Transkription

Sattler, Basilius: Drey Predigten, Gethan bey der Leich vnd Begrebnis, Weilandt Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herrn, H. Julij, Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg, ... Die Erste... .
[Inhaltsverzeichnis]
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Drey Predigten / Gethan bey der Leich vnd Begrebnis / Weilande Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / H. Julij / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc.
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Die Erste / Den 4. Maij / als S: F: G: den 3. desselbigen Monats in Gott seliglich entschlaffen.
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Die Ander / Den 8. Junij / als die Fürstliche Leich in die Schloß Capell gebracht.
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Die Dritte / Den II. Iunij / bey der Fürstlichen Begrebnis.
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Durch Basilium Satler / der H. Schrifft Doctorem vnd Braunschweigischen Hoffprediger auff Wolffenbüttel.
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Heinrichstadt / gedruckt durch Conradum Horn / 1589.
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Am Sontage Vocem Jucunditatis / Euangelium Johan. 16.
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WArlich / warlich ich sage euch / So jr den Vater etwas bitten werdet in meinem Name̅ / so wird ers euch geben. Bißher habt jhr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet / so werdet jhr nehmen / das ewer frewd volkommen sey. Sölches hab ich zu euch durch Sprichwort geredt. Es kompt aber die zeit / daß ich nicht mehr durch Sprichwort mit euch reden werde / sondern euch frey herauß verkündigen von meinem Vater. An demselbigen tage werdet jr bitten in meinem Namen. Vnd ich sa
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ge euch nicht / daß ich den Vater für euch bitten wil / Denn er selbs / der Vater / hat euch lieb / darumb / daß jhr mich liebet / vnd gleubet / daß ich von Gott außgegangen bin.

Kurtze Erinnerung vom Gebet / gethan in der Schloß Capell zu Wolffenbüttel / am Sontag Vocem Jucunditatis / war der 4. Maij / als den 3. zuuor der Durchleuchtig / Hochgeborn Fürst vnd Herr / H. Julius / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. in GOtt seliglich entschlaffen.
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GEliebte im HERRN / man hat vorzeiten / wie noch an vielen örtern im Bapstumb geschicht / diese Tag die Creutz: vnd Betwochen gehalten / da man mit Creutz vnd Fahnen vmb die Flor gangen / die grosse Litaney gesungen /
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vnd die Heiligen angeruffen hat / Vnd hat vermeinet / dadurch bey Gott zuerlangen / das er die Früchten segnete / vnd für allem schaden behütete. Aber solches ist nicht allein Menschen tant / sondern auch dem Wort GOttes stracks zuwieder / vnd entgegen / Ja es ist ein Abgötterey Sünd / das man Gott vnd den einigen Mitler / den er verordnet hat / vorbey gangen ist / Vnd die Göttliche Ehr der Anruffung den Menschen zugeeignet hat / Derowegen was solche Menschen Satzung vnd Abgötterey belanget / damit man GOtt dienen wöllen / wir billig vns von dem Bapsthumb abgesondert haben. Die weil aber Paulus schreibet / Prüfet alles / vnd was gut ist das behaltet / sehen wir vns billig für / das wir nicht das gut / nemlich das Gebet / mit wegwerffen / vnd also / wie man pfleget zusagen / das Kind mit dem Bad ausgiessen. Sondern wir behalten das Gebet / predigen auch vmb guter ordnung willen diese zeit vom Gebet / damit der gemein Man Gott desto fleissiger anzuruffen vermanet / vnd wie er das Gebet anstellen sol / berichtet werde / Doch sol solch beten nicht allein diese Wochen geschehen / sondern auch durch das gantze Jar / vnd alle Wochen / denn wir stets vnser Creutz / vnd also auch vnser Betwochen vnd Bettag durch das gantze Jar haben.
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Insonderheit halten wir jetz das rechte Creutz Jar / weil wir in diesem Fürstenthumb vnsers Heupts vnd lieben Lands Fürsten beraubet sein / da zum höchsten von nöten / das wir sonderlich dis Jar nicht allein ein Trawr Jar so wol im Hertzen / als auch in Geberden / Kleidung / vnd dergleichen / Sondern auch ein Bet Jar halten sollen. Aus diesen vrsachen wöllen wir in GOttes Namen / alter gewonheit nach das heutige Euangelium für die hand nemen / vnd von diesen Vier Puncten handlen. Erstlich / Wie Christus seinen Jüngern hie vom Gebet predige. Zum andern / Wie vns diese Predigt zum Gebet sol auffmuntern. Zum Dritten / Wie wir aus dieser Predigt Christi lernen sollen recht beten. Zum Vierden / Wie wir diese gantze Lehr in jetzigem vnserm zustandt heilsamlich gebrauchen sollen. Gott wölle vns dauon zu handlen / vnd diese Lehr ins werck zu richten den Geist der Gnaden vnd des Gebets allerseits verleihen / vmb Ihesu Christi willen / Amen.

Der Erste Punct.
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SO Viel diese Predigt Christi vom Gebet belanget / ist sie ein Stück / vnd fast der beschluß der schönen tröstlichen Predigt / die Christus seinen Jüngern gethan hat / nach dem letzten Abendessen / auff dem wege nach dem Oelberg / vnd also als er an seine Marter gangen ist. VNd hat nun Christus vorher seinen Jüngern verkündiget / die vorstehende noth / darein sie durch seinen abscheidt gerathen / vnd wie sie auch hernach verfolget werden / vnd grossen wiederstandt in der Welt haben würden. Daneben hat er jhnen eine schöne Trostpredigt gethan. DIeweil er aber weis / das es jhnen noch allent halben mangeln / vnd der Trost nicht also bey jhnen hafften / Sondern grosse schwacheit mit vnterlauffen würde / beschleust er mit dieser Vermanung zum Gebet / vnd zeiget an / das aller schwacheit vnd allem mangel die Apostel durch das Gebet rathen können. Darumb stellet er an diese Vermanung zum Gebet / vnd spricht / Warlich / warlich ich sage euch / so jhr den Vater etwas bitten werdet / in meinem Namen / das wird er euch geben / Das ist / Liebe Apostel / wenn euch etwas mangelt / vnd ein noth zuhanden stost / oder wenn jhr etwas kleinmütig seid / vnd der Trost nicht also bey euch verfangen vnd hafften wil / wie er solte / vnd jhr
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gern sehet / so habt jhr keinen bessern Rhat vnd Ertzney / als das jhr ewer Hertz vnd Stim̅ zu GOtt erhebet / vnd jhn anruffet / klaget jhm ewer noth / vnd begeret von jhm was euch mangelt. Denn so war Gott lebet / ewer Gebet sol nicht vmbsonst vnd vergeblich sein / wie es sich ansehen lest / sondern es soll gewiß erhöret werden / vnd solt jhr von meinem Vater empfangen alles was jhr bedürfft vnd begeret. Bißher habt jhr nichts gebeten in meinem Namen / Das ist / Jhr seid et was blöde gewesen / vnd habts nicht getrost / wie jhr billig hettet thun sollen / auff mein Verdienst vnd Gehorsam gewagt / Die blödigkeit müst jhr fahren lassen / vnd nur frewdig vnd getrost meinen Himlischen Vater anruffen / Bittet jhr / so werdet jhr empfangen / vnd erlanget jhr schon kein leibliche hülff vnd erlösung / so werdet jhr doch das erhalten bey meinem Vater / das der trost vnd die frewd / die jhr in ewerm Hertzen mitten im Creutz fühlet / so starck vnd volkommen sey / das jhr alles leiden / so euch begegnet vberwinden könnet. Sölches habe ich durch Sprichwort zu euch geredt / etc. Das ist / Ich mus bekennen / jhr habt bishero so wol am Gebet / als sonsten grossen mangel gehabt / vnd das ich des andern alles geschweige / so seins euch eitel Sprichwort / vnd
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(wie wir reden) Böhmische Dörffer gewesen / was ich euch geprediget von meinem Reich etc. Aber seid zufrieden / diesen mängeln allen wird nun abgeholffen werden / wenn nun der fröliche Tag anbricht / an welchem jhr den heiligen Geist empfanget / so wirds besser werden / Da werde̅ euch meine Predigte̅ nicht mehr so dunckel / frembd vnd vnbekant / sondern leicht vnd bekant sein. Vnd da werdet jhr auch recht beten / vnd meinen Himlischen Vater auff mein Leiden / Sterben vnd Verdienst in meinem Namen anruffen. Denn der heilig Geist / den jhr empfangen werdet / ist der rechte Meister des Gebets. VND ich sage euch nicht / das ich den Vater für euch bitten werde etc. Das ist / Ihr dürfft euch keines wegs einbilden / als wenn jhrs nicht dürfftet wagen / für Gott meinen Himlischen Vater treten / jhm ewre noth klagen / vnd jhn vmb hülff anruffen / vnd woltet es alles auff mich setzen / das Ich allein ewre noth jhm fürbringen müste / Sondern jhr selbs habet zu jhm einen freyen zugang vnd zutritt / nicht vmb ewer Werck vnd Gerechtigkeit willen / sondern dieweil jhr mich liebet / welche liebe daher kömpt / das jhr gleubet / ich sey der Welt Heiland / den Gott verheissen vnd gesandt hat / Vnd sey also nicht allein ein warer Mensch / sondern auch des Lebendigen GOttes Son.
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Das ist also der einfeltige verstandt vnd meinung der Predigt Christi vom Gebet.

Der Ander Theil.
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DIEse Predigt Christi sol vns zum Gebet vermanen vnd auffmuntern / das wir alles das / was vns im Gebet hindern vnd dauon abhalten möchte / hindan setzen / vnd Gott fleissig / ja stets in allerley Geistlichen vnd Leiblichen nöten anruffen / vnd alles was vns feilet / durch das Gebet bey jhm suchen sollen. Vnd das wir diese vermanung vns desto besser nutz machen können / wöllen wir aus der allgemeinen erfahrung solche hindernissen für vns nemen / vnd anzeigen / wie wir denselbigen hindernissen aus diesem Euangelio begegnen sollen. ERstlich befindet ein Mensch bey sich blödigkeit / dieweil er weis / das er im Gebet für die Ewige Göttliche Maiestet tritt / vnd mit derselbigen redet / vnd nicht allein allerley zeitliche notdurfft / sondern auch Himlische vnd Ewige Güter begert / da darff er es nicht wagen. Denn er erinnert sich / wie billig / das er Staub vnd Asschen / vnd also nichts gegen Gott sey. Sölcher sträfflichen blödigkeit zubegegnen berichtet vns dieses Euangelium / das GOtt vns nicht allein das beten gnediglich erleubet / sondern
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dasselbige vns befohlen habe / vnd ernstlich von vns fordere vnd haben wölle. Denn hie stehet des Sohns Gottes Befehl / Bittet vnd solcher Befehl / wie vnsers Catechismi Christliche außlegung lehret / stehet auch im Andern Gebot. Denn wie daselbst Got das fluchen / leichtfertig schweren etc. verbeut / also befilcht er / das wir jhn anruffen / beten / loben vnd dancken sollen. Denn das heist / den Namen Gottes recht ehren. Sintemal wenn einer betet / so gibt er Gott die Ehr / das er alles wisse / allmechtig sey / alles macht habe: Item / er sey gütig / der gerne gute Gaben gebe / vnd gern helffe / Er sey warhafftig / der sein Wort vnd zusage halte / da er das Gebet zuerhören versprochen hat: Item / er wisse auch weise vnd wege zuhelffen. Das also GOtt an dem Gebet ein sonderlich gefallen geschicht. Also wehret Dauid der blödigkeit / Psalm. 27. Mein Seel helt dir für dein Wort / Ihr solt mein Antlitz suchen / darumb suche ich HERR dein Angesicht. Eben also sollen wir dieser blödigkeit auch begegnen. ZVM Andern / hindert auch offt das Gebet vnser nachlessigkeit. Denn wie wir von Natur / auch nach dem wir wiedergeborn / zu allem guten nachlessig sein / also sein wir insonderheit
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zum Gebet verdrossen. Vnd kömpt vnter andern auch daher / das wir nicht gedencken / das so hoch vnd viel am Gebet gelegen sey / Man möge zwar wol beten / man möge es aber auch wol vnterlassen. Daher kömpts / das vns leicht etwas in den weg fallen mag / so lassen wir das Gebet nach / wie ein jeder in der erfarung des Morgens wenn er auffstehet / vnd sonsten / wenn er etwas anfanget / befindet. DIEsem mangel kan man eben mit diesem Göttlichen Befehl begegnen / das wir gedencken / das Gebet mus für sich gehen / Gott hats befolen / den Dienst bin ich Gott zuleisten schüldig / da mus mich nichts an hindern / es sey so wichtig oder nötig / als es wölle. Sol derhalben jmmer in vnsern Ohren klingen / Psalm. 50. Ruffe mich an in der noth / so wil ich dich erretten. Item / Bittet / suchet / klopffet an / Matth. 7. Item / Man sol allezeit beten / Luc. 18. Item / Phil. 4. Sorget nicht / sondern in allen dingen lasset ewer bitt / im Gebet / mit flehen für Gott kundt werden. ZVM Dritten / thut vns das im Gebet grosse hindernis / das der Teuffel / die Welt / vnd vnser eigen Fleisch vns starck einbilden / Es sey doch nichts mit dem Gebet / vnd helffe einem nicht / Es komme einer eben so weit / der nicht betet / als der stets auff den Knien ligt. Vn
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ser HERR Gott der habe anders zuthun / als das er auff eines jeden Menschen Gebet achtung gebe / Erfrage nichts nach vns / sey vns zu statlich / ja er sey vnbarmhertzig vnd vnerbittlich / Summa / wir bilden vns ein / er wölle sein Wort / da er das Gebet zuerhören zugesaget / aller dinge nicht halten. O die gedancken drückt vns der böse Feind hart ein / vnd wir fangen sie auch leicht / vnd halten sie fest / vnd bleibet manch Gebet darüber nach. Dieser hindernis begegnet Christus auch sehr gewaltig / in dem er deutlich lehret / das vnser Gebet nicht vmbsonst vnd vergeblich sey / sondern GOtt wölle es erhören / vnd das jenige geben / darumb wir jhn bitten. Denn er saget hie / Bittet / so werdet jhr nehmen / das ewre frewd volnkommen sey / Wie denn diese verheissung aus der massen offt wiederholet wird / als im 50. Psalm. So wil Ich dich erretten. Psalm. 145. Der HERR thut was die Gottfürchtigen begeren / etc. Joel 2. Wer den Namen des HERRN anrufft / der wird selig werden. Ja es lests Christus hie dabey nicht wenden / sondern er bethewret es mit einem Eyd / wir sollen vnsers Gebets gewheret werden. Nun solten wir Gott gleuben / wenn er vns nur winckete vnd zu nickete / vnd so viel zuuerste
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hen gebe / er wolte vns geben / darumb wir bitten. Nun wincket er vns nicht allein / sondern er sagts vns mit ausdrücklichen Worten zu / vnd sagts nicht allein zu / sondern bethewret es auch mit einem Eyd. Damit wir nun diesen bösen schedlichen Gedancken / die vns so tieff im Hertzen stecken / begegnen / so sollen wir behertzigen vnd bedencken / wie schreckliche Gedancken das sein / das wir vns einbilden / vnser Gebet sey vergeblich / nemlich / das wir GOtt zum Lügener machen / ja für Meineydig schelten. Wir sollen solchem zweiffel zuwehren / vns erinnern der viele̅ Historie̅ / die vns in Gottes Wort werden vorgehalten / vnd darin zubefinden / das Gott allwege das Gebet erhöret habe / Als das ich deren nur etliche zum nachdencken berüre. Abraham bringts Gen. 18. Gott so nahe mit seinem Gebet / das / wenn in den Fünff Stedten / Sodoma / Gomorrha / Adama / Seboim vnd Zoar nur Zehen Gerechten gewesen weren / Gott jhrer verschonet / vnd sie nicht verderbet hette. Wie denn im volgenden 19. Capitel Gott zu Loth saget / als er jhn bittet / das er möge gen Zoar fliehen / er könne nichts thun / bis das er in dieselbige Stadt hinein komme. Isaac bittet Gott / der segnet die Rebeccam /
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die mit jhm in Zwantzig Jaren keine Kinder gehabt. Jacob bittet / das jhn Gott wieder seinen Bruder / der jhn gedacht zu tödten / vnd jhm mit 400. Man entgegen zog / behüten wölle / das thut Gott / vnd endert seinem Bruder sein Hertz. Moses bittet / wiewol er für grosser angst / als zugeschehen pfleget / kein Wort machen kan / das Gott helffen wölle / da gehet das Rote Meer von einander / vnd gehen die Kinder Israel truckens Fus hindurch / Ihre Feinde aber / so jhnen folgen werden erseufft. Dauid sagt von sich Psal. 34. da dieser elende rieff / höret der HERR / vnd halff jhm aus aller seiner not. Hiskia schlecht mit seinem Gebet seine Feind / vnd erlanget / das jhm das leben Fünffzehen Jar verlengert wird. Summa / Christus fassets alles zusam̅en im 22. Psal. Vnser Väter hofften auff dich / vnd da sie hofften / halffstu jnen aus / Zu dir schrien sie / vnd würden errettet / Sie hofften auff dich / vnd würden nicht zu schanden. Also ist das Gebet ein gewisse Ertzney für allerley not / die so offt vnd manchmal an so viel vnderschiedlichen Personen probieret vnd beweret ist. Derwegen wir es hoch halten / vnd wenn wirs brauchen / vns darauff verlassen sollen / gleuben wirs nicht / so hilff es vns nicht.
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Sagt einer / Man sage mir was man wölle / von der krafft des Gebets / so befindet sich gleich wol offt das wiederspiel / man betet zumalen offt / da man nicht erhöret wird. Es bedarff nicht viel beweisens / wir haben ein Exempel für Augen. Hat man nicht ein zeithero dieser örter auff allen Cantzeln vor vnd nach der Predigt für vnsern Gnedigen Landesfürsten / hochlöblicher vnd seliger gedechtnis / gebeten / das Gott S. F. G. fristen wolte? Aber es ist nicht geschehen / sondern Gott hat S. F. G. gar aus diesem leben hinweg genommen. Antwort. Es ist nicht ohne / es thut GOtt offt nicht / was wir begeren / Aber darumb feilet diese Verheissung nicht / sondern er helt gleichwol seine zusage / sintemal er weis / daß das jenige vns nicht nütze vnd gut ist / darumb wir gebeten. Nun ist vnser meinung selber nicht / das vns Gott etwas schedliches geben sol / sondern können es wol geschehen lassen / das er vns was bessers gebe. Vnd thut Gott dißfals wie ein Vater / der wol seinem Kinde gut ist / vnd jhm gern etwas gibt / aber wenn es ein spitzig scharffes Messer haben wil / da versagt ers jhm / Oder / wie Christus redet / Er gibt jhme nicht für ein Brodt einen Stein / oder für ein Ey einen Scorpion / oder für einen Fisch ein Schlangen. Also gibt vns Gott
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offt etwas nicht / dieweil er weis / das es vns schedlich ist. Er gibt vns / wiewol wirs selber offt nicht verstehen / etwas bessers. DEs haben wir jetziger zeit ein lebendig Exempel. GOtt hat vnsern seligen Landesfürsten nicht gefristet / ohne zweiffel / weil es S. F. G. nicht were nütz vnd gut gewesen. Es hat aber der getrewe GOtt vns vnd S. F. G. etwas nützlichers vnd bessers gegeben / Nemlich / sie erlöset von allem vbel / vnd darzu so ein sanfftes / stilles / seliges ende verliehen / als wir selbs kaum hetten hoffen oder bitten dürffen / Das also Christi zusage damit nicht vmbgestossen / sondern bestetiget ist / vnd wir kein wort vmbsonst vnd vergeblich verloren haben. VND ist vns dißfals eben gangen / wie den Kindern Zebedei vnd jhrer Mutter / Matth. 20. die auch eine Bitte anlegten bey Christo / das sie in einem Weltlichen Reich sessen zu seiner Rechten vnd Lincken / Das ist / die negsten nach jhm weren / Aber Christus schlechts jhnen für der Faust abe. Vrsach / Denn er saget / Sie wissen nicht was sie bitten / Er gibt jnen aber ein bessers / das sie Prediger werden / vnd das Euangelium mit jhrem Bluth bezeichnen / vnd also seinen Kelch trincken / vnd mit seiner Tauff getaufft werden / welchs jhnen für Gott viel ein grössere
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Herrligkeit ist / als wenn sie in der Welt weren grosse Herrn worden. Also gehts vns auch / wir wissen auch nicht / was oder wie wir beten solle̅ / Ro. 8. Derwege̅ bedenckt Gott disfals vnser gelege̅heit besser als wir selber. ZVM Vierden / ist das auch ein schwere anfechtung / die vns vom Gebet abhelt / das wir / sonderlich aber fromme Christen / behertzigen vnd bedencken / das wir so arme elende vnnd grosse Sünder sein. Das ligt im Gebet als ein grosser Berg zwischen GOtt vnd vns / Ja es ligt vns als ein Mühlstein auff dem Hertzen / vnd wil das Gebet nicht in die höhe kommen lassen. Ah / dencket ein frommer Christ / Ich gleube wol / das GOtt mein Gebet erhörete / wenn ich so fromb were / wie die heiligen Ertzväter / Propheten vnd Apostel. Aber nun bin ich so ein armer vnd grosser Sünder / meine vntugendt scheiden Gott vnd mich von einander / sonst weren seine Ohren nicht dick worden / das sie nicht höreten. DIEser schweren anfechtung begegnet Christus auch / vnd heisset bitten den Vater in seinem Namen / Das ist / auff sein Verdienst / Leiden / Sterben vnd Bezalung. Wir sollen vns erinnern / das er vnser Mittler worden / die Sünde weggenommen / vnd vns mit Gott versönet hat. Wie dauon viel Sprüche sein / Jesai. 53. Die
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Straff ligt auff jhm / auff das wir Fried haben. Item / 1. Johan. 2. Er ist die Versönung für vnser / ja für der gantzen Welt Sünde. ALso sollen wir nun vnser Gebet nicht auff vns selbs / oder vnsern eigenen Namen setzen vnd gründen / sondern auff Christum. WEnn einer bey einem grossen Herrn in vngnaden ist / vnd es damit verderbet hat / so hülfft jhn viel / das er einen getrewen Freund am brette habe / der die Brücke nieder trete / vnd jhn verbitte. Also sein wir bey Gott in vngnaden von wegen vnser Sünden / vnd dürffen jhm nicht vnder Augen kommen / wil geschweigen / etwas von jhm bitten / oder erlangen. Aber Christus / der sich wol mit dem Vater vermag / ja an dem der Vater ein hertzlich wolgefallen hat / der vertrit vns / vnd sagt der Vater zu jhm / weil er für vns bezalet / Psal. 2. Heische von mir / so wil ich dir die Heiden zum Erbe geben / vnd der Welt ende zum eigentumb. Vondem spricht Paulus / Ro. 8. Er ist zur rechten Gottes vnd vertrit vns. Vnd Joh. 2. Wir haben einen Fürsprechen bey dem Himlischen Vater / Jesum Christum den Gerechten. Daher betet Daniel zu Gott / Daniel. 9. Sey vns gnedig vmb des HErrn willen / vnd gemeinlich beschliessen wir die Colecten mit diesen worte̅ / Vmb Jesu Christi vnsers HErrn willen. Item / Durch Jesum Christum vnsern HErrn / Amen.
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Vnd also kan ein Christ auch diese schwere anfechtung / so jhm am Gebet hinderlich ist / durch Gottes Gnad vberwinden.

