[ID00001]
Sterbensſpiegel/
das iſt
ſonnenklare Vorſtellung
menſchlicher Nichtigkeit
durch alle Staend und
Geſchlechter:
vermitleſt 60. dienſtlicher Kupferblaetteren/ lehrreicher
Vberſchrifften/ und beweglicher zu vier ſtimmen außgeſetzter
Todtengeſaengen.Vor diſem angefangen
Durch
Růdolffen Meyern S. von Zürich/ etc.Jetz aber/ zu erwekung nohtwendiger Todsbetrachtung/ ver=
achtung irdiſcher Eytelkeit; und beliebung ſeliger
Ewigkeit/
zu end gebracht/ und verlegt:
Durch
Conrad Meyern/ Maalern in Zürich/
und daſelbſten bey ihme zufinden.Getrukt zu Zürich/
Bey Johann Jacob Bodmer.
M DC L.
|| [ID00002]
Sir. XIV. v. 20.Alles vergaengliche muß ein ende nem=
men: und die damit umgehen/ fah=
ren auch dahin.
|| [ID00003]
Zuſchrifft.
Dem ehrwürdigen/ hoch- und wolgelehrten Herren/Herren Johann-Wilhelm Simlern/ Die= nern am heiligen Wort Gottes in Zürich/ und Zucht= meiſtern im mehrern Hofe: ſo auch denen hochgeachten/ ehrenveſten/ frommen/ fürſichtigen/ fürnehmen und weyſen Herren:Herren Dietrichen Meyern/ des Rahts der Statt Zürich:Herren Hans-Joergen Werdmüllern/ des Rahts daſelbſten/ und wolbeſtelletem Beveſtigungs- Verwaltern:Herren Hans-Heinrichen Rahnen/ des groſ= ſen Rahts/ auch daſelbſten/ und wolverordnetem Buecher-Schaetzern:Meinen allerſeits hochgeehrten und großgünſtigen Herren/ Vaetern/ Befoerderern.
|| [ID00004]
Hochgeehrte Herren/ etc.
ICh komme für E. Ehrwürde und E.E.E. Achtbarkei=
ten mit einem Sinnenwerke/ dreyer verſchweſterter
Künſten/ der Maalerey/ Poëſie und Singkunſt.Diß Werke behaubtet den Titel eines Dantzes; ja gar
des Todtendantzes.Es ſeye; daß des Dantzes bloſſe nennung ernſthaftigen
ohren verdrießlich: wird nicht diß woertlein durch den zu=
ſatz des Todes/ den jenigen noch vil bitterer/ welchen die
Sach ſelbs ein grawen iſt?Dannoch nicht jedermann; wenigſt Euch meinen Her=
ren: deren tugendſigendes leben den Tod übermannet: de=
ren lebendige Liebe den blaſſen Neyde flüchtiget: deren welt=
bekanntes Lob/ auf der Leiteren des Gerüchts/ zwüſchen die
ſternen klimmet.Ich komme; ſage ich widerum; zu Euch/ hochgeehrte Her=
ren; ich darffe mit vertrawlichkeit darzu ſetzen/ hertzliebe
Vaeter. Zu euch; hertzlieber Geburtsvater. Zu euch; hertz=
liebe Tugend- und Kunſtvaeter.Was ich/ nechſt Gott/ einem/ alß Sohn ſchuldig bin; alß/
liebe/ ehrerbietung/ gehorſam
̅
/ etc. für das ich ein Menſch/
ein Chriſt/ ein Maaler bin: darzu bin ich euch allen verbun=
den/ alß Diener.Woellet ihr urſachen?Wegen ewer/ in ſolcher maenge der Künſten/ bewaehrter
erfahrenheit: wegen ewer gegen den Kunſtergebnen beſtaen=
diger Gewogenheit: vorderſt wegen ewer gegen mir un [ID00005] verdientem erzeigten unzaehligen guttahten; und zu meinen
Beruffswerken erwiſenen günſtigen befoerderungen.Diſe urſachen erkuehnen mich/ daß ich bey jetzigen über=
witzigen und mißgünſtigen zeiten/ ihr reiffes urtheil/ und
kraeftigen gunſt newer dingen anflehne: zu Beſchützeren di=
ſes Werks (um deſto ſicherer/ auf dem unſicheren Dantz=
platz der argen Welt darmit fortzukommen) ſie außſu=
chend.Vnd welche billicher alß Sie?Sie; welche die Maaler-Dicht- und Singkunſt; neben
anderen vil hoeheren Wüſſenſchafften; nicht nur grundlich
verſtehen; darinnen tieffſinnig trachten/ glüklich erfinden/
zierlich würken/ lieblich ſpilen: ſonder auch alle Kunſtfreun=
de (o gewüſſeſtes zeichen der Weyßheit!) lieben/ loben/ ſchae=
tzen/ ſchützen; und zuſchützen vermoegen.Wolan/ ſo beglaentzet dann diſen Dantze/ mit den gunſt=
bliken ewerer holdſeligen augen: und bewürdiget denſelbi=
gen zu umſchantzen mit eweremſchutze!Der Hoeheſte verbleibe ewer/ wie des gantzen Standes
unſers werthen Vaterlandes/ ſchantz und ſchutz! Ich aber
erkenne und frewe mich zuſeyn:E. Ehrwürde/
und
E.E.E. AchtbarkeitenGeben in Zürich/ den
15. Augſt. 1650.gehorſam
̅
er Sohn/ und undertaehniger
Knecht/ weil ich beiſſe:
Conrad Meyer.
|| [ID00006]
Vorrede
an den gunſtmuehtigen Leſer.
GRoßgünſtiger/ tugend- und kunſtliebender Leſer. Dir wünſche ich
nechſt zeitlich-und ewigem wolergehen; die vor allem nohtwendigſte
Gottes gnade/ zu reifffleiſſiger Todsbetrachtung: von welcher der hoch=
gelehrte Sirachsſohn/ in ſeinem guldenen Sittenbůch im 40. geſetze/ des
7. haubtſtuks/ diſen nachdenklichen Spruche ſetzet:In allem deinem tuhn bedenke das ende/ ſo wirſt du nimmermehr übels tuhn.Wie nun einem jeden der nach der ſeligen Ewıgkeit zilet/ für ſeine eigne perſon/ in allem ſeinem tuhn/ wegen ſo groſſen erfolgenden Nutzes ſich des übeltuhns zuerwehren/ ſein ende zu bedenken obliget: alſo erforderen meines erachtens/ die gemeine pflichten waarer Chriſtenliebe; daß alle Staende menſchlicher Geſellſchafft; ſo vil derſelbigen bewandt= nuß und vermoegen zugibt; einanderen erbawen/ und zu tugendhafftem leben/ zu dem endeſeligen ſterbens/ ernſteiferig erweken.Derhalben ob ich gleich kein Prediger; ſonder meines beruffes ein Maaler; darbey aber (Gottes erbaermde ſeye demuehtigſt gedanket) ein Chriſt bin: ſo habe ich mir billich/ mit anrueffung goettlicher hülffe/ gantz entſchließlich vorgeſetzt; künftig in allen meinen Beruffsgeſchaefften/ neben des Hoeheſten ehre des Nechſten erbawung bis zu ende meiner leb= tagen/ zuſuchen/ und mit gegenwaertigem werklein des Todtendantzes den anfang zumachen. Worinnen ich nach dem geringen model meiner faſſung/ den belobten fußſtapfen viler beruehmten Kunſtmaaleren/ ſo vo= riger/ ſo jetziger zeiten nachtretten woellen: Welche mit mancherley Auf= zügen und Parungen grewlicher Todtenbilderen/ mit den Sterblichen ja Sterbenden/ diſes natürlichen lebens flüchtigkeit kunſtklaerlich ent= worffen: auf daß durch derſelbigen anſchawung/ ſie beſchehe ohne ge= fahr/ oder auß vorwitz/ oder auß kunſtliebe/ oder wie ſie wolle; gleichwol die vergeßliche Menſchen/ auch zufalles weiſe/ zu angeregter nohtwen= diger Todtes betrachtung eingeleitet und erwekt wurden.Sie haben aber ſolche Aufzüge Todtendaentze genennet/ ſonder [ID00007] zweifel darum: dieweil der Tod der weg alles fleiſches/ und diſer Dantz ein allgemeiner Dantz iſt; an welchen der Tod alß unparteyiſcher Dantz= meiſter/ ohn anſehen der Perſon/ alle fuehret/ zeühet/ ſchleiket: und nicht/ noch den Baettler verachtet/ daß er ihn dahinden/ noch des Keyſers ver= ſchonet/ daß er ihn ledig lieſſe. Sie haben auch andeuten wollen/ daß/ wie man ſich auf die Lebendige/ oder Weltdaentze ſchmuket: alſo ſolle ein jeder und jede/ ſich bey zeiten nach dem ſchmukke des heiligen glaubens/ mit eh= ren an diſem Reyen zubeſtehen/ umſehen. Villeicht wolten ſie auch mit diſem Titel/ den übermuehtigen Weltdaentzeren/ die leichtfertigen geiß= ſprünge verlaeiden: welche eine gefaehrliche gattung der fleiſchesluſt/ ja derſelben ein anfeürender zunder ſind/ und die vernünftigen Menſchen gleichſam zu affen verſtellen.Ich ſoll dir aber/ großgünſtiger Leſer/ nicht verbergen/ daß mein lieber Bruder ſel. diſes Werkes Vrheber ſeye: alß welcher vor etlichen jahren/ faſt den halben theil der Todtenriſſen erfunden und in Stellung geſetzt; mich aber ſelbige auf ſeinen koſten/ in kupfer zubringen gebraucht hat. Die Vierverſe auf den Kupferblaetteren hat er groeſſern theils/ auß ei= nem in Truk außgangenem bogen (weil man domals keine andere zur hand) entlehnet/ und underſchidlicher ortenverbeſſert.Alß aber gedachter mein lieber Bruder ſel. auß Gottes Vaetterlichem gefallen/ vor diſes Dantzes endung/ an den würklichen Todtenreyen tret= ten mueſſen: alß habe ich/ über anligendes begehren viler kunſtliebender Leuhten/ denſelbigen zufolenden/ und in diſe form/ wie er ſich gegenwaertig in Kupferſtuken/ Todesgeſpraechen/ und Sterbliederen befindet/ zubrin= gen/ mich bewegen laſſen. Diſen Dantz nun ſtelle ich dir für/ nicht alß ein außgeuebtes/ und in allen ſo maaleriſchen/ ſo poëtiſchen anſtaendigkeiten/ folſtaendiges: ſonder ein ſolches werklein/ da ſo wol meine maalerey/ alß des Dichters reymbaende annoch ſchwach/ gemach/ und einer ungeſtallte= ten Baerengeburt gleich ſind/ welche der außarbeitung/ durch fernere fleiß= ernſtige uebung ſehr bedarff: deren wir uns mit Gottes hülff/ je mehr und mehr underzeuhen/ und in deſſen zu des verſtaendigen Leſers beſtaendiger gunſtgewogenheit/ mit gebürender ehr-und dienſterbietung/ uns entfeh= len/ ja einſenken woellen. Lebe wol!
|| [ID00008]
a.
Kunradt Meyer
verſetzt
Drukt am Reyen.
NVn Drukt am Reyen fort; diß Daentzlein iſt erlaubt: Wol denen die hierzu ſich ſaeuberlich außſchmuken? Dann die des Daentzerſchmuks und zierahts ſind beraubt/ die wird der Daentzerfürſt am Reyen ſchmertzlich druken.
b.
DIchter-Maaler-Saengergeiſt Dreyen groſſen gunſt beweißt: Was der ein der zungen dichtet Diſer ſolchs zum auge richtet Jener aber mit Geſang gibt den ohren ſueſſen klang. Ey ſo folge diſem Dantz/ auf gedreyter gaaben glantz/ ein gedreyter ehrenkrantz!Auß freundmuehtigem hertzen; Hans Heinrich Rahn/ Cenſor ord.
|| [ID00009]
1.
Alexandriniſcher Vorwunſch/
über
wolangeſtellten und kunſtlich-
vollfuehrten
Mejeriſchen Todtendantz.
DIß dreyfachgůte Werk ſelbſelb den Meiſter ruehmet/ nicht noehtig daß es werd mit froemdem růhm verbluehmet: die klůge Künſtlerhand; der flammend Dichtergeiſt/ und hohe Saengerkunſt uns hier verſtummen heißt.
Wir wünſchen nur allein auß diſem zu erlehrnen des Lebens Flüchtigkeit/ damit wir uns entfehrnen von eitelm augenluſt; verwehnter ſicherheit; vom gelt-und ehrengeitz; von ungerechtigkeit: hingegen aber uns/ zu diſen wunderzeiten/ zur Wallfahrt auß der welt/ im glauben/ vorbereiten/ damit die Todtenpfort uns moeg ein Eyngang ſey ins rechtgelobte Land/ wo weder Tod noch pein!
2.
Trochaiſcher/ oder fallender
Raetzelvierling.
DVrch den ungeſtalten Tod wird der ein beruehmter leben. Eines andern bundne Zung wird dem Tod die Rede geben. Dritter wird uns halbertodt auß den tieffen Noten heben. Alle werden nach dem Tod/ ſternenhoeher/ ewig ſchweben.
|| [ID00010]
3.
Jambiſcher/
oder
ſteigender Vorſprung/
zu ſeligem
Todtendantz.
OHn underſcheid der Menſchenmaeder ſchneidet/ ſey/ wem es wolle/ leid: Darum vermeid was traurigeſt abſcheidet von hoechſter Himmelfreüd. Stirb/ eh du ſterbſt/ daß nicht verderbſt; genad erwerbſt; nicht ewig ſerbſt. im hoellenreich/ im ſchwefelteich/ wo ſchmertzen ſonder ende/ wo trauren ſonder troſt. O Herr/ in deine haende nim ̅ die ſo ſind erloßt!Zu ſchuldigen ehren/ und bezeugung offener freundſchafft und dienſte ſpielt ſolchesJohan ̅ Wilhelm Simler.
|| [ID00011]
1.
EFfigiem variam mortis bene pictor adumbrat, Colloquium mortis rite poeta canit: Colloquium pungir, perterret mortis imago, Sic ſibi propoſitum tangit uterque ſcopum. Dirae ſi effigies, ſi dura loquela timorem Incutiunt, ipſam rem fore quid reputas? Ne mortem timeas, nec eâ moriaris in aevum, Jam reſipiſce citò, diſce ſubinde mori: Tum nihil effıgies, nil mors, nil verba nocebunt, Deque canes victaemorte perenne melos.
Verteutſchet.
DEr Maaler kunſtlich aetzt den Tod und ſeine ſcharen/ der Dichter dichtet ſchoen des Tods geſpraech zu paren: Die leide gſtalt erſchrekt/ die harte rede nagt/ Recht! Beyden diſes zihl zu treffen wol behagt. Kan nur einbild/ und red/ und ſchatten/ forcht eynjagen/ Was wird die ſach/ der Tod/ dir machen für ein zagen? Daß dich der Tod nicht ſchrek/ nicht ſterbſt in ewigkeit/ Thů bůß/ und alle ſtund zu ſterben ſey bereit: So wird kein ſcheülich bild/ noch harte red/ dich ſchreken/ Ja/ auch der Tod ſelbſelb wird keine forche erweken/ Nein/ ſonder du wirſt ihm noch doerffen bieten trutz/ und ſingen dem zu lob/ der unſers lebens ſchutz.
Verteutſchet.
Bedaenk allzeit den Tod bey jedes werks anfang/ diß rahten in dem bůch/ Bild/ Reimen und Geſang.Auß ſchwaegerlicher pflicht/ und bruederlicher liebe/ lobt und vermahnet dißJacob Redinger/ Pf. zu Dietikon.
|| [ID00012]
In ultimam rerum bumanarum lineam,
MORTIS MORTALIUM Q. CHOREAM:
à praeſtantißimo viro
Dn. CONRADO MEJERO TIGURINO, artis Pictoriae
& Sculptoriae Magiſtro, ingeniosè concinnatam,
ex luſu lycophrontico
Eulogia.
1.
CONRADUS MEJERUS,
Nec mors eius dura.
HUc quibus anxietas formidine concutit oſſa, pectora quum lethi mentio ſola ſubit. Triſte malum, curas ſine fructu volvere! iîsque quae nunquam ſperes effugienda premi! Solvite corda metu; reſipiſcite; quaerite lethi ſecuram, curſu ſimpliciore, viam. Eſte boni, nec enim mors ejus dura putanda eſt, cujus labe carens & pia vita fuit. Hùc Muſae Meiere tuae dexterrime tendunt; Icones, Verſus hócque Meloda monent. Mome quid invideas? quin aſpice, pellege, canta: & diſce, aeternúm ne moriare, mori.
2.
CONRADUS MEJER,
anagr.
E norma recudis.
Prosphone???ma adèund.
INformem formis mortem dum Frater adumbrat, quae Summos, Imos, falce ſecante ferit; umbra fit & moritur. Tucoeptas ergo chorêas conficis, ut plenum prodeat illudopus? Quin ita defuncti lethaea metalla recudis, è norma, his formas ut quis ineſſe putet. Ludere ne porrò mutis dıcâre figuris, picturae eſt metricis juncta loquela modis. O meminiſſe mori moveant! & vivere Chriſto! & vincla aeternae dira cavere necis! Quo motu monitôque pio, Conrade, mereris; ſeriûs ut triſtes ir grediare choros.
|| [ID00013]
3.
Conradt Mejer;
nach dem Buchſtabwechſel:
Tod ein Kramer.
SO laßt mir nun den Tod für einen Kramer traben/ weil es die Stellung gibt verwaechßleter Bůchſtaben/ in Herren Mejers nahm. Es ſind der Kramern viel; von ungeleicher art; auf ungeleiches ziel. Ein Kramer iſt der Feind; die Welt iſt ſeine lade ſein kram iſt ſünd und ſchand. Er legt auß/ daß er ſchade; und hat ſehr viel vertriebs: wiewol er gibt ſo theür daß man es zahlen muß mit leib und ſeel im feür. Ein Kramer iſt der Tod; ein wunderbarer Gwerber; gibt wolfeil oder theür; und handlet milt und herber nach dem man gelt darlegt. Die Wahren; Himmel/ Hoell/ legt er ſrey offen auß; wer die/ wer diſe woell? Ligt dir der Himmel an? Glaub/ Liebe/ ſind die ſorten für welche dir der Tod ſchließt auf die Himmelspforten. Zeucht dann (ach ellend!) vor/ der můt zur Hoellen pein/ für Sünd (des Teufelsmüntz) raumt ſie der Tod dir eyn. Für Vnglaub/ Ergernuß/ Meineyd/ Neid/ Geitz und Fraefel/ gibt dir der Kramer gwüß den Pful/ von feür und ſchwaefel: Vnd turtz; es ſteht bey vns (ſo zeugt das Gottesbuch) zu wehlen diß und das/ den Saegen oder Fluch. Hier iſt die Gnadenzeit! das ſo nicht gleiche gelte für ſo nicht gleiche Wahr Jetz; Jetz; auf diſer Welte; zuſamen wird gelegt: Doert zehlen wir nur dar/ und kriegen nach dem Werd des Zahlers eine Wahr. Behuet/ o Herr behuet! daß wir nicht rewen kauffen/ den nimmer wenden mag noch angſt; noch haar außrauffen noch zetter/ noch geſchrey. Menſch/ acht auf deine Schantz! dahin verleitet dich des Mejers Todtendantz.Auß redlicher gemuehts bewegung/ ſchreibt dißLeonard Ernſt von Freyentahl.
|| [ID00014]
Es iſt dem Menſchen geſetzt ein mahl zu ſterben;
darnach aber das gericht.
CHriſtfreunde/ fromme Leut/ und hochgeehrte Leſer wer immer ihr auch ſeyt; ſo hohe Standsverweſer ſo Voelker der Gemein: Laßt euch verdrieſſen nicht in diſes blat zu ſehn/ für mehrern Vorbericht wohin diß Werklein geh. Gar nicht es dahin zielet daß Stand und Standsperſon; daß der und der geſpielet und ehrgeletzet werd: ſoelch einer Leſterung wird überweiſen mich kein ehrenhaffte zung/ noch meinen gůten zwek ſo gar im grund verkehren: es wil der Todtendantz den Todtenkampf nur lehren iſt aber doch genůg; iſt vil; ja gar das meiſt: Gott leit uns ſelbs zum zwek durch ſeinen gůten Geiſt daß Lieder/ daß Gedicht/ daß ſtumme Maalereyen zu heilgem Sterbensſinn uns fruchtbarlich gedeyen! Nun obgeſetzter Spruch zum Eyngang uns beliebt dieweil er von dem Tod vier feiner lehren gibt/ die folgends in dem Dantz oft widerholet werden/ durch Saetze/ Todtgeſpraech/ und toedtliche Geberden.
I.
Dem Menſchen iſt einmahl zu ſterben angeſetzt/ nur einſt nicht oefter er mit diſer zeite letzt/ und geht zur Ewigkeit: einmahl der Menſch nur ſtirbet kriegt Himmel oder Hoell; lebt/ oder gar verdirbet.
|| [ID00015]
Diß einmal lieber Menſch betracht/ und brauch es wol
einmal zu ſterben/ ſo wie man recht ſterben ſol.
Gedenk des lebens ſpiel einſt alſo zu beſchlieſſen
daß der verſaumung dich nicht ewig mueß verdrieſſen.
Wer es von Gott verſehn zu ſterben oftermal
man koen
̅
t verbeſſern noch im andern Todtenfahl
den erſtgefaehlten Tod. Nein/ nein: es ſteht nicht oefter;
einmal beruket dıch der Scherg/ der Seelenhefter
der unerbittlich Tod: der laßt dich nimmer gehn
wie du geſtanden biſt ſo můſt du foerter ſtehn.
Der baum ligt wie er fallt; der arme Menſch deßgleichen
ſtirbt er in ſünden weg zur Hoellen můß er weichen.
Einſt tod und drauf gericht! es bleibt dabey ſo gwüß/
alß gwüß die waarheit iſt der diſes ſchreiben hieß!
Einſt todt und drauf gericht; wird dich der Letzer letzen
ſo wirſt du nimmermehr die ſündenſchart außwetzen.
Verſaumſt diß einmal eins traur ewig/ traur in pein
es ſol dein trauren doch ein ewigs trauren ſeyn.
Hie zeit zur aenderung für irrtuhm die man irret
wie ſchlim
̅
die ſachen ſtehn/ wie ſchwirrig/ wie verwirret
dort nicht! wilſt aendern was! tůh es dem Tod vorher
fuehrt er dich einmal hin/ ſo iſt kein hoffnung mehr!
Ihr unachtſame Leuht/ merkt es und drüber bebet
die ihr in tag hineyn dem ſtummen Vieh gleich lebet
nicht ſinnet an den Dantz/ biß ewre ſtirne ſchwitzt/
und euch der bitter Tod auf bleicher naſen ſitzt.
Daß ihr doch ewre bůß auf diſen punet verweylet!
in unacht nahen Tods imſündenwull ergeilet:
und meinet zu der bůß zu haben zeit genůg/
wann ihr zur ſünde habt nicht mehr noch platz noch fůg!
Heißt das die Guetigkeit des Herren nicht verachten?
und nicht daß ſie zur Bůß verleitlich ſey betrachten!
es heißt ihm ſamlen ja auf jenen Zorenstag/
des zorens einen ſchatz zu ewiglanger plag.
Der Spaetling ſpate Bůß iſt ſelten Bůß mit trewe
es iſt nur forcht der ſtraaff/ es iſt nur galgenrewe
ſo mehrers nicht vermag als Eſaus traehen naß/
ſo nicht auß Frommigkeit/ beſonder bitterm haß/
|| [ID00016]
auß ſeinen augen rann: Es iſt ein Judas bueſſen
der überſeiner angſt/ mit angſt verzweifflen mueſſen.
So würkt dann waare bůß bey zeiten; liebe Leuht;
und aendert ewer tůhn dieweil es beiſſet heut.
Denk Menſch an deinen Gott im Fruehling deiner jugend/
und wend dich auf den weg der Gottesforcht und tugend;
eb dann die boeſen tag die nicht gewünſchte zeit
hertrollen über dich mit ungele genheit.
Steh ſtill im ſündenlauff dieweil du noch kanſt rennen
auf ſchnoeder laſterbahn; wilſt erſt die ſünd bekennen
und meyden/ wann die kraft zur ſünde dir entgeht
ſo wüß daß deine ſach gantz ſeelgefaehrlich ſteht:
Denn haſt die ſünde nicht; vil mehr ſie dich verlaſſen
deß wirſt du kleinen troſt in todesnoehten faſſen.
Drum was du heut noch kanſt abbrechen deinem můht
das ſpar auf morgen nicht: wer heut nicht bůſſe tůht
und meinet daß es ſich zur Bůſſe noch nicht ſchiket/
der wüſſe daß es ſich auf morgen minder glüket:
Heut rechte zeit zur bůß! dann was du heut nicht tragſt
daſſelbe morgens du nicht mehr bewegen magſt
Die gier zur ſünde wachßt wo man die bûß aufzeuhet/
die gnad zur Frommigkeit geringer wird/ und fleuhet.
Diß lehrn hier/ für das erſt; und wüß auf allen fahl
daß der Menſch ſterben můß einmal doch nur einmal.
II.
Der Menſch; ein jeder Menſch; hat ſolch geſetztes ziele: wer iſt der ſich außdingt/ und ſchwingt auß diſer viele Ach! alles fleiſch iſt haü! diß alles iſt der Bund der eyſenhart umſchleußt das groſſe Kugelrund der Herberg diſer Welt: und aller ihrer gaeſten der Hoechſten/ Nidrigſten/ der Schlimſten wie der Beſten. Es iſt ein allesalls in welches iſt gefaßt was miſte tragt und iſt/ was feuchten athem blaßt. Es iſt ein alles alls ſo kein außdingung leydet/ noch von dem Baettelmann den Koenig underſcheidet/ nicht From ̅ keit/ Altertuhm/ nicht Vberwitz und Kunſt nicht Hochheit/ Staerke/ Gold/ nicht Freundſchafft oder Gunſt
|| [ID00017]
beſchützen für dem Tod. Diß iſt die gmeine ſtraſſe
und alles fleiſches weg: es iſt der gmeine paſſe
die allen offne pfort/ der unparteyſche Dantz/
hier gilt ein Baurenſchůh was ein vergülter Krantz:
Des Keyſers Zepter ſelbs mag für des Baettlers ſteken
zum vorpreiß diſer Fahrt nicht das geringſte kleken.
Hier iſt es dir wie mir; der grad durchgehnde ſtrich
ohn achtung der perſon ſtoßt nider dich wie mich.
Nur kurtz biſt du ein Menſch/ nicht mehrer und nicht minder/
ſo fleucht dein geiſt darvon/ wie andrer Menſchenkinder
und folget dein gericht. Merkt es die ihr verſtrikt
im ſündennetze ligt, im laſterſchlam
̅
erſtikt.
Werkheilge merket das, und ihr gottloſe Heuchler/
ihr Judasbrueder und ihr ſchlangenfalſche Meuchler:
merkt es ihr ſtoltze leuht/ ihr Bocher denkt daran
für deren zorn man bebt wie für des Bapſtes ban
̅
.
Merkt diß ihr karge Hünd/ die ihr des Armenmangel
zu ewerm vortheil braucht: und pflegt durch geitzes angel
mit liſt an euch zuziehn ſein kleid und biſſen brot:
Was troſtes zeycht ihr euch in letſter Todes noht?
Merkt diß ihr Hůrenvolk; ihr Spieler und ihr Praſſer/
ihr Praktikmacher/ ihr eydloſe Gotteshaſſer:
was troſtes zeycht ihr euch/ wann euch der Todtenkrampf
gleich einer folter ſtrekt/ und ſchleikt zu diſem Kampf?
Was hilfft es/ ob ihr jetz vil boeſer thaten deket/
und in der Dunkelheit der Nacht verborgen ſteket?
Was hilfft es die Geſaetz mit einem hummelſtoß
durchloechern und ſich hier der ſtraaffe machen loß?
Was hilfft es daß ihr hier einandern wolt verſchonen?
es werden boeſe Werk doch endlich übel lohnen.
Ihr werdet ſterben doch ſo gwüß ihr Menſchen ſeyt:
und bleibt euch übrig nichts/ dann die gerichtes zeit.
III.
Der Tod nun für das dritt/ iſt allem Fleiſch geſetzet: diß ſetzen gibt die Lehr daß Gott vorher geſchetzet des Sterbens gwüſſe ſtund; und ſolche ſo verſehn daß ohne diſen Schluß nicht kan das gringſt beſchehn.
|| [ID00018]
Diß ſetzen macht bewaehrt des ſterbens ort vnd weiſe
die Gottes heilger raht beſtim
̅
t zu ſeinem preiſe.
Der wolgeplagte Job das muſter der gedult
vom unverrukten ziel gemeiner ſterbensſchuld
denkwirdig redt und ſchließt: wer wil das überſchretten/
was Gottes weyſer Schluß geſetzt vor allen zeiten?
Vnd vnſer Lebensfürſt bezeuget ohne ſcheu
daß unſer hauptewoll ſo gwüſſer zahle ſey
ins Vatters wüſſenheit; daß davon ohngefehrde/
(welch eine Vatertrew!) kein haerlein fallen werde/
ja gar (welch eine ſorg!) kein Spaerling auß der Lufft/
ein Menſch vil weniger zur dunklen Todtengrufft.
So folgt nun daß mein ziel/ nicht an dem blinden Glüke
nach blindem Heydenwohn/ beſonder am Geſchike.
meins lieben Gottes hangt. Wie er mein Zielverſehn/
ſo wird ja ſeine hand mir vaeterlich beyſtehn
und meines Lebens gang durch ſeinen ſchirm behueten/
für allem ungefell; für ſtoltzer Feynden wueten:
weil für des Teufels liſt/ und ſeiner ſchüſſen gwalt:
Gott iſt (er bleib es nur!) mein ſchirm vnd aufenthalt!
Betracht des Lebens lauff; du ſindeſt tauſend wege/
des Tods zun Toedtlichen; da weder Bruck noch Stege
noch ort ſo wol beſetzt/ der Tod findt offnen paß/
zeucht durch/ und fraget nicht. Wer ihm den durchzug laßt.
Den ſtürtzet er ins Feür/ und diſen in das Waſſer;
er greifft jetz Hertz dann Haupt; der ungeheure Faſſer:
Der fallet ſich zu todt/ und diſen knitſcht ein ſtein/
der ſtirbt durch einen ſehlag/ und diſer durch die peyn
langwirigen Geſüchts. Wie ſeltzam kan ſich fuegen
der Tod kriegt ſeine Beüt/ und hat doch kein vernuegen:
ein haar in einer milch/ ein traubkern/ eine mück;
und was noch leichters iſt/ ſind ſtarke todtenſtrick!
ach ungewüſſes ziel/ in unſern blinden augen/
die Gottes gwüſſen Schluß zu ſehen nimmer taugen!
Vnd nicht nur zeit und weis: beſonder auch das ort
hat ſeine hand vorſehn von wo du mueſſeſt fort.
|| [ID00019]
Einſt wolt ein Akermann von einem Schiffer wüſſen,
wo landes oder orts ſein Vater ſterben mueſſen;
Der ſagt im tieffen Meer: Der Baur den Schiffer fragt
dein Vatersvater wo? im blawen Meer er ſagt.
Dein dritter/ vierter Ahn/ wo ligen ſie begraben?
Im Meer/ der Schiffer ſagt/ ſie die Begraebnus haben.
Wie dann/ ſprach diſer Baur/ daß du das Meer nicht fleuchſt?
und diſes wie dein grab/ und eine peſt nicht ſcheuchſt?
Sag Baur (der Schiffer ſprach) wann/ wo/ und welcher maſſen
hat ſeinen lebensgeiſt dein Vater außgeblaſen?
Er ſtarbe; ſagt der Baur; zu hauß/ auf einem Betth;
Wo dein Altvater dann? er ſagt/ an gleicher ſtett.
Wo deiner Fordern maeng? im betth ſind ſie verſchiden
daheim bey ihrem Volk/ mit guter pfleg/ im friden.
So wol: wie kom
̅
t es dann/ ſagt drauf der Růdermann
daß du das Betth nicht ſcheuchſt/ weil deine Fordern dann
all abgeſtorben ſind? was irrt es wo du ſterbeſt/
wann du das leben nur durch ſeligs ſterben erbeſt?
Die pfort durch welche man ins ewig leben geht
zu Waſſer/ Erd/ und Feür dem Frommen offen ſteht.
Seht diſe Lehr darum vom ſetzen wird gezogen;
daß niemand durch das Glük der Heiden werd betrogen.
IV.
Daß ſchließlich auf den Tod erfolget das Gericht; das gibt auch ſeine Lehr/ die zu vergeſſen nicht. Die gwüßheit des Gerichts beſteht auf zweyen gründen: weil eines theils der Herr diß klaerlich laßt verkünden/ und ſolchs der wahre mund/ des der nicht liegen kan/ in ſeinem heilgen wort vilfaeltig zeiget an: ſo wird nun das Gericht ſo nicht außbleiblich kommen/ ſo gwüß er diſes Wort in ſeinen mund genommen. Der ander Grichtes grund iſt ſeine grechtigkeit/ daß jedem/ nach ſeim thun/ vergeltung werd bereit: dem Frommen ſeine gab; dem Boeſen ſeine plage: gar nach des Rechten ſchnur; mit billigkeit/ ohn klage. Diß weil es/ auf der Welt/ nicht allezeit beſchicht: drum wird gar vil verlegt auf diſes Endgericht.
|| [ID00020]
Getroſt wann man euch plagt: getroſt ihr fromme ſeelen.
beharrt Gott euwre Waeg/ mit freüden/ zu befehlen:
habt ihr den Himmel nicht/ in diſem threnentahl/
ſo wartet ruh für euch/ dort in des Himmels ſaal.
Gerecht iſts auch/ bey Gott/ truebſahlen zuvergelten
den boeſen; die mit pein belegt die Auſerwehlten.
Diß nun beſchehen ſol/ an jenem groſſen Tag/
dem Tag/ von welchem ſich kein fleiſch entzühen mag.
Weil aber diſer Punct ſein eigne Stelle zehlet/
ſo bleibt es bis dahin dißmalen eyngeſtellet.
So vil hat diſer Spruch zum Vorbericht gelehrt/
Gott gebe gnad! Er werd in ewigkeit geehrt.
|| [1]
Des Dichters Erinnerung
an
den behertzten und urtheil=
weiſen Leſer.
WEr diß Buech der Todgeſpraechen gar ohn underſcheid beliebet; ſeinen beyfall allem giebet; der hat ſchwachen ſinnsgebraechen: iſt an witze noch ein knab/ und beraubt der urtheilgab.
Werhingegen diſe Schrifte allerdingen nicht beliebet; ſeinen beyfall keinem giebet; oder drauß nur ſauget gifte: diſer iſt ein Tadelnarr; Drum im mittelweg beharr.
Gen. 1. v. 27.
Gott ſchůffe den Menſchen in ſeiner bildnus/ in der bildnus Gottes
ſchůff er Ihn: Mann und Weib ſchůff er ſie.NAch dem der groſſe Gott/ der des anfanges Macher/ und deß/ das vor nicht war/ allmaechtiger Vrſacher/ den hohen Himmelsbaw und veſtes Erdenwerk/ mit aller zugehoer/ follendt durch ſeine ſterk; ſchůff Er den Menſchen letſt das liebſt geſchoepfft vor allen/ zu welchem er gehabt ſolch gnaediges gefallen/ daß er (o eine zierd!) ſein bildnus ihm geſchenkt/ und ſeiner gnaden ſchaetz ohn ſparen eyngeſenkt der aedlen Menſchenſeel. Es zielten die begierden allein zu ſeim geſatz; Leibs und der Seelen würden in dem unſterblichſeyn; die reine liebesflam ̅ zu Gott der liebesquell/ dem erſten liebesſtam ̅ ; follkommener verſtand/ die gab der hoechſten witze/ im durchgeſtralten geiſt bezogen ihren ſitze: da war zur froemmigkeit beym eyfer auch die kraft/ da über andre Thier gewalt und meiſterſchaft: da war auch unbedingt die freyheit in dem willen/ daß bey dem Menſchen ſtůhnd ſo gſatze zuerfüllen/ ſo diſes überſehn. Seht/ ſoelcher herrlichkeit genoß der Erdenkloß vor ſündenfalles zeit!
|| [3]
Die Erſchaffung.
Sehr gut, zŭ ſeinem dienſt und brueff, Der weiſe Schöpfer alles ſchuff. Sein Bild trukt Er in sMenſchen ſeel, Und ſchuff Ihn ohne ſünd und fehl.
|| [4]
v. 6.
Das Weib ſchawet an/ daß der baum gut war darvon zueſſen; und lieblich anzuſehen; daß auch ein luſtiger baum were/ dieweil er klug machte: und nam von der frucht/ und aſſe; und gab ihrem mann auch darvon/ und er aſſe.
Rom. 5. v. 19.
Durch eines Menſchen Vngehorſam ſind vil ſünder worden.
ACh! aber diſer Stand kaum einen zeitblik waehret/ dieweil der Menſch auß trib des Sehlangenwurms begaeret zubeiſſen eine frucht; die Gottes Majeſtat/ bey todesbůß und ſtraff mit ernſt verbotten hat. Merk hier; daß Satan ſey der ſünden erſter Stifter und menſchlichen gemuets boßhaftiger Vergifter. Vnd daß des Menſchen Fall nicht nur der fruchte (ſchmatz/ und luſtbegierde ſey; er hat das gantz geſatz darinnen überſehn: ſich ſelber mehr geliebet/ alß Gott das hoeheſt gůt; den hater ſehr betruebet derſeine freud und freund; dem hat er ſich zů ſpott mit ſtoltzem můht erbaeumt/ und ſich zů einem gott (ach Gottes feind!) gemacht: Er hat geglaubt der Schlangen/ die ihn mit ſueſſem ſchein und lugenwort gefangen/ er wurde ſeyn wie Gott! In diſer goetzerey ward widerſetzlichkeit/ mord/ unmaß/ dieberey/ verlümdung/ und zugleich beyſtimmung falſcher ſage; hier ligt der zentnerlaſt des ſchweren Falls am tage! darüber hat gefolgt ſchand/ irrtum/ forcht und flucht/ und über alles fleiſch das gift der Erbeſucht.
|| [5]
Adams Sünd.
Deß Teüffels Neid der Schlangen liſt, Deß bittern Tades anfang iſt: Da Evae Rath vnd Adams That, Zur erſten Sünd ver willget hat.
|| [6]
Geneſ. 3. v. 7.
Do wurden ihrer beyder augen aufgetahn/ und wurden gewahr daß
ſie naket waren: und flochten feigenblaetter zuſamen/ etc.
v. 23.
Do ließ ihn Gott der Herr auß dem garten Eden/ daß er das feld
bawet/ darvon er genommen iſt.DAs arme Sünderpar zwar ſuchet zuentwiſchen/ und zuverbergen ſich in diker baeumen büſchen: nach dem ſie vor gemacht auß blaettern ſchurtzgewand/ vom baum der ſueſſen frucht/ zudecken ihre ſchand. Gott ſucht das ſcheuhe volk/ mit leichtem laub bedeket/ und ſie mit lautem růff anſchreyet und aufweket: Wo ſtekeſt/ Adam/ dann? geh zum gericht herfür; gib antwort für die taht/ die groeſſeſt ungebür; die ihr begangen habt/ dem klaren gſatz entgegen! der Menſch darab erblaßt/ fieng an die ſchuld zulegen/ auf ſeine kluge Fraw; und diſe ſich außſchwetzt/ ſie wer vom Schlangenthier zum bißlein angehetzt. Darauf ergehet Recht: die Schlange wird verfluchet zukriechen auf dem bauch/ weil ſie auf erden ſuchet den ſchwartzen kot zur ſpeiß. Der in dem wurm geſtekt/ der Satan heißt und iſt/ zur ſtraffe wird geſchrekt mit einem Weibesſohn; der ſoll der Schlangentretter/ des Todes Toeder ſeyn/ des Menſchenvolks Erretter. In deß der arme Menſch zu wolverdienter buß/ wie ein verwißner Sklaf/ auß Eden weichen muß.
|| [7]
Adams Vertrib.
Der erſt der von dem Todt gefriſt/ Durch Luſt vnd Liſt gefallen iſt, In Todtes Grualt hats Paradeÿß, Verzehrt mit einem Apffelbiß.
|| [8]
Geneſ. 3. v. 16.
Gott ſprach zum weib: Ich will dir vil ſchmertzen ſchaffen; wann du
ſchwanger wirſt.
v. 17.
Vnd zu Adam ſprach er: Dieweil du gehorchet haſt der ſtimme dei=
nes Weibes/ etc. So ſeye der aker verflucht um deinet willen:
mit kumber ſollt du dich darauf ernehren dein lebenlang.
Job., 14. v. 1.
Der Menſch vom Weib geboren lebt kurtze zeit: und iſt voller un=
ruhe.GOtt fahrt mit ſtraffen für: dem Weib wird angekündet/ weil ſie den Mann verfuehrt/ und erſtlich het geſündet: ſo ſollt ihr will forthin/ zu hellem zeugnusſchein/ des ihr genom ̅ nen gwalts; dem Mann verpflichtet ſeyn: ſie ſollt empfinden angſt/ wehtum/ unluſt und ſchmertzen/ ſo oft alß eine frucht ſich under ihrem hertzen im leib befinden würd. Daß aber er der Mann/ ſich/ durch ſein zartes weib/ auß der gehorſam ban; in dern er Gott verbündt/ ſo leicht verruken laſſen: deß ſollt das Akerfeld geſtrenger flůch befaſſen; daß/ über groſſe mueh/ dardurch die Erd gebaut/ gleichwol fürwachſen werd dorn/ diſtel und unkraut. Zu kriegung ſeiner ſpeiß werd er nicht mueſſig ſitzen; beſonder ſaures werk ſoll ihm ein feuchtes ſchwitzen außpreſſen von der haut. So/ ſo/ mit ſolcher noht ſoll künftig ſuchen er zur nahrung truknes brot/ bis daß er widerum in das verwandlet werde/ worauß er kommen ſey; dem leibe nach; die erde. So hat hiemit der Menſch mit miſſetuhn beholt im leben angſt; und letſt den Tod/ der ſünden ſold.
|| [9]
Straff des Menſchen.
Durch Arbeit ſchweiß, vnd groß Beſchwerden, Addm ſich Nehren můß auff Erden, Eva mit ſchmertz Gebirt ihr Kinder, Durchs Creütz de muettigt Gott die Sünder.
|| [10]
Rom. 5. v. 12.
Durch einen Menſchen iſt die ſünde in die welt kommen/ und durch
die ſünd der Tod; dieweil ſie alle geſündiget haben.
Sir. 40. v. 1. 2. 3. 4.
Es iſt ein elend und jaemerlich ding um aller Menſchen leben/ von
mutterleib an/ bis ſie in die Erde begraben werden. Da iſt im=
merdar ſorge/ furcht und hoffnung/ und zuletſt der Tod. So
wol bey dem der in hohen ehren ſitzt/ alß bey dem geringſten auf
erden. So wol bey dem/ der ſeiden und kron traegt/ alß bey dem
der einen groben kittel anhat.HIer ſteh ich Gwaltiger zů Meer; der Erden Hammer/ gebietend allem fleiſch zur holen hoellenkammer. Hier ſteh ich Niemandſchon; mein ſenſe iſt geſcherfft/ trotz/ daß ein Sterblicher zur wehr ſich ſetzen doerfft. Hier ſteh ich Menſchenfeind gantz unverzagt und waker/ bey diſem Schaedelhauß auf diſem Todtenaker. Hier ſteh ich Schew der welt/ zerfetzter Grewelmann/ in follem ſiegespracht/ mit waffen angetahn. Hier ſteh ich Kinderfraaß/ Leuthplager/ Fleiſchverſchlinder/ des ſündenfollen Volks behertzter Vberwinder. Hier ſteh ich: iſt jemand ſo hertzhaft und geſchid/ der zeige zwüſchet Kuntz und Bentz den underſchid. Ich mache alle gleich. Der Schultheiß wie der Bader/ der Meiſter wie der Knecht/ der Burger wie der Mader/ iſt eine kahle ſchal die hat der loechern drey. Seht under meinem fůß wie allesalles ſey! Schilt/ harneſch/ flegel/ gelt (der zeug für die perſonen) weltkugel/ ſeitenſpiel/ baleten/ buecher/ kronen. Mein wolbefuegtes Recht/ mein anſprach/ meine gründ/ eins nur für alles iſt/ Was iſt es dann? Die Sünd!
|| [11]
5. Siegesgeſchrey des Todd.
Was fleügt vnd Kreücht, was ſchwebt vnd ſtrebt, Was ſchwümt vnd rünt; Ja was da lebt Den Tode fleücht: findt doch kein ort Da friſtung ſeÿ vor ſeinem mordt.
|| [12]
Toedtlicher Aufzügen erſte Schar;
begreiffend
die Perſonen der Roemiſchen Prieſterſchafft/
ſamt einem Evangeliſchen Prediger.
Vorſpruch:
Sehthie an der Todtenfart/ des geweyhten Ambtsvertraeter/ beyder gattung Kirchenvaeter/ jeden mit ſeim Tod gepart. Ach wie geht der dantz ſo hart! Ihr verbeinte Lufteſpringer/ und gekripte Tripelſinger/ gwüſſe Sieger/ ſtarke Ringer/ ſpielt eins nach der ſanften art.
|| [ID00033]
So gehn die Todtenſtraß und alles fleiſches wege die, denen iſt vertraut der Kirchen ſorg und pflege Der durch Zug Zwahr iſt gmein; doch außer diſer pforten für Hirten und für Wölf iſt platz ungleicher orten.
|| [14]
Joh. 10. v. 5.
Einem froembden folgen die Schafe nicht nach; dann ſie kennen der
froembden ſtimme nicht.
Tod zum Papſt.
Hoer/ oberſter Prieſter/ ſcheinheiliger Vater/ in deiner dreymalen gewoelbeten kron; ich magerer Troeſter und Hertzenermater/ erſchleiche von hinden den Paepſtlichen thron: die prieſterlich kape ich eylig erdape; was ſaumeſt dich hier? laß ledig den Stuele der Roemiſchen Schůle/ und komme gedultig zum todtenquartier.
Antwort.
ICh hab mich zwar geſetzt/ an Gottes ſtatt/ in Tempel/ darinnen doch gefuehrt nur kraemerey und grempel/ der welt nicht für geleucht mit glauben und exempel.
So nach den werken dann vergeltung folgen wird/ gedaechtnus meines tuehns/ mir angſt und forcht gebirt/ ach armgefuehrte herd/ wo bleib ich armer Hirt!
|| [15]
Papſt.
Ich nenn mich Zivahr das Haupt der Welt, Alß wer ich an Gotts ſtalt erwehlt: Nach mueß ich dran, vnd weiß nit wann; Was fragt der Tod nach meinem bann?
|| [16]
Matth. 20. v. 25.
Die weltliche Fürſten herrſchen/ und die Großmaechtigen haben ge=
walt: aber alſo ſoll es nicht ſeyn under euch.
2. Cor. 10. v. 18.
Es iſt nicht der jenige bewaeret der ſich ſelbs lobt; ſonder der/ den der
Herr lobt.
Epheſ. 2. v. 20.
Ihr ſeyt erbawen auf den grund der Apoſtlen und Propheten/ da
Jeſus Chriſtus ſelbs der Ekſtein iſt/ etc.
Tod zum Cardinal.
HAſt du dich auf mich beſcheiden/ durcherleuchter Cardinal? Ich will dir den Hůt beſchneiden/ für den ſchmalen todtenſal. Ein ſo breiter haubtedeker/ in den ſarke tauget nicht: diſer heker/ diſer weker/ Hůt und můt/ und hertze bricht.
Antwort.
GEſtrenger Beichtiger; ich kan dir nicht verſchweigen/ daß mein ſinn immerfort getrachtet mehr zuſteigen: der welte ſtoltzer pracht/ trieb mich mit ſolcher macht; daß ich/ für diſen Hůt/ geſůcht den hohen gibel der groſſen Prieſterkron. Mein Baettbůch/ meine Bibel/ legt ich auf eine ſeit/ und wartet ab der zeit.
|| [17]
Cardinal.
Weil ich in meinem Stand nit alt. Hofft ich die Schlueſſel vn ̅ den Gwalt Zur Kirchen, die jetz offen ſteht Da man mit mir zur Graebnuß geht.
|| [18]
1. Tim. 3. v. 2.
So ſoll nun ein Biſchoff unſtraefflich ſeyn/ eines weibes Mann/
wachbar/ maeſſig/ ehrbar/ gaſtfrey/ geſchikt zum lehren. Nicht
weinig/ nicht ein ſchlaegler/ nicht ſchaendlichen gewin
̅
s begirrig:
ſondern beſcheiden/ nicht haederig/ nicht geitzig. Der ſeinem
eignen hauß wol vorſtehe/ der gehorſame kinder habe mit aller
ehrbarkeit. Wann aber jemand ſeinem eigenen hauß nicht
weißt vorzuſtehen/ wie wird er verſorgen die Gemein Gottes?
Tod zum Biſchoff.
DEr begaert ein gutes werke/ welcher will ein Biſchoffsamt/ und ihr glaubt es alleſamt; deſſen iſt ein gwüß gemerke/ daß ihr darnach jagt und laufft/ und es oft mit gelt erkaufft. Nimmer aber wollt ihr wüſſen ewer ſchuld und amtsgebür/ machet alles hinderfür: Wann ihr dann mir mueſſet bueſſen/ o ſo ſeyt ihr ſehr verzagt/ und mich ſchneller eyl beklagt.
Antwort.
ACh mir iſt verborgen nicht/ daß die Wache bey den Schafen/ eines guten Hirten pflicht; die ich leider hab verſchlaffen. Het ich Paulum recht geleſen/ moecht jetz meine ſeel geneſen.
|| [19]
Biſchoff.
Ich bin ein Biſchoff, hab vil geweÿhen, Jetzund da der Todt kompt geſchlihen, Wich ich auch gern, ſo kan ich nit, Dem alles weicht, weicht mir kein trit.
|| [20]
Tod zum Abbt.
HErr Abbt/ dein ſchwerer leib geleicht deim ſchweren kaſten/ ich glaub es ſey gar eins/ dein armut wie dein faſten: verzeih mir/ wann ich lieg; du haſt mehr fleiſch und gelt/ dann mancher reicher Fürſt und Hertzog von der welt. Iſts dem gelübd gemaeß/ vermag es ſo der Orden/ ſo rewet mich/ daß ich nicht auch ein Abbt geworden. Nun endet deine Kürb; du haſt dein theil gehabt; zum finſteren Convent dich fertig mach/ Herr Abbt.
Antwort.
DV nicht berůffter Bott/ den gunſt mir ſchwachen leiſt/ daß ich hier ſitzen bleib. Ich beichte was du weiſt; dem geltſak manglet nichts/ und iſt der leib zwar feißt/ der guten werken ſak iſt leicht/ und klein der geiſt! Bey Abbtes würdigkeit moecht ich ſo bald nicht warmen; ich ließ das baetten ſeyn; und ſam ̅ let gelt zuſchwarmen; vom heiligen gefaell mittheilt ich nichts den Armen. Ach bitterſchwere ſtund! wer wird ſich mein erbarmen?
|| [21]
Abbt
Vor war ich Prior im Konvent Setz Abbt und Erſter in das end: Kombt ehr und alter auff ein zeit, So iſt die Letſte ſtund nicht weit.
|| [22]
1. Cor. 7. v. 8. 9.
Ich ſage aber den Vnverehlichten und den Witwen/ es iſt ihnen gut
wann ſie bleiben wie auch ich. So ſie ſich aber nicht enthalten/
ſo ſoellen ſie ſich verehlichen: dann es iſt beſſer ſich verehlichen/
alß brunſt leiden.
Tod zur Abbtiſſin.
DAs lob der Reinigkeit und waaren Jungfrawſchaft nicht nur darinn beſtehet/ daß mit der hurerey der leib nicht werd behaft; rein ſeyn aufs hertze gehet. Wann diß von faulem brand entzündt/ und boeſe neigung willen findt/ und laßt den Luſtwind wehen; ſo iſt es ſchon geſchehen.
Antwort.
DEr Feind der Jungfrawſchaft hat zwar; wie ich geſpüret; oft bey mir angeklopfet: doch hab ich wider ihn die gegenwehr gefuehret/ und meine brunſt geſtopfet. Mit faſten/ wachen/ Pſalmgeſang/ that ich dem zarten fleiſche bang: Für meiner künſchheit ſchantze hielt ich den Roſenkrantze.
|| [23]
Abtiſſin.
Ach Gott wie wehe will mir beſchehen? Deß Tods ich mich noch nit ver ſehen! Muß es jeh ſeÿn ſo will ich dran, Weïl ich mich nicht erwehren kan.
|| [24]
Hoſ. 4. v. 6.
Du verwirffeſt Gottes wort; darum will ich dich auch verwerffen/
daß du nicht mein Prieſter ſeyn ſolt.
Matth. 24. v. 26.
Wann ſie euch ſagen werden: Sihe/ er iſt in der wueſten/ ſo gehet
nicht hinauß: Sihe/ er iſt in verſchloßnen ghalteren/ ſo glaubet
es nicht.
Der Pricſter zu ſich ſelbs.
GRoſſe würden/ ſchwere bürden: ſagt man zwar von alters her; ich dargegen wolte pflegen nur dem fleiſch/ bey diſer ehr. Mein gepraenge und geſaenge/ mein gebett und ſacrament; warn gezielet und geſpielet nur zur ruh und luſtes end.
Tod zu diſem.
WElch eine feine beicht macht unſer Herr der Pfaff; mich deucht es ſeye zeit/ daß ihn der Tod wegraff/ und von der Erden nem ̅ ; damit an ſeine ſtelle/ der Biſchoff oder Abbt den beſſeren erwehle. Wiewol es zweiflig iſt; wann/ nach dem alten wort/ das beſſer ſelten kriegt ein ledigſtehndes ort: Doch geht es mich nichts an. Nur eins ſag ich/ Herr Pfarrer/ Ich bin meins alten Rechts ein ernſtlicher Beharrer.
|| [25]
Pfarz herz.
Groß Pfarz groß Gfahr iſt immerdar, Beÿ ſammen, wie ich wol erfahr, Als ich eim andern breit den Weeg Zu ſierben, bricht mit mir der Steg.
|| [28]
1. Cor. 13. v. 3.
Wann ich meinen leib übergebe gebrennt zuwerden/ und hette die
liebe nicht/ ſo were es mir kein nutz.
Tod zum Einſiedler.
EIn guten abend/ Vater Frantz/ wünſch ich dir zu dem bruderdantz. Du haſt dich von der welt geſchnidten/ und doch gelebt nach ihren ſitten. Dein hertz und zell war ſelbs ein welt/ darinnen boßheit hofe helt. Doch wann in dir was gutes ſteket/ ſo iſt es mit dem rok bedeket.
Antwort.
JA recht; ich hab die Leuht geſchohen/ und bin in diſen wald geflohen; weil in der Welt ich niemand fand/ der mir an from ̅ keit gleich bewant. Mein frommes hertz wie ſolt es trawen? Mein frommes aug wie moecht es ſchawen der argen Welt betrognen ſinn? Auff meine from ̅ keit ſterb ich hin.
|| [27]
Mönch,
So maechtig mich der Jodt betrengt, Das mich mein weite Kutten engt: Die offnen ſchuch ich trug ohn ſchmertz; Setz truckens mich fehr vmb das Hertz.
|| [30]
1. Pet. 5. v. 2.
Weidet die herd Gottes die under euch iſt/ und habet ein aufſehen
nicht auß zwang/ ſonder freywillig: nicht um ſchandlichen ge=
win
̅
s willen/ ſonder mit geneigtem gemuet. Nicht alß beherrſch=
ten ihr das Erb/ ſondern daß ihr ein vorbild ſeyt der herd.
1. Cor. 9. v. 27.
Ich bezaeme meinen leib/ und zwinge ihn under die knechtſchaft: auf
daß nicht etwann ich/ der ich anderen predige/ ſelbs verwerfflich
werde.
Tod zum Prediger.
CHriſtlich werben/ ſaelig ſterben/ haſt du Predieant gelehrt: durch die predig/ irrthums ledig/ ihren vil zu Gott bekehrt. Jetz ſollſt zeigen und eraeugen ob du ſelbs/ an deinem ort/ dich verhalten ſolcher gſtalten; wie du glehrt auß Gottes Wort.
Antwort.
NIcht ſolte der Lehrer entſchlaffen im ſtraffen zuforderſt was andern er ſaget ſelbs ſchaffen: Ich aber kan (leider!) mich deſſen nicht ruehmen/ noch meine begangne fehlſtreiche verbluemen. Dann meinem gewüſſen nun wu ̅ rklich vorſchwebet; ich habe dem Stande nicht zimmend gelebet! Sey gnaedig; Herr Jeſu; verzeihe die ſünde; und meine fehlwunden/ mit gnaden verbinde.
|| [29]
Einſidler.
Dein fleiſch, Wald brueder, vnd dein geiſt Sind immer traeg (wie du wol weiſt) Vnd zu dem gueten ein beſchwerd: Zeit iſt es daß geſcheiden werd.
|| [32]
Vorſpruch.
Biß hieher hat man geſehn/ wie der Tod zum grab gefahren/ mit den hochgeweyhten ſcharen; die dem Todtendienſt fürſtehn. Foerter kraeht der Todtenhan/ daß die groſſe Weltregierer/ ſtrenge Fürſten/ milte Fuehrer/ traeten auf den todtenplan.
|| [31]
Prediger.
Biſt du ein Frommer Predicant, Bring Gottes Wort; nicht menſchentandt, Treib auß den Schlaaff; dein stimm erheb: Und ſelbs nach deiner Lehre leb.
|| [34]
Pſalm. 82. v. 6.
Ich hab wol geſagt; ihr ſeyt goetter/ und allezumal kinder des Hoech=
ſten. Aber ihr werdet doch ſterben wie die Menſchen.
Act. 10. v. 34. 35.
Nun erfahre ich in waarheit daß Gott die perſon nicht anſicht. Son=
der in allem volk/ wer ihn foerchtet und recht tuht/ der iſt ihm
angenem.
Tod zum Keyſer.
EIm jeden ſagt ſein hertz/ ohn mein des Tods berichten/ daß ja ein Keyſer ſoll das Reych zum Friden ſchlichten/ deſſelben Mehrer ſeyn/ kraft ſeiner Eidespflichten: Ob nun/ und wie es ſey; bezeugen die Geſchichten. Jetz thů ich wie Gott will; und rueffe dir zum Dantz: Daß nun mein Todtenreych/ Herr Keyſer/ werde gantz/ ſo leg beyſeit die kron/ nim ̅ diſen Todtenkrantz/ es muß geſtorben ſeyn; davor ſchützt keine ſchantz.
Antwort.
EReylich iſt des Keyſers pflicht; nur darauf zugehn daß im Friden werd geſchlicht alles mißverſtehn; guter rahtſchlag habe krafft ſchmeicheley werd abgeſchafft: Troſtlich aber iſt/ wann ich jetz in diſem Todtenſtich/ kan außſagen ſicherlich/ reines gwüſſen frewet mich.
|| [ID00053]
So gehn die Todten ſtraß, und alles Fleiſches wege die, den ̅ en Gott vertraut des Kechten ſorg und pflege. Der Durch zug Zwahr iſt gmein; Doch außer diſer Pforten findt Vater und Tÿran ̅ den platz ungleicher orten.
|| [36]
Jeſa. 28. v. 3.
Die praechtige Kron von Ephraim wird mit fueſſen zertretten wer=
den. Vnd die welkliche blum ihrer lieblichen herrlichkeit wird
ſeyn gleich wie das reiffe vor dem ſommer/ welches verdırbt/
wann man es noch an ſeinem zweige hangen ſihet.
Tod zur Keyſerinn.
HOch- und demuetig iſt der Pfaw in einer ſtund/ wann ſeine faedern er in ein geſpieglets rund außdaehnt; praf hereyn geht; zu ſchrittenweis ſpatzieret/ ihm ſelbs ſehr wol gefaellt/ mit mancher farb gezieret. Hinwider eben er ſchreyt greußlich/ und erſchrikt; wann er zur erden ſchaut/ und ſeine fueß erblikt. Großmaechtigeſte Fraw; wie iſt euch um das hertze? der Tod ſagt was er will/ in ernſte/ wie in ſchertze.
Antwort.
JA Tod du ſagſt und tuhſt/ was dir zutuhn beliebt; dein reden/ und dein tuhn/ gleichwol mich nicht betruebt. Mich troeſtet/ daß der pracht der ſtoltzen welt ſo ſueſſe mir nimmer worden iſt; daß ich Gott fahren lieſſe. Wie taeht der Erdenkloß ſo weyßlich und ſo recht/ wann er ſein ſterblichkeit ohn underlaß bedaecht? Weil doch die hoechſte macht fleucht wie ein leichte faeder/ wann diſe nur anhaucht der dürre Todtenmaeder!
|| [35]
Kaÿſer.
Groß macht vnd Gwalt vnd groß Reichthumb, Hab ich darzu ein Kaÿſerthumb, Iſt alles wie ein Gloggen Thon, Der nit lang wert, ich muß darvon
|| [38]
Pſalm. 93. v. 1.
Der Herr iſt Koenig.
Pſalm 2. v. 10.
So laſſet euch nun weiſen ihr Koenige; und ihr Richter der erden laſ=
ſet euch züchtigen. Dienet dem Herren mit forcht, und frewet
euch mit zitteren.
Tod zum Koenig.
DEs Koeniges pflichten darinnen beſtehen/ demuetig im glauben/ zuküſſen den Sohn: und laſſen die Goettliche forchte fürgehen/ dem baeldeſt hinſinkenden irrdiſchen thron: dem Koenig der Ehren// die pforten nicht ſperren/ vermehren ſein Reych. Den Reychesgenoſſen/ mit ſteuren und ſchoſſen/ wo mueglich verſchohnen/ Recht ueben geleich.
Antwort.
SO muß ich der Predig des Todes zuhoeren/ von meiner gebüren amtſchuldigen pflicht. Mein gwüſſen mir gleiches geſaget zuvoren/ was trewe Hofdiener mich haben bericht. Weil aber ich (leider!) ein grimmiger Neider der waarheit geweſen/ wie kan ich geneſen? Mit ſchreken ich warte des letſten gerichts; bin alles geweſen und hilffet mich nichts.
|| [37]
Kaÿſerin.
Wann ich ſchon bin ein Kaÿſerin, Darzu ein Roemiſche Koenigin, Verwirfft der Todt mein hohen Stamm, Schreibt in die Eſchen meinen Nain.
|| [40]
1. Pet. 1. v. 24.
Alles fleiſch iſt haew: und alle ſeine guete iſt wie eine blum auf dem feld.
Das haew verdorret/ die blum fallet ab/ etc.
Jerem. 9. v. 21.
Der Tod iſt zu unſeren fenſtern hereyn geſtigen/ er iſt in unſere pallae=
ſte kommen.
Tod zur Koeniginn.
ERaw Koeniginn ich kom ̅ / auff eine ſolche zeit/ da ewer eytler muht zuſeyn mich achtet weit. Subtil ſind meine tritt/ alß ob ich gieng auf ſeiden/ der haenden eyſern gwalt kein Sterblicher kan leiden. Doch ſchirmt die Seel der glaub/ wann er gewürket hat Gottſeligkeit und Lieb bey ewer Majeſtat. Wolher/ o groſſe Fraw/ ich will euch ſaenftlich ruehren/ ich kan auß langem brauch auch Koeniginnen fuehren.
Antwort.
ACh hertzens angſt und klag! weh dem erſchroknen gmuete/ daß in der jugend bluehte/ ſich endt mein lebenstag! du unverſchaemter gaſt; daß du mit ſolchem wueten ohn wahrnen und vorhueten/ mich überfallen haſt!
|| [39]
König.
Ich war ein König hat Land und Leüth, Fuehrt fremde Krieg, macht groſſe Peüt Gwun nit mehr als ein gaeches Endt, Und daß man ſagt ich hab jhn kendt.
|| [42]
Tod zum Churfürſten.
WAs ewer ſieben oder acht/ zur wahl eins Keyſers haben macht; das hab ich fug alleine/ zu ewerm fleiſch und beine. Herr Churfürſt wie gefallt euch das? Ihr ſeyt auch ein zerbrüchlichs glas; ſo geht nun an den reyen/ Gott woelle gnad verleyhen.
Antwort.
WEil meines werthen Heilands Reych nicht irrdiſch iſt/ ſo hab ich gleich im anfang meiner Chur gelehrnt/ wie ich wird von der welt entfernt; und ſo mein Fürſtenthum beſtellt/ daß ich diß; wann es Gott gefaellt; Ihm wider ſtelle zu der hand und zeuhe in das Vaterland.
|| [41]
Königin.
Wo iſt mein König vnd Hofgeſind Die zwahr getrew verbliben ſind An mir, biß mich der Tod beren ̅ dt; Setz ſinds trewloß an meinem end.
|| [44]
Pſalm 49. v. 18.
Er wird nichts in ſeinem ſterben mit ſich nemmen/ und ſeine herrlich=
keit wird ihm nicht nachfahren.
Tod zum Graffen und Graeffinn.
ICh dürrer Strekebein mich wende zu dem Graffen/ und ſeinr Gemahelin/ verſehn mit ſcharffen waaffen/ die ſchulde der Natur/ an ihrem leib zuſtraffen; und ſie zum Todtenheer/ ohn gnade wegzuraffen.Wolan ſo ſpringet eins/ ihr Leut; es lebt auff erden kein ſterblicher er muß zu theil mir endlich werden. Wer hat ſich je erweert gemeiner Todsbeſchwerden? es hilfft hier keine flucht/ noch traurige geberden.
Antwort.
WIe gern wir wolten ſpringen; ſo ſind wir nicht gerüſt; der Wurm vergangner dingen/ uns beiſſet und entrüſt! Ach! wann wir uns im leben/ mißfielen wie im Tod; wir wurden nicht ſo ſtreben/ zur ſünden ſtank und ſod.
|| [43]
Churfürſt.
Der Todt ſchaezt, nach ſeim fraechen mŭt Den Churhŭt, wie den Baurenhut. Die Diener fliehn; wo bleibt ihr ſchutz? Setz ist ein gutes Gwißen nutz.
|| [46]
Phil. 3. v. 14.
Eines thu ich: ich vergeſſe deſſen was dahinden iſt/ und ſtreke mich zu
dem das dafornen iſt/ und jage nach dem fürgeſtekten ziel/ nach
dem kleinod/ welches fürhelt die himmeliſche berueffung Gottes
in Chriſto Jeſu.
Tod zum Ritter.
ERiſch Ritter zum pferde; nun mach dich gefaſſet/ offt wareſt erweket zum blutigen ſchimpf: jetz Ritter vom pferde/ erſchroeklich erblaſſet/ der Dürrling gibt weder quartiere noch glimpf. der toedtliche Dantzer/ dein lantze dein pantzer piſtolen und ſchwert: dein ſchieſſen und brennen/ dein ſtoſſen und rennen: nicht ſchaetzet eins kupfernen pfenniges werth.
Antwort.
JEtz/ jetzerkenn ich erſt/ wie mir ein Chriſtlichs kaempfen für alle Ritterſpiel gebüret het! zu daempfen der ſünden luſt und laſt. Ach het ich diſen grund vor meinen ruhm gehebt/ und nicht der ſünden bund! Het ich/ in Gott/ gelehrnt des fleiſches glider zwingen/ und diſe/ wie ich ſolt/ in Chriſti ghorſam bringen; het ich mich nach dem ziel; dem kleinod nachgeſtrekt; ſo mir der Gottesruff/ zum heil/ hat fürgeſtekt!
|| [45]
Graff und Graeffin.
Offtmahle ̅ werden zweÿ ehleüt, Auff eine ſtund dem Todt zur beüt: Den Graefflichen beſchicht es hie; Die deſſen ſich verſehen nie.
|| [48]
1. Cor. 1. v. 26.
Sehet an/ ihr brueder/ ewere berueffung/ daß nicht vil weiſe nach dem
fleiſch/ nicht vil gwaltige/ nicht vil edle: ſondern die thorachti=
gen ding hat Gott außerwehlet/ auff daß er die weiſen zuſchan=
den machte. Vnd die ſchwachen ding der welt hat Gott außer=
wehlet/ auff daß er die ſtarken zuſchanden machte/ etc.
Tod zum Edelmann.
DVſtoltzer Edelmann/ wie iſt dein ſach gethan?
Wie haſt du angewandt den Adel zu der Tugend?
Wie haſt du zugebracht dein tage von der jugend/
bis auff diß jetzig jetz? Beicht kurtz und zeig es an.
Antwort.
ACh daß Gott im himmel wolte! daß ich armer Erdenwurm/ het gelebet wie ich ſolte; und auff diſen todesſturm/ und auff diß gefaehrlich ſtreiten/ mich umſehen het bey zeiten!
Jedoch lebt nicht ohne tadel/ muß es je gebeichtet ſeyn; oefter ſelbs der hoechſter Adel/ darum bin ich nicht allein: Keyſer/ Koenig/ Fürſten/ Graffen neben mir auch mueſſen ſchlaffen.
|| [47]
Ritter.
Der iſt ein rechter Ritters mann, Der ſich ſelb Vberwinden Kann. Haſtu gkämpfft nach. S. Pauli Lehrn. Wirdt dir beÿ glegt die Cronn der Ehrn.
|| [50]
2. Chron. 19. v. 6.
Sehet zu was ihr tuht; dann ihr haltet das Gericht nicht den Men=
ſchen/ ſonder dem Herren/ und er iſt mit euch im Gericht.
Prov. 17. v. 15.
Wer den gottloſen gerecht ſpricht/ und den gerechten verdamt: die
ſind beyde dem Herren ein grewel.
Erod. 33. v. 8.
Du ſolt nicht geſchenke nemmen: dann geſchenk machen die ſehenden:
blind/ und verkehren die ſachen der gerechten.
Tod zum Richter.
ZVm dantz du Richter kom ̅ / du Rahtsherr und Stattmeiſter/ wie biſt du ſo verzagt? wie zitern deine geiſter? für meiner gegenwart? du ſollſt nicht foerchten mich/ wann du/ wie dir dein Stand befihlt/ gehalten dich. Haſt du der Redlichkeit und Tugend dich befliſſen/ ſo wirſt der Redlichkeit und Tugend lohn genieſſen. Iſts dann das widerſpiel/ dir billich für mir graußt: Wolher du weyſer Mann/ erzell wie du gehaußt.
Antwort.
WEr ihm bey ſeinem tuhn bewußt gerechter dingen/ und ſich nicht hat gewaehnt/ die opfer zuverſchlingen der ungerechtigkeit; der gaaben und geſchaenk/ (die einem Bidermann ein grewel und geſtaenk.) Wer ſich gemueſſigt hat dern außgeuebten tüken die man nennt praktiken; verſchlagner welte ſtüken; kürtzlich: Wer falſchem Eyd nicht hat gegeben ſtatt/ derſelb der ſeelen wol; o wol! gepflogen hat.
|| [49]
Edelmann.
Dein Stamb und Nam und Edel Blut, Dein Sitz und Schloß und all dein Gut, Haſt von verſtorbnen Eltern her, Wer ſie geweſt biſt du auch der?
|| [52]
Matth. 25. v. 14.
Ein Menſch der über land ziehen wolte/ hat beruefft ſeine knecht und
ihnen übergeben ſeine gueter.
Luc. 16. v. 2.
Tuh rechnung von deiner Haußhaltung: dann du kanſt hinfür nicht
mehr haußhalter ſeyn.
Tod zum Schaffner/ Witwen-und
Waeiſenvogt.
ERomme Gmueter/ froembde gueter wenden nicht auf eignen brauch: du hingegen froembden Saegen macheſt dir zu feur und rauch. Weil du raubeſt/ und nicht glaubeſt/ daß Gott ſeh und ſtraffen werd; wirſt nun finden/ und empfinden Gwüſſensſchmertzen und beſchwerd.
Antwort.
EIn harte red; o Tod; und doch muß ich ſie hoeren/ weil ich mich ließ den luſt zu froembdem gelt bethoeren: der ſchein alß ob ich wer im dienſt dem gmeinen nutz/ mich baeldeſt machte reich: mein Titel war einſchutz und ſchurtz der dieberey; betruebte Waeiſenkinder ich trewlich ſchirmen ſollt/ ſo war ich ſelbs ihr Schinder/ wie mich zu diſer ſtund mein gwüſſen ueberzeugt; und mir den hoellenſtrik der groſſen dieben zeigt.
|| [51]
Richter.
Kein Gſatz nach Recht iſt, das vermag, Das man ein Vrtheil fell ohn Klag, Der Todt allein vrtheilt zum Grab, Ohn ſchuld vnd klag, oh gunſt vnd gab,
|| [54]
Epheſ. 6. v. 12.
Wir haben nicht einen kampf wider fleiſch und blut: ſonder wider
die Fürſtenthum/ wider den gewalt/ wider die weltregenten
der finſternus diſer zeit/ wider die boßhaften geiſter under den
him
̅
len. Darum ſo ergreiffet die gantze rüſtung Gottes/ etc.
Tod zum Hauptmann.
Eyſenfraeſſer deine waaffen/ heten ſoellen geiſtlich ſeyn; angeſehn das boeß zuſtraffen/ in dir ſelbs mit bůß und pein. Sündenfreyheit/ wolluſt ſuchen/ huren/ ſauffen/ dieberey/ brennen/ moerden/ Gottesfluchen/ iſt dein farb und liberey.
Antwort.
MEnſchenfraeſſer deine waaffen/ ſind für meinen leib zufrueh: Nichts hab ich mit dir zuſchaffen/ geh weit weg/ mach mir kein mueh. Hoer auff faſſen/ wilſt nicht laſſen? ich erworge; laß mir lufft: hilfft kein klagen? Wilſt mich tragen ſporenſtreichs zur hoellengrufft?
|| [53]
Schaffner und Waeÿſen Vogt.
Was teüren amtes iſt die Hŭt, Für Kirchen-Witwen-Waeÿſengŭt? Wirſtu die Rechnung nicht recht ſtellen So wird Gott ſchwaeres urtheil fellen.
|| [56]
Der Dichter zum Leſer.
BIß hiehar vom Regiment; und wie hoechſter Weltgewalte/ ohne ſchirm und hinderhalte Letſtlich ſich mit ſterben endt.
Seht nun auch das übrig ſpiel: Staende/ gute/ boeſe Leute/ die der Tod/ wie eine beute/ fuehrt zum allgemeinen ziel.
|| [55]
Hauptmann.
Lings vmb dich wend, Herz Hauptmann bhendt, Da dich der gröſte Sturm ̅ anrent, Schaw auff dein Schantz laß andre gantz Der Tod faelt ein, hat ſchon dein ſchantz.
|| [58]
Tod zum Artzt.
DArinn beſteht dein tuhn/ daß du beſchaweſt harn; beraubeſt krankne leut/ und jageſt ſie ins garn meins toedtlichen gewalts. Man fragt dich um das leben; ſo pflegeſt/ was vor mich/ dem kranknen eynzugeben. Vermehrer meines Reychs; nicht zwar mit mord und jedoch mit artzeney und tollem unverſtand; (brand Nun wird die Welt getroeſt/ wann von dir wird geſungen; der Doctor iſt (er mußt) auch an den Dantz geſprungen.
Antwort.
SO biſt du dann der Tod? ich aber bin der Toeder/ und iſt noch ungewüß/ wer under uns der ſchnoeder. Ohn mitel/ haweſt du des Menſchen leben ab: durch mitel bring ich Ihn mit feinem ſchein zu grab. Du haſt den zwek/ daß er geledigt werd vonſünde; und ich/ daß übels tuhn er forthin nicht mehr künde. So underſcheiden wir hiemit das Todtenrecht/ mit diſem Todtenſatz: du Meiſter; und ich Knecht.
|| [ID00077]
Sie gehn die Todtenſtraß und alles fleiſches wege die denen Gott vertraut des Hau ̅ ſe weſens pflege. Der durchzug Zwahr iſt gmein; doch außer diſer Pforten bezeücht der From ̅ und Schalck den platz ungleicher orte ̅ .
|| [60]
Eſa. 47. v. 13.
Laß herkommen und dir helffen die Meiſter des himmelslauffs/ und
die ſternguker die nach den Mohnden rechnen/ was über dich
kommen werde: ſihe ſie ſind wie ſtoplen die das fewr verbren=
net/ etc.
Matth. 16. v. 3.
Ihr Gleißner; des himmels gſtalt koennen ihr urtheilen: koennet ihr
dann nicht auch urtheilen die zeichen diſer zeit?
Tod zum Sternenſcher.
STernenguker armer ſchluker/ nun iſt deine zeit vorbey: tage wehlen/ burten ſtellen iſt ein eytle fantaſey. Kanſt du ſehen/ und verſtehen/ auß des runden himmels gſtalt; was vernünfftig/ ſeye künfftig/ truken/ feucht/ warm oder kalt; welcher ſtern dann zeiget dir/ daß du heut ſolſt ſeyn bey mir?
Antwort.
ACh! der Menſch wolt geren wüſſen/ was an fernentlegnem ort/ ſich begibet da und dort: ſihet nicht was für den fueſſen. Wer ich in der naeh gebliben/ und erkennt mein nichtigkeit/ ſo wer ich zum Tod bereit; deſſen frag mich eyngetriben.
|| [59]
Doctor.
Herz Docker dein berühmte Kunſt, Dem Todt zu wehren iſt vmb ſonſt, Kein Kraut nach Wurtz (dieſelbs verdirbt Erhalt das Leben daß nicht ſtirbt.
|| [62]
Sir. 20. v. 11.
Mancher kaufft vil um ein gering gelt: aber darnach muß er es ſiben=
faltig bezahlen.
cap. 27. v. 2.
Wie man zwüſchet zuſamengefuegten ſteinen einen nagel eynſenkt:
alſo ſchwebt ſünd zwüſchet kauffen und verkauffen.
Tod zum Kauffmann.
KAuffmann dein gewerb wird fallen: dann ich zeichne dir die ballen/ mit dem ſchwartzen todtenſtrich. Deine ſinnen und beginnen/ ſtunden nur nach gold gewinnen/ Gotts gewin nicht aengſtet dich: Meine zahl erfüllt zumachen/ mueſſe dir das hertze krachen/ biſt die rechte Wahr vor mich.
Antwort.
WO der Menſch hat ſeinen ſchatze/ da bezeucht das hertz den platze! ach wie ſchnell und unverſehn/ taeglich panketieren! klaeglich pankrotieren! wie wird ich beſtehn? Wer dem fleiſch geſtraewet auß/ machet ernd im Todtenhauß.
|| [61]
Aſtrologus.
Was practicierſt, O du Ellender, Der Todt hat dir gſtelt im Calender, Ein Finſternuß beÿ hellem Tag, Die kein Menſch nit entfliehen mag.
|| [64]
Ezech. 4. v. 1. 2.
Du Menſchenſohn/ nim
̅
dir einen gebachnen ſtein/ den lege für dich/
und entwirff darauff die ſtatt Jeruſalem/ etc.
Eccleſ. 4. v. 4.
Nach dem hab ich geſehen daß alle arbeit und mueh/ aller fleiß und ge=
ſchiklichkeit geneydet wird. Auch diß iſt eytel und ein kumber
des gemuets.
Tod zum Maaler und andern
Kunſtverwandten.
REiſſer/ Maaler/ Kupferſtecher/ Saengermeiſter/ Reymenſprecher/ Buecherſchreiber/ Buechertruker/ wunderliche Sinnverzuker! Beichtet wie ihr Gottes gaben lebend angewendet haben? ob zum letzen/ oder ſchu ̅ tzen; ob zum ſchaden/ oder nützen!
Antwort der Verkehrten.
SChreibfaeder/ ſinn und ſtim ̅ / grabſtikel/ penſel/ preſſen: ſind zeugen wider uns; weil Gottes wir vergeſſen/ und der Erbawung frucht; nur ſuchend gunſt und gelt/ (o welch ein aergernus!) der argen Adamswelt.
Gegenſatz der Frommen.
Buechertruken wie Gemaehld; Geſaenge wie Gedicht; da ſie zu Gottes ehr; und Naechſten heil gericht/ ſind von der beſſern welt vor laengeſt hochgeadlet: mehr tod iſt der/ alß tod; der diſe künſte tadlet.
|| [63]
Kauffmann.
Herr Kauffmann ich ein Wechſel hab An dich; denſelben ferg mir ab Nit mehr als von all deiner Wahr, fuell mir nur auß ein Todten Bar.
|| [66]
Sir. 38. v. 28.
Tiſchmacher und Zimmerleut die tag und nacht arbeiten/ und ſchni=
tzen bildwerk; und haben fleiß mancherley arbeit zumachen; die
mueſſen denken daß es recht werde; und frueh und ſpat ſeyn/
daß ſie es follenden/ etc.
v. 35.
Diſe alle troeſten ſich ihres handwerks/ und ein jeder befleißt ſich daß
er ſeine arbeit koenne. Ohne diſe mag ein ſtatt nicht erhalten
werden.
Tod zu den Handwerksleuten.
IHr Müller/ Beker und ihr Fiſcher/ Metzger/ Gaerber/ ihr Grempler/ Waeber/ ihr Schuhmacher/ Schneider/ Faerber: ihr Handwerker im holtz; ihr aller gattung Schmied; Arbeiter für das gelt/ es ſey krieg oder fried. So freudig; ſo betraurt; iſt ewer Todtenwandel; nach dem beſchaffen iſt eins jeden thun und handel. Wann ihr nun habt gethan wie fromme Handwerks= ſo ſehet nicht ſo ſaur/ beſonder froelich ſeyt. (leut;
Antwort der Schalkhafftigen.
DAs acht gebott/ Du ſolt nicht ſtaelen; gmeinlich faſſet/ die ſtüklein falſcher wahr/ maaß/ elen und gewichts; die Gott/ alß waarer Lieb entgegen lauffend/ haſſet: und über die wir nun erwarten des Gerichts.
Gegenſatz der Frommen.
EIn bleiche Spinnerinn/ ein keichender Holtzſcheiter/ wann ſie in ihrem Bruff zur From ̅ keit ſich gewendt: ſind Gott und ſeinem Reych; auff ſeine weis; nicht weiter/ alß irgend ein Prophet/ und hoechſter Weltregent.
|| [65]
Maaler und Rupfferſtëcher.
Wein Gott ſeins Geiſtes ſchoene gſtalt, Durch Widerburt, ins gmueht gemahlt; Der fragt nichts nach dem Todten bild, Wer es gleich nach ſo ſcheüch und wild.
|| [68]
v. 11.
Da ich aber anſahe alle meine werke/ die meine hand gemachet/ etc.
ſihe da war es alles eytel.
Tod zum Baumeiſter.
BAumeiſter wirffe weg den zirkel und die tabel/ du haſt lang gnug geſchafft am thurn in diſem Babel: Zeuch nun in jaehne Welt; allwo die blinde mauß/ im finſtern ſpielt/ und baut ein dunkelholes hauß. O nicht geſcheide leut! zubawen hier vermeſſen; da für den edlen Geiſt der himmelsbau vergeſſen und ſchaendlich wird verſaumt! Geh fort du armer Tropf/ es iſt nicht mehr die zeit zugreiffen für den kopf.
Antwort.
ACh daß ich diſem Bau mit ernſt het nachgetrachtet/ den der Zerſtoerer preißt; het ich die Welt verachtet/ und ihren kurtzen pracht; ſo were mein der troſt (weil jetz diß irrdiſch hauß der Tod zuboden ſtoßt) daß ich den Gottesbau/ im himmel würd bezeuhen: mein hertz nicht zagte ſo; mein geiſt nicht doerffte fleuhen! O ein vergeßner Menſch und ſinneloſer Thor; der/ ſo den himmel laßt/ und wehlt die Erd davor!
|| [67]
Handwercks Leüte.
Der Handwerksmann glükſelig ist, der ſein brot, ohne neÿd und liſt, mit Gott und ehren eßen Kan/ und nimt ſich Keines andern an.
|| [70]
Heb. 13. v. 1.
Der Willferigkeit zu beherbergen vergeſſet nicht: dann durch dieſel=
bige haben etliche ohn ihr wüſſen Engel beherberget.
Tod zum Würt.
ES iſt eines Landes zier/ wann ein gaſthauß wol beſtelt: und der Würt ſein amtsgebür/ fleiſſig in der obacht helt. Landesfroembden herberg geben/ iſt ein groſſes werk der Lieb: Würt zeig an bey deinem leben biſt ein frommer; oder dieb?
Antwort.
DIe Würte ſolten ſeyn der Gaeſten fromme Vaeter: ſo ſind ſie oftermahl derſelbigen Verraehter. Ich beichte jetz vor mich/ kein fündlein war ſo kahl/ ich braucht es; wie ich meint; zu meinem glükesfahl. Den ſaffte mit der quell ich künſtlich taufft und miſchet; durch welchen diebesgriff ich groſſes gelt erfiſchet: das falſche naſſe rot/ das argekarge weiß/ macht mein gewiſſen ſchwartz und brennet hoellenheiß.
|| [69]
Bawmeiſter.
Was trachteſt allweil nach Gebaew. Du wirſt nicht machen alles new, Grab ein Eel tieff die Erden, auß So haſtu ſohon ein bawen Hauß.
|| [72]
Sir. 37. v. 32. 33.
Vberfüll dich nicht mit allerley ſchlaeken/ und friß nicht ſo girig.
Dann vil freſſen machet krank/ und ein unerſaettiger fraaß
kriegt das grimmen. Vil haben ſich zu tod gefreſſen: wer aber
maeſſig iſt der lebt deſto laenger.
Koch mit ſich ſelbs.
DEr ſpiß mir nicht anbrennt/ ich aeß allzeit das beſt/ mein ſinn nichts anders ſinnt/ dann daß ich werd gemaeſt: den luſt/ ob er erſtikt/ zum aeſſen ich kan friſchen/ mit allerley gebraet/ mit faederwild und fiſchen. paſteten/ ſpaniſchbrot/ füll-torten/ marzepan; und tauſend ſolche ſchlaek ich neidlich kochen kan. Nur eines manglet mir; kondt ich ein aeſſen kochen/ daß nimmer ſterben ließ/ den Tod ich wolte bochen.
Des Todes Antwort.
EIn aeſſen für den Tod/ biſt du vierſchroeter Klotz/ foll ſchleim und feuchtigkeit/ geſtanke blut und rotz. Iſt gleich dein Wammes dik; dein geiſt iſt dürr und mager/ und gegen deinem Wanſt ein armer waſſertrager. dich maeſten wie ein Sau/ iſt alles was du kanſt; des frewen ſich die würm auff deinen fetten wanſt. kom ̅ bauch/ der erden jaſt wird deine fett außkochen; daß nichtes von dir bleib alß rieb/ gebein/ und knochen.
|| [71]
Würt.
Mit ſpeiß, tranck, herberg, wartet ich Um gelt, der Gaesten aemſigklich. Ohn gelt, der Tod mir wartet ab, Mir herberg zeigt im duncklen grab.
|| [74]
Prov. 24. v. 30.
Ich gienge für dem aker des faulen fürüber/ und für dem Weingar=
ten des thoren: und ſihe/ da waren eytel diſtlen darauff auf=
gangen/ er war bedekt mit neßlen.
Sir. 7. v. 14.
Haſſe nicht das arbeitſam
̅
e geſchaefft des akerbaws/ ſo vom Hoeheſten
iſt erſchaffen worden.
Jac. 5. v. 7.
Sihe der Akermann wartet auf die koeſtliche frucht der erden/ und iſt
gedultig darüber/ bis daß er empfahe den fruehen und ſpaaten
raegen. So ſeyt nun auch ihr gedultig/ etc.
Tod zum Bauren.
BAur/ du haſt ſo vil verpflueget daßdir raſten beſſer fueget und ein kueles grab genueget: Spann auß; es iſt abendzeit. Haſt dich ghalten ſteiff und waker/ biſt du ſelbs ein guter aker; ſo frag nichts nach diſem haker: Ruh für mueh dir iſt bereit.
Antwort.
TOd es zittern meine glider/ dein geſtalt ſchlagt mich darnider/ weil du allem fleiſch zuwider; jedoch will ich gern davon. Schuldenangſt hat mich betroffen/ daß ich bald wer weggeloffen/ beſſers kan ich hie nicht hoffen: Hilff mir enden Gottes Sohn!
|| [73]
Koch.
Kein ſpeiß geköcht vonn Tod befreÿt, Das Him ̅ el Brodt allein gedeÿt. Weil ich der Seelen ſpeiß dath meiden, Můß ich ietz Ewig Hunger leiden.
|| [76]
Epheſ. 6. v. 5. 6. 7. etc.
Ihr knechte/ ſeyt gehorſam eweren Herren nach dem fleiſch/ mit forcht
und zitteren/ in einfaeltigkeit ewers hertzens/ alß Chriſto: nicht
mit augendienſt/ alß die den Menſchen gefallen woellet: ſonder
alß die knecht Chriſti/ daß ihr tuht den willen Gottes von her=
tzen: und mit gutwilligkeit dienet dem Herren/ und nicht den
Menſchen/ etc.
v. 9.
Vnd ihr Herren/ tuht daſſelbig auch gegen ihnen/ und underlaſſet das
draewen: die weil ihr wüſſet/ daß auch ihr einen Herren in him
̅
=
len habt/ bey dem kein anſehen der perſon iſt/ etc.
Knecht zur Magd.
ALlererſt hab ich geſaket/ und mit ordnung eingepaket/ was ich geſter hab erpraket/ Agtha was ſagſt du darzu? Sind wir unſerm volk verdaechtig/ laßt uns weiter ſeyn eintraechtig; Herrendienſt iſt übernaechtig; bald eins kommen wir zu ruh: alßdann wird uns wol behagen/ was wir zeitig für geſchlagen.
Tod zu diſen.
DEr Tod vergaelt es euch; ihr ungetrewe Schaelk; die ihr auff ſtaehlen laurt wie die gelehrte Faelk auff leichtes Faederwild: Es muß euch ſo behagen/ daß ihr daran erworgt/ mit follem diebeskragen. Auffiſchen war nit gnug ihr habt darzu beraubt ihrs guten Lümbdens die ſo from ̅ euch ſeyn geglaubt. Geht weg; ihr boeſe dienſt; jetz ſollet ihr erfahren/ der untrew ſtraff und lohn in ewigen dienſtjahren.
|| [75]
Bawr.
Mit Arbeit, Armuth, Angſt vnd Noth, Such ich mein Brodt, biß in den Tod. Sich knaettet, kehrt, ehrt, wandt die Erden, Setz deckt ſie mich, muß ihr glich werden.
|| [78]
Sap. 4. v. 8.
Das alter iſt ehrlich; nicht eben das lang lebt/ oder vil jahr hat: ſon=
der klugheit under den Menſchen iſt das rechte grawe haar/ und
ein unbeflektes leben iſt das rechte alter.
Tit. 2. v. 2.
Die alten Maenner ſeyen wachbar/ ehrbar/ maeſſig/ gſund im glau=
ben/ in der liebe/ in der gedult.
Tod zum alten Mann.
SInd die fueß erwaermt vom keſſel? alter Herr; ſo iſt es zeit aufzuſtehen von dem ſeſſel/ leg die kruken nur beyſeit. Wann dein eyfer iſt ſo bru ̅ nſtig/ wie du fuehreſt ſchein und weis; deſto mehr bin ich dir günſtig/ zu des dantzes erſtem preiß.
Antwort.
GErn/ gern/ gern lieber Tod. Mein tag hab ich verzehret/ des Alters ungemach ſich ſo beſchwaerlich mehret daß meiner mich verdreußt. Was deinen dantz belangt/ hab ich ihn vor erſehn/ eh du mich angeſtrangt. Gott lob; ich hab die kunſt/ zum ſterben ſich verfaſſen/ mein angelegenheit und erſte ſorg ſeyn laſſen. Ach Herr meins alters ſtaerk/ und oft bewaehrter Hort/ laß fahren deinen knecht/ im friden/ nach deim Wort.
|| [77]
Knaecht und Magd.
Wie find ich euch du Knaecht, du Magd; Auf flügel ſchneller Todten jagd? Getrewe Dienſte Wildbraet ſind, Ihr werdt gericht wie man euch findt.
|| [80]
Tit. 2. v. 3. 4. 5.
Deßgleichen daß die alte Weiber ſich in der kleidung ſtellen/ wie den
heiligen gezimt: nicht leſterinnen ſeyen/ nicht vilem wein erge=
ben/ daß ſie gutes lehren. Daß ſie die jungen weiber zucht leh=
ren/ ihre maenner lieben/ ihre kinder lieben/ etc.
Tod zum alten Weib.
WOlauff zum dantz Großmueterlein/ die hündlein deine hueterlein/ mit ihrer waechterſtim ̅ / nicht demmen meinen grim ̅ . Haſt du biß har nicht buß getahn; ſo klag nicht kurtzes leben an: das alte kalte blut/ laßt ja der ſünden mut?
Antwort.
DAs walt o trewer Gott! daß meiner jahren zal nun zu dem ende laufft/ auß diſem jamertahl. Ab Todes gegenwart mein geiſt gar nicht erſchriket/ vil mehr hüpft er in Gott/ daß er den Dantz erbliket den lang gewünſchten Dantz; die liebe Todtenfahrt: auf die ich meine buß leichtſinnig nicht geſpart. Der Gott dem ich gelebt der helffe mir jetz ſterben; laß ewigs leben mich/ durch Chriſti tod/ erwerben!
|| [79]
Alter Mann.
Wol müglich das der Jung bald ſterb, Vn möglich das der alt Lang Leb, Es ſcheücht der Jung deß alten Gſtalt, Vnd ſcheühet nicht zu werden Alt.
|| [82]
Prov. 5. v. 19.
Frewe dich des Weibes deiner Jugend; ſie iſt lieblich wie ein hinde/
und holdſelig wie ein rehe: laß dich ihre liebe allezeit ſaettigen:
und ergetze dich in ihrer liebe. Mein Sohn; warum wolteſt
dich an einer froembden ergetzen; und eine andere umfaſſen?
Jüngling.
LIebſte/ diſe liebe ſtund hat das liebe Glük geſendt: nichtes unſer lieben trennt/ ohn des Todes alter bund.
Jungfraw.
SChatz/ ich bleibe dir bereit/ unſers bandes einigkeit/ unſers brandes reinigkeit/ waehre bis zur ſterbenszeit.
Tod.
STerbenszeit iſt nimmer weit: ewer lieben iſt erſchlichen/ ewer diebſtahl iſt erſtrichen/ ewer Fruehling iſt verblichen/ ewer leben iſt gewichen/ ewer alles mir verglichen; Helff euch Gott in ewigkeit!
|| [81]
Alt Weib.
Ein alter Beltz laßt gern das Haar, Zerbricht auch bald ein bſchabne wahr Vnd du Klagſt doch; O altes Weib, Wilt bhalten deinen blöden Leib.
|| [84]
Tod zum Kind.
DV zartes pflaentzelein/ kom ̅ her ich will dich leiten/ zu deines Vaters hauß/ auß diſen eytelkeiten. Du haſt lang gnug gelebt; ja tod biſt gnug geweßt/ weil der erſt lebend wird der zeitlichs leben leßt. Oft wird ein fromme ſeel/ durch boeſer leuten ſitten/ und ihren laſterſchlam ̅ / ver gifftet und beſtritten: des biſt du wol befreyt/ durch einen fruehen Tod; und bleibeſt überhebt ſo viler angſt und noht.
Antwort.
SCheiden iſt mir nicht gelind/ alß eim ſchwachen Menſchenkind; heißt mich aber Gott ablegen/ meines jungen lebens kleid/ ja des leibes ſterblichkeit/ kan ich mich darwider regen? Mueterlein gehab dich wol/ weyn nicht daß ich ſcheiden ſol/ Gott wird meiner ewig pflegen.
|| [83]
Zweÿ Liebende.
Cupido ſpannet auff inn Eÿl, Der Jodt rüſt auch ſein ſcharpffen Pfeil, Cupido trifft doch vbertrifft Der Todt, vnd vns zu Boden wirfft.
|| [86]
1. Cor. 10. v. 3.
Ob wir ſchon im fleiſch wandlen/ ſo ſtreiten wir doch nicht nach dem
fleiſch. Dann die waaffen unſers ſtreites ſind nicht fleiſchlich/
ſonder maechtig vor Gott zuzerſtoeren die feſtungen.
2. Tim. 2. v. 4.
Niemand der da ſtreitet/ flichtet ſich in die geſchaeffte diſes lebens/ auff
daß er gefalle dem der ihn zum Streiter angenommen.
Tod zum Soldaten.
SChleichensweiſe zeuh ich auff; aber wer in den gewalt/ meiner magern haenden fallt/ den ſchlag ich mit grim ̅ zuhauff.
Kom ̅ du abgeſatzter Reuter/ Vberlaeuffer/ Baerenhaeuter/ Baurenplager/ Dorffaußbeuter: Hie bin ich dein Gegenſtreiter.
Antwort.
GEwalt fuegt niemand zu/ und laſſet euch vernuegen/ an dem beſtim ̅ ten ſold; ihr die da pflegt zukriegen: den Text mir oefter las/ zu feld der Predieant/ ich aber achtet ihn für laehren thon und Tandt; bis jetz der todtesſchmertz mich aengſtlich zwingt zu glauben ein ſchwaere ſünde ſeyn/ leutplagen und berauben. Wie dann ein armer knecht nichts auß dem kriege bringt/ dann ein beſchwaehrtes hertz/ wann ſterben mit ihm ringt.
|| [85]
Kind
So bald ein Kind kompt an den Tag, Iſt Wehe ſein Gſchreÿ, vnd erſte Klag, Macht vnſer Leben Kurtz vnd Kund, Das es ſich ende alle Stund.
|| [88]
Prov. 17. v. 16.
Was nützt den Narren gelt in der hand weißheit zukauffen; ſo er dech
keinen verſtand hat.
Jac. 4. v. 13.
Nun wolan die ihr ſagend. Heut oder morn woellend wir zeuhen in
diſe oder jene ſtatt/ und woellend ein jahr da zubringen/ und
werben/ und gewünnen: die ihr nit wüſſend was morn ſeyn
wird: dann wie iſt ewer leben? dann es iſt ein dampff/ etc.
Tod zum Kraemer.
Gaengler/ Spaengler/ Schleiffer/ Traeger/ Zeinenmacher/ Kaeminfaeger/ Keßler/ Hartzer/ und ſo leut; zu dem dantze fuehrt man heut. Kraemer/ du ſolſt auch mitgehen/ deine Rechnung laſſen ſehen/ wie du ghandlet in der Welt/ leg ab kiſten/ wahr und gelt.
Antwort.
WOl zufriden; her gegangen/ ich ergibe mich gefangen; Tod/ ich lege ſelbs dich ab/ den ich lang getragen hab: nim ̅ / was dein iſt/ diſen leibe; meine ſeele ruewig bleibe; diſe ghoert eim andern zu/ zeig mir Jeſu deine ruh!
|| [87]
Soldat.
Friſch auff Soldat Parier dein Wehr, Dich hilfft jetzt kein Wundſegen mehr, Biſt ſchon gefroren, iſt vmb ſonſt, Ich löß auff mit Gwalt ohne Kunſt.
|| [90]
Sir. 36. v, 28.
Wie man nicht vertraut einem ſtraſſenraeuber/ der von einer ſtatt in
die ander ſchleichet: alſo trawe man nicht einem menſchen der
kein neſt hat; ſonder eynkehren muß/ wo ihn der abend über=
fallet.
Tod zum Landſtreicher.
DV ſtiller Mauſekopf/ verſchlagener waldfiſcher/ und du/ eh man verleuhrt/ eylfertiger Aufwiſcher: wie treff ich dich nun an/ gar über malefitz? Im ſchwartzen Todtenwald/ ſolſt finden deinen ſitz/ wann dich der Tiller vor/ mit langem kraut geſpeiſet/ und den verdienten paß/ zu meinem hauſe/ weiſet: das iſt ein ort für dich: doert findeſt eine Rott/ die gwüſſenlos wie du/ gelebt; und ohne Gott.
Antwort.
WEr nicht in gwüſſem Stand ein frommes leben fuehret/ zu ehren ſeinem Gott; nicht tuht was ſich gebüret zu ſeines Naechſten nutz/ und eignem ſeinem heil/ der hat an edler witz des himmels keinen theil: iſt plumber alß ein Vieh/ verlaſſet ſeinen Bruffe/ legt ſich auf boeſe künſt/ und braucht ſie zum behuffe zunehren ſeine haut; die ſeele bleibet arm: ach diß erſcheinet ſich an mir: daß Gott erbarm!
|| [89]
Kraemer.
Kraemer gib her, was haſt fuer Wahr, Du und dein Wahr iſt mein fuerwar, Dann was auff gantzer Orden laufft, Hab ich als vmb ein Apffel kaufft.
|| [92]
Prov. 21. v. 6.
Wer gelt ſam
̅
let mit liegen der wird fehlen; und fallen under die
welche den tod ſuchen.
Tod zum Quakſalber.
KAlber aertzt und Schatzegraeber/ Fahrendſchuler/ Jacobsſtaeber/ Roſenkreützer/ Alraunwieger/ Gifftekoech und Leutbetrieger/ Gaukler und Kriſtallenſeher/ Taeſchenſpieler/ Steltzengeher/ Zauberſegner und Zigeüner/ nimmer ſich erwehren meiner.
Quakſalber.
HIlff mir/ o mein Adelheit/ gib mir flux die kleine guter/ auß dem ſchwartzen laederfuter/ reich mir her ein aquaveit. Ocha welch ein herber ſtreit! o ich kan mich nimmer regen; Weib ſprich mir den gichteſaegen; eylig/ eylig/ es iſt zeit.
|| [91]
Landſtreicher.
Ich fahr im Land vmb, auff vnd nider, Erdap ich etwas gibs nicht wider, Der Halß iſt Pfand, biß ich es zahl, Mit einem Kalten Streich zumahl.
|| [94]
v. 8.
Dann wo ſolches reichlich bey euch iſt/ wird es euch nicht mueſſig oder
unfruchtbar machen/ zur erkanntnuß unſers Herren Jeſu
Chriſti.
v. 9.
Welcher aber ſolches nicht hat der iſt blind/ und tappet mit der hand/
und vergißt der reinigung ſeiner vorigen ſünden.
Tod zum Blinden.
KOm ̅ / armer blinder Mann/ der Tod iſt dir die bahn/ daß du das liecht im liecht ohn ende ſchaweſt an. Weil du in finſternuß/ die finſternuß gemitten/ und alß des Liechtes Kind entgegen ihrn geſtritten. Hat gleich der unfahl dich am augenliecht verletzt; des geiſtes liecht im gmueht den mangel dir erſetzt. Glükhafter blinder Mann! jetz/ jetz ſoll es geſchehen/ daß du das angeſicht deins Gottes moegeſt ſehen.
Antwort.
DAß Gott gelobet ſey! iſt dann die ſtunde da? auß diſem ſtok und ſark zuwandern? ach! ja/ ja. Ja kom ̅ / Herr Jeſu/ kom ̅ ; kom ̅ bald und laß mich kommen/ daß ich dich anzuſehn/ zu dir werd aufgenommen. In deſſen weiſſeſt Herr/ wie vil der leuten ſind/ die an dem glauben und im leben ſtarrenblind; nicht tuhn des Liechtes Werk: erbarm dich ſolcher blinden; daß ſie den waeg des heils/ in rew und glauben finden!
|| [93]
Schreÿer.
Thÿriax, Thÿriax kaufft in der Zeit, So habt ihr in der Noth bereit, Probatum eſt allein ich klag, Das er mir nicht mehr helffen mag.
|| [96]
2. Theſſ. 3. v. 11.
Wir hoeren daß etliche under euch unordenlich wandlen/ und arbei=
ten nichts ſonder treiben fürwitz.Solchen gebieten wir/ und ermahnen ſie durch unſern Herren Jeſum
Chriſtum/ daß ſie mit ſtillem weſen arbeiten/ und ihr eigen brot
aeſſen.
Tod zum Baettler.
KOm ̅ Erdengaſt- und Laſt; und froemb der ſpeiſe Neuſcher/ du wolgebaettleter und außgeuebter Heuſcher: Kom ̅ her/ ich fuehre dich zum groſſen Brudermuß/ wo platz zuruhen hat dein mueder Laeufferfuß. Du haſt nun lang geſchweifft/ im unverſchaemten Orden/ die Laender durchgeſtreifft/ vom Sude zu dem Norden vom Oſte zu dem Weſt. Tuh rechnung und urgicht von deiner Wandelfahrt: Was haſt du guts verricht?
Antwort.
ICh bin ein Baettelmann/ von meinen ſiben Ahnen/ und hete wol verdient des Baettelordens fahnen. Mein leben; meine kunſt; mein wandel und mein ruhm/ iſt wol erfahren ſeyn im freyen Baetteltuhm: und andern diſer kunſt ſonſt bey getahnen ſachen/ die mich nicht moegen from ̅ / vil minder ſelig machen. Mutwillig arme ſeyn; arm ſeyn an leib und ſeel; iſt aermer ſeyn alß arm das groeſſeſt ungefehl!
|| [95]
Der Blinde.
Vn-ſellig blind, wird der genennt, Der Gott, vnd ſich ſelb nit erkennt. Feſu dein Geiſt erleüchte mich, Das ich mög Ewig ſëhen dich.
|| [98]
2. Cor. 3. v. 12.
Ihre ſinnen ſind verhartet: dann bis auf den heutigen tag bleibt die
deke Moſis unaufgedekt ob der verleſung des alten Teſtaments/
welche in Chriſto aufhoeret.
Tod zum Juden.
WO nauß Jud Simeon? gen Rheinek oder Arben? für meine Todtenernd gibſt eine ſchwaere garben: Ich dinge mir den Mann/ den ich gefangen hab; kein außflucht hilffet dich/ und keine würffelgab/ ja gar der geltſak nicht. Meſſias iſt gebohren ſein Opfer iſt geleiſt; die Opferſtatt verlohren; eür Opfer abgeſchafft: hier iſt dein warten auß/ wilſt aber warten noch/ ſo wart im finſtern hauß.
Antwort.
ICh hab gehofft es würd Meſſias zuvor kommen/ eh ich auß diſer Welt vom Tode hingenommen; zumachen nun ein end der langen Gfangenſchafft/ des armen Judenvolks/ vermitleſt Heereskrafft; ſo hab ich mißgehofft. Iſt Jeſus dann der jenig/ ſo wolt ich daß ich het des blutes jetz ein wenig/ eins der auf ihn getaufft: Ob ich durch deſſen krafft der Vaeterlichen ruh würd fehig und theilhafft.
|| [97]
Baetteler.
Wie war das brod ſo wolgeſchmack, Auß meiſterloſem baettelſack? Tetz macht es mir zu Kißel ſtein, Der alte Profos Dürrenbein.
|| [100]
1. Tim. 6. v. 9.
Welche reich werden woellen/ die fallen in verſuchung und ſtrik/ und
in vil torachtige und ſchaedliche begirden/ welche den Menſchen
verſenken in den undergang und das verderben.
Sir. 5. v. 10.
Verlaß dich nicht auff unrechtes gut/ dann es hilfft dich nicht/ wann
die anfechtungen kommen werden.
Wucherer mit ſich ſelbs.
DEr iſt gleich dem groeſten Thoren/ und hat lange eſelsohren/ der da glaubt dem Pfaffengſchrey daß der Wucher ſünde ſey. Kan dann etwas mehr ergetzen/ alß der Troſt erworbner ſchaetzen? Wer nicht liebt den Goldegott/ der gehoert zur baettelrott.
Tod zu diſem.
BEy deinem geltluſte die Teufel ſich finden/ du tauſendverfluechter unchriſtlicher Chriſt. mit ſchachern und ſchinden mit winden und binden/ vil aerger alß aergeſter Jude du biſt. Du diebiſcher Sucher/ dein blutiger Wucher/ dein ſchandliches gelt; dein truken und preſſen/ goldſchluken und freſſen/ dich ſtürtzet zur hoellen/ auß jetziger Welt.
|| [99]
Jud
Die Juden auß Verſtocktem Sin, Den Wahren Heiland grichtet hin: Dardurch Gotts zorn auff ſich geladen, zu ihrer höchſten ſtraff vnd ſchaden.
|| [102]
Matth. 16. v. 26.
Was nützte es den Menſchen/ wann er gleich die gantze welt gewun=
ne/ und ſchaden lidte an ſeiner ſeelen?
Tod zum Spiler.
VNſaeliger Spiler jetz kenneſt du mich? du ſetzeſt; ich zeuche/ und ſteche nun dich/ mit diſem/ nicht letſten/ doch toedtlichen ſtich: dein ſeele gezwungen gewunnen verſprich. Bald wirſt du/ nach hoelliſchen braeuchen und arten/ mit gluehenden würfflen/ und flammenden karten/ außtrumpfen/ und rümpfen/ im finſteren garten; wo deiner die ſchwartze Geſellſchaffter warten.
Antwort.
Owelch ein Trawerſpil iſt diſe Todtenſtund/ da meine arme ſeel ſchon ſteket in dem ſchlund der nicht geglaubten angſt: Ach! het ich gleich gewunnen/ der weiten Welte ſchaetz; da mir in deß zerrunnen der ſeelen ſchatz und ſchutz; was traegt es mir vor frücht? Das ward mir oft geſagt; ich aber glaubt es nicht/ bis jetz da es zuſpaat/ und mich das gwüſſen ſchmertzet daß ich/ den himmel hab verſpilet und verſchertzet.
|| [101]
Wůcherzer.
Der Schätz ſam ̅ let innſ Him ̅ els ſahl, Tringt durch den Tod innſ gnaden tahl. Ellender dein Wůcherzey, Störtz dich innſ Teüffels Tÿranneÿ.
|| [104]
v. 29.
Wo iſt weh? wo iſt leid? wo iſt zank? wo ſind wunden ohne urſach?
wo ſind rote augen? Namlich/ wo man beym wein ligt und
komt außzuſauffen was eyngeſchenkt iſt.
Tod zu den Saeufferen.
NAſſe Brueder/ ewre lieder/ ſind in leid und klag verwendt: wein verſchluken/ krauſen truken/ ſich in ſtetem dürſten endt. Ohne ſchewe/ wie die Saewe/ euch der ſchlam ̅ bey tag und nacht/ hat belaeſtet/ und gemaeſtet zu der blaſſen Todtenſchlacht.
Antwort.
NIcht zugahe zu uns nahe/ außgedoerrter Menſchenfeind: grimmer Faenger/ warte laenger/ bis wir wider muechter ſind. Ach die kreye/ das geſchreye immerfoll und nimmer laehr; truknet haeftig/ truket kraeftig; und iſt wie ein berg ſo ſchwaer!
|| [103]
Spiler.
Ohn Bůß ich lëbt. ſetzt in all Spil, Solchs letſtlich mir nit Glücken wil. Het ich zum Gwön, die gantze Welt, Wurd doch mein Seel nit zrůowen gſtelt,
|| [106]
Pſal. 17. v. 14.
Die leute diſer Welt haben ihren theil in diſem leben/ du fülleſt ihnen
ihren Bauch mit deinem ſchatz.
Rom. 16. v. 18.
Solche dienen nicht unſerm Herren Jeſu Chriſto/ ſonder ihrem
Bauch; und durch ſueſſe wort und ſchmaeichelreden verfuehren
ſie die hertzen der unſchuldigen.
Phil. 3. v. 19.
Ihr end iſt die verderbnus deren gott ihr Bauch iſt/ und die ehr iſt in
ihrer ſchand/ die nur auff irrdiſche ding geſinnet ſind.
Vber die Bauchdiener.
DEr ſekten werden zwar in der bewohnten Welt/ gefunden mehr alß gut/ ja ohne zahl gezellt/ gleichwol iſt kein Gemein was immer ihre Lehre/ die der Bauchdienern ſekt an vilheit übermehre. In diſes Kirchenſpil gehoeren alle die dern Bauch ihr Abgott iſt geweſen je und je. Darunder ſind wie vil? ach vil! verkehrte Lehrer/ und noch mehr/ über mehr! verkehrte Rechtsverkehrer. Diß Heer/ ſo man gemein die Epikurer nennt/ durch bauches pflaeg und dienſt dem Hoellenbauch zuren ̅ t.
Tod von diſen.
DIß iſt das ſchwartze Reych; die blinde Hoellenkinder; die ſich zum andern Tod auß maeſten/ wie die Rinder; in Weltgepraeng und ehr; in eytler Luſt ertrenkt/ und in der Teufelsſucht des geitzes gar verſenkt: die fuehr ich hier zu ſchiff/ zu ſcheußlich groſſen kuplen/ daß ſie im Hoellenſee verbrennen wie die ſtuplen. Ach ſchad für Gottes guet/ und für den Nahmen Chriſt/ weil alles heiligthum an Ihnen krafftloß iſt!
|| [105]
Sauffbrüder.
Sinnloſig Keit hat eüch gehemmt, Daß ihr ſo leib und ſeel Verſchwem ̅ t. Der Baum ja ligt wie ich ihn fell; Ihr ſaufft eüch arm, todt in die hell.
|| [108]
Prov. 27. v. 22.
Wann du den Narren in einem moerſer zerſtieſſeſt/ mit dem ſtemp=
fel/ under dem grütz: ſo wiche doch ſeine narrheit nicht von ihm.
Narr zum Tod.
MIt boſſen und ſchwaenken/ mit reymen und renken/ vil freüden ich machet/ gelaechter urſachet; den Herren und Gſellen/ die lieber mich woellen/ zu ihren panketen dann einen Propheten: du haeßlicher Greiner/ verſchoneſt nicht meiner?
Antwort.
HOlla Schalk die Narrenboſſen/ die ſo fertig dir gefloſſen/ friſten dich nicht für dem Dantz. Biſt bey ſo vil ſpiln geſaeſſen mitgeſoffen/ mitgefraeſſen/ kom ̅ / und mach mein ſpil auch gantz. Narr und groſſer Alexander/ iſt nun einer wıe der ander.
|| [107]
Bauchdiener.
Wo Brůff, Geriht, Religion Vor Gottes ehr ſucht Baucheslohn; (Wie dann die Welt voll ſölcher Affen) Da hat mein Schifflein gnŭg zuſchaffen
|| [110]
Job. 14. v. 5.
Der Menſch hat ſeine beſtim
̅
te zeit: die zahl ſeiner Mohnden ſtehe
bey dir/ du haſt ihm ein zil geſetzt/ das wird er nicht überſchreiten.
Des Tods gewüßheit.
DEr Tod iſt unſer Gfehrt wir tragen Ihn im leibe: er iſt zu naechſt dabey/ was einer immer treibe. Du ſitzeſt auff ein Pferd; glaub mir/ er reitet mit; ſpaziereſt du zu Fuß/ er zehlet alle tritt. Du faehreſt auff der See; er iſts der mit dir ſchiffet: Du kriegeſt; er iſt der ſo ſelbſelbs mit dir triffet. Du liebeſt; er dich auch: du ſchmaehſt; er uebet raach: und ſo du fleuhen wilſt ſo ja get er dir nach. Du iſſeſt; er verſchlingt/ und du biſt ihm der biſſen: du baweſt; er zugleich/ wann du wirſt eyngeriſſen. Du ſpileſt; er dich auch: du ſchlaeffſt; er nebet dir du wacheſt; und er haelt die Wach fuer deiner thür. Du dichteſt; er verfaßt: du zehlſt; er braucht die kreiden: du richteſt; er merkt auff: du haſſeſt; er kan neyden. Du geheſt fort; er folgt: du warteſt; er ſteht ſtill: und was du immer wilſt. Das iſt des Todes will; Nur außgenommen eins; wann dein ſand außgeloffen/ wann deines lebens uhr das lezte hat getroffen; ob du gleich wolteſt gern am leben lenger ſeyn/ Nein/ ſagt der Tod/ dißmahl will ich nicht ſtimmen eyn.
|| [109]
Narr.
Den Narren halt man als für gut, Iſt alles recht was der Narr thut, Allein beÿm Todt hat er kein Glimpff. Da hilfft kein Schertz, da gilt kein Schimpff.
|| [112]
Eccleſ. 9. v. 12.
Der Menſch weißt ſeine zeit nicht/ ſonder wie die fiſche gefangen wer=
den mit einem ſchaedlichen angel/ und wie die voegel mit einem
ſtrik gefangen werden: alſo werden auch die Menſchen berukt
zur boeſen zeit/ wann ſie unverſehenlich über ſie fallet.
Des Todes ungewüßheit.
SO gwueß nun iſt der Tod; ſo ungewueß die zeit/ des traurigen beruffs/ an diſen ſchwaeren ſtreit. Ob diſe ſtund die letzt; ob heute oder morgen; durch langes ſieche ſeyn; durch eyliges erworgen; ob nuechter oder foll; in Wache oder Schlaff/ die groſſe Gottes macht den geiſte von dir raff; diß alles moegen wir deßwegen nicht er gruenden/ daß niemand werd entſchlaefft/ in ſicherheit der ſuenden: beſonder mit der buß/ und ernſtlichem gebaett ein jeder ſich verfaß/ eh er ſich legt zu beth. Wach auff/ du tummer Menſch; ſchau wie dein armes leben/ ſo nicht verhofftem fahl und wechßlung undergeben? Jetz ſtirbt ein alter Mann; das obſt vom baume reißt/ wann es wol zeitig iſt; das alte kleid verſchleißt. Bald ſtirbt ein junges kind; jetz ein baumſtarker helde da reißt des Todes gwalt den baum auß veſtem felde zuſamt der wurtzel auß! Weh dem der ſeine buß/ aufzeuhet und verſchiebt/ biß auff den dritten fuß des grawen Altertuhms; da mueh und ungemache/ ſo ueberhaeuffet iſt daß es ihm ſelbs zu ſchwache: geſchweige daß es wuerk ein ſo gewichtigs werk/ wozu nicht gnugſam iſt des gantzen Lebens ſterk!
|| [111]
Todtes Gwüßheit.
Was du Fürnihmst; und wo du bist, Der Todt dein gwüſer Gleitsman ̅ ist: Stirb ab der ſünd ſagt dein Geſell; Stirbst hie; ſo stirbst nicht in der Hell.
|| [112]
Eccleſ. 9. v. 12.
Der Menſch weißt ſeine zeit nicht/ ſonder wie die fiſche gefangen wer=
den mit einem ſchaedlichen angel/ und wie die voegel mit einem
ſtrik gefangen werden: alſo werden auch die Menſchen berukt
zur boeſen zeit/ wann ſie unverſehenlich über ſie fallet.
Des Todes ungewüßheit.
SO gwueß nun iſt der Tod; ſo ungewueß die zeit/ des traurigen beruffs/ an diſen ſchwaeren ſtreit. Ob diſe ſtund die letzt; ob heute oder morgen; durch langes ſieche ſeyn; durch eyliges erworgen; ob nuechter oder foll; in Wache oder Schlaff/ die groſſe Gottes macht den geiſte von dir raff; diß alles moegen wir deßwegen nicht ergruenden/ daß niemand werd entſchlaefft/ in ſicherheit der ſuenden: beſonder mit der buß/ und ernſtlichem gebaett ein jeder ſich verfaß/ eh er ſich legt zu beth. Wach auff/ du tummer Menſch; ſchau wie dein armes leben/ ſo nicht verhofftem fahl und wechßlung undergeben? Jetz ſtirbt ein alter Mann; das obſt vom baume reißt/ wann es wol zeitig iſt; das alte kleid verſchleißt. Bald ſtirbt ein junges kind; jetz ein baumſtarker helde da reißt des Todes gwalt den baum auß veſtem felde zuſamt der wurtzel auß! Weh dem der ſeine buß/ aufzeuhet und verſchiebt/ biß auff den dritten fuß des grawen Altertuhms; da mueh und ungemache/ ſo ueberhaeuffet iſt daß es ihm ſelbs zu ſchwache: geſchweige daß es wuerk ein ſo gewichtigs werk/ wozu nicht gnugſam iſt des gantzen Lebens ſterk!
|| [113]
Des Todts Vngewüſſheit.
Gwüß iſt der Todt, vngwüß ſein zeit, Herz Gott Verleÿ vns Sig im ̅ Streit. Würcke in vns als deinen Kinden, Das der Todt vns gerüſt mög finden.
|| [114]
Joh. 5. v. 27. 28.
Der Vater hat dem Sohn gegeben das Gericht zuhalten/ darum daß
er des Menſchen Sohn iſt. Verwundert euch deſſen nicht:
dann es komt die ſtund/ in welcher alle die/ ſo in den graeberen
ſind/ hoeren werden ſeine ſtim
̅
: und werden herfür kommen/ die
guts getahn haben/ zur auferſtehung deslebens: die aber boeſes
getahn haben zur auferſtehung des gerichts.
2. Pet. 3. v. 14.
Darum ihr geliebten/ dieweil ihr darauff wartet/ ſo befleiſſet euch daß
ihr vor ihm erfunden werdet unbeflekt und unſtraeflich im fri=
den.
Das jüngſte Gericht.
DArum gebeutet Gott die buß/ den Menſchen allen; dieweil es ſeiner macht und heiligkeit gefallen/ zuſetzen einen tag/ an dem er iſt bereit/ zurichten alle Welt/ mit lauter billichkeit/ durch den gerechten Mann/ in dem er es beſchloſſen: Dann werden herfuer gehn des groſſen Reichs genoſſen; Papſt/ Keyſer/ Koenig/ Fuerſt/ Graff/ Freyherr/ Edelman/ Geſchlaechter/ Burger/ Baur/ auff des gerichtes plan. Regenten/ Prediger/ Zuhoerer/ Vndertahnen wird der Poſaunenſchall fuer gricht zuſtehn aufmahnen. Der Vater wie das Kind/ der Meiſter wie der Knecht/ der Reiche wie der Arm/ der Groſſe wie der Schlecht/ kuertzlich: ein jeder Menſch wird herfuer traeten mueſſen; vor gutes/ gnadenlohn/ vor boeſes/ ewigs bueſſen; vom Richter zuempfahn. Diß ſoll der hauptgrund ſeyn weil doerten himmelsluſt; da leibs und ſeelenpein; daß wir mit ſtaeter buß/ gebaette/ faſten/ wachen/ auff diſen Rechnungstag/ bey zeit/ uns fertig machen. Behuet; otrewer Gott; fuer deines zorens grim ̅ ! Laß hoeren/ kommet her/ die gnadenſueſſe ſtim ̅ !
|| [115]
Das Jüngſte Gericht.
Der groſſe GOTT für gricht poſaunt, Und allem fleiſch ſein urtheil raunt. Eja, Komt her! Weh, Weichet fort! Ein jeder geht an ſeinen Ort.
|| [116]
Chriſtus Joh. 11. v. 25.
Ich bin die Auferſtehung und das Leben: wer an mich glaubt der
wird leben/ ob er gleich ſturbe.
Chriſti Sig wider den Tod.
FRagſt weſſen Sohn der Tod? Ich ſage dir; ohn zweyfel ſein Muter iſt die Suend/ ſein Vater iſt der Teufel. So iſt hiemit am Tod zutreffen nichtes an/ das lobs- und lıebens werth. Daß aber diſer kan von der Gefangenſchafft des uebels und der ſuenden/ den/ welcher glaeubig iſt/ und buſſe wuerkt; entbinden: daſſelbige beſchicht allein zufallens weiß; dieweil der Lebens fuerſt ſein Sig iſt und ſein preiß. Der hat ſich an des Tods Gebaerern ſchoen gerochen; durch ſeinen heilgen Tod des Todes macht gebrochen. Er hats dem Tod gethan. Sein Tod des Todes Tod; reißt auß des Todes ſchlund/ und auß dem Hoellenſod. Gleich wie der groſſe Fiſch den Jonas nicht verdewet; beſonder auff das land/ nach dreyen tagen/ ſpewet. ſo kondt den Tod des Tods der Tod behalten nicht: ſein Auferſtehn den Tod des Todes toedtlich ſticht. Drum Gott vom Tode redt alſo; daß er nicht minder vom Weibesſamen redt; des Todes Vberwinder. Wie wir im Suendentod/ dem Tode/ warn zutheil; ſo ſchafft des Lebens Tod den Todtnen lebensheil. Doch mit geding; daß der ſo hie der ſuende ſtirbet/ das Leben/ in dem Tod/ durch Chriſti Tod erwirbet.
|| [117]
Der Tod iſt verſchlu
̅
ngen in den ſig. Tod wo iſt dein ſticher?
Hoell wo iſt dein ſig? 1. Cor. XV. v.55.
Chriſtu ̅ s hatt du ̅ rch den Tod abgethan den, der des Tods gwalt hate, das iſt den Teüfel: vnd die erlediget, ſovil ihren du ̅ rch die forcht des Todes/ ihr gantz lebenlang mit knecht ſchafft verbun ̅ den waren. Epheſ: 11. v. 14. 15.
|| [118]
Rom. 4. v. 5.
Dem aber/ der nicht werke tuht/ glaubt aber in den/ der den gottloſen
recht ſpricht: dem wird ſein glaub zur gerechtigkeit gerechnet.
Gal. 2. v. 16.
Dieweil wir wüſſen daß der Menſch nicht gerecht geſprochen wird
auß den werken des Gſatzes/ ſonder nur durch den glauben Je=
ſu Chriſti/ ſo haben auch wir in Chriſtum geglaubt: auff daß
wir gerecht geſprochen wurden auß dem glauben Chriſti/ und
nicht auß den werken des Gſatzes. Darum daß auß den werken
des Gſatzes nicht wırd gerecht geſprochen werden einiches fleiſch.
Des Sünders Rechtfertigung.
DEr troſt von Chriſti Sig/ dann erſt im hertzen kleibet; wann der Rechtfertigung Artikel reinlich bleibet: dann wer in diſem punkt der reinen Lehr verfaehlt; der wird zur Burgerſchafft der Kirchen nicht gezehlt. Wie nun der arme Menſch/ der ſuenden werde ledig; das ſtellet Paulus fuer/ in ſeiner Bergepredig von Sina und Sion: dort Gſatz; hie Gnad erſchallt; doert/ wie die ſchuld gemacht/ und hie/ wie ſie bezahlt. Der Prediger des Heils den Suender erſtlich ſchreket mit Sina donnerſtim ̅ : wann dann der Menſch erweket den ſuendenlaſt empfindt; laufft er auff Sion zu; glaubt Chriſto; ſucht und findt/ für ſein gewüſſen/ ruh. Bey diſem Rechtesſatz/ die werk ſind außgenommen; und in verdienſtes Werd und ſchatzung nimmer kommen: dann Chriſtus tuhts allein: ſein ghorſam und ſein Tod/ reißt auß dem ſuendenſchlam ̅ / und auß der hoellen noht. Wer nun erzehlter weis Rechtfertigung erlanget/ der aendert jetz ſein tuhn; und from ̅ zuſeyn anfanget: zu danke ſeinem Gott/ lebt er in ſtaeter buß: weil bey Rechtfertigung/ die Heiligung ſeyn muß.
|| [119]
Roem: 111. v. 23. 24. 25.
Sie haben all geſündiget, vnd manglen der Ehr Bottes: vnd werden grecht geſprochen ohne verdienſt du ̅ rchſein gnad durch die erlöſung die da iſt in Chriſto Jeſu: welchen Bott verordnet hat zŭ einem Snadenſtůl=du ̅ rch den glaŭben in ſeinem blůt.
|| [120]
1. Pet. 1. v. 15.
Wie der heilig iſt der euch beruefft hat/ alſo ſeyt auch ihr heilig in allem
ewerem wandel/ etc.
Das waare und falſche Chriſtenthum.
IHr blinde Venusſoehn/ ihr naſſe Bachusknaben/ ihr karge Mammonsknecht; die ihr gewohnt zutraben auff weltebreitem waeg/ der ſanften Hoellenbahn; kom ̅ t/ ſehet ewer hauß auf ſand gebawen/ an. Was nützet ein Pallaſt und außgehawner Thurme auf ſchlimmen grund geſetzt? wann jeder Windesſturme und ungewitter ihn erſchüttet und bewegt/ ja endlich groſſer Fall zuboden ſtürtzt und ſchlegt? Was nützt Herr/ Herr/ im maul? was vilen wüſſens rueh= men? und mit des glaubens ſchein/ gottloſigkeit verbluehmen? Bekanntnus ohne Werk; lieb- und lebloſer Glaub was iſt er? was? ein baum/ der eytel flüchtigs laub und keine früchte traegt/ nichts tauget ohn zum brennen: ſo laufft der Hoellen zu mit zügelloſem rennen der mit der zungen prahlt; nicht mit dem leben zeugt daß er ein Chriſte ſey: ſich ſelbs hiemit betreugt/ und jaemerlich verſaumt. Wer ſeines heils begirig/ der baut auf ſolchen grund/ der felſenveſt und wirig. Wo Glaub und Lieb beyſam; wo Wort und Werke ſind/ da ſteht der Baw gegründt; und ſchadet ihm kein wind.
|| [121]
Laſſet eüch erba
̅
wen in Ihm, das iſt, Chriſto
Coloß: 11. v. 7.
Ein jeder der meine wort hoert, vnd thůt ſie, den wird ıch vergleıch= en eınem klŭgen Mann/ der ſein hau ̅ ß geba ̅ wen hatt au ̅ ff einen Fellen. etc. vnd ein jeder der meine wort hoert, vnd thůt ſie nit, der iſt gleich ein= em thorachten Mann, der ſein hau ̅ ß gebawen hatt au ̅ ff ſand. Matth VII. v 24.
|| [122]
Heil dem gunſtmuehtigen
Leſer.
EIn Kleinod wird gehengt an eine guldne Ketten/ um ſelbiger beſchluß mit zierde zuvertretten: die Kett iſt diſer Dantz; nicht allen guldin zwar; die Ringe ſind die Staend und Leuht gedreyter Schar: das Kleinod dran gehengt die Kunſt iſt wol zuſterben/ und/ durch ein frohnes end/ des himmels Kleinod erben. Diß weiſen die Geſaeng; und ſchlieſſen beſter weis des Meyers Todtendantz. Des Hoechſten ſey der preiß.
|| [123]
Anhang des
Todtendantzes
in acht erbawlichen/ zu vieren ſtimmen außgeſetzten: nnd nach den underſchidlichen acht Muſiktoehnen zu= gerichteten Sterbgeſaengen.TONUSI. EInes wol- und gernſterbenden Jubellied/ 1. HilarisII. Eines übel- und nicht gern ſterbenden Traurlied/ 2. MoeſtusIII. Vber die wort Chriſti: Kom ̅ t her ihr Geſegneten. 3. BlandusIV. Vber die wort Chriſti: Geht hin ihr verfluechten. 4. AuſterusV. Des fleiſches Zaertlichkeiten und Todsſchewen. 5. LenisVI. Gegenſatz des Geiſtes/ wider diſe. 6. AſperVII. Stille Erinnerung an die Frommen. 7. PlacansVIII. Ernſthafte Warnung an die Vubußfertigen. 8. Indignans
|| [124]
1.
ERaeüdenfoll mein hertz aufhupfet/ über dir o Todesbott: deine matte hand mich lupfet über ſich zu meinem Gott. Werther Herold ſey gegrueßt/ deine gall iſt durchgeſueßt/ in dem/ der die bitterkeiten mir in zuker kan verleiten.
2.
Fraeüdenfoll mein ſinnen ſehnet/ nach der ewigkeiten Sitz: auf den ſich mein hoffen lehnet/ ob ich zwar jetz toedtlich ſchwitz: Ey des werthen Troeſters kraft/ nehrt des dürren Geiſtes ſaft: daß ich groeſter leibesſchmertzen in halb todtnem leibe ſchertzen.
3.
Ach was ſind wir arme Menſchen? Erdenkloeſſe/ Kot und Staub: ſolt ich dann nicht hertzlich wünſcheu? nun zuſeyn des Todes raub: der auß diſem jamertahl/ mir der paß ins himmels ſaal/ zu des lebens waſſerſtroemen/ die vom meer nichts bitters nehmen.
4.
Weil der menſch mit klag und threnen/ trittet in dis Ellends hauß: ſchwebt darinn mit angſt und flehnen/ bis er wider geht darauß: Solt ich armer Bilger dann/ nicht verlangen auf das Wann? auf das Wann ſoll es geſche hen/ daß ich Gottes ruh werd ſehen.
|| [127]
5.
Weilich mit dem ſündenleibe/ hie in zeit umfangen bin: und verſtekt darinnen bleibe/ bis mein Gott mich nimmet hin: Vnd du Tod das mittel biſt zuentgehn der ſünden liſt, o ſo kom ̅ nur ohne ſcheuhen/ fleuh ich/ ich will zu dir fleuhen.
6.
Tuh das aergſte/ tuh das boeſte/ dadurch du mir ſchaden magſt: meine freud iſt doch die groeſte/ daß du mich zu Chriſto tragſt: Ligt der leib gleich in dem grab/ gnug iſts daß er ruh jetz hab: Er wird bald auch aufgenommen/ und zu ſeinem Haubte kommen.
7.
Tod dein angel iſt gebrochen/ an dem frohnen Sionsberg; wo ſich Chriſtus hat gerochen/ angehefftet überzwerch. Wunn- und wunderſame ſach/ daß der Tod den Tode ſtach! Tod du biſt mir überwunden durch des Lebens heilge wunden.
8.
Laß mich eine Roſe bluehen/ Herr in deinem Paradeis; und in deiner liebe gluehen in der angenehmſten weiß: Ich und du/ ja du und ich/ woellen ewig ewiglich uns umarmen/ küſſen/ hertzen: Kom ̅ Tod/ mach ein end der ſchmertzen.
|| [128]
Das andere Geſang:
eines übel- und nicht gern ſterbenden Trawerklag.
In der melodey des 102. Pſalmens.
1.
TRaurigkeit hat mich umhüllet/ und mein hertz mit angſt erfüllet/ da der Bott auf mich zulieff/ mit dem ſchwartzen todtenbrieff. Du grauſam ̅ er Hertzenklopfer; Lebensfeind und Athemſtopfer: muß ich dann ſo eilig reiſen? wilſt mir keine friſt erweiſen?
2.
Bott du biſt mir nicht willkommen/ weil du nicht urlaub genommen/ eh du ſtürmteſt auf mich zu in ſo nicht verſehnem nu! o das hab ich nicht geſinnet! hoffnung ſchmeltzet/ troſt zerrinnet! ſchroeklichs warten/ ſchwaeres wetter! und ich ſehe keinen Retter!
3.
Ach het ich die ſünd berewet! und mich zu der buß vernewet! het ich meine beſſerung/ nicht verweilt auf diſen ſprung! het ich nicht den Tod verachtet/ und mein ſterblich ſeyn betrachtet? het ich mich bedenkt bey zeiten/ ewiglanger ewigkeiten!
4.
Het ich Gottes wort geliebet! und mit mehrerm ernſt geuebet: het ich ſeinen Namen doch/ anders nicht gebraucht alß hoch! het ich für ſein Ehr geſtritten! maeyn- und falſchen Eyd gemidten! het ich/ mit andachts gebüre/ Gott geleiſtet ſeine feyre!
|| [131]
5.
Het ich mich zu meinen Alten/ wie ein frommes kind gehalten! und mit und ank nicht verletzt/ die mir Gott hat fürgeſetzt! het ich die/ ſo mir verpflichtet/ nicht mutwillig durchgerichtet! noch/ die ich erbawen ſollen. aergerlich geſtürtzt zur hoellen!
6.
Het ich nicht mit Kains neyde/ meinem bruder alles leyde/ ſo durch liſte/ ſo durch macht/ über ſeinen kopf gebracht! Het ich fleiſches luſt gezwungen/ und nach Reinigkeit gerungen! het ich Chriſtlichs hertzerbarmen angezogen für die Armen!
7.
Het ich nicht den Schalkbeſchoenet! und den Frommen nicht verhoenet! hetich Lügen nicht geſchmukt! und die Waarheit nicht getrukt! Het ich Gottes forcht gelehret; und mit ernſt das boeß gewehret! Het ich nicht das Recht vertrüllet! noch im Flůch die hand gefüllet!
8.
Het ich niemand falſch belogen! noch beſtolen noch betrogen! het ich! ach es iſt zuſpat? oder rew kom ̅ t nach der taht! ſpater rew/ was nützt dein klagen? und dein het ich! het ich! ſagen? Loſe Spoetter nem ̅ t zuhertzen/ diſes armen Spaetlings ſchmertzen.
|| [132]
Drittes Geſang:
über die liebliche ſtimm unſers Erloeſers:
Kommet her ihr Geſegneten.
In der melodey des 84. Pſalmens.
1.
WIe lieblich iſt der willkom ̅ gruß? und ſueſſer worten gnadenguß/ des Troſtes aller außerwehlten. Wie lieblich iſt der ſtimme thon? mit dern der waare Gottes Sohn wird laden zu der Himmels zellten! Mein hertz ſich zur ver zukung ſenkt/ wann es an diſe ſtim ̅ gedenkt.
2.
Komt her beſitzt das Himmelreych/ vor aller zeit bereitst euch; Geſegnete von meinem Vatter. Ich bin für ſchmaehung eüre kron/ für dunkels/ eüre gnadenſonn; fuer trauren/ eüer Freu ̅ derſtatter. Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ſtim ̅ gedenkt.
3.
Wol denen die Gott wu ̅ rdig ſchetzt/ zuſtehn für ſeinen Sohn zuletzt/ und zuentgehn der ſtraaff der Boeſen. Ihr Tod iſt beſſer dann Geburt/ doert leichterung; hier ſchwere burd: hier feſſelband; und doert erloeſen! Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ding gedenkt.
4.
Sie werden leuchten wie die Sonn/ und/ um des hohen himmels-thron/ den Sternen gleich an klarheit ſchweben.
|| [135]
Baſſus.
Der Herr bringt mit ſich ſeinen lohn/ für ſeine Braut die ehrenkron: ihr urtheil iſt nur freud und leben. Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ding gedenkt.
5.
O him ̅ liſches Jeruſalem/ wie biſt du mir ſo angenem weit für der undern welt pallaſte: Was groſſes wird von dir erzehlt/ du Gottes Statt/ du Himmelszelt/ o daß ich ſicher in dir raſte! Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ding gedenkt.
6.
In dir zuhauff verſamlet ſind/ die heilge Gaeſt und Gottesfreund/ die auf des Lam ̅ s Hochzeit geladen: ſie wandern an den freudenort/ und lenden an dem ſichern port/ da weder Drak noch Thier kan ſchaden. Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ding gedenkt.
7.
O Statt/ du frohner Gottes ſitz! umſetzt von Deamanten blitz/ von Jaſpis/ Berlein/ und Goldflam men: wie daß in dir kein Sonnenliecht? kein Tempel herrlich zugericht? das Lam ̅ erſetzt ſie beydeſam ̅ en! Mein hertz ſich zur verzukung ſenkt/ wann es an diſe ding gedenkt.
8.
Herr Jeſu du getrewer zeug/ zeuch von der Erd/ zum himmel neig/ du ſelbſelbs alle meine ſinnen: mach ſatt von deinem überfluß/ trenk mich mit deinem gnadenguß; erquik von auſſen und von innen. Mein hertz du zur verzukung ſenk/ ſchaff/ daß ich nur an dich gedenk!
|| [116]
Viertes Geſang.
Harte und erſchroekliche ſtimm des Richters:
Weichet ihr Verfluechten.
Vber die melodey des 50. Pſalmens.
1.
ACh hartes wort! ach donnerlaute ſtim ̅ ! wann. Gottes Sohn in ſeines zorens grim ̅ der boeſen Welt ihr urtheil ſprechen wird/ ach hartes wort! ach unertragne bu ̅ rdl fort; weichet fort: weicht von mir/ ihr Ver= ruchten/ fort/ fahrt zur Hoell/ zum Teufel/ ihr Verfluech= (ten.
2.
Der heilge Gott zur Raach ſich hat geſetzt: ſein eyfer brennt/ ſein ſchwert iſt ſcharff ge= wetzt: das ſchwefelbad iſt ſiedend zugericht/ ſtrahl/ rauch und dampf mit plitzen hereyn bricht; die Teufelsrott nur wartet mit verlangen/ bis daß der ſpruch der urtheil iſt ergangen.
3.
Die hoellenbraend drauf werden hingerafft/ und durch den Tod doch ohne Tod geſtrafft im ort des feürs/ wo doch nur finſternuß wo klaggefchrey; und rewen ohne buß: Elend ohn end; und ſterben ohne ſterben verdorben ſeyn; und nimmer gar verderben.
4.
Wo brand und hitz doch ohn ver zehren ſengt wo hertzensangſt doch ohn mitleyden trengt wo grimmer froſt in mitten in der flam ̅ wo du ̅ rrer mund in mitten in dem ſchlam ̅ wo ſtraff ohn gnad und quaelen ohn ablaſſen wo pein ohn zahl und ſchraeken ohne maſſen.
|| [139]
5.
Da lechtzet jetz der ſtoltze Schlaemmerfu ̅ rſt und klagt ſich ſehr wie ihn ſo ſchreklich dürſt/ den/ der ſeim gaſt die broſem einſt verſagt/ der mangel jetz eins waſſertroepfleins nagt; da doch die flam ̅ dem hoellverdamten praſſer nicht loeſchen mag des gantzen Meeres waſ= (ſer.
6.
Fallt über uns ihr Berg und uns bedekt ihr hu ̅ gel fallt und uns den lufft erſtekt für deſſen grim ̅ der auf dem Richterſtul uns donnert an und weiſet in den pful; ſo wird der hauff der Hoellenboeken ſchreyen; und ihr geſchrey wird ihnen nicht gedeyen.
7.
Wie ſchreklich iſts zufallen in die hand des Herren/ wann ſein grimm ſteht in dem brand! ach daß wir nicht erfahren diſe pein und wüſſen nur ſo vil genug mag ſeyn in Gottesforcht zuſteiffen unſre ſinnen und diſer noht durch Chriſtum zuentrinnen.
8.
Weh euch ihr Schwein weh euch ihr ſchnoede Hünd die ihr ohn ſcheü ſünd hauffen auff die ſünd: der Tod iſt euch ſo gwüß die Hoellenthür ſo gwu ̅ ß ihr fahrt mit fraefeltahten für. Kehrt um/ ſeht zu daß keiner ſich verſaume/ zuſpat bringt ſpott. Heut iſt zur buß noch raume.
|| [140]
Fünftes Geſang.
Von des zarten Fleiſches zaertlichkeiten/ und
aeuſſerlichen Todesſchenwen.
Nach der melodey des 85. Pſalmens.
1.
DAs zarte fleiſch ſo für dem grab erbebt/ ihm groeſſert ſelbs ſein angſt und ban= gigkeit/ wann ihm der traum der guetern diſer zeit/ zu vil im ſinn und in gedaechtnuß ſchwebt. Drey ſtuk zuvor: Ehr/ Reichthum/ Fleiſches= luſt/ belaeſten ſehr mit forcht des Menſchen bruſt. Wie koennt ich (ſagt er) ſcheiden leicht und ring? und hinder mir verlaſſen ſolche ding?
2.
Erhab enheit beliebt dem Menſchen mehr/ alß wann er nur im ſchwartzen Kote ſtekt; und ſeinen leib mit grober ſtupp bedekt: wer lebt nicht gern ſo jemand lebt in ehr? Wie wol behagts wann andre dir die knje mit underdienſt tieff buken dort und hie? Ein Herre ſeyn urſachet freüd und ruhm und giltet vil bey allen um und um.
3.
Das friſche gelt ſchafft manche friſche zech/ und zeucht nach ſich die liebe diſer Welt: wer zehrung hat vil beſſern gunſt behelt/ dann der/ ſo nicht kan klingen in dem blech. Ein kaeſtlein golds des Alten beſter troſt; in mangels forcht: ein kolfewr wider froſt: ein ſueſſer moſt fuer den ſo zweymal Kind ein brillenzeug für den ſo ſtoke blind.
4.
Auß Ehr und Gelt urſpringt wollebens Luſt: ein freu ̅ dengart/ ein irrdiſch Paradeiß; da fleiſſespflaeg ſich findet beſter weiß; da liebers nichts auf gantzer Welt bewußt. Was ohr und aug gern hoeren und gern ſehn: was maul und bauch begehren/ ſoll da ſtehn. Ehr/ Reichthum/ Luſt ſind friſchen muhts ein kern: wer diſes hat wie koennt er ſterben gern?
|| [143]
5.
Vnluſt zum Dantz ein mancher ferrner faßt; dem an der ſeit ein trewer Ehgenoß: der Kinder hat er zielt auß ſeiner ſchoß; und gute freund zu ruk auf Erden laßt. Es ſcheidt ſich hart von lieber Leuhten Maeng; die um das Beth anſtellen ein getraeng: ach hertzigs Hertz! muß es geſcheiden ſeyn? Ach/ leider/ ja: groß iſt die ſcheidens pein!
6.
Die ſorg und forcht ſchmertzſamer ſterbens= angſt/ iſt ſelbs urſach/ daß wir den Tod ſo fliehn: wiewol der weg entgegen ihm zu ziehn. Wie kom ̅ t es/ Tod/ daß du ſo grimmig fangſt? Schweiß/ zitter/ gicht/ ſtoeß/ laehmung/ kaelt und brand/ ſind deine pfeil/ ja deine ſtrik und band: der augenſchein/ eins der ſo ſchmertzlich ſcheidt; macht manchen ſtill/ und foller Traurigkeit.
7.
Der kalte Stol/ der nun entſeelet ligt/ das ſtinkend aaß ſo wie ein holtze ragt; macht fŭr dem Tod den dapfern ſelbs ver= zagt: (ſeht wie der Tod im tod/ durch todtne ſigt!) die beſte Freund beyſeits nun gehn alß ſcheuch/ und wenden ſich von einer todtenleuch. Ein todtenleuch den Vnluſt u ̅ berhu ̅ llt/ jetz. wird der Sark und bald das grab ge= (füllt.
8.
Das grab zuletzt auch ſterbensforcht eyn= ſenkt; das madenneſt/ wurm ſchmaeiſſe/ ſchlangen= brůt/ dem ſtoltzen Kot verbittert freud und mueht/ wann er zuvil an diſe ding gedenkt. Seht/ diſes iſt der zaertlichkeiten ſum ̅ die für dem Tod angſt würken und wehtum; und machen ihn von auſſen ſcheuch und ſchelb: das inner weißt ein jeder bey ſich ſelb.
|| [144]
Sechßtes Geſang.
Gegenſatz des Geiſtes/ wider des Fleiſches zaertlich=
keiten und Todesſchewen.
Nach der melodey des 89. Pſalmens.
1.
DEs ernſten Geiſtes muht ſchlagt mannlich in den wind/ Weltehr/ Reichthum und Luſt: bewaffnet ſich geſchwind/ mit heilgem gegenſatz der Himmelsehr und ſchaetzen des Luſtes ſonder traur: und glaubt Gott werd ergetzen; für augenbliks verlurſt/ ohn ende ſeine Kinder/ der Weltehr/ ihres kots/ und Luſtes Vberwinder.
2.
Wie ſollt ein dapfrer Chriſt erzittern für dem Kampf/ durch laſſung eitler Ehr? die nichts iſt dann ein dampf/ ein oede waſſerblas die/ wann ſie außgedrehet und wie gemaalet iſt/ im lufft wie dufft vergehet? Wie oft verbindt ſich Ehr mit ſeelenſchmach und ſchaden? Stirb ehrlich wie ein Chriſt; werd der gefahr entladen.
3.
Vil minder wird ein Hertz um daß es hie verlaßt das gelb und weiſſe Loht/ zum Tod nicht ſeyn gefaßt. Doern/ Mammon/ Geitzeswurtz/ Geltgier/ Verſuchungsſtrike/ zum friden des gemuehts nicht ſind das recht geſchike! Herr lehr/ ach lehr uns ſelbs/ mit gſundem ſinn/ erwegen den gwün/ vergnuegt zuſeyn/ an deinem milten ſegen!
4.
Der geile Fleiſchesmuht ſoll nicht der würkung ſeyn/ daß er auß falſcher freud dich ſtürtz in Hoellenpein: Die Welt mit ihrer Luſt/ in kurtzer zeit/ vergehet:
|| [147]
Baſſs.
wer Gottes willen tüht in ewigkeit beſtehet. Laßt uns das Wolluſtthier anſchawen nur von hinden/ ſo wird ſein ſchlangenſchwantz zur Lieb uns nicht anzu ̅ nden.
5.
Du laeſt hier liebe Leuht/ und willſt nicht willig fort? Bald kommen ſie dir nach; die beſten findeſt dort. Für deinen Vater/ Gott: für deinen Schatz/ den Sohne: Für Kinder/ Engelein: für Freund/ der heilgen Krone. Iſt deine ſcheidung ſchad deim Weib und kleinen Weyſen? Gott ſelbs ſich ihren ſchirm im werke wird erweiſen.
6.
Sonſt ſoll in ſterbensangſt ein Chriſt nicht ſeyn verzagt/ der nach des Herren wort/ ſein kreutz gedultig tragt/ und/ in dem ſehrſten Weh/ vernünftig nim ̅ t zu hertzen/ des Haubtes todesnoht/ blutſchweiß/ und groeſten ſchmertzen. Sein Leiden troeſtet uns/ und heilget unſer Leiden: und ſchafft daß uns von Ihm kein tod noch noht kan ſcheiden.
7.
Den ſcheu ̅ der Todsgeſtalt der wechſel bald vertreibt/ von dem der Heiden Liecht an die Corinther ſchreibt: Schwach/ brüchlich und ohn ehr/ der leib jetz wird geſeet: der kraeftig/ glantzend/ ſtark bald wider auferſtehet in unzerbrüchlichkeit: geleich den Gottes Englen hell leuchtend wie die Sonn/ und ledig aller maenglen.
8.
Das grab/ durch Chriſti grab/ den Chriſten iſt geweyht zum kaemmerlein der ruh; von ungemach befreyt: zum ort der ſicherheit/ zu Gottes akerfelde auf welchem diſer leib (o welch ein troſtgemaehlde!) Wie durch ein morgentau im Fruehling wird fürſprieſſen zur ewiglangen blueht. Hilff Herr/ daß wir es nieſſen!
|| [148]
Sibendes Geſang.
Stille und verſuehnliche Mahnung an die
Bußfertigen.
Nach der melodey des 113. Pſalmens.
1.
IHr Gottes freund; ihr from ̅ e leuht; die ihr zur zeit begriffen ſeyt/ auf angetretner himmels ſtraſſen: beharrt auf ungebahnter bahn/ ſchaut ewer zil den himmel an/ Gott wird euch nicht erligen laſſen.
2.
Von fürgenom ̅ nem Chriſtenlauff; noch Satan/ noch der Spoetter hauff/ noch aergernuß euch ſoll abhalten. Das Himmelreych iſt der Magnet/ dem ewre ſeel entgegen geht: Laßt frommen eyfer nicht erkalten.
3.
Ob ihr im Geiſt- und fleiſches ſtreit/ ſo foellig nicht/ alß Gott gebeut/ gemaeß ſeim willen leben koennet: Zagt nicht; dann ſeine gnadengu ̅ t ſchaut trewlich auf ein from ̅ gemueht/ das Gott all ſein bewegen goennet.
4.
Der Seelen freyheit wol bedenkt/ und diſe nicht zur Knechtſchafft ſenkt der ſündengier/ und erdgeſchaefften: die traurigkeit der Welte fleucht; die nur verderben nach ſich zeucht/ und pflegt die hertzen zuentkraefften.
|| [151]
5.
Tragt freu ̅ dig alles ungemach/ traut Gott/ und einer guten ſach/ auf ſeinen willen ledig ſehet: erſchroekt euch ſtoltzer wellen maeng? ein Nun iſt all ihr prahlgepraeng: ey laßt es gehen wie es gehet.
6.
Den hertzensfraaß die Sorgenſucht/ mit flacher hand ſchwingt in die flucht/ den biſſen brots wird Gott wol geben. Wehlt nur für ſchlam ̅ die Maeſſigkeit/ genueglichkeit für fraeſſigkeit: Leſt Manna für das künftig Leben.
7.
Den Todsgedanken laſſet raum dann diſe ſind ein ſtarker zaum der ſünden reitzung abzuwenden. Je mehr ihr euch der Welt entzukt/ je naeher ihr zum Himmel rukt: o lebt/ wie ihr begehrt zuenden!
7.
Ihr Gottes freund; ihr fromme Leuht; die ihr zur zeit begrifſen ſeyt auf angetretner himmelsſtraſſen: beharrt auf angeregter bahn/ ſchaut ewer zil den himmel an. Gott woell euch nicht erligen laſſen!
|| [152]
Achtes Geſang.
Ernſthaffte und betrohliche warnung an die
Vnbußfertigen.
Nach der melodey des 6. Pſalmens.
1.
IHr boeßgearte kinder/ und hertzverſtokte ſünder/ vergifftes Naterzücht: die ihr nur boeſes heget/ und nicht mit ernſt erweget zeit/ gwüſſen/ und gericht.
2.
Die gnadenzeit durchlaſſen/ und keinen fürſatz faſſen/ zur buß und froemmigkeit; iſt eine weis der Narren/ die unempfindtlich harren im ſchlaaff der ſicherheit.
3.
Mit fraefeln überladen; die ſeel zu ihrem ſchaden/ iſt eine Tyranney/ die Gott und menſchen ſcheidet/ entſchuldigung nicht leidet; wie ſcheinbarlich ſie ſey.
4.
Auf Gottes groſſe werke; nicht wenden das gemerke/ zur beſſerung und zucht: vorſtehndes ſein gerichte/ nicht ſehn mit geiſtes Liechte/ iſt eine zauberſucht.
|| [155]
5.
Nun dann; ihr Erden ſoehne; die ihr die ſchoenſte ſchoene in eytlen dingen ſucht; fangt an der zeit wahrnemmen/ und fleiſches Luſt zudemmen/ Lebt nicht ſo gar verrucht.
6.
Verſchonet dem Gewüſſen/ und tretet nicht mit fueſſen/ des Geiſts erinnerung: Laßt euch durch ſein zuſprechen/ der ſünden ſinn nun brechen/ zu reiffer beſſerung:
7.
Seht doch was Gott euch zeiget; und wie ſich alles neiget/ zum ende diſer zeit. Denckt an den Rechnungstage/ und was für ſchwaere plage/ den Spoettern ſey bereit.
8.
Ihr boeßgearte kinder/ und hertzverſtokte ſünder/ vergifftes Naterzücht; die ihr nur boeſes heget/ Nunmehr mit ernſt erweget/ zeit/ gwüſſen/ und gericht.
|| [156]
|| [157]
|| [158]
|| [159]
|| [160]
|| [ID00181]
Jeſus Chriſtus/
Gottes eingeborner und Mariae
Sohn:
unſer einiger und follkom
̅
neſter Mittler/
der Kirche
̅
n bewaehrteſter Lehrer/ hei=
ligſter Hoherprieſter/ maechtigſter
Koenig:einer/ mit heiligen ſterbensgedanken/ beſchaefftigten
Seelen/ eyngründig anzurueffen
vorgeſtellt:Erſtlich in einem Lateiniſchen Anakreontiſchen Liede
lieblich beſchriben:und folgends/ mit gleicher Versgattung/ in Teutſchen
verſtand geſetzt/ und diſem Todtendantz
angehengt.
|| [ID00182]
HERR!
Wen hab ich ſonſt im himmel? Ja auch auf
erden iſt niemand zu dem ich luſt hette
neben dir. Wann ſchon mein fleiſch
und mein hertz verſchmachtet: ſo iſt
doch Gottmeines hertzcuo Ecls/ und
mein theil/ in ewigkeit.
|| [163]
HErr Jesus, unſer Lehrer/ Erleuchter und Bekehrer/ der du fürtriffſt die Scharen der Lehrern/ ſo je waren zupredigen erkohren/ bewegeſt hertz und ohren; und zeuheſt ſie mit fuge/ durch liebereichen zuge.
Iesus, meins heils Regierer/ Anfaenger und Vollfuehrer: des hoellenſchlundes Stopfer ſelbs Opferer und opfer/ du haſt für mich dein leben freywillig dargegeben/ und durch dein eigne ſtaerke/ nach der Erloeſung werke/ den Himmel eyngenommen; daſelbſten deine Frommen/ beym Vater zuvertraeten/ und ſtaet für ſie zubaeten.
Iesus, du Kircherhalter/ Haupt/ Schirmer und Verwalter: du biſts/ der mir urſachet der ſeelen heil; und machet daß ich in dir befeſtet/ nicht etwann werd belaeſtet durch ſeelenmordlichs woellen/ des Teufels und der hoellen/ du ſchirmſt mich für dem bannen/ der Moerdern und Tyrannen: für wilden Meereswellen/ für grimmem Bergesknellen: für aergernuß und wueten/ kanſt du mich/ Herr/ behueten des Fleiſches und der Boeſen/ und mich von Ihnn erloeſen.
Iesus, mein Ehrenkrantzt mein allesalles gantze; Held dopleter Subſtantze/ des Vaters Bild und Glantze; gebohrn auß ſeinem weſen (o Gheimnuß unermeſſen!) vor anfang diſer zeiten von immerwaerenheiten. Du biſt der welt Vrſacher/ zugleich ihr Saeligmacher: des fleiſches Auferweker/ und meiner ſünden Deker.
Du biſt/ alß zeit erfuellet/ mit fleiſch und blut umhüllet/ auß einer Jungfernſchoſſe/ in dürftigkeit und bloeſſe/ ein kind/ wie andre kinder/ o groſſer Weltegründer! ein Menſch von leib und ſeele wie andre; doch den fehle
|| [164]
der ſünden außgenommen/
in dıſe Welte kommen.Jesus, dein ſueſſer nahme/ nach der grundſprache ſtamme; dem/ deine gnad verkündet der ſich ſehr hat verſuendet.
Jesus, ein Artzt verteutſchet/ wann toedtlich wir gepeitſchet/ fuehrt uns zu den Geſunden/ heilt uns durch ſeine wunden. Du ſtarker Schlangentreter/ des Sündenvolks Erreter/ laß mich ſeyn deinen Burger; erloeſet von dem Würger.
Jesus, mein wehrtſter Goenner/ dich ſuch ich/ dein Bekenner: ſchaw an/ mein hertz ſteht offen/ mein innerſts iſt getroffen: gehreyn; beſuch mich innen/ durchtringe meine ſinnen. Mein hand iſt außgereket/ mein arm ſich nach dir ſtreket. Ich ſuch; ach laß mich finden/ mit liebes band dich binden.
Jesus, mein ſueſſes honig/ mein lied/ lieb/ ſig und Koenig; mein ſanftes ſeelerweichen/ meins denkens gwüſſes zeichen/ meins hertzens fettes marke/ und meiner ſeelen ſterke/ meins gwüſſens kuehnſte kuehne/ der augen gruehnſte gruehne/ der ohren beſte Laute/ der haenden heilge beute/ des riechens Roſengarte/ des munds/ Wein edler arte.
Dein kreutz iſt meine Seüle; dein leiden iſt mein heile/ die roete deines ſchweiſſes/ mein reines wollenweiſſes.
Dein mangel/ meine weide/ dein trauren/ meine frewde/ dein hunger/ mein erfüllen dein durſt/ meins durſtes ſtillen.
Herr/ deine kron von doernen/ iſt mir die kron der ſternen: und deiner naeglen bande/ loeßt mich von ſünd und ſchande: dein alter purpurroke/ iſt meiner ſeelen ſchmuke.
Jesus, des glaubens Mehrer/ dich glaub ich ſeyn den Lehrer/ von heiligen Propheten verkündt und angebetten: den Mann/ des Weibesſamen/ Immanuel mit nahmen/ Schilo/ Meſſias/ Sohne/ der Vaetern groſſen Lohne den Prediger im ſegen/ der Moſi überlegen. Vnd nicht nur daß du ſeyeſt/ ich glaube; du gedeyeſt auch mir; in dich ich ſenke und zu dir einig lenke/
|| [165]
des glaubens ankerhafte;
dich faßt deſſelben kraffte
wie eine Ros der krantze;
wie einen Stein foll glantze
der guldne Ring umſchlieſſet/
mein glaub ſo in dir fueſſet.
Weil einigs gneiſtlein lebet/
und mir ein ader bebet/
bis diſe hütt ableibet/
mein glaub in dir verbleibet:
der ſoll dich/ Herr/ ergreiffen/
und ſich an dir erſteiffen/
er ſoll dich nicht verlieren/
eh dann ich moege ſpüren/
in meinen ohren/ leiſe
ſolchs liebliches geſeüſe:
dein gſchrey hab ich erhoeret/
dich deiner Bitt gewaehret.
Laß/ Jesus, meine Krone/
mich hoeren ſolchen tohne!Wann aber meine rede/ die noht/ für groſſer bloede/ dir laut nicht koennt anzeigen wie? ſolt ich darum ſchweigen! O nein: auf ſolchen falle/ ſoll meiner ſeufzen ſchalle/ mit glaeubigem getümmel/ durchbrechen deinen himmel.
Geehrter Seelenpflaeger; der du zu meinem Laeger/ berueffet hergetraeten komſt; oder ungebaeten/ heimſucheſt mich auß triebe/ der Chriſtenlichen liebe. Wann mir mein hertz will brechen/ ſo ſollſt all dein zuſprechen/ dein troeſten/ dein berichten/ auf Jesum einig richten: den/ der am kreutz geſtorben/ und mir das heil erworben: den/ welcher auferſtanden meintwegen von den banden des Tods. Er iſt mein heile/ mein ehr/ ſchutz/ ſchatz/ und theile: Er/ er iſt mir gegeben/ zur waarheit/ waeg und leben.
Ihr übrige Bekandte und wertheſte Verwandte/ die um mein beth her ſtehet/ und mich außathmen ſehet: Wann diſer mund erbleichet/ und Lebenskraft hinweichet/ wann diſes haubt ſich neiget/ dann mir den gunſt erzeiget/ und ruefft/ auf beyden orten/ mit widerholten worten; das ſueſſe troſtesmitel den ſueſſen Jesus-titel.
In angſt/ er meine wonne/ im finſtern/ meine Sonne/ in irrthum er mein wege/ in ſchwachheit/ meine pflege/ und wann es gilt von orte; im Tod des Lebens pforte.
|| [166]
Iesus mein ehr und ruhme/ du tauſendſchoene blume/ nichts/ gar nichts ſoll uns ſcheiden/ noch von einandern ſchneiden. Wann ſich die ſeel abloeſet vom leibe/ ſo verboeſet/ dann erſt wird ich dich ſehen/ und naeher zu dir gehen/ alß hier im trawerſtande; O ſtarkes ſeelenbande. Den ich mir faß im glauben/ kein widriges ſoll rauben: ja ſelbs der ſterbenskitel ſoll ſeyn das gwüſſeſt mitel/ in liebe mich zuweiden/ bey dir/ o freüd/ der freüden.
Dich/ dich wird ich umfaſſen/ und nimmer von mir laſſen: dich/ Iesus, wird ich küſſen/ und gegenwertig grueſſen. Mit dir will ich mich regen/ mitwandern/ mitbewegen: ſtehſt du? ſo will ich ſtehen: gehſt du? ſo will ich gehen: ſitzeſt? ich will mich ſetzen/ und mich mit dir ergetzen/ mit himmelstrank und ſpeiſe/ in hoechſter wolluſts weiſe.
Bezeucheſt dann/ o Schatze/ den richterſtul und platze/ ſo hab ich theil der pflichten mit dir die Welt zurichten. Ich bin ja/ Herr/ dein Knechte und hab es fug und rechte: weil/ was du mir verſprochen/ wirſt halten unverbrochen/ wo ich; da iſt mein diener: drum bin ich deſto kuehner.
Nu geh nach deinem Luſte; du meine brunſt und bruſte; in weitem himmelsreiffe/ geſtatt nur daß ich ſchweiffe/ (die groeſſeſt meiner biten!) mein Herr in deinen triten. Ein Magnet deiner hulde/ bleib ich nach meiner ſchulde: zur folg ich bin bereitet/ wo mich das Lam ̅ hinleitet: diß ſoll mir niemand nemmen/ noch meine fueſſe hemmen/ es ſey dann wie der zeiten/ ein end der Ewigkeiten.ENDE.
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Vberſehene wenig Trukfehler ſind alſo
zuverbeſſeren.
Blat. Verß. Fehler. Verbeſſerung.62. lin. 4. v. 33. v. 28.64. 13. Buechertruken Bůchtruken.142. 27. Fleiſſespflaeg Fleiſchespflaeg.143. 23. todtenleuch todtentůch.143. 28. zu vil zu weil.123. TONUS.@ 5. Lenis 6. Lenis. @ 6. Aſper 5. Aſper. @ 7. Placans 8. Placans. @ 8. Indignans 7. Indignans.Vbrige geringere Trukfehler/ woelle der freundliche Laeſer
zu gut halten/ und ſelbs verbeſſern.
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