Transkription

Strube, Johannes: Ein Christliche Leichpredigt Aus dem 116. Psalm Davids : gethan Bey der Begrebnis/ Weilandt des Ehrnvesten unnd Hochgelarten/ Christoff Strauben/ F.B. bestalten Raths und Hoffgerichts Assessoris zu Wolffenbüttel/ Welcher den 1. Iulii, Anno 1601. zu Bockenem in Gott seliglich entschlaffen/ und den 5. ... ist bestattet worden ; Sambt etlichen Lateinischen und Deutschen epitaphiis, eodem & aliis auctoribus/ Durch M. Johannem Strubium, Pfarherrn und General Superintendenten daselbst.
[Inhaltsverzeichnis]
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Ein Christliche Leichpredigt Aus dem 116. Psalm Dauids / gethan Beyder Begrebnis / Weilandt des Ehrnvesten vnnd Hochgelarten / Christoff Strauben / F. B. bestalten Raths vnd Hoffgerichts Assessoris zu Wolffenbüttel / Welcher den 1. Iulij, Anno 1601. zu Bockenem in Gott seliglich entschlaffen / vnd den 5. hernach Christlich daselbst zur Erden ist bestattet worden
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Durch M. Iohannem Strubium, Pfarhern vnd General Superintendenten daselbst.
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Sambt etlichen Lateinischen vnd Deutschen epitaphijs, eodem & alijs auctoribus.
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Heinrichstadt Durch Conrad Horn / Anno Christi M. DCI.
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Den Erbarn / Tugentsamen / Wolgelarten vnd Achtbarn / Frawen Margaretae / auch Ludolph / Christoff / Julio / Barwerd vnd Gebhart Strauben / gebrüdern.
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Vnd Den Ehrnuesten / Hoch: vnd Wolgelarten auch Erbarn / Werner König / beider Rechten Doctori vnd F. B. Rath: Geörg Burgkard von der Lippe / vnd Heinrich Hartwig / Fürstlichen / Bischofflichen Halberstedischen vnd Braunschweigischen Cammer: vnd Secretarijs. Wie auch deroselben ehelichen Haußfrawen / den Erbarn vnd Tugentsamen Frawen / Margareten / Agnesen vnd Annen /
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Des Ehrnuesten vnd Hochgelarten / Christoff Strauben / F. B. geweßnen Raths vnd Hoffgerichts Assessoris zu Wolffenbüttel / seligen / nachgelassener Witwin / Sönen / Schwigersönen vnd Töchtern / meiner günstigen gevatterin / Hern / guten Freunden / vnd Freundinnen.
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GOTtes gnad durch Christum / vnsern Heiland zuuor. Erbare / Tugendtsame / Wolgelarte vnd Achtbare / auch Ehrnueste / Hoch: vnd Wolgelarte / günstige Geuatterin / Herrn vnd gute Freunde / Es spricht der Königliche Prophet Dauid Psal. 112. also: Der Gerechte wird ewiglich bleiben / Des Gerechten wird nimmermehr vergessen. Mit welchen Worten er zuuerstehen geben wil / das vnter andern wolthaten / so die gleubigen von Gott dem Allmechtigen zugewarten haben / das eine von den fürnembsten sey / das jhres Namens gedechtniß bleiben / vnd jhrer nimmermehr solle vergessen werden. Daher wir denn sehen / das der heilige Geist / frommer leut Lob / in der Bibel / so fleissig auffzeichnen / vnd zum gedechtniß hat fortsetzen lassen. Welch einen herlichen Namen haben in Gottes Wort die heiligen Ertzväter? Wie berümbt ist der Man Gottes Mose? Welch ein lob wird Hiob / den frommen Königen / den Propheten / Johanni dem Teuffer / den Aposteln vnd andern nach geschrieben? Wie beruffen sind in der Christlichen Kirchen die Merterer / die alten Kirchenlehrer / die Gottseligen Keyser / Könige / Fürsten / Johannes Huß / D. Luther / vnd andere vnderschiedliches standes Mans vnd Weibspersonen? Dieweil denn weiland der Ehrnueste vnd Hochgelarte Christoff Straube / F. B. bestalter Rath vnd Hoffgerichts Assessor zu Wolffenbüttel / Ew. E. T. Ehrnv: vnd g. hertzlieber gewesener Eheman / Vatter vnd Schwigervatter / seiner Gottseligkeit halber / billig mit in die zahl
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der Gerechten zusetzen: Als ist man mit nichten darin zuuerdencken / das man sein Christlich gedechtniß erhalten vnd auff die nachkommen bringen hilfft. Derwegen ich vmb so viel lieber die Leichpredigt / also bey S. Ehrnv. seliger / Begräbniß ich gethan / auff Ew. E. T. Ehrnv. vnd g. begeren zu Papir bringen vnd dem Trucker zu publiciren vbergeben wöllen. Vnd gelanget hiemit an Ew. E. T. Ehrnv. vnd g. meine fleissige bitte / dieselbigen jhnen diese meine schlechte arbeit gefallen lassen / vnd hinfort meine vnd der meinen günstige befürderer sein vnd bleiben wöllen. Solches vmb Ew. E. T. Ehrnv. vnd g. mit meinem Gebet zu dem Allmechtigen zuuerbitten / auch sonst nach vermügen zuuerschulden / wil ich allzeit geflissen sein. Ew. E. T. Ehrnv. vnd g. hiemit Göttlichem Schutz vnd schirm treulich beuelendt. Datum Bockenem am 26. Julij Anno 1601. Ewer E. T. Ehrnv. vnd g. am Gebet stets Williger. M. Iohannes Strubius.
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Der CXVI. psalm.
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DAs ist mir lieb / das der HERR meine Stimme vnd mein Flehen höret. Das er sein Ohre zu mir neiget / darumb wil ich mein lebenlang jhn anruffen. Stricke des Todes hatten mich vmbfangen / vnd angst der Hellen hatten mich troffen / Ich kam in jamer vnd noth. Aber ich rieff an den Namen des HERRN / O HERR errette meine Seele. Der HERR ist gnedig vnd gerecht / vnd vnser Gott ist barmhertzig. Der HERR behütet die einfeltigen / wenn ich vnterlige / so hilfft er mir. Sey nu wieder zu frieden meine
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Seele / denn der HERr thut dir guts. Denn du hast meine Seele auß dem Tode gerissen / meine Augen von den Threnen / meinen Fueß vom gleiten. Ich wil wandeln für dem HERrn im Lande der lebendigen.

Außlegung.
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GEltebte im HERrn / man sagt im Sprichwort: Es ist nichts gewissers / als der Tod / vnd nichts vngewissers / als die stunde des Todes. Das dem also sey / bezeuget die algemeine erfarung. Den̅ wo sind sie geblieben / die vor vns gelebt haben? Alle sind sie jhren Weg dahin. Vnd was denen widerfahren ist / das wird gewißlich für vns auch endlich nicht vbergehen: Daher der Tod ein Weg alles fleisches / in der schrifft genent wird. So ist es aber auch gar ein vngewiß ding mit vnserm abschied / wie wir sehen / das die Menschen berückt werden zur bösen zeit / wenn sie plötz
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lich vnd vnuerschens vber sie felt. Dieweil nun dem also / so kan ein Mensch die zeit seins Lebens nicht besser anlegen / als wenn er sich stets seines endes erinnert / vnd mit flleis dazu schicket vnd bereitet. Wie wir denn sehen / das die heiligen Gottes / es jhnen mit jhrem Abschied aus dieser Welt / so hoch haben lassen angelegen sein. Daher betet Mose im 90. Psalm: HERR / lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werden. Dauid spricht Psalm. 39. HERR lehre doch mich / das ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein ziel hat / vnd ich dauon mus. Vnd der Son Gottes vermanet vns daher alle so treulich / Luc. 12. Da er spricht: Lasset ewer Lenden vmbgürtet sein / vnd ewre Lichter brennen / vnd seid gleich den Menschen / die auff jhren Herrn warten / wenn er auffbrechen wird von der Hochzeit / auff das / wenn er kömet vnd anklopffet / sie jhm bald auffthun. Selig sind die Knechte / die der HERr / so er kömet / wachend findet / etc. Das ist nun vnter andern auch die vrsach / das man bey den Begräbnissen der verstorbenen Christen / pfleget Leichpredigten zu halten / damit nemlich wir Lebendigen also vnsers endes erinnert
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werden / vnd lernen mügen / wie wir nach einem seligen Abschied ringen / vnd denselbigen / durch Gottes beystand / dauon bringen sollen. Dieweil wir denn solcher meinung jtzo / da wir ein fürnemes Glidmaß / dieser vnser Christlichen gemein / zu seiner Ruhstet gebracht haben / auch beysamen geblieben sind / so habe ich vns zum vnterricht / den verlesenen 116. Psalm / für mich nemen vnd erkleren wöllen / weil die verstorbene person / denselbigen nicht allein bey gesunden tagen / sondern auch fürnemlichen in jhrer Kranckheit lieb gehabt / vnd sich vielfeltig damit getröstet hat. Es handelt aber Dauid in diesem Psalm dreierley: Erstlich / dancket er Gott / das er jhn auß grossen nöten errettet / zeiget auch an / was seine noth / darin er gestecket / gewesen. Zum andern / handelt er in gemein von Gottes Gnad vnd Barmhertzigkeit / gegen die Arme Bußfertige Sünder. Zum dritten / tröstet er seine Seele / mit der zukünfftigen Frewd der ewigen herligkeit. Dauon wollen wir einfeltiglich handlen / auch hören / wie wirs im Leben vnd sterben gebrauchen / vnd vns zu nütz machen sollen. Gott vom Himel verleyhe vns hirzu die gnad seines heiligen Geistes / durch Christum vnsern Heiland / Amen.
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Der Erste Theil.
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BElangend den Ersten Theil / damit wir denselbigen / vnd diesen gantzen Psalm / destor besser mügen verstehen vnd einnemen / so müssen wir vorher / ein weinig von der vrsach berichte̅ / wie Dauid auff diesen Psalm kommen sey. Damit verhelt es sich also: Es ist Dauid als ein frommer Christ / in seinem gantzen Leben / vielem Creutz vnd Vnglück vnterworffen gewesen. Sunderlich aber / so ist er in grossen nöthen gewest / als er diesen Psalm gemacht hat. Was nun sein anliegen gewesen / ob jhn der König Saul also geengstet / oder was jhm sonst gemangelt / das kan man so eigentlich nicht wissen / allein das er recht vbel daran gewesen. Das aber das fürnembst ist / so ist es domals bey der eusserlichen noth / mit Dauid nicht geblieben / sondern es ist auch die gewissens Angst vnd anfechtung der Sünden mit zugeschlagen. Denn gleich wie sonst bey einem grossen vngewitter oder sturmwinde / sich die alte̅ Leibes schaden pflegen zu regen: Also fehlet es nicht / wenn ein Mensch in noth vnd vnglück geret / so wachet das gewissen auff / vnd kompt jhm für / wie ers sein lebenlang hat außgerichtet.
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Also gieng es Dauid auch / da Gott jhn in grosse Leibes gefar kommen lest / da wird die Sünde wach / vnd setzet jhm dermassen zu / das er anhebt mit der Verzweifflung vmbzugehen. In solchen seinen nöthen nun / greifft Dauid zu dem mittel / das er zuuor allzeit in Vnglück pflegen zugebrauchen / vnd ruffet Gott an / bittet jhn / das er auch in diesem nothfal das beste bey jhm thun / vnd jhm außhelffen wölle. Gott lesset sich auch erbitten / vnd schaffets mit Dauid / das beides die eusserliche noth / vnd innerliche Anfechtung verschwinden / vnd er also fein hindurch kompt. Für solche grosse wolthat dancket Dauid dem lieben Gott in diesem Psalm / hebet auff / vnd singet frölich also: Das ist mir lieb / das der HERR meine Stimme höret. Das er sein Ohre zu mir neiget / darumb wil ich mein lebenlang jhn anruffen. Das sey Gott ewig Lob vnd danck gesagt / (will Dauid sagen) das er mein gebet erhöret / vnd mich auß dieser grossen noth errettet hat. Nun sehe ich / was ich an Gott für einen bestendigen freund habe / darumb ich in nöthen nimmermehr verzagen / sondern jhm stets feste vertrawen will.
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Er fehret aber fort / vnd macht seine noth / darin er gesteckt / selbst namhafft / vnd spricht: Stricke des Todes hatten mich vmbfangen / vnd angst der Hellen hatten mich troffen / ich kam in jamer vnd noth. Ich armer Man (wil Dauid sagen) gerieth in ein schwer Vnglück / vnd war meine noth so groß / das ich anders nichts / als den Tod für Augen sahe. Nicht aber bleib es allein bey der eusserlichen noth / sondern es schlug auch gewissens Angst vnd innerliche Anfechtung mit zu / das ich nicht anders gedachte / denn ich müste zur Hellen sincken vnd ewig verdambt sein / Summa ich kam in jamer vnd noth. In solchem meinem grossen Vnfall / gebrauchte ich das mittel / das vns Gott selbsts in seinem Worte zeiget / vnd grieff zum gebet / rieff an den Namen des HErrn vnd sprach: O HERR errette meine Seele / kom mir zu hülff vnd zu trost. Da lies sich der HErr / vermög seiner zusage / erbitten / vnd errettet mich auß der noth / gab auch gnad / das die Anfechtungen verschwunden / vnd ich nun fein wiederumb zu recht kommen bin:
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dafür sey seiner Gütigkeit ewig Lob vnd Preiß gesagt. Das ist der Erste Theil. (Lehr aus dem Ersten Theil.) Vnd gibt vns hie Dauid die Lehr an die hand / das Gott der Herr mit seinen gleubigen es bißweilen weit kommen lasse. Er lasse sie in eusserliche noth gerathen / das sie nicht anders als den Todt für Augen sehen: Er lasse sie auch in schwere Anfechtung kommen / das sie nicht anders gedencken / als das sie müssen ewig verlohren vnd verdambt sein. Dauon singet die Hanna, 1. Sam. 2. Der Herr tödtet / vnd machet Lebendig: Er führet in die Helle / vnd wieder heraus. Das meinet Dauid Psal. 4. Da er spricht: Der Herr führet seine Heiligen wünderlich. Daher klaget der 18. Psal. Es vmbfingen mich des Todes Band / vnd die Bäche Belial erschrecken mich. Der Hellen Band vmbfiengen mich / vnd des Todes Strick vberweldiget mich. Das meinet auch Christus / wenn er Joh. 16. Zu seinen Jüngern vnd allen Gleubigen spricht / Ihr werdet weinen vnd heulen. Vnd Paulus / der Apostel / schreibet / 2. Cor. 7. Die Christen haben allendhalben Trübsal / außwendig Streit / vnd inwendig Furcht. Wie denn solches die Histori der Kinder Gottes von anfang her bezeuget.
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Wohin gereth es mik dem ertz Vater Jacob / als er auff Gottes beuelich wiederumb zu seiner heimet ziehen wil / vnd sein Bruder Esau jhm mit Vierhundert gerüsteter Man entgegen zeucht / vnd nichts guts im sinne hat? Gen. 32. Freylich hat er da mit Dauid aus dem 116. Psalm sagen mügen / Stricke des Todes hatten mich vmbfangen / etc. In was gefahr kompt der fromme Joseph / da er nicht allein von seinen Brüdern in frembde Lande verkaufft / sondern auch doselbs / als einer der seines Herrn Frawen Vnzucht angemutet / ins Gefengnis gelegt wird / vnd auff den Hals sitzet? Gen. 37. 39. Hiob verleuret all sein Haab vnd Güter / seine Kinder / befelet endlich selbst mit gefehrlicher Kranckheit / vnd sihet nichts / denn den Todt vor Augen. Das heist ja / ich kam in jamer vnd noth. So gehets dem löblichen König Hißkia / der wird von Zweymahl hundert tausent starck belagert in der Stadt Jerusalem / vnd hat er weinnig Volck in der besatzung. Da sind Stricke des Todes verhanden! Wie er denn spricht / Es gehe jhm / als wenn die Kinder biß an die Geburt kommen sind / vnd keine Krafft / da / ist / zugeberen / Esa. 37. Den Aposteln vnnd Merterern setzet der
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Teuffel vnd die Welt dermassen hefftig zu / das sie nirgend mit frieden bleiben können / vnd endlich meistestheils jhr Leben jemmerlich lassen müssen. Also die gewissens noth vnd Anfechtung der Sünden betreffend / so befallen Gottes Kinder damit auch offt / vnd mehr / als ander Leute. Dauid sagt / Psal. 31. Ich sprach in meinem zagen / ich bin von deinem Angesicht verstossen. Hiskia klagt / er habe in seiner Tödlichen Kranckheit nicht anders gedacht / er müste zur Hellen Pforten fahren / Esa. 38. Jonas im Walfische spricht / seine Seele habe verzagen wöllen / vnd er habe gemeinet / er were von Gottes Augen verstossen / Cap. 2. Also mus die Cananeische Fraw hören / das jhr fürgeworffen wird / es sey nicht fein / das man den Kindern jhr Brot neme / vnd werffe es für die Hunde. Item / sie gehöre nicht zu den verloren Schaffen / von dem Hause Israel / welche der Son Gottes zusuchen komen sey / Matth. 15. Ja der Son Gottes selbs hat dieser Anfechtung nicht können vberhaben sein / wie es denn am Creutz mit jhm dahin gereth / das er rufft. Mein Gott / Mein Gott / wie hastu mich verlassen? Matth. 27. Also kompt es mit fromen Christen / auff den
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heutigen tag noch offtermahls dahin / das sie Dauid müssen das Lied nachsingen. Stricke des Todes hatten mich vmbfangen / vnd angst der Hellen hatten mich troffen / Ich kam in jamer vnd noth. Aus was vrsachen aber / Gott vber seine liebe Kinder / solche Leibliche vnd Geistliche noth verhenge / das hören wir offt. Erstlich zwar / so ist es jhm darumb zu thun / damit vnser Glaube also geprüfet vnd bewärt werde. Den̅ gleich wie man sonst einen guten Freund / im Vnglück am besten prüfen kan. Also wen̅ Gott die seinen dergestalt zu Leib vnd zu Seele hart angreifft / so weiset es sich auß / was sie im Schilde führen / vnd ob sie auch außdauren / vnd mit Hiob sagen wöllen: Wenn mich der HErr gleich Tödtet / so wil ich doch auff jhn hoffen / Cap. 13. Zum Andern vnd fürnemblich / so wil Gott / das wir also sein Wort sollen recht verstehen lernen. Denn was Sünde / was Gottes Zorn / was Stricke des Todes / vnd der Hellen Bande sein / das weis niemand so wol / als der es selbs erfahren hat. Anfechtung lehret auff das Wort mercken / spricht Esaias Cap. 28. Daher Dauid Psal. 119. zeuget / es sey jhm lieb / das der HErr jhn gedemü
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tiget habe / damit er seine Rechte verstehen lernete. Zum Dritten / so suchet Gott hiedurch / das wir jhm forthin dester mehr vertrauwen mügen / Esa. 49. Du wirst erfahren / das ich der HERr bin / an welchem nicht zu schanden werden / alle so auff mich hoffen. Vnd Rom. 5. Trübsal bringet gedult / gedult bringet erfahrung / erfahrung bringet hoffnung / hoffnung aber lesset nicht zu schanden werden. Dieses wirt vns nun zu dem ende geprediget / damit wir vns nicht befrembden lassen / wenn vns dergleichen begegnet / oder wenn wir solche noth an andern Leuten sehen. Wie mancher jm in solchem fall schwere gedancken macht / vnd meinet / seine sachen müssen bey Gott nicht richtig sein / oder andere Leute müssen was sonderliches auff sich haben / damit sie solch Vnglück verursachet. Aber wenn diese Rechnung gelten solte / so würden wir damit verdam̅en alle Kinder Gottes / so jemals gewesen sind. Darumb sollen wir es vielmehr vmbkehren / vnd vermüge Gottes Worts also schliessen. Dieweil vns Gott zu vnserm besten also angreifft / so müsse er vns sonderlich Lieb / vnd von der Welt gleich außgemahlet haben / das er durch solche Trübsal vns zu recht halten wölle / damit wir nicht sampt der Welt verdambt werden.
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Welchen der Herr Lieb hat / spricht Salomo Pro. 3. den züchtiget er / vnd hat Wolgefallen an jhm / wie ein Vater am Son. Darumb wir den frembden gedancken in solchem fall nichts einreümen sollen. Sagt einer: Wie reht man aber / vnd worzu sol man in solchen nöten greiffen / das es mit vns müge besser werden? Antwort / mit Dauid zu dem lieben gebet. Ich rieff an den Namen des Herrn / spricht Dauid hier / O HERR errette meine Seele. Den rath gibt vns Gott selbs / Psal. 50. Ruff mich an in der noth / so wil ich dich erretten / so soltu mich preisen. Der Name des HERRn / spricht Salomo Pro. 18. ist ein festes Schlos / der Gerechte laufft dahin / vnd wirt beschirmet. Woran haben sich sonst Jacob / Joseph / Mose / Hiob / Hißkia / Jona / die Cananeisch Fraw / der Son Gottes / die Apostel / die Merterer / vnd andere in jhren leiblichen vnd geistlichen nöthen gehalten? Denen sollen wir folgen / vnd des Gebets in solchem fall nicht vergessen. Vnd sollen nicht zweiffeln / wofern allein vn
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ser Gebet rechtschaffen ist / (wie Dauid hie sein Gebet ein Flehen nennet) Gott werde vns erhören vnd hülff verschaffen. Den̅ er hat vns erhörung in seinem Wort zugesagt. So ist er auch des vermügens / das ervns gar wol helffen kan. Denn er kan vberschwenglich thun / vber alles / was wir bitten oder verstehen / Eph. 3. Ja er kan vom Tode erretten / Psal. 68. Wie wunderbarlich errettet er Jacob vnd Joseph? Wie hilfft er dem Hiob? Wie erlöset er Hißkiam von der Belagerung? Daniel aus der Lewengruben? Die Apostel von jhren Verfolgern? Was nemen die schwere Anfechtungen Dauids / Jonae / der Cananeischen Frawen / Christi vnd anderer / für einen herrlichen Außgang? Vnd das thut er bey seinen Gleubigen noch auff den heutigen Tag. Darumb wir in solchen nöthen vns dem Willen Gottes vnterwerffen / Zum Gebet greiffen / vnd der besserung hoffen sollen. Aber das sey gnugsam gesagt vom Ersten Theil.

Der Ander Theil.
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ES lest es Dauid dabey nicht bleiben / das er anzeiget / was Gott in nöthen bey jhm gethan / sondern er fehret forth / vnd andern Leuten
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zum Trost / handelt er auch etwas in gemein von Gottes Gnad vnd Barmhertzigkeit / gegen die arme Sünder. Denn es möcht einer sagen: Du Dauid magst woll rühmen / das dir Gott in nöthen außgeholffen / Aber was gehet das mich an / was hab ich mich dessen zu trösten? Vielleicht bistu ein sonderlicher Man / bey dem Gott das thut / das er bey mir vnd andern nicht thun will? Die Gedancken (sagt Dauid) sol keiner haben / sondern was Gott dißfals bey mir gethan / das wil er bey andern Armen Sündern auch thun. Darumb spricht er: Der HERR ist gnedig / verstehet / den Armen Sündern in gemein / vnd gerecht / verstehet in seinen Verheissungen / darin er jhne̅ vmb des Messiae willen / vergebung der Sünden vnd errettung zugesaget hat. Er widerholet es noch einmahl / damit wir es vns ja wol einbilden / vnd spricht: Vnser Gott ist Barmhertzig / Das ist / er ist Gedultig vnd von grosser Güte / Er handelt nicht mit vns nach vnsern Sünden / vnd vergilt vns nicht nach vnser Missethat / etc. Damit man aber wisse / was für Leute dieser Trost angehe / so vermeldet Dauid solches in fol
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genden Worten / vnd spricht: Der HERR behütet die einfeltigen / Das ist / die Armen Sünder / die sich als die Kinder für jhm demütigen / jhm zu Fueß fallen / vnd es jhm vmb seines Sohns willen abbitten. Vnd was meine Person belangen thut (spricht Dauid) so habe ich mich (dessen ich doch allein Gott zu dancken habe) also auch mit Bußfertigkeit in die sache geschickt. Darumb er auch Barmhertzigkeit bey mir eingewant / mir meine Sünde vergeben / vnd in nöthen außgeholffen hat. Vnd wil er dasselbige bey andern armen Sündern / die sich zu jhm bekehren / auch thun. (Lehr aus dem Andern Theil.) Dieser Ander Theil zeiget vns herlichen Trost / damit wir vns in nöthen vnd Anfechtungen sollen vnd können auffhalten. Denn wie im Ersten Theil vermeldet worden / so wirds nicht verbleiben / wir werden mit Dauid noch dahin gerathen / das wir werden sagen: Stricke des Todes hatten mich vmbfangen / vnd angst der Hellen hatten mich troffen / Ich kam in jamer vnd noth / etc. Geschicht es nicht früe / so geschicht es doch spat.
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Da ist denn guter Rath tewer. Da komen vns die gedancken / das im beschlus der Zehen Gebot stehet / Gott sey ein eiueriger Gott / der die Sünde der Väter auch an Kindern wölle heimsuchen / bis ins dritte vnd vierde Glied. Da klaget vns vnser eigen Hertz an: Sihestu nun / wie du es außgerichtet hast? Du hast es mit Gott verdorben / der begert deiner kein Gnade zuhaben. Da fallen vns etwa auch die gedancken ein / dieweil es vns so vbel / vnd erger als andern Leuten gehet / wir sein nicht erwehlet vnd außersehen zum ewigen Leben. Das ist eine vberauß grosse noth. Wie thuet man jhm aber / vnd woran soll man sich in solchem fall halten? Nicht an die Zehen Gebot. Denn so würden wir vbel erger machen / als wenn man mit Oel ein Fewer wolte außleschen. Auch sollen wir nicht hören / was als denn vnser eigen Hertz vns fürbringet / welches / seiner art nach / mehr nicht als vns anklagen vnd verdammen kan. Für allen dingen aber / sollen wir die zeit / der gefehrlichen Gedancken / von der ewigen gnadenwahl Gottes / müssig gehen. Denn wer vber sich boret / dem selt der Staub in die Augen / vnd wer zuhohe ding forschet / de̅ wirdts zu schwer / Pro. 25.
|| [ID00022]
Woran sollen wir vns den̅ halten? Antwort / an die Lehre des heiligen Euangelij / darin Gott sich geoffenbahret hat / das er den armen Sündern / vmb seines lieben Sohns willen / jhre Sünde vergeben / vnd sie zu gnaden annemen wölle. Darumb spricht Dauid hie: Der HErr ist gnedig vnd gerecht / vnd vnser Gott ist Barmhertzig. Sölche tröstliche Lehr / ist auch sonsten hin vnd wider in Gottes Wort widerholet. Exod. 34. HERR / HERR / Gott Barmhertzig vnd gnedig / vnd gedültig / vnd von grosser Gnad vnd Trew / der du beweisest Gnade in tausend Glied / vnd vergibst Missethat / Vbertretung vnd Sünde. Ezech. 33. Warumb wolt jhr sterben / jhr vom Hause Israel? So war ich Lebe / spricht der HERR HERR / Ich hab kein gefallen am Tode des Gottlosen / sondern das sich der Gottlose bekehre von seinem wesen vnd Leben. Johan. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / das er seinen eingeborn Sohn gab / auff das alle / die an jhn gleuben / nicht verlohrn werden / sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Son nicht gesand in die Welt / das er die Welt richte / sondern das die Welt durch jhn selig werde.
|| [ID00023]
Rom. 5. Darumb preiset Gott seine Liebe gegen vns / das CHristus für vns gestorben ist / da wir noch Sünder waren. So werden wir je viel mehr durch jhn behalten werden für dem Zorn / nach dem wir durch sein Blut gerecht worden sind. Eph. 2. GOTt / der da reich ist von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / damit er vns geliebet hat / da wir Todt waren in Sünden / hat er vns sambt Christo Lebendig gemacht / vnd hat vns sambt jhm aufferwecket / vnd sambt jhm in das Himlische wesen gesetzt / in Christo Ihesu / etc. Tit. 3. Da aber erschein die freundligkeit vnd leutseligkeit Gottes / vnsers Heilandes / nicht vmb der wercke willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / sondern nach seiner Barmhertzigkeit machte er vns Selig / etc. Vnd solche gnedige zusage / hat Gott je vnd alwege an den armen Sündern mit der that selbs bewiesen. Welch einen schweren Fall thun Adam vnd Eua? Wie lange Jahr bringt Abraham in der Abgötterey zu? Wie schrecklich versehens Dauid vnd Manasse? In was groben Sünden stecken Mattheus / Zacheus / die arme Sünderin / der Schecher am Creutz / Petrus / Paulus vnd andere? Noch dennoch werden sie von Gott wiederumb zu gnaden angenommen.
|| [ID00024]
Ja der Son Gottes eröffnet den abgrundt seiner Barmhertzigkeit / vnd beut allen Sündern in gemein seine Gnad an / Matth. 11. vnd spricht: Kommet her zu mir alle / die jhr Müheselig vnd beladen seid / ich wil euch erquicken. Vnd das noch mehr ist / so vergleichet er sich einem Hirten / der dem verirreten Schaff nachgehet / es mit fleis suchet. Vnd einem Vater / der dem verlornen Son entgegen leufft / jm vmb den Hals felt / vnd jhn Küsset. Er spricht / es sey Freude für den Engeln Gottes / vber einen Sünder / der da Busse thut / Luc. 15. Da kan keine Sünde zu groß / auch der Sünden nicht zuuiel sein. Esa. 1. Wenn ewer Sünde gleich Blutrot ist / sol sie doch schneeweis werden / vnd wenn sie gleich ist / wie Rosinfarb / sol sie doch wie Wolle werden. Er spricht selber / Kompt jhr Armen / last mich vber euch erbarmen / kein Artz ist dem starcken not / sein kunst wird an jhm gar ein spot. Adam vnd Euam verhindert nicht mehr an der Seligkeit / das sie / durch betrug der alten Schlangen / die Sünde vnd Tod erstlich in die gantze Welt eingeführt haben. Dauid stehet nicht im wege sein Ehebruch: Manaßi nicht / das er viel vnschüldiges Bluts
|| [ID00025]
vergossen: Dem Schecher nicht / das er mord vnd todschlag begangen: Paulo nicht / das er die gemein Gottes verfolget hat / etc. Summa wo die Sünde ist mechtig worden / da ist die Gnade viel mechtiger worden / Rom. 5. Da kan auch einem endlich nicht schedlich sein / das er etwa die Busse lange auffgeschoben hat / vnd spät ankompt. Denn ware Buß vnd guter rath / kommen nie zu spatt. Vnd so lange der Tag heute heist / stehet der Weinberg Gottes vnd die Gnaden Thür offen. Abraham ist siebentzig Jahr alt / da er anfengt Gotte zu dienen. Das schadet jhm aber so wenig / das er auch zu einem Vater aller gleubigen gesetz wird / Rom. 4. Paulus kompt spät an in den Weinberg Gottes / wird aber nicht allein auffgenommen / sondern auch zu einem ausserwelten Rustzeug von Gott gemacht / das er seinen Namen solle tragen für den Heiden / für den Königen / vnd für den Kindern von Israel / Actor. 9. Der Schecher am Creutz kompt an / da jm die Seel schon auff der Zungen sitzt / vnd er jtzo die Welt gesegnen sol. Noch dennoch höret er vom Son Gottes diese tröstliche Stimme: Warlich ich sage dir / heute wirstu mit mir im Paradiß sein / Luc. 23.
|| [ID00026]
Diesen Trost sollen wir mercken / denselbigen in der Anfechtung herfür suchen / vnd vns damit schützen. Wie wir dessen (das ich anderer geschweige) ein recht meisterstück haben an dem Apostel Paulo / Rom. 8. Derselbige / wie im vorhergehenden siebenden Capittel vermeldet wird / als er sein Natur vnd Leben nach Gottes Gesetze zu examiniren anfengt / gereth darüber in solche gewissens noth / das er auffhebt / vnd als einer / der mit der Verzweifflung vmbgehet / vberlaut schreiet: Ich elender Mensch / wer wird mich erlösen / von dem Leibe dieses Todes? Womit helt sich aber Paulus in der Anfechtung auff? Er lest die Zehen Gebot vnd andere schwere gedancken fahren / vnd nimbt zur hand die Lehr des Euangelij von Gottes Barmhertzigkeit / vnd von Christi verdienst / schützet sich damit / vnd spricht also: Ist Gott für vns / wer mag wieder vns sein? Welcher auch seines einigen Sons nicht hat verschonet / sondern hat jhn für vns alle dahin gegeben / wie solt er vns mit jhm nicht alles schencken? Wer wil die ausserwelten Gottes beschüldigen? Gott ist hie / der da gerecht macht. Wer wil ver
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dammen? Christus ist hie / der gestorben ist / Ja viel mehr / der auch aufferwecket ist / welcher ist zur rechten Gottes vnd vertrit vns / etc. Da verlieren sich die schwere gedancken mit Paulo / vnd das Hertz kriget wiedrumb Lufft. Also sollen wir jhm auch thun / der anklage des Teuffels / die verheissung von Gottes Güete in Christo / entgegen setzen / so wird die Anfechtung verschwinden / vnd wir besserung fühlen. Es möchte aber einer sagen / Wenn Gottes Barmhertzigkeit gegen die arme Sünder so groß ist / wie kompts denn / das gleichwol so viel Leute verdambt werden? Darauff gibt vns hie Dauid die Antwort / vnd spricht: Der HERR behütet die einfeltigen. Mit welchen Worten er einen vnterscheit machen / vnd zuuerstehen geben wil / das zweyerley Sünder vnter Gottes Volck gefunden werden. Erstlich / so werden gefunden halstarrige / verschlagene vnd mutwillige Sünder / die nicht allein in Sünden wieder das Gewissen leben / sondern jhnen ist noch wol dartzu / sie haben lust vbels zu thun / vnd fahren immer in jhrem bösen wesen fort. Darumb sie auch kein verlangen nach
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Christo / vnd keinen vorsatz haben jhr Leben zu bessern. Solcher Sünder kan vnd wil sich Gott nicht erbarmen / wie Psal. 18. stehet: Sie ruffen / aber da ist kein Helffer / Zum HERRN / aber er antwortet jhnen nicht. Ein solcher war Saul / der Opffert wider Gottes beuelich: Verfolget den vnschüldigen Dauid: lest Fünff vnnd achtzig Priester vmbbringen / etc. Samuel vermanet jhn treulich / das er wölle abstehen. Aber er folget so wenig / das er sich auch endlich gar zum Teuffel schlecht. Darüber gehet er drauff / vnd stirbt in seinen Sünden. Dieser art waren die Schrifftgelerten vnd Phariseer zur zeit des HErrn CHristi / die hatten greuliche Irrthum: waren Heuchler: Lebten in Geitz vnd Hoffart: neideten Christum / etc. Johannes der Teuffer warnet sie. Christus vnd seine Jünger straffen sie. Aber das schaffet so gar keine Frucht / das sie auch zuplatzen / CHristum vnd seine Jünger gar Tödten / vnd also mit vollem lauff dem Verdambnis zufahren. Solcher Leute sind noch viel / die in sicherheit / in verachtung des Worts / in Haß / Neid / Vnzucht / Fressen / Sauffen / Vngerechtigkeit / vn̅ dergleichen
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Sünden Leben. Vnd ob sie wol vermanet werden abzustehen / so fahren sie dennoch in jhrer boßheit fort. Wie ist es aber müglich / das sich Gott solcher Leute erbarmen sol? Darnach sind andere Sünder / welche Dauid alhie einfeltige / sonsten aber man Bußfertige Sünder nennet. Sie haben aber den Namen nicht daher / als wenn sie / die Sünde betreffend / besser weren / als die andern. Denn sie eben so wol in Sünden empfangen vnd geboren. Haben auch jhr Leben eben so wol in Sünden zugebracht / vnd dem eusserlichen ansehen nach / es bißweilen wol erger gemacht / als die andern. Sie werden aber Einfeltige Sünder genent / dieweil sie keine Winkelzüg suchen / sondern es erkennen / vnd jhnen lassen leid sein / das sie mit jhren Sünden Gott erzürnet haben / bittens jhm ab / vnd nemen jhre zuflucht zu dem verdienst Christi / fahen auch an jhr Leben zu bessern. Solche Sünder wil Gott nicht verstossen / sondern zu Gnaden annemen / vnangesehen wie grob sie es auch gemacht / vnd wie lange sie mit der Busse verzogen haben. Dauon stehet Psal. 51. Die Opffer die
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Gott gefallen / sind ein geängster Geist / ein geängstes vnd zuschlagen Hertz wirstu Gott nicht verachten. Vnd Esa. 66. spricht Gott: Ich sehe an den Elenden / vnd der zubrochens Geistes ist / vnd der sich fürchtet für meinem Wort. Ein solcher Sünder ist Dauid. Der hats mit seinem treuwen diener Vria / vnd mit desselbigen Weibe vbel außgericht. Vnd stehen sonst auch stück in seiner Histori / die nicht groß lobens wert sind. Aber er erkennets vnd felt Gott zu Fusse: Er tröstet sich daneben / das Messias sein Volck aus allen seinen Sünden erlösen werde: bessert darauff sein Leben / vnd sihet sich hernacher für. Darumb wischet Gott darüber her / vnd nimbt jhn zu seinem Kinde wiedrumb an. Ein solcher Sünder war Petrus. Der ist in der Passion vermessen / greifft auffrürischer weiß zum Schwert / verleugnet Christum / verschwert sich darzu / vnd macht sich also des Himmelreichs verlüstig. Aber da jhn CHristus ansihet / gehet er in sich / hebt an bitterlich zu weinen / Tröstet sich aber / das Christus zu jhm gesagt: Ich habe für dich gebeten / das dein Glaube nicht auffhörte / etc. Vnd wil hernacher ehe sterben / als den HERRN mehr verleugnen / darumb wird er auch zu gnaden auff vnd angenommen.
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Das sol vns nun zur vermanung dienen / so wir wöllen / das vns Gott gnade beweisen vnd wiedrumb annemen sol / so müssen wir zusehen / das wir mit in der zahl der einfeltigen Sünder befunden werden. Es mus vns von hertzen leid sein / das wir vielfeltig gesündiget / vnd Gott erzürnet haben. Wir müssen Christum / das Lamb Gottes / in warem Glauben ansehen / vnd vns seines gehorsams trösten. Bestendiglich müssen wir vnser Leben bessern / vnd hinforth Gott vnd vnserm nehesten dienen. Thun wir das / so wil Gott wiedrumb bey vns thun / was er bey Dauid / Petro vnd andern bußfertigen Sündern gethan hat. Thun wirs aber nicht / sondern fahren mit Saul vnd andern Gottlosen in Sünden fort / vnd heuffen Gottes Zorn vber vns / Wolan / so werden wir auch endlich gleicher belohnung mit jhnen müssen gewertig sein.

Der Dritte Theil.
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NAch dem nun Dauid also seine noth vnd Anfechtung vberwunden / auch ander Leute neben sich getröstet / Wird er in sich frölich / vnd
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erinnert sich dabey der ewigen erlösung / so künfftig im reich Gottes erfolgen werde. Dann mit der zeitlichen errettung ist es nur stückwerck. Vnd gehet damit zu / als wenn man einem Krancken Menschen / der am letzten ligt / ein Krafftwasser anstreichet / das jhm die ohnmacht vertreiben sol / die doch hernach wider kompt: Also wenn wir gleich auß einer Trübsal oder Vnglück zeitlich erlöset werden / so hat es doch in die lenge keinen bestand / sondern es kompt die noth endlich wider. Das bedencket Dauid hie / zeucht derwegen seine gedancken von dem zeitlichen abe / vnd richtet sie auff die ewige volkomene erlösung im Reich Gottes / kriget ein verlangen darnach / Ja er / als ein gleubiger Mensch / fühlet albereits etwas dauon / vnd ist jhm zu sinne / als hette er schon alles vberwunden / vnd sässe droben im Himel. Darumb hebt er auff / tröstet sein Hertz damit vnd spricht also: Sey nun wieder zu frieden meine Seele / denn der HERR thut dir guts. Ich habe diese noth / Gott Lob / vberwunden / wil Dauid sagen. Aber wer weis / wie lange es weret / so gehet ein new Vnglüch an. Nun ich muß Gott walten lassen / außdau
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ren / vnd mich des trösten / das nach diesem ein anders vnd ein Ewiges Leben kommen wird / da wirds besser werden / vnd bestendige Erquickung folgen. Er beschreibet aber den Zustand der künfftigen Herligkeit / vnd wie es da werde hergehen / etwas eigentlicher / vnd spricht / seine Seele / das ist / sein Leben / das er hie gleich als feil tragen müssen / werde als denn an einen sichern Port gelangen / vnd aller gefahr aus dem wege kommen. Die Threnen / so er in seinen vielfeltigen Trübsaln hie offtmals vergiessen müssen / werden sich verlieren / vnd alle seine Trawrigkeit ein ende nemen. So werde auch das gleiten seiner Füsse nachbleiben / das ist / die Sünde / daher jhm alles Vnglück rüre / werde an jhm auffhören / vnd gantz vertilget werden. Nicht allein aber / werde das Böse in jener Welt an jhm auffhören vnd verschwinden / sondern er werde auch an stat desselbigen grosse Freud vnd Herligkeit empfinden vnd zugeniessen haben. Der Kern dauon werde sein / das er dort nicht allein mit allen heiligen Engeln / vnd ausserwehlten Christen / sondern auch mit Gott der heiligen Dreyfaltigkeit selbs vmbgehen / vnd ewige Selige gemeinschafft haben werde.
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Darumb liebe Seele / wil Dauid sagen / trage die Trübsal mit gedult / vnd tröste dich dessen / das bessere zeit erfolgen wird / da du alles Leids reichlich wirst ergetzet werden. (Lehr auß dem dritten Theil.) Also wird vns nun hie bestetiget der Artikul in vnserm Christlichen Glauben / da wir bekennen / das nach dieser zeit ein ewiges Leben erfolgen werde. Viel Leut werden gefunden / die solches nicht von Hertzen gleuben war sein. Es ist noch keiner wider kommen / sprechen sie / der angezeiget hette / wie es dort zustünde. Item / was wir hie haben / das ist gewiß / was wir dort krigen werden / das ist vngewiß. Aber Gottes Wort / welches die Warheit ist / berichtet vns / es sey nichts gewissers / als das nach dieser zeit / ein ander Leben vnd ewige Freud der Gottseligen erfolgen werde. Wir wollen / damit wir im Glauben mügen gestercket werden / Gottes Wort hieuon anhören / vnd doch nicht alles / sondern allein das fürnembst besehen. Das meinet Gott / da er zu den ersten Eltern spricht / Gen. 3. Des Weibes Samen sol der Schlangen den Kopff zutretten. Damit er denn anzeiget / sein Son solle Mensch werden / vnd also
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Leben vnd Seligkeit / welches die Schlange den Menschen entzogen / erwieder bringen. Darumb stehet Gen. 5. Gott habe den Enoch / als er ein Göttlich Leben geführet / lebendig auffgenommen / vnd damit für aller Welt bezeuget / das ein ander Leben verhanden sey. Wie denn aus der vrsach / auch der Prophet Elias / in einem fewerigen Wagen hernach gen Himel gefahren ist / 2. Reg. 2. Daher spricht Gott zu den Ertz Vätern / das in jhrem Samen alle Völcker der Erden sollen gesegnet werden. Der Segen begreifft sonderlich auch das ewige Leben / dasselbige sol CHristus / von der Ertz Väter geblüt entsprossen / wider zu wege bringen. Darumb / da Abraham / Isaac vnd Jacob / albereit für etlich hundert Jahren von der Welt abgeschieden sind / spricht gleichwol Gott / Exod. 3. Ich bin ein Gott Abraham / Isaac vnd Jacob. Wenn kein ander Leben were / da Abraham Isaac vnd Jacob noch verhanden / was hette denn Gott des Titels bedarff? Denn Gott ist nicht ein Gott der Todten / sondern der Lebendigen / Matth. 22. Ich wil jtzo ncht dauon sagen / wie die Propheten an alle den orten / da sie von CHristi ewigem vnd glückseligem Reich weissagen / fürnemblich auch die lehr vom ewigen Lebe̅ mit einschliessen.
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Denn in dieser Welt die gleubigen gar wenig / vnd kaum einen Schmack dauon fühlen. Gar deutlich Prediget vom ewigen Leben Esaias / Cap. 26. da er spricht: Deine Todten werden leben / vnd mit dem Leichnam aufferstehen. Wachet auff vnd rühmet / die jhr ligt vnter der Erden / etc. Noch deutlicher redet dauon der Prophet Daniel am 12. Cap. Viele / so vnter der Erden schlaffen liggen / werden auffwachen / etliche zum ewigen Leben / etliche zur ewigen schmach vnd schande. Matth. 5. spricht CHristus zu seinen Aposteln: Seid frölich vnnd getrost / es wird euch im Himel wol belohnet werden. Johan. 10. Meine Schaffe hören meine stimme / vnd ich kenne sie / vnd sie folgen mir / vnd ich gebe jhnen das ewige Leben. Paulus spricht / 1. Cor. 15. Hoffen wir allein auff CHristum in dieser Welt / so sind wir die elendesten vnter allen Menschen. Sonderlich so bezeuget auch / das ein ewiges Leben verhanden sey / das viele Creutz vnd leiden / dem Gottes Kinder in diesem Leben vnterworffen sein. Denn wenn einer die Histori der Ertz Väter / Mosis / Hiobs / Dauids / der Propheten / Apo
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steln vnd aller gleubigen besihet / was findet er da anders / als eitel Jamer vnd noth / die auch meistentheils jhr Leben endlich haben erbärmlich lassen müssen. Wenn nun kein ander Leben erfolgen würde / Warlich / so weren die guten Leute sehr verkürtzet / vnd jhnen jhre Gottseligkeit vbel belohnet worden. Darumb wenn wir hören / wie Gott von anfang her seine Kinder pflegen mit Widerwertigkeit zubelegen / Sol vns solches ein starcker beweiß sein / das nach diesem Leben ein anders vnd bessers kommen werde. Sagt einer: Wie wirds denn im ewigen Leben hergehen / vnd was wird es mit den gleubigen daselbs für einen zustand vnnd gelegenheit haben? Darauff antworten Esaias vnd Paulus / vnd sagen / es habe kein Auge gesehen / kein Ohre gehört / vnd sey in keines Menschen Hertz kommen / was Gott bereitet habe denen / die jhn lieben / Esa. 64. 1. Cor. 2. Dauid berichtet vns hie etwas von sachen / vnd spricht / das die Freude des ewigen Lebens in Zweyerley stehen werde. Erstlich / das da alles böse an den ausserwehlten auffhören: Zum andern / das herwiedrumb alles gute an jhnen werde
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erstatet werden. Erstlich / so wird da alles vbel vnd Vnglück / dem wir in diesem Leben vnter worffen sind / auffhören. Das fürnembst / vnd daher alles ander rüret / ist die Sünde / darin wir empfangen vnd geboren / vnd die vns zu allem bösen reitzet. Auff die Sünde folget Gottes Zorn / welcher ein verzehrendes Fewer ist so nicht auffhöret zu brennen. Gottes Zorn bringet den Fluch mit sich / welcher vns als eine vntregliche Last drücket. Der Fluch begreifft vnd verursacht alle strafen / die vns in dieser Welt auff dem Halse ligen / als da ist: ein böses gewissen / die gewalt des Teufels / allerley schmertzen vnd hertzleid / deren einem jeden in seinem Leben / in seinem beruff / so viel fürkommen / das es nicht alles zuerzehlen. Endlich so folget darauff der Tod / der Leib vnd Seel scheidet / welches ohn grosse schmertzen nicht zugehet. Vnd gienge das noch etlicher massen hin / Aber das ist das ergest / das der Sünden sold auch nach diesem Leben anhelt / vnd wir mit Leib vnd Seele im hellischen Fewer büssen müssen / wie am reichen Man vnd andern verdambten zusehen ist. Das mag wol ein recht elend Leben / vnd betrübter zustand aller Menschen sein / das etliche Heiden (dieses fals) noch wol nicht vnrecht ge
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than / das sie des Menschen Geburt mit grossem weheklagen pflegen zubegehen. Klaget doch Gottes Wort selbs darüber. Jacob nennet daher sein Leben eine Walfart / vnd spricht / die zeit seines Lebens sey kurtz vnd böse / Gen. 47. Hiob spricht Cap. 7. Muß nicht der Mensch im streit sein auff Erden / vnd seine tage sind wie eines Taglöhners. Vnd Cap. 14. Der Mensch vom Weibe geboren / lebt kurtze zeit / vnd ist vol vnruhe / gehet auff wie eine Blume / vnd fellet ab / fleucht wie ein Schatten / vnd bleibet nicht. Psal. 90. Vnser Leben weretsiebentzig Jar / wenns hoch kömpt / so sinds achtzig Jar / vnd wens köstlich gewesen ist / so ist es mühe vnd arbeit gewesen. Syrac. 40. Es ist ein elend jämmerlich ding / vmb aller Menschen leben / von Mutter leibe an / bis sie in die Erden begraben werden / die vnser aller Mutter ist. Da ist jmmer Sorge / Furcht / Hoffnung / vnd zu letzt der Todt / so wol bey dem / der in hohen Ehren sitzt / als bey dem geringsten auff Erden: So wol bey dem / der Seiden vnd Kron tregt / als bey dem / der einen groben Kittel an hat. Esa. 66. Ihr Wurm wird nicht sterben / vnd jhr Fewer wird nicht verleschen / vnd sie wer
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den allem Fleisch ein grewel sein. Es besehe einer die Histori der ersten Eltern / der Ertz Väter / Mosis / Hiobs / Dauids vnd anderer / wie bange machet jhnen die Sünde in jhrem Leben? Wie setzt jhnen der Teuffel zu? Welche not haben sie offt vom bösen gewissen? Wie mancherley Hertzleid müssen sie an Kindern / an jhrem Haab vnd Gütern sehen? Wie sawr wirds jhnen in jhrem beruff? Wie schmertzlich müssen ste abscheiden? Wie klaget der Reiche Man in der Helle? etc. Solch vbel aber wird alles miteinander im ewigen Leben auffhören. Da wird die Missethat gedämpfft / der Zorn Gottes / der Fluch vnd böses gewissen auffgehoben werden. Der Teuffel wird mit Ketten der finsternis gebunden / vnd in den fewrigen Pfuel gestürtzt werden / 2. Pet. 2. Apocal. 20. Da wird vns nicht mehr Hungern noch Dürsten / es wird auch nicht auff vns fallen die Sonne / oder jrgend eine Hitze / Apocal. 7. Kein Leid / kein geschrey / noch Schmertzen wird mehr sein / vnd Gott wird abwischen alle Threnen von vnsern Augen / Apoc. 21. Da wird der Tod verschlungen werden ewiglich / vnd Gott wird weg thun das Hüllen / damit alle Völcker verhüllet sind / vnd wird auffheben die
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Schmach seines Volckes in allen Landen / Esa. 25. Summa / da werden wir von allem vbel erlöset werden / Daher denn der Jüngste Tag / ein Tag vnser erlösung genennet wird / Luc. 21. Das alles begreifft Dauid / wenn er hie sagt: Du hast meine Seele aus dem Tode gerissen / meine Augen von den Threnen / meinen Fueß vom gleiten erlöset. Nicht aber wird im ewigen Leben allein das böse vnd vnglück auffhören / sondern es wird auch an stat desselbigen alles gute / so vnser erste Eltern durch jhren Fall verloren / wiedrumb eingebracht vnd erstattet werden. Da wird leuchten an den gleubigen das Ebenbild Gottes / volkommene Weißheit / Gerechtigkeit vnd Seligkeit. Da wird es auch mit vnserm Leibe viel ein andere vnd bessere gelegenheit haben / weder es jtzo hat. Wie Paulus / Phil. 3. schreibet / Er wird vnsern nichtigen Leib verkleren / das er ehnl ich werde seinem verklertem Leibe. Vnd / 1. Cor. 15. Es wird geseet verweßlich / vnd wird aufferstehen vnuerweßlich / Es wird geseet in vnehre / vnd wird aufferstehen in Herligkeit / Es wird geseet in Schwacheit / vnd wird auffer
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stehen in Krafft / Es wird geseet ein natürlicher Leib / vnd wird aufserstehen ein geistlicher Leib. Summa / wir werden als denn den Engeln Gottes gleich sein / Matth. 19. Das fürnembst wird sein / das wir Gott nicht mehr im dunckeln Wort erkennen / sondern von Angesicht zu Angesicht anschawen werden. Vnd werden nicht allein wissen / wer er sey / sondern auch mit der that fühlen / wie veterlich er gegen vns gesinnet sey / vnd in anschawung vnd geniessung solcher seiner veterlichen Göttlichen güte vnd Herrligkeit Selig sein. 1. Cor. 13. Wir sehen jtzt durch einen Spiegel in einem Tunckeln Wort / denn aber von Angesicht zu Angesicht. Vnd / 1 Johan. 3. Wir werden jhn sehen wie er ist. Paulus erkleret es noch deutlicher / 1. Cor. 15. Gott wird alles in allen sein / an Gott werden wir gnug vnd alles haben / vnd ausser Gott / keiner andern güter bedürffen noch begeren. Aus diesem allem nun wird an den gleubigen in jener Welt eine solche Freude erfolgen / die mit gedancken nicht zubegreiffen / geschweige mit Worten mag außgesprochen werden. Vnd das alles fasset Dauid mit den wenig Worten / da er sagt: Ich wil wandeln für dem Herrn / im lande der Lebendigen.
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Dieses nun so wir bißher vom ewigen Leben berichtet / sol vns zur Lehr / zum Trost / vnd zur Vermanung dienen. Zur Lehr / das wir nicht zweiffeln / es werde nach diesem Leben ein anders erfolgen / vnd das wir auch so viel bescheid dauon wissen / als Gott vns in seinem Wort geoffenbaret hat. Zum Trost sol es vns dienen in allem Creutz vnd wiederwertigkeit / das wir außdauren vnd wissen / es werde eine zeit kommen / da Gott alle Threnen von vnsern Augen abwischen / vnd vns alles Leids ergetzen werde. Seid frölich vnd getrost / sprich CHristus / Matth. 5. Es wird euch im Himel wol belohnet werden. Vnd / 2 Cor. 4. spricht Paulus: Vnser Trübsal / die zeitlich vnd leichte ist / schaffet eine ewige vnd vber alle maß wichtige Herligkeit / vns / die wir nicht sehe̅ auff das sichtbare / sondern auff das vnsichtbare. Den̅ was sichtbar ist / das ist zeitlich / was aber vnsichtbar ist / das ist ewig. Das hat die heiligen Gottes so freudig gemacht / das sie alle noth vnd gefahr vberwunden / vnd sich für dem Tod selbst nicht entsetzet haben. Darumb spricht Hiob in seinen grossen nöthen: Ich weiß / das mein Erlöser lebet / vnd er wird mich hernach auß der Erden aufferwecken / vnd werde darnach mit dieser meiner Haut vmb
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geben werden / vnd werde in meinem Fleische Gott sehen / denselbigen werde ich mir sehen / vnd meine Augen werden jhn schawen / vnnd kein frembder Cap. 19. Also tröstet sich Paulus / wie er weis / das er nun bald sterben sol / 2. Tim. 4. Ich werde schon geopffert / vnd die zeit meines Abschiedes ist verhanden / hinfort ist mir beigelegt die Kron der Gerechtigkeit / welche mir der HErr an jenem Tage / der gerechte Richter / geben wird. Daher sind die Merterer so frölich hinan gangen. Wie wir vnter andern / von dem heiligen Babyla / Bischoff zu Antiochia / lesen / als er mit seinen dreyen Söhnen zur Marter geführt worden / das er eben diese Wort aus diesem 116. Psalm widerholet. Sey nun wieder zu frieden / meine Seele / denn der HERR thut dir guts / etc. Damit nieder gekniet / vnd den Geist auffgegeben habe. Das sol vns auch zur vermanung dienen / das wir nicht hingehen wie das Vihe / vnd allein auff das jrdische Leben es setzen / sondern das wir für allen dingen nach dem ewigen trachten. Da sol stets in vnsern Ohren Klingen / das CHristus sagt / Matth. 6. Ttrachtet am ersten nach dem
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Reich GOTtes vnd nach seiner Gerechtigkeit. Vnd Matth. 16. Was hülffs den Menschen / so er die gantze Welt gewünne / vnd neme doch schaden an seiner Seelen? Wie aber die sache anzustellen sey / das wir das ewige Leben ererben mügen / das höret E. L. offt. Mit einem Wort / wir sollen Busse thun / vnsere Sünde erkennen / vns Christi verdienstes trösten / vnd mit gedult / in guten wercken / nach der Seligkeit ringen / Rom. 2. Wie also Enoch / Mose / Elias / Lazarus / vnd andere / nach dem Kleinod getrachtet / vnd es durch Gottes gnade / dauon gebracht haben / denen sollen wir folgen. Lassen wir aber die Busse fahren / vnd stellen vns dieser Welt gleich / so stehen wir vns selbst im liechten / vnd haben solches heut oder morgen mit dem Reichen Man / niemand anders / als vns selbst zu klagen. Aber wol dem / der sich warnen lest.

Beschlus.
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WIr haben jtzo zur Erden bestattet / Weiland den Ehrnuesten vnd Hochgelarten / Christoff Strauben / F. B. bestalten Rath vnd Hoffgerichts assessorem, seliger gedechtnis.
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Was nun seine Geburt vnd ankunfft belangen thut / dieweil er alhie in der Nachbarschafft entsprossen / vnd es vns bekant / So achte ich nicht von nöthen sein / etwas dauon zuberichten. Seinen lauff aber vnd Leben betreffend / nach dem er in seiner jugent / auff beiden hohen Schulen Erfurdt vnd Leiptzig gestudieret / so ist er (one zweifel aus sonderlicher schickung Gottes) Anno 1558. gen Wolffenbüttel zu hofe kommen / alda er anfenglich auff der Cantzley Botenmeister / hernach aber Hoffgerichts Secretarius gewesen / bis er Anno 1571. zum F. Rath vnd Hoffgerichts assessorn bestelt worden / in welcher bestallung er bis an sein ende geblieben ist. Es hat aber der Herr Christoff Straube / in solchen seinen vnterschiedlichen bestallungen / sich jederzeit dermassen vernünfftig / auffrichtig vnnd Christlich erzeiget / das er nicht allein bey vnser lieben hohen Obrigkeit in ansehen gewesen / sondern auch von menniglich zu hofe / vnd im gantzen Lande / ist cer lieb vnd wert gehalten worden. Dieweil aber das fürnembst am Menschen ist / ware Gottseligkeit / so ist gedachte Person derselbigen / in jhrem Leben / dermassen zugethan gewesen / das sie dißfals meines lobes nicht bedarff hat. Gottes Wort hat er von hertzen lieb gehabt / fleissig gehört / das Sacrament des Leibes vnd
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Bluts Christi / mit den seinen offtmals / vnd zwar mit grosser andacht / pflegen zugebrauchen. Nicht allein aber hat er Gottes Wort in der Kirchen neben andern Christen gehört / sondern auch zu Hause mit lesen vnd meditiren in Göttlichen sachen / gleich einem Theologo, fleissig angehalten. Die Bibel ist jhm wol bekant gewesen. In der Vätter schrifften vnd D. Luthers Büchern hat er viel zeit zugebracht. Summa / seine grosse lust in seinem gantzen lebe̅ ist gewesen / mit betrachtung Gottes Worts vmzugehen / vnd mit andern leuten dauon zu reden. Sonderlich aber so ist sein täglich Hand vnd Betbuch gewesen der Psalter Dauids / welchen er jhm dermassen bekant gemacht / das er auch dißfals vielen Predigern es zuuor gethan. Dieweil er nun Gott vnd sein Wort also für Augen gehabt / so ist jhm dasselbige auch wiedrumb reichlich eingebracht worden. Denn wer mich ehret / spricht Gott / 1. Sam. 2. den wil ich wider ehren. Vnd die Gottseligkeit ist zu allen dingen nütz / vnd hat die verheissung / dieses vnd des zukünfftigen lebens / 1. Tim. 4. Also hat Gott gedachter Person alles wiedrumb erstattet mit Ehr vnd ansehen: mit Reich
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thumb: fridlichem Ehestand / den er in das 34. Jar mit seiner haußfraw besessen: mit acht Kindern / die noch alle am Leben: mit glück an Kindern: mit hohem alter vnd bestendiger gesundheit / etc. Seinen Abschid aus dieser Welt belangend / nach dem er das vorige Jar etwas vbel auffgewesen / als ist er vmb verschiene Fastnach mit der Brust Kranckheit befallen. Vnd ab sichs wol etliche mahl zur besserung mit jhm angelassen / so hats doch dem lieben Gott anders gefallen / also / das er am verschienen Mitwochen / war der 1. tag Julij / zu Abend vmb 4. Vhr / diese Welt gesegnet / vnd im friede abgeschieden ist. Wie er aber in gesunden tagen Gottes Wort lieb gehabt / also hat er auch in seiner Kranckheit dasselbige in acht genommen / gern dauon geredt vnd hören reden. Das Gebet aber ist seine einige zuflucht gewesen / welches er mit grosser andacht auff seinem Lager verrichtet / auch ander Leute / das sie für jhn bitten wolten / vermanet hat. Gott hat auch endlich sein Seufftzen erhöret / vnd jhm / da er vnd andere gemeinet / es würde sich noch lange verziehen / mit einem schleunigen vnd sanfftem ende hindurch geholffen.
|| [ID00049]
Also hat er nun alle mühe vnd noth vberwunden / sitzet jtzo in Abrahams Schoß / vnd geneust ewiger Frewd vnd Seligkeit. Darumb wir vns vber seinem Abschied nicht bekümmern / sondern viel mehr darnach trachten sollen / das wir jhm in der Gottseligkeit folgen / vnd also heut oder morgen auch ein Seliges ende dauon bringen mügen. Darzu vns allen verhelffe / Gott Vater / Son / vnd heiliger Geist / die heilige Dreyfaltigkeit / Hochgelobt in Ewigkeit / AMEN.
|| [ID00050]

EPITAPHIVM IN OBITVM CLARISSIMI VIRI, VIR TVTE & DOCTRINA PRAESTANTIS, Dn. CHRISTOPHORI STRVBII, Reverendissimi & Illustrissimi Principis ac Dn. D. Henrici Iulij, postulati Episcopi Halberstadensis, & Ducis Brunsuicensis ac Lunaeburgensis, Consiliarij, celsitudinisq eius Dicasterij Assessoris praecipui, qui 1. Iulij, Anno 1601. Bocnemij, in vera invocatione filij Dei, expiravit, quinto ejusdem honorificè ibidem sepultus,
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auctore M. IOHANNE STRVBIO, ECCLESIAE BOCNEMENSIS PASTORE & Superintendente generali.
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CHRISTOPHORVS vitae defunctus ST RVBIVS usu, Hoc sua, post obitum, condidit ossa loco. GANDESIA huic ortum dedit: ast ERFVR DIA culta, LIPSIAq in studijs erudiêre bonis.
|| [ID00051]
Principis hinc GVELPHI juvenis defertur ad aulam, Primaq IVDICIO munia laude probat Donec lustra duo transirent vnus & annus, Tunc majus cepit rebus adesse decus. Namq Assessorum numerum collectus in ipsu̅, Judicio votis adfuit inde suis. Quin etiam superis asscriptus IVLIVS Heros, Hunc â Consiliis maluit esse sibi. Maluit & IVLII successor amabilis: usq Vsus Consilio est illius ille viri. Officiis autem lustris his STRVBIV Socto, Perfunctus tanta dexteritate fuit: Vt princeps ipsum, simul omnis principis aulae, Principis & tellus quicquid, amaret, habet. Cum veró Pietas homini sit maxima virtus, Mortuus ac expers sit pietatis homo: Virtutem certè sectatus STRVBIVS istam Est ita, nullius ut laudis egere queat. O quantois studio sacras properabat ad aedes, Ad populum sermo cùm faciendus erat! Quàm sese attentum praebebat & auribus! ulla Irrita non illi vocula sparsa fuit.
|| [ID00052]
Quid dicam, quanta fuerit pietate SYNAXI Vsus! quàm fuerit ritus & ille frequens! Nec verò auditor verbi modò sedulus ille: Crebra sed acceßit lectio sacra domi. BIBLIA sic ipsi notißima sancta fuerunt, Jeßeae inprimis carmina culta lyrae. Acceßère quibus PATRVM doctißima scripta, Aureus atque labor, sancte LVTHERE, tuus. Hincjngens rerum sacrarum copia, & inde Theologus, (dici si voluißet) erat.
Et quoniam Pietas cultoribus omnia reddit, Reddidit & STRVBIO scilicet illa vices. Cui decus in vita summum: res ampla: torusque Cui septem lustris, litibus absque, fuit. Pignora cui thalami bis quattuor: illaque viva Omnia: cui Generi dotibus eximij. Bis septem lustris cui vivere fata dederunt, Firma valetudo quemque secuta fuit. Cui tandem, elapso fatali tempore, vitam Optato Dominus claudere fine dedit. Quique est post obitum terrae mandatus honestè, Defunctum multa plebe sequente virum.
|| [ID00053]

Nunc gravibus curis, post ultima fata, solutus, Sedibus aetherijs gaudia mille capit. Moxerit, ut CHRISTVS judex in nubibus astet: Tuncrediviva caro jußa resurget humo. Tunc etiam STRVBIVS vultus ostendet avitos, Et CHRISTO à dextra parte locatus erit. Qui sibi fidentes pariter coelestibus oris Inferet: ôutinam lux ea adeße queat!
Interea placidis, reru̅ ò Moderator, habenas Committe & pura relligione viris. Quinque á consilijs sunt illis, fac PIETATIS, Fac, ut IVSTITIAE munera rite, probent. CHRISTOPHORVSSTRVBIVS quod fecit gnaviter olim, Cui nunc in coelis alma parata quies.
|| [ID00054]

Auff Deutsch also:
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CHristoffer Straub / der from̅e Man / Alhie thut seine Ruhstet han. Gandersheimb war sein Vaterland / Gen Erfurd vnd Leiptzig gesand / Bis Funfftzig acht die jarzahl kam / Alda man jhn gen hofe nam Ins Hoffgericht: bis siebentzig Vnd eins die zahl vermehret sich / Daselbs er höher ehr bekam / Im gricht Assessor war sein Nam / Die Rathstub auch bekleidet hat / Als Fürstlicher bestalter Rath. Zusamen drey vnd viertzig Jar In Fürstlicher bestallung war. In disen diensten allesambt / Dermassen abr in seinem Ambt Sich Christoff Straub gehalten hat / Das er den Namen mit der that Eins fromme̅ vnd Christlichen Mans / Bey men̅iglich des gantzen Lands /
|| [ID00055]
Bekommen hat: auch lieb vnd werth Gehalten ist / vnd wol geehrt.
Dieweil aber Gottseligkeit Den Mensche̅ vorauß wol bekleidt / Als hat diese gedacht Person Ihr die auch beuohlen sein lon. Hilff Gott / wie eifrig war der Man / Wenn man solt zu der Kirchen gan! Mit was andacht er sasse dar / Wie lieb jm Christi Nachtmal war! Nicht aber in der Kirch allein Er Gottes Wort hört in gemein: Sondern dasselbe auch betracht Zu Hauß / viel zeit damit zubracht. Die Bibel war jhm wolbekandt / Der Vätter schrifft er hat zur hand / Auch Luthers Bücher vleissig laß / Kein gmeiner Theologus waß. Fürnemblich aber jhm für alln Der liebe Psalter thet gefalln /
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Damit er vmbgieng früe vnd spät / Vnd alles wol durchleutert het.
Weil er nun Gott so hat geehrt / Hat jhm derselb wiedrumb beschert Viel Segens im dem leben sein: Gottseligkeit hat groß gewin. Ehr Reichthum / friedlicher Ehstand / Vnd glück an Kindern ka̅ zuhand. Ein ehrlich alter auch danebn / Sechtzig neun Jar erreicht im lebn. Endlich im frid gescheiden ab / vnd Christlich ist gebracht zu grab / Sitzet jtzo in Abrams Schoß / Gneust grosser Freuden ohne maß. Bald wird erscheinen Gottes Son / Vnd lassen hören die Posaun / Da wird auch dieser selig Man / Von dem Grab wider aufferstan / Vnd werden wir mit jhm zugleich Denn kommen in das Himelreich /
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Vnd geniessen ewiger Freud / Hilff Gott das doch bald ko̅ die zeit! Vnter des gib fromm Obrigkeit / Vnd ordne jhr zu solche Leut / Die gricht vnd Grechtigkeit lieb han / Als Christoff Straube hat gethan.

EPITAPHIVM EIVSDEM.
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PEctore qui Christum, non tantum nomine, geßit, Strubius, hoc voluit condere me̅bra solo. Spiritus at caeli sublimia regnapetivit, Inque sinu Abrâmigaudia vera capit. Res, fateor, gravis est, adamatas linquere terras, Dulce sed in coelis vivere, Christe, tibi. Rumpe moras igitur, ru̅patur machina Mu̅di, Et canat aethereus claßica laeta chorus. Ecce, venit Deus, ecce, pijs nova gaudia surgu̅t, En, jamjam coeli regia laeta patet. Basilius Satler, D. amico veteri f.
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Versio Germanica.
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DEr Christum trug in Hertz vnd muth / An diesem orth sanfft ruhen thut. Sein Seel jetzt schwebt für Gottes thron / In Abrams Schoß frölich vnd schon. Die Welt verlan ist schwer vnd hart / Dort aber ist die Selig fart. Eil doch Herr Gott vnd machs behendt / Das Himlisch Feldgeschrey nur sende. Ach schaw / Gott kümbt mit grossem schall / Wir Singn vnd Jauchtzen alzumall. R. H.

ALIVD. CHRISTOPHORO STRVBIO, Seniori, TRIVM PRINCIPVM & Ducum Brunsuicensium, HENRICI & IVLII, Laudatissimae memoriae Illustrissimoru̅, nec non Illustrissimi HENRICI IVLII, Consiliario bene merito (qui piè atque religiosè decessit Septuagenarius, ANNO CHRISTI M. DCI. Cal. Iul.) superstites conjunx & liberi moestissimi, conjugi, patrique carissimo, honorificae memoriae ergò H. M. P. CC.
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CHristophori Strubij sunt isto conditasaxo Ossa, suprà Mens est, nomen in orbe super. Ganda illum genuit, docuit jus Lipsia, mores Ipsa Themis, fovit curia Gvelphiadûm. His ut heris jam lustra nove̅ serviret ad Ocru̅, Nec meritis vlli, nec probitate minor, Mors, ea acerba quide̅ sed tempestiva, trahebat Grandaevum, JESVS spes morientis erat. Successus hic ut placidos juvenique senique, Emerito placidum sic dedit & tumulum. En sua respondit vitaemors, vltima primis: Nemo volet melius vivere, nemo mori. Henricus Petreus, D. Principal. Brunsuicens. Consiliarius VVolferbyt.

Honestißimae & pijßimae Viduae, Filijs, cognatis & amicis, A MPLISSIMI, CLARISSIMI ET DOCTISSIMI viri, Dn. CHRISTOPHORI STRVBII, Reverendissimi & Illustrissimi principis ac Domini, Dn. HENRICI IVLII, Postulati Episcopi Halberstadensis, Ducis Brunsuicensis, & Lunaeburgensis, &c. laudatissimi olim consiliarij P. M. in vera fide & agnitione Iesu Christi, placidè in Bockenheim 1 Iulij defuncti, & 5 Iulij ibidem, in Choro Templi, honorificentissimè sepulti, ANNO 1601.
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|| [ID00060]

MIttite quaeso pias lacrymas, & flectite luctum, De socio vitae, deque parente pio. Hujus enim pietas, candor, spectataque virtus, Omnibus innotuit non sine laude viris. Vir fuit apprimè doctus, mansuetus, honestus Vix habuit simili conditione parem. Quinque suae vitae cùm lustra peregerat, annum, Atque vnum praestans aulicus ille fuit. Mox indefesso studio pia gnaviter illic, Floruit ipsius curia justitiae. Floruit octo quidem sic lustra, simulque per annos Tres VVolfferbyti lex pia, jusque sacrum, Pectore magnanimis fido sex lustra, perenni Consilio Ducibus praefuit interea. Legibus ex scriptis magnas componere causas Scivit & attribuit cuilibet arte suum. Scivit & ex sacris solatia magna referre, Haec coluit puro pectore laetitia Conjugium duxit placidum sex lustra, simulque Tres annos magna cum pietate quidem. Quinque sibi natos, tres natas conjuge dulci Suscepit, liciti pignora grata tori.
|| [ID00061]
Incolumes omnes hos post sua fata reliquit, Quis neget, esse boni munera summa Dei? O quant â studuit sobolem pietate, fideque Informare suam sumtibus eximijs. Omnipotens prolem ad magnos evexit honores, Et reliquis certè praemia magna dabit. Mittite quaeso pias lacrymas & flectite luctum De socio vitae, deque parente pio. Nam vitae cursum placida cum morte peregit, In Christo vivit mens pia: grata Deo. Consolationis & recordationis ergò Ditrichus Muller, Ecclesiae Netten sium & Bultensium, in praefectura VVoldenbergensi pastor.

THRENODIA CONSOLATORIA, in obitum Clariss: & Consultiss: Viri Dn. CHRISTOPHORI STRVBII, senioris.
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VT nube Caelum cùm fuerit nigrâ Pavendum, & atris fulminibus minax,
|| [ID00062]
Oves vagantes pastor arvo Providus in sua septa ducit:
Ne, si qua terras laeserit ustio, Montesque fulmen grandine presserit, Malo trementes conterantur, Et pereant socio bidentes:
Sic hunc solutum complicibus malis Lethum antevortit, Scilicet vltio Si comprimat poenis iniquas, Inveniatur abesse, gentes.
Sed nos tamen desiderio modum, Metamque, tam cari Capitis, suam Negamus, in tuto timentes Huîc graviora pericla portu.
At ille multis flebilis occidit Doctis, bonis, & flebilior suis. Id esto: Per mortem beatis Caelicolis sociatus hospes.
Nónne è supernis dijs moderantibus Mali quid ortum dicere sit nefas? Hinc caeca mors suos putatur Non aliunde movere gressus.
|| [ID00063]

Omnes mori isthinc cogimur, omnium hinc Versatur vrna: serius, ocyus, Sors exitura, & in beatum Concilium impositura vitae.
Morte ergo nil sit dulcius & magis Nil expetendum, quae tetricis malis Nos eximens, cara quiete Mox beat, & meliore vita.
Certè mentis quodlibet in nefas Mundi retardet te facies, minùs Optes, ut hîc diu morari, Hospitium squalidum perosus.
Vides, ut averso fugiat pede Caeli juventas, & decor, arida Pellente Convexi favores Canicie, facilesque fluxus.
Quin ipsa tellus tot querimonijs Referta, quae non dura gemit mala? Dura atriorum, dura templi, Dura domus mala, dura belli.
Quocunque te vertas, velut agmine Facto insequuntur, quum minimum putes:
|| [ID00064]
Nil Mundus hc est, praeter atri Quàm pelagus, baratrumque luctus.
Mors omnia haec aufert, abigit, fug at, Malosque, quos tristitibi dempserit, Apponet annos faustiores, Nulla timenti aliunde fata.
Tum nulla Clades, nulla pericla Visentur, in Caelis, ubi gaudijs Frueris aeternùm infinitis, Sanguine, Christe, tuo redemptus.
Illuc receptus STRVBIVS, in sinu Laetus Iehovae delitias agit, Nec quas olim sectatus aulas Sedibus in superis moratur.
Sic inquiens: Ah aula laboribus, Caecaeque technis invidiae scatens, Malum vocaris dulce, fallax Ambiguis, dubijsque curis.
Eja vale: nunc, nunc, ego mitibus Mut are pergam tristia: dum mihi Factis recantatis amicus, Me miserans, Deus ipse salvat.
|| [ID00065]

Et mox sepultum Corpus (idest ratum) Tellus revulsum visceribus suis Reponet, ac tradet priori Sanctaeanimae socialitati.
Aulae vetus, Caeli incola nunc novus, Sic dicet, Et nos in lacrymas juvat Ea inter îsse? Ecquis beatum Foenore nobiliore malit?
Ergo quiescens irrevocabilis, Caelo, soloque exceptus agat. Fuit Dijs carus ipsis, dîjs amicus, Amplivagae patriae columna.
Immunis aram cùm tetigit manu, (Quod saepius factum fuit, & probè) Mollivit aversum lehovam Corde pio, & precibus profusis
Judex honestum praetulit utili, & Caussas malorum, & dona nocentium Alto rejecit vultu, & aequa Distribuit sua jura lance.
Vindex iniquae fraudis, & abstinens Trahentis ad se cuncta pecuniae
|| [ID00066]
Illi fuit mens, & secundis Temporibus dubijsque constans.
Fruiparatis, & validò Deus Donavit ipsi rebus, & integra Cum mente: Sic canam senectam Fine bono, placidoque clausit. David VVindanus, Haringensis Ecclesiae P. FINIS.


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