Der Dritte Theil.
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WIR sollen aus diesem Euangelio bericht nemen / wie wir vnser Gebet anstellen sollen / das es Gott angenehm sey / vnd erhöret werde / vnd wir das / darumb wir bitten / erlangen. DEnn das man offt mit dem Gebet nichts ausrichtet / ist Gott nicht schüldig daran / sondern die leute selber / die nicht recht beten. Denn es zeuget der 109. Psalm / Daß das Gebet wol könne zur Sünden werden. Vnd Christus spricht von den Phariseern / Matth. 6. was sie mit jhrem Gebet erlangen wöllen / das haben sie albereit hinweg. Derwegen wir nicht allein darauff sollen bedacht sein / das wir beten / sondern auch / das wir recht beten. WIR wöllen aber jetzo nicht die gantze Lehr vom Gebet / wie es sol geschaffen sein / weitleufftig ausführen / sondern allein von etlichen nötigsten stücken / die zu einem Christlichen rechtschaffenen Gebet erfordert werden / einfeltigen vnd gar kurtzen bericht thun. Es ist / Gott lob / nunmehr auch den Kindern
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bey vns aus Gottes Wort bekant / wen wir sollen anruffen in vnserm Gebet / Nemlich / keine Creatur / es sein Menschen oder Engel / sondern allein GOTT / den Vater / Sohn / vnd heiligen Geist / der allenthalben gegenwertig ist / vnd an allen örten nicht allein vnsere Wort / sondern auch vnsers Hertzen seufftzen höret / vnd als der allein alles in Händen hat / in allen nöten helffen kan / Nach dem ersten Gebot / darin stehet / Du solt keine ander Götter haben. Vnd laut des schönen Spruchs / Deuteron. 6. den Christus Matth. 4. anzeucht / Du solt anbeten Gott deinen HERRN / vnd jhm alleine dienen. Vnd hilfft dawieder kein Glossa / wie denn auch nicht ein einig Exempel der anruffung der verstorbenen Heiligen in Gottes Wort zufinden ist. Vnd wird derwegen hie billig nicht allein die Abgötterey der Heiden / sondern auch die anruffung der verstorbenen Heiligen bey den Papisten verworffen. Wie auch Christus hie im Euangelio lehret / Wir sollen den Vater bitten in seinem Namen. Vnd im Vater vnser lehret vns Christus beten / Vater vnser etc. Aber dauon wird sonsten weitleufftiger gehandelt. ZVM Andern / sol das beten nicht ein blos vnd ledig Mundwerck sein / wie fast das meiste beten ist / da der Mundt die Wort des Gebets
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spricht / aber das Hertz vernimpt vnd fület nichts dauon. Das wird verworffen / Jesa. 29. Dis volck nahet sich zu mir mit seinem mund / vn̅ ehret mich mit seinen Lippen / aber jhr Hertz ist fern von mir. Vnd Christus leret / Joh. 4. das die waren anbeter Gott im Geist / vnd in der warheit anbeten. DErwegen ein Mensch eben wol darauff gedencken sol im Gebet / was er rede / das er nicht allein aus gewonheit etliche Gebet / Psalmen / oder Vater vnser dahin spreche / ohn verstandt / wie gemeinlich im Bapsthumb die vermeinten Geistlichen / den Psalter vnd sonsten Gottes Wort dahin singen oder lesen / vnd bey vns etliche die Betbüchlein / zu einem solchen ledigen Mundtwerck mißbrauchen. Sondern es sol ein Christ sein Gebet / vnd was er da rede verstehen vnd bedencken / vnd wissen / was ein jede Bitte des Vater vnsers auff sich habe / wie das vnder anderm in Lutheri Gesang vnd Catechismo erkleret wird / vnd das er fein selber / mit seinen eigenen Worten Gott seine noth klage / vnd bey jhm vmb hülff anhalte. Das ist ein rechtschaffen Gebet / das da gehet aus Hertzen grundt / ob man schön bißweilen in grosser angst wenig Wort brauchet / wie der Zölner / Luc. 18. Vnd Chrstus selber am Oelberg / vnd am Creutz nicht viel Wort machet. ZVM Dritten / ist der rechte kern des Ge
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bets / das man bitte im Namen Christi / Das ist / im Glauben an Christum / also / das ein Mensch es gewiß dafür halte / Gott wölle jhm vmb Christi willen gnedig sein / die Sünd vergeben / jm helffen / vnd geben was jhm nütz vnd gut ist. Sölcher Glaube aber ist nicht bey einem ruchlosen / sichern Hertzen / sondern bey dem Glauben ist ein bußfertig Hertz / das seine Sünde erkennet / vnd jm lest dieselbigen leid sein. Dauid heists ein zerbrochen vnd zerschlagen Hertz. Doch fasset ein Mensch einen muth / vnd tröstet sich der grossen gnad Gottes / die er vns in Christo zugesaget hat / das also beides bey einander ist / das der Mensch für Gott sich von Hertzen demütiget / vnd sich doch in Christo zu jhm alles guten versihet.. Wo aber ein Mensch vnbusfertig ist / vnd vngleubig / so richtet er nichts aus mit seinem Gebet. Dauon stehet Jesai. 1. Wenn jhr schon ewer Hende ausbreitet / verberge ich doch meine Augen von euch / Vnd ob jhr schon viel betet / höre ich doch euch nicht / Denn ewer Hende sind voll Bluts / das ist vnrein. Also / wo man keinen Glauben hat / da wird das Gebet nicht erhöret. Daher Christus in der Euangelischen Histori offtmals sagt / Dein Glaub hat dir geholffen. Der Ertzuater Jacob / Genes. 32. ist ein rechtschaffener Beter / Er erkennet / das er zu gering
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sey der Barmhertzigkeit vnd trew / die GOtt an jhm gethan hat / Vnd versihet sich doch alles guten zu Gott / Darumb er jhn in Kindtlicher zuuersicht vnd vertrawen anrüfft / er wölle jhn aus der Handt seines Bruders Esau erretten. Also sein die Apostel zwar Sünder / aber es ist jhnen leid / Sie haben aber Christum lieb / vnd gleuben / das er von Gott ausgangen sey / Derwegen ist jr Gebet nicht vergeblich / sondern erlangen Gottes hülff vnd den heiligen Geist / Actor. 1. vnd 2. Darumb / wenn wir beten / wir allezeit vns prüfen sollen / ob wir auch den waren GOtt anruffen / wie er sich in seinem Wort offenbaret hat / Vnd ob es vns auch ein rechter ernst sey / vnd von Hertzen gehe. Item / ob wir auch rew vnd leid vber vnsere Sünden haben / vnd der Gnad Gottes / so vns in Christo zugesaget / vns trösten. So sind wir rechte vnd Gott gefellige Beter. Wo nicht / so richten wir nichts aus mit vnserm Gebet.

Der Vierde Theil.
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DIEse gantze Lehr vom Gebet sollen wir nicht allein wissen / sondern auch / sonderlich in diesem jetzigen zustandt ins Werck richten / da Gott weilandt den Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / H. Juliussen /
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Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn / hochlöblicher Christseliger gedechtnis / aus diesem leben zu sich abgefordert hat. Was S. F. G. Person anlanget / ist es zwar der allerherrlichst vnd seligste Tag / den sie jemals auff Erden gehat haben / Denn es je der Tag jhrer heimfarth vnd Himmelfarth ist / vnd da sie von allem vbel erlöset sein. Aber vns ist es ein betrübter Tag / vnd machet vns ein recht Trawr Jar. Denn vnser gnedige liebe Lands Mutter / jhren negst Gott höchsten trost / vnsere Junge Herrn vnd Frewlein jhren lieben Herrn Vater / von dem sie negst Gott das leben vnd alle wolfarth in dieser Welt haben / Wir alle / den Fürsten / vnter dessen schutz wir 21. Jahr Gottes Wort / Gericht vnd Gerechtigkeit / auch den Frieden / vnd sonsten viel gutes gehabt / Das Römische Reich ein fürnehme Seule / vnd einen nunmehr von den Eltesten Fürsten verloren / vnd zwar so haben S. F. G. wir in diesen sorglichen zeiten verloren / das es für war ein rechte Creutz Wochen vnd Trawr Jar ist. Denn was es für gefahr auff sich habe / können wir nicht alles erzelen. Es ist ein grosse enderung / vnd keine enderung pfleget ohne noth vnd gefahr abzugehen.
|| [ID00026]
Wie sollen wir jhm denn thun? Antwort. Wir sollen aus der Creutzwoche vnd Trawr Jar ein Betwochen vnd Bet Jar machen / vnd GOtt von Hertzen anruffen. ERstlich / das Gott die hochbekümmerte Fürstliche Witwe / vnser gnedige Fürstin vnd Frawen jhm wölle lassen befohlen sein / J. F. G. in dem schweren Creutz durch seinen heiligen Geist trösten / sie gnediglich / den Jungen Herrn vnd Frewlein / auch dem gantzen Land zu trost vnd zu gut erhalten / vnd jhnen gnad verleihen / das sie vnter den Widtwen sein vnd bleiben / die jhren trost auff Gott setzen / vnd nicht ablassen vom Gebet / Tag vnd Nacht / so hats kein noth / so wird Gott J. F. G. mit der that beweisen / das er ein Richter der Widtwen sey. Also sollen wir bitten für die Junge Herrn vnd Frewlein / vnd sie sollen mit beten / das Gott seiner sonderlichen zusage nach / jhr lieber Vater sein / vnd sie vertheidigen vnd versorgen wölle. Wir Vnderthanen alle mit einander sollen bitten / das Gott auch künfftiglich / vns mit einer Christlichen vnd Gottseligen Oberkeit wölle versehen / darunter wir auch / den thewren Schatz des Seligmachenden Worts Gottes / den rechten gebrauch der heiligen Sacramente / vnd denn Gericht / Gerechtigkeit / vnd zeitlichen Frieden haben.
|| [ID00027]
Das also GOtt wölle darzu gute anschlege zeigen / vnd das gedeyen geben / das solche anschlege wol hinaus gehen. Denn ein sehendes Auge vnd hörendes Ohr macht beides der HERR. Vnd wo der HERR die Stadt nicht bewahrt / so wachet der Wechter vmbsonst. Da sollen wir vns erinnern / das GOtt vns heisset beten / Darumb sollen wir es nicht nachlassen / sondern alle blödigkeit dißfals weg legen. Wir sollen vns erinnern / das der Sohn Gottes nicht allein erhörung zugesagt / sondern auch mit einem Eyd bethewret hat / Was wir den Vater bitten werden in seinem Namen / das werde er vns geben. Der wegen wir an der erhörung im geringsten nicht zweiffen sollen. VND ob wir wol grosse Sünder / vnd der erhörung nicht werd sein / jedoch sollen wir vns des trösten / das wir bey Gott einen guten freund vnsern HErrn Jesum Christum haben / der vns mit Gott versönet hat / vnd bey jhm vertritt / in des Namen wil GOtt auch der grossen Sünder Gebet erhören / wenn sie Busse thun. WJR sollen aber den waren Gott anruffen / nicht allein mit dem Munde / sondern auch von Hertzen / jhme diese vnsere noth klagen / vnd zwar mit bußfertigem gleubigem Hertzen / das wir vnser Sünde / damit wir diese vnd andere Straffen
|| [ID00028]
verdienet / erkennen / vnd zu Hertzen nehmen / vnd vns des trösten / Gott wölle vmb CHristi seines lieben Sons vnsers Mittlers willen / gnad einwenden / Darzu denn sich sehr wol schicket der 85. Psalm:
HERR / der du bist vormals gnedig gewest deinem Lande / Vnd hast die gefangenen Jacob erlöset. Der du die missethat vormals vergeben hast deinem Volck / Vnd alle jre Sünde bedeckt / Sela. Der du vormals hast alle deinen Zorn auffgehaben / Vnd dich gewendet von dem grim̅ deines Zorns. Tröste vns Gott vnser Heiland / Vnd las ab von deiner vngnade vber vns. Wiltu denn ewiglich vber vns zürnen? Vnd deinen zorn gehen lassen jmmer für vnd für? Wiltu vns denn nicht wider erquicken? Das sich dein Volck vber dir frewen möge. HERR / erzeige vns deine gnade / Vnd hilff vns. Ah das ich hören solt / das Gott der HERR redet / das er Friede zusagte seinem Volck vnd seinen Heiligen / Auff das sie nicht auff eine Thorheit geraten.
|| [ID00029]
Doch ist ja seine Hülffe nahe denen die jhn fürchten / Das in vnserm Lande Ehre wohne. Das Güte vnd Trewe einander begegnen / Gerechtigkeit vnd Friede sich küssen. Das Trewe auff der Erden wachse / Vnd Gerechtigkeit vom Himmel schawe. Das vns auch der HERR guts thue / Damit vnser Land sein gewechs gebe. Das Gerechtigkeit dennoch für jhm bleibe / Vnd im schwang gehe.

Die Ander Predigt / den 8. Iunij / als die Fürstliche Leich in die Schloß Capell gebracht / gehalten.
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Der 90. Psalm.
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HERR Gott / du bist vnser Zuflucht / Für vnd für. Ehe den̅ die Berge worden / vnd die Erde vnd die Welt geschaffen worden / bistu
|| [ID00030]
Gott von ewigkeit zu ewigkeit. Der du die Menschen lessest sterben / vnd sprichst / komet wider Menschenkinder. Denn tausent Jar sind für dir / wie der Tag / der gestern vergangen ist / vnd wie eine Nachtwache. Du lessest sie dahin fahren / wie einen Strom / vnd sind wie ein Schlaff. Gleich wie ein Graß / das doch baldt welck wird. Das früe blüet / vnd bald welck wirdt / Vnd des abends abgehawen wird / vnd verdorret. Das machet dein Zorn / das wir so vergehen / Vnd dein grim̅ / das wir so plötzlich dahin müssen. Denn vnser Missethat stellestu für dich / Vnser vnerkandte Sünde ins Liecht für deinem Angesicht. Darumb fahren alle vnsere tage dahin /
|| [ID00031]
durch deinen Zorn / Wir bringen vnsere Jar zu wie ein geschwetz. Vnser leben wehret siebentzig Jar / wen̅s hoch kommet so sinds achtzig Jar / Vnd wenns köstlich gewesen ist / so ists mühe vnd erbeit gewesen / Denn es fehret schnell dahin / als flögen wir dauon. Wer gleubts aber / das du so sehr zürnest? Vnd wer fürcht sich für solchem deinem grim̅? Lere vns bedencken / das wir sterben müssen / Auff das wir klug werden. HERR / kehre dich doch wieder zu vns / Vnd sey deinen Knechten gnedig. Fülle vns früe mit deiner gnad / so wöllen wir rhümen vnd frölich sein vnser lebenlang. Erfrewe vns nu wieder / nach dem du vns so lange plagest / Nach dem wir so lange vnglück leiden.
|| [ID00032]
Zeige deinen Knechten dein Werck / vnd deine Ehre jhren Kindern. Vnd der HERR vnser Gott sey vns freundlich / Vnd fordere das Werck vnser Hände bey vns / ja das Werck vnser Hände wolt er fordern.

Außlegung.
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VEliebte im HERRN / Warumb wir dißmal / das gewönliche Sontägliche Euangelium anstehen lassen / ist auch ohn mein erinnern E. L. bekant: Nemlich / das wir vns in diese jetzige zeit vnd gelegenheit schicken / Dieweil der Allmechtige Gott / nach seinem vnwandelbaren / vnd doch Väterlichen willen vn̅ wolgefallen / aus diesem leben abgefordert hat / weilandt den Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Julium / Hertzogen zü Braunschweig vnd Lüneburg etc. vnsern gnedigen lieben Landsfürsten vnd Herrn / hochlöblicher Christlicher vnd seliger gedechtnis / Wie wir den jetzundt die Fürstliche Leich in diese Capell gebracht / welche S. F. G. nicht allein eusserlich verbessert vnd
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gezieret / wie für Augen ist / Sondern auch das vnuerfelschte Wort GOttes / vnd den rechten gebrauch der heiligen Sacramente darein gebracht / vnd die Papistischen grewel ausgefeget / auch als ein Schäfflein Christi das Wort vnd Stim̅e Christi gehöret / vnd Christi waren Leib vn̅ Blut in seinem Abendtmal zu seinem gedechtnis nach seinem beuehl offt vnd vielmals empfangen. WIE nun in Gottes Wort nicht verwiesen / sondern vom heiligen Geist gerhümet wird / das Joseph / als ein Fürst in Egyptenland / seinen lieben Vater 40. tage / nach des Landes weise / Salben lassen / vnd die Egypter jhn 70. tage beweinet haben / Also stehen wir auch / als Christen / nicht zuuerdencken / das wir diesem Fürstlichen Cörper die letzte Ehr anthun / auff das wir vnsern Glauben von der aufferstehung der Todten / vnd vnsere Ehrerbietung gegen vnsere liebe Oberkeit bezeugen / Auch jetzo bey niedersetzung dieser Leich ein allgemeine Klag anstellen. Auff das wir aber nicht ohne Lehr / Vermanung vnd trost von einander gehen / so wöllen wir von den sachen / dauon vns GOtt selbst mit darstellung solcher Leich vnd Exempel predigt vnd erinnert / eine kurtze Leichpredigt vnd Vermanung thun. Als denn die Heiligen Gottes im Alten vnd Newen Testament / ja Christus selber / wenn
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sich solche Fälle zugetragen / oder sie sonst auff diese Matery kom̅en sein / die gelegenheit in acht gehabt / vnd Lehr: vn̅ trostreiche Leichpredigten / auch ernstliche warnungen den lebendigen gethan haben. Wie dem Dauid sein Sönlein stirbt / thut er seinen Dienern eine Leichpredigt / vnd zeiget an / das sein Sönlein nicht wieder kommen / sondern er auch sterben / vn̅ seinem Sönlein folgen werde: Aber sie werden im Ewigen Leben wieder zu sammen kommen. Wie Syrach 38. auff die Lehr vom Todt kömmet / thut er eine Leichpredigt / leret / wie man sich / wenn man durch den Todt gute Freunde verleuret / halten / vnd wes man sich trösten / vnd wie man sich nicht zu sehr grehmen sol. Item / Das man sich bey anderer leute Ende seines eigenen Sterbstündleins erinnern sol / Gestern wars an mir / heut ists an dir. Als Christo / Luc. 13. zeitung gebracht wird / wie Pilatus mit den Galileern vbel haußgehalten / sie getödtet / vnd jhr Bluth mit dem Opffer vermischet / das sie also schrecklichen vmb jhr leben kommen / thut er eine Leichpredigt / vermahnet die lebendigen zur Busse / vnd zeiget an / wenn GOtt solche Exempel darstelle / so thue ers andern mit zur warnung / vnd wo sie nicht Busse thun / werden sie auch vmbkommen.
|| [ID00035]
Wie Lazarus gestorben / thut Christus die kurtze / aber tröstliche Leichpredigt / Ich bin die Aufferstehung vnd das Leben etc. Wie etliche zu Thessalonichen gestorben / vnd die vbrigen sich zu sehr bekümmerten / thut Paulus den lebendigen ein schöne Leich: vnd Trostpredigt / das die im Glauben an Christum gestorben sein / nur schlaffen / vnd am Jüngsten tag zum Ewigen leben sollen erwecket werden. Vnter solchen Leichpredigten ist eine von den fürnemsten dieser 90. Psalm / den wir jetz verlesen haben. Die wöllen wir / weil vns Gott selbs durch ein ansehnlich Exempel von diesem elenden kurtzen leben / vnd dem end aller Menschen prediget / für die Hand nehmen / vnd kürtzlich / nur erinnerungs weise erkleren. WIR sollen aber diesen Psalmen mit fleis mercken / Dieweil jhn / wie die Vberschrifft zeuget / Moses der Knecht Gottes gemacht / welcher nicht ein gemeiner / sondern fürnehmer Prophet gewesen / der mit sehr vielen vnd grossen Wunderzeichen seine Lehr bestetiget / vnd desgleichen nicht auffgestanden ist / mit dem Gott also von Angesicht zu Angesicht / wie ein Man mit seinem Freunde geredethette. So gibt auch dieser Psalm nötige lehre / vnd malet vns vnd das elend vnsers lebens mit lebendigen Farben ab / weiset vns
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auch auff den grundt / wo solch vnglück herkomme / vnd zeigetan / wo wir hülff vnd trost suchen vnd finden sollen. Es ist aber dieser Psalm ein Bet Psalm / darin Moses GOtt klaget sein vnd aller Menschen grossen jammer vnd elend in diesem kurtzen leben / Vnd weil solchs alles von GOtt herrüret / der der Sünden halben vns Menschen also strafft / vnd hart mit nimpt / so bittet er / das Gott gnad einwenden / die Sünde vergeben / solche Straffen lindern / vnd zu vnserm fürnehmen vnd Wercken vnsers Beruffs seinen Segen vnd gedeyen geben wölle. Wir wöllen aber vmb mehrer richtigkeit willen diesen Psalm theilen in drey Stück. Erstlich wöllen wir hören die Klage / wie kurtz vnd bös dieses vnser leben sey. Zum Andern / Wo solcher jammer herkomme. Zum Dritten / Wie Moses bittet vmb gnad vnd linderung des Creutzes / vnd GOttes beystandt im leben. Dauon wöllen wir etwas handlen / GOtt gebe darzu seine gnad.

Der Erste Theil.
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IM Ersten Theil helt Moses Gott für / das elend der Menschen / Er gibt aber erstlich Gott seinen gebürlicheu Titul / vnd spricht gar tröstlich: HERR Gott / du bist vnser Zuflucht für vnd für / Das ist / In vnserm Jammer vnd Elend / O Allmechtiger GOtt / nehmen wir vnser zuflucht zu dir / denn du bist als vnser Vestung vnd Freyheit / dahin wir sicher fliehen mögen / darin auch wir erhalten werden. Du bist nicht vergenglich / wie wir / sondern von ewigkeit zu ewigkeit / Du hast dich wol behelffen können / ehe Himmel vnd Erden geschaffen: Du hast Tod vnd Leben in deinen Henden / Du lessest die Menschen sterben / vnd lessest andere an die stedt geboren werden. Das bey vns ein lange zeit ist / als Tausent Jar / das ist für dir wie nichts / wie die gestrige Nacht: So ein grosser vnendlicher Gott bistu. Nach dem er nun Gott seinen gebürlichen Titul gegeben / helt er jhm seine vnd aller Menschen noth vnd jammer für / vnd spricht / Wie du Ewig bist vnd Allmechtig / also sein wir recht arme vnd elende Creaturen. Es ist nichts mit vns. Wir sein eben als ein Strom des Wassers / der gehet in die höhe / vnd scheinet / als were es wol etwas / aber ehe man sich vmbsihet verschwindet er. Es hat die gelegenheit mit vns / wie mit dem
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Schlaff / der dahin ist / / ehe mans merckt. Ja wir sind als ein Graß / das grünet vnd blühet fein / aber wie baldt ists darumb geschehen? des Morgens stehts vnd grünet / des Abends / wenns abgemehet wird / wirds welck. Wir bringen vnser Jar zu wie ein Geschwetze. wenn gute Freund mit einander reden / oder mehrlein / oder Historien sagen / so verleufft jhnen die zeit / ehe sie es gewahr werden. Item / als wenn ein Vogel dahin fleugt / den verleuret man / ehe man sich vmbsihet / das man nicht weis / wo er bleibet. Gleich wie aber vnser leben kurtz ist / also / das es kaum 70. oder 80. Jar wehret / also ists voller schmertzen / hertzleid / sorgen / mühe vnd arbeit / da es am besten ist / spricht Moses. DA sehen wir / was an vns vnd vnserm leben zuthun ist / nemlich / das es ist wie Jacob Gen. 47. redet / kurtz vnd bös. WIR bilden es vns viel anders ein / als werde es gar lang weren / ja nimmer kein end nemen. Item / als wenn gar viel daran zuthun were / vnd ists jetz nicht gut / so hoffen wir / es werde es noch werden / Aber Gottes Wort vnd dieser Psalm / vnd die tegliche erfahrung berichtens vns viel anders / nemlich / das es nichts damit ist / es ist kurtz / wenn es 1000. Jar wehrete / so ists als nichts /
|| [ID00039]
wenn die zeit verflossen ist / Wie jener Heide sagt / Das ist nicht für ein lange zeit zu rechnen / da ein end an ist. Nun wird vnser keiner Tausent Jar / ja vnter 1000. nicht einer Hundert Jar alt / Ein Mensch stirbt Natürlicher weise in 70. oder 80. Jaren. Wieuiel kömpt aber da zwischen / das man vmbkömpt / mit Pestilentz oder ander Kranckheit befellt / oder sonsten drauff geht / Wie denn die Fell seltzam vnd mannigfeltig sein / Heut ist einer gesund / morgen kranck / vber morgen todt / Viel sterbcn in der Wiegen / viel in der Kindheit / viel in der Jugend / viel im Mänlichen alter. Was stehet man aus im leben? da es am köstlichsten ist / da hat man mühe vnd arbeit in allen Stenden / Was kömpt dazu für Hertzeleid / sorgen / gefahr / noth vnd vnglück? Darumb vergleichet Hiob 7. vnser leben einem stetswehrenden Krieg vnd Streit / da man nicht ruhen / noch schlaffen / noch die Wehr aus den Henden legen darff / Sondern in steter sorge / gefahr vnd kampff stehen mus: Item / dem leben eines Taglöners / der sich gar müde vnd matt arbeitet / vns verlangen hat / das der Abendt komme. Vnd am 14. spricht er / Der Mensch vom Weibe geboren / lebet kurtze zeit / vnd ist voller vnruhe / gehet auff wie eine Blume / vnd fellt abe / fleucht wie
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ein schatten / vnd bleibet nicht. Vnd Dauid spricht Psalm. 39. Sihe / meine Tage sind einer Handtbreit / vn̅ mein leben ist wie nichts für dir / wie gar nichts sind alle Menschen / die doch so sicher leben / sie gehen dahin / wie ein schemen / vnd machen jnen viel vergeblicher vnruhe / Sie samlen / vnd wissen nicht / wer es kriegt. Vnd im 103. Psalm spricht Dauid: Ein Mensch ist in seinem leben wie Graß / er grünet wie ein Blume auff dem Felde / wenn der Wind drüber gehet / so ist sie nicht mehr da / vnd jhre stedte kennet sie nicht mehr. Das füret der Prediger Salomon aus / vnd spricht: Es ist alles gantz eitel / Das ist / Es ist nichts mit allem / das in der Welt ist. Vnd im 2. Cap. schreibet er: Ich thet grosse ding / ich bawete Heuser / pflantzte Weinberg / machte mir Garten vn̅ Lustgarten / vnd pflantzte allerley fruchtbare Bewme darein etc. Da ich aber ansahe alle meine Wercke / die mein Hand gethan hatte / vnd mühe die ich gehabt hatte / sihe / da war es alles eitel vnd jam̅er / vnd nichts mehr vnter der Sonnen. Item / Das Auge sihet sich nicht satt / das Ohr höret sich nicht satt. Syra. 40. Es ist ein elend jämmerlich ding vmb aller Menschen leben von Mutter Leibe an / bis sie in die Erden begraben werden / die vnser aller Mutter ist / Da ist jmmer sorg / furcht / hoffnung / / so wol bey dem / der in hohen Ehren sitzet /
|| [ID00041]
als bey dem geringsten auff Erden. Das befinden wir in allen Stenden. Was für mühe vnd arbeit hatte im Predigampt Paulus? Wie geplaget ist der Regent Moses? Was für mühe haben die Ertzväter in jhrer Haushaltung? Wie bald ist 30. 40. 50. 60. 70. oder 80. ja 100. Jar vorbey. Dessen hat vns Gott jetziger zeit ein lebendig Exempel fürgestellt an hochgedachtem vnserm gnedigen Fürsten vnd Herrn. 60. Jar hat einen grossen Namen / aber die verlauffen baldt / vnd ist S. F. G. das leben abgeschnitten / ehe sie sich des vermuhtet. Nun hat S. F. G. wie Salomon saget / gebawet / gepflantzet / Gott hat jhm Silber vnd Gold / vnd allerley Ertz / auch mehr Land vnd Leut gegeben / als in etlich Hundert Jahren kein Hertzog von Braunschweig gehabt / aber es ist alles gantz eitel. Das sollen wir nun mercken / vnd stets in vnserm gantzen leben betrachten / aus diesen vrsachen: ZVM Ersten / das wir nicht hoffertig sein / vnd vns nicht vnser Gaben vberheben / Wie leider geschicht / wenn einer weiß oder gelart ist / oder wenn einer gewalt / oder gros Geld vnd gut hat / oder hat grossen gunst / vnd ist hoch gehalten / Hilff GOtt / wie brüstet man sich / wie bewmet
|| [ID00042]
man sich auff wider Gott / das man nach jm vnd seinem Wort nicht viel fraget / man lest sich schier bedüncken / man bedürffe vnsers HERRN Gottes nicht. Wie legt man sich auff wieder den Negsten / denselben vnter zudrücken / vnd weis jhm nichts zu willen. Da sollen wir nun bedencken / daß das alles eitel vnd vnbestendig sey / Summa es sey eben / als wenn man ein Handt vmbkeret / so sey es alles dahin. Den̅ es hat mit vns die gelegenheit dißfals / wie mit einem Rechenpfennig / wenn den ein Rechenmeister legt in die vierde Lini / so gilt er 1000. so bald er jhn auffnimpt / so gilt er nichts. Eben also ists mit vns auch / Wenn vns Gott hohe gaben gibt / oder in ein hohes Ampt vns setzt / Wenn er vns viel gibt / so gelten wir viel / Wenn er vns aber auffnimpt (wie er vns denn alle zu letzt auffnimpt) vnd zwar ehe wir vns vermuthen / so gelten wir nichts. Wie nun ein Pfaw / das sonst ein hoffertiger Vogel ist / ob sie wol stoltzieret / wenn sie jre schöne Federn vnd Spiegel ausbreitet / vnd beschawet / doch bald sie jrer heßlichen Füsse gewar wird / demütiger wird / vnd die Federn sincken lest: Also sollen wir / wenn wir sehen / was es mit einem Menschen für ein jämmerlich ding sey / wie baldt es vmb jn geschehen / vns beide für Gott vnd den Menschen demütigen.
|| [ID00043]
Dauon schreibet Syr. 10. Was erhebt sich die arme Erde vnd Asche? ist er doch ein eiteler schendlicher kot / weil er noch lebet / vnd wenn schon der Artzt lang dran flicket / so gehts doch endlich also / Heut König / morgen Tod / vnd wenn der Mensch todt ist / so fressen jn die Schlangen vnd Würme. Derwegen wir diesen Psalm stets betrachten sollen / es sein 1000. Jar / wil geschweigen vnser leben wie der gestrige Tag / ja wie ein Nachtwache / wie ein Strom / wie ein Schlaff / wie ein Graß / wie ein geschwetz / vnd als wenn ein Bogel fürüber fleugt / vnd ist das kurtze leben mühe vnd arbeit / da es am köstlichsten ist etc. so wird vns der vbermuth wol vergehen. Zum Andern / sollen wir diese Lehr darzu gebrauchen / das wir vnser Datum nicht auff dis noch mit dem leben setzen / vn̅ was darzu gehöret / vns bemühen / das wir darüber vnser Seligkeit / vnd ewigen Lebens vergessen / Wie leider der meiste theil der Menschen thut / die sich also vmb Geld / gut / ehr / Gewalt vnd Wollust dieses lebens bemühen / als wolten sie ewig hie bleiben / vnd als wenn es was gutes / vnd gar viel daran zuthun were / Vnd da vns Gott in seinem Wort auff ein ander vn̅ ewig leben weiset / vnd darnach trachten heist / setzen sie dasselbig gantz hindan. Ah das ist eine grosse Thorheit.
|| [ID00044]
Wenn einer were / dem ein Landtschafft fürstünde / vnd were beruffen / das er solte reisen nach Haus / vnd sich einweisen lassen / vnd keme an eine vnrühige vnsichere Herberg / da er wenig Freunde oder bekanten hette / vnd lege da stille / vn̅ verzerete da das Geld / vn̅ vergesse seines vorstehenden Landes / vnd begebe sich desselbigen gantz vnd gar / vnd keme also darumb / vnd verseumbte die Einweisung / der müste ja seiner sinne beraubet sein. Was sein wir denn für elende Leute / dieweil vns GOtt beruffen / das wir / weil der Tag noch heute heist / vns sollen in die Himlische Güter weisen lassen / Aber vber diesem kurtzen vnd bösen leben / in der Herberg / da der böse Feind Wirt ist / vnd da wir kein bleibende stadt haben / vnser Leib / Seel / vnd alles zusetzen / vnd die bestendige ewige Güter verseumen? Da solt jmmer in vnsern Ohren klingen / Trachtet am ersten nach dem Reich GOttes / vnd seiner Gerechtigkeit / Vnd / das Christus zu Martha saget / Luc. 10. Martha / Martha / du hast viel mühe / aber eins ist noth: Maria hat das beste erwehlet / das nimmermehr von jhr genommen wird. Ah last vns nicht in dem losen Krug sitzen bleiben / Vnd weil die zeit dauon ist / die Belehnung / vnd Einweisung in das Himlische Erbe
|| [ID00045]
nicht so jemmerlich verschertzen: Last vns weil dis leben kurtz vnd bös ist / nach dem andern leben trachten / vnd all vnser thun vn̅ lassen dahin richten / das wir das leben erlangen / da wir gedencken am lengsten / ja ewig zu bleiben / das vns zu Bott stehet / vnd von Gott so gnedig angebotten wird / ja darzu vns Gott so ernstlich vnd Väterlich beruffen vnd gefördert hat. Last vns Pauli Rhat folgen / 1. Cor. 7. Lieben Brüder / die zeit ist kurtz: So ist nun das die meinung / das die da Weiber haben / seien / als hetten sie keine / vnd die da weinen / als weineten sie nicht, vnd die sich frewen / als freweten sie sich nicht / vnd die da keuffen / als besessen sie es nicht / vnd die dieser Welt brauchen / das sie dieselbigen nicht mißbrauchen / denn das wesen in dieser Welt vergehet: Als wolt er sagen / Wir sollen alle Güter also brauchen / das wir stets gedencken / wir werden nicht ewig hie bleiben / Derwegen nach dem Ewigen trachten / vnd jmmerdar die zeitliche Güter zuuerlassen bereit sein. Also rhümbt die Epistel zun Hebreern die Ertzväter am 11. Diese alle sind gestorben im Glauben / vnd haben die Verheissung nicht empfangen / sondern sie von ferne gesehen / vnd sich der vertröstet / vnd wol begnügen lassen / vnd bekant / das sie Geste vnd Frembdlinge auff Erden sind. Denn
|| [ID00046]
die solches sagen / die geben zuuerstehen / das sie ein Vaterland suchen. In deren Fusstapffen sollen wir treten / auch bedencken / das wir nur Bilgram vnd frembdling hie sein / Derwegen alle vnser gedancken richten / vnd haben auff das ewige Vaterland / da wir die rechten vnd ewigen Güter haben. Vnd dieweil dieser Psalm leret / das die zeit vnsers lebens kurtz sey / vnd es baldt vmb einen Menschen geschehen / so sollen wir vnser Busse vnd bekerung zu GOtt nicht lenger auffschieben. Daher gehöret das im 95. Psalm stehet / Heute / so jhr sein Stim̅ höret / so verstocket ewer Hertz nicht. Vnd Syr. 5. Verzeuch nicht dich zum HErrn zubekeren / vnd schieb es nicht von einem Tag auff bis zum andern / Denn GOttes Zorn kömpt plötzlich. Denn wer sich in der kurtzen zeit nicht bekeret / da ist alle Hoffnung ewig an verloren. Derwegen sollen wir alsbaldt ohne verzug / vnsere Sünde erkennen / vnd GOTT vmb Gnade bitten / vnd vnser leben bessern / den Leuten gutes thun / vnd also vnsern Glauben bezeugen. Das meinet der Prediger Salomon / Ecclesi. 11. Las dein Brodt vbers Wasser fahren / so wirstu es finden / auff lange zeit / theile aus vnter sie
|| [ID00047]
ben vnd acht / denn du weissest nicht / was für vnglück auff Erden kommen wird. Wenn die Wolcken voll sind / so geben sie Regen auff Erden / vnd wie der Bawm fellt / so wird er liegen. Vnd Paulus Galat. 6. Dieweil wir nun zeit haben / so lasset vns guts thun an allen Menschen / allermeist aber an des Glaubens genossen. Da der Reich Man es in der Helle wol besser gesehen / sich bekeret / vnd dem Lazaro alle seine Güter hette geben wöllen / da ist es zu spat. Darumb weil wir nicht wissen / ob wir den Morgen Tag ableben werden / sollen wir auch vnser Bekerung vnd Besserung dahin nicht auffschieben / Sondern wie die Epistel zun Hebreern redet / vns selbs vermahnen alle Tag / so lange es heut heisset / das wir nicht verstocket werden durch betrug der Sünden. Zum Drit ten / sollen wir diese Lere gebrauchen zu vnserm Trost / Dieweil sonderliches nichts guts an diesem leben ist: Mann besehe es inn die lenge / oder in die breite / es ist vergenglich vnd eitel mühe vnd arbeit. Es ist nichts daran zuerjagen. Wir sindt in einem stcten Krieg mit dem Teuffel / der Welt / vnd dem Fleische / vnd haben keine ruhe vnd Frieden: Entdlich müssen wir sterben / vnnd inn der Furcht /
|| [ID00048]
das der Todt vns vberfalle / alle stunde vnd augenblick stehen / wir haben in vnserm Beruff viel sorge vnd mühe / Wolan / so sollen wir vns wol zu frieden geben / wenn vns Gott einmal aus diesem Jammerthal abfordert. Denn was verlieren wir? Nichts guts / sondern dis böse vnd vergengliche leben / vnd erlangen an des stadt ein seliges vnd Ewiges Leben. Wenn einer in einer alten gemieten bawfelligen Hütten seß / das er besorgen müste / das sie jm alle augenblick auff den Kopff fiele / da er nichts zum besten hette etc. würde er es nicht für vbel auffnehmen / sondern gar wol damit zufrieden sein / wenn einer keme / vnd fürderte jhn in ein wolerbawtes Erbhaus. Das thut Gott bey den gleubigen / wenn er sie abfordert / er bringet sie wegk aus dieser bawfelligen Hütten / vnd bringet sie in das wol erbawte Erbhaus im Himmel / da sie nicht also auff der flucht vnd auff der wippen sitzen / sondern da sie jre Bürgerschafft haben. Dauon Paulus schreibet 2. Corinth. 5. Wir wissen aber / so vnser Irdisch Haus dieser Hütten zerbrochen wird / das wir einen Baw haben von Gott erbawet / ein Haus nicht mit Händen gemacht / das da ewig ist im Himmel. Derwegen wir vns nicht beschweren vnd lang bedencken sollen / wenn vns Gott abfordert / son
|| [ID00049]
dern es mit grossem danek annehmen / das wir einmal aus der bawfelligen Hütten vn̅ Schweinstall kommen / vnd ein ewig Haus erlangen / da wir wohnen vnd bleiben sollen. Also lesen wir von Abraham / Er starb / alt / vnd lebens satt / Das ist / Er hat dieses lebens gnug / als wenn ers mit Löffeln gessen hette / vnd war mit Gott wol zu frieden / das er jhn einmahl aus diesem Jammerthal abforderte. Dergleichen stehet vom Apostel Paulo / Phil. 1. das er spricht: Ich beger abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein. Item / Christus ist mein leben / sterben ist mein gewin̅. Warumb das? Denn er weis / das er an diesem leben nichts guts hat / Inwendig ist furcht / außwendig streit / Die Welt verfolget jhn / der Sathan schlegt jn mit Feusten / die nachstendige Sünde plaget jhn. Darumb spricht er / Christus ist mein leben / vnd sterben ist mein gewin̅. Er verleuret nichts als allerley vnglück / das jhn Sünd / Teuffel / Welt / vnd der Tod nicht mehr plagen können / Dagegen erlanget er Fried / Ruhe / vnd die ewige Seligkeit. Eben diesen trost sollen wir auch vns nütz machen / wenn Gott die vnsern aus diesem leben seliglich abfordert. Was verlieren sie? Das leben / da nichts an zuthun. Was erlangen sie? Ein besser vnd Ewiges Leben.
|| [ID00050]
Vnd des sollen wir vns jetzundt auch bey dem Tödtlichen abgang vnsers Gnedigen Fürsten vnd Herrn erinnern. S. F. G. haben Land vnd Leut / Geld vnd Gut / vnd anders gehabt / Aber im grundt ist S. F. G. leben anders nichts gewesen / als mühe vnd arbeit: In der Jugendt ist S. F. G. allerley noth vnd gefahr zu handen gestossen: als sie jhr Mänlich Alter erreicht / haben sie auch nicht geringen wiederstand gehabt. Als S. F. G. zum Regiment kommen / da ists ersten recht mit sorgen / mühe vnd arbeit angangen. Als das Land vermehret / sein auch der sorge / mühe / vnd arbeit mehr worden. Das sie also jhre gantze zeit mit vnruhe zugebracht / Vnd also an S. F. G. dieser Psalm wahr worden / Das jhr leben / da es köstlich gewesen / mühe vnd arbeit gewesen: So haben S. F. G. weder das Siebentzigste noch Achtzigste Jar erreichet: Von diesem kurtzen vnd bösen leben sein S. F. G. erlöset / vnd haben nun für vnruhe / die ruhe / für stedten Vnfriede den Frieden / für einen jmmer wehrenden Todt / das Leben / vnnd für die vergengliche eitele Güter / die vnuergengliche ewige Güter. Derowegen wir vns wol zu frieden geben sollen.

Der Ander Theil.
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|| [ID00051]
ES lests Moses dabey nicht bleiben / das er vber dieses leben klaget / das es kurtz vnd bös sey / Wie auch die Heyden gethan / Sondern er gehet weiter / vnd weiset vns den grundt vnd Wurtzel / wo solch Vnglück vber die Menschen herkomme / vnd spricht / Das machet dein Zorn etc. Das ist / Dis wiederfehret vns nicht ohn gefehr / das du GOTT kein Auge auff vns hettest / Sondern / Du HERR / spricht er / schickest vns das alles zu / Vnd zwar so thustu vns nicht vnrecht / sondern gar recht / das du so hefftig vber vns zürnest / das leben vns also versaltzest vnd verkürtzest. Denn du / als ein gerechter Richter wischest nicht vber die Sünden her mit einem Fuchsschwantz / Wie die Weltkinder jhnen einbilden / Sondern stellest sie für dich / vnd stellests ins Liecht für deinem Angesicht / dem nichts verborgen ist / auch die Sünden / die wir selbs nicht erkennen / vnd da wir nichts von wissen / wie denn keiner weis / wie offt er feilet / Sonderlich sihestu auff die Erbsünde / dadurch vnsere gantze Natur verderbet ist. Darumb nimbstu auch vnser Natur so hart mit. Darumb gehet vns die zeit so plötzlich hinweg. Darumb ist es so gar ein vnbestendig vnd nichtig ding vmb vnser leben.
|| [ID00052]
Da wird vns nun gewiesen was sonderlichs / da wir von Natur nichts von wissen / vnd dauon nichts zufinden ist in aller Heiden Bücher / Nemlich / Wie wir vns selber erkennen sollen / daran vns allen zum höchsten gelegen. Denn zwey ding fürnemlich sind einem Menschen zu wissen von nöten / Erstlich / das er sich recht erkenne / Zum andern / das er Gott erkenne. Es haben auch die Heiden nicht allein das Sprichwort geführt / Erkenne dich selbs / Sondern auch viel dauon gehalten / vnd gesagt / Das solche Rede vom Himmel geoffenbaret sey: Aber den rechten grundt dieses erkentnis haben sie nicht gehabt. Sie haben wol gesehen / das der Mensch ein elende Creatur were / Aber was die vrsach vnd rechte Heuptschade were / vnd wo es her keme / das haben sie nicht gewust. Welches denn ein grosser mangel gewesen. Derwegen sie jnen auch von solchem schaden nicht helffen lassen / Vnd ist eben mit jhnen gangen / als wenn einer ein Kranckheit hat / da man nicht weis / was es für ein Kranckheit ist / vnd woher sie verursachet wird / so kan man jhm auch keine rechte bequeme Ertzney eingeben vnd jm helffen. ABer Gottes Wort vnd hie dieser Psalm leret vns solchs / vnd weiset vns auff den grund. Es komme all solch vnglück von GOtt vber vns / der sey erzürnet vnd ergrimmet vber vns / vnd das
|| [ID00053]
nicht vnbillig / Dieweil wir nicht allein mit eusserlichen Wercken sündigen / sondern er sehe auch andere Sünde an vns / die wir selber nicht sehen / vn̅ sonderlich sihet er die Erbsünde / dadurch vnser Leib vnd Seele verderbet / vnd GOtt vnd seinem willen zuwider vnd entgegen sind / Das ist der rechte Heuptschade / den sollen wir erkennen / so kennen wir vns selber recht. Es hatte Gott anfenglich den Menschen geschaffen zu seinem Ebenbilde / in Weisheit / Gerechtigkeit / das er jm freywillig gehorsam / vnd also auch selig war. Ein solcher seliger Mensch ist Adam / wie auch Eua / für dem Fall gewesen. Sölche selige Leute weren auch jhre Kinder vnd nachkommen gewesen. Es sind aber vnsere erste Eltern / wie Moses anderstwo schreibt / in dem seligen Stande nicht geblieben / sondern von Gott abgefallen / vnd haben sich in die Sünd durch vngehorsam gestürtzt / vnd sein also nicht allein selbs / für jre Person verdorben / vnd haben das Ebenbild Gottes verloren / Sondern es hat auch eben die gelegenheit mit jhren Kindern vnd Nachkommen / die sein thöricht in Göttlichen sachen / Gott zu wider / vngerecht / vnd vnselig. Da hat Gott Adam die mühe vnd arbeit / vnd der Eua die grossen schmertzen auff gelegt / vnd den Todt / vnd zwar so sein sie
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auch in den Ewigen Todt gerathen. Dauon schreibet Paulus / Roman. 5. Durch einen Menschen ist die Sünde kommen in die Welt / vnd der Todt durch die Sünde / vnd ist also der Todt zu allen Menschen durchgedrungen. Das ist nun ein elender vnd betrübter zustandt / das wir in Geistlichen sachen nicht mehr tragen GOttes Ebenbild / Sondern dem Teuffel sehen wir gleich / der GOtt stracks durchaus zu wieder ist / vnd haben also auff vns GOttes grimmigen Zorn / der vns zeitlich drücket / vnd nach der Aufferstehung vnd Jüngsten Gericht ewig drücken würde. Das sollen wir nun mercken zu vnserm vnderricht. Denn / wie gesaget / es ist nicht ein gegeringes / das ein Mensch sich selbs recht erkenne / Sondern wenn einer sich recht erkennet / vnd denn GOtt auch / vnd seine Wolthaten recht erkennet / der hat bericht von denen Sachen / die jm zu seiner Seelen Seligkeit zu wissen von nöten sein. So ist nun das jetzundt vnser recht Conterfey / das wir ein böser gifftiger Wurm sein / der nun GOTT zu wieder ist / vnd derhalben auff vns haben GOttes schrecklichen vnd vnauffhörlichen Zorn. Daher kömpt das zeitliche Vnglück /
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dauon oben geredt / darin wir bis an die Ohren stecken / jha gantz ersoffen sein / vnd der Ewige Todt. Diese Lehre nun / Das wir die Sünd an vns haben / vnd dadurch alles Vnglück verursachet ist / sol vns darzu dienen / das wir Busse thun / solche noth erkennen / vnd behertzigen / vnd sehen / das wir dauon erlöset werden. Denn hie hören vnd sehen wir / das die Sünd nicht so ein geringschätzig ding ist für den Augen GOttes / als wir vns gedüncken lassen / Sondern es ist ein grewlicher vnd abschewlicher mangel vnd Schandtflecken / den er recht ansihet / vnd darüber er / als der Heilig / vnd ein gerechter Richter ist / ernstlich zürnet / vnd also ergrimmet / das er allerley zeitliche Plagen an Leib / Seel / Ehr vnd Gut vber die Menschen ergehen lesset / Vnd wo der noch nicht Busse thut / jhn ewig straffet vnd verdammet / Vnd ist Feuwer vnd Wasser ein ander so hefftig nicht zu wieder / als Gott der Sünden / vnd wegen der Sünden dem Menschen zuwieder ist. Das ists / Das GOTT in den Zehen Geboten saget / Exod. 20. Ich der HERR dein GOTT / bin ein Eiferiger GOTT. Darumb saget Moyses / Deuteronom. am 4.
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Der HERR sey ein verzehrendes Fewer: Denn wie das Fewer die stöppeln verzehret / also verzehret Gott die Sünder. Es ist aber Gottes Zorn ein schrecklicher Zorn / daher die Epistel zum Hebreern am 10. sagt: Es ist schrecklich in die Hand des lebendigen Gottes fallen. Kleiner Leute zorn pflegt man wol zuuerachten. Da lest man sich bedüncken / man könne jnen wol einen zorn aussitzen / Aber gewaltiger Leute zorn / der einen nachdruck hat / lest sich also nicht verachten. Wenn ein Fürst / König oder Keyser einem ein vnhuld zuwirfft / das ist schrecklich / Sie haben lange Hände / sie können weit greiffen / Vnd wenn sie einen in die Acht thun / können sie jhn / wenn er schön an frembden örtern ist / zur straff ziehen / vnd kan einer auch in fernen Landen nirgend sicher sein. Aber / was ist ein König / ja alle Menschen gegen Gott? Wie ein tröpflein Wassers / das im Eimer blieben ist / vnd wie ein scherfflein so in der Wage bleibet / die Insulen sind wie ein steublein: Gottes Zorn der gehet durch / der ist vnendlich vnd allmechtig / wie Gott vnendlich vn̅ allmechtig ist: Da können alle Creaturen nicht schützen / Ja wem Gott absaget / dem müssen alle Creaturen absagen / vnd zu wieder sein / Der zorn gehet nicht allein vber den Leib / sondern auch vber die Seel / Er ist nicht allein zeitlich / sondern auch cwig.
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Das weiset sich aus an denen / vber die der Zorn GOttes anbrent / Als das ich ein History oder zwo berüre: Wie schrecklich gehets her in der Sündflut / da sie vnzüchtig lebten / Gottes Wort sich nicht wolten straffen lassen / Gewalt gieng für Recht / Da zürnet Gott / vnd sein Zorn hat einen nachdruck / da brechen auff alle Brunnen der grossen Tieffen / Da thun sich auff die Fenster des Himmels / Da kömpt ein Regen auff Erden 40. Tage / da gehen vnter alle Menschen / Man vnd Weib / Kinder vnd Alten wird nicht geschonet / Ja auch die Thier / vnd alles / was einen lebendigen Athem hat / vn̅ der Erdboden / der nichts gethan / weil die Sünde darauff geschehen / wird mit verderbet. Wie helt GOttes Zorn haus in der Zerstörung Jerusalem / Da schlagen alle plagen zusammen / das Schwerdt / der / Hunger / die Pestilentz / auswendig ist der Feind / inwendig auffruhr / da ist kein auffhören / bis alles zu trummer vnd scheiter gehet / vnd alles verbrandt vnd zerrissen wird / Das nach Christi Weissagung nicht ein Stein auff dem andern bleibet. Ja / wir dürffen Exempel des Zorns nicht aus den alten Historien zusammen suchen / vnser eigen leben mahlet vns gnugsam den schrecklichen Zorn Gottes für die Augen / Wir vergehn / vnd müssen
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plötzlich dauon / ehe wir vns versehen / vnd ist vnser gantzes leben mit Vnglück vberschüttet / Das ein Kind mit weinen anfangt / vnd wir mit mühe vnd arbeit / Furcht vnd Sorgen das leben zu bringen / vnd endlich kömpt der schrecklichste Feind der Todt / vnd nimpt mit seiner Sensen vns alle hinweg mit schrecken. Wenn ein jeder selbs solte es auffzeichnen / was er für wunder / sorge / mühe / arbeit / schmertzen vnd Hertzleid sein lebenlang gehabt / es solte eines jeden History ein grosses Buch voll werden. Wo kömpts her? Dein Zorn machts / das wir so vergehen. Diesen Zorn nun / der ewig vnd vnüberwindlich ist / haben wir alle am Halse / dieweil wir alle Sünder sein. Daher S. Paulus Ephes. am 2. schreibet / Wir waren von Natur Kinder des Zorns. Eben wie ein Mensch / wenn er ein Junge Schlangen oder Kröten sihet / so wirfft oder schlegt er sie zu todt: Also zürnet GOtt vber alle Menschen / alldieweil sie recht Ottergezücht vnd seine Feinde sein / sintemal sie in Sünden entfangen vnd geboren werden. Derwegen sollen wir darauff gedencken / das wir mit GOTT versönet / vnd vertragen werden. Wenn einer in der Acht ist / so sparet er keine mühe vnd fleis / das er sich wieder daraus wircken möge / auff das er seines lebens sicher sey.
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Oder / Wenn einer sonst eine leibliche Kranckheit am Halse hat / oder einen schaden / da er sich befahren mus / das er daran sterbe / so lest ers jhm sawer werden / das er einen Artzt ausfrage vnd gebrauche / der jhm helffen könne. Nun ist dieses nicht ein schade des Leibes / sondern auch der Seelen / vnd bringet nicht allein den zeitlichen / sondern auch den Ewigen Todt. Worumb wöllen wir denn nicht darauff gedencken / das vns von grund aus möge geholffen werden? Aber da ist es zuerbarmen / das / ob wir wol alle mit einander diesen schaden am Halse tragen / doch so wenig sein / ja niemand schier ist / der jm liesse mit ernst angelegen sein / das er von Sünden erlöset / vnd mit GOtt versönet werde. Vnd das thut den Leuten den schaden / das sie diesen schaden am Halse haben / vnd jhn nicht achten / auch jhnen nicht lassen helffen / sondern ist jhnen gar wol dabey. Darüber klaget GOtt / Jerem. 8. Wo ist jemandt / so er fellt / der nicht gern wieder auffstünde: Wo ist jemandt / so er jrre gehet / der nicht gerne wieder zu recht keme. Noch wil dis Volck jrre gehen für vnd für. Vnd hernach: Keiner ist dem seine Bosheit leid were / vnd spreche / Was mache ich doch?
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Derwegen liebe Christen / Wenn wir sehen / das die Leute sterben / wir haben selber vnglück in vnserm Stand vnd leben / sollen wir es vns lassen ein erinnerung vnd vermanung sein / das wir die Sünd / da sölches alles herrüret / erkennen vnd behertzigen / vnd sehen / das wir vns bekeren / vnd vns helffen lassen. Daneben sollen wir diese Lehr / weil das von der Sünde alles vnglück herkömpt / vns lassen ein Warnung sein / das wir vns für den Sünden hüten / vnd fürsehen / vnd vns nicht in vnserm leben so muthwillig darein stürtzen. Der Teuffel vnd vnser Fleisch machet vns die Sünd anfenglich gar gering / Es habe kein noth / Gott sey so zörnig nicht / als man jn machet / sondern er sey barmhertzig: Vnd auff solche falschgebrauchte Barmhertzigkeit sündigen jhrer viel in den tag hinein / Fressen / Sauffen / Fluchen / Hassen / treiben Vnzucht / Wuchern / verunglimpffen andere / sein vntrew in jhrem Beruff / treiben jhr gespött mit der Sünden. Sölchem bösen griff des Teuffels zubegegnen / sol ein Christ diesen Psalmen mercken vnd sagen / Was? ists ein gering ding vmb Gottes Zorn? das werden wir arme Menschen wol weis / mit vnserm grossen schaden / ists doch eitel vnglück / mühe vnd arbeit / vnd wenn ein Mensch noch nicht
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recht zu leben angefangen / so mus er wieder dauon / dagibt vns Gott den Glauben in die Hand / das er vber vnsere Sünden zürne // das sehen wir an allen Menschen Hohes vnd Niedriges Standes / ob Gott nicht vber die Sünde zürne. Darumb sol hie raum haben / das gemeine Sprichwort / Ein verbrandtes Kind schewet das Fewer. Ich meine ja / wir haben vns verbrant / das es vns vnser lebenlang schmertzet / worumb wöllen wir denn selber muthwillig nicht allein mit Händ vnd Füssen / sondern auch mit Leib vnd Seel ins Hellische ewige Fewer vns stürtzen / das noch viel heisser brennet? Aber es gehet / wie Moses hie mit verwunderung klaget: Wer gleubet / das du so sehr zürnest / vnd wer fürchtet sich für solchem deinem grim̅ / Als wolt er sagen / Ah findet man doch vnter vielen Menschen nicht einen / der es bedencket / vnd zu Hertzen nimpt / das Gott der Sünden so feind sey.

Der Dritte Theil.
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DIEweil nun das ein grosser vnd gemeiner mangel ist / das die Menschen die Sünde vnd GOttes Zorn nicht achten / sondern in Wind schlagen / darüber auch in solchem jammer stecken bleiben: Vnd wir haben alle ein gros stück dauon / so lehret nun Moses / wie
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wir den Sachen rahten sollen / vnd schreibet vns ein Gebet für / das lautet also: Lere vns etc. als wolte er sagen / Ach du Barmhertziger GOtt / es ist eine grosse Blindheit / das wir mitten im Jammer stecken / vnd es doch nicht achten / Wir setzen den Todt / der vns wegen der Sünde auffgelegt ist / gar aus den Augen / gedencken nicht daran / oder nehmens ja nicht zu Hertzen / oder schlagens aus dem Sinn. Dieweil es aber gar ein schedlich ding ist / vnd die das thun grosse Narren sein / das sie nur auff den Leib vnd diss leben sehen / vnd die Seele vnd das Ewige gar vergessen / vnd also mit GOTT vnausgesönet / vnd ewig verdampt bleiben / So bitte ich / du wöllest vns die gnad geben / das wir solches bedencken vnd behertzigen / vnd vns zu einem seligen End schicken / vnd also vnser gantzes leben weislich anstellen. Zum Andern / so fahre jha nicht also forth mit schlagen / Sondern kehre dich zu vns / das wir vns zu dir bekeren / vnd vergib vns vnsere Sünde aus gnaden vmb des Messiae willen. Vnd zum Dritten / gib vns den Trost in vnsere Hertzen / das wir gleuben vnd trawen / das du vns wollest gnedig sein / so können wir mitten in dem Creutz vnd Trübsal / so vns begegnet / wiederumb frölich sein. Zum Vierden / Erfrewe vns nun wieder etc. Wie wir durch das
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Creutz betrübet werden in vnserm Gewissen / also mache du vnser Gewissen frölich / vnd lindere oder endere die straffe. Segne vns / vnd las vns vnd vnsere Nachkommen mit der That spühren / das du gütig vnd getrew bist / vnd das du lust habest den Menschen guts zu thun / vnd das solchs dein eigen Werck sey: Vnd gib / das wir mit frewden vnser Ampt verrichten / Vnd weil im Geistlichen vnd Weltlichen Stande vnser thun vergeblich ist / wo du nicht das gedeyen gibst / So gib gnad / das wir im Predigampt / im Weltlichem Regiment / vnd in der Haushaltung viel guts schaffen. IN diesem seinem Gebet weiset vns Moses / wie ein Mensch sein sache anstellen sol / das jhm aus dieser grossen noth / dauon oben gesaget ist / möge geholffen werden / Nemlich / Von der Sünde vnd GOttes Zorn / der jhn nicht allein zeitlich druckte / sondern auch ewig vber jhm bleiben würde. DAuon weis die Vernunfft nichts / da schweigen aller Heiden Bücher stille / Aber Gottes Wort lehrets vns. Zum Ersten / sol ein Mensch solchen seinen jammer erkennen / vnd behertzigen /. Zum Andern / sol er in Kindtlicher zuuersicht bitten / das jhme GOtt gnedig sey. Das ist / wie es sonsten erkleret wird / Ein
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Mensch sol Busse thun / vnd an Christum gleuben / in welchen beiden stücken eines Menschen bekerung stehet. Denn darumb bittet er / Lehr vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werden. Wir wissen sonsten wol / das es nicht allein mühe vnd arbeit ist mit vnserm kurtzen leben / sondern das wir auch dauon müssen. Aber wir achtens nicht / schlagens aus dem sinn / behertzigen solchen jammer vnd elend nicht / darin wir durch Gottes Zorn von wegen vnser Sünden stecken / der gröste theil vnangesehen / das er mitten im leben mit dem Todt vmbfangen ist / achtets nicht / gehet hin / als mangele jhm nichts. O das ist eine grosse Thorheit / Da bleibet ein Mensch vnter dem Zorn Gottes vnd ewigen Verdamnis. Derwegen liebe Christen / wöllen wir des jammers / den wir am Halse haben / nemlich / der Sünden vnd des grimmigen Zorns Gottes / der allerley zeitliche plagen / vnd denn auch den Ewigen Todt vnd das Verdamnis mit sich bringet / los werden / so müssen wir vnsern jammer bedencken vnd behertzigen. Dahin gehen die Straffpredigten Mosis / der Propheten / Johannis des Teuffers / Christi / vnd der Aposteln / Thut Busse / bekehret euch. Dahin sein gerichtet alle Straffen vnd Plagen / die vns Gott in dieser Welt zuschicket.
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Vnd das ist die vrsache / das der meiste teil der menschen verdampt wird / dieweil sie solchen schaden nicht achten. Den̅ gleich wie einer der am leibe schaden hat / vnd denselben nicht achtet / auch nicht sich vmbsihet / das jm geholffen werde / daran stirbet / Oder / wie D. Luther ein gleichnis brauchet / Wenn ein Acker vngepflüget ist / so nimpt er den Samen nicht an / Also gehets auch mit allen Menschen / die jrer Seelen schaden vnd den jammer nicht erkennen. So spricht Christus Joha. 9. Nun jhr sprechet / wir sind sehend / bleibet ewre Sünde: Vnd Jerem. 8. spricht / sie sollen fallen / dieweil keiner ist / dem seine Sünde leid were / vnd spreche / Was mache ich doch? Also gehts mit Pharao / der gedenckt nicht an den Todt / achtet auch aller der straffen nicht / die jhm GOtt zuschicket / demütiget sich nicht für Gott / begeret nicht gnade / vnd das jhm geholffen werde. Darumb stirbt er also dahin in seinen Sünden / vnd bleibet der Zorn Gottes vber jhm. Also der Reiche Man / der lebte dahin / als wolt er ewig hie bleiben / behertziget seine Sünde vnd Gottes Zorn nicht / schlegt die gedancken vom Tod aus dem sinn / vnd stirbt also in seinen Sünden. Dagegen wenn ein Mensch in sich gehet / seine Sünde erkennet / fürchtet sich für GOttes
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grimmigen Zorn / bedenckt das sein leben wegen der Sünden kurtz vnd bös / vnd das er einmal sterben mus / vn̅ zwar ehe er sichs wol vermuhtet / dem ist halb geholffen. Moses ist auch ein Sünder / aber er schlechts nicht in den Wind / Sondern bedenckts all wol / das sein leben kurtz vnd bös / vnd das solches herkomme von der Sünde / vnd von wegen der Sünden / von GOttes Zorn vnd grimm / Vnd weil er wie wir alle / nicht so grosse rew vnd leid darüber hat / als er wol haben solte / bittet er / Gott wölle solche Rew vnd Busse jhm vermehren / darumb hat jhm Gott gnad erzeiget / wie wir hernacher hören werden. Also Dauid ist auch ein Sünder / aber er erkennets vnd behertziget es / Er spricht / Mein Tage sind einer handbreit / vn̅ mein leben ist wie nichts für dir / Wie gar nichts sind alle Menschen. Darumb er auch vnangesehen / das er / wie alle Menschen / in Sünden empfangen vnd geborn / vnd in Sünden gelebt / nicht verdampt ist / Sondern der HERR hat seine Sünde weggenommen. Ist der Schecher am Creutz auch nicht ein grosser Sünder? Aber weil er den Todt nicht in Wind schlegt / wie der ander verstockte Schecher / Sondern er erkennet vnd fühlet GOttes Zorn / vnd fürchtet sich dafür / vnd begeret gnad / vnd ist
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also klug / das er jhm rahten vnd helffen lest / ist er nicht verdampt. Es ist aber nicht gnug / das wir solche vnsere noth erkennen vnd behertzigen / Sondern wir sollen auch zu GOtt vns versehen / das er vns vmb des Mitlers Jesu Christi willen vnser Sünde vergeben / vnd gnad erzeigen / hie zeitlich trösten / vnd dort ewig selig machen wölle. Das thut Moses / Er verzaget nicht / vnangesehen / das er so gros Hertzleid hat / als ein Mensch auff Erden / vnd das er sterben mus / Sondern er verlest sich auff die grosse vnaussprechliche gnad vnd barmhertzigkeit Gottes. Vnd aus solchem vertrawen zu GOtt kömpt her dis sein einbrünstig Gebet / Ah / spricht er / HERR / wenn ein Mensch seine Sünde erkennet / vnd sich zu dir kehret / so wiltu dich zu jhm auch kehren / Kehre dein Väterlich Angesicht zu vns / sey vns die wir dir dienen gnedig / vnd wie wir vol Sünd vnd Zorn sein / Also fülle vns mit deiner gnad / das wir nicht verzagen / Sondern vns hie zu frieden geben / dir dienen / was guts schaffen etc. Auff das wir vns aber der gnad GOttes trösten / vnd vns zu jm guts versehen / vnd durch das Gebet gnad vn̅ vergebung der Sünden erlangen mögen / sollen wir vns erinnern / das Gott seinen liebe̅ Son zu vnserm mitler verordnet hat / vn̅ das
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er vmb desselben willen wil die Sünde vergeben / den heiligen Geist schencken / vns trösten vnd selig machen. Das ist der grundt solcher Verheissung der gnaden (ob er wol etwas dunckeler ist gewesen für Christi Geburt.) Den grundt hat Gott im Paradis gelegt / wies Moses beschrieben / Gen. 3. vnd allen zweiffel in seinem Gebet sich erinnert hat / da er gesagt / Des Weibes Samen wird der Schlangen den Kopff zutreten / Das ist / Du hasts ja dahin gebracht / du Schlaug / das Gott dem Menschen solt nimmermehr gnedig sein / Aber GOtt wird durch einen Menschen der sachen wiederumb rahten / vnd solchen vnfall abwenden. Vnd das die Leute die Verheissung der gnaden im wahrem Glauben ergreiffen köndten / hat GOtt diese Lere stets auch für Christi geburt treiben vnd wiederholen lassen / Wie er sie denn selbs dem Abraham / dem Isaac / dem Jacob wiederholet / Desgleichen haben von Christo gezeuget alle Propheten / vnd je neher der Zukunfft Christi kommen / je heller vnd klärer die Verheissung worden ist / biß entlich Christus komen / die Sünde gebüst / GOttes Zorn gestillet / vnd das Menschlich Geschlecht durch seinen bittern Todt wiederumb versönet hat.
|| [ID00069]
Vmb des Heilandes willen / wil vns GOtt alle Sünde vergeben / vnd vns selig machen. Den̅ ob wol seine Gerechtigkeit nach dem Gesetz fordert / das er vns ewig straffen solte / so wil er doch weil Christus im Alten Testament Bürg worden / vnd im Newen Testament bezalet hat / nun alles vergeben vnd vergessen. Damit wir aber vns dessen zu jhm versehen mögen / sollen wir mit Zeugnissen Göttlichs Worts gefasset sein / darin vns GOtt solchs so gar gnedig verspricht vnd zusaget. Moses hat ohn zweiffel betrachtet / vnd für Augen gehabt / das mal / das Gott / als er für jm fürüber gangen / vnd sich jm geoffenbaret / geruffen hat / Exod. 34. HERR / HERR GOtt Barmhertzig / gnedig vnd gedültig / vnd von grosser Gnad vnd Trew / der beweiset gnad in Tausend Glied / vnd vergibt Missethat / Vbertrettung vnd Sünde. Diese herrliche Verheissung wiederholet Dauid im 103. Psalm. vnd tröstet sich derselbigen / vn̅ daneket Gott dafür. Er hat seine Wege Mosi wissen lassen / die Kinder Israel sein thun. Barmhertzig vnd gnedig ist der HERR / gedültig vnd von grosser güte / Vnd streichts hernach gar herrlich aus /: So hoch der Himmel vber der Erden ist / lest er seine gnade walten vber die / so jn fürch
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ten / So fern der Morgen ist vom Abend / lest er vnser vbertrettung von vns sein. Wie sich ein Vater vber Kinder erbarmet / so erbarmet sich der HERR vber die / so jhn fürchten. Daher heist Jesa. 28. straffen ein frembde weise Gottes / da er gleich wider seine Natur schaden mus / da er sonsten allein guts zuthun begeret. Vnd Jerem. Thren. 3. spricht: Der HERR verstost nicht ewig / sondern er erbarmet sich wieder nach seiner grossen güte. Denn er nicht von Hertzen die Menschen plaget vnd betrübt. Osee 11. spricht GOtt zu den Jüden: Was sol ich aus dir machen Ephraim / sol ich dich schützen Israel? Sol ich nicht billig ein Adama aus dir machen / vnd dich wie Zeboim zurichten? (das sein Stedte / die mit Sodoma vnd Gomorra vertilget sein.) Aber mein Hertz ist anders sinnes / Meine Barmhertzigkeit ist zu brünstig / das ich nicht thun wil nach meinem grimmigen Zorn / noch mich keren Ephraim gar zuuerderben / Denn ich bin Gott vnd nicht ein Mensch. Ezechiel: 33. So war als ich lebe / hab ich nicht gefallen am Todt des Gottlosen / sondern das er sich bekere vnd lebe. Also spricht Christus / Joh. 3. Wie Moses ein Schlange in der Wüsten erhöhet hat / also mus auch des Menschen Sohn erhöhet werden etc. Denn also hat Gott die Welt geliebet /
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das er seinen eingebornen Son gab / auff das alle die an jn gleuben nicht verloren werden / sondern das Ewige Leben haben. Sölche Barmhertzigkeit beweiset GOtt mit der that / wie er den grossen Sünder Adam / der sich vnd das gantze Menschliche Geschlecht verdampt / Item den Aaron / der das Volck ergern gemacht / Item den Abgötter vnd Bluthund Manassem / Item den verfolger Paulum zu gnaden angenommen. DERwegen wir in solcher vnser noth vnd Jammer nicht sollen verzagen / Sondern vns des Mitlers Christi trösten / vnd festiglich gleuben / GOtt wölle vmb Christi willen sich zu vns keren / vns gnedig sein / mit seiner gnad erfüllen / vns wider trösten vnd erfrewen / das wir jm ewig zu dancken haben / Er wölle auch zu vnserm fürhaben glück vnd heil geben. Also hat vnser Gnediger Fürst vnd Herr erkant seine not vnd Sünde / darüber hertzlich geseufftzet: Daneben aber sich Christi vnd seiner Wolthaten getröstet / vnd gesagt / Christus würde sein Leiden an jhm nicht lassen verloren sein. Item / Christus ist mein sterck in meinem leben / vnd mein Trost im Ewigen Paradis. Endlich gibt vns Moses in diesem dritten Teil die nötige Lehre / dieweil vns GOtt nicht al
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lein sonst durchaus in vnserm leben plaget / sondern auch jetzundt hart angegriffen / da wir vns wol mehr vnglücks befahren müssen / bey dieser grossen enderung / da GOtt das Heupt / vber so viel Tausend Menschen weggenomen / Nemlich / Wir sollen zum Gebet greiffen / dadurch erlangen wir Gottes gnad / vnd das er vns tröstet / das leiden lindert / vnd vns wieder erfrewet / vns guts thut / vnd das nun zum höchsten nötig / zum Geistlichen Regiment / das ist / zum Predigampt / vnd zur Weltlichen Regierung / auch zur Haushaltung sein gedeien gibt. Derowegen wöllen wir zum Beschluß mit einander also beten:

Gebet.
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ALlmechtiger GOtt / Vater vnsers HErrn Jesu Christi / vnser einige Zuflucht in allen nöten / der du bist gewesen von ewigkeit / ehe du die Welt geschaffen / vnd bleibest in ewigkeit / in des Handt alles stehet / das wir leben vnd das wir sterben. Wir arme Menschen Kinder bekennen / das es nichts mit vns ist / vnser leben wen̅s schon hundert Jar wehrete / ist wie der gestrige Tag / oder wie ein Nachtwache / die nur drey Stunde hat / vnd also gar baldt fürüber ist / es ist mit vns wie mit eim strom / der eilend vergehet / wie mit
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dem Schlaff / den wir volbringen / ehe wirs recht gewar werden / Vnd ob es schon mit vns das ansehen hat / das wir grünen vnd blühen in dieser Welt durch deine gaben / so sein wir doch wie ein Graß / das bald von sich selbs verwelcket / oder abgehawen wird. Die zeit vergehet vns / als wenn einer einem Mährlein oder geschwetz zuhörete / Wir fahren eilend dahin / als ein Vogel / von dem man nichts weis / wo er bleibet. Das alles verhengstu heiliger vnd gerechter Gott billig vber vns / denn du sihest nicht allein die eusserliche Sünd / deren wir vns bewust / sondern auch die innerlichen / vnd die von vnsern Eltern vns angebornen Sünden an / vnd straffest sie. Wie du vns vnter andern jetziger zeit diese schwere straff aus deinem gerechten Zorn / aufflegest / das du vns in diesen Landen beraubet vnsers Heupts vnd Landesfürsten / der vns dein Wort / Gerechtigkeit vnd Fried durch deine gnade so lange Jar erhalten / aus welchem Fall vns künfftig noch vile ander vnd grösser vnglück entstehen könte. Dieweil du aber / O getrewer Gott / barmhertzig / gnedig vnd von grosser güte bist / so bitten wir dich / du wollest von deinem Zorn ablassen / vnd dich wieder zu vns kehren / vns mit deiner gnad früe füllen. Tröste vnd erfrewe vns wieder nach
|| [ID00074]
diesem grossen vnglück / Vnd weil dein eigen werck vnd dein Ehre ist / das du vns gutes thust / erquickest vnd segnest vns / so sey vns freundtlich / vnd lasse auch vnsern Nachkommen dein liebes Wort leuchten / das sie dich recht erkennen / vnd ehren. Gib vns deine Gnad / vnd stehe vns bey in allen Stenden / das auch forthin dein Wort mit nutz vnd frucht geprediget werde / das künfftiglich vnser Oberkeit wol regiere / dein vnuerfelschtes Wort fortsetze / vber Gericht vnd Gerechtigkeit fest halte / auch den gemeinen Frieden vnd nutzen befürdere. Tröste die hochbekümmerte Fürstliche Widwe / vnsere gnedige Landsmutter in jhrem so schweren Creutz vnd betrübnis. Las dir auch in gnaden befohlen sein / vnsere Junge Herrn / Segne sie an Seel vnd Leib / vnd erhalte sie bey deinem Wort / auch sonsten in gutem vertrawen / liebe vnd einigkeit: Schreib jhnen in jhr Hertz / Wie fein vnd lieblich ists / das Brüder eindrechtig bey ein ander wohnen. Item / Selig sind die sanfftmütigen / denn sie werden das Erdreich besitzen: Selig sind die friedfertigen / denn sie werden Gottes Kinder heissen. Wende ab allen wiederwillen vnd vneinigkeit. In gleichem tröste / vertheidige vnd versorge die Junge Frewlein / als jhr rechter / nicht allein Vormünder / sondern auch Vater. Vnd
|| [ID00075]
nim dis gantz löblich Fürstliche Haus Braunschweig in deinen gnedigen Schutz vnd Schirm. Gib dein gedeyen zum Hausregiment / segene die Nahrung / Gib alles / was vns nütz vnd selig ist / vnd wende ab alles / was vns nachteilig vnd schedlich sein mag / Vmb deines lieben Sohns vnsers HErrn Jesu Christi willen / Der mit dir vnd dem heiligen Geist lebet vnd herschet in ewigkeit / Amen.

Die Dritte Predigt / gehalten bey der Fürstlichen Begrebnis / den 11. Junij.
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Jesaiae 26.
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ABer deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferstehen. Wacht auff vnd rhümet die jr ligt vnter der Erden / Denn dein Taw ist ein Taw des grünen Feldes / aber das
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Land der Todten wirstu stürtzen. Gehe hin / mein Volck / in eine Kamer / vnd schleus die Thür nach dir zu / Verbirge dich ein klein augenblick / bis der zorn für vber gehe. DEnn sihe / der HERR wird ausgehen von seinem Ort / heimzusuchen die bosheit der Einwöner des Landes vber sie / Daß das Land wird offenbaren jhr Bluth / vnd nicht weiter verhelen die drinnen erwürget sein.

Außlegung.
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GEliebte im HERRN / Wir lesen im 2. Buch der Chroniken / am 35. Cap: Da der Gottselige König Josia gestorben / da habe gantz Juda vnd Jerusalem vmb jhn leid getragen / Es habe jhn auch beklaget der Prophet Jeremias / Ja / es haben alle Senger vnd Sengerinnen jre Klaglieder geredt vber Josiam / nicht allein das mal / da er begraben worden / sondern auch in folgender zeit.
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DIese Histori wiederhole ich jetziger zeit / wie E.LL. leichtlich mercken können / Dieweil GOtt vnlangst an diesem Ort / den 3.tag Maij / vns vnd dis gantze Landt vnsers Josiae / Nemlich / des Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / H. Julij / Hertzogen zu Braunschweig vn̅ Lüneburg etc. Christlicher vnd seliger gedechtnis / beraubet hat. Vnd werden S.F.G. nicht allein darinn mit dem Josia wol vnd billig verglichen / das sie vnser von GOtt verordente Obrigkeit gewesen / Sondern auch dieweil sie die Papistische Irrthümb / Aberglauben vnd Abgötterey in diesen Landen aus dem Tempel Gottes ausgefeget / die heilige Bibel vnd Gottes Wort / so vnter der Banck gelegen / hie ans Liecht gebracht / vnd eingeführet / Wie denn solch Wort GOttes die gantze zeit S.F.G. Regierung / nemlich / in die 21. Jar in diesen Landen rein vnd lauter geprediget worden / Inmassen der Gottselige König Josia aus Gottseligem eifer / Juda vnd Jerusalem von Höhen / Hain / Götzen vnd gegossenen Bildern gereiniget / vnd das Gesetz Buch wiederumb herfür gebracht hat. DErwegen wir billig tretten in die Fusstapffen des Volcks Gottes / vnd sonderlich des heiligen Propheten Jeremiae / vnd beklagen von Hertzen S.F.G. das diese Land jhres Heuptes /
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vnsere gnedige Landsmutter jres geliebten Herrn vnd Gemahels / die Jungen Herrn vnd Frewlein jhres lieben Herrn Vaters / die Prediger jhres negst Gott Schutzherrn / die Rhäte / Diener vnd Vnderthanen jhres lieben Herrn / der das Recht gehandthabet / sie erhalten vnd geschützet / das gantze Reich einer fürnehmen Seulen / vnd insonderheit / die gantze Christliche Kirche / eines fürnehmen Pflegers beraubet worden. Hat doch Dauid auch den Gottlosen König Saul betrawret / ob er wol nicht viel guts gethan / weil er gleichwol ein Oberkeit gewesen / Wie viel billicher beklagen wir den Herrn / von dem Land vnd Leute / vnd wir alle so viel guts entpfangen haben? Dieweil aber Paulus 1. Thessal. 4. leret / wir sollen nicht trawrig sein / wie die andern / die keine hoffnung haben / vnd das wir im trawren mas halten / vns zum Exempel vnd nachrichtung fürhelt / was es mit den Christgleubigen / wenn sie Todt sein / für ein gelegenheit habe / So wollen wir jhm disfals nachfolgen / vnd vns lebendigen zum vnderricht vnd trost für vns nemen / den Edlen Spruch / so wir aus dem Propheten Jesaia verlesen haben / darin vns gleicher gestalt / der selige zustandt der Gottselige̅ leute / nach jrem Todt vorgehalten / vnd wes wir vns zutrösten haben angezeiget wird.
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Vnd weil dieser kurtzer Spruch den fürnembsten Trost begreifft / den wir haben / wenn GOtt die vnsern abfordert / oder wir selber dis leben verlassen müssen / sollen wir jhn mit grossem fleis nicht allein anhören / sonderu auch mercken vnd behalten. Wir wöllen aber in zwey Stück die Predigt theilen. Erstlich anzeigen / Was dieses Spruchs eigentliche meinung sey / vnd was er für Trost gebe. Zum Andern / Wie wir denselbigen Trost auch in diesem jetzigen Zustandt / vber dem Tödtlichen abgang vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn seliglich gebrauchen mögen. GOtt gebe darzu seine Gnad.

Der Erste Theil.
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DAS gantze 26. Capitel Jesaiae ist ein Lobgesang / darin die Christen Gott dancken / für die grossen Wolthaten / die jhnen Christus erzeiget / vnd sie von jhm haben. Denn ob schon Jesaias vber 700. Jaren für Christi Geburt gelebet / so hat er doch / wie auch die andern Propheten / von Christo vnd seinen Wolthaten geweissaget vnd gepredigt. Das thut er auch in diesem Capitul in der Form eines Lobgesangs / Denn er die Christliche Kirche leret / das
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sie den Christo zu Ehren / vnd jhr selber zum trost singen sol. Er rhümbt aber in diesem Lobgesang / Das Christus die gantze Christliche Kirche bawe / als ein feste Stadt schütze / vnd vertheidige sie auch / wehre jren Feinden / erhalte sie im Friede / vnd lere sie Gerechtigkeit / vnd ob sie wol etwas leiden müssen / so mus es doch jhnen zum besten dienen / vnd werden jre Feinde gestrafft / vnd sie erlöset werden. Vnter andern aber möchte dem Propheten fürgeworffen werden / Er rhümete wol viel / vnd spreche gros von der Christlichen Kirchen / Aber es weise sich in dem anderst aus / das sie zu letzt nicht weniger / sondern eben so wol sterben müssen als die Gottlosen vnd Vngleubigen / Ja / da andere eines Natürlichen Todes sterben / müssen sie vnterweilen / wie wir reden / dem Scharffrichter in die Hand kommen / vnd des vnrechten Todes sterben / Wie den Propheten / Aposteln / vnd Merterern wiederfahren ist. Auff solche einrede antwortet der Prophet in den verlesenen Worten / vnd zeiget an / Es sey war / weil sie Sünde haben / so müssen sie auch sterben: Aber es habe mit jhrem Todt ein ander gelegenheit / vnd stehe gleichwol vmb jhre Sache wol / vnd werde auch ein mal anders vnd besser mit jhnen werden.
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Vnd spricht nun der Prophet vnd die Christliche Kirche: O HErr Christe / Deine Todten / Das ist / Die Busse gethan / vnd an dich gegleubet haben / haben für den andern einen grossen vorteil / Sie werden im Todt nicht bleiben / sondern weil sie dein eigen Gut sein / das du erworben hast / werden sie wieder lebendig werden am Jüngsten tag / vnd werden aufferstehen. Es spricht aber Christus / Sie werden aufferstehen mit meinem Leibe / wie es in seiner Sprache klinget / Das ist / Durch krafft meiner Aufferstehung / wie ich / als das Heupt / vnd der Erstling / im Todt nicht bleibe / also werden sie auch darin nicht bleiben / sondern meinem Leibe folgen. Wil man aber die Wort (Mit meinem Leibe) auff des Propheten Person ziehen / ist es sehr fein / das der Prophet sich mit vnter die zelet / die zum leben auffstehen sollen. Es spricht aber der Prophet weiter: Wachet auff vnd rhümet etc. Das ist / Es werden die Todten / nachdem sie aufferstanden / nicht mehr so trawrig sein / als sie zuuor gewesen / Sondern sie werden lustig vnd frölich sein / vnd Gott mit frölichem Hertzen für seine Wolthaten lob vnd danck sagen. Denn dein Taw ist ein Taw des grünen Feldes) Das ist / Es scheinet wol seltzam / das ein
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Todter aufferstehen / vnd lustig sein sol. Aber du HErr Christe kansts wol thun / das / wen̅ sie schon hart vnd dröge sein / sie doch wieder leben / grünen vnd blühen. Das beweisestu an dem Graß vnd Kreutern auff dem Felde mit deinem Taw / wenn sie von der Sonnen hitze welck werden / vnd den Kopff hengen / so machstu sie mit deinem Taw wieder frisch / das sie sich wieder auffrichten vnd grünen. VND ob wol das gar grewlich ist / das die Erd / als ein Tyrann / alle / auch die Frommen / aufffrisst / so wird doch das lustig sein / das sie es auff dein fördern wieder herfür geben mus. Gehe hin mein Volck) Summa / wil der Prophet sagen / Der Todt ist für dir / OGOtt / so schrecklich nicht / wie für der Welt vnd Vernunfft / Wenn ein frommer Mensch stirbt / der an dich gleubet / so ists nicht anders / als wenn du sagtest / Mein lieber Sohn / mein liebe Tochter / du hast kein ruhe vnnd frieden inn dieser Welt / ich mus dir dauon helffen. GEhe hin auff mein Beuelch vnd gutachten / nicht in das schreckliche Grab / wie dichs ansihet / Sondern in ein Schlaffkammer / thue die Thür hinder dir zu / ich wil dich ein wenig beschützen / man sol dich wol zu frieden lassen / Ver
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birg dich / das man dich nicht sihet / (Aber ich sehe dich wol) las den bösen Wind vnd das Vnglück fürüber rauschen / es sol dir die zeit nicht lang werden / ja es sol nur ein augenblick weren. Denn ich werde grosse Plagen vber die Welt gehen lassen / von wegen jhrer vielfeltigen Sünden / da wolte ich nicht gern / das sie vber dich auch gehen solten. Wen̅ nun das geschehen / so sollen alle Todten aufferstehen / vnd sol das vnschüldige Bluth von Abel an / bis auff den letzten Menschen / so vmbgebracht / gerochen werden. DIEser Spruch gibt vns herrlichen Trost / den wir nicht allein jetzundt / da wir vnsern gnedigen Landsfürsten vnd Herrn verloren / Sondern auch sonst / wenn vns gute Freunde abgehn / Oder / wenn vns GOTT selbst abfordert / wol mercken vnd behalten / vnd vns zu nutz machen sollen. EHE denn wir aber ördentlich auff den reigen erzehlen den vielfeltigen Trost / der aus diesen Worten genommen werden kan / müssen wir berichten / Wer sich des Trosts anzunehmen / vnd zuerfrewen habe. DEnn es gehet gemeinlich also / Wenn GOttes Wort tröstet / das die sichs nicht annhemen / die sichs billig solten annhemen / vnd die
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wöllen sich damit trösten / die nicht gemeint sein. Es gibt vns aber solchs der Prophet selber an die Hand mit dem Wort / da er saget: Deine Todten werden leben. Item / Gehe hin mein Volck in eine Kammer. Wer sein denn Christi Volck / oder die Todten Christi? Das leret er Johan. 10. da er spricht / Meine Schafe hören meine Stimme. Was ist Christi Stimme? Thut Busse vnd gleubet dem Euangelio / Mar. 1. Da sein alle Predigten Christi in begriffen. Wer nun solchs höret / nicht allein mit den Ohren / sondern auch mit dem Hertzen / Das ist / Er thut Busse / vnd gleubet / das jhm GOtt vmb Christi willen die Sünde vergeben wölle / der ist ein Schäflein Christi. Werden derwegen hie ausgeschlossen alle vnbußfertigen / Das ist / Die jhre Sünde nicht erkennen / lassen sie jhnen nicht leid sein / begeren kein gnad / sondern verachten im grundt jres Hertzens die Verheissung der Gnaden. Denn wie dem nicht kan geholffen werden / der nicht Kranck sein wil / seinen schaden nicht fühlet / oder ja nicht achtet / ohn seinen danck kan man jhm nicht helffen: Also / wer seine Sünde nicht achtet / der ist Christi Patient nicht / dem hilfft er nicht / der geneust Christi nicht / vnd gehet also Christum nicht an. Darumb spricht Christus selber / Die Gesun
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den / Das ist / Die sich wol fühlen / vnd der Sünde halben kein noth haben / dürffen des Artztes nicht / sondern die Krancken. Item / Kompt her zu mir alle / die jhr müheselig vnd beladen seid / ich wil euch erquicken. Darnach so werden die ausgeschlossen / die an Christum nicht gleuben / verzweiffeln in jren sünden / als Cain / Saul / Achitophel / Judas / oder suchen andere Heiland / als allein Christum / wie die Werckheiligen vnd Heuchler thun / als bey den Jüden die Phariseer / bey vns die Papisten. Dagegen alle die / so sich demütigen / für arme Sünder erkennen / Gott vmb verzeihung bitten / sich Christi im leben vnd sterben trösten / das sein des Herrn Christi eigene Leute / sein eigen Volck / daraus auch folget / das sie sich jhm zu dienst gantz ergeben / darumb sie sich seine Diener vnd Knecht nennen. Von denen stehet Rom. 14. Vnser keiner lebet jhm selber / vnd keiner stirbt jhm selber / leben wir / so leben wir dem HErrn / sterben wir / so sterben wir dem HErrn / darumb wir leben oder sterben / so sein wir des HERRN. Apocal. 14. redet Johannes also dauon: Selig sein die Todten / die im HERRN sterben / das ist / die nicht allein in jhrem leben an Christum gegleubet / sondern auch im Todt sich auff jhn verlassen haben / vnd auff sein Verdienst gestorben sein /
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Sie ruhen von jhrer Arbeit / jhre Werck volgen jhnen nach. EIN solch eigenthumb Christi ist Paulus / der seine Sünde erkennet / also / das 1. Timoth. 1. schreibet / Er sey der fürnembst vnter allen Sündern. Doch tröstet er sich Christi / vnd spricht / Es ist gewißlich wahr / vnd ein thewres werdes Wort / das Christus JESVS kommen ist in die Welt / die Sünder selig zumachen. Vnd abermal bezeuget er seinen Glauben / Galat. 2. Was ich lebe / das lebe ich im Glanben des Sohns GOttes / der mich geliebet / vnd sich selbs für mich gegeben hat / Darumb hat er sich der Aufferstehung Christi zu trösten. Da kan nun ein jeder leichtlich bey sich befinden / ob er sich auch dieses Trostes / vnd anderer Trostsprüch / die in GOttes Wort stehen / zuerfrewen habe. Erkennet er seine Sünde / vnd lest sie jhm leid sein / vnd tröstet sich CHristi / vnd begeret jhm zu dienen / so darff er jhm daran keinen zweiffel machen. Ist er vnbußfertig / vnd vngleubig / vn̅ begeret sich nicht zu bessern / so hat er mit diesem vnd allem Trost / der in Gottes Wort stehet / nichts zu schaffen. WAS haben denn wir Bußfertigen vnd Gleubigen für Trost / wenn wir sterben? Wir können aus diesem Spruch auffs wenigst Fün
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fferley Trost nehmen. Der Erste Trost stehet in den Worten / vnd ist ein grundt alles Trostes / das der Prophet hie saget: DEINE TODTEN. Item / das Christus selber saget: MEIN VOLCK. DAmit wird angezeiget / das sie GOtt für sein eigen Volck halte / vnd sonderlich vnser HErr JESVS Christus halte sie für die seinen. ES hat vns zwar GOtt anfenglich geschaffen zu seinem Volck / Aber wir sein von jm abgefallen / vnd haben vns zum Teuffel geschlagen / dem wir auch durch die Sünde zu theil worden sein. Aber da hat sich Christus vber vns erbarmet / vnd vns verlorne wieder erkaufft / vnd mit Recht an sich gebracht / in dem er nicht allein das Gesetz erfüllet / Sondern auch sein Leben für vns zu Rantzaun Geldt vnd Schuldopffer gegeben hat / Matth. 20. Vnd nachdem CHristus vns mit Recht wieder an sich gebracht / vnd erkaufft / nimpt er vns wiederumb an / vnd verbindt sich mit vns in der Heiligen Tauffe / da wir vns im Glauben in sein Buch / wie am 44. Capittel vnser Prophet redet / mit eigener Handt jhm zuschreiben / Iha / wir werden jhm / vnd er vns
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zur Ehe gegeben / wie vnser Prophet saget am 62. Wie sich ein Breutgam frewet vber seiner Braut / also wird sich dein GOtt vber dir erfrewen. Ose. 2. Ich wil mich mit dir verloben in ewigkeit / Ich wil mich mit dir vertrawen / etc. Sölches lest er täglich im Euangelio wiederholen / Ich bin dein / vnd du bist mein / da heissts / Was GOtt zusammen füget / sol der Mensch nicht scheiden. Vnd ob wir wol wieder abfallen von jhm / so spricht er doch / Jerem. 2. Wir sollen wieder kommen / er wil vns wieder annemen / das sonst ein Man nicht thete / der sich von seinem Weibe gescheiden hette. Wie er denn die Apostel / so zur zeit seines Leidens von jm abgefallen waren / vnd viel andere Sünder zu gnaden angenommen hat. Das ist nun gar ein herrlicher Trost / Sein wir Christi / so wird er vns im Todt nicht lassen / vnd ist kein Creatur / die vns jhm nehmen kan / Denn die schande wil er nicht haben / das er die seinen / vnd die jhm zur Ehe gegeben sein / nicht solte vertheidigen: Er vertheidiget wol Schwein für Teuffel vnd Todt / Matth. 8. Es fellt ohn seinen willen nicht ein Sperling auff die Erden / er wird vns auch wol vertheidigen. Es pfleget sonsten ein jeder Ehrlicher Man das seine / damit er berechtiget ist / zu vertheidigen / sonderlich aber das er thewr an sich gebracht vnd
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bezalet hat / oder sein Ehegemahel. Nun gestehen wir Christum mehr / denn die gantze Welt. Denn es jhm so sawer nicht ankommen were / noch eine Welt zuschaffen / als Mensch zu werden / zu sterben / vnd vns zu erlösen / Ja wir sein jhm zur Ehe gegeben. Darumb so wird er vns jhm nicht nemen lassen. Saget er doch Zach. 2. Wer vns anrüret / der taste seinen Augapffel an. So ist er auch starck gnug vns zu vertheidigen. Denn er nicht allein wahrer Mensch / sondern auch zu gleich Ewiger vnd Allmechtiger GOtt ist. Dauon er Johan. 10. sagt / Meine Schaf werden nimmermehr vmbkommen / vnd niemand wird sie aus meiner Hand reissen / Der Vater / der sie mir gegeben hat / ist grösser denn alles / vnd niemandt kan sie aus meines Vaters Handt reissen / Ich vnd der Vater sind eins. Ist nun der Teuffel / der Todt / die Helle / die Sünde mechtig / Christus ist noch mechtiger: Kan der Todt einen Menschen auffreiben / Christus kan vnd wil jhn im Todt erhalten / vnd lebendig machen / Der Todt sol vns nicht scheiden / der doch Leib vnd Seel scheidet. Wie gern hette der Teuffel Christo die Aposteln genommen? aber es feilet jm. Ja sagt einer / Wenn ichs nur gewisse wuste / das ich Christi were? Antwort. Hörestu seine Stimme? erkennestu deine Sünde? gleubstu an
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jhn? Begerestu jhm zu dienen? so wil er dich für den seinen halten / darumb bistu jhm in der Tauffe einuerleibet / Im Euangelio schencket er dir sich selbst / Im heiligen Nachtmal gibt er dir sein Leib vnd Blut / In der Absolution vertregt er sich mit dir. Was wiltu mehr? ZVm Andern / gibt das auch einen feinen Trost / das er saget / Gehe hin (Mein Volck) damit wird angezeiget / das wir nicht sterben können / ehe es Gott haben wil / vnd vns rüfft. Es ist der Teuffel vnser hefftiger Feind / die Welt setzt vns auch mit aller macht zu / der Todt frisset einen nach dem andern auff / Aber sie können einem wahren Christen nichts thun / biß so lang / das es GOtt haben wil / vnd jhn berüfft / so lang mus man einen Christen gehen lassen / bis GOtt saget / Gehe hin. GOtt lesset die Menschen sterben / haben wir am Sontag gehöret. VND Hiob am 14. stehet: Du hast jhm ein ziel gesetzt / das wird er nicht vbergehen. Psalm. 31. Mein zeit stehet in deinen Händen. Psalm. 139. Es waren alle tage auff dein Buch geschrieben / die noch werden solten. Matth. 10. Kaufft man nicht zwen Sperling vmb einen Pfennig / noch fellet derselbigen keiner auff die Erden ohn ewren Vater im Himmel. Nun aber sein auch alle Haar auff ewrem Heupte gezelet.
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DAS ist tröstlich im leben / das ein Mensch weis / er kan nicht sterben / (Doch soll man GOtt nicht versuchen) es sey denn sein Stündlein kommen. Darnach wenn einer stirbt / so ists auch tröstlich / Er gedencket / mein Seiger ist ausgelauffen / GOtt mein lieber Vater fordert mich / so kan es mir nicht schedlich sem / Er weis die zeit zu rahmen / Ich kan nicht besser sterben / als jetzundt. Vnd das sol vns auch vermahnen / willig zu sein / wenn vns GOtt fordert / vnd vnsern willen in seinen willen zuergeben. Vnd sonderlich / das wir getrost / vnd damit zufrieden sein / wenn er die vnsern gehen heist / wenn er sagt / Gehe / da sollen wir nicht sagen / Bleibe / Sondern es ist der HERR / dem bin ich zu gehorsamen schüldig / er machts alles gut / Gehe hin lieber Vater / liebe Mutter / liebes Kindt / liebes Ehegemahel in GOttes Namen. Also gibt sich Hiob wol zu frieden / dieweil er weis / GOtt hat jhm seine Sieben Kinder gegeben / die er auff einen Tag verlor / GOtt hat sie wieder genommen. Darumb saget er auch / Der Name des HERRN sey gebenedeiet. Darumb gibt sich Dauid zu frieden / 2. Sam. 12. als jm sein Sönlein starb.
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Zum Dritten / zeiget der Prophet den Trost / das sie Gott verberge für dem Vnglück. Erstlich / für dem gegen wertigen / darin jetzt alle Menschen leben. Denn was ist doch vnser leben für ein elend müheselig leben / da wir im steten streit sein / wie Hiob saget? Wir sein wie ein Knecht oder Taglöner / die jmmer zuarbeiten haben / Da ruhet man von / wenn man stirbt. Wenn einer des tages sich müde gearbeitet / dancket er Gott / das es Abendt wird / das er sich zu Bett legen vnd aus ruhen mag. Die gelegenheit hats mit allen waren Christen / hie haben sie mühe vnd arbeit / da das leben am köstlichsten ist / im Todt hats ein end / da ruhen sie. Daher der Prophet am 56. schreibet / Sie ruhen in jhren Kammern. Vnd Apocal. 14. Selig sind die Todten / die in dem HERRN sterben von nun an: Ja der Geist spricht / Das sie ruhen von jhrer arbeit. Ach es wird ein frommer Prediger / Obrigkeit / Hausvater zuletzt etwas müde / vnd begegnet jhnen so viel in jhrem Beruff / das sie mit Abraham des lebens so satt sein / Gen: 25. vn̅ mit Paulo sagen / Phil. 1. Ich beger abzuscheiden / vnd bey Christo zu sein. Vnd Rom. 7. Ich elender mensch / wer wil mich erlösen von dem Leib dieses Todes? Darumb / wenn Gott saget / Höre auff zu arbeiten / mache feirabend / sollen wir zu frieden sein.
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Daneben so haben wir auch kein not von anderer gefahr vnd vnglück / so künfftig vber die Welt gehet / darein wir sonst gewickelt würden. Die Christen müssen doch sonst allezeit fornen an der spitzen stehen / vnd (leider) wir arme Sünder geben vns selber offt in gefahr. Dem allen zu begegnen vnd zu wehren / nimpt vns GOtt hinweg / vnd bringet vns vber die seiten. WEnn etwan ein lermen auff der Strassen wird / so bringt ein Vater seine Söhn vber die seiten / reist sie ins Haus in ein Kammer: Weit dauon ist gut für die Schuß. Also sihet Gott wol viel lermen / die entstehen sollen / die wir nicht sehen / Denn es ist jhm alles gegenwertig / ja er weis / das wir sein wie die vnrühigen Studenten / die aus fürwitz auffn abend auff der Strassen gehen / da denn der Teuffel auch grassatum gehet / wie ein brüllender Lewe. Auff das wir nun nicht etwan zu vnglück kommen / reist vns Gott zu rügk / heist vns bey gehen / so dürffen wir vns nicht befahren / das wir verletzt oder vmbgebracht werden / da sein wir in einem lustigen stillen Kämmerlein / die Thür ist zu / der Teuffel vnd andere böse Buben / da wir in dieser Welt keinen Frieden für haben köndten / müssen wol zu rügk bleiben / vnd vns zu frieden lassen. Dauon stehet auch Jesai. 56. Die Gerechten wer
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den hinweg gerafft für dem vnglück. Also nam Gott Mathusalem weg / ehe die Sündflut kam. Derwegen sollen wir mit Gott vnserm Himlischen Vater wol zu frieden sein / vnd wenn er vns in diesen letzten bösen zeiten aus dem wege bringt / es vns nicht lassen zu wieder sein / sondern es mit danck annemen. Sagt einer / Das ruhen wehret all zu lang. Wenn man einen ein Stund oder zwo beschleust das gehet hin / aber diss ist zu lang. Da saget GOtt Nein zu / Es sol nicht lang / sondern nur ein klein Augenblick wehren. Vnd das ist die Warheit. Denn was den Leib anlanget / zehlet er nicht mehr die Glockenschläg / wie in dieser Welt / die zeit ist jhm als nichts / die er in der Erden ligt. Was belanget die Seel / die ist auch nicht mehr an dem orth / da man sitzt auff einen Glockenschlag / sondern sie kömpt zur ewigkeit / da tausent Jar sein / wie der Tag der gestern vergangen ist / Das also / wenn der Jüngste tag schön Tausent Jahr ausbliebe / so wirds doch einem Menschen nicht so lang als ein Tag. ZVM Vierden / Das nun die Welt meinet / Es worde jmmer so bleiben / Ja / Er schlefft den langen Schlaff / meinstu / das zwen Kerle in einem stecken? sprechen die Welt Kinder: Vnd bil
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den / jhnen also ein / es werden die also dahin fahren nimmermehr auffwachen / So kömpt der Prophet / vnd wiederlegt solchs / vnd zeuget mit deutlichen Worten / das die Todten werden wiederumb aufferstehen / vnd leben / wie sehr auch solchs der Vernunfft zu wieder sey. Der Trost wird etlich mal in diesen kurtzen Worten wiederholet. 1. DEine Todten werden leben / vnd 2. MIT dem Leichnam aufferstehen. 3. Führet er Christum ein / das er die Todten also aufferwecken werde / Wachet auff / vnd rhümet / die jhr vnter der Erden lieget. Item / Die Erd wird die drunder liegen heraus werffen. 4. Er heist die Todtengräber Kammern. 5. Er spricht / Es werde das beyschützen oder verbergen gewisse zeit / ja ein klein augenblick weren. DAmit wir aber an dem orth / da vns der Teuffel am hefftigsten zusetzet / vns wol verwahren / müssen wir ein wenig mehr grundes einführen / auff das vnser Glaube gestercket werde. Wir haben durchaus in GOttes Wort die zweierley / Erstlich / das GOtt die seinen wölle selig machen. Zum Andern / Das er seine Feinde straffen wölle. Es saget Gott zu Cain: Deines Bruders Bluth schreiet zu mir von der Erden. Damit er lehret / das er den Gottlosen
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Cain seind sein / vnd jhn straffen wölle / den Abel aber habe er lieb / vnd wölle sich sein annemen. Nun bleibet beides in dieser Welt nach. Cain wird nicht gestrafft / wie andere viel Gottlosen / Abel geneust nicht seiner Gottseligkeit. Darumb müssen sie wieder aufferstehen. Da wird GOtt mit der that recht beweisen / das er dem Cain feind / dem Abel gnedig sey / da wird er der seinen sich annemen / vnd sie selig machen / die Gottlosen aber straffen vnd verdammen. Das es aber Gott thun / vnd die Todten erwecken könne / darff nicht viel beweisens / Er ist Allmechtig / das hat er bewiesen an Himmel vnd Erden / die er aus nichts geschaffen / Wie viel leichter kan er den Menschen wieder von den Todten aufferwecken / vnd das albereit ein Mensch gewesen wieder zusammen bringen? Also hat Gott dem Menschen / da er ein Erdenklos war / einen lebendigen Athem eingeblasen. Sonderlich aber weiset vns der Prophet Jesaias hie in das Buch der Natur / vnd zeiget an / das Gott solchs wol schaffen könne. Es vertröget den Winter das Graß / das machet er gegen dem Sommer grün / vnd wenn das Kraut welck wird / lest er seinen Taw darauff fallen / so erholet es sich / vnd grünet wieder / da vns denn Gott an
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den geringen Creaturen seine grosse Krafft sehen lest. Vnd weil es bey den Christen bekant / das GOtt schaffe alles / was er wil im Himmel vnd auff Erden / bedarff es vnsers Kopffbrechens nicht viel / Sondern wenn wir nur seine Zusage hören / sollen wir vns daran keinen zweiffel machen. Die Zusag stehet an vielen örten in GOttes Wort / als weil GOtt spricht / Er sey ein GOtt Abraham / Isaars vnd Jacobs / so beweiset Christus / das Abraham / Isaar vnd Jacob für GOtt leben. Denn es Gottes Ehren zu nahe were / das er solte ein GOtt der Todten sein. Also redet Hiob gar deutlich von der sache / da er spricht: Ich weis / das mein Erlöser lebet / vnd er wird mich hernach aus der erden aufferwecken. Am aller deutlichsten handelt diese Lehre / das Newe Testament / da spricht Christus / Johan. 5. Es kömpt die zeit / das die in den Gräbern sein / werden hören die Stimme des Menschen Sons / vnd werden herfür gehen. Daher kömpts / das die Schrifft den Todt einen Schlaff / vnd die Verstorbene schlaffende nennet / dieweil sie zu seiner zeit wieder auffwachen werden. Dieses gibt gar einen herrlichen Trost / wenn
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Eltern wissen / das jhre Kinder nur schlaffen / Oder / ein Ehegemahel weis / daß das ander in der Kammer ligt vnd schlefft / so gibt es sich zu frieden / vnd wo ein solcher schlaff etliche Jar werete / so würde man sich doch wol zu frieden geben / Worumb wolten denn wir nun vns gar begeben / weil wir aus GOttes Wort gewiß wissen / es were so lang als es wölle / so sollen wir wieder auffwachen? Da sols freilich heissen / Wiederkommen macht / Das ich scheiden nicht acht. Also tröstet Vaulus / 1. Thessalo. 4. die Thessalönicher / vnd saget / Wir sollen vns vnter einander mit diesen Worten trösten. Der Fünffte / letzte vnd beste Trost ist / Das die Todten CHristi / die an jhn gegleubet haben / werden nicht aufferstehen zu einem solchen mühseligen kurtzen leben / wie dieses ist / Sondern zum Ewigen vnd Seligen Leben. Das gibt vns der Prophet Jesaias an die Handt / da er nicht allein die Todten in der Person CHristi heisst auffwachen / Sondern / er heisset sie rhümen / oder singen / Wie es in seiner Sprach klinget: Damit er anzeiget / es werde gar ein andere gelegenheit mit vns haben / Wir werden lustig vnd frölich sein (Denn wenn einer singet / so ist jhm wol) da wir sonst dieses leben mit weinen anfahen / mit klag vnd seufftzen vol
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enden / vnd mit grossen Schmertzen beschliessen. Dauon schreibet der heilige Augustinus / in der Predigt Donnerstag nach Ostern / Das wir da ein ewig Alleluia singen werden / welches hie in der Kirchen / durch das Osterlich Halleluia bedeutet werde / vnd zeucht dahin den 84. Psalm / Wol denen / die in deinem Hause wohnen / die loben dich ewiglich. Die vrsach dieser Frewd wird sein / das alles Vnglück vnd vbel / so vns in dieser Welt trawrig macht vnd betrübt / wird von vns weggenommen werden: Dagegen werden alle Güter vnd Gaben / so wir verloren haben / vns reichlich wieder gegeben werden. Da wird auffhören die Sünde / die vnser Leib vnd Seel verderbet hat / vnd da alles Vnglück herkömpt. Denn so schreibet Sanct Paulus: Todt wo ist dein Stachel? Das ist / Wo ist die Sünde geblieben? Vnd wo keine Sünde ist / da ist kein Zorn GOttes / kein Todt: Jesai. 25. Er wird den Todt verschlingen ewiglich. VND nicht allein der Todt wirdt nicht mehr sein / Sondern auch des Todes Vorboten / allerley Plagen vnd Kranckheiten / Kein Leid / kein Geschrey wirdt mehr sein. Also wirdt alsdann der Teuffel recht verworffen
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werden in den Fewrigen Pful / der vns Tag vnd Nacht verklaget für Gott / nemlich / der Teuffel. Also wird auch das jnnerliche leiden / das böse Gewissen / nicht mehr sein / Denn wo kein Sünd ist / da kan auch kein bös Gewissen sein. Hergegen werden wir wieder haben für die Sünde die Gerechtigkeit / Denn in dem Himmel sol die Gerechtigkeit wohnen / spricht Petrus 2. Cap. 3. An stadt des Todes werden wir haben das Ewige Leben / Wies Daniel nennet / vnd Christus Johan. 3. 10. etc. An stadt des weinens / werden wir haben den Frewden gesang. Also wird alles wieder bracht / vnd das Ebenbild Gottes / dazu wir anfenglich geschaffen sein / an vns erstattet werden. Ja es wird auch der Leib allerding verkleret werden / Phil. 3. Er wird vnsern nichtigen Leib verkleren / das er ehnlich werde seinem verklerten Leibe. Hierzu wird kommen / das wir GOtt nicht werden erkennen stückweis / sondern volnkom̅en / Nicht im tunckeln Wort / als in einem Spiegel / Sondern von Angesicht zu Angesicht / Ja / das noch mehr ist / GOtt wird alles in allen sein. Das ich jetzt geschweige / das wir vnsere Eltern / Kinder / Gemahel vnd Freund wieder sehen / vnd ewige selige Gemeinschafft mit jhnen haben werden. Da möchte noch wol einer rhümen vnd singen /
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Das mag noch wol mit einem grünen Felde vergliechen werden / das einen gleich anlachet. Dauon stehet Psalm. 16. Für dir ist Frewde die fülle / vnd lieblich wesen zu deiner Rechten. Vn̅ Jesai. 65. Sihe / ich wil einen newen Himmel vnd eine newe Erden schaffen / das man der vörigen nicht mehr gedencken wird / noch zu Hertzen nhemen / Denn sie werden sich ewig frewen / vnd frölich sein. Vnd Apocal. 21. Vnd ich sahe einen newen Himmel / vnd eine newe Erden / denn der erste Himmel vnd die erste Erde vergieng / vnd das Meer ist nicht mehr: Vnd ich Johannes sahe die heilige Stadt / / das newe Jerusalem von GOtt aus dem Himmel herab fahren / zubereit / als eine geschmückte Braut jhrem Manne. Vnd höret eine grosse Stim̅ von dem Stuel / die sprach / Sihe da eine Hütte Gottes bey den Menschen / vnd er wird bey jhnen wonen / vnd sie werden sein Volck sein / vnd er selbs Gott mit jhnen / wird jr GOtt sein. Vnd Gott wird abwischen alle Thränen vo̅ jren Augen / vnd der Todt wird nicht mehr sein / noch leid / noch geschrey / noch schmertze̅ wird mehr sein / denn das erste ist vergangen. Vnd der auff dem Stuel saß / sprach: Sihe / ich mache es alles new. Dauon fühlen wir albereit etwas im Glauben in diesem leben / in dem wir GOtt in seinem
|| [ID00102]
Wort erkennen / vnd wissen / das ob wir jhn wol erzürnet / vnd sein ewige Straff verdienet haben / so wölle er doch nicht mit vns handeln nach vnsern Sünden / Sondern vns die Sünde vergeben vmb Christi willen / vnd wölle vns gnedig / ja vnser Vater sein / vnd vns selig machen / vnd geben vns seinen heiligen Geist / das Pfand vnser Seligkeit in vnsere Hertzen. Dauon schreibet Paulus Roman. 14. Das Reich GOttes ist nicht Essen vnd Trincken / Sondern Gerechtigkeit / Fried vnd Frewd im heiligen Geist. Das herrlichste Conterfey dieser Ewigen Frewd stehet Matth. 17. Marc. 9. vnd Luc. 9. da sich CHristus für seinen dreyen Jüngern verkleret / der Himlische Vater von seinem lieben Sohn eine holdselige Predigt thut: Wie denn zweiffels ohn der heilige Geist in der liechten Wolcken zu gegen gewest / da die Apostel aller Welt vergessen / vnd da bleiben wöllen / vnd werden ausdermassen frölich / das Petrus albereit anfanget zu rhümen / HERR / hie ist gut sein. Ich wil kürtze halben auslassen / die schöne Gleichnis / so die Schrifft brauchet / vom Sommer / von einer Hochzeit / da wir selber die Braut sein / vnd heimgeführt werden / vom herrlichen
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Abendtmal / vnd dergleichen. Ach GOtt / gib das wirs bedencken vnd gleuben / vns darzu schicken / vnd es erlangen. VND das ist der letzte vnd höchste Trost: Denn so wir zu einem solchen müheseligen leben aufferstehen solten / würden wir lieber Todt bleiben. Aber es wird sich alles wenden vnd endern / vnd alles gut werden.

Der Ander Theil.
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DIEses alles / dauon wir bishero gehandelt / können vnd sollen wir auch in diesem jetzigen Fall / vnd Tödtlichen abgang vnsers Gnedigen Fürsten vnd Herrn / zu vnserm Trost gebrauchen. Ehe wir aber solches auff vns ziehen / müssen wir zuuor von der gelegenheit dieser Fürstlichen Person / so wir jetz zur Erden bestatten / etwas berichten. Es ist der Durchleuchtig / Hochgeborn Fürst vnd Herr / Herr Julius / Hertzog zu Braunschweig vn̅ Lüneburg / etc. hochlöblicher vnd Seliger gedechtnis / dessen F. G. Leichnam wir jetzo zur erden zubestatten versamlet sein / aus diesem alten Fürstlichen Stam̅ geboren / Anno 1528.
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(wie ich berichtet worden) am tage Petri vnd Pauli / ohn zweiffel nicht ohn gefahr / Sondern aus Gottes schickung / anzuzeigen / das S. F. G. das reine vnuerfelschte Wort des Euangelij / so durch Petrum vnd Paulum vnter Jüden vnd Heiden geprediget / in diesen Landen ausbreiten würden / Welches zwar zu seiner zeit 40. Jar hernach erfüllet worden. Wie denn auch Anno 1469. Hertzog Johan zu Sachsen an dem tag geboren ist. Eben auff den tag ist auch vnser Gnedige Landsmutter / die Fürstliche Widwe / Anno 1560. in diesem Land ankommen. Von S. F. G. Kindtheit vnd aufferziehung / vnd was da S. F. G. zu Haus / vnd vnter den Frembden gelitten / wie sie in Deudschland vnd Franckreich gestudieret / wil ich / weil es hieher nicht gehöret / nichts sagen. Das aber sol ich vnerinnert nicht lassen / das ob wol S. F. G. im Bapstumb erzogen / sie gleichwol hernacher / durch GOttes sonderliche schickung vnd erleuchtung / von solchen Irrthümen / Abgötterey vnd Aberglauben abgetretten sein. Vnd hat GOtt S. F. G. von Jugendt auff wünderlich geführet. Es sein S. F. G. nicht allein am Alter / sondern auch sonsten der geringste gewesen / wie Dauid der verachteste war vnter seinen Brüdern / vnd war mit S. F. G. fast alles
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dahin gerichtet / das sie nicht zu Regierung jhres Väterlichen Landes kommen / Sondern zu einem Bisthumb befürdert werden solten. Aber wie S. F. G. Reim vnd Symbolum mit brachte / GOttes Versehen / Müste Geschehen. GOtt der alles in Händen hat vnd regieret / hatte beschlossen / durch S. F. G. diesen Landen das helle Liecht seines Worts anzünden zulassen / vnd weil S. F. G. Gott ehreten / wolte Gott sie wieder ehren. Wie aber der Prophet Dauid auch / nachdem er zum König gesalbet / grosse verfolgung leiden vnd ausstehen muste / Also / Nachdem S. F. G. Brüder / wie sie Ritterlich für jhr Vaterland gekempffet / vmbkommen / vnd also S. F. G. die Regierung nach derselben Herrn Vaters Todt befolen werden müste / haben S. F. G. wegen der waren Religion / auff etlicher Augendiener gescherffte verleumbdung / grossen wiederstandt gehabt / sein auch in gefahr Leibes vnd Lebens gerathen. Es hat aber Gott S. F. G. nicht verlassen / sondern sie erhalten / vnd jnen diese grosse wolthat erzeiget: Wie S. F. G. es selber erkant / das sie Anno 60. (mit S. F. G. Herrn Vaters gutem vorwissen vnd gnedigen willen) mit der Durchleuchtigen / Hochgebornen Christlichen Fürstin vnd Frawen / Frawen Hedwigen / Gebornen
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Marggräffin zu Brandenburg etc. vnser gnedigen Landsmutter sich in den heiligen Ehestand begeben haben. Ob nun wol auch in wehrendem Ehestand S. F. G. allerley gefahr vnd noth zu handen gestossen / so hat doch Gott S. F. S. gnediglich erhalten / bis entlich für 21. Jaren eben auff diesen Tag GOtt der Allmechtig S. F. G. Herrn Vater / Hertzog Heinrichen den Jüngern / hochlöblicher gedechtnis etc. aus diesem Jammerthal abgefordert hat. Vnd weil wir eben heute den tag haben / da hochgedachtes Fürstens H. Heinrichen / hochlöblicher gedechtnis / dieses Land beraubet / sollen wir billig betrawren / das wir vnd gantz Deudschland einen solchen Helden / vnd in Weltlichen sachen löblichen Regenten verloren haben. Daneben aber Gott dafür dancken / das er noch zu letzt das Liecht seines Göttlichen Worts S. F. G. hat angezündet vnd scheinen lassen. Wie nun nach Gottes willen S. F. G. als der rechte einige natürliche Erbe dieser Land zum Regiment kommen / haben sie nach dem befehl Christi / Trachtet am ersten nach dem Reich GOttes / alsbald eine Christliche Reformation anstellen lassen / die Bäpstische Irrthüme / Abgötterey vnd Aberglauben abgeschaffet / vnd an deren stadt GOttes reines Wort / vnd den rechten gebrauch
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der heiligen Sacramente in die Kirchen dieses Landes eingefürt. Für welchen höchsten Schatz wir Gott mm̅ermehr gnugsam dancken können. Als denn gleicher gestalt S. F. G. für einem Jar auch in dem vnlangst jne̅ angefallenem Fürstenthumb ein Christliche allgemeine Visitation anstellen lassen / vnd das derselben wircklich nachgesetzt würde / als dauon Relation geschehen / der Berathschlagung in der Person beygewhonet. Damit auch so wol bey den Nachkommen / als bey den jetz lebenden in Lere vnd Ceremonien gleicheit gehalten werden möchte / habe S. F. G. ein Christliche Kirchenordnung verfassen lassen / welcher auch das Corpus Doctrinae einuerleibet / darin die gantze Christliche Lehr auch von den streitigen Artickeln wol vnd richtig erkleret / vnd wieder allerley verfelschung verwaret ist. Vnd haben S. F. G. eben auch auff den 3. Maij / daran sie hernach seliglich eingeschlaffen / die Kirchenordnung vnd Corpus Doctrinae vnterschrieben / vnd damit deutlich dabey zubleiben bezeuget / auch darzu alle jhre Diener / wer sie auch sein / wie S. F. G. eigener beuelch vnd vnderschreibung mitbringt / obligieret vnd verbunden. Das ist der gröste Schatz / so S. F. G.
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jhren lieben Erben vnd Vnderthanen verlassen können. Gott wölle vns alle dabey erhalten. Hieneben haben S. F. G. mit dem ersten / das Christliche werck der Concordien / zwischen den Theologen Augspürgischer Confession befürdert. Ob nun aber wol etliche in solchem Christlichem Buch / die allgemeine Allenthalbenheit des Leibs vnd Bluths Christi / ein mengen wöllen / ist doch solchs S. F. G. meinung nicht gewest. Sintemal sie eben vmb die zeit in jhr Corpus Doctrinae diese Wort drucken lassen. Was aber die Disputation belanget De Vbiquitate, Ob der Leib Christi auch sonst allenthalben vnd an allen örten sein möge / setzen wir dieselbe nach Lutheri Rhat beyseits / vn̅ das aus hochwichtigen bedencklichen vrsachen / bis wir ein mal im Ewigen Leben Christum von Angesicht zu Angesicht in seiner Herrligkeit sehen werden / wie er ist. Es bawet nicht / pflegten S. F. G. von dieser Disputation zu sagen. Summa / es haben S. F. G. vber der Christlichen Religion geeifert / bis an jhr ende / vnd sich offt vernemen lassen / Ehe sie dauon abweichen wolten / wolten sie sampt jhrer Gemahel vnd kindern das Land von aussen ansehen / vnd Armuth leiden. Wie sie denn auch jhre Söhn / M. G. F. vnd Herrn / bey dem Corpore Doctrinae zubleiben / vnd sich sonderlich für der Papisten vnd Cal
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uinisten Irrthümen zuhüten gantz ernstlich vnd Väterlich vermanet / Das sie auch zuhalten zugesaget. Vnd das S. F. G. jhrem Symbolo nach jren Vnderthanen vnd andern / sonderlich aber diesen Niedersächsischen Landen dieneten / haben sie mit grossem vnkosten ein Vniuersitet fundirt / hin vnd wieder gelerte Leute / auch aus fernen Landen gefordert. Für die vnuermögenden einen wolfeilen Tisch verordnet / Wie sie auch etlichen jrer Landkindern allerdings einen freyen Tisch / vnd Wohnung halten / auch darüber Järliches etlich Geld reichen lassen / auff das also Pfläntzlein mögen zugezogen werden / die Kirchen vnd Schulen / wie auch dem Regimeut in künfftigen zeiten dienen können. Vnd also haben S. F. G. jhres Herrn Vaters letzten willen / in dem derselbige ein fürtreffliche Schul zustifften fürhabens gewesen / reichlich erfüllet. Eben wie Salomon Gott einen herlichen Tempel gebawet / den sein Vater Dauid wegen vieler Krieg nicht bawen können. Daher hat GOtt S. F. G. mit grossem leiblichen Segen / laut seiner gnedigen Zusage / vberschüttet / vnd wie den Salomon gesegnet / an Land vnd Leuten / mit Bergwercken etc. das also hierin / wie auch / das sie durch GOttes Segen
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Fried erhalten / vnd wie die Schrifft redet / ein jeder vnter seinem Feigenbaum vnd Weinstock gewohnet hat / vnd sonsten in vielen stücken S. F. G. mit dem Salomone wol zuuergleichen weren. ES haben auch S. F. G. die zeit jhrer Regierung Gericht vnd Gerechtigkeit gehalten vnd erhalten / vnd nicht allein das löbliche Hoffgericht / von S. F. G. Herrn Vatern wol angestellet vnd bestellet / vnd mit Assessoribus vermehret behalten / sondern auch ein Geistlich Consistorium angerichtet / das einer in kurtzer frist seine Sachen rechtlich ausführen / vnd zu seinem Rechten komen kan. Welches ein grosse Wolthat GOttes ist / Wie die am besten erkennen / so anderstwo zu keinem Rechten komen können / Sondern vber dem Gut bißweilen Leib vnd Seel / darumb / das jnen kein Recht wiederfahren mag / verlieren. Wie denn so baldt nicht wird / auch nicht sol vergessen werden / das S. F. G. noch newlich / als sie dem Hoffgericht in der Person beygewohnet / mit gantz herrlichem eyfer S. F. G. Eltesten Sohn / Hertzogen Heinrich Julio / meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn / die Justiciam vnd Pictet / vnd also S. F. G. Kirchen: vnd Hoffgerichts-Ordnung zuhandhaben befohlen. Frieden haben S. F. G. geliebet / vnd erhalten /
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vnd achtung darauff geben / das man nicht den Kern der Ritterschafft in Deudschlandt / one not verlieren / sich entblössen / vnd die Feinde Göttliches Worts stercken möchte. Da auch etliche gefahr vorhanden gewesen / haben S. F. G. einen ernst darzu gethan / das jre Vnderthanen / vnd andere benachbarte beschützet werden möchten. Vnd das sey Gott zu lob vnd danck von S. F. G. Regierung gesagt. Ist da was vnrichtiges mit vnter gelauffen / Wie denn kein Regiment so rechtfertig ist / es leufft etwas mit vnter / ist so gros die schuld S. F. G. nicht gewesen / als deren / die mit scheinbarlichen worten solche sachen durch zu treiben sich beflissen haben. Vnd weil das schedliche Leute sein / wil S. F. G. hinderlassene Erben / meine gnedige Fürsten vnd Herrn ich vnterthenig gebeten haben / sich dafür zuhüten / vnd in acht zu haben / das Salomon schreibet / Wo viel Rathgeber sein / da gehet es wol zu. S. F. G. Person belangend / sein sie zwar ein grosser Sünder gewesen / vnd haben / wie wir alle mit einander / wie auch die löbliche König in Juda / jhre sonderliche mengel gehabt / Wie wir denn dieselbigen allezeit an andern wol / an vns aber vbel sehen / als das sie dem zeitlichen Gut vnd Zorn vnterweilen etwas zusehr nachgehangen.
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Es haben aber dagegen in S. F. G. viel grosse Tugenden geleuchtet / die dieses alles vberschattet haben: Derwegen vnd dieweil auch GOtt selber solchs zugedeckt / vnd vergeben / gebüret vns solche schwacheit / sonderlich an vnser Oberkeit / zuzudecken. Wie denn das hiebey sehr rhümlich ist / das S. F. G. leiden können / das so wol jhre als anderer Leute Sünden die Prediger ohne schew straffen mögen / also das sie auch selber solches befohlen / vnd gesagt / Sie wöllen jhren Predigern den Mund nicht zubinden. Ihre höchste Oberkeit / die Röm: Key: May: haben S. F. G. als ein gehorsamer / getrewer Fürst gebürlich respectiret vnd geehret / wie (Gott lob) offenbar / vnd die am besten wissen / so teglich vnd viel mit S. F. G. vmbgangen. S. F. G. Ehegemahel habe sie geliebet vnd geehret / wie sich vnter andern auch in der Kranckheit ausgewiesen. Auch niemandt mit Vnzucht geergert. Des Truncks auch sich also geeussert / das sie in vielen Jaren nicht Truncken gewesen. S. F. G. haben mehr gearbeitet / als nicht einer / sondern etliche fürnembste vnd arbeitsamste Diener / die Sachen selber erwogen / vnd durch jhren Kopff gehen lassen / der Audientz vielmal in der Person beygewohnet / vnd sein in allen sachen
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gewesen ein liebhaber guter Ordnung. Vnd da sonsten grosse Herrn etliche lust haben / damit sie sich vnterweilen in jhrem sorglichen müheseligem Ampt ergetzen können / als Jagen / vnd dergleichen / haben S. F. G. desselbigen sich gentzlich entschlagen / vnd mit vnnachlessiger Regiments sorge vnd mühe jhrem eigenen Leibe vnd leben wehe gethan / Vnd ist jhr Symbolum dißfals wahr worden / Alijs inseruiendo consumor. Nach dem nun S. F. G. also lange zeit / Nemlich / in die 21. Jahr / den schweren last der Regierung getragen / sein jre krefften sehr geschwechet / vnd haben sie im anfang des verschienen Jars ein schweres lager ausgelegen / dauon sie doch durch Gottes gnad vnd beystandt zimlich genesen / vnd sich wieder erholet haben. Als aber das Jar vmbgewesen / sein S. F. G. ein raume zeit hero eben schwach gewesen / vnd grosse schmertzen gefühlet / Da denn S. F. G. in sich gangen / jhre Sünde beseufftzet / vnd sonderlich mit Dauid / Psalm. 25. gebetet / HERR / gedencke nicht der Sünde meiner Jugend etc. In wehrender schwacheit haben S. F. G. weil in aller noth der Christen beste Wehr vnd Waffen ist das Gebet / durch das gantze Land auff allen Cantzeln / beides vor vnd nach der Predig / für sich zu bitten befohlen / Den Beuelch mit eigenen
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Handen vnterschrieben / Auch steis jhnen etwas aus Gottes Wort durch jhre Kämmerlinge vorlesen lassen. Sie haben jhnen daneben in der Kranckheit alle wichtige Sachen lassen fürtragen / viel Brieff mit eigenen Handen vnterschrieben / vnd sich stercker gehalten als sie gewesen. Demnach aber S. F. G. Medici aus vielen anzeigungen vermerckt / das es mit S. F. G. zum ende sich schickte / sein S. F. G. erinnert worden / das sie der Weltlichen Sachen sich entschlagen / vnd allein mit dem / was jhre Seligkeit belangete / sich bekümmern wolten. Da denn S. F. G. gern gefolget / vnd nicht mit einem wort der Weltlichen Sachen mehr gedacht / Auch von S. F. G. Fürstlichen Kindern kein meldung gethan / Sondern sich zu einem seligen End geschicket / den Prediger zu sich kommen lassen / vnd da bekant / das sie ein armer Sünder / vnd das jhnen die Sünde leid / Item / das sie auff Christum all jhr vertrawen vnd Seligkeit setzten / vnd weren bedacht sich zubessern / Ergernis vnd Gottslesterung / so etwa noch vorhanden / abzuschaffen / jhren Feinden zuuergeben / vnd barmhertzigkeit an dem Negsten zubeweisen. Darauff ist S. F. G. der rechte Zehrpfennig auff die Reise / nemlich / der wahre Leib vnd Blut vnsers HErrn Christi / zur sterckung jres Glau
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bens durch den Prediger mit getheilet. Als S. F. G. von vns Predigern hernach wieder besucht / sein sie gefraget worden / Ob sie auch bey jhrem Erlöser JEsu CHristo bleiben / Item / sich mit Gedult in GOttes willen ergeben wolten / Haben sie vber laut geantwortet / das man es im gantzen Gemach gehöret / Ja / Ja. Es würden auch vnter andern Trost Sprüchen S. F. G. erinnert der Gleichnis vom verlornen Sohn / vnd daneben wardt angezeiget / Das wir der verloren Sohn sein / der seinen Vater verlassen / Aber wenn wir wieder kommen / vnd von Hertzen gnad begeren / so wölle der Himlische Vater alles vergeben vnd vergessen / Da denn S. F. G. wie wir alle gehöret / einen sehr tieffen vnd lauten Seufftzen gelassen. Was S. F. G. damit gemeint / Nemlich / Das sie jhre Sünde berewet / vnd gnad begeret / verstehen fromme Christen gar wol. ES haben auch vnter dem Trösten S. F. G. wiewol sie schwerlich redten / diese Rede geführet / CHRJSTVS ist meine Stercke in meiner Schwacheit / vnd mein Trost im Ewigen Leben. Item / JESVS CHristus wird sein Leiden vnd Sterben an mir nicht lassen verloren sein.
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Darnach haben S. F. G. jhr geliebte Gemahlin noch ein mahl gefordert / vnd gleich mit Thränen gesegnet / vnd heissen sich zur ruhe legen. Darauff J. F. G. gesagt: GOtt gebe E. L. ein selige vnd rühige Nacht. Da haben S. F. G. geantwortet: Das gebe mir der liebe GOtt. Nach diesem haben S. F. G. meines behaltens mehr nicht geredt / als das sie den Kämmerlingen gesaget / Sie solten sie noch ein mahl auff die (rechte) seite legen. So bald das geschehen / ist der Todt angetreten / vnd haben S. F. G. noch etliche mal Athem geholet / vnd sein baldt / das es vns alle wunderte / vnter vnserm trösten vnd beten / sanfft vnd seliglich eingeschlaffen / Den Sonnabend nach Cantate (war der 3. Maij) auff welchen Sonnabend für 30. Jaren auch die Durchleuchtig / Hochgeborne Fürstin vnd Fraw / Fraw Elisabeth Magdalena / geborne Marggreffin zu Brandenburg etc. Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg etc. durch tödtlichen abgang jhres lieben Herrn / Hertzogen Frantz Otten zu Lüneburg etc. hochlöblicher gedechtnis / Gemahel / vnser gnedigen Frawen Schwester / Widwe worden / vnd in solchem Widwen Stand bis auff diesen tag geblieben ist. Vnd das dis alles / wie hieoben gemeldt / also vnd nicht anders verlauffen / wil ich mich auff
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drey Fürstliche / vnd viel Adeliche / auch andere Personen / so es angesehen vnd gehöret / beruffen haben. Aus dieser erzelung / so vmb gewisser vrsachen / vnd sonderlich vmb ausgesprengter vnwarheiten willen / etwas ausführlich geschehen / stelle E. LL. Gewissen ich anheim / ob wir nicht billig vielhochgedachten vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn / hochlöblicher gedechtnis / mit zelen vnter die / von denen der Prophet hie sagt: Deine Todten werden leben. Item / Gehe hin mein Volck in eine Kammer. Mit was Gewissen wollen wir S. F. G. die also gelebt vnd gestorben / dauon ausschliessen? Gehören nun S. F. G. mit vnter die Todten / so Christum angehören / wolan so dürffen wir wegen S. F. G. vns nicht bekümmern / Christus wil sein Gut / das er so thewr erkaufft / so jhm in der Tauffe einnerleibet / vnd da es sich verloren / wieder zu jhm funden / wol vertheidigen / vnd sols niemandt / weder Sünd / Tod / Teuffel / oder Hell / aus seinen Henden reissen. 2. So sein auch S. F. G. nicht ohn gefehr / oder schlumps weise / sondern durch GOttes schickung / ders mit jhnen gut gemeinet / abgefordert / damit wir auch wol zu frieden sein sollen. 3. Es hat Gott S. F. G. vber die seiten ge
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bracht / das sie ruhen von jhrer arbeit / vnd allem vnglück / so noch der Welt vbergehn wird / aus dem weg kommen. Das sollen S. F. G. wir nicht mißgönnen. 4. S. F. G. werden an jennem grossen Tag des HERRN wieder aufferwachen / Vnd zwar 5. nicht zu einem solchen elenden leben / Sondern zu dem leben / da S. F. G. recht grünen vnd blühen / vnd neben allen Engeln vnd Ausserwehlten frölich singen / vnd GOtt ewig rhümen vnd preisen werden. Darumb sollen wir nun S. F. G. ruhen lassen / vnd vns wol zu frieden geben. Belangend S. F. G. Widwe / sollen J. F. G. wissen / das sie nun GOtt eines Grads neher verwandt sein als zuuor. Denn ob Gott wol Gerechtigkeit vnd Gericht schaffet / allen die vnrecht leiden / Jedoch nennet er sich insonderheit einen Richter der Widwen / denen er / als verlassenen Personen hart verpflichtet ist / die er wil vertheidigen vnd versorgen / die er auch deswegen vns so trewlich befohlen hat / auff den sollen J. F. G. jhr Hoffnung setzen / wie 1. Timoth. 5. stehet / vnd beten / So wird Gott J. F. G. nimmermehr verlassen / Wie auch das kein geringer trost / das J. F. G Söne vnd Fürstliche Kinder / sie hertzlich lieben vnd ehren / vnd also J. F. G. auch für jhre Person tröstlich sein werden.
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Belangend S. F. G. hinderlassene Fürstliche Kinder / die Junge Herrn / vnd sonderlich die Frewlein / haben sie zwar einen lieben vnd löblichen Vater verloren / Aber sie haben einen bessern / vnd mechtigern wieder bekommen / nemlich / Gott den Allmechtigen / der im 68. Psalm sich insonderheit der Waysen Vater nennet: vnd sein sie also auch Gott einen Grad neher verwandt / Wie denn GOtt auch nach der Eltern Todt offtmals den Kindern besser vorstehet / vnd sie besser versorget / als die Eltern selber / Wie denn das arme Waißlein Esther zum Königlichem Stand erhaben ist. S. F. G. Söhn aber / M. G F. vnd Herrn / wil ich als ein Zwantzig Järiger Diener J. F. G. oder vielmehr meines lieben GOttes in diesen Landen / vnd ders / weis GOtt / trewlich meinet / in aller Demuth vnd Vnderthenigkeit erinnert haben / was Dauid seinem Sohn Salomon in seinem Testament befihlet / nemlich / das sie bey dem Gesetz Mose / das ist / bey Gottes Wort bleiben / vnd zeige jhnen an / wo sie es thun werden / so werde Gott bey jhnen sein / vnd jhr Geschlecht erhalten. Denn eben ein solch Testament hat V. G. F. vnd Herr / hochlöblicher gedechtnis / auch gemacht / vnd J. F. G. befohlen / bey der Lere zu bleiben / die in Gottes Wort gegründet / vnd in S.
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F. G. Kirchenordnung begriffen ist / darin vnter andern beides der Papisten vnd Caluinisten Irrthümb mit namen verworffen / auch andere verfelschungen ausgesetzt sein. Werden J. F. G. dabey bleiben / so wollen wir zu Gott hoffen / es werde nimmer ein Man gebrechen / der auff diesem Fürstlichen Stul sitze. Vnd haben wir die gewisse hoffnung / machen vns auch keinen zweiffel daran / Wie denn J. F. G. gnugsam vnd öffentlich zuuerstehen geben / vnd jhr bekentnis thun / das sie aus eigener bewegung frey öffentlich für jedermenniglich / so wol die Kirchen: als die Hoffgerichts Ordnung jhnen fürtragen lassen / zubezeugen / das sie auch / wie derselben Herr Vater vber solcher Lere vnd Gericht vnd gerechtigkeit halten wollen. Derwegen ich mehr nicht zuthun weis / als J. F. G. zuuermanen / vn̅ Gott zu bitten / das sie dabey bestendig verharren / vnd für der Papisten / Caluinisten / vnd anderer Secten nachstellung auch forthin / wie die / so an diesem orth / für jhnen zur ruhe gebracht / sich zu hüten. Solten aber J. F. G. oder derselben Nachkommen / vber kurtz oder lang dauon abweichen / so wirds jnen gehen / wie es den Nachkommen Dauids gangen ist. Zum Andern / Befehle J. F. G. ich den 133.
|| [ID00121]
Psalm / Sihe / wie fein etc. Das ist / Wie nutz vnd lieblich ists / das Brüder eintrechtig bey einander wohnen / Das ist / Das sie sich wol mit einander vertragen / jhnen ists lieblich / vnd gibt bey andern ein gut gerücht / vnd erfrewet andere / wie der köstlich Balsam Aaronis thete. Zum andern / ist da der Segen Gottes / der Land vnd Leute vnd alle Güter gibt vnd erhelt / vnd besser ist / als die Welt / da ist leben / da sonst wenn man vneinig ist / man teglich stirbt / vnd die Helle bawet. Es wöllen J. F. G. jhren Herrn Vater noch jetzund / vnd jhre Fraw Mutter ehren / so wil Gott es jhnen lassen wol gehen / vnd sie lang lassen leben. Es wöllen J. F. G. bedencken / das Christus sagt / Selig sind die sanfftmütigen / den̅ sie werden das Erdreich besitzen. Abraham ist sanfftmütig / Ge. 13. vnd hat doch dadurch nichts verloren. Hieher gehöret der Spruch Syr. 26. Drey Stück seind / die Gott vnd den Menschen wolgefallen. 1. Wenn Brüder eins sein. 2. vnd Nachbarn sich lieben. 3. vnd Man vnd Weib sich mit einander wol begehen. Die Räthe vnd Diener allerseits wil ich erinnert haben des Spruchs: Selig sind die Friedfertigen / denn sie werden Gottes Kinder heissen. So heissts ja / Verflucht sein die Meutmacher / denn sie werden Teuffels Kinder heissen.
|| [ID00122]
Nun sein noch vbrig wir andere Vnderthanen. Da kan ich vns besser nicht rathen / als das wir beten / Dazu E. LL. ich den 85. Psalm befehle / das jhr auch zu Haus denselben mit ewern Kindern leset / oder euch für lesen lasset. Vnd weil Gott der vnbußfertigen Sünder Gebet nicht erhöret / wie er Jesai. 1. spricht / Wenn jhr schön viel betet / höre ich doch nicht / etc. so ist nötig / das wir vns bekeren. Wir sein die Leute / die diesen Fall verursachet. Vmb des Landes Sünde willen werden viel verenderung der Fürstenthumben / Prouer. 28. Wir sein Gott nicht danckbar gewesen für sein Wort / für Gericht vnd Gerechtigkeit / vnd den lieben Frieden. Wir haben jhn mit Fluchen / verachtung des Worts / vntrew vnd vngehorsam / mit neid vnd haß / mit fressen / sauffen / vnd vnzucht / mit geitz vnd vngerechtigkeit / mit verachtung vnd verleumbdung des Negsten erzürnet. Lasset vns solches erkennen / vnd vns leid sein lassen. Lasset vns Gott vmb gnad bitten / so wil er vns die Sünde vergeben / vnd vns durch das künfftige Regiment wieder erfrewen. Thun wirs aber nicht / so wird vns GOtt erst recht straffen / wie albereit mit vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn Tödtlichem abgang angefangen. Es ist noch kein Jar / mangeln noch sieben Wochen / da ist vns fast auff der Cantzel angedeutet /
|| [ID00123]
das vns ein solch oder dergleichen vnglück vbergehen würde / Das ist auch erinnert am Andern Sontag des Aduents / vnd am Newen Jarstag / da vns der Tödtlich abgang / so vieler fürnhemer Leute in diesem Land zu gemüth geführet / vnd das es nichts guts bedeutete angezeiget worden. Dieweil es aber nicht geholffen / so hat nun GOtt die Ruthen in die Handt genommen / vnd schlecht zu / Nhemen wir es noch nicht war / so lest sein Zorn nicht ab / vnd ist sein Handt noch ausgerecket / Wie der Prophet redet. Vnd weil man gar wenig / vnd schier niemandt mercket / der dis zu Hertzen nimpt / Es ist zumal ein seltzam trawren bey dem meisten hauffen / so besorge ich mich grosses vnglücks etc. Also haben E. L. gehöret die Trostpredigt Jesaiae / das die Gleubigen Gottes eigen sein im leben vnd im sterben / der wil sie auch im Todt wol verwaren. 2. Das sie sterben / wenn er sie heist gehen der liebe Vater / der es so gut meinet / vnd nicht ehe. 3. Das sie von gegenwertigem vnd künfftigem vnglück ruhen / vnd befriedet sein. 4. Das sie werden wieder aufferstehen. 5. Das sie ewig frölich sein / vnd GOtt loben werden. Wel
|| [ID00124]
cher Trost auch auff vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn Person gehet. Zu der Frewd vnd Seligkeit helff vns allen Gott Vater / Son / vnd heiliger Geist / AMEN.

SYMBOLVM ILLVSTRISSIMI Principis & Domini, D: IVLII, Ducis Brunovicensis & Lunaeburgensis, Piae Memoriae, &c.
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Dum flagrat miseris succurrere promta voluntas, Officio pereo perditus ipse meo. Vt volucris rostro terebrans sua pectora adunco Viuificat foetus mortua membra sui, Vtque suo extinctae moriuntur munere tandem, Dum praebent alijs lumina clara, faces: Largo sic proprium depascit munere corpus, Dux mitis populi victus amore sui. Gedruckt zur Heinrichstadt / durch Conrad Horn / Anno Domini M. D. XXCIX.
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F ij. fac. 1. Paragr. 2. liss also:
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Zum Andern / sollen wir diese Lehr darzu gebrauchen / das wir vnser Datum nicht auff dis leben setzen / noch mit diesem leben / vnd was dazu gehöret / vns aso bemühen / das wir darüber vnser Seligkeit / vnd ewigen Lebens vergessen / etc.


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