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Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Bey der
Hochansehnlichen Fürstlichen Vermählung / Des Durchläuchtigen Hochgebornen
Fürsten und Herren / Herren Manfredi / Hertzogen zu Wirtemberg und Teeck /
Grafen zu Mumpelgard / Herren zu Herdenheim / Mit dem Hoch-Gräflichen Fräulein /
Fräulein Juliana / Gräfin zu Gldenburg und Delmenhorst. In der Fürstlichen
Residentz-Vestung Wolfenbüttel / den 31. Octob. im 1652. Jahre entdecket und
gezeiget / Von JOACHIMO Lütkeman / der H. Schrifft Doctore, und daselbst
Superintendente Generalissimo.
Wolfenbüttel / Bey Johann und Heinrich Sternen.
|| [ID00002]
Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren / Herren Manfredo /
Hertzogen zu Wirtemberg und Teeck / Grafen zu Mumpelgard / Herren zu Heidenheim
/ Meinem gnädigen Fürsten. Vnd Seiner Fürstl. Gn. hertzgelibten Gemahlin / Der
Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin und Franen / Frauen Juliana / Hertzogin zu
Wirtenberg / etc. Gebornen Gräfin zu Oldenburg und Delmenhorst / Frauen zu
Jevern und Kmphausen. Meiner gnädigen Fürstin zum Gedächtnis / Vnd Allen
verliebten Hertzen zum Gefallen / Ubergibt dieses /
JOACHIMUS Lütkeman / D.
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Die Lust und Prachteiner Lürstliche̅ doch Geistlichen
Vermählung.
Das walt GOTT Vater / Sohn und heiliger Geist / Amen.
GEliebte in dem HErrn / Essen und Trincken ist Menschen und Thieren / gemein /
dennoch ist ein Unterscheid unter der Speiß der Heiligen und Unheiligen / denn
so spricht der Apostel Christi: Alle(1. Tim. 4,
4) Creatur Gottes ist gut / und nichts verwerflich / das mit
Dancksagung empfangen wird / denn es wird geheiliget durch das Wort Gottes und
Gebet. Gott gibt das tägliche Brodt auch allen bösen Menschen / wir aber / die
wir Gott lieben / wir empfangen es mit Dancksagung. Den Vnreinen ist alles
unrein / unrein ist ihr Geist / unrein ist ihr Fleisch / unrein ist ihre Speise
/ unrein ist ihr Tranck / den Gläubigen aber ist alle Speise rein / die GOtt
geschaffen hat / wenn sie mit Dancksagung empfangen wird / denn sie wird
geheiliget durch das Wort und Gebet.
Eben das mag man auch sagen von dem Ehestande / welcher als eine heilsame Ordnung
Gottes durch desselben wunderbare Providentz auch unter den Heyden erhalten ist
/ und ist dennoch ein Vnterscheid / unter einer Heydnischen / und unter einer
Christlichen ehe. Der Vnterscheid aber stehet fürnemlich darin / daß Christen
sich im HErrn(1. Cor, 7, 39.) verehelichen. Ihr
Ehe wird geheiliget durch das Wort
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Gottes und Gebet. Daher denn auch nicht unbillich unter Christen
keine Ehe für Christlich rechtmessig und vollkommen gehalten wird / die nicht
durchs Wort und Gebet geheiliget ist. Eine Heidnische Ehe mag es seyn / aber
keine Chrittliche.
Wir haben itzt für der Hand eine Fürstliche Vermählung zwo hoher Personen. Euer
aller Augen und Gemüte seynd auf eusserliche Lust und Ergetzligkeit gerichtet /
da möchte es euch ungereimt düncken / wann ich etwas von geistlicher Lust und
Ergetzligkeit solte auf die Bahn bringen. Dennoch / weil es eine Christliche
Vermählung seyn sol / kans und mags nicht anders seyn / sie muß durchs Wort
Gottes und das Gebet geheiliget werden. Darum / Außerwehlte Christen / gebet
GOtt die Ehre / und überlasset der geistlichen Ergetzligkeit ein Räumlein in
eurem Hertzen. Denn ich habe mir fürgenommen / in dem Fürbilde dieser itzt
verhandenen Fürstlichen Brautleute / eure Augen und Gemüter zu führen auff die
wunder-herrliche Pracht einer geistlichen Vermählung. Dazu mir Anlaß gibt das
Evangelium / so eben auff den heutigen Tag in der Gemeine GOttes verlesen und
erkläret worden. Da (Matt. 22, 2.) das Himmelreich
ist gleich einem Könige / der seinem Sohn Hochzeit macht. Wann Paulus betrachtet
das Gesetz der Ehe: Ein Mann wird seinen Vater und seine Mutter verlassen / und
seinem Weibe anhangen; gibter davon ein Urtheil: Das Geheimnis (Enhes. 5, 31.) ist groß / ich sage aber von Christo
und der Gemeine. Diß Geheimnis wolte ich euch gerne in die Sinne bringen wann
ich könte / ich wolte euch gerne zeigen die Lust und Pracht einer Fürstlichen
doch geistlichen Vermählung. Hie müssen aber Hertzen seyn / die in der Liebe
leben. Wolte GOtt / ich vermöchte euch zu
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zeigen / was ich gerne wolte.
Im Namen GOttes / wir wollen thun / so viel wir durch seine Gnade vermögen.
Wer Braut und Bräutigam ist / ist unnötig zu sagen / ihr wissets daß es Christus
ist und seine Gemeine. Der Bräutigam ist groß und herrlich genung / die Braut
aber fastunwürdig / wie grösser der Bräutigam / wie unwürdiger die Braut. Das
ist nun zuvoraus zu verwundern in der geistlichen Vermählung / daß der
unendlicher König aller Welt / sich hat verlieben können an so eine nichtige
verderbte Creatur / Niemand liebet etwas / er finde denn / was der Liebe wehrt
ist / alle Liebhaber können ein Uhrsach ihrer Liebe fürbringen / der eine
spricht von seiner Liebsten: Ich liebe sie / darumb daß sie vornehm ist / der
ander spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie reich ist / der dritte spricht /
Ich liebe sie / darumb daß sie schön ist; Etliche sprechen / Ich liebe sie /
darumb daß sie from̅ ist. Der Sohn Gottes aber findet nichts
dergleichen bey der sündlichen Seelen / da ist weder Adel noch Reichtuhm / weder
Schönheit noch Frömmigkeit. Man möchte sagen / es wäre eine unsinnige Liebe. Wo
hat man jemals gehör et / daß ein mächtiger / ver ständiger Herr sich solte
verlieben / in ein geringes / nichtwürdiges / heßliches / unzüchtiges Weibes
stück? Vielweniger hat man gehöret / daß er umb einer solchen Person Gegen Liebe
sich groß solte bemühen / allermeist wann dieselbige ihn verachtet. Diß ist
nimmer geschehen / wird auch nicht geschehen. Was sol man denn sagen von der
Liebe Christi? Wie brennet er gegen der abtrünnigen Seele? Wie arbeitet er umb
ihr? Wie gehet er ihr nach / und versucht auff allerley Weise sie zu seiner
Liebe zu bringen? Ist denn das eine unsinnige Liebe? Das sey ferne / der Sohn
Gottes hat in seiner Liebe auch auf Hoheit und Reichtuhm gesehe̅ /
er hat auch gesehen auff Schönheit und Tugend / nemblich die noch künfftig
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kommen solte. Hätte man würden
zu ihm sagen: HERR / was verliebstu dich an der Menschlichen Seelen / sie ist ja
unkeusch und gottloß / würde er geantwortet haben: Ich wil sie keusch und heilig
machen; würde man gesagt haben / sie ist heßlich; würde er geantwortet haben:
Ich wil sie schön machen; würde er gesagt haben / sie ist arm; würde er
geantwortet haben: Ich wil sie reich machen; würde man gesagt haben / sie ist
unedel; würde er geantwortet haben: Ich wil sie edel machen. Es hat der Sohn
Gottes sich darüber erfrewet / daß er gewüst / das Vnedel edel / das Arm reich /
das heßlich schön / das Vnheilige heilig zu machen / darumb hat er auch keiner
Arbeit geschonet. Das ists / das die Schrifft andeutet / wann sie spricht: (Ephes. 5, 25.) Christus hat seine Gemeine geliebet
/ und hat sich selbst für sie gegeben / auff daß er sie heilige. Er hat so viel
Blut vergossen / daß es all genug gewesen zu einem Bade / für die Seele /
darinnen sie von ihrem Aussatz gereiniget werde.
Die Buhler in der Welt / nehmen ihre Liebsten zu gefallen / viel Mühe und Arbeit
auff sich, sie putzen sich fein aus / sie bringen der Liebsten eine Music,
besuchen sie oft / entweder mit ihrer Gegenwart oder freundlichen Briefen / sie
geben ihr auch Gaben; Das alles findet sich bey Christo. Höret Wunder / was der
HERR der Herrligkeit / der armen Seelen zu Liebe tuht. Seine Mühe und Arbeit ist
bekant. Wie schmück et er sich aber seiner Liebsten zu gefallen? Wie stavirt er
sich? Von Herode läst er ihm anziehen ein weisses Kleid / von Pilato läst er ihm
anlegen den rothen Purpur Mantel / dieses läst er alles verschammeriren mit den
gülden Schnüren seines Blutes / an seinem Leibeist er um̅geben mit
den Ketten vieler Striemen / an seinen Händen und Füssen läst er sehen köstliche
Händschue und Stiefeln /
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nemblich die Nägelmahlan Händen und Füssen / auff seinem Hertzen träget er das
Kleinod einer tieffen Wunden / und sein Häupt läst er krönen mit einer Dornen
Kron / das laß mir seyn ein wolausgestafirten Bräutigam. Solche Kleidung nimpt
er an / zwar Ihm zum Schimpf un̅ Spott / dir aber liebe Seele /
dir zu Preiß und Ehre. Hat er aber auch seiner Braut kein Liedlein gesungen? Ja
freylich / die Liebe lehret ihm singen ein Klag Lied: Mein Gott / mein Gott /
warum̅ hastu mich verlassen? Die Liebe trang ihm zu singen ein
Lied voll brünstiges Verlangens; Mich durst / mich durst. Läst er sich aber
seiner Liebsten nicht sehen? Besucht er sie nicht? Spricht er ihr nicht
freundlich zu? Wo hat man jemals ein freundlichers Gespräch gehöret / als der
Sohn Gottes anstellete mit der menschlichen Seelen / durch seine Legaten und
durch sein Wort? Was seynd die Diener Christi anders als Brautwerber / durch
welche Christus die Seelen umb die Liebe ersuchet? In solchem Ansehen spricht
Paulus: Ich habe euch einen(2, Cor. 11, 2.)
Man̅ vertrauet / daß ich eine reine Jungfrau Christo
zubrächte. Was schencket er aber der Seelen? ER schencket ihr sein Blut / das
sie reiniget / und seinen Geist / der sie heiliget.
Wir haben genung gesehen / wie viel der gewaltiger König um̅ eine
unwerthe Magd getahn hat / Last uns auch ein wenig anschauen die Herrligkeit /
dazu diese unwerthe Magd durch die Fürstliche Liebe erhaben ist. Wenn ein
vornehmer Herr ein armes Mägdlein zur Ehe nimpt / wird dasselbige zwar reich
durch den Reichtuhmb ihres Bräutigams / und Edel durch desselben Adel; ist sie
aber nicht schön / wird sie durch die fürnehme Ehe nim̅er schön
werden. Die arme Seele erlanget alles / sie wird eine Königm / nicht allein an
Würden / sondern auch an Macht.
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Alles was da ist / das muß ihr zum besten dienen / und kan ihr nichts schaden.
Von einem Griechische̅ Helde melden die Historien / daß er seinem
Vaterland so lieb gewesen / daß es alles getahn / was er gewolt hat; Dagegen hat
der Man̅ ihm gefallen lassen alles was seine Frau gewolt / die
Frau aber / was das Kind gewolt; Daher ist eine Rede entstanden / daß ein Kind
das gantze Land regiere. Das mag man mit Warheit sagen von der gläubigen Seele /
was der Vater im Himmel wil / das muß in aller Welt geschehen / was der Sohn wil
/ das wil der Vater / und was die gläubige Seele wil / das wil der Sohn / wo es
ihr nur heilsam und nützlich ist. Wer wolte denn sagen / daß die Seele keine
Königin seye / bey des an Macht und Würden? Du möchtest sagen / das seynd Worte
/ die lassen sich rede; Es seynd nicht blosse Worte / du wirst die Warheit
dermahl eins selbst erfabren / denn daß du nun noch von vielen Creaturen
beängstiget wirst / das benimpt deiner Königlichen Herrligkeit nichtes / das muß
nun so seyn / weil du noch im Streite stehest / es muß dir aber zu deiner
Herrligkeit befoderlich seyn / daß offenbar werde / daß du der Königlichen
Würden wehrt sey est / Wenn der Streit geändiget / wirstu erfahre̅
/ wie dir alles hat müssen zum besten dienen. So bistu nun eine Königin / du
gläubige Seele / und eine reiche Königin / (1. Cor. 3,
21.) die Schrifft saget: Es ist alles euer / ihr aber seyd Christi.
Sihe / dein König und Bräutigam macht dich zum Erben. Wer kan aber den Reichtuhm
des Himmels begreiffen? Was wil ich denn sagen von der Pracht und Hobeit unserer
Braut? Sie ist nicht nur außwendig außgeschmükt / sie ist schöne inwendig /
durch und durch / und ihre Schöne ist eine göttliche Schönheit / wie geschrieben
stehet: (Ps. 45, 10. 14) In deinem Schmuck O König
/ in deinem Schmuck gehen der Könige Töchter / die Braut
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stehet zu deiner Rechten in
eitel köstlichem Golde. Des Königes Tochter ist gantz herrlich inwendig / sie
ist mit gülden Stücken gekleidet / man führet sie in gestückten Kleidern zum
Könige. Sie ist erfüllet mit dem Glantz Christi / durch und durch. Sie ist
bekleidet mit dem Rock der Unschuld. Sie ist umbgeben mit den Ketten
mannigfaltiger Tugend. Auff ihrem Haupt trägt sie die Krone eines reinen
Gewissens. Ach wie viel ist an dem Schmuck der Braut zu besehen / wir müssen nur
einhalten / denn bey dieser Fürstlichen Vermählung noch mehr zu besehen ist.
Wenn wir den Zustand der Verliebten gesehen / können wir auch ferner ansehen die
Lust und Frewde / so bey dieser Fürstlichen Hochzeit zu finden ist / nur daß wir
vor etwas sagen / wie es mit ihrer Verlöbnis zugehe / und wie sie mit einander
ehlich verbunden werden. Das Geheimnis(Eph. 5,
12.) ist groß / Ich sage aber von Christo und der Gemeine / worin
steckt das Geheimnis? Ein Man̅ wird verlassen Vater und Mutter /
und seine̅ Weibe anhangen / und werden zwey ein Fleisch seyn. Hat
nicht der Sohn Gottes müssen verlassen den Schoß seines himlischen Vaters / da
er sich an einem Weibe verliebete? Hat er sich nicht müssen eussern seiner
Herrligkeit? wer wil sagen / wie es sey zugangen / da Gott von Gott verlassen
ist? das Geheimnis ist groß / was hat er damit gesuchet? Er suchet ein Weib. Was
ists / daß er seinem Weibe anhanget. Ein Mann hänget sich an ein Weib durch ein
Verbündnis / wann der Bräutigam saget: Ich nehme dich auff zu meiner Gemahlin /
und verspreche dir hiemit meine Trewe; und die Braut gleichfals; Ich nehme dich
auff zu meinen Gemahl / und verspreche dir meine Treue. Also verbindet sich auch
Christus mit der Seelen /
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und
spricht: Sihe / ich bin dein; die Seele wiederumb / Ja ich bin dein / und du
bist mein. Auff solche Verbündnis folgt eine keusche Liebe. Die heilige Schrifft
redet also: (???os. 2, 19.) Ich wil mich mit dir
verloben in Ewigkeit / Ich wil mich mit dir vertrawen in Gerechtigkeit und
Gerichte / in Gnade und Barmhertzigkeit. Ja im Glauben wil ich mich mit dir
verloben / und du wirst den HErrn erkennen.
Der Sohn Gottes neiget sich zu der Seelen mit seiner Gnade und Barmhertzigkeit /
die Seele richtet sich auf durch den Glauben / und helt sich an der angebotenen
Gnade / also hangen Christus und die Seele zusa mmen / im Glauben und in der
Liebe / und daß Christus der Seelen also möchte anhangen / hat er sich nicht
geweigert / den Schoß seines Vaters zu verlassen. Wen̅ Braut und
Bräutigam ehlich verbunden seyn / mag sie nichts scheiden als der Todt / es were
denn / daß ein Theil ehebrüchig würde. Christum und die Seele scheidet auch der
Todt nicht / nichts kan uns scheiden von der Liebe Gottes / die da ist in
Christo JEsu / denn unmüglich ist es / daß Christus / als die ewige Warheit /
seinen Bund brechen solte / doch kans geschehen / daß die Seele sich verschelcke
/ und einem andern nachlauffe. Da sihe abermal Wunder / wie groß die Liebe und
Treue deines Heylandes ist, ist die Seele ehebrüchig geworden / verlest sie
Christus nicht fort / sondern gehet ihr nach / daß er auffs newe ihre Liebe
gewinne. Vnd das hat er in sein Gelübde mit eingeschlossen / daß er sie nicht
wil verstossen / so offt sie im Glauben sich wird zu ihm kehren.
Nun treten wir näher / und sehen zu / was für Lust und Freude bey der geistlichen
Hochzeit zu finden. Wenn Fürstliche Beylager gehalten werden / laufft jeder man
zu / und wolt ein jeder die Lust und Freude gerne ansehen.
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Wolan / last uns zusehen / es
steht uns frey. Ich sage aber wie vormals / wer zusehen wil / muß ein verliebtes
Hertze haben. Aber wohin wende ich mich? was sol ich euch zuerst zeigen / was
sol ich euch zuletzt zeigen? Auff Fürstlichen Hochzeiten mag nichts er dacht
werden / das nicht tausentfeltig köstlicher sey in der geistlichen Hochzeit /
welches doch nicht in leiblicher Gestalt gesehen wird / es erscheinet allein im
Liecht des Glaubens / und wird gefühlet in der geistlichen Andacht.
Den hoch zeitlichen Schmuck der Braut haben wir schon in etwas besehen: Wir
müssen itzt nur darauff acht haben / was sonsten bey dieser Vermählung
vorläufft. Die Braut / für Liebe kranck / wartet auff ihren Hertz liebsten / wie
froh wird sie / wenn sie ihn er sihet / wenn sie ihn sihet einher fahren in
seinem Schmuck! Da kömpt / da kömpt den meine Seele liebet / ich halt ihn / und
wil ihn(Cant. 3, 4.) nicht lassen. Es ist nicht
außzusprechen was die Seele durch die Hertzerguickende Ankunfft ihres Liebhabers
empfindet. Das Hertz kans wol fühlen / aber der Mund kans nicht außsprechen.
Denn es seynt geheime Sachen / die nur unter dem Liebhaber und der Geliebten
bleiben müssen. Der Liebhaber durch scheusst das Hertz durch seinen Anblick mit
fewrigen Pfeilen / und bricht hindurch in die verborgenste Kammer des Hertzens /
und vertreibt mit seinem Glantz das Dunckel der Trawrigkeit. Da werden die
Begierde brünstig / da fliessen Thränen der Liebe. O keuscher Liebes-Kuß / O
trewhertziges Umbfahen / O holdseliges Gespräch. Da redet die Weißheit des
Vaters / da umfahen sich Treu und Glaube / da küssen sich Holdseligkeit und
Demuth. O süsser Kuß für die Braut! O süsser Kuß für den Bräutigam. Wer solte
meynen / daß der Seelen Kuß dem Sohn des Hochgelobten Gottes solte so
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(Cant. 4, 11.) süß seyn? höret sein eignes
Bekentnis: Deine Lippen / meine Braut / seynt wie trieffender Honigseim / Homg
und Milch ist unter deiner Zungen. Die Braut ergetzet sich in der Liebe also
sehr / daß sie spricht: (Cap. 3, 1,) Ich habe
funden den meine Seele liebet / ich halt ihn / und wil ihn nicht lassen / biß er
mich bringe in meiner Mutter Hauß / in meiner Mutter Kam̅er.
Den̅ trete̅ sie hervor / Die Braut füret mit
sich drey Jungfrawen / und viele Magdlein: Der Verstand / der Wille und das
Gedächtnis / seynt die edlen Jungfrauen / die fünf Sinne und alle
Begierligkeiten seynt die Mägdlein / die stehen alle / und warten auff den
Dienst des Königes. Den Bräutigam begleiten unzehlich viel Trabante̅ / die Schaar der heiligen Engel / die halten Schiltwacht / daß nichts
schädliches mag hinzu dringen. Und dieselbe Engle stehen und schawen mit Lust
zu. Dann geben sich Braut und Bräutigam die Hände / und verwechseln die Ringe.
Der Bräutigam nimt von der Braut an / Armut / Jammer und Sünde; und schencket
ihr hingegen die Heiligkeit seines Geistes / mit welchem wir versigelt werden.
Unter des höret man eine freudige Music: Halleluja, Halleluja, Heil und Preiß /
Ehr und Krafft / sey Gott unserm HERRN / von Ewigkeit zu Ewigkeit. Frewet euch
ihr Himmel / und die darinnen wohnen. Den̅ setzet man sich zur
Tafel / da fänget an erfüllet zu werden / was der HERR zu den Verächtern der
himlischen Hochzeit gesagt hat: Sihe / meine Knechte sollen essen / ihr aber
solt hungern. Sihe / meine Knechte sollen (Esa. 65,
13.) trincken / ihr aber sollet dursten. Sihe / meine Kechte sollen
frölich seyn / ihr aber solt zu schanden werden. Sihe / meine Knechte sollen für
gutem Muth jauchtzen / ihr aber solt für Hertzeleidt
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schreien / und für Jam̅er heule̅. Auff dieser Tafel mangelt nichts / es
ist alles bereitet / was zum Wolleben gehöret. Das Fleisch des Lammes / das
erwürget ist / ist die Speise des Lebens; das Blut des Lammes / ist der Seelen
Hertzerquickender Tranck. Die Seele sitzet bey dem Brun̅ des
Lebens / und trincket ohn einigen Abbruch des Brunnens. Das macht das Gemüt
frölich / und erhebts über sich. Die Seele vergist auch nicht / ihren Liebsten
niedliche Bißlein vor zulegen / die übung des Glaubens und der Gedult / das
heilige Verlangen / die Hertzens Seufftzer / das ist speise für Christo. Den̅ wie vormals seine Speise gewesen / daß er den Willen des Vaters
thue / so ist nun seine Speise /(Joh. 4, 34.)
daß wir seinen Wille̅thun. Es muß auch des Tantzes nicht vergessen
werde̅ / wie man̅igen Freudensprung tuht die
Seel in ihrer Liebe? Endlich führet sie ihren Bräutigam zu Bette / und spricht:
Sihe mein Freund / du Schöner / du(Cant. 1, 16.)
Lieblicher / sihe / unser Bett grünet. Das Braut-Bett ist das reine Gewissen /
darinnen ruhet der Bräutigam mit seiner Braut in Frieden.
So gehets hie zu / wann wir noch auff Erden seyn. Wer nicht in der Liebe lebet /
weis nichts davon. Was wird aber geschehen / wann der Bräutigam seine Braut zu
Hause für et / zu dem Sitz des himlische̅ Vaters? Johan̅es / der da von in seiner Offenbarung etwas gesehen / berichtet /
daß er habe geböret eine Stimme einer grossen Schaar / die sprachen: Halleluja
Halleluja / lasset uns freuen und frölich seyn / denn die Hochzeit des Lammes
ist(Apoc. 19, 4) kommen / und sein Weib hat
sich bereitet.
Man möchte mich für närrisch halten / daß bey gegenwertiger prächtigen Versamlung
ich so viel mit geistlicher Liebe zu tuhn habe. Ich bekenne es / ich bin zum
Narten für der Welt geworden über der Liebe Jesus / und weiß
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mich über nichts mehr zu
ergetzen / als über der Liebe meines HErrn Jesus. Ich wolt daß der Narren viel
in der Welt wären. Denn was solte unser Seelen liebers seyn / als daß der Sohn
des hochgelobten GOttes zu unser Seelen spricht: Sihe meine Freundin / liebe
Braut / du bist mein / me in bistu. Was solte uns besser anstehen / als in
dieser geistlichen Liebe uns alleweg ergetzen? Das dienet uns auch dazu / daß
wir in schuldiger Pflicht verbleiben. Als (1. Sam. 25.
v. 41.) David zu der klugen Abigail Botschaften sendet / umb sie zu
werben / fiel sie in tieffer Demuht zur Erden / und sprach: Sihe / hie ist deine
Magd / daß sie diene den Knechten meines Herren / und ihre Füsse wasche. Wann
ich höre / wie Chriftus umb meine Seele wirbt / und ihr zuspricht: Du solst
meine Braut seyn; Solt ich nicht in tieffster Demuht nieder sincken / und sagen:
Sihe / hie ist deine Magd / daß sie diene den Knechten meines HERRN. Ich bin
bereit zu tuhn deinen Willen nach alle deine̅ Wolgefallen. Aber
ich gerahte wieder in die Narrheit / ich kan mich nicht darin ersättigen. Doch
aber / daß ihr nicht meynet / daß ich eben so närrisch handle / so habe ich
schon vorhin gesaget / daß ein Unterscheid sey zwischen einer Heydnischen und
Christlichen Ehe. Die Christliche Ehe wird geheiliget / nicht anders als durchs
Wort Gottes / und das Gebet. Die in der geheiligten Eheleben / können sich
frewen / daß sie in ihrem Stande ein Fürbilde Christi seyn / und seiner Gemeine;
Sie können es sich auch zu nütze machen / wenn das Creutz kompt / und können
gedencken: Wen̅ ich mein Weib oder meinen Mann mit meinem Blut
belffen köndte / ich würde es nicht lassen; Solte denn Christus kein Hertz haben
mir zu helffen / da er sich doch erkläret / der Bräutigam meiner Seelen zu seyn?
gewißlich / wie getreuer Christus ist / als wir armen Snüder / je begieriger
wird Er seyn / uns gutes zu tuhn / und zu helffen.
|| [13]
Gesegnet seyd Ihr / ihr Hochverliebtes Paar / die Ihr uns zu diesen Gedancken
Anlaß gegeben habt / Gesegnet seyd Ihr vom HErrn / denn in eurem Schmuck bildet
Ihr uns itzt für CHristum und seine geliebte Braut / die gläubige Seele. Wir
wünschen Euch Glück vom HErrn. Der HErr vom Him̅el gesegne Euch /
und eure Ehe. Gesegnet sey der Anfang / gesegnet sey der Fortgang / gesegnet sey
das Ende. GOtt vom Him̅elüberschütte Euch mit vielen Segen an Leib
und Seele / Amen.
ENDE.