Transkription

Hermetischer Probier Stein : Darauff nicht allein alle und jede in deß Oswaldi Grollii intitulirten Alchymistischen Königlichen Kleynod befindliche process und Chymische Artzneyen examiniret und auff die Prob gesetzet/ sondern dieselbe auch mit unterschiedlichen andern schönen und nützlichen durch selbst eygnen Handgriff und tägliche Erfahrung approbirten Artzneyen vor diesem in Lateinischer Sprach vermehret und verbessert worden / Von Johann Hartmann/ der Artzney D. Fürstlich-Hessischen gewesenen weitberühmbten Leib Medico und Professorn zu Marpurg ...
Croll, Oswald
[Inhaltsverzeichnis]
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D. O. M. A. Osvvaldi Crollii Weterani Hassi
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Chymiſch Kleynod.
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Hiebevor zwar außgangen
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Jetzo aber durch den Hochgelehrten Johann Hartmannum M. D. gemehrt verbeſſert/ mit nothwendi= gen Notis ſpagyricis zu Erlaͤuterung der Artzneyen/ geziert/ vnd zum E???ſten mal/ neben dem Hermetiſchen Wunderbaum/ in Truck außgangen/ allen Doctoren, Apoteckern/ Laboranten, Balbierern vnd maͤnniglichen ſehr dienlich vnd nuͤtzlich.
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Hermetiſcher Probier Stein/ Darauff nicht allein alle vnd jede in deß Oſvvaldi Grollii intitulirten Alchymiſtiſchen Koͤniglichen Kleynod befindliche proceſs vnd Chymiſche Artzneyen examiniret vnd auff die Prob geſetzet/ ſondern dieſelbe auch mit vnterſchiedlichen andern ſchoͤnen vnd nuͤtzlichen durch ſelbſt eygnen Handgriff vnd taͤgliche Erfahrung approbirten Artzneyen vor dieſem in Lateiniſcher Sprach vermehret vnd verbeſſert worden.
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Von Johann Hartmann/ der Artzney D. Fuͤrſtlich=Heſſiſchen geweſenen weitberuͦhmbten Leib Medico vnd Profeſſorn zu Marpurg an jetzo aber auff vielfaͤltiges begehrn.
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Neben angehengten Crolliſchen Tractaͤtlein von den jnnerlichen Si= gnaturen oder Zeichen aller Dinge vnd dem Hermetiſchen Wunder= baum/ dem gemeinen Nutzen zum beſten ins Teutſche verſetzet.
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Franckfurt am Mayn/ In Verlegung Johann Gottfried Schoͤnwetters.
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M. DC. XXXXVII.
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Vorꝛede Deß Verlagers dieſer Translation, An den großguͤnſtigen Leſer.
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DAß ich/ guͤnſtiger lieber Leſer/ dieſes edele Kley= nod/ die Baſilicam Osvvaldi Crollii, in vnſere hoch= teutſche Sprach verſetzen laſſen/ zweiffelt mir nicht/ es werden ſich der jenigen nit wenig finden/ die ſolches auff das allergrawſambſte werden ſchelten vnd mir nit allein zum aͤrgſten deuten/ ſondern auch voꝛwerffen/ als habe ich das Lateiniſche Exemplar vnſers Authoris entweder nicht geleſen/ oder doch zum wenig= ſten nicht verſtanden: Sintemal derſelbige gleich in dem andern Blatt ſeiner Erinnerungs Vorrede ſelbſten bekennt/ es werden ſeiner Vorſor= ge nach viel wider jhn aufftretten/ vnd jhne wegen dieſer ſeiner Publica- tion einen Verbrecher der Hermetiſchen Sigill intitulirn, als der deß Hippocratis Geſetzes vneingedenck die Thuͦr aller Geheimnuſſen eroͤff= net/ vnd die koͤſtliche Perlen den vnwuͦrdigen vnd garſtigen Saͤwen vor= geworffen/ vnd was daſelbſten fuͦr dergleichen Einwuͤrff mehr zufinden. Da nu er ſolcher Verweiſtthumb ſich beſorgt/ wie vielmehr hab ich mich eben derſelbigen/ vnd noch viel groͤſſerer Nachrede vnd Laͤſterwort zube= fahren/ als der ich es in der jenigen Sprach/ in welcher es der Author ſelbſt gegeben/ vnd nunmehr zu vnterſchiedlichen malen publicirt, nit verblei= ben laſſen/ ſondern in vnſere allgemeine Mutterſprach vberſetzen laſſen/ in welcher der falſchen vnd Henckermaͤſſigen Goldmacher/ Keſſelſehmel= tzer/ Landſtreicher/ muͤſſigen Dorffpfaffen vnd verdorbenen Goldſchmid vn̅ Apothecker ein ſo vber groſſe Maͤnge zufinden/ die ſolche meine Tarns- lation zu vieler Leut Schaden vnd Betrug/ vnd jhrem boßhaftigen Vor= theil moͤchten mißbrauchen/ dieſelbige wie die Schwein eines Bettlers= Sack durchſtoͤren/ vnd mit jhren vnflaͤtigen Ruͤſeln herumb wuͤhlen: Zu welchem allem dann ich vieler Leuth Beduͤncken nach groſſe Anlaß vnd Vrſach gegeben.
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Aber gleich wie ſich vnſer Author ſelbſten ſehr fein entſchul= diget/ daß/ gleich wie man ſich vor dem gemeinen boͤſen vnd vnwuͤrdigen Geſindlin der offenbahrten Theologiſchen Geheymnuſſen den Philoſo= phiſchen ſehr fuͦglichen mit einvermiſcht (zwar kurtzen/ jedoch verſtaͤndi= gen Worten) aller Dinge nichts zubefahren/ dieweil ſie nemlich den Geiſt der Weißheit nit haben/ vnd es wegen jhres groben Verſtands nit faſſen koͤnnen: Eben alſo/ ſagt er/ werden auch dieſe Chymiſche Arcana von den faulen/ vngeuͦbten vnd vnwiſſenden Veraͤchtern wol vnerforſchet bleibe̅.Alſo/ guͦnſtiger Vertrawter Leſer/ bin vnd gelebe auch ich der gaͤntz= lichen vngezweiffelten Hoffnung/ es werden auch die vorerzehlte Lotter= buben/ vnd Gewiſſenloſe Landbetrieger in dieſer vnſerer Translation in einem jeden Recept vnd Secret mehr dann genugſamb finden/ das in jh= re dumme Eſelskoͤpff nicht wird eingehen vnd zubringen ſeyn.Die groͤſte vnd fuͦrnembſte Vrſach aber/ warumb ich ſolche Muͤhe auff mich genommen vnd dieſe Vberſetzung nit zwar ohne groſſen Vn= koſten verfertigen laſſen/ iſt fuͤrnemblich/ dieweil ich zu vnterſchiedlichen malen nicht allein glaubwuͤrdig berichtet worden/ als gehen andere Auß= laͤndiſche Buchfuͤhrer mit eben dieſen Gedancken vmb/ ſondern es haben auch deren etliche mir ſolch jhr Vorhaben in Schrifften entdeckt vnd ob es mit meiner Verwilligung geſchehen koͤnte/ zuwiſſen begehret.Derowegen/ dieweil ich geſehen/ daß ob ich ſolche Dollmetſchung vnterlaſſen/ ſolche gleichwol jhren Fortgang haben/ vnd vielleicht nicht nach Gebuͤhr verrichtet wuͦrde/ als habe ich mich/ als der ich allein vber dieſes Werck/ es werde in welcher Sprach es jmmer woͤlle getruckt/ das Privilegium erlangt/ vmb einen geuͤbten Translatorem beworben/ denſel= bigen auch nach langem Vmbfragen vnd fleiſſigem Nachforſchen ange= troffen/ mit groſſem Bitten vnd Flehen darzu vermoͤcht/ vnd endlichen mein Begehren erlangt. Was aber derſelbige fuͦr Fleiß angewendet/ vnd ob er es in allem getroffen/ ſetze ich zu deß Verſtaͤndigen Leſers vffrichtige Erkantnuß/ vn̅ thu mich in deſſelbige̅ Gunſten gantz dienſtlich empfehlen.

An alle Wiederwaͤrtige dieſer Kunſt.
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Privilegium Cæſareum.
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FERDINANDVS SECVNDVS Divina favente clementia Electus Romano- rum Imperator ſemper Auguſtus, ac Ger- maniæ, Hungariæ, Bohemiæ, Dalmatiæ, Croatiæ, Sclavoniæ, &c. Rex Archidux Auſtriæ, Dux Burgundiæ, Stiriæ, Carinthiæ, Carniolæ & Wirtembergæ, &c. Comes Tyrolis, &c.Agnoſcimus & vigore præſentis Diplo- matis notum facimus univerſis, Quod cum Noſter & Sacri Imperii fidelis dilectus Godefridus Tampach Civis & Bibliopola Francofurtenſis ſuppliciter Nos rogarit, poſtquam ante quam plures annos, cum aſſenſu & licentia Oſuualdi Crollii, quem Diplomate Typographico decennali aug. mem. Imperator Rudol- phus, Dominus patruelis & prædeceſſor noſter colendiſſimus clemen- ter muniverat, ejusdem ſupradicti auctoris Basilicam Chymi- cam præſtantiſſimis Chymicorum Remediorum è lumine Gratiæ & Naturæ deſumptorum experimentis refertam in publicum ediderit, eoque nomine ultra ſumptus, labores quoque & moleſtias haud leves ſenſerit, ut ipſum denuò ſuper hoc ipſo Opere, quod publicæ utili- tatis cauſa rurſum prælo ſubmittere cupiat, Privilegio Impreſſorio ad decennium contra æmulatorum fraudes ſecurum reddere dignaremur. Nos ſane pro benigno deſiderio noſtro, ut tuendæ valetudini lucu- brationes oportunæ in utilitatem publicam redundent, & qui eo no- mine deſudant indemnes conſerventur, humilibus iſtiuſmodi precibus deeſſe noluerimus.Quamobrem auctoritate noſtrâ Cæſareâ univerſis & ſingulis Ty- pographis, Bibliopolis, & aliis quibuſcunque librariam negotiatio [ID00011] nem exercentibus ſeriò præcipimus, ne quis prædictam Oſvvaldi Crol- lii Basilicam Chymicam, & Latino idiomate conſcriptam, & in Germanicum translatam per decem annorum ſpatium, à prima cu- iuſque editionis die computandum intra Sacri Romani Imperii Regno- rumque & Dominiorum noſtrorum hæreditariorum fines, ſimili aut alio quovis typo vel forma, ſive in toto ſive in parte recudere, alio recudendam dare velalibi etiam impreſſam adducere, vendere aut di- ſtrahere, clam vel palam citra voluntatem & conſenſum prænominati Godefridi Tampach, eiuſque hæredum præſumat.Si quis vero ſecus fecerit, & Privilegium hoc Noſtrum Cæſa- reum ſpernere, negligere, aut transgredi auſus fuerit, eum non ſo- lum huiusmodi libris perperam quippe recuſis & adductis (quos qui- dem Tampach illiusque hæredes & mandatarii ubicunque deprehen- ſos, ſive propriâ auctoritate, vel Magiſtratus illius auxilio ſibi vendi- care poterunt) de facto privandum, verum etiam pœna decem marcharum auri puri Fiſco Noſtro Cæſareo fraudis vindici, & ſæpe- dicti Tampach eiuſve hæredum uſibus ex æquo pendenda decerni- mus, omni ſpe veniæ ſublata, mulctandum, Dummodo tamen dicta Basilica, nihil in ſe ſcandaloſum, Orthodoxæ Religioni Catholi- cæ, Sacrique Romani Imperii Conſtitutionibus adverſum, vel bonis moribus contrarium, ſive in præfatione, ſive in contextu, vel alias contineat, Et jam dictus Tampach terna ut minimum exemplaria propriis ſumptibus quamprimum ad Cancellariam noſtram Imperia- lem tranſmiſerit, Mandamus ergo univerſis & ſingulis noſtris & Sa- cri Imperii Regnorumque & Dominiorum noſtrorum hæreditario- rum ſubditis & fidelibus dilectis, cuiuſcunque ſtatus, gradus, ordinis, conditionis, dignitatis aut præeminentiæ exiſtant, tam Eccleſiaſticis, quam ſæcularibus, præſertim verò iis, qui in Magiſtratu conſtituti, vel proprio vel ſuperiorum ſuorum nomine & loco juris & juſtitiæ adminiſtrationem exercent, ne quenquam Privilegium hoc Noſtrum Cæſareum temere & impune transgredi, violare aut ſpernere patian- tur, quin potius contumaces, ſi quos compererint, præſcripta pœna plecti, aliisque idoncis modis coerceri curent, quatenus eandem mulctam evitare, & graviſſimam indignationem Noſtram incurrere noluerint.
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Harum teſtimonio literas manu Noſtra ſubſcriptarum, & Sigilli Noſtri Cæſarei impreſſione munitarum. Datum in Civitate Noſtra Viennæ die quintamenſis Martii, Anno Domini milleſimo, ſexcenteſi- mo vigeſimo ſecundo, Regnorum Noſtrorum Romani tertio, Hunga- rici quarto, & Bohemici quinto.FerdinandusLocus SigilliAd mandatum Sacræ Cæſareæ Majeſtatis propriumV. HL. von Vlm propr.Hermannus Queſtenberg.
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OSWALDI CROLLII Erjnnerungs Vorrede An den Bottsfuͤrchtigen vnd guthertzigen Leſer.
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In welcher nach der offenbahren vnd erwieſenen Fuͦrtreff= lichkeit vnd deß Menſchen/ als der kleinen Welt/ weit vorgehenden Herꝛligkeit/ ſo bißhero von wenigen in acht genommen/ von beyderley Philo- ſophiæ, nemblich der Gratiæ vnd NAturæ aller tieffſten vnd ver= borgenſten Geheimnuſſen gehandelt wird.
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VB wol/ großguͤnſtiger vn̅ guthertziger Leſer/ ( Pſ. 125. ſect. 9. Matth. 5. Io- han. 1. ſect. 5. Strabo: Alsdann fol= gen die ſterbli= che Menſche̅ den Goͤttern am allermei= ſten nach/ wann ſie ſich gutthaͤ= tig erzeigen. Matth. 5. Luc. 19. Victor. ) die Roͤmer jhren Angeronem, vnd die Griechen jhren Hippocratem der Verſchwiegenheit geruͤmbt. Vnd gleichs= falls auch alle Philoſophi die Geheymnuſſen vnnd Schaͤtze der Natur/ den vnflaͤtigen vnd gleichſamb vnaußgeſauberten oder vnreinen Perſon zueroͤffnen/ nach deß Actæonis Exempel/ zum allerhoͤchſten verbotten: Jedoch dieweil vns Gott der Himmliſche Vatter/ als die die helle vnd klare Sonne/ mit ſeinen Gaben alleſampt vberfluͤſſig anſcheinet/ vnd dieſelbige ohne allen vnterſcheid beydes den guten vnd boͤſen/ danckbaren vnnd vn= danckbaren mittheylet/ als ſollen wir deſſelbigen/ als deſſen Soͤhne vnd Toͤchter wir ſind/ loͤblichem Exempel billich nachfolgen: Inſonderheit aber die jenige/ welche er durch ſeine milde vnd gnadenreiche Barmhertzigkeit auß dem finſtern Labyrinth vnd Jrꝛgarten zu der offenen Straſſen vnnd Zweck der erwuͤnſchten Ruhe vnnd vnwiderſprechlichen Warheit gebracht.In Betrachtung deſſen/ habe ich das Talent/ ſo mir von dem Vatter deß(Die Ga= ben Got=) Liechts mitgetheilet/ nit laͤnger woͤllen zuruͤck halten/ vnd durch ein vnverantwort= liches ſtillſchweigen/ gleichſamb in ein Schweißtuͤchlein einwickeln/ ſondern mich [ID00014] (tes wachſen vnd nemen zu wann ſie an= dern werden mitgetheilet.) erjnnert/ daß den vffrichtigen Gemuͤthern die Thuͤr der Weißheit jmmer offen ſte= hen ſoll. Sintemal es gantz loͤblich vnd einem jeden wol anſtaͤndig/ ſeinem jrren= den Nebenmenſchen den Weg zuzeigen/ vnnd die nicht jrrende auff rechter Bahn zuerhalten. Vmb welcher Vrſachen willen/ ich dir guthertziger Leſer/ zur Ehre Gottes/ (als deſſen vnwuͤrdiges Inſtrument vnnd Feder aller ſeiner Erbarmun= gen vnd bewieſenen Gutthaten ich in dieſer Publication zu ſeyn begehr vnnd wuͤn= ſche) zu Nutz meines Naͤchſten vnnd Auffkommen der gantzen Alchymiſtiſchen (Eshabe̅ auch etliche auß de̅ jenigen/ ſo ich jhne̅ frey wil= lig mit gethei= let/ dem Key= ſer Rudolphe̅ gedienet. Je groͤſſer Recept/ je ge= ringere Kraͤfft.) Gemein/ dieſe Spagyriſche Secreta auß dem jnnerſten Schrein meines Hertzens hervorbringe vnnd mittheile/ deren Zuͤbereitungen ich mit vielem Vnkoſten/ lan= ger Zeit/ vnd nicht geringer Muͤhe/ zuvor ſelbſten experimentirt/ vnd dergleichen ich biß auff den heutigen Tag bey keinem Scribenten gefunden/ jegtes davon gehoͤrt/ oder von eintzigem der Alten vernommen: den Leſer mit Luͤgen vnnd vngewiſſem Vorgeben (dergleichen die ietzige Welt voll iſt) zubeladen/ habe ich je vnd allwege geſchewet: Wie ingleichem auch ein groß Buch voller Muͤheſamer vnnd verdruͤß= licher Recepten (deren ich dann durch meine langwierige Arbeit ſehr viel geſamb= let) außzuſprengen/ mit welchen ich die ſtudioſos Medicinæ vberladen vnnd der= maſſen verwirret befinde/ daß ſie vnter derſelben groſſem ſchwerem Laſt gleich= ſamb erſticken. Was ich aber faſt in zwantzig gantzen Jahren in meinen vielfaͤlti= (Ehrlich vnd loͤblich iſt es ???ach deß Pli- nii Zeugnuß in der Epiſtel an den Veſpa- ſianum, be= kennen/ durch welche wir vnſere Kunſt erlangt.) gen gefaͤhrlichen vnnd müheſamen Reyſen in Franckreich/ Italien/ Tentſchlandt/ Vngern/ Boͤhmen vnd Poln von den aller beruhmteſten Chymiſten vnd gelehrten Leuten/ theils durch Bitten/ theils durch groſſe Geſchenck vnd außwechſelung mei= ner Secreten (meiner eygenen praxi vnd Erfindungen zugeſchweigen) durch vn= abloͤſſigen Fleiß vnd ſorgfaͤltige Nachforſchung erlernet vnnd bekommen/ in dem= ſelbigen ziehe ich den gemeinen Nutz meynen eygenen vor/ vnnd habe auß Chriſtli= cher Liebe vnd mitleyden gegen dem Krancken/ nach der Trewe damit ich dem Rei- publ. Medicæ zugethan/ alles durch deß Vulcani Huͤlff vnd Zuthun zuvor pro= bieren vnd mit ſehenden Haͤnden/ alſo zureden/ betaſten woͤllen/ ehe ichs in Truck verfertiget vnd maͤnniglichen publicirt: Damit die Liebhaber vnd fleiſſige Nach= forſcher ſolcher Kunſt das jenige/ was ich mit meinem groſſen Koſten vnd Scha= den erlernet/ nunmehr in einem ſchoͤnen vnd Nutzbaren compendio vnd aller kuͤr= tzeſten Außzug beyſammen moͤchten finden vnd genieſen/ vnd zwar in demſelbigen keine betruͤgliche Meynungen (wie ſie bißhero vielfaͤltig geklagt) ſondern die durch mannichfaltige Experimenten erlangt vnnd erwuͤnſchte Warheit ſelbſt. Vnd koͤn= nen alſo etliche/ nach deme ſie den Lauff deß groſſen Platoniſchen Jahrs vollen= det/ mit groſſem Wucher vnd in einem viel beſſer gezierten Ornat vnd Habit vmb= ſonſt zu den jhrigen gelangen in welchem Habit vnnd Kleyd ich es doch von den Author bus faſt zerriſſen empfangen vnd vmb Gelt erkauffen muͤſſen. Sintemal bey etlichen/ zu welchen mich das groſſe Geſchrey vnnd Ruhm vieler Secreten durch ferꝛne vnd muͤhſame Wege nicht ohne groſſe Vnkoſten gereitzet/ die Gegen= wart/ wie dann offtmals zugeſchehen pflegt/ den groſſen Ruhm gewaltig geſchmaͤ= lert/ alſo daß ich das jenige/ ſo ſie fuͤr Secreta außgaben/ entweder fuͤr gemein vnnd verlegne Wahren hielt/ oder doch gantz vnvollkommen befande/ deren Mangel [ID00015] vnnd Abgang auß meinen vielfaltig geſambleten ſcriptis zuerſetzen/ nach dem ich ſie jedoch durch das Fewer zuvor examiniret vnd bewehret vnd durch die gantz vn= ſchaͤdliche verwaͤchſelung (nach der gemeinen Alchymiſtiſchen gewonheit/ nem= lich den Zuſatz vnd Abnemen) offt vnd viel mit jhnen conferiret vnd befunden/ daß ſie in demſelben vnſerm conferiren vnd Geſpraͤch ein Ey vmb ein Nuß vertauſch= ten: in deren auch langem vnnd muͤhſamen Auffklopffen ich nichts als ein Wurm= ſtichtigen Kern/ oder an deſſen ſtat ein vntuͤchtige Rinde oder Huͤlſen bekame. Dannen dann erfolgt/ daß der groͤſte theil ſolcher Leute/ ohne den Vulcanum der Natur (als welchen die Poeten fuͤr den aller warhafftigſten vnd beſten Erfinder vnd Lehrmeiſter aller Kuͤnſt vnd Geheymnuſſen halten) welches ich jhnen doch zu keinem Nachtheil rede/ die nemblich zu vnſern Zeiten von geheimen Spagyri= ſchen præparationibus auß anderer Relation vnnd Vorgeben geſchrieben vnnd dieſelbige nicht ſelbſten experimentirt/ den ſtudioſis vnnd Liebhabern dieſer Kunſt keinen groͤſſern Nutzen geſchafft/ als daß dieſelbige nach vielen vergeblichen Vn=(Lernet an frembdem ſchaden Klug werden da= mit euch ewe= rer angewen= deten Arbeit nit gerewe.) koſten alle Muͦhe vnd Zeit verſpielt. Vnd daß dieſem in Warheit alſo ſeye/ wer= den alle die jenge gutwillig bekennen/ welche an meinem Exempel vnd frembden Schaden nicht vergnuͤget/ ſolche Chiymſtiſche Geheimnuſſen nachmals ſelbſten/ examinirt vnd mit jhrem eygenen Schaden endlich witzig worden. Vnnd gleich wie vnter denen Dingen/ ſo in Schrifften verfaſt/ im Werck ſelbſten gantz nichtig gefunden werden/ alſo verhelt es ſich auch zwiſchen der Practic vnd bloſſen Theo= ry/ welches alles die jenige erfahren/ welche ſich anderer Gefahr theilhafftig ma= chen/ vnd von denen woͤllen betrogen werden/ welche von andern hindergangen vnd betrogen worden ſind. Soll derowegen in dieſem ſtudio niemand mehr vnnd weiter glauben/ als jhn die Erfahrung leytet vnd er durch das Fewer/ als welches/ das wahre von den falſchen vnderſcheidet/ gleichſamb ſehen vnnd betaſten kann. Vnd dieweil nach deß Æſchili Zeugnuß der jenige allein fuͤr weiß vnnd verſtaͤn= dig gehalten wird/ welcher nicht auff das viel/ ſondern auff das nuͤtzliche ſehet/ als habe ich viel lieber wenig vnnd bewehrte Sachen woͤllen fuͤrbringen/ vnnd mich deß Damaſceni Spruchs erinnert/ da er ſagt: Man ſolle ſich weniger Artzneyen be= fleiſſigen vnd dieſelbige vnter allen erwehlen/ deren Krafft vnd Wuͤrckungen man zu vnderſchiedlichen malen probiret vnd erfahren. In welcher geringen Maͤnge ich jedoch mit Warheit bezeugen kan/ daß in der Majeſtet vnnd gantzen Schatz= Kammer der Natur (die allgemeine vnnd aller weitberuͤhmbſte Medicin/ welche die aͤlteſte Philoſophi von anbegin der Welt gehabt/ vnnd jhren Nachkoͤmmligen mit vnaußſprechlichem Ruhmhinderlaſſen/ außgenommen) kaum die außerle= ſenſte vnd kraͤfftigſte Secreta verborgen liegen/ ſintemal nicht in dem Groſſen das Gute/ ſondern in dem Guten das Groſſe beruhet vnnd beſtehet. Dann wer ſich der Philoſophiæ recht befleiſt vnd den innerſten Geheimnuſſen zuſampt den natuͤrli= chen Vrſachen in den præparationibus mit gebuͤhrendem Ernſt vnnd Andacht nachſinnet/ vnd ſich darneben keine Arbeit der Erfahrung verdrieſſen laͤſt/ der wird auß dieſem verborgenen Schoß der Natur/ durch den Fleiß ſeiner Haͤnde Arbeit vnnd Huͤlffe deß Allerhoͤchſten viel groͤſſere Sachen hervor bringen/ als jhme in [ID00016] dem erſten vnd bloſſen Anſehen offeriert vnd verheiſſen werden kan. Vnnd ob ich wol die Kraͤfften vnd Wirckungen/ ſo einem jeden nach der Ordnung zugeſchrie= ben/ vnd deren ich mich Gebrauch/ nicht alleſampt ſelbſten probiert vnnd erfahren/ (Welcher we= gen ſeines Vnverſta̅ds ſein Begehre̅ nit erlangen kan/ mag ſol= ches ſeiner vnwiſſenheit/ vnd nicht mir oder dem ma̅= gel der Na= tur zuſchrei= ben.) gleich wie ich ſie im Werck ſelbſten praͤparirt: Jedoch dieweil ich den groͤſten Theil derſelbigen in dem Gebrauch der Medicin wahr befunden/ als werden auch die er= fahrne vnnd geuͤbte Chymici, als die auß dem bloſſen vnd euſſerlichen Anſchawen leichtlich koͤnnen Vrtheylen (ſintemal dieſe præparationes keine hartnaͤchichte vnnd vnverſtaͤndige Meiſter erfordern noch mit dem gemeinen Chymiſtiſchen Poͤ= fel einige Gemeinſchafft haben) garnicht zweiffeln/ daß auch die vbrige Kraͤffte/ ſo von geuͤbten Chymiatris durch langwirige Erfahrung erfunden/ probiert vnnd allhre zugleich auch mit an Tag gegeben/ jhren erwuͤnſchten Effect werden errei= chen/ vnd das jenige leiſten/ was man von jhnen verhofft. Sollen derowegen alle erfahrne Medici auß Goͤttlichem Eyfer vnnd Samaritaniſchem mitleyden gegen jhren Krancken/ wes Stands Gelegenheit vnnd Vermoͤgen dieſelbige auch ſeyen/ woferꝛn ſie anderſt jhres Zwecks nicht woͤllen verfehlen/ die jenige Sachen in jhren Curen gebrauchen/ welche ſie ſelbſten praͤpariert/ durch die Erfahrung bewerth be= funden/ vnnd dieſelbige nicht andern zuverfaͤrtigen vertrawen/ wie leyder mehrer theils zugeſchehen pflegt: Dann welche ſolcher meiner Erjnnerung nachkommen/ die werden/ woferꝛn ſie anderſt all jhr Thun nach der Natur deß Krancken richten/ noch groͤſſere Kraͤffte vnnd Wuͤrckungen darinnen finden/ als ich jhnen allhie ver= heiſſen vnd vormahlen koͤnnen/ wie die Tochter der Zeit/ nemblich die Warheit ſelbſt mit der Huͤlffe Gottes gnugſamb darthun vnd erweiſen wird.Aber was vngeſtuͤmmen Wellen vnterwerffe ich mich mit dieſer meiner of= fenen vnd gantz wolgemeinten Publication? Vnd was iſt in dieſem vnterſchied= lichen vnd vielfaͤltigen Vrtheylen der Leute/ vnter welchen der Neyder vnd Laͤſter= (Die Vnwiſ= ſenheit iſt deß Stoltzes vnd Boßheit ſtaͤ= tiger Ge= faͤhrd.) hafftigen Zungen ſo ein groſſe Maͤnge/ zuthun? Der Schild/ hinder welchem ich mich gantz vnerſchrocken verbirge/ iſt meine wolmeinende Auffrichtigkeit vnnd gut= hertzige Begierde/ mich vmb die Rempublicam Spagyricam wol zuverdienen/ vnd in dieſem Vertrawen achte ich aller ſtoltzen vnd vnerfahrnen Vrtheil gantz vnnd gar nichts/ viel weniger der Widerſacher vorbewuſte Pfeil/ gefaſten Zorn/ boͤſe Nachrede/ Haß vnd hoͤhniſche Verachtu̅g/ als jrer Vnwiſſenheit gewiſſe Zeugen.(1.) Dann erſtlich/ werden wider mich auffſtehen vnnd hefftig anklagen die gehei= me Hermetiſche Philoſophi/ als welchen die fuͤrnembſte dieſer Secreten allbereit vorhin bekantgeweſen/ daß ich ſie nemblich in dieſem nicht wenig beleydiget/ die= weil ich das jenige/ ſo ſie mit groſſer Muͤhe vnd Fleiß erlernet/ eine lange Zeit daruͤ= ber zugebracht/ vnnd in Geheim gehalten/ alſo wider alle jhre Hoffnung offenbah= re vnnd allen Menſchen communiciere: mich dannenhero einen Verbrecher der Chymiſchen Sigil intituliren/ als der ich durch das geheyme Pythagoriſche ſtill= ſchweigen nicht geladen/ vnnd deß Hippocratiſchen Geſetzes vneingedenck/ in dem er das Heilige den Heiligen zuvertrawen befihlet/ die Chymiſche Warheit/ ſo bißhero in den Gefaͤngnuſſen der Schatten vnd Mißgunſt verborgen vnnd gleich= ſamb verſtrickt gelegen/ erlediget/ vnnd alle Thuͦren eroͤffnet/ vnnd den Nachkoͤm [ID00017] lingen dieſelbige gutwille communiciert. Aber dieſe als der warhafftigen Weiß= heit Erben/ vnd deß Philoſophiſchen Koͤnigreichs Innwohner vnnd Buͤrger/ bey denen die Fenſter der Mißgunſt verſchloſſen/ ſind allezeit Gottes vnnd deß Naͤch= ſten Freunde/ oder ſollens zum wenigſten ſeyn/ werden mit erhabenen Haͤuptern vnnd jhren Cabaliſtiſchen Augen vor allen andern ſehen vnd wiſſen/ daß jhnen in der rechten vnd wahren Cabala, Magia vnd Woarckadumia viel groͤſſere Schaͤ=( Syr. cap. 43. ſect. 39. 37.) tze durch Huͤlffe deß Oratorij vnnd Laboratorij, durch das Begehren/ embſiges Suchen vnnd vnauffhoͤrliches Anklopffen/ wie gleichfals auch durch jhren vn= ablaͤſſigen Fleiß vnnd Arbeit/ von dem Liecht der Gratiæ vnnd Natur vorbe= halten ſeye/ welche ſie endlichen vnnd mit der Zeit alleſampt werden erlangen/ da nach ergangenem blutigem Vrtheil deß Sohns/ ſo auff deß Vatters Aqueum( Zephan. c. 3. ſect. 9. Malac. 4 ſect. 5. 6. Zachar. 14. ſect. 9. Syrac. 48. ſect, 30. 11. 12.) vnfehlbarlich wird erfolgen// in dem dritten ſeculo deß heiligen Geiſtes (vorzeiten durch das Fewer/ von wegen der verborgenen Offenbahrung zuvernewern) Elias der Artiſt vnd Reparator omnium erſcheinen wird. Dann daß einer jeden Per= ſon der Trinitaͤt oder Dreyfaltigkeit ſein ſonderbahres ſeculum zugeeygnet ſey/ iſt auß den zwoͤlff Articuln/ der vnderſchiedlichen Articul deß Apoſtoliſchen Symboli leichtlich zuermeſſen/ alß welche den gleich ſo vielen Stunden deß groſſen vnd ein= tzigen Tags/ dieſer noch ins kuͤnfftigwehrenden Welt/ gantz eygendlich correſpon= diern. Vnd werden demnach der danckbahren Poſteritet/ ſo in der Alchymi durch(Allein die würdige ver= ſtehen ſol= ches/ als wel= chen Gott de̅ Menſchliche̅ Verſtandt durch das Gemuͤth er= leuchtet. Soll ſich derewege̅ memand deß leichtfertigen Vrtheylens vnterfangen/ ehe er die Warheit er= kandt.) das Liecht der Natur geuͤbt/ vnd von Gott zu deren Praͤparation angereitzet (der Wiſſenſchafft nemblich vnd Weißheit geliebten Erben) dieſe Broͤſamblin mit mir nicht mißgoͤnnen. Dann von den faulen/ vngeuͤbten vnd vnwiſſenden Veraͤchtern werden dieſe Chymiſche arcana, wegen vngeſchicklichkeit jhrer Haͤnde Operation/ wol vnberuͤhret verbleiben: Wie man ſich auch vor dem gemeinen/ boͤſen vnd vn= wuͤrdigen Geſindlein der offenbahrten Theologiſchen Geheimnuſſen/ den Philoſo= phiſchen ſehr fuͤglichen mit einvermiſcht (zwar kurtzen/ aber den Verſtaͤndigen gnugſamen Worten) allerdings nichts zubefahren/ dieweil ſie nemblich den Geiſt der Weißheit nicht haben/ vnd es wegen jhres groben Verſtands weder faſſen noch begreiffen koͤnnen.Die Baſtarten aber/ vnd von neben zu eingeſchlichene Theophraſtiſten (ein laſterhafftig Geſindlein) werden nicht auffhoͤren dieſe meine Auffrichtigkeit/ gantz vnſinniger weiſe zu laͤſtern vnnd ſehr vngern dulden/ dieweil ſie ins kuͦnfftig mit jhrer erdichten Experientz/ angenommenen Freundſchafft vnnd ſcheinheiligen Frombkeit/ vielfaltigen Verheiſſungen jhre Betruͤgerey nicht/ wie zuvor/ koͤnnen feyl tragen/ vnnd ſich bey den Einfaͤltigen/ die ſolche jhre Bubenſtuͤck nicht mer= cken/ bereichen. Dann es ſind etliche derſelbigen ſo verſchlagen/ daß ſie auff an=(2. Dieſe ſuchen durch Dieb= ſtall vnd an= derer Leut Vnglimpff jhren eygene̅ Ruhm.) derer gelahrten Leute Thun fleiſſig Achtung geben/ alle jhre wolgegründte Reden aufffangen vnnd dieſelbige bey Leuten/ da es von noͤthen/ fein wiſſen zu imitiern/ groſſe Geſchicklichkeit/ Weißheit vnnd Verſtandt vorzugeben/ ohn gemeldet von wem ſie eins oder das ander gehoͤret/ erlangen dardurch bey groſſen Herren nicht geringe Ehr/ ja ſie pflegen auch ſolche jhre vermeynte Kuͤnſte vnnd Secreta [ID00018] die ſie doch nicht rechtmaͤſſiger/ ſondern Diebiſcher weiſe erlernet/ ſehr thewer zu verkauffen/ in dem ſie nemblich jhre Wolffs Art vnnd boßhafftige Gemuͤther mit dem Phariſeiſchen Schaffsbeltz bedecken/ damit viel einfaͤltige fromme Hertzen hinderſchleichen/ mit jhrem ſuͤſſen vnd wolklingenden Geſchwatz betaͤuben/ gleich= ſamb mit jhrem Schatten anſtecken vnd vergifften/ derſelbigen guten vnnd ehrli= chen Namen verhaſſet machen vnd in Gefahr ſetzen/ ehe ſie es recht innen werden vnd vermercken/ warumb es dieſen Henckermaͤſſigen Buben vnd Landtbetriegern (Dieſes ſind nicht Maͤn= gel vnd Faͤh= ler der Kuͤnſt ſondern der jenigen Per= ſonen die die Kunſt miß= brauchen=) zuthun.Vnd dieſe boͤſe Art/ als welchen nichts lieblichers vnnd ſuͤſſers/ als betriegen/ woͤllen viel lieber einen groſſen/ als guten Namen haben/ vnd dieweil ſie denſel= bigen durch Tugend nicht koͤnnen erlangen/ machen ſie ſich durch jhre Laſter bekant. Vnd iſt demnach dieſem Betriegern (als welche weit von der Gemeinſchafft aller wahren Philoſophen in Ewigkeit verwieſen haben woͤllen/ dieweil ſie der Geheim= nuſſen Gottes vnd Secreten der Natur nicht allein vnwiſſend/ ſondern auch nicht wuͤrdig/ vnd vmb welcher willen der ehrliche vnd weitberuͤhmbte Name der Alchy= mey beydes bey dem gemeinen Poͤfel vnnd dann auch bey den Gelehrten/ die auß jhrem eygenen Vnverſtandt andere Wiſſenſchafft pflegen zu vrtheilen/ verhaſſet vnd verachtet wird) miß fallen anders nichts/ als mit Gruͤnd der Warheit geruͤh= met werden. Dann was kan einem ehrlichers vnd herꝛlichers wiederfahren/ als wann er von dieſen allergeringſten Landtſtuͤrtzern verachtet wird/ deren Lob deß Strangs offt vnnd viel mal wuͤrdig/ vnnd von denen niemand/ als die aller gelehr= teſte vnd fuͤrtrefflichſte Leute werden gehaſſet.( 3. wo Mißgu̅ſt vnnd Feind= ſchafft oder Haſſes im Rath iſt/ da erfolgt ein Blind Vr= theil.) Die auffrichtigſte aber/ vnd ſubtileſte vnder den Galeniſten/ als welche ich dem Phariſeer Nicodemo vergleiche/ dieweil ſie auß Forcht der Excommunica= tion fuͤr etlichen Athenienſiſchen Rabbinen die Warheit nicht offentlich doͤrffen bekennen/ haben ſich bißhero noch nicht vnterſtehen doͤrffen/ dieſes lang gewuͤnſchte Liecht mit außgeſtreckten Armen anzunemmen. Gott verhuͤt meine Vorſorg vnd Gedancken/ daß ſie es nach vollkommenem erlangtem Bericht deſſelbigen/ die darauff erfolgende Mißgunſt ſie nicht treibe/ dieweil es zum gemeinen Nutz pu= bliciret worden/ da ſie es nachmals mir einer ertichten Verachtung deſto eyferiger (Allen zuge= fallen befleiß ich mich nit/ dieweil mir auch nicht ein jedes/ noch ei= nes jeden Thu̅ gefaͤllt. 4. ) carpiern vnd ſchelten. Oder damit ſie fuͤr deſto gelehter vnnd verſtaͤndiger gehalten werden ſolches deſto kaltſinniger preyſen/ jedoch zu jhrem eygenen Nutzen/ ohne den Segen Gottes in geheim behalten. Dieweil aber die Tugend je vnd allwege von den ſpitzigen Stacheln der Mißgunſt verletzt vnd verwundet wird/ vnnd die je= nige/ ſo dem gemeinen Nutz begehren vorzuſtehen/ ſolche Mißgunſt zu einem ſtaͤti= gen Gefaͤhrten haben: Ja auch der groſſe Gott ſelbſt/ er gebe Regen oder hellen Sonnenſchein nicht allen recht thut vnd gefaͤllt: Vnd ſehr ſchwerlich/ ja faſt vn= müglich iſt/ der vnd anckbaren Welt allwege angenehme Dienſte zubeweiſen/ als ſind dieſe viel mehr erbarmens werth/ als daß man ſich vber ſie ſolte erzuͤrnen/ biß ſie ſich dermal eins ſelbſten auß dem peinlichen Purgatorio oder Fegfewer jhrer Mißgunſt erledigen.Die grobe vnnd vnverſtaͤndige aber/ welche die Warheit verlachen vnd den [ID00019] Irꝛthumb zu einem Gefaͤhrten ſuchen/ ſind in der Philoſophi vnd allen ehrlichen freyen Künſten gantz vnerfahren/ vnd werden demnach dieſe meine Arbeit am al= lermeyſten verlachen oder vernichten: Vnd dieweil ſie in jhrer vnwiſſenheit gleich= ſamb erſoffen/ ſich wie die Schwein in dem Kaat in derſelbigen herumb waltzen/ demnach keinen hohen Sachen koͤnnen nachſinnen/ vnd lieber auff jhren Irꝛwe=(Die Alchy= my iſt zwey= erley ne̅blich die natuͦrliche von den Kin= dern der Ku̅ſt in groſſen Ehren gehal= ten: Vnd da̅n die Sophiſtica oder falſche/ von denſelbi= gen auff das hoͤchſte ver= haſſet.) gen woͤllen verharren/ als ſich von gelehrten vand verſtaͤndigen Leuten vnterrich= ten laſſen/ als iſt es auch kein Wunder/ daß ſie als Veraͤchter der Geheimnuſſen der Natur vnd ſtoltze Eſelskoͤpff allein/ vber dem bloſſen Namen Chymiæ, wann ſie dieſelbige hoͤren nennen/ erſchraͤcken/ vnnd dieſe allerheiligſte Kunſt ohne alle Schewe/ mit einem gantz Naͤrꝛiſchen vnd Baͤwriſchen Vbermuth je vnnd je ver= achten/ auff allerley weiſe verlaͤſtern/ vnd wie die Hunde/ das jenige/ ſo ſie nicht ver= ſtehen/ anbellen vnnd gleichſamb jaͤmmerlich zerreiſſen/ wiewol ſie dieſelbige nie= mals erkandt: Dann ſie haben ſonſten keine Waffen/ damit ſie die Warheit koͤn= nen wiederfechten/ vnd die edle Perlen vnder die Fuͤſſe tretten/ als jhr laͤſterhafftig Maul/ welches ſie von jhrem Laͤſterer dem Binario gelernet: Zugeſchweigen/ daß ſie laut jhrer ſelbſt eigenen Bekandtnuß/ kein andere Vrſach wiſſen vorzubrin= gen/ als die Vnwiſſenheit der rechten vnd wahren præparationum. Dieweil aber nach denen Dingen/ von welchen man nichts weiß/ kein Verlangen iſt/ vnnd nie= mand von vnbekandten Sachen richtig vrtheilen kan/ ſo iſts auch kein Wunder/ daß dieſe Schul Lehrer wegen mangel jhres Verſtands/ als welche das Heilig= thumb der Natur noch nie beſchritten/ oder in daſſelbige hinein gegangen/ der nit gemeinen Leut vngemeine ſtudia verachten. Vnd warumb gebrauchen ſie ſich deß Tituls der Philoſophiæ vnd Medicin ſo garvnbillich/ vnnd nemmen dannenhero auch jhre Beſtallungen/ da ſie ſich doch vber die herꝛliche Werck/ in welchen die gantze Macht vnnd Gewalt der Natur beruhet/ als durch die Warheit vber= wunden vnd getrieben/ als Zauberiſche Wunderwerck mit dem gemeinen Volck ſo hoch verwundern? Vnnd hoͤren gleichwol nicht auff viel der aller gelehrteſten Medicorum dieſer vnſerer Zeit/ welche jhr gantzes Leben in dieſen Kuͤnſten zuge= bracht vnd alle Geheimnuſſen der Natur erkuͤndiget/ zuverachten. Dieweil ſie ſich deß Tituls dieſer Welt/ nemlich deß Doctoratus nicht gebrauchen/ noch vmb(Geſchicht mit Gelt vnd Gunſt vnd nicht wegen einiger Ge= ſchicklichkeit.) denſelbigen bemuͤhen: vngeacht/ daß weder Hippocrates noch Galenus noch an= dere/ ſo zu denſelbigen Zeiten gelebt/ ſich ſelbſten Doctores genennet. Vnd ob wol dieſe Titul vorzeiten nit vbel angeſtellt/ ſondern fuͤr eine anreitzung zu der Tugend vnd eine Vergeltung deß Fleiſſes gehalten worden/ ſo wird er doch heutiges Tags vielen vnwuͤrdigen durch Geſchenck oder Vorbitt mitgetheilt (ich rede hie nit von denen die denſelbigen mit Ehr vnd Rhum erlangt) welche in dem ſie in den erſten(Der Medico- rum Irꝛthum̅ wird von der Erde̅ bedeckt wie Socrates von den leichtfertigen Aertzten ſagt/ welche mit der Menſchen Haͤnden/ oder vielmehr Got= tes Ebenbild ſpielen/ vnd mit Verluſt jhrer Seelen ſonderliche Kirchhoͤffe auffrichten.) zweyen oder dreyen Jahren jhre Proben thun ſollen/ nach jhrem Methodo, als welcher alle Irꝛthumb vnd Fehler entſchuldiget/ handeln/ es komme der Patient auff oder ſterbe/ ſo werden ſie im vierdten/ fuͤnfften vnd nachfolgenden Jahren deß [ID00020] Mangels jhrer Geſchickligkeit/ die in einem Medico erfordert wird/ mit jhrer ſelbſt eygenen Schandt vnd nagenden Wurm deß Gewiſſens aller erſt gewahr. Vnd ſolten demnach alsdann billich zweiffeln/ ob deß Galeni Theoremata nicht weni= ger vns/ als den Baͤren vnnd wilden Schweinen gemeynet/ vnnd daß deſſelbigen Medicin durch kein Authoritet der Alten werde beſtaͤttiget/ von welcher doch die jetzige vnſere Zeit triumphiert/ vnnd haben demnach kein gut Fundament/ dieweil ſie augenſcheinlich ſehen/ daß das Ende mit dem Aufang in den groͤſten Curn der Schwachheiten nicht correſpondiert.In deme ſie aber anderer gelaͤhrter Leute Schrifften fuͤr nichts halten/ vnnd darneben die Groͤſſe vnd weitlaͤufftigkeit der Kunſt der Artzney nicht wiſſen (wel= che ſich ſo weit erſtreckt/ daß wir vns auch alsdann ſollen laſſen begnuͤgen/ wann wir dieſelbige auch im Anfang vnſers Alters nach Gebuͦhr gefaſſet) wiewol ſie auß aller arbeit vnd andern obſervationibus endlich jrer Faul= vnnd Traͤgheit gewahr (Gott allein iſt ein Herꝛ vnd Meiſter der Natur/ vnd ob wol der Titul in der Welt ein groß Anſehe̅ hat/ ſo macht er doch keine̅ deſtoͤ mehr gelaͤhrt. Die Welt wird durch den Wahn regiert. Gott iſt das erſte Buch zu̅ ewigen Le= ben.) werden/ die vorgefaſte Halsſtarrigkeit/ durch welche ſie zuvor viel gelaͤhrter Leut/ als ſie ie geweſen/ verachtet/ bey ſeit legen/ vnnd erkennen/ daß ſie noch lang keine Doctores, oder Meiſter der Natur/ ſondern Diener vnnd Schuͤler derſelbigen ſind/ woferꝛn ſie anderſt ins kuͤnfftig jhre Stell mit Ehr vnd Ruhm woͤllen vertret= ten/ vnd allen Geitz/ Schimpff vnd boͤſe Nachrede vermeyden.O wieviel haben wir in geheimb geklagt/ deren Daͤcher jetzund mit Schnee bedeckt/ vnd welche die beſte Zeit jhres Lebens in den Schulen der Eytelkeit vnnd in denen Dingen/ ſo zu den Curengantz nichts dienſtlich/ ohne alle Frucht vnnd mit groſſer Haltzſtarrigkeit zugebracht/ da ſie dann endlich durch die Suͤſſigkeit der Warheit gereitzet/ vnnd nach langen Irꝛwegen ſpather/ doch ernſthaffter/ Reuwe jhrer Jrꝛthumb/ Erkantnuß vnnd Bekantnuß der falſchen Wahn/ alle Hin= dernuß der Wiſſenſchafft/ nemblich/ den Wahn vnd Stoltz/ von ſich gelegt/ vnnd daſſelbige zwar der mehrertheil in jhrem Alter (dieweil es ſchoͤn vnd loͤblich/ wann ſich die Alten der Weißheit befleiſſen/ vnnd mit dem Diogene in jhrem Lauff nicht nachlaſſen) gleich wie die verſtaͤndige Schlangen jhre alte Haut ab/ vnnd ein neu= we Haut angezogen/ vnnd jhr vbrig Leben in den Geheymnuſſen/ in Gott vnnd der Natur zugebracht: Vnd beneben dem groſſen Buch der Gratiæ (in welchem die Wolfarth vnſerer Seelen) auch das anď der Natur/ in welchem die Geheimnuſſen zur Geſundheit vnſers Leibs gehoͤrig/ begrieffen/ etwas geleſen vud betrachtet/ vnnd (Das Firma= me̅t deß Him= mels/ das an= der natürliche zum ſterbliche̅ Leben. Dann auß dem Geſtirn wird die na= tuͤrliche Wiſ= ſenſchafft ge= ſchoͤpfft.) darinnen die fürnembſte Schaͤtze der Natur/ in denen der Allmaͤchtige die fuͤr= nembſte Medicin der aller groͤſten vnd gefaͤrlichſten Schwachheiten verfaſt/ ge= funden. Damit ſie aber in den todten Schatten/ oder euſſerlichen Galeniſchen Qualiteten vnnd vnſeligen Irꝛthumben nicht moͤchten ſterben vnnd begraben wer= den/ haben ſie jhrem Alter vnd der Natur gleichſamb ein Ehrlich Gedaͤchtnus laſ= ſen auffrichten/ auß welchem ſie nach deß Schoͤpffers klarern vnnd eygentlichern Erkantnuß zu deren die ſo wol durch die embſige Erforſchung vnnd Verwunde= rung der Geſchoͤpffe Gottes/ als die muͤheſame Examination der Creaturen vnnd natuͤrlichen Dinge vnnd Philoſophiſche Vnterſcheydung kommen auch dieſe [ID00021] herꝛliche Frucht jhrer Muͤhe vnd Arbeit/ Zeit vnd angewendten groſſen Vnkoſten(Die Selig= keit dieſes Le= bens beſteht in erkandnuß der Natur: vnnd iſt dem= nach nach de̅ ewigen die Erforſchung der natuͤrli= chen Geheim nuſſen das hoͤchſte Gut. Die weltliche Medici thun alles wegen deß gelts vnd zeitlicher Ehr da doch das End der Artzney nicht in groſſen Reichthum= ben/ ſondern in Oſſenba= rung der na= tuͤrlichen Ge= heimnuſſen beſtehet/ wie gleichfals auch in der Lieb gegen dem Kran= cken. Etlicher we= niger Schuld vnd Verbre= chen ſoll nicht jhrer vielen in Schaden gereichen.) erlangt/ daß nach dem ſie hernach als erfahrne Medici zu jhren Krancken erfor= dert worden/ ſie ſich nicht mit vielem Geſpraͤch vnnd vnnoͤhtigem diſputiren bemuͤ= het/ ſondern alſo bald die rechte Cur an die Hand genommen/ den Armen ſo gern vnnd willig/ als auch den Reichen vnnd Gewaltigen mit jhrer Kunſt gedienet. Ja es iſt auch die Boßheit etlicher dieſer Medicorum ſo groß/ daß ſie der Kohlbren= ner (alſo nennen ſie die Alchymlſten) erfundene vnnd geheyme Artzneyen heimlich vnd betrieglicher weiſe aufffangen/ als deren ſie ſich mit groſſem Nutzen zugebrau= chen wiſſen/ dieſelbige jedoch mit groſſen vnnd praͤchtigen Worten vernichten/ ver= werffen vnnd dem gemeinen Mann/ als das ſchaͤdlichſte Gifft verbieten. Vnter deſſen aber ſchreiben ſie das Lob/ ſo auß ſolchen Artzeneyen erlangt wird/ deß Er= finders deſſelbigen vngemeldet/ jhnen ſelbſten zu/ vnnd berauben dieſelbige/ als der Kunſt erſte vnd wahre Erfinder vnnd Gutthaͤter/ alſo jhrer Ehr/ damit fie bey dem Gebrauch ſolcher Mittel deſto mehr empor kommen/ vnnd bey maͤnniglichen be= ruͤhmet werden. Es ſolte aber dieſen Apuleiſchen Eſeln/ welche ſich mit der Fuchs oder Loͤwenhaut an Tag geben vnnd ſchmuͤcken/ der Zugang zu der Dianæ Bad nicht allein verſperret werden/ gleich wie auch Pythagoras verbeut die Speiſen in vnreine Gefaͤß zulegen/ ſondern auch der Eingang in den Chymiſtiſchen Gar= ten/ in welchen ſie mit groſſer Vngeſchicklichkeit hinein fallen/ vnd die außerleſene Kraͤutlein heraußwuͤhlen/ da jhnen doch die Diſtel zu jhren vnreinen Ruͤſeln all genug. Jedoch dieweil verſtaͤndigen Leuthen wol anſtehet der Narꝛen vnd Gottlo= ſer Buben Laͤſterung mit groſſer Beſtaͤndigkeit zuverachten/ gleich wie ſich auch die ſiedende Speiſen in den Haͤfen fuͤr den Muͤcken nicht beſorgen/ alſo werd auch ich durch etliche ehrliche vnnd Kunſtliebende Leuth bewegt/ mich an die jenige nicht zukehren/ welche ſich dieſe Gaben Gottes groſſen Fuͤrſten vnd Herꝛn verhaſſet zu machen vnterſtehen/ vnd will demnach das Gut den Frommen vnnd Vnſchuldi= gen/ vmb der Vndanckbaren willen nicht mißgoͤnnen/ noch denen die Quell der wahren vnnd aller aͤlteſten Medicin verſchlieſſen/ welche der alten Mediciniſche Schrifften mit eygendlichern vnnd beſſerm Verſtandt betrachten/ taͤglichen auf die Probe ziehen/ zeitlich von jhren Irꝛthumben abſtehen/ vnnd dem Paracelſo ſei= nen Ruhm/ ſo er in den præparationibus vnnd gantzer Practick erlangt/ gutwillig laſſen.Ob wol aber die vielfaltige Entſchuldigungen den Richtern nicht allein ver= drießlich/ ſondern auch verdaͤchtig zu ſeyn pflegt/ ſo ſoll doch wegen Vngerechtig= keit der Welt an dieſem Orth vnd bey gegenwertigen Zeiten/ da die Vnbilligkeit v= verhandgenommen/ vnnd die Lieb gegen dem Nechſtenmenſchen bey vielen aller= dings anfaͤngt zuerkalten/ Niemand darfuͤr halten/ als ſey dieſer erinnerung nicht vonnoͤhten/ als in der kein Ehrliebender Medicus wird beleydiget/ ſondern allein hochmuͤthige Neydharten vnnd Leibeygene der Vnwiſſenheit gemeinet/ welche der Warheit dem Allmaͤchtigen Gott zur Schmach/ vnnd dem allgemeinen Nutzen zu mercklichem Schaden wider jhr ſelbſt eygen Gewiſſen widerſprechen.
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Eher ich aber die Beſchreibung der Artzneyen an die Hand nehme/ hat mich fuͤr gut angeſehen/ in dieſer Erinnerungs Vorꝛede etliche Sachen mit der Huͤlffe Gottes zu tractieren/ die einem Philoſophiſchen Medico mit allem Fleiß in acht zu= nehmen vnd zubetrachten.Als erſtlichen welches die jenige Medicina ſey/ die die Kranckheiten auß deß Menſchen Leib vertreibe/ vnd von dem wenigern theil bißhero erkandt vnd obſervie= ret worden ſey. Beneben der eygentlichen vnd vollkommenen Philoſophiſchen Be= ſchreibung der Elementen vnd deß Menſchen/ als der kleinen Welt/ welche bißhe= ro durch die Nebel der Vnwiſſenheit gantz verdunckelt vnd in Vergeß geſtellet wor= den.Zum andern wer ſolche wahre vnd rechte Medicin verborgen.Zum dritten daß man ſie durch Huͦlffe vnnd Zuthun deß Vulcani auß jhren Schalen muͤſſe herauß bringen vnd durch die darzu gehoͤrige Kunſt praͤparieren.Zum vierdten mit was Kraͤfften vnd auff welche Weiſe ſie in die Menſchli= che Coͤrper wuͤrck vnd die Kranckheiten vertreib.Zum fünfften was fuͤr einen Medicum ſie zu jhrem Diener erfordere.Vnd dann zum ſechſten von der aller aͤlteſten Philoſophorum allgemeinen vnd hoͤchſten Medicin/ welche zwar von vielen hoch geprieſen/ von den allerwenig= ſten aber geſehen vnd geglaubet/ viel weniger aber erkandt vnd beſeſſen worden.

I. Von der rechten vnd wahren Medicin.
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( Syrac. cap. 34. ſect. 20. c. 37. ſect. 26. Beſihe den Labyrinthum Medicorum bey dem Pa- racelſo. Matth. 18. Ioh. 6. Pſal. 8. Dann es leh= ret der Præce- ptor ſeinen Schuͤler gantz vergeb= lich/ welcher nicht auß de̅ Geſtirn iſt erzeugt.) DIe rechte vnnd wahre Medicin/ von deren ich mir mit Gottes gnaͤ= digem Beyſtand allhie zuhandeln vorgenommen/ iſt ein lauter Geſchenck deß Allerhoͤchſten/ vnnd kompt keines wegs von den Heyden/ ſondern von dem Rectore der oͤberſten Vniverſitet/ nemblich einig vnnd allein von GOTT/ welcher an Alter alle vbertrifft/ vnnd nicht jrꝛen kan/ dem Vatter deß Liechts/ von welchem man ſie auch allein bitten vnd erlernen muß. Dann die Weißheit wird nicht von den Creaturen/ ſondern von Gott erlernet/ welcher als der eintzige Werck= meiſter aller Geheymnuſſen derſelbigen Eygenſchafften weiß/ vnd eygnet einer je= den erſchaffenen Creatur jhre ſonderbahre zu/ dann es werden dieſelbige/ von kei= nem ſterblichen Præceptore noch auch auß den Buͤchern ſo eygendlich erlernet/ als von dieſem/ welcher aller dinge der fuͤrtrefflichſte vnnd beſte Meiſter iſt: nemblich der allerhoͤchſte Schoͤpffer vnnd gnadenreiche GOtt/ von welchem dieſe edle Kunſt zu vns fleuſt/ nicht anderſt/ als die Waͤrmbde durch der Sonnen Straal: welche al= le Blumen vnd Gewaͤchs der Erden hervor bringt. Dann was hat der Menſch/ daß er nicht von oben herab empfangen? Dann es muß ein jeder gleichſamb zu= ruͤck gehen/ vnnd von dem erſten lernen/ derſelbige aber von Gott/ welcher jhme die Wiſſenſchafft erſchaffen. Der Medicus aber ſoll auß dem Liecht der Gratiæ vnnd Natur gebohren werden/ von einem jnnerlichen vnd vnſichtbahren Menſchen/ ei [ID00023] nem jnnerlichen Engel/ vnnd Liecht der Natur/ welche wie ein rechter vnnd wahrer Doctor. den Menſchen vnterꝛicht. Gleich wie der Heilige Geiſt die Apoſtel mit few= rigen Zungen begabt. Sie wird aber durch die vbung beſtaͤttiget vnd an das Liecht gebracht vnnd beruhet nicht auff Menſchlichem/ ſondern allein in Gottes Vnter= richtung vnnd der Natur: Dann ſie iſt nicht auff Menſchen gedicht gegruͤndet/ ſondern auff die Natur/ welche Gott den Geſchoͤpffen vnnd ſonderlich den voll= kommenen Metallen mit ſeinem heiligen Finger eingetruckt: Vnnd iſt demnach Gott der Allmaͤchtige ſelbſt jhr recht vnd wahres Fundament. 1 Iſt derowegen die rechte vnnd wahre Artzney anders nichts/ als ein erſchaffene vnnd liebliche Barm= hertzigkeit/ den armen vnnd nothleydenden ſterblichen Menſchen von GOtt dem Himmliſchen Vatter gegeben/ damit der Krancke die groſſe Lieb/ Barmhertzig= keit vnnd Huͤlffe gegen jhm augenſcheinlich ſehe vnnd vernehme/ vnnd dannenhero Gott in ſeinen Wunderwercken preyſe. 2 Dieſe ware Medicin vnnd Kern der Natur aber beruhet in dem Vitaliſchen Schweffel/ als in dem Schatz der gantzen Natur/ vnd wird in dem Balſam der Vegetabilien/ Mineralien vnnd Animalien oder Thiern fundirt/ welchem wir die Geſchaͤffte in der Natur zuſchreiben: Dann allein durch deſſelbigen Krafft alle Curen aller vnnd jeden Schwachheiten koͤnnen vollendet werden/ wann ſie nemblich (wie kurtz hernach ſoll vermeldet werden) ge= buͤhrlicher weiſe præpariert/ von allem Vnrath gereiniget vnnd der geſchwaͤchten Menſchlichen Natur von einem frommen vnnd gelehrten Medico recht angewen= det wird. 3 Dieſer Medicin Fundament vnd Grund iſt/ wie viel die kleine Welt/ dz iſt/ der Menſch mit der groſſen vnnd euſſerlichen vbereinſtimme/ wie wir durch die Aſtronomia̅ vnd Philoſophiam, welche die beyde Globos, nemlich den obern vnd vnderſten erklaͤren/ genugſamb werde̅ vnterwieſen. Dan̅ die Philoſophiam betref= fent/ ſo lehret dieſelbige die Kraͤffte vnd Eygenſchafften der Erden vnnd deß Waſ= ſers: Gleich wie die Aſtronomia deß Firmaments zuſampt der Lufft. Die Philo- ſophia vnnd Aſtronomia machen einen jnnerlichen vnd vollkommenen Philoſo- phum, nicht allein in der groſſen/ ſondern auch in der kleinern Welt. Vnnd muß man derowegen die Diſpoſition der groſſen Welt/ als deß Vatters oder Gepaͤh= rers/ zu oder nach der kleinen/ als dem Sohn accommodiern vnnd richten/ vnnd die Anatomi der groſſen mit der kleinen gebuͤhrlich vergleichen. Die euſſerliche Welt iſt die Theoriſche Anatomi/ vnnd gleichſamb ein Spiegel in welchem die kleine/ das iſt/ der Menſch/ geſehen wird/ ſintemal der Artzt auß dem Menſchen ſelbſt ſeine wunderbahre vnnd fuͤrtreffliche Structur vnd Erſchaffung/ ſo viel jhme nemblich vonnoͤhten/ nicht ſehen kan. Sie ſtimmen aber nicht in der euſſerlichen Form oder Corporiſchen Subſtantz/ ſondern in allen Kraͤfften vnnd Tugenden miteinander vberein: Dann gleich wie der groſſe/ alſo iſt auch die kleine in jhrem Weſen vnnd jnnerlichen mit derſelbigen einerley/ vnnd werden allein durch die euſſerliche Ge= ſtallt voneinander vnterſchieden. 4 Vnnd ſolches offenbahret vns das Liecht der [ID00024] Natur/ welches nichts anders iſt als ein Goͤttliche Analogia, oder Vergleichung dieſer ſichtbaren 5 Welt mit der kleinen. Dann was in dem Menſchen vnſichtbahr verborgen ligt/ das wird in der ſichtbarn Anatomia deß gantzen vniuerſi offen= bahret: Dieweil die kleine Natur der kleinen Welt vnſichtbahr vnnd vnbegreifflich iſt: Vnnd wird demnach in der ſichtbahren vnd begreifflichen Anatomi der groſſen als dem Vatter oder Gebaͤhrers alles offenbahrt. Die Eltern deß Menſchen ſind Himmel vnnd Erden/ auß welchen der Menſch zum allerletzten erſchaffen: Vnnd wer dieſe Eltern kennet vnnd anatomiert/ der hat die wahre Wiſſenſchafft deß Sohns/ nemblich deß Menſchen/ als der aller vollkommenſten Creatur in al= len ſeinen Proprieteten oder Eygenſchafften erlangt/ dieweil in jhme 6 als dem centro, alle Dinge deß gantzen vniuerſi oder allgemeinen Weſens gleich ſamb zu= ſammen flieſſen. Vnnd dieſes Anatomia in ſeiner Natur iſt die Natur deß gan= tzen vniuerſi. Die euſſerliche Welt iſt die Figur deß Menſchen: Der Menſch a= ber die verborgene Welt/ als in welchem alle ſichtbahre Ding vnſichtbahrlich ver= borgen/ vnnd wann ſolche ſichtbahr werden/ ſo ſeynd es Kranckheiten vnnd keine Geſundheit/ ſintemahl es die kleine vnnd nicht die groſſe Welt: Vnnd dieſes iſt die wahre vnnd rechte Erkandtnuß/ daß nemblich der Menſch microcoſmice ſicht= bahr vnd vnſichtbahr oder magice werde erkant. Auß beyderley/ nemblich der groſ= ſen vnnd kleinen Welt wahren vnnd eygentlichen Anatomi/ waͤchſtvnnd nimbt ei= nes geſunden vnnd vollkommenen Artztes Geſchickligkeit zu/ auff welche er ſich endlich/ als auff einen ſichern Ancker kuͤhnlich darff verlaſſen. Vnnd wann er den Vrſprung aller Kranckheiten betrachtet/ ſo wird er befinden/ daß die Natur bey= des der groſſen vnd kleinen Welt Medicin/ Kranckheit/ vnnd derſelbigen Medicus oder Artzte ſelbſten ſey. Dann es muß der Artzt auß der Natur zunehmen/ ſintemal in/ von vnd auß jhme nichts/ als allein auß der Natur: Dann dieſelbige Natur vn= terꝛicht vnd lehrt den Artzt vnd nit der Menſch. Vnd dieweil die Matery deß Men= ſchen ein Extract iſt der vier Elementen/ ſo muß nothwendig folgen/ daß er mit al= len Elementen vnnd derſelbigen Fruͤchten/ ein Gemein= vnnd Verwandſchafft in ſich habe: Ja er kan auch ohn dieſelbigen nicht leben. Dann welcher Menſch kan der Lufft/ Erden/ Waſſers vnd Fewers oder derſelbigen Fruͤchte entrathen? Sin= temal Gott der Herr die Elementen wegen jhrer Fruͤchte erſchaffen/ den Men= ſchen durch deren Ernehrung vnd Chur zuerhalten/ vnd præfiguriren vnnd ſtellen demnach alle euſſerliche Elementen den gantzen Menſchen vor/ 7 auß deren Er= kandnuß die kleine Welt erkennen wird/ dieweil ſie nemblich einander gleich/ vnnd die kleine Welt ſind: Vnd in den vier Elementen iſt eine 8 Anatomia, ein Weſen/ ein Materia vnd auſſer der Form kein vnterſcheid: Alſo ſind in der Natur allerding ???(i Ein jedes Element ver= richtet ſein Gewalt vnd Geſchaͤfft in allen vier E= lementen.) das Fewer/ Lufft vnd jrꝛdiſche Waſſer: Widerumb das Waſſer vnnd Himmliſche Erden: In gleichem das jrꝛdiſche/ Fewermaͤſſige vnd Lüfftige Waſſer: Vnnd end= lich das Lufftmaͤſſige Fewer: Das Lufftmaͤſſige Waſſer vnnd Lufftmaͤſſige Erde: Alſo auch vier Geſchlecht deß Mercurij, vnnd vier Geſchlecht der Metall/ viererley Schnee/ viererley Amethyſt vnnd Perlen oder Edelgeſtein/ vnnd alſo eines jeden vier: Eines in dem Firmament oder Himmliſchen Element: Das ander in der [ID00025] Lufft: Das dritte in dem Waſſer/ vnnd das vierdt in der Erden: Vnd alſo auch der Menſch viererley. Dann nach deß Tbeophraſti Zeugnuß iſt Gott in ſeinem vn= ſichtbaren Geſchoͤpffen viel wunderbahrer/ als in den ſichtbaren/ als der in allen vier Elementen das vacuum oder laͤre zuvermeyden/ lebendige vnnd andere Crea= turen ohne Leben erſchaffen (verſtehe ohne verſtaͤndlich Leben) nemblich die vierer= ley Innwohner der Elementen/ von den nach Gottes Ebenbild erſch affenen Men= ſchen/ an Verſtand/ Weißheit vnd Kuͤnſten/ Geſchaͤfften vnnd Wohnungen vn= derſcheiden. In den Waſſern die Nymphen/ Vndenæ, Meloſynæ, vnnd derſelbi= gen monſtra oder Baſtarten Syrenen/ die in den Waſſern ſchwimmen. In der Erden die Gnomi, Lemures, oder Boldergeiſter/ Sylphes, Montani, vn̅ Zonnet- ti, deren monſtra ſind die Pygmæi oder Bergmaͤnnlin. In der Lufft die Vmbrati- les, Sylueſtres, Satyri, dere̅ monſtra ſind die Gigantes oder Rieſen. In dem Fewr oder Firmament die Vulcanales, Pennates, Salamandræ, Superi, deren monſtra die Zundel. Der Flagarum zugeſchweige̅/ dere̅ Anzahl Theophr. in viel tauſenter= ley Geſchlecht als incorporiſche Seelen der groſſen Welt erſtreckt. Gleicher geſtallt iſt auch die Modicina viererley/ als zum Exempel das Macrocoſmiſche Feuwer= Lufft=Waſſer vnnd Erdmaͤſſige Hertz/ dem Hertzen deß Menſchen als der kleinen Welt in allem aͤhnlich: Sintemahl in dem Menſchen alles von deſſelbigen eintzt=(Solches be= zeugen die Gliederfuͤch= tige welche die Zukuͤnff= tige Ender= ung der Zeit empfinden vnd alſo durch jhre Schmertzen zu Aſtrologe̅ vnd Prophe= ten werden. Alſo fuͤhle̅ auch viel Krancke die zukuͤnfftige Enderung in den vier Ele= mente̅: Vnd alſo die jnner liche Elemen= ta deß Men= ſchen die En= derung der euſſerlichen.) gen Wuͤrckung herkompt/ welches auch von allen andern Gliedern deß Leibs zu= verſtehen: Dann es muͤſſen die Glieder der kleinen Welt/ als deß Sohns allezeit mit den viererley Gliedmaſſen dergroſſen/ als deß Gebaͤhrers vberein kommen: Vnnd alſo wird ſichs befinden/ daß ein jede Kranckheit vnnd Medicin einerley Phyſiognomiæ, Chiromantiæ vnd Anatomiæ ſey. Welcher dieſes Fundaments Verſtand nicht hat/ ſoll vnnd kan billich fuͦr keinen approbierten Medicum gehal= ten werden. Vnnd alſo ſehen wir auch auß der Alten hinderlaſſenen Schrifften daß zwiſchen den Aſtrologen vnnd Chymiologen kein geringe Verwandſchafft ſey: Sintemahl die Himmliſche Aſtronomi gleichſamb der vnderſten Vatter vnnd Lehrmeiſter iſt/ vnter welchen ein jedes ſein beſonder Firmament/ ſeine ſonderbah= re Sonn/ Mond/ Stern vnd Planeten hat/ je doch alſo/ daß bey der Aſtronomi der oͤberſten Dinge/ bey der Chymiologi aber der vnterſten Gelegenheit zufinden. Welche nun auß dieſen ſchwartzen Philoſophis, auß Erleuchtigung Gottes den Mentem erlangt/ vnd die Eygenſchafften der Coͤrper in dem obern Globo wahr= genommen durch eine Kunſtreiche Analogy den Aſtris vnnd Coͤrpern deß vntern Globi recht koͤnnen accommodiren/ die werden ſelbſt bekennen/ daß jhnen gar nicht von noͤthen Philoſophirung halben nach Indien oder in Americam zu= ſchiffen/ ſondern werden alle Philoſophiſche Difficulteten/ vnnd dunckel einge= wickelte Raͤtzel oder Fragen in einer feinen kuͤrtze ſehr klaͤrlich koͤnnen eroͤffnen. Dann auff deß eintzigen Schoͤpffers Vorſichtigkeit vnnd Guͤte kompt es/ daß ſich vnſichtbahre Aſtra oder Geſtirn der vbrigen Elementen in dem oͤberſten Element ſichtharlicher Geſtallt erzeigen vnd die Geſetz der Bewegungen zuſampt k der Zu [ID00026] kuͤnfftigen Enderung der Zeiten eygentlich erklaͤren. Wiewol nichts in dem gan= tzen Familia oder Geſchlecht der vnderſten Natur/ daß da die gantze Aſtronomiam den innatis Aſtris ſo jhren praͤdeſtinirten Aemptern zugethan/ nicht koͤndte vollen= den oder abſolvieren. Vnd alſo beruhen die Sydera oder Geſtirn deß Sommers/ Winters/ Fruͤhlings vnd Herbſts/ wie P. Seuerinus 9 Danus ſehr fein ſagt/ in der Erden/ in dem Waſſer/ vnnd Lufft/ welche wann ſie mit dem Geſtirn deß Firma= ments (deme viel auß den gemeinen Philoſophis mit einem groſſen vnnd ſchaͤdli= chen Irꝛthumb die gantze Aſtronomiam zugeſchreiben) nicht vbereinſtimmeten/ koͤndten wir vber die vnfruchtbahre impreſſiones der oͤberſten Coͤrper deß Firma= ments in den groſſen Thewrungen nicht vnbillich klagen. Dann es iſt das Firma= ment zweyerley: Nemblich das externum oder euſſerliche/ wie alle Coͤrper der Ge= ſtirn im Firmament deß Himmels: Vnnd dann das jnnerliche/ als das Aſtrum oder vnſichtbahre vnemp findliche Corpus in allen Geſtirnen deß Firmaments. 10 Dieſes vnſichtbahre vnnd vnempfindliche Corpus der Aſtrorum iſt der Geiſt der Welt/ oder Natur/ oder Hylech, wie es Paraceſus nennet/ in alle Aſtra außge= theilet: Oder er iſt alle Aſtra ſelbſt. Vnnd gleich wie dieſer Hylech in der groſſen Welt alle Aſtra oder Geſtirn inſonderheit begreifft: Alſo verfaſſet auch der jnner= liche Himmel oder Firmament deß Menſchen/ welches der Spiritus olympicus iſt/ jnſonderheit alle Aſtra vnnd Geſtirn. Vnnd 11 alſo iſt der vnſichtbahre Menſch nicht allein alle Geſtirn/ ſondern auch mit dem Geiſt der Welt gantz einerley/ gleich wie das weiſſe in dem Schnee. Vnnd gleich wie alle Dinge von innen/ als von dem vnſichtbahren vnnd verborgenen herauß kommen vnnd entſpringen/ alſo kom̅en auch die ſichtbahre Corporaliſche ſubſtant æ auß den vncorporiſchen Spi= ritualiſche̅/ als auß den Aſtris vnd ſind Coͤrper der Aſtroru̅ oder Geſtirn vnd bleibe̅ auch in denſelbigen/ eines in dem andern. Vnd daher erfolgt/ daß nicht allein alle lebendige Creaturen/ ſondern auch alle wachſende/ ja auch die Steine/ Metall vnd was in der gantzen Natur der Dinge zufinden/ mit einem Syderiſchen Geiſt ſind begabt/ welcher das Firmament oder Aſtru̅ wird genen̅t/ oder auch der verborgene Schmidt oder Werckmeiſter/ von welchem 12 die Formatio oder Bildung/ Figur vnd Farb/ her enſteht. Von dieſem ſonderbahren vnd jnnerlichen Aſtro (welches Theophraſtus das Ens ſeminis vnd virtutis nennet) als der Sonnen der kleinen Welt/ wird der Menſch geboren/ erzeuget/ formieret vnnd mit Farben gleichſamb angeſtrichen vnnd regieret. Wann wir aber ſagen/ es entſtehe ein jede Form aller Dinge auß den Aſtris, iſt ſolches nicht von den ſichtbahren Kohlen deß Himmels oder Firmaments/ noch auch von dem vnſichtbahren Coͤrper/ der Aſtrorum in dem Firmament/ ſondern von eines jeden Dings eygenen vnnd ſonderbahren Aſtro zuverſtehen. Derowegen geuſt das oͤberſte Firmament in das vntere ſpecifi= cierte nit die Geheymnuſſen oder Virtutes, oder Kraͤffte ein/ wie die falſche Philo- ſophia darfür helt/ als verwieſſen die Geſtirn jhre Krafft vnnd Tugendten in die Kraͤuter/ Baͤume vnnd dergleichen. Dann es hat vnnd bringt ein jede wachſende vnnd lebende Creatur ſein eygen Firmament vnd Aſtrum bey vnnd mit ſich/ vnnd werden allein durch den Lauff der obern Sterne in dem Zodiaco oder Thierzirckel [ID00027] gleichſamb auͤffgemundert/ mit zeitigem Regen vnnd andern bequemen Gewitter verſehen: Bekommen aber von denſelbigen nicht allein keinen jnnerlichen Aſtrum, ſondern auch weder Geruch/ Farb noch eintzige ſonderbahre Geſtalt: Sondern al= les von jhrem jnnerlichen Aſtro vnnd verborgenem Werckmeiſter vnnd keines wegs von auſſen her. Dann die euſſerliche Geſtirn koͤnnen den Menſchen zu ei= nem Ding weder neygen noch noͤhtigen (ſintemal wir alle vnſere Gelegenheiten/ Eygenfchafften vnnd Sitten nicht von dem Aſcendente oder Auffſteigenden noch auch von einigem Geſtirn der Planeten/ ſondern von der Hand GOTTES durch das Einblaſen deß Lebens haben vnd empfangen) ſondern es incliniert oder neyget viel mehr der Menſch das Geſtirn/ ſteckt daſſelbige durch ſeine Magiſche Einbildung an vnd bringt dardurch gantz ſchaͤdliche vnnd toͤdliche impreſſiones o= der Eintruckungen zuwegen. Dann wann wir als Kinder vnd groſſe Creaturen vnſern Himmliſchen Vatter mit vnſern Suͤnden nicht erzuͤrneten/ blieb er gegen vns jederzeit gantz guͤtig vnd geneygt/ wie Paracelſus 13 in ſeinem Paramiro im 2. Buch von dem Vrſprung der Schwachheiten am 7. Cap. bezeuget: Gleich wie der Lauff deß euſſerlichen Firmaments mit ſeinen Geſtirnen gantz frey iſt vnd von nie= mand regieret wird: Alſo iſt auch der Lauff deß Firmaments vnnd Geſtirns in der kleinen Welt (welcher nicht Materialiſcher weiſe/ ſondern in den Geiſtern der Coͤr= per verꝛichtet wird) mit ſeinen Geſtirnen frey vnnd wird keines wegs von dem euſ= ſerlichen Firmament regieret. Dann gleich wie die Lufft oder die Sonn keinen Apffel oder Birn auff einem Baum hangen machen/ ſondern es muß der oder die= ſelbige auß dem centro zu der Circumferentz/ nemblich auß dem jnnerlichen Aſtro oder Firmament herauß wachſen: Alſo vnd viel weniger kan auch das euſſerlich o= bere Firmament den wachſenden Sachen oder Gewaͤchſen jhre Krafft vnnd ver= moͤgen geben/ ob wol die Fruͤchte der Aſtrorum oder Geſtirn/ als der Himmliſchen Lufft=Erdmaͤſſigen vnnd Waſſermaͤſſigen Samen in einem gemeinen Nutz zu= ſammen ſtimmen/ als Burger einer eintzigen Anatomi: Vnnd erhalten demnach durch eine feine Freundſchafft vnnd anmuͤhtige Abwechſelung einander bey jhrem Thun. Dieſes iſt die offt vnd weitberuͤmbte guͤldene Kette/ die ſichtbahre vnnd vn= ſichtbahre Geſellſchafft der Natur/ die eheliche Vermaͤhlung deß Himmels oder Firmaments vnd aller Reichthumb/ deß 14 Platonis Ringe/ die in den allerheym= lichſten Winckeln der Natur verborgene Philoſophia, vmb deren willen/ ſolche nemblich zuerlernen/ wie wir wiſſen/ Democritus, Pythagoras, Plato vnnd Apol- lonius zu den Drachmannis vnd Gymnoſophiſten vnd in gleichem auch in Egyp= ten zu deß Hermetis Saͤulen gereyſet. Vnd dieſes iſt der aller aͤlteſten Philoſo= phen ſtudium vnd eintziger Fleiß geweſt/ durch das Liecht der Natur vnnd ſonder= bahre Eingebung Gottes von jhnen erlangt vnd begrieffen/ auß welchem die wun= derbahre vnd vnaußſprechliche Gewalt vnd vnbegreiffliche Weißheit deß Schoͤpf= fers erſcheinet/ vnnd die vnerſchaͤtzliche Guͤte deſſelbigen gegen ſeine Creaturen/ zu= ſampt der vnauß ſprechlichen Tieffe der Geheymnuſſen/ vber welche wir vns nicht gnugſamb koͤnnen verwundern/ viel weniger dieſelbige nach Gebuͤhr preyſen/ gantz klaͤrlich abzunehmen.
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Allhie aber ſoll man auch dieſes nicht ſtillſchweigend vbergehen/ daß drey principia oder Anfaͤnge aller Dinge in einem compoſito oder vermiſchten Sa= chen zufinden. Sintemal ja bewuſt/ daß die natuͤrliche Coͤrper in diejenige Stuͤ= cke werden reſolviert/ auß welchen die Stuͤck oder partes, auß denen ſie anfaͤng= lich entſtanden/ herkommen oder genommen. Es kan aber kein corpus, ſo von der Natur vermiſcht worden/ durch die Kunſt der Reſolution/ in mehr oder weniger partes zertheylet werden/ als in drey/ nemblich den Mercurium oder Liquorem: Den Sulphur oder Oel/ vnd das Sal: In dieſen dreyen wird eines jedes erſchaffene generiert vnd erhalten/ Sintemal die Heilige Dreyeinigkeit durch jhr Drey einig außgeſprochen Wort Fiat oder Es werde/ alles erſchaffen/ wie die dreyenige Spagiriſche Analyſis bezeuget. Dann GOtt hat durch das Wort/ Es werde/ die erſte materiam hervor gebracht/ welche gegen die drey innerliche Anfaͤnge gehal= ten/ erſtlich dreyfach iſt/ dann dieſe drey ſpecies nachmahls in vier vnderſchied= liche Coͤrper oder Elementen werden vnterſcheiden/ nicht anderſt dann als wann ein geuͤbter Meiſter auß dem Bley ein Menig/ Bleyweiß/ Vitrum vnnd Spiritum Saturni maͤchte. Alſo iſt die Welt in allen erſchaffenen Corporiſchen Creaturen anders nichts/ dann ein coagnlierter fumus oder Rauch/ auß den dreyen ſubſtan- tijs, nemblich dem Sulphure, Sale vnnd Mercurio. Dann dieſe drey ſind die mate- ria auß deren alle corporalia erſchaffen. Das erſte Waſſerige oder Waſſermaͤſſi= ge/ als welches ſich dem Mercurio fugitiuo oder Queckſilber vergleicht vnnd das Holtz vor der Brunſt verwahrt. Das ander iſt ſehr feiſt vnd oͤlicht vnd derowegen/ wie der Schweffel/ zu der Brunſt vnd Eutzuͤndung ſehr geneygt. Vnnd dieſe beyde werden von dem Fewer verzehret. Das dritte aber/ als ein Vnctuoſum oder Sal= benmaͤſſig Ding/ vnd an der Schwere vnd Maͤnge ſehr gering/ bleibt in der Aſchen obrig/ nemblich das Saltz/ iſt faſt ſubtiel vnnd einer jmmerwehrender Subſtantz. Dann alſo iſt deß Materialiſchen Menſchlichen Coͤrpers Vrſach die Erde mit ei= ner dreyfachen Subſtantz/ nemblich deß Salis, Mercurij vnnd Sulphuris begabt (Wo dz Sal??? oder Mumia mangelt/ da entſtehen leichtlich Wuͤrm.) Das Sal oder Saltz gibt durch ſeine coagulation den Coͤrpern die dichte/ oder har= te Conſiſtentz/ zu ſampt der Farb vnnd Geſchmack. Das Sulphur oder Schwe= fel/ temperiert deß Saltzes coagulation mit einer faſt anmuͤhtigen Mixtur/ gibt das corpus Subſtantz oder Weſen/ beneben der Veraͤnderung. Der Mercurius aber/ welcher gleich einem Elyxir die Kraͤffte/ Vermoͤgen vnnd alle Geheimnuſſen oder Arcana mittheylet/ auffenthaͤlt mit ſeiner ſtaͤtigen Befeuchtigung deß Vita= ???ſchen vnnd Vegetaliſchen Saffts/ die zwey erſte/ welche durch jhr embſige vnnd ???mmerwiderholte Geſchaͤffte ſtuͤndlich zu einer Vertruͤcknung vnnd Alter eylen/ vnnd macht alle mixtiones durch jhre fluͤſſige Subſtantz gelind vnnd leicht. Dieſe drey Anfaͤnge aller Coͤrper ſind in jhren Aemptern vnnd Eygenſchafften wegen der Vermuͤſchung der Krafft vnd Tugend ſehr ferꝛne von einand er vnterſcheyden/ ob ſie wol den euſſerlichen ſenſibus oder Sinnen einerley Subſtantz der Coͤrper vor= ſtellen.Etliche auß den Theophraſtiſten/ welchen den Vrſachen der verborgenen Dinge etwas tieffer vnnd fleiſſiger nachſinnen/ thun vnnd ſetzen noch das vierdte [ID00029] hinzu/ daß ſi den Geiſt 15 oder Spiritum nennen: Welcher ob man jhn wol auß den Mineralien vnd Vegetabilien haben kan/ wird er doch in den Thieren wegen der der ſubtilttet deß Meiſters oder Alchimiſten den Geſchaͤfften nicht vnterworffen vn̅ kan auch nicht gefaſt oder auffgefangen werden: dann alſo ſtimmet der Sulphur mit dem Fewer/ das Sal mit der Erden/ der Mercurius mit dem Waſſer/ vnnd der Spiritus oder Geiſt mit der Lufftvberein.Die weil wir aber der Elementen angefangen Meldung zuthun/ woͤllen wir auß deß Severini kurtzen Bericht noch dieſes hinzu thun/ da er ſagt: Die rechte vn̅ warhafftige Spiritualiſche oder Geiſtliche Elementa ſind Huͦter/ Ernehrer/ Wohnungen/ Mineren/ Matrices oder Model vnd Auf= enthaltungen der gantzen Creatur: Ja ſie ſind auch das Weſen/ Exi= ſtentz/ Leben vnd Wuͦrckung der Entium vniverſorum. Sie ſind aber nicht muͤſſige oͤrther oder Wohnungen der Dinge/ ſondern mit jhren proprietatibus vnd Eygenſchafften begabt. Welche dem jenigen ſo ſie in ſich haben/ nemblich den Saamen/ Leben vnd Nahrung mittheyle̅/ damit ſie ſolche Dinge hervor bringen/ welche ſie in jren Schaͤtze̅ ver= borgen koͤnnen auffenthalten vnd verwahren. Sie ſind aber in zween Globos außgetheylet nemblich den obern/ als das Fewer oder Firma= ment vnd Lufft/ welcher dem weiſſen vnd Schalen eines Eyes kan vergliechen werden: Vnd den vntern/ nemblich das Eyerdotterfoͤr= mige Waſſer vnd Erden. In dieſen vieren vncorporiſchen laͤren Na= turen hat der Schoͤpffer durch die Krafft deß Worts/ welches die v= nierte oder vereinigte Maͤnge erklaͤret/ zuſamptdem 16 Geiſt/ ſo vber de̅ Waſſern ſchwebet/ die Sonne vn̅ aller Dinge ſeminales rationes durch Goͤttlichen Sege̅ einmal erfuͦllt/ vnd jmerwehrendt durch eine vnbegreiffliche Magiam auß den ewigen Schaͤtzen der Goͤttlichen Weißheit/ geſetzt/ vn̅ noch die principia oder Anfaͤng der Coͤrper hin= zu getha̅/ mit welchen ſie gleich als mit Kleydern oder Huͦttlin wurde̅ verwahret vnd verſehe̅/ eher ſie ſich ne̅blich in die Welt herauß begebe̅/ vnd von maͤnniglich lieſſe̅ ſehen: Sintemal in de̅ vnſichtbaren Schaͤtze̅ der Elementen als in eine̅ tieffen Abgrundt die ſemina vnd Aſtra, als der Dinge vincula vnd Bande von Anbegin der Erſchaffung verbor= gen liege̅/ (alſo daß die ſichtbahre mit den vnſichtbahre̅ vnd die oͤberſte mit de̅ vnterſte̅ ſind conjungiert) vnd werden zu beſtimpter Zeit hervor komme̅/ als durch deren Huͦlffe vnd Zuthun die Elementa mit einan= der vber einſtimmen/ die ſympathia der gantzen Natur erhalten/ die Weltliche Provintz verwaltet/ vnd durch die Fortpfla̅tzung der Nach= koͤmblige eine Ewigkeit zuwege̅ gebracht vn̅ auffgerichtet wird. Ohne [ID00030] dieſe Saamen/ dieweil ſie der Elementen Officia oď Aempter erklaͤhrt/ kan die Wiſſenſchafft der Elementen nicht erlangt weꝛden: Vnd gleich wie die Saamen in den Saamen/ alſo ſind auch die principia oder An= faͤnge der Coͤrper der Saamen ſtaͤtige vnd vnablaͤßliche Gefaͤhrde̅/ wel= che jhnen vnzertrennlich anhangen vnd zu dem Dienſt der Gebaͤhrunge̅ mit vnbegreifflicher Varietet der Gaben inſtruiert vnd verſehen ſindt. (Dan̅ es haben die Saamen vnd principia der Ding durch die Gewalt deß Worts/ welchem alles zu Gebott ſtehet/ die Krafft der Gebaͤhrung vnd Vermehrung empfangen.) 17 Gleich wie aber die Saamen von den Eleme̅te̅ auch durch die aller groͤſte Subtilitet deß Gemuͦths oder Ver= ſtands kaum koͤnnen abgeſoͤndert werden: Alſo kan man die principia o= der Anfaͤnge der Coͤrper durch die Geſetz der Natur mit keinerley Kunſt vnd nimmermehr perfect oder vollkommentlich von jhnen ſcheiden.(x Alles vo̅ den Kraͤff= ten.) Es iſt aber allhie auch wahr zunehmen/ daß etliche Coͤrper der Ele= mente̅ mehꝛ mit Eygenſchafften begabt ſind/ vnd doch keine Arcana odeꝛ Geheymnuſſen noch eintziges Cherionium in ſich haben/ vnd ſind nur vnfruchtbare Relollaceæ qualitates, in welchen keine Krafft die Kra̅ck= heiten zu heylen: Etliche Coͤrper aber folgen den Eygenſchafften der Saamen/ welche Tincturn haben/ in denen/ ob wol Waͤrmbden/ Kaͤl= te/ Feuchtigkeiten vnnd Truͤckne hinzu kommen vnd mit vnterlauffen/ ſo kommen doch keine Actiones, Geſchaͤfft oder Wuͦrckungen von jnen her/ vnd ſind demnach allein in Gegenwart der Legatorum Gefaͤhrde̅: In dieſen Coͤrpern kan ein Abſoͤnderung der Kraͤffte von dem Vntuͦch= tigen vnd deß reinen von dem vnreinen geſchehen.Vnſere ſichtbahre vier Elementa aber/ nemblich das Feuwer oder Firmament/ Lufft/ Waſſer vnd Erde ſind aller Dinge Matrices oder Formen/ Productrices oder Hervorbringer vnd Receptacula oder Wohnungen: Die Fruͦchte der Saamen vnd anderer Elemente̅/ ſo mit jhre̅ ſtaͤtigen zuflieſſen vnd Befeuchtigen den Gebaͤhrungen behuͤlfflich ſind vnnd dienen. Auß den dreyen erſten ſindt vnnd entſtehen auch die compoſita vnd werden auch widerumb in dieſelbige reſolviert vnd zer= trennt. Ja es werden die jetztgemeldte drey in einer jeden Matrice gefu̅= den/ wie gleichfalls auch in einer jeden Geburt einer jeden Matricis. Der Geiſt oder Seele in einem jeden Menſchen iſt das Element deß Feuwers oder Firmaments: Die dichte Glieder/ vnd welche auß dem Saame̅ heꝛ= ko̅men/ die Erde 18: Die Feuchten als das Gebluͦt vn̅ andere Feuchtigkei= ten/ auß dem Element deß Waſſers: Der Lufft aber/ alles was laͤhr iſt/ [ID00031] vnd da keine Subſtantz zugege̅. Welches alles doch/ wie vermeldet/ vo̅ den Elementis Elementatis zuverſtehen/ ſintemal die rechte vn̅ wahre Elementa ſpiritualiſch oder geiſtlich. Dieweil auch die allergeringſte vnd ſubtileſte Saamen einer weltlichen Oeconomiæ folgen vnd ſich derſelbigen vergleichen/ vnd gleichſam ein entworffene oder vorgebil= dete Analogiam der Elementen vnd Principiorum vorſtellen vnd zei= gen. Vnd alſo bekennen wir/ daß in allen Dingen Elementa ſeyen/ vn̅ daß dieſelbige durch Zuthuung deß Balſami vnd radicaliſche̅ Tinctur werden vermiſcht vnd erhalten. Dann alſo pflegt das Waſſer in dem es nemblich von den vier Elementen wirt inſtruiret/ ſeine Saamen durch eine fruchtbare Ernehrung vnd Vermehrung zuerhalten/ vnd fleiſſig zuverwahren. Vnd dieſes habe ich allhie auß dem Seuerino einfuͤhren woͤllen/ welches/ dieweil es den jenigen/ ſo ſolches mit Fleiß leſen/ die Augen leicht verdunckeln kan/ als wil ich die Elementen etwas deutlicher erklaͤren.Ein rechter vnd wahrer Philoſophiſcher Medicus/ welcher die Lehr der vier 19 Elementen/ als die vier Saͤulen der Welt fleiſſig in acht nimpt/ der lernt ſich ſelb= ſten recht erkennen/ wie gleichsfalls auch das jenige/ darauß er entſprungen: Vnd erkennet alſo auß dem euſſerlichen deß jnnerlichen Structur vnd Gebaͤwe/ als die der groſſen vnd kleinen Welt wahre Anatomy. 20 Die Erde/ wie geſagt/ iſt mit dem Waſſer das Centrum, oder mitlere Punct: Die Lufft begrejfft ſolche beyde in jh= rem Circkel oder Circumferentz in ſich: Die newe Spæræ oder Circkel oder das Firmament mit allen ſeinen Sternen ſind das Fewer. Die wahre vnd eygendliche Elementa mit jhren ſonderbahren Aſtris oder Geſtirnen ſind nicht ſichtbar oder empfindlich: Sondern gleich wie die Seele in dem Leib nicht empfunden vnnd be= taſtet wirt/ alſo auch die Elementa in jhren Coͤrpern. Der Coͤrper der Elementen iſt ein Todt vnd finſter Ding: Der Geiſt iſt das Leben vnd in die Aſtra oder Geſtirn zertheilet/ welche jhre Gewaͤchs vnd Fruͤchte von ſich geben. Vnd gleich wie die Seele jhren Leib von ſich abſondert vnd in jhm wohnet: Alſo haben auch dieſe geiſtliche Elementen in der Abſonderung aller Ding die ſichtbare Coͤrper von ſich abgelegt. Dann die potentialiſche Waͤrmbde ſondert von ſich die Sterne: Gleich wie die Kraͤuter in der Erde̅n jre Blumen: Die Feuchtigkeit den Lufft: Die Kaͤlte das Waſſer: Die Truͤckne die Erde/ das iſt/ auß dem Element der Erden iſt hervor kommen der Coͤrper der Erden: auß dem Element deß Waſſers das Cor- pus deß Waſſers: Auß dem Element drr Lufft/ raucht vnd daͤmpfft der Lufft her= auß/ ward in ſeinen Natur geſamblet: Vnd auß dem Element deß Fewers ſchim= merte das Corpus deß Fewers/ vnd werden in ſeiner Natur zuſammen gebracht/ nemblich in den ſichtbahren Himmel. 21 Auß dieſen Coͤrpern der Elementen kom= men endlich die Gewaͤchſe hervor: Vnd auß denſelbigen durch Huͤlff vnd Zuthun der Aſtrorum oder Geſtirn/ am allerletzten die Fruͤchte: Sintemal ein jedes ſicht= bahre nichts von oder auß jhm ſelbſten hat/ ſondern von ſeinem vnſichtbahren Ele [ID00032] ment vnd Aſtro herruͤhret vnnd entſpringt. Auß dem Coͤrper deß Fewers haben die ſichtbahre Aſtra oder Stern im Firmament hervor geſchienen/ vnnd iſt dem= nach das Fewer der Sterne 22 Vnterhaltung vnd Nahrung. Vnnd wie Noſtoch bezeuget/ ſo zehren die Sterne von dem Fewer/ vnnd ſpeyen daſſelbige anch wider= umb von ſich auß/ ob es wol in der vntern Lufft vber der Erden in ein ſchleimige Materi verwandelt wirdt. Auß dem Coͤrper deß Waſſers wachſen vnd entſtehen die Metall/ Saltz vnd Mineralia: Auß dem Coͤrper der Erden die Baͤume vnnd Alle Kraͤuter. Vnſere ſichtbare Elementen ſind nur der andern Coͤrper vnd Woh= nungen/ als welche derſelben Gewalt vnd Wuͤrckungen zuruͤck halten vnd verhin= dern. 23 Dann was mit einem ſichtbahren Coͤrper verbunden iſt/ das erſtickt vnd bricht die Gewalt vnd kraͤfftige Wuͤrckung deß jnnerlichen Geiſtes. Die Erde iſt zweyerley: Nemblich die euſſerliche oder ſichtbahre/ vnnd dann die jnnerliche vnd vnſichtbahre: Die euſſerliche iſt kein Element ſondern deſſelbigen Coͤrper vnd iſt der Sulphur, Mercurius vnd Sal. Das Element aber der Erden iſt das Leben vnd der Geiſt/ in welchem die Aſtra oder Geſtirn der Erden/ die durch das corpus der Erden alle Gewaͤchſe hervor bringen/ beruhen. Dann ob wol die 24 Erde ſcheinet Todt ſeyn/ ſo hat vnnd begreifft ſie doch aller Dinge Saamen in ſich/ wie gleichs= falls auch derſelbigen (Saamen) Kraͤffte. Wird derowegen Animaliſch/ Ve= getaliſch/ vnnd Mineraliſch genennet/ als welche von allen vbrigen Elementen wird fruchtbahr gemacht/ vnd demnach alles auß jhr ſelbſt hervorbringt vnnd ge= baͤhrt/ vnd alſo ſind die Baͤume/ Kraͤuter/ alles Graß/ Blummen/ Schwaͤmme vnd andere Gewaͤchs der Erden Coͤrper der Aſtrorum oder Geſtirn vnd Fruͤchte der Erden/ bringen auß den vnſichtbahren Aſtris jhre Fruͤchte/ als Blumen/ Birn/ Aepffel/ Kirſchen hervor/ vnd iſt ein jedes dieſer Fruͤchte widerumb ein Aſtrum vnd Saame. Dann das Waſſer iſt zweyerley/ nemblich der Coͤrper/ der da iſt der Mercurius, Sulphur vnnd Sal. 25 Das Element aber iſt das Leben vnnd Geiſt/ in welchem die Aſtra oder Geſtirn deß Waſſers beruhen/ welches gleich ei= ner Mutter auß jhrem Abgrundt alle Mineralia/ Saltz/ Metall/ Stein/ Edelge= ſtein/ Sandt vnnd alle Fruͤchte deß Waſſers hervorbringt/ welche doch auß der Erden gegraben werden: Sintemal eines jeden Elements Aſtrum in einem frembden Orth oder Landt vnd Matrice gebuͤhrt vnnd ſeine Fruͤchte von ſich legt: Vnnd neygen ſich auß einer gewaltigen Providentz alle Ding gegen der Erden/ vnnd geben zu derſelbigen Fruchtbarkeit nicht geringe Befoͤrderung. Alſo wer= den die Fruͤchte deß Firmaments in der Lufft abſolviert vnnd vollendet/ vnnd von dannen dem vnterſten Globo mitgetheylet: Gleich wie der Schnee/ ſo in dem Feuwer entſtanden/ in der Lufft vnnd Erden wird gefunden. Die Fruͤchte der Lufft kommen auß dem Centro in die Circumferentz vnnd erlangen daſelbſt jhre coagulationem vnd endliche Vollkommenheit. Die Saamen deß Waſſers ge= baͤhren in dem Schoß der Erden/ vnnd begeben ſich nachmals von dannen zu der euſſerſten Circumferentz. Die Erde aber bringt jhre Fruͤchte in dieſe euſſerſte Cir= cumferentz/ in welcher wir ſind vnnd leben/ hervor: Sintemal die Koͤrnlein/ ſo in [ID00033] die Erden geſaͤet werden/ nachmals auſſerhalb derſelbigen vnnd in der Lufft wer= den gefunden. Vnd eylen demnach aller Elementen procreationes oder Gebur= ten auß eygenem Trieb zu der Menſchlichen Provintz/ als jhrem erwuͤnſchten Ter= min vnd Zweck/ vnnd erhalten alle Stuͤcke der Natur mit einer lieblichen Irriga= tion oder Befeuchtigung. Alſo ſehen wir auch/ daß auß dem Schluß deß ewigen Geſetzes das Waſſer nicht mehr hervor bringt/ als die Erde ernehren/ die Lufft erhalten vnnd foviern vnnd das Feuwer verzehren kan 26 Vnnd alſo iſt der Lufft zweyerley: Hat auch ſein Element/ als einen Innwohner in ſich: Iſt ein Balſam aller Geſchoͤpffe/ vnd der vbrigen drey Elementen Leben/ vnnd iſt kein ſubtiler E= lement von GOtt erſchaffen 27 / das von ſich ſelbſten Lebe/ vnnd allen das Leben gibt/ ohne welches weder das Firmament/ noch das Waſſer/ noch die Erde/ jhre Fruͤche 28 koͤndten hervor bringen: Ja es koͤndte auch das Feuwer 29 ohne die Lufft nicht brennen/ viel weniger ſeine creſcentiæ/ nemblich die Kohlen deß Fir= maments leuchten vnd ſcheinen. Gleicher Geſtallt iſt auch das Firmament oder Feuwer zweyerley/ hat ſein Element/ als ſeinen Innwohner in ſich/ welches Ele= ment auch alle Aſtra vnd Saamen in ſich begreifft 30: Sintemal deß Fewers Ele= ment oder Corporiſch Firmament die Coͤrper der Sterne/ Sonnen/ Monds vnd anderer Planeten von ſich gibt/ vnnd gleich ſamb außſendet. Gleich wie aber die Kraͤuter/ Blumen vnd Baͤume herauß wachſen/ vnd doch in der Erden bleiben/ alſo wuchſen auch (zur Zeit der Erſchaffung) auß dem Firmament die Coͤrper der Sterne/ vnnd blieben gleichwol in dem Firmament/ in jhren Cirekeln gleich= ſamb ſchwebendt wie die Voͤgel in der Lufft. Die Zwoͤlff Himmliſche Zeichen im Thier Zirckel mit ſampt den andern Sternen/ ſindt Fruͤchte deß Feuwers 31 vnnd kommeu auß den vnſichtbahren Aſtris oder Geſtirn deß Feuwers her: Dann je ſubtieler das Firmament iſt/ als die Erde/ je mehr werden auch der an= dern drey Elementen Fruͤchte von deſſelbigen Fruͤchten an Subtilitet vnnd Kraͤfften vbertroffen. Vnd ſind alſo die ſieben Gubernatores der Welt anders nichts/ als Fruͤchte deß Feuwers: Sind auß dem Element deß Feuwers vn= terſcheyden/ durch die Separation oder Abſonderung gewachſen/ gleich wie 32 die Blumen oder Kraͤuter in der Erden/ Die Blumen aber bleiben in der Erden/ in jhrem Orth vnbeweglich: Die Sterne aber in dem Firmament mit nichten: Dann ſie wandeln in dem Feuwer vnnd ſchweben oder ſchwimmen auß Gottes Vorſehung in jhre̅n Circkeln/ wie die Fiſch im Waſſer/ vnd die Voͤgel in der Lufft/ vnnd haben jhre Nahrung von dem Firmament. Sie ſind auch/ wie alle an= dere Creaturen/ zweyerley: Ihre ſichtbahre Coͤrper ſehen wir mit vnſern Augen/ als ein hellſcheinend Liecht: Das vnſichtbahre Aſtrum oder Sydereum [ID00034] Spiritum in den Sternen aber/ koͤnnen wir mit vnſern Augen nicht erreichen. Al= ſo iſt der Sonnen Coͤrper warhafftig nicht die Sonne/ ſondern der Spiritus oder Geiſt ſo in dem Coͤrper verborgen. Welches alles auch von den Menſchen zuver= ſtehen. Ferꝛner ſindt der gemeldten vier Elementen Aſtra die Saamen in den vier Matricibus, vnd deren je zwey vnd zwey bey einander vnnd in einem/ nemblich der Coͤrper vnd das Aſtrum, das ſichtbahre vnd vnſichtbare: Das Corporiſche waͤchſt auß dem Spiritualiſchen oder Geiſtlichen/ vnd bleibt in demſelbigen: Vnnd wer= den alſo die vnſichtbahre Kraͤffte Saamen vnnd Aſtra durch das Corporiſche ſichtbahre in viel tauſent mal tauſent fortgepflantzt/ gleich wie ſich daß Feuwer in dem Holtz oder anderer dergleichen Materien vermehret/ vnnd alſo je ein Feuwer auß dem andern entſteht. Die Engel koͤnnen ſich nicht vermehren/ dieweil ſie keine Leiber haben: Der Menſch kan ſich vermittelſt ſeines Leibs vermehren. Alle Ge= waͤchſe/ Kraͤuter/ Baͤume/ Fiſch/ Voͤgel vnd andere Thier koͤnnen ſich vermittelſt jhrer Leiber/ vermehren/ auff ſolche weiſe (ſintemal der Saame oder Aſtrum ohne einen Leib nichts verrichten kan) ſo bald ein Saame oder Aſtrum erſtirbt vnnd in ſeiner Matrice verfault/ ſo wandert vnd begibt ſich das Aſtrum in ein new Corpus, vnd vermehrt ſich daſelbſt/ wie Chriſtus ſolch Exempel vnd Gleichnuß der Natur ſelbſten braucht/ vnnd das Weitzenkoͤrnlein ein fuͤhrt/ welches in die Erde geworf= fer erſtirbt/ vnd endlich viel Fruͤchte vnnd andere Koͤrnlein bringt/ welche mit dem erſten verfaulten/ von dem ſie herkommen/ einerley Kraͤffte haben. Die Putrefa- ctio oder Verfaͤulung verzehrt vnd ſondert die alte Natur ab/ vnd fuͤhret ein neu= we Frucht ein. Vnnd kan demnach das Ewige Leben in keinem Coͤrper ſeyn/ es ſey dann derſelbige zuvor geſtorben: Dieweil der Todt ein Vrſach iſt der Herꝛ= ligkeit deſſelbigen Leibs in dem ewigen Leben: Gleich wie die corruptio oder Ver= derbung einer neuwen Geburt einer Goͤttlichen Subſtantz: Daß erſte Leben der Kraͤuter vnnd Artzneyen muß nothwendig ſterben/ damit durch die Verfaͤulung vnnd Widergeburt durch Huͤlffe der Alchymi ein ander Leben erfolge/ in welchem die drey erſten mit jhren geheimen vnd verborgenen Kraͤfften/ ſo dem Medico von= noͤthen/ ſich endlich hervor thun vnnd offenbahren: Sintemal ohne die Widerge= burt kein Mediciniſch Arcanum oder Geheimnuß/ welche ohne alle Complexion der qualiteten beſtehet/ erlangt werden kan. Welcher Philoſophiſche Medicus demnach die cuſſerliche Welt recht kennet/ deme iſt auch vnverborgen/ daß deß Menſchen natuͤrlicher Leib/ ſo auß der Erden ſeine Nahrung empfaͤngt/ vnnd der Syderiſche Leib/ deſſen Nahrung auß dem Firmament/ nemblich das corpus phyſicum, oder natuͤrliche/ nichts anders ſey/ als Sulphur, Sal vnnd Mercurius (ſintemal alle corporalia, wie kurtz zuvor auch geſagt worden/ in dieſen dreyen be= ſtehen) vnnd daß die Gewaͤchs nicht auß den vier ſichtbahren Coͤrpern/ oder vier Feuchtigkeiten/ ſondern auß dem vnſichtbahren Saamen entſtehen/ gleich wie die Kraͤuter vnd Baͤume auß dem Saamen erwachſen. Nicht die localis Anatomia der kleinen Welt vnnd Coͤrper/ ſondern die Eſſata vnd Elementata Anatomia 33 der groſſen vnnd kleinen Welt zeygt die Schwachheiten vnnd derſelbigen Cur oder Recept. Die Glieder der groſſen Welt ſind die Artzney der Glieder in der kleinen/ [ID00035] in dem ſie die auß vnd jnwendige Anatomy 34 vergleichen/ vnd nicht die Gradus ge= gen die Gradus. Vnd gleich wie die Anatomy der Maͤnner vnd Weiber einerley: Alſo haben auch die Kranckheiten vnnd Artzneyen mehr nicht dann eine. Vnnd gleich wie in dem Menſchen der Menſch die Kranckheiten/ alſo iſt auch in der Artz= ney oder Medicin der Menſch die Medicin. Vnd ob vns wol die verborgene Krafft der Kraͤuter oder Stern deß Mediciniſchen Firmaments bekannt/ ſo hat doch der Medicus fuͤrnemblich auch darnach zutrachten/ daß er die Concordantz oder Zu= ſammenſtimmung der Natur wiſſe/ wie nemblich das Aſtrum medicinæ oder cœli Magici mit deß Menſchen jnnerlichen Aſtro vnnd Olympo zuvergleichen/ vnnd vmb dieſer gleichen Anatomy willen ſtillet die Mumia deß Menſchen Blut.???(r Auß de̅ jn= nerlichen der klemen Welt eutſtehn viel Kranckheite̅.) Die Nachtigallen/ wann ſie Kranck ſind/ kommen ſie durch den jnnerlichen Genieß der Spinnen widerumb zu recht: Dann es faͤhrt das euſſerliche zu dem jnnerliche̅/ vnd iſt in der kleinen Welt gleich wie in der groſſen. Vnd wer derowegen erkennet vnd weiß/ daß die Gewaͤchs vnd Fruͤchte der Erden/ die Kraͤnter vnd Baͤume auß jhrem Saamen oder Aſtris herkommen/ der kan auch zugleich vernemmen/ daß in dem natürlichen 35 Leib ſo viel vnnd mancherley Kranckheiten verborgen/ wel= che Kranckheiten nicht auß den vier gedichten Feuchtigkeiten oder qualiteten/ ſon= dern von wegen der Analogia oder Vergleichung der groſſen vnnd kleinen Welt vnd auß dem Saamen warhafftig entſpringen: Vnnd wer die Kranckheiten der groſſen Welt weiß/ dem ſind auch die Kranckheiten/ der kleinen nicht vnbekannt: Vnd wie viel ſpecies vnnd Geſchlecht der Mineralien in der Welt/ alſo viel ſind auch in dem Menſchen: Sintemal eben ſo viel vnd mancherley Kranckheiten zu= finden/ als vielerley Species, Coͤrper vnnd Saamen der Gewaͤchs ſind: Die Zahl zwar der Kranckheiten kan niemand wiſſen/ er wiſſe da̅n die Anzahl aller Gewaͤchs Sintemal in den Elementen/ die mit der Menſchlichen Natur vberein ſtimmen/ die Saamen vnd Himmliſche Luͤfftige/ Waͤſſerige vnd Irꝛdiſche Aſtra werden er= halten/ welche zu beſtimpter Zeit jhre Fruͤchte als der Geſundheit oder Kranckhei= ten Vorbotten/ hervor bringen. Vnd ſind alſo 36 die drey erſte die Vrſach aller Kranckheiten: Dann in welchem Coͤrper dieſe durch die Vnion oder Vereini= gnng vberein kommen/ derſelbige kan wahrhafftig fuͤr geſundt gehalten werden: In welchem ſie aber nicht vbereinkommen (ſintemal die Geſundheit in der Tem= peratur beruhet) da iſt gaͤntzlich dafuͤr zuhalten/ daß eine Kranckheit vnnd die Wurtzel deß erſten Tods hinein gegangen vnd vorhanden ſey. Die erbliche Kra̅ck= heiten welche auß dem Saamen oder Aſtris herkommen/ werden theils Elemen- tales 37 genennet/ dieweil ſie ſich im hitzigen/ feuchten/ kalten qualiteten offenbahren: Etliche/ deren mehrer theil/ Aſtrales oder Firmamentales, welche auß dem Firma= ment deß Menſchen entſpringen/ welches Firmament in dem Menſchen nicht weniger gantz begriffen wird/ wie die Elementen. Vnnd gleich wie dem 38 ſicht [ID00036] bahren Leib oder Coͤrper ſeine Speiſe auß der Erden waͤchſt/ alſo waͤchſt auch dem Syderiſchen Geiſt deß Menſchen oder dem vnſichtbahren Menſchen (welcher deß euſſerlichen Hauſes Innwohner iſt) ſeine Nahrung von der Lufft vnd Feu= wer oder euſſerlichen Firmament/ nemblich von dem Feuwer deß Firmaments/ als da ſind alle Kuͤnſte/ Handwercke/ Sprachen vnnd Faculteten. Dann der Himmel oder Firmament iſt der Vatter vnnd Doctor aller Kuͤnſte/ außgenom= men die Theologia vnd heilige Iuſtitia. Welche nicht von den Aſtris, ſondern ohn alles ander von dem Heiligen Geiſt erlernet wirdt/ ſintemal alle Glaubige vnnd Widergebohrne dem Aſtronomo vnbekandt vnnd verborgen bleiben/ wie auß deß Paracelſi ſcharpffſinnigen Theologia zuſehen. Dann gleich wie der Magnet/ in dem er das Eyſen an ſich zeucht/ deſſelbigen Spiritum oder Geiſt herauß ſauget/ vnd den Roſt hinderlaͤſt: Alſo hat auch der Menſch nach ſeinem Coͤrper zurech= nen einen zweyfachen Magnet: In dem er nemblich theils die Aſtra an ſich zeucht vnd gleich wie die Biene oder Immen den Honig auß den Blumen vnnd Kraͤu= tern/ alſo auch ſeine Speiſe herauß ſaͤugt/ nemblich die Weltliche oder Irꝛdiſche Weißheit/ Sinn vnnd Gedancken; Zum theil aber durch ſeine an ſich ziehende Krafft die taͤgliche Nahrung ſeines Fleiſch vnd Bluts an ſich zeucht. Vnnd 39 wie der Elementaliſche Coͤrper durch den Hunger vnnd Durſt die Elementaliſche Coͤrper an ſich zeucht/ alſo zeucht der Syderiſche Geiſt deß Menſchen von den Stralen der ober Geſtirn alle Kuͤnſte/ Wiſſenſchafften/ Faculteten vnnd Menſch= liche Weißheit an ſich: Sintemal das Firmament ein Liecht iſt der Natur/ wel= ches dem Menſchen alle Dinge Natuͤrlich mittheilet. Ferꝛner ſo ſind die Aſtra oder Elementen (welche Geiſter) ohne qualiteten/ weder Hitzig/ Kalt/ Trucken o= der Feucht: Sondern was auß jhnen herkompt/ das iſt mit qualiteten begabt. Dann auß der Erden entſpringt nicht allein der kalte Magſaame/ Opium vnnd Luͤlch/ ſondern auch die Hitzige Flammula perſicaria, vnd dergleichen: Sintemal auß den Elementen wiederwaͤrtige Sachen erwachſen. Auß dem Feuwer der Schnee/ Regen/ Tauw/ Regenbogen/ Windt/ Donner/ Blitzen/ Schloſſen oder Kiſſel/ vnnd andere impreſſiones ſo auß dem Archæo deß Firmaments/ auß den dreyen erſten entfpringen: Dann es ſind Fruͤchte vnnd Egeſtiones oder außge= worffener Vberfluß oder Vnrath/ wie Paracelſus redet/ der Sternen im Firma= ment: Ja es ſind Fruͦchte der vnſichtbahren Aſtrorum, welche in den Sternen ſind vnnd das vnſichtbahre ſichtbahr machen. Dann es geben die Sterne gleich wie die Baͤume jhre Fruͤchte von ſich. Dannenhero dann gnugſamb erſcheinet/ das die Kranckheiten nicht durch jhr contrarium oder widerwertiges geheylet vnd vertrieben werden als ſolte die Hitz die Kaͤlte außtreiben/ oder als ſeyen die Ele- menta auß dem Menſche̅ herauß zu jagen: Sondern durch die Arcana oder Aſtra, welche der Medicus durch Huͤlffe der Alchimy auß der letzten Matery in die erſte bringen kan. Vnd dieſe Arcana, ſo an jhme ſelbſten vnd ipſo actu weder kalt noch warm/ nemmen alle Kranckheiten hinweg/ gleich wie die Axt den Baum ab vnnd vmbhawet/ ob ſi wol weder kalt noch warm iſt. Vnd ſolcher Art ſind auch die Quintæ Eſſentiæ, Magiſteria vnd dergleichen.
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Von deß Menſchen/ als der kleinen Welt Generation oder Gebaͤrung/ Dignitet vnd Vortrefflichkeit.
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BLeich wie die hoͤchſte Philoſophia daß Gemuͤth erleuchtet vnd ſich ſelbſten recht lernet erkennen: 40 Alſo iſt der groͤſte vnnd hoͤchſte Vbel= ſtandt vnnd aller ſchaͤdlichſte Kranckheit deß Gemuͦths/ ſich ſelbſten nicht erkennen. Die Ignorantia oder Vnwiſſenheit/ ſpricht Triſmegiſtus zu ſeinem Sohn Tatio, iſt der groͤſte Feind vnnd fuͤrnembſte Recher zwiſchen einem jeden. Wehe dir Menſch/ der du dein vber groſſes Patrimonium vnnd vertrawet Talent oder Schatz/ ſo in dem jrꝛdiſchen Gefeß verborgen vnnd auß demſelbigen herauß zugraben/ nicht in acht nimbſt. Du ſiheſt Gott nicht in dir ſelbſt/ welchen die Welt nicht ſihet vnnd auch nicht auffnehmen kan/ ob er vns wol naͤher iſt/ als wir vns ſelbſten ſind/ vnnd mit ſeinen Geiſt mitten in vnſern Hertzen wohnet. Vnnd in Warheit ſo koͤnnen wir die gantze Zeit vnſers Lebens nichts anders lernen/ dann dieſen Goͤttlichen Spruch/ ſo vom Himmel herab kommen: Noſce teipſum, das iſt/ Menſch erkenne dich ſelbſt. Vnd ſagt demnach Agrippa ſehr recht vnnd wol (nach deß Apollinis Delphici oraculo auſſethalb an deſſelbigen Tempels Thuͤr geſchrieben) es ſey dieſes der rechte vnnd beſte Weg/ die rechte vnd wahre Weißheit vnd ewige Seeligkeit zu erlangen/ 41 wann ſich der Menſch recht lerne erkennen/ ſintemal in jhme 42 dem Menſchen die Beſitzung aller Dinge/ vnd Naturen war= hafftig zugegen: Wie gleichsfalls auch deß Schoͤpffers aller Creatur vollkom= men vnnd warhafftig Ebenbild ſelbſt: Vnnd muͤſte derowegen die Erkandtnuß aller Dinge vnd Naturen deſſelbigen Schoͤpffers ſelbſten (in welchem allein die wahre Weißheit vnnd Seeligkeit beruhet) von jhme dem Menſchen/ anfangen: Daß alſo der Menſch/ ſo ſich ſelbſt erkennet/ in jhm ſelbſten/ als in einem Goͤttli= chen Spiegel alles anſchawet vnd verſteht. Nach welchem David in ſeinem 139. Pſalmen ſpricht/ Wie wunderbahr ſind deine Werck/ ich dancke dir HERR/ daß ich wunderbahrlich gemacht bin. Hergegen/ wer ſich ſelbſten nicht erkennet/ der kan keines Dings/ wahre vnnd jnnerliche Eſſentialiſche Wiſſenſchafft haben/ ſon= dern was er/ als ein vnvernuͤnfftig Thier auſſer jhm erkennt/ das wirdt auch auſſer jhme bleiben: Sintemal kein Erkantnuß/ ſie komme gleich von oben herab/ oder werde durch jrꝛdiſche Muͤhe vnnd Fleiß erlangt/ in dem Gemuͦth allezeit bleiben kan/ ſondern iſt der Vergeſſenheit vnderworffen vnnd gehet widerumb dahin/ ohn allein die jenige/ welche in dem verborgenen Verſtandt durch die Eſſential oder weſentliche Erkantnuß jnnerlich auff vnnd angenommen iſt. Die jnnerliche we= ſentliche Erkantnuß aber iſt 43 nicht auß dem Fleiſch vnd Blut/ beruhet auch nicht in der Maͤnge der Buͤcher/ fleiſſigem Leſen/ Vberfluß der Erfahrung/ hohem Al [ID00038] ter/ Menſchen Lehren oder deſſelbigen Vernunfft/ ſondern in dem Leyden der Hei= ligen: Nicht in dem lehren/ ſondern in dem Leyden deß Goͤrtlichen oder Heiligen wird deß Menſchen Gemuͤth vollkommen. Alles ſtehet vnnd beruhet in der Er= kantnuß/ dieweil wir auß allen ſind vnnd alles in vns tragen/ nicht anderſt/ dann als Gott vnſer Vatter ſelbſt. Der Sohn beſitzet alles zugleich mit dem Vatter. Vnd ſind demnach alle natuͤrliche vnnd vbernatuͤrliche Guͤter zuvor in vns: Gleich wie aber derſelbige Goͤttliche Character durch die Sunde in vns verfinſtert wird alſo ſcheinet vnd leuchtet er hernach/ nach dem die Suͤnde außgetilget/ wiederumb je laͤnger je mehr. Die Erkantnuß aller Dinge iſt mit vns zugleich erſchaffen/ vnd liegt alles gleichſamb in dem Marck vnſers Geiſtes verborgen/ vnnd wird demnach nichts me???r erfordert/ als daß wir vns von dem Schlaff auffmuntern/ darinn wir durch die Suͤnde gerathen/ die vns von GOTt verliehene Gaben nicht achten/ vnd alſo weder ſehen/ empfinden oder glauben/ daß ſolche Gaben vnnd Guͤter all= bereit in vns zugegen. Dann er deß Menſchen Verſtandt auch der aller groͤſten Diſciplin vnd Kuͤnſten faͤhig. Oder wie Plato will/ eher er mit dem Leib vereinbah= ret/ aller Wiſſenſchafften voll/ welcher Verſtandt/ von dem Leib vberwaͤltiget liegt wie das Feuwer in der Aſchen: Faͤngt aber durch die erzehlte Feuchtigkeiten auff= geweckt vnd bewegt an zuſcheinen vnd laͤſt alle Reichthumb/ ſo in ſeinen Schaͤtzen verborgen gelegen/ gewaltig ſehen. Dann wann alle Schaͤtze der Himmliſchen vnnd Irꝛdiſchen Weißheit nicht zuvor in vns weren/ ſo hette vns Chriſtus nicht heiſſen ſuchen/ ja wir koͤndtens auch nicht finden/ wann vns von Gott nichts were gegeben vnnd beygelegt. Nach dem wir vns derohalben in dem beyderley 44 Liecht/ nemblich nach dem Geiſt vnd Natur recht erkendt/ ſo ſind wir mit der Huͤlffe Got= tes durch die offene Thuͤr in vns ſelbſten eingangen vnd haben GOTT/ der an der Thuͦr vnſers Hertzens anklopfft/ dieſelbige auffgethan leben nach Gottes Willen/ vnd haben alles/ was vns zu der gegenwertigen vnnd ewigen Weißheit vnd Leben vonnoͤthen. Vnd auß dieſer ſtaͤtigen Betrachtung vnnd Erkantnuß ſeiner ſelbſt/ erfolgt auch ohn alle ferꝛnere Mittel die wahre Erkanntnuß Gottes (als deren kein ohn die ander vollkommen ſeyn kan/) vnnd kan der Menſch einen guten vnd groſ= ſen Theil ſeiner ſelbſt eygenen Erkanntnuß auß ſeiner ſelbſt eigenen Betrachtung nehmen: ſintemal wir alle nach Vermoͤgen vnſers Verſtandts zu der Erkandt= nuß Gottes verbunden. Dionyſius aber ſagt/ wir koͤnnen Gott nicht auß ſeiner Natur/ ſondern auß aller Creaturen ordentlicher Diſpoſition/ in deren er ſie er= ſchaffen/ vnnd welche die Bildtnuſſen vnd Gleichheiten ſeiner Goͤttlichen Exem= plar vorſtellen/ am allerbeſten trkennen. Ein Menſch/ der Gott nicht erkennet wird wiederumb von Gott nicht erkennt: vnnd wer Gottes Erkandtnuß verlaͤßt/ wird gleichsfalls auch von Gott verlaſſen. Gott aber 45 nicht wiſſen vnnd erken= nen/ iſt ein Brunquell alles Vbels/ ein Wurtzel aller Laſter/ durch welche alle Laſter vnd Irꝛthumb/ werden vermehrt: gleich wie im Gegentheil die Frombkeit vnd Vnſchuldt aller Dinge Anfang/ das iſt/ Gott den Schoͤpffer ſelbſten erken= nen vnd lieben/ die groͤſte Froͤmbkeit/ hoͤchſte Gerechtigkeit/ Weißheit vnd erwuͤnd= ſcheſte Seeligkeit iſt: Denn daß dieſes das ewige Leben ſey/ daß die Menſchen Gott [ID00039] den Vatter vnnd JESum Chriſtum recht erkennen/ ſagt Chriſtus vnſer Erloͤſer ſelbſt: Nemblich daß die Dreyfaltigkeit von den Glaubigen werde erkennet vnd geehret: Welche Erkanntnuß allein das ewige Leben bringt: Dann wer in einem Chriſtlichen Leben wandelt/ wird ein Sohn Gottes geboren: Ein Sohn Gottes aber gebohren hat nothwendig den Vatter: Wer den Vatter hat/ wird mit dem H. Geiſt verſiegelt. Wer aber den Sohn kennet/ der kennet auch den Vatter/ die= weil ſie beyde eins ſind. Die Erkantnuß Gottes iſt die Seeligkeit vnd das ewige Leben: Dann wer Gott in Chriſto erkennt/ der wird eine Wohnung vnd Tempel Gottes/ vnnd alſo gleichſamb vergoͤttert: Dann er wird ein Sohn GOTtes auß Gott gebohrn. Vnd gleich wie wir durch die Erkantnuß der ſichtbahren Welt zu der Erkantnuß deß vnſichtbahren Werckmeiſters gelangen: Alſo lernen wir auß dem ſichtbaren Chriſto den Vatter erkennen 46: Dann er iſt der Wege zum Vatter. Gleich wie aber niemand zum Sohn kommen kan/ er hoͤre vnnd lerne es dann von dem Vatter: Alſa kan auch niemand das Gebaͤw der Welt recht erken= nen/ er werde dann von Gott vnterrichtet vnd gelehrt. Auß welchem gnugſamb erſcheinet/ daß der Heyden Schrifften von der Natur gemeinlich falſch ſeyen/ mit welchen die Philoſophia vnnd andere Facultates beſchmeiſt vnnd verfaͤlſcht ſind. Were demnach vergeblich eine Wiſſenſchafft bey denen ſuchen/ welche die gantze Zeit jhres Lebens mit dem Nachforſchen zugebracht/ wiewol jhrer viel nicht auß Boßheit/ ſondern auß Vnwiſſenheit gejrret vnd verfuͤhret worden ſind/ dieweil jhnen das Liecht der Warheit noch nicht auffgangen/ noch das Liecht der Natur von dem heiligen Geiſt angezuͤndet worden. Die wahre Philoſophia mit ſampt den vbrigen Faculteten ſoll auß der heiligen Schrifft 47 gegruͤndet werden/ vnd wi= derumb zu Gott kehren/ damit der Saame/ ſo bey den Heyden wegen mangels der Sonnen vnter den Dornen erſtickt/ bey den Widergebohrnen Chriſten zu ſeiner Vollkommenheit gelange: Zu der Vollkommenheit aber aller Kuͤnſte wird eine Wiedergeburt erfordert vnd ſoll die wahre Philoſophi auff den Eckſtein Chriſtum gegruͤndet ſeyn. Haben derowegen wol in acht zunemmen/ daß wir der Heyden Philoſophiſche Irꝛthumb nicht laſſen vber die Rationes der Chriſtlichen Philoſo= phi die Oberhandt gewinnen: Sintemal allein die Chriſten/ welchen die War= heit beywohnet vnnd die den Saamen von GOtt zur Philoſophi durch Huͤlffe der Widergeburt empfangen vnd die den Heyden verſaget/ recht vnd ohne Irꝛthumb koͤnnen Philoſophiern vnd die vbrige Facultates nach Gebuͤhr begreiffen. Dann nach Außgieſſung deß heiligen Geiſtes/ koͤnnen die Glaubige auß GOTT gelehrt ſeyn. In ſumma es ligt vnd beſteht alles in der Erkantnuß als der gantzen Welt Schatz/ ſintemal ohne dieſelbige niemand zum ewigen Leben kommen kan: Dann auff ſolche Erkanutnuß folgt der Glaub/ Hoffnung vnnd Lieb: Auff die Liebe der Anhang: Auff den Anhang die Vereinigung: In der Vereinigung beruhet die Seeligkeit vnd Weißheit. Dieſe Widergeburt haben Hermes vud andere/ ſo ei= nes reinen Hertzens vnd heiligen Wandels geweſen/ eher das Wort Fleiſch wor= den/ durch den heiligen Geiſt erleuchtet in dem geheimen Schrein jhrer Hertzen ſtillſchweigent gehabt/ vnd beſſer er kennt/ dann viel auß den vnſern/ welche Chri [ID00040] ſten (1. Ioh. 4. Sap. 1 Ioh. 17.) woͤllen genennet ſeyn/ vnd viel lieber fuͤr Erkenner/ als Liebhaber Gottes gehal= ten werden. O deß groſſen Wunders/ daß der Menſch deſſen Gemuͤth Gott dem Allmaͤchtigen durch Chriſtum iſt vereinbahret/ die rechte Weißheit aller Dinge vud aller Geheymnuſſen Wiſſenſchafft voll kommentlich beſitzt.Ferꝛner wer ſich ſelbſt erkennet/ der weiß vnnd erkennt auch auß dem Grundt alles in jhm/ betrachtet zwiſchen der Zeit vnnd der Ewigkeit geſetzt GOtt ſeinen E= wigen Schoͤpffer/ zu deſſen 48 Ebenbildt er mit den vbrigen Engeln auß vner= forſchlicher Liebe erſchaffen. Beneben jhm erkennet er auch die Engel/ ſeine glei= che vnd ewige Gefaͤhrden vnnd Geſellen/ von welchen er allein durch den Leib vnd das kuͤnfftige Gericht vnterſcheyden. Vnter jhme ſihet er die groſſe ſichtbahre Welt/ deſſen Bildnuß er in ſich traͤgt/ vnnd alle Creaturen/ mit welchen er eine ( Syrac. 15. ſect. 14. Ierem. 21. ſect. 8. Gen. 2. ſect. 17.) Vergleichung hat/ nemblich ſeinen Vatter/ auß welchem er nach dem euſſerlichen vnnd ſterblichen Leib geboren. Dann die Natur als eines verſchlagenen Ver= ſtands/ hat jhme ein beweglich Gemuͤth mitgetheilet/ damit er als in die Mitte die= ſes Weltlichen Paradeiſes geſetzt/ mit Gottes Huͤlffe/ in dem er ſich auffrichtet in einen ruͤhigen Engel Widergebohren/ oder als ſeines Gluͤcks vnnd Vngluͤcks ey= gener Meiſter in ein Vnruͤhig vnvernuͤnfftig Thier verwandelt werde. Aber die Creatur/ als eines freyen Willens hat die Vaͤtterliche Wahrnung vnnd ſchuldi= gen Gehorſamb in den Wind geſchlagen/ wie ein Dieb vnnd Moͤrder 49 ſeinen Schoͤpffer veracht vnnd jhr eygen Vbel vnnd Vngluͤck mit jhrem freywilligen Schaden vnnd Vntergang erfahren vnnd in dem ſie deß aller guͤtigſten Vatters Guͤte vnd Freygebigkeit mißbraucht: Die freye Wahl die er jhr gegeben/ jhr ſelbſt ſchaͤdlich gemacht: Iſt mit jhrem herꝛlichen Standt nicht vernügt geweſen/ ſon= dern wie der ſtoltze Lucifer hoͤher zuſteigen begehrt/ vnnd ſich gegen GOtt geſetzt/ biß er endlich durch ein vnverhoffte 50 Verwechſelung auß dem Garthen aller Wolluͤſte in dieſen trawrigen Jammerthal alles Elends vnnd Vnwiſſenheit iſt verſtoſſen worden. Dann nach dem der erſte Menſch in der Hand ſeiner eygenen Rathſchlaͤge gelaſſen/ iſt er alſo bald von der rechten Bahn abgewiechen/ auff die euſſerſte Staffel alles Elends gerathen vnnd die Beſitzung deß Guten vnnd Boͤ= ſen zu feinem ſelbſteygenen Verderben begehrt/ wie Hermes vnnd Moyſes ſolches gnugſamb anzeigen vnnd beweiſen. 51 Der Menſch als der Welt copula, das letzte Thier aller Ehr vnd Verwunderung werth/ wird am ſechſten Tag nach allen andern auß einem Erdenklotz oder der gantzen Welt ſichtbaren Gebaͤwe/ ſo auß dem Himmel oder Himliſchen Circkeln vnd der Erden zuſam̅en genommen nemblich auß der aller ſubtileſten Eſſentz oder Weſen deß gantzen Gebaͤuwes der Welt in ein Coͤrper concentriet herauß gezogen vnnd von dem allerhoͤchſten Spagyro in ein Corporaliſche Form gebracht: Nemblich auß dem fuͤrtrefflichſten compoſito vnd ſubtileſten extracto der gantzen Welt/ auß dem centro oder Puncten aller Cir= ckel. Vnd ſagt demnach Nazianzenus von dem Werck vnd Gebaͤw deß Men= ſchen/ es ſey der Menſch von Gott nach den andern Thieren erſchaffen/ damit Gott in jhme/ als in einem kurtzen Außzug darſtellet vnnd zeigte alles das jenige/ was er zuvor weitlaͤufftig gemacht/ nemblich alle Stuͤck vnnd Gliedmaſſen der gantzen [ID00041] Welt. Dann gleich wie ein gantze Rede auß dem Alphabet vnd Syllaben erfolgt/ alſo iſt die kleine Welt oder Erdenklotz auß allen Coͤrpern vnnd erſchaffenen Din= gen herauß gezogen vnnd zuſammen formieret. Der hoͤchſte Werckmeiſter aller Dinge/ nemblich GOtt der Herr nam das Quintum Eſſe auß allen erſchaffe= nen Dingen vnnd formieret auß demſelbigen den Menſchen als aller derſelbigen Fuͤrſten vnd zweck/ vnnd wuͤnſchet jhm als ſeinem Sohn/ der den Ort oder Woh= nung der hohen Gottheit auff der Erden/ inbekommen/ darzu alle Wolfahrt. In dem leiblichen Theil der verderbten Natur traͤgt er das Bild der groſſen empfind= lichen vnnd zeitlichen Welt. Nach der Seelen aber oder vnſterblichen Natur das Bild der vnſterblichen Weißheit/ nemblich Gott ſelbſt. Vnd alſo kamen in jhme alle Eygenſchafften der Thier/ Vegetalien vnd Mineralien zuſammen: Beneben(???l Pſal. 8. Al= les haſt du vnter ſeine Füſſe gethan Da dann Pa- racelſus die Inwohner der vier Ele= menten auß= genommen.) welchem jhme auch ein lebendige Seele eingeblaſen wird. Vnd iſt demnach Gott alles von jhm ſelbſt: Der Menſch aber alles von Gott gemacht/ vnd derentwegen zum aller letzten erſchaffen/ damit die vollendung vnd vollkommenheit aller Dinge durch jn angedeutet wird. Vnd iſt der Menſch eine Verknuͤpffung Verbuͤndung vnd Buͤndlin aller Creaturen: Sintemal alle erſchaffene Ding nach vnd auff jhn gerichtet/ vnd jhn als den Occonomum oder Verwalter von Gott in dieſen Gar= ten der Welt geſetzt/ verchren. Vnd gleich wie Gott das centrum vnd Circkel iſt aller ſeiner Geſchoͤpffe (ſintemal alle Werck der Goͤttlichen Guͤte Circkelrund vnd vollkommen/ zu dem jenigen/ von welchem ſie herkommen/ in die Runde herumb gewendet) dieweil alle Dinge vo̅ jhm herkommen/ vnd dieweil cr aller Ding Eſſentz oder Weſen alles durchtringt: Der Circkel aber/ dieweil er aller Dinge faͤhig als eine Wohnung alles in ſich einſchleuſt vnd begreifft: Da̅n in Gott ſind alle Ding/ vnd auſſer jhme iſt nichts/ ſo wol vor/ als nach Erſchaffung der Dinge/ nach dem nemblich dieſe ſichtbare Welt vergangen: Alſo iſt auch der Menſch 52 gegen der Nachfolg ſeines Schoͤpffers das centrum der Creaturn vnd aller derſelbigen Cir= ckel. Sintemal nicht allein alle Ding in dieſem Gebaͤw der Welt auff jhn als auff jren Fuͤrſten vnd Regierer/ vmb welchs willen alles erſchaffen/ ſehen/ ſondern auch alle ſphæræ vnnd Circkel dtß Firmaments jhre Stralen/ Wuͤrckungen/ Reflexus vnd Influxus vnd gleichfalls auch alle Creaturen jhre Krafft vber jhn/ als auff den mitlern Puncten auß gieſſen. Der Circkel aber wird der Menſch dannenhero ge= nennet/ dieweil er alle Creaturn in ſich begreifft 53 vnd alle Ding/ ſo auß de̅ hoͤchſten Gut herſlieſſen/ zu dem Brunnen der Ewigkeit/ auß welchem alles vrſpruͤnglichen herruͦhret/ mit ſich fuͤhrt. Das erſte Ebenbild Gottes iſt die Welt/ das Ebenbild der Welt iſt der Menſch/ die Thier deß Menſchen/ der Thier die Zoophita: Derſelben die Gewaͤchs/ der Gewaͤchs die Metall vnd derſelbigen die Steine. Vnd iſt dem= nach die groſſe Welt mit der kleinen in allem einerley/ gleich wie das Kind mit ſeine̅ Vatter oder Eltern/ von den Alten zwar faſt verſtaͤndig/ von vielen Leuten aber jetziger Zeit ohn allen Verſtandt die kleine Welt genennet/ dieweil die groſſe ſicht= bahre Welt Menſch worden. Vnd gleich wie die groſſe Welt zweyerley/ nemblich die ſichtbahre vnd vnſichtbahre. Alſo iſt auch der Menſch/ als die kleine Welt/ zwey= erley: Nemblich der ſichtbahre/ nach dem Leib: Vnd vnſichtbahre nach dem Geiſt. [ID00042] Es ſind aber in dem Menſchen zween Geiſter/ 54 der eine auß dem Firmament/ als der Syderiſche Spiritus: Der ander auß dem Einblaſen deß Lebens vnd Mund deß Allerhoͤchſten/ 55 die verſtaͤndige Seele von Gott eingeblaſen. Vnd hat alſo der Menſch drey Theil: Nemblich den ſterblichen Leib mit dem Syderiſchen Geiſt vnnd die ewige vnſterbliche Seele/ welche die Wohnung deß Ebenbilds Gottes oder deß heiligen Geiſtes in dem Menſchen iſt. Wann der Menſch nach ſeinem ey= genen Willen vnd alſo allein nach ſeinem Fleiſch 56 vnnd Blut lebt/ ſo iſt er Augen= ſcheinlich vnd nach aller Empfindlichkeit ein vnvernuͤnfftig Thier/ vnd wird nach der heiligen Schrifft erkennt/ ob er ein Hund/ Fuchs/ Wolff/ Schaff/ Schwein oder Otterngezuͤcht ſey/ wie hernach in Tractat von den Signaturen weitlaͤuffti= ger vermeldet wird/ vnnoͤthig allhie zu widerholen. Wann er aber vernuͤnfftig lebt/ ſo iſt er ein Menſch vn̅ herꝛſchet vber andere Thier in ſeinem Leib. Wann er aber der Eygenſchafft deß Ebenbilds Gottes in acht nimpt vnd nach dem Geiſt Gottes auß dem Baum deß Lebens oder nach dem jhme in einem jrꝛdiſchen Gefaͤß vertrawten Talent vn̅ Schatz lebt/ ſo 57 herꝛſchet er vber die Geſtirn vnd vber alle dinge. In dem Menſche̅ ſind alle ding begrieffen/ vn̅ er traͤgt alles in ſich: Dan̅ darauß er gemacht iſt/ das traͤgt er auch in ſich: Auß der Welt aber iſt er gemacht/ derhalben ſo traͤgt er auch die Welt in ſich/ vn̅ wird gleichsfalls von der Welt getragen. Ferꝛner wie die erſte materia (welche die vngeformte Eſſentz oder Weſen war/ von de̅ Philoſophis die Mutter der Welt/ Chaos oder Hyle genannt) ein Saame der groſſen Welt war/ alſo iſt die groſſe Welt deß Adams Saame: Dann wie die Welt in 58 den vnſicht= bahren Waſſern vber dem Abgrundt verborgen gelegen/ alſo lag auch der Adam in der Welt verborgen. Die erſte materia wurd die Welt/ vnd die groſſe Welt wurd der Menſch. Gleich wie der Baum auß dem Saamen waͤchſt/ der Saame deß Baums Anfang iſt/ vnd der Saame auch deß Baums Ende/ dieweil in einem jeden Saamen Koͤrnlin wiederumb ein anderer Baum verborgen iſt: Alſo war die erſte materia 59 (welche Paracelſus Limbum nennet/ deren Erde war das Wort Gottes) der Saame aller deren Dinge/ ſo da ſolten erſchaffen werden: Vnnd der Menſch war das letzte vnter allen/ als der vollkommene Saamen/ 60 welcher auß jhme wiederumb einen andern Menſchen/ wie er iſt erzielen vnd gebaͤren kan. Vnd ob wol der Menſch kein Saame ſey/ wie andere Saamen/ ſo hat er doch die Krafft vnd Vermoͤgen einen Saamen von ſich zugeben/ auß welcher einanderer Menſch jhme gleich gezeuget wird. Vnnd gleich wie der Adam die 61 gantze Welt in ſich traͤgt vnd von der Welt erhalten wirdt/ alſo traͤgt ſich auch ein jeder/ der von jhm ge [ID00043] bohren worden/ in ſich vnd wird wiederumb/ wie Adam/ von derſelbigen erhalten vnd getragen. Alle Menſchen ſind ein Menſch auß Fleiſch Blut vnnd dem Geiſt. Soll demnach die Erkanntnuß deß Menſchen auß den beyderley Liechtern ge= nommen werden: Dieweil der Sohn auß jhm allein nicht erkennet wird/ ſon= deru auß dem Vatter. Der Menſch aber hat zweyerley Vaͤtter: Nemblich den Ewigen/ deſſen Ebenbildt er traͤgt: Vnnd den ſterblichen/ welcher die gantze Welt iſt/ 62 mit allen Creaturen/ das iſt/ der Erdenklotz oder das Arcanum vnnd aller koͤſtlichſtes Eſſe aller Creaturen/ allen Philoſophis, Medicis, Aſtronomis vnnd Theologis zubetrachten vnd fleiſſig zuerwegen vorgeſtellt. Dann in dem Men= chen/ 63 als der kleinen Welt/ iſt kein Glied/ daß ſich nicht einem Element/ einem Planeten/ einer Intelligentiæ oder Numerationi in dem Architypo vergleiche. Den ſichtbahren Coͤrper/ als der Seelen fuͤglich Kleyd vnd Wohnunge hat der Menſch von den Elementen: Den vnſichtbahren Coͤrper oder der Seelen Wagen (durch welchen die verſtaͤndige Seele vnnd der Jrꝛdiſche Leib als Extrema, wie durch einen Leim oder Bandt/ der Vereinigung an einander hangen/ vnd alſo durch dieſes Mittel/ 64 welches von jhrer beyden jedem etwas hat in einem gan= tzen Menſchen vereinbahrt werden) den Syderiſchen vnnd Aſtraliſchen aber beſi= tzet er von dem Firmament. Durch dieſes Mittel/ den Aetheriſchen Coͤrper wird die vernünfftige Seele auß dem Befehl GOTtes/ welcher der groſſen Welt cen- trum iſt/ vnnd Vermoͤg der Execution der Intelligentiarum namblich der Geiſter GOTTES in den mitlern Puncten deß Hertzens/ ſo da iſt das centrum der klei= nen Welt (nemblich deß Menſchlichen Leibs) erſtlich eingegoſſen 65 vnd herunter gelaſſen/ nachmals durch alle deſſelbigen Glieder außgebreitet. Wann er ſeinen Wagen durch Zuthun der natuͤrlichen Waͤrmbde ſterckt. Durch die Waͤrmbde dem Geiſt/ ſo in dem Hertzen entſtanden/ ſich in das Gebluͤt hinein thut/ durch daſſelbige den Gliedmaſſen anhangt vnd ſich dieſen allen zu gleich nahet. Vnnd dieweil er das gemelte corpus æthereum von dem Firmament emphaͤngt/ ſo behelt er auch deß Firmaments Lauff/ deſſen Kraͤffte er durch die Magnetiſche Krafft nicht anderſt an ſich zeucht/ dann als der ſichtbahre Leib die Krafft der Elementen: Vnd bleibt demnach mit der ſichtbahren vnd vnſichtbahren Welt. Gleich wie der Sohn mit ſeinem Vatter/ vnd gleich wie die Roͤthe in dem Wein/ vnd das weiſſe in dem Schnee. Dann es iſt das Firmament mit allen ſeinen Planeten vnd Ster= nen in vns. Vnd gleich wie die Hitz den eyſenen Ofen vnd die Sonn das Glaß durchtringt/ alſo durchtringen auch die Sydera odeꝛ Geſtirn mit allen jhren Ey= genſchafften den Menſchen/ vnnd alſo koͤnnen wir auß dem Syderiſchen Geiſt deß Firmaments alle natuͤrliche Dinge erlernen. Es hat aber der Menſch ſeine intel- lectualem oder vernuͤnfftige vnnd vnſterbliche Seele/ (welche den vier oberzehlten Innwohnern der Elementen vnnd den vernuͤnfftigen Thieren nicht gegeben iſt/) ſo zu GOTTes vnd der Heiligen Dreyfaltigkeit vnd Drey Einigkeit Ebenbild er= ſchaffen oder den Geiſt Gottes 66 durch das Einblaſen empfangen: Dannenhero [ID00044] er dann mit dem Himmliſchen Vatter in allem eins iſt. Dann er iſt durch ſeinen Heiligen Geiſt in vns (auß welchem wir die Heilige Theologiam vnd alle Himm= liſche vnnd Irꝛdiſche Geheymnuſſen ohne allen Irꝛthumb erlernen. Ja wir ſind/ leben vnd bewegen vns in Ihm. Vnd gleich wie GOtt eins iſt im Weſen/ vnnd Dreyfach in den Perſonen/ alſo iſt der Menſch eins in der Perſon vnd Dreyfach in einem zertheilten Weſen/ nemblich in ſeinem jrꝛdiſchen Coͤrper/ 67 in dem aͤthe= riſchen Geiſt Schamaim vnnd dann in der lebendigmachenden Seele/ welche jhm von Gott eingeblaſen iſt/ vnd iſt alſo in der Wohnung Gottes Dreyeinig compo= niert. Dieſes bezeuget nach der Heiligen Schrifft die wunderbahre Concordantz vnd Vbereinſtimmung deß Schoͤpffers mit ſeiner Creatur/ in welcher der hoͤch= ſte Schoͤpffer/ als der Ein Dreyfache vnd Drey Einige hat woͤllen geoffenbahret werden: Wie gleichsfalls auch die Vbereinſtimmung aller wahren Philoſophen/ ſo jhre Philoſohiam auß dem Liecht der Natur erlangt. Vnnd ob jemand die= ſe drey theil verlaugnen wolte/ der muͤſte doch zum wenigſten bekennen/ daß der Menſch durch das Wort: Es werde/ auß dem Erdenklotz erſchaffen 68 vnnd den ewigen Geiſt oder Athem durch das Anblaſen auß dem Mund deß Herrn als den Limum oder Laͤtt deß Firmaments empfangen. Der Laͤtt aber der Erden iſt zweyerley/ nemblich der ſichtbahre vnd vnſichtbahre: Den Leib oder Wohnung zwar hat er von der Erden vnd dem Waſſer: Das Leben aber/ als deß Leibs Inn= wohner/ von der Lufft vnnd dem Firmament deß Fewers/ nemblich den Syderi= ſchen Geiſt/ welch er eygentlich der Menſch iſt/ vnd mit nichten Fleiſch vnnd Blut. Vnnd gleich wie der Syderiſche Geiſt deß Leibs Leben iſt: Alſo iſt der Geiſt deß Herrn das verſtaͤndige Leben der Seelen 69: Vnnd gleich wie der Syderiſche Geiſt in dem Leib wohnet vnnd weder Tag noch Nacht muͤſſig iſt/ dieweil dieſer vn= ſichtbahre Menſch das Firmament ſelbſten iſt vnnd alles in ſich hat/ alſo wohnet der Geiſt deß Herrn/ das Wort Gottes/ der ewige vnſterbliche Menſch in der Seelen. Das Hauß iſt die Wohnung der Seelen: Die Seele aber die Wohnung Gottes 70. Derowegen dieweil der Menſch (als ein complementum oder Vollen= dung aller Geſchoͤpffe Gottes/ der gantzen Welt vollkommeſtes Bild/ vnd außge= trucktes Ebenbildt Gottes/ in deſſen Erſchaffung er geruhet/ dieweil er nemblich nichts herꝛlichers zuerſchaffen vbrig gehabt/ vnnd demnach alle ſeine Weißheit in demſelbigen/ als in dem hoͤchſten Kunſt vnnd Meiſterſtuͤck/ welches nemblich alles in ſich begreiffet/ vollendet) den ſechſten Tag auß allen erſchaffen/ vnter allen Creaturn die letzte vnnd das Ebenbildt 71 nicht alle in deß ewigen Gottes/ ſondern auch der groſſen Welt iſt/ dieweil er nun mit derſelbigen alles in ſich begreifft vnd faſſet: So muß folgen/ daß auch drey Welt oder Firmament in dem Menſchen zufinden/ vnnd daß er von den dreyen Welten werde getragen/ oder vielmehr [ID00045] alle Welt ſelbſten vnnd deß gantzen allgemeinen Wercks vollkommen Exemplar ſey. Wird derowegen von etlichen die vierdte Welt genennet/ in welcher alles dz jenige/ ſo in den vbrigen dreyen iſt/ zufinden/ vnnd demnach in dem Namen aller Creaturen wird begrieffen. Dann er hat ſeinen Geiſt oder Seele von GOTT Dann was iſt der Geiſt dem Menſchen von GOTT dem Herrn eingeblaſen/ anders/ als der in vns 72 wohnende GOTT ſelbſt? Der vnſichtbahre Leib vnd war= hafftige innerliche Menſch/ ſo in der Vernunfft vnnd Aſtraliſchen Geiſt beſtehet/ kompt mit den Engeln vberein: Dann er iſt derſelbigen Geſell. Vnd ob er wol ein Magus iſt/ ſo iſt er denſelbigen in allen Magiſchen Geſchaͤfften nicht vngleich/ ein Herꝛ vnd Beſitzer aller Dinge. Den ſterblichen natuͤrlichen Leib hat vnd beſitzt er auß dem Gebaͤwe der Welt vnd allen erſchaffenen Dingen: Sintemal alle euſſer= liche Dinge nichts anders ſind/ als deß Menſchen Leib: Vnnd hat derowegen mit der dreyfachen Welt/ nemblich der Goͤttlichen/ Vernuͤnfftigen oder Engliſchen/ vnd der empfindlichen Elementaliſchen oder Corporaliſchen Theil vnnd gemein/ mit allen eine Gleichheit/ Wuͤrckung vnd Converſation.(1.) Dann er vergleicht ſich mit Gott in ſeinem Gemuͤth 73 / dieweil er zu deſ= ſelbigen Ebenbild wegen Einblaſung deß Lebens erſchaffen. Die verſtaͤndige Seele iſt ein Stuͤck der Goͤttlichen Seelen/ durch welche GOTT ſeinen Saamen vnd Bildung in vns eingetruckt/ nicht anderſt/ dann als wie der Echo oder Wie= derhall auß der Reverberation oder Zuruͤckprallung oder Lufft ſeine Stimm oder Hall von ferꝛnem giebt/ mit oder in welchem er ſeine Vegetaliſche Seele expri= miert. Die Seele oder Gemuͤth aber/ ſo zu Gott erhaben vnd mit demſelbigen ver= einbahrt converſiert mit jhme/ verrichtet einerley Geſchaͤffte vnd wird auch nichts in jhm gefunden nicht die geringſte Diſpoſition/ in deren nicht etwas Goͤttlichs(2. 3.) hervor leuchtet: Vnd iſt auch nichts in Gott/ daß ſich nicht auch in dem Menſchen repræſentiert vnn erzeigt.Mit den Engeln hat er eine Vergleichung wegen ſeines vnſichtbahren Leibs vnd vernünfftigen Seelen/ durch deren Huͤlffe er wuͤrcket/ vnd mit jhnen erhalten wird/ auch mit jhnen eynerley Verſtandt 74 vnnd Weißheit hat: dann es iſt Gabalis ein Geſell der Engel. Vnd alſo auch mit dem Firmament vnd Sternen/ von welchen er den Aſtraliſchen Coͤrper oder Syderiſchen Geiſt empfangen: Welcher wahrhafftige Menſch Aſtraliſch: Sintemal Fleiſch vnd Blut nicht der Menſch iſt/ ſondern der Geiſt/ ſo in jhm beruhet/ welcher Aſtraliſche Geiſt das Subiectum iſt der Menſchlichen Vernunfft/ als der die Sinne vnnd Verſtandt in ſich begreifft/ vnnd wird alſo mit dem Leib das Thier oder der Menſch. Dieſer Geiſt vnnd Aſtra ſind in dem Menſchen ein Ding: Der Leib aber iſt deſſelbigen Geiſtes Subiectum odor Wohnung. Vnd regieren demnach die Aſtra den Men= ſchen in dem Geiſt. Vnd der Geiſt deß Menſchen regiert den Leib in ſeinem Fleiſch vnd Blut. Dieſer Geiſt iſt ſterblich: Die von Gott eingeblaſene vernuͤnfftige Seele aber allein vnſterblich.Mit den Elementen/ dieweil er von denſelbigen denjrꝛdiſchen natuͤrlichen vnd vnſterbliche Leib empfangen. Vnd dieweil die Welt/ als deß Menſchen Gebaͤ [ID00046] rer nach deß Paracelſi Meynung auch der vier Innwohner der Welt vier Ele= mentaliſche Geiſter in ſich hat. Zuſampt dem fuͤnfften Geſchlecht der Flagarum, ſo in tauſenterley Geſchlecht zertheilt vnnd der groſſen Welt animæ incorporata- rum, als finden ſich die Einbildungen dieſer fuͤnff Spirituum oder Geiſt in den Elementen auch in dem Menſchen/ als der kleinen Welt: Der Gebrauch vnnd Nieſſung aber der Vernunfft deß Menſchen nach dem Willen vnd Befelch Got= tes iſt gleichſamb die Kette oder Bandt/ mit welcher dieſe fuͤnff Geiſter werden zuſammen gebunden/ damit ſie mit jhrer Imagination oder Einbildung moͤgen ruhen:(5.) Mit den Elementaliſchen lebendigen Creaturn/ Vegetalien vnd allen Mi= neralien: Sintemal er aller Solcher Natur vnd Eygenſchafft beſitzet. Iſt dem= nach der Menſch als die letzte die aller fuͤrtrefflichſte vnnd edleſte Creatur/ dieweil er alle Stuͤck 75 der Welt in ſich hat: Vnnd nichts in der groſſen Welt 76 / ſo nicht in dem Menſchen zufinden. Der Sohn iſt dem Vatter in allem Gleich: Vnnd wer den Vatter kennet/ der kennet auch den Sohn. Derowegen iſt der Menſch das groͤſte Wunderwerck der Natur/ ein Extract vnd Kern der vier Elementen. Gott tes fuͤrnembſte Kunſt vnd Meiſterſtuͤck. Der Welt aller vollkommenſtes Exem= plar/ vnnd demnach alle Creaturen ſelbſt. Dieweil er die gantze Welt iſt/ vnd ſich dieſer Ehr allein frewet/ daß er mit allen Dingen eine Vergleichung hat/ wie gleichsfalls auch mit allen einerley Wuͤrckung vnd Gemeinſchafft. Ja das noch mehr iſt/ ſo iſt er zu einer ſolchen Vollkommenheit erhoben/ daß er zu einem Sohn Gottes/ vnd in deſſelbigen Bild/ ſo Gott iſt/ verwandelt wird/ alſo mit demſelbigen vereiniget 77 / der gleichen keinem Engel/ noch der Welt/ noch jrgend einiger andern Creatur gegeben/ ohn allein dem Menſchen/ daß er nemblich Gottes Sohn 78 wer= den/ vnd ſich mit demſelbigen vereigen kan.Ehe wir aber forder ſchreiten/ ſo erfordert die Nothwendigkeit dieſes Orths/ von dem Syderiſchen oder vnſichtbahren Menſchen/ nemblich von deſſelbigen Vrſprung vnnd Gewalt etwas weitlaͤüfftiger zuhandeln. 79 Dieſer Olympiſche Geiſt/ wann er von Ariſtotele in acht genommen vnd von dem Galeno betrach= tet worden/ weren von den Heyden/ als Lehrmeiſtern der Irꝛthumb/ kein ſolche groſſe Fehler in die Philoſophi vnnd Medicinam eingeſchlichen/ der Theologiæ zugeſchweygen. Der vnſichtbahre Menſch oder Olympiſche Geiſt wirdt vns auff ſolche Weiſe geboren. Vnſere erſte Eltern Adam vnnd Eva 80 ſind nich von Eltern 81 / wie wir/ jhre Nachkoͤmblinge/ ſondern auß einem Erden Schollen oder der groſſen Welt/ wie jetzt geſagt/ entſprungen/ nemlich belangend den ſterb= lichen Leib/ welcher ſichtbahr vnd vnſichtbahr iſt. Dann es iſt das gantze Gebaͤw in die kleine Welt redigiert vnd geſamblet/ daß alſo nichts in der gantzen Welt/ ſo nicht auch in einem jeden Menſchen zufinden. Den natuͤrlichen Elementali [ID00047] ſchen/ ſichtbahren vnd begreifflichen Leib bekamen ſie auß der Erden: Den vnſicht= bahren vnbetaſtlichen vnnd Syderiſchen (welcher deß Geiſts 82 deß Lebens Woh= nung iſt) auß den Aſtris oder Geſtirn deß Firmaments/ vnnd hatte alſo Adam zween Coͤrper nemblich den ſichtbahren vnnd Elementaliſchen/ vnnd den vnſicht= bahren Syderiſchen. Vnd werden alſo durch die Fortpflantzung allezeit zween Menſchen/ nemblich der Corporiſche/ Elementaliſche/ ſichtbahre/ als ein Inſtru= ment deß vnſichtbahrn/ vnnd dann der vnſichtbahre/ vncorporiſche vnnd Syderi= ſche 83 / welcher den Menſchen bewegt/ regiert vnnd alle Geſchaͤffte verrichtet/ ge= born. Sintemal die Aſtra in dem Menſchen durch denſelbigen nunmehr allezeit dieſe beyde in dem Gebaͤren hervor bringen: Den ſichtbahren Elementaliſchen Leib zwar auß den vier Elementen/ auß dem Fleiſch vnd Blut in Mutterleib: 84 den vnſichtbahren Syderiſchen/ als welcher der Philoſophiæadeptæ faͤhig/ auß den Aſtris oder Geſtirn deß Firmaments. Dann es bleibt dieſer Menſch die kleine Welt mit ſeinem Vatter/ welcher die Groſſe Welt iſt/ in allem eins. Gleich wie a= ber die groſſe Welt durch jhre Rinde von der Engeliſchen Welt vnterſch eiden wird: Alſo iſt der Menſch/ als die kleine durch ſeine Haut von der groſſen vnter= ſcheiden. Dannenhero erfolgt/ daß der Syderiſche/ jnnerliche/ Olympiſche vnnd vncorporiſche Menſch oder Gabalis mit dem Firmament der Aſtrorum, wie biß= hero offt vermeldet/ 85 einerley iſt/ gleich wie die Roͤthe mit dem Wein/ das weiſſe mit dem Schnee oder der Sonnenſchein mit der Lufft. Vnd wird demnach der ander Theil deß Menſchen 86 oder der Syderiſche Coͤrper 87 deß Menſchen Ge- nius oder Geiſt genennet/ dieweil er von dem Firmament entſpringt: Oder wird auch Penatis genennt/ dieweil er penes nos oder bey vnnd mit vns geboren wird als ein ſichtbahrer Schatte deß Leibs/ ein. Hauß Gott/ Schattenfoͤrmiger Leib/ ein familiaris Sophorum Homunculus, guter Geiſt/ deß Paracelſi jnnerliche Adech, Spectrum, Liecht der Natur/ Ev eſtrum præſagiens vnnd Prophetiſcher Geiſt in dem Menſchen. Ja es wirdt auch eine Imaginatio oder Einbildung genennet/ welche alle Aſtra in ſich begreifft/ alle Aſtra ſelbſten iſt/ vnnd mit dem Firmament/ einerley Lauff/ Natur vnd Vermoͤgen hat. Nun ſind die Aſtra (ich rede nicht von deß Himmels ſieben ſichtbahren Kohln/ den Coͤrpern/ nemblich der Aſtrorum, ſondern von den vnſichtbahren vnd vnbegreifflichen Coͤrper/ aller Dinge oder dem Aſtraliſchen Geiſt 88) nichts anders/ als die Kraͤffte der Engel: Die Engel aber (ſo allein von dem Anſchauwen GOTTES werden erhalten vnd ernehret) ein erſchaffene Weißheit Gottes: Dannenhero erfolgt/ daß wer Gott erkennet/ deme [ID00048] ſind auch die Aſtra bekannt: Wem aber die Aſtra bekannt ſind/ dem kan auch die Welt nicht vnbekannt ſeyn/ vnnd alſo auch der Sohn der. Welt/ nemblich der Menſch. Die Aſtra formiern vnd bringen alle Corporiſche Sachen auß ſich ſelb= ſten/ vnd vermehren wann ſie dieſelbige hervor gebracht/ ſich auch ſelbſt. Vnnd gleich wie das Weitzenkorn 89 das Aſtrum iſt/ nemblich der vnſichtbahre Coͤrper/ wann es in die Erde geworffen wird/ ein ſichtbahr corpus hervorbringt/ vnd alſo viel andere Aſtra auß ſich gebuͤrt/ alſo geſchicht ſolches auch in den andern Gewaͤch= ſen vnd lebendigen Creaturn. Es iſt aber das Aſtrum anders nichts/ als ein vnem= pfindlich/ vnſichtbahr corpus oder lebendiger Geiſt/ vnd doch ohne Vernunfft/ in den Gewaͤchſen. In den lebendigen Creaturen aber/ als den Menſchen/ mit Ver= nunfft begabt/ vnnd darzu vnterſchiedlich/ nach den Formen der vnterſchiedlichen Dinge. Die Corpora aber ſind anders njchts/ dann ein Excrement oder Vnrath der Aſtrorum, auß derſelbigen Geſchaͤfften oder Wuͤrckungen ein Eſſe corpo- reum gebracht. Dieſes kan ein jedes Aſtrum fuͤr ſich ſelbſt durch die Imagination vnd Formation/ ein ander Aſtrum in dem Leib verſchloſſen/ gebaͤhren. Sintemal kein Corpus ohne ein Aſtrum: Gleich wie im Gegentheil auch kein Aſtrum ohn einen 90 ſichtbahren Coͤrper. Dieweil aber die Imaginatio oder Einbildung deß Menſchen nicht ein/ ſondern alle 91 Aſtra iſt/ ſo bringt dieſelbige auch nicht ein/ ſondern viel Wuͤrckungen. Vnd ob wol die Imaginatio oder Einbildung vncor= poriſch vnd vnſichtbahr/ ſo iſt ſie jedoch erhoͤhet vnnd mit dem aller feſteſten natuͤrli= chen oder angebornen Glauben/ als einer Thier oder Eingang der Wunder ver= bunden/ ein Brunn vnnd Anfang aller Magiſchen Wuͤrckungen vnd hat auch ohne deß Aſtraliſchen vnnd Syderiſchen Geiſtes Abgang oder Geringerung das Vermoͤgen 92 ſichtbahre Coͤrper vnd allerley wunderbahre Wuͤrckungen gegen= wertig vnd abweſendt/ deß Menſchen Verſtandt vbertreffent zugebaͤren. In den Corporiſchen macht das Liecht der Natur alles ſichtbahr: Gleich wie der Glaub in den ewigen vnnd Himmliſchen Dingen alles ſichtbahr macht. Durch die Impreſſion oder Eintruckung der Einbildung bekompt das Kind in Mutterleib dieſes oder jenes Zeichen ohn einiges Leibliches beruͤhren. Vnd was wir mit dem Leib ſichtbahrlich verrichten/ das thun wir mit dem Glauben auff die Weiſe der Geiſter. Alſo wuͤrcket auch die Einbildung die Peſtilentz vnd andere dergleichen Firmamentaliſche Kranckheiten/ führt beydes Kranckheit vnd Geſundheit ein. Welche Peſt auß Forcht/ 93 oder Schrecken entſtehet/ die kompt auß der Ein= bildung deß Geiſtes der kleinen Welt oder deß Syderiſchen vnd Animaliſchen [ID00049] Geiſts (welcher der Mechanicus aſtralis iſt) in dem Menſchen gleich wie wir in den ſchwangern Weibern ſehen/ daß durch eben denſelbigen Syderiſchen Geiſt die Kinder in Mutterleib gezeichnet werden. Dieſer Syderiſche Geiſt dem Men= ſchen auß den Aſtris angeborn (dannenhero er auch mit den Aſtris vereinbahrt bleibt) iſt der Magnet vnnd einer Magnetiſchen Natur in dem Menſchen. Dann gleich wie der jrꝛdiſche Magnet nach ſeinem Coͤrper ein Geiſt iſt vnnd an ſich zeugt: Alſo ziehen auch der Coͤrper vnnd Geiſt in deß Menſchen Leib an fich: Vnd dieſes iſt der Magnet der kleinen Welt: Der Syderiſche Coͤr= per vnnd Geiſt ziehen die Kraͤffte der Aſtrorum an ſich/ wie in dem Monſuͤchtigen zuſehen/ in denen ſich die Vber einſtimmungen/ Eygenſchafften vnd Verwandt= nuſſen dieſer Magnetiſchen Kraͤfften/ welche der Syderiſche Geiſt vnd Coͤrper deß Menſchen mit den Aſtris haben/ offenbahrn. Dieſe vierdee Art der 94 Magiæ naturalis Gamahæos genannt/ verrichtet durch Huͤlff der Kunſt alles vnſichtbahr vnd geiſtlicher Weiſe/ welches ſonſten die Natur ohne Zuthun ſolcher Kunſt ſicht= bahrlich vnd nach Corporiſcher Weiſe vermag. Das Hauß iſt gleichſamb todt: Der Innwohner aber/ nemblich der Spiritus oder 95 Geiſt/ als einer ſtaͤttigen vnd jmmerwehrenden Bewegung/ einer vnſichtbahren Natur/ dieweil nemblich das Fuͤncklin der Seelen der Welt glunſet oder lebt vnd kraͤfftiglich wuͤrckt. In den Aſtris deß Firmaments liegen alle Animaliſche Weißheit/ Geſchaͤfft/ Kuͤnſt/ Wiſ= ſenſchafft vnnd aller Dinge Erkantnuß verborgen 96. Vnd iſt nichts ſo verbor= gen in der Welt/ das nicht zuvor in den Aſtris fürgebildet 97 ſey: Ja es koͤnnen alle Aſtra deß Firmaments/ welche ein Tinctur der Speculation vnſers Gemuͤths ſind/ durch die Einbildung vnd auß jhrer angebornen Krafft leibliche vnd ſicht= bahre Dinge auß dem jenigen/ ſo nicht ſcheinbahr/ hervorbringen/ gleich wie in dem heitern Himmel bald ein groſſe Wolck/ vnd auß derſelbigen ein Regen/ groß Gewaͤſſer/ Schnee/ Thaw/ Donner vnd Schloſen erfolgen: Welche ob ſie wol zuvor nichts ſind/ jedoch als auß dem 98 vnſichtbahrn entſprungen groſſe cor- pora werden. Vnd auß dieſem Exempel Erſcheinet/ daß alle Ding in der erſten Erſchaffung auß dem Goͤttlichen 99 Nihilo oder Nicht/ oder vnſichtbahren Cabaliſtiſchen Puncten/ daß GOtt in einem Augenblick erſchaffen/ herkommen. Dieweil ſeine Werck keinen Verzug der Zeit erdulden. Sintemal auß der vn= ſichtbahren Finſtere alles herkommen/ vnd (da er das Verbum oder Wort ge= ſprochen vnd der Geiſt foviert vnd erhalten) zu dem 100 ſichtbahren Liecht beruffen vnd erfordert worden. Dieweil aber der Menſch ſeinen Syderiſchen Coͤrper auß den Aſtris deß Firmaments empfaͤngt vnd dle gantze Einbildung deß Menſchen gleichsfalls von den Aſtris deß Firmaments herruͤhrt/ ja mit denſelbigen einerley 101 iſt vnd bleibt/ ſo muß folgen/ daß auch das Firmament ein Imagination oder [ID00050] Einbildung hab/ wiewol ohne Vernunfft/ wie der Menſch/ als eine Geburt der Welt mit der Vernunfft. Der Menſch beſch aͤdiget einen andern mit werffen/ ſchlagen vnnd dergleichen/ vnd daſſelbige mit Vernunfft: Die Neſſel vnnd Fewer aber brennen vnd verletzen ohne Vernunfft. Vber das dieweil der Menſch der groſſen Welt Quintum Eſſe iſt/ ſo folgt/ daß der Menſch auch nicht allein dem Fir= mament nach folgen/ ſondern daſſelbige nach ſeinem Gefallen regieren vnnd vber daſſelbige/ wann erwoͤlle/ herꝛſchen kan. Alle Ding haben einen natuͤrlichen Ge= horſamb gegen der Seelen/ vnd derowegen nothwendig eine Bewegug vnd Ver= moͤgen zu dem jenigen/ was jr Gemüth mit hefftige̅ Verlangen begehrt: Alſo das jme auch alle Kraͤffte vnd Wuͤrckungen der natuͤrlichen Dinge gehorchen: Wann es zu ſeiner Begehrte mit einer Vngeſtim̅e bewegt vnd gereitzet wird: Zwingt alle Kraͤffte der Welt in vnd zu vnſerm Dienſt: Vnd wann demnach die Krafft von dem Archetipo durch die Kraͤffte vnſerer Geſchaͤfft angezogen wird/ vnnd wir zu demſelbigen hinauff ſteygen/ ſo muͤſſen vns alle Creaturn gehorchen/ vnd folgt vns der gantze Him̅liſche Chor nach. Durch den natuͤrlichen eingebornen 102 Glauben/ durch welchen wir den Geiſtern aͤhnlich werden/ werden alle Magiſche Geſchaͤffte vnd Wunderwerck verrichtet: wann die Einbildung hierzu kompt. Die Einbildu̅g wuͤrcket in dem Menſchen wie die Sonn. Dann gleich wie die Corporiſche Sonn ohne Inſtrume̅t in das ſubjectum wuͤrcket/ in dem ſie nemblich daſſelbige in Kohln vnnd Aſchen verwandelt/ alſo wuͤrck en deß Menſchen vncorporiſche Gedancken allein durch oder mit dem Geiſt/ als einem ſichtbahrn Inſtrument in das Subje- ctum. Welcher ſichtbahre Coͤrper auch einen vnſichtbaren Coͤrper macht/ als der Syderiſche Menſch der dem andern Schade̅ zugefuͤgt. 103 Die Inbildungen deß Menſchen iſt der Magnet/ ſo mehr als tauſent mal tauſent an ſich zeucht. Ja was er in ſeiner Exaltation oder Erhoͤhung will/ das zeugt er auß den vier Elementen an ſich. Es iſt aber die Einbildung nicht kraͤfftig/ ſie ziehe dann das jenige/ ſo ſie con= cipiert oder eingebildet/ durch der Einbildung an ſich zichende Krafft an ſich/ daß ſie gleichſamb den natuͤrlichen Geiſt/ als der Einbildu̅g Architectum oder Werck= meiſter auß jhr ſelbſt gebaͤhr: Nach welchem die gleichſam̅ ſchwangere Einbildung das gefaſte eintruckt vnd imprimiert/ welche ob ſie wol nicht betaſtlich/ ſo iſt ſie doch gleich dem Wind Corporiſch. Vnd dannenhero kan der wahre Magus oder Weiſe die Wuͤrckungen der Aſtrorum in ein Bildnuß/ Stein vnnd Metall ziehen/ da= mit ſie zugleich mit den Aſtris ein Gewalt verrichten 104. Zum Exempel haben wir den Brennſpiegel/ durch welchen die Strahlen der Sonnen mit ſampt der Hitze zu vns gelangen. Alles was wir mit vnſern Augen in der groſſen Welt ſehen/ das kau die Einbildung hervor bringen/ vnd alſo auch die Kraͤuter vnd alle Gewaͤchs vnnd Metall durch die Einbildung vnd wahre Gabaliſtiſche Kunſt/ hervor gebracht wer= den. Dieſes aber iſt ein Stuͤck der Gabaliſtiſchen Kunſt/ welche auff dreyen Seu= len beruhet: Nemblich dem warhafften Gebett/ ſo im Geiſt vnd in der Warheit ge??? ſchicht/ da in dem allerheiligſten eine Vereinigung GOttes vnnd deß Geiſtes de??? Geſchoͤpffs geſchicht/ da Gott mit dem jnnerlichen Geiſt/ nicht durch Gewalt oder Außſag der Woͤrter/ ſondern in einer heiligen Stille ohne Auffthun deß Munde [ID00051] geſchicht. Zum andern auff dem natuͤrlichen Glauben oder Weißheit in der erſten Erſchaffung von Gott dem Himmliſchen Vatter allen Menſchen als ein gemet= nes Erbgut zugleich mittgeheilet vnnd angeborn: Zum dritten auff der kraͤfftig er= hoͤheten Einbildung/ deren Gewalt/ wie groß vnnd Wunderbahr ſie nemblich ſey/ das Liecht der Natur vns ſo wol in den 105 Stecken Jacobs deren Moyſes gedenckt/ als in den Schwangern durch das Verlangen eines Dings eingetruckte Zeichen/ wie oben vermeldt/ gantz klaͤrlich vorſtellt vnd zeygt. Die Einbildung oder Phan= ta ſey deß Menſchen iſt gleich wie ein Magnet in ſeiner Natur/ welcher anderer Leut Phantaſey an ſich zeucht/ wie in den Giefenden zu ſehen. Die hefftige Einbil= dung verwandelt nicht allein jhren eygenen Leib/ ſondern offtmals auch einen an= dern durch die Weyſe der Nachfolg/ nemblich durch eine Krafft/ welche die Gleich=(???u Der Glaub iſt ein wahre Sorg einer falſchen Ein= bildung.) heit deß Dings hat zur Veraͤnderung deß Dings/ welchs die hefftige Einbildung bewegt/ wie in dem Erſtaunen vnd Kirren der Zaͤhne/ oder wann einer Eyſen fey= len hoͤret/ zuſehen/ welches einem allein in dem hoͤren zwiſchen den Zaͤhnen wehe thut vnd dieſelbigen gleichſamb ſtumpff macht. Gleich wie auch eines Giefen einen indern der es ſihet/ zum Giefen bewegt. Ihrer viel haben mit jhren trawrigen In= bildungen vnnd Vnglauben Vrſach gegeben/ daß ſie von dem boͤſen Geiſt beſeſ= ſen oder von demſelbigen gantz vnd gar regieret worden. 106 Hergegen haben viel durch jhre fleiſſig vnnd embſige Einbildung mit Abſchneydung deß Verdachts der Vnvermüglichkeit vnd durch einen feſten vnnd beſtaͤndigen Glauben an Gott/ zu welchem ſie jhr Gemuͤth erhoben/ mit vngezweiffelter Hoffnung/ fleiſſigem vnd inbruͤnſtigem Gebet zuwegen gebracht/ daß ſie alſo bald zu Tempeln deß lebendi= gen Gottes worden. Vnd liegt alles in dem/ daß Gott von vns/ in Frombkeit vnnd Heiligkeit recht werde geehrt/ wie die geheime Theoſopi wiſſen: Sintemal durch ein bruͤnſtige vnnd andaͤchtige Intention deß jenigen/ ſo Gott mit Forcht vnd Zit= tern anrufft/ der Verſtandt oder Gemuͤth/ ſo von Goͤttlicher Liebe brennet/ den ab= geſonderten Intelligentiis zugethan vnnd beygefuͤgt wird: Dann ein jnnerlich Gebet/ ſo auß einem Gottsfoͤrchtigen Gemuͤth herkompt vnnd durch einen guten Eyfer vnnd inbruͤnſtigem Verlangen forthgeſetzt wird/ vereiniget das Gemuͤth mit Gott/ vnd lernt vnd erkennet alles auß Gott. Dann was das auß einem wah= ren Glauben diſponiert Gemuͤth 107 vermoͤg/ verſtehen jhrer wenig: Vnnd noch viel weniger/ ſo auß demſelbigen wiſſen recht zuhandlen/ auß einer vbernatuͤrlichen Influentz/ welche den Leib regiert. Wiewol im Gegentheil viel gefunden werden/ welche die Wiſſenſchafft dieſer Diſpoſition haben/ koͤnnen aber wegen Weltlicher Sorg/ mit welcher ſie beſchwehret werden/ nichts wuͤrcken vnd vnterrichten/ ſo zur wahren Weißheit gehoͤrt. Aber von dieſem genug. Dan̅ es werden ſolche ſcharpffe vnnd von der ferꝛnen Antiquitet geſuchte contemplationes vnnd Betrachtungen den vnerfahrnen zweyfels ohn zu ſpitzfindig ſcheinen: Als welche von wenigen wer= den geleſen vnd von noch viel wenigern verſtanden: Erfordern demnach ein weit= laͤufftigere Erzehlung/ dann allhie geſchehen kan. Kehren derowegen wieder zu vn= ſerm Vornehmen.Vnnd iſt zuforderſt hoch vonnoͤthen/ daß die ſtudioſi der Alchymi dieſes [ID00052] wahre Fundament der verborgenen Philoſophiſchen Medicin wiſſen/ von wegen der Harmoniſchen vnnd ſchoͤnklingenden Concordantz vnd vbereinſtimmung der obern vnd vntern/ groſſen vnnd kleinen Welt/ in deſſen Erklaͤrung nach dem Para- celſo Petrus Severinus auß Dennemarck mit ſampt dem Pratenſe vnnd treuwen Achate billich vnter die alte Weiſen zurechnen/ als der die Ehr vnd Herꝛlichkeit ei= nes vnſterblichen Namens erlangt/ in dem er nemblich in ſeiner Idæa der Para= celſiſchen Medicin das vnuͤberwindliche vnd durch die vnuͦberwiderruͤffliche War= heit beſtaͤttigte Fundament/ den Kindern dieſer Kunſt vnnd der Warheit eroͤff= net/ vngeachtet der Widerſacher Grunſen/ welche viel fuͤrtreffliche Hermetiſche Medici vnſerer Zeit/ vnnd inſonderheit Iosephus Qvercet Anvs deß Koͤnigs in Franckreich Leib=Medicus vnd geheimer Rath/ mein lieber vnnd wer= ther Freund. Th. Bovius ein Italianer von Veron/ vnnd Th. Muffetus ein Engellaͤnder/ in jhren guͤldenen vnnd ewigen Gedaͤchtnußwuͤrdigen Schrifften/ gnugſamb wiederlegt.

II. Wo dieſe wahre Medicin verborgen vnd zufinden ſey.
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ALles/ was Gott gut erſchaffen hat/ das iſt in allem vollkommen vnnd vnverderblich/ wie das Firmament oder der Himmel: Was aber in dieſen vnterſten Orten vnter dem Mond wird gefunden/ iſt mit einer zwey= fachen Natur 108 / nemblich einer vollkommenen vnd vnvollkommenen/ das iſt/ mit der Quinta Eſſentia vnnd der Hefen begabt/ welche durch die Huͤlffe deß Vulcani von einander zuſcheiden ſind.Die weil dem nach die wahre Medicin in jhren Schalen/ Matricen/ Haͤuß= lin/ Huͤlſen vnd anderm Vberzug eingeſchloſſen gleich wie die Mandeln vnnd alle andere Kern/ ſo jhre Schalen/ Haͤutlin vnnd Huͤlſen haben (ſintemal die Caſta= nien nicht allein mit einer Rinden/ ſondern auch mit einer rauhen vnnd ſtachelich= ren Schalen vberzogen) als iſt von noͤthen/ daß man ſie durch die Huͤlff vnd Anato= my der Alchimiſtiſchen Kunſt von den vnreinen Elementen reinige 109 / vnnd alſo die wahre vnd reine Artzneyen erlange. Dann durch die Kunſt vnd Fleiß werden jhre Dandt ſamptlich auffgeloͤſt vnnd das Vermoͤgen der Artzneyen auß der Tief= fe erhoben/ vnnd ligt demnach die wahre vnd eygendliche Medicin der Materiali= ſchen Kranckheiten in allen Ordinibus oder Ordnungen der Dinge/ welche in dem Schoß der Elementen beruhen/ nemblich in den dreyen Geſchlechten der Na= tur/ als der Vegetaliſchen/ Animaliſchen vnnd Mineraliſchen (auß welchen man gnugſame Artzneyen die Geſundheit zuerhalten/ vnnd deß Leibs Schwachheiten zuvertreiben/ zunehmen pflegt) verborgen/ welche wie jetzt geſaget/ nicht in den euſ= ſerlichen bloſſen vnd Relollaceis (wie Theophraſtus ſagt) vier Qualitete̅ beruhet/ [ID00053] ſondern ein ſonderbahre Krafft iſt/ ſo in den Samen ſelbſten ſteckt/ einem jeden Gewaͤchs vnnd Creaturen von dem hoͤchſten Schoͤpffer gleich in der erſten Er= ſch affung einverleibt vnnd mitgetheilt/ durch deß Allmaͤchtigen WORT/ durch welcher alle Dinge auß der Finſtere an das Liecht beruffen worden. Vnnd kompt derowegen die Krafft vnd Vermoͤgen den vermiſchten Coͤrpern (von der Wurtzel der Erſchaffung/ gleich wie die Seel in deß Mc: ſchen Leib) einverleibt/ nicht von auſſen her/ noch auch von dem Geſtirn deß Firmaments/ 110 noch der Atomorum vngefaͤhrer Zuſammenfuͤgung/ viel weniger von dem Coͤrper oder deſſelbtgen Vermiſchung/ oder der ſichtbahren Form: Dann ſonſten koͤndten ſie ohne deß Leibs vnd der Form Zerſtoͤrung nicht geſcheyden werden/ wie in dem Zimmet vnnd Pfeffer zuſehen/ wann nemblich derſelbigen Kraͤffte entweder durch die Kunſt werden herauß gezogen/ oder Altershalben ſelbſt verſchwinden. Gleich wie aber alle natuͤrliche Geſchaͤffte von den Geiſtern vnnd derſelbigen Tinctur herkommen/ in welchen die Mechaniſche Kuͤnſte der dreyen Anfaͤnge herꝛſchen: Alſo haben auch die Geſchaͤfft vnd Wuͤrckungen der Artzneyen auß den Geiſtern vnnd derſel= bigen Vitaliſchen Tincturen vnnd nicht auß den Coͤrpern oder todt’en Rerollali= ſchen Qualiteten jhren Vrſprung. Vnd dieweil bey den Außlegern der geheimen Natur bekandt/ daß nichts in dem gantzen vniuerſo oder allgemeinen Weſen ſey/ deſſen nicht auch ein Stuͤck in dem Menſchen wie oben erwehnt/ als der kleinen Welt zufinden: Ja daß aller dinge Saamen in jhmeverborgen/ nemblich der Aſtrorum, Meteororu̅, Mineralium, Vegetabilium, animantium vnd der Gei= ſter/ nach deß Menſchen Geiſt zurechnen. Vnd nach dem man nun dieſe Sym- metri vnnd natuͤrliche Vbereinſtimmung mit Fleiß betrachtet/ will einem wahr= hafftigen Medico auch gebuͤhren/ nach zuforſchen/ wann ſich nemlich das jnner= liche Hertz in einem Menſchen/ als der kleinen Welt/ nicht wol befindet/ was jhme als dann zuthun ſey/ daß er nemblich ſtaͤrckende Mittel von deſſelbigen Menſchen Vatter/ als der groſſen Welt vnd ſonderlich deſſelbigen Hertzen/ ſo ſich dem Her= tzen der kleinen/ (wo nicht in der Figur vnnd euſſerlichen Geſtalt/ jedoch an der jn= nerlichen) vergleichen/ entlehn. Dergleichen auch in den dreyen 111 Officinen der Artzneyen viel zufinden. Dann es hat Gott der HERR einen vnerſchoͤpfflichen Vorꝛath von Artzneyen erſchaffen/ vnnd einem jeden Land ſeine Gaͤnge gegeben. Vnnd alſo wuͤrde er vnder den Mineralien das Goldt (welches auch fuͤr ſich ſelbſt alle Geiſter erfrewet/ wann einer deſſen viel im Beutel hat) Antimonium vnd an= ders dergleich en finden/ welche auß dem Element deß Waſſers hervor kommen/ gleich wie die Perlen auß deß Waſſers Tropffen in die Muſcheln fallen/ wie in gleichem auch alle Coͤrper der Oſtreen/ Schnecken/ ꝛc. Welche die ſonderbahre an= geborne Krafft haben/ daß ſie dem Hertzen zu huͤlff kommen: Gleich wie vnder den Mineralien die Magiſche vnd Hieroglyphiſche Charactern ſo jhnen von den Alten weiſen nicht vnbillich zugeeygnet in jhrer verborgnen Tugend genug vnd vberfluͤſ= fig erjnnern. Wiewol die fuͤrnembſte vnder denſelbigen von der Natur nach dem allerbeſten bereitet/ auß gerechtem Schluß der Natur den Innhabern vnnd Beſi= tzern jhr gutthaͤtig vnnd lebhafft Element verſagen. Ja es pflegen deren viel alle [ID00054] Geſetz der Natur gantz zuverwuͤrren/ daß ſie der Nahrung/ welche ſo fleiſſig vnnd wol bereit worden/ endlich genieſen. Vnd iſt keinzweiffel/ daß das Goldt/ wann es von ſeinen Banden wuͤrde entlediget/ ſeine Kraͤffte auch koͤnte erzeygen vnd durch die gebuͤhrliche Reſolution auß ſeiner natuͤrlichen Potentia (ſintemal die Reſolu= tion der Ding mit dem Weg der Compoſition gantz einerley/ dieweil die Kunſt 112 als Tochter der Natur/ mit jhrer Mutter/ vnd widerumb die Natur mit der Kunſt vbereinſtimmet gefuͤhrt/ ſeine Goͤttliche Wuͤrckungen erzeygen: Es werden aber jhrer wenig ſolcher herꝛlichen Gab von Gott gewuͤrdiget/ daß ſie das dichte Goldt koͤnnen in ein Aurum potabile reſolviern. Vnter den Vegetabiilien hette man den Crocum, die Weinrauten/ Waſſerknoblauch/ Meliſſen/ Schwalbenkraut/ Muſcatbluͤhet/ Ocymu̅ vnd ein groſſe Anzahl ſolcher Sachen. Vnter den Thiern das Hirſchhorn/ Einhorn/ Hirſch Creutz vnnd dergleichen. Welche alle gebuͤhr= lcher maſſen praͤpariert vnnd Spiritualiſch gemacht (ſintemal alles was zur Artz= ney erfordert wird/ in der Geiſter Gewalt vnnd Kraͤfften beruhet: Welche einig vnnd allein der Kra̅ckheiten Wohnungen ſind: Dieweil ein jede Erde erſtorben/ die Rinden vnnd Huͤlſen nichts gebaͤren/ vnnd allein die Geiſter der Dinge in den Coͤrpern handeln) vnnd in einer rechten Ordnung gebraucht/ dem angefochtenen Hertzen zu Huͤlffe kommen/ vnnd zwar nicht mit jhren euſſerlicher Qualiteten/ wie geſagt/ ſondern durch die jnnerliche/ eygene/ ſonderbahre/ harmoniſche vnnd gleich= foͤrmige Krafft. Dann die Forma in den Artzneyen/ oder die Aſtra der Medica= menten durch die Alchymi auß den Coͤrpern abgeſondert/ ſind die wahre directo- ria: Sintemal das Aſtrum oder Firmament allein das Arcanum dirigirt vnd nicht den Coͤrper: Dann es kennet das Pferd ſeine Krippen/ der Vogel ſein Neſt/ der Adler ſein Aaß/ vnnd alſo ſucht vnd begehrt auch ein jede Artzney vermoͤg jhrer Magnetiſchen angebornen Krafft jhren Orth vnnd eylet zu dem Glied/ ſo jhr am nechſten verwandt/ vnd daſſelbige durch jhre natuͤrliche Begierde. Wie von den wahren Philoſophiſchen Medicis zum oͤfftern iſt obſerviert vnd in der langen Er= fahrung wahr befunden worden. Dannenhero iſt auch Celſus ein Roͤmiſcher Medicus gar nicht darwider daß zu den Curen nichts mehr vnd beſſer diene/ als die Experientz 113 vnd Erfahrung/ als aller Kuͤnſte Mutter/ in deren offtmals/ die aller gelaͤhrteſte Aertzte von alten Vetteln vnd geringen Bawersweibern ſind vbertrof= fen worden. Eben dieſes iſt auch von den andern ſechs fuͤrnehmen Gliedern vnd Stuͤcken deß Menſchlichen Leibs zuverſtehen. Das euſſerliche Hirn der groſſen Welt iſt dz Oleum Argenti, der Liquor Sapphiri, Smaragdi, Muſci, Vitrioli vn̅ dergleichen/ welche daß jnnerliche der kleinen Welt gewaltig ſtaͤrcken. Der Lungen vnd gantzen Bruſt Balſam/ die Flores Chibvr oder Sulphuris.Vnnd auff ſolche weiſe weren nicht allein zu geringen Kranckheiten vnnd Gebrechen/ Huͤlff vnnd Mittel nach gemeiner weiſe bereit gefunden worden/ 114 ſondern auch zu den langwehrenden Aſtraliſchen vnnd eingewurtzelten/ welche von vielen gemeinen Medicis, ſo die Oerther/ Saamen/ Nativiteten/ Wurtzeln vnnd [ID00055] centra derſelbigen nicht wiſſen/ fur vnheylſam gehalten werden. Sintemal kein 115 Schwachheit/ als ein Schwachheit iſt/ die jhre Artzney nicht hat/ ob ſie wol dem Menſchen durch eine verborgene Praͤdeſtination vnbegreifflich/ daher dann die Kranckheit außgerechtem Zorn Gottes vnheylſam wirdt: Sintemal es den Me- dicis nicht gegeben/ alle Kranckheiten zuheylen/ wie ſolches die Apoſtel durch den wahren Glauben an Chriſtum zu thun vermocht. Wir wolten dann mit dem Plinio die Natur als ein vngerechte Sieffmutter in jhren Kraͤfften einer Luͤgen bezuͤchtigen: Da ſie doch als ein gutthaͤtige vnnd vorſichtige Mutter auch den vn= vernuͤnfftigen Thiern die Wiſſenſchafft deren Artzney/ ſo jhnen dienſtlich/ mit ge= theylet. Were demnach der jenige ein groſſer vnnd vnverſtaͤndiger Thor/ der den groſſen Schoͤpffer aller Ding wolte bezuͤchtigen/ als hette er dem Menſchen ſol= che Geheymnuſſen mißgoͤnnet/ nicht offenbahren woͤllen: Dann ſonſt hette er ſolche Ding vmbſonſt erſchaffen/ bevorab weil er ſolche den vnvernuͤnfftigen Thiern offenbahret. Wann ein Storck etwas von den Schlangen gefreſſen/ ſo huͤlfft er jhm durch den Genieß deß Wolgemuths widerumb zu recht: Gleich wie die von den Schlangen verletzte Schwein mit dem jnnerlichen Gebrauch der Krebs: Die wilde Schwein durch den Epphaͤw/ die Kraͤnch durch die Bintzen: Die Schiltkrotten/ ſo von den Schlangen gebiſſen worden/ wann ſie Wolgemuth zufreſſen bekommen: Wann die Krotten von einem andern gifftigen Thier gebiſſen werden/ eylen ſie der Weinrauten/ Salbey oder Wegrig zu/ oder reiben die ver= letzte Orth an ſolche Kraͤuter vnd helffen jhnen alſo der Gefahr ſelbſten ab. Vnd wird demnach die vngewaſchene Salbey in den Speiſen nicht ohne Gefahr ge= noſſen. Wann die Wieſel mit dem Baſilißken ſtreiten oder kaͤmpffen will: So friſt ſie zuvor Weinrauten: Gleich wie die krancke Atzel Lorbeerlaub in jhr Neſt traͤgt vnd dardurch jhre Geſund heit erlangt. Die Nachteulen werden durch das Eſſen der Tauben kranck vnnd durch den Andorn widerumb geſund: Gleich wie durch die Mandragoram beſchaͤdigte Baͤren/ wann ſie Ameyſen zufreſſen bekom̅en: Die Gaͤnß/ Enden vnnd andere dergleichen Waſſervoͤgel helffen jhnen mit den Zaun= glocken: Die Tauben mit dem Eyſenkraut/ die Schwalben mit dem Schwalben= kraut/ die Habbich mit dem Habbichkraut/ vnnd andere Thier mit andern derglei= chen Mitteln/ welche jhnen die Natur gezeygt. Soll derowegen niemand ſo thoͤ= richt vnd vermeſſen ſeyn/ der da wolte meynen/ es habe GOTT der Himmliſche Vatter/ als ein guͤtiger vnnd miltreicher Schoͤpffer aller Ding/ ſeine Kinder/ die er zu ſeinem Ebenbild formiert vnnd vmb welcher willen er alle andere Creaturen er= ſchaffen/ in dem Stuͤck vbergangen vnnd hinder die vnvernuͤnfftigen Thier ſetzen woͤllen. Dann er hat vns ſeinen Sohn gegeben vnnd vmb den heiligen Geiſt bit= ten heiſſen/ wie viel mehr wird er vns die gantze Creatur vnnd alle ſich tbahre vnnd vnſichtbahre Dinge vnderwerffen? Dann es hat der Allerhoͤchſte als der Auhtor(i Syr. c. 31 ſect. 4.) oder Meiſter der Natur die Artzney nicht mangelhafftig/ ſondern vollkom̅en auß der Erden erſchaffen/ den Artzten ſolchen mit Gottsfoͤrchtigem Fleiß nach zuforſchen vnnd dem Nothley denden getrewlich mitzutheylen/ befohlen. Ja es iſt auch fleiſſig in acht zunehmen/ daß alle Artzneyen/ ſo zu deß Menſchen Leib werden angewen [ID00056] det/ jhre Kraͤffte nicht auß jhnen ſelbſt/ ſondern auß der ſonderbaren Gnaden Got= tes haben vnd jhr erwuͤnſchtes End erꝛeichen.

Dann wo der HERR nicht gibt ſein Gunſt. Da iſt Kunſt vnd Artzney vmbſonſt.
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Dann es haben dieſe vnderſte Creaturen/ als Thier/ Kraͤuter/ Stein/ vnnd Metall jhr Krafft vnnd Vermoͤgen von dem Firmament oder Himmel/ das Fir= mament aber von den Intelligentiis vnd dieſelbige jhr Vermoͤgen von dem Mei= ſter/ in welchem alle Krafft vnnd Gewalt beruhet. Das natürliche Leben iſt vnnd kompt auß dem Brunnen deß Lebens/ nemblich von GOTT: Dann es haben die Elementa jhr Leben auß dem Firmament/ das Firmament aber auß der intelli- gibili mundo oder verſtaͤndigen Welt/ vnnd die ſelbige das jhre allein auß Gott o= der auß ſeinem ewigen Wort. Vnd iſt derowegen in allen Dingen ein eintzig Le= ben/ welches doch nach dem vnterſcheid deß jenigen/ in welchem es wohnt/ vngleich geſpuͤhret wird. Derowegen wann wir durch Huͤlff der Kraͤuter etwas woͤllen auß= richten/ ſollen wir vns nicht ſo viel auff dieſelbige/ ſondern auff 116 GOTT verlaſ= ſen/ woferꝛn ſie anderſt jhren erwuͤnſchten Außgang ſollen erlangen: Dann wo ſol= ches nicht geſchicht/ da gewinnet all vnſer Vornehmen den Krebsgang. Dannen= hero dann der Koͤnig 117 Aſſaph/ dieweil er ſich mehr auff die Aertze/ als auff GOtt verließ/ geſtorben. Allein die Himmliſche Artzney oder das Wort Gottes (welches der Sawerteyg aller Artzneyen iſt vnnd ohn welches keine Artzney Kraͤfftig ſeyn kan) heylet alle Gebrechen. Vnd durch die Krafft deß Worts (von vnd in welchem alle Kraͤffte/ welche auch die natuͤrliche Geſchaͤffte vberwinden/ verborgen ligen) werden die Artzneyen allererſt kraͤfftig vnd heylſam. Vnd gleich wie die Rinde nicht der Kern iſt/ alſo ſind auch die Kraͤuter nicht die Artzney/ ſondern allein das Zeichen deß gezeichneten Worts. Dann die Artzneyen der Erden ſind zweyerley: Nemblich die ſichtbahre vom Vatter erſchaffen (welche zu dem Leib nicht ſollen gebraucht wer= den/ ſie ſeyen dann durch die Abſonderung deß reinen von dem vnreinen zuvor be= reit) vnd die vnſichtbahre von dem Sohn durch das Wort: Vnnd iſt einerley Me= dicin. Der Artzt curiert zwar durch die Kraͤuter: Die Kraͤuter ſind das Mittel/ in welchem die Artzney beruhet. Das Kraut iſt nicht die Medicin/ welche in derſelbigen von Gott iſt verborgen.Wann wir dieſes mit Fleiß betrachten vnnd mit Verſtand erwegen/ werden wir vns nicht mehr verwundern/ daß GOtt der Allmaͤchtige den Menſchen durch die Propheten vnnd wahre Cabaliſten allein durch ſein außgeſprochen Wort ge= heylt 118: Sintemahl er ein lebendiger Gott/ deſſelbigen lebendigen Gottes Name auch lebendig/ wie gleichsfalls deß lebendigen Namens lebendige Buchſtaben o= der Wort. Dann es lebt Gott vmb ſein ſelbſt willen: Der Name aber vmb deſſel= bigen Gottes Willen/ vnnd das Wort oder Buchſtabe von wegen deß Namens. Vnnd gleich wie GOTT das Leben in jhm ſelbſten hat/ alſo hat er auch ſeinen Namen gegeben in jhm ſelbſt zuleben/ vnnd der Name dem Buchſtaben oder Wort.
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Durch die wahre Magos, als die allerfleiſſigſte vnnd ſcharpff ſinnigſte Nach= forſcher der Natur (ich rede allhie nicht von den Zauberern oder Schwartzkuͤnſt= lern) durch das geſchriebene Wort oder Characteren vnd Sigill/ zu gewiſſer Zeit vnnd nach deß Himmels Kraͤfften zugericht/ ohn alle Superſtition/ welche allein von der Vnwiſſenheit außgebruͤttelt wird/ vnnd ohne Verlaͤſterung deß Na= mens Gottes vnnd Nachtheil deß Glaubens oder Religion. Dann ſonſten were beſſer/ daß wir allezeit Kranck blieben/ dann die Geſundheit mit der Vnehre Gottes erlangen. Dann es haben die Characteres oder Nomina 119 conſtellata nach deß Agrippæ Meynung jhre Kraͤfft vnnd Vermoͤgen nicht wegen jhrer Fi= guren oder Außſprechung/ ſondern wegen der Krafft oder Ampts von GOtt oder der Natur zu ſolchen Namen oder Characteren geordnet. Sintemahl weder im Himmel noch auff Erden einige Krafft zu ſinden/ die nicht von Gott zu vns herab komme/ vnnd da es demſelbigen nicht gefaͤllt/ koͤnnen dieſelbige nichts verꝛichten. Die Artzneyen ſind ſichtbahre Coͤrper: Die Wort aber vnſichtbahre Eoͤrper: Es helffe demnach das Kraut oder das Wort/ ſo thut es die natuͤrliche Krafft/ nemb= lich Gott/ das iſt/ der 120 Geiſt Gottes mit der Natur vereiniget/ durch ſein Wort: ES WERDE. Von der Characteriſchen Chur/ welche jhre natuͤrliche Wuͤrckung durch außgeſprochene/ geſchriebene/ eingegrabene vnnd anden Halß gehenckte Wort verꝛichtet/ wie gleichfalls auch durch Himmliſche proprietates der Geſtirn durch eine wunderbahre Influentz/ ſo mit vnſern Coͤrpern vbere inſtim= men/ leſe den Rogerium Bacchon von der wunderbahren Gewalt der Kunſt vnd Natur.Durch die Aertzte aber mit dem erſchaffenen Wort oder mit ſeiner Menſch= lichen Barmhertzigkeit: Sintemahl ſolches alles durch Krafft deß Dreyeinigen Goͤttlichen Worts/ 121 welches alles heylt vnnd erhelt/ wird verꝛicht. Wie wir in den Wunderwercken vnſers Erloͤſers ſehen/ welcher als er dem Tauben vnnd Stummen geholffen (welchem alle Apotecken mit jhren Pillulen vnnd Syrupen nicht weren genug geweſen) hat er ſolches nicht durch die Natur/ 122 ſondern durch ſich ſelbſt gethan vnnd mit dem eintzigen Wort. Vnd er iſt das Wort (nemblich die angeſchaffene Barmhertzigkeit Gottes) durch welches alle Ding ſind erſchaf= fen/ von welchem alle Simplicia herkommen/ vnnd welches mit dem Vatter noch auff den heutigen Tag alles in allem verꝛichtet: Dann was fuͤr Kraͤffte vnnd Wuͤrckungen in den Creaturen ſind/ ſo wol in der groſſen/ als kleinen Welt/ das geſchicht alles von GOTT der da Fleiſch worden/ durch das Band deß einigen Geiſtes/ welches alles erfuͤllt/ vnnd derowegen die eintzige Fuͤlle der gantzen Welt iſt/ vnd billich die Fuͤlle 123 genennt wird. Dann auſſer Gott iſt nichts: In jhm aber lebt/ beſteht vnnd wird alles bewegt. Dieſes Wort Gottes/ als der erſtgeborne aller Creaturen iſt warhafftig vnſer Brod mit dem Vatter einer Subſtantz/ welches der Erloͤſer hat heiſſen begehren vnd bitten/ nemblich die vber Himmliſche Mumia: Der vbernatuͤrliche Ba???ſam/ mehr dann deß Menſchen eygene Mumia oder natuͤrliche Balſam/ welcher alle ſterbliche Menſchen erhelt. Die Krafft dieſes Brodts iſt die Benedeyung 124 Gottes/ ja Gott der Herꝛ ſelbſt. Das Wort in der jrꝛdiſchen Speiß [ID00058] (???tAuß lauter Guͤte vnd Barmhertzig keit Gottes vnd nicht auß Gerechtigkei haben wir dz zwyfache Brod/ nem= lich das zur Speiſe vnnd das ander zur Geſund= heit.) iſt das wahre Brod den boͤſen vnd guten gegeben. Nicht auß dem Brod allein/ ſon= dern auß dem/ ſo in dem Brod iſt/ lebt der Menſch: Alſo ſind die Speiſe vnnd das Leben nicht von der Erden/ ſondern von Gott durch ſein Wort. Wann das Wort nicht were/ vnd das Brod allein fuͤr ſich ſelbſten were/ ſo were die Erde vnſer Gott. Aber mit nichten/ nicht auß Erden/ ſondern auß GOtt/ durch ſein Wort/ vnnd iſt demnach dieſes Wort: die rechte vnnd wohre Artzney/ welche alles heylt/ iſt jedoch nicht allen bekandt/ noch einem jeden/ ſo ſich in den Schulen bemuͤhet/ ge= geben/ dieſelbige zukoſten oder darvon zuſchreiben. Der einige Paracelſus, als der Moſaiſchen vnnd lebendigen Philoſophiæ Schuͤler hat von den Geheimnuſſen der Natur vnd Wundern Gottes geſchrieben/ das iſt/ von dem Wort GOttes/ ſo Fleiſch worden vnd in den Creaturen zu finden/ welches die Medicin vnd vnſers Le= bens Stab vnnd Stecken iſt. 125 Dann durch dieſes Wort ES WERDE iſt der gantzen Welt Saame ſampt Himmel vnnd Erden erſchaffen/ es iſt auch in allen Creaturen kraͤfftig vnnd ſind jhme billich alle Creaturn/ als jhrer Seelen vn= terworffen. Was demnach der Medicus natuͤrlicher Weiſe oder mit Kraͤutern 126 in der Zeit vnnd gleichſamb allgemach verꝛichtet: Das wuͤrcket vnnd verꝛichtet der Magus oder Himmliſche Medicus durch die Character vnnd Steinen/ nemblich durch die Gamaæa deß Influentaliſchen Coniugii jrꝛdiſchen Zeichen/ durch die Combination oder Verchlichung/ der vndern vnnd obern/ aſtraliter, durch eine hefftige Impreſſion oder Eintruckung/ gleichſamb gaͤhlingen vnnd in einer viel geſchwindern Zeit. Dann es hat die Natur eine ſolche Verbuͤndnuß/ vnnd hengt auch dermaſſen aneinander/ daß ein jede Krafft der obern durch alle hievnden in ei= ner langen vnnd jmmerwehrenden Ordnung jhre Strahlen auß ſpreitet vnnd ſich biß zum allereuſſerſten/ wie an einem außgeſtreckten Seyl erſtreckt vnnd ergeuſt. Gleich wie die vnderſte Kraͤffte hinwiderumb zu allen jhren oberſten gelangen: Dieweil eine eintzige Krafft/ nemblich/ der Meiſter die Gemeinſchafft der ſpecie- rum durch alles außbreitet: Ein Goͤttlich Matrimonium oder Verehligung: Dar= auß ein Wunderbahre Verknupffung/ continuitas, Influentz vnnd Sympathia, der natuͤrlichen vnderſten Dinge mit den oͤberſten erfolgt. Vnnd wann dieſe Ver= ehlichung der Welt darzwiſchen kompt/ kan man in der Magia vnnd Cabala ſehr viel verꝛichten.Vnnd ein wahrer Cabaliſt (welchen Paracelſus einen natuͤrlichen Goͤttli= chen nennet/ der den Propheten kan verglichen werden/ vnnd deſſen Gemuͤth mit Gott vereiniget alles thut/ was er will/ 127 er will aber das jenige/ was Gott will/) richtet alles Dealiter oder Goͤttlich vber die Natur durch ein ſtarck vetrawen vnnd Glauben/ als die Thuͤr der Wunder durch den eintzigen allerheiligſten Na= men Ihsvh, in welchem alles begrieffen vnnd widerholet wird/ das iſt/ in dem Verbo Mirifico, oder wunderbahren Wort/ durch das Gemuͤth/ Ver= trawen vnd Gebet/ ſo im Geiſt vnnd in der Warheit geſchicht/ gleichſamb in einem Augenblick auß. Die Widergeburt iſt der Acker der Him̅liſchen Artzney/ welche mit einem Wort vnd ohne euſſerliche Mittel curiert vnd heylt. Dieſe einige Wuͤrckung geſchicht durch Gott/ als den Meiſter vnnd durch den Menſchen/ als das Inſtru [ID00059] ment: Sintemal den vnſchuldigen vnnd in dem Geſetz deß Herrn gelehrten Menſchen alle Creaturen nach jhrem Wunſch vnd Begeren dienen/ ja ſie werden in allem/ was ſie bitten/ erhoͤrt/ nach dem Zeugnuß 128 der Propheten Eliæ, vnd Eli- ſæi. Dann durch das Betten/ Auſuchen vnd Klopffen erlangen wir in dem Glau= ben alles: Vnnd durch das glaubig Gebett gelangen wir Schnurſtracks zu der(a 1. Reg. 3. ſect. 12. Sap, 7. ) Hoͤchſten Weißheit der Goͤttlichen vnd Menſchlichen Dinge. Dann in dieſen dreyen fuͤrnembſten Stuͤcken beſtehet auch das gantze Fundament der Magiſchen vnd Cabaliſchen Kunſt. Wie bey dem Paracclſo im dritten Buch von der Signa= tur der Dinge zuſchen.Dannenhero gebuͤhrt auch dem Schoͤpffer aller Dinge/ welcher alles in al= lem wuͤrcket/ allein die Ehre/ Preiß vnnd Herꝛlichkeit von wegen deß erwuͤnſchten vnnd erlangten Zwecks 129 der Medicin vnnd viel mehr ſeines gegebenen Worts: Dem Medico aber/ als einem gehorſamen Diener GOttes vnnd der Natur/ oder als der Hand vnd Werckzeug/ (damit er jhme das jenige nicht zuſchreibe/ 130 was allein GOttes iſt) die Verehrung vnnd Vergeltung ſeiner getrewen geleyſteten Dienſt/ dieweil er nemblich die Gewalt/ ſo jhme von GOTT verliehen/ den armen ſterblichen Menſchen mitgetheylet. Dann es iſt allhie nichts ſein/ ohne die Kunſt vnd derſelbigen rechter Gebrauch. Gott aber iſt vber alles zu loben vnnd in allem zu preyſen: 131 Der g???bt ſeine Ehre keinem andern. Welcher/ dieweil er alles gegeben/ als wil er auch alles wider haben/ vnnd zu ſich ziehen. Nichts deſto weniger befiehli die heilige Schrifft den wahren vnnd auffrichtigen Artzt zu ehren/ als der dem lie= ben Gott vnter allen Faculteten vnd Kuͤnſten am angenehmbſten iſt: Erſtlich die= weil Gott durch jhn/ als durch ſeinen Diener/ jhme gleichſamb vnwiſſend/ vnnd im Schlaff wuͤrcket vnnd ſeinen Willen vollſtreckt/ in deme er jhme die Artzneyen auß der Erden mittheylet vnd ſein Wort von oben herab wiederfahren laͤſt/ ohne wel= ches keine Krafft in dem Curieren zu finden. Dann ohne mich/ ſpricht der Erloͤſer/ koͤnnt jr nichts thun. Zum andern dieweil er bey der Cur der Kranckheite̅ (ſintemal die Geſundheit deß Menſchen hoͤchſtes Gut) allen andern ſterblichen Menſchen in Erforſchung vnnd Erkanntnuß der Natur vnnd jhres Liechts billich vorzuziehen: Derowegen dann Homerus von jhm erfordert/ daß er aller Erkanntnuß vnnd Wiſſenſchafften voll ſey. Zum dritten/ dieweil er allein die wunderbahre Werck GOTtes ſo wol in yer groſſen/ als der kleinen Welt allen offenbahrt/ dannenhero dann nicht allein in ſolcher Entdeckung der Myſterien vnnd Geheymnuß/ ſondern auch durch die Heylung der Krancken/ GOttes Lob vnnd Herꝛlichkeit durch Huͤlff deß Medici gewaltig erhoͤhet wird. Derowegen die Medicin vnter allen Wiſſen= ſchafften vnnd Faculteten billich fuͤr die fuͤrtrefflichſte zuhalten/ in deren ſich die groſſe Thaten GOttes gantz wunderbahrlich erzeygen/ welche in der Theo- logia oder Li???cht der Gnaden jhren Anfang nimpt/ vnd in dem Liecht der Natur vollendet wirdt.
|| [ID00060]

III. Wie dieſelbige durch Huͤlff deß Vulcani auß jhren Rinden vnd Schahlen herauß zubrin= gen vnd gebuͤhrlicher Weiſe zuberei= ten ſey.
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DIe Erſte Materiam betreffendt/ ſind alle Ding vollkommen erſchaf= fen. Die letzte aber wird von dem Medico durch 132 Huͤlff deß Vulcani vollendet: Sintemahl kein Ding in dieſer vndern Welt der Genera= tion oder Geburt vnnd Verderbung vnd erworffen/ ſo Edel iſt/ daß es gegen einem andern zurechnen nicht etwan ein Gifft in ſich hab/ nach der Eſſentz oder Medicin. In allen vnnd darzu den allergroͤſten Geſchoͤpffen Gottes/ da etwas boͤſes iſt/ da iſt auch ein Remedium oder Mittel. Vnd da ein Gifft/ da iſt auch ein Tugendt/ oder Krafft demſelbigen zubegegnen. Iſt derowegen nichts vergeblich/ ſondern al= le Ding zu einem ſonderbahren Nutzen erſchaffen. 133 Dann alſo verhelt ſichs von Natur. Daß zur Gedaͤchtnuß der Forcht GOTTes in allen Dingen etwas guts vnd boͤſes beyſammen/ welches die Elementa ſublunaria vervrſachen. So =bald/ ſpricht Firmianus, GOtt der Allmaͤchtige dem Menſchen die Tugend mitge= ttheilt/ hat er jhme zugleich auch den Feind oder Widerſacher mit angehenckt/ da= mit die Tugend nicht muͤſſig bleibe vnnd dadurch jhre Natur verliehre: Vnnd iſt demnach nach deß Poeten Auſſag ſo gar nichts vollkommen vnnd ohne Maͤngel/ daß der Menſch/ ſo der Goͤttlichen Natur theilhafftig worden vnnd ein Herꝛ al= ler Thier/ auch ſeine Gebrechen dulden vnnd tragen muß/ wie gleichfalls auch ſeine boͤſe Begierden die jhn plagen vnd zumartern. Rogerius Bacchon ein En= gellaͤndiſcher Philoſophus ſagt: Es habe Gott in dem er den Tag vnnd Finſternuß erſchaffen/ da an den Orth/ in welchem er nach ſeiner Barmhertzigkeit die groſſe Medicin geordnet/ 134 alſo bald nach ſeiner Vnbegreifflichen Gerechtigkeit auch das Gifft zu einem Hütter geſetzt/ nemblich die Dorn vnnd ſtachelichte Roſenhe= cken/ als der verkehrten Boßheit ſtaͤttige Gefaͤhrden vnnd Raͤcher. Dann es kan das gut ohn das boͤſe nicht erkandt werden: Vnnd wann der Feind bekannt iſt/ kan man ſich fur dem Schaden huͤten. Dann alſo ſchreibt der heilige Hermes der alleraͤlteſte Theologus mit dem Prediger in ſeinem claue: Es beſtehen alle Dinge herniden auff Erden in der Contrarietet oder Gegenſatz/ vnnd daſſelbige von wegen der Gebaͤhrung vnnd Verderbung der Dinge/ dann anderſt koͤnne es nicht ſeyn. Dann alles das jenige/ was da nichts hat/ daß es muß foͤrchten/ han= delt wieder die Geſetz. Vnnd anderſt kan auch der Menſch nicht zu ſeinem hoͤſtchen Stand gelangen/ wann er nicht allezeit ſtreitet vnnd ſich alſo zu ſeiner Wolfahrt fundiert. Dann es hats Gott durch ſeine Weißheit alſo geordnet/ 135 daß die An [ID00061] tipathia eben ſo gut als die Sympathia, das iſt/ die Widerwertigkeit eben ſo nuͤtzlich als die Einigkeit/ durch welches Spectacul die Natur den ſterblichen Menſchen zu der Betrachtung vnnd fleiſſigen Nachforſchung der geheymen Sachen hat woͤl= len befoͤrdern/ damit wann ſich einer vor dem andern entſetzt/ der Verhaſte deß Mißgoͤnners Maͤngel koͤndte ergaͤntzen vnnd heylen. Vnnd ſagt demnach Hera- clitus es ſey die Natur auß dem Krieg erzeugt/ dannenhero ſie Homerus ein con- tentionem oder Gezaͤnck nennet. Der Menſch ſelbſt iſt ſein eygener Feind. Die Vrſach der Zertrennung vnd Tods iſt dieſes vnſer Reich/ ſo in jhme ſelbſt zerthey= let: Nemblich der jnnerlich Kampff oder Duellum: Sintemal in dem Menſchli= chen Leib/ als der kleinen Welt/ von wegen der Conjunction oder Zuſammenfuͤ= gung widerwaͤrtiger Dinge ein ewiger Streit/ zwiſchen dem Erhalter vnnd Zer= ſtoͤrer 136 der Geſundheit verborgen: Vmb welcher Vrſachen willen die Heilige den ſterblichen Coͤrper ein Hell vnnd Fegfewer genennet/ in welchem jmmerdar zu= ſtreiten. Derowegen dieweil die Anatomy deß Tods jhre Herberg in der Republic deß Lebens findet/ als hat die Natur den Medicis befohln jhre Diener vnd Schey= der zu ſeyn/ vnd mit nichten Meiſter ooer compoſitores: Sintemal die Remedia oder Artzneyen jhre præparationes, ſeparationes vnd exaltationes, das iſt/ Zube= reitungen/ Abſoͤnderungen vnd Erhoͤhungen erfordern/ eher ſie die verborgene vnd gleichſamb gebundene Kraͤffte konnen mittheylen vnd einem dienſtlich ſeyn. Gleich wie aber alles durch das Feuwer probieret wird/ alſo ſoll auch die Prob vnnd Exa= men der Wiſſenſchafft der Artzney in dem Feuwer geſchehen. Es koͤnnen aber die Medicin vnnd Alchymta nicht von einander getrennet werden: Sintemal die Chymia (nicht zwar die jenige deren ſich die Landbetruͤger zu jhrem weiß vnd roth faͤrben gebrauchen) nicht allein die warhafftige Simplicia Magnalia, Geheymnuſ= ſen/ Tugendten vnnd Kraͤffte die Geſundheit betreffendt/ offenbahrt. Sondern auch zur Nach folg deß Archæi ventriculi oder Chymici naturalis innati ein jedes Myſterium oder Geheymnuß in ſein Gefaͤßlin vnterſcheyden vnnd die mit vnſeli= gen Kleydern bedeckte Artzneyen durch ein gebührliche Separation von dem vn= reinen vnnd verderblichen/ als der vnflaͤtigen Hefen der euſſerlichen Elementen auffloͤſen vnd abſondern lehrt: Damit der Leib der reinen vnd Chryſtalliſchen Ma= tery oder der vnvermiſchten Natur koͤnne genieſen. Dieſe aber auß jhrem Gefaͤng= nuß vnnd Banden erledigen/ geſchicht nicht ohne groſſe Mühe vnd Kunſt. Ein wuͤrdige Arbeit vnd Geſchaͤfft in welchem alle Medici jhr gantzes Leben ſollen zu= bringen vnnd erfordert ein ſtaͤttige jmmerwehrende Vbung: Sintemal ohne die Chymiſche Philoſophi alle Medicin gleichſamb todt vnd erſtorben. Wer ſich die Difficultet vnnd groſſe Muͤhe von dieſer Laͤſt abſchrecken/ der forſchet den Orthen der Kranckheiten vergeblich nach. Vnd ſoll man derowegen vnſern gemeinen Me- dicis nicht nachfolgen/ welche ſich mit dem jenigen/ ſo andere erfunden/ als groſſer Faul vnnd Traͤgheit behelffen/ die Zubereitungen der Artzneyen den Apoteckern/ derer mehrer vnnd groͤſte Theil vnfleiſſig vnnd geitzig/ mit groſſem Schaden der Krancken befehlen. Dann durch dieſe Kuͤnſtliche Reſolution der Coͤrper kom= men die Proprieteten oder Eygenſchafften/ welche zuvor in der Compoſition ver [ID00062] borgen gelegen/ an Tag. Ja durch dieſe als durch ein kuͤnſtliche Cynoſuram ſind die Chymiſten nicht allein an alle Orth der Natur/ ſondern auch zu den jnnerſten Geheimnuſſen der gantzen Natur/ derſelbigen Verwunderung/ Betrachtung vnd endlichen Beſitzung kommen vnnd in allen vnnd jeden groſſe Wiſſenſchafften erlangt: Vnd zwar daſſelbige nicht vnbillich. Soll vnnd muß demnach ein Medi- cus in dieſer warhafftigen Auffloͤſung der Coͤrper vnd vitali Anatomia wol geuͤbt ſeyn (wie oben auch erwehnt) Sintemal kein Proprietet oder Eygenſchafft eini= ges Coͤrpers beſtaͤndig/ welche in dem Sale, Mercurio oder Sulphure nicht werde gefunden. Erſtlichen aber ſoll man alle vermiſchte Coͤrper dieſes vntern Globi, in drey Ordnungen oder Chor/ als in die Animal a, 137 Vegetabilia vnnd Mineralia, vnterſcheyden: Darnach ein jedes vnter einer jeden Ordnung fleiſſig betrachten/ wie gleichsfalls auch derſelbigen Stuͤck vnd Theyl. Dann alſo werden wir in ei= ner jeden Ordnung gewaltigen Vnterſcheyd der drey erſten befinden: Sintemahl in der Officin der Dinge ein Animaliſch/ Vegetaliſch vnnd Mineraliſch Sal, ein Animaliſcher/ Vegetaliſcher vnnd Miner aliſcher Sulphur oder Schwefel/ vnnd dann auch ein Animaliſcher/ Vegetaliſcher vnnd Mineraliſcher Mercurius ge= funden wird. Das erſte anſehen der Dinge war rein/ vollkommen/ vnnd gantz ohn alle Corruption vnnd Forcht deß Todts: Dann es hatte Gott der Hoͤchſte Werck= meiſter nach ſeinem Willen vnnd vnaußſprechlichen Herꝛlichkeit alles gut erſchaf= fen: damit er von allen ſeinen Geſchoͤpffen wurde geehrt vnnd geprieſen vnd ſie alle= ſampt in Heiligkeit vnnd Vnſchuldt moͤchten Leben. Den Menſchen betreffendt/ war derſelbige anfangs geſundt erſchaffen (ſintemal die Krancktzeiten jhren erſten Vrſprung vnnd Anfang nicht von dem Mann/ ſondern von dem Weib bekom= men) ſo bald er aber in die Welt eingetretten/ hat er den Eingang zum Todt gebo= ren: Dieweil ſich zwey widerwertige Dinge erzeygt/ nemblich das euſſerliche ver= derbliche/ vnd das jnnerliche gantze vnd vollkommene/ als konten ſie in einem nicht lang beſtehen. Vnd nach dem ſie nach dem Suͤndenfall von der Einigkeit zu der Alteritet abgewichen/ ſind durch den Fluch 138 Gottes allerley Tincturn/ nemblich ein vnzahlbahre Maͤnge alles Vbels erfolgt/ durch deren Vermiſchung die Schoͤne der gantzen Creatur mit ſampt dem truͤbſeligen Geſellen der Welt in ei= nen erbaͤrmlichen Standt ſind verſetzt worden vnd gerathen 139: Da die Vnrei= nigkeit zu den reinen Wurtzeln hinzu kommen/ welches dann die prædeſtinatio der Kranckheiten geweſen. Dann die Wurtzeln der Kranckheiten koͤnnen in etli= chen ſonderbahren indiuiduis oder ſpecibus abſonderlich nicht beſtehen/ ſondern wann ſie werden verſetzt vnnd mit den reinen vnnd erſten Saamen der Dinge ver= miſcht. Die Nahrung aber der natuͤrlichen Dinge ſind die Fruͤchte der Saamen/ ſo in den vier Matricibus oder Elementen beſtehen. Vnd hat demnach die Natur/ wie ſie hie niden iſt/ vns nichts reines gegeben/ ſondern alles mit vielen Vnreinig= keiten vermiſcht/ damit ſie vns die Chymiſtiſche Wiſſenſchafft gleichſamb von Jugend auff zulernen vorſtellet/ auff daß wir/ auß dem Paradeyß in die Vorſtatt [ID00063] dieſer Welt verwieſen in der Verwunderung fleiſſigen Nachforſchung vnnd Er= kanntnuß der beyderley Erden/ nemblich der ſichtbahren vnnd vnſichtbahren: Das Erdꝛeich/ das iſt/ das gantze Weſen dieſer Welt moͤchten bawen/ 140 vnd wie die Tag= loͤhner der Natur nicht in Schatten oder Müſſiggang/ ſondern im Schweiß vn= ſers Angeſichts vnſer Nahrung vnd was vns zu deß Leibs Vnterhaltung von noͤ= then/ erwerben/ das vns von Gott aufferlegte Creutz gedultig tragen/ nach der Frucht der Jrꝛdiſchen vnnd Himmliſchen Weißheit trachten/ vnnd nicht in dem ſchaͤdlichen vnd ſchaͤndlichen Muͤſſiggang 141 verderben vnd dadurch zu boͤſen vnnd verdamblichen Geſchaͤfften angereitzet wuͤrden. Vnnd dieſes iſt das rechte vnnd wahre End der Erſchaffung deß Menſchen/ daß er in der Forcht Gottes vnnd Liebe gegen dem Nechſten/ das verlohrne widerumb ſuche/ die Erde bauwe/ den Muͤſſig= gang fliehe vnd meyde vnd in dem Liecht der Natur nicht nach ſeinem/ ſondern ſei= nes Schoͤpffers Willen wandele/ vnd ein Werckzeug vnd Wohnung Gottes blei= be/ vnd alle boͤſe vnd vnnoͤthige Gedancken zuvermeyden/ in den Wegen GOttes wandele/ das iſt/ in ſeinen Geſchaͤfften durch die Betrachtung der Zeitlichen vnnd Himmliſchen obſeruationum die Wunder Gottes durch die Natur erforſche/ die vnſichtbahre Geſchoͤpff Gottes offenbahre/ die vnendliche Weißheit/ Gewalt vnnd vnendliche Guͤte deſſelben gegen dem Menſchlichen Geſchlecht/ die er vns in der Of= fenbahrung ſeiner wunderbahren Thaten vnd Geheymnuſſen erwieſen/ mit Ver= wunderung ruͤhm vnd preyſe.Woͤllen nunmehr die Alimenta oder Nahrung verlaſſen vnnd zu den Artze= neyen ſchreiten/ in welchen niemandt ſo vnbeſunnen vnnd thoͤricht (er woͤlle dann nach Erfindung der guten Fruͤchte wie zuvor die rauhe Rinden vnd harte Schah= len zugleich mit den Kernen freſſen) der dieſe Kunſt der Scheydung 142 / oder Ab= ſonderung wolte ſchelten/ als welche das gut von dem boͤſen das tuͤchtige von dem vntuͤchtigen/ das narcoticum von dem Feuwer/ den Mineraliſchen Spiritum von dem Anthos, das gleichfoͤrmige von dem vngleichfoͤrmigen/ das Gifft von den Artzneyen vnnd heylſamen Balſamen/ daß Liecht von der Finſternuß/ das Le= ben von dem Todt/ den Tag von der Nacht/ das ſichtbahre von dem vnſichtbah= ren/ den Himmliſchen reinen Kern vnnd Marck von den Irꝛdiſchen vnreinen Schahlen/ Haͤuten/ Huͤlſen vnnd Haͤfen vnnd dann die Vberzuͤg oder Kleydun= gen vnd Haͤußlin der Artzneyen/ ſo den Menſchlichen Coͤrpern znwider/ von dero= ſelbige Innwohnern/ Seelen vnnd vbernatuͤrlichen Geheymnuß/ lehret vnter= ſcheyden: Ja ſie vnterrichtet auch Quintam Eſſentiam 143 / als den jnnerlichen anmuͦthigen vnnd faſt bequemen Balſam vnſerer Leiber zu ſepariern/ damit man die lebendigmachende Eſſentiam koͤnne haben/ deren Facultas, wann ſie von jhren Banden auffgeloͤſt/ ſich viel beſſer hervor thut/ vnnd viel groͤſſere Kraͤffte/ zu deß Menſchen Leib/ als ſie zuvor gehabt/ erlangt. Dann es haben auch alle gifftige Sachen einen Balſam ſo zu deß Menſchen Leib bequem. Vnd iſt kein Thier ſo gifftig/ bey deme nicht auch ein Antipharmacum oder Mittel wider ſolches Gifft [ID00064] zufinden/ vnnd das in ſeiner Art gut 144 ſey/ vnnd was dem Menſchen ein Gifft/ das brauchen offtmals andere Thier zu jhrer Speiß: Dann alſo ſind die Spin= nen den Huͦnern/ Nachtigaln vnd Spatzen geſundt: Gleich wie die Krotten den Schlangen/ vnd die Schlangen den Hirſchen vnd Stoͤrcken. Die Formen aber der Artzneyen nach dem ſie extrahiert oder herauß gezogen/ wuͤrcken als dann viel mehr vnnd beſſer/ als wann ſie noch in jhren Materien ſind ver ſenckt/ welche Ma= terien die Krafft vnd Wuͤrckung deß Arcani ſchwaͤchen vnnd verhindern. Ja es hat die Seele oder ſonderbahre eygene Form eines jeden Dings viel mehr vnnd kraͤfftigere Wuͤrckungen/ dann die Coͤrper oder jhre Matery jemals haben kan: Sintemal ein jedes Ding ſein Weſen von der Form empfaͤngt: Wie viel mehr es aber von der Form bekompt/ ſo viel mehr erlangt es auch von der Entitate oder Weſen: Welches auch die Feinde der Alchimy als durch jhr eygen Gewiſſen vnd durch den klaren Augenſchein vberzeuget/ nicht koͤnnen verneinen: 145 Vnnd auß dieſem erfolgen viel Nutzbarkeiten. Als erſtlich dieweil die Krancken das geringe Gewicht der Artzneyen viel leichtlicher koͤnnen einnehmen vnnd gebrauchen: Sin= temal jhrer viel alſo beſchaffen/ daß ſie viel lieber woͤllen ſterben/ als gantze Becher voll grober vnnd truͤber Traͤncke anßſauffen/ welche die Complexion der Menſch= lichen Leibsverderben/ vnnd davon auch der Medicus, ſo ſie verordnet/ ſelbſt zu= ſampt dem Apotecker ein Abſchew hat. Zum andern dieweil durch den widerhol= ten Gebrauch ſolcher Artzneyen der Mage gar nicht wird verletzt/ ſintemal ſie an jhrer Wuͤrckung keine Hindernuß empfinden/ ſondern/ dieweil ſie abgeſondert/ als weren ſie durch die natuͤrliche Bewegung deß Magens ohn alle Hindernuß an jhre Orth gefuͤhret/ greiffen den Leib alſo bald an vnnd werden von demſelbigen ohn allen Verzuͤg angegrieffen vnnd afficiert: Vnnd kan demnach das rauhe vnnd jrꝛdiſche/ ſo ſonſten ohne ſolche Praͤparation in jhnen bleibt/ die jnnerliche Orth/ an denen ſie etwann behangen/ nicht verletzen/ noch die jenige/ ſo ſie offt ge= brauchen/ in einigen ferꝛnern Vnfall ſturtzen. Zum dritten dieweil alle ſchaͤdliche Qualiteten (wann ſolche in der erſten Praͤparation nicht gar weg genommen werden koͤnnen) auß dieſen Eſſentijs durch anderer gantz reiner vnd lauterer Mix= tur vnd Zuſatz werden abgeſondert oder zum wenigſten geſchwaͤcht. Vnd was wir nicht koͤnnen in Abred ſeyn/ ſo iſt die Kunſt der Alchymi ſo nothwendig/ daß jh= rer der Artzt ohne groſſen Schaden nicht kanentberen: Sintemal in einem eintzi= gen vnnd vnvermiſchten Ding offtmals vngleiche Subſtantzen oder auch wol gar wider wertige Eygenſchafften zufinden/ deren die eine ſchaͤdlich die andere vnnd v= brige aber heylſam/ wie in dem Opio vnnd Honig zuſehen/ welche ohne Abſonde= rung ſolcher Subſtantzen ſo durch Hülff dieſer Kunſt geſchicht/ mit nichten koͤn= nen erkennet werden. Es koͤnnen auch die Galeniſten allein durch die Huͤlffe dieſer Kunſt jhre Maximas behaupten/ in dem ſie vorgeben/ es ſeyen alle bittere Sachen einer hitzigen Natur/ da doch das Opium vber die maſſen bitter/ in der Krafft der Erſtaunung/ oder vnempfindlich zumachen faſt alle andere Mitel vbertrifft: Alſo auch die Roſen vnnd Wegwart ſind eines bittern Geſchmacks vnnd werden doch nichts deſtoweniger zum erkuͤhlen gebraucht. Der Knopff dieſer Antwort wirdt [ID00065] durch das Anatomiſche Meſſer/ nemblich der Huͤlffe deß Fewers auffgeloͤſt. Vnnd wir alſo durch die vorgenommene Abſonderung der Subſtantiarum zur Erkannt nuß der Temperatur der Simplicium gebracht/ vnd finden in dem Opio eine̅ ſuͤſſen Narcotiſchen Schwefel vnd darneben auch ein bitter vnd hitzig Saltz/ welche mit einer ſubtielen Reſolution durchtringt vnd ohn einige Erſtaunung einen Schweiß zuwegen brigt. Vnnd das billich zum hoͤchſten zuver wundern (wie die fleiſſige Medici wiſſen/ welche auß den vntuͤchtigen vnnd ſchaͤdlichen Sachen etwas guts vnd nuͤtzlichs koͤnnen herauß bringen) ſo kan man die Metalliſche Gifft 146 vnnd auch die allerſchaͤdlichſte durch die Huͤlffe dieſer Kunſt vnd Vrtheyl deß Fewers alſo corrigiern vnnd verbeſſern/ daß ſie ohn allen Schaden innerhalb deß Leibs zu= brauchen: Als da zum Exempel iſt das Arſenicum oder Spießglaß einer vberauß boͤſen Eygenſchafft/ welches durch den Salpeter vnd Huͤlff deß Vulcani kuͤnſtlich figiert vnd ohne Schaden gebraucht/ gnugſamb bezeugt. Sintemal die Mineralia, deren Geiſter vnſere Geiſter an der Subtilitet vbertreffen/ zuſampt den Edelge= ſteinen auß der Zahl der Artzneyen nicht auß zuſchlieſſen: Die weil ſie nach gebuͤhr= licher Praͤparation vnnd Bereitung den Vegetabilibus in den Curn der Kranck= heiten weit vorgehen: Erſtlichen dieweil ein ſo groſſe Krafft vnd Wuͤrckung den weichen Materien/ dergleichen Gewaͤchs oder Kraͤuter vnnd Thier haben/ nicht hat koͤnnen eingetrucket werden/ als welche ſie nicht lang hetten koͤnnen behalten. Ja es koͤnnen auch die Vegetabilia als der Verderbung vnterworffen den Menſch lich en Coͤrper von der Corruption oder Verderbung keines Wegs ſchützen vnnd erretten/ wie die Spiritus oder Geiſter der vollkommenen Metall/ die da keiner Ver= derbung zugethan/ zuthun vermoͤgen. Zum andern/ iſt auch offenbahr/ daß die Mineralia vnd vnvollkommene Metall mit groſſen Mediciniſchen Kraͤfften vnnd Vermoͤgen ſind begabt/ wie in denen Artzneyen/ ſo zu enſſerlichen Schaͤden ge= braucht werden/ gnugſamb erſcheinet/ da faſt keine Salb bereitet wird/ in welche nicht etwan ein vnvollkommen Metall oder Minerale kom̅t: Vnd haben demnach die vollkommene viel groͤſſere Kraͤffte von dem Allmaͤchtigen erlangt. Zum dritten/ die weil der Natur/ in dem ſie lebendige Thier vnnd Gewaͤchs der Erden/ nicht zu einem Geſchaͤfft allein/ ſondern zu vielen Aemptern vnnd Geſchaͤfften tuͤchtig will gebaͤren vnnd verfertigen/ keines Wegs gegeben iſt/ die Vermiſchung der ſelbigen Coͤrper alſo zu temperiern/ daß ſie die wunderbahre Kraͤffte erlange̅ vnd deß Bal= ſams dichte vnd beſtaͤndige Natur au ſich nehmen. Zum vierdten dieweil die Gebaͤ= rung der Stein in einem laͤngern/ der vollkommenen Coͤrper aber in einem kuͤr= tzern vnnd geringern Raum der Zeit verfertiget wird. Dannenhero dann die Na= tur wann jhr durch die groͤſſere laͤnge der Zeit wird geholffen/ mit einem groͤſſern Vermoͤgen die edele Geſte in vnd andere Metalliſche Coͤrper zieren vnnd außferti= gen kan Dann ſie werden durch die Varietet oder Mannigfaltigkeit der empfind= lichen vnnd beweglichen Geſchaͤffte nicht verhindert. So ſind auch die Edle Ge= ſtein von wegen jhres mittelmaͤſſigen Temperaments vnnd Scheins/ billich vor= zuziehen/ als welcher in dem Boͤhmiſchen Granat auch durch die Hitze deß Fewers kaum vberwaͤltigt vnd verderbt werden kan/ vnnd daſſelbige wegen der eintzigen Fixation der Geiſter/ welche in dieſem Stein am allermeiſten geſpuͤhret wirdt [ID00066] Dannenhero er ſich dann auch den Kraͤfften deß Goldts in den Curn der Kranck= heiten vergleicht/ vnnd dem Ocientaliſchen Rubin/ welcher die Prob deß Feuwers kau̅ ſo viel Stunden/ als der ander Monaten erdulden kan/ im Gebrauch der Artz= ney billich vorzuziehen iſt.Es iſt aber auch dieſes allhie in acht zunemmen daß die 147 Edelgeſtein jhre Farb/ Geſtallt vnd Tinctur durch die Formation der Aſtrorum von den Metal= len empfangen/ nach dem die Farben hart oder gering: Dann es ſind tranß= plantierte oder verſetzte Metall: Sintemal die Rubin vnd Granaten deß Goldts Tinctur haben: Gleich wie die Sapphier vnd Tuͤrckis deß Silbers: Die Sma= ragd vnd Chryſolith deß Kupffers: Die Hiacynth vnd Topaſier deß Eyſens: Die Diamanten deß Zinns: Denen der Saturnus den Leim oder Zuſammenkleibung zuſampt dem Gewicht mittheilt/ wie dann auß Meng vnd weiß Weiden Aſchen nach der Proportion vermiſcht beneben der Metalliſchen Form durch die Kunſt deß Feuwers nach gemachten Steinen klaͤrlich demonſtriert vnnd gezeyget werden kan. Welche ob ſie wol den natuͤrlichen vnnd rechten Steinen an Schoͤne der Far= be nichts nachgeben: Auß jhrem Gewicht vnnd weychen Subſtantz aber wird der Betrug von den Steinſchneidern leichtlich erkennt 148. Da aber jemand auß den Einfaͤltigen wolte ſagen/ Es haben die Metall in der Artzney keinen Nutzen/ ſon= dern allein in dem Buͤrgerlichen Leben/ ob ſie wol der Elementen Früchte eben ſo wol ſind/ als die Thier vnnd Gewaͤchs/ nicht zwar zu deß Menſchen Nahrung/ ſondern zu der Medicin/ zu dienſt deß Menſchen erſchaffen: Vnnd ſey auch zwi= ſchen den vollkommenen Metalln vnd dem Menſchlichen Leib gar keine Verglei= chung/ wiewol der Menſch dieſer dreyen erſten theylhafftig ſey. Sie ſollen aber Wiſſen/ daß der Thier/ Gewaͤchs vnd der Mineralien 149 Saamen einerley Vr= ſprung haben vnd allein nach dem Orth vnd Qualitet der Wohnung werden vn= terſcheyden. Die Animaliſche/ Vegetabiliſche vnd Mineraliſche Anfaͤnge ſind in allem einerley/ jedoch den Wohnungen nach vnterſchiedlich: Vnd ein andere der Vegetabilium, ein andere aber der Mineralium: Sintemal dieſe alle von einem Principal/ principaliſſimo vnnd aller gemeinſten Geſchlechte (wel= ches der allgemeine Saame aller Dinge/ oder der erſten Materi Subiectum iſt vnnd nach mals in drey principal Geſchlecht/ nemblich/ das Animale, Ve= getabile & Minerale zu vnterſcheiden iſt) herkommen/ von welchem die Na= tur deß Queckſilbers Natur nimmet/ ein jedes ander compoſitum zugebaͤh= ren. Alle Ding ſind von einem Anfang vnd eylen widerumb zu einem. In deß Orphei Nacht vnd deß Hippocratis Orco ſind alle Ding eins 150 / welches auch durch deß Anaxagoræ Panſpermia wird bezeuget/ wie dann Ariſtoteles nicht verſtanden/ vnd demnach gantz vnbillich angeklagt. Aber nach dem dieſe eintzige Eſſentz der Natur vnd Matery aller Dinge in dieſe Welt kommen/ hat ſie noch dem Willen Gottes/ welcher das Specificum oder ſonderbahre aller Crea= turen iſt/ auff ſolchem jhrem Weg vnd Reyſe viel vnd mancherley vnterſchied [ID00067] liche Wunder an ſich genommen/ nach deß Orths vnnd Wohnung Diſpoſition vnd Vnterſcheyd: Vnnd gleichs falls auch nach deß allgemeinen Geiſtes Bewe= gung vnd Wuͤrckung. Allhie wachſen die Vegetabilia, dort kommen die Mine- ralia hervor/ vnd widerumb an einem Orth die Animalia oder Thier/ vnnd wird je eins deß andern Nahrung. Dann dieſe Ordnung iſt der Oeconomiæ hieniden auff Erden vorgeſchrieben/ daß die Mineralia den Vegetabilibus, dieſe den vnver= nuͤnfftigen Thiern/ vnnd die vnvernuͤnfftige Thier den Menſchen jhre Nahrung muͤſſen verſchaffen: Welches nicht geſchehen koͤnnt/ wann nicht deß einen Na= tur mit der andern eine Gemeinſchafft hette/ vnnd daſſelbige durch vnnd von wegen der Naͤhe vnnd Verwandſchafft deß erſten Geſchlechts/ von welchen alles her= kommen.Entſpringen demnach alle Ding auß einem Brunnen/ vnnd wann ſie jhr Ampt vollendet/ verlaſſen ſie dieſe Eytelkeit 151 vnd kehren widerumb zu jhrem Orth/ zu einer vnwanckelbahren vnd ſeligen Ruhe. Dieſer allgemeine Geiſt welcher die gantze Laſt vnd alles bewegt (Agrippa nennet es ein Subiectum aller Wunder vnd ein Ens/ ſo mit keinem Sinn vnd Verſtandt zubegreiffen) alles in allem wuͤrcket/ vnd den gantzen Vmbkreiß der Welt erfuͤllt/ Gottes heiliger Nahme/ ſo die gantze Welt in ſich begreifft. Auicenna nennet jhn die Seel 152 der Welt/ ſo in alle Ding außgeſpreyt nach der Authoritet vnd Zeugnuß Platonis, der Arabier vnnd Chal= deer/ jedoch ohn alle Superſtition vnd Verehrung zuverſtehen/ vnnd GOTt dem Allmaͤchtigen an ſeiner Ehr vnd Herꝛligkeit/ welche er keinem andern gibt/ nichts benommen. Dieſe mitlere Natur/ ſage ich/ welche die vnterſte Dinge durch ein wolklingende Harmoniam mit den oͤberſten vereiniget (vnd nach deß Subjecti vnd Wohnung vnterſcheydt jetzund Animalis, bald Vegetabilis, vnd widerumb Mi- neralis genennet wirdt) pflegt in den Geſchlechten der Nathur wunderbahrliche Sachen zu verrichten/ ???c als vnter andern in einem Knaben/ auß der Schleſien hat ſich bey vnſern Zeiten ein denckwuͤrdig Exempel begeben/ in deſſen Mundt ſie nicht einen guͤldenen/ ſondern mit Goldt vberzogeneu Zahn in dem lincken vntern Kiffel hervor gebracht/ welchen ich zu Prag in Fuͤrſt Petri Vrſini à Roſis. ꝛc. Hoff dermal eins ſelbſt geſehen vnd begriffen. Den fleiſſigen Nachforſchern der Herme= tiſchen Philoſophi vnnd wunderlicher Werck Gottes/ welche den in der Majeſtaͤt Natur verborgenen Vrſachen embſig nach ſinnen/ vnd demnach alles was zuwiſ= ſen iſt/ erkuͤndigen (ſintemal dem jenigen/ ſo die Ordnung der Natur vberſchreit/ nach zu forſchen nicht verbotten) iſt dieſes Wunder der ſpielenden 153 Natur nicht ſoͤ frembd/ ſintemal ſie auß der Tieffe der verborgenen Philoſophi wol wiſſen/ daß eben derſelbige Geiſt vnnd Mineraliſche Natur/ welche in der Tieffe der Erden das Golt hervor bringt/ auch in dem Menſchen ſey. Dieſer Geiſt in dem Golt iſt mit [ID00068] dem Geiſt/ ſo alle Creaturen generiert/ gantz einerley/ vnnd iſt auch einerley gebaͤh= rende Natur durch alle außgeſpreyt. Dieſer Geiſt hat jetzund den Natuͤrlichen Coͤrper angenommen: Das primum movens oder Erſte Beweger vnd Regierer der Natur in allen natuͤrlichen Dingen/ welcher alles erhelt/ vnd von welchem al= (Da gehoͤrt ein ſtarcker Glaub zu.) le Ding herkommen vnnd alle Dinge dieſes vntern Globi durch ein wollautende Harmony regiert werden. Albertus Magnus ſchreibt/ es ſey zu dieſer Zeit in den Haͤuptern etlicher auffgehengten Perſonen Golt gefunden worden. Im Buch von den Mineralien ſagt er/ es werde allenthalben Golt gefunden: Vnnd ſey kein Ding oder res abſque Elementis Elementatis in deren nicht Golt natuͤrlicher Weiſe vnd in ſeiner euſſerſten Subtiliation zufinden. Vnd dannenhero beſtaͤttti= gen die Philoſophi von der materia jhre Geheymnuſſen/ daß ſie nemblich allent= halben zufinden/ die weil ſie in allen Elementaliſchen Dingen beruhet/ vnnd eben ſolches bezeuget auch Albertus, daß die groͤſte Krafft die Mineraliſche 154 in ei= nem jedem Menſchen ſey/ vnnd ſonderlich in dem Haupt zwiſchen den Zaͤhnen: Vnnd ſagt ferꝛner/ daß zu dieſer Zeit in den Graͤbern vnnd zwiſchen den Zaͤhnen der alten Todten Coͤrper kleine vnnd lange Goltkoͤrnlin gefunden worden: Wel= ches mit nichten ſeyn koͤndte/ wann in dem Menſchen die Mineraliſche Krafft nicht were/ welche Mineraliſche Krafft auch in dem Elixir der Philoſophorum zufinden. Derowegen als Morienes ein fuͤrtrefflicher Philoſophus vnnd vber alle maſſen geuͤbter Alchymiſt dem Koͤnig Calid auff die Frage/ was die materia deß Elixiris ſeye/ antwortet/ ſagt er/ ſie iſt/ O Koͤnig auß dir ſelbſt/ vnnd du biſt der ſel= bigen Minera: So ſagt auch Raymundus Lullius, 155 der allerfleiſſigſte Erfor= ſcher deß Magiſterij: er hab ſeine materiam auß dem aller ſchlechteſten vnnd ge= ringſten Dinge extrahiert vnd gezogen. Riplæus in Portis gibt allen beyden Bey= fall: Der Menſch ſey die edelſte Creatur/ in welchem der vier durch die Natur proportionierten Elementen naturalis Mercurialitas zufinden/ ſo durch auß nichts koſte vnd durch die Kunſt auß ſeiner Minera werde hervor gebracht. Vnnd dieſem Riplæo ſtimmet Rhaſes nicht allerdings von in libro Divinitatis, da er ſagt: Du ſolt wiſſen/ daß die natuͤrliche Dinge durch ein ſubtiele Kunſt alſo mit einander verknuͤpfft vnnd verbunden ſind/ daß in einem jeden Ding ein jedes Ding 156 potentialiter oder nach ſeinem Vermoͤgen ſey/ ob es wol actu ipſo oder an jhm ſelbſt nicht geſehen wird. Von dieſen Sachen aber ſcharpffſinniger zu= handlen/ achte ich vnvonnoͤthen ſeyn/ koͤndte ſonſten ein groſſe Maͤnge beweißlicher Argumenten/ vnd zwar nicht auß gemeinen/ ſondern der allerfuͤrtrefflichſten Phi= loſophen auff die Bahn bringen vnd dieſelbige auß den Schreynen vnd Geheym= nuſſen der Dinge entlehnen.Die Alchymiſtiſche Weiſe aber ſubtiel zumachen/ zu extrahiern vund Sepa [ID00069] riern oder zuſcheyden/ iſt zu deß Galeni Zeiten nicht faſt im Brauch geweſen (dann ſie kondten die Huͤlſen vnnd Rinden von dem Keru nicht vnterſcheyden) vnnd jhm/ dem Galeno ſelbſten vnbekandt/ nach welcher er doch Vnwiſſendt ein groſſes Verlangen gehabt/ wie auß ſeinen eygenen Worten zuvernemmen/ da er in dem erſten Buch am neuntzehenden Capitel de ſimpl. medic. facult. ſagt von der Vnterſcheydung oder Abſonderung deß Eſſigs hitzigen vnnd kalten Theyler wolle ſich auff alle Wege bemuͤhen. Ob er ein Weiſe die widerwaͤrtige Sachen/ wie in der Milch/ 157 alſo auch in dem Eſſig von ein ander zu vnterſcheyden/ erfinden moͤchte. Welcher wann er der Kunſt zu diſtilliern were erfahren geweſen/ hette er ſein Begehren in dieſem Stuͤck leichtlich erlangt. Es iſt aber weder dem Hippo- crati, noch auch dem Galeno fuͤr ein Schandt zurechnen/ daß ſie dieſes nicht ge= wuſt: Sintemal Gott vnnd die Natur (welche der Goͤttlichen Geſchaͤffte Ord= nung iſt/ der Gewalt Gottes vnd deſſelbigen Wort vnd Befelch gehorcht/ vnd von demſelbigen ſeine Kraͤffte bekompt) als die da nichts vergeblichs vornemmen vnd verrichten/ dem Menſchlichen Geſchlecht nicht alles auff ein mahl vnnd zu einer Zeit einſchuͤtten/ ſondern jhre Gaben nach vnnd nach vnnd alſo allgemaͤchlichen mittheylen: Gleich wie ſie auch nicht einem alles geben/ ſondern einem jeden ſein beſonders. Darauß dan erſcheinet/ wie vngleich das Vrtheil vieler Altenge= weſen/ welche/ wann ſie etwas nicht gewuſt vnnd aber vernommen/ daß ſolches an= dern in ferꝛn vnd weit entlegenen Orthen bekandt/ haben ſie ſich keine Gefahr der Reyſe vber Landt vnnd Waſſer laſſen abhalten/ zu jhnen zu ziehen vnnd zu lernen. Ohne zweiffel/ wann Galenus zu deß Paracelſi Zeiten gelebt/ hette er ſich vber deſ= ſelbigen Geſchicklichkeit ohne allen Neyd vnnd Mißgunſt verwundert/ die Kohlen nicht geſcheuwt/ vnnd wie er etwas zulernen begierig geweſen/ dem Theophraſto fuͤr die Separation der drey erſten Stuͤck in dem Eſſig/ vnnd andern viel hoͤherer Magiſteriorum vnd Elixirium Bereitung etlich viel Jahr vmbſonſt gedienet vnd auch die allergeringſte Arbeit/ ſo darzu gehoͤrig/ mit Willen verrichtet. Da her= gegen die jetzige Hirnſchellige Medici, wann ſie in der Alchymikaum das Alpha= bet gelernet/ vnd weder von der Creation vnnd Compoſition deß jnnerlichen Men= ſchen/ noch von den Mechaniſchen Geiſtern der Schwachheiten das geringſte wiſ= ſen/ ſie jedoch nicht ſcheuwen leichtfaͤrtig vnnd veraͤchtig von dem Paracelſo als der vnſterblichen Zierde deß gantzen Teutſchlands/ welcher alle Wiſſenſchafften Goͤtt= licher vnd Weltlicher Kuͤnſten/ mehr dann jemand glauben kan/ gehabt/ allerley Laͤſterungen auß zuſprengen/ vnnd jhn einen betruͤglichen Landtfuͤhrer/ deme die gantze Philoſophi gantz vnbekandt geweſen/ zunennen/ vnnd ſeine Schrifften/ ob ſie wol dieſelbige im geringſten nicht verſtehen/ gleichwol verhaſſet zumachen vnnd gantz vnd gar außzureuten vnterſtehen. Die Oeconomiam ſeines Lebens feinden ſie zum allerhoͤchſten an/ erzehlen ſeine Menſchliche Fehl vnd Gebrechen vnd gebe̅ alſo mit groſſer Leichtfertigkeit ein vnbillich Geſaͤtz wider ſich ſelbſt. Ohne Maͤn= gel kan niemand leben: Für den beſten iſt der jenige zuhalten/ welcher von den ge= ringſten wird veracht: Sie erkennen jhre eygene Maͤngel nicht/ noch daß ſie auch Menſchen ſind/ vnd eben denen Fehlern/ welche ſie andern vorwerffen/ oder noch [ID00070] viel groͤſſern vnterworffen/ oder ſind vielleicht zuvor mit den ſelbigen behafftet ge= weſen/ oder tragen ſie noch in jhrem Buſem/ ſehen alſo den Splitter in jhres Naͤch= ſten Auge/ deß groſſen Balcken aber in jhren eygenen Augen werden ſie nicht ge= wahr.Wolte Gott/ daß die Ruhmſuͤchtige Medici, die andern jhre Ehr mißgoͤn= nen (nach dem der aller Menſchlichen Geſchaͤffte vnnd der Artzney Kunſt eintziger Zweck iſt/ nemblich dnß wir Gott den Allmaͤchtig en vnd vnſern Naͤchſten als vns ſelbſten lieben) in deß Theophraſti Bruſt vnnd Hertzen ein Schlangen Aug ha= ben/ jhr Maͤngel vnter deſſen nicht in Acht nemmen/ dieſe auffgehende Sonne het= ten koͤnnen erleyden/ vnnd mit jhm nach ſeiner Wuͤrde etwas gelinder verfahren: So hetten ſich ſeine Menſchliche Vnvollkommenheiten/ ſo von niemandt geruh= met werden/ mit eben ſolcher Sanfftmuth vertragen/ mit welcher ſie deß Galeni Vngottsfoͤrtigkeit/ mit deren er deß Moyſis vnnd Ehriſti Schrifften verlacht/ 158 gedultet: Dann wo ſolches geſchehen/ hette er ſeine Geheymnuſſen/ ſo jhme von Gott verliehen/ den danckbahren Nach koͤmblingen etwas klaͤrlicher offenhahret vnd von den præparationibus nicht ſo dunckel vnd verdeckt geſchrieben: Dannen= hero die heutige Reſpublica Spagyrica etlicher laͤſterhafftigen Maͤuler Vndanck= barkeit nicht ohne groſſen Schaden muß entgelten/ in dem ſie nemblich der Be= ſtaͤndigkeit vnnd Gleichheit in deß Theophraſti ſchrifften mangelt vnd gleichfalls die Warheit im Mechaniſchen Proceß der Præparationen von Hertzen wuͤnſcht. 159 Dannenhero dann erfolgt/ daß heutiges Tags wenig zufinden/ die die wahre vnnd rechte præparationes nach deß Theophraſti Verſtand vnd Meynung haben/ von welchen er in ſeinen Buͤchern weitlaͤufftig handelt. Dann ſie erfordern Philoſo= phiſche Solutiones, Mortificationes, Cohibitiones, Reſuſcitationes vnd ande= re dergleichen Geſchaͤfft/ welche ohn die wahre Phyſic/ Aſtronomi 160 vnnd Alchymi nicht koͤnnen verſtanden werden/ 161 vnnd werden auch ohne lange Zeit vnnd Ver= druß/ ſo den vngedultigen Philoſophiſten ſehr beſch wehrlich/ nicht vollendet. Vnnd halt ich gaͤntzlich darfuͤr/ es ſey die jetzige Gottloſe Welt ſolcher Medicamenten oder Artzneyen nicht werth: Sintemal GOtt der HERR wegen der Suͤnden vnd der Menſchen groſſen Vndanckbarkeit den Vnwuͤrdigen ſeine Geheymnuſ= ſen auß ſeinem gerechten Vrtheyl entzeugt/ Welcher auch die Offenbahrung ſol= cher Geheymnuſſen/ vnd ſonderlich in dieſen gefaͤhrlichen vnnd verderbten Zeiien/ in welchen die Ehr der Schand/ die Tugendt den Laſtern/ von der Gottloſen Welt wird verglichen/ nimmermehr wird geſtatten. Dann es iſt faſt jederman mit der Begierdte Golt zumachen eingenommen vnd entzuͤndt/ vnnd achtet der Præpara= tion der Artzneyen nicht: Deſſen einige Vrſach dann iſt/ dieweil ſie deß Theo- phraſti wahre Philoſophiam 162 vnd Metaphyſica nicht verſtehen vnnd deſſelbigen groſſe Buͤcher in dem Labyrinth der Medicorum angezeygt/ nicht eher vor die Hand nemmen vnd durch leſen/ ehe ſie zu den Præparationen/ Scheydungen vnd wahren Analyſi oder Auffloͤſung der natuͤrlichen Dinge ſchreitten. So ſiehetman [ID00071] auch/ daß der groſſe Theyl der Chymicorum, welche ſich in groſſer Herꝛn Hoͤffen auffenthalten durch die Herꝛlichkeit derſelbigen Geſchaͤffte von der Warheit wer= den abgefuͤhrt vnd durch die Hoff Suppen vnd Fuchsſchwaͤntzerey betrogen/ biß ſie endlich die groſſe Geheymnuſſen Gottes in Windt ſchlagen/ oder derſelbigen vnfaͤhig werden: Dannenhero ich ſelbſt viel Jahr hero geſpuͤhrt/ daß jhrer viel wol angefangen/ aber durch die Luͤgen/ wie jetzt gemeldt/ verfuͤhret/ vbel geendet. Vmb welcher Vrſachen willen dieſe Goͤttliche vnnd wunderbahre Kunſt (ob ſie wol we= gen Vngewißheit vnnd der verfluchten Betrieger ein lange Zeit verdaͤchtig gewe= ſen) ohne Vrſach von dem gemeinen Poͤbel wird außgeſchriehen (welches dann den guten vnd nuͤtzlichen Dingen gemeinlich geſchicht) vnd beneben andern hoͤhern Kuͤnſten auch bey den jenigen/ ſo ſich jhrer hiebevor mit Fleiß angenommen/ ver= achtet/ vnd weil kein ſonderlicher Gewinn darbey/ vernichtet bleibt. Was aber von dem Mißbrauch/ Betrug vnnd andern verbottenen Kuͤnſten geſagt wird/ iſt nicht der Wichtigkeit/ vmb welcher willen man den rechten Gebrauch zuſampt den guten Kuͤnſten koͤnte oder ſolte verwerffen. Dann was iſt/ ſo nit zu deß Menſchen Scha= den koͤnte verwendet werden/ wann man ſich deſſelbigen mißbraucht? Vnnd wer kan ſich den Athenienſiſchen Großſprechern widerſetzen/ welche das Liecht die Fin= ſternuß/ vnd die Finſternuß das Liecht zuſeyn behaupten? Dann ſie haben bey jhrer groſſen Eytelkeit faſt die gantze vnreine Welt auff jhrer Seiten: Als welche Welt nicht die Warheit/ ſondern jhr eygene Ehr ſucht. Derowegen gibt vns Gott in ei= nen verkehrten Sinn/ daß wir einander zum aller aͤrgſten anfeinden/ vnd zu vnſeꝛm ſelbſt eygenen Verderben Vrſach geben. O du Brunn der Warheit vnd ewigen Weißheit/ ſchauwe auff vnſer Thun vn̅ auff deren Hertzen/ welche wider dieſe vor= ſtehende Veraͤnderung mit Gottſeligem Verlangen vnnd innbruͤnſtigem Gebett Tag vnd Nacht ſtreiten: Aber es wird Gott der Allerhoͤchſte dieſem Vbel dermal eins auch ein Ende machen. Vnd bin ich der gaͤntzlichen Hoffnung/ es werde Gott in kurtzem etliche Ingenia erwecken/ die die Warheit in allen Kuͤnſten vnd Wiſſen= ſchafften (ſintemal die Erfindung der Kuͤnſte jhr Endſchafft noch nicht erreicht) werden an Tag bringen/ das Vnkraut derſelbigen außreuten vnnd die Irꝛthumb vnd Betrug der Schulen nicht mit Worten/ ſondern mit dem Werck/ nit mit Syl- logiſmis oder Schlußreden/ ſondern Reipſa oder mit der That widerlegen. Dann wann das perfectum zur Zeit der Ernewerung vnd Widergeburth kommen wird/ ſo wird das imperfectum oder vnvollkommene nothringlich fallen: Dann wo der Hochmuth vnd praͤchtige Titul zugegen/ da iſt kein Nidertr aͤchtigkeit/ Demut vnd Leben Chriſti/ wie gleichsfalls auch kein Heiliger Geiſt/ wie in vielen gantz klaͤrlich erſcheinet/ welche den alten Menſchen auß dem Syderiſchen Geiſt laſſen herꝛſchen/ Gott aber wird vnder deſſen alle Liebhaber der Warheit mit ſeinem Heiligen Geiſt erleuchten vnd von den Banden der tieffen Finſternuß/ vnd von allem Zanck der vnruͤhigen vermeinten Gelaͤhrten gnaͤdiglich loß machen vnd erretten.
|| [ID00072]

IV.
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Mit welcher Krafft vnd Weiſe die Medicin in deß Menſchen Leib wuͤrcke/ vnd die Kranckhei= ten vertreibe.
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DEmnach die Medici vnter einander ſtreiten/ ob nach deß Hip- pocratis 163 Vorgeben die widerwertige Sachen oder Kranckheiten durch widerwertige Mittel/ oder nach deß Theophraſti Meynung/ durch gleiche werden vertrieben/ ſo iſt in acht zunemmen/ daß das Vorgeben dieſer Axiomatum oder Rede/ ob es wol ſcheinet ein ander zuwider ſeyn/ gleich wol in der Anatomi der Natur zugelaſſen werde. Dann alſo wird der Philoſopho- rum Meynung von vielen nicht verſtanden/ dieweil ſie nicht ſehen oder vernem= men/ daß das jenige/ ſo bey jhnen ein Zwytracht ſcheinet/ eine ſchoͤne Gleichheit vnnd Vereinignng ſey/ wann man es nemblich mit einer feinen Außlegung recht erklaͤhrt. 164 Dann es iſt die Medicin anders nichts/ dann ein Zuſatz deß jenigen/ ſo da mangelt/ nemblich der Kraͤffte vnnd Balſams Erſtattung oder Erqui= ckung/ vnnd ein Abbruch oder Benemmung deß Vberfluſſes/ nemblich/ der Vn= reinigkeiten/ ſo zu den Kranckheiten Vrſach geben. Iſt demnach Paracelſus dem Hippocrati nicht zuwider/ als welcher Hippocrates, bezeugt/ es werde der Hun= ger durch die Speiſen/ der Durſt durch das Trincken/ die Vberfuͤllung durch die Euacuation oder Außlaͤrung/ die vbermaͤſſige Außlaͤrung durch die Refection/ die Arbeit durch die Ruhe/ die Ruhe durch die Arbeit curiert/ vnnd in Summa die widerwertige Sachen oder Kranckheiten durch widerwertige Mittel vertrieben. ( Vbi. ) Dem Galeno aber widerſpricht er offentlich/ dieweil er ſolche Hippoeratiſche Contrarietet oder Widerwertigkeit auff die bloſſe Qualitates, welche Hippocra- tes verdampt/ fuͤrnemblich en accommodtert vnd zeygt/ vnd die erſte vnd fuͤrnemb= ſte Idæas der Curn mit einem vnſeligen vnd verdammlichen Irꝛthumb/ auff die Erkaͤltung/ Erwaͤrmung/ Befeuchtigung/ Vertrucknung/ vnud andere derglei= chen refertert.Allein der Artzneyeu Naturn/ wie oben gemeldt/ oder Hippocratiſche Kraͤffte ſind der Kranckheiten Artzney vnnd Mittel: Der Medicus aber derſelbi= gen Diener. Vnnd eben dieſe Natur/ nemblich vnſer Leben vnd Balſamus oder Balſamiſche Mumia, welche vnſern Leib durch das Mittel deß Liquoris Salini, das iſt/ deß vntern auß dem obern in den vntern entſtandenen Balſam vor aller Feule bewahrt. Eben dieſe Natur/ ſage ich (welche bißweilen Wunder thut/ wann aller Medicorum Huͤlffe vmbſonſt iſt/ vnnd die Kranckheit von denſelbigen fuͤr vnheylſamb außgeſchriehen wird) iſt deß Menſchlichen Leibs vnnd alſo ſein ſelbſt eygener Medicus, welcher von dem Euſſerlichen Artzt nichts anders erfordert/ als [ID00073] die Inſtauration/ oder wie man in gemein zuſagen pflegt/ die Fortification oder Staͤrckung/ vnnd ſolches mit einer euſſerlichen nach dem aller beſten gereinigten Artzney/ dem Gebrechlichen Orth in gleichmaͤſſiger Natur angewendet. Vnd alſo kompt der Medicinaliſche Balſam dem radicaliſchen vnnd natuͤrlichen als dem Balſam deß Lebens/ wegen der Sympathia oder Gleich heit zuhuͤlff/ bekompt/ die natuͤrliche Geſchwaͤchte Kraͤffte widerumb/ vnnd wird darauff ſo vermoͤglich/ daß er/ wie ein jnnerlicher nnd angeborner Antidotus, alle ſeine Feinde durch die Krafft der Vitaliſchen Faculteten/ auß dem Leib außtreibt vnnd verjagt. Dann die Krancke Coͤrper mit 165 widerwertigen Qualiteten woͤllen heylen/ iſt anders nichts/ als die Natur/ ſo durch den jnnerlichen Kampff allbereit g???gfamb ge= ſchwaͤcht/ gantz vnnd gar ſtuͤrmen: Zugeſchweygen/ daß auch widerwertige Sa= chen einander nicht auff vnnd annemmen: Vnnd dieweil ſie einander nicht aufſ vnd annemen/ koͤnnen ſie auch nicht in einander wincken vnnd eins von dem an= dern etwas leyden. Da demnach keine wahre Actio vnnd Paſſio, das iſt/ wuͤrckung vnd Leyden iſt/ da folgt auch kein natuͤrlicher Effect. Vnnd koͤnnen demnach die Artzneyen dem Orth d???ß Gebrechens nicht widerwertig ſeyn: Sondern muͤſſen ein ander zum allerhoͤchſten verwandt vnnd bekandt ſeyn/ vnnd (von wegen der Harmony der groſſen vnd kleinen Welt) von auſſen eben die Natur haben/ der= gleichen der Orth deß Schmertzens oder Kranckheit von jnnen/ damit die jnner= liche mangelhaffte Natur durch den Vberfluß der Natur deß euſſerlichen wer= de geſterckt vnd verbeſſert. Er wird aber derenthalben die kleine Welt genennet/ dieweil die gantze Welt den Menſchen erhelt/ ernehrt vnnd deſſelbigen in allen Noͤ= then pflegt. Dann wann die Fruchte der Erden/ der Lufft/ Waſſers vnd Fewers in der kleinen Welt nicht wol zu Paß ſind/ muß man jhnen mit jhres gleichen Fruͤchten begegnen vnnd helffen/ vnnd wird alſo die Natur durch jhre Natur ge= ſterckt.Wann aber die Natur durch jhre Natur alſo geſtaͤrckt wird/ treibt ſie jh= ren Feindt deſto gewaltiger auß: Sintemal natuͤrlicher Weiſe ein jede Natur ſich ſelbſten zuerhalten begehrt. Vnd haben dem nach die Natur nicht allein zu einer Gehuͤlffin/ ſondern auch zu einer trewen Freundin vnnd Vorſorgerin/ als welche allein der Artzt aller Gebrechen/ wie Galenus166 ſelbſten bekennet/ das erſte mo- nens oder Beweger einer jeden Cur/ als ohne deren Staͤrck vnd Vermoͤgen alle Artzneyen vmb ſonſt vnd vergeblich. Wann die Natur in jhrem Temperament wird erhalten/ ſo iſt ſie in jhr ſelbſt ein Artzney vnnd hilfft jhr jhrer Gebrechen durch die eingeborne Mumiam ſelbſten ab. Vnnd wo ſich die jnnerliche Natur wegert ein Artzney zu ſeyn/ da ſind alle Kranckheiten ſterblich. Sintemal mehr dann genug bewuſt/ daß alle Ding durch einen natuͤrlichen Trieb jhre Vollkommen= heit vnnd Erhaltung begehren: Hergegen aber ſich fuͤr der Zerſtoͤrung zum hoͤch= ſten entſetzen/ vnd ſo viel jhnen jmmer muͤglich/ darfuͤr fliehen: Wie ſolches vn= ſere Gliedmaſſen/ wann ſie etwann durch Wehr vnnd Waffen ſind verletzt wor= den/ genugſam bezeugen: In dem ſie nemblich der beyſpringenden Natur Hilff empfinden vnnd nicht feyren/ biß ſie jhre Geſundheit erlangt vnnd der vnge [ID00074] ſtallten ſcheußlichen Narben/ ſo nach den Wunden vberblieben/ loß vnnd ledig worden.Daß aber etliche ſagen/ es werden widerwaͤrtige Ding durch die widerwaͤrtige geheylet vnd vertrieben/ iſt zwar nicht vnrecht geredt/ wann ſie es nicht von den vier Qualiteten/ ſondern den Kraͤfften der widerwaͤrtigen Natur verſtehen: Dann ſo viel gute oder heylſame Naturen ſind/ alſo viel finden ſich auch der widerwaͤrtigen vnd boͤſen: Vnter welchen jener Güte in Erhaltung der Natur/ dieſer Boßheit aber in Verderbung derſelbigen ſtehet vnd gerichtet iſt. Derowegen wann die boͤ= ſen woͤllen verderben/ ſo ſind die gute dem ſchadhafften Glied zuhuͤlff erſchaffen/ da= mit ſie durch jhre Guͤte die zwyfache Guͤte der Natur erhalten vnnd die Boßheit der andern außreuten vnd vertreiben. Vnnd werden alſo die boͤſe widerwaͤrtige Kraͤffte der boͤſen Natur recht vnnd wol durch die widerwaͤrtige von Natur gute außgejagt vnd vberwunden. Die widerwaͤrtige Qualiteten aber werden durch die jhnen widerwertige Qualiteten keines Wegs auffgehoben/ ſondern zu beyden Seiten vnnd alſo alle miteinander nur mehr auffgemuntert vnd zum Kampff ge= reitzt: Vnnd alſo durch ſolchen Kampff die Natur mehr geſchwaͤcht/ als geſtaͤrckt: Sintemal die Natur kein Qualitet/ ſondern eine Krafft iſt/ vnnd demnach nicht mit Qualiteten/ ſondern mit virtutibus oder Kraͤfften geholffen haben will/ wo= ferꝛ ſie anderſt wider jhren Feindt gluͤcklich ſtreiten vnd die Oberhandt gewinnen ſoll: Dann nicht der Medicus iſt es/ der die Schwachheit vertreibt/ ſondern die Natur ſelbſt (welche die jnnerliche Mumia oder Balſam iſt) treibt alles Vbel ſo jhr zuwider/ auß: Vnd wann derſelbigen Vermoͤgen zu ſolchem Kampff zuge= ring/ kompt jhr der Medicus, als jhr verordneter Diener mit euſſerlichen Kraͤff= ten zuhuͤlff. Wiewol es offtmals das beſte Mittel iſt/ gar nichts brauchen/ vnnd alles Geſchaͤfft der Natur befehl en: 167 Sintemal die Natur deß jnnerlichen Leibs mehr Kranckheiteu vertreibt/ als der Medicus mit ſeiner Artzney. Derowegen wann in einer hitzigen Peſtilentz die Cur etwann durch das aller kaͤlteſte Opium verrichtet wird/ ſo geſchicht ſolches nicht durch die Kaͤlte deß Opij, ſondern durch deſſelbigen ſonderbahre gifftige Krafft/ welche im Grad deß Giffts groͤſſer/ als das verborgene Gifft der Peſtilentz/ vnd bringt alſo die Natur das eine Gifft durch das ander/ als das geringere durch das groͤſſere vmb. Vnd ſtreitet derowegen mit gnten vnd ſchaͤdlichen Waffen wider den Feindt/ damit ſie das jhre bey Geſundt= heit erhalte vnd das boͤſe auff allerley Weiſe vnnd Wege vertreibe. Dann gleich wie der Winter den Sommer nicht auffhebt/ noch auch der Sommer den Win= ter/ ſondern eine Zeit der andern folgt/ alſo vertreibt auch kein Qualitet die ander. Dann ohne die Krafft iſt die Qualitet erſtorben vnd gantz vnd gar zufaͤllig/ vnd kan demnach die Subſtantz vnd Leben nicht geben/ welch es doch die Artzney thun muß/ wann ſie der Natur helffen ſoll.Vnd hat man allhie inſonderheit zumercken/ daß die Wurtzeln der Kranck= heiten in deß Menſchen Leib weder hitzig noch kalt ſeyen: Dieweil aber nichts ohne Hitze ſeyn kan/ als werden auch die Kranckheiten hitzig oder kalt genennet/ ob ſolches wol nur Zufaͤlle vnd Excrementa, als der Kranckheit Zeichen/ vnnd [ID00075] nicht die Kranckheit ſelbſt. Dann auch die allerſchaͤdlichſte Schwachheiten/ als Verderber deß Leibs nicht auß der Matery deß Coͤrpers oder der vier Feuchtigkei= ten/ ſondern auß der Natur deß Saamens oder der vier Anfaͤnge Aſtris vnd Me= chaniſchen vnſichtbahren Geiſtern/ entſpringen. Welcher Geiſt auch den Schild= krotten vnnd Schnecken jhre euſſerliche Haͤuſer zurichtet vnnd verfertiget. Die Werckmeiſter der Kranckheiten vnnd vnſichtbahre Aſtra wahren den Alten vnbe= kandt. Die Artzney iſt ein Geiſt (vnnd kein Corpus) ſo allein von dem Mago ge= ſehen wird: Iſt demnach in den Simplicibus oder Kraͤutern das Corpus oder Erde nichts nuͤtz/ ſondern allein die Krafft/ Firmament oder Aſtrum zuerweh= len. Sintemal in der kleinen Welt vnd der Medicin/ nach dem alles vnreine da= von abgeſondert/ von noͤthen/ daß das reine vnnd lautere Leben in das Leben wuͤr= cke vnnd der Geiſt in den Geiſt/ gleich wie die vnbetaſtliche Sonne den Schnee verſchmeltzt vnd alſo verſch winden macht. Dann es iſt dieſes aller Arcanorum vnd Geheymnuſſen Natur/ daß ſie jhre Wuͤrckungen ohne Matery vnnd einen Coͤrper verrichten: Sintemal auch die Kranckheiten keine Coͤrper. Vnd die= ſes iſt die wahre vnnd lebendige Anatomy. Dieſer Mechanicus vnnd Werckmei= ſter der Kranckheiten muß in ſeiner Wurtzel vnnd Vrſprung vberwunden vnnd weggeraͤumet werden: Gleich wie man in dem Saamen einen gantzen Baum kan verderben vnd nicht in d???m Aſt. Alſo hat der Werckmeiſter oder Anfang der Gebaͤhrung eines Bierbaums ſeine Wohnung in der Wurtzel vnd nicht in dem Aſt. 168 Alſo die von jhm ſelbſt wachſende vnd gruͤnende Kraͤuter werden dnrch die verderbung der Erden vnnd nicht durch das Abropffen oder Abgraſen an jhrem wachſen verhindert: Wo das centrum, Wurtzel vnd Saame der Kranckheiten außgereutet vnd hinweg genommen wird/ da iſt alles wol verrichtet. Nicht den Rauch/ ſo von dem Fewer auffſteygt/ ſondern das Feuwer ſelbſt/ ſoll man le= ſchen. Dann es iſt der Medicus, ſo auß den Complexionen curiert/ dem jenigen nicht vngleich/ welcher die vnſchaͤdliche Flammen deß Feuwers vnterſteht auß= zuleſchen vnnd der gluͤenden Kohlen nicht achtet. Was auß dem Saamen her= kompt/ iſt nicht fuͤr die Kranckheit zuhalten/ ſondern die Wurtzel/ welche deß Saamens Kraͤffte begreifft/ erfordert vnnd bedarff die Cur. 169 Paracelſus aber in dem er ſagt es werden gleiche Sachen mit gleichen erhalten vnnd durch die wi= derwertige zerſtoͤret/ ſiehet nicht auff die erſte vnd ander Qualitates, welche er alle= zeit Relollaceas nennet vnnd fuͤr vntuͤchtig helt/ ſondern allein auff die Subſtantz 170 vnnd Hippocratiſche Kraͤffte/ wie in dem achtzehenden Capittel deß Erſten Tra= ctats ſeines Andern Theils der groſſen Wund Artzney vnd andern 171 Orthen ſeiner Schrifften mehr zuſehen.Es werden aber die Artzneyen den Kranckheiten gleichfoͤrmig genennet/ dieweil ſie auß einerley Anatomy der Natur genommen vnnd einerley Signatu= ren/ Eygenſchafften 172 vnnd Wurtzeln mit jhnen haben: Widerwaͤrtige aber: [ID00076] Dieweil ſie die Maͤngel vnnd Gebrechen erſtatten/ die Geiſter vnd gleichſtimmen= de Vnreinigkeiten mit einer anmuͤhtigen Erſaͤttigung verbeſſern vnnd ſich einer Auffloͤſung/ Verzehrung vnnd ſtillen Hinwegnemmung vnterſtehen. Daß aber gleiche durch gleiche werden erhalten/ verſtehet er alſo/ daß ſich das Sal, Sulphur vnd Mercurius der kleinen Welt durch das Sal, Sulphur vnnd Mercurium der groſſen Welt vergleiche. Vnnd gleich wie in der kleinen Welt mancherley Sul- phura oder Schwefel/ (dann einen andern hat das Hirn/ einen andern das Hertz/ ꝛc.) Mercurij vnd Sales: Alſo erſcheint ſolcher Vnterſcheyd deß Sulphuris, Salis vnd Mercurij auch in der groſſen/ als in den Kraͤutern vnnd Mineralien. Das Feuwer pflegt jhre Gleichheit/ Widerwertigkeit vnd Vnterſcheydt zuoffen= bahren. Vnd dieweil er alle Materialiſche Kranckheiten nach den dreyen Sub= ſtantzen/ auß welchen vnſere Leiber ſind vermiſcht/ wie gleichsfalls auch nach dem vberfluͤſſigen Vnrath/ ſo vom Eſſen vnnd Trincken herkompt/ außtheilt/ als nen= net er die vom angezuͤndeten Sulphure oder Schwefel (ſintemal der Sulphur auff vielerley Weiſe deſtruirt vnnd erhoͤhet wirdt/ nemblich durch die vier Elementen) in deß Menſchen Leib entſtandene Sulphureos, dergleichen dann ſind alle Ent= zuͤndungen vnnd Fieber: Die von einem Liquore herkommen/ Mercuriales: Dann es wird der Mercurius entweder durch die Waͤrmbde der digerierenden zu= faͤlligen Krafft/ oder durch die Hitze der Bewegung/ oder durch die Hitze/ ſo auß den Aſtris oder Geſtirꝛn erfolgt vber ſeinen natuͤrlichen Gradum auff dreyerley Weyſe exaltiert oder erhoben: Dann er wird durch die Hitz der Digeſtion deſtilliert vnnd fuͤhret den Schlag mit ſeinen Geſchlechten ein: Durch die Hitze der Bewe= gung ſublimiert/ vnd dannenhero ein Hirnwuͤten vnd Wahnſinnigkeit vervrſacht Oder durch die Hitz geß Geſtirns præcipitiert oder vberſtuͤrtzt/ vnnd dannenhero auß den Speiſen vnnd Getraͤnck/ ſo deß Tartari viel in ſich haben/ das Podagra/ Chiragra, Arthritis oder Gleychen vnnd Gliederwehe erweckt. Die von dem Salc oder Saltz entſtandene nennet er Salinos vnd nitroſos. Welches Saltz die Ge= ſundheit durch die Exaltation oder erhoͤhung auff vielerley Weiſe verletzt/ vnnd viel groſſe Kranckheiten vervrſacht: Nemblich durch die Reſolution/ Calcina= tion (durch den Verluſt deß Feuchten Temperaments) Reuerberation/ Alcaliza= tion/ als da ſind die Geſchwaͤr/ Raͤude/ Flechten/ Zittermaͤler/ Jucken/ Truncken= heit/ ſo die Tauwung verſtoͤret: Schwelcherey vnd vbermaͤſſige Vnkeuſchheit/ welche ein Vrſach iſt/ daß das Sal der kleinen Welt reſolviert wird. Deßgleichen ſtuͤrtzen auch die Aſtra oder Geſtirn das Sal von ſeinem Grad. Vnnd dieſes Sal kan in alle Geſchlecht der Salium oder Saltzes verwandelt werden: Vnnd wie die Tranſmutatio oder Veraͤnderung/ dergleichen iſt auch die Kranckheit. Vnnd ſagt demnach/ es muͤſſe der in der kleinen Welt angezuͤndete Sulphur oder Schwe= fel durch den Sulphur der groſſen Welt/ ſo mit jenem fein vbereinſtimmet/ curiert werden. Wer aber das Ende/ ſo er vor hat/ anſiehet/ der wird befinden/ daß ſolches Mittel der Kranckheit entgegen vnnd zuwider ſey: Slnt emahl einen ſolchen in dem Leib angezuͤndeten Sulphur oder Schwefel (nemblich das Fieber/ wann es ein allgemein Feuwer vnnd ſeinen Vrſprung vnnd Anfang in dem Hertzen hat) [ID00077] zuleſchen/ wird ein Sulphur appropriatum oder eygener ſonderbahrer Schwefel (nicht ein Mercurialiſcher Liquor oder Sal) erfordert/ dergleichen in dem Gar= ten der Natur vnnd Geſchlechten der Kraͤuter vnnd Mineralien zufinden/ als der Sulphur vitrioli, Nitri, deß gemeinen Saltzes vnnd dergleichen. Alſo befihlet er auch die Geſchwaͤr (ſo auß dem Sale herkommen) durch die Sales zu curieren Wann man aber ſeinen Scopum oder Zweck recht bedenckt/ ſo ſind dieſelbige Sa- les den jenigen/ welche die Geſchwaͤr vervrſacht/ wie gleichsfalls auch dem Ge= brechen ſelbſt entgegen: Dann ſie haben die Natur/ daß ſie mit Fleiſch erfuͤllen vnnd zuheylen/ als der Weyhrauch/ Maſtix/ Myrrha vnd Aloe: Darauß dann zuſehen/ daß er bißweilen alles das jenige/ ſo zerfleuſt vnd in eine Waſſerige Feuch= tigkeit reſolvieret/ vnnd im vertruͤcknen/ durch Huͤlff der Waͤrmbde widerumb hart wird/ Sal 173 oder Saltz zunennen pflegt: Als da ſind die außgetrucknet Saͤffte oder Gummi der Baͤume. Gleich wie demnach drey Dinge ſind/ auß welchen alle Artzneyen entſpringen/ nemblich der Mercurius, Sulphur vnnd Sal. alſo finden ſich der Kranckheiten dreyerley/ nemblich die Mercurialiſche 174 Sulphuriſche vnnd Saliſche 175 vnnd Saliſche 176. Alles was mit Geſchwaͤrn auffgeetzet wird/ das heylet der Mercurius, welcher Fleiſch gebaͤhret: Was das Feuwer verſehrt/ das heylet der Sulphur: Gleich wie das Sal alles was Zaͤh??? vnnd ſchleymig iſt. Dannenhero dann gewiß/ daß die Artzney/ ſie ſeyen de??? Kranckheit zuwider/ wie ſie woͤllen/ der Natur jedoch nothwendig muͦſſen aͤhn= lich vnnd anmuͤthig ſeyn: Sintemal 177 die Natur anders nichts ſucht/ als den Frieden ohne alle Widerwaͤrtigkeit/ vnnd daſſelbige allein durch der Freunde Huͤlffe/ vnnd wann ſie erlegt vnnd den Sieg verliert/ wird der Medicorum vmb ſonſt begehret. Hergegen wann dieſelbige bey jhrer Staͤrck/ richtet ſie vnglauͤbliche Wunder auß.Wie ich im Jahr Sechszehenhundert vnd zwey zu Prag/ 178 in der neu= wen Statt an einem Boͤhmiſchen Bawren von ſechs vnd dreyſſig Jahren/ mit Nahmen Mattheus/ ſelbſt geſehen/ welcher als zwey gantze Jahr vber zu vielen vnterſchiedlichen mahlen bey den Zechen ein groſſes Eyſerne Meſſer mit einem Hefft von Horn/ vnnd mit deſſelbiben vor an in ſejne weite Kehle geſchoben/ vnnd darinnen wie ein Gauckler verborgen vnnd einen guten Suff Bier/ ſo jhme der= entwegen verehret worden/ alldieweil er das Meſſer noch in der Kehlen gehabt. zu ſich genommen/ das Meſſer nach ſolchem gantz artig bey der Spitzen wider= umb herauß gezogen. Eben aber in dieſem vorerwaͤhnten Jahr am Oſter Mon= tag hat er ſolche ſeine Kunſt wiederumb geuͤbt vnnd zu ſeinem groſſen Vngluͤck/ das Meſſer dermaſſen hinein geſchluckt/ daß es gar biß in den Magen kommen/ [ID00078] vnd nicht widerumb wie zuvor konnte herauß gebracht werden: Nach dem er es nun ſieben gantze Wochen vnd zween Tage bey ſich gehabt/ vnnd alſo vnheylſamb von maͤnniglich ward verlaſſen: Kame es doch durch die Huͦlffe der an ſich ziehen= den Pflaſter von Magnet vnd andern Sachen ſo weit/ daß ſich die Spitze deß Meſ= ſers durch einen natuͤrlichen Trieb bey dem Magen Mund begunte herauß zuthun/ welche als ſie gefaſſet/ ließ der arme Bauwer nicht nach zubitten (ſintemal es viel auß den Vmbſtaͤndern vnd Wundaͤrtzten der groſſen Gefahr halben widerriethen) daß man es durch die Erweiterung der Wunden wolte herauß ziehen/ welches die= weil man kein ander Mittel wuſte/ vnnd der Bauwer ſich ohne das in Gefahr deß Todts befandt/ durch den fuͤrnembſten Wundtartzt der Statt vnd deß gantzen Koͤ= nigreichs/ Florianum Matthis auß Brandenburg/ den Donnerſtag nach Pfing= ſten am morgen frühe vmb ſieben Vhr gantz gluͤcklich verrichtet ward. Die Farb deß herauß geſchnittenen Meſſers/ ſo an der Laͤnge neun quer Daumen hat/ nun= mehr in deß Keyſers Kunſt vnd Wunder Kammer verwahret vnd vielen Hoff die= nern vnd andern als ein vbergroſſes Wunderwerck gewieſen worden/ war in dem Magen dermaſſen veraͤndert worden/ als were es die gantze Zeit vber in dem Fewer gelegen. Der Bauwer aber ward nach dem Schnitt von einem erfahrnen Wund= artzt wol verſehen/ befandt ſich in wenig Wochen je laͤnger je beſſer/ ſpuͤhrt im Eſſen/ Trincken vnd Schlaffen nicht die geringſte Hindernuß/ wie er mir zu vnterſchiedli= chen malen ſelbſt bekandt/ vnd ward durch die Huͤlffe Gottes vnd guthertziger Leu= the taͤgliche Steuwer in kurtzer Zeit dermaſſen widerumb geſundt/ daß er ſich bald hernach in den Eheſtandt begabe.

Ein ande̅r Hiſtoria.
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In gleichem war Anno 1606. auch ein Schleſier zu Prag/ welcher vmb Geldts willen in vieler Perſohnen Gegenwarth etliche weiſſe Kiſelſtein/ ſo er an dem Vfer deß Waſſers auffgeleſen/ deren dann bey ſechs vnnd viertzig an der Zahl/ vnd nicht viel weniger/ als drey Mediciniſche Pfundt ſchwehr/ inn ſich ver= ſchlange: Der kleineſt vnter ſolchen Steinen war ſo groß/ als ein Tauben Ey/ vnnd konte ich ſie ſamptlich auff vier malen kaum in meinen Haͤnden faſſe̅n. Vnd ſolche leichtfertige That triebe er etliche Jahr vmb deß ſchnoͤden Gelds willen an vielen vnterſchiedlichen Orthen ohne allen Schaden an.
|| [ID00079]

V.
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Von deß Medici/ als Dieners der Natur/ Beruff vnd Ampt.
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GLeich wie der gemeinen Philoſophiæ Terminus vnd Zweck nit in den Ariſtotelem geſetzt vnd gegruͤndet/ Petrus Ramus ſehr fein er= weiſet: Alſo iſt auch das Liecht der gantzen Natur nach deß Theo- phraſti Zeugnuß in dem eintzigen Galeno nicht all erſchoͤpfft. Vnd ſoll kein Menſch einem andern die Freyheit deß Menſchlichen Verſtands/ das Liecht der Natur vnd die Facultet oder Wahl zu Vrtheylen benemmen: Sintemal die Monarchia 179 der Griechen jhr Endſchafft erreicht: Wer demnach in der Kunſt der Artzney excelliern vnnd fürtrefflich werden will (ſintemal niemandt wahrhaff= tig gelaͤhrt werden kan/ der da in eines eintzigen Wort oder Rudimenta ſchweh= ret) der ſoll von allen Secten frey ſeyn/ vnnd in keines Authoris Meynung ſchwehren/ ſondern der Warheit einig vnnd allein nachforſchen/ derſelbigen mit Handt vnd Mund vnterſchreiben/ vnd dieſes deß Horatij Reymen jederzeit inge= denck ſeyn:So ſoll man auch anderer Erfindungen/ mit Anhang oder Beypflich= tung einer Secten nicht allerdings verachten/ ſondern allen Seeten/ ſo viel jhrer auch ſind/ fleiſſig nach forſchen: Sintemal nach deß vberauß gelaͤhrten Philo- ſophi Pici Mirandulani Zeugnuß in einer jeden etwas fuͤrtrefflichs zufinden/ ſo etwan ein andere nicht hat. Vnnd iſt kein Buch ſo boͤß vnnd veracht/ welches nicht etwas guts vnd nuͤtzlichs/ daran auch die aller fuͤrtrefflichſte Authores nicht gedacht/ in ſich begreiffe. Das letzte Alter/ ſagt Fabius, hat in ferꝛnerem Nach= forſchen keinen Fleiß geſpahret/ vnnd dieweil die Kuͤnſt vnnd Wiſſenſchafften zu= gleich mit den ingeniis wachſen vnd zunemmen/ als haben auch die Nachkoͤmb= linge als Verſtaͤndigere/ viel grobe Irꝛthumb der Heyden in acht genommen/ vnd mit dem Schwamm jhres Verſtandts gleichſamb abgewiſcht: Vnd iſt kein zweiffel/ es liegen noch viel Sachen in dem Schatz der Weißheit vnnd Natur ver= borgen 180 / ſo den Nachkoͤmblingen zuerforſchen vorbehalten/ ſo wir jetzundt noch nicht wiſſen: Sintemal die Natur/ als welche Circkelrundt/ von einem ſterblichen Menſchen wegen Kuͤrtze ſeines Lebens nicht aller dings vnd mit einander begrief= fen werden kan.
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Dieweil dann dem alſo/ als iſt weder der Alten/ noch auch deß Theophraſti Medi- cina in allem zuverwerffen/ noch auch alſo anzunemmen/ daß ſo ein beſſers wuͤr= de erfunden/ wir demſelbigen nicht ſolten Statt vnnd Raum geben/ dieweil ein Tag 181 den andern lehrt/ vnnd der nachfolgende deß vorhergangenen Lehrmei= ſter iſt/ als ſoll man einen mit dem andern vergleichen/ vnd was in einem oder dem andern am beſten gefunden wird/ behalten. Dann dieweil ſie Menſchen ſind/ ha= ben ſie Menſchliche Fehler vnnd Gebrechen: In dem ſie nemblich an dem einen Orth jrren/ an einem andern aber ſolche Sachen ſchreiben/ die̅ wider ein ander ſtreiten/ bißweilen jhnen ſelbſten zuwieder ſind/ in manchen Dingen ſtraucheln/ vnd einer nicht alles ſehen kan. Allein der heilige Geiſt hat die vollkommene Wiſſen= ſchafft aller Ding/ welcher einem jeden außtheylt nach ſeiner Maß/ blaͤſet wo er will/ vnnd jhme ſelbſten viel vorbehelt/ damit er vns allezeit zu Schuͤlern habe vnnd behalte/Es ſoll aber ein warhaffter vnd rechter Medicus, ein Diener der Natur vnd nicht ein Meiſter ſeyn/ vnd nach deß Hippocratis vnd Galeni Meynung ein Phi- loſophus, in der Kunſt zu curiern geuͤbt. Vnnd dieweil zweyerley Geſchlecht ſind zu curiern: Deren etliche die Elementariſche Naturn der Dinge vnter dem Cir= ckel deß Monds nach der gemeinen Weiſe ſuchen vnnd erforſchen: Etliche aber/ als die ſubtieleſte vnnd gelaͤhrteſte den Geheymnuſſen der Natur nachſinnen/ in die jnnerſte Orth deß Philoſophiſchen Heiligthumbs begehren hinein zugehen/ vnd eine rechte Wiſſenſchafft vnd Erfahrung deß Liechts der Natur haben/ vnnd demnach rechte vnnd wahre Medici werden. Dann die angeborne Krafft der Ge= waͤchſe der Erden werden durch die Alchymi mit der Conſtellation deß Firma= ments copuliert oder verbunden durch die Geſchicklich keit deß Artztes von der In= fluentz deß Firmaments vervrſacht: Dieſe drey machen aller erſt einen rechten vnnd wahren Artzt. 182 Nach deß Paracelſi Meynung aber muß er erſtlich ein rech= ter Außleger der Natur ſeyn/ als deren Oeconomi er allein ſoll nachforſchen/ wie gleichsfalls auch derſelbigen gantzen weitlaͤufftigkeit/ vnnd aller Creaturen Gene- ra vnd ſpecies, allgemeine vnd ſonderbahre Geſchlecht/ ſo fuͤr ſich ſelbſten bekant/ vnd endlichen auch in dem Menſchen anſehen vnd betrachten. Die Philoſophia lehrtvnd zeygt vns die Kraͤffte vnnd Eygenſchafften der Erden vnd Waſſers: 183 Gleich wie die Aſtronomia deß Firmaments vnnd Luffts. Die Philoſophia vnnd Aſtronomia machen einen vollkommenen Philoſophum, nicht allein in der groſ= ſen/ ſondern auch in der kleinen Welt. Ein Medicus ſoll die Wiſſenſchafft ſolcher beyden Künſte/ als der Philoſophiæ vnd Aſtronomiæ haben: Dann die Chiro- mantia, Pyromantia, vnd Geomantia ſind Elementen der Aſtronomiæ vnd Phi- loſophiæ. Dann nach deß Theophraſti vnd Platonis Meynung ſind die jenige allein für rechte vnd wahre Philoſophos zuhalten. Welche dieſe wunderbahre Ge= baͤwe der Natur durch das groſſe Werck vnnd Gebaͤuw der gantzen Creatur be= trachten vnd ſich daruͤber verwundern 184: Welche der Himmel vnnd brennenten Coͤrper Qualieten/ Affectiones oder Anfechtungen/ Bewegungen/ Lauff vnnd [ID00081] widerkehren ſampt allen jhren auff vnnd Nidergaͤngen/ Vor vnnd Nachfolgun= gen/ Stillſtehen vnd Vngeſtuͤmme: Endlichen die Saamen vnd Anfaͤnge/ gantze groͤſſe vnd Inſtinctus oder Trieb aller Coͤrper vnter dem Circkel deß Monds durch groſſe Obſeruationes vnnd mit nicht geringerm Fleiß vnd behutſamblich exami= niern vnd mit aller Scharpffſinnigkeit erwegen. Durch welchen Fleiß 185 vnnd jm= merwehrendem Durſt deß ſtaͤttigen Nachſinnens/ ſie endlich zu der Erkanntnuß der aller groͤſten Geheymnuſſen der Natur gelangen/ daß ſie dieſelbige nicht al= lein verſtehen/ ſondern auch im Werck koͤnnen imitiern/ vnnd daß das groͤſte iſt/ ſelbſten leyſten. Vnnd da der Philoſophus in dem natuͤrlichen Liecht der groſ= ſen Welt auffhoͤrt/ 186 da faͤngt der Medicus in der Analogiſchen Concordantz oder Vbereinſtimmung mit dem vorigen deß natuͤrlichen Liechts der kleinen Welt an.Zum andern ſoll er auch ſeyn ein 187 Spagyrvs, der der Medicinaliſchen Sa= chen eine Wiſſenſchafft habe: Das reine von dem vnreinen zu vnterſcheyden/ vnnd dem Krancken durch ein Alchymiſtiſche Præparation ſeine Geſundheit zu= widerſtatten. Dann wie das Golt im Feuwer ſiebenmal wird probiert: Alſo muß auch der Artz/ der durch den Vulcanum das Gut von dem Boͤſen vnter= ſcheydet/ probieret werden: Beneben welchem er dann auch auß ſeiner Erfah= rung der natuͤrlichen Geſchaͤffte durch die fleiſſige Inſpection oder Auffſicht be= ſtaͤttigt etwas haben muß. Dann die Philoſophia 188 iſt ein Medicina practica, welche dem Artzt alle Medicin in die Handt gibt: Vnnd iſt der jenige aller erſt ein warhafftiger Medicus, auß dem Liecht der Natur gebohrn/ welchem die Natur jre Experientz oder Erfahrung communiciert. Es hat aber kein ſterblicher Menſch (ohne Ruhm zureden) in der gantzen Philoſophia vnnd Medicin auß vngezweif= felter Zuneygung deß Firmaments ſo ſchwehre vnnd tieffe Geheymnuſſen gewuſt vnd in offenen Truck laſſen außgehen/ als Theophraſtus Paracelſus ejnes ewi= gen Gedaͤchtnuß wuͤrdiger Philoſophus, deſſen Wiſſenſchafft noch niemand erreicht/ viel weniger zuvor thun vnnd vberſteygen koͤnnen: ein warhafftiger Mo= narch der Medicin vnnd der erſte Medicus der kleinen Welt/ welcher von dem in= nerlichen Aſtraliſchen Menſchen vnd von deſſen Ampt von Gott erſchaffen: Wie gleichsfalls anch von dem natuͤrlichen vnnd vbernatuͤrlichen Vrſprung der groſ= ſeu vnheylſamen Kranckheiten von den Zeiten Noe an allein geſchrieben/ derglei= chen der vorigen Medicorum keinem je getraͤumet oder in Sinn kommen/ viel we= niger vnſern Nachfolgern der Heydniſchen Philoſophen/ auß welcher Heydni= ſchen Philoſophia alle Irꝛthumb hergefloſſen: In dem ſie/ wie auch oben erwaͤhnt das zwyfache Corpus der Creatur/ ſo jhnen vnbekannt/ ſtillſchweygend vbergan= gen/ nemblich das Sterbliche/ Corporiſche/ Elementaliſche/ Natuͤrliche vnnd ſichtbahre auß den Elementen: Das Aſtraliſche/ Syderiſche vnnd vnſichtbahre auß dem Firmament vnd Sternen. Die Intellectualis oder ver ſtaͤndige Seel deß Menſchen/ das Goͤttliche Liecht/ ſo auß dem Anblaſen GOttes/ vnnd Goͤttlichem Brunnen herauß gefloſſen/ gehoͤrt zu der vnſichtbahren Philoſophi/ deren 189 Fun= dament vnnd Grundtveſte Chriſtus iſt. Solten derowegen Chriſtlich Philoſo [ID00082] phiern (vnd newen Wideꝛgebuꝛt oder Himmli= ſchen Verſe= tzung werden alle Wiſſen= ſchafften voll kommeutlich erlernet.) vnnd nicht wie die Heyden in den Sprachen vnnd vergaͤnglichen Kuͤnſten das ſterbliche vnd vergebliche dem Ewigen vorziehen. Ja wir ſollen auch die gan= tze Natur nicht allein von auſſen vnd jnnen lernen erkennen: Sondern auff dieſes eintzige ſehen/ daß wir nach derſelbigen gruͤndtlichen Erkandtnuß mit Hülff vnnd Beyſtandt deß Liechts der Gnaden mit Chriſto vnnd allen außerwehlten das ewi= ge Leben/ zu welchem wir von Gott erſchaffen/ vnd welches die rechte Theologiſche Philoſophia iſt/ erlangen vnd beſitzen. Iſt derowegen die Widergeburt ???t am aller erſten zuſuchen/ damit vns die vbrige natuͤrliche Sachen ohne Muͤhe zufallen. (Es kan der Menſch kein groͤſſere Phi- loſophiam ha= ben/ als von Gotr in der neuwen Wi= dergeburt.) Aber wider zu vnſerm Theophraſto zukommen/ ſo iſt zwar derſelbige in der Alchy= mi vber die maſſen erfahrn geweſen/ hat aber dieſelbige zum aller erſten nicht erfun= der: 190 Sintemal ein groſſe Anzahl Philoſophorum vnnd fuͤrtrefflicher Schriff= ten vor jhme geweſen/ deren er ſich gebraucht/ vnnd vngemeldet/ ſehr viel darauß entlehnet.Sonderlich aber iſt die Kunſt Pyronomica der aller eine geweſen/ von den vnerfahrnen ohne Vrſach verſchreyht/ den groſſen Potentaten/ als Koͤnigen/ Fuͤrſten vnd etlich wenigen fleiſſigen Nachforſchern der natuͤrlichen Philoſophiæ ſehr wol bekandt vnd ein lange Zeit hernach von vnſerm Paracelſo, als dem Mo= narchen der Geheymnuſſen gewaltigvermehret worden. Vnd dieweil er ſich die Lehr der Antiquitet/ ſo durch ſonderlichen Vnfleiß der Menſchen vnnd Laͤnge der Zeit viel Jahr verlohrn geweſen/ nemblich die wahre Philoſophiſche Medicin deren ſich zu ſeiner Zeit niemand vnterfangen/ durch Gottes ſonderbahre Provi= dentz vnnd Trieb/ auß dem Finſternuß an das Liecht zubringen/ zuerweitern/ alles Dunckele darinnen zuerklaͤren/ vnd von allem Betrug vnd Falſchheit zureinigen/ ja die gantze Conſonantz oder Znſammenſtimmung aller Kuͤnſt vnnd Wiſſen= ſchafften/ mit einer gleichſamb Goͤttlichen Copulation oder Verbuͤndtnuß auß deß gantzen Circkels Circumferentz oder Vmbſchweyff zu dem einigen Centro zubringen vnterſtanden/ als hat der leydige Sathan/ als deß gantzen Menſchli= chen Geſchlechts vnd hervortringenden Warheit ein ſtaͤtiger Feindt vnd Argliſti= ger Gefaͤhrd auch ſeine Anhaͤnger vnnd Trabanten aufferweckt/ vid reitzet dieſelbi= ge noch heutiges Tags vnauffhoͤrlichen an/ welche mit jhren Hundszaͤhnen ande= re von der Weyde/ deren ſie ſelbſt nicht genieſſen koͤnnen/ auß lauterer Mißgunſt abtreiben/ vnd dieſes ſonderbahre Gut der Menſchlichen Nothturfft mißgoͤnnen: Da ſie die Gaben/ ſo dem Theophraſto auß ſonderbahren Gnaden 191 zur Hey= lung der aller gefaͤhrlichſten Kranckheiten von Gott/ als der Medicin authore 192 (von welchem/ als von dem Vatter deß Liechts alle gute vnnd vollkommene Ga= ben) mitgetheylet/ mit demuͤtiger Danckbarkeit vnd gebuͤhrlicher Reverentz hetten ſollen annemmen 193 vnd erkennen/ haben ſie es mit bitterem Haß gegen der War= heit/ wie die Phariſeer dem Teuffel/ als Stiffter alles boͤſen (welchen ſie/ ob er wol durch das Seyl des Allmaͤchtigen gebunden/ vnnd deß Liechts der Gnaden vnnd Natur beraubt/ dem Allmaͤchtigen vorziehen) zugeſchrieben: Welches doch Gott/ als deß gantzen allgemeinen Weſens vnd der Natur Authori allein gebuͤhrt/ wie [ID00083] gleichsfalls auch ſeinem Geſaͤtz: Welches alles/ wie geſagt/ ſie dem Teuffel zuge= eygnet/ deme doch in den Willen vnnd Verſtandt deß Menſchen kein Gewalt ge= geben: Ehren demnach an ſtatt Gottes den Teuffel/ ſchaͤnden deſſelbigen Ehr/ Guͤte vnd Allmaͤchtigkeit/ laͤſtern deſſelbigen Weißheit oder Bild/ ſo in dem Men= ſchen verborge̅/ auß einer boßhafftigen vnwiſſenheit verfinſternde. Vnſere teutſche Medici ſolten ſich gegen jhrem lieben Vatterland nicht ſo vnbillich erzeygen noch die Geheymnuſſen/ ſo jhrer Natur von Gott gegeben/ verachten: Aber ſie begehrn/ vnd loben allein was nicht jhr/ ſondern eines andern iſt/ achten deß jhrigen nicht allein nicht/ ſondern vnterſtehen ſich auch daſſelbige zuvntertrucken: Dergleichen dann dem Petro Ramo in ſeiner einfachen/ gemeinen vnnd vergaͤnglichen Philo= ſophi von ſei nen vndanckbahren vnnd neydiſchen Landsleuthen auch geſchehen. Dann gleich wie ſich deß Ariſtotelis Anfaͤnger gantz vnbillicher weiſe wider jhn ???uffgelehnet/ alſo verhalten ſich auch die Medici ins gemein gegen dem Theo- phraſto, vber deſſen Geſchicklichkeit ſich alle frembde Nationes nicht vnbillich ver= wundern 194. Sie ſind aber mit dieſer jhrer Vocation der Medicin noch nit zu̅ frie= den/ ſondern ſchlagen jhre Klawen noch weiter ein/ vnd laͤſtern auch ſeine Theolo- gica welche ſie doch weder geſehen noch geleſen/ viel weniger wegen jhres geringen Verſtandts/ koͤnnen faſſen/ in deren er der Theologiſchen vnnd Philoſophiſchen 195 Warheit zuſampt der vollkommenen auß dem Buch der Gnaden vnnd Natur ge= nommenen Frombkeit vnvberwindlich Fundament mit ein ander verbunden/ der vndanckbahren vnd deſſen vnwuͤrdigen Welt vmb ſonſt hat vnterſtanden zueroͤff= nen/ damit vnſer Gemuͤth 196 zu Gott/ vnnd vnſere Augen zu der Warheit wuͤrden erhoben/ wie gleichsfalls auch zu der Widergeburt vnd Begierde der kuͤnfftigen vnd ewigen Seeligkeit. Sintemal ohne die Philoſophi vnmuͤglich iſt recht vnnd eygentlich Fromb ſeyn. Gleich wie auch niemand in beyderley Liecht recht vnnd Chriſtlich philoſophiern kan/ er ſey dann warhafftig Fromb: Dann es ſind die zwey Liechter bekannt/ in welchen allen vnd auſſer welchen nichts iſt/ wie gleichs= falls auch keine vollkomm̅ene Erkanntnuß der Ding. Das Liecht der Gnaden gebaͤhret einen rechten, Theologum, jedoch nicht ohne die Philoſophi. Das Liecht der Natur (welches ein Schatzkammer iſt der Weißheit Gottes durch die Heili= ge Schrifft beſtaͤttiget) macht einen rechten vnnd wahren Philoſophum/ jedoch nicht ohne die Theologt/ welche das Fundament der rechten Weißheit iſt. Die Werck Gottes ſind zweyerley: Die werck oder den Weg der Natur begreifft die Philoſophia: Die Werck aber oder den Weg Chriſti die Theologi: In dieſen beyden Wegen ſollen wir all vnſer vergaͤnglich Leben zubringen/ damit wir in Fried vnd Frewden moͤgen ſterben. Darauß dann zuſehen/ daß ein jeder rechtſchaffe= ner Theologus auch ein Philoſophus, vnd widerumb ein jeder rechter vnnd wah-???( d Das Nu- men vnd Liecht mache̅ den Menſche̅ allein vollko̅= men. Vnd wer das Liecht der Natur recht hat erkennt/ dem wird auch Gott der Gnaden bekand.) rer Philoſophus auch ein Theologus ſey.Eben dieſes haben ſich viel fromme vnnd gelaͤhrte Maͤnner/ als Paulus [ID00084] Braun von Nuͤrnberg. Valentinus Weigelius vnd Petrus Winzius, nach dem Theophraſto vnterſtanden/ welche eben in ſolchem richtigen Wege einher gan= gen/ nicht allein in der Senſualiſchen Schul der Anfaͤnger/ noch auch in der ra- tionali, deren ſo zugenommen/ ſondern in der dritten Mentaliſchen vnnd Intelle= ctualiſchen der vollkommenen Pfingſt Schuͤler vnterwieſen/ in welcher Schul auch die Propheten/ Apoſtel vnd alle gelaͤhrte Maͤnner/ ſo in jhrem Leben den Fuß= ſtapffen Chriſti nach gefolgt/ ohne Muͤhe vnd Verdruß haben ſtudiert/ vnd dieſel= be vorerzehlte Maͤnner haben jhre Schrifften mit Goͤttlichen vnnd vnſterblichen Zeugnuſſen bekraͤfftiget hinderlaſſen/ ob ſie wol nicht in Truck außgegangen/ ſon= dern wie ſie dieſelbige ſelbſt auffgezeichnet gefunden worden/ vnnd darinnen jhren hohen Verſtandt genugſamb an den Tag gegeben: Vnnd da deren die Welt wird wuͤrdig ſe yn/ vnnd ſie ſelbſten ſich durch die Vndanckbarkeit der Leuthe nicht laſſen abſchrecken/ werden ſie vielleicht noch an Tag kommen. Sie haben ſich aber deß jenigen allein befliſſen/ daß nach dem Willen Gottes der Leſer mit Gottes gnaͤdi= gem Beyſtand/ welcher noch in dieſem Jammerthal wallet/ nach der ernſtlichen Erkanntnuß vnd Bereuwung deß Menſchlichen Falls/ durch fleiſſige Betrach= tung 197 der Geiſtlichen Sachen/ vnnd ſeiner ſelbſt (durch Chriſtum) vernichtigung Verlaͤugnung/ Auffopfferung vnnd Toͤdtung alle Schatten moͤchte verlaſſen/ in den Tempel ſeines Hertzens zuruͤck kehren/ vnnd das Talent vnd in jhm verborge= nen groſſen Schatz durch fleiſſige Vbung der Gottſeligkeit wol anlegen/ damit ſie mit den andern armen vnd ſterblichen Menſchen/ welche beydes ſich ſelbſt 198 vnnd alſo alles nicht kennen/ vnnd Gott in jhnen ſelbſt gantz hinlaͤſſig verlaſſen/ nicht auß Blindheit vnd Vnwiſſenheit jhrer Herde zuruͤck nachfolgen vnd auß jhnen ſelbſt in vielen Buͤchern vnnd bey ſterblichen Lehrmeiſtern vergeblich ſuchen/ weit vnnd ferꝛne darnach reyſen/ vnnd groſſe Muͤhe vnnd Arbeit anwenden/ da ſie es doch in jhnen ſelbſt 199 vberfluͤſſig koͤnten haben/ wann ſie nemblich jnen ſelbſt erſtorben vnd durch den Sabbath vnd Vergeß der Zeitlichen Dinge gaͤntzlichen vntertruckung deß Animaliſchen Menſchen/ welcher nichts anders/ als Erde iſt/ mit dem Koͤnig= lichen Propheten David auß dem 40. Pſalmen in ſich ſelbſten giengen/ vnd war= tend erwarteten Gott jhren Meiſter ſo in ſeinem Heiligen Tempel/ das iſt/ in dem Abgrundt jhres Hertzens oder Schreyn vnſerer Seelen wohnet/ durch ſeinen Geiſt in vns redet/ vnd alles in vns wuͤrcket/ vnd denſelbigen/ wann er jhr Gemuͤth zuerleuchten begehret/ nicht ſelbſt verhinderten. Dann ſolches iſt deß Menſchen hoͤch ſte Wolfahrt vnnd Seeligkeit vnd deß Gabalis erwuͤnſchtes Ziel vnd Ende Aber leyder ſie woͤllen lieber in jhnen ſelbſt mit jhrem eygenen Schaden vnnd Ver= derben jhr eygen/ vnd darbey vnſelige vnverſtaͤndige vnnd arme Tropffen bleiben/ dann in Gott/ mit Gott vnd bey Gott gluͤckſelig vnd verſtaͤndig ſeyn 200. Das Hertz [ID00085] eines widergebohrnen Menſchen iſt deß Lieben darinn wohnenden Gottes Edem oder Wolluſt Garten. Als welcher die Welt vnd Menſchen darumb erſchaffen/ daß er in jhm/ als in ſeinem eygenen Hauß 201 oder Tempel wohne/ ob er ſchon von wegen deß Tenebricoſi oder ſinſtern Puncten deß Quaternarij jetzund nicht wird geſehen/ nach dem Ende aber dieſer Welt/ ſo noch zuvernewern/ auß deß Menſchen Ternario nach der Seelen/ Geiſt vnd Coͤrper ſchon verneuwert (ein new Jeruſalem/ welches das dreyeinige Weſen Gottes vnnd allerheiligſte Drey= faltigkeit vnzertrennlich bewohnen wird) nicht anderſt ſcheinen wird/ 202. dann als die glaͤtzende feuwrige Farb eines vnbefleckten ſchoͤnen Rubins. Seelig vnd vber ſelig iſt der/ in welchem/ als in einem leiblichen Engel Gottes Menſch iſt/ deſſen vnbefleckt Gemuͤth ein Tempel Gottes iſt/ vnd da die lincke Handt deß Menſchen nicht weiß/ was die rechte thut. In dieſen einigen Zweck/ 203 nemblich Gott ſollen vnſer aller Augen mit Hindanſetzung aller Hindernuß/ ſo vns auff dem Weg be= gegnen/ gerichtet ſeyn (ſintemal auff dieſer Welt alles Eytel/ ohne Gott lieben/ vnd demſelbigen allein dienen vnd anhangen) vnnd wir alſo durch ein demuͤtige Vnterwerffung mit jhm vereinbahrt werden/ damit wir nicht durch Vngehor= ſam/ hartneckigen Willen vnnd eygen Wolgefallen mit Verachtung der Natur vnd Eygenſchafft deß Bildts vnnd Verlaſſung Gottes/ 204 als vnſers eygenen Willens gegen vns vnd die Creaturen in Irꝛwege gerathen/ in Eytelkeit vnd vn= ſer eygen Nihilum fallen. Dann wann die Seele in ſich ſelbſt zuruͤck laufft vnd zum Gemuͤth gekehret wird/ 205 nahet ſie ſich zu Gott/ ſiehet alles vnd bedarff kei= ner euſſerlichen Vnterrichtung/ wie die Engel/ welche alles von jnnen her lernen/ hoͤren vnd ſehen: Zu den cuſſerlichen Sinnen aber gekehrt/ ferꝛnet ſie ſich vnnd weicht von Gott ab/ gleich wie das vnreine von dem reinen. Dieſes Geheym= nuß kan der Academiſche Geiſt nicht faſſen: 206 Sintemal allein die Gottſeelige Demut vnd Nidertraͤchtigkeit/ als die edelſte Tugendt der Erleuchtigung faͤhig.( Seneca ) Dieweil aber dieſe Warheit nicht begriffen werden kan/ es werde dann vnſer Ver= ſtandt durch das Wort Gottes angezuͤndet vnnd die Vernunfft das Goͤttliche Liecht durch den Mentem empfangen/ ſo will ich auch von ſolchen Geheymnuſſen an dieſem vnfugſamen Orth nicht mehr reden/ vnd widerumb zu vnſerm Paracel- ſo kehren.Es ſolten aber vnſere Medici ſolche groſſe Gaben Gottes in ſich ſelbſten gleichſamb kuͤſſen vnnd hertzen vnnd dieſen Menſchen von wegen ſeiner aller ſinn= reichſten Kunſt viel mehr lieben/ dann von wegen der boͤſen Sitten vnnd verkehr= ten vnverſtaͤndigen Wort anfeinden vnd haſſen. Sintemal zn ſeiner Zeit kein an= dere teutſche Wort im Brauch geweſen: An der Dunckelheit ſeiner commenta= riorum, daruͤber billich zuklagen/ iſt die Boßhafftige Vndanckbarkeit der Welt ſchuldig/ gleich wie an den newen vnerhoͤrten Woͤrtern die wunderbahre Ge [ID00086] wonheit der Philoſophorum, welche allezeit den Gebrauch gehabt/ daß ſie die faul vnd traͤge Tropffen/ ſo anderer Leut Fleiß zuwiderfechten gebohrn/ von den alle= heiligſten Kluͤfften der Wiſſenſchafften abzutreiben gepflegt.Die Recht der Herꝛſchafften vnnd Freyheiten ſind allenthalben erlaubt. Ein jeder ſteige hinabwertz in ſich ſelbſt/ wann er das jenige/ ſo Theophraſtus ge= koͤnnt/ jetzund gewuſt/ ob er es allen wolte offenbahren/ er thaͤte wider deß Hippo- cratis Jurament oder Eyd/ welcher auch die Medicin nicht alle hat lehren woͤllen. Vnd ſoll man das jenige Geheymnuß/ das GOTT allein offenbahren ſoll vnd will/ verhehlen: Vnnd was/ nach dem es offenbahret iſt/ den Todt/ oder Gefaͤng= nuß/ oder Schmach/ oder zum wenigſten ein jmmerwehrende Forcht der Frey= willig exilium vervrſacht (man woͤlle dann durch die Luͤgen vnd Betrug einem ewigen Schandflecken vorkommen) wie beneben den Exempeln der newen Scri= benten/ auch deß Lullij, Arnoldi, Zachariæ von Pariß vnnd anderer mehr ſolches genug bezeugen. Die wahre Hermetiſche Philoſophi habens mit einem Eydt be= thewert/ daß ſie der Vaͤtter vnnd Præceptorum Fnßſtapffen woͤllen nach folgen/ vnnd die von Anbegin der Zeit vnverſehrte Jungfrawe der Natur keines Wegs vervnehrn. Den geſchwornen vnd mit ewiger Danckbarkeit vnnd Trewe ver= pflichteten Schuͤlern aber/ ſo von der Natur oder durch die Vnterrichtung ge= wuͤrdiget worden/ haben ſie Præcepta oder Gebott gegeben/ ſich noch ins kuͤnff= tig mit allem Fleiß 207 zuuͤben. Die Vnverſtaͤndige ſind der Meynung/ wann ſich Paracelſus den Methodicis, als welche nichts auff die Erfahrung halten/ vnd den Empiricis, die der Wiſſenſchafft ohn/ wiederſetz/ ſo verſtehe er dardurch alle Medicos in gemein/ vnd gebe ſich hiemit fuͤr den eintzigen Medicum der gan= tzen Welt auß. Sie ſollen aber wiſſen/ daß er allein die gemeine Aertzte/ welche ſo wol der Theori/ als auch der Practic vnerfahren/ damit meyne: Sintemal die jenige nicht fuͤr Medicos zuhalten/ welche nichts in der Practic wiſſen vnd ver= richten/ vnnd gleichwol viel darvon betruͤglichen Weiſe waſchen vnnd ſchwetzen/ welches dann ein Zeichen deß thoͤrichten Hochmuths iſt/ ſintemal jnen die auffge= blaſene Schnarcher gemeiniglich die Kunſt zu curiern zueygenen/ vnd gleichſamb gebohren ſind/ die Warheit derſelbigen zu vntertrucken. Vnter welchen etli= che (ſintemal den Stoltzen/ Hochmuͤthigen vnnd vnerfahrnen die Reuwe der Widerruffung ſehr zuwider) gegen den Theophraſtum alſo geſinnet/ daß ſie viel lieber deß Krancken Todt vnd Vntergang befoͤrdert ſehen/ dann daß ſie die von jhm vogeſchriebene Artzneyen ſolten gebrauchen. Viel aber auß denſel= bigen verachten vnd verwerffeu deß Theophraſti Sachen darumb/ damit wann ſie dieſelbjge offentlich gebrauchen/ vnnd man die wunderbahren Würckung jn= nen wuͤrd/ jhnen nicht etwann jhr Authoritet oder Anſehen dardurch einen Schiffbruch erlitte. Derowegen je beſſer ſolche Mittel ſind/ je mehr ſind vnnd wer= den ſie von ſolchen Leuten veracht. Vnd ob wol deß Theophraſti Widerſacher/ die betruͤgliche Methodici (welche die Krancken in den Curn vorſetzlich auffhal= ten vnd damit ihren eygenen Gewinn ſuchen) die rechte vnnd wahre Chymicos [ID00087] bezuͤchtigen/ als haben ſie den wahren Methodum verlaſſen/ iſt nichts Sin= temal der jenige Methodus, welchem Paracelſus folgt/ beydes mit der Ver= nunfft vnd dann auch der Erfahrung vber ein ſtimmet/ wie den jenigen/ ſo mit dem Liecht deß Verſtandts begabet ſind/ wol wiſſend iſt. Vnnd ſollen wir billich keines eintzigen Menſchen Authoritet vnd Anſehen alſo anhangen/ daß wir denſelbigen der Warheit wolten vorziehen: Sintemal ohne die Warheit eines jede̅ Authoritet zum hoͤchſten ſchaͤdlich vnd von allen Verſtaͤndigen fuͤr nichts zuhalten: Vnd ſoll man nicht ſehen/ von wem dieſes oder jenes geredt wirdt/ ſondern was ge= redt werde: Ja es ſoll ſich auch keiner eines andern Vrtheyl alſo vnterwerffen/ daß er ſich deß ſeinen daruͤber allerdings wolt berauben.Der wahre vnnd rechte Methodus beſtehet in der Erkanntnuß der Kranck= heit vnd in derſelbigen Cur/ welche nemblich durch eine ordentliche Diaͤt vnd Ge= brauch der bequemen Artzneyen die Kranckheit rertreibt vnnd die Geſuntheit wi= derſtattet: Vnd ſagt demnach Wimpenæus ſehr fein vnd recht/ es werden die aller= groͤſte vnd hefftigſte Kranckheiten vmb dreyerley Vrſachen willen durch die Para= celſiſche Artzneyen geheylet.Erſtlichen dieweil die Paracelſiſchen die Kranckheiten beſſer vnnd eygendli= cher verſtehen: Dann dieweil vor Zeiten alle Schwachheiten auff die vier Feuch= tigkeiten gezogen wurden/ konnt man ſie auch nicht curiern/ als deren Vrſach der Tartarus an jrgend einem Glied behangend/ vnd derowegen zu keines der gemeld= ten Feuchtigkeiten referiert vnd gezogen werden kan. Dieweil wir aber deß Tartari allhie gedacht/ vnd es ſich auch an dieſen Orth nicht vbel ſchickt/ woͤllen wir denſel= bigen etwas weitlaͤufftigen erklaͤren.Auß der letzten Matery der Speyß/ nemblich durch deß Magens Dige= ſtion 208 oder Tauwung/ Abſonderung vnnd Generation der Abſonderung ent= ſtehet das primum oder erſte Ens zum Leben. Dannenhero der Leib ſeine Spei= ſe vnd Nahrung bekompt: Wird in einen Sulphur, Mercurium vnnd Sal re= ducieret/ wie in den dreyen fuͤrnembſten Emunctoriis oder Außfuͤhrungen zuſe= hen: Sintemal der Vberfluß deß Saltzes durch den Harn: Vnnd deß Sul- phuris oder Schwefels durch das Gedaͤrm außgefuͤhret wird: Der Mercurius oder Liquor aber nimpt den Orth der Nahrung ein/ vnd da vielleicht etwas vber fluͤſſiger in jhr erſcheinet/ wird es durch die Schweißloͤchlin der Haut auß dem Leib verwieſen.Alles was wir eſſen vnnd trincken/ das hat einen ſchleymigen gaͤlben vnnd Santechten Tartarum in ſich/ welcher der Geſundtheit deß Menſchen ſchaͤd= lich: Die Natur aber nimpt ntchts/ als allein das reine zu ſich. Der Magen/ als ein Inſtrument deß Menſchen/ oder der jnnerliche eingebohrne Chymicus, von Gott eingepflantzt/ ſo bald er die Speiſen vnnd Getraͤnck in ſich bekommen/ [ID00088] ſondert den vnreinen Haͤfenmaͤſſigen Tartarum von der reinen Nahrung ab= Wann der Mage ſtarck vnnd vermoͤglich vnnd ſonderlich in der Krafft abzuſon= dern/ ſo begiebt ſich das Reine zu den Gliedern zu einer Nahrung: Das Vnreine aber gehet durch den Stulgang hinweg: Iſt er aber ſchwach vnd vermoͤglich/ ſo wird das Vnreine zugleich mit durch die Kraͤß Adern zu der Leber verſchickt/ als da die zweyte 209 Tauwung vnnd Abſonderung geſchicht: Derowegen ſondert die Leber auß dieſen beyden widerumb das reine von dem vnreinen ab/ nemblich den Rubin von dem Cryſtall. Der Rubin iſt die Nahrung aller Glieder deß Her= tzens/ Hirns/ ꝛc. Den Cryſtall aber oder das keine Nahrung iſt/ verweiſt ſie zu den Nieren vnd iſt der Harn/ als nemblichen nichts anders/ als ein von den Mer- curialibus außgepreſt vnd durch die Gewalt der Abſonderung in der Reſolution zu ſammen getruckt Saltz/ welches durch die Leber in ein Waſſer reſolviert vnnd außgetrieben wird: Wann die Leber auß Vuvermoͤglichkeit nicht recht abſon= dert/ ſo verwe iſt ſie das Schleim vnd Santechte zu den Niere/ da es auß Man= gel der guten vnd gnugſamen Abſonderung/ durch die Gewalt der Prædeſtina= tion/210 vnnd durch Mittel deß Spiritus Salis in Sant oder Tartarum, ſo entwe= der Bolaris oder ſchleimicht zuſammen wird gepackt. Iſt demnach der 211 Tar- tarus ein Excrementum oder Vnrath der Speiß vnd Trancks/ welcher in dem Menſchen durch den Geiſt deß Saltzes wird coaguliert/ er werde dann durch die Gewalt der außtreibenden Krafft mit dem Vnrath vermiſcht/ vnnd gehe durch den Stulgang zugleich mit hinweg/ dannenhero ſonſten vier Species oder Ge= ſchlecht deß Tartari, als der Blaſenſtein/ Nierenſtein/ Bolus vnnd viſcus oder Schleim deß Magens. Wie gleichfalls auch viel vnd mancherley Kranckhei= ten/ ſo den Alten vnbekannt geweſen/ erwachſen. Ferꝛner vnterſcheydet Para- celſus den Tartarum in den Peregrinum oder Frembden/ auß der Speiß vnnd Tranck: Vnd in den eingebornen (auß der Erbſchafft deß Gebluͤts) nemblichen deß Saffts/ welche Tartariſche vnd eingeborne Diſpoſition dem Medico; wel= cher die Natur nicht zu zwingen weiß/ vnheylſamb bleibt/ ohn allein durch Hilff vnd Zuthun der Quintæ Eſſentiæ, deß Goldts/ welche den gantzen Leib zu renovieꝛn vnd zuernewern weiß.Iſt demnach der Tartarus oder natuͤrliche Vberfluß (welcher ein Schleim deß Saltzes iſt) aller coagulierten oder zuſammen gerunnener Coͤrper faſt aller Kranckheiten Mutter. Sintemal alle Speiſſen beneben der Medicin auch ein Gifft oder Tartariſche Schleimechte Vnreinigzeit auß der Ordnung Gottes in ſich haben. Es ſind aber viererley Geſchlecht 212 deß Tartari auß den viererle Fruͤchten der Elementen/ welche zu keiner Nahrung dienen/ entſtanden. Der erſte [ID00089] entſpringt auß dem Gebrauch der Erden Gewaͤchs/ Huͤlſengemuͤß/ vnd Kraͤu= ter/ deren wir in der Speiß genieſſen: Der ander entſtehet auß der jenigen Nah= rung/ welche wir auß den Waſſern nemmen/ als da ſind die Fiſch/ Schnecken vnd dergleichen. Der dritte iſt in dem Fleiſch der Voͤgel vnd die vierfuͤſſigen Thier. Der vierdte auß dem Firmament/ welchem der Brantwein wegen ſeiner Sub= tilitet am aͤhnlichſten iſt/ einer hefftigen vnd gewaltigen Impreſſion/ wann nemb= lich der euſſerliche Lufft auß den Duͤnſten der Erden vnnd Firmaments angeſteckt wird/ vnnd folgends auch vns inficiert/ wie der Augenſchein in den geſchwinden vnd gefaͤhrlichen Aſtraliſchen Kranckheiten/ als in der Pleurit???de, Peſtilentz/ vnd Braͤunbezeuget/ welche Kranckheiten als auß den Impreſſionibus der Sterne entſtanden die Vniverſal Medicin gewaltig vertreibt.Dieſe vier Geſchlecht deß Tartari geben ſich in dem Vrin oder Waſſern zuerkennen vnd werden durch die Kunſt der Abſonderung judiciert: Darauß erſcheinet/ auß welchem Geſchlecht deß Tartari die Schwachheit ſey. Wer dem= nach weiß/ was ein Menſch fuͤr Speiſſen gebraucht/ der kan auch ſeine Schwach= heit leichtlich errath???n: Wie gleichsfalls auch die Speiſſen/ wann man die Schwachheit erkennt. Auß welchem Element aber die Schwachheit iſt/ auß demſelb???gen erfolget auch die Cur 213 Wann Galenus mit ſeinem Anhang die= ſer Excrementen oder Vnraths der Speiſſen vnd Getraͤnck/ auß denen der groͤſte Theyl der Kranckheiten erfolgt/ vnnd welche Paracelſus vnter den Nahmen deß Giffts vnd Tartari begreifft/ recht hette gewuſt vnd erkennt/ ſo were die Cholera oder bitterer Haß vnd Melancholey auß den Hertzen der Medicorum laͤngſten außgefaͤgt. Wer dieſe Tartariſche Matery/ auß dem vberfluͤſſigen Vnrath deß Eſſens vnd Trinckens nicht verſtehet/ der kan auch nicht wiſſen/ durch welches Mittel der Werckmeiſter aller Kranckheiten vns Menſchen plage/ in dem er das Gebaͤwe der kleinen Welt verderbt/ vnd dieſelbige deß Lebens beraubt. Vnd wer den Tartarum nicht verſteht/ der weiß auch wicht was den Spritum coagulatio- nis koͤnne ſchwaͤchen/ vnd den Tartarum von vnſerer Nahrung vnterſcheyden/ nemblich vnſere natuͤrliche Waͤrmbde/ oder die Waͤrmbde der Sonnen vnd deß Monds der kleinen Welt/ die in vns iſt. Durch welche/ als durch ein Feuwer/ ſo das Holtz verzehret/ die Nahrung wird verdawet vnnd ein gut Gebluͤt darauß gemacht/ es werde dann durch eine Schwach vnnd Bloͤdigkeit der abſonderenden Krafft deß Magens/ Lebern vnnd Nirn verhindert/ da dann der Mage mit etwas ſeines gleichen/ nemblich der Waͤrmbde der Sonnen vnnd Mondts dergroſſen Welt/ wann mans haben kann/ zuſtaͤrcken/ nemblich mit der aller einfachſten Matery von Gott dem Allmaͤchtigen auß dem Geiſt der Welt (214 welcher mit dem Geiſt vnſers Leibs einerley iſt) zur Reſtauration vnd Erhaltung der Menſch= lichen Natur erſchaffen. Oder mit den Dingen/ in welchen die Gewalt der Son= nen vnd Monds zufinden/ durch die Kunſt ins Werck gerichtet/ nemblich in einen ſolchen einfachen Spiritum oder Geiſt verwandelt/ dergleichen der Geiſt vnſers Lebens iſt/ welches durch die Reſolution vnd Vereynigung mit der Nahrung ge [ID00090] ſchicht. Wann aber die Krafft deß Magens 215 / Leber oder Niern/ welche das reine von dem vnreinen vnterſcheydet angeſteckt/ oder durch euſſerliche Zufaͤll verhin= dert wird/ ſo bleibt der Vnrath mit dem ernehrenden Safft vermiſcht/ vnnd erfol= gen beneben den Gebrechen der Niern vnnd Gedaͤrm auch Schwachheiten in dem Magen vnd Leber: Wie gleichsfalls auch in den Nerven vnd Gleychen/ als Poda= gra/ Chiragra/ Genugra/ auß der Congelation deß Glutinis oder Leims durch den Spiritum Salis. Soll demnach der Tartarus der Elementen durch die Krafft deß Magens deſtruirt vnd zu Grund gerichtet werden/ damit kein Tartarus deß Men= ſchen darauß werde: Sintemal der Spiritus oder Geiſt deß Saltzes/ welcher ein Herꝛ der Coagulation in vnterſchiedlichen Subjectis iſt/ vnd die reſolvierte oder abgeſonderte materiam von der Nahrung vnd Vnrath verletzt/ einen Stein ge= baͤhrt. Vnd ſo viel von dem Tartaro.Zum andern/ daß die Artzneyen jetziger Zeit/ mehr Vollkommen/ als wel= che wir vor Zeiten gehabt/ nemblich auß den Mineralien: Vnd daß derſelbigen Bereytungen vnd rechter Gebrauch den erfahrnen nunmehr beſſer bekannt. Dann zu einem harten Knortz oder Klotz gehoͤrt auch ein groſſer Keyl. Dannenhero dann. Paracelſus zu den eyſernen Kranckheiten Artzneyen von Stahl zugebrauchen be= fihlet/ ſintemal die aller hefftigſte Kranckheiten auch die aller ſtaͤrckſte Artzneyen vnd Mittel erfordern.Zum dritten/ dieweil die Harmonia vnd liebliche Vbereinſtimmung der groſſen vnd kleinen Welt heutigs Tags beſſer offenbahrt vnd mehr bekandt iſt/ ſin= temal man nunmehr gnugſamb weiß/ welche Artzney auß den aller beſten dieſem oder jenem Glied am anmuͤthigſten vnd bequemſten ſey: Als dem Hirn das Sil= ber/ Saphier/ Vitriol vnd Smaragd: Dem Hertzen das Golt/ Perlen vnd Crocus oder Saffran: Der Lungen der Sulphur oder Schwefel/ vnd ſo fort an.Ferꝛner daß Paracelſus den Galenum beleydiget/ das hat Galenus andern auch gethan: Sintemal Hippocrates viel geſchrieben/ daß heutiges Tags von mehrer theyls der Galeniſten wird verworffen: Zugeſchweigen/ daß auch viel auß den fürnembſten der gemeinen Medicin nicht mit einander einig ſind. Dann wie vielerley vnterſchiedliche vnd widerwaͤrtige Meynungen ſind vnter jhnen von den Particular Kranckheiten dieſes oder jenes Glieds? Dieweil ſie nemblich den Werckmeiſter der Kranckheiten nicht kennen. Als zwiſchen dem Scheckio vnd Fuchſio von der cauſa continente der Kranckheiten: Zwiſchen dem Argenterio vnnd Fernelio von den Fiebern: Zwiſchen dem Galeno vnnd Rondeletio von der Paralyß/ hinfallenden Seuch vnd dem Stein: Zwiſchen dem Francaneiano Rondeletio vnd Fallopio von den Frantzoſen. Zwiſchen dem Altimaro vnnd Fernelio von dem Podagra 216. Wie viel tauſent werden in wehrendem dieſem Zanck noch daruͤber ſterben/ eher ein Reichstag von den Medicis wird angeſtellt vnd die Streit eroͤrtert? Der vnnoͤthigen Gezaͤncke/ ſo ſie der Kraͤuter halben mit einander haben/ betreffend der Kraͤuter Namen Faculteten vnd dergleichen zuge= ſch weygen/ ſintemal es ein vnnoͤthig vnd vergeblich Werck/ jhre vnzaͤhlbahre vnnd vnauffhoͤrliche Zanckſuchtige Fragen vnd Diſputationes allhie zuerzehlen. Will [ID00091] demnach alle vnd jede deß Hippocratis vnd Galeni Schuͤler vnd Nachfolger (in welchen noch ein Philoſophiſche warme Ader/ vnd welche gegen der Præparation der Artzneyen nicht vbel geſinnet vnd wiſſen/ daß der alten inuenta oder Erfindun= gen vnſerm Fleiß den Weg nicht ſollen verſperren/ gleich als ſeye die Natur in vns gantz vnfruchtbahr vnd erſtorben) erjnnert vnd vermahnet haben/ daß ſie der Al= ten vnd anderer gefaſte Irꝛthumb verlaſſen/ von jhrem vbel gegruͤndten Vorneh= men abſtehen/ vnnd ſich auch in dieſes newen Philoſophi vnd Medici Schrifften/ nicht zwar oben hin/ ſondern mit allem Fleiß vben: Das beſte wie die Ymmen auß den Blummen herauß klauben vnd zu jhrem vnnd deß Nechſten Nutzen vex= wenden: Sintemal ich ſo thoͤricht nie geweſen/ daß ich deß Theophraſti Schriff= ten/ als weren ſie Eyangelia/ anzunemmen vnnd zuverehren befohlen/ wie andere mit jhren Heydniſchen Lehrmeiſtern zuthun pflegen. Sondern dieweil wir wiſſen daß zu rechtem vnnd eygentlichem Verſtandt deß Hippocratis Schrifften nicht geringe Huͤlffe vnd Nutzen erfolg/ wann man ſeine Buͤcher flerſſig liſt. Sintemal die jenige keines Wegs zuloben/ welche ohne Verſtandt alles verwerffen/ was Theoppraſtus geſchrieben/ da ſie doch nicht den geringſten Paragraphum darin= nen geleſen: Oder da ſie ſchon etwas geleſen hetten/ nicht den dritten Theyl deſſelbi= gen verſtanden.Hoͤret zn jhr Philoſophraſti, die jhr den Kern verwerfft vnd euch allein vmb die Rinden vnd Huͤlſen der Philoſophen bemuͤhet: Sucht vnd begehrt viel mehr bey Gott vnd nicht auß den Papiernen Buͤchern den Geiſt/ der euch den todten Buchſtaben deß Theophraſti vnd anderer Philoſophorum lehrt verſtehen. Sei= ne Schrifften zwar/ welche dem gemeinen Nutzen zum beſten in offenen Truck außgangen/ haben den Widerſachern Vrſach gegeben ſelbige zu ſchelten/ dieweil er ſich nemblich einer verdunckelten Art zu reden beflieſſen vnnd allein den erfahr= nen/ ſo in den Magiſchen Schuhlen gleichſamb aufferzogen worden/ geſchrie= ben/ nemblich den Kindern der Weißheit vnnd nicht den Sophiſten vnnd Goldt= duͤrſtigen Alchymiſten/ auß einer billichen Feindtſchafft vnd haß wider etliche ſei= ner Zeit vnbilliche vnnd vnhoͤffliche Medicos vnd Apotecker/ ſo jhme offt vnnd viel mal mit Gifft nach ſeinem Leben geſtanden. Derowegen wann er klaͤrer vnnd deutlicher geſchrieben/ ſo hetten die Landtlaͤuffer vnd gemeine Alchymiſten alle Me- dicos vbertroffen vnd die Kunſt mit groſſer Vnbillichkeit der Natur gemein vnnd veraͤchtlich gemacht. Derohalben hat er ſeine Myſteria vnd Geheymnuſſen vn= ter gemeinen vnd mancherley Nahmen verborgen/ vnnd ſoll man derowegen die Gleichnuſſen nicht fuͤr die Warheit ſelbſten annemmen vnnd erkennen: Sinte= mal die Arcana oder Geheymnuſſen der Artzney/ das iſt/ die verborgene Gewalt GOTTES oder die Magiſche Wort in dem Parac elſo jhrer wenig verſte= hen/ haben derowegen eines ſcharpffen Nachſinnens vnnd Magiſchen Ver= ſtandts vonnoͤthen/ nemblich ein purificiert vnnd gereinigt Auge deß Gemuͤhs/ welches jhre Meynungen vnd verborgene Geheymnuſſen koͤnne ſehen. Durch die Magiam verſtehe ich allenthalben die wahre vnnd zugelaſſene (nicht die lo= ſe Zauberiſche/ deren ſich die fuͤrwitzige vnnd Gottloſe Leute befleiſſigen) der [ID00092] gantzen Philoſophi vollkommene Conſummation oder Vollendung/ der Ge= ſchoͤpffe Gottes groͤſte Weißheit vnd vollkommene Wiſſenſchafft vnnd Erkannt= nuß der Natur/ welche bey dem in acht genommenen Conſens vnd Diſſens/ das iſt/ von vnd einſtimmung der gebuͤhrlichen Application der Agentium vnnd Pati- entium vnglaubliche vnnd den gemeinen Lauff der Natur vberſchreitende Sa= chen zuverrichten pflegt. Es ſoll aber der verſtaͤndige Leſer in Acht nemmen/ daß Paracelſus dem Hippocrati in ſolchem nachgefolget vnnd die Medicinam Phyſi- cam mit der Wundartzney vereyniget: Vnnd demnach ein zwyfache Artzney= kunſt ſtatuiert/ nemblich die Phyſicam, als aller Kranckheiten Erkanntnuß/ vnd dann die Chirurgy/ welche derſelben Heylung iſt/ vnnd jhre Geſchaͤfft ohne Huͤlff der Haͤnde nicht verrichten kan: Stntemal deren keine ohne mercklichen groſſen Schaden vnnd Geſahr deß Krancken ohne die ander beſtehen vnnd ſicher geuͤbet werden kann. Vnd muß derowegen ein jeder rechtſchaffener Wundeartzt noth= wendiglich auch ein Phyſicus oder Natur erfahrner ſeyn: Wie gleichsfalls auch im Gegentheyl/ damit die vnverſehrte Braut auch einen rechtſchaffenen vollkom= menen Breutigam bekomme. Beneben welchem dann auch erfordert wird/ daß er die Wahl der Artzney zuſampt derſelbigen Bereytungen vnnd compoſitiones nicht allein wiſſe/ ſondern auch ſelbſt verfartige vnd keinem andern leichtlich anbe= fehle vnd vertrawe. Dann dieſer ein rechter vnd warhafftiger Medicus, der die Artzneyen nicht nur/ wie die Medici rationales durch die Vernunfft erkennt/ ſon= dern dieſelbige mit ſeiner Handt auch ſelbſt bereytet/ vnnd von dem Gifft vnd an= dern Haͤſen abzuſondern/ zu reinigen vnd zu einer reinen Simplicitet zubringen gelernt vnnd keinem vnerfahrnen Koch vertrauwen darff: Daun es iſt das gute mit dem boͤſen vermiſcht/ vnnd weder der Zucker deß Haͤfenmaͤſſigen Vnraths/ noch auch der Honig der gifftigen Bit???erkeit ohn. Nach dem ſie aber durch treu= wen Fleiß vnnd ſcharpffen Verſtandt gereiniget/ weiß ſie ein ſolcher Medicus zu deß Menſchen Noth mit Nutz zu gebrauchen/ damit der Saame der Kranckheit werde außgereutet. Vnnd alſo aller Klag der Krancken mit auffrichtiger Ge= ſchwindigkeit begegnet. Sollen derowegen die Theoria vnd Practica, das Wiſſen vnd Bereiten in einein Medico beyſammen ſeyn/ ſintemal der Verſtandt ohne Practic nichts nutz Durch die Arbeit der Haͤnde vnd wuͤrckliche Practic aber wird die Medicin erlernt. Da der Vulcanus taͤglich neuwe vnd die allerlieblichſte Sa= chen zeygt/ welche die Natur je laͤnger je beſſer von jhrem Vberfluß reiniget vnnd jhrem Operatori vnd Oeconomo vbergibt. Die groſſe Doctores aber vnſerer Zeit/ welche in der gemeinen Kunſt der Artzney nunmehr alt worden/ woͤllen keine Schuͤler vnd Anfaͤnger ſeyn vnd ſchaͤmen ſich zugraben. Vnnd dieweil ein alter Baum ſehr ſchwehrlich verſetzt wird/ vnnd die alte Hunde boͤß baͤndig zumachen/ als woͤllen ſie lieber der Warheit offentlich widerſprechen vnd dieſelbige Halßſtar= riger weiſe anbellen/ als jhre Fehler vnnd Irꝛthumb durch die Arbeit verbeſſern/ damit ſie nicht den Namen bekommen/ als ſeyen ſie zuvor nicht verſtaͤndig gewe= ſen/ vnd muͤſſen was von andern lernen. Ob ſie aber ſchon ſchreyen vnnd ſagen/ es ſeyen die Chymiſten/ vnnd vnter denſelben auch die allererfahrnſte keine Medi [ID00093] ci ſondern welche mit rechtem Verſtand (hindan geſetzt der Alchymi) einer jeden Kranck heit mit gebuͤhrlichen Mitteln zubegegnen wiſſen: So wiſſen doch dieſe rationales Medici, wann ſie bey den Krancken vmb das Bette herumbſtehen/ offtmals nicht/ wohin ſie ſich ſollen wenden/ vnd koͤnnen von nichts reden/ dieweil ſie nicht Curatores o der Heyler/ ſondern Schmeichler ſind/ vnnd zwar mit der Ration oder Vernunfft/ aber nicht mit der Handt die Artzneyen bereyten geler= net. Ich will aber die jenige allhie nicht vertheydigen/ welche deß Hippocratis vnd anderer alten Schrifften ohne Verſtandt verwerffen/ vnnd ſich fuͤr deß Pa- racelſi Schuͤler außgeben vnd ruͤhmen/ jedoch weder in der Theoria deſſelbigen Meynung verſtehen/ noch auch in den Vbungen der Kunſt jchtes Lobwuͤrdiges verrichten.Vber das ſinden ſich auch etliche falche Theophraſtiſten/ welche durch jh= ren Geitz vnnd Leichtfaͤrtigkeit die heilige Medicin (welche heutiges Tags vieler Ehrloſen Buben Pflug iſt) prophaniern vnd entheiligen/ ohne alle Scham be= triegen vnd vorgeben/ wie ſie ſich deß Theophraſti 217 Artzneyen gebrauchen/ vnnd ſind doch beydes in der Philoſophi 218 vnd der gemeinen Medicin gantz vnefahrn ???nd fallen mit Verachtung der alten Schrifften vnd vngewaſchnen Haͤnden in diſe Kunſt hinein/ verlaſſen ſich/ weiß nicht auff welche Secreta vnd Geheym= ???uſſen/ vnd nemmen auch die aller ſchwerſte vnd gefaͤhrligſte Kranckheiten/ was ???hnen nur vorkompt zu curieren an/ mit dem vbermaͤchtigen Ruͤhmen/ als koͤnnen ſie dieſelbige alleſampt heylen/ vnnd ſchemen ſich keiner Luͦgen/ biß ſie das Geldt herauß gelockt/ 219 da ſie doch kaum das Feuwer zuſchuͤren vnd die Kohln in den Oefen zu regieren gelernt/ lauffen derowegen nach dem herauß geſchwaͤtzten Geld???( d In keiner Statt ſind einer Hand= thieru̅g mehr/ als der Medi- corum. ) darvon/ laſſen den Krancken in ſeiner Beſchwerung liegen/ vnd bringen/ jhn mit ſampt der Schwachheit vmb. Vnd ob wir wol ſehen/ daß in den groſſen vnd aller ſchwehrſten Gebrechen/ da alle Subtiliteten der Sinnen erſtaunen vnd alle Artz= neyen der Araber vnd Griechen vergeblich: Wie gleichfals auch derſelbigen In- dicationes, vnd alle Anologiſmi nichtig vnd eytel/ alſo daß ſolche offtmals durch geringe vnd vnrecht beritete Artzneyen der alten Weiber vnd Landlaͤuffer mit groſ= ſem Schimpff vnnd Nachtheil der Galeniſten werden vertrieben ???h: So hat doch kein ehrlicher Mann/ dem ſein Gewiſſen lieb/ ſolche vngewiſſe/ freche/ leichtfaͤrtige/ gefaͤhrliche vnd Gorloſe Weiſe zu curieren/ durch welche die Krancken durch ein zweiffelhafftig Experiment/ in Todts gefahr werden geſetzt/ je geruͤhmbt. Damit demnach dieſem Vbel ins kuͤnfftig vorkommen werd/ vnd der Schandfleck/ wel= cher den Medicis, wegen jhrer Kunſt Vngewißheit ſtaͤtigs angehengt/ widerumb abgewaſchen/ ſo koͤnnen die Medicinæ Studioſi, welche nunmehr Prieſter vnd Diener der Muſarum worden/ ſich mit jhrer Muſa ehelichen eingelaſſen/ in denen der ſtoltz vnd Mißgunſt noch nicht eingewurtzelt/ vnnd welche die Arbeit vnnd Schweiß (durch welchen die Goͤtter alle jhre Gaben verkauffen) auch dem aller anmuͤhtigſten 220 Muͤſſigang vorziehen/ jhnen nicht beſſer rathen/ als daß ſie/ [ID00094] dieweil jhnen die Theoria Paracelſica der Chymiſtiſchen Medicin wegen der Perplexiteten noch etwas dunckel) vngeacht ſie die Haͤnde ſchwartz machen/ die Artzneyen zuſampt der Weiſe dieſelbige zubereyten von dem Paracelſo vnd Chy- miatris 221 den Methodum aber der Cur ſo in jhren Indicationibus vnd Inuentio- nibus beruhet/ von dem Hippocrate vnd andern newern Practicanten entlehnen. Dann auff ſolche Weiſe werden die beyde Schulen der alten vnd newen Medicin ohne alle Widerrede vergliechen vnd koͤnnen auch in einem Medico ohne merckli= che Ergernuß wol beſtehen: Wann man nemblich die verdambliche Gewonheit vnſerer Zeit/ 222 in welcher ohn allen Vnterſcheyd daß gut mit dem boͤſen wird ver= worffen/ zuvor verlaſſen.Vber das iſt auch in Acht zunemmen/ daß/ wann ein frommer vnd geuͤbter Medicus (in welchem neben der vertrawlichen Forcht GOttes vnd Lieb gegen dem Nechſten 223 auch ein gewiſſe vnd genugſame Experientz erfordert wird) mit hind= anſetzung alles Geitzes vnd Hochmuths die Artzney dem Patienten darreicht/ die= ſelbige fuͤr Gottes Handt zuhalten: Hergegen aber fuͤr ein ſchaͤdlich Gifft/ wann er es von einem Gottloſen vnd vnerfahrnen Artzt empfaͤngt. Ob aber ein groſſer Theil der Medicorum ſo vnſer Leben mit andern Guͦtern betreugt nach ſeiner vn= menſchlichen Mißgunſt ſehr vngern duldet/ daß die Medicina mit jhrem præpa- rationibus beſchrieben ohn allen Vnterſcheyd auch gemeinen Leuthen wird com= municiert/ 224 beſorgent/ es moͤchte auß dieſer Offenbahrung/ oder (wie ſie es nennen) Profanation jhnen an jhrem Gewinn etwas abgehen/ dieweil von dem naͤrriſchen Poͤbel darfuͤr gehalten/ ja gaͤntzlich geglaubt wird/ es verliehrn die Geheymnuſſen durch die Offenbahrung jhre Kraͤffte. Es werden aber dieſe Geltſüchtige Buben auffhoͤren wider mich zu murren vnnd mir zufluchen/ wann ſie betrachten/ daß nit ein jeder von Gott oder der Natur zu einem Medico beruffen/ 225 der ſolche ſachen weiß/ vnd die Mittel anwenden kan/ ſintemal es jme noch an der Wiſſenſchafft deß Gewichts mangelt: Dieweil nemblich nicht ein jeder Sattel auff ein jedes Pferd gerecht/ vnd der Kranck die Gewehr nicht wie ein geuͦbter Fechter fuͤhren vnnd ge= brauchen kan: Der vbrigen Vmbſtaͤnde/ ſo bey einem Medico werden erfordert/ zugeſchweigen: Es iſt aber eines warhafftigen vnd auffrichtigen vnnd erfahrnen Medici Ampt nit allein bey einem jeden Patienten das rechte Gewicht vnd Maß der Artzneyen wiſſen zugebrauchen/ ſondern er ſoll hierinnen auch der alten Her= metiſchen loͤblichen Fußſtapffen nachfolgen/ welche jhren Patienten die Artzneyen je vnd allwegen mit dem geſprochenen Segen vnd Benedeyung Gottes gereicht/ ſintemal ohne Gott nichts anzufangen vnd vorzunemmen iſt. Dann wer ſich ei= niger Creatur ohne das Gebett vnd Segen gebraucht/ der wird darfuͤr gehalten/ als hab er ſie dem lieben Gott abgeſtolen: Soller wir derowegen/ als die wir vns [ID00095] fuͤr Chriſten außgeben/ vnſere Artzneyen den Patienten in dem wunderbahren Namen IHSUH darreichen: Welches der Lehrer der Heyden an ſeine Coloſſer 226 befiehlt. Alles was jhr thut es ſey mit Worten oder Wercken/ das thut in dem Namen Jeſu Chriſti vnd dancket Gott durch jhn. Iſt demnach der Segen Got= tes durch das Gebett zuerlangen/ Ruffe mich an in der Noth/ ſo will ich dich erret= ten vnd du ſolt mich preyſen/ ſpricht Gott vnſer Schoͤpffer/ vnnd ſollen derohalben vor allem Gebrauch der Artzneyen Gott den Allmaͤchtigen bitten/ daß er die von jhm als ein Mittel geordnete Artzney jren erwuͤnſchten vnd heylſamen Effect vnnd Zweck woͤll laſſen erreichen/ zu ſeines Namens Ehr 227. Zum andern ſoll man auch nach der erlangten Beſſerung vnd Geſundtheit der inbruͤnſtigen Danckſagung keines Wegs vergeſſen/ beydes von wegen ſich ſelbſt/ vnd dann auch den Zorn Got= tes/ ſo auff die Vndanckbarkeit erfolgt/ zuvermeyden. Dieſe beyde Stuͤck ſind vnd werden faſt von allen Aertzten in Vergeß geſtellt/ daher dann jhr Vngluͤck meh= rertheils erfolgt/ daß jhre Curen nit woͤllen zu Gluͤck ſchlagen/ deſſen Schuld vnnd Vrſach hernach der Kunſt ſelbſt zu gemeſſen wird.Vnd ob wol die purgierende Artzneyen in den Gottloſen eben ſo wol wuͤrcken/ als in den Frommen (welches Gott zu ſeinem Lob vnd Preiß vnd zum Beweiß??? thumb ſeiner groſſen Barmhertzig keit geſchehen laͤſt) ſo iſt doch das Endt in jhnen( Syrac. cap. 39 ſect. 30.) beyden ſehr vngleich/ nemblich den Frommen gut/ den Gottloſen aben ſchaͤdlich/ als welchen es zu groͤſſerm Vnheyl einer folgenden gefaͤhrlichen Kranckheit/ wo ſie nicht vmbkehren vnd Buſſe thun/ gereicht/ es ſey was für ein Artzney es woͤlle/ wann ſie nicht mit Danck ſagung wird gebraucht.Noch iſt allhie zubetrachten/ daß der Patient auch etwan bey den allerbeſten vnd bewehrteſten Mitteln vnd deren rechten Gebrauch nicht kan geneſen vnnd das von wegen achterley Vrſachen.Erſtlich/ dieweil das Ende deß Leben vorhanden/ welches durch kein Menſch= liche Vernunfft oder einig ordentlich Mittel zuruͤck gehalthn werden kann. 228 Sin= temal kein Artzney den vergaͤnglichen Coͤrper von dem Todt/ als der Suͤnden Soldt vnd Straff/ erretten kan: Sondern es iſt ein Ding/ daß die Verderbung bringt/ die Jugend vernewert/ vnd das kurtze Leben wie in den Patriarchen verlaͤn= gert. Vnd ob wol/ wie hernach vermeldet werden ſoll/ das Leben beydes abgekuͤrtzt vnd dann auch verlaͤngert werden kan/ ſo bleibt doch endlich der Todt/ 229 als ein Straff der Suͤnden vnnd auß dem vnwanck elbahren Rathſchluß Gottes/ nicht auß (ſintemal die Coniunctio oder Vereinigung vnterſchiedlicher Dinge noth= wendig ein diſſolutionem oder 230 Zertrennung mit ſich bringt) damit kein Regreß oder widerkehren (wie bey dem Platone zuſehen) in den Altern zuhoffen. Vnd in dieſem Fall iſt auch der Gebr auch der Vniverſal vnnd aller hoͤchſten Artzney vmb ſonſt. Dieweil die Vereynigung deß Lebens vnd deß Todts der Erderung noth= wendig vnterworffen/ vnd durch kein Kunſt vnnd Fleiß der Natur ewig gemacht werden kan. Iſt derowegen vber das Ziel/ ſo einem jeden von Gott beſtimpt/ kein Artzney zu begehren/ viel weniger zu ſuchen.
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Zum andexn/ dieweil der Kranck durch die Vnwiſſenheit der vnerfahrnen Aertzte/ vnnd den Gebrauch ſchaͤdlicher Mittel dahin gebracht worden/ daß endlich die Schwachheit vnheylſam wird/ vnd alſo auch durch gute Mittel nicht kan ver= beſſert werden. Vnd wann es mit den Krancken ſo weit kommen/ pflegt man ge= meiniglich die Alchymiſten zuerfordern/ da ſie dann wol ſollen in Acht nemmen/ daß ſie jhre gute vnd ſonſt bewehrte Artzneyen/ wo ſie den Schaden verzweiffelt ſin= den/ nicht vergeblich anwenden oder verachtlich machen/ noch auch mit anderer Gifft vermiſchen/ damit nicht das Verderben den guten/ oder die erfolgende Ge= ſundheit den ſchaͤdlichen zugeſchrieben werde: Sintemal ja billich zubeklagen/ daß etlicher Medicorum Mißgunſt ſo groß/ daß ſie den Krancken viel lieber in die euſ= ſerſte Gefahr vnnd verderben ſtuͤrtzen/ eher fie einem gelehrten/ ſo demſelbigen hette helffen koͤnnen/ die Ehr vnd Rhum goͤnnen/ vnd werden demnach von dem gemei= nen Poͤbel nit vnbillich ehrliche Hencker vnd Scharpffrichter genennet.Zum dritten/ dieweil der Medicus langſamb erfordert wird/ wann nemblich die Natur erlegen vnd die Schwachheit die Oberhandt bekommen: Da ſonſten/ wann der Saame von dem Medico, als dem Seeman zu rechter Zeit in den Kra̅= cken Acker geworffen wuͤrde/ durch Beyſtand deß Allmaͤchtigen noch koͤndte geholf fen vnd die Kranckheit vertrieben werden.Zum vierdten/ dieweil der Krancke nicht will folgen: Sintemal es ſich offt= mals begibt/ daß aller Irꝛthumb vnnd Maͤngel in die Artzney oder in den Medi- cum wird verſchoben/ welche der Kranck mit ſeinem vnordentlichen Leben vervr= ſacht hat.Zum fuͤnfften/ dieweil etliche Nahrungen der Menſchen inſonderheit alſo geartet/ daß ſie nicht leichtlich zur Geſundtheit zubringen/ gleich wie auch etliche Hoͤltzer oder Kloͤtzer von wegen der vielen Knaͤrtz ſehr vbel zuhawen: Beneben welchem auch dieſe oder jene Zeit ???h oder boͤſe Neygung deß Geſtirns der Hey= lungo fftmals zuwider. Dann was vor der rechten Zeit geheylet wird/ das ſchlaͤ= ???( q In den Cu= ren muß man die Zeit in Acht nemme̅/ ſintemal ein andere der Winter/ ein andere der Sommer/ Herbſt/ vnd Fruͦhling er= fordert.) get gemeiniglich wider vmb. Vnd iſts allein die Stundt der Zeit/ die die rechte vnd beſtaͤndige Heylung gibt. Wann die Birn zeitig ſind/ ſo fallen ſie von ſich ſelb= ſten von dem Baum. Die vnzeitige aber nicht alſo/ wann man ſie ſchon ſchuͤt= telt. Derowegen wo dieſes/ vnd inſonderheit in den Aſtraliſchen Krauckheiten nicht in Acht genommen wird/ da iſt alle Muͤhe vnd Arbeit vmb ſonſt. Vnd muß der Medicus hierinnen allen Fleiß anwenden/ damit er vnd ſeine Artzneyen dem Krancken nicht mehr Gefahr vervrſachen/ als die Kranckheit ſelbſt/ vnnd derowe= gen zu keiner Zeit ſolche Sachen vorſchlagen/ die dem Menſchen an Leib vnnd Seel koͤnnen ſchaden: Sondern dieſes jhr fuͤrnembſte Sorge ſeyn laſſen/ damit ſie dem Krancken nicht ſchaden/ da ſie jhme ja nicht koͤnnen helffen: Dann al= ſo behalten ſie ein gut Gewiſſen/ welches ein jmmerwehrende Frewde deß Her= tzens iſt.Zum ſechſten dieweil die Kranckheiten den Termin oder Ziel jhrer Vorſe= hung erreicht: Als da der Natur kein Regreß oder Widerkehren geſtattet wird/ wie in den Vollkommenen Dingen/ den bituminoſis, bolaribus, Stein vnnd [ID00097] Santechten Coagularionibus. Dann in ſolchen vollkommenen Kranckheiten iſt alle Cur vmb ſonſt: Wie in der angebornen Blindt vnd Taubheit zuſehen. Dan̅ was die Natur ein mal genommen/ 231 das kan der Artzt nicht widerbringen/ gleich wie deß Leibs vbel formierte Subſtantz vnd die Gliedmaſſen/ ſo von Natur verſetzt.Zum ſiebenden/ gleich wie die ſtinckende Karchheit der Krancken (ſintemal 232 kein Gelt ehrlicher erworben vnnd mit groͤſſerem Vnwillen bezahlt oder gezeh= let wird) einen Medicum in ſeinem Ampt vnwillig vnd verdroſſen macht: Alſo wird auch der guten Artzneyen Wuͤrckung durch das Mißtrawen 233 der Kran= cken gegen den Medicum offt vnd viel zuruͤck gehalten oder allerdings verhindert: Der jenigen/ ſo die Ordnung Gottes verachten/ vnnd in jhren Noͤthen gantz vnnd gar keine Artzneyen gebrauchen/ ſondern allein von Gott ohne alle Mittel/ durch velche derſelbige wuͤrcket/ die Hilff begehren/ zugeſchweigen. Der Ordnung Got= tes aber ſoll niemand widerſtehen: Dann wir haben zweyerley Medicin/ nemblich die ſichtbahre Erſchaffene/ vnd die vnſichtbahre/ das Wort Gottes. Derowegen welche durch die Artzneyen 234 werden geheylet/ denen wird durch das Wort Got= tes geholffen: Wer nun ſolch Wort veracht/ der verachtet auch die Medicin: Vnd im Gegentheyl: Dann wer da ſagt/ die Artzney iſt nichts/ der bekennet da= nit/ daß kein Gott ſey. Ferꝛner/ wie geſagt/ ſo nimpt auch deß Krancken Gemuͤth/ ſo auffgemundert 235 iſt/ vnd ein gut Vertrawen hat/ die Artzney mit groͤſſerer Be= gierde an. Dieweil die Trawrigkeit ein 236 Gifft deß Lebens iſt/ als gedenckt Hippo crates in ſeinen Aphoriſmis nicht vnbillich deß Vertrauwens deß Krancken ge= gen den Artzt vnd deſſelbigen Artzney. Ein ſteiff Vertrawen 237 vngezweiffelte Hoffnung vnd Liebe gegen den Medicum vnnd ſeine Artzney/ thun zur Geſundheit nicht geringe Huͤlff/ vnnd bißweilen mehr/ als der Medicus vnnd Artzneyen ſelbſt Der natuͤrliche Glanb (nit der Glaub der Gnaden auß Chriſto) von Gott dem Vatter in der erſten Erſchoͤpffungen eingepflantzt/ nemblich vnſere 238 Einbil= dung/ iſt ſo maͤchtig/ daß ſie beydes Kranckheiten kann heylen vnd erwecken/ wie ſonderlich in den Zeiten der Peſtilentz zuſehen/ wen ſie auß jhrer eygenen Einbil= dung/ auß Forcht vnnd Schrecken einen Baſilißken deß Himmels vervrſacht/ welcher das Firmament der kleinen Welt anſteckt/ vnnd auß ſeinem Aberglauben nach deß Patienten Glauben/ widerumb vertreibt. Die natuͤrliche Peſt wird Fir= mamentaliſch vnd vber natuͤrlich. Wann nemblich der Iliaſter oder Eueſtrum der Sonnen durch die Suͤnde der Menſchen zum Zorn/ vnnd Straff gereitzt/ Vermoͤg der ſonderbahren Participation oder Gemeinſchafft mit dem Eueſtro deß Menſchen/ die ſterbliche Menſchen wegen jhrer Suͤnden durch den Influxum [ID00098] Stellarum 239 nemblich die Mumiam vnd Sulphur deß Menſchen/ als der kleinen Welt/ ſo alle angeborne Gifft der groſſen Welt verborgener Weiſe in ſich hat) anſteckt vnd ſtrafft/ welches kein Artzney/ ſie ſey ſo ſtarck vnd maͤchtig als ſie jmmer woͤlle außreuten vnnd vertreiben kan. 240 Die Gewalt aber deß Syderiſchen Geiſts im Leib iſt ſo groß/ daß wo derſelbige ſeine Einbildungen hin verſchickt vnnd jhme traͤumen laͤſt/ dahin erhebt vnd bewegt er auch den Coͤrper/ wie in den Nachtgaͤn= gern die Erfahrung bezenget. Einem glaubigen Menſchen iſt alles muͤglich/ die= weil der Glaub alle vngewiſſe Ding gewiß macht. Vnd kan GOTT der HErr ſelbſt durch nichts beſſer vberwunden werden/ als durch den Glauben: Vnd wer demnach an Gott glaubt/ der wuͤrcker durch Gott: GOTT zwar iſt alles muͤglich: Wie aber daſſelbige geſchehe/ kan man nicht wiſſen/ noch erforſchen. Der Glaub iſt nur ein opus oder Werck/ nemblich deß jenigen/ in welchen geglaubet wirdt. Die Gedancken aber vbertreffen die Wuͤrckungen der Aſtrorum vnd Elementen: Dann in dem wir gedencken/ vnd ſolchen vnſern Gedancken glauben/ ſo wuͤrcket der Glaub das Werck/ vnd geſchicht nichts ohne den Glauben. Der Glaub gibt ein Einbildung/ die Einbildung aber das Sydus oder Geſtirn (vermoͤg deß Ma- trimonij oder Verehligung mit der Einbildung) den Effect oder das Werck. Den Artzneyen Glauben zuſtellen/ gibt derſelbigen Medicin den Spiritum oder Geiſt: Der Geiſt aber die Erkanntnuß der Medicin: Die Mediein oder Artzney aber ſelbſt die Geſundtheit: 241 Dannenhero dann erfolgt/ daß der Medicus oder Artzt auß dem Glauben entſpringt: Wie er nemblich geglaubt hat/ alſo hilfft vnd befoͤrdert jhn der Spiritus oder Geiſt/ nemblich der Geiſt der Natur oder deß Ge= ſtirꝛns der Artzney. Der Menſch verrichtet durch den Glauben der Einbildung offtmals das jenige/ daß die aller beſte Medici mit allen jhren vnd auch den aller bequembſten Artzneyen nicht vermoͤgen: Vnnd macht offtmals ein ſolcher Glaub vnd Wohn mehr Leut geſundt/ dann jrꝛgend eine Krafft der Artzney/ 242 ſo von ei= nem Medico werden angewendet vnnd gereicht/ wie wir ſolches vor etlich wenig Jahren in der weitbeſchreyten Panacea deſſen am Waldt genugſamb erfahren vnd noch jetzund in dem newen Brunnen in den Meißniſchen vnnd boͤhmiſchen Graͤntzen/ zu welchen taͤglich ein vnglaubliche maͤnge Krancker Leut hinzu laufft/ der Augenſchein bezeuget. Vnd kan man deſſen kein andere Vrſach finden/ dann die beſtaͤndige vnd allertreffeſte Affecion deſſen/ ſo die Artzney gebraucht/ welche ein Gewalt iſt in dem Gemuͤth deß jenigen/ ſo die Artzney geneuſt: Wann er alle Forcht vnd widrige Einbildung außſchlaͤgt vnd in allen ſeinen Gedancken ein ge= wiſſe Hoffnung ſchoͤpfft. Dann wann die anima rationalis auffgemuntert vnd durch ein ſtarcke Einbildung angezuͤndet wird/ ſo vberwindet ſie die Natur/ vnnd vernewert durch jhre gewaltige Affecten viel Ding/ nicht allein in jhrem eygenen Leib/ ſondern auch in Frembden vnd andern Coͤrpern. Welche von einem wuͤti= gen Hundt gebiſſen/ vnd dannenhero auch raſendt worden ſind/ die ſehen in jhren Waſſern die Formen vnd Geſtalten der Hundt/ vnd alſo wuͤrcket auch die Be= gierde eines ſchwangern Weibs in einen andern Coͤrper: Wann ſie jhrer ſelbſt [ID00099] vergiſt/ das Kind in ihrem Leib/ gleich wit der Saffran das Waſſer faͤrbt/ an ſtickt vnd demſelbigen ein Zeichen deß dings/ nach welchem ſie ein Verlangen getragen/ anhaͤngt. Dann durch jhre Einbildung formiert ſie das Kindt/ gleich wie ein Haͤffner ſeine Haͤffen. Die Forcht/ Schrecken vn Begierde ſind die fuͤrnembſte Vrſach/ auß deren die Phantaſey/ vnnd Einbildung der ſchwangern Weiber ent= ſteht. Derowegen wann ſie angefangen jhnen etwas einzubilden/ ſo werde̅ die Aſtra deß Firmaments in der kleinen Welt oder deß Menſchlichen Gemuͤths mit ſampt der Phantaſey/ aͤſtimation vnnd Einbildung 243 nicht anderſt bewegt/ als die euſ= ſerliche Aſtra deß Firmaments in der groſſen/ da die Aſtra oder Geſtirꝛn alle Au= genblick auff vnnd abſteigen/ biß ein Impreſſio erfolgt/ in welcher Impreſſion die Aſtra der Einbildung eines ſchwangern Weibs dem Kindt die Influentz vnnd Inpreſſung eintrucken/ wie ein Siegelgr aͤber oder Kupfferſtecher in das Kupffer zugraben vnd zuarbeiten pflegt. Vnd alſo iſt auch vnlangbahr/ daß die Anfech= tungen vnd Gebrechen deß Gemuͤths 244 / wann ſie am aller hefftigſten ſindt/ den Todt koͤnnen vervrſachen: Wie die Hiſtorien hin vnd wider bezeugen. Vnd daß die Menſchen auch auß vbermaͤſſiger Freuwd/ Trawrigkeit/ allzubruͤnſtiger Lieb vnd Haß koͤnnen ſterben: Oder dardurch auch auß langwirigen Kranckheiten er= lediget werben/ iſt jedermann bekannt: Dieweil nach daß Auicennæ 245 Zeugnnß die Natur den Gedancken vnd hefftigen Begierdten deß Gemuͤths folgt vnd durch die Gebrechen deß Geiſtes der Leib/ in welchem der Geiſt beruhet/ auch angefochten wird.Ferꝛner hat ſich die Krafft vnd Wuͤrckung deß vorerwaͤhnten natürlichen 246 Glaubens auch in dem Cananeiſchen 247 Weiblin/ ſo den Blutgang gehabt/ vnd in dem Hauptmann genugſamb offenbahrt. 248 Der Menſch zn dem Ebenbildt GOTTes/ ſo gleichſamb nach der Himmliſchen Majeſtaͤt geartet/ erſchaffen/ hat groſſe Ding in ſeinen Haͤnden vnd Gewalt. Dann wie viel der beſtaͤndige Glaub in einem durch die Einbildung erhobenem Gemuͤth vermoͤg/ iſt auch bey dem ge= meinen Poͤbel mehr dann genugſamb bekannt: Sintemal derſelbige auch in dem Wohn vnnd eingebildeten falſchen Geſchaͤfften groſſe Wunder verrichtet 249 Der Zweiffel aber deß Vnglaubens zuſampt dem Mißtrawen/ zertrennet vnnd bricht nicht allein die Krafft deß wuͤrckenden Gemuͤths/ welche zwiſchen beyden Extremis das Mittel iſt/ ſondern auch alle Geſchaͤfft ſo wol in der Superſti= tion oder Aberglauben/ als auch in der wahren Religion/ vnnd ſchwaͤcht den geſuchten Effect der aller ſtaͤrckſten vnnd gewaltigſten Experimenten. [ID00100] Vnnd das an dieſem Orth ſonderlich zubetrachten/ ſo hat vnſer Erloͤſer/ wie die Heilige Schrifft bezeuget/ zu Capernaum keine Wunder koͤnnen verrichten/ die= weil die Innwohner nicht geglaubt vnd jhme mit jhrem Vnglauben 250 vnnd fal= ſchem Wahn widerſtanden. Dann gleich wie der Menſch ohn Gott nichts ver= mag: Alſo will auch Gott ohne den Menſchen/ als ſeinen Werckzeug widerumb nichts: Gott vnd ſeine Creatur zugleich: Eins aber ohne das ander nichts. Soll demnach niemand ohne Gott woͤllen: Sintemal ohne Gott niemand ſeyn kan/ in welchem wir ſind/ leben vnd ſterben.Zum achten/ damit der Krancke/ wann es jhm beſſer worden/ wider Gott/ ſeinen Nechſten vnnd ſich ſelbſten mit Verluſt ſeiner Seeligkeit nicht etwan groͤſ= ſere Suͤnde begehe. Sintemal ein jede Schwachheit ein Piaculum oder Vber= tretten: Oder er wird alſo durch dieſe Goͤttliche 251 Straff vnnd Ruthe von dem gerechten Richter zu Buß vnnd Beſſerung beruffen: Oder muß durch dieſe Vaͤtterliche Heymſuchung vnnd aufferlegtes Creutz/ ſo jhme mit Gedult zutra= gen andern zum Cxempel dienen/ Gott deſto mehr zufoͤrchten: Dieweil Gott offt= mals etliche Menſchen in groſſe Kranckheit laͤſt gerathen/ welche ſonſten/ wann ſie geſundt geblieben/ in Suͤnden weren fortgefahren vnd dardurch jhre Seelig= keit hetten verſchertzt: Sintemal 252 die Geſundtheit ohne Vergebung der Suͤn= den nicht vortraͤglich/ ſondern viel mehr eine Verdammung iſt. Vber das werden auch die Kraͤffte deß Gemuͤthts durch die Suͤnde geſchwaͤcht vnnd zu der natuͤrli= chen Regierung deß Leibs vnvermoͤglich gemacht: Dannenhero dann die Kraͤff= te deß Leibs auch geſchwaͤcht werden vnd zum Todt eylen. ???q Oder es wird der Menſch durch das Joch der Kranckheiten vnnd ſolchen Zaum gleich als durch ein heylſam purgatorium in ſeinem Ampt der Frombkeit erhalten (wiewol jhrer we= nig ſich durch die Kranckheiten beſſern) wann jhme nemblich die Gelegenheit zu ( H. ob. 3. ſect. 19 ) ſuͤndigen hiemit wird benommen/ deren er ſich wuͤrde mißbrauchen/ wann jhme ſein Geſundheit bliebe.Vnnd in dieſen Kranckheiten/ wann die Impreſſio Aſtralis zu ſampt dem 253 Zorn Gottes der Cur zuwider/ hilfft kein leibliche Medicin (dieweil die Thuͤr der Natur durch den Riegel Gottes verſchloſſen) ſondern es wird eine Himmli= ſche oder Geiſtliche darzu erfordert/ nemblich ein ernſthafftige ???ſ Buß vnnd Rewe ( Hiob. 33. ſect. 26.) vber die begangene Suͤnde/ durch welche der Zorn Gottes erregt/ Beſſerung deß Lebens vnnd Verſoͤhnung mit ſeinem Nechſten vnd GOTT dem Herrn ſelbſt durch den Artzt vnſerer Seelen/ nemblich Gott vnſern Erloͤſer/ vnd daß man ſei= nen Willen dem aller gerechteſten Willen Gottes gedultig vnnd in allen Dingen mit einem ſteiffen Vertrawen zu Gottes Barmhertzigkeit vnterwerff. Paracel- ſus nennet es Morbos Deales oder Goͤttliche Schwachheiten/ auß dem Ente Dei, welcher ſolche Kranckheit zuſchicket vnd allein durch die gute vnnd boſe wuͤrcket: Mit ferꝛnerem vermelden/ daß derſelbigen Heylung durch den Glauben erfolge/ oder nach vollendetem Purgatorio, vno nach ſolchem allem die Cur durch die Artz= neyen zuſuchen. Die Vrſachen aber dieſer Kranckheiten deß Entis Dei ſind vn= erforſchlich vnd demnach die Cur derſelbigen in dem Glauben zu ſuchen vnd nicht [ID00101] n der Natur. Gleich wie man auch in der Cur der Goͤttlichen Kranckheiten deß Entis Dei, oder in der Cura Deifica oder deß Glaubens der vorbeſtimten Termin oder Ziel nach dem Willen Gottes in achtzunemmen.

VI. Von der einigen vnd der allerhoͤchſten Medi= cin der aͤlteſten Medicorum.
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FErꝛner/ was die hoͤchſte vnd allgemeine 254 Medicinam Philoſo- phicam belangt/ (damit ich noch dieſes hinzu thu) ſo wird niergendt gele= ſen/ daß von Gott jemals ein groͤſſer Gab vnd Geſchenck der Weißheit außgangen/ Vnd iſt auch/ außgenommen der Anima rationali, nach deren nach Gott im Himmel vnd auff Erden nichts wunderbahrlichers zuerden= cken/ nichts hoͤhers/ edlers vnd fuͤrtrefflichers vnter dem Himmel dem Menſchen gegeben/ dann dieſes aller geheymbſte Geheymnuß/ in welchem es beydes die Pla= neten der vntern Aſtron omi/ deren Vnvollkommenheiten vnd Vnflat durch jhre ſtarcke Impreſſion vnd durchtringen macht verſchwinden (ſintemal es alle euſſer= liche Sulphuritet vnd vnreine Terreſtritet von den Metalliſchen Coͤrpern abſon= dert: Vnd dann auch zu der verlohrnen Geſundheit deß Leibs durch jhre fewrige Staͤrcke Widerſtattung vnd Erhaltung/ wunderbahre Sachen/ ja alles verrich= tet: Beneben vnzahlbahrn andern Sachen/ deß Magiſchen vnd vber Himmli=???( r Beſiehe Mo- nadem Ioan- nis Dee von Londen Ro- gecium Ba- chonem. ) ſchen Gebrauchs vnd Nutzens zugeſchweigen ???u nach dem nach der Vollendung der Sonnen vnd Mondtſtrahlen Gonetiſchen Influentz vnd vierdten Revolu= tion vber jhre natiuam terram, mit der Omni creata poteſtate influentiali, ſo wol in der Elementaliſchen/ als Himmliſchen oder vber Himmliſchen Welt voll= kommentlich begabet iſt: Ein Wunder vber alle Wunder: Sintemal Gott in ſeinen Wercken wunderbahr/ vnd demnach auch ſeine wunderbahre Gaben in den wunderbahrru Menſchen zuverbergen pflegt. Die gantze Antiquitet zu ſampt der Warheit aller Voͤlcker vnd Sprachen in der Tradition dieſer Kunſt vnnd die Vbereinſtimmung aller Gelehrten/ ſo jemal gelebt vnnd groſſe Ehr vnd Ruhm in der Welt erlangt/ geben dieſem allen Zeugnuß; Vnd iſt auch auß dem Au= genſchein vieler Hieroglyphiſchen Magiſchen vnnd Mathematiſchen Schrifften nicht ſchwehrlich zubeweiſen. Dann wer wolt ſich vber ein ſolche groſſe Gab deß allerhoͤchſten Gottes/ als ein pretium oder vnſterblichen Preyß deß Fleiſſes vnd Tugendt/ nicht verwundern/ welche das beſchwehrliche Alter zuruͤck helt/ die Jugendt erfriſcht/ die Geſundtheit verlaͤngert/ vnd ein ehrlich außkommen an Kleydung vnd Nahrung ohne Schaden vnd Vervortheylung deß Nechſten vnd Vnterdruckung deß Armen (durch welche boͤſe Mittel die Reiche dieſer Welt je= tzundt zu groſſer Nahrung kommen) ſondern durch den Fleiß jhres Beruffs vnd Arbeit jhrer Haͤnde/ den Frommen vnd von der Natur gewuͤrdigten Philoſophis [ID00102] verheiſt. Sey derowegen ferꝛn/ daß ich mit Verachtung der Alten Exempel ſolche Magnalia Gottes vnd wunderbahrliche Kraͤffte der Natur ſolte verfinſtern oder gantz vnnd gar verlaͤugnen (dann wer die Wiſſenſchafft veracht/ den wird der al= ler hoͤchſte Gott nach ſolcher aller warhafftigſten Kunſt widerumb verachten) o= der das noch aͤrger/ wie jrer viel zuthun pflegen/ als muͤſſiger Leuth ſpeculationes oder vergebliche Traͤumthoͤrichter Leuth commenta laͤſtern/ welche doch bey den Verſtaͤndigen hiemit die Bloͤdigkeit jhrer Vernunfft an Tag geben vnd jhrer Vn= wiſſenheit offenbahre Zeugen anruffen. Sind demnach dieſe Laͤſterer vnd Igno= ranten/ welche die Philoſophi auch Narren ſchelten/ von dieſen Himmliſchen Mahlzeiten billich abzuweiſen vnd jhren Phantaſtiſchen Traͤumen allerdings zu= vbergeben.Es werden aber etliche jhre Ohren empor recken/ vnnd auffmercken/ ob ich mich ſelbſten dieſer Præparation woͤlle ruͤhmen vnd mir derſelbigen vollkommene Wiſſenſchafft zueygnen/ 255 dieweil ich aber dem Guthertzigen Leſer auch hiebevor verheiſſen/ allein das jenige zu tractiern/ das ich ſelbſten experimentiert vnd erfah= ren/ begehre ich an dieſem Orth (ſintemal es keinem ehrlichen Mann gebuͤhrt/ ſondern der Betrieger eygene Art vnd Gewonheit iſt) von eygendlicher Gewiß= heit dieſer Sachen boßhafftiger Weiſe nichts zuerdichten: Sintemal es ein Hei= lige vnd Goͤttliche Kunſt vnnd Wiſſenſchafft nicht der Sophiſten/ ſondern der Philoſophen iſt/ welche die Vnwiſſende faͤlſchlich verdammen (ſintemal in keiner Kunſt/ ſo wol den Freyen/ als den Mechaniſchen/ mehr Betrieger zufinden) da ſie doch im Gegentheyl wegen der groſſen Wunderwerck/ ſo ſie in ſich begreifft viel mehr zu ehren vnd allen Irꝛdiſchen Kuͤnſten vorzuziehen/ dergleichen dann die wahre Medici zuthun pflegen: Welche durch den Geiſt der Goͤttlichen Weißheit erleuchtet mit einem ehrlichen Kleyd vnnd Nahrung vergnuͤget (fintemal vnmuͤg= lich/ daß ein armer duͤrfftiger Menſch/ oder ein anderer/ ſo nicht frey/ koͤnne philoſo= phiern) Gott nach dem Exempel Salomonis nicht vmb groſſe Reichthumb/ ſon= dern vmb Weißheit vnnd vmb Eroͤffnung deß Zeughauſſes Gottlicher Wiſſen= ſchafft bitten. Vnd all jhr Gluͤck vndd Seeligkeit im Himmel vnd der Liebe Got= tes/ von welchem alle gute Gaben herkommen/ ſuchen: Ja welche die Lieb der Ge= heymnuſſen vnnd Natur nach der Goͤttlichen Gnade befoͤrdert vnnd zu fleiſſiger Nachforſchung angereitzt vnd treibt: Welche auß ſtaͤtigem Verlangen vnd Be= gierde eine Wiſſenſchafft zuerlangen ohne eytele Hoffnung deß Gewinns oder nichtigen Ehr/ ſich keine ehrliche/ langwirige vnnd muͤgliche Arbeit in der Forcht Gottes laſſen verdrieſſen 256 / vnd ſolche groſſe Gaben ohne alle Boßheit mit Ver= laſſung deß Brunnens deß Menſchlichen Durſts/ in aller Demut mit Forcht vnd Zittern zu dem End/ ſo ſie dem Meiſter der Natur ſchuldig/ nemblich zur Ehr vnd Lob Gottes/ vnnd jhrem vnd deß duͤrfftigen Neben Menſchen Nutzen mit be= ſtaͤndiger Verſchwiegenheit 257 ohne Stoltz/ welche aller Menſchen Haß erweckt/ gebrauchen. Dieſe Soͤhne vnd Erben der vberguͤldeten Kunſt (deren Goldt Gott der Allmaͤchtig iſt) ſollen dieſem groſſen Schatz/ welchem kein Reichthumb zu= vergleichen von wegen deß Menſchen Geſundtheit billich nachforſchen vnnd die [ID00103] Provintz der Metall den jenigen vbergeben welche eines boͤſen Hungers/ dem vn= erſaͤttlichen Geitz ergeben/ keiner Billigkeit achten/ vnd beydes Tag vnd Nacht an Leib vnd Gemuͤth mit jhrer groſſen Gefahr geplagt werden. Dann es ſoll ein Phi- loſophus in keinem Ding geitzig ſeyn ohn allein in der Weißheit/ welche mit Goͤtt= lichen Sachen vmbgeht vnd zuthun hat. Iſt demnach von keinem wahren Phi- loſppho jemals erhoͤrt worden/ daß er nach Reichthumb geſtrebt/ ſondern ſie ha= ben ſich je vnd allwege in den Geheymnuſſen der Natur bemühet/ in Betrachtung/ daß wann ſie ſolche erlangt/ ſie nicht das Reichthumb eines Koͤnigreichs/ ſondern der gantzen Welt Schaͤtz in jhrem Beutel truͦgen/ vnnd in vnnd mit Gott Herꝛn derſelbigen vnd aller Creaturen ſeyn koͤnnen. Es wird aber dieſe Gab weder durch Zorn noch durch angewendete Gewalt/ ſonder durch deß allerhoͤchſten Eingeben entweder ohne Mittel/ oder deß Weiſen Lehrmeiſters erfahrne Demonſtration oder Vnterweiſung erlangt. Vnd daß dieſem alſo/ iſt auſſer allem Zweiffel vnd kanns kein wahrer Philoſopus je verneinen. Wer iſt aber vnter allen/ der mit rechtem ja auch dem aller ſcharpffſten Verſtandt vnd gebuͤhrlichen Mitteln dieſe Wiſſenſchafft ſucht/ deme die Aſtra ſo geneygt vnnd gewogen/ daß er durch den Eingang deß Firmaments zu deß Apollinis Heiligthumb koͤnne eingehen vnnd durch anderer Huͦlff den Berg der Alchymy erſteigen? 258 Dann wer darff einem andern die Handt bieten/ er habe jhn dann in der Forcht Gottes/ heiligem Leben vngefaͤlſchtem Harpocratiſchen Glauben/ vnd in vielen Gefahrn erkennet. Wer dieſe Kunſt begehrt/ der mach ſich keiner anderer Meynung Leibeygen/ vnd laͤſt ſich auch durch Geld nicht einnemmen vnd bewegen.Sintemal die murriſche Vnfaͤhigkeit/ ruhmſuͤchtige Geſchwaͤtz/ Halß= ſtarrige Vnglaubigkeit/ mißguͤnſtige vnnd verdambliche Vnglaͤubigkeit vnd Epi= curiſche Vnwuͤrdigkeit das Endt vnd Effectum in allen Geſchaͤfften verhindert vnnd verderbt. Die loͤbliche Alte bekennen mit einem Mundt/ daß kein Menſch von dem erſten biß zu dem letzten/ das Secret dieſer Goͤttlichen Kunſt auß ſeiner natuͤrlichen Verſtandt habe koͤnnen erfinden/ 259 nemblich nach dem na= tuͤrlichen Verſtandt oder Experientz/ ſintemal ſolche/ als etwas Goͤttlichs vnnd verborgenes den Verſtandt vbertrifft/ wie ſolches die vnauffhoͤrliche vnnd be= ſchwehrliche Arbeiten der jenigen bezeugen/ ſo ſich dieſelbige durch fleiſſiges Leſen vud Gegeneinanderhaltung der Authorum zuerlernen vnterſtehen: Sondern daß Gott/ als der Außtheyler aller Gaben ſeinen Glaubigen weiſen/ vnnd die jhn foͤrchten vnd ehren/ ſolche offenbahrt 260 / damit ſie ſeine allmaͤchtige Guͤte verſte= hen/ ehren vnd lieben/ jhn in allen ſeinen wunderbahrlichen Thaten preyſen/ jhme von allen Kraͤfften ohn allen Vnflat der Suͤnden in Heiligkeit vnnd Gerechtig= keit dienen/ vnnd alſo ſehen/ was für groſſe Gutthaten er den Menſchen erwie= ſen.
|| [ID00104]
Wer dieſes alles recht bey ſich bedenckt/ der wird ſich nicht verwundern/ wann vnter ſo viel tauſendten deren/ die es ſuchen (nach vmbgekehrter Ordnung 261 das Reich Gottes hinden an ſetzen vnd ſich zum aller letzten vmb daſſelbige be= kuͤmmern) vnd aber kaum einem die Pfort der Natur nach zuruͤck geſchobenen Riegel Gottes wird eroͤffnet/ dieweil es ohne zweiffel Gottes gnaͤdiger Will nicht iſt/ welcher die Hertzen vnd Nieren der Menſchen erforſcht/ vnd ſeine Gaben bey= des mittheylt vnd entzeugt/ wem er will: Sintemal dieſes Werck nicht in dem Woͤllen eines Menſchen/ ſondern in GOttes Erbarmen beſtehet/ welcher weiß/ daß es nicht einem jeden zu ſeiner Seeligkeit nutz vnd gut iſt/ beneben der guten Geſundheit auch Ehr vnnd Reichthumb beſitzen: Vnd ob ſchon der Schluͤſſel zu dem Philoſophiſchen Garten jrgend zufinden (wie ich weiß/ daß etlichen begeg= net) ſo haben ſie doch/ dieweil die Thuͤr der Gnaden vnd Benedeyung Gottes ver= riegelt geweſen/ nimmer koͤnnen auffſchlieſſen/ viel weniger hinein gehen/ die er= wuͤnſchte Fruͤchte deß Hermetiſchen Baums abbrechen vnd deß allerlieblichſten Kerns genieſſen. Alſo haben etliche Betrieger auch zu vnſerer Zeit das wahre Phi= loſophiſche Fermentum (wiewol von andern bereitet) durch verbottene Mittel vnd Diebiſcher weiſe zuwegen gebracht/ jedoch dieweil ſie den Anfang nicht ge= wuſt/ daſſelbige ferꝛner nicht vermehren koͤnnen/ ſintemal dieſe allerheiligſte Wiſ= ſenſchafft ſolche vnerfahrne großſprecher zu jhren jnnerſten Geheymnuſſen nicht laͤſt gelangen. Dieſes iſt das Werck vnter dem Gewandt der Philoſophiſchen Jungfrawen verborgen/ daß kein Bruder den andern lehren vnd weiſen woͤllen Iſt derowegen ein vergebliche Arbeit/ die erfahrne deſſelbigen mit allen erdenckli= chen Gutthaten zu der Communication woͤllen bewegen.) Das iſt/ daß in den allerkoͤſtlichen Schaͤtzen deß Gemuͤths vnnd Gedaͤchtnuß verborgene vnnd be= grabene Kleynodt vnd Geheymnuß. Vber welches geheyme die aller ſubtieleſte Philoſophi gleichſamb ein Recht haben (welche den Fluch Gottes vnd der Wei= ſen jhren Nachkoͤmblingen hinderlaſſene Vermaledeyung befoͤrchtent/ mit allem Fleiß jhre Schrifften verdunckeln/ damit ſie nicht einem jeden derſelbigen Ver= ſtandt eroͤffneten vnd die edle Perlen dieſer Kunſt den vnflaͤtigen Saͤuwen vor= wuͤrffen 262) damit ſie in einem Buch nicht vrtheilen: Sintemal auch keiner vn= ter den jenigen/ ſo dieſe Wiſſenſchafft in dem Schreyn jhrer Hertzen gehabt/ die= ſelbige offenbahret/ ohn allein den verſtaͤndigen/ vnd darzu nur allegorice oder durch Gleichnuß. Dieweil den Philoſophis dieſe Facultet vnd Gewalt gegeben/ daß dieweil ſie Herꝛn der Dinge worden/ ſie auch die Namen nach jhrem Belie= ben/ moͤchten außtheylen/ vnd jhre Geburt bekleyden/ ob es wol die wahre Philoſo= phi/ ſo einander mit allem Fleiß geholffen/ vnd den Acker zugleich gebauwet/ alle= zeit genoſſen/ wie ein jeder verſtaͤndiger/ wuͤrdiger vnd von GOtt zu ſolchem Ge= heymnuß erwoͤhlter/ gleich als in einem Spiegel befunden/ haben es aber Gott im Himmel allezeit zugeeygnet vnnd vbergeben/ ſolches einzublaſen/ wem er woͤlle/ vnd zu verhalten/ gleichsfalls wem er woͤlle: Jedoch darneben hoch betewert/ daß niemand 263 (hindangeſetzt inſonderheit all die jenige/ ſo der Tinctur von Natur [ID00105] vnd aller Dings ohn/ es komme dann auß dem erſten Brunnen her) zu dem er= wuͤnſchten Ende koͤnnen gelangen/ 264 es ſey dann die pinguedo Salis ſeu Sanguis vnd Roslunariæ, durch das Circkelrunde Rad/ mit Huͤlff der Kunſt vnd Natur zu der ſechs Ecketen Form in ein Corpus gebracht/ welches doch nimmermehr ge ſchicht es ſey dann Gottes ſonderbahrer will/ welcher dieſe Gab deß Heiligen Geiſtes vnnd vnerſchaͤtzlich Kleynod auß lauterer gnad mittheylet/ 265 wem er will.Vnnd wem er auß ſolchen ſeinen Schaͤtzen nichts goͤnnet/ der wird mit aller ſeiner Muͤhe nichts erlangen 266. Dann der Geiſt kompt auß Gna= den/ vnnd blaͤſet an wen er will. Dieweil demnach alle Mühe vnnd Fleiß bey den Menſchen vmb ſonſt/ wo nemblich Gottes Befoͤrderung nicht zugegen (es woͤlle dann jemandt wider die offenbahre vnnd vnwanckelbahre Warheit ver= meinen/ daß Gott ein Regierer deß gantzen Weſens ſey/ vnnd ſich alſo dem Willen ſein es Schoͤpffers/ freventlich widerſetzen/ vnnd dannenher Gottes gerechten Zornmuthwillig auff ſich laden) als kan ich mich nicht genugſamb verwundern/ daß zu dieſen vnſern Zeiten viel 267 fuͤrnehme Leut jhr Geldt vnd gute Zeit ſo vergeb= lich anwenden vnd ſich mit der Welt/ ſo da anderſt nicht will/ als betrogen ſeyn/ von den Gewiſſenloſen Landtſtreichern vnnd Betriegern durch ſüſſe Wort vnnd Verheiſſung guͤldener Berge laſſen verfuͤhren/ vnd nicht bey ſich bedencken/ daß ohne die freye Kunſt (von denen doch dieſe Buben nichts wiſſen vnd deß Waſ= ſers auß dem Brunnen der Natur noch keinen eintzigen Tropffen verſucht) kein vollkommene Wiſſenſchafft der Geheymnuſſen erlangt vnd beſeſſen werden kan. Dieſe Gymnoſophiſten machen mit jhren Phantaſtiſchen vnnd vnſinnigen Er= findungen der leichtglaͤubigen Ohren reich/ damit ſie jhnen die Beutel deſto beſſer koͤnnen außfegen/ verheiſſen groſſe Dinge/ das doch alles erlogen: Vnd laſſen ſol= chen einfaͤltigen geringglaͤubigen Leuten nichts mehr zur vergeltung/ als daß ſie be= neben dem Schaden/ welchen ſie allbereit erlitten/ jm̅erzu newe Bubenſtuͤck erden= cken vnd ſie noch feꝛner betriegen. Soll ſich derwegen ein jeder fuͤr ſolchen Geſelln als fuͤr der grewlichſten Pein der Hellen ſelbſten vorſehen vnd huͤten. In Betrach= tung (welches das aller fürnembſte) daß die Warheit Gottes/ deren Geheymnuß allein bey denen/ die Gott foͤrchten/ 268 in keiner Boßhafftigen vnnd vnwuͤrdigen Seelen wohne/ welche jr gantzes Leben in Eytelkeit vnd Erfindung allerley Betrug verſchlieſſen/ vnd faſt die gantze Welt mit jhren vergeblichen Dealbationibus, Ru- befactionibus, oder weiß vnd roth machen/ vnnd Incruſtationibus vorgeſetztes Fleiſſes vnd boßhafftiger Weiſe betrogen 269. Vnd dieweil ſich der Pandoræ Fa= bel agiern/ als widerfaͤhrt jhnen endlich auch nicht anders/ dann was jhnen Al- phidius zuvor geſagt/ daß ſie nemblich/ wann ſie das Hirn durch die Circulatio- nes verzehrt/ fuͤr die Tinctur eine Farb/ fuͤr den Lapidem Hermeticu̅ einen Stein oder Glaß/ vnd fuͤr den geſuchten Schatz Kohln vnd Aſchen bekommen: Vnd [ID00106] wer wolt ſich vber die groſſe Gewalt der Tranſmutation oder Veraͤnderung dieſer Geſellen nicht verwundern? Durch welche die Verſtaͤndige zu Narren ge= macht/ die ſtarcke vnd geſundte in Kranckheiten/ die Reiche in Armut/ vnd die mit Schulden beladene in Verzweiffelung werden geſtuͤrtzt oder doch zum aller we= nigſten zum Außreyſen bewegt. Gleich wie aber der Philoſophorum Neydt vnd Haß gegen die Kinder der Kunſt vnd Weißeit/ nicht jhrer/ ſondern GOTtes Ehr begierigen/ welche jhr Leben zu Gottes Lob vnd Preyß/ 270 zu jhres Nechſten Nutz vnnd jhrer Seelen Wolfahrt anſtellen/ nicht erſtreckt/ alſo wird auch der vollkommene Philoſophus, als ein Cuſtos vnnd Verwahrer der Geheymnuſſen Gottes/ vnd der die Wuͤrdigkeit der Kunſt betrachtet/ vnnd derſelbigen nachfolget/ nach dem er deß Hermetis mehr als fuͤnff vnnd zwantzig Jaͤhrige Arbeit mit der Huͤlffe Gottes gluͤcklichen vollendet/ auß Forcht der Rach Gottes hundert mal lieber den aller grewlichſten Todt außſtehen vnd alles Vngemach gern vnnd willig leyden/ als dieſen groſſen vnnd vberreichen jrꝛdiſchen Schatz/ 271 die vollkommene Gabe Gottes/ ſo von dem Vatter deß Liechts (nicht anderſt als ein Koͤnigreich/ ſo keinen Geſellen leydet) dem Koͤnig aller Koͤnigen/ Herꝛn aller Herꝛn vnd einem Recher alles Vnrechten herkompt/ vnd ihme allein vertrawet iſt/ durch Zorn vnd angelegte Gewalt den Gottloſen/ 272 dieſer Kunſt vnd Wiſſenſchafft abgeſagten Feinden vnnd vnwuͤrdigen Buben mit der gantzen Welt Schaden zumißbrau= chen/ auff einerley Weiſe offenbahren/ 273 dieweil er vngezweiffelt weiß/ daß er dem Gericht der Heiligen Dreyfaltigkeit vnd Chriſto deß gerechten Richters der leben= digen vnd der Todten mit Verdamnuß ſeiner Seelen nicht wuͤrde entgehen/ wann er ſeines vertrawten Talents vor dem Richterſtul Chriſti/ vor welchem wir der= mal eins muͤſſen geſtellt werden/ keine Rechenſchafft zugeben weiß/ fuͤr welchem gerechten vnnd erſchroͤcklichen Richter ſich billich ein jeder zufoͤrchten/ als der da kein Vbel vngeſtrafft/ 274 vnnd keine Wolthat vnvergolten laſſen wird. Wann nemblich in dem Tag deß Schroͤckens alle Bewegungen deß Firmaments vnnd der Elementen werden auffhoͤren/ alsdann wird alles in einen Hauffen fallen vnnd die 275 Hitz deß centri oder mitlern Puncten mit der Hitz der Sonnen verei= niget alle Verderbungen der Elementen wird verbrennen: 276 Da alles boͤſe vnnd vnreine wie Bley mit allen Verdampten in Abgrundt wird verworffen: Da alles mit einem vnauffloͤſchlichen Schwefel 277 wie ein vnverzehrent 278 Glaß/ ſo ohne vnterlaß brennet/ in Ewigkeit vnd ohne alle Verzehrung wird gequelet werden/ [ID00107] vnd alles/ ſo von der Krafft/ reinen Warheit vnd Natur der Elementen/ welche ſich vor dem Fewer der Elementen nicht entſetzen/ wie ein reine/ lautere/ vnverderbliche vnnd in einer reinen Erden beſtehende hellglaͤntzende Chryſtalline Eſſentz bleiben/ vnnd mit den Außerwehlten (wie ein Adler oder von dem Feuwer erhobener Rauch) in Ewigkeit ruhen wird. Dann wann Gott der Herr alles nach ſeinem Willen wird aͤndern vnd vernewern vnd Chryſtallinen machen/ ſo wird die Be= wegung der oͤberſten Natur ohne Verderbung in jhnen bleiben. Rom. 8. ſect. 19. biß auff 23. Davon leſe den Iſaacum Hollandum in opere minerali. Wolte Gott/ es verwendeten groſſe Fuͤrſten vnnd Herꝛn dieſer Zeit einen Theil jrer Renten/ ſo ſie von jhren Vnterthanen bekommen an gelehrte vnnd dieſer Kunſt erfahrne Leut vnd geben auß dieſen dreyer Geſchlechten der Natur/ der Animalium, Vegetabilu̅ vnd Mineralium, einem jeden/ ſo darzu tuͤchtig ſeinen Theyl/ damit ſie auß denſel= ben/ in welchen die gantze vniverſal Medicin gegruͤndet/ durch die Separation deß Fewers in ſeine drey erſte die aller außerleſenſte Mediciniſche Geheymnuſſen moͤchten herauß bringen. Die Philoſophiſche Kunſt Kammer eines Fürſten/ ſo mit einem ſolchen koͤſtlichen vnd heylſamen Schatz erfuͤllt/ koͤnnte auch mit deß Pactoli Reichthumb certiern vnnd ſtreiten: Sintemal die Offenbahrung eines ſolchen Schatzes aller Vmbſtaͤnder Augen wie ein Magnet wuͤrde an ſich ziehen vund erfrewen. Auß deſſen lieblichen vnnd vnerſaͤttlichen 279 Schoͤne An= ſchawen die Augen vber alle maſſen werden ergetzt vnnd das Gemuͤth zu jhrem Schoͤpffer erhoben. Da ſihet man ein außerleſene Maͤnge der vegetabilium, wel= che durch die Anatomiam Harmonicam mit vnſers Leibs Gliedmaſſen ſehr fein vberein ſtimmen vnd durch die Entbloͤſſung in jhrer wunderbabren vnd vberauß anmuͤthigen Varietet offenbahret vnd ſichtbar worden: Dort aber der Anima- lium, vnd hie der Mineralium vnd Metall: Die Dianam, nemblich die Dreyeinige entbloͤſt mit ſo viel vnd mancherley Farben vnd Formen in einer jeden Claß allezeit mit dem dreyfachen hellglaͤntzenten Mercuriali Sulphurea oder vber auß ſchoͤnfaͤr= bigen oͤlechten vnd allerweiſſeſten Salina widerſcheinendt vnd glaͤntzent: Welche ſich ſonſten wider das vnreine Anſchawen derſterblichen Menſchen zubekleyden vnd in derſelbigen Gemeinſchafft alſo bloß nicht zukommen pflegt. Fuͤrwahr ein Koͤniglich vnd Fuͤrſtlich Werck deß Koͤnigs Franciſci in Fra̅ckreich/ als der die Ge= lehrte in hohen Ehren gehalten/ vnter den dreyen ein loͤblich vornehmen/ welches er doch/ von dem Todtvbereylet richt zu Ende gebracht.Vnnd mit dieſem Talent) jedoch mit Vorbehalt der Quell vnd Brunnens ſelbſt vnd Heraußlaſſung der vberfluͤſſigen Baͤchlin) GOTT in dem Nechſten duͤrfftigen Menſchen vnnd ſeinen Gliedmaſſen wol thun vnnd dienen/ iſt es nicht ein Werck der Freundtlichkeit vnnd Freygebigkeit vnnd ſonderlich in demſelbigen groſſen Hoſpital? Vnnd durch dieſen Weg/ nemblich in der Forcht GOTTES vnnd Liebe gegen dem Nechſten gibt der Vatter deß Liechts [ID00108] (von welchem allein/ 280 als von der fuͤrnembſten wuͤrckenden Endtvrſach aller Creaturen vnd Geſchoͤpffe herkommen) das Gute/ ſo wir bitten/ ſuchen vnd mit vielfaltigem Anklopffen begehren/ ſintemal ohne denſelbigen kein vornehmen loͤb= lich: Vnd er thut nicht allein was die Gottsfoͤrchtigen begehren/ 281 ſondern auch vberſchwenglich mehr/ als ſie von jhm bitten. 282 Dann dieſe eintzige Straß iſt nit allein zu allen erwuͤnſchten Geheymnuſſen der Natur die richtigſte/ ſondern daß das aller fuͤrnembſte/ ſie fuͤhrt vnnd leytet auch zu dem Werckmeiſter derſelbigen ſelbſt: Welchen wann wir jhn als ein vnerſchoͤpfflich Meer aller Guͤte durch die Widergeburt (nach dem die Alteritet durch die vnitatem ???h oder Einigkeit ver= ſchlungen) werden wir in dem Sabbath aller Sabbath vnd in dem ewigen Jubel= jahr/ vmb welches wir erſchaffen/ ergrieffen 283 / ſo haben wir mit der Huͤlffe deß All= maͤchtigen den rechten vnd wahren Zweck erlangt/ vnd werden durch deſſelbigen vollkommenen Genieß dermal eins nicht anders ergetzt vnd erfrewet werden/ dann als ein armer vnd hochbetruͤbter vertriebener Wandersmann/ welcher durch aller= ley Widerwertigkeiten hin vnd wider/ durch Fewer vnd Waſſer vnd anders der= gleichen ein lange Zeit verjagt geweſen/ vnd endlich widerumb in ſein liebes Vat= terlandt gelangt: Sintemal der jenige von dem Suͤſſen nichts weiß/ der das bittere nicht verſucht. Ohne Creutz vnnd den Todt iſt zu dem verlohrnen Guten kein widerkehren. Vnd will auch GOTT der HErr mit nichten/ daß der ſterbliche Menſch/ ſo jetz und gleichſamb in der Frembde wallet 284 durch ein gantz ebenen vnd lieblichen Weg zu der vnſterblichen Seel=vnd Herꝛligkeit gelang/ ſondern es muß ( d Wer eins kennt der ken= net alles. Wer viel ler= net der lernet ???ichts. Syrac. 34 ſect. 12. 13. 14.) ſolches durch das 285 Feuwer der Truͤbſal vnnd durch den bittern Todt geſchehen: Sintemal die Kroͤnung vnd Abwaſchung der Threnen aller erſt nach erlangtem 286 Sieg vber die Feinde erfolgt/ als deren ſie/ vnd noch eines groͤſſern/ nemblich/ deß e= wigen Lebens/ wuͤrdig.Ob wol aber/ damit ich zu der hoͤchſten Medicin gelangte/ das widerwaͤrtige Gluͤck/ mich/ als der ich mich der reinen vnd lautern Warheit jederzeit zum hoͤch= ſten beflieſſen/ zu den jnnerſten Geheymnuſſen dieſes Philoſophiſchen Sacrarij o= der Heiligthumbs (nicht zwar Goldt oder Silber zumachen/ ſintemal die jenige reich genug/ die ſich mit wenigem laſſen begnuͤgen/ ſondern auß Begierde die wah= re Medicin zuerlangen) nicht allein nicht geleytet/ ſondern/ weiß nicht auß was vnſeligem Stern/ je mehr vnd mehr herumb gefuͤhrt/ je eyfferiger ich darnach ge= trachtet: Sintemal mir die Mißguͤnſtige je vnd je im weg geſtanden/ vnd mich zu hindern vnterfanden. Vnd dieweil ich demnach weiter nicht gekoͤnnt/ beluſtige ich mich jedoch mit den Gedancken einer ſolchen hohen Sach. Was/ wem/ wann vnd wie viel/ daß weiß Gott allein/ deſſen Namen geprieſen vnd in Ewigkeit ge [ID00109] lobet ſey: Sintemal das Gute/ ſo Gott abwendet/ offtmals koͤnnte zu Schaden gereichen. Vnd ſoll niemandt deren armes vnd vnſeliges Leben begehren/ denen jhr Gluͤck 287 zu Schaden gereicht/ vnnd welche dannenhero etwas boͤſes erlangt/ von wannen ſie gutsverhofft. Vnd welche in dem Gluͤck ſo hoch geſtiegen/ daß ſie nicht hoͤher kommen koͤnnen/ denen ſind etwann von eben demſelbigen Feſſel ange= worffen worden/ daß ſie ſolch Gluͤck haben muͤſſen verlaſſen: Item welchen Gott in ſeinem Zorn etwas gibt/ daß er jhnen in ſeiner Gnade/ als ein Gutthat verſagt Jedoch dieweil man die Werck Gottes ſoll ruͤhmen vnd preyſen/ vnd damit dieſe meine Schrifften bey den Nachkoͤmblingen ein Zeugnuß ſeyen/ daß auch zu vnſe= rer Zeit die Gnade Gottes den Glaubigen nicht ſey verſagt worden/ als kan ich an dieſem Orth nicht voruͤber der ſonderbahren Gnade vnnd Guͤte Gottes gegen mich zum Zeugnuß der Warheit zugedencken/ daß mir nemblich in meinen viel= faltigen Reyſen das Glück ſo vielen andern nicht gedeyen moͤgen/ durch den Se= gen Gottes/ widerfahren/ daß ich dieſelbige hab koͤnnen anſchawen vnnd ſchme= cken/ bey einer hohen vnd fuͤrnemen Perſon/ welcher Gott ein froͤliche Zeit verleyhe/ vnd ſonderlich bey dem Helioc Ansharo bor EaLe, welcher nunmehr in Chriſto entſchlaffen: cuiu Smodil ENtis DenIque conſueVerunt latitare temp Orum currIcVlis. Dannenhero ich ein lange Zeit mit groſſem Wunder der Naturvnd Verwunderung gleichſamb verſtuͤrtzt vnter viel vnnd mancherley Veraͤnderun= gen der vntern Aſtronomiæ (nach dem der feuchte Weg der Alten noch nicht al= lerdings zu deß Baſilißken 288 Aug erhoben) in dem kalten geſchehen/ biß mir end= lich diß eintzige Wunder/ welches alle andere Wunder vbertrifft/ am ſeltzamſten vorkommen/ vnnd welches vor allen andern deß Anſchawens am wuͤrdigſten iſt/ daß ein eintziges genoſſene Troͤpfflin dieſes Laticis (in welchem/ als in einem Zeughauß aller Himmliſchen vnd Irꝛdiſchen Coͤrper zertheylte vnnd außgeſprei= tete Kraͤffte/ durch ein wunderbahres Kunſtſtuͦck vnſichtbahr vereiniget: Ja in welchem die gantze Welt Aſtralice zuſammen gezogen) dem Menſchen/ ſo jetzund dem Todt faſt nahe/ vnnd demnach von aller aͤrtzten/ als vnheylſam verlaſſen durch ſeine Fewrige Aſtraliſche vnnd Himmliſche Natur vnnd vnſichtbahre Influentz ſich zu dem Hertzen begibt/ die natuͤrliche Kraͤffte vnnd Werckzeuge deß Lebens vernewert vnnd die erſtorbene Natur (durch die Kranckheit der Zufaͤlle/ welche ein Remotionem oder Abſoͤnderung vervrſachen) widerumb erweckt vnnd die verlohrne Geſundtheit in einer eintzigen Nacht widerbracht: Dannn es hilfft die= ſe Koͤnigliche vnnd gleichſamb aller anderer Artzneyen Gebieterin den Menſchli= chen Coͤrpern aller ſeiner/ vnnd alſo auch der vnheylſamen Kranckheiten gleich= ſamb in einem Augenblick ab/ es woͤlle es dann GOTT ſonderlich nicht haben/ ſintemal viel Kranckheiten ein ſonderbahre Straff GOTTES/ deren Cur in der Natur nicht zu ſuchen: Dieweil ſie dieſe gantze newe vnnd widergeborne Welt/ die kleine alte vnnd verderbliche Welt/ das iſt/ den Menſchen durch Krafft jhrer Widergehurt kann vernewern/ alles/ was in deß Menſchen Leib verderbet iſt/ zurecht bringen vnnd heylen/ den Vberfluß verzehren/ der Mangel ergaͤntzen/ alſo die gantze kleine Welt in ein recht vnnd wahres Temperament verſetzen/ vnd [ID00110] biß an das Ziel 289 deß Todts/ ſo dem Menſchen der Suͤnden halben vorgeſteckt/ in jhm erhalten.Eben durch den Geiſt der Welt/ wie gleichsfalls auch durch die Waͤrmbde der Sonnen vnd Monds/ durch welche die Menſchliche Coͤrper von jhren Kranck= heiten vnd boͤſen Zufaͤlln erlediget werden/ werden auch die vnvollkommene vnd vnreine Metall ohn ein newe Bewegung der Gebaͤhrung vnd Verderbung/ allein durch die Weiſe der Alteration vnnd Abwendung deren Zufaͤlle/ ſo jhnen ſolche Kranckheiten vervrſachen (ſintemal die Metall nit nach der Art vnnd Geſchlecht/ ſondern allein durch die Zufaͤlle vnterſcheyden) widerumb zu jhrer Geſundtheit/ welche die Aureitas iſt/ gebracht.Von vnſern gemeinen Kluͤglingen/ welche von dieſen Vulcaniſchen Ver= aͤnderungen vnd Krafft Gottes/ ſo der Natur beygefuͤgt oder zugethan/ nichts wiſ= ſen/ ſich allein vber der Heyden Artzney verwundern vnd zur Entſchuldigung jhꝛer Vnwiſſenheit der Weiſen Reden fuͤr Gedicht vnnd Fabeln halten/ iſt nicht Wun= der: Sintemal die Vernunfft der Verſtaͤndigen/ welche mit keinen Traditioni- bus oder præceptis thoͤrichter Leut iſt verfinſtert/ ſolches kaum begreiffen kan/ wan̅ ſolches wegen der beſchreyten Vngewißheit/ 290 den Vnwiſſenden/ als ein Ge= heymnuß/ ſo billich zuuͤerſchweigen/ vnmüglich ſcheinet (ob es wol mehr/ als wahr) Dieweil ſie von der Hitze der Sonnen vnnd deß Mondts jhr lebenlang nichts ge= hoͤrt: Viel weniger daß durch Huͤlffe der Mechaniſchen Magia das Element der Erden auff dem Waſſer ſchwimmen koͤnne 291. Dieſes wiſſen/ iſt recht vnnd war= hafftig Philoſophiſch vnnd einem Aſtraliſchen Medico vor allen Dingen von noͤ= then: Deren keiner zu einiger Wuͤrckung der wunderbahren Effecten oder derſelbi= gen Wiſſenſchafft gelangen/ noch auch/ er hange dann dieſer Wiſſenſchafft an/ ſei= ner Kunſt gewiß ſeyn kan/ ſonderlich in vnſerer Leiber vnheylſamen Kranckheiten Cur/ als den vier Monarchen aller Gebrechen/ nemblich der ſchwehren Noth/ Podagra/ Waſſerſucht vnnd Auſſatz. Dieſe vier fuͤrnembſte Geſchlecht der Kranckheiten hat Paracelſus nicht durch deß Teuffels/ ſondern mit Gottes Huͤlff/ 292 wunderbahrlich vertrieben/ vnd damit im Werck bewieſen/ daß er ſein Medicin von Gott erlernt/ vnd daſſelbige nicht mit gemeinen Purgationen/ ſondern mit ſehr wenig verliehenen Reſtaurantibus oder Widergebaͤrenden 293 Artzneyen durch welche die Natur vernewert/ nachmals fuͤr ſich ſelbſten außgetrieben/ wie ſeine Grabſchrifft zu Saltzburg den Nachkoͤmblingen mehr dann genugſamb bezeu= get. Alle Kranckheiten/ ſo auß der Verderbung der Feuchtigkeiten herkommen/ ſie ſeyen ſo groß vnd vnheylſamb als ſie jmmer woͤllen/ werden durch dieſe Vni= verſal Medicin vertrieben/ es habe dann der Menſch ſein letztes Ende/ ſo jhme von Gott beſtimpt/ erreicht/ oder ſolche Kranckheiten von Gott als ein Straff ſeiner Suͤnden bekommen. Es kan aber niemand ſolche Himmliſche Gabe/ wie oben an= gezeygt/ gebrauchen/ es habe es jhm dann Gott gegeben/ welcher allein die Finſtere dieſer Geheymnuſſen erleuchtet vnnd jhre Heyterkeit widerumb verdunckelt/ daß [ID00111] alſo niemand dieſelbige genug verſtehen kan/ er werde dann von Gott erleuchtet/ gleich wie auch den jenigen/ die aller geheymſte vnd verfinſterſte Sachen nit koͤn= nen verborgen bleiben/ wann ſie jhm von demſelbigen Gott ſind offenbahret vnnd entdeckt/ ſintemal ein ſolche Facultaͤt niergend anderſt/ als von der ſonderbahren Gnade deß Allerhoͤchſten Schoͤpffers her erlangt wird. Danneshero dann Lul- lius ein Gottlicher vnd vnter allen der vollkommenſte Philoſophus nicht vnbillich ſchleuſt/ es muͤſſe zwiſchen dem Artiſten/ vnnd Gott ſelbſten/ als der erſten Vrſach/ ohn alle Widerwaͤrtigkeit eine Zuſammenſtimmung ſeyn/ damit der erſte Bewe= ger/ als die Principal Form/ die Intelligentiam, das iſt/ deß Artjſten Gemuͤth zu der rechten Warheit bewege/ jhme das jenige/ ſo in dem Magiſterio dieſer Kunſt verborgen/ zu offenbahren. Geſegnet wird den ſeyn/ welchem Gott die Gaben ſei= ner Gnaden verleyht: Dann er iſt der Herr deß Himmels/ welcher das Hertz deß jenigen weiß/ der ſolches recht gebrauchen wird. Jedoch ſehen wir/ daß nicht allein offt vnnd viel mal in der Vndanckbarkeit gegen Gott geſuͤndiget wird/ ſon= dern daß ſich jhrer viel boͤſer Kuͤnſte/ ſo einem Philoſopho ſehr vbel anſtehen/ ge= gen jhrem vnſchuldigen Naͤchſten gebrauchen: Vnnd zwar ſo haben jhrer zween auß fuͤrnemen vnd faſt gelaͤrten Maͤnnern vnſerer Zeit/ vnterſchiedlicher Nation nit geringe Philoſophi, wider den Fluch der Philoſophorum dieſe Kunſt gewaltig mißbraucht vnd (ſintemal ein jeder nach der Dexteritaͤt vnnd Geſchickligkeit/ ſo er von ſeinem Syderiſchen Geiſt empfangen/ ſeines Gluͤcks eygen Meiſter iſt) mit ewiger Schand jhres Namens/ ſo nach der vnſchuldigen Proclamation der war= hafftigen Philoſophiſchen Kunſt zu erbarmen/ jhnen ſelbſten jhr eygen Verderben auff den Halß gezogen vnd ſind demnach durch den gerechten Zorn GOTTes (ſo wol wegen deß groſſen Hochmuths vnnd Geſchwaͤtzes/ welche den vnbußfertigen die ewige Straffetroͤwet/ als jhres Betrugs vnd Verletzung der Hippocratiſchen Verſchwiegenheit) jaͤmmerlich verzehret vnd geſchweyget worden.Die alte vnd erfahrnere in einem gluͤckſeligen Geſtirꝛn geborne Philoſophi, als Kinder deß Hermetis, Erfinder der Wiſſenſchafft/ 294 bey welchen die Warheit das hoͤchſte Gutvnd hergegen nichts ſchaͤndlichers/ als die Luͤgen vnnd Betrug: Vnd 295 welchen allezeit lieber geweſen ohne Zeugnuß der vnerfahrnen Maͤnge et= was mit Warheit beſitzen/ als von auſſen geſehen vnd hoch gehalten werden/ vnnd welche jhnen ſelbſt ein vnbefleckt Gedaͤchtnuß bey den Nachkoͤmblingen zuhinder= laſſen vnterſtanden: Nicht wie leichtglaͤubige meynen/ daß ſie durch jhre eytele Einbildungen betrogen/ andere widerumb woͤllen betꝛiegen/ daß dann keinem ehꝛli= chen Mann wol anſteht: Dieſe/ ſage ich/ der Natur nit offenhahre/ ſondern geheyme Secretarij, ſind 296 in de̅ Liecht der Natur/ ſo in jhnen hell vnd klar angezuͤnd/ nach jre̅ beſten Vermoͤgen von oben herab verliehen/ der Vernunfft/ als dem beſten Fuͤhrer nachgefolgt/ ſich alleſampt mit allem Vermoͤgen deß Leibs vnd Gemuͤths nach der Tugend/ vnd alſo zu einem Zweck gelenckt vnd gericht et/ in Betrachtung/ dz nichts koͤſtlichers vnd ruͤhmlichers/ als nach der Forcht vnnd Liebe gegen ſeinen Naͤchſten vernuͤnfftig vnd in ſtiller ruhe leben vnd einem guten Gewiſſen guter Geſundheit pflege̅: Das iſt die erlangte Philoſophi/ welche Parac. in der Tinctur der Phyſicoru̅, [ID00112] ein langwirig vnnd geſundt Leben ohn alle Kranckheiten biß in den natuͤrlichen Todt außleget vnd erklaͤrt/ wie gleichsfalls auch ein ehrliche Auffenthaltung eines langen Lebens in dieſem Jammerthal/ in welchem wir GOTT vnſerm HErnn ohne Maͤngel vnnd Schaden deß Nechſten koͤnnen dienen: Vnnd ob wol dieſer Gluͤckſeligkeit viel mit groſſer Muͦhe vnd Arbeit nachgeforſcht/ ſo haben ſie doch befunden/ daß dieſelbige durch kein ander Mittel/ noch andere Kunſt zuwegen zu= bringen/ als durch die wunderbahre vnd allertiffeſt verborgene Complexion aller in einer maſſa zuſammenflieſſenden Kraͤffte der gantzen Creatur (allein durch den Philoſophiſchen Weg der Vernunfft) mit allen dieſen Spiritualiſchen Kraͤff= ten vnd actiuis Qualitatibus durch groſſe Gutthat deß Verſtandts vnd 297 Kunſt der kleinen Welt/ in eine maſſam (welche ſie jhren Lapidem oder Pulver zunen= nen gepflegt) zuſammen gefugt (ſintemal die vereinbahrte Kraͤffte viel ſtaͤrcker wuͤrcken/ als die zertheylte) haben ſie beneben deß Gemuͤths allerlieblichſten vnd wunderbahren Erleuchtigung (dann es iſt das Liecht der Natur in den Finſter= nuſſen der Welt faſt hellſcheinendt) vnnd aller natuͤrlichen Dinge vnd Himmli= ſcher Geheymnuſſen Wiſſenſchafft vnd vollkommene Wuͤrckung: Ja nach aller Dinge zuflieſſendem Vberfluß haben auch die Gutthat der Geſundtheit durch den rechten Gebrauch dieſes aller groͤſten vnnd wunderbahren Magiſterii biß auff die allerhoͤchſte Verwunderung zuwegen gebracht: Deſſen vnſere liebe Vor= fahren die in deß Hermetis Schul aufferzogene Philoſophi, ob ſie wol in Ver= ſchweygung dieſer Kunſt Geheymnuß 298 mit einem beſtendigen Stillſchweigen gleichſamb ſtumm geweſen (dieweil ſie nemblich gewuſt/ welcher Gefahr dieſer ſchwehren Kuͦnſte Erfinder vnnd der Natur offenbahre Notarij vnterworffen/ daß ſie nemblich an jhrem Heyl vnnd Ruhe gleichſamb verzweiffelent jmmer muͤſ= ſen herumb wandern) jedoch die Vrſachen pflegen vorzuwenden/ daß dieſe hoͤch= ſte Medicin durch Mitwuͤrckung der ſcharpffſinnigen Natur/ als einer Meiſte= ein der Wiſſenſchafft durch das Artificium oder Kunſt/ wie jetzt geſagt/ præpa= riert vnnd bereitet/ ſey das Leben vnd Liecht/ welches vnſern Balſam/ das iſt/ den Geiſt deß Lebens oder vnſichtbahren Himmliſchen Dampff erleuchtet vnd leben= dig macht/ vnnd ſey vnſers Lebens Eſſentz oder Weſen: 299 Die Quinta Eſſentia auß den vier Elementen componiert/ in deren alle Elementem actualiter oder wuͤrcklich mit allen Actibus vnnd Geſchaͤfften/ mit der aller groſten Concordantz oder Vbereinſtimmung/ vnd warhafftigen Vergleichung nach allem Vermoͤgen der Natur vergliechen vnnd mit einer guͤldenen Ketten zuſammen verbunden ohn alle Contrarietet oder Widerwaͤrtigkrit/ jedoch alle Aggregata oder zuſammen ge= fuͤgte Ding in einer ſo ſubtielen Materi/ ſubtielen Form oder Geſtallt vnnd der Simplicitaͤt ſo nahent verwandt reſpectiuo modo, gleich wie in einem Blitz vnd [ID00113] Baſilißken Aug/ wie auß der Erfahrung erſcheinet/ in der Kranckheiten Cur vnd Veraͤnderung der Metall. Dieſes verhelt ſich alſo/ gegen den vier Qualiteten deß Leibs zurechnen: Gleich wie es ſich mit dem vnverderblichen Firmament gegen den vier Elementen verhelt. Dieſe Quintam Eſſentiam, ein Wurtzel deß Lebens 300 hat der allerhoͤchſte in der Natur zur Erhaltung der vier Qualiteten deß Menſch= lichen Leibs erſchaffen/ vnnd alſo auch den Himmel oder Firmament zur Erhal= tung deß vniuerſi. Es iſt das Himmliſche Fewer/ ſo nicht brennt: Die Seel vnd Leben aller Creaturen: Ein Subiectum in welches beneben den Kraͤfften vnnd Wuͤrckungen der Elementen/ alle Himmliſche Wuͤrckungen im Firmament/ ſo wol der ſtillſtehenden Sternen/ als auch der Planeten auff ein vnſichtbahre Wei= ſe werden infundiert vnd eingetruckt/ ſintemal aller Himmliſchen Coͤrper Influ= entzen/ welche den Sublunaribus einem jeden inſonderheit werden mitgetheylt/ in dieſem einigen zuſammen kommen vnnd concentrieret werden 301 Ein Thea- trum oder Schawplatz der Geheymnuſſen deß Liechts der gantzen Natur: 302 Ein Spiegel der Geheymnuſſen Gottes/ vnd Wunder der gantzen Natur: Deß gan= tzen Gebaͤwes der Welt Qninta Eſſentia, oder gantze widergeborne Welt/ in wel= chem der Schatz der gantzen Natur zufinden: Ein Subiectum vnnd Werckzeug aller natuͤrlichen vnd vbernatuͤrlichen Kraͤfften: Ein Sohn der Sonnen vnnd Monds/ welcher durch ſein Auffſteygen in das Firmament/ vnnd hinunter ſteygen in die Erde alle Kraͤffte der obern vnd vntern erlangt: Ein Hauß vnnd Wohnung aller Metalliſchen/ Mineraliſchen vnd Vegetabiliſchen Formen von GOTT dem HErrn vnter der Kugel deß Mondts erſchaffen: Ja daß es warhafftig ein Geiſt deß Lebens ſey/ welcher alle andere Geiſter durchtringt vnnd mit dem Geiſt vnſers Coͤrpers durchauß einerley iſt: Ein Bandt des Leibs vnd der Seelen/ mit welchem ſich das vber Himmliſche beluſtiget/ vnnd wird erhalten/ damit er auß dem Gefaͤngnuß deß Leibs nicht entrinne: Dann daß ein Fried zwiſchen dem Leib vnd der Seelen auffgerichtet werde/ iſt ein mittelmaͤſſiger Balſam 303 von noͤh= ten/ von auſſen her genommen/ das jnnerliche dardurch zu reſtauriern vnnd das Fewer deß langen Lebens zuerhalten/ ohn welchen Zundel er von dem Leib nicht anderſt/ als wie die Flamme von dem Dacht/ wann kein Oel mehr vorhanden/ hin= weg weicht. Ein Simpliciſſima von GOtt dem Allmaͤchtigen erſchaffene materia auß dem Geiſt der Welt/ zur Erhaltung der Menſchlichen 304 Natur/ allen Aertz= ten dieſer vnſerer Zeit gantz vnbekannt: Dann ſie waͤchſt nicht in jhren Schulen/ ſintemal ſie nicht zu der rechten Thuͤr in deß Apollinis Tempel hinein gehen/ ſon= dern mit einer Vngeſtuͤmme durch das Dach einbrechen/ deren Sitz einnemmen/ gleich wie vor Zeiten die Phariſeer vnd Schrifftgelaͤhrte den Stul Moyſis. Vnd [ID00114] in dem ſie die Schluͤſſel der Wiſſenſchafften vnbillich jnnen vnd gleichſamb gefan= gen halten/ richten ſie doch nichts anders damit auß/ dann daß ſie vnrecht lehren/ in die Academi der Natur ſelbſt nicht hinein kommen/ vnd auch andere/ ſo auff dem rechten Weg/ mit jhren ſchaͤdlichen Abmahnungen davon abhalten vnnd jhren loͤblichen wol angefangenen Lauff dermaſſen verhindern/ daß ſie nimmermehr zu der Erkanntnuß der Warheit koͤnnen gelangen/ noch im geringſten/ wo dieſel= bige verborgen/ in Erfahrung bringen. Dieweil aber alle leibliche Kranckheiten nach aller wahren vnd verſtaͤndigen Medicorum Meynung/ auß der Enormitet oder Vnmaß der natuͤrlichen Proportion der erſten drey (oder daß ich mit dem Hauffen der gemeinen Aertzte Rede auß der Vnrechtmaͤſſigkeit der vier Elemen= ten oder Feuchtigkeiten) her entſpringen/ auß welchen nemblich/ der vermiſchte menſchliche Coͤrper beydes geſund vnd kranck iſt: Dieſe vorerwehnte Medicin aber welche in jhr ſelbſt die materia vnſerer Erſchaffung/ iſt/ einer gleichfoͤrmigen Sub= ſtantz/ ſo in der Gleichheit beſteht/ die aller ſubtileſte Seel von den Hefen abgeſon= dert/ vnd gleichſamb ein einfache Subſtantz der Elementen/ das Quintum Eſſe o= der fuͤnffte Krafft von der reinern Eſſentz auß den vier Elementen enſtanden/ 305 gereiniget/ vnverderblich/ ſo mit dem Himmel wird vergliechen/ vnnd keinen boß= hafftigen Geiſt zulaͤſt/ ſondern fuͤr welcher alle dieſelbige fliehen vnd weichen: Vnd dieweil die temperierte der Verderbung vnd Faͤule gar nit vnterworffen/ als treibt ſie/ ſo viel von Natur muͤglich/ alle zufallende Verderbung/ auß deren eine Kranck= heit erwachſen kan/ herauß/ widerbringt allen Gliedmaſſen jre jnnerliche Staͤrck vnnd heilet die Kranckheiten ſo durch die Erhoͤhung der dreyen Anfaͤnge entſtan= den/ durch jhre Reconciliation oder Verſoͤhnung widerumb: 306 Die Geſundheit deß Menſchen beſtehet in der Concordantz vnd Einigkeit der drey erſten Subſtan= tzen: Wann aber dieſelbige erhoͤhet vnd durch die Aſtra entzuͤndet werden ſo folgen jnnerliche Krieg. Vnd dieweil die drey erſten Subſtantzen der Kranckheiten vo- latiles oder fliegend ſind/ alſo weichen ſie der Eſſentz deß Fewers/ welches die Kranheit verzehrt vnd das reine von dem vnreinen vnterſcheydet. Ferꝛner bin= det die Krafft der Quintæ Eſſentiæ die Elementen deß Menſchlichen Leibs oder die Feuchtigkeiten im Frieden vnd Harmoniſchen Bundt fein zuſammen 307 / bringt auch die vngleiche bißweilen zu einem wahren Temperament/ ſtaͤrckt die natuͤrli= che Waͤrmbde vnnd das Humidum Subſtantificum, erhelt durch jhre Himm= liſche Staͤrcke das Oel vnd Fewer deß Lebens in einer feinen Gleichheit (dann ſo lang die Radicaliſche Feuchtigkeit/ Balſam deß Lebens vnd der koͤſtliche Nectar vnſers Lebens/ ſintemal die ſtaͤrckende Krafft deß Menſchlichen Leibs/ vnnd der Thier auß dem Geiſt deß Lebens herkompt/ in ſeiner Qualitaͤt/ Maͤnge der Groͤſ= ſe bleibt/ alſo lang wird auch keine Kranckheit geſpuͤhrt) hilfft dem Krancken wi= derumb zu ſeiner Geſundtheit vnd Temperament/ erhelt die Natur in ſeinem Eſſe, den Nectar oder Safft vnſers Lebens in einem guten vnnd loͤblichen Tempera= ment/ vnnd alſo den Menſchen biß zu ſeinem natuͤrlichen Todt (das iſt/ zu dem [ID00115] Ziel/ welches jhm der Allmaͤchtige wegen Vngehorſams ſo wol vnſerer erſten El= tern/ als auch eines jeden fuͤr ſich ſelbſten vorgeſteckt) vor allen Kranckheiten ſi= cher vnd gleichſamb in ſeiner Ingendt vnnd beſtem Thun oder in einem feinen ruͤ= higen Alter (welches das Alter der Menſchlichen Schoͤnheit vnd Staͤrcke iſt) wo= ferꝛn es nemblich derſelbige mit Verſtand vnd ernſtlicher Anruffung GOttes zu= gebrauchen weiß/ vnnd die conſtitutio vnnd Complexion ſeines Leibs nicht zu gar verderbt iſt. Vnd in dieſer Quinta Eſſentia vnd Geiſtlichen Medicin/ welche von der Natur vnnd Waͤrmbde deß Himmels iſt/ vnnd nicht auß vnſerm ſterblichen vnnd verderbten Leib/ iſt muͤglich den wahren Brunnen der Medicin/ die Erhal= tung deß Lebens/ Widerſtattung der Geſundheit/ Vernewerung der verlohr= nen Jugendt vnd erwuͤnſchten Geſundtheit zufinden. Vnnd natuͤrlich zureden/ ſo iſt in der gatznen Welt kein beſſerer Theriac/ als dieſer Mediciniſche Balſam/ vnnd wie ein Elixir vitæ im oͤberſten Grad deß Menſchen hoͤchſter Troſt/ ſo alle Wuͤrckungen in deß Menſchen Natur zuſampt den Kraͤfften/ ſo durch den Mangel der Natur geſchwaͤcht worden/ erhelt: Sintemal in einem jeden Ge- nere oder Geſchlecht ein Ding iſt/ das den erſten Gradt in demſelbigen jnnen hat? Dieweil demnach dieſe Medicin auß einer vnverderblichen vnd kraͤfftigern Materien/ ſo vnter dem Himmel iſt/ entſtanden/ auß der Seelen oder Geiſt der Welt/ nemblich welche aller Himmliſchen vnnd Irꝛdiſchen Sachen Kraͤffte in ſich begreifft/ als hat ſich auch den oͤberſten Grad in der Ordnung der Artzney: Vnd wer dieſelbige recht gebraucht/ vnnd ſich darneben an gute Speiſen helt/ der kan der Altvaͤtter hohes Alter reichlich erreichen. Auß den beyden Brunnen der Sonnen vnnd deß Mondts/ wie Suchthenius ſehr fein darvon ſchreibet/ ent= ſpringt der weltliche natuͤrlicke Geiſt deß Lebens/ welcher alle Entia durchwan= dert/ allen das Leben gibt/ vnd durch welchen/ als durch den Mittler aller verbor= gene Eygenſchafften/ alle Krafft vnnd das gantze Leben in die vnterſte Coͤrper/ als in die Kraͤuter/ Metall/ Stein vnd Thier fortgepflantzet wird: Daß alſo nichts in der gantzen Welt/ ſo nicht ein Fuͤncklein dieſes Geiſtes in ſich habe/ oder deſſel= bigen entpehren koͤnne. Dieſer Hjmmliſche Geiſt/ als mit vnſerm natuͤrlichen Geiſt einerley: Wann er in vnſerm Leib ſich in ſeinem gebuͤhrlichen Standt be= findt/ vnnd nicht geringert oder durch euſſerliche Sachen verhindert wird/ iſt die= ſe vnſere natuͤrliche Waͤrmbde/ 308 durch welche alle Speiſſen zur Auffenthaltung vnd zunemmung deß Leibs werden digeriert vnd vertawet: Ja er vertawet nicht allein die Speiſe/ ſondern macht auch in allen Gliedern ein gut Gebluͤt: Auß wel= chem guten Gebluͤt nachmals ein ſtarcker reiner vnnd geſundter 309 Spiritus vitalis erfolgt: Bey welchem der gantze Leib wol vnd geſundt leben kann. Wann er aber durch ein Schwachheit wird verhindert/ daß er ſeinem Ampt nicht recht vnnd nach Gebuͤhr abwarten kann/ ſo erfolget eine boͤſe Tawung der Speiſſen/ vnnd auß der= ſelbigen ein vnrein Gebluͤt: Auß welchem dann endlichen auch der Spiritus vita- lis deß Hertzens wird geſchwaͤcht. Darauß das Alter/ als ein Hauß der Vergeſ= ſenheit/ vnd in demſelbigen endlich die vollkommene Außloͤſchung/ Verzehrung/ [ID00116] vnd Zertheylung deß jenigen Geiſtes/ ſo der natuͤrliche Todt iſt/ erfolgt. Damit nun die Verſehrung vnd Zertrennung deß gemeldten Geiſtes (ſo viel von Natur ſeyn kan) vermitten werde/ ſo muß man den natuͤrlichen Geiſt 310 vnnd Waͤrmbde/ ſo in dem Leib alſo geſchwaͤcht oder verhindert worden/ ſtaͤrcken/ damit er ſein Ampt deſto beſſer moͤge verrichten.Dieweil aber ein jedes Agens, wann es anfaͤngt zu wuͤrcken/ nicht hinab= wertz noch die jenige Sachen/ ſo vnter jhm ſind/ beweget/ ſondern ſeines gleichen: Alſo ſoll auch ſolche Staͤrckung durch ſeines gleichen Mittel geſchehen/ nemblich durch die Himmliſche 311 Waͤrmbde der Sonnen vnnd Mondts vnd anderer Pla= neten/ oder mit denen Dingen/ in welchen die Krafft der Sonnen vnd Monds am ſtaͤrckſten vnd vollkommenſten iſt/ vnnd von der materia am wenigſten wird ver= hindert: Dann dieſe Ding wuͤrcken geſchwinder vnnd vollkommener vnd gebaͤh= ren jhres gleichen viel eher: Ja es wird auch auß jhnen viel leichter der Geiſt oder oberſte Fewer auß jhnen durch die Kunſt herauß gebracht: Deſſen propria oder ſonderbahre Gaben ſind die Hitze/ ſo nicht brennt/ als das Elementaliſch/ ſondern das alles fruchtbahr macht/ zu ſampt dem Liecht/ ſo allen das Leben gibt. Die Ey= genſchafften aber deß Elementaliſchen vnnd vntern Fewers ſind die brennende Hitz/ welche alles verzehrt zuſampt der Finſtere/ welche alles mit Vnfruchtbarkeit erfüllt.Wird demnach allhie der jenige außgeſchloſſen vnnd mit jhm alle Wider= waͤrtige Dinge/ dergleichen alle Elementaliſche hieniden ſind. Dann dieſe vnd alle andere/ welche die natuͤrliche Compoſition in ſich begreiffen (nach dem ſie nemb= lich noch in der dickeren Materien verſenckt vnnd noch nicht von derſelbigen gerei= niget) ſind der Verderbung vnd Veraͤnderung vnterworffen. Die Artzneyen aber muͤſſen alſo beſchaffen ſeyn/ daß ſie erhalten/ lange Zeit wehren vnd von aller Ver= derbung befreyhet: Dann dieweil ſie deß Menſchen Leib von der Verderbung ſol= len verwahren/ ſo muͤſſen ſie ſebſt lang wehren/ damit ſie nicht viel mehr verder= ben/ als erhalten. Zugeſchweygen/ daß es auch vergeblich den verderblichen Leib 312 durch ein faul vnnd verderbte Sach vnterſtehen zuerhalten: Oder einen Krancken durch krancke Sachen woͤllen geſundt machen: Oder durch ein ſcheußlich oder vngeſtalller Ding etwas woͤllen formieren vnd ſchoͤn machen: Sintemal ein je= des verderbte/ ſchwache vnd bloͤde/ wenn es zu ſeines gleichen kompt/ daſſelbige vermehrt vnd alſo die Verderbung nicht geringer/ ſondern groͤſſer macht. Wie wir ſehen/ daß ſich viel Medici vnſerer Zeit mit jhren groben vnnd Corporaliſchen compoſitionibus der Artzneyen den Krancken zuhelffen vnterſtanden/ aber nichts verricht: Sintemal ein hoͤhere Speculation hierzu erfordert wird: Dann dieweil die Kranckheiten nicht Leiblich/ ſondern Geiſtlich/ nemblich in den Geiſtern beru= hend/ als erfordern ſie auch Geiſtliche Artzneyen. Dann wer da begehrt in jungen Leuthen den 313 Spiritum vitalein (welcher das humidum 314 vnd calidum radicale, [ID00117] eingeborne Mumia iſt vnnd ſeine Wohnung mitten in deß Menſchen Hertzen hat/ als ein Auffenthaltung alles vnſers Lebens) zuerhalten: Vnnd in den Alten oder geſchwaͤchten zuſtaͤrcken/ vnnd dieſelbige gleichſamb widerumb Jung zumachen/ die Kraͤffte betreffendt/ vnd alſo deß Menſchen Leben zur hoͤchſten Geſundtheit zu= bringen/ der muß nit nach der Elementaliſchen/ ſondern Himmliſchen Waͤrmb= de der Sonnen vnd Monds/ welche in der verderblichen Subſtantz vnter der Ku= gel deß Monds/ ſeine Wohnung hat/ trachten/ denſelbigen vnſerer Waͤrmbde oder Geiſt gleich machen: Welches geſchicht/ wann er in eine Medicin oder aller an= muͤthigſte Speiſe præpariert wird/ damit er in deß Menſchen Leib genommen/ denſelbigen alſo bald durchtring/ alle Ding vnd ſonderlich das jhm vereinbahrte Fleiſch vnverderbt erhalt/ den Geiſt deß Lebens ernehr/ vermehr vnnd widerbringe alles ro he vertawe/ alle Erceß einer jeder Qualitaͤt beſchneyde/ das humidum ra- dicale vermehr/ vnnd die natuͤrliche Waͤrmbde oder Fewer ſtaͤrcke/ anzuͤndt vnnd ???ermehr/ vnd dieſes iſt eines rechten Medici vnd Philoſophi Ampt. Dann alſo koͤnnte er vnſere Leiber vor der Verderbung verwahren/ das Alter zuruͤck halten/ die bluͤhende Jugend biß an das letzte Ende deß Lebens erhalten/ vnnd wo nicht der Suͤnden Soldt im Wege/ dieſelbige in Ewigkeit erſtrecken vnnd vor dem Vnter= gang verwahren. 315 Paracelſus nennet es das Element deß Fewers/ welches wir die jrꝛdiſche Sonne oder das vnterſte Firmament das hoͤchſte Geheymnuß ſeye alle Kranckheiten zuvertreiben vnd die erkaͤltete vnd erſtorbene Gliedmaſſen zuer= waͤrmen: Dann es wuͤrcket dieſes Eſſentaliſche Fewer in dem Leib nicht anderſt/ als wie ein Flamme oder Neſſel auſſer dem Leib. Deſſen Meynung dann auch ge= weſen (damit er an dieſem Orth der vnbillichen Schmach billich werde entſchul= diget) da er von deß vollkommenen Fewers deß Lebens Kraͤfften handelt/ daß der Balſam der Natur/ die Mumia balſamica, vitale corpus, Liquor oder Safft deß Lebens/ der Humor natiuus oder radicalis, 316 welchen der Geiſt deß Lebens traͤgt werden widerſtattet/ geſtaͤrckt vnd gleichſambvnverderbt/ biß zu vnſer aller letzten Verzehrung/ das iſt/ biß zu dem letzten Athem deß Lebens/ ohn alle Kranckheiten/ Schmertzen vnd Beſchwehrnuß erhalten: Welches er in anderen vnheylſamen Kranckheiten zwar mit groſſer Verwunderung gethan/ bey jhm ſelbſten aber von wegen deß Giffts/ ſo jhme von den Mißguͤnſtigen vnmenſchlichen Widerſa= chern zu vnterſchiedlichen malen beygebracht worden/ nit leyſten koͤnnen 317 (dann er iſt eines vnzeitlichen Todts vnnd durch ein im Trunck 318 eingegeben Gifft/ als er den Termin vnd Ziel ſeines Lebens noch nicht erreicht/ geſtorben) nicht aber wie etliche boßhafftig außgeben vnd laͤſtern/ daß er jhme durch dieſe ſeine Medicin den Weg vnd Eingang zu der Vnſterblichkeit vnd ewigwehrenden Geſundtheit mit ſeinen Vorgaͤngern den verſtorbenen Philoſophis in dieſer boͤſen Welt vnd rech= tem Jammerthal machen woͤllen/ welches jhnen doch/ als Frembdlingen vnnd [ID00118] Gaͤſten dieſer Welt nie in Sinn kommen. GOTT iſt das centrum 319 oder Mitte aller Creaturen/ vnnd wer demſelbigen am naͤchſten/ der iſt auch der ſeligſte vnd der Veraͤnderung am wenigſten vnterworffen. Je ferꝛner aber etwas von dieſem centro, nemblich dem vnwanckelbahren Willen Gottes iſt/ vnd zu der Creaturn Circumferentz/ der Varietaͤt vnd Viele weicht/ das iſt vmb ſo viel deſto mehr fuͤr vnſeliger vnvollkommener vnd veraͤnderlicher zuhalten. In der Vnitaͤt oder Ei= nigkeit beſteht die Seeligkeit vnnd nicht in der Circumferentz. In Chriſto iſt vnd wohnet der Fried vnd Ruhe der Seelen vnd nicht in der Welt. Welcher demnach durch die Groſſe Guͤte Gottes die vns ohne vnterlaß vorkompt/ aller ding vergiſſet/ die Zeitliche Guͤter gleichſamb im voruͤber gehen gebraucht/ vnd mit dieſem eini= gen centro 320 vereyniget iſt/ der wird widerumb mehr jung/ als alt. Vnd dieſes iſt der Cabaliſten vnd Paracelſi warhafftig langes Leben/ 321 ſo in jhren Hymnis oder Geſaͤngen vnd einſamen Geſpraͤchen mit ſo vielen vnd manchen Gottſeligen Seufftzen gewuͤnſchet vnd geſucht/ nemblich das Goͤttliche Leben Enochs: Gleich wie im Gegentheyl wer mit dieſer aller vereinigſten vrſpruͤnglichen vnnd einigen Einigkeit durch einen ſteiffen Anhang nicht vereinbahrt iſt/ der muß ewig verder= ben/ durch den andern Todt vom Liecht vnd Leben abgeſondert vnd in die euſſerſte Finſternuß dieſer finſtern Welt geworffen werden/ welcher Mangel deß An= ſchauwens GOTTES vnter allen Straffen die aller grewlichſte vnnd bitter= ſte iſt.Aller Dinge Werckmeiſter/ nemblich GOtt den HErrn erkennen/ vnd in jhn mit dem Bildt der Gleichheit oder weſentlich Beruͤhren ohn einig Bandt ein= gehen/ damit du ſelbſt verwandelt vnd zu einem Gott werdeſt/ iſt erſt die rechte/ wah= re vnd beſtaͤndige Philoſophi. Iſt derowegen der rechten Philoſophorum, de= ren/ als der jrꝛdiſchen Lebens ſatt/ rechte Wohnung vnnd Burgerſchafft im Him= mel/ denen eins in allem alles iſt vnd alle ſind in einem eins: Vnd welche dieſe Zeitliche Ding alle zeit mit dem lincken Auge/ den Himmel aber mit dem rechten anſchawen: Dieſer Gemuͤth/ ſage ich/ iſt allezeit von ſolchem laͤftern geweſen. Dann in dem ſie die boͤſe Welt hinder ſich verlaſſen/ vnd durch die ſtille vnd Gott= ſelige Betrachtung auß dem Begraͤbnuß jhres Coͤrpers oder auß den todten Wercken 322 der Finſternuß durch Gottes Gnade vnd Beyſtandt auffgemuntert worden/ haben ſie die Liechter jhres Hertzens koͤnnen eroͤffnen vnnd durch die Ab= ſonderung deß Gemuͤths 323 von den jrꝛdiſchen Verhindernuſſen in jhm ſelbſt in dem Sabbath jhres Hertzens zu Gott gewendet werden vnd in einem ſeligen Spe- ctaculo, nemblich in einem einfachen jnnerlichen Anblick vnd weſentlichen Beta= ſten der Gottheit/ alles in einem ſehen/ vnnd in dem Liecht GOTtes/ 324 als in dem Spiegel der Ewigkeit die Schoͤnheit deß hoͤchſten Guts/ der allen Creatur vnbe [ID00119] greifflich/ betrachten/ vnnd haben das lange Verweilen in dieſem Thal deß Jam= mers vnd Vnwiſſenheit fuͦr ein ſonderbahr Vngluͤck gehalten. Dann es iſt deß( Syr. c 18. ſect. 8. Pſ. 90, ſect. 10 Rom. 8. ) Menſchen Hertz ſehr vnruͤhig biß er daß allerſchoͤnſte 325 Nicht hinder dem Ru= cken gelaſſen (nemblich die Landtſchafft oder Gegendt der Finſternuß vnnd Schatten deß Todts) vnnd zu dem Ente Entium oder Weſen aller Weſen (von welchem wir wandern) als zu einem vorgeſetzten Ziel alles Verlangens vnnd Willens widerumb gelangt/ vnd nach welcher alle Creaturen ſeufftzen. Dero= wegen nach dem ſie von aller Creatur entbloͤſt vnnd verlaſſen/ verlaſſen ſie ſich ſelbſt/ gehen gantz vnnd gar von ſich ſelbſten auß/ verachten beydes das Corpori= ſche vnd Vncorporiſche vnnd eylen mit ſtaͤtigem Seufftzen von dem vnvollkom= menen zu dem einigen vnnd vollkommenen/ deſſen Erkanntnuß vnnd Betrach= tung (welches der alte Eyßgrawe/ allerverſtendigſte vnd Gottſeelige 326 Hermes, aller Philoſophorum Vorgaͤnger vnnd erſte Prophet zu ſeiner Zeit auch erkennt) iſt ein heiliges Himmliſches vnnd verborgenes Stillſchweigen vnnd aller Sinne vnnd anderer Dinge Ruhe/ da nach Vberwindung aller Truͤbſal vnnd Muͤhe vnnd vollendung der beſchwerlichſten Wanderſchafft alle Gemuͤther in eintraͤch= tiger Freundtſchafft/ in einem Mente, das vber ein jedes Mentem auff ein vn= außſprechliche Weiſe allerdings eins werden. Die jnnerliche Anſchawung vnd ſichtbahre Erkanntnuß GOTTes/ 327 welche auch in dieſer Welt den abgeſon= derten Seelen oder Gemuͤthern durch das Liecht der Gnaden widerfaͤhrt/ wann ſich nur einer ſelbſten darzu will ſchicken vnnd GOTT dem HERR Nvnter= wuͤrfflich machen. 328 Dann alſo haben viel heilige Maͤnner durch die Krafft deß Heiligen Geiſtes auch in dieſem Leben die Erſtlinge der Aufferſtehung/ vnnd deß Himmliſchen Vatterlandts geſchmeckt. Solcher Geiſtliche Todt der Hei= ligen 329 (welchen die Hebreer einen Kuß deß Todts nennen) iſt wehrt gehalten vor den Augen GOTTes/ wann anderſt die Fuͤlle deß Lebens ein Todt zunennen. Der Welt zuſampt dem Fleiſch vnnd Blut vnnd gantzen Animaliſchen Menſchen muß ein mal ſterben/ welcher anderſt durch den Exceſſum Mentis oder deß Gemuͤths zu der Schwell dieſer Geheymnuſſen/ vnd alſo in den Paradeyß will eingehen. Der Menſch/ ſo allein von dem Gemuͤth oder Seelen ſein Leben hat/ wird wie ein Engel vnd empfaͤngt (alſo zu reden) GOTT von gantzem Hertzen/ das Ziel vnd Zweck/ zu welchem alle Außerwoͤhlte/ Heilige vnnd jnnerſte Freunde GOTTES/ nach deß allerhoͤchſten Bildnuß oder Einblaſen vnd nicht nach dem Klotz der Erden lebendt eylen vnnd trachten/ ſich ſelbſten auß Liebe gegen Gott in den Brunnen deß Abgrundes oder Meer der Nichtigkeit gern vnd willig ſtuͤrtzen/ vnd durch das Leben Chriſti in das allerheiligſte eingehen/ damit ſie an dem Sab= bath in ruhe vnnd Seeligkeit mit Gott moͤgen leben/ vnnd alſo deß allerlieblichſten Getraͤncks der Ewigkeit genieſen. Durch die ſtehende Seel/ nemblich das Bildnuß ſeiner Gottheit/ oder durch den Mentem, ſo durch Chriſtum mit GOTT verein??? bahrt genieſſen wie der Seeligkeit im Werck ſelbſt.
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Ob aber wol die Wort das Leben zuerlaͤngern von eyteln vnd nichtigen Leuten ſcheinen herkommen/ ſo iſt es doch weder der Natur/ noch auch der Vernunfft zu= wider/ 330 daß ein Menſch jhm ſelbſt ſein Leben vber das gemeine Alter der Men= ſchen verlaͤngern koͤnne/ biß auff eine Zeit: Vnd daſſelbige vmb zwoer Vrſachen willen: Deren erſte iſt/ dieweil in den natuͤrlichen Dingen kein gewiſſer Termin o= der Ziel erſcheinet beſtimmet ſeyn/ an welchem Tag wir nemblich muͤſſen ſterben: Sondern es ſtehet ſolches invnſern Haͤnden vnd Gewalt/ vns vnſer Leben abzu= kuͤrtzen wann wir woͤllen: Vnnd daſſelbige auch ohne Gottes Zorn zuverlaͤngern/ wann wir nur koͤnnen vnd Verſtandt genug haben: Ich rede hie Philoſophiſch von dem natuͤrlichen Todt/ welcher nichts anders iſt/ als eine Verzehrung der na= tuͤrlichen Feuchtigkeit vnd Waͤrmbde/ 331 wie in dem angezuͤndeten Dacht zuſe= hen: Nicht aber Theologice von dem morte fatali vnnd letzten Termin/ ſo Gott ei= nem jeden geſetzt/ da wir nicht allein muͤſſen ſterben/ ſondern auch die Straff vnſe= rer Suͤnden leyden. Der Todt iſt ein Ziel/ daß niemand kan vbergehen: Nicht aber der Tag oder Stundt: Dieweil wir auß Gottes Gnaden den Termin ohne Sünde leben: Dann gleich wie Gott vnſere Haar auff dem Haupt gezehlet/ alſo rechnet er auch vnſere Jahr/ vnd laͤſt dieſelbige in vnſerer Gewalt. Vnd dieweil es GOTtes wolgefallen geweſen/ daß der Menſch ewiglich ſolte leben/ ſo kan man leichtlich darauß abnemmen/ daß jhme von wegen der ehelichen Fortpflantzung deß Menſchlichen Geſchlechts vnnd Vermehrung deß Menſchen langes Leben auch in dieſer Welt nicht miß fall/ fuͤrnemblich wann es in GOTTes Forcht vnnd Heiligem Wandel wird gefuͤhrt/ jedoch allezeit ohne das letzte vnnd dem Menſchen verborgene vorgeſteckte Ziel 332 / vnſern erſten Eltern vnd allen jhren Nachkoͤmb= lingen/ wegen deß Abfalls von der Original Gerechtigkeit/ ein mal vorgeſchrieben vnd nicht vberſchritten werden kan. Vnd gleich wie der Menſch das vorgeſteckte Ziel ſeines Ends/ ſo mit vielen Kranckheiten vmbgeben/ auff vielerley Weiſe nicht erreichen/ vnnd alſo die laͤnge ſeines Lebens abkuͤrtzen kan: Ebener maſſen kan er auch durch die Abſchaffung ſolcher Hindernuß ſein Leben verlaͤngern/ vnnd dar= durch ſeiner Natur vorgeſetzte Ziel deß Lebens erreichen. 333 Die ander Vrſach iſt/ dieweil Gott die obbenannte Medicin 334 zur Erhaltung deß Lebens erſchaffen/ welche vnſern Leib ſo wol von der Verderbung der Eltern/ als auch dem Mangel vnſers eygenen Regiminis koͤnnte erhalten/ die Krancke curiern/ vnd das verlohr= ne widerbringen: Ja alle Kranckheiten/ ſo den natuͤrlichen 335 Todt vervrſachen/ von vns vertreiben/ biß das erſchroͤcklichſte vnter allen erſchroͤcklichen Dingen/ nemblich der letzte Todt (welches der Mumiæ Vntergang iſt) von dem Aller= hoͤchſten Schoͤpffer zu einem Soldt der Suͦnden verordnet/ herzu kompt. Dero= wegen Paracelſus ſagt/ es koͤnne der Todt ex Iliadi reſolutione durch deß Medi- ci Fleiß verhindert werden/ der ander aber/ ſo aus dem 336 Ente erfolgt/ nimmer= mehr. Gleich wie aber ein Fewer von vns/ nemblich mit Zuwerffung deß Holtzes/ erhalten werden kan: Alſo kan man auch mit Huͤlff der Artzneyen vnnd Geheym [ID00121] nuſſen/ welche auß der Quell der Gaben Gottes herflieſſen/ vnnd durch welche die Bloͤdigkeit deß Humidi radicalis vnnd angeborne Waͤrmbde geſtaͤrckt/ vnnd wie das Fewer durch das Holtz ernehret vnnd erhalten wird/ das Leben verlaͤngern. Vnnd iſt dieſes allein in vns der Mangel/ daß wir als der Weißheit ohn/ das Holtz nicht erkennen/ durch welches vnſer Leben erhalten vnnd verlaͤngert werden koͤnnt. Adam mit aller Erkanntnuß vnnd Wiſſenſchafft begabt vnd viel andere ſo zu ſeiner Zeit gelebt/ alle natuͤrliche Sachen eygentlich gewuſt vnnd weit ein maͤſ= ſiger Leben gefuͤhrt/ als leyder heutiges Tags geſchicht/ haben ſo viel hundert Jahr erreicht/ vnnd daſſelbige zwar nicht von Natur oder Eygenſchafft der Zeit: Dann ſonſten hetten alle ſo lang gelebt/ ſondern durch die Huͤlff der geheymen Artzneyen vnd deß Verſtands/ ſo wenigen offenbahrt vnnd jhnen von Gott inſonderheit mit= getheylt/ durch welche ſie jhr Leben wider vnd vber den gemeinen Lauff ſo hoch ge= bracht. 337 Viel heilige Maͤnner haben dieſe Vniverſal Medicin vor der Sündt= fluß gebraucht/ dergleichen Adam in ſeinem Geſchlecht/ nach deß Lactantij Zeug= nuß auch gehabt/ welche den jnnerlichen Balſam ſtaͤrckt vnnd wie ein Fewer das Gleichfoͤrmige verſamblet/ das widerwaͤrtige aber davon abſondert. Vnnd ſoll man den jenigen nicht beyfallen/ welche der Geheymnuſſen deß Elements deß Waſſers vnerfahrn/ jhnen traͤumen laſſen/ als habe die Suͤndflut alle Kraͤffte der Gewaͤchs vnd Fruͤchte abgewaſchen vnd hinweg genommen/ vnnd alſo auch den Menſchen ſeiner Kraͤfften durch das Waſſer beraubt. Dann alle Kraͤuter vnnd Gewaͤchs/ ſo durch Huͤlffe deß Waſſers grunen vnd wachſen/ haben noch eben das Vermoͤgen vnnd Krafft/ dergleichen ſie zu Adams Zeiten gehabt. Vnd mangelt vns derowegen nichts mehr/ als der Geheymnuſſen Erkanntnuß vnnd gebrauch: Vnd hat derowegen die Suͤndfluß den Kraͤutern vnd Gewaͤchſen nichts genom= men/ ſondern vns den Verſtandt/ dieſelbige zuerkennen/ entzogen: Dieſe Geheym= nuſſen aller Geheymnuſſen ſind den gemeinen Philoſophen jederzeit verborgen blieben/ vnnd ſonderlich nach dem die Menſchen haben angefangen ſich der Weiß= heit 338 zu mißbrauchen/ dieſelbige zum boͤſen angewendt/ die jhnen doch Gott zu jh= rem Nutz vnd Wolfahrt verliehen.Gleich wie aber wenig das natuͤrliche Ziel erreichen: Alſo iſt auch die Weiſe das Leben zuerlaͤngern jhrer wenigen bekannt: Deſſen dann viel Vrſachen zuge= gen. Dann es wird dem Menſchen auff zweyerley Weiſe enttzogen: Als entweder durch den Mentem 339 oder das Gemuͤth/ dannenhero die Kranckheiten deß Ge= muͤths/ als welche vnſichtbahr/ entſpringen/ vnnd vns in vnſern Gemuͤthen anfech= ten vnd betruͤben/ als da ſind die Verzauberung/ Einbildung/ Æſtimatio, Influ= entz/ Superſtition/ welche alle auß einer Geiſtlichen Affection oder Anfechtung ent= ſpringen. Wider ſolche Anſtoͤß hilfft kein leibliche Verwahrung oder Bedeckung/ ſondern der widerſtehende Glaub oder ein ander Magiſch Mittel/ ſolche Zaube= rung abzuwenden. Vnd ob wol ſolche Cur faſt ſchwehr/ ſo iſt ſie doch muͤglich.Vnd dieſe Kranckheiten ſind allein den Adeptis Medicis bekannt vnd wer= den ohne natuͤrliche Mittel curiert. Sintemal in den Gemuͤthern der Menſchen ein ſonderbahre Krafft zuveraͤndern/ an ſich zuziehen/ vnnd zu binden verborgen [ID00122] liegt/ vnd ſonderlich/ wann dieſelbige jhnen das jenige/ ſo ſie begehren/ an ſich zu zie= hen/ odrr zuveraͤndern/ zu binden oder zu verhindern/ in jrem Gemuͤth vnd Willen ſtarck einbilden 340. Dieſes kompt den jenigen nicht wunderbahrlich vor/ welche die Kraͤffte deß Magnets/ ſo der Natur zuwider/ vnd der Geiſtlicher Weiſe vnd vn= ſichtbahr faſciniert/ wunderbahre Kraͤffte wiſſen.Damit aber vnſer Geiſt durch dieſe fuͤnfferley vbernatuͤrliche Beſchaͤdigun= gen nit erſtickt/ vnd das Leben gantz abgeriſſen werde/ als werden derſelbige boͤſe A- ſtra oder Geſtirꝛn durch ein vbernatuͤrliche Cur vnd Magiſche Huͤlff ohn alle En= theyligung deß Namens vnd Ehre Gottes in etwas anders abgewendet: Vnd er= fordern alſo die Kranckheiten/ ſo auß dem Gemuͤth herkommen/ auch deß Gemuͤths Medel vnd Cur/ von welcher Paracelſus in ſeiner Philoſophia ſagaci weitlaͤufftig handelt. Die Frombkeit iſt die beſte vnnd hoͤchſte Cur vnd Verwahrung vor allem ſolchem vbel: Gleich wie die Huͤlffliche Hand Gottes in allen Kranckheiten das beſte Præſervativ. Oder es wird das Leben abgekuͤrtzt durch das Ens, als durch En taliſche oder leibliche Gebrechen: Sintemal jrer viel nur leben/ daß ſie moͤgen eſſen vnd trincken/ die Wolluͤſt vnd Vberfluß der natuͤrlichen Nothturfft/ ſo mit weni= gem zu vergnuͤgen/ vorziehen vnd jnen alſo mit vbermaͤſſigem Freſſen vnd Sauf= fen das Leben ſelbſten abkuͤrtzen 341 vnd den Todt im Hafen finden. Durch das Fa= ſten oder maͤſſig Leben aber wird die Geſundheit erhalten/ vnd iſt die Maͤſſigkeit in allen Dingen das Leben zuerlaͤngern das beſte Mittel. Vnd dieſe Cur der natuͤrli= chen Verletzungen der Glieder/ nemblich auß dem Ente iſt auß natuͤrlichen Vr= ſachen vnd Mitteln/ als den Elementen vnd Geheymnuſſen) zunemmen. Sin= temal ein jede Kranckheit ihr beſondere Heylung erfordert: Vnd die Frembde ver= wuͤrfft. Die corporaliſche oder leibliche Artzneyen ſind den Kranckheiten deß Ge= muͤths/ oder vbernatuͤrlichen nichts nuͤtz/ gleich wie auch die Mentaliſche Artze= neyen deß Gemuͤths zu den Gebrechen deß Leibs nichts tuͤgen. Ferꝛner iſt auch dieſes nie ſtillſchweigend zu vbergehen/ daß wir nemblich auch in Mutterleib wer= den verderbt/ offtmals aber in der Geburt vnd Aufferziehung verhindert/ vnd durch viel vnd mancherley Zufaͤlle koͤnnen auffgehalten werden/ daß wir deſto weniger zu dem natuͤrlichen Ziel vnſers Lebens gelangen/ wie ſolches Theophraſtus in ſei= nen Schrifften hin vnd wider bezeuget.Damit wir aber vnſers Vorhabens nit allerdings vergeſſen/ vnd die Groͤß vnd Weitlaͤufftigkeit/ ſo zu einer Vorrede gehoͤrt/ nit gar vberſchreiten/ muͤſſen wir in derſelbigen dermal eins abbrechen/ derowegen was ich durch meine vielfaͤltige Muͤhe vnd Arbeit/ ſtaͤtiges Wachen/ Studiern vnd Reyſen jemals erlangt vnd zu wegen gebracht/ dardurch beydes die Medicin vnd Philoſophi kan erklaͤrt vnd dann das Liecht der Gnaden vnd der Natur offenbahr werden (wiewol die Goͤttliche Geheymnuſſen viel groͤſſer/ dann daß man ſie durch die zierde Menſchlicher wol= redenheit koͤnte außſprechen vnd erklaͤren) das hab/ ſo viel mir von Gott dem All= maͤchtigen zugelaſſen vnd gegeben worden/ ich in dieſer langen vnd weitlaͤufftigen Erjnnerungs Vorrede ein jedes an ſeinem bequemen Orth mit eingefuͤhrt/ vnd ſo viel ſichs gebuͤhren woͤllen/ den Kindern vnnd Erben der Weißheit (welche mit [ID00123] jhrem verſtaͤndigen Nachſinnen vnd mit gewaſchenen Haͤnden deß Gemuͤths vnd Zungen was ohn allem vberfluß oder Abgang im Goͤttlichen Liecht auff die Bahn gebracht worden/ offt vnd viel mal 342 zuvberleſen vnd davon zu vrtheylen wiſſen) auß gutem auffrichtigem Hertzen mitgetheylt: Sintemal nicht genug/ das jenige wiſſen/ ſo man weiß/ ſonder es will ſich auch gebuͤhren daſſelbig/ als an welchem maͤnniglich gelegen/ durch offene Schrifften/ 343 dem gemeinen Nutzen zum beſten an Tag zubringen vnd nicht ſein eygene eytele Ehr darinnen zuſuchen/ ſondern wie man dem naͤchſten dardurch moͤge behuͤflich ſeyn. Der Poſteritaͤt damit zu dienen vnd Gott in allen Dingen zu loben vnd zu preyſen. Vnd dann dieweil ich ſehe/ daß heutigs Tags in den hohen Schulen mehrertheils darumb gelehret vnnd geleſen wird damit man ſeine Geſchicklichkeit moͤge ſehen laſſen vnd an Tag geben vnd nit zum Nutz der Schuͤler oder Zuhoͤrer. Vnd ferꝛner dieweil nicht einem jeden/ ſo et= was zu lernen begierig (er ſey gleich groſſes oder geringens Vermoͤgens) das Gluͤck widerfaͤhrt/ welches mir auß ſonderbahren Gnaden Gottes begegnet/ als der ich in zweyen fuͤrnehmen Geſchlechten/ nemblich in der Eſnæa in Franckreich bey den Bois. Vnd dann der Hoch Wolgebornen Graffen von Pappenheim deß Heiligen Roͤmiſchen Reichs Marſchalck mehr dann zehen gantze Jahr mit groſſem Nutzen meinen Studiis abgewartet. Vnd in dem ich Hoch Wolgedachter jhrer Gnaden junge Herꝛſchafft vnterrichtet/ bekame ich die Gelegenheit zureyſen vnnd alſo das Buch der Natur/ (deſſen jedes Blatt ein gantze Landtſchafft iſt) nicht mit den Haͤnden/ 344 ſondern mit den Fuͤſſen gantz fruchtbahrlich zuvmbblaͤttern/ ſonder= ich/ als ich mit dem Hoch Wolgebornen Graffen vnnd Herꝛn/ Herꝛn Maximilia- no Marſchalck war/ der ſich vmb ſeines damals gefangen Herꝛn Vatters Graff Conradi (nun mehr Wol ſeliger Gedaͤchtnuß Erledigung bemuͤhet vnd hin vnnd wider reyſete/ vnd alſo viel fuͤrnehme Gelaͤhrte Maͤnner anzuſprechen vnd mit jh= nen zu conferiern/ welches ich ohne dieſe Hilff vnnd Befoͤrderung ſehr ſchwehrlich erlangen koͤnnen. Vnd das mich zum allermeiſten befoͤrdert/ war die Freygebigkeit vnnd groſſe Affection deß Durchleuchtigen Hochgebornen Fuͤrſten vnnd Herꝛn/ Herꝛn Chriſtiani von Anhalt/ ꝛc. ohne welches Huͤlff ich die groſſe Vnkoſten/ ſo zu ſolcher Arbeit vnd allesdurch das Feuwer zu probiern/ gehoͤren/ keines Wegs ver= mocht/ mit welcher Huͤlff vnd gnaͤdiger Affecion gegen die gantze Remp. Spagyri- cam J. Fuͤrſt. Gn. allen groſſen Potentaten nit allein mit einem loͤblichen Exempel vorgaͤge̅/ ſonďn auch bey Gott vnd der gantze̅ Poſteritaͤt ein vnſterblich Lob erlangt.Betreffendt aber die Ordnung vnd Diſpoſition der Medicamenten/ hat mir dieſelbige (ſintemal ein jeder ſeinen eygenen Kopff vnnd Gedancken hat) alſo anzuſtellen gefallen: Da dann einem jeden frey gelaſſen wird/ ſeine eygene Expe- rientias vnd ſelbſt erfundene Sachen hinzuzuſetzen/ vnd mit zuthun derſelbigen das gantze Werck anderſt vnnd ſeines Gefallens zu ſeinem eygenen Nutzen zn diſ= ponieren. Will demnach nicht zweiffeln/ es werde dieſe meine Chymiſtiſche Saat/ Erndte vnnd Erſtlinge meiner Fruͤchte vnnd Spagyriſche Geſchenck mei= ner groſſen vnd ſawern Arbeit/ als beneben welchem ich dem Vatterlandt vnnd gantzen Gemein nichts nuͤtzlichers vnd fuͤrtrefflichers hinderlaſſen koͤnnen/ jhnen [ID00124] die fromme vnd auffrichtige Hertzen (die Hundt vnd Schwein/ ſo aller Tugendt vnd Gnaden ohn/ als die Roßkaͤfern in jhrem Vnflat vngemeint) zum allerhoͤch= ſten laſſen gefallen/ vnd ſonderlich die jenige/ welche jhre Jugendt mit groſſer Mü= he eine Wiſſenſchafft zuerlangen zugebracht/ vnnd welche deß Liechts deß Ver= ſtandts nicht beraubt in deß Vulcani Spagyriſchen vnnd Hermetiſchen Schul er= zogen der Medicorum gewoͤhnliche Canones oder Regeln zuvor in acht genom= men/ vnnd ſo wol in der Kranckheiten Vrſachen/ als derſelbigen Methodiſchen Cur auß den probierten Authoribus genugſamb vnterwieſen. Dann es hat all= hie wegen vbermaͤſſiger weitlaͤufftigkeit/ nicht alles tractiert werden koͤnnen: Son= dern es ſind viel zweiffelhafftige Sachen vnerklaͤrt verblieben: 345 Welches dann ſo hoch nicht zuverwundern/ ſintemal die jenige/ ſo viel nicht wiſſen auch in vielen Dingen muͤſſen zweiffeln. Vnnd iſt durch die Philoſophiſche Geſetz verſehen/ daß man an den angehenden Schuͤlern etwas ferꝛner nachzuſorſchen ſolle vberlaſſen/ jhren Verſtandt nicht ohne Muͤhe darinnen zuuͤben. Dann alſo werden die inge- nia probiert vnd in den Schulen der Philoſophorum tuͤchtig gemacht. Wer es faſſen kan/ der faſſe es: Vnd wer es nicht verſteht/ der lerne es entweder/ oder halt das Maul oder ſchweigſtill: Nichts deſto weniger aber wird der fleiſſige Nach= forſcher der alten/ erſten vnnd heiligen Philoſophi/ welcher in der Forcht Gottes ſeine heilige Ohren wird hinzu neygen vnnd den Verſtandt mit hindanſetzung aller Phantaſey vernemmen/ mit der Schaͤrpffe ſeines zwar nicht gemeinen Ge= ſichts befinden/ vnnd in dieſem offenen Marck der Natur (mit der Huͤlffe deß All= maͤchtigen) auß wenigem die Bedeutung vieler herauß klauben. Vnd wer auß (???f Dem ver= ſtaͤndige̅ ſind wenig Wort genug.) lieb der Warheit ohn allen Neydt vnnd mit auffrichtigem Gemuͤth ſich dieſe Sa= chen zuleſen begibt vnnd vnterfaͤngt/ vnd alles in ſeinem Gemuͤth ohne Affecten er= wegt/ der wird mit danckbahrem Hertzen bekennen/ daß jhme die Thuͤren beyder Liechter mit Huͤlff deß Allmaͤchtigen dardurch ſeyen eroͤffnet worden/ vnnd dem= nach er alles recht vnnd wol verſtanden/ durch das embſige Gebett vnd fleiſſige Ar= beit der lang erwuͤnſchten Fruͤchte genieſſen. Welche aber einer verkehrten Mey= nung ſind/ der Warheit vnwiſſendt oder ſonſten eines widerſinnigen Verſtands/ welche mit jhrer leichtfertigen Vnwiſſenheit gegen vnſerm Ingenio vndanckbahr die Gutthat fuͤr ein Vnbillichkeit halten vnnd ſich beduͤncken laſſen/ ſie haben dieſes Geſchencks/ welches ich zu GOTTes Ehr vnd deß Naͤchſten Nutz der duͤrfftigen Gemein auß der Handt Gottes verehrt/ nicht von noͤthen/ die ſolien es mit jhrem vbermuͤthigen vnnd leichtfertigen Vrtheylen (ſintemal das Korn oder Weitzen auß den Spraͤwern leſen vnnd das warhafftige von dem falſchen vnterſcheyden nicht ein geringere Kunſt vnnd Gluͤckſeligkeit/ als ſchwehre vnnd verdrießliche Ar= beit iſt) als vngezweiffelter Experientz muͤhſamen Fleiß vnnd anderer Schweiß (allhie moͤgen die jenige vrtheilen/ die ſich in dergleichen Sachen bemuͤhet) vnan= gefochten laſſen vnnd jhren Grimm gegen der Warheit ja nicht der gantzen Welt bekannt machen/ ſie woͤllen dann auß dem Hauffen der Gelaͤhrten aller Dings außgeſchloſſen vnd fuͤr offentliche Feinde der gemeinen Wolfahrt gehalten wer= den: Oder doch auch zum wenigſten die jenige Liebhaber der Warheit/ die ſolche [ID00125] vnſere Arbeit vnd trewen Fleiß allgemach annemmen nicht abſchroͤcken/ oder wann ſie ſelbſten etwas nutzliches erfahre̅ jhre Bruͤnnlin nicht verſtopffen/ ſondern laſſen herauß flieſſen/ dur den Truck andern mittheylen/ vnnd damit ſie nicht deß Feygen= baums Fluch betreffe/ 346 das angezuͤndete Liecht nit vnter den Schoͤffel verſte= cken/ von dem muͤſſigen Wortzanck/ vnnuͤtzen Schulfragen vnd diſputationibus abſtehen/ als in welchen nicht die Warheit/ ſondern nur Vrſach zu zancken wird geſucht. Vnnd meinem Exempel nach/ wie auffrichtigen Buͤrgern der Spa= gyriſchen Gemein gebuͤhret (ſintemal die Medicin jhren Termin der Vollkom= menheit noch nicht erreicht 347 ſondern in den kuͤnfftigen Zeiten noch viel darzu kommen vnnd erfunden werden kan) jhr eygen Experientz/ ſo vielleicht noch beſ= ſer/ als dieſe/ auch auff die Bahn bringen vnnd dem armen Lazaro nicht mit Wor= ten/ ſondern mit dem Werck/ wie der Samariter zuhelffen vnterſtehen. Dann wann ſie ſolches thun vnnd die Warzeichen der Laſterhafftigen Faulkeit verlaſſen/ werden ſie auß vnnuͤtzen Hummeln/ ſo die Leut nur mit jhrem nichtigen Gehumbs oder Gebrumme erſchrecken/ zu nutzbahren Ymmen werden/ vnnd ſich mit vns in einer feinen vnd angenehmen Einigkeit vnnd dienſtwilliger Lieb die Vielfaltigkeit verlaſſen/ vnnd zu der Honigſuͤſſen Spagyriſchen Einigkeit begeben/ die Fuͤrtreff= lichkeit der Alchymi wider alle Verlaͤumbder im Werck ſelbſt helffen vertheydigen vnd dieſen vnſern Fleiß durch jhren Verſtandt ohn alle Feindſeligkeit vnnd Ver= laͤumbdung zuverbeſſern vnterſtehen. Da dann gar nicht zu zweiffeln/ es wuͤrde nachvielen andern Geheymnuſſen vnnd in der Tieffe verborgenen Wiſſenſchaff= ten/ auch die alte/ wahre vnd Philoſophiſche Medicin/ welche wegen Alters/ laͤnge der Zeit vnd vnſerer verderbten Zeit Vnwuͤrdigkeit (dieweil ſie nemblich die Suͤn= de der Menſchen je mehr vnd mehr haͤuffen) noch nicht gar offenbahret/ mit Got= tes gnaͤdigem Beyſtandt in kurtzer Zeit jhren verlohrnen Schein vnnd herꝛlichen Glantz mit vnaußſprechlichem Nutz deß Menſchlichen Geſchlechts vnnd groſſem Ruhm der Spagyriſchen Medicorum widerumb erlangen: Welcher Medico- rum Huͤlff vnd Fleiß dieſes groſſe Meer der Barmhertzigkeit Gottes zu einem In= ſtrument vnd Feder hat woͤllen gebrauchen/ dieſes heylſame Werck zuverrichten. Das gebe vnd verleyhe die Heilige Dreyfaltigkeit/ deren vnauß= ſprechliche Nahme ſey gelobt in Ewigkeit. AMEN.
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DIe Heylungen aller Kranckheiten (damit ich auch allhie 348 die (Es iſt ein ge= meine Mumia alleꝛ Me̅ſche̅ der Geiſt deß Lebens. De= rowegen kan auch ein Artz= ney ſeyn/ die= weil die Kꝛanckheit in dem Me̅ſche̅ nichts andeꝛs iſt/ als ein Af= fection/ durch welche das Ampt der Mu mia oď Geiſts deß Lebens verhindert wird. Solches wird mit Exempeln er= wieſen/ nemb= lich der Son= nen/ deß Sal= tzes/ Brots/ Giffts/ Luffts/ Fewers/ wel= che alle Men ſchen ohne Vnterſcheyd angreiffen. Vnd wann der hoͤch= ſte onter die= ſen geheylet wird/ ſo wi= derfaͤhret ſol= ches auch de̅ vnterſte̅ vnd geringſten.) verſtaͤndtliche Wort deß P. Seuerini gebrauche) ſind zweyer= ley: Die vniverſalis oder allgemeine/ welche ich ein Abſchneydung oder Außreutung der Wurtzel oder Vnrei= nigkeiten der Kranckheit/ es ſeyen gleich dieſelbige von der Geburt an/ oder auß dem erblichen Saamen 349 der Eltern entſtanden: Oder nachmals auß einer boͤſen Diaͤt/ oder von euſſerlichen Impreſſionibus in deß Menſchen Ana- tomiam eingeſchlichen. Vnd ſolche wird durch den natuͤr= lichen Balſam der Artzneyen verrichtet/ welcher mit der Menſchliche̅ Natur vber einſtimmet 350 / die Saamens Tin= cturn der Vnreinigkeite̅ reſolviert/ verzehrt vnd zertrennt: Den eingeborne̅ oder eingepflantzte̅ Balſam aber ſtaͤrckt/ heylet vnd verwahrt (da̅n ſo lang nach deß Paracelſi Mey= nung dz Humidum radicale in ſeiner Maͤnge bleibt/ wird keine Kranckheit geſpuͦhret.) Vnd dieweil allhie die Maͤnge der indicationum, wie gleichsfalls auch derſelbigen Par= ticulariteten vnd Ordnungen keine ſtadt haben/ ſo wird ſie mit einem eintzige̅ Mittel verricht. Vnd ſagt demnach Lul- lius nicht ohne Vrſach/ es koͤnne dieſe eintzige allerhoͤchſte vnd allgemeine Artzney/ zu welcher alle Particular oder ſonderbahre ſind gebꝛacht worden/ bey dem Menſchen auch ohne Erkanntnuß der Kranckheit gebraucht werden: Die= weil jhr nemblich von der Natur die Krafft alle natuͦrliche Kranckheiten zuheylen vnnd ſich ſelbſt zu rectificiern durch ein ſonderbahr inſtinctum oder Trieb gegeben. Die vier hoͤchſte 351 erhoͤhete vnd vollko̅mene Geſchlechte 352 der Kranck= heite̅ ſind dieſer vniverſal Medicin odeꝛ allgemeine̅ Artzney allein vnterworffe̅ (als ne̅blich die hinfalle̅de Seuche/ Po= dagra/ Waſſerſucht vnd Auſſatz.) Zu dere̅ Geſchlecht alle [ID00127] vbrige vnd vnterſte Gebrechen/ als zu jhren Brunnen vnd Anfaͤnge werde̅ gefuͦhret. Dieſe allgemeine Cur weꝛe zwaꝛ zu wuͦnſchen 353 / es werde̅ aber wenig dieſer Himmliſche̅ Ga= be wuͤrdig gehalten/ den Medicis ſo nach der Vollkommen= heit getrachtet/ hat Raymundus Lullius zwar befohlen/ ſolche Vniverſal Medicin mit allem Fleiß zuſuchen/ durch welche 354 alle Kranckheiten koͤnnen geheylet vnd die Kraͤffte der Geiſter geſtaͤrckt werden: Sintemal in derſelbige̅/ als in ein eygen ſubiectum ein wuͤꝛckliche vnd weſentliche co̅= iunctio, Verſamblung vnd Verbuͤndung aller wuͦrckende Kraͤffte der gantze̅ Medicin (durch die drey Geſchlecht 355 der Natur/ ſo ſonſte̅ ohne Ordnung zertre̅nt) durch de̅ Lauff der Natur/ erfolgt vnd gemacht worden. Vnd wer dieſes An- tidotum 356 aller Kranckheiten in dieſer Welt hat/ der hat Gottes Gabe/ welche da iſt ein vnvergaͤnglicher vnd vnbe= greifſlicher Schatz. Vnd welche Kranckheiten durch deſſel= bigen rechten natuͤrlichen Gebrauch nicht gar vertrieben werden (ſintemal auß der Verſagung der Huͤlffe man den Finger deß Herꝛn de̅r Natur greifflich ſpuͤhren kan/) die empfinden doch zum wenigſten eine Linderung/ biß der All= maͤchtige endlich den Krancken gar davon entlediget.Die Particularis oder ſonderbahre/ in welcher nicht allezeit die Wurtzeln ſelbſt 357 oder die Saame̅s Tincturn deꝛ Kranckheiten werden hinweg genommen/ ſondern offter= mals die Zufaͤlle der Fruͤchte/ die Paroxyſmi oder Vber= fall vnd die Schmertzen gelindert/ vnd damit ſie deſto we= niger zu jhrer Erhoͤhung gelange̅/ verhindert/ die Außfuͦh= runge̅ deß Vnraths befoͤrdert/ vnd die geſchwaͤchte Natur geſtaͤrckt/ zu den bequeme̅ vnd mit einſtimmende̅ Geiſtern/ [ID00128] als der Kranckheiten Wohnungen hinzugethan. Vnd iſt je= doch dieſe particularis oder ſonderbahre Cur keines Wegs zuverwerffen 358: Sintemal dieſelbige auch in den aller groͤ= ſten vnd hefftigſten Kranckheiten das Ampt der Vniverſal Cur verweſt: Sintemal Gott auß ſeiner groſſen Barm= hertzigkeit auch etwan allgemeine natuͦrliche Geheymnuſ= ſen geoffenbahret/ welche die Natur deß gantzen Firma= ments 359 in ſich begreiffen/ wie gleichsfalls etliche der gantze̅ Lufft 360 deß gantzen Erdreichs 361 / durch welche die Kranck= heiten leichtlich werde̅ erkennt vnd geheylt. Dann die Spe- cifica oder ſonderbahre vnd probierte Artzneyen thun es/ nach dem ſie Spiritualiſch worden/ der vniverſal oder all= gemeine̅ Cur auch etwan gleich/ wann nemblich die Wur= tzeln der Vnreinigkeite̅ ſind verzehrt vnnd durch die Krafft deß Balſams confirmiert. Wir were̅ zwar allerſeits gluͤck= ſelig/ wann wir in Mangel der allgemeinen allein die par- ticulares, ſubalternas, ſpecificas vnd indiuiduas ſpecies der Curen koͤnnten erreichen. Vnd biß hieher Seuerinus.Es werden aber die Materialiſche 362 Kranckheiten durch einen Particular oder ſonderbahren Weg vertrieben.Erſtlich durch die allgemeine Emu̅ctoria oď Außgaͤnge/ durch wel= che die Natur mit Huͤlff der Artzneyen die Materien der Kranckheite̅ außzufuͦhꝛen vnd zubezwingen pflegt. Vnd daſſelbige duꝛch nachfolge̅= de ſiebenerley Wege: Nemblich durch ein Erbreche̅/ durch den Stul= gang/ durch den Harn/ Schweiß/ ſtaͤrckendte/ Schmertzen ſtillende oder erſtaunende 363 / vnd wolriechende Artzneyen.Zum 364 andern werden die Kranckheiten durch den Particular o= der ſonderbahren Weg/ nemlich die probierte vnnd ſpecificierte 365 Artz= neyen vertrieben/ als da ſind die ſich nach den ſieben fuͤrnembſte Glied= maſſen deß Menſchlichen Coͤrpers richten: Nemblich die ſonderbahre Mittel deß Haupts/ als inſonderheit wieder die Schwehre noth oder Fallende Sucht vnd den Schlag oder Tropffen. Die Artzneyen der [ID00129] Augen/ der Zaͤhne/ der Bruſt/ deß Hertzens/ Magens vnnd Gebaͤr= mutter/ ond die den Fiebern/ Peſtilentz/ Podagꝛa/ Nierenwehe/ Waſ= ſerſucht/ Rothenruhr/ Frantzoſen/ allerley Gifft/ vnd dann de̅ Wun= den/ Geſchwaͤrn vnnd andern dergleichen Schaͤden inſonderheit wi= derſtehen.???a. Dieſes Buch wird nicht vneben ein Chymiſch=Koͤniglicher apparat intitulierer; dann wie an einem Koͤnig=oder Furſtlichen Hof auff allerhand begebeuheiten die Vor= trefflichſte vnnd koͤſtlichſte bereitſchafften gefunden werden/ allſo auch allhier keine andere/ als die koͤſtlichſte vnnd bewehrteſte Artzneyen wieder allerhand Schwachheiten zufinden.
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Mineraliſche ſind/ die Erde/ allerley Metall/ Koͤſtliche vnd gemeine Stein/ Saltz/ Schwefel &c.Durch die Animaliſche aber wird nicht allein alles Geſchlecht vnnd Art der Vnver= nüfftigen Thieren/ ſondern auch der Vernuͤnfftige nach Gottes Ebenbild Anfangs ge= ſchaffene Menſch ſelbſten verſtanden.Vber daß iſt es auch vmb ſolche Artzneyen alſo beſchaffen/ daß ſie von keinem mit er= wuͦnſchten Nutzen koͤnnen dem patienten beygebracht werden/ er habe dann die rechte vnd wahre Kunſt zu Heilen zuvor wol erlernet/ dannenhero ſich ſo hoch nicht zuverwundern oder vnſer Crollius zuſchelten/ wann vielleicht ein Vngelchrter/ vnerfahrner grober g E= ſel/ Landſtreicher vnnd dergleichen Burſch dieſer koͤſtlichen Mittel ohne vnderſcheid wie ein Vnmündiges Kind eines ſpitzigen vnnd ſcharffen Meſſers/ ſich gebrauchet/ dardurch er nicht allein ſein vorgeſtecktes Ziel nicht erreichet/ ſondern vielmehr ſeinen Kran= cken mit groſſen promeſſen vnd ſtoltzen auffgeblaſenen Worten vor der Zeit leichtſinnig zu dem ewigen befoͤr= dert.
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I. Von dem allgemeinen Digeſtiv/ ſo die Zeitigung befoͤrdert.
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Die Kranckheiten 366 / welche auß den beweglichen 367 Vnreinigkei= ten der euſſerlichen Circumferentz entſtehen/ noch nicht tieff eingewuꝛ= tzelt 368 / noch auch zu einer ſchwehren vnd harten Coagulation 369 gelan= get/ welches auß den Signaturn 370 der Schmertzen vnd dem vnbeſtaͤn= digen Auffwallen der Zufaͤlle erkennet wird/ als da ſind die meyſte Fie= ber 371 / Catharꝛ oder Fluͤſſe/ Huſten/ Raͤuwe oder Heyſerkeit vnd ande= re dergleichen Gebrechen/ die haben keines Digeſtivs oder Vorberei= (Vorbereitu̅g zu einer leich= ten außfuͤh= rung ohne Verletzung ď Natur.) tung von noͤthen/ ſondern werden durch die purgationes vnd Reini= gung alſo bald vertrieben. Die Vnreinigkeiten aber der Fieber 372 vnd Entzuͦndungen/ welche ſchwehrere Tincturn haben/ deren reſolutio- nes oder Vertheylungen die beſtaͤndige coagulationes der Daͤmpffe zulaſſen/ welche ſich vbel vnd ſchwehrlich laſſen zertheylen (dieſe wer= den in verdaͤchtigen vnnd vbereinſtimmenden Orthen 373 allezeit ange= nommen) die werden durch deß Hippocratis Vertawung/ deß Para= celſi Mitigation oder Linderung oder deß Galeni Maͤſſigung an de̅ aller ſicherſten vnd bequembſten curiert/ als welche den rohen Facul= teten der gemeinen purgierenden Artzneyen/ als die da durch rohe vnd Corporiſche Geiſter handeln/ vnd das auffwallen der gebrechlichen Geiſter widerſpaͤnſtig machen/ gantz nicht gehorchen. Nach dem aber die Hitze de̅r Geiſter nachgelaſſen/ die materia zertheylt/ vnnd ein be= queme Coagulation oder Dicke angenommen/ dieweil ſie von den Banden ſolcher Geiſter befreyet/ nehmen ſie die purgationes leicht= lich an.In den langwierigen Kranckheiten 374 / als der hinfallenden Seu= che/ viertaͤgigen Fiebern/ Grimmen/ Nierenwehe/ Podagra vnd alle̅ Tartariſchen Gebrechen/ der Waſſerſucht vnnd Auſſatz werden die Wurtzeln der Vureinigkeiten durch ein Re̅ſolution oder Zertheylung vnd nicht eygentlich vnd fuͦrnemblich durch die Concoction oder Ver= tawung geheylt 375: Vnd demnach die Zeiche̅ der Concoction oder Ver= tawung in jhnen vergeblich erwartet.
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Iſt demnach die Cur alſo bald durch eine Vertheylung/ Ver= zehrung/ Deſtruction oder Zerſtoͤrung vnnd hinwegnemmung anzu= ſtellen: Vnnd wann die Mitigation oder Linderung hinzu kompt 376 ſo wird die Cur deſto beſſer vnd gluͦcklicher verricht. Die Fruͦchte 377 aber zuſampt den Paroxyſmis oder Zufaͤllen vnnd Auffwallen der Fruͤchte erfordern in etlichen der gemelten Kranckheiten der Vertawungen 378 vnd Maͤſſigungen Indicationes oder Anzeygungen. Vnd in ſolchen hat deß Hippocratis Befehl vnd Schluß/ daß man allein die verta= wete Sachen 379 ſolle purgieren/ es begehre̅ dann dieſelbige fuͦr ſich ſelb= ſten fort/ ſtadt vnd platz.Die jenige aber ſo deroſelben vonnoͤthen haben/ ſind eygentlich die/ welche den rohen Eygenſchafften der purgierenden Artzneyen leichtlichen nicht gehorchen vnnd dannenhero durch dieſelben ſchwehrlichen außzuführen. Dergleichen ſind/ (1) welche ſchwehre Tincturn in ſich haben/ deren Zertheilungen vnd Daͤmpffe/ wegen genawer vnd veſter Zuſammenfuͤ= gungen ſchwehrlichen zuzertrennen. (2) die langwuͤrige Schwachheiten an vnd vor ſich ſelbſten zwar haben ſolcher nicht vonnoͤthen/ wegen jhrer Zufaͤllen aber ſind ſie derſelben bedoͤrfftig. Scheinet alſo daß ſie der Verdawung bedoͤrfftig vnd auch nicht. Von der Ver= dawung aber ſchreibet Hippocr. in ſeinem Buch de vet. medic. alſo: Die Verdawungen entſtehen auß einer artlich temperirten Vermiſchung vnd der wolvermiſch= ten Dinge gemeinen Außthei= lung.
|| [ID00134]

Von dem Vitriolierten Tartaro oder Weiſtein. 380
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Nimb das Saltz/ 381 deß aller weiſſeſten Weinſteins/ welcher nach Alchymiſtiſcher Kunſt etlich mal zerlaſſen/ filtriert vnd mit Oder= meng Waſſer 382 coaguliert zum Exempel s. Loth/ laß im Keller vber ei= nem Marmorſtein oder durch Huͦlff der Manicæ in ein Oele zergehe̅: Vnd wann du dieſes reine Oele bekommen/ ſo nimb deß wolgereinig= ten Vitrioloͤls 383 4. loth/ treiff ſolches Tropffenweiß 384 in ein weit vnd geraͤumig Glaß vber das gemelte Oel deß Weinſteins/ ſo bekompt es ein ſchoͤn weiß coagulum oder dicke/ deſſen oben auff ſchwimmende Feuchtigkeit ziehe durch ein gelind Feuwerlin davon ab/ biß es die Truͤckne eines Saltzes bekompt. Alſo wirſtu den recht weiſſen Fix o= der vnfluͦchtigeten 385 Vitriolierten Weinſtein bekommen.

Obſervationes oder Erjnnerungen.
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(Wann deß Vitrioloͤls zu wenig hinzu kompt/ ſo er= weckt es al= lein eln Erb= rechen.) 1. In dem Aufftropffen deß Vitriols iſt eine Maß zuhalten/ da= mit der Geſchmack deß nidergetruckten oder zuruͦck getriebenen Sal= tzes nicht zu ſawer werde: Vnd gleichſamb einen Eckel erwecke: Dann wann deß Vitrioloͤls zu viel hinzu gelaſſen wird/ ſo pflegt es nicht zu= reinigen: Da es ſonſten durch die vier Außgaͤnge/ als das Erbreche̅ 386 / Stulgang (wann es mit den purgierenden Sachen 387 wird vermiſcht) Harn vnd Schweiß ſeine Wuͤrckung hat.2. Wann es durch ein Infundibulum eines gar engen 388 Mund= lochs geſchehe̅ kan/ damit das Vitrioloͤle deſto langſamer vnd Tropf= fenweiß auff daß Weinſteinoͤle herauß falle/ were es vmb ſo viel deſto beſſer/ vnd wuͦrden die Geiſter/ ſo ſich ſonſten auß dem Auffwallen der gaͤhlingen oder geſchwinden Vermiſchung erheben vnd leichtlich veꝛ= daͤmpffen/ deſto fuͦglicher erhalten.3. Es wird aber das Glaß durch beyde zuſammen kommende Fewer 389 vber die maſſen erhitziget. Vnd in dieſer abgewaͤchſelten oder ſamptlichen Auffwallung muß man die Gebaͤhrung der ſchwehren Noth in acht nemen: Wann nemblich der Geiſt deß Lebens in der klei [ID00135] nen Welt von den Dingen/ ſo jhme vngleich/ angereitzet vnd zu einer gleichmaͤſſigen Auffwallung bewegt wird. 390.4. Welche zu zwey Theyln 391 deß Weinſteinoͤls einen Theyl Saltz/ oder deß Liquoris von Coralln woͤllen hinzuthun/ eher ſie das Vitrioloͤle Tropffenweiß laſſen darauff fallen/ denen iſt es vnver= botten.Auß dieſem Tartaro vitriolato kan auch ein Digeſtiv bereitet werden/ im Nothfall 392 vor der Purgation zugebrauchen:Als nimb dieſes vitriolierter Weinſteins 2. loth/ laß in 2. 393 maß Wein zergehen/ vnnd mit einem geſottenen Waſſer von Roſinlin vnd Zimmet deines Gefaltens vermiſchen. Von dieſer Mixtur gib dem Patienten/ da es die Nothturfft erfordert/ zween oder drey 394 Tag al= le Morgen nach einem genoſſenen weychen Ey 395 einen Trunck ein/ wie gleichsfalls bey dem Mittag Eſſen de̅ andern vnd vmb den Abend den dritten. Wann ſolche Zeit voruͤber/ alsdann die Purgation von dem Panchymagogo. Es thut in allen Kranckheiten vnd ſonderlich den viertaͤgigen Fiebern groſſe Wunder/ in dem es nemblich den Tar- tarum 396 in deß Menſchen Leib gewaltig reſolviert.

Von den Kraͤfften deß Vitriolierten Weinſteins.
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1. In dem Schmertzen der einen Seitten deß Haupts/ Gelb= ſucht vnd allen Verſtopffungen der jnnerlichen Glieder/ wird er in ei= ner bequemen Bruͤhe 397 oder Wein etlich Tage nach einander am Morgen fruͤhe gebraucht/ vnd das Gewicht nach Erheiſchung der Noth vermehret.2. Gleich wie in dem Stein in dem Waſſer von Peterſilgen/ oder S. Peterskraut 398 oder in einem weiſſen Wein.3. Zu den Verſtopffungen der Nieren iſt er ein fuͤrtreffliche Ar= tzeney/ dieweil er nemblich nicht allein eroͤffnet/ ſondern auch ſehr fein detergiert vnd abwaſcht/ deſſen einen halben Scrupel 399 mit vier Loth Roſen Julep/ vnd einem Loth Zimmet Waſſer 400 vermiſcht vnd ge= braucht.4. In den Contracturn vnd Verſtopffungen der Blutadern/ ſo auß dem Tartaro erfolgt/ braucht man deſſen 6. 401 oder 8. Gran [ID00136] in dem geſottenen Waſſern von Zimmet vnnd Roſin.5. Mit Carduibenedicte̅ Waſſer oder weiſſe̅ Wein gebraucht/ befoͤrdert er den Schweiß.6. In der Waſſerſucht 402 die dicke vnd molckechte Feuchtigkei= ten damit außzufuͦhren/ ſoll man deſſen einen Scrupel mit einem Loth Laxier Roſenhonig vnd 4. Loth Alandt Wein 403 gebrauchen. 404 7. In der Verſtopffung der Monatlichen Blum 405 einen Scrupel mit dem Syrup von Beyfuß oder braun Betonick: Oder mit Roſenhonig in Poley Waſſer zerlaſſen.8. Gleichsfalls wird er in den Fiebern 406 mit Nutz gebraucht.9. Purgiert durch den Stulgang/ vnnd nimbt alle Verſtopf= fungen hinweg/ mit einer purgierenden Artzney/ oder mit dem purgie̅= renden Syrup von Roſen oder Purgier Roſen Honig vermiſcht.10. In der Melancholey 407 vnnd Verhaͤrtung deß Miltzens vermiſcht vnd braucht man jhn mit einem darzu bequemen Waſſer. 408 Sein Gewicht iſt ein halber oder gantzer Scrupel. 409 Im Meet wird er wegen Verbeſſerung deß Geſchmacks am al= ler fuͦglichſten gebraucht.
|| [ID00137]
Dieſem allgemeinen Digeſtiv iſt nicht vngleich das gelaͤuterte reine Weinſtein Puͤl= verlein/ ſonſten Cremor vnd auch Cryſtallus Tartari genannt/ welchen Nahmen es von Quercetano bekommen; Beguinus in ſeinem Tyrocinio nennet es das weſentliche Saltz deß Weinſteins. Die Art aber vnd weiſe ſolches zumachen iſt dieſe/ Nimb rohen Weinſtein/ ſo weiß als du jhn haben kanſt/ wann er grob Zerſtoſſen/ ſo waſche jhn in einem klaren Bru̅= nen Waſſer ſo lang/ biß das Pulver alle Vnreinigkeit vnd Haͤfen abgeleget vnnd ſchoͤn weiß ſich erzeiget. Nach dieſem thue es in einen irrdenen Tiegel gieſſe abermahln daruͤber friſch Brunnen Waſſer/ daß es einer querhand hoch vber dem abgewaſchenen vnd wolgereinigten Weinſtein ſtehe/ ſiede jhn alſo lang/ biß daß ſich ein Haͤutlein erzeiget/ als dann thue jhn vom Fewer an einem kalte̅ Orth/ vnd wann er ſich allgemechlichen oben her Cryſtalliſir et/ ſo ſamle dieſelbige Cryſtallen neben den vbrigen in den Waͤnden deß Tiegels hangenden ſteinlein/ vnd wann ſie wol außgetrucknet ſo ſtoſſe ſie zu einem reinen Pulver (: Dieſes Pulver iſt ſehr nutzlich den jenigen/ welche gar ſchwehrlich durch purgierende Artzneyen zubewegen:) Die= ſes ſieden vnd ſamlen aber muß vielfaltig wiederholet werden/ biß ſich nemblichen weder Haͤut lein noch Cryſtallen mehr erzeigen.Solch zubereitetes Weinſteinpulver iſt ein ſehr koͤſtliche auffloͤſende Artzney zu dem Miltzwehe vnd allen zaͤhen Tartariſchen Verſtopffungen welche von der zaͤhen Vnreinig= keit/ ſo ſich in dem Miltz vnd Kroͤſtgeaͤder geſamlet/ entſproſſen. Jedoch muß man deſſel= bigen Gebrauch offt wiederholen. Im vbrigen hat es gleiche Tugenden mit dem Vitrio= lirten Weinſtein.Euſſerlichen kan Nutzlichen gebrauchet werden nachfolgendes Miltzſaͤlblein auß 2. Loth Cappern vnd 1 Loth Violenoͤel/ Pulveriſirten Miltz vnd Filtzkraut jedem 1 Quintlein Saffran ½ Scrupel vnd weiſſem Wachs ſo viel darzu vonnoͤthen. Würde aber die Ver= ſtopffung allzugroß ſeyn/ ſo kan ein Miltzpflaſter auffgelegt werden von im Meerzwibel Eſ= ſig zerlaſſenen Ammoniac/ welche Artzneyen dann mit hoͤheſter Verwunderung alle Verſtopffungen auffloͤſen vnnd die Kranckheit zertheilen. Siehe hiervon vnſere Pract. Chymiatt. am 127. Blat.
|| [ID00138]

II. Ein Vomitivum oder Erbrechen erre= gende Artzney.
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Ein Erbrechen zuerregen haben die Facultates deß Antimonii, die Vitriolierte vnd der Nießwurtz 410 ein groß Vermoͤgen/ welche nichts boͤſes im Magen hinderlaſſen/ ſondern alle 411 Vnreinigkeit mit der Wurtzel außreutten vnd hinweg nemmen.Ein bewehrt vomitorium von der Nießwurtz 412 findet ſich bey dem Conradino in dem Buͤchlin von der Vngariſchen Kranck= heit. An dieſem Orth woͤllen wir von dem Vitriolierten handeln vnnd die præparationes deß Antimonij biß an ſeinem Orth ver= ſchieben.Die art aber vnd der proceſs ſolche zubereiten weiln er im angezogenem Buͤchlein vn= vollkommen/ iſt eygenilich nachfolgender: Nimb Stickwurtz Saͤwbrod jedes 4. Loth/ weiſſe Nießwurtz 2. Loth/ die Wurtzeln/ wann ſie zuvor wol geſaͤubert/ gewaſchen vnnd in ſchatten wiederumb außgedrucknet/ ſtoſſe zu einem reinen vnd ſubtielen Pulver/ gieſſe 2. oder 3. Finger hochguten Brandwein daruber/ laſſe es wol verwahret im B???etzliche Tag vberſtehen/ her= nach Diſtilliere es mit gelindern Fewer durch einen Helm/ die Haͤfen ſo vnden im Kolben/ thue herauß vnd ſtoſſe dieſelbe zu reinem Pulver/ aldann gieſſe den Diſtillierten Brandwein abermahln darüber/ laß es alſo in einem wolverwahrten Gefaͤß etzliche Tag in der waͤrme ſte hen/ hernach filtrier jhn/ alsdann wirſtu die rechte vnnd wahre Artzney/ deren droben Mel= dung geſchehen vberkommen.
|| [ID00139]

Wie ſolche zugebrauchen?
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Tuncke das euſſerſte eines Federkiels in dieſen Brandwein. Vnd wann er alſo an= gefeuchtet/ ſo lege denſelben in ein Glaß voll Malvaſier oder andern Wein/ waſche den Federkiel mit denſelben wol ab/ ſolchen Malvaſier trincke/ welcher in kurtzen darauff ein Erbrechen erwegen wird.

Von der Gilla ???a Theophraſti oder Vitriol= Saltz.
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Laß die Cryſtall deß Vitriols auß dem Kupffer oder Eyſen præ= pariert (wie bald hernach in dem ſonderbahren Stomachico ſoll ge= geſagt werden) in einem ſawern Phlegmate 413 ſo zum erſten auß der Deſtillation deß gemeinen Vitriols herauß kompt/ zergehen vnd zu= gleich acht Tage circuliern. Vnd gib dem Krancken von dieſem cir= culierten Liquore einen/ anderthalben oder zween Scrupel ein. 414 Es wuͤrcket viel beſſer/ als das Sal auß dem Capite mortuo deß gemeinen Vitriols oder Goßlariſchen weiſſen/ auff welche Weiſe auch daſſel= bige werde außgezogen. 415 Gilla wird es genennet von Paracelſo in ſeinem Buch von natuͤrlichen dingen am 8. Ca. Da er von den Tugenden vnd Eygenſchafften deß rohen Vitriols vnd rothen Heyntzens ha̅= delt; den man in der Gheim vnd Heimligkeit (: Wie dieſe Wort an obgedachten Orth zufin= den :) den Geyllen vnd nicht Gyllen geheiſſen hat.Die Feuchtigkeit aber deß Vitriols/ ſo da in den ſchwehren Haupt Kranckheiten/ als Schwindel/ Wohn witz/ Raſen vnd fallender Sucht eine herꝛliche Artzney 3. vnnd. 4. Cap. 2. Von den Eygenſchafften der jnnerlichen Kranckheiten/ nennet er ein Geheymnuß ſo auß ď Gilla herauß gezogen worden. Iſt aber wenig daran gelegen/ ob es mit dieſem oder jenem Nahmen genennet werde. Gleich wol aber hat zweiffels ohne Paracelſus hieroben den rohen Vitriol verſtanden/ vnd dannenhero ein gantz abſonderliche Art/ welche mit dem durch die Kunſt auß Kupffer vnd Eyſen zu bereiteten einen groſſen vnderſchied hat. Dann das Ge= wicht oder Doſis deß Gyllen deß Paracelſi iſt nur ſechs Comeß/ welche machen 3. Tropffen ohngefehr anderhalb Gr./ welche/ woforꝛn ſie kein Erbrechen wieder verhoffen wuͤrden erre= gen/ Befiehlet er ſolche zuwiederholen vnd das zum dritten mahl; wie er dann darvon ſchrei= bet in ſeinem Buch von natürlichen Dingen am 8. Cap. Das Gewicht aber oder Doſis deß Geyllen vnſers Authoris iſt viel zu ſtarck vnd were genugſam/ ſo man in ſolchem Gewicht den rohen zu vnderſchiedenen mahlen wolgeſaͤuberten vnnd in tauſend Güldenkraut Waſſer (: Welches ſeine emetiſche oder ein Erbrechen erregende Tugenden vnnd Eygenſchafften mercklich zubefoͤrdern pfleget:) ſolvirten vnnd Cryſtalliſierten Vitriol/ wie Paracelſus dieſen gebrauchet/ nu= tzete.
|| [ID00140]

Sawres Phlegma oder Waſſer deß Vitriols.
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Mit dieſem Waſſer moͤgen an bequemeſten genutzet werden deß Paracelſi ſeine Gilla vnd das Erbrechen erregende Vitriol. NB. jedoch hat man ſich in Gebrauch ſolcher Vi= trioliſchen Erbrech Waͤſſerlein vnd Pulver wolvorzuſchen in Engbruͤnſtigkeit vnd anderen Bruſtſchwachheiten.Das Vitriol ſo da gantz rohe/ iſt nemblichen ein Giefft/ weiln es Engbrünſtigkeit ver vrſachet auch wol gar erſtoͤcket. Die jenige/ welche jhnen hierdurch eine harte tieffe Stimm wollen zuwegen bringen/ gerathendardurch in die ſchwehreſte vnd gefaͤhrlichſte Kranckheite̅.

Von dem weiſſen Vitriol/ 416 ſo ein Erbrechen erregt.
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Oder laß den weiſſen Vitriol in einem Regenwaſſer zergehen vnd ſo lang euaporiern/ biß ſich gleichſamb ein Haut oder Kruſte 417 ſe= hen laͤſt; Wann ſolche erfolgt/ ſo ſetze es vier Tage an eine̅ kalten Orth biß es in Chryſtall 418 verwandelt wird/ dieſelbige nehme alsdann her= auß/ vnd laß das Waſſer wie zuvor/ euaporiern vnnd verdaͤmpffen: 419 Vnd dieſe Arbeit zum dritten mal mit dem coaguliern vnnd diſſol= viern widerholen: Vnd endlich zum vierdten mal mit Roſenwaſſer e= ben alſo verfahren: Die Cryſtall zum aller letzten bey einer geringen Waͤrmbde vertruͦcknen/ ſo werden ſie von ſich ſelbſten zu eine̅ weiſſen Pulver: Welche gar gelindt ein Erbrechen erregt vnd das Hirn fein ſanfft purgiert. 420
|| [ID00141]

Von dem Gebrauch vnd Gewicht der Gillæ vnd Vitriol Saltzes.
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Wann der Gillæ ein Scrupel mit Wein 421 getruncken wird/ er= regt es bald 422 ein Erbrechen/ durch welches der Magen ſeiner Laſt wird entlediget vnnd zugleich auch geſtaͤrckt vnnd daſſelbige ohne alle Beſchwernuß vnd Schaden. 423 In den Fiebern. 424 Wuͤrmen. 425 Allerley Gebrechen der Magens.Verſaltzenen Fluͦſſen.Flieſenden Glied=Geaͤder vnd Nerven Waſſer/ wie es die Bar= bierer pflegen zunennen/ wird es eines quintleins ſchwehr in Bier ge= truncken.In der Peſtilentz 426 vnd Ruͦckenwehe bey einem halben quintlin in warmen Wein. 427 Eines halben quintlins ſchwehr vier morgen nachei= nander 428 in warmem Bier genommen befoͤrdert es die Heylung der Wunden.Das Gewicht/ ſo wol deß einen/ als deß andern iſt von einem Scrupel biß auff zween/ nach Gelegenheit deß Alters Complexion vn̅ Geſchlecht. 429 Das Saltz kan man mit Candi Zucker 430 vermiſchen/ endlich mit Fenchel Waſſer zerlaſſen vnd alſo warm gebrauchen.Beneben welchem es auch in einer gruͦn Fleiſch Bruͦhe/ mit eine̅ Trunck Wein oder Bier 431 / in Waſſer mit Honig vermiſcht oder in einer Roſen Conſerven wird gebraucht.Den mit Wuͦrmen behaffteten Knaben/ gibt man es mit einem Loͤffel voll Malvaſier/ vier/ fuͤnff oder acht Granen ſchwehr.Es wuͦrcket auff mancherley Weyſe 432 / nemblich durch das Er= brechen/ Stulgang oder auch etwan durch den Harn/ vnd befoͤrdert zugleich auch den Schweiß.
|| [ID00142]
???l. Im Quendel/ braun Betonien/ Majoran vnd Meliſſen Waſſer. ???m. Allhier iſt der Wein ſehr ſchaͤdlich/ daß Bier aber wegen deß Hopffens vnd der Gerſten/ welche dann auch euſſerlich genutzet werde̅ ſind hergegen in dieſem ſehr dienlich.Die Peſtil entziſche Lufft wird auch vber alle maſſen corrigirt von dem auffſteigenden Dampff deß erwaͤrmeten vnd auff gebackene Stein gegoſſenen Waſſers deß Vitriols.

Geſegnetes Waſſer Martin Rulands.
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Martin Ruland der Vatter in den Centurien ſeiner empiriſchen Curen brauchet ſehr offt ſein geſegnetes Waſſer/ welches er wege̅ deſſelben koͤſtlicher/ krafft vnd Wuͦrckung alſo nen= net/ vnd iſt anders nichts als ein Spey oď Erbrech Waſſer/ wie er dann in der 5. cent. curat. 5. 95. Vermeldet/ daß ſolches zubereitet werde auß dem Croco metallorum̅, welchen er einer Erbeyß groß iu Waſſer/ Bier Meet oder Wein einbeytzet/ ein wenig ſieden laͤſſet alsdann (Was eygent lich der crocus metallorum.) ſauber durchgeſeiget vnd von 1 biß auff 4. Loth zutrincken giebet. Was aber eigentlich die= ſer Crocus metallorum ſeye vnd auß waß er gemacht werde/ haben bißhero viel mit groſſer Begierde zuwiſſen begehret/ ſind auch deßwegen vnderſchiedene commentarij herauß kom= men/ vnder welchen keiner mit dem andern vbereinſtimmet. Siehe derohalben hiervon Quer- cet. in Pharmacop. c. 7. Zum End vnder de̅ Titul von den Waſſern vnd in ſeinem Alexica- co. Item Tyrocinium Chymium c. 12. l. 2. ſo mit meinen notis, welche ich Herꝛn D. Beguino mitgetheilet/ in Truck angangen. Libavium in utroq; ſyntagmate vnd andere. Es iſt zwar ge= wiß/ daß es bereitet wird von Spießglaß/ (Welches Quercetanus Magneſiam Saturninam nennet) von der Art vnd weiſe aber ſind vnderſchiedliche Meinungen.Libavius in ſeinem 2 Syntagmate gibt zwar vor/ daß er einen Crocum metallorum von deß Rulandi ſelbſt eygner Hand auffgeſetzet habe/ derſelbe aber iſt vnvollko̅men vnnd zu dem geſegneten Waſſer deß Rulands gantz vnd gar nicht tauglich/ derowege̅ ſehr wenig von jh= me Libavio de̅ weitberuͦhmten Chymiſchen Practico (: Wofern mir keine Blatter auff ď Zu̅ge̅ waͤchſet:) ſelbſten gebrauchet worde̅/ von deß Rulands Sohn aber auß der ſiebenden vnder mir geh altenen diſputation gantz ſa̅uberlich gefiſchet vn̅ bey gedachte̅ Libavio vor ſeines Vatters ſelbſt eigen erfundenes Werck an man̅ argliſtig gebracht worden. Auß dieſen vnderſchiedliche̅ Formulen vnd Manieren ſolchen crocum Metalloru̅ zubereiten iſt dieſe nachfolgende meines erachtens die beſte/ tauglichſte vnd am meiſten approbirte, jedoch hat ſie eines fleiſſigen vnnd wachtſamen Meiſters hoͤchlichen vonnoͤthen.
|| [ID00143]

Deß Croci Metallorum Zubereitung.
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Nimb wolgelaͤuterten Salpeter 1 oder 2. Pfund Spießglaß auch ſo viel/ laſſe den Salpeter mit gelindem Fewr in einer eyſernen Pfannen/ doch daß ſie nicht zubehend glüend werde/ zerflieſſen/ ſo er im Fluß/ ſo nehme die Pfannen vom Fewr hinweg vnd thue darzu das ſubtil zerſtoſſene Spießglaß/ wann ſie ſich alſo ohne Flamm vnd krachenlaſſen vermiſchen???ſt es zwar gut/ woferꝛn es aber nicht geſchiehet/ ſo halte ſo lang innen/ biß daß der Salpeter recht erkaltet vnd mit dem pulveriſirten Spießglaß anfaͤnglichen zwar allgemaͤchtigen/ nach= mals aber hauffenweiß ſich vermiſchend daſſelbe dulde vn̅ vnder ſich vertrage/ alsdann ruͤhre beyde vermiſchte mit einem eyſernen Spadel beſtendig vnd vnauffhoͤrlich wol vndereina̅der/ wann dann die Vermiſchung gnugſam verrichtet/ ſo zünde es mit einem lebendigen kohlen oď vielmehr kluͤhendem eyſernem Spadel an/ wann es außgeknallet vnd gnug gleichſam gedon= nert/ ſo haſtu den Crocum metallorum. Wann nun obangeregter maſſen mit dem Spießglaß alſo verfahren worden/ wirſtu daſſelbige gleich einem Saffran zubereitet finden.

Von ſeinem allgemeinen Gebrauch vnd Gewicht.
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Die gemeine oder Haupt doſis oder Gewicht iſt vj biß auff xij Gr. welche/ ſo ſie im Waſſer/ Bier/ Meet oder Wein/ oder einen andern dergleichen zu der Kranckheit dienlichen liquori auff einen nothfall ein Zeitlang eingebeitzet geſtanden vnd alsdann ein wenig Auff= gewallet vnnd durchgeſeiget/ kan ſolches Waſſer/ Bier Meet oder Wein nach belieben kalt oder warm von 1 biß auff 4. Loth getruncken werden. Dieſes wird nicht vnbillich ein Geſegnetes Waſſer genennet/ weiln es nemblichen mit groſſem Nutzen der Krancken auch in den Vnheilſamſten vnd gefaͤhrlichſten Schwachheiten entweder von ſich ſelbſten oď mit andern flieſſenden Sachen vermiſcht eingegeben wird/ wie dann ſolches deß Rulands eigne Beweiſſungen klaͤrlich darthu̅/ auch die taͤgliche Erfahrung ſolches ſattſam bezeuget.Iſt aber 1. Sehr nutzlich in den jenigen Haupt Schmertzen/ ſo von den Vnreinigkei= ten deß Magens entſproſſen/ wann er mit Ochſenzungen Blumen/ Ehrenpreiß vnd braun Betonien Waſſer genutzet wird. 2. In der fallenden Sucht/ mit Poͤonien/ Linden= bluͦt/ ſchwartz Kirſchen Waſſer/ vnnd Lavendelzucker. 3. Jubeyderley Seitenwehe mit Cardobenedicten/ Frawendiſtel vnd Klapperroſen Waſſer. 4. In langwuͤrigem Huſten/ Enttzündung der Lungen/ Engbrünſtigkeit vnd Halßgeſchwaͤhr mit Violen/ Hufflattich vn̅ Yſop Waſſer. 5. In Miltz Krauckheiten vnnd Verſtopffungen deß Kroͤßgeaͤders/ mit Frawenhaar Waſſer oder geſottenen Miltzkraut Waſſer, 6. In allerhand Schwach= heiten deß Magens wird er genutzet mit Balſamkraut oder Wermuth Waſſer. 7. In den taͤglich nachlaſſenden vnd dreytaͤgigen Fiebern mit Tauſendguldenkraut/ Cardobenedic= ten/ Wegwart vnd Pfaffenroͤhrlein Waſſer. 8. In der Peſt/ da zu Anfang ein Erbre= chen hoͤchlichen Vonnoͤthen/ mit Geißblat/ Cardobenedicten/ von zarten Eſchawen Blaͤttern Diſtillirtem/ Angeliew. Schlangenmord vnd Gaͤnß oder Fleckenkraut Waſſer. 9, In den Podagriſchen vnd dergleichen Schmertzen denſelben vorzukommen vnd ſich zu præſer- viren/ mit Quendel Waſſer. 10. In gerunnenem Gebluͤt/ ſo noch nicht zu Eyter worden/ wo ſich auch daſſelbe im Menſchen geſamlet/ mit Kerbel vnd Zeitloſſen Waſſer.Dieſe Artzneyen müſſen gebraucht werden zum Anfang der Kranckheiten. Inſon= derheit aber ſchaffet obgedachtes Spey Waſſer herꝛlich vnd groſſen Nutzen in den Clyſtiren wann deſſelbigen ½ oder auch gantzes quintlein in einem darzu bequemen Waſſer oď Wein eingebeitzet worden/ einen kleinen Wall gethan/ hernacher ſauber durchgeſeiget mit einer Bruͦhe oder dem decocto der erweichenden Kraͤutter/ ſo viel deſſen zum Clyſtier vonnoͤthen/ wol vermiſchet/ beygebracht wird. Welches dann ein koͤſtliches mittel zum Darmgicht. Sic= he hiervon Quercetanum 7. Cap.Endlichen wird auch auß dem Croco metallorum ein koͤſtliches Augen Waſſer zube= reitet/ welches zuſehen bey obacdachten Quercetano an obgemelten Orth.
|| [ID00144]

Ein ander Geſegnetes Waſſer D. Hartmanns.
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Im Gebrauch der Artzneyen/ da nothwendig ein Erbrechen zuerlangen/ iſt vber alle maſſen nutzlich das jenige Waſſer/ ſo ich auß Anlaß deß Rulandi nehme das geſegnete oder Benedictam welchem er in ſeinen cent. Med. ſo groſſe kraͤfften zuſchreibet vnnd ſo hoch herauß ſtreichet. Die Art aber vnd Manier ſolch geſegnetes Waſſer zubereiten/ habe ich vergan= genen Sommer gezeyget in Erlaͤuterung deß 12. Cap. deß Tyrocinii Chymici Gluͦckrads vn= der dem Tit. von der Leber deß ♁ij oder Spießglaß; derowegen ſolches hiehero gar bequem= lich vnd wol kan gezogen werden.In obangeregter Erlaͤuterung habe ich auch meinen Nutzen/ den ich auß dem Gebrauch ſolcher Artzney erfahren/ hinzu geſetzt/ vnd geſtehe gern/ dz ich in daſelbſten erwehn= ten Schwachheiten keine bequemere Artzneyen zu meiner vorhabenden Cur befunden/ als e= ben dieſe/ Sage derowegen dem Allerhoͤchſten groſſen Danck/ daß er mir armen ſündigen Menſchen wegen dieſer koͤſtlichen Artzney ſeinen reichen Sege̅n in meiner Praxi ſonderlich er= zeiget.Dieſem aber iſt nicht vngleich daß jenige Spey Waſſer/ ſo auß dem vitro ♁ ij, welches ohne zuthun deß Borres oder eines andern im Fluß gebracht worden/ vnd eine zeitlang in ſtarckem Rheiniſchen Wein oder Malvaſier infundiret geſtanden/ zubereitet wird/ zum Exempel Nimb pulveriſirten vitrum ♁ ij 2 oder zum hoͤheſten 4. Loth/ thue es in ein Glaß/ gieſſe daruͤber 3. biß in 4 Pfundt guten Rheiniſchen Wein oder Malvaſier/ verwahre das Glaß ſo veſt vnd wol als immer moͤglich/ biß der Wein ſich Goldgelb tingire oder faͤrbe an der Sonnen oder einer andern waͤrme ſiehe/ hernach wann du jhn filtriret/ verwahre den= ſelben abermahln in einem Glaß zum beſten. Dieſes wird gebrauchet von 1/ 2/ 3/ 4 biß auff (Welche Schwachhei ten durch das Erbrechen zu heilen.) 5 Scrupel zum hoͤchſten/ mit einem darzu gehoͤrigen Waſſer; dieſes erreget ein Erbreche̅ mit gro ſſen Nutzen inſonde̅rheit in den jenigen Schwachheiten/ welche auff keinen andern Weg dardurch das Erbrechen moͤgen curiret vnnd geheylet werden: Dergleichen ſind Huſten/ Seidenwehe/ Halßgeſchwaͤhr/ verlohrner Appetit oder Eckel zu den Speiſſen/ Ruͦltzen vnnd andere vnzaͤhliche mehr/ we̅lche in den erſten gaͤngen deß Leibs jhre quartier haben. Vber daß iſt ſich eintzigen hoch zuverwundern/ daß das Vitrum ♁ ij, wann es alſo in Wein obgedachter (Wunder= werck im Vi= tro ♁ ij.) maſſen 1/ 2/ oder mehrmahlen infundiert wird/ ſein emetiſche oder zum Erbrechen bewegende kraͤffte nicht verlieret/ ſondern deſſelben Gebrauch ohne Verliehrung oder ſehr geringem Ab= nehmen deroſelben/ nach belieben kan wiederholet werden/ dannnnhero klaͤrlichen erhellet daß daß dieſe purgierende krafft nicht in einem grobe̅ Coͤrperlichen/ ſondern vielmehr in einem ſub= (Worinnen eygentlich die purgierende krafft beſtehe.) tilen ſpiritualiſch vnd Geiſtlichen weſen vornemblich beſtehe/ vnd ſind die Geiſter deſſelbe̅ die ꝛechte vnd haupt Vrſacher ſolcher Tugenden vnd kraͤfften/ ja was mehr iſt/ wann dieſes pul= veriſirte vitrum ♁ ij, durch vielfaltige infuſion an etwas abgemattet worden/ daß dannenheꝛo ſeine kraͤffte beginnen abzunehmen/ daſſelbe aber außgetrucknet/ auffs newe in das Glaß ge= than vnd der Wein daruͤber gegoſſen wird/ bekompt es dardurch ſeine vorige kraͤfften ???/ welches dann ohne Auffhoͤren vnd Ende geſchehen kan/ welches ich hiermit erinnern wollen.(Warnung) Es iſt aber mein ernſter Befelch/ Will vnd Meinung/ daß/ gleich wie allezeit/ alſo auch alhier inſonderheit/ fleiſſige Obacht gehalten werde in Zubereitung ſolcher ſachen wie nicht weniger muß auch groſſe vorſichtigkeit vnd Verſtand angewendet werden im Gebrauch ſol= cher Artzneyen/ welche/ weil ſie ſcheinbarlich vnd ſchnell jhre Wuͤrckung verꝛichte̅/ alſo iſt auch dem jenigen welcher ſolche vorſchreibet/ eine ſonderliche wiſſenſchafft hiervon vonnoͤthen vnd erfordern dannenhero einen vber die maſſen wolerfahrnen vnd der ſache̅ gnugſam gewach= ſenen Medicum, welcher ſolche ordinire.Vber das habe ich auch im Gebrauch einen Syrup oder Safft/ welcher auß obge= dachtem Vitro ♁ ij folgender Geſtallt gemacht wird.
|| [ID00145]

Spey Syrup D. Hartmanns.
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Nimb deß Vitri ♁ ij oder auch croci metallorum (: Dann beydes einerley Würckung hat:) ſo mit ſeiner eygnen Tinctur (: Wie hieroben allbereit angezeiget worden:) angefuͤllet 12 Loth/ Roſen Waſſer 3. Loth/ pulveriſirten Zimmet ½ Loth/ dieſes aller laſſe an einem warmen Orth ver miſcht 24 ſtund lang ſtehen/ wan̅ es ſauber durchgeſeiget/ laſſe in de̅ durch= ge ſeigten zergehen ½ Pfund Zucker/ Koche es nach der Kunſt zu einem helle̅ vnd klaren Sy=(Gewicht.) rup. Sein Gewicht iſt von 1 biß auff 2. oder auch 3. quintlein/ wann man ſolches dann vonnoͤthen/ ſo kan es mit einem Loͤffel voll vngeſaltzenen hüner oder Fleiſchbruͤhe darinnen ein wenig Brodts genutzet werden/ welches gleichsfalls auch in dem vbrigen Spey Waſſer kan in Obacht genommen werden.Mit dieſem Spey Syrup in ſolchem Gewicht werden glücklich Curirt vnd außgetrie=(In welchen Schwachhei= ten dieſer dien lich) ben/ das Da rmgicht vnd Leibwehe/ welches gemeiniglich eine laͤhme vnd contractur der Glie= der Vervrſa chet/ deßgleichen werden hierdurch die Schlagfluͦß/ ſo auff Hertz vnnd Lungen gefallen/ wun derbahrer weiſe Curiret vnnd geheilet; wann inſonderheit darneben auch das Haupt iu achtgenommen/ der Fluß geſtillet vnd das Hirn geſtaͤrcket wird.NB Beyde Artzneyen pflegen bey vnderſchiedenen Perſohen vnderſchiedene Würckun=(Erinnerung) gen zuverrichten/ meiſtentheils aber durch das Erbrechen/ zu zeiten auch zug leich durch den Stulgang oder demſelben allein/ vnderweilen zugleich mit oder durch den Schweiß allein.

Nutzliche Reguln/ welche nicht allein im Gebrauch dieſer jetzo angeregter/ ſondern auch anderer dergleichen Artzneyen zuwiſſen hochnothwendig.
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1. Durch ein Erbrechen koͤnnen die jenige purgiert werden/ welche leichtlich darzu zubewegen/ ſtarcke vnd gute Maͤgen/ hohe Bruſt vn̅ geſundes Haupt habe̅/ auch deß Speyens gewohnt ſind vnd bey welchen die vrſach der Kranckheit durch den Mund jhre̅ Außga̅g ſu= chet. 2. Hergegen ſollen die jenige welche zu Morgens vor dem Eſſen ein ſtettiges nage̅ deß Hertzens vnd ſchwache Maͤgen haben/ item Heyßhungerig ſind vnnd ſchwehrlich ſich erbrechen/ welche vber das ſchwach vnnd krafftloß/ zum Hauptwehe/ Naſenbluten/ Starn/ Lungenſchwachheiten/ Ohnmachten vnd Auffſteigen der Mutter geneigt ſind/ vorſetzlichen/ nicht/ welches denn etzliche Barbierer/ Bader/ ſonderlichen aber die Landſtreicher vnd ande= re der Chymiæ vnerfahrne in Gebrauch haben/ vnd auß anderer Leuthaͤute auß teuffeliſcher Vermeſſenheit Riemen zuſchneiden pflegen/ ohn vnterſcheyd der Perſonen/ zum Erbrechen angenoͤtiget vnnd gezwungen werden. 3. Der jenige/ welcher da ſeinen patienten dieſes Spey Waſſer oder auch andere dergl eichen zum Erbrechen bewegende Artzneyen will bey= bringen/ muß auff alle vmbſtaͤnde gute Achtung geben/ damit er der Sachen entweder nicht zu wenig oder zuviel thue: Zu rechter/ vnd bequemer Zeit: Nicht was vor gehen ſoll/ daſſel= bige her nach/ vnd was hernach/ deſſelbige vorgehen laſſe. 4. Die beſte aber vnd richtigſte Zeit ſolche zu brauchen iſt im Vollmond; dann in demſelben alle feuchtigkeiten in de̅ me̅ſch= lichen Leibe gleichſam auffwallen vnnd haͤuffig auffgaͤhren/ dannenhero mit deſto geringerer Muͤhe vnd Schaden moͤgen durch daß Erbrechen außgefuͦhret werden. 5. Der jenige/ ſo ſolche brauchet/ muß ſich wol zudecken vnd mit warmen Duͤchern auffs beſte als moͤglich den Leib verwahren/ damit nicht vielleicht/ wie offt zugeſchehen pflegt/ ein Grimmen von der euſ= ſerlichen Kaͤlte ſich eraͤuge. 6. Das Bier muß eher nicht/ es habe dann das Erbrech= Truͦncklein ſeine operation 1/ 2/ oder 3. mahln erreicht/ genommen werden; dann ſonſten dar= durch nichtallein das Erbrechen nicht befoͤrdert/ ſondern mercklichen gehindert wird. Vnnd deſſelben kraͤfften Geſchwaͤcht werden. 7. Wann nun alſo die boͤſe materia gnugſam [ID00146] auffruͤhriſch gemacht worden/ daß das bittere ſich erzeiget/ muß etwas mehrers als zuvor vom Bier gebrauchet werden/ vornembliche̅ aber vnd inſonderheit zu Ende muß es ein guter ſtarcker Trunck ſeyn/ damit alſo der Magen wol außgewaſchen vnd was von boͤſer Materi noch im Reſt/ vollends moͤge außgeführet werden. 8. Das Bier aber muß nicht warm weiln es der Magen wol erdulden mag/ ſondern/ damit es einen Eckel vervrſache/ laulecht ſeyn/ vber das nutzet der Wein hierzu gantz vnd gar nichts. 9. Weiln die ſawre Sachen alles vbrig reſtirende vnden außtreiben/ iſt ein ſawrlechte Bruͤhe/ welche zu bequemer Zeit getruncken wird/ allhier ſehr erſprießlich. 10. In den hitzig Gallſuͤchtigen Naturen/ da die Gall durch das Speyen zuletzt herauß kommet/ muß man dieſelbige nicht verhindern/ auch nicht zugeben/ wo ſie einmahl auffgerühret/ ſolche ſich wiederumb ſetze/ ſondern taͤglichen et= was von derſelben außführen/ entweder durch Wiederholung der Spey/ oder durch and ere gelinde vnd vnden auß purgierende oder zum Harn treibende Artzneyen/ die keines ſubtielen/ fluͤchtigen vnd Spiritualiſchen weſens find/ ſondern ſawre vnd allerhand Geſchlechte deß Sal= tzes/ item in Wermuth Wein/ oder in welchem/ Wermuth/ Cardobenedicten/ Filtzkraut/ Se= netblaͤtter/ Rhabarbarum vnnd Tauſendguldenkraut ein Zeitlaug geſtanden. 11. Muß man auff deren Gebrauch nicht ſchlaffen/ inſonderheit die jenige/ ſo bilioſiſcher Natur/ das iſt/ warm vnnd truckner complexion ſind damit nicht etwann die Gall in dem Schlaff in die hoͤhe ſteige; doch aber/ wann der patient ſich gnugſam erbrochen/ kan der Schlaff gar wol er= laubet werden. 12. Wann vielleicht der Kraucke durch das ſtarcke Erbrechen were ab= gemattet worden/ kan man zu Staͤrckung deß Magens/ einen warmen vberſchlag von Wein vnd etzlich Troͤpfflein Negleinoͤls machen/ vnd demſelben zu vnderſt deß Magens laulecht mit einem reinen Tuͤchlein vberſchlagen. 13. Zu welchem End dann auch/ nach dem Erbrechen ſtaͤrckende Artzneyen/ ſo einer anmuͤthigen ſaͤwre/ jnnerlichen muͦſſen gebrau= chet werden/ vornemblichen aber ſind alhier ſehr tauglich/ die mit Roſenzucker vermiſchte fo= mentirte ſawre Corallen. 14. Der Krancke kan deß Tages vber etzliche mahl ein wenig geroͤſteten Brods/ ſo an etwas in Wein/ Bier oder einer Brühe eingebeitzet worden vnd mit (Vberfluͦſſige̅ Erbrechen wie zu begeg= nen.) Zimmet vnd Neglein beſtrewet/ genieſen/ das iſt/ wegen der Gall/ die Einbeitzung im Bier am tauglichſten 15. Wann deß Erbrechens wolte zuviel werden/ iſt kein beſſeres Mittel nicht darvor/ als ein guter Trunck geſottener Milch mit Brod oder 1 Loͤffel voll Syrup von Maſtix vnd deſſelben Geiſt/ oder mit altem Theriac euſſerlichen ein pflaſter de cruſta panis genand/ oder von ſawer Teig mit Balſamkraut vermiſcht. Wann dieſe Sachen ſolches nicht vermoͤgen zuſtillen/ ſo iſt das vornembſte vnnd beſte Mittel/ eine pilulen deß Laudani O- piati.

III. Ein purgierende Artzney/ ſo dareſolviert zer= theylt/ reiniget vnd abwaſcht.
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Es hat deß Scammonii vnd Coloquinthen Kraͤffte 433 in ſich.

Erjnnerung.
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1. Ein jede purgierende Artzney ſoll dreyerley Vermoͤgen ha= hen/ nach der Meynung deß Paracelſi: Daß ſie nemblich purgiere/ die durch die Purgation geſchwaͤchte vnd abgemattete Natur widerumb ſtaͤrcke vnd lindere. 434
|| [ID00147]
2. Die purgationes, welche die Zufaͤlle der gifftigen hinderlaſ= ſenen Eygenſchafften/ vnd alſo eine Schwaͤchung der Kraͤffte mit ſich bringen/ ſoll man in allewege meyden.3. In der rechten Weiſe zu purgieren (in deren man nicht auff die Zahl vnnd Maͤnge der Stulgaͤnge zuſehen/ ſondern ob die Wurtzeln der Schwachheiten zuſampt den Vnreinigkeiten hinweg genomme̅/ die Zufaͤlle nachgelaſſen vnd die Kraͤffte widerſtattet) haben die Artz= neyen alsdann jhrem Ampt genug gethan/ wann ſie den Vnrath/ ent= weder vnempfindlich verzehret/ oder durch den Stulgang oder Harn außgefuͤhret/ oder einen Schmertzen erregt.4: Die purgierende Artzney wuͦrcken nicht durch die Krafft 435 einiger Qualitet/ als der Waͤrme/ Kaͤlte/ Feuchte/ oder Truͦckne/ ſo̅= dern durch eine verborgene Eygenſchafft vnd cygene Form/ ne mblich durch die Eygenſchafft der gantzen Subſtantz/ welche durch die Waͤr= me vnd Himmliſche Krafft getrieben/ die Feuchtigkeit ſo jhr am nech= ſten verwandt/ an ſich zeucht vnd zum Außgang reitzt.5. In den langwirigen Kranckheiten 436 / vnd welche man criticos zunennen pflegt/ ſoll man keine purgationes, ſondern arcana oder ge= heyme Sachen 437 gebrauchen: Sintemal ſolche Kranckheiten ohne Chymiſche Grad 438 nicht zuvertreiben.6. Wann in den langwirigen Kranckheiten purgationes ſollen gebraucht werden/ ſoll daſſelbige allgemaͤchlich vnnd mit der Zeit ge= ſchehen.7. Ob wol die ſtarcke vnd gewaltſame Artzneyen nicht leicht=(Vnd danne̅= hero ſagt viel= leicht Agrip- pa, es ſey zu Erhaltung deß Lebe̅s vn̅ Geſundheit kein beſſerer Rath/ dann ſich der vnge= laͤhrte̅ Aertzte enthalten vn̅ kein beſſerer Weg zur Ge ſundheit vnd hohem Alter als der vner= fahꝛnen Medi- corum man= geln.) fertig zugebrauchen/ noch der Leib vnbedachtſamb zubewegen/ wie Plato in ſeinem Timæo 439 vnd la̅g vor jhm Hippocrates auch geſchrie= ben/ welcher ſeinen guten Freund Democritum mit der Nießwurtz vnd andern dergleichen Sachen nicht purgieren woͤllen: Veꝛmeldent/ daß kein purgiere̅d Artzney zufinde̅/ die die Kraͤffte deß Leibs nit ſchwaͤ= che vnd von der Subſtantz etwas hinweg nemme. Vnd vmb dieſer Vrſachen willen Auicenna nicht vnbillich ſagt/ daß ob wol die Artz= neyen 440 nicht gifftig ſeyen/ ſo komme doch derſelbigen 441 innerliche Ge= brauch die Natur ſehr ſchwehr vn̅ ſawer an: Nichts deſto weniger weꝛ= den zu den eingewurtzelten Kranckheite̅ Antimonialiſche/ Vitrioliſche vnd Mercurialiſche Artzneyen nothwendig erfordert/ dere̅ 442 wir vns billich enthalten ſolten/ wann nit ein Weg vnd Weiſe dieſelbe zubereite̅ vnd dem Menſchen vnſchaͤdlich 443 zumachen/ were erfunden worden/ [ID00148] vnd wir durch die Vnmaͤſſigkeit der jetzigen Welt/ als der Aertzte Er= nehrerin zu jhrem Gebrauch wuͤrden gezwungen.???c. Welche denſelben entweder nicht genommen oder aber nicht Corrigiret vnd verbeſſert wer= den. ???d. Gantz vnd gar.(Worinnen eygentlich die kraͤffte zu purgieren be= ſtehen?) Erſtlichen aber iſt die Frag/ worinnen eygentlich die krafft zu purgieren beſtehe? Nicht allein in der qualitet (: Weiln dieſelbe die purgierende krafft beweget vnd auffmundert:) vnd in den voneinander getrenneten Elementen: Als in dem Wein ſind dieſe Elementen zufinde̅/ das Fewer oder die fewrige Lufft ſo brennen/ Waſſer vnnd Weinſteiniſche Saltz welches die Erden bedeutet/ dann ſolches ein Theil von der Erden in ſich begreiffet/ nun wann dieſe Element ſaͤmptlich in dem Wein beyeinander/ ſo erwaͤrmet er zwar wegen ſeines Tempera= ments/ daß iſt er machet hitzig aber inflammiret oder entzuͤndet nicht: In dem Geiſt oder Lufft aber wann dieſelbige darvo̅ abgeſchieden/ iſt in der That ſelbſten ein Fewer/ aber darumb nicht auch ein Temperament/ oder eine Vermiſchung ſo auß den wiedereinanderſtreittenden qua- liteten entſproſſen/ ſondern ein bloſe qualitet, dergleichen im Fewer geſucht wird/ deſtoweniger iſt derowegen dieſe krafft in dem Temperament zufinden. Dann das Temperament iſt ey= gentlich ein ſolche qualitet, welche auß vieler wiederwertigen Dinge Gegenhandlung ent= ſprungen. Beſtehet derowegen in einem andern/ nemblichen in einem weſentlich vnd Sub- ſtantialiſchen Coͤrper/ entweder dem Saltz/ Schwefel/ vnd Queckſilber. Doch aber mehr in dem Mercurialiſchen Saltz/ als im andern/ welches dann gnugſam zuſehen an den Extra- cten purgierender Artzneyen/ welche mit dem Spiritu oder Geiſt deß Eſſigs ſind außgezogen worden/ dann dieſe purgieren nicht ſo wol als andere Extracten, weiln zum Exempel ď Geiſt deß Eſſigs den Schweffel außziehet/ daß Saltz aber ſitzen bleibet/ die Schweißtreibende krafft aber beſtehet in dem Schwefel/ welche mit dem Brandwein muß extrahirt werden. 2. Fraget ſichs/ wie vnnd auff was weiſe dann ſolche purgirende Artzneyen die bo̅ſe Feuch= tigkeiten außfuͦhren? Hierauff antwortet Gal, l. 5. ſimpl. c. 17. Daß ſie ſolches thu̅ auß Gleich= foͤrmigkeit jhrer Natur vnd weſens. 2. Reitzen ſie die Natur zum außtreiben derſelbigen an. 3. Weiln ſie/ wegen Gleichheit ihres weſens die obgedachte Feuchtigkeiten im Leibe ent= weder wegen deroſelben Menge oď Eygenſchafft vnd Qualitet vermehren/ als iſt die Natur/ weiln ſie die Laſt lenger nicht ertragen kan/ deroſelben vberdrüſig vnd vnderſtehet ſich dieſel= bige außzutreiben. Endlichen vnd zum vierdten weiln die purgierende Artzneyen etwas von Mercurialiſch=Antimonialiſch= vnd Arſenicaliſchen Geiſtern bey ſich haben/ als vndeꝛwindet ſich die Natur ſolchen zuwiederſtehen vnd treibet andere Vnreinigkeiten vnd verſamlete boͤ= ſe Feuchtigkeiten mit auß.

Von dem Turpeto Minerali. 444
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Dieweil vns vnter vie̅l vnd mancherley fuͤꝛnehmen purgierenden [ID00149] Artzneyen/ von denen wir allhie zuhandeln gedencken/ der Mercurius am aller erſten an die Handt kompt/ ſo iſt bey demſelbigen zumercken/ daß er zwar mit Vnreinigkeiten gnugſamb behafftet/ von welchen man jhn doch ſehr fein vnd kuͦnſtlich kan entledigen.Die Hermetiſche Philoſophi haben dieſen deß vulgi Mercurium nur fuͦr einen fluͦchtigen Knecht 445 gehalten/ vnnd ſoll auch niemandt vermeynen/ daß ſie in jhren Philoſophiſchen Schrifften einen jeďen Mercurium genommen vnd denſelbigen ohne allen Vnterſcheyd zum jnnerlichen Gebrauch verordnet. Dieſes wahre Philoſophiſche vnd(Dieſes Wa??? ſer der Weiß= heit iſt wenige̅ bekannt.) aller edelſte Lympha oder Waſſer iſt wenigen bekannt/ vnd ſteht nie= mand/ als allein den Philoſophis zu Dienſt. Vnd ob wol jhrer viel darnach getrachtet/ habens doch ſehr wenig gefunden. In der Cabali= ſtiſchen Philoſophia wird es durch die Jungfraw Mariam, wie vnſer Seligmacher durch den Sawertaig der Medicin verſtanden: Die= weil ſie nach derſelbigen Zeugnuß/ vor/ in vnd nach der Geburt allezeit ein Jungfraw geblieben.Aber wider zu vnſerm Mediciniſchen Vorhaben zukommen/ ſo wird dieſer gemeine Mercurius 446 durch eine gewiſſe Bereytung/ Ge= wicht vnd Vermiſchung 447 gleichſamb zu einer Goͤttlichen Artzney/ vnd hat in vielen Kranckheiten viel ein kraͤfftigere Wuͤrckung/ wann man jhm nur das jenige zutrawet vnd glaubt/ was von der beſchreyte̅ Panacæa 448 der vorigen Zeit gehalten worden/ nemblich auß dem rein pulveriſierten natuͦrlichen Zinnober 449 mit Saffran vnnd Moſcheln vermiſcht vnd bereitet/ in deſſen Prob bey dem aller geringſten Feu= wer/ ich den Mercurium noch alſo rohe in dem Rauch hab ſehen auff= ſteygen vnd einen Goltguͤlden weiß faͤrben befunden.Den Mercurium zu praͤparicrn haben die Chymiſten viel vnnd mancherley weiſen erdacht: Deren etliche (vnd zwar nicht vbel) den= ſelbigen durch de̅ Spiritum deß Salpeters etlich mal (in cohobando, etliche durch den Spiritum deß gemeinen Saltzes/ Aquas fortes, Oleu̅ vitrioli: Etliche an vnd fuͦr ſich ſelbſt entweder mit Kiſſelſteinen 450 durch die Laͤnge der Zeit zubereiten ſich vnderſtanden.???b. Vielmehr in der bloſen Meynung als in dem Werck ſelbſtetz.???c. Rechtmaͤſſiger Arbeit vnd glücklichem handgrieff/ welches Wort ſind deß Severini in ſeiner Idæa Medicinæ.
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Es wird aber kaum ein bequemerer vnd ſicherer Weg den Mercurium zu præcipitiern gefunden/ als dieſer.
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Mercvrivs Præcipitatvs.
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Nimb deß wolgereinigten Mercurii 451 ein halb Pfund/ geuß daß in einer Campana bereiteten vnd wolrectificierte̅ Schwefeloͤls 452 ein Pf. hinzu (dann dieſes Oel kan jhn vor allen andern corroſiuiſchen am al= lerbeſten/ vnd viel gewaltiger 453 / als das oleum Vitrioli præcipitiern vnd caaguliern/ alſo daß er auch das Fewer mehr erduldet 454 / laß alſo miteinander vermiſcht zween Tag in einem Sand digeriern/ nach= mals durch ein wolverlutierte 455 glaͤſerne Retortam allgemaͤchlich 456 de ſtilliern/ geuß den heraußgetropfften Liquorem widerumb vber/ vnd ſolches zu̅ dritten mal. Zum vierdten mal aber kanſtu von eine̅ friſchen Schwefeloͤle noch etwas hinzugieſſen 457 vnd am Ende dem Fewer in dem deſtilliern alſo zuſchuͦren/ daß die Retorta gluͦendt werde: Dann alſo wird der Mercurius in der Deſtillation in eine weiſſe maſſam prę= cipitiert 458 Dieſelbige nemme alsdann/ wann du die Retortam zerbro= chen 459 / von dannen herauß/ laß auff einem Marmor reiben/ mit einem deſtillierten Regenwaſſer das Saltz in einem weiten Glaß fleiſſig ab [ID00151] waſchen/ wol auffruͤhren vnd bewegen/ das Waſſer allezeit ſich/ eher du es herab geuſt/ zuvor vier Stund ſetzen: Vnd die Edulcoration ſo offt widerholen/ biß du in dem auffgegoſſenen Waſſer kein Saltzmehr ſpuͦreſt vnd den vberbliebenen Mercurium in ein gaͤlb Pulver verwa̅= delt ſieheſt/ 460 welchen du alsdann zuvor wol abgetruͤcknet in einem la̅g haͤlſigen Glaß mit Baumwoll verſtopfft ſolt verwahren vnd in einem heiſſen 461 Sandt acht gantze Tag digeriern/ ob vielleicht noch etwas vo̅ dem Mercurio, ſo nicht gnugſamb præcipitiert/ darinnen vermiſcht/ dann ſolches ſteigt von ſich ſelbſten in deß Glaſes Halß/ welche̅ du her= hernach mit einem gluͦenden eyſernen Trath ſolt herab brechen/ den o= berntheil an welchem der vnpraͤcipitierte Mercurius behangen bieben/ geſchicklich vnnd allgemaͤchlich hinweg thun/ die auff den Boden lie= gende maſſam aber herauß nemmer/ drey mal Brannten Wein daruͦ= ber anzuͦnden/ vnd hernach zu ſeinem Gebrauch bewahren. Vnd alſo wird er jnnerhalb deß Leibs gantz ſicher gebraucht.Ich ſelbſt hab etlich mal die Amalgamata deß Golds vnnd Sil= bers abſonderlich praͤcipitiert vnd daſſelbige zwey gantze Jar. vnd ob ich wol ein recht Pulver bekommen/ war es doch nicht recht fix noch in der Artzney zugebrauchen/ verſtehe/ ohne fernere Praͤparation.Wer ſolch Praͤcipitat durch die Amalgationes jnnerhalb drey o= der vier Monaten mit Huͤlff eines guten Fewers begehrt zuverfaͤrti= gen/ 462 der wird ein vber die maſſen ſchoͤnes Gewaͤchs 463 gleich einem Cypreßbaum in dem Glaß finde̅: Vnd in dem er die maſſam offtmals herauß nimpt/ vnd pulveriſiert/ ein jrꝛdiſche 464 matetiam duꝛch die Ge= walt deß Fewers bekommen/ welche hernach durch das Schwefeloͤle/ wie jetzt geſagt/ in ein gaͤlb Pulver/ zu praͤcipitiern. 465 vnd zufigiren.

Was bey dieſem Præcipitat in acht zunem= men.
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1. Das Kennzeichen eines wahren vnd rechten pręcipitati iſt/ wann es mit Golt hefftig wird geſtoſſen/ vnd das Golt dardurch keine weiſſe Farb bekompt/ dergleichen jhme ſonſten von dem Anruͦhren deß Mercurii oder Oueckſilbers zubegegnen pflegt.
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2. Es iſt nicht vonnoͤtnen/ daß er gantz fixus 466 ſeye/ ſintemal er auff ſolche weiſe ſeine Krafft vnd Vermoͤgen zu purgiern verliehrt.3. Es iſt kein Præcipitat der da nicht koͤnne reduciert 467 werden: Wann er aber allerding fix were/ koͤnte er in deß Menſchen Leib nicht wuͦrcken 468 / dann er verrichtet ſeine Wuͤrckungen Vermoͤg der Cruditet.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Vermoͤgen.
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Der Mercurius ???w iſt ein Balſa̅ der Natur in welchem die Krafft Fle iſch zugebaͤhren beruhet: Welche gleichsfalls ga̅tz wunderbahrlich ernewert/ vnd deß Menſche̅ Leib/ ſo mit den Frantzoſen 469 behafftet/ von allem Vnrath reiniget. Dann wo das gantze Gebluͦt in allen Adern verderbt vnd mit den Saamen vieler Keanckheiten eingenommen iſt/ da bekommen die Metalliſche Sachen/ in dem ſie durch die Gewalt deß Fewers 470 ſubtiel vnd duͤnn gemacht/ eine Krafft zu durchtringen/ vnd durchwandern alſo den gantzen Leib.1. Erſtlich iſt er eine Artzney wider die Kranckheiten/ ſo auß der Faͤule der Feuchtigkeiten entſtanden/ vnud hat in den vnheylſame̅ 471 Gebrechen kaum ſeines gleichen.2. Zum andern fuͤhret er alle boͤſe Feuchtigkeite̅ auß vnd ſtillet die Fluͦſſe deß Haupts. 472 3. Zum dritten reiniget er das Gebluͦt in den Adern vnnd das Marck 473 in den Beinen.4. In der Waſſerſucht iſt er ein ſonderbahre Artzney/ dieweil er die Krafft außzutreiben hat. 474 5. Wird er in dem Podagra mit den Pilulis Ruffi 475 vnd Ho= nigoͤle gebraucht.6. Gleich wie in der pleuritide oder gefaͤhrlichen Seitenſteche̅ mit jhrem eygenen vehiculo oder Befoͤrderung. 476 7. Zum ſiebenden wider alles Gifft vnd Kraͤtz. 477 8. In allen beharꝛlichen vnnd vnterlaſſenen Fiebern/ jedes mal mit vier oder fuͦnff Tropffen Vitrioloͤle vnnd den pilulis Ruffi ge= braucht9. Iſt in Außfuͦhrung der Frantzoſen 478 ein catholicum oder allgemeine Artzney vnd wird demnach nicht vnbillich dieſer abſchewli [ID00153] che̅ Kranckheit einiger Außreuter vnd Vertilger genennet/ dieweil er alle derſelbigen Geſchwaͤr von Grund auß heylt vnnd alle dergleichen Fluͤſſe durch widerholten Gebrauch vnd Gewichte ſtillt.10. In der Gelbſucht 479 gehet er allen andern Mitteln vor.11. Wird gleichsfalls auch in der Peſtilentz mit deß Ruffi Pi= lulen gebraucht.12. Vnd endlich in den boͤſen vnd ſtinckenden Geſchwaͤrn 480 zu derſelbigen Reynigung vnter die Salben vermiſcht.In den Frantzoſen hat jhn Paracelſus ſeinen Patienten mit der Latwergen von Roſenſafft eingegeben/ dem Phœdro abermit de̅ Spiri- tu Tartari die Frantzoͤſiſchen Geſchwaͤr ſehr gluͤcklichen geheylt.Von dem Huſero 481 ſeliger Gedaͤchtnuß habe ich dermal eins verſtanden/ daß er nach vielfaͤltigem Gebrauch dieſes Præcipitats bey keinem Patienten jechtes mehr geſpuͦhrt/ ohne daß etliche wegen deß Erbrechens der Gall vber Schmertze̅ oder auch etwa̅n vber Bru̅ſt vnd Hitze der Keelen vnd deß Munds geklagt/ welches doch durch ge= ringe Gurgelwaſſer/ 482 oder da ein Hitz zugegen durch den Gebrauch der Terræ Sigillatæ, alſo bald geſtillet worden.

Von dem Gewicht vnd Gebrauch.
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Sein Gewicht iſt von drey/ vier/ fuͦnff Gran biß vff ſechs vnnd ſonderlich bey ſtarcken Perſonen.Wird mit zu der Kranckheit tauglichen Pilulen vermiſcht: 483 Als in den Schmertzen deß Haupts mit den pilulis cochiis. In den Schmertzen der Arm mit den pilulis de Hermodactylis: Oder mit purgierenden Extracten. 484 In dem Safft von Suͦßholtz wuͤrcket er beſſer/ als in dem The= riac: Wird auch etwann in einer Roſen Conſerv oder Roſen= Zucker 485 gegeben/ oder in einem Oblat verwickelt/ einge= ſchluckt/ vnd ein wenig Wein darauff ge= truncken.
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Die beſte Art den Mercurium zu laͤutern vnd Zureinigen.
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Nimb Mercurij ſo viel dir beliebig/ thue denſelben in eine ablaͤnglechte gantze Cucurbit, gieſſe darüber einen guten Brandwein/ daß er zwen Finger hoch daruͤber ſtehe/ hernacher ſchuͤttele daß Glaß zum offtern hin vnd wieder/ auff vnd ab/ doch verwahre vnderdeſſen das Mundloch der Cucurbit wol mit dem Daumen/ ſo wirſtu ſehen/ daß die Mercurialiſche ſchwaͤrtze den Brandwein wird tingiren vnd an den Waͤnden deß Gefaͤſſes ſich anhangen/ ſolchen gefaͤrbten Brandwein aber gieſſe ab vnnd einen friſchen wiederumb daruͤber/ ſolchen proceſs Wiederhole ſo offt/ biß daß die vbrige Schwaͤrtze vnd Vnreinigkeit gaͤntzlichen von von dem Mercurio abgeſaͤubert; Es pfleget aber bey den/ jenigen Mercuriis ſo zuviel von dergleichen Vnreinigkeit bey ſich haben/ faſt der vierde Theil durch die Laͤuterung abzugehe̅: Den ſchwartzen gefaͤrbten Brandwein ziehe in einem Balneo ab/ vnnd laß die ſchwartze Vn= reinigkeit auff dem Boden ſitzen. Dieſen Brandwein kanſtu entweder zu dieſer oder einer andern Arbeit oder Operation wiederumb gebrauchen. Durch dieſe Laͤuterung wird der Mercurius ein helle himmelblawe Farb welche der wahren Reinigung beſter zeug in iſt/ v= berkommen. Gleichwol aber muß man dieſe Schwaͤrtze/ ſo von dem Mercurio durch die Laͤuterung abgeſondert worden/ nicht gaͤntzlichen hinwegwerffen/ ſondern man kan ſie in eiue̅ Guͤrdel (: wie etzliche wollen:) die Laͦuß vnd Wuͦrme darmit zutoͤden eingeneet verwahren.
|| [ID00155]

Ein ſchoͤne Manier den Mercurium zu praͤci= pitiren.
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Erſtlich mache ein Scheid Waſſer auß 2. Pf. Salpeter 1. Pf. Vitriol/ 12. Loth vncal= cinirtem Alaun vud 12. Loth gemeinem Saltz/ miſche es vndereinander/ Diſtillier es nach gewohnlichem Gebrauch vnd auff Art deß Tyrocimj chym. l. 2. c. 3. Wann du nu̅ das Scheid= Waſſer gedachter weiſe nach praͤpariret/ ſo nimb gelaͤuterten vnd wolgeſaͤuberten Mercurij ſo viel du wilſt/ ſolviere denſelbigen mit dem Scheid Waſſer (: NB man muß aber nicht mehr Mercurij nehmen/ als das Scheid Waſſer kan oder ve̅rmag zu ſolviren/ dann ſonſten die praͤcipitation würde zu ſchwehr fallen:) Wann nun alſo der Mercurius ſolviret ſo gieſſe darzu 4 biß in 5 Loth friſch Brunnen Waſſer/ laſſe es an einem ruhigen Ort auſſerhalb dem Fewer/ damit ſich der Mer curius von ſich ſelbſten zu Boden ſetze/ ſtehen: Wann ſich nun der Mercurius alſo praͤcipitiret/ ſo gieſſe einen guten theil friſches Waſſers darzu/ vnd laſſe jhn alſo praͤcipitiret ſtehen/ gieſſe das Waſſer ab vnd ein anderes wiederumb darzu/ vnnd wann ſolches ein zeitlang daruͦber geſtanden/ ſo gieſſe es abermahln ab vnd ein friſches dar= zu/ das auch ſo offt/ biß der praͤcipirte Mercurius ſeine Schaͤrpffe gaͤntzlichen von ſich abge= leget. Alsdann nimb denſelbigen herauß/ digerire jhn mit gelindem Fewer ohne Helm in eine̅ Koͤlblein ſo einen weiten mund/ biß er wol trucken. Das außgetrocknete Pulver nimb herauß/ vnnd zu einem theil dieſes praͤcipitati thue vier mahlen ſo viel ſcharpffen Diſtillirten Wein Eſſig/ thue ſolches zuſammen in eine wolverwahrte cucurbit, Digerire es ein oder den anden Taglang im Balneo, endlich laſſe es wie hieroben allbereits Meldung geſchehen glei= cher maſſen außtrocknen/ vnd verwahre es wol zum Gebrauch. Sein Gewicht iſt 1 biß auff 5. vnd 6. Gr.Wann es die Noth erfordert/ kan man den jungen Kindern ſo verſtopffet/ ein Gran dar= von eingeben. Nicht geringer iſt nachfolgende/ vnd/ wiewol vnderſchiedliche Sachen darzu kommen/ iſt ſie doch von groſſen Kraͤſſten vnd Wuͤrckungen.

Solariſch oder auß Golt praͤcipitirter Mer= curius.
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Nimb deß beſten wolgelaͤuterten Golts j Loth/ feile es ſubtil/ vnd nach gewohnheit ſolvi= re es im Aqua Regia (Das iſt eines der Scharpffeſten Scheidwaſſer?) welches nicht von Salmiac/ ſo den Mercurium fluͦchtig machet/ ſondern von gemeinem Saltz zubereitet wor= den/ vitri ♁ ij, j Loth vnd wolgereinigten Mercurij 6 Loth/ ſolvier ein jedes abſonderlich mit obgedachtem Aqua Regia in vnderſchiedlichen Glaͤſern/ doch alſo/ daß alles fein hell klar vnd durchleuchdent ſeye. Als dann gieß alles in ein Geſchirꝛ zuſammen/ ziehe es durch einen Helm wiederumb ab vnnd gieſſe friſch Aqua Regia daruͤber/ vnd dieſes ſo offt/ biß der praͤcipitirte Solariſche Mercurius auff einer gluͦenden eyſernen Platten weiters keinen Rauch mehr von ſich gibet. Wann ſolches geſchiehet/ ſo nimb das ſamptliche praͤcipi= tirte vnnd calciniere es mit allem Fleiß/ dann auff ſolche manier werden alle Spitjtus deß [ID00156] Aqua Regia verſchwinden Endlichen diſtillier von demſelbigen zum ſechſten mahl eine̅ guten Brandwein/ hernacher muß er abermahln vnder einen Muffel fewrig gemacht vnnd gelind (Gebrauch.) calciniret werden.1. Inden Frantzoſen iſt es ein koͤſtliches Mittel zureinigen. Dann er nicht allein in de̅ Adern das Gebluͤt/ vnd daß Marck in den Beinen reiniget/ ſoudern auch alles das jenige/ was ſo wol im Fleiſch ſelbſten/ den Spannadern/ als zwiſchen Fell vnd Fleiſch vnreines auf= halten thut/ außfuͤhret. 2. Den Waſſer ſuͤchtigen/ weiln ſolcher daß Waſſer außfuͤhret vnnd den Brunnen außtrocknet/ iſt ſolcher ein groſer Troſt.3. Den jenigen/ ſo mit der fallenden Sucht behafftet iſt er dienlich.4. Das Leibwehe ſtillet er.5. In viertaͤgigen Fiebern iſt er nutzlich.6. In der Gelbſucht iſt er erſprießlich.7. Allerhand boͤſe Geſchwaͤhr/ den Krebs faule vmb ſich freſſende Schaͤden vnd Fi= ſteln heilet er.8. Zur Zeit der Peſt vnd in andern gifftigen Kranckheite̅ iſt er ein bequemes Mittel

Das Golt deß Lebens.
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Nimb Scheid Waſſer/ welches auß Vitriol/ Salpeter vnd Alann jedem 8. Loth diſtilli= ret worden/ Salmiac 2 Loth/ dieſer miſche vndereinander diſtilliere es im Sand durch einen helm daß du das ſcharpffe Scheid Waſſer/ ſonſten Aqua Regis genand welches die Gold= ſchmied zum Goldſcheiden brauchen/ vberkommeſt. Nimb dieſes Aquæ Regis deß ſcharpffen Scheid Waſſers 4 Loth/ ſolviere darinnen deß feineſten Golds j Loth/ vnd laß die ſolution im warmen ſtehen hernach nimb rohen doch wol geſaͤuberten Mercurij 12 Loth/ folviere jhn in einem ℔ gemeinen Scheidwaſſers.Dieſe beyde ſolutiones nemblichen des Golds vnd Mercurij vermiſche wol vndereinander alsdann wird ſich ſaͤmptliches gantz ſchwartz erzeigen/ ſolches diſtilliere im Sand durch ei= nen helm mit gelindem Fewer. Doch mnſtu allgemachſam auffſteigen/ biß daß das jenige/ ſo vnden auff dem Grund/ roth worden vnd die Geiſter evaporiret vnd verſchwunden/ endlich treibe das Fewer ſo hoch/ biß daß vnderſte der Cucurbit eine zeitlang gegluͤet. Nimb das Pul= ver heraus vnd vermiſche es wol mit einem eyſernen Staͤblein vnder einem Muffel mit eine̅ Tiegel durch einander/ calcinier es ſo lang/ biß daß die Spiritus deß Scheid Waſſers fleiſſig abgeſchieden. Endlichen/ wann ſolches alles geſchehen/ ſo waſche mit ſüſſem Waſſer alles v= brige geſaltzene ſauber ab/ vnd nach de̅ du letztlichen von de̅ſelbigen einen rectificirten Brand= wein nicht nur einmahl ſondern vielfaltig durch die deſtillation wirſt abgezogen haben/ ſo ver wahre ſolches Pulver deß Golds deß Lebens zum Gebbrauch. Solches hat groſſe Wuͦr= ckung zur zeit der Peſt/ wie dann in vnzchlichen andern Kranckheiten mehr.

Praͤcipitirter gelber Mercurius ſo de̅ Schweiß treibet.
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Nimb Mercurij ſo durch daß gemeine Saltz vnd Vitriol (: nach Art vnd vnderricht deß Tyrocinii Beguinj ſo mit meinen notis von dem Glückrad in Truck außgangen c. 13, l. 2. vnder dem tit. von ſublimirtem Mercnrio:) ſublimiret worden/ ſo viel dir beliebig/ laſſe jhn bey ge= lindem Fewer in einem Brunnen Waſſer wol auffſieden/ wann es gnugſam geſotten/ ſo laſſe in die klare vnnd reme von den Haͤfen gantz ſittſam abgeſonderte oder auch filtrierte ſolution etzliche Tropffen von dem auß dem Saltz deß Weinſteins per deliquium bereiteten Qels fallen/ ſo wird ſich der Mercurius von ſtund an auff den Grund gleich einem gelben Pul= ver praͤcipitiren. Gieſſe das Waſſer/ wie hieroben auch gemeldet abermahln ab/ ziehe alle [ID00157] Schaͤrpffe mit einem diſtillirten Brunnen oder Regenwaſſer durch vielfaͤltiges waſchen alſo genaw auß demſelbigen/ das auch nicht das geringſte in dem Waſſer/ damit es geſuͤſſet worden/ mehr ſeye zuſpuͦren. Letzlichen truckne es bey einem gelinden Fewer zum Ge=(Gewicht vnd Gebrauch.) brauch.Dieſer præcipirte Mercurius wuͤrcket allein durch den Schweiß von 5. 6. biß auff 7. graͤn mit Theriac/ Mithridat oder derſelben extracten zweymahl fruͤhe nuͤchtern in der Wochen eingenommen. Mit groſſer Verwunderung eroͤffnet er alle Verſtopffungen/ inſonderheit aber in der Gelbſucht. Derohalben/ ſo er an ſtatt eines digeſtivs gebrauchet wird/ iſt er nicht allein ſehr nutzlich/ ſondern auch nothwendig die Verſtopffungen deß vndern Leibs/ welche allerhand ſchwaͤre vnd gefaͤhrliche Kranckheiten verurſachen/ zueroͤffnen. Auß der Erfahrung hat man auch/ daß dieſer præcipirte Mercurius eine gewiſſe vnd probirte Artzney ſeye wider allerhand Gifft/ wie aber dieſer præcipirte Mercurius mit dem ſublimirten koͤnne ſuͦß vnd zum purgieren bequem gemacht werden/ wirſtu hierunden finden. Da wir von dem ſuͦſſen Panchymagogo handlen werden/ hiehero gehoͤrt auch der jenige præcipitirte Mercurius, ???o ſonderlich in der Frantzoſen Cur gebraͤuchlich/ deſſen wir auch anregung gethan in vnſeren notis in das Tyroc. Chym. Beguini l. 2. c. 13. wie dann die wahre vnd rechte Art vnd Weiſe ſolches zubereiten eigentlich in den theſibus medicochymicis letzterer edition zuftuden/ vnd iſt dieſe.

Præcipitirter wider die Frantzoſen ſtreittender Mercurius.
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Nim geſaͤuberten Mercurij 4. Pf. diſſolviere jhn in darzu gehoͤriger gnugſamer quantitet auß 3. Pf. Vitriol vnd 2. Pf. Salpeter diſtillirtem Scheidwaſſer/ hernach ziehe das Waſ= ſer vnd dem Spiritum allgemaͤhligen in dem Sand ab. Wann die Spiritus nun nicht mehr ſo ſtarck ſteigen/ ſondern nach vnd nach ablaſſen/ ſo erhoͤhe das Fewer/ daß das Glaß gluͦend werde/ vnd faſt eine Caſtanien braune Farbe vberkomme/ dann alſo erheben ſich die nichts= nutzende gelb vnd bleichrothe Blumen deß Mercurij vnd ſteigen an den Waͤnden der Cucur= bit in den Helm hinauff; Wann das Glaß mit der materi darinnen wol erkaltet/ ſo zerbrich es/ werffe die vntuͦchtige an den Waͤnden hangende Blumen hinweg/ ſo wirſtu auff dem Bo= den ein rothes Pulver finden/ welche waſche in einer jrꝛdenen Schuͦſſel/ ſo lang biß es alle Schaͤrpffe verlohren. Hernacher wann obgedachtes Pulver wol außgetrocknet/ ſo gieſſe daruͤber zwen zwerch Finger hoch das Oel vom Weinſtein Saltz/ ziehe das Phlegma oder die Feuchtigkeit durch dreymahlige deſtillation widerumb ab; Doch aber mache das Fewer zum dritten mahl etwas groͤſſer/ wann gleich die Cucurbit zu vnderſt deß Bodens von dem Fewer ſolte rothlecht werde̅/ alſo ſteiget nun eintheil vom Mercurio auff/ ſo noch rohe vn̅ leben= dig/ welche muß gaͤntzlich abgeſondert werden. Was ſich nun auff den Boden geſetzet/ daſ= ſelbige waſche mit ſuͦſſem warmem Waſſer ſo offt/ biß nicht das geringſte von geſaltzener materi mehr/ ſonder eintzig vnd allein ein rothes Pulver gefunden werde/ welches/ ſo es wol abgetrucknet/ thue in eine Cucurbit/ gieſſe daruͦber Waſſer von Eyern/ ziehe dieſes von dem= ſelbigen im Sand durch einen Helm zum ſiebenden mahl widerumb ab; was auff dem Bo= den ſitzen bleibet/ waſche zum oͤfftern mit warinem Waſſer/ gieſſe daruͦber einen Brandtwein ſo zum ſibendenmahl rectificiret, ziehe jhne auch ſo viel mahl durch die deſtillation widerumb ab.Endliche nimb das rothe Pulver widerumb herauß/ feuchte es mit einem ſubtilen Brandt= wein gnugſam an/ vnd zünde darüber den Brandtwein an vnd rühre es mit einem eyſernen Staͤblein ſo lang vnder einander/ biß ſich derſelbige gaͤntzlichen verzehret/ dieſer præcipitirte Mercurius wird am Gewicht gegeben von 3. biß auff 5. graͤn/ zu mehrer Befoͤrderung aber deſſelben Würckungen/ thue etwas von præcipitirter Scammonea oder Diagrydio hinzu/ [ID00158] welches/ wie es muͤſſe zubereitet werden/ wird hierunden vnder den purgierenden Artzneyen meldung geſchehen/ oder nimb von meinem Panchymagogo ſo viel als du vonnoͤthen haſt/ vn̅ formiere darauß Pilulen. Es kan auch mit dem Suͦßholtz Safft vermiſcht werden.Der præcipitirte Mercurius, wie ich jhne hieroben zu erſt beſchrieben/ curiret eintzig vnd al= lein die Waſſerſucht/ wird aber mit dem diagrydio von 3. biß auff 5. gr. genutzet. Man muß aber nach Beſchaffenheit der Kranckheit das Turbith brauchen/ hernacher Harntrei= bende Artzneyen/ dann einem berümbten vnd erfahrnen Artzt lieget ob/ daß er vor allen Din= gen in der Waſſerſucht ehe vnd zuvor er ſolche Harntreibende Artzneyen an die Hand nim= met/ das Gewaͤſſer durch den Stuelgang ſuche außzutreiben/ vnnd daſſelbige drey oder vier Tag continuirlich oder vber den andern; dann ſonſten das Geſaltzene Gewaͤſſer zuſam̅en in die Nieren vnd Harnga̅ng ſich würde ſetzen/ dannenhero hernacher wegen ſolcher ergieſ= ſung/ gefaͤhrliche Zufaͤll zu entſtehen pflegen/ von ſolchen Sachen aber werden wir hierunden bey der zu der Waſſerſucht ſonderlich dienente̅ Artzney handeln/ wie aber etzliche præcipitirte Mercurij mit ſonderlichen Farben moͤgen gezieret werden/ woͤllen wir kuͦrtzlichen hierzu ſetzen.

I. Ein Grawer Mercurius ſo allein purgieret.
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Nimb gelben oder weiſſen gemeinen Mercurium, waſche jhn zum offtern mit Roſenwaſſer vnd laſſe jhn trocknen/ hernach begieſſe jhn wol mit einem ſtarcken Brandtwein vnd thue mit dem Brandtwein hinzu gleich ſo vil Campffer/ wan̅ ſaͤmptliche ſtuͦcke ſolvieret vn̅ vnder einan= der vermiſchet/ ſo laſſe mit gelindem Fewr den Brandtwein biß zur Trückne wider vbergehe̅/ alſo wirſtu den Grawen Mercuriu̅ haben. Sein Gewicht iſt von 3. biß auff 6. gr. vermiſchet mit dem Extract von Theriac 6. ſtund zuvor ehe das Fieber den Menſche̅ widerumb angreif= fet/ eingenom̅en. Er reutet die Fieber mit hoͤchſter verwunderung auß/ derſelbigen Vrſachen durch den Stulgang außtreibend. In der Peſt vnd anderen anſteckenden Schwachheiten iſt er ein bewehrter koͤſtlicher Antidotus, ſonderlichen aber in dem Engellaͤndiſchen Schweiß.

II. Ein Fleiſchfarber præcipirter Mercurius.
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Nimb lebendigen Mercurij ſo wol geſaͤubert ℥j laſſe jhne zergehen in Scheidwaſſers ℥ij, wann er dergeſtalt ſolviret worden/ ſo thue hinzu gemein warmes Waſſers ℥iij vnnd gieſſe hernach darzu friſche Vrin eines geſunden Menſchen ſo viel als zu ſeiner reſolution vonnoͤ= ten/ dann alſo wird ſich der Mercurius reſolviren vnd Leibfarb præcipitiren/ welcher wann jhme durch vielfaltige abwaſchung mit friſchem Waſſer ſeine Schaͤrpffe genommen/ pur= gieret er allein durch den Stulgang. Sein Gewicht iſt von 6. biß in 11. gr.

III. Gelb Præcipitat.
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Gleicher geſtalt verfahre allhier/ wann du den Mercurium in Scheidwaſſer ſolvieret vnd zuvor Waſſer daruͤber gegoſſen/ alsdann thue Tropffenweiß hinzu das corrigirte Wein= ſtein Oel/ ſo wird ſich der Mercurius gleichſam als in einem Laimen præcipitiren/ welcher/ wann er zuvor durch das Waſſer gebuͦhrender maſſen von ſeiner Corꝛoſiviſchen vnd vmb ſich freſſenden Eigenſchafften entlediget worden/ purgieret vnd reiniget er den Menſchen allein durch den Stulgang. Sein Gewicht iſt von 6. biß 10. gr.
|| [ID00159]

IV. Gruͦn Præcipitat.
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Nimb lebendigen Queckſilbers 6. Loth/ ſolviere ſolche mit gemeinem Scheidwaſſer/ deßgleichen auch mit dieſem ſolviere ein Loth Kupffer/ dieſe beyde thue hernach zuſam̅en/ zie= he das Scheidwaſſer im Sand von der Materi ab/ doch muß das Fewer zu end der deſtil- lation etwas ſtaͤrcker als zuvor getrieben werde̅/ damit die Geiſter meiſtentheils ſich verlieh= ren/ was auff dem Boden vbria verbleibet/ ſolches truckne auß vnd digerir es einen Tag vnd Nacht im Balneo mit dem Geiſt deß Eſſigs. Letzlichen laſſe es einen Wall thun/ damit ſich der meiſte Theil deß Mercurij im Eſſig ſolviere/ wann nun der Eſſig ſolcher Geſtalt den Mercurium an ſich gezogen/ ſo ziehe alsdann denſelbigen durch das Balneum mit gelindem Fewer wider ab/ ſo wirſtu den gruͤn præcipitirten Mercurium auff dem Boden finden/ welcher nicht muß abgewaſchen/ ſondern alſobald außgetrucknet werden. Solch præcipitat iſt ein approbirte ſonderliche Artzney in dem vergiffteten Frantzoͤſiſchem Saamenfluß/ welches dei nechſte weg zu den Frantzoſen ſelbſten. Sein Gewicht iſt von 2. 3. biß auff 8. gr morgends fruͦhe mit Roſenzucker genetzet. Wann gleich auch ſolcher Saamenfluß an etwas hette nachgelaſſen/ ſo wird er ſich doch durch den Gebrauch dieſes ſonderbahren Mittels wider= umb eraͤugen. Derowegen obgedachtes Gewicht taͤglichen ſo lang muß widerholet wer= den/ biß der Fluß ſich gaͤntzlichen geſtillet vnd das boͤſe außgereitet worden. Sintemahlen dieſe Artzney ſolchen Fluß zugleich treibet vnd auch außfeget. Siehe hiervon vnſere praxin chymiatricam vnder dem tit. von den Frantzoſen/ woſelbſten aber dieſer proceß goͤnſtiger Le= ſer an etwas geendert zufinden.Das Queckſilber ſchadet den hitzigen vnd Gallſuͤchtigen Naturen/ welcher die Feuchtig=(NB. Nutzli= che Warnun= gen/ ſo im Ge= brauch deß Queckſilbers vnd Spieß= glaſes wol zubeobachte̅.) keiten/ ſo das hitzige Gebluͤt im Zaum pfleget zuhalten/ mehr als zu viel zu ſich ziehet/ wie zuſehen in den Geſchwehren vnd Kranckheiten der innerlichen Glieder/ dannenhero auch die Gall deſto mehr anfahet zu toben vnd zu wuͤten. Was nun der Mercurius in obgedachten hitzigen Naturen vor Vngelegenheiten verurſachet/ dergleichen ſtifftet das Spießglaß in deu Phlegmatiſchen oder Waͤſſerichten/ wann man nun ſolche ohne vnderſcheid gebrauchet/ kan man niemaln zum gewünſchten Zweck gelangen.???q. Nemlichen auff ſolche Manier iſt der Mercurius ſeiner Art/ Natur vnd Affection, welche er zu dem Gold traͤget/ an etwas verluſtiget worden/ kan alſo der præcipitirte Mercu- rius viel beſſer auch ſicherer jnnerlichen genutzet werden.???u. Nicht gaͤntzlich der angebornen/ ſondern durch die ſalſechte Geiſter/ von welchen der Mercurius entweder præcipitirt oder ſublimirt wird/ in etwas geſchwaͤchten.
|| [ID00160]

Ein Arcanum Corallinum Paracelſi 486 oder rother Mercurius Sublimatus, ſo nicht Corroſiviſch.
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Nimb deß Mercurij oder Queckſilbers ein Pfundt/ laß daſſel= bige mit einer Laugen von vngeleſchtem Kalck vnd Reben Aſchen ſechs oder ſiben mahl reinigen/ 487 nachmals mit Saltz vnnd Eſſig ſo lang waſchen/ biß es ein Himmelblawe Farb bekompt/ vnd alſo iſt es zur Sublimation bereit.Nimb dieſes gereinigten Mercurij ein Pfundt/ Salpeter (wel= ches doch fleiſſig gereiniget 488 vnd von allem gemeinem Saltz 489 ab= geſondert ſey/ dann ſonſten wuͤrde das ſublimierte Pulver zu gar Cor= roſiviſch: Die Prob aber deß recht vnnd gnugſamb abgeſonderten Saltzs kan alſo angeſtellt werden: Wann nemblich der Salpeter [ID00161] auff einer gluͤenden eyſernen Platten davon fleucht vnd nicht das ge= ringſte Koͤrnlin oder Zeichen eines Saltzes hinderlaͤßt/) vnnd deß zu einer Roͤthe calcinierten Vitriols 490 jedes 491 zwey Pfund/ laß alles pulverſiern/ mit einander vermiſchen/ mit dem allerſchaͤrpffſten deſtil= lierten Eſſig allein beſprengen/ mit einem Stoͤſſel von Holtz wol vn= tereinander ruͦhre̅/ biß dich bedunckt/ es ſey der Mercurius nun gnug= ſamb mortificiert vnd getoͤdtet. 492 Alsdann thue die gantze maſſam in ein verkleybte cucurbitam 493 oder Blaſe einer mittelma̅ſſigen Groͤſſe/ laß/ nach dem die Blaſe von allen Flecken wol geſaͤubert/ 494 erſtlich in einem Sand 495 deſtillieren/ eine Nacht ein Fewer hinzu ma= chen/ damit die phlegma deß Eſſigs herauß komme/ darnach dem Fewer allgemach zuſchuͤren/ daſſelbige vier vnd zwantzig Stundt 496 erhalten/ vnd die Sublimation continuirn: Dann wann ſolches ge= ſchicht/ ſo ſteigt der ſchwaͤrtzlichte Mercurius viuus oder Queckſilber hinauff in den Helm: 497 In der Mitte aber deß Gefaͤſſes findet ſich ein gelbes Pulver vnd ein wenig vber der materia 498 ein rothes. De= rowegen wann du das Glaß zerbrochen/ ſo ſamble alles ſublimierte Pulver/ nemblich ſo wol das rothe/ als auch das gelbe fleiſſig auff: Vnd nimb Salpeter vnd calcinierten Alaun 499 jedes ein Pfund (die calcinatio aber deß Alauns ſoll in einem Tiegel auff die gemeine wei= ſe/ jedoch bey keinem ſo groſſen Fewer geſchehen/ damit die Geiſter nicht verſchwinden) laß alles pulverſiern vnd wie zuvor mit einander vermiſchen/ allein mit der phlegma deß vorigen deſtillierten Eſſigs befeuchtigen: Alsdann in einem newe̅ Alembic wie zuvor/ deſtilliern: es wird ſolch Geſchaͤfft bey einem ſtaͤttigen Fewer in vier vnd zwan= tzig Stunden 500 verꝛicht: Vnd ſteigt ein Pulver auff/ deſſen vnterſte Farb gantz roth/ deß andern ein wenig vber dem rothen/ gelb/ vnd deſ= ſen in dem Helm ſchwaͤrtzlicht. Nach dem es nun alles kalt worden/ vnd das Glaß zerbrochen/ ſo nimb ein jedes fein behutſamb herauß: Das rothe vnd was an dem vnterſten Orth an den Waͤnden deß Ge= faͤſſes vber dem capite mortuo anhangt/ das iſt rein vnd zeitig/ 501 vnd muſt es derowegen abſonderlich verwahren/ mit Hertzwaſſer 502 dulcoriern/ vnnd endlich etlich mal einen Brandten Wein daruͤber an= zuͦnden. Das gelbe/ ſo auch ſonderlichen eingeſamblet/ kan man auch in einem Tiegel bey einem mittelmaͤſſigen Fewer calciniern/ da= mit es ein rothe Farb bekomme/ vnd folgends auff jetzt erzehlte Weiſe dulcoriern. 503 Die ſchwartze Hefen aber oben im Helm zu ſampt dem [ID00162] capite mortuo auff dem Boden wuͤrff hinweg. 504 Es iſt deß Pa- racelſi groß Geheymnuß vnd von jhm ſelbſt erfunden. Huſerus ziehet dieſes Sublimat dem Turpeto vor/ vnd ſagt/ er habe es in vie= len vnheylſamen Kranckheiten mit groſſem vnd gluͤcklichem Außgang gebraucht.

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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In der Waſſerſucht/ Frantzoſen 505 vnnd Podagra wird es von dreyen biß in fuͦnff Gran/ in einem Theriac/ Roſenſafft oder pululis Catholicis 506 gebraucht.Vber das finden ſich noch zween aller geheymbſte 507 Wege vnd Weiſen den Mercurium zu tractiern vnnd fuͤr ein Medicin deß Leibs zuverordnen.Nach der erſten wird er ohne allen Zuſatz mit gewiſſen Inſtru= menten fuͦr ſich ſelbſt in einen gantz rothen Zinnober redigiert.Nach der andern werden die Corroſiviſche Geiſter deß Vitriols vnd Saltzes/ in dem ſublimierten mercurio getoͤdtet: Auß welchem wunderbahren einfachen vnnd gleichfoͤrmigen Kunſtſtuͤck/ ein gantzes vngeſchmacktes Cryſtallinen Pulver wird. Eins der allerfuͦrtreff= lichſten purgierenden Artzneyen/ welches allein gebraucht/ oder mit andern Pululen vermiſcht/ alle Gebrechen deß Menſchlichen Leibs mit ſampt der Wurtzel außreutet vnd vertreibt/ vber welches ſich die jenige nicht alſo ſehr verwundern/ die da wiſſen/ daß der Mercurius ein Balſam der Natur ſey/ in deme die Krafft das verlohrne Fleiſch wider zuerſtatten/ daſſelbige gantz wunderbahrlich zuvernewern vnd von aller Vnſauberkeit zureinigen/ verborgen.
|| [ID00163]

Kuͤrtzerer weg das Coralle̅rothe Geheimnuß zu pręparire̅.
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Das ſcharpffſinnge nachforſchen etlicher in dieſer Kunſt wolerfahrnen Maͤnner hat viel ein leichtere auch ko̅ſtlichere Art vnd Weiſe/ das Arcanum Corallinum als vnſers authoris iſt/ zu præpariren erfunden. Solches beſtehet aber im nachfolgende̅. Nimb deß capitis mortui, ſo von gleichen theilen deß Vitriols vnd Salpeters/ darvon das Scheidwaſſer deſtillirt wor= den/ ſitzen blieben/ ſo viel dir beliebig/ ziehe das Saltz mit warme̅ Brun̅en waſſer herauß. Die= ſes Saltz/ wann es zuvor wol außgetrucknet/ nimb 12. Loth/ wolgelaͤutert vnd gereinigtes Queckſilbers 4. Loth/ gelaͤuterten Salpeters ½. Loth. Dieſe ſaͤmptliche Stuͤck miſche mit ſcharpffem Eſſig wol vndereinander/ biß der mercurius von den anderen auffgezehret wor= den. Hernach ſublimiere es/ wie gebraͤuchlich in einer Cucurbit mit einem Helm/ ſo wird ſich mit etwas vom rohen Mercurio auch ein theil an der Farb weiß/ etwas Goldgelb/ zum theil Saffranfarb vnd dann Hochroth ohne eintzige corroſion ſublimieren/ von ſolchen vnderſchiedlichen Farben nun/ nimb die Saffran gelbe vnd rothe/ die andern aber [ID00164] wirff hinweg/ dieſe nun wol vndereinander vermiſchet/ thue in eine Phial/ ſublimiere dieſelb in ſehr heiſſem Sand vor ſich ſelbſten/ damie es zugleich eine rothe Farb vberkomme/ hernach wann es angeſuͦſſet wider mit friſchem Brunnenwaſſern abgewaſchen/ ſo zuͦnde einen guten Brandtwein daruͦber an. Sein Gewicht iſt wie hieroben vermeldet. Dienet wider den Grind/ Geſchwer/ Krebs vnd Fiſteln. Iſt ein rechter Theriac aller Metallen. Von Paracelſo wird es genennet ein von dem mercurio zubereites Laudanum.

Die kuͦrtzeſte Art das Coralline Geheimnuß zubereiten.
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Nimb wolgewaſchenen mercurij 8. Loth auch ſo viel wol rectificirten Spiritus deß Sal= peters/ ſolchen gewaſchenen mercurium ſolviere/ biß nichts mehr von demſelbigen vbrig blei= be. Solche ſolution thue in eine bequeme Phial mit einem langen Halß/ koche es im Sandt/ ſo wird der Spiritus theils roth/ theils aber weiß auffſteigen/ der mercurius ſelbſten aber ſich gleichſam als ſchoͤne Criſtallen auff den Boden ſetzen/ halte mit dem kochen vnd auffwallen continuirlichen ſo laug an/ biß nichts mehr von dem Spiritui vbrig vn̅ der Mercurius auff dem Boden gleichſam als weiſſe Steinlein ſitzen bleibe. Dieſen alſo cryſtalliſirten Mercurium nun thue den nachfolgenden Tag in eine Phialen/ zerꝛeibe jhn ſubtil/ ſo wirſtu befinden/ daß ſich der Mercurius vmb drey Loth vermehret; Vber dieſen gieſſe abermahln in einer Phialen friſchen Spiritum nitri oder Geiſt deß Salpeters vnd koche es abermahln einen gantzen Tag. NB. Vnder dieſem kochen wirſtu nicht ſehen/ daß er ſo ſtarck als zuvor ſich wird auffwerffen vnd auffwallen/ es ſeye dann/ daß er gleichſam mit vngeſtimm vnd Geraͤuſch auffſteigend ſich in die hoͤhe thut/ welches dich nicht laſſe jrꝛen/ ſondern halte beſtaͤndig mit dem kochen an/ vnd gieſſe zum dritten mahl/ wie zuvor/ den Spiritum nitri wider daruͤber/ vnd koche den Mer- curium auch ſo viel mahln/ vnd zwar dieſes letztere mahl muß das Fewer etwas ſtaͤrcker ge= trieben werden als die vorige beyde mahln. Nun wird der Spiritus nitri zwar durch den Halß auffſteigen/ aber ohne einige Roͤthe/ mit geringem auffwallen/ derowegen muſtu ſo lang darmit continuiren/ biß der Spiritus nitri ſich gantz vnd gar verlohren vnd fluͦchtig worden. Auff dieſe weiſe wirſtu den Mercurium auff dem Boden ſchoͤn Corollenroth finden/ welchen endlichen mit gelindem Fewer/ jedoch daß er an etwas fewrig werde/ calciniere. Dieſer alſo zubereiteter mercurius iſt gantz ſuͤß ohne eintzige corroſiviſche Qualitet, er hat gleichen Nutzen vnd Kraͤffte/ Ja wol beſſere als dieſer deß Crollij.Setze es in einer auff Hermetiſche manier wol verlutirter Phialen in eine warme Aſchen/ ſo ziehet ſich die Gold Tinctur gantz Blutroth herauß/ coagulire dieſelbe abermahln mit hin= derlaſſung deß auff dem Boden bleibenden weiſſen Coͤrperlichen Golds in einer anderen auff vorige weiſe wolverwahrter Phialen in dem faulen Heintzen durch gelindes Fewer zu einem rothen Stein/ welchen an einem kalten vnd feuchten Orth auff einem rothen Marmor ſolvie= re zu einem Oel/ welches dan̅ abermahlen mit hinderlaſſung der Haͤfen coagulire, vnnd wider= hole ſolches zum drittenmal. Dieſes iſt ein herꝛliches Elixir deß Lebens vnd Mercurialiſches (Gebrauch vn̅ Gewicht.) Laudanum, welches in eine̅ Glaß beſter maſſen zuverwahren. Sein Gewicht iſt 1. Gran mit dem extract deß Theriacks vnd pulveriſirten ſuͦſſen Holtz/ ſo viel zu formierung einer/ zwo oder auch mehrer Pilulen vonnoͤten/ doch muß man allzeit einen Trunck Wein darauff thun/ auch kan manauff beygebene̅ Nothfall/ dieſelbige reiterire̅. NB. Der weiſſe Goldklumpffen/ ſo auff dem Boden der Phialen ſitzen blieben vnd ſonſten ein Fix Silber genennet wird/ bekommet ſeine vorige Farb wider/ wann er mit dem Spießglaß zum Fluß gebracht wird. Hiervon beſihe deß Paracelſi ſeine groſſe Wund Artzney.Goͤnſtiger lieber Leſer hier habe ich nicht vorbey gehen wollen/ dich zuerjnneren/ daß in dieſem letzteren procels, daß beſte von dem authori iſt verſchwiegen blieben/ nemlichen das Gold als ein vornehmes ingrediens zu dieſer koͤſtlichen Artzney hochnothwendig/ vnnd das [ID00165] Gewicht deß vorig cryſtalliſirten Mercurij, welche darauß bereitete Artzney/ deren hieroben gedacht anders nichts iſt als eine Manna Mercurij oder Solariſch=ſuͦſſer Mercurius, wie jhne der Hochgelehrte Johann Schroͤder der Artzney Doctor vnd an jetzo wolbeſtel= ter Phyſicus Ordinarius allhier im 3. Buch deß 25. Cap. ſeiner Pharmacop. Me- dic. Chym. nennet/ daſelbſten du ſattſamen Bericht finden wirſt. Hiehero ziehlet auch Johann Baptiſta von Kelmont in ſeiner zuvor niemals erhoͤrten Doctrin von dem Stein am 143. Blat.

Mineraliſches Laudanum D. Hartmanns.
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Auß dem Corallenfarben Geheimnuß kan eine vortreffliche Artzney wider das Gifft vnd andere gefaͤhrliche Kranck heiten bereitet werden auff nachfolgende Weiſe. Nimb von ob= gedachtem Arcano corallino ſo viel du wilſt/ extrahiere es in einem gelinden Fewer mit diſtil= lirtem Eſſig ſo lang/ biß ſich derſelbige Goldgelb faͤrbet/ hernach ziehe den Eſſig ab/ vnd auß dem reſtirenden extract ziehe mit einem guten Brandtwein die Roͤthe herauß/ welcher wann er abgezogen/ wirſtu ein ſchoͤn rothes Pülverlein finden/ welches zum Gebrauch wol zuver= wahręn. Von dieſem 2. Gran mit einem darzu dienlichen Waͤſſerlein oder ſonſten einer andern flieſſenden materien auch in den gefaͤhrlichſten Kranckheiten genutzet/ verurſachet Abendts einen gelinden Stulgang/ hernacher bringet es zuwegen einen Schweiß vnd ſanff= ten Schlaff/ von mir wird es genennet/ wegen ſeiner Tugenden/ ein Mineraliſches Lauda- num.Der erſte Weg vnd Weiſe/ iſt eine præcipitation deß Mercurij vor vnd an ſich ſelbſten/ obne hinzuſetzung eines andern/ jedoch gantz kurtz begriffen/ vnd mit leichter muͤhe ins Werck zu= ſetzen/ wofern anders auch bequeme darzu gehoͤrige Inſtrumenten bey der Hand ſind.Der andere iſt/ wie jhne Beguinus nennet der ſuͦſſe Mercurius oder deß Quercetani ſein Pan- chymagogon, welches auß deß ſublimirten Mercurij vnnd dann deß rohen wolgelaͤuterten Queckſilbers einem Theil ſo viel als dem andern widerumb ſublimiret/ zubereitet worden.

Eine Art vnd Weiſe den Mercurium vor vnd an ſich ſelbſten zu præcipitiren.
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Laſſe dir auff einer Glashuͦtten breitte vnd enge Phialen machen/ welcher Bauch kaum 2. oder 3. Zoll hoch vnd darzu eines ſolchen engen Mundſtuͦcks/ daß ſchwerlichen ein Nadel dardurch zubringen/ nach der breitte deß Bodens nun thue hinein recht wolgelaͤuterten Mer- curij ſo viel/ daß eintzig vnd allein der Boden darvon bedecket wird/ vnnd alſo auch an etwas von der Phialen ledig vnd leer bleibe. Dieſe Phialen ſetze alsdann mit hoͤchſter Sorfaͤltig= keit auffrichtig in den Sand/ ſehe aber wol zu/ daß der Mercurius nicht etwann an einem Orth hoͤher als dem andern/ vielleicht wegen Vngleichheit deß Orths ſtehe/ als dann koche es erſt= lichen zwar mit gelindem/ hernach mit etwas ſtaͤrckerem Fewer/ biß daß es vor ſich ſelbſten zu einem rothe̅ Pulver gleich dem Zinnober werde/ welches du zum oͤfftern muſt wol anſuͤſſen [ID00166] mit den Hertzwaſſern vnd Brandtwein. Sein Gewicht iſt von 4. biß auff 6. Gran. Die= ſes Præcipitat nun treibet gewaltig den Schweiß vnd wofern anders auch die vbrige zu ſol= cher Cur gehoͤrige Stuͦck richtig in obacht genommen vnd zur Hand gebracht werden/ reutet es die Frantzoſen auß dem Grund herauß/ auß/ ſo er zum 6. oder 7. mahl gebrauchet wor= den. Es heylet auch alle Fieber/ wie ſie moͤgen Nahmen haben/ ſo wol die continuirliche als auch die drey vnd viertaͤgige.

Suͦſſer Mercurius oder Panchymagogon deß Quercetani.
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Der ſuͦſſe Mercurius oder Geguͦtigte Drach wie jhne der Author deß Tyrocinij Chymici Beguini am 18. Cap. deß 2. Buchs nennet/ wird gemaeht von zuſammen geſetzten glei= chen Theilen deß ſublimierten vnnd rohen wolgeſaͤuberten Mercurij, welche/ nach dem ſie ge= dachte maſſen vereiniget/ widerumb auffs newe ſublimiret worden. Dann auff dieſe Wei= ſe die Corꝛoſiviſch= oder vmb ſich freſſende Spiritus in dem Sublimat durch gleichfoͤrmige Kunſt hinweg genommen/ das iſt/ durch das Queckſilber getoͤdtet werden/ dannenhero auch die gantze maſs ohne Schaͤrpffe faſt gantz keines Geſchmacks zubereitet wird. Hiervon lieſe den Quercetanum in feinem Tetrade der gefaͤhrlichſten Haupt Kranckheiten. Obgedachtes Tyrocinium Chymicum an angeregtem Orth thut in zubereitung dieſes noch hinzu etwas von dem calcinirten rothen Vitriol/ aber gantz vnd gar ohne Noth/ ſintemalen ſie an vnd vor ſich ſelbſten ohne hinzuthun deß dritten/ ſich durch die ſublimation wol vermi= ſchen. Die Art aber vnd Weiſe wie ſolches zugehet/ iſt/ wie in dem Zuſatz oder Commen- tario, ſo Herꝛ Gluͤckradt vber viel gedachtes Tyrocinium gemacht/ an obangeregtem Orth zuleſen/ dieſe; Nimb recht wol ſublimirten reinen mercurij 16. Loth wolgeſaͤubertes Queckſilbers 12. Loth/ zerꝛeibe ſte durch einander/ nemlichen einen Theil nach dem andern/ vermiſche ſie in einem ſteinernen Moͤrſel wol vndereinander/ biß daß das Queckſilber von dem ſublimirten Mercurio alles auffgezehret worden/ hernach ſublimire es in dem Sandt/ in einer damit halb angefuͤlten Phialen/ biß daß es alles zuſammen in die hoͤhe der Phialen auff= geſtiegen/ welches gemeiniglich jnnerhalb 8 oder 10. Stunden geſchiehet. Wann du nun das Glaß zerbrochen/ ſo thue den rohen mercurium, welcher zugleich in dieſer diſtillation mit hervor kompt/ mit groſſer Sorgfaͤltigkeit hinweg/ den Reſt aber ſublimire abermahlen wie zu= vor vnd daſſelbige zum drittenmahl ohne einigen Zuſatzes eines anderen Dinges/ ſo wirſtu haben einen ſublimirten Mercurium ſo hell als ein Cryſtall/ welcher alle Schaͤrpffe in einem Augenblick von ſich abgeleget.Es werden die noch vbrige vnnd in dem Mercurio ſublimato lebende Vitrioliſche Geiſter/ durch dieſe gleichfoͤrmige Kunſt/ wie der Author redet/ das iſt/ durch dieſes rohe lauffende Queckſilber/ rectificiret. Es fahren nemlichen ſolche Geiſter durch Handlung vnd Gegenhandlung nicht auß verlaſſen auch nicht/ (wie Libavius der Meynung geweſen) das Pulver gleichſam Todt hinder ſich; Sondern ſie werden gaͤntzlichen fluͤchtig/ verliehren ſich vnd ſterben dahin/ wie dieſe vnd andere dergleichen ſcharpffe Geiſter von andern pflegen ge= toͤdtet vnd zu nicht gemacht werden. Wann nun ſolche Sublimation zu End gebracht wor= den/ ſo pulveriſire die mals zum ſubtileſten vnnd waſche das Pulver zum oͤfftern mit einem Roſenwaſſer wol ab.(Gewicht.) Dieſes alſo ſublimirten Mercurij brauche bey ſtarcken Perſohnen von 15. 20. biß in 30. gr. mit einem purgierenden Extract, als zum Exempel mit 4. oder 5. Graͤnen deß Extracts von den præparirten Coloquint Taͤflein/ darauß dann kleine Pilulen koͤnnen formiret werden.(Gebrauch vn̅ Würckung.) Er fuͤhret alle ſchaͤdliche Feuchtigkeiten ohne eintzige Beſchwaͤrnuß auß. In allen Schwachheiten kan er am bequemeſten gebrauchet werden nach Mitternacht. Seine Wuͤrckung iſt kraͤfftiger/ wann mit 16. Graͤnen vermiſchet werden 2. Gr. von den floribus [ID00167] butyri Antimonij oder Mercurij vitæ, doch muſſen ſie zuvor wol nemlichen 3. Stunden lang/ mit einem Stoͤſſel/ ſo weder von Metall noch von Holtz/ fintemahlen an dieſen die materia ſich ſonſten würde anhaͤngen/ zerꝛieben vnd vermiſchet werden/ wann ſolches fleiſſig wird in ob= acht genommen/ ſo wird auch ſolche Artzney deſto beſſer jhre Würckung bey dem Krancken verꝛichten/ dann je mehr vnnd laͤnger ſolches geſchiehet/ je beſſer auch dieſelbe ohne eintziges Erbrechen operiret/ hernach mache Pilulen darauß/ wolche deß andern Tages koͤnnen reite= rirt werden. Wofern ſie keine ſchaͤdliche Feuchtigkeiten antriffet/ ſo fuͤhret er auch nichts auß. Nach dem man denſelbigen hat gebrauchet/ muß man ein zeitlang darauff ruhen. Etz= liche haben ſie alle Monat gebrauchet.NB. Dieſer ſuͤſſe Mercurius muß mit keiner flieſſenden materi, ſondern eintzig vnd allein in(Warnung.) Pilulen formiret genutzet werden. Das offterwehnte Tyrocinium chymicum ſetzet zwar einen andern ſuͤſſen Mercurium, aber deſſelben Beſchreibung iſt vnvollkommen/ derowegen muß dieſelbige auff nachfolgende Weiſe perfectioniret vnd ergaͤntzet werden.

Ein anderer ſuͦſſer Mercurius.
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Nimb Queckſilbers vnd Reguli Antimonij, ſo mit dem ſublimirten Mercurio die Antimo= nialiſche Butter zuverfertigen/ bereitet worden ein ½ ℔ roth calcinirten Vitriols 8. Loth/ in Fluß gebrachten Saltzes 12. Loth/ vermiſche ſolches alles wol vnder einander/ thue es in ei= ne Glaͤſerne Phialen vnd gieſſe darüber Scheidwaſſer ſo viel darzu vonnoͤthen (wann nun dieſer Proceſs wiederholet/ ſo muß man kein Scheidwaſſer mehr hinzu gieſſen/ ſondern ein= zig vnd allein das ſublimirte mit dem Saltz oder capite mortuo wol vermiſchen) ſo wird der Mercurius ſchoͤn Schneeweiß ſublimiret auffſteigen/ welchen du zum andermahl mit ſeinem capite mortuo vermiſche vnd ſublimire/ vnnd dieſes zum dritten mahl. Dieſes ſublimirten Mercurij nun nimb viij Loth/ Queck ſilbers/ ſo auß dem Antimonialiſchen Regulo gemacht worden/ geſchlagen Silber in Blaͤttlein/ vnd rein calcinirten Talcks jedes 2. Loth. Ver= miſche dieſes ſaͤmptlich zu einem Pulver/ ſublimir ſolche durch den Sand in einer Phialen/ wie hieroben/ zum viertenmal. Hernach nimb den pulveriſirten Mercuriu̅, thue jhn in eine andere friſche Phialen/ vnd ſublimire denſelbigen eine gantze Stund lang vnnd auch darüber in heiſ= ſem Sand/ auff dieſe Manier vnd Weiſe wird er vber alle maſſen weiß. Die Frantzoſen ſo noch nicht zu viel vberhand genommen vnd noch nicht zu tieff eingewurtzelt/ reutet ſolcher auß dem Grund auß/ ſo man deſſelbigen vber den 8. oder 10. Tag von 6. biß in 15. Gr. in ei= nem gebratenen Apffel dem Patienten eingibet/ darneben aber auch die darzu gehoͤrige Diæt wol in acht nimmet.Ein andere Art vnd Weiſe den ſuͦſſen mercurium zu præpariren. Es koͤnnen vber das auch andere ſüſſe Mercurij zubereitet werden/ in gleichen vnnd auch wol groͤſſeren Kraͤfften vnd Wuͤrckungen/ als nemlichen alſo: Wann erſtlichen der rohe Mercurius wol geſaͤubert mit dem Spiritu deß Salpeters/ vom welchem vnſer Author hierunden/ ſolvirt worden/ her= nach durch die deſtillation das Waͤſſerichte abgezogen/ derſelbige widerumb außgetrocknet/ dulcoriret/ auch mit einem andern rohen Mercurio in gleichem Gewicht zu vnderſchiedlichen mahlen ſublimiret worden/ zu einem ſuͦſſen mercurio werde vnd durch den Stuelgang ſanfft purgiere. Sein Gewicht iſt von 6. biß auff 12. Gr. II. Gleicher Geſtalt wann vnſer Goldgelb= præcipitirter Mercurius, welchen ich hier= oben an vnſers Crollij angehaͤnget/ vor ſich ſelbſten ſublimirt wird/ ſo bekommet er eine ange= nehme ſuͤſſe/ vnd fuͤhret die boͤſe Feuch??? gkeiten in geringem Gewicht nemlich 8. Gr. durch den Stuel= gang auß.
|| [ID00168]

Ein Waſſer zu dem boͤſen Grind/ Fiſtulen vnd boͤſen Geſchwaͤren.
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Letzlichen/ daß ich auch dieſes hierzu thue/ ſo kan auß allen dieſen ſuͦſſen Mercurijs ein Waſ= ſer zubereittet werden/ welches zu den Fiſtuln vnd andern boͤſen Geſchwaͤren ſehr nutzlich iſt/ nicht allein zu Saͤuber= vnd Reinigung derſelben/ ſondern auch die Haut wiederumb wach= ſend zumachen: Vornemlichen aber iſt ſolches ſehr erſprießlich in den Frantzoſen/ diewieln ſolche/ wann ſie nunmehr vberhand genommen/ nimmermehr nicht koͤnnen auß dem Grund curirt vnd geheilet werden/ es würden dann neben anderen darzu dienlichen Artzneyen auch Mercurialiſche mit vndergemiſchet. Es dienet auch wieder den Grind/ denſelbigen ohne Schaden mit der Wurtzel außzureuten. Falloppius nennet es ein Alaun Waſſer. Die= ſes Waſſer nun wird nachfolgender Geſtalt bereittet/ als/ wirffe in ein ſiedentes Waſſer friſch vngeleſchten Kalck vnd laſſe jhne ein zeitlang darinnen/ deß Waſſers aber ſo vber dem Kalck geſtanden vnnd filtrirt worden/ nimb 1. ℔. diſſolviere darinnen in vollem Wall 1. quintlein deß ſuͦſſen mercurij, ſolches alsdann ſeyhe durch vnd verwahre es zu oberwehnten Schaͤden/ dieſelbige darmit zuwaſchen. Es iſt auch dienlich zu allen Entzuͤndungen; Item in Frantzoͤſiſch= offenen faulen Schaͤden vnd Geſchwaͤren.

Von den FLORIBVS 508 BVTYRI Antimonii.
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Nimb deß Vngariſchen Antimonij vnnd deß ſublimierten 509 Mercurij jedes ein Pfund/ laß ſie wol zerꝛeiben/ 510 fleiſſig mit einander vermiſchen vnd in einer glaͤſernen wolverlutierten 511 Retorta, in einem Sand bey einem mittelmaͤſſigen Fewer deſtillieren/ ſo bekompſtu eine̅ Liquorem 512 oder Safft gleich einer Butter oder Eyß: Wann ſolcher/ wie offtmals zugeſchehen pflegt/ in dem Halß der Retortæ geſteht/ ſo halt ein gluͦende Kohln mit einer Zangen an denſelbigen Orth/ damit die Deſtillation durch die Verſtopffung 513 nicht werde verhindert.Dieſen Liquorem nennet man ins gemein 514 den Mercurium deß Lebens/ da er doch zum allerhoͤchſten Corꝛoſiviſch iſt. Vnd ſind etli= che 515 ſo leichtfertig geweſen/ daß ſie gantz vnbeſunnen vmb deß Men= ſchen Haut damit geſpielet. 516 517 Wann man warm Waſſer hinzu geuſt/ ſo werden die Corꝛoſi= viſche Saltz reſolviert vnd ſetzen ſich wie weiſſe 518 Flores hinunter auff den Boden: Welche man etlich vie mahl mit warm 519 Waſſer von al= lem Saltz muß dulcoriern.Dieſes Pulver verwahr zu deinem Gebrauch: Dann es wird in den ſtarcken Coͤrpern mit groͤſſerm Nutze̅ jnnerhalb gebraucht/ als die gemeine durch die Sublimation bereitete Weiſſe Flores Antimonij. 520 Wer dieſe Antimonialiſche Butter zuvor will rectficiern/ 521 eher [ID00169] er Waſſer hinzu geuſt dem ſtehet es frey: Dann alſo werden die Flo- res deſto weiſſer. 522 Ob dieſes Oel in der Alchymi 523 etwas koͤnne auß= richten/ laß ich die jenigen Vrtheilen/ welche es mit Gold/ ſo radicali- ter ſolviert/ wiſſen zu fermentiern vnd durch die Rotam philoſophi- cam 524 nach Erheiſchung der Kunſt zu deduciern. 525

Von jhren Kraͤfften vnd Gebrauch.
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In der Peſtilentz: Schwachheiten deß Haupts: Fiebern 526 wann ſie etwan ein Erbrechen erwecken/ ſoll man ſich derenthalben nicht entſe= tzen/ 527 Frantzoſen/ 528 Auſſatz/ Waſſerſucht/ 529 da ſie jhre Geſchaͤfft ohne Erbrechen vnnd gemeiniglich durch den Stulgang verꝛichten/ vnd boͤſen Geſchwaͤrn werden ſie mit groſſem Nutzen gebraucht/ vnd deren zwey/ drey oder vier Gran 530 mit einem Panchymagogo oder der Conſerv von Roſen/ blawen Violn/ mit dem gelben vom Ey oder Quitten Syrup.Da dann fleiſſig in acht zunemmen/ daß man ſich allezeit nach dem Gebrauch eines jeden purgierenden Antimonij im Bett auffent= halt/ 531 vnd bald nach dem man es genoſſen/ ein Bruͤhlin zu ſich nem= me/ dann alſo bringt es in dem Erbrechen ein geringere Beſchwehrte/ als wann man den Magen laͤhr behelt. Vnd ſoll man ſolche Bruͦhe oder Bier zum a ndern/ dritten vnd vierdten mal/ wann es die Not= turfft erfordert/ widerholen.

FLORES BVTYRI ANTIMONII Oder Blumen von der Antimonialiſchen Butter.
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???c. Andere/ vnder welchen Beguinus, nemmen den halben theil Spießglaß.
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Das jenige Waſſer/ welches nach Vieler Meynung die corroſiviſche Art vnd Natur der Saͤltze an ſich gezogen/ wann durch eine gelinde Abdaͤmpffung das phlegma davon gebracht worden/ die vbrige Saͤure aber durch die Retort diſtillirt wird/ ſo gibt es einen ſchoͤnen vnnd angenehmen Spiritum Vitrioli, welchen ich einen Philoſophiſchen Spiritum nenne. Er wird aber auß dem Philoſophiſchen Saltz/ wie ſonſten gebraͤuchlich nicht zubereitet/ ſondern auß der ſubtilen Vitrioliſchen Subſtantz vnd dem Weſen/ welche der ſublimirte mercurius nach dem er durch hieroben beſchriebene deſtillation von dem Spießglaß gleichſamb wie ein Oel flieſſend gemacht worden/ zuvor mit dem ſublimiren auß dem Vitriol vnd Saltz hatte herauß gezogen/ vnd/ wiewol er alſo zu einem flieſſenden Oel durch hülff deß Spießglaſes/ ſo ſolches allein vermag/ gemacht worden/ an vnd in ſich gezogen/ welche doch endlichen von ſolche̅ Mer- curio, ſo derſelbige durch ſchlecht gemein Waſſer zu eine̅ weiſſen Pulver præcipitiret worden/ abgeſondert wird. Vnd iſt dieſer Vitrioliſche Spiritus von viel groͤſſerer Wurckung als der [ID00171] jenige/ ſo auff gemeine Art vnd Weiſe zugerichtet wird. Dieſes iij. oder iiij. Tropffen oder zum hoͤchſten viij. in einem truͦncklein Weins oder anderer dienliche̅ Feuchtigkeit beygebracht/ iſt ein herꝛliche Artzney in den Fiebern/ ſaͤnfftiget die Frantzoſen/ loͤſet auff das verſtopffte Miltz vnd zarte Kraͤßgeaͤder/ einen ſchwachen von vielem zaͤhen Schleim angefuͤlten Magen taͤrcket es/ inſonderheit aber iſt ſolches ein herꝛliche Artzney zu Peſtzeiten mit Geißblat oder Cardobenedictenwaſſer genoſſen. In der Melancholia hypochondriaca oder allgemeinen A= der/ Kraͤß vnd Inngeweids Verſtopffuug deßgleichen. Mit dieſem werden extrahirt die Tincturn der Mineralien/ es werden auch mit dieſe̅ die Corallen vnd Perlen diſſolvirt. Sie= ???e hiervon vnſere Chymiatriſche praxin, ſo zu Leipzig vn̅ nicht zu Franckfort am Mayn/ wel= ???he wir vor die vnſerige nicht erkennen/ getrucket worden/ am 26. 52. vnd 100. Blat.Wann nun ſolcher Mercurius deß Lebens mit gemeinem Saltz etliche mahl eine zeitlang wol zerꝛieben/ das ſaltzechte aber hernach mit ſchlechtem Waſſer von demſelbigen mit ſonder= bahrem Fleiß abgewaſchen worden/ ſo würcket es allein durch den Stulgang.Auff eine andere weiſe wird dem mercurio ſeine Krafft ein Erbrechen zuerꝛegen/ benom̅en. vnd iſt dieſe: Nimb Salpeter/ laſſe jhn in einem Schmeltz Tiegel zergehen/ thue nach vnd nach hinzu den Mercurium deß Lebens/ rühre jhn mit dem Salpeter wol durcheinander/ nimb den Schmeltz Tiegel wider von dem Fewer/ laſſe es erkalten/ ſo wirſtu den mercurium auff dem Boden gleich einem Regulo finden/ welchen du mit Waſſer wol muſt edulcoriren.Auß dem Mercurio deß Lebens/ von welchem zuvor das noch reſtirende fluͤchtige durch eine Retort abgeſondert worden (nemlichen ſolcher Geſtalt/ wann er wird etwas ſtaͤrcker getrie= den werden/ ſo wird herauß kom̅en eine Oelechtige Feuchtigkeit der Antimonialiſchen Butter/ das vbrige aber bleibet in der Retort fir ſitzen) ſo er in einem Tiegel mit ſtarckem Fewer zer= ſchmoltzen/ wird das dunckel durch ſcheinende Glaß deß Mercurij gemacht/ oder auch/ wann es lang im Fewer ſtehet/ wird darauß ein recht Hyacinthinfarbes Glaß/ welches mit minderer Beſchwaͤhrde von 2. biß auff 3. Gr. vnd zum oͤfftern auch ohne Erꝛegung eines Erbrechens/ wan̅ es infundiret worde̅/ purgieret. Dieſes Mercurialiſche Glaß/ ſo von etlichen ein Agſtein deß Spießglaſes genen̅et wird/ kan außgezoge̅ werden mit eine̅ deſtillirten Eſſig/ welches her= nacher an geringerm Gewicht/ nemlich von 2. biß auff 3. gr. eingenom̅en/ den Schweiß treibet.
|| [ID00172]
(Warnung.) ???bb. Damit den Krancken keine kalte Lufft/ welche dann allerhand ſchwaͤre vnd vn= verantwortliche Zufaͤlle verurſachet/ beruͦhre. NB. Wann man purgierende Artzneyen ge= nommen/ muß man ſonderliche Achtung haben/ daß das Haupt vnnd die Fuͤſſe nicht erkaͤltet werden.

Von den corrigierten 532 FLORIBVS Antimonii.
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Nimb erſtlichen der weiſſen Florum Antimonij auff gemeine Weiſe der Chymicorum, nemblich durch die Sublimation vnd Haͤ= fen fein kuͦnſtlich auff einander gefuͤget/ bereit: Oder der andern/ ſo durch die Retortam deſtilliert worden: Wann das pulverſierte An- timonium mit reinem Sand vermiſcht/ ohne alles Caputmortuum durch Gewalt deß Fewers in Flores redigiert wird.Darnach nimb deß Salis Tartari, oder Weinſtein Saltz/ ſo durch die Solution 533 vnnd Coagulation nach dem allerbeſten iſt ge= reiniget worden/ wie viel du wilt/ gieß ſo viel eines deſtillierten Eſ= ſigs/ als zur Solution deß Saltzes vonnoͤthen/ hinzu/ ziehe hernach den Eſſig durch das Balneum bey einem gelinden Fewrlein wi= derumb davon ab/ oder laß jhn davon evaporiern/ geuß widerumb/ wie geſagt/ einen geſtillierten Eſſig darauff/ ziehe denſelbigen zum an= dern mahl/ vnd ſo offt davon ab/ biß 534 der Eſſig/ nach dem er abgezo= gen/ ſeinen natuͤrlichen Geſchmack behelt/ welches dann zum achten oder neundten mahl geſchicht: Dieſes durch den Spiritum deß Eſ= ſigs eingebeitzten vnd widerumb abgetruͤckneten Saltzes/ nimb/ zum Exempel/ drey Loth: Der weiſſen Florum Antimonij zwey Loth/ laß mit einander vermiſcht in einem Tiegel bey dem Fewer 535 zergehen/ geuß die zergangene vnd Blutrothe maſſam auff einen Marmor biß ſie daſelbſt erkaltet/ ſo wird ſie Aſchenfarb: Alsdann laß ſie ſtoſſen vnd geuß in de̅ Glaß dieſes nachfolgende Aromatiſierte Waſſer mit hinzu: Nimb Galgant/ Galliæ Moſcatæ, Negelin/ Zim̅et 536 vn̅ Muſcatbluͦet/ jedes ein Loth: Saffran drey quintlin: Laß mittelmaͤſſig ſtoſſen/ geuß Alcohol 537 vini, ohne phlegma hinzu/ ziehe bey einer geringen Hitz [ID00173] der Aſchen die Tinctur ab/ wie gleichsfalls hernach durch die Ney= gung den tingierten Branntenwein/ geuß ein friſchen daruͤber vnnd daſſelbige ſo offt vnd viel/ biß er nicht mehr gefaͤꝛbt wiꝛd: Endlich geuß allen tingierten vnd aromatiſierten Spiritum vini vber den Weinſtein vn̅ Antimoniu̅ zugleich/ welche/ wie geſagt/ zerlaſſen/ vn̅ thu deß Sal= tzes 538 von Perlen vnd Coralln jedes ein halb Loth hinzu; Laß alles in ei= ne̅ verſtopfften Glaß zween Tag in der heiſſen Aſchen digeriern/ nach= mals mit auffgeſetzten Helm den Spiritum vini bey einem gelinden Fewer deſtilliern/ biß die Tinctur der Gewuͤrtz mit dem Pulver deß Antimonii vnd Weinſteins auff dem Boden ſitzen bleibt/ alsdann zie= he alle Feuchtigkeit biß auff die Truͦckne deß Pulvers herab: Es be= kompt eine Farb gleich den Negelin. Vnd alſo haſtu das Antimoniu̅ nach dem aller beſten præpariert. Das Pulver verwahr in einem ver= ſchloſſenen Glaß/ dieweil es in der Lufft zergeht: Es wird ohn alle Ge= fahr eingenommen vnd gebraucht.

Von jhrem Gebrauch/ Kraͤfften vnd Gewicht
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Die Flores verrichte̅ in der Peſtilentz/ gefaͤhrlichen vnd geſchwin= den Fiebern/ Wanſucht/ eingenommenen Liebtraͤncken/ Vnſinnig= keit vnd Bezauberunge̅ vnd allen Kranckheiten/ welche vo̅ der ſchwar= tzen Gallherkommen/ vnerhoͤrte Wunder: Kommen der ſchwehren Noth vnd vielen andern Gebrechen zuhuͦlffe: Fuͦhren alles ſchaͤdliche durch den Stulgang/ Erbrechen/ Schweiß/ vnd vnempfindlich duꝛch Daͤmpffe in groſſer Maͤnge auß/ vnd werden von ſieben biß auff acht/ vnd in den ſtarcken groben Leuthen auch etwan auff zehen Gran ge= braucht.Es koͤnnen aber auß dem Spießglaß ſo wol weiſſe als auch gelbe Blummen gemacht werden.
|| [ID00174]

Weiſſe Antimonialiſche Blumen.
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Wie man dieſe weiſſe Blumen auß dem Spießglaß ſolle hervorbringen/ iſt ď Weg all= bereits zu ſolchem von dem Authori an obberuͦhrten ort gemacht. Viel beſſer aber gehet ſol= che̅ Arbeit von der Statt/ wann man nimmet eine jrrdene von der beſten materien bereitete vnd wolverwahrte Cucurbit/ welche nahe bey dem Boden außgehoͤlet vnd offen/ an dieſen Cucurbit oder Kolben nun muͤſſen etliche blinde Helm an der Zahl ſechs vnd darüber daß je einer in den andern veſt vnd wol ſchlieſſe in einem Brennofen zuſammen gefuͦget werden/ an den ort aber da ſie zuſammen ſtoſſen/ muͦſſen ſie offen vnd durchloͤchert ſeyn. Auff dieſen Kolben nun mit den blinden Helmen/ ſetze einen glaͤſernen Helm vorn mit einer Roͤhren/ an welchen an ſtatt eines andern recipienten/ ſetze einen leren Kolben. Wann alsdann erſtliche̅ das Fewer nach vnd nach in ſeinem Grad alſo erhoͤhet vnnd darvon der leere Kolben ange= fewret worden/ ſo muß man deß pulveriſirten Spießglaſes einen Loͤffel voll nach dem an= durn durch obbeſagtes Loch hinein werffen/ ſo wird daſſelbige von Stund an verſchmeltzen/ vnnd werden die Blumen durch Trieb deß Fewers anff die hoͤhe in die blinde Helm ſteigen: Das hinein geworffene Spießglaß aber muß man durch ſolches Loch mit einem eyſernen vorn an der ſpitzen an etwas gekrümmeten Ruthen/ damit ſie ſich deſto geſchwinder auff die hoͤhe begeben/ offt auffrühren. Wann nun obgedachtes/ alles wol vnd fleiſſig angeordnet/ ſo ſteigen ſolche Flores oder Blumen deß Spießglaſes/ in den euſſerſten Kolben mit eine̅ ſawr= lechten Phlegmate hinauff/ welches muß in den angehengten recipienten geſamlet werden/ dann ſolches von iij. iiij biß in v. Tropffen mit dem deſtillirten oder geſottenen Waſſer von Entzian eingenommen/ treibet die Wuͦrme mit Verwunderung auß dem Menſchlichen Lei= be/ vnd dieſes iſt alſo die Art die weiſſe Blumen deß Spießglaſes zubereiten.

Rothe Blumen deß Spießglaſes.
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Vnderweilen kommen auch die Blumen deß Spießglaſes roth hervor/ wann nemblichen daſſelbige pulveriſirt mit dem Sand vermiſchet durch eine jrꝛdene Retorten oder Cucurbit vber zwerchs getrieben wird/ dann alſo kommet daß Spießglaß ſelbſten mit gelben vnd rothe̅ Blumen in den Recipienten/ nemblich den lerenkolben hervor. Dieſe Blumen nun ſo wol die weiſſe als die rothe koͤnnen herauß genommen werden vnd operieren die Weiſſen am heff= tigſten. Dann die blumen deß Spießglaſes werden nach gemeiner Manier gemacht durch die ſublimation/ wie hieroben von den Weiſſen Meldung geſchehen/ da das Fewer anfaͤng= lich etwas gelind/ hernach aber etwas ſtaͤrcker muß getrieben werden/ biß daß nemblichen ſo wol die weiſſe als gelbe Blumen auffſteigen. NB. Man muß wenig Spießglaſes neh= men. Die beſte Manier aber iſt dieſe.Laſſe dir durch den Haffner einen jrrdenen Kolben/ ſo da keinen weiten Bauch hat/ ſon= dern von oben bis vnden auff ablenglicht außgeſpitzet iſt/ machen/ an dieſen ſetze an ſtatt eines Recipienten ein anderes auß gleicher materien/ krum formiert= vnnd wolaußgebrantes In= ſtrument/ welches ſeye zwey Schuch lang vnd an der Geſtalt gleich einem Kopff mit einem Schnabel ſo davon vnden in einem andern Recipienten gehe/ darinnnen das Phlegma ſo hervor kommet moͤge geſamblet werden.

Der bequembſte Weg die Blumen deß Spießglaſes zubereiten.
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Nimb Spießglaß ein viertel ℔. thue es in einen Kolben mit obgedachten darzugehoͤrige̅ v= berzwerchs liegende̅ Inſtrumente̅/ treibe daſſelbige erſtlichen zwar mit gelinde̅/ hernach aber nach vnd nach mit etwas ſtaͤrckere̅ vnd dann endliche̅ de̅ſtaͤrckeſten Fewer xxx. Stund lang/ ſo werde̅ die Blume̅ theils roth theils aber Purpurfarb in das angefuͦgte Inſtrume̅t auffſteige̅/ [ID00175] ohne Hinderlaſſung eintziges capitis mortui deß Spießglaſes/ es ſey dann/ daß von demſelbi= gen rohen Spießglaß ſelbſten in dz oberſte Theil der Retorten die Cryſtallen ſich erhobe̅ vnd auffgeſtiegen. Dieſe Blumen muͤſſen nach vollendeter Arbeit wol vnd fleiſſig zuſammen ge= ſamlet werde̅. Das Gewicht derſelbigen iſt von 2. biß auff 3. Gr. dieſe Blumen errege̅ zwar ein Erbrechen (:inſonderheit die rothe/ ſo zum hefftigſten angreiffen:) wofern ſie aber mit de̅ Brandwein vnd ſpiritui oder Geiſt deß Hongis calcinirt vnnd circulirt worden/ ſo verliehre̅ ſie ſolche jhre Staͤrcke vnd grawſame Würckung/ operiren aber vnd würcken hergegen ein= tzig vnd allein durch den Stuelgang/ dann dieſe hefftige Würckungen/ ſo da auß dem rohen Theil deß Spießglaſes herruͦhren/ werde̅ durch ſolche edle Monatliche circulationes gleich= ſam beguͤtiget vnd geſaͤnfftiget. Gieſſe den Brandwein zu dem Honig/ laſſe jhn in einem ſu= blimatorio oder Kolben eine Zeitlang ſtehen/ hernacher deſtillire jhn/ zuletzt aber muſtu das Fewer etwas ſtaͤrcker treiben/ damit der Geiſt oder ſpiritus deß Honigs auch vbergehe/ wel= chen thue zu dem vbergezogenen Brandwein/ ja was noch mehr iſt/ wann ſolche Blumen vo̅ oben her mit einem Papier wolverwahret in einer Schüſſel angelinde Hitz deß Ofens einen vnnd den andern Monat durch im Winter geſetzet vnd alle Tag zwey mahl/ damit ſie nicht verderben noch ſchwartz werden/ wol auffgeruͤhret werde̅/ ſo bleiben dieſelbige zwar rothlecht/ aber doch vber alle maſſen luck vnd ſchoͤn leicht. Solche nun treiben ohne alles Erbrechen zu̅ Stuel vnd fuͤhren die boͤſe Feuchtigkeiten ohne allen Schmertzen ſanfft vnd gelind auß. Sol= cher Gewicht iſt von 5. biß auff 8 Gran.

Zweyerley Pilulen auß dem Spießglaß.
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Ferners werden auch auß den weiſſen Blumen vber alle maſſen koͤſtliche Pilulen zuberei= tet/ welcher Wuͤrckungen hoͤchlich zuverwundern vnd meyſten theils durch den Stuelgang/ ſehr offt auch oben auß purgiren/ aber alsdann am hefftigſten/ wann in den erſten Gaͤnge̅ ſich die Vnreinigkeiten vberhaͤufft vnd auch dannenhero wie ſolches allhier erfordert wird/ muͦſ= ſen außgefeget werden. Dieſe Krafft aber ein Erbrechen zuerregen/ ka̅ jhnen leichtlichen be= benommen werden vnd hergegen die durch den Stuelgang wuͤrckende verbleibe̅. Ich habe de= rowegen zweyerley Gattung ſolcher Antimonialiſchen Pilule̅/ die erſte treiben neben de̅ Erb= rechen zugleich auch zu Stuel/ die andere aber wuͦrcke̅ eintzig vnd allein durch de̅ Stuel. Bey= der Pilulen Zubereitung vnd deroſelben nutzlichen Gebrauch/ welche ich biß dahero. Vor mich ſelbſten in Geheim gehalten/ will ich dir guͤnſtiger lieber Leſer trewlichen mietheilen vor alle̅ Dingen vnd vor das erſte bereite dir ein Scheidwaſſer auß nachfolgendeu Stücken: Nimb gelb calcinirte̅ Vitriols vnd gemeinen Saltzes jedes 3 Pf. ſolche vermiſche mit zwey oď drey Theile̅ ď jenige̅ Erden/ darauß die Hafner jhre Haͤfen brenne̅/ diſtillier darvo̅ mit offne̅ Fewer ein Scheidwaſſer darvon hernach das phlegma, damit allein die ſpiritus verbleiben/ muß ab= geſondert werden. Nach dieſe̅ nimb die weiſſe Bulme̅ deß Spießglaſes/ gieſſe gleich ſo viel deß Scheidwaſſers hinzu/ vnd ziehe durch gelinde Hitz im Balneo das nichts nutzende phleg- ma ab/ dann die ſpiritus co̅jungiren vnd vereinigen ſich mit den Blumen/ hergege̅ aber gehet dz Waͤſſerichte hinweg/ gieſſe abermahls ander Scheid waſſer daruͤber/ ſolches procedere hal= te wie zuvor vn̅ auch ſo offt/ biß die Blumen von de̅ ſpiritui ſo viel in ſich geſoffen/ daß nichts mehr hinein zubringen/ wann nun ſolches alſo verrichtet vnnd die Blumen gedacher maſſen angefuͤllet/ ſo deſtilliere dieſelbige durch eine Retorten/ ſamle die zum erſten hervorkommen= de Feuchtigkeit mit allem Fleiß/ dann dieſelbige abgeſondert werden muß/ wann aber die weiſ= ſe Tropffen/ ſo da ſchwehr vnd klein anbeginnen zufallen/ muſtu einen andern Recipiente̅ vor= ſetzen vnd das Oel ſo lang ſamlen/ biß das alles vbergezogen vnd das nichts taugende caput mortuum auff dem Boden ſitzen bleibe (:Dieſe oͤlechte Feuchtigkeit/ ſo hervor kompt/ iſt an der Geſtalt gantz ehnlich der Antimonialiſchen Butter oder dem Mercurio deß Lebens/ derowegen an deſſelbigen ſtatt/ wie mich bedünckt/ dieſes gar wol kan gebrauchet werden:) dieſes Oel nun thut ſich in den Recipienten zuſammen vnd wird zu Cryſtallen/ welche aber= mahln durch die Retort muͤſſen getrieben vnd gereiniget werden. Es kommet zwar eben [ID00176] dieſes Oel wieder hervor/ aber viel ſauberer vnd ſchoͤner. Dieſes Oel iſt der Satz vnd das rechte Fundament obgedachter emetiſcher oder ein Erbrechen erregender auch durch den Stulgang zugleich purgierender Pilulen. Dann/ wann man von dieſem Oel ein wenig in ein deſtilliertes Regen Waſſer gieſſet/ ſo ſetzet vnd praͤcipitiret ſich ſolches in ein ſchoͤn vnnd ſub= tiles weiſſes Puͦlverlein/ welches mit einem deſtillirten Waſſer zum oͤfftern muß abgewa= ſchen vnd von aller Schaͤrpffe befreyet werden/ welches hernach mit einem purgierenden Ex= tract/ ſo viel deſſelbigen zu Formirung ſolcher Pilulen vonnoͤthen/ von j biß auff 3. Gran ver= miſchet vnd eingegeben/ alle ſchaͤdliche Feuchtigkeiten durch den natuͤrlichen Gang außfuͦhret. So aber ein Theil dieſes Oels mit dem per deliquium deſtillirtem Weinſteinoͤl an gleicher Quantitet einen oder den andern Tag wird wolvermiſchet vnd verwahret ſtehen/ alsdann auch durch vielfaͤltige Abwaſch= vnd Reinigung eduleoriret worden ſeyn/ ſo werden hiervon die Blummen fein geſchlacht vnd lind werden welche ſo ſie gleicher Geſtalt von j biß auff 4. Gr. mit einem purgierenden Extract zu Pilulen formiret werden/ purgiren ſie ohne allen Schmertze̅ ſanfft vn̅ gelind durch den Stul. Beyderley Pilulen aber koͤnne̅ in alle̅ Schwach= heiten/ da man notwendig zu purgieren hat/ nuͦtzlichen gebraucht werde̅/ welches wir hieru̅den vnder andern ſonderbahren Artzneyen nicht wolle̅ vnberuͤhret laſſen. Dannenhero iſt nun of= fenbar vnd bezeugets die taͤgliche Erfahrung ſelbſte̅/ dz das Spießglaß alſo koͤnne zubereitet werden/ vnd zwar nicht auff eine/ ſondern vielerley Manier vnnd Weiſe daß es eintzig vnnd allein durch den Stuel ſanfft vnd gelind reinige/ welches doch vnſer Author hierunden da er von dem Panchymagogo handelt/ neben andern leugnet/ weiln ſie ſolches nicht wiſſen vnd vor ein vnmoͤgliches Ding halten. Von dieſen Pilulen habe ich 1614. meinem Sohn Jacob nur ein Graͤnlein ſchwer gegeben/ welche denſelbigen auff die ſechs mahl ſtarck/ doch ohne alles Grimmen getrieben vnd wol gewuͤrcket haben. Die Blummen von der Butter deß Spieß= glaſes oder deß Mercurii deß Lebens habe̅ jhre krafft ein Erbrechen zuerregen von de̅ Spieß- glaß ſelbſten/ welche durch das Saltz leichtlicher kan hinweg genommen werden/ vnd zwar al= ſo gar/ daß faſt kein gelindere purgierende Artzney zufinden. Vber dieſe iſt noch ein andere leichte Weiſe/ dieſe Blummen/ daß ſie allein durch den Stuel purgieren/ zubereiten/ nembli= chen alſo: Wann du den calcinirten Weinſtein in einem ſiedenden Waſſer haſt zergehen laſſen/ ſo filtrire denſelbigen vnd laſſe das Phlegma allgemachſam darvon abdaͤmpffen (:Wa̅ das Saltz deß Weinſteins/ ſo den Spiritum deß Eſſigs zum oͤfftern in ſich gezogen mit dem dritten Theil deß Laͤttes vermiſchet durch eine Retort deſtillirt wird/ ſo kompt darauß eine herꝛliche Artzney/ ſo ein koͤſtlich Geheimnuß in den Schwachheiten deß Magens/ der Nie= ren vnd andern Verſtopffungen:) die reine ſolution aber verwahre wol in einem ſauberen Geſchirr. Zerſchmeltze das rohe Spießglaß in einem Tiegel/ vnd wann ſolches flieſſend ge= macht worden/ ſo thue es zu dem ſolvirten Tartaro oder Weinſtein/ ſo werden ſich die An= timonialiſche rohe Blummen auff den Boden ſetzen vnd praͤcipitiren/ dieſe/ wann ſie zuvor mit ſchlechtem Waſſer wol verſuͦſſet vnd wiederumb abgetrocknet worden/ nimb vj. viij oder x Gr. Schwefels von Vitriol ij Gr. gieb ſolche dem Krancken ein mit dem Syrup von Fra= wenhaar oder mit einem dienlichen Extract. Sie fuͦhren alle/ auch in den euſſerſten Gliedern Menſchlichen Leibs refidirende/ als Haupt= vnd Podagriſche Flüſſe mit hoͤchſter Verwun= derung gantz gelindt auß.

Schwefel vom Vitriol.
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Dieſer muß folgender Geſtalt praͤpariret werden: Nimb in einer Stuben oder an der Sonnen Weiß calcinirten Vitriols/ ſo viel dir beliebig/ ſolvire denſelben mit warmem Waſ= ſer/ gieſſe Tropffenweiß das Weinſteinoͤl hinzu/ ſo wird ſich der Vitrioliſche Schwefel auff den Boden ſetzen/ welches/ wann es edulcoriret/ laſſe außtrocknen. Dieſes iſt auch ein nutzli= che Artzney in den Lungen Schwachheiten. Dieſe praͤparationes oder Zubereitunge̅/ welche mir biß dahero ſehr gemein geweſen/ habe ich ſonderlichen ſecret vnd geheim gehalten.
|| [ID00177]

Tinctur deß Golts.
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NB. Dieſes von obgemelten Blummen rectificirtes Oel/ wann es mit dem fleiſſig zube= reiteten Kalck deß Golts vermiſchet vnd eine zeitlang/ nemblichen eine̅ gantzen Monat durch digeriret wird/ ſo ziehet es das an der Farb hochrothe Golt herauß; Wann nun daſſelbige Oel abermaln darvon abgezogen wird/ ſo elevirt vnd erhoͤhet ſich das Gold/ welches dann ď Brandwein alſo bald zu einem nicht verwerfflichen Auro potabili ſolvieret. Es treibet den Schweiß/ dann/ wann deſſelbigen iij. iiij. oder v. Tropffen mit Wein eingenommen werden/ ſo treiben ſie von Stund an den Schweiß/ alſo ſtarck daß man etliche mahl die Hembder muß verwechſelen/ das Oel aber des Spießglaſes/ ſo zum erſten mahl durch die Deſtillation von dem Golt iſt abgezogen worden/ purgieret gelinde/ oͤffnet alle Verſtopffungen vnd was der= gleichen Tugenden mehr ſind.

Von der Lattwergen 539 deß Antimonii.
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Nimb deß vitri Antimonii ſo geſchmeltzt worde̅/ wann die Son̅ vnd Mond im Zeichen deß Waſſermanns oder Fiſches iſt/ laß daſſel= bige ſubtiel/ vnd rein pulveriſiern/ etlich mal deſtillierte̅/ 540 Eſſig daruͦ= ber gieſſen/ vnd in der Aſchen widerumb abtruͦcknen/ ſo bekompſtu ein weiſſe maſſam, welche abermaln zu pulveꝛiſieꝛn. Dieſes Pulvers nimb vier Loth: Theriacæ Andromachi gleich ſo viel: Muſcatnuß/ Maſtix Pomerautzenſchalen/ rothe bereite Coralln jedes zwey quintlein/ Ne= gelin/ Fenchelſaamen vnd bereit Corianderſaamen jedes 4. Loth/ laß alles rein pulveriſiern/ miteinander vermiſchen/ machs mit der Bruͦ= he von eingemachten Quitten zu einer maſſa, Pilulen einer Erbſen groß darauß zu formieren.

Von jhren Kraͤfften vnd Gewicht.
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Sie leyſtet in der Peſtilentz/ viertaͤgigen Fiebern/ Waſſerſucht/ langwierigen vnd eingewurtzelten Kranckheiten/ langwierigen vnnd auß Faͤule entſtandene̅ Fiebern/ Cachexia oder Diſpoſition zur Waſ= ſerſucht/ Melancholey/ Hirnwuͦten/ Aberwitz vnd den Zufaͤllen der [ID00178] eingenommenen Gifft ſehr groſſe Huͦlffe. In den ſchwachen vnd zar= ten Coͤrpern eine 541 / in den ſtarcken vnd vermoͤglichen aber/ nach Gele= genheit der Kraͤffte zwey Pilulen gebraucht.

Was bey dem Gebrauch deß Antimonii vnd Turpeti in acht zunemmen.
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1. Im Gebrauch dieſer zweyer purgierenden Stuͦcke hat man ſich ſonderlich vorzuſehen/ daß kein Verſtopffung deß Leibs 542 / oder Grimmen vorhanden/ oder eins von de̅ jnnerlichen Gliedmaſſen ver= letzet ſey/ als etwan die Lung 543 oder Leber 544 (1. Warnung): Sintemal ſich ſolche Pa= tienten wegen deß hefftigen Erbrechens vnd groſſer Bewegung nicht geringer Gefahr 545 zubeſorgen.2. Welchen das Antimonium eingegeben wird/ denen ſoll man weder vor noch nach deſſelbigen Gebrauch einige Ader laſſen er= oͤffnen. 546 3. Wann ſich ein Erbrechen erhebt/ pflegt man ein Erbsbruͦ= he/ ſo leiß geſotten oder ein magere Huͦnerbruͤhe oder warm Bier zu= trincken/ vnd da es die Nothturfft erfordert/ ſolches etlich mal zu wi= derholen/ damit das Erbrechen deſto leichter abgehe vnnd die Wuͦr= ckung der Artzney gefoͤrdert werde.4. Solche purgationes ſoll man allwege zwo oder drey Stu̅d vor vnd nach dem Eſſen gebrauchen. 547 5. Die Gallreiche/ wie gleichsfalls auch welche ſchwerliche̅ zu̅ Erbrechen zubewege̅/ oder ſonſten einer bloͤden Natur ſind/ ſollen ſol= che Sachen 548 nicht leichtlich einnemmen/ damit der Magen dardurch nicht werde verletzt/ vnd anßgethaͤnt/ vnnd die Kraͤffte deß Patienten allerdings zerſchlagen.6. Den jenigen aber wird es am aller fuͦglichſten verordnet/ welche zum Erbrechen geneygt/ ſtarcke Maͤgen vnnd bre̅ite Bruͦſte 549 haben: Deren gewonheit es ſonſten iſt/ ſich offt vnd viel mal zuerbre= chen/ vnd in welchen die Matery der Feuchtigkeiten vber ſich ſteyget.7. Wann ſich ein widerſpaͤnſtige Schwachheit 550 erzeygt/ muß man dieſelbige durch den gebrauch deß Turpeti 551 zuvor zween Tag maturiern oder Zeitige̅/ nachmals allererſt dz Antimonium verordne̅.8. Wann das Antimonium in der Peſtilentz ſoll gebraucht wer= den/ ſo muß ma̅ zugleich vber den Bubonem oder Beul ein zeitigentes [ID00179] Zugpflaſter vnd vber den Anthracem oder Kohln ein Zugpflaſter 552 le= gen/ dann ſonſte̅ wird er allzuſehr verhaͤrtet/ vnd laͤſt ſich in etlich Mo= naten nicht widerumb erweichen.

Das vbermaͤſſige Erbrechen in der vnmaͤſſigen Purgation zuſtillen.
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Das vbermaͤſſige Erbrechen in ſolchen Faͤllen zuſtillen/ braucht man einen friſchen oder newen Theriac/ oder den Quitten Safft. 553 Vnd vberlegt den Magen Mund mit den Pflaſter 554 von der Brot= Kruſten/ wie gleichfalls die beyde Fußſohlen mit geroͤſten vnd mit Eſ= ſiig geſprengten Schnitten Brot.Wann ein groß Hauptwehethumb zugegen/ laͤſt man ein leinen Tuͦchlein mit den deſtillierten Waſſern vo̅ Lattich vnd Roſen 555 / Eſſig vnd Roſenoͤle defeuchten vnd vmb das Haupt vnd Stirn damit anzu= feuchten
|| [ID00180]

Wie das Vitrum Antimonij recht vnd wol zu= corrigiren.
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Nimb rein vnd ſubtiel zu rechter Zeit praͤparirtes vnd wol außgetrocknetes Spießglaſes; 4 Loth/ miſche mit groſer Sorgfeltigkeit darunder Tropffenweiß ½ Loth ſpiritus Vitrioli hernach trockne es in einer Napffen bey gelindem Fewer auß/ vnd laſſe aber mahln an eben dieſem Gewicht den darmit vermiſchten ſpiritum Vitrioli; wiederumb abdaͤmpffen/ dieſes a= ber wiederhole zum ſicbenden auch wol neundten mal/ aber habe gute acht/ daß zu jedem mal daß pulveriſirte Vitrum wiederumb auff das beſte außgetrocknet ſeye/ dieſes Pulver nun mi= ſche mit gleicher qvantitet deren hieroben von dem Authori geſetzten theriacaliſchen Stuͦcken/ auff was vor einen Zweck du alsdann in deiner vorhabenden Cur zieleſt/ denſelbigen wirſtu nach Wunſch erlangen. Eine andere dieſer nicht viel vngleiche Weiſe/ das Vitrum deß Spießglaſes zumachen/ findeſtu in vnſerer Praxi Chymiatrica ſo zu Leipzig getruckt am 10 Blat/ welches in einer Conſerven/ runden Zuckerküchlein/ muſcatellerbirn oder ſonſten be= quemer confectur ohne Eckel kan genutzet werden.

Ein andere correctur deß Vitri Antimonij, ſo vor die beſte vnd bequembſte zu= halten.
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Nimb pulveriſirtes Spießglaß/ vermiſche es mit gleichem Theil gemeinen Saltzes/ ſubli= mire es in einem verlutirten Tiegel/ ſo erhebet ſich daß Spießglaß vnd ſteiget auff gleich eine̅ wachſenden Bley/ bringe beyde zugleich im Fluß/ vnd laß ſie wol außtrocknen/ hernach calei= nire ſolches mit gelindem Fewer in einem Hafen/ vnd treibe daß Fewer ſo hoch/ biß daß es al= les gluͦend gemacht worden/ zerreibe es wol vnnd laſſe es durch ein ſtarckes Fewer in einem zweyfachen Tiegel Zerſchmeltzen/ hernach gieſſe es mit Tropffen in ein Becken/ ſo wird es alsdann ein ſchoͤne Rubin rothe Farb vberkommen. Einem Kind kan es gegeben werden j. Gr. ſchwehr/ einem 10 Jaͤhrigen 2. Gr. einem 30 Jaͤhrigen aber 5. Gr. Mit Wein eingenom= men/ purgieret ſolches allein durch den Stuel/ mit Weinmeth aber/ erreget es ein Erbrechen.

Auß dem Vitro Antimonij bereitete dienliche Kuͤ= gelein zu den Fiebern.
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Ich habe noch ein andere Manier im Gebrauch daß Vitrum Antimonij zubereiten/ welche ich hiermit dem Goͤnſtigen Leſer will mittheilen/ deſſelben Nutzen vnd Gebrauch verſparet haben auff hernafcholgendes ſpecificum febrile. Nimb zu rechter Zeit mit allem Fleiß wol praͤparirten/ durch den Spiritum deß Vitriols weiß gemachten vnd auff das ſubtileſte pulve= riſirten Vitri Antimonij 1 oder 1½ Loth/ deß beſten Canari Zuckers 6 Loth/ Weitzenmehl 3 Loth/ außerleſenen Saffrans j Serupel/ welches iſt der dritte Theil eines Qvintleins/ Ko= che ſolches zuſammen bey einem gelinden Fewer mit gemeinem Waſſer zu einem Brey/ Du muſt aber vber alle maſen gute Achtung geben/ daß es zuletzt nicht anbrenne/ ſondern bey na= he die Form eines Brods bekomme. Darauß mache nun Kuͦgelein/ welche wol zuverwah= ren. Solche bleiben gut vnd halten ſich auff die vier Jahr lang/ hernach werden ſie etwas rauh vnnd zerfallen. Dannenhero ſind ſie auch nicht mehr ſo tauglich als zuvor. Wie ſol= che zugebrauchen/ will ich hierunden/ wie auch oben vermeldet/ Erjnnerung thun.???c. Es vermahnet Boetius von Bood in ſeinem Tractat von den Edelgeſteinen/ daß [ID00181] man allezeit zu den hefftig purgierenden Artzneyen ſolle hinzu thun etliche Gran von dem wahren Orientaliſchen Bezoar. NB. Welches dann auch geſchehen kan durch den Minera= liſchen Benzoar.

Von dem PANCHYMAGOGO.
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Vnter allen andern purgierenden Artzneyen habe ich bißhero kei= nes koͤnnen antreffen vnd zuwegen bringen/ ob ich mich wol auff aller= ley weiſe bemuͦhet vnd keine Vnkoſten geſpahret/ daß ſeine Wuͤrckun= gen mit weniger beſchwerte verrichtet/ als eben dz Panchymagogon.
|| [ID00182]
Wann das Antimonium, welches ein hefftiges Erbrechen er= weckt vnd derowegen bey dem gemeinen Mann ſehr verſchreyhet vnd verhaſſet iſt/ alſo koͤndte bereitet werden/ daß es ohne jetztgemeldten Gewalt allein durch den Stulgang 556 triebe (wiewol ich jhme in meinen præparationibus ſolche vngeſtuͦmme Gewalt vnnd Bewe= gung mehrertheils genommen) ſo were in der gantze̅ Natur kaum ein anmuͤthigere Purgation zufinden: Ich hab aber ſolche offtverſuchte Præparation durch die Huͦlffe deß Fewers bißhero noch nicht finden koͤnnen: Viel weniger bey eyntzigem Chymico geſehen/ wiewol ſich derſelbigen/ wie auch deß Auri potabilis heutiges Tags jhrer viel mit Vngrundt ruͤhmen.Nimb der ſpecierum Diarrhod. Abbatis vnd Diambræ 557 jedes zwey Loth. Auß dieſen wird jnnerhalb viertzehen Tagen/ wie ſichs ge= buͤhrt/ durch die Digeſtion die Tinctur/ durch den Spiritum vini, in dem mans nemblich alle Tag etlich mal bewegt/ herauß gezogen vnd abſonderlich verwahrt. Wann ſolches geſchehen/ ſo nimb deß Marcks von Coloquinthen 558 ſieben quintlin/ deß Gummichten Turpeti fuͦnff quintlin/ Deß beſten Lerchenſchwamms zwey Loth: Der wahren ſchwartzen Nießwurtz Wurtzel zwey Loth: Außerleſen Scammonii ſechs quintlin: Sennetblaͤtter acht Loth: Außerleſene Rhabarbara drey quintlin: Elaterii zwey quintlin: Geſtoſſen Attich Saamen ſechs Loth: Hermodactylorum drey quintlin: laß/ was zuſchneyden iſt zer= ſchneyden/ was zuſtoſſen iſt/ ſtoſſen/ Den Spiritum vini von den ſpeciebus tingiert 559 vber dieſe purgierente Sachen gieſſen/ alſo bey einem ſanfften Fewer deß Balnei acht oder viertzehen Tage ein= weychen (jedoch wol achtung geben/ daß das Glaß nicht zer= ſpringe) den tingierten Spiritum nach Verflieſſung ſolcher Zeit durch die Neygungen widerumb davon herab ziehen/ einen an= dern vnd friſchen darauff gieſſen vnnd daſſelbige ſo offt vnnd viel mal widerholen/ biß alle Tinctur vnd Gewalt zu purgieren herauß kom= men: Endtlich ziehe den tingierten Spiritum 560 mit einander vermiſcht bey einem ſanfften Fewer vnnd durch das Balneum herauß/ biß ein Honigfoͤrmige dicke materia auff dem Boden ligen bleibt. Vmb das Ende thue das Oele von Zimmet 561 / Negelin Muſcatnuß jedes zehen Tropffen Saltz 562 von Perlen vnd Coralln jedes zwey quintlin hin zu/ vnnd ſo du wilt/ magſtu auch das durch die Kunſt 563 auß den calcinier= ten Hefen herauß gezogene Saltz mit einem Loth geſchabt Men [ID00183] ſchen Hirnſchahl darzu vermiſchen/ vnd ſeine Kraͤffte dardurch ver= mehren.

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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Dieſer Compoſition nimpt man von einem/ biß auff zween Serupel mit Malvaſier 564 oder einem andern guten Wein oder mit einer Bruͦhe oder mit Pilulen vermiſcht.Etliche thun in deſſelbigen Gebrauch etliche Tropffen Violoͤle hinzu.Mit dem Pulper von Suͦßholtz vermiſcht fuͦhret es alle boͤſe Feuchtigkeiten ohn alle Beſchwehrte auß.Man kan auch Pilulen darauß formieren dieſelbige allſo allein einſchlucken: Oder/ das das beſte/ mit einem Truͦncklin Malvaſier vermiſchen.

Ein ander Deſcription.
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Nimb Coloquinthen Marck/ ſechs quintlin: Lerchenſchwamm vnd außerleſene Scammonii jedes ein Loth: Schwartz Nießwurtz der ſpecierum Diarrhodon Abbatis. Vnd Aloes ſuccotrinæ jedes zwey Loth: Ziehe durch den Spiritum vini auß allen die Eſſentz herauß/ zie= he nachmals den Spiritum vini durch das Balneum davon ab. Vnnd di eweil in der Extraction der purgierenden Sache̅ die Krafft zu pur= gieren offtmals geſchwaͤcht 565 wird/ als pflegen etliche zu einem jeden Theil der Extracten gleich ſo viel der rohen purgierenden ſachen hin= zu zuthun. Derowegen eher das auff den Boden hinderlaſſene Ex= tract gar dick werde/ ſo thu zu den vorigen Stuͦcken noch dieſe nachfol= gende hinzu: Nemblich der Trochiſcorum Alhandal ſechs quintlin: Diagrydii præparati: vnd deß trochiſcierten Lerchenſchwamms jedes ein Loth: Aloes Epaticæ zwey Loth: Laß alleß pulveriſiern vnnd ein maſſam einer gebuͤhrlichen Conſiſtentz oder dicke darauß bereiten. Sein Gewicht iſt von 10 biß in 15. oder 20. Gran in Pilulen for= miert.
|| [ID00184]
???a. Die Beſchreibung dieſes Panchymagogi hat erfunden Iſaac von Holland/ dann dieſelbe wird gefunden in ſeinem Tractat von den Vegetabilien vnd iſt ſehr wehrt zuhalten. Daß Tyrocinium hat es vnder die Extracten gerechnet am 9. Cap. deß 2. Buchs/ den Na= men aber hat es dahero bekommen/ weiln er alle boͤſe Feuchtigkeiten mit ſich außfuͦhret.???b. Was vnſer Author an den gewuͦnſchten Kraͤfften/ deß Spießglaſes allein durch (Ob dz Spieß= glaß moͤge zugerichtet werden daß es eintzig vnd allein durch den Stuel= gang ſeine Wuͤrckung verrichte?) der Stuelgang zu purgieren zweiffelend hieroben ſetzet/ dieſem wiederſtreben die vnderſchied= liche wiederige Meinungen vnd Iudicia, welche beſtehen in der Erfahrung vnd Zeuguuß ſo vieler vortrefflichergelaͤhrter Maͤnner/ welche wollen vnd ſagen außtrücklich daß das Spieß= glaß koͤnne zubereitet vnd tauglichen gemacht werden/ eintzig vnd allein durch den Stuelgang zu purgieren. Dann durch die Kunſt wird dem Spießglaß alle ſeine emetiſche krafft vnd Tu= gend/ daß es weder oben noch vnden auß purgiret/ ſondern allein den Schweiß treibet/ beno̅= men. Kan nun dieſes obbeſagter maſſen durch die Kunſt geſchehen/ warumb ſolte dann nicht auch die jenige qualitet/ ſo allein durch den natürlichen Gang außfeget/ in demſelbigen gelaſ= ſen/ die andere aber nemblichen die emetiſche vnd ein Erbrechen erregende entweder mitigiret vnd gemildert oder aber gaͤntzlichen abgeſchaffet werden koͤnnen. Dann beydes iſt an der Kunſt vnd Arbeit gelegen. Kan nun beydes durch die Kunſt auffgehaben werden/ warumb ſolte dann Vnmoͤglich ſeyn/ eines von beyden zubehalten. Hat derohalben vnſer Author kurtz vorhero die Antimonialiſche Blumen alſo koͤnnen corrigiren vnd verbeſſern/ daß ſie nit mehr ſo ſtarck oben auß operiren. Wie wir dann ebener maſen in vnſerm vber die Antimonialiſche Blumen hieroben gethanen notis gnugſame Anregung gethan/ daß dieſelbige Blumen durch die Circulation vnd koͤſtliche Menſtrua den Brandwein vnd Spiritum deß Honigs endlichen durch ſchlechte digeſtion alſo koͤnne̅ im Zau̅ gehalten werden/ daß ſie auch dz geringſte Er= brechen nicht mehr erregen. Wie dann ſolche Antimonialiſche Blumen durch continuirliche Zerreibung vnd Vermiſchung mit dem gemeinen Saltz jhre emetiſche oder ein Erbrechen erregende Krafft verliehren.

Ein purgierender Spiritus Vitrioli.
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Vber daß/ wann man daß pulveriſirte Vitrum oder auch die Blumen deß Spießglaſes mit dem noch nicht (:welches alhier wol in obacht zunehmen:) rectificirten Oel oder ſpiritui deß Vitriols in eine Cucurbit/ daß der ſpiritus zwen zwerch Finger hoch vber demſelbigen ſtehe/ gethan wird/ beyde auch eine Zeitlang in gelinder waͤrme beyſammen gelaſſen werden/ ſo wird derſelbige die Purgierende krafft herauß ziehen vnd ſie ſchwartz braun tingire̅ oď faͤrbe̅.Von dieſem 4. 5. 6 biß auff 10 Gr. in einer beqvemen Feuchte eingenommen feget die Vn= reinigkeit deß vndern Leibs eintzig vnd allein ohne allen Schaden/ Eckel vnnd Erbrechen durch den Stuel auß/ vnd iſt ſolcher ſpiritus eine vber alle maſſen nutzlich vnd zu viele̅ Kra̅ck= heiten dienlich purgiererde Artzney. Derowegen ſieheſtu nun/ daß man in dergleichen Sache̅ ſich vielmehr nach ď Erfahru̅g richten/ als etwas vorſetzlicher weiſe halſtarrig behaupte̅ ſolle.???c. Zu dieſem thuu audere noch Maſtix/ rothe Roſen/ Anis vnd Fenchel Saamen je= des 1½ Quintlein.???l. Oder aber calcinirten Menſchenbeinen.
|| [ID00185]
|| [ID00186]

Anno 1615 im Chriſtmonat habe ich nachfolgendes Extractum vorfertiget.
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Auß dieſen Stücken extrahiere die Eſſentz mit einem mit Malvaſier angeſteltem deſtil= lirtem Zimmet Waſſer. Dieſes Extracts waren xvj Loth/ darzu habe ich gethan deß Aloeti= ſchen Balſams vj Loth/ vber das/ von den Magiſteriis der Perlen vnd Corallen jedes 10. Gr.nach Gelegenheit/ vnd Natur der jenigen/ ſo ſolches wollen gebrauchen. Beſiehe hiervon Panſam in ſeinem Buch von Verlaͤngerung des Lebens im 2. Theil am 113 Blat.Gieſe vber dieſe ſpecies einen guten Brandwein ſo viel darzu vonnoͤthen/ Fenchel aber oď [ID00187] Anis Waſſer j ℔/ laſſe es daruͤber viij Tag lang ſtehen/ rühre es taͤglichen fieiſſig auff/ her= nach ſeyge es durch ein Tuch/ trucke es wol auß vnd verfertige alſo das Extract/ zuletzt thue hinzu die jenige Sachen/ welche Crollius auch gebrauchet/ vornemblichen aber thue zu dieſe̅ Extract die Eſſentiam ſpec diambræ, diarrhodon Abbatis vnd vermiſche alles auffs beſte.

Ein anders von leichterer Arbeit aber doch gleichen Tugenden.
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Auß dieſen ſpeciebus allen ziehe die Eſſentz herauß mit 1½ ℔ gutem Brandw. vnd ſo viele̅ Zimmet Waſſer/ hernach trucke es wol auß/ die vberbliebene Haͤfen extrahire abermahln mit einem ſchlechten Zimmet Waſſer/ vnnd ſeyge es nach der Meynung vnnd Lehr deß Crollij durch. Zu dem Extract thue deß von Aloͤe mit Betonien vnnd Ehrenpreyß Waſſer außge= zogenen Extrocts vj Loth. Vermiſche es nach der Kunſt zu einer rechten Conſiſtentz an ei= nem warme̅ Orth/ thue darzu Negleinoͤls x Tropffen. Das Gewicht iſt von x biß in xx Gr.

Ein anderes.
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Dieſe ſpecies digerire 24. Stunden lang mit Anis Waſſer ſo viel darzu vonnoͤthen in eine̅ wolverwahrten Geſchirr/ laſſe ſolches bey einem gelinden Fewer biß auff die helffte einſieden/ ſeyge es durch vnd jnſpiſſiere es/ hernach thue hinzuDieſes alles befeuchte mit deſiillirtem Anißoͤl.
|| [ID00188]

Ein anderes Panchymagogum.
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Die Aloͤen vnd das diagrydium oder bereitete ſcammonium diſſolvire mit gnugſamem Waſſer/ laſſe ſolches drey oder mehr Tag im B. ſtehen ruͤhre es offt vnd wol vndereinander Die vbrige Stuͤck infundiere im Brandwein ſo viel darzu vonnoͤthen/ ruͤhre dieſelbige zu Zeiten anff vnd laß ſie alsdann abdaͤmpffen/ biß das Extract eine gebuͤhrliche Conſiſtentz o= der dicke bekomme/ beyde Extract miſche vndereinander vnd thue darzu Biſam/ Amber vnd Campffer jedes x Gr. Mache darauß eine rechte Maſs darauß Pilulen zuformiren vnd be= feuchte dieſelbige mit Aniſoͤl.

Extractum Mechoacannæ oder von weiſſer Rha= barbara.
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Nimb außerleſener Mechoacannaͤ ſo nicht Wurmſtichig vj LothWann alles klein vnd ſubtiel zerſchnitten/ ſo gieſſe daruͤber deß beſten Brandweins ½ ℔ vnd ſo viel von der Aloͤe abgezogenen Betonien Waſſers/ laſſe es zween Tag lang in einem Glaͤſern Geſchirr an einem warmen Orth weichen/ wann ſolches geſchehen/ ſo gieſſe den Safft wol auß/ vber die vberbliebene Haͤfen/ gieſſe friſch Betonien Waſſer daß es ein wenig darübtr außgehe/ ſolches wann ſie erweichet/ preſſe wie zuvor auß/ zu den außgepreſten Saͤff= ten thue.Dieſe Stuͤck nun vermiſche vnd rühre mit den außgepreſten Saͤfften wol durch einander/ darzu thue auch Spiritus Vitrioli v Zimmetoͤl aber iij Tropffen. Solches Extract wird gege= ben von xx Gr. mehr vnd weniger.Nimb außgekernte Coloquinten ſo nicht mehr friſch ſondern zimlich alt ſind ½ ℔
|| [ID00189]
Auß ſolchen beyden zerſchnittene̅ ſtarck purgierenden Artzneyen ziehe die Eſſentz mit eine̅ Brandwein herauß/ biß nichts mehr vbrig/ wan̅ ſolches geſchehen/ ſo ſolvire das auffgehobe= ne/ vnd zu einer Conſiſtentz oder bequemen Duͤcke redigirte Menſtruum in eben demſelbigen Brandtwein/ der zu vor zu Extrahirung der Eſſentz gebraucht worden/ vnd wann die Haͤfen darvon abgeſondert/ vn̅ das Menſtruum recht vnd wol verwahret worden/ ſo coagulire dieſel= bige abermal durch die deſtillation, vnd hebe es auff zu̅ Gebrauch. Es wird vor ſich ſelbſten allein genutzet von xij. biß auff xv. Gr. wann ſolches mit Pilulen incorporirt genutzet wird/ iſt es ein koͤſtliches purgierendes Stuͦcklein.

Von der wahren Præparation 566 deß Scammonij.
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Nimb deß außerleſenen Scammonij, ſo nicht verfaͤlſcht/ ein halb Pfundt/ ſtoß vnd reiters durch/ thue folgends ein wenig Leibfarb Ro= ſenſafft/ oder welches beſſer/ deß außgepꝛeſten 567 vn̅ gelaͤuterten Saffts von Wilden Roſen (mit zuthun eines Tropffen oder etlich Spiritus vitrioli: In der Kaͤlte wird dieſer Safft zum Gebrauch verwahrt/ damit er nicht ſawer werde) hinzu/ vnnd laß in der Sonn oder hinder dem Ofen vertruͤcknen. Dieſe Anfeuchtung vnd Vertruͦcknung 568 muß man zwantzig oder dreiſſig mal widerholen/ ſintemal die Zaͤhe boͤſe Eygenſchafft deß Antimonij auff dieſe weiſe verſchwindet/ wel= che ſonſten ſich an den Haͤutlin deß Magens anhaͤngt vnd nicht gerin= ges Grimmen vnd Schmertzen vervrſacht. Wem beliebt/ mag zu dem Roſenſafft etwas von einem außgepreſten vnnd abgelaͤuterten Quittenſafft hinzu thun vnd jedes die haͤlffte nemmen: Dann alſo wird es nicht allein ſtaͤrcker operiern/ ſondern auch viel geringere Be= ſchwehrnuß bringen. Vnd mitdieſem præparierten Scammonio kanſtu aller purgierenden Sachen Krafft vnnd Vermoͤgen ſtaͤrcken vnd vermehren.Es wird in vielen Kranckheiten/ ſo ein Purgation 569 bedoͤrffen/(Gebrauch. Gewicht.) gebraucht. Vnd gemeinlich zu fuͦnff Granen/ den ſtarcken vnd gro= ben Leuten aber auch etwan auff zwoͤlff/ fuͦnffzehen oder zwantzig. 570 Vnd wird entweder zu Pilulen formiert/ oder nach der gaͤntzli= chen Vertruͦcknung zu einem Pulver gemacht/ vnd deſſen 15. oder 20. Gran mit einem Roſen Syrup genommen.

Von der aller beſten Præparation deß Scammonij.
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Ein außerleſen Scammonium laͤßt man durch die offt widerhol [ID00190] te Anfeuchtung vnd Außtruͤcknungen mit Roſen Safft/ wie jetzt ver= meldt/ præparieren/ verſiehet ſich darnach mit einem guten Alcohol vini 571 ohne phlegma (in welchem zuvor in einem Balneo ein wenig Fenchel vnd Anißſaamen/ Zimmet vnnd Spicanardi eingeweycht) ſo viel man deſſen zur Extraction der Tinctur oder Eſſentz deß Scam- monij bedarff/ geuß deſſelbigen ſo viel darauff/ daß es das mittelmaͤſ= ſige geſtoſſen Scammoniu̅ drey oder vier Finger hoch vberſteigt/ laͤſts drey oder vier Tag in dem Balneo ſtehen/ alle Tag etlich mal bewe= gen/ damit der Spiritus vini die Tinctur deſto beſſer herauß ziehe. Die= ſen tingierten reinen Spiritum geuß durch die Neygung darvon ab/ nachmals einen newen vnd friſchen darauff vnd daſſelbige ſo offt vnd viel mal/ biß kein Spiritus mehr wird tingiert oder gefaͤrbt: Wann du ſolches ſpuͦhreſt/ ſo geuß alle tingierte Spiritus zuſammen/ vnd laß ſie in einem Balneo deſtillieren/ ſo bleibt das Scammonium wie ein Ho= nig auff dem Boden liegen/ welches man bey einem gelinden Fewer vnnd in einem darzu tauglichen Gefaͤß etwas mehr muß vertruͦcknen vnd exicciern. Von dieſem Extract/ ſo noch etwas weych/ wie ein ge= backen Brot/ nimb 2. Loth/ gelaͤuterten Quittenſafft 8. Loth/ gelaͤu= terten rothen Roſenſafft 2. Loth/ laß alles in einem bequemen glaͤſer= nen Gefaͤß wol vermiſchen/ das Extractuni bey einem gelinden Fewer in den Safft herauß gieſſen/ mit einer ſilbernen Spatel allgemach be= wegen vnnd auffruͤhren/ damit die Saͤffte deſto beſſer verdaͤmpffen vnd das Extract ſeine vorige Conſiſtentz/ Pilulen darauß zu formie= ren/ widerumb bekomme: Eher aber die Saͤffte alleſampt verꝛaucht/ ſo thue zu einer jeden Vntz deß Scammonij deß Salis oder Magiſterij Perlarum vnd Corallorum jedes ein Quintlin hinzu/ vnnd laß ein/ zwey oder drey Pilulen darauß formieren/ alſo wirſtu eine herꝛliche purgierende Artzney haben/ welche ohne Beſchwehrung vnd Eckel rei= (Gewicht.) nigen wird. Sein Gewicht ſind 10. 12. oder 20. Gran.

Was bey dieſer Præparation in acht zunemmen.
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Das Extractum Scammonij hat die ſonderbahre Art/ daß es ſich ſetzt eher es ſeiner Feuchtigkeiten wird beraubt. Derowegen wan̅ du zwen Theil deß Spiritus vini oder Liquoris durch den Alembicum [ID00191] von der Tinctur haſt herab gezogen/ magſtu auffhoͤren/ vnnd wann das Balneum kalt worden/ das Glaß auß demſelbigen herauß nem̅en/ ſo findeſtu das Scammonium auff dem Boden ligen/ oder in dem v= brigen Liquore, wie ein hellſcheinend Pech behangen.Allhie ſollen alle fleiſſige Arbeiter erjnnert ſeyn/ daß man die Eſ= ſentz deß Cathartici (eines oder mehr) in einer gebuͦhrlichen Maͤnge/ ſo durch den Spiritum vini extrahirt worden vnd noch mit demſelbigen vermiſcht iſt/ mit der Latwergen von Quitten oder Citronen/ der truͤ= ben oder lautern am Ende deß Siedens bey einem gelinden Fewrlein koͤnne vermiſchen/ nachmals nach Art der Kunſt zu einer rechten Con= ſiſtentz widerumb laſſen ſieden/ dann alſo bleibt die purgierende Krafft nach der Verdaͤmpffung deß Spiritus vini in oder mit den Latwergen vermiſcht.Dieſe Cathartica oder purgierende Sachen werden den zarten vnd ſpaͤhen Krancken in jhrem gebuͦhrlichen vnnd zwar ſehr geringem Gewicht bey erheiſchender Noth mit groſſem Nutz vnd ohn alle Be= ſchwehrnuß vnd Bedencken fein verdeckt/ durch einen erlaubten Be= trug gegeben/ ſintemal Plato den Medicis ein ehrliche Luͦgen erlaubt/ mit dem vorwenden/ daß es kein Purgation/ ſondern viel mehr ein Staͤrckung ſeye/ welches ſie ſich deß Geſchmacks halben/ als der durchauß nicht vnanmuͤthig/ leichtlich laſſen vberꝛeden.

Kuͤrtzerer Weg das Scammonium zu bereiten.
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|| [ID00192]

Ein SPECIFICVM PVRGANS deß Paracelſi. 572
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Erſtlich ſoll man den Vitriol auff folgende Weiſe von ſeinem Schwefel reinigen. Als man nimpt deß Vngariſchen Vitriols/ 573 laͤßt denſelbigen in einem Kuͦpffernen Keſſel in gemeinem Waſſer zer= gehen/ geuſt gemein Weinſtein Oele 574 darauff/ als nemblich zu drey Pfund Vitriol ein Vntz oder acht deß Oels/ laͤſts mit einander kalt werden/ nachmals das lautere darvon abgieſſen/ ſintemal der ſtin [ID00193] ckende Schwefel 575 ſo zu dieſem Geſchaͤfft nicht tuͦchtig/ deß Bodens begehrt: Die helle vnd lautere ſolutionem laͤßt man allgemach eva= poriern vnd verꝛauchen/ biß ſich oben gleichſamb eine Haut oder Kru= ſte erzeigt/ ſo wird endlich in einem kalten Orth das Vitriol zu klei= nen Steinlein werden/ welche wol zu verwahren.Zum andern wird die Deſtillation deß Spiritus Tartari auch auff dieſe Weiſe verꝛichtet. Man nimpt deß rohen weiſſen Weinſteins 576 zwey Pfund/ geuſt ein Maß gebrannten Wein 577 darauff/ laͤßt es alſo in einem wolverſchloſſenen Gefaͤß in einer warmen Stuben vierzehen Tag zuſam̅en digeriern/ nachmals in einer heiſſen Aſchen allgemaͤch= lich deſtilliern/ vnd hoͤret eher nicht auff/ es fallen dann gelbe Oelechte Tropffen herauß: Den erfolgten Spiritum laß abſonderlich verwah= ren/ das Caput mortuum bey einem ſtarcken Fewer ſo lang evapo= riern/ biß der Tartarus maͤſſiglich calciniert iſt/ jedoch noch nit weiß worden/ ſondern noch ſchwartz verblieben. Vber dieſen Tartarum geuß den zuvor herauß getropfften Spiritum, laß drey Tag in der Pu= trefaction deß Balnei ſtehen/ nachmals erſtlich in dem Sand vnd fol= gends bey einem offenen ſtarcken Fewer in einem verlutierten Gefaͤß/ ſo nicht zu hoch ſey/ deſtilliern/ ſo folgt der begehrte Spiritus Tartari herauß.Zum dritten nimb deß vberbliebenen vorigen calcinierten Wein= ſteins (auß welchem der Spiritus extrahiert iſt) vnnd deß auff vor er= wehnte Weiſe bereiteten Vitriols jedes ein Pfundt: Thue alles ge= ſtoſſen 578 vnd mit einander vermiſcht in ein groß Glaß/ gieß den zuvor deſtillierten Spiritum deß Weinſteins vnd 1. Maß deß aller beſten fir= nen weiſſen Weins daruͦber/ decke das Glaß mit einem blinden Helm zu/ laß vierzehen Tag in einer gelinden Waͤrme alſo ſtehen/ nachmals erſtlich bey einem ſehr geringen Fewer in dem Sand anfangen zu de= ſtilliern/ damit allein der ſubtiele Spiritus vini, deß Weinſteins vnnd deß Vitriols hinauff ſteig/ welcher aberſonderlich fleiſſig auffge= ſamblet vnd verwahrt werden ſoll. Vnd wann das ſuͦſſe phlegma herauß fleuſt/ das ſamble gleichfals auff/ laß nachmals die materiam widerumb ſtoſſen/ als welche geſtehet/ vnd bey einem hefftigen offenen Fewer in einer verlutierten Retorta widerumb deſtilliern/ jedoch erſt= lichen fein allgemaͤchlich/ damit die materia nicht zerflieſſe/ endlichen aber mit dem aller ſtaͤrckſten vnnd hefftigſten Fewer (wie in der Præ [ID00194] paration deß Vitrioloͤls zugeſchehen pflegt) biß alle Spiritus gefolgt. Dieſe letzte vnd ſtarcke Spiritus vermiſch mit den erſten ſubtielen Spi- ritibus, oder Geiſtern/ dann die mittelere ſuͤſſe phlegma iſt nichts nuͤtz vnd derowegen hinweg zuſchuͦtten.Zum vierdten extrahier vnd ziehe das Saltz nach der Kunſt vnd Huͦlffe deß gemeinen Waſſers 579 auß dem Capite mortuo herauß/ laß/ wann es die Nothturfft erfordert/ die Matery reverberiern vnd wi= derumb extrahiern/ vnd dieſe Reverberation vn̅ Extraction ſo offt wi= derholen/ biß alles Saltzechte herauß kommen. Dieſe Extractiones 580 der Salium oder Saltz miſch vnter einander vn̅ ziehe das Waſſer durch die Evaporation oder Verdaͤmpffung darvon herab: Das auff einem Marmor geriebene Saltz thue in einen langlechten Alembicum, geuß jhrer eygenen Spirituum oder Geiſter/ nemblich der erſten ſubtielen/ vnd dann der andern ſtarcke̅ ſo viel darauff/ daß es drey oder vier Fin= ger hoch damit bedeckt werde (ob ſchon noch etwas von dem phle- gma darinnen vermiſcht iſt/ ſo erbringt es doch keinen Schaden) vnd ſetz etlich Tag in das Balneum Mariæ: Dann auff ſolche Weiſe zeugt der Spiritus ſein eygene Eſſentz 581 auß den Salibus oder Saltze̅ ſelbſt he= rauß: Derowegen was zerlaſſen vnnd extrahiert iſt/ das geuß durch die Neygung fein allgemaͤchlich herab/ von dem vberbliebenen Spiri- tu etwas mehr hinzu/ vnd widerhole ſolches ab vnd zugieſſen/ ſo lang/ biß ſich der Spiritus in dem extrahiern nicht mehr faͤrbt.Zum fuͦnfften miſche dieſe Extractiones deß Spiritus oder Gei= ſtes vnter einander/ laß vierzehen Tag in dem Balneo Mariæ cohi= biern/ allwegen das jenige/ ſo herauß getropfft/ widerumb vbergieſ= ſen/ endlich alles das jenige/ ſo herauß begehrt/ in einem Sand ſtarck vnd hefftig deſtilliern: Das vbrige treib durch ein offen Fewer/ ſo kommen die Saltz mit ſampt dem Spiritu herauß.Zum ſechſten laß die herauß gefolgte Saltz mit ſampt den Gei= ſtern in dem Balneo Mariæ nach deinem belieben cohibiern/ ſo ſchla= gen ſich die Saltz ſelbſten faſt grob vnnd ſichtbar widerumb auff den Boden zuruͦck (darauß wird ein weiſſer Liquor dem calci Lunæ aͤhn= lich in einem ſtarcken vnnd ſcharpffen Waſſer zerlaſſen) vnd kan als= dann der Spiritus proprius oder eygene Geiſt in dem Balneo Mariæ durch ein ſubtiele Waͤrme abgezogen werden/ nach welchem die ma- teria wie ein Brey auff dem Boden bleibt.
|| [ID00195]
Vnnd alſo iſt das Specificum oder ſonderbahre purgans nicht ohne groſſe Muͤhe vnd Laͤnge der Zeit præpariert vnd gemacht.

Ein leichtere Weiſe ſolches in der Widerholung der zweyten Operation zuverꝛichten.
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Den vbrigen Spiritum, welcher nach vollendung der erſten O= peration am allerletzten herab gezogen iſt/ kan man zu der zweyten Præparation verwahren/ dann alſo wird die Arbeit deſto leichter: Daß man nemblich allein deß Saltz deß gemeinen Vitriols vnd dann deß andern von dem Weinſtein/ 582 eines ſo viel als deß andern nemme/ vnd mit dieſem Spiritu die Eſſentz oder Saltz auß jhnen herauß ziehe/ vnd auff ſolche Weiſe ſoll man in allen procediern.Dieweil man aber der Purgantium in einer kurtze̅ Zeit kein groſ= ſe Maͤnge haben kan/ vnd gleichwol nicht allein die Realgaria 583 mine- ralia, ſondern auch die Irꝛdiſche 584 Vureinigkeiten auß dem Leib der kleinen Welt außfuͤhren muß: Als kan man in der eyl etlicher Kraͤu= ter Salia oder Saltz extrahiern/ durch den Helm fluͦchtig machen/ in gleichem Gewicht mit dem Purgante ſpecifico vermiſchen/ vnd zu= gleich in vorigem Gewicht zugebrauchen verordnen: Es bekompt dannenhero ein deſto ſtaͤrckere Wuͦrckung.

Die Saltz der Kraͤuter werden alſo bereitet.
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Nimb ſchwartz Nießwurtz/ Carduibenedicten/ Meiſterwurtz/ 585 alles mit Kraͤutern vnd Wurtzeln: Der Wurtzeln von Peterſilgen/ Tauſent guͦlden/ Tormentill/ Angelica/ Pimpinel vnd Schellwurtz: Der Blaͤtter vnnd Blumen von Wegweiß/ S. Johannskraut/ Wuͤllkraut/ Teutſchen Ingber/ Fuͤnfffingerkraut vnd vincetoxici oder Schwalbenwurtzel/ eines ſo viel/ als deß andern/ laß alle ſolche Sachen im Schatten vnd nicht in der Sonnen duͤrꝛ werden/ nach= mals geſchnitten in ein Faͤßlin thun/ deß geſottenen Waſſers von ein wenig Hopffen vnnd Sawertaig hinzu gieſſen/ alles mite inander in [ID00196] einer Stuben 586 fermentiern oder verjaͤhren/ drey Wochen 587 alſo ſte= hen/ offt vnd vielmal ruͦhren/ endlich in einem Kuͤpffernen Kolben wie hraͤuchlich mit ſeinem Refrigerio Spirituum, wie man mit den Brandtenwein 588 zuverfahren pflegt/ deſtilliern. Dieſen Spiritum laß maͤſſiglich jedoch nicht zum hoͤchſten 589 rectificiern: 590 Die vber= bliebene Haͤfen (vnd damit du ein deſto groͤſſere Maͤnge 591 bekom= meſt/ kanſtu dergleichen duͤrꝛe Kraͤuter noch mehr hinzu thun) in A= ſchen redigiern vnd das Saltz extrahiern. Zu ſolchem vertrucknete Saltz geuß ſeinen eygenen Spiritum oder Geiſt/ damit er in dem Bal- neo die Eſſentz in etlich Tagen herauß ziehe/ geuß dieſen vnd beneben demſelbigen noch einen andern vnnd friſchen hinzu/ vnd daſſelbige ſo offt vnnd viel/ biß er nichts mehr extrahiert/ 592 miſch die Extractiones vnder einander/ laß ſie etlich Tag in einem Balneo cohibiern (ob ſich vielleicht die Haͤfen wolten ſetzen) nachmals in einem ſiedenten Bal- neo deſtilliern/ ſo ſteigt das Saltz zugleich hinauff. Vnnd da viel= leicht etwas ſolte vberbleiben/ ſo geuß von dem Spiritu etwas mehr hinzu/ laß abermal cohibiern vnd in einem Sand deſtilliern: Vnnd alles was herauß kompt/ zu dem gieſſe einen guten Theil ſeines Phle- gmatis 593 vnd ſtelle es an einen kalten Orth/ ſo ſetzt ſich das ſubtiele de= ſtillierte Saltz auff den Boden/ darvon laß den Spiritum durch die Neygung herab/ vnd behalt jhn zum andern oder zweyten Gebrauch der Extraction: Was ſich geſetzt hat/ das laß ein wenig edulcoriern vnnd in der Stuben vertruͤcknen/ ſo bekompſtu 594 der Kraͤuter aller= kraͤfftigſtes Saltz zum Gebrauch der Medicin ſehr bequem: Deſſen ſich Theophraſtus alſo gebraucht. Nimb deß purgantis ſpecifici 595 ein Theil/ vnd gleich ſo viel der Eſſentz deß Orientaliſchen Saffrans mit dem Spiritu vini extrahiert vnnd von deren der Spiritus vini oder gebrannte Wein nit abgeſondert iſt/ laß zwo oder drey Wochen cir= culiern vnnd zum Gebrauch bewahren. Es wird zwar auch ohne die Eſſeutz deß Saffrans gebraucht: Iſt aber mit demſelbigen we= gen ſtaͤrckung deß Hertzens viel bequemer.

Von den Kraͤfften vnd Weiſe ſolche zugebrauchen vnd jhrem Gewicht
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In allen Kranckheiten/ ſo einer Purgation bedoͤrffen/ wird es [ID00197] ohne Vnterſcheyd 596 gebraucht: Wie gleichfals auch in allen fau= len vnnd vberfluͦſſigen Feuchtigkeiten deß Leibs/ ſie ſeyen woher ſie woͤllen/ entſtanden. Werden mit Wermutwein/ Malvaſier/ einer Bruͤhe oder Roſenſafft nuͦchtern genommen.Den geſtandenen Perſonen/ nemblich von zwantzig/ dreiſſig/ viertzig oder fuͦnfftzig Jahren bey vier Gran: In den Knaben vnd Kindern mehr nicht/ als zwey/ vnd in den Juͤnglingen auff drey. Vn̅ ſoll man nach dem Gebrauch eine Stundt in dem warmen Bett ver= harꝛen/ nachmals auffſtehen/ auff vnd ab ſpatzieren oder ſitzen/ wann es in zwo Stunden keinen Stulgang bringt/ wiďerumb ſo viel nem= men wie zuvor/ drey Stund darauff faſten vnd ſich denſelbigen gan= tzen Tag vor dem euſſerlichen Lufft verwahren. 597 Es wuͦrcke aber durch welchen Weg es woͤlle/ ſo ſeye deßwegen vnbekuͦmmert/ es ge= ſchehe gleich durch das Erbrechen/ Stulgang/ Schweiß oder Harn. Den nechſtfolgenden Tag ſoll er gleichsfalls ruhen: Den dritten Tag ſolches widerumb gebrauchen vnd das Gewicht vmb den halben Theil vermehren: Als da du zuvor vier Gran gebraucht/ ſoltu der= ſelbigen alsdann ſechſe nemmen/ dich in der Diaͤt/ wie am erſten Tag verhalten/ vnd den nachfolgenden ruhen. Wann es die Nothturfft erfordert/ ſo brauchs zum dritten/ vierten/ fuͦnfften vnd ſechſten mal/ ja nach dem ſich die Schwachheit lang 598 verweilet. Dieſes aber iſt das Zeichen/ 599 daß du es nicht mehr bedoͤrffſt: Dann wann noch jrꝛgend ein Vnreinigkeit im Leib vorhanden/ ſo purgiert vnd laufft es in den Gliedern vmbher/ vnnd erweckt ſonderlich in der Mitte oder Tieffe deß Leibs einen Schmertzen: Wo aber kein Vnreinigkeit mehr vorhanden/ da bringt es keinen Schmertzen/ vnd purgiert auch nicht viel mehr/ dieweil es die natuͤrliche angeborne Feuchtigkeit 600 nit angreifft/ dergleichen doch ſonſten andere gemeine purgationes zuthun pflegen.
|| [ID00198]
???l. Scheydwaſſer.
|| [ID00199]

Ein leichterer Weg das Purgierende ſpecificum deß Paracelſi zubereiten.
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Ich habe einen kurtzeren vnd leichteren Weg erfunden/ vnd denſelben gar offt ſelb ſten ins Werck geſetzet. Deſtillire einen ſpiritum deß Weinſteins wie jhn vnſer Author vnder den Schweißtreibenden Artzneyen beſchreibet. Doch ohne hinzuthun deß Brantweins. Dieſes ſpiritus Tartari oder deß Weinſteins nim j Pf. thue darzu ij Pf. Brantwein/ rectifieirten ſpi- ritus Vitrioli 4 Loth ??? dieſe drey Stuͦck gieſſe zugleich vber die Haͤfen deß Vitriols vnnd deß Weinſteins nach de̅ die ſpiritus vo̅ denſelbigen ſind deſtilliret vnd hernacher zu einer Schwaͤr tze calciniret worden/ digerire es ſamptlich in einem wolverwahrten Geſchirr etliche Tag im Balneo Mariæ. Endlich deſtillire ſolche durch eine Retort mit offnem Fewer/ doch muß es an= faͤnglichen nicht zu ſtarck getrieben werden/ dann ſonſten die ſpiritus; welche gantz zart vnnd ſubtiel ſind/ moͤgten flüchtig werden vnd verſchwinden/ zu End aber kanſtu das Fewer zim= lichen ſtarck treiben. Dieſe deſtillation nun wird ſchwehrlich vor dreyen Tagen zu End ge= bracht. Auß dieſen Haͤfen nun/ darvon der ſpiritus deſtilliret worden/ wann ſie zuvor in ei= nem Brennofen vber alle maſen wol calciniret worden/ mache wie gebraͤuchlich das Saltz/ digerir daſſelbig mit vorig deſtillirtem ſpiritui 1, Tag durch im Balneo Mariæ, miſche alsdan̅ beydes mit trockner Hafners Erden oder calcinirtem Bymsſtein in einem klumpffen zu= ſammen vnd deſtillire es in einer Retorten mit offnem Fewer. Solcher Geſtalt wird mit dem ſpirituj das Geiſtreiche Saltz ſaͤmptlich vbergehen vnd ſich mit dem herauß deſtillirte̅ Waſ= ſer vermiſchen. Dieſe Feuchtigkeit nun deſtilliere nach vnſers Authoris Meinung etliche Mahl oder aber digerire ſie ein zeitlang im Balneo, biß daß das von ſich ſelbſten auff dem Bo= den wieder zuruͤckgetriebene Saltz ſich ſehen laͤſſet/ welches dann zu dem vorhabenden Zweck nemblichen die Vnreinigkeiten außzufegen ſehr dienlichen iſt. Auff ſolche Manier wirſtu die halbe zeit/ welche ſonſten zu der weitlaͤufftigen præparation müſte angewendet wer= den/ gewinnen/ ſo wird auch dieſe vnſere deß Authoris ſeiner præparation wegen der Guͤte nicht das geringſte nachgeben/ in Betrachtung/ daß der kuͦrtzere Weg in dergleichen Arbeit dem weitlaͤufftigeren allzeit vorgezogen wird vnd auch koͤſtlicher vnd nutzlicher iſt. Dieſes ſpecificum wird eingenommen/ wie vnſeres Authoris/ wie hieroben zuſehen.

Ein beſondere Art vnd Weiſe die Geheimnuſſen auß den Vegetabilien zubekommen.
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Es koͤnnen auch auß dieſen Vegetabilien oder Gewaͤchſen der Erden/ als Kraͤuttern/ Blumen Wurtzeln &c. ſo zu dem ſpecifico purgativo vonnoͤthen/ gleich wie auch auß allen andern ſubtiele Geheimnuſſen auff eine gewiſſe Manier gezogen werden/ welche zwar biß Dato wenigen bekand/ jedoch recht Philoſophiſch ſind: Es bleiben nemblichen alle Kraͤfften derſelbigen/ welche ſie ſonſten vnbereitet vnd noch friſch haben/ vber das werden fie in eine ſol= che flieſſende Fruͦchte gebracht/ welche der Zungen vnd Magen ſebr vortraͤglich/ da dann dz wenigſte darvon ſo viel operiret als das gantze ſelbſten. Dieſelbige Art aber vnd Weiſe befih= le ich allen meinen Schülern zum trewlichſten/ damit dieſelbige/ was ich jhnen auß trewen auffrichtigem Hertzen habe vertrawet/ auch auff das beſte moͤgten verwahren. Auß allen Kraͤuttern vnd Wurtzeln/ vornemblich aber auß den jenigen/ welcher vnſer Author hieroben gedacht hat/ ſie ſeyen entweder alle noch friſch oder zu̅ Theiltrocke̅ (: Dann ſie koͤnnen auff ei= ne Zeit zugleich nicht alle eingeſamlet werden:) wann ſie eine zeitlang wol fermentirt vnnd digerirt worde̅/ ziehe de̅ ſpiritum vn̅ das Phlegma herauß: Den ſpiritu̅ nu̅ von de̅ Phlegmate oď Waſſer zu̅ Theil abgeſondert verwahre abſondeꝛlich/ gleicher Maſen auch das Phlegma o= der Waſſer. Auß de̅ vberbliebene̅ gemeine̅ Gebrauch nach wolcaleinirte̅ Capiti mortuo oď den Haͤfe̅/ ziehe mit de̅ Waſſer das Saltzherauß// dz du alſo eine Lauge̅ vberkom̅eſt/ welche/ wan ſie ſo weit abgedaͤmpffet daß eine oͤlechte ſubſtantz vbrig bliebe̅/ thue zu de̅ zuvor wolverwahrten [ID00200] Spiritui vnd vermiſche beyde mit drey oder vier Theilen der guten Haffners Erden/ oder cal= einirten Bymsſteins/ deſtillire es auß einer Retorten in einen weiten Recipienten/ aber zu= vor nach der Zahl der vegetabilien/ darauß die Materi ſoll deſtillirt werden/ eines allein o= der viele von obgedachten vegetabilien an mittelmaͤſſiger Quantitet (nicht zwar gantz tro= cken/ ſondern allein etwas Waͤlck/ daß nemblichen die elementariſche oder andere Feuchtig= keit an etwas abgenommen) in deß Recipienten Boden/ ſo werden die Spiritus zugleich mit den Saͤltzen ſubtil vbergehen/ die auff den Boden gelegte vegetabilien/ wie viel deren auch ſind/ eines allein oder viel/ werden calcinirt werden/ daß ſie gleichſamb zuſammen ſchrumpf= fen vnd wird das Waſſer roth ſeyn. Wann nun die deſtillation vollendet/ ſo nimb all das jenige/ was du in dem Recipienten findeſt/ vnd deſtillire es in einem verſchloſſenen reverberir Ofen durch eine Retort/ ſo wird ein rothes ſtinckendes Waſſer hervor kommen/ welches hernacher/ mit allen andern bequemen Artzneyen wie dieſelbige auch Nahmen haben moͤgen/ ſich vermiſchen laͤßt/ vnd in ſich verwahrend die ſaͤmptliche Kraͤfften vnd Tugenden der gan= tzen Vermiſchung. Solches nun kan man brauchen entweder allein oder mit andern dien= lichen materien von einem dritten Theil eines Quintleins oder 20. Gr. vnd daruͤber. Wann nun das auß dem Vitriol vnd Weinſtein zubereitete vnd mit der Eſſentz deß Saffrans ver= miſchte Specificum purgans in gebuͦhrlichem Gewicht oder Doſi, mit dieſem auß den oban= geregten oder den jenigen/ ſo vnſer Author hieroben geſetzet/ oder auch andern/ vornembli= chen aber zu vnſerm Vorhaben bequemen vnnd dienlichen Kraͤuttern deſtillirten Waſſer/ würde ſein beygebracht worden/ ſo würde ſolches ſeine operation viel fertiger verꝛichten vnd ins Werck ſetzen/ auch viel beſſer/ ſo wol die ſubtile Vureinigkeiten in den gefaͤhrlichen vnnd geſchwinden/ als die grobe in den langwührigen Kranckheiten außreuten.

IV. Von den Harntreibenden Artz= neyen. 601
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Dieweil ſich nicht alle Kranckheiten durch den Stulgang laſſen vertreiben/ als hat man auch der Harntreibenden vnd Schweißbewe= genden Artzneyen vonnoͤthen. 602
|| [ID00201]

1. Von dem Augſtein Saltz. 603
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Von der Bereytung dieſes Saltzes wird kurtz hernach gehan= delt. Es wird von dreyen biß in 6. 7. 8. vnd 10. Gran mit Peterſil= gen Waſſer oder Hauwhechel Waſſer gebraucht: Vnd hilfft dem verſtopfften Harn gewaltig fort. 604

2. Von dem Spiritu Salis. 605
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Nimb deß Cracoviſchen 606 natuͦrlichen Saltzes oder deß getruͦck= neten oder calcinierten Meerſaltzes vier Pfundt/ machs mit Regen= waſſer mit zwey Pfundt friſchem Haͤfner Laͤtt/ ſo durch ein Sieb ge= reittert/ zu einem Taig/ 607 oder welches beſſer/ an ſtatt deß Laͤtts/ nimb die Matricem oder euſſerſte Rinde der Terræ Sigillatæ, mit welcher die Terra Sigillata, als ein Kern vmbgeben: Dann alſo bekompſtu einen kraͤfftigen Liquorem zum Gebrauch der Artzney) laß runde o= der langlechte Knoͤpfflin darauß formieren/ dieſelbige hinder einem Ofen duͤrꝛ vnd trucken werden/ nachmals ein Irꝛdene Retortam wol verlutiert auff die Haͤlffte damit außfuͤllen/ einen groſſen Recipienten vorſetzen/ vnnd das Fewer/ biß das phlegma gar herauß kommen/ in gleichem Grad erhalten/ nachmals dem Fewer zuſchuͤren vnd mit dem deſtilliern ſo lang anhalten/ biß alle weiſſe Spiritus oder Geiſter ge= folgt. Iſt eben die Deſtillation/ deren man ſich zu dem Aqua Forti, oder Scheydwaſſer zugebrauchen pflegt. 608

Von deſſen Gebrauch vnd Gewicht.
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Dieſes Spiritus zween oder drey 609 Tropffen in dem Waſſer von [ID00202] Carduibenedicten oder S. Johannskraut eingenommen/ helffen de̅ verſchloſſenen Harn alſo bald forth: Welches dann das Aquavitæ von ſeinem phlegmate abgeſondert fuͤr ſich ſelbſten auch vermag.

Was bey dieſem Spiritu oder Saltzoͤle in Acht zunemmen.
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Zuverwundern iſt es/ was fuͤr ein Antipathiam vnd widerwaͤr= tige Natur 610 dieſer Spiritus mit dem gemeinen Saltz hat.Erſtlich von wegen deß Durſts: Als welchen das gemeine Saltz vermehrt/ der Spiritus aber im Gegentheyl vertreibt: Wie ſolches die Erfahrung in der Waſſerſucht bezeugt.Zum andern in der Putrefaction oder Faͤule: Dann das gemeine Saltz verwahrt alle ſachen fuͤr der Faͤule vnd hat die Art/ das es beiſt: Dieſer Spiritus aber verzehrt 611 vnd durchnaget in eine̅ eintzigen Tag/ jedoch ohne Schmertzen/ alles das jenige/ was in den Wunden vnnd andern dergleichen Gebrechen vnd Faͤule zugegen.Zum dritten im Geſchmack: Dann das gemeine Saltz iſt ſcharpff vnd beiſſent: Der Spiritus hat einen bitterſuͦſſen Geſchmack vnd einen Geruch wie der Safft von außgepreſten Holtzaͤpffeln.

Von den Kraͤfften vnd Vermoͤgen deß Oels nach der Meynung Paracelſi.
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Das gemeine Saltz iſt ein Condiment aller Condimente̅/ macht alles das jenige ſo dem Magen zuwider/ anmuͦthig vnnd zur Nahru̅g tuͦchtig: Vn̅ dieweil es der Faͤule zuwider/ als macht es auch alle Ding derſelbigen frey: Iſt dem natuͦrlichen Leib heylſam vnd der Natur der= maſſen bequem/ daß wir auch ohne daſſelbige nicht koͤnnen leben/ ver= zehrt alles das jenige/ ſo in dem gantzen Leib von boͤſen Feuchtigkeiten zufinden/ zeucht die vbrige dichte Subſtantz fein zuſammen/ bringt jhr ein bequeme Truͦckne zuwegen/ vnd hilfft jhr aller Faͤule ab. Vnd da demnach dieſe Kraͤffte in dem rohen Saltz/ wie viel groͤſſere meyne= ſtu/ daß in deſſelbigen praͤparirten Geiſt zufinden ſeyen?
|| [ID00203]
1. Erſtlich hat Paracelſus ſich deſſen dreyer Tropffen ſchwehr in allen Kranckheiten zweymal im Monat 612 gebraucht: Mit ver= melden/ daß es den Menſchen verneuwere 613 / vnnd ſonderlich wann man etlich Blaͤtttlein Goldt damit vermiſcht/ ſintemal das Saltz 614 alles erhelt. Sonſten hat er auch den Spiritum Salis mit dem Vitrioloͤle vermiſcht 615 vnnd mit gluͦcklichem Außgang zu vielen Kranckheiten jnnerlich zugebrauchen verordnet/ vnnd ſonderlich in der Waſſerſucht mit dem Waſſer von Carduibenedi= cten.2. Zum andern hilfft es den Auſſaͤtzigen 616 vnd andern/ ſo wol Weibs/ als Mannsperſonen/ in Wein genommen jhrer Gebrechen 617 ab/ vnd reiniget das Gebluͦt.3. In der Waſſerſucht wird es mit Wermutſaltz/ oder deſſen etliche Tropffen mit Wermutwaſſer vermiſcht/ vnnd ſo lang die Schwachheit wehret/ alle Tag gebraucht/ es vertreibt dieſelbige in wenig Tagen.4. Zur Staͤrckung deß Haupts/ nimbt mans in den Waſſern von Lavendel/ Majoran oder Salbey.5. Zu dem Hertzen in den erkuͤhlenden Hertzwaſſern/ von bla= wen Violn/ Roſen/ Borragen vnd Meliſſen.6. Zum Magen mit Beyment oder Balſamwaſſer/ auff wel= che Weiſe es den verlohrnen Luſt zum Eſſen widerbringt.7. Zur Leber mit den Waſſern von Wegwart/ Lattich vnnd Carduibenedicten.8. Zum Miltzen mit denen von Endivien Burtzelkraut.9. In der Peſtilentz mit denen darzu gehoͤrigen Hertzwaſſern In welcher man auch die Orth 618 deß Schadens damit beſtreicht/ es treibt das Apoſtema zwar zuruͦck/ zeucht aber das Gifft durch ein an= der Orth ohn allen Schaden herauß.Deſſen vier Tropffen mit einem Loth Wachholder Lattwer= gen 619 genommen vnnd deß Schweiſſes darauff erwartet/ wird es in der Peſtilentz vnd allem Gifft von dem Theophraſto inſonderheit geruͦhmet/ dieweil es das Hertz ſterckt vnd das Gebluͦt gewaltig reini= get.10. In Eſſig eingenomme̅ ſtillet es de̅ Engeliſchen Schweiß.11. Reiniget die Blaſe vnd Nieren vnd zerbricht den Stein/ mit dem Bad 620 gebraucht.
|| [ID00204]
12. Deſſen etlich Tropffen in Beyfußwaſſer 621 genoſſen toͤdte die Wuͦrme13. Die Gebrochene 622 befiehlt Theophraſtus mit dieſe̅ Oele zu= ſchmieren 623 / vnd ein Bad darnebe̅ zugebrauche̅: Es heylet dieſelbige in kurtzer Zeit: Wa̅n ma̅ deſſen auch etliche Tropffe̅ jnnerlich geneuſt.14. Deſſen ein Troͤpfflm oder fuͤnff in einem ſtarcken Wein genommen ſind wider das Grimmen 624 ein gewaltig Mittel. 625 15. Vier Tropffen in einem Aqua vitæ 626 genommen ver= treiben die langwirige Fieber. 627 16. Wie gleichsfalls auch die Gelbſucht 628 drey oder vier Tropffen ſo lang genoſſen/ biß die Geſundheit erfolgt: Welches dann gemeiniglich in vier Wochen 629 geſchiehet.17. In dem Darmgicht/ Rothenruhr/ Gichtbruch/ Schlag/ Podagra vnnd dergleichen/ braucht mans mit den darzu bequemen Waſſern. 630 18. Endlichen/ ſo heylet es auch alle jnnerliche Geſchwaͤr.

Von ſeinem Gewicht vnnd Gebrauch.
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Sein Gewicht iſt vier/ ſechs oder ſieben Tropffen in einem Loͤf= fel voll Malvaſier/ Zimmetwaſſer oder was ſonſten zu einer jeden Kranckheit gehoͤrt:1. Auſſerhalb wird es mit den darzu gehoͤrigen Waſſern zum (Euſſerlich ge= brauch) Podagra gebraucht/ vnd die Orth deß Schmertzens damit beſtriche̅.2. Durchtringt alle Blutadern/ Fleiſch vnnd Bein vnd befoͤr= dert die Heylung aller Geſchwaͤr.3. Wo etwann ein Contractur 631 vorhanden/ oder ein Glied auß ſeiner Stell gewiechen/ oder ein Apoſtem vorhanden/ da ver= miſcht man es vnder die darzu gehoͤrige Salben.4. Alle boͤſe vnheylſame ſtinckende Geſchwaͤr/ alle Fiſteln/ Krebs/ Wolff vnd dergleichen werden in kurtzer Zeit dardurch geheylet/ dieſelbige offt vnd viel damit geſchmiert.
|| [ID00205]

Spiritus Salis compoſitus Oder Spiritus deß Saltzes von mehr als einem Stuͤck zubereitet.
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Es iſt noch ein anderer Spiritus ſalis, ſo viel ſchoͤner auch reiner als voriger von groſſen kraͤfften vnd Tugenden/ welcher deſtilliret wird auß dem Salpeter vnd gemeinen Saltze/ wel ches auffs kuͤrtzeſte nachfolgender Geſtalt kan zubereitet vnd angeſtellet werden.Nimb deß reineſten Salpeters vnd abgeroͤſteten gemeinen Saltzes nach belieben eines ſo viel als deß andern/ vermiſche beyde mit drey oder vier Theil/ guten außgetruckneten Laͤtts/ vnd deſtillire darauß mit offnem Fewer nach gewohnheit den ſpiritum. Dieſes ſpiritus nimb j ℔ gemeinen Saltzes ſo zerſchmoltzen viij Loth/ digerir dieſe Stück eine zeitlang/ damit das Saltz moͤge von dem ſpiritui ſolviret werden/ hernacher deſtilliere es alsbalden durch eine Retorten. Auff dieſe weiſe wirſtu mehr ſpiritus vberkommen auch denſelbigen/ vmb ein gutes ſtaͤrck= vnd kraͤfftiger/ welchen du abermahls mit anderm Saltz ſo zerſchmoltzen in eben dem Gewicht wie zuvor geſchehen/ nach deinem Belieben ſo offtkanſt vermehren/ wie es dir ge= faͤllig ſein wird. Von dieſen ſpiritui nun ziehe in einem B. M. das phlegma oder Waͤſſerichte ab vnnd rectificire hernach durch eine Retorten denſelbigen vnd vermiſche jhn an gleichem Ge= wicht mit dem ſubtileſten Brandwein/ welcher ſonſten alcohol vini genennet wird/ endlichen circulire vnnd cohobire oder repetire vnnd wiederhole die deſtillationes ſo offe daß fich beyde ſpiritus vnzertrennlich mit einander vermiſchet vnd auß zween einer worden. Dieſer ſpiritus wiederſtehet dem Durſt dermaſen/ daß auch die Waſſerſüchtigen jnnerhalb dreyer Tagen von demſelbigen nicht angefochten werden.Es kan auch auß dem Meer Saltz ein ſuͦſſes Oel nachfolgender Geſtalt gebracht wer= den. Erſtlich muß daſſelbige in einem deſtillirten Regen Waſſer ſolviret/ hernach durch= geſeiget vnnd calciniret werden mit einem gelinden Fewer/ es muß aber beſtendig [ID00206] auffgeruͤhret worden/ damit es nicht im Fluß komme/ ſolche Arbeit aber muß auff die 15. mah= len wiederholet werden/ hernach extrahire dieſes Saltz mit dem beſten Brandwein/ welcher ſo er darvon gezogen/ wird ſich das Saltz eryſtalliſiren/ auß dieſen cryſtallen nun/ wann du ſie mit Laͤtt oder roher geſiegelter Erd in einen klumpffen vermiſchet/ deſtilliere nach bekan= tem Gebrauch den hellglaͤntzenden ſpiritum, welcher ferners mit dem beſten vnd ſubtileſten Brandw ein zuvermiſchen vnd zum offtern mit demſelbigen vberzuziehen. Es machen zwar die Chymiſten ein groſſes herꝛlich es Werck auß dem ſuͦſſen Oel deß Saltzes/ welches ſie biß an den Himmel wegen ſeiner koͤſtlichen Tugenden erheben/ aber es heiſt bey jhnen wie man im Sprichwort zuſagen pfleget; viel Geſchrey vnd wenig Woll &c. Dann ſie ſolches nicht er= weiſen koͤnnen. Weiln nemlichen dieſes ſüſſe Saltzoͤl oder vielmehr ſuͦſſe ſpiritus deß Saltzes von dem Saltz ſelbſten keines wegs kan hervor gebracht werden/ es ſeye dann daß es geſchehe durch den Brandwein oder Weinſteinoͤl. Derowegen iſt es der Brandwein eintzig vnd al= lein/ der ſolche Süſſe vervrſachet/ es ſeye nun/ daß folcher zu Anfang mit dem Saltze durch die deſtillation were vereiniget/ oder aber hernacher der ſpiritus deß Saltzes mit dem ſpiritui vi- ni oder Brandwein zum oͤfftern deſtilliret vnnd unirct worden; Nemblichen auff ſolche vnnd keine andere Weiſe benimmet der ſpiritus vini dem ſpiritui deß Saltzes alle Schaͤrpffe vnnd machet denſelben ſuͤß vnd thut ſolches gleicher Geſtalt auch bey andern ſpiritibus.???c. Das iſt/ an etwas geroͤſtet.

Zuckerſuͤſſe Chryſtallen deß Saltzes.
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|| [ID00207]
???r. Vnd andere vberflüſſige Feuchtigkeiten.???x. Welches zugerichtet wird von Chamillen/ Honig oder Steinklee/ darneben muß auch deß Bruchbands nicht vergeſſen werden. Einen koͤſtlichen Bruch Balſam auß dem Steinſaltz wirſtu finden in vnſerer chymiatriſchen Practic vnder dem Titul von vnderſchiedli= chen Geſchlechten der Brüche im Lateiniſchen Exemplav am 168 Blat.
|| [ID00208]
(Eine Artzney in Schwin= dung der Glieder.) Koche dieſe Kraͤutter miteinander wie ſichs gebührt in gemeinem Waſſer. Dieſe beyde Stuͤck nun hat er ſo offt wiederholet/ biß die contract= vnd lahme Glieder wiederumb ſind zu= recht gebracht worde̅/ hat offtmals eine Cur jnnerhalb acht Tage̅ glücklich zu End gebracht. In Schwindung der Glieder hat es zum offtern einen herꝛlichen Nutzen/ ſo die Laͤhme oder Contractur eine zeitlang gewaͤhret/ ſo thue darzu das Augſteinoͤl. Wann man das Glied gedachter Maſen angeſchmieret/ ſo iſt es ſehr vortraͤglich dz man daſſelbige einwickele in ei= nen Fuchspalg/ dann ſolche den contracturen vber die Maſen vortraͤglich. Siehe vnſere chy= miatriſche Practic am 236. Blat.

Von dem Spiritu deß Salniters. 632
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Eben auff dieſe Weiſe 633 (Warnung.) vnd mit gleichmaͤſſigem Fewer wird auch der Spiritus deß Salniters deſtilliret/ welcher durch einen ro= then Damff oder Rauch herauß gehet.Bey welchen allein dieſes in acht zunemen/ daß man zu einem theil deß gereinigten Salpeters drey theil Haͤfner Laͤtt pflegt hinzu zuthun/ laulichte Kuͦgelein darauß zu formieren vnd dieſelbige/ nach dem ſie trucken worden/ zugebrauchen.

Von deſſen Gebrauch vnd Gewicht.
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In dem Grimmen 634 (daruͦber ſich dan̅ niemand zuverwundern/ ſintemal in dergleichen Kranckheiten etliche auch den rothen Salni= ter pflegen zugebrauchen/ da deß Spiritus Salis der kleinen Welt boͤſe Eygenſchafft vnnd Hitze durch dieſes rechten Gebrauch wird zuruͦck gehalten vnd verbeſſert) in dem gefaͤhrlichen Seitenſtechen vnd Braͤu ne 635 wird er mit gleich ſo viel gebrannten Wein vermiſcht/ vnd ſolcheꝛ Mixtur zween Scrupel oder ein Ouintlein in einem Trunck lawlecht Waſſer genom̅en. In der Colica oder Grimmen mußman den Nabel von auſſen mit außgepreſtem Muſcatnußoͤle vnnd ein weinig Zibeth ſchmieren. Es nimpt nit allein die vnerleydliche Schmertzen alſo bald hinweg: Sondern vertheylt vnnd zertrennt auch die boͤſe/ rohe ſalni= triſche Feuchtigkeiten deß Leibs/ welche wann ſie von den Spanna [ID00209] derechten Gliedern vnd Gleychen nit werden abgehalten/ zu denen ſie etwan wegen der Sympathiæ, ſo ſolche Feuchtigkeiten mit dieſen Glie= dern haben/ hinzuflieſſen/ machen ſie dieſelbige gantz lahm. Am Ende der Cur 636 treibt der Gebrauch der Alantwurtzel das zerlaſſene Saltz gewaltig auß.Ferꝛner haben die Soͤhne deß Hermetis die Kraͤffte deß Salis Fu- ſilis, jeder Zeit ſehr hoch gehalten.Koche ſolches in einem wolverwahrten Geſchirr anderthalbe Stund lang/ hernach ſeyge es durch ein woͤllenes Tuch vnd verwahre es zum Gebrauch. Den erſten Trunck darvon gieb dem Krancken deß Abends wann er will zu Bett gehen/ den andern zu Morgen/ den dritten zu Abend/ fahre al= ſo fort biß zum Ende der Cur/ ſo wird ſie gluͦcklich vollendet werden.
|| [ID00210]

V. Von dem Diaphoretico oder Schweiß= treibenden Artzneyen.
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(Es ſind viel Kranckheite̅/ die allein durch den Schweiß vn̅ Reinigung der Schweiß= loͤchlin werde̅ geheylet/ als die Peſt vnd gefaͤhrliche Seittenſteche̅) Der Schweiß iſt in der Peſtilentz vnd Vngariſchen Kranckheit 637 ein allgemeine Außfuͦhrung deß Giffts im gantzen Leib/ nicht allein im Gebluͤt/ ſondern auch in habitu corporis 638 oder Fleiſch vnd in al= len Gliedern/ in welchen es etwan verborgenligt. Durch die Huͤlffe dieſes Schweiſſes wird das Gifft welches durch die vmbſtehende Kaͤl= te zum Hertzen getrieben worden/ herauß gebracht. Dann gleich wie wir durch die Anziehung deß Geiſtes 639 zugleich auch den gifftigen Lufft an vns ziehen/ alſo muß man es durch den Schweiß auß allen Gliedmaſſen verweiſen: Sintemalkein Glied/ vnnd alſo auch die al= ler kleineſte deß Luffts nicht ohn/ vnd koͤnnen demnach auch alleſampt ſchwitzen. Vnnd iſt derowegen der Schweiß ein allgemeine Eva= cuation oder Außfuͦhrung/ durch welche faſt der dritte Theyl aller Kranckheiten/ damit der Leib angefochten werden kan: durch den Schweiß abgewendet vnnd vertrieben wird.

Von dem Schweißtreibenden Antimonio. 640
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Nimb deß durch den Vitriol/ vnd Saltz ſublimierten Mercurii ein Pfund: Deß Vngariſchen Antimonii drey Pfund/ laß mit eina̅= der ſtoſſen vnd vermiſchen/ in einer wolverkleibten glaͤſernen Retor= ten 641 mit einem verſchloſſene̅ Vorſetzlin in dem Sand deſtilliern vnd das Fewer alſo regiern/ damit die Tropffen in dem Halß nicht wie Butter geſtehen: Wann ſich ſolches erzeygt/ ſo halte alſo bald ein kluͦ= ende Kohl mit einer Zangen ſo nahe hinzu/ daß es dem Glaß keinen Schaden thue/ vnd die Tropffen doch werden reſolviert/ vnd daſſel= bige ſo offt vnd viel/ ſo offt es die Nothturfft erfordert: Den herauß flieſſenden Liquorem rectificir 642 einmal/ darnach nach dem er bey de̅ Fewer 643 zergangen gieſſe jhn in ein weit 644 Glaß mit einem weiten Halß das Aquam Regis (etliche brauchen den Spiritum Nitri 645 allein) laß [ID00211] tropffenweiß darein fallen/ von wegen deß Geraͤuſch 646 vnd Gefahr der Entzuͦndung: Vnd wann du ſiheſt/ daß die gantze Materi reſolviert/ ſo thu zu eine̅ jeden halben Pfund deß Oels ein Loth Gold 647 in dem Aqua Regis abſonderlich zuvor ſolviert/ ſo bleibt die Mixtur fein hell vnd klar vnd wird nicht truͦbe/ ſondern bekompt ein ſchoͤne rothe Farb: Dann wo man anderſt damit verfehrt/ wird es nicht allein truͤb/ ſon= dern auch das Gold nicht recht damit vermiſcht/ vnnd laſſen ſich nach dem Abziehen die Fuͦncklein deß Golds nicht ſehen. Dieſe gantze helle vnnd blutrothe ſolutionem laß in einem wolverlutierten Alembico mit ſeinem Helm vnd Vorſetzlin an allen Fugen wolverkleibt bey ei= nem gleichen Fewer deſtilliern/ das phegma erſtlich herab ziehen (dan̅ in zwen Tagen wird die operatio verfaͤrtigt) letztlichen dem Fewer al= ſo zuſchuͤren 648 / daß der Boden deß Kolbens vnten Fewrig werde: Es ſteygt wenig herauß/ welches man nach vollendetem Geſchaͤfft vnnd wann das Gefaͤß kalt vnd zerbrochen worden/ ſoll hinweg werffen: Dz vbrige auff dem Boden/ vnd was an den Waͤnden haͤngt/ einer gelben Farb iſt einer duͦrꝛen vnd auffgeriſſenen Erden gleich/ iſt gantz ohne Geſchmack/ haͤngt ohn alles Beiſſen wie ein gebrannt vnnd calciniert Hirſchhorn an der Zungen an. Auß einem jeden Pfund deß Oels be= kompſtu nach der Außtruͤcknung ein halb Pfund 649 Erden. Der harte Kalck iſt nicht zu indulcoriern/ woferꝛn du ſelbſten wilt/ ſondern in ei= nem Tiegel ein halbe Stund 650 gluͤend zumachen: Vnd iſt alles Cor= roſiviſche in jhm erſtorben.In dem Alchymiſtiſchen Gebrauch ob wol dieſe Erde duͤrꝛ vnd durch Mittel deß gemeine̅ durch die Kunſt mit eingemiſchten Schwe= fels 651 dem Gold im Flieſſen durch ſonderbahren Fleiß einvermiſchet bleibt/ ſo kompt es doch in dem Aſchenfarben mit der erwuͦnſchten Fi= xion nit vberein.In dem Gebrauch zur Artzney iſt es vnder den Spagyriſchen Mitteln das allergebraͤuchlichſt.Vnd ob es mich wol bey zweyhundert Thaler gekoſtet/ gebe ich es doch dem großguͦnſtigen Leſer gern vnd willig vmbſonſt.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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Es iſt eins der aller fuͦrnembſten Secreten vnnd Geheymnuſſen [ID00212] zu viel vnd mancherley Gebrechen/ welches bey des durch den Harn vnd Schweiß gewaltig wuͤrckt/ jedoch nicht purgiert 652 / viel weniger den Krancken Matt vnnd Krafftloß macht/ ſondern/ wie geſagt/ den Schweiß vnd Harn 653 beſcheydentlich bewegt/ vnd von wegen deß mit einvermiſchten Goldes 654 die Natur nicht wenig ſtaͤrckt. Wird in den Frantzoſen 655 / Peſtilentz/ 656 Podagra 657 / Waſſerſucht 658 / Fiebern 659 / Verſtopffungen vnd Schmertzen deß Miltzens 660 vnd zu dem Stein 661 gebraucht: Auff drey/ fuͦnff oder ſieben Gran mit einem bequemen Waſſer.Deß Mercurii vitæ werden auch deſcriptiones oder Beſchrei= bungen herumb getragen/ mit welchen etliche dieſes Corroſiuiſche Oele durch das mit der Eſſentz deß Saturni Eſſentificierte Hirſchhorn zu einem ſchweißtreibenden Pulver zumachen vnterſtehen. Iſt ein muͦ= heſame Arbeit 662 / deren Außgang ich ſelbſten nit erfahren. Dann es behelt dieſes Pulver noch eine ſchaͤrpffe in ſich/ vn̅ iſt nicht alſo figiert/ wie dieſes vnſere durch die gemelte Corroſiuen figiert iſt/ welche in dieſer Wuͤrckung alle erſterben vnnd verſchwinden/ daß dann zum hoͤchſten zuverwundern. 663 Soll demnach der guthertzige Leſer mit dieſer Beſchreibung welche ich jhme allhie mittheyle vnd auſſer deren ſchwehrlich ein beſſere finden kan/ zu frieden ſeyn.
|| [ID00213]
???e. In den vorigen/ nemlichen in Bereitung der Antimonialiſchen Blumen auß dem ſublimirten vnd rohen Mercurio/ hat vnſer Author jedes gleiche Theil genommen/ derowe= gen auch allhier ſolches Gewicht ohne ſchaden kan genommen werden.
|| [ID00214]

Wahre vnd eygentliche Zubereitung deß mine= raliſchen Bezoars auß dem Gold.
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Dieſes Gold nun/ wann es zuvor in einen ſolchen ſubtilen geiſtlichen Stand durch huͤlff ď in dem ſpiritui deß Salpeters vnnd dem Scheidwaſſer ſolvirten Antimonialiſchen Butter gebracht worden/ hernach mit den vorigen offtmahlig nach Nothturfft wiederholeten deſtil= lationibus wiederumb vereiniget wird/ kan mit derſelbigen̅ alſo vereinbaret vnd wiederumb figiret auch nach der letzten Calcinirung zu einem braunrothen Bezoardiſchen puͦlverlein (: welches dann eygentlich das rechte kennzeichen iſt deß Geiſtlich ſolvirten vnnd auffs ge= naweſte vereinigten Golds:) ſo in der Artzney groſen Nutzen ſchaffet/ praͤpariret vnnd zube= reitet werden.

Korndorffers Schweißtreibendes Gold.
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Auß dieſem Gold wird auch gemacht das weittberühmbte Schweißtreibende Pulver Barthelomei Korndoͤrffers/ welcher iſt geweſen deß Paracelſi ſein Præceptor oder Lehrmei= ſter: Nemblichen mit dem ſubtileſten Branndwein wird daß Gold ſolviret vnnd wann die Haͤfen vnnd das vnſaubere darvon hinweg geworffen/ ſo wird die ſolucion in einem Pelican mtt einer gewiſſen Hitz deß Balnei einen gantzen Monat lang digerirt: Vnder deſſen ſondert ſich das aurum ſpirituale oder ſubtile Gold von dem Brandwein vor ſich ſelbſten ab vnnd bleibet abſonderlich vnden auff dem Boden ruhig ſitzen/ hergegen aber ſchwebet das koͤſtliche herꝛliche menſtruu̅ allein vber de̅ſelbige̅/ welches/ wan̅ es mit der groͤſte̅ vorſichtigkeit [ID00215] darvon abgegoſſen/ ſo wird alsdann der Kalck deß Golds etliche mahl wol abgewaſchen vn̅ mit ſehr gelindem Fewer außgetrucknet. Endlichen wird es in einer wol proportionirten phialen ſo da mit dem Hermetiſchen Pettſchafft auff das beſte verwahret erſtlichen zwar mit gelindem/ hernach aber etwas ſtaͤrckere??? Few er im faulen Heyntzen/ biß es zu einem Braun= rothen Pulver werde/ figiret/ welches/ ſo es in einem Brandwein zerlaſſen in geringem Ge= wicht/ nemblich in drey oder vier Tropffen eingegeben wird/ treibet es alle Kranckheiten durch den Schweiß fort/ bewahret alſo bey guter Gefundheit vnnd frn̅ſtet dem Menſchen das Le- ben. Es iſt ein ſolche Schweißtreibende Artzney/ mit welcher eine andere ſchwehrlichen kan vergliechen werden.
|| [ID00216]

Schweißtreibendes Spießglaß oder fixe Spießglaſes.
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Esiſt noch ein ander Schweißtreibendes Antimonium oder Spießglaß/ welches gemacht wird mit ſeiner eignen calcination allein durch den Salpeter. In dem durch dreymalig wie= derholete Calcination/ welches ſonſten die Chymiſten eine detonation pflegen zunennen/ das Schwefelichte vnnd Mercurialiſche darinne ſich gantz vnnd gar verlieret vnd verſchwindet/ hergegen aber das Irrdiſche verbleibet. Welches dann eine krafft hat außzutrucknen vnd den Schweiß zubewegen. Solches wird beſchrieben von Beguino in ſeinem Tyrocinio Chy- mico am 12. Cap. deß 2. Buchs/ vnder dem Tit. vom Schweißtreibenden Spieß= glaß. Vnd daſſelbige nicht vnbillich. Aber die Erfahrung hat nunmehr ſo viel geoffen= bahrt/ vnd vns ſelbſten gewieſen/ daß in Zubereitung dieſer Artzney/ daß Spießglaß nicht muß wie an obgemeltem Orth Beguinus anzeiget/ zerſchmoltzen werden/ wie andere Metall/ ſon= dern/ gleich wie das Saltz/ wann es wol vermiſcht im fluß gebracht wird/ vber das/ wann daſſelbige mit dem Salpeter dreymal iſt calciniret worden/ muß es allzeit mit warm=ſuͤſſem Waſſer abgewaſchen das pulver aber abgetrocknet werden/ welcher endlichen ſchoͤn weiß werden wird. An ſolcher Arbeit zwar laͤſſet ſich neben andern das Tyrocinium begnü= gen. Aber die Pulver werde̅ viel ſubtiler/ wann nach der letzte̅ Calcination vnd ſo es an etwas zerſchmoltzen das ſaͤmptliche ſo vbrig geblieben wol zerrieben mit warm Waſſer etllche Stu̅d durch wird abgeſotten/ hernach durchgeſciget vnd an einen kuͦhlen Orth geſtellet: Dann durch durch dieſes Sieden wird das jenige/ was am ſubtileſten iſt in dem Waſſerzerſchmeltzen vn̅ endlichen ein ſchoͤn weiſſes zartes Pulver auff dem Boden praͤcipitiren oder ſetzen/ welches zum oͤfftern muß abgewaſchen vnd abgetrucknet werden. Wann aber an das durchgeſeigete Waſſer ein deſtillirter Eſſig wird gegoſſen werde̅/ ſo wird das pulver viel eher vnd ſubtiler ſich ſetzen/ von groͤſern Tugenden vnnd Kraͤfften. Bruder Baſilius Valentinus in ſeinem Tr???umpff wegen deß Spießglaſes vnder dem Tit. von dem Antimonialiſchen fixen Blumen oder deß weiſſen pulvers deß Spießglaſes (: Dann alſo nennet er es vnd andere neben jhm:) rühmet es hoͤchlich zu den jnnerlichen Apoſtemen vnd Geſchwaͤhren/ vnd gibt darvon [ID00217] alle Tag zum fuͤnfften Mahl xv Gr. Wie er dan̅ vber das/ wann es/ wie jetzt gemeldet/ ge= branchet wird/ vor ein ſonderlich koͤſtliches Mittel helt in der Neapolitaniſche̅ Schwachheit: Vnd hat beydes gnugſame Vrſach/ daß man demſelben kan Glauben zuſtellen: In der letzte̅ Schwachheit/ nemblich in den Frantzoſen/ wann es mit dem ſpiritui deß Frantzoſen holtzes ein gegeben wird/ ſo ernewert ſolches mit hoͤchſter Verwunderung die gantze Subſtantz deß Geblüts vnd reutet die Frantzoſen mit der Wurtzel auß.

Allerhand Mineraliſche Bezoar.
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Das Mineraliſche Bezoar wird entweder vor ſich allein ohne Zuſatz eines andern/ oder mit demſelbigen gemacht.

Mineraliſch=Schlechtes Bezoar.
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Erſtlichen das jenige/ welches vor ſich ſelbſten zubereitet wird/ neme ich ein ſchlechtes Be= zoar/ deſſen auch zum oͤfftern Quercetanus gedencket/ welches hernacher der Weitberuͦhmb= te Sennertus etwas weitlaͤufftiger erklaͤret in ſeinen Inſtitutionibus Medicinæ lib. 5. part. 3. ſect. 3. cap. 18. Wie es allein zubereitet werde/ ſolche Arbeit iſt nicht ſchwehr. Nem= lichen von der rectificirten Antlmonialiſchen Butter allein wird der fortificirte ſpiritus nitri durch dreymahlige deſtillation abgezogen/ hernacher dieſelbige calcinirt/ ſo kompt darauß ein ſchlecht Bezoarpülverlein ſo an der Farb Schneeweiß/ von groſſen Tugenden vnd Kraͤffte̅. Oder nach dem die Butter deß Spießglaſes einmahl gemacht/ hernacher auß den Schlacke̅ deß Reguli Antimonii ſo ohne das Eyſen zubereitet worden erſtlich mit einem deſtillirten Eſſig (:andere wollen mit Brandwein:) die rothe Tinctur außgezogen vnd zu einem Pul= ver formiret/ vber daſſelbige aber die Butter deß Spießglaſes abermahls deſtilliret worden/ ſo wird es gantz Blutroth werden. Wann nun daſſelbige mit dem ſpiritui nitri wie billich fl= giret ſo kompt darauß das ſchlechte oder einfache Bezoar/ welches ſeine eigne Antimonialiſche Tinctur bey ſich verborgen hat/ vnd iſt ein herꝛliche Artzney.

Bezoardicum Scheunemanni.
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Ein anderes Mineraliſches Bezoar oder Nepenthes Beſchreibet vns Scheunemannus in ſeinem Buͤchlein von dem Badt S. Annæ bey Anneberg in Meyſſen/ welches er Hydromantiam oder eine Waſſerkunſt nennet am 19. Blat. Den ſchwaͤchern Drachen/ das iſt/ dem regulo deß Spieglaſes giebet er zuverzehren das Eyſen ehe es zum Treffen kompt/ welches ſo es verſchlucket worden/ fuͤhret er ſie gegeneinander/ das iſt/ deſtillier dieſelbige/ dar auff gehet es alſo bald an ein Gefecht/ das iſt/ werden hitzig vnnd darauß wird alsdann die Butter gebracht/ wann es nun wiederumb hell worden/ das iſt/ wann alles v= vbergangen/ ſo waͤnſchet er den von der deſtillation vberbliebenen Martem oder das Eyſen wolabſolviret ſolches in dem ſpiritui deß Salpeters welches er hernach mit der Butter vnd der ſolution deß ſpiritus nitri zuſammen ſolviret vnd deſtillirt vnnd flgiret es alſo wie ſonſten auch gebraͤuchlich.Hiervon ſiehe weiters bey dem Authore ſelbſten.
|| [ID00218]

Mineraliſch Bezoar auß dem Gold.
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Das erſte hat vnſer Author ſelbſten beſchrieben/ vnd kommet zwar daß Gold ſelbſten dar= zu/ aber gantz vnd gar vngeſchlacht vnnd vngearbeitet/ derowegen es auch keine ſonderliche Thaten kan verrichten/ wie wir dann hieroben daſſelbige etliche mahl gnugſam erwieſen vnd dargethan. Vielkoͤſtlicher aber dieſes zweydte. Solviere das Gold in dem ſcharpffeſten Scheidwaſſer welches auß Salpeter vnd Salmiac gemacht worden/ welches Zubereitung zufinden in dem commentario deß Gluͤckrads vber den Beguinum im 3. c. am End deß 2. Buchs. Wann ſolches ſolvieret ſo deſtillire daſſelbige Scheidwaſſer durch et= ne Retort ſo offt/ doch allzeit wiederumb friſches genommen/ biß daß das Gold durch die Retort gantz Blutroth kommet/ welches du hernacher mit dem Queckſilber auff dem Bode̅ praͤcipitire (: Dieſes Queckſilber aber oder Mercurius muß zuvor wolgereiniget ſein wor= den/ dann ſonſten die ſchaͤdliche Haͤfen mit dem Gold ſich vermiſchen:) ſo wird das praͤcipitir= te Gold/ wann durch die Calcination der Mercurius darvon abgeſondert worden/ gantz Blutroth hervorkommen. Dieſes in obgedachtem ſcharpffen Scheidwaſſer abermahls ſol= virte vnnd zehenfaͤchig zu ſolvirung der Antimonialiſchen Butter mit eben dieſem Scheid= waſſer vermiſchte pulver/ wann das menſtruum durch die Retort zuvor abgezogen/ vnd die deſtillationes vielfaltig wiederholet worden/ calcinire abermahls vnder einem Muffel zu ei= nem Pulver wann es hochroth/ ſo muß es Braunroth calciniret werdeu. Dieſes Minerali= ſches Bezoar iſt billich lobens wehrt/ vnd dannenhero auch hochzuhaltenDrtttens wirſtu eben das jenige auch erlangen wann du das durch den rectificirten ſpiri- tum nitri, wie hieroben angedeutet worden/ ſolvirte vnd am Gewicht etwas vermehrte Gold in der proportion/ wie zuvor mit der Antimonialifchen Butter wirſt vermiſchen vnnd die durch das menſtruum vielfaltig wiederholete Abſonderungen abermahls wirſt calciniren vn̅ in ein rothes pulver verwandelen.

Mineraliſches Bezoar auß dem Silber.
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1. Solviere das geleuterte Silber im Scheidwaſſer ziehe daſſelbige wieder im B. ab daß es trocken oder gleichſam als ein Oel werde/ auß dieſem nun ziehe die gruͦne Tinctur mit einem Brandwein herauß/ welche/ wann du zuvor von dem Silber den Brandwein in etwas abgezogen/ vereinige achtfachig mit der in dem ſpiritui nitri zerlaſſenen Antimonialiſch e̅ But= ter vnnd figire ſolches nach Art vnd Weiſe der deſtillier Kunſt. Alſo haſtu ein Mineraliſch gruͤnes Bezoar/ ſo zu den haupt Kranckheiten vber alle maſen nutzlich/ inſonderheit aber iſt ſolches ſehr gebraͤuchlich den jenigen Weibsperſonen ſo mit dem Rothlauff deß Haupts im= merdar geplagt werden. Siehe vnſere chymiatriſche Practic am 13. Blat.2. Oder aber ziehe auß dem mit gemeinen Schwefel calcinirtem Silber mit dem Geiſt der Vrin (: Von welchem ich gehandelt habe in den Zubereieungen der kleinen Welt vnder dem Titul der Vrin/ wie nemblichen durch denſelbigen das Vitriol auß den Metal= len koͤnne gebracht werden:) die Himmelblawe Farb herauß/ welche ſonſten vber dem Meer oder Laſurblaw genennet wird/ welche Tinctur oder Farbe ſolvir im Scheidwaſſer vnnd vermiſche dieſelbige mit zehen mahl ſo viel der in einem Scheidwaſſer zerſchmoltzenen Anti= monialiſchen Butter. Wann du nun auch die andere Muͤhe wirſt dran ſtrecken/ ſo wirſtu ein Lunariſches Bezoar haben von gleichen ja auch wol groͤſern kraͤfften als das vorige.3. Oder aber nimb fein geſchlagen Silber/ ſolviere es im Scheidwaſſer/ praͤcipitire ſolches mit dem Oel deß Weinſtein Saltzes ſo durch das deliquium oder ſolution im gemei= nen Waſſer in einem groſſen Gefaͤß zugerichtet worden. So wird ſich daſſelbige auff den [ID00219] Boden ſetzen gleich einer Baumwoll. Hernach muß es edulcorirt vnnd mit einem deſtillirtem Eſſig extrahirt werden/ ſo gewinnet es eine blawe Farb/ wofern es aber etwas lenger ſtehet/ ſo wird es gruͤn. Mit dieſer Tinctur verfahre wie mit den obigen.4. Am allerkoͤſtlichſten wird das Lunariſche Bezoar werden/ wann das Silber durch deu ſpiritum deß Salpeters zu einem Vitriol vnnd mit der Butter deß Spießglaſes nach der Kunſt zu einem pulver wird ſein flgiret worden. Dann auff ſolche Weiſe wird/ das Corpus deß Silbers durch den ſpiritum deß Salpeters ſubtiler gemacht vnnd viel leich= ter auch auffs genaweſte mit der Antimonialiſchen Butter vereinbaret/ auch zu dem Ge= brauch der Artzuey kraͤfftiger koͤnnen gemacht werden.

Mineraliſches Bezoar auß dem Bley.
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Gleicher Geſtalt wird auch das Saturniſches Bezoar auß deſſelbigen Glaß bereitet/ nemblichen auß dem Vitro deß Bleys (: welches gemacht wird auß dem Menig deß Bleys ſo zugleich mit den Kieſelſteinem im Fluß gebracht vnnd etliche mahl mit eben dieſer Antimo= nialiſchen Butter rectificiret werden:) extrahire die Tinctur vnnd figire ſolche/ wie hieroben gemeldet mit dem ſpiritui deß Salpeters. Solches iſt ein kraͤfftige Artzney in allen Schwach= heiten deß Miltzes.

Mineraliſches Bezoar auß Zinn.
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Nimb ohne Eyſen zubereiteten Reguli Antimonij 12 Loth/ zu welchem/ wann er in einem Tiegel zerſchm oltzen/ thue deß beſten vnd reineſten zerſchmoltzen Engeliſchen Zins 8. Loth/ vermiſche beyde Stuͤck wol vnder einander/ daß eine Maſs darauß wird/ hernach mache dar= auß auff einem Marmelſtein ein rein ſubtiles Pulver/ thue darzu deß beſten ſublimirte̅ Mer= curij gleich ſo viel/ das iſt/ 20. Loth/ die darauß gemachte Butter figire durch dreymahlige deſtillation mit dem ſpiritu nitri, hernacher calcinire es vnd wann es glüend worden/ ſo leſche es in einem Brandwein wiederumb ab/ laſſe es wol außtrucknen vnd verwahre es zum Ge= brauch. Es wird darauß ein grawes Pulver deſſen Gtwicht iſt von j biß auff ij Gr. Sol= ches treibet gewaltig den Schweiß vnd iſt in allen Kranckheiten/ inſonderheit aber Verſtopf= fnngen der Leber ein allgemeine Artzney.

Mineraliſches Bezoar auß Eyſen.
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Auß dem durch das Fewer eintzig vnnd allein nach der Lehr deß Tyrocinij chimici am 15. Cap. deß 2. Buchs bereitetem Croco Martis mit der rectificirten Antimonialiſchen Butter ziehe in der digeſtion die Blutrothe Tinctur herauß: Die Butter ſo mit ſolcher Tinctur deß Spießglaſes angefüllet figire wie gebraͤuchlich mit dem menſtruo deß ſpiritus nitri. Dieſes iſt ein rechte appropirirte vnnd bewehrte Artzney in allen durchbruͦchen deß vndern Leibs/ in= ſonderheit wann dieſelbige von der Leber jhren Vrſprung genommen haben. Seine Farb iſt Leberfarb. Siehe Scheunemannum in ſeiner Paracelſiſchen Hydromantic am 59. Cap da du dieſes Bezoarticum martiale finden wirſt.
|| [ID00220]

Mineraliſches Bezoar auß Kupffer.
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Gleicher Geſtalt wird auch mit der Antimonialiſchen corrigirten Butter durch die Dige= ſtion die Tinctur auß den Kupffer Schlacken gezogen vnd mit ſo offtmahligem abgegoſſeue̅ menſtruo deß ſpiritus deß Salpeters figiret. Ohne andere Tugenden hat es eine rechte vnd gewiſſe krafft wieder die giefftige auch andere Saamen fluß.

Mineraliſches Bezoar auß dem Mercurio oder Queckſilber.
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Auß dem vitro deß Mercurij deß Lebens/ deſſen proceſs vnd Beſchreibung hieroben zu= finden/ wird mit der Antimonialiſch corrigirten Butter die rothe Tinctur außgezogen; Wan̅ ſolches nun durch den ſpiritum vitri figiret worden/ ſo wird darauß ein herꝛliches Bezoar/ ſo den hieroben geſetzten an Tugend das geringſte nicht wird nachgeben.NB. Wann du den Mereurium deß Lebens vermiſcheteſt mit der Antimonialiſchen Butter/ lieber was wuͤrde darauß wol kommen? Wuͤrde darauß nicht entſtehen ein herꝛlich mit eben derſelbige Butter corrigirte purgierende Artzney/ welches im groͤſeren Gewicht koͤn= te eingenommen werden/ wolleſt gebetten ſein demſelben fleiſſig nachzuforſchen.Auff dieſe Art vnd Weiſe nun koͤnnen auß allen Metallen Bezoardiſche vnd Schweiß= treibende Artzneyen gemacht werden/ in welchen die beſten kraͤffte der Metallen mit der An= timonialiſchen Butter vermiſchet/ durch das edle menſtruum deß ſpiritus nitri zugleich figi= ret vnd darauß herꝛlich vnd koͤſtliche Artzneyen zu deß Menſchen Geſundheit gebracht wer= den. Ja nach Art vnd Form koͤnnen auch auß vielen andern dergleichen koͤſtliche Mittel zu= bereitet werden/ von welchen vnſere Vor Eltern vor hundert Jahren vnd daruͤber wenig ja faſt gar nichts gewuſt haben. Kan alſo Libavius hinlauffen vnnd zuſehen/ wie er Halßſtarrig daß man nichts newes habe an Tag gebracht/ koͤnne mit Warheits Grund behaupten.

Von dem SPIRITV TARTARI oder Weinſteins.
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Nimb deß Weinſteins von dem beſten weiſſen Wein (welcher in dem Brechen fein weiß glaͤntzet 664) 6. Pf. laß erſtlich in lawlechtem 665 Re genwaſſer/ biß kein ſtaubichte Vnreinigkeit mehr geſpuͤhrt wird/ vnd nachmals in lawlechtem 666 Wein auff das aller fleiſſigſt waſchen/ an der Sonnen oder in der warmen Stuben abtruͦcknen vnd endlich pul= veriſiern: Oder den pulveriſirten Weinſtein in warmem Regenwaſ= ſer waſchen vnd zergehen 667 / was nicht zerlaſſen vnnd auff dem Boden ligen blieben/ in Regenwaſſer ſiede̅/ damit es ſolviert werde/ nachmals filtriren/ das Waſſer allgemach davon abdaͤmpffen/ vnnd die letzte Haͤlffte an einen kalten Orth ſtellen/ damit der Weinſtein wiederumb hart vnd zu einem Stein werde. 668 Vnd dieſes iſt der gereinigte Wein [ID00221] ſtein (deſſen 1. quintlein in einer Bruͤhe genomme̅ fuͤr ſich ſelbſten auch purgieret) zum deſtilliern am aller beſten bequem: Derohalben laß jhn in einer verlutierten 669 Cucurbit bey einem offenen Fewer/ wie ein A- quam Fortem oder Scheydwaſſer deſtilliern/ jedoch alſo/ daß das Vorſetzlin/ (welcher der aller groͤſten einer ſeyn muß) wol vnd fleiſſig ſeye angefuͤgt vnd an den Fugen nach dem allerbeſten verkleibt/ damit die ohne das Fluͦchtige vnnd Geiſtreiche Krafft dieſes Waſſers nicht dardurch herauß tringe vnnd verſchwinde. Das Fewer muß erſtlich gelind ſeyn/ nachmals abeꝛ je mehr vnd mehr geſtaͤrckt werden/ biß alle Geiſter herauß kommen/ vnd der mit Nebeln erfuͦllte Recipient oder Vorſetzlin wider hell vnd lauter worden. Du muſt auch fleiſſig ach= tung geben/ daß das Fewer nit allzugroß werde von wegen der Geiſter hefftigen Penetrirens oder durchtringende Krafft Das Waſſer tropfft zum aller erſten herauß/ vnnd nach demſelbigen das ſtinckende Oele/ welche man durch das Tritorium 670 muß von einander ſepa= riern. Das Waſſer oder Spiritus wird erſtlich corrigiert vnnd rectifi= ciert/ wann man es acht Tage in einem kuͤhlen Keller in einen feuchten vnd kalten Sand ſetzt. Das Oele aber wird durch einen deſtillierten Eſſig durch die Retortam bey einem offenen Fewer verbeſſert/ da es mit dem Eſſig herauß tropfft/ vnd daſſelbige jetzund roth/ dann gaͤlb/ vnd alſo nimpt der Eſſig das Empyreuma oder Brand in das Oele an/ vnnd das Oele folgt in einer Goldgelben Farb ohn allen Geſtanck hernach. Der Spiritus oď Waſſer wird nachmals in der Aſchen durch den Alembic deſtilliert/ vnnd zwey oder dreymahl rectificiert/ damit es deſto reiner werde/ vnnd gleichsfalls auch ſeinen ſtinckenden Geruch verliere/ welcher doch ohne Geringerung der Krafft nit allerdings be= nommen werden kan. Wann du das Saltz von ſeinem Capite mor- tuo fein Kuͦnſtlich herab zeuchſt vnd den Spiritum daruͤber in de̅ Bal- neo rectificierſt 671 ſo gehet der geſtanck 672 mehrentheyls hinweg. Dann eben auff ſolche Weiſe 673 kan man alle Oele durch das Abziehen von jh= rem eygenen Saltz am aller beſte̅n von jhrem Geſtanck rectificiern.Oder magſtu den Spiritum mit gleich ſo viel Brannden Wein in der Digeſtion circuliern 674 / ſo gehet der geſtanck auch hinweg.Oder kanſt jhn auch vber den Negelin rectificiren.Oder laß etliche Tropffen mit Vitrioloͤle mit zwen oder drey Loͤffel voll gebrannten Wein digerirn vnd nachmals mit dem Spiritu deß Weinſteins vermiſchen/ er vertreibt jhm alle Geſtanck.
|| [ID00222]
Etliche thun den boͤſen Geruch zuvertreiben auch etwas von Roſenwaſſer hinzu. 675

Was bey dieſem Spiritu in Acht zunemmen.
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Man ſoll aber den Geſtanck dieſes Spititus deß Weinſteins nicht gar begehren zuvertreiben vnd denſelbigen auch nicht ſchewen/ dann er hat die Signatur deß Geſtancks/ wann er nemblich in ď Peſtilentz oď in andern gifftigen Kranckheiten gebraucht/ die ſtincke̅de Schweiß mit groſſem Nutz haͤuffig auß dem Leib herauß treibt.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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1. In Eroͤffnung der Verſtopffungen 676 vnd Anßreutung der Faͤule geht dieſer Spiritus allen andern Artzneyen vnd Secreten vor.2. Deß Tags dreymal gebraucht vnnd biß zur Beſſerung da= mit angehalten/ iſt er zur Paralyß oder Gichtbruch ſehr bequem/ die= weil er nemblich den gantzen Leib durchtringt vnd denſelbigen ſtaͤrckt/ 677 welches in dieſer Schwachheit am allermeiſten wird geſucht.3. In der Waſſerſucht wird er mit den deſtillierten Waſſern von Soldanell vnnd Attich mit groſſem Nutz genoſſen: Gleich wie auch mit dem Oele von Vitriol/ auff welche Weiſe er das Waſſer durch den Harn 678 gewaltig außtreibt/ vnnd was durch dieſes Mittel nicht hinweg kompt/ das wird durch andere ſchwehrlich vertrieben. 679 4. Zum vierdten befoͤrdert er auch die verſtopffte Monatliche Blum. 680 5. Reutet den anfangenden Außſatz auß. 681 6. Huͤlfft dem Rothlauff/ am Ende deſſelbigen eines Quint= lins ſchwehr mit gleich ſo viel Theriac 682 genoſſen/ zu einem erwuͦnſch= ten Ende/ jedoch alſo/ daß man in den ſtarcken Perſonen ein Ader zu= vor eroͤffnen laſſe.7. Er vertreibt auch die Gaͤlbſucht vnnd alle Kranckheiten/ ſo auß derſelbigen erfolgen. 683 8. In den Frantzoſen 684 iſt er ein ſonderbahre Artzney/ wann [ID00223] man jhn nemblich mit dem Turpetho minerali gebraucht: Dann er treibt die jnnerliche Seuche auß dem centro oder Mitte deß Leibs herauß: Nach welchem die Rufen der Geſchwaͤr wann ſie mit dem Oe= le von Frantzoſen Holtz geſchmiert werden/ ſehr fein herab fallen.9. Auß dem centro zeucht er auch alle verborgene Raͤudigkeit Flechten vnd Zittermaͤler 685 herauß.10. Befoͤrdert den Schweiß.11. Iſt gut zu den Halß Geſchwaͤrn vnnd gefaͤhrlichen Seit= tenſtechen. 686 12. Wird in dem Hauptwehe 687 gebraucht. Wie gleichfalls auch in den Fiebern 688 vnd Contracturn oder Laͤhmc. 689 Sintemal ich ſelbſt geſehen/ daß Dauid Syderocrates ein Medicus von Speyer/ dermahl eins die Hoch Wolgeborne Graͤvin vnd Frawe/ Fraw Ca- tharinam von Pappenheim/ nunmehr Chriſtmilteſter Gedaͤchtnuß/ welche nach den groſſen Schmertzen deß Grimmens an Haͤnden vnd Fuͦſſen allerdings Lahm worden/ gantz gluͦcklichen geheylet/ in dem er jhr auch von auſſen die darzu gehoͤrige Balſam verordnet.13. In den Seytenſtechen. 690 Sein Gewicht iſt ein vnnd zum hoͤchſten zween Scrupel mit be= quemen vnd darzu gehoͤrigen Waſſern.Das rechte vn̅ wahre Sulphur oder Schwefel deß 691 Weinſteins iſt eins der gewaltigſten Cauſticorum oder Etzenten Mittel/ welches die er fahrne Philoſophi vor Zeiten ſehr hoch gehalten. Er wird aber durch die Huͦlffe eines gleichfoͤrmigen Spiritus extrahiert/ vnd von et= liche̅ alſo fuͦr ſich ſelbſt oder mit reſolvierte̅ Leone rotiert. Ob er aber jhrer Hoffnu̅g vnd Begehre̅ genug thu/ iſt in ďErfahru̅g znvernem̅en.???e. Zu oberſt auff de̅ geſottenen Waſſer vnd dan̅ auch auff den Seiten deß Hafens.???f. Sonſten wird es Cremor Tartari oder Sal eſſentiale Tartari genennet/ ins gemein aber das Weinſteinpuͦlverlein/ darvon wir allbereits hieroben vnder dem Titul deß allge= meinen Digeſtivs gehandelt haben/ welches dann zu dieſes vnſers ſpiritus zubereitung ſehr nutzlichen iſt/ in dem es nemlichen viel ſubtiler vnd geſchlachter durch ſolches Auffwallen worden/ dannenhero auch der ſpiritus viel leichter vnd ſubtiler zu praͤpariren iſt.
|| [ID00224]

Ein von vnderſchiedlichen Stuͤcken zubereiteter auff= loͤſender ſpiritus deß Weinſteins.
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Zu dem auß dem Cremore Tartari oder Weinſteinpulver bereiteten ſchlechten ſpiritus j ℔ thuen ſie viij Loth Brandwein/ mit welchen/ wenn ſolche beyde Stück wol vnder einanď ver= miſchet ſie allgemaͤchlichen anfeuchten ij ℔ deß mit gelindem Fewer außgetrockneten Vitriols vnd daſſelbige ſo lang/ biß es die Feuchtigkeit gantz vnd gar an ſich gezogen/ ſolches angefuͤllte Vitriol digeriren ſie im Balneo acht Tag lang/ alſo bald darauff treiben ſie ſolches mit aller Macht durch die Retort. Wann ſolches geſchehen/ ſo nehmen ſie alles dz jenige/ ſo durchge= trieben worden/ vno ſchütten es vber die jenige ſchwartze Haͤfen/ darvo̅ nemblichen der ſchlech= te oder einfache ſpiritus iſt abgezogen worden/ digeriren ſolches 24 Stund lang/ hernacher ſe= pariren oder ſonderen ſie das mit der Tinctur deß Weinſteins angefuͤlte Waſſer durch Bie= gung deß Gefaͤſſes ab/ die vberbliebene Haͤfen aber deß Weinſteins calcinire̅ ſie ſchoͤn Weiß/ auß welchen ſie mit den tingirten Waſſer jnnerhalb 24. Stunden an einem warmen Orth das Saltz herauß ziehen/ dieſes Waſſer aber filtriren vnd purificiren fie/ vnd brauchen es mit groſſem Nutzen in den langwürigen Verſtopffungen der jnnerlichen Glieder/ Mißfarb/ la̅g= würigen Fiebern/ Waſſerſucht von j biß auff ij Scrupel in bequemen darzugehoͤrigen Waſ= ſern.
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Schwefel oder wahre Tinctur deß Wein= ſteins.
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Erſtlichen wird das Weinſtein Saltz wol von ſeinen Haͤfen vnnd vnſauberkeit ge [ID00226] reiniget/ welches geſchiehet durch offtmahlige ſolvirung coagulirung vnd zerlaſſung: Wann es nun auffs ſauberſte als immer moͤglich gereiniget worden/ ſo thue es in einen ſtarcken Tiegel/ laſſe es in ſtarckem Fewer zerſchmeltzen vnd erhalte es ſo lang im Fluß/ biß daß die Grasgrune Farb/ in eine Himmelblawe ſich verwandele/ auch ſo ſcharpff vnd abetzend/ daß es auff der Zungen gleich wie ein Fewerbrenne.Solche Tinetur nun oder Schwefel wird mit dem Brandwein/ als welcher gleicher Na= tur mit demſelbigen/ außgezogen/ in dem man denſelbigen nach vnd nach vnd nicht allzumahl zugleich daruͦber dreyer Finger hoch gieſſen/ auch eine zeitlang daruͤber an einem kalten Orth ſtehen hernach aber in der Aſchen gelind auffwallen laͤſſet vnnd ſolche Extraction ſo lang wiederholet/ wie lang ſolches moͤglichen. Wann aber der ſpiritus durch die deſtillation wird ſeyn abgeſondert worden/ ſo wird eine Blutrothe feuchte Matery eines vber die Maſen ſtar= cken Geruchs vbrig verbleiben/ welche/ ſo ſie e̅ndlichen mit dem Brandwein eines Fingers hoch darüber ſtehend wird vereiniget vnnd in einer Phialen in gelindem Fewer im Faulen Heintzen digerirt eine zeitlang worden ſeyn/ ſo wird ſich ſolche zum Theil Blutroth erzeigen. Darvon iiij biß in viij Tropffen mit einem koͤſtlichen Wein oder Malvaſier eingenommen reuten alle Kranckheiten deß vndern Leibs durch den Harn mit Gewalt auß. In der Miltz= Kranckheit/ Waſſerſucht/ Mißfarb vnd allen andern Verſtopffungen iſt ſolche Tinctnr ein koͤſtlich vnd herꝛliche Artzney. Vnd welches hoͤchlichen zuverwnndern iſt/ ſo befoͤrdert ſolcher Schwefel oder Tinctur den Stulgang/ bey denen ſo entweder von ſtarck purgierenden Artz= neyen/ oder durch offtmahligen Gebrauch deß Schlangenpulvers oder auch wegen hohen Alters ſind hartleibig worden/ dann ſoſches bringet er wunderbahrlicher Weiſe wieder zu= wegen/ machet auch das Gedaͤrm fein ſchluͤferig/ daß es deſto beſſer die Matery von ſich auß ſtoͤſſet/ wann man taͤglichen deſſelbigen ij oder iij Tropffen mit Wein ehe vnd zuvor man zu Bette gehet/ zu ſich nimmet. Es iſt ein herꝛliche Artzney zu Außtreibung deß Nieren vnnd Blaſeu Steins. Auß einem ℔ bleiben kaum iij Loth von dem Saltz deß Weinſteins vbrig Das Zeichen aber/ daß es zu ſeiner Perfection gebracht worden/ iſt/ wann es in dem Fluß ??? ne Himmelblawe Farb vbrrkommet. Siehe auch vnſere Chymiatriſche Practic am 17. 114 128. 136. 140. Blat &c.

Schweißtreibende Artzney deß Paracelſi in den ge= faͤhrlichſten Kranckheiten zugebrauchen. Oder Mixtura ſimple x.
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Paracelſus in ſeine̅ conſiliis medicis, welche in ſeinem 5 Buch ſo zu Teutſch in qvart getruckt worden am 128. Blat/ gedencket einer Schweißtreibenden Artzney in den gefaͤhrlichſten Kra̅ck heiten zugebrauchen/ deren Anfang er gemacht hat in dem Buch von der Peſt ſo er an die vo̅ Stertzingen geſchrieben im dritten Theil am 116. vnd 117. Blat eben dieſes Trucks. Solches aber iſt eine herꝛlich vnd koͤſtliche Artzney vnnd dannenhero nicht zuverachten/ ſondern ſeiner Kraͤfften vnd Tugenden wegen billich hoͤchlichen zuloben. Der meiſte Theil heutiger Prac= ticanten nennen ſolches mixturam ſimplicem oder ein ſchlecht vermiſchte Artzney. Es iſt zwar vor vnnd an ſich ſelbſten ein von vielen vnderſchiedlichen Sachen zuſammen geſetztes Werck/ nemblichen es beſtehet auß dem ſpiritui deß Weinſteins/ ſpiritui Theriacali, der Myr= rhen vnd ſpiritui Vitrioli, weiln es aber hernacher zu vnderſchiedener anderer zu aller???and Kranckheiten dienlicher Artzneyen vermiſchung als das Fuudament gebraucht vnnd mit denſelbigen vereiniget wird/ deßwegen hat ſolches dieſen Nahmen/ nemblichen einer ſch???ech [ID00227] ten vnd eintzelen Mixtur vberkommen. Solche wird aber gemacht auß dreyen ſpiritibus, nemblich auß dem ſpiritui deß Theriacaliſchen Campfferwaſſers/ dem ſpiritui deß Weinſteins vnd dann dem ſpiritui deß Vitriols/ in der Wahrheit es iſt eine ſolche Mixtur/ welche meri= tirt daß man dieſelbige ins Werck ſetzet/ der Mühe nicht achtet/ weiter nachfinnet vnd dieſel= bige in Ehren helt. Sie wird aber folgender Geſtalt zubereitet: Erſtlichen mache dir einen ſpiritum Tartari auff die Weiſe/ wie hieroben zufinden. Hernach bereite dir den ſpiritum The- riacalem auff nachfolgende Weiſe:Dieſe Stück vnder einander gemiſcht thue in eine Cucurbit/ gieſſe darüber deß beſten cor= rigirten Brandweins xx L.Nun ſetze auff die Cucurbit einen blinden Helm/ verwahre die Fugen vnnd wo ſie in einan= der gehen auffs beſte als moͤglich/ ſtelle ſolche eine zeitlang in Winterszeit hinder den Ofen oder aber im Sommer an die Sonnen. Hernacher nimb den blinden Helm herab vnd ſetze darauff einen andern mit einer Roͤhren (: doch thut man zuvor in demſelbigen außerleſe= nen Campffers ½ Loth:) verwahre die Fugen/ wie zuvor/ ſo wird mit ſehr gelinder Hitz deß Balnei erſtlichen das Waſſer hervorkommen/ welcher hernacher/ wann das balneum an= fahet zuſieden/ ſich vermehret/ vnd gehet der Campffer zugleich mit vber/ wie nicht wenigers kommet auch der ſpiritus ſehr ſchoͤn hervor. Wann nun die Cucurbit oder vielmehr der Kol= ben ſampt dem Helm wiederumb kalt worden/ ſo muſtu das deſtillierte Waſſer wiedernmb v= ber die Matery gieſſen/ darvon es abgezogen worden/ vnd wann der Kolben mit dem Helm abermahls auffs beſte verwahret worden ſo laſſe ſolches erſtlich digeriern/ hernach deſtilliren vnd daſſelbige wiederhole auch zum drittenmahl. Vnd auff dieſe Weiß wirſtu vberkommen ein herꝛlich vnd vortrefflich theriacaliſches Waſſer/ welches einer ſtarcken durchtringenden krafft iſt/ wann man etliche nemblichen iij oder iiij Tropffen deß Oels ſo darvon zuvor muß abgeſondert werden/ wieder die Giefft vnnd zur Zeit der graſſirenden Peſtilentz gebrauchet, Hernach mache den ſpiritum Crollii auff ſolche Weiſe. Nimb deß beſtes Vngariſchen Vi= triols/ ſo zuvor durch die ſolution vnd coagulirung wol gereiniget vnd geſaͤubert worden/ ſo viel du vonnoͤthen haſt/ befeuchte es mit dem ſubtileſten beſten Brandwein vnd mache gleich= ſam darauß einen Teig. Hernach thue jhn in eine Retort/ lege daran einen zimblich weiten Recipienten vnd deſtillire erſtlichen mit offnem Fewer den Brandwein herauß vnd darneben auch das phlegma oder Waͤſſerichte/ du muſt aber wol Achtung geben auff die Grad deß Fewers; Endlichen/ treibe die ſpiritus mit aller macht/ daß ſie ſamptlich vbergehen. Wann nun die Inſtrument wieder erkaltet/ ſo ziehe im Balneo von dem deſtillirten ſpiritui den Brandwein erſtlich ab/ hernach auch das phlegma, den vbrigen ſpiritum Vitrioli aber treibe durch eine Retort im Sand/ ſo wirſtu den corrigirten ſpiritum deß Vitriols haben. Auß die= ſen dreyen ſpiritibus nun muß die vortreffliche Schweißtreibende allen gefaͤhrliche̅ Schwach??? heiten ſehr dienliche Artzney deß Paracelſi gemacht werden/ vnd zwar auff dieſe manier vnnd in dieſer proportionDieſe wol vndereinander vermiſcht verwahre wol an einem geheben ruͤhigen Orth. S. Diaphoreticum Paracelſi in peracutis, oder Schreibe auff daß Glaß. Schweißtreibende Artz??? tzney in den gefaͤhrlichen Kranckheiten deß Paracelſi. Sein Gewicht iſt j Quintlein in einen bequemen vnd dem patienten wie dann auch der Kranckheit dienlichen Waſſer oder ande??? rem Mittel. Ja dieſe mixtur iſt ein ſonderlich herꝛliche auch in den ſchwehreſten Faͤllen vnd ge??? fahrlichſten Kranckheiten ſehr koͤſtlich Schweißtreibende Artzney. In der fallenden Such??? dieſelbige zuvertreiben/ thut ſie Wunder. Das Seydtenſtechen vertreibet ſie allſobald/ die Verſtopffungen der jnnerlichen Glieder loͤſet ſie auff/ die Entzündungen ſtillet vnd ſaͤnfftige??? [ID00228] ſie/ auch treibet dieſelbige das Gifft von dem Hertzen hinweg durch den Schweiß in die euſ= ſerliche Glieder.Die Febriliſche Hitz helt ſie im Zaum vnd verzehret derſelbigen Matery/ den Melan coli= ſchen iſt ſolche auch ſehr dienlich. Die erkaͤltete Mutter zu waͤrmen vnnd derſelbigen Auff= ſteigen zuwehren iſt ſie vortrefflich/ die Monatliche zeit befoͤrdert vnd die Vberflüſſige hem= met ſie.

Hell durchleuchtendes Gold.
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Letztlichen will ich auch das dritte vnd vierdte diaphoreticum hinzuſetzen/ welches erſtlich iſt das durchleuchtende Golt/ welches ſonſten gantz vngereymbt das helle vnnd klare Golt genennet wird/ vnd dann zum andern die Panacæa oder allgemeine Artzney wieder alle Kra̅ck= heiten/ welche gemacht wird auß dem Schwefel deß Spießglaſes; Jene iſt das klare durch ſcheinende Glaß deß Spießglaſes/ mit welchem in dem Fluß das Gold iſt vermiſchet worde̅/ von welcher Vermiſchung vnd Klarheit ſolche auch dieſen Nahmen bekommen. Die Praͤpa= ration vnd Zubereitnng iſt dieſe:Setze ſolche zuſammen in einen Tiegel in das Fewer/ laſſe ſie zerſchmeltzen/ wann ſolches geſchehen/ ſo ſchuͦtte ſie auß/ du muſt aber wol zuſehen/ daß kein Regulus darauß werde. Dieſe Mixtur nun ſtoſſe wol zu einem reinen vnd ſubtilen Pulver/ welches muß auff die Weiſe/ wie daß Spießglaß/ wann man das Vitrum darauß will machen/ calciniret werden/ biß es nemblichen nicht mehr rauchet. Wann du nun das Pulver als flx haſt/ ſo ſetze den Tiegel zum Fewer daß er durch auß glüend vnd die Matery zu einem Glaß werde; hernacher laß dz Pulver nach vnnd nach in ein Glaß zerſchmeltzen vnd halte es ſo lang im Fluß/ biß daß dieſes Glaß ſeye roth vnd durchauß klar vnd hell/ welches du mit einem eyſernen Staͤblein erfahren kanſt. So wirſtu das Golt auff dem Boden vmb den halben Theil geringert vnd gemindert finden. Gieſſe das Glaß in ein Becken/ ſo wirſtu das helle durchleuchtende Gold mit gleicheꝛ portion deß Vitri Antimonij vermiſchet haben. Nimb dieſes Golts/ pulveriſir darvon ſo viel dir beliebig/ darzu gieſſe einen wolrectificirten Brandwein/ daß er 4 Finger hoch daruͤber ſte= he/ verwahre das Gefaͤß wol vnd digerire es mit gelindem Fewer/ ſo wird alsdann der ſpiri- tus vini oder Brandwein auß dieſem Gold die hochrothe Tinctur herauß ziehen/ welche du wolleſt zum Gebrauch wol verwahren. Dieſer ſpiritus aber von einem biß auff iij Tropffen eingenommen erreget den Schweiß/ reiniget das Geblüt von allen tartariſchen Vnreinig= keiten/ das zerfloſſene Saltz in dem Menſchlichen Leibe/ dahero die Waſſerſucht jhren Vr= ſprung hat/ coaguliret er/ vnd treibet alle ſchaͤdliche Feuchtigkeiten mit alle m Ernſt auß/ vber das iſt er auch ſehr nutzlich den Podagriſchen/ deren Schmertzen vnd Kranckheit er hinweg nimmet/ inſonderheit wann er mit dem Geheimnuß von Farnkraut eingegeben wird/ darvon hierunden vnder dem ſpecifico podagrico mit mehrerm zuſehen. Die Schmertzen in den jun= cturen der Knieſcheiben vnd der Armen von den Frantzoſen entſproſſen/ tilget er mit hoͤchſter Verwunderung auß/ vber das/ die Frantzoſen recht vnd wol zu curiren/ inſonderheit bey den jenigen ſo zarten Leibs vnd zaͤrtlich erzogen/ vermag er ſehr viel mit dem gekochten Waſſer der Wurtzel Chinæ, Sarſaparill vnd Frantzoſenholtz eingenomme̅. Er heilet alle Geſchwaͤr. In der Peſt vnnd anderen gemeinen graſſirenden Schwachheiten iſt ſein Gebrauch ſehr er= ſprießlich. Dieſer ſpiritus erreget im geringſten kein Erbrechen noch Eckel/ treibet auch nicht zum Stulgang/ welches ſonſten deß gemeinen Virri Antimonij ſpiritus vervrſachet/ welcher ſonſten mit groſſer Gewalt oben vnd vnden auß vurgieret/ welches dann wol in Obacht zu= nehmen vnd zubehalten.
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Panacæa vom Schwefel deß Spießglaſes.
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Einer Panacæa iſt nicht vngleich der wahre vnd rechte Schwefel deß Spießglaſes ſo mit dem auff obbemelte Weiſe/ wie bey dem hellen vnd klaren Gold berichtet worden/ zerſchmol= tzenem vnd zubereitem regulo Antimonij vermiſchet/ vereiniget vnd figiret worden. Solches hat nemblichen eine Waſſertreibende Natur vnnd krafft in ſich/ derowegen es auch zu allen dergleichen Kranckheiten recht vnd wol auß dem Menſchlichen Leib zutreiben nutzlich vnd dienlich ſein kan. Seine praͤparation vnd zubereitung iſt dieſe. Auß dem Zinnober deß Spieß= glaß darvon hieroben bey den Blumen der Butter deß Spießglaſes/ wann ſolche Butter deſtillirt worden ziehe kuͤnſtlichen herauß den rothen Schwefel nachfolgender Geſtalt. Ma= che wie gebraͤuchlich eine ſcharpffe Laugen auß gereiterter Aſchen vnnd vngeleſchten Kalck eines ſo viel als deß andern/ mit welcher/ wann ſie zuvor wolgereiniget vnd filtriret/ laſſe den pulveriſirten Zinnober deß Spießglaſes wol auffſieden vnnd auffwallen auff die 3. oder 4. Stund lang/ ſo wird als dann die Laugen gantz roth werden/ daß Queckſilber oder Mercu= rius aber auff dem Boden deß Gefaͤſſes herumb lauffen. Die tingirte vnd durch neigung deß Gefaͤſſes ſeparirt oder abgeſonderte vnnd noch warme durch ein fließ Papier colirete Lau= gen ſtelle an ein ſtill vnd ruhiges Orth in die 8 Stund lang vnd auch druͦber/ vnnd alſo wird ſich der Schwefel deß Spießglaſes in der Geſtalt eines rothen pulvers auff den Boden ſetze̅/ welcher ſo er von der Laugen abgeſondert worden/ muß er zu oͤfftern mit gemeinem Waſſer edulcoriret/ hernacher aber mit gelinder Hitz außgetrocknet werden. Von dieſem nun vnnd dem Regulo deß Spießglaſes nimb gleiche Theil nemblichen ij Loth Schwefeloͤls ſo durch die Campanam zubereitek worden vnd Vitrioloͤls iij Quintlein/ digerire ſolche etliche Tag in einer glaͤſernen Retort an einem warmen Orth/ hernach deſtillire ſolches in dem Sand vn̅ daſſelbige wiederhole zum dritten Mahl/ letzlichen treibe daß Fewer biß auff den 4. Grad rij Stund lang/ ſo wird es ſich gantz vnd gar figiret haben. Dieſes nimb nun jx Loth/ Perle̅= Saltzes oder derſelbigen Magiſterij ½ Loth vermiſche es wol zu einem Pulver. Daß Gewicht iſt von x biß auff xv vnd xx Gr. wiederhole den Gebrauch dieſes Schwefels zum oͤfftern in allerhand Schwachheiten/ inſonderheit vnd vornemblichen aber in graſſirenden anſteckenden Seuchen/ welche gemeiniglich eine Malignitet bey ſich haben. Hiervon ſiehe auch vnſere Chy= miatriſche Practie am 14 Blat.

VI. Von dem Confortativo oder ſtaͤrckenden Artzney.
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Ein confortans vnd corroborans, welches dem jnnerliche̅ vn̅ an gebornen Balſamſehr wol bekompt/ in de̅ es nemblich die Geiſter vn̅ alle Elemente̅ der kleinen Welt lauter macht vnd reiniget. In welche̅ nach deß Paracelſi Zeugnuß nit zufrage̅/ ob ein Ding kalt oď hitzig ſey/ ſondern allein die Krafft vnd Gewalt deß Geheymnuß zubetrachten.Dann alſo ſind auch die Curn/ welche durch Staͤrcku̅gen/ Stil= lungen vnnd Milterungen werden vollendet/ in alle Weg fuͦr ſicherer/ beſſerer vnnd fuͤrtrefflicher zuhalten/ dieweil ſie der Natur vnnd [ID00230] Eygenſchafften deß jnnerlichen Balſams naͤher kommen vnd ſo viel muͤglich mit den vorigen Indicationibus der Curn/ daß iſt/ mit den purgierente̅/ reſolviere̅ten/ Abwaſchunge̅/ Harntreibende̅/ Schweiß= bewegenten vnnd reinigenten Mitteln ſollen vermiſcht werden.Dann alſo pflegt die Natur/ Wann ſie nemblich alſo geſtaͤrckt worden/ auch etwan durch ein vnempfindliche Daͤmpffung/ oder durch ein ſelbſt entſtanden Naſenſchweiſſen die Matery der Kranck= heiten außzutreiben/ vnnd den Menſchen derſelbigen mit jhrem groſ= ſen Heyl vnnd Wolfahrt zuentledigen.

Von dem Saltz 692 der Orientaliſchen Perlen.
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Es ſind viel vnnd mancherley Wege erdacht worden die Perlen zu ſolviern: Nemblich durch den Spiritum vitrioli, durch den rectifi= cierten Spiritum deß Frantzoſenholtz/ durch das Waſſer der Hew= ſchrecken/ deß jungen vnd zarten Eychen Laubs: 693 Die aller einfachſte vnd beſte aber geſchicht durch den deſtillierten Eſſig.Nach der Solution aber zeucht man den Eſſig biß auff die tru= ckene Perlen widerumb herab/ vnd laͤſt das Saltz mit einem deſtillier= ten Regenwaſſer/ oder welches beſſer/ mit Meyen Taw/ ſo vber oder an den Weitzen Ahern geſamblet/ ſolviert vnnd filtriert/ widerumb e= uaporiern/ wann das Saltz trucken worden/ alle ſolche Geſchaͤfft fuͦnff oder ſechs mal widerholen/ biß das Saltz ein ſchoͤne weiſſe Far??? bekommen/ vnd von aller ſcharpffen Saͤwere entlediget worden.

Von dem Gebrauch vnd Kraͤfften deß Perlen Saltz.
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Es iſt die aller edelſte Hertz Artzney vnd kompt dem Auro potabili in der Temperatur vnd Wuͤrckung am aller naͤchſten.1. Dienet erſtlich zu allen Contracturn/ Nachlaſſung der Nerven/ gefaͤhrlichen Krampff vnd wuͤten deß Hirns. 694 2. Erhelt den gantzen Leib geſund/ 695 hilfft dem ſchwachen vnd Krancken wiederumb auff/ verbeſſert der Weiber verderbte Milch/ [ID00231] verbeſſert vnnd vermehret beydes den Mannlichn vnnd Weiblichen Saamen. 696 3. Staͤrckt das Hertz/ Hirn vnd Gedaͤchtnuß mit den deſtillier= ten Waſſern von Zimmet/ Borrago oder Borretſch/ Ochſenzungen vnd Salbey 697 gebraucht.4. Kompt dem Schlag vnd Schwindel zuvor. 698 5. Vertruͦcknet vnnd verzehrt alle boͤſe Feuchtigkeiten 699 deß Leibs/ auß welchen das Podagra/ Gliederſucht vnd allerley Fieber pflegen zuentſtehen. 700 6. Hilfft der Schwindſucht Außdoͤrrung deß Leibs vnnd Ab= nehmung der Alten. 701 7. Wird nach vorhergangener allgemeiner Cur 702 in der Waſ= ſerſucht zue ſtaͤrckung deß Hertzens gebraucht.8. Iſt wider den Stein ein ſonderbahre Artzney. 703 9. Vernewert/ vermehrt vnd ſtaͤrckt das Humidum radicale, vnd kompt derowegen auch den jenigen/ ſo durch das hohe Alter ſind geſchwaͤcht worden/ ſehr fein zuhuͦlff. 704 10. Iſt wider die Paralyß oder Gichtbruch das allergewiſſeſte Præſervativ/ wochentlich zweymal zehen Gran ſchwehr in Malva= ſier 705 gebraucht.11. In den Frantzoſen aber eine feine Linderung/ alle Tag zehen Gran vnd zehen Tage nach einander genoſſen. 706 12. In der ſchwehren Noth oder hinfallenten Seuche iſt es ein ſonderbahre Artzney/ ſechs Wochen nach einander alle Morgen vnd Abend 707 genommen.13. Alſo auch in dem Podagra ein nicht gering Praͤſervativ/ taͤglich zehen Gran genommen vnd zwoͤlff Tag alſo continuirt. 708 14. Es ſtaͤrckt auch die Feuchtigkeit deß Lebens vnd aller Glie= der 709 jnnerliche Natur.15. Streitet wider das Zittern vnnd klopffen deß Hertzens 710 zu= ſammt den Ohnmachten mit Zimmetwaſſer getruncken.16. Vnd ſterckt das Kind in Mutter Leib.

Von ſeinem Gewicht.
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Sein Gewicht iſt von 10 12. 15. Gran biß auff einen gantzen [ID00232] Scrupel in denen darzu gehoͤrigen Waſſern/ als von Zimmet/ Och= ſenzungen/ ꝛc. Wird etwann auch in Meyentaw Waſſer/ 711 ſo oben an den Weitzenaͤhern oder Korn/ geſamlet/ genommen.Oder in dem Waſſer von Sonnentawe/ 712 welches in dem de= (Die Kraͤut= ter vnd Blu= me̅/ ſo in dem deſtilliern gaͤl be Tropffen von ſich gebe̅.) ſtillieren gaͤlb herauß tropfft/ das dann nicht vnbillich zuverwundern: Dergleichen dann auch in dem Saffran geſchicht/ vnd in dem außge= preſten/ an der Sonnen getruͤckneten vnd deſtillierten Safft der Blu= men von Wuͤllkraut.Wann die Perlen durch den deſtillierten Eſſig 713 werden reſol= viert vnd das edulcorierte Saltz in einem Keller in ſeinen Monaten in eine Feuchtigkeit zerlaſſen/ ſo coaguliern etliche Troͤpfflin 714 deſſelbi= gen den beſte̅ Alcohol deß Weins in ein Butyrum ſciſſile 715 ſehr ſchoͤn vnd wunderbahrlich zuſehen.???a. Nemblichen ein allgemeines ſpecificum.???b. Bey den Hertzſtaͤrckenden Artzneyen muß man nicht ſo genawe Achtung geben auff die qualiteten der Kranckheit/ ob nemblichen kalt oder warm dieſelbige ſeye.???c. Allezeit muß die Natur ehe vnd zuvor ſie mit der Kranckheit/ den Streit/ darin= nen ſie entweder ſieget oder den kuͤrtzern ziehet/ angehet/ geſtaͤrcket werden/ der Tag aber ſol= ches Streits vnd Kampffs wird bey den Medicis Dies criticus genennet.???e. Wie man die Perlen praͤpariren vnd zubereiten ſoll/ darvon ſind vielerley Art vnd Weiſe zufinden/ inſonderheit aber derſelbigen Saltz nach vnſers Authoris Meinung zube= reitet hat gewißlich ſeine groſſe Tugenden. Vnder deſſen aber verachten wir darneben gantz vnd gar nicht die gemeine Manier dieſelbige zu praͤpariren. Vnder dieſe Zahl gehoͤren auch die beyde in den Apotecken befindliche Stuͤck nemlichen die ſpecies Diamargaritj frigidi vnnd diamargaritj calidi. Sie werden aber auff gemeine Weiſe alſo zubereitet: So ſie auff das ſaͤu= berſte gereiniget vnd mit Roſen/ Graßblumen/ Meliſſen vnnd Violenwaſſer wolgewaſchen worden/ ſo werden ſie auff einem Marmelſtein/ doch ohne Metall ſo lang gerieben/ biß ſie gantz rein worden/ vnd verfaͤhret man in ſolchem reiben anders nicht/ als wio die Mahler/ wann ſie jhre F arben reiben. Es iſt zwar vber das nicht ohn/ daß dieſes reiben zimblichen mü= heſa̅/ ſo koͤnnen doch die Perle̅ in ſo kleine vn̅ ſubtile Stuck vn̅ Theilegebracht werden/ dz nicht was grobes ſolte vbrig verbleiben. Derowegen die Chymiatridie muͦhe auff ſich nehmen vnd nachforſchen/ wie am beſten vnd füglichſten ſolche Arbeit moͤge angeſtellet werden/ ſo da jhre Wuͤrckung am ſtaͤrckeſten ins Werck ſetzete. Dergleichan aber ſind. Die zubereitung deß Saltzes/ darvon vnſer Author allhier gehandlet/ das Magiſterium vnnd die Quinta Eſſentia Das Perlen Saltz wird es genennet/ weiln es die Form oder Geſtalt deß Saltzes hat: Vnd [ID00233] muß man allhier nicht auff das dritte weſentliche Stuͤck/ welches eben ſo wol auß dieſem Per??? leu Saltz/ nach dem der Schwefel vnd Mercurius oder das Queckſilber darvon abgeſon= dert worden/ kan gebracht werden; ſondern eintzig vnd allein darauff ſehen/ wie die Perle̅/ nach dem ſie durch Huͤlff deß ſolvirenden menſtrui in eine Waͤſſerichte Matery verwandelt wer den/ hernach durch hinwegthun deß menſtruj in die Form eines Saltz zubringen ſeyen. Nun aber die Perlen zu ſolviren ruͤhmet vnſer Author daß darzu ſehr dienlichen ſeye ein deſtillirter Weineſſig/ welches zwar nicht ohne/ vnder deſſen aber ſind auch andere außgepreſte Saͤffte nicht zuverachten. Etzliche ſolviren die Perlen mit dem außgepreſten Limonen Safft Bir= chenbaum Waſſer auff nachfolgende Weiſe Nimb außgepreſten vnd wolgereinigten Limonen Saffts ij ℔ Laſſe ſolchen mit viij ℔ Birchenbaumwaſſer ſo in dem Aprill geſamlet werden/ in einem verglaͤſerten Hafen gelindt biß auff vij ℔ einſieden/ hernach thun ſie abermahln j ℔ Limonen Safft darzu vnd deſtilliren ſolches erſtlich/ hernacher daſſelbige in einer Cucurbit zwey oder drey mahl/ dieſes menſtruum nun verwahre wol in einem Glaß/ hernacher/ wann die Perlen mit Wein wol abgewaſchen vnd wieder außgetrocknet worden/ ſo thue dieſelbige gantz vnd nicht zerſtoſſen in daſſelbige Glaß/ vnnd ſolvire dieſelbige zn einem Waſſer an der Farb vnnd conſiſtentz nicht vngleich eine̅ Weinmoſt welches Waſſer hernach von j biß auff iv Quin. kan mit Meliſſen oder einem andern Hertzwaſſer eingegeben werden. Die gebraͤuchlichſte ſolvi= ruug geſchiehet mit dem deſtillirten Eſſig/ wann man nemlichen alſo darmit verfaͤhret wie vn= ſer Author ſolches erfordert vnd haben will. Etliche bereiten den Eſſig nachfolgender Ge= ſtalt. Sie deſtilliren von j ℔ Aſchen deß Kraͤutleins Kali (: Darvon die Laugen/ Seyffen gemacht werden/ welche auch zu reinigung deß Glaſes auff den Glaßhuͤten gebraucht wer= den:) nach vnd nach/ damit es ſich nicht entzuͤnde vj ℔ deſtillirten Eſſigs vnd repetiren ſolche deſtillation zwey biß in dreymahl. Solcher Eſſig wird ſuſſe vnnd nicht gar ſcharpff/ jedoch von ſonderlich groſſen Tugenden: Dann er ſolviret ſo wol die Corallen als die Perlen. Fer= ners auß ſolcher Solution der Corallen vnd Perlen mit dem deſtillirten Eſſig/ wird hernach derſelbigen Magiſterium, darvon beſtehe das Tyrocinium chymicum Beguini mit meinen notis am 19. Cap deß 2. Buchs. Wann nemblichen daß durch das deliquium zube= reitete Weinſteinoͤl zu dieſer ſolution wird gegoſſen/ ſo wird ſolche wie eine Milch. Auff ſol= che weiſe werden die zerſchmoltzene Perlen vnd Corallen abermahln von jhrem menſtruo libe= rirt vnd ſetzen ſich allgemach zu Boden/ welche hernacher/ wann das menſtruum darvon ab= geſchuͤttet worden/ zum oͤfftern mit einem ſolvirenden vnd praͤcipitirenden ſuͤſſen Waſſer ab= zuwaſchen vnnd außzutrocknen/ wie das Magiſterium von Perlen mit dem Citronen Safft koͤnne reſolviret werden/ kan darvon geſehen werden das 20 Blat vnſerer Chymiatriſchen Practic ſo zu Leiptzig iſt getruckt worden. Alle dieſe menſtrua aber vbertrifft ein abſonder= lich ſecreter vnd gar wenigen bekandter ſpiritus mit ſeinem phlegmate oder Waſſer/ wann die Perlen auff einem Marmor nur ein wenig zerk nirſcht/ in dieſem phlegmati ſolviret wuͤrde̅/ wann ſie nun alſo ſolviret vnd von jhren Haͤfen gereiniget worden/ hernacher mit einem we= nig darzu gegoſſenen anderen ſpiritus gleich einer fetten Conſiſtentz praͤcipitiret wuͤrden/ der= maſen fluͤchtig/ daß man augenſcheinlich/ wie ſich daſſelbige verlieret/ ſpüren kan. Wann auff dieſe Weiſe daß Magiſterium Corallorum vnd Perlarum zubereitet worden/ wird es/ weiln s gleichſam wie Butter im Mund zerſchmiltzet vnd zergehet/ das Butterechte Magiſterium genennet/ von welchem mit mehrerm hierunden bey dem Magiſterio Corallorum, daß Magiſte- ſterium Perlarum Doctoris Rivierij Koͤniglich-Frantzoͤſiſchen Leib Medici ſiehe am 184 185 Blat vnſerer Chymiatriſchen Practic/ welches ein herꝛlich præſervativ in Gliederſchmertzen.
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Arcanum Perlarum Oder Ein ſonderlich geheime Artzney von Perlen.
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Es wird auß den Perlen ein vortreffliches Geheimnuß von groſſen Tugenden vnd kraͦff= ten/ vnd daſſelbige durch Huͦlff deß ſpiritus von Frantzoſenholtz vnd zwar auch auff nachfolge̅= de Manier. Nimb eine zimblich groſſe Quantitet deß gedreheten Frantzoſenholtz/ deſtilliere daſſelbige in einer Retort entweder durch den Sand oder offnes Fewer ſo wird der ſawr= lechte ſpiritus zuſampt dem ſtinckenden Oel vbergehen. Dieſes aber muß von dem ſpiritui ſe= parirt vnd zu andern nothwendigen Sachen gebrauchet werden (: Das Oel aber muß recti= ficirt werden mit einem geroͤſteten Brod vnd ein wenig Weinſtein/ ſo wird es alle ſtinckende Fettigkeit verliehren vnd von ſich ablegen/ ſolche præparation iſt auch zufinden in vnſerer Chy= miatriſchen Practic am 212 Blat.:) Mit dieſem rectificirten ſpiritui extrahire das auff einem Marmelſt ein ſubtiel zerriebene Perlenpulver/ ſetze es in eine gelinde digeſtion/ ſo wirſtu eine hochrothe extraction finden. Dieſe extraction nun wiederhole zwey oder drey mahl. Hernacheꝛ calcinire mit gelindem Fewer ſolche Pulver vnd extrahire abermahln/ allzeit aber mit friſchem ſpiritui deß Frantzoſenholtzes. Endlichen calcinire die Perlen etwas ſtaͤrcker vnnd extrahire e= ben dieſes Saltz mit gemeldetem menſtruò. Dieſe ſaͤmptliche Extract nun miſche zuſammen vnd ziehe das phlegma durch einem Helm im Balneo ab, biß daß oben auff dem extrahirten li- quori ſich ein Haͤutlein von allerhand Farben erraͤuget/ welches dann ein Zeichen daß das Phlegma, wie ſichs gebühret/ darvon recht vnnd wol abgezogen worden/ auch das edle Ge= heimnuß oder Eſſentz der Perlen mit dem ſpiritui deß Frantzoſenholtzes in einer zuſammenge= runnenen Geſtalt eintzig vnd alleinnoch vbrig/ welche beyde dann gar ſchwehrlichen vouein= ander zuſcheiden vnnd zuzertrennen. Dieſe Eſſentz oder Geheimnuß der Perlen w???rd in Meliſſenwaſſer ſo viel darzu vonnoͤthen/ ſolvieret vnd vberkommet eine hellrothe Farb von gutem Geſchmack. Sein Gewicht iſt von vj biß anff xiv Tropffen.

Quinta Eſſentia Perlarum Oder Fuͤnffte Eſſentz der Perlen.
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Das Saltz vnd Magiſterium der Perlen ſind vber alle maſſen nothwendig in der Artzney/ doch gleichwol iſt dieſen die fuͤnffte Eſſentz vorzuziehen/ welche eigentlichen iſt der beſte vnd reineſte auß den Perlen getruckte Kern vnd Safft/ welcher nach vielfaͤtiger ſolution vnd Di= geſtion endlichen einmahl iſt herauß gebracht worden. Wie aber ſolches zubereiten ſolches lehret dich Anſelmus Bood in ſeinem Buͦchlein von den Edelgeſteinen im 38. Cap. deß 2. Buchs am 87 Blat/ weiln aber die Beſchreibung deſſelbigen nicht gantz vollkommen/ als wird nachfolgende am richtigſten darmit vbereinſtimmen. Nimb eine gute Anzahl vn̅ Quan= titet außerleſener Perlen/ ſolviere ſie in dem ſpiritui eines ſcharpffen Wein Eſſigs/ vnnd daſ= ſelbige muß anders nicht als wie es der Author haben will zu end gebracht werden/ es muß nemblichen das menſtruum oder Eſſig durch die deſtillation abgezogen vnnd das Perlen [ID00235] Saltz in einem friſch deſtillirtem Eſſig ſolviret vnnd die Haͤfen darvon gethan werden/ wann nun abermahls eben daſſelbige menſtruum durch die deſtillation iſt abgezoge̅ worden/ ſo muß hernacher dieſe Arbeit der zerlaſſung ſo durch den ſpiritum deß Eſſigs geſchiehet/ vnnd der coagulation, allzeit mit Abſchaffung der Haͤfen verrichtet werden/ biß daß bey den letzteren ſo- lutionibus keine Haͤfen mehr vorig ſind vnnd alſo die Perlen ſelbſten von aller Vnreinigkeit geſaͤubert worden. Nach dieſem muß daß purificirte Perlen Saltz mit Brunnenwaſſer oder Mey Thaw ſolvieret/ auch zum oͤfftern Wann dieſes menſtruum darvon abgeſondert wor= den alle ſpiritus deß vbergebliebenen Eſſigs mit den Perlen durch die deſtillation in der Aſche̅ abgezogeu werden/ welches zuſehen auß dem letzt deſtillirtem Waſſer/ ſo etwas ſuͤſſe vnd ein Zeichen iſt/ daß die ſpiritus deß Eſſigs darvon ſind abgezogen vnd abgeſondert worden. Zu dieſe̅ durchauß wolgereinigtem Perlen Saltz gieſſe in einer Phialen einen rectificirten ſubtilen Brandwein/ daß er zween Finger hoch daruͤber ſtehe/ vnd wann du die Phialen wolverwah ret/ ſo ſetze es in ein Balneum, laſſe es viij oder x Tag lang darinnen digeriren/ ſo wird ſich mit der Zeit die Eſſentz der Perlen gleich einem dicken Oel oben auff den Brandwein ſetze̅/ wel= che du mit groſſer vorſichtigkeit muſt herab nehmeu gieſſe abermahln einen andern ſubtilen Brandwein darüber vnd verfahre damit wie zuvor vnd daſſelbige ſo offt/ biß dich duͤncket/ daß du die quintam Eſſentiam erhalten. Es wird aber das ſamptliche Saltz mit einander/ ohne ein wenig Haͤfen/ zu einer Eſſentz. Dieſe circulire auffs newe eine zeitlang mit dem Bra̅d= wein/ hernacher ſondere durch gelinde deſtillation deß Balnei den ſpiritum darvon ab vnd ver= wahre ſie zum Gebrauch. Ferners/ wann dieſe Eſſentz im Reverberirofen zum oͤfftern mit dem Brandwein durch eine Retort getrieben wird/ ſo gehet ſie gaͤntzlichen durch/ hat auch wegen der Subtilitet viel groͤſſere kraͤfften vnd Qualiteten. Was aber dieſelbige eigentlich ſeyen/ iſt leichtlichen abzunehmen/ auß deß Perlen Saltzes Tugenden. Das Gewicht iſt von vj biß auff x vnd auch xiv Tropffen.
|| [ID00236]

Von dem Sale Corallorum ooer Corallen= Saltz. 716
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Eben auff dieſe Weiſe werden auch die Corallen praͤpariert/ wie gleichsfalls die Perlen Mutter 717 / Krebs Auge̅/ vnd andere Muſcheln vnd Steine 718 mehr.Es werden aber alle dieſe Saltz in dem Junio/ Julio vnd Augu= ſto reſolviert vnnd daſſelbige in den Kellern auff einem Marmorſtein oder Tafel von Glaß vnnd alſo zu einem Liquore oder Feuchtigkeit: Sintemal die Keller vmb ſolche Zeit deß Jahrs am allerkaͤlteſte̅: Auſ= ſer dieſen Monaten aber vnterſteht man ſich dieſer Reſolution vergeb= lich: Sintemal es auch zu gebuͦhrlicher Zeit nicht ohne Muͦhe ge= ſchicht.Die wahre vnnd rechte Tinctur der Coralln 719 habe ich noch bey keinem koͤnnen zuſehen bekommen: Sintemal die jenige fuͦr die beſte wird gehalten/ welche mit Zugieſſung deß Honigs extrahiert. Vnnd iſt jedoch vilmehr ein Tinctur deß Honig waſſers/ als der Coralln. Dann es ſind viel menſtrua, welche wann ſie eine weil in der Digeſtio̅ ſtehen/ von ſich ſelbſt roth werden (wie in deß Terpenthins menſtruo, ob es ſchon etlich vielmal rectificiert/ zuſehen) vnnd demnach viel An= (NB.) ſchawer betriegen/ welche es fuͦr die Tinctur der Corallen halten/ da es doch deß Dings Tinctur iſt/ durch welche ſie werden ſolviert. So kan auch der gebrante Wein zu dem Saltz der Coralln hinzugegoſſe̅/ ob er wol in der Digeſtion deß Balnei gefaͤrbet wird/ die wahre Roͤthe nicht herauß ziehen. Etliche ſolviern die Coralln in dem Spiritu Salis, gieſſen nachmals den aller beſten rectificierten gebrannten Wein zu ď Solution hinzu/ vnd ſagen/ es ziehe derſelbige/ in dem er oben ſchwim met/ die Tinctur an ſich/ vnd koͤnne durch die Separation deß Trito- rii vnd Abziehung deß Balnei dieſelbige nachmals fuͤr ſich ſelbſt beko̅= men.
|| [ID00237]

Von dem Gebrauch vnd Kraͤfften deß Corallen Saltz.
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Gleich wie die Corallen wunderbahrlich wachſen/ alſo haben ſie auch wunderbahrliche Geheymnuſſen vnnd Secreta in ſich: Dann gleich wie die gantze vnd rothe von dem Paracelſo wider die Phanta= ſeyen/ Spectra oder Vngehewer Eueſtra, vnnd Melancholey gewal= tig geruͤhmet werden: Alſo finden ſich in derſelbigen Saltz nicht gerin= ge Kraͤfften1. Dann erſtlich hat es dieſe Natur vnd Vermoͤgen/ daß es dz Gebluͤt deß gantzen Leibs reiniget vnd vernewert. Dannenhero alle Schwachheiten/ ſo auß dem verderbten Gebluͤt entſtanden/ in kurtzer Zeit hinweg nimpt/ den Leib gleichſamb ergaͤntzt/ vnnd die erwuͦnſchte Geſundheit widerbringt.2. Zum andern ſtillet es der Weiber vbermaͤſſige Moͤnatliche Blum/ mit Wegrichwaſſer 720 gebraucht.3. Wie gleichsfalls auch alle Durchlaͤuffe deß Leibs.4. Zuſampt den Verblutungen/ Blutſpeyen vnnd vbermaͤſſi= gem Fluß der Guͤlden Adern. 721 5. Reiniget vnnd vernewert das Gebluͦt mit Erdrauch oder Taubenkropff oder Wegweiß Waſſer getruncken.6. Benimpt alle Faͤule/ ſtaͤrckt das Hertz vnd alle Geiſter deß Lebens/ vnd ſchuͤtzt daſſelbige wieder alles Giefft. 722 7. Staͤrckt vnd bekraͤfftiget den Magen vnd jnnerliche ange= borne Waͤrmbde. 723 8. Eroͤffnet alle Verſtopffungen der fuͤrnembſten Glieder/ als Lungen/ Leber vnd Niern. 724 9. Vertheylt das gerunnen Gebluͦt. 725 10. Vnd wo in Auffſteygung der Mutter 726 alle andere Mittel vmbſonſt/ da thut dieſes Saltz das beſte/ wie gleichsfalls auch in der verſtopfften Monatlichen Blum/ mit Beyfuß/ Meliſſen oder Po= ley Waſſer gebraucht.11. In der Waſſerſucht/ Krampff/ Paralyß/ hinfallenten Seuche mit Zimmetwaſſer gebraucht vnd fleiſſig damit angehalten.12. Wieder den Stein aber mit dem Waſſer von Hewhechel.
|| [ID00238]

Von ſeinem Gebrauch.
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Sein Gewicht iſt von 6. vnnd 10. Gran biß auff ein oder zween Scrupel/ nach gelegenheit deß Alters vnd Groͤſſe der Schwachheit.Wird an ſtadt deß gemeinen Saltz es in weich geſottenen Eyern/ Fleiſchbruͦhe/ guten firnen Wein/ oder Zimmetwaſſer gebraucht/ odeꝛ auch zu Taͤffelin formiert.Auſſerhalb aber heylet es alle Geſchwaͤr.
|| [ID00239]

Erſte Weiſe vnd Manier die Tinctur der Corallen zu extrahiren.
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Erſtlichen muͦſſen die Corallen mit ſcharpffen Eſſig ſolviret/ hernacher/ wie vnſer Author gelehret/ wann dieſes menſtruum durch die deſtillation abgezogen/ dz Corallen=Saltz geſam= let werden. Dieſes Saltz nun muß mit dem deſtillirten Eſſig ď Geſtalt angefüllet werde̅/ biß das nichts mehr hinein kan gebracht werden, Derowegen auff nachfolgende Manier vn̅ Art muß verfahren werden: Thue zu einem jeden ℔ Corallen Saltz deß deſtillirten ſchaͤrpffeſten Eſſigs zum Anfang iv Loth/ deſtillire denſelben gelind ab/ ſo wird eintzig vnd allein ein vnge= ſchmacktes Waſſer vbergehen. Vor das andere mahl nimb vj Loth vnd verfahre wie zuvor= vnnd alſo ferner/ doch muſtu allzeit mit ij Lothen deß deſtillirten obgedachten Eſſigs ſo la̅g auffſteigen vnd denſelben wieder abziehen/ biß der ſcharpff deſtillirte Eſſig ſo ſcharpff vberge= het/ als er zuvor daruͦber gegoſſe̅ worde̅. Siehe dz Tyrocinium am 3. Cap. deß 2. Buchs/ von der ſuͤnfften Eſſentz der Corallen/ jedoch aber iſt deß Beguini Proceß vnvollkommen. dieſes Saltz nun/ wann es jetzt angeregter Maſen mit dem Eſſig angefüllet worden/ laſſe xx Taglang in einem warmen Balneo putreſciren vnd hernacher durch eine Retort in einem ver= ſchloſſenen reverberir Ofen oder trocknen Balneo deſtilliren/ doch alſo/ daß zuvor das nichts= taugende Phlegma oder Waſſer davon abdaͤmpffe: nachmals ſamle die vbergeſtiegene weiſe ſpiritus abſonderlich in einem zimblich weiten Recipienten/ procedire alſo ferꝛners/ biß daß alle ſpiritus mit dem rothen Oel gleich wie ein Blut vbergangen. Dieſer ſpiritus hat einen gu= ten vn̅ lieblichen Geruch vnd brennet gleich einem Brandwein/ welcher muß abermahls durch eiue Retort rectificiret werden/ daß das blutrothe Oel zuruͦck bleibe. Dieſes edle menſtruum, welches nemlichen von dem Eſſig vnnd theils auch von den Corallen ſelbſten herkommen/ ſo friſche Corallen darin gethan werden/ ziehet auß denſelbigen die hohe Blutrothe Tinctur/ welche wann ſie abermahls durch die deſtillation von dieſem ſpiritui liberirt vnd endlichen mit dem Brandwein oder einem andern bequemen Hertzwaſſer vermiſchet/ oder durch offtmahli= ge deſtillation mit demſelbigen wird ſein fluͤchtig gemacht worden/ ſo wirſtu ein vber alle ma= ſen ſchoͤne Corallen Tinctur haben/ eines ſehr lieblich vnd angenehmen Geſchmacks vnd koͤſt= lich ſtarcken Geruchs.

Die ander Art die Tinctur der Corallen zuvberko̅men.
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Dieſe andere nach folge̅de Tinctur iſt viel koͤſtlicher als die vorige/ es ziehe voriges me̅ſtruu̅ [ID00240] die Tinctur wie es wolle/ ſo iſt ſie doch vielmehr eine Tinctur von dem deſtillirten Eſſig als von den Corallen. Schaffet derowege̅ dieſes/ weiln es nicht vffrichtig vnd gerecht/ in der Me= dicin geringen Nutzen. Derohalben muß man auff eine andere Weyſe bedacht ſeyn/ vermoͤg welcher die Tinctur auß den Corallen am füglichſten koͤnne extrahiert vnnd gezogen werden/ vnd ſolches mag nachfolgender Geſtalt geſchehen: Erſtlich werden die Corallen gantz vnnd vnpulveriſirt mit gelindem Fewer daß die Flammen allein den Tiegel/ darinnen die Corallen/ oben hin berühre/ im reverberir Ofen calcinirt. Auff dieſe Manier vnnd erſten Grad faͤrben die Corallen ſich weiß vnd verbergen jhre natuͦrliche rothe Farb. Derwegen die Corallen von Grad zu Grad mit ſtaͤrckerem Fewer muͦſſen dermaſen getrieben werden/ biß ſie von der weiſſen auff die gelbe vnnd von dieſer auff die hochblutrothe Farb gebracht werden vnnd die gantze Coralline Maſs fein leicht vnd Schwammecht worden/ welches dann gemeiniglich jnnerhalb zweyer oder dreyer Tagen abſolviret vnd zum End gebracht wird.Wann man dieſes als ein gewiſſes Zeichen vor Augen hat/ ſo ſind alsdann erſtlichen die Corallen durch Hülff deß erhoͤheten Fewers düchtig gnugſam jhre eigene Tinctur einem an= deren menſtruo zuvberlaſſen. Wann ſie nun alſo zubereitet zu dem Brandwein oder alcohol (: welches iſt durch offtmahliges deſtilliren gantz ſubtiel gemacht:) der ſpiritus deß Mey= Thaws getha̅ werde̅/ ſo vberlaſen ſie ſolchem kurtz darauff jhre Tinctur/ vnd bleibe̅ jhre Haͤfen ohne eintzige Kraͤfften auff dem Boden zuruͤck. Dieſe Tinctur nun/ wann das menſtruum durch die deſtillation in etwas darvon abgezogen worden/ wird hochblutroth vnnd vom Ge= ſchmack etwas ſüſſe/ vnd von ſolchen groſſen Kraͤfften/ daß/ wann man derſelbigen Gebrauch etliche mahl wiederholet/ vnmoͤglich iſt/ daß ſolte die geringſte vnreinigkeit in dem Gebluͤt deß Menſchlichen Leibs moͤgen vberbleiben. Solche wird mit bequemen zu dem Zweck dienliche̅ Mitteln von iij. vj viij biß auff x Tropffen. Weiln nun dieſe Tinctur/ ſo da eine groſſe Ge= meinſchafft mit den Menſchlichen Geiſtern hat/ von ſo groſſen Kraͤfften iſt/ daß ſich daruͦber billich hoͤchlichen zuverwundern/ derowegen ein jedweder rechtſchaffener Medicus dieſelbige jhme ſoll auffs fleiſſigſte recomm andiret ſein laſſen.NB. Die Tinctur der Corallen in dem 2. Theil der medullæ deſtillatoriæ Conrad Kun= raths.???e. Eveſtrum wird ſonſten genennet das jenige/ was beſtendig/ immerwehrent vnnd e= wig iſt in den vier Elementen der Welt. Zum zweydten heiſſet Eveſtrum auch ein Prophe= tiſcher Geiſt/ welcher durch vorhergehendes Zeichen weiſſaget vnnd etwas gewiſſes verkuͤn= diget.???g. In de ſtrllirt oder geſottenem Tormentillwurtzelwaſſer.???o. Wann man ſolches darauff ſtrewet oder aber vnder die Pflaſter miſchet.
|| [ID00241]

Von den Liquoribus 727 der Edelgeſtein/ als Rubin/ Gra= naten/ Hyacinthen/ Topaſier/ Amethyſten/ Chryſtall vnd Kiſelſtein.
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Dieſe pulveriſirte 728 Stein werden mit Schwefel 729 in igne Rotæ 730 vnd in verdeckten Tiegeln gebrennt/ endlich die Tiegel allenthalben mit Kohlen bedeckt/ der Schwefel abgewaſchen/ die geſtoſſene Haͤfen 731 mit gleich ſo viel gereinigtem Salniter vermiſcht/ in einem verdeck= ten Tiegel in igne Rotæ daß ſie flieſſen/ calciniert/ das Saltz von dem Pulver von wegen deß corrodiern/ mit warmem Waſſer abgewaſche̅/ nachmals zu dem edulcorierten Pulver das menſtruum Terebinthi- natum 732 hinzugieſſen. Die erſten Stunden alles fleiſſig auffgeruͦhret/ damit die Materi nicht zu einem Stein werde/ vnd alſo werden ſie re= ſolviert. Das menſtruum 733 aber zeucht man hernach in eine̅ Alem bic herab 734 / laͤſt das auff dem Boden liegende Saltz etlich mal dulcorirn/ jmmerdar mit deſtilliertem Waſſer filtriern vn̅ evaporiern. Alsdann das Saltz in den vorerwaͤhnten Monaten auff einem Marmor in ei= nen Keller ſtellen/ damit es in ein Waſſer 735 werde reſolviert. Die auff dem Boden verbliebene Haͤfen nach der gnugſamen Extraction deß hinzugegoſſenen menſtrui koͤnnen mit einem newen Schwefel wide= rumb gebrennt/ vnd zu ferꝛnerer Extraction deß Saltzes/ wie oben vermeldt/ angewendet vnd gebraucht werden.
|| [ID00242]

Von dem Aceto Radicato, welchen Huſerus Acetum Terebinthinatum nennet/ ein warhafftig men- ſtruum aller harten Stein.
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Nimb/ zum Exempel/ zwey oder drey Pfund 736 Terpenthin/ gieß von der letzten Haͤlffte deß deſtillierten Eſſigs 737 zwey Pfund hinzu/ laß in einem Sant erſtlich bey einem gelinden Fewer/ biß der Eſſig mit ſampt dem Spiritu deß Terpenthins herauß kommen/ deſtilliern/ nach mals dem Fewer beſſer zuſchuͦren/ ſo bekompſtu ein gaͤlb Oele vnnd ein roth vberauß ſcharpff Waſſer: Wan aber ein roth Oel anfangt zufolgen/ ſo laß von deiner Arbeit ab/ ſcheyde durch das Tritorium de̅ Spiritum deß Terpenthins zuſampt dem Oele von dem Eſſig/ vnd laß allein den Eſſig vber einem Ingber 738 rectificiern. 739 Dieſes alſo bereiteten Eſſigs 740 muſtu ein guten Theyl im Vor= rath haben/ ſintemahl durch jhn alle Stein deß Paracelſi wieder den Nieren vnd Blaſenſtein werden ſolviert/ wie kurtz hernach an ſeinem Orth vermeldet werden ſoll. 741
|| [ID00243]

Von dem Zimmet Oele.
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Das recht bereitete Zimmetoͤle 742 wird vnder die aller Kraͤfftigſte Spagyriſche Staͤrckungen gezehlet.Vnnd ob wol ſeine Bereitung einem jeden erfahrnen Chymico bewuſt/ ſo iſt jedoch allhie ſonderlich in Acht zunemmen/ daß die Ge= wuͤrtz ſo man deſtilliern will/ nicht muͦſſen geſtoſſen ſeyn/ wie etliche zu= thun pflegen: Sondern man ſoll ſie allein in Stuͦck zerſchneyden vnd ein wenig zerknirſchen: Dann ſonſten geben ſie kaum halb ſo viel Oe= le/ wie ich daſſelbige offtmals ſelbſt erfahren.Auff nachfolgende Weiſe aber bringt ma̅ deß Oels am allermei= ſten herauß: Wann man nemblich den außerleſenen/ vnnd wie ge= ſagt/ zerſchnittenen Zim̅et in einer glaͤſernen Retorten vnd im daͤmpf= figen Balneo 743 laͤſt deſtilliern: Dann alſo tropfft das Waſſer vnd Oe= le 744 zugleich herauß. Das Waſſer gieß zu friſchem Holtz/ fahr in dem deſtilliern fort 745 / vnd ſo du es etlich mahl wirſt widerholen/ vnnd alſo continuiren/ ſo bekompſtu deß Waſſers vnd Oels ein groſſe Maͤnge/ nach welchem die duͤrꝛe/ ſchwartze vnd vngeſchmackte Haͤfen 746 auff de̅ Boden verbleibt.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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1. Es ſtaͤrcket alle fuͤrnehme Glieder deß Leibs/ vnnd ſonder= lich den kalten Magen/ Hertz vnnd Hirn/ vnnd vertreibt den boͤſen Geruch deß Athems/ macht denſelbigen hergegen wolriechend. 747
|| [ID00244]
2. Stimmet mit dem natuͦrlichen Balſam in allem vberein/ gleich wie auch das deſtillerte Neglinoͤl/ vertreibt alle jnnerliche Faͤu= le/ vnd heylt von auſſen alle Wunden vnd Geſchwaͤr.3. Stillet das Hauptwehe 748 vnd kalten Huſten.4. Erfrewet das Hertz vnnd ſtaͤrcket alle Glieder/ dieſelbige da= mit beſtriechen. 749 5. 6. Befoͤrdert die verſtopffte Monatliche Blum. 750 Zuſampt der Geburt. 751 In den Ohnmachten iſt es ein ſonderbahre Artzney/ gleich wie auch die Eſſentz deß Saffrans durch das deſtillierte Rebenwaſſer 752 extrahiert: Iſt gleichſam die hoͤchſte Artzney wann jemand auß vber= maͤſſiger Trawrigkeit faſt gar in Verzweiffelung 753 gerathen will.Wird bey zwey oder drey 754 Troͤpfflin in Wein/ Meliſſenwaſſer oder einem andern/ ſo darzu bequem/ gebraucht.Auff dieſe Weiſe kan man auß allen Gewuͦrtzen Oele zuwegen bringen/ welche viel kraͤfftiger/ als die auff die gemeine Weiſe werden præpariert/ nemblich auß Negelin/ Muſcatnuß/ Muſcatblumen vnd dergleichen.Wer aber dieſe Oele in der Artzney zugebrauchen begehret/ der muß es bey offenem Stulgang verrichten/ vnd den ſchwangern Wei= bern 755 vber einen Tropffen nicht geben. Der gebrauch dieſes Zimmet= Oels/ iſt im Winter viel bequemer/ als im Sommer.Etliche haben durch Huͤlff dieſer Oele auß den Gewuͦrtzen auß dem inſonderheit calcinierten Golt 756 die gefaͤrbte Eſſentz herauß gezo= gen/ vnd bey den Krancken ſehr viel damit verrichtet.
|| [ID00245]
Dieſer Stück muß ein jedweders abſonderlich in ſein Gefaͤß zur Hand geſetzt werden/ dan̅ das Werck in groſſer Behendigkeit muß von ſtatten gehen; vber daß müſſen auch vorhande̅ ſein zwo glaͤſe???ne Schalen/ welche einer zimlichen Weite vnd daß die obgedachte Stuͤck da= rinnen wie ſichs geziemet wol koͤnnen miſeiret vnd vereinbaret werden. In die eine Schalen thut man daß Campffer Oel vnnd auch das ???aleinirt??? Golt zugleich mit dem Zimmet Oel/ ſo werden ſich ſolche Stuͦck alſobald auffwallen/ ſieden vnd auffwallen. Von Stundt an gieſſe es in die andere vnd auß derſelbige wieder in dieſe/ daß alſo vnder dem auffwallen vnd ſieden/ hin vnd wieder gieſſen daß caleinirten Golt mit den kurtz oberwehnten Stücken wol= vermiſche vnd gleichſam ſolvire: Dann die gantze Maſs alſo ſchoͤn Blutroth/ wie ein duͤckes Blut ſich ſerbet. In dem du nun alſo verfaͤhreſt/ ſo thue auch darzu die vbrige Oel/ gieſſe die ſelbige mit vorigen auß einer Schalen/ wie zuvor/ in die ander biß daß ſich alles wol mit ei= nander vermiſchet. NB. Die glaͤſerne Schalen wie auch zu dieſem Werck gehoͤrige Oel [ID00246] muͤſſen gantz vnd gar kein Waſſer bey ſich haben/ dann ſonſten das Werck ohne Frucht wird abgehen vnd man leer Stroh treſchen. Dieſe Compoſition nun hat Thurnmeiſter vor ein gro= ſes Geheimnuß gehalten vnd es ſehr thewer/ nemlich das Loth vmb 18 Reichs Thaler ver= kauffet. Dieſen groben vnd vngehobelten Proceß aber verlachet billich ein Hermetiſcher vnd der wahren Chymij zugethaner Philoſophus, dann ſie iſt gantz falſch vnd der Wahrheit im geringſten nichts aͤhnlich. Der Campffer wird zwar durch das Scheidwaſſer in eine oͤlechte Feuchtigkeit verwandelt/ dann es zugleich die ſpiritus deß Scheidwaſſers bey fich hat/ dero= wegen ſolches ein recht vnd wahres Oel nicht iſt. Wann nun dieſe Feuchte mit den anderen feyſten Oelen vermiſchet wird/ ſo hebet der Streit an vnd geſchiehet ſolches Auffwallen/ welches von anders nichts herruͤhret/ als von den ſpiritibus der Saͤltze/ darauß das Scheid= waſſer gemacht wird/ welche ſonſten auch mit anderen Oelen wegen wiederwaͤrtiger Na= tur gleicher maſen kaͤmpffen vnd ſtreitten vnd dieſelbige neben ſich leicht gedulden konnen; de= rowegen ſehr wenig/ ja faſt gar nichts von dem Golt zugleich ſolviret wird/ oder wofern et= was ſolte zerſchmoltzen werden/ ſo geſchiehet ſolches nicht von den Oelen/ ſondern von den verzehrendeu corroſiviſchen ſpiritibus, ſo von den Oelen angehitzet worden. Vber das/ ſo wer= den dieſe Oel/ wann ſie auch ohne/ zuthun deß Golds mit einander vermiſchet werden/ etwas duͦck vnd rothlecht: Derowegen ſolche Roͤthe von jhnen den Oelen ſelbſten vnnd nicht vom Gold herkommen. Dannenhero leichtlichen kan ermeſſen werden/ was doch gutes von die= ſem ſauberen auro putabili zu hoffen vnd zugewarten.Derowegen glaublich daß vnſer Author gar wenig ja gantz nichts auff ſolche gehalten/ ſondern eintzig vnnd allein eine kurtze Erjnnerung deßwegen habe thun wollen/ auch ſolche groſſe Thorheit niemahls zuvertheidigen jhme in den Sinn kommen.

Elixtr. ???a Proprietatis Paracelſi.
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Nimb Alexandriniſche Myrrhen/ Aloes Epaticæ vnd Orientali= ſchen 757 Saffran jedes ???. Loth: Laß alles fleiſſig pulveriſiern/ mit dem allerbeſten gebranten Wein angefeuchtet in ein Glaß thun/ etwas vo̅ dem rectificierten Schwefeloͤle durch die Glocke bereitet (man muß a= ber ſolches Oele auß gelbem oder grawlechtem Schwefel/ vnnd wann Regenwetter 758 eingefallen/ bereiten/ ſo gibt es deß Oels deſto mehr) ſo viel darauff gieſſen/ daß das Pulver vier Finger hoch damit werde be= deckt/ in der Digeſtion vnd Circulation zween Monat 759 ſtehen/ end= lich was tingiert vno extrahiert iſt/ durch die Neygung darvon abſon= dern/ auff die auff dem Boden vberbliebene Matery einen guten ge= brannten Wein gieſſen/ widerumb zween Monat circuliern/ das ge= faͤrbte herauß ziehen/ obſondern vnnd mit dem vorigen gefaͤrbten Li- quori vermiſchen. Die Haͤfen auff dem Boden allgemach 760 deſtillie= ren/ was zum erſten herauß tropfft/ daß thu zu der vorigen Tinctur vnd laß es einen gantzen Monat ohne Deſtillation 761 circuliren. Es iſt eines lieblichen Geſchmacks/ gantz nit bitter/ viel weniger brentzent/ wie es ſonſten in den gemeinen deſtillationibus zu ſeyn pflegt. Hierbey [ID00247] iſt auch fleiſſig in acht zunemen/ daß man die Matery erſtlich mit ei= nem gebrannten Wein 762 muſſe befeuchtigen/ daß ſie gleichſamb zu ei= nem Taig werde/ vnd hernach das Schwefeloͤle darauff gieſſen. Dan̅ wo ſolches nicht geſchicht/ wird die gantze Matery ſchwartz 763 gebren̅t/ welches Theophraſtus mit Fleiß verhalten.

Von ſeinem Gebrauch vnd Kraͤfften
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Es iſt/ wie Paracelſus ſagt/ der Alten Balſam/ vberauß ſubtiel/ vnd hat die Art/ daß es truͤcknet vnd erwaͤrmbd/ vnd alſo fuͤr der Faͤu= le verwahret. Ja es iſt das vollkommene Elixir/ ſo alle Tugentden in ſich hat deß natuͦrlichen Balſams/ ein erhaltende Krafft vnd ſonder= lich in den alten Leuthen.1. Thut in den Gebrechen der Bruſt vnnd Lungen gewaltige Huͦlffe. 764 2. Wie gleichsfalls auch wieder das Anſtecken der regierenden Peſtilentz vnd verbeſſert die verderbte Lufft. 765 3. Fuͤhrt die viel vnd mancherley Feuchtgkeiten deß Magens auß 766 / ſtaͤrckt den Magen zuſampt de̅m Gedaͤrm vnd kompt derſelbi= gen ſchmertzen vor. 767 4. Kompt den Schwindtſuͦchtigen vnd mit dem Huſten vnnd Fluͦſſen behaffteten zuhuͤlff vnd reiniget die Bruſt. 768 5. Verbeſſert die Erkaͤltung deß Magens vnd Haupts 769 6. Vertreibt die Schmertzen deß halben Haupts zuſampt de̅ Schwindel.7. Benimpt die Nebel deß Geſichts.770 8. Staͤrckt das Gedaͤchtnuß vnd Hertz. 771 9. Stillet das Jucken vnd Schmertzen der Daͤrm vnd Rippe772.10 Zerbricht den Stein in den Nieren. 773 11. Macht dem Quartan Fieber ein End. 774 12. Verwahrt vor dem Podagra vnd Paralyß. 775 13. Schaͤrpffet den Verſtand vnd alle Sinn. 776 14. Vetreibt die Melancholey vnd widerbringt die verlohrne Frewd. 777 15. Helt das verdruͤßliche Alter vnd grawe Haar zuruͤck/ vnd er helt den Menſchen gleichſamb jung. 778
|| [ID00248]
16. Verlaͤngert das auß vbermaͤſſigen Freſſen vnd ſauffen ab= gekuͦrtzte Leben. 779 17. Heylet alle jnnerliche Wunden vnd Geſchwaͤr in kurtzer Zeit. 780 18. Vnd nimpt alle kalte vnd hitzige Gebreche̅ durch eine ver= borgene Eygenſchafft hinweg.(Gewicht.) Wird von 6. biß auff 10. vnnd 12. Tropffen in Wein oder einem darzu bequemen Waſſer eingenommen vnd gebraucht.Ins gemein iſt ein Elixir nichts anders/ als eine zu allerhand Menſchlicher Schwach heiten dienliche vnd dieſelbige heilende Artzney welche zugleich auch von den vnvollkomme= nen Metallen die Vnreinigkeit hinweg nimmet. Elixiria ſind Geſchlechte der Chymiſchen Kunſt/ ſo auß vnderſchiedlichen Geſchlechten der ſimplicium ſind zuſammen vereiniget wor= den. Dergleichen nun iſt auch das Elixir Proprietatis, welches Paracelſus alſo nennet/ li. 8. Ar- chidoxeos tit. 6. Elixirios. Daß er aber den Nahmen proprietatis oder der Eygenſchafft hin= zuſetzet/ iſt dieſes die Vrſach. Dieweiln nemlichen in demſelbigen die wolmiteinander vber= einſtimmende natuͦrliche Eygenſchafften/ das jenige/ worzu ſie verordnet/ außzurichten/ zu= finden ſind. Dieſe Tugenden oder Eygenſchafften aber kommen nicht her von der Zuberei= tung der jenigen Sachen ſo zu dieſem Elixir kommen/ ſondern ſie ſind in einem jeden derſelbi= gen verborgen vnd vnzertrennlich eigen/ welche ſie wann ſie nach der Kunſt extrahiret wor= den/ welches vnſer Author recht vnd wol erinnert vnd von Paracelſo verſchwiegen worden:) mit groͤſerern Nutzen alsdann von ſich laſſen.???p. Mit Borretſch vnd Ochſenzungenbluͤtwaſſer.
|| [ID00249]

Staͤrckende 781 Balſam/ ſo mit zuthun deß Wachs werden inſpiſſiert.
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Dieweil die auß den Gewuͦrtzen deſtillierte Oele wegen der Ge= fahr der Glaͤſer ſehr leichtlich werden verſchuͦttet/ vnd deꝛowegen vbel mit ſich zufuͤhren oder weit zuvberſchicken/ als haben die Chymiſten ein Mittel erdacht/ dieſelbige zu inſpiſſiern oder dick zumachen/ vnd in Zinnernen/ Beinernen ode vberguͤldeten Silbernen Buͦchslein zu= verwahren.Solche Balſam aber zuverfaͤrtigen wird nicht allein eines jeden deſtilliert Oele/ ſondern auch die durch den gebrannten Wein alcoho= liſierte außgezogene vnd durch die Abſonderung von dem gebrannten Wein inſpiſſierte Tinctur erfordert: Wie gleichsfalls auch das nach der incineration durch die Huͦlffe deß Waſſers auß ſeinem Capite mortuo zuwegen gebrachte Saltz. Das Mittel aber/ durch welches ſie jhre rechte Conſiſtentz oder dicke erlangen/ iſt die Raſur a deß weiſſen in einem Roſenwaſſer geſottenen Wachs/ damit die Schaͤrpffe dar= auß komme/ vnd kein frembder Geſchmack geſpuͤhrt werde.Vnnd wann alle dieſe Sachen nach der Gebuͦhr vnd Chymiſti= ſche Kunſt werden vermiſcht/ ſv bekompt man die wolriechende Bal= ſam der Gewuͦrtz vnd anderer Gewaͤchs/ beydes zum euſſerlichen An= ſtreichen der Naſen vnd Schlaͤffe/ als auch zum jnnerlichen ga̅tz kraͤff= tigen Genieß/ nach dem Gebrauch vnnd Eygenſchafften der ſimpli- cium, auß welchen ſie bereitet ſind.
|| [ID00250]

Fenchel Balſam.
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Nimb die mit dem Brandwein auß dem Fenchel ſaamen außgezogener Tinctur vj Loth/Daß Wachs/ wann es zuvor wolgeſaͤubert vnd klein geſchabet/ laſſe vher einem gelinden Fewer zerſchmeltzen/ wann es nun zerſchmoltzen/ ſo thue das Oel hinzu/ miſche es alsdann mit einem eyſernen Spattel von dem Fewer wol vndereinander/ biß es zu einer Conſiſtentz ge= bracht worden/ alsdann thue die mit dem Brandwein außgezogene Tinctur hinzu vnd miſche es abermahln wol vndereinander. Wann nun alles ſeine rechte Conſiſtentz vberkommen vn̅ widerumb kalt worden/ ſo thue zu einer jeden Vntzder gantzen Maß ½ Quintlein Fenchel= Saltzes/ welches machet ein halb Loth/ vnnd verwahre ſolchen Balſam zum Gebrauch??? Weiln aber daß Wachs/ wegen Aelte der Zeit/ gaͤrtzent wird/ vnd dannenhero ſolchen Bal= ſamen einen vnlieblichen Geſchmack vberkommen/ auch vber das/ weiln ſolches einer zaͤhen kiaͦberechten Natur vnd dücken Eſſentz/ ſo da nach Galeni ſeiner Meinung im 7. Buch vo den Faculten der Aetzneyen die Außdaͤmpffung verhindert vnd dannenhero die Schweiß= loͤcher zuſchlieſſet/ nun aber/ wann ſolche zugeſchloſſen/ ſo iſt wenig nutzbares von ſolchen Bal= ſamen zuhoffen/ ſindtemahln von einem vnfruchtbaren Baum nichts ſonderliches zugewar ten/ derowegen ſo iſt nun zu vermiſch= vnd incorporirung der Balſamen daß Wachs gantz vnd gar nichts nutz. Damit aber ſolchem vnheil moͤgte ſaͤmptlichen geſtewret werden/ ſo extra= hiren die verſtaͤndige Medici auß dem außgepreſten Muſcatnuß Oel mit dem Brandwein die Tinctur daß das weiſſe Corpus auff dem Boden ſitzen bleibet. Welches/ weiln es keinen Geſchmack/ anch keiner frembden Qualitet theilhafftig/ ſo nehmen ſie ſolches an Statt deß Wachſes oder der Manna/ ſolchen Balſamen den Saltz damit zu geben/ in dem ſie das Oel vnd die Tinctur der Gewuͤrtze mit jhrem Saltz zu ſolcher Maß vermiſchen. Andere nehme̅ daß hinderbliebene von den Muſcatnuͤſſen/ nach dem daß Oel von denſelbigen außgepreſſet worden vnd extrahiren auß demſelbigen die Tinctur/ in dem vbrigen verfahren ſie/ wie allbe= reits Anregung geſchehen. Was die Balſam anlangen thut/ welche auß den Vegetabi= lien oder Kraͤuttern gemacht werden/ ſo iſt darzu daß zerlaſſene Marck auß den Hirſchbeine̅ ſehr dienlich darvon einen Satz oder Fundament zuſampt deroſelbigen Oelen zn formirung der Balſam zuerhal en. Wie der Zimmet Balſam zubereitet werde vnd was ſeine Tugen= den/ daruͦon ſiehe vnſere Chymiatriſche Practic am 18. Blat.

Rectificirte Amber.
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Die Hertzſtaͤrckende Artzneyen/ darvon vnſer Author bißhero gehandelt beſchlieſſet er nu̅= mehr mit dieſem ſiebenden/ ſo da iſt die rectifitirte Amber/ welcher Gebrauch Keyſer Rudol= phus allzeit hochgehalten vnd hat die Beſchreibung derſelbigen von der Koͤnigin Eliſabeth in Eugellandt vor ein ſonderlich præſent bekommen/ welche ſie ſtaͤttigs gebrauchet vnd gleich fals hochgehalten. Nimb von der beſten vnd reineſten grawen Amber viij Theil/ deß Beſten Biſams j Theil ein wenig weiß Candi Zucker/ pulberiſiere alles auffs ſubtileſte/ hernacher zerreibe vnd vermiſche ſolches auff dem Reibſtein eine gute Zeitlang mit dem brennenden [ID00251] ſpiritui von den Roſen (:Darvon handelt dz Tyrocinium chymicum im 2. Cap. deß 2. Buchs vnder dem Titul von dem brennendten Roſen Geiſt:) wol vnder einander vnnd denſelbigen gieſſe nach vnd nach zum oͤfftern darzu/ daß es ſaͤmptlich gleich wie ein Brey werde. Dieſes thue alsdann mein Glaß zuſammen/ decke vnd verwahre es zum fleiſſigſten laſſe es in der Er den zu Sommerszeit einen oder anderthalb Monat lang wolvergraben ſtehen/ biß es alles wolvereinbaret. Dieſes nimb alsdann wieder herauß vnnd temperire es abermahln vnder de̅ zerreiben mit einem friſchen brennenden Geiſt von Roſen vnd verfahre damit abermhls wie zuvor vnd verfahre hernach alles zum Gebrauch. Sein Gewicht iſt einer kleinen Erbeyſen groß mit einem guten Wein. Solche rectificirte Amber iſt ein herrliche Staͤrckung aller jn= nerlichen Glieder/ inſonderheit iſt ſie ein ſonderlich approbirt vnd bewehrte Artzney zu de̅ Ve= nus Spiel/ daß durch derſelbigen fleiſſige̅ Gebrauch die kleine Welt vermehret/ vn̅ auß zweyen drey vnd auch zu zeiten vier werden. Siehe hierunden die abſonderliche zu dieſem Spiel dien= liche Eſſentz auß der Stendelwurtz vnd Semmel Brod.Die Beſchreibung deß ſpiritus von dem Ruß vnd deſſelben Gebrauch findeſtu in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 18 vnd 19 Blat.Deß Engellaͤudiſchen auri potabilis wie auch deß Hyacinthwaſſers Beſchreibung iſt zu= finden in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 21 vnd 22. Blat.

VII. Von den Erſtaunenden/ vnempſindlich machenden ???a / linderenden vnd Schlaff= bringenden Mitteln.
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Es ſind viel Schwachheiten/ welche man ohne die Anodyna, erſtaunende oder Schmertzſtillende Artzneyen nicht heylen kan: Dan nenhero dann in den Cure̅ aller Kranckheiten/ da beneben den Schmer: tzen anch kein Schlaff zugegen vnd die Kraͤffte verfallen/ die jnnerliche vnd eygene Anodyna, oder Erſtaunende Mittel zugebrauchen/ da= mit die Natur nach Abwendung vnnd Außreutung der Wurtzel ſol= cher ſchaͤdlichen Zufaͤlle/ widerumb zu jhrer erwuͤnſchten Ruhe ge= lange.Dann es iſt dieſes ein ſonderbahr Secretum vnd Geheymnuß in der Artzney welches alle Edelgeſtein vnd Kleinodien vbertrifft. Vnd wer dieſes Arcanum. ſo den verlohrnen Schlaff widerbringt vnd auß der wahren Eſſentz genommen wird (wann nemblich die Kranckheite̅ als Feinde/ die da ruhen zu vnzeiten/ durch den Schlaff werden auff= geweckt) der duͦrfftigen Natur recht zu appliciren vnnd anzuwenden weiß/ der iſt billich fuͤr einen erfahrne̅ vnd fuͦrtrefflichen Medicum zu= balten.
|| [ID00252]

Von dem allerloͤblichſten vnd fuͦrtrefflichſten Laudano Paracelſi.
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Nimb deß Thebaiſchen 782 Opii 6 Loth:Bilſenſafft/ ſo zu rechter Zeit geſamblet 783 vnnd in der Sonnen dick gemacht/ 3. Loth:Der ſpęcierum Diambræ, vnd Diamoſchi trewlich verfertiget jedes 5. Loth:Außerleſener Mumiæ tranſmarinæ 1. Loth:Perlen vnd Corallen Saltz jedes 3. quintlin;Deß Liquoris von weiſſem Augſtein durch den Spiritum vini extrahiert/ vnd Hirſch Creutz jedes 1. quintlin:Bezoarſtein vnd Einhorn von dem Thier oder deß mineralis je= des 1. quintlin:Biſam vnd Amber jedeß 1. Scrupel:In mangel deß rechten Auri potabilis, ſo da frey von aller Cor= roſiviſchen Qualiteten/ thu hinzu der Oele von Aniß/ Kuͦmmel/ Po̅= merantzen/ Citronen/ Muſcatnuß/ Negelin/ Zimmet vnnd Augſtein jedes 12. Trapffen: Mach auß dieſem allen nach der Kunſt der Chymi ein maſſam oder Extract/ auß deren man zur Zeit der Noth koͤnne Pi= lulen formiren.

Was in der Præparation dieſes Laudani in acht zunemmen.
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1. Erſtlich ſoll man die Wurtzeln vnnd euſſerliche Rinden deß jungen friſchen vnd ſafftigen Bilſenkrauts ohne den juwendegen Hol= tzechten Kein vnd Staͤngel alsdann einſamblen/ wann ſich die Sonn vnd Mond im Zeichen deß Widders oder Wage vor de̅ vollen Liecht einſamlen: Etliche aber verꝛichten ſolches/ wann es muͤglich zubekom= men/ eben in der Stundt/ wann der Mond in jetzt gedachten Zeichen vernewert wird. Dieſer Wurtzeln vnnd Rinden außgepreſter/ abge= laͤuterte vnnd durch das Filtrum getriebener Safft wird an einem warmen Ort coaguliert/ vnd zu der ???icke eines Honigs gebracht nach [ID00253] mals an der Sonnen hart gemacht vnd durch den brannten Wein die Tinctur darauß extrahiert.2. Das Opium wird zuvor in dem Liquore oder deſtillierten Waſſer von Yſop 784 / wie mit der Aloe zugeſchehen pflegt/ gereiniget vnd nachmals mit dem Brandwein extrahiert.3. Der Bilſenſafft vnd Opium (eher ſie mit den andern werde̅ vermiſcht) muͤſſen erſtlich jhren Schwefelichten Vnrath vnd ſchaͤd= lich Gifft durch die Digeſtion von ſich ablegen (welcher boͤſe Vnrath ſich wie ein Schaum auff den Boden ſetzt) der ſonſten viel boͤſe vnnd gefahrliche Zufaͤlle bey denen Krancken erweckt/ die deß nit gnugſamb abgelaͤuterten vnd von jhrer Hefen gereinigten Opii vnd Bilſenſaffts gebrauchen: Welches bißhero von wenigen in acht genommen wor= den.4. Was zu extrahieren iſt/ das ſoll man mit dem rectificierten brannten Wein extrahiern/ damit es ſich hernach deſto beſſer mit eina̅= der laſſe digeriern/ vnd ein deſto kraͤfftigere Wuͦrckung bekomme.5. Bey den Weibsperſonen ſollman wegen Auffſteygens der Mutter den Biſam vnnd Amber entweder in der Compoſition gantz außlaſſen/ oder deſſelbigen Geruch zudaͤmpffen/ etliche Gran Biber= geyl/ zu jeder Doſi hinzuthun/ eher man es jhnen darreycht vnd zuge= brauchen vbergibt.6. Die Hefen deß Opii, Bilſenſaffts/ der ſpecierum Diam- bræ, &c. werden nach der Extraction der Tinctur calciniert vnnd das nach der Kunſt herauß gezogene Saltz am Ende mit der gantzen Com= poſition vermiſcht.7. Von allen denen Dingen/ welche durch den brannten Wein extrahiert ſind/ wird der bran̅te Wein endlich nach der Digeſtion zwee̅ Monat in dem Balneo biß auff die dicke eines Honigs widerumb her= ab gezogen/ vnd alsdann allererſt das Saltz der Perlen vnnd Coralln zuſampt der geſtoſſenen Mumia vnd dem Pulver deß Bezoars/ Ein= horns 785 / Hirſch Creutz/ Biſam vnd Ambra hinzu gethan. Vnd die= weil ſich die deſtillierte Oele ſehr vbel mit dem Extracto laſſen vermi= ſchen/ vnnd jmmerdar pflegen oben zuſchwimmen/ als geuſt man zu allen obgenannten Oeln nach dem ſie in eine̅ Glaͤßlin zuvor vermiſcht ſind/ etliche Tropffen brannten Wein/ miſchts wol vnter einander/ vnd wann es ſich wol vnd genug mit einander vereinbahrt/ laͤſt es ſich ſehr leichtlich mit der gantzen Mixtur vermiſchen: Da dann die gantze [ID00254] maſſa in einer geringen Waͤrmbde der Aſchen in einem blinden Helm wird deſtilliert vnd vmb mehrer Kraͤffte vnd groͤſſer Wuͤrckung wil= len einen gantzen Monat fermentiert.Die Schmertzſtillende ſind ins gemein linderende Artzneyen/ welche in de̅ ſie den Schmer tzen hinweg nehmen/ ſo werden gemeiniglich durch vervrſach vnd zuwegenbringung eines ſanfften Schlaffs die groſſe vnertraͤgliche Schmertzen gedaͤmpfft vnnd in Zaum gehalten/ auch zum oͤfftern/ wann die Schwachheit gleichſam mit dem Coͤrper alſo zur Ruhe gebracht worden/ werden dardurch deroſelbigen Vrſachen zugleich mit außgereutet: So viel iſt an de̅ Anodynis oder linderenden vnd Schmertzenſtillenden Artzneyen gelegen. Welcher derowe= gen ſolches wahrhaffte vnd weſentliche recht vnd wolzubereitete Anodynum der Natur ſelb= ſten/ wie ſichs am bequemeſten geziemet/ kan beybringen der wird ſich billich eines Attaliſche̅ Schatzes/ wie dann auch der allgemeinen zu allen Krauckheiten dienlichen Artzney als ein rühmlicher Beſitzer zuerfrewen haben/ in dem er mit ſolcher alle/ ſo wol inner/ als cuſſerliche Schmertzen vnd Wehe kan vertilgen vnd darnieder legen. Dann er/ wann die Noth vnd Gefahr am groͤſten/ dahin/ als einem feſten Ancker ſeines Heyls vnd Wolfahrt fliehen/ vnd auff demſelbigen ſich erlich ſich verlaſſen kan/ vnd werden ſich/ das Grimmen/ oder Darm= gicht/ Lenden oder Huͤfftwehe/ Hertzklopffen/ verrucknng detz Hirns/ ſtettiges Wachen/ vnru= he der Fieber/ das Erbrechen/ Seydtenſtechen Gliederwehe/ Stein/ Flüſſe/ Auffſteigen der Mutter/ Fallender ſiechtag oder Schwehre Noth ſonſten deß Herculis ſein Kranckheit/ wegen der Grawſamkeit vnd Staͤrcke genennet/ auch andere vnzehliche Kranckheiten im ge= ringſten nicht darwieder legen/ ſondern muͦſſen ſich alleſampt ſolchem Anodyno gleichſam zu den Fuͦſſen legen. Wie das Laudanum zubereitet werde/ darvon ſind vnzehlige viel Beſchrei= bungen/ vnd weiß ein jedweder die ſeinige vor andern trefflichſten zuloben vnd herauß zuſtrei= chen. Paracelſus im 7. B. Archidox. Beſchreibet ein ſonderbahres Anodynum oder Schmer tzenſtillende Artzney/ welches dann der groͤſte Theil/ doch in etwas geaͤndert nachaͤffen. Es bleibet nemblichen zum Fundament allzeit das Opium oder außgetruckte Safft von Mag= ſamen Haͤuptern/ wiewol vns nicht vnwiſſend/ daß Paracelſus noch ein anderes Laudanum gebraucht/ daſſelbige aber iſt gemacht worden auß dem Metall/ nemlichen auß dem Gold/ welches zubereitung aber in ſeinen Schrifften an keinem Orth zufinden. Vnſers Authoris Laudanum kommet faſt mit deß Paracelſi ſeinem/ vnd daſſelbige auch nicht vnbillich/ vberein. Ob aber das beruͤmbte Laudanum, die ſchaͤdliche Tinctur deß Bilſenkrauts zu ſeiner Ver= fertigung ſolle an ſich ziehen/ daran habe ich allzeit hoͤchlichen gezweiffelt. Meine Gruͤndte vnd vrſachen die zu ſolchem Zweiffel mich bewogen/ habe ich allbereits in meinem Tractat vo̅ dem Opio vnd Laudano opiato gnugſam angezeiget/ deßgleichen auch in meinen notis in das Tyrocinium Chymicum ſo von Gluͦckrad zum Truck verfertiget worde̅ am 9. Cap, deß 2. B. von den Extracten/ welche/ weiln ſie gnugſam erheblichen vnd wolwuͤrdig/ daß der Liebhaber ſolches Laudani dieſelbige beobachte/ derohalben auch meine Herꝛn Collegæ vor rathſam hal= ten werden/ daß man dieſelbige von dannen hiehero repetire. Ja auch das Opium ſelbſten wird von ſeinem ſtinckenden vnd Schlaffmachenden Schwefel/ wiewol ſolches mit einem Liquori oder Yſopwaſſer wol abgewaſchen oder mit einem Brandwein extrahirt wird/ nicht liberirt. Derowegen iſt es gnugſam/ daß man ſolches zuvor wolcorrigire vnd hernacher mit einem andern Safft benebens anderen wenigen Stücken vermiſche/ dar= von zimlich weitlaͤufftig in vorangezogenem Tractat vnd den Notis zu dem Tyrocinio Chymico Beguini.
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Abſonderliches Anodynum deß Paracelſi.
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Bey dem Paracelſo in ſeinen Archidoxis iſt ein ſonderbahres Anodynum nach deſſelbigen Sinn vnd Meynung zufinden/ vnd wird vns daſſelbige nachfolgender Geſtalt beſchrieben,Deſtilliere erſtlichen nach der Lehr vnſeres Authoris/ wie hernacher bey dem vermiſchten Froſchleychpulver oder bey der ſperniolæ compoſitæ zufinden/ auß de̅ Froſchleych ein Waſ= ſer; Nimb dieſes deſtillirten Waſſers vnd deß außgepreſten Saffts von Pomerantzen oder auch/ Limonen eines jeden xij Loth/ roh vnbereiten Thebaiſchen Magſamen Saffts oder opii Thebaici (: Es iſt aber dienlicher/ ſo es von ſeinem Schwefel abgeſondert worden:) j Quintlein/ Zimmet/ Neglein/ Orientaliſchen Saffrans jeder j Loth/ laß es einen gantzen Monat durch an der Sonnen oder im Pferdts Miſt eingebeitzet ſtehen/ hernacher ſeyge es durch vnd drucke es wol auß/ wann es nach der Kunſt filtriret worden ſo thue darzu iiij Sc. Amber/ x Gr. Biſam/ ſolvirter Corallen oder Perlen oder derſelbigen Saltzes jedes ½ Quint. Was darvon vbrig blieben vnd zur Aſchen worden/ darauß mache eine Saltz vnd vermiſche ſolches mit den obgedachten Stuͤcken. Verwahre ſolches zum innerlichen Gebrauch. Sein Gewicht iſt von einem biß auff drey Quintlein.???b. Laudanum wird es genennet dahero/ dieweilen es wegen ſeiner groſſen Tugenden vnd Würckungen welche wir in den gefaͤhrlichſten Kranckheiten vnnd beſchwehrlichſten zu= faͤllen vnd Schmertzen/ welche es vertreibet vnd beſaͤnfftiget iu der That ſelbſten mit groſſem Nutzen erfahren/ hoͤchlichen zurühmen/ zupreyſen vnd zuloben iſt. Vber das wird es auch/ weiln es das Leyd vnd Trawrigkeit ſtillet/ Nepenthes genand.

Wahrhafft vnd eygentliche Beſchreibung deß Lau- dani opiati.
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Mein Laudanum opiatum mit dem Opio (: Dann man hat auch ein Laudanum welches gleichsfals die Schmertzen ſtillet/ darzu das opium nicht kommet/ nemlichen auß de̅ Schwe= fel deß Vitriols:) welches auff richtig vnnd gerecht auch mit leichter Muͤhe kan zuweg ge= bracht werden/ bereite ich zu meinem Gebrauch auff nachfolgende Weiſe, Nimb deß Thebai= ſchen Opii, ſo gerecht zaͤhe vnd nicht verdorben/ ſo viel dir beliebig/ ſchneide es zu kleinen ſtuͤck= lein/ truͤckne dieſelbige in einer glaͤſernen Schuͤſſel vber der warmen Aſchen oder mit gelinder Hitz deß Sants ſo fern auß/ daß es von ſich ſelbſten vnd mit den Fingern zu einem Pulver kan zerrieben werden/ auch einen aromatiſchen Geruch von ſich gebe/ dann zu̅ Anfang/ ſo es noch beyſammen riechet der Schwefel vber alle maſen uͤbel. Wann nun der ſtinckende Schwefel darinnen die gantze Macht den Schlaff zubringen vnempfindlich zumachen beſtehet &c. Darvon genommen vnd abgedaͤmpffet worden/ ſo extrahire mit einem deſtillirten Eſſig das corrigirte opium, gieſſe aber denſelbigen vber daß opium, daß er v oder vj Finger hoch daruͦ= ber außgehe/ laſſe es alſo eine zeitlang an einem warmen Orth ſtehen. Sondere den tingirt o= der gefaͤrbtem Eſſig durch das filtrum von den Haͤfen ab/ vnd gieſſ abermahls einen friſchen Eſſig wieder darzu/ das jenige nun/ welches durch wiederholete digeſtion ſich rothlecht gefaͤr= bet/ ſeparire abermahls auff vorige Weiſe vnd laſſe es darbey bewenden/ den alſo tingirt vn̅ gefaͤrbten Eſſig miteinander deſtillire im Balneo biß ein rechtes Extract deß Opii, ſo dick wie ein Honig/ darauß wird. Dieſes Extracts nu̅/ wann da würden ſein ij Loth ſo thue darzu/ wie allbereits hierobe̅ erwehnet/ Corallen vnd Perlen Saltzes jedes ½ Qu. deß Extracts vo̅ Saff= ran/ ſo mit dem Brandwein außgezogen worde̅ ij Qu. miſche alles wol durcheina̅der vnd ver= wahre es auffs beſte/ zuletzt ka̅ man etzliche Tropffen Neglein Oels darzu thu̅. Dieſes Laudanu̅ [ID00256] iſt faſt gantz vnd gar vnſtraͤfflich vnd kan gantz ſicher ohne Sorg eintziger frembder ſchaͤdlicher Qualitet genutzet vnnd eingegeben werden; welches aber von beyden vnſers Authoris Lau- dani opiatis, wiewoln dieſelbige mit groͤſter Sorgfaͤltigkeit vnnd Fleiß zubereitet werden/ ſchwehrlichen zuhoffen. Sein Gewicht iſt von ij biß auff iiij Gr.

Wie man dieſes Laudanum opiatum gebrau= chen ſoll.
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Der Gebrauch deß Laudani opiati ins gemein iſt nachfolge̅der: 1. Stillet es alle Schmer= tzen. 2. Bringet es den Schlaff. 3. Hemmet es alle Fluͦß. 4. Verzehret ſolches die Hitz. 5. Staͤrcket es die Natur &c. Der ſpecial Gebrauch aber iſt in Verruckung deß Hirns/ Wahnſucht/ Fiebern/ Seydtenſtechen/ Erbrechen vnd Gliederwehe/ Hüfftwehe/ Auffſteigen der Mutter vnd der ſchwehren Noth &c. Dieſes nun muß den Tag vber ein mahl gebrau= chet werden/ doch wann es die hohe Notturfft vnd die bittere Schmertzen erfordern/ kan man ſolche zweymahl eingeben Crollüus gebrauchet ſolches dreymahl/ nemblichen Mor= gends/ Mittags vnd zu Abend. Beſiehe vnſere Chymiatriſche Praetic am 23. 24. vnnd 25. Blat/ &c.

Laudanum ohne das Opium.
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Von dem Laudano, welches kein Opium bey ſich hat vnd gleichwol die Schmertzen ſtillet/ welche Qualitet von dem Schmertzen ſtillend=figirt=Vitrioliſchen Schwefel herruͤhret (:welches daß es vnſer Author geſehen/ vermeint er ſelbſten hierunden bey dem ſpecifico ſto- machico oder ſonderbahren Magen Artzney:) wird viel geleſen ſo wol bey dem Quercetano, inſonderheit in einem conſilio welches er wegen einer Adelichen Jungfrawen auffgeſetzt/ als auch bey dem Libavio in ſeinem ſyntagmate arcanorum. Ich halte aber gaͤntzlichen darvor/ daß von dieſen beyden keiner die rechte vnd wahre Weiß ſolches zu præpariren/ viel weniger auß demſelbigen eine ſchoͤne compoſition ſolches herꝛlichen Laudani vnnd auß dieſem zweyer anderern/ auß welchen das eine zu der ſchwehren Noth/ das andere aber zu Auffſteigen der Mutter dienlichen iſt/ gewuſt habe. Damit ich aber nicht darvor angeſehen oder gehalten werde/ als wann ich etwas hette auß Mißgunſt verſchweigen vnd verhalten wollen/ ſo will ich die rechte vnd wahre præparation ſolches Schmertzenſtillende̅ Vitrioliſchen Schwefels lehren/ auch wie hernach mit demſelbigen die andere beyde Laudana muͤſſen zubereitet werden trewhertzig mittheilen vnd darthun,Nimb Feilſpaͤn ſo von jhrem Staub wol geſaͤnbert j Theil/ Vngariſchen blawen Vitriols oder deß Vitriols ſo auß dem Kupffer gebracht wird/ von welchem hierunden bey dem ſonď= bahren ſtomachico, ij Theil/ zerreibe vnd vermiſche es wol vndereinander/ thue ſolches zu= ſammen in eine halb zerbrochene glaͤſerne Cucurbit/ feuchte es mit eine̅ deſtillirten Eſſig wol an/ vnd zwar alſo/ das derſelbige eines halben Fingers hoch darubergehe. Hernach koch=vnd coagulire biß es trucken werde/ am End aber treibe das Fewer etwas ſtaͤrcker/ damit die Matery etwas roͤthlecht werde. Zu dieſem Pulver gieſſe einen andern friſchen deſtillirten Eſſig/ daß er vier Finger hoch daruͤber ſtehe/ laß ſolches au einem warmen Orth etliche Stu̅d lang ſtehen/ ſo wird ſich der Eſſig faͤrben/ gieſſe jhne aber vnd filtrire ſolcher/ thue abermahls andern Eſſig darzu/ vnd wann derſelbigt gleicher Geſtalt tingirt worden/ ſo gieſſe jhn ohne Auffruͦhrung der Haͤfen wiederumb ab/ vnd verfahre ferners alſo/ biß daß der Eſſig ſich nit mehr tingire oder faͤrbe. In dieſem alſo geſamleten vnd gefaͤrbten Eſſig nun iſt der brenne̅= de Schwefel deß Vitriols: Wann man nemlichen zur Pro̅b etwas von demſelbigen nimmet vnd den Eſſig laͤſſet abdaͤmpffen/ auch was uͦbrig/ etzliche mahl mit friſchſuͤſſem Brunnen= waſſer abſuͤſſet/ vnnd auff Fließ Papier mit gelindem Fewer außtrncknet/ ſo wird man ſehen/ [ID00257] daß es ſich von dem Fewer anzuͦndet vnd von demſelbigen gleich dem Schwefel gantz vnnd gar auffgezehret wird. Auff dieſe Weiſe nun wird der brennende Schwefel deß Vitriols fi= giret vnd darauß eine Schmertzſtillende Artzney. In ſolchen mit der Tinctur deß Schwe= fels angefuͤllten Eſſig thue tropffenweiß deß Weinſtein Oels ſo viel darzu vonnoͤthen/ ſo wird ſich alſo bald der Schwefel figiren vnd praͤcipitiren. Gieſſe den darauff ſtehenden deſtil= lirten Eſſig ab vnd waſche das auff dem Boden hinderbliebene Pulver etzliche mahl auffs fleiſſigſte mit Brunnen waſſer ab/ ſo wirſtu den Schmertzen ſtillenden figirten Schwefel deß Vitriols vberkommen/ welcher von Violen ſo hoch geruͤhmet vnd geprieſen auch ſehr embſig= lichen begehret worden/ dieſes muß nun ſein das Fundament vnd der Grundſtein derer her= nach folgen vnd wenigen bekand Laudanorum. Hiervon beſiehe auch vnſere Chymiatriſche Practic am 23. 24. Blat.Extrahire alles wie gebraͤuchlich mit dem Brandwein. Gleicher Geſtalt extrahire mit dem deſtillirten WegwartenwaſſerDieſe beyde abſonderlich geſamlete vnd filtrierte Tincturn vermiſche wol vnder einander vnd thue darzuCirculire ſolches zuſammen wolverwahret v Tag lang im Balneo’, hernacher extrahire durch die deſtillation die Menſtrua, Daß ſiegleichſam die dicke eines Honigs vberkommen/ thue zu dieſerFormiere darauß eine Maſſ. Solches iſt wahrhafftig ein herꝛlich vnnd ſehr groſſes Schmertzenſtillende Artzney.

Laudanum Epilepticum oder zu der Fallenden Sucht.
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Nimb das/ auß dem Schwefel deß Vitriols zubereiteten Laudani iv Loth (:Dieſes Lau- danum aber wird auff eben ſolche Weiſe/ Manier vnnd in dem Gewicht der ingredientien gemacht/ gleich wie das Laudanum Opiatum doch iſt dieſes der vnderſcheid/ daß allhier vor die Eſſentz deß Opii, der Schmertzenſtillende Schwefel deß Vitriols genommen wird:) deß wahren vnd vffrichtigen Campffer Oels j Loth/ ſo wirſtu alſo bald das Laudanum vor die Fallende Sucht oder ſchwehre Noth haben/ welches dann ſolche Schwachheit gewißlich curiret vnd heylet, Die wahre vnd rechte Beſchreibung deß Campffer Oels findeſtu in vnſe= rer Chymiatriſchen Practic am 44. Blat. Dieſes wird gegeben ij biß in iiij Gr. auch in dem paroxyſmo ſelbſten/ ſo wird derſelbige alſobald auffhoͤren/ oder hernacher deſſelbigen etwas eine zeitlang alle Tag/ inſonderheit vnd vornemblichen aber gegen das Newe Liecht/ jedoch [ID00258] muß man vnderdeſſen auch anderer zu dieſer Kranckheit gehoͤriger Sachen nicht vergeſſen/ alsdann wird mir nicht nur der paroxyſmus allein/ ſondern die gantze Schwachheit vertrie= ben. NB. Weiln das Campffer Oel geſchwind abdaͤmpffet/ ſo were derowegen beſſer/ man lieſſe ſolches gantz vnd gar von dieſen ſonderbahren zu der ſchwehren Noth dienliche̅ Lau- dano vnvermiſchet bleiben/ hergegen nehme man deſſelbigen ſo viel nach proportion darzu ge= hoͤrig/ vnd vermiſche es mit dem Laudano zur Stund/ ſo es ſoll eingenommen werden. Sie= he hiervon vnſere Chymiatriſche Practic am 44. 45. Blat.

Laudanum zum Auffſteygen der Mutter.
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Miſche ſolches wol vndereinander vnd verwahre es zum Gebrauch. Solches iſt eine Augenſcheinliche Hülff in Auffſteigung der Mutter/ wann man deſſelbigen j oder iij Gran mit einem darzu dienlichen Waſſer eingiebet Wie aber das obgemelte Extract müſſe zuberei= teb werden/ daſſelbige findeſtu in vnſerer Chymiatriſcher Practic am 181 Blat.???f. Dem Opio vnnd Bilſenſaamenſafft vermag der Brandwein dem Giefftigen Schwefel nicht zunchmen/ ſondern wird vielmehr durch denſelbigen ſubtiler vnd dannenhero ſtaͤrcker auch alſo dieſes Laudanum dardurch ſchaͤdlicher. Derowegen kan ich dieſe zuberei= tung keines Wegs gut heiſſen. Die jenige aber iſt die beſte/ welche hieroben beſchrieben wor= den vnd geſchiehet/ wann man das in kleine Stücklein zerſchnittene Opium bey gelindem Fe= wer außdaͤmpffen laͤſt/ daß endlichen/ wann der boͤſe ſchaͤdliche Geruch demſelbigen benomme̅ worden/ ſolches hernacher anmuͦtig vnd fehr lieblich rieche: Nachmals muß eben dieſes O- pium, wann es von ſeinem vberflüſſigen Schwefel liberirt worden/ eintzig vnd allein mit dem deſtillirten Eſſig extrahirt werden. Vber das ſehe ich ſehr vngern/ daß man das Opium mit dem Brandwein extrahiret/ auß dieſer Vrſachen/ weiln derſelbige/ wie hieroben bey dem Pan- chymagogo Vegetabili erinnert worden vielmehr den Schwefel als den Mercurium oder dz Saltz angreiffet. Nun aber iſt in de̅ Schwefel dieſe der Menſchlichen Natur hefftig zuwieder Schlaffbringende krafft am ſtaͤrckeſten. Der Eſſig aber nimmet nur von dem Schwefel das jenige/ was am reineſten/ die vbrige principia aber ziehet er nicht an ſich. Derohalben iſt an dieſem Orth der Eſſig am dienlichſten.
|| [ID00259]

Von der Lattwergen deß Laudani.
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Nimb Opii vnd deß Saffts auß Bilſenwurtzeln/ ſo bey de rectifi= ciert/ jeder 2. Loth:Der Eſſentz von Alraunwurtzeln mit gebrannten Wein extra= hiert/ 6. quintlin:Der ſpecierum Diambræ ohne Biſam vnd Ambra bereit/ 8. Lo. Deß Saltzes von Perlen/ vnnd Coralln/ Augſtein/ Mumiæ jedes 4. Scrupel:Orientaliſchen Saffran 2. Scrupel:Einhorn 1. Scrupel:Terræ Sigillatæ 1. quintl.Abgeſchaͤumten Honig 24. Loth:Laß die Eſſentz deß Opii vnd Bilſenſaffts (wann ſie zu duͤnn vnd fluͦſſig/ ſo laß den gebrannten Wein bey einem ſanfften Fewerlin zu= vor genugſam darvon evaporiren) in einem Honig vber dem Fewer nach dem ſie wol mit einander vermiſcht/ diſſolviern/ thu das Saltz von Perlen vnd Coralln/ 786 vnd nachmals die vbrige rein pulveriſirte Sachen/ als den Augſtein/ Mumiam, Saffran/ Einhorn/ Terram Si gillatam, 787 mit den ſpeciebus Diambræ allgemach hinzu/ miſch law= lecht vnter einander vnd formlers zu einer Lattwerg.

Von dieſer Lattwergen Wuͦrckung vnd Gebrauch.
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Ein Laudabile oder loͤbliche Artzney/ welche den Namen mit der That empfangen/ wann ſie nemblich Laudanum wird genen= net.Wunder aber/ ja mehr als zuverwundern iſt es/ warumb ſich et= liche Kluͦglinge fuͦr de̅ jnnerlichen Gebrauch deß Opii ſo ſehr entſetze̅/ da doch das Laudanum opiatum, von allem Gifft vnd Vnreinigkeit iſt ledig vnd frey gemacht/ der fuͤrtrefflichen Sachen/ damit es corri= giert vnd verbeſſert wird/ zugeſchweigen. Welches doch von der Apo [ID00260] tecker vnnd anderer Alten Mixtur in welche das Opium vnd Bilſen= ſafft kompt/ nicht geſagt werden kan/ als da ſind das Philonium Perſi- cum, Romanum, das Tarſenſe, die Athanaſia magna, Aurea Ale- xandrina Nicolai, Triphera der Theriac, Mithridat andromachi, die Trochiſci de Alkekengi, pilulæ de Cynogloſſa, &c.Dieſes Anodynum ſpecificum iſt wider alle Schmertzen die euſſerſte Zuflucht.1. Als erſtlich in allen ſcharpffen/ kalten vnd hitzigen/ euſſerli= chen vnd jnnerlichen Schmertzen: Durch deren Vngeſtuͦmm vnnd Gewalt die Menſchen faſt gar von ſich ſelbſten kommen: Vnd ſonder= lich in dem ſchmertzen deß Grimmens/ mit Beyment oder Balſam= waſſer (jedoch bey offenem Stulgang) Nierenwehe/ gefaͤhrlichen Sei tenſtechen vnd Gliederſucht.2. In Stillung aller Fluͦß/ ſie kommen von welcher Feuchtig= keit ſie woͤllen/ vnd ſonderlich im Anfang der ſcharpffen Fluͦß.Item in Durchl aͤuffen der Daͤrm/ es ſeyen dieſelbige gleich auß boͤſen ſcharpffen Feuchtigkeiten/ oder vbermaͤſſigen Purgation ent= ſtande̅: Vnd wird alsdan̅ mit Maſtix vnd Terra ſigillata gebraucht.3. In dem vbermaͤſſigen Wachen vnd groſſer Vnruhe in vnd auſſerhalb deß Leibs gebraucht. Von auſſen vermiſcht man deſſen 4. oder 6. Gran mit 3. Tropffen Muſcatenoͤle oder gleich ſo viel ſeines außgepreſten Balſams/ ſtreicht ſolches an ein leinene Wiechen/ vnnd ſchiebt es dem Menſchen zum Naßloch hinein/ es befoͤrdert de̅ Schlaff gewaltig: Wann aber der Schlaff zulang wehren will/ ſo ziehe den Wiechen herauß: Dann auff ſolche Weiß iſt dermal eins ein vnheyl= ſam Naſenſchweiſſen geſtillet worden: Da man nemblich auß 16. Gr. dieſer Mixtnr zwey Pilulen formiert/ vnnd die beyde Naßloͤchen da= mit verſtopfft.4. In alle̅ vnd jeden Fiebern/ wird es mit Wermut vnd Wein= rauten waſſer (als welche den Fiebern von Natur zuwider) gebraucht. Wann die Hitze lang wehret/ ſo ſoll man ſein Gewicht nach vier Stu̅= den widerholen. In den allerhitzigſten Fiebern ſtillet es den Durſt/ vn̅ bringt den Schlaff/ inſonderheit wann in den Fiebern der Schlaff mit einem vnruͦhigen Wachen iſt vermiſcht.5. Wann es die Keichende vnnd Schwindſuͤchtige mit Yſop= waſſer gebꝛauchen/ koͤnnen ſie ſich ein gute weil damit auffenthalte̅. In de̅ Huſten abeꝛ muß man behutſam damit verfahren/ damit es denen/ [ID00261] ſo faſt gar von Kraͤfften kommen/ nit gegeben werde: Wie gleichsfalls auch/ da noch viel Vnrath in der Bruſt vorhanden. Denn ob es wol den Huſten ſtillet vnd einen Schlaff zuwegen bringt/ ſo vermehret es doch die Engigkeit der Bruſt. Iſt derowegen rathſam/ daß man in de̅ Huſten allezeit weniger gebrauch/ vnnd es mit duͦnnmachenden vnnd abwaſchenden Artzneyen vermiſch: Als da iſt das Oxymel 788 oder das auß Andorn 789 wird vermiſcht.Es wird aber alsdann am fuͦglichſten gebraucht/ wann die hin= zufliſſende Feuchtigkeiten duͦnn vnnd ſcharpff ſind/ als in welchen es durchauß keinen Schaden bringt: Sondern es macht das jenige/ ſo duͦnn vnd fluͦſſig iſt/ etlicher maſſen dick vnnd temperirt daſſelbige nit allein/ ſondern lindert auch die daſelbſt her entſtandene Schmertzen. In dem aller groͤſten Huſten aber thut man etwas von Tragacanth 790 hinzu.6. Es erhelt auch die natuͦrliche Waͤrmbde/ ſtaͤrckt die Geiſteꝛ vnd widerbringt die verlohrne Kraͤffte/ vnnd ſonderlich wann auch et= was von Biſam 791 darbey iſt.7. Hat wider alle Melancholiſche Gebrechen/ vngegruͦndte Trawrigkeit vnd Schwachheite̅ deß Hertzens 792 ein groß Vermoͤgen.8. Wird in dem Erbrechen/ Klugſen oder Schluͤcken vnd ge= ſchwaͤchte???n 793 Magen mit groſſem Nutz gebraucht.9. Stillet alle Ve̅rblutungen 794 vnnd vbermaͤſſigem Fluß der Monatlichen Blum/ mit dem Croco Martis 795 vnnd rothen Corallen vermiſcht.10. Hilfft dem Hirnwuͤten vnd Wanſucht zu einem erwuͦnſch= ten End/ mit Aqua vitæ vermiſcht/ vnd beyde Schlaͤffe damit beſtri= chen. 796 11. Wird in der ſchwehren Noth oder hinfallende Seuche mit dem Spiritu vitrioli der Eſſentz deß Saffrans/ ſo mit ſuͦß Mandeloͤl extrahiert gegeben.Sein Gewicht iſt 2. biß in 3. vnd 4. Gran/ wann der Leib offen/(Gewicht.) ſo wuͦrcket es deſto beſſer. Wird auch in den zu einer jeden Kranckheit beſondern Waſſern/ nach gelegenheit der 7. fuͤrnemen Glieder vnd d??? Kranckheit gegeben. Wann die Schwachheit hefftig/ pflegt man bey der Nacht vnd lang nach dem Nachteſſen deſſen ein Pilulen zuverord= ???en/ in der Mitternacht das zweyte/ vnd am Morgen fruͦh das drit. 797 Die Lattwergen wird eben alſo gebrauche/ jedoch in groͤſſerm [ID00262] Gewicht/ nemblich von einem biß in anderthalb quintlin/ mit einem darzu gehoͤrigen Liquor, Wein oder Zimmetwaſſer. Vnd koͤnnens auch die Kindbetterin vnd junge Kinder ohne Gefahr vnd Schaden 798 gebrauchen.

VIII. Von dem Odorifero oder wolriechen= den Artzneyen.
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Es werden nicht allein die Menſchliche Leiber/ ſondern anch der= ſelbigen Geiſter durch den guten vnnd anmuͤthigen Geruch erquickt. Dannenhero Philagrius bey dem Aetio nicht vnbillich ſagt/ es neme die Natur den anmuͦthigen Geruch ſehr gerne an vnd werde dardurch erquickt/ gleichſamb widerumb lebendig gemacht/ vnd die durch die Schwachheiten geſchwaͤchte Kraͤffte widerbracht. Dann es wird der Geruch durch die Naßloͤcher zu dem Hirn vnd Hertzen gezogen/ da er dann den gepreſten vnd erſtickten Geiſt widerumb auffmuntert vnnd den fluͦchtigen vnd außdaͤmpffenden auffhelt. Ja es gedenckt Plinius 799 auch beſonderer hitzigen Laͤnder/ deren Innwohner allein von dem Geruch leben.Zur Erhaltung der Geſundheit iſt an dem euſſerlichen Lufft ſehr viel gelegen: Sintemal die jenige/ ſo von jrge̅d einem Geſtanck 800 kra̅ck worden/ ſehr ſchwehrlich geneſen/ dieweil nemblich der vnanmuͦthige [ID00263] Geruch mit dem Geiſt zu allen Gliedmaſſen deß Leibs hinein tringt/ vnd ſonderlich zu dem Hirn vnd Bruſt. Mit dem Geruch deß Elixiris vitæ, ſo auß mancherley Gewuͤrtzen bereitet/ ſagt Baptiſta Porta 801, hab er jhrer viel/ ſo dem Tod faſt nahe geweſen/ errettet. Vnnd ſind dem= nach in vielen Kranckheiten die Geiſter deß Lebens zu rectificiern vnd zu corrigiern: Sintemal die fuͤrnembſte Glieder zuſampt den Gei= ſtern deß Lebens (welche beyde von allem vnd jeden Gifft am aller er= ſten werden angeſteckt vnd beley diget) durch die wolriechende Sache̅ gewaltig werden geſtaͤrckt vnd die gifftige Duͤnſten vertrieben: Dann es kan der Geiſt anderſt nicht/ als durch einen Geiſt 802 vnnd guten Ge= ruch erquickt vnnd geſtaͤrcket werden: Sintemal der anmuͦthige Ge= ruch mit vnſern Geiſtern/ als deß Lebens Vrſaͤchern am allerbeſten vbereinſtimmen. So gibt es der taͤgliche Augenſchein/ daß wir die Naſen gegen den ſtinckenden Sachen ruͤmpffen vnd verſtopffen vnnd den Athem an vns halten/ damit wir den Geſtanck nicht empfinden/ der vns ſehr bald zuſchwaͤchen pflegt. Zu dem/ wann vnſere Geiſter durch etwan eine Ohnmacht oder gefaͤhrlichen Krampff werden ver= halten/ gepreſt vnd geſchwaͤcht/ vnd man vns etwas lieblichs zurieche̅ vorhelt/ kommen dieſelbigt Geiſter alſo bald widerumb/ alſo daß wir vns koͤnnen erholen. So ſehen wir auch/ daß die Gebaͤrmutter der Weibsperſonen/ ſo bald ſie einen guten Geruch empfind/ auff vnd ni= der ſteiget. Gleich wie man dann auch in der Peſt/ Vngariſchen Fie= bern vnnd andern dergleichen gifftigen Schwachheiten die Geiſter/ welche durch das an oder eingezogene Gifft ſind inficiert vn̅ angeſteckt worden/ mit guten Raͤuchen verbeſſern vnd widerbringen kan/ wie bey dem Conradino in ſeinem Buͤchlein von dem Vngariſchen Fie= ber zuſehen/ in welchem er allerley wolriechende Rauchkertzlin vnnd Waſſer beſchreibt.Wer in Bereitung deß odoriferi ſpecifici, als welches mit ſei= nem lieblichen Geruch die matte Seele gewaltig erquickt/ deß Para- celſi Proceß vnd Weiſe 803 folgen will/ der wird mit mir in deſſelbigen Præparation durch die Digeſtion alle Muͦhe vnd Arbeit verſpielen Der Zibet vnd alle Gummi zuſampt dem Tragant bekommen in der Digeſtion einen vnanmuͤthigen Geruch.Nimb Muſcatblumen.NegleinAußerleſenen Zimmet 804 / jedes 2. quintlin:
|| [ID00264]
Grawe Ambra 805 1 quintlin.Biſam 806 ein halb quintlin.Zibeth 2. quintlin.Arabiſch Gummi 1. quintlin.Tragant/ ſo zuvor auff dem Ofen getruͤcknet 2 quintlin.Laß dieſe beyde Gummj mit dem Biſam ſtoſſen/ alles fleiſſig ge= ſtoſſen mit dem Zibeth vermiſchen/ gieſſe deß Aquæ naphæ oder deß wolriechenden Damaſceniſchen ſo auß den ſpecificierten wolriechen= den Sachen vnd Roſenwaſſer bereitet/ vnd in welchem ein wenig von deß Paracelſi Carbon 807 oder Occidentaliſcher Zibeth zuvor 8. Tage in der Digeſtion vermiſcht worden/ wie viel du wilt/ hinzu: Dieſes Waſſer/ nach dem es zuvor mit einer Baumwoll gelaͤutert worden/ geuß ſo viel du zur incorporation der maſſæ bedarffſt/ hinzu/ ruͤhrs wol vnter einander/ wolriechende Kugeln oder Haͤrtzſaͤcklin darauß zuformieren/ vnd laß es in einem Glaß ohne Digeſtion verhaͤrten.

Oder ſolches auff ein andere Weiſe zubereiten.
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Nimb der deſtillierten Waſſer von Roßmarin/ weiß Lilien/ Ba= ſilenkraut/ Roſen/ Majoran/ Spicanardi vnnd Lavendel jedes ſo viel du zu Befeuchtigung der Muſcatblumen/ Negelin vnd Zimmet jedes 2. quintlin bedarffſt: Laß jedoch die Gewuͦrtz zuvor rein pulveriſiern vn̅ durchreitern: Wann ſolches geſchehen/ ſo thu hinzu/ geſtoſſen Ambra 1. Loth: Alexandriniſchen Biſam 2. quintlin: Zibeth 2 Loth: Miſche al= les wol vntereinander/ thue deß pulveriſierten Arabiſchen Gummi 2. quintlin: Deß pnlveriſirten Tragants 1. Loth hinzu/ ruͦhrs fleiſſig vn= ter einander/ laß vber Nacht alſo ſtehen/ biß es ſich wol miteinander vermiſch/ mache den folgenden Tag Zeltlin oder runde Scheiblin darauß/ laß dieſelbige zwiſchen zweyen warmen Blaͤttern alſo bald truͦcknen vnd zum Gebrauch verwahren.
|| [ID00265]

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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Gleich wie der Zibeth mit ſeinem Geruch allen Vnrath vnnd Miſt außtreibt/ alſo verweiſt dieſes odoriferum ſpecificum alle Kranckheiten auß deß Menſchen Leib. Vnd gleich wie das Natern= fleiſch in den Theriac wird vermiſcht vnnd alle andere Stuͦck dieſer groſſen Compoſition zu den fuͤrnembſten Gliedmaſſen deß Leibs hin= durch fuͤhrt: Alſo wird auch der Carbon vmb Befoͤrderung vnnd der Penetration willen hinzu gethan/ deſſen vorgehender vnanmuͤthiger Geruch (welcher doch/ wie ich in der Erfahrung befunden/ in der Di= geſtion in einen ſehr lieblichen Geruch verwandelt wird) viel eher pe= netriert vnd durchtringet/ als alle Wuͤrckungen der Lilien/ wie Theo- phraſtus darauff deutet.Vnd dieſes Odoriferum ſpecificum wird fuͤrnemblich alsdann mit groſſem Nutzen gebraucht/ wann man jnnerlich nichts einnem= men kan/ als in dem Schlag/ hinfallenden Seuch/ ꝛc. Sintemal viel ſolcher Patienten durch dergleichen Geruch werden auffgemuntert vnd zu ſich ſelbſt gebracht/ ob wol die Schwachheit nicht gar darduꝛch wird außgereutet vnd vertrieben/ ſondern es wird allein der Weg be= reitet. Dann durch die Krafft deß Geruchs dem Coͤrper mitgetheylt wird das Gebluͦt bewegt vnd das Hertz gewaltig erquickt.In dem Schlag hinfallender Seuche/ Grimmen/ Auffſteygung vnnd Erſtickung der Mutter/ in boͤſem Peſtilentziſchen Lufft/ ſchafft ſolches odoriferum nicht geringe Huͦlff: Wie gleichfalls auch bey de̅ Maͤnnern zur Auffmunterung der Begierde zum Beyſchlaff. 808 Wird zu allen jetzter zehlten Gebrechen mit außgepreſtem Muſcatoͤle ver= miſcht vnd zu einem Saͤlblin formiert/ vnnd gebuͤhrlicher Weiſe an= geſtriechen.
|| [ID00266]
???k. Lieſſe Naphtæ, welches Waſſer auß Pommerantzenbluͤt deſtillirt wird. Darvon ſihe bey dem Renodæo das 4. Cap. deß 6. Th. deß j Buchs. am 449.???l. Was eygentlich Paracelſus durch daß bloſe Wort Carbon, deſſen er ſonſten an kei= nem Orth/ als in ſeinem ſonderbahren Odorifero, Arcbidox. 7. Doch ohne eintzige Bedeu= tung gedencket/ wolle andeuten/ daran zweiffelen biß Dato noch viel. Daſſelbige aber iſt anders nichts/ als der Schwefel der kleinen Welt oder Menſchen Miſt/ welches durch langwuͤrige digeſtion ſeinen ſchandlich vbelen Geruch/ in trefflichſte Lieblichkeit verwandelt wie der Context an obangeregtem Orth ſolches klaͤrlichen bezeuget vnnd vnſer Author ſo wol auff dieſem als dem nachfolgenden Blat ſolches anzeiget. Er nennet es einem occiden= taliſchen Zibeth/ naͤch dem Exempel deß jenigen/ ſo auß den Orientaliſchen zu vns gebracht wird/ dann ein vngereumbtes Werck iſt/ glauben wollen/ daß auß den occidentaliſchen In= dien der Zibeth zu vns gebracht werde.Nun iſt aber in der kleinen Welt das hindergeſtell der Niedergang/ der Auffgang aber ď vordere Menſch. Dannenhero dann Gleichnuß Weiſſe er durch den Occidentaliſchen Zi= beth dem Menſchen Miſt ſo durch die digeſtion/ wie oben gemeldet worden/ einen vber alle maſen lieblichen vnnd angenehmen Geruch vberkommen/ verſtehet welches Paracelſus den Nahmen Carbos gegeben/ in dem Buch welches er an die Frieſenden geſchriebenden/ darinne̅ er alle ſeine Geheimnuſſen beſchrieben.???m Darmit die Mannliche Ruthen zuſchmieren.

Von dem MEDICAMENTO SPECIFICO zu allen ſieben Gliedmaſſen deß Leibs. 809
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Verwahr die fuͦrnembſte Gliedmaſſen deß Leibs/ ſagt Paracel- ſus, ſo wird der Todt nicht leichtlich folgen: Sintemal ohne ſolcher Glieder Erhaltung vnd Verwahrung keine Kranckheit geheylet wer= den kan. Dann wo du das Leben erhalten wilt/ ſo muſtu nicht allein das Hertz verwahren/ ſondern auch das Hirn/ Leber/ Lu̅g/ Miltz/ Nie= ren vnd Gall. Dann ob wol das Hertz deß gantzen Leibs centrum vnd Wurtzel iſt/ ſo bringt jedoch ein jede groſſe Verletzung oder Belcydi= gung der vbrigen fuͦrnembſten Glieder den Todt.Solches zubereite̅ nimb Augſteinoͤle/ ſo 3. oder 4. mal durch Ma= joranwaſſer rectificiert worden 4. Loth:Deß rechten Spiritus vitrioli 810 vnd deß Saltzes 811 von eines Me̅= ſchen Hirnſchal jedes 1. Loth:Der Tinctur von Orientaliſchen Saffran vnnd der Kern oder Saamen 812 von Alkermes oder Scharlachbeer jedes 2. quintlin:
|| [ID00267]
Deß Saltzes von Perlen vnd Corallen jedes 2. Loth:Der Oele von M Muſcatbluͤht vnd Zim̅et jedes ein halb quint:Lactis Sulphuris 2. Loth:Deß Extracts von Spodio 3. Loth.Deß Magiſterii von Weinſtein 813 2. Loth:Deß Schweißtreibenden Antimonii 1. Loth:Der Tinctur vom Croco Martis, Schwalbenkraut vnnd Rha= barbara jedes 1. Loth:Deß Liquoris von Cryſtall vnnd Stein 814 auß einem Menſchen jedes 2. Loth/ miſch mit der extrahierten vnd dick gemachten Eſſentz 815 von Theriac/ Wachholder Honig/ Roſen Conſerv vn̅ wie viel du wilt Roſenzucker wol vnter einander/ biß es die dicke einer Lattwergen be= kompt/ vnd thu Biſam vnd Ambra eines jeden 1. quintlin hinzu.Von wegen der groſſen Verwandſchafft deß Magens mit den andern Gliedern ſoll man auch 2. quintlin deß Vitrioloͤls veneris vnd ein halb quintlin/ deſtilliert Muſcatnußoͤle damit vermiſchen.

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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Es wird in den vnheylſamen vnd fuͦrnemblich ſolchen Kꝛanckhei= ten gebraucht/ in welche ſich weder der Patient/ noch auch der Medi- cus ſelbſten richten kan/ was es nemblich fuͦr ein Schwachheit ſey.Vnd dieweil in allen jnnerlichen Kra̅ckheiten auffs wenigſt eins (wo nicht zwey oder mehr) auß den gemeldten fuͤrnembſten Glied= maſſen nothwendig mitleyden muß/ als kan man dieſe Artzney auch in allen Gebrechen ſicherlich gebrauchen.Sein Gewicht iſt von 5. 6. 7. biß in 10. Gran in Wein oder Car= duibenedictenwaſſer/ oder was ſich zu einer jeden Kranckheit ſchickt.
|| [ID00268]

Von dem Specifico Capitali vnd ſonderbahren Haupt Artzney.
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In Heylung der ſchwehren Noth ſchreibt Paracelſus der Fluͦch= tigkeit 816 deß Spiritus vitrioli ſehr viel zu: Daſſelbige aber habe ich noch bey keinem Chymiſten koͤnnen zuſehen bekommen: Wie mir dann auch noch zur Zeit keiner mit Warheit bezeugen koͤnnen/ daß er die einge= wurtzelte ſchwehre Noth oder hinfallende Seuche mit dem auff ge= meine Weiſe praͤparierten Spiritui vitrioli allein 817 geheylt. Dieſen nachfolgenden aber habe ich im Gebrauch der Artzney jederzeit vber alle maſſen kraͤfftig befunden.

SPIRITVS VITRIOLI.
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Laß den Vngariſchen 818 / oder Cypriſchen oder Roͤmiſchen 819 Vi= triol (iſt einer wie der ander/ wiewol Huſerus den Schleſiſchen in den Mineris auff dem Zigmantel 820 allezeit fuͦr beſſer gehalten/ als welches auß der Minera deß Golds/ Silbers/ Eyſens vnnd Veneris wird ge= macht) in einem deſtillierten Waſſer oder Mayen Taw 821 ſolviern/ als= dann durchſeyhen oder percoliern/ vnd folgends einen gantzen Monat in der heiſſen Aſchen/ Sant oder Miſt in einem nit zum aller beſten verlutierten Alembico/ dieweil nit leichtlich etwas herauß daͤmpfft/ di geriern: Dann in ſolcher Zeit ſtoͤſt es die Hefen 822 von ſich auß: Dero= wegen laß es widerumb ſo lang digeriern/ biß es keine Hefen mehr von ſich gibt/ nachmals durchſeyhen/ was klar vnnd lauter iſt an einem ge= linden Fewer deß Balnei oder in einem Sant deſtilliern/ 823 ſo kompt die phlegma in zwo oder drey Stunden darvon/ dieſelbige hebe fleiſſig davon ab/ biß die Spiritus erfolgen (welche wann ſie anfangen vbeꝛ ſich ſteygen/ daß man durch das koſten vernemmen kan/ ſintemal ein ſaͤu= were geſpuͦhret wird/ beneben welchem man ſie denn wie in dem Aqua vitæ auffſteygen ſihet) alsdann ſetz einen andern recipienten vor/ vnnd fange die Spiritus beſonder auff. 824 Dieſer Spiritus vitrioli beko̅pt einen lieblichen Geſchmack vnd anmuͦtigere ſaͤuwere in welchem nicht [ID00269] die geringſte ſchaͤdliche ſchaͤrpffe vnd auſteritet/ ſondern ein ſpirituali= ſche ſaͤwere geſpuͦhret wird. Iſt ein nuͤtzlich vn̅ zu den Curen nothwen= dige Artzney. Wer in der Deſtillation weyter fortfaͤhrt vnd dem Fewr etwas beſſer zuſchuͦrt/ der bekompt ein koͤſtlich Oel/ welches er zu ſei= nem Nutz verwahren kan: Dieſes rectificierten oͤls/ ein theil mit 4. o= der 6. theiln deß alcoholiſierten Spiritus etlich Monat 825 in dem daͤmpf= fichten Balneo digerirt vnd nachmals deſtilliert/ gibt das oleum vi-(Suͤſſer ſpiri- ritus deß Vi= triols. 826 ) trioli, welches vff dem Waſſer ſchwimt eines lieblichen Geruchs vnd anmuͤtigen Geſchmacks/ das heb durch das Tritorium davon ab/ ſin= temal es zur Artzney ſehr viel vermag. 827 Nimb wolgereinigten vnnd digerirten Vitriol/ deſtillire denſelbigen mit offnem Fewer durch eine Retort/ vnd zwar alſo/ das zugleich mit dem Phlegmati die ſpiritus ſo viel moͤgli= chen alle hernacher folgen. Wann ſie ſich nun in dem Recipienten zu Boden geſchlagen vnd die Inſtrument noch warm ſind/ ſo thue dieſelbige alſo bald wie du ſie findeſt in ein ander Ge= faͤß/ ſetze darauff den Helm/ verwahre ſolchen wol/ lege daran einen kleinen Recipienten vnd daſſelbige mit ſonderbahrer vorſichtigkeit. So wirſtu den flüchtigen ſpiritum durch den Helm in den Recipienten ſteygen ſehen/ welchen du abſonderlich muſt ſamlen vnd auffheben. Auß vj oder viij ℔ Vitriols kan man kuͤmmerlich erhalten iij oder iv Qvintlin ſpiritus.
|| [ID00270]
???l. Iſt faſt vnglaublich in dem ſolches ſchwehrlichen oben ſchwimmet.

Suͦſſer Spiritus oder Oleum deß Vi= triols.
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Koche in einer newen eyſernen Pfannen mit gemeinem Waſſer das Oel ſo lang/ biß daß das Corroſiviſche Saltz ſich auff dem Boden zuſammen ſetzet/ ſo wird alsdann das vbrige Oel gantz ſuͤſſe werden. Dieſes verrichtet auch ein kluͤhendes Eyſen/ wann es in dem Oel deß Vitriols etliche mal außgeleſchet worden. Aber durch dieſe Arbeit vnd Handgrieff wer= den die kraͤfften dieſes Oels mercklichen geſchwaͤcht/ vnnd dannenhero gar wenige Thaten in dem Curiren zuhoffen.
|| [ID00271]

Ein ander Beſchreibung 828 deß Spiritus vitrioli.
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Nimb deß rohen Vitriols/ wie kurtz zuvor vermeldt/ gereyniget/ zwey Pfundt/ laß bey dem aller ſtaͤrckſten Fewer/ damit der Spiritus zuſampt dem Oele herauß komme/ deſtilliern: Thu zu dem/ dz herauß kommen/ zwey Theyl deſtilliret Regenwaſſer vnd laß in dem Balneo Mariæ mit einander deſtilliern/ ſo ſteygt der aller ſubtileſte Spiritus mit dem Regenwaſſer in die Hoͤhe vnd laͤſt das aller ſaͤwerſte Oele auff dem Boden liegen. Dieſer Spiritus mit dem Regenwaſſrr vermiſcht/ tringt gewaltig/ durch vnd hat demnach in den Vngariſchen vnnd an= dern hitzigen Fiebern ein groß Vermoͤgen.

Spiritus Vitrioli Antepilepticus Puerorum.
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Das iſt Ein wieder die ſchwehre Noth der Kinder dienlich= Vitrioliſcher Spiritus.
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Nim̅ deß beſten vn̅ ſauberſte̅ Vngariſche̅ Vitriols iiij ℔ thue darzu friſch geſamlete̅ Harns von eine̅ geſunden Knaben viij ℔ Digerire ſolches eine zeitlang in eine̅ wolverwahrte̅ Ge= faͤß im Balneo Mariæ, hernacher deſtillire in eben dieſem beyderley Phlegma zur Trückne/ auß welchen das erſte eine herꝛlich Schmertze̅ſtillende Artzney iſt in den vnertraͤglichen Podagri= ſchen Schmertzen/ welche es beſaͤnfftiget vnd ſtillet/ das andere aber iſt nutzlich zu den Augen vnd deroſelben Kranckheiten vnd zufaͤllen. Die Haͤfen oder das Caput mortuum wann es pulveriſirt/ ſo thue ſolches in eine ſtarcke jrrdene Retort/ treibe es mit offnem Fewer/ doch anfaͤnglichen fein gelind in den Recipienten/ wann nun die ſpiritus haͤuffig vberſteigen/ ſo ko̅pt hervor ein koͤſtliches Waſſer eines Schwefelichte̅ Geruchs vn̅ vo̅ annehmlicher Saͤwre/ wel= ches ſo es durch die Retort etliche mahl rectificirt worden/ hernacher in eine̅ wolverdeckte̅ Ge= faͤß verwahret wird/ ſo heilet ſolches die ſchwehre Not ď Kinder auß de̅ Gru̅d herauß Dieſes rx Gr mit ij L. Poͤonien oder Linde̅bluͦtwaſſer vermiſcht verwahre zu̅ Gebrauch. Vo̅ dieſer [ID00272] Mixtur/ wann zuvor die contracte Glieder wiederumb zurecht gebracht worden/ giebe in de̅ paroxyſmo dem Krancken einen halben Loͤffel voll/ ſo werden ſie ſich darauff wieder erholen vnnd zu Verſtand kommen/ wann man alsdann ſolches ſpuͦret/ giebet man abermahl ſo viel vnd dieſes auch zum dritten mahl. Wann wieder verhoffen der Paroxyſmus wie gemeiniglich zugeſchehen pfleget nicht ſolte außbleiben/ ſo mag man voriger Geſtalt wiederumb verfahre̅/ vnd iſt daran gantz vnd gar nicht zuzweiffelen es werde dardurch der paroxyſmus oder ſolche ſchwehre Noth/ welche ſonſten den vnmuͤndigen Kindern auch erwachſeneu Knaben ſehr ge= fahr/ wann dieſes Artzney zum zweydten mahl wie oben vermeldet/ wiederholet worden/ gaͤntzlichen koͤnnen mit der Wurtzel außgereutet werden/ wann inſonderheit hernacher ſtaͤr= ckende Sachen zum Hirn gebrauchet werden/ dergleichen ſind das magiſterium Corallorum, perlarum, von Menſchen Hirnſchalen/ ingleichem vnſere kraͤfftige Taͤffleiu zu den Flüſſen vnd der ſchwehren Noth/ derer Beſchreibung zufinden in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 41, Blat.

Ein Artzney wider die ſchwehre Noth oder hinfallende Seuche.
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Mach den biß zu einer gaͤlbe calcinierten Vitriol 829 mit einem ge= brannten wein zu einem Taig.Nimb derſelbigen maſſæ oder Taigs anderthalb Pfund.(Zuverwun= dern iſt es/ dz das Hiru nach der en= derung deß Monds be= wegt/ wann derſelbige zu= nimpt/ be= feuchtiget vn̅ iu dem Abne= men trucken wird/ wie an denen zuſehe̅/ die mit der ſchwehren Noth behaff= tet/ vnd in de̅ zunehme̅ deß Liechts alle= zeit mehr da= mit geplagt werden.) Geſchabt Menſchen Hirnſchal/ ſo vmb ſeiner Vbelthat willen juſtificit worder 830 /Eychenmiſpel 831 / Elendsklawe vnd Poͤonienkoͤrner jedes 2. Loth:Laß alles zerſchneiden vnd ſtoſſen/ mit einander vermiſcht in der Retorta mit ſeiner gewiſſen Vermehrung deß Fewers deſtilliern vnd endlich dem Fewer gewaltig zuſchuͦren.Dieſes herauß tropffenden/ vnd folgends in einem Balneo Ma- riæ rectificierten Liquoris nimb 1. Pfund:Bibergeyl vnd der ſpecierum Diamoſchi dulcis jedes 1. Loth:Anacardi 832 6. quintlin:Thu darzu gebrannten Weins 4. Pfund:Poͤonien Saltz vnd deß Liquoris von Perlen vnd Coralln/ jedes 1. quintlin:Der Oele von Aniß vnd Augſtein jedes 2. Scrupel/ laß alles ei= nen Monat in dem Balneo digeriern. 833

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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In dem Poͤonienwaſſer wird dieſes Liquoris ein halber oder ga̅= tzer Loͤffelvoll/ neun Tag nacheinander nuͦchtern gebraucht/ vnd jedes mal drey Stund darauff gefaſt.
|| [ID00273]
???d, So da im Hewmonat vor der Sonnen Auffgang ſindgeſaml et worden.

Paracelſi Confection wieder die ſchwehre Noth oder fallende Sucht.
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Erſtlich nimb dreyer Menſche̅ Hirnſchalen ſo eines gewalthaͤtige̅ Tods jhr Leben beſchloſ= ſen vnd in freyer Lufft getrucknet worden/ zerſtoſſe ſie groblecht/ thue ſolche in eine Retort vnd deſtire dieſelbige erſtlichen zwar mit gelindem Fewer im Sand/ hernacher aber nimb die erhoͤhung deß Fewers wol in Acht vnd treibe daſſelbigeetwas ſtaͤrcker vnd kan man gar wol daſſelbige mit verſchloſſenem Fewer verrichten/ ſo wird alsdann in den vorgefetzten weiten Recipienten ein Liquor oder Waͤſſerichte Matery vbergehen/ welchen er/ Paracelſus, wieder vber die zuruͦck gebliebene Haͤfen ſchüttet vnd alſo zum drittenmahl denſelbigen Liquorem dar= von thut abziehen vnd durch einen Helm rectificiren. Dieſes liquoris nun nimmet er xiv oder xvj Loth ſpec diamoſchi dulcis j Loth Bibergeyl vnd Anncarden Honigs jedes iij Quintl. vnd deſtillirt ſolches abermahls durch eine Retort. Letzlichen thut er darzn; liquoris perla- rum iiij Scrupel/ ſpiritus Vitrioli oder vielmehr deß obangeregten in der ſchwehren Noth ſehr [ID00274] nutzlichen ſpiritus xx Gr. von dieſer vnder einander vermiſchten Mixtur nun hat er dem an dieſer abſchewlich vud ſehr beſchwehrlichen Kranckheit liegenden Patienten Morgens frü= he mit nuͤchtern Leib zu genieſſen geben einen Loͤffel voll/ vnd daſſelbige continuiret biß auff den neundten Tag in cluſivè. Mann ſagt vor gewiß vnd wahrhafftig. Daß Paracelſus mit dieſer eintzigen Artzney wunder ſo zu reden/ ſolle gethan haben/ vnnd derohalben auch ſol= ches dem Keyſer/ ſo ſolches hefftig begehret/ communicirt haben/ doch mit vnderthaͤnigſter Bitt daß ſolches niemand anders als der Chymy verſtendigen J. K. M, Woͤlle offenbahren (8) Eben dem Paracelſo wird auch zugeſchrieben die Eſſentz von eines Men= ſchen Hirnſchalen/ ſo er/ wegen der ſchleimichten Subſtantz/ habe eine Galreth von Menſche̅= Hirnſchalen pflegen zunennen/ welche gleiche krafft hat mit dem Obigen/ doch hat er die boͤſe ſchaͤdliche Feuchtigkeit zuvor darvon abgeſondert vnnd auff nachfolgende Weiſe dieſelbige zubereitet.

Galreth von Menſchen Hirnſchalen.
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Er nimmet gefeylt Menſchen Hirnſchalen/ darvon alles boͤſes zuvor wol abgereiniget worden/ gieſſet 6 Finger hoch einen offtmahls deſtillirten Salbey Brandtwein daruͤber/ vnd digeriret ſolches einen halben Monat lang/ hernach treibet er es/ wie man mit dem Aquafort oder Scheidwaſſer zuverfahren pflegt durch eine Retort/ den vbergezogenen liquorem gieſ= ſet er widerumb daruber vnd digerirt ſolchen zugleich mit dem capiti mortuo oder Haͤfen/ de= ſtilliret ſolches abermahln vnd wiederholet ſolches zum dritten. Endlichen nimmet er das ſaͤmptliche Extract vnd circuliret ſolches eine zeitlang/ vnd wann der ſubtiel deſtillirte Bra̅d= wein in gelindem Balneo abgezogen worden/ ſo hebet er die vbrige Eſſentz ſo einer Galreth nicht vngleich zum Gebrauch auff. Solche iſt ein wahre vnd eygentlich heylſame Artzney zu jetzo dick erwehnter Kranckheit/ wann man von derſelbigen etliche Graͤnlein mit einem be= quemen vnd auch zugleich darzu dienlichen Waſſer/ oder Syrnp &c. eingiebet (9) iſt auch die̅= lichen hierzu Luna potabilis oder die Tinctur deß Silbers/ derer Beſchreibung zuſehen in vn= ſerer Chymiatriſchen Practic am 29. vnnd 30. Blat (10) iſt ein Waſſer zu der ſchwehren Noth/ deſſen gedacht wird in obangeregtem Orth am 41. Blat (11) iſt das Magiſterium von der Menſchlichen Hirnſchalen/ welches gemacht wird/ wann man vber die pulveriſirts Hirn= ſchal gieſſet einen ſpiritum Vitrioli, laͤſt ſolche Fermentiren vnd hernach ſolchen wiederumb ab ziehet/ ſo bleibet alsdann das ſchoͤnweiſſe Magiſterium von deß Menſchen Hirnſchalen v= brig.

Ein Aqua vitæ wider den Schlag.
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Nimb zum Exempel/ Maybluͦmlein/ Lindenbluͦht/ Poͤonienblu= men/ Schluͦſſelblumen/ Majoꝛan/ Lavendelblumen/ Salbeyblumen/ Betonienblumen vnd Roßmarinbluͤhet/ der ſchwartzen 834 / wilden vnd ſuͦſſen Kirſchen ſo bey abnemmendem Monat 835 gebrochen/ wie viel ei= nes jeden von noͤthen: Laß alles geſtoſſen mit einander vermiſchen: Die Kirſchen allein deſtilliern/ thue deß geſtoſſenen Senffſaamens 836 1. oder 2. Pfundt hinzu/ geuß gemein Waſſer 837 / in welchem Hopffen vnnd Sawertaig geſotten worden/ damit es alles koͤnne verjaͤhre̅/ daruͦber/ [ID00275] laß folgends nach der Kunſt deſtilliern/ ſo bekompſtu einen entzuͤndtli= chen Spiritum, 838 den laß mit gleich ſo viel deß vorigen Spiritus vitrioli circuliern. Vnd gib dem Krancke̅ je nach gelegenheit ſeiner Schwach= heit vnd Natur einen halben Loͤffel voll mit einem Tropffen oder et= lich Augſteinoͤle 839 davon ein. Beneben welchem man dann auch beyde Schlaͤff zuſampt dem Hauptwuͦrbel damit beſtreichen kan.???a. So außgedoͤrret.

Von dem Augſteinoͤle.
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Zu Bereitung dieſes Oels gehoͤrt ein groſſer Fleyß: Wie gleichsfalls auch ein bequem vnnd gebuͤhrlich Fewer. Wir gebrau= chen aber in der Artzney den aller reineſten weiſſen Augſtein vnnd in dem Meer gewachſenen Bitumen oder Erdſchwefel/ vnnd nicht den gaͤlben. ???a Derohalben laß der Stuͤcklin deß weiſſen Augſtein zwey oder 3. Pfund/ grob zerſtoſſen/ allen Vnrath mit einem gemeinen Waſſer zu= vor wol abwaſchen/ nachmals in einer Cucurbita oder Alembic/ [ID00276] ſo nit faſt hoch/ mit einem guten Theyl Roſenwaſſer vnnd braun Be= tonickwaſſer (welches geſchicht/ damit das Oel nicht anbrenne vnnd damit es durch Befoͤrderung dieſer Waſſer deſto leichtlicher anfange zu deſtillieren) deſtilliern/ ſetze eine̅ genug weiten Helm/ ſo gleichsfalls mit einem weiten Schnabel verſehen/ darauff/ fuͦge den Recipienten wol hinan/ ſetze es an ſeinen Fugen allenthalben wol verwahrt in einen Sant/ vnd erhalte das Fewer alſo/ daß es nicht erkalt (dann ſonſten wird es nicht allein haꝛt vnd ſchwartz wie ein Pech/ ſondern es zerbricht auch das Glaß) damit du aber auch deß Recipienten halben nicht muͦſ= ſeſt in Gefahr ſtehen/ ſo mach das Fewer nicht zu groß.Es erfolgt erfolgt erſtlich ein Waſſer vnd weiß Oel mit den Wol ckenfoͤrmigen Geiſtern/ darnach aber kompt kein ſichtbahrer Spiritus mehr herrauß/ ſondern es laſſen ſich nur etliche Striæ in dem Helm ſe= hen/ wie bey der Deſtillation deß gebrannten Weins: Vnd wann zu̅ allerletzten ein gaͤlb Oele herauß tropfft/ ſo laß von dem deſtilliern ab/ oder ſetz einen friſchen Recipienten vor/ vnd fang das hernachfolgende ſchwartzrothe Oel beſonder auff. Zum aller letzten ſteygt das Saltz in dem deſtilliern hinauff. Das ſchwartz vnd leichte Caput mortuum a= ber bleibt auff dem Boden liegen.Ehe aber das weiſſe Augſteinoͤle rectificiret wird muß man es zu= vor mit gemeinem Waſſer wol waſchen/ offt vnnd viel mal vmbwen= den/ vnd folgends in einem Balneo Mariæ durch Roſenwaſſer oder Majoranwaſſer allge̅maͤchlich rectificiern. Nach ſolcher Rcctification mag man es widerumb mit friſch Roſenwaſſer oder Majoranwaſſer etlich mal vermiſchen/ vnd ſo offt es ſich geſetzt/ vnnd dz Oele von dem Waſſer vnterſch eyden/ das Waſſer vernewern/ ſo verliehrt es ſeinen Geſtanck. Auß einem jeden pfundt deß Augſteins bekompt man nach der Rectification deß wahren weiſſen Oels kaum 3. oder 4. Loth.

Von dem Augſtein Saltz.
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Das in der Deſtillation durch die Gewalt deß Fewers in die Hoͤ he getriebene Saltz laß fleiſſig colligiern/ in Majoranwaſſer ſolviern vnd filtriern/ vnd in dem Balneo allgemaͤchlich herab ziehen: Wide= rumb ſolviern/ filtriern/ coaguliern vnnd ſolches alles etlich mal wider [ID00277] holen. Es iſt ein kraͤfftig Saltz/ welches den Haru gewaltig befoͤrdert/ deſſen auch hiebevor Meldung geſchehen. 840

Von den Kraͤfften vnd Wuͦrckungen deß Augſteinoͤls.
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Dieſes Oelkan man mit gutem Fug das allerkraͤfftigſte Opo- balſamum in gantz Europa nennen: Dieweil es in Heylung deß Schlags vnd ſchwehre Noth alle andere Artzneyen vbertrifft: Ward vor Zeiten von wegen ſeiner wunderbahren vnd geheimen Kraͤfften dz Heilige Oel genennt.1. Dieſes Oels zur Zeit der Peſt alle Morgen vnd Abend ei= nen eintzigen Tropffen an die Naßloͤcher geſtriechen/ laͤſt kein Gifft der boͤſen Lufft jchtes hafften: Den allbereit angeſteckten aber gibt ma̅ es von 1. biß in 2. Scrupel mit Carduibenedicten waſſer ein.2. Welche ſich gefaͤhrlicher Hauptſchwachheiten/ als da iſt der Schlag/ Paralyß/ hinfallende Seuche/ ꝛc. beſorgen/ denen iſt die= ſes Oel ſehr bequem: Deſſen ein Tropffen etlich mit den Waſſern von braun Betonick/ Lindenbluͤhet/ Lavendel/ ſchwartz Kirſchen oder eine̅ dergleichen nuͤchtern 841 gebraucht: Welches dann die Taͤffelin auß Zu= cker bereit vnd mit etlichen Tropffen dieſes Oels vermiſcht/ auch ver= moͤgen. Vnd wann jemand mit dem Schlag/ ſchwehren Noth oder Paralyß allbereit vberfallen/ ſo iſt gleichsfalls kein beſſer Mittel/ als etlich Tropffen dieſes weiſſen Augſteinoͤls mit dem ſpiritui wieder die ſchwehre Noth vermiſcht eingenommen dem Menſchen: Wider wel= che Gebrechen man dann auch das Genick vnd Naßloͤcher damit zu= beſtreichen pflegt/ es hilfft jhnen deß Gebrechens alſo bald ab/ daß ſie ſich wider erholen vnd jhren Verſtand vnnd Bewegung bekommen: Ebener maſſen wie auch durch den Rauch von weiſſem Augſtein auff gluͦende Kohln gelegt vnd de̅ jenigen/ ſo jetzund in die ſchwehre Noth gefallen/ vor die Naſe gehalten. 3. Die eingezogene Nerven/ Adern vnnd mit dem Krampff be= hafftete Spannaderiſche Glieder ſoll man mit dieſem Oele ſchmie= ren/ vnd etwas davon mit den darzu gehoͤrigen Salben vermiſchen.4. Ein Tropffen oder etlich mit Peterſilgenwaſſer genom [ID00278] men macht die Gaͤnge deß Harns von allem Stein/ Sa̅t vnd anderm Vnrath rein. 842 5. Ein halber oder gantzer Scrupel mit Beyfußwaſſer/ Eyſen= krautwaſſer oder Malvaſier genommen befoͤrdert den ſchwangern Weibern die Geburt. 843 6. Iſt gut zu de̅ kalten Fluͦſſen deß Haupts/ dieweil es nemblich dieſelbige verzehrt vnd das Hirn erquickt.7. Etliche Tropffen dieſes Oels an die Naßloͤcher vnd Hertz= gruͤblin geſtriechen vertreiben das Auffſteigen vnnd Schmertzen der Mutter/ welches die Taͤffelin auß Zucker vnnd dieſem Oele bereytet auch vermoͤgen: Deren eins oder etlich genoſſen.8. Es dienet auch wider die Ohnmachten/ Mattigkeiten vnd Hertzklopffen.9. Staͤrckt nicht allein die Kraͤffte deß Hertzens/ ſondern auch das Hirn vnd Leber. Vnd hat derowegen auch zur Befoͤrderung der Tawung ein groß vermoͤgen.10. Dieſes Oels drey Tropffen in Carduibenedicten waſſer kurtz vor dem Paroxyſmo oder Vberfall der Fieber gebraucht/ vnnd darauff geſchwitzt reutet dieſelbige auß.11. Befoͤrdert zu drey oder vier Tropffen in Erdbeerwaſſer o= der Wein genommen den verſtopfften Harn. 844 12. Stillet alle Catharꝛ vnd Fluͦß. 845 13. Lindert die Schmertzen der Zaͤhne/ ſo auß den Fluͤſſen ent= ſtanden/ mit Wegrichwaſſer vermiſcht vnd den Mund damit gegur= gelt.14. In ď Geelſucht wird es mit Endivien/ Filtzkraut/ Weg= weyß oder Schwalbenkrautwaſſer gebraucht.15. In dem Grimmen deſſen ein Scrupel oder ein halb quint= lin mit Bier genoſſen.16. In dem Auffſteygen der Mutter ſieben oder acht Tropffe̅ in Poleywaſſer.17. Zu Außtreibung der Geburt vnd hinderſtelligen Nachge= burt ſieben oder acht Tropffen in dem Waſſer von Beyfuß oder Sie= benbaum. 846 18. In der verſtopfften Monatlichen Blum gleichsfalls 7. o= der 8. Tropffen in Meliſſenwaſſer.
|| [ID00279]
19. In den Contracturen habe ich einem beyde erlamte Haͤn= de vnd Fuͦſſe damit geſchmiert vnd curiert.20. In dem Blutſpeyen oder Bluterbrechen drey Tropffen in Viehdiſtel/ Tormentill vnd Schlehenbluͤhtwaſſer.21. 22. Ferꝛner ſtillet vnd vertreibt es auch den̅ Schwindel: Be= nimpt die Erſtaunung deß Hirns gewaltig.23. 24. Staͤrckt das Geſicht mit Fenchelwaſſer gebraucht. Vnnd hindert das ſtechen der Seiten.Sein Gewicht iſt von 4. 6. 7. 10. Gran biß auff einen gantzen Scrupel/ je nach Gelegenheit deß Gebrechens vnnd deß Menſchen(Gewicht.) Complexion.So man deß weiſſen Augſteins/ dann dieſer am koͤſtlichſten vnd rahreſten iſt/ nicht kan habhafft werden/ ſo iſt der gelbe eben ſo gut/ doch muß er durch die Kunſt erſtlichen weiß ge= macht werden/ melches dann uachfolgender Geſtalt geſchehen kan.

Eine Art vnd Weiſe den gelben Augſtein nach der Kunſt Weiß zumachen.
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Nimb gelben Augſtein j ℔ thue ſolches in eine Cucurbit vnnd auff den Augſtein Meer= Saltzes oder im Mangel dieſes Stein./ oder auch deß beſten gemeinen Saltzes ij ℔ gieſſe daruͤber ſo viel Regenwaſſer als zu ſolvirung deß Saltzes gehoͤrig wann ſolches zergangen/ ſo gieſſe abermahln darzu flieſſendes Waſſer/ laſſe ſolches zuſam̅en 14. gantzer Tag lang mit beharꝛlichem Fewer in der Cucurbit mit einem blinden Helm auffwallen/ hernacher nimb ein Stuͤcklein deß Augſteins herauß/ zerbrich vnnd examinire es ob es Weiß gnug oder nicht. Wann du dann findeſt/ daß derſelbige nach deinem Wunſch iſt/ ſo hoͤre von der Arbeit auff/ wofern aber das Gegenſpiel ſich eraͤuget/ ſo muſtu mit dem Kochen vnd ſieden fortfahren/ biß daß du dein Begehre̅ erreicheſt vn̅ derſelbige weiß gnug iſt. Damit es dir aber an Waſſer vnder dieſem ſieden nicht mangle/ ſo muſtu vnder der Hand nach vnd nach ſiedendes Waſſer hinzugieſſen.???b. Etzliche deſtilliren ſolches ohne zuthun der gebrannten Waſſer/ vnd geben eintzig vnd allein gute Achtung auff die hervorkommende vnderſchiedliche Oel/ welche ſie/ ein jedes abſonderlich ſamlen. Erſtlich kommet hervor das weiſſe/ hernach das gelbe/ darauff das ro= the. Dieſe Oel muͤſſen hernach alleſampt rectificirt werden. Andere thun darzu etliche Stuͤck von weiſſem Augſtein/ oder ſchoͤn vnd ſauberen weiſſen Sant oder gebrannte Bein oder cal= cinirte Kißlingſtein. Dann dieſe vnderſchiedliche Stuͦck haben ſolche Qualitet/ daß ſie den auffwallenden Augſtein gleichſam vnder ſich trucken vnd nicht zulaſſen/ daß derſelbige auß der Retorten in den Recipienten falle oder flieſſe/ welches dann derbeſte/ ja auch der ſichere= ſte das Augſtein Oel zu deſtilliren iſt.???e. Wider die ſchwehre Noth vnd den Schlag.???f. Daß Vitriol vnnd Augſtein Oel eines ſo viel als deß andern iſt ein herꝛlich vnnd koͤſtliche Artzney zu Staͤrckung der Glieder. Siehe vnſere Practic am 49. B.
|| [ID00280]
???i. Doch muͦſſen die Vorbereitungen ſein vorhergegangen/ als Purgation/ Ader= laͤß &c.???n. Den Alt abgelebten Perſonen iſt ſolches Oel vber alle maſen nutzlich. Deſſelbi= gen euſſerlicher Gebrauch iſt nachfolgender.

Euſſerlicher Gebrauch deß Augſtein Oels.
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Dieſe Sachen miſche wol vndereinander vnnd an Statt eines Pflaſters lege es vber die hitzige Geſchwaͤr/ ſo ziehet ſolches die Hitz herauß/ linderet den Schmertzen vnnd heilet die Wundſucht. Dieſes Oels ij Loth mit deß Pflaſters Opodeldoch vermiſchet/ ſtaͤrcket daſ= ſelbige dermgſen gewaltiglich/ daß es die Geſchwaͤr von allen zufaͤllen inſonderheit aber von allen Entzuͤndungen vnd Feuchchtigkeiten beſchirmet vnd bewahret. Es ziehet auch auß den Wunden die kleine Beinlein/ oder Schiefer/ vnd Faͤſerlein von den Wicken oder Meiſſeln/ welche durch vnvorſichtigkeit/ deß Wund Artztes etwas tieff ſind hinein gefallen.

Ein Schlag Balſam. 847
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Nimb deß außgepreſten Muſcatnußoͤls 4. Loth:Graw Amber 1. quintlin:Der ſchwartzen Amber vnd Biſam jedes anderehalb quintlin:Zibeth dritthalb quintlin: Deß deſtillierten oͤls von Lavendel/ in welchem Mayblumen eingeweycht worden ein halb quintlin:Deß deſtillierten Zimmetoͤls ein halben Scrupel:Deſtilliert Majoranoͤl ein halh quintlin:Deſtilliert Neglinoͤle 6. Tropffen:Deſtilliert Augſteinoͤle 1. quintlin:Deſtilliert Weinrautenoͤle/ ein halb quintlin/ vermiſch alles vn= tereinander vnd machs nach Art der Kunſt zu einem Balſam: Wer etwas von dem Indianiſchen Balſam will hinzu thun/ deme iſt ſol= ches vnverbotten.
|| [ID00281]

Von dieſes Balſams Vermoͤgen vnnd Gebrauch.
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1. Erſtlichen kompt es den jenigen/ ſo mit dem Schlag/ ſchwe= ren Noth oder Schwindel ſind behafftet/ gewaltig zu huͦlff/ die euſſer= ſte Ende der Naſen/ beyde Schlaͤff/ Hauptwuͦrbel vnnd gantzen jnn= wendigen Rachen Tag vnd Nacht etlich mahl damit beſtriechen.Zur Præſervation ſchmiert man die vnterſte Spitzen der Naſen zuſampt dem Hauptwuͦrbel Wochentlich ein mal damit.2. Zum andern dienet es auch wider die boͤſe Peſtilentziſche Lnfft.3. Erquickt alle Geiſter deß Lebens vnd Sinn.4. Iſt wider das Grimmen 848 ein groß Secret/ den Nabel da= mit geſchmieret.5. Stillet vnnd vertreibt alle Gebrechen der Mutter/ den Bauch vnd Nabel 849 / wie gleichsfalls/ wann ein Auffſteygen der Mut ter zugegen/ das Gemaͤcht damit geſchmiert/ es hilfft demſelbigen al= ſo bald hinweg. Da man jedoch alsdann/ wann nemblich ſolche Oele in dieſem Gebrechen werden gebraucht/ dem Weib allerley ſtinckende Sachen/ als Bibergeyl/ Teuffelsdreck vnnd dergleichen 850 zu riechen vorhalten muß.Es wird aber allein auſſerhalb deß Leibs gebraucht: Vnd nach beliebe̅ alle in die euſſerſte Ende der Naſen damit beſtriechen: Da dann dieſer anmuͤthige Geruch in zween gantzen Tagen kaum vergeht.???b. Zwo Vntzen außgepreſten Muſcatnuß Oel iſt zuviel/ dann der Balſam davon viel zu dick auch vnbequem wird vnder einander zumiſchen/ derowegen ij Loth darzu vbrig gnug ſind zu formirung der ſaͤmptlichen Maß.???c. Die grawe Amber iſt die beſte.???g. Es wird am füglichſten verwahret in einer güldenen oder ſilbernen Buͤxen. Wie [ID00282] wir vnſern Schlagbalſam pflegen zumachen/ deſſen Beſchreibung iſt zufinden in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 45. Blat.

Ein Augen Artzney.
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Nimb Malvaſier: Deß deſtillierten Waſſers von hart geſotte= nen Eyern/ jedes 1. Pfund: Deß Waſſers von Menſche̅ Blut 2. Loth: Weiß vnd roth Roſenwaſſer jedes 6. Loth: Der deſtillierte̅ Waſſer vo̅ Schwalbenkraut/ Weinrauthe̅ Augentroſt/ Fenchel/ Erdrauch oder Taubenkropff/ Poley vnnd Baldrian jedes 4. Loth: Deß Honigs von junge̅ Bienen anderthalben Loͤffel voll: Aluminis Rochæ, Zucker Can di/ vnd weiſſen Vitriol jedes 1. Loth: Camphoræ 3. quintlin. Saltz von Augentroſt/ Fenchel vnd Bley jedes 1. quintlin. Saltz von Perlen vnd Coralln jedes 2. Scrupel. Negelin/ Ingber/ vn̅ Maſtix jedes 1. quintl. Der Tutiæ oder Nicht/ ſo in Roſenwaſſer vnd Cretiſchen Wein eines ſo viel/ als deß andern ſechs mal abgeloͤſcht vnd rein pulveriſiert wor= den 3. Loth: Aloe 1. Loth: Laß/ wz zu ſtoſſen iſt/ wol ſtoſſen/ miteinander vermiſchen/ in eine̅ verſtopfften Glaß oder in der Waͤrmbde der Di= geſtion einen gantzen Monat/ oder welches beſſer/ deß Tags in der Sonnen vnd Tawe viertzig Tage ſtehen/ taͤglich etlich mal auffruͦhre̅ vnd bewegen/ vnd endlich zu̅ Gebrauch bewahren. Wer es in eine̅ Meſ ſingen Gefaͤß zuverfertigen begehrt/ dem ſteht es meinethalben frey.Man muß aber die Aloen (welches allhie zumercken) mit den ge= melten Waſſern in einem Moͤrſel zuvor wol vermiſchen/ vnnd wann ſolches geſchehen/ zu den andern Sachen hinzuthun. 851 Es dienet zu den Entzuͤndungen/ Nebeln/ Fiſteln vnd alle̅ andern (Gebrauch.) Gebrechen der Augen.Da dann der Patient ſich muß auff den Ruͤcken legen/ deß Waſ= ſers mit einer ſchwartzen Huͦnerfeder einen Tropffen in die Augen laſ= ſen hinein fallen. Die Augen auff vnd zu thun/ damit es deſto beſſer hinein komme vnd ſich darinnen vertheylc vnd ſolches taͤglich zwey o= der drey mal widerholen.Wann die Nebel vber oder vnter den Hornfoͤrmigen Haͤut= lin zugegen/ ſo mach auß Zucker Candi/ gebrannt Alaun vnnd Fiſch= bein 852 ein rein Pulver/ vnnd laß daſſelbige/ damit es in dem Betaſten vnempfindtlich werde/ durch ein eng vnd rein Sieb durchreiteꝛn ſo offt der Patient jetzund will zu Bette gehen/ ſolches Pulvers jhme ein we= nig durch ein Federkiel in das Auge hinein blaſen. Gleich darauff ei [ID00283] nen Tropffen deß Waſſers 853 darein trieffen/ das Auge zuthun vnnd ſchlaffen: Es nimpt dieſelbige ſehr fein hinweg.Da aber jrgend ein Flecke in eine̅ oder dem andern Auge geſpuͦh= ret wird/ ſoll man ein Loth dieſes Liquoris mit 4. Tropffe̅ deß vier mal rectificierten Gebackenſteinoͤls/ gleich ſo viel ein mal rectificiert Fen= cheloͤle vnd 2. Tropffen rectificiert Augſteinoͤle vermiſchen/ vnnd alle Morgen vnd Abend etliche Tropffen laſſen in das Auge hinein fallen.Ein vberauß wunderbahr vnd heylſam Augen Artzney wird auß Krebſen vnd Schwalbenkraut gemacht/ welches zu rechter Zeit vnnd nach Gebuͦhr bereitet/ auch die aller ſchaͤdlichſte Gebrechen/ an wel= chen alle Aertzte verzagt ſehr gluͦcklichen vertreibt/ vnd alle Wunden 854 (Ein ſonder= lich Gelleim= nuß von Bal drian vnd Au gentroſt.) in vier vnd zwantzig Stunden heylet. 855
|| [ID00284]
Darzu thue ſubtil pulveriſierten ſublimirten Mercurij x Gr. Wann alsdann der ſubli= mirte Mercurius darinnen ſolviret iſt worden/ ſo filtrirs das Waſſer vnd verwahre es fleiſ= ſig zum Gebrauch/ dieſes Waſſers nimmet man alle Tag frühe nuͤchtern j. 2. auch wol mehr Tropffen vnd thut ſie in die verletzte vnd beſchaͤdigte Augen.Hiehero gehoͤret auch Anshelmi Boëtij de Bood ſein Aquaſapphirina, welches er beſchreibet in ſeinem Tract. de gemmis am 43. Cap. deß 2. Buchs am 95. Blat. Angeli Salæ Au= genwaſſer auß dem Engellaͤndiſchen Zinn. Item deſſelbigen Augenwaſſer auß Kupffer/ welche zuſehen an dem Orth/ da er tractiret von den 7. hermetiſchen Planeten am 88 vnd 91 Blat. Welche ſaͤmptliche Augenwaſſer mit Verwunderung operiren.

Ein Oele wider die Schmertzen der Zaͤhn. 856
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Nimb deß rectificirten Neglinoͤls 1. Loth/ laß ein halb quintlin Campffer darinnen zergehen/ thu folgends 1. Loth deß viermal rectifi= cierten Terebinthen Geiſts 857 hinzu/ vermiſch vnd verwahrs zu deine̅ Gebrauch.(Gebrauch.) Deſſen ein Troͤpfflin oder etlich mit Baumwoll in den holen Zahn gethan/ nimpt deſſelbigen Schmertzen 858 alſo bald hinweg.

Ein Waſſer wider dergleichen Schmertzen.
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Nimb Quendel/ Wolgemuth/ Salbey/ wilde Balſam oder Roßmuͤntz/ Floͤhekraut/ der Spaͤne von Frantzoſenholtz/ Tamariß= ken vnd Buxbaum jedes 1. Handtvoll/ gieß deß Spiritus vini opiatici, nemblich welcher nach dex Confection deß Laudani vberblieben/ ſo viel hinzu/ daß es drey oder vier Finger hoch damit werde bedeckt/ laß in einem Glaß in der Waͤrmbde/ biß der Spiritus oder gebran̅te Wein gefaͤrbet werde vber ein ander ſtehen: Nimb etwas von dieſem tingier= ten Wein in den Mund/ vnnd auff die Seit/ da der boͤſe Zahn ſtehet/ ſpeye es nachmals widerumb auß/ vnd nimb ſo offt es die Nothturfft erfordert/ einen andern friſchen in den Mund. Wann der Zahn hol iſt/ [ID00285] ſo dunck ein Baumwoll darin̅/ vnd leg es in den Zahn/ es ſtillet alle der= ſelbigen Schmertzen ſehr geſchwind. 859

Schwefelmilch Bruſt Artzney. 860
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Nimb gaͤlben geſtoſſenen vnnd durchgereiteten Schwefel oder ď Blumen von Schwefel 861 1. Theyl: Das Saltz von Weinſtein 862 3. Theyl/ ſetz in einem weithaͤlſigen vnd wolverkleybten Glaß in de̅ Sa̅t/ geuß zuvor ſo viel deſtilliert Regenwaſſer hinzu/ daß es ſechs Finger hoch damit werde bedeckt/ vnd gleich wol das Glaß oben vn̅ ſo weit es auſſer dem Sant bleibt/ nemblich den vierdten Theyl/ laͤhr verbleib/ ſchuͤr de̅ Fewer/ daß es koͤnne ſieden/ allgemaͤchlich zu/ ruͦhrs mit einer huͤltzernen Spatel ſo lang vnter einander/ biß der Schwefel in ſolchem Siede̅ alle zergangen/ welches dann in 5. oder 6. Stunden geſchicht/ dann in ſolcher Zeit bekompt der Liquor eine rothe Farb vnd wird ein wenig dick/ wie ein Lauge: Vnd wann das Waſſer in dem ſieden [ID00286] wird verzehrt/ ſo gieß ander heiß Waſſer hinzu. Vnd endlich wann ď Schwefel faſt alleſampt reſolviert vnd deß rothe̅ Liquoris noch dreyer Finger hoch vbrig/ ſo laß es alſo warm filtriern/ thu etwas von dieſem filtrierten warme̅ Liquore in ein ander Glaß/ geuß/ alldieweil es noch warm/ Wein 863 (andere nemmen deſtillirten Eſſig an deſſen ſtatt/ wie= wol der Wein beſſer) zu vnderſchiedlichen malen vnd jedes mal ge= ſchwind vnd gaͤhlingen/ ſo lang vnd offt hinzu/ biß es die Farb einer di= cken Milch bekompt. Dieſes verwahr hernach in einem beſondern Glaß/ vnd fahr mit dem vbrigen in der warmen Solution vnd Wein forth: Endlichen miſch allen Milchichten Liquorem vnter einander vnd ſetz an einen warmen Orth/ biß ſich die weiſſe deß Schwefels von dem Himmelblawen vnd roͤthlichten Wein auff den Boden ſetzt vnnd abſondert/ wann ſolches geſchehen/ ſo geuß den Wein durch die Ney= gung davon ab/ gieß deſtilliert Regenwaſſer an ſtatt hinzu/ laß Tag vn̅ Nacht miteinander vermiſcht alſo ſtehen/ geuß widerumb davon ab/ vnd ein anders hinzu/ vnd widerhole ſolches ſo offt vnnd viel/ biß kein ſchwaͤrtze oder Vnreinigkeit oder einiger Geſtanck im Waſſer mehr geſpuͦhret wird. Was nachmals nach dem allerletzten Abgieſſen deß Waſſers auff dem Boden ſitzen bliebe̅/ daß laß in einer warmen Stu= ben truͤcknen/ vnd wie ein Pulver verwahren: Oder eher es gar trucke̅ worden/ ſo thu etwas von Zimmetwaſſer/ oder ein anders/ ſo darzu gehoͤrt/ hinzu/ daß es die Form eines weichen Breyes bekomme/ vnnd laß es/ ſo offt es ſoll gebraucht werden/ zuvor wol bewegen. 864

Von den Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht dieſer Milch.
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Es iſt ein Balſam deß Humidi radicalis, Staͤrckt die natuͦrliche Kraͤffte: Macht daß Gebluͦt/ von allem Vnrath/ auß welchem ſonſten allerley Kranckheiten erwachſen/ rein: Verwahrt vor dem Schlag/ Krampff der Nerven/ Auſſatz vnnd Frantzoſen: Iſt ein ſonderbahre Artzney der Lungen: Heylt vn̅ kompt dem Keichen 865 zuvor: Vertreibt den alten vnd friſchen Huſten: Verzehrt vn̅ vertrucknet die Fluͤſſe deß Haupts: Staͤrckt das Hirn: Vertheylt die Blaͤſte deß Leibs zuſampt dem Grim̅en. Vnd kompt mit ſeiner Staͤrckung den Schwindtſuͤch= tichen 866 vnd außgemaͤgerten inſonderheit ſehr wol/ nemblichen mit [ID00287] Zimmetwaſſer vermiſcht vnd zu einer weiſſen Milch gemacht. Thut den Schwindſuͦchtigen 867 ein ſcheinbarliche Huͦlff ynd wuͦrcket ſonder= lich in das Hnmidum radicale, wie ſolches die Patienten ſelbſt beken= nen. Iſt wider das Gliederwehe/ Podagra/ Huͦfftwehe/ vnd andere dergleichen Schmertzen vberauß bequem.Vnd verzehrt wie ein jnnerlich vnd verborgen Fewer die Kranck= heiten/ wie das euſſerliche Fewer das Holtz.

Von jhrem Gewicht. 868
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Sie wird mit ſo viel Pulver vermiſcht/ biß ſie als ein Vehiculum ein weiſſe Farb bekompt/ Morgends vnd Abends einen Loͤffelvoll vor dem Gebrauch mit dem Liquore fleiſſig vermengt. Vnd in den de= ſtillierten Waſſern von Zimmet/ Meliſſen/ Lavendel dem Waſſer wi= der die ſchwehre Noth oder in einem gebrannten Wein gebraucht.???d. Damit ſolches nicht abdaͤmpffe/ ſo kan man darauff einen blinden Helm ſetzen.Zweydtens iſt vor andern hoͤchlichen zu preyſen der außgepreſte Safft von Schmeer oder Stickwurtz; wie ſolcher aber muͦſſe zu dieſem Zweck außgepreſſet werden/ darvon iſt zuſehe̅ vnſehen vnſere Chymiatriſche Practic von Engbrünſtigkeit der Bruſt am 80. Blat.
|| [ID00288]

Ein Cordiale oder Hertz Artzney.
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Das fuͤrnembſte in der gantzen Cur einer Kranckheit iſt/ daß der Medicus das Hertz deß Patienten wol verwahr/ vnd darnach die Cur an die Hand nehme vnd verꝛicht: Welchen die Harmonica Analogia oder Vergleichung der kleinern vnnd groͤſern Welt vnnd derſelben Liechter bekannt iſt/ vnd welche auß der Aſtrologorum Suffragiis vnd Bekanntnuß wiſſen/ daß den zweyen groͤſte̅ Liechtern deß Firmame̅ts/ nemblich der Sonnen vnd Mond die zweyte groͤſte vnd fuͦrnembſte jn= nerlichen Stuͤck deß Leibs/ nemblich das Hertz vnnd Hirn zugeeygnet ſeyen/ die koͤnnen auch in keine weg verneine̅/ daß die groͤſte Staͤrcku̅g deß Hertzens in der Natur der Ding heimlich in dem Gold/ welches mit ſieben Sigilln 869 verwahret/ beruhe/ wie in der Vorꝛede genugſam̅ erwieſen. Dann es bekennens auch die gemeine Medici vnd Aertzte/ daß das Gold das Hertz ſtaͤrcke/ welches doch nicht von dem gemeinen todten Gold/ welches das Hertz auch durch das bloſſe Anſehen erfre= wet/ ſondern von dem Philoſophiſchen/ lebendigen/ widergebornen/ mehr dann vollkommenen/ vnd welches ſich in keiner Feuchtigkeit re= ſolvieren laͤſt/ zuverſtehen. Vnd wiewol man dem Gold etliche Edel= geſtein vorzuziehen pflegt/ ſo hat ſolches doch nicht den Verſtand/ als ſeyen dieſelbige beſſer/ als das Gold/ ſondern dieweil dieſelbige ſeltzam vnd nit in ſo groſſer Maͤnge zufinden. Dann es hat die Natur dem Gold nicht geringe Kraͤffte mitgetheylet/ welche wer ſie weiß herauß zubringen vnd kuͤnſtlich damit vmbzugehen/ der wird befinden/ daß dz Gold ſo zuvor tod vnd vnfruchtbahr geſchienen/ dermaſſen lebendig vnd fruchtbar ſey/ daß es gleichſamb grune vnd ein new Gold von ſich gibt/ welches ſich widerumb vnd ohn alles Auffhoͤren vermehret/ daß aber die Gebaͤhrung der Metall nicht alſo/ wie in den Kraͤutern oder andern Gewaͤchſen der Erden geſehe̅ wird vnd ſcheinbahr iſt/ dz macht allein die groſſe vnnd Irꝛdiſche Moles, durch welche der Vegetaliſche Geiſt/ gleich als in einem Gefaͤngnuß verſchloſſen verhindert wird/ (In dem Gold iſt ein Behalter) vnd demnach ſein Ampt nicht verrichten oder ſeines gleichen gebaͤhre̅ kan. Vnd wann dieſer Geiſt durch Huͦlffe der Kunſt auß ſolchem ſei= nem jrꝛdiſchen Hauß vnd Grab wuͤrde erlediget vnnd von allem Vn [ID00289] rath rein gemacht/ ſo were er der gebaͤhrenden Krafft/ wie alle andere(aller magiſte- riorum. Sin= temal die Quinta Eſſen- tia deß Golts den Würcku̅= gen der Son= nen vnd aller anderer Pla= neten in dem Menſchen widerſtehet.) Creaturen ohne zweiffel faͤhig vnd braͤchte auch ſeine Fruͦchte/ ſo jhre̅ Saamen aͤhnlich: Vnd braͤchte alſo ein Metall widerumb ſeines glei= chen vnd das Gold gleichsfalls Gold. Darauß dann ein rechter Phi- loſophus ein wunderbahrliche vnd allen Menſchen annembliche Me= del oder Artzney koͤnnte bereyten vnnd dardurch der vnvollkommenen Metall vnd Menſchlicher Coͤrper vnheylſame Gebrechen vertreiben. O deß gluͤckſeligen vnd vbergluͤckſeligen Medici, der die Tria prima der Vniverſal Matery/ welche nach dem aller beſten gereiniget vnd in gebuͤhrender Proportion zuſammen gefuͦgt/ durch die Rotationem Phyſicam durch alle nothwendige Farben in einen Phœnicem, ſo nit(Vier Anfaͤn= ge der Natur Vnter dem Himmliſchen hat die Son̅n den Vorzug. Vnter den vegetabilibus der Wein. Vnter den Thieren der Menſch vnd vnter den Metalln das Gold.) zuverbrenne̅/ kan erhoͤhen vnd redigiern: Durch deſſen Huͦlff das Gold in dem Fluxu actualiter kan vegetiert vnnd gleichſamb animiert oder lebendig gemacht/ vnnd der Phœnix ſelbſten durch eben folche Muͤhe auff vnzertrennliche Weiſe aurificiert od verguͦldet werden. Ja gluͦck= ſelig/ ſage ich/ iſt der Medicus, welcher durch Gunſt der Himmliſchen Sonnen auß den Geſetzen der Magiſchen vnnd Philoſophiſchen Fe= werkunſt/ Metalliſche Sonn durch dieſes mit vielen vnd mancherley Namen gezierte Aquam hylealem 870 ſolvierten vnnd widergebohrnen der Vegetabiliſchen Sonnen oder Spiritus vini generoſi dem eyge= nem vehiculo, nemblich der Animaliſchen Sonnen oder Hertzen der kleinen Welt/ als deß Menſchen/ nemblich dem Geiſt deß Lebens/ als ſeines gleichen recht vnd fuͤglich weiß zu applicieren. Vnd demnach der Außtheyler aller Gaben ſich meiner in dieſem Stuͤck noch nicht erbarmt/ wie gleichfalls auch hiebevor erwoͤhnet/ ob ich es wol auff viel vnterſchiedliche Wege geſucht vnnd faſt hunderterley Beſchrei= bung deß Auri potabilis oder viel mehr Putabilis nach Anwendung vieler Zeit vnd groſſen Vnkoſtens/ durch das Fewer vergeblich Exa= minieret/ als will ich dem guthertzigen Leſer keines wegs bey der Na= ſen herumb fuͤhren vnd betriegen/ als der ich verſprochen/ allein das je= nige/ in dieſem Buch zubeſchreibe̅/ welches ich ſelbſten erfahrn. Jedoch den begierden vnd verlangen etlicher guthertzigen genug zuthun/ will ich ein eintzige Beſchreibung/ ſo mir erſt newlich mitgetheylt wor= den/ bald hernach einfuͤhren/ als welche der Warheit nicht ſcheinet al= lerdings zuwider ſeyn/ wiewol ich ſie nicht ſelbſten probiert/ ſtelle es de= rowegen de̅ Leſer anheim ſolche ſeines Gefallens zu examiniern. Die [ID00290] Weiſe vnd Wege aber der gemeinen Alchymiſten das Aurum pota- bile zuzurichten/ iſt allerdings nuͦchtig/ der Menſchlichen Natur gantz vnbequem vnnd dem Vornehmen der Philoſophorum nicht gemaͤß/ was auch ſolche Landtlaͤuffer vnnd verlogene Buben davon tichten. Dann was in ein Corpus redigiert wird/ das iſt rohe vnnd vnbereitet: Sintemal die Natur das gute durch den Weg der Alteration in ein beſſers verſetzt. Das Gold aber/ ſo von ihnen tractiert wird/ hat noch kein Alteration oder Solutionem phyſicam gelitten: Kan de= rowegen auch in kein beſſers deduciert oder verwendet werden. Vnd (Der guͤldene Himmel wird durch kein vn= reyn Mittel eroͤffnet. Dannenhero der vnſaubere vnd ſchwehre Lucifer vor Zeiten auß dem Geiſtli= chen Himmel iſt herrunder geſtuͤrtzet worden.) ob wol jhrer viel durch durch deu gemeinen Spiritum Salis, etliche aber durch den Alcoholiſierten Spiritum vini, etliche durch den Acetum ra dicatum, etliche erſtlich durch die Corroſiviſche Saltz/ nachmals abeꝛ durch den Spiritum Terebinthinæ, oder die Oele von Gewuͤrtzen vnd andere dergleichen Phantaſtereyen das Gold/ als ein Metalliſch Ge= waͤchs/ welches ſie nit vnbillich von der Provintz der Thier vnnd Ve= getaliſchen Gewaͤchſen anßſchlieſſen/ vnterſtehen zu ſolviern/ ſo gibt es doch die Erfahrung/ daß ſie ſich vmbſonſt bemuͤhen Es iſt ein Waſſer der Weißheit der Philoſophorum, welches alle Metall vnnd Stein von dem vnreinen deß puncti quaternarii, 871 durch das Bandt der Coagulation Philoſophiſch vnd natuͦrlich erlediget: Vnd iſt auch kein anderer Modus vnd Weiſe vnter dem Himmel. Das Corpus (Es ſagen die Alte nicht oh= ne Vrſach/ es ſey in der Sonnen vnd Saltz alles begrieffen/ nicht aber in dieſem Vnrei nen/ ſond???rn in dem Bal= ſam vnd Vni uerſali der Natur/ wel= ches von al= ler Ewigkeit her der wah= ren Alchymi jhren Nah= men gegebe̅. Leſe deß Rodargirij Zodiacum inferiorem, von den Winterzeichen deß Lullij Philoſo= phiſchen Himmel von dem Sale centrali. Dieſem Philoſophiſchen Himmel applicieren wir die Irꝛdiſche Sterne/ welches da ſind die Gewaͤchſe/ Steine vnd Metall.) Solis Phyſice oder natuͤrlich zuſolviern/ als durch das vniuerſale Menſtruum, das Mercuriale Philoſophorum vnnd gantzen Natur aller groͤſte Geheymnuß: Welches dieweil wir es auß Vnwiſſenheit vnnd groſſer Muͤhe daſſelbige zuerlangen/ nicht haben/ als muß man in Mangel der Reb oder Feldthuͦner den Hunger mit Rindfleiſch ſtil= len: Sintemal auch der Koch ſeine Speiſen in Mangel deß Buͦchen oder Eychen Goltz bey Bircken reyſern zurichten vnnd bereiten muß. Ferꝛner ſo iſt das Gold/ in welchem die Adæquatio oder Vergleichu̅g der Elementen 872 zugegen/ das Vniverſal oder allgemeine ſubiectum zu den Thiern/ Vegetaliſchen Gewaͤchſen vnnd den Mineralien/ ein Leben aller Ding. Vnd gleich wie es mit der Sonnen deß Firma [ID00291] ments ein ſonderbahre Concordantz oder Vereynigung hat/ alſo hat(Gleich wie in den Thieren das Hertz de̅ gantzen Leib vorſteht/ alſo verrichtet ſol= ches im Fir= mament vnd in der Welt die Sonn: ein Frewd der gantzen Crea= tur/ ſo das Re??? giment hat v= ber die gantze Welt vnd al= les was in derſelbigen iſt.) es auch mit dem Menſchlichen Leib/ die jnnerliche Form vnd Geſtalt betreffendt/ kein geringe verwandſchafft vnd Harmony. 873 Gleich wie ſich aber die Himmliſche Sonn gegen den andern Planeten verhelt vnd als ein Koͤnig mitten vnter denſelbigen ſitzt/ mit ſeinem Liecht/ Groͤſſe vn̅ Schoͤne ſolche alle vbertrifft/ alle erleuchtet/ vnd das Vermoͤgen in die vnterſte Sachen vnnd Creatur zuwuͦrcken mit vnnd außtheylt: Alſo verhelt es ſich auch mit der Philoſophiſchen Sonnen oder natuͦrlichen Gold gegen den andern Metalln. Dann es iſt das reineſte 874 vnter allen Metalln/ in welchem die Strahl der Son= nen vnnd Himmliſchen Fewers zugegen vnnd in deſſen aller vollkom= menſten Coͤrper die vier Elementen vbereinſtimmen. Vnnd gleich wie der Rubin aller Edelgeſteine Effectum vnnd Wuͦrckung in ſich hat: Alſo iſt auch das Gold (als der edelſte Stein vnter allen) mit al= ler Metallen Tugenden verſehen/ dieweil es nemblich alle Metall in ſich begreifft/ dieſelbige faͤrbt vnd lebendig macht. Vnd gleich wie die oͤberſte Himmliſche Planeten jhren Schein vnd Liecht von der Him̅= liſchen Sonnen empfangen: Eben auff ſolche weiſe empfangen auch die Irꝛdiſche Planeten oder Metalliſche Coͤrpe̅r jhre̅ Schein/ Gla̅tz/ Krafft vnnd Strahlen von dem Gold/ als von der Irꝛdiſchen vnnd Philoſophiſchen Sonn. Auß welchem dann zuſehen/ warumb die aller aͤlteſte Cabaliſten vnnd verſtaͤndige Magi vnnd Naturkuͤndiger/ welche die volltommene Erkanntnuß der gantzen Natur in dem Liecht Gottes erlangt/ die Anfaͤnge aller Dinge/ dem Puncten der gantzen Welt/ einer ſtracken Linien vnd deß Circkels vergliechen: Item wa= rumb ſie den Metalln die Character vnnd Namen der Himmliſchen Planeten zugeeygnet/ nemblich von wegen der ſonderbahren Vber= einſtimmung/ vnd dieweil ſie ſich ohne groſſen Vnterſcheyd vnter ei= nander außlegen vnnd erklaͤren. Dem Gold als dem Koͤnig vnnd Haupt aller Metall nach dem Zeugnuß deß Hermetis, nemblich dem aller vollkommlichſten vnd reinſten Coͤrper/ ſo ſich von keinem Ele= ment laͤſt vberwinden vnnd bezwingen/ ſondern von Gott vnd deꝛ Na= tur bey des nach der Matery vnd Form gantz vollkommentlich außbe= reytet iſt/ ſind nit allein Himmliſche Kraͤffte der Planeten vnnd ande= rer Metalliſchen vnd Mineraliſchen Coͤrper/ ſondern auch der Ve= getaliſchen vnnd Thier eingegoſſen vnd mitgetheylt. Dannenhero [ID00292] dann die Gewalt deß Fewers ſolche wol temperierte Verehligung vn̅ Vereinigung der Elementen nimmermehr zertrennen/ noch auch die Haͤfen der Erden vervnreinen/ die Schleimigkeit deß Waſſers beſu= deln noch die Anruͦhrung deß euſſerlichen Luffts verfinſtern oder ver= derben kan. Dannenhero ein jeder Menſch von wegen ſeiner Himm= (Das Gold iſt aller Na= tur.) liſchen vnd Irꝛdiſchen verborgenen Kraͤfften/ die kleine Welt vnd der Adam genennet wird: Gleich wie dieſes das Ende vnd Vollkommen= heit der Geſchaͤffte der Natur. Ja es iſt der Septenarius numerus oder Siebner Zahl die Zahl der Vollkommenheit/ vber welche die Natur (ohne Huͦlff der Kunſt) nicht forderſchreiten kan/ ſucht vnnd pfleget alsdann jhrer Ruh. Damit man aber verſtehe/ wie die Himmliſche Coͤrper der Planeten vnnd Sterne vnd gleichsfalls auch die Elementen vnnd Gewaͤchſe der Erden dem Gold vnter der Erden jhre Kraͤffte vnnd Vermoͤgen mittheylen/ ſo geben wir dieſe nachfol= gende Erklaͤrungen den rechten vnd wahren Philoſophis zuvrtheylen anheim.Dann es wird das gantze Gebaͤwe der Erſchaffung von den He= breiſchen Cabaliſten in drey Kugeln oder Welt zertheylt: Nemblich in die Elementarem, als dieſe empfindliche vnterſte/ deren Theyl der Himmel vnnd Erden ſind. In die Intellectvalem oder ( Exod. 25. ſect. 30. ) Engliſche: Vnd dann den Archetypvm. Dieſe drey Welt ſind von dem Moyſe in dem wunderbahren Tabernacul nach der Weiſe/ wie jhme auff dem Berge gezeyget worden/ gantz augenſcheinlich vor gebildet. In der empfindlichen Welt iſt die Regio oder Orth der Ele= menten vnd deß Firmaments: Die Elementaliſche iſt durch den euſ= ſer lichen Himmel oder mit dem Firmament vmbſchloſſen vnd verfaſ= ſet/ begreifft die vier Elementen/ ſo der Gebaͤhrung vnnd Zerſtoͤru̅g (Die Befelch der oberſten Ordnung werden den vnterſten durch die mit= lere außge= legt.) vnterworffen/ in ſich. In der Himmliſchen ſind die Planete̅ vnd ande= re Sterne oder Himmliſche Coͤrper/ haben in derſelbigen jhre Herꝛ= ſchafft vnd verrichten jhre Geſchaͤfft. Die andere Regio iſt eine Woh nung der Engel vnd wird von den Gelaͤhrten Rabinen Mvndus In- telligentiæ, oder die Welt der Weißheit genennt. Die dritte be= greifft Mvndvm Archetypvm in ſich. Nun aber ſteygt die Goͤtt= liche Gewalt vnd will herab/ eher ſie ſich den vnterſte̅ com̅uniciert/ als erſtlich zu de̅ Intelligentiis oď Engeln/ von de̅ſelbige̅ zu de̅ Sphæris deß Firmame̅ts ď Planete̅ vn̅ Stern: Endlich kompt ſie in die elementari= ſche Welt oď in die Ge̅gend der vier Elementen/ da dan̅ die le̅tzte Voll [ID00293] ſtreckung deß Befelchs vnd Willens Gottes (wie die Hebreer reden)(Der dritte wird von de̅ zweyten be= wegt: Der zweyte aber von dem erſte̅ re giert.) wird verrichtet. Gott aber hat einem jeden auß dieſen Gegenden eine Gleichheit ſeiner Goͤttlichen Allmacht vnnd nicht zwar zu dem Ende mitgetheylt/ daß ſie jhm/ als jhrem Schoͤpffer ſolten gleich vnnd aͤhn= lich ſeyn/ vnd als wann ein jede fuͦr ſich ſelbſt maͤchtig genug wer/ alles zuthun vnd zumachen/ was ſie woͤll: ſondern damit ſolche Effigies oder Bildnuſſen gleichſamb Vorbildungen weren/ ſo die Goͤttliche Eſſentz oder Weſen zeygen/ vnd durch welche Gott der Allmaͤchtig ſein Ge= walt vnd Macht vor Augen ſtellt/ wie der Apoſtel Paulus in der erſte̅ an die Roͤmer bezeuget: Gott hab den Heyden oder Voͤlckern ſein vn=( Sect. 20.) ſichtbahr Weſen/ das iſt/ ſeinen vnendlichen Willen vnnd Gottheit durch ſeine werck offenbahr gemacht/ nemblich in Erſchaffung der(Gott hat in ď diſpoſitio̅ vn̅ Anordnung der Ding/ die edelſte allezeit in de̅ hoͤchſten Grad geſetzt.) Welt. In dem Archetypo ſind die Ideę vnd diuinę Dignitates oder Goͤttliche Wuͤrden Gottes. In die Mundum Intellectualem, hat er die Engel oder Intelligentias verordnet: In den Mundum cœleſtem oder dieſe empfindliche Welt aber das Primum mobile, oder wie an= dere davon reden/ die zweyte Bewegung nach den Engeln/ als die er= ſte Corporaliſche Creatur vnd Quell alles Lebens vnnd Bewegung.(Alle animæ o= der Seelen ſollen zu der eintzigen See len der Welt gezogen wer= den/ gleich wie auch alle Planeten zu der Sonnen/ als jhrem Re??? genten vnd Koͤnig.) In dieſe Himmliſche Gegendt aber hat er die Sonn/ als den Koͤnig vnd Regenten aller Stern vnd die Quell deß Liechts geſetzt. Dann es wohnet die Seele der Welt oder die mittlere Natur fuͤrnemblich in ď Sonnen/ als welche die gantze Kugel der Sonnen erfuͦllt/ jhre Strah len allenthalben gleich als einen Spiritum oder Geiſt durch alle Ding außſpreitet/ dem gantzen Vniuerſo ſeine Empfindlichkeit vnd Bewe= gung mittheylt vnd alle Entia durchwandert. Vnd ſich demnach in der Sonnen alle Kraͤffte der Natur/ gleich als in einem Receptaculo oder Brunnenquellen/ ſo jmmer fleuſt/ verborgen. Vnd gleich wie in dem Menſchlichen Leib das Hertz die Brunnquell iſt deß Spiritus vi- talis, vnd Gebluͦts/ ſo allen Gliedern die Bewegung zuſampt dem Le= ben mittheylet/ alſo ſpreitet auch die Sonn/ als das Hertz deß Firma=(Die Sonn erleuchtet al= les vnd iſt der Menſchliche̅ Weißheit Ferment.) ments/ vnd aller Elementen Herꝛjhre Kraͤfften durch die gantze Na= tur auß vnd geuſt jhnen dieſelbige durch die Stralen ein. In das Golt/ als den Mundum Elementarem, als einem Subiecto oder Wohnu̅g/ kommen vnd flieſſen alle Elementaliſche Himmliſche vnd vber Him̅= liſche Kraͤffte zuſammen/ nach dem ſie nemblich von der vber Himm= liſchen vnnd Himmliſchen Influentz in die elementaliſche Welt herab fallen/ werden demnach in demſelbigen beyſammen erhalten vn̅ gleich [ID00294] ſamb beſchloſſen. Dann der aller geheymbſte Himmliſche Geiſt deß Golds gibt allen Creaturen der gantzen Welt das Leben/ Weſen vnnd Subſtantz/ vnnd traͤgt demnach in dieſem das Ebenbild Gottes ſehr (Die Gewalt der Sonnen erſcheinet ſon derlich in den Steinen dan̅ demnach in e??? ens jeden na= türliche̅ Ding jhr Spiritus zu gegen/ als wird er in de̅ Gold vnd Stein wel= cher der wuͤr= ckenden Na= tur in jhrem Mangel zu= huͤlff kompt/ vielmehr ſeyn.) nahe bey ſich. Eben dieſer Geiſt wird in dem Himmel durch ſeine Be= wegung vnd Krafft allenthalben außgeſpreytet. In der Erden aber vn̅ ſonderlich in deſſelbige mittelſten centro in die Enge zuſammen gezo= gen/ bekompt demnach daſelbſt eine Dicke vnd wird gleichſamb in de= ren Dinge Subſtantz incorporiert/ welche auß dem centro der Erden herkommen vnd entſpringe̅. In den Metalln wird er gantz eingeſchloſ= ſen vnd figiert. Vnd dieſes noch mehr vnd beſſer zuerklaͤren/ ſo iſt zu= wiſſen/ daß wann der Circkel der Sonnen in dem Firmament herumb bewegt wird/ vnd dieſelbige die Straſſen der Himmliſchen Reyſe/ (da ſie nemblich in der Planeten vnnd anderer Sterne Haͤuſern einkehrt/ ſintemal durch jhre Leytung alle Planeten werden bewegt) durchwan= dert/ ſo werden ſie durch die Gegenwart conjungiert vnnd durch die Zuſammenkunfft noch nicht geplaget/ ſondern durch die liebliche Co̅= junction oder Zuſam̅enkunfft erfrewet/ in dem ſie nemblich jhre Kraͤff= te ſtaͤrcken/ vnd die Wuͤrckungen/ ſo ſie in der Lufft haben/ auffgemun= dert/ (mit dem Marte nemblich die Waͤrmbde vnnd mit dem Saturno die Kaͤlte) vnd geuſt alſo einem jeden ſein Liecht/ Leben vnd Bewegung biß in die aller tieffſte Orth der Erden ein. Dannenhero ſie dann von dem Heraclyto ein Brunn deß Himmliſchen Liechts/ von de̅ Orpheo ein Liecht deß Lebens vnd Auge der Welt oder lebendigmache̅des Au= ge deß Himmels wird genennt/ welches allen Dingen jhre Waͤrmb= de/ Liecht vnd Leben mittheylet. Die Natur deß euſſerliche̅ Fewers iſt/ daß es alle verborgene Fewer lebendig macht: Alſo iſt die Sonn von (Derowegen Paracelſus dz Gold nit vn= billich in dꝛey= erley vnter= cheydet.) Gott dem Allmaͤchtigen zu dieſem Ende in die Welt verordnet/ daß ſie alle verborgene vnd ſtill liegende Fewer anzuͤnde/ ne̅blich die Sphæ- ras oder Circkel der Planeten/ welche wir nicht ſehen: Dann an ſich ſelbſten ſind dieſelbige tod: Wann ſie aber werden angezuͦndet/ ſo ſind ſie lebendig vnd verrichten jhre Eygenſchafften vnd ſonderbahre Ge= (Die Metall haben den vn= terſten Orth deß Circkels jnnen/ vnd liegen in der Mitte der Erden verborgen.) ſchaͤfft. Von dem Paracelſo wird die Sonn ein ſpiraculum oder A= them deß Lebens der Elementen genennt: Vom Platone Zoroaſtro ein Himmliſch vnd vnvberwindlich Fewer. Dann als der Vatter deß Liechts den Schein ſeines Fewers außgeſendet/ vnnd daſſelbige erſtlich der Sonnen vnd andern Coͤrpern deß Firmaments mitgethei [ID00295] let/ iſt ſolches von dannen durch Mittel Inſtrumenten auch in dieſes vnſer Fewer gefloſſen: Vnnd werden auff ſolche weiſe aller Planeten(Die Sonn empfaͤngt vo̅ niemand jch= tes/ ſondern brennet vnd leuchtet allen/ vnd wird al= lein von Gott regiert.) Kraͤffte vnd Wuͦrckungen in der Sonnen gefünden. Vnnd ſagt dem= nach Iamblichus nicht vnrecht: Was wirgutes haben/ das haben wir von der Sonnen/ entweder von derſelbigen allein/ oder von jhr durch andere: Dann ob wir wol von andern etwas haben/ ſo iſt ſolches doch von der Sonnen genommen. Vnd werden derowegen in der Sonne̅/ als in dem Hertzen deß Firmaments vnd einem gewaltigen Brunnen oder Quell die verborgene Himmliſche Eygenſchafften der Himmli=(Nichts kan man ohne Hülff vnd Gutthat deß Monds ver= richten: Die= weil er anß krafft der So̅??? nen ein Herꝛ= ſcherin iſt der Geburthen/ zu vnd Abne̅= mung,) ſchen Coͤrper gefunden. Die Himmliſche Koͤnigin aber vnd der Son nen Ehegemahl/ nemblich der Mond/ als das letzte Receptaculum o= der Auffenthaltung aller Himmliſchen Influentzen vnnd Kraͤfften nimpt vnd faſt/ der Sonnen vnd aller Planeten vnd Sterne Strah= len vnnd influxus gleich als eine Geburth in ſich/ vnnd gibt ſie der vn= tern/ als jhrer nechſten Welt. Vnd wird darfuͦr gehalten/ als habe der aller weiſſeſte Gott den Circkel deß Monds zu aller vnterſts vnter den Himmliſchen Coͤrpern vnd zu oͤberſt der elementaliſchen Bewegung loſiert vnd verordnet/ damit von jhr vn̅ alſo von obe̅ herab jhre Kraͤff= te vnd Himmliſche Influentzen der Geſtirn moͤchten herkommen vnd(Der Mond beſcheinet al= les durch eine̅ frewbden Schein/ vnd nicht von ſich ſelbſt: ſondern hat ſeinen Schein von der Sonnen.) erlanget werden/ vnd er/ der Mond/ dieſelbige hinwiderumb in alle e= lementariſche vnd auch in die Elementen ſelbſt biß auff die Kugel der Erden verwenden/ vnd alſo eines jeden Dings ſonderbahr vnd einge= born Aſtrum oder Geſtirn/ ſo mit den ebern vbereinſtimmet/ auff ſol= che weiſe erwecken. Daher dann erſcheinet/ wie die Seele der Welt durch das vber Himmliſche/ vnſichtbahre vnd vnempfindliche Fewer das Liecht vnd Fewer der Sonnen bewege/ welches Fewer/ nachmals die Kraͤffte der Sternen bewegt vnd dieſelbige endlich durch den Mo̅d(Ohne Mittel deß Monds koͤnnen wir die Kraͤffte der obern nit an vns ziehe̅: Ob wol der Mond von allen Sterne̅ ſeine Krafft empfaͤngt/ ſo wird er doch von der Son nen/ ſo offt er ſich zu derſelbigen nahet/ mit einer lebendigmachende̅ Krafft erfuͦllt: Vnd nimpt endlich durch das Anſchawen jhre Complexiou.) in die Kugel der Erdenverſchickt/ vnnd biß in die aller tieffſte Kluͤfften derſelbigen außtheylt/ gleich wie der Saame deß Manns in die Kugel oder Gefaͤß der Mutter vberſchicket wird.Dieweil demnach die Sonn vnnd das Gold dieſe ſonderbahre Gleichheit/ vbereinſtimmung vnd Concordantz vnter einander habe̅/ aſs haben auch die Alte Weiſe Cabaliſten ſo wol die Irꝛdiſche Sonn/ nemblich das Gold/ als auch die Himmliſche mit einem Charactere hieroglyphico, nemblich einen gantzen ſichtbahren Circkel vnnd cen [ID00296] tro beſchreiben vnd vorbilden woͤllen: Sintemal der Sonnen Circkel beydes das Firmament vnd Erden vorbildet/ in dem nemblich der Cir= ckel deß Firmaments Bewegungen vnd influeutias, Der Punct oder centrum aber die Erde vnd vnbewegliche Natur verheiſt. Wer den rechten wahren Puncten vnd centrum verſteht/ dem kan in der Natur der dinge nichts verborgen ſeyn/ deſſen Wiſſenſchafft er nicht habe. Dann in demſelbigen beruhet das Fundament/ grund vnd Wurtzel/ vnnd werden demnach aller Kuͤnſte vnnd Wiſſenſchafften natuͤrli= che fundamenta nicht vnbillich zum allererſten darauß genom= men.Aber widerumb zu dem mir communicierten Auro potabili zu= kommen/ ſo wird erſtlich der aller ſubtieleſte Calx Solis oder Kalck deß Golts erfordert/ welchen ich hiebevor zu anderer Nothwendigkeit be= reytet. Nimb deß gemeinen Aquæ fortis oder Scheydwaſſers ein halb pfund/ laß 2. Loth Salmiac 875 oder wie viel du bey einer kleine̅ Waͤrm= den kanſt/ darinnen ſolviern/ ſo bekompſtu das Aquam Regis in wel= chem du ſo viel Golt du wilt 876 ſolſt ſolviern/ wann ſolches geſchehen/ ſo geuß die Solutio̅ in ein weit Glaß/ laß etwas von einem gute̅ Wein ſteinoͤle 877 / ſo in einem Keller von ſich ſelbſt ſolviert/ tropffenweiß hinein fallen (von wegen deß Praſſelns im Sieden vnd darauß vorſtehenden Gefahr) oder da kein Weinſtein zugegen/ ſo nimb das in einem gemei= nen Waſſer ſolvierte Saltz: Es muß aber deß Weinſteinoͤls ein gute Maͤnge ſeyn/ ſo ſetzt ſich das Golt durch die Repercuſſion auff den Boden. Vnd wann du ſiheſt/ daß deß Golts ſolvierter Kalck aller= dings auff den Boden kommen (welches auß der Farb deß Aquę Re- gis, die da weiß ſeyn ſoll/ zueꝛkennen: Dann wann dieſelbige noch gaͤlb/ ſo iſts ein Zeichen/ daß ſich das Golt noch nit all geſetzt: Derowegen tropff deß Weinſteinoͤls noch etwas mehr hinzu/ vnnd werde mit mei= nem Schaden klug) ſo geuß nach dem es etlich Stund geſetzt/ die dar= auff ſchwimmende Feuchtigkeit an einem warmen Orth davon ab/ vnd laß den Kalck (ſo an der Farb der bleychen Terrę Sigillatę aͤhn= lich) vier oder fuͦnff mal in einem warmen Waſſer edulcoriert nach= mals in einem Balneo Mariæ fein weißlich vnd gemaͤchlich bey einem ſehr gelinden Fewerlin/ oder welches ſicherer in einer glaͤſernen Schuͦſ= ſel in einer warmen Stuben fuͤr ſich ſelbſten/ vnnd ohn einige Hitze deß Fewers vertruͤcknen/ ruͤhr den Kalck mit keiner eyſer nen Spatel/ ſon [ID00297] dern vmb mehrer verſicherung willen/ mit einer Huͤltzernen/ herumb/ vnnd verwahr jhn in einem Glaͤſernen Gefaͤß zu deinem Gebrauch.Wann man ſichs auff einandere Weiſe/ als durch die beyde jetzt= gemelte zutruͦcknen vnderſtehet/ geſchicht es nit ohne groſſe Gefahr: Dann ſo bald es die Hitz deß Fewers empfindet/ oder mit einem eyſer= nen Inſtrument wird bewegt/ faͤngt es von ſich ſelbſten eine Flamme vnd fleucht mit einem Purpurfarben Rauch davon/ mit einem kꝛache̅/ wie das Schießpulver auß einem Rohr/ vnnd laͤſt nicht das geringſte Koͤrnlin hinder ſich. Dannenhero jhrer viel/ wie ich ſelbſten weiß/ in groſſe Gefahr daruͤber gerathen. Andere brauchen nur etlich wenig Gran 878 dieſes fliegenden Golds mit groſſem Nutzen zu Befoͤrderung deß Schweiß. Wann man von dem gemeinen pulveriſierten Schwe= fel etwas hinzu thut/ vnd alſo miteinander vermiſchet/ bey dem Fewer in einem Tiegel brennen laͤſt/ ſo bleibt der braune vnnd allerſubtileſte Kalck deß Golds 879 darinnen liegen/ ſo da alle Gewalt zu ſchlagen ver= lohren/ welches hoͤchlichen zuverwundern vnd wol zubehaltenEin eintziger Scrupel deß fliegenden Golds ???b wuͤrcket mehr vnd gewaͤltiger/ als deß Schießpulvers ein halb Pfund.Etlich Gran dieſes Golds auff ein Meſſer gelegt vnd mit einem darunter gehaltenen Liecht heiß gemacht vnd angezuͤndet/ gibt einen ſolchen Knall/ als hette man ein groß Stuͤck Geſchuͤtz loß gebrennt/ alſo den jenigen/ ſo nah darbey ſtehen/ das Gehoͤr benimpt.Die Wuͦrckung aber dieſes Pulvers iſt der Wuͦrckung deß Schießpulvers gantz zuwider: Dann gleich wie dieſes in die Hoͤhe ſteygt/ alſo verrichtet jenes ſein Geſchaͤfft hinunterwertz:Deſſen etliche Scrupel auff ein dicke eyſerne Blatt gelegt vnnd angezuͦndet/ bohren dieſelbige gantz durch.Welcher Repercuſſion Vrſach denn meines Erachtens das Sal armoniacum 880 iſt. Dann gleich wie dz Salniter vnd Schwefel 881 ein= ander zuwider vnd eins das ander nicht vertragen kan/ wie in der An= zuͤndung deß Schießpulvers zuſehen: Eben allſo ſind auch das Sal= miac vnnd Weinſtein einander entgegen. Derowegen wann das Salmiac mit dem Weinſteinoͤle/ als ſeinem Feindt wird vermiſcht/ ſo machen ſie mit jhrem Kampff vnd Streit das Golt/ ſo zuvor in dem Aqua Regis iſt ſolviert worden/ fallen vnd wird nach dem der aller be= ſte purificierte Spiritus nitri durch das Weinſtein Oele geſchlagen/ welcher Spiritus Nitri ſich in ſolchem Kampff mit dem Sulphure Solis [ID00298] als ſeinem Widerſacher conjungiert vnd vermiſcht. Vnd dieweil die= ſer Sulphur Solis zum hoͤchſten gereiniget iſt vnd viel ſubtieler/ als vn= ſer gemeine Schwefel/ als verrichtet er 882 auch ſeine wn̅derbahre Wuͦr= ckungen/ nicht allein mit groͤſſerer Gewalt/ ſondern auch in geringere̅ Gewicht: Eben auff ſolche Weiſe/ wie der gemeine Schwefel vn̅ Sal= peter in dem Schießpulver mit einander vermiſcht vnnd angezuͦndet/ einen groſſen vnd lauten Knall gebaͤhren.Dieſer Kalck verſchmiltzt in dem Saltzoͤle/ wie Butter/ vnd daſ= ſelbige von wegen der vberbliebene̅ truͦckenen Geiſter deß Salniters. 883 Der rechte vnd radicaliſche aber iſt nicht mehr ſolviert/ dieweiler ſich widerumb in ein Corpus laͤſt redigiern.Vnd ſo weit erſtreckt ſich meine Experientz/ welches ich vnſerm Allerdurchleuchtigſten vnd Vnvberwindtlichſten Keyſer Rudolpho II. auff ſein Begehren dermal eins mitgetheylt.Folget deß Auri potabilis ferꝛnerer Proceß/ welchen ich als ein ſonderbahre empfangene Gab den Studioſis Chymiæ (wie auch alles andere/ zwar vmb ſonſt/ jedoch von mir ſelbſten nicht probiert) mit= theyle vnd verehre.Nimb deß Harns eines geſunden Menſchen/ der zu ſeinem Ge= traͤnck anders nichts/ als Wein gebraucht/ bey 20. Maß/ laß denſelbi= gen in etlichen glaͤſernen Kolben ſo lang in dem Balneo deſtilliern/ biß ſo viel Phlegma hinweg komme/ daß von den zwantzig Maſſen nur ein Maß 884 vberbleibt die herab gezogene Phlegma wuͤrff hinweg das v= berbliebene ſchuͤtt zuſammen/ laß in einem Sant deſtilliern/ das Fewer letzlichen ſtaͤrcken vnd genugſamb vermehren: Das deſtillirte vermiſch mit dem deſtillierten Spiritui, 885 was von Saltz auff dem Boden liegen blieben/ das thu hinweg/ ſo bekompſtu deß ſtinck enden deſtillierten Spi- ritus faſt ein gantze Maß. Denſelbigen laß in einem Balneo rectifi= ciern/ mit Behaltung deß vorigen vierdten Theyls/ als welcher ſtarck vnd beſſer: vnd Abſchaffung deß letzten. Nachmals geuß ſo viel Re= gen oder friſch Brunnenwaſſer vber den auffgehohenen Spiritum, daß es denſelbigen in vierfacher Maß vbertreff oder bedeck/ fuͤge einen Recipiente̅ hinan/ vnd laß es alſo/ biß ſawre Tropffen herauß flieſſen/ deſtillieren/ alsdann gieß widerumb ein mal Regen oder Brunnenwaſ= ſer/ wie zuvor hinzu/ laß abermal deſtilliern/ biß keine Saͤwere mehr erfolgt/ alsdann laß von dem deſtilliern ab. Es kompt der Spiritus deß Harns zum erſten herauß vnd laͤſt das Regenwaſſer mit Geſtanck [ID00299] zuruͤck. Dieſes Spiritus Vrinæ nimb ein Theyl/ deß beſten gebrannte̅ Weins/ gleich ſo viel/ laß mit einander vermiſcht acht Tag vnd Nacht in einer gelinden Waͤrmbde ſtehen/ nachmahls deſtilliern/ biß ſich bey= de Spiritus mit einander coaguliern. Vnnd alſo iſt der Spiritus deß Harns zu dieſer Arbeit bereytet. 886 Es wird aber nunmehr auch das Oleum Salis erfordert/ deſſen( Oleum Salis ) Præparatio oder Bereytung ſich alſo vorhelt.Nimb deß zergangenen oder zerſchmoltzenen Saltzes ſo viel du wilt/ laß in einer Irꝛdenen wolverbundenen Retorta mit eine̅ genug ſam groſſen Recipienten/ an den Fugen allenthalben wol verwahret deſtilliern/ dann wann das Saltz im Flieſſen 887 ſtehet/ ſo fallen die Spi- ritus in den Recipienten: Oder wann du es mit Laymen verrichteſt/ mag man Waſſer in den Recipienten thun/ auff daß ſich die herauß gefolgte Spiritus deſto eher damit vermiſchen. Mann muß aber den gemelten Spiritum vor dem Gebrauch vber dem friſch zerlaſſenen Saltz etlich mal rectificiern/ damit er zu dieſem Geſchaͤfft deſto ſtaͤr= cker werde: Sintemal er fuͦr ſich ſelbſten ſehr ſchwach. 888 Darnach nimb von de̅ vorgemelten Calce Solis, geuß deß Saltz= oͤls ???aa hinzu/ vnd damit es deſto beſſer ſolvieret werde/ ſo ziehe das Saltzoͤle biß auff ſeine Oleitet widerumb herab/ gieſſe abermal etwas von Saltzoͤle hinzu/ vnnd widerhole ſolche Arbeit der Cohobation ſo offt vnd viel/ biß der Kalck wol ſolviert ſey.Nimb nachmals dieſes ſolvierten Kalcks 1. Theyl. Deß præpa= rierten Spiritus von Harn gleich ſo viel/ gieß den Spiritum deß Harns tropffenweiß daruͦber/ vnd ſtopffe das weite Glaß allezeit wol zu/ biß das Geraͤuſch oder Gedoͤß nicht mehr geſpuͦhrt wird/ ſetze es vier Wo= chen lang in einer gelinden Waͤrmbde in die Putrefaction. Laß her= nach in einem Sant in der Retorten deſtilliern/ vnnd daſſelbige erſt= lich bey einem gelinden Fewer vnd letztlichen bey einem ſtarcken biß die Retorta gluͦend wird/ ſo ſteygt dz Gold mehrer Theyls hinauff: Daſ= ſelbige ſublimierte Pulver hebe fleiſſig auff/ ſintemal das Saltzoͤle fuͦr ſich herauß kommen/ welches man gleichsfalls auch fleiſſig verwahre̅ ſoll. Endlichen geuß zu dem ſublimierten Pulver Solis einen gebrann= ten Wein/ biß ſich derſelbige allgemach faͤrbt/ geuß nach dem der vori= ge durch die Neygung davon abgelaſſen/ einen friſchen gebrannten Wein hinzu/ vnd widerhole ſolches ſo offt vnd viel/ biß ſich der Wein nicht mehr faͤrbt. Vnnd dieſen gebrannten Wein kan man biß [ID00300] auff das vberbliebene Oele herab ziehen. Oder alſo gefaͤrbet mit ſampt deß Golds Eſſentz zum Gebrauch verwahren. Den Calcem Solis, ſo in der Retorta vbrig blieben/ laß mit dem Saltzoͤle widerumb ſolviern/ wie geſagt/ mit dem Spiritu deß Harns digeriern vnd ſolches alles ſo offt vnd viel mal widerholen/ biß von dem Gold nichts mehr vbrig blieben. Wann aber der gebrannte Wein mit der extrahierte̅ Tinctura Solis etliche Wochen in der Digeſtion ſtehen bleibt/ ſo wird das Gold gantz volatile oder fliegend vnd ſteygt vber ſich in den A= lembic.Dieſen Proceß kan ein jeder erfahren/ wer da will. Wann die Solutio roth 889 were/ gefiel ſie mir deſto beſſer: Sintemal die Solutio- nes deß Golds/ welche durch die Corroſiva gaͤlb werden/ keine radi- cales Solutiones zunennen. Dieweil ſie die Zinnerne vnd Silberne Gefaͤß/ in welche ſie geſchuͤttet werden/ gantz ſchwartz faͤrben/ welches doch von den Philoſophiſchen Solutionibus, die da gantz roth ſind/ nicht geglaubt wird. Ferꝛner tingiern vnd faͤrben ſie auch die vnvoll= kommene Metall vnd werden auff keinerley Weiſe/ als allein durch (Niemand vn derſteht ſich ſolches/ nach dem er es ein= mal verſucht zum andern mal.) den Weg der Profection in ein corpus reduciert. Lullius ſagt/ es ſey beſſer/ daß man das brennende Fewer mit den Augen deß Baſilißken eſſe/ dann an ſtadt deß Auri potabilis oder durch die Wiſſenſchafft vn bekanter Medicin ein Gifft zu appliciern: Sintemal das verfaͤlſchte Gold aller Vnreinigkeit voll/ nemblich auß dem Fewer wider die Na= tur/ durch welches der Sophiſt oder Betriger ſein Geſchaͤfft ver= richt. Dann es wird die natuͦrliche Waͤrmbde durch die ſcharpffe Dinge deß Fewers wider die Natur (als die der Menſchlichen Natur entgegen) alſo bald getoͤdet vnd zertrennet vnd die Geiſter deß Hertze̅s reſolviert/ in welchem die natuͤrliche Waͤrmbde wird erhalten. Dero= wegen P. Seuerinus 890 warhafftig bezeugt/ es werden der aller vollkom menſten Coͤrper Balſam vnd erwuͤnſchte Eygenſchafften (von wegen der vnvollkommenen Combination der Elementen) in ſo harter Ge= faͤngnuß der Coͤrper verſperret/ daß ſie die Gunſt vnd Gutthaͤtigkeit/ ſo ſie der Menſchlichen Natur ſchuldig nicht koͤnnen demonſtriren vn̅ zeygen. Derowegen dann das verborgen zu offenbahren/ dieweil alle Kraͤuter vnd mineralia von jnnen nur Blut/ vnd einer blutichten Far= be ſind/ vnnd demnach alſo bereitet vnſer Blut ſehr leichtlich koͤnnen veraͤndern vnd zu jhrer Complexion erhoͤhen. Vnd alſo bekuͦmmern ſich der Perlen/ Edelgeſtein/ Golds/ Silbers vnd anderer Metallen [ID00301] Kraͤffte/ daß ſie vmb ſonſt in dieſe Irꝛdiſche oder Weltliche Provintz kommen/ vnd klagen die verdambliche Leichtfaͤrtigkeit der ſterblichen Menſchen ohne vnterlaß an/ daß ſie als ſo groſſer Prædeſtinationum oder Vorſehungen vergeſſen/ zu welcher ſie durch die Vorſehung Gottes verordnet/ ſolche Majeſtaͤt der Ding in frembden vnd vnzim= lichen Gebrauch verwandelt: Werden demnach gezwungen die Vn= reinigkeit der Haut vnd Vnwiſſenheit deß Gemuͤths zuverdecken/ vn̅ die betruͦgliche Dienſte deß Geitzes/ Hoffart/ Gaylheit/ Freſſens vnd Sauffens/ Vntrewe/ Ehebruchs/ Zwytracht vnnd Todtes fuͤr vnnd an die Hand zunemmen. Das iſt/ die Ding in einen nicht natuͤrli= chen Gebrauch zuverwandeln vnnd boͤſe verbottene Haͤndel zutrei= ben. Wer aber durch GOTTES Guͤte den Brunnen deß men-(Der Tod muß vor der Wideꝛgebuꝛt vorher gehen.) ſtrui vniuerſalis erreicht/ der kan auß der Philoſophen warhafftigen Bericht nicht allein alle vnnd jede Metall/ ſondern auch alle edele vnd gemeine Stein vnd Mineralien durch derſelbigen Huͤlff natuͤrlich vnnd radicaliter 891 in ſeine drey reſolviern: Welcher reſolvierte vnnd Widergebohrne 892 Liquor potabilis, von welchem ſich die Haͤfen auff dem Boden von ſich ſelbſten 893 abgeſondert/ nachmals von einem auff= richtigen vnd frommen gelaͤhrten Medico zu deß Menſchen Nutzen nach der Kranckheit Gelegenheit angewendet/ vn̅ mit verwunderu̅g/ erwieſen werden kan.Allhie will ich den guthertzigen Leſer von etlicher Betrug gewar= net haben: Daß nemblich die verfluchte vnd verfuͦhriſche Landlaͤuffer vnnd Henckermaͤſſige Buben die einfaͤltige mit dem Pulver deß flie= genden Golds in viel Wege koͤnnen hinderſchleichen vnnd betriegen. Ich ſelbſten hatte ſolches dermal eins einem Philoſopho, der vnter dem Schein Phariſeiſcher Frombkeit einen Schalck vnd Schlangen gifft verborgen truge/ mitgetheylt. Welcher jhne nachmals (mit zu= thun geſtoſſenen Schwefels 894 auff Erjnnerung die Gewalt zuſchla= gen genommen) mit ſeinen betruͦglichen Stuͦcken vermiſcht mit ande= rer Leuth Schaden vnnd ſeinem ſelbſt eygenen Gewinn die Vermeh= rung deß Golds bey vielen vnterſtanden.Eben dieſer Galgenſtrick/ nach dem er von mir vernommen/ daß die Luna in einem gemeinen Scheydwaſſer ſolviert/ vnd in einem ge= meinen Saltzwaſſer repercutiert/ das weiſſe Pulver auff den Boden treib/ welches drey oder vier mal edulcoriert/ nachmals in einem Tie= gel bey dem Fewer zerſchmeltz vnnd nach dem Außgieſſen die Geſtallt [ID00302] eines Horns bekomme: Dieſe Hornformige vnd vnbekandte Lunam hat er nachmals/ als welche bey dem Liecht leichtlichen zerſchmiltzt vn̅ ſich mit einem Meſſer zerſchneyden laͤſt/ mit Bley vnnd andern Me= talln vermiſcht 895 vnd bey vielen Vnverſtaͤndigen fuͦr die Tranſmu- tationem oder Veraͤnderung deß Bleyes in Silber faͤlſchlich außge= geben.???k. Wegen der groſſen Gefahr/ ſo vielleicht/ wann es moͤgte angehen/ darauß moͤgte entſtehen.???n. Dieſes Krachen oder Knallen wird dem Solariſchen Kalck gaͤntzlichen benom= men/ durch haͤuffige zugieſſung deß Weinſtein Oels/ wann man nemblichen daſſelbige ſo la̅g zu dem durch das ſcharpffe Scheidwaſſer ſolvirten Gold/ gieſſet/ biß das gantze Werck wird wie ein ſchwartze Dinten/ doch mag man nichts verſichert ſeyen/ daß ſich das Gold gaͤntzli= chen habe auff den Boden geſchlage̅/ welches auch hernacher niemahln wird geſchehen/ auch wann ſolches alſo bald zum erſten mal herauß genommen worden/ ſolche krafft zuſchlagen hat/ welches dann hoͤchlichen zuverwundern daß zweyer gantz wiederwertiger Dinge effect einerley Vrſach haben koͤnnen/ welches ſonſten/ natürlich davon zureden/ gantz vnmoͤglichen ſcheinet. Dann dieſes Ding/ ſo ferꝛn es in ſeinem eſſe verbleibet/ kan nichts anders hervor= bringen als ſeines gleichen/ derowegen kan die Vrſach wieder einander ſtreittender vnnd wi= derwertiger Dingen nicht zugleich eines verrichten/ es ſeye dann das ſie in demſelbigen zu= fammen kommen vnd darzu vnderſchiedliche wiedrige principia, welche zu zeiten von ſolcher Beſchaffenheit ſind/ daß ſie darzu antreiben/ daß eines vor vnd an ſich ſelbſten wiedriger Din gen vrſach ſeyen kan. Gleicher Geſtalt thut auch das Weinſtein Oel/ welches ſo es in gewiſſer proportion vber das Gold gegoſſen wird/ ſo machet daſſelbige ſchlagen vnd ſublimiren; Aber eben dieſes Oel benimmet demſelbigen auch dieſe ſchlagend vnd knallende Facultet wiederu̅b/ wann ſolches vber daſſelbige/ wie vorgemeldet worden vberhaͤuffig gegoſſen/ nemblichen/ biß es dardurch gantz ſchwartz gefaͤrbet wird.???o. Es wird auch genennet/ wegen ſeiner Wuͦrckung das Schlag Gold.
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Die aller beſte Art vnd Weiſe den Spiritum deß Harns vnd deß Weins zu deſtilliren.
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Endlichen muß dieſer auffs allerbeſte geſaͤubert vnd gereinigte ſpiritus deß Harns/ in einer Phialen auff Hermetiſch wolverwahret mit gelinder Waͤrme eines daͤmpffenden Balnei fuͦnff Tag lang biß derſelbige gantz vnd gar in ein Waſſer reſolviret vnd zergangen/ Digerirt wor den. Hernacher thue zu dieſem gleich ſo viel ſpiritus Vini oder etzliche mahl vbergezogene̅ wol= corrigirten Brandweins/ welche wann ſie alſo vermiſcht an einem ſehr kalten Orth geſtellet worden/ ſo werden ſie ſich wie ein ſchoͤn weiſſes Saltz coaguliren. Welches Saltz abermaln durch gelinde Hitz eines daͤmpffenden Balnei in einer wol Hermetiſch-verſiegelten Phialen in= ner halb xx oder xxx Tagen ſich in ein Waſſer verwandelt/ ſo zum Gebrauch wol zuver= wahren. Der ſubtileſte Brandwein von dem beſten vnd koͤſtlichſten Wein/ muß auff nach= folgende Weiſe deſtilliret werden. Nimb deß herꝛlichſten Malvaſter/ Spaniſchen oder Vn= gariſchen Weins ſo viel dir beliebig/ digerire denſelbigen im Pferdsmiſt oder an ſtatt deſſelbi= gen im Balneo Mariæ 14 Tag lang, Hernach deſtillire den ſpiritum in einer Phialen/ auch recti- ficire denſelbigen etzliche mahl biß er gantz ſubtiel worden durch eben dieſe Phialen. Dieſes rectificirten vnnd ſubtilifirten ſpiritus nimb ij Pfund vermiſche ſolche mit andern derglei= chen herꝛlich vnnd roͤſtlichen Weinen vj Pfund/ laß darvon in einer Phialen a= bermahln/ nicht mehr oder weniger in der deſtillation vbergehen ij Pfund dieſes/ [ID00304] daß nemblichen allweg friſchen Weins vj ℔ an deß vbergezogenen/ rectificirten vnd ſubtili= ſirten Brandweins ij ℔ gegoſſen werde/ wiederhole zum ſiebenden oder achten mahl/ ſo wir= ſtu den recht alcoholiſirten Brandwein/ welcher mit dem Hermetiſchen Siegel wol zuver= wahren/ haben/ ſo da gewaltig penetriret oder auch vber alle maſen ſubtiler Qualitet iſt. Den reſtirenden Wein hebe auff vor andere den Brandwein darauß zu deſtilliren. Dieſer ſpiritus aber wie allbereit erinnert worden muß vber die maſen wol vnd fleiſſig in einem Geſchirꝛ auff obgedachte Manier verwahret werden. Siehe auch hiervon vnſere Chymiatriſche Practic am 22. Blat.

Eine auffrichtigere Continuirung deß Auri Potabilis.
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Mann hat dieſer Solution deß Solariſchen Kalcks welche da durch das Saltz Oel ge= ſchiehet/ auch endlichen deſſelbigen durchtreibung mit dem ſpiritui deß Harns durch die Re= tort nicht vonnoͤthen/ ſintemahln dieſes auch nicht zum ſicherſten geſchehen kan. Derowegen laſſen wir vnſern Authorem auff ſeiner Meinung/ wir woͤllen aber gleichwol eine beſſere vnd behutſamere præparation dem Lieber an dir Hand geben/ welche nachfolgende.Der Kalck deß Golds ſo zuvor durch die hoͤchſte Reverberation ein hellbraune Farb vber= kommen/ muß zuvor mit dem recht auß dem ſpiritui deß Harns vnd Brandweins perfectio- nirten menſtruo, ſolviret werden/ vnd daſſelbige in gelinder Hitz/ daß ſolche Solution gantz Blutroth werde/ welche hernach vier Wochen lang in einem/ mit hermetiſchem Siegel ver= ſchloſſenem Geſchirꝛ zu digeriren. Wann nun ſolche Solution von jhren Hefen abgeſon= dert/ auch endlichen durch gelinde waͤrme deß Balnei das Menſtruum oder der ſolvirende ſpi- ritus darvon abgezogen worden/ ſo kan derſelbige allzeit gnugſam qualificirt ſeyn/ daß er moͤ= ge zu dergleichen Arbeit mehr angewendet werden. Das Gold bleibet in Geſtalt eines Blutrothen Oels/ ſo einen lieblich vnd augenehmen Geruch von ſich giebet/ vnd in einer jed= weden flieſſenden Matery leichtlichen zuſolviren iſt. Derowegen dieſes Oel die Stell deß wahren Auri potabilis gantz wol vertretten auch an deſſen Statt kan gebrauchet werden. Dieſes nun wird erhoͤhet/ vnd wie ſichs gebuͤhret/ recht vnd wol gereiniget/ wann nemblichen der ſpiritus deß Golds von ſeinem Materialiſchen Coͤrper abgeſondert worden/ die Tinctur von demſelbigen/ in welcher die beſte vnd hoͤchſte krafft eintzig vn̅ allem beſtehet/ durch die de= ſtillation elevirt wird. Derowegen deſtilliren wir die Solution deß Golds nicht durch das Balneum, ſondern im Sand in einem niedrigen Gefaͤß mit etwas ſtaͤrckere̅ Fewer. Dan̅ auff dieſe Manier nach dem der eine Theil iſt vbergangen/ folget vnnd ſteiget mit dem andern Theil durch den Alembicum oder Helm/ die Tinctur deß Golds gleich einem Blut ſelbſten/ auff dem Boden deß Gefaͤſſes eine ſchwartze duͦrre ſchwammechte oder lucke vnd leichte Erden hinder ſich laſſende. Das Menſtruum aber/ welches mit der Tinctur deß Golds hervor/ ſondern wie in einem laulechten Balneo durch den Helm ab/ die auff dem Bode̅ deß Gefaͤſſes hinderbliebene Tinctur aber ſolviern wir mit einem ſubtilen Brandwein vnnd daſſelbige zum dritten mahl/ ja was noch mehr iſt/ ſondern wir denſelbigen auch zum dritten oder mehr mahlen darvon wiederumb ab. Dieſes iſt nun das Aurum potabile, vnd zwar daſſelbige welches heutiges Tags gefunden wird in Engelland bey D. Franciſco Antonio [ID00305] Medico zu Londen/ welches aber das rechte Philoſophiſche nicht iſt/ dann das Engellaͤndi= ſche dieſem das Waſſer (: Wie man im teutſchen Sprichwort zuſagen pflegel:) nicht lange̅ mag/ auch weit ein ander Beſchaffenheit mit demſelbigen hat/ vber das auch die rechte Prob deß wahren Philoſophiſchen Auri potabilis nicht halten thut. Dann dieſes Eugellaͤndiſche wiederumb kan in ſein voriges eſſe vnnd mit ſeinem Materialiſchen Coͤrper copulirt werden/ welches bey dem wahren Auro potabili philoſophico gantz vnd gar vnmoͤglich. Letzlichen hat zwar vorgedachtes Engellaͤndiſches in der Artzney bey nahe eben dieſe Kraͤfften vnd Tu= genden/ welche ſonſten die Chymiſten von jhrem Auro potabili hoffentlich vorgeben/ wiewol ſolches etwas gelinder wuͤrcket/ auch nicht alle aſtraliſche Schwachheite̅ ſo wol als das Phi= loſophiſche curiret vnd heilet.

Ein Coͤrperliches Conterfayt deß Auri po- tabilis.
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Der allgemeine Brunn deß menſtrui kan die Dinge oder Coͤrper in jhre drey Principia/ ſo da ſind der Mercurius/ Saltz vnd Schwefel welche eintzelecht vnd zuſammen an vn̅ vor ſich ſelbſten ein Coͤrperliches Weſen haben/ reſolviren vnd zertheilen. Sintemahln das Mer= curialiſche Theil eine Portion iſt von dem groſſen Magiſterio der Weyſen/ derowegen ſolches auch zu deſſelbigen Compoſition oder zubereitung als ein weſentliches Theil erfordert wird auch mit dem vbrigen zu ſolchem Magiſterio gehoͤrigen vnnd darzu kommenden weſentlichen Theilen durch Philoſophiſche Rotation oder Circulirung endlichen zu einem Coͤrper wird. Derowegen iſt ſolches Waſſer ein koͤſtlich ſonderbahres Stück den Lapidem Philoſopho- rum zumachen/ welche doch gleichwol auch ein allgemeines Hauptweſen in ſich begreiffet/ da̅= nenhero es auch den Nahmen bekommen/ daß man ſolches den Himmel nennet/ weiln es nemblichen aller Dingen Geſtirn/ das iſt/ derſelbigen Eſſentz vnnd Thun von einander we= ſentlich vnderſchieden in ſich faſſet/ welches ſonſten wann man dieſelbige auff Chymiſche Ma nier vnd Weiſe reſolviret in jhre drey principia, gar eygentlich zuſehen/ oder welches da ein recht ſubſtantialiſch- oder weſentliches Dinge ſeye wegen ſeiner vnbegreifflich= vnd vnerforſch= lichen Natur: Es iſt nemblichen ein rechtes Subject aller Verwandlungen/ ſo andere Din= ge an ſich ziehet vnd dieſelbige hernach lebendig machet/ das iſt/ vber alle maſen geſchickt vnnd qualificirt gnug machet/ etwas in das Werck zuſetzen vnd zuverrichten/ welches dann bey de̅ Philoſophis iſt gebohren/ vernewert vnd wiederumb aufferwecket werden. Dieſes haben wir ein Exempel an dem gemeinen Coͤrperlichen Gold/ welches Warlich nimmermehr wird auff Philoſophiſch ein Aurum potabile werden koͤnnen/ wann ſolches nicht durch dieſes eintzige univerſal menſtruum geſchichet/ ſo da das Gold anff ſolche ſtaͤrckende krafft bringet vnd redu- ciret. Erſtlichen calcinire nach Art vnnd Meinung vnſers Authoris das Gold zum ſubtile= ſten; dieſes Goldkalcks nehme ſo viel dir beliebig/ deß Vniverſal menſtrui oder Philoſophi= ſchen Mercurij gleich ſo viel/ dieſe beyde thue in eine Cucurbit deren Fugen wol verwahrt vnd verlutirt zuſammen vnd deſtillire ſolche durch das Balneum auffs aller gelindeſte/ vnnd ſolches thue nicht nur einmahl/ ſondern mit wieder friſcher Auffgieſſung deß menſtrui wieder= hole ſolche deſtillation zum oͤfftern. Endlichen aber gieſſe abermahln daruͦber ein friſches menſtruum vnd treibe ſolches etwas ſtarck in einem truckenem Bad durch die Retorten/ ſo wird mit demſelbigen der Kalck deß Golds zugleich mit vbergehen vnd ein wenig Hefen auff dem Boden ſitzen bleiben. Welches nun vber gehet/ daſſelbige digerire in einem Peli???n o= der anderem darzu bequemen auff hermetiſch wolverwahrtem Geſchirr in gelinder Hitz der Sonnen oder einer warmen Stuben/ biß das Philoſophiſch reſolvirte Gold ſich ſeines Men- ſtrui auff dem Boden ſich begebende ſelbſten euſſert vnd ſich alſo von ſich ſelbſten von de̅ Men- ſtruo vnd der Feuchtigkeit abgeſondert/ welche waͤſſerechte Matery/ wann ſie behutſam dar= von genommen worden/ ſo trückne den Kalck gelind ab/ dann er ſonſten vber alle maſen fiüch [ID00306] tig iſt. Solchen wol auß etruckneten Kalck nun thue in eine proportionirte Phialen/ das iſt/ in eine ſolche/ daß der vierdte Theil derſelbigen von dem Kalck nur werde augefüllet/ verſie= gle es mit dem Hermetiſchen Wachs vnd ſtille ſolches in gelinde Waͤrme der Aſchen/ laſſe es alſo xiv Tag lang ſtehen mit groͤſter vorſichtigkeit. Damit nicht etwan̅ der Kalck deß Golds durch hefftige Hitze auffſteige vnd ſublimiret werde. Hernacher ſetze ſolchen im Sant vnd be= halte es in gleichem Gradten deß Fewers von acht zu acht Tagen/ biß daß Gold gleich einer Granaten dunckei roth abermahls figiret werde. Dieſes Golds nimm ij Loth/ zerreibe es auff das ſubtileſte/ gieſſe darüber ij Qnintlin deß beſten Brandweins darmit ſolviere daſſel= bige vnd verwahre es fleiſſig zum Gebrauch. Was am erſten nicht ſolviret worden/ darüber gieſſe abermahis einen andern ſpiritum vini nach der proportion vnd Beſchaffenheit deß nicht ſolvirten Golds vnd verwahre alles wol in glaͤſernen Geſchirren. Dieſes iſt nun das wahre vnd rechte auß dem Coͤrperlichen Gold gemachte vnd entſprungene aurum potabile. Von dieſem werden in der Artzney x oder xj Troffen mit ij ℔ deß beſten vnd koͤſtlichſten Weins vermiſchen vnnd darvon Monatlichen zwey oder drey mahl zu Erhaltung der Geſundheit gebrauchet von einem Quintlin biß auff ij vnd auch wol iiij Loth/ vnd auff ſolche Weiſe be= reitet/ hat es die krafft den Schweiß gewaltiglich zutreiben. In den gefaͤhrlichſten Schwach= heiten aber muß von einem vorſichtigen vnd erfahrnen Medico ſolches zimblicher maſen co̅- temperiret vnd mit moderation gebrauchet werden/ vnd pfleget ſolches gar vnderſchiedlichen zu operiren/ in dem es das ſchaͤdliche durch alle heimliche Winckel deß menſchlichen Leibs außführet.

Ein Magen Artzney/ Oder OLEVM STOMACHALE VENERIS ET MARTIS.
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Ein Weiſe den Vitriol ohne Corroſion auß dem Kupffer vnd Eyſen zubereyten.
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Die gantze Kunſt beruhet in de̅/ daß das Metall 896 durch den Sul- phur oder Schwefel recht vnd wol werde calcinirt.Nimb deß in Blech geſchlagenen Eyſens oder Veneris (dann es iſt ein weg mit allen beyden) wie viel du wilt/ laß in Stuͦck eines halben Thalers breit zerſchneyden/ mit pulveriſirtem Schwefel eins vmbs [ID00307] ander oder ſtratum ſuper ſtratum in einen Tiegel legen/ denſelbigen wol verkleybt zu dem Igne Rotæ 897 ſetzen/ jedoch alſo/ daß das Fewer den Tiegel erſtlich nicht beruͤhr/ ſondern mach daſſelbige je laͤnger je naͤher hinzu/ vn̅ allgemaͤchlich groͤſſer/ biß der Schwefel werd entzuͦnd ſo werden die Blech in einer eintzigen Stund calciniert. Wann nun alles kalt worden/ ſo nimb die Dunckelaſchenfarbe materiam, ſo ſich einem gebrannten Ertz vergleicht/ herauß/ laß dieſelbige pulveriſiern/ vnd durch das Sieb lauffen/ ſetze ſie in einem offenen vnverglaſurten Hafen nach der quer (wie bey der Præparation deß vitri Antimonii geſchicht) vber ein Kohlfewer/ damit ſie nicht verſchmeltze vnd der Vi triol in dem Kupffer 898 verſchwind/ ſo wird der Schwefel entzuͦnd oder evaporiert: Alsdann beweg es mit eine̅ eyſernen 899 oder Kuͦpffernen 900 Inſtrument/ wie man bey dem Vitriol zuthun pflegt/ vo̅ einer Seiten zu der andern/ vn̅ wan̅ es an de̅ Eyſen will anhangen/ ſo iſts genug vnd Zeit/ daß mans vom Fewer hinweg nemme. Dieſen pulveriſierte̅ Cal- cem veneris lege alsdann auff die Wage/ vnnd thu zu einem jeden Pfund derſelbigen 3. loth Schwefel/ miſch wol vnter einander/ ruͦhrs in eine̅ Hafen bey einem linde̅ Fewer ein viertheyl Stund 901 wol vnter einander/ biß der Hafen endlich gar gluͦend werde: Das Kupffer wird ſo weich/ wie ein Taig vnnd haͤngt ſich an dem Eyſen an. Wann es kalt worden/ geſtoſſen vnd durchgereitert/ ſo thu widerumb zu einem jeden Pfund 3. loth Schwefel/ laß wie zuvor ein viertheil Stund cal= ciniern/ vnd ſolches alles fuͤnff/ ſechs oder ſieben mal 902 widerhole̅/ ſo iſt die calcinatio vollendt. Es iſt aber (welches wol zumercken) der Kalck wol zutrucknen vnd zu einem jeden Pfund weder mehr/ noch weniger/ als 3. loth Schwefel zunemmen. Zu dem auff dz aller reineſt Pulveri= ſierte̅ Kalck deß Metalls gieß in einer huͤltzerne̅ Schuͦſſe̅l ſiedheiß Waſ ſer hinzu/ daß ſich der Kalck ſolviert vnd das Waſſer von der Venere ein Himmelblawe Farb bekomme/ daſſelbige laß abſeyhen/ evaporirn/ vber dem Fewer mittelmaͤſſig inſieden/ biß es ein Kruſte oder Ruͦfe be= kompt/ vnnd das vbrige in dem Kalten geſtehet/ ſo bekompſtu auß dem Kupffer den aller ſchoͤnſten Himmelblawen Vitriol/ vnnd auß dem Eyſen einen gruͦnen. Die auff dem Boden liegende Haͤfen laß vertruͦcknen/ die noch nicht ſolvierte/ wie zuvor widerumb mit dem Schwefel calciniern/ mit oberwoͤhntem Gewicht 903 / vnd nachmals ei= ne Laugen bereiten/ mit deren das Filtrierte evaporier: Vnnd dieſes ſo offt widerholen/ biß der Kalck gar in die Lauge̅ gangen. Wann ſol [ID00308] ches geſchehen/ ſo laß es in einem jrꝛdinen Goͤrlitzer oder Wallenbur= ger Gefaͤß oder in einer groſſen glaͤſerne̅ Cucurbita mit groſſer Vor= ſichtigkeit/ damit es nicht zerſpring/ evaporiern/ biß es ein Kruſte oder Haut bekomme/ alsdann ſetze es an einen kalten Orth/ ſo ſetzt ſich das vitriolum deß Kupffers eines ſuͤßlechten 904 Geſchmacks auff den Bo= den/ geuß das Waſſer davon ab/ vnd laß die geſtandene Cryſtall ver= truͦcknen: Das vberbliebene Waſſer laß widerumb ein wenig einſiede̅/ an einem kalten Orth zu Steinen verhaͤrten/ vnd ſolches ſo offt wider= holen/ biß es alles in Vitriol verwandelt werde. Vnnd damit ſich der Vitriol deſto beſſer anhaͤnge/ kan man Stecklin oder Gerthen hinein legen. Den auff dem Boden liegenden Schwefel 905 aber ſolt du abſon= derlich zu deinem Gebrauch verwahren.Auß dieſen beyden Vitrioln deß Eyſens vnd Kupffers kan man einen Spiritum vnd Oele auff Chymiſtiſche Weiſe bereiten/ welche weit beſſer vnd kraͤfftiger/ als der auß dem gemeinen Vitriol 906 / vnnd als das auff die gemeine Weiſe bereitete.Vnd auff ſolche Weiſe bekompſt du den auß der Kunſt geſuchten Sawerbrunnen. Das Acetum Eſurinum oder Eſſig/ iſt in die= ſem Sulphure vitriolato ohne Corroſiv oder Etzente Schaͤrpffe/ ein vollkommen Arcanum oder Geheimnuß die bloͤde Magen zuſtaͤrcken. Davon leſe bey dem Theophraſto in dem Buch vom langem Leben/ vnd in dem Buch vom Weinſtein/ vnferꝛn vom Ende.

Von dieſes Vitriols Nutzbarkeit vnd Gebrauch.
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Paracelſus 907 nennet es den vierdten Theyl der Apotecken vnnd befiehlet es einem jeden Apotecker dermaſſen/ daß es gleichſamb ein Eckſtein der Apotecken ſey.Zum erſten braucht man deſſen ſechs oder acht Troͤpffen in Wein oder Krauß Muͤntz oder Balſamwaſſer/ oder welches beſſer/ in einer warmen Fleiſchbruͤhe zu den kalten bloͤden Maͤgen die Tawung zube= foͤrdern. 908 Wider den Stein aber in dem Waſſer von Hawhechel. Wider das Auffſteygen der Mutter in Beyfußwaſſer: In Magen= Fiebern/ groſſer Hitz vnd Durſt zwoͤlff oder fuͦnfftzehen Tropffen in [ID00309] Wein/ oder den deſtillierten Waſſern von Tauſendguͦlden/ Roſen o= der Roſmarinblumen.In allen Schwachheiten deß Haupts in Mayblumenwaſſer oď dem Waſſer von Lavendel.In der Geelſucht eine̅ Tropffen 15. oder 20. in Schwalbenkraut waſſer zu Befoͤrderung deß Schweiß.In der Peſtilentz 909 mit Zucker Candi vnnd Wachholder Lattwer che. Auff welche Weiſe es dann auch vor der Peſtilentz bewahrt.Welche mit dem Queckſilber geſchmiert worden/ vnd ſich dan= nenhero vbel befinden/ die kommen dnrch dieſes Vitrioloͤle mit The= riac vermiſcht durch das Schwitzen widerumb zurecht.Auſſerhalb wird der Erbgrind mit dieſem Oele allein oder mit Schwalbenkraut Waſſer vermiſcht drey Tag nacheinanď geſchmieꝛt vnd geheylet.Es vertreibt auch alle Flechten/ Raͤudigkeit/ Jucken vnd was ď(Es erlangt niemandſeine Geſundheit ohne Schmer tzen gleich wie die Weiber ohne Schmer tzen nicht ge= baͤren.) Haut mehr anhangt/ zuſampt den Reitlieſen: In welchen Faͤllen man den Menſchen ohne alle Erbaͤrmung ſchmieren vnd zum Defenſiv dz opodeltoch gebrauchen muß.Nach vorhergangener Purgation oder Reinigung deß Leibs kan man es mit Theriac oder den darzu bequemen Waſſern faſt zu allen Kranckheiten gebrauchen: Sintemal es mit ſeiner Saͤwere aller Faͤule widerſtehet/ mit der Subtilitet aber die Verſtopffung eroͤff= net.

Von ſeinem Gewicht.
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Die Weiſe vnnd Maß ſolches zugebxauchen/ iſt wann die damit vermiſchte Artzney eiren ſawren Geſchmack bekompt. 910 Wird in Sa= werampffer oder einem andern zu einer jeden Kranckheit bequemen Waſſer auff ſo viel Tropffen genom̅en/ daß es die Zaͤhn nicht ſtumpff oder eytel macht/ vnd jedoch ein anmuͦthige Saͤwere bekompt. Allein vnd fuͦr ſich ſelbſten 911 ſoll mans nicht einnemmen/ ſondern allezeit mit einer Befoͤrderung vnd einem geringen Gewicht. Wann dieſes ein Verlaͤumbter 912 der Chymicorum verſtanden/ hette er einen frommen vnnd vnſchuldigen Mann mit deſſelbigen vnzeitigem Gebrauch vnnd vbermaͤſſigem Gewicht nicht ermordet. In de̅ man es aber braucht/ [ID00310] muß man es mit ſeiner Befoͤrderungs Artzney wol bewegen/ diewel es ſich wegen ſeiner Schwehre auff den Boden ſetzt.

Was bey dem Gebrauch dieſes Oels in Acht zunemmen.
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1. Von wegen ſeiner ſaͤwere dienet es den bloͤden Maͤgen/ in welchen keine Gall oder Apoſtem zugegen: Dann ſonſt erfolgt ein E- bullitio oder Auffwallung (derowegen ſich die Gallreiche fuͤr ſeinem Gebrauch zuhuͤte̅) wie bey dem Weinſteinoͤle vnd Aqua forti zuſehe̅/ deren keins das ander leyden kan. Ein ſolche Gelegenheit hat es auch mit der Leber. 913 Wer dieſes Oele gebrauchen will/ der vermiſche es mit einer be= quemen vnd warmen Befoͤrderungs Artzney vnnd erwarte in ſeinem Bett eines guten Schweiß. Dann wie wir ſehen/ ſo wird ſeine Ver= faͤrtigung auch in der groſſen Welt an keinem kalten Orth verrichtet/ ſondern in einem warmen: Derowegen es auch in der kleinen Welt ſei= ne Wuͦrckung in der Waͤrmbde hat.Vber das tingiert dieſes Oele auch mit der allerſchoͤnſten vnnd beſtaͤndigſten Farb: 914 Nemblich die außgepreſte Saͤffte von Leibfarben Roſen/Item das Extract von Alkermeß 915 oder Scharlachbeer vnd Ne= gelinoͤle/ mit einem jeden nach Gebuͦhr vermiſcht.Das ſuͦſſe Vitrioloͤle. 916 Wie gleichsfallß auch das vom Anti- monio, deſſen ſich jhrer viel ruͤhmen/ habe ich bißhern noch bey keinem zuſehen bekommen: Wie auch den rechten vnd wahren Vitriolierten Sulphur fixum oder figierten 917 Schwefel: Welcher Schmertzenſtille̅= den Artzney Theophraſtus wunderbahre Sachen zuſchreibt.(Grünlichken Smaragden Vitrioloͤle.) Das gruͤnlichte Smaragden Vitrioloͤle eines groſſen Vermoͤ= gens 918 in der Artzney kan alſo bereytet werden: Wann man den purifi= cierten oder gereinigten Vitriol bey dem aller hefftigſten Fewer laͤſt deſtilliern vnd nach der Extraction vnd Reinigung deß Saltzes auß de̅ Capite mortuo (welches Saltz jedoch keines Wegs weiter in dem Fe [ID00311] wer zu calciniern oder anzuzuͦnden iſt) widerumb mit all der Feuchtig= keit/ ſo herauß getropfft/ zu ſeiner Zeit in dem Balneo circuliern.Es verrichtet dieſes Oele ſeine Wuͦrckungen durch allerley We= ge/ nemblich durch das Erbrechen/ Stulgang/ Harn vnd Schweiß.Vnd wird ſechs/ acht oder zwoͤlff Tropffen ſchwehr in einer be= quemen Feuchtigkeit gebraucht.

Ein Hermaphroditiſches oder von beyden Metallen dem Eyſen vnd Kupffer zugleich genommenes Vitriol.
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Erſtlichen gehoͤret darzu ein Vitriol Oel/ welches/ wie hieroben Meldung geſchehen zu= bereitet worden da von deſſelbigen ſpiritui gehandlet worden/ auch wie in gegenwaͤrtiger Ma gen Artzney an dieſem Orth wird gehandelt werden. Deſſelbigen nun mache eine zimbliche Anzahl. Darneben ſchaffe dir an die Hand Feyl Spaͤhn ſo fein ſauber vnd nicht roſtig/ ſonďn friſch abgefeylet/ vber dieſe Feyl Spaͤhne gieſſe etwas von dem Oel deß Vitriols nach deinem belieben/ doch nicht zuviel. Darzu thue dreymahl ſo viel deſtillirt Regenwaſſer als deß darzu gegoſſenen Oels iſt/ wann nemblichen daſſelbige ſehr ſcharpff iſt vnd alſo bald anfaͤhet auff= zuwallen vnd zu ſieden. Das gantze Werck aber muß in einem weiten Kolben geſchehen vnd vollender/ auch die Hinzugieſſung deß Vitriol Oels zu vnterſchiedlichen mahlen wiederholet werde̅. Laß ſolches eine zeitlang ſtehen/ biß es verjohre̅. Hernacher gieſſe ſolches ab vn̅ filtriere es/ ſo wirſtu ein ſchoͤn Graßgruͦnes Waͤſſerlein vberkom̅en/ welches laſſe biß auff dz Haͤutlin abdaͤmpffe̅ vnd an eine̅ kalte̅ Orth ſtehe̅/ ſo wirſtu ein ſchoͤn grünlechtes auß de̅ Eyſen vn̅ Kupf fer zubereitetes ſuͤſſes Vitriol habe̅/ vo̅ groſſen Kraͤffte̅ vn̅ Tugenden. Mit denen vo̅ ď erſten vn̅ andere̅ nach folgende Solutionen vbrig reſtirende̅ Feyl Spaͤhne̅ fahre/ wie zuvor/ ferꝛners fort/ nemliche̅ dieſelbige mit de̅ Vitrioloͤl/ vn̅ wan̅ es vo̅noͤchen/ mit de̅ deſtillirten Regenwaſſeꝛ zu ſolviren/ biß dz die ſaͤmptliche Feyl Spaͤhn zu einem Liquori worden vnd darauß der gruͤne Vitriol bereitet worden Darauß dann das rothe Oel kan auff dieſe Weiſe/ deren vnſer Au= thor allhier gedencket vnd auch außtruͤcklich geſetztt hat/ gemacht werden. Solches hat gleiche [ID00312] kraͤfften mit de̅ hieroben vermeldete̅. Vo̅ dieſes hermephrodit iſchen Oels Tugenden vn̅ kraͤff= ten/ auch was daſſelbige in der Medicin untze/ darvon ſtehe vnſere Chymiatriſche Practic am 171. 178. vnd 179. Blat, Ein herꝛlich ſonderbahre Magen Artzney findet man auch in dem Salmiac oder Koͤniglichem Saltz/ welches da auß der Vrin vnd Ruſt gemacht wird.Solches aber muß zuvor wol ſein gereiniget worden/ hernach ſublimirt werden/ wie ſol= ches aber zubereitet werde vnd von ſeinen Tugenden vnd nutzlichem Gebrauch/ darvon ſiehe das 103. Blat vnſerer Chymiatriſchen Practic. Dergleichen Tugenden den Magen zu= ſtaͤrcken haben auch auß den Vegetabilien oder Kraͤuttern. Die auff Philoſophiſche Manier bereitete Arcana auß Tauſendguldenkraut vnd Poley.

Ein Mutter Artzney.
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Der Beyfuß919 eroͤffne̅t alle Verſtopffung der Weiber. Das ge= ſottene Waſſer oder Bruͦhe dieſes Krauts wird vor der Monatlichen Blum vnd nach der Geburt zur Reinigung der Mutter/ mit einem Troͤpfflin oder etlich Augſteinoͤle gebraucht.
|| [ID00313]

Ein Elixir zur Mutter.
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Nimb Bibergeyl ein halb Pfundt: 920 Saffran 4. Loth: 921 Ziehe eines je den Tinctur mit einem gebrannten Wein abſonderlich her= auß/ vnd ſondere den Spiritum oder gebrannten Wein zur Rema= nentz oder Vberbleibung der Extracten davon ab/ thu zu ſolchen Ex= tracten deß Extracti von Beyfuß 4. Loth: 922 Perlen Mutter Saltz 2. Loth: Der deſtillierten Oele 923 von Angelica/ Aniß vnd Augſtein jedes 2. quintlin hinzu/ vnd laß es miteinander veꝛmiſcht acht Tage di= geriern.

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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Das Gewicht dieſes Elixiers iſt ein biß auff zween Scrupel/ wann die Mutter jetzund in jhrem Auffſteygen iſt/ 924 es ſtillet dieſel= bige alſo bald/ 925 vnd laͤſt ein ſolches Auffſteygen auch nimmermehr widerumb einreiſſen/ 926 wann es alle Monat ein mal/ wann nemblich die Zeit der Monatlichen Blum herbey nahet/ in gleichem Gewicht wird gebraucht.Das von Paracelſo 927 auß den Schwielen 928 oder Spatten/ wel= che den Pferden an den Schenckeln wachſen/ bereitete Pulver iſt zu dem Auffſteygen der Mutter vberauß bequem: Deſſelbigen Rauch vnter einen außgeſchnittenen Kammerſtul ſo allenthalben wol ver= ſtopfft/ auff gluͤenden Kohlen hinein geſtellt/ vnd das Weib in wehren= dem Auffſteigen entbloͤſt darauff geſetzt/ daß ſie ſolchen Rauch vo̅ vn= ten auff durch einen Trechter/ 929 ſo mit Baumwoll wol vmbwickelt empfaͤngt/ 930 iſt genug auch das aller grawſambſte Auffſteygen/ bey welchem alle Medici verzagt/ zuſtillen: Da dann vnter deſſen der Spiritus Vitrioli mit dem Corallen Saltz 931 in einem Meliſſen oď Bey= fuß Waſſer gebraucht werden ſoll.
|| [ID00314]
Solches allespulveriſire: Solches Pulvers j Scrupel auff kluͦhende Kohlen gelegt vnd den Rauch durch einen Trechter auff vorgedachte Weiſe hinauff gelaſſen/ ſtillet alſo bald alles Auffſteigen der Mutter.

Ein Extract von Rinds Miltzen.
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Dieſes Extracts wird von dem Paracelſo 932 in den Archidoxis in dem Buch von den Myſterien oder Geheymnuſſen gedacht/ daß es nemblich die Verſtopffungen deß Miltzens eroffