius Cincinnatus.) Wann auff ein zeit die sachen in Rom und der Römer kriegs verfassungen wider die Feinde nicht wolten abstatt gehen / schikten sie eine gesand schafft an L. Quintium Cincinnatum, der sich vor etwas zeit deß Burgermeisterthums frejwillig begeben / und auf seinem Bauren hof einsam gewohnt. Alß die gesandten ankom̅en / gienger hinder dem Pflug / hat den schweiß abgewischt / und noch empfangnem mantel die bottschaff mit ehrerbietung angehört / dises innhalts / daß man ihn beglükte / darum daß er zu einem Dictatore und oberen Haupt erwehlet worden. Darauff gieng er mit den gesandten in die Statt / ziecht mit einem hauffen Volks wider die Feind / schlagt und plagt sie dergestalten / daß sie nicht allein weichen / freündschafft mit den Römeren machen / sonder mit spot und schand ab ziehen müßten / so hald dises vollbracht / hat er sich der erzeigten ehren bedankt und mit grossem lob auff seinen mejerhof wider begeben. (Jahr ??? 3506.) In dem theil Italien / da iez das königreich Neapolis ist / in der statt Thurium genandt / war ein vornemmer richter mit nammen Charondas, welcher allerhand gute gesäz und ordnungen seinen burgeren fürschreibte / under anderem daß niemand mit seinem degen oder seiten wehr auff das Rahthauß kommen solte / wer aber solches thäte / der solt ohne Verzug sterben. Alß er auff eine zeit aussert der Statt über feld ware / und eben heim kam / wurd er auffs Rahthaus beruffen / darbej er wegen eilferigkeit den degen abzuziehen vergessen hat. Derjenige so neben ihm sasse / erinnert ihn dessen / (Charondas ersticht sich selbst in de??? Raht.) worauff er ihme selbsten ohne ferners entschuldigen den degen in de̅ leib gestossen und das leben genom̅en / mit disen worten: er wolte sein gesez mit diser that bekräfftigen.
|| [77]
(Herodoti Histori-bücher. Suidas.) Die Athenienser hielten zu der zeit ein herrlich felt / an welchem Herodotus bej versamlung menniglichen / mit grosser bewegung der zuhörenden / seine historien abgelesen / darüber ihme ein ehrenkranz auffgesezet ward und sonsten grosse ehr erwisen worden. Der damalige Jüngling Thucydides, so darbej stunde / und nachge hends solche historien continuirt hatte / fieng an zu weinen. In der Statt Rom begabe sich die klägliche geschicht. Virginius (Grausame that hat sich zu Rom begeben.) ein burger daselbst hatte seine Dochter Virginiam einem jüngling Jcilio versprochen. Appius Claudius der vornemste under den zehener wolte sie gern verführen / köndte aber nicht / darum macht er anstalt / daß seine Knechte sie alß eine leibeigne und nicht eines burgers Dochter / auffangen und weg nemmen solten. Welches sie auff follem markt wolten anstellen / sind aber von der Freündschafft / die sich der Dochter angenom̅en / wider abgetriben worden. Hierauff müßte die sach für den richter und ware Appius Claudius der vornemste welcher den stab führte. So bald der Vatter / auß dem Römische̅ Feldläger beruffen / in die Statt ehen zu disem schönen gerichts process kame / sagt er unerschroken zu Claudio, meine Dochter hab ich nicht dir / sonder dem Jcilio versprochen. Worüber ein tumult entstunde / und wolten jenes Knechte die Dochter under erzehltem schein wegnemmen. Da er Vatter sahe / daß nichts zu erhalten ergreift er ohnfehr darvon bej jemands ein grosses messer und ersticht damit seine Dochter / die ihn erbärmlich um hülf angeruffen / mit disen worten: Kan ich dich nicht lebendig bej ehren erhalten / so will ich doch deinen leib für schand bewahren. (Das Regiment zu Rom geänderet. Censores,) Wenig zeiten hernach hat sich das Regiment zu Rom wider geänderet / und sind die Censores erwehlt worden oder Zuchtmeister. Solle geschehen sein im jahr der welt 3508- Ohnlengst hernach begabe sich der Peloponnesische Krieg / da Archelaus König in Macedonia: zu Athen Euthydemus und (Thucyck l. 2) Archidamus zu Sparta regierten / in welchen vil land und leüt auf einer und der anderen seiten / und zu lezst bald darauff / durch Pestilenz / verderbt sind worden. (Persianische geschichten.) Nach dem Artaxerxes Longimanus gestorben / und lange zeit der Persischen Monarchej vorgestanden / ist sein Sohn Xerxes der andere dis namens ihme gefolget / solle aber bej zeiten / alß er kaum etlich wenig monat dise ehr gehabt / wiewol er ehlich von seinen vor [78] fahren gebohren ward / von einem deß Artaxerxis bastart Sohn / nam̅ens Sogdiano ermördet worden sein / welchem desset wegen das Volk abhold / daß der ehliche Sohn auß dem mittel geraumt worden. Darius der andere bastart Artaxerxis, macht ihm disen streich zu nuzen / lupfet mit list und gewalt den Sogdianum auß dem sattel / Darius laßt ihn heimlich töden / und bekomt hiemit Kron und Scepter. Nothus. Solle gewesen sein das 3529. jahr / nach erschaffung der welt. Dazumal prangete die Heidenschafft mit ihrem Euripide, (Verrühmte ???der den Heiden.) Dazumal prangete die Heidenschafft mit ihrem Euripide, Sophocle, schon benamseten Herodoto, da ware auch Thucydides. Alcibiades, Aristophanes, und andere.

PERIODVS V.
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Oder Lünfter verlauff der zeiten / von dem anderen wider erbauten Hause und Tempel / bis auff die zeiten deß Messiae und Heilands der welt in die CCCCLX. Jahr begreiffend. WAN dan nun den Juden underschidliche widerwertigkeiten zugestossen / dardurch an dem (Tempel zu Jerusalem würd fertig gemacht under Dario Notho.) angefangenen werk und gebäw deß anderen Tempels sie entweders gewaltig verhinderet oder gar zuruk getriben und durch Königliche befehl abzustehen ermahnt worden / dessetwegen Nehemias auff eine zeit gefastet / und auffs neue solches werk zu beförderen / erlaubnuß haben müssen: Alß ist [79] (Joseph Scaliger Calvisius. Iunius. Deodatus. Reinoldus-Emmius.) endlich durch Gottes ohnverdiente gnad und hilff / welcher der Königen herzen in seinen händen wie wasserbäche / das under dem Fürsten Zorobabel und Hohenpriester Josua angefangne werk vollführet worden / under Dario Notho, alß schon vorhin sein vorfahrer Artaxerxes Longimanus macht und erlauhnuß darzu geben. Mit disem lezsteren Dario und seinem hinscheid / welcher sich sehr mit den Griechischen händlen / um friden zu stifften bemühet / hat (Jahr der Welt??? 3 39 Tod Dario Not??? und des ???wirigen ???sischen krisges ende.) auch auffgehört der Peloponnesische Krieg / der über die 20. Jahr geweh???et / und grosses unheil verursachet / und zulezt der berümten Statt Athen gänzlichen ruin und undergang / die demolierung der Statrmauten und thü nen verursachet. Beneben hat es vil volk gekoster / doch mehr auff der Athenienser alß Spartaner seiten / wie dann die Spartaner mit vortheil und list öffter ihnen grossen abbruch gethan / da bald Brasidas der Spartaner Feldherr Cleonem der Athenienser Obersten / alß er die Statt Amphipolim in Thracia belageren wolte / geschlagen / bald hat Alcibiades der Spartaner flotten zur See geschlagen / wie auch Thrasybulus, bald hat ihnen Ag???s der Spa???taner König die frücht auff dem Feld verderbt. Bald schlugen und sigeten die Sy???acusaner / bald die Arbenienser. (Camilli ritterstbat / wider eines sch??? eistersverräytere???) Bej den Römeren war es auch nicht still / sonder ein unruh über die ander / darum̅ bald dise bald jene angrenzende müßten geschlagen / oder die Römer überwunden werden. Auff eine zeit / da Furius Camillus die Filiscos bezwingen wolte / und ihre Statt belagerte / ward in der Statt Falerij ein Schulmeister / der underst???d (Justin. l. 10.) ein verräterisches stuk auff dise weis. Er hatte der vornemsten burger kinder under ihm Die er etwan für die Statt hinaus spazieren sührte / allwo sie ihre ku zweil hatten Auff eine zeit führte er eben dise knaben hinaus. Zwahren nit weit / aber nicht für die porten / da ohnfern die Römer läger Statt hieltein. Zwange endlich die Knaben durch umschweiffe mit ihme in deß Feinds läger zu gehen durch die wachten durch / begerte mit Camillo zu reden / mit disem verrahterischen antragen / da habe er der vornem ken leüten Kinder / um deretwillen die Statt wurde und müßte übergeben werden / begehrte hiemit sein verrähters lohn. Camillus ließ ihm alsobald die kleider abreissen / die händ auff den ruken binden / gab den jungen Knaben jedem frische ruhten in die ha???d / und ließ ihn also in die Statt Rom wider hinein jagen und fizen / mit vermelden / [80] er begere nicht durch solche unehrbare practicen, sonder durch heldenthaten seinen feinden abbruch thun und statte gewinne. Worüber Camillus die gemühter in der Statt also gewunnen / daß sie sich seiner redlichkeit übergaben. (Polydamas) Um dise zeit lebte auch Polydamas ein starker Ris. Welcher Löwen und Ochsen nider schlug / einen wagen von zwejen Pferden gezogen in vollem rennen auffgehalten / ist aber zuletst under einem einfallenden gewölb / alß er König Dario Notho bej hof kurzweil machen solte / nidergefelt worden / welches er understunde (aber vergebens) auffzuhalten. (I???der Welt 3507.) Rom hat auch gewaltige kappen bekommen auß anlaß weilen Qvintus Fabius der Gallier rittmeister erstochen. Darum nach der völker recht begehrte̅ sie den Fabium oder desselbe̅ abstraffung. An stat (Statt Rom von den Galliern eingenommen / und wie es ???ugangen.) dessen wurde er zu Rom desto mehr ???echret. Die Gallier aber erhizt machen sich für Rom / zeigten in dem ersten angriff den in die flucht gebrachten Römeren / daß der feind nit zu verachten / in dem ihre statt eingenommen und die übrigenkriegsleut in dem Capitolio eingespert worden. Alß die Gallier deß anderen tags in der statt haussuchungen anstelten / fanden sie die rahtsherren in ihrem ort / die sich geschämt in das Capitolium zu fliehen / wolten lieber auff ihren stühlen und in ihrer herrlichkeit sterben. Die Gallier verwunderten sich ab ihrer Authoritet, grauen Barten und Mannheit / und alßeiner in deß M. Papyrij haus kam / und lahe ihn in einem Helffenbeinernen sessel sigen / streicht ihm der Gallier einer seinen langen weissen bart / darüber Papyrius erzörnt / schlagt den Soldaten mit seinem stab über den Kopf / der Soldat aber Papyrium zu tod. Darauff giengs an ein mezgen / mörden und brennen alle Rahtsherren / burgerschafft / jungs und alts müßte herhalten / feür wurde eingelegt / die im capitolio ernstlich belägeret / und wo nicht Gäns zu nacht die Gallier verrahren / auch durch gute gegenwehr Marci Manlij weren abgetriben worden / so were das capitolu???m übergangen. Zulez???t müßten sie doch accor diren und vil Golds den Galliern / damit sie abzugen / versprechen. Alß solches gelife???et er wurde / brauchten die Gallier allerhand vortheil / ob sich schon Sulpitius beschwerte / legt??? Brennus den degen auff den t???sch neben die wagschalen la???end mit disen worten: Vae ???ictis, so muß mans den überwundenen machen. Was geschieht / der bis daher beschimpfte und vertribne [81] Camillus, welcher schon an seinem ort aussert der Statt Rom das seine thate / nach deme er von den im Capitolio eingesch loßnen um̅ hülff angeruff???n und zu einem Dictatore gemacht worden / komt in dessen mit seinen zusam̅engeraspleien völkeren in Rom eilends und zu rechten zeiten / sagte den Galliern er habe macht alß der Oberste nun mehr zu tractieren / und zeigte ihnen wie es müßte entweders (Camillus der ander Romulus.) gewichen oder geschlagen sein / darauff sich die Gallier weggemacht. Camillus jagtêden Galliern den raub wider ab / hielt mit triumph seinen einzug in Rom / und wurde der ander Romulus tituliert. (Artaxerxes Mnemon. Jahr der Welt 3550.) Artaxerxes der ander / mit dem zunam̅en Mnemon, welchen die Griechen also genandt / wegen seiner guten gedechtnuß und das er keine gutthat / wie gering sie ware / ohnver gessen und ohnbelohnt liesse hingehen / kam an seines Vatters Darij Statt / welchen er noch bej seinen lebzeiten zum regenten nach ihme / über das grössere Asiam und deß Orients reich / verordnet / gleich wie er seinem jüngeren Sohn dem Cyro klein Asie̅ und Griechenland zu seinem Fürstenstand übergeben. Diser jüngere Bruder hat so bald Artaxerxi (Cyrus Kriegt wider seine̅ bruder Artaxerein bekomt aber seinen lohn) nach Kron / Scepter und leben getrachtet / darvon er aber bej zeiten berichtet / den Cyrum hat wollen hinrichten lassen / die Mutter aber Parysatis, lage auff Cyrum, bedekte ihn und mit ihren haaren umgabe sie seinen halß / daß man nicht könte zukommen / darum auff der Mutter fürbitt Artaxerxes den Cyrum pardonnirte und begnadete. Cyrus aber bleibte nicht lang rühig in seinem theil lands / machte ihm zu seinem vorhaben die stände anhängig / und understun de sich mit gewalt und heereskrafft den Bruder außzumusteren. Artaxerxes wußte das wol / wolte aber zu lang mit der gegenwehr nicht daran / bis ihm ein getreüer Raht zugesprochen / er solte den der König mit seinem Volk auß wider Cyrum, dessen Volk zwar sich dessen nicht versehen / erschroken etwas / stelleten sich doch in die ordnung / und gieng der streit hefftig an. Die Spartaner innsonderheit mit ihrem Feldobersten thaten Cyro treffliche dienst / treibten die Persen zuruk. Dessen er freüdig und übermühtig / vermeinend die sach were schon gewunnen / sezet hinein in deß Bruders Artaxerxis hauffen / dem König so nahe daß er ihn verwundt / welcher im gegentheil den Cyrum in den schlaff mit seinem spieß gestoffen / daß er vom Pferd herunder gefalle̅ und vollends zu tod geschlagen worden.
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(Warum ansehenliche bäupter / Fürsten sich nit zu weit waagen sollen.) So er were bej leben bliben / solte wol die victori und sig ihme zukom̅en sein. Darum Generalspersohnen / an denen vil gele gen / sich nicht zu hizig waagen sollen / und wüssen des ein underscheid zwischen dem Haupt und den Glideren. Dise müssen fechten / jener aber regieren und verstand brauchen. Eines Fürsten und oberen Haupts blut / hierinn / ist ein gemein gut / und soll kein tropfen darvon auff die erden fallen / ohne für das Vatterland. (Cyri mutter rächet seinen tod.) Es ware deß Artaxerxis und Cyri Mutter ein frefel Weib / hatte lieber disem alß jenem das Regiment gegönnet / darum sie auch blutdürstig seinen tod gerächet an denen / welche Artaxerxi Raht und that dar zu gaben / oder sonsten sich berümt / sie hetten ihn ins garn gajagt. Den einten liesse sie lebendig schinden / den anderen in ein faß stossen und hungers sterben / einem anderen die Augen außstechen / und siedend blej in die löcher giessen. Dar auff sie zwaren von Hoff abgeschafft / bald aber wider zu demselben gelassen worden. (Artaxerxis Dentwirdige freigebigkeit.) Sonsten vorer wehnter massen / ware Artaxerxes liebreich freündlich und gutthätig. Alß bej seiner angetretnen regierung / nach gewohnheit / jederman lieff den König zu beschenken / gieng ein armer mann / der sonst nichts hatte / zum frischen wasser / schöpft ein gefäß voll darauß / bringts Artaxerxi; Welches ihme so wolgefiel daß er ihm 1000. ducaten darfür zurgegenschenkung gab. Wan̅ er in der schlacht wider seinen Bruder sehr erhizt / hin und her keinen frischen trunk nicht haben könte / brachte ihm seiner diener einer / in einem unsauberen geschier / ein wenig wüst lachen-wasser / welches er begirig tranke / mit verschweren / daß ihm kein trunk jemahl besser geschmakt habe. Nach Cyri niderlag / wurden die anfänger verfolgt / und von Artaxerxis Feldobersten Tissapherne bezwungen oder verjagt und die rädliführer theils mit list / theils gewalt / zu ihrer verdienten straff gezogen. Indessen rebellirt wider disen Persischen Monarchen / Aegyptenlend / zu welchen sich andere Perstanische beamtete schlugen. diseauffruhr zu stillen / ver ordnet der König eine gewaltige Schiff Armee / die aber ohne nuzen außgef ahren / wegen under beiden Admiralen Iphicrate und Pharnabazo entstandener mißhelligkeit / dardurch sie sich verweilet / bis sie der fluß Nilus wider abgeschafft. [83] Weilen aber die rebellen in Egypten selbsten undereinander zersielen / bald dises bald jenes Haupt angenom̅en wurde / alß kame es doch endlich wider auff Artaxerxis seiten. Darbej Agesilaus und Tachos das ihre gethan / welcher lezstere sich an Artaxerxem ergeben / alß sein Sohn zum regenten auffgeworffen wurde. (Artaxerxes stirbt. Jahr der Welt 3594.) Artaxerxes regierte langezeit / und da er seinen Sohn Darjum ließ umbringen / welcher dem Vatter nach dem leben getrachtet / weilen er seine concubinen nicht haben könte / ist er ohnlengst hernach / fast von kummer gestorben. Die herrschafft seinem Sohn Ocho hinderlassend. Diser Ochus nach deme er eine gerungene zeit mit zweifelhaftigem glük zu wasser und land gekrieget und geherrschet / ward endlich von seinem leibarzt / durch anstifftung seines geheimen Rahts / Bagoas genendt / mit gifft samt allen seinen Kinderen nach und nach hingericht. Welchem Bagoa Darius Codomannus auch seinen (Bogoas der vergisster muß sich selbst umbringen.) lohn gabe / in dem er das vergiffte trank / darmit er Darium umbringen wolte / und aber verkundschafftet / selbsten hat müssen in sich schluken / und mit seinem eignen bösen underfahen sich bezahlen. (Darius Codomannus, Jahr der Welt 3612.) Auff dises wurde mit gemeiner wahl zum Persischen Monarchen erwehlt Darius Codomannus, zu welchem was Volk grosse affection truge / weil er die Cadusier so herrhafftig angegriffen und geschlagen hatte. Wie dann zu desto grösserem seinem ansehen der nam Darius zu seinem anderen nam̅en hinzugethan worden. Bej dises Persischen Monarchen regierung / die zimlich langwirig gewesen / haben sich da und dort in der welt / allerhand veränderungen / unruhen / Krieg und schwere zufäll begeben. (Tyrannisch Regiment zu Athen.) Zu Athen waren die erwehlte 30. Rahtsherren ganze tyrannen / geizig und hiermit anzügig / so das vil Burger / reiche und arme von dannen gewichen. Socrates der gewaltige und berühmte philosophus müßte auch under disen herhalten / und durch einen vergifften trunk im gefängnuß hingerichtet werden. Da man ihm das gifft bracht / nam (Denkwürdige leztere Reden Socratis.) er den becher mit unerschroknem muht an / sagte er wolte dem Critia eins zubringen / welcher der geizigste und blutdurstigste under den 30. ware / wie er dann bald hernach Socrati hat müssen bescheid thun / und von Thrasybuli Volk erschlagen worden. Den umste [84] henden sprach Socrates zu / solten sich ab seinem tod nit entsezen / vilmehr der Tugend und redlichkeit / dardurch der gute nam erhalten ward / befleissen. Alß er anhebte schläfferig zu werden / nach deß giffts würkung / und einer seiner freünden / wie es stunde / fragte / sagt Socrates / jezt fangt der schlaaff an und lifert mich seinem Bruder dem tod. (Manlius zu tod gestürzt.) In der Statt Rom wolte Manlius allein herr werden / machte ihm die Burgerschafft anhengig mit schmeichlen / flatieren / spendiren durch verehrungen und bestechungen / verheyrahten sc. Nenne te sich einen protectorem und beschüzer der undertrukten / bis zu lezt / da man den betrug merkte / selbiger offenbar / und die leüt nach und nach wider von ihme abfellig gemacht wurden. Darum er nachgehends nach gewohnheit solche verbrechen abzustraaffen / ab dem felsen Saxum Torpejum genandt / ist zu tod gesturzt worden. (Marcus Curtius stürzet sich in ein gruben.) Wann auch Rom lange zeit mit der Pestilenz geplaget / und vil dapfere Römer hingerafft worden welche solle entstanden sein von einem auff dem markt geoffneten abgrund und schlund / darauß ein vergiffter dampf auffsteigte. Alß nun die geängstigten Römer ihre Abgötter rahts gefraget / was zu thun? gab der Teüfel zur antwort / sie solten ihr fürnemsts und bestes / darmit sie alles gewunnen / den götteren auffopferen. Hierüber wurde berahtschlaget und erfunden / daß es ein edler tugendhaffter imd dapferer Römer sein müßte. Marcus Curtius ware ein solcher / besinte sich nit lang ziehen / und mit sollem rennen sprang er in die gruben / die auch so bald hinder ihm zusiele / und ist der ort Lacus Curtius, deß Curtij lachen / genennet worden. (Cleombrotus geschlagen. Xenophl. 7) In dem unrühigen land der Griechen entstund ein tumult nach dem anderen / bis Epaminondas der Thebaner Oberste / den König Cleombrotum samt seinen Phocenseren und Spartaneren / durch ein merkliche schlacht erlegt hatte / bej dem fleken Leuctra genandt. Da dann vorhin cinem Thebanischen Obersten Pelopidas genant / zwej ermördte Töchteren / und nachgehends der entleibte Vatter selbst / zu nachts in einem gesichte erscheinen / und um rach wider die Spartaner geruffen haben. Die schandliche that aber war dise / in benantem fleken Leuctra ware ein Baursmann / nam [85] (Greüliche that bej Leuctra Plutarch. de amat.) mens Scedasus, der hatte zwej junge hüpsche Töchteren. Auff ein zeit kamen zwej junge gesellen vou Sparta / geschäfften halben worhin zu reisen / die kehreten bej disem mann ein / und wurden mit aller freündlichkeit und vermöglichkeit empfangen / giengen hiemit weiters ihre strassen fort. Im widerkehr nahmen sie abermal den außspahn in disem haus / da ihnen dann die Töchteren / in abwesenheit deß Vatters alles guts erzeigten / die bösen buben aber nohtzwangen die armen Töchteren / und über diß ermördeten sie dieselben / wurffen die todtencorper in den sodbrunnen / und zogen darvon. Der Vatter / alß er wider anheimsch / wußte nicht wo seine Töchteren zufinden / bis ein hündlein mit bellen / zum vom brunnen lauffen / dem Vatter zu merken gab / was zuthun. Die todtenleichnam zohe der Vatter auß dem brunnen und begrube sie / fragte nach den thäteren / memand wolte es wüssen / dan̅ das zwen Spartanische jüngling auß dem hauß gangen weren. Der Vatter verstunde alsobald / daß es eben vorige sein müßten / begabe sich eilends in die Statt / ruffte / das recht an / könte aber nicht darzu kommen / sonder wurde allenthalben abgewisen / darauff geht er zum grab seiner Töchteren / schreit um raach gen Him̅el / und ersticht sich selbsten auff dem Grab. Die Gallier thaten wider ein Feldzug auff Rom zu / und lägerten sich an dem wasser Padus. Die Römer schikten ihr volk auch (Liy. l 7.) entgegen und Titum Quintum Pennum. Ein ungeheürer grosser welsch that sich herfür und forderte einen von den Römeren herauß. Die sach verzoge sich zimlich under den Römern / bis endlich Titus Manlius herfür getretten / mit deß Obersten erlaubnuß / gegen disem Gallo gestanden / der ihn höhnisch mit worten und geberden vernichtet / führte darauff ein gewaltigen streich / deme aber Manlius entwichen / und lieffe alsobald disem welschen under das gewehr auff den leib / erlegte ihn mit zwejen stichen / daß er auff der bruggen / allwo der kampfplaz ware / gestorben. Manlius thut dem cörper (Titus Manlius Torqvatus.) nichts weiters / dann allein daß er ihm die guldene Ketten ab und ihme angezogen hatte / kame mit freüden wider zu den seinen / und ist dennether Torqvatus genennet worden. Zu Syracusa regierten die Tyrannen Dionysij, schafften viel unheils in Sicilien. Da dann der einte auß einem gewaltigen König ein armer Schulmeister worden zu Corintho, damit er nicht [86] (Dionysius auß einem König ein Schulmeister.) hungers sterben müßte. Alß ihn einer spotsweis fragte / was er für nuzen darvon gehabt / daß den berümten philosophum Platonem bej seinem hof hunderhalten, sprach Dionysius, das hab ich von ihm / daß ich weiß mein widerwertigkeit mit gedult zu tragen. Der schmeichler Damocles preisete auff eine zeit disen Dionysium glükselig. Darauff ließ ihn König Dionysius zu gast laden / ein herrliches (Damocles wird zu gast geladen.) panket zurüsten / sezte Damoclem zu oberst an tisch / und aber ob seinem Haupt war ein sehr scharffes / an einem Roßhar hangendes schwert / alß wolt es immerzu herabfallen / gehenkt / worüber er mit schreken bate um erlassung / und sagte Dionysius, sihe was für ein wolleben um tyrannische regierung und regenten seje. (Platonis und Aristotelis lezte wort. Camerar. Cent 1. p. 451.) Bej disen zeiten sollen gestorben sein Plato und Aristoteles. Deren der einte gesagt habe / Ens Entium miserere mei: Der ander / Causa causarum miserere mei, das ist der du bist die oberste ursach aller dingen und ein ursprung alles wesens oder dessen so da ist / erbarm dich meiner. Sonsten wird von Aristotelis ableiben erzehlt / daß er auß verdruß und verrweiflung in dem wasser Euripo sich ertrenkt habe. (Artemisiae wunderwerk.) In dem kleineren Asia, ligt ein landschafft Caria genandt / deren König heißte Mausolus und starb. Sein ehgemahel Artemisia hatte ihn so lieb / daß sie nicht allein seinen / nach damaliger (Plin. l. 36. c. 5.) gewohnheit / zu aschen verbranten Corper in ihr getrank vermenget / sonder auch ein solches grabmahl lassen auffrichten / daß es wegen seiner kostbaren herlichkeit under die 7. wunderwerk der welt gezehlet (Mausolea.) worden. Daher nachgehends alle solcher fürnemmer Leüten begräbnuß stelle Mausolea genant waren. Es hat sich etwas wenigs zeit vorhin begeben der Kirchen Krieg under den Griechen. Wann die Phocenser zur unmöglichen (Bellum sacru̅ in Griechenland.) summa Gelds den Thebanern zubezahlen / vor gemeinem Landgericht / verdamt / solches aber mit Krieg abzulehnen gesint waren. Um dessetwegen nach dem die Phocenser da und dort eingefallen / haben sie zu lezt den Tempel Appollinis, alß sie in die Statt Delphos kamen / eingenommen / zum anderen mal / und nach belieben darauß merklichen schaz bis auff etlich Thonnen Gold entführet / damit sie volk könten werben und im Krieg bestehen. Hatten darbej under ihrem Obersten Onomarcho zimlich glük / darob die leüt sich verwunderten / daß die Götter den ihnen angethanen [87] schimpf also ungerochen liessen. Worauff König Philippus in Macedonien dise Tempelsplünderer heimgesucht / geschlagen / zerstreüt / etliche ersäüfft / andere henken lassen / und die übrigen jährlichen auff die 40000. Gulden zu erlegen und gleich sam dem Abgott Apollini zu verzinsen angetriben / bis nach und nach die völlige geraubte sum̅a erlegt worden. Und diser Philippus ist deß grossen Alexandri Vatter / dessen Mutter Olympias heißte / welcher der dritten und Griechischen Monarchej Haupt und stiffter gewesen: welches Philippi Historj (Macedonische geschichten. Philippus.) under dise obgemelte zeiten nach gehört. Diser Philippus, dessen Vatter Amyntas, nach dem seine bede Elteren Brüder / Alexander und Perdiccas, ermördet und in schlachten umgebracht worden / kame zum Macedonischen reich / bej zimlich verwirten und gefährlichen zeiten / da alles an Gelt und Volk besten eheils ero̅set ware. Philippus mit klugheit und dapferkeit machte sich in kurzem reich und mechtig. Wie er dann eben da ihm sein Sohn Alexander gebohren (in welcher nacht auch der Tempel der Abgöttin Dianae zu Epheso abgebrunnen) wider 3. Könige außgezogen / und ehe sie zusamen gestossen / einen nach dem anderen geschlagen / alß den in Thracia, in Poeonia und Jllyrico. Andere in der nähe und ferne gelegne namhaffte Stätte / land und leu̅t müßten die seinen werden / mit güte und best chungen oder mit gewalt. (Philippus komt um. Jahr der Welt 3616.) Alß er nun gewaltiglich geregirt / und seinem Schwager seine Tochter Cleopatram mit haltung eines Königlichen Hochzeit fests bejgelegt / wurde Philippus von einem seiner Edelknaben / namens Pausanias / in einem engen gang erlegt / welchem er kein recht wider einen gewüssen bösen unflätigen Menschen halten wollen. Gleichvol vermühtet man Olympias sein eigen Ehweib habe darzu geholffen / sich an ihme / weil er ihren nichts mehr wolte / zu rächen / in dem sie den Leichnam dises Edelknaben / so diser that halben gecreüziget worden / ansehnlich lassen bestatten / auch den degen damit der König ward erstochen dem Abgott Appollini lassen weihen und im Tempel auffbehalten. (Alexander.) Alexander ein Dapferer iunger Monarch 20. jahr alt / zur stiftung einer Monarchei geboren / und die dar zu gehörende eigenschaften im gemüht / worten und wercken führend / sieng an sich zu zeigen / seines Vaters Philippi tod zu rächen / allenthalben nach vor [88] geschlagnen güttigen mitlen durch macht und gewalt land und leüt zu bezwingen / die rebellen zu straffen / auch hat er / wiewol mit (Die Statt Thebe geschleiffet.) gemeinem Raht die berümte statt Thebe geschleiffet / ausser den gözen und deroselben priesteren / und deß Pöeten Pindari haüser. Hierauff begibt ersich über wasser in Asiam, wider die Persen zu streiten / gewan̅ eine schlacht / und selbsten erschlug er etliche Persische Obersten / were aber in stucken zerhauen worden / wann nit Clytus mit seinem schilt Alexandrum bedeckt / den streich auffgehaben hatte. Führe (Alexander uimt Astam ein.) darmit fort / nam klein Asiam ein / bekam vilschäze und reichtthum darbej. Dazumal wolte auch Alexander die Statt Gordiam in Phrygien einnehmen / weil er gehört / daß in Jovis Tempel ein Knopf (Nodus Gordius.) zusammen geflochten seje / darvon die Sag gieng / wer ihn aufflösen konnte / wurde Herr in ganz Asia werden. Als Alexander in den Tempel kam / und kein end desselben finden konnte / und lösete alsobald das Geheimnus auf. In der Statt Tarsus wolte er auf eine zeit baden in greulicher hiz / wurde aber darbej so gewaltig verkaltet / daß er auch für tod weggetragen wurde / bis sein Leibarzt ihne glüklich widerum gecuriert. Kan eben diser Arzet gewesen sejn / vonm welchem man schreibt / daß ihn Parmenio bej dem König Alexandro fälschlich angeben / als wurde er under dem schein der arznej / von den Persen hierzu bestochen / ihme vergeben. Worauf Alexander den bejgebrachten Arznej Trunk mit einer hand angenommen / mit der andern dem Medico den Anklagsbrieff überreicht. Hätte also dieser großmütige (Alexander hat ein guis vertrawen zu seinem Medico, und was darbet die Christen zu studieren. Justin. l. XI. c. 8. Curt. libr 3.) Alexander lieber sterben wollen / dann mit seinem guten vertrauen von seinem guten Freund weichen. Wie vilmehr sollen wir Christen mit beständiger ohnbeweglicher zuversicht uns zu Gott und Jesu Christo halten / auch wann aus dem bittern Kreuzfelch zutrinken! und mit jenem gednltigen Mann sagen: Wann mich schon der Herr tödet / will lch dennoch auf ihn hoffen.
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(Darius Co domannus von Alexandro überwunden.) Hierauf geschahe zwüschen Alexandri und Darii Kriegsheer ein sehr grausames blutiges Treffen / nicht nur ein / sonder wol zwej und drejmahl: Alexander selbst ist in einem obern Schenkel verwundet worden / Darius hat sich mit der flucht salviert / auf den Alexander in dem dritten Treffen seinen Spieß geschossen / da indessen Darii ganze Armee über die 100000. und zu andernmalen vil 1000. zusam̅en gelesene zerstrenet und geschlagen / seine beste Schäze / kleinodien / mutter / weib und kinder / alles in deß Alexanders gewalt kommen / welcher aber sie hat Königlich tractiren und bej ehren (Darii Tod) gelassen / worfür Darius / als er von einem abtrünnigen mit pfeilen tödlich verlezt / durch Polystratum dem Alexander hat grossen dank sagen lassen / ist darauf verschieden / und hat Alexander / nach dem er bald darzu kommen / den Darium betrauret / seinen Käniglichen Rok über den Leichnam geworffen / den seinen zugeschtket / welcher auch Königlich in dem schloß Susa bejgesezt worden. Persepolis hat den Macedoniern wol zugeschlagen / in welcher Statt ungläubliche Reichthum̅ bekommen / und das gewaltige Schloß auf der unkeuschen Thais begehren von Alexandro verbrannt worden / doch mit seinem spathen Reuen. (Alexander nimt die strätte Tyrü und Gazam ein / ruket für Jerusalem und was da geschehen.) Darbej bleibte es nicht / Tyrus und Gaza die nam̅haffte Stätt mußten Alexandro auch under geben sejn / nahme seinen Zug fort in das Jüdische Land gegen Jerusalem. Da ihm dann der Hohepriester Jaddus / in dem Hohenpriesterlichen Kleid und Schmuk sehr prächtig sam̅t der übrigen Priesterschafft entgegen zogen / welchem Alexander / von dem Pferd absteigend / und mit zur erden geneigtem leib / gewaltige Ehrerbietung thate / so daß es auch die grossen Herren bej Ihme verdrosse / denen Alexander zur antwort gab / Er hatte einen solchen in seinem Lande nachts im traum gesehen / der Ihn auch hätte heissen hierüber in Asiam ziehen / und alles guts versprochen / und diese Ehr habe er nicht so sehr dem Priester / als dem jenigen Gott / welchem er diene / anthun / und in dessen namen er ihme alles glük angewünscht habe. Darauf kam er in die Statt Jerusalem / besichtigt den Tempel / ließ opfern / uu̅ wurd ihm aus dem H. Propheten Daniel gewiesen / daß er der Meden und Persen Reich nach Gottes Regierung hab sollen be [90] kommen / und ein solcher Monarch werden. Worüber er sich gefreuet / den Juden alles guts gethan / seinen Am̅tleuthen deßgleichen zuthun befohlen / auch nicht wollen daß man selbiges jahr Tribut und Schazung von jhnen nehmen solte / welches er gleichwol den Samaritanischen (Samariter sön derung in der Religion.) Juden nicht gethan / welche sich von den andern bäides Orths und merklich auch Religions halben sönderten / und ihren sondern Tempel auf dem Berge Garizim hatten. (Alexander laßt in Egypten die Statt Alexandriam bauen Jahr der Welt 3620.) Egypten mußte auch herhalten / und liesse Alexander zu seinem unsterblichen lob die Statt Alexandriam erbauen / die fürnemme berümte Gewerb und Handelsstatt / in welcher auch eine Hohe Schul ware / welche heut zu Tag von den Türken Scanderia genan̅t und ganz von ihrem vorigen wesen abgezogen wird. Nach Christi deß Herren Geburt haben sich in diser Statt erzeigt gewaltige Lehrer / Clemens Alexandrinus, Origenes, Ambrosius, Cyrillus, Didymus. Under den Heiden Appio Grammaticus, Apppianus. Historicus, und aller Sternsehern und Kalendermachern vorgänger Ptolomaeus. In der Statt Babylon gab es auch gute Beuthen. Auch sezete Alexander durch die dürren sandigen Häiden und Wüstenejen in Egypten / da etwan andere Monarchen um̅ ihr Volk kommen / oder haben wider müssen zuruk weichen / wie es dann auch jhme genau wurde abgeloffen sejn / wo nicht ein Regen Ihn und sein Volk erquiket hätte / und kam zu lezt zu dem berümten Tempel Jovis Ham (Alexander kom̅t in Egypten zu einem Abgöttischen Tempel / und wird vom Teufel geblendet.) monis, da ihn der Teufel ein sohn nicht Philippi / sondern deß Abgott Jovis tituliert / und daß er nicht allein Astam bezwingen / sondern der ganzen Welt Herr sejn wurde / damit er also zu übermuth und stolz / und hierdurch zum Fall gebracht werden könnte. Also hatte der Sathan auch mit Alexandro dem König in Epiro gespilt / da er die Götter in seinem Land raths gefraget von seinem könfftigen Glük / warneten sie ihn / daß er sich für der Statt Pandosia und Acherus hüten solle / welche Stätte in seinem Königreich lagen / darum̅ er jmmer nur aussert seinem Erbreich lieber schweben wolte. Es [91] sind aber in Italien Stätte gleiches nammens / darbej Alexander um̅kommen / welchem Orth seines Todes er ohnwüssend nachgezogen / So hat der leidige Teufel mit der armen blinden Heidenschaft gepflegt zuspielen durch verkehrte und verdrähete Reden. Alexander der grosse Monarch / gar zu vil getrauend deß Sathans worten / fuhr jmmer fort / und wolte ihm bald die Welt zu klein werden / er kam in der Landschaft Bazaria zu dem weltbekan̅ten Thiergarten / so mit einem zaun umbgeben / ltesse sein Kriegsheer (Alexander brin get jeinen Löuen um̅.) darein gehen / mit jagen sich erlustigen / Er selbst brachte einen Löuen um̅ / wtewol nicht ohne verlezung. Bej solchem Success und gewaltigem zunem̅endem Glük fieng an Alexander frech und übermütig (Erhebt sich sc???nes Glu???.) zu werden / wie er aus lauterm Hochmut / jedoch in Trunkenheit und wol bezecht / nicht ohne spathe schmerzliche Reu seinen besten und getreuesten Freund Clytum um̅gebracht. Hat auch fehrners den Indianischen König Porum erschlagen / und in Indien da und dort den meisier gespielt. Jener Porus ritte auf einem gezämten Elephanten / der seinem Herren so getreu / daß er ihn / als er verwundet herab gefallen / wider auf sich nahm / und nicht wolte fangen lassen / bis Thier und Mann gebliben. Solche treu eben bewiese (Alexanders Pferd.) auch Bucephalus Alexandri Reitpferd / welches er sonderbar abrichtete / sich vor seinem Herren neigte / und um̅ etwas nider sich ließ / wann er auffsizen wolte / und da dasselbe verwundt / daß alle Kräfften sich verlohren hatten / und nicht weiters stehen und lauffen konnte / begab es sich aus der Schlachtordnung / laßt sich sänft nider / daß Alexander ohne gefahr absteigen konnte / und gieng hiemit ab. Auch hatte der Albaner König grosse Hünd König Alexandro verehrt / welche wol Löuen und Elephanten erlegt hatten. Es laßt sich aber bej disem Bucephalo deß Alexandri leibpferd bedenken seine Großmütigkeit und Generofitet / welche er straks in noch jungen Jahren gewiesen. (Alexandri M. Generofitet in bezähmung deß Bucephali.) Dann alß Philonicus auß Thessalia bürtig / hat dem Pilippo König in Macedonien, des grossen Alexandri Vatter / ein selzames Pferd zu kauffen gebracht / dessen Haupt gewesen wie ein Ochse: (daher es isi Bucephalus genandt) gar böser und unbendiger Natur. Darfür hat Philonicus ohn gefehr acht taufent Kronen / oder zwanzig tausend Gulden gefordert. Wie man diß Pferd hat versuchen und bereiten wollen / hat es von keinem Menschen können gehand [92] habt werden / vil weniger beritten: Dahero der Philippus bewogen / solches Pferd / als ein böses ungezeumbtes Thier abzuschaffen. Wie solches der Alexander gehöret und gesehen / hat er begehret / man möchte es ihm vergönnen / er wolte das Pferd wol zähmen und zwingen. Der Vatter Philippus hat ihn hier über hart angeredet / daß er als ein Kind sich understunde ein solches grosses Werk / welches alte erfahrne Männer nicht hetten verrichten können. Endlich wird Alexander seiner bitte gewehret: da gehet er zum Buchephalo: greifft es beim Zügel: ziehet es herumb mit dem Kopff nach der Sonnen / (denner vieleicht gemerket / daß das Pferd seinen eignen Schatten nicht leiden könte / sondern sich für dem gleichsam entsezet:) Redet es auch an mit freündlichen worten: streichet es mit der Hand: lässet nach und nach seinen mantel fallen: schwinget sich mit der rechten Hand schnell und gerade auff das Pferd und helt es fest beim zügel ohne schlagen und stossen / bis daß endlich das pferd seine̅ zorn hat fallen lassen / und auffgehöret zu schnauben und schnarche̅. Da hat ihm Alexander den zaum gelassen / und ihm mit follem lauff zu lauffen vergönnet. Philippus sahe seinem sohn nach mit grosser angst / furcht und zittern. Als er aber schauete wie Alexander das pferd so artig wendet und kehret / und nun zu ihnen wider gelauffe̅ komt / auch die umstehenden Leüte sich über die masse verwunderten / ist Philippus von grossen Frewden weinend geworden / und die Augen voll Thräne̅ / hat seinen Sohn geküsset / sagende: O Herzlieber Sohn / du magst dir wol ein ander Königreich suchen: dann mein Macedonia ist dir gar zu klein und zu geringe. (Macedonier wußten deß Meets art nicht) Zuverwundern ists / daß Alexander und seine Macedonier / als sie zu Wasser kriegen / und in den Oceanum abfahren wolten / nicht gewußt haben deß Meers an und ablauffen / dessentwegen sie auch in verdrießliche schaden gefahren / und allerhand verwirzungen auf eine zeit gerathen. Es hatte auch Alexander bej sich den alten Philosophum Calanum, (Calanus verbrän̅t sich selbst.) welcher alß ein Holzhauffen mit deß Königs erlaubnus in der Statt Susa in Persien gemacht worden / sprange Calanus darauf / nach deme es angezündet ware / verbrannte sich selbsten / dessen aschen der König ansehenlich begraben liesse. In diser Statt machte Alexander mit seinen Obersten Hochzeitliche Fäste / und wurden ihm zu seinen diensten von den Persien [93] zugeführt in die 30000. Jüngling / fast gleiches alters / in Macedonischer Kleidung und mit ihren waffen: Welche mit deß Königs verwunderung haben General Musterung gehalten / und sind von Alexandro beschenket worden. (Alexandri Tod und wie es darauf ergangen) Gleich wie nun der Mensch / nach Senecae aus sag / disem leben nur gelehnet / nicht aber geschenket ist / auch kein (Jahr der Welt 3629.) Schloß so fest / kein Guardi so stark / kein gewalt so mächrig / kein Monarch so klug / dapfer / reich / sighafft und unüberwindlich / welchen der Tod nicht überwinde / der inexorabilis ist und sich nicht erbitten laßt / also mußte diser mächtige Fürst / der nicht gar 33. Jahr erreicht / dem Tod gestatten zu seinen Fenstern hinein zusteigen / und das leztere mit ihme zuspielen / da er in Babylonien an einem gar zu starken und Herculis Trunk genannt / bej einer Mahlzeit mit seinen Obersten sich lustig er zeigende / eingenom̅en / sein leben enden müssen laut seinen bedeutsamen worten vor seinem absterben: Ich sihe / daß ihr mir eine köstliche Leichbegängnus halten werdet: seine eingenommene Länder und bezwungene Leuth hat er den uneinigen und sich darum̅ zerbeissenden Obersten überlassen / welche nach dem sie einander selbst darum aufgeriben und geschlachtet / solches Reich und Monarchej in 4. Theil getrennet / und ist das Syrische / Egyptische / Assyrische Griechische oder Babylonische Königreich daraus worden. Wie dann schon zu Alexandri lebzeiten allenthalben Rebellionen entstanden aus mißgunst gegen jhme / dann nichts glükliches und über das gemeine ohn neid und neidische jemals in dieser Welt gewesen. (Was an Alexandro zu loben.) Hat sonsten diser junge und gewaltige Monarch seine Fehler und gebrechen / wie aus erzehltem vernommen worden gehabt / sonderlich da er bald für einen Abgott. hat wollen gehalten werden / so hat er doch / welches nach damahliger Heidnischer art lobens werth / und seinen nammen noch heut zu tag verrühmt macht / viel gutes gehabt. Er hatte vor allen dingen den weisen Philosophum Aristo [94] telem zu seinem Lehrmeister / lase der Griechischen Poeten Vers eiferig / hielte sie in grossen ehren: wie er dann deß Homeri Vers in einem guldenen Kästlein mit sich geführet. Darbej / wie seine Thaten mit sich bringen / ware er großmütig / unerschroken / gab sich etwan nur gar zu weit in gefahr / wurde verwundet / und darüber von den Seinen dessentwegen gestrafft / Er ware fertig von Raht und That / ein guter Soldat / und wußte (wie jener sagt) wol / daß in Schlachten mehr gute Ordnung und steiff zusammen geschlagene Glider gewünnen / als die Waffen. Sanfftmütig / mild und frejgebig erzeigte er sich auch gegen die überwundnen. Wann es ist wie einer schreibt / so hat auf einen tag der (Diogenes und Alexander.) reichste Herr in der Welt Alexander und der allerärmste Philosophus Diogenes Cynicus, in seinem Faß zu Athen den geist aufgeben. Alexander hatte im durchreisen (Diogenes Laert. l. 6.) underschiedlichs mit disem Diogene wollen handlen / jhme auch Königliche Verehrungen anerbotten / welche Diogenes ausgeschlagen / und nur begehrt / der König solle vor seinem Faß weggehen / und der Sonnenschein jhme nich mißgönnen. Die lezteren Reden Diogenis / auf befragen hin / wie man ihn begraben solte / waren / man solte ihn auf den bauch legen. Widerum gefraget / warum das? sprach er / weiln sich alles in der Welt verkehre / so möchte sein leichnam sich villeicht auch wider umbkehren. Als weiters an ihn gesezt wurde wegen der Begräbnus / gab er dise antwort: So werffet mich auf das Feld hinaus / und im gegentheil eingeworffen wurde / so werden dich die Vögel und wilden Thier fressen / sagte er: Leget ein steken zu mir / so wil ich sie verjagen. Hier auff wurde von einem widerredt: Er wurde solches wol bleiben lassen alsdann / weiln er weder sich regen / noch irgend eine Empfindtnus mehr haben werde. Wolan / sprach Diogenes, wann ich nichts mehr empfinden kan / was vexiert ihr mich dann mit den Vöglen und Thieren / laßt sie nur immer fressen.
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Da König Alexander herrschete / lebte der treffliche Mahler Apelles / welcher einem Schuster / der gar zu vielmal seine Kunst (Apelles. Zeuxis. Parrhasius) tadlen wolte / das bekan̅te Sprüchwort sagte: Ne Sutor ultra crepidam, der Schuster solle bej seinem leist bleiben / und nicht über den Schuh urtheilen von andern Händeln. Zween andere meister Zeuxis und Parrhasius streiteten miteinander / in dem einer Trauben gemahlet / daß die Vögel auch wolten darvon essen / der ander einen Vorhang / welchen Zeuxis wolte wegthun / vermeinende ein ander Gemähld darunder zufinden / mußte hiermit Parrhasio den Rhum lassen. (Was für Discursen bej Alexandri M. Leich begängnus fürgeloffen.) Als Alexander M. mit tod verbliechen / da ist sein Leichnam geleget worden in einen ganz guldenen Kasten / und nach Alexandria gebracht / mit grosser Ehr und Reverentz, und begleitet von gar vielen Königen / Prinzen / und andern grossen Herren / welche sein Testament in verwahrung hatten / und solches in werk zu stellen gedachten: Damit aber / der lange weg und grosse Reise jhnen nicht verdrießlich oder beschwerlich wurde / haben sie sich für genom̅en ein jeglicher etwas merkliches zu sprechen von demselben / dessentodten Cörper sie beleit hatten. Der erste hat gesagt: Alexander pflag vormals das Gold und Silber zu besizen / und zu bewahren: je zund bewahret das Gold (nemblich der gülden Sarg) den Alexandrum. Der ander sprach: Alerander pflag andere Menschen zu straffen und zu töden: je zund ist er selber gestraffet und getödtet. Der dritte sprach: Gestern fürchteten Alexandrum die allergrössesten Könige in der welt: jezund achtet oder fürchtet ihn nicht der geringste Bettler. Der vierte sprach: Gestern war der ganze Erdboden dem Alexandro zu klein un zu enge: je zund ist ihm ein kleiner Kaste groß genug.
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Der fünffte / Gestern könte Alexander wol hören / und dörffte niemand in seiner gegenwart sprechen: jezunder spricht ein jeglicher da er gegenwertig ist / und er höret nicht ein wort. Der sechste: Die Gestern Alexandrum sahen / fürchtete sich für jhm: jezunder fürchtet ihm keiner der ihn anschawet. Der sibende: Gestern war Alexander der selbe / zu welchem sich seine Feinde nicht dörfften nahen: jezund begehren jhn nicht einmal seine eigene Freunde zu sehen. Ein ander / Gestern folgeten Alexandro alle lebendige: Heute folget Alexander allen todten. Ein ander / Gestern regieret und führet er seine Soldaten: Heute führen und regieren ihn seine Soldaten. Ein ander Gestern bedeket Alexander das Meer und das Erdreich: Heüte bedeket das Erdreich Alexander. Ein ander / Gestern hatte er viel Freunde / und Feinde: Heüte ist allen gleich. Ein ander: Gestern wolt Alexander die Menschen fressen: Heute fressen jhn die Würme. Ein ander: Gestern roche der schweis Alexandri lieblich wie Ambra: Heüt ist sein ganzer leib nicht anders als ein stinkendes abschewliches Aas. Wie die fürnemmen leute solche rede und Gespräch under einander gehalten / seyn sie nach Alexandriam gekom̅en: Daselbst sie den Alexandrum auffs allerprächtigste haben zu erden bestättiget. (Verrümte weise Leut under den Heiden.) Plutarchus nennet under anderem vil historien schreiber / welche zur zeit Alexandri gelebt haben / alß Anticlidem, Antigenem, Aristobulum, Charetem Mitylenoeum, Durin Damium, Divonem, Eratosthenem, Hermippum, [97] Istrum, Polycritum, Ptolomaeum, Philonem Thebanu̅, Sotionem welche̅ Laertius hinzusetzet Anaximenem Lampsacenum und Archelaum Chorographum. Andere sezn hinzu Hecataeum Eretrium, Philippum Chalcidensem, den Astronomum Calippum, Xenocratem, Theophrastum und noch andere. (Römische Geschichten.) In dem Römischen Feldläger hat sich bej so verloffenen dingen zugetr agen / daß Papyrius seinen Obersten Fabium, welcher wider sein verbott den feind geschlagen / wollen tod haben / und hat man Fabium sehr beschwerlich für schmach todes gefahr könen befreje̅ / so genau sehr beschwerlich fur schmach und todes gefahr könen befreje̅ / so genau warn die Römer in der kriegs disciplin. Auch schreibt man (Römische weiberrichten ???bre eigene Mäuer mit gifft hin.) von selzame̅ hinrichtungen viler Römeren / welchen ihre eigne Weiber mit gifft vergeben habe̅. Welches aber offenbar gemacht und sind selbige bis gegen die 200. am leben gestrafft worden / under denen etliche ihre zubereitete suppen selbsten haben müssen außessen. (Wie es nach Alexandri Tod bergangen.) Nach deß grossen Alexandri tod / wie es in solchen fälle̅ pflegt herzugehen / hat ein jeder von seinen Obersten wollen etwas haben und darbej er vermeinte über andere zu sein. Aridoeus, deß verstorbnen Alexandri Bruder / solte den namen König haben / Perdiccas deme der sterbende Alexader einen Pitschafftring überreicht / solte Aridaei vormund sein. Hier auff wurden folgends gleich den Landvögten und zu Gubernatoren verordnet über Egypten / Ptolomaeus Lagi sohn: über Paphlagoniam und Cappadociam Eumenes: Uber das kleinere Asiam, Antigonus, Lysimachus bekam Thraciam, Cassander Cariam, Meleager Lydia̅ Leonatus Phrygiam Hellespontum, Seleucus Syriam und Babyloniam / Antipater Macedonia. &. (Demost benes der berumbte Athentensische Redner rabtet zum Krieg / und machet sich selb leiblos.) Mit disem lezsteren haben die Griechischen Fürsten und ständ / mit zuthuung anderer benachbarten / einen Krieg angehebt / dessetwegen sie den bandisirten redner Demosthenem wider in die Statt Athen genommen. Anfangs glükete es den Griechen wider Antipatrum / welchen Leostenes der Athenienser Oberster geschlagen und in die flucht gebracht / ohngeacht der zu ihme gestossenen (Jahr der Welt 3630.) hilff / welche Leonnatus auß Phrygia über den Hellespontum gebracht / bis daß auch Craterus mit einem grossen Kriegsheer zu dem Antipatro gestossen / welcher seine flüchtigen wider gesamlet / da dann auffs neüe der streit wider angangen / und die Griechen gänzlich überwunden worden. Demosthenes, dises kriegs unglük [98] haffter rahtgeb / durch gifft / so er hemlich bej sich hatte / sich selbsten umbgebracht / und in seinem mentel eingewiklet gestorben. (Nicht vergebens aber waren die bedeütsamen wort Alexandri vor Wie es deß Alexandri nach fa???ren in dem Reich ergangen) seinem tod / wegen der uneinigkeit seiner Obersten und nach fahren. Da sie fast alle / entweders von anderen oder von sich selbsten / seind auffgeriben und dem sattel glupfet worden. Die blutdurstige und grausame Olympias, deß verstorbnen Alexandri Mutter / liesse Aridaeum, ihren stieffsohn ins gefängnuß werffen / mit pfeilen erschiessen / und zwang seine gemahel Eurydicen, daß sie sich über den (Olympias übet grausamkeit und kom̅t umb.) todtenleichnam selbst erhenken müßte. Ohnlängst hernach Cassander, Antipatri Sohn dise ungeheüre tyrannisch Vettel / auch in seinen gewalt bekom̅en nach einnemmung der Statt Pydua / in welcher solcher hunger entstanden / daß Hund und Pferd / ja todtencörper gefressen worden / darum sich die Statt und das schnöde Weib Olympias müßte ergeben / welche Cassander ließ umbringen. Die anderen vorermeldte / alß Ptolomaeus, Ant igonus, Perdiccas, Eumenes, Craterus &: sind einander durch factionen also in das haar gerahten / daß diser jenen verderbt / ermördet und deß anderen (Alexandri nach gelassene Herrschafft kom̅t auf 4. Personen.) list mit list vertriben / auch je einer den anderen um das seine gebracht hat. Vnd ist endlich die ganze macht und herrschafft Alexandri nur auff vier kommen / under welchen Seleucus Nicanor sich zum König in Syrien Babylonien Assyrien und anderen Morgenländeren gemacht. Antigonus behielt klein Asiam und die insulen. Ptolomaeus Lagi Sohn beherrschete Egypten und Africam. Cassander aber war Herr in Macedonien und Griechenland. (Weissagung auf Alexandru M. Dan. 7.) Und da ist erfült die weissagung vom Panterthier oder Pardel Dan VII. v. 5. Welches Thier geschwind ist / stark / grausam / und mit Wein gefangen wird. Dises Thier hatte 4. Köpf / 4. flügel / wie es der H. Prophet sahe. Indessen wurde die Statt Thebe von Alexandro geschleifft / wider erbauen. (Agathocles Herr in Sicilia) Auch begabe sich um dise zeit in Sicilia dises / daß in der Statt Syracusa / Agathocles / ein haffner seines handwerks / die herrschafft bekom̅en. Darzu ihm geholffen ein Edelmann / namens Damas / welcher / weilen Agathocles fertig in wehr und waaffen / auch stark vom leib ware / denselben under sein schuz und underhalt [99] genommen. Nach dem tode. Damas, nam sein Weib / disen hafner gesellen zum Ehman / und bracht ihm mit ihren zu / groß hab und gut. da aber ein tumult in der Statt Syracusa entstanden / und etliche auß der Statt verjagt worden / er auch wegen seines habs und güts ansehnlich ware / wurd er in die Statt widerum eingelassen / bekame gewalt über die wachten / mach ihm einen anhang / schlagt die widerwertigen / und brachte den gemeinen Man mit verheissungen / beschenkungen allerhand zulässigkeiten auff die seiten / gewan darmit das reich und die herrschafft. Alß er nun in die 28. jahr mit tyrannej und geiz regierte / alle widerwertige practicen und Rebellionen / von Spartanere̅ / Carthaginensern wider ihn angespon̅en zerstreüet / diser Obersten / namens Amilcar durch die seinen vertilget / von welchem er kurz vorhin ein gewaltige niderlag erlitte̅ / auch alles was er in Africa hatte / sein sohn Archagathus wider verlohren / hat er endlich im 72. jahr seines Alters / elendig sein leben enden müssen / weilen einer seiner dienere̅ / durch einen vergiffte̅ zän säuberer / damit er pflegte in dem mund herum zufahren / die zän zu säuberen / nitohne grossen schmerzen und abscheülichen anblik / wegen außgefallene̅ faulen fleisches / ihme deß lebens liecht außgelöscht. (Jahr der Welt 3640.) In Cypren hörte man um selbige zeit von einer traurigen geschicht. Ptolomaeus hatte Nicoclem dem König in Cypren in bösem (Traurige Geschicht in Cypren.) verdacht / alß thete er mit seinem feind Antigono zu halten. Hierauff machte Ptolomeus die anordnung Nicoclem zu töden. Ehe aber der Bott hin kam in Cypren / hat Nicocles selbsten es verrichtet und ist auß forcht dahin gefahren. Sein Ehweib auß unmässiger betrübnuß brachte darauff alle kinder auch um / und mit eingelegtem feür schikte sie sich selbsten und die übrigen todtencörper sampt dem Palast im rauch gen Him̅el. (Alexandri M. Wittwen und Göhnlein werden hingerichtet) In gleichem liesse Cassander deß Alexandri M. Witwen / die Roxanem samt ihrem söhnlein vom Alexandro erzeügt / welchebede Cassander eine zeit lang zu Amphipoli gefange̅ gehalten / außforcht die Macedonier möchten dem jungen Alexander gewoge̅ sein / ganz tyran̅isch erwürge̅. Es überedt auch Cassander den Polysperchon / daß er de̅ an (Samniter krieg) dern sohn Alexandri M. von Barsine gebohren / einen dapfern jüngling umbrachte / den er sonsten gedachte zum regenten aufzuwerffen. Der so langwirige Samniter Krieg in Italien funkelte immerdar auffs neüe herfür. Alß auff ein zeit die Samniter vermein [100] ten / die Römer hetten genug mit den Toscaneren zuthun / fielen sie das Römische Kriegsheer an / welches Lucius Papyrius entsezete / der die Samniter geschlagen / brachte vil schild mit Guldin und silbernen blechen gezieret nach / und Triumphirte daselbst in gewaltigem (Antigonus komt ums leben land und leut.) pomp mit Fabio, welcher die Toscaner über wunden hatte. Gleich wie nun beides das glük / so auch die herrschafften verenderlich / also gieng es mit den lezsteren 4. Häu̅pteren / welche über (Jahr der Welt 3647.) Alexandri M. hinderlassenschafft Herren worden. Antigonus Herr in Asien und Ptolomaeus König in Egypten / gerieten einander in das haar und kamen zu streiten auff wasser und land. Das glük wolte zu wasser Antigono gar nicht. Sein Sohn Demetrius nit faul / wolte es dem Vatter nach thun / greifte auff der anderen seiten Cassandrum auch an / ängstiget ihn der gestalten / daß er Ptolomaeum und Seleucum um hilff angeruffen / zu welchen sich Lysimachus gesellete. Dise zusamen verbündte / namen stätte ein / alß Sardes, Ephesum und andere / schlugen darmit Antigonum und sein Sohn Demetrium auß dem Feld / da dann der Vatter 80. jahr alt / an seinen im streit empfangenen wunden / gestorben / der Sohn war mit etlich regimenteren entrunnen / und ward hiemit Antigonus seiner (Etwelcher nam haffter Stäthen ursprung.) herrschafft wider beraubt / welche die 4. vorhin ernente under sich getheilt haben. Um dise zeiten hat Seleucus vil und ansehnlich Stätte gebaut / alß Seleuciam, Laodiceam, Apamiam, Edessam, Berrhoeam, (Demetrius sezet im Kriegen fort.) Pellam. Demetrius aber / mit dem rest deß Kriegvolks / welches er nach bej sich hatte / darzu noch andere frejwillig oder gezwungen gestossen / (Jahr der Welt 3656.) ersezete den empfangenen schaden widerum in Griechenland um Athen und anderwerts / gewan̅ Stätte / land und leut. Indessen starb Cassander, Antipatri sohn / und gab es disseits auch zerrüttungen. Pyrrhus aber der König in Epiro, zoge wider Demetrium (Jahr der Welt 3663.) zu feld / diser ließ sich krank in das feld tragen / gewan die schlacht wider Pyrrhum und machte einen anstand und friden mit ihm. Die Bunds genossen Seleucus, Ptolomaeus und Lysimachus, waren dem Demetrio so wenig hold / alß seinem Vatter Antigono. Uber redten den Pyrrhum, daß er den friden brache. Demetrius stelt sich (Demetrij end.) zur gegenwehr / hatte das unglük / daß seine Soldaten von ihm abfielen / wurde auß Macedonien vertriben / und nachgehends von Seleuco überwunden / gabe nach 3. jähriger gefangenschafft den [102] Geist auff / im 53. jahr seines Alters. Sein Weib tödet sich selbst mit gisst. (Lysimach. und Seleucus kamen umb.) Nachgehends sind auch Lysimachus in einer schlacht wegen treülosigkeit seines dieners von Seleuco erschlagen / diser aber bald hrnach von Ptolomaeo Cerauno, deß Ptolomaei Philadelphi bruder umgebracht worden. (Römische geschichten.) In wehrend solchen händlen / begabe sich die geschichte under den Römeren / daß da sie wider die Samniten und Gallos kriegten / und der Burgermeister Decius wider die Gallos, Fabius aber wider die Samniten, in der schlacht ordnung stunden / Decius aber zurukgetriben (Decijgrausamer wunsch.) und fast geschlagen wurde / hat er sich allen Höllischen abgöttteren ergeben / und das aller fluch vom Kriegsvolk auff ihne solte geworffen sein / worauff er sich auch mitten under die feind mit vollem rennen begab / kame um / und glükete es blad darauff den Römeren wider / alß Fabius disem flügel auch zu hilff gezogen. (Samniter trieg ein end.) Der schwere Krieg mit den Samnitern kam auch zu lezt zu end / alß er die 50. jahr geweret. Curius machte ihnen das lezstere / und gewan sehr vil land und leüt. Die anderen noch übrigen schikten gesandten nach Rom / um friden zu bitten / und ward ihnen sonders befohlen / sich zu erst bej disem Curio mit ansehnlichen beschenkungen anzumelden. Alß nun dise zu Rom und in deß Curij haus angelangt / fanden sie ihn bej dem feür eben da er rüben gebraten. Die gesandten sagten warum sie vorhanden / worüber Curius lachete / (Curij lobspruch.) und weiters sagte: So lang ich solche speiß essen kan / bedarff ich keines Gelts. Ich wil lieber herrschen über die so Gold haben / dann das Gold selber haben. (Curius schlagt den Pyrrhum. Pyrrhitod.) Diser Curius hatte auch nachgehends / den gewaltigen / und mächtigen König Pyrrhum geschlagen / dar zu die Elophanten viel geholffen auff Pyrrhi seiten selbst. Welcher endlich bej der Statt Argos mit einem stein von einem Weib zu tod geworffen worden. (Teüfe??? mit der Heidenschafft.) Alß diser Pyrrhus auff eine zeit seinen zug in Italiam nem̅en wolte / fragte er die Abgötter oder den Teüfel Rahts. Der Satan welcher nichts anders weißt alß was ihm Gott offenbahret / antwortet ganz zweifelhafftig / Ajo te AEacida Romanos vincere posse. Dis kan auff beide weg verstanden werden / beides daß er werde [103] überwinder sein könne oder überwunden wurden / wie es der außgang bezeüget hatte. (Jahr der Welt 3668.) Ptolomaeus Lagi Sohn / hat vast in die 40. jahr in Egypten regiert / nach dessen tod herrschete Ptolomaeus Philadelphus, welcher der jüngste Sohn von Berenice gebohren ware / dann die Söhne Eurydices der ersten gemahlin / hat der Vatter vom reich verstossen. (Ptolomae. Philadelphus.) Es hat diser Ptolomaeus die studien und studirenden sehr geliebt / die hohe Schul zu Alexandria sehr beförderet und in gewaltigen auffgang gebracht. Daselbst waren verrümt insonderheit Aratus, Apollonius, Lycophron, Nicander, Homerus der jünger / Conon, Hipparchus, welche lezteren gute Mathematici waren / und andere. (Verrümte leut under de̅ Heiden) Wie dann auch um selbige zeiten florirten under den Heiden / zu Athen und anderwerts / Theophrastus, Stilpo, Crates, Epicurus, Zeno, Cleanthes, Demetrius Phalereus, Megasthenes, Menander, Theocritus. (Bibel auß der Hebreischen in die Griechische sprach übersezet.) Und diser ist der Ptolomeus / welcher eine gewaltige Bibliothec nicht ohne müh und vil gelts auffgerichtet / und zu dero vermehrung von dem Hohenpriester zu Jerusalem der sprachen erfahrne leüt begert. Welche die H. Schrifft auß der grund und Hebreischen sprach in die Griechische habe̅ müssen auff deß Königs unkosten übersezen / die 70. Dolmerschen genent / deren übersezung noch heüt zu tag ihren nuzen und gebrauch under den gelehrten hat. (Kriege der Römeren mit den Carthagine̅sern der erste genent wird. Jahr der Welt 3680.) Wann nun die Römer sighafft in ganz Italien waren / bekamen sie wie es disfals zu geschehen pflegt / desto mehr auffsaz von den umligenden Völkeren. Dann Hiero der Syracusanischen Hauptman und Hanno der Carthaginensische Oberster / sich mit einander vergleicheten / die Statt Messana einzunehmen / um desto bequemer in Italien wider die Römer zu ziehen. So bald es die von Messana gemerket / daß es ihnen gelten wurde / begerten sie hilff von den Römeren / und gieng also der handel an. Insonderheit glükete es den Römeren in Sicilia, wider die Cartaginenser / da sie dann die Statt Palermo gewonnen. Der (Denkwirdige historj.) Römische Burgermeister Atilius wolte die Stat Camarinam entsezen / den seinen bejspringen / begab sich aber in der hiz zu weit / wurde vom feind umringet / welches alß es der dapfere Soldat Calpurnius gewahrete / ermante er noch andere 300. Dapfere Römer / wie sie könten bej solcher occasion unsterbliches lob bekommen / ihr [104] Vatterland verehren / wagten sie alle frejwillig ihr leib und leben / begaben sich von einer höhe in den feind / welcher alß er disen wehren wolte / bekame Atilius mit den übrigen lufft. Die 300. aber wurden erlegt Calpurnius fast tod ahtmete nach ein wenig / wurde alsobald in die chur genom̅en geheilet / und von Atilio wol beobachtet. (Regulus plaget die Cartaginenser.) Regulus der Römische Feldherr hatte auch gewaltiges Glük in Africa / bezwange vil Land und Leuth / etliche brachte er mit guten worten auf seine seithen / andere durch Schlachten und obsigen / also daß es den Carthaginensern ubel bekam von allen seithen her. (wird gefangen.) Als nun Regulus müd zukriegen / begehrte er mit den Carthaginensern Frid zumachen / die sach aber wolte sich nicht schiken / indessen (Xantippus ein gewaltiger Feldherr. Vide de his omnibus Polyb. 6. l. I Flor l. z. c. 2 Epit. Liv. l. 18. 19. Drodor. l. 23 A. Gell. l 16 Oros. l 4 c. 7 Regulus hat zu streiten mit einem ungehewre̅ Draken.) gieng das Feuer wider an / und bekamen die Carthaginenser neue hülff und hiemit frischen muth. Sonders wurde ihnen ein Spartaner / nammens Xantippus von andern Griechen als ein gewaltiges Haupt zugeschiket / welcher alsobald den Fehler / so bis dato in Schlachtordnungen vorgeloffen / verbessert / und den Regulum mit den Seinen geschlagen und gefangen in die Statt gebracht hat. Es hat aber in wenig zeiten hernach / ob gleich die Römer groß Unglük zu Wasser und Land erlitten / den erlittenen schaden ersezet / der Römische Oberste Cotta / von welchem die Carthaginenser bej vilen tausenden erschlagen worden / vil Elephanten ver lohren / welche ihnen den Handel in der Schlacht verderbt habe. So vil ist an einem dapfern Haupt gelegen. Indessen als Regulus in Africa kriegete / kurz vorhin / ehe und dann er gefangen worden / hat er bej einem Wasser Bagrada genannt / etliche Soldaten verlohren / die hingiengen wasser zuschöpfen / als aber einer anzeigte / wie ein ungeheurer grosser Drak / deme er entrunnen / die andern alle gefressen / machte sich Regulus auf mit einer anzahl Soldaten / das Thier zuerlegen / welches sich lang gewehret / viel thätlich getödet / vil mit seinem Gifft / und kon̅te demselben nicht vil angewunnen werden / weiln es harte schüppen gleich den Crocodilen hatte / bis endlich ein gewüsses Instrument welches die Römer in Krigen gebrauchten / und damit sehr grosse und schwere stein konnten da und dorthin werffen / herbej gebracht / die Schlang etlichmal von solchen Würffen gequetschet / lahm gemacht und endlich getödet worden. Solle 120. Schuh lang gewesen sejn / und ist zu Rom die haut viel Jahr zum wunder aufbehalten worden.
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(Regulus komt elendiglich ums leben doch??? mit grosse̅ ruhm beh den seinen.) Als nun vorerzehlter massen die Carthaginenser grosse niderlag erlitten / schikten sie den gefangnen Regulum naher Rom / um̅ Friden anzuhalten / doch mußte er an Eidstatt angeloven sich wider einzustellen auf widrigen Fall. Regulus kom̅t naher Rom / leget seine Commission und empfangenen Befehl ab / widerrieth aber alles dem Rath / stellet darauf zu Carthago wider ein. Diese ergrimmten sehr über ihn / und verdam̅ten ihn zu solchem greulichen tode / daß er solte gelegt werden in ein Faß oder Kisten / welche voller näglen / deren spizen gegen dem leib eingeschlagen waren / und darin er herum̅ gewalzet worden / bis er gestorben / vorhin aber haben sie ihm die augenglider abgehauen / daß er die augen nicht zuthun noch schlaffen konnte. (Jahr der Welt 3697. Verrichtete tha ten Ptolomei Philadekphi.) Wir kommen aber wider zu Ptolomaeo Philadelpho, welcher neben vorhin erzehlen glorwürdigen Thaten / auch dises ins werk gesezet / welches andere Egyptische Könige lang vor ihme nicht zuwegen bringen konnten / daß er einen grossen und Schiffreichen Canal aus dem Fluß Nilo in das Rote Meer geführet. Es hatte auch langwirigen Krieg ihme zugefügt (Antiochus Theos, ein Enkel Antiochus Soter und Ptolemeus werden wider freund / durch heyrahten Ptolomeus ster bet. Sein sohn Ever getes komt an statt.) Seleuci, dessen Vatter Antiochus Soter ware. Bis das solches krieg durch heyrahten / doch ohne sonderen fortgang / beigelegt worden / und Antiochus deß königs Ptolomei tochter Berenicen zum weib genommen / die Laodicen sein erste gemahlin verstossen / hat also wenig glük können darbei sein. Nachgehends hat auch Ptolomaeus Philadelphus der welt genadet / alß er vil jahr geherschet / u̅d ist sein sohn Ptolomaeus Evergetes (der gutthätige) ihme in der herrschafft gefolget. (Ioseph. l. 12 Antiq. c. 2 Euseb.) In der statt Jerusalem waren zu solchem zeiten und läuffen Hohepriester / Simon der gerechte genant / deme im amt nachgefolget sein bruder Eleazar / auff dise̅kame Menelaus bis zulezt nach dises ableiben / deß Simonis sohn / Onias genant / ist Hohepriester worden. Auch ist denkwirdig / daß Ptolomaeus Philadelphus in die 12000. Juden / wie er als leibeigne in Egypten gefangen hatte / und zu seinem dienste gebraucht / auß wolgewogenheit gegen die Juden / von frejen stuken / ob sie wol vil gelt gekostet um selbige zeit / los gelassen. (Jahr des Welt 3716) Die Carthaginenser / nach dem der erste krieg mit den Römeren bejgelegt und die rebellanten im land zimlich gedäm̅t waren / [106] (Bellum Punicum auff das erste malge schlichtet. Amilcar und Hannibal.) als sie vorhin Römern etliche Insuln / sam̅t vielem Gelt müßten abtretten und abstatten / haben da und dort zimlichen Progress und Fortgang mit ihren Waffen gehabt / under ihrem gewaltigen Feldherren Amilcar / dessen Sohn Hannibal ware / der Römern abgesagter Feind / wie ihn dann sein Vatter noch in seinen jungen Jahren mit Eidespflichten dahin gehalten / der Römer Feind his an sein end zuverbleiben / welches Hannibal auch treulich geleistet. (Der grosse Cotossus zu Rhodis wirdgefelt Strabo l 14 Plin l, 34 c. 7.) Nachgenz ist in Africa in der Landschaft Caria / durch ein erschrökliches Erdbeben fast alles verwüstet / besonders auch in der Insul Rhodis / sind vil Häuser / Tempel sam̅t dem ungeheuren bild der Sonnen / Colosus genannt / gefällt worden. Welcher Colossus war von Erz gegossen / 70. Ellen lang / und war der kleineste Finger so groß als sonsten ein mensch. Chares Lyndius hai 12 Jahr lang dar an gearbeiret / und kostete eine gewaltige Sum̅a gelts. Er stunde mit den füssen also weit von einander / daß grosse Schiff mit follem Segel darunder durch fahren konnten. Wird under die 7. Wunderwerk der Welt gezehlet. (Ptolomaeus Philopator Iustin l. 30.) Nach dem tode Ptolomaei Evergetis kam am seine Statt sein Sohn Philopator, allen greulichen Sünden und Untugenden ergeben / sonders aber der Tyrannejund blutdurstigkeit / auch an seinen eignen Blutsverwandten erwiesen / er regierte kaum ein Jahr / so wolte ihn bekriegen Antiochus deß Seleuci Ceraunj Bruder. Dieser Antiochus sonsten der grosse genannt / belägerte anfänglich die gewaltige Stätte Tyrum und Ptolomaidem / wurde aber zulezt von (Ptolomaeus Philopator komt gen Jerusalem etwas dentwirdigs be gibt sich hierauf) Ptolomeo geschlagen / und aus dem Land wider gejagt. Worauf sich Ptolomaeus Philopator naher Jerusalem mit seinem Kriegsheer begabe / wurde in die Statt frejwillig gelassen / und wegen erhaltener Victori und Sigs beglüket. Diser da er alles genau besehen / sonders in dem Tempel zu Jerusalem gar zu weit hinein in das allerheiligste wolte / fiengen die Juden an zu tumultuieren / und wolte solches der Hohepriester Simon nicht gestatten. Welches disen Tyrannen sehr verdrossen daß er auch im zorn vil tausend Juden / Man̅ und Weibspersonen und Kinder als Sclaven von Jerusalem ließ wegführen / zu dem ende / daß sie solten von Elephanten zerrissen und gefressen werden. Die Armen Gefangnen Juden rufften zu Gott / der sie auch erhöret / also daß die Elephanten sie mehr geliebet hatten / dann schaden zuthun begehrten. Worüber [107] der Tyrann selbsten gemiltert / und das arme Jüdische Volk wider heimgelassen worden. Es ist aber vorermelter Antiochus der grosse wunderlich zum (Was sich im Königreich Sy rien begeben. Seleucus Callinicus und Cerau nus und Antiochus. Grosser undant Antiochi.) Königreich in Syrien kommen. Dann als Seleucus Ceraunus (welches auf Seleucum Callinicum / der sich vom pferd zu tod gestürzet / zum Regiment gelangt /) wider Attalum mit seinem freund Achaeo über das Gebirg Taurum ziehen wolte / und von einem hinderhalt der Gallter arglistig getödet ware / hat Achaeus die Mörder wider lassen umbringen / und machte Antiochum den Bruder Cerauni zum König in Syrien. Es hat aber diser Antiochus nachgenz dem Achaeo übel belohnt / in dem er mit zuthun Attali / jhne in seiner Herrschafft überfallen und jämerlich ermörden lassen. Hierauf wolte Antiochus den von Philopatore erlittenen und zugefügten schaden wider rächen / und hat jhn mit Krieg überzogen / jhme auch fast all sein land genommen. Er hat die Parther / Bactrianer feindlich angriffen / und gewan̅ ihnen etliche Schlachten ab. (Zwischen Rom und Carthago gehts wider an / zum andernmal) Indessen als vorangeregter massen / Hannibal der Römern geschworner Feind mit andern Rahtsherren zu Carthago nit ohne verdruß empfunden / den schaden von Römern jhnen zugefügt / geth der handel aufs neue an. Hannibal macht sich auf mit einem gewaltigen Kriegsheer / belägert und bestürmt die statt Saguntum / welche der Römern Bundsgenossen ware. Dise Statt an dem fluß Ebro in Hispannien gelegen / hat er endlich mit stürmender hand (Verzweiffelte That der Saguntiner.) eingenommen / und übel gehauset / da vorhin die Reichsten alle ihre Kleinodien / guldene und silberne Gefäß und Gelt / sam̅t den köstlichsten Kleidungen in ein feuer / offentlich auf der gassen angezündet / geworffen / und zü leztsich selbst darmit verbrannt haben. Ehe aber das Treffen angangen / sandten die Römer vorhin eine ansehenliche Gesandtschaft naher Carthago / mit begehren man solte ihnen den Fridbrüchigen Hannibal übergeben. Als aber die Carthaginensischen Rahtsherren vil wolten mit den Römischen (Fabius machet kurzen Proceß und wil Friden oder Krieg aus seinem Sal schütteln.) Gesandten disputieren / ob der gemachte Fridensschluß recht oder unrecht? Da fassete Fabius Quintus sein Rok zusam̅en / als hätte er etwas darinnen / sagend: Es bedo̅rffte nicht vil wesens / er habe in seinem Rok bejsammen Friden und Krieg / solten sich nur vernemmen lassen / zu welchem sie lust hätten. Worüber die Carthaginenser herzhafft den Krieg angenommen.
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(Hannihal überwindt die Römer auch.) Hannibal machte sich darauf mit einem zimlichen Kriegsheer durch Welschland über das Gebirg / so heut zu tag in der Eidgenossen Landtschafft eingeschlossen / in Italiam / nicht ohne sondere müh / gefahr / beschwerden ung grossen verlurst an Menschen und Thieren. Zu lezt erreicht er Italiam / und erhielt ein und das ander mahl gewaltige Sieg wider des Römer und ihre Obersten / Publium Cornelium / Scipionem / Posthumium / Flaminium. Welcher leztere elendiglich sam̅t seinem ganzen Kriegsheer aufgeriben / zerstreuet / geschlagen und gefangen worden / vermittelst gewüsser Höhenen / die Hannibal zu seinem vortheil ersehen / und eines diken nebels / der die Römer bedeket hatte. Als dise böse zeitung nacher Zwei (Weiber sterben vor freuden.) Rom kame / ward alles voller forcht und schreken. Zwej Mütern welche vermeinten ihre Söhne weren auch tod / da sie ohnverhofft ihren wider ansichtig worden / sind sie für freuden und bestürzung in ohnmacht / und folgends gar dahin gefahren und gestorben. Weil nun Hannibal alles glükete / führ er immer fort / thate grossen schaden / verbrandte fast alles vor deß Dictatoris Fabij Augen. Diser hatte zwar den Hannibal eines mals eng eingetriben / vermeinend ihn und die seinen in grosse hungers noht und also zur (Hannibals list.) übergab zu bringen. Aber Hannibal erdachte einen list / ließ viel Ochsen / denen angezündte faklen auff die ruken gesezt worden gege̅ der Römer heer in einer nacht gehen. Alß die Römer an diesen Ochsen sich verweileten / machte sich Hannibal und die seinen anderwerts (Schlagt die Römer abermahlen.) auß der engen klufft / und bekame wider frischen lufft. Wie er dann also bald darauff der Römer gewaltiges Kriegsheer / welches Varro und AEmilius Commandirten / zertrent und bis auffs Haupt geschlagen hatte / mit grossem ja fast ohnvergleichlichem schaden der Römer. (Jahr der Welt 3739.) Auch hatten die Römer groß unglük anderwerts in Mejlendischem gebiet / da ihr Burgermeister Posthumius Albinus schon in die 25000. wider die Gallier hineingeführt / haben dise in (Römer Kriegs heer von Bäumen im Wald erlegt.) einem wald die Bäüum bis auff niderfallen umgehauen / also daß sie nur durch das anrühren umfielen. Da nun die Römer durch diesen wald sicher ihren zug nahmen / stosseten die Gallier die von ihnen also zubereitete Bäüm um / da je ein baum den anderen nidergeworffen / dise aber die Römer schmerzlich gequetschet und erlegt haben. Welche entrun̅en den Bäümen / kamen den Gallier in die händ / von welchen sie alle getödet wurden.
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Antiochus M. hat sich ferners Philippo / deß Demetrii sohn / (Antiochus M. kompt umb.) welcher nach ableiben Antigoni III. das Königreich Macedonien bekommen / zugesellet / um mit zusamen gethanen kräfften den Ptolomaeum, Epiphanem, Philopatoris sohn / zubekriegen. Welches auch eine zeit lang zimlich glükte / bis daß der Römische Feldherr (Scipio Nasica,) Scipio Nasica den Antiochum geschlagen / um sein gelt und Volk gebracht / also das er bedacht ware den Tempel deß Abgotts Jovis Didimaei zu plünderen. Da aber solches vermerket worden / haben sich die leüt zusamen gerottet / und den Antiochum samt den seinen zu tod geschlagen. (Ptolomaeus bekomt Cleopatra̅ Antiochi tochter zum weib.) Vorhin aber alß er Ptolomei Kriegsvolk überwunden / viel land und leüt erobert / indessen aber die Römer ihme zu nahe kamen / macht er mit Ptolomeo dem Jungen König in Egypten friden / gibt ihme auch seine Tochter Cleopatram zum Weib. Zu disen zeiten war eingenommen von dem Römischen Feld-Herren Marcello die berümte Statt Syracusa, in welcher der sehr gelehrte (Archimedes wird zu tod geschlagen.) und berühmte Mathematicus Archimedes von einem Römischen Soldaten erschlagen ward / ohnwüssend wer er were. Der zu mehr malen ernente Hannibal hatte abermal ein und den andern sig wider die Römischen Feldobersten Marcum Centenum und Fulvium erhalten. Es hat sich aber das blat zulezt also gewendet / daß Hannibal mit seinem 14. jährigen Krieg nichts dan̅ (Römer bleiben herren im feld wider die Carthaginenser.) spott darvon getragen / und sind die Carthaginenser von den Römeren geschlagen / auch zu einer schweren capitulation und fridens handlung gezwungen worden. Worauff sich Hannibal zu dem König Prusia in Bithynien begeben / allwo der Römische gesandte (Hannibals tod.) Titus Flaminius ihme so heiß gemacht / daß er gifft zu sich genommen und gestorben. Ward in dem sand mit diser wenigen grabschrifft begraben: Allhie ligt Hannibal. Auff ein zeit / da Prusias mit Eumene, einem Herren in kleinerem (Jahr der Welt 3768.) Asia zu wasser kriegte / gabe Hannibal den Raht / man solte vil 100. schlangen und otteren in gefässe wol verwahret schliessen / (Hannibals verschlagner raht / wie mit schlangen der feind zu überwinden.) und wann der streit anging / selbige mit ungestümme in deß feinds schiffe werffen. Dis geschahe / die kruge zerbrachen / die schlangen hungerig und ergrimt gaben den feinden so vil zuthun / das Prusias den sig erhielt.
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Nach dem kode Antiochi M. kam in Syrien zum regiment sei (Seleucus Philopator Antiochus Epiphanes.) sohn Seleucus Philopator. Welcher zwar gelt naher Jerusalem geschikt um Opfer zu verrichten / bald aber hernach den Heliodorum gesandt / das gelt / so ihme Simon verrahten / auß dem Tempel zu raubent. Disem ist nach seinem tod im reich gefolget sein Bruder Antiochus Epiphanes. (Perseus von den Römer en überwunden) Indessen bekamen die Römer zuthun / mit Perseo dem lezteren König in Macedonien. Disen hat Paulus Aemilius geschlagen / samt den seinen naher Rom zum Triumph behalten / welche endlich vor kum̅er in dem gefängnuß gestorben. (Popilij dapfere resolution wider Antiochum Epiphane̅,) Wenig zeiten hernach / schikten die Römer Popilium zu dem Antiocho, welcher Alexandriam belägerte. Alß Popilius zu dem Antiocho kame / ware dis der gruß und alles / daß Popilius schlechtlich begehrte einen schleünigen bescheid / ob Antiochus sein Kriegsheer vor der Statt Alexandria ligend / wolte wegnem̅en oder nicht? Antiochus wolte vil ränk und außflücht brauchen. Da macht Popilius ein ring um ihn her mit dem beding / es solte der König auß dem ring nicht weggehen / er hette dann zuvor die gethane frag mit ja oder nein beantwortet. Antiochus entsezet sich hierüber / antwortend / er seje bereit zu thun / was den Römeren beliebig were. Alsobald begehrte Popilius, daß Alexandria der belägerung solte enthebt sein / welches auch geschahe. (Antiochus Epiphanes ein greülicher Feind deß volks Gottes. Joseph l. 12 c. 4. 5. Euseb. in Chron. Dan. XI. Lib. III Machab.) Diser Antiochus Epiphanes der Edle oder vilmehr Epimanes der taube hatte grausame verwüstungen angerichtet under dem Volk Gottes. Er ware ein abgesagter Feind deß wahren Gottesdiensts und aller deren welche disem dienst ergeben waren. Wie es die H. Schrifft mit nichten verschweigt / daher er auch ein muster und fürbilde auff die verfolger der wahren Kirchen / in folgenden zeiten getragen / und auff die widerchristen. Er bediente sich der falschheit / daß ein Brud er den anderen zu Jerusalem auß dem sattel gelupst wegen deß Hohen priesterthums / und bekame darüber vil gelt und gut ja etlich 100 talenta. Jason vertreibte Oniam, ein ander wider jenen. Hierauff kam diser wüterich selbsten gen Jerusalem / und richtete an den greüel der verwüstung. Darzu ihm schandloser und verrähterischer weis halffe Menelaus, ein eingekaufter Hohepriester. Vil tausend Menschen / da die Statt Jerusalem eingenomen / wurden umgebracht / der Antiochus entheiligte den [111] Tempel / name darauß / was ihm beliebte / bej vilen millione̅ wert. Darzu fielen nit allein die benachbarten Samariter sonder auch vil Juden zu dem Heidenthum. Welches frommen dapferen Juden / die noch eiferig waren / (Matathias.) sehr weh gethan. Daher nit allein Mathatias sich man̅lich gehalten / dem Antiocho am ersten widersezet / vil anhenger bekommen / gewaltige (Judas Machabaeus. Jahr der Welt 3790.) proben seiner treü und glaubens gethan / sonder es hat nachgehends Judas Machabeus deß Antiochi Obersten den Lysiam geschlagen / den Juden wider lufft gemacht / die Statt wider gesäübert / alle Heidnische greüel und welche denselben gewogen waren / abgeschafft / den Tempel wider eingeweihet / und andere Priester geordnet. (Antiochus Epiphanes stirbt.) Antiochus Epiphanes starb / wie die Tyrannen zu grund gehen / und folgete ihm alß ein König / sein Sohn Antiochus Eupator. Diser thate eben auch durch vorige anstiffter und böse Buben / den Juden grossen übertrang / vil die fielen ab auß forcht oder weltliebe. (Eupator komt an statt.) Eupator ware nicht lang auff dem Thron / dann seines Vatters Brüder Demetrius von Rom ledig worden / allwo er gute freünd hatte / die ihm auch den Königlichen Titul an Eupatoris Statt zuwegen brachten. (Eupator kompt umb. Demetrius Nicanor von den Jude̅ überwunden.) Bald er in Syriam kommen / wolte er weder Eupatorem noch den Statthalter Lysiam ansehen / liesse beide umbringen / und ward Herr im Land. Er bestätigte einen Hohenpriester nammens Alcimum. Disen verjagte Judas Machabeus. Demetrius sandte seinen Obersten Nicanor mit Kriegsvolk den tumult zuschlichten / welchen aber Judas überwunden / also daß er Nicanor selbsten gebliben. Worüber die Juden grossen freu̅d empfiengen / und wurde diser tag / um deß sigs willen / nachgehends hoch feirlich gehalten. Demetrius ergrimmet / schikte noch ein grösser Kriegsheer in Syrien, (Iudae Machabaei tod.) deme Judas Machabeus zu widerstehen nicht bastand ware / weil er nur wenig Volks bei sich hatte / sezte dennach dapfer in den Feind / wagte darüber alles / und kame glorwirdig ums leben. Worauff deß Demetrij Feldoberster Bachides, deß Judae Bruder den Jonathan und die seinen über den Jordan gejagt / bej Betohalaga umringet / Jonathan aber und die seinen hielten sich so dapfer / daß friden under ihnen gemacht worden und ein ehrlicher accord.
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Demetrius hatte zuthun mit rebellischen underthanen / gabe derohalben Jonathan gute wort / liesse die gefangenen Juden los. Das Haupt aber solches auffrührer war einer namens Alexander. Dar auff kam es zum streit / Demetrius anfänglich sigete ob / aber das blat wandte sich zur stund / und gewan die schlacht diser Alexander (Demetrius wird erschossen.) mit seinen anhengeren. Demetrius in einen morast getriben / also das er mit dem Pferd steken bleibt / ward mit Pfeilen erschossen. (Jonathan wird Hoherpriester.) Diser Alexander erzeigte alle freündlichkeit dem Jonathan und seinen Juden / machte ihn zum Hohenpriester zu Jerusalem / gab ihm erlaubnuß purpur und Kron zutragen / darum daß ihm (Alexander.) Jonathan zu hülff etlich 1000. Jude̅ / wider Demetrium zugeschikt. Es hat auch diser Alexander / der sich für einen Sohn Antiochi M. außgeben / den Jonathan zu der Hochzeit geladen / alß er mit Cleopatra deß Ptolomaei Philometoris Tochter / Hochzeit gehalten. Philometor kame auff ein zeit zu seinem Tochtermann in Syrien / wolte ihm die Tochter wider nemmen / weil er verstanden / daß (Alexander komt um.) Alexander ihm nach leib und leben stunde. Darauff kame es zum Krieg Philometor wurde vom Pferd verlezet / daß er sterben müßte / vorhin aber zeigte mann ihm den abgeschlagnen Kopf seines Tochtermans. (Demetrius Nicanor.) Auff dise folgete Demetrius Nicanor, welcher mehr den wollüsten ergeben / alß daß er auff sein regiment achtung gabe. Daher ein gewüsser Hauptman / nam̅ens Tryphon, ein rebellion anhebte / under dem schein man solte deß enthaupten Alexandri söhnlein für den König erkennen. Zu disem gesellete sich auch Jonathan und die Juden / und hulffen den Demetrium auß dem Feld (Tryphon.) schlagen / also daß er auß Syrien weichen müßte. Tryphon liesse das kind Alexandri hinrichten / trachtet selbst nach der Kron. Was geschicht? Diser falsche verrähter und mörder Tryphon gibt glatte wort dem Jonathan / bringt ihn zu sich in die Statt Ptolomais / und weil es besorgte Jonathan möchte seinen betrug zulezt merken / und seine Mordthat an Alexandri Sohn begangen / rächen / legte er Jonathan ins gefängnuß / die übrigen Juden aber ließ er umbringen. Worauff der böse gleißner bottschafften naher Jerusalem schikte / begerte eine ungeheüre summa gelds / und die zwej Söhne Jonathans zu geisel. Simon der Bruder Jonathans laßt sich schandlich betriegen / sandte alles was angefordert. So bald wur [113] de (Jonatha̅ samt zwejen söhnen kom ele̅diglich ???ms leben.) dise samt dem gelt nicht in die Statt gelifert / müßte Jonathan mit seinen Söhnen den halß noch darzu geben und wurden ermördet. (Simon wird an Jonathans statt der Juden haupt.) Simon hat zwar solches da und dort wider gerochen / da er an Jonathans Statt zum Obersten der Juden auffgeworffen / aber die todten könte er nicht lebendig machen / durch seine unfürsichtigkeit übergeben. (Carthago und Corinthus die stät te gehen zu grund.) In dem Dritten Carthaginensischen Krieg sind die gewaltige statt Carthago und Corinthus in die aschen gelegt und zu grund gerichtet worden. Zu deme anlaß gabe / daß die Carthaginenser / wie die Römer vermeinten / wider verträg / hatten ihren Bundsgenossen / den Masinissam angriffen / zuwasser und land bekriegen wollen / von welchem aber sie überwunden wurden. Worauff andere Stätt mehr von Carthago abgefallen / und der Römer gegenwehr nicht wolten gewärtig sein. (Wie es in Syria zugangen.) In Syria gab es selzame händel ab / der zu lezt angezogne Demetrius überwand / und erschlug den Antiochum Sedetem Ptolomaeus Physcon hezet Zebennam wider Demetrium von welchen auch Demetrius überwunden und auß dem Tempel zu Tyro her auß (Jahr der Welt 3830.) gerissen und folgends zu tod geschlagen worden. Seleucus sein sohn will König sein ohne vorwüssen seiner mutter Cleopatrae / welches sie verdrosse und liesse ihn töden. Auch ware Simon Judae Machabaei Bruder / samt zwejen Söhnen / von einem Ptolomaeo über der mahl zeit erschlagen worden. An dessen statt kame Johannes Hyrcanus, sein eltester Sohn. (Antiochus Sedetes belägerte Jerusalem.) Vorermelter Antiochus Sedetes, von Demetrio erschlagen / hatte kurz vorhin die Statt Jerusalem belägert und die Juden / wegen hungers noht in zimliche confusion und verwirrung gebracht / bis ihme von Hyrcano ein grosse sum̅a gelts erlegt / und das die Juden bej vilen 1000. Antiocho im fall der noht bejstehen sollen / versprochen worden. Weiln nun Hyrcanus in so tringender noht / wie leichtlich zuerachten (Hyrcanus und Herodes gräber schänder.) / mit einer solchen grossen summa gelds / von etlich 100. talentis, nicht wol könte auffkom̅en / also öffnet er König Davids grab / und solle wol über ein Millionen wert darauß genommen haben. Welches Herodes etwas zeit hernach von disem Hyrcano erlernt / dises grab widerum geöffnet / vil Kleinodien / guldene ge [114] schier und andere kostbare sachen darauß entzwaket da aber Herodis Diener zu weit hinein wolten / und fast bis auff die Todtengebein kamen / waren sie durch wunderzeichen und herauß brechend feüer erschrekt / zuruk getriben und abgehalten / sonders weil zwei darvon vom feür verzehrt worden. Herodi wachte das gewüssen auff / und liesse ansehnliche gebäü für dis grab von Marmarstein machen. (Hyrcanus zerstört den tem pel auff dem berg Garizim in Samaria.) Nach disem name Hyrcanus mit den Juden seinen zug in Samarien, und zerstörete den Tempel auff dem Berge Garizim von Sanneballat erbauen der schon eine gerungene zeit nicht ohne verdruß der Juden gestanden. Und weil dannether auch sonsten vorhin wegen der Religion grausamer haß zwischen den Samariteren und Juden entstanden / alß ists endlich dahin kommen / daß Hyrcanus mit seinen beiden Söhnen Antigono und Aristobulo samt einem zimlichen heer in das land eingefallen und die Statt Samariam (Aristobulus) überal ruinirt und verderbt haben: Nach dem tod Hyrcani, kame an sein statt ins regiment sein Sohn Aristobulus. Bej den Römern gab es indessen vil kampfes und streites ab. Attalus der II. ware deß Eumeni in kleinerem Asia nachfahr / und (Die Römer bekamen si???eit über streit.) das auß anordnung der Römeren. Aristonicus lehnte sich wider Attalum auff. Die Römer sandten disem zu hülff Licinium Crasum (Attalus. Aristonicus.) mit einem gewaltigen Kriegsheer. Aristonicus behielt den fig und wurde Crassus gefangen / welches ihme so weh that / daß er ihm lieber den tod gewünscht / und damit Crassus seiner begird könte (Crassus wil mit gewalt???ed sein. Valer. Max. libr. 3. c. 2 Eutrop. 14 Strabo 114 Aristonicus erwürgi.) ersättiget werden / schlagt er einen von dene̅ die ihn gefange̅ führten / mit einer ruhten ins angesicht / daß ihm ein aug darvon in gefahr ger ahten. Diser erzornet / hawt den Burgermeister Crassum über das Haupt daß er niderfalt und tod da ligt / welches er auch gesucht hat. Ohnlängst hernach wurde auff Crassum von Rom abgefertiget Marcus Perpenna / diser jagte Aristonicum in die flucht / welcher nachgehends im gefängnuß erwürget worden / alß nach dem tod Perpennae / Aq vilius der Römer General disseits ware. (Die Grachi machen aufruh??? zu Rom.) Bej außländischen händlen bleibte es nicht / sonder es wurden einheimische in der Statt Rom selbsten erweket / von zwejen Brüderen den Grachis, Tiberio und Cajo, welche daß volk auffrührisch machten wider die Rahtsherren / und andere Patricios zu Rom. Sie brachten aber das Volk auff die seiten mit diesem sehr anmüh [115] tigen fürwand / daß die Feldgüter solten gemein sein / das getreid in wolfeilerem preis verkaufft werden / und auß dem schaz und gemeinen bis dato eingebrachten beüten / gelt under den gemeine̅ man auß getheilt werde̅. Es sind aber dise beide rädliführer nach gehends elendiglich umkom̅en und samt ihren practicen zu grund gangen. (Bochus und Jugurtha von den Römeren überwunden.) Caecilius Metellus und C. Marius hatten auch der Numidier König Jugurtham und Bochum König in Mauritania gänzlich überwunden. Bochus hatte Jugurtham Mario verzeiget und überlifert welcher an Ketten gefangen nach Rom geführt / endlich hungers gestorben / und die billiche strass für seinen Brudermord / an Adherbal begangen / darvon getragen. (Marius ??? wider die Teütschen.) Diser Cajus Marius ware derjenige / welcher müßte wider die Teütschen kriegen / und wurden hierdurch fast am er sten die Teütschen in kundsam̅e gebracht. Dise Teütschen / Cimbri genant / (waren Dänen und Holsteiner und auß anderen Teütschen versamlete / besonders auß dem Schweizerland und dem Züricher göü) hatten (Eutrop. l. 5. Flor. l. 3c. 3 Vell l. 2. Oros. l. 5. c 15. Gell. l. 3. c. 9 Jahr der Welt 3850.) sich / da sie sonsten kein bleibende Statt finden könten / in Italiam begeben / den Römern ein und das ander mal vil leüt erschlagen und gewaltige schlachten abgewunnen / bis endlich Marius mit list solche unverhoffte und den Römeren unleidenlich gäste über kopf und halß verjagt / da und dort nider gehauen bej vilen tausenden / und zulezt ihre Weiber / die eine Wagenburg machten / alß er ihnen alle bitt abgeschlagen / müßte sehen sich selbsten und ihre kinder umbringen / erwürgen / mit ihren eignen haren und striken an wägen (Woher der adler deß Römischen Reichs wapen.) erhenken. Und in disem Feldzug wider die Teütschen / hatte Marius zum ersten mal ein adler in dem Haupt fahnen geführt / daher dises Adler Waapen dem Römischen reich verblieben. Ein mal hatte Marius obgesiget wider dise Teütschen nit weit von der Statt Aix, in der provinz gelegen / allwo der grosse Ris und der Teütschen König Teutobochus um̅kommen. Das andermal hatte Marius es gewunnen bej der Statt Vercell. Dazumal ware in Egypten Cleopatra, Königs Ptolomaei Physcontis witwen / eine greüliche Tyrannin / liesse bald disen bald (Ptolomaeus Lathyrus.) ienen / auch von ihren eignen Söhnen entweders vertriben oder hinrichten. Insonderheit ware sie spinnenfeind ihrem Sohn Ptolomaeo Lathyro / gegen welchem sie doch äüsserlich sich freündlich und gütthätig gestelt eine zeitlang / ihne auch zum regiment erhoben.
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(Juden geschlagen. Ioseph. l. 13 c. 21.) Diser Ptolomaeus hat die Juden samt ihrem Obersten Alexandro bej vilen tausenden erlegt / um dises glüks willen ward die Cleopatra seine Mutter nach grimmiger / berufft ihren anderen Sohn Alexandrum zum Regiment / welcher aber etwan saur sahe zu ihrem verfahren und procedere. Dises verdrosse Cleopatram / wolte dem auch ab dem brodt helffen / er aber kam ihren vor und liesse sie zu erst töden / welches aber nicht ungestrafft verbliben / und ist an sein Statt Ptolomaeus Lathyrus der elter Bruder zum scepter gelangt / welcher auch bis an sein end fridlich zu Alexandria in Egypten geregirt hatte. (Wie es zu Jerusalem zugangen. Aristobulus König.) Zu Jerusalem und in Syrien truge sich inndessen folgends zu. Aristobulus ein Sohn Hyrcani / machte sich selbsten nach seines Vatters tod zum König im Israel / ware aber ein greülicher Tyrann / liesse seine Mutter im gefängnuß hungers sterben / die anderen Brüder / die solches äferten / auch einlegen / aussert dem Antigono / welchem er sonder gewogen ware / und zum Generalen über das Kriegsvolk machte / der dann dapfer die Itureer überwünden / seinem Bruder dem König land und leüt underthänig gemacht. Alß aber Antigonus zu Jerusalem mit Triumpf seinen einzug gehalten / hatten ihn die verleümder bej Aristobulo angeben / er trachte ihm nach der Kron / welches er zwaren anfänglich nicht glaubte / doch zu lezt ihn liesse zu sich forderen / an einem dunkelen ort die Trabanten auffpassen mit dem befehl / wann Antigonus wurde gewaaffnet kommen / sie alsobald ihne nidermachen solten / wo er aber nicht mit gewehrter hand käme / solten sie verstekt verb leiben und ihm nichts thun. So bald dises Aristobuli Weib Salome / die Königin erfuhr / erdachte sie disen list / weil sie Antigono sehr gehässig ware / und ließ ihme anzeigen / der König wolte ihn gern in seiner besten und schönsten rüstung sehen. Antigonus versahe sich keines bösen / thate wie man berichtete. So bald kame er nicht an (Antigonus unschuldig ermördet.) den ort / da deß Königs diener im hinderhalt waren / und in solcher postur höreten und sahen Antigonum daher tretten / wütscheten sie herfür und löschten ihm das liecht deß lebens auß. Der König alß er dises betrugs halben avisirt und berichtet worden / wurde bestürzt / sehr schwach / fieng an blut außzuwerffen / und da einer von den dieneren solches blut in einem beke wolte wegtragen und außschütten geschahe es daß er mit dem blut fiel und dasselbe auff [117] den boden gosse / eben da Antigonus unschuldig ermördet worden (Aristobulus ???rbt.) der König da ihm solches zu wüssen gemacht worden / starb behend vor kum̅er und forcht. Worauff Salome die Königin Jannaeum / einen von den gefangnen Brüderen / der sich nachgehends Alexandrum genent / auß dem gefängnuß lassen abholen / auff den thron gesezt / welcher auch vil jahr zu Jerusalem herrschete / jedoch mit der (Alexa̅der stirbt.) Juden grosse in aberwillen. Daher alß er in dem Feld gestorben und fein Weib Alexandra / wegen der Juden auffsaz / ihn nicht wol könte in der Königen zu Jerusalem Begräbnuß bringen / hatte sie solches dennoch mit hülff der Phariseern / welche sehr vil bej dem Volk vermöchten / werkstellig gemacht. Alexandra bleibte bej der Königlichen würde und bej dem Regiment / thate den Phariseeren vil guts / und kauffte den friden um gelt von Tigrane der Armenier König. (Mithridatischer Krieg.) Zu der zeit hatten die Römer insonderheii mit Mithridate / dem II. dises namens / königen in Ponto / vil zuthun / welcher sie auch gewaltig vil jahr mit kriegen geplaget / darum daß sie ihn von (Aur. victt Appian. in Mithridat Iustin. l. 38. Mithridat ein kostlich praeservativ wider das gifft.) dem reich Cappadociae wolten abtreiben / und selbiges land Ariobarzani zu regieren übergeben. Diser Mithridates ware ein gewaltiger held und listiger kriegsmann / fürsichtig und dapfer / wußte auch bald andere mit gewalt oder mit list / oder mit guten worten und freünlichem accord auff sein seiten zubringen. Von ihme hat man auch das kostliche praeservativ mittel / wider das gifft / Mithridat genant in den Apotheken / welches er sorgfeltig gebraucht / darum daß man ihm in der jugend mit gifft vergeben wollen. Auff ein zeit wußte es Mithridates so meisterlich zu spilen / daß alle Römer bej vilen tausenden in Asia hin und her sind zu tod geschlagen (Sylla schlagt deß Mithridatis kriegsheer.) worden. Worauff Sylla von den Römeren mit einem Kriegsheer wider Mithridatem geschikt worden / welcher glüklich Mithridatis beide Feldobersten samt ihrem Volk / den Archelaum und Dorylaum überwunden / und auß dem Feld geschlagen hatte. Dis alles ware durch das wandelbare glük den Römern wider bezahlt / und hat Mithridates ibnen wider zwej schlachten / eine zu wasser die ander zu land abgewonnen. Welches ein und das ander (Cneus Pom pejus plagt Mithridatem.) mal also hergieng / daß bald diser bald jener theil obgesiget / bis endlich Cneus Pompejus kommen welcher Mithridatem von einem ort zum anderen vexfolgt / endlich geschlagen und überwunden / daß er müßte zu seinem Tochterman Tigrane in Armenien fliehen / und [118] bej seiner Tochter Cleopatra underschlauff suchen. Endlich verfolgte ihn sein Sohn Pharnaces selbsten / welchen der Vatter auß argwohn wolte töden lassen / der Sohn aber machte die zu solchem ende abgefertigte ihme anhängig / willens auff den Vatter zu gehen. So bald solches Mithridates vernommen / laßt er seine Weiber / Kinder gifft trinken / davon sie sturben / er selbst wolte sich also hinrichten (Mithridates bringt sich und die seinen ums leben.) / und aber wegen vorgedachtes praeservativ mittel wider das gifft / so er so vil mahl gebraucht / machte daß ihm das gifft nichts angewinnen könte / sonder er hat sich mit seinem eignen schwert leiblos gemacht. (Grausamer tumult zu Rom.) Inndessen hat der leidige Teüfel / der ein lügner und ein mörder ist / die arme blinde Heidenschafft übel in ihrem ehrgeiz / durch Gottes gerechte verhengnuß / angeführt / und den sighafften Römeren nicht gegönnet / ihres wolstands und bis dato erhaltenen sigen recht zugebrauchen / sonder durch auffrührer / meüchel mörder und eifersucht / der dapferen Feldobersten / die sich bis daher in dem Feld für das Vatterland ritterlich gehalten / allerhand blutbäder angericht / also daß in und aussert der Statt alles von einheimischen Kriegen flakete und brandte. Das Capitolium wurde auch verbrandt / samt den Sibyllinischen Bücheren so bis dato darin auffbehalten worden. Und waren bej solchem verderblichen wesen alß Häupterund Agenten interessirt, Drusius, Sulpitius, Sylla, Marius, Cinna. Worzu endlich dises geschlagen / daß die knechte und leibeigne anhebten auch zu rebelliren / uud behielten oberhand bis sie Marcus Licinius Crassus gedämt und ihnen den verdienten lohn geben hat. (Wunderliche histori von ??? Risen.) Alß under anderem zu melden / der Römische Feldoberste Sertorius durch die Syllanjsche parthej auß Span̅ien abgetriben worden / und in Mauritaniam kame / daselbst man ihm vil sagte / von deß Risen Antaei begräbnuß an disem ort / welchen Hercules erschlagen / liesse er das grab öffnen / funde darin gebein von ungeheürer länge / wol von 30. Ellenbogen. Worüber er erschrak und liesse das grab wider zuwerffen / bauete einen Altar daselbst und Opferte disem Antaeo. (Syrien ward zu einer provinz gemachet.) Pompejus indessen feirete nicht / machte ganz Syrien / und hiemit das Judische Land zu einer Provinz / und schenkete Deiotaro der Gallier Könige / klein Armenien / weiln er ihme wider Tigranem geholffen. Die übrigen Länder aber die er Tigrani abge [119] nommen / darunder auch Syrien ware / wurden von dato an durch Römische Landvögt beherrschet. (Ptolomaeus Auletes. Ptolomaeus Dionysius und Cleopatra.) In Egypten regierte Ptolomeus Auletes / der Pfeiffer genant / weilen er gern danzete und selbsten zum danzen gepfiffen / wurde bald ab bald wider in sein Reichsherrlichkeit von den Römeren eingesezet / nach seinem tod kame Ptolomaeus Dionysius zum Regiment / samt seiner Schwöster Cleopatra / die auch sein Weib sein müßte. J. Caesar der Römische Feldherr kame / zu der zeit in die Staet Alexandriam / allwo eben dise beide alß regenten widereinander gestritten. Caesar ware selbsten in grosser gefahr / wegen entstandenen tumults / den der junge König Ptlomeus erregte / weilen er under das Volk ganzrasend geloffen / da er sahe die Cleopatram (Ptolomaeische bibliothec gehet zu grung. Jahr der Welt 3900. Cu. Pompejus komt gen Jerusalem) mit Caesare so freündlich gespräch halten. In disem getümmel und auffstand ist auch die gewaltige und in aller welt verrühmte bibliothec von Ptolomaeo Philadelpho anfänglich angestelt / zu grund gangen / nicht ohne schaden der nach kommen schafft. Da nun Cn. Pompeius also den meister spilete in Syrien / in der Statt Damasco sich auffhielte / kamen von Jerusalem zwey Brüder / Hyrcanus und Aristobulus, die sich vor ihme erzankten wegen deß regiments. Pompejus sagte er wolte selbst gen Jerusalem kommen / welches auch geschahe / und kostete solche seine ankunfft nicht wenig tausend Juden. Er gieng in den Tempel / besahe was zusehen / und stellete dem Hyrcano das Hohepriesterthum zu. (Catilina. Salust de Conjurat. Catil.) Zu Rom gab es allerhand Factionen / zusamenrottungen und allerhand unruhen auffs neüe. Lucius Catilina ward ein solchet rädliführer / wurde aber samt seinem anhang erschlagen / wider welchen Cicero, der gewaltige redner / sich hefftig hören liesse. Auch ware ein solcher Publius Clodius ein Edler Jüngling zu Rom / (Clodius.) welcher sich in Weiber Kleideren under die Weiber zu Rom / an ihrem besonderen fest / gesellete / darum Caesar seine Pompejam von sich verstossen. Diser Clodius hat es auch durch bestechungen dahin gebracht / das Cicero müßte den weiten geben / und seine güter confiscirt wurden / bald aber hernach ist Clodius erschlagen und Cicero wider in Rom eingelassen worden. (Marcus Crassus plündert den Tempel zu Jerusalem.) Marcus Crassus wurde gesant von Rom die provinz Syrien zu beherrschen / seine gewüsse jahr. Diser kame gen Jerusalem / [120] wurde mit einem grossen stuk Golds begabt von Eleazaro / zu dem ende er solte den Tempel ohnberührt lassen / welches er zwar versprochen aber nicht gehalten / sonder nam auß dem Tempel eine grosse und fast ungläübliche summa gelds / also daß die Juden darbej gelernt haben / nicht vil gelds mehr an disem ort zu hinderlegen für solche gäste. Ohnlängst hernach hat Crassus disen Kirchenraub wider (Marcus Crassus üd sein sohn erschlagen.) eingebüßt / in deme er samt seinem Sohn von den Partern erschlagen worden / welche dem verstorbnen Marco Crasso das maul geöffnet / heiß zerschmolzen Gold eingeschüttet / mit disen hönischen (Dessen todtencörper die Parther heiß Gold eingeschüttet.) worten: Frisse dich nun voll Gold / du unersättlicher Römer / dessen dir in deinem leben nicht genug hat können werden. Eben wie es die Indianer in America einem Span̅ier auch gethan haben / welcher aber noch lebte und dardurch getödet wurde. (C. Julij Caesaris verrichtete thaten.) Der schon genamsete Cajus Julius Caesar ware eine gewaltige streitbare Persohn dapfer / fürsichtig und fertig / darbej aber ehrgeizig / der nicht wol jemands an der seiten könte dulden / so ihme gleich geachtet were Er hatte mit sonderbarer behendigkeit und Kriegslisten über vil leüt obgesiget / und gewußt bald über ganze flüsse (alß da ist under anderen der Rhein / die Rhonen bej Genff / Sonnen bej Lion) in eil bruken zu verfertigen oder abwerffen / bald den feinden den paß abzuschneiden / bald sonsten dieselbe in confusion zubringen oder auch außzuhüngeren. Frankreich / Engelland / Bur gund / Lothringen / Teütschland / der Rheinstrom ob und nid sich der Statt Basel / neben dem das er an anderen orten der welt (J. Caesar hat seine historj selbst beschribe̅.) schon vorhin verrichtet / können hiervon zeügen. Er verschweiget es auch nicht in der Historj die er selbst beschriben und hinder lassen. (Caesar plagt die Teütschen und Schweizer.) Sonders hat er gewaltig vexirt die Teutschen samt ihrem Ariovisto (Ehrenvest) unv diejenigen völker / welche wohneten da jez das Sweizerland oder Eidgnoßschafft ist. Also daß sie in manchem durchzug / scharmüzel / ein und überfall sehr seind von disem Caesare geplaget / geschlagen verjagt und wider über Rhein getriben worden. (Krieg zwüschen Caesare u̅d Pompejo.) Gleich wie aber neid und mißgunst ohnfehlbar deß glüks und auffgangs der menschen ohnvermeidenliche nachfolger sind / also ists auch Iulio Caesari / wie leichtlich zu erachten / nicht überal und [121] von allen zu gutem vermerkt worden / daß er also allenthalben triumphirte und seiner mannlichen thaaten sigs zeichen hinderlassen. Darum Pompejus / Marcellus / Cato / bej welchen der höhere gewalt dazumal zu Rom gestanden / C. Julio Caesari ankünden liessen / er solte schlechtlich und mit wenigem comitat und geleit / nur alß ein gemeiner zu Rom sich einstellen. Caesar merkte wol die practic brachte andere rahtsherren auff seine seiten / welche dise erkantnuß gethan / Pompejus solle so wol alß Caesar den kriegsscharen abdanken Caesar liesse hierauff etlich tausend guter soldaten von sich. Pompejus brachte sie mit list auff sein seiten / darum Caesar fürohin keinen mehr wolte von sich lossen. Es ist aber Caesar dises mit list ihme zugefügten schadens bald wider einkommen / in deme er die Statt Corfinium belägert / dieselbe auch eingenommen / und hat sich die darin gelegne Pompejanische besazung an ihne ergeben müssen. Darauff komt er in Rom / versicheret die Statt seiner treü / doch müßte man ihm die Schlüssel zum Schaz einhendigen und lassen Gelt nemmen nach belieben. Bej solchen händlen / wie ohnschwer zu glauben / gabe es factionen / Partisahnen in Rom genug. Der einte hielte dise / der ander die andere parthej. Caesar belägerte darauff die Statt Durazo genandt / und Pompejum in derselben / müßte aber bald wegen starker gegenwehr der belägerten und entstandenen hungers under den seinen / den ort wider quittieren. Pompejus eilet seinem unglük nach / und geschahe die Pharsalische schlacht / in welcher Caesar den preiß und den sig erhalten / deß Pompeijkriegsheer und anhänger geschlagen oder verjagt oder gefangen bekommen. Pompejus flohe darvon / kame in Egypten zu Ptolomaeo / der mit seiner Cleopatra eben im streit lage / verliesse sich auff die Freündschafft und guts / so er dises Ptolomaei Vatter vorhin erwisen hatte. Und aber die forcht für dem Caes???re übertraffe / und müßte Pompejus auß dem grossen schiff von seiner Cornelia (Cn. Pompeij deß grossen ende.) und Kinderen / in ein kieinen nachen steigen / in welchem er von Septimio und Salvio / mit zuthun deß Königs Ptolomaei rühten einem / Achillas genant / erstochen und ihme das Haupt abgeschlagen worden. Caesar verfolgte seine widerwertigen fragte da und dort nach Pompejo / kame zu der Statt Alexandria da ihme [122] Ptolomaeus das haupt Pompeij und Pitschafft Ring entgegen geschikt. Worüber sich Caesar mehr betrübt alß erfreüt solle gestelt haben (Caesar laßt ihm die ??? von reis uns bejel fürtragen.) Auff solche geschichten / liesse Caesar sehen / was bej ihme bis daher gelegen / liesse ihm die zeichendeß Obersten gewalts fürtragen / schluge Ptolomaeum in Egypten / überwand Pharnacen / Königen in Ponto / und alle seine widrige zu Rom / die junge Pompejos / Scipionem / Catonem / Afrantum / Syllam, komt darauff selbsten nach Rom / zeiget sich alß einen Vatter und beschirmer der Römischen (Caesar ändert den Kalender.) frejheit in einer lieblichen Oration, haltet underschidliche Triumph deren etliche für gut auffgenom̅en / andere vom volk ihme übel gedeütet worden. Auch änderte er den Kalender. (Erzeigt sich Ciceroni freündlich.) M. Tullius Cicero gienge Caesari entgegen / von welchem er auffs beste empfangen / und zu dem familiar gespräch öffter in Caesaris hauß zugelassen ward. Gleich wie aber deßgleichen geister / wie Caesar ware / endlich auch wann sie es auffs höchste gebracht / ihren fatale??? terminum und ohnvermeidenliches ende erreichen / und nichts beständiges in (Caesar ein stiffter der 4. Monarchej. komt um.) der welt / sonders die welche regiersüchtig / deß glüks umschlag am mehsten erfahren / also wurde es auch mit C. Julio Caesare, dem stiffter der 5. und Römischen Monarchej zu Rom gespilt. Die jenigen welchen er alles guts gethan / machten eine conspiration und zusammenrottung wider ihn / deren Häupter Marcus Brutus und C. Cassius waren. Caesar wurde gewarnet von dem Sternseher Spurinna / auff selbigen tag achtung zugeben / sein Weib Calphurnia hat auch einen wüsten traum die nacht vorhin wegen der gefahr ihres Ehmans deß Caesaris, welcher disen tröwungen zwarn wolte folge leisten / wann nicht seine zusamen geschworne feind es wußten also arglistig anzustellen / daß Caesar eben am selbigen tag auff das Rahthaus kame / Spurinna begegnet ihm auff dem weg / deme sagte Caesar, der übelgelossete 15. tag Merzen seje verhanden! Ja antwortet Spurinna, aber er ist noch nicht vergangen. Caesar kompt auffs Rahthaus / sezet sich auff seinen Thron / Antonius sein guter freünd wird in dessen von Decio Bruto Albino aufgehalten / der anschlag wird practiciert durch eine dem Caesar anfenglich fürgebrachte rechtssach / worauff so bald von der zusam̅en geschworne [123] rott mit 23. wunden C. Julius Caesar, der so gewaltige streitbare Held / verlezet und ermördet worden. Dises / wie leichtlich zu glauben / verursachet einen grossen tumult in der Statt Rom / die thäter müßten sich auß dem staub machen / und wurden von Augusto / Antonio / Lepido / welche eine kleine zeit den Triumvirat oder das regiment der drejer machten / alle (Die mörder Caesaris bekommen ihren tohn.) am tod Caesaris schuldige / verfolgt und getödet. Bis daß endlich auff der Philippinischen schlacht der handel bestunde / da Augustus und Antonius / den Brutum und Cassium gänzlich überwunde̅ haben. Im ersten treffen / schlug Brutus den Augustum und seinen flügel / Antonius aber die anderen auff Casstj seiten. Cassius retirirte sich / Brutus wolte ihm Volk schiken und wider Herz und muht machen / alß aber Cassius sich geirret / vermeinend es weren feinde / liesse er sich umbringen. Darauff gienge zwüschen beiden parthejen das andere scharffe treffen an / in welchem Antonius und Augustus das Feld erhalten / dem schon durch sich selbst entseelten cörper Bruti / daß Haupt lassen abschlagen und nach Rom bringen. Welchen vorhin die miteinander streitenden adler / ehe die (Der böse geist weissaget Bruto.) schlacht angieng / vorangekündt / und das ungeheüre gespenst / welches Bruto erschinen / zu ihme sagte ich bin dein böser geist / du wirst mich wider bej Philippis sehen / darauff er sagte / so will ich dich sehen / welches alles hiemit beschahe. (Ciceroni wird das haupt abschlagen welchen die raben gewahrnet.) Cicero der berühmte redner / deme Antonius sehr feind ware / müßte auch hierbej den halß geben. Er hat sich zwar mit der flucht salviren wollen / es wolte aber ihme nicht gelüken / darum kame er den außgesandten Botten von Antonio in die händ / welche ihme auß seiner senfften den Kopf den er willig dargehalten / abgeschlagen und sein rechte hand / selbige Antonio überlifert. Und dis thate Popilius / welchen Cicero vorhin / um einer anderen mordthaat wille̅ für gericht gestelt / bej dem leben erhalten hatten mit seiner wolredenheit. Vorhin aber sollen ein hauffen raben Ciceroni eben dieses prognosticirt haben. (Wie es zu Jerusalem zugangen. Pacorus u̅d Antigonus hausen übel.) Herodes sonsten der grosse genant / Antipatri Sohn (welchen) Caesar zu einem Herren über etlich theil lands in Syrien darzu Antipater lust hatte / gemacht weil er ihme gute dienst geleistet) vertreibte mit heeres krafft Antigonum / Aristobuli Sohn. Welches Hyrcano so wol gefiel / daß er Herodi seine Tochter Mariamnem [124] (Jahr der Welt 3920.) zum Weib gabe / alß er sein erstes Weib Dosis genant / verstossen. Antigonus ruffte die Parther um hülff an / dise stosseten mit zimlichem / (Joseph. l. 14 c. 22. 23.) Kriegsvolt zu ihm / da dann Pacorus der Parther König und Antigonus er so weit gebracht / daß sie mit list in die Statt Jerusalem kamen / den Hohenpriester gefanglich angenomen Herodem vertriben / welcher samt vilem frauenzimmer entwichen / solche in der damaligen unüberwindlichen vestung Massada gelassen / er aber flohe hinüber in Egypten zu Cleopatra. Damit nun die Parther Hyrcanum deß Hohenpriesterthums undüchtig macheten / lissen sie ihm alß einem gefangenen die ohren (Phasael stoßt den Kopf wider die wand und stirbt.) abschneiden. Phasael / Herodis bruder ware auch in banden da er aber erfuhr / die Parther wurden ihn greülich marteren / stoßt er den Kopf so lang wider die wand / bis das hirne herauß gesprüzt und er tod darnider gefallen. (Herodes wird zu Rom König über Judäam.) Herodes begibt sich nach Rom zu Antonio erhaltet was er wil / und wird erklärter König über das Jüdische Land. Es befahle auch Antonius dem Römischen Feldoberste̅ Ventidio deß Herodis parthej zu halten / welcher zu erst sein land Galilaeam / deß Antigoni anhängeren wider abgenommen / nachgehends die straassen von räüberen und mörderen wider sicher gemacht / welche er listiglich (Greülicher mord.) auß ihren hölenen herauß genommen. Darbej sich aber eine greüliche historj begeben / daß ein verzweifleter böser Mensch / ehe er sich an Herodem und sein Kriegsvolk ergeben wollen / seine Kinder und sein Weib auff die felsen und zulezt sich selbst oben darauff zu tod gestürzet hat. (Herodes nimt mit huf der Rö meren die statt Jerusalem ein.) Nach disem belägert Herodes mit dem Römischen Feldobersten Sosio die Statt Jerusaelm / und nimt sie ein / alß aber die Römischen Soldaten zu vil muhtwillen verübten / und Herodes selbsten sich deß Tempels besorgete / hatte die Römer mit einer grossen summa gelds zu friden gestelt und wider zum abzug beredt. Zu Antiochia aber wurde mit verwilligung Antonij durch Herodis anstifftung dem Antigono das Haupt abgeschlagen. Darmit hat der (Antigonus wird getödet.) Assamoneer geblüht und herrschafft ein ende genommen zu Jerue salem. Inndessen kompt Hyrcanus wider zu Herode gen Jerusalem. Herodes aber ein blutdurstiger Tyrann liesse bald seinen Schwager Aristobulum im Wasser ersäuffen / den er vorhin zum Hohen [125] priester (Herodes wird verklagt aber vergebens.) gemacht. Darauff ward Herodes von Mariamne / Aristobuli Schwöster / samt den vornemsten der Statt / bej Marco Antonio verklagt / und darauff nach Rom citirt. Herodes ganz bestürzet und sorchtsam kame nach Rom / und da er mit einem unseglichen Schaz Antonium außgesühnt / ist er ohne sein verhoffen / ohnverlezt zu Jerusalem wider ankommen. Er hat sich besudlet mit dem blut seines Schwähers Hyrcani, den er ließ in dem 80. jahr (Laßt Tyran̅isch sein Schwäher / Schwiger und weib hinrichten) seines alters hinrichten / da er sich disem wüterich mit der flucht entziehen wolte. Bald hernach ließ der Tyrann auch sein schöne Mariamnem töden / angereizet durch verleümdung und betrug von seiner Schwöster Salome wider die unschuldig Mariamnem angebracht. Die unrühige Alexandra seine Schwiger müßte auch herhalten und den halß geben. Und alß Herodes alß ein erzheüchler und blutdurstiger Mann um diser und anderer ursachen halben sehr (Herodes haut den Tempel zu Jerusalem.) verhaßt ware / wolte er deß gemeinen Volks gunsten wider verdienen mit erneüerung deß Tempels zu Jezusalem und desselben wider erbauung. Darzu er dann so vil unkostens angewendet / daß es ein herrliches und fast unvergleichliches gebäüw zur selbigen zeit ware. (Römische geschichten.) Nun kommen wir wider zu den Römeren / und hatte es das ansehen / ob solte nunmehr friden im Land sein / und aber nichts wenigers. Die zwej Augustus und Antonius schaffeten erstlich ihnen von der seiten weg den dritmann Lepidum, weil er nicht in der schlacht mit ihnen wider Brutum und Cassium gestanden. Fulvia deß Antonij Weib / aber unrühig / Soldatisch mehr als (Das spil geht zwischen Augusto und Antonio such an.) Weibisch / und deß Augusti er wehnte Schwiger / machte diese bede Augustum und Antonium auch uneinig / also daß Augustus nicht mehr wolte der Fulviae Tochtermann sein / sonder fieng wider dises Weib und ihren Schwager Lucium Antonium in offentlichen streit und Krieg zugerahten. Antonius nimt sich beider an / und überwand Augustum / also das nach dem indessen Fulvia starb / Antonius Augusti Schwöster (Antonius wil für ein Bott gehalten sein / begëhrt von den Atheniensern ein w???derliches Heyrat gut.) die Octaviam zum Weibe nam / und wurden auffs neüe wider freünd. Der hoch mühtige Antonius durch das glük erhaben / wil für ein Abgott und mit nammen für den Bachum angebetten sein. Die Athenienser wolten ihm schmeichlen / und vertrauten ihm ihre Abgöttin Minervam. Antonius ist zu friden / begehrte aber dar [126] bej ein unseglich heyrat at gut / das sie mit ihrem flatieren wol verdient hatten und bezahlen mußten. (Wunderbare Historti. Dio. Sveton.) Wir müssen auch nicht vergessen einer geschicht die sich solle begeben haben / alß Livia Augusti Ehgemahel auff ihrem lusthaus / Villa Vejentana genant / ware / da solle ohngefehr ein Adler / mit sich tragende eine weisse Hennen / welche im schnabel ein Lohrbeerkranz geführet / daher geflogen sein und habe die Henne samt dem kranz in die schloß Liviae fallen lassen. Von welcher Hennen vil andere nachgehends am selbigen ort erzogen und auß dem Lohrbeerkranz fast ein wald von Lohrbeer / durch fleissiges pflanzen / erwachsen ward. Im lezten jahr Neronis sollen die Hüner alle gestorben sejn. (Antonius und Cleopatra.) Augustus und Antonius kriegeten da und dort / schlichteten vil händel / bezwangen die auffrührer / und hat Antonius nit sonderlich glük wider die Parther. Cleopatra ein schön / geizig und neidig Weib / Königin in Egypten / hatte disen Antonium mit ihrer liebe ganz auff der seiten / daß er thate was sie wolte / er zeügete auch Kinder bej ihren ohngeacht seines Ehweibs Octaviam. (Krieg zwischen Augusto und Antonio. Jahr der Welt 3929.) Da gieng es aber bald wider an zwischen Augusto und Antonio / weil keiner dem anderen traute / und beide nach einem zileten / nemlich daß sie möchten allein Herren sein. Antonius und Cleopatra müßten zu wasser mit Augusto fechten / alß vorhin scharmüzel under bederseits reüterej vorgeloffen. Augustus kame bald anhänger und die deß Antonit parthej verleissen / gewan auch die schlacht zu wasser / verfolgte Antonium und Cleopatram / welche sich an Augustum ergeben wolten. Der Cleopatrae geschenk waren angenommen von Augusto / aber Antonio wurd kein antwort geben / alß das Cleopatra heimlich den bericht empfienge sie solte Antonium töden. Augustus inndessen feiret nicht / sezet mit heeres krafft Cleopatrae zu / jagte jhren forcht und schreken ein / und lägerte sich vor Alexandria. Antonius that einen außfall / treibte deß Augusti Reüterej zuruk / und damit bekam er wider ein herz. Aber bald darnach gab ihm Augustus durch sein mächtig zusezen den herzstoß / also daß Cleopatra gleißnete sie wolte sich in ihrem schon vorhin ge [127] machten kostlichen grab umbringen / ließ es Antonio ansagen / worüber (Antonij und Cleopatre ende.) er sich selbsten / weilen der diener es nicht thun wolte / tödlich verwundt / und starb in der schoß Cleopatrae / welches sie Augusto so bald zu wüssen machte und ergab sich ab ihne. Diser ließ sie seiner gunsten versicheren. Da sie aber sahe daß Augustus nicht gemuhtet gegen ihren wie Caesar und Antonius / wurd sie kleinmütig und auß verzweiflung ertöder sie sich selbsten mit gifft. Andere meinen durch eine vergiffte Schlangen. Dann man hatte ihren geraunet / alß wurde sie Augustus gen Rom zum Triumph führen lassen. (Augustus Käiser und Herr deß Römische̅ reich.) Also gelunge es Cajo Octavio, daß er allein Herr wurde / und so fern durch stillung der burgerlichen und einheimischen unruhen / den gemeinen friden verschaffete / wurde zu Rom hoch gehalten / hielte ein Triumph nach dem anderen / wegen erhaltenen victorien und sigs / alles ward zu Rom mit reichthum / herrlichkeit / gut und gelt erfült / deßgleichen vorhin nie malen gewesen sein solle. Und hat das Kömische volk disen Cajum Octavium, mit änderung deß namens / Augustum wollen geheissen haben / welches heisset einen mehrer deß Reichs. (Statt Augspurg erbauet. Jahr der Welt 3937.) Seine stieff???öhne / den Drusum und Tiberium sandte er weit in Teütsche Länder / um den krieg dorthin zu versezen / nach dem in Spannien die händel wider still worden. Diese beide haben den Teutschen da und dort manchen possen gemacht / sind kommen bis an den Lech / daselbst sie zu ihrer versicherung anfiengen eine Statt zubauen / darein sie Römische besazung legten / welche Statt sie nenneten Augustam̅ Vindelicorum, daher der anfang der berühmten Statt Augspurg entstanden. (Herodes verübt allerhand übers zu Jerusalem. Jahr der Wel 3948.) Zu Jerusalem indessen verursachete grosse ungelegenheiten Herodes der bluthund / welchen Augustus wider pardonnirt und begnadet / auch alle Königliche würde wider ratificirt und bestätiget hat / ohngeachtet er Antonij parthej gehalten / dann Augustus ihn ermahnete auch so getreü ins künfftig an ihme zu halten. So liesse nun Herodes zu Jerusalem Augusto und den Römeren zu gefallen allerhand Heidnische sitten einführen / Theatra und schau oder spilhäüser auffrichten / er sandte seine zwej söhne Aristobulum und Alexandrum von Marianne erzeüget nach Rom / dem Käiser Augusto auff zuwarten. Welches Herodi wol erschossen / und sind ihm [128] zu seiner vorigen herrschafft noch zwei herrschafften übergeben worden. Die Statt Caesaream alß ein meerhafen ließ er auch Bauen und befestigen / und Augusto zu ehren und gefallen alß einem Abgott einen prächtigen Tempel darin auffrichten. Es ware aber ein elend in dises Herodis Hoffhaltung / dann diser Tyrann bald seine Söhne / deren er underschidliche von underschildlichen Weiberen hatte / verklagte bej dem Käiser Augusto / bald die Söhne den Vatter-Aristobulum und Alexandrum ließ er gen Sebasten führen und erwürgen. Sonsten da haben zu der zeit bej den Römeren florirt und waren verrhümt der Poet Virgilius Maro, Horatius Flaceus, Marcus Manlius, Cornelius Gallus, Dionysius von Halicarnasso. Es hat aber auch Augustus in seiner höchsten herrlichkeit eine grosse niderlag von den Teürschen erlitten / da sie under dem Feld-Obersten Marco Lollio gar zu weit über Rhein zu den Teütschen sich gewatet / bei Westphalen und der Graaffschafft Markt und durch das Bergische lande. Wie dann auch Drusus, da er über den Elbestrom wolte sezen / von einem gespenst erschreket / müßte den Geist auffgeben.

Namen Register aller Keiseren.
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DA ist nun zu merken / weilen das Römische Käiserthum sich etwan getheilt in das Reich gegen auff und nidergang / deß Drientalischen Reichs aber siz und thron ware zu Constanrinopel / deß occidentalischen in der Statt Rom und folgends in Teütschland. Also wird allhie erstlich fürgestelt die succession und ordenliche nachfolge der Römischen Käiseren / wie sie in der statt Rom residirt / oder das reich gegen nidergang beherrschet haben: darnach so sol auch das nammenregister der Käiseren in Orient und zu Constantiopel / so wol der Christlichen alß Türkischen / verzeichnet werden.
|| [129]

Verzeichnuß der Käiseren Nammen / welche in der Statt Rom / gegen Orient und Occt dent / oder auch anderwerts gegen nider gang allein das reich beherrschet haben.
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Namen Negister der Käisern / welchen in Orient / zu Constantinopel geherrschet / deren die erste Christliche die andern aber Tückische sind.
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|| [133]

Namen der Römischen Bischoffen bis auf Bonifacium III.
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Folgen die Türkischen Käiser.
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Es hat zwar Mahomet II Amuraths sohn die Statt Constantinopel eingenommen und solte also bej disem fortgesezet werden. Wir wollen aber deß Ottoman̅ischen reichs häupter alle von ihrem anfang her erzehle̅ auch ehe sie den siz in Constantins statt bekom̅e̅.
|| [135]

Namen-Register der Königen in Frankreich.
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Namen-Register der Königen in Hispannien.
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Nach den zeiten Attilae der Hunnen König / ist Spannien in die V. nam̅haffresten Königreich getheiler worden / als Castilien / Arragonien / Navarra / Portugall / Granata.
|| [136]

PERIODVS IV.
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Oder Sechster verlauff der zeiten / von der geburt deß Messiae und Heilands der welt IESU CHRISTI. Bis auf die zeiten Constantini M. welcher der erste auß den Heidnischen zu einem Christlichen Käiser worden. In die CCCX. Jahr begreiffend. SOist es nun an dem das die glükselige zeiten herbej kommen / bas die aller Edelste geburt / deß gleichen die welt niemalen gesehen / ja da Gott ist Mensch worden! solte zu ihrer zeitigung kommen / und laut den alten weissagungen eine Jungfrau durch deß H. Geistes krafft schwanger werden / den lang gewünschten Messiam und Heiland der welt gebähren / den Sohn Davids und desselben Herr / welcher das ewige reich dem König David verheissen angerichtet / da die irdische hütten Davids zerfallen: Alß ware Betlehem / nach deß Propheten [134] wort / der ort in welchem dis alles werkstellig gemacht und Christus der Herr gebohren worden / zu einer elenden und betrübten zeit dem Volk Gottes / da das scepter von Juda (welches in der Persohn Davids und Salomons auffs höchste kommen) entwendet und den meister von seinen füssen weggenommen ware / und das jenige Volk / welches durch gesaz vom Himmel herab gegeben / durch regenten auß ihrem mittel erwehlt / hat sollen beherrschet werden / alß Gottes eigenthum und sein erbtheil / einem außländischen Monarchen die underthänigkeit angelobt und under desselben joch geschwebt durch Römische Landvögt oder grosse Herren von den regenten zu Rom in das Jüdische Land gesezt beherrschet worden / laut der alten weissagung deß H. Patriarchen Jacobs Genes. XLIX v. 10. Es wird das Scepter von Juda nicht entwend werden / noch ein meister von seinen süssen bis daß der Held komme / und demselben werden die Völker anhangen. (Weissagung Genes. 49. v. 10. in Hero de erfült.) Dis alles zumal ware in Herode, dem grossen genant / erfült / welcher nach belieben regierte zu Jerusalem / den grossen Raht von Männeren auß dem stammen Juda abgeschafft / leüt nach seinem gut achten auff den thron gesezt / alle herrschafft den Juden benommen und allen gewalt / auch so jemands nur den Kopf auff gestrekt auß demhause Davids / alsobald verfolgt und getödet / darum weil bekant / der Juden König wurde ein mal auß disem Königlichen hauß gebohren werden / auch hat er alle Archiven und geschlechtsbücher vom hause Davids lassen mit feür verbrennen. Daher sich Christus der Herr bedeütsam nennet in Apoc. XXII v. 16. Die wurzel deß geschlechts Davids. (Der Juden bekanenuß die zeit der ankunft deß Messiae betreffend.) Daher die Juden zu Jerusalem um selbige zeit offentlich von ihrem Könige geredt / der bald kommen werde / gleich wie Simeon mit grossem verlangen gewartet auff den trost Israels / und der Heiden liecht. Luc. II. Auch schon längst vorhin / alß Cneus Pompejus die Statt Jerusalen eingenommen / hatten die vornemsten daselbst säke angezogen / aschen auff ihre Häüpter gestreüt und geruffen Weh und / das Scepter von Juda ist nunmehr weggenommen / und komt der Messias nicht / laut dem Zeügnuß der Rabbinen selbst. Vnd haben sich da zumal allerhand verfuhrer herfürgethan / die sich füden Messiam außgeben / wie Theudas / Judas Galilaeus, Moses Barchocab, welche vil 1000. Jude̅ an sich gehenkt und mit ihnen zu spott gemacht haben.
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(Widerlegung der verstok???en Juden.) Wir haben aber schon anderwerts auch angezeigt / worin der Juden gröstes elend bestehe / und welches nicht das geringste theil der verblendung und verstokung in ihnen seje. Sie mögen underscheiden / zwischen dem armen und reichen Messia, und sagen die sünden deß volks halten disen auff / so ist nunmehr unlaugbar / daß die zeiten der geburt deß Messiae bestimt / schon vor vilen 100. jahren verslossen / und können solche ankunfft nicht verhindern die sünden / dann er ja kommen ist die sünden wegzunemmen / die missethat zu versiglen / die übertrettung auß zusöhnen und ein ewige gerechtigkeit zuverschaffen Dan. IX. Auch wann schon die Juden etwan sind gestrafft worden oder gedrangsahlet / alß wie in Egypten / zur zeit der Babylonischen gefängnuß / hat es doch niemahlen so vil hundert jahr gewehret / alß wie nunmehr und bis dato. Alle hoffnung naher Jerusalem wider zukommen / den Tempel auff zurichten ist ihnen völlig und allerdings abgeschnitten wie zu den zeiten. Juliani deß abtrünnigen solches sich erscheint / welcher alß ein Gotslästerer die wort deß Herren Christi verwerffend / den Juden alle befördernuß den Tempel wider auffzubauen / gethan. Aber vergebens. Auch ist in der lezten zerstörung der Statt Jerusalem eine solche zerstreiiung under die stämme Israels gerahten / und ein solcher mangel verspürt worden / daß durch Gottes gerechte verhengnus die verstokten leüt selbst nicht mehr heüt zu tag und von derselbigen zeit an / sagen können / wer eigentlich auß disem oder jenem stammen gebürtig. Und bleibt ohnfelbar darbej / daß derjenige in welchem / von welchem / und durch welchen alles das jenige ist eigentlich erfült worden / was Moses und die Propheten von dem wahren Messia / seiner Persohn / amt und gutthaten / geweissaget haben / wahrhaftig ist der Messias. Nun aber so ist in unserem Jesu von Nazareth [139] alles schnurstraks und volkomlich dis alles erfült vorden. Darum ist er und kein ander der wahre Messias. Die zeit / wann / der ort / wo / die Mutter und der von Gott hierzu im alten Testament gewidmete und außgezeichnete Stamm / auß welchem der Messias sein extraction und herkommen haben und gebohren werden solte. Sein Persohn / daß er solte sein Gottes und deß Menschen Sohn: Sein drejfaches amt / das Prophetische / Hohepriesterliche und Königliche amt: seine Predige̅ und wunderwerk: Seines lebens lauff und beschaffenheit / den stand der nidrigung / demütigung und erhöhung des Messiae, besonders in dem LIII Cap. Esaje und im XXII. und CX. Psalm vorangekündet: Sein einritt in die Statt Jerusalem mit verachtung deß weltliche̅ pomps und daß die bösen Geister haben sollen dazumal verstum̅en / welche so lang die arme blinde Heidenschafft betrogen haben / und was auch von dem wegbereiter und vorläuffer deß Messiae geweissaget ware / betreffend: ist nicht dises alles zumal in Jesu Christo unserem Heiland / von ihme und durch ihne erfült worden? (Evangelisten und Apostel bequeme zeugen Christi.) Solches bezeügen Engel und Menschen / von Gott darzu erwehlet / wie es die H. Evangelisten und Apostel durch trib und eingebung deß H. Geistes in offentliche Schrifften verfasset. Welche zeügen zwar in ihrer sach / deren sie zugethan waren / und aber in einer allgemeinen sach / so feinden und freünden bekant ware / was sie gesehen und gehört hatten / darbej sie nichts anders erlangt / von der welt / alß derselben ungunst / verfolgung verachtung / auffsaz / vertreibung von haus und Hof / ja den martertod selbsten. Was aber von dem Käiser Augusto erzehlet wird / alß der die Abgötter oder den Satan solle Rahts gefraget: Wer nach ihm das tegiment führen werde / und zur antwort bekommen haben: Ein Hebreisches knäblein / welches Gott selbsten / heißt mich von dannen weichen / und solle er hinfort kein antwort mehr daselbsten bekommen: worauff Au???ustus ein prächtigen Altar / zu den ehren deß erstgebornen Sohns Gottes / auffbauen lassen / habe auch um dessetwegen nicht mehr wollen ein Herr genent sein und was derglei [140] chen mehr. Also was belangt das Evangelium S. Jacobi sc: Hat (Boxhornius) von disem zumal jener gelehrte Historicus geurtheilet / solches seje den fablen alß der wahrheit ähnlicher. (Was von der zeit / dem Jahr monat und tag der geburt Christi zu hatten.) Ob man nun nicht so gar eigentlich / dem zeit register und gemessner jahrabrechnung nach / kan zeigen das jahr / den monat / die wochen / den tag und stund / da Christus der Herr gebohren / und genug ist und uns Menschen sein solle / daß er gebohren / es seje jezund im Herpstmonat oder Christmonat geschehenr So tadlet darum ein Kirchen die andere nicht um deß hohen fests der Weinacht willen. Die es fejren / thun es Jesu Christo zu ehren / nicht auß einem gewüssens zwang sonder nach Christlicher frejheit / vil weniger auß opinion und wohn deß verdiensts / wie in deßgleichen fällen in der Römischen Kirchen zu beschehen pflegt / sonder zu mehrerem antrib der erinnerung solcher unschäzlicher wolthat Gottes. Es hat aber der H. Geist auch andere umständ und characteres lassen auffschreiben / welche dise wunder geburt deß Jmmanuel, der da ist Gott mit uns / bezeichnen und begleitet haben. Alß daß eben zur selbigen zeit Augustus also von deß reichs vermehrung genant / welcher friden und wolstand und reichthum under seine Römer gebracht / zu Rom Herr ware / der auch eben dazumal ein allgemeine landschazung über alles Römische gebiet ergeben liesse / und darmit alß ein diener der Göttlichen fürsehung die Mutter deß Messiae an den bestimten ort seiner geburtsstatt gleichsam citirt und beruffen hat. (Warum die schazung von Luca die erste genent.) Dise schazung wird die erste genant / theils wegen deß damaligen Landpflegers / theils wegen ihrer form / weis und manier in deren sie verrichtet worden. Es ware ein allgemeine schazung / über alle menschen und deroselben hab und gut / und hiemit etwas sonderbars / deßgleichen nicht bald beschehen. Eyrenius oder Ouirinius machte den anfang solcher außschreibung und landschazung / welche nachgehends Sentius Saturninus gar vollzogen hatte / deren diser ordinarj Landpfleger ware / jener aber mit einem extra-ordinari befehl von dem Käiser Augusto in Syriam abgefertiget wor [141] den (Scaliger. Casaub.) / diser schazung halber / darum ihme alß einer Oberkeit / so lang er zugegen ware / für Saturnino der stab zu stunde. (Johan̅es Täüffer.) Alles aber gienge also zu daß vorhin ehe der Herr gebohren / wie es sich gebührte / der diener und wegbereiter solte vorher gehen laut den alten Weissagungen Esaj. XL. v. l. Mal. III. & IV. war der Engel Gabriel gesandt zu Priester Zacharia / die empfengnus Johannis in der alten Elisabethen leibe / so bis dato unfruchtbar / anzukünden / worüber Zacharias seines unglauben halben eine zeit lang stumm verbliben / bis daß Gott sein werk verrichtet / und das kind gebohren ware / namlich Johan̅es der Täüffer der wunderman̅ und gewaltige bußprediger / welcher ohn ansehen der persohn gestraafft / gleich einem anderen Elia / wie an disem ort in disem buch / bej der persohn Enochs angeregt worden. Er gebrauchte nahrung und kleidung / nach der damaligen landsart / bej den gemeinen armen leuten bräüchig / und hielte sich auff in der wusten / das ist / an einem solchen ort / welcher bergicht / rauch einsam und mit wälden umgeben. Dahin aber stetig eine gewaltige anzahl volks sich begeben. Er lehrete mit gewaltigem ansehen / und thate die Menschen von sünden abmahnen zu allem guten antreiben / und das der Messias vor handen an den man müsse glaube̅ und buß thun sich selb sten verleügnen und sich vor Gottes gnadenthron demütigen / offentlich verkünden / bis er zulezt von Herode Antipa dem blutschänder / welcher seinem Bruder Philippo seine unkeüsche Herodiadem und Tochter auch also genant / entführet / um eines leichtfertigen Weibes und danzes willen enthauptet worden. Eben diser Engel Gabriel / ward auch von Gott gesand in die Statt Nazaret zu einer Jungfrauen / namens Maria vom hause Davids / die nun verlobt ware ei [142] nem Mann namens Joseph / um diser Heiligen und von Gott über alle Weiber hochbegnadeten Jungfrauen anzukünden / ihre schwängerung vom H. Geist und die geburt deß Messiae und Heilands der welt auß ihren / und daß sie wurde sein eine Mutter dessen der unser aller Herr und Vatter ist / deß Allmächtigen Sohns Gottes selbsten. Dise alß sie sich mit ihrer verwandt in der Elisabeten über solchem geheimnuß ersprachet / in ihrem glauben gestärket / wurde sie nach Betlehem durch deß Augusti gegebot gefürt / daselbst gebahr sie ihren ersten Sohn / und nach disem keinen mehr. Dise hohe geburt aber geschahe zu nacht und in eine̅ stall / zu seiner sondern bedeütung um der armen gefallenen menschen wille̅: worüber sich Him̅el und Erden bewegt / die Engel ganz geschäfftig / absönderlich und in gemein sich erzeigt / bald bej Maria / bald bej Joseph / bald bej den Armen Betlehemetischen hirten / (Wer die weisen auß Morgenland gewesen.) bald bej den weisen auß Morgenland / welche Gott alß erfahrne Sternseher durch ein neües in die lufft geseztes gestirn / zu den wiegen seines sohns / mit erwekung in̅erliches liechts durch den H. Geist beruffen. Ob es drej oder mehr gewesen / und wie sie geheissen / vilweniger daß sie Könige waren / zeigt die H. Schrifft nit / sonder der H. Evangelist sagt in gemein / da kamen die weisen auß Morgenland. (Warum die H. Evangelisten nichts von den zeiten der kindheit und jugend deß H. Christi vermelden.) Es melden zwar nichts oder gar wenig die H. Evangelisten / von den zeiten der zarten kindheit und jugend deß Herren Christi / aussert dem das sie anzeigen / wie er am 8. tag nach seiner geburt beschnitten / nach gewohnheit alß ein erstgebohrner dem Herren im Tempel dargestelt ware und zugenommen an alter / gnade und Geist bej Gott und den Menschen: seje auch seinen Elteren gehorsam gewesen / und habe im 12. jahr seines alters beweißthum seiner allwissenheit / daß er mehr dann ein blosser Mensch / von [143] sich gegeben / mit den Doctoren und lehrern zu dero verwunderung disputiert / gefragt / geantwortet / bis daß er um das 30. jahr seines alters offentlich bej seiner tauffe am Jordan / da zugleich Gott der Vatter und der H. Geist / sich haben hören und sehen lassen / zu seinem mittler amt zwischen Gott und den Menschen / eingeweihet worden. Da dann die H. Evangelisten geflissenlich verzeich ???et alles was dient zur stärkung unsers Glaubens / was nuzlich / nohtwendig zubeschreiben ware / und die jenigen zeiten / welche Ehristus zu unserem besten / nuzen / und unser heil zu erwürken / angewendt j da sie uns Jesum Christum weisen entweders auff der Canzel / alß in seinem Prophetischen amt / oder an dem Creüz / alß in seinem hohenpriesterlichen amt / oder auff dem thron seiner Majestet und herrlichkeit / und also in seinem Königlichen amt / von wannen er auch / laut seiner gethanen verheissung / den H. Geist / den tröster und treüen bejstand / an dem Pfingsttag sichtbarlich auff die jünger und Apostel auß gegossen / und sie zu vollkom̅enen und allgemeinen lehreren der welt gemacht. Dises ware nohtwendig zu wüssen / was Christi Persohn / lehr / lebn / tod / aufferstehung und Himmelfahrt betrifft / und solches alles mit ganz göttlichen und erstaunenden wunderwerken seje begleitet und bestätiget worden. Das übrige aber was da nur zur abspeisung fürwizes gereicht / haben die Heiligen Seribenten außgelassen. (Herodis tod.) Wir kommen aber wider zu Herode und auff die Römische geschichten. Nach deme nun also Herodes tyrannisiert / und seine verfluchte blutdurstigkeit an so vilen unschuldigen. Bethlehemitischen (Be???ehemitischer Kindermord.) Kindern / die er hinrichten liesse / erfült / haben ihn die gerichte Gottes auch ergriffen / also daß er mit unleidenlichem schmerzen in grossem gestank sein leben / gleich anderen Tyrannen / enden müß [144] te durch ungewohnte / unnatürliche und besondere krankheiten und zustand hingerafft / da er sich auß ungedult etwan wolte leiblos machen. Zulezt hat der bluthund noch eine grausame that wollen vollbringen / dann er liesse die fürnemsten vom Adel und grosses ansehens under den Juden zu sich nach Jericho kommen / hefahle hiemit den seinen / so bald er tod / solle selbige unschuldige alle hinrichten / mit disem fürwand / er wüsse wol das sonsten die Juden bej seiner leichbegängnuß nicht trauren wurden / wo nicht deßgleichen anlaß darbej seje. Die seinen aber waren dis orts frömmer / und thaten nicht nach Herodis befehl / sonder liessen jene loß und im friden hinscheiden. Inwehrend seiner tödtlichen krankheit / alß ein falsches gerücht seines tods erschallen / wurden etliche dapfere Juden und Jüngling rähtig / den Guldenen Adler / ob deß Tempels porten / von Herode hingesezet / herab zuwerffen und in stuken zerbrechen. Dises geschahe / und da es Herodi angezeigt war / liesse er die thäter für sich bringen / welche Gottes gesaz und die frejheit fürgewandt / und daß sie bereit sejen für dise Heldenthaat den tod gern zuleiden. Worauff Herodes sich lassen in der sänfften für das Volk und desselben häüpter tragen / wendet für seine verdienst angewendte unkosten in erbauung deß Tempels und anders. Darum jene / auß forcht zweifels frej mehr dann mit frejem willen / zum tode verurtheilet und lebendig verbrandt worden sind. In derselben nacht ward eine Monsfinsternuß. (Antipater Herodis So???n komt um.) Uber dis ließ er auch im gefängnuß seinen Sohn Antipatium hinrichten / der sich vergebens über solche zeitung seines Vatters tods erfreüet / und mit einem seiner erledigung halben schon tractiren wollen / welches aber Herodi verrahten worden. (Augusti scherzred uber Herodis Tyranne???.) Alß dem Keiser Augusto / von Herodis procedere wider seine Söhn und anders für kommen / sagte er: Es were besser Herodis schwein alß kind sein. (Macrob. Herodis Testament.) Auff dises nun alles hin / wurde das Testament Herodis wider geänderet / darbej es auch der Käiser Augustus verbleiben lassen / und wurde das ganze Königreich / welches Herodes behrrschete / im nammen der Römeren in vier Fürstenthum ge???heilt / die zwej besten und reichesten waren zugestelt Archelao / (welcher aber bald hernach diser ehren entsezet / und nach Wien in Frankreich in elend [145] verwisen worden) das dritte theil Philippo / daß 4. Antipae / wie es auch die H. Evangelisten vermelden. Es hat auch Herodes dem Käiser Augusto 1000. Talenta übermacht / die er aber nicht annemmen wollen / sonder under Herodis kinder außgetheilt. (Das kind Jesus komt wider auß Egyptenland.) Nach dises elenden Menschen tod / kame auß anmahnen deß Engels das kind Jesus und seine Elteren wider auß Egyptenland / dahin sie geflohen waren / in die Statt Nazareth und wohneten daselbst. Dann es müßte die Schrifft erfüllet sein: Auß Egypten hab ich meinen Sohn beruffen. (Juden wollen Herodis schaz verwahren / und verliern den ihren im Tempel.) Auch hat sich dises auff Herodis tod begeben / daß da Sabinus der Römische Feldoberste mit seinem Volk in die Statt Jerusalem kommen / um Herodis schaz und pallast zu plünderen / die Juden aber deren vil 1000. eben auff das damalige Pfingstfest zu Jerusalem waren / solches wolten verwehren / inndessen Sabinus und die seinen auß einem festen thurn der Juden unordnung ersahen fielen sie alß versuchte Soldaten auß in guter ordnung / trenneten die Jude̅ / erschlugen etlich tausend und machten eine blutige Pfingsten. Darauff begaben sich die Römer in den Tempel / namen vil talenta daraus und raubten was sie könten. Quintilius Varus alß ordenlicher landpfleger damals in Syrien / und der es vorhin Sabino nicht gestatten wollen disen anschlag zu vollbringen / alß er erfuhr Sabini und der Römer gefahr / ruket er mit seinem Volk für die Statt Jerusalem / wurde alsobald eingelassen / da sich die Juden vergeblich understunden zu entschuldigen / sonder es müßten um dises auffstands willen vil tausend Juden an das creuz genaglet sein. (Varus von den Teüt???cher erschlagen.) Und dises ware der Varus, der samt seinem Kriegsheer / alß er auß Syrien wider gen Rom kommen / und von dannen zu einem auffseher der landen und leüten / so die Römer auch in Teütschland disseits deß Rheins hatten / in Teütschland gesant worden. Diser (Herman den Teutschen Obrister.) Varus traffe nicht leüt an / wie vorhin in Orient und Morgenland / sonder geübtere Soldaten welche eben so begirig ihre frejheit recht beschüzen / alß die Römer selbige zu überwinden waren. Wie dann die Teütschen under ihrem Obersten Herman / der vil kriegslift anschlag den Römeren / alß er bej ihnen eine zeit lang sich auff gehalten / abgelehrnt / den Varum und sein Volk in einem und dem anderen treffen also überwunden / daß Varus und andere Offi [146] eierer (Florus. Sveton. Vell. und Dion.) auß verzweiflung sich selbsten leib los gemacht / denen vil andere knecht elendiglich gefolgt / also das vil legionen von den Teütschen ruinirt und geschlagen worden. Alß nun dises Augusto angezeigt ward ist er mächtig darüber bestürzt und fast halb rasend worden / und geruffen / Vare, Vare redde legiones, Vare gib mir meine scharen Römischer Soldaten wider. (Augustus stirbt) Endlich traffe der rejen zu sterbe̅ auch Augustum den berühmten und mächtigen Käiser / alß er über 70. jahr alt und mehr alß 40. jahr das einzige Regiment zu Rom geführt. Er ist aber gestorben in der Statt Nola, wohiner seinen Tiberium begleitet. Man vermeint es seje ihm mit gifft vergeben worden seinem eignen Weib der Livia / weil sie sorg truge / der Agrippa, welchen Augustus wider begnadigen und zu sich nach Rom forderen wolte / möchte ihrem Sohn Tiberio den stein stossen. Wie dann dises Weib den tod Augusti so lang verhälet / bis Tiberius wider angelangt. Der törper ward nach Rom geführt / mit sonderlichem gepräng wesen begleitet / und nach Heidnischer weis zu aschen verbrandt / die aschen under einem prächtigen grabmal begraben worden. Etliche halten daß es das 14. andere das 15. jahr nach Christi geburt gewesen seje. (Partische reich.) In der Parther reich gieng es wunderlich her. Phraataces hat seinen vatter Phraatem den König der Parther umgebracht / und das auß anstifftung seiner Mutter Thermusae, welche Augustus Phraati verehret hatte mit vilen anderen geschenken. Bald bakam diser Phraataces auch seine̅ lohn und gewaltigen tod. An dessen statt die andere söhne Phraatis / alß Herodes und Vonones / je einer nach dem anderen zu Cron beruffen und bald darauff hingerichtet worden / weilen sie eben wie der Vatter tyrannisch gemuhtet waren. Zu lezt behiel Artabanus das Königreich der Meden und Parther. (Berühmte leut under den Heiden.) Zur selbigen zeit waren berümt under den Heiden und zu Rom / die gelehrten Historici, Poeten / Medici und Juristen / als Ovidius Titus Livius, Massurius Sabinus, Scribonius Largius, Strabo, Valerius Maximus, Velleius Paterculus, Pomponius Mela, Columella und dergleichen. (Claudius Tiberius) An Augusti statt kame Claudius Tiberius / ein Sohn Claudii Tiberii Neronis. Diser Tiberius fieng straks an blut zuvergies [147] sen / (Käiser zu Rom) liesse dem Agrippam / von Julia Augusti Tochter gebohren / hinrichten / dann er sich für ihm wegen deß Regiments besorgte. Auch ließ er einen töden / welcher bej einer Leichbegängnus herzugeloffen / als wolte er dem Todtencörper etwas in das ohr sagen. Tiberius erfordert disen / fragt ihn / was er bej dem Todten gemacht habe. Diser antwortet / er hätte dem Todten anbefohlen / daß er Augusto anzei gete / se in gemachtes Testament seie noch nicht vollzogen / vermeinend man solte Gelt under das Volk austheilen / wie er Augustus verordnet hatte. Tiberius ware zwar ohne diß willens solches anzustellen / befahl aber disen umbzubringen / mit den worten / er solle nun hingehen / und es selbsten Augusto anzeigen. Auch hat Tiberius etliche Heidnische Pfaffen kreuzigen lassen / weiln sie umb (Decius Mundus.) gelis willen Paulinam / dem Römischen Edelknaben Decio Mundo zu schäden mit list übergeben haben / als thäte es der Abgott Anubis selbsten / darum̅ auch der Tempel zerstöret worden / und Decius mußte landflüchtig sejn. (Römische Land pfleger in Syrien.) Bej solchen Geschichten / als vorhin Annius Rufus und Valerius Gratus Landpfleger in Syrien waren / welcher leztere geizig und ungütig ware gegen die Hohenpriester / die er ab und einse zete / nach belieben / gleich wie er auch Caipham zu diser Würde gebracht / der mit seinem Schwäher Hannas auf gutheissen deß Landpflegers dise stell ein Jahr um̅ das andere versahe / kame endlich Pontius Pilatus. (Pontius Pilatus.) Diser Pilatus hat anfenglich blutvergiessen zuverhüten / den Juden aus den angen geschafft die Römische Wapen und Bilder. (Jahr nach Christi Geburt 29) Nachgehends wolte er eine Brunnquell von etlichen stunden weit in die Statt leiten / griffe darum̅ ihren geistlichen Schaz / und liesse die Juden die sich widersezten abprüglen. Die Samariter hat (30.) er auch under dem schein einer auffruhr erschlagen. (Christus getaufft fangt an zu lehren offent ???ich.) Um̅ diese zeit ward Jesus Christus getaufft / fieng an anch seinem 40. tägigen und nächtlichen Wunderfasten / da er sich der ganzen streitenden Kirchen zum besten trost und underricht vom leidigen Teufel lassen versuchen / in dem Jüdischen Land herum zuwandern / als ein Prophet mächtig von Thaten und Worten / thate den Leuthen guts / und errettete die so vom leidigen Teufel überwaltiget waren / wie die Schrifft sagt.
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(Von Jesu Ebrist???ber Welt He???land Tod / Aufferstehung / und Hime???fart) Nach dem nun diser versprochne und zu solcher gnadenreicher zeit geleistete Messias und Heiland / als wahrer Mensch / neben dem das er wahrer Gott ist / im Jüdischen Land fast in die 4. Jahr mit lehren und wunderthun zugebracht / den willen deß himmlischen Vatters erfüllt / kame die zeit herbej / das er ein Opfer solte werden für die Sünden der Ausserwehlten / und leiden an Seel und Leib wie die verdamten in Ewigkeit in der Höllen leiden an Seel und Leib wie die verdamten in Ewigkeit in der Höllen leiden und ausstehen werden / nicht zwar an der zeit / dann er mußte Jhme und andern helffen / aber was den Valor, Krafft und Gültigkeit solches leidens belangt / sintemaln auf Jhme gleich einem Bürgern und Bezahlern lage der last der sünden aller auserwehlten / die seelig werden / wie dan̅ sein blutiger schweis / so jhme der Seelenangst ausgepreßt / und die kläglichen erstaunenden wort: Mein Gott / Mein Gott warum hastu mich verlassen! mit sich bringen: Da hat sich dises Lamb Gottes / welches hinnimbt die Sünden der Welt / frejwillig lassen bejfahen / von einem Richter / ja von einem Gericht zum andern schleppen / ist auch endlichen umb das 35. Jahr seines Alters an des Kreuzes stammen gestorben / und der Aller glorwürdigste Tod des Fürsten des lebens durch erstaunende wunder zeichen in aller Welt kundbar worden. Gleich wie aber diß alles beschehen nach der Schrifft / also ist diser Herr eben nach der Schrifft am dritten Tag von den Todten wider aufferstanden / seinen Jüngern und vilen Gläubigen erschienen / und endlich auf dem Oelberg als ein gewaltiger Sigesfürst und Triumphator über Sünd / Tod / Teufel / Höll und Welt / durch eine glämzemde Wolken / in zusehung seiner Jüngern und Gegenwart seiner Dienern der H. Englen / jn die Höhe auffgenommen / und zur rechten hand deß himmlischen Vatters gesezet worden. Von dato an hat er sich nicht mehr sehen lassen / als von Stephano bej seinem Martertod / und von Paulo bej seiner bekehrung. Er wird aber widerkommen als ein allgemeiner Richter der Tod [149] ten und Lebendigen / und nach etlicher Meinung eben daselbst in der Gegend über Jerusalem am Jüngsten Tag erscheinen / alle Menschen für seinen Richterstul fordern / und dann werden Jhn sehen aller augen / auch die in jhn gestochen haben. (Joseph der Jüdische Geschicht schreiber meldet auch vo̅ Christo) Joseph der Jüdische Geschichtschreiber gedenkt deß Herren Christi auch / und sagt under anderm dises: So es sich gezieme / daß man Jhn einen Man oder Menschen nenne. Ob gleich wol etlich der meinung / die ersten Christen haben solche wort in die Historien Josephi einverleibt / so hat doch Egefippus diese als Josephi wort angenommen / wann er meldet / es seje Josephus so hartnekig gewesen / daß er auch seinen eignen Worten nicht geglaubt habe. (Euseb. lib. z. c. 2.) Es solle auch Pontius Pilatus den ganzen verlauff der Histori von Christo dem Keiser Tiberio überschikt haben / worüber Tiberius Christum offentlich für einen GOtt hat wollen ausruffen lassen / wo nicht der Römische Raht hätte obstatt gehalten. Und aber Christus der Herr bleibt dennoch der Hochgelobte Gott über alles in ewigkeit. Wir wollen aber aus Egesippo p 116. diesen Brieff Pilati und das Urtheil über Josephi Wort von Christo hieher sezen: (Pilati Brieff an den Käiser Claudium von Christo.) ???Ontius Pilatus wünschet Claudio Glük und Heil: Es hat sich neulich begeben / welches ich auch selbs bewilliget / daß die Juden auß neid sich und ihre nachkom̅en mit grausamer verdamnus gestraaffet. Dann nach dem ihre vätter eine verheissung hatten / daß ihnen ihr Gott seinen Heiligen vom Himmel senden wolt / der da billich ihr König genennet wurde / und versprochen daß er disen durch eine Jungfrau senden wolt. Als nun der Hebreer Gott disen / da ich Landpfleger bin / in Judeam gesendet / und sie gesehen / daß er die blinden sehend gemacht / die aussezigen gereiniget / die gichtbrüchigen gesund / die teufel auß den menschen vertriben / ja auch die todten aufferweket / den winden gebotten / mit trockenen füssen auff deß Meeres wällen gewandlet und vil andere ding gethan / da alles Jüdische volk ihn Gottes sohn nenneten / haben die obersten der Juden einen neid wider ihn gefasset und ihn gefangen / und mir überantwortet und eins übers ander von ihm erlogen und zu mir gesagt / gaben für er were ein zeuberer / und thäte wider ihr gesez. Ich aber hab geglaubt es were also / hab ihn gegeislet / und ihrem willen über geben. Sie aber haben ihn gecreu ziget und sein grab mit wächteren gehütet. Da aber meine kriegsknecht die wacht hielten / ist er am drit [150] ten kag wider aufferstanden. Aber die Juden waren dermassen für boßheit entbrant / daß sie den Hüteren gelt gaben und sprachen: Sprecht seine jünger haben seinen leichnam genommen. Aber dasie das gelt empfangen hatte̅ haben sie es nicht können verschweigen was geschehen war. Deun sie haben bezeuget / daß sie ihn gesehen hetten aufferstanden / und daß sie von den Juden gelt empfangen. Das hab ich darum angezoge̅ daß nicht jemand anders liege und der Juden lügen glauben gebe. Die meineidigen zeugen selbs von ihm / wie es Josephus der geschichtschreiber meldet / daß zu derselbigen zeit gewesen sej / ein weiser man̅ (so sichs anders gebüret / spricht er / ihn einen mann zu nennen) ein schöpfer wunder barlicher werk / der seinen jüngeren über 3 tag nach seinem tod lebendig / laut der Propheten schrifft erschinen / die beide dises und andere unzehliche ding voller wunderwerks von ihm geweissaget. Von welchem die versamlung der Christen angefangen / und in allerlej geschlecht der menschen kommen. Ist auch kein volk deß Römischen reichs übrig / daß nicht an seinem Gottesdienst theil hette. Wann die Juden uns nicht glauben wollen / so mögen sie nur den ihren glauben: Das hat Josephus gesagt / den sie gar hoch halten. Vnd zwar daß er die wahrheit geredt / von wegen der wahr hafftigen geschicht / dieweil ers für ein unbilliche that hielt mit der unwahrheit umgehen und selbs nicht geglaubt von wege̅ seines her zens hartigkeit und halsstarrigen meineids: Hat er doch in dem der wahrheit nichts fürgeschriben oder entnommen / sintemal er nicht geglaubt sondern das zeugnuß deß kräfftiger gemacht / dieweil auch der ungläübige und der es mit unwillen gethan / nicht verleugnet hat. Darinn deß herren Christi Jesu ewige gewalt erscheinet / das ihn auch die obersten der synagog / den sie doch zum tod begriffen / einen Gott bekanten. Vnd fürwahr er hat wie Gott ohne annemung der persohn oder einige forcht deß todes geredt / auch die verhergung deß tempels verkündiget: Aber es hat sie nicht die unbillichkeit deß Tempels beweget / sondern dieweil von ihm in ihren lasteren und Gotteslästerung gestraafft wurden. Daher ist der zorn / daß sie ihn tödeten / der von ewigkeit her gewesen. Dann da andere durch gebett erlanget haben zu thun / was sie gethan haben / diser hat es in seiner macht daß er alles / was er nur wolte geschehen haben / erlangete. So ward nun am achten tag deß Herpstmonats die statt verbrandt / die ganze zeit über / so lang die belägerung gewäret / sind zehen mal hunder tausend umkommen oder elff mal hundert / wie der mehr theil sagen. Welche zwar alle Juden gewesen aber nicht alle auß demselben lande oder gegend / dann sie waren allenthalben her dahin auff das Osterfest kommen / siben und neunzig tausend sind gefangen weggeführt. Zu dem / waren die gefangene von wegen der grossen menge so wolfeil daß ihrer dreissig von den Römeren um einen pfen̅ing offentlich verkaufft wurden. Als aber belägerung verrichtet / hieß der Käiser Titus / statt und tempel auff den boden schleppen / auff daß das wort deß herren Jesu erfült wurde / der es zuvor verkündiget. Wahrlich ich sage es wird nicht ein stein auff dem anderen gelassen werden / der nicht zerbrochen werd. Vnd zwar ein solch end hat die belägerung Jerusalem genom̅en.
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(Tiberius stirbt.) Käiser Tiberius / nach dem er vil grausamkeiten verübt / wurde auch durch den zeitlichen Tod abgefordert / und zwarn / weiln etliche (Jahr nach Christi geburt 38.) seinen Tod nicht erwarten konnten / liessen sie den Alten (wie sie redten) vollends mit gewalt töden / welches thate der Hauptman Macron / der dem folgenden Käiser Cajo Caligula gönstig ware. Mit disem Cajo Caligula reisete auf eine zeit Agrippa / Aristobuli Sohn / thate den wunsch / daß er möchte von herzen sehen Cajum auf dem Thron / und den alten (Agrippa und wie wunderlich es jhme ergan. gen.) Tiberium tod. Der knecht so neben der Kutschen hinlieff / hörete solche Reden / brachte sie für Tiberium / also bald müßte Agrippa als ein Gefangner nach Rom daselbst neben andern gefangenen dem Kerker zugeführt worden. Als sie aber ein wenig bej dem Käiserlichen Hof müßten stillhalten / und Agrippa under einem Baum stunde / da sazte sich ein Eul auf den Baum. Ein ander gefangner / ein Teutscher fragte / wer Agrippa im Purpur seje / gieng hinzu / und zeigt ihm an / er solle guts mehts sejn / ein Reich und grosse Herrschafft warte auf ihn nach disen banden. Aber so bald er den Vogel noch einmal sehen werde / solle er nur gedenken / daß der fünffte tag hernach / sein lezter seje. Was geschihet? Callgula / nach Tiberii tod / zum Käiser erwehlet / laßt alsobald disen Agrippam ledig / verehrt jhm ein gulden Ketten gleiches gewichts mit der eisernen / die er antruge / sezte jhm auch die guldin Cron aufs haupt / und macht ihn zum König über zwej Fürstenthum̅ / die vorhin Herodis Söhne beherrscheten. Dise guldene Ketten ließ Agrippa in dem Tempel auffhenken / zum angedenken. (Agrippa tödet die Apostel und stirbt.) Diser Agrippa liesse den Apostel Jakobum enthaupten / Petrum ins gefängnus werffen / welcher aber vom Engel erlöset wurde / indessen liesse Agrippa die Soldaten und Wächter für Petrum töden. Bald hernach ließ ihm diser elende mensch Göttliche Ehr anthun / sasse in einem von Edelgesteinen glänzenden Silberstuk auf dem Thron / und wurde ohngefehr widerum̅ der Eulen gewahr / erschrake sehr / ließ sich heimtragen / und mit schmerzen und gestank gab er nach 5. tagen den geist auf / sagende zu den schmeichlern / sehet was ich für ein Gott bin / der ich sterben muß. (Caligula ein Tyran und wie er um̅bkommen.) C. Caligula / nicht vil über 20. Jahr alt / Germanici und Agrippinae Sohn / von Tiberio adoptirt, wie er auch deß Tiberii Enkel den jüngern Tiberium an Sohnsstatt angenommen / hatte an [152] fänglich (Sueton. Oros. l. 7. c. 3.) im Regiment gute hoffnung von sich schöpfen lassen / bald aber schlug er um̅ / und wurd zu einem ganzen Wunderthier / ein greulicher Bluthund / Blutschänder und allen lastern ergeben / die (Dion. l. 59. Josephus. l. 18. c. 9. & seq.) Leuth ließ erumbringen nach belieben / oder den Wilden Thieren im Kampf fürwerffen. Er solle gewünscht / haben / daß alles Römische Volk nur ein Hals hätte. Auch ware er darbej verschwendig / verthate unnüzer weis die gesam̅lete Schäze. Wolte darbej als ein Abgot verehret sejn / forderte den Jovem mit jhme zustreiten / sazte seines Kopfs Bildnus an statt des abgeschlagenen Kopfs vom bilde Jovis. Dieser Hochmuth machte ihn gar zum Thoren / wie er dann auf ein zeit in Frankreich bej dem Meer sein Kriegsheer in Schlachtordnung gestellt / zulezt befahle er Meerschneken und Muscheln aufflesen / theilte darüb er grosse verehrungen under die Soldaten / alß wann sondere Beuthen erobert worden. Hernach ist dieser Tyrann / sam̅t seinem Weib der Käiserin und seiner Tochter / von Sabino / Cassio Chaerea, Minutiano, Julio Lupo zu tod geschlagen worden. Dise aber alle haben widerum müssen herhalten aus befehl Claudii / welcher Caligulae im Regiment gefolget. (Claudius Tiberius Käiser zu Rom) Claudius Tiberius / deß Caligulae Vatters Bruder / regierte bescheidenlicher / war auch desto Verliebter. Er schaffte viel mißbräuch und unordnungen zu Rom ab / bis er verführet von seinem Ehweib Messalina / daß aller schand und lastern ein muster gewesen / (Jahr nach Christi geburt 43.) auch hat ihn zu vilem Blutver giessen verleitet Narcissus / einer von seinen Leibeignen. Dise Messalina thate greuliche unkeusche Thaten / bis sie es zu lezt also grob gemacht / daß es Claudium umb ihres Buhlen Caij Silij willen auch gelten solte / und aber dem (Messalina.) Käiser angezeigt worden / darüber sie zwahren sterben müssen / und aber wegen verübter Unthaten den verdienten Lohn nicht empfangen. (Agrippina.) Hierauf heurathet Claudius seines Bruders Tochter Agrippinam / die war Neronis Muter / und ein regiersüchtig weib und blutgirig. Sie erforderte wider nach Rom den Senecam / und (Woher die statt Cölln den Namen habe.) machte ihn zum Praeceptor über Neronem. Sie schikte auch viel Volks und Römische in das Orth an den Rhein und Statt / so heut zu Tag Cölln genennet wird / ließ die selbe herrlich machen und erweitern / weil sie daselbst gebohren / daher selbige Statt noch heut zu Tag heisset Colonia Agrippina.
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(Claudli tod.) Dise Agrippina aus gewüssem mißtrauen / wegen ihres sohns Neronis / liesse Claudium mit hilff einer Unholden / und deß Käiserlichen Schenken Haloti / durch gifft in einer speise vermischt / hin richten / als er bejden warmen Bädern sich auffgehalten / und mußte Xenophon ein Medicus / ihme gar durch ein vergifftes Instrument / darmit er ihm in den hals gelanget / den Rest geben. (Appion. Plin. Gell.) Wir müssen aber eines allhier nicht vergessen / so sich under disem Käiser Claudio begeben / der dem Römischen Volk vil kurzweil machte mit Spiel und Kampfpläzen. Da dann auf eine zeit in einem solchen Theatro dises sich begeben. Androcles ein leibeigner knecht ward von seinem Herren / einem Römischen Landvogt (Androcles mit dem löwen.) in der Barbarej so übel gehalten / daß er es länger nicht erdauren konnte noch wolte / darum̅ entflohe er / wol wüssend / so man ihn wider erdappte / was jhme darauff stunde / begabe sich dessentwegen in den sandächten gebirgigen Oertern in eine tieffe Höle sich zuverkriechen. Bald kame ein grosser Löw an disen Ort / derselbe zeigete mit gebrühl seinen Fuß / in welchem er einen langen Dorn hatte. Androcles zohe den dorn heraus / schaffte dem Löuen Ruh / so vil möglich. Der Löu brachte disem Arzet gute speisen in die Höhle / ernehrete ihn daselbst eine gerungene zeit. Androcles macht sich einsmals aus der Höhle fort / wird erkannt / gefänglich angenommen / und nach damahliger straff / solchen flüchtigen gewidmet / auff einen solchen Schauplaz mit wilden Thieren zufechten / geführet. Was geschiehet? eben diser Löu / den Androcles curiert / solte ihn fressen / oder jener disen überwältigen. Da sie nun zusam̅en kahmen / kannte ihn der Löu / beschlekete Androclem / und erzeigete sich wie ein zames Hündlein gegen ihm. Claudius der Käiser und das Volk verwunderren sich / und als Androcles die ganze Geschicht erzehlet / führete er den Löuen mit sich herum̅ hin und her / und sam̅lete dabej ein grosses Gut. (Nero Claudius Käiser. Jahr nach Christi geburt 58. Sueton. in Neron.) Nero Claudius ist seinem Stieffvatter im Reich nachgefolget / da er kaum 17. Jahr alt / eine ganze Bestien / und fast im fleisch geoffenbarter Teufel / welchem keine abscheuliche That und Schand-Bubenstuk zu viel gewesen. Wie dann ein Sternseher seiner Muter geprophecejet hat / Ihr Kind / daß sie truge / wurde zwar Käiser werden / aber darbej seine Muter umbbringen / worauf das elende weib ihren selbsten gleichsam den Sentenz fällend / gean [154] antwortet / Er mag mich töden / wo er nur Käiser wird. Dieser Nero solle selbsten bekannt haben / daß von jhme und seiner Muter (Neronis verzweifelte reden) der Agrippina nichts dann verfluchtes / und dem gemeinen Wesen schädliches könne herkommen. Vil Menschen liesse er hinrichten / verstiesse seine Weiber / name andere nach belieben / und endlich wolte er mit list diese seiner muter zu Wasser und Land lassen hinrichten / da es aber nicht recht abstatten gehen wolte / mußte es mit gewalt geschehen. Da dann diß (Nero ein Mutermörder.) elende weib den außgesandten Mördern den bauch dargehalten am ersten / als welcher eine solche verfluchte Geburt getragen. Nero solle den Leichnam seiner Muter fleißig beschauet / theils gelobt theils gescholten haben / darbei spottsweise getrunken und den leib öffnen lassen / um̅ zu sehen wo er gelegen. (Seneca getödt) Annaeum Senecam seinen Lehrmeister ließ er auch hinrichten / durch einen von jhme selbst erwöhlten Tod und öffnung der Adern. Deßgleichen müßten auch seine Weiber Octavia / Poppea und Sta tilia Messalina das leben einbüssen. (Nero und V???logeses kothen einander in die Haar.) Es führete auch Nero krieg mit den Partern wegen deß reichs Armenien / welches Vologeses der Parther König seinem Bruder Teridati übergeben hatte. Vologeses wolte zwar anfänglich den friden dem krieg vorziehen / aber vergebens. Nero liesse den alten erfahrnen Feldobersten Corbulonem abforderen und schikte Paetum dargegen / welcher von den Parthern ganz überwunden und mit seinem Kriegsheer ruinirt worden. So bald aber Corbuloni im feld zu Commandiren wider anbefohlen ware / müßte Vologeses ein ander lied singen / um friden bitten. (Neronis brand zu Rom.) Auff ein zeit ließ Nero in der Statt feür einlegen und da es auffgangen war saß er in dem höchsten Gebäu der Statt Rom Turris Maecenatis, genant / und schauet allda disen iäm̅erlichen Brand mit Freüden und Froloken an. Ja er rühmete sich / er hätte offt gewünschet einin Brand zu sehen / der sich mit dem Feüer zu Troja möchte vergleichen: Und nun hätte er einmal etlicher massen sein begehren erlanget / in dem er die Statt Rom lichter lohe brennen sehe. Unter deß sang er etliche Reimen und Lieder / so von brand und zerstörung der Statt Troja gemacht waren. Suetonius schreibt / daß die Statt Rom niemals so grossen schaden und verlurst feüers halben gehabt habe / alß dißmal / sitemal [155] es sechs ganzer tag und nacht an einander brante. Eben dasselbige schreibt auch nach der länge Cornelius Tacitus. Als aber diß Feüer durch den zorn Gottes auffgeblasen / weiter fortgieng / als Nero vermeinet / und die Statt Rom einen unaussprechlichen und nnüberwindlichen Schaden dardurch genommen hatte: Wurd die Burgerschafft zu Rom / alß welche der brand am meisten betraff / fehr ungedultig / und giengen darmit um / daß sie sich an Nerone widerum rächen möchten. Nero aber / das er ihren univillen von sich ablehnen / und dieser gefahr entgehen möchte / gab für / and ließ diß geschrej in der statt und in den Provinzen außsprengen: Die Christen hetten solch feüer angelegt. Welches er dann auch desto leichter die Leüthe überreden könte / dieweil die armen Christen allbereit bej iedermeniglich verhaßt waren / und für Feinde der Römischen Religion und Götter gehalten wurden. Ja das die sach desto besseren schein haben möchte / ließ er etliche Christen gefänglich einziehen / und mit unmenschlicher Marter foltern und peinigen / daß jhrer etliche auß grösse der Schmerzen wider sich selbst und andere Christen reden / und sich deß augezündeten Feüers schuldig bekennen mußten. Und hie wollen wir sezen die eigene wort Cornelij Taciti, wie dieselben im 15. Buch seiner Historien stehen / und aus dem Latein verteütschet sind: Als Nero das gerücht gänzlich auffheben wolt / das Romnicht auff seinen befehl mit feüer angelegt wer worden / und sich also / dem wüten deß gemeinen Pöfels zuentziehen gedacht: Hat er etliche deß angelegten Feüers fälschlich beschuldiget und dieselben hefftig gestraffet. Vnd das waren Christen / welche damals bej jederman verhaßt waren. Es ist aber Christus / von welchen sie den Namen haben / zur zeit Tiberij / vom Landpfleger Pontio Pilato gekreüziget worden:: Und obwoln dieselbe Religion der Christen damals weiter außgebreitet / nicht allein im Jüdischen Land / da sie ihren anfang genommen / sondern auch in der Statt Rom / dahin alles von anderen Orthen zukommen / und hochgeachtet zu werden pfleget. Da man nun erstlich fienge alle die sich vor Christen bekanten / und von denselben weiter angezeiget worden: Hat man sie nit so fast deß Brands halben überzeüget als sonsten zum hefftigsten gemartert / dieweil sie mäniglich verhasst waren. Und eh man sie hingerichtet / hat man ihnen unzählich viel hohn und spott angethan [156] Sie in unvernünfftiger Thier haut gebunden / und den Hunden zufressen fürgeworffen / oder sie an ein Kreüz geschlagen. Andere hat man auff einem Rost gebraten. Und wann der Tag hin war / machte man Feüer und verbran̅te sie darinnen / also daß es die ganze Nacht in der Statt von solchem Brennen liecht war. Darzu gab Nero dem Volk seine Lustgarten / daß sie mit den Christen darm̅en ihre Kurzewil haben / und sie daselbst hinrichten könnten. Auch richtet er den Römeren Schauspiel an mit rennen und fahren / die man Circenses, vom Ring oder kräis / darinn sie gehalten werden / nennet / und war selbst der Fuhrman / der die Pferde trieb / wann mann nach dem Kränzlein rannte. Und wann die armen Christen gleich deß Tods werth gewesen wären / so hatten doch ihrer viel Mitleiden mit ihnen / dieweil sie nicht für recht gestelt / und jhrer übelthat überwiesen / auch nicht um gemeines nuzen willen / sondern allein eines einzigen Menschen Blutdurstigkeit zusättigen / hingerichtet wurden. Solche Tyrannej hat Nero an den Christen nicht allein zu Rom geübet / sondern auch ein offentlich Mandat im ganzen Römischen Reich außgehen lassen / daß man alle Christen / wo sie gefunden wurden / als Feind der Römischen Götter und Religion / und als Mordbrenner verfolgen und hinrichten solte. Darauff dann das greülichste Marteren der Christen / bäid zu Rom / und in den Provinzen / mit gewalt angangen ist / also das viel Leüth zu Rom / wie Tacitus schreibet / Mitleiden mit den armen Christen gehabt haben. Nero aber hat sich dardurch nicht allein nichts erweichen folgen erdacht / und fürgenommen. Die Historien bezeügen / daß die Apostel Petrus und Paulus in diser verfolgung sind hingerichtet worden / wie dann zuvor gemeldet. Auch wird von den Seribenten / vieler anderer fürtrefflicher und ansehenlicher Männer gedacht / welche auff mancherlej weise mit unaußprechlicher Pein / Schmerzen und Marter getödet worden / in dteser verfolgung / welche bej vier jahren gewehret / nem̅lich vom zehenden jahr der Regierung deß ungeheüren und schendlichen Käjsers Neronis / biß zu seinem unseeligen End / nicht allein in der Statt Rom sondern auch im ganzen Römischen Reich.
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Ob nun wol dise verfolgung sich von einer so schändlichen und abscheülichen beschuldigung verursachet hat: So soll doch derhalben niemand mit Gott disputiren, und ihn zu red sezen: Warum er so einem schändlichen und Sodomitischen wunderthier ??? so eine grosse Macht und gewalt gebe / wider so einen unzahlbaren hauffen frommer unschuldiger Christen zu wüten und zu toben. Item warum̅ er zulasse / daß man die Christen seine lieben Kinder also verbrenne / und als Mordbrenner hinrichte / da doch Nero / der viel mehr / ja durchaus allein an diesem Mordbrand schuldig war / viel billicher von dem Römischen Volk in Stuke hätte sollen zerrissen werden. Ja wann sich noch heütiges Tags dergleichen Fäll zutragen: So soll sich ein jeder Christ under die gewaltige hand Gottes demüthigen / sein Kreuz gedultig auff sich nem̅en / Gott darfür loben und preisen / und sich fest an seinem wort halten. Welches wort Gottes / auch zur zeit Neronis das warhafftige wort Gottes war / ob gleich die armen Christen dise verfolgungen leiden müssen. Da under deß Nero mit seiner heidnischen Abgöttischen Religion das regiment führete / und die Victori und oberhand eine zeitlang behielte. (Neronis tod???) Dieser Nero hat auch vil gewaltige Römer hinrichten lassen / ja sich under standen die Jugend selbst außzurotten. Daher man seiner verdrüssig / und zwar erstlich die Pisconische faction, nachgehend s die Vindicanische / die ihm den garaußgemacht / entstanden. Nero war willens die Christliche Religion ganz zuvertilgen. Aber die Religion blieb / und er müßte nach dem gerechten und wunderbarlichen gericht Gottes selbsten zuschanden werden und zu scheiteren gehen. Dan̅ es sielen alle Provinzen und Landpfleger von jhm ab: Seine Trabanten und Guardi verliessen jhn. Da er nun also verlassen war / und keinen freünd auf der ganzen welt mehr hatte / verdammet jhn der Rath zu Rom noch dazu zu einem sehr schändlichen Tod / als einen feind deß Vatterlands / der Statt Rom / und deß ganzen Römischen Reichs. Als er nun derselben straff bej Mitternacht zuentfliehen willens / wurd er rings um̅her mit Bliz und Donnerschlägen umbringet / aber doch nicht gerühret. [158] Dan̅ er nicht werth war auff solche weis zusterben: Sondern mußte sein eigen Henker werden / und sich mit seiner eignen hand / wie er dann auch gethan / hinrichten. Kurz vor seinem end sol er gesagt haben / wie ich unflätig und schändtlich gelebt hab / so muß ich auch schändtlich sterben Darnach hat er jhm mit hülff Spori seines unflätigen Bardaschen mit einem Dolch selbst die Gurgel abgestochen. Vnd ist sein leztes wort gewesen / sich / welch ein treu? Vnd solch Gericht Gottes ist über disen unseligen verfolger der Christlichen Religion ergangen / wie dann die Römische Historien hiervon zeugen. (Landpfleger in Syrien.) Alß nun underschidliche Landpfleger in Syrien und Jud???a auff Pontium Pilatum kamen / welcher ins elend versisen / sich solle selbsten entweders ertränkt oder sonsten ums leben gebracht habe̅: alß da ware under andern Felix, Pontius Festus, Albinus, welche alle alß geltgirige Römer die Juden geplaget / ists nach und nach zum ende mit der Statt Jerusalem / dem Tempel und Volk darin / laut Jesu Christi andröwung / geloffen. (Geschichten der Apostel.) Sonsten da mag auch hierbej gesezt werden / daß under diesen Römischen Käiseren / Caligula, Claudio, Nerone das jenige / welches die geschichten der Apostlen vermelden / seje beschehen / welches alles in Gottes wort selbsten kan gelesen werden. (Galba Römischer Käiser. Jahr Christi LXVIII.) Nach dem tode Neronis / erwehlten die Römischen Kriegsschaaren einen schon 70. jahrigen Edelmann zum Käiser den Sergium Sulpitium Galbá, welchem schon vorh in Augustus solle geweissaget haben / der oberste gewalt werde zu seiner zeit auch an ihne kommen. Diser Galba alß ein verdrießlicher und karger greis / wurde bald zu Rom stinkend / desethalben von den Soldaten zu tod und das Haupt dem cörper abgeschlagen / mit grossem spott in der statt herum getragen worden / da er kaum 8. Monat regierte. (Otho Römischer Käiser.) Indessen ware schon von den Kriegsleüten zu der höchsten stell gewidmer Marcus Sylvius Otho. So bald er in das regiment kommen / plaget ihn der Teüfel in der gestalt Galbae, weil er begirig auff dessen tod ware. Alß aber anderwerts im Römischen reich von Soldaten Vitellius zum Käiser außgeruffen ward / und es zu [159] einer und der anderen schlacht kame / wolte Otho nit das viel bluts seinetwegen vergossen wurde / sonder erstoch sich selbsten / und weil er verliebt bej den Soldaten / thaten etliche von denselben es ihme nach. (Aulus Vitellius.) Aulus Vitellius komt hierauff nach Rom zum Käiserthum / laßt den dolchen / mit deme sich Galba erstochen / naher Cöln in den Tempel Martis tragen / alle Sternseher und zeichendeüter bandisieren. Weilen aber inzwischen Vespasianus von dem mehrerem theil deß Römischen Kriegsvolks hin und her ligend / zum Käiser proclamirt und außgeruffen worden / alß entstunde Vitellio nicht geringe gefahr hiervon / wie er dann zu lezst auch umgebracht und sein leichnam in die Tiber geworffen worden. (Vespasianus. Jahr Christi LXXII.) Behielt also die oberhand und den obersten gewalt zu Rom Flavius Vespasianus. Nun wollen wir kurzlich erzellen auß Josepho die merkliche und grosse trübsahl / so sich vor der erbärmlichen zerstörung und undergang der Statt Jerusalem zugetragen / und wie jämerlich sich der ???reümel der verwüstung hernacher geender hat. (Lezter Jüdische ??? und der statt / deß tempels und voits undergang und zerstreuung.) Siben jahr vor der zerstörung der Statt Jerusalem erschien ein blutrohter Comet: Das nächste jahr vor der zerstörung Jerusalem so fast das ganze jahr jahr über ist ein Comet grad ob dem Tempel / in der gestalt eines seürigen schwerts erschinen zum zeichen / das das Volk / das regiment und Statt durch feüer und schwert solte verwüstet werden. In den Osterlichen fejertagen welche den 8. April gehalten worden ist alle nacht nach einander um die neünte stund der Tempel und sein Altar also von einem ltecht erglänzet / daß jedermann vermeinte es were heller tag / welches eine halbe stund lang gewähret. Das gemeine Volk hielte es für gut / die gelehrten abe??? haben nichts anders alß einen bevorstehenden krieg verspühren können. Eben an disem fest alß eine Ruh vor dem Altar stunde / solte geschlachtet werden / hat sie mitten im Tempel ein lämlein entworffen. Die inuer pfort oder thor im Tempel gegen auffgang der Sonnen / so von lauter Erz / und dermassen schwer war daß sie allezeit von zwanzig män̅eren müßte auff und zugethan werden / auch ohngeacht sie nut eisernen riglen sehr stark verschlossen gewesen / ist [160] etliche nacht von ihr selbsten eröffnet worden / also / daß sie hernacher von den wächteren schwerlich widerum kön̅en geschlossen werden. So hat man auch den 29. Maj. nach vollendung diser Osterlichen fejertagen gewaaffnete Kriegsheer an dem Himmel gesehen / welches sehr weit hin und wider im ganzen Jüdischen Land zu sehen war: und lieff dis Kriegsheer auff die Statt Jerusalem und andere Stätte zu / welches gerad vor der Sonnen auffgang gesehen worden. In der Pfingstnacht / alß die Priester bej nächtlicher zeit im Tempel versamlet / hat sich erstlich im Tempel ein geräüsch erhoben darauff eine urplözliche stimm erhört worden / die da gesagt / wolauff laßt uns von dannen ziehen: Welches eben die stimm Gottes und seiner Heiligen Englen war / darmit sie den ort quittiert. Eben damals hat ein armer Jüdischer Baursman / mit nammen Jesus / Ananiae Sohn / offentlich an dem fest der lauberhütten seine wehklag über Jerusalem angefangen / und auff den Mauren / wie auch in dem Tempel Jerusalem immer weh geschrjen: Item / er ruff auch eine stimm von auffgang / eine stim̅ von nidergang / eine stimm von allen 4. winden / eine stimm über Jerusalem und den Tempel / eine stim über Braut und Bräütigam / eine stimm über das ganze volk. Solches geschrej trib er tag und nacht / ließ sich in keinen weg auch nicht durch gewalt darvon abtreiben. Dis hat er angefangen 4. jahr vor der belägerung / da es noch guter frid und ruh zu Jerusalem war und hat es getriben 73. jahr / 5. monath / bis der feind ihne auff der maur durch ein Pfeil erlegt. Diese und dergleichen wunderzeichen sind von vilen ring geachtet wie es noch heütigs tags zu geschehen pflegt. Josephus vermeldet das habe die Juden also blind / und noch beherzt zu kriegen gemacht / wegen der weissagung die sie gehabt / daß zur selben zeit einer kommen werde auß ihren gränzen / welcher das reich und die herrschafft von ihrem lande über die ganze welt überkommen solte: Welches sie dann so wütend gemacht / daß sie nicht allein ihnen die frejheit sondern auch ein solch reich traumen liessen. Etliche haben dises auff Vespasianum gedeütet / wir aber hingegen ziehen es auff Jesum Christum der in ihrem land nach dem fleisch von der H. Jungfrauen Maria gebohren / sein reich durch die ganze welt auß [161] gebreitet hat. Sind also dise wunde rzeichen diser Prophecejung vorbotten gewesen / von welcher unser Heiland und Seeligmacher Jesus Christus Math XXIV. geredt hat. Es wird alßdann eine grosse trübsal sein die nie gewesen ist. Folget die zerstörung an ihr selbsten. Allhier sind alle dise Prophecejungen erfült! Dann alß Vespasianus, welcher damals von Nerone zu einem Feldobersten über das Kriegsheer im ganzen Jüdischen Land erwehlet / ist er mit seinem Sohn Tito für Jerusalem gerukt / um selbige zu belägeren / so bald er alldar angelangt / sihe da haben sich schon allerhand rädliführer herfürgethan welche rebellionen und auffruhren angestelt / also daß wil tausend der verstokten Juden sich selbst haben auffgeriben / und jämerlich ermördet / und ums leben gebracht / wordurch die Statt verheeret / und das herrliche gabäu der Tempel verwüstet worden. Vil von den Juden sind zu den Römeren getretten / wegen underschidlichen todschlägen / diebstälen / Tyrannej / auffruhr / ungerechtigkeit und abscheülichen lasteren / daß auch etwan der Tempel vollen bluts floß wie ein Ste. Dises hat Vespasianus nicht ungern gehabt / welcher lieber wollen daß die Juden durch sich selbsten auffgeriben wurde̅ / alß durch sein Kriegsvolk. Vnderdessen haben die Römer andere Jüdische Stätte erobert und zerstört. Die ganze Statt war durch Schwert und hunger und brunst geschwecht / kein ort war ohne gefahr / kein zeit zu rahtschlagen / keine hoffnung der besserung / kein gelegenheit zu flichen. Es war alles voll traurigkeit / voller schreken / voller grusamkeit / allethalben leid / allenthalben forcht / allenthalben weibergeschrej der alte̅ heülen / der [162] (Egesipp.) sterbenden seüffzen / der lebendigen verzweiflung / daß die überblibnen elend die gestorönen selig zu schäzen waren. Vnd dis alles geschahe vor her belägerung. Bis das Titus Käisers Vespasiani Sohn mit dem Kriegsheer zu der Statt Jerusalem geruket und dieselbe belägeret. Da gieng es an ein scharmüzieren: Die Römer fielen in der Statt ein / die Juden auß / thun einander grossen schaden. Jedoch stetig und immerdar mit gröstem nachtheil der hartnekigen und verstokten Juden / die nunmehr solten gestrafft werden / weil sie Jesum Christum gecreüziget. Kein rechtschaffner mann in Jerusalem war mehr vorhanden das Volk zu regieren sonder alles meüchelmörder. Kein Moses / kein Josua / kein David / hein Hiskias / sonder nur solche lose buben / die aller Gottesforcht vergessen zu ihrer gerechten straff / wie auch in der boßheit dermassen verstokt daß sie auß gerechtem Göttlichem gericht deß ganzen Volks undergang verursachet. Da war kein glüklicher fortgang der waaffen / kein sege̅! sonder es war elles je länger je ärger. Es hat aber Titus der Feldoberste dise durch den gefangnen geschichtschreiber Josephum zum öffteren mal wahrnen lassen / daß dise gottlose leüt sich samt der Statt ergaben mit anerbietung huld und gnad / welches aber alles (Egesipp.) nichts geholffen / sonder waren je länger verstofter. Worüber in der Statt ein greülicher hunger entstanden / also daß sie einander über der speis umrebracht / der natürlichen liebe vergessen: welche Titus bekommen die hat er jämerlich tractirt / weil sie jhme seine angebo???tene gnad geschmehet: also daß in der Statt hunger / ausser der Statt marter und pein / zu beiden theilen aber schreken. Und war etlichen vil leichter in deß feinds waaffen zu fallen / alß von den ihrigen erwürgt zu werden. [163] Einer so auß Jerusalem entflohen zeigt Tito an daß auf die sechsmal hundert tausend todtencörper fürs thor hinaußgetragen worden / und andere noch ein unmäßliche zahl dahin gestorben. (Abscheuliche That einer adelichen Frauen so aus Hunger ihr eigen Kind getödet und ge???ochet.) Ein Adeliche Frau jehnseit des Jordans wohnhafft / Maria genant / Eleazari Tochter / auß dem stätlein Bathechor / welches Isops Hauß vertolmetschet wird / gebohren / eines edlen geschlächts / und guten vermögens / flohe mit andern gen Jerusalem / und war allda belägert: Die Räuber aber hatten ihr alles genommen was sie mit ihr über den Jordan in die Statt gebracht / auch fielen ihr die Kriegsknecht täglich in das hauß / und tragen hinweg was sie heimlich verbarg / und ihr selbs zur Speiß vorbehielt. Darab empfieng das Weib grossen verdruß / redet den Räubern übel zu / schalt sie hefftig / und reizet sie jmmerdar zu zorn an / ob sie doch von ihnen gar umbgebracht werden möchte: Aber sie kont niemand bewegen / der sie entweder auß zorn / oder auß erbärmbd tödten wolte / auch wurde jhr alles / was sie zu essen bekam / von andern widerum entzogen. Als sie nun nichts mehr trawer auffzutreiben / und ihr der Hunger alle Glider und das Markdurchsuchet / auch ermeldte Frau der groß unwill und unmut mehr / als der Hunger selbs trib / understund sie sich in jhrem jammer / ungedult und noht halben / einer unnatürlichen und unmenschlichen that / nam ihr kindlein / daß sie nach säuget / und sprach: O du unschuldiges armes Kind / wem wil oder sol ich dich in gegenwärtigen Krieg / Hunger und auffruhr lebendig behalten? Dann ob du schon darvon kämest / so würdest du doch dein Leben under den Römern in harter dienstbarkeit verzehren müssen / wiewol der hunger solchem jammer schon fürkommen ist / so [164] seind die auffrührischen ärger und grausamer denn beide jezberührte plagen. Demnach sej du mir ein Speiß / den auffrührischen Räubern ein ursach zutoben und zu wüten: Ja dem ganzen Menschlichen geschlächt ein Schauspil / daran es hißher den Juden in vorstehendem elend allein gemangelt hat. Mit diser red erwürget die Mutter das arme Kindlein / kochet es / und aß den halben theil darvon / und behielt das überig verdekt. Aber die Räuber empfunden bald deß geruchs von diser Speiß / kamen mit ungestüm̅e gelauffen / und draueten dem Weib den Tod / wo sie jhnen das jenig / so sie gekocht / nicht von stundan offenbaren wurde. Die Frau sprach: Sie hett ein gutes stuk übrig behalten / und zeiget ihnen den halben theil ihres gekochten sohns / davon die räüber ein greuel und abscheuen empfiengen / erstarrten auch darüber / so bald sie deß kinds ansichtig wurden. Die Muter saget: Das ist wahrhafftig mein und mein begangene that an ihm / esset / dann ich hab selber auch gessen / seit nit verzagter als ein weib / und barmherziger als sein eigene muter: Förchtet ihr aber je Gott so hart / und verschmähet diß mein Opffer / so wisset daß ich solches gessen hab / und mir das überig auch behalten wil. Hierauff giengen die Räuber mit zittern und zagen hinweg / entsezten sich ab diser unmenschlichen that / und möchten sich diser Speiß kaum enthalten. Daher ist das geschrej in der ganzen Statt erschollen / und schwebet dise grewliche Mißhandlung männiglich vor Augen / Auch ließ jhm jedermann dise that so hart angelegen sein als ob er sie selber würklich begangen het. Derhalben begerten alle die jenigen / so die Hungers noht begriff / eilends zusterben / und wurden die selig geprisen / welche der Tod vorsolchem jammer hinweg genom̅en hatte. Es kam auch [165] oberzehlte geschicht den Römern für / die bej vilen kein glauben het / etliche aber waren hierdurch zu erbärmbd / etliche zu grösserer feindschafft / gegen den Juden bewegt. Der Käiser aber entschuldiget sich deßhalben gegen Gott / und erachtet / dieweil er den Juden frid / mit vergessung aller begangner mißhandlung wider ihn / gütlich angebotten / sie aber entgegen für einigkeit Empörung / für Friden Krieg / auch vergnügen und überfluß aller ding / hunger und theüruug erwehlet / darzu den Tempel / dessen er selbs verschonet / mit eignen Händen angezündt hetten / daß sie solcher Speiß wol werd weren. Aber sein fürnemmen stund dahin / daß er die mussethat diser schnöden und greülichen Kost / mit Steinen und zerbrochenen Mauerstüken jhres eignen Vatterlands zudeken / und auch der Sonnen nicht gestatten wolte / auff dem ganzen Erdboden ein solche Statt zu überscheinen / darinnen sich die Müttern solcher Speiß gebrauchen / welche vilmehr den Vättern / die nach disem jammer mutwillig kriegten / gebüret. Als Titus dise wort redet / kont er bej sich selber der Feind verzwejuelung leichtlich ermesse̅ / und hatte weiter kein hoffnung daß sie sich bekehren möchten / diew eil jhnen alles begegnet / dadurch sie billich zu rew bewegt werden / und von ihrem streitigen fürnem̅en abgestanden sein solten. Endlich ist wider den befelch Titi das herrliche gebäü der Tempel angezündt worden / durch einen Römischen Soldaten welcher ein brand bej der guldenen Porten angelegt. Dann Titus hette gern dem Tempel verschonet. Aber die wahrsagung müßte erfüllet werden / es sol kein stein mehr auf dem andern bleiben: Das Gold ist verschmolzen: Dis herrliche gebäü das schon zuvor durch der menge todtercörper und viles blutvergiessen entuneh [166] ret / hat müssen in follem brand stehen. Vil Juden stürzten sich ins feür. Titus verwundert sich über dises gebäü. Und thaten die Juden das übrige alles mit Feüer verbrennen. Doch haben sich die rädli führer noch stetig in disem gebäü understauden zu defendiren wider die Römer. bis sie endlich haben müssenhaar lassen und keiner mehr vorhanden / auch sich in örter under dem erdreich müssen verkriechen / Tito die übergelaßne schäz deß Tempels überlassen. In wehrend diser belägerung salle̅ elff mal hundert tausend umkom̅en sein / sibe̅ und neünzig tausend gefange̅ / welche zwar alle Juden / aber nicht alle von Jerusalem gebürtig / dann es waren vil unzehliche tausend auffs Osterfest zusam̅en kom̅en / und haben naher Jerusalem alß in die Hauptstatt deß ganzen Jüdischen Lands alle ihre güter geflöknet. In einem Fleken zu Massada haben sich. 960. Juden selbst umgebracht / weil kein hoffnung der entrünnung vorhanden. Und dises ist der undergang der Statt Jerusalem / welche hernach auff dem boden weggeschleifft / auch niemalen widerum hat können aufferbauet werden. (Ebionitae Iren. libr. 2. c. 26. Peregrinus Philosoph. Eusebius in Chron.) Zu der zeit sollen sich die Ebioniten erzeigt habeu / welche das Judenthum und Christenthum under einander vermischen und gemein machen wollen. Hielten sich allein an das Evangelium Mathaei / und verwarffen alle Epistlen Pauli / mit dem fürwand / er seje vom gesaz und den Juden abgefallen. Dazumal hat auch Peregrinus ein philosophus die Christen mit einem falsche̅ schein die Christliche Religion anzunemen betrogen / liesse sich zwar dessetwegen alß ein Christ der mundlichen bekantnuß nach gefangen legen bis er zimlich vil gelt / von den collecten und sonsten bekommen / nachgehends ist er wider durchgangen / spöttisch sagend: es seje ihm an der Christen gastfrej gebigkeit genug. (Tit us Römisch. Käiser. Jahr Christi 82.) Vefpastanus bauete den Tempel deß fridens zu Rom. Da erschein auch ein Cometstern. Bald darauff sturbe Vespasianus. Sein Sohn Titus komt an statt / ein gelehrter Käiser und sehr ver [167] (Jahr Christi LXXXII.) liebt / dann er sagte / ein Käiser solle niemands traurig von seinem angesicht lassen weggehen. Daher er die lust und freüd der Menschen genent worden. Aber nichts hilfft für den unerbittlichen tod / wie die Heiden redten / ein fieber nam ihn weg auß der Menschen gesellschafft / alß er kaum ein wenig über 2. Jahr herrschete. (Domitianus) Disem folgete im regiment Domitianus / der weder Vespasiano noch Tito nachgeartet / Wolte für ein Abgott angebetten sein. Etliche Rahtsherren bracht er ums leben / andere hat er boßhafter und närrischer weis zum Faßnachtspil eingeladen und da sie ankamen / (Wund erliches Faßnachtspit) lassen in ein zimmer ganz schwarz / mit särken auff beiden seiten / samt anderenzun begräbnussen erforderlichen sachen belegt / führen / bald kamen kleine schwarze Männlein / gleich den gespänsteren da und dort herfür / stelten sich den Rahtsherren an die seiten / welches ihnen grosse forcht und schreken verursachte / sonders da Domitianus selbsten endlich under sie hinein gettetten / vil von dem tod und wie derselbe mit standhafftigkeit zu überwinden / geschwäzgemacht / und wider einen abtritt genommen. Alß nun die nacht hindurch auß todes forcht dise gute Rahtsherren geqvelet waren / laßt sie am morgen der Käiser mit verehrungen wider heimkehren / schenkt ihnen die jungen / die sie alß schwarze Männlein geschreket / für leibeigne / und hatte sich eben über allemassen ab solchem possen er lustiget. Er hat auch sonsten vil gewaltige Männer zu Rom und andere / neben vilen Christen / lassen hinrichten. (Wunderbahre Prognostic e???nes Astronomi) Auff ein zeit fragt Domitianus einen Sternseher was todes er sterben wurde: Diser antwortet mit dem Schwert. Alß Domitianus weiters fragte / wie dann er der Astrologus, sein leztes ende haben werde? Da sagte der Sternseher von sich / daß die hunde ihne fressen wurden. Domitianus befilcht alsobald / man solle disen verbrennen / damit seine kunst zu vernichten. Was geschicht? alß man jezung disen geburts tag steller auff den holzhauffen gebracht / das feür angezündt worden / erhebt sich ein Sturmwind / groß ungewitter samt plazregen / dardurch die leüt vom brand vertriben und berselbe außgelöscht war. Darauff kamen hunde / und frassen disen Sternseher / an einem und dem andern theil deß leibs schon zimlich gebraten.
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(Domitianus en stochen.) Zu lezt müßte der tyrann Domitianus auch dar an / darzu sein eigen weib geholffen / welche ihn wehrlos machte / und wurde von den zusamen gerottierten mit etlich stichen gefelt. Da ihn dan̅ Phyllis die jhn gesäuget / schlechtlich genug zur erd en bestattet. (Johannes der H. Evangelist.) Johannes der H. Evangelist / nach deme er sein H. Evangelium auß trib deß Geistes Gottes wider Ebionem und Cerinthum verfertiget / welche die Gottheit deß Herren Christi laugneten / darum sie auch ihrer Gotslästerung lohn und sonderbaren tod empfan gen sollen: under disem Domitlano in die insul Pathmos verwisen worden sein / alß er im öl nicht könte versotten werden / in welcher insul Johannes das ma jestetische und himlische Buch der offenbahrung / alß ein kostlichen und werthen schaz der streitenden Kirchen zum besten / von Jesu Christo empfangen hat. Dazumal solle auch (Cletus / Antipa) Cletus / Bischoff zu Rom / und Antipas der treüe zeüg Christi zu Pergamo / gemartert worden sein. (Ver???übt???th under den Heiden.) Zu disen zeiten lebten die gelehrten Pöeten / Philosophi, Historici und Magi under den Heiden: alß: Apollonius Tyanaeus, Philostratus Lemnius, Silius Jtalicus, Martialis, Juvenalis, Epictetus, beide Plinij, Julius Solinus, Quintilianus, Frontinus, (Nerva Coc ceius.) Coccejus Nerva folgete Domitiano im reich nach. Ein gütiger regent / den Christen nicht übel gewogen / und schaffete viel Heidnische mißbräuch ab. Weilen aber dennoch Calpurnius mit anderen sich wider ihn verbunden / da er es erfahren / ist er sehr bekümmert (Jahr Christi 100.) darüber worden / beruff den ganzen Raht zu Rom auff das capitolium, und vor menniglichen nimt er an Sohns statt an Marcum Ulpium Trajanum, alß der nach ihm auch solte Käiser werden / wie dann geschahe. Dar auff fiel er nachgehends in ein tödliche krankheit und starb dahin / da er fast in die 70. jahr deß alters erreicht. (Trajanus Römischer Käiser.) Trajanus ward Käiser / regierte den Römeren so wol / daß sie ihnen selbsten Augusti glük und Trojani tugend anwünscheten. Er führte gewaltige krieg / und da er auff eine zeit wider Decebalum zu feld gezogen / hat er zu Severin in Ungarn / ein sehr kostliche (Xiphil.) und gewaltige bruken über die Donau auffbauen lassen. Alß er nun in Orient die händel zimlich geschlichtet / stiesse ihn die rohte ruhr an / darzu kam der schlag / und löscheten ihm das liecht deß lebens auß.
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Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist / im Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser / mächtiger und sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte / daß regiment wurde nicht bestehen kännen / wenn er mehr dann eine / und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich / seine vermeinte Götter wurden / um veränderung der alten Religion / und annehmung des Christenthumbs willen / vil greüliche straffen über das Römische Reich ergehenlaffen. Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen / Altarn / Opfern / Gözen und festen der Abgötter / sondern sie verachteten und vernichteten auch der Römer Götter selbst. Darum̅ dauchte Traianum / daß die Christen im Römischen Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und ungewitter / Theürung / Hunger / Krieg / Auffruhr / Pestilenz / ungewöhnliche krankheiten und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders herkom̅en / alß von den vermaledejten Christen / die unsere Götter und alte Religion verachten / und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren / neben seinem einigen Sohn Chyristo / alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit / wie er solches in seinem wort befohlen hab. Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über jhrer Religion / oder vilmehr superstition und aberglauben / und verschoneten weder Gutes noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander / fest darüber zuhalte̅: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren / daß sie sich nicht leichtlich hetten betriegen lassen. Item / sie sagten / ihre Priester weren auch gelerte verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel be???ätiget worden. Auch hätten sie / so lange sie derselben angehenget / so gut glükgehabt / so manche victori erhalten / ja die gange welt under sich ge [170] bracht. Ja all ihr heil und wolfahrt käme von ihrer Religion her / welche nun in tausend Jahr were gebrä üchlich gewesen: Da under deß der Christen Religion neü und kaum dreissig jahr alt sejn möchte. Sie sagen auch / ihre alte Götter weren gegen sie / ihre Diener / so gönstig / mild und hülffreich gewesen / daß sie biß anhero keinen mangel an jrgend eiuem Gut gehabt hetten. Dagegen weren und bleiben die Christen allzeit arm / arbeitseelig und unglükhafftig. Wolte sich derhalben mit nichten gebüren / daß man den verfluchten Christen weichen / und ihrer neüen Religion plaz und raum geben / und die alte Religion abschaffen solte. Und fast eben umb diser Ursach willen sind die Christen auch von andern Römischen Käisern verfolget worden: Wie dann noch heütiges Tags / wenn mans nur merken wolte / in verfolgung der gläubigen / gleiche ursachen gespürt und befunden werden. In dieser dritten ver folgung / so Traianus angerichtet / ist ohn end und maß so viel Christen blut vergossen worden / daß es kaum zu sagen stehet. Und ist zur selbigen zeit gekreüziget worden Simeon / Bischoff zu Jerusalem / da er 120. Jahr alt war. Ignatius / Bischoff zu Antiochia / ein jünger der Apostel / ist mit Gewalt gen Rom geschleppet / daß er allda von den wilden Thieren zerrissen wurde. Vor welcher marter er (wie Eusebius schreibt im 3. Buch seiner Kirchenhistorien am 36. Cap.) under andern auch dise denkwürdige reden gebraucht hat in seinem Sendbrieff an die Römer: Ich bin GOttes Korn / und sol jezund in den Zänen der Wildenthier zu Mehl werden / auff das Gott ein reines und gesäubertes Brot an mir haben möge. Wil der wegen an diesen bestien meine Ergezlichkeit haben. Wolte Gott / das sie zornig und grim̅ig gnug sejn möchten / mich desto ehe / und mit grosser Begierligkeit zuverschlingen. Ja wen sie nicht wolten / so wil ich sie dazu nöthigen und anreizen. Nun fange ich erst an ein wahrhafftiger Jünger Christi zu sein. Aller sichtbarn und unsichtbarn dinge verwunderung sej ferne von mir / wenn ich nur Jesum Christum erlangen mag. Sie mögen aller lej art und Weise / die einem zu martern und zu peinigen vom Teüffel erdacht sein / über mich häuffen / wo ich nur JEsum Christum bekommen und behalten mag. Item / das allein bittet für mich / daß ich von ihnen und aussen krafft und stärke haben möge / daß ich nicht allein sage / sonderen auch warhaff [171] tig wolle: und das ich nicht allein ein Christ genennet / sondern auch in der Prob ein wahrer Christ befunden werde. Wenn ein Christ von der welt gehasset wird / so wird er von Gott geliebet. Es ist mir besser / um̅ Christi willen sterben / dann über die ganze welt zu herschen. Das Menschliche leben ohn Christo ist nichts anders dan̅ ein tod. Meine Lieb ist gekreüziget. Es ist in mir ein lebendig wasser / welches zu mir sagt: Kom̅ zum Vatter. Auch schreibet Ignatius von den zehen Soldaten / die ihn gefänglich gen Rom zu führen befehl hatten / also: Von Syrien an biß gen Rom hab ich zu kempffen gehabt mit bestien da ich gefangen und gebunden zu wasser und zu land tag und nacht um̅gehen müsse̅ mit zehen Leoparden: Welche / wie mehr ich ihnen Guts thet / je ärger sie wurden. Aber ihr muthwill und frevell machte mich desto wakerer und behutsamer: Wiewol ich mich derhalben nicht will rechtfertigen. Und damit er nicht kleinmütig wurde / oder die zeit vergeblich zubrachte: so hat er under wegen etliche Trostschrifften an underschiedliche gemeinden geschrieben / und seine Kirchen insonderheit Polycarpo, Dienern der Kirchen Gottes zu Smyrnen / befohlen. Phocas / Bischoff in Ponto / Euarjstus ein Christlicher Lehrer / Clemens / Alexander / Quirinus / Sulpitius / Servilianus / und unzehlich vil andere sind in dieser verfolgung um̅kommen. Darum treüe Kirchendiener nicht allein sich under einander selbst / sondern auch ihre befohlene gemeinden / in wehrender ver folgung getröstet und zur gedult und beständigkeit vermahnet haben. Auch hat Plinius der Jünger (wie im 10. Buch seiner Episteln zusehen) da er Landpfleger in Bythynia war / und nun etliche vil Christen hatte töden lassen sich endlich über die menge derselben / und sonderlich an jhrer beständigkeit zum höchsten verwundert und entsezt / und endlich derwegen ein Schreiben an Keyser Traianum gelangen lassen. In welchemer vermeldet / daß er gar nichts straffbars an ihnen befinde / ohn allein die halßstartigkeit / daß sie ganz und gar nicht Opfern wollen. Und was sonst ihre Religion angienge / befinde nichts anders / dann das sie alle morgen vor tag zusamen kamen / und mit einander ihrem Gott Christo zu ehren singen. Und damit sie mit guter disciplin under einander verbunden seyn möchten / wurde von ihnen verbotten Todschlag / Dieberey / Ehe [172] bruch / Mord / Zauberey / und fragt hierauf was hinfort diß fals zu thun sej. Darauff dann Trajanus ihm antwortet: Man solle hinfort keine scharffe Inquisition oder nach forschung nach den Christen anstellen: Aber dennoch wenn man sie antreffe so solle man sie straffen. Welcher anwort unbilligkeit Tertullianus in seiner Apologia merklich straffet / und sezt under andern auch diese wort: Man verdamme und straffe an den armen Christen nur den blossen Nam̅en / und sonst ganz und gar kein laster oder übelthat / sondern es müßte diesen frommen unschuldigen Leüthen ihr unschuldiger nam für ein laster und übelthat angezogen werden / damit sie etlicher massen mit einem schein des rechtens möchten gestrafft werden. Wie aber man dazumal die langwierigkeit der verfolgung / und die grosse menge deß unschuldigen vergossenen Christlichen Bluts / darumb die Christliche Religion nicht ärger oder schlimmer / noch die Heidnische Abgötterey besser gemacht hat: Also wird auch zu unsern zeiten / von wegen der verfolgung das Evangelium nicht schlimmer / oder deß Antichrists Menschen Sazungen besser. Denn in der ganzen welt kein Religion zu finden ist / die gewiß und warhafftig sej / dann allein die Christliche Religion. Und hat Gott darum̅ nicht unrecht gethan / daß er solch Creuz über seine gläubigen hat ergehen lassen Denn er durch das Blut der unschuldigen martyrer / den wahren Glauben in allen Landen vermehret / also daß auch die alten als in einem sprüchwort gesagt haben: Daß Blut der Martyrer were der fette edle mist deß Akers der Christlichen Kirchen. Lasset uns derwegen auch zu unsern zeiten nicht kleinmüthig werden / sondern vielmehr auch mitten in der verfolgung und blutvergiessung / einen muth im Herrn fassen / und also getrost und unverzagt sein. Denn der Gott der dazumal gelebt und regieret hat / lebet und regieret noch / und wird in Ewigkeit leben und regieren / ja mitten under seinen feinden herrschen / und endlich nach erhaltenem Sieg über sie triumphiren. (Hadrianus. Jahr Christi 120.) AElius Adrianus kame auff Trajanum zum Käiserthum / ein gelehrter und kunstreicher Käiser / und darbej sehr kurzweilig. Diser hat endlich den Juden den garaus gemacht / die Statt Jerusalem vom grund außgereütet / und ein andere Statt darneben ge [173] bauen / marmor steinerne schwein auff die Ringmauren gesezt / und bej leibes straaff den Juden verbotten hinein zu gehen. Er hat auch die Juden bej vilen tausenden erschlagen / zerstreüt / welche sich under dem verführer Barchocab zusamen gerottet / um dessen hals / alß man ihn under den Todten herfürgefucht / eine ungeheüre grosse Schlang sich gewiklet hatte. (Engelburg zu Rom.) Es hatte auch Adrianus ein prächtiges grabmal lassen auffbauen / Moles Adriani genant / so heüt zu tag die Engelburg zu Rom ist / dahin er gelegt ware / nach dem er gestorden / und vor seinem tod dise scherzreden gebraucht: Wo wirst du nun hin fahren liebe Seele / deß leibes guter gefehrd? An einen kalten / unfreündlichen finsteren ort / da dir das possenreissen wol vergehen wird. Hat über 20. Jahr regiert. Zu der zeit lebten nicht allein der Christen abgesagter fe ind Svetonius Tranqvillus, dieses Adriani Kanzler / sonder auch Plutarchus, Favorinus, A. Gellius, Appianus, AElianus. Phlegon, Lucianus der fazvogel und mammeluk / welcher endlich von Hunden gefressen worden. (Antoninus Píus. Jahr Christi 142.) Antoninus wegen seiner güte und freündlichkeit Pius genandt thate under schidliches / daß bej den Römeren lob verbiente. Seiner verstorbnen Frauen Faustinae zu ehren / ließ er vil arme Töchteren zu Rom underhalten / nennete sie Puellas Faustinianas. Er ware fridfertig / und brauchte öffter die wort Scipionis, daß er lieber wolte einen Burger erhalten / dann tausend feind töden. Und nach dem er M. Aurelium Verum an Sohns statt angenommen / ihme auch seine Tochter Faustinam verehlichet / starbe er sanfft über die 70. Jahr alt / liesse nach ihm im regiment disen seinen Tochtermann. (Antoninus Verus. Jahr Christi 163. Lucius Verus.) Antoninus Verus / wegen seiner geschiklichkeit Philosophus genent / damit er desto füglicher den Studijs könte abwarten / hat er alß einen Collegam im Käiser thum angenommen Lucium Verum / und hatte hie mit das Römische reich 2. Herren. Und zwaren so entstunden gewaltige krieg mit den Parther und Teütschen. Da dann in dem zug wider die Teütschen / nach dem tode Lucij Veri / welcher am schlag gestorben / dises merkwürdige sich under dem einten Käiser Antonino begeben. Alß die Römer wegen gählinger (Kräfftiges gehett der Christe̅) his fast verschmachten müßten / kame ein Oberster zu dem Antoni [174] no / zeigt ihm an / wie er offt gehört / daß die Christen vil mit dem gebätt zu ihrem Gott thun köndten: Nun hatte dazumal der Käiser under seinem Kriegesvolk / ein ganze Legion Christen / welche vermahnet wurden hierin ihr amt zu thun. So bald kam auff das gebätt ein lieblicher regen / dardurch Mann und Roß in dem Römischen läger erqvikt ward / auff seiten aber der Teütschen alß feinden ein erschrökliches ungewitter / daß sie nach empfangner grossen niderlag / mit der flucht sich salviren müßten. Worauff der Käiser den Christen gönstiger war / thate diser Legion alle ebr an / und hieffe sie Legionem Fulminatricem, daß Donnerende regiment. Indessen / weilen das falsche gerücht erschallen / Antoninus se je erschlagen / und Faustina dem Feldobersten Cassio zugeschriben / sie wolte ihn ehlichen / wo er nur durch macht sich ansehnlich machte / fienge der elende Cassius ein auffruhr an / wider den / der noch lebe̅dige Antoninus gezogen / und alles wider gestillet / nach dem Cassius das leben darüber eingebüßt. Bald darnach starb Antoninus / und begabte kurz vorhin die hohe Schul zu Athen mit vilem Gelt / und vermehrung der Professorum. (Verfolgung de Christen under 3. Käisern) Zur zeit dieser 3. Käiseren Adriani / M. Antonini / und Ant. Philosophi sind grosse und schwere verfolgungen / von wegen obgemeldter ursachen / wider die Christen erregt worden / welche angangen sind im Jahr nach der geburt Christi 170. und 178. Und hat diese verfolgung nicht allein etliche gemeine Christen hingenom̅en / sondern auch die für trefflisten Lehrer und vorsteher der Christlichen Kirchen / die so wol mündlich als schrifftlich die warheit deß H. Evangeliums gepflanzet und außgebreitet / und dieselbe mit ihrem auffrichtigen Gottseeligen Leben und wandel gezieret hatten / die sie auch hernach mit ihrem blut versiegelt. Under denen ist gewesen Polycarpus / der zuhörer deß Apostels Johannis / ein sehr alter Kirchendiener zu Smyrna / welcher von wegen seiner fürträfflichen geschikligkeit der lehrer inklein Asia / und ein Vattter der Christen genennet ward. Und Pionius ein frommer Mann / und treüer Diener deß Herren Jesu Christi. Welche bejde neben vielen andern Christen in Asia mit Feüer sind verbrandt worden. Justinus Philosophus und Irenaeus, ein Jünger Polycarpi / und Bischoff zu Lyon (welcher Schrifften von der Christlichen [175] Religion / wider allerlej Kezer noch heütiges tags vorhandent) sind zu Lyon in Frankreich mit dem Schwerd gerichtet worden. Und ist dise verfolgung überaus greülich und un menschlich gewesen / sonderlich in den beiden Städten Lyon und Vienne / am wasser Rhosne gelegen. Auß welchem die obgemelte Bischöffe einen Brieff geschrieben an die Brüder der gemeinden in Asia und Phrygia. Welcher Brieff gefunden wird bejm Eusebio im 1. 2. 3. und 4. Cap. deß 5. Buchs seiner Kirchen-Historien. Vetius Epagathus / einer auß unser Brüdern / ein Gottsförchtiger frommer Mann / da er auß Christlichem eiffer nicht länger sehen können / daß man so unbillich und Tyrannisch mit den unsern handelt / hat Audienz begehrt damit er darthun möchte / daß wir nicht so böse Leüth weren / als man uns offentlich außschrie. Solchem begehren widerseze̅ sich unsere verfolger also das der Landpfleger / (ohngeacht / daß der Supplicant ein vornehmer von Adel war) ihn nicht zu verhör kommen lässet / sondern straks fraget: Bist du ein Christ? Welches als Vetius mit lauter stumm bekan̅t / wird er samt etlichen andern gefänglich eingezogen / und der Christen Procurator und bejstand genennet / mit welchen er hernacher ist umgebracht worden. Und hat seine lieb an seinen Brüderen in dem beweisen / daß er sie getröstet / und sein eigen leben mit andern unschuldigen Christen verlassen hat. Ist also ein rechter Jünger deß Herren Christi worden / in dem er dem Lam̅ folget / dahin es zuvor gegangen war. Die fürnemsten under den Märtyreren folgeten disem Exempel / und ergaben sich alsbald zu peinigen / und waren bereit in solcher marter mit Freüdigkeit den namen Gottes zubekennen / bis zum lezten tropffen ihres Bluts. Auch waren etliche noch übel gegründet / ungeübt / schwach und undüchtig zu solchem kampff / nemlich ihr zehen / welche abfielen vom Christlichen Glauben. Darüber wir uns nicht wenig bekümmerten. Dann sie brachen den eifer deren / so noch nicht gefänglich eingezogen waren / und bis daher sich freündlich zu den Martyrern gehalten hatten. Waren derowegen in grossen Aengsten / und wußten nicht / was die sach für einen außgang gewinnen möchte: Nicht daß wir gefangene die Marter scheüeten / sondern daß wir uns besorgten / die andern Christen möchten durch solchen Abfall klein [176] mütig gemacht werden. Die Feinde aber führen täglich fort mit einziehung unserer mitbrüder / welchen Gott die ehr anthät / daß sie der abgefallenen Stand ersezen. Die fürnemsten der gemein / als die Prediger / Allmospfleger und eltesten hat man ins gefängnuß geworffen. Und dieweil der Landpfleger eine allgemeine verfolgung der Christen für zunehmen willens / wurden auch etlicher Christen Heidnische knechte mit angegriffen. Dieselben haben sich zum theil aus forcht der Marter / zum theil durch listige anreizung und betrug des Satans / von den Soldaten und Henkers buben mit geld bestechen lassen: daß sie wider die offentliche warheit bekan̅t und außgesprenget haben / daß die Christen in ihren nächtlichen versamlungen Menschen fleisch fressen / und ohn underscheid der Personen greüliche und unmenschliche unzucht mit einandern trieben. Welches / ob es wol eine offentliche lügen und unerweißliche verleümbdung war: So sind dannoch viel auch von denen / so zuvor unsere Freünd waren / uns derowegen spinnenfeind worden / und haben mit den andern uns auffs eüsserst / zuverfolgen angefangen. Und ist also an uns wahr worden / was Christus Joh. am 16. sagt: Es wird die zeit kommen / daß wer eüch tödten wird / der wird meinen / er thüge Gott einen dienst daran. Zu derselbigen zeit haben die H. Märtyrer solche pein außgestanden / daß es unmöglich ist alles zu erzehlen. Und hat der Teüffel sein eüsserste macht versuchet / in dem er die versolger dermassen trieb / daß sie neben der grossen Marter / auch Gotteslästerungen wieder die armen Christen außgegossen.
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(Commodus Römischer Käiser. Jahr Christi 181.) Zu disen zeiten lebte Galenus der berümte Medicus. Commodus ein Schandbub vilmehrdan̅ ein loblicher Fürst / hatte weit von seinem Vater aus der art geschlagen im Regiment / darin er seinem vatter Antonino Philosopho gefolget. Er ware aller grausamkeit / Tyrannej / Buberej ergeben / sonderlich aber mehr dem fechten und ringen und andern groben übungen / als das er weislich zuregieren lernen wolte. Daher vermuthet worden / daß seine Muter Faustina von einem Fechter feje geschwängert worden / und nicht vom Käiser / wie dann ihr unkeusches wesen mit solchen bekan̅t ware. Daher als dem Käiser Antonino auf eine zeit gerathen ware / sie zuverstossen / gab er zur Antwort / so muß???ch auch das Heurrath gut (verstunde das Käiserthum̅) widergeben / dann sein Schwäher durch disen Heurrath ihn zum Käiser gemacht. Als nun dieser Böswicht Commodus vil übels zu Rom gestifftet / und bej nahe nach und nach alle Rahtsherren hätte umbbringen lassen / ward der anschlag ihne um̅zubringen / welcher dann erstlich mit gifft und vollends mit Gewalt vollzogen / und Commodus erwürget / darbej aber von der Faction spargiert worden / als wann er sich zu tod gesoffen hätte / und am schlag gestorben were. (Helvius Pertinax. Jahr Christi 194. Didius Iulianus.) Publius Helvius Pertin ax ein gewaltiger und bej den Soldaten verliebter Römischer Oberster / wurde darauf zum Käiser ausgeruffen. So bald aber entstund eine auffruhr wider ihne / darin er erschlagen ward / und hiemit diser ehr mehr entgolten als genossen. Didius Julianus ein alter vom Adel und beredter Jurist / wurde hierauf Käiser / deme einer nammens Sulpitianus wolte den Rigel stossen. Weiln aber Julianus mehr Gelts denn Soldaten versprach / behielter das Regiment / welches dazumal hiemit feil und ums Gelt verkaufft wurde. Es glükete aber Juliano so wenig als seinem Vorfahren / dann so bald kostete es auch seinen Hals. (Septimius Severus. Jahr Christi 196.) Septimius Severus lage indessen mit seinem Kriegsvolk vor der Statt Rom / hielte seinen einzug / machte sich selbsten zum Käiser. Dazumaln wurde von dem Kriegsvolk zum obersten Haupt auffgeworffen in Syrien Pescennius Niger / in Britannien aber Clodius Albinus / mit welchem Severus gleichen gewalt zuhaben gleichsnete / verfolgete inzwischen Pescennium / kame für Constantinopel: Da geschahe ein Treffen / in welchem Severus obsiegete / [178] Niger aber die flucht genommen / da er endlich erdappt / das haupt mußte dargeben / welches Severo gebracht / und ans kreuz genagelt worden. Worauf die Statt Bysanz sich müßte ergeben / und wurde fast ruinirt. Nun traffe der Rejen Albinum auch / welchen Severus in einem sehr blutigen und auf bäiden seithen gefährlichem Gefecht hej Lyon in Frankreich überwunden / also daß er in verzweifelung sich selbsten erstochen / dessen abgeschlagenes Haupt eben wie Pescennii zu Rom anß treuz gehefftet worden. Severus ware gleich wie regier süchtig also auch landgirig / sezete weit in die Welt da und dorthin / mit seinem Kriegsheer / bis er zu lezt / als er nicht gar 8. Jahr regieret / in Engelland gestorben. (Kirchentebret Clemens. Tertullianus) Dazumal hatte zwar die Kirchen etwas ruh / wie wol sie nicht ohne verfolgung ware / und lebten Clemens Alexandrinus und Tertullianus Afer / welcher die Christliche Religion und die Christen gewaltig verfochten / und sehr bewegliche Schuzreden und Schrifften für selbige eingelegt. (Kirchen streit wegen Osteren.) Auch entstunde der streit wegen Feirung des Osterfests in der Kirchen / darbej sich sonders gebrauchen lassen die Bischöffe Victor zu Rom / Narcissus zu Jerusalem / und Irenaeus zu Lyon. (Bassianus Caracalla. Jahr Christi 213.) Severus verordnet bej seinen Lebzeiten / daß nach seinem ableiben bäjde Söhne Caracalla und Geta das Regiment zugleich führen solten / welches aber gleich wie fast niemals / also auch allhier nicht gut thate. Worauf bäide Brüdern zu versühnen man un derstunde das Reich zutheilen / als aber dises nicht angienge / wolte die Muter die versühnung machen / und solten bäide in ihr Zimmer (Brudermord.) kommen. Dessen Caracalla zu friden / und schaffete so bald / daß durch ein Meuchelmord der elenden Mutter ihr Sohn Septimius Geta in ihren armen erstochen / und die Muter mit deß sohns blut besprüzet wurde. Darauf entschuldigte sich der Bruder mörder bej den Soldaten und für dem Rath / als hätte ihm sein Bruder nach dem leben gestellt. Bej diser Sünd verbleibte es nicht / sondern es begienge Caracalla noch vil andere Mordthaten mehr. Dem Juristen AEmilio [179] Papiniano befabl er den Brudermord zuverthädigen / da aber Papinianus (Papinianus) sagte / es seje leichter eine solche that zubegehen als verthädigen / mußte er in der besten blust seines alters den hals dargeben. Es fuhre diser Caracalla in seinen missethaten forth / geriethe in Blutschand / Treulosigkeit und andere greuliche Sünden mehr / bis er endlich auch den rest bekommen / und an einem unsaubern ort den Geist auffgeben mußte. (Macrinus.) Macrinus / aus dessen anordnung Caracalla zu tod geschlagen worden / bekam hierauf das Käiserthum̅ / um̅ seiner Kriegstugenden willen von den Römischen Soldaten hierzu befördert. Er hat aber wenig wochen diser ehren genossen / in dem eine auffruhr entstanden / als er ihme etliche von den alten Officierern und Soldaten abhold gemacht / daher einer seiner mißgönstigen / einen gewüssen / namens Avitum den unlustigen Soldaten fürgestellt / worauf dann alsobald zwej Parthejen worden / die Macrintsche zwar ein und das andermal obgesiget / aber zulezt durch herzhafftigkeit der andern / darzu auch Avin Muter und Schwöster geholffen / ward macrinus mit den Seinen in die flucht getriben / und kam elendiglich um̅s leben. (Avitus.) Worauf dan̅ diser Avitus das Käiserthum̅ bekommen / auch mit Consens und einwilligung deß Raths zu Rom / und weiln er in Syrien ein Priester gewesen / zu Ehren der Sonnen / Elagabal von den Syrern genannt / als ist jhme der nam Heliogabalus geben worden. Er war nicht gar ein Heid und nicht gar ein Jud / sondern ließ Syrische Abgötter jhme für allen angelegen sejn / nahme zum Weib / so bej den Römern ungewohnt eine Vestalische Jungfrau. Er verheurathet mit seinem Syrischen Abgott die Uraniam und Himels Königin von Carthago / zu welcher Hoch zeit das ganze Land contribuiren und herschiessen mußte. Seine muter Soemidem und Großmuter Moesam machte er zu Häuptern im Raht / stellte würklich / denen zugefallen / einen Weiber-Rath an. Allen Sünden und Lastern ware diser Unflat ergeben / der So domiterej / Blutschand / Hurerej / dem Pracht / Ubermuth und Schwelgerej / Mörderej. Endlich ward die maß voll / und dieser Tyrann von den Soldaten / an einem wüsten Orth erschlagen / und ist se̅in Leib in die Tyber versengt worden. Auch wer jhm zu diensten in seinen Sünden ware / mußte herhalten. Er war nicht über 18. Jahr alt / und regierte so übel fast in die 4. Jahr.
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(Alexander Severus. Jahr Christi 224.) Alexander Severus kame an statt Heliogabali / welchen diser vorhin auch bej seinen lebzeiten zum Käiser nach jhme verordnet. Es regierte Alexander wol / und thate deme zu wider / was sein Vor fahr im Reich übels stifftete. Er solle auch Abrahams und Christi Bildnus verehrt haben. Ohn allein wird au jhme geradelt / daß er seine Muter Mammaeam / ein ehr und geltgetzig Weib zu vil lassen den meister spielen. Er führete gewaltige Krieg wider die Persen / triumphierte darauf zu Rom. Als aber die Teutschen über den Rhein und die Donau eingefallen / mußte er daselbst wehren / da er dann samt seiner Muter bej Mäinz von den auffrührischen Soldaten erschlagen / und an sein Statt Maximinus zum Käiser erwehlet worden. (Maximinus Jahr Christi 237.) Maximinus ein Ris von Leib und darbej ein grober greulicher Tyrann / also daß sich jederman sür jhm besorgte / dessenthalben andere da und dort als Käiser proclamiert und ausgeruffen wurden / als zu Rom Maximus Pupienus und Clodius Balbinus. In Africa erwehlten die Soldaten hierzu Gordianum. Alle kamen bald um̅. Maximinus wurde sam̅t seinem Sohn von den Soldaten erschlagen. Maximus und Balbinus zu Rom er morder. Gordianus treibte es auch nicht lang / dann Philip Arabs ihme das Liecht deß lebens ausgelöschet. (Sonnen sinstermuß.) Zu der zeit solle zu Rom eine solche Verfinsterung der Sonnen entstanden sejn / daß man bald am heitern tag nichts mehr sehen konnte. (Philippus Arabs.) Philippus Arabs gleich wie er zum Regiment kommen / also mußte er auch darvon gethan werden. Wormit man sündiget / damit wird man wider gestrafft. Dan Decius mit seinem anhang als neuerwehlter Käiser den Philippum und sein Sohn erschlagen und um̅gebracht haben. (Decius.) Es hats aber Decius der Tyrann auch nicht lang getrieben / sondern wurde von den Gothen in einer Schlacht über wunden / in einen Morast getriben / und vollends sam̅t seinem Sohn getödet / als er grausame Verfolgungen wider die armen Christen angestellet / und derer etliche barbarisch um̅bringen lassen. (Trebonianus Gallus.) Als nun bald jeder / der etwas bej den Soldaten oder zu Rom vermochte / zugleich gern den obersten gewalt hätte / so hat es indessen noch andere neuerwehlte Käiser abgeben / deßgleichen dan̅wa [181] (Jahr Christi 254.) ren Lucius Priscus und Julius Valens, welche aber bejzeiten underdruket und um̅s leben gebracht worden. Bis das Vibius Trebonianus Gallus von den Soldaten zum Käiser gemacht / und von etwelchen Regimentern Augustus genen̅t und gegrüsset ward. Solcher (Volusianus.) ehren macht er auch seinen Sohn Volusianum theilhafftig. Dazumahl ware jamer und noth im Römischen Reich wegen Rebellionen / Abfählen / und allerhand Feinden / da dann dise bäide auch Vatter und Sohn von den Meutinierern sind zu tod geschlagen (AEmilianus) / und Emilianus zum Käiser gemacht worden / welcher aber bald hernach an der Pest gestorben. (Valerianus. Jahr Christi 261.) Inwehrend solchen Troublen haben die Soldaten Licinium Valerianum zum Käiser erwehlet / welches der Rath zu Rom nit allein gebillichet / sondern noch darzu seinen Sohn Gallienum solcher ehren würdig erkennt. In dem aber die Tartarn in das Römische Reich eingefallen / auch da und dort grossen muthwillen verübt und schaden gethan / und etliche nam̅haffte Stätt eingenom̅en: (Anlaß zur verfolgung der Christen bej Baleriano.) Als wurde Valerianus und die Römer eben mechtig erschreket und verzagt / bis ein Egyptischer Zauberer Valeriano gerathen / er solte Menschen opfern / und die Christen aller orthen verfolgen und außreuten / dann wurde er die Tartarn wider kön̅en abtreiben. Diesem zu folge liesse der Käiser die Christen greulich verfolgen / da und dort hinrichten / auf mancherlej weis peinigen und martern Aber die Tartarn fuhren einen weg als den andern fort / bis die Pestilenz auf bäiden seithen Friden und Stillstand für dißmahl zuwegen gebracht hat. Nachgehends mußte Valerianus wider Saporem der Persen König zu Feld ziehen / allwo er verrähterischer weis den Feinden in die händ gerathen / da er dann von der Persianer König so übel gehalten ward / daß so offt der König auf sein Pferd steigen (Valeriani, schröklich end.) wollen / mußte der Käiser sein Fußbank darzu sejn. Solle auch darauf lebendig geschunden und mit salz geriben worden sejn. Diser Hochmuth ware Sapori nachgehends von dem Römischen Feldherren Odenato wider bezahlt / als die Persen wolten Syrien wider under sich bringen. Da dan̅ Odenatus die Residenzstatt Ctesipho sam̅t dem Königlichen Schloß ausgeplündert / und den König aus dem Feld gejagt / sonsten were es den Römern dazumaln übel ergangen.
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(Gallienus.) Sintemaln Valeriani Sohn Gallienus ein unnüzer fauler Käiser ware / welcher mehr den Wollüsten als Staatssachen ergeben. Daher allerhand auffruhren sich eräugten / und macherlej Anstös von Feinden: Und mußte sich endlich diser Gallienus auffmachen / in das Feld ziehen / wurde aber bej Meiland / ohnwüssend vom wem / durch stochen. (Claudius.) Claudius ein dapferer Käiser / schluge die Seythen und Gothen / die sich in 3. Hauffen getheilet bej vielen Tausenden / starb darüber an der Pestilenz. Deme folgete Quintilius / ein rauher Man̅darum̅(Quintilius) er von den eben so rauhen Soldaten um̅gebracht worden / als er wenig tag regierte. (Marcus Aurelianus.) Marcus Aurelianus Römischer Käiser / regierte weislich und freundlich / ware ein liebhaber der Gerechtigkeit / schonete der Menschen Blut. Wie dann lobwürdig von ihm geschriben wird / daß als er im Krieg wider die Gothen begriffen / für die Statt Tyana kam / selbige aber ihn nicht sonderlich achteten / habe er sich verredt auch keinen Hund in der Statt leben zulassen. Darauf war die (Deß Kaisers Aureliani tob. würdige That) Statt eingenommen / da aber die Soldaten meinten / es were auff deß Käisers Wort hin alles preis / befahle Aurelianus alleine die Hund umbzubringen / die Leuth aber solten bej dem Leben bleiben. (Jahr Christi 274???) Diser Aurelianus ist verrähterischer weis in dem Zug wider die Persen zwischen der Statt Constantinopel und Hieraclia erschlagen worden. Indessen gab es zu Rom wunderliche Händel etlich Monath wegen deß Käiserthums. Endlich wurde Tacitus ein gewaltige (Tacitus Röm. Käiser) gelehrte und tugendsame person zum Obern Haupt erwöhlet / wurde aber ohnlängft hernach in einem auffstand umbgebracht. Sein Bruder Florianus nahme sich deß höchsten Gewalts hierauff an / (Florianus) wurde aber auch bald von dem unbeständigen Kriegsvolk bej der Statt Tarso umbgebracht. (Sabellianer. Samosaten. Chiliasten.) Zu denen zeiten erzeigte sich die Kezerej Sabellii / Samosateni und der Chiliasten wunderliche meinungen darwider das Concilium zu Antiochia gehalten ward. (Probus Röm. Käiser. ???) Aurelius Probus ward auch ein guter regent zu Rom und darumb hatte er groß ansehen. Dennoch entstunden vil aufruhre̅ wider ihn / un̅ mußteer Proculu̅ und Bonosu̅, [183] Von der geburt deß Messiae und Heilandes der Welt. welche nach der Kron getrachtet / aus dem mittel raumen / Auch so gut konnte er es nicht machen / daß er nicht auch hätte müssen den hals dargeben den zusammen gerotteten Käisermördern / als er nicht gar 7. Jahr regierte. (Aurelius Carus.) Marcus Aurelius Carus folgete nach im Reich / ward aber bald hernach vom Ungewitter und Donner deß Lebens beraubt. (Diocletianus) Diocletianus / da er noch ein gemeiner Soldat ware / und bej einem Wirt sich über die Zäch erzankte / sagte eine Weissagerin oder Zauberin / er were gar zu karg / worüber Diocletianus lachend sprach / wan̅ ich einmal Käiser werd / dann will ich frejgebiger sejn. Jene antwortet / lasse dir es ein ernst sejn / du solst Käiser werden / wo du nur ein Wild Schwein wirst gefällt haben. Diocletianus brachte darauf vil wilde Schwein umb / wurde dannoch nicht Käiser / bis er zulezt einen / der genennt war Aper (welches wort ein wild Schwein heisset) um̅gebracht hat / und sich darbej erinnert der Weissagerin. (Ma???imianus) Diser Diocletianus hatte eine unrühige Herrschafft darumb er etwan umb mitgehülffen im Regiment sich umbsahe / wie dann ware Maximianus. Bald rebellirten etliche / bald waren die Persen / bald die Teutschen / Schwaben und Burgunder / denen man begegnen mußte. Es waren aber diese Obersten Regenten zu Rom mächtige Christenfeind / und verursacheten grosse und greuliche Verfolgungen / welches gekostet vil tausend Christen. Dise bäide Collegae Diocletianus und Maximianus resignierten das Regiment / deren der leztere lang nit daran gewolt / bis ihn Diocletianus beredt / wie er eine gewüsse Weissagung hätte / daß es elend endlich im Römischen Reich werde hergehen / ein Provinz nach der andern weggerissen / und alles zu grund gerichtet werden [184] müsse. Darauf Diocletianus bis an das ende seines Lebens auf einem Lusthaus bej Salona / sich mit dem Feldbau und allerhand Bäume pflanzen / aufgehalten: Maximianus hat zu Meiland sich deß Regiments entschlagen / jener hat zu Nicomedia den Purpur und Käiserliche Zierd abgelegt. Bäide aber sind gestorben / wie die Tyrannen gemeiniglich zu grund gehen / mit gifft oder sonsten mit gewalt. (Die Histori der Thebaischen Legion.) Nun fällt hierbej für zubedenken die Histori von der Thebaischen Legion / welche dann diese ist. (D. Hottingeri wegweiser.) Als umb das Jahr Christi 296. obgedachte mitregierende Käiser ein Armaden auß Syrien in Italien geschikt / under welcher auch mit seiner Legion / so bestanden in 6666. ausserläßner dapfferer Helden / war der berühmte Christen-Hauptmann Maurutius der sich denn mit den seinigen naher Rom gelassen / und allda von Marcellino dem Römischen Bischoff im Christlichen glauben bestättiget worden. Nach dem aber dise Römische Keiser jhnen fürgenommen ein mächtiges Kriegsheer auß Italien über das hohe Alp-gebirg / wider die Gallischen auffcührischen Völker abzufertigen / ist alsobald auch dise Legion dem völligen Heerzeűg auß Italien in die Lombardej nachgefolget / biß daß sie endtlich sich / disseits dem Gebirg / nidergelassen in einem offnen thal / das vom wasserstrom̅ Rhodano mitten underscheiden und befeüchtiget wird / dessen Landtsässen mit einem nam̅en die Ober- und Nider-Wallisser genen̅t werden. Es war aber diser Christenlichen Legion fürsaz / daß sie als dapffere / und der Römischen frejheit wol gewogne beschirmer / zu außreütung ihrer feinden wollen darsezen ihr ausserstes vermögen: zugleich aber auch sich entschlossen / in minsten an Christo und demselbigen versprochner treü und glaube̅ sich nicht zu vergreiffen. Als nun des Käisers Heerzeüg kommen an ein ort / nicht weit von der Statt / die man vormals Octodurum, jezund aber Martinach heißt / hat der Heidnische Tyran Maximianus / nach Heidnischem brauch angefangen den Teüflen opfern / und zu disem opffer auch berüfft andere: Ja er gab anordnung / daß alle Soldaten von auff und nidergang der Sonnen diser verrichtung bejwohneten darbej jhnen auch ernstlich besohlen / daß sie bej dem Altar der Göt [185] tern schweeren / wie sie zum theil die Bagauder / der Römern abgesagte feind / zum theil die Christen / der Göttern durächter / willig und bereit wären außzureüten. Wie nun diß unleidenliche mandat kommen für die ohren der Thebaischen Legion / hat sie sich gen Martinach zureisen ersezt / underzwüschen aber in einem sonderbaren (Die Thebeer widri???e̅ sich den H???dnischen göttern zuopfern.) Fläken an dem Fluß Rhodan / Agaunum genen̅t / auffgehalten / und allda einmühtig sich mit einandern verbunden / lieber jhr leben Gott auffzuopffern / als dem außgeschribnen / und Chrisienlichem Glauben ganz widrigen befelch nachzukommen. Da aber der Tyran̅ Maximianus vernommen / weß sin̅s die heiligen Thebeer wären / war er darüber häfftig entrűstet / und hat sie alsobald / bej Eyds pflichten / zu sich lassen fordern: darauff von der Legion dise antwort dem Käser erfolget: sie seygen Christen / und solle man hiemit jhnen nur nicht zusuchen / das sie entweders anbätten andere Götter / oder ihren den waren lebendigen Gott verlaugnen / und seyge jhr endtliche meinung / daß sie bej der waren seligmachenden / und in jhrem Vatterland erlehrnten Christenlichen Religion beharren wölle̅ bis an das end / auch / wo es von nöhten / mit jhrem blut bezeügen. Als nun der Feldherr Maximianus vernommen dise antiwort hat er außgeschikt seine Trabanten mit dem befelch daß sie von diser Thebaischen Legion je den zehenden solten erwürgen / der hoffnung / er wurde durch diß mittel den andern ein schräken einjagen / und sie also zur gehorsame zwingen und bringen. Aber es fählte jhm weit: Dann die Christen / ohne einigen schreken des tods / sich alle willig eingestellt / und jhre hälß dargestrekt haben. Wie nun auff dise weiß (Mauritij dapfferkeit.) vil unschuldiges blut vergossen / hat der Hauptman Mauritius an die Soldaten gehalten ein sehr treffliche red / sie zur standhaffte / under dem unabläßlichen würgen und mezgen ermahnet / und gewarnet / daß sie von der erkan̅ten warheit nicht abstehen. Er redte sie an mit disen worten? Ich freüe mich eüerer dapferkeit und tugend / o allerliebste und beste mitgespanen / daß des Keisers dräüen die liebe gegen dem Christenthum nicht außgelöschet / noch die vilfaltigen straffen eüch erschrekt haben: und das jhr jez / da es zeit ist / nach deß Herren gebott daß schwerdt steken in eüere scheiden.
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Biß hieher haben wir in den heiligen Büchern geläsen die exempel from̅er / standhaffter Leüthen / jezund aber erfahren wir durch den augenschein / welchen wir nachschlagen sollen. Nit zim̅t es uns achtung zugeben auff das gebott des Käisers / welcher eben so wol sterblich ist als ich. Ich weiß / und kan mich erinnern / was gestalt wir jhme mit Eyd verbunden / namlich / daß wir / hindan gesezt unser leben / das Römische reich und gemeine Regiment wöllen beschüzen. Das hab ich versprochen / und gleichsam dargesezt die nichtigkeit meines leibs: hab ich nun dem Käiser solches versprächen gethan / da doch niemahlen keiner seit häro mir das him̅elische Reich dargegen gesezt / was sol ich dann nur thun jez / weil mir Christus so vil verspricht? Darumb / geliebte Soldaten / lassen uns mannlich seyn / und vest im Glauben bestehen. Vnd bald hernach wendet er sein red gegen dem abwesenden Käiser Maximiano also: Wir sind willig auch jezunddir gehorsame zuleisten / wan wir nicht / als Christen / die Altär der Teüflen wurden scheühen: Dan wir haben erfahren / daß du bej dir beschlossen / entweders mit abgöttischen Opfferen uns zu befleken / oder aber uns ganz auffzureiben. Frage nicht lang nach uns! Sihe hie seind so viel Christen / als Persohnen. Du hast zwaren unsere Leiber underworffen deinem gewalt / aber unsere Seelen / weil sie sehen auff Christum den urheber deßlebens / förchten dich nicht. Dise wort haben die trabanten alsobald gebracht gen (Exuperii Christenleche ermahnuna an die überblibnen Thebeer.) Martinach für den Käiser / dardurch er hefftig erzörnt / widerum geheissen töden je den 10. Man̅. Vnd als auch gescheben dieses / ist Exuperius gedachter Thebaischer Legion Fenderich auffgestanden / und hat gesprochen: Getreüe spießgesellen / wir müssen nun mehr an einen andern streit. Dann durch dise schwerdt werden wir kum̅erlich mögen in den Him̅el gelangen / es [187] wird von nöthen sejn / das wir man̅lich und dapffer sejen / damit wir unsern glauben vest und standhafft behalten. Darumb so werffen eüere waaffen und kriegszeichen von eüch / und mag wol ein unbarmherziger trabant hinlauffen / und dises unsers für haben dem Käiser anzeigen: Wir zwaren / O Käiser / sind deine Soldaten / darneben aber (welches wir rund bekännen) seind wir auch diener Gottes. Dir seind wir schuldig zu dienen im Krieg / jh???e aber mit unschuld. Wir haben unsere waaffen / und wollen uns doch disem gegenwertigen übel nicht widersezen / dann wir lieber wolle̅ getödet werden / als töden / unschuldig um̅kommen / als schuldig leben. Geb was du joch gegen uns fürnemmen wirst / das wollen wir auch au???lehe: Dann weil wir Christen sind / so kön̅en wir Christen nicht wol verfolgen. Darum̅ / O Käiser / wüß / daß diser Legion gemühter seind unüberwindtlich Wir werffen hin unsere pfeil / und stellen uns eüern Soldaten dar mit ganz entwaaffneten händen / darneben aber mit einem gemüht / das mit Apostolischem unüber windtlichem glauben ganz bewaaffnet und umgeben. Wie nun dem Tyrannen auch fürkommen dise wort / hat er befohlen / daß man zu fuß und zu Pferd dise Legion umbringe und ganz außreüte / welches dann auch geschehen dergestalt / daß von oberzelten 6666. Christenlichen Helde̅ sehr wenig űberbleiben / welche in andere land verschikt und verstreüt worden / ein theil gen Xantoes in Frankreich: der ander theil hinab gen Bon̅ und Cöln an Rhein: Der dritte theil das leben zuretten / und den Christlichen Glauben fortzupflanzen / hat sich begeben in dise unsere / und dazumalen noch Heidnische Land / als Sanet Felix und Sanet Regula gen Zűrich: Sanet Victor und Sanct Ursusgen Solothurn: in welchenorten sie auch endlich / nach dem sie in bekehrung der damahligen Landsässen zum Christenlichen Glauben vil guts geschaffet / die Christenliche warheit mit ihrem blut versiglet haben. Auff dise kurz erzellte weis / werd u???s gründlich der gange verlauff mehr-gedachter Thebaischen Legi [188] on on von allen unpar teyischen / Alten und Neüen / Reformierten und Papistischen Scribenten / ohne zuthun einiges aberglaubens / beschriben und gleichförmig / außgenommen den gringen underscheid in etlichen worten und umständen / hinderlassen. (Constantius Chlorus und Galerius, Jahr Christi 306.) Auff zwej regenten zu Rom / kamen wider zwej / Constantius und Galerius. Dise theilten anfänglich die herrschafften / nachgehends überliesse Constantius dem Galerio alles. Constantius ware den Christen nicht so gar gram / desset halben er auch auff eine zeit durch ein versuch die Christen probiret / welche beständig bliben / hatten mehr gunst und gnad bej ihm dann die Mammeluken. Aber Galerius ware ein tyrann und verfolger der Christen. Wider disen (Maximinus.) Galerium wurffen die Soldaten zum Käiser auff Maxentium / der deß Maximiani Sohn ware. Galerius aber name zu sich an die seiten Maximinum seiner Schwöster Sohn / welcher von Maxentio bej der Statt Tarso erlegt ward. Galerius der Christen feind stirbt eines greülichen tods / durch ein abscheüliche krankheit hingerafft. (Maxentius.) Maxentius wolte seine wahl mit gewalt behaupten fuhre fort bis er endlich von Constantino vor der Statt Rom überwunden worden / und da er in der flucht über die Tiber sezen wolte / auch darin ersoffen ist.
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PERIODVS VII.
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Oder Sibender verlauff der zeiten / von Consiantini deß grossen Regierung an biß auff CAROLUM V. In die M. CC Jahr begreiffend. ALdïeweil zu Rom der Käiserliche Titul so wandelbar ware / daß auf eine zeit bald 4. Personen sich desselben angemasset / namlich Galerius / Maximinus / Maxentius und Constantinus / deme zu ehren der Rath und das Volk zu Rom eine̅ marmorsteineren triumfbogen auffrichten lassen / als er Maxentium überwunden hatte / darumb er auch genannt ward / ein Erretter der Statt und Stiffter der offentlichen algemeinen Ruh: So hat dennoch diser eztere den preis darvon getragen / alß einer von den Glorwürdigsten Fürsten dessetwegen jhme auch der zunammen Magnus der grosse zugeeignet worden.
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(Flavius Aurelius Constantinus. Euseb. de vita Constantini.) Sein Vatter ware Constantius Chlorus Pius, seine Muter Helena, von welchen Constantinus im jahr Christi 272. an das liecht der welt in Engelland geboren war. Bej zeiten aber erzeigte sich bej jhme ein Generos gemüt / daß nach Tugend und ehren strebte / er liebte die Studien, Freje Künsten / sonderlich aber auch erlernete er allerhand Rittersübungen. (Jahr Christi 310.) Nach seines Vatters Tod / welcher als ein Römischer Käiser in Engelland gestorben / underfienge sich Constantinus / krafft deß Vätterlichen Testaments / der Regierung / und hatte ebben vil zuthun mit den Widerwertigen / die er doch zulezt alle überwunden und aus dem Feld gejagt / bis er den Käiserlichen Titul allein erhalten hat. Darbej er dann auch deß Reichs Feinde abgetriben / die Teutschen überwunden / bis an Sachsenland verfolgt / und zu Cölln eine Bruken über den Rhein schlagen lassen. Beneben so ware er der Christen Feind nicht / es gefiele ihme die Tyrannej und gewalthätigkeit an den guten frommen Christen verübet / sehr übel. Summa dieser solte sejn ein bekehrter Käiser / ein Soldat Christi deß Herren und seines Reichs Beschirmer und aus breiter / so vil an menschlichen Mittlen gelegen ist. (Constantinus auß einem Heid ein Christ.) Die Religion zu endern solle ihm anlas geben haben / daß als er wider Maxentium gestritten / und heimlich geängstiget war / nicht wüssend welchen Heidnischen Abgott er am ersten anruffen / und bej demselben hülff finden solle / da habe sich am hellen Tag in der Lufft diß Gesichte erzeiget / namlich zwej Seulen / gleich einem kreuz über einandern / mit diser Schrifft in hoc signo vinces, In disem und mit disem Zeichen soltu überwinden. Auch solle er nach empfangenem Taufgeruffen haben: Nun weiß ich in warheit / daß ich selig bin / jez werde [191] ich auch deß ewigen lebens würdig gehalten / nunmehr bin ich deß Göttlichen liechts genos und theilhafftig worden. Worauff dann merklich das Christenthum vermehrt / das Heidenthum verringert worden. Prächtige Tempel wurden erbaut / den Heiden die ihrigen genom̅en und den Christen übergeben. Die H. Märtyrer und derselben wunden hat er so geliebt und geehret / daß er sie auch geküsset und mit thränen benezte. Er bauete die geschleifte Statt Bysanz wider / macht daraus eine Christliche Statt und nennete sie nach seinem nammen Constantins Statt. Er hat nach damaliger gewohnheit zu gehülffen im reich angenommen se ine beide Söhne / Crispum welchen er von Minervina gezeüget / und dann Constantinum / den er von seiner andern gemahlin Fausta, deß (Constantini haustreüz.) Maximiani Herculej Tochter / erbohren hat. Crispus aber ware seiner Stieffmutter nicht so gar angenehm / seje gleich das er nach ihrem wille̅ nit thun wolte / welches sie widerwertig dem Vatter für gebracht / darüber er erzörnt den sohn liesse hinrichten: oder aber daß sie ihn gern / wegen ihres Sohns auß dem mittel geraumt sahe / wie sie dann so vil vermögen / daß Constantini Schwöster sohn / der junge Lienius auch hingerichtet ward. Bald hernach (Verleümdung stifftet groß unheil.) als Helena ihrem Sohn dem Käiser zugesprochen / daß er so unbarmherzig mit seinem unschuldigen Sohn verfahren / auß lauterm mißgunst / falschheit und verleümdung der Mutter bewogen / hat es ihn herzlich gereüet / und hat darauff sein Weib die Faustam in siebend heiß wasser werffen und töden lassen. (Concilium in Ricea.) Das grosse Concilium und versamlung der Bischoffe auß dem ganzen Römischen reich / in Nicaea der hauptstatt in Bithynien gehalten / hat Constantins nicht al [192] lein außgeschriben / sonder Persöhnlich demselben bejgewohnt. Und weilen etliche under den Bischoffen waren / denen die tyrannen vormals hatten lassen die augen außstechen / alß hat er die einäugigen geküßt und denselben gewaltige verehrung gethan. (Arrius mit seiner Käfereß verworffen.) In disem Concilio ware der schluß wider den Kezer Arrium und seine Gotsläster lehr gemacht / welcher an dem heimlichen ort sein eingeweid durch ein schmerzliche Cholic außgeschüttet und sein elende Seel an sein ort gegeben hat. (Donatio Consta̅tini.) Sehr vil wird hin und her ausgesprengt von dises Käisers Freigebigkeit / welche er Sylvestro Bischoffen zu Rom solle mitgetheilet / und bäides die Statt Rom / Italiam und ganz Europam geschenkt haben / mit dem Fürwand: Constantinus habe einsmals den aussaz bekom̅en / wor auf ihme Petrus erschienen / und Constantino anbefohlen / Er solle Sylvestrum beschiken / der ihn mit auflegung der händen heilen werde / sc. Und daher seje dise beschenkung: und im übergabs-Brieff steth austrukenlich / der Papst solle gewalt haben (Boxhorni9???) über Käiserlichen Thron / als der auf Petri Stul size / sc. Welche aber diesem zuwider wurden reden oder thun / denen wird Petri und Pauli Ungnad und ewige verdamnus angeküdet. Sonsten da lißt man in Sylvestri Legenden / daß da dise beschenkung geschehen / sej eine Stim̅ von him̅el herab gehört worden: Hodie venenum est effusum in Ecclesiam, Heut ist das Gifft in die Kirchen ausgeschüttet. (Camerar. Centur. 1. p. 275. 276) Andere die halten diese Sachen schlechtlich für ein gedicht / als Laurentius Valla, Raphael Volaterranus, Nicolaus de Cusa Cardinalis & AEneas Syvius, der nachgends Papst Pius II. war. (Jahr Christi 337.) Als nun der dapfere Constantinus über die 60. Jahr gelebt / und über die 30. Jahr geregieret / hat er in den warmen Bädern das Fieber bekommen / wolte sich zu Nicomedia / von deren Statt-Bischoff er getauff ware / heilen lassen / solle aber endlich gar mit gifft hingerichtet worden sejn.
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Constantinus / Constantius / Constans / drej hinderlaßne (Constantinus Constantius Constans. 3. Brüder.) Söhne Constantini deß grossen / theilten das ganze Römische reich land so vil die Römer darinn hatten / und alles was über dem Alpengebirg ligt. Der andere beherschete Griechenland / Arabiam / Asiam und alles was in Orient den Römern zugehört. Derdritte solte haben Italiam. Die Africanische länder / Dalmatiam / Macedoniam und Egypten. Constantius bekam den Obersten gewalt und hielts mit den Arrianern / liesse vil unschuldige fromme Christen töden. Dann weil der Apfel der uneinigkeit so bald under dise 3. Brüderen geworffen / sie auch getrent worden / und da Constantinus der älter under disen / seinen Jüngeren Brüder Constantem mit heeres krafft überziehen wolte / ward er Constantinus überwunden / warffe in der flucht den Käiserlichen ornat / Cron und Purpur von sich / daher weilen ihn Constantisreüter / welche nacheileten / nit erkanten / er auch erschlagen und sein leichnam in das wasser Alsa geworffen worden. Alß ist es Constantio hiemit gelungen und er Käiser verbliben. Constans in dessen / den wollüsten ergeben / ward durch rebellion seines Obersten Magnentij auch ums leben gebracht / welche aber von Constantio in der Statt Lyon belägert und umgeben / ihme selbsten das leben genommen / und den lohn seiner mordthat empfangen hatte. (Julianus Römischer Keiser.) Constantinus hatte vil zuthun mit den Persen / Teütschen / auch wurde Julianus von den auffrührischen Soldaten zum Käiser erwehlt / worüber Constantius auß bekümmernuß in ein sieber gefallen folgends gestorben. Alß Athanasius von der Arrianischen parthej seines bisthumbs (Fabel von ritter St. Georg.) entsezet / ist einer mit nam̅en Georgius auß Cappadocia ein Arrianer mit 5000. Soldaten ankommen / in das bistum zu Alexandria eingefallen / und hat sich mit gewalt zu demselben eingetrungen. Und das ist der gewaltige ritter St. Georg / der für so heilig gehalten wird / deme hin und wider kirchen gebauet nnd dedicirt worde̅. Ein ritter wird er genant / weil er gewehrter hand und in foller rüstung sein Bisthum̅ erobert. Die Jungfrau darum er gekämpfet / ist das Bisthum zu Alexandria. Der Drach / den er umgebracht / ist der fromme lehrer / der H. Athanasius / welchen die Arrianer einen draken zu nennen pflegten.
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(Julianus Römischer Keiser.) Claudius Julianus / Constantini deß grossen Bruders sohn / welchen alß seinen Vettern Constantius zu solcher würde befördert / ware zuvor der Christlichen Religion zugethan / nachgehends durch einen schandlichen abfall / so daß er noch heüt zu tag Julianus der abtrünnige genent wird / von der wahren Kirchen abgerissen / stifftete groß übels / thate den Christen vil leids / und da er zu lezt / man weißt fast nicht was gestalten / ums leben kommen / solle er blut von seiner wunden gegen dem himmel geworffen und Gotslästerliche alß ein höllenbrand geruffen haben: Jez hast du Galileer überwunden. So meinte der Gotslästerer Christum den Herren. (Iulianns ein greulicher verfolger der Christen.) Diser Julianus ware selbsten auch ein lehrer in der Christlichen Kirchen / hat sich aber also durch die Heiduische philosophos verblenden und verführen lassen / daß nach seinem abfall er ihme gänzlich fürgenom̅en / daß Heidnische Gözenwerk wider anzurichten / und die Christliche Religion zuverfolgen. Welcher er so feind war / daß er auch sonderliche bäder und Abspülungen gebrauchte / die H. Tauff von seinem leibe außzuwaschen und zuvertilgen. Wie er sich dann auch auff die Zauberey und Teüffelsdienst ganz begeben hat. Alß er zum Käiser erwehlet / hat er nach erhaltenen Sieg wider die Teütschen / deren er nicht weit von Straßburg auff die 3000. erlegt / alle seine macht zu vertilgung der Christlichen Religion angewendet. Es hatte vor ihm der fromme Käiser Constantinus der grosse / alle Heidnische Kirchen und Gözenhäüsser verriegelen und zuschliessen lassen (were besser / er hette sie im Grund eingerissen / und die Gözen mit feüer verbrant so hetten sie zur Abgötterej keinen anlaß mehr geben kön̅en / oder sie selbst widerum dazu gebracht werden) und hatte auch bej straaff leibs und lebens verbotten / dise Gözen-Kirchen wider zu öffnen und darinn zuopfern. Aber daran hat sich Julianus nicht gekehret sondern obgemelte Kirchen widerumb auffgethan / und den Heidnischen Göttern selbst darin geopffert / und andern dergleichen zu thun befohlen / dadurch dann bej vielen die Abgötterej häüffig widerum überhand genommen hat. Denn die Heiden / die sich under Cosnstantini deß Grossen regierung ingehal [194] ten / in hoffnung daß blat wurd sich einmahl wenden / die liessen sich damals sehen / und lehneten sich auff wider die Christen. Er Julianus hat alle Christen / die er verächtlich Galilcer nennet ihrer vorigen Privilegien / Aempter und ehren entsezt / sie von seinem Hoff und Kriegsvolk verstossen / und befohlen / daß man sie zu keinem krieg oder kriegs übungen gebrauchen: auch sie für ihre Kinder keine Schulen solten haben / und die Grammaticam sampt andern gutten künsten und sprachen nicht lehrnen lassen / auff daß sie also weder ihre lehr gründtlich fassten / und richtig anderen fürtragen / noch ihre widersächer nach gebühr widerlegen könten. Auch schrieb er selbst etliche Bücher wider die wahre Christliche Religion / welche Cyrillus Bischoff zu Alexandria widerlegt hat. Darzu wen̅ er ihnen allerlej Injurien hohn und schmach zugefüget hatte / sagte er zu ihnen: Sie solten nach der lehr ihres Christi solches alles gedultig leiden. Wenn er ihnen ihre Güter nehmen und einziehen / oder sie sonsten mit schweren Sazungen schinden und aussaugen ließ / sagte er sehr hönisch und spöttisch: Ihre Religion brächte solches mit sich. Dieweil geschrieben stunde: Die armen weren selig / und die Christen solten ihnen keine Schäze samlen / sondern dem der den mantel von ihnen forderen wolte / auch den leibrok folgen lassen. Fragte auch / was sie ihm verweißlich fürwerffen könten / dieweil er sie so arm / und derhalben auch / laut ihrer Religion selig machte. Es hatte Constantinus der grosse / der Römer Fahnen geendert / und an statt der Heidnifchen Gözen ein weiß Creüz darauff machen lassen. Dasselbe thett Julianus hinweg / und machet an die Statt das Bild Jovis, Mercurij und Martis / auff daß wenn man für den Fahnen die Huldigung thet / iederman meinete / die Christen erzeigien den Heidnischen Gözen Ehrerbietung. Deßgleichen mußten die neulich angenommene Soldaten / wenn sie eingeschrieben wurden / und geld auff die hand bekamen / ein Körnlein ins fewer auff den Altar werffen / den Heidnischen Abgöttern zu ehren. [195] Darüber begab sich / daß etliche Christliche Soldaten / die dauß unbedacht solches gethan hatten / für den Käiser tratten / und wurffen ihm das angenommene gelt für die Füsse / und sprachen: Sie weren Christen: Wolten derowegen auch alß Christen sterben: Julianus befihlt / man solte sie köpffen. Aber in dem man sie hinführet / endert er den befehl und lesst sie lauffen: doch mit dem bescheid / daß man sie dermassen außmustere / daß weder sie noch andere Christen hinführo zum krieg solten zugelassen werden. Im ganzen Römischen Reich wurden vil Christen übel geplaget / geschmähet / gemartert / und jämmerlich zum Tod hingerichtet. Vnder welchen war ein fürtrefflicher uud alter diener Christi / mit Nam̅en Marcus / Bischoff zu Arethusa. Welcher auff eine zeit der Heidnischen Gozen-Hauß zu Arethusa hette helffen zerstören. Darumb ihn Julianus für anderen hasset / und rieth den Burgeren / sie solten gemelten Marcum / daß nieder gerissene Gözen-Hauß auff seinen kosten wider zubauen / anhalten. Welches alß es ihm unmüglich war / begehrten sie / er solte ein theil unkostens erlegen. Darauff er ihnen geantwortet: Er wolte ihnen nicht ein heller darzu geben. Derhalben sie ihn greülich marterten und mit gewalt zum tod hinriessen. Zur zeit diser verfolgung sind auch umbkommen Gregorius von Alexandria, Eusebius, Nestorius, Zeno. Basilius von Ancyra, und Cyrillus Kirchendiener zu Jerusalem. An etlichen orten sonderlich aber zu Heliopolis hat man vil Christliche Jungfrauen und Matronen naket und bloß auff den Schauplaz geführet / und dieselben auffgeschnitten / sie mit haber und gersten gefüllet / und den Säüen zufressen fürgeworffen. Es waren dazumahl drey Christen / ehrliche Burger mit nam̅en Macedonius, Theodorus und Tatianus, die giengen zu Meroe in Phrigia bej nacht in ein Gözen-Hauß / daß biß daher verschlossen / und den vorigen tag durch den Schultheissen der Statt eröffnet war / daß man hinführo darin opffern solte / und wurffen alda die Gözenbilder herunder / und zerschlugen sie zu stuken / und giengen darvon. Wurden derwegen deß folgenden Tags viel andere Christen eingezogen und gemartert / auff daß man also die Rechtschuldigen erforschen möchte. Da daß Macedonius und seine Ge [196] sellen erfahren / sind sie selbst gutwillig für Amatum den Landpfleger getretten / und haben bekant / daß sie die Gözen also gestürmet / daß man auffhören wolte / andere unschuldige Leühe derentwegen zu peinigen. Darauff sie dan̅ alßbald angegriffen / und hernach in grosser freüdigkeit und beständigkeit mit feüer sind gesenget und verbrannt worden. Arthemius Landpfleger in Egypten / welcher bestendig bej der Christlichen Religion verharret / ist aller seiner gütter beraubt / und endlich neben vielen anderen frommen Christen geköpfft worden. Welcher mehr darvon wüssen wil / der lese daß sechste Buch in der Historia Tripartita / wie auch die Kirchen-Histori deß Rufini / Theodoreti deß Bischoffs zu Cyro / und Sozomeni. Es hat auch Julianus / den Christen / die er zum Heidnischen aberglauben / nicht bringen könte / zu spott und verdrieß / den Juden nicht allein vergönnet / daß sie den Tempel zu Jerusalem wider aufbauen / und daselbst opffern solten / sondern ihnen auch hülff und fürschub darzu ver sprochen. Sind derwegen die Juden auß allen orten häüffig gen Jerusalem zusammen kommen / und sich zu solchem gebäue vorbereitet und gefast gemacht / auch angefangen das fundament zu legen. Aber ehe dann sie dasselbe gänzlich verfertigt / ist erstlich ein greulich Erdbieden entstanden: Darnach seind schrekliche Feürflammen auß dem Erdreich herfürgefahren / auch Don̅erschläg und ungewitter vom Himmel erfolgt / daß dadurch nicht allein daß angefangen werk genzlich zerstöret und verfallen / sondern auch viel Juden umbs Leben kommen / die übrigen aber hin und wider jämmerlich zerstreuet worden. Cyrillus Bischoff zu Jerusalem hatte den Juden und Heiden / welche an den Christen grossen frevel und muthwillen trieben / mit grosem ernst und beständigkeit zuvor gesagt: Sie wurden den Tempel nimmer nehr wider bauen / noch darin opfern / wie dann auch bejn dem Propheten Daniel geweissaget / und in der Evangelischen Histori beschriben ist. Gleich wie sie nun den frommen Diener Christi / umb solcher weissagung willen verlacht und verspottet haben: Also sind sie hernach da diese zerstreüung und wunderwerk Gottes geschehen / auffs eusserst gedemütiget und zu schanden worden.
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Also hat der truz und muthwill Juliani nicht sehr lang gewehret. Wie dann auch Athanasius von ihm geweissaget hatte: Er wäre gleich einer tunklen saur außsehenden Wolken / die doch bald wurde für über gehen. Und da Libanius Julian? Piaeceptor, einen Christliche̅ Schulmeister einmahl gefraget hatte / Was deß Zimmermans Sohn Christus machete. Hat der Schulmeister geantwortet: Er machte dem Juliano seinen Sark oder Todenkasten. Wie dann sein greülicher tod kurz darauff erfolget ist. Ob nun wol nach dem undergang Juliani / die Christen ein zeitlang zimlichen Fried gehabt: So hat doch derselbe nicht lang gewehret. Denn als Valens und sein Bruder Valentinianus zum Käiserthum kommen / ist Valens alßbald durch die falsche und schändliche lehr der Arianer verführet worden: Aber Valentinianus blieb beständig bejm Christlichen Glauben. Vnder Juliano soll sich auch dieses begeben haben. Theodorus auffs barbarische und unmenschlichste gefoltert / und das etliche Sinnden lang / sagte zu Ruffino, der ihn fragte: Ob er schmerzen verspüret hatte: Er habe etwas wenigs empfunden / es seje aber ein Jüngling neben ihme immerdar gestanden / welcher mit einem weissen Tüchlein stätig ihm den schweiß abgewüschet / und öffters mit frischen kaltem wasser ihne angesprenget. (Gelehrte leüt.) Bej solchen verläüffen und zeiten florirten die gelehrten leüt / Arnobius, Lactantius Firmianus, Paphnutius, Eusebius und andere. (Jovinjanus.) Jovinianus ward nach Juliani deß apostaten und mammeluken tod / von dem Römischen kriegsvolk zu einem Käiser erwehlet. Da er aber jez eben die herrschafft auzutreiten auff dem wege begriffen / außländische händel indessen geschlichtet / ward er morgens tod in seiner kommer gefunden. Dessen ursach dem kalch / mit welchem das gemach kurz vorhin übertüncht worden / und dahin der Käiser ehe er entschlaffen / weilen er noch zimlich kalt / vil glüende kolen und räuchens lassen bringen / zugeschriben worden. (Valentinianus und Valens.) Die Soldaten wurden einig über der wahl Valentiniani / doch solte er einen gehülffen im regiment haben / wegen damals [198] schwirrigen zeiten / da das Römisch reich von vilen orten her angefochten mard. Sezte dero wegen ihme an die seiten Valentem seinen Bruder / alß der gegen Morgenland herrschen und furschung thun solte / Valentinianus aber gegen Nidergang / da auch die gefahr am grösten ware. (Procopius.) Indessen thut sich ein neüer Käiser herfür Procopius mit nammen / wurde aber bald von Valente in der Statt Nicomedia umbringet / erdapt / und mußte das leben für das eingebildete Käiserthum̅ geben. Valentinianus hatte inzwischen händel / mit den Teütschen / Sachen / Schlesiern / Mähren. Und als er sich über einen abgesandten sehr erzörnete / traff ihn der schlag / daran er auch starb. Valens zwang die Gothen zu unsinnigen resolutionen / darum er auch die schlacht verlohren hatte / und alß er verwundt in der flucht auß mattigkeit und forcht für den nachjagenden in ein Baurenhäuslein sich verkriechen müssen / alß ist er von den Gothen / ohnwüssend das der Käiser im häuslein / zusamt dem selben und den seinen verbrant worden. Diser Valens hat die Christen zuverfolgen angefangen im Jahr Christi 371. Und sich understanden / sie zu nöhtigen / die Gotslästerige und virdampte Lehr der Arianer anzunehmen. Aber die Christen haben sich ritterlich und dapfer gewehret. Darumb sind an vilen orten treüe lehrer und Kirchendiener ins elend verjagt / gemartert und endlich getödet worden. Als nun die verfolgung an allen Orthen / hart und sehr beschwerlich war / also daß weder die Prediger noch auch andere Gläubige jrgend wo sicher sejn kondten / sondern überal beraubt / gepeiniget / verjagt und hingerichtet worden: Beschlossen die gemeinen Kirchen / sie wolten einmahl eine ansehenliche Legation an den Käiser Valentem abfertigen / die bej ihm eine fürbit thun / ihre unschuld beweisen und darthun / auch umb hülff und schuz ansuchen solte. Wie dann auch geschehen. Und waren bej dieser Legation in achzig ansehenlicher Persohnen / welche / da sie / da sie zu Nicomedia ankom̅en und Audienz erlangt / und ihre klag und entschuldigung Supplications weiß fürgebracht hatten: Ist Valens so sehr in ihm selbst ergrimmet / daß er Modesto, einem von seinen Dienern heimlich befohlenhat / diese Legaten alle samptlich zu ermörden. Die [199] weil sie sich aber fürchten / daß nicht nach einer so gewaltsame unbillichen That ein auffruhr entstehen möchte: Haben sie diese achzig Legaten alle sampt auff ein groß Schiff gebracht / eben alß wolte man sie des Lands verweisen. Aber so bald daß Schiff auffs Meer kommen / hat man es angezündet / und seind die Schiffleüth in kleinen Schifflein davon kommen: Die achzig Christen aber haben mitten im wasser jämmerlich verbrennen müssen. Welches dann der ganzen Christenheit dazumal eine grosse traurigkeit und betrübnus gemacht hat. Wer mehr exempel diser greülichen verfolgung und blutbads lesen will / der nehme für sich daß 7. Buch in der Historia Tripartita, und das 4. Buch Socratis und Theodoreti. Alhie übergehe ich die verfolgung Athanarichs (oder Athalariks / wie ihn andere nennen) deß Königs der Gothen. Derselbe hat auch die Christen verfolget / im Jahr Christi 373. In dem er etliche getödet / etliche deß Lands verwiesen hat. Aber dieweil etliche darfür halten / es sejen dieselbe verfolgten Arianer gewesen / sollen sie nicht under die zahl der wahren Märtyrer gerechnet werden. Und dieweil die Christliche Kirch von den Arianeren da sie die oberhand hatten / viel erleiden müssen nach dem tod Constantini deß Grossen / in dem sie zu ihrer Gotslästerlichen falschen lehr noch hinzu thäten die grausamkeit / in gwoltsamer verfolgung der wahren rechtgläubigen Christen. So wollen wir auch derselben allhie meldung thun. Arius ein ehrgeiziger man / hat die Gottheit JEsu Christi angefochten und verleügnet / und darüber nach dem gerechten urtheil Gottes ein jäminerlich end genommen. Sein anhang underfieng sich gleiche Gottslästerung zubehaupten / und geschach dasselbe / wie hernach beschriben wird. Constantinus lässt sich von seiner Schwöster Constantia / zwej jahr vor seinem tod überreden / daß er den Kezer Arrium wider ins Land und zu dienst erfordert / und dargegen den Athanasium verjagt / diese enderung und wankelmürigkeit an einem so grossen Herren / erreget den streit der Arrianer merklich / dann als Athanasius ins elend vertriben war / kam Arrius wider gen Alexandria und meinet / er hette nun gewonnen / sterket derwegen seinen anhang / [200] daß also viel Bischoffe / die neülich zuvor kein wort reden dörfften / nunmehr offentlich anfiengen seine Irrthum und Kezerej zuverthädigen / sonderlich nach absterben deß Käisers Constantini. Athanasius hielt sich zwej jahr und vier Monath lang im elend verborgen / bej S. Maximin dem Bischoff zu Trier. Constantinus der elteste Sohn Constantini deß grossen / ein dapferer Fürst und Herr in Frankreich / verschaffet nach Anordnung seines vätterlichen Testaments / daß Athanasius wieder kam gen Alexandriam. Damals war Arius gestorben / und Constantinus welche ein jünger Herr war / möchte die Arrianer nicht offentlich leiden / wiewol etliche Bischoff derselben Secten einen guten zugang zu ihm hatten. Als nun Athanasius wider kommen / lehret und regieret er seine gemein drej jahr lang / under dessen wird Constantinus / durch anstifftung Eusebij deß Bischoffs zu Nicomedia / und etlicher anderer ein grosser Christen seind / und verjagt Paulum / den Bischoff von Constantinopel / und Athanasium von Alexandria. Da einer mit namen Georgius / mit gewapneter hand sich deß Bistums underfieng. Zu der zeit muste sich Athanasius mehr verbergen / dann zu vor jemals. Und dieweil seine widersächer ihm nach Leib und leben stunden: begab er sich eilends nach Rom / da er und Paulus der Bischoff von Constantinopel ein zeitlang ihr wesen hatten / bejdem Bischoff Julio. Darnach zogen sie zum Käiser Constante / welcher ganz Occident rühig innen hatte. Bej demselben ward so viel erhalten / das endlich mit bejder Brüder Constantis und Constantij bewilligung / ein Concilium angestelt wird zu Sardis in Illyria, zehen jahr nach dem tod Constantini deß grossen / im Jahr Christi 351. Daselbst kamen zusamen 250. Bischoffe / und neben andern Athanasius / und Hosius Bischoff zu Corduba / welcher (nach deß Synodi außschreiben oder Sendbrief) ein sehr betagter und ehrwürdiger man war / und die warheit allweg rund / auch mitten in der verfolgung / bekannt hatte. In demselben Concilio wurd erklärt / bekan̅t und offentlich angenommen / die lehr und bekantnuß deß Concilti zu Nicea gehalten / und alle gegenlehr außgesezt und verdammet. Und ist solches zu finden in der Kirchenhistori Theodoreti, da under andern gemeldet wird: Daß der Vatter nicht ist ohn den sohn / [201] und daß Sohn nicht ist gezeüget oder gebohren ohn den Vatter / auch nicht sejn kan / ohn den Vatter. (Ex Martyrolog.) Es sind aber diese zeiten voll jammer und elend gewesen. Denn eben umb dieselbe zeit hat man ein ander Concilium gehalten in einer Statt in Thracia genannt Philippopolis, da straks das widerspiel ist geschlossen worden. Und daß geschach darumb / dieweil das Käiserthum̅ nunmehr zertheilet war / und mehr dann einen Herren hatte / und es nicht mehr gehen wolte wir zur zeit des Nicenischen Concilii / da Constantinus allein Käiser war. Constantinus war ein junger Herr / und die Fuchsschwänzer verderbten jhn. Daher gieng es übel zu in der Kirchen Gottes / dieweil die Feinde der warheit / die Herren ihres gefallens regierten. Uber vier Jahr ist einander Concilium gehalten worden zu Smyrne, da Constantinus bej gewesen / welches dem Conciliio zu Sardis ganz und gar zu wiedergefallen. Alhie ist wol zubedenken / was für unglük die Kirch Gottes außstehen müssen / nach dem so viel widerwertige Concilia angesezt und gehalten worden / in welchen allen daß Symbolum zu Nicea gemacht / ist verfälscht worde̅ / nemlich das Concilium zu Smyrne, Rimin, Mejland / Seleucia, Constantinopel und Antiochia. Von welchen ich hernach weiter sagen will / damit fromme Christen den jammer der Kirchen Gottes zu der zeit beherzigen mögen. Zuvor aber wil ich die Histori deß lieben Athanasii vollend beschreiben. Nach dem Concilio zu Sardis begehrt der Käiser Constans von seinem Bruder Constantio / er sol Athanasium wider zu seiner Kirchen Alexandriam beruffen / und erklehret sich außdruklich / wo ers nicht thun werde / so wolle er ihn selbst wider in seinen vorigen stand sezen. Und ob sichs wol durch listige Practiken verweilet: Rieth man doch endlich Constantio / er solte lieber Athanasium wider fordern lassen / dann zu einem innerlichen Krieg anlaß geben. Derhalben bewilliget Constantius / daß Athanasius zu seiner Kirchen wider kommen möchte. Aber nicht lang hernach stirbt der Käiser Constans. Da wird Athanasius alsbald widerverjagt / als der da (wie Constantius ihn beschuldiget) Constantem zum krieg angereizet hette. Also wird Athanasius deß Lands verwiesen / und verbirgt sich sechs jahr in Libya / biß das Constantinus gestorben war. Dargegen hat Georgius der Bischoff grosse Tyran̅ey geüet [202] zu Alexandria. Die zarten Jungfrauen ließ er zum feüer führen / und dräuet / er wolte sie darein werffen lassen / wo sie nicht offentlich wolten verheissen abzustehen von der lehr Athanasii. (Ex Martyrolog.) Zur zeit Juliani kam Athanasius wider: Und ob wol hernach Julianus jhn zu töden befohlen / blieb er doch bej seiner Kirchen zu Alexandria / biß in das 7. Jahr Valentiniani. Vnd wird darfür gehalten / daß er derselben Kirchen fürgestanden sej 46. Jahr: und ist auß dem Lauff seines Lebens abzunehmen / wie viel unglüks und Jammer er in der Kirchen Gottes mit Augen hat anschauen und außstehen müssen / darauß ihn doch der Herr wunderbarlich erlöset hat: Und ob wol Athanasius / der fürtreffliche Diener Gottes / vil Elend außgestanden hat / sind doch derhalben die andern rechtschaffenen lehrer und wahre Christen der verfolgung nicht überhaben gewesen. Denn Paulus Bischoff oder Pastor der Kirchen zu Constantinopel / ist in Cappadociam ins elend verwiesen worden: Da man ihn bald hernach mit den Strik vom Leben zum tod hingerichtet hat. Marcellus Bischoff zu Ancyra, ist gleichfals verjagt worden. Lucius Kirchendiener der Statt Adrianopolis / ist in die Eysen geschlagen / und umbkommen. Athanasium konten sie nicht erdappen. Darum̅ tödteten sie Theodulum, und Olympium, Bischoffen in Thracia. Als Macedonius ein Arianer / an Pauli statt zum Bischoff zu Constantinopel bestätigt war gieng die verfolgung wieder die frommen Christen mit gewalt an: In dem etliche aus ihren Kirchen verjagt / etliche aber deß Arij Kezerej gut zuheissen und anzunehmen gezwungen wurden: Vnd das alles mit solchem gewalt / wie zuvor die gottlosen Tyrannen und verfolger der Kirchen Gottes zu thun gepflegt hatten. Etliche geisselt man / daß sie darvon sturben. Andere beraubt man ihrer Privilegien / und vertrieb sie ins Elend. Etlichen brante man mit glüenden Eysen zeichen an die stirn / martert und peiniget sie auffs eüsserst. Etliche sturben für hunger und kummer im elend. Ganz Orient war unrüh g gemacht / und geplagt / durch diese falsche Christen / in allen Provinzen des Käiserthums sonderlich aber zu Constantinopel: Da zween von den Haußgenossen Pauli deß Bischoffs / mit Nahmen Martyrius und Martianus, beide Kirchendiener / durch falsche zeügen angeklagt und zum tod hingerissen worden. Macedonius / der vermeinte Bi [203] schoff / hat auch sein begehren vom Käiser Constantio erlanget: daß er seines gefallens mit der Christen Kirchen möchte handeln. Darumb nam er ein Rott loser Buben zu sich / welche mit gewehrter hand alle Kirchen der Gläubigen / die man damals Homousianer nen̅et / darnieder gerissen / und groß unglük anrichteten. Sie verschoneten (Ex Martyrolog.) auch nicht der lebendigen steine deß Tempels Gottes / sondern erwürgeten ohn underscheid Männer und Weiber / und liessen nicht ab biß das sie ein auffruhr zu Constantinopel anrichteten / in welchem unzehlich vil leüt um̅kamen. Under den verfolgern der Christen / die man Homousianer, daß ist / Consubstantiales nennet (darum̅ das sie die warheit verteidigen / nemlich daß JEsus Christus / nach seiner Göttlichen natur eines wesens ist / das ist wahrer Gott mit dem Vatter) war ein fürnehmer Rädelführer und Manicheer, ein außbündiger Bluthund / mit Namen Sebastlanus / welcher über die Soldaten und Christen-Mörder ein Oberster war. Derselbe schrieb an die Landpfleger der Stätte und Capitäinen der Festungen / sie solten die Pastorn und Kirchendiener mit gewalt antasten und ihre Kirchen den Kezern einraumen. Diesem gotlosen befehl ward fleissig nachgelebt. Dann da wurden alsbald viel für nehme und betagte Kirchenlehrer ins elend vertrieben. Vnd er welchen auch war Aminonius, Mais, Psenosiris, Ilammon Plenes, Marcus, Athen???dorus, Dracontius, Philo, und andere / welcher Athanasius gedenket in seinem Sendbrieff an die Brüder in der wüsten. Man hatte kein mitleiden mit dem kranken und schwachen / sondern schürget sie auff wagen und schleppet sie hinweg: Und so einer von den kranken underwegen starb / liessen sie ihn begraben. Wenn Jemand auß Christlicher lieb / armen Witben und wäisen der verjagten Christen guts thet / den hielten sie alsbald verdächtig / und zogen ihn für gericht / verdam̅ten / schlugen und peinigten ihn endlich / für den Augen deß obgemelten Sebastiani / der an seinen Henkersbuben und solchem Spectacul eine sonderliche lust und Freüd hatte / bej welchen Barmherzigkeit und mitleiden für Laster gehalten wurden. Auch ließ er an andern orten greüliche verfolgungen wieder die frommen Christen anrichten / darvon etwas muß gesagt werden: Dieweil dieselben gar eigentlich übereintreffen mit der Tyrannej / so hernach der Antjchrist zu Rom und [204] sein anhang / under einem herrlichen Titul und schein / wieder die Christliche Kirch greülicher geübet hat / dann jemals die Heiden. (Ex Martyrolog.) Als Athanasius vernam / das ihm Constantius nach leib und leben trachte / zog er von Alexandria an einen sichern ort. An seine statt kam einer / mit Nam̅en Georgius auß Cappadocia / wie obgemelt / welcher als er in dieselbe Kirch eingeschliechen / einen grossen hauffen Heiden / Juden und anderer losen Buben aufbracht / und ließ die armen Christen in ihren versamlungen under der Predigt überfallen / ermörden / und ihre Kirchen mit Feür verbrennen. Da fänget die ganze Statt an zu heülen und weinen über solchen jammer / und begehret hülff vom Landpfleger. Darumb das die Henkersbuben / ehrliche Jungfrauen naket außgezogen / genotzüchtiget / und die sich geweigert / erstochen hatten. Der Landpfleger sahe durch die Finger / und ließ die armen Christen under die Füß tretten / köpffen / erstechen / steinigen / oder sonst an ihrem leib jämmerlich verlezen. Die Heiden opfferten ihren Gözen auff dem Tisch deß Herren / verspotteten und lästerten unsern HErren JEsum Christum / den Sohn des lebendigen Gottes / und trieben solchen truz und unfläterej / daß nicht darvon zu sagen ist. Ehrliche Jungfrauen zwungen sie / daß sie die Christliche Religion solten verschweren: Und die jhnen nicht bejpflichten wolten / tratten sie mit Füssen und hieben sie in Stüke. Georgius / der da froloket / daß jhm der anfang seines Bischofflichen Ampts so wol gerathen war / gab den Henkersbuben der Christen güter preiß. Dieselben / weil sie die Waffen zur hand hatten / plünderten sie jederman / und beraubten ganze Häuser / soffen den Wein in den Kellern: Und was sie nicht sauffen konten / daß verschütteten sie / und zerbrachen thüren / fenster und laden: Auch zündeten sie ihren Gözen an die kerzen der Christen / so sie etwan bej nacht in ihren versamlungen gebraucht hatten. Diß gieng den Arianern nichts zu Herzen / sondern wurden noch mehr erbittert wieder die Christen / also daß durch ihre anstiften die Pastorn und Eltesten der Kirchen / wie auch allerlej stands andere Christen / ja auch die Jungfrauen für gericht geschleppet wurden / ins gefängnus geworffen / ihrer Güter beraubet / mit ruten und Geisseln gehauen / und allen Kirchendienern ihr underhalt [205] (Ex Martyrolog.) genommen. Underdeß stund der andächtige Bischoff Georgiusauff der Canzel / und rieff mit vollem halß wider die Christen: Ja er war so gar außgelassen / daß er auff den Oster abend mit einem Heydnischen Capitein in der Christen Kirche ging / und ließ daselbst greiffen 34. Jungfrauen / neben etlichen ansehenlichen Männeren und Weibern / die ließ er greülich geißlen / und in ein hart Gefängnüß werffen. Under andern herrlichen thaten / hat er auch einmahl eine Jungfrau mit Ruten hauen lassen / daß sie ein Psalmbuch in ihren Händen getragen. Derselben rissen die Henkersbuben daß Buch auß den Händen / zogen sie naket auß / und geisselten sie elendig / und wurffen sie in einen Graben. Die Woche nach Ostern machets gemelter Bischoff noch ärger / in dem er unzehlich viel Christen gefänglich einziehen / und ihre Häuser plündern liesse. In der Wochen nach Pfingsten / als sich das Volk auff den Kirch hoff versam̅let und in die Kirch gehen wolt da ein falscher Bischoff in̅en predigte / auch nit mit ihm daß Nachtmal halte̅ wolte: bestelt der Bößwicht den vorgemelten Obersten Sebestianum / daß er eine Rotte seines Gebaks auffbringe / und ohne verzug die Christen auff dem Kirchhoff in ihrem Gebätt überfalle / und mit Pfeilen / Schafflinen und Schwertern ein greülich Blutbad anrichte: Wie er dann alsbald gethan: Und underandern etliche Jungfrauen entblöset / und sie zum Feüer mitten in der Statt geführet / und ihnen befohlen / die Christliche Religion zuverschweren. Alß sie aber dasselbe nicht thun wolten / hat er sie dermassen zerschlagen lassen / daß sie ihre eygene Eltern und Freünde eine zeitlang nicht haben erkennen können. Bej 40. Männer ließ er mit Ruten zu tod hauen: Die andern / so er ergrejffen konte / verschikt er ins Elend / in eine Insul. Die erschlagenen wolte er nicht begraben lassen / sonderen ließ sie unbegraben / verbergen und bewaren. Hiervon schreibt Athanasius in verantwortung seiner flucht: Deßgleichen Socrates und Theodoretus in ihren Kirchen-Historien. Under deß erlangen die Arrianer / daß ein Concilium angesezt wird zu Mejland / Athanasium und andere rechte Kirchen-Lehrer / welche die rechte lehr von der Gottheit Christi führeten / zuverdammen. Etliche Bischoffe auß Occident / als sie der Kezer Be [206] trug entdeket / wolten sie mit ihnen nicht übereinstimmen / noch sich bej ihnen in verdammung der reinen Kirchenlehrer / finden lassen / sondern übergab dem Käiser Constantio / der anwesend war / eine Censurschrifft / darin sie der falschen Lehrer irrige meinung offenbarten / und mit Zeügnussem göttlicher Schrifft widerlegten. Umb welcher willen sie ins elend verjagt wurden. Under andern Kirchendienern die sich damals richtig und unerschroken erzeigten / waren Paulinus und Hilarius / Bischoffe in Frankreich / Osius Bischoff in Hispanien / und Liberius Bischoff zu Rom welche sich außdrüklich wiedersezten den Arriane???n und dem Käiser / der da begehrte sie solten die verdammung Athanasi??? underschreiben. Die Arrianer fuhren fort mit ihrer Kezerej und Gottslästerungen / biß daß sie mehrer theils durch Gottes urtheil greülich hingerichtet / und auß ihrer Gottlosigkeit Mahomet / der Antichrist im Orient entstanden ist. Welcher zu grund vertilget hat / die herrlichsten Kirchen und gemeinden / die durch viel tausend Märtyrer blut zuvor in allerley Provinzen desselben grossen theils der welt erbauet waren. Ehe dann wir aber beschreiben den Mahomet / und das unglük / wollen wir noch eine denkwürdige Histori / so sich under dem Käiser Valente begeben herbej sezen. Eine denkwürdige Histori / welche sich under dem Käiser Valente / der Arrianischer Kezerej zugethan / begeben. Es hatte Käiser Valens den Christen die Tempel zerstöret / daher sie under frejen Him̅el aussert den Stattmauren ihre zusammenkunfft gehalten / den Gottesdienst zuverrichten. Alß nun der Käiser solches vernommen / ward er zornig / beschikte seinen Feld-Obersten Modestum (welcher heimlich den Christen gewogen ware) fuhr ihn an / gab ihm dar zu einen Bakenstreich / weil er so saumseelig in außtilgung der Christen ware. Modestus muste hierauff mit verfolgen fortsezen. Warnete doch in dessen die Christen / welche solches verachtet / und umb so vil desto heüffiger zusam̅en lieffen auf dem Felde offentlich. Da nun Modestus mit seinem Kriegsheer im anzug / die armen Christen zu überfallen und umbzubringen / begibt es sich / daß ohngefehr eine Weibspersohn daher laufft / mit sich an der Hand führende einen jungen Knaben / trange durch das Kriegsheer eilends durch / hatte [207] nur einen Mantel umb sich geworffen. So bald ware sie auffgefangen / für Modestum gestelt / und befragt / wohin und warumb sie also durch daß Kriegsvolk eile / ob sie nicht gewahre die gefahr in welcher sie schwebe? Hier auff ware die antwort / sie eile dem Feld zu / da die allgemeine Kirchen versam̅let seje. Spricht Modestus weist du dann nicht / daß ich eben jez muß hinziehen / und alles umbbringen / was anzutreffen. Ja / sagte sie / daß weis ich wol / eben darumb eile ich also / daß ich nicht zu spath komme / und der ehre deß Marterthumbs / von Gott uns angetragen / beraubt werde. Modestus fragt weirers / warumb sie den Knaben mit sich führe? Da gab sie zur antwort / auff daß er gleiches Creüz und gleiche gnadenreiche belohnung mit mir habe. Als nun dieses von Modesto dem Käiser angezeigt worden / ward befohlen / mit der verfolgung inn zuhalten. Sozo menus libr. 6. c. 18. (Polycarpi standhafftigkeit) Deßgleichen unüber windliche standhafftigkeit hatte schon vorhin der gewaltige lehrer Polycarpus auch erzeigt: Da jhme under anderem der Landpfleger zugesprochen / er solte Christum verläügnen / so wolte er ihn los lassen: Antwortet Polycarpus getrost / ich hab dem herren Christo wol 86. jahr gedient / er hat mir nie kein übel noch leid gethan. Wie soll ich meinen könig lästeren / der mich erlöset hat? (Gratianus. Valentinianus II. Theodosius I.) Gratianus und Valentinianus beide Brüderen / vergleichten sich deß regiments halber. Zu denen kame noch Theodosius alß dritter Käiser. Diser Theodosius liesse sich nach einer außgestandenen schweren krankheit tauffen / verjagte die Arrianer zu Constantinopel / gab ihre Haupt-Kirchen dem frommen Bischoff Nazianzeno ein. Versamlete darauff das Concilium Constantinopolitanum. (Maximus.) Indessen wurde Gratianus von Maximo und seinen anhängeren erschlagen / und hat sich für den dritten man ins regiment eingetrungen. Bald müßte Valentinianus II. auch daran / wurde durch practiken seines treülosen dieners Arbogasts erwürget. (Eugenius.) Theodosius behielt also das feld / verjagte deß Reichs feinde / stillete die innerlichen auffrühren und schluge den neügebohrne̅ Käi [208] ser Eugenium / welcher von einem schreiber und von der feder alsobald zum scepter und Cron gelangen wolte. (Jahr Christi 398.) Theodosij ende rukete zugleich herbej / darum er seinem sohn Arcadio den Orient übergabe / Honorio aber dem andern sohn / was gegen nidergang zu verwalten ware / und starbe an der wassersucht. Arcadius stirbt / verordnet seinem Sohn Theodosio Isdagerdem der Perser König zum vormünder. Stilico gehet mit verrähterischen sachen und meüchelmord um̅ / wird darum offentlich enthauptet / dessen Soldaten Alaricum der Gothen König um hülff angeruffen / welcher endlich die Statt erobert / geplündert / und alß er wider mit den seinen abgezogen / (Gothen vergraben ihren König under das wasser.) starb er underwegs. Darum die Soldaten den fluß Busento abgegraben / Alaricum darin vergraben haben mit einem grossen schaz / und liessen darauff dem wasser wider seinen vorigen gang und lauff. Zu denen zeiten starbe auch Ambrosius Bischoff zu Meiland / welcher Theodosium mit beweglichen worten vom Nachtmal außgeschlossen / darüber der Käiser seine demut und reü bezeüget. (Johan̅es Chrysostomus.) Johannes Chrysostomus der fromme Bischoff zu Constantinopel hatte die Eudoxiam deß Käisers Arcadij gemahel erzörnt / sie offentlich verglichen der Herodiadi, zulezt müßte er ins elend vertriben sein und darin umkommen. Vil Concilia wurden dazumal gehalten / wider die Donatisten (Concilia.) und Pelagianer zu Carthago / Toleto / Hippone und Constantinopel. Es liessen sich auch hören Augustinus der berühmte Kirchen (Etliche Kirchenlehret.) Vatter und Bischoff zu Hippone / allwo er auch gestorben / ehe und dann die Statt von den Wandalen eingenom̅en ward. Welche sie dazumal eben hart belägerten. Auch lebte Hieronymus / Theophylus und Cyrillus, beide Bischoffe zu Antiochia. Paulinus von (Theodosius II. Pulcheria Theodosius heyrahtet eines Philosophi Tochter.) Nola / Orosius / Prudentius / Rufus Anienus, Claudianus. Theodosius II. Römischer Käiser / herrschete mit seiner klugen Schwöster Pulcheria die etwann wegen ihrer tugend zur Käiserin gekrönt ward. Diser Theodosius heirahtet deß Atheniensischen Philosophi Leontii Tochter welche zwar hüpsch / aber darbej auch tugendsam und sehr gelehrt ware. Dise wurde getaufft / in der Christlichen Religion underwisen und Eudocia genant / weil der Käiser ein sonderbares wolgefallen an ihren hatte.
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(Fränkische Fürsten.) Um̅ dise zeiten eräugten sich die Fränkische händel. Da dan̅ von den Teütschen Franken ein guter theil in Frankreich sich under gelassen / andere sind geblieben und haben bewohnt die örter an den wasseren Main / Rhein / Saal und Fulda / darbej noch das Fränkische Fürstenthumb bleibt. Under welchem Volk Herzogen und führer waren Gundebald / Dagobert / Clodoweis und Markmejer / (Pharamundus erster Königder Franken.) von welchem lezteren her kame Warmund oder Fahrmund / Pharamundus / der endlich auß einem Herzogen zu einem Könige in der Statt Würzburg erwelt / under deme auch Lex salica, daß allein die Manspersohnen erben der Herrschafften sein solten / gemacht worden. Diser Pharamund hat seinem Bruder Marcomiro das Herzogthum Franken gelassen / und hat er das Königreich behalten. Nach dessen tod Clogio sein Sohn König ware. Von dato an werden die Könige in Frankreich gezehlet. (Gothen) Die Ost und West Gothen / Wandalen / Hunnen / machten der zeit grosse unruhen / nahmen Land und Stätt ein / und verursachten vil streit und krieg. (Attila.) Attila der Hunnen König vexirte die Römischen Käiser gewaltig / er rühmte sich zu hahen das schwert Martis / das ihme ohngefehr ein kühhirt gefunden / daher er blutdurstig ware. Und ist es endlichen zwischen dem Römischen Feld-Obersten AEtio und disem Attila zu einem Haupttreffen kommen / deßgleichen nicht bald beschehen / dann wol über die 100000. Man bederseits sollen gebliben fein / und haben die Römer dennoch das Feld und den sig erhalten. (Jahr Christi 453. Theodosius stirbt. Martianus) Theodosius falt auff der jagd den Halß entzwej / und kame an sein statt Martianus / der Pulcherriae Ehman. Dieser solte mehr Friderich alß Martianus geheissen haben / weiln er sehr fridliebend und etwan zu sagen pflegte: So lang wir im friden leben können / laßt uns hüten / daß wir nicht zu den waaffen greiffen. (Der Statt Venedig anfang.) Als nun die Barbarischen Völker die Hunnen so übel auch in Italien gehauset / haben sich vil auff die insulen im Adriatischen Meer ligend begeben / welche von natur verwahret / weilen das flache land verderbt / die Stätte und Länder abgebrandt waren. Und dannether sind entstanden die anfäng der berühmten Statt Venedig.
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(Genzerich wird meister in Rom) Auffs neüe aber nahme Genzerich die Statt Rom ein uns thate grossen schaden / daß sich dise Statt lange zeit nicht mehr könte erhole̅. Maximus der wenig tag den Käiserlichen titul gebraucht / (Maximus kompt umb.) ist von den Römeren selbst in stuk zerhauen worden. Eudoxia die verwittibte Käiserin ward mit ihren kinderen gefänglich abgeführt / bekame hiermit ihren lohn / dann sie solche Barbarische gäste herzu geloket hatte. (Avitus Römischer Käiser. Majoranus.) Darauff erwehlten die Soldat en Avitum zum Käiser / behielt aber nichts dann die wahl / sturbe im elend für kummer. Nach disem / wurd Käiser Valerius Majoranus / Obrister zu Pferd / treibte es auch nicht lang / dann er von seiner Obristen einem in verhafft genommen und auß desselben befehl getödet worden. (Severus.) Disen folgete Vibius Severus / der nicht länger alß sein vorfahr regierte und starb zu Rom. (Anthemius Olybrius. Glycerius.) Summa das Käiserthum zu Rom / wurd gleich einer ballen von einem zum andern geworffen. Anthemius wurd Käiser / bald wider enthauptet. Flavius Olybrius regierte wenig wochen und starb. Glycerium von den Gothen zum Käiserthum̅ erhoben / vertreibte Julius Nepos / disen Orestes. Orestes machte seinen sohn (Augustulus.) Augustulum / der noch ein Kind war / zum Käiser. Es kame aber Odoacer, überwand den Orestem, ließ ihn enthaupten / seinem Augustulo aber / alß einem Kind schenket er das leben. (Odoacer.) Odoacer nennete sich darauff einen König in Italien / theilete das Land auß / gabe den Gothen auch ein theil. (Kirchen geschichte.) Under einem und dem anderen schon ernamseten Orientalischen Käiseren / hat sich der Kirchenhalben folgends zugetragen. Concilia wurden gehalten wider die Messalianer / Nesto rianer / Eütychianer. Zu Epheso ward ein Synodus gehalten für den Kezer Eutyches. Dargegen und wider den schluß deß Ephesinischen Concilij von Theodosio gut erkant / hat Käiser Martianus das Concilium zu Chalcedon angesehen / darbej wol über die 600. Bischoffe waren / samt dem Käiser und der Käiserin Pulcheria. (Gelehrte leüt Historici und Poeten.) Dazumal lebten auch Jsidorus Pelusiota, Salvianus, Theodoretus, Nilus, Eucherius, die Bischoffe waren: Sidonius, Sedulius, Nonnus, Sulpitius Severus, Eutropius, Socrates, Sozomenus und andere.
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(Jahr Christi 460. Leo Thrax.) In dem Orientalischen reich ward Martiani Successor und nachfolger Leo Thrax. (Dieterich König in Italien.) Dieterich von Bern der Ost Gothen König hat den Oedacer geschlagen / und ward der andere König in Italien. (Zeno.) Nach dem Tode Leonis kame Zeno an statt. Disen aber hatte bald der Käiser Basiliscus veriagt von Constantinopel / machte sich zum Käiser / daher ein grosser tumult zu Constantinopel entstanden / sonders weil diser Basilisc ein feind der rechtgläubigen (Schädlicher brand zu Constantinopel. Jahr Christi 480.) und der Eutychianer Kezerej zugethan war. Auch entstund dazumal der ungeheüre brand in Constantinopel / welcher unwider bring lichen schaden verursachet / vil antiqviteten / selzame kunststuk samt vilen tausend Bücheren verzehret. (Zeno lebëdig begraben.) Diser Zeno / alß er wider in Constantinopel kame mit hilff deß volks / und Basiliscus verjagt mit den seinen im elend müßte darben und verderben / ware den wollüsten ergeben / sonders aber der füllerej und trunkenheit / also daß er öffter für tod gelege̅. Daher sein weib Ariadne / damit sie seiner sich loß würkete / denselben in einem solchen zustand / habe lassen in das grab legen und ohngeacht seines wüten da er wider zu sich selbsten kommen / lassen sterben. Name darauff den sectetarium Anastasium zum ehman / und gab ihm darmit das Käiserthum. (Anastasius.) Anastasius ein Eutychianer / hatte von einem sternseher gelernet / daß er werde von Don̅er und Stral sterben. Welches auch geschahe. (Clodoveus der Franken König.) Von Clodoves König in Frankreich wird geschriben / daß da er im anzug wider die Teütschen ware / habe er auß beredung seines Weibs ein gelübd gethan / daß er wolte ein Christ werden / so ihme Gott den sig verleihen wu de. Welches beides geschehen. (Thrasimundus.) Die Wandalischen Könige in Affrica / Gundamund und nach ihme sein Bruder Thrasimund / welcher die wittib Königs Hunerichs und Königs Dieterichs von Bern Schwöster / zur ehe genommen / regten sich dazumal gewaltig. Bald aber kame es mit (Wandalische Herrschafft in Africa nimt ein end.) der Wandalen reich in Africa zum end / alß es von Genzerich an über 100. Jahr gewehrt. Dann Gilimer thut seinem Bruder Hilderich gewalt / liesse ihme die augen außstechen wider alles abmahnen Justiniani / darum diser seinen Feldobersten Bellisarium mit einem Kriegsheer wider Gilimer gesandt / und geschahe ein schlacht / [212] in welcher es Gilimer verlohren / ward gefangen nach Constantinopel (Deß gefangenen Gilimers spruch) gebracht / für den Käiser gestelt / der in seinem pracht und ornat sich zeigte / darüber Gilimer ruffte: Vanitas vanitatum, & omnia vanitas: Alles ist eitel und die eitelkeit selbsten. Dessen Justinianus sich so bald erinnerend / hielte disen Gilimer wol. (Britannische händel.) In Britannien nach deme sich die Angelsachsen nidergelassë mit heeres krafft und regiment / haben sie sich gewaltig außgebreitet / und haben immerzu mehr in Engelland übergesezet / mit den einwohnern daselbst um̅ das ihre getauschet. (Iustinus. Iustinianus) Justinus folgete Anastasio im regiment / der mit list darzu kommen / und auß einem armen hirten ein Käiser ward. Nach dessen tod kame Justinianus / welcher die fürnemsten Juristen hin und her zusammen beruffen / daß recht und die alten gesäze der Römer (Jahr Christi 530.) und anderer Völkeren / in gute ordnung zubringen / daher Codex Juris civilis entstanden / und nachgehends die Institutiones, bis endlich Libri digestorum dazu gethan wurden. Deren aller sich heüt zu tag die rechts gelehrten wüssen zu gebrauchen. (Italianisches reich und desselben ende under den Gothen.) Zu Rom wurde an Königs Dieterichs stelle verordnet sein enkel Ethel??? eich (Athalaricus) deß Herzogen Enterichs und der Amelschwinden sohn. Auf disen kame Theütehat / nach disem Wittich / Hildebald / Totila welcher vil Stätte eingenomen / vil Volk geschlage̅ / bis er endlich von Käisers Justiniani Obersten Narsete mit hilff der Longobarden auch überwunden und getodet worden. Dieser Totila hinderließ das reich einem nammens Zejas / bej dem es auch aufgehört / und hat Käiser Justinianus das Italianische Römische (Cosroés.) reich / zu einer Constantinopolitanischen Provinz gemacht. Nachgehends alß Justinianus mit der Perser König Cosroe, der Cabadi im Persischen reich gefolgt / friden gemacht / ist er gestorben. (Concilium. Gelehrte leüt.) Zu denen zeiten wurde widerum das allgemeine Concilium in der Statt Constantinopel gehalten / in welchem auch die irrthum (Jahr Christi 550.) Origenis Adamantij, Evagrij verworffen wurden. Dazumal lebten Vigilius, Dracontius, Procopius, Joruandes, und der wunderliche Priscianus. (Iustinus II. Käiser. Tiberius II) Justiniano folgete wider nach Justinus im Käiserthumb / und disem Tiberius II. Beide aber / nach deme sie sich dapfer gehalwider die Persen und andere einfallende feind / sind sie gestorben.
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(Longobarden.) Indessen kamen neüe gäste in Italien / auß weiß nicht was für enden der welt nach etlicher meinung auß den Mitternächtigen Ländern / die Longobarden / nahmen vil fürnemme Stätte ein / bezwangen (Alboinus) vil Land und Leut / und sazte sich daselbst alß ein König Alboinus mit Rosenmund seinem Ehweib. Bej solchem wesen / gabe es ein neü Babel ab und verwirrung (Enderung der spraachen.) in den sprachen. Die Lateinische sprach / welche bis daher üblich in Frankreich / Spannien / Italien / wurde durch solcher Völkern ankunfft auß mancherlej orten / ganz verderbt und geändert. Dann dle Franken und Burgunder in Frankreich / die West-Gothen und Schwaben in Hispanien / die Ost-Gothen und Lombarder in Italia / die art zu reden in ihrer sprach üblich / under das Latein vermengt haben. Daher zu lezt auß solchem verderbten Latein / die Französische / Spannische und Italianische Sprach entstanden. (Mauritius Käiser.) Tiberius hat das Käiserthum seinem Dochterman Mauritio überlassen. Diser ware schlechtes herkom̅ens / aber zugleich ein dapferer Soldat / wie er dann bald deß reichs feinde verjagt / deren dann vil waren / die Persen zum stillstand gebracht hat. (Cacanus ein Konig in ni der Vngaren.) Es kame aber ein Barbarischer feind auß Vngaren / deren Haupt Chacas oder Cacanus heißte / der fiele in Italiam ein / thate grossen schaden mit sengen / brennen / mörden / rauben. Er bezwange zu erst / den Gothischen Fürsten über Friaul / genant Geißhülff. Da nuu auff ein zeit Cacanus eine Statt belägerte / in welcher sich deß Geißhülffs Ehweib / Romilda genant / befande / truge (Ein geiles und verrähterisches weib gestrafft.) sich folgends zu. Romilda sahe ab einem thurn Cacanum / einen wolgestalteten starken Mann / wurde darüber in unkeüsche liebe gegen ihme entbrant / ließ durch underhändler die sachen anstellen / daß die Statt mit dem beding solte übergehen / samt dem Königlichen Schaz darin / so Cacanus wolte ihr Ehman sein. Das versprechen geschahe / die Statt wurde eingenommen / Cacanus hielte hochzeit und Bejschlaff mit der Romilda. Weilen aber disem Barbarischen Cacano selbsten mißfallen / die geilheit / und verrähterej dises Weibs / alß welche darum deß Fürsten und seiner Kinderen / die sie bej sich hatte / ehr / gut / und leben / um unkeüscher liebe willen in die schanz geschlagen / darum so liesse er sie auch greülich abstraffen: er übergabe sie dem willen noch 12. anderen starken Barbari [214] schen Soldaten. Von welchen sie sehr geschwächet / und noch darüber an einem eichenen pfal lebendig gespisset worden. Diser Cacanus fuhre also fort und plaget Mauritium / daß er ihm müßte jährlichen tribut / bej vilen tausend gulden geben. Da nun Cacanus auß dem Römischen reich wider abgezogen / wolte er 12. Tausend Menschen Mauritio wider zu lösen geben / umb so viel gulden / welche alle Mauritij underthanen waren. Dises schluge der karge Kaiser ab. Cacanus begerte noch einmal mehr nicht als 6000. Gulden für die gefangenen / welche weil Mauritius auch dises wenige nicht geben wolte / Cacanus alle jämerlich liesse nider mezgen und erwü???gen. (Mauritius komt elend um̅ und auß was ursachen.) Dises hat der gerechte Gott nicht ungerochen gelassen / da bald hernach Mauritius / wegen seiner kargheit bej dem Kriegsvolk verhaßt und desserwegen durch einen Hauptman / nammens Phocas / besprochen / welcher mit maulschellen und schimpf wider abgewisen worden. Darauff gieng der lermen an / Phocas wurde zum Käiser aufgeworffen / Mauritius wolte entweichen / ward erdappet / für dessen augen seine beide Söhne Theodosius und Tiberius erstlich hingerichtet wurden. Darnach solte man das kleine Kind auch hinrichten / alß aber die säugam̅ wolte verschonen / und ihr kind an statt geben / befahle Mauritius selbst man solte sein kind her bringen / daß auch umgebracht wurde. Zu lezt ruffte der Käiser: Iustus es Domine & justa sunt Iudicia tua: Herr du bist gerecht / und alle deine gericht sind gerecht / und hielte den Kopf auch dar der ihme abgeschlagen wurd. Sein weib und tochteren haben sich zwar in eine Kirchen salvirt / und bleibten dismals durch fürbitt deß Bischoffs und Volks bej leben / sollen aber nachgehends enthauptet worden sein. (Phocas. Jahr Christi 604.) So ware dann Phocas Käiser und wie er darzu gelangt / also ist er wider zum verlurst kommen. Er war ein tyran und schandbub / darum allerhand zusammen rottungen wider ihne entstunden / bis zu lezt die sach Heraclio gelungen / welcher dises Phocae schiff erobert / den Phocam mit einem elenden schmählichen tod lassen hinrichten. (Bonifacius IV. Papst zu Rom.) Diser Phocas hat dem Bischoffe zu Rom den primat und vorzug über andere Bischoffe gestattet / und den grossen abgöttische̅ Tempel / Pantheon genant / den Marcus Agrippa / Augusti Tochtermann erbauet / dem Bonifacio übergeben.
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Von dato an ist der Päpsten zu Rom Hochheit / gewalt / und herrschafft entstanden / alß vorhin schon ein zank und streit ware / zwischen Gregorio Magno und Johanne Constantinopolitano, da je einer für dem anderen den vorzug haben wollen / under welchen aber der einte sich offentlich vernemmen lassen / daß derjenige der nach solchem primat vorzug / Hochheit und herrlichkeit trachte / und denselben behalte / seje ohnfehlbar der grosse widerchrist / der kom̅en sollen. (Heraclius Römischer Keiser. Jahr Christi 612.) Flavius Heraclius ist samt seiner gemahlin Eudocia von dem Bischoffe Sergio zu Constantinopel gekrönet worden. Heraclius hatte glük und unglük / da bald die Tartaren ihne qväleten und bekriegen wolten / bald die Persen / welche er doch endlich überwunden / Cosroem veriagt / der von seinem eignen Sohn elendiglich umbs (Persische reich komt auf ander.) leben gebracht worden / mit deme und seinen Söhnen auch das Persische reich auff ein ander geschlecht und die Caliphas in Babylonien kommen / deren der erste Abubecher genent war. Darbej bleibte es nicht / sonder es müßte Heraclius mit Omar der Saracenen König auch vil zu thun haben. Starbe zu lezt alß er in die 30. Jahr regierte. (Mahomet. Jahr Christi 630.) Mahomet um das jahr Christi 570. gebohren / thate sich herfür bej solchen läuffen / und nach deme er (so wol hielt er sich) auß seinem Vatterland fliehen müßte / (von welcher flucht Mahomets / die Türken ihre jahr zehlen) hat er sich für einen Propheten außgeben / eine Tauben abgerichtet / daß sie kernlein auß seinem ohr asse / und die leüt hiemit verblendet / der H. Geist gebe ihme offenbarungen ein / und mit zuthun etlicher Juden und hülff eines Kezerischen Nestorianischen Mönchen Sergii, und eines Arrianers Johannis de Antiochia, eine neüe Religion seines Gefallens erdacht hat / die er den Alcoran, daß ist / ein zusammenlesung der gesez nennet. In welchem er die Göttliche Schrifft Altes und Neües Testaments gänzlich verwirfft / und ein neües gesez / oder vil mehr ein schandlich gemeng allerlej lügen und Gotslästerungen auffrichtet / ganz und gar ohn allen Grund und ordnung / daß es zum höchsten zuverwundern ist / daß noch Leüth sejn gefunden worden / die solchem ungereimten lumpen werk haben beyfallen und anhangen wollen. Aber hieran siehet man ein helles und klares zeügnus deß gerechten und erschröklichen zorns Gottes wider die jenigen / die sich an der lehr [216] Jesu Christi / und der H. Schrifft nicht genügen lassen / und der göttlichen warheit nicht haben wollen glauben geben. Darum̅ sie dann auch nach dem gerechten urtheil Gottes also verblendet und verführet sein / daß sie der lügen haben bejpflichten und glauben müssen. Vnd hat also wie ich sag / dieser t???üfflische und falsche Prophet Mahomet / eine Religion erdacht / die der Christlichen Religion ganz und gar zu wider ist. Dieser Mörder / verführer und falsche Prophet Mahomet hat seine Saracener überredet / daß sie die rechten Kinder und Erben weren der Haußfrauen Abrahams / Sara. Und darum̅ gehörten ihnen die verheissungen zu so vor alters Abraham geschehen / daß sein Same die ganze welt besizen / und darüber herrschen solte. Derhalben solten sie nur getrost zur wehr greiffen / und ein Königreich nach dem anderen / alß ihr eigen erbgut / einnemmen. Sonst sind die Saracenen zuvor ein grob barbarisch volk gewesen in Arabien / die man anfänglich von der magd Agar / die Agarener genennet hat. Welche vor zeiten um gelt den Römeren gedient haben / in den kriegen wider die Persen. Alß sie aber auff eine zeit von deß Römischen Käisers pfenning meister von wegen der bezahlung etlicher massen injurirt waren worden / welcher under anderen auch dise wort gebraucht hatte: Wer kan alle dise lose hunde mit gelt sättigen und erfüllen? Sind sie von den Römeren abgefallen / und haben durch raht ihres obersten genant Homar / ihren Mahomet zu einem Fürsten erwehlet / im jahr Christi 622. So bald nun diser auffrührische bub zum regiment kommen / hat er angefangen mit gewehrter hand seine religion und Gotslästerung fortzusezen / und in vil länder und Königreich einzuschieben: Dagegen aber die Christliche religion zu vernichte̅ und außzurotten. Er sagte zu allen nachfolgeren seiner religion / groß glük / ehr und herrlichkeit / überwindung / reichtum in disem leben / und nach disem leben allerlei ergezlichkeit und fleischliche wollüste im Paradeiß. Darauff er dann alßbald einen grossen zulauff und anhang bekommen hat / sonderlich dieweil im anfangs alles glüklich sortgieng. Dan̅ der gemeine mann von natur immerzu also gesinnet ist / daß er sich gern dahin gesellet / da alles einen herrlichen schein hat / da vil victorien und groß reichtum zu hoffen ist: für dem creuz aber und anderen anfechtungen und beschwerlichkeiten hat er von natur ein abscheuen.
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Diser verführer hat under anderen auch dis gebott außgehen lassen / daß man alle diejenigen verfolgen und außtilgen solle / die nur verächtlich von seinem Alcoran redeten. Daraus dann ein grosser abfall von der Christlichen religion / und dann auch eine jämmerliche verfolgung der Christen entstanden ist. Sihe dis ist der anfang und ursprung deß Saracenischen reichs. Nach dem tod Mahomers haben sie ihre Fürsten Amyras das ist / Käiser genennet. Vnd haben die meisten von denselben grosse kriege geführet / mit den Käiseren zu Constantinopel / nnd anderen herren und Königen. Sie haben eingenommen Persiam / Babyloniam / Syriam / die statt Jerusalem. Deßgleichen haben sie auch sonst in Asia und Africa / in Italien / Hispanie̅ und Frankreich vil einfallens / raubens und brennens gethan / und mit sich genommen / was sie gekönt haben. Vnd sonderlich ist nit zu sagen die grausamkeit und das blutver giessen / welches die Christen so lange zeit under ihnen in so grossen länderen und Provinzen haben außstehen und leiden müssen. Dann die Saracenen erstlich im jahr nach der geburt 1487. vom König Ferdinando dem grossen auß Spannien vertriben sein: Wie dann auch auß Africa / im jahr Christi 1517. von Selymo dem Türkischen Käiser / der sich alda in ihr nest darauß sie vertriben / wider eingesezet hat. (Mecha.) Andere schreiben von disem verführer / er habe die hinfallende sucht gehabt / so offt sie kommen / seine verführten überredt / der Engel Gabriel verzuke jhn also. Nach seinem tode solle in dem sarch nichts mehr gefunden worden sein / der nunmehr in der lufft solle schweben / auß krafft eines grossen Magnetsteins der oben im gewelb eingefangen. Die elenden Türken sind also aber gläübisch / daß auch ein gewisser orden die bej disem grab Mahomet abwarten und für die allerheiligsten gehalten werden / sich selbsten der augen berauben. Vm solche zeiten solle auch der erste Herzog in Braband eingesezt (Herzog in Braband.) worden sein / dann nach Theuteberts und Dieterichs tod ist das ganze Königreich der Franken auff Lotharium (Clotarium) den II. kommen / der Pipinum / Carlemans sohn zum Herren in Braband gemacht.
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(Kloster Sanct Gallen.) Dazumal hat der kranke Gallus Confessor / der sich in der Eidgnoßschafft nidergelassen / weil er mit Columbano nicht könte fortkommen / die Christliche religion fortgepflanzet / und ware mit seinen gesellen ursacher und stiffter deß Closters zu St. Gallen. Martina / Käisers Heraclii Weib / hatte Constantinum (Constans. Käiser.) ihren Stieffsohn mit gifft lassen hinrichten / es ward aber auch ihr Sohn Heracleonas vom Reich verstossen: Darum wurde Heraclii Enkel Constantini sohn / der Constans / zum Käiserthum erhaben. Diser ware sehr unglükhafft in der Regierung / hat sich auch mit einem Brudermord besudlet / darum wurde das Rejch da und dort von Feinden verwüstet / inwendig aber entstunden auffruhren / sonders hatten ihn die Saracenen mächtig eingetriben / bis er zu lezt von seiner Dienern einem / im bad ums leben gebracht ward. (Constantinus V. Caes. Barbatus genannt.) Constantinus ein sohn dises Constantis wurde zwar Käiser / und aber andere wolten ihm an die seithen sezen seine zwej Bruder Tiberium und Heraclium / daher diese bäide die nasen verlohren. Disen Bruderzank machten ihnen die Saracenen zu nuzen / mußten aber auch von der Belägerung der Statt Constantinopel selbsten wider mit spott abziehen. Nachgehends stirbt Constantinus. Als König Dagobertus den Friesen obgesiget / und (Statt Vtrecht in Niderland.) ihnen ein stuk lands abgenommen / das zwüschen dem Rhein und der Isel ligt / so bauete er dahin eine überfart / Ultrajectum, daher der nam Utrecht / und selbiger Statt / die noch heut zu Tag in den Provinzen in den vereinbarten Niderlanden / ursprung entstanden. Under erzehlten Käisern / machte in der Kirchen grosse Ungelegenheit (Monothelitae.) die Kezerej der Monotheliten, welche nur einen willen in Christo / damit sie nur eine natur konnten erzwingen / wolten haben. Es ware zwar ein Concilum zu Rom versam̅let / welches die [219] Irrgeister dißfals verworffen / indessen hat es den Bapst nachgehends bäides ins Gefängnus und gar in den Tod gebracht. (Verzümte män ner der zeil.) Es lebten dißmals Isidorus Hispalensis, Sophronius, Arbogastus, Maximus Abbas, von den Monotheliten und ihren Anhängern getödet. (Justinianus II. Käiser) Justinianus folgete im Reich seinem Vatter Constantino Barbato. Disem Justiniano gieng es wunderlich / die Saracenen nöthigte er zum Krieg: Indessen wolte Leontius sein Oberster / aus an eben gewüsser Leuthen / die jhme angethane schmach / und daß (Jahr Christi 690.) jhn der Käiser ins Gefängnus gelegt / ob er ihn gleichwoln wider ledig gelassen / rächen / überfiele in der Furi in der Statt alles / laßt Justiniano die nasen abschneiden / und schiket ihn ins elend. Disem (Leontius. Apsimarus.) Leontio belohnet es bald wider Apsimarus und wurde Käiser / liesse Leontio eben mässig die nasen abschneiden / und in Dalmatien wandern in den Mönchenstand. Justinianus ware nun etlich Jahr im elend / bej dem König in der Bulgarej sich aufhaltend / bekame neues Herz / das seine wider zusuchen / angereizet durch Trebellini deß Königs der Bulgarn versprochene und geleistete hülff. Justiniano glükete es dergestalten wider / das Constantinopel übergieng / der Käiserliche Thron jhme wider eingeraumt wurde / darum̅ er auch seinen Feinden liesse wider thun / wie man jhme gethan / und mußten also von pferden für Ihne geschleiffet werden / trate ihnen auch mit den füssen auf den hals / und müßten die Um̅stehenden singen: Auf Schlangen und Ottern wirstu gehen / und tretten auf Löuen und Draken. Zu lezt wurden sie in stuken zerhauen / und ward Justinianus wider was er vorhin ware / doch ohne nasen. (Philippus) Justinianus fieng an zu tyran̅isieren / darum̅ auch das Kriegsvolk ihne verworffen / Philippum zum Käiser aufgeworffen / daß dann bald Justiniano den Kopf / und seinen Kindern das leben gekostet. (Artemius) Artemius lupfete bald Philippum wider aus dem Sattel / also das jhme bäide augen ausgestochen wurden / und er elendiglich im Kerker sterben mußte. (Theodosi9??? III.) Theodosius vom Kriegsvolk zum Käiser erwöhlet und genöthiget / name die Statt Constantinopel ein / und stoßte Arthemium mit schimpf in ein Closter.
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Die Gothen machten mit ihrem Roderico bej solchen händlen auch ein end in dem Spannischen Reich. Ina der West-Sachsen König in Engelland / als er 37. jar regierte / kom̅t aus lauter andacht gen Rom / und macht sein ganz Königreich Papst Gregorio II. zinßbar / also das ein jeglich Haupt jährlich naher Rom liffern solte einen Pfenning. Daher die Benamsung deß St. Peters pfenning entstanden. (Jahr Christi 715. Der Fürst Ratt bott gibt schlechten bescheid bej der augestellten Tauff.) Wolffram Bischoff zu Sens in Frankreich hatte brieff vom König Hildeberten / an den Friesischen Fürsten / genan̅t Rathbott. Diser thate dergleichen / als wolte er sich tauffen lassen / und da der Actus solte fortgehen / fragt Rahtbott / ob seine Voreltern im himmel oder in der Höll weren / hierauf antwortet Wolffram: Zweifelsfrej eher in der Hölle / dann im Him̅el. Alsobald gienge Rathbott wider zuruk / sagend / so wolle er dann bej seinen Voreltern sejn / sie weren wo sie wolten. (Wilibrod. Wilibald. Wahiburg.) Diß geschahe / da Wilibrod und Wilibald mit dessen schwöster Wahlhurg / von welchen die alten Teutschen so vil gehalten / und ihnen zu ehren Festtag angesehen / hin und her wahlfahrten. (Leo Isauricus Käiser.) Leo Isauricus, deme Theodosius III. im Käiserthum̅ gewichen / hat under seiner Regierung dises / daß vil Unruhen / Todschlag und Blutvergiessen / wegen den Gözen und Bildern in Templen entstanden / und hat solches gezänk gewehret bis in den tod Leonis. (Constantinus Copronymus.) Constantinus Copronymus kame zum Käiserthum nicht ohne Widerstand / dann er mußte seinen Schwager Artavastum zähmen und vertreiben zu erst. Darauf liesse Copronymus ein Concilium wegen den Bildern zusammen fordern / in welchem Concilio Constantinopolitano geschlossen ware / die Bilder aus den Templen abzuschaffen / und wurden selbige in disem Schluß austrukenlich Idola Gözen oder Abgötter genennet. Es wehrete diser Gözenkrieg eben sehr lang. (Erste Orgel.) Pipino Königen in Frankreich schikete Constantinus eine Orgel zu einer Verehrung. Und solle diß die erste Orgel in Europa gewesen sejn. Alß nun diser Constantinus Copronymus seine feinde meisten theils überwunden / die Saracenen abgetriben / die Bulgaren erlegt / ist er an einem hizigen fieber gestorben.
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(Leo IV.) Disem folgete nach im reich sein sohn Leo / welcher so geizig / daß er auch die cron / von Käiser Mauritio Gott im Tempel gewidmet / wegnam. Er regierte wenig jahr und starb. (Constantinus VII.) Sein sohn Constantinus kame an statt / liesse seines vatters b???üderen die augen außstechen / welches ihme wider vergolten war / in deme er auß anstifften seiner muter Irene / von den auffrürischen gefangen / gemartert also / daß er bald hernach gestorben. (Carolus König in Frankreich gewünt die Lombardei.) Zu denen zeiten erreichte ihr end die Lombardische herrschafft in Italien under Desiderio / welchen Carolus König in Frankreich überwunden / dem Papst zwar etwas wider geben / dennoch das fürnemste in disem Lombardischen reich / darin Pavia und Meiland die hauptstätte waren / für sich behalten. Er hat auch nach dem tode seines bruders Carolomanni / dessen herrschafften bekommen. (Jahr Christi 795. Concilium zu Frankfurt wider die Nestorianer und bitder.) Papst Hadrianus bemühete sich sehr wegen den bilderen / darum der könig Carolus ein Concilium zu Frankfurt am Mäin versamlet / in welchem für eins der Nestorianer kezerej verworffen ward / darnach haben die versamleten / deren allein in die 300. Bischoffe waren / geschlossen (Centur. Mag. tom. 8) / man solle die bilder nit verehren / dann es seje unrecht und gottlos / den bilderen ehre anzuthun / sc. So dann nun nach Constantini M. tod under seinen söhnen das Römische reich getheilet worden / und nach (Das Römische Reich widerum getheilet. Carolus M. Nicephorus.) Theodosij II tod / under Arcadio und Honorio / als wurde es widerum und drittens zertheilt / da Carolus König in Frankreich / Pipini sohn / auch der grosse genant / gegen Nidergang / den Käiserlichen titul bekommen / Nicephorus aber gegen Morgenland. Carolus M. kame nach Rom / deß Papsts Leonis feinde abzustraffen / da nun solches geschehen / und er am Fest der Weinachten in St. Peters kirchen ware / wurd ihme mit ansehnlichen ceremonien der titul eines Römi [222] schen Käisers offentlich gegeben / und als ein vermehrer (Jahr Christi 800.) deß reichs gegrüsset. Da er nun zu Romfride̅ gemacht / un̅ nach Paris kame / stifftet er daselbst ein hohe schul. Vader disen läüffen / und als Gotfrid König in (Statt Hamburg.) Dennemarkt sich im feld sehen liesse / wurden die anfäng in erbauund der statt Hamburg / den Dänen dazumal zu wider / gemacht. Es liesse auch Carolus Meine gewaltige bruk zu Mäinz über den Rhein bauen. Vnd da er jez sterben wolte / verfchaffte er den geistlichen gewaltige einkommen / beruffte seinen sohn Ludwigen / welchen er noch einzig hatte / eröffnet ihm seine̅ lezten wille̅ / macht ihnzum erben nach ihme und starbe zu Achen an einem sieber. (Michael Curopalates.) Nicephoro wolte es in Orient nit von statt gehen / er treibte die Bulgaren zum krieg / die ihme auch den gar auß machten. An dessen statt wurde Käiser Michael Curopalates / Nicephori tochterman̅. (Ludwig der ander Teutsche Käiser.) Ludwig / Caroli sohn / sonst Pius genant / hatte drei ungerahtene vermessine söhne / Pipinum / Ludovicum / Lotharium / die wolten mit gewalt den vatter erben / ehe er gestorben / verursacheten rebellionen über rebellionen / also daß endlich der gute vatter sich von seinen kinderen müßte fangen lassen / wurde aber bald wider ledig / dennoch da er den einten sohn wolte / wegen seinen unbillichen anforderungen / straffen lassen / starb er auff der reis am schlag. (Leo Armenus Käiser zu Constantinopel.) Leo Armenus Käiser zu Constantinopel / kriegte wider die Bulgaren / konnte auch die Bilder nicht leiden / wurde bald durch einen gemachten anschlag und Conspiration hingerichtet / deren (Michael Balbus.) Haupt und Rädliführer Michael Balbus Käiser worden. (Berümte Leuth) Under dise zeiten gehört Rabanus Maurus, Johannes Scotus, V Valafridus Strabus, und Haymo. (Lotharius der 3. Teutsche Käiser, Ludovic. II) Auf Käiser Ludwigen folgete sein elterer Sohn Lotharius / war Käiser 15. Jahr lang / begabe sich hernacher in den Mönchenstand. Welchem im Reich nach folgete sein Sohn Ludwig II. dessen Gemahel Engelberga sich nach ihres Herren Tod in ein Nonnen-Closter begeben. (Carolus II.) Carolus der kahle / König in Frankreich und Ludwig König in Teutschland streiteten miteinander um̅ dise Kron. Carolus er [223] hielt zu Rom was er wolte / und wurde von Papst Johanne zum Käiser erwehlet. Diser hatte sich vertrauet einem Jüdischen arzet / namens Zedekias / der ihme auch mit gifft vergeben. Sein leichnam wurde balsamirt undnaher St. Denis in Frankreich zur begrebnuß übergebracht. Nach ihme ward Käiser sein sohn Ludovicus / der stammler / (Ludovicus Balbus. Carolus Crassus. Jahr Christ 867. Erste gloken. Arnolphus Römischer Käiser.) disem als er gestorben / folgete nach Carolus der sette / der von einem schlag die rede zimlich verlohren / dessetwegen abgesezet ward. Vm dise zeit sollen die ersten gloken in Griechenland geleutet w???rde̅ sein / welche von Venedig gen Constantinopel gebracht ware̅. Arnolfus Römischer Käiser hatte von anfang vil wollen zu recht machen / es thönete aber übel auß / bald fielen die feinde da und dort ein / bald wurde Rom eingenommen / welche er weil seine soldaten anfänglich nur einem hasen nach geloffen / darauff das ganze kriegsheer folgete / mit einer beweglichen red von Arnolph angereizet / und bekamen also die statt und darinn Adeltraut / deß Gwidonis gemahel. Arnolph solte mit gifft vergeben werden / wurde aber ein harter und langer schlaff daraus / bis er endlich an einer grausammen stinkenden krankheit zu Regenspurg todes verblichen. Hierauff kamen die reichsstände zu Forchheim zusammen / (Ludovicus IV. Ludovicus Bosonis.) und erwehlten Arnolphi sohn / Ludwigen zum Käiser. Inndessen wurde zu Rom ein ander Ludwig / ein sohn Bosonis / zum Käiser erwehlet / waren hiemit wider 2. Käiser / einer in Teutschland / der ander in Italien. Ludovicus / Arnolphi sohn / wurde stark von den Vngaren geplaget / welche mit rauben und mörden vil unheils verursachten / und müßte Ludwig grosse summen ranzion gelter erlegen / welches ihme schlecht ansehen bej den seinen machte / darum er auch für kummer gestorben. Die versamleten stände wolten gern zum Käiser haben Herzogen (Conradus Käiser.) Otto von Sachsen / diser aber entschuldigte sich / wegen seines hohen alters / und gab seine stimm Herzog Conraden von Franken / Herren in Frankenland / Hessen un̅ Wetterau / disem zufolge̅ / wurd Conradus Käiser. Diser liesse ihme deß reichs auffgang über alles angelegen sein / und da er iez sterben solte / beruffte er die Fürsten deß reichs für sich / vermanete sie zur einigkeit / gabe die Käiserliche zeichen seinem bruder Eberharden / mit ernstlichem befehl / selbige Herzog Heinrich von Sachsen zu überliferen.
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(Heinrich Käiser.) Weilen nun Herzog Heinrich ein so qvalificirte persohn ware / daß seines gleichen / dazumal nit wol zu finden (Jahr Christi 920.) / auch ein mächtiger Fürst / und von seinem vorfahren ohngeacht sie femde waren / hier zu vorgeschlagen worden / alß wurde er zum Käiser angenommen. (!Orientalische Käiser.) In der Constantinopolitanischen herrschafft / wurde Käiser nach Basilio / Leone / Alexandro / Constantinus ein junger knab. Henricus Teutscher Käiser / auceps oder vogler genant / weil man ihne eben bej dem Falkenbeizen angetroffen / da ihme die wahl zu Frizlar beschehen / verkündet ward / verzichtete grosse sachen im reich: seine widerwertigen müsten ihm underworffen sejn / aber die Ungarn / welchen den tribut / den seine vorfahren erlegten / nit wolte folgen lassen / machten ihme wüste possen / kamen an dem Donaustrom herauff / under Breisach über den Rhein / bis in Lohtringen / verderbten alles im Elsas. Vnd wurde es noch übler abgeloffen sein / wann nicht Käiser Heinrich der Vngaren König mit list in seinen gewalt bekommen hette / für welchen sie so vil Golds gebotten / alß schwer er gewese̅. Dises aber gefiele dem Käiser nit / sonder sie müßten abziche̅ / und ein stillstand auff vil jahr hin verspreche̅. Diser Kaiser liesse die soldaten gewaltig in waaffen üben / ordnete Marggraafen zu Brandenburg / zu Meissen zu Oesterreich / zu Schleswig. D??? fieng auch das turnieren an. Endlich starb diser gewaltige Käiser am schlag. (Otto Käiser.) Sein sohn Otto / der grosse wurde vom Bischoff zu Mäinz / in der statt Aachen zum Käiser gekrönet. Dazumal waren noch zwei vornemme Fürsten im reich / vom geblüt deß Caroli M. namlich Eberhard Pfalz Graaf bei Rhein und Giselbert Herzog zu Lotharingen / die meinten die Käiserliche hoheit / stunde eben so wol auch ihnen an.
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Hierauff wurde zu den waaffen gegriffen / und schluge sich auch zu der parthei deß Käisers bruder. Da dann der Pfalzgraaff die sachen zimlich weit gebracht / und bekame zu einem gefangene̅n über / deß Käisers jüngeren bruder / welchen er aber Herzog Eberhard freiwillig wider los gelassen. Zulezt kame er zu einem harten gefecht / und kamen die Fürsten um. Diser Käiser Otto ist etlich mal in Italien gezogen / hat da und dort seine wider wertigen überwunden / die auffstände gestillet und begahe sich zu lezt mit wunderlichen hüten in Frankreich. In dem Orientalischen reich regierten dazumal Nicephorus (Orientalische Reich.) Phocas / nach disem Johannes Zemisces. Zu Menz ist vor disem ein Bischoff gewesen / ein (Hatto Bischoff zu Mäinz von Mäusen gefressen.) Gottloser / unbarmherziger mann / Hatto geheissen: welcher / nach dem er ein grosse menge. Korn für geringes geld zusammen kauffen lassen bei wolfeiler zeite / und hernacher ein grosse theurung ward / also daß das arme volk grossen mangel lidte an brot / ist er von ihne̅ um Gotts willen gebet ten worden / er möchte ihnen für einen billichen preis korn überlassen / auff daß sie nicht hungers sturben. Hatto hat die armen leute etliche mal unbarmherzig abgewisen. Wie sie aber immer fleissiger anhielten / hat er ihrer einen grossen hauffen von männer und weiber / und kleinen kinderen in eine scheure gehen lassen / und alß sie hoffeten / man wurde under sie korn außteilen / hat er die scheur fest lassen verschliessen / feur umher legen / und also ansteken: Wie nun die armen menschen in der flammen stehen / und jez verbrennen sollen / haben sie ein jämmerlich heulen und schrejen gethan / daß es auch der Hatto auff seinem schlosse hat hören können. Da hat diser teufelische menschgesagt: Höret wie die mäuse und brotrazen pfeiffen. Dise schrekliche that ist alßbald von Gott gestrafft worden. Dann so bald die armen leute verbrandt / da sind dem Hattoni zugelauffen / von allen seiten unzehlich vil razen und mäus / sein ihm auff den leib gesprungen / ihm die kost vor dem [226] maul weggerissen / auch ihn nicht schlaffen lassen / sondern ihn immer gebissen und genaget Endlich hat er disen mäusen zu entfliehen einen starken thurn mitten im Rhein bauen lassen / vermeinend er wurde allda sicher sein. Aber die mäuse sein auch häuffig nach dem̅ Rhein geloffen / ins wasser gesprungen / zum thurn geschwummen / den Hattonem angefallen: und ihn endlich jämmerlich zu tod gebissen / und lebendig auffgefressen. Also ist ihm widerfahren billiche straff seiner übelthat. (Otto II.) Otto der ander Käiser an seines vatters statt / hatte viel zu thun mit den Franzosen / Saracenen und Griechen / wurde endlich mit einem vergifften pfeil tödtlich verwundt. (Otto III. Käiser. Jahr Christi 998.) Otto der dritte succedirte seinem vatter / weilen ihme aber wegen seiner jugend das Käisertum disputirt wurde / alß hat der reichstag zu Frankfurt denselben in solcher würde bestätiget. Da er aber seinen zug in Italiam angestelt / wurde er durch vergifftungen von einer verdächtigen persohn / dermassen am leibe verderbet / daß er sterben müßte. (Henric??? II) Disem folgete Henricus II. ein dapferer und kluger Fürst / welcher seine ein und außländische feinde gedämt / die Italianer / Böhmen / Lohtringer / Pohlen. Er ward auch ein stiffter deß Bistums Bamberg. (Conradus II.) Nach dessen tode / laut seiner selbsteignen anordnung / da er auff dem todbett lage / wurde Käiser ein Herzog auß Franken Conradus II. dessen wahl zwar anfänglich widerstrebten die Fürsten zu Sachsen und Bäjeren / alß Ernst und Welffo / müßten aber doch zu lezt einwilligen. Vnder disem Käiser sollen Thüringen und Hessen alß land-Grafschafften auffkommen sein. In Burgund hörte das Königreich bei Rudolph / der kinderlos / auch auff / und kame alß ein Herzogtum zum reich / von Käiser erobert. Dazumal wurde Basel ein reichsstatt. Dises Conradi II. sohn / namens Heinrich / hatte Canuti deß mächtigen Königs in Engelland / Dännemark und Norwegen tochter geheurahtet.
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Diser Heinrich ward nachgehens Käiser / alß sein vatter Conrad zu Vtrecht gestorben und zu Speir in der Thummkirchen begraben worden. In Orient hatten indessen die herzschafft Constantinus X. (Käiser in Oriët) Romanus. Michael Paphlago oder Calaphates / der zu Constantinopel den Mönchenstand dem Käiserthum vorgezogen. Caliphas der Saracenen haupt / hatte indessen die statt Jerusalem (Caliphas.) eingenommen / das H. grab auffs neue zerstört und alles über ein hauffen geworffen. Dazumal ward auch Garzias Graaff zu Castilien / auff seiner hochheit erschlagen / und hat Sanctius König zu Navarza und Gasconien seine provinz erhebt. Auch hat Knot / seine drej Königreich under seine drej Söhn (Cnutus König über 3. Königreich.) zertheilt. Den Hardeknot zum König in Dähnemarkt / Herolden zum König in Engelland / Suenonem oder Schwein / zum König in Norwegen gemacht. Starbe hierauf. Als nun vor angeregter massen / Conrado succedirte sein sohn Heinrich im Käiserthum̅ / hat er sich rühmlich / mannlich und wolgehalten. (Henricus III. Jahr Christi 1040.) Die Böhmen / Ungarn und den Herzog auß Lotharingen / lehrete er nach seiner Pfeiffen danzen. Auf eine Zeit ward diser Käiser wunderlich von Gott erhalten / in dem das gemach / auff dem so genanten schloß Bosenburg / da er ober mit seinen Fürsten und Bischoffen zur tafel gesessen / under ihnen zerfiele / so daß sich der Käiser kaum an einem ort erhalten können / die übrigen sind entweders zu tod geqwetschet oder sonsten übel beschädiget worden. Da Käiser Heinrich seinen zug in Vngaren gethan / wider den neu erwehlten König Abam / und mit hilff Herzogs Albrechten (Woher der Name Oesterzeich.) von Bäjeren / denselben überwunden hatte / alß verehrte der Käiser dem Bäjer Fürsten dazumal ein theil deß oberen Vngerlands / dem Abae abgenommen / und weilen dises land gegen Osten oder Auffgang sich zeucht ist ihm der nam Oesterzeich / so vil alß Ostenreich gegeben worden. Zu der zeit gab es wunderliche händel zu Rom ab / auß anlaß (Viel Bäpst auf einmahl.) benedicti IX. so noch ein kind war / und durch einkauff zum Päpstlichen stul gelangt. Darum geschahe es daß 3. Päpste waren / Sylvester der sich zu St. Peter auffgehalten / Benedictus zu Maria major und Gregorius in Laterano.
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Der Käiser Heinrich machte sich mit einem kriegsheer in Italiam / den jahmer zu stillen / erwehlten hier auff in dem convent der von ihme versamleten Geistlichen / den Bischoffen von Bamberg Swicardum zum Papst / welcher Clemens II. genent ward. Benedictus ohngeacht dessen / name zu Rom den Päpstlichen stül ein der Käiser schikte widerum einen anderen Papst / den Bischoff Brixen / Poppo genant. Diser kame zwar in Rom / wurde aber nach wenig tagen umgebracht. Widerum sandte der Käiser Brunonem / deß Graaffen von Duisburg Hugonis sohn und Bischoffen zu Tull / der auch gekrönet und Leo IX genent ward. Vm selbige zeiten hatten die Wenden ihr wesen in Pommeren und Meklenburg / wider welche der Käiser Heinrich eine Armaden geschikt / die aber von den Wänden gänzich geschlagen und rui inirt worden. Worüber der Käiser in grosse unmut gerahten / ist auch bald darauff gestorben. (Constantinus XI. Alexius.) Zu Constantinopel regierte Constantinus / genant Mononachus. Bei dessen lebzeiten Alexius der Patriarch zu Constantinopel gestorben / welcher vil tonnen Golds solle hinderlassen haben / die der Käiser in seinen schaz genom̅men. (Henric. IV. Röm. Käiser. -Jahr Christi 1060.) Nach Käiser Heinrichs tod / kame sein sohn Heinrichs der IV dises nammens zum Käiserthum. Ein gewaltiger Fürst und dapferer held / welcher über die 60. schlachten gelifert und bald stetigs obgesiget hatte. Jedoch mußte er endlich auß unmuht / der welt und aller herzlichkeit genaden / überwältiget durch feindseligkeit der Päpsten Vrbani II. und Paschalis II. Von welchem und dero helffers helfferen / die beide söhne deß Käisers / Conrad und Heinrich zur rebellion und verfolgung ihres eignen vatters angereizet worden. Conrad ward auff dem reichstag zu Cöln / auff deß vatters anklaghin abgeschafft. Heinrich versprache wahre treu / bis der lose sohn den vortheil ersehen / den vatter zu Bingen auß anstifftung gefänglich angenommen / und er zu Mäinz zum Käiser erwelt / den Käiserlichen ornat und zierzathen durch underordnete entwendetund der gute vatter föllig auß dem sattel gelupfet ward. Es war aber das thun und lassen Käisers Heinrichs deß IV straks von jugend an generos und großmühtig / in dem alsobald auß nußgunst gegen seiner mutter der Käiserin (deren namm Angnes / Herzog Wilhelms von Poictiers tochter) der Erz-Bischoff [229] Enno von Cöln und Marggraaff Ekbert von Sachsen / da der junge Käiser kaum über 10. jahr alt / seiner mutter solte entzogen und das regiment disen beiden alß vormünderen übergeben sein. Der junge Käiser aber / der schon bald im 4. jahr seines alters auß deß vatters anordnung / gekrönet ware / thate auß forcht solcher entführung einen sprung in den Rhein auß dem schiff / und were ohnfehlbar zu grund gangen / wo nicht der Marg-graaf auß dem schiff ihme nachgesprungen were / ihne so lang erhalten bis man beiden alsobald zu hilff kommen. Die mutter müßte solche entführung geschehenlassen / und begabe sich darauff in ein Closter. Nachgehends hatte diser Käiser vil zu thun mit einheimischen (Käiser Henrich wider die Bäpste / und dise wider ihn.) und außländischen händlen und feinden / sonders mit den Sachsen. Auch ware über dis der Papst deß Käisers feind / thate den Käiser in bann. Im gegentheil wurde Papst Gregorius 7. bei dem Käiser verklagt / alß unwürdig deß Päpsthichen stuls. Doch kame es endlich dahin / daß der Käiser mit seiner gemahlin / und junger herzschafft in Italiam gen Rom sich begeben / und vor dem Päpstlichen pallast / gleich einem Capuciner / ohn speiß und trank / auffwarten (Sein Penitenz vor dem Bapst) und also poenitenz thun müßte. Dennoch hörete die Päpstliche raach nit auff / sonder es müßten die versamleten Reichsständ zu Forchheim den Käiser Heinrich (Zwei Käiser) absezen und an sein statt seinen schwager Rudolphen Herzogen in Schwaben zum Käiser erwehlen. Welches dann das reich gewaltig zerzüttet / und zu grosser verde???nuß lands und leuten auch vilem blutvergiessen anlaß geben. Bis endlich in einem sehr blutigen und gefährlichen treffen der rechte Käiser Heinrich sein recht behauptet / und der von der Clerisei angereizte neuerwelte Käiser Rudolph tödlich verlezt worden / die rechte hand verlohren und auff dem todbett den beruffnen / umstehenden geistlich und weltlichen stands persohnen der gestalten zugeredt: Seher ihr herzen mit diser abgehauenen hand hab ich meinein herzen Käiser Heinrichen treu und huld geschworen / aber durch deß Papsts und enere anstifftung nit gehalten / (Bewegliche ??? Wort Rudolph???.) darum bin ich um die hand ja gar um leib und leben kommen. Ihr habt mich hüpsch angeführt. Disem Rudolpho hat der Papst eine guldene cron verehrt / um welche diser vers stunde: Petra dedit Petro, Petrus diadema Rudolpho. das ist /
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Dise cron solle Rudolph annemmen alß von Petri nach fahr ihme geben. (Zwei Bäpste) Der Papst könte nit leiden das glük Henrici / thate den Käiser de novo und noch ein mal in bann. Der muhtige Käiser sas???e nit still / sonder beruffte das convent der Geistlichen / darbei vil Bischoffe waren / erstlich nahet Mäinz / nach gehens gen Brixen / und wurde Papst Gregorius auff beschehene anklag deß Papsturms unwürdig gemacht / abgesezt und an sein statt der Bisoff zu Ravenna / nammens Wippert / erwehlet Clemens III. genant / endlich zu Rom nit ohne tumult und mit gewalt eingesezet worden. Zu Constantinope̅l treibte Isacius Commenus / den Käiser (Vom Reich in Orient.) Michael ins kloster / folgends gar ins grab / darauff kame Constantinus XII. Disem folgete sein sohn Michael Ducas. Nicephorus Botoniates üertreibt disen / ward zu Nicea zum Käiser außgeruf fen. Wie es aber Botoniates anderen gemacht / also ist ihme wider vergolten und gemessen worden von Alexio Commeno. Vnder disem Alexio falt zu beschreiben für / der Christen zug in Orient und eroberung der statt Jerusalem und deß heilige̅ grabs. Im jahr nach der geburt Christi 1094. war ein einsidler mit (Wie die statt Jerusalem und das H. grab von den Christen eroberet worden. Jahr Christi 1095) nammen Peter von Amiens auß Orient herauß kommen der klagte bei Köigen / Fürsten und herzen / und bei iedermänniglich / wie tyrannisch die armen Christen in den Morgen. länderen von den Saracenen und Mahometisten geplaget und belästiget wurden / und hielt an daß man mit grosser heereskrafft / dise Christen feinde überziehen / und die armen Christen von ihrer tyrannei entledigen wolte. Darauff dann bald in folgendem 1095. jahr vom Papst Vrbano II. Gregorij VII. discipul / ein groß concilium ist gehalten worden zu Clemont. In welchem man in vorgemelten krieg bewilligt / und endlich davon gewüsse an???odnung gethan hat. Es ist aber dis concilium der Christenheit ganz schädlich gewesen. Dann der angefangene krieg einen unglüklichen außgang gewonnen hat / und der Christen elend dadurch nicht gelindert / sondern höchlich ist vermehret worden. Vnd ob wol vil fürtrefflicher leut guter meinung disem krieg beiwohneten: So hatten sie dennoch kein gut fundament / auch keinen befehl auß Göttlicher schrifft / daß sie Jerusalem und das H. grab auß der gewalt der Saracenen entlegigen oder von deßwegen so einen grossen und gefährliche krieg anfahen [231] solten. Vnd ob sie wol ein zeit lang ein herzlich Königreich allda erlanget: So hat es doch keinen bestand gehabt: Dieweil sie / was sie eingenommen / nicht zu beschüzen und zu behalten vermöchten. Davon dann der Christen elender zustand in den Morgenländeren je länger je ärger worden ist. Es ist aber derselbe so berümte heerzug angangen im jahr Christi 1096. und sein die Christen mit grossem hauffen übers Meer gezogen / daß einer hette sagen mögen ganz Occident hette sich in Orient außgiessen wollen. Beim ersten zug ist gewesen obgemelter einsidler Peter von Amiens / welcher vil tausend mann durch Vngaren in Asiam geführet hat / die ihm zwar mit kekem muht gefolget / aber doch wenig außgerichtet haben / sintemal ihnen diser zug sehr übel bekommen. Der zweite zug war nicht vil besser. Dan̅ er ward erzegt durch zwen auffruhrische pfaffen / mit nammen Volkmar und Gottschalk. Die brachten zusammen einen überauß grosse̅ hauffe̅ müssiges volks und gaben für / sie wolten dasselbe in Asiam führen. Als sie aber in Vngaren kamen / und anfiengen zu rauben / plünderen und bren̅en: versamleten sich die Vngaren / und schlugen das lose gesind / daß ärger war als die Saracenen selbst / dermassen daß ihrer wenig davon kamen. Anno Christi 1096. ist angangen der dritte zug in Asiam / dessen obersten waren Gottfrid und Balduin von Bouillon / gebrüder / berümte Fürst???n und Herzogen in Lohtringen. Dise beid brachten zu hauff hundert mal tausend pferd / u̅d drei hundert tausend landsknecht / und gewonnen damit vil fürnemme stätte in Asia samt der statt Jerusalem. Welche im jahr Christi 1099. am 15. Julij von den Christen erobert / und den Saracenen genommen worden. Vnd schreibet der Abt von Vrßberg / daß damals so vil bluts vergossen sei daß die pferd in der kirchen zu Jerusalem bis andee knie im blut gestanden sein. Vnd weil Gottfrid von Bouillon erstlich die mauren erstigen / und in die statt kommen war / ist er allda der erste König zu Jerusalem außgeruffen / und Jerusalem die hauptstatt deß neuen Christlichen Königreichs in Orient genennet worden. Er hat sich aber die crone zu tragen geweigert und gesagt. Es wolte sich mit nichten gebühren / daß ein armer sündiger mensch eine guldene cron in der statt auffsezen und tragen solte / in welcher der Heiland der ganzen Welt / und ewige Himmels- [232] König eine dörnene fron / mit seinem ???cure̅ blut besprenget / getragen hette. Soll ihm derhalben bei dem heiligen grab niderkniend eine dörnene kron haben auffsezen lassen: Villeicht damit anzuzeigen / daß er sein haupt und leben dem herzen Christo zu eigen geben und auffzuopfferen / und nach Chrsti exempel / deß creuzes und dörnenen cronen sich in disem leben nicht weigere̅ oder schämen wolte / wann er nur nach disem vergenglichem leben / die cron der ewigen freud und seligkeit / die ihm Christus mit seiner dörnenen cronen erworben / theilhafftig werden möchte: Es hat aber dis Königreich zu Jerusalem in vilerlei wider wertigkeit gewehret in die 88. jahr / und haben in demselben acht Könige die regierung verwaltet / und ist darnach wider verlohren worden. Vnd hat diser ganze krieg gewehret 196. jahr. Als das gerücht von eroberung der statt Jerusalem und deß heiligen grabs auß Orient kommen / und sonderlich daß ein neu Königrech daselbst angefangen wer: Wolt jedermann dahin ziehen. Dan̅ sie verhofften da alle reich und grosse herzn zu werden. Darum̅ auch Herzog Wilhelm von Poictiers sich rüstet im jar nach der geburt Christi 1101. und zog dahin mit hundert tausend mann. Welches dann war der vierte zug / damit wenig fruchtbarlichs außgerichtet ward. Dann ihrer kaum tausend wider kamen. Wiewol nun Jerusalem von den Christen / wie oben gemelt / eroberet war: So haben doch die Saracenen samt ihrem anhang nicht abgelassen die Christen zu bekriegen / und ihnen so hart zuzusezen / daß sie um hilff müßten ansuchen / durch St. Bernhard den Abt von Cleruans: der sich deß kriegs underfieng / und hin und wider gesandten abfertiget an die Fürsten und herzen. Brachts auch so weit / daß Käiser Conradus der dritte / und Ludovicus III. König in Frankreich / Friderich Herzog von Schwaben / und Wolffgang Herzog in Bejeren / samt anderen Fürsten und herzen den fünfften zug für die hand nahmen / und mit heeres krafft nach Jerusalem zogen. Aber es ward nichts auß gerichtet. Dann es fiel ein solch sterben under das kriegs-volk in den fremden landen / daß die herzen mit ang???t und nohr davon kamen. Vnd geschach diser zug im jahr Christi 1147. Jerusalem ist von den Saracenen / wie obgemelt / wider erobert / und den Christen genommen worden / mit merklichem schaden und überauß grossem blutvergiessen.
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Als dise böse zeitung in Occident ankommen / rüsteten sich abermal Käiser Fridericus Barbarossa / Philippus König in Frankreich / und Reichard König in Engelland / mit vilen anderen Fürsten und Herzen / und thäten den sechsten zug in Orient / im jahr Christi 1189. mit grosser heereskrafft. Aber sie richteten nichts auß / dann daß der für treffliche Fürst Käiser Friderich ertrunk / das meiste kriegsvolk durch krankheiten umkam / und die übrigen / deren doch sehr wenig waren / übel gerüstet wider zu hauß kamen. Nach disem allen haben sich gerüstet zwen gewaltige Potentaten (welches war der sibende zug) nemlich der König in Frankreich und der König in Engelland / im jahr Christi 1191. Dise zogen mit einander in Asiam / und verlohren daselbst ein groß volk / und müßten gleichwol Jerusalem den Saracenen lassen. Im jahr Christi 1198. ist Herzog Heinrich deß Käisers Friderici Barbarossae sohn / in Syrien gezogen / den achten krieg wider die Saracenen zu führen. Aber er müßte wider umwenden / und unverzichter sachen mit grossem schaden abziehen. Ferner hat sich deß kriegs underwunden Papst Innocentius der dritte / ein frech er mann / und sehr geschmizter und arglistigerkopf. Hat derwegen ein sehr groß Concilium als jemals gewesen / zu Rom angesezt / im jahr Christi 1215. In welchem er hefftig riet zu krieg wider die Saracenen. Aber in solcher handlung starb er und kam an seine statt Honorius III. der nicht weniger eifers hatte als sein vorfahr / derselbe gab für / es hätte ihm ein Prophet durch Sanct. Peters offenbarung geweissaget / wie daß die statt Jerusalem bei seiner regierung widerum von den Christen solte eroberet und gewonnen werden. Derhalben befordert er mit aller macht den neunten zug / und belägert die statt Acon / die sonst Ptolomais genennet wird. Auch hat man in demselben zug die statt Damiette gewonnen / aber mit grösserem schaden als nuzen. Dann das folgende jahr / nemlich anno Christi 1223 sind die Saracenen derselben wider mächtig worden. In summa / man richtet mit den kriegen wenig aus / und die sachen wurden mit den armen Christen je länger je ärger. Anno Christi 1228. hat Käiser Friderich der ander ein sehr vortrefflicher herz und dapfrer siegsfürst / den zehenden zug gethan [234] Und als er in Syrien gezogen / hat er daselbst vil seiner feinde erlegt / vil fürnemme stätte und neben anderen auch Jerusalem erobert und gewonnen. Aber weil der gute Käiser seine haut an die ungläübigen waget / fährt Papst Gregorius der neunte zu / und nimt ihm mit gewalt seine landschafft Apuliam / die Fridericus von seinem herzen vatter ererbet hatte. Darum er einen schädlichen vertrag mit dem Sultan machen / und wider nach haus ziehen müßte. Solchen Päpstliche frevel straffet der Abt von Ursperg in seiner Chronik / und thut daran nicht unrecht. Anno Christi 1248. ist Ludwig König in Frankreich / samt seinen zwejen brüderen Roberto und Carolo / mit einem starken und wol gebuzten heer in Syrien gezogen: Welches dann der elffte zug gewesen: aber er hatte nicht mehr glüks / als auch die vorigen. Dan̅ Robertus wird erschlagen / Carolus vom Sultan gefangen / und der ganze hauff getrenner / also daß Konig Ludwig mit noht / und geringer anzal volks schwerlich davon kam. Anno Christi 1270. rüstet sich König Ludwig zum zweiten mal / und thut den zwölfften zug in Asiam wider die Saracener. Aber die Pestilenz kam under sein volk / also daß er selbst samt seinem sohn da auff dem plaz blieb. Dann er war mit drejen söhnen außgezogen. Die übrigen / deren wenig waren / müßten mit schanden wider zu haus ziehen. Und wiewol wenig segens / nuz und bestand bei disem unseligen kriege zu spüren (welcher anfänglich durch einen einsidler erzeget / darnach durch das concilium zu Clermont bewilligt / und ferner durch stätig anhalten und auffwiglung der unrühigen Päpste angeblasen und fortgetriben) sondern jedermann merket / daß Gott weder glük noch heil geben wolte: Auch Jerusalem von den Saracenen eingenommen / und die armen bedrangten Christen in Orient durch disen krieg mehr beschweret / als erleichtert und getröstet wurden. Dennoch waren die heillosen Päpste mit so grossem blutvergiessen noch nicht zu friden / und wolten durch so vil faltigen schaden sich gar nichts beugen / noch erweichen lassen. Dann Gregorius X versamlet ein groß concilium zu Leon im jahr Christi 1272. und begehrt ein neu kriegs-heer auff die bein zu bringen. Aber dieweil man allbereit einen unwiderbringlichen schaden an gut und volk genommen hatte / wolt ihm sein anschlag nicht gerahten. Es schreibet Mat [235] theus Palmerius in seiner Chronik: Nach dem vil tausend Christen in Syrien von den Saracenen erschlagen / daß die übrigen mit forcht und zittern auß dem lande gezogen. Welches geschehen ist anno Christi 1291. In welchem jahr Paulus AEmilius und die Französische Chroniken auffhören zu schreiben von disem heiligen oder vil mehr verfluchten kriege / welcher / wie obgemeldet / 196. jahr lang gewehret hat. Und soll schwerlich dergleichen krieg in historien gefunden werden / den ein lausiger mönch angefangen / mit hilff deß concilij und der Päpste zu merklichen schaden der rechtgläübigen in der ganzen Christenheit. Was Pertrum den einsidler anlanget / halten zwar etliche vil von ihm. Andere zweis???en / und auch nicht unbillich / ob er ein mensch oder ein böser geist gewesen. Die meisten aber halten / er sei ein grosser heuchler gewesen. Heinrich der V. welches ihme zu schlechten ehren gereicht / erhielt (Henricus V. Käiser.) das Käisertum nach dem er seinen vatter vertriben / daher seine ersten heldenthaten waren / die jenigen Stätte und Fürsten abzustraffen / welche es mit seinem vatter bis in seinen tod gehalten. Gleichwol wußte diser Henricus sein persohn dapfer zu spilen / wurde da und dort Herz und meister über seine feinde. Die meiste ungelegenheit machten ihme die Päpste / mit nammen Paschalis. Vorhin aber ware schon mit anderen Käiseren der Päpstliche streit / wegen investitur der geistlichen und übergab der kirchenämteren. Käiser Heinrich thate den ersten zug auff Rom / geriete in grosse noht und gefahr / endlich glükete es ihme so̅ weit / daß der Papst als sein gefangner müßte thun was er wolte / und zugleich den bahn wider seinen vatter ergangen krafftios machen. Paschalis II widerum ledig und zum Päpstlichen stul erhaben / fienge es wider an wo er es gelassen. Darauff macht sich der Käiser wider auff mit einem frischen heereszug in Italiam / wurde meister in der statt Rom / und starbe Paschalis / da er jez auch im anzug wider den Käiser begriffen ward. Der Cardinal von Cajeta als neu erwehlter Papst / wolte dem Käiser nit zu gefallen sein / darum er wider verworffen / und an sein statt Mauritius Burdinus / Bischoff zu Braccara / zum Papst gemacht worden. Als nun Heinrich allerhand auffruhren und kriegshändel / in [236] Lotharingen / Böhmen und Niderland / theils geschlichtet / theils darin begriffen ward / starb er zu Utrecht / nach deme er fast 19. jahr lang regieret / und zu Spejer bei den seinen begraben worden. (Vom reich in Orient.) Nach Alexio Commeno / einem bösen kargen mann / wurde Käiser zu Constantinopel sein sohn Calo Johannes Commenus. (Jahr Christi 1112. Portugall ein Königreich.) Zu der zeit sollen die einwohner deß lands Pommeren / den Christlichen glauben angenommen haben. Und als Graaff Heinrich in Portugall gestorben / folgete ihm sein sohn Alphonsus / den die landständ zum ersten Könige gekrönet hatten. (S. Bernhard. Gelebrte leut.) Dazumal lebte der berühmte Kirchenvatter Bernhardus / Abt zu Clareval in Frankreich. So dann auch der Helmoldus ein Historicus. Johannes Zonaras. Wilhelmus Tyrius / Otto Bischoff zu Bamberg und andere. (Lotharius II. Käiser.) Henricus V. Römischer Käiser liesse keine kinder hinder sich. Darum die Reichsstände zusammen kamen / und wehleten / wiewol nit ohne gezänk / den Herzogen zu Sachsen / Lotharium Diser nach deme er dem Papst wider Rogerium den Sicilianischen König geholffen / Italiam befrejet / ist er im herausreisen aus Italien gestorben. (Conradus III.) Auff dise̅ folgete Conradus ein Herzog vo̅ Schwaben. Dise wahl verdrosse nit wenig deß verstorbne̅ tochtermann Heinrichen Herzogen in Sachsen / welcher hierauff allerhand unruhen angestifftet / bis er zu lezt / als er sich auff dem Reichstag zu Regenspurg halstarzig erzeigte / in dic acht erklärt / um land und leut kommen und für unmut gestorben. (Thrithem. Weibliche treu) Von disem Käiser Conrado / wirdt insonderheit dises ruhmliches erzelt / daß als er wider Herzogs Heinrich bruder / Wolff genant gezogen / ihne auch belägerte in der statt Weinsberg! und darüber allen manspersohnen den tod geschworen / wegen der beleidigten Majestet / als sejen die fürnemsten von den weiberen zum Käiser ins läger gangen / mit demütiger bitt / der Käiser wolte ihnen vergönstigen mit sich zu nemmen auß der statt / so vil sie [237] ertragen möchten. Dises versprache ihnen der Käiser. Worauff dan̅ ein jede ihren mann auff den ruken genommen und ausgetragen. Deß Käisers bruder / ware darüber erzörnt / wolte das nicht gelten lassen / der Käiser aber hielt sein wort / und liesse ihnen hab und gut noch darzu. Und das ist der Conradus der mit Ludovico Königen in Frankreich so ubel ankommen / da sie wolten den zug ins Morgenland fürnemmen. Deren verrähter und verkauffer der Constantinopolitanische Käiser Emanuel Commenus ware. Endlich ist Käiser Conrad / da er jez in Italiam ziehen wolte / zu Bamberg gestorben. (Gelehrteleut.) Um dise zeiten lebten auch die Historici und andere gelehrten / als Hugo de S. Victore / Petrus Abt zu Cluniaco / welcher den Türkischen Alcoran auß der Arabischen sprach in die Lateinische ubersezet hat. Otto Bischoff zu Freysingen / der Rechtsgelehrte Gratianus. (Fridercus ??? Barbarossa.) Weilen nun das haupt im reich / wegen tödtlichen hinscheids Conradi manglete / als erwehleten die Reichsstände zum Käiser Friderichen / Herzogen zu Schwaben. (Jahr Christi 1154.) Dieser hatte vil mit Italianische̅ händlen zu thun / un̅ allerhand Trublen die sich in der Lombardei und Maylandischer herrschafft zutrugen. Er hat etliche züge in Italiam gethan / den Papst Alexandrum III. endlich vertriben / der bei den Venedigern schuz und schirm gesucht und zwaren auch gefunden hat. Bald hernach wurde sein sohn Otto gefangen / darum müßte er ein ander liedlin singen / zu Venedig dem Papst (Papst trittet Käiser Friderico auff den hals.) wider auffwarten. Es ware zwar Fridericus von dem Herzogen und raht zu Venedig wol empfangen / da er aber in St. Marien Teinpel dem Papst wolte die füß küssen / trat ihm Alexander auff den hals / und müßte die herumstehende Elerisei die wort auß dem psalmen singen: Auff schlangen und Basiliscen wirstu gehen / und tretten [238] auff junge löwen und Drachen. Dises verdrosse billich den Käiser / und wider ruffte dise that mit denen worten: Non tibi sed Petro, nit für dir / sonder als für dem Apostel Petro und ihme zu gefallen / demütige ich mich also. Der Papst antwortet: Et mihi & Petro beides mir und Petro solt du es thun. Dar auff hat der Papst den Käiser lassen Käiser sein / und der Käiser liesse den Papst bleiben. Sonsten aber ist es übel bekommen Herzogen Heinrich in Sachsen / der Löw genant / welcher in dem zug in Italiam Käiser Friderichen verlassen / um kein bitten und flehen nichts gebe / sonder mit etlich 1000. abzuge / darum weil der Käiser in bahn gethan ware. Nachgehends aber / als die sach ein und das ander mal auff den Reichstagen erörtert / ist Herzog Heinrich in die acht gethan / seiner reichslehen und seiner herrschafften verlürstig gemacht worden. Da dann der einte Fürst dises / der ander etwas anders von seinen landen bekommen. Der Pfalz Graff Otto von Wittelspach / bekam Bayerland / die obere Pfalz und den Nortgaw. Herzog Bernhard das jezige Chur Sachsenland. Der Erz Bischoff von Cöln / name Westphalen und Engeren weg. Inndessen wolte Herzog Heinrich sich immerzu noch wehren / bis der Käiser mit ganzer macht ihme das land genommen / und ihne zu einer tieffe̅ submission und demütigung gebracht. Als er in Engelland eine zeit lang sich auffgehalten / auch keinen lust mehr hatte wider den Käiser zu kriegen / kame er wider zu seinem Herzogtum Braunschweig / daß ihme Fridericus vergönstiget. (Böhmen zum Königreich gemacht.) Besser ist es erschossen dem Fürsten Uladislao II. in Böhme̅ / welcher / weilen er treue dienst dem Käiser geleistet / wider die Pohlen / hat ihn Käiser Fridericus auß einem Herzogen zu einem Könige gemacht / und ihme einen Löwen im roten feld zum Waapen geben.
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Nachgehends solle diser Käiser Fridericus in seinem zug in Morgenland in einem fluß oder strom in Armenien ertrunken sein. (Käiser zu Constantinoyel.) Zu Constantinopel tyrannisierte Andronicus Commenus / und aber zu lezt bekame er seinen lohn / die augen wurden ihm ausgestochen / hände abgehauen und sein leib zerstüket. Auff ihne ward Käiser Isacius Angelus / welcher sich auch dem tyrannen Andronico widersezet hatte. (Statt Bern in der Eidgnoßschafft.) Um dise zeiten solle die statt Bern in der Eidgnoßschafft / under Herzog Berthold von Zähringen / ihre ersten anfäng / bekommen haben. (Henricus VI. Käiser.) Friderico folgete im reich nach sein sohn Heinrich der VI. dis nammens / welcher in Calabria / Apulia und Sicilia die auffrührer und rebellen bannen und einschranken müßte / auch in Italien. Er ware aber darbei grausam. Des Tancredi sohn ließ er die augen ausstechen / als dessen vatter mit list deren von Salerno / seine Käiserin Constantiam gefangen bekommen. Jordamim / der mit seinem weib heimliche verständnus solle gehabt / und ihme nach cron und scepter getrachtet haben / liesse er auf einen eisernen glüenden sessel sezen und eine eiserne glüende cron mit glüenden nägle̅ in das haupt schlagen. Endlich als sich diser Käiser zu vil auff der iago erhizget / und vil kaltes wassers dar auff getrunken / starb er an einem grimmen deß leibs. (Philippus.) Auff disen tod fall gab es selzame händel ab. Die soldaten kamen von weiten landen herbei. Philipp Herzog in Schwaben / des verstorbnen Käisers bruder / und seines söhnleins Friderici Vormund / meinte die wahl gehöre auff ihre seiten. Andere Fürsten aber (Otto IV Jahr Christi 1208.) erwehleten Otto Herzogen von Braunschweig / Henrici Leonis sohn. Wider dise beide handleten etliche Fürsten / und wolten Bertholden Herzogen zu Zähringen / herren in Nüchtland zum Käiser haben. Das bleibte also hangen / indessen gabe es allerhand feldzüge / und wurden da und dort stätte eingenommen: Endlich starbe Philippus / und bleibte das regiment Käiser Othen dem IV. dis nammens. (Fridericus II.) Ohnlängst hernach wurde Fridericus II. zum Käiser aus geruffen und gekrönet / wider disen Othen / welcher da er sahe / daß er von menniglich verlassen / und mit vilen auch mächtigen feinden / in und aussert dem land zu thun batte / starb er endlich.
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Fridericus II. hatte nit vil bessers. Wurde zum anderen mal in bahn gethan / und wurde wider ihn von etlichen Fürsten Land-Graaff Heinrich von Thüringen zum Käiser erwelt. Disem Friderico II. solle mit gifft vergeben worden sein. (Verodnung der 7. Chur-Fürste̅) Gleich wol wird von Käiser Ottone IV geschriben / daß er eben wegen aller hand entzwejungen / bei der Käiserlichen wahl solche ordnung gesezt und gemacht habe / daß 6. Fürsten / 3. Geistliche / als Mäinz / Trier und Cöln / (Gotdast.) und 3. Weltliche / als Pfalz / Sachsen und Brandenburg den Römischeu König wehlen sollen. Wofern sie sich aber der stimmen halber nit vergleichen können / sollen sie den König in Böhmen / als einen schidrichter / zu sich nem̅en. (Conradus IV.) Conrad der IV. Friderici II. sohn erhielt zwar das Käisertum treibte es aber nit lang / dann ihme von seinem arzet durch Mansfredi anstalt vergeben worden. Sein gemahel ware Ottonis Pfalz-Graaffen bei Rhein tochter. (Orientalisch reich.) Zu Constantinopel regierten Petrus von Antisiodoro ein Franzos / und Theodorus Lascares ein Griech. Diser hatte jenen under dem schein sonderbarer gewogenheit über der tasel lassen ermörden. Theodoro folgete nach sein sohn Johannes Dueas / der seinen siz am ersten zu Adrianopel hatte. Wider disen machten ein auffstand ihrer zwei von Käiserlichem geschlecht / nammens Alexius und Isacius. Dennoch behielt zu lezt Balduinus II. das Käisertumm / deß Roberti sohn. (Berümte leut.) Zu denen zeiten und läuffe̅ lebten Albertus Magnus, Thomas von Aqwino von fürnemmem geschlecht. Thomas Cantipratanus. Bonaventura der Franciscaner General. Accursius / Albertus Galottus / Wilhelmus Durandus die berümten Juristen und andere. (Conradinus Carolus.) Dazumal entstunde auch der krieg zwischen Conradino / Käisers Conradi IV. sohn / und Herzogen Carlen von Anjou / welcher ein hiziger und rauher herr ware / schonte keinem blutver giessen / hielte Conradinum und Fridericum Herzogen von Oesterreich gefangen / liesse ihnen den proceß machen / daß sie offentlich müßten hingerichtet werden. Conradinus nam den Bejel / damit Friderico das haupt abgeschlagen ware / küsset denselben / weinete sehr daß der jun [241] ge Fürst mit ihme in solch unglük kommen / und leidete den tod mit grosser standhafftigkeit / als er vorhin eiferig zu Gott gebetten. Man schreibt / daß Carolus vor der hinrichtung diser Fürsten solche that bei dem Papst lassen erdauren / welcher solle geantwortet haben: Vita Conradini, mors Caroli. Mors Conradini, vita Caroli. Des Conradini leben seje Caroli tod / und Conradini tod seje Caroli leben. Ein raht seinem urheber anstehend. (Interregnú) Als nun ein geraune zeit bis daher das Römische reich ohne bestendiges haupt und ein Interregnum also ware / Papst Gregorius auch dröwete / er wolte einen Käiser zeigen / wo die Chur-Fürsten nit wehlen wolten / darum wurde erstlich vorgeschlagen Ottogar (Rudolph von Habsruro wird Käiser auff gethanë vorschlag deß Pfalz Grafen Ludwigen Chur Fursten.) König in Böhmen / der aber solches anerbieten ausgeschlagen. Darnach wurde zu Frankfurt auff gethanen vorschlag Pfalz Graaff Ludwigs Chur Fürsten / zu einem Käiser erwehlt Rudolph Graaff von Habspurg / Albrechts sohn. Disem Pfalz Graafen Ludwigen hatte nachgehends Käiser Rudolph seine tochter Mathilden verheurahtet. Es lage aber dazum al Rudolph vor der statt Basel / und mit demselben Bischoffe im streit. So bald nun dise zeitung seiner beschehenen wahl zum Käisertum abgelegt / hebte er auch die belägerung auff / gabe die gefangenen loß / und reisete naher Achen um die crönung anzunemmen. Da er dann an statt eines scepters ein creuz in die hand genommen / mit vermelden / dises werde könfftig (Jahr Christi 1274) sein scepter sein. Bald zeigete Käiser Rudolph sein dapferes und generos gemüht / führte krieg im Elsaß / Sundgaw / Burgund und wider den Marg-Graffen von Baden. Hier auff sprach er die länder / welche ohne mittel zu dem Reich gehörten / als OEsterreich / Steyermark / Kärntenund Tirol. Welches aber Ottogar König in Böhmen / der bis daher solcher länder sich bemächtiget / wegen eines heurahts / nit gestatten wolte. Zu welchem sich Heinrich Herzog in Bäjeren auch geschlagen. Käiser Rudolph macht kurzen process / laßt die Chur Fürsten und stände zusam̅men kommen / erhielt sein begeren / und weil keiner von (Käiser Rudolph und Ottogar König in Böhmen.) jenen zwejen erscheinen wolte / wurden sie beide in die acht erklärt. Darauff gieng es zur feindthätlichkeit. Weilen aber König in Bohmen / gegen deß Käisers kriegsheer / sich zu schwach befand / [242] als kaine er zum zum parlamentiren und auff gütige mirtel. Pfalz-Graff Ludwig mit zuthun anderer Fürsten traten ins mittel / und müßte Octogar Böhmen und Mähren ins könfftig als Lehen von dem Käiser empfangen. Doch bate er zu verschaffen / daß er möchte den eid absönderlich und nit offentlich ablegen. Und aber die sachen wurden zu schimpf dem Ottogar also angcordnet / daß da er eben in aller action die huldigung abzulegen / begriffen ware / fiele das gezelt voncinander / daß es jedermann sehen möchte. Ottogar wurde darauff von seinem weib stetig angefrischet / den angethanen schimpfnit zu leiden. Worauff er alles was er für dem Käiser gethan und eingangen ware / widerruffen / und zoge ins feld wider den Käiser / welcher ihme begegnet. Da geschahe ein hartes treffen / der Käiser kame in gefahr / behtelt doch zu lezt den sig / und wurde Ottogar elend erschlagen / kame hiemit um alles / der vorhin nit wolte Käiser sein. Darum wem nichts gehört / dem selben wird auch nichts. (Oesterreichkom met an die Grafen von Habspurg.) Dazumal kame Oesterreich an die Graafen von Habspurg / und wurde durch heirahten deß Käisers tochter mit Ottogars sohn und diser tochter mit deß Käisers sohn / der handel verbesserct. Käiser Rudolph von hohem alter / begerte an die Reichsstände / sie wolten seinen sohn Albrecht / nunmehr Herzogen in Oesterreich / zum Römischen König erwehlen / welches sie in bedenken (Rudolpbi tod. Wolte nicht gen Rom.) gezogen. Dises verdrosse den Käiser / fiel in unmut in eine krankheit daran er auch starb / und ward zu Speir vergraben. Diser Rudolph wolte niemalen gen Rom / dann sagte er / die fusstapfen meiner vorfahren / die wol gen Rom kommen / aber schlechtlich wider her aus / schreken mich: Und da ihn der Papst wolte anreizen in das H. land auch zu ziehen / die statt Jerusalem und das H. grab wider einzunemmen / hat er den Papst mit anderem gewust wider abzuweisen. Hier auff wurde arglistiger weis Käiser erwehlet ein Graff (Adolph und Albrecht.) von Nassau / nammens Adolph. Albrecht aber Käiser Rudolphs sohn widersezte sich / erhielt auch so vil / daß Adolph entsezet / er aber zum Römischen König anzenommen ward. Zu lezt ware Adolph in einer schlacht von Herzog Albrecht überwunden / und müßte das leben einbüssen. (Orientalisch reich.) Theodorus Lascares Käiser zu Adrianopel gienge mit tod ab / dessen sohn auch Theodoro Michael Palaeologus Despota zum vor [243] mund verordnet ward. Diser achtet weder der vormundschafft noch deß geschwornen eids / liesse sich vermittelst der soldaten zum Käiser ausrussen / veriagte seine widerwertigen. Nach dessen tod sein sohn Andronicus Palaeologus Käiser worden. Indessen als da und dort in der Welt / sonders in Hispanien / Sicilien / Frankreich / Engelland / Pohlen / Ungaren sich allerhand eräüget / vil blut ver gosten worden: Auch Carolus und Philippus der kühne / Philippus der hüpsche Könige interessirt waren in solchen trublen / da dann die Franzosen ihre Sicilianische vesper (Bonifacius Käiser und Papst.) bekommen: hat sich zu Rom Bonifacius bald in dem Päpstlichen bald Käiserlichen habit und zier aht gezeiget / und lassen für ihme ausruffen: Ecce duo gladij hîc, Sihe hier seind zwei schwerter: nemlich Petri und des Käisers. (Kranz-Vrsp.) Diser Papst Bonifacius VIII begert an König Philippum pulchrum, wie es anstehend / daß er das Königreich als ein lehen von ihme empfahen solle. Worauff der König dem Papst zugeschriben / sciattua maxima fatuitas, es wüsse deine grosse thorheit. Der Papst nit faul / kündte dem König an den bahn. Nachgehends kostet dises den Papst zu Rom / vermittelst der Columneser das leben / und sein grabschrifft ward von etlichen also gemacht: Intravit ut vulpes, regnavit ut leo, mortuus ut canis, er were eingeschlichen wie ein fuchs / habe regieret wie ein löw / und seje gestorben wie ein hund. (Jahr Christi 1277.) Um dise zeit ist ??? weltbekante hohe thurn zu Straßburg zu bauen angehebt / und folgends wie er anjezo noch stehet / auff geführt worden. In der statt Hammelen im Braunsch weigerland sollen wol 130. kinder verlohren worden sein / durch einen gewissen abendtheurer / der ratten und mäus in der statt (Jahr Christi 1284.) vertriben / als man aber verwegerte den geforderten lohn zu geben / kame er im Brachmonat wider in die statt an einem Freitag / da die leut in der kirchen waren / fieng an mit seiner pfeiffen sich zu üben / bis sich so vil kinder bei ihme versamleten / die er in das thal Kloppenburg in einen berghinein geführt / daß niemands mehr von solchen kinderen zu erfahren ward. Hiervon sollen noch die leut in selbiger statt ihre jahr zehlen.
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Indesse̅ ward Herzog Abrecht vollkossien als Käiser gekrönet. Der Papst aber war ihme zu wider / weil er sich mit König Philippo / der im bahn hafftete / befreundet. Darauff kame es zum krieg / die Fürsten fielen mehrentheils vom Käiser ab / und wurde der Pfalz Graaff und (Pfalz Graafen die ansehnlichsten under den Chur Fürsten.) Churfärst / als Richter in deßgleichen wichtigen und spänigen händlen / seines Richteramts von den übrigen Chur-Fürsten crinneret. Waren also die Pfalz Graafen schon dazumal des Käisers Richter. Es hatte aber der Käiser Albrecht ein gross es kriegsvolk bei sich / darum er allenthalben die forcht machte. Zu lezt hat ihn sein eigner junger (Käiser Albrecht komt um) vetter Herzog Hans / seines bruders Herzogen in Schwaben sohn / weil er ihn als einen jungen Fürsten / da er die herrfchafft begerte / verächtlich gehalten / samt noch dreje̅ / denen sich der Käiser vertraute / in der überfahrt an der Reuß bei Windisch erstochen / mit disen höhnischen worten: Wie ists vetter / wann werde ich ein mal mein vätterlich erb haben? Welche mordthat aber nit ungerochen verbliben. (Heinrich VII. Käiser Jahr Christi 1308.) Auff Albrechts tod ward zum Käiser erwelt Heinrich der VII. dis nammens / ein Graff von Lüzenburg. Diser gewaltige Käiser / als er die händel in Italien geschlichtet / land und leut bezwungen / kame gen Rom / wurde gekrönet / aber ein ver gifftes bisslein macht ihm solchen (Käiser Heinrich wird in der Meß-Ostien vergeben.) zug unglükhafft und bracht ihn ums leben. Dann Johannes Politianus von Siena / ein prediger-Mönche / mit deme sich die Florentiner hierzu wol verstunden / vergabe dem Käiser in der Meß-Ostien / darvon er starb. In dise zeiten falt der anfang des. Türkischen reichs under (Osman. I) Osman oder Ottomann I. Auch wurden die Tempel-herren ausgerottet / welcher sect ursprung von dem vorhof des Tempels zu Jerusalem genommen / darinnen (Zempel-herren) sie ihr sachen hatten / die frömden empfangen und herumgeführt / ein weissen Orden mit einem rohten creuztrugen / welche [245] nach und nach an volk und gut sehr zugenommen / vil adels-persohnen under sich hatten / denen auch der H. Bernhardus regulen vorgeschriben. Clemens der V. Papst hat zu Avignon in Frankreich ein concilium angestelt / und den Päpstlichen siz dorthin von Rom versezet. Da diser Papst gekrönt worden / siel ohngefehr eine maur ein / erschlug vil und fürnemme leut / der Papst wurde vom pferd herunder gestossen durch das geträng / seine cron fiel ihm ab und ward daraus ein Carbunkel stein 3000. Ducaten wert / verlohren. (Pffalz Graaff Ott König in Vngaren.) Die Ungaren erwehlten zu ihrem König Pfalz Graafen Otto Herzogen in Bäjeren / wurde aber arglistiger weis von dem Waywoda Ladislao in Sibenbürgen um solches reich wider gebracht. König Philippus der hüpsche ward auff der jagd / treibte ein wild schwein / fiele in vollem lauff vom pferd / von welchem er geschleifft wurde / darvon er auch starb. (Anfang ??? Eilgnoßschafft Simler.) Nun ists an dem / das wir anheben die beschreibung von dem Ursprung des Eidignösischen Bundts / welcher entstanden wegen verübter Tyrannej der Lanitvögten / under den kurz vorhin und zum lezten erzehlten Käisern. (Wilhelm Teil.) Dise Landvögt machten es gar zu grob / wie aus dem erscheint / was sich mit Wilhelm Tellen zugetragen. Der Landtvogt wolte auch die Ehrerbietung haben gegen seinem hut auf einen steken gesezt. Dises thate Wilhelm Tell nicht / darum der Tyrannische Landtvogt ihme dise straff auferlegt / weiln Tell ein guter Schüz gewesen / er solte einen Apfel seinem Söhnlein ab dem kopf schiessen. Tell mußte dar an / wie ungern er es auch thate / name dessentwegen mehr pfeil zu sich / und hielte den einten in verdächtiger bereitschafft. Was geschicht? der apfel fahlt ohne verlezung des Kinds vom haupt. Da aber der Landvogt wolte mit gewalt wüssen / zu was ende Tell den [246] andern pfeil also in bereitschafft gehalten / antwortet Tell herzhafft / hätte ich mein Kind getroffen / wolte ich mit disem andern pfeil deiner auch nicht verfehlet haben. Worauf zwar Wilhelm Tell gefänglich angenommen worden / entrann aber mit list aus dem Schiff / wartete nachgenz an einem verborgnen Ort dem Landtvogt auf den dienst / und schosse ihn vom pferd herunder. (Erster Bund.) Ury / Schweiz und Underwalden verbündeten sich am ersten zusammen / denen von Käiser Heinrich VII. daß sie von niemands als von Römischen Käisern ihre Landvögt empfahen / und als eingeborne Landleuth sein solten / das versprechen gethan ward. Und aber die Freiheit schwingte sich empor / die Vögte wurden abgeschaffet / und bleibte es bei dem festen Bund / der nach und nach zu seinem wesen kommen / in welchem die Eydtgnoßschaft noch heut zu tag / durch ein Wunder gutthat Gottes / bestehen thut: Da Demüt weint / und Hochmüt lacht / Da ward der Schweizer Bund gemacht. (Ludovicus Bavarus. Fridericus.) Ludwig Herzog in Bäjern wurde von etwelchen Fürsten zum Kaiser gemacht / deme zuwider erwehlten andere Friderich Herzogen in Oesterreich und Käisers Alberti sohn: Welcher leztere nach vieljährigem Gefecht doch zu lezt mußte haar lassen. Herzog Leopold wurde von den Eydtgnoslen mit den seinen erschlagen / dessen Begräbnus zu Königsfelden zuersehen. Käiser Ludwig thut ein Römerzug / sezet den Bapst ab / und erwehlte einen andern / kame darüber in Bann. Bapst Benedictus der VIII. wolte disen Bann nit allein nicht auff heben / sondern sich selbst an statt des verbahn ten Käiser zum Statthalter machen. Der Reichstag aber zu Frankfurth machte den ab scheid / daß der Bapst wol solle die Krönung zuverrichten besprochen werden / so er es aber nicht thun wolte / konnte es wol auch ein jeder Geistlicher Churfürst thun.
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(Jahr Christi 1348.) Ludwig der Käiser empfienge über einer mahlzeit gifft / wolte sich darüber ausarbeiten / stürzete sich aber vom pferd auf der jagd / und gab mit eifferigem Gebätt den Geist auf. (Orientalisch Reich.) Indessen hatte Käiser Andronicus zu Constantinopel zuthun / mit Orchanes dem Türkischen König / Otthomans Sohn. In Teutschland thaten sich die Schlesische Fürsten von Pohlen ab / und empfiengen ihre Fürstenthum̅ als Lehen von Johanne Königen in Böhmen. (Gelehrte und berümte Leuth.) Zu denen zeiten waren verrühmt und lebten Nicolaus de Lyra. VVilhelmus Occam, Marsilius von Padua. Johannes Taulerus. Die Poeten Dantes Aligerius, Franciscus Petrarcha, Bocatius und andere. (Universitet zu Heidelberg Carolus IV) Zu Heidelberg wurde die Höhe Schul aufgerichtet von Herzog Ruprecht II. Andere sezen dero anfang etwas später. Carolus der IV. ein Sohn Johannis Königs in Böhmen / ein Enkel Käiser Heinrich de VII. kahme hierauf zum Käisertum̅. Bej seiner Tauff wurde er Wenzel / Wenceslaus genannt / aber in der Firmung ließ ihm König Carolus in Frankreich seinen namen geben / bej welchem er auch eine zeitlang underhalten worden. Wider disen Carolum erwehlten andere Churfürsten Güntherum einen Graffen zu Schwarzenburg. Es geschahe aber ein verglich / daß diser vom Käiserlichen Titul solte abstehn / hergegen solte jhme Carolus eine ziemliche Summa Gelts sam̅t gewüssen Stätten in Thüringen einhändigen. Bald aber darauf starb Günthert. (Guldene Bull.) Under disem Carolo / und nach seiner widerkunfft von Rom / ward auf dem Reichstag zu Nürnberg eine Schrifft verfasset / die Guldene Bulla genannt / in welcher allerhand verordnungen beschriben / betreffend die Käiserliche Wahl / die Hoheit und Gerechtigkeit der 7. Churfürsten / und anders mehr. (Wenceslaus Käiser Jahr Christi 1362.) Nach Caroli tod kame sein Sohn Wenceslaus / schon vorhin zum Römischen König gemacht / an statt / wurde aber bald als ein untüchtiger und den Wollüsten ergeben / diser ehren wider beraubt. Darnach er nicht viel fragte / bleibte also in seinem Königreich Böhmen. Under disem König Wenzel lebte Johann Huß / und fieng [248] (Johann Huß.) an in Böhmen wider den Bapst und dir Irrthum der Römischen Kirchen zu predigen. (Amurathes. Janitscharen.) In Orient regierte als Türkischer Käiser Amurathes / welcher der erste aus der gefangenen Christen Kinder / die stärksten und schönsten lassen absondern / in der Türkischen Religion aufferziehen / und in allerhand Rittersübungen underweisen. (Caroli VI. Königs in Fräkt reich Fasnachtspil.) In Frankreich geriethe König Carolus / wegen eines gewüssen Tumults / in Schwermut und Wahnsinn. Die Fürnemmen Herren im Reich wolten dem König neues fröliches Geblüth machen / und verkleideten sich im Januario / als weren sie Satyri mit leinen Tüchern / die aber mit Pech / daran flachs gleich dem Haar hienge / umb. Dem König gefiele der handel so wol / daß er mit wolte machen und den 7. geben. Da er aber in solcher Mummerej mit der Herzogin von Berej zu vil kundsame hielt / wolte sie wüssen wer er were / darauf der Herzog von Orleans die Fakten ein wenig under das angesicht gehalten / um̅ desto leichter die Person zuerkennen. Der König fieng an zu brennen / die andern Narren lauffen auch herzu / dem König bejzuspringen / vergassen indessen ihrer kleidung / die jhnen auch darüber angieng vom Feuer / also das 4. darüber ihr leben jämerlich eingebüst / und der König kümmerlich / deme alles zugeloffen / erhalten worden. Worüber er desto mehr in seiner vorigen Krankheit zugenommen. (Päpstliche siz wider nach Rö versezt.) Bapst Gregorius IX. hat von Avignon in Frankeich / allwo die Bäpste fast in die 70. Jahr Residenz gehabt / solche wider nach Rom in Italien verruket. (Juden brunnen vergiffter.) Um̅ dise zeiten / schreiben die Historici / haben die Juden hin und her viel Brun̅en vergifftet / darum̅ sie auch bej vilen hunderten sind hingerichtet worden. (Von erfindung des geschüzes. Jahr Christi 1380.) Ein Mönch namens Berthold Schwarz solle ein Urheber des Pulfers und de Geschüzes gewesen sejn. Andere urtheilen anderst hiervon / und sezen des Geschüzes gebrauch etwas früher. Nach dem Herzog Friderich von Braunschweig Römischer (Ruprecht Pfalz Graaf Käiser.) König bej Frizlar erstochen ward / als haben die Reichsständ Herzogen Ruprecht / Pfalzgraffen bei Rhein / Herzogen in Bäjern zum Käiser erwehlet: Der sich dann dapfer und wol gehalten / und da er über die 9. Jahr herrschete / starb er. (Bajazet und Tamerlanes.) Bajazet ein tyrann belägerte ein und das ander mal die statt Constantinopel / müßte aber darvon abweichen und wider Tamer [249] lanem oder Tamurlan der Tartaren König gehen / als der im anzug wider ihne begriffen / weilen Bajazet in einem schreiben ihne so sehr beschimpfet / da er ihn von der tyrannej abgemant. Darauff es dann zu einem solchen hauptireffen kommen / des gleichen nit bald er hört worden / so vil bluts ward vergossen. Tamerlanes ward über winder / liesse den gefangenen Bajazethen / als der noch stolzierte in einem eisernen kefi zum spott in die 4. jahr lang herum führen / und da er sahe sein weib vor Tamerlanis tisch halb nakend auffwarten / verdroß es ihn / daß er den kopf an eisen so lang stiesse / bis er darvon gestorben. (Carol. VI König in Frankreich Jahr Christi 1405.) König Carl in Frankreich ware so entrüstet wider die Päpste daß er zu Paris in einem allgemeinen parlament ein schluß gemacht / daß man die Annaten / statuten und erstlingen der pfründ en / so der Papst zu erheben pflegt / nit mehr auß Frankreich führen / sonder im land behalten solte / und solle aller bahn deß Papsts hierüber unkräfftig sein. (Sigmund Kaiser / Jahr Christi 1410.) Sigmund König in Ungarn und Käisers Caroli IV. Bruder / ward zu einem Käiser von den Reichsfürsten erwehlt. Ein dapferer / kluger / gelehrter Fürst und schön von angesicht und Statur des Leibs. (Orej Bäpste) Dazumahl hatte die Römische Kirchen 3. Kopf oder 3. Bäpste / Benedictum XII. Gregorium XII. und Johannem XXIII. Worauf dann das Concilium zu̅ Costanz angesehen ware / in welchem Papst Johannes / nach dem er als ein aus gerissner / wider (Concilium zu Costantz.) herzugeführet worden / über die ihme fürgehaltene Klagspuncten nur geseuffzet und endlich gesagt / das gröste laster so er begangen / seje daß er über das gebirg in Teutschland gezogen und nit vil mehr zu Rom gebliben seje. Papst Gregorius aber hat resignirt. In disem Concilio sind Johann Huß und Hieronymus von Prag / die srommen märtyrer offentlich verbrant worden. (Johan Wikleff) Johann Wikleff ein Engelländer / eine magere und von leib schwache Person / jedennoch stark im Geist / mächtig in der lehr / unsträfflich (Wie sein Leh??? seje in Böhmen kommen.) und ehrbar in seinem leben und Wandel / welcher eine zeitlang Professor in der H. Schrifft zu Oxfort ware / beschalte offentlich den aberglauben und Abgötterej der Römisch. Kirchen / welches der Clerisej sehr wehe that. Er widersezte sich der Hoheit des Papstes / verwarff die Abgöttische Meß / und verthädigte das ansehen [250] der H. Schrifft / das allein darinnen die warheit zufinden seje: Er bekame einen grossen anhang / worunder auch ware ein Student aus Böhmen / derselbe hat dises Wikleffs Lehr mit sich in Böhmen gebracht / und ist hiervon auch Johannes Huß bewogen worden / selbige anzunehmen / und offentlich ab und under der Kangel zuverthädigen: Diser sagte offentlich / er begehre von herzen / das seine Seel nach ihrer ausfahrt aus dem leib / nirgend anderswohin käme / als an den Orth / da die liebe Seel des sel. Wikleffs in ewiger Freud und Seligkeit ihre Ruh und ergezung hätte: Dann er wußte für gewüß / das er ein frommer Christ und gottseliger Mann gewesen were. (Johann Huß wirdt auf das Coneilium naher Costanz beruffen.) M. Johann Huß / ein Böhm / so eines trefflichen Verstandes und sehr beredt ware / ist auf das Concilium zu Costanz / so von Käiser Sigmund und Bapst Johannes XXIII. angesehen / beruffen worden. Diser Johann Huß / nach dem er allenthalben seine Glaubens-bekanntnus dapfer und ohne scheu offentlich an tag geben / und mit mänigliches verwunderung über ihne verthädiget / ist er fortgereiset / und den 3. Novembr. Anno 1414. zu Kostanz ankommen. In diesem Concilio hat er ohne scheu die Päpstliche Hoheit und gottslästerliche abgötterej der Meß verworffen / und die reine Evangelische Lehr mit vilen gründen her H. Göttlichen Schrifft verthädiget und verfochten. Indessen ist er durch ergrimmte bosheit der Mönchen und Pfaffen arglistiger weis in ein Gefängnus geworffen / und endlich durch das Concilium zum tod verurtheilt worden. Im ausführen ward jhm ein kron einer Ellen hoch aus papeir gemacht aufgesezt / gar nahe geformirt als ein Bischoffshut / daran gemahlet drej grausame Teufel / und mit grossen verständigen buchstaben darbei geschriben: Haeresiarcha, das ist / ein Erfinder neuer Kezerej / oder ein Erzkezer: Und als Huß dise zierliche Kron ersahe / sprach er: Mein Herr Jesus Christus hatum̅ meinet willen eine scharffe dörnene Kron getragen. Warum̅ wolt ich dise leichte Kron / wiewol sie mir zu Hohn und Spott gemachet ist / nit auch gern und willig tragen? Da er auf der Richtstatt sahe ein armes Bäurlein holz zutragen / lachete er freundlich / und sprach bej jhm selbsten: Ah! sancta simplicitas. O du heilige Einfalt. Under seine lezten Reden [251] werden auch dise gezehlet: Ihr verbren̅et zwar Hussen (welcher auf Böhmisch eine Gans heisset) über hundert jahr werde ein Schwan kom̅en / den sie nicht werden verbrennen können: nämlichen Doctor Marthin Luther. (Hieronymus von Prag) Hieronymus von Prag / gleich wie er von jugend an mit Johann Huß gestudieret / gleiche lehr und leben geführt / also mußten sie auch einerlej Tod / und in einem Orth / von einerlej Leuten. jedoch in einer heiligen und gewüssens sach leiden und ausstehen. Diser Hieronymus von Prag / nach dem er unerschroken als ein dapferer Soldat Jesu Christi ritterlich gekämpfet / mit jedermänigliches verwunderung seine Person und Lehr verthädiget / ist er gleicher gestalt als Johann Huß vom Concilio zum Tod verdamt und lebendig verbrannt worden. Es haben gleichwol die Feinde / so im Concilio zugegen waren / und dises alles angehört / die herzhafftigkeit und Wolredenheit Hieronymi nicht genugsam beschreiben können: Und insonderheit Poggius Florentinus / welcher in einem brieff an Leonhardum Aretinum, so in deß AEneae Sylvii Piccolominei, hernacher genannt Pii II. Papsts zu Rom ausgegangenen Sendschreiben / so Anno 1481. gedrukt / um̅ständlich zulesen / die warheit bekennt hat / welcher also lautet: Poggius von Floren; wünschet Leonhardo Aretino Heil und Wolfahrt. Nach dem ich eine gute zeit im bad gewesen / hab ich unserm Freund Nicolao einen brieff geschriben / welchen ihr auch das Martyrbuch zu Schaffhausen gedrukt / pag. 113. (Johan̅es Ziska.) Nach hinrichtung diser zwejen treuen zeugen des Herren Jesu Christi / sind allerhand unruhen in Böhmen entstanden / welches allen frommen herzen sehr wehe gethan: Wie sich dann alsobalden herfür gethan der Hochtapfere Held Johannes Ziska / welcher jhm samt seinen anhängeren vorgenommen / solches wider an der Clerisei zu rächen / wie dann auch beschähen / und hat durch Gottes gnädigen beistand wunderlich ein und das ander mal gesiget / gleichwol beide augen darüber verlohren / dennoch nicht nachgelassen von seinem heldenmut / bis er endlichen gestorben / und neben anderen in [252] seiner Grabschrifft dis auch hatte: Johannes Ziska / ein vestung deß Vatterlands / ein schreken deß Papsts / ein geisel der Pfaffen. Vorhin aber sagte er: Man solte jhm nach seinem Tod die haut abziehen / und dieselbe über eine Trommel ausspannen lassen. Dann alsbald man dise Trommel schlagen werde / wurden gewüßlich alle Feind deß Evangelii die Flucht geben. (Albertus II Käiser.) An Käiser Sigmunds statt kame sein tochtermann zum regiment / der Albertus Herzog zu Oesterreich. Die Türken vergrösserten ihr herrschafft in Orlent eben sehr / (Orientalischgeschichten. Huniades. Scanderbeg.) greifften weit um sich / nahmen stätte ein / bezwangen land und leut. Amurathes suchte Ungaren auch heim. Dennoch hat Scanderbeg den Türken wider den compaß verruket / und da Johannes Huniades im anzug ware / durch ein kriegslist demselben den sig in die (Engelländer un Franzosen.) hand geliferet / auch darauff selbsten zu ihme übergangen. Zwischen Engelland und Frankreich / gieng zu der zeit hart und rauch her. Da dann eine tochter / genant Jeanne la pucelle d´Orleans / die Engelländer von der statt Orleans wider abgetriben / ward aber in ihrer frechheit und kühnheit zu lezt gefangen und verbrandt. (Heinrich VI König in Engelland und Frankreich.) Die Engelländer sptiten den meister in Frankreich / waren in den sie mit grossen gepräng zum Könige über Frankreich machten. (Conterfait Königs Erichs.) König in Dännenmark Erich / wolte einen zug zum H. grab naher Jerusalem thun / doch unbekanter weis. Einer aber von seinen geheimsten edelleuten ware ein verrähter / und schikt sein bildnus nach Venedig / wann diser kommen werde / seje er ein König über 3. Königreich. Als nun die reis zimlich vollbracht / König Erich wider im heim reisen begriffen / zoge ein mammelut das bildnus herfür / zeigte es im schiffdem König. Der König erschrak / und ward der mammeluk mit vilem gelt und guten worten abgewisen / daß er still geschwigen. (Concilium zu Basel.) Das Concilium zu Basel gienge langsam ab statt / und währete etlich jahr. (Berümteleut.) Dazumal lebten Petrus de Alliaco, Johannes Gerson / Johannes de turre cremata, Poggius Florentinus / Leonhardus Aretinus / Paulus Burgensis / Franciscus Zabarella / Nicolaus Siculus und andere.
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(Jahr Christi 1419. Zigeuner. Cingari. Camerar. Cent. 1. CXVii.) Auch sollen am ersten Zigeuner sich gezeigethaben / so da sind landbetrieger / dieben / mörder / räüber / und ein solches heilloses gesindlin / welches durch zauberei / hexerei sich bereichet / die einfalrigen leut betrieget / dem satan dienet. Zu erst möchtens leut auß den Egyptern und anderen gewesen sein / nun mehr sind es mehrenteil ein gottloser schwall herrenloser leuten und ohne zucht lebenden kinderen. Etliche sezen in dises zeitregister die erfindung der Buchdrukerei /(Kunst deß Buch drukens erfunden.) andere aber machen derselben zeits anfang früher oder später. Die einten machen zum urheber Johann Gutenbergen / da dann bald die von Strasburg / bald aber die von Frankfurt disen ersten Buchdruker ihnen wollen zueignen. Andere sezen zum erfinder solcher kunst Hansen von Laudenbach. Zwaren es sollen die Chine er am allerersten pulver / geschüz und gewüsse art auff papir zu druken / vor den Teutschen gehabt haben / dennoch schreibt man daß ein underscheid zwischen unseren und der Chineser drukereien seje. Fridericus III. wurde auff Käiser Albrechten / von den Reichs-Fürsten (Fridericus III: Käiser.) zum Käisertum erhaben / und hatte er vil mit auffrührischen zu thun. Dazumal hielte sich Pfalz Graaff und ChurFürst Friderich (Pfalz Graaff ein dapferetheld.) heroisch und dapfer / ob er gleich den Käiser / vil Fürsten / Marg-Graffen und andere noch ein mal zu feinden hatte. Auff seiner seiten stunde Herzog Ludwig der reiche in Bäjeren und Land Graaff Ludwig in Hessen. Der gewaltige Chur Fürst Friderich bekame die Bergstraassen und 3. Fürsten in sein gewalt. Es begabe sich auch der Burgundische Krieg / da dan̅ in einer (Carl auß Burgund.) und der andern Schlacht viel volk um̅kommen / bis zu lezt Herzog Carl sam̅t seinen anhängern den Rest bekommen. (Jahr Christi 1476.) In dem ersten Streit wurden der Burgundern ein tausend ungefährlich / und darunder (wie Comineus sagt) siben reisige / der Eidgnossen aber fünffzig erlegt / und drei hundert Eidgnössische knecht übel verlezt: auch einer in der statt Bern gefundnen verzeichnus nach blieben neben den von Chasteauguyon / Peter Lignano / ein Graaff aus Piemont / die herren von Palain und Emery samt anderen auff dem plaz.
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Es kamen auch in der Eidgnossen gewalt bei vier hundert des (Grosser gewün̅ der Eydgnossen) Herzogen zelten / die von innen von Sammet / von aussen her aber von Flart-Seiden gemachet / auch die schilt daran / von Gold und Perlein sehr zierlich gestiket / darzu sechs hundert köstlicher Panneren / und Fahnen / welche theils am streit gewunnnen / und theils in Reis-trögen gefunden waren / sein Canzlei / Guldin einsigel eines pfundes schwer / sein vergüldeter sessel / vil Seidene und von Gold gewebene tücher / stiberne Credenz / bei drei hundert stuken / alle barschafft / vil kostliche Kleinodien / auch seines bruders des bastarts einsigel / und in summa ein so merklicher schaz daß deß Herzogen von Burgund verlurst / sich an wert bet zehen mal hundert tausend Gulden belauffen möchte: Auch wurden vier tausend grosser bleienen Kolben / neben mancherlei Kauffmans Wahren / in grosser menge auffgehebt. Es liesse darneben Carolus einen Diamant / eines daumens (Des Herzogen Diamant.) breite gros / welchen man in aller Christenheit für den edelsten stein hielte / in bemeltem läger / der von Gold eingefasset / und mit zwejen köstlichen anhangenden Prelinen gezieret war / derseibige wi Comineus sagt / soll anfanglich vor Granson funden / darnach als unnüz verworffen / bald widerum aufgehebt / einem Priester um̅ 3. Franken zugestellet worden sejn: Hernach kauffte solchen von den Eydtgnossen Bartholome Mey / von Bern / um̅ fünff tausend Gulden / und gabe Wilhelmen von Dießbach dem Undermärkter vier hundert Gulden für seine müh und arbeit / der empfienge kurz darnach von etlichen Genuesern siben tausend Rheinischer Gulden darum̅ von denen kame diser Diamant in des Herzogen von Meiland gewalt / um̅ eilff tausend Ducaten / und soll endlich Bapst Julto / sein drejfache Cronen damit zu zieren / um̅ zwenzig tausend Ducaten worden / und noch bej weitem ein mehrers werth gewesen sind. Diser hochmütige Carolus / nach dem er all sein Bagagi / Munition / Artillerej und Canzlej verlohren / war er hierüber solcher gestalten erbittert und ergrimmet / daß er den Eydtgenossen zuman dern mal den tod geschworen / ließ derowegen auf ein neues Geschüz und Stuk giessen / und viel volk auf die Füß bringen. (Treffen bei Nancy.) Hierauf gieng nun das andere blutige Treffen bej Nancy auch an / allwo das Lothringische Heer zu den Eydtgnossen gestossen / ge [255] riethen also die Burgunder und Lothringer hart an einander / die Burgunder hielten anfangs mit schiessen and dreinschlagen einen Mannlichen stand / weiln aber gleich nach angang des Treffens die Büchsenmeister um̅gebracht / und ihr Geschüz unnüz gemachet wurde / mochten sie den unerschroknen Eydt und Bundsgenossen (deren Kriegsglük sie albereit etliche mahl hievor ersahren hatten) nicht widerstehen / verliessen ihr Läger sam̅t der Wagenburg / und begaben sich in die flucht. Die Lothringischen aber eileten ihnen nach bis in die Nacht / erschlugen vil dises flüchtigen Volkes / und verlohre hiemit Herzog Carolus / der seinen eine namhaffte anzahl / Die Helvetische Chroniken reden von siben tausend / andere aber nur von drej tausend / und darunder werden viel fürnemme qualificirte Personen gezehlet. Zu dem bekamen die Bundtsgenossen vil gefangene / insonderheit Anthonium und Balduinum / bäide Bastharten von Burgund / einen Graffen von Nassau / einen Engelländischen Graffen / einen Marggraffen von Rötelen / die Herren von Croy, Fontenay, &c. Von denen erhielten sie hernacher grosse Ranzionen / und sonderlich lösete der König von Frankreich die bäide Bastarten von Burgund heraus. Es kame auch in disem gefächt um sein leben / der streitbare (Herzog Caroli Tod.) Herzog Carolus selbst / der ward deß folgenden tags in einem tieffen graben ganz gestarret und gefroren gefunden / war mit drejen tödtlichen streichen verlezet / der erste von einer Hellenparten ob dem Ohr / der ander von einem spieß / der ihm die dike deß beins durchstochen / und der dritte under dem ruken / ein sehr elender kläglicher anblik eines Fürsten / der etwan bei seiner lebzeit den grösten Königen der Christenheit truz gebotten / und der ob allen seinen vorfahren Herzogen zu Burgund / an land / leuten / ehr und vermögen / der mächtigste gewesen ist. Besihe hiervon Stettlers Schweizer Chronik Blatt 238. bis 270. Indessen hatte Käiser Friderich seinen zug bald naher (Jahr Christi 1490.) Rom / bald naher Niderland. Erhielt gleichwol von den Ständen des Reichs / das sein Sohn Maximilianus Römischer König ausgeruffen wurde. Starb endlich an einem schaden / den er hatte. Endlich galte es auch der Statt Constantinopel under dem (Orientalisch Reich.) Käiser Constantion XV. welchen der Türkische Käiser Amurathes und [256] (Constantinopel eingenommen.) noch mehr sein sohn Mahomer übel geplaget. Ohngeacht des anstands mit Constantion Palaeologo gemacht / ware die statt belägeret / beschossen / in grosses elend / jahmer und noht gebracht / und darauff mit stürmender hand eroberet. Da es dann an ein sengen / brennen / mörden / schänden / und tyrannisieren gangen / daß es kaum zu beschreiben. Alles was vom Käiser vorhanden und ihm zugehörte / müßte tod sein. Und dis geschahe im jahr 1453. zu end des Mäjen. Von dato an muß man dem Türkischen reich das Orientalische und Christliche Käisertum überlassen / welches hiemit sein endschafft erreicht. Mahomet II. ware nun Käiser. Diser vernügte sich an der (Mahomet II Türkische Käiser.) statt Constantinopel nicht / sonder belägerte die statt Griechisch Weissenburg in Ungaren / weilen aber die zwei helden Johann Huniades und Scanderbeg noch bei leben / konte er nit weit fortruken / bis sie bald darnach gestorben. Auch belägerte und stürmete diser Mahomet / die Insul und statt Rhodis. Sein Feld Oberster Achmet Bassa / eroberte die statt (Greuliche tyrannei der Türken.) Otranto in Calabrien / in welcher vil tausend menschen jämerlich umkamen / sonders liesse diser tyrann den Bischoff der statt schon 70. jahr alt / mit einer hölzenen segen von einander fezen. Bald hernach starb der tyrann und Käiser Mahomet / da er in dem feldzug wider den Sultan zu Alcair begriffen. In Ungaren begabe sich der klägliche handel / in dem der Ungaren (Traurgeschicht von dem junge̅ Huniade.) und Böhmen König Ladislaus eben bei Griechisch Weissenburg den ort besichtigte / allwo der werte held Huniades die Türken geschlagen / daß ein gewüsser Graaff Ulrich von Cilien / der söhnen Huniadis abgesagter feind / selbige auch bei König Ladislao angabe / als stelten sie ihme nach dem leben. Dise verdrosse die unbill / wolten sich purgieren / begerten aberwand für dem König / welcher sie wolte zwar durch allerhand mittel wider versöhnen / aber vergebens. Dann der eltere sohn Huniadis Ladislaus kame von worten zun streichen / haute den Graafen auff dem plaz darnider. Worüber der junge König erzörnt befahle disem jungen Huniadi / ohngeacht der meriten und geleisteren diensten seines vatters den proceß zu machen / und wurde ihme das haupt abgeschlangen / ja mehr abgeseget / weilen der scharffrichter und alles volk groß mitleiden mit ihm getragen. Da lage also mit jungem blut die redlichkeit und dapferkeit für das ganze Königreich angewendt / bezalt.
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(Schweden wollen auch ein König haben.) In dem reich der Schweden wolten die einwohner auch einen König und eigen oberherren haben. Erwehlten dazumal Steno zu einem statthalter / der sich wol gehalten / und der Moscowiter Groß-Fürsten Basilium auß dem feld geschlagen. (Bruder Claus in der Eidgnoßschafft.) In der Eidgnoßschafft hielte sich in einer einöde auff der bruder Claus / führte ein hartes und strenges leben / daher nichts dann haut und bein an ihme zu ersehen. Nachgehends infolgenden zeiten wurde̅ seine gebeine enthaben und war er in die zahl der heiligen in der Römischen Kirchen auff genommen. (O. Luther geboren.) Anno 1483. an St Martins nacht den 10. Novembris ward gebohren Martinus Lutherus in der statt Eisleben. Welcher ein trefflicher werkzeug zur fortpflanzung der Evangelischen wahrheit worden. (Berümte leut.) Es lebten dazumal Georgius Trapezuntius / Laurentius Valla / Baptista Platina / Alexander ab Alexandro, Johannes Picus Mirandula / Johannes Regiomontanus, Rudolphus Agricola und noch andere mehr. (Hohe schulen gestifftet.) Universiteten un̅ hohe schulen wurden gestifftet / die zu Basel anno 1460. Die zu Tübingen anno 1478. Die zu Coppenhagen anno 1480. Die zu Aberdon und Glascaw in Schotland. Die zu Grypswald in Pommeren anno 1457. (Spannische inqvisition.) Im jahr 1478. hat in Castilien / die hüpsche Spannische inqvisition ihren geburtstag erlangt. (Maximilianus I. Käiser.) Käiser Maximilianus eroberte indessen widerum Ungaren und Oesterreich. Hielte seinen ersten Reichstag zu Wormbs / stelte an das Cammergericht / welches von Frankfurt nach Speir verlegt worden. (Käiser triegt mit den Eidgnossen.) Er wolte die Schweizer bezwingen aber vergebens / dann so offt als er kame / wurde er auff gut Schweizerisch empfangen / daß er zu lezt müßte nachlassen / friden machen und den Eidgnossen unantastet lassen / was sie hatten.
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Bald hernach gieng der krieg mit den Venedigern an. Maximilianus ward erzörnt / daß sie ihn mit gewehrter hand nit wolten durch ihr land ziehen lassen / namen ihm auch noch darzu etliche stätte weg. Darauff vergleichte sich der Käiser mit Papst Julio und König Ludwigen in Frankreich / es hatten aber selbige nit vil gewon̅en / sonders bei Ravenna. Diser Bapst Julius reizete auch die Schweizer an / daß sie Maximilianum / Ludovici Sfortiae sohn / wider in sein Vätterlich Erb / in der Lombardej einsezen solte: Welches zimlich gelungen / und wurden der Franzosen eine ziemliche anzal erlegt. (Neue Welt erfunden.) Ferdinandus der grosse und Catholicus genannt / ein König in Arragonien / heurrathete Isabellam die Königin in Castilien / da dan̅ dise bäide Königreich zusammen kamen. Es erroberte auch Ferdinandus die Statt Granata / und der Mohren Reich daselbst / seuberte Spannien von den Ungläubigen. Zu disem kam ihm noch (Columbus.) das glük / das Christophorus Columbus ein sinnreicher und sehr erfahrner Mann / ein Genueser / die Neue Welt / Americam genannt / erfunden. Darvon anfänglich und nachgehends unschäzbare Reichthum dem König in Spannien zukommen. (Denkwürdige Histori von Jo han Stade von Bim / wie wunderlich derselbe under den menschenfressern erhalten worden.) In der Americanischen Histori fället vil denkwürdiges für / und aber wir können nicht alles hier bejbringen. Allein ist wunderlich die Histori von Johan Stade von Ulm / welcher under die Menschenfresser gerathen / und wie es jhme hierüber ergangen / welche laut seinen eigenen worten also lautet: Ich Johann Stade hatte ein leibeignen / so ein Wilder war / des Geschlechts wie sie heissen Carios / mit dem gieng ich offtermal in die Wälder Wild zufangen. Es begab sich aber auf ein zeit / das ein Hispanier aus der Insul Sanct Vincente zu mir kam in die Insul Sanct Maro / welches 5. meil von dannen ist / in das Bollwerk darinnen ich wohnete / und noch ein Teutscher mit nammen Heliodorus Hessus / Eobant Hessi seligen Sohn / derselbige war in der Insul Sanct Vincente / in einem Ingenio / in welchem man [259] den Zuker machet / und das Ingenio war eines Genuesers / der hieß Josepe Ornio / und diser Heliodorus war der Kauffleuten Schreiber und Ausrichter / die zu dem Ingenio gehörten (Ingenio heisset Häuser / darinnen man Zuker machet.) Mit disem Heliodoro hatte ich zuvor mehr kundschafft gehabt / schikte deßwegen meinen Schlaven in den Wald aus / etwas Wilds zufahen: Ich wolte des andern tags kommen / und es holen / daß wir etwas möchten zuessen haben / dann man da im Land nicht vil mehr hatte / dann was aus der Wildnus kom̅t. Wie ich nun so durch den Wald gieng / erhub sich auf bäiden seithen des Wegs ein grosses Geschrej auf der Wilden Leut gebrauch / und kamen zu mir eingelauffen / da erkannte ich sie / und sie hatten mich alle rund umher bezirkt / und ihre Bogen auf mich mit Pfeilen gehalten / schossen zu mir ein. Da ruffete ich Nun helff Gott meiner Seelen. Ich hatte das Wort kaum so bald ausgesagt / sie schlugen mich zur Erden / schossen und stachen auff mich / noch verwundeten sie mich (Gott lob) nit mehr / dann in ein Bein / und rissen mir die Kleider vom Leibe / der eine die Halskappen / der ander den Hut / der dritte das Hembd / und so fortan. Fiengen meinetwegen under sich an zukeiben / der eine sagte / er were der erst bej mir gewesen / der ander sagte / er hätte mich gefangen. Dieweil schlugen mich die andern mit Handtbogen. Doch zum lezten huben mich zween auf von der Erden / da ich so naket war / der eine nam mich bej einem arm / der ander bej dem andern / und etliche hinder mich / und etliche vor mir her / und lieffen so geschwind mit mir durch den Wald dem Meer zu / da sie ihre Nachen hatten. Wie sie mich bej das Meer brachten / da sahe ich ohngefärlich einen steinwurff oder zween weit ihre Nachen stehen / die hatten sie aus dem Meer aufs Land gezogen under eine Heken / und ihrer noch einen grossen hauffen dar bej: Wie mich dieselbigen sahen daher kommen / lieffen sie mir alle entgegen / waren gezieret mit Federn nach ihrem gebrauch / und bissen in ihre Arme / und dröueten mir / also wolten sie mich essen. Und es gieng ein König vor mir her / mit dem holze / damit sie die Gefangnen tod schlagen: Der predigte und sagte / wie sie mich ihren Sclaven den Perot (so heissen sie die Portugaleser) gefangen hätten / und wolten nun ihrer Freunde Tod wol an mir rächen. Und wie sie mich bej die Nachen brachten / schlugen mich ihrer etliche mit Fäusten / ich stund und bättete / sache mich um̅ nach [260] dem Schlag / doch da hub der König an / so mich behalten wolte / und sagte / sie wolten mich lebendig heimführen / auf das mich auch ihre Weiber lebendig sehen / und ihr Fäst mit mir hätten: Alsdan̅ wolten sie mich töden und mit einander essen. Bej den worten liessen sie es bleiben / und bunden mir vier strik um̅ den hals / und muste in einen Nachen fleigen / dieweil sie noch auf dem Lande stunden / und bunden die ende der strik an den Nachen / und schoben sie in das Meer widerum heim zufahren. Wie sie ohngefärlich zween Büchsenschüsse von dem Orth kamen / da sie die Nachen stehen hatten / sahen sie zuruk / da war es alles voller Wilden mit etlichen Portugesen under jhnen / die meinten mich Gefangnen zuerlösen / und rufften ihnen zu / das sie kämen und scharmüzelten. Und sie kehreten mit den Nachen widerum gegen sie ans Land / und die auf dem Land schossen mit Rohren und Pfeilen zu uns ein / und die in den Nachen wider zu ihnen / und bunden mir die hände widerum los / damit ich mich mit einem Rohr und ein wenig Pulfers / welches dem König von einem Franzosen gegen Brasilien-holz gegeben worden / wehrete. Wie sie so eine weil gescharmüzelt / haben die Portugesen mit zwej groben Stuken ab dem Bollwerk Brikioka auf uns zugeschossen / so aber alles zu kurz gangen: Indessen als dise meine Freund sahen / daß sie nichts schaffen konten / kehreten sie widerum̅ zuruk. Wie ich nun so grosser angst und jamer / und an einem bein verwundet war / fieng ich mit weinenden augen an zu singen: Aus tieffer noht schrej ich zu dir / sc. Da sagten die Wilden: Sihe wie schrejet er / jezt jamert ihn. Darnach mußte ich in einem Neze schlaffen / welches sie an zwej Pfäl / in einem Wald über der Erden angebunden hatten / und sie legten sich die Nacht um̅ mich her / verspotteten mich / und hiessen mich auf ihre sprach: Schere inbau ende / Du bist mein gebundenes Thier. Morn deß in aller frühe ruderten sie den ganzen tag fort / gegen abend erhub sich eine grosse schwarze Wolken / und kom̅t hinder uns her / sehr erschröklich / und sie ruderten geschwinde / das sie möchten ans lande kom̅en / um̅ der Wolken und Windes willen. Wie sie nun sahen / daß sie ihr nicht entfahren konten / sagten sie zu mir: Ne mungitta dee. Tuppan do Quabe, amana su y an dee Imme Ranni mesis se. Das ist so vil gesagt: Rede mit deinem GOtt / das uns der grosse Regen und Wind keinen schaden thu. Ich schwieg still / und that mein Gebett zu Gott / die [261] weil sie es von mit begehrten / und sagte: Odu allmächtiger Gott / du himmlischer und erdreichs gewalthaber / der du von anbegin denen / die deinen nammen anruffen / geholffen / und sie erhöret hast / umder gottlosen / erzeige mir deine barmher zigkeit / auff daß ich erkennen möge / daß du noch bei mir sejest / und die wilden Heiden / so dich nicht kennen / sehen mögen / daß du mein Gott mein gebet erhöret hast. Ich lag in dem Nachen gebunden / daß ich mich nicht um̅sahe nach dem Wetter / aber sie sahen stäts hinder sich / fiengen an zu sagen: O qua moa amanasu, das ist: Das grosse wetter gehet hinder sich. Darichtet ich mich ein wenig auf / und sahe hinder mich / daß die grosse Wolken vergieng / da dankte ich Gott. Wie wir nun ans Land kamen / lieffen sie alle aus den Hütten (welches auf einem Bergelag) jung und alt mich zubesehen. Und die Männer giengen mit ihren Bogen und Pfeilen nach ihren hütten / und befohlen mich ihren Weibern / dieselbigen namen mich zwischen sich / und giengen etliche vor mir / und etliche hinder mir her / sungen und danzten an einem Rejen die Gesänge / die sie den jenigen Leuthen pflegen zusingen / wann sie die wöllen essen. Wie sie mich nun vor die Hütten Ywara / das ist vor ihre Festung brachten / lieffe das Frauenvolk zu mir / und schlugen mich mit Fäusten / und raufften mich bej dem Bart / und sprachen in ihrer Sprach: Sche innamme pepike ae, das ist: Den schlag räche ich an dir von meines Freunds wegen / den die / darunder du gewesen / getödet haben. Das Mannsvolk war bejsammen / sungen ihren Göttern / Tammerka genannt / zu ehren / das sie ihnen so wol geweissaget hatten / das sie mich fangen solten. Solchen Gesang hörete ich / und es kam in einer halben stund kein Mannsvolk bej mich dann allein Weiber und Kinder. Ich gedachte alzeit jezund rüsten sie dich du töden / indessen kame ein Frau aus dem hauffen / die hatte ein Schieberstük von Christall / und schore mir mit denselben die Augbrahmen von augen / und wolte mir den Bart vom maul auch abschneiden / solches wolte ich nicht leiden / und sagte / sie solten mich mit dem Bart töden. Da sagten sie / sie wolten mich noch nicht töden / sondern ihres Vatters Bruder Ipperu Wasu aus freundschafft schenken / und ihnen einen nammen mit mir machen.
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Darnach machten sie mir ein Scheibe von Vogelschwänzen / und sezten sie mir auf den Kopf / und bunden mir derselben auch an die Bein / hierauf machte das Weibervolk einen Ring um̅ mich her / fiengen an zusingen / und gleich wie ihr Thon lautet / so mußt ich mit dem Bein / daran sie mir die Rassein gebunden hatten / nider tretten / auf das es rasselte / und zusammen stim̅ete. Und das Bein darinn ich verwundet war / that mir so weh / das ich kaum stehen konnte / dann ich war noch nicht verbunden. Es war ein Franzos 4. meil wegs von den Hütten darinnen ich war / und wie er nun die zeitungen hörete / kom̅t er dahin / und gehet in ein ander hütten: Da kamen die Wilden zu mir gelauffen / und sagten: Hie ist nun ein Franzos kom̅en / nun wollen wir sehen / ??? ein Franzos sejest oder nit. Dessen erfreuete ich mich / und gedachte / er ist je in Christ / er wird wol zum besten reden. Da leiteten sie mich so nakend hinein bej jhn / und es war ein junger Gesell / die Wilden hiessen ihn Karwattu ware. Er sprach mir Französisch zu / und ich konnte ihn nicht wol verstehen / so stunden die Wilden Leut um̅ uns her / und höreten uns zu. Wie ich jhm nun nicht antworten kont / sagte er zu den Wilden auf ihre Sprach: Tödet und esset ihn / den Böswicht / Er ist ein rechter Portugeser / euer und mein Feind. Und das verstund ich wol / bat ihn derohalben um̅ Gottes willen / das er ihnen doch sagte / daß sie mich nicht ässen. Da sagte er: Sie wöllen dich essen. Da wurd ich eingedenk des Spruchs Jeremie / Cap. 17. der da sagt: Verflucht sej der Mensch / so sich auf Menschen verlässet / sc. Es begab sich / wie ich so im elend war / das gleich wie man sagt / ein Unglük nicht allein kom̅t / das mir ein zahn weh thet / also daß ich gar verfiel durch grosse wehthum / So fragte mich mein Herr / wie es käme / daß ich so wenig ässe? Ich sagte / mir thäte ein zahn wehe. Da kame er mit einem ding von holz gemacht / und wolte ihn mir ausreissen. Ich sagte / er thät mir nicht mehr weh. Er aber wolt ihn mir mit gewalt ausreissen / doch weigert ich mich so sehr / daß er darvon ablies. Ja er vermeinte / wo ich nicht esse und widerum zunehme / wolten sie mich töden. Gott weiß / wie manchmal ich so herzlich begehrte / daß ich möchte / wann es sein Göttlicher will were / sterben / ehe es die Wilden achten thäten / das sie ihren willen an mir nicht vollbringen möchten.
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Nicht lang darnach kam einer zu mir / und sagte: Meines Herren Bruder / Muter und Kinder weren sehr krank / und wer zu mir geschikt worden / zusagen: Ich solte mit meinem Gott machen / das sie widerum̅ möchten gesund werden. Und sagt: Mein Brunder läst sich bedunken / das dein Gott müßte zornig sejn. Ich sagte ihm: Ja mein Gott ist zornig / das er mich essen wolt / und ich were ihr Feind nicht: Und sagte ihm / Seh hin zu deinem Bruder / und sage: Ich wolle mit meinem Gott reden / er soll gesund werden / aber das er nicht gedachte / wann er auffkäme / daß er mich alsdann töden wolte. Da sagte er / Nein: Befahl auchin seiner Hütten / das man mir kein spott noch leid anthäte. Ich wußt nich wie ich mich hierin verhalten solte / stellte gleichwol alles Gott anheimsch. Ich gieng um̅ sie her / und legte ihnen die händ auff die Häupter / welches sie auch von mir begehrten. Es wolt es aber Gott nicht also haben / sondern sam̅t 2. seiner Weibern wurd widerum̅ gesund. Hab also mit meinem eiferigen Gebätt zu meinem Gott vil Wilde gesund ge machet / dardurch ich mir mein leben gefristet / auch haben sie mich für einen bessern Propheten dan̅ ihren abgott Miraka gehalten. Denselbigen abend haben sie in einem scharmüzel widerum̅ 4 Christen gefangen bekommen. Der einte war ein Portuges / Georg Ferrero genannt / eines Hauptmans Sohn. Der ander hieß Hieronymus / denselbigen hatte ein Wilder gefangen / der war aus der Hütten darinn ich war / und sein nam war Parwaa / derselbige briete den Hieronymum die nacht / ungefährlich einen schritt von mir da ich lag. Derselbige Hieronymus (Gott tröst sein seel) war des Diego de Praga Blutverwandter. Die andern bäide fragten mich / ob sie auch geessen wurden? Ich sagte / das müßten sie stellen in den willen des Him̅lischen Vatters / und sienes Sohns Jesu Christi / des gekreuzigten vor unser Sünde / in welches namen wir getraufft sejn / mit jhm in den Tod / demselbigen sagte ich / glaude ich auch / und derselbige hat mich auch so lang under ihnen behütet / und was der Allmächtige Gott mit uns anfahet / damit müssen wir zu friden sejn. Weiter fragten mich dise bäide Brüder / wie es um̅ meinen Vettern den Hieronymum stunde / ich sagte ihn / er lege bej dem Feuer und briete / und hätte schon ein stuk von des Ferrero Sohn [264] sehen essen: Da weineten sie / ich tröstete sie wider / sagte jhnen / sie wüßten wol / daß ich nun in den achten Monath ungefährich under ihnen gewesen were / und mich Gott auch erhalten hätte / das wird er bej ??? thun / vertrauet jhm. Weiter sagte ich / es solte mir billich zu herzen gehen / mehr dann euch / dann ich bin aus frömbden Landen / bin des schröklichen Handels der Leut nicht gewohnet / jor sejdt je hie im Lande gezogen und gebohren. Ja meinten sie / ich were so gar verhärtet im elend / ich achtete es nicht mehr. Wie ich nun so mit ihnen in der Red war / hiessen mich die Wilden von ihnen gehen in meine Hütten / welches mich sehr bedauret / befahl sie hiemit gänzlich dem willen Gottes. Deß andern tags gieng ich in des Oversten Königs (Konyan Bebe genant) Hütten / fragte ihn / was er mit den Gefangnen im sinn hätte? Er sagte / Sie solten geessen werden / und verbott mir / ich solte nicht mit ihnen reden / dann er were sehr zornig auf sie / sie solten daheim geblihen sejn / und nicht mit seinen Feinden gegen jhn zu Krieg gezogen sejn. Ich sagte / er solt sie leben lassen / und ihren Freunden widerum verkauffen. Er sagte / sie solten gessen werden. Und derselbige Konyan Bebe hatte einen grossen Korb voll Menschenfleich vor sich / aß von einem Bein / hielt mir es vor den mund / fragete / ob ich auch essen wolte? Ich sagte: Ein unvernünfftiges Thier frisset kaum das ander / solte dann ein Mensch den andern fressen. Er beißt darein / sagte / Jauwarische / Ich bin ein Tigerthier / es schmeket wol / damit gieng ich von jhm. Denselbigen abend gebott er / ein jeder solte seine Gefangene vor den Wald bringen bej das Wasser auf einen Plaz. Da mußten die Gefangene alle sam̅t in einem runden Kreis singen und rasslen mit den Abgöttern Tamaraka. Hernacher führete ein jeder seine Gefangene wider dahin / wo er daheim war. Endlich nach dem ich under disen Wilden Menschenfressern vil Jamer und Trübsal / Hunger und tägliche Todes forcht ausgestanden / ist ein Französisches Schiff ankommen / da dann der Capitäin des Schiffs alsobalden zween Gesellen / sam̅t etlichen wilden Königen / welche er zu Freunden hatte / in den Fleken / da ich inne war / geschiket: So bald ich solches vernommen / war ich sehr froh hieß sie willkommen / in Wilder sprach / Wie sie mich nun so elend sahen gehen / hatten sie ein mitleiden mit mir / und theileten mir ihrer [265] kleider mit. Ich fragete sie / warum sie kommen weren? Sie sagten / Meinethalben / ihnen were besohlen / daß sie mich mit zu schiff brächten / deß solten sie alle anschläge brauchen. Da erfreuere sich mein herz über die barmherzigkeit Gottes. Und ich sagte zu dem einen der zwejer / Perot genant / welcher der wilden sprach kundte / er solte so fürwenden / er were mein bruder / und er hette mir da etliche kisten voll kauff nanschafft bracht / daß sie mich mit ihnen zu Schiff brächten und die kisten holeten. Und daß er vorwendete ich wolte under ihnen bleiben / pfeffer und andere mehr wahr zu versamlen / bis die schiff wider kämen auffs andere jahr. Den reden nach brachten sie mich mit zu schiff / mein herr zohe selbs mit. Sie hatten im schiff alle mitleiden mit mir / thaten mir vil guts. Wie wir nun ungefehrlich ein tag oder fünff zu schiff waren gewesen / fragte mich der wilde König Abbati Vossange / welchem ich geschenket war / wo die kisten weren / daß ich sie mir geben ließ / daß wir wider möchten in zeiten heim kommen. Dieselbige meinung sagte ich dem obersten deß schiffs der befahle mir / ich solte ihn auffhalten / bis das schiff sein volle last hette / darum / ob sie sich je erzürneten und ungemach understunden anzuheben / wann sie sehen / daß sie mich im schiff behielten / oder sonst ein verrähterei anrichteten / sintemal es ein volk / da kein vertrauen auff ist. Aber mein herr der König meinte genzlich er wolte mich mit heim nemmen. Aber ich hielt ihn so lang auff mit worten / sagte daß er nicht so sehr eilete / dann er wußte wol wan̅ gute freund zusammen kämen / köndten sie so bald nicht scheiden. Aber wann sie wolten mit dem schiff wider hinweg fahren / wolten wir auch widerum nach seiner hütten ziehen / hielte ihn so auff. Zum lezten wie das schiff gerüstet war / versamleten sich die Franzosen im schiff alle bei einander / und ich stunde bei ihnen und mein herr der König samt denen so er mit ihm hatte / stunden auch da. Und der hauptmann deß schiffes ließ den wilden sagen mit seinem Dolmetsch: Es behagte ihm sehr wol daß sie mich nicht getödet hetten / nach dem sie mich under ihren feinden gefangen hetten. Ließ weiter sagen (mich mit besserer gefügligkeit von ihnen abzubringen) er hette dergestalt mich vom lande ins schiff lassen fordern daß er ihnen etwas geben wolte / daß sie mich so wol verwahret hetten / auch werer sein meinung / er wolte mir etliche wahrigeben / daß ich solte under ihnen bleiben / die??? ich bei ihnen bekant were / pfef [266] fer und andere wahr versamlete / die ihm dienlich were bis daß er wider käm. So hatten wirs nun beschlossen / daß einer oder zehen von den schiffleuten sich versamleten / welche mir etlicher maß ähnlich waren / dieselbigen gaben für / sie weren meine brüder / wolten mich mit heim haben. Die meinung ward ihnen fürgehalten / dieselbigen meine brüder wolten in keinen weg / daß ich wider mit ihnen ins land ziehen solte / sondern ich solte heim ziehen / denn unser vatter begerte mich noch ein mal zu sehen / ehe denn er sturbe. Da ließ ihnen der Capitain wider sagen. Er were ihr oberster im schiff / und hette gern daß ich wider mit ihnen ins land zoge / aber er were nur ein mensch / und meiner brüder weren vil / er kundte nit wider sie thun. Das vorwenden geschach alles / daß sie sich wolten mit glimpf von den wilden schliessen. Und ich sagte auch meinem herren dem Könige: Ich wolte gern wider mit ihnen heim ziehen / aber er sehe wol / daß es meine brüder nicht wolten zulassen. Da fieng er an zu schrejen im schiffe und sagte: Wann sie mich dann je wolten mitnemmen / daß ich dan̅ mit dem ersten schiff wider käme / dann er hette mich vor seinen sohn gehalten / und were sehr zornig uber die von Uwattibi / daß mich die hetten wöllen essen. Und seiner weiber eins / welches mit im schiff wanach ihrem gebrauch. Nach dem allem gab ihm der hauptmann etliche wahr / möchte sich belauffen um fünf Ducaten wert in messeren / Exten / Spieglen und Kämmen. Damit zohen sie widerum ans land nach ihrer wohnung. So halff mir der allmächtige Herr / der Gott Abraham / Isaac und Jacob / aus der gewalt der tyrannen / ihm seje lob / preis / ehr durch Jesum Christum seinen lieben sohn / unseren Seligmacher / Amen. Die Indianer aus neid und zorn wider die Span̅ier bewegt / (Der Spannier Soldgeiz gestrafft.) von wegen ihrer zuviel grossen Tyrannej und grausamkeit und geiz / so viel sie deren lebendig fiengen / fürnemlich aber die Hauptleuth / denen bunden sie händ und Füß / und warffen sie auf die Erden nider / und gossen ihnen zerschmelzt Gold ins maul / und rupften ihn ihren Geiz mit solchen Worten für: Iß Gold / iß Gold du unersättiger Christ. Ja zu grösserer Marter und Schmach schnitten sie etlichen also lebendig mit scharffen Instrumenten aus steinen gemacht / die arm / etlichen die Schultern / etlichen die Bein ab / und regten sie auf die Kohlen / brieten und assen sie.
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Die Indianer hielten anfangs die Spannier für unsterbliche (Prob der India ner / Ob die Hispau̅ler unsterb liche Leuth.) Leuth und Götter / und das wegen ihres Geschüzes / welches sie zuzor niemals gesehen. Solches nun zuprobieren / haben sie einen fürnemmen Spannier / namens Salsedo / welcher durch das Land reisete / freundlichst empfangen und aufgenommen / für den Herren der Insul Uratoan geführet / und als er wider abgeschieden / hat er jhm etlich seiner undertanen zu Geferdten mit gegeben / und zugleich befohlen / das sie Salsedum ins wasser / darüber sie fahren müßten senketen / und darin ersäufften. Dise richten ihres Herren beselch dapfer aus / und als sie den Spannier ersäufft und ersteket / tragen sie ihn also tod für ihren Herren: Hieraus haben die Einwohner zum ersten merken und verstehen mögen / daß die Spannier so wol als andere Leuth sterbliche Menschen sejen. (Beicht der Indianer.) Eine selzame art zubeichten haben die Indianer in Jappan / bej denen es sehr hohe berg gibet / deren spizen über 200. Klafter hoch heraus gehen / auf disen überhengenden spizen ist eine eiserne stangen so mit einem Windtraht aus und eingedrähet wird / gemachet. Am end diser stangen ist ein Wag gehenkt / in die einte Wagschal wird der Pilger gesezet / und in die freje Lufft hinaus gedrähet / alsdann fähret die ledige Wagschal in die höhe / und wird der Sünder / so in der Wagen sizet / von den Goquis welches Teufel sind in gestalt der Priester / ermahnet / seine sünd zubekennen / und lässet sich die ledige Schalen auf ein jegliche Sünd so er beken̅et hernider / bis die Schalen einandern gleich stehen / alsdann wird die stang wider hinein gedrähet / der Sünder heraus gelassen / und ein ander hinein gesezet. (Der Teufel plagt die Indianer.) Es werden auch dise armen Wilden in disem leben jämerlich von dem Teufel geplaget / dem sie sonst noch einen andern namen geben / und Kaagerre nennen / dann man selbst gesehen / daß / wann man bisweiln mit ihnen geredt / sie under dem gespräch anfiengen zuschrejen und zuruffen / wie die hirntobige Leut / Hei, Hei, helffet uns / dann der Aygnan schlägt uns. Sie sagten darzu das sie den Teufel bisweiln sehen under der gestalt eines Thiers / bisweiln eines Vogels / dann sonsten under einer andern ersch???ök???ichen gestalt. (Hieronymus Savanorola Jahr Christi 1436.) Hieronymus Savanorola ein Predigermönch / ist wegen deß / das er den Papst den rechten Antichrist geheissen zu Florenz offentlich verorannt worden. Besihe hiervon das Martyrbuch.
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(Philippus Melanchton.) Anno 1497. ward zu Bretta in der Chur Fürstlichen Pfalz gebohren Philipp Melanchton / den 16. tag Februarij. (Merkliche verwege̅heit der Prediger Mönchen zu Bern verübt) Anno 1506. hat sich in der statt Bern die schöne geschicht begeben. Gleich wie nichts verwegeners in Glaubens und Religionssachen / als wann ohne Gottes Wort der Aberglauben gebähren thut die frechheit diß und jenes zuerdichten und zuspilen in ernsthaften (Seettler.) sachen / da auch die elenden Menschen wegen selbsterwehnten Gottesdiensten begirrig nach neuen zeichen und wundern / (welche der H. Apostel nennet lugenhaffte wunder und zeichen) und mit deß Herren Christi / und nach jhme der Aposteln wunderwerken nicht können content und zu friden sejn / dardurch genugsam die wahre allein seligmachende Göttliche Lehr bestättiget worden / bej welcher so man verharrete / es billich für unnöthig / unzeitig / thorecht / überflüssig / ungereimbt / fürwizig ja gottlos gehalten wird / so die Leut fehrnere wunderwerk begehren oder suchen. Wie sich dann erscheint ab deme / welches in der Statt Bern in der Eydtgnoßschafft / vormahls durch gewüsser Ordensleuthen verübte verwegenheit geschehen. Im jahr 1506. ward zu Wimpfen ein Capitel der Prediger Mönchen gehalten. Einer von ihren Fürnemsten ladete viel und zwar nicht die gerinsten zu sich auf einen Abendtrunk. Da ward angezeiget / wie sie die Prediger von den Barfüssern in ihrer meinung / Ob die H. Jungfrau Maria in der Erbsünd empfangen und gebohren? verachtet / ihr Orden beschimpft und in abgang gebracht wurde / und derhalben nöhtig / schleunige Expedition und Gegenmittel abzufassen / wie jene zuruk möchten in ihrer Lehr und Säzen getriben werden. Der Prior von Basel (deme die übrigen zugefallen) gabe für / es müßten wunder und erscheinungen das beste thun / und könnte solches alles in der Statt Bern / allwo ein einfältiges und doch gewaltiges Volk seje / am füglichsten abgehen. Zu disem handel kame eben auf die zeit ein Läjen-Bruder / name̅s Hans Jezer / schneiderknecht von Zurzach / in der Prediger Orden / mit welchem sie vermeinten das Spiel zugewünnen. Diser wurde nach und nach durch erscheinungen und nächtliche Vexierungen gewehnet und abgerichtet. Sonders konte der Sub-Prior [269] mit andern so gar eigentlich den Teufel und Nachtgespenster oder Boldergeister representieren und spihlen / dardurch der arme Jezer eben sehr ergalstert und erschreket ward. Alles aber wurde ihme Jezer anfänglich fürgetragen / das ein Geist der Erlösung suchte / jhme erscheine. Hierauf wolten die Ordensleut zu dem Hauptzwek gelangen / und durch verblendte und vermum̅te erscheinungen / kame die personierte Maria / redete den Jezer mit beweglichen worten an / als were sie die rechte Muter Gottes / und brachte nachfolgendes für: Wüsse das Christus mein Sohn nicht leiden noch dulden wil / daß Jhme sein Ehr von meinetwegen geschwächtund entzogen werde: Dann Jhme allein zugehört / ohne alle sünd empfangen und gebohren sejn: Darum werde ich durch der Barfüssern erdachte Lehr / als die meinem Sohn zu nachtheil gereichet / nicht geehret / sondern vielmehr entunehret: Daß aber deine Vätter von mir recht glauben und halten / auch dir und ihnen ein gewiß zeichen erfolge / das ich / von Manns samen / wie alle andere Menschen durch mein muter Annam geboren / und in der erbsünd empfangen worden. So gibe ich dir auf deinen Altar / an dem mir / von Barbara zugebt achtem Zedel zwej Sigill / ab dem reinen schleis des Tüchleins geschaben / darein ich meinen Sohn in seiner geburt gewikelt / und in die Krippen gelegt hab / da nämlich auf jedem sigel ein Creuzlein von dem rechten wahren blut meines sohns Jesu Christi / das er amstam̅en des Kreuzes vergossen / und von mir empfangen / auch bis her zur gedächtnus behalten worden. Bej dem grössern sind drej tropfen desselbigen bluts / und bej dem mindern fünf tropfen / wässeriger / von den trähern so ich vergossen hab / als mir mein Sohn in die schos von dem Kreuz gelegt ward / die kreuzlein bedeuten diser dingen sicherheit und warheit / die blutstropfen drej stund / die ich von meiner empfängnus her / in der Erbsünd gewesen bin / aber die fünf tropfen bedeuten die [270] fünf herzleid / und meines willens zeugnus. Nun lieber Bruder / dise ding begegnen die nicht allein aus deinem verdienst / sondern vil mehr deiner seligen vätteren / so bei vil iahren daher die freud des Paradeises erlanget haben. Du solt um dise überschwenkliche gaab und gnad Gotsförchtig und dankbar sein / dise offenbarung allein deinem Beichtvatter und den vätteren deines Convents vermelden / denselbigen gebüret zu verschaffen / daß durch den Provincial und einen dises Convents / wo müglichst dich selbst oder den Sub-Prior das grössere Creuzlein mit den drejen tropfen ehrlich eingefasset / un̅ mit versigelten zeugnus briefen der Conventen / Nürnberg / Basel / auch der statt Bern selbsten / ger ab auff unsers Herren Fronleichnams tag / dem Papst Julio in sein hand gelifert / solche allein von ihm in geheim überlesen / und darin dise Revelation mit folgenden worten vergriffen werde: Daß nemlich unser liebe Frau dem Jezer erschinen / ihme Papst Julio / als ihres sohns Statthalter dises Kleinod zuschikte und verehrete. Es were auch sein heiligkeit von Gott / ihre Empfengnus in erbsünd zu beschliessen / insonderheit bestimmet / da rum solte er der Papst selbige bestätigen / auch die mit Fejertagen / Ablaß und Processen bekand machen / ihre wider part verdammen / und deren Fest und ablaß widerruffen / darzu ihren Scotum / als einen verdamten in der heiligen buch nicht bleiben lassen / und hieneben der widerpart rahtschlägen nit ohren geben. Wann nun der Papst Julius solches effectuirt / wurde er dardurch nicht ein geringe Cron zum widergelt im himmel erlangen / im widrigen fall aber der ganzen Welt ein grosser schaden daraus entstehen / und sie gleich wie der Scotus in die ewige verdamnus fallen. Darnebenda er der Papst sich vor gifft verhüten köndte / were ihm ein langes leben in diser [271] zeit angedeutet. Das ander Sigel mit den fünf tropfen saget sie / soll im Convent zu Bern behalten und verehret werden / weil sonst kein wahres blut von meinem sohn auff Erden / dann allein dises / auch im neuen Convent zu Cölln und zu Massilia / welches von Maria Magdalena vor dem Kreuz mit der Erden auffgefasset worden / zu finden ist / sag auch deinem Beichtvatter / daß nichts in deinem Fragzedel wider ihn seje / als er dann weiters durch dich / von mir vernemmen werde / und deß zu wahrzeichen hab ich / wie er weist / und jez innen wird / mit seinem zedel gehandlet. Darauff begegnet antworts weiß der Jezer / wie er dessen von seinem Beichtvatter underrichtet worden / O Maria / man wird mirs nicht glauben / da sagte sie ferner zu ihm / gib mir nur her dein rechte hand / so soltu / wie mir mein sohn befohlen hat / ein so wahrhafftig sigel / deßgleichen vor dir niemalen kein heiliger gehabt hat / empfangen. Ergriffe ihme hiemit die hand / stache am Bettstollen mit einem dreiekichten nagel darein / und sprach / das ist die wunden und der schmerzen von dem leiden meines sohns / die du willig und gedultig zur kundschafft der warheit / der dingen die jezt durch dich zu verhandlen auff der bahn sind / tragen solt / wende allein dein zeit fleissig an / rede wenig / bis demütig / deinen oberen gehorsam / beichte und sacramente alle Sontag / und faste die nächste sechs wochen alle Freitag zu wasser und brot / so ich dann dein gedult und andacht zu meinem dienst erkenne / wil ich dir die anderen vier wunden auch geben / oder dise widerum abnemmen / und das / was sich deinet wegen mit mir verlauffet / soll noch heut etlichen vom Raht angezeiget werden. [272] Und als der neue Marter-Heilig aus grosser pein überlaut schrej / und sprach: O wehe Jungfrau Maria / saget sie / habe gedult und freue dich / daß dich mein Sohn / seines leidens würdig achtet / ich wird bald wider zu dir kommen / und dich fehrners berichten: Der Frid seje mit dir / besprenget jhn mit Weyhwasser / und fuhre sam̅t jhrer Barbel / so der Sub-Prior war / und den hölzenen Englen / bej ausgelöschten und gewejhten liechtern dahin. Sie hatte jhm auch seiner bekanntnus nach gesagt / mein Mantel ist eben der jenige / darinn mein Sohn in seinem leiden verspottet worden. Als nun dises verübt / kame bald der Sub-Prior zu dem Jezer / küsset ihme mit beweglichen worten die verlezte hand / als wann er von nichts wußte / und begehrte Jezer alles aus gerichtet zuhaben / wie es ihme in der falschen erscheinung angeben ware. Worauf so bald die Clerisej des leichtgläubigen Völkleins und übrigen / die nichts vom betrug wußten / ohren erfüllt / allenthalben mußte von der Wundergeschicht / deßgleichen die Welt niemalen gesehen / ab der Kanzel / under der Kanzel geprediget / gesungen und gesagt werden. Die Processionen und anders mit besonderer andacht ward prächtig verrichtet / und mußte jederman eben sich höchlich verwundern. Dise vermumte erscheinung der H. Jungfrauen wolten viel sehen / und die Urheber des spiegel fechtens auch / die wußten meisterlich eine prob dessen auffzustellen / damit der Jezer selbst nicht hieran zweiflen solte / aber sie waren in ihrer grösten arglistigkeit also bethört / das eben solches zur eröffnung des betrugs diente / bej anlas einer mit sondere kunst von einem gewüssen mahler (der eben wie die Mönchen auch ware) gefärbten und angestrichenen Ostien. Worüber der elende bis dato übel geplagte Jezer / voller grim̅ und zorn / die Mönchen hefftig angefahren / und hatten eben dise Mönchen vil zuthun / den Jezer in voriger Devotion und andacht zuunderhalten / welches sie zimlich widerum zuwegen gebracht. Das Spil gienge aufs neu an / und mußte Jezer die noch restierende 4. Wunden auch empfangen / damit er Francisco gleich [273] sein thete. Der Gottlose Sub-Prior ergabe sich hierüber an den seidigen Satan / damit er den handel außführen möchte. Allerhand zusammenkunfften wurden von disem Orden da und dort angestelt / einer glaubte es der ander nicht / und ware nit am besten dem Jezer selbsten zu trauen / darum wurde man rähtig disen mit gifft hinzurichten / welches da er es vermerkte / ist die suppen 5. jungen Wölffen / welche die Mönchen underhielten / fürgesezet worden / daran sie alle nidergefallen und abgangen. Dardurch Jezer noch mehr in zweifel und mißtrauen gestekt ware / und doch bald wider durch andere falsche erscheinungen auff die seite̅ gebracht / sonders da sie machten das Marienbild blut weinen / betrieglicher weise. Darüber vil redens in der statt Bern entstanden / und wolte die obrigkeit anheben nachforschen / samt außländischen Bischoffen und Ordensleuten die nach Bern dessetwegen kommen. Auch kame der handel nach Rom. Dise Mönchen aber als ungerechte leut verwikleten sich aus einem in das andere / daraus sie nit mehr kommen möchten / und gewahrete Jezer vil bubenstuk und unkeusche sachen / welche nächtlicher weil fürgeloffen / darüber er in grosse gefahr und marter gerahten / weil die Mönchen sich auff ihne nit mehr verlassen konten / darum vergifften anheben gebraucht worden / und der arme Jezer bei eides pflichten ermahnet zu schweigen. Wie er dann auch zu Losanna gefoltert nichts widriges bekennen wollen. Zu lezt bekante Jezer alles zu Bern auffs neue gefoltert / deßgleichen auch thaten der Prior, der Läsmeister / der sub-Prior und (Prediger Mönichen zu Bern verbrandt.) der Schaffner / alle peinlich gefraget. Worauff Jezer zum tod verurtheilet / ist aber aus dem gefängnus ledig worden / und nachgehends wider gefangen / den herren von Bern zugestelt / aus Teutschland bandisiert: Die 4. Mönchen aber waren elendiglich verbrandt. Anno 1517. schikete Papst Leo der 10. zwei Ordenspersohnen (Tezels und S???sons ablaskram) mit Ablas-briefen aus / der einte war ein Dominicaner Mönch nammens Johann Tezel: diser müßte mit seinem Krahm naher Teutschland / und Saxen zu: der andere war Bernhard Samson / der Barfüsser Gwardian zu Meiland / diser müßte in die Eidgnoßschafft. Die brief / die sie hatten / waren dergestalt einge [274] richtet / daß weil ein jeder nicht naher Rom auff das Jubel-jahr zu kom̅en / und völligen ablas zur vergebung seiner sünden zu holen vermöchte / er daselbsten für einen Goldgulden haben könte. Dem Tezel widersezte sich alsobalden D. Martin Luther / und ließ etliche artikel wider den ablaß anschlagen Bernhardin Samson / so ein abgeschmizter listiger Ordensmann war / dörff e sich rühmen / er hette bei 18. jahren drejen Päpsten acht mal hundert tausend Ducaten mit seiner Krämerei erobert. Dem gabe er so grossen gewalt / desgleichen vormals nie erhört worden: dann er hatte so vil Freiheit / namlich alle die seelenaus dem Fegfeuer zu erlösen / die begangnen sünden / und so ins künfftig noch begangen werden möchten zu verzeihen. Diser kame mit grossem schein der heiligkeit über den Gotthard naher Schweiz / von dannen naher. Zug / und von Zug naher Lucern / hatte aber nichts ausgerichtet. Von dannen reisete er naher Bern / allwo er deß Papsts und der Eidgnossen Waappen in St. Vincenz Münster prächtig auffgestellet: Er hielte mit grossem zulauff deß volks eine Meß / forderte von dem geringsten zwen bazen / bekame von vilen eine Kronen bar gelt. Klein Jacob von Stein kauffet um einen Apfel grauen Hengst vollkomnen Ablas / vor sich und 500 mann under seiner hauptmanschafft: Item eine absolution / so wol seiner vorderen als aller seiner underthane̅ der herrschafft Belp. Von dannen kam er naher Bremgarten / da fande er von dem Pfarherren deß orts einen grossen widerstand und erhielte seines begehrens nichts / sondern verfügte sich von dannen gestracks naher Zürich / da ward er noch geringer als an allen anderen orten geschäzet / dann ihme sein ablas-kram alsobald nider gelegt worden / in dem. M. Huldrich Zwingli wider solche disputirt / und die grosse betriegerei an tag gebracht.
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PERIODVS VIII.
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Von Käiser CAROLO V. bis auf CAROLUM GUSTAVUM König in Schweeden. CAROLUS V. Römischer Käiser / ein sohn Philippi I. Königs in Span̅ien / geboren Anno MD in der Statt Gent in Flandern / als se in Großvatter Käiser Ma ximilianus I. Tods verblichen / wurde von dem Churfürsilichen Collegio zum Käiser erwehlet / und zu Aachen gekrönet / da indessen zwej mächtige Potentaten um̅ solche wahl gebuhlet hatten / namlich der Erzherzog zu Oestenreich Carolus / und der König in Frankreich Franciscus I.
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Hielte bald darauf seinen ersten Reichstag zu Worms / allwo sich D. Luther mußte einfinden / und wegen seiner Person und Lehr Antwort geben. Solle under anderm auch gesagt haben: Er wolle auf den Reichstag / und wan̅???sshon so vil Teufel in der Statt wären / als Ziegel auf den Tächern. Die Krieg so er geführet / sind dise: Der Meiländische / Türkische / Africanische / Geldrische / Teutsche und Magdenburgische: Nach dem er das ein und andere mahl mit den Türken gekrieget / hat er seinen Soldaten befohlen / daß sie widerum in die Schiff steigen sollen / und das mit disen worten: Er wolle lieber einen Christen erretten und bej dem leben erhalten / dan̅ tausend Türken und Mohren nidermachen. (Reformation in der Eidtgnoß schafft.) In der Eydtgnoßschafft begunnte die Reformation auch ihren fortgang zugewünnen / und wurde eiferig fortgesezet durch Huldrich Zwingli zu Zürich / Berthold Haller zu Bern / Johannem Oecolampadium zu Basel und Gebastian Hoffmeister zu Schaffhausen. (Franciscus I. König in Frankreich gefangen.) Franciscum I. König in Frankreich / schluge Käiser Caroli V Kriegsheer vor Pavia / sam̅t den Schweizern / die mit dem König Bündtnus gemacht hatten. Und wurde Franciscus gefangen nach Madril geführet / da es anfangs ein schlecht ansehen auf seithen des Königs hatte / bis zu lezt die Medici dem Käiser Carl gerathen / er solte durch sein freundlich besprechen den König wider erquiken / der für Unmuth krank lage: Sittenmahlen so er sturbe / wurde der Käiser wenig nuzen von der erlangten Victori und Sig haben. (Der Bauren Krieg.) Bald aber kame aus einem freundlichen Gespräch die sach dahin / daß der König des Käisers schwager / und vom Käiser selbsten wider in Frankreich begleitet worden. Dazumal begabe sich der weit um̅ sich fressende greuliche Bauren Krieg / so aus einer Herrschafft in die andere / gleich der Krankenden sucht dem Krebs / kommen / da sich die Underthanen in Schwaben / Teutschland / Lothringen / in dem Stifft Salzburg und anderwerts / zusammen gerottet / mit Eyden verpflichtet / under dem schein der Religion / von dem Gewalt der Obern und Fürgesezten [277] sich auszuhalfftern. So weit begehrte der Satan das edle Werk der Reformation zuverhindern / oder aufs wenigst suspect und argwöhnisch zumachen. Wo dise Zusammengeschworne Rott hinkommen / haben sie greulich gehauset / niemands verschonet / Graff Ludwigen von Helffenstein durch die spieß gejagt / und die Gräffin / Käisers Maximiliani Tochter / welche sam̅t ihrem Söhnlein / den Böswichten zu den füssen lage / um̅ das leben ihres Herren demütig bittend / ganz schnöd von sich gestossen. Bis das endlich von dapfern Feldobersten und deroselben Kriegser fahrenheit / und under der Herzogen / Graffen / guter Fürsorg und anordnung / die Bauren hin und wider verjagt / aufgeklopft / gefangen / hingerichtet / und also wider Friden gemachet worden. (Thomas Münzer.) Sonders aber ware neben andern in disem Spiel ein Redliführer und Feurblaser Thomas Münzer / ein Prediger / welcher die zusam̅en gerotteten Bauren bej Frankenhausen in Thüringen über redt / als Landgraff Philipp in Hessen wider sie im anzug begriffen / er wolle die Kuglen in seinen Ermel auffangen. Da nun die schlacht angieng / siengen die ver führten an zu singen: Nun bitten wir den Heiligen Geist. So bald aber gienge die Schlacht nicht an / da gaben die Bauren die flucht / Thomas Münzer wurde gefangen / und mit dem schwert hing ericht. An der folter lachete er / und da er seines verbrechens und verführens halber gefragt / ihme auch für gehalten wurde / daß er schuld trage an so vilem blutvergiessen / sagte er / sie hettens nit anderst haben wollen. (Marggraff von Brandenburg bekomt Preussen.) Der schwere krieg zwischen der Cron Pohlen und dem Teutschen Ritters-Orden / ward endlich auch beigelegt / also daß Preussen von König Sigmund / dem Albrechten Marg Graafen von Brandenburg zum ewigen lehen über geben worden. (Käiser Carl heurrathet.) Auch hatte sich Käiser Carl verheur ahtet mit Isabella oder (Jahr Christi 1526.) Elisabeht / des Königs Emanuels in Portug all tochter / dardurch es beschehen / daß nachgehends Portugall an Spannien kommen. Dazumal regierte als König in Portugall Johannes / diser Isabelle bruder. Hierauff steng Käiser Carolus an hin und her mächtig zu werden / Italien / Mäiland und was in der Lombardei müßte herhal [782] ten / die statt Rom wurde mit stürmender hand von den Käiserischen eingenommen / alles geplündert / vil blut vergossen / und ein greuliche verwüstung angestelt. Die landsknecht namen einen von ihrer gesellschafft / sezten ihn in Päpstlichem habit auff den Päpstlichen sessel / giengen in Cardinalskleideren neben ihm her / und erwehleten D. Luther zum Papst / sich desto mehr der Cleriset zu spotte̅. In Niderland galte es auch / und ware dem Carolo V. kein Schloß und Statt so fest / kein Volk so mannhafft / daß er nit solte überwinder sejn. Er machte auch Franciscum König in Frankreich / der jhn zu einem Duell und einzelen Kampf ausgefordert / zu spott / dann der König nicht erschienen. Bald hernach wurde der Reichstag zu Speir gehalten / allwo (Woher der nam protestirend.) die Evangelische Fürsten in den stimmen übermehret waren / besonders Religionssachen betreffend / als hat der Churfürst Johannes von Sachsen / und andere Reformierte Fürsten protestiert / offentlich und darwider geruffen. Daher die Evangelischen Protestierende genennt worden. Nach deme über dises der Käiser seinen zug in Italien vollbracht / (Augspurgische confession.) zu Bononien vom Papst auffs prächtigste empfangen worden / kame er nach Augspurg auff den wegen mißhelligkeit in Religionssachen angesehenen Reichstag / allwo die Augspurgische confession und Glaubens-bekantnuß von den protestirenden / Käiser Carl überliferet ward. Es ware aber der schluß und abschid des Reichstags eine bestättigung der Papistischen Religion / was den (Ferdinandus I. Römischer König.) Käiser und seinen anhang betrifft. Hierauff trachtet der Käiser wie er möchte Ferdinandum seinen bruder / Königen in Böhmen und Ungaren / Erz Herzogen in OEsterreich zum Römischen König machen. Welches auch geschahe / ohngeacht von etwelchen Chur Fürsten / stark darwider anfangs (Cappeler schlacht.) allerhand verhindernussen eingebracht wurden. In der Eidgnoßschafft gab es allerhand zweitracht / wegen entzwejung der gemüteren / in gewissens und Religions-sachen. Die Papisten samt denen von Zürich und Evangelischen Orten zerfielen / und kam es zum offentlichen Feldzug. Die Länder späheten auß / beides das wenige volk deren von Zürich bei Cappel / theils den langsamen anzug der übrigen Evangelischen / machten damit ein anschlag auff die parthei bei Cappel / darbei sich bald fande das Panner von Zürich. Als das treffen angieng / wurde zwar auff sei [279] ten der Evangelischen dapfer gefochten / vermöchten aber nicht alles außzustehen / sonder wurden überwunden. (Zwinglij ruhmwürdiger tod.) Eben daselbst müßte für Gottes ehr und das gemeine wesen sein leben ruhmwirdig lassen Huldrich Zwinglius / der nach gewohnheit diser Orten / als Pfarherr und Feld-prediger / darbei ware / dessen leib zwar mißhandlet / die Seel aber triumphierend in das reich der herrlichkeit versezet worden. Wie er dann / als er den ersten streich empfieng / solle gesagt haben. Bone Deus was will das werden / nemmen sie den leib / so können sie doch der Seelen nit beikommen. Gleichwol schreibt man / daß Gott der Herr die gerechte sach so Zwinglius geführt mit den seinen / an einem und dem anderen wunder bestätiget habe. So man wolte von gerechtigkeit und ungerechtigkeit der sachen selbsten schliessen / nach dem außgang in offentlichen kiregen / wurde niemals kein gerechte sach in der Welt geführt worden sein / dieweil gemeinlich die gute parthei getruket / aber gleichwol nit undertruket wird. (Käisers Caroll zug in Africam Jahr Christi 1536) Europa ware Carolo V. zu eng / darum wolte er auch Africam seine heldenthaten wissen lassen. Machte sich derohalben mit einer gewaltigen Flotten über das Meer / um den unleidenlichen Seeräuber Enobarbum zu zwingen / und seine kräfften zu brechen. Welches auch geschahe. Kein vestung konte widerstehen dem Käiser die statt Tunis ward eingenommen / und Muleasses / Mahomets sohn / welcher den Käiser um hülff hierzu angeruffen / wider in sein voriges reich eingesezet. Der Käiser und sein volk kamen wider glüklich in Spannien an. (Zusammenkunfft der Evangelischen zu Schmalkalten) Die Evangelischen könten in solchem nit wol trauen / kamen dessetwegen in der statt Schmalkalten wider zusammen / und machten ihre verbündtnuß noch steiffer. Im gegenteil feireren die Papisten mit ihrer conjunction und deroselben vermehrung und besteiffung auch nit. D. Martin Luther / Philippus Melanchton / und Martinus Bucerus schreiben an die 7. stätt / Zürich / Bern / Basel / Schaffhausen / St. Gallen / Mülhausen und Biel / aus Schmalkalden / den 15. Merz / Anno 1537. wie zu sehen in Stettlers Chronik / 2 theil bl 91. In disem jahr ist Johan̅es Calvinus von Straßburg naher Genffberuffen worden.
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Zu Niza in Savoy kamen zusam̅en Papst Paulus III. Käiser Carolus V. und Franciscus König in Frankreich. Auf dem Reichstag zu Frankfort / wurde mit den Protestierenden ein anstand gemachet / und andere Proceduren wider sie zuruk gehalten. Der Käiser müßte durch Frankreich in Niderland ziehen / und daselbst schwirrige leut zähmen. (Selym Türkischer Käiser nimt Syrien und Egypten ein.) Selym der Türkische tyrann / ein mörder über alle mörder / der keiner blutsverwand schafft nit verschonet / vil weniger den armen Christen / und allerhand grausamkeit verübte / hatte diser zeit zu kriegen mit den Persen / Egyptern. Er name auch das land Syrien / Jerusalem und alles was daselbst wider ein. Er wurde auch herr über Egypten / name die statt Alcayr ein / den Sultan Tomubejum kame er gefangen über / liesse ihn folteren / und zu lezt auffhenken. Bald hernach starb diser tyrann an einer schmerzlichen krankheit. (Solymannus) Dises tyrannen Sohn Solymann fiel in Ungaren ein / als er an statt des vatters Käiser ward. Name die Insul Rhodis ein. Er plagete die Ungaren sehr hefftig / der Papst / Käiser und andere Fürsten und stände thaten hülffe mit gelt und volk. Die Türken aber behielten das Feld / schlugen die Ungaren und müßte König Ludwig elendiglich in einem Morast zu grund gehen. So weit kame es / daß auch Wien von den Türken belägeret (Wien belägert von dem Türken) ward / wolte aber dabei des Käisers Caroli nit gewertig sein / sonder zog ab / machte sich in Calabrien / wolte die Persen bestreiten / greiffte nachgehends die Venediger auch an und die Insul Candiam. Nachgehends / als indessen in Schweden / Dännemark / Engelland neue Könige gekrönt worden oder selzame händel sich begeben / name Käiser Carolus ihme für / einen frischen zug in Africam zu thun / aber sehrunglükhafft. Chur Fürst Johann Friderich von Sachsen / fallet bei des Käisers widerkunfft in sein ungnad. Zu Trient wurde das Concilium gehalten. Und der Reichstag zu Nürenberg / un̅ nachgehends zu Speir. Auch wurde zu Regenspurg ein Religions-gespräch gehalten. Dazumal begabe sich der greuliche brudermord zwischen Alphonso und Diazio.
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Johannes Diazius / ein Spannier und hochgelehrter (Jahr Christi 1546. Diazius ermördet / besihe Martyrbuch) Mann / nach dem er vil jahr zu Paris zugebracht / ist er endlich naher Genff zu Herren Calvino kommen / hat mit ihm sam̅t andern Kirchendienern daselbst etliche monath lang freundlich und brüderlich conversirt. Von dannen ist er gen Basel / und von dar naher Strasburg kommen / da er auch bej Martino Bucero / und andern gelehrten und frommen leuten also sich verhalten / daß er vor einem Ehrs. Rath zu Strasburg in ein solch ansehen kommen / das er von gemeiner Statt wegen / neben Bucero und andern gelehrten aufs Colloquium naher Regen spurg abgefertiget worden. Da sie zu Regenspurg ankom̅en / hat Diazius seinen Landsman und alten bekannten Petrum Malvendem / neben seinem leiblichen bruden Alphonso Diazio angetroffen / da er dann von disem Cainischen bruder mit einer axt jämerlich ermördet worden. (D. Luther stirbt. Schmalkaldischer krieg.) D. Martin Luther stirbt: und geht an der Schmalkaldische krieg. Der Chur Fürst Johann Friderich in Sachsen und Land-Graaff Philipp von Hessen / wurden in die acht erklärt. Herzog Moriz bemächtiget sich hierauff des lands Sachsen / und kame es zwischen Käiser Carln und den Protestirenden zum treffen. Johan̅ Friderich wird gefangen / und bekomt Moriz die Chur in Sachsen. Deßgleichen wurde auch Land Graaff Philipp gefänglich angenommen. (Das buch Interim.) Indessen wurde das buch / Interim genant / geschmidet / und den Evangelischen auff dem Reichstag zu Augspurg anzunemmen furgehalten. Johann Friderich Herzog auß Sachsen erzeiget sich standhafftig und ist under anderem denkwürdig seine rede / zu einem vertrihnen Pfarherrn / den er für sich zum gefängnus beschikt / fragend / (Chur Fürst Johann Friderich tröstet beweglich einen Pfarherren.) wie es zugehe / da der Pfarherr geantwortet / übel gnädigster herr / alles ist bandisiert und verlohren / sprach der Fürst / als er sich gegen dem fenster gewendt und geweinet / hat euch der Käiser auch den Himmel verbotten: Nein sagt der Pfarherr / wolan antwortet der Chur Fürst wider / seit frölich und getrost / der himmel muß uns doch bleiben. Gabe darauff dem Pfarherren einen zehrpfenning.
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Diser Johann Friderich ware nachgehends wider ledig gemacht. (Mauritius Churfürst machet dem Käiser zuschaffen.) Dann Chur Fürst Moriz samt verbündten Evangelischen ständen / hat Käiser Carolum also eingetriben und verwirt gemacht daß er auß forcht zu Inspruk nit mehr bleiben wolte / sonder ist gewichen. Darauff der Religions-friden außgeruffen ward. Käiser Carolus begabe sich zu ruh / und brachte die übrige zeit (Käiser Carolus begabt sich ins Kloster.) des lebens zu in einem Closter in seinen Spannischen landen / liesse seine thaten in dem Creuzgang abmahlen / darbei er eine stetige erinnerung hette / und so offt er fürüber gieng / selbige anschauete / seuffzete er. (Wie Carolus V. gestroben.) Es solle auch Carolus V. auß Christlicher demut frei bekant haben / er habe keinen einigen tag Gott dem Herren zu gefallen / wie es hette sein sollen / gelebt. Und als er jez sterben wollen / fragte er seinen Beichtvatter / Franz Biver genant / von dem gewüssen weg zur (Thuanus. Regens volcius.) Seligkeit / und befande sich keines wegs getröstet mit den evrmeinten heiligthummen / ablas-briefen und anderen mehr / daher er gewisen wurde / vil mehr hatte er trost von dem was er anderwerts da und dort von den Reformierten gehört oder gelesen hatte. Der Biver heißte den Käiser geruhen auff der gnad und gerechtigkeit Jesu Christi / mit vermelden / daß alles heil bestehe in der gnädigen verzeihung der sünden: dise aber erhalten alle die jenigen / welche mit ohngezweifletem glauben und vertrauen die verheissungen des Evangelij von Christo er greiffen / und was dergleichen mehr. Worauff der Käiser zwischen dem gebett / sich allein auff den tod Jesu Christi verlassende / sanfft verschiden und gestorben. Die Inqvisitores hatten es erfahren / und wurde Biver / samt noch anderen welche die Evangelische wahrheit angenommen / 8. tag nach Käisers Caroli tod in Castilien verbrandt / den 21. Maij / Anno 1559. Allhier aber müssen wir beibringen die vergleichung / so der Französische scribent Arnoldus Ferronus / im leben Königs Francisci I. zwischen disem König und dem Käiser Carl anstellet / und aus ihm Camerarius anzeucht / wann er under anderen also redet: Der Käiser war aus der massen klug / verschmizt / und geheim: der König aber offenherzig / der mit seinen sachen aus besonder er mutigkeit heraus fuhr. Der Käiser ernsthafft / und ein wenig ge [283] streng: der König gar sanfftmühtig und gelind. Jener scharffsinnig / und behutsam: diser helden-mütig / und dapfer im ansezen / wann es zum treffen geriet. Der Käiser brauchte allerhand renke und geschwinde kriegslist / bewarb sich auch um gute obristen und soldaten / und verschlagene geschwinde köpfe: der König gieng seinem gegenpart frisch und offenbar under augen: liebte sehr die gelehrten / und spendirte fast lieber auff eine geschikte feder / weder auff den degen. Der Käiser ertheilte kur zen bescheid / mit wenig / aber sehr wichtigen worten: der König war trefflich beredt / führte seine sachen zierlich und weitlauffig hinaus. Der Käiser war unverdrossen zu allen underfahungen hurtig / waker und muhtig: der König beherzt / aber dabei sanfft und lieblich. Der Käiser sparsam / karg und genau: ohn allein wann es ehr und reputation betraff / da er sich keiner unkosten gereuen lies: der König über alle massen mild und freigebig / sonderlich gegen gelehrte / oder sonst wol verdiente leut. Der Käiser wuste sich in die zeit trefflich zu schiken / hinder dem berge zu halten / und nach Nohtwendigkeit der sachen / seinen kopf zu lenken und wenden: der König beharrete steiff bei ein mal gegebener zusage / und ließ sich underweilen etwas ungescheut vermerken / daraus man seinen heldenmut spürte. Der Käiser gieng mit listigen und verschmizten leuten / aber garbehutsam und klüglich um̅: bei seinen hof-dieneren und rähten nam er die reputation und Majestät in acht: der König machte sich mit seinen rähten und hof-leuten offt lustig / begegnete auch den land-herren gar freundlich. Der König hatte ein kostliches gedächtnus / und überaus wol studirt: der Käiser war hoch weis und verständig / daß er sich gegen einem jeden / und in alle sachen zu richten und schiken wußte. Der Käiser ließ zu zeiten gnade und clemenz mit underlauffen: der König war nichts dann lauter güte / huld und frömmigkeit. Der König war streitbar / und bot dem feinde die faust: der Käiser zu forderst das auge / und war in disem fall fürsichtig. Der Käiser hatte ein gotsfürchtiges / aber daneben etwas ehrsüchtiges gemüht: der König ware mit keinem an tugend / Glükseligkeit und Sig zu vergleichen gewest: da er sich hätte wissen zu regieren / und bei dem hof-leben nicht allzusehr seine lust und kurzweil gesucht.
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(Ferdinandus I Käiser Solyman thut schaden in Vn garen.) Ferdinandus Caroli V. Bruder ward hierauf zum Käiser einhellig angenommen. Der Türkische Käiser Solymann thate in Ungarn grossen schaden: Die Stätte Offen / Gran / Stul-Weissenburg wurden jhme zum Raub. Worauf wegen entstandenen Kriegen im Reich mit Solymanno ein Stillstand auf 5. Jahr gemacht worden. (Engelland. Schotland.) In Schweden wurde das Königreich erblich gemacht auf Gustavi Geschlecht. In Engelland und Schottland gabe es selzame und auch traurige Geschichten / under König Heinrich / Jakobo V. Eduardo VI. der mit gifft hingerichtet worden. (Johan̅a Graja.) Eben um̅ dise zeit ist Johanna Graja / deß Herzogen von Suffolz Tochter / eine Gottselige Matron / und eiferige Bekennerin des Evangeliums / aus Haß der Königin Maria hingerichtet worden / sc. wie umständtlich zulesen im Martyrbuch. In Italien verursachte Petrus Ludovicus Farnesius / Papst Pauli III Sohn / Herzog zu Placenz und Parma grosse Unruhen wider die Statt Genua und andere / bis er zulezt auch seinen Rest empfangen. Dazumal begabe sich folgende geschicht / daß der Spannische (Trau???geschicht.) Gubernator zu Com einen burger wegen begangener mordthat lassen einziehen / dessen frau für ihren mann den Gubetnator inniglich bate / welcher verheiste den mann auff frejen fuß zu stellen / so sie wurde seines willens pflegen. Dise underred sich mit ihrem mann im gefängnus / kame zum Gubernator und thate wie er wolte. Da sie nun vermeinte hierdurch ihren ehmann ledig gemacht zu haben / geschahe nit allein dises nit / sonder müste noch 200. Cronen darzu spendiren / und über dis alles liesse der treulose Spannier den gefangenen Mann hinrichten. Worüber das weib erschroken / laufft ganz bekümmeret zu ihren verwandten / und mit raht derselben nach Meiland / klagt die that dem statthalter Ferdinando Gonzagen. Diser fellet das urtheil / daß der Cubernator der frauen solle geben 1000. Cronen / liesse einen Priester kommen / der sie beide müßte ehlichen zusammen sprechen / da solches alles geschehen / befahl er den Gubernatorem auffzuhenken. Wie es nun diser Spannier gemacht / so ist ihm wider vergolten worden. (Crescentius Cardinal) Der Cardinal Crescentius / des abgesandter auff das concilium zu Trient / da er underschidliche schreiben in der nacht verferti [285] gen wolte / sahe für ihm ein gespenst in der gstalt eines grossen schwarzen hunds / mit feurigen augen und langen ohren. Worauff der Cardinal erschroken / ruffte seinen dieneren / aber der hund verschwand. Bald hernach fiel er in ein todtliche krankheit / ruffte bis an sein end / man solte den hund weg thun. (Paulus Vergerius) Paulus Vergerius / Bischoff zu Justinopoli in der Venedigern gebiet / ware des Papsts abgesandter in Teutschland / und (Sleidanus) hatte dem gespräch zu Worms im jahr 1541. gehalten / beigewohnet / nachgehends von dem Papst nach Rom erfordert worden. Als nun der Papst zur selbigen zeit vil Cardinäl gemacht / ist diser Vergerius auch in die wahl kommen. Dieweil aber etliche mißgönstige den Vergerium angaben beim Papst / als solte er durch allzuvil gemeinschafft mit den Teutschen etwas von der Lutherischen lehr in sich gesogen haben / welches ihm von dem Cardinal Ginucio wahrnungs-weis zu wüssen gemacht ward: sihe so wil Vergerius diser nicht sein / und damit er disen argwohn von sich abläne / fangt er an ein buch zu schreiben: adversus apostatas Germaniae / wider die von der Römischen kirchen abfallenden Teutschen. Was geschicht: In dem er also arbeitet / die bücher der unserigen auffschlägt / und in der Bibel nachschlägt / befand er sich überwunden / auch überzeuget in seinem gewüssen. Er sahe daß unser der Reformirten seje beides die H. Schrifft / und die gesunde vernunfft / und alle gute gründ. Darauff laßt er bald die hoffnung zu dem Cardinalat fallen / reiset zu seinem bruder Johann Baptista / welcher Bischoff zu Pola war / fangt ihm an den ganzen handel zu erzellen. Der bruder erschrikt / bekümmert sich über den vermeinten elenden zustand seines bruders Pauli. Diser aber bittet Johannem / er solle so vil thun / und auch in Gottes wort lesen. Namen hiemit beide für die hand den articul von der gnädigen rechtfertigung des sünders vor Gott / wider menschlicht verdienst und gute werk. Dise beide disputirten nit lang / Johannes Bischoff zu Pola wird durch Gottes gnad wie sein bruder Paulus bekehrt. Wünschen beide hiemit einander glük / und lobten Gott.
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Die sach wurde landkündig / und bekamen dise Brüder viel Widerpart. Wie dann auch Johannes Bischoff zu Pola mit gifft hingerichtet ward. Paulus müßte weichen. Und weil dazumal das Concilium zu Trient gehalten war / wolte er sich dahin verfügen / und seiner Lehr halben Rechenschafft geben. Der Papst / der Vergerium lieber tod / als lebendig sahe / dörfte aber ihme noch nichts thun / schreibt naher Trient / man solle Vergerium nicht in die Session lassen. Darumb machte er sich weg / komt naher Padua in Italien / und wird ein Tröster Francisci Spiren / welcher verzweifelt gestorben / weil er wider sein wüssen und gewüssen der warheit widerstanden. Disem ellenden Spectacul sahe Vergerius zu / und wurde gewaltig dardurch in seinem Vorhaben gestärket / daß er unsere Religion gänzlich angenom̅en / komt hiemit in das Veltlin / von dannen ins Wirtenbergerland / und wird von Herzog Christoph naher Tübingen geruffen. Nicht weit von Padua im Venedischen gebiet liget ein stättlein (Francisci Spirae erschrökliches End.) mit nammen Citadella / darinnen wohnete ein vornemmer reicher mann Doctor Juris / mit nammen Franciscus Spiera / welcher bei 50. Jahren und wol 11. kinder hatte. Diser erkandte durch Erleuchtung des heiligen Geistes die göttliche Warheit Christum für den einigen Seligmacher / und daß auff gute Werk nicht zu bauen: Predigte auch solches offentlich mit einem sonderbahren Ejffer. Solches that den Freinden der Warheit weh. Zeigten es derhalben dem Päbstischen Gesandten zu Venedig an / wecher ihn für sich erforderte und zum hefftigsten bedreuete. Spiera auß Furcht des Todes und Verlust seiner Güter verleugnete die Warheit / sagte auch zu so bald er wieder zu Hause käme / so wolte er offentlich widerruffen. Aber das Gewissen wachete bald auff und disputierte mit sich unterwegs / ob er nach Hause siehen / Christum verleugnen / oder alles verlassen und sich mit Christo wieder versöhnen solte Vnd hat hernach in seiner höchsten anfechtung zum öfftern bekandt / daß ihm der heilige Geist unter weges folgende Wort eingegeben: Lieber Francisce, hüte dich ja diß / durch dessen Vnterschreibung du deine Hände verunreiniget / mit deinem Herzen besiegelst: Du bist noch frej / falle nicht abe / thue Busse / kehre ümb / und bleib bej der einmal erkanten Warheit bestendtg. Ob dich schon dein Fleisch für dißmal überwunden / so hüte dich hinführo ihm nach zu leben. Aber in diser [287] schweren Anfechtung überwand endlich das Fleisch zeitlich Ehr und Gut. Den Tag zuvor / ehe er widerruffte / gegen Abend / brachte ihm ein Meßpriester die formulam des Widerruffs; er aber schlieff nichts die ganze Nacht. Andern Tages Sontags / nach der messe / widerruffte er offentlich in gegenwart über 2000. menschen / und verleugete die einmal erkandte und gepredigte warheit. Aber Gottes erschrekliches Urtheil wartet bald auff / aller trost / glauben / liebe verlosch in seinem Herren / und blib nur darm̅en haß / neid / bitterkeit / und alle Gottes-lästerung. In diser anfechtung brachte er zu ganzer sechs monat / zu Citadella: darnach begab er sich mit weib und kind nach Padua: aber es ward immer ärger mit ihm. Er lag allezeit zu bette / war doch nicht krank / hatte seinen guten verstand / verdorrete aber an seinem ganzen leibe / wolte auch keine speise zu sich nemmen / und so ihm mit gewalt etwas eingeflösset war / stieß er es mit gewalt wider heraus: ließ männiglich gerne vor sich / redete auch gar bescheidenlich mit ihnen. Bezeugete offentlich / daß er nach Gottes gerechten Urtheil verdammet und allbereit in der helle grosse pein lidte. Er hette gesündiget in den heiligen Geist / welches ihm in ewigkeit nicht köndte vergeben werden / Christi verdienst und Gottes barmherzigkeit wäre ihm ganz versaget / und wäre ihm darum dises erschrekliche ende nach Gottes gerechtem urtheil aufferleget / auff daß sich alle gläubigen an seiner verläugnung spiegelten. Es besuchten ihn vil vornemme gelehrte leute / so ihn aus Gottes wort trösteten und sagten / daß keine sünde so groß / Gottes barmherzigkeit sei grösser / ja wann aller menschen sünde auf einem legen / so wäre es unmüglich sie mit Gottes barmherzigkeit zu vergleichen. Darauff antwortet er: dises kan ich nicht glauben. Da tröstet ihn der Bischoff Vergerius wider und saget: Begehrestu dann nicht / daß sich Gott deiner erbarme? Darauff saget er: alles / was ihr mir saget / das glaube ich: die teufel glaubens auch und erzitteren. Ich kan mir aber keinen trost daraus schöpfen: Meine sünde kan mir nicht vergeben werden. Was solte ich mir mehr wünschen / als wann mir Gott wolte gnädig und barmherzig sein? Aber er wil es nicht thun / ich kan solches gar nicht glauben. Ich wil wol alles hören / auch alles nachsprechen. Underdessen ist das herz voller haß / gall und Gottes-lästerung. Ich fühle in mir selber wie sehr mir Gott zu wider ist. Darauff ermahnete ihn Vergerius / er solte mit den [288] umständen das Vater unser beten / welches er mit solchem eifer und einbrünstigen geberden gethan / daß sie sich alle darüber verwunderten. Nach geendetem gebet sprach er: die zunge hat zwar gebettet / das Herz ist aber weit davon gewesen. Gott hat mir alle seine gnad entzogen. Anderen tages kamen sie wider / und befragten ihn / ob er dann durch ihren vilfaltigen trost keine bessere hoffnung hette. Gar keine / sprach er: Ia es wird mit mir von tage zu tage ärger. Er ward auch gefraget / wann sich diser nagende wurm bej ihm erzeiget? Da sagte er: Bald die stunde / da sich verleugnet: Ja er sagte / sein zustand wäre ärger dann Cains und Judae: Wolte lieber tod und schon verdamt sein / als solche pein leiben. Er vermeldete ihnen auch daß ihm abscheuliche / erschrekliche gespenste für den augen schwebeten. Da understunden sie sich ihn wider zu trösten / und ermahneten ihn / er solte das Vater unser betten / welches er mit vergiessung viler threnen / seuffzen / und solcher andacht that / daß alle mit weinen müsten. Doctor Gribaldus meinete / dise threnen weren ein zeichen der reue / sagte derwegen: lieber Francisce / dise threnen zeigen an / daß dich Gott nicht ganz verworffen. Darauff saget Franciscus: Ich weiß es alles wol. Aber ein solcher glaub und vertrauen / wie ihr haben / ist Gottes gabe / das manglet mir. O wann mich Gott nur diser einigen gabe würdigen wolte / daß ich die wenigste hofnung auff Gottes barmherzigkeit in meinem herzen fühlen köndte. Aber dises ist so unmüglich / als es unmüglich ist mit einem löffel das Meer außzuschöpfen. Das weiß ich gewüß / daß kein mensch auff Erden gelebet / so je Gottes zorn so hart gefühlet als ich empfinde. O wolte Gott / daß ich in eines anderen gottlosen stelle wäre. Weil er sich aber aller speise enthielt / haben sie ihn gebunden / und eine suppen eingeflössset: und wiewol ers mit der zungen zuruk stieß / ist doch etwas in den magen kommen: aber es blib alles bei ihm. Sein einiger und steter wunsch war / daß er sterben / und in die helle kommen möchte. Auff den dritten tag sind vorige gelehrte leut neben etlichen studenten wider zu ihm kommenL under anderen war auch ein alter Priester von Citadella / welcher nahe zu ihm trat und sprach: Kennestu mich auch Francisce / ich bin der Antonius Fontanina / der mit dir nach Venedig gereiset. Als er dises höret / widerholet er sein seuffzen und weh-klagen / und sprach: O den verfluchten und vermaledejeten tag / da ich Venedig gesehen: wolte Gott / ich were den [289] augenblik / da ich mir fürnam dahin zu ziehen / gestorben. Da trösteten sie ihn wieder / und hielten ihm vor Christi Verdienst und Wolthaten. Da sagte er: Ich habe niemals Christi Wolthaten recht erkennet / sondern mißbrauchet / und zu viel auff meinen Flüchtigen Glauben getrauet. Wandte sich dar auff zu den Studenten / und sprach: Oliebe Söhne / ich wil zwar dem Evangelio nichts benehmen / ich erkenne zwar / daß es die Warheit ist: aber hütet euch / daß ihr nicht zu viel auff den Glauben trauet / und euch auch nicht darneben guter Werkebefleissiget. Den̅ das erfordert der Glaube von uns / daß wir nicht allein Maul Christen sein. Glaubet mir / als der es versuchet: Darnach lobet er die Episteln Petri / welche die Gläubigen zur Gottes furcht / Keuschheit und Heiligkeit vermahneten. Daher namen die Vmbständer Gelegenheit / viel aus Gottes Wort mit ihm zu reden. Vnd weil sie sahen / daß er fleissig zuhörete / fragten sie jhn / ob er denn gar keinen Trost auß ihren Gespräch empfinde. Er antwortet: Ich / ich bin zur ewigen Qual verdammet / und ist keine Hoffnung einer Erlösung. O wenn ich nur die geringste Hoffnung auff Gottes Barmherzigkeit sezen könte / so solte mir nicht schwer sein viel tausent Jahr (wenn nur die geringste Hoffnung der Erlösung were) gequelet zu werden. Darauff sagte Doctor Gribaldus: Ej lieber Franciscus, verzweiffele nur nicht an Gottes Barmherzigkeit: villeicht wil dich Gott hier seinen Zorn fühlen lassen / damit Er dir dort Barmherzigkeit erzeige. Spiera sprach: Ich weiß gewiß / daß ich verdampt bin. Gribaldus fraget ferner / weil er den Todt so wünschete / ob er ihm auch selber / wenn er ein Messer haben köndte / ein Leib thun wolte. Franciscus antwortet: Gib her ein Messer / sosoltu sehen / was ich thun wil. Der Bischoff Vergerius bemühete sich sehr / aber vergeblich ihn zu trösten / und konte ihn schwerlich darzu bringen / daß er das Vaterunser betete / geschach aber nicht mit solcher andacht / alswie zuvor / sondern bekante / sein Herz were ganz von Gott abgewandt / daß er ihn nicht Vater nen̅en könte / und ermanete alle Vmbständer / sie solten sich nur weiter nicht bemühen / ihn zu trösten / es were doch vergebens. Denn alle Hoffnung Gottes Gnade zu erlangen / were ihm ganz abgeschnitten / daß es möglicher were / die ganze Welt mit einem Weizkörnlin zu erfüllen / als daß ihm wahrer Glaube und Gottes Gnade solte geschenket sejn. Durch dise Wort sind die Vmb [290] ständer sehr erschreket worden. Da nun seine Freunde entschlossen waren / ihn wider nach Citadella zu führen / ermahneten solche die Vmständer / sie solten ihm allzeit gelehrte Leute / so ihn trösten könten / halten. Auff den Morgen / als sie ihn angezogen / und in die Senffte legen wolten / warff er seine augen mit grimmigem Gesicht herumb / erwüschet ein Messer / und hette sich erstochen / wenn ihm solches nicht zwej seiner Söhne / so zur Stelle waren / mit Gewalt auß der Hand gerissen. Wie er wieder nach Citadella kommen / ist er wenig Tage hernach gestorben. (Gelehrte un̅ berühmte beut.) Um dise zeiten zumal lebten und waren verruhmt D. Martin Luther / Philippus Melanchton / Johannes Brentius / Johannes Oecolampadius / Calvinus / Pellicanus / Johannes à Lasco, Bugenhagius / Bucerus / Cruciger / Justus Jonas / Erasmus Roterodamus und andere. Under den Papisten Tezelius der ablas-krämer / der zu Baden geruffen ecce volant, ecce volant, sehet wie sie fliegen aus dem fegfeuer. Eccius / Cajetanus / Canisius / Malvenda / Contarenus Cardinalis. Auch andere gelehrte / als Theophrastus Paracelsus / Aldus Manutius / Polydorus Virgilius / Nicolaus Copernicus / Hieronymus Cardanus / Ludovicus Vives / Cobanus Hessus / Petrus Lotichius / Paulus AEmilius / Euspinianus / Jovius / Sebastianus Münsterus / Johannes Sleidanus. In Italien ward auch der verrühmte mahler Michael Angelus / in Teutschland Hans Hohlbein. (Gespräch.) Nicht unbequäm sezen wir hieher ein Gespräch / welches der Chur Fürst Friderich mit Erasmo gehalten. AUf dem Reichstag Keisers Maximiliani deß Ersten zu Cölln / hat Herzog Friderich Churfürst zu Sachsen den hochgelehrten und weitberühmten Erasmum von Roterdam zu sich fordern lassen und nach gnediger und freundlicher underredung under andern auch zu jhm gesagt: Dieweil etliche jrrungen und uneinigkeitenin Religionssachen newlich entstanden weren / so wolte er für sein person lieber / das jhn die erd verschlüngt / dann das er falscher lehr und meinung bejfallen / oder dieselbige im geringsten solle vertheidigen helffen.
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Wann aber dannoch Luther eine gute sach hette und die jrrthumb mit billich keit straffete / und die Göttliche warheit recht und unverfälscht seinen zuhören vortrüge (ob jhm wol nicht vnbewußt / in wie grosse gefahr er sich und die seinen hiemit sezen würde) so wolt er dannoch solcher gewissen und vnfehlbaren warheit mit nichten zu wider sein. Vnd dieweil es eine sehr wichtigie sach were / wolte er nicht allein seinem eigenen kopf darinn folgen / sondern wolte auch gern anderer gelehrten / frommen und verständigen leut meinung hievon lernen. Begerte derwegen gar fleissig von Erasmo / er wol jhm doch seine meinung hievon frejmütig und ohn schew anzeigen. Hierauff hat Erasmus anfänglich gelächelt / und im scherz zum Churfürsten von Sachsen gesagt / Es were nicht ohn / das der Luther zwo grosse sünde begangen hette / von welchen die eine were / das er den Pfaffen und Mönchen jhre bäuche verunruhet / und sie etlicher massen zu vermutlichen schaden gebracht hette: die ander / das er dem Bapst seine drejfache Cron hette anrühren dörffen. Nach diser scherzred fieng Erasmus an seine meinung von diser sach gründlicher und weitleuftiger zu erklären / und war das die summa davon / Luther thet nicht vnrecht daran / daser die eingerissene mißbräuch und jrrthumb strafte / dieweil es mehr dann nötig were / das dieselbigen einmal möchten gebessert werden. Er sagte auch / das Luthers lehr an jhr selbst wahr were / aber doch wolt er wol wünschen / das er nicht all zu geschwind und heftig seie / sondern seine gute sach etwas gelinder und sanftmütiger führen möcht. Käiser Ferdinand über die 60. jahr alt starb. (Jahr Christ??? 1565.) Erzstifft Magdenburg und Herzogtum Braunschweig wird reformirt. (Conradus Geßnerus.) In disem 1565. Jahr den 13. Decemb. starb Conradus Geßnerus / der vortreffliche weitherümte Medicus und Philosophus / so viel herrliche und nuzliche Bücher geschriben / seines alters im 49. Jahr. (Dapfere ver tädigung Chur-Fürstë) Auff dem Reichstag zu Augspurg hatte sich Chur Fürst und Pfalz Graaff Friderich wegen enderung der religion großmühtig und dapfer verthädiget. Er sagte / sein sach seje ein gewüssens-sach / [292] (und Pfalz-Graafen Fri derichs.) gebühre dem König aller Königen / und treffe die seel an / darüber nit der Käiser sonder Gott zu gebieten habe. Man solle ihne anders lehren aus Gottes wort. Er seje bereit alles darüber auszustehen / wol wüssend / daß in dem himmel alles wider ersezet werde. Er redte so beweglich daß vilen Fürsten die augen übergiengen. Worauff Marg Graaff Carl von Baden sagte: Er ist frömmer dann wir alle Daher er Friderich der fromme genant worden. An Ferdinands statt wurde Käiser sein ältester sohn Maximilianus / welcher wegen des Religions-streit einen Reichstag zu Speir versamlete. Dazumal bekamen deß verstorbenen frommen Herzogen aus Sachsen Johann Friderichs Ehe-gemahel / und kinder etwas lands und herrschafften / so ihnen genommen worden / wider (Zwejer Potentate̅ Hoch zeit zu Heidelberg. Anno 1570.) zu besizen. Welches also zugangen. Zu Heidelberg wurden zwej Fürstliche hochzeiten celebrirt und gehalten. Der Pfalz Graaf Johann Casimir heirahtet des Chur Fürsten Augusti von Sachsen tochter / und dann Marg Graaf Joachim Friderich von Brandenburg / Catharinam seine bas. Darbei fanden sich vil Fürstliche / Gräfliche und andere adeliche persohnen / und Cavalier von allerhand avaliteten. Dise liessen durch ausgeschoßne botschafft Herzog Wilhelm von Sachsen ersuchen zu versachffen / daß seine Theologen mit schelten und schmähen inhalten / in gleichen solle zu Heidelberg und in der Chur Fürstlichen Pfalz alles schelten in Religionssachen (Johan̅ Friderichs hinderlassne bekommen wider Herrschaften.) auch aussen bleiben. Dises aber vermöchte bei dem Herzog Wilhelm nichts. Daher die Fürsten einen anderen weg gangen / und bei Käiser Maximiliano zuwegen gebracht / den abschnitt lands von seinem land / der Johann Friderich wittib und seiner jungen herrschafft wider eingeraumt worden. Indessen übte der Türk in Ungaren / Cypren grosse tyrannei / (Selym.) bezwingt die stätte Sigeth und Famagustam / laßt den statthalter in diser statt lebendig schinden. Dis thate der Türkische Käiser Selym / (Amurathes.) starbe bald hernach und kame in sein statt Amurathes III. sein sohn. (Basilowiz ein greulicher Tyrann.) Und hieher gehört auch die histori von Basilide oder Basilowiz / dem Groß Fürsten der Moscau und was für ein greulicher tyrann derselbe gewesen. Welches sich dann erscheint auß folgenden greulichen exemplen.
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Wie Bastlowiz bej listiger Uber fallung der Stat Großnaugrad mit Würgen und Mörden gewütet: stehet fast nicht zu beschreiben. Under andern ließ er einen reichen wohlhabenden Mann holen / und etliche mahl druch einen Strohm ziehen / hernach zu ihm bringen: und fragte ihn: Was er doch immermehr gutes under dem Wasser gesehen: der ihm aber beherzt geantwortet: Großherzog / ich habe gesehen / das alle die Teufel in diser Gegend / mit höchstem Verlangen / demer Seelen erwarten. Du hast recht gesehen! versezte der Wüterich. Ließ ihn darauf peinigen / biß er etliche dreissig tausend von ihm heraus gefoltert / und nach Empfahung derselben / ihm arm und Beine abhauen: dernach noch lebendig in siedendem Wasser kochen: um die geprophecejte Hölle desto besser zu verdienen. Der Bischoff selbiges Orts hat ihn demüthig zu Gast geladen: in Hoffnung / damit seine Huld und Gnade zu erwerben. Basilides stellet sich ein / säufft und frist meisterlich: hebt aber mitten unterm Essen an: Du solt wissen / Bischoff! das du müssest ein Weib nehmen: gestaltsam ich hiemit deine ganze Clerisej zu deiner Hochzeit will geladen haben. Befahl auch gleich darauf denen umherstehend- und aufwartenden Mönchen / (deren eine grosse anzahl vorhanden war) sie wolten sich bald / nach reputirlicher Hochzeit geschenken / umsehen. Die armen Mönche holten herbej / so viel sie vermöchten: wurden lustig und guter Dinge: vermeinten / es hatte nun keine Gefahr mehr. Aber bald wurd aus einem andern Ton gepfiffen. Der Tirann ließ ein Mutterpferd (etliche schriben einen Esel) herbejführen / und sprach zum Bjschoff: Sihe da! das ist deine Braut / und das Weib / so ich dir wil geben: darauf soltu mit mir nach der Moscau reiten / woselbst du gut sejn wirst / die Bären tanzen zu lehren. Die Mönche wurden mehretheils erwür get / ihr Kloster ausgeraubt und eingeäfchert. Den Bischoff aber ließ er nach viler angelegter Schmach und Spott / mit gebundenen Händen und Füssen / auf selbiger alten Stuten / zum Spectacul in der Stadt herum führen / und endlich das Thier mit ihm lauffen / wohin es gewollt.
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Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die / so darum gewust / samt ihren Weiberen / Kindern / Gesinde / Geschlecht und Nahmen / ja auch Viehe / Hunde / Kazen und Razen / so gar auch die Fische im Wasser / und alles was sie gehabt / würgen / todschlagen / hinweg räumen / und ganzlich vertilgen lassen. Hierbej trug sich zu / das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein autraffen / welches in der Wiegen ligend / sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen / nimmet es / nach betrachtung seines holdseligen lächlens / in die arm / hälset und küst es / gibt ihm hernach / mit dem Messer / drej Stiche ins Herz / und wirffts / für die Hunde und Bären / zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber / welche das Kind bis dahin erhalten hatten / so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben / und durch den Säbel fallen. In dem Zug / welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan / hat er eine grosse anzahl Jungfrauen gefangen bekommen / und auf eine Zeit / die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo wider frej / und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erken̅en / und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann / euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen / der sie nach ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein! Eine andre Jungfrau hat er / neben andren Personen / unfern von der Narva / an dem Feuer lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen / und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage / werde sie ihn auch / in deß Henkers Händen / finden / und mit Freuden anschauen / wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard / dem Bejlager Herzogs Magnus aus Holstein / mit seiner / des Großfürsten / Muhme / samt seinen zwejen Söhnen bejgewohnt / und selbst / mit etlichen jungen Mönchen / zum Brautlied / die Glaubens Bekenntniß deß H. Athangsti / auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm die Münche / ausser einem [295] Buche / nicht nachthun können: hat er mit dem Chor-Steken / welchen diser possierliche Cantor in der Hand gehabt / ihnen der gestalt auf die Köpffe tactirt / das man hin und wider die blaue / und rote / blutrünstige Noten / an ihrer blossen haut / merklich erkennen können. Als er das Stättlein Wenden eingenomen / und folgends / der in Lieffland gewesten Teutschen Meister Residenz beschossen: haben die Belagerte zuvor das heilige Nachtmahl genommen / und darauff die meisten sich selbsten / mit Weib und Kindern / in die Lufft gesprengt. Die übrigen / so nach Eroberung deß Schlosses / ihm in die Hände gekommen / hat er alle hinrichten / bevorab aber den geheimen Secretarium deß Schloßhauptmanns / welcher einer von Fürstenberg gewesen / für seines Herren Augen / dergestalt veitschen und streichen lassen / das ihm alles Fleisch von den Rieben gefallen / und man ihm das Eingeweid im Leib sehen können. Seinen ältesten sohn erstach er mit einem stab / daran ein langes spiziges Eisen war: weil derselbe den Vatter ermahnte / von solchem gottlosen Leben abzustehen / und ihm nicht aller Benachbarten Feindschafft auf den Hals zu laden. Bej solcher Wüterej / hat er dennoch zuweilen eine scheinheiligkeit bliken lassen: denn die jenigen / so an verbotenen Tagen getrunken / und offentlich in Mäthe oder Brandwein voll gesehen / und darüber betreten worden / hat er / ein ganz Jahr lang / im Gefängnuß / Ketten und Banden gehalten / und nicht ehe / als drej Tage vor Ostern wider erledigt. Seinem Schwager / der bej ihm von andren losen Leuten verleumdet worden / gab er in Meth sein eigen Blut zusaufen: ließ hernach alle Hofdiener desselben nidersäblen / und den Herzog mit Fäusten rauffen: Welcher zulezt / mit zittren und beben / etliche tausend Schritte / auf den Knien / zu seinem Gezehlt kriechen müssen / und also Gnade bitten. Das also disem guten Herzog die Großfürstliche Schwägerschafft sauer gnug worden / und er lieber eines armen gemeinen Man̅s / als einer solchen Bestien Muhme hätte hetrathen mögen. Wann Basilides er fahren / das die Weiber von ihm etwas widerliches geredet: hat er etliche derselben / in ihren eigenen Häusern / über der Ehemänner Tisch / aufhenken lassen: auch den Männern nicht verstatter / an einigem andern Ort zu mahlzeiten / werder bej disen stinkenden todten Cörpern: eh und bevor sie solches endlich / mit grosser demüthiger Bitte / erhalten: denn da man sie / [296] auf einer andern Stelle essen sand: wurden sie viel grausamer hingerichtet. Es hatte seiner Cancellisten einer einen Hecht gekaufft / und war darüber angeben / gleich lebte er besser / dann der Großfürst: darauf warff ihn Basilides ins Gefängnuß: und bald hernach gar ins Wasser / da er ersauffen muste. In dem man den armen Tropfen hinführte zum Tode: schrie ihm der Tjrann hinten nach: Da! gehe hin! fische nun in der Hölle / und friß dich dort satt in Lekersbissen. Seiner Grausamkeit ist auch dise nicht die geringste gewesen / das er die Eltern offt gezwungen / die todten Cörxer ihrer erwürgten Kinder zufressen. Als er den Reussischen Redner Johann Michael Visc ovaz tödten ließ: hat seiner Schreiber einer / um seines Großfürsten Gunst zu erlangen / demselben daß männliche Glied ausgeschnitten: darüber er gleich gestorben. Aber der Secretarius bekam / für solche Heuchelej / ein recht mässiges Trinkgeld: denn er muste zur Stunde dasselbige Glied / auf Basilidis Befehl / also blutig auffressen: weil er besagtem Redner einen gar zu schnellen tod / und Abkürzung der Pein verursachet. Der Persianische König / Thamas / hatte ihm einen Elephanten verehrt: den ließ er in Stüken zerhauen: weil er nicht lernen wollen / für ihm Knie beugen. In der Charten / und im schacht / hat er sehr gern gespielt / seine Mitspieler aber gemeinlich getractirt / wie die Kaze mit den Mäusen zu spilen pflegt. Auf eine Zeit / spilte er mit seinen Bojaren / und fürnemmen Landherren / sehr bedachtsam und scharffsin̅ig: ließ aber / nach vollbrachtem Spil / ohn Unterscheid / so wol die / welche ihm abgewonnen / als die so das Spiel verlohren / miteinander jämmerlich hinrichten: ihnen vorher Lippen / Nasen und Ohren abschneiden / und sie hernach vollends erwürgen. Wann aber jemand / von frejen Stüken verlor / und ihn gerne ließ gewinnen: ward ein solcher von ihm geprüglet / als ein fauler und verzagter Mensch. Wolte dann / Unglük zuvermeiden / einer oder andre mit ihm gar nicht spielen: muste er sterben / under dem Fürwand / er hätte dem Großfürsten nach dem Leben gestellet / oder seine Majestät verlezt. In Summa: man mochte dise Stachel-Sau angreiffen / wie man wolte: so verwundete man allezeit die Hände.
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Sonst ist er von Natur verschmizt / und geschwindes Kopffs gewesen / auch guter Gedächtniß: so gar das er die Nahmen aller Gefangenen / von mancherlej Völkern / ohnangesehen derselben eine sehr grosse Summa gewest / auf den Fingern herzehlen können / und zu nen̅en wissen Nach dem Kakenhausen in Lieffland von ihm eingenomen / hielt er miet einem Pfarrherren ein Gespräch vom Glauben / und fragte selbigen um seine Bekantniß. Wie nun der Pfarrherr antwortet / er lehre / was der Apostel Paulus und Lutherus gelehrt: versezt ihm Basilides mit der Knutpeitschen eins über den Kopff / und spricht: Geh Hurensohn! und trolle dich zum Teuffel / samt Luther! sc. und reitet darauf seines Weges. Sonst ist niemand leichtlich von ihm / der Religion wegen / genöt higt worden: wie dann leicht zu erachten / daß ein solches Epic urisches wildes Schwein sich wenig um den Himmel und die Hölle bekümmert. Dennoch gleichwol hat er die Juden / welche sich nicht tauffen lassen wollen / abscheulich tödten / und sie entweder lebendig verbrennen / oder ersäuffen / oder henken lassen: nicht so sehr aus Eifer zu der Christlichen Religion; als Lust / zu tjrannisieren. (Käiser Maximilianus 2 in Lebens-gefahr.) Käiser Maximilianus II. begab sich zu er gezen / auff die Jagd / und als er einem Hirsch zu weit nachgeeilet / verirrete er sich von den Seinigen / das er der Nacht wegen in eines einsamen Bauren Hause zu bleiben genötiget wurde. Der Baur nahm ihn gütlich auff / und da er sahe / das er wohl bekleidet / bedünkte ihn / das er viel Geld bej sich haben müste. Als sie nun geessen / und er in eine alte Cammer zu schlaffen gewisen / fand sich des Sohnes Braut heimlich zu dem Käjser / und sagte / unwissend wer er were / wie sie aus Mittleiden ihm nicht bergen könte / das anjezo ihr Vater! der Bräutigam / und der Knecht / ihn / wann er entschlaffen / umbzubringen entschlossen: Der Käjser ließ sich dessen nichts merken / gieng zu Bette / rukte einen Kasten für die Tühre / und legte seine Rohr neben sich auf das Bett. Der Baur da er vermeinte / das nunmehro der Gastschlieffe / schleich ge [298] machsam an die Thüre / und wolte sie eröffnen. In dem er sich aber betrogen befand / rieff er er solte / weil er etwas aus dem Kasten zu nehmen auffmachen: Der Käjser verwiese ihm solches / und sagte warumb er es nicht bej zeiten gethan: Bej solchem Gezänke nun wolten die andern zwej mit gewalt die Thüre erbrechen. Der Käjser / in dem er den Ernst verspürete gab dem Wihrt bald einen Schuß / das er todt zur Erden sank / sprang hierauf vor die thüre / und erlegte gleichfals den Sohn. Als aber das Weib die unweit darvon wohnende Bauren umb Hülffe ruffte / und sie mit grossen Hauffen hinzu gelauffen / meldete der Käjser wer er wer / und sagte / dafern sie sich an ihm vergreiffen würden / so solten sie alle des Todes sein: Die Bauren glaubten etlicher massen seinen Worten / nichts desto weniger aber führten sie jhn des Morgens gebunden zu dem Haubtman in dem nechsten Mark fleken / da dann inzwischen auch des Käjsers Leute hinzu kahmen. Vnd als er hierauff von dem Haubtmann bald erkennet / hat man das Mörderische Hauß biß auff den Grund verbrennet / den Knecht zum Tode veruhrteilt / und die junge Braut ehrlich beschenket. (Carolus 9. König in Frankreich hält hochzeit.) König Carolus IX. in Frankreicht hielt hochzeit mit Elisabetha / Käisers Maximiliani II. tochter. Es bekame aber dise hochzeit den Evangelischen in Frankreich sehr übel. Da dann der theure Fürst und hochtapfere Held Kaspar Coligny / Franzöfischer Admiral / des nachts in seiner behausung überfallen / und alles was lebendig darinnen gefunden / erschlagen worden. Es ist auch ein Wittenberger / genant Behm / deß Herzogen von Gvisa hausgenoß und diener / neben anderen halunken in des Amirals gemach gefallen / und ihn gefragt: Ober der Amiral were? Der Amiral sagt unerschroken Ja. Und da er das blosse schwert sahe / sagte er zu seinem mörder / Mein jüngling / du soltest meinem alter und meiner schwachheit verschonen: aber dennoch wirstu mir mein leben nicht kürzer machen. Und haben auch des Amrals todschläger bekennen müssen / daß [299] sie ihr lebenlang keinen menschen in tods gefahr beherzter / bestendiger / und unerschrokener gesehen hetten / als eben den Amiral. Darauff ist er von obgemeldtem Behm und anderen erstochen / und zum fenster herunder geworffen worden. Dan̅ der von Gvisa nicht glauben wolte / daß der Amiral tod were / er hette ihn dann mit seinen augen tod gesehen. Wie er ihm dann auch mit eigner hand das blut vom gesicht mit einem tüchlein gewüschet hat / auff daß er ihn recht kennen möchte. Und nach dem er ihn eigentlich erkant / hat er ihm mit einem fuß auffs angesicht getretten / und hat also weiter zu den anderen geeilet. Ein Italianer da zugegen / hat dem Amiral den kopf abgehauen. Welchen man gebalsamet / und gen Rom zu einem spott dem vatter Papst / und an den Cardinal von Lothringen alsbald übersendet hat. Darnach hat ihm der pöfel händ / füß und das gemächt abgehauen / und ist also der übrige cörper drei ganzer tag in der statt Paris umher geschlept / und endlich bei den füssen an den galgen auff dem Falkenberg gehenkt worden. Die folgende tag ist so ein mezgen und würgen in der statt Paris an allen orten gewest / daß es nicht zu sagen ist. Dannes sind so vil herren / edelleut / praesidenten / rahtsherren / advocaten / Procuratoren / studenten / Medici / kauff- und handwerks-leut / schwangere weiber / frauen / jungfrauen und kinder ganz jämerlich umgebracht worden / also / daß die anzahl der erschlagenen über zehen tausend zu Paris allein soll gewest sein. Die gassen lagen voll todter cörper / der strom war mit blut gefärbt / die thor und eingang des Königlichen Palasts waren gleicher gestalt mit blut besudelt. Und dennoch waren dise bluthund noch nicht gesättiget / sonderen lieffen umher / eben als wann sie toll und rasend weren. Es wurden die kinder in ihrer eltern blut gewelzet und besudlet / und mit gleicher gewalthingerichtet. Schwangere weiber wurden verwundet und geschlagen / und also zur mißgeburt genötiget. Etlichen wurd noch darzu die frucht auß dem leib geschnitten / und an die mauren geschlagen und zerschmettert. Auch müste gar niemand solches elend betrauren oder beklagen. Dann so bald einer traurig befunden ward / wurd er gleicher gestalt hingerichtet. Darzu war es nicht neu / daß die nächsten blutfreunde einander verrietten. Die [300] kindskinder verrieten ihre altvätter und altmütter. Die kinder verrieten die eltern. Eine tochter verriet ihren leiblichen vatter / und nam darnach den vattermörder zur ehe. Ja es ward auch der todkranken und sterbenden nicht verschonet / sondern wurden aus ihren betten auff die gassen geschleppet. Die männer verrieten ihre weiber die weiber jhre männer / ein bruder den anderen. Ja es wird von einem geschriben / der disen mörderen noch gedanket hat / daß sie ihm sein weib erschlagen hetten. Dise zu Paris angefangene mezgerei hat sich bald hernach aus befelch des Königs allenthalben ins ganze Königreich ausgebreitet / da man zu Meaux in Brie / zu Troyes in Schampanien zu Orleans / Burges / Leon / Saumur / Angiers / Rovan / Tolosa / Bourdeaux und anderswo / gleiche tyrannei und grausamkeit geübt hat / welche in disem auszug mit fug nicht können nach der leng erzehlet werden. (Herzog von Alba.) Um dise zeiten hatte grausame verfolgungen in den Niderlanden angestellet der Herzog von Alba / welcher sich gerümt / daß er allein in wehrender seiner regierung 18000. Evangelischer Christen durch die hand deß henkers habe lassen hinrichten. (Holand.) In Holand glükete es nach und nach denen / welche geistliche und leibliche freiheiten suchten / und ward Leiden wunderlich von der belägerung der Spanniern befrejer. (Schottland.) In Schotland gab es auch unruhen wegen der Religion / König Heinrich wurde umgebracht / worauff sich Königin Maria in Engelland begeben / welche treulos an ihrem herren ward. (Thomas Crammer verbrannt) Thomas Crammer / Erzbischoff in Engelland / ist um̅ der Bekanntnus der Evangelischen Warheit under der Königin Maria Regierung lebendig verbrannt worden. (Engelland. Königin Elisabeth.) In Engelland kame zum regiment die gewaltige Königin Elisabetha. Dise thate Papst Pius V. in den bann. Zu denen zeiten lebten die gelehrten leute Erasmus (Gelehrte Leuth.) Marbach / Simon Pauli / Casparus Peucerus / Dasypodius / Rulandus / H. Bullingerus / Casparus Waserus / Rodolphus Hospinianus / Ludovicus Lavaterus / [301] Johannes Stumpfius / Petrus Ramus. Under den Papisten Viega / Dominicus à Soto / Arias Montanus / Lindanus und andere. Item auch der gelehrte Jurist Cujacius. (Rudolph. 2. Käiser.) An Maximiliani statt wurde sein sohn Rudolph II. zum. Käiser zu Regenspurg erwehlt anno 1575. (Churfürst von Cöln wil auch reformieren.) Zu Cöln und in selbigem Erz Bistum ward es schwirrig / weilen Gebhard Erz Bischoff und Chur Fürst reformiren wolte / er wurde aber von der Clerisei und Papistischen ständen bald abgesezt. Indessen begaben sich fort und fort die händel in den Niderlanden und vereinbarten Provinzen / welche sich des Spannischen (Jahr Christ 1582. Meterani Niderländische Geschich ten.) jochs los und frei gemacht. Da dann die Prinzen von Uranien und andere Graafen / sonders der gewaltige Mauritius das ihre gethan haben. Wer nun weitläuffigen bericht dessetwegen begert / der kan in dem Meterano alles finden nach genügen. In Frankreich ward es unrühig / Henricus III. kinderlos / (Frankreich.) ordnete zu seinem nachfolger im reich Henricum IV. König in Navarren. Disem widersezte sich Herrog von Guisa / wurde aber aus (Hinricus 3. erstochen.) anstalt des Königs selbsten umgebracht. Da nun König Heinrich III. von einem Mönchen mit einem vergifften messer verlezt und darvon sterben müste / gienge es an und zeigten sich die factionen auffs Königs und der Guisischen seiten / bis endlich König Heinrich (Heinricus 4. wird König) der IV. das reich erhalten / und aber dem reich Christi abgesagt: Gott wolle / daß es nit mit dem Herren geschehen seje / wie mit dem mund. Gleich wie ihm einer von seinen confidenten und wol (D'Aubigne) bekanten geweissaget / da er am ersten den stich in den mund empfangen von Johann Chastell: Herr König ihr habt Gott mit dem mund verleugnet und er hat euch darauff getroffen / sehet zu daß ihr ihn nit mit dem herzen verleugnet / sonst wird er euch auch darauff treffen. (König Heinrich 3. Stiffter des Ordens des H. Geistes.) Es ware der von einem Mönchen entleibte König Heinrich der III. dis nammens / eben der jenig welcher gestifftet hatte den Ritter- orden des H. Geistes / zur gedechtnus seines geburts-tags / und das ihme beide Cronen Pohlen und Frankreich angetragen worden. Es waren aber die Papisten nit sonderlich gewogen König Heinrich dem IV. ob er schon die religion geändert. Wie dann bald [302] vorermeldter stich ihme in den mund auff die zähn worden / worüber die Jesuiten zwar bandisiert / aber doch nachgehends wider eingelassen worden. (König Heinrich hat kein gefalle̅ an denen / welche ihm zugefallen die Religion än dern.) Einem flatirer / welcher dem König zu gefallen / in änderung der religion ihme nachgefahren / sagte der König: Bistu nit ein narr / du komst darum kein Königreich über. Auch hatten die Evangelischen zu denen zeiten mehr befürderung als hinderung / vil tempel da und dort wurden ihnen gestattet. (Henrici Red mit Theodoro Beza.) Als König Heinrich in die gränzen Savojer lands kom̅en / berufft er zu sich Theodorum Bezam von Genff / beschenkete ihn / heiste ihn seinen vatter / da er vormals sein lehr und zuchtmeister ware. Da ihme nun Beza seinen abfall fürgehalten / sagte der König: Wolt ihr mich nit mehr für ein schaff der herd gelten lassen / so laßt mich für einen schäfferhund gehen. (Engelland.) In Engelland wurden allerhand practicen und mordanschläg entdeket / wider ihre Königin Elisabeht gerichtet und ihre regierung. Die Königin Maria aus Schorland bekame den lohn und wurde enthauptet. Die greuliche Spannische schiffflotten und (Spannische Flot geht zu grund.) kriegsrüstung / darvon alle welt müste reden / wurde durch Gottes macht bald von Franz Draken und den Engelländeren zu nichten gemacht und vergienge wie ein rauch oder wasserblateren. (Türkischer Einfall.) Mahomet der III. und seine obersten / Sinan Bassa und Ottomann / fielen in Ungaren ein / thaten grossen schaden auffs neue / namen stätte ein / als Rab und andere / verwüsteten alles / und begiengen barbarische tyrannei. (Sibenbürge̅. Bathori.) Sigismundus Bathori / Fürst in Sibenbürgen / bis daher sighafft / hatte unglük und wurde überwunden / von dem Weiwoda Michael. (Holländer handlen in Indien.) Dazumal fiengen die Holänder an in Indien zu handlen und sich darvon reich und mächtig und ihre kauffmanschafft ansehnlich zu machen. (Geschicht von eine geschwächten Tochter.) Als auff ein zeit Braband gep lündert worden / da auch Herrog von Alenzon im Henne göw lag / geschahe
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(schwächten Tochter.) dises / daß ein Capitain / nammens La Pont / der sein qvartier in einem dorff / Becout genant / hatte / wolte eine tochter von hüpscher gestalt in dem haus da er losierte / zu seinem willen haben. Da aber die Elteren nit wolten einwilligen / brauchte er gewalt und schwächete die tochter gabe sie noch anderen darüber preis / und spottete sich ihren an dem tisch: Dise unleidend über die angethane schmach / da jez der soldaten einer kame / dem Capitain??? was ins ohr zu sagen: nimt behend das messer / und sticht es dem Capitain in den leib / darvon er alsobald starb. Die tochter so hierüber entrünnen wolte / ward ohn verzug von den soldaten gehalten / an einen baum angebunden und erschossen. (Erzherzog Matthias.) In den OEsterreichischen landen zeigte sich Erz Herzog Matthias / Käisers Rudolph H. bruder / ziehet für Prag / ohngeacht der Reichs Fürsten gesandten anbringen und anhalten. Dazumal wurde den Evangelischen die freje Religions übung in OEsterreichischen landen verbotten. Welches machte / daß sie augen auffthaten / desto mehr sich zusammen vereinbarten / auch hin und her bei Fürsten und ständen anhielten / daß man sich wolte ihrer annemmen / in den streithandel schlagen oder für sie intercedirn und bitten. (Unio deren sub utraq.) Daher entstunde folgends in Böhmen die unio und vereinbarung deren sub utràqve / also wurden die Evangelischen genant / weil sie das H. Nachtmal under beider gestalt brots und weins empfangen. Erz Herzog Matthias wird Ungarischer König inzwischen / und dann auch König in Böhmen. Da nun allerhand practicen wider die protestirenden gemacht / sie auch zimlich herum geführt worden / als regten sie sich (Majestät Brieff.) und bekamen den Majestet-brief / darinnen der Käiser ihnen verwilliget / ihr freje unangefochtene Religions-übung. (Güilchischen Streit.) Auff des Herzogen Johann Wilhelm von Guilch / der ohne leibs erben gestorben / gab es neue händel / und waren vil / die ansprach an dis Herzogthum Guilch haben wolten oder solten. Brandenburg / Sachsen / Neuburg meinten sie weren desselben rechtsam fähig. Der Herzog von Nivers / Graaf Heinrich von der Markt [304] wendten das ihre auch für. Dardurch dann sich ein und krieg erhebt / der bei nahe fast das ganze reich beunrühigte. Der Fürsten Arme / und Prinz Morizen conjunction der sich (Güilch eingenommen.) zu ihnen geschlagen / wie auch die Franzosen under dem Commando dessen von Chastres / ohngeacht des Erz Herzogen Leopoldi listiger gesüch / verur???eten bald der statt Guilch übergab. (Anno 1602. Savoyscher anschlag auff die Statt Genff.) Der Herzog von Savoja hat allezeit eine Pretension gehabt auff die Stadt Genff / welche ihm aber nichts daran jemals gestehen wollen / sondern war keiner vnter den Burgern zu finden / der nicht frejmüthig einem iedern Fürsten hette under das Gesichte gesaget / was Demosthenes gesagt / als ihm viel vermeldet wurde / wie gelinde und sanffmüthig des Königes Antipatri Herrschafft were. Wir wollen gar keinen Herren / er sej auch so gelinde und gütig als er immer wolle. Denn die Feindschafft wider den Herzog war bei den meisten Einwohnern dermassen eingewurzelt / das sie eher das eusserste ausgestanden / ja sich selber mit ihren Häusern verbrennet / als sich dem Herzog untergeben hetten. Der Herzog / weil er sahe / das er mit Gewalt nichts auszurichten vermochte entschloß er sich solches mit List zu thun. Machte derwegen Anno 1602 einen Auschlag auff sie / welcher wie er sein Scharffsinnigkeit / hohes Gemüth / Verstand und Vorsichtigkeit gnugsam gab zu erkennen / also auch voller Gefahr war / und groß Vnglük mit sich zoge. Er gieng lange Zeit damtt umb / das man nicht das wenigeste darvon entdeken könte / zwar wuste man / das er Leitern machen ließ / und sich allenthalben umb versuchte / wakere Soldaten bewarbe / auch deren eine zimliche Anzahl zu Chamberj versamblet waren / denen es an reichlichen Vnderhalt nicht manglete / erwarteten nur / wo man sie hinführen wolte / befahlen ihre Seele GOtt / und hielten sich mit ihren Waffen bereit zu folgen / wo man sie hin commendiere / für das übrige liessen sie den Herzog sorgen. Es hatte ihm niemand einbilden können / daß diser Anschlag wider Genff gerichtet were / sintemal er mit ihnen in Tractaten stund ümb ein frejen Gewerb in und ausser der Stadt in sein Land / und zu dem Ende wenige Tage zuvor den Präsidenten la Rochette in die Stadt abgefertiget ihnen zu verstehen zu geben / wie es dem gemeinen Wesen nüzlich / das Handel und Wandel zwischen ihnen frejgestelet würde. Sie höreten es an / gefiel ihnen der Vorschlag / und [305] wiewol solche freje Stadte nicht leicht denen glauben / so sie zuvor mit Krieg angegriffen / so wurden sie doch mit guten Worten ganz eingeschläffet / das sie ihrer Wolfahrt nicht warnahmen / vermejnende starken Schuz zu haben andem Hervinischen Friedens-Schluß zwischen Frankreich / Spanien und Savojen / darunter sie auch als Confederirte der Schweizerischen Bundstände sich begriffen zu sejn vorhoffeten. Vnd zogen des Herzoges Vnterhanen ungehindert in der Stadt aus und ein / also / das auch etliche vom Adel / so umb den Anschlag etwas wusten / den Abend zuvor / ehe der Anschlag ins Werk gesezet war / umb Pferde handelten / und sagten / sie wolten auff den Morgen wider kommen / und den Kauff vollend schliessen / ingleichen sagten andere / so umb andere Wahren handleten / so gewiß schäzten sie ihnen die Einnehmung / aber Gott im Himmel spottet ihrer Hoffart / und gedachte ihren Hochmuth zu stürzen und zu demütigen. Der Gubernator von Lion kriegete Bericht / das der Herzog von Savoja disseit der Berge käme / und Leitern mit sich führete / avisierete solches derowegen alsobald dem Könige / und verschaffte alle Nothdurfft bej der Statt Lion / wenn er solte attaqviret werden / wiewol das Geschrej mitbracht / das es nicht auff Frankreich angesehen were: Aber alles dises Geschrei könte den Anschlag nicht verhinderen. Der Monsieur Albigni so des Herzoges Stathalter disseit der Berge war / ließ das Volk marschiren / und legte es in die benachtbarten Stätte umb Genf / doch alles zertheilet / damit man es desto - weniger gewahr würde: Das Rendevous war bestimmet umb Schamberj / aber die Zeit des Auffbruchs behielt ihm der Obriste zuvor. Sie machtens aber nicht wie die Parther / welche sich kein mal zu Nachtszeiten in Streit begaben / noch wie die Lacedemonier / welche nichts / als bej vollen Monden vornahmen / denn es war die finsterste und längste Nacht des ganzen Jahrs. Vmb sechs Vhr auff den abend fieng daß Volk an zu marchiren / Brignolet Gubernator von Donnes hatte viel Raht gegeben / wie diser anschlag solte weißlich fortgeführet werden / und versicherte sich dessen so gewiß / das er sich verschwur / nicht zu leben / wo er nicht zu Genff leben wolte. D'Albignj hatte alle Pässe besezet / die Reisenden abzuhalten / damit das geschrej ihren anschlag nicht entdekete / noch auch des Herzogs ankunfft verkund [306] schafft wurde / welchem sie den anschlag so gewiß gemacht / das er auch darbei sein / und die Ehre darvon haben wolte. Er zog den 6. über das Gebirge / und kam eben denselbigen Tag in einem Dorffe Abends an / Tremblieres genannt / eine Meile von Genff. Die so den Anschlag fortstellen / und zum ersten hinauff steigen solten / schleichen alle gemach an dem Flusse Arva herzu / damit wegen des Wassers Gräusch / die Wacht sie nicht vernehme. Zwar zwej Sachen begegneten ihnen / so böse anzeigungen gaben. Erstlich sahen sie ungewöhnliche Fewer / in der Lufft / darnach lieff ihnen auch etlich mal ein Hase über den Weg / welcher ihnen einen falschen Lermen machte: aber wie es pfleget zu Nacht zu beschehen / das die Einbildung viel thut / nnd man offt einen Hügel vor einen Hauffen Krieges Volk / und Disteln vor geharnischte Män̅er ansihet / wie vormals vor Pariß geschehen. Also kamen sie vor eilff Vhren an die Remen / daran die Genffer ihre Tücher truknen / wider die wolten sie fechten / denn sie meinten es weren Feinde. Anff der andern Seiten zog der helle Hauffen an der Rosne herauff auff den Platz / Plain palais. Der Brignolet samt denen so zum Hinauffsteigen verordnet / folgten dem Albignj / welcher sie ließ in den Graben steigen / durch die inwendige Gegenwehr / das die Wacht ihr nicht gewahr worden / wiewol die schrejenden Antvogel im Graben die Genffer hetten auffweken sollen / gleich wie vorzeiten die Gänse die Römer / bej der Franzosen Ersteigung des Römischen Schlosses auffgeweket haben / und giengen auff Hurden über den Graben / damit sie nicht dnrch den Koht watten dörfften / warffen drej Leitern an die Mawren: welche / weil sie sehr artlich gemacht / ich allhier ausführlich beschreiben wil / waren artlich und gefug gemacht / auff Maul-Esel zu führen / und wenn man sie wolte auffrichten / so könte man sie gar geschikt in einander schieben / uud so fest / das sie fast gedoppelt worden / ohne die Stüzen / so man ihnen in der Mitten konte uuderstüzen / das eine Leiter von einem Stüke nicht könte fester gemacht werden. Vnd das war sonderlich an ihnen zu merken / das man sie konte kürzer und iänger machen / wie man wolte / auch auff die allerhöchsten Mawren zu steigen. Vnten an den Enden / da sie solten auff der Erden stehen / hatten sie grosse ejserne spizige Nägel / damit sie tieff in die Erden giengen / und nicht forthütscheten. Oben an den Enden / damit sie an die Mawren solten angeleget werden / [307] hatten sie Rädlein oder Rollen mit Filz überzogen / das / wenn man sie anleget / nicht ein Geräusch machten / sondern sacht hinauff hütscheten. Alle die andern Ende hatten eingebogene Gäbelin mit Eisen belegt / halb rund / also das die untersten Ende desto besser in die Obersten konten eingeschoben werden / und also die Ende der höchsten Leiter auff den untersten ruhen konten / und sich also wol und feste in einander schliessen. Wann sie so wol das Glük als sonst alle Nothdurfft bej sich gehabt hetten / were der Anschlag leicht zu Werk gerichtet worden. Sie hatten zur Hand Beiel / Hämmer / Zangen / die ejsern Ketten enzwej zu brechen / die Schlösser auffzusprengen / grosse Nägel und Riegel die Tohr auffzuhaben. Sie hatten viel Petarden / nnd wenig Petardirer / aber das Glüke / so die gröste Gewalt in solchen Anschlägen hat / mangelte ihnen / da sie doch schon mitten in der Statt / und Meister in den Gassen waren bej zwej Stunden. Brignolet war der erste / und hielte sich männlicher als weißlich. Denn weil er der erste auff der Mawren war / ertappete er die Wacht / er zwang von ihme die Losung / stürzete ihn Todt über die Mawren herab / und stellete sich au seine Stelle / damit er die Ronde auch also empfieng / wie auch geschach / als die Ronde ihm die Losung ins Ohre raumen wolte. Der Knabe / so die Latern trug flohe zu rük / und erzeigte Wacht in der Corp de garde an / was seinem Hern widerfahren war / man achtet es aber gear wenig. Diß geschach zwischen einem und zwejen. Denn sie erwarteten der vierdten Stunde den Angriff zu thun / damit sie sich desto mehr sterkenkönten / und auch näherer dem Tage kämen / dan̅ alle kriegische Anschläge bej Nacht bringen gemeinlich eine confusion oder Vnordnung mit sich. Es hat sich wol in der Stadt niemand Abends schlaffen gelegt in Furcht so zeitlich geweket zu werden / sondern schlieffen alle ganz sicher. Der Feind hatte eine gute Stunde Zeit hinauffzusteigen / und auch so lange drinnen zu ruhen / ehe sie irgend ein Widerstand funden. Wenn der Monsieur D'Albignj selber were drinnen gewesen / die Zeit in acht genommen / und alles weißlicher angestellet / als nicht theten der Sonas / Brignolet und D'Altignac / so hetten sie wol können sagen / das die Stadt gewonnen were. Eine halbe Stunde nach Zwejen hörete die Wacht auff der Münzer Thurne ein Geräusch im Graben / derhalben loß schoß / die Losung gab / und lermen machte / dar auff sich Brignolet ent [308] deken muste / fiel also die Corp de Garde an bejm Neuthor mit aller Gewalt / das er alldar ein Pe???arda pflanzen / und das Tohr dem hellen / hauffen / so auf den Plain Palais hielte offnen kön̅te. Er eroberte zwar die Cor de garde / versahe es aber grewlich / das er einen entschlupffen ließ / welcher bald hinauf stieg / den eifern Schoßgatter für fellen ließ / damit sie die Petarda nicht anbringen können. In der Stadt war grosses Geschrej / heulen und wehklagen / welches ihnen die Savojer hetten zu nuz machen sollen und besser Muth fassen / so zaghafft die Inwohner waren / welche nicht wusten wo hinaus / oder welchem Thor sie zulauffen solten. Die Feinde wurden von den lieblichen Anblik ihres ersten Glüks gar verblendet. Die heraussen hetten irgend ein ander Thor anfallen sollen / damit sie die in der Stadt getrennet hetten / die drinnen gebrauchten sich nicht ihrer Beille / Hämmer / sc. Sie vergassen Fewer in etliche Häusser zu werffen / sie waren ganz verwirret / und dachten vilmehr auff den Raub / als wie sie ihren Anschlag zu Ende führen wolten. Sie hatten zwar under ihnen zu Losung das Frösch-Geschrej / damit sie sich undereinander erkenneten / gleich wie die Türken mit dem Wort Bret / Bret / einander auffmuntern und annahmen. Vnter dessen schrje der Bürger meister in der Stat / wer mich lieb hat / der solge mir. Etliche benachbarte Bawren / so im Stadt Hause die Wacht hatten / wurden bej dem Neu thor von etlichen Capitainen wider die Feinde angeführet / aber mannlich wider zuruk geschlagen / doch glükete denen von der Statt Seiten der erste Schuß / das sie den Petardirer traffen / welcher sehr bemühet war eine Petard anzuschlagen. Aber darumb waren die Feinde nicht gewichen / wenn nicht der grosse Hauffen der Bürger darzukommen / welche als die Vnsinnigen in den Feind sazten / das er bald den Muth sinken ließ / sonderlich weil der Brignolet Todt blieb / und sie kein Haupt mehr hatten. Die Noth / so auch die Zaghaffsten beherzt macht / er munterte die Bürger dermassen / das sie als die grimmigsten Thier in die Feinde sezeten / das sie bald den Rüken kehren musten. Die Hurtigsten nahmen den Weg zu rük zu den Leitern / aber sie waren wenig nüze ihnen / denn sie durch ein groß Stük enzwej geschossen waren / blieben also 54. Tod auff dem Plaz in der Stadt zwischen den Mawren / und wurden 13. gefangen lebendig. Wenn sie hetten in der Stadt gnug geworben Kriegsvolk gehabt / [309] und einen Aus fall gethan / wurden die auff dem Plain Palais vor der Stadt nicht mit so guter Ordnung könen zuruk kommen sem. Die 13. so sie lebendig gefangen / hatten sich gefangen gegeben / das man sie als Soldaten halten solle / so sten hetten sie eher das Leben gelassen. Vnter diesen war auch der Baron D'Altignac / welcher sich man̅lich wehrete / gab seinen Ritter Orden S. Mauritii seinem Knecht / imd sagte er solte sehen / das er sich salviren könnte / er aber entschloß mit der Wehr in der Hand zu sterben. Der Magisirat aber wolre sie nicht als gefangene Soldaten halten / sondern als Räuber / die über die Mauren gestiegen / wider aller Völkern Recht und den Landesfriden. Vnd sagten / das sie dem Herzog für viel zu auffrichtig hielten / das er in eine solche bose verrätherische That hette willigen sollen. Es waren mancherlej meinungen ???ört / wegen jhrer Verdammung / die Gelindesten schlossen dahin / man solte sie ranzioniren / andere / man solte sie gefangen behalien / damit / wenn / der Krieg continuirte / man Auswechselung thun könte / aber die schärffesten bewegten den gemeinen Pöbel / stalten ihnen für augen die ausrottung der Religion / Schändung Frauen und Jungfrawen / jämerliches Erwürgen / eusserste plünderung / und ewige Dienstbarkeit / soder Feind wider sie beschlossen / ja das erbär???iche Heulen und Winsten Witwen und Wejser. / ihrer iez erschlagnen Männer und Väter / darum der gelindeste Stimmen nicht gel??? / sondern die Gesangenen gehenkt zu werden / verurtheilet worden. Sie baten weil sie vom Adel / das man sie mit dem Schwerdt richten wolte. Es ward ihnen zugesaget / aber nach dem sie erst auff den Sontag umb 2. Vhren stranguliret waren. Sieben und sechzig Köpfe bejdes der gehangenen / als die erschlagen worden auff einen Galgen genaglet / und die Cörper in die Rhosne geworffen. Dienstags hernach ward ein Fast und Bett Tag gehalten / und Gott für dir gnädige Erlösung gedanket. Sie schrieben an ihre benachbarte Freunde umb hülffe / und erzehleten / wie wunderbar sie Gott errettet hatte. Pierre Matthieu. tom. 2 lib. 5. Narrat. 7. somn. 4. (Th. Bezae Träum.) Theodorus Beza der gelerte nunmehr aber sehr alte und abgelebte mann / der zum triumph hat sollen nach Rom geführet werden / hatte nächtliche weil / all dieweil der handel sich begeber / einen traum / wie es ergangen / und ehe man anfieng die sachen ihme erzehlen / erzehlete [310] er es zu erst / da man seiner verschonet zu nachts und ihn nit auffgeweket hat. Auch da die mordnacht zu Paris vorgangen / spazierte an einem morgen Beza mit den häupteren der statt nach gewonheit an einem gewüssen ort / ware sehr traurig / und bekante daß er die nacht über in grosser angst gesteket / dann ihm geträumet wie so vil Evangelische er habe sehen in dem blut ligen in der statt graben / in welchen sie konten im spazieren sehen under anderen auch den Admiral Coligni kläglich schrejend Kaum erzelte dises Beza / komt die post daher geritten / bringt zeitung von dem angestelten blutbad. Wir wollen aber nit auslassen / die denkwürdig e belägerung Ostende. (Belägernng Ostende.) Die beschriene belägerung und einuam der statt Ostende / in Flanderen / hat ihren anfang genommen im 1601. Jahr nach Christi geburt: gestalt same der damalige Spannische Gubernator / Erz Herzog Albertus den 5. Julij selbigen jahrs Graaf Fridrichen von Berg / obersten Feldmarschallen / mit vilen regimenteren dahin gesandt. Diser ließ sich nider an den Oost-Duynen der statt / und gab nächstfolgenden tags der statt mit vier Canon schüssen seine ankunfft zu wissen. Gleich selbigen nachmittag ist auch Don Augustin Mexia Gubernator des Castels zu Antorff / mit 5. regimenteren / so 8000. mann stark waren / und vier Sqvadronen reutern / an die Westseiten der statt gerukt / um zwischen der Isabella und Albertus-schanz sein läger zu schlagen: ward aber von dem starken heraus-schiessen genötigt sich wider zuruk nach den Duynen zu begeben / nicht mit geringem verlurst. Von dannen aber hat er sich mit undergraben der statt genähert. Die besazung der statt bestund in ein und zwanzig fähnlein kriegsknechte und ein fähnlein burger / dar über der oberster Carl von der Noot Commendant war: Wiewol die General Staden der Niderlanden / alsbald ihren die belägerung wissend worden / under dem obersten Vchtenberg / über das noch zehen fähnlein knechte hinzu gethan / und dise anzahl den 8. Julij mit acht Compagnien aus dem läger für Berg / und der 14. Julij abermal mit 12. fähnlein verstärkt. Den 15. Julij kam der General Veer in Ostende / und ward den 16. die statt durch den Ammiral von Warmond mit allerhand Munitionen versehen / ohnerachtet des grausamen schiessens / welches man auch zu Londen in Engelland donneren hören. Zwen tag vor ankunfft besagten Generals / fielen die belägerten aus / und machten in den Transcheen / die noch nicht allerdings recht verfertigt waren / bis in die sechs hundert mann nider: worüber auch der vorgemeldte Antorffische Gubernator hart verwundet / Don de Montoy / Maistro del [311] Campo aber in seinem zelt erschossen worden: über das bissen noch etliche fürnemme Persohnen mehr ins gras. Die von Ostende verloren dreissig mann. Den 22. Julij war der hafen mit Stuken der massen besezt und beschossen / daß keine schiff mehr dörfften einfahren: dises ward aber durch anleitung etlicher alter erfahrner Schiffleute remedirt / in dem man einen Wall an der Contrescarpen eröffnet / und also dise schiffe eingebracht / auch die andere in dem statt-graben verborgen / und daselbst ganz befrejet. Der Erz Herzog ließ zwar vilschiff mit steinen zu Neuport und anderswo belasten / und um die Gvele seuken / um dieselbe zu stopfen: richtete damit aber wenig aus. Die Ostendischen hingegen befestigten sich so wol gegen dem Wasser / als Landwerts / auffs allerbeste / wurden auch über die masse wol proviantirt: also daß dar vil Seeländer aus fürwiz und neubegirigkeit / mit weib und kind / in Ostende führen: weil ihnen bewust / daß daselbst essen und trinken wolfe ler weder in Holand und Seeland / und alle leibliche speisen von allem Vngeld frei waren. Nicht weniger langten auch vil Prinz und Fürstlicher personen / allerhand Nationen / da an / den kriegs handel und gelegenheit der statt zu besichtigen: under anderen des Königs von Dennemark Herz bruder / der Herzog von Holstein / mit dem Graafen von Hohenloe: und andere mehr. Jader König in Frankreich Heinrich der vierte kam selbst im Augusto auff Cales / die gelegenheit diser belägerung zuu vernemmen. Der Graaf von Chastillon / ein sehr schöner / langer / tapferer und frommer Herr / ein enkel des berühmten Admirals in Frankreich / war auch in der statt im dienst / und oberster über die Franzosen: welchen den 10. September ein unglük traff / wie er stunde oben auff dem sandhügel / und durch die schanzkörb hinaus sehen wolte / neben dem Gubernatorn: dem herren von der Noot / dem Colonell Vchtenbruch / und anderen fürnemmen Officirern: sintemal ihm mit einer kugel die Hirn-pfanne vom haupt abgeschossen worden / daß das Hirn und die Hirnschal dem Colonell Vchtenbruch dem Capitain Brok und anderen das angesicht besprengete / also daß etliche schier auch ums leben kommen. Wie dann auch gedachter Vchtenbruch kurz hernach am lezten September erschossen / und sehr beklagt / in gleichem ein Französischer Capitain la Promerende genant. Aber alle Capitainen / so inner oder ausserhalb der statt tod bliben / zu beschreiben / ist unmüglich: können auch nicht er zehlt werden die mancherlei und wunderbarliche fäll / so sich täg ich begeben: wiewol es dennoch von dem kriegsvolk nichts geachtet noch die geringste forcht bei ihren erwekt: dann die gewonheit macht auch den schreken selbsten unerschreklich. Vnder andern trugs sich zu / daß in dem ein Soldat / ein gekaufftes Brot in die Höhe hebt / und sehen läßt: eine Kugel geflogen kom̅t / und jhm die halbe Scheit des Brods hinweg nimmt: die andere Scheit behielt er in der Hand / und sagte lachend: das war eine recht schaffene Kriegsmans-Kugel / die mir gleichwol noch den meisten Theil des Brods gelassen hat. Ein noch nicht gar zwanzigjähriger Engelländer fiel under andern [312] mit aus / und als ihm ein arm ward abgeschossen / nam er denselben auff / und trug ihn mit in die statt zum Balbirer: wie er nun verbunden / erzeigte er sich gar nicht als krank: legte sich auch nicht zu bette / sondern nam den arm in die linke hand / trug ihn in sein losament / und sagte: das ist der arm / der des Mittags dem andern fürgedient hat. Einem anderen soldaten warrd auch der arm abgeschossen / und weil er ganz schwach / führten ihn zwen andere: bald aber komt ein andere kugel / und nimt ihm auch ein bein ab davon er zur stund starb: wiewol keiner von den beiden / so ihn leiteten / verlezt wurde. Ein Würzkrämer für seinem Laden stehend / ward auch mit einer Kugel getroffen / und nachdem er schon todt auff die Todten-Baar gelegt / sein Leichnam in dem Sarg / von einem neuen Schuß / noch eins getroffen. Ein junger Man saß auff einem Pferde / da wurde das Pferd unter ihm von hinten biß vornen durchschossen: er aber bleib unversehrt: ausgenommen das zwischen den Beinen ihm die Hosen ein wenig verlezt worden. Ein Capitain über das Schiffvolk redete mit einem / so ihm auf den Schultern lag / dem ward ein Arm abgeschossen / aber der Capitain nicht getroffen: ohn allein das er von dem starken Winde / welchen die Kugel mit sich brachte / etwas in Ohnmacht fiel / und ihme die Ohrenbluteten. Es begab sich auch drej oder vier mal / das die von dem Feind geschossene Kugeln etwann den ganzen oder halben Mund eines Geschüzes / so in der Stadt stund / traff / und mit dem Treffen das geladene Stuk abgieng / und beide Kugeln zugleich hinaus schoß. Viel andere selzame / theils auch lächerliche Dinge / haben sich mehr begeben / die zu weitläufftig fallen solten / alle zu erzehlen. Man gibt für eine Warheit aus / das in den ersten zehen Wochen der Belägerung / so wol wider die Stadt / als aus derselben / 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen / auch glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind / verderbten ihm die Schanzen / und Räder am Geschüz: also / das man dafür hält / das zu keiner Zeit bej Türken / Heiden / oder Christen / auf einigen Ort / so viel Schüsse gethan. So geschahen auch unterschiedliche Ausfälle / und zwar den 24. Augusti zweene: darbej die Spannier zimlich einbüsten. Der Erzherzog Albertus ließ sich offt selbst im Läger finden / und hatte sein Losament in der Albertus-Schanz / da das Läger rings um also gebauet und gestärkt war gegen den Winter / das es einer Stadt gleich sahe. Die Infantinn Isabella kam gleichfalls den Augusti selbst ins Läger mit sechzehen oder achtzehen Carreten: welches / weil es die in der Stadt könten sehen / zu beden Se???ten viel Canonirens verursachte. Man wolte sagen / das die Infant???nn selbst etliche grobe Geschüz angezündet und Feuer gegeben / um den Krieg zu beehren. Sie baueten platte Formen von Holz und Reiß / im Westen auff dem See-Strand / welche sie mit Schanzkörben besezten / um dadurch die Schiff / so in den alten Hafen ??? olten fahren / zu beschliessen und abzukeh [313] ren: trachteten auch dahin / den durchstochenen Damm mit Reiß-Holz und Säken voll Sands / zuzumachen: deswegen sie fast ganz Flandern durchsuchten / und dem Volk alle Säk abnamen / auch alles Cannefaß aufkaufften / welches jmmer zu bekommen. Aber das alles sunk / und ward von der See hinweg getrieben. Aufs Gutachten Capitäins Catris / beschloß man einen general Sturm zu thun: weil aber gemeldter Catris bej Anfang des Sturms mit einer Kugel am Haupt ward verwundet: gieng der Anschlag wider zuruk. Diß alles / und noch weit ein mehrers / verlieff sich bei der Belägerung in den ersten fünff Monaten. Im folgenden 1602. Jahre ward ein general Sturm wider die Stadt beschlossen und der 7 Jenner dazu bestimmt. Aber ein Italiäner / welchem daß Loß neben andern den Angriff / und die förderste Spize zuerkandt / förchtete sich seiner Haut: schwamm also des Nachts mit seinem Rappier über den Hafen / welches er im munde führte / und entdekte dem General Veer in der Stadt alles / was des Sturms halber beschlossen: worauf der General solche Anstalt machte / das die Spannische übel empfangen wurden. Den Nachmittag gemeldten Tags / nachdem das Wasser abgeloffen / und das Geschüz von allen Seiten gedonnert / kamen sie angezogen / nach dem alten Hafen. Die förderste trugen Schaufflen und Hauen: der zwejte Hauff Leitern. Denen folgten die Rondass???er oder Schildträger / und die Schußfrej-gewapnete / samt den Musquetirern: hernach der Rest. Als sie nun an den Hafen kamen / woselb sieben Stein-Stuk zum Willkomm gestellt waren / und anfiel: wurden die Stuk abgeschossen / und stelen die Spannische im Sturm nieder / als schüttelte man Aepffel von den Bäumen. Als sie aber / nicht sonder Beschwerniß / biß zu den Knien / im Wasser gehen musten: dringen die hintersten die fördersten fort: und wie sie nun im Hafen am diksten beieinander waren: wurden / durch Anordnung des Generals / 2. Schleussen der Stadt eröffnet / deren eine aufhielt alles Ober-der Landwasser / die andre das Wasser in dem Stadt Graben zwang. Als die Schleussen also aufgethan / und sehr viel Wassers mitbrachten: wurden gar viel der Spannischen / so nicht wol fest stunden / von dem Strom nidergeworffen / weggetriben / und mehretheils ersaufft: die andren stunden im Wasser biß an den Gürtel: also das ihr Büchsen-Pulver naß und verderbt ward / musten schier allein mit der Seiten-Wehr sich vertheidigen. Die Reuterej / so beordret war / dem Fußvolk auf dem Fuß nachzufolgen / und ihme das zurukweichen oder Flucht zuverhindern / that ihrem Befehl gnug: aber nicht ohn ihren eignen Schaden: dann der Strom trieb ihrer viel ins Meer / also das man hernach die gesattlete und gezäumete Pferd / in Flandern / in Seeland bej Fleissingen / und anderstwo Tod gefunden / und herausgezogen hat. Die Waalen / so auf Porcespik stürmeten / wurden auch tapffer abgeschlagen. Die angestalk worden / den Sandthil zu bespringen / vermeinten sich allda zu begraben / und vor dem Geschüz der Stadt zu befrjen / biß sie die allte Stadt erobert hätten / und [314] hatten allbereit etliche Tonnen Pulvers dahin gebracht / mit vilerlej Noth???urfft: würden aber von allen Seiten wie der abgetriben. Der Graf von Bucquoj siel zwar auch mit 2000. Mann / auf das Ost-Ravelin tapffer an / und stürmete: vermeinend dergestalt über die Guele zu kommen: ward aber durch scharffe Gegenwehr ebenfalls abgewisen: und war das Wasser mitler Weil also gewachsen / das es ihnen biß an den Hals gieng ??? daher viel Volks ersoffen. Summa: sie wurden von allen Quart dieren abgetriben: ausbenommen etliche Aussenwerk / so zum theil verlassen waren / und sie doch nicht lange behalten konten / sondern bald wieder musten verlassen. Es ward in die anderhalb Stund / biß auf den Abend gestritten: biß die Finsterniß sie gezwungen abzuziehen / mit Verlust 1500. Mann. Viel ertrunken: viel wurden hernach verwundte: viel an den Palisaden / oder Pfälen hangende (so sich nemlich aus der See errettet /) gefunden. In der Stadt waren bej vierzig Todt geblieben / und etliche verlezt. Von dem ersten Tag der Belägerung / nemlich dem 5. Julij / an / biß auf Wiehenachten / sein auf die Stadt geschehen hundert ein und sechzig tausend / und fünffhundert Canon-Schüß: und aus der Stadt etwann hergegen halb so viel. Der Schaden vom Schiessen ward aber nicht allein reparirt / sondern die Stadt noch viel stärker gemacht. Der Sandthil war so voll Kugel geschossen / das die Werkleut / so da Palisaden und Blaken mit eisern Spizen wolten einschlagen / schier nirgen eintreiben könten / und offt acht Kuglen in einem Loch angetroffen. Vntergraben könte man die Stadt nicht / von wegen unterschiedlicher Verhinderung: so konte man sie auch nicht aushungern: sintemal alles Schiessens ungeachtet / offt in die 20. 30. 40. Schiff in die Stadt kamen. Nichts desto weniger beschloß der Erz Herzog die belägerung zu con???inuiren / ließ auch allerhand künstliche erfindungen / den hafen zu schliessen versuchen: wiewol ohne frucht: angesehen das wasser / oder die geschüze aus Ostende / alles vernichteten und zertrümmerten. Weil dann der Erz Herzog und die Infantin resolvirt / von dannen nicht zu weichen: sind in dem läger nicht allein schlechte hütten / sondern auch schöne häuser erbauet worden: also daß es mehr einem steken oder statt / weder einem feldläger ähnlich gesehen. Daher sie auch das theil im Westen West-Ende nenneten: damit anzuzeigen / hetten die andre ein Ost-Ende / so hetten sie ein West Ende / darinn sie vil beqvemer wären gelogirt. Die erhaltung der statt kostete underdessen den herren Staden alle Monat 100000 Gulden: ohn den sold des kriegsvolks. Dem Erz Herzog auch hingegen / wie leicht ermeßlich / kein geringes: also daß des geldmangels halber under der Armee vil Meutenirens vorlieff. In den ersten zwejen jahren der belägerüng haben die Staden vierzig mal hundert tausend Gulden / oder vier Millonen daran wenden: und / anderen theils / die Staden in Flanderen / zu bezahlung deß Spannischen kriegsvolks / monatlich neunzig tausend Gulden auffbringen müssen. Vber das haben dise noch extraordinari bei wärender belägerung bezalt fünfzehen mal hundert tau [315] send Gulden / und noch monatlich vierzehen tausend Gulden / welche endlich auff zwei und zwanzig tausend kommen. Dise belägerung ist eine rechte schul der kriegs-kunst gewest / da allerlei kriegs-volk / als Gubernatorn / Hauptleute / befelchshaber / Büchsenmeister / Piloten / Schiffleut / Ingenieurs / leib- und wund-ärzt / sich zu üben / gnugsame gelegenheit hatten: dergestalt / daß deren einer / so nur allein etliche Monat diser belägerung beigewont / ein meister seines handwerks könte werden / und wol verstund / was eine statt zu belägern oder beschüzen nötig. Sonderlich haben die wund-ärzte hie mehr in einer wochen / dann anderswo in einem jahr gelernet. Man hat brechnet / daß in den zwanzig ersten Monaten auff die statt über die 250000. Schüsse geschehen sind / alle mit dreissig und fünffzig-pfündigen kuglen: gestalt auch die drinnen denen draussen nicht vil schuldig gebliben. Vnder anderen kunst und sinnreichen erfindungen / hat ein trefflicher Ingenieur Pompejus Romanus / eine wunderliche Sturm-bruke ersonnen / um einen halben Mond / den die belägerte jenseit der Geule / die aus und einfahrt der schiffe damit zu befrejen / gelegt hatten / zu besteigen und ein zunemmen. Dise bruken hatte die gestalt eines wagens / mit vier breiten und starken metallen rädern. Zu mittelst stund drauff ein grosser Mast oder segelbaum / fünffzig schuch hoch? an welchem man die bruk hoch oder nidrig könte auffziehen. Sie war gemacht von grossen schiffseilen / dic auff kleine mast-bäum geflochten und gespannet waren. Das vorderste tei??? könte man recht auffwinden / und gleichsam eine fall-bruk über den graben auff dem wall niderlassen: man könte sie auch an- und abführen mit vierzig pferden / und war rings umher / wegen der diken schiffseilen / für einen Musqveten schuß gesichert. Mit diser bruken vermeinten sie den halben Mond zu bestürmen. Als aber die belägerten solches merkten: richteten sie das geschüz darauff / und schossen straks im anfang ein rad darvon. Ehe nun dasselbe wider gemacht ward: richteten sie auff der Contrescer??? vil hohe Masten auff / dergestalt / daß wo sie schon die bruken hetten angebracht / und nider fallen lassen / dieselbe auff den masten doch wurde sein ligen bliben. Ist also dise invention zu wasser worden. Im jahr 1603. kam Spinola ins läger / stellete vil sachen anders an / und fiel mit seiner erfahrnen klugheit den belägerten sehr gefährlich: denen nun mehr auch das Meer mit hohem Wasser / wie sonst andere unfugen / grosse schäden zugefüget. Diser sezte ihnen bald mit stürmen / bald mit undergraben so vil und hefftig zu / daß sich die belägerte auff die hinder den alten hierzu auffgeworffene neue bollwerke reterirten. Darnach schnitten sie die statt noch halb ab / und befestigten dasselbige mit flankirenden bollwerken / und noch hinder disem / machten sie ungefährlich aus dem vierten theil der statt gleichsam ein schloß / oder klein stättlein / welches sie das neue Troja nenneten. Weil aber alle solche bollwerke neu und von frischer Erden waren / könten sie dem gewalt des geschüzes / welches der feind nun mehr auff die alte eroberte bollwerken gestellet / nicht lang bastand sein.
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Demnach nun die belägerte aller vilfältigen ausfällen ungeachtet / (davon sie underweilen auch mit blutigen köpfen widerum heim gelangt /) fast die fürnemste bollwerk verlohren / (wiewol die Spannier vorher etliche Lufft-sprünge / wegen verborgener Minen / thun müssen) und vermerket / daß die Spannische die alte statt / bei der alten Kirchen undergraben: daher sie zu beförchten hatten / die See dörffte noch mehr einbrechen / und schaden thun: als gaben sie den herren Staden solche gefahr zu erkennen. Mit derer freistellung dann der Gubernator alsbald angefangen / das beste geschüz / Munition / und was an Proviant übrig / in die schiffe zu laden / auch die personen / welche den accord beschweren möchten / als Predicanten / Ingenieurs / Vberläuffer / Büchsenmeister sc. hinweg geschikt: und mit dem Don Spinola / angefangen zu accordiren. Worauff / nach beschlossenem Accord / den 22. Septembris 1604. die besazung in 3000. Mann stark außgezogen. Man sagt / daß man vor Schluis bei einem erschlagenen gefunden ein register / darinn die anzahl aller Colonellen / hauptleut / und gemeiner soldaten / so vor Ostende gebliben / auffge zeichnet gewesen: und habe sich beloffen auff acht und sibenzig tausend / hundert und vier und zwanzig mann. Etliche-haben auch von denen in der statt geblibenen eine über die maß grosse summa verzeichnet. Daß also billich ein hoher Officirer gesprochen: solche belägerungen wären grosser herren Kirchhäfe. (Biron hinge richtet.) Anno 1602. den 12 und 22 Julij wurde der gewaltige Marschalk Biron zu Paris hingericht / damit es also hergangen. Nachdem der Franzoß / Nahmens de la Fin / dem König in Frankrich die Verbündniß des Herren von Biron mit den Spanischern / entdeket: hat der König diesen zu sich nach Fontainebleau beruffen / ihn / nachdem er angekommen / freundlich empfangen / und im Gespräch / under andern / gebeten und ersucht: er wolte doch bekennen / was für heimliche Anschläge er mit Spanien und Savojen hätte: mit angehengtem Königlichem Versprechen / da ers rundaus würde bekenne / solte alles vergeben und vergessen bleiben. Aber Biron läugnete es aufs höchste: und ward darauf vom Grafen von Soisson / dem solches der König anbefohlen / zum Nachtessen geführt / da er sich über Tisch ganz schwermütig erzeigt. Donnerstags den 13. Julij / hat ihm der König abermals solches vorgehalten; er that eben wie vor / wieder stark verneinet / und sich hochverschworen. Nach geendtem Abendessen sieng die Königinn / mit dem von Biron zu spielen: der König aber gieng mitlerweile im Gemach herum spaziren / und fragte: Wer da gewönne? Als man antwortete: der von Biron: sprach er: Ich hab auch ein Spiel vor mir / und verhoff es auch zu gewinnen. Als es um die [317] Nachtzeit war: befahl der König / man solte schlaffen gehen. Da nun Biron zur Kammer hinaus gieng: folgte Mons. de Vitrj nach / fiel ihm in Wehr / und sagte: Et solte sie ihm geben / dan̅ der König hätts befohlen / das er ihn gefänglich annehmen solte. Darauf der von Biron anfieng zu schrejen: Soll manmir die Wehr nehmen / welche dem König / und der Cron Frankriech so wol gedienet: Wolte sie also nicht von sich geben: sondern begehrte / es solte jemand zum. König gehen / und für ihn bitteu / das man jhm die Wehr entweder lassen / oder aber solches dem ganzem Regiment der Guardi zuverwahren übergeben wölle: gab sie doch endlich von sich / mit disen disen kleinmütigen Worten: Es ist das erste / das ich sie von mir gebe / und auch wol das lezte. Den 18. Julij sein zween vornehme Herren des Parlements / zu dem Marschall von Biron / gangen / ihn zu verhören: der seine fürgehabte Anschläge nicht gelöngnet / sondern aus der Gefängniß an den König eigenhändig geschriben / um Verzeihung und Fristung seines Lebens gebeten: seine vor die Cron Frankreich empfangene 36. Wunden erzehlt: und in künfftig beständige Treu angelober. So thaten auch seine Blutsverwanten seinethalten einen Fußfall. Der König aber hat ihnen geant???vortet: das er für seine Person ihm zwar gern verzeihe: die Cron Frankreich aber / und seiner Kinder Volfart gestattete nicht / das solche Ubelthat ungestrafft bliebe: müste es demnach den Rechten anbefehlen. Hat also der König befohlen / mit dem angefangenem Proceß zuverfahren: und ist er / nach vieler Weitläufftigkeit / lezlich den 27. Julij / Morgens / aus der Bastille in den Palast geführt / und den Richtern fürgestellt worden. Für welchen er mehr / was zum Mitleiden / als Bewehrung seiner Unschuld / dienlich / fürbrachte. Er zeigte seine Wunden / deren er mehr dann 35. für das Vatterland empfangen: welcher Anblik vielen die Thränen aus den Augen brachte / welche es nemlich jammerte das er sich also lassen verleiten / und seinen statlichen Meriten einen solchen Schandflek angehangen: und der jenige / welche sie vormals daselbsten mit frolokendem Triumph empfangen / jezo wie ein Ubelthäter vor ihnen stünde / und um sein Leben bäte. Under andern Worten / ist er auf seinen Angeber / den Herren de la Fin / gar hefftig heraus gefahren / hat auch seine Verwand [318] ten gebeten / solches an ihm aufs äusserste zu rächen: bezüchtigte denselben under andern / er wäre ein Sodomit / Zauberer und falscher Münzer. Demnach er nun so wol von andern: als seiner eignen unbedachtsam ausgegebenen Reden genugsam überzeugtierkandten endlich hundert und zwölff Richter / er hätte das Laster beleidigter Majestet betreten / und das Leben verwirkt. Hierauf ward ihm / nach der Zeit / zu Pariß in der Bastille / sein Urtheil fürgelesen: welches mit grosser Ungedult von ihm angehört worden / in dem er offt dar ein geredt / er wäre unschuldig: bald gefragt: Ob keine Gnad oder Verzeihung zu erlangen wäre / dazu er von allen seinen Freunden Hülff und Trost begehrte: aber sich ganz und gar verlassen befand. Nach disem hat man alle Ritterliche Zierden von ihm genommen: dabej er nicht anders thäte / dann sein Unglük / und das er sich durch Verführung so ins Verderben stürzen lassen / beklagen. Alle / die er sahe ins Gemach kommen / verhoffte er / würden ihm genädigere Zeitung bringen. Nach dem er gebeichtet: rieff er dem Gerichtschriber / begehret zum Canzler zugehen / und um Vergünstigung anzuhalten / das er sein Testament machen möchte: welchs der König erlaubt. Wie er vom Gemach heraus gangen: gab er seinen Mantel / Handschuh / Geld und Ringe etlichen under den Umstehenden / zu seiner Gedächtniß: under andern einem Edelmann einen sehr schönen Ring reichend / mit Bitte solchen seiner jüngsten Schwester zu liefern. Binden wolte er sich durchaus nicht lassen: sondern verhieß gutwillig den Tod zu leiden: drohete dem Henker mit harten Worten / und schwur / ihn zu erwürgen / im Fall er sich gelüsten liesse / ihn anders / weder mit dem Schwert-Streich / zu berühren. Bald wiederholte er seine Klage / und schäzte sich elend / das er sterben müste. Also das / bej seinem Exempel / billich jenes verniinfftigen Heiden Spruch zubedenken: O quam contemta res est homo: nisi supra humana se erexerit: Wie verächtlich und gering ist doch das menschliche Gemüt / dafern es sich nicht über die menschliche Eitelkeiten erhebt! Oder viel mehr / was der Prophet Jeremias sagt: Es ist ein trozig und verjagt Ding / um aller Menschen Leben. Nemlich der jenigen / die ihren Trost auf weltliche Hoheit und Ehr / und nicht vielmehr auf den unbeweglichen Fels des [319] Heils / Christum gründen: denn so bald der Mensch nur die Ewigkeit einen Augenblik aus dem Herzen läst: wird er in dieser Vergänglichkeit gar leicht entweder von Hochmut und Stolz übernommen / oder von Forcht und Ungedult nider gedrukt. Aber wir müssen den betrübten blutigen gang des herzen von Biron vollen führen. So bald er dem gerich???plaz näherte: überzoch ihme gähling eine bleiche schreken-farbe sein ganzes antliz: darnach kniete er nider auff der stegen / und that sein gebet: Er gestund / daß sein verbrechen zwar zimlich hoch: jedoch bei weitem so groß nicht / als es gewest were / wann er bösen rahtschlägen hette folgen wollen: sonst were der König für zehen jahren allbereit tod gewesen. Wie der nachrichter auch hinauff gestigen / und ihm mit einem schleier die augen verbinden / hat ers nicht leiden wollen: sondern ihm abermals hefftig gedrohet. Das Wams zog er selbst aus / willens einem bek andten solches zuzuwerffen: welches aber des Scharffrichters knecht verhindert: darüber er sehr zornig worden. Hernach ergriff er sein wischtüchlein / und verband ihm selbsten die augen. Nach dem er nidergekniet / und empfunden / daß der Henker ihm sein langes / bis über die schulteren herabhangendes haar abschneiden wolte / wischete er behend in grosser furi widerum auff / strich das tuch hinweg / sahe sich um nach dem Richtschwert / und sprach zum scharffrichter: wer hindert mich / daß ich dich nicht samt der Helffte von den zusehern / erwürge! Hierob erschraken alle umstehende / und wünschten sich weit von dannen. Underdessen ersahe er einen vom adel / den bat er / daß er ihm das haar abschnitte: vermerkend aber / daß selbiger nicht herfür wolte / sondern zu weinen begunte: sagte er wider ihn: Ach du verzagter elender mensch! weigerst du mir disen lezten dienst / wikelte darauff das haar selbst auff / und halff ihm seiner Trabanten Lieutenant. Kaum war er wider auff die knie gefallen: als er noch eins wider auffstund / und rieff: O Tod! o bitterer Tod! daß ich doch mein herz bezwingen möchte / dich willig anzunemmen! Wandte sich damit zum Beichtvetter / und bate / dem König und seinen freunden anzuzeigen: er sturbe als ein guter Römisch-Catholischer Christ: ließ darneben sie ermanen / sich für bösen verführischen rahtschlägen zu hüten: damits ihnen nicht ergienge / wie ihm.
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Endlich verband er die augen selbst wider / siel zum dritten mal auff die knie / und sprach: Mein Gott / mein Gott / erbarm dich meiner! Und bald darauf rieff er dem Henker: Schlag zu! welcher dann damit so willfährig und behend das seinige that / das ihm das Haupt samt der lezten Silben solches Worts / fast zugleich abschnitt. Seinen Cörper vegrub man zu St. Paul in der Kirchen gar schlecht / seine Verlassenschafft ward / von dem König / meistentheils seinen / des Birons Freunden. Das war der traurige Beschluß des allerstreitbarsten Helden seiner Zeit. Der Leser begnuge sich mit mehrerm aus dem Thuano / Meterano und andern. Sonsten solle disem Biron auch geweissaget worden sein / er solte sich hüten für dem streich eines Burgunders / nun solle sein Scharffrichter ein Burgunder gewesen sein. (Jahr Christi 1603.) In disem 1603. jahr starb die gottselige Königin Elisabetha in Engelland. (Friden zwischen Spannien und Holand.) Zwischen Spannien und den vereinbarten provinzen in Niderland wurde friden gemacht / und die fridens-articul auffgesezet / damit bleibten die Holänder durch Gottes gnad mit ihren sighafften waaffen / under dem geleit dapferer Helden / freje völker / behielten geistliche und leibliche freiheit. (Traurgeschicht.) Zu der zeit begabe sich ein merkliche greuliche geschicht in der Piccardi in Frankreich. Mussardus ein Edelmann begieng einen todschlag. König Heinrich citlerte denselben nach Hof durch Herzen von Morlier. Diser versahe sein Schloß und adelichen siz so gut er könte / wolte auch den Morlier nit anhören: bis er pardon und gnad vom König brächte. Diser name aus den nächsten orten volk zu sich mit gewalt das Schloß einzunemmen. Mussard achtet dises alles nit / obschon der Morlier der Concubinen mutter / welche in dem Schloß ware / hinein geschikt. Dise deß Mussart Dirn von schöner gestalt und mit welcher er ein junge tochter erzeuget / gabe der mutter kein andere antwort / dann daß sie wolte bei ihrem liebsten leben und sterben / und solte sie Gott für ihre tochter bitten. Dennoch liesse Mitssard das töchterlein samt einem knecht auß dem Schloß wider zu dem von Morlier kehren. Als nun Morlier die pforten liesse petardiren / wurden Mussard und sein concubin der sachen eins / un̅ [321] trugen ein hauffen dürz holz und stroh zusamen / zündeten es an / nach deme sie sich darauff gesezet / und durch 2. geladene wol versehene Pistolen / so jedes in seiner hand hatte / trukten sie beide / nach gegebnem zeichen auff einander los / und bleibten beide verzweifleter weis auff dem holzhauffen tod ligen. So bald der von Morlier zu dem elenden spectacul kame / liesse er das Feur löschen / fande die todtencörper so wol von den schüssen als vom Feur verlezt und liesse sie zusamen in ein grab legen. Welche greuliche geschicht König Heinrich selbst sehr betraurte. Käiser Rudolph der II. gehet mit tod ab. Josephus Scaliger der berühmte mann starb anns 1609. zu Leiden. König Heinrich der IV. ward durch auffsaz und auch gewaltthätig (König Henricus IV. in Frankreich erstochen. Anno 1610.) / wie sein verfahr aus dem mittel geraumt / dises truge sich zu also: Nachdem des Königs Henrici des IV. (sonst des Grossen genandt) Gemahlin gekrönet: sezte sich der König den 14 Maj 1610. in seine Carrer / in Bejsizung sechs Französischer Fürsten. Den Trabanten aber hatte er befohlen / für dißmal nicht zu folgen: und gedachte er nachdem Zeughauß zu fahren / selbiges zu besehen. Er war ungefehr biß an den Innocenten Kirchhof gelanget: als eine Karre dem Königlichen Wagen begegnete / und ein Stillhalten verursachte. Bej solcher Weile nahet sich herbej ein heilloser Mensch / Nahmens Franz Ravaillac / von Engolesme bürtig / strekt den Arm über das Rad der Carreten: giebt dem König mit einem spizigem Messer zwej grausame Stich: und ermordet ihn also / da er miten zwischen den tapffersten und getreusten Herzogen saß. Bede Stiche gab er ihm so behend und schnell auf einander / das der König ihrer nicht innen wurde / bevor er sie empfangen. Der eine traff auf die schulter / sonder gefährliche Verlezung: der andere aber desto härter / und gieng zwischen der fünfften und sechsten Ripp / ???ß an die hole Ader des Herzens: also das der König alsbald die Sprach verlor / weil ihm das Blut zum Munde mit Hauffen heraus stürzte. Es hatte keiner den Stoß beobachtet / und dafern der Thäter das Messer nur stracks von sich geworffen hätte / wäre er unerkant blieben: Gott aber hatt ihm die Augen verblendet / das er solches nicht gethan. Derwegen sprungen die sechs grosse [322] Herzen aus der Carrete / ein Theil lieff dem Könige zu / helffen / der andere nach dem Thäter / selbigen anzuhalten. Einer aus disen / als er sahe / das der König kein Wort sprach / und ihm das Blut zum Munde heraus lieff / schrie überlaut: Der König ist Todt! Worauf das Volk zusammen lieff / und einen Tumult erregte / nicht anders / als wäre der Freind in der Stadt. Dieses Getümmel zu stillen / rieff ein andrer: der König wäre nur verwundt / und in eine Ohnmacht gefallen. Unterdessen forderte man Wein / und indem derselbe geholt ward / ließ man die Deken der Carreten herunder fallen / und under das Volk ausstreuen / der Konig lebe noch / und werde man ihn hinführen zu heilen. Den Mörder bewahrten etliche Trabanten biß in den dritten Tag: da man ihn ins Gefängniß führte: woselbst ihn viel Leute geschauet / und etliche ihn überreden wollen / der König sei nur alle in verwundet. Denen er aber geantwortet: Er wüsse gewiß / das er Todt sei: dessen ihm das Königliche Blut auf dem Messer / und der Ort / dahin er den Stich gethan / unbetriegliche Anzeigung gäben. Der Tod / sagte der Bößwicht weiter / solte ihm nicht zu wider sejn / nachdem er gleichwol diesen Anschlag glüklich vollzogen. Als hierauf etliche fragten: Was ihn doch dazu hätte veranlasset: gab er zur Antwort: Die Predigten / so ich gehört / und daraus verstanden / warum es hochnöhtig / den König vom Brod zu thun. Wuste auch in der Frage: obs zulässig / einen Tirannen umzubringen: alle Auflösungen und Distinetiones zu erklären. Woraus vermuhtlich / das er in dieser Materi ???leissig unterrichtet worden: massen man ihn in allen andern Theologischen Fragen ganz ungelehrt / unerfahren und voßhafft befunden / indem er eine Sache bald bejahete / bald verneinte. Befragt / wie er heisse: sagt er Franciscus Ravaillac / bürtig von Engolesme / da auch seine Behausung wäre: Er hätte bej nahe zwej und dreissig Jahr erreicht / sonder Hejraht / zu Paris seine Jugend in verwaltenden Rechtssachen zugebracht / und neulich vor drej Wochen dahin sich begeben / den König zu tödten: darum das er die Reformirten nicht wieder zu der Catholischen Römischen Apostolischen Kirchen gebracht / wie er wo / können thun / wann er gewollt. Er sej willens gewest / bej seiner ersten vorigen Reise von Engolesme nach Paris / mit dem Könige hievon mündlich zu reden: hette seinen Ejser hierüber unterschiedlichen Leuten entdekt: unter andern auch dem Patri Albignio seine Gesichte erzehlet / so ihm innerhalb sechs Wochen vorgekommen / und um derselben Erklärung gebeten. Die Gesichte wären also gewest: Als ich / sagte er / zu Engolesme / im Gefängniß / Schulden wegen lag: hab ich ein Feuer / Schwefel / und Wejrauch gespührt. Samstags nach Wejhenachten / nachdem mann mich [323] loß gelassen / lag ich mit gefalt enen Händen und Creuzweiß gelegten Füssen auf dem Bette in meiner gewöhnlichen Andacht: als mich bedunkte / es bedekte mir / weiß nicht was / mein Angesicht / welches ich der finstern Nacht halben / nicht erkennen könte. Wie ich in solchem Zustande etliche Psalmen Davids / als: Der HErr hat gesagt zu meinem HErrn: Item: Aus der Tieffen ruff ich HErr zu dir: singen wolte: bedunkte mich / ich hätte eine Trompette vor dem Munde / und bliese eben / wie man zum Streit pflegte. Folgends Tags / als ich früh aufgestanden / und mein Gebet mit gebognen knien verrichtet: sezte ich mich auf einen Stul an den Feuerherd / und werde / in dem ich mich kämme / gewahr / das in einem Brande Feuer: zoch mich gleichwol vollends an: Bald darauf warff ich eine Handvoll Reiser auf den glühenden brand / und bließ das Feuer auf: Bej solchem Glanz des Feuers erblikte ich alsbald zu beeden Seiten meines Angesichts einen solche Hostie / wie man den Catholischen bej der Communion reicht. Wie ich dieses dem P. Albignio erzehlte: ermahnte er mich / ich solte mein Herz und Gedanken hievon ab ziehen / ihm meine Gebet hören lassen / und dafern ich ja mit dem Könige gern reden wolte / mich bej einem seiner hohen Bedienten darum anmelden. Seit der Zeit hat er mich nicht besprochen. Warum er aber diesen Pater vor andern angeredet / sagte er / wäre die Vrsach / weil er gehofft / durch ihn in ihre Gesellschafft zu kommen wiewol vergebens. Als man ihn fragte: warum er den König nicht angeredet hätte: antwortete er der Großhofmeister wäre daran hinderlich gewesen / welcher fürgewandt: der König sej nicht wol auf. Nach zwejen Tagen sei ihm der König auf dem Wagen begegnet / da hab er abermal versuchet / Gehör zu erhalten / und überlaut geruffen: Im Nahmen unsers HErrn JEsu Christi / und der heiligsten Jungfrauen Maria / bitt ich / O König / um Erlaubniß / mit dir zu reden. Sej aber abgetriben / und nicht für gelassen worden. Darauf hab er seine Rutreise nach Engolesme genommen / und vorgemeldte Visiones oder Gesichte überleget / auch seinen gehabten Vorsaz / den König zu erstechen / gebeichtet / und etliche mal fahren lassen: bald aber von neuem ergriffen / und sej ihm solcher Lust wiederum angekommen / so bald er wider nach Paris gelangt. Daselbst hab er in der Herberg ein Messer von dem Tisch genommen / welches er für bequem gehalten / den König damit zu entleiben / und drei Wochen im Sak bej sich getragen: jedoch wäre er under der Zeit wieder anders Sinns worden / und auf Engolesme heimgekehrt / auch dem Messer underwegens von ihm die Spize / an einem Kärchlein / Fingerslang abgebrochen: aber alsbald er darauf neben einem Crucifix zu stehen kommen / hab er wieder einen starken Trieb und Lust gefühlet / auch der Versuchung länger nicht widerstehen können: sondern sej nach Paris umgekehrt / mit fester Entschliessung / die That zu vollbringen / wann der König die Hugenotten nicht wurde bekehren. Zu dem Ende hätte er das abgebrochene Messer an einem Stein wiederum zugespizt / und nur gewartet / biß die Crönung der Königinn erst vorüber: weil er gedacht / es würde so viel Tumults im Königreich nicht erregen / als wann es vorher beschähe.
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Als man ihm darauf vorwarff: so hette er gleichwol nicht daran gezweiflet / daß der tod des Königs vil unruhe erweken wurde / welche durch die Crönung nicht zu stillen wäre: war seine antwort: Solches hette er der Göttlichen gewalt heim gestellet. Gesragt: was ihn bedunke / ob er wol oder übel gethan? sagte er: Grosse sünde hette er daran begangen: wolte auch deswegen Gott / die Königin / den Delphin und das Parlament / um verzeihung gebeten haben. Es mißfalle ihm jezo die that hefftig: Weil er sie aber Gott zu ehren zu begehen vermeint: hoffe er so vil gnade von ihm / vermittels deren er in wahrem Glauben / gewisser Hoffnung und vollkommener liebe bis an den lezten athem möge bekräfftiget werden: Gott sei barmherzig / und sein bitteres leiden vil kräfftiger ihn zu erhalten / weder dises verbrechen / ihn zu verdammen. Als man auff ihn drang / zu bekennen / wer ihm den anschlag gegeben: verneinte er beständig / daß jemand darum hette gewust. Seine gethane bekantnussen under schrib er mit eigner hand / und disen worten: Ravaillacus. In meo corde JESUS semper sit victor! Obgedachter Pater Albignius aber wuste sich seiner nicht zu erinneren / und verneinte beharrlich / er hette nie mit ihm geredt. In seinem Urtheil war under andern fürnemlich dises 1. daß er eine ehr liche buß oder pönitenz vor der fürnemsten Kirchen zu Paris thun solte / dahin man ihn nakend in seinem hemd auff einem karren führen / und eine Wachskerz von zwei pfunden in die hand geben / er aber allda offentlich seine abscheuliche Mordthat bekennen / Gott / den König / und die Justiz um verzeihung bitten. 2. Von dannen solte man ihn führen an das ort la Greve genant! und allda auff einem gerüst mit glüenden zangen an den brüsten / armen / hüfften / und dickem fleisch der beinen reissen. 3. Darnach die rechte hand / damit er den mord begangen / das messer darinn halten / ihm mit Pech und Schwefel abbrennen / und in die wunden / da er mit glüenden zangen gerissen / geschmelztes Blei / Pech / Wachs und Schwefel giessen 4. Solte sein Leichnam mit vier Pferden von einander gerissen / seine glider zu aschen verbrandt / und in die Lufft geworffen. 5. Alle seine güter confiscirt werden: das haus / darinn er gebohren / nidergerissen / und auff der stelle kein gebäu nimmer mehr auffgerichtet werden. 6. Sein vatter und mutter solten des Königreichs verbannet sein. 7. Daß er vorher noch gefoltert wurde / um seine Rahtgeber auszusagen. Was nun in diser peinlichen Frage von ihm bekant / hat man im Parlament in geheim gehalten.
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Als er aus der gefängnus gieng / lieffen die andere gefangene / welche ihn einen verrähter und mörder schalten / mit ungestümm / bis an die pforte ihm nach: hetten ihn auch beschädigt / wann es die stattinechte und schergen nicht verwehrt. Als er auff den wagen stig / schändete ihn alles volk hefftig aus / und brauchte es mühe / zu verhüten / daß man nicht hand an ihn legte: ward auch nicht ehe stille / bis er Gott / den König / die Justiz und alle menschen um ver zeihung / und für ihn zu beten / bat. Wie man ihm den Arm / der das messer hielte / brennete: schrie er zwei mal: Jesus Maria: welche Wort er ebenfalls bej dem Zangen reissen alle zeit wiederholet. Vber alle Massen erschreklich aber schrie er / wie man ihm das zerschmelzte Blej und siedendes Oel in die Brandwunden goß. Als nun die beede ihm zugegebene Geistlichen anfiengen zu singen: rieff das Volk: vor solche einem gottlosem Schelmen und freveln Mörder solte man nicht beten: darüber sie dann genöhtigt wurden / still zu schweigen / und den armen Sünder nochmals zu ermahnen: er solte des Volks Zorn versöhnen / mit gründlicher Bekent niß der Warheit. Aber er beharete in seiner vorigen Antwort: keiner under der Sonnen / wäre schuldig an der That / weder er selbst allein. Hierauf wurd er eine halbe Stunde von den Pferden hin und wieder gerissen / und dazwischen offters gefragt. Als er nun / wie vorhin / antwortete: fieng abermal alles Volk an zu schrejen / griffen auch / ihren Schmerzen / von wegen des Königs Tod zu bezeugen / selbst die Strik mit an / womit der Mörder gezogen ward: Vnder andern hielt ein Edelmann nahe bej der Gerichts-Bünen: diser sehend / das eines under den Pferden ermüdete: stieg von seinem Roß / und gab es an die Stelle / das es desto besser ziehen solte. Nachdem er eine ganze Stund gerissen / und doch nicht zerrissen: starb er / und fuhr an seinen Ort. Der Henker viertheilte darauf seinen Cörper: aber alles Volk fiel mit Degen / Messer und Prüglen hinzu / rissen dem Henker die Stüke aus den Händen / zerquetschten / schnitten / hatten / und schlepten solche hin und wieder durch die Gassen / mit solcher rasenden Wüte / das auf keinerlej Weis man sie davon könte abhalten. Etliche aus den ben achbarten Dörffern / haben von seinem Fleische was mit heimgetragen / und offentlich verbrandt. Dieser Vnmensch war einer zimlich langen Statur / stark von Gliedmassen / und hatte rote Haar / wie des Verähters Judä seine sollen gewest sein: wannenhero man auch nachmals selbige Farb Ravillacs-Farbe geheissen. Diese Geschicht beschreibt ausführlich und weitleüfftig Thuanus lib. 3. Histor. Continuat. p. 71. In Engelland wurde ein verrähterischer anschlag wider den (Conspiration wider den König / und das Parlament in Engelland.) König und die grosse versamlung des Parlaments von allen Ständen des Reichs / angestelt / also daß auff ein nacht durch underlegtes Pulver König Jacobus und alles was zugegen / jämerlich hat sollen im rauch auffgehen. Es hat aber Gott der Herr wunderlich solches geoffenbaret durch einen unbekanten Lakeinen / welcher dem Frei [326] Herren von Montaigle / ohne datum und underschrifft / einen brief gebracht / er solte sich auff den und den tag nimmermehr im Parlament finden lassen / dann dasselbe einen greulichen schlag bekommen werde. Solches machte der Freiherr dem Canzler zu wüssen / diser dem König / alsobald wurde stark nachgeforschet / und endlich der jenige böse bub / der es hat sollen anzünden erdapt / und das eingelegte Pulver / holz und anders gefunden. Die Jesuiten hatten das fürnemste darbei / wie gewohnlich in denen handlen / und ward die einer solchen greulich underfangnen that gemässe straaff den interessenten angethan. Der gefangene böswicht war noch ganz frech / hatte wenig reu. (Jesuiten von Venedig ban distert.) Darauff wurden alle Ordens-leut aus Engelland bandisiert. Um dise zeit machten die Venediger scharffe decreta wider die ausgetribnen Jesuiten. (Mahomet 3. ein grausamer Tyrann.) In der Türkei verübte Mahomet der III. Türkische Kaiser / unmenschliche tyrannei. Die Käiserin ließ er noch mit etlich wetbs-Persohnen im Meer ertrenken / und seinen sohn von ihren erzeugt und den er sonst dem äusserlichen nach lebte erwürgen / darum daß die Käiserin nur dise wort fahren ließ / er solte verschaffen / daß diser sein sohn gewüß nach ihme Käiser wurd. (Gustavus Adolphus in Schweden König Jahr Christi 1611.) In Schweden wurde auff ableiben Königs Caroli sein ältester Prinz Gustavus Adolphus / 17. jahr alt / zum König erwehlet. Der theure Fürst und Held / so nachgehends ein erretter der undertrukten worden. Die Crönung aber wurde noch ein geraume zeit eingestellet. Zu denen zeiten lebten die gelehrten Rainaldus / (Berühmte Leuth.) Menso Altingus / Pitiscus / Hunnius / Gwaltherus / Zankius / Lyserus / Pappus / Bidenbach und andere. Under den Papisten Baronius / Bellarminus. In Holand Arminius / Vorstius / Baudius / Smetius / Kekermannus / Emanuel / Metteranus und andere mehr. (Käiser Matthias.) Zu Frankfurt wurde König Mathias mit gewaltigem pomp zum Käiser erwehlet und gekrönet. (Grausame Mordthat.) In Voitland hat Hans Eisenbeis / ein reicher baur / sein schwanger weib so nächst bei der geburt / alle seine kinder und dienste aus teufels trib ermördet / darum er also hingerichtet worden / wie
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seine thaten verdient / mit glüenden zangen gezwiket / die hände wurden ihm abgehauen / alle glider mit dem rad zerstossen und darauff ward er geviertheilt. (Jahr Christi 1612.) Zu Regenspurg hielt Käiser Matthias einen Reichstag / um den Religion und prophan Frieden zu erhalten. Es hatten aber die Evangelische nit underlassen ihre gravamina und beschwerden zu übergeben. (Churfürsts Friderichs Pfalzgraffen Heurrat mit der Prine essin aus Engelland.) Pfalz-Graaf Friderich Chur fürst hat sich mit Königs Jacobi in Engelland einiger tochter der princessin Elisabeth verheiratet / und nach dem die hirahts-tractaten durch Graafen Philipp Ludwigen von Hanau völlig geschlossen waren / der Chur Fürst selbst mit ansehnlichem comitat / im Wintermonat nach Engelland verreist / worzu grosse zurüstungen in Londen gemacht worden allwo die grossen Herren sich versamleten. (Ferdinand Erzherzog wird König in Böhmen) Nach dem nun Käiser Matthias sahe / daß weder er noch seine brüder leibs-erben hinderlassen wurden / als underredte er sich mit Albrecht und Maximilian seinen brüderen / wie er wolte / damit das Käisertum bei dem haus OEsterreich verbleibte / den Ständen in Böhmen ihren Vetteren Erz Herzogen Ferdinand zu einem Könige ernennen und vorschlagen. Welches dann geschahe / und wurde auff des Käisers bitt und begeren Ferdinand zum Römischen König erwehlt / welches dann schon einen zu tritt zu der Römischen (Jubelfest der Evangelische̅) Cron machte. Er kame auch bald hernach zu der Ungarischen Crönung. Als nun underschidliches pro & contra indessen abgehandlet ware / und die Evangelische ursach hatten sich wol zu beobachten / haben die protestirenden Fürsten Stände und Stätte ein Jubel-jahr gefeiret / weilen es 100. jahr seith der Reformation D. Luthers ware. (Erzbischoff von Spalatro in Dalmatien / verläst das Bapsiuim.) Dazumal hat auch Marcus Antonius de Dominis Erz Bischoff den siz und die religion geendert / ein gewaltige persohn / und were noch vil gewaltiger gewesen / wo die standhafftigkeit und verharrung sein underfahung und ansaz begleitet hette. Dan̅ether aber ist zu sehen / daß etwan solche persohnen nit so sehr Christum als aber fiscum und irdische komligkeiten suchen. Darum solche Geister wol zu prüfen. Gleichwol können wir niemand in das herz sehen / so die menschen das ihrige gethan / muß der ausgang Gott befohlen werden.
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(Jahr Christi 1613.) Thomas Overbery / ein Engelländischer Ritter / (Overbery hin gerichtet.) ist durch ein vergifft Clystier / darvon er 90. blutige Stul gäng bekommen / hingerichtet worden. (Verrätherischer Büchse̅meister gehen ket. A. 1615. Thuanus) In dem Savoischen Krieg ist ein Büchsenmeister / namens Asti / weiln er sich bestechen lassen / und nur mit Kraut / ohne Loth geschossen / mit einem rothen Beutel zur Pastej hinaus gehenkt worden. In diesem Jahr lieff zwischen deß Käisers Oßmans seinem (Jahr Christi 1616.) Kriegs volk / und den Persianern eine gewaltige Schlacht für / darbej über 100000. Mann zu bäiden theilen sizen blieben. (König Ludovicus 13. ver heurrathet. Gerathet in Lebensgefar.) Den 29. Jänner ist zu Tours in Frankreich / dahin der König und Königin eine zeitlang mit ihrer Hoffhaltung sich begeben / der Boden in einem Zimmer eingefallen: Der Herzog von Guise hat sich in einem Fenster erhalten: Die andern Herren aber / als der Graff von Soisson / Villeroy / Marggraff von Villena Herr von Refuge / und andere / sonderlich Bassompierre sind zum theil übel (Zeilerus.) beschädiget worden. Weilen nun die Evangelischen in Böhmen zimlich gedrangsalet (In Böhmen fangt die kriegs entpörung an. Jahr Christi 1618.) wurden / und mit mancherlei beschwernussen wider Käiser Rudolphs Majestet-brief / von den Papisten belegt / denen sonders auch / wann sie etwas klagten und um remedierung anhielten / zu wider waren Smirsansky und Slabata / als hielten sie die Evangelischen (Wilhelm Slabata landrichter und Graaff v???n Martiniz Smirsansky werden zum fen ster hinaus geworffen.) zu Prag ein zusamenkunfft / und warffen beide vorermelte widerwertige / samt einem Secretario zum fenster hinaus / die zimlich elend davon kamen / und verbunden sich auffs neue steiff zusammen / fiengen an volk zu werben / ordneten directores und auffseher über das Königreich und treibten die Jesuiten alle aus dem land / machten hierauff ein offentliche apologiam und verthädigung-schifft. Es wolten sich zwar die Chur Fürsten und an dere Stände interponiren und in die sach schlagen / halffe aber nichts / sonders we il Käiser Matthias inzwischen mit tod abgangen. Die Schlesie??? / weil es um die Religion zu thun ware / schlafften nit / regten sich auch und bewurben sich um kriegsvolk / über welches kriegsvolk General ward Marg Graaf Hans Georg von Brandenburg und Jägerndorff.
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(Bethlehem Gabor.) Bethlem Gabor / nach deme er die unruhen gestillet / des Bathori parthei gedämt / fangt an dem Käiser wider abzufordern und einzunemmen / was in Siben bürgen gehörte. (Frankreich.) Nach dem der König in Frankreich Ludovicus XIII. dem Herzog aus Savoj hülff geschikt zu dem krieg zwischen den Spanniern und Savojern / als gabe es zimlich händel ab / und hatte der König eben zu thun mit vilen unruhen und auffständen / die sich in seinen eignen landen eräugten. Dann die so genante Unierten und vereinbarte Fürsten und der Adel der Reformirten / wider den von Ancra und desselben hochmuht und tyrannei erzörnt / und nit wider den König / hielten sich dapfer. Daher Prinz von Conde gefänglich eingezogen ward. Bald aber hernach / als dem König genugsam remonstriert und dar gethan worden / dessen von Ancre des stolzen Spanniers practicen / damit er umgangen / hat der König befohlen / wann er wurde als beruffen (Der von An cre erschossen) nach Hof kommen / solte man sich seiuer bemächtigen. Da nun der Gvardi-Hauptmann dises thun wolte / fieng der Ancre an sich zu wehren / worüber er bald den rest empfangen und nidergeschossen worden. Darmit wurde auch an vilem übel ein end gemacht. (Suarez schrifften ver brannt.) Auch wurden zu Paris des Jesuiten Franz Svarezen schrifften / wider die irrthum der Engelländischen kezer / durch den Scharffrichter offentlich verbrandt / darinnen er verfochten / daß es wol erlaubt seje / hand an einen König legen und denselben umbringen / das ist / mörden. (Arminianer.) In Niderland wurde dem irthum und Seet der Arminianer gewaltig widerstand gethan / und derselben fürnemste häupter / die man dazumal darfür gehalten / als Barnafeld / Grotius / der Canzler Ledenberg und andere / wurden ins gefängnus gelegt. (Berühmt Leuth.) Zu denen zeiten lebten die gelehrten leut / Antonius Fajus zu Genf / Pierius / Coppenius / Grynaeus / David Pareus / Helvicus / Meisnerus / Menzerus. Von den Papisten / Becanus und andere. Auch Sethus Calvisius. Ein traugeschicht begabe sich zu Leipsig / allwo eines Gastwirts sohn ankam / welcher 23. jahr im krieg außgewesen war / einmal die seinigen heim zu suchen / wider zu hause / kehrte bei seinen / [330] (Greüliche ge schicht) noch dise zeit lebenden Eltern / doch ihnen unwüssend / daß es ihr sohn war / ein / bat um Herberge / und gab ihnen 300. Reichsthaler in verwahrung. Besuchte hier auff seine in der zeit ausgesteuerten schwestern / und lud dieselben mit ihren männeren den vnderen tag / zu ihm in die herberge / bei seinen Eltern zum Mahl zu kommen wobei er sich seinen Eltern über essens kund geben wolte. Gieng hierauff von seinen Schwägern und Schwöstern wol gesegnet wider heim / und ward zur ruhe gewisen. Nun beliebete den Eltern das verfluchte Geld / fasseten einen Muht / und brachten um des vergänglichen Silbers willen / ihr eigenes kind um. Den folgenden tag kamen die eingeladene Schwestern und Schwäger / fragten nach dem Gast ihrem Bruder. Wie dissd???r Vatter hörete / daß es sein sohn gewesen wer / gieng er selbst heimlich hin / und er hieng sich selbst. Die Mutter / die mit Hand angeleget nnd dise that ihren töchtern nun mehr offenbaret hatte / erstach sich / und die Schwöstern sprangen vor kümmernus in einen brunnen / und ersäufften sich. Also brachte der leidige teufel um des losen Geldes willen / Eltern und kinder / nicht allein um leib und leben / sondern auch Seel und Sellgkeit. (Bömische händel.) In Böhmen begunte das Feur je länger je mehr auffzugehen / und kame es zu offentlichen feindthätlichkeiten. Der Graaf von Bucqvoy und Tampier fielen da un dort ein. Im gegentheil feirete Graaf von Mansfeld auch nit / name Pilsen mit stürmender hand ein / und wurde vom Käiser in die acht erklärt. Graaf Schlik fiele in OEsterreich ein. Gleich wie aber der gerechte Gott / ehe er die schalen (Cometstern und dessen bedeulung.) seines zorns ausgiest / und die leute mit den wolverdienten straaffen heimsucht / auch zu erst selbige etwan durch wunderzeichen pflegt anzukünden: Anteeunt semper tacitas praesagia clades, Excitat & Monitor corda supina Deus. Dem krieg gehen vorher die vorbotten / und wil Gott der Herr durch zeichen die menschen wahrnen und auffweken. Also ist auch Anno 1618. ein grosse schrökliche faklen und zornruhten der Cometstern am Himmel von [331] menniglich gesehen worden / nicht ohne bestürzung. Dises wunder zeichen durchlieff fast alle Domus Coeli. Die armen weisen Heiden / neben der täglichen er fahrenheit / bezeugten solches / da sie sagten / kein Comet seje niemals erschinen / der nicht was böses mit sich bringe. Nicht zwar daß wir abergläubischer weis / der influenz und einfluß des Gestirns etwas zuschreiben solten / oder mehr auff solche zeichen als auff den zornigen Gott selbsten sehen / nein das ist nicht die meinung / sonder man muß solche Zeichen als Göttliche Wunderzeichen für wahrnungen / vorbotten und ankünder der Göttlichen gerichten und auffweker zur Buß halten. Wer aber leichtsinnig von denselben redt / oder dieselben verachtet / und für nichts sonderliches haltet / der versündiget sich schwerlich wider den Richter im Himmel / und wird ein solcher nit ohngestraafft bleiben. (Vndergang des fleken Plurs) Der Fleken Plurs ist Anno 1618. den 25. Augusti urplözlich durch einen ungeheuren Bergfall bedekt worden / nach dem es vorhin Plazregen mit Donneren und Blizen abgeben. Darbei sich auch ein ungewohnlicher gestank merken lassen: 125. schöne gebäu zusamt 78. häuseren in dem Dorff Schilan mit 930 Persohnen / sind durch disen schröklich und erbärmlichen fall zu grund gangen. Die zu Cleve meinten man schiesse ein hauffen Stuk geschüz mit einander los / (dann das stättlein Clevenlag von Plurs etwan ein halb stund) auch sahe man allda Rauch / Staub mit Feur und Schwefel vermischt darvon gen Himmel auffsteigen. Und weilen sich durch disen fall der Fluß Meria gestekt / aber endlich durchgebrochen / hat er einen See ein viertel stund lang / über den zerfallnen Fleken gemacht.
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(Anno 1619) Käiser Matthias gehet mit tod ab. Der leichnam ward auff einer Bühne mit schwarzem tuch bedeket / dar über ein schwarz guldin (Käiser Matthi as stirbt) stuk geleget war / bei dem haupt auff der rechten die Römische Cron / nnd Scepter / auff der linken seite die Böhmische und Ungarische Cron / unden das gulden Fließ / ein schwarz bezogener degen / und dolchen auff einem gülden Polster geleget / der Leichnam war mit einem Spannischen Krös / und mit einem langen tüchenen Mantel angethan / ein Rosen-Kranz / und ganz güldenes Crucifix in händen haltend / in die fünff tage von jedwedern gesehen. Kurz vor seinem tode liessen sich drei Sonnen sehen. Auch nam die zeit ein seliges ende Königs Jacobi in Engelland Gemahlin / und ward zu West-Münster in das Königliche begräbnus beigesezet. Ferdinandus II. wurd zu Frankfurt Käiser erwehlet / darbei die Ceremonien und solenniteten / wie bräuchig. (Vnierte in Böh men wollen keinen / dann Chur-Fürst Fridrichen zum Könige haben.) Die vereinbarte Stände in Böhmen fielen mit einmütiger stim̅ und sonderbare commotion und anmut auff die wahl des Chur Fürsten Fridrichen / gaben ursachen an tag warum nit ein anderer Fürst innert und aussert dem Reich ihr König sein könne und solle / als ihr Chur F. Durchleucht Herzog Friderich / Pfalz Graaf. (Vrsachen warum der Chur-Fürst Fridrich-König in Böhmen / glorwür digsten ange denkens / nit an derst können son der müssen die Cron Böhmen annemmen.) Zumalen weilen dis Königreich ein Wahl-Reich ware / bestehend auff seinen conditionen und bedingungen / und eben so leicht als es an die Fursten des hauses OEsterreich durch freje wahl kommen / könte es wider durch solche freje wahl / von Käiseren selbsten bestätiget dazumal und vorhin / auff andere Fürsten derivirt und versezet werden. Es wurde auch dem Chur Fürsten für gehalten / daß er schuld wurde tragen an der ruin und undergang des Königreichs Böhmen und der Religionsverwandten darinn / so er nit wurde die Cron annemmen / da man resolvirt und entschlossen seje alles auffzusezen / nach einem anderen König zu trachten / und eher alle ausländische hülff und solt es gleich der Türk selbsten sein / anzuruffen / was auch hierdurch für schaden dem Römischen Reich oder dem Chur Fürsten selbsten und seinem land daraus entstehen möchte. Wie dann der Graaf von Hohen Zollern / welchen der Käiser anno 1620. auff den versamleten Reichstag nach Nürnberg gesandt / offentlich und rund bekante / man könne dem Pfalz Graafen nit übel darum nachreden / weil er die Bömische Cron angenommen / und solches zu dem ende / damit grösser unglük vermitten und [333] verhindert wurde / daß nit gar der Türk ins land gezogen worden. So dann auch der Chur Fürst dise Croon nit angenommen / hetten es andere gethan. Wie dann andere Fursten vom Haus OEsterreich nur auff etwelcher wahlen hin / die Cron in Phlen angenomen. Zu dem so hatten die Fürsten und andere Stände dem Chur-Fürsten / wegen seiner inthronisierung von allen seiten her glük gewünscht. Da ware desgleichen nit gehört / wie aber nach gehends / als der aus gang und die kriegeswaffen unglükhafft waren / dann so pflegen die menschen / die ohnbeständig sind / den mantel nach jedem Wind zu henken / und die gerechtigkeit der sachen nach dem wandelbaren gluk oder undlük / je nach dem sie ihre passionen oder auch eigengesücht reizet / zu beurthlen. ohngeacht daß die gerichte Gottes anheben an seinem hause / und die procedur Gottes des Herren ist / die seinen bald zu ernidrigen und wider zu erhöhen / zu verlezen und zu verbinden / die feinde der Kirchen lassen triump hiren / bald aber wider abzustraffen nach verdienen. Bei den seinen thut er als ein Vatter / bei den anderen handlet er als ein Richter. Summa die stetige botschafften / das bewegliche anhalte̅ und die beigesügte träffe fundamenta und gründ / das anmanen der freunden / die beobachtung selbst eignen gewüssens / die allgemeine noht und gefahr auch selbst eignes Interesse / waren ursachen genug / warum Chur-Fürst Friderich die auffgetrungene Böhmische Cron nit ausgesachlagen / sonder sich der Göttlichen fürsehung under zogen hat. (Chur Fürst Friderich wird Kö nig in Böhmen) Graaf Joachim Andreas Schlik that die oration an den Pfalz Graafen / und Wilhelmus Wenzel von Ruppa an die Pfalz-Gräfin. Der Pfalz Graaf gab den Böhmischen einen Revers / und zog zu Prag in Böhmen ein: Wurde Königlich und sehr prächtig empfange̅. Hieselbst ward erund seine gemahlin zu einem / und einer Böhmischen König und König und Königin gekrönet / er ließ hierauff eine lange außführliche schrifft / warum er die Böhmische Kron acceptiret hette / außgehen. Schrib an den König in Polen / an die Venetier / an die Fürsten in Italien / und an den Herzog in Bäjeren. Auff den tag Elisabeth (also hieß die neugekrönte Königin /) verehreten / etliche vornemme weiber in Prag der Königin in Böhmen / zum angebinde eine von Ebenholz gemachte / und mit übergüldetem Silber beschlagene Wiege / und dabei ein eben solches auß [334] gearbeitetes Trühlein oder Rüstlädlein / worinn von allerlei köst lichen kinderzeug geleget war. Den 26. Decembris 1619. ward sie hierauff eine Mutter eines jungen Prinzen / welcher in der heiligen Tauffe Robertus genant ward. Dazumal besinte sich Bethlem Gabor nit lang / und name die angetragne Ungarische Cron bereitwillig an / dazu er zu Neuensal erwehlet wurde. König Jacobus VI. in Engelland resolvierte sich hierüber dem König in Böhmen Friderico zu assistiren. Spinola falt in der Chur Fürstlichen Pfalz ein / überweltiget Oppenheim / Creuzenach / Alzej. Bald kame es zum hapt-treffen bei dem weissen Berg / in (Schlacht bei den weissen berg.) welcher die Käiserischen und Bäjerischen die oberhand behielten / und war auff seiten der Unierten ein und das ander / so anderst hette können sein / übersehen. Das Böhmische kriegsvolk hatte 1. des jungen Herren von Anhalt Regiment. 2. Des Graafen von Hollach Regiment. 3. Des Graafen von Schlik Regiment. 4. Des alten Herren von Anhalt Regiment. 5. Des Graafen von Thurn Regiment. 6. Darbei war eine angefangene Schanze. 7. Das Weimarisch? Regiment. 8. Sechs tausend Ungarische Reuter. Der Käiser und Bäyerischen. 1. Die Croatischen Reuter. 2. Or Bauers Regiment. 3. Erfftels Reuter. 4. Das Bräunerische Regiment. 5. Bäyerische Reuter. 6. Wilhelm Verdugo Regiment. 7. Lothringische Reuter. 8. Des teufels Regiment. 9. Wallensteinische Reuter. 12. Bucqvoy Regiment. 13. Fuggerische Regiment. 14. Bäjerische Regiment. 15. Drei tausend Cossaken. 16. Drei tausend Ungarische Reuter. 17. Ein tausend Italiänische Reuter. 18. Ein tausend Croaten und Ungaren. Diser damals erlangeter Sig war dem damaligen ausgeben nach / Wilhelm Verdugo und Johann von Tylli / weil sie in Person so mannhafft tapfer gefochten / alleine zugeschriben. Nach disem zogen die Käiserlichen und Bäjerischen gestraks nach Prag. König Friderich begab sich mit den seinigen / Graaf von Thurn / und [335] Hohenloh / aus Prag naher Breslau / weil er auff des Herzog in Bäjeren begehren sich der Cron Böhmen ewig verzeihen solte Der Herzog zog in Prag ein / handelte mit den Standen / die nun mehr Ferdinandum für ihren König und Römischen Käiser erkanten / und wandte sich von hier wider in Bäjeren / schrib an den Pap??? Stylus. Nächst underthänigstem Kuß euer seligsten Füsse / thue euer Heiligkeiten zu wissen / sc. Von dem erlangten Sig. Responsio. Edler Herr / lieber Sohn / euer schreiben sc. Der Graaf von Mansfeld erhielte noch etliche örter in Böhmen. Die Mährischen Stände accommodirten sich dem Käiser. Prinz Heinrich Friderich begab sich aus der Pfalz wider in Niderland. Die Spannischen machten ihr Winter-qvartier in der Pfalz. König Gustavus Adolphus in Schweden hielt zu Stokholm (König Gusta vuß Heüratet) Beilager mit Fräulein Maria Eleonora / Georgij Wilhelmi / Chur-Fürsten zu Brandenburg schwöster / auff dise hochzeitliche Feire ward Geld ausgeworffen / auff der einen seiten war gepreget eine Hand aus den Wo???ken / welche eine Crone hielt: / dabei stunden dise wort: à Deo destinata. Auff der anderen seiten stund: Gustavo Adolpho Regi, jungitur Maria Eleonora Regina Sveciae, coronatur XXVIII, Nov. MDCXX. Stokh. Esfrejete der Prinz aus Pohlen nach dises damaligen Fräulein / aber Pfalz Graaf Friderich / König in Böhmen / beforderte Gustavum. (Veltliner Mord) Diser zeit ward angespunnen der Veltliner mord um der Religion willen. (Ein Engel wird gesehen.) Antonius Teprati ob dem Berg ward mit vilen worten vermahnet / seine Cvangelische Religion zu verschweren. Er aber blib standhafftig / sagte: Meine Seele wird in Abrahams Schos auffgenommen werden / und meine Feinde werden nach meinem tode einen Engel Gottes sehen. So bald diser verschid / sahe man / wie er gesaget hatte / einen Engel Gottes in ganz weis angethanem kleide auff seinem Leichnam ob dem Cörper stehen. Der Graaf von Mansfeld richtete eine neue Armaden auff / und dreuete dem Bischoff von Würzburg und Bamberg damit [337] ins land zu fallen. Hiegegen rüstete sich der Herzog in Bäjeren / mit samt dem General Tilly. Hierauffzog der Herzog in die Ober Pfalz / daselbst ergaben sich an ihm die Ritterschafft und Städte. Als die Spannischen in die Pfalzvor Ogersheim kamen / und die Einwohner auff der einen seiten daselbst den ganzen (Ogersbeim; dur ??? ein kühirt erhalten) heilen hauffen daher kommen sahen / sprungen sie ans grosser furcht alle auff der anderen seite über die stattmauer / und lieffen davon. Also blib keiner als kühhirt mit seinem weibe / die war schwanger / in der statt. Diser kühhirt / wie die Spannischen vor die statt kamen / und die thore noch fest zugeschlossen waren / tratauff den Wail / accordirte mit den Spannischen / ??? ließ sie ein. Nicht lange nach disem̅ gebar sein weib einen jungen sohn / da bate er alle Spannische Officirer / die ihm ohne des alles guts erwisen / zu Gefatteren / und waren / doch auffder Officirer Unkosten / mit einander frei lustig. Der Herzog in Bäjeren zog dem Graafen von Mansfeld in die Under Pfalz nach / Tylli nam Ladenburg ein / und schrib an die regierung zu Heivelberg. Bethlen Gabot eroberte Thyrna / that in O Esterreich grossen schaden und belägerte Preßburg / hub endlich die belägerung wider auff / zog mit dem Marg-Graafen von Jagerndorff in Mähren / erbot sich zu Fridenstractaten / vergliche sich mit dem Käiser / und begab sich des Königlichen tituls in Ungaren / gab die Ungarische Cron hier wider / und ward von dem Käiser zum Fürsten des Reichs gemacht. Hierauff ward des Marg Graafen von Jägerndorff volk aus dem lande getriben. Der alte und junge Fürst von Anhalt erlangten Köiserliche Perdon. Hier gegen zog Herzog Christian von Braunschweig / dem König in Böymen zu gute / zu Felde. Land Graaf Moriz und Ludwig mahnten ihn hievon ab / und wolten ihm keinen (Engelland.) durchzug gestatten. Der König in Engelland begerte von dem Käiser seines Eidams titul und land und schrib diser wegen an den König in Spannien. Der Käiser schikte Legaten in Engelland / und ertheilete dem König in Hispanien die Lehn über Meiland. (Allgemeiner Synodus zu Dor trecht.) Es ward zu Dordrecht eine zusammenkunfft angeordnet / allda von dem hauptwesen in Religions - sachen zu handlen / darzu dann von ausländischen Refor mirten gelehrte leut beruffen worden / samt den Arminianern / wider welche dise disputation am meisten angesehen war / mit beruffen / deren aber wenig erschinen / [337] welche auch verdammet und aus befehl der vereinigten ständen / aus ihrem gebiet abzuweichen beredet wurden. Die vornemsten häupter der Armenianer waren schon zuvor in hafft genommen / under welchen Johannes Oldenbarnefeld des Holandes und Frießlandes advocat im 73. jahr seines alters hingerichtet wurde. Egidius Ledenberg Sündycus zu Utrecht / that sich selbst den tod an. Rumoldus Hogerbet Syndicus zu Leiden / und Hugo Grotius zu Rotterdam waren zur ewigen gefängnus verdammet. Hugo Grotius / Pensionarius zu Roterdam / entledigte sich seiner zwei jährigen gefängnus / auff dem Schloß Leuenstem / folgender gestalt: Es war seine frau stets um ihn / dise legte ihn in eine kisten / und ließ solche im Vorwand / als weren bücher darinn / herunder tragen / er machte sich bald hierauff zu fchiffe davon. (Belägerung der statt Roschellen.) In Frankretch gienge es gewaltig über die guten so genanten Huguenotten. Sonders ist denkwürdig die belägerung und einnemmung der statt Roschellen. Im Jahr 1621. hat der Duc de Cspernon / auf Befehl deß Königs von Frankreich 8000. zu Fuß und 2000. zu Roß / zusammen gegen bemeldte Stadt geführt / und sie zu Lande damit belägert. An der Seiten / da sie am Meer ligt / hatte der König eine starte Flotte geschikt / die Aus- und Einfahrt daselbst zu sperren. Die von Kochelle underliessen hingegen nicht / tapffere Gegenwehr zu thun. Massen sie im September mit ihren Schiffen ausgefahren / und deß Königs Armada mit / solchem Ernst angegriffen / das sie zwanzig kleine / zwej grosse Kriegs-Schiffe / mit vierzig Stüken Geschüzes erobert / eines bej Brouage auf den Sand getriben / den Hafen allda gestopfft: und den Fluß Caronnen / der bej Bordeaur vorüber laufft / also besezt haben / das ohn ihren Willen kein Schiff aus- oder einfahren können: Vberdas die Insul Oleron ein genommen / und durch den von Subize etliche Schanzen darinn aufwerffen lassen. Jin solgenden 1622. Jahr überlieffen sie mit ihren Schiffen das See Stedtlein Olonnes / eroberten solches mit Gewalt / und namen eine Summa Gelds für die Plünderung. Mit geleicher Behendigkeit namen sie auch die Jusul Velle Isle genannt / ein. Hernach resolvierte ihr General / der von Subize / des Königs Läger anzugreiffen: aber sein Geleitsman / der ein Verrähter: führte ihn unrecht an: derwegen 1500. Mann der Seinigen erschlagen / 1000. gefangen wurden / und 7. Stük im Stich bliben. Darauf sandte der König den Grafen von Soissons / als General Feldmarschllen mit einem neuen Corpo von 10000. zu Fuß / und 1200. zu Roß / dafür / samt vielem groben Geschüz. Der Herzog von Guise ward zum Ammiral über die Schiffe bestellt / welche Monatlich vierhundert tausend Franken zu underhalten kosteten. [338] Im October selbigen Jahres griffderselbe Herzog mit siebenzig Schiffen die Rocheller an: da wurden zwej Königliche Schiff von den Rochellern überfallen / und eius in grund geschossen. Der Herr von S. Luc fochte nebenst ermeldtem Herzog wider sie anderhalb Stunde: als aber der von Guise sahe / das sie ihm überlegen / wolte er den Wind von oben her fassen. Der Rocheller Admiral solches merkend / griff ihn als bald mit fünf Schiffen an / und brachte etliche Brand-Schiff herbej / die den Königschen nicht geringen Schaden zufügten. Da erhub sich ein harter Streit / darinn der Ammral / der Rocheller Lieutenant erschossen ward. Endlich gab die Nacht einen Schiedsman / und heiß jede Parthej ihres Weges davon fahren. Selbigen Tag geschahen zwanzig tausend Schüsse aus groben Stuken. Nach drejen Tagen sezte der von Guise auf die Rocheller wiederum an / und schoß 4000. Schüß auf sie: welche mit einem vortheilhafften Wind ihm beherzt under Augen fuhren: aber wie sie die Königlichen Schiff erreicht: zeigte man ihnen des Königs Pacquet vom Friden: welcher auch beederseits acceptirt wurde: Also schiedensie vor dasmal friedlich voneinauder. Im Jahr 1626. als die Stadt Rochell sich deß Herren von Subize / wider deß Königs Verbott angenommen / und es mit ihm gehalten: hat der König viel geworbens Volk nach der Stadt abgefertiget / und noch mehr Schanzen davor lassen aufwerffen: Sie aber versahe sich mit Getrejd / und hoffte auf Englischen Succurs. Im Jahr 1628. ließ ihnen der König mit kostbaren und harter Mühe den Canal schliessen / dazu der Ingenieur Pomejo Targoni ein grosse Ketten / und alle auf sechs Meilen um die Stadt herum gesammlete leere Fässer / auch 15000. starker Wällen gebraucht. Worauf die Belägerte underschiedliche Ausfälle gethan / auch viel Weiber und Kinder von sich geschikt. Den 26. Jenner kam deß Königs Schiff - Armada: welche in zwej und dreissig Schiffe bestund / dahin / desgleichen die Spanni???che Kreigs-Flotte / welche leztere aber bald wieder davon fuhr. Den 17. Hornung fielen die Rocheller mit zwej kleinen Barken aus / überfielen ein Schiff von Bourdeaux / machten alles tod / und sich mit guter Beute wieder zurut. Von dem 23. biß 28. Hornung litten die Königl. Schiff von gewaltigem Sturm wider davor grosse Noht / so gar das sie nach Verlurst etlicher sich zertheilen / und darvon hinweg begeben müsten. Kamen aber den 1. Merzen wieder an. Den 11. Martij hatte man auf die Stadt einen gewaltigen Anschlag. Der Marschall von Schönberg hatte vil Brüken und Leiter gen Perign / bringen / um damit über die Stadtgräben und Mauren zu kommen: auch der Marggraf von Roteln viel Petarden / Granaten und andre Feuerwerk bereiten lassen. Cardinal Richelieu erwehlte sechs starke und beherzte Männer / die zween Petarden / deren jeder zwanzig Pfund schwer / an dem Thor Maubec solten anschrauben. Man kam langs dem Fluß Molinette biß an gemeldtes Thor / und fand keine Schildwacht / welche geruffen hätte: [339] Wer da: darum die Königschen meinten / sie wären verahten / und darüber verzogen / biß der Tag aubrach / da sie wieder zurük musten. Dieser mißlungene Anschlag ward bald von einem andern secundirt / aber mit gleichem Krebsgängigem Fortgang. Den 13. wurden zwejhundert ausgecom̅andirt / das Fort Tadon / so den Rochellern zustund / zu stürmen: aber dermassen empfangen das sie davon ab / und manchen musten dahinden / lassen. Den 8. Aprill spilte man hefftig aus groben Stüken und mit Feuer Ballen in die Stadt / davon das Spittal in Brand kam / aber wieder gelöschet ward: denn die in der Statt stelleten Leute auf den Thürnen / die den Fall solcher Feuer-Ballen verwaren und anzeigen musten. Ehe nun der König fernern Gewalt brauchte / ließ er den Belägerten durch einen Herold vor noch eins Gnade anbieten / und die Stadt auf fordern: Aber sie / welche sich des Englischen Succurses (der doch allbereit einmal gefehlet hatte) getrösteten: gaben truzigen Bescheid: Sie begehreten deß angebotenen Accords / nicht: sondern wolten sich wehren bis auf den lezten Mann. Hierauf wusterte der König seine Armee / die 25000 Mann zu Lande stark befunden ward. Die Schiff-Armada bestund aus 26. Kriegs-Schiffen / samt vielen Barken / Galeoten / Ponten / Schaloupen / und dergleichen: welche die Einfahrt in den Canal verwehrten. Den 11. Maj Abends zwjschen vier und fünff Vbren / ließ sich die Englische Flotte bliken. Sie hatte vier Ramberger / (sieben grosse Kriegs Schiffe / Köler genannt) zwanzig geladene Proviant-Schiffe / jedes von hundert Lasten: etliche Brand-Schiff / zwanzig Barken von fünff und zwanzig / dreissg und vierzig Lasten / auch mit Proviant geladen: worüber der Graf von Ambik General war. Diese Flotte ward von einer Königlichen Batterej von neun Carthaunen bew Ukommt / und nicht wenig beschädigt / und weil sie alles versuchens ungeachtet / nicht durch den Canal kommen konte / muste wieder abweichen. Der König hoffte solcher Englischer Abzug solte die Rocheller zum Creuz kriechen machen / das sie Gnade suchen: aber umsonst. Sie incommodirten ihn je länger je mehr mit ihrem starkem heraus schiessen. Den 24. Maj wolten sie abermals etliche Weiber und andre zarte personen heraus schaffen: der König aber wolt keinen Paß geben / damit der Hunger bej ihnen zunähme: Ließ auch alle Feldfrüchte ihnen vor der Nasen abschneiden: worauf sie hefftig heraus feurten. Zu Anfang des Augusti ward der Hunger in der Stadt so groß / das nicht allein kein Brod mehr zubekommen: sondern auch alle Pferd / Hund / Kazen / Razen / und Mäuse aufgezehrt waren / und man Brej von Leder / Sejffen und Zuker machen muste / damit sich die Belägerten ein Zeitlang erhielten. Erliche lieffen aus der Stadt / und samleten Schneken und Muscheln. Welches / wann es der König mit etlichen Musquetiern verhindern wolte / offt ein hartes Treffen verursachte / und gar theures Essen war. So wurden auch die in der Stadt nicht wenig mit Vneinigkeit und Anffruhr: die Königschen hingegen mit vielen regierenden Krankheiten geplagt.
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Den 17. September fuhr eine Englische starke Flott von 140 Schiffen / mit 6000. Soldaten / ohn die Schiffleut / von Pleimuth aus / den che man anzünden solte / damit / wann es zum Treffen käme / der Rauch und Dampffden Franzosen das Gesicht benähme. Die Proviant-Schiffe hielten in der Mitten. Den 29. September kamensie in der Insul Re an. Folgenden Tages / fuhr ein Theil derselben durch das wilde Meer / ohugefehr drej Stunde voran / um die Königsche zum Streit heraus zu loken: welche aber in ihrem Vortheil still liegen blieben: der ander Theil folgte Abends um vier Vhr nach. Gegen ihrer Ankunft gaben die von Rochelle sehr viel Freudenzeichen / steken vll Fahnen aus / und leutete mit allen Gloken in der Statt. Wie die ganze Flotte auf die Königsche herzu fuhr: ließ der König etliche Stük aus groben Stüken auf sie thun / und kamen etliche Galeoten des Königs ihr entgegen: da dann auf beeden Seiten tapffer geschossen ward. Die Engelläder hatten etliche kleine Flösse von Weiden und Hol; voran geschikt / auf welche sie etliche Petarden und Feuerwerk gelegt / die Französischen Schiff damit anzu zünden: die aber von den Franzo sen aufgef angen wurden / und keinen Schaden thaten Sie waren im zweiffel wie sie die Sachen angreiffen solten / sonderlich als sie sahen / das sie nicht könten an den Damm kommen. Der König welcher vermeinte / das sie aus den Schiffen steigen / und sich zu Lande begeben würden / besezte das Vfer mit seinem Volk. An dem Haupt der Baj war er selbst mit einer grossen Anzahl Frejwilligen und von Adel. Der Herzog von Angoulesine / und der Marschall von Schönberg / beede Feld Obersten bewahrten die Spize von Coreille / und waren die leichten Pferde / darüber der von Tremouille commandirte / beordert / dem Fußvolk Bejstand zu leisten. Den 3. October / wie den Engelländern der Wind fugte / zohen sie die Segel auf / und fuhren auf die Königsche zu. Da ward in dem ganzen Läger des Königs Lermen geblasen / und begab sich ein jeder zu Pferd und zu Fuß an seinen Ort. Der Streit gieng auff dem Meer tapfer an / und wärte vierthalb Stunde langun welcher Zeit mehr / dann 5000. Schüß aus groben Stuken zu beeden Seiten geschahen. Die Engelländer schossen nicht allein auf des Königs Schiffe / sondern auch die / so am Lande hielten / und das Vfer bewahrten: wie ihnen dann auch von dannen tapffer geantwortet ward. Der König war dazumahl nicht in geringer Gefahr: dann etliche Kugeln vier Schritt von ihm in die Erde gefahren / etliche hart neben und über ihm geflogen: und wiewol die Seinen ihn höchlich baten / das er sich von dannen / aus der Gefahr begeben wolte: bleib er doch an seinem Ort ganz unerschroken / und wolte nicht einen Schritt zuruk weichen. Die von Rochelle feirten mit ihrem Geschüz auch nicht / und kam eine Kugel aus der Stadt auf die Spiz Coreille geflogen / die fünff fürnehme Französische Herren erschlug / und bej nahe auch den Feld-Obersten / samt andern mehr getroffen hätte. In disem Treffen sind auf Königlicher Sei [341] ten doch ???chr nicht / als acht und zwanzig Mann umkommen / und vierzehen verlezt. Aber die Engelländer auf welche man so wol von den Batterejen auf dem Lande / als aus des Königs Schiffen hefftig Feuer gegeben / haben sehr eingebüst / und viel von den ihrigen / samt etlichen Schiffen verloren. Die von Rochelle thaten zwar ihren Hafen auf / und stelleten sich / als wann sie heraus fahren / und den Damm überfallen wolten: dörfftens aber nicht waagen: sondern schikten nur ein Brand Schiff aus / welches sonder Verrichtung / alsbald von den Königschen in Grund geschoffen. Folgenden Morgens / um halb siben / fiengen die Engelländer widerum an zu schiessen: näherten sich aber den Königschen so sehr nicht / wie den Tag zuvor. Das Schiessen beederseits wärte vier Stunden lang: under dessen schikten die Engelländer neun Brand Schiffe under die Franzosen / mit welchen sie diese zu beschädigen / und einen Vortheil zu geminnen / vermeinten. Aber die Franzosen fuhren mit etlichen Barken hinan / zogen sie mit Haken und Seilen bejseits / das sie keiuen Schaden bringen können: und wiewol auf dieselben Barken von den Engeliändern stark wurde Feur gegeben: ward doch keiner getroffen. Darauf weichen die Engelländer wieder etwas zuruk / und liessen die Röcheller in ihrer höchsten Noht steken. Vom 4. biß zun 8 October / war ein solcher Sturm in der See / das die Engelische Flotte sich trennen / und ins weite Meer begeben muste. Nicht lange hernach wurde ein Stillstand zwischen den Engelländern und Franzosen gemacht / und kam der Englische Ritter Montaigu / nach empfangenem sicherm Geleit / zum König in Frankreich / anzeigend / das er Befehl hätte / im Nahmen seines Königes / für die von Rochelle eine Fürbitte zu thun: das Ihre Königl. Majest. Dieselbe in Gnaden annehmen / ihnen die Religions-Frejheit lassen / dem von Subize und Laval perdon ertheilen / und der Englischen Besazung / die in Rochelle läg / Quartier geben wolte. Ihm wurd geantwortet: Der König in Groß Britannien hätte sich der Rocheller halben nicht zu bemühe: Ihre Königliche Majestet in Frankreich wüste wol / wie sie sich gegen denselben verhalten solte. Mit der Englischen Besazung in Rochelle würde man handlen / wie die Engelländer gegen den Franzosen / die sie gefangen hätten / sich erzeigen würden. Das war der Bescheid. Mit den Rochellern war es nun aufs äusserste kommen: Sie hatten all ihr Leder / Stiefel / Schue / Gürtel / Geheng / Nesiel / Pergament / und dergleichen / damit sie sich etliche Wochen / in Mangel anderer Speisen / erhalten / aufgezehrt: Innerhalb sechs Monaten waren auf die 13000. Menschen in der Stadt / mehrentheils von Hunger / gestorben / und noch ungefehr 6000. übrig: die mehr den Todten / als Lebendigen / gleich sahen: so war auch alle Hoffunig / von den Engelländern errettet zu werden / aus: deswegen sie keinen bessern Raht wusten / als zum Könige etliche zu deputiren / die um Gnade bäten. Also kamen / den 29. October / ihrer zwölff ins Läger: und war dem Marschall Bassompierre vom König befohlen worden / das er sie empfangen / und ins Quartier führen solte. Als sie ein [342] Stük Weges gangen: waren sie so schwach und müd / das sie aus den Fü???sen nicht mehr stehen kunten: derowegen gedachter Marschall ihnen Pferde bestelte / auf welche sie geritten / biß sie ins Königs Quartier kommen. Als sie ungefehr hundert Schritt von seinem Losament waren: stiegen sie ab / und ritt der Marschall mit seinen Troppen voran / dem sie zu Fuß nachfolgten. Der Cardinal Richelieu empfieng sie vor der Thür des Königlichen Losaments / und brachte sie zum König. Wie sie vor ihn gekommen / fielen sie alle auf ihre Knie / und redete einer under ihnen / welcher ein Advocat der Stadt war / Ihre Königl. Majest. also an: Allergnädister König und Herr: die eine lange Zeit in einem tunklem Gefängniß gesessen / wann sie wieder heraus kommen / kön̅en das Liecht der Sonnen ohne Verblendung nicht anschauen: desgleichen wir / die eine so lange Zeit in den Ringmauren unser Stadt eingeschlossen gewesen / und jezund vor Euer Königlich. Majest. erscheinen / können deroselben Glanz nicht tragen / sondern müssen mit niedergeschlagenen Augen uns schämen: in Betrachtung der grossen mißhandlungen / durch welche wir Sie schwärlich beleidigt haben. Aber die grosse Gute und Miltigkeit E. Kön. Majest. die wir so offt geprüftt haben / und noch iezund spüren / in dem sie uns so gnädig zur Audienz gelassen: gibt uns Hofnung / das E. Königl. M. uns armen / betrübten und ausgemergelten Vnderthanen / die wir unser grosses Verbrechen erken̅en / und von Herzen bereuen / dasselbig verziehen / und an stat der Straff / die wir verdient haben / Gnad und Barmher zigkeit einwenden werde. E. Königl. Majestet wolle dessen versichert sejn / daß so widerspen̅ig und halsstarrig wir vor disem gewesen: so getreu und gehorsam wir deroselben hinfüro sein werden. Vnd warum wolten E. Königl. Majest. die Stadt Rochelle nicht in Guaden anschauen / in welcher der Herr Vatter / Heinrich der Grosse / eine sonderliche Treu und Affection zu seinem Dienst jederzeit befunden / da er auch in seinen grösten Nöhten und Widerwertigkeiten seine Zuflucht gehabt? Wir bezeugen hiemit / unterthänigst / mit Mund und Herzen / daß wir in dem Gehorsam / den Euer Königl. Majest. wir schuldig sejn / leben und sterben / und ins künfftig uns gegen deroselben / mit der Hülffe Gottes also erzeigen und verhalten wollen / daß sie uns / für ihre getreuste Diener und Vnderthanen erkennen wird. Hierauf hat der König hinwiderum also geantwotet: GOtt wolle / daß dise eure Rede nicht aus der Noht / in welcher ihr jezund stekt / sondern aus einem rechtschaffenem Gemüt / und bußfertigem Herzen herfliesse. Ich weiß wol / daß ihr alle zeit boßhafft und betrieglich gewesen / und euer bestes gethan habt / das Joch der Vnderthänigkeit / die ihr mir schuldig sejd / von euch zu schütten. Nichts destoweniger so verzeihe ich euer Rebellion / und wo ihr hinfüro mir getreu und gehorsam sejn werdet / solt ihr einen gnädigen Herren an mir haben: Sehet nur zu / daß die That mit euren Worten übereintreffe. Nach dieser Antwort ward ihnen des Königs Perdon / samt dessen articulirten Bedingungen vorgelesen.
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Den 30 October zogen von des Königs Völkern in die Stadt vierzehen compagnien Reuter / und sechs Fahnen Schweizer. So bald dieselbe hinein kommen / ward zugleich Proviant hinein gebracht für die in der Stadt / die eine lange Zeit grossen Hunger erlitten hatten / und wurden auf einen Tag zehen tausend Brod aus getheilt. Schreklich war zu sehen / wie die Stadt voller Todten lag / und sahen die überblibene aus / als wann sie keine Menschen / sondern Gespenster wären: also gar / daß sie auch nicht Kräffte gnug hatten / ihre Todten zu Grabe zu tragen / und ein zu scharren. In der Stadt waren noch vier und sechzig Französische und neunzig Englische Soldaten übrig / die sehr elend aussahen / und zur Stadt hinaus wurden geführt. Der König ritt denselben Tag um die Stadtmanuren herum / und rieffen die Bürger und Innwohner zur Stadt heraus: Vive le Roj. Es lebe der König. In zwejen Tagen aber sturben ihrer hundert / die zu geizig gessen hatten. Den 1. Novembris / Nachmittags / that der König seinen sieghafftten Einritt in die Stadt: und war er in voller Rüstung. Vier Compagnien seiner Guardi zohen voran: denen folgten zwej Fahnen Schweizer: hernach die leichten Pferd / und dann die übrigen Compagnien von der Königlichen Guardi. Ehe der König in die Stadt kam / fand er vor dem Thor / an dem Stadt-Graben drejhundert Bürger der Stadt / welche als sie des Königs ansichtig wurden / auf die Knie fielen / und mit einer hellen lebendigen Stimme rieffen: GOtt bewahre den König: der uns armen Leuten so grosse Gnade bewiesen hat. Der König grüssete sie im für überreiten: da giengen ihnen die Augen über / daß er sich so freundlich gegen ihnen er zeigte: da sie zuvor gemeint hatten / er würde sie alle erwürgen lassen. An dem Thor presentirten sich dem König sechszehen Rahtsherren / so noch übrig waren / und thäten Ihr Königl. Majest. einen Fußsall. Der Schuldheiß war nicht dabej: dann er war seines Amts entsezt / und wolte ihn der König. nicht sehen. In der Stadt / auf den Gassen / stund ein Hauffen Weiber / die ganz ausgedörrt und schwarz aussahen / gleich hätten sie im Rauch gehangen Der König heilt still / und sahe sie an / mit grossem Mitleiden: darnach befahl er / daß man ihnen Brod solte geben. Da rieffen sie überlaut: O des frommen Königs? GOTT verleihe ihm ein langes Leben? Aber alle Mauren / Vestungen und Bollwerker der Statt wurden eingerissen und geschleifft / auch etlichen der allerhalstarrigst-gewesenen di??? Stadt verbotten: desgleichen wurde den Bürgern / alle Waffen und Gewehr zu haben / under saget. Das ist allso der Ausgang der lang und hart belägerten Stadt Rochelle. Wer selbige ausführlicher zu lesen Lust hat: der besehe hievon Meterranum im dritten Theil Niderländischer Geschicht: daraus ich diesen Verlauff hin und wider heraus gezogen.
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Dazumal starb König in Spannien Philippus III. und Cardinal Bellarminus zu Rom gieng auch den weg der welt. (Schweden und Polen.) Nach dem sich der jährige stillstand mit Pohlen geendet / kam König Gustavus Adolphus anno 1621. den 1. Augusti mit 160. Schiffen für den Port der haupt-statt Riga in Lieffland / belägerte selbige / und sazte ihr hart zu / die belägerten thaten dagegen etliche wochen tapferen widerstand. Demnach aber die statt wenig gewordene völker innen hatte / auch von Königlicher Majestät in Polen (die damaln wider den Türken zu streiten hatten) zugesagter entsaz nicht ankam / und aber ihre Königliche Majestät in Schweden mit der belägerung schon so weit kommen / daß sie underm Sand-Rundeel Minen verfertigen und selbige mit Pulver füllen lassen / und dahero solcher grossen macht / welche die statt für augen sahe / mit der wenigen űbrigen abgematteten mannsch afft ferner widerstand zu thun und die statt zu erhalten ihnen unmüglich war / als müsten sie sich und die Statt / nach vilen tractaten und handle / am 22. Sept. Ihr Königlichen Majestät in Schweden ergeben und einhändigen / erhielten aber von Königlicher Majestät / ehe der einzug geschahe / Confirmation aller ihrer gehabten Rechten / freiheiten und Privilegien. Anno 1622. Herzog Christian von Braunschweig fiel in Westphalen / und bekam hieselbst eine stattliche beute. Er ließ Reichsthaler münzen / auff der einen seiten war gepreget eine hand aus den wolken / die ein Schwerdt auffgerichtet führete / darunder stund der namme Christian. Auff der anderen seiten dise wort: Gottes Freund und der Pfaffen Feind. Anno 1622. in dem Junio wurde die gewaltige Statt (Neidelberg eingenom̅en.) Heidelberg / eine Residenz und Siz der Chur Fürsten und Pfalz Graafen bei Rhein / von General Tilly und der Käiserischen Armaden belägert. Da dann wegen beschehener dapferer gegenwehr Tilly bald disseits bald jenseits des Necars angesezt / ader vergebens. Bis nach und nach durch unerhörtes Canonieren / abmattung der soldaten und burgeren / nit ohne grossen verlurst des Feinds / der öffter mannlich abgetriben / und übel empfangen worden / sonders in ausfällen / die ausseren werk / von höheren or [345] ten und bergen durch das grobe geschüz commandirt und unsicher gemacht / eingenommen worden. Indessen sezen die losen Croaten mit pferden über den Necar und gienge die vorstatt über. Die alte statt ware bei solchem wesen ni???wollänger zu halten / begabe sich also der Commendant Mervennt etlichem volk in das Schloß / mit betrauren dem Feind und seinem muhtwillen die statt überlassend. Da es dann an ein schänden / sengen / brennen / mörden / plünderen / leutqwelen gangen / daß es kaum zu beschreiben. Hierauff liesse Tilly das Chloß aufforderen / der Commendant aber zeigte an statt der übergab die resolution zu fechten. Doch müste Tilly gestatten bericht zu holen / bei dem General Horatio Veer / der zu Manheim lage. Diser als er zur antwort gabe / er stelle es dem Commendanten zu Heidelberg frei / zu thun was er am besten gegen Gott / dem König und seinem gewüssen zu verantworten werde wüssen. Darauff ward accordirt / und geschahe der außzug der Königischen und des Schlosses übergab an die feinde. Bald hat es Manheim auch gelten müssen / deren sich Tilly (Die Vestung Manheim erobert.) nach nnd nach fast auch durch verrähterei eines soldaten bemächtiget / der General Veer hielte sich so lang und tapfer / als er könte / da die tringend noht / die nit vil disputiren last / sonder befilcht was sie haben wil / darbei ware / als ist auch dise statt und Schloß mit accord dem Tilly zum rauh worden. (D. Pareus has ein traum von etnnemmung der statt Heidelberg.) Wenig jahr vorhin / ehe Heidelberg eingenommen worden / hatte D. David Pareus einen traum / als sahe er die bemelte statt in vollen feuerflammen stehen / und als hörete er groß zettergeschrei und wehfahren. (Regenvolsci us.) Der Kaiser ließ zu Prag einen General Pardon publiciren / des Graaf Schliken abgeschlagenes haupt wider von dem bruken (Anno 1622.) thurn abnemmen / den Pragischen Raht reformiren / die Evangelischen kirchen in der statt zu sperren / das Collegium Carolinum den Jesuiten wider einraumen / und den Evangelischen Predigern aus [346] dem lande zu ziehen anbefehlen. Hierüber beschweret sich Chur Sachsen bei dem Fürsten von Liechtenstein. (Vnglük vor Hamburg.) Den 12. Julij auff Mariae Heimsuchung abends zwischen 6 und 7 uhr / trug sichs vor Hamburg auff der Elbe bei der neuen Mülen zu / daß Peter Jansen / welcher mit seinem wol beladenen schiff nach Malcha willens war / vor dem ablauff vil vornemme leute aus Hamburg auff dem schiff zu Gast hielte / und ihnen under anderen dise ehre anthat / daß er seiner stuke etliche lösete / wodurch das feuer ohn versehen das Pulver ergriffe und alles / was im schiff war erbärmlicher weise in die höhe warff / da dann in die 40. vor nemme mans- und weibs-persohnen mit ihren kleinen noch unerzogenen kinderen elendiglich umkamen. (Carpezan last sein weib hinrichten.) Der Mansfeldische Obrister Carpez an ward neben anderen Officirern von dem Mansfelder zu gast gehalten. Wie sie nun mit einander etwas bezechet waren / ward disem Carpezan im schimpff und ernst / ob hielte seine fran mit einem anderen zu / angemeldet. Carpezan machte sich angesichts von hier nach seinem Ovartier / ließ einen Prediger holen / und sagte / er solt sein weib absolviren / dann sie müste sterben. Der Regiments-scharffrichter ward auch gefordert / diser erschrak / daß er seines Obristen Weib richten solte / stelte sich ganz weigerlich an. Die gute (ob unschuldige? weiß ich nicht) Frau / fiel ihrem Herren dem Obristenzu füssen. Er aber voll zorns / risse des Scharffrichters Schwert an des Scharffrichters seite aus der scheide heraus / blössete ihr den Hals / gleich wolte er selbst ex eqviren. Der Scharffrichter / dem bei disem handel der muht fast entsunken war / meinte nicht anders / es wurde zulezt ihm auch gelten / riß derowegen dem Obristen das richtschwert wider aus der Hand / und hieb damit der guten Frauen ihren kopf vom Hals herunder. Hier auff ließ sie der obriste / dem sie 5 lebendige kinder zur Welt geboren hatte / begraben / und zog wider von dannen. Als nun diser qvasi schöner vorgegangener Actus under den leuten kund war / wolte niemand mit disem Frauenmörder zu thun haben. Eins mals kam er in Holand / da lieffen ihm die weiber und kinder auff offentlicher gaß nach / und hette wenig gefehlet / daß er nicht were mit steinen zu tode geworffen worden. (Ein häpscher fund der kinder loß zu werden.) Die Patricij zu Bergen in Norwegen / damit nicht alsobald jedermann allhie zum Kauffmann wurde / erdachten dises nicht [347] lobhafftes Meisterstuk / daß / wann die Kauffmans-jungen ihre Lehr-jahr ausgestanden hatten / und sie nunmehr auch zum werke selbst greiffen wolten / sie mit Rutben / gleich weren sie noch Schulknaben / von etwa zwölff jahren / da theils wol das zwanzigste / und mehr erreichet hatten / musten gestrichen / und mit einem an ihnen angebundenen strik / ins Wasser under die Schiffe durchgezogen werden / worüber manches mahl ein Todter für einen Lebendigen wider heraus gezogen ward. Einsmals straffte der Pfarrherr dises so Menschen verderbendes Meisterstuk offentlich auf der Kanz???l. Aber da war niemands anheim / den dises angieng. Musten hernach redlich dar für büssen / dann nicht lang nach disem entstund ich weiß nicht wovon / eine erschrökliche Feursbrunst in diser Statt Bergen / welche fast aus einer so Seereichen Statt ein kleines geringes (Gebäu der Catholischen versamlung in Londen ein gefallen / wor von vil Personen samt ei nem Jesuiten erstiket.) Dörfflein gemacht hätte / wann nicht were besser zugesehen worden. Den 5. Novembr. N. K. dises 1623. Jahrs haben sich auff die vierhundert Engelländisch Catholische in des Span̅tischen Ambassadors Behausung / zu Londen bei einer Predig versam̅let / darùber das Zimmer eingefallen / und auf die 90. Personen erlegen und erstiket / darunder auch der Prediger / ein Jesuit / namens Druery gewesen. Zeilerus. Anno 1624. ward ein Leutenant Catholischer Religion neben (Wundergeschicht mit Johan̅ Arnd gebättbuchs) seinen undergebenen zu Langengons / Landgraff Friderich zu Hessen zugehörig / ins Quartier verleget / wie diser Leutenant einsten ins Pfarrhaus spazieren gieng / da gleich der Pastor Herr M. Justus Geilfusius seiner Geschäffte halber aussen war / sahe dises Leutenants Trompeter des Herren Arndts Paradeis-Gärtlein / Anno 1621. bei Johann Beythman zu Jähn gedrukt / in schwarz Leder eingebunden / mit Gold und grünen Bendern wolgezieret / im Fenster ligen / nam es / eine weil darin zulesen mit ins Wirtshaus / wie aber dises der Leutenant innen war / risse ers den 7. Jan. Nachmittags dem Trompeter aus den händen / eilete geschwind aus der Stuben in die Kuchen für den Ofen / und warff das liebe Buch in die volle Glut / blid eine Viertel stund darbei stehen / und gieng also zu dem Trompeter sagende: Nun suche dein Buch / es ist nun wol aschen: Eine weil nach disem wolte die Würthin disem Leutenant ein paar Hüner braten / zog derowegen eine Schüssel voll Kohlen [348] aus dem Ofen / und zugleich das obgedachte Bättbuch ganz unversehret wider mit heraus / dessen erschrak die gute Frau / sagte doch zu den Umstehenden: Nun liebe Kinder / wie der liebe Gott die drej Män̅er im feurigen Ofen erhalten / also hat er auch dises liebe Buch im Feuer erhalten / so lasset uns nun bej Gottes Wort beständig bleiben / und darvon nicht weichen. Ob nun wol die Würthin aus liebe / dises Buch gern behalten wolte / ward es doch von der Obrigkeit von ihr abgefordert / und dem Hauptman zu Giessen zugeschiket / von hier aus ließ es Landgraf Philipp naher Buzbach abholen / da es dann in der Fürstlichen Bibliothec zur ewigen. Gedächtnus verwahret wird. (1625. Grausame Pest. in Engelland.) Diß Jahrs grassirte eine solche grausame Pest in Engelland / daß in einer Wochen zu Londen 4870. Menschen daran gestorben / und ganze Gassen lär gestanden. In der Statt Neapels hat sich nachfolgende sehr traurige geschicht begeben: (Traurige mordgschicht zu Neapels.) Es war allda eine vierzig-jährige Edle Weibsperson / von ehrlichem Geschlecht / und tugendl ich geführtem Leben / welche im Wittibstand / und wegen wassersucht ihres Leibes zuschwellen angefangen / auch der bauch sich (Narsdörffer.) also erhoben / das ihre zween leibliche / albereit erwachsene söhn anders nicht ver meint gehabt / als ob ir gend durch fleischliche wollust sie solche geschwulst empfangen hätte / und darvon mit einem Kinde schwanger gienge. Sie betrübten sich hierüber / und wurden endlich durch des bösen Feindes anleitung / ihrem geschlecht / von vermeintem schimpf und schande abzuhelffen / dahin bewogen / das mit einstimmung des einen / der ander seine leibliche Muter / durch einen schlag jämerlich erwordet: so auf dem Lande und ihrem Adelichen Erbsiz geschehen ist: Von dannen sie sich ganz heimlich wider in die Statt Neapels begeben haben. Als der Todschlag ruchtbar / und solcher den Söhnen angezeigt worden / haben sie sich ganz kläglich gestellet / und alsobald die Muter besichtigen zulassen b???gehret. Das Gericht befindet den tödlichen Schlag / und stehet in
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den gedanken / als ob die Muter / zu abhelffung ihrer vermeinten offentlichen schande / mit dem beigelegten eisernen keil sich selbsten erschlagen hette. Sie wird daher auffgeschnitten / aber kein schwanger / sondern nur ein wasser süchtiger leib gefundè: deßwe gen sie auch ehrlich begraben worden. Acht tag hernach stirbt auch der eine hinderlassene sohn / aus grosser betrübnus seines Herzens: dem andern aber / so den tödtlichen schlag gethan / wachet in der einsamkeit auch das gewissen auff / er gehet selbst hin zu dem Gericht / bekennet seine schuld / und bittet um das recht: so er auch erlangt hat. Und wurde ihm erstlich seine rechte hand abgehauen: hernach mit einem hölzinen schlegel / wie einem Ochsen vor das haupt geschlagen / davon er zu boden fiel / aber noch lebte: weiter ward ihm das Herz aus dem leibe gerissen / und zweimal auff den mund: folgends das Haupt geschlagen / und der leib in vier stuk getheilet / welche bis auff den abend an einem daselbst auffgerichten holz hangen bliben: aber / wegen der adelichen freundschafft / so dann begraben worden sein. Welche klägliche geschicht wol under andere dergleichen zu sezen / und eines und anders dabei zu beobachten ist. Als nun bis daher / nit wenig zeit / der General Tilly / Fridländer und die Käiserische partei hin und her fortgesezet / sich viler stätten und länder bemächtiget / ein und das ander Fürstentum / Graafschafft und andere Herrschafften eingenommen / oder sonsten Fürsten und Herren auff die seiten gebracht / und fast nichts mehr scheinte übrig sein dann die noch übrige. Evangelische / welche noch ihre freiheit genossen / völlig under das joch zu bringen / die under fahung Erz Bistum / Bistum / Abteien und des gleichen da und dort wider anzuforderen / werkstellig zu machen / und hiemit eben alles auffs äusserste kame / da wolte Gott der Herr den seinen zu trost und schuz milderung schaffen / daß es geheissen Homo Proponit, Deus disponit: die menschen nemmen ihnen vil für / aber Gott ist Oberherr und regierts nach seinem gefallen.
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(König Gusta vus Adolphus macht friden mit dem König in Polen.) König in Schweden Gustavus Adolphus macht indessen friden mit Sigmund König in Pohlen / und geruhete der Fridensschluß auf folgenden Puncten: I. Der Pole solte sich ins künfftig des tituls / was zu Schweden gehöret / enthalten. Und der Schwede sich aller ansprach in Polen entäussern. 2. Solte der Pole in Schweden / und der Schwede in Polen volk zu werben macht haben. 3. Solte der Pole auch des Schweden feinde / absonderlich aber dem Hause OEsterreich / kein volk noch andere hülffe zu schiken / auch in seinem Königreich volk zu werben nicht gestatten. 4. Diser jezo gestiffteter Fride solte 10. jahr wehren. Aber es ward diser Fride nicht gehalten / bis der Schwede die Polnischen zu Felde schlug / solches wirkete einen 6. jährigen beständigen stillstand / welcher 27. Puncta in sich hatte / under (Komt auff den Teutsche̅ boden / wiewol nit ohne widerstreben) disen beiden Königen. Hierauff ward Gustavus Adolphus / zweifels frei aus Göttlichem trib bedacht / weilen er das kriegswesen aus schon gethanen proben nit übel verstunde / sonder dis handiverk aus dem fundament gelehrnet und zu treiben wuste / sich mit sei nen under haben den völkeren auff den Teutschen boden / den betrangten hilff zu leisten / zu begeben. Vorhin aber sollen sromme leut gesichte gahabt haben / von einem Löwen von Mitternacht kommend / ein schwert haltend / damit die feinde zuruk zu treiben. Es wurden aber / ehe die Stände in Schweden sich könten oder wolten hierzu verstehen / allerhand in weg gestreuet. Die gefährlichkeit der sachen / die erforderliche grosse summa gelt und mittel / der zweifelhafftige aus gang / darum besser were in dem seinen zu bleiben / und sich nit in andere sachen zu mischen / sonst möchte man noch darzu um das seine auch kommen. Die macht / gewalt / ansehen der widerpart und deroselben grosser anhang. Das schon so lange zeit geübte / daurhaffte kriegsvolk / desselben sterke / grösse und vile. Die erfahrenheit der Generals-persohnen und Officirern / welche nit wurden auff Polnische manier kriegen. Die geringe assistenz und beistand so man zu gehoffen / und daß es eben von weitem aussehen und die sach mehr als hochbedenklich seje.
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Der König aber und die es mit ihme gehalten / wusten gar herrisch / artig und wol beredt dis alles abzulehnen oder zu widerlegen oder geringschäzig anzugeben. Gottes ehr / das allgemeine heil und wolfahrt / der Kirchen Christi äusserste noht / solte allem billich vorziehen. Die gerechte sach bestehe eben nit auff menschlichen kräften und seje es bei Gott dem Herren gleich eins durch wenig oder vil zu helffen / und dem schwächeren für dem grösseren kraff izu geben. Der stolz / hochmuht / tyrannei / gewaltthätigkeit / pravieren der feinden seje auffs höchste gestigen / und hiemit dem fall am nächsten. Jener trozige Minister und Feldoberster habe ohn vergebens / bei dem benach barten König / seiner principalen vorhaben fürschiessend ausgelassen / was noch übrig / wer auff solcher blutigen mahlzeit das confect und leztere trachten machen / und Herr auch des Balthischen Meers sein werde. Gelt und volk wurde der jenige Herr verschaffen / welcher der seinen seuffzen / thränen und jahmer ansehe / erhöre und nit ungerochen lasse. Das gewüssen verbinde jeden dis fals der etwas thun könne / der allgemeinen tringenden noht und Interessirten beizuspringen nach vermögen / der ausgang müsse Gott dem allmächtigen überlassen werden und sollen die menschen ihr schuldige pflicht und amt erstatten. Es seje besser den feind auff fremdem boden suchen / als ihn lassen auff den seinen kommen / (Niderland) und was desgleichen mehr möchte pro & contra fürgefallen sein. Prinz Heinrich Friderich von Uranien belägerte dazumal Herzogenbusch. Graaf Heinrich von Bergen schrib an den Gubernatoren in Herzogenbusch / welches endlich den Staden per accord über geben ward. Die darinn gelegene Spannische besazung müste ausziehen / und verlohren hiemit zugleich Wesel. Die Spannischen liessen disen aus gezogenen Commendanten enthaupten. Die Staden bemächtigten sich vil örter in dem lande Eleve und Berge. (Jahr Christi 1629.) Den 21. Julij dises 1629. Jahrs hat der Stral zu Nagolt im Würtenberger land einem zwölff jährigen Mägdlein die kleider (Wunderbar licher Stralstreich.) auff dem Ruken samt den schuhen zerfezet / es zuboden geworffen / und nächst um sie her drei löcher in die Erden geschlagen / dem Mägdlein hat man blaue striemen am Ruken gesehen / Gott hat es doch beim leben erhalten. Einem Baursmann aus dem benachbarten Fleken Botnang hat eben selbigen abend der Stral durch [352] die Garben / so er auff dem Kopf truggeschlagen / und ihn am gesicht verbrandt. Schwelins Würtenberg. Chronic. (Königs in Schweden ankunfft.) Weil dann nun König Gustavus auff seinem vorhaben beständig verbliben / ward in Gottes namen der Ständen schluß und sein begeren eines / und sagte der König: Er trauete GOTT und seiner gerecht vorhabenden Sache / die er zu Beschüzung des H. Evangelii vorhätte. In seinem Wappen führte er einen Goldgelben Löwen / von Qualität und Tapfferkeit war diese Zeit kein Potentat ihm gleich. Seine Freund- und Leutseligkeit leuchtere menniglichen ins gesichte. Seine Obristen waren diser zeit Herr Gustavus Horn / Wolff Heinrich von Baudis / Herr Johaan Banner / der Graaf von Thurn / Maximilian Teuffel / Achatius rod / Herr Dieterich von Falkenberg / Winkel / Leßle / Kniphausen / der von Viztum / Muzefall / Herr Lecnhard Torstensohn / Herr Tubald / Stallhans / und Schlange. Der König ließ eine Deduction-schrifft / aus was Ursachen er auff den Teutschen boden käme / publiciren und (Vrsachen warum der König in Teutschland kommen.) ausgehen. Dises ohngefährlichen inhalts: 1. Daß der Fridländer seine schreiben an den Fürsten in Sibenbürgen haltend / auffgebrochen / und den botten in gefängliche hafft genommen hette. 2. Daß derselbe die Schwedischen schiffe confisciret / und sich ein General des Baltischen Meers genant. 3. Daß seine gesandten zu den Fridens-tractaten mit dem König in Dännemark zu Lübek nicht admittiret / sondern ihnen nicht allein die statt Lübek / sondern ganz Teutschland bei leib und leben verbotten worden were. Und 4. Daß die Käiserlichen dem König in Polen widerrahten mit Schweden friden zu schliessen. 5. Doch solten alle Evangelische Reichs-glider seiner ankunfft genugsam versichert sein / daß ihnen dieselbe nicht schaden zufügen solte / sondern er wolte disen mit Gott vorhabenden krieg / bis alles wider im stande / wie es vor dem krieg und zwar anno 1617. im Römischen Reich gewesen / gesezet wäre / continuiren. So bald er aus dem schiffe auff den Teutschen boden trat / fiel er auff seine knie vor die Armee nider / und bat herzgründlich zu Gott um glüklichen fortgang seines / Gott zu ehren / vorhabendes werk / also:
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Ach Gott / der du über Himmel und Erden / auch über das Meer herrschest / wie soll ich dir immer danken / daß du mich dise gefährliche reise also beschüzet hast / ach ich danke / ach ich danke dir aus innerstem grunde meines herzens / und bitte / wie du weist / daß diser mein zug und mein intent / nicht zu meinen / sondern einzig und allein zu deinen ehren / und deiner armen bedrängten kirchen zu trost und hülffe angesehen und gemeinet ist / du wollest mir auch / so fern das stündelein / welches von dir bestimmet / verhanden / ferner gnade und segen / sonderlich aber gut wetter und Wind verleihen / damit ich meine hinderlassene Armada / welche ich aus mancherlei Nation versamlet habe / mit frölichen augen bald bei mir sehen / und dein heilig werk fortsezen möge / Amen / Amen. Er sagte ferner zu den Officirern / je mehr betens / je mehr siges. Als er in die an der Oder gelegene statt Wollgast ein- und (Abermali ges gebett.) auff das darinn gebauete Schloß zog / stritte in den Wolken ein Adler mit einem recht ergrimmeten Löwen. Wie die in Schweden gelassene Armada noch nicht nach seiner gemachten rechnung ankam / fiel er abermals auff seine Königliche knie / und seuffzete zu Gott also: Ogerechter Gott vom Himmel / dir ist ja bewust / daß meine kriegs-expedition nicht aus frevel / sondern zu deiner und des Evangelij ehre angefangen. Derohalben gib doch wind und wetter / daß meine in Schweden hinderblibene Armee mich bald erfreuen möge / Amen. Bald wandtt sich der wind / und brachte die ganze Schwedische Flotta über den Hafen durch die Schweine (also heisset der Fluß) an Stetin. Er nam Stetin und Stargard ein / und machte eine verbündnuß mit Herzog Bogislao in Pommeren. (Pommeren.) Herzog Bogislaus entschuldigte sich gegen dem Käiser wegen einnemmung des Schwedischen volks / verlohr aber hiedurch alle Käiserliche hulde. Eins mals entdekte seiner (des Königs) Capitainen einer seinen ihm anvertrauten anschlag einem Käiserlichen Officirer / und ward darüber mit seiner ausgecommandirten parthei von den Käiserlichen geschlagen. Zu disem sagte der König: (Weiferede des Königs.) Es gebührete eines dapferen soldaten oder Obristen hembde nicht zu wissen / was das herz im schilte führet. Zog hierauff in Me [354] chelnburg (Magdeburg) / nam Damgard und Riebniz ein. Die statt Magdeburg und der Administrator Christian Wilhelm fielen auff des Königs in Schweden seite. Der König schikte ihnen zum Commendanten in der statt Herren Dieterich von Falkenberg. Der Administrator zog nach Hall an der Saal / bemächtigte sich der Graafschafft Mansfeld. Die Käiserlichen namen bei Magdehurg Brose / Schönbek an der Elbe / auch Calbe und Wertin an der Saale ein. Herzog Franz Carl von Sachsen Lawenburg samlete an der Elbe / dem König in Schweden zu gute volk. Wolte von Razeburg auff der Wackeniz nach Lübek schiffen / aber er ward von dem Pappenheim ertappet und gefangen. (Vngaren.) Der Ungarische Palatinus schrib an Ragozky in Sibenbürgen also: Es verwundert uns hoch / daß ihr euch für einen Fürsten in Sibenbürgen auffwerffet / da wir doch wol wissen / daß euer verderben daraus folgen wird / und köntet ihr auch bei eueren gränzen mit mehrer Reputation / als ein vermeinter Fürst in Sibenbürgen leben / dann es ist weltkündig / und haben es neulicher zeit vil exempel an tag geben / daß die jenigen / so von ihrem Herren abtrünnig und meineidig warden / und sich in eine sache / so ihnen unmüglich hinaus zu führen / gesteket / von Gott höchlich gestraaffet / und zu boden gestürget worden sind. Demnach warne ich euch / wollet ihr nun von euerem vornemmen abstehen / so erbieten wir uns euch bei der Käiserlichen Majestät völligen Pardon zu erlangen / daß wir sonsten euer Person nicht / sondern des lieben vatterlands halben thun wollen. Responsio. Daß das herliche Königreich Ungaren mit einer unzeitigen geburt zum Palatino versehen / ist sehr zu beklagen / wir haben seine hochtieffe verwunderung mit schmerzen angehöret / und wäre solche thörichte fantasei um etwas nach den heiligen Weinacht-fejer-tagen verschoben worden / hetten wir es einem Fastnachts-traum zugemessen. Dann / daß uns / die wir aus den ältesten häuseren und geschlechten entsprossen / von einem solchen aberwizigen Ungarischen Ochsen-knecht gerahten wer [355] den wil / das jenige Fürstentum / so uns ohnz weifels / in so vilen widerwertigen meinungen / die Göttliche Providenz selbst auffgeladen / aus vergeblicher zaghafftigkeit / oder Papirenen schreken zu verlassen / und villeicht den Spannischen Ungarischen Sclaven in seine ungewaschene hände zu übergeben / were vor der ganzen Welt spöttlich. Daß wir aber einem Meineid darüber begangen / oder von unseren natürlichen Herren abtrünnig worden / wird der wahnsinnige rahtgeber uns mit wahrheit nicht beibringen können. Vermutlich aber ist daraus / daß ihm sein ungewaschen maul von dem Ochsen-staub so verschleimet worden / daß es ihm bisher die Donau nicht abwaschen können. Wäre derowegen hingegen unser wol memender raht / daß er seine spazieren geflogene sinne wider zusamen klauben / dem Vatterland treulich vor siehen / und nicht in Hundestagen mit schlitten zu fahren / oder in den Weinachten gras zu mäjen ihm vornemmen möchte. Wider Käiserliche Majestät haben wir wissentlich nicht mißhandlet / so pardonirens bedörffte. Weiln aber Herr überwiziger Palatinus villeicht mehr misgehandelt / als er zuver antworten weis / möchte er in kurzem selber nicht genugsamen Pardonbekommen können. Das jhm aber schlieslich unser Person zu gering sejn wil / ist dem gemeinen Sprüchwort zuzumessen / das ein Ochsendrek nichts nüze / wann er nicht nach der Herberg schmeket / mit welcher er seine ungesalzene Abmahnung der gebühr nach condiren und abwürzen kan. (Spinola und Kleseltod.) Den 15. Septembr. starb Marggraff Ambrosius Spinola / Gubernator in Meiland / und General des Spannischen Kriegsvolks in Italien. Auch gieng dise zeit mit tode ab der Cardinal Clesel. (Teufels spil.) In Mäiland liesse sich der teufel in der gestalt eines mans etwan von 50. jahren / in einer kutschen leibhafftig herum führen.
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(Jahr Christi 1631. Versamlung zu Leipsig.) Den 8. Februarii ward zu Leipzig ein Convent gehalten / nebenst andern vornehmen / und hie unbenannten Persohnen / befunde sich allhier Ihr Churfürstliche Durchl. zu Sachsen und Brandenburg in Person. Der Schluß war under anderm: Die Werbung der Völker. Auch machte der König in Schweden eine verbündtnus mit dem König in Frankreich / und zog in Mecheln. (Königs in Schweden reden und thaten.) Aus dem angesichte dises Hochtapfern Generosischen Königs / und hochansehenlicher Statur seines Leibes / leuchtete eine sonderbare Majestät / so andere bald zur forcht / bald zur liebe gegen jhme bewogen. Machte sich gar gemein mit seinen Soldaten / heißte sie Brüder. Damit aber hierdurch sein ansehen nicht verringert wurde / ist er auch dar bei hizig / schnell zum zorn gewesen / wie dann die Generosen Geister / und dapfere Gemüther / wegen ihres subtilen geblüts / auch feur bej sich haben / und behende geschwinde bewegungen und resolutionen / und darff sich nicht lang vil schwefel und pulfer solches anzuzünden. Vnder anderm redete er Herzogen Johan Albrechten also an: Meine Reise gehet auf Magdenburg / und solches nicht mir sondern den Evangelischen zum besten / zuentsezen. Wil mir niemand bejstehen / so ziehe ich wider zuruk / mache mich in meinem Orth fest / biete dem Käiser einen Accord an / und ziehe nach Stokholm / Ich weiß der Käiser wird den Accord eingehen. Aber am Jüngsten Gericht werdet ihr Evangelischen angeklagt werden / daß Ihr bei dem Evangelio nichts habt thun wollen / es wird auch euch vergelten werden. Nach disem machte er mit ihrer Churf. Durchl. zu Brandenburg wegen Spandau und Cüstrin eine verbündnus. Wie er nun sahe / daß Ihre Chur Fürstliche Durchlenchtigkeit über dise handlung traurig wurden / sagte er also: Ich kan den Churfürsten nicht verdenken / daß er traurig wird / in Betracht / daß ich gefährliche Sachen begehre / thue solches aber nicht mir / sondern Ihme / seinem Lande / und der ganzen Christenheit zu gute. (Frankfurt an der Oder eingenom̅en.) Dazumal gienge wider alles verhoffen der Käiserischen / der mit dem besten kriegsvolk und gewaltigen Officirern besezte paß / die statt Frankfurt an der Oder über / und ward durch des Königs in Schweden tapferkeit erobert / so das selbiger actus und that des [357] Königs für eine gewunnene haupt-schlacht zu halten wäre / wie es der König den Fürsten und Ständen berichtet hatte. Da merkte Tilly anheben / mit wem er zu thun hätte. (Der statt Magdeburg einnam und greuliche ver wüstung.) Im gegentheil galte es der statt Magdeburg / welche einnemmung weitläuffiger muß beschriben werden / wegen des greuels der verwüstung und denkwürdiger traurgeschichten / so sich darbei verloffen und zugetragen / welches von einem also beschriben wird: Nachdem die Käiserliche Armee / under dem Generalat des Graafen von Tylli / im Jahr 1631. ins Stifft Magdeburg gemarchirt / und denen Magdebürgern eine Schanz nach der andern / samt den Aussenwerten abgenommen: haben sie sich darauf mit ganzer macht hinder der Stadtwerk geleget. Deßgleichen gieng der von Pappenheim / mit fünff Regimenten zu Fuß / über die Schiffbrut / bej Schönbek / welche kurz zuvor von dem General Tylli verfertiget worden / und schlug sein Feldlager in dem roten S???e / vor die Neustadt auf. Derwegen solche von den Magdeburgern halb eingeäschert: damit die Käiserlichen von daraus ihnen keinen Schaden zufügen möchten. Den 24. Aprill / Morgens frühe / ist der Graaf von Pappenheim in die halb abgebrandte Neustadt gezogen / hat etwann zwejhundert Mann auf der Gassen gegen der Altstadt in Bataille gefunden: auf welche er hundert Mann angehen lassen: Jene aber / nachdem sie zwejmal Feuer gegeben / haben sich in die Altstadt retirirt. Darauf Pappenheim an vier Orten / gegen der Stadt angefangen Lauffgräben zu machen: woraus die Magdeburger erst recht verspürt den Ernst des Tylli / die Stadt zu belägern: welches / weil es ihnen vorhin nicht glaublich gewesen / nicht wenig Kleinmühtigkeit bej ihnen ve rursacht: angesehen sie schlecht mit allerhand Noht turfft zur defension sich gefast gemacht hatten Ohnangesehn nun gleich zimlich viel Soldaten entweder entlauffen / oder für Hunger / und an dem Commiß Bier / welches etliche ehrloß gebrauer und verfälschet / gestorben / und die Anzahl der gesunden nur in 2000. zu Fuß / und 250. zu Pferde / bestunde: verursachte doch die vor Augen schwebende Gefahr und Noht / daß so wol Einwohner / als Soldaten / ihr bestes zu thun resolvirten / und dazu allerhand Anstellungen machten. Damit nun dem Feind der Muht nicht zu hoch wuchse / ihrer vielfältigen Retiraden und verlassenen Aussenwerke halben: hielten etliche aus der Bürgerschafft und andern Officirern bej dem Obristen Falkenberg / als Commendanten / an / um Erlaubniß eines Ausfalls: welches derselbe / wegen Mangel des Volts / anfangs schwerlich / aber doch endlich gleichwol verstattet. Worauf auf einen Tag / kurz nach Einnehmung der Neustadt / drej Ausfäll geschehen. Den ersten thäte der General Major von Ambsterroth / mit etwann vierzig Mann / an der Neustadt / nam dem Feind die Schanztörbe und andere Gewehr / imgleichen Schippen und Spaden ab / erlegte auch in dem Lauffgraben sechzehen Mann / und brachte zwej Gefangene ein.
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Den andern thäte der von Falkenberg / durch den Obristen Lieuten??? Trost / auf den Marsch / mit etlich hungert Mann zu Roß und Fuß. Die den Feind so weit trieben und ängstigten / das er schon anfieng Quartier zu ruffen: hatten auch selbiges mal / da sie nur drejhundert Mann stärker gewesen / den ganzen Marsch und rohte Hornschanz wieder einnehmen können: Weil aber die Käiserlichen mit einem Regiment den ihrigen / allbereit geschlagenen / suc currirten / haben sie müssen zuruk weichen: wiewol dennoch der Käiserischen über anderthalb hundert Mann todt geblieben / und der Magdeburger nur wenig. Der dritte Ausfall geschahe in die Neustadt / und wurden von ihnen / in den Lauffgräben etwa vierzig Mann niedergemacht: auch gute Beuten erobert. Den Abend zuvor / ehe solche Ausfälle geschehen / schikte der Graaf von Tylli einen Trompetter mit drej Schreiben / von Wester hausen aus / in die Stadt: darunder das erste an den Administratorn / das ander an den Raht der Stadt / unddas dritte an den von Falkenberg / gerichtet. Vnder dessen ist dennoch mit der Belägerung unablässig fortgefahren. Massen der von Pappenheim / von der Neustadt her / in kurzem dergestalt biß an den Stadtgraben geapprochirt / daß den Magdeburgern das Geschüz wenig mehr nuzen können. Doch haben sie darauf ein Stük auf den hohen Pforten Thurn gebracht / und viel von den Käiserischen damit erlegt. Nachdem auch in gedachter Neustadt vier Battereyen verfertiget: spielte man den 7. Maj / von dannen mit sechzehen Carthaunnen auf die Stadt. Es war damals alles zum Sturm bereit: weil aber der hohe Pforten Thurn / und das steinerne Rundel dabej / denselben Tag nicht ganz könte gefället werden: muste es noch verbleiben. Doch sind schon zwanzig Man̅ / durch einen Keller / an dem Stadtwall gewesen / die sich eingraben sollen: aber durch einen Ausfall wieder vertriben / zween davon gefangen / und einer erschossen worden. In der Stadt war damals Alarm / und alles im Gewehr. Tylli vermeinte / die Stadt würde irgend wollen accordiren: aber sie gedachten an nichts wenigers / sondern hielten sich gefast / biß der Handel angienge. Mittlerweil blizte man dermassen mit Stüken und Musqueten gegeneinander / daß der Erdboden zitterte / und es Kugeln gleichsam regnete: wurden auch des Nachts viel Feuerkugeln in die Stadt geschossen: aber behutsam von den Magdeburgern gedämpfft. Hiernächst geschahe der vierdte Ausfall / wodurch / in den Lauffgräben an der Südenburg / in die sechzig Mann aufgeräumt: aber die Tyllischen kamen dennoch zu ihrem Zwek: daß sie am Hasdek durch die Futermauren brachen / und vier Geschüz darein senkten / mit welchen sie auf die Vormauren und Zwinger an gedachter Pastej stark gespielet. Den 8. Maj um Mittag fertigete der Graaf von Tylli abermal einen Trompetter in die Stadt mit drejen Schreiben / 1. an den Marggrafen Christian / 2. an den Raht und Burgerschafft / 3. an den Falkenberg. Dieser Trompetter wurd in der Stadt behalten / biß auf den 10. Maj / da man ihn mit einer Antwort wieder abfertigen wollen / wann nicht die plöz [359] liche erbärmliche Eroberung der Stadt underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver / mit grossen Stüken zu spielen / mehr übrig gehabt / und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht / daß mehr Hand und Wassermühlen / Pulver zu mahlen / angerichtet worden: welches wann es zeitlicher wäre geschehen / hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen können. Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj / aus dem Tyllischem Lager / Tag und Nacht mit grossem Ernst getrieben / biß auf den 9. Nachmittag / da sie inne gehalten. Mit welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen / daß sie darinn steken bleiben / und das Werk nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint / den Thurn von der hohen Pforten in den Graben zu fällen / und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen / und ein alt Rundel an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger / an dem neuen Mark in der Neustadt / ward auch mit acht Carthaunen gespielet / und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber kunte nicht beschädiget werden. Bißher ist kurzlich berichtet / was vor der Eroberung / beede Theile gegen einander tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang n̅d Ruin der Stadt erst recht beschauen. Nachdem / vorerwehnter massen / den 9. Maj / Nachmittags / die Tyllischen zu canoniren nachgelassen / auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf von Tylli vorhabens war / wegen Anzug des Königs von Schweden / wann er je die Stadt mit Sturm nicht erobern könte / das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der Stadt vermeint / die Tyllische schikten sich zum Abzug / und würde nun nichts weiter tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze Soldatesca / neben ganzen Bürgerwache / auch den Reutern / die mit ihren Pistolen und Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen / unangesehen sie gleich andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können / die ganze Nacht über die Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß / und zur Ruhe gangen. Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den Sturm darauf angefangen / wie folget. Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten / wie man die Sache angreiffen solte / und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet / ob ein Sturm zu versuchen / weil er besorgt / es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das Exempel mit Mastrich angeführt / da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen / und die Bürger heimgangen: hat man beschlossen / daß der von Pappenheim / neben den Gronsfeldischen / Wanglerischen und Savellischen Regimentern / [360] das grosse neue Werk an der Neustadt: Her zog Adolph von Holstein / das das Hornwerk vor dem Kröter Thor: Graaf Wolff von Mannsfeld den Hejdek: und dann drej Käiserliche Regimenter das neue Werk auf dem Marsch / zwischen der Brüken und dem Wasser / anfallen solten: damit also der Sturm zugleich / wann man mit dem groben Geschüz eine Losung geben würde / an allen vier Orten angienge. Welches doch nicht geschehen können / weil gar keine Presse an keinem Ort geschossen / auch die Gräben nicht ausfüllet gewesen. Der Graaf von Pappenheim aber hat an seiner Post einen grossen Vortheil gehabt / nemlich einen truknen Graben / keine Brust-noch-Streich Wehr an den Wall / und den Wall ganz Thal hangend / daß man leicht solchen ersteigen mögen. Derhalben hat er ihm die Sache an seinem Ort ejfrig angelegen sein / die Nacht über alles zum Sturm verfertigen / an den Wall Sturm Leitern legen / Stafflen darein hauen / und die Palissaden ausreissen lassen / auch anders mehr angeschaffet. Der General Tylli aber ließ selbigen Morgen noch einmal Kriegs Raht halten / ungeachtet allbereit den vorigen Abend der Sturm einhellig beschlossen: also gar zweiffelte man an glütlichem Erfolg. Darüber es sich dann mit dem Anfall / biß nach sieben Vhren verfogen. Dann als in der Stadt den 9. Maj / beschlossen war / den Tyllischen Trompetter / mit einer Resolution / auf künfftigen Morgen / als den zehenden dieses / wieder ab zufertigen: underdeß aber Bürger und Soldaten die ganze Nacht / wie vorgemeldt / auf dem Wall gewesen / biß der Tag angebrochen / da sie vermeint / es würde jezt des Feindes wegen keine Gefahr haben: sind von jeder Post der halb Theil Bürger und Soldaten / ihrer gewonheit nach / heimgangen / und haben sich auch die Officirer / so die ordinari Wacht nicht gehabt / zur Ruhe begeben. Der von Falkenberg aber ist nach dem Rahthanß geritten / beneben dem Raht / den Tyllischen Trompetter ab zufertigen Aber da jene am besten zu ruhen gedachten / die hinterbleibene auf dem Wall auch mehrentheils müd und schläfferig waren / und sich keines Vnheils / viel weniger Sturms / besorgten: ist der von Pappenheim nach siben Vhren / an der Neustadt / am neuen Werk / mit ganzer Macht / dar zu er auch die Reuter / so abgesessen / gebrauchet / angefallen: dem Volt die Losung JEsus Maria? und ein weiß Bändlein um den Arm gegeben: die Stadt Soldaten / derer etwa funffzehen gewest / aus der Faussebrejen getrieben / daß sie sich auf den obern Wall retiriren müssen. Darauf er bald das neue Werk angel auffen / auch schon biß under der magdeburger Gewehr / über die Brustwehren kommen: aber weil der von Falkenberg eben damals vom Rahthauß ankommen / mit Verlust etlicher Knechte / von selbigen Ort wieder abgetriben / da man auf dem neuen werke über hundert Todte hat liegen sehen. Vnderdessen haben die Käiserliche an der hohen Pforten auch angesezt / und weil daselbst die Wacht gar schlecht bestellet / bald die Oberhand bekommen. Dann die wenig vorhandene Soldaten waren voll Schlaffs: [361] der aber die Schildwache stund / suchte seine Feinde in Busem / und vermerkte die heraufsteigende Käiserlichen nicht ehe / dann er sie fühlete: dahero auch die andern leichtlich überman̅et / und der Feind ungehindert über den Wall / biß in die Pforten durchgedrungen. Wiewol nun überall hierauf Lärmen in der Stadt / dazu die Sturmglot gezogen / und nochmals tapffer gefochten worden: wolte es doch nicht mehr helffen: sonderlich weil der von Falkenberg / da er auch um selbige gegend den Feind wieder zurük zu schlagen sich bemühete / erschossen ward. Jedoch vermeint man / da der vierdte Theil so viel Soldaten / als Bürger vorhanden gewesen wären: hätten die Käiserschen dennoch wieder weichen müssen: sintemal es auf ihrer Seiten nicht gar ordentlich zugangen / und nicht geringe Confusion entstanden / wie die rechte Gegenwehr gekommen: und da etwan fünffhundert Reuter ihnen begegnet wären / es / laut ihrer eigenen Bekenntniß / seltsam dörffte sejn abgelauffen. Weil sich nun die Soldaten in der Stadt / nebenst den Bürgern / verschossen ist / alsbald wegen des Entsazes / bej den andern Bürgern / an selbiger Post eine Confusion erregt: welches Käiserliche vermerkend / ihrem Voll die Losung gegeben / die andre Posten gleichfalls zur Stund anzufallen: massen auch geschehen: denn der Herzog von Holstein das Hornwerk vor dem Kröken Thor angegriffen: aber starke Gegenwehr gefunden hat: weil die Bischöffliche Soldaten daselbst sich wol gehalten. Dennoch aber allbereit das Pappenheimische / und etliche andre Regimenter / den Wall auf dem neuen Werk / biß zu ermeldtem Thor eingenommen / und von hinten hinauf in die Magdeburgische Soldaten gefallen: sind sie übermannet / und mehrentheils an selbigem Ort nieder gemacht worden. Der Graaf von Mansfeld aber hat ein geraume Zeit mit dem Sturm an dem Hejdek ver zogen / biß des Pappenheims und andre Regimenter allbereit über die Helffte in der Stadt waren: da er doch scharffen Widerstand befunden / also / daß ihm zwei Stürme abgeschlagen worden / biß er endlich / da schon in der Stadt alles in Forchten war / zu einem eröffnetem Thor hinein gezogen. Zwischen dem Wasser / auch auf dem Marsch / haben die Käiserliche gleichfalls nicht viel ausrichten können / ob sie wol eben langsam zum Sturm gethan. Dann sie allererst / da sie gesehen / daß die Stadt schon gewonnen / angsezt / doch gleich wol hefftige Gegenwehr angetroffen: biß man sie zulezt gutwillig / weil die Magdeburgische gesehen / daß alles verloren / eingelassen. Also wann nur das neue Werk an der Neustadt mit der Wacht recht wäre versehen geweßt / hätte die Statt an den andern drejen Orten unmüglich mogen gewonnen werden. Dennach aber / er zehlter massen / solches Werk / wie auch hernach das Kröker Thor / übergangen / und der von Falkenberg geblieben: sind die Bürger und Soldaten gezwungen worden / sich in die Stadt zu retiriren. Ob sie sich nun gleich an etlichen Orten wieder gesezet / und durch Anfrischung Capitain Schmids / den Feind / an der Neustadt / schon wieder / biß auf den Wall geschlagen: ist doch / als derselbe [362] gleichfalls schwerlich verwundet worden / und der Graaf von Tylli mit ganzer Gewalt nachgesezt / auch etliche Stuk gegen die Gassen gekehret / und loß gebrenuet: alle Rettung und Gegenwehr umsonst gewest: also daß zwischen 11. und 12 Vhr / Mittags / die Stadt ganz in der Käiserlichen Gewalt gewesen. Da dann mehrentheils Bürger sich nach ihren Häusern geflüchtet: die übrigen / so noch fechten wollen / niedergehauen worden. Etliche / so auf den Wällen noch gewesen / und um Quartier gebeten / haben es / wiewol gar schwerlich / und nicht von allen Soldaten erlanget. Sintemal das Pappenheimische Volk / wie auch die Wallonen / so am allerhefftigsten gewütet / keinem leichtlich Quartier gegeben / sondern mit niderhauen weder Weiber noch Kinder / so wol auf der Gassen / als in Häusern und Kirchen verschonet: also gar / daß auch die andern Tyllischen Völker an solcher Vnbarmher zigkeit selbsten ein Abscheu gehabt. Wie nun endlich auch die Thor geöffnet / und die Reuterej und Crabaten hinein gelassen worden: da ist das Plündern / Rauben / Mörden / Jungfrauen und Weiber Schänden / und andre erbärmliche Eigenschafften einer gewaltsamen Eroberung / recht angangen / und / ohnangesehen der von Pappenheim und andre Obristen mit blossem Degen hin und wieder geritten / und zu schonen befohlen / dennoch von dem unbändigen Landsknecht über alle massen erschrek- und abscheulich gehauset worden. In der Catharinen Kirchen sind allein in drej und funffzig / meistenttheils Weibspersonen die Köpff abgehauen / da man sie mit gefaltenen und geschlossenen Händen tod gefunden: desgleichen auch etliche in der Geburt arbeitende Weiber von den Tyrannischen Soldaten hingerichtet worden. Nachdem die Tyllischen etwan zwo oder drej Stund in der Sadt gewesen / ist das Feuer / welches an underschidlichen Orten den Burgern zum Schreken (wie etliche Seribenten davor halten) damit sie keinen starken Widerstand thun könten / angezündet worden / mit solcher Macht aufgangen / und so geschwind überhand genommen / daß die Soldaten an ihrer Plünderung verhindert worden / auch wegen grosser Hize meistentheils / biß auf etliche Regimenter / so den Wall besezet / sich wiederum aus der Stadt machen müssen. Doch haben sie neben den Pferden und etlichem Vieh / viel Weiber und Jungfrauen / samt etlichen Mannspersonen mit sich ins Läger gefangen / und an Ketten geschlossen geführt / und daselbst ihren schändlichen Lust mit ihnen gebüst / auch so gar der kleinen Mägdlein von zehen oder zwölff Jahren nicht geschonet. Von zehen Vhren Mittags / biß wieder zehen zu Nachts / ist die ganze Stadt / durchaus abgebrandt / nnd biß auf 139. Häuser / eingeäschert / ohne etliche wenig / an dem Thum / und unser lieben Frauen Kloster / welche beede Kirchen noch vom Feuer unversehrt geblieben. Doch wäre es um das Kloster sehr gefährlich gestanden / wann nicht die Münche etliche hundert Soldaten dar zu bestellet / die dem Feuer mit ganzer Gewalt abwehren und leschen müssen. Folgenden Tags sind bald des Morgens die Soldaten ausgangen / die Keller zn visitiren und plündern / auch davon nicht ab zu halten gewest / [363] ohnangesehen solche noch voll Dampffs und Rauchs gewesen: darüber dann ihrer sehr viel erstikt. In die Thumkirchen haben sich bej tausend Menschen / an Weibern / Jungfrauen und Kindern / doch wonig Bürgern / und etlichen Soldaten retirirt / und drej ganzer Tag lang / ohn Essen und Trinken darinn aufgehalten. Denen hat der Graaf von Tylli nachmals den 12. Maj durch 2. Trommenschlager Quartier ausruffen / ihnen Commiß Brod austheilen / die Bürger und Manspersonen absonderlich in den Bischoffshof führen / und welche gesund / oder vom Lande waren / die Thumkirche wieder zu reinigen und säubern / heraus nehmen lassen. Als auch D. Bat und seine Collegen / für der Kirchen ihm einen Fußfall gethan: hat er sie neben ihren Weibern und Kindern in die Mühlen Vogtej bringen / und ihnen etwas Speiß lassen reichen: Zu den Soldaten / so sich in der Kirchen besunden / ist er selber hineingangen / sie besichtiget / ihnen Quartier und Bestallung verheissen / wann sie ihm dienen wolten: doch zuvor ihnen einen Auspuzer gegeben / daß sie ihrer Sachen sd übel wargenommen hetten. Den 10. 11. und 12. Maj ist ein jämmerlich Heulen und Schrejen von den übergebliebenen Kindern gehöret worden / welche stets Vatter und Mutter geruffen / und doch wegen unverstand / nicht berichten können / weme sie angehöret. Etliche sein neben ihren erschlagenen und auf den gassen im Blut liegenden Eltern gesessen / jmmer geruffen und geschrien: Ach Vatter? ach Mutter? Etliche Säuglinge lagen bej den erwürgten Müttern / und sogen an ihren todten Brüsten / schrien dabej so jämmerlich / daß es einen Stein erbarmen mögen. Belangend die Zahl der Erschlagenen: weil nicht allein das Schwert / sondern auch die Feuersbrunft viel aufgerieben: steht solche nicht eigentlich oder genau zu wissen: man vermeint aber / daß ihrer mehr durchs Feuer / weder durch die ergrimmete Kriegsknechte umgekommen. Inmassen nach Eröffnung der Keller und Gewölbe / in den meisten hin und wider / Mann Kinder und Weibspersonen / zu drejen / fünffen / und mehren / so sich vor der Soldaten Wüterej vertrochen gehabt / erstitt gefunden worden: derer Begräbniß die Elbe worden / dahin man sie Hauffenweise hinein schlepen und fliessen lassen. Insgemein wird davor gehalten / daß etwan in die vierhundert Bürger noch im Leben übrig geblieben / welche gefangen ins Läger geführt / guten Theils aber hernach / bej Anzündurg des Tyllischen Lägers zu Femersleben / so am 14. Maj / bej der Nacht geschehen / entkommen sejn / under denen auch ein Schwedischer Gesandter Stalmann / der zuvor hart gefangen / aber in disem Tumult entronnen. Der Verlust / auf Käiserischen Seiten / ist auch nicht gering gewesen: sintemal ihnen die Magdebürger durch stetiges Schiessen und Ausfallen viel Volks zu nicht gemacht / auch das lezte mal / bej dem Einfall in die Stadt / etliche hundert erlegt / wobej mancher versuchter Soldat und Officirer darauf gangen. Ich halte aber davor / daß / wie mir ein Officirer / [364] so nach jezo im Leben / und die Stadt mit einnehmen belffen / auch under zehen Magdeburgischen Mägdlein / die sich aus grosser Angsi an ihn gehenkt / und sie mit zunehmen / gebeten / eine zum Eheweibe erwehlet / ihrer vielmehr durch den Brand mit umgekommen / weil sie / des Raubs wegen / nicht aus der Stadt gewollt / und indem das Feuer an allen Eken die Flucht fast berannt gehabt / hernach uicht gewust aus der Stadt zu kommen. Er selbst / der zu der Zei eines Lieutenants Plaz betreten / hette neben einem Graafeu / den gauzen Tag in der Stadt herum geirret / biß der Graaf einen Bürger ertappt / dem er noch Geld darzu gegeben / daß er ihn / wiewol mit grosser schwerer Mühe / und vie???fältigem umschweiffen / aus der Stadt bringen mögen. Den 14. Maj ist der Graaf von Tylli vollends in die Stadt gezogen / und hat Ordre gegeben / das Plündern einzustellen: Die drej Regimenter / so bißhero auf dem neuen und alteu Mark gelegen / alle anf den Wallgeführet: damit sich keiner mehr in der Stadt betretten liesse / und man die noch übrige Bürger in den Kellern / so noch verhanden / sicher zusammen suchen / und gebrauchen könte. Den 15. Maj sind alle hohe Officirer in der Stadt beschrieben / in der Thumkirchen der Meß bejwohnen: da dann nachmals das Te Deum Laudamus gesungen / und die stük um die Stadt drejmal loß geschossen. Die schrekliche verübte Grausamkeit aber / so bej dieser Eroberung fürgeloffen / hat allen Ehrliebenden und frommen / so wol Catholischen / als uncatholischen schlecht gefallen wollen. Gestalt vorgemeldter Officirer under andern auch erzehlte / wie er mit seinen Augen den Graafen von Pappenheim selbst mit blossem Gewehr abwehren sehen: aber vergeblich: auch um Gottes willen fast bitten die Obersten und andere Officirer / daß man solle das Feuer dämpffen helffen: aber die Gewalt der Brunst / ej allbereit zu mächtig / die Begierd der verwildeten Soldaten auch zu groß auf die Beut gewesen / daß keine Rettung erfolgen mögen. Im übrigen betheurte er: hätte noch keiner von der Sachen so kläglich geschriben / daß es nicht in der That viel härter und erbärmlicher daher gangen wäre. Diese Beschribung hab ich aus underschiedlichen Scribenten / doch meistentheils aus dem vierdten Theil Meterrani: aber auch aus mündlichem Underricht der jenigen / so beedes in der Belägerung / und under der Käiserlichen Armee damals gewest / genommen. Solcher harter Zufälle und Vegebenheiten aber haben sich in denen bißher geführten Kriegen gar viel zugetragen: sintemal die unbändigen Landsknecht darinnen zum offtern mehr / wie lauter einge fleischet Teuffel / weder Menschen gehandelt. Aller massen solches under andern der Spannische Scribent. Saavedra in seinnem XII. Symbolo / mit folgenden Vorten bezeugt:
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Qvae unqvam crudelia tormenta contra innocentiam à Tyrannnis fuére excogitata, qvae his constris temporibus usurpari non vidimussnon jam adversus gentes inhumanas ac barbaras, sed nationes cultas, civiles ac fideles nec hostiles eas semper, sed contra seipsas etiam: nullâ habitâ ratione aut propinqvi sangvinis, aut pietatis in patriam? Qvoties vidimus ipsas auxiliares copias in eum, à qvo submissae fuerunt, arma convertere? Magis cruenta defensio fuit, qvàm aperta laesio. Nihil inter protectionem intererat & spoliationem; nihil inter amicitiam & hostilitatem. Non illustribus aedificiis, non locis sacris à ferro & flammis pareitum Intra breve tempus pàgos innumeros, castella, urbes, suis vidimus sepeliri cineribus, & provincias undiqve refertas incolis, in desertissimas verti solitudines. Nec tamen ella humani sangvinis sitis expleri aut satiari potuit. Nihil tunc novum, in hominum pectoribus, perinde ac arborum truncis, sclopetorum atqve ensium vim experiri, non in ipso pugnae ardore solùm, sed postea etiam qvàm primum Martis furor desaeviisset. Jucundissimum oculis erat spectaculum, deformes morientium vultus, & trementes artus contueri. Qvoties dissecti hominum artus praesepiorum loco fuere! Nonnunqvam (horrendum dictu) intra ipsa matrum viscera latentes adhuc & permisti cum avena & paleis tenelli foetus eqvis cesserunt in pabulum. Cum vitae ipsius jactura experimentum sumebatur, qvantum aqvae humanum caperet corpus, aut qvamdiu absqve alimento vitam qvis ducere posset. Virgines Deo dicatae, fuerunt violatae; constupratae honestiores filiae; Matronarum pudicitiae illata vis. In ipso parentum conspectu mulieres aeqvè, ac aliae Praedae, & spolia, aut pretio venibant, aut vaccis commutabantur [366] & eqvis, ad usus minùs honestos atqve illicitos. Agricclae juncti curribus, eqvorum instar, vehere cogebantur onera: atqve ut reconditas opes proderent, ê pedibus, imò & verendis (sine pudore loqvi) pendulos, in ardentes fornaces sic demittebant. Ante parentum oculos miserè trucidabant liberos: ut paternus amor in alieno charissimorum pignorum operaretur dolore, qvod non poterat proprius. In nemoribus & sylvis, qvae latibula feris praebent, hominibus locus non dabatur, qvo sese tutò abstruderent; nam canibus venaticis eos pervestigant, & vestigiorum indicio producebant in lucem. Non prof undi lacus à tam ingeniosa cupiditate & rapina securi erant: uncis & retibus inde extracta saepè sunt utensilia. Nec demortuorum ossibus qvietis manere licuit: tumuli eversi & marmora, ut serutarentur, qvid sub iis lateret abditum. Nulla ars magica est aut diabolica, qvâusi non fuerint, ut aurum atqve argentum è latebris eruerent. Was vor grausame pein ist jemals von einigem tyrannen wider die Unschuld erdacht: welche wir nicht zu diser unserer zeit gesehen verübt zu werden / nicht etwan an wilden barbarischen leuten / sondern gegen disciplinirte Christliche nationen: und zwar nicht alle zeit gegen feindliche / sondern wider ihre eigene landsleute und Blutsverwandte. Wie offt haben wir erfahren / daß die zum succurs gesandte vo̅lker wider den jenigen / der sie geschikt / die waaffen gekehrt! Der schuz ist blutiger und schädlicher gewesen / weder die beleidigung. Da war kein underscheid zwischen beschirmen und plünderen / zwischen freund- und feindschafft. Keiner Herren-noch Gottes-häuser hat man mit schwert und brande geschonet. In kurzer zeit haben wir unzelich vil därffer / schlösser / stätte under ihren aschen begraben / und die volkreichsten Provinzen in einsamste wüsteneien verwandelt / angeschauet. Und dennoch hat sich der durst nach menschen-blut nicht leschen lassen wollen. Es war nichts neues noch selzames / auff eines menschen brust / nicht anders dann auff einen baumkloz / die stärke der degen oder büchsenschüsse zu probiren: nicht [367] allein in der furi underm gefechte / sondern auch hernach bei kühlem Muht. Es belustigten viele ihre Augen / mit anschauung der tödlich erblässenden Angesichter / und erbebenden Glidmassen. Ach wie vielmals hat man die zerhauene menschliche Glieder / an statt einer Pferde Krippen / gebraucht? Underweilen (welches erschreklich zu melden) sind die noch in Mutterleib verborgene / mit Habern und spreuern vermengte zarte Früchte und Geburten / zugleich samt dem Futter / von den Zähnen der Rossen zermalmet. Mann hat Leute erwürget: um zuerfahren / wie viel Wassers in den menschlichen Cörper gienge: andre ließ man verschm achten: um zuwissen / wie lange der Mensch ohne Speiß und Trank könne leben. GOtt verlobte Jungfrauen / fürnehmer Leute Töchter / und ehrbare Matronen wurden angesichts ihrer Eltern und Ehemännern geschändet und nohtzüchtiget: die Weiber / gleich andrer Beute / entwederum Geld / oder um eine Kuh oder Pferd verkaufft und aus getauscht / zur Schande und Unzucht. Die Bauren wurden wie Rosse an den Wagen gespan̅et / grosse Lasten zu ziehen gezwungen: und theils bej den Füssen / theils bej thren männlichen Gliedern in glühende Oesen gehenkt / daß sie ihre verborgene Güter solten anzeigen. Die Kinder seind für den augen der Eltern nidergeseblet: damit die Herzen der Vätter und armen Mütter durch solch klägliches anschauen desto hefftiger geveiniget / und die Entdekung ihrer Schäze durch fremde Schmerzen heraus gefoltert würde. In dem Gehölz und Wäldern / welche den wilden Thieren sichere Schlupfflöcher ertheilet / könte kein Mensch verborgen bleiben: sintemal man sie mit Spürhunden / wie die Hirsche / auftrieb / und für den Tag brachte. Kein tieffes Wasser war für dem nach sinnigen Geiz und Raub - Gierde sicher: man fischete alles darinn versenkte Geräthe mit Haken und Nezen heraus. Die Gebeine der Verstorbenen haben nicht in Ruhe bleiben können: in dem die Leichsteine aufgehaben / die Gräber eröffnet / durchgesuchet / und beraubet. Keine Teuffelskunst nach Zauberej mag jemals erfunden werden / die man nicht gebraucht / um das Gold und Silber aus den verstekten Oertern herfür zubringen / sc. [368] (Des Königs abermahlige. Red.) Der König in Schweden kam gen Stettin / nahm Gryps-walden ein / marchirte bej Tangermünda über die Elbe / und formirte bej Werben ein Feldlager. Wie ihm allhier die Käiserlich Gefangene vorgebracht wurden / knieten dieselbe alle vor ihm nider / und baten um̅ Gnade. Der König sagte: Stehet auf / bettet Gott an / und danket jhm für ewer Leben / Ihr wäret werth / daß man mit euch / eurem eigenen Exempel nach / procedirte / dann thr gehet mit den armen unschuldigen Leuten um̅ / ärger als die Türken. Er nam Havelberg ein Tylli marschierte auch nach der Elbe / diser Die Herzogen von (Mecheln werden restituirt.) halben entstund in Hessen und Weymarischen grosse freude und froloken under den Leuten / daß sie diser nicht eingeladenen Gäste wider los wurden. Die Herzogen von Mechelnburg nahmen ihr Land wider ein / und eroberten Schwerin. Hierauf sezete sie König Gustavus mit grosser Solennität wider ein. Tylli zog nach Werben / auf der Schweden Läger zu / ward aber gezwungen wider zuruk zuweichen. Er lägerte sich bej Tangermünde / und weil ihm alle anschläg zuruk giengen / reterirte et sich ins Stifft Magdeburg. Der König begehrte an die Herzen Staden / daß sie ihr Volk nicht abdanken / sondern vil lieber ihm überlassen solten. (Engelland.) Der König in Engelland schikte König Gustavo underm Comando Hamelthonen / Volk in Pommern zu. Der Schwedische Legat Herr Benedict Ochsenstern ward in Frankreich herrlich gehalten. Landgraff Wilhelm zog König Gustavo zu. Tylli fiel in Sachsen / und nam Merseburg und Leipzig mit Accord ein. Hierauff conjungirte sich Chur Sachsen mit König Gustavo Adolpho aus Schweden bei Wittenberg. Tylli zog ihnen zu felde entgegen / nam den besten vorteil ein / und stelte sein volk in schlachtordnung. (Erste schlacht bej Leipzig.) Solches that König Gustavus und Chvr-Sachsen auch. Hierauff geschahe eine gute halbe meile bei Leipsig auff dem Wittenbergischen wege die grosse schlacht zwischen den Schwedischen / Chur-Sächsischen / und Ligistischen / da dann der sig den Schweden blib. Der Tyllt ward in person hart beschädiget / ließ sich nach Halber statt führen. An Schwedischer seiten bliben von hohen Officicern der Obriste Maximilian Teuffel / Obrister hall / und Kalenbach. Von den Sächsischen der Obriste Eustachius Löser / gewesener Commendant in Wittenberg / Herzog Adolph [369] von Holstein / der in Käiserlicher bestallung war / ward sehr beschädiget / und von den Schwedischen gefangen. Herr Gustav Horn verwise es ihm höchlich daß er wider seine Religions-verwandten gedienet hätte / er starb nach diesem an dem dritten tag. Dieselbe nach vor der schlacht hatten Ihre Majestät der König einen traum / ob hetten sie den Tylly bei den haaren gefasset / könten ihn aber ehe nit recht halten / bis sie von ihm in den linken arm gebissen weren / welches dann also geschahe / dann die Chur-Sächsischen hielten im linken flügel / und wurden auch von der Victori geschlagen. Der König sazte dem flüchtigen feinde nach / und nam Merseburg und Hall wieder ein. Zu Frankfurt am Mäin wurde ein Compositiontag wegen der geistlichen güter gehalten. (Erffurt wird erobert.) Der König zog weiters auff Erffurt / und eroberte die statt / marchirte ferner in Frankenland / occupirte Königshofen / Schweinfurt / und die schöne an dem Mäin / worüber eine bruke gebauet / gelegene statt Würzburg. Das allda auff dem Marienberg in der höhe gelegenes / und in ganz Teutschland under den vesten Schlösseren beruffenes Schloß / ward mit stürmender hand erobert. Nürnberg begab sich in des Königs schuz / in gleichem der Bischoff von Bamberg. Der König nam ferner Hanau / und die an dem Mäin auffgebaute statt Aschaffenburg ein. Der Käiser vermeinte mit Chur-Sachsen allein einen friden zu treffen. Das Sächsische volk ward auß der Lausniz getriben / sie rukten in Böhmen / und namen Prag und mehr örter ein. Dise zeit machten sich die von dem Käiser ausgetribene Evangelische wider in (Rostok.) Böhmen. Die Herzogen in Mechelburg namen mit der Schweden hülffe die statt Rostok wider ein. Die Käiserlichen lidten bei und um Magdeburg grossen schaden. Sie namen Calbe an der Saale / und Mansfeld ein. Der Nider-Sächsische Cräis machte eine verfassung wider den Käiser und die Ligistischen. Damals (Herzog Georg von Lüneburg tritt vom Käiser.) trat Herzog Georg von Lüneburg von den Käiserlichen zu den Schwedischen. Lan-Graaf Wilhelm in Hessen eroberte Minden. Die Westphälische Stände ergaben sich an ihne. Der König nam Frankfurt am Mäin ein / und sazte über den Rhein. An disem ort / wo er über den Rhein sazte / ward ihme zu ehren ein schöne saule gesezet. Ferner bemächtigte er sich der schönen an dem Rhein gelegenen statt Mäinz.
|| [370]
(Die Königin aus Schweden komt nach Frankfurt. und König Fridericus in Böhmen.) Die Königin aus Schweden komt in Teutschland / und empfienge König Gustavus Adolphus seine / aus dem Hoch Fürstlichen Hause Brandenburg entsprossene Königin Maria Eleonora zu Leipsig / und führte sie gen Frankfurt: allhier langete an König Fridericus aus Böhmen aus dem Haag herkommend. König Gustavus eroberte die an der Nohe gelegene statt Ereuzenach / in gleichen das dabei in der höhe ligende Schloß. Ferner nam er ein die bei dem Rhein fundirte statt Bacharach. Allhie liget an der statt in dem Rhein ein grosser stein / welchen die gelehrten Bachira nennen / diser stein ist gemeiniglich mit wasser bedeket / wann er aber gesehen wird / solches halten die leute dises ortes vor eine anzeigung eines trukenen / daher aber guten Wein-jahrs. Die alten pflegten dem abgott Baccho auff disem stein zu opferen. (Gustavus Horn. Pappenheim) Der Schwedische Feld-Marschall Gustavus Horn griff das Bischofftum Bamberg an. Tylli zog ihm entgegen / der König folgete disem. Pappenheim entsazte Magdeburg / und handelte mit den landleuten nicht vom besten. Der König aber trib ihn wider (Johan̅ Banner.) heraus / und brachte alles in gute ordnung. Johann Banner conjungirte sich mit Herzog Wilhelm / und zertrennete 6. Fahnen Käiserliche völker / nam Goslar / Göttingen / Duderstatt / auch Warburg und Minden ein. Pappenheim zog nach der Weser / nam Einbek ein / und schlug die Hessischen und Lüneburgisen völker. Die Schweden belägerten Stade. Pappenheim entsezte es. (Baudis.) Obrister Baudis ward an Achatij Tod stelle zum General über die Schwedische Armee in Nider-Sachsen bestelt. Pfalz Graaf (Pfalz Graaf Span.) Christian von Birkenfeld richtete eine neue Armee für den König in Schweden. Die Spannier giengen durch die Pfalz / und namen Spejer ein / wurden aber hernach von den Schweden nicht (Protestirende. Torgau. Nürnberg.) vom besten willkommen geheissen. Die Protestirende liessen dem König zu gute volk werben. Chur Sachsen hielte ein Land-tag in seiner an der Elbe gelegenen statt Torgau. König Gustavus zog auf Nürnberg / der Raht allhier that ihm grosse ehr / und praesentirten (Des Königs rede.) ihm kostbare geschenke. Er gab ihnen diese antwort: Ich bedanke mich euer mir angethanen ehre / ihr könnet mir aber nichts liebers thun / als daß ihr beständig bei dem allgemeinen Wesen beharret / bitte auch freundlich / lasset euch hievon nichts abwenden. Tylli weisete ihm den weg in Bäjeren / da er anfangs Donawerht troberte.
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Dazumal scheinte es / als wann alle Element für den König in Schweden theten streiten / weil sein vor haben in allem glükete. Der Herzog in Bäjeren / General Tilly und die ganze Armaden lägerten sich bei Rain am Lech. Der König wolte disen fluß ihme auch eignen und freien paß und repas darüber haben. Darum lägerte er sich mit seinem volk längst dem Lech nach disseits / da die Käiserischen gerad gegen über hielten / er sahe etwas gelegenheit am wasser Batrercien auffzuwerffen / welche bald verfertiget wurden. (König in Schweden ein anschlägiger General / hatte gut volk / das zu allerhand zu gebrauchen.) Dann der König nit allein soldaten hatte / sonder willige leut zum schanzen und zu allem. Daher er bald ein real-werkkönte in kurzer fast ungläublicher mit seinen Finen / Lapläderen / Liffländeren / Reussen und anderen leuten / verfertigen / welche neben den daß sie streitbar auch kein frost und kelte geschohen / deren magen gewonet ware etwan zu pausieren. Und wann der König einen paß über einen Fluß / Strom bekommen / es aber ohne noht zu sein erachtet mit dem feind zu schlagen / hat er gewust mit besonderem kriegslist dis und jenseit die widerpart zu vexieren / kame̅ sie auff die seite da er ware / gieng er auff die andere seiten und plaget daselbst die Käiserischen länder vil mehr als vorhin. Kamen sie dann disseits / gieng er jenseits und erwekte wider durch und durch grosse forcht und schreken. So gieng es allhier bei dem Lech auch / so bald als die Batterejen fertig / gienge das stetige Canonieren an / mit solchem krachen und knallen / als wann alles zusamen fallen wolte / und wurde auf den wald und die bäume gespilt / daß eben von den niderfalenden bäumen / ästen bald so vil schaden den Käiserischen und Ligistischen geschehen als von den kuglen. Indessen liesse der König neben dem unauffhörlichen schiessen / auff beiden seiten von harz und pech rauch und dampf auffgehen / verfertigte geschwind eine bruken über den Läch / commandirte dar auff 300. Finen / jedem wurden 10. thaler versprochen / welche mit solcher furi angegriffen / daß der völligen Armee nachzufolgen plaz gemacht worden. (General Tilly komt um-) Altringer ward am kopf verwundt. Tylli von einer Falconet-kuglen tödtlich verlezt. Worauff der Herzog in Bäjeren zu der rettraden gerahten / deme alsobald gefolgt wurde. Tilly hatte unsäglichen schmerzen / und giengen spreissen von ihme / solle öffter / was zu Magdeburg passirt / beseufzet und dem von Pappenheim die schuld geben haben / bis er bald zu Ingolstatt das leben geendet.
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Das ists eben / was Obentraut vorhin zu Tilly sagte / da er ihn wegen seinen empfangenen schmerzhafften wunden wolte tröste̅: Mangehe indisen garten / damit man solche blumen breche. Etwan hat es auch dessethalben vorbotten abgeben / so man bedenken wil die Hildesheimische Jusuiter Comedi / da es der Schwed gewunnen. Und was sich zu Wittenberg begeben / da Tilly mit einem schlechten Comicat / die wachten ein und das ander mal solle angesprengt haben / aber wann man sich zur wehr gestelt / ware der niemand da / bis zu lezt der vermumte und personierte Tilly ohne kopff erschinen. Im Jahr 1632. den 21. Octob. wurde in Frankreich der Herzog von (Herzog von Montmoren cy hingerichtet.) Montnorency nach Tholouse gefänglich weggeführet / und dem Parlement daselhst vom Könige anbefohlen / seinethalben Kundschafft einzuziehen / und nach Befindung seines verbrechens ein Vrtheil zuschöpfen. Dieser Herr fand seiner übertrefflichen Gaben und grosser Höffligkeit halben bej dem König viel Vorbitter / aber keinen Erbitter. Er ward an bemeldtem Orth für Gericht gestellet / und von den Herren / welchem des Königs Insigel anvertraut / under andern befragt: Ob er der Languedoker Rahtschlag underschriben? darauf er mit Ja geantwortet. Ferner: Ob der Herzog von Orleans ihm / die Waffen zuergreiffen / befohlen? darauff seine Antwort gewesen: Er könnte selbigem Herzog / als seinem gnädigen Herren / dessen keine Schuld bejmessen. Daß er aber mit ausländischen Feinden des Königs einigen Verstand solte gehabt haben / oder wider die Krone sich empöret haben: ausbenommen / daß er der Languedoker Frejheit beschirmen wollen / hat jhm nicht können überwisen werden. Endlich fragte man auch: Ob er nicht vermeine / den Tod verdient zuhaben? darauf er geantwortet: Mit seinen Sünden hab er ihn verdienet / und wolle nichts darwider sagen. Die Richter und Bejsizer hatten grosses mitleiden mit jhm / seiner besondern Freundlichkeit halben: weiln er aber wider den König gesündiget / mußte der Gerechtigkeit ihr Lauff nicht gehemmet werden: besondern man fällete ein Vrtheil über ihn / daß er sterben solte. Nach gefundenem sothanem Vrtheil / ließ der König den blauen Ritters-Ordens-Band vom H. Geist / wie auch den Marschall-Stab von jhm abfordern: befahl aber / man solte jhn auf dem Rahthaus / bej verschlossener Thür enthaupten: gab jhm auch die Frejheit / seine / sonst in dergleichen Fällen verfallene Güter / frejes und eigenes Willens zuverschaffen. Bej vorlesung des Vrtheils / lag er auf den Knien / und sagte also: Meine Herren / bettet für mich zu Gott / daß ich disen Tod / welchen ihr mir angesagt / überwinde / und als ein guter Christ sterbe.
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Nach dem er fehrner auf seine prächtige Kleider geschauet: hat er sie auszu ziehen begehrt / in meinung / sein Erlöser / welcher nakend und blos gestorben / wurde an dergleichen Eitelkeit schlechten Gefallen tragen. Fragte auch: wann er sterben solte? und als man antwortete / um̅ fünff Vhr: sagte er: Ob solches nicht eher / und um̅ die Stund geschehen könnte / in welcher Christus gestorben. Darauf man ihn berichtet: Es stunde solches in seinem Willen. Straks ließ er ihm die Haar abschneiden / entkleidete sich und schrieb folgendes Valet-Briefflein au seine Gemahlin. Mein Herz: HIemit nehme ich von euch meinen lezten Abschied / euch versichernd / daß die under uns gepflogene Liebe sej meine Gefährtin biß an den Tod. Um die Ruhe meiner Seelen / und derjenigen / so ich bald ob Gottwill im Himmel zugeniessen hoffe / sejd gebeten / daß ihr euch über meinen Tod nicht zu hoch betrübet: Massen ich von meinem süssen Erlöser so hoch begnadet / daß euch solches füglich ein Trost sejn kan. Adieu mein Schaz E. Montmorency. Es hielte zwar die Königliche Frau Wittib schrifftlich an: ihrem vetteren dem Montmorency das leben zu schenken: wie auch andere hohe personen: aber es war alles vergebens. Die Venetianer ersuchten den König / ihnen den Herzog zu einem Feldherren zu schenken / aber umsonst. Der Prinz von Conde intercedirte bei dem Cardinal Richelieu vor ihn gar fleissig: aber mit keinem Effect. Als der Cardinal vernommen / die Königin wurde für ihn bitten / mahnete er sie gar fleissig darvon ab / fürwendend: Der König wurde zwar ihr nicht abschlagen / aber darüber krank werden / und wol gar sterben: weil er allezeit sich übel befunde / wann er etwas wider seinen Willen thun müßte. Wie nun die zeit herbej nahte / daß der Herzog auf das Gerüste tretten solte: wolte ihm sein Feldschärer den Nachtrok um̅thun / weil er nun die Schlaffhosen anhatte: Er aber ließ solchen wider fallen / und sprach: Nein mein Freund! es gebührt uns sein weiß für Gott erscheinen. Ehe er auf die Bühne tratt / fragte er zuvor eins: Ob keine Gnade vorhanden? und als der Hauptman antwortete: Nein / es wäre alle Fürbitt seiner Freunde um̅sonst gewesen: Grüssete er alle anwesende / und bat / dem König nach seinem Tod anzumelden: Er sturbe sein underthäniger Knecht / und sej jhm herzlich leid / daß er jhn beleidiget: bäte deswegen seine Majestät / und alle Christen um̅ verzeihung. Seinem Barbirer wolte er nicht gestatten / von jhm gebunden znwerden: sondern sagte zum Henker: Binde du / es ist dein Am̅t. Als der Scharffrichter angedeutet: die Haar wären nicht kurz genug abgeschnitten: befahl er mehr hinweg zuschneiden. Solches wolte der Nachrichter den Barbirer thun lassen: aber der Herzog wolts nicht haben / sondern be [374] gehrte es vom Scharffrichter / mit vermelden: Warum er / als ein grosser Sünder eine schmach scheuen solte / da doch sein Herr Christus auch von den Henkersknechten gebunden und handthieret worden? Nach dem er seine Seele Gott befohlen / hat er den Hals under das Fallbeil dargestreket / und nach verrichtung eines gebättleins / dem Scharffrichter zugeredet: Jezt solte er sein Am̅t thun / wurde ihm in einem Fall das Haupt abgeschlagen. Nach vollzogener Execution öffnete man die Thür / und ließ den Leichnam sehen: dar auf ein diker Hauffen Volks hinein gedrungen / etliche sein Blut auffgesam̅let / und vil ihn sehr beweinet. Dergestalt beschloß der Herzog von Montmoreney sein Leben im 38. Jahr seines Alters: der zu seiner zeit in Frankreich an Vermögen / Geschlecht / Verstand / holdseliger Gestalt und Gunst bej jederman fast keinen Gleichen gehabt: und dennoch einen se traurigen Ausgang nehmen müssen. Das Haupt ward wider angenehet / der Cörper gebalsamirt / und in einen bleyenen Sark geleget. (Königs in Schweden fernerer zug.) Der König nam weiters Neuburg an der Donau ein / und bemächtigte ihm Augspurg / trib die Bäjerischen heraus und machte in der statt eine ganze neue ordnung / führte die Evangelische Religion wider ein / bestelte den Raht mit Evangelischen / und ließ sich huldigen. Von hier marchirten die seinigen nach Ingolstatt an der Donau / worüber eine kunstliche bruke gebauet. Allhier ward vor der statt Marg Graaf Christoff von Baden / welcher dem König zur seiten ritte / von einem schuß auß der statt getroffen / daß er vom pferde zur erden fiel / und das pferd / dar auff der König saß / erschossen / der König aber blib ohnverlezt. Dises Marg Graafen halber that der König gegen die seinigen allhier vor Ingolstatt im frejen felde eine bewegliche Oration / sagende: (Des Königs rede.) Dise rauche kugel / welche dem tugendhafften Marg Graafen sein leben abgekürzet / manet mich und euch alle unserer sterblichkeit an. Wann derowegen nach Göttlichem willen Ich ja meine tage dermal eins unverhoffet hie schliessen solte: So weiß ich / daß meine gerechte sache / nemlich: Teutschland in ihre alte freiheit zu sezen mir ein rühig grab machen wird. Gott kan einen verständigern dannich / dise sache ferner hinaus zu führen / nach mir erweken. Es mögen wol neidhadere sein / die etwa sagen: Ich suche reichtum und ehre in Teutschland und verführen dadurch die einfältigen. Aber ich nemme die vertribene Fürsten und herren / die ich restituir et und meine Creditores / von denen ich zu Frankfurt und anderswo hohe posten geltes entlehnet / und die so manche gefahr / deren ich mich freiwillig underworffen / da mit vorgebruket / zu zeugen. Die [375] um den König stunden weil sie es vor betrübnus mit dem munde zu thun nicht vermöchten / baten ihn mit den augen / daß er doch seine person / ihnen allen zu gute / ins künfftig besser in acht haben / und nicht alle mal an die gefährlichen örter selber stehen möchte. Der König in Frankreich undernam sich zwischen König Gustavo und dem Herzog in Bäjeren einen gütlichen vergleich zu treffen / aber es war vergebens. Der Herzog zog gen Regenspurg / und nam die statt mit list ein. Die an der Iser gelegene zwei-Thürmige statt München ergab sich dem König. Die bauren in Schwaben und Stifft Fulda wurden rebellisch / aber von den Schwedischen wider gezähmet. Der Herzog von Bäjeren zog in die Ober Pfalz und nam Sulzbach ein. Der König ließ die seinigen auff Nürnberg gehen / und die Bäjerischen wider auß Sulzbach treiben. (Friedländer) Der Herzog von Fridland zog mit seiner neu auffgerichteten Armada in Böhmen / nam Prag und Eger ein. Allhier stieß der Herzog in Bäjeren zu ihm. König Gustavus schlug ein läger vor Nürenberg. Der Käiserliche Generaliss. Herzog von Friedland samt dem Bäjer Fürsten kamen auch hieher / und hatten das lager nahe an dem Fluß Pegniz / so durch Nürenberg fleust / auff einer höhe / die man den alten Berg nennet / befestigt. Der König ließ den wall und die Schanzen des lägers / an underschidenen orten mit zwei Sturmen anfallen / ward aber mit verlurst vier tausend mann abgeschlagen / und die Käiserlichen verlohren bei acht hundert mann. König Gustavus that seinen Officirern eine ernstliche vermanung / hinfürder bessere kriegs-disciplin zu halten / da er dann in gegenwart des Königs in Böhmen Pfalz Graaf Friderici / Pfalz Graafen Augusti / Herzog Wilhelm von Weimarn / und Herzog Johann von Holstein / welche alle des Königes einritt in München mit beiwonten / also zu seinen Officirern / und zwar zu den Teutschen / sagte: (Des Königs abermalige rede.) Ihr / ihr Teutschen seid es eben / über welche meinen händen / wegen euers / mit eueren Bluts-verwandten / und Religions-genossen übelen Procedieren / so häuffig vil qverelen und klag-schrifften insinuiret werden. Gott straffe euch davor / daß ihr meine / euch gegebene gesäze mit dem ruken ansehet / und verursachet / daß man hören [376] muß: Der König ist kommen / uns mehr zu qwelen / als zu vertädigen. Aber Gott ist meines herzens zeuge / daß ich unschuldig bin / ich habe euerthalben meine Erone ihres schazes entblösset / in die 40. Tonnen Goldes auff gewandt / und alles / was meine streitende hände erobert / habe ich under euch getheilet / und selbst nichts behalten / begehre auch von dem eurigen nichts / und ihr verübet doch alle wider meine euch gegebene gesäze / verbottene thaten. Wollet ihr rebelliren / wil ich meine Finnen abseit nemmen / und mich so dann mit euch herum schlagen / daß die stuke davon fallen sollen. Im fechten handelt ihr wie redliche Cavalliere / aber ich sabe jezt von der unartigen Disciplin. Nun nemmet dise euch guther zig gegebene vermahnung an / und besseret euch. Uber dise so ernsthaffte rede giengen vilen dit augen über / andere (Der König führet selbst einen soldaten zum Profos.) erstarreten gar / baten̅ thränlich / was vorgegangen were / ihnen zu perdoniren / und promittirten besserung. Nach diser so ernsthafften gethanen rede / wurden dem König vor eines Marqvetenters gezelt geraubete kühe gezeiget. Der König gieng selber vor das gezelt / faffete den Marqvetenter bei den haaren / führete ihn zum Profos / und sagte: Komm mein sohn / es ist besser / daß ich dich / dann Gott um deinet willen meine Armee und mich straffe / und ließ ihn henken. Der Fried länder belägerte den König vor Nürnberg. Die Nürnberger versprachen bei dem König gut und blut auffzusezen. Als der Friedländer einen gefangenen Schwedischen Fändrich wider loß geben wolte / hielte er ihn erstlich mit zur Tafel / und rühmete in aller gegenwart bei der Tafel des Königs Gustavi Mann- und dapferkeit. zum höchsten. König Gustavus aber plünderte ihm sein Magazin / erhielte hier auff wider ihn eine namhaffte Victori / und nam ferner Cobolenz ein. Herr Gustavus Horn nam sein march ins Würtenberger land und Elsas. (Das blutige haupttreffen bei Lüzen / da der König) Diserm nach schikete es sich zu dem blutigen Haupttreffen bej Lüzen / in welchem der König gebliben mit einem glorwürdigen Tode. Auch betraurten die Käiserschen ihres theils nicht vil weniger den Verlurst des gewaltigen Feldmarschalks von Pappenheim. [377] (und der von Pappenheim auff Käiserischer seiten gebliben.) Weiln aber von diser Schlacht / und des Königs Tod / underschiedliches geredt und geschriben wird / als wollen wir das glaubwürdigste / so wol aus andern Schrifften / als mundtlicher ansag der Generals-personen / so bej dem Treffen selbsten waren / und andern es nachgehends anvertraut hatten / alhier mit wenigem bejbringen. Vor dem Treffen solle der König gesungen haben:
Verzage nicht / O häufflein klein /
Ob schon die Feinde willens sein
Dich gänzlich zu verstören.
Vnd suchen deinen Vndergang /
Davon dir wird recht angst und bang /
Cs wird nicht lange wären.
Tröste dich nur / daß deine sach
Ist Gottes / dem befihl die Rach /
Vnd laß es ihn schlecht walten /
Er wird durch seinen Gideon /
Den er wol weist dir helffen schon /
Dich und sein Wort erhalten.
So wahr GOtt GOtt ist / und sein Wort /
Mus Teufel / Welt und Höllenpfort /
Vnd was dem thut anhangen /
Endlich werden zu hohn und spott /
Gott ist mit uns / und wir mit Gott /
Den sig wollen wir erlangen. Sagte hierauff zu Herzen Doct. Fabricio / seinem Beichtvatter / der disen / des seligsten Königs lezt gesungenen gesang / mit an des Königs Leich- und Valet-Predig / die er bei abführung der Königlichen Leiche von dem Teutschen boden zu Wolgast thate / (Des Königs lezte rede.) hinden an truken lassen. Ich sehe wol / Gott wird meiner Armee ein unglük begegnen lassen / dann die menschen verlassen Gott / se zen ihr vertrauen allein auff mich / und werden sicher. (Königs ernstliches gespräch mit Herzog Bern hard.) Am Abend vor dem Treffen / solle der König ganz ernstlich den Herzog Bernhard von Weymar gebätten haben / dapfer zufechten / und habe man an dem König verspührt etwas Melancholisches / als der sich fast anheben zu seinem ende zurüsten. Auch habe das beste Pferd / das under dem Hauffen / so frisch und stark ware / gezuket / und auf frejem gutem Boden gestrauchelt / da der König selbiges bestigen / und zur Action und Treffen sich begeben wollen. Herzog Bernhard verspricht dem König bis auf seinen lezten Blutstropfen zuhalten / die er es ruhmwürdig gethan. Und weiln der König begehrte / der Fürst solte nicht achten / was hiebevor zwüschen ihnen vorgelof [378] fen / worauf diser geantwortet: Alles solle tod und vergessen sejn / und wollen sie morgen des Herzogs von Fridland oder Wallensteiners Todten dar auf legen / und mit vergraben: Am morgen / da es zum Treffen kam / führte der König in der Schlachtordnung das Corpus, und ware in der mitte. Herzog Bernhard stunde am linken Flügel. Was aber eigentlich der König und der Fürst / worauf angedeutet worden / in etwas Unmuth gegen einandern gewachsen sejn möchten / lassen wir mit den verstorbnen versizen bleiben. Seje gleich / das Herzog Bernhard nicht nach seinen Meriten und wolgeleisteten Diensten etwan möchte beobachtet worden sejn / sonders da er auf eine zeit dem Tode gleichsam im Rachen gesessen war / und das Pferd under ihme erschossen / er auch wunderbarlich von Gott behütet worden / oder das der Fürst ein weit ander absehen hatte / so ist es doch dahin kommen / das auf ein zeit der Fürst sein abschied vom König nehmen wolte. (Königs in Schweden bedeutsame red zu Herzog Bernhard.) Dises ward also angestellt / daß der Kanzler Ochsenstirn / welcher dem Fürsten aus gewüssen ursachen ver obligirt ware / solches bej dem König anbringen solte / der es aber mit gröstem unwillen gethan / allein um̅ beschehenes versprechen willen / und weil Herzog Bernhard nicht aussezen wolte / mußte Ochsenstirn daran gehen. Die Sach ward abgelegt / und wie ohnschwer zuvermuthen / mit des Königs keiner andern empfahung und beschenkung / dann mit zornigem gemüth / angesicht / und worten. Hierauf geschahe der befehl / Herzog Bernhard solte sich / um̅ die zeit / an dem orth bej dem König einfinden. Welches der Fürst beobachtend / an das Orth kame zur bestimmten zeit / wurde aber zimlich lang draussen / und zu lezt in das Losament eingelassen / darinn der König allein herum̅ spazierte / spihlend mit etwas / so er [379] in händen hatte: Und als dise stille Music zimlich wärete / fieng der König einsmahl an und sagte: Ihr Herzog Bernhard begehrt urlaub: Ja Ihr Majestät / antwortet der Fürst. Der König besinnte sich wider eine gute zeit / ruffte endlich / O Herzog Bernhard / mit widerholung! wußte ich euch nicht nach mir / ich wolte von frejen stuken mich anderst um̅sehen / und meine sachen anderst anstellen. Ich spühre / daß mich Gott bald möchte aus euerm mittel / durch allerhand zufähl / die der krieg mit sich führt / wegnehmen / dann werdet Ihr der jenige sejn / und sejdt es auch / durch welchen Gott nach mir sein werk befördern und fortsezen wird. Dise Wort hatten bald / das mit Generositet schon vorhin angefüllte geblüt noch mehr entzündet / daß es in jhme gleich einem feuer hize gab. Auf der stelle gedachte Herzog Bernhard keines abschieds mehr / sondern thäte sich noch steiffer dem König verbinden / mit versprechen alles bej Ihr Majestät aufzusezen / solle nur befehlen / was Ihro beliebte. Hiemit ware der Accord aufs neue versigelt / und bekannte der Herzog vertraulich nachgehends / das nächst Göttlichem Beruff / dessen er versichert seje / und der gerechten sach / für welche Er streite / dise wort des Königs / Ihne bej dem Kriegswesen hielten / und jenes jhme bestättigten / darvon Er auch aufs neue guten muth und frisches herz / in allen seinen anschlägen / empfangen. (Deß Königs in Schweden Todfall / und wie es damit zugangen. Jahr Christi 1632. Den 6. Nov.) Nun mußte es bej Lüzen gefochten sejn / am Morgen / da ein diker nebel das Erdrich belegt / so dik / daß keiner den andern allernechst für sich sehen konnte. Der König mit seinen Squadronen stiesse auf die Käiserschen am ersten / sazte über einen Graben / darin̅ Mus quetier er lagen / treibte dise zuruk / und eroberte etliche Feldstuk / die Er wider den Feind brauchte. Bald ward der König wider ab und zuruk hinder den gemachten Graben an sein voriges Orth getriben: Der König / welcher nicht gewohnt ware in disen Fällen viel zu weichen / sazte wider mit ernst an / verjagte die in den Gra [380] ben Commandirte Musquetierer wider aus / und erhielt das theil Lands / jenseit des Grabens. In wehrend solchem scharmüziren / wurd der König mit einem Schuz verlezet / und gabe zimlich blut von sich. Dann er niemals keine waffen gebraucht / sondern dieselben veracht / allein Göttlicher Obhut vertrauend. Ob solches wol gethan / lassen wir alhier an seinen Orth gestellt sejn: Der König sagte einem / von den mitreitenden Fürsten: Vetter ich bin wund und krafftlos / schet daß jhr mich ohnvermerkt könt aus dem Hauffen in die sicherheit bringen. Darauf alsobald mit einer Truppen gesucht worden / des Königs begehren genug zuthun. Was geschicht / da man bej der Windmühlen einer mit dem König verweilte / kamen eben in dem diken nebel / den Berg herunder / die Käiserschen Squadronen / die auf Herzog Bernhards linken flügel treffen solten. Worbej dann / wie leichtlich zuglauben / alsobald ein Salve über das ander auf die Königliche Truppen los gieng / daß jeder nur für sich und auf sich zusehen hatte / den Kuglen / die Haufen weis daher geflogen / und um die köpfe gepfiffen / zuentgehen. Indessen fiele der König aufs neue getroffen vom pferd herunder / und bleibte der Cörper auf der Erden ligen / bis nach vollendeter Schlacht / elendig zertretten von Menschen und Pferden. Das Pferd so der König geritten / kame mit blutigen Pistolen zu (Wie Herzog Bernhard den Tod des Königs erfahren / und sich darauf verhalten habe.) des Herzogs Bernhards Völkern / welcher dazumahln in dem recognosciren und herumschweiffen in dem nebel / bald auch sein lezteres bekommen hätte. Dann er auch auf eine streiffende Parthej gestossen / ohnwüssend das es Feind / so nahe / daß man miteinander reden / und im rauchigen nebel einander zuerken̅en bekame. Der Fürst fragte was für Volk vorhanden: Der Käiserische Officierer / der wol muß gewußt haben / mit wem er zuthun / antwortet mit einem garstigen und unflätigem Gruß / Was geths dich an. Schießte dar auf eine Pistohlen los / von deren die Kugel dem Herzog Bernhard durch den Haarloken gieng neben dem Ohr hin / und legte alsobald den jenigeu / so hinder jhme geritten / tod zu boden. Der Fürst kehrete behend um̅ / verirrte sich bald im nebel / bis endlich die Sonn um̅ etwas den nebel von der Erden aufgezogen / daß man Menschen und Pferde bej den Bäinen wol sehen konnte / da sahe der Fürst die in dem Feld gestellte Squadronen sich halten / kame nicht mehr so nahe / wie vorhin / sondern liesse erkundigen / was [381] für Volk? Als nun der Fürst verstanden / daß es Obrist Oehm und Schwedisch Volk gewesen / reitet er hinzu / fragte wie es zugienge. Obrist Oehm sagte Ihm absönderlich / das geschrej gehe / der König seje tod. Wolan / sprach der kühne Fürst / so wollen wir dann mit Gottes hülff des Königs Tod also rächen / daß alle Welt von uns reden solle / und ist der jenige nicht werth eines redlichen Cavalliers nammen / der länger einen Augenblik zu leben begehrt / und nicht bis auf seinen lezten blutstropfen fechten thut. Herzog Bernhard nahme also bald das Commando auf sich / (Der Herzog Bernhard samt Schwedischen Völkern schlägt die Käiserischen aus dem Feld.) und gabe eine gute zeit Ordre / als wann der König noch bej leben / und gienge mit solcher Furi auf die Käiserischen los / daß die Feinde mit Löuen zuthun hatten. Es erhielte auch diser Fürst durch Gottes Macht und Hülff den Sieg / in einer solchen Schlacht / da es wol 9000. Menschen solle gekostet haben. Als nun die zeit zur ruh / und außzur asten den abgematteten gestattet sejn solte / kame es darzu / daß die Schlacht erst recht angiinge / und bald unverdrossner als zu erst man fechten müßte. Dan̅ der zu allen seinen zeiten Kriegs erfahrene / anschlägige / dapfere und freche Marschalk von Pappenheim / der keinem nicht bald gewichen / kahme in vollem Marsch und grosser Furi / sam̅t vilen Regimentern von frischem wolmundirtem Volk daher / sam̅lete die flüchtigen und zerstreuten wider / greiffte grimmiger an / als der von Wallenstein. Da mußte man erst recht um̅ haut und haar streiten / und ware aller schon erhaltene Sig zweifelhafftig ja gefährlich. Es kame aber Gott der oberste Schidman / und schlichtete (Der von Pappenheim kom̅t um̅.) den Handel also / das eine Kugel von einem Falkonet / welche den halben Pappenheim aus dem Sattel lupffet / den andern halben theil auf dem Pferd ligen laßt / den Schweden widerum die Victori und den Sig geben / und der blutigen Feldschlacht ein ende gemacht / also das alsobald das Käiserische Volk in Unordnung (Freinsheim) gerathen / und in die Flucht gebracht worden / wo nicht der mehrere Theil auf der Wallstatt gebliben. Und zwahren also mußte / und nicht anderst konnte der von Pappenheim sterben / wie jener schreibt. (Gelehrte Leuth.) Zu disen Zeiten waren verrümt: Abraham Scultetus / Josephus Hall / Paulus Tossanus / Philipp Pareus / Henricus Alting / Henricus Alstedius / Franciscus Gomarus / Johannes Buxtorffius / Daniel Heinsius / [382] Petrus Molineus / Jacobus Breitingerus / Fridericus Spanhemius / Theodorus Zwingerus / Caspar Bauhinus / Daniel Sennertus / Caspar Barleus / Dominicus Baudius / Claudius Salmasius / Renatus Cartesius. Under den Catholischen / Hieremias Drexelius / und Athanasius Kircherus. Dises Jahr ware der Termin / und das gesezte Lebens-ende (König in Bömen stirbt.) gewaltiger Potentaten. Den einten forderte Gott der Herr ab in dem Feld / da er müste eines gewalt thätigen tods sterben / den anderen in der ruhe und auff dem bette. König in Böhmen Fridericus lebens satt / wiewol im besten flor und blust des alters / dennoch an leiden alt / gesegnete zu der zeit auch die Welt / und traffe durch seinen seligen abschid den allerfürtrefflichsten tausch / und bekame ein besseres als das irdische scepter / und die Cron die ohnvergänglich / die Palmen / Harffen und weisse kleider der Majestät / Freuden / Unschuld / des Sigs und (Walsteiners verwunderliche red.) Triumph / so ewig bleibt. Der Herzog von Friedland wolte mit den Evangelischen frid machen / sie aber gaben zur antwort / die Jesuiter hielten keinen glauben / der Herzog sagte ich wolte daß der teufel alle Jesuiter holte / zu welchen ich sie noch alle jagen wil / so wahr ich gedenke meine Seele Gott zu befehlen / so wahr meine ichs redlich mit den Evangelischen. Hierauff ritte Herzog Ulrich aus Holstein / des Königs in Dännemark Herr sohn zu ihm / er ward herrlich hoch acceptiret und wol respectiret. Aber der Herzog von Friedland begerte die Böhmische Cron / und vor das Herzogtum Mechelnburg die Marg Graafschafft Mähren / alsdann wolte er den Käiser / und Chur Bäjeren (Greuliche histori und exe̅pel gerechter straaff Gottes. Cluver. p. 845. in Append.) zu einem Fride zwingen. Sonsten hat sich in disem 1632. jahr im Merzen ein greuliche histori begeben / allen Gotslästerern und fluchern zur wahrnung. In den Moscowitischen gränzen commandirte ein Edelmann / nammens Albrecht Pericofs / der das arme volk / welches schon auff Mark und bein ausgesogen ware / greulich tyrannisiert / sonderlich in abforderung der contributionen und schazungs-gelteren / an deren statt / wo es unmöglich ware selbige zu erlegen / er genommen was er könte / hatte also vil gras und klein vieh [383] beisamen / so er den armen leuten entführt. Was geschicht? Als er auff eine zeit nit zu haus ware / sonder anderstwo seiner gewonten schinderei nachhienge / da fiele in einer nacht all sein geraubtes und gestolenes vieh durch Gottes gerechte st raaff um. Wie er wider anheimsch ward / zeiget ihm zu erst der diener / darnach die frau / den empfangene̅ schaden an. Diser beist die zähn auff einander / fangt an greulich zu fluchen und allerhand Gotslästerliche reden auszustossen / schiest den Pistolen gegen dem Himmel loß mit ungeheurer Gotslästerung: Wer sein vieh getödet / solle es auch essen: Hastu mich nit wollen sc: so isse dich selbsten. Worauff die umstehenden alsobald wargenommen / daß etliche blutstropfen aus der Lufft herabgefallen / und wurde diser Gotslästerer auff der stelle in ein schwarzen hund verwandlet / fieng an mit bellen und heulen zu wüten / und das todte vieh zu verzehren und zu zerbeissen. Seine Frau / die schwangers leibs ware / erschrak über solches gericht Gottes / der gestalten / daß sie alsobald nider gesunken und den Geist auffgabe. Weiters erzehlet Cluverius nit / dann daß diser schwarze hund sich zimlich lang muß daselbst haben sehen lassen / bis er vollends zur Höllen gefahren. Vnd dis habe Cluverius von glaubwürdigen zeugen / die es gesehen / vernommen. (Königliche Schwedische Leiche.) Die Königliche Schwedische Leich kam von Wittenberg naher Wolgast: Woselbst die Leiche in einen silbernen Sarg geschoben / und den 15. Junii naher Schweden geführt worden. Auf den abend selbiges Tages / hat des seligsten Königs gewesener Hoffprediger Herr Doct. Fabricius in der Schloßkirchen zu Wolgast / allwo die Königliche Leiche ruhete / eine herzbrechende trauerschöne Trost-predig aus den Klagl. Jer. am 5. Cap. gehalten. Da die Wort des Textes also lauten: Die Cron des Hauptes ist abgefallen: O wehe / daß wir gesündiget haben. Disem Generosischen / hoch tapfern Königlichen Helden / ist nachfolgende Grabschrifft aufgestelt worden. (Grabschrifft) O forsche nun mehr nicht wo ich gelegt bin hin / Genug ist mir und dir / daß ich gewesen bin: Wen̅ aber mir ein grab dem muhte gleich solt werden / So wäre vil zu klein das dritte theil der Erden. Es hatte der Feld Marschall Horn in dem Würtenberger land seinen durchzug / underdessen stoste ihme die statt Costanz auff / als der gewont ware / desgleichen örter zu besuchen. Und weilen Stein sich am besten schikte / bei so unversehenem zu stand / den paß [384] (Jahr Christi 1633. Belägerung Costanz. September.) über die bruken zu nemmen / als könte er so vil complementiren und muß es thun oder etwas anders gewärtig sein / daß ihm ohnschwer gefallen / sein vorhaben zu voll ziehen / und die jenigen zu wilfährigen haben die sonsten / so bei zeiten sie weren avisiert und hiervon berichtet worden / bald ein ander höflicher bescheid dem Feld Marschalk wurden geben haben. Ein mail Costanz wurde belägeret und ein und das ander mal gestürmt / aber nit gewunnen. Indessen ward die Eid gnoßschafft auffgewekt / und um Costanz her im Turgöwischen gebiet lermen gemacht. Der General Horn entschuldigte sich höflich. Die tagsazung zu Baden ward angesehen. Sonders wolten die Papistischen ort dise ohngewonte gäste in disen landen / die man doch nit mehr vertreiben köndte / abgeschafft haben. Der König in Franckreich last ein ernstlich schreiben abgehen an die Papistischen Canto. Der Herzog von Roan ward Agent / reisete zu dem General Horn von und zu. Endlich weilen die gegenwehr in Costanz stark / die Gvarnison je mehr und mehr versterket / auch wegen vilen considerationen und bedenken der Feld Marschall genötiget worden abzuziehen / als ward die belägerung auffgehebt. Die in der statt rühmten sich / wie daß ihnen die H. Jungfrau Maria über der Augustiner Kirchen in herrlichem glanz erschinen / bald in dem 4. tag der belägerung. Wiewol es an unpartejischen (Der Major Kesselring ward mißhan dlet.) zeugen zimlich fehlen wil. Nachgehends gienge der zorn der Papistischen orten über den frommen redlichen und dapferen Mann aus / namlich über den Kesselring. Welcher wegen aus fallenden soldaten aus Costanz und durch sie verursachten auffständ / als ein gesandter und ausgeschoßner zu Weil / den Papistischen orten solche insolenzen und frechheiten / klagen wollen / (welche auch Obrigkeiten dis orts /) wurde er sehr übel empfangen / eingezogen / ohne weitere verhörung / aus argwohn / geqwelet / daß er für schmerzen wider sich selbsten etwas bekante. Bald ward dise unbill von den Evangelischen orten und die auch Ober-herren dis orts sehr empfindlich für die Tagsazung gebracht / von dar endlich nach Frauenfeld / allwo der schluß zu Baden confirmirt und bestätiget / und dem Kesselring so vil möglich geholffen ward. Anno 1634. den 15. Februarij ist Generalissimus Herzog von Fridland samt dem Graafen Terzky und Kinzky in Eger vom Gordan und den Complottieren ums leben gebracht worden.
|| [385]
Herzog Bernhard ware auff der straß mit dem Walsteiner zu conferirn / deme man auff Käiserischer seiten wolte auff den dienst warten / wie dem Herzog Franz Albrecht von Sachsenlauenburg / der ihnen in die klippen gerahten. Aber Herzog Bernhard hielt sich vorsichtig in seinem Regenspurg / und wagte sich nit zu weit. Nachgehends hat General Banner in dem Closter / da des Walsteiners Cörper begraben lag / das grab lassen öffnen / den Kopf und rechten (Wallensteiners tod und grab-schrifft.) arm in Schweden lassen führen / weilen er bei Lüzen ein ursach an Königs Gustavi Adolphi tod war. Ob aber dises Heiligtum in Schweden so gar angenem gewesen und wie dis procedere auffgenommen worden / weist man nit sonderlich. Epitaphium, oder Grabschrifft des Herzogs von Fridland Hie ligt und fault mit haut und bein / Der grosse Fürst von Wallenstein. Der groß kriegsmacht zusammen bracht / Doch nie gelifert rech ein schlacht. Groß gut thet er gar vilen schenken / Dargegn auch vil unschuldig henken / Durch Sternguggen und lang tractirn Thet er vil land und leut verlieren. Gar zart war ihm sein Böhmisch hirn / Könt nicht leiden der sporren kirn. Han / hännen / hund er bandisiert / Aller orten wo er losiert. Doch müst er gehn des todes strassen / DHan krähn / und d hünde bellen lassen. Sonsten hat diser Walsteiner dem König in Schweden bei Nürnberg zu einem Schwedischen gefangenen Officirer / disen ruhm geben: Er halte ihn für den besten Cavallier in der welt. (Regenspurg eingenom̅en.) Nach dem durch sondere behendigkeit und dapferkeit nit ohne diversion und entsezung der Käiserischen partei / die statt Regenspurg von Herzog Bernhard erobert / auch gewaltig verschanzeit worden. Weilen aber nachgehends es an munition gemanglet / und der entsaz nit wol könte beschehen / als ist selbige statt wider in Käiserische hande kommen / nach dem der dapfere Commendant darin Gen. Major Lars Kage wol 7. general-stürm solle abgeschlagen und ungläublich vil aus fäll gethan haben. (Erschrökliche brunst zu Bauzen.) Als die Chur Sächsischen dis 1634. jahr auff Bauzen / die haupt-statt in Ober Lautsniz zugezogen / haben die Käiserschen den 22. Aprilis den rest von der vorstatt daselbst angezündet / worüber das Feur / in dem eben ein grosser wind entstanden / die rechte statt mit ergriffen / und ganz in die aschen gelegt. Und weil der gebietiger Obrister Golz / die leut nicht heraus lassen wollen / so sei darüber ei [386] ne grosse menge viehs / 16. tausend Scheffel Mäls / ohn das getreid verbronnen. Von menschen wurden über 700. persohnen gemanglet / so in disem Feur ersticket / verfallen und verdorben. In der Kirchen / da alle stüle und eingebäue aus gebrandt / habe man in manchem stul / zu 5 und 6 todtne menschen gebraten ligend gefunden. Ein vornemmer Rahtsherr habe sich mit seinem weib / kindern und gesinde in ein gewölbe gethan / darinn sie allesamt erbärmlich umkommen / und die Cörper gleichsam in ein ander gebaken gewesen / also daß man dergestalt siben persohnen in einen Sark geleget und begraben. Kein einziges haus / ia kein einziges tächlein were stehen gebliben / ausgenommen drei thürne: und gliechwol habe der Chur-Fürst von Sachsen / so in persohn darvor ankommen / den 24. Aprill den Obrist Golzen abziehen lassen / damit die übrigen burger und einwohner erhalten werden möchten. (Schlacht bej Nördlingen Anno 1634. 26. 27. Augst) Nach disen und andern dergleichen Händlen und Geschichten / kame es zu dem blutigen Treffen bej Nördlingen / da bäides der Feldobersten hiz zuschlagen / und dann die abwesenheit einer zimlichen anzahl gutes Volkes / so noch zu den Schwedischen hat stossen sollen / neben einem andern Unglük / daß der von den Hornischen Squadronen eingenom̅ene vortheil haffte Posten / nicht ohne grossen verlurst viler dapferer Soldaten / durch unachtsamkeit sam̅t Menschen / Canon / Pulffer und Kuglen in die lufft gesprengt worden / auch die stätige abmattung der Schwedischen Völker / welche durch enge Päß mußten ziehen / und den Feind in der Höhe / und Vortheil ligend suchen / da dann die Schlachtordnung / nicht nach belieben / und wie erforderlich / angestellt sein konnte / die Reuterej um einen andern weg zufechten sich umsehen mußte / weiln sie von der Infanterej ziemlich abgesöndert ware: Dises und anders zumaln / nechst Göttlicher gerechter heimsuchung / hat den Käiserschen eine ensehenliche Victori und Sig / under König Ferdinando III. in die händ geliffert / dardurch selbige gewaltig wider erholet / den bis dato zugefügten schaden desto weniger empfunden / und hat sich eben das Blatt aller Orthen wider gewandt zu grossem nachtheil der Protestierenden Parthej. Gustav Horn / so den rechten Flügel geführt / wurd gefangen. Herzog Bernhard commandirte den linken flügel / kame darvon. Und sollen wol 12000. auf der Wahlstatt geblieben sein.
|| [387]
(Herzog Bernhard Frankreich.) Herzog Bernhard empfieng das Generalat über die 4. Ober Cräysischen Armeen. Der Schwedische Reichs Canzler / Herr Ochsenstirn / kam in Franreich / ward herrlich-hoch empfangen / und wol tractiret / der König verehrte ihm im abweichen aus Franckreich 2000. Cronen / und stekte ihm selbsten einen kostbaren Diamantring auff den finger mit disen worten: Disen Ring solt ihr zu unser gedächtnus und ehrem tragen. Herzog Julius Friderich von Wittenberg starb zu Sttaßurg im Exilio. Der gewesener Schwedische Canzler / Herr Stallmann wolte durch böse leute den General Banner hinrichten lassen. Dises (Stahlmann.) eröffnete der Obriste Plato dem Herren General aus etlichen inter. cipirten schreiben. Der Cantzler Stalmann roche den braten bei zeiten / und machte sich unsichtbar. Die Franzosen conjungirten sich mit den Staden. Der Herr Reichs Canzler Ochsenstirn kam (Franckreich.) aus Franckreich in Niderland / ward nicht schlecht empfangen. Anno 1635. den 19. 29. Mäj begab es sich / das ein Baurknecht (Wunderliche Chur und heilung mit einem messerschluker.) / namens Andreas Grünheide von Grunenwald / 7. Meil von Königsberg in Preussen / sich im Magen übel empfand / nam derowegen / um mittel zu suchen sich (salvo honore) zu übergeben oder zu brechen / sein messer / fassete solches bei der spize / und wülete mit der schale des messers im halse herum / in solcher bewegung entfuhr ihm die spiz des messers / und das messer fuhr in halse hinunder wie es aber noch nicht den magen anrührete / goß diser Andreas vil Landes-Bier in den hals / und trib also das messer in den Magen er könte (mit Reverenz zu reden) ohne schmerzen sein gebürnus thun. Wie nun dise geschicht dem Burgermeister zu Landesberg zu Ohren kam / forderte er diesen zu sich / und vernahm von ihme den jezt beschribenen wahren bericht / hatte derwegen mitleiden mit dem armen menschen / und reisete auff Königsberg / um dises Herren Doct. Daniel Bekern Prof. publ. und Preussischen Hof Medico zu communiciren / diser ließ den Andreas zu sich kommen / fragte um alle umstände / und gedachte auff mittel dem menschen zu helffen / [388] massen er vor disem eben einen solchen casum zu Prag gehabt / wie er dann in praesens und gegenwart aller Medicorum zu Königsberg sonderlich aber Herr Doct Ruegeri Hemsindes und Herr Licent. Krügers / den patienten auff ein bret binden / durch einen Schnitt / 2 finger breit in die länge / und vorgehender Application des Magnetischen pflasters / erstlich die haut / hernächst und peritonaeum darinn die därme verfasset / eröffnen ließ / darauff ward mit einer krummen nadel der magen auffwerts gezogen / ein loch / an den ort da die spize des messers sich ereignete / hinein geschnitten / und das messer also an der spize heraus gezogen / da dann der magen gestraks wider zuschnapte / und die wunden wider geheilet wurden. Dises alles verrichtete auff des obgedachten Medici vorsichtiges anordnen den 9. Julij Daniel Schwabe ein Stein- und Wund-Arzt / da dann dem patienten in wärendem schneiden stetig Perlenwasser / und sonsten herzstärkungen gegeben wurden. Der schnitt geschahe auff der linken seiten under der kurzen Rippe. Es kam der König in Polen hieher / um den patienten zu sehen / da er dann um das messer anhielte / welches ihm auch den 13. Feb. 1637. erstlich zugeschikt wurde. Anno 1641. ließ sich diser patient den ersten Sontag des Advents Dorotheam / Christoff Colben eines Bauers zu Grunewald tochter von Herren M. Jacobo Lettnero Pfarherren zu Landesberg ehelich anvertrauen / allda er sich dann in der Vorstatt häuslichen nider ließ. (Grosse Pestilenz und hungersnoht.) In disem jahr nam die teurung und Pestilenz so streng über hand / daß vil leut / die zuvor in gutem vermögen gewesen / und sich des bettlens geschämt / hungers storben. Wie grausam die unbarmherzigen Gottlosen kriegsgurglen mit den armen leuten in Württenberg umgangen / ist nicht zu beschreiben / nur allein wie sie das Gelt aus ihnen erpressen könten. Vilen haben sie den Schwedischen (Abscheuliche mißhandlungen der solda ten im Würtenberger hand.) trunk gegeben / in dem sie die leut auff den boden geworffen / händ und füß gebunden / das maul auffgesprissen / und durch einen trächter / oder wie sie gekönt / aller lei unflätig wasser eingegossen / bis der mensch auffgeloffen und ganz gefült gewesen / vil sind alsobald gestorben / was aber noch bei leben gebliben / haben solchen trunk ihr lebenlang empfunden. Ihren vilen haben sie mit striken händ und füß zusamen gebunden / und also auffgehengt Theils haben sie das blut mit kluppen zu den fingeren und näglen heraus gepresset: vil ha [389] ben sie erbärmlich erwürgt / erschossen / zu stuken zerhauen / gespist / und lebendig geschunden: vil ehrliche weiber und jungfrauen gewaltthätiger weise gezwungen / und zu tod geschändet. Schwel ins Würtenberg. Chronik. Die Käiserischen und Chur Sächsischen recolligirten sich bei Spandau. Der Schwedische General Feld-Marschall im Nider Sächsischen Cräis / Herr Dodo von Kniphausen / ward bei Münster in den kopf geschossen / daran er sterben müste. Anno 1636 (Gloken von sich selbsten geleutet.) zu Husen in Holstein in Ditmar sen leuteten dise zeit von 5 bis 8 uhren abends die Gloken von sich selbst / ohne anrührung einiger person. Herr General Banner nam das haus Barbei ein / und bekam darauff den Obristen Mizloff / führte denselben gefänglich weg und zog in Meissen / ließ bei Wittenberg herum vil kleine stätte / Fieken / und Dörffer einäscheren. (Käiser Ferdinandus 2. stirbt.) Anno 1637. den 15. Horn. starb Käiser Ferdinandus II. an dessen statt kam der Sohn Ferdinandus III. (Pommeren wird Herrenlos.) Ingleichem starb auch Herzog Bogislaus der XIV. in Pommern / ohne Leibs-Erben. Hiemit endigte sich der von 700. Jahren her gestandener Stamm. (Von Herzog Bernhards thaten.) Wir wollen aber in der Beschreibung Herzogs Bernhards verrichtungen und Heldenthaten fortsezen / als welcher bald durch Gottes bejstand wider ersezet / was zu Nördlingen möchte übersehen worden sejn. Welches der Hochgelehrte Herr Johannes Freinsheimius in seinen anmutigen kunstreichen Versen / dem Herzog zu Ehren gestellt / also abgefasset.
Weil Alexander nie kein ohnglük hat erlitten /
So finden sich wohl leut / und widersprechen Ihm /
Daß eines Helden Nam Ihm eigentlich geziem /
Dieweil Sein Glük allein / Er aber nicht / gestritten.
Dan weil Ihm federzeit fast ohne müh geglüket /
So bleibet auch sein Sinn noch jmmer ohnbewährt:
Demnach Er nie genug / durch satte prob / erklärt /
Mit was gemüth Er sich in ohnglük hätt geschiket.
Das hatt der Fürst gethan. Derhalben ist zuglauben /
Es habe Gott der Herr nach seinem weisen Raht
Diß über Ihn verhengt / nicht daß Ihm dieser schad
Von vor-erworbnem lob das kleinste solte rauben:
Nein / sonder Ihn vielmehr berühmter mit zumachen.
Als welcher ohnerachtt der harten niderlag /
|| [390]

Zu seinem lieben Gott die feste hoffnung trag /
Er werde doch zu lezt den außgang dieser sachen
Zu seines Namens Ehr / und unsrem nuzen richten.
Derhalben ist Er auch im minsten nicht verzagt /
Vnd hatt sich für und für so Ritterlich gewagt /
Das wohl zuspüren ist auß solchen guten früchten /
Von was für einem baum dieselbe mögen kommen.
Dan sihe / wie man Ihn fast für verlohren hältt /
So ist Er gleich darauf den Frühling in dem Feld / (Spejer eingenommen / den 21. Merzen / 1635) Vnd eh man solches glaubt / ist Spejer eingenommen /
Vnd für deß Käjsers volk deß Reines paß gehämmet:
Da schiket man auf Ihn / mit einer solchen macht /
Dergleichen man zuvor gar selten aufgebracht /
Den Gallas / der mit Volk den Reinstrom überschwämmet.
Wie aber eine flut die gähling sich ergrösset /
Den klugen Bawersman auß seiner hütten jagt:
Der aber bald hernach sich wider an sie wagt /
Dieweil sie jhm sein gut sonst allerdings zerflösset /
Vnd durch geschikten fleiß / und arbeitsames graben /
Derselben nach und nach das wasser so entführt /
Daß sie sich mit der zeit fast allerdings verliert:
Solch einen außgang mußt es mit dem Gallas haben.
Dan ob sich wohl der Fürst mit Cardinal Valletten
Damahls vereinigt hatt / so war doch Ihre macht
Bej weitem nicht so groß / daß Sie auf eine Schlacht
Die hoffnung Teutschen lands / und Sich / gewaget hätten.
Derhalben wolten Sie dem grossen hauffen weichen.
Jedoch war (wie bewusst) Ihr abzug solcher art /
Vnd wurd deß Feindes Volk so wenig da gespart /
Daß einem grossen Sieg er billich zuvergleichen:
Wan̅ Gallas seinen Feind noch einmahl solte jagen
Auf eine solche weis / als damahl er gethan:
So käm es jhn vielleicht umb etwas säuster an /
Er liesse sich darfür von jhm ein wenig schlagen.
Wiewohl er für gewiß das wenigst underlassen /
Das einem dapfren Haupt geziemet und gebührt:
Er hat den weichenden gar fleiss g nachgespürt /
Er hatt Sie angefaßt auf allen Ihren Strassen.
Sie konten keine meil ohnangefochten ziehen /
Sie reisten Ihrenweg / und stritten doch auch mitt / (Bis nach Mez / ist geschehen in dem Herpstmonat 1635.) Vmb jeden tritt ein streich / umb jeden streich ein tritt /
Sie mußten händ und füß in gleicher maß bemühen /
Vnd Ihnen einen pfad mit blossem degen banen.
So hatt Er Sie begleit von Mainz an biß nach Mez:
An welchem ort Ich selbst / diß alles das Ich sez /
|| [391]

Von vielen die alsdan mit jhres Königs Fahnen
Aus Teutschland widerkehrt / hab offtermal vernom̅en
Die sagten offenbar / wann Herzog Bernhard nicht /
Bei uns gewesen wär / der uns den weg geschlichtet /
So wär von unserem volk nicht einer widerkommen / (Verdun entsezt / den 19. Augstmonats.) Nach dem Er auf das new in Frankreich ist gefahren /
Die Stadt Verdun entsezt: Lothringen durchgeraist:
Viel örter übereilt / darunder (wie man weißt) (Blankenberg Blancmont / und Ramberviller eingenom̅en.) Die festen / Balkenberg / und Rambertsweiler waren.
Was aber nach der hand in Elsaß ist geschehen /
Das würden alle leut für meerlein und gespött
Aufnehmen / wan daß Werk nicht selber für sich redt /
Vnd sich diesen tag für augen liesse sehen.
Man sihet wie der Fürst / der an deß Reines strassen
Nichts hatte / mit dem Fe???nd der alles eingehabt /
So artig hat getauscht / deß Feindes theil ertapt / (Das erste mal ist geschehen den 27. Heumonats 1637. da J. F. G. bei Reinau übergesezet.) Vnd Ihm hinwiderumb das seinig überlassen.
Vnd daß in einer zeit von anderthalben Jahren:
Wie ohngern auch der Feind den vortheil Ihm gestatt /
Der dan mit aller macht sich widersezet hatt /
So bald er über Rein das erstemahl gefahren.
Dan allda liesse sich der Werth gar zeitlich bliken /
Mit einem grossen Volk / und sezte frisch darein / (Joan de Werth.) In meinung / eh der Fürst würd eingeschanzet sein /
Ihn widerumb zu ruk und über Rein zuschiken.
So wurd jhm aber doch so übel abgezwagen /
Daß / ob er schon sehr oft / und erstlich angesezt /
Vnd keine müh gespart / Er gleichwohl auf das lezt:
Nichts / als ein kügelein im Baken weggetragen /
Auf dieses hatt der Fürst Ihm eine Bruk erbawet /
Daran Er keinen fleiß noch kosten hatt gespart /
Damit Er ja genug mit Schanzen sie verwahrt /
Vnd sie dem Manicamp und seinem Volk vertrawet.
Wie man nun dieses thuns den freche̅ werth berichte /
Vnd daß der Herzog selbst nicht bej der stelle sej /
Da hatt er sich erfrewt) als welcher zweifelsfrej
Den Sieg in händen hätt: und einen weg erdichtet /
Dardurch er bald hernach die in der Schanz ergeistert
Ganz ohngewarnter sach dieselben überfiel / (Den 1. und 2. Wintermonats / und also innerhalb zwejen ???agen) Sie in den Reinfluß sprengt / und mit so rauhem spiel /
Sich gar in kurzer zeit der Bruken ganz bemeistert.
Hiermit war diesesmahl die Glok aufs new gegossen /
Daß man zu Wien bejnah nichts mehr zu wünschen fand /
Daß ganze Teutsche Reich in Käjserischer hand /
Der Reinpaß zu gesperrt / der Herzog außgeschlossen.
|| [392]

Darumb war dazumahl auf Käjserischen seiten
Vnd an dem Hof zu Wien nichts werther als der Werth /
Man gab und sagt Ihm zu / so viel er nur begehrt /
Vnd hielte viel auf Ihn / für andren Rittersleuten.
Auch ist jhm dieser Ruhm in warheit wohl zugunnen /
Als welcher oft und viel erzeigt verstand und muth:
Doch kompt dasselbe lob auch billich dem zu gut /
Der in dem frejen feld jhm solches abgewunnen.
Das ist der Thewre Fürst / von dessen grossen thaten
Noch jmmer unser leid in vollem hall erklingt.
Derselbe / wie man jhm die böse zeitung bringt /
Wie übel mit der Bruk es diesesmahl gerathen:
So hatt jhn keines wegs ein frembdes übersehen
Von längst-gefaßtem Rath und anschlag abgeschrekt /
Darumb Er nach dem Re in den kopf bald wider strekt /
Dem Käjser den Compaß aufs newe zuverdrehen /
Wie richtig Er vermeint / das alles für jhn gienge.
Darauf ist nun erfolgt / bej Reinfeld / eine Schlacht /
In welcher dieser Fürst den Feind zu nichte macht /
Das ganze heer zerstrewt / die Häupter alle fienge.
Der grosse Reines-fluß / der etwan bej den Alten
So mächtig hoch gerühmt und angesehen war /
Daß man ihn zwischen Rom / und unsrer Teutschen schar /
Als eine feste maur geachtet und gehalten:
Der hatt die überfahrt dem Fürsten nicht gewehret:
Ja vielmehr sich erzeigt / als wan Er herzlich gern
Darzu behülfflich wär / und seinen newen Herrn
Mit guter fürderung ganz underthänig ehret.
Derhalben ob sich wohl der Reinach nicht versehen /
Daß jemand ohne sein erlaubnuß müglich wär
Zukommen über Rein / dieweil auß Brisach Er
Die Pässe wohl besezt / so ist es doch geschehen: (gegen Seckingen ist geschehen den 18. Jenner 1638.) Dan dieser kluge Fürst / den vortheil so ergriffen /
Das gegen Sekingen und Piken / bej der nacht
Er auf ein tausent Man hinüber hatt gebracht /
In einer kurzen zeit / und zwejen kleinen Schiffen.
Mit welchen Er den weg auf Lauffenburg genommen /
Dasselbig in der eil erobert und besezt:
Vnd also daß man jhm nicht einen Man verlezt / (Schlacht bei Reinfelden den 21. Hornung.) Ein außerlesne Bruk daselbsten überkommen.
Darauf Er alsobald Reinfelden zugezogen /
Vnd sich mit aller macht der festung angemasst /
In dem Er aber ernst darvon gebrauchen lasst /
So hatten andertheils die Häupter auch erwogen /
|| [393]

Wie man so schwerlich würd jhm widerstehen kön̅en /
So lang Er / wan er wohlt zugehen über Rein /
Der Lauffenburger Bruk würd habhaft mögen sein /
Vnd über das noch die zu Reinfeld auch gewinnen.
Derhalben zogen sie die festung zuentsezen
Mit allen kräften an / und war der kühne Werth
Für andern ejferig genueg / als welcher da begehrt
Den vorerlangten schimpf und schaden außzuwezen.
Der Fürst mit wenig Volk erwartet Ihrr bej Piken
Da geht das treffen an / und bleiben bejder seit
Ohn einen vollen Sieg / ein anzahl guter leut. (Der Herzog von Rohan ist an der empfangne̅ wunden bejdiser Rein felder Schlacht / den 3. Aprill Anno 1638. im Kloster Königsfelde̅ in der Schweiz / Berner Gebiets / 60. Jahr alt / gestorben / gen Genf geführt / und daselbst in St. Peters Kirch stattlich bejgelegt worden.) Darauf befihlt der Fürst sein Volk ganz zubeschiken /
Vnd die belägerung vor Reinfeld einzustellen.
Derwegen sich der Feind versichert eingebildt /
Er habe seinen wunsch auf diesesmahl erfüllt.
Savelli hat allzeit nicht länger warten wollen /
Vnd nach dieselbe Nacht dem Käjser zugeschrieben:
Reinfelden sej entsezt / der Feind hab eingebüsst /
Vnd widerum zuruk nach Lauffenburg gemüsst /
Dieweil jhm zimlich viel deß besten Volks geblieben.
Doch ist dieselbe frewd ein blosser dunst gewesen.
Vnd hat sich so geschikt / daß diesen seinen breiff /
Wie sehr deß Botten pferd den weg auf Wien zu lieff /
Der Herzog eher als der Käjser hatt gelesen.
Vnd solches jnnerhalb den drejen nähsten tagen:
Da oftermeldter Fürst sich wider aufgemacht /
Der Feinden starkes heer in volle flucht gebracht /
Es ganz und gar verderbt / und auf das haupt geschlagen.
Savelli wolte da daß lauffen nicht so glüken /
Deß Herzog Bernhards Volk war schneller weder er:
Er habe nuhr gedult / Es wirdt sich nach begehr /
Hiernähst zu Lauffenburg das lauffen mit jhm schiken.
Werth hielt festen stand / und wolte sich nicht geben /
Biß endlich neben jhm das Walsche Regiment
Auch übermeistert wurd / und ganz und gar zertrennt /
Da gab er endlich auch die Frejheit umb das leben.
Auch wurden über das gefänglich angenommen
Ein Graaf von Fürstenberg / Speerreuter Enkenfort /
Vnd andre Häupter mehr. Die von so manchem ort /
Da man gefochten hat / mit ehren waren kommen /
Die sein da allesampt in Feindes hand geblieben:
Deß Herzogs Dapferkeit / verstand und wissenschaft
Vnd Seines Gottes huld / hatt jhrer aller kraft
Vernichtet / sie gestürzt / jhr anschläg hindertrieben.
|| [394]
(Versamlung der Raaben bei Tübingen.) Vermuthlich ist es / daß bej Tübingen die Raben /
Die häuffig sich erzeigt / als umb dieselbe Stadt
Der obgedachte Werth sein Volk gemustert hatt /
Jhm seine niderlag zuvor bedeutet haben.
Auch sagt man hab Er sie an seinem pferd gespüret /
Das für jhm nider ist gefallen zu der stund /
(Wiewohl es biß dahin noch frisch war und gesund)
Da man zu solchem zug jhm solches für geführet.
Nach diesem hat der Fürst Reinfelden müssen zähmen:
In welchem sich der Feind noch jmmer dapfer wehrt /
Wiewohl er den verlust der seinen sah und hört:
Vnd wolte sich so bald zur aufgab nicht bequemen.
Rein selden solte sich nicht also truzig wehren /
Vnd also seltsam thun / Sie ist doch nicht allein /
Die diesem Fürsten wirdt gehorsam müssen sein:
Gott wirdt jhm dieses Jahr wohl ander ort bescheren. (Rötlen eingenommen den 18. Merzen.) Ich will von Rötlen nit / auch nit von Freiburg sagen
Die Fürstin an dem Rein / deß Breißgaws höchste zierd /
Die feste Römerburg / die selbe / sag Ich / wirdt
Jhm jhre Schlüssel selbst entgegen müssen tragen. (Die statt Breisach eingenom̅en.) Das Brisach welches schon vor drejmal hundert jare̅
Dem Hauß von Oesterreich zu ehren und zu nuz
Beständiglich gedient / und under dessen schuz
Bißher für keinem feind sich hatte zubefahren.
Zu denen zeiten auch / da weder seine Herren
So mächtig / oder Es so fest / gewesen sein:
So ist Es doch das schloß gewesen an dem Rein /
Denselben / wie man wolt / zuöffnen und zuspärren:
Vnd hatt auch da zumal auf keinen frembden geben.
Nun aber / da man Es mit werken so vermacht /
Das man Es ins gemein ohnüberwindlich achtt /
Vnd seiner Herren glük am höchsten sahe schweben:
Da kompt der kühne Fürst mit wenig Volk gezogen /
Vnd sezt der festen Stadt mit solchem ejfer zu /
Vnd läst jhr tag und nacht so wenig rast und ruh /
Daß endlich Sie dardurch zur aufgab wirdt bewogen.
Wie standhaft auch darinn der Reinach sich geweret.
Der die ses ort nicht eh auß seinen handen liess /
Eh jhn die hungersnoth Es übergeben hiess /
Nach dem man pferd und hund und kazen aufgezehret.
Auch ohngeschlachte häut und hartes leder gessen /
Dergleichen man nicht viel in alten Schriften list:
Ja (welches ohne schew nicht zuvermelden ist)
Die leut einander selbst ermördet und gefressen.
|| [395]

Erschleppen möchtens kaum ihr abgematte glidt???
Man sah sie für gespänst / und nicht für Menschen an:
Vnd man sie einen schuss auß aller macht getahn /
So fielen sie darvon zusampt den rohren nider.
Ach daß man dem gewalt deß ohngerechten Türken
So dawerhaftes Volk entgegen sezen wolt?
Ich glaube für gewiß / und zweifle nicht / es solt
Viel gutes können thun / und rechte wunder würken.
Nun aber haben wir mit unsren groben Sünden
Deß Grossen Gottes zorn so über uns geführt /
Daß alles unser gut zu lauter schaden wirdt /
Vnd muß zu unsrer straff elendiglich verschwinden.
Was under dieser zeit für thaten / sein geschehen /
Dasselbe bildet sich so leichtlich keiner ein /
Er müsste dan auch selbst darbej gewesen sein:
Vnd fällt auch denen schwer die selber zugesehen.
Da wer bedenken will so manche züg und schlachten /
Auß-Ein- und überfäll / und underschiedne Sieg /
Der wird es ja vielmehr für einen ganzen Krieg /
Als die belägerung nuhr einer festung / achten.
Savelli obgemeldt / der under diesen dingen
Sich hatte loß gewürkt / war ejferig bedacht /
Der Festung zu entsaz / jhm eine newe macht /
Das ist / einn newen Sieg dem Fürsten / aufzubringen.
So kam auch Göz??? daher mit einem frischen hauffen /
Den zu demselben end der Bajer Fürst gesant:
Daß also dieses Volk / wie vielen wohl bekant /
Auf achtzehn tausent Man zusamen sich belauffen.
Die haben nuhn viel weg und mittel fürgenommen /
Den eingeschlossenen zu miltern jhre noth /
Vnd allerlej versucht / damit ein bissen brodt /
Vnd ander Essenspeiß zu jhnen möchte kommen.
Weil aber allezeit der Herzog wol gewachet /
So hatt gemeiniglich Er jhnen aufgepaßt /
Wer früchten zugeführt / entledigt seiner last /
Deß Feinds geleit erlegt / und ganz zu nichts gemachet.
Durch solches wurd die noht in Brisach sehr gemeret /
Dan Gott verlihe / daß dem Herzog alles glükt /
Wie dan auch in der Stadt sich wunderlich geschikt /
Daß einen vorrath Korn das Fewer aufgezehret.
Es hatt sich eine rott erhungerter Soldaten
Zusamen da gethan / und einest in der nacht
Nach durchgebrochner wand ins Kornhauß sich gemacht /
Dem abgematten leib in solcher noht zurathen:
|| [396]

Weil aber an dem ort viel fäßlein pulver stunden /
So hat ein fünklein fewr / durch ohn verhofften fall
Dasselbig angestekt / und sein mit einem knall /
Soldaten / pulver / korn / zusamt dem hauß verschwunden.
Indessen liesse Göz sich keine müh nicht dawren /
Savelli gleischesfalls / und suchten alle weg /
Damit durch hungersnoth der Reinach nicht erleg:
Sie hatten alle ding erkundigt durch die Bawren /
Die Käjserischem theil noch jmmer günstig waren:
Was für gelegenheit ins Fürsten läger wär /
Was jederman da macht / an welchen orten Er
Sich hielte / kunten sie gar eigentlich erfahren.
Wiewohl sie aber nun so grossen vortheil hatten /
Vnd auch denselbigen durch manchen klugen fund
Zubrauchen / sich bald der / bald jener understund /
Gieng jhnen jhr versuch doch schlecht genug von statten:
Doch jhren fleiß und trew genugsam zuerweisen /
So haben sie einmahl sich samptlich auf gemacht /
Viel früchten / Meel / und Fleisch / und anders mitgebracht /
Vnd also mit gewalt die festung wollen speisen.
Der Herzog underdeß / der von dergleichen wahren
Auch keinen überfluß in seinem Läger hatt /
Verändert jhre raiß: sie wohlten in die Stadt /
So hiess Er sie mit jhm nach seinem Läger fahren.
Die Kauffleut hielte̅ sie zwar anfangs zimlich thewer /
Doch sprach Er jhnen zu / auf eine solche weiß /
Daß Er sie noch erhielt / in einem rechten preiß /
Vnd wurd der kauff gemacht nicht weit von Wittenwe???er.
Man saget zwar es sej was seltsam hergegangen /
Die Kaufflent wurden ja nicht gar nach wunsch belohnt:
In Welschland ist man sonst deß handels nicht gewohnt /
An statt deß baren gelts nuhr stösse zuempfangen.
Doch weil sie sich bemüht auch wider außzugeben:
Als geht es bejderseits so mit einander auf:
Dan frejlich diesesmahl der Käjserischen hauff
Gar herzhaft sich gewehrt / und in dem anfang eben
Deß Fürsten rechte spiz gewaltig hindertrieben.
Dargegen hat man sie mit gleicher maß belohnt:
Vnd haben bejde theil einander nicht geschont /
Darüber aller seits viel in dem stich geblieben.
Sie haben in dem Feld einander umbgejaget /
Daß auch ein jeder theil deß andern Stük erlangt /
Vnd sie für sich gebraucht: Man hat da nicht geprangt /
Man tat da Reuterisch einander abgezwaget.
|| [397]

Biß in die fünfte Stund hat diese Schlacht geweret.
In welcher zeit der Fürst / als solchem Haupt gebührt /
Die Ordnung selbst gemacht / die Häuffen angeführt /
Vnd aller orten selbst der erst zusein begehret.
Wie sahe man jhn da die freje hand erschwingen /
Jezt mit gezuktem rohr / jezt mit entblößtem schwerdt /
Vnd wo Er hingewendt das Streitgewohnte Pferdt /
Den Seinen newe kraft / den feinden schreken bringen.
Damit Er auch zulezt den preiß darvon getragen /
Die wägen all erlangt / wie oben angeregt /
Der Feinden grossen theil gefangen / und erlegt.
Die andren auß dem Feld und in die flucht geschlagen.
Darunder auch der Göz / jhr führer / ist genesen.
Savelli aber hatt so dapfer sich gewehrt /
Das eine kugel jhm den Ruken hat versehrt /
Ist also kümmerlich entrunnen und gewesen.
Wie übeldamahl nun der anschlag abgegangen /
So war doch diese Stadt den feinden also werth /
Daß sie sich keiner müh und arbeit nicht beschwert /
Vnd sie noch jmmerfort zuretten underfangen.
Gestalt dan bald hernach gedachter Graaf von Gözen
Mit denen / die Er theils auß obberührter Schlacht
Zusameu / theils auch sonst von newem aufgebracht /
Sich wider eingestellt die Festung zuentsezen:
Vnd ob er das nicht kön̅t / doch frücht hinein zubringe̅.
Dieweil die hungersnoth bej denen in der Stadt
Immittelst sich gemehrt und zugenommen hatt
Zu welchem end er auch mit dem auß Lotharingen /
Der eben da zumahl im Anzug war begriffen /
Verglichen / das zugleich Er hier / und Jener dort
Den Angriff solte thun: und war mit einem wort /
Die Orgel wolgestimmt / doch schlecht genug gepfiffen.
Der oftgemeldte Göz verschonte seiner Flöten:
Der ander thate zwar sein bestes zimlich fein /
Jedoch weil sein gesell jhn liesse ganz allein /
So wurd er schlecht belohnt / und hatte bald von ???öthen
Mit schade̅ und mit spott sich auß dem staub zumache̅
Dan herzog BErnhard sezt die krankheit auf die seit /
Mit der Er war behaftt / und dacht es sej nicht zeit
Für dißmahl krank zu sein / bej so gestalten sachen.
So bald Er nuhn gehört / daß der auß Lotharingen
Im anzug / und bej Thann schon angelanget sej:
So hat Er sich erhebt nur mit der Reutterey /
Bes zeiten widerumb jhn auß dem land zubringen.
|| [398]

Wie dan auch solche sach jhm so wohl abgegangen /
Daß jederman darab sich hoch verwundern muß:
Der gute Herzog Karl entkame kaum zufuß /
Vnd wurd jhm Bassompier sein liebster Man gefangen.
Nuhn wurde dieser schad dem Gözen zugeschrieben /
Dem damahl gleichesfalls Savelli schulde gab /
Daß seine niderlag er auch verursacht hab:
Derhalben wurde Göz umb so viel mehr getrieben /
Mit einem newen zug den argwohn auß zuwezen /
Da Lamboy sonderlich / so stark er hatt gekünnt
Das Läger angesprengt / entschlossen und gesinnt
Zusterben / oder ja das Brisach zuentsezen.
Das Volk war stark an zahl / an Manschaft ausserlese̅
In kriegen wohl geübt: der wegen man auch glaubt /
Daß ohne so ein groß und ohnver gleichlich Haupt /
Vmb Herzog Bernhards theil geschehen wär gewesen.
Er war an einem ort schon zimlich nahe kommen /
Er hatte sampt der Bruk zwo Schanzen schon ertapt:
Vnd hätt er eine noch / die jenseits / auch erschnappt /
So hätt er (wie man meint) das Läger weggenommen.
Der Herzog aber hatt sie so abweisen lassen /
Daß nach derselben zeit Göz nicht mehr widerkam /
Sich ganz hinweg begab / und endlich abschied nam /
Ließ Brisach Brisach sein / und zoh er seine strassen.
Wie nun zu diesem mahl dem Herzog auch gelungen /
Vnd Er sich widerumb begeben in die Zelt:
Weiters schreibt Freinsheim.
Der Reinach der es nuhn in mehr gemeldtem Ort /
Ohn hoffnung deß Entsazs / nicht konte länger treiben / (Den 9. Christm. Anno 1638. über geben worden.) Der mußte sich zulezt zur übergab bequemen.
Daß also dieser Fürst von Gott genad erlangt /
Die Stadt mit deren man so häftig hatt geprangt /
Vnd ohngewinnlich fest geachtet / einzunehmen.
Das nicht geschehen ist / und niemand widerfahren /
Von dem an / daß sie auch (zwar iu geringerm stand /
Vnd frejlich nicht so fest (ein Fürst auß Sachsenland
Hatt under sich gebracht / vor Sieben hundert Jahren.
Von dan̅en hatt der Fürst sich nach Burgund erhabe̅ /
In einem vollen land / das uuhn vor langer zeit
Deß kriegs geübrigt war / und ganz und gar befrejt /
Sein wohlverdientes Volk in etwvs zuerlaben.
Damit es aber doch nicht allerdings verlege
Vnd in dem überfluß der waffen ganz entwohnt /
So siht man daß Er nicht gar zuviel verschont
Er öffnet starke Päss / und wohl verwarte stege /
|| [399]

Nimt stätt und schlösser ein / schlägt baure̅ und soldate̅ /
Bald hier / bald in Burgund / und reiset ab und zu.
Diß heisset man bej jhm ergözlichkeit und ruh /
Bej andern wären es gewaltig grosse thaten. Dem Fürsten zu ehren / hat einer dis Carmen Chronologicum gemacht. Heroi invicto, BERNHARDO de VVEYMAR, Germano Achilli, de expugnato Brisaco Carmen. In VICto fortIs CeClDI t BrIsels AChILLI I Vngltur & tanto DIgna pVeLLa VIro. (Der Herzog Bernhard) Wie die weitberuffene statt und Vestung Brisach / welche dem Römischen Käiser ein schlüssel in Frankreich war / und nun dem König in Frankreich ein paß in Teutschland ist / Ihrer Fürstl. Gn. Herzog Bernharden aus Hunger übergeben ward / ist erst gehöret. Nach solcher eroberung nun sahe der König in Frankreich vor gut an / in betracht König Christianus in Dännemark sich schon zu einem Friden Mediatorem freiwillig anerbotten hatte / daß man der so lange jahr her in Teutschland gehabten unruhe eins mals gütlichen abhulffe. Schrib derowegen in seiner spraache noch einsten (König in Dänemarkt.) an den König in Dännemark wegen beförderung eines Fridens und beruhigung des Teutschlands. Der König in Dännemark gab in Lateinischer spraache wider Antwort / und bat um geleitsbriefe vor seine gesandten / von dem König in Spannien. Schrib auch diser wegen an die hochmögende Herren Staden. Dise zeit laureten auff ihre Fürstl. Gn. Herzog Bernhard 13. Spionen / wie solches einer / der zu Freiburg im Brisgöw gefangen ward / selbst bekante. Ihre Fürstl. Gn. begaben sich wider aus Burgund. Fuhren mit dem Herren Residenten Mokeln auff einem Schiff von Hemmingen nach Neuenburg / und befanden sich etwas übel auff / legten sich derohalben zu bette. Wie sie aber vermerketen / daß die schmerzen immer zunahmen / wolten sie niemanden zu ihr lassen. Nach 2. tagen liessen sie ihren Hof-prediger forderen / erkanten ihre [400] sünden / und empfiengen das Heilige Sacrament. Als aber der Hof-prediger das gebett etwas lang machte / sagte der nun mehr selige Herzog: Weil seine reise gar nahe wäre / möchte er / der Hofprediger dem gebett doch etwas abkürzen. Schikte auch nach Herren Röhlingern / daß er / als ein creirter Notarius seinen lezten willen zu Papir bringen möchte / welches dann geschahe. Die Generalität trugen Ihre Fürstl. Gn. General Major Erlachen: Dem Grafen von Nassau / Herren Obristen Rosen / und Herren Obristen Oehmen zugleich auff. Baten dabei / die Armee also zu führen / als wären sie noch allezeit persöhnlich dabei. Hierauff schlossen den 8. 18. Julij des Morgens um 9. Uhr Ihre Fürstl. Gn. in dem gebett / Herr Jesu Christ war mensch und Gott / eben bei dem wort Jesu ihr leben. Ihres alters im 35. jahr. Dem Graafen von Nassaw hatten sie das beste Leib-pferd / und 10000. Rthaler. Herrn Obr. Rosen 10000. Rthaler. Herrn Obr. Oehmen 10000. Rthaler / und andern Obristen jedem 6000. Rthaler / dem Hof-prediger 4000. Rthaler: Beiden herren Medicis / jedem 1000. Reichsthaler / und dem Secretario 100. Rthaler im Testament legiret. Was sonsten noch an Mobilien sachen übrig war / solches ward under die Hof-Junker / Pagen / dienern / und knechten ausgetheilet. Gestraks nach disen schikte der König aus Frankreich der Armee 100000. Duplonen zu / und versprach sich hierbei der Armee ferner allen vorschub zu thun. Stelte Herrn General Major Erlachen ihnen zum haupt vor. Disem zu pariren gelobten sie samt und sonders mit auffgehobenen fingeren an. Den 18. 28. Julij ward die Fürstl. Leiche von Neuenburg solenni modo nach Breisach gebracht / uud hieselbst in einer Capellen (Frankreich) beigesezet. In Frankreich ward aus Condolenz des seligsten Fürsten / auch eine ansehnlichste Leich-begängnus / welcher Ihre Königliche Majestät auch die Königin / und die ganze Hof-statt persöhnlich beiwonten / gehalten / und die Königliche Saale allenthalben mit schwarzem Sammet behänget. Ihre Fürstl. Gn. Gottselig. andenkens / hinderliessen drei brüder / Herzog Wilhelm / Albrechten / und Ernsten. (Ihr Churf. Durchl. Carl Ludwig Pfalz) Als nun gute hoffnung auff Schwedischer seiten der verlurst eines so dapferen haupts / wurde bald ersezet sein an ihr F. Gn. Carl Ludwig Pfalz Graafen / welcher zu dem zwek aus Engelland / den [401] (Graaf reisen durch Frankreich.) nächsten weg suchend / also ohnvermerkt durch Frankreich zu reisen begerte / der leuten hoffnung genug zu thun / hat es Göttliche fürsehung anderst angeführt / und ward Ihr Chur F. Durchl. mit Complementen zu Paris etwas zeit auffgehalten / bis man sich bei Hof der Vestung Brisach und anders versicheret gemacht hatte. (Schott- und Engelland.) Dise zeit war Engelland wegen der Religion wider Schottland. Aus disen ursachen / daß der König begerte man solte die refor mirte gebräuche der Engelländischen Kirchen / auch in Schotland annemmen / welches sein Herr vatter Jacobus VI. etliche jahr zuvor auch verordnet hätte / und bestund dis wesen vornemlich in 5. articlen: 1. Von dem Kniebeugen bei dem Nachtmal. 2. Von haltung der Fejertage beneben den Sontag. 3. Von absonderlicher Tauffe. 4. Von absonderlicher empfah- und niessung des Nachtmals / und 5. Von der Engelländischen Confirmation. Beneben disen wolte er auch haben / man solte die Bischoffe wider ein- und ansezen / und daß durch ihren gewalt und gutdunken die kirchen und zusamenkunfften in obacht genommen wurden / aber disen Königlichen ordnungen waren die Puritaner in Schottland hartnäkiger weise zu wider / und wolten nicht pariren / derowegen als sie anfiengen von dem neuen Magistrat bezwungen zu werden / richteten sie vermittelst Alexandri Leßle einen bund auff / und verschwuren sich zusammen wider die Königliche verordnung / bemächtigten Edenburg und andere ort mehr. Der König in Engelland brach zu Londen auff. Die Schotten namen bei zeit den vortheil ein / und kamen dem König zuvor. Sie führten in ihren weissen Fahnen S. Andreae Creuz / eine vergüldete Bibel / und dise worte: Vor das Evangelium. Die Engelländer hatten in ihren Pannieren dise worte: Beschirmer des Glaubens. Die Schotten besazten vil örter / brachten die Königliche Crone / Scepter / und andere ornamenta und Kleinodien nach Edenburg. Die confoederirte Schotten bliben beständig und wolten von ihrer gerecht habenden sache nicht weichen. Andere aber / und die vom adel / sahen mehr auff den König und wichen in Engelland. (Persianische gesandschafft in Holstein gesandt.) In Holstein kamen im eingang des Augusti Persianische gesandten an / um mit dem Herzog zu Gottorff wegen eines Persiani [402] schen handel mit Seiden und anderen wahren einen Contract und schluß auffzurichten. Aber es ward nichts aus disem vorhabenden handel / sondern der von Gottorff in Persia gewesener Legate Otto Prugmann gefangen / seine Güter verarrestiret / und endlich ihm das haupt abgeschlagen. Die einholung des Persianischen gesandten war folgender gestalt: Den 7. dises liessen Ihre Fürstl. Durchl. der Herzog zu Gottorff die Infanterie mustern. Den 8. ward dem Legaten ein regiment von 3000. zu Fuß / neben noch 2. starken Compagnien aus Schleswig und Husum / auch 2. Compagnien zu pferde underm Commando Rittmeister Broktorffen / und Alefelden / auff ein halbe Meile von dem Schloß Gottorff entgegen geschikt. Hierauff folgeten Ihrer Fürstl. Durchleucht Diener alle in schwarz gekleidet / mit langen mäntlen in guter ordnung. Nach disen die ganze Holsteinische Ritterschafft. Endlich die Fürstlichen Rähte. Der Amtmann / Jürge von der Wische / that die Oration der empfängnus im felde. Ihre Fürstl. Durchl. schikten dem Legaten acht schöne Rosse auffs kostlichste mit Jubelen / und zwei durchsichtige Cammerwagen mit trauergewand überzogen / entgegen. Aber der Legate ritte / und zwar zwischen dem Herren dem Herren Amtmann / und dem abgesandten Prugmann. Wie sie an den ort kamen / da der Legate logiren solte / gaben alle Musqvetirer zwei mal Feuer / und auff dem Schlosse wurden alle Stuke gelöset. Die ganze landschafft war allhie versamlet / und daher eine solche menge volks / daß man kaum durchkommen könte. Das haus / da der Legate logiren solte / war auffs schönste zugerichtet. Der Sultan oder Legate wolte niemand in dem Logamente von frömden leiden: dann man solte oder müste seine Dame / die er bei sich hatte / nicht sehen. Den 11. hatte er bei Ihrer Fürstl. Durchleucht Audienz. Alles stand in vollem gewehr von des Sultans Logament bis an das Schloß. Von dem plaz bis an die Stiege oder Treppen stunden die Trabanten. Vor dem wagen giengen bei die hundert Holsteinische vom Adel mit langen schwarzen mäntlen her. Der wagen oder Caroze / in welcher der Sultan zu der audienz geholet ward / war durch und durch mit schwarzem Sammet gefütert / und überzogen / auch hin und wider mit Gold beschlagen.
|| [403]
Disem wagen folgeten noch drei andere Carozen / welche alle jede von 6. pferden gezogen wurden. Die Persianer / die in den wagen sassen / waren auffs schönste gekleidet. Bei dem Sultan sassen mit ein noch 6. vornemme Persianer / deren einer des Sultans Turbant / den sie an statt des huts tragen / und üb er die massenköstlich war / in der hand führete. Nach gehaltener audienz blib der Sultan / wie auch Herzog Franz Albrecht von Sachsen Lawenburg / bei Ihrer Fürstl. Durchl. zu Gottorff zur tafel / sie wurden auff das köstlichste tractiret. Als die gesundheiten getrunken wurden / wurden alle geschüz loß gebrant. Die beiden Herren gesandten Crusius und Prugman hielten bei der Ritterschaffi tafel. Under dem essen gebrauchte der Sultan keinen anderen trank als brandten Wein. Um drei uhr nam er seinen abtritt / Ihre Fürstl. Durchleucht begleiteten ihn bis an die thüre des Saals / woselbst sie ihn auch empfiengen. Die Ritterschafft aber begleitete ihn bis an sein Logament. Den 12. hatte der gesandte aus der Moscau / welcher mit dem Sultan aus Persien zugleich ankam / auch Audienz / doch mit etwas geringen Ceremonien. Den 14. dito lies der Sultan Ihrer Fürstl. Durchl. die mitgebrachte Präsenten und geschenke hinauff bringen / dieselbe wurden von 306. burgern aus Schlesewik getragen. Der Persianische gesandter ritte vor an. Die geschenke waren dise: Verzeichnus der Präsenten. Welche dem Großmächtigen / und durch Gottes gnade sehr reichen / sanfftmühtigen / gnädigen / und aller Christlichsten Fürsten / fürnemsten / gütigen / und derselben lande Höchsten / der dem König Tschimschid (dessen haupt wie die Sonne glänzet) gleich ist / in Holstein redierendem Herren / sollen überlifert werden / von dem grossen und sehr reichen Herren Imankuli Sultan Eschikakasi Katscher / unsern fürnemmen diener / durch welchen wir sie übersandt haben. Als erstlich: 9. Schöne Persianische und Türkische pferde / mit Silber und Gold gedrukten deken. 51. Stuke guldene Laken. 18. Stuk Sammet mit Gold und Silbernen blumen. 27. Indianische binden um den leib / von Gold und allerlei farben. 27. stuk Indianischen Atlas. 19. stuk Indianischen Taffet. 27 stuk Jochtis [404] und Cassanischen Armesind oder Torga. 11. stuk bund Indianisch zeug zu Hemdenund Camisolen. 27. stuk Caschanische Kutni oder geringen Atlas. 18. stuk von dem besten Indianischen Schierruch. 9. stuk weissen Indianischen Cadun. 4. Satteldeken mit Atlas von Gold und Silber eingewirket. 4. paar Kirchmannische Tapeten mit seidenen Fransen / dise trugen 16. personen 1. paar Kamische Tapeten / die eben so vil personen trugen. 3. Mittelmässige Tapeten mit einem Seiden-Silbern- und Guldenen Grund. Und endlich 10. Persianische Bogen. (Treffen bei Kemniz.) Bei Kemniz traffen die Schwedischen mit den Käiser lichen / die den kürzeren zogen. Der Graaf von Buchheim / Obrister Broi / Obriste Webel / Obr. Wangler / 3. Ober Leutenant / 4. obriste wachtmeister / 7 Rittmeister / 12 Capitain / 19 Leutenant / 7 Cornet / 12 Fändrich / acht Wachtmeister / 24 Feldweibel / und 26 Corporalen bliben gefangen von den Käiserlichen. Von den Sächsischen / Obrister Schleuniz / und Obrister Ungar / 2 ober Leutenant / 2 obriste Wachtmeister / 11 Rittmeister / 2 Capitain-Leutenant / 4 Leutenant / 6 Cornet / 2 Wachtmeister / und 6 Corporalen. Die Käiserlichen bekamen der Schweden beut aus Altenburg. (Faßnacht kurzweil zu Wien.) Zu Wien hielte man zur Faßnachts-Kurzweil eine Bauren-Hochzeit / bei welcher bestallung mehr dann 100 theils Fürstlich / theils Gräfliche / und meistentheils adeliche Cavalliers und Frauen zimmer sich gebrauchen liessen / die alle in Bauren-kleideren vermasqveriret auffzogen. Vorher ritten bei 50 Cavalliers / alle in Bauren-habit. Hierauff folgeten 12 Kutschen / jede zu 6 pferden bespannet / ganz mit grůnem laub bedeket / under welchen die Damen die dar auff sassen / alle wie Bauren-mägde bekleidet waren. Die fuhrleute waren lauter Cavalliere / anzusehen wie natürliche Baurenknechte. Dise alle zogen mit einander in der statt herum / und präsentirten sich vor Ihrer Käiserlichen Majestät. Hierauff ward ein kostbares Panqvet und kunstliches Ballet angestellet / alles aber nach Bauren manier. (Gespänst.) Gleich dise zeit ließ sich ein gespänst um die statt in einem schlitten von einem drei beinichten pferde ziehen. (Frankreich) In Frankreich begieng man die Fast-nachts-fejer ebener gestalt. Hieselbst ward den 6 Martij vor Ihrer Königl. Majestät [405] zu S. Germain der grosse Ballet getanzet. Nachmals die anstellung gemacht / daß solcher den 8 dises zu Paris in der statt / und zwar in des Herren Cardinal Richelieu Logis oderwohnung solte getanzet werden. Die invention war principaliter auff den Herren Dauphin des Königs sohn / und Herzog Bernhards Fürstl. Gen. Lob und Ruhm angestelt / solcher massen: Indem ein sphaera oder Kugel (umb welches vorhero lang gezanket zwar) sich endlich in 4. Theile theilete. Deren ein Theil einem Spanier / eins einem Franzosen / eins einem Schweden / und das lezte einem Teutschen gegeben ward. Der Dauphin hin aber machte zwischen denselben Friede. (Buchheim stirbt.) Der General Wachtmeister von Buch heimb hielte mit dem Erz-Herzog Leopold Wilhelm den 15. Novembris auff Leopoldi Tag ein Freuden Schiessen: In solchem / als der Junge die Pistolen geladen und gespannet / auch den Hahn auff geschlagen hatte / und solche seinem Herrn dem Grafen überreichen wolte / gieng die Pistole loß / und schoß der Junge wider seinen Willen den Graafen ins Bein / daran er sterben / und allhie den Geist auffgeben muste. (Gallas resigniert. Hazfeld) General Gallas resignirte / und ward Käyserlicher geheimbter Raht / und Kriegs- Praesident. Hazfeld succedirte jhm / und nahm das Geiteralat wieder an. (Ein Rittersiuk.) Diese Zeit schlug sich ein Cornet von dem Schwedischen Obr. Schlangen mit 30. Pferden durch 200. Chur Sächsische ritterlich und Mannhafft tapffer herdurch. Käyser Ferdinandus Ill. belehnete Erz Herzog Leopold Wilhelm seinen Herren Bruder / mit drey Stifftern / als Straßburg / Halberstadt und Passaw. Zu (Collegialtag) Nürenberg ward ein Chur Fürstlicher Collegial. Tag gehalten / und darauff vornemlich tractiret / wie man Teutschland wieder in Ruhe bringen mochte. Chur Sachsen schikte den Arnheimb / welcher nun mehr wieder zu Dreßden ankommen zwar / an den König in Dennemark / und an die Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg. (Herr Obr. Dubald.) Chur Sachsen gab gegenden Obr. Vngar und den jungen Schleuniz / den Schwedischen Herren Obr. Dubald und den jun gen Banner wieder loß. Der Herr von Hoffkirchen / und die drey Herren Graafen / als Montecuculi / Bruay / und Pompejo / wurden von den Schwedischen gegen dem Herren Feld-Marschall Gustav Horn inne behalten / und nach Stetin geführet. Es [406] ward auch auff beyden Seiten beschlossen / daß hinfürder Ein Obrister 500. Ein Obrister Leutenant 300. Ein Obrister Wachtmeister 200. Vnd Ein Capitain oder Hauptman̅ 100. Rthaler zur Ranzion geben solte. (Preussen.) Im Augusto liessen sich in Preussen bei hellem tage schwarze und weisse Münche gespenst weise sehen / und erzeigten sich deren bei 200. sie scharmüzirten mit einander / ihr Commendant / der sie führte / war 2 Köpfe länger els die anderen alle. (Schottland.) Die Schotten schikten an den König in Engelland gesandten / um gütlichen vergleich / suchten doch im widrigen fall Assistenz bei Frankreich. Die Burgermeister in Londen wurden verhafftet / (Engelland.) und ihre häuser de facto visitiret / auch volk in die statt geleget. Die Schotten griffen zum ernst. Der König schikte Fridens-puncta. Die Schotten giengen mit ihren völkerrn in Engelland. Der König zog auch zu Felde. Die seinigen richteten einen auffruhr an / schlugen ihren Capitäin tod / hieben ihn in 4 stuken / und hiengen solche auff. Die Schottischen schikten ein schreiben in Engelland mit 7 siglen / auff der überschrifft stunden dise wort: Verflucht sei der welcher dises öffnet / ehe dann es dem Parlament insinuiret ist. Auff dem Schmidfeld zu Londen wurden vil Päpstliche bücher verbrandt / und das alte Edict wider die Römisch Catholischen wider renoviret. Die Princessin von Engelland ward dem Prinzen von Uranien versprochen. (Hessen.) Hessen Cassel verband sich mit Schweden: Land Graaf Wilhelm ward zu Cassel den 23. Aprilis mit grossen solenniteten zur Erden bestattet. Allda ward von dem Herren Superintendenten Theophtlo-Neuberger die Leich predig gebalten. Nach der begräbnus verreisete der junge Land Graaf Friderich alsobald in Schweden / woselbsten er mit grossen Contentement empfangen ward. (Stratagema) Der Schwedische Obrister Hacke ward in Dresden von 2. Musqvetirern auff dem Rahthause bewachet / diser gab der wachte so gute wort / und beredte sie / daß sie mit ihm vom Rahthause durch die stattweg / in Böhmen zu dem Gen. Banner giengen / der sie erfreuet empfiieng / und ihnen gute verehrung that. (Reichs-abschid.) Der Reichs-abschid ward in seinen Generalibus, und Specialibus dises mal in 34 puncten abgesezet.
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1. Wegen der Amnestia. 2. Zum andern wurden die stätte Münster und Oßnabrük zu den bevorhabenden Fridens-tractaten beliebet. 3. Wie es mit dem vergleich der Gravaminum / die beide Religionen mit einander haben / gehalten / aber wie Executiones sententiarum so lange hinauff gehoben werden solten / 4. Ward der Punct in Religions-sachen verneuert / wie solches alles in den Reichstagen in dem jahr 1555. 57. und 66. zu Regenspurg / und Augspurg gehalten. 5. Die angefangene Pfälzische tractaten solten continuiret / und und das Conclusum dem künfftigen Reichsabschid einver leibet werden. 6. Von einqvartirung / und derer Moderation. 7. Von den Exemtis und Qvartier befrejeten. 8. Von Defalcation der Contributions-Qvota. 9. Von der Regimenter reformation, der alten verstärkung conservation, und neuen werbung. 10. Von erörterung der Contributions-puncten. 11. Von der Krieges-Disciplin. 12. Von den durch zügen. 13. Von den Officirern und dem Magistrat, wie sie sich gegen einander verhalten solten. 14. Von überliferung der Delinqventen, Wildbahn und Fischerejen. 15. Vom zwang zu dienen. Niemand solte zu dienen gezwungen / auch den leuten die handthierung frei gelassen werden / gewerben / akerbau / vihe abnam / und verpflegungs Ordinanz. 16. Von abschaffung neuer Licenten und Convojen. 17. Von abschaffung der Sommer Qvartier und der stätte Commendanten. 28. Von den Marqvetentern / und der Convoje ordnung. 19. Von erpresseten Obligationen, darüber solten keine Mandata oder processus erkant werden. 20. Von auffrichtung Magazinen. 21. Solten 2 kriegs-erfahrne Subjecta vorgeschlagen / und einer aus ihnen / welcher dem Generalissimo in publicis & militaribus beiwohne / gewehlet werden. 22. Das Erzstifft Trier solle von den Spannischen völkeren wider befrejet werden. 23. Von gemeiner abstellung allerlei vortheil und ungemach bei der Armada. 24. Alles solte den Ständen und dem Käiserl. Generalissimo insinuiret werden. 25. Von neuen werbungen / verstärkungen / und Reduction der alten Regimenter. 26. Von bewilligten 120. Monaten Römerzuges. 27. Dazu solten die freje Reichs-Ritterschafft / die an See-stätte / die Eidgenossenschafft der 13. orten / und die Italienische Vasallen ersuches werden. 28. Den Reichs-feinden keinen vorschub zu thun. [408] 29. Was in disem Reichs abschid nicht begriffen / solte in den neuen articuls-brief eingebracht / darauff von den Officirern und dem volk geschworen / und alles unverbrüchlich gehalten werden. 30. Von den Justitien sachen solte auff einem absonderlichen Deputations-taag entweder zu Frankfurt / oder Spejer / in anno 1642. tractiret werden. 31. Von Brabandischer regierung / weil wider dieselbe zu Brüssel / in ansehung eines à Carolo IV. habenden Privilegii, wider die Reichs- underthanen / Westphalischen Cräises / Arrestes weise / praejudicirlich verfahren worden / als ersuchten ihre Käiserliche Majestät den Cardinal Infante / um dergleichen Proceß einstellung. 32 Weil man sich auch über der Reichs-Session und abschides Subscription vor dis mal nicht vereinbaren köndte / blib solches zu entscheiden bis ins könfftige verschoben. Inzwischen aber solte nie manden an seinem habenden Recht etwas benommen sein. 33. Demnach auch die hochgebohrne Herren / Herr Friderich Graaf von Hohen Zöllern / Herr Johann Antoni Herzog zu Krumau und Fürst zu Egenberg / wie auch Wenzel / Fürst und regierer des hauses Lobkowiz / zu Reichs-Fürsten auffgenommen wurden / und die introduction für dis mal nicht geschehen könte / als solten sie künfftigen Reichs-tag beschriben / und ihnen die stimme und session auch gelassen werden. 34. Disem allem nach ward der Reichs abschid ausführlich und vollständig zu Papir gebracht / von Käiserl. Majest. Hand und Käiserl. Insigel bekräfftiget / von allen Ständen und botschafften / die sich hie befanden / gleicher gestalt bestätiget / und den 20. Octobris dises 1641 jahres publiciret (Frankreich.) Allhie in Frankreich ward den Geistlichen angemuhtet / auch Contribution gleich den Weltlichen herzu schiessen. Der König machte ein Decret über das Parlament zu Paris. Der Prinz de Conde vermählet-seinem sohn dem Duc de Angvin des Marschallen de Brezze Fräulein tochter. Der König machte kriegspraeparatoria. Es wurden drei Eremiten offenbar / in dem der Herzog von Vendosme den Cardinal Richelieu ums leben zubringen / andere mit anreizete. Vendosme ward citiert. Graff von Soisson ward auch verdächtig gehalten / er reterirte sich in Sedan. Dem Herzog von Boullion ward nicht getrauet. Sedan ward blocaviret. Herzog von Gvise war auch mit im spil. Chastillon [409] war mit 12000. zu Fuß / und 250. Pferde wider sie commandiret. Herzog von Boullion ließ werben / und ward gesaget / daß er / und noch zwölfe mehr / mit dem Käiser eine Ligue auffgerichtet hätten. Der Herzog von Lothringen wolte es auch mit den malè contenten halten. Chastillon legte sich um Sedan. Ward aber vom General Lamboy und der malé contenten volk geschlagen. Der König legte sich vor Sedan / und vergliche sich wider mit dem von Boullion. Der Herzog von Lothringen submittirte sich / und ward restituiret, auch mit 20. Carozen zu Paris eingeholet / und daselbst von dem Cardinal Richelieu stattlich tractirer. Bei Königlicher Majestät hatte er zu S. Germain audienz / in solcher legte er sich zweimal auff die knie / ward aber alle mal von dem König wider auffgehoben. Er renuncirte alle seindliche Correspondenz, sein volk solte under dem König dienen / die underthanen solten nichts entgelten. Auff dises alles leistete der Herzog in des Königs gegenwart den Eid in der Capelle zu St. Germain. Der König verehrte ihn mit einem kostlichen brust-bild / und 1000. Louys. Der Cardinal mit drej nicht gering geschäzten degen / und zwölff schönen pferden. Aber diserwol beschenkter Herzog ward endlich Käiserisch / deswegen er von Paris einen anderen / und zwar schlechten bescheid bekam. Ihm ward Lothringen und Barz wider genommen. Der Käiserliche General Feldzeugmeister Ernst Georg (Hohentwiel belägert.) von Spaar belägerte Hohentwiel. Continuirte dieselbe durch den Monat Octobr. Novembr. und Decembr. aber vergeblich und mit grossem schaden. Endlich legete sich Herz Augustus Vizthum von Ekstätt / Römischer Käiserlicher auch dero zu Hungaren und Böhmen Röniglichen Majestät Obrister zu pferde / und Gouverneur der statt Lindan / davor / verfertigte etliche Tranchementen / und belägerte es so lang / bis endlich ein Neutral-Accord geschlossen wurde / daß 1. Erstlich Ihre Fürstliche Gnaden zu Würtenberg / dero Haus Hohentwiel allein mit der ihrigen Gvarnison / oder gleichmässiger anzahl / welche anno 1627. und von alters hero darauff gewesen / besezt lassen / das andere aber alles abführen solte. 2. Solte der Fürst verobligirt sein solche Gvarnison ohne der benachbarten Stände schaden zu underhalten. 3. Der Com [410] mendant auff Hohentwiel solte wider das haus Oesterzeich anders nicht als defensivé zu gehen / und sonsten gegen menniglich aute nach barschafft zu observiren, auch Hohentwiel keinem / als ihrem rechten Herzen / dem Herzogen zu Würtenberg zu eröffnen schuldig sein. 4. Hiegegen soll die Blocqvade auffgehoben werden / und hinfürder unattaqviret verbleiben. Dise Neutraliter aber währete nur zwei jahr. (Ein gehenkter soldat ward wider lebendig.) Zu Soer ward ein üppiger soldat / von geburt ein Churländer / um missethat willen zu henken condemniret, er aber bat / daß man ihn archibusiren möchte. Ward underdessen auff die leiter hinauff gezogen / und meisten theils am Galgen erwürget. Under solchem kam eine eilende Post / man solte ihn nicht henken / sondern archibusiren, der Henker vermeinte / er were schon tod / müste ihn doch auff der umstehenden begehren wider loß schneiden. Wie nun diser mit Wasser besprenget wurde / kam er wider zu sich selbst / und ward ihm von dem Obristen Eppen das leben geschenket. Die umstehenden fragten ihn / wie ihm wäre zu mut gewesen / und jezo wäre: er gab zur antwort: Es wäre ihm als wann er auß einem tieffen schlaff erwachet wurde. (Johan̅ Warners Prophecejung) Dise zeit ließ Johann Werner von Bekendorff aus Meissen eine Prophezejung in truk ausgehen: 1. Daß der Reichs-tag zu Regenspurg ohne frucht abgehen wurde. 2. Gott hätte im Römischen Reich / auch bei Juden und Heiden ein neues vor. 3. Das Römische Babylon solte durch siben urtheil gerichtet werden. Fünff urtheil weren Schwert und Blut / und nach dem dritten urteil hätte das Haus Oesterzeich noch zeit / aber hohe zeit um gnade bei Gott zu bitten / damit es nicht ganz mit ihm aus wurde. Wurde es sich nun bekehreu / so wurde es gnade haben bei Gott und menschen. Ob sich auch vil dinges im Reich verkehren wurde / solte doch das Haus Oesterzeich / da es sich bekehrte / nur versezet werden / und bei der Hoch Fürstlichen Authoritet und Würde verbleiben. 4. Die Reichs-glider wurden auffs neue wider verwirzet und zertrennet werden. Der einte sich hie / der auder sich dahin reissen / der dritte aber nicht wüssen wohin er sich wenden solte. 5. Das sechste urtheil wurde ein stillstand sein auff ein ganzes jahr. Die drei Religionen die Evangelische / Catholische / und Calvinische / jede ihren glauben zu approbiren / einig und allein nach der Heiligen / nach Mosis / und der Propheten Schrifften / ausser welchen nichts angenommen wurde. 6. Das sibende urtheil wurde alsdann ein General-Reichs-tag zu des Glaubens vereinigung sein. Vors ander wurde das Römische Reich wider erbauet / etliche stüle aber umgekehret / und hernach ein festes Reich / wiewol in etwas kleiner / wider werden / doch aber / nach deme es eine gute zeit im Fri [411] den gestanden / fest verbleiben. Endlich aber wurde es um der menschen bosheit willen durch einen Türkischen Käiser gänzlich zerstöret werden. 7. Zwischen dem Reich und den Schweden wurde künfftig wegen der Schweden gehabten mühe eine gütliche vereintgung sein / sie wurden von dem Reich ein gering stuk landes zum Recompens bekommen / und hernach freund-gütlich als gute nachbaren / nicht aber als mit-glider des Reichs mit ein anderleben. 8. Nach solchem wurde das Evangelium einen grossen blik in die Welt thun. Vor disen dingen wurden vil Türken und Heiden erschreken. Ein groß theil Juden sich bekehren. Die Türken / Tartern / Persier / und Heiden / wurden mit grossen Legationen das Evangelium suchen / und mit begirde annemmen. Der Groß-Fürst in der Moscau wurde in solcher zeit eine schöne tochter haben / und suchen dieselbe an einen Teutschen Fürsten zu verheurahten / und also hiedurch das Evangelium an sich bringen. America wurde sich auch föllig bekehren Spannien wurde das haupt abgerissen / und also in zwei theil getheilet werden. Was Frankreich suchte / wurde vergebens sein. Dises alles in Merseburg hei Hall und Leipsig / den 19. Aprilis 1641. In Engelland wurden die Römisch-Catholischen / die man (Engelland.) allhie ins gemein Papisten nandte / sehr gehasset / daß auch endlich die lehrjungen offentlich ausrieffen: Heraus / heraus mit den Papisten und Meß-Pfaffen. Auff dises kam ein Meß-Pfaff zu einem Schottischen burger / welcher ein Catholicus und kunstlicher Feuermacher war. Der Priester mahnet ihn an / er solte etliche Granaten machen / die wolte man in Schott- und hernachmals auch / wann die Reformation fortgienge / in Engelland gebrauchen. Der burger sagte es ihm zwar zu / aber gedachte doch dises eine gewissens-sach zu sein / gieng derowegen hin / und meldte solches dem Parlament an / welchem dises zu habender nach richt dienete. Hierauff wurden zwei Jesuiter gevierteilet. Der König befand sich zu Grevenwik / und forderte seinen erstgebornen sohn den Prinzen von Wallis von Hamptoncourt auch dahin. Aber das Parlament wolte ihn nicht folgen lassen / sondern befahl seinem Hofmeister den Prinzen zu behalten / und solches aus gewüssen ursachen. Der König beurlaubete den Graafen von Esser / als seinen Bett Kämmerling / und den Graafen von Holland als Kämmerling. Das Parlament gebot / daß keiner sich solte in disen vacirenden stellen wider gebrauchen lassen. So genau ward auffsicht gehalten. Das Parlament wird in 2 ordnung oder häuser / (also nennen es die Engelländer) geteilet. Das Ober haus bestehet in Land-herzen oder Land-Ständen des Königreichs. Im Underhaus sind die stätte und [412] Völker. Das Ober Hauß hat die höchste gewalt und Authorität. Es machet Sazungen, beschleusset / urtheilet und verurtheilet / Aber es muß vom König bestätiget werden. Hierdurch / und aus mehr (Engelland unrühig.) Ursachen / entstund zwischen dem König und dem Parlament ein Widerwill. Ein Papistischer Giff???-koch ward eingezogen / und stark examiniret. Der König ward zu zwejen underschiedenen mahlen ins Parlament erfordert / er aber kam nicht. Das Parlament wehlete 60. Personen und einen Herold zu ihm zusch???ken. Das Parlament verfuhr in puncto defensionis. Der König proclamierte den Gubernator in Hull für einen Verzäther. Das Parlament defendirte / und dankte ihm für seine geleistete Treu / bate in solcher zu continuiren / und fehrner beständigst zuverbleiben. Der König richtete eine starke Compagnei zu Pferd / und ordnete den Prinzen von Wallis zum Haupt hierüber. Das Parlament wolte wider des Königs böse Räht procediren. Der König war willens auf die Kron und Regalien oder Kleinodien in Amsterdam gelt zu leihen: Solches aber wolten die Amsterdamer gewüsser Ursachen halben nicht annehmen. Das Parlament ließ alle Provinzien mustern. Lincoln und Esser waren gut Parlamentisch. Wallis und Neu Castell gut Königisch. Der von Essex war des Parlaments General. Der König musterte den Adel in den Provinzien / und ließ den Adel in Schottland zusammen führen. Hull ward des Kriegs ursach beschuldiget. Der Major in Londen handelte wider das Parlament. Dem König ward der paß versperzet. Hull ward belägert. Der Gubernator griff auch zur wehr. Die in Hull thaten glükliche ausfälle / und trieben die Königischen ab. Der Gubernator in der Seestatt Porthmout fiel von dem Parlament zu den Königischen. Die Königischen bemächtigten sich Warwik. Die Vniversitet zu Oxfort sazte dem König ihr Silber-Geschirz vor / Solches wolten die Studenten nicht verwilligen / legten sich derowegen wider die Vniversitet auf / und verklagten die Professores vorm Parlament. Die Schotten bliden dem Parlament noch jm̅er beständig. Die Römisch Catholisch-Geistliche wurden alle aus dem Reich geschaffet. Der König proponirte zum Friden: Das Parlament ingleichem. Der König protestirte. Die Vniversität Oxforth suchte wider Schuz bejm Parlament. Die Cappuciner wurden abgeschafft. Ein Jesuit / der zu zwejmahlen wider kommen war / wurd justificirt. Der König war willens naher Londen zugehen. Viel Burger in Londen waren mehr dem König / als dem Parlament gewogen. Zwüschen dem König und Parlamentischen gieng etwas vor / darüber die Königischen einbüsseten. Das Parlament schikte zum König um̅ sicher geleit zur Absendung / visitirte der Catholischen Ihresors / und namen daraus 3000. Pfund Sterling / rnd alle vorhandene Munition. Das Parlament [413] schikte Gesandten an den König. Der König erklärte sich zum guten. Ihm wurden mit Silber beladene Wagen zugeschikt / dise aber fiengen des Parlaments Völker. Zwej Engelländische Schiff-Capitäin fielen auf des Königs seithen. Der nunmehr von Chur Bäjern wider los gelassene Schwedische (Gustavus Horn.) Feldmarschall Herz Gustav Horn kam zu Paris an / und folgete dem König ins Läger vor Perpignan. Er ward mit lösung des Geschüzes empfangen / die Armee jhm zu ehren in Bataille gestellt / und zwejmal Salve geschossen. In seinem wider abreisen verehrte jhm der König einen Dägen auf etlich tausend Kronen. Monsieur de la Monte Haudencouit hielte sich in Catalonien (Marschall Haudecourt) und Arzagon so wol / daß jhn der König zum Marschall machete. Lamboy / Mercy und Ladron wurden als Gefangen in Frankreich gesandt. Wider den König war eine Conspiration obhanden. Hierüber ward der Herzog von Boullion gegriffen / und andere in Arzest (Herzog von Boullion.) genommen. Madame d'Efiat that sich aus Weiblicher Forcht mit ihrer Tochter von Paris. Monsieur le Grand ward nach Lyon geführet / und hieselbst mit dem Herzogen von Boullion von 200. Burgern und 50. Soldaten bewachet. Den Herzog von Orleans (Herzog von Orleans.) des Königs Herz Bruder / hielte man auch in verdacht / und ward naher Nice in die Provinzen verschaffet. Dises mal war das fünfte / daß er wider den König seinen Herzen Bruder mißhandelte. Er schrieb an seine Tochter Mademoiselle von Bourbon / seinetwegen dem König einen Fußfall zuthun. Er war der erste / der dem König die Conspiration entdeket / das Original der Verbündtnus aber warff er ins Feur Ohne den Principalen waren in diser Conspiration über 300. vom Adel. Der Prinz von Conde ward zwar (Prinz von Conde.) perdonnirt / ihm aber alle seine Herzlichkeit benommen. Den andern Principalen ward der Proceß gemachet. Der Herzog von Boullion erlangete auf des Prinzen von Orange / und der Land-Gräfin in Hessen Intercession / völligen Pardon. Hierauf schrieb der Herzog von Boullion an die zu Sedan / daß sie Königische Völker / und zwar 2000. Mann einnehmen solten. Zu Paris hielte man ein Fest wegen erzoberung Perpignan. (Herzog von Guise.) Der Herzog von Guiseward auch flüchtig / und ob er gleich durch Supplicationen Pardon suchete / wolte doch solche von dem König weder angesehen noch angenommen werden. Indessen wurde dem Herzn von S. Mars und Herzn von Thou ward der Proceß gemachet / wie folget. [414] (Herr von Thou / und Herr Desfiat zwej vornehme Herren zu Lyon hingerichtet.) Im Jahr 1642. den 12. Herbstmonat wurde Henrich Desfiat de Cinq Mars / Groß Staklmeister Königl. Majestet in Frankreich / aus seiner Gefängniß für Gericht gestellet / und von dem Herrn Presidenten von Grenoble / samt vielen andern Parlaments Herren / welche der Konig absonderlich dazu ernennet / angehöret: und nachdem er seine Aussage gethan / hat er sich vil standhaffter / als zuvor bezeuget: weil er mit grosser ungedult solchen Gerichtstag erwartet. (Auno 1642.) Als nun darauf auch der Herr von Thon befraget worden / ob er von Herren Desfiats Verrähterej wider den König gewust: hat er geantwortet: Ich könte wol längnen / daß ich solches gewust: weil mich niemand als Herr Desfiat (welcher doch gleichfalls straffbar / und wider mich nicht zeugen kan) beschuldigen wird. Ist also mein Leben und Tod / nach den Gesezen / in meinen Händen: ich bekenne aber willig und ungezwungen / daß ich wegen angestellter Rottierung gute Wissenschafft getragen: weil ich in dreyen Monaten en meiner Gefängniß / zu sterben / und dieses elende Leben zuverachten / studirte. Die Gestalt des Todes bedunket mich viel schöner / als das Leben / und will ich eine so gute Gelegenheit / selig zu sterben / nicht aus den Händen assen. Zum andern ist mein verbrechen so abscheulich und sträfflich nicht: weil ich zwar nun die Verrähterey gewust: selbe aber beweglich widerrahten und davon abgemahnet: ihn aber / als meinen vertrauten Freund / der sich auch meiner Gegentreue versichert / nicht angeben / und um das Leben bringen wollen: welches ich mir selbsten abspreche / und mich zu dem Tode verdamme. Bald hernach hat man ihnen angezeigt / sie solten sich zu sterben bereit machen: welches sie mit grosser Standhafftigkeit angehöret / und der Herr von Thou hat mit lachendem Mund zu Herrn Desiat gesagt: Nun wolan? ihr bringt mich um das Leben? Ich hätte ursach mich über euch zubeklagen: ich liebe und danke euch aber deswegen. Es muß mit tapfferem Muht gestorben seyn. Das Paradiß / für diß Leben / ist ein guter Tausch. Hierauf haben sie einander umfangen / und sich erfreut / mit einander zu sterben / weil sie in ihrem Leben jederzeit gute Freunde gewesen. Als nun der Gerichtschreiber kame / welcher ihnen das urtheil fürlesen sollen: hat der Herr von Thou gesagt: Wie lieblich sind die Füsse derer / die fride verkündigen? In dem urtheil sind die Brieffe angezogen worden / welche Desfiat mit den Spaniern gewechselt: und weil Herr von Thou solches gewust / und nicht geoffenbaret: sind sie aller Ehren entsezt: zu dem Tod verurtheilet: ihre Güter dem Könige heimgefallen. Der Herr von Thou hat in seiner Gefängniß sonderlich gelesen deß Bellarmini Büchlein (de arte bene moriendi) von der Kunst wol zu sterben / sich GOtt ergeben / die H. Sacrament / gebraucht / und sich mit einem eifferigem Gebätt getröstet / sagend: daß dise Standhafftigkeit zu sterben / welche er erzeigt / eine besondre Gabe Gottes sej / und eine unverdiente Gnade / daß er voll Trostes zu dem Tode geführt werde. Er sagte vielmals die Wort in der 2. an die Cor. am 4. Vnser Trübsal die zeitlich und liecht ist / schaffet eine ewige / und über alle masse wichtige Herrlichkeit / [415] uns / die wir nicht sehen auf das sichtbare sc. Auch die Wort aus der Epistel an die Römer am 8. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes sc. Als sie nun auf den Richtplaz solten geführet werden / und in die Gutschen steigen wolten: sagte der Herr von Thou: Mein Herr / man will uns auf der Kutschen ins Paradeis führen. Dise Herren halten uns gar zu ehrlich. Nach der Kutschen folgte der Henker. Der Herr von Thou tröstete den Herren Desfiat / sagend: Daß er sich nicht solte verlangen lassen / länger zu leben / ob er gleich jung / und noch grösser hätte in der Welt werden können: sondern vilmehr Gott danken / daß jhre Seelen aus der Gefahr des sündlichen Hoflebens gnädig errettet / und sie Christlich / mit gutem Vorbedacht sterben liesse. Auf der Gerichts-Bühnen erhub sich under jhnen ein höflicher streit / in dem ein jeder am ersten sterben wolte. Herr Desfiat wandte ein seine Jugend / und daß er am ersten gesündiget: Herr Thou / daß er der älteste. Der Jesuit gab den Auspruch / sagend: Er were auch der großmütigste / und wurde seines Freundes Tod mit Standhafftigkeit können anschauen. Als der Herr von Thou die Bühnen angesehen: hat er mit freudigen Geberden gesagt: Von hier müssen wir in das Paradeis gehen: Wer bin ich elender Mensch / daß ich noch heut in die Ewigkeit gelangen soll? Nach dem sie nun bej dem Richtplaz angelanget: Hat Herr Desfiat erstlich absteigen müssen / und als er auf der Bühnen jederman gegrüsset / hat er das Wammes ausgezogen / und hat ihm der Jesuiten Diener die Haar müssen abschneiden: weil er nicht gewolt / daß jhn der Henker anrühren solte. Hierauf hat er gebättet / uud alsdann das Haupt dargestreket: Welches jhm aber in einem Hieb nicht von dem Leib abgesondert: sondern der Henker hat es gleichsam herab sägen müssen. Der Leichnam und das Haupt ist mit seinem Mantel bedekt worden. Nach dem solches geschehen / ist der Herr von Thou aus der Kutschen geholet worden: welcher mit lachendem Angesicht auf die Bühnen gestigen / die Zuseher höflich gegrüsset / und mit ausgestrekten Händen den Henker umfangen / geküsset und gesagt / daß er ihn liebe / weil er ihn zu dem Paradeis befördere. Er sagte zu seinem Beichtvatte: Wir sind der Welt ein Schauspiel worden / den Englen und den Menschen. Vnd hernach: Herr lehre mich deine Wege / und leite mich deine Stege / in das Him̅elreich. Er sagte den 115. Psalm auf den Knien ganz freudig her / und eignete jhm desselben Wort in seinem Zustand tröstlich zu. Der Henker wolte ihm die Haar abschneiden: Der Jesuit aber nahm ihm die Scher / und wolte sie seinem Diener geben: Der Herr von Thou aber gab sie dem Henker wider / und sagte: er solte es jhm abschneiden. Weil aber der Henker gar ungeschirt: mußte es des Jesuiten Diener thu???: Inzwischen hub er die Augen gegen Himmel auf / sagend: Was sichtbar ist / das ist zeitlich: was aber unsichtbar ist / das ist ewig. Darauf er begehrt / man solte jhm die augen verbinden: Dann sagte er / ich habe kein herr / ich muß es bekennen: aber Gott hält mein herr in seiner hand / daß ich noch eine standhafftigkeit sehen lasse / welche von seiner Gnade herkommet. Nach [416] dem er nun ein Fazelet oder Wischtuch von den zuschauern begert: hat man ihm drei oder vier zugeworffen: under welchen er eines genommen / und sich höflich dafür bedankt. Also stekte er den hals under das beil: der Henker aber / nach dem er ihm das Hemmet auffgelöset: hat ihm das haupt nur halb abgeschlagen / daß er zuruk gefallen / und das haupt gegen dem Himmel gewendet / welches ihm der Henker gar ahgeschlagen. Beide Leichnam hat man in der Kutschen von dannen geführt / und den Herren Desfiat in eine Kirchen / Herren Thou aber gebalsamiret in seiner Eltern Grab gebracht. Der Cardinal Richelieu fiel abermals wider in vorige krankheit (Cardinal Richelieu.) / und befand sich immer übeler auff / ließ sich nach Ruel tragen / allhie besuchte ihn der König / und ward Raht gehalten. Den folgenden tag suchte ihn auch die Königin heim / der zu ehren machte ein groß Panqvet / ließ ein Comödi von Europa spilen. Den 4. Decembris aber müste er die schuld der natur im 58. jahr seines alters in dem zu Paris neu erbaueten Palatio bezahlen. Der König beweinte und betrauerte ihn vor jedermänniglichen. Er hinderließ dem König eine ausführliche Instruction wie er sich in Continuation des krieges / und conservation seines Estats verhalten solte. Insonderheit aber gab er dem König noch bei lebn ein kästlein voller briefe / die der König in seim Cabinet allein durchsehen solte. Der Cardinal Mazarini / der ihm allezeit à latere war / informirte er / worauff es in ganz Europa beruhete / was dabei pro Interesse Galliae in acht zu nemmen / und wie man sich gegen den Confoederirten zu verhalten hätte. Er recomm andirte dem König 4 gewüsse Rähte / worunder der vornemste der Cardinal Mazarini war. Dem König legirte er in seinem Testament das in Paris prächtig auff gebauetes Palatium, mit allem was darin befindlich war. Auch die reiche Bibliothec, das hoch kostbare Buffet oder Silbergezeug und an Baarschafft 2600000. Franken / samt allen Jubelen oder Kleinoien. Under den Jubelen war ein Diamant auff zwei hundert tausend Franken geschäzet. Wie sehr ihn der König liebete / war aus folgendem / an ihm eigenhändlich gethanen schreiben / und schrifftlichen worten zu sehen / die also lauten: Mein Vetter gehet nach dem ort / den euch die Medici zu euer gesundheit ver ordnen / ich liebe euch mehr als einigen menschen in der Welt. Den 13. Decembris ward sein Leichnam aus seinem Palast mit 6. Pferden auff einer mit schwarzen Sammeten ganz bedekten [417] Kutschen nach der Sorbonne Kirche geführet. Neben der Leiche giengen seine Pages mit weissen faklen. Seine freunde folgeten in Kutschen / andere aber so häüffig / daß man sich der gassen nicht gebrauchen köndte. Die Cleriset gieng voran. Die freunde wolten das Testament difficultiren. Zwei dinge reueten ihn den Cardiual vor seinem ende. 1. Daß er den friden im Christentum nicht schliessen helffen solte. 2. Und daß er hinfürder die beiden Religionen in Frankreich nicht mehr vereinigen köndte. Madame de Combalet brachte ihm kurz vor seinem ableiben consecrirte Medailles, er wolte sie aber nicht annemmen / sondern sagte: Das Evangelium ist mir genug. Die Burg Graasschafft zu Breisach huldigte dem König in Frankreich. (Abermalige Schlacht bei Leipsig.) Der General Torstensohn kam bei Leipsig an / ließ die statt also bald berennen. Die Käiserlichen kamen auch an / und wolten die statt entsezen. Der General Torstensohn stellete seine Armada in Schlachtordnung. Ein gleiches thaten die Käiserlichen. Da kam es den 2 Rovembr. zum haupt-treffen / worin die Käiserlichen den kürzern gezogen. Von den Schweden bliben under anderen. 1. Der General Feldzeugmeister Lilie Hoek / diser ward nach Schweden geführet. 2. General Major Erich Schlange. Und 3. Der Assistens-Raht und Legate Gruber ward auch weggeführet. Bald auff dises müste sich die statt Leipsig / die bisher noch alle zeit mannhafft tapfer widerstand gethan / nun mehr aber sich këines Succurses zu getrösten hatte / den Schwedischen ergeben / wie auch das darin gelegne Schloß / die Pleissenburg genant. Herr Trandorff des Schlosses / und Herr Schleuniz der statt Commendant / wurden der übergabe halber nach Dresden citiret, auch zu deroselben sistirung in hafft genommen. (Abscheulicher Gesundheits-trunk.) Dis jahrs lagen zu Staßfort im Erzstifft Magdeburg etliche von den Käiserlichen in dem Qvartier / und soffen theils der soldaten / in einem hause mit einander. Da nun ein frecher bub einem andern aufs Teufels gesundheit zugetrunken: der ander aber nicht bescheid thun wollen / sondern hinausgangen: fand der Satan sich selber / mit dem erbieten bescheid zu thun / er wolle auch ferner keinen trunk ihnen versagen. Der freche gesell merkte unrecht / wolte derwegen zur stuben hinaus / welchem zwar der Satan anfänglich wil wehren / doch ihn lezlich hinaus lasset. Da er aber ins hause kom [418] met / begegnet ihm ein schwarzer Wolff / der ihm dermassen nach der Kählen griffen / daß er seinen Geist auffgeben müssen: den andern aber / so nicht bescheid thun wollen / soll der Satan in den Keller geschleppet / und ihm allda einen Tisch voll guter speisen / samt etlichen Gästen herum / gezeiget haben / mit vermanung sich zu sezen / und mit zu essen / dessen sich diser aber geweigert. Als er aber zum Keller hinaus lauffen wollen / hätten die losen Geister ihn erwütschet die kleider gänzlich vom leibe gerissen / und in kleine stuk / so man allda gefunden / zerrissen: gleichwol er beim leben erhalten / seine Pulver-Patronen aber nicht gefunden worden. Nunmehr wurden die Zubereitungen zur Fridenshandlung im Römischen Reich / auch die aus gewechslete Geleits-Brieff beschleuniget. (Ludwig 13. König in Fr. stirbt.) König Ludwig XIII. in Frankreich stirbt. Hinderlassend zwej Prinzen. Den jezt Regierenden König Ludovicum XIV. und den Herzog von Anjou. (Fürst Casimir in Polen tritt in Jesuiter Orden.) Fürst Casimir aus Polen trat dise zeit zu Loretto in den Jesuiter Orden / und stalte sich zu Rom in der Jesuiter Profeß-haus ein. Hierüber war under den Jesuitern grosses froloken / in Betracht / sie in ihrem Orden nicht eine geringe Person mit bekamen. Als Fürst Casimr jhrer Päpstlichen Heiligkeit die Füsse küssete / bekam er den Titul Durchleuchtig / und mußte neben dem Papst sizen. Aus Polen wolte verlauten / daß man daselbst nicht (General Königsmarkt und Torstensohn.) zufriden were / daß der Fürst in der Jesuiter Orden getretten. General Torsten-sohn und Königsmarkt thaten indessen auf Schwedischer seithen hin und her gewaltige Actiones und verrichtungen / dessen sich manche nicht zuerfreuen hatten. (Münster un̅ Oßnabrug.) Allhier ward von dem Päpstlichen Nuncio den Käiserlichen / Französischen und anderer Potentaten gesandten / eine solennal-Procession und das 40. stündige gebett gehalten: Und so wol hier / als zu Oßnabruk der anfang der Fridens-handlung gemacht / welcher mit disem anhang gemacht werden solle / daß man namlichen zu forderst auff die Ehre Gottes / beforgerung des Christlichen Glaubens / beruhigung der allgemeinen Christenheit / erquikung so vil Million bedrengter und wehklagender menschen / und nicht auff übermühtigen pracht / ???hrgeiz / und begirde zu fremder Land und leute / das absehen haben möchte.
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(König in Persien.) Da starb der König in Persien seines alters im 113. jahr. Wie Gen. Torsten-sohn das viele in Dähnemarkt und Hollstein zusammen gebrachte Geld / Gold und Silber nach Schweden (Das Schwedisch erbeutete Gelt wird mit list entführet.) schiken wolte / gab er solches einem Dänischen Schiffman ein / und dar zu etliche Soldaten. Wie aber die Soldaten von dem eingenommenen wein lustig / und endlich trunken wurden / machte der Schiffer jhnen unden im Raum ein gut Lager / und ließ sie schlaffen / er aber nagelte die Luken oben zu / verkehrte den Compaß / und sägelte auf Copenhagen. (Bapst Vrbanus stirbt.) Den 26. Julii verfuhren Papst Vrbanus VIII. Todes zu Rom / im 77. Jahr jhres Alters. (Schwedischund Dänisch kriegshändel) Im ausgang des Julij geriethen die Dänischen und Schwedischen bej der neuen Mühlen gegen Christianpreis über / wider an einander / da dann der Schwedische Admiral Herr Claus Flämink einen gefährlichen Carthaunenschuß in den rechten Schenkel bekam. Er befahl sich hierauff bald dem lieben Gott / die Flotta aber dem Herren General Major Wranglen / und nam nicht lange nach disem ein seliges ende. Der Herr General Feld-Marschall Torstensohn kam zu Lande auch hieher / schnitte den Dänischen den Paß nach der See ab / stürmete mit verlurst des Obristen Saken / und etwa 50. Mann / der Dänen allhie auffgeworffene schanze hieb darin / wie dise zeit ein vornemmer Obrister eigenhändlich schrib / in die 1200. nider / und eroberte 4 halbe Carthaunen / 2 Feldschlangen / und 4 rohte mit Gold gestikte Fahnen. Wandte sich hierauff zu der Stapelhol mer schanze bei Renßburg. Eroberte die Pässe / schanzen und bruken / welche bei Fridrichsstatt über die Eider geschlagen waren / jagte alle Dänische völker allhie aus / zündete die bruken an / und kam auff dise weise auff das Stapelholmer land / ruinirte eine Dänische Compagnie von 150. Mann / nam den Capitain gefangen / und eroberte die Fahne. Under solchen kam der Käiserliche Herr General Graaf Gallas mit volk bei Oldensloh an / der General commandirte alsobald underschidliche partejen auß / die fielen in die statt Kiel / und machten darinn 70. Schwedische nider / und brachten 18. gefangene mit zu ruk. Hierauff zog sich die ganze Schwedische macht bei Rensburg zusamen. Die Gallassischen wurden noch fort und fort von den Tor [420] stensohnischen bei Berenburg je mehr und mehr umschränket / und durch den Hunger / als einen einheimischen feind / als durch der waaffen macht fast verzehret. Derohalben giengen sie mit zimlicher unordnung auß dem läger zu ruk gen Magdeburg / hinderliessen vil beladene wägen / nnd unzehliche kranken. Nun hatten sie eine zimliche anzahl von den ihrigen vor disem auffbruch naher Eisleben / um Proviant einzuholen ausgeschiket. Disen war der in zwischen beschehener schleuniger auffbruch unwissend / kamen also mit dem erworbenen proviant angezogen / und marchirten gleich dem Läger / worinn nun mehr sich schon die Schwedischen einquartieret hatten / zu / funden aber nicht die gelassene / sondern fremde gäste / welche sie freundlich mit dem mitgebrachten proviant empfiengen / und daneben baten / bei ihnen zu bleiben. Zu Staßfurth bekamen die Schwedischen einen von den Käiserlichen hinder gelassenen Feuer-Mörsel / und dabei eine halbe Carthaune. Die ganze Schwedische macht brach bei Berenburg auch auff / und formirten zu Schönbek 2 Meilen von Magdeburg auffwerts an der Elbe gelegen / ein neu Läger / um die Käiserlichen desto enger zu halten. General Feld Marschall Torstensohn ließ zu Schönbek eine bruke über die Elbe schlagen / und begegnete dem Graaf Brojen / und dem Gen. Feld Marschall Leutenant Enkenfort / welche zu Magdeburg übergangen waren / traffen mit einander (General Enkenforth.) / daß die flüchtigen Käiserlichen von den Torstensohnischen bis an Lukau gejaget wurden. Der General Feld Marschall Leutenant Enkenfort / der Obr. Dowaki und Schleuniz / neben vilen andern Officirern / ingleichen 500 Einspänner wurden gefangen / sie bekamen auch 3500. pferde / ohne was auff dem plaz blib. Hierauff giengen die Schwedischen bei Aaken wider über / zogen ihre macht zusamen / und richteten ihren (Höchst errobert.) zug gen Lüzen. Nach eroberung Höchst begab sich das Bäjerische Kriegs-Heer jenseit Mäinz / und legten sich vor Benzheim / erstigen dasselbe stättlein / und machten ein gut theil der Franzosen / die sich auff Gnade und ungnade nicht ergeben wolten / nider. Sie eroberten Weinheim. Hiegegen bemächtigte sich der Obr. Rosa Gernsheim (Aschaffenburg / Mäinz eingenom̅en.) / und kam hiedurch dem Chur Fürsten von Mäinz / welcher sich diser wegen von Aschaffenburg nach Frankfurt erheben müste / gar nahe / brachte auch zu wegen / daß die Chur-Residenz Mäinz per Accord in der Franzosen gewalt kam.
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(Johann Albrecht von Mandelsloh. Jahr Christi 1644.) Herr Johann Albrecht von Mandelsloh / ein sehr wol gereister und stattlich versuchter Edelmann / des Herzogs Friderichs von Schleswig und Holstein Kammer-Junker / und des Königs in Frankreich bestelter Rittineister / als er nach hingelegten disen reisen / sich in Französische Kriegsdienst begeben / ist schleunigst hernach an den Kinderblatteren / den 15. Mai 1644. im 28. jahr seines alters gestorben / eben an dem tag / an welchem er anno 1616. gebohren worden. (Blutiges treffen bei Jankau in Böhmen.) Den 24. Febr. geschahe hierauff ein treffen bei Jankau in Böhmen / zwischen den Käiserlichen und Schwedischen / da dann die Käiserlichen anfangs obsigeten / aber wie sie sich zu zeitig auff das plünderen begaben / endlichen nach langem gefecht den kürzern zogen / und müsten mit grossem verlurst das feld qvitiren. Dann der General Torstensohn kam durch eines Bauren anweisung (wofür er 500. Rthaler bekam) durch einen verborgenen paß zwischen Winschien und Banischau ohnfern von Buttweiß / durch die Mulda. Es bliben über die 8000. an Käiserl. und 3000. an Schwedischer seiten / General Johann de Werth ward 3 mal gefangen / und kam doch alle 3 mal selbst wider loß. Das gefechte währete von Morgen 8. Uhr an bis in die nacht. Die Schweden bekamen 26. Stuk / vil Munition / und Pagage wägen / der Obr. Göze blib tod / 6. Käiserliche Generals-persohnen / 7. Obr. und vil andere Officirer gefangen. Der General Torstensohn blib 3. tage auff der Wahlstatt / gab under schidliche Salven und ließ die todten begraben. (Wilhelm Laud Bischoff in Engelland hingerichtet.) Zu der zeit ward Wilhelm Laud / Erz-Bischoff von Cantelberg / und primus in Engelland / Canzler der Universität Oxfurt / nach dem er von dem Parlament und gemeine hoher verrähterei bezüchtiget / den 10. Jan. enthauptet. Fast die vornemsten stuke / darinn er beschuldiget / giengen dahin / daß er die fundamental-geseze und regierung des Königreichs Engelland übern hauffen zu werffen / und hingegen ein arbitrar und tyrannisches Regiment einzuführen getrachtet / auch zu dem ende dem Könige zugeredet / Es S. Majestät eigenes gefallens / ohn einwilligung des Parlaments gar wol zugelassen / von dero underthanen Geld zu nemmen und auffzuheben / massen solches aus Gottes Wort gnugsam zu erweisen [422] wäre. Er habe getrachtet / die Päpstliche Religion wider einzuführen / und was der puncten mehr waren / welche allhie zu erzehlen zu lang fallen wolte. Auff der bühne thate er erstlich eine bewegliche rede / und gleichsam ihm selbst eine Leich Predig / an das volk / sich des Concepts bedienende / und dar auff ein gebett. Seine kleider zug er selber aus / und den schlejer / so man ihm under sein kinn geleget / riß er hinweg / gab dem Scharffrichter ein zeichen / mit disen worten: Herr nim meine Seele auff / und starb also wolgemuht. (Königsmarkt) General Major Königsmark ließ 700. Musquetirer nach dem Alten Lande bei Hamburg gehen / und was sie von den Bischofflichen völkern antraffen / alles nidermachen. Nach disem ließ er bei Stade über die Schwinge eine bruke schlagen / wodurch er den paß aus dem alten Lande und Kehdingen eröffnete. Hierauff ward Stade mit ernst angegriffen / und per Accord erobert. Buxtehude ergab sich auff gnad und ungnad / allhie wurden 200. Bischoffliche soldaten undergestelt. Die Bischoffliche Residenz Bremerverde müste auch herhalten. (Obrister Helm Wrangel.) Diser machte sich aus Jütland wider in Holstein / und sazte sich gegen die Elmersholmer schanze / eroberte allhie beide Schanzen / und machte alles nider. Nach disem eroberte er das in der Marsche gelegene Schloß Haselohe / denen von Ahlefeld zuständig / hierauff gieng er in das Ditmarische / bemächtigte sich hieselbst der (Engelland.) schanze bei Mehldorff / Heide und Brunsbüttel. In Engelland ließ es sich dise zeit zum Friden ansehen / massen zu Urbridge eine zusamenkunfft ausgeschriben wurde. (Land Gr. Georg zu Hessen) Ihre Fürstl. Gn. Herr Land Graaf Georg zu Hessen-Darmstatt / sandte ihren Raht und amtmann der Herrschafft Itter / Herrn Johann Christoff Coben / zu des Königs in Frankreich Gen. (Mareschall Turenne.) Leutenant Herrn Vicomte de Turrene, um moderation der kriegsbeschwerden / zu disem amtmann verfügte sich underwegen einer / namens Rätschin / ein Nider Hessischer Obrister Leutenant / der gab sich vor einen Hessen Casselischen abgesandten aus / diser / wie sie des abends zusamen in die herberge kamen / fuhr jenen mit ehrenrührischen worten an / worüber sie des folgenden tags in ein Duell zusamen gerieten. Wie aber Rätschin Herren Coben nichts abhaben köndte / vermöcht er seinen auff Coben habenden eifer nicht zu vergessen / eilete ihm derowegen / wie Herr Cobe wider fort reisete / nach / und schoß ihn mit zwei Pistolen durch den Kopf.
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(Torstensohn) Die Torstensohnische giengen vor Znaimb / und eroberten dasselbige / wie auch Stein / und Dürrenstein / naheten sich hierauff auff 4. Meilen vor Wien. Theils giengen vor Corneuburg / zwungen (Jahr Christ. 1645.) dises zur übergabe / und bekamen darin 12000. Rthaler Ranzion. Nach solchem wandten sie sich jenseit der Donau auff Wien / legten sich gegen der äussersten schanze an der Donauer bruke / und spilten mit Stuken hefftig auff die bruken / also daß die besazung in diser ersten schanze aus: und die Schwedischen wider einzogen. Bei disem zustand war in und bei Wien groß flehen / massen auch die Herrschafft in die Steuermark nach Gräz geschiket ward / die Burgerschafft in Wien ward gemustert / und deren eine grosse anzahl befunden / die Stuken auff die Pastejen gebracht / in gleichem die junge Mannschafft und handwerks-gesellen in die 5000. beschriben / item in Böhmen der zehende / und in Oesterreich der fünffte mann auffgebotten. Sonsten ward allhier in Wien / daß der Chur Fürst zu Trier in völligen vorigen Stand gesezet werden / und ehestes tages von Käiserl. Majest. die Lehen von neuem wider zu empfangen haben solten / grundlich berichtet. (Verrähterei zu Wißmar.) Allhir ereugete sich ein verrähterei / in dem sich einer für einen Käsekauffer oder Käsehändler ausgab / und bei 14. tage in einem Wirtshause / in welchem sich Königliche Schwedische Schiffs-Officirer und Boots-leute auffhielten / herbergte / da es sich dann einsten zutrug / daß diser Käsehändler aus seinen discursen in verdacht gehalten / hierauff seine Güter besuchet / und bei solchen zwei Küffer / welche mit Stroh / Pech / Schwefel und Pulver gefüllet waren / gefunden wurden / under disen Kasten war einer mit einem Uhrwerk auff 12 stunden zugerichtetem Feuerschlosse gefüllet / welches / wann es auffgezogen worden wäre / seine verrichtung thun / und eine grosse Feuersbrunst zu wegen bringen können. Da dann die eine (Kaste) auff des General Wrangels / und die ander auff des Admiral Blumens Schiff hätte gebracht / und solche schiffe dardurch verderbet werden sollen / wie diser Käsehandler in der tortur bekante / auch seinen verdienst nach / allhie zu Wißmar abgestraaffet wurde. General al Major Königsmark / besazte alle örter im Stifft Bremen / schikte dem Obristen Wrangel 1000. Mann nach Rensburg zu / und brach selbst auch auff / um zu den Hessischen zu stossen.
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Die Türken kamen zu Gozzo in der Insul Maltha an / und sazten ihr volk zu lande / wurden aber von der Christen Reuterei in die 4000. nider geleget und verursachet / daß die übrigen wider zu (Grosse Kriegesrüstung des Türien) Schiffe gehen müsten. Sie segelten gen Candia / sazten im Port Setti 2000. Mann aus / in gleichem bei Carlstatt 12000. gegen Friaul / diser wegen ließ die Herrschafft zu Venedig alle Zimmer- und Mauerleute ins Zeughaus ruffen / und eilend gesandten an den Römischen Käiser / König in Spannien / Frankreich und Polen gehen / um im fall der noht und auff begehren beistand zu thun. Des Türken Macht / wie von Novarino in Candiam geschriben wurde / war dise zeit / 6 Galleen / 8. Galle assen / und 10 grosse Gallionen / 600 Carmaselli / sind runde Türkische Schiffe / 1000. Fregaten / 300000. soldaten / Spai und Venturin / 1500. Cameel zu der Munition / 500 Büffel-Ochsen zu der Artillerei / 35. grosse Barbarische schiffe / zwei Schiffe mit Metallinen Stuken / darunder etliche / so 36. pfund schossen. (Münster un̅ Oßnabrug. Jahr Christi 1645.) Den 1. Julij schikten Königliche Majestät und Cron Schweden Gevollmächtigte durch dero Secretarium der Käiserlichen Majestät Gevollmächtigten / die Fridens-proposition dises innhalts / zu: 1. Der bishero von der Cron Schweden und dero Adhärenten wider der Römischen Käiserlichen Majestät / und dero Adhärenten geführter Krieg / solte nebenst allen denen / von anfang der Böhmischen unruhe noch übrigen Mißhelligkeiten / krafft dises Vergleichs geschlichtet und bejgeleget werden / also und dergestalt / daß weder diser / noch anderer Vrsachen halben / under was schein es auch sejn möchte / keiner dem andern hinfüro einigen Haß noch Feindseligkeit / Vngelegenheit oder Verhindernus / es sej an Personen / Stat oder Sicherheit / weder durch sich noch andere / heimlich oder offentlich / under dem Schein des Rechten oder Gewalt / noch im Reiche / noch irgends ausser demselben / (ohngeachtet aller vorigen Verträge) weder selbsten zufügen / noch zu zufügen gestatten / sondern aller und jeder bishero / so wol vor / als im wehrenden Kriege / mit Worten / Schrifften oder Thätligkeiten / hin und wider erwisene Vnfng / ohn underscheid der Personen und Händel / so gar abgethan und erloschen sind / daß auch alles / was einer gegen dem andern solcher gestalt vorzuwenden haben möchte / in Ewigkeit nicht mehr gedacht werden solte. 2. Hergegen solte ein Christlicher allgemeiner ewiger Fride / zwischen bemeldte Durchleuchtigste Könige und Reiche Schweden und Frankreich nebenst dero Bundesgenossen Adhärenten / so denn auch dem Durchl. Römischen Käiser / dessen Erben / Nachkommen / das Haus Oesterreich / vorbesagter Mitverwandten und Assistenten / den König von Spannien / den [425] Churfürsten / Fürsten und Stätten / solcher gestalt erneuert und bestättiget / auch mit solchem Eiffer und Auffrichtigkeit gehalten und beobachtet werden / daß mit dem ganzen Römischen Reich / und allerseits ein beständiges Vertrauen / getreuen Rachbarschafft und eine sichere Fridfertigkeit widerum ausbrechen und herfür wachsen möchte. 3. Weil aber der innerliche und eusserliche Krieg so sehr in einander verwikelt / das keiner für rechtschaffen verglichen geschäzet werden möchte / wofehrn nicht so wol deß einen / als des andern Vrsachen aufgehoben wurden / und dann die jenige / so von den eusserlichen berührten / denen von dem innerlichen so nahe verwandt / daß sie ohne Erörterung diser / nicht vermittelt werden kön̅ten: Als were nöhtig / daß für allen dingen von dem Durchleuchtigsten Römischen Käiser / durch eine allgemeine unbeschrenkliche Amnistia / alle und jede dem Reich mittel- oder unmittelbare underworffene Stätte / insonderheit aber dieselbe / welche mit den Königen und Reichen / Schweden und Frankreich / in waserlej vertrauen sich eingelassen gehabt / oder annoch auch würklich sich darin̅en befinden / als Churfürsten / Fürsten / Graffen / Freyen / Stätte / und die Freje Reichs-Ritterschafft / under andern auch das Königreich Böhmen / mit dem Anhang / das Haus Pfalz / Würtenberg / Baden / Augspurg / so wol an jhren Herrschafften und Gütern: als an Würden / Frejheiten und Gerechtigkeiten / in Geistlichen und Weltlichen / in den Stand / worinnen sie für der Anno 1618. im Reich entstandenen Vnruhe glüklich sich befunden / vollkomlich wider gesezet / und jhnen hieran keine Achts-Erklärunge / Conficationen / ergangene Vrtheile / gemeine / absonderliche Verträge / insonderheit die Pragische / oder andere zu jhrem Nachtheil beschehene Verenderungen / wie die auch namen hätten: hindern noch schaden / sondern dieselbe aufgehaben und vernichtet werden möchten. 4. Dem jenigen / welcher solcher gestalt in seinem Staat und Gerechtigkeit wider eingesezet / solte man also darinn befestigen und bekräfftigen / daß er durch niemand gewalt ins köufftige darvon entsezet werden solte oder könte: So es aber die noth erforderte / daß einer mit Recht besprochen oder belanget werden müste / so solte es in gemein das Recht ohne underscheid der Sachen und Personen / nach Art und Weise des Reichs Constitutionen und Fundamental-Gesäzen / fürnemlich aber des Religion-Fridens / worinnen die Reformirten mit begriffen / und dannenhero zu allem von Evangelischen vor und nach belmeldtem gleich berechtiget / einerlej gestalt ertheilet werden. 5. Damit aber den innerlichen und ensserlichen Empörungen alle gelegenheit ins könfftige abgeschnitten werden möchte / wurde dises vornemlich exfordert / daß / wann ein Römischer König erwehlt werden solte / solche Wahl nicht / dann zur zeit der Vacanz / im Reihe für die hand genommen wurde / und so neue Gefäze zu geben oder die alten zu interpretiren / Krieg und Kriegs-bereit schafft / Frid oder Verbündtnus zu sufften / oder die Stände mit einer allgemeinen Steuer zubelegen / oder ihres Mitels einer aus seiner Würde und Güter zuentsezen / solches oder auch dergleichen kei [426] nes / als allein durch einen allgemeinen Reichs-Schluß / und aller Stände gutheissen vorgehe / oder ins Werk gerichtet wurde. 6. Wie aber mehr erwehnten Reichs-Ständen / alle andere jhnen von Rechts wegen zustehenden Gerechtigkeiten und Regalien unverruket bleiben solte / also solte einem jedern zu seiner Sicherheit und Gewarsame mit Außländern in Bündnusse sich einzulassen / stäts frej gelassen werden. 7. Damit auch die Einigkeit der Stände desto vollkommener sejn möchte / so solten die zwischen den Evangelischen und Römisch-Catholischen / von wegen des Religions-Fridens und Geistlichen Gütern entstandene Streittigkeiten / durch freundliche / billiche und Christliche Mittel gänzlich und beständig vertragen und bejgeleget werden / also / daß nicht allein von dem wahren und gewissen verstande vorgedachten Religion-Fridens kein zweifel sich mehr befinde / sondern auch alle Geistliche und Weltliche Beschwerden / welche die Stände so geraume Zeit von einander getrennet aus dem grunde getilget / und zum Kriege keine fehrnere Vrsach übrig gelassen werden möchten / wie dann auch / so dises fals ins könfftige ein mißverstand under jhnen erwachseu solte / derselbe alle gelegenheit zur Vnruhe desto mehr zuverhüten / nicht anders / als durch freundlichen Vergleich / nach Recht und Billichkeit ausgetragen werden. 8. Zu der allgemeinen Amnistia gehöret auch / das alle und jede / so wol Kriegs-Officirer und Soldaten / als Räthe- oder Staats-Civil und Geistlich Bediente / aus des Käisers Erbländern / oder des Reiches Ländern bürtig / welches Standes oder Würden die auch weren / welche den Königen und Reichen Schweden und Frankreich / nebenst dero Bundes-Verwandten und Adhärenten / entweder mit Rath oder That / gedienet / oder auch waserlej Weise bejpflichtig gewesen / von dem Höchsten bis zum Nidrigsten / und von dem Nidrigsten bis zu dem Höchsten / ohn underscheid mit ihren Frauen / Kindern / Erben / Nachkommen / und Gesinde / wegen ihrer Personen und Güter / in demselbigen Stand jhres Wandels / Leumuthes / Ehren / Gewissens-Frejheiten / Gerechtigkeiten und Privilegien / derer sie sich / für entstandener Vnruhe / zuerfreuen gehabt / oder von Rechts wegen sich erfreuen könten / widerum restituiret / und jhren Personen und Gütern dises 27. Jährigen Krieges halben kein vorfang geschehen / weder daß dieselbe mit einer Action oder Klage angestrenget / vil weniger jhnen einige Straff oder Schade / under was Schein es auch were / zugefüget werden solte oder möchte. 9. Alle und jede Gefangene zu bäiden Theilen / Krieg- oder Civil-Bediente / ohne underscheid / (worunder auch des Durchleuchtigsten Königs in Portugall Bruder / Prinz Eduard mit begriffen /) solten von dato jnnerhalb Monatsfrist ohne Entgelt frej und ledig gelassen werden. So aber einer vor disen Tractaten auf versprochenes Lösegeld erlassen / der solte / dafern solches nicht bezahlet / es annoch zubezalen schuldig sejn / welcher aber nach angefangener Handlung das Lösgeld zwar verheissen / gleichwol noch nicht erlassen were / der solte in Krafft dises ersten Paragraphi / umsonst erlassen werden / es were aber das Lösegeld versprochen [427] oder nicht / so solten alle Gefangene ohn underscheid / die auf jhnen in der Gefängnus gewandte Kosten zuerstatten schuldig sejn. 10. Den Königen und Reichen solte der gebühr nach / ein solches vergnügen beschehen / daß sie wegen des vergangenen schadlos gehalten / und ins künfftige sich nicht mehr zubefahren haben möchten. 11. Ihren Bedienten der Soldatesqua solte jhre rechtmässige Forderungen ohne mehrbesagter Reiche Beschwerung / nach Recht und Billigkeit bezahlet und abgetragen werden. 12. Gleiche gestalt solte auch der Reiche Bundsgenossen / welche mit jhnen in Waffen begriffen / insonderheit der Durchl. Fürstinnen und Frauen / Frauen Landgräffin zu Hessen-Cassel / beneben dem Durchleuchtigsten Fürsten zu Sibenbürgen / und dero bäiderseits Soldatesque / der Billigkeit nach befridiget werden. 13. Wann dises also abgeredet / solten die von bäiden Theilen abgenommene Oerter mit ihrem Geschüz und Zugehör / und andern da befundenen Mobilien / jeder jhrem vorigen rechtmässigen Herren wider eingeräumet / doch dieselbe / sie möchten an der See-Gränzen / oder mitten im Lande gelegen sejn / von fehrnern Besazungen / zu bäiden Theilen ewig befrejet werden. 14. Solte die Soldatesqua aller Kriegenden theile im Reiche genzlich abgedanket werden / und die Durchl. Königin in Schweden die Soldaten jhrer Nation / und so vil sie der Teutschen vor sich hehalten wolte / in jhren eigenen Statt transferiren. 15. Damit endlich auch die Fridfertigkeit widerum in Flor und aufnehmen geriethe / so solte allen / für dem 1618. Jahre allerseits gepflogenen Commercien / und was mit jhnen verwandtschafft hätte / der unverrukte Lauff voriger Frejheit / zu Land und Wasser überaus gelassen / und alle inmittelst eingeschlichene Hindernussen / wie in dem Fortgang der Tractaten weitleuffiger angedeutet wurde / aus dem weg geraumet werden. 16. In disen Friden solten an seiten der Königin und Reiche Schweden und Frankreich / die Könige und Fürsten / welchen es beliebete / und für Endschafft der Tractaten zu benennen / mit eingeschlossen werden. 17. So es aber nach dem Schluß dieses Fridens sich begeben solte / daß einige dessen Mitverwandte / dasselbe was in obgedachten Articuln verfasset / nicht halten wurden / so solten die Könige und Reiche Schweden und Frankreich / nebenst allen Ständen des Reichs mit dem beleidigten Theil mit Recht und Macht sich vereinbahren / die Waffen ergreiffen / und ohne Seumnus und Verzug / nach verflossenem Monat von der zeit / wan̅ sie / von dem beleidigten Theil dessen erinnert wurden / das erlittene Vnrecht hindertreiben helffen. 18. Zu festem Glauben und mehrer Versicherung alles und jedes / solten die von bäiderseits Legaten mit Hand und Pitschafft befestigte Fridens-Instrumenta allhier unverlengert gegen einander ausgeliffert / und ???ie Ratification von den Königen Schweden und Frankreich / benebenst dero Bundsgenossen / imgleichen auch von dem Römischen Käiser und den [428] Ständen des Reichs / wie gebräuchlich ist / undergezeichnet / im Monden von dato verwechslet und lezlich darauff der fride gemein gemacht / und in allen stüken vollzogen werden. Wann nun dises alles dermassen beschaffen / daß es einen jeglichen was jhm zustehet / zu eygnet / und dem Durchleuchtigsten Käiser zu höchsten Ehren und respect / den Ständen deß reichs aber zu Liebe und Ehrenbietung gegen seiner Majest. und Ihrer selbst getrewer einigkeit / dem ganzen reich auch zu wolhergebrachter frejheit / und ewiger freundschafft mit den benachbarten Königen und Republiquen / und diesen hinwiderumd zu jhrer ejgenen Statt sicherheit geriethe / als zweiffelte Königliche Schwedische Legation keines weges / es wurden die Herren Käjserlichen Gesandten der liebe gegen jhr ejgen Vatterlandt / und deß gemeinen wesens beruhigung zu folgen / mit gesamptem rath und wolmejnen der reichs Stände und abgeordneten selbst sich gegen jegliches schrifftlich dergestalt erklären / daß die ganze Welt darbej abzunehmen und zu verspüren hätte / daß sie daß jenige / was bißhero im Munde geführet / zu einem allgemeinen gewünschten und beständigen friden in der that endlich zu erfüllen willens weren. Datum Oßnabrük / am Sontag der H. Drejfaltigkeit / 1645. Johannes Ochsenstirn Johann Adler Salvius. (Graff Woldemar aus der Moscau wider los.) Nach dem der Groß Fürst allhie in der Moscau ableibig wurde / ward er gestraks in der stille nach der Kirchen S. Archangel begleitet / allda in einen steinernen Sark geleget / und begraben. Bald hierauff der Prinz Zarowiz Alere Michalowiz an seines Vatters stelle wieder zum Czar und groß Fürsten Proclamiret und außgeruffen. Als nun dieser neuer Czar von seines verstorbenen Vatters Händeln / die er mit Graaff Woldemarn gehabt / nicht wissen wolte / ertheilete er Ordre / daß man dem Graaffen in sein Vatterland wieder zu verreisen gestatten solte. Als wurden jhm 30000. Rthaler / ezliche Persianische Pferde / und 10 Zimmer Zobeln zu der Heimreise verehret. Ermeldter Graaff langete zu (Jahr Christi 1645.) Warschau in Polen an / woselbst er von dem König wol tractiret wurde. Von hier nahm er seinen weg in Preussen. Er / der Graaff / hatte sich in Polen selbst verlauten lassen / wenn der groß Fürst nicht gestorben were / hätte er sich entweder umbtauffen / oder 150. Meilen hinder der Stoliz ins elend vertriben lassen müssen. (Die Königliche Bibel zu Paris gedruket.) Diß Jahrs ist zu Paris die grosse Bibel in 10. Theilen / und acht Sprachen / nemmlich / Lateinisch / Griechisch / Hebreisch / Abyssinisch / Chaldeisch / Samaritanisch / Syrisch und Französisch herauß kommen / deren jedes gedrukt Exemplar 300. Franken [429] kostete: Herr Leglay / so dises werk underfangen / hatte eine Jährliche Bestallung von 2000. Franken / und der Buchtruker nammens Vitre / zu Jährlicher verehrung 600. Franken. (Jahr Christi 1646.) In disem Jahr hat ein Burger / in der Graffschafft Mansfeld / (Grausames Mordbeginnen eines Ehmans gegen seinem Hochschwangern Ehweib.) sein hoch schwangers Weib / umb 300. Thaler / wie man sagte / drejen Räubern verkaufft / sie auch mit bereden / mit sich ins Holz hinauß geführet / Räubern überliefert habe / und davon geflohen seje. Dieweil aber das Weib / als man jhr den Strik umb dem Hals werffen wollen / hefftig geschrien / sej ein Holzknecht / oder Hejde Reuter / darzu kommen: welcher auff den einen Räuber / so den Strik hatte / geschossen / und jhn verlähmet: darüber die andere zween geflohen: er / der Holzknecht / aber / den Geschossenen / samt dem Weib / so seine Nachbarin gewesen / in die Stadt gebracht / und man dem treulosen Mann / zur straff / ein glied / nach dem andern / abgelöset / und besagtes sein Eheweib / über zween Tag hernach / zween Söhn geboren haben solle. (Vnerhörte Rebellion zu Neapels.) Ein fast unerhörtes Muster und Exempeleiner Rebellion und Auffruhr hat sich in disem 1647. Jahr zu Neapels / durch einen schlechten geringen / und armen erweket und angesponnen / weilen in derselbigen solche wunderbare / selzame / und fast unglaübliche Sachen sich zugetragen / etwas weitlaűffigers alhier ein zuführen / dem geneigten Leser verhoffentlich nicht verdrießlich fallen wird / es hat sich aber damit kürzlichen also verhalten. Demnach das Volk der Statt und Königreichs Neapolis / mit vil-färigen / grossen und beschwärlichen Aufflagen / also erschöpfet und ausgesogen gewesen / daß sie nicht mehr gewußt / auf was weis / und durch was mittel sie das Donativ / (wie sie es zu nennen pflegen /) so sie Anno 1646. dem König in Hispanien zulifern versprochen / bezahlen nnd aufbringen müssen: Als ist zu solchem Ende ein Neuer Zoll auf die Früchte / und ander gemein Ding geleget und geschlagen worden / dieweiln aber diser Zoll dem gemeinen Volk sehr beschwerlich und unerträglich vorkommen / haben sie darüber offentlich gemurret / und sich sehr betrohlicher Reben vernem̅en lassen / auch die jenige Hütten / darin̅en diser Zoll entrichtet und bezalet werden müssen / etlich mal abgebrochen und über einen Hauffen geworffen / under welchen auch insonderheit einer ware / mit nam̅en Thomas Aniellus / von den Neapolitanern ins gemein nur Mas Aniello genant / seines Thuns und Herkommens ein armer Fischer / so nichts zum besten hatte: Diser nam jhme beständig vor / die Statt Neapolis von solchen Beschwärden zu befrejen und zu erlösen / sprach derohalben seinen Mitburgern sehr geweglich und eiferig zu / in ihrem Vornemmen beständig zuverharren und fort zu fahren / [430] trachtete demnach Tag und Nacht darnach / wie er sein Vorhaben in das Werk richten / und dasselbige hinaus führen möchte / gienge auch stätigs bej den Krämern vorüber und rieff allezeit / ohne Zoll / ohne Zoll: Er brachte eine zimliche anzal Kinder zusammen / und sprach zu jhnen / saget mir nach / was ich sage: Ein Maß Oel um̅ einen Bajocop / ein Leib-Brot muß wägen 36. Vnzen / 6. Gran vor ein Pfund Rindfleisch / 6. Gran vor ein pfund Hammelfleisch / und so fortan: Dises sagte er jhnen so lang vor / bis sie es wol auswendig konten / darnach lieffen sie durch die ganze Statt / und rieffen also wie sie Mas Aniello gelehret hatte / so gar / daß sie auch in gegenwart des Vice-Re nicht still geschwigen / und ist hierbej wol zu notiren / das in einem augenblik durch die ganze Statt / alles in disem preis bezahlt und verkaufft worden / wie Mas Aniello die kinder zuruffen gelehret hatte. Sie mußten nachfolgende Reden nachsprechen: Ehre sej Gott in der Höhe / dem König in Hispanien / und den jenigen Herren / so uns wolfeile zeiten bringen / das böse Regiment aber hole der Teufel: Er brachte bej die 2000. solcher Knaben von 16. in 17. Jahren zusamen / welche er anfangs nur mit weissen Steken / nachmals mir Prüglen / Piken / Schaufflen / und andern Instrumenten bewehrete / als nun der Tumult hierdurch je länger je mehrer zunam / sprang endlich Thomas Aniello aus seinem Regiment Buben herfür auf der höchsten Tisch einer / und rieff unerschroken überlaut: Lustig jhr lieben Brüder und Gesellen / Danket alle GOtt / dann euer Erlösung hat sich genahet / der arme Barfüsser wird euch aus der Tyrannei / und von den unsterblichen Zöllen erretten und frej machen / ein Fischer / welcher Petrus der H. Apostel war / hat mit seiner Stim̅ die Statt Rom aus der dienstbarkeit des Teufels in die Christliche Frejheit gebracht / ein andrer und zwejter Fischerwelcher Mas Aniello heißt / wird die Statt Neapolis / und mit derselbigen ein ganzes Königreich / von den vilfaltigen Auflagen und beschwerden erlösen / und selbiger widerum in den guten Wolstand und wolfeile zeiten verhelffen. Ich achte mein Leben selbst nicht hoch / frage nichts darnach / man mag mich in stüker zerreissen / oder durch die ganze Statt schleiffen / dann es kan ein Mensch sein Blut / ja sein eigen leben / und alles was jhm lieb ist in diser Welt / nirgend besser auffopfern / als für die wolfart seines Vatterlands / dergleichen sehr nachdenkliche Reden er noch vilmehr führete / durch welche das Volk sehr erhizt / und noch hefftiger angereizet wurde / das angefangene Werk fortzusezen. Der Anfang wurde an den Zoll-Hütten gemacht / und alle / was darinn an Documenten / Büchern / Tapezerejen / zufinden / auf einen Hauffen getragen / und durchs Feuer dem Vulcano auffgeopfert. Vnd weiln die Menge des Volks augenbliklich wuchs und zuname / verfügten sie sich in die Zehen tausend stark nach des Vice-Re Pallast / fiengen einhellig mit lauter Stimm an zuschrejen / daß sie nunmehr nicht allein den Frucht-Zoll / sondern die andern alle miteinandern / bevorab aber [431] den Mehl-Zoll wolten sie abgethan und abgeschaffet haben: Der Vice Re / ruft jhnen von dem Fenster zu / den Frucht Zoll ab zuschaffen / sie waren aber damit nicht zufriden / sondern wolten alles haben / stürmeten darauf auf den Pallast zu / ohnangesehen jhnen solches von der Spanischen und Teutschen Wacht stark verwehret / und mit aller Macht widerstanden wurde / wurden aber doch endlichen von dem gemeinen Pöbel übermeistert und gezwungen / zuruk zuweichen / drungen also mit gewalt in den Pallast hinein / und hauseten in demselbigen nach jhrem gefallen / wolten auch den Vice-Re mit Gewalt bej jhnen herunder haben / daß sie selbsten mit jhme reden könten / welche es er endlichen auch gethan / umb durch dise Gelegenheit in die nechste Kirch zuentfliehen / als er sich nun in die Kutschen gesezt / sazten sich alsobalden jhrer zween neben jhne / mit blossen Dägen in Händen / und bedroheten Ihne hefftig / wofehrn er nicht alle Zöll abschaffen wurde / darauf versprach er Ihnen in allem zuwillfahren: Indessen kamen noch andere verwegnere Gesellen / und zwangen den Vice-Re / widerum̅ aus der Kutschen heraus zu steigen / damit sie desto besser mit Ihme reden könnten / underdessen ersahe er einen Vortheil / und warff etlich hundert Ducaten under das Volk / damit er entzischen ihnen desto füglicher entgehen / und die Kirchen erreichen könte / welches auch geschehen: Vnd obwoln hierauf die Thüren alsobalden verschlossen wurden / schlugen sie doch dieselbige über einen Hauffen / und wolten mit Gewalt von dem Vice-Re seines Versprechens Brieff und Sigel haben / welcher jhnen auch durch den Cardinal und Erzbischoff Philomarino zuwegen gebracht und zugestellet ward / als sie aber aus demselbigen ersehen / daß allein der Frucht- und halbe Mehl Zoll abgethan und abgeschaffet war / wurde das lezte ärger als das erste / wurden je länger je rasender / und wurffen den Mas Aniello zu ihrem Haupt und Obersten auf / welcher sich nun gar willfährig hier zu finden liesse. Hierauff war nun alles in vollem Harnisch / und hörte man des andern Tages / als die Sonn anbrach / nichts als Trommeln und Trompetenschall / die Musqueten donnerten auf allen Eken der gassen / und kamen auch über das die Baursleuth in grosser Menge in die Statt / einer trug an statt der Wehr einen halben Pflug / der ander ein Pflugschar / der dritt eine Schüppe / und was ein jeder in der eil erwitschen konnte: Ja es fanden sich auch die Weiber mit Gablen / Bratspiessen / Schaufflen / und dergleichen Instrumenten / wie auch die kleineste Kinder mit Stäblen hierbej / und ware es ein erschröklich Spectacul anzusehen / huben ihr altes Liedlein / und zwar vermehrt und verbessert / widerumb anzufingen / das Gott jhren König behüten / und das böse Regiment der Teufel holen wolte / Hinweg / hinweg mit den Zöllen / die Hund aber zu dem Schinder / die bishero in Wölffe verwandelt worden / und die arme unschuldige Lämmer selbst gefressen haben / daß die Blut-Eglen dasselbige blut / so sie gesoffen / wider in ihre verbran̅te häuser ausspeien müsten: Nun ist die Zeit kom̅en / das man dise unnüze Hum̅eln / welche den guten Im̅en der Armut / jhren Honig / ja ihr Fleisch und Blut verzehret haben / mit dem rauch hinaus treibe / und was dergleichen erschrökliche und abscheuliche Reden mehr gewesen.
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Die ganze Stadt ware voll Krieg und Kriegsgeschrej / und liessen die jenigen / so allbereit das Gewehr ergriffen hatten / den übrigen / so noch still sassen / entbieten / die Waffen gleichfalls zu ergreiffen / oder gewärtig zu sejn / daß jhnen ohnfehlbar die Häuser in Aschen gelegt werdensolten: bej solchem zustand erklärte sich der Vice Re / ihnen alles zu bewilligen / was sie nur begehrten / liesse dem Mas Anjello / als ihrem Haupt / einen zettel einhändigen darinnen er dem Volk alles bewilligte / was sie von ihm haben wolten / aber Herr Omnis ware mit diesem nicht mehr zufriden / sondern liessen dem Vice Re / entbieten / daß es nunmehr umb die zöll allein nicht mehr zu thun seje / sondern es solte sich nicht allein er vor seine Person / sondern alle die geheime / und andere Spannische Räthe / wie auch der ganze Adel und Ritterschafft / durch ein offentliches Instrument mit dero eigenhändigten Subscription und Insigel beträfftiget / verschriben und verobligiren / die Privilegia und andere freiheiten / so ihnen von weiland Ferdinando / Friderico / und Carolo 5. ertheilt worden / in das künftige steiff / fest und unverbrüchlich zu halten / neben andern sehr weit außsehenden begehren mehr / so sie dem Vice Re vorhalten und vorbringen liessen. Es ist nicht außzusprechen / was vor unsäglicher und unwiderbringlicher Schaden dieser schönen und gewaltigen Stadt Neapolis / in wehrendem diesem Tumult und Auffstand / mit Mord und Brand zugefüget worden / in einer Summa zu melden / es wurden über die 60. der schönsten Paläst und Häuser / darunder auch etliche Fürstliche Palatia waren / der jenigen auff den boden hinweg gebrandt / so sich etwa theilhafftig gemacht haben / ja es ware hieran nicht genug / sondern alle Mobilien / so in denselbigen gefunden worden / nicht genug / sondern alle Mobilien / so in denselbigen gefunden worden / nichts davon außgenommen / es ware gleich Silber / Gold / Kleinodien / köstlichen Tapezerejen / kunstreichen gemälden / oder was es immer sejn kunte / muste alles an diesen rejen / ia die Carossen mit samt den lebendigen Pferden und Maulthieren / muste alles auf den Scheiterhaufe / und dem Vulcano aufgeopfert werden / und wurde bej höchster Leib- und Lebensstraff verbotten / nicht das geringste von Mobilien zubehalten / sondern weiln das selbige (wie sie davon redeten) jhr Schweis und Blut ware / muste nichts übrig bleiben / sondern alles verbran̅t werden: Vnd ob zwar schon ihrer etliche bej zeiten ihre vornemsten und liebsten Sa chen in underschidliche Klöster und Kirchen salvirten / sandte doch Mas Aniello in dieselbige / und ließ ihnen anzeigen / wofern sie dieselbige nicht alsobalden heraus geben / und den jenigen / so er dahin gesandt / überlifern wurden / solten sie auch ohnverzöglich des Feuers und Brands gewärtig sejn / dardurch er dann den Mönchen eine solche forcht und schreken eingejaget / daß sie alles / was zu jhnen geflehnet / und denselbigen anvertraut worden / Haarklein herfür gaben / welches dann gleichfals auf einen Haufen zusamen getragen / und mit Feur angesteket worden: Vnd damit sie desto geschwinder damit fertig wurden / und nichts darvon übrig blibe / gossen sie etliche Tonnen Oel in das Feur / damit auch die jenigen Sachen / so sonsten ungern verbrennen / nicht mehr gerettet werden könten.
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Es ist sich aber nicht genugsam zuverwundern / was vor grossen / ja unerhörten Respect und Gehorsam das ganze Volk disem schlechten und geringen Menschen geleistet hat: Er commandirte über die 150000. bewehrter Man̅ / ohne vil tausend Weiber / so sich gleichfals so wol als die Mails-Personen / in gewüsse Compagnien ab- und eingetheilet / und mit jhrem Gewehr (Jahr Christi 1647.) und Rüstung bej jhme einfanden / und hatte eine jede derselbigen jhre Capitäinine / Fendrichinne / Sergantinne / und was dergleichen Officierinnen mehr waren: In einer Compagnie / so voran marschirte / (welches ich Wunders halben hier bejzusezen nicht wol auslassen können) gienge neben zwejen Manns Personen ein schönes Weib / wol bekleidet / hatte auf jhrem Haupt des Königs von Hispanien Wappen / mit diser überschrifft: Viua il Re, & il Fidelissimo popolo di Napoli: Dises Weib führete in der rechten Hand ein blosses Schwert / in der Linken aber einen grossen dolchen / als wolte sie sagen: Es finden sich auch noch Weiber / die ein Man̅sherz haben / und vor des Vaterlands Wolfart streiten können: Diser folgeten ein grosse Menge von andern Weibern / so theils Rohr / theils Piquen / Lanzen und Helleparten trugen / andere trugen Wällen / Stroh / Schwefel und Pech / damit den Verräthern des Vaterlandes / wie sie sie nenneten) jhre Häuser anzuzünden / ja es fanden sich auch ganze Compagnien junger unschuldiger Mägdlein von 4. und 5. Jahren / welche kleine weisse Stäblein in Händen hatten / welches sehr kläglich und erbärmlich anzusehen ware: Disen allen befahle er ohn alles Murren und Widerreden / was er wolte: Er konnte auch so bald keinen Befelch lassen ausgehen / es wurde derselbige in einem Augenblik vollführet: Er befahle zu mehrerer Versicherung der Statt / und verhütung allerhand Rauberej / alle / so wol grosse als kleine Strassen / oben und unden mit Schanzen und Brusiwehren zuverwahren / welches so schnell und behend in das Werk gerichtet wur de / das jnnerhalb drej stunden dise grosse und weitläufftige Statt in allen Gassen dermassen mit Fässern / so mit Stein und Erden gefüllet / Wällen Pallisaden und anderm Gehölz / verwahret und befestiget ward / das nicht mehr als eine Person / und dar zu nicht gar wol / auf einmal passiren konnte. Nach disem ließ Mas Aniello / so wol dem Adel / als gemeinen Volk / hej voriger straff ansagen / in allen Häusern / Geist- und Weltlich / keines aus genommen / Liechter vor den Fenstern brennen zulassen / und auf den Stras sen Feur zuhalten / damit man alles Vberfals desto besser versichert sejn könte: Es ist nicht zusagen / mit was gehorsam disem Befelch nachgelebet worden / so gar / daß auch nicht einer / wes Stands oder Condition der auch gewesen were / so wol Geistliche als Doctores / Ritter und andere Stands Personen / hierinnen manquiret hätten. Wann er gebotten hatte / disem oder jenem den kopf abzureissen / einen Palast anzuzünden / oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still zusejn / so hieß es da / Was befohlen worden / ist schon verrichtet / und wurde das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren / das bej Leib- und Lebensstraff keine Mans Person / er seje wer er wolle / einen Mantel / Muzen / Rok / Schlaffpelz / oder an [434] dere dergleichen lange Kleidung tragen solte / und solchem befelch ward von menniglichen / nicht allein under dem Volk / sondern auch von dem Adel / ja von den Geistlichen / Pfaffen und Mönchen / und andern Ordensleuthen selbsten / auf das genaueste nachgelebet / Vnd war wol lächerlich anzusehen / das die Dominic aner / Carmeliten / Canonici / Jesuiter / Theatiner / Meßpfaffen / ja die Capellan aus dem Königlichen Palast / des Cardinals Philomarini und Trivultii / des Vice-Re ganze Hofhaltung / des Nuncii Apostolici / und anderer Bischöffe und Prälaten so sich der Zeit in Neapoli befanden / Bediente / und das noch mehr / der Cardinal und Erzbischoff selbst / also in Hosen und Wammes daher zogen / und hierdurch dem Mas Aniello / so lang er lebte / solche grossen Gehorsam leisteten: Es wurde auch der Weiber hierinnen nicht verschonet / dann dieselbige ihre Rök zimlich hoch auffschürzen müsten / damit man sehen köndte / ob sie einige waaffen darunder verborgen hätten: er hesse auch allen Rittern und vom Adel ansagen / alle ihre wehr und waffen / bei Leib- und Lebens-straff / in des volks händen zu liferen / und ihre diener / so vil sie deren entrahten köndten / mit auf die Wachten zuschiken / und ob sie zwar sehr lungern hieran kamen / weiln sie wol merkten / worauf solches angesehen ware / mußten sie doch solchem Befelch Folge leisten. Durch dise und andere dergleichen Extremitäten / wurde der Vice-Re / und alle Spannische Ministri endlichen bewegt / dem volk alles mit einander / was sie nur begerten / zu concediren und einzuwilligen / darauff sich dann auch Mas Anjello resolvirte / selbsten zu dem Vice Re in das Castell zu kommen / und sich mit demselbigen mundlich zu underreden: damit aber dise angestelte Cavalcada mit desto grösserer Magnificenz geschehn möchte / hatte er bej Straff des Feuers / allen und jeden Einwohnern der jenigen Strassen / dardurch man reiten wurde / ansagen lassen / die Fenster und Thüren / mit den köstlichsten seidenen / und andern Tapezerejen / so ein jeder hätte / zubehenken und zuschmüken / auch solte ein jeder vor seiner Thür kehren lassen / damit die Strassen und Pläz allenthalben sauber weren. Wunderbarlich ist es zu hören / daß diser Befehl so bald nicht publicirt werden konte / da ware schon fast alles erfüllet / nicht allein von gemeinen Leuthen / sondern auch von Hohen Stands-Personen / und den Spannischen Beampten selb sten. Ein Ritter allein wolte hier seinen Kopf aufsezen / mit vermelden / es hätte jhm diser Halunk nichts zubefehlen / aber ein anderer / so sich besser in die zeit zuschicken wußte / führete jhm die Exempel etlicher vornehmen Hispanier / so disem Befehl gehorsamlich nachkommen wären / zu gemüth / mit Vermelden / das dises keine Klugheit seje / sich einem stärkern zuwidersezen / brachte jhn also von seiner Meinung ab / daß er dem alten Lied gemäs / auch vor seiner Thür kehren muste. Hierauf begab sich Mas Aniello zu Pferd / und ritte zu dem Schloß zu / Er hatte aber seinen Fischer-Habit / nemlich den alten Muzen / samt dem Wullenen Hembd / und Leinenen Strümpfen ab- und hergegen ein Silbern Stuk angelegt / auf dem hut hatte er einen schönen weissen Federbusch / und in seiner rechten hand ein blosses schwert: Ihme warteten auf die 50000 von der bewärtesten Mannschafft zu Fuß / und vil Compagnien zu Pferd auf.
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Als er nun auf dem Plaz vor dem Neuen Castell anlangete / gab er dem Volk ein Zeichen / daß es sich gleichfals schliessen / und nicht weiter fortruken / zugleich sich auch still und eingezogen verhalten solte: Aufwelchen Befelch sie in einem Augenblik alle still stunden / und gleichsam verstummeten / daß man bej solcher unzählichen Menge kein einiges Wörtlein mehr gehöret hätte. Disem nach stieg Mas Aniello auf sein Pferd / und stellt sich oben in den Sattel / redete das Volk sehr freundlich / und mit vilen nachdenklichen Worten an / welche alle hiebej zubringen / zu lang sejn wurde / under anderm ermahnet er sie zur Dankbarkeit gegen Gott / der sie durch dises Mitel / aus solchen grossen Trangsaalen erlöset hatte / mit Erin̅erung / daß sie die Waffen ja nicht niderlegen solten / so lang / bis das die Confirmation und Bestät tigung alles des jenigen / so verabschiedet worden / von Jhrer König. Majestät aus Hispanien käme / dem Adel und Ritterschafft aber / so ten sie in Ewigkeit nicht trauen / protestirte benebens / daß was er bishero gethan / habe er nicht um̅ seines eignen Nuzens willen / sondern dem Vatterland zum besten gethan / und seje er resolvirt / nach vollendung dises Werks / seine alte Fischer-Lumpen / widerum anzuziehen / und sich mit seinem Angel / wie er vorhin gethan / also auch in das könfftig zuernehren / sc. Fehrner sagte er / ich gehe anjezo hin / mit dem Vice-Re zu tractiren / über eine Stund / oder auf das längste Morgenfrüh / solt jhr mich wider sehen / dafern ich aber Morgen früh nicht wider bej euch bin / so steket die ganze Statt mit Feur an / welches sie jhme treulich zuthun versprochen. Hierauf fritte Mas Aniello / neben dem Cardinal und seinen geheimen Rähten in das Castell hinein / da sie dan̅ von dem Vice-Re auf das freund lichste empfangen und tractirt wurden: Vnder dessen erhub sich ein grosses Gepispel under dem Volk / weiln sie besorgeten / man hätte den Mas Aniello in den Arrest genommen / oder sonsten beleidiget / aufwelches er sich an dem Fenster sehen ließ / und jhnen zuschrje Friden zuhalten / darauf dann alles widerum gar still wurde / und damit er dem Vice-Re seine Authorität zeigen und weisen möchte / sagte er zu jhme / jezund will ich seiner Excellenz zeigen / wie gehorsam das Neapolitanische Volk seje: Rieff derowegen mit lauter Stimm: Glück dem König in Hispanien / dem Herren Cardinal / und seiner Excellenz dem Herren Vice-Re / welches alles das Volk von Wort zu Wort widerholet: Darnach thate er die andere Prob / er legte nur einen Finger auf seinen mund / und rieff mit heller Stimm / still / da ward es alles in einem angenblik so still / das man das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret hätte: Zum dritten befahle er dem Volk / bej Leib und Lebens-straff / es solte sich ein jeder von dem Plaz hinweg begeben / welches ebener massen so bald vollzogen ward / so gar / daß man in einem Huy und Augenblik keinen einigen Menschen mehr allda sahe. Als sie sich nun eine geraume Zeit miteinander underredet / und beschlossen hatten / den getroffenen Accord auf einen gewissen Tag dem Volk vor zulesen / und selbigen mit einem leiblichen Eid zubekräfftigen / nahme er seinen Abscheid widerum̅ von dem Vice-Re / von welchem er mit einer schönen guldenen Ketten beschenket / und jhme dieselbige von dem Vice Re selb [436] sten an den hals gehenket wurde / ohnangesehen er solche zum öfftern abgeschlagen / und keines wegs annehmen wollen: Nach dem er nun wie gemeldt seinen Abschied von dem Vice-Re mit grosser Reverenz und Ehrerbietung genommen wurde darauf in der ganzen Statt offentlich ausgeruffen / daß das Generalat / so Mas Aniello bishero in der Statt / im Namen des Volks geführet hatte / jhme von Seiner Excellenz / dem Herren Vice Re vorigen Abend confirmirt worden were / worauf er erst ein rechtes ansehen und Authoritet bekame / auch grössern Respect und Gehorsam / als zuvor niemahlen / und wurden aus dermassen vil Mandat und Edicta / under dem Namen und Titul des Tomaso Aniello von Amalfi / des Neapolitanischen Volks General Feld-Herren / publiciret und exequiret / und commandirte er dazumahlen schon über die zwejmal hundert tausend bewehrte gute Männer / welche jhn alle vor jhren Generalissimum erkannten / und seinen Befelch / so Tags so Nachts ohne einiges Widersprechen angenom̅en und vollzogen haben. Er liesse über jedes verbrechen / wie gering es auch were / über die massen scharff exequiren / wie er dann under anderm einen Beker / so das Brot nur um̅ 2. Vnzen zu leicht gemacht hatte / lebendig in einen Bakoffen werffen ließ: Er hielte 7. Secretarios und 10. Scharffrichter / und wurde sehr geförchtet / wann er nur mit einem Finger winkete / lieff alles / und war willig seinen Befelch außzurichten. Gleich wie nun aber grosse Ehr und Herrlichkeit / auch die allergeringste / hoch und übermütig machet / als gienge es endlichen dem Mas Aniello auch / dann er sich bej dem Vic Revernemmen lassen / wie es jhne etwas be frömbdete / daß der Herr Cardinal Trivultius (welches wol lächerlich zuhören) jhme noch niemahlen keine Visiten gegeben / als gab S. Excellenz bemel tem Herren Cardinal den Rath / dem Mas Aniello hierinn zu willfahren / dieweiln selbigem der Wurm doch so hoch steige / daß er von meniglichen / ja von den Höchsten Häuptern der Kirchen / wolte respectiret / und geehret sejn damit jhme nicht etwan durch underlassung dises Hof-Compliments / neue Tauben und Grillen in den Kopfkommen möchten / dannenhero auch selbiger Cardinal sich noch disen Tag zu dem Mas Aniello in seine Behausung erhaben / bej jhm die Visiten abzulegen: Er gab jhm den Titul Durchleucht. Das erste Wort / so Mas Aniello mit dem Herren Cardinal redete / war / daß er zu jhme sagte: Ob schon Ihr Eminenz etwas verweilet haben zu uns zukommen / so ist uns doch selbiges anjezo auch noch lieb und angenehm welches wol ein gewaltiger Hochmuth / und ein gewüsses und unfehlbares Anzeigen seines könfftigen Falls und Vndergangs ware / dann weiln Er jhme selbsten mehr aufbürdete / als jhme zuertragen möglich gewesen / auch weder Tags noch Nachts / nicht den geringsten Schlaff noch Ruhe hatte / ist er hierdurch nach und nach in Aberwiz / und endlichen gar in eine Vnsinnig keit gerathen / in welcher er dann vil wunderbarliche und lächerliche Abendtheuren und Thorheiten begangen / von welchen nur eine oder die andere / ge liebter kürze halben / allhier sollen bejgesezet werden: Es kam einer vom Adel / aus der Statt Aversa gebürtig / zu jhme / umb etwas in seinen Geschäf [437] ten bej jhme zu solicitiren / als er nun selbigen abgefertiget hatte / gab er jhm einen Stoß mit dem Fuß in die Wampen / und sagte / gehe hin im Friden / ich mache dich zum Fürsten zu Aversa: Er hube an ganz allein durch die Statt zu rennen / und stellete sich wie ein toller rasender Mensch / hiebe die Leut dar nider / stekte sie in das Gefängnus / folterte sie / schlosse die Läden und Krämen zu / schändete und schmähete auf das grausamste auf die Spannischen Beamptete / ja auch auf den Vice-Re selbsten / und ließ sich verlauten / er wolte jhm den Kopf noch für die Füsse legen / sprang in das Meer hinein / und wider heraus / schlimme Halunken und Buben macht er zu Hauptleuten / Feld Marschalken / und andern Hohen Kriegs-Officirern / Er tyrannisirte dermassen under dem Volk / daß es nicht auszusprechen war / liesse bald disen / bald jenen / umb nichtswertiger / liederlicher / ja manchmalen gar umb keiner Vrsachen willen / den Kopf hinweg reissen / durch welches toben und wüten Er endlich den allgemeinen Haß des ganzen Volks auf sich lud / wel / ches sich / um̅ solcher schröklichen verübten Grausamkeit willen / von jhme ab zoge / und jhne endlichen gar verließ / wie er dann auch lezlichen von 4. Spannischen Edelleuthen / in dem Kloster dell Carmine / so alle 4. zugleich Feur auf jhne gegeben / ermordet und hingerichtet / auch mit grossem Froloken und Jubiliren seiner Feinde und Widerwärtigen / durch die Gassen der Statt geschleiffet worden. (Grausame Tirannej und Mezgerej in China.) Es haben die Tartarn die mächtige Sinesische statt Kieming erobert / und auff die drei hundert tausend menschen darinnen jämerlich ermördet / die statt aber / darinnen ein sehr schöne Jesuiter Kirchen / verbrandt. Die Chineser haben sich zwar wider gesamlet (Jahr Christi 1647.) / und den Tartarn so vil zu schaffen gemacht / daß es schier um sie gethan war: wann nicht der Chineser Oberster gebliben / und / durch (Zeilerus aus Martinio.) vorsichtigkeit des Tartar-Haupts / die sachen wider zu recht gebracht worden wären / die darauff die statt Taitung geplündert / und die statt Punchen / mit der Jesuiter Kirchen verbrandt haben. Die grosse und reiche statt Qvangcheu / war von einem andern Tartarischen kriegs-heer schier ein ganzes jahr belägert / und endlich erobert: da dann die kinder / weiber / und was den Tartarn under die hände kommen / umgebracht worden / also daß über hundert tausend menschen umkommen. Und dieweil sie ihren sig fortgesezt / so ist der Sinesische Käiser Junglieus geflohen / dem Authori unwissend wohin / weilen er damalen / auff seiner Oberen befelch / in die Insuln Philippinas schiffen / und ferners in Europam sich begeben müssen. P. 101. seq. erzehlet er des Chinesischen strassenräubers Changienchungi grausame thaten / so er im Reich Sina wider seine eigene landsleut verübet hat. Als seiner Henker einer / den er vor anderen lieb hatte / an einer krankheit gestorben: so hat er [438] nicht nur desselben Arzt / sondern noch andere hundert Aerzte deshalben: item ein ganzes Regiment seiner soldaten / so von zwei tausend Köpfen bestanden haben solle / wegen eines einigen mans / so under solches Regiment gehört / vor seinen augen umbringen lassen. Und weil einer aus den verschnittnen / Ihn / bei seinem nammen / und keinen König / genant / so müsten deswegen fünff tausend ihr leben lassen. Wegen eines einigen Heidnischen Pfaffens rede von ihm / so sonsten hohen ansehens / aber der Jesuiten grosser feind war / ließ er in zwanzig tausend anderer Pfaffen / so er allenthalben suchen lassen / umbringen / und rühmte sich gegen die Jesuiten / daß er ihrentwegen / als von Gott geschikt / sie getödet hätte: die doch immer in forchten stehen müssen / daß er ihnen auch dergleichen thun möchte. Er fürte stattliche gebäu auf: aber / wan̅ einer aus den arbeitern nur den geringsten irrthum begienge / muste ers mit der haut bezahlen. Er hat auch bei 18. tausend Studenten zusamen bringen lassen / damit sie möchten examiniret werden / aber sie wurden alle / auff seinen befelch / getödet / mit vorgeben / sie wären die jenigen / so die Provinz Suchuen verwirreten / und zur auffruht reizten. Dann selbigem lande war er sonderlich gehässig: aus welchem er 140. tausend kriegsleut / die ihme doch getreu waren / innerhalb 4. tagen / von dem andern kriegsvolk / hat lassen erwürgen. Kinder / buben / mägdlein / auch schwangere weiber / müsten ihre hälse hergeben. Auff die 600. tausend menschen selbiger Provinz / hat er in die Haupt-statt Chingtu zusamen bringen / und hernach ausserhalb der statt / töden lassen. Die Jesuiter haben gleichwol noch ihrer diener leben / durch bitt / bei ihm erhalten / auch sehr vil kinder / auff zulassung der soldaten / ehe sie h ingerichtet wurden / getaufft. Als er wider die Tartarn ziehen wollen / hat er sei nen soldaten zugesprochen / die weiber / so ihnen an der reise verhinderlich wären / zutöden / so auch geschehen: und hat er selber von 300. schönen mägden / so er ihme zu seiner wollust und diensten auserwelt gehabt / nur 20. zu auffwarterin der 3. Königin / behalten / und die andern alle lassen umbringen. Es kostete auch vilen soldaten / sonderlich den kranken und schwachen / ihr leben. Endlich ward er von einem Tartar mit einem pfeil erschossen / und sein kriegsvolk geschlagen und zertrent / sc. Wie umständtlich hiervon zulesen / Martini Martinii Historisch. Tract. von Erroberung deß Königreichs China / so neulich im Truk ausgangen.
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Universal-Fridensschluß
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Welcher zwüschen Ihr Käis. Maj. Der Kron Schweeden / und des H Römischen Reichs Ständen geschlossen / beliebet / und durch gegebene Handschläg bekräfftiget wurde. Solte sein ein Christlicher universal, überal gemein und ewiger (Jahr Christi 1648.) Fride / zwischen der Röm. Käiserl. Majestät dem Hause Oesterreich / dem König in Spannien / und allen Ständen des Römischen Reichs (Allgemeiner Fridensschl. zu Münster geschlossen.) eines theils: Vnd dann der Cron Schweden: und ihren conföderirten anders theils / also daß hinfüro zwischen beiden theilen treue freundschafft und nachbarschafft gepflogen wurde. 2. Solte ein Amnestia auffbeiden seiten gestifftet sein. Das ist: Es solte alles das jenige / was bei disem wesen vorgelauffen / ewig vergessen sein und nimmer mehr gedacht / oder under einigem schein geandet werden. 3. Nach diser Amnestia solten alle und jede Stände und einwohner des Römischen Reichs in ihre güter und ehren / es sejen Geistliche oder Weltliche / wie sie solche vor der entsezung gehabt / vollkomlich restituiret und eingesezet werden. 4. Vnd erstlich / was die Pfälzische sache betreffe / so solte bei dem Haus Bäjeren die Chur Fürstliche Dignität / wie auch die Ober-Pfalz und die Graafschafft Cham verbleiben / so lang männliche leibs-erben für handen sein wurden. Hergegen begebe sich selbiger Chur Fürst der dreizehen Millionen Goldes / damit ihm Käiserl. Majest. verhafftet / und des anspruchs an Ober-Oesterreich. Was das Haus Pfalz belanget: So solte Prinz Carl Ludwigen / be nebenst der Churfürstlichen Dignität / für sich / seine Leibs-Erbey / Verwan̅ten und die ganze Rudolphische Linie wider überkommen / die Vnder Pfalz / mit allen Gerechtigkeiten / wie die Pfalzgraffen solche für der Böhmischen Vnruhe gehabt. Die Aempter an der Bergstrassen / so dem Churfürsten von Mäinz im Jahr 1643. verpfändet worden / können noch vor dem Executions-Termin eingelöset werden. Die Bischöffe von Spejr und Worms möchten jhre an Geistlichen Gütern prätendirte Gerechtigkeit / wo man sich nicht darum vergleichen könnte / vor dem ordentlichen Richter suchen. Wan̅ aber die Bäjerische Wilhelmische Linie ohne Männliche Leibes Erben abgehen wurde / so solte die Chur mit der Investitur und allen Privilegien / wie auch die Ober-Pfalz wider an die Pfalz-Graffen fallen / und [440] die Achte Chur aufhören. Die Erbverbrüderung zwischen dem Hauß Heidelberg und Neuburg verblibe bej jhren Würden und Kräfften / und solte auch der Gülischen lebens-gerechtigkeit / so die erwisen werden könte / nichts abgehen. Käiserliche Majestät wolte verschaffen / daß des Pfälzischen Chur Prinzen gebrüderen in den nächsten vier jahren gezehlet werden 400000. Rthaler. Alle und jede Pfälzische Bediente und Exulirende solten in diser Amnestia begriffen / und gleiches rechtens mit andern geniessen. Hinwiderum solte F. Carl Ludwig mit seinen gebrüdern Käiserl. Majestät treu und hold zu sein versprechen / und sich des anspruchs an die Ober-Pfalz / so lange die Bäjerische Linie daurete / begeben. Es wolte auch Käiserl. Majestät der noch lebenden Pfälzischen Wittiben zehlen lassen 20000. Rthaler / und einer jedwederen / des F. Carl Ludwigen Schwester / wan̅ sie solte ausgesteuret werden / 10000. Rthaler. Es solte aber der Pfalz Graafe die Graafen in Lainingen und Darburg / wie auch den Frankischen / Schwäbischen und Rheinländischen Adel ungemolestiret lassen. Die Lehen / so Käiserliche Majestät dem von Waldburg / Reichersberg / Brömbser / Ru desheim und Metternich conferniret / bliben in ihren würden: Die Augspurgischen Confessions-zugethane / und insonderheit die einwohner zu Oppenheim / solten im Religions-wesen und dem Kirchen-zustand / wie er Anno 1624. gewesen / erhalten: und den übrigen ihre Religion-übung nach der Augspurgischen Confession / so wol offentlich in kirchen / als absonderlich in häuseren / frei und ungehindert verbleiben. Pfalz Graaf Ludwig Philipp solte wider bekommen alle seine Landschafft / wie er solche vor dem Kriege gehabt. Pfalz Graaf Friderich solte haben Hornbach und den halben zoll zu Wizbach / und was vor Gerechtigkeit sein Herr Vatter gehabt. Pfalz Graff Leopold Ludwig solte wider eingesezet werden in die Graffschafft Veldenz / in den Stand / wie es im Jahr 1624. gewesen. Der Streit / welchen die Bischoffe von Bamberg und Würzburg mit den Marggraffen von Culmbach und Onolzbach wegen Kizingen hätten / solten gütlich hingeleget / oder durch einen Proceß innerhalb 2. Jahren geschlichtet werden. Den Marggraffen solte auch Wilzburg wider eingeräumet werden. Das Haus Würtenberg solte behalten die Herrschafft Weinsberg / Neustatt und Mekmühle / und demselben alle Kirchen / so er vorhin gehabt / restituiret werden. Die Mompelgardische Linie solte auch / was sie im Elsas gehabt / und zugleich Clerval und Passant wider bekommen. Marggraff Friderich von Baden-Durlach solte mit allen seinen Deinern in der Amnestia begriffen sejn / und in Baden Durchlachisches / wie solches Georg Friderich vor dem Böhmis. Krieg besessen / eingesezt werden. Der Herzog von Croy were auch in die Amnistiam mit eingeschlossen / und solte / was seine Vorfahren gehabt / geruhig besizen: Der Nassausigische Streit solte gütlich bejgeleget / oder durch ordentlichen Proceß ausgeführet werden. Den Graffen von Nassau-Saarbrüken solten jhre Graff- und Herrschafften wider eingeraumet werden / und dem Haus Hanau / Bohenhausen / Bischoffsheim und Wilstat. Johan Alberto von Solms solte wider gegeben werden der vierte Theil von Buzbach und vier Dörffer: [441] Vnd dem Haus Hohen-Solms alle seine Güter. Der Graaf von Iseuburg solte auch der Amnestie geniessen. Den Rhein Graafen solten ihre ämter restituiret werden / und Graaf Ernsten Wittibe in das amt Hachenberg. Die Graafschafft Falkenstein solte der jenige haben / deme es von rechts wegen zukäme. Das Haus Waldek solte widerum bekommen die Herrschafft Didinghausen / wie er solche im jahr 1624. gehabt. Graaf Joachim Ernst von Ottingen solte in alles / was sein Vatter gehabt. restituiret werden: Wie auch das Haus Hohen lohn in das was ihme abgenommen. Friderich Ludwig und Ferdinand Carl / Graafen von Löwenstein und Wertheim solten wider bekommen alle ihre Graaf- und Herrschafften. Vnd Johann Casimiri Wittibe ihren Wittibe siz. Das Haus Erbach solte restituiret werden: wie auch die Erben und Wittiben des Graafen von Brandenstein. Des Freiherren Kevenhüllers / Canzlers Löfflers / und der von Rhelingen Erben und Kinder solten in ihre Güter wider eingesezet werden. Die vergleichungen / handschrifften und Instrumenta / so den stätten Spejer / Weissenburg / Landau / Reutlingen / Heilbrunn und andern mit gewalt abgetrungen / solten null und nichts sein. Wo ein schuldner die schuld seinem Creditorn zum nachtheil / einem kriegenden Part zu erlegen gezwungen worden: So solte der Ereditor von seinem Debitor solches nit forderen. Die deshalben angefangene Processe solten sich innerhalb 2. jahren enden / und hernach nicht mehr gedacht werden. Was vor Rechts-sprüche in Kriegs-zeiten in Weltlichen sachen gefallen / solten (wo das Part innerhalb einem halben jahre die Revision der Acten begeret) revidiret werden. So auch einige lehen und gerechtigkeit von Anno 1618. nicht renoviret worden / oder davon dienste geschehen / so solte solches niemanden verfänglich sein. Endlich solten alle und jede bediente / Geistliche und Weltliche / Officirer und soldaten / welche einem oder dem andern theil gedienet / mit ihren weibern / erben / kindern / und dienern / vom understen bis zum obersten / (welche der Käserl. Majest. und hauses Oesterreichs underthanen und Vasalleu nicht wären) in alle ihre güter und gerechtigkeiten / welche sie vor dem kriege gehabt / völlig restituiret nerden. Aber der Käiserl. Majest. und Hauses Oesterreich erb- underthanen und Vasallen solten zwar auch der Amnesti / was ihre Person / leben und ehre betreffe / zu geniessen haben / daß sie in ihrem vatterland sicher wohnen möchten. Doch / daß sie sich der Reiche und Lande sazungen gemäß verhalten: Was ihre güter anlangete / so solten nur die jenigen / welche / ehe und bevor sich die Personen zu der Cron Schweden oder Frankreich geschlagen / eingezogen worden / nicht restituiret werden: welche güter aber nach derselben zeit ihnen abgenommen worden / solten ihnen widerum eingeraumet werden. In Böhmen und den Käiserlichen Erblande solte den Augspuagischen Confessions verwandten gleiches recht wie den Catholischen widerfahren. Aber von der universal Restitution wurden ausgenommen die jenigen güter / so nicht restituiret werden köndten: als namlich die Mobilia / die abnuzuug / und was durch die Kriegende verderbe: Wie ingleichen was zukirchen oder anderen gebäuen angewendet worden. [442] Auch die confilscirten verkauffte oder verschekte Deposita. Der Gülische Success ons-streit / wo er nicht gütlich beigelegt werden köndte / solte durch ordenlichen Proceß ausgeführet werden. 5. Wegen der Gravaminum und beschwerungen / so zu disem Krieg ursach gegeben / vergliche man sich folgender gestalt: 1. Der Passauische Vertrag und der darauf 1555. folgender Religions-Frid / wie derselbe erstlich zu Augspurg 1566. und hernach vilmals bestättiget / blibe bej seinen Würden und Kräfften unverbrüchlich. 2. Der Termin / von welchem an die Restitution in Geistlichen und Weltlichen zurechnen / solte sein den 1. Januar. 1624. und solte alles in den Stand / wie es damahln gewesen / gebracht werden. Die Stätte Augspurg / Dünkelspiel / Biberach / und Ravensburg / solten jhre Gerechtigkeiten und Religions-übung behalten / wie sie damaln gewesen. Die Rahts-Stellen / und alle andere Aempter solten von bäiden Religionen Zugethanen in gleicher Zahl besezet werden. Ein jeder Theil solte seine Kirchen und Schulen verpflegen / und kein Theil das andere underdruken. In Sachen / die Religion betreffend / solten die meisten Stimmen nicht geachtet / sondern der vertrag / so 1589. und 1591. aufgerichtet / gehalten werden. Die Statt Thonawerth / wann sie auf nächstkönfftigem Reichstag wurde frej erkannt werden / solte jhrer Frejheit / wie andere Reichs-Stätte geniessen. Doch aber solte diser Termin des 1624. Jahrs nichts benehmen den jenigen / so sonsten in Amnistiam eingeschlossen weren. 3. Alle und jede Geistliche Güter solten den jenigen / welche solche Anno 1624. innen gehabt / eingeraumet werden. Wo aber ein Catholischer Bischoff oder Prälat: Oder auch ein Augspurgischer Confessions-zugethaner Bischoff oder Prelat die Religion endern wurde / so hat solcher hiemit sein Recht an das Bisthum̅ oder Prelatur verlohren / und solte hierin deme weichen / welche die Capitel-Herren erwehlen wurden. 4. In allen Bistum̅en solten die Bischöffe nach den alten Rechten und Gewohnheiten erwehlet und postuliret werden: So fehrn solche den Reichs-Sazungen / dem Passauischen Vertrag / den Religions-Friden / und insonderheit disem Vertrag / den Religions-Friden / und insonderheit disem Vertrag gemäß weren. 5. Käiserl. Majestet blibe Jhr Recht / wo sie das hätte / die Bischöfe zu präsentiren: Doch solte diß also geschehen / daß / wan̅ einer der Augspurgischen Confession zugethaner Bischoff abgangen / ein anderer derselben Religion präsentiret und an statt gesezet wurde. So solte auch die Päpstliche Confirmation / und was dem anhienge / der Augspurgischen Confessions-Verwandten Bischoffe nichts hindern. 6. Die erwehlt oder gepostulierte Bischöffe / so der Augspurgischen Confession zugethan weren / solten von der Käiserl. Majest. innerhalb Jahresfrist inverstiret werden / und alle Gerechtigkeiten / in Conventen und anderswo / wie solche andere vor dem Religions-streit gehabt / vollkömlich geniessen. Dieselben Geistliche der Augspurg. Confession zugethane Fürsten sollen erwehlete oder gepostulirte Erz-Bischöffe / Aepte / sc. getituliret werden / und jhren Siz zwischen den Geistlichen und Weltlichen haben.
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7. Wie vil Catholische oder der Augspurgischen Confession zugethane Capitel-Herren oder Canonici den 1. Januarij 1624. jrgendswo gewesen: So vil solten von jeder Religion der abgehenden nachgesezet werden. In bäider Religion zugethanen Bisthümmern / solte die übung derselben in den Standt / in welchem sie Anno 1624. gewesen / gesezet werden. 8. Mit den jenigen Geistlichen Stifftern aber / welche der Kron Schweden zur Satisfaction / oder andern zum abtrag überlassen wurden / solte nach untengemelten Vergleich verfahren werden. 9. Was vor Stiffter / Collegia / Ballejen / Commenthurejen / Kirchen / Schulen / Spitäle oder andere Geistliche Güter ein Fürst oder Stand des Reichs (Er were Catholische oder der Augspurgischen Confession zugethan) den 1. Januar: 1624. innen gehabt / denen solten solche wider eingeräumet / und hierinnen kein Theil von dem andern turbiret werden. 10. Der freje Adel könnte sich des Religions-Fridens / und dises Vertrags / gleich wie andere Stände des Reichs / in frejer üung der Religion / so weit jhr Gebiet reichte / ungehindert gebrauchen. 11. Alle freije Reichs-Stätte (und insonderheit Augspurg / Dünkelspiel / Ravensburg und Kauff-Bäjern /) solten so wol im Religions-als Politischen Wesen in den Stand / wie es den 1. Januar. 1624. gewesen / versezet / und darinnen ruhig gelassen werden. Vnd wo bejde Religionen üblich / da solte kein Theil das ander beunruhigen / oder molestiren: sondern fridlich bej einander leben. Doch solte diser Punct nicht derogiren dem jenigen / was von Augspurg / Dünkelspiel / Biberach und Ravenspurg droben absonderlich verglichen. 12. Den jenigen der Augspurgischen Confession zugethanen Land sassen oder Vnderthanen / so den Catholischen unmittelbaren Ständen underworffen weren / solte die freje übung jhrer Religion also / wie sie Anno 1624. gewesen / in allem frej und zugelassen sejn. Vnd disem solten keinerlej Verträge jchtwas benehmen. Welche Vnderthanen aber Anno 1624 die freje Religions-übung nicht gehabt / und doch under der andern Religion zugethanen Obrigkeit wohneten: So solte dannoch solchen (es sejen Augspurgische Confessions-Verwandte Vnderthanen under Catholischer Herrschafft: Oder Catholische Vnderthanen under Augspurgischer Confessions-Zugethaner Herrschafft) zugelassen sejn / daß sie jhre Religion in den Häusern ungehindert üben / auch sonst anderswo den offentlichen Gottes dienst sicher abwarten / und ihre Kinder entweder zu Haus oder sonsten underrichten lassen möchten. Eben dise freje übung solte auch denen verbleiben / welche nach disem von einer oder andern Religion abtretten wurden. Vnd solche solten gleich den andern derselben Herrschafft Vnderthanen / alle Gerechtigkeiten und Frejheiten ohne abbruch geniessen. Wan̅ aber ein Vnderthan / so die Religion nach disem endern wurde / aus dem Lande weg ziehen wolte oder solte: So möchte ein solcher seine Güter verkauffen / oder behalten / und durch seine Diener verwalten lassen / auch sicher dieselben nach seinem gefallen besuchen. Den jenigen / so auszuweichen befohlen wurde / wie auch den Exulirenden (so sie die Religion nach dem 1624. Jahr und noch für dem Fridensschluß geendert /) solte bis zu jhrem Abzug 5. jar [444] Zeit vergönnet sejn. Die aber / so nach dem Fridensschluß die Religion endern / nur 3. Jahr. Vnd solten solche Ausweichende in jhrem Abzug auff keinerlei weise graviret und verhindert werden. 13. Die Schlesischen Fürsten / so der Augspurgischen Confession zugethan weren / nemlich die herzogen von Brieg / Ligniz / Münsterberg und Oels / wie auch die Statt Breßlau / bliben bej jhren alten Privilegien und der frejen Religions Vbung / wie sie solche vor dem Krieg gehabt. Den Graffen aber / Frejherren / Edelleuthen und Vnderthanen / deß übrigen Schlesien und Nider-Oesterreichs / so der Augspurgischen confession zugethan weren / wolte Käiserliche Majestät vergönnen / daß sie jhrer Religions Vbung in der Nachbarschafft sicher bejwohnen möchten: Vnd dise / wo sie nicht frejwillig wolten / solten nicht emigiren. Es wolte auch Käiferliche Majestät den Augspurgischen Confessions-Verwandten in Schlesien 3. Kirchen zubauen vergönnen: nemlich zu Schweiniz / Jaur und Gloggau. Doch solten solche ausser den Statt-Mauren gesezet werden. Vnd noch um̅ mehrere Religions-Frejheit / wolte die Cron Schweden und die Stände des Reichs auf könfftgem Reichstag bej Kais. Maj. anhalten. 14. Es solte kein Stand aus etwan einer Lehensgerechtigkeit / oder anderer Jurisdiction die Religion seiner Vnderthanen reformiren: Sondern solche solte sejn und bleiben / wie sie Anno 1624. gewesen. 15. Mit den Einkunfften und Intraden der Geistlichen Güter sol te es bejderseits gehalten werden / wie es im Religion-Friden verordnet: Vnd die jenigen Einkünffte / so denen Augspurgischen Confessions-Verwandten Anno 1624. von den Catholischen gereichet worden / oder gereichet werden solten: Dieselben solten ohn alle Ausflucht jhnen widerumb gereichet werden: Vnd was sonsten vor Gerechtigkeit ein Theil zu der Zeit gehabt / derselben solte es widerum fähig werden. 16. Die Geistliche Jurisdiction und das Kirchen-Regiment (bis der Religions-Streit bejgelegt wurde /) solte sich ausser eines Gebiete nit erstreken. Doch solten die Intraden bäiderseits / wie Anno 1624. einbracht werden. So aber Anno 1624. ein Religions Verwandter über der andern Religion Zugethane einige Jurisdiction gehabt / so solte dieselbe so weit geübet werden: so fern es der Religion nicht zuwider lieffe. In denen Stätten aber / wo bejde Religionen üblich / solte der Catholische Bischoff keine Jurisdiction über die Augspurgische Confessions-verwandten haben. 17. Kein Obrigkeit solte zulassen / daß jemand wider den Passauischen Vertrag / den Religion-Friden / oder auch disen vergleich disputirte: So aber Streittigkeiten vorfallen möchten / so solte solche nirgends / als auf den Reichs-Versamlungen / dennoch gütlich erörtert werden. 18. In den Ordinarz Conventen solte die Zahl der Deputirten von bejden Religionen gleich sejn. In Extraordinar-Commissionen / wann der Streit under Augspurgischen Confessions-Verwandten allein / solten dar zu der Augspurgischen Confessions Zugethane Commissarii deputirt werden: Vnd gleicher gestalt Catholische under den Catholischen. Wo aber der Streit zwüschen den Catholischen und den Augspurgischen Confessions Zugethanen / so solten die Commissarii von bejden Religionen in glei [445] cher Anzal ernennet und ordinirt werden. 19. In Religions-Sachen / und denen Dingen / darinnen die Stände ein Corpus recht constituixten: Wie auch / wann sich die Catholische und die Augspurgische Confessions-Verwandten zwejeten / solte der Streit die meisten Stim̅en ungeacht) durch gütlichen Verglich bejgelegt werden. 20. Wie das Justiz-Wesen und das Kammer Gericht zu Spejer zu reformiren / dar von solte auf könfftigem Frankfortischen Convent deliberirt werden. Vnderdessen solte das Cammer Gericht / wie auch Käiserliche Hoffgericht von bäiderlej Religions Verwandten besezet werden / und ein jeder Kräis die Seinigen zu prefentiren Macht haben. Es solten auch auf den Fall bäjderlej Religions Assessores in gleicher Anzahl zu Erkan̅tnus einer Sachen gezogen werden: Vnd das Käis. Hoff Gericht von dem Churfürsten von Mäinz / so offt es von nöthen sejn wurde / besucht werden. 6. Die Statt Basel und das Schweizerland solten jhre Frejheiten geniessen / und auf keinerlej weise des Reichs-Gerichten underworffen sejn. Dahero die gegen sie erhaltene Proceß und Arreste hiemit gänzlichen casiret werden. 7. Aller Gerechtigkeiten / so die Augspurgischen Confessions-Verwandten / vermög der Reichs-Constitutionen / und des Religions Fridens / wie auch dises Vertrages hätten / solten die Reformirten gleicher gestalt geniessen: So weit nemlich solche den Vnderthanen an jhren Privilegien und Verträgen / dardurch sie die freje übung der Religion erhielten / nichts benehmen. Weil demnach die Religion under den Protestirenden disfals noch nicht verglichen: Als hätte man sich in der Reformations-Gerechtigkeit also vergleichen: Das wann ein Fürst / Herr oder Patron / nach disem sich auf eine andere Religion begebe / oder andere Länder / deren Vnderthanen feiner Religion nicht zugethan / durch Succession oder dise Tractaten überkäme / er wol seiner Religion Hofprediger: doch ohne der Vnderthanen Prejudiz oder Beschwer / in seiner Residenz haben möchte. Aber es solte einem solchen nit gestattet werden / die offentliche übung der Religion zu verändern / oder zu reformiren: Sondern er solte alles / was das Kirchen Regiment und die Religion betreffe / in seinem Stand und wesen unverrukt sejn und bleiben lassen. Wo aber einige Gemeine jhres Herren religion annehme / und auf jhren kosten die Religionsübung zu under halten begehrete: So solte jhnen solches / doch ohne der andern Präjudiz / nicht geweigert werden. Aber die Consistoria / V???sitationen / Academien und Schulen solten mit keinem andern / als derselben Religion Zugethanen / so da offentlich im schwang gienge / bestellet werden. 8. Alle und jede Churfürsten / Fürsten und Ständ des Reichs solten bej jhren alten Frej- und Gerechtigkeiten / so wol Geist-als Weltlichen ruhig erhalten: und niemand etwas davon / under einigem schein / es wer dan̅ solchs auf einem offentlichen Reichs-Tag also beschlossen / entzogen werden. Innerhalb 6. Monath nach der Ratification dises Fridens solte ein Reichs-Tag angestellet werden / darin man die noch übrigen Mängel völlig ersezen wolte. Es solten auch die Reichs- und Fundamental-Sazungen richtig in acht genommen und gehalten werden.
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9. Damit die Commercien / Handel und Wandel wider in guten und richtigen schwang gebracht wurden: So solten alle zu disen Kriegszeiten aufgerichtete neue Zöll abgeschaffet und geleget werden. 10. Käiserl. Majest. mit Einwilligung der Herren Churfürsten / Fürsten und Ständen des Reichs / und insonderheit der Interessirenden übergebe der Königl. Maj. und Cron Schweden zur Satisfaction für die eroberte Pläze folgende Lande und Herrschafften zu einem ewigen und unmittelbaren Erb-Lehen des Römischen Reichs. 1. Ganz Vor-Pommern mit der Insul Rügen: Vnd dann aus Hinter-Pommern Stettin / Garz / Dam / Golnau und die Insul Wollin: Zugleich auch den Oderstrom / samt dem frischen Haf und den Porten / Pein Schwine / und der Divenau / bis an die Ost-See / mit allen Frejheiten / Rech ten und Gerechtigkeiten / im Geistlichen und Weltlichen / zu ewigen Zeiten. Wegen der Gränzen solten sich die Königliche und Churfürstliche Commis sarii gütlich vergleichen: Was die Herzogen in Vor-Pommern vor Collationen der Prelaturen und Präbenden an dem Caminischen Capitel gehabt / solche bliben der Cron Schweden also / daß sie dieselben Prebenden / nach absterben jeziger Capittel-Herren / einziehen möchten. Was aber vor Gerechtigkeiten die Herzogen in Hinter-Pommern gehabt / solche bleiben sampt dem ganzen Bisthum Camin / dem Churfürsten von Brandenburg So wol das Königliche Brandenburgische Haus gebrauchen sich des Tituls der Herzogen in Pommern / ohne Vnderscheid: Doch das Brandenburgische ohne das Fürstenthum Rügen. Wann aber das Haus Brandenburg ohne Männliche Leibs Erben abgehen wurde / so solte alsdann auch Hinter-Pom mern samt dem Bisthum Camin / mit allen Gerechtigkeite / an die Cron Schweden fallen. 2. Vbergebe Käiserl. Majest. mit Einwilligung der Stände der Königl. Maj. und der Cron Schweden / zu einem ewigen Erblehen die Stat und den Hafen Wismar / mit dem Walfisch und den Aemtern Pöl und newen Kloster / samt allen Gerechtigkeiten / wie solche die Herzogen in Mekeln burg gehabt. Doch das Wismar an ihren Privilegien nichts abgienge. 3. Vberliesse Käis. Maj. mit Consens des Reichs der Kön. Maj. und Cron Schweeden das Erz Bisthum Brehmen und Bisthum Verden / samt der Statt und dem Amt Wilshusen / mit allen Gerechtigkeiten / wie solche die vorige Bischoffe gehabt / (doch das dem Haus Holstein / der Statt und dem Capitel zu hamburg an jhren Privilegien und Pacten nichts abgienge) zu einem ewigen Erb-Lehen / under dem Titul eines Herzogthums: Daran die Capitel-Herren und andere Geistliche keinen Anspruch oder Gerechtigkeit mehr hätten. Doch solte dises alles der Statt Brehmen an jhren Privilegien nichts benehmen: Was aber sonst für Gerechtigkeiten zwischen dem Bischoff und der Statt vorgefallen / gütlich bejgelegt werden. 4. Wegen diser Länder und Lehen nehme Käis. Maj. die Kön. Maj. in schweden / wie auch jhre Successoren auf und an zu einem unmittelbaren Stand des Reichs / also / das sie zu den Reichs- und Kräis-Tagen / auch andern Conventen under dem Titul des Herzogen von Brehmen / Verden / Pommern / Fürsten in Rügen / und Herren zu Wißmar / eingeladen wurde. [447] Ihr Siz solte sein auf der Weltlichen Fürsten-Bank die fünffte Stelle: Auch sonsten den Orth und Stelle / welche die Herzogen in Pommern und Bischoffe in Brehmen gehabt / betreten / sc. Darnach so concedirte und über gebe Käiserl. Maj. der Königl. Maj. in Schweden in allen disen Lehen das Privilegium de non appellando: (dar durch kein Landsas oder Vnderthan von Ihr an Käiserl. Maj. appelliren kan) dar neben concedirte Käiserl. Maj. der Königl. Maj. in Schweden die Gerechtigkeit eine Vniversitet / wann und wo es Ihr beliebet / auffzurichten: Vnd noch über das die Zöll und Licenten an den Pommerischen und Mekelburgischen See-Pforten. Es wolte auch Käiserl. Maj. die Könige und Cron Schweden bej ruhigem Besiz diser Landen schüzen und handhaben. Hergegen solten die Könige und Cron Schweden dise Länder für der Käis. Maj. und Reichs-Lehen erken̅en und halten / Ihrer Käis. Maj. den Eid leisten / und alles / was deßfals die vorigen Vasallen gethan / ingleichem leisten. Die Vnderthanen aber derselben Lande solten jhre Privilegien und Gerechtigkeiten von der Kön. Maj. und Kron Schweden von neuem confirmiret werden / und jhnen die freje übung der Augspurgischen Religion zugelassen sein: Auch den Hausee-Stätten jhre freje Handlung in dero Königreich und dise Provinzen frej und ungehindert zutreiben gestattet werden. 11. Weil der Churfürst von Brandenburg / Fridrich Wilhelm / das Fridens-Werk zubefördern / Vor-Pommern und Rügen abgetretten: So solte an statt des Equivalenz und Abtrags / der selbe für sich / seine Männliche Erben und Verwandten des Hauses Brandenburg / so bald der Fride ratificiret / von Käis-Maj. mit Consens der Stände / empfangen / und zu einem ewigen Erb- und Lehen behalten / das Stifft Halberstatt / mit allen jhren Regalien und Gerechtigkeiten / in Geistlichen und Weltlichen. Die Religion aber und Geistliche Güter solten in dem Stand verbleiben / darinn sie von Erz Herzog Leopold Wilhelm mit zuthun des Capitels gesezet. Doch solte nichts desto minder dem Churfürsten und seinen Männlichen Erben das Bisthum Erblichen verbleiben / und das Capitel kein Recht mehr haben einen Bischoff zuwehlen oder zu postuliren. Er möchte auch den vierten Theil der Einkünffte / wann die Capittel-Herren / so der Augspurgisch. Confession zugethan / mit Tod abgangen / ein ziehen: Doch solte der Probst alzeit verbleiben. Es solte auch dem Churfürsten alles eingeraumet werden / was der Erz Herzog in der Graffschafft Hohenstein besessen. Fehrner und gleicher gestalt solte der Churfürst haben und behalten das Bistum Minden mit allen Gerechtigkeiten / wie das Halberstättische. Doch daß der Stat Minden und dem Capittel an ihren Privilegien nichts abgienge. Diser Stiffter wegen solte der Churfürst auf dem Reichs- und Kräis-Tagen sein Session und Stimm haben. Also und auf gleiche weis solte der Churfürst zu einem ewigen Erb-Lehen von Käis. Maj. empfangen das Stifft Camin / in welchem jhm frej gelassen wurde / wann die Canonici abgiengen / ihre Intraden an sich zu ziehen. Ingleichem solt dem Churfürsten übergeben und cediret werden die Expectanz an das Erz-Stifft Magdeburg / wann dasselbe entweder durch einen Todesfall oder sonsten vaciren wurde. Vnd solte also dann das ganze Stifft mit allen angehörigen Gerechtigkeiten dem [448] Churfürsten von Brandenburg zu einem ewigen Erb-Lehen heimfallen Es solte auch das Capitel und die Vnderthanen dem Churfürsten und seinen Erben auf allen Fall den Eid leisten. Der Statt Magdeburg aber blieben ihre alte Privilegia underdessen unverruket. Doch so ten die Aemter Querfurt / Güterbok / Dam und Bok dem Churfürsten von Sachsen ver / bleiben: Hergegen solte der Churfürst an deren statt das Amt Eglen haben. Es möchte auch hier der Churfürst von Brandenburg den Vierten Theil der Intraden / wann die Canonici abgiengen / einziehen. Die Schulden welche von jezigem Administratore auf das Stifft gebracht / solten den Churfürsten nichts angehen. Es verblibe in denselben Stifftern den Vnder thanen die freje übung der Religion / wie sie jezund im schwang gehen. Es gehöret auch hieher / was in Puncto Gravaminum verglichen. Wegen diser Stiffter solte der Churfürst und seine Nachkommen Herzoge zu Magdenburg und Fürsten von Halberstatt und Minden titulirt werden. Die Königin in Schweden solte dem Churfürsten und seinen Erben restituiren 1. Hinder Pommern mit allen anhängenden Gerechtigkeiten. 2. Colberg mit dem Bisthum Camin und desselben Gerechtigkeiten. Den Vnderthanen verbliben ihre Frejheiten / beneben der frejen übung der Religion nach Form und Inhalt der ungeänderten Augspurg. Confession. 3. Solte die Königin in Schweden dem Churfürsten wider einraumen alle Pläze. 4. Alle Commenthurejen dem Johanniter Orden zuständig / so ausser dem Pommerischen Theil der Cron Schweden cediret / gelegen. 12. Weil der Herzog von Mechelnburg-Schwerin Adolph Friderich der Cron Schweden die Statt Wismar abtrette: So solte er und seine Männliche Erben darvor zu einem ewigen Erb-Lehen haben und behalten die Bistummer Schwerin und Razenburg mit allen Gerechtigkeiten: Vnd macht haben die Ejnkunfften / nach der Canonicorum Absterben / einzu ziehen: Auch deßhalben in Reichs- und Cräis-Tagen jhre Session und Stimmen haben. Aber Herzog Gustav Ab olph von Mekelnburg Gustrow / weil er seinen Vettern seinen Anspruch an das Razenburgische cedirte / solte an dessen statt zwej Canonicaten im Magdenburgischen und Halberstättischen bej erster Vacanz zugewarten haben. Es bleibe auch denselben Herzogen jhr Recht an die pretendirten Canonicaten in dem Straßburgischen. Noch über diß solte jhnen der Johanniter Orden cediren die Commenthurejen Mirow und Nemerow. Käiserl. Maj. wolte jhnen auch den Zoll an der Elbe confirmiren Vnd solten von der ersten Reichs-Contribution die Schwedische Satisfaction betreffend / frej sejn. Es solte auch die Wingerische pretendirte Schuld ganz cassiret sejn. 13. Demnach das Haus Braunschweig und Lüneburg wegen gemeines Fridens seine Pretension an die Stiffter Magdeburg / Brehmen / Halberstatt und Razenburg fallen siessen / so were Käis. Majest. zu friden / daß dasselbige Haus und die Catholische das Stifft Oßnabruk Abwechslungsweise / einer um̅ den andern innhätten und verwalteten / solcher gestalten: 1. Weiln Gustav Gustavsohn / Graffin Wasaburg / das Bisthum Oßnabruk cedirte: So solte Bischoff Franz Wilhelm und seine Nachkommen jhm in̅erhalb 4. jaren zu Hamburg zahlen lassen 80000. Reichsthaler.
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2. Solte das Stifft Oßnabruk dem Bischoff Franz Wilhelm voll komlich restituirt werden. 3. Der Religions-Zustand / so wol in der Statt / als auf dem Land solte in den Stand gesezt werden / in welchem er Anno 1624. gewesen. 4. Nach absterben Franz Wilhelms solte in dem Oßnabrükischen Bisthum succediren Herzog Ernst Augustus von Braunschweig und Lüneburg: So aber diser Herzog alsdann nicht mehr im leben sejn möchte / solte das Capitel einen andern aus Herzog Georgenvon Braunschweig nachkommen postuliren: Vnd hernach / wann er wider mit tod abgangen / wider einen Catholischen wehlen / und solche abwechslung solte hinfüro allzeit gehalten werden. Wann aber von Herzog Georgen Linie keine Männliche Erben mehr vorhanden / so solte das Recht an das Bisthum / doch mit solcher Auswechslung / auf Herzogs Augusti Nachkommen fallen. 5. Herzog Ernst Augustus / wie auch alle andere aus dem Haus Braunschweig / solte das Religionwesen in dem Stifft / wie es im vorhergehenden dritten Articul verglichen / unverrukt in allem bleiben lassen. 6. Wann ein Augspurgischer Confessions-Verwandter das Bisthum verwaltete / so verblibe dannoch dem Bischoff von Cölln die Censur über die Catholischen und deren Religions-wesen: Nicht aber über die Augspurgischen Confessions-Zug thane. Im übrigen blieben dem gepostulirten Bischoffe seine völlige Gerechtigkeiten. Ingleichem solte sich auch der Catholische Bischoff keines Rechtens gegen die Augspurgischen Confessions Verwandten / in jhrer Religion anmassen. 7. Das Kloster Walkenried und Schawen bliben als Lehen dem Haus Braunschweig und Lünenburg. 8. Dem selben Herzogen solte auch restituirt werden das Kloster Gröningen: Vnd jhren Rechten an Westerburg nichts abgehen. 9. Die Schuld / damit Herzog Friderich Vlrich von Braunschweig dem König in Dähnemarkt verhafftet gewesen / und von dem König dem Tylli geschenket worden / solte cassiret und ausgelöschet sejn. 10. Die 20000. Gulden / welche die Herzogen von Braunschweig-Zollischer Linie dem Stifft Razeburg verzinset / weren ???ngleichem cassiret. 11. Herzogs Augusti zwejen Söhnen Anthonio Vlrich / und Ferdinando Alberto solten in dem Bisthum Straßburg zwo Prelaturen conferiret werden. 12. Hergegen begeben sich dise Herzogen alles Anspruchs an die Stiffter Magdenburg / Brehmen / Halberstatt und Razenburg. 14. Wegen der 12000. Rthaler / welche Marggraff Christian Wilhelmen aus dem Magdeburgischen Jährlich gereichet werden solten / hätte man sich also verglichen: Das selbiger das Closter und Amt Zin und Loburg seine Lebtag innen haben und besizen solte: Weiln aber selbige Aempter sehr verderbet / so wolte der jezige Administrator aus den Collecten selbigem Marrggrafen alsobald zahlen 3000. Reichsth. Es möchten auch deß Marrggraffen Erben / nach seinem Tode / die Aemter noch 5. Jahr ruhig besizen. 15. In der Hessen-Casselischen-Sachen vergliche man sich / wie folget:
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1. Solte das Hauß Hessen-Cassel / und desselben Fürsten / die Wittibe / samt jhrem Sohn Wilhelm / jhre Erben / Beampte / Diener / Vnderthanen und Soldaten / keinen ausgenom̅en / der Vniversal Amnistia (vom Böhmischen Krieg anzurechnen) vollkömlich geniessen: Wie auch aller Benesicien / und deß in disem Vertrag begriffenen Religions-Fridens. 2. Solte das Hauß Hessen-Cassel und seine Nachkom̅en haben und halten die Abtej Hirschfeld samt der Probstej Gellingen / mit allen zugehörigen Gerechtigkeiten: Doch das dem Hause Sachten an seiner Gerechtigkeit nichts benommen wurde. 3. Wie auch die Aempter Schaumburg / Bükenburg / Saxenhagen und Stadthagen. Vber das solte vor einräumung der eroberten örter auß dem Mäjnzischen / Cöllnischen / Paderbornischen und Fuldischen innerhalb 9. Monaten dem Hauß Hessen gezahlet werden 600000. Reichsthaler / und so lange Neuß / Coßfeld / und Newhauß in Händen behalten / biß diese Summa erleget were. Hergegen solte die Landgräfin alle und jede Pläze (doch die zur versicherung der zahlung behaltene oerter außgenommen) so bald der fride ratificiret / seinem rechten Herrn wieder einräumen / auch das jenige / was sie darinnen funden lassen / und bej der Restitution nichts außführen / ohne was sie eingebracht. Was die Streittigkeiten der bäjden Hessischen Häuser / Cassei und Darmstatt wegen der Marpurgischen Succession betreffe: Demnach dieselbe durch Interposition Herzog Ernst von Sachsen Weymar den 17. Aprillen dises 1648 ten Jahrs gütlich bejgeleget / so were beliebet / daß dieser Vergleich mit allen seinen Clauseln / so fern er Käjserlicher Majestät oder dem Reich nichts präjudicirte /) Krafft dises Instruments / eben so gültig sejn solte / als ob er von wort zu wort in disem Instrument begriffen were: Vnd solte von allen Interessirenden steiff und fest gehalten werden. Wie ingleichem der zwischen dem verstorbnen Landgraf Wilhelm und den Graffen von Waldek / Christian von Wolrad Anno 1635. aufgerichteter Vettrag / so Anno 1648. von Landgraff Georgen ratificiret / alle Fürsten von Hessen und Graffen von Waldek verbinden solte. Es solte auch das in den bäjden Hessischen Häusern Cassel und Darmstat eingeführete und von Käis. Maj. confirmirte Recht der Erstgeburt unverlezt behalten werden. 16. So bald diser Fridens-Schluß von den gedeputirten Gevollmächtigten und Gesandten under schrieben / solten die Feindseligkeiten allerseits aufhören / und die Execution vor die hand genommen werden. Jusonderheit solte Käis. Maj. durch ein ernstliches Mandat einem jeden das jenige / was in disem Vertrag verordnet / zuleisten befehlen / und zur Execution die ausschreibende Fürsten und Cräis-Obersten die Execution vollziehen. Die Commissarii so zur Execution gezogen wurden / solten von bäjden Religionen / und an der zahl gleich sejn. Nach promulgirtem Käiserlichen Edict solte ein jeder / was jhm gebährete / ohnver zöglich restituiren. Vnd solte keiner den exequirenden Commissarien auf einige weise widerstreben. Darnach s???ten alle Gefangene bäjderseits ohne Entgelt les gelassen werden.
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Zur abdankung der Schwedischen Soldatesca solten 7. Kräise: nemlich der Chur-Reinische / Ober Sächsische / Fränkische / Schwäbische / Ober-Rheinesche / Westphälische und Nider Sächsische / der Kron Schweden zahlen fünff Millionen Reichsthaler / und das in drejen Terminen. Im ersten solten 1800000. Reichsthaler baar erleget werden / und 1200000. durch gewüsse Anweisung. Von den übrigen 2. Millionen / so die erste zu end des Jahrs nach der abführung der Völker. Die andere zu end des darauf folgenden Jahrs. Aus dem Oesterreichischen Kräis solte die Käiserliche Soldatesqua: Vnd aus dem Bäjerischen die Bäjersche contentirt werden So bald nun die Restitution nach der abgehandelten Amnistej von den Gravaminen geschehen: Die Gefangene los gelassen: Die Ratificationes ausgewechslet / und der erste Termin abgezalet: So solten alle Besazungen aller seiten zugleich abgeführet werden. Alle Stätte / Schlösser und Festungen / samt denen noch darinn sich befindenden Mobilien / Archiven / Stuken und Kriegs-Apparat / solten jhren Herren restituiret werden. Was aber eingebracht / oder in Schlachten / erobert möchte ausgeführet werden. Die Vnderthanen solten den Aus ziehenden mit Wagen Pferden und andern Nohtwendigkeiten behülfflich sejn. Es solte auch keiner Statt zum Präjudiz oder schaden gereichen / daß sie von einem kriegenden Theil angenommen und desessen worden: Sonder sie hatten in allen jhren Gerechtigkeiten und Privilegien sich der Amnistia zuerfreuen. Endtlich solten die Völker abgedanket werden / und kein Theil mehr behalten / als es zu seiner Sicherheit nöhtig hätte. So wol die abdankung der Völker / als die Restitution der Pläze solte auf solche Zeit und Maß geschehen / wie sich die Generalen darinnen vergleichen wurden. 17. Es versprechen die Gesandten und Gevollmächtigte aller seiths disen geschlossenen Friden vor gültig zu halten / und die Ratificationes von jhren Principalen jnnerhalb 8. Wochen zu Oßnabruk einzuliffern und auszuwechslen. Diser Vertrag solte sejn ein ewiges Recht und Sazung des Reichs / welcher in die Reichs-Abschied und Käiserliche Capitulation solte inseriret und gleich andern Reichs-Fundamental Sazungen / so wol von Geistlichen als Weltlichen unverbrüchlich gehalten werden. Dawider keine Rechte / Geistliche oder Weltliche Privilegia oder wie das auch namen haben möchte / vil weniger das Anno 1629. geschehene Edict oder Prager-Frid / solte angezogen / gehöret noch zugelassen sejn. Vnd so jemand disem Vertrag auf einerlej weise zuwider sejn / und der Execution oder Restitution sich widersezen wurde: So solte selbiger / er sej Geistlich oder Weltlicher / als ein Frid brecher gestrafft werden. Vnd nichts desto minder solte der Frid bej seinem würden und kräfften verbleiben. Wo aber Streittigkeiten deshalben vorfallen möchten: So solten solche entweder gütlich bejgelegt / oder gerichtlich erörtert werden. Wan̅ den̅och der streit jnnerhalb 3. Jahren sich nicht endete: So solten alle dises Fridens Interessirende dem unruhigen Theil mit gesamter hand steuren: Doch das die Administration durch den / dem es ver mög der Reichs Sazungen in jedem Cräis zukäme / verrichtet wurde. Dan̅ keinem Stand sein Recht mit dem schwert aus zu führen zugelassen sein solt: [452] Wo er nicht als ein Fridbrecher wolte gestrafft sein. Was aber gerichtlich gesprochen / solte ohne underscheid nach des Reichs Sazungen geexequirt werden. So offt Kriegsvolk durch eines andern Gebieth ziehen möchte: So solte solches auf dessen Vnkosten / deme es zugeführe wurde / geschehen. In disem Friden solten auf seithen Käis. Maj. eingeschlossen sein / daß Haus Oesterreich / die König in Spannien / Engelland / Polen und Dähnemarkt: Alle Stände des Reichs und die Hansee-Stätte. Der Savoyer Lothringer und Sibenbürger: Alle Fürsten und Republicquen in Italia Die Vereinigte Staaden der Niderländer: Die Schweizer und Graupündter. Auf feithen der Königin und Cron Schweden solten mitbegriffen sein die Könige in Frankreich / Engelland / Polen Dennemark und Protugall: Alle Stände des Reichs / und die Hansee-Stätte. Der Moscowiter und Sibenbürger / Venedig: Die Vereinigten Staden der Niderlande: Die Schweizer und Graupünter. Zu bekräfftigung dises alles bestättigten allerseits Legaten und Gevöllmächtigte dises Instrument mit jhren eigenhändigen Vnder schrifften und Pittschafften. Actum zu Oßnabruk in Westphalen den 27. Jul. Neu en Ralenders / Anno 1648. (Fürst Ragozi der alt tod.) In Sibenbürgen gieng mit tod ab der alte Herr / der Fürst Ragoz??? / dessen ältester Sohn die Rezierung annahm. Zu Coppenhagen gieng die Königliche Krönung fort. Anno 1649. ward der König in Engelland Caro us / durch (König Carolus in Engelland hingerichtet.) den Parlamentischen General Fairfar / von dem Castell Carrisbroki / in der Insul Whigt / gelegen / ab und auff das Castell Horst / von dannen aber mit 12. Compagnien Reutter nach Windsor / 6. (Jahr Christi 1649.) Teutsche Meilen von Londen / endlich den 20. Januarij in Londen eingebracht / und allda vor Gericht / als ein Tirann / Todtschläger und Verrähter angeklaget. Erstlich wurd er beschuldiget: Das er mit Tirannischem Gewalt / nur nach seinem willen geregirt / und die Gerechtigkeit und Frejheit des Volks im grund ausreuten wollen. 2. Das er verrähterischer und boshafftiger weise wider gegen wärtiges Parlament / Krieg angefangen / dardurch vil tausend Menschen diser Frejen Nation ums leben kommen / vil Familien rumiret / die gemeine Schazkammer erschöpfet / die Handlung erbärmlich verderbet / und sonsten unersäzlicher Schaden zugefüget worden. 3. Zu Fortsezung seiner unguten Anschläge hätte er sich mit ausländischen Rebellischen Fürsten und Grafen / als dem von Ormund verbunden / &c.
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Auff diese Beschuldigung wolte der König nicht antworten / sondern begehrete / man solte ihm sagen / durch wessen Autoritet er dahin geführet / und vor das Gericht gestellet worden / stüzete sich auff GOtt und seiner alten recht mässigen Herkunfft / daher ihm sein Königlich Amt anvertrawet / und also die Autorität des Gerichts nicht erkennen / noch sich dem underwerffen wolte: beschuldigete sie / daß sie wider gegebene Treu mit Gewalt ihn aus der Insul Wicht weggeführet. Referirte der President underschiedene mal / daß des Gerichts Autoritet von Gott dem Vatterland dependirte / und da der König hieran sich nicht contentiren wollen / ihm Bedenkzeit geben biß folgenden Montag / alsdenn seine Antwort auff die beschuldigung vorzubringen. Darauff das Gerichte auff gehohen. Hiebej zu merken / daß / als des Königs beschuldigung abgelesen wurde / das Knöpfflein von seinem in der Hand hebenden Stabe ab und zur Erden fiel / worüber er sich verwunderte / und weil er sahe / das sonst niemand sich buken wolte / nahm ers selbst wider auf. Nach disem allem ist endlich nach folgendes End-urtheil ausgesprochen worden. Endt Vrtheil. Es wird hiemit zu recht erkant / daß gegenwärtiger Carl Stuart / als ein Tjrann / Veräther / Mörder und offenbahrer Feind durch abschlagung seines Haupts vom Leben zum Todt gebracht werden soll. Nach dem nun der Sentenz abgelesen / sagte der President: Dieser Sentenz / welcher nun öffentlich gelesen / ist der Sentenz / End Vrtheil und schluß deß ganzen Raths (worauff der Rath auffgestanden / und den Proceßdergestalt bejahet und gut geheissen. Der König beg???rte etliche mal nach Publicirung der Sentenz gehöret zu werden / aber es ward ihm abgeschlagen / und er durch die Qvarde nach Witthal geführet. Hier auff schikte seine Majest. sich zur vorbereitung des todes / ließ noch sel bigen ebend Doctor Juxton / gewesenen Bischoff zu Londen / zu sich erbitten. Den 28. dito predigte Doctor Juxton vor seiner Majest. in dero Bettkammer. Am 29. des Morgens (war Montag) gieng er von dannen nach S. James / seine kinder zu sehen / die er / als er sie allda fand / gesegnete und der jungen Princessin 2. Diamanten zum gedächtnus verehrete / welches alles er mit grosser herzhafftigkeit ver [454] richtete. Den 30. Jan. um 10. Uhr wurde der König von S. James zu Fuß wider nach Witthal begleitet / daselbst vor dem Bankethaus das Blutgerüste auffgerichtet war / zur Execution. Ein Regiment zu Fuß zoge mit fliegenden Fahnen und klingendem spile / theils vor / theils hinden ihm her / ohne seine Evarde von Edelleuten / welche samtlich mit blossem Ropfer / vor ihm her nächst hinder ihm aber Doctor Juxton / und Obrister Thomlison / der ihn in verwahrung hatte / biderseits bloßhäuptig giengen / dise sprachten mit seiner Majest. den ganzen weg. Als der König in seine Cabinet-kammer kam / begab er sich um gebett / wei???erte zu mittag zu essen / hatte selben Morgen zu S. James mit Doctor Juxton das Abendmal gehalten. Etwan um 12. Uhr nam er allein ein Rindlein Brot / und ein glas Wein zu sich. Halbweg 2. Uhr verließ er die gedachte Cabiner-kammer / und ward / wie vor / von D. Juxrton und denen Obristen Thomlinson und Haker / neben anderen auff ihn bestellten Officirern und seinen Hellebardirern durchs Bankethaus / welches auff beiden seiten mit Musqvetit. besezet war / auff gas Blutgerüste / welches umher / wie auch am boden / auff dessen mitte der stok und das beil fertig stunden / mit schwarzen tuch bedeket / und von aussen mit etlichen Compagnien zu Roß und Fuß umsezet war / begleitet. Da er bei seiner ersten ankunfft alsobald seine augen gen Himmel hub / folgends den stok ansahe / und den Obristen Haker fragete / ob dann kein höherer Blok zu kriegen wäre? Worauff er sich zum volk kehrete und eine herrlich Oration hielte / darinnen erwise / daß er ein ehrlicher mann / ein guter König / und ein guter Christ gewesen. Einen ehrlichen mann erwise er sich / in dem er dar that / daß er den Krieg wider sein Parlament nicht angefangen / sondern solches bösen Rahtgebern bemaß / erkante dennoch Gottes gericht über sich und sagte: Daß er um eines ungerechten urteils willen / so er über den Vice Roy von Irrland gestattet und passiren lassen / jezo durch ein ungerechtes urtheil gestraffet wurde: Einen guten Christen erwise er sich / in dem er allen menschen vergab / und insonderheit auch denen / die eine ursach seines todes gewesen / uud für dieselben / wie Stephanus für seine verfolger / bat. Einen guten König in dem / daß er seine liebe gegen seine underthanen bezeugete / und wünschete / daß Gott sie auff einen solchen weg / der da / zu wolfart des Reichs / und zur seligkeit ???eitete / führen wolte.
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In der Religion erklärete er sich / daß er sturbe als ein Christ der reformirten Kirchenin Engelland zugethan. Befestigte die haar selber under die Schlaffmuze / daß sie den Scharffrichter nicht hindern möchten / that seine kleider selbst ab / bittend zu Gott / kniete nider / legete den Kopf auff den Stok und gab dem Scharffrichter mit ausstrekung der Händen ein zeichen / wurd in einem schlag enthauptet / der Kopf vom Scharffrichter empor gehohen / und dem volk gezeiget. (Denkwürdig ist hierbei daß fast zu eben diser zeit des jahres / vor 82. ahren Henricus Stuart / sein Altvatter / König in Schottland / durch eine der Adelichen Personen zusamenschwärung / und 20 jahr darnach Maria Stuart / des Henrici Ehgemahlin und dises Caroli Altmutter / von Elisabetha der Königin in Engelland umgebracht worden.) Der Königliche Leichnam ward in einem mit Sammet überzogenen Schrein geleget / nach der schlaffkammer in Witthal gebracht / und von dannen nach S. James zu Balsamirung geführet / und hernach am 2. Februarij um 2 uhr in S. Georgij Capelle / Heinrichs desachten grab beigesezet. In mittelst war ganze Ober-Haus von der Gemeine cassiret, und mit veränderung des Staats in eine neue Democratische form (Democratia ist und heisset eine solche regierung / in welchem das gemein volk ihme selbsten amtleute und ober-herren erwehlet /) der anfang gemacht / gestalt dann des wegen das grosse Königliche Sigel zerbrochen / und nach abschaffung aller Commissarien, vom Lande 40. dienliche persohnen ernennet worden / welche als ein neuer Staats-Raht ins künfftige das Ruder führen / und auff neue Fundamental-Consilia bedacht sein solten / derwegen sie auch in des (Cronwel.) Graafen von Darby confiscirtem Hause / fleissig zu Rahte giengen / und der General Leutenant Cronwell / als Präsident / hiebet eines Königs stelle vertrat / und nach geschehener Execution thate das Parlament ein Deciet heraus geben / darinnen verbotten / daß ???em König in Engelland und Irrland wider solteerwehlet werden / wer sich ein solches understehen wurde / der solte gehalten / verurteilet / und mit solcher straaff beleget werden / als einen verrähter des gemeinen besten gebühret / den 30. Jan. st. v. anno 1649.
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In disem 1650. Jahr wurden auf der Königin Befehl die 3. Prinzen von Conde / Conty und Longueville in Arrest genommen / (Jahr Christi 1650.) und naher dem festen Schloß Vincennes geführt. Auf einen tag vormittags zwüschen 11. und 12. Uhren / langte Herr Obrist Ranfft mit 2. Postillionen / und einem Nürnberger Trompeter / unversehens alhie in Wien an / ließ durch die ganze Statt / (welches doch sonsten bej Leibs-straf verbotten war) mit menigliches verwunderung blasen / und ritte also den geraden weg / zu Ihrer Räis. Maj. nach der Burg / den underschribenen Haup-Receß / und ganzen Fridens-schluß in blauem Sammet eingebunden / auf dem schnitt vergu???det / und mit 2. anhangenden Guldenen Sigeln / (worauf ein schöner Oelzweig / Lorberkranz / und eine weisse Tauben / mit kostlichen Edelgesteinen und Diamanten besezet / geleget waren) mit sich bringende. Welchen Haupt-Receß Ihr Räis. Maj. allergnädigst / und mit solchen freuden aufnahmen / daß sie auch / den auf 6000. Reichs thaler werth geschäzeten Ring vom Finger zogen / und denselben nebenst einer guldenen Retten / und anhangendem Gnaden Pfenning auf 2000. Ducaten würdig / gedachtem Obristen Ranfften verehrten / mit darbej gethanem allergnädigsten Versprechen / dessen Regiment bis nach dero seligen ableiben in Bestallung zubehalten. Hier auf ward die Anstalt gemacht / daß in Ihrer Räis. Maj. Erblanden aller Orten ein grosses Dankfest gehalten werden solte. Die drei gefangene Prinzen liessen bei den König und der (Französische Vnruhen.) Königin um 4. folgende puncten anhalten. 1. Um Officier von ihren häuseren / die ihnen ihre speise zurichten möchten. 2. Um einen Notarium, eine General Procuration, wegen verwaltung ihrer güter / in zeit währender gefängnus stellen zu lassen. 3. Um einen absonderlichen Beichtvatter / und dann 4. Um erlaubnus des tages auff den Dojou / um ein wenig Lufft zu schöpfen / zu spaziren. Die drei ersten wurden verwilliget / aber der vierte Punct nicht zugelassen. (Mareschall Turrenne.) Diser ließ an die regierende Königin ein schreiben (in welchem er die ursach seiner gesuchten / außländischen hülffe remonstrirte, der Prinzen verhafftung hoch anzuge das allbereits daraus entstandene / auch noch besorgende unheil niemand anders / als dem Cardmal Mazarim zu messen / und um Remedirung alles dessen / was hierinn passirt anhalten thäte) abgehen / dises ohngefähr [457] lichen inhalts / daß dem Prinzen von Conde ungütlich / und zwar zu vil geschehen / weßwegen aus desselben gefängnus der Cron Frankreich ein ohner sezlicher schad und gefahr entstehen wurde. Gedachter Prinz hätte ja sein leben für Frankreichs wolfahrt so offt hinein und in die Schanze gewaget / auch deswegen etliche mal sein Blut vergossen. Einem solchen Prinzen stunde es frei der Königin den Friden zu recommendiren, und von denen Consiliis welche andere zu Fomentirung des Krieges / nicht allem in Frankreich / sondern auch durch ganz Europam Ihrer Majestät eingegeben / abzurahten. Derowegen müste daraus kein solch Conseqvens, ob hätte er mit dem Feind einige Intelligenz gehabt / gemacht werden. Die Königin wolte so wol thun / und den Prinzen entweder auff freien Fuß stellen / oder aber dem Parlament / über der sache zu sizen / und darinn Recht zu sprechen / es heim stellen. Er (von Tourrene) wäre der Cron Frankreich oder Ihrer Majestät feind nicht / sondern nur der jenigen leute / welche des Königes minorennitet sich zu nuz machen / und der Königl. Majest. und Authoritet zu mißbrauchen sich understunden / und hätte er wider dieselbe / mit nichten aber wider Frankreich / zu den Waaffen seine zuflucht nemmen / und um fremde hülff sich umsehen müssen, (Der mördersche Bettler.) Allhie gieng ein Weibs-persohn über Feld auff eine viertel Meile wegs / um Gelt einzumanen / dise ward under wegs von einem bettler zu boden geworffen / weil sie nun spürte daß es ernst sein solte / brauchte sie auch ihr bestes / und stach den bettler mit ihrem Brotmesser in die Gurgel / daß er da lag / lieff hierauff zuruk in die nächste Soldaten wacht / und kündigte es an / worauff etliche von ihnen dahin giengen / dise that also / und bei dem bettler eine Pfeiffe befunden / wie auff solche ein soldat pfiffe / kamen aus dem Holze dergleichen bettler noch drei / in meinung / disem entleibten zu hülffe zu kommen / aber sie wurden von den Soldaten fein säuberlich empfangen / und in die wacht gebracht. (Cardinal Mazarin entweicht aus Frankreich.) Die Ursachen warum der Cardinal Mazarini aus Frankreich weichen müste / waren dise: 1. Ob solte er des Königs Consilia ausländischen Potentaten entdeket haben. 2. Er wäre ein böser und gefährlicher Consiliarius, der des Königs zarte Jugend mißbrauchte. 3. Er wäre Fridenstörer / der die Fridens-handlung mit Spannien durch [458] seine heimliche Actiones zu contraminiren gewust. 4: Er wäre ein Patron der See-räuber / welche er um der Cron Frankreich Alliirte zu bekriegen / propriâ authoritate zu seinem eigenen nuzen und Profit zur See gehalten. Und 5. Er wäre ein solcher Minister, der die Cron Frankreich und derselben unschäzlichen Reichtum auffs höchste exhauriret und ausgeschöpfet. (Goldschmidgesell Lebens satt.) In Stokholm war ein Goldschmidsgesell von Nürnberg bürtig / seines lebens so satt / daß er gern sterben wolte / suchte derowegen ursach zu seinem zwek zu kommen / nam eine Pistol und schoß ein klein in der wiegen ligendes kind zu tode / gab sich so fort der that halber selber an / und bat um schleunige Execution, dann er wäre seines lebens satt und müde. (Ragozi verheurrahtet.) Dise zeit ward auch dem jungen Prinzen Ragozty in Sibenbürgen / weiland Pfalz Graafen Friderici hinderlassenes Fräulein Elisabetha Pfalz Gräfin von Heidelberg zu Crossen in der Mark Brandenburg vermählet / mit welcher Braut die Gesandten in begleitung des Fürsten von Anhalt / 300. Pferde / 8. Kutschen und etliche Rüstwägen durch Breslau nach Sibenbürgen passirten. (Erdbidem.) In disem 1650. jahr haben sich in dem Monat Septembr. hin und wider / sonderlichen in Teutschland underschidliche Erdbidem spüren lassen.
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PERIQDVS IX.
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Von CAROLO GUSTAVO König in Schweden / bis auf LEOPOLDUM I. jezt regierenden Römischen Käiser. IN diesem 1650. Jahr wurden Ihr Hochf. Durchl. Herr Pfalzgraff neben vilen Generals-Persohnen von 50. Kutschen und 250. Edelleuthen zu Pferd aufs prächtigste zu Stokholm eingeholet. Den 20. Octobr. hierauf ward Ihr Majest. die Königin Christina mit grossen Solenniteten gekrönet: Weiln sich aber J. Kön. Maj. bey dem Reichstag entschlossen / erklähret und hochbetheuret / sich nicht zuverheurrathen / als wurde S. Fürsti. Durchl. Herzog Carl Gustav / Pfalzgraff bejm Rhein / sc. der Cron Schweden bisher gewesener Generalissimus / samt dero Ehlichen Männlichen Leibs-Erben zu des Reichs Erb-Fürsten erkläret / welche vor sich und dero Nachkommende Eheliche Mann Schwert-Magens Erben bej Königl. und Reichstäglicher Auffiragung des Erb- und Succession Rechtes einen gegen-Revers einhändigten / welches von allen den Schwedischen Reichs- [460] Ständen frejwillig und einhelliglich beliebet / und angenommen worden: Anlangende seine könfftige Regierung / so wolle er derselben nach den Schwedischen Reichssazungen / und dero Reichs-Räthe wol erachten / vorstehen: Jetwedern Stand bej der unverenderten Augspurgischen Confession und wolhergebrachten Frejheit und Gerechtigkeit lassen und beschüzen: König Gustav Adolphs hinderlassene Frau Wittwe / bej dem / was sie besizt / vertretten / und das lezlich / so wol er / als seine könfftige Ehliche Leibs-Erben in allem dem jenigen / was König Gustav Adolph in seinem Testament / und hiebevor die Schwedischen Könige dem Reiche sich verpflichtet / getreulich nachkommen wolte. (Königlicher scherz mit Cardinal Mazarini) Wie der Cardinal Mazarin aus Frankreich wiche / ward dem der Ihn dem Parlament lebendig lifern wurde / 50000. Cronen / welche der Cardinal in Frankreich hinderlassen / dargebotten. Wie aber der Cardinal bemannet sich wider an Frankreich nahete / auch Königliche Perdon wider hatte / lies er dem Parlament wider zuentbieten / er wolte nun die 50000. Cronen selber holen / das war Ernst. Scherz aber war dises / da der König mit dem Cardinal / nach dem derselbe in Frankreich wider angelangt / einsten auf die Jagd ritte / und ein Feur-Rohr auf dem Pferd vor sich ligen hatte / der König solches in die hand nahm / und zum Cardinal mit lachendem mund sagte: Jez könte ich die 50000. Cronen / welche auff des Cardinals Person gesezet / leicht verdienen / worauf der Ritter Roquelaure / welcher mit hierbej war / dise antwort gab: J. Maj. möchtens nur thun / sie könten noch ein mehrers damit verdienen. (Fruchtbare Weiber.) Als die Spannischen aus Frankenthal zogen / waren under den Soldaten neun Weiber / die hatten zusamen hundert Kinder. (Comet Sern) Den 14. 15. 16. Decemb. erschien ein neuer Comet oder Haar-Stern / welcher fast durch ganz Europam geschen worden. Er war aber sehr dunkel / und hatte etliche Stralen / meist gegen Ost und Norden / jedoch eine zeit klärer dann die andere / war in der ründe gleichsam haaricht / sein lauff war schnell als aus Sud-Ost nach Nord-West / als aus den Zwillingen und Stier / und lieff alle tag 126. Teutsche Meilen. Er wurde 14. tag gesehen. (Stral schlag in Pulfer-Thurn zu Zürich.) Donnerstag den 10. 20. Junij / bezog sich zu Zürch im Schweizerland gegen Abend der Himmel / worauff sich um 6. Uhr ein starkes Wetter / mit hefftigem Regen / Donner und Blizen erhoben / [461] under welchem ein Straal-Schuß in einen an der Statt-Mauren erhöheten Thurn / der Geiß-thurn genannt / worinnen an Schwefel Salpeter und Pulfer ein zimlicher Vorrath gewesen / geschlagen: Der dann in einem augenblik ganz zersprungen / die Steine in dem Graben und Statt weit herum geworffen / also das wenig Häußer / so nicht an Tächern und Fenstern schaden gelitten / sonderlichen die nächst darbej gelegene / in der Gegend die Neustatt genant / und andern Gassen / die meisten Tächer abgehoben / an Mauren und Zimmerwerk merkliche Riß und Löcherung gemacht / alle Fenster zerschmettert / auch etliche Meuschen ums leben gebracht / andere in vil wege beschädigt / also das es ein erbärmlicher Spiegel anzuschauen gewesen: Und weil der starke Regen bis 9. uhr gewehret / so hat das Wasser / in denen abgedekten Häusern / an allerhand Haurath / nit geringen schaden verursacht. (Bauren Rebellion in der Eydtgenoß schafft.) In disem 1653. Jahr entstunde die Auffruhr und Rebellion der Bauren etwelcher Cantons in der Eidgenoßschafft. Da dann an einem und andern Ort (zweifelsfrej der Landvögten Tyrannej) grossen anlas hierzu gegeben / und ist zubedauren / daß gleich wie der erste Bund seinen Vrsprung gewonnen / von ebenmässig erzehlter ursach / wegen unleidenlicher underdrukung (Jahr Christi 1653.) und gewalthätiger grober Vexierung der Erzherzoglichen Oester reichischen Beampteten angestellet / man jezund nit in dem Frejen Stand solches Oberkeitlich abstraffet / und dise Grundsuppen der Empöhrungen aus dem Land ausjaget / dardurch eben wider / gleich wie der Aufffgang / so auch der Nidergang und endlicher Ruin des Lands entstehen kan. Sonsten aber in bemeldtem Bauren Aufstand ist an underschidlichen Ortheu keine andere Vrsach gewesen / als eine Rebellische anstekung / da sich die ellenden Bauren eingebildet / nicht allein Herren-los / sondern Herren selbsten zu werden. Bäjdes zumahl war keine Vrsach zur Rebellion / aber wol zu nohtwendigen Klägten / wie dann der Baursame genugsame und fast mehr dan̅ jhnen gebührete Satisfaction und Befridigung anfänglich wolte zukommen. Gleich im Monath Februario dises jahrs haben der löbi. Stat Lucern Vnderthanen / in dem Land Endlibuch genannt / angefangen fich unruhig zuerzeigen / thaten alle der Statt Lucern angehörige Vnderthanen ansteken / und dörfften sich vermessentlich verlauten lassen: So und so müß te es sejn / oder aber eine Obrigkeit was anders zugewarten haben. Hierauf hat die Statt Lucern mit Oberkeitlichem Erinnern / und freundlichem Zusprechen dero Vnderthanen alle Gnad anerbotten: Vnd weil die Statt Zürich / als das vorderste Orth der Eydgenoßschafft / wie auch die übrigen / Sie zu beharrung aller gütlichen Mitteln gestärkt / darneben aber / auf allen Fall sich auch tröstlich anerbotten / Ihnen dapfere Hülff und Bejfprung zu Leisten: Als hat die Statt Lucern / mit zuziehung der löbl. Orthen / als Vry / Schweiz / Vnderwalden / Zug / Freyburg und Solothurn in der [462] Gütigkeit zu solcher gnädigen Erklärung gegen jhre Vnderthanen verleiten lassen / daß sie in den mehrsten Beschwerungs-Puncten zu friden gewesen: Was aber Oberkeitlichen Stands und Ehren halber gütlich nicht können nachgegeben werden / das haben sie angeregten sechs Orthen / zu redlicher Erörterung überlassen. Welches endlich die Vnderthanen auch gethan: Jedoch in währender gütlich und Rechtlichen Handlung / sich gar pochisch und hochmütig er zeiget / mit bedrohen gegen jhrer Oberkeit / und den Herren Gesandten von ermeldten sechs Orthen / auch mit etlicher arrestirung dersel ben / und einen Bund zusammen geschworen: Weßwegen die Statt Lucern genöhtiget worden / um schleunige Gegenwehr sich gefaßt zumachen: Da dann eine lobl. Statt Zürich einen namhafften Succurs zu Roß und Fuß auf die Bein gebracht / und mit Früchten getreue Assistenz geleistet. Auf dise abgenöhtigte Gegenverfassung der Statt Lucern / und jhrer Verbündeten / haben die auffrührischen Bauren muht sinken lassen / und anerbotten der Rechtlichen Handlung zugeleben: Weßwegen auch der Hülffliche Zuzug von Lucern wider abgeschlagen worden: Man hat aber underdessen in Zusamenkunfft aller 13. Orthen zu Baden einen Conferenz-Tag gehalten / in hoffnung dise Vnruhen durch güt- und Rechtliches bedenken zustillen. Weiln aber / wider besser Vertrauen / bald hernach die Lucernische Vnderthanen / so wol über die Güt-als Rechtliche Handlung ungleiche Gedanken gefaßt / und etliche Enderungen nach jhrem willen haben wollen / ist daraus neue Vnruh erwachsen / und diß fehrner erfolgt / das auf Anstifften der Lucernischen / auch die Bernische / Baßlerische und Solothurnische Vnderthanen ebenmässig zusammen gelauffen / und angefangen Beschwerungs-Art culaufzusezen / Lands Gemeinden zuhalten / und an ihre Oberkeiten deren Verbesserung zubegehren. Vnd obwoln die Jukeressirte Oberkeiten / mit fürsichtigem verfahren / dise Vnruhen zustillen gehoffet / ist doch alles ohmöglich gewesen. Dan̅ es sind die Lucernischen Vnderthanen ins Bernische Gebiet gewandelt / und haben dieselben / wie auch die Baßlerische- und Solothurnischen Bauren / mit gleichem mißtrauen gegen ihre Oberkeiten angesteket: Gestalten sie von neuem / zu behauptung jhrer Sachen einen gemeinen Bund zusammen geschworen / einander zuschirmen und keinem Volk wider sie den Paß zuverstatten: Weßwegen eine Lobl. Statt Zürich abermals eine eilfertige Zusammenkunfft von allen Drejzehen und Zugewandten Orthen der Eidtgnoßschafft naher Baden ausgeschriben / umb sich zuberahtschlagen / ob man nochmaln durch gütliche Mittel was ausrichten möchte: Oder / wie man widriges Falls / dem gewalt solcher Rebellen ersprießlichst begegnen möchte. Als man nun zusam̅en kommen / hat man erstlich die Lucernischen Vnderthanen / mit versprechung sichern Geleits auch naher Baden bescheiden: Welche zwahr erschienen / aber mit keinen andern Befelch und Gewalt / dann daß man jhnen nach begehren willfahre / welches aber nicht sejn kön̅en. Darauf sind auch die Bernische bescheideu worden / aber nicht erschinen: sondern deren Antwort war / sie wolten sich mit Jhren Gnädigen Herren selbst vergleichen. Darüber sie durch eine freundlich Erinnerung angemahnet worden / jnnerhalb Monats frist sich entweder mit jhren Ob erkeiten [463] selbst gebührlich zuvergleichen / oder sich dem Eydtgnössischen Rechten zuunderwerffen / inmittelst aber aller Gewalt hätigkeiten sich zimüssigen. Wiewol nun die geschlossene Vermahnungen an die auffrührischen Vnderthanen ein und andern Orths / durch reitende Botten ordentlich eingeliffert worden: So haben sie jedoch dieselben wenig beobachtet / sondern sind in ihrem ungehorsamen Frefel und Muhtwillen noch ärger ausgebrochen: In dem sie die treugeblibnen Vnderthanen aufs höhnisch und spöttlichst mißhandlet / den Oberkeiten gewalt gedrohet / die Oberkeitliche Schreiben geöffnet / mit auffhalten und Paß geben den frömden durch reisenden / darunder auch Stands-Personen / und endlich mit zumessung des höchsten grads der Rebellion / in dem sie mit bewehrter hand für bäjde Stätt Bern und Lucern gezogen / und solche belägert. Worauf alsobalden gar ernstliche Mahnungen / bej Ehr / Eyd und Pündten / an die übringen Orth abgangen: Da dann jnner halb wenig Tagen denen bedrängten Oberkeiten hülff geleistet wurde. Insonderheit hatte hierbej die löbliche Statt Zürich ihre sonderbare tragende sorgfalt er zeiget / in dem sie über die 1500. zu Fuß / und 150. Reuter / wie auch 5. Feldstüklinen / so sie verobligirt ware / viel ein mehrers gethan / und benanntlich etlich tausend Mann zu Roß und Fuß / samt einer ansehenlichen Artillerej / mit allerhand fehrnern nohtwendigen Kriegs-Bereitschafften / zum ersten Auszug verordnet / auch zu mehrerm Succurs / da es die noht erfordern möchte / noch 12. Comp. zu Fuß / jede von 200. Man̅ / und 2. Comp. Reuter / auf ihre Statt zumarschirn lassen Als nun auch das Lands-Fähnl. von 450. Mann / 3. Comp. zu Fuß / und 2. Comp. Reuter / samt 2. Feldstüklein / von der Löbl. Statt Schaffhausen / den Innern und Aussern Roden des Lands Appenzell / wie auch von der Statt St. Gallen etlich Compp. zu Fuß und zu Pferd / und auf die 900. Mann aus der Landgraffschafft Turgöu / in Zürich glüklich angelangt: Ist also bald in Gottes Nammen / der würkliche Aus- und Anzug wider die Rebellen geschehen / und zu einem General-Commendanten über alle ausgezogene Völker / so auf 8000. Man̅ zu Roß und Fuß sich belauffen / nebens bedeuter ansehenlicher Artilleria verordnet worden Herr Conrad Werdmüller deß Raths / und Sekelmeister der Statt Zürich. Den 20. Mäj gieng der Marschan: Den 21. wurde der Paß / durch das Stättlein Mellingen über die Reuß genommen / allwo auch etlich hun dert Bauren in Besazung vorhanden waren / welche den Paß in jhrer Gewalt zuverwahren und behalten vermeint: Sind aber übermächtigt / wehrlos gemacht / und das Stättlein von der Armee besezt worden. Gleich vor Mellingen / erzeigten sich schon selbiges Tags die Rebellen mit bewehrter Hand / auf die man einige commandirt / und etliche gefangen bekom̅en: Vnd weil vil Gehölz der Enden / auch die Päß verhauen waren / ist umb mehrerer. Sicherheit willen vor Mellingen aussen / dem Rebellischen Hauffen under Augen / ein Läger geschlagen worden / darauf die Rebellen aller Orthen den Sturm angehen lassen / und ein andern auf Mellingen gemannt: Welche auch / weil sonsten von keinen Orthen der Eydgnoßschafft noch kein Volk wider sie im Feld lag / in schneller Eil / ohne hindernus dahinzusammen ge [464] loffen / und sich / bis am Montag den 23. Maji / auß dem Bern-Lucern-Basler und Solothurner Gebiet / auch auß den Frei Aemteren / auff etliche tausend Mann / etliche wollen sagen fünffzehen bis in zwanzig tausend Mann verstärkt / und sind mit nammen ihrer Führer / der Löwenberger / ausm Bern- und der Schybi ausm Lucerner Gebiet / auch aus den Freyen Aemtern / auf etlich tausend Mann verstärkt / und sind mit nammen jhre Führer / der Löwenberger / außm Bern- und der Schybli / außm Lucerner Gebieth / als Oberste / und andere jhre fürnemste Nachgesezte / auch selbst darbej gewesen. Dienstags den 24. May sind sie die Rebellen in grosser Anzal gegen dem Züricherischen Läger rings herum̅ genähert / und angefangen auf dassel bige zuschiessen: weiln sie aber solches in gutem Stand gefunden / und man jhnen zu Roß und Fuß / auch mit dem groben Geschüz einen dapfern Widerstand gethan / das Dorff Wollenschwyl in Brand gestekt / darüber sie in schreken gerahten / des Fridens begehrt / und ihre Bunds-Brieff Jhrn angehörigen Oberkeiten heraus geliffert. Solchem nach sind zu Zoffingen in dem Berner-Gebieth zusammen kommen vorermeldter Herr General Werdmüller / Herr General Werdmüller / Herr Sigmund von Erlach / des Raths der Statt Bern / und General über die Bernische und Hülffs-Völker Armeen / und Herr Sebastian Bilgerin Zwejer / von Euebach / als Land-Amman / und Lands-Hauptman des Löbl. Orths Vry / auch verordneter General über der Statt Lucern / und andere Hülffs-Völker / samt etlichen Herren Kriegs-Rähten: Welche von allen nohtwendigen Sachen mit einander gerahtschlaget / sonderlich von lifferung und abstraffung der Rädlinsführer / auch von bezwingung der Entlibucher / welche sich noch zum Widerstand vernehmen lassen. Die Rahtschläg gewannen jhre glükliche Execution: Die Lifferung der Rädlinführer geschahe. Drej von jhnen hat man offentlich enthaupten lassen: etliche andere sonsten mit Leibs- und Geltstraffen / auch verweisung des Lands angesehen / das übrige jeder Oberkeit übergeben / ausser das im Heimzug der Züricherische General zu Mellingen auch Stand Gericht halten lassen / und der vornemste Auffwikler in den Frejen Aemtern zum Schwert / andere zu andern Straffen verurtheilt worden. Die Entlibucher sind von Herren Zwejer auch überwältigt und disarmirt worden. Darauf den 25. Junij der Widerheimzug geschehen. Die Execution anlangeude / so sind Dienstags den 21. Jun. zu Zoffingen / 2. der Vornemsten Rädlins führern die Köpf abgeschlagen / und hernacher auf den Galgen gesteket worden. Die übrigen sind verwisen / umb Gelt gestrafft / Ehr und Wehrlos gemacht worden. Arburg und Arwangen haben 6. Principal Auffrührer mit Schwert und Strang justificiren lassen: Weiln nun zu Zoffingen alles richtig / als sind die Züricherisch- und Bernerischen Armeen wider naher Haus gezogen. Inmittelst hatten die Herren Eydtgnossen ein Mandat ausgehen lassen / das alle außgerissene rebellische Bauren Vogelfrej sejen / und dem Jenigen / welcher einen Lebendigen liffert / 100. der aber einen Kopf von einem bringt / 50. Gulden / darfür bezahlt werden sollen. Dienstag den 28. Jun. liessen die Berner 4. und die Lucerner auch 4. Rebellen hinrichten. Donnerstag den 14. Jul. Morgens um̅ 7. Vhr wur [465] de zu Basel grosser Raht gehalten / und von jhren auffrührischen Bauren 7. zum Tod verurtheilet: Worauf sie also fort von der Statt Wächtern und Soldaten auf die Wahlstatt geführt / 6. mit dem Schwert / und einer mit dem Strang hingerichtet: Waren allzumahl ansehenliche Männer mit grauen Häuptern / und grossen Bärten / die gleichwol Gott und die Oberkeit um̅ verzeihung gebätten. Endlich ward Donnerstags den 21. Jul. in gedachtem Basel geschlossen: Daß der Schultheiß von Liechstall seine Lebens-Tage in seines Sohns-Haus zu Basel solle bannisirt sejn / und sein halbes Gut der Obrigkeit zur straff geben. Der Am̅tspfleger und Schlüssel-Wirth / auch der Wirt zu Holstein / sollen noch 2. Jahr lang gefangen ligen bleiben / der erste sein halb Gut / die andern aber den dritten Theil straff geben. Der Vogt von Sissach neben noch 4. andern / sollen ewig wider den Turken in Candia streiten / und jhr halb Gut zur straff geben. Neben denen sind noch vil andere / etliche 4. etliche 2. Jahr lang / 4. Meil von der Eydgnoß schafft zu wohnen / des Lands verwisen / und um̅ den vierten theil jhrer Güter gestrafft worden / andere aber hat man an das Schellenwerk geschlagen. Hierdurch aber sind die Bauren nicht viel gebessert / sondern gebösert worden / und ist solches hieraus abzunemmen / weiln sie die 7. gefangnen Rädlinsführer / so von Basel in eisernen Banden naher Candia geführt werden sollen / aus Eisen und Banden ledig gemacht / und darvon geholffen. Nach der Hand kriegte man auch der Bauren General Löwenbergers gewesenen Secretarium zu Emmendingen gefangen: der den 16. August-durch Basel naher Bern geführt worden / umb jhm daselbsten neben ermeltem seinem Herrn Generaln den Proceß zugleich zumachen. Diser Löwenberger ward endlich zu Bern enthauptet / hernach geviertheilt / und sein kopf mit dem Bundsbrieff auf den Galgen gestekt: dessen Schreiber nachmals auch daselbst underm Kopf hingangen / und der Bly Gally / einer von den (Jahr Christi 1653.) Haupt-Rebellen sein leben am Strik geendet: Alles zu wolverdienter bestraffung jhrer gebrauchten Vntreu und Leichtfertigkeit. (Academej zu Heidelberg wider aufgericht.) Jhre Chur Fürstliche Durchleucht Carl Ludwig richtete mit grossen Solenniteten Jhre Academia in Heidelberg wider an / und bestelte straks anfangs 12. Profess???res, speisete auff dem Schloß 2. lange Taflen / und wonte dem Convivio in persohn bei. (Holl- und Engelländisches See-Treffen Tromp tod.) Dise zeit gieng ein scharffes See-treffen zwischen den Holl- und Engelländischen vor / in welchen treffen nach langem tapferen fechten / der berühmte Holländische Admiral Martin Herbert Tromp sein leben enden müste. Er ward zu Delph herrlich begraben / ihm zu ehren wurden allhie folgende Reimen auffgesezet: Hier ruht der grosse Tromp / ein ausbund aller Helden Und Männer auff der See die Holland weist zu melden / Ein Engelländisch Blei bracht ihn in Sterbens Noht / Im Streit / den er dennoch er hielt / als er schon tod.
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(Selzame mahlerej der Barfüsser zu Nagenau.) Zu hagenau waren etliche tage die Portale der Kirchen und Clöster / deren 8. sein / die handgriffe an den thüren mit (salvo honore) menschenkoht beschmieret / weßwegen die Evangelischen daselbst in nit geringe̅ verdacht ware̅. Nach dem nun den Dominicaneren in Mitternacht / dergleichen ehre abermal solte angethan werden / wurden die thäter ertappet / und einer davon / welcher alle Fest- und Fejertage predigte / ergriffen und eingezogen / es waren 3. Barfüsser oder Franciscaner Patres, worunder der Gvardian ein ansehenlicher Mann / welche in der streitigen Kirchen / so den Evangelischen eingeraumet werden solte / wohneten / sie hatten jhre Kutten nicht an / sondern giengen in underkleideren daher / sie hatten ein ledern Feuer-Eimer bei sich welcher mit schändlicher materi angefüllet / item ein Kochlöffel / damti sie solches anbringen und ins werk richten köndten. (Oliv. Cromwel zum Protector in Engeland erweh let.) Allhie ward Seine Excellenz der Herr General Olwir Cromwell zum Protectore der Republic von Engelland installirt, und mit grosser Magnificenz von West-Münster naher Witthal / allda er nun mehr seine Residenz hält / begleitet / auch von der ins gewehr gestandene Soldatesca mit Lösung dero Musqveten / wie nicht weniger mit den Gloken und Canonen salutirt. Darauff ward durch den Lord Major und Aldermaniren / in ihren Scharlach-Talaren benebenst 12. Trompeter und einem Herold auff der alten Börse / und andern public orten die Publication verrichtet / also lautend: Demnach der Herr Olivir Cromwill Capitain General über alle Armeen diser Republic zum Protectore diser Nation und der dazu gehörigen Herrschafften erkläret worden wäre / seine Excellenz auch Charge auff sich genommen / als wolte der hohe Raht hiemit die Publication verrichtet uno männiglichen ermahnet haben / dem also eingestelten Gubernament sich zu underwerffen / in massen man anordnung gemacht daß eine solche Publication in allen Provinzien und örtern under diser Republic Bottmässigkeit und gehorsam stehend / geschehen solte / sc. Hiernächstkam eine Proclamatio des hohen Rahts heraus / inhaltende: Demnach Herr Olivir Cromwell Protecteur der Republic von Engelland / Schott und Irrland betrachtet / und erwogen / daß bei veränderung des Gubernaments, der Ordinari-Justiz lauff [467] leichtlich verhindert werden / und dadurch ein und ander nachtheil und schaden leiden möchte: Als wolte seine Alteza Krafft deroselben / und dessen geheimen Raht auffgetragene macht / und aus der grosser liebe zu disem Estat und vätterlicher fürsorge Gerichts und Rechtens / mit consens und wüssen dessen Rahts / der macht und gewalt hätte bis zur versamlung des nächsten Parlaments / gesäze zu machen und zu geben / hiemit männiglichen zu wüssen gemacht und ernstlich verordnet haben / daß alle Officianten / so auff den 10. des Monats Decembr. in einiger bedienung Authoritet / Juris-diction, oder regierung dises Estats gestanden / Ihre refpectivè Chargien bis zu seiner Alteze fernerer verordnung ohnveränder lich behalten / auch alle Commissien / Patenten und andere Beneficien zur administrirung der Justiz strekend / wie nicht weniger alle und jede Processen so vorm ordinari-Gerichten der Admiralität oder Commissarien ventilirt werden / aller gestalt selbige am 10. Decembris jüngst gestanden / gültig sein / und als vor solche / bis weiterer anordnung gehalten werden soten / zu welchem ende dann seine Alteze denen Justitiariis und Officianten allerhand Standes und Condition angedeutet haben wolte / in dero respectivè bedienung und verwaltung fort zu fahren / nichts anders als ob wäre oder stunde das vorige Parlament an̅och in seinem alten wesen und Stande / sc. In Schlesien ward ein Wildschüz eingezogen / der nicht allein (Grausamer Mörder. Jahr Christe 1654.) 180. Mordthaten begangen / wie er selber bekante / sondern hatte auch mit seiner leiblichen Schwester 2. Kinder gezeuget / denen er das Herr ausgeschnitten und gefressen. Er war folgender weisen abgestraffet: Erstlich wurden ihm die finger der beiden händen abgezwiket / und die Brüste und beide Arme mit glüenden zangen gerissen. Nach disem ward er auff eine Kühhaut nakend durch die statt bis auff den gerichts plaz geschleiffet / von unden auff gerädert / und endlich geviertheilet. Wie hoch und sehr sich die Reichs-genossenerfreueren / daß (Fredinand 4 Röm. König tob.) Ferdinandus IV. Käis. Majest. Sohn / Böhmischer und Ungarischer König / auch nun mehr zum Römischen König erwehlet und gecrönet worden / so hoch und sehr ward männiglich betrübet über den unverhofften Todesfall des erstgedachten Römischen Königs / in dem derselbe hieselbst zu Wien den 9. Julij an den Kindes-bla [468] teren todes. verfuhr. Ihre Königl. Majest. hinderliessen 2. Herren Gebrüdere / Erz Herzog Leopoldum und Carolum. Wie kurz vor Dero Ende sich ein starker Wind / und dabei ein Erdbeben erhub / welches Sie merkete / gebrauchete Sie sich dise wort: Jesus Christus Gottes Sohn sei mir elenden menschen und meiner armen Seelen gnädig und barmherzig. (Königin Christina übergibt die Cron Calo Gustavo.) Die Königin Christina überließ ihrem Vetter Carl Gustavo / Ihres sel. Herren Vatters Gustavi Adolphi Schwester Sohn den Sie vorhero zu einem Erb-Prinzen durch die Stände erklären / und annemmen lassen / Scepter und Cron / in alle Königliche Hochheiten. Sie dankte den meisten theil Ihrer Hof bedienten auff ein mal ab / und verfüget sich nach Upsahl weil zu Stokholm die Pest grassirte. Des Herren Cardinals Mazarini Vetter verstarb zu Rom in Französischen diensten. (Schrötliche Feursbrunst zu Delfft.) Den 12. Octobr. dises jahrs an einem Montag / des Morgens / ohngefehr um halber elff uhr / kam das Feur in das Pulver zu Delfft in Holand / dessen bei 70. oder 80. tausend pfund waren / mit schaden litten / festiglich glaubten / daß der jüngste tag kommen wäre. Ganze gassen wurden auff ihren grund übern hauffen geworffen / und gar wenig häuser gewesen / die solches / so wol an Fenstern / als Dächern nicht empfunden. Die Kirchen selber waren dies unglüks nicht befrejet Man hörte die jenigen / so schier under den eingefallenen gebäuen begraben gelegen / schrejen / sie hatten ärm und bein zerbrochen. Etliche / so auff dem Wall / wurden in die höhe gehebt / und bliben bei leben. Aber was alle verwunderung übertrifft / ist / daß ein kleines Kind / bei 15. Monat alt / in seinem Stul under den Valken / 24. stunden hernach / samt einem apfel in der Hand / ohne verlezung ist gefunden worden / welches die so solches erlediget / angelachet hat. Und das noch mehr ist / hat man erst nach 48. stunden schwangere weiber herfür gebracht / welche sich wol befunden / und lebendige kinder geboren haben. Die anzal der todten war in 1200. Menschen geschäzt ohne die verlezten / und sollen in die 500. häuser im rauch auffgangen sein. (Bapst Innocentius 10. stirbt.) Als-Papst Innocentius der zehende seiner schwachheit wegen ein Testament / in welchem er der Donna Olympia / und dem Cardinal Barbarini jedem 400000. Crouen / einem andern Cardinal [469] aber zwei Millionen verschafft hatte / gemacht / nam er von denen zu Rom anwesenden Cardinälen abschid / befahl ihnen seine freunde / und starb in dem 81. jahr seines alters / als er 10 jahr / 3 Monat / und 21. tage die Päpstliche regierung geführet. Sein Leichnam (Jahr Christ 1655, Fabius Chisius Bapst.) wurde hernach in eine blejerne mit Cypressen holz aus gefüterte truhe gelegt / und in S. Peters Kirchen beigesezt. An seine statt kam Cardinal Fabius Chisius / welcher sich hiebevor bei dem Oßnabrükischen und Münsterischen Fridens-Schlusse als ein Päpstlicher Nuncius befunden / und in dem 57. jahr seines alters von 65. Cardinälen zum Papst erwehlet / und Alexander der sibende genennet worden. Wie solches verloffen hielte der Käiser einen Ungarischen (Vngarischer Land-Tag.) Landtag / auff welchem die Ungarn auch vorbrachten / daß die Jesuiter aus dem Königreiche abgeschaffet: an gewüssen örtern etliche Evangelische Kirchen verwilliget: den frejen Weinhandel durch Oesterreich und anderwerts verstattet: die Vestung Rab zu ihrer selbst eigenen beschüzung ihnen überlassen: die jenigen Ungarn / so nahe an den Türkischen Grenzen gelegen / für dem Erbfeinde beschüzet / und denen aus Oesterreich oder andern landen vertribenen Evangelischen in Ungarn zu wohnen erlaubet werden möchten. Derohalben nach dem sie sich eines und des andern wegen verglichen / namen sie des Käisers Sohn Leopolden zu ihrem künfftigen (Leopoldus 1. Vngarischer König.) Könige an. Diser / als er von ihnen mit gewohnlichen gebräuchen gekrönet / begab sich über eine von roht / weiß und grünen Tuche überzogene Bruke in die Baarfüsser Kirchen / und schlug daselbsten etliche zu Rittern / hernach legte er den Ungarn den gewohnlichen Eid ab / ritte vor das thor auff den Königsberg / that daselbsten mit des ersten Königs in Ungarn Stephani Schwerd vier Creuzstreiche gegen den vier Eken der Welt / und hielte darauff den anwesenden Ständen / Bottschaffter / und Herren ein stattliches Pangvet. (Schwedisch- und Polnisch Krieg.) Under disem als Carl Gustav der König in Schweden des Krieges wegen eine und die andere anstellung gemacht / gieng er wider Casimirum in Pohlen / schrib dis falls an den Käiser / und gab die ursach / warum er ihn / mit krieg überzoge / herfür: daß ob wol in dem Stumdorffischen vertrag geschlossen / daß der König in Polen seit wärenden Stillstandes sich aller feindseligkeiten wider Schweden enthalten / und zu desselben nachtheile nichts vornemmen solte / so hätte doch 1. die Cron Pohlen den Obristen Bothen / daß er durch [470] so vil Provinzien und Länder in Leffland gefallen / veranlasset / Krakowen 2. nicht alleineinen durchzug in Pommern verstattet / sondern auch demselben Geschüze und volk zugeschiket / und 3. den König in Dännemark / und Lieffländer zur uneinigkeit wider sie ersuchet / und dises zwar wäre zur zeit ihres Königs in Pohlen Uladislai des vierten geschehen. An jezo aber nach dem sein bruder Johann Casimir an die regierung gelanget / hätte selbiger gleicher gestalt die Lieffländer zum abfallermanet / und wie die statt Riga möchte eingenommen werden / mit rahtschlägen umgegangen. Die Cossaken in Lieffland zu fallen geloket: die zu Lübek angefangenen Fridens-handlungen in das weite Feld gespilet: sich zur ungebür des Königlichen Tituls / und Insigels angemasset / und fremde schiffe / und Kriegs-Flotten in die Ost-See zu führen / auch mit etlichen daselbst wonenden Potentaten mit ausschliessung der Schweden verbünd nusse zu stifften underfangen. Aus welchen zu sehen / daß er der König in Schweden einen recht massigen Krieg wider Polen führen / und demselben bei zeiten hätte vorkommen müssen. (Etliche Weiwode̅ vergleichen sich mit Gener. Wittenberg.) Nach dem derohalben der König sich zum kriege fertig gemacht / schikte er seinen Feld Marschall Wittenberg mit einem theile der Armee voran in Pohlen. Diser traffbald anfangs nach etlichen vorgelauffenen kleinen scharmüzlen mit dem Waywoden von Poßna Christoffel von Brun Opolinsky / und dem zu Calisch Andreas Carin Grudsiensky einen vergleich: Daß sich bemelte Waywoden in des Königs in Schweden schuz begeben / und ihm / wie bishero dem König in Pohlen beschehen / getreu verbleiben wolten: Der König in Schweden solte daselbsten die Königlichen Pohlnischen Regalten / und nebenst solchen alle Pässe einzunemmen. Die verwaltung über das Fußvolk bei der Waywodschafften zu führen. Die Gerichtsstellen und andere ehren-ämter under seinem nam̅en jedoch den Polnischen einwohnern aus zutheilen / und derer jenigen Erb-Güter / welche wider disen vertrag handlen / und der Pohlnischen Parthei beifallen wurden / einzuziehen macht haben. Gegentheils wolte sie der König in Schweden bei ihrer Religion und freiheiten lassen: Keine völker in die Adelichen Güter einlegen / und da einziger muhtwille oder gewaltthätigkeit vorgehen möchte / solche ernstlich bestraffen. Wie nun Carl Gustav General Wittenbergen auch mit einem Corpo gefolget / und beide Könige unweit Lowiz [471] (Warschau geht über 1. Septemb.) gegen ein ander geruket / hat es zwar anfänglich das ansehen / als wann ein edweder sein Glük durch ein treffen versuchen wolte / es machte sich aber der König in Pohlen in aller stille nach Krakau / Carl Gustav schikte ihm General Wittenbergen nach / gieng inzwüschen auff Warschau / und bekam selbige statt ohne sonderbaren widerstand ein / da aber Pohlen ihr läger zwüschen Opozno / und Crzamow auffgeschlagen / und die Schweden dergleichen gethan / (Pohlen werden geschladen 6. Sept.) geriete es zu einem harien treffen / darinnen von Pohlnischer seiten auff die 2000. mann / und ein guter theil der Schweden gebliben: General Wittenberg aber verwundet worden / hierauff begaben sich die Pohlen gegen Crakau / denen die Schweden nicht allein nachgiengen / sondern auch sich des Berg Schlosses Landes Cron / und Wizniz bemächtigten / und die statt Crakau belägerten. Wenig (Land Graaf Fridrichens in Hessen tod 30. Sept.) darnachkam Land Graaf Friderich in Hessen um sein leben. Dann als zuvor die Schweden das stättlein Costian eingenom̅en / und solches der Staroste von Bomstel wider durch hinderlist erobert / hat sich gedachter Land Graaf dises unwissend mit seinen bei sich habenden leuten dahin begeben / in dem er aber etliche von den seinigen voran geschiket / und selbige nit wider zuruk gekommen / ist er selbsten gegen den Schlagbaum zugeritten / allda er bald vom Pferde geschossen worden. Dises zu rechnen ist der Schwedische General Major Wrezowiz mit völkern dahin gegangen / und hat nach einbekommenem stättlein alles was in den Waaffen gewesen / wider nider gehauen. In dem also die statt Crakau über drei wochen lang belägert / (Crakau erobert 9. Oct.) und keinen entsaz zu hoffen / schloß mit General Wittenbergen einen Accord: Daß alle Catholische Stände darinne bei ihrer Religion solten gelassen: die Geistlichen von aller einqvartierung befrejet: bei ihren Gütern beschüzet: de Adel / die Academi / und burger an ihren Privilegien und freiheiten nicht gehindert: dem Kiowischen Castellan samt andern Kriegs Officirern neben der darin ligende besazung mit Sak und Pak / fliegenden Fahnen / brennenden Luuden / klingendem Spile / groben Geschüze / sicher abzuziehen: die bei wärender belägerung Schwedische gefangene auff srejen Fuß gestellet: die Polnische Canzelei und Rentherei daselbsten samt allen darzu gehörigen Schrifften den Schwedischen Commissarien auß geantwortet / und zu mehrer versicherung der verborgenen [472] Minen / oder andern eingelegten heimlichen Feurs etliche annemliche Geisel gestellet werden: worauff die Pohlen auff die drei tausend stark mit zwölff Stuken Geschüzes aus - und hingegen der Schwedische General Major Würz mit 18. Compagnien zu Fusse / und etliche hundert zu Rosse eingezogen. Weil derowegen König Cafimir in etlichen treffen theils völker / Schlösser und stätte verlohren (Etliche stände ergeben sich an den König in Schweden im Octobr.) / und sich aus dem Königreiche nach der Schlesie gewendet / ergeben sich ferner auch die Littauischen / Russischen / Crakauischen / Podolischen / Sandomirischen / und andere Stände / und Woywodschafften nebenst den Qvartianern mit gewüsser bedingung an den König / insonderheit aber stellten die Waywoden / und Stände des Groß Herzogthums Littauen einen Revers von sich. Demnach nemlich der Moscowiter ihnen in ihr Groß Herzogtum Littauen gefallen / und darvon einen guten theil eingenommen / und aber an jezo Johann Casimir der König in Pohlen ihnen weder mit nohtwendigen mittlen / und anderer rettungs-hülffe nicht beistehen können / als hätten sie dahero / nach dem ihnen der König in Schweden alle sonderbare gunst und gnade / die er ihrem vatterland zu erzeigen / und sie von gegenwertigem undergang zu erlösen versprochen / aus eigenem bewegnusse / und wol bedachtem Rahte des Königs in Pohlen underthänigkeit und gehorsam absagen / und alle desselbigen sein Recht in solchem Groß-Herzogtum vernichtigen / und auffheben wollen / hingegen aber versprechen sie bei ihrer treue und glauben / ehren und gewissen an Eides statt / daß sie und ihre nachkommen von nun an dem König in Schweden Carl Gustaven und seinen nachkommen für ihren rechtmässigen König und Herzogen erkennen / ihm alle huld / treue / ehre und gehorsam unverbrüchlichen leisten / allen schaden und unheil / so ihm und seinen Ständen begegnen möchte / mit gefahr ihres Gutes und Blutes abwenden / keine verbündnusse / gemeinschafften / noch vereinigungen mit einzigen Potentaten auffrichten / besondern da solches allbereit geschehen / es hiemit auffkünden / alle die jenigen / so der König für feinde erklären / gleichfals für feinde halten wolten / und weil sie ferner in keinen zweifel sezeten / es werde ihnen der König in Schweden das / was er ihnen durch seine gevollmächtigte versprechen / und im nammen seiner underschreiben lassen / steiff und fest halten / so solte auch leztlich disen ihren auffgerichteten vergleich weder Giistliche noch einzige Dispensation, Decret / und Reichstags-Schluß umzustossen kräfftig sein.
|| [473]
Zuvor haben wir gemeldet / wie die Königin Christina in Schweden ihre Königliche regierung abgelegt / nach dem aber solches erfolget / zog sie under andern durch Hamburg / Antwerpen / Brüssel / Löven / Frankfurt / Augspurg naher Insprug. Vnd nach dem sie daselbsten mit begleitung der beiden Herzogen zu Insprug / des Piemontelli / und anderer in der neuen Kirche bei den Franciscaneren von dem Päpstlichen Nuncio angenommen / ihr einen mit Guldenen buchstaben überschribenen brief / den sie underschriben / überzeicht / und durch die zwei Herzoge zum Altar geführet / legte sie nach gehaltenem hohen amt ihre beicht in Lateinischer spraache ab / und trat von der Evangelischen zu der Catholischen offentlich ab.

Abfall der Königin Christinae in Schweden.
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Ich Christina BEkenne und glaube von grund meines Herzens / samtlich und sonderlich alles / so in dem H. Glauben begriffen ist / welchen die H. Römische Kirche auff folgende weis gebrauchet: Ich glaub an einen Gott / Allmächtigen Vatter / Erschaffer Himmels und der Erden / der sichtbarn und unsichtbarn dingen. Vnd in Jesum Christum seinen eingebornen sohn / aus dem Vatter von Ewigkeit geboren / Gott von Gott / Liecht vom Liecht / ein wahrer Gott von wahrem Gott / geboren / nicht erschaffen / einer Substanz und wesens mit dem Vatter. Durch Ihn sind alle ding erschaffen / der von uns menschen und unsers heils wegen ist abgestigen von den Himmlen / hat durch den H. Geist aus Maria der Jungfrau Fleisch an sich genommen / und ist mensch worden. Er ist auch für uns under Pontio Pilato gecreuz get worden / gelitten und begraben / und am dritten tag widerum erstanden von den toditen / als die Schrifft sagt: Er ist auffgefahren geu Himmel / si zend zu der Rechten hand Gottes des Vatters / und er wird wider kommen mit Glori und Herrlichkeit zu richten die lebendigen und die todten / und seines Reichs wird kein ende sein. Ich glaub auch in den heiligen und lebendig machenden Geist / der vom Vatter und Sohn ausgehet / der samt dem Vatter und dem Sohn zugleich wird angebettet und geehret: der geweissaget hat durch die Propheten. Ich glaub ein heilige allgemeine oder Catholische und Apostolische Kirchen. Ein Tauff zu vergebung der sünden. Vnd erwarte aufferstehung der todten / und ein ewigs leben. Ich glaub auch festiglich / und nim an der heiligen Apostel und Catholischen Kirchen lehr / ordnungen und sazungen / ob sie gleichwol in der Bibel austrukenlich nicht geschriben [474] sein: und verstehe die heilige Schrifft in dem verstand / den die Kirchen unser Mutter bis hieher gehabt / noch hat / und behalten wird / sintemal ihr von Christo unserem lieben Herren befohlen / den wahren verstand und auslegung H. Schrifft / von falschen underscheiden: ich will auch gemelte Schrifft / allzeit nach der einhelligen auslegung der heiligen Vätter verstehen und annemmen. Ich glaub und bekenn siben hochheiliger / wahrer und rechter Sacrament des neuen Gesazes oder Testaments / von Christo unseim Herren eingesezt / und dem menschlichen geschlecht sehr auzlich / wiewol nicht alle einem jeden menschen zur seligkeit nohtwendig / als der Tauff / Firmung / das Sacrament des Altars / Buß / lezte Oelung / Priesterweih / und der Ehstand. Aus welchen der Tauff / Firmung und Priesterweih / ohne grosse Gotteslästerung nicht mögen widerholet werden. Ich nimme auch auff und an die eingesezte bräuche und Ceremonien / deren sich die H. Christliche Kirch in hoch ermelten Sacramenten offentlicher Administration gebraucht. Dergleichen glaub ich alles samtlich und sonderlich / so von der Erb-sünd und gerechtfertigung im allgemeinen Concilio zu Trient zu glauben erklärt / verschlossen worden ist. Item / ich glaub / daß in der H. Meß werd Gott dem Herren geopfert ein wahres / eigentliches vorsöhn-opfer / für die lebendigen und die todten / und daß in dem hochwürdigen Sa???rament des Altars sei warhafftig / leiblich und wesentlich der Leib und Blut / mit Seel und Gottheit unsers Herren Jesu Christi / und daß die ganze Substanz des Brots / in die ganze Substanz des Leibs / dergleichen auch die ganze Substanz des Weins / in die ganze Substanz des Bluts verwandlet werde / welche wandlung die Catholische Christliche Kirchen nennet Transsubstantiationem / das ist / ein verwandlung einer Substanz in die ander. Ich glaub auch / daß under einer gestalt der ganz unzerteilte Christus / und das wahre Sacrament seines Fronleichnams fruchtbarlich genossen und seliglich empfangenwerde. Ich halte festiglich dafür / daß in Fegfeuer seje / und daß den Christgläubigen Seelen / so allda zu büssen verhaffet / durch fürbitt / allmusen und andere Gottselige wert der gläubigen geholffen werde. Item / daß man die Heiligen / welche mit Christo regieren / als freunde Gottes und unser selige mit-glider / ehren und anruffen soll / und daß sie auch Gott für uns bitten. Darzu glaubich / daß ihre heiligen Leiber und Heiltum / als gewesene werkzeug des H. Geistes / am jüngsten tag zu ewiger Glori widrum erstehe̅ werden / in ehren zu halten sein. Ich glaub beständiglich / daß unsers Herren Christi Muter Maria / auch anderer Heilig. bilder und gemähl / zuhaben / und in deu Kirchen zugehalten sejn / und das man ihnen gebürliche Ehr und Würdigkeit / um das / so sie uns fürhalten / und einbilden / soll erzeigen. Item / Ich glaub für gewüß / das Christus der Kirchen Gnad und Ablas zugeben vollen Gewalt gelassen / und das solche Gnaden und Ablas der Christenheit sehr nuzlich seje. Iech erken̅ auch die H. Catholische Röm. Kirch für eine Muter alle andern Kirchen: verheiß und gelob warhafftigen gehorsam / dem Röm. Bischoff / deß Petri Nachfolger / und unsers Herren Jesu Christi Bicarius und Statthalter auf Erden. So glaub ich alles / was in den allgemeinen Concilien / sonderlich im Concilio zu Trient geschlossen worden / und verfluch zugleich alle lehr und Secten / was namens sie jm̅er sejen. Ich verwirff / verfluch auch alle Glaubensspaltunge̅ / so von der Röm. Kirch verflucht sind. disen wahren Cathol. Glauben (ausserhalb welchem kein anderer zugewarten) will ich ganz unverlezt / festiglich / bis ins Grab / behalten und beken̅en. Das v???rheisse / gelobe und schwöre ich CHRISTINA. Also helff mir Gott / und die H. Evangelia. Da J. M. aufhörten zulesen / sprach der B. Gesandte überlaut: Gott sej dir gnädig / und entbinde dich von allen deinen Sünden / und führe dich zum ewigen Leben.
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Copia-Schreibens An die Königin Christina in Schweden.
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Wegen jhres Abfals von dem Bischoff von Stregniz abgangen. Allerdurchleuchtigste Königin / Allergnädigeste Frau. GEj Uns ist ein Geschrej erschollen / als were Eu. Majest. die Hochberümte Königin Christina / die zumal gute Heldin / des grossen Gustavi Tochter ohne gleiche / des Caroli Gustavi angemaste Muter von der uhralten Religion / in deren sie getaufft und aufferzogen / die Sie auch mit einem theuren Eyd bej Ihrer Krönung / und den Ständen gegebener Versicherung / bestättiget / abgetretten / und hätte den vier und zwanzigsten Tag / jüngstverschienenen October in der Franciscaner Kirchen / mit gebognen Knien vor dem Altar / und mit aufgerekten Fingern in voller Versamlung der Geistlichen / den rechten seligmachenden Glauben verschworen / demnach die Catholische Romanische Lehr mit grossem Gepräng angenommen. Durch solche zeitung wurden bej uns die Gemüther allenthalben bestürzt / und mit unaussprechlicher Beküm̅ernus / auch ungewönlicher angst geschlagen / wer nur E. M. wegen der fürtrefflichen Gaben / und sehr herrlichen Wolthaten gegen disem unsern gemeinen Va: terland / mit höchster Ehrerbietung beobachtet / und mit ongefärbter Liebe nachhänget. Ein frommes Herz überlaufft das grausen / wann es dergleichen von einer so grossen Fürstin nur argwohnen solte. Andere sind leidig über etliche traurige Fälle / seuffzen und klagen: ins gemein wird Himmel und Erd über die jenigen angeschrjen / so E. Maj. Milte mißbraucht / und ein so grosse Königin durch jhre verführische Wort verleitet / dis überaus grosse Laster der beleidigten Göttlichen Majestät zubegehen. Vnd meinen / sie thun solches nicht ohne [476] Vrsach. Dann die Religion betrifft nicht das jrrdische / sondern das ewige Gut / fasset das Gewissen / welches bej einem Christenmenschen über alle massen zart / ist auch zu allen Zeiten bej jedermäniglich / so wol Christen als Heiden / die mit Epicuro nicht alle Empfindlichkeit der Religion ausgezogen / ein Zeugnus einer ganz unbeständigen Leichtfertigkeit gewesen / wann einer seine Religion / die er vor die wahre rechte gründlich erkannt / und also offentlich bekannt hat / bald hernach / auf jede Begebenheit thäte verlassen. Dann es ist ja ein greulich und schröklich Laster / daß einer die bej der Tauff Gott gelobte Treu breche: und kan solches durch keine schwere Zeiten / wie die auch sejn mögen / entschuldiget werden: nicht durch scheinbare Hoffnung eines grossen Glüks / auch nicht durch antringende bevorstehende grosse gefahr. Auch der geringste Argwohn eines Abfalls thut dem Leumuth grossen schaden / welchen Leumuth unversehrt und ganz alle fromme und hohe gemüther allzeit mit sondern sorgen erhalten. Ja das streichende Geschwäz / ob es schon falsch / pflegt jederweilen vil zuverfangen. Vnd ich / der geringste under E. M. Dienern / der ich auf Befehl dero Vattern seel. deroselben vom ersten studieren / schier von der Wiegen / bä???des im Predigen / und im Kirchen-Raht so vil Jahr gedienet / auch deroselben Göttlichen Geist und Verstand kündig gehabt / hab mich selbst nicht bereden können / dem ergangenen Geschrej zuglauben / nemlich das E. M. eine mehr dann weise Königin / die das lob einer sonderlichen Gottseligkeit / die Herrlichkeit so viler Thaten / den reichen schaz der Wüssenschafft / so viler Sprachen ausbündige Erkanntnus durch die ganze weite Welt hochrühmlich trägt / zu dem Abfall von der Bekanntnsts der reinen Lehr / die Sie in der Tauff angenommen / hätte können gebracht werden. Dann ich bin der jenigen sehr klugen Reden unvergessen / deren E. M. mit mir von der mancherlej Religionen natur und Zustand etliche mal zupflegen mich gewürdiget: Ich erinnere mich dero über die massen scharpfen urtheils / wie man die wunden der Christlichen Kirchen heilen möchte: Ich halte in Gedächtnus dero recht Königliches Vorhaben / wie etliche aberglaubige Ceremonien abzuschaffen / weil es scheinet / sie verstellen den Gottesdienst mehr / als daß sie ihn zieren. Vnd so lang mir solche sachen zu gemüt steigen / kan ich schwerlich / ja mehr dann schwerlich mich bereden lassen / daß ein so herrlciher Stern solte sich mit einigem / auch dem geringsten fleken der unbeständigkeit besprengen lassen. Andere mögen traumen und tichten / was sie wollen / dero getreuen diener herzen mit trauren und bestürzung niderzuschlagen / ich aber hab gewüßlich mir in meinem gemüt vorgesezt / daß ich dem heimlichen gewasch und grossem geschrei / dadurch dero Göttliches herz von eitelen zungen durchtriben wird / kein glauben zu stellen / ja mich in tausend stuk lieber wil zerreissen lassen / als zweiflen / daß E. M. dem wort Gottes / und der reinen Christlichen lehr bekantnus beständig nicht anhienge. Werde derowegen / so vil an mir sein wird / die unschuld einer so grossen Fürstin wider alle anbis der ab günstigen vertretten / und jedermänniglich offentlich bezeugen / das ich bereitet bin / alle Fleken der Vnbeständigkeit / ja des Abfals / so die Lästerzungen ohn alle Verschuldung einer so grossen Frauen dörffen angiessen / abzuwaschen. Vnderdessen bin ich nicht in Abred / das ich / so offt das Geschrej auskommen / E. M. als ein zumal milte Königin hätten die Reis naher Welschland vor / in dise Gedanken gefallen / es möchte geschehen / das die hochgerühmte Christina jhr in ein ewigen namen zumachen / nicht nachlassen / und weil Sie ein jrrdisches Reich abgelegt / allen Fleis und Sorg anwenden / das Reich Christi zuerweitern. Was sie bisher vor Wolthaten ihrem Vatterland erwisen / wäre geringschäzig Sie trachte nun nach höhern dingen / und erwege in jhrem Königlichen Sinn / wie Sie mit sonderlich grossem Gelübd der Gottseligkeit den Himmel selbst jhr verpflichten solte / ja den Römischen Bapst selbst besprechen möchte (zumahln der [277] Ruhm von seiner sonderlichen Gelehrte / auch Sanfft mütigkeit / bis in den Mitternächtischen Landen erschollen) dann mit jhme / und andern Catholischen Monarchen und Fürsten das Werk durch zeitlich zusammen getragenen Raht befördern / damit die Freude / welche bej seiner Wahl das Römische Reich / mit den angelegenen Königreichen / aus widerbrachtem Landfriden geschöpft / durch unglükliche Fortsezung des Kirchenkriegs nicht vorenthal ten / oder verderbt werde. Wann E. M. disen Zwek jhr vorgesezt / nemlich die verscheidene Meinungen über den Gottesdienst zuvergleichen / und damit um̅geht / daß die Einigkeit des Glaubens und der Christlichen Kirchen auf die liebe Posterität gelange / auch allen Fleiß dahin anwendet / damit nach dem ansehen / welches Könige und Fürsten allein nächst dem Göttlichen trägen / den Wunden der Kirchen / wie es sejn kan und sich geziemet / Raht gesunden werde / sich under steht / auf das die erbärmliche Streitigkeiten des Christenthums dermal eins bejgelegt / auch allerseits entstandene Ergernus auffgehoben / und die Kirch in der Warheit und ihm Friden zusammen wachse: Das mit alles demuht des Gemüths / mit Bezwingung des Zorns / einer den andern vertrage durch die Liebe / und sich befleisse die Einigkeit des Geistes durch das Band des Fridens zuerhalten. Wann nach disem Zwek E. M. zielet / nemmen wir jhn auf alle weg freudig an / und loben jhn alle / auf das durch die Gnade Gottes / wann man den gründlichen Consens der Christlichen Religion mit Warheit und Lauterkeit erkaunnt hat / die hochschädliche Trennung abgethan werde / die Gemeinschafft der Heiligen in schwang komme / der Haß verbleibe / das Schelten / Verdammen und dergleichen Hindermus / so der guten Sach / die man wider dengemeinen Feind des Christlichen Namens / mit gemeinem Bejrahten und Steuren verthädigen solte / aus dem Weg komme / Gottes Ehr / Einsamkeit und Frid under den Christen her für steche / damit alle / so Mitburger der Heiligen im Himmel / auch Hausgenossen Gottes sejn wollen / solche dann auf Erden zusejn sich befleissen. Wann dises / sag ich nachmaln / E. Maj. Anligen ist / das Sie wegen Andacht gegen der Göttlichen Majestät / und wegen des Ansehens / so der Ernst / der Warheit und dem Friden nachzujagen / auch das Am̅t aller Christen / fürnemlich aber Pflegern der Kirchen anbefihlt / solches bej den Römisch Catholischen zubefördern / und jederman / denen es zukom̅t / zu einer Fridlichen Vergleichung zuvermahnen / in den Sinn genommen / wird dieselbe fürwahr durch ein neues und ungewöhnliches Siegszeichen anfangen sich herrlich zumachen / und weit über alle vorige Thaten hell herfür scheinen. Es were ein grosses und herliches Werk / und nicht nur der Würde / sondern auch dem Göttlichen Am̅t der Königen / welches jhnen (wie gesagt) das Wort Gottes mittheilet / allerdings ziemlich. Ich weis / das viler Leut Augen auf dieselbe gerichtet werden / alle Lieb haber der Einfältigen Warheit machen jhnen von E. M. so nur anderer sorgen entladen / gar grosse Hoffnung: alle from̅e Herzen verwundern sich über dero sonderliche Pietät / und sehr liebl. Verfassung der Heroischen Tugenden / so in der Welt bekannt / und andern Fürsten zum Exempel geprisen werden / wer dieselbe etwas geheimer kennet / weiß / daß Eur. Majest. nimmer weniger müssig ist / als wann Sie von Geschäfften Ruh hat / wünschet demnach / daß dise gute Ruhe in ein heilsamen Handel verwendet werde. Es wird nicht jederman dem Krieg nachziehen / grosse und sanfftmütige Geister werden nach dem befehl Gottes / und diser Königin Exempel / von allen Enden der Welt zusam̅en lauffen / den Brand / so die ganze Christenheit in Grund verderbet / zulöschen / der Königin Christina in einer zumahl schönen / und denen Kirchen höchst nöhtigen Sach die Hand zubieten / und auff solche Weise sollen der Christen Gemüther durch das Band der Liebe und Warheit sich fügen / einen heilsamen Raht zuergreiffen: Also wird jhre Macht sich enger zusam̅en schliessen / und mit mehrerm glüt wider den gemeinen Feind stehen: also werden alle und jede das [478] Göttliche Sigszeichen der Seligkeit / so den liebhabern der warheit und des fridens verheissen ist / mit desto mehrer freund davon tragen. So bezeuge ich nun E. M. Allerdurchleuchtigste Frau / durch die Lieb und Barmherzigkeit unsers Herren Jesu Christi / daß / wann in dero gemüt einiger anstoß des verworrenen zweifels / wann je ein nachdenken in dem gewüssen / oder wann in der alten Religion einig hindernus wäre / dieselbe sich bemühe von Gott / deme sie sich von jungen Kinds-jahren verlobt / raht zu begeren / damit er dero füsse auff den weg der Göttlichen warheit und des fridens richte. Ja E. M. allermilteste Christina / bezeuge Ich vor Christo / der an jenem tag wird richten die Lebendigen und die Todten / wann einige sorg und anligen der gemeinen aufferbauung und der einigen seligkeit übrig: E. M. bitte und ersuch ich je mehr und mehr bei dem lebendigen Gott / der das verborgene im Herzen kennet / und alles verborgene offenbaren wird / dieselbe wolle Ihr Göttliches Herr von allen unordenlichen gedanken abziehen / und weil sie zu der heiligen gemeinschafft in dem Reich Christi beruffen / nicht nach der Welt sehen. Vnd wann sie das Evangelion der warheit und des fridens liebet (Ich weiß / daß sie es liebet) wann Sie von einem Gottsförchtigen eifer gegen dem Haus Gottes brennet (zum wenigsten hoffe ich / Sie werde über disem kläglichen zustand brünstig sein) so wolle sie mit heilsamen Raht andern zweifelhafften beistehen / und das-liecht / welches der Geist Gottes in Ihr angezündet / und andern in der finsternus der unwissenheit strebenden vorleuchten wollen: dasselbige Liecht / sage Ich / wolle sie nicht verbergen / sondern treulich / fleissig und auffrichtig dessen Straalen auff andere / so wol durch offentliche / als verborgene und heimliche Sänge / wie sie sich Ihro werden nach und nach zeigen / gelangen lassen. Also werden Euer Majest. Allergnädigste Frau es dahin bringen / daß die von vielen Gott geschehene Danksagung / zu Lob der Warheit / des Fridens / und seiner Barmherzigkeit offenbarlich sich ausbreite / auch das der Christlichen Kirchen zum besten verliehene Pfund / und dessen Ruz und Gebrauch nicht um̅sonst in dem Herren seje / und jhro selbst an jenem Tag herrlich und Gewinnreich erscheine. Eu. Majest. gehaben sich wol / Allermittelste Christina / und verachte nicht dises in frommen Herren / in der Forcht Gottes zu erwegen. Der Lehrer der Warheit / der allein mächtig ist / Sie und Vns alle in alle Warheit zuleiten / wolle bej Ihro sejn / bitte ich von Herren. Sie gehabe sich wol / sag ich / die allermildeste Fürstin / und glaube gnädiglich / daß ich täglich zu Gott für dieselbe seuffze. Aber dieselbe vergebe meiner Frejheit / so von offenherziger Redlichkeit / und ganz einbrünstiger Liebe gegen sie herkom̅t. Ich befehle sie Gott und dem Geist seiner Gnaden / der allein träfftig ist / dieselbe / und mich / und alle / durch waserlej Finsternus unserer Vnvollkommenheit wir verdunkelt werden / zu seinem wunderbaren Liecht zuversezen: Sie gehabe sich wol die allermilteste Christina. Stregnez den 7. Decembr. Alt Ralend. Anno 1655. Von E. H. M. Allerverpflichtesten und getreuesten D. Johan Matthia, Episc. Stregn.
|| [479]
IN disem 1656. Jahr grad zu anfang brach das bisher in Schweizerland under der aschen gelegene Zwejspalts-Feuer in voller Lohe heraus / und hätte von diser unversehens entstandenen Kriegs-Flam̅ bejnahe die ganze löbl. Eydtgnoßschafft / nicht ohne geringe Gefahr jhrer / von jhren tapfern Vorfahren bisdahero mit Gut und Blut standhafft beschüzter Frejheit können angestekt / und in einen gefährlichen weitaussehenden Krieg eingewikelt werden. Dann gleich wie der Religionen underscheid schon vorhin die Gemüter entzwejet / also schlägt es bald in eine unauslöschliche Flammen aus / wo sich die gewüssen der menschen wegen des Gottesdiensts angefochten befinden: Daher zur zeit der Reformation wegen des gethanen Eyds / die Bündt verblieben / doch mit solcher Reservation und vorbehalt / daß je ein Theil den andern in Religions- und Gewüssenssachen ohnverirret und ohnverlezt bleiben lasse. Indessen bleibt der ohnfälbare Saz und Regul / welche der Author (F. S) in dem Mercure Suisse sezet: Que leur Union est leur subsistance, leur des-union leur ruine: Que les uns ne peuvent pas perir sans les autres, nise perdre sans compagnie: Qu'on leur en veut egalement en matiere d'Estat, & qu'ils sont tous entachez de cette heresie commune, de ne vouloir pas avoir des maistres: Que les ennemis de leur liberté desirent de faire une capilotade des uns & des autres, & de faire passer le guichet aux Catholiques aussi bien qu'aux Protestans. Das ist Der Eydtgnossen f???idliche Einigkeit seje jhre bestehung und erhältung: Die Uneinigkeit und Trennung hingegen ihr stürzung und Undergang: Auch werde kein Theil ohne den andern zu grund gehen / noch ins verderben gerahten können / es geschehe dann mit zuthüung des andern: Daß man einem eben so wolle / wie dem andern in ansehung deß Staats / und weiln es durchgehend Ihr aller meinung keinen frömbden Obherren zu dulden: Ihrer Frejheits-Feinde verlangen sehr eiferig / wie sie ein Parthej hinder die ander richten möchten / damit sie hernacher mit undertrukung bäidern / die Catholischen sowol als die Protestirenden nach ihrer Pfeiffen zutanzen zwingen möchten. Wann dann nun ermeldten Krieges anfang / fortgang / end / samt endlicher Decision und eines Theils verfertigter entschlichtung / auch das Fundament und grund der ganzen Action und aufstandes / folgender Recht oder Urtelspruch / in sich begreiffen und offenbahren thut / als wollen wir selbigen dem Gönstigen Leser ohnverborgen / und ohne fehrnern Vmbgang und weitläuffigkeit / zu genugsamem Vericht überlassen. Dessen Inhalt von Wort zu Wort also lautet.
|| [280]
WIr nachbenannte Johann Rudolph Wettstein / Alt Burgermeister der Statt Basel / und Johann Rechsteiner / alt Landamman der aussern Roden des Lands Appenzell / thun kund allermeniglichen hiemit: Demnach trafft den 26. Februarij / und 7. Martij / des nächst abgeloffenen sechs zehenhundert sechs und fünffzigsten Jahrs / zwüschen den lobl. Evangelichen Vor-Orten und Sätten Zürich und Bern / an einem: Vnd dann denen loblichen fünff Catholischen Orthen / Lucern / Vry / Schweiz / Vnderwalden und Zug / am andern Theil / zu Baden im Ergöw gemachten Frideuschlusses / Vns von Evangelischer seithen / das hochbeschwerliche Richterliche Amt / zwüschen ersterwehnten loblichem Orthen auffgetragen / und darbej ins gemein versehen worden / daß wir / neben denen von dem andern Theil ernamseten Herren Säzen und Schidrichtern / die dißmals under den Parthejen vorschwebende Differentien und Streit tigkeiten / nach anleitung der Bündten / Landsfridens / authentischer Verträg- und Abscheiden / auch nach Recht und Billichkeit entscheiden und austragen sollen / zu solchem fridlichen gute zwek und ende auch / Vnser allerseit G. Herren und Obern / auf gebührende Requisition und ansuchung der Parthejen / solches nicht allein placidirt und beliebt / sondern auch uns disen träfens und schweren last gutwillig- und über uns zu nemmen in gnaden angewisen / und darüber nach gewonheit und Endgössischen Herkommen / der Eydspflichten / damit jhnen wir verwandt und zugethan gewesen / bis zu der sachen güt-ald rechtlichen austrag / erlassen / und uns mit dem gewohnten Richter-Eid zubeladen erlaubt und vergönstiget haben: Vnd nun wir auf solches hin / bej denen im Aprili / Majo und Junio / deßgleichen im Julio und Augusto / ferndrigs jahrs / gehaltenen Badischen Tagleistungen / beide teil / in ihrem vor- und anbringen der nohtdurfft nach verhört / die eingegebene Documenten und Schrifften zu handen genommen / und darüber dem alten herkommen / Bündt und verträgen gemäß einen und den andern gütlichen vorschläg / um die sachen in freundlichkeit beizulegen / und das Eidgnössische vertrauen / liebe und freundschafft um so vil zu bestärken / bester uaffrichtiger wolmeinung projectiert und auff die bahn gebracht: dieselbigen aber / sonderlich Catholischer seits / allerdings unerheblich gewesen / und wir dahero um unsern richterlichen ausspruch und entscheid ganz inständig ersucht worden: daß wir hierauffen nach reiffer durchgeh- und erdaurung aller einkommener Acten / Documenten und Chrifften / besonders der zusamen habenden Bündten / Landsfridens / authentischer verträg / und allerseits angenommener abscheiden / erwegung beider teilen / eingewandter fundamenten / gründen und ursachen / auch eingeholten guten raht / bei unsern geschwornen eiden und guten gewüssen zu recht erkant und gesprochen haben / wie underschidlich hernach folget. So vil anfänglich die reciprocirliche / vollkommene und uneingeschrankte freiheit der Religion / als den ersten / in der loblichen Evangelischen Vor-Orten articulirtem Klag-Libell begriffenen puncten anlangt daß dieselbige im Lands-friden / verträg und abscheiden wol fundirt und geründet seje / derowegen es darbei billich seinen bestand und in den gemeinen / gedachtem Landsfriden underworffenen Herrschafften / kein Religion über die andere einigen vorteil haben / und einem jedwedern von der einen zur andern Religion zu tretten frei unverbotten / und allerdings unnachteilig sein / hiemit auch den Evangel schen der Feirtagen / Kindertauffs: (welcher gefährlich nicht auffzuziehen) begräbnus ungetauffter Kindern / auffstekung der Kreuzen auff die gräber / Hochzeit halten zu sonderbarer zeit / Hut abziehen bei dem glokenklang und dergleichen sachen / kein gewalt / zwang noch eintrag gethan??? [481] weniger einige Straff angelegt / und also kein Religion an der andern ceremonien und gebräuch gebunden / jetwederer Religion angehörigen / die gleich auf den Landsfriden bestimte stunden / namlichen / daß die jenigen / so am ersten pflegen in die Kirchen zugehen / Sommerszeit umb die acht / und winterszeit umb die neunte stund am morgen den andern die Kirchen überlassen sollen / beflissenlich gehalten werden / zumaln den Evangelischen die Schulen / jhrer besten gelegenheit nach zubestellen / die Catechisation oder Kinderlehr ohne hindernus zuverrichten / auch an denen Orthen / da sie jhre Begräbnussen haben / Leichpredigen in den Kirchen zuhalten / des Geläuts sich aller Orthen nach weis und Form jhrer Religion / so wol als die Catholischen / zubedienen / frej und unbenommen sejn / deren hinderlassende Kinder und Wä???fen mit Vögten jhrer Religion versehen / Knecht / Mägd / und Taglöhner der Religion halben / und in jhrem Gewüssen nicht angefochten noch beschwärt / auch weder bej Lebens-empfah- oder ernenerungen / Geltanleihungen / Schuld- und Auffals-sachen / Spenden und Allmusens austheilungen / banden / Bussen / Rechtshändlen / Käuffen / noch andern dergleichen Handlungen niemalen nichts / so seiner Religion widrig / bedingt und zugemuhtet / weniger jemand durch geschenk / gaaben / vermächnussen / von seiner Religion ab- und zur andern gefährlich geloket und verleitet / die Gemeinden mit Bejsassen zu vortheil der einen / und nachtheil der andern Religion nicht beschwert / und den Geistlichen bäiderseits zu den Malesfic anten jhrer Religion / umb trosts und Zusprechens willen / der freje zugang in die Gefangenschafften gelassen werden solle: Ins gemein aber ist unser meinung / das in vorstehendem allem man bejderseits einandern in Religions- und darvon depend erenden Sachen nicht traze / verschimpfe oder an seinem Gottesdienst und Andacht verhindere noch jrrmache: sondern sich vielmehr zu allen Theilen in Mitburger- und Brüderlicher Liebe und Einigkeit / krafft Landsfridens und darauf gefolgter Abscheiden zuleben befleisse / da aber jemand einer oder der andern Religion fre???entlich hierwider handelte / daß selbiger durch gleiche zahl Beampter von bäiden Religionen / mit gebührender straff angesehen werde. Deß andern Beschwerd- und Klag-articulshalb / die Ehgerichtliche Sachen in den Fürstl. Bischoffl. Constanz. und Aebtisch-St. Gallischen Obrigkeit und Gerichten / allwo die Religion frej ist / betreffend: lassen wir es bej dem 1632. Jahrs-Vertrag / als welchen die höhere und Land-Obrigkeiten (denen allein die Disposition und Transaction in dergleichen Sachen zusteht) allerseits angenommen und bekräfftiget / durchaus bewenden. Drittens solle den Evangelischen frej stehen / wo sie in jhren eigenen Kirchen / dahin sie sonst gehörig / jhren Gottsdienst nicht verrichten können / sich der nechstgelegnen Evangelischen oder gemeinen Kirchen / ohne einige Beschwerd / Auflag oder Hindernus zubedienen: Nicht weniger mögen sie zu jhrer Gelegenheit / zwar in jhrem Kosten / neue Kirchen erbauen / und doch jhre Gerechtsame und ansprachen / so sie an die vorigen Kirchen und deren Gütern gehabt / unverlezt und vorbehalten sejn und bleiben / oder mit jhnen nach gebühr abgechurt werden. Viertens solle es der theilung halb der Kirchen- und Pfrund-Güteren bei dem Landsfriden und den underschidenlichen gleich darauff gefolgten Abscheiden / auch in Annis 1540. 1550. und 1575. bestätigen aussprüchen und deren erläuterung / gänzlich für das künfftig verbleiben. Nicht weniger soll es fünftens / des Schmizens und Schmehens halb / bei dem Landsfriden und vorangeregtem Fridenschluß sein Bewandnus / und dasselbige bei Geist- und Weltlichen / so wol in Worten Schrifften / mit unparthejischem Ernst abgeschafft / hierdurch die Eidgnössische Vertraulichkeit / Liebe und Wolmeinung um so vil desto mehr [482] gestärkt / und alle verbitterung / haß / neid und w???derwillen möglichst abgeschnitten und für kommen werden. Vnd dieweil sechstens / bei besazung der Gerichts-Rahts- und anderer stellen und ämteren die Evangelischen bishero in vil weg beschwert / ehrliche leut um der Religion willen / übergangen / und denen auch etwan untüchtige personen vorgezogen worden. Im Landsfriden und abscheiden aber wol und heilsamlich versehen / daß man um des glaubens willen ein anderen nicht schmüzen / schmehen / vehden / hassen / keinen vertruß oder widerwillen er zeigen solle / und nun die bestädige verschupf- und ausschliessung von ehren und ämteren eine unwidersprechliche anzeig eines hasses / wider willens und vertrusses ist / welche endlich gar eine Insam am nach sich ziehen wurde / dahero ein solch Mehr- und Wahl-recht neben den Eidgnössischen Bündten / den Landsfriden / und der ersten observanz desselben / wie auß den Abscheiden zu ersehen / nicht bestehen kan / dessen sich auch die Evangelische zu vilen underschidlichen malen beschwert: als finden wir für recht und im Landsfriden und aller billichkeit gegründet / daß nach dem exempel des loblichen Orts Glarus / wie auch Diessenhofen beide Religionen aller ehren und ämteren / benantlichen auch in Gericht und Raht / zusamt den Lehen und allen anderen diensten in den gememen Herrschafften fehig sein / und keiner um des Glaubens willen verschupfet / oder übergangen / sondern alles nach Proportion der Mannschafft angestellt / und die nechsten ämter nach den Landvögten auch von bejden Religionen besezt werden / hiemit das Mehr- und Wahlrecht in solchen Fällen / wie in dem loblichen Ort Glarus auch beschehen / auf bejde Religionen gemeint und erläutert sejn solle. Anlangend zum sibenden / die Käuff an die Ewigkeiten oder todten hände / lassen wir es bej den deßwegen gemachten Abscheiden / weiln solche den gemeinen regierenden Orthen zum besten angesehen / durchaus bewenden / und finden darbej recht und billich sejn / wann einem Burger oder Landman aus einem der regierenden Orten in gemeinen Herrschafften / an was Orten und enden das auch sejn möcht / Haus und Güter Auffals weis zuwachsen solten / daß ohne underscheid der Religion / er dieselben bis zu gelegenlicher widerkauffung / wol selbs bewohnen und bewerben möge / doch das hierin kein gefahr gebraucht werde. Wegen abstraffung der Geistlichen / im achten Articul begriffen / lassen wir es bej den Bündten / Landsfriden und Abscheiden verbleiben / an deren schuldiger Beobachtung die Landvögt billich nicht sollen gehindert werden. Weil auch neuntens / in gemeinsamer Beherrschung eines oder des andern Orts absonderliche Vrtheln auszufällen / oder ins gemein ergangene / auch absonderlich widerumb auffzuheben / gemeinen Rechten zuwider / auch ein anlas zu zank und streit / erachten wir für recht und billich / daß / was die gemeinen Herrschafften betrifft / nichts absonderlich sondern alles ins gemein verhandelt werden / jedoch hierdurch deme / was der Religion und dero anhangs halber erläutert / nichts präjudicirt noch benommen sejn solle. Zum zehenden / solle in Verwaltung Gericht und Rechtens / auch abstraffung der lastern / als der grundveste eines jedwedern Regiments ohne passion / eifer / gunst noch ungunst / mit unumfangenem / unparthej???schem Gemüth / ohne Respect / was Religion einer oder der ander seje / nach der Richtschnur des Landsfridens / Verträg- und Abscheiden verfahren werden. Was dann den Religions-Titul / absonderliche Bunds-Tractaten / zulassung eines Evangelischen Prothocollisten bej gemeinen Tagleistungen / (die sonsten der vernunfft / billichkeit und Observanz aller anderer Orthen / so underschiedlicher Religion in und aussert der Eydtgnoßschafft nicht ungemäß) Item / Ort und Mahlstatt betrifft / darvon im 5. 11. 14 und 16. Klag-Articul anregung beschihet / möchte darvon / als von Sachen das gan [483] ze Eydtgnössische Corpus berührend / in gemeiner Versammlung freundliche Handlung gepflogen werden. Die Beobachtung des Fridenschlusses / so auf den ganzen Eydgnößischen Leib / und alle desselben Glider gemeint / zumahlen auch des gegenwertigen Ausspruchs in den Landen / so dem Landsschirm und Hoher Obrigkeit jeniger loblicher Orthen / zwüschen welchen derselbig gemacht / underworffen / darvon der 12. Articul lautet: ist der selbs redenden billichkeit / und aller vernunfft gemäs / derowegen alle Interessirte Obrigkeiten / Gerichtsherren / Collatores und Landvögt / dar an nicht weniger / als den Landsfriden selbs / gebunden sejn / und dises der Herren Landvögten Ordnung und Eyd auch solte einverleibt werden. Die Fortsezung der angefangenen Reformation in den gemeinen Herrschafften / darvon in 13. Klag-puncten gehandlet wird / findet man ein loblich / anständig und nuzlich werk und überlaßt es den loblichen regierenden Orthen / darinnen gemeinlich zucontinuiren. Die Auffmahnung der gemeinen Vnderthanen / wie auch absonderliche Besazung der gemeinen Pläzen und Pässen durch die mehrere / wider die wenigere Regierende Orth / finden wir weder in gemeinen Rechten / noch den Schirm- und Frejheits-Brieffen (so unsers ermessens nicht aus jnnerliche Krieg gezogen werden können) genugsam fundirt / derwegen ist / nach anleitung der Eydtgnössischen Verträgen / auch des gemeinen Rechten / dißfals unser meinung / daß / wann wider verhoffen / zwüschen den Obrigkeiten Streit und Vnw???llen (so der Allerhöchste von unserm lieben Vatterland in Ewigkeit gnädiglich abwenden wölle) vorfiele / sie die gemeine Vnderthanen Gott für deren wider versühnung anruffen und bitten / im übrigen aber still / rühig und Neutral verbleiben / keinem Theil hülff noch Vorschub thun / auch keine Besazungen eynnehmen sollen. Anlangend dann ferners die kriegskösten / so in dem Fridenschluß beiden teilen zu fordern reservirt und vorbehalten sind / ist unlaugbar / daß dieselbigen von der gerechtigkeit des Kriegs dependiren / und derwegen dem jenigen zu aufferlegen sejen / der dem andern teil zu ergreiffung der waaffen ursach gegeben / und hiemit den krieg und die daher rührende unkösten causirt und verursachet hat. Dieweilen dann der abschlag / versag- und verweigerung des Rechten bei allen Nationen und völkern / vornemlich in unserer Eidgnoßschafft / jeweils für ein unwidersprechlich befügte ursach des Kriegs gehalten worden: auch die Bündt und Landsfriden austruklich vermögen / daß man zu verhütung kriegs und auffruhr / einandern in vorfallenden Spänen und Streittigkeiten des Rechten gestehen solle / darbej keiner Exception / fürworts noch bedings / um was sachen es beschehen / oder das etwas darvon ausgeschlossen sejn solle / gedenken: Im Gegentheil aus dem bericht zwüschen Zürich / Schweiz und Glarus im Jahr 1440. gemacht / sich Sonnenklärlich erhället / daß man einandern auffrechtlich und schlechtlich / ohn alle fürwort / ersuch / eintrag und widerred des Rechten gestehen solle / und daß ein Statt Zürich domaln eben darumb / weil sie solches ohne fürwort und geding zuthun verweigert / von übrigen Orten mit gewalt und den waffen dar zu gehalten worden seje / hierneben mit underschidlichen Exemplen erwisen / daß in Lobl. Eydtgnoßschafft man einandern des Rechten / auch um̅ sachen / die des einen ald anderen Orths Souveräinitet / Hochheit und Judicatur berührt / und darbej auch das Interesse der Religion merklich versiert / gestehen müssen / zumahln die Disposition des leztern Fridensschlusses / als ein frejwillige reciprocierliche Verkomnus zwüschen den Parthejen in disem Passu allein auf das könfftige / und keines wegs die vergangene Fähle gezogen werden / auch sonsten dem lobl. Ort Schweiz hierinnen zu keinem Behelff dienen kan. Vnd nun unser getren lieb Eydtgnossen des lobl. Orths Schweiz / loblicher Statt Zürich des Rechten anderst nicht / als mit fürwort und gedingen gestehen / ja dasselbig also einziehlen [484] und einschranken wollen / daß es gleichsam allerdings in ihrem Arbitrio und willfuhr gestanden wäre / um was sachen sie das Recht antretten wollen oder nicht / darneben ihre abstanden wäre / um was sachen sie das Recht antretten wollen oder nicht / darneben ihre abgesandte auff der im Decembri 1655. zu Baden gehaltenen Tagleistung / nach gethaner scharffer Protestation / und undergemängten sehr nach denklichen worten / von dannen abgereist / und hiemit alle fehrnere gütliche handlung gestekt und abgeschnitten: inmittelst die loblichen fünt Ort sich der gemeinen Pässen und Orten / Mellingen und Bremgarten / durch eingelegte Commandanten versichert / und mit andern gleiches vorgehabt. Als befinden wir daß ein lobliche statt Zürich auch ihrer seits zu vigiliren / und vermittelst ergreiffung der waaffen ihrem gegenteil vorzukommen / die sicher heit ihres Stands und das liebe Recht dadurch zu suchen / genugsam befügt gewesen / Consegventer ihnen der kosten / billichen dingen nach / von dem gegenteil von rechtswegen ersezt und abgetragen werden solle / um so vil desto mehr / weil vor der Ruptur eine lobliche statt Zürich durch ihr abgesandte sich austrukenlich erklärt / des loblichen Orts Schweiz Religion Souuerainete / und Judicatur nicht zu berühren noch anzufechten / und darüber an dem Eidgnössischen Rechten zu erfahren begert / ob nicht auff solches hin / man ihnen des unbedingten Rechten zu gestehen schuldig seje? Mit erbietung in dergleichen fällen sich dem Rechten ebenmässig ohne beding und fürwort zu underwerffen / durch welches alles aber das lobliche Ort Schweiz / so wenig als durch abschikung einer gesandschafft aus Baden zum unbedingten Rechten und dessen antritt disponirt werden mögen / sondern auff voriger meinung bis nach der Ruptur verharret / und hiemit den krieg unwidersprechlich verursachet hat / wie es dann die gesamte uninteressirte Ort loblicher Eidgnoßschafft von beiden Religionen ohne underscheid nach erfolgter Ruptur / laut ihres zu Solothurn mit ein andern gemachten gemeinen abscheids / und zwejer schreiben in aller nammen / under loblicher Statt Solothurn Insigel / an beide lobliche stätt Zürich und Bern absonderlich abgangen / auch also gefunden haben. Was dann endlichen des Drittmans erlittene schäden anlangen und berühren thut??? befinden wir / daß der Fridensschluß nicht alle und jede beschädigte ohne underscheid zu klagen und restitution zu begeren zulast / dann darinnen ein underscheid under den Prätendenten gemacht / und allein die jenigen / die bei disem kriegswesen nicht interessirt / noch eintwederer Parthei anhängig gewesen / und denen daß ihrige wider kriegsbräuch / auch recht und billichkeit / oder under wärendem anstand entfrömdet / und sie sonsten beschädiget worden / zum unparthejischen Rechten gewisen / übriges was vorgangen mit der Amnesti bedekt / und hiemit folgende Classes allerdings ab- und zu ruh gewisen werden: Erstlich die jenigen / so eintwederer Parthei mit Burg-Schirm- und Land-Recht zugethan / oder in deren Terricorio begütert / und an solchen ihren gütern schaden erlitten: zum andern die / so in entwedirem theil Commandanten oder besazungen eingenommen oder begert. Viertens / die jenegen gemeinen underthanen / so entwederm theil sich widersezt / und mit gewalt bezwungen werden müssen. Fünfftens / die / so aus den eroberten Orten ausgewichen / und sich dem jenigen / so die Ort occupirt / nicht underwerffen wollen. Sechstens die / welche den jenigen under deren gewalt / schuz und schirm sie gerahten / zu ihrer Subsistenz etwas von futter / proviant / und andern lebensmittlen contribu???rt und zugetragen / sie könten dann / daß ihnen restitution und ersazung versprochen worden / genugsam und glaubwürdig darthun und bescheinen: item / welche etwas an ihre Salvaqvardien verwendet haben. Letstlich die jenigen / deren haab und gut in wärendem krieg in ihrer feinden hände Jure Belli kommen / und erst in währendem anstand verändert und abgeführt worden. Die jenigen aber / so in disen Classen nicht begriffen find / und denen der Fridensschluß den zugang zum Rechten vergont und zugibt / betreffend: könten selbige vorderist die gütig [485] keit / mit zuziehung fridliebender personen von beiden Parthejen versuchen / und sich ohne ferneren unkosten und weitläuffigkeit trachten zu vergleichen / dafern aber solches nicht erheblich / und kein gütliche Composition statt funde / solle es unserseits an Administration schleunigen / unparthejischen Rechtens / in der begerenden kosten nicht ermanglen. Im übrigen lassen wir es bei Bündten / Landsfriden / authentischen Verträgen und abscheiden / auch jedes Orts Rechten und gerechtigkeiten / durchauß verbleiben / und haben dessen allen zu gezeugnus und wahrem urkund / unsere gewonte Innsigel (doch uns und unseren erben und nachkommenden ohne schaden) gehenkt an disen brief. Der geben ist zu Olten / den zwanzigsten Monats-tag Jäners / als man zelte nach der geburt Jesu Christi / unsers lieben Herren und Seligmachers / ein taufend / sechs hundert / fünffzig und siben jahr. (Grausame verfolgung in Piemont.) In disem 1655. und anfangs der 1656. Jahrs wurden die Reformirt-Evangelischen in Piemont im Luserner-Thal / under des Herzogen von Saphoy Gebiet / wider Recht und alles versprechen im harten Winter aus ihrer Wohnung vertriben. (Jahr Christi 1655. 1656.) Der Marqvis Pianesse gab ihnen den armen leuten gute wort und schwur dazu / daß ihnen kein leid widerfahren solte / sie solten nur als gehorsame underthanen 3 Regimenter einnemmen / und verpflegen / wie der Herzog von Saphojen ihr Landes Fürst solches befohlen / disen worten ward geglaubet / aber / so bald die Regimenter eingelassen / gieng das spil an / da ward alles nidergemacht / da dann ein solch Blutbad vorgieng / dergleichen fast in der Christenheit nicht erhöret. In dem mörden und töden / welches nicht zu beschreiben / giengen die Kirchen und häuser in Feuer auff / die mutter hatte ihr saugendes Kind / der Mann seine Frau / die Kinder ihre Elteren verlohren / einige die den mördern entrünnen wolten / sprangen von hohen bergen in die tieffe Schnee / darinn sie dann verschmachten müsten / die aber noch auff den bergen verbliben / denen wurden die köpf zwüschen den beinen gebunden / und also herunder gestürzet / vil kinder brateten sie auff dem Feuer / vil nagelten sie an die bäume / 2. soldaren namen ein kleines kind / jeder bei einem bein / rissen es von ein ander / und schlugen sich damit um die Köpf. Vilen weibern und Jungfrauen schnitten sie die bäuche auff / thaten Salz / Pulver und Steine hinein / sie wolten sich nicht erbitten lassen / sondern haben dieselbe mit grausamer marter getödet / sie hatten solche Tormenten / die unerhöret sein / damit sie die armen leute qväleten. In dem Dorff Tillarel triben sie mit 150. Frauen und kindern allen muhtwillen / hernach schlugen sie ihnen die Köpfe ab.
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(Engelland.) Allhie kam der Jude Manasse Ben Israel vor seine Hoheit dem Protecteur und proponirte folgende Puncten: 1. Erstlich bat er im nammen seiner Juden-genossen / daß seine Hoheit belieben möchte zu vergönnen / das Sie / die Juden / gleich die Eingebohrnen under dero protection in Engelland und anderen Provincien selbiger Republic wohnen möchten. 2. Daß Sn. Hoheit Ihnen nicht allein in Engelland / sondern auch an andern orten under dero protection offentliche Synagogen verstatten möchte. 3. Einen gewüssen ort ausserhalb den Wohnstätten zu ihrem Begräbnus zu vergönnen. Und 4. Fridlich allerlei Kauffmanschafften / so wol als andere zu treiben: und da einige ordnungen wider sie gemacht wurden / daß seine Hoheit solche zu widerruffen gelieben möchten. Dise Puncten wurden von Sn. Hoheiten in bedenken genommen. (Engelland.) Allhie in Engelland in der Provinz Kent / trug sich folgender kläglicher fall zu: In dem ein ritter hieselbst / nammens Stur Georg Schands / welcher jährlich an Landgütern 9000. Rthaler einkommens hatte / seinem ältesten Sohn alle mittel auff den todesfall verlassen / dem jüngsten aber (weil er nur dise 2. kinder hatte) auff (Brudermord.) sein ansuchen einen zimlichen anteil der Güter / wodurch er zur guten Hetraht gelangen möchte / nicht vermachen wollen / worüber der jüngste Sohn ergrimmete / daß er seinen Bruder des nachts im schlaaffum's leben brachte / und am morgen die that seinem vatter zeigete / mit vermelden / wie er nun frei über seine Güter disponiren möchte / weil er seinem bruder den Rest gegeben / und er diser that halber / wol wider sterben müste / in betracht er auch nicht lang hernach gehenket wurde. Zu Amsterdam gieng Heinrich von der Mühlen / neben seinem (Holland.) sohn / gebürtig von Jevern / im Oldenburgischen lande / (Er war Holländischer Zoll-Verwalter gewesen /) mit einer unsäglichen Summa an Parschafft / wie man meinte 3. Centner Goldes wert / Diebischer weise durch / auf welche beide personen die Herren (Greulicher Diebstal.) Staaden 3000. Gulden boten / wer sie ausfragen kundte. Dife wurden zu Genffertappet / und bei ihnen noch gefunden 12777. Ducaten.
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(Jahr Christi 1656. Schweden machen beut) Wie die Königin in Polen zu klein Glogau auffladen ließ / in meinung / weil es nun mehr der Schwedischen halber / keine gefahr mehr hätte / selbige nach Leopolis fortgehen zu lassen / eroberten die Schwedischen nach erlangter kundschafft dieselbe / und machten die Convoi nider / die Güter / nebenst des Gen. Tzernezki Gemahlin / die auch nicht geringe sachen bet sich hatte / brachten sie zu Krakan ein. (Constantinopel auffruhr.) Weil die Janitscharen und Spahi mit geringhaltiger Münze bezalet wurden / als rebellirten dieselbe in die 20000. stark / überfielen des Groß Türken Palast / schlugen dem Primo Vezier und andern 24. Ministris die Köpfe ab / und sazten die andere in die 7. Thürne / sie funden bei ihnen in die 6. Tonnen Goldes / die sie under sich theileten. Es müste auch des Groß Türken lehrmeister auß diser ursach mit daran / weil er des Groß Türken mutter / die aller unruhe im Reich ursach war / verborgen gehalten. (Hundert Jä riger Prediger wird wider jung.) Herr Franz Schröder / Pastor zu Goldingen in Jüdtland / schribe 1656. an einen guten freund also: Dem Herren verhalte nicht / daß bei Risennohr ein alter Prediger / nicht weit von hundert jahren / wider jung wird / da er zuvor alters halben in vilen jahren nicht geprediger / sondern seinem Tochtermann den dienst übergeben: fanget wider an zu predigen / und zwar mit vil herrlichern Gaaben als zuvor / da ihme die zähne ausgefallen / die wachsen ihme wider / und zwar so scharff und spizig wie ein nadel. Die grauen haare werden wider gelb: Er kan auch wider wol essen / und harte speisen verdäuen / und ist an stärke und kräfften wider ganz follkommen: welches sich alles in warheit also verhält / und der Herr auff mein wort nachreden mag. Was es bedeute / ist Gott bekant. (Erschröklich Exempel.) Zu Feldsperg in Mähren auff des Fürsten von Liechtenstein / Herrschafft / führte der leidige teufel den Canzler nammens Roknern mit leib und Seel von selbiger Herrschafft weg / er hinderließ auff seinem tisch ein brieflin / darin stand: O wehe meiner armen Seelen / anjezo muß ich fort / der leib ward hierauff grausam zerschmettert in einem Wald gefunden / Gott bewahre alle fromme Christen. (Pohlen.) Die Polen fielen in Marienburgischen Werder ein / hauseten übel / namen kleine kinder lebendig mit davon / und verkaufften solche an die Danziger burger / eines vor 6. 12. 18. Groschen.
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(Venedig.) Die Venedische Schiff-Armada machte sich fertig nach den Dardanellen auffzubrechen / sie kam auch dahin / und traff mit dem Erbfeind dem Türken 2 ganzer tage lang / als den 25. und 26. Junij / da dann von der Türken 100. Schiffe / so zugegen waren (was nicht in brande geschossen / oder undergangen) alles erobert wurde / ohne 14. Galleen so mit dem Gen. Bassa durchgiengen. Der Türken wurden in die fünff tausend gefangen / über vier tausend Christen Sclaven wider erlediget / und in die fünfthalb tausend ungläubige durchs Schwert getödet. Auff der Venetier seite blib derselben Generalissimus Laurentius Marcello / neben etwa 300. Mann und 3 Schiffe / als die Sultana / ein Holländisch Schiff / und das Waapen von Nassau. Für dise erhaltene Victoria hielte man zu Venedig 3 tage lang Dankfest. 2000. Ducaten wurden under die armen außgeteilet / und vil um Schulden gefangene loß gelassen. Der edle Herr Lazarus Mocenigo ward an statt des geblibenen Herren Laurentij Marcello zum Generalissimo über die Venetianische Schiff-Armada wider erwehlet. Leopoldus der Ungarische König wird zum Böhmischen König gekrönet. (Käisers Ferdinandi tod) Den 3. Aprilis 1657. wurde diß Namens Käiser Ferdinand der dritte in dem 49. jahr seines alters / als er die Käis. Regierung fast 20 jahr verwaltet / durch den tod hingerissen. Sein Leichnam / bei welchem drei Cronen / Scepter / Reichs-apfel / und ein vergüldtes Schwert gelegen / ward zu Wien bej den Capucinern mit sonderlichen Ceremonien beigesezet / und das Herr naher Grä??? in Stejermark geschiket. ENDE.
|| [ID00527]

Innhalts-Register
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Oder Summarische Verzeichnus der namhafftesten und denkwürdigsten Sachen / welche in disem Histori-buch zufinden sind. ENDE.
|| [ID00541]

In Zoilum.
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Mome, favere decet prodesse volentibus; Ergò Carpere vel noli nostra, vel ede tua. An den tagelgern. Wer sich mit seinem fleiß zu nuzen underwindet / Derselbe billich lob und gunst bei Rechten findet. Drum / tadler! laß uns dis unangeneider sein: Wo nicht / so zeig dein wiz / und gib auch uns das dein

Truk-Fehler so mit undergeloffen.
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Blat 10. am rand lise Josephus. Bl. 19. lin, 8. lise gelehrnet. Bl. 56. lin. 31. lise König. bl. 65. lin. 20. lise 3407. bl. 75. lezte lin. lise Cremeram. bl. 133. lin. 15. lise Eleutherius. bl. 137. lin. 5. lise der Meister. bl. 161. lin. 7. lasse aus welcher. bl. 162. lin. 13. lise kein Hiskias. bl. 242. lin. 19. lise dises Tochter. bl. 282. lise Regen Volscius. bl. 337. lin. 6. lise Syndicus. bl. 414. lin. 8. lise Thou. Im Register lise Cleombrotus, Conradinus, Crescentius. Die űbrigen wolle der Gönstige Leser selbsten corrigiren.
|| [ID00542]

Bericht wegen etwelchen Kupfern / so disem Histori-buch können einverleibt werden.
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An die Buchhinder. Es kan der gönstige leser / welcher zu Conterfäiten der Käisern / Königen / Fürsten / und anderen Kriegs-Generalen / wie auch gelehrter leuten abbildungen lust hat / solche bei den Kunsthändlern / als Herren Aubry / Hr. Paul Fürsten / und andern einkauffen / und zu disem buch mit einbinden lassen. Es haben zwar underschidliche Kupfer dar zu sollen gestochen werden / welches aber vil zeit gebraucht / und lang angestanden were. Die Kupfer so allbereit fertig / wolle der buchbinder hinein machen / wie folget: Den bogen kupfer / worauff Johann Wikleff / Johann Huß sc. muß er alle 8 Conterfäit verschneiden / und auff ein sauber qvart blatt allezeit auffpappen oder kleistern / und hinein machen / wie folget: Joh. Wikleff 249. Joh. Huß 250. Hieron. von Prag 251. Joh. Ziska 252. Hieron. Savanar. 267. Philipp Melancht. 268. Joh. Diazius 281. Herzog von Alba 300. Thomas Crammerus 301. Das halbbögig Kupfer muß auch halb von ein ander geschnitten werden / und das 1. blat als D. Martin Luther / Philipp Melancht. Huldrich Zwinglius sc. in das 290. blat. Das 2. qvart blatt kan dem 302. blatt beigelegt werden Und so solche beliebig / können mit der zeit die übrigen / so wol der Käisern / Königen / Kriegs-Generalen / als gelehrter leuten abbildungen / allezeit 9. auff einem qvart blatt darzu gestochen werden Die belägerung der statt Genff oder Escalade gehört zu dem 304 blatt. König Henricus IV. in Frankreich 301. Theodorus Beza 309. Gustavus Adolphus König in Schweden 326. Käiser Matthias 327. Chur Fürst Friderich König in Böhmen 333. Spinola 355. General Tilly 349. Gustavus Horn / Gen. Pappenheim 370. 371. Wallensteiner 375. Herzog Bernhard 377. Herzog von Roan. 393. J. C. D. Pfalzgr. Carl Ludwig. 400. Gen. Gallas. 405. Obr. Tupadel 405. Herzog von Orleans 412. Prinz von Condt 413. Cardinal Richelien 416. Ludov. XIII. König in Frankreich 418. Gen. Torstensohn. 419. Johan von Werth 391. Albr. von Mandelslo 420. Wilh. Laud / 421. Gener. Königsmarkt 422. Maresch. Tourrenne 423. Thomas Aniello 429. König Carolus in Engell. 452. Olivier Cromwel 455. Card. Mazarini 457 Fürst Ragozi 458. Königin Christina 468. Bapst Alexander VII. 469. Käiser Ferdinand der III. 488.


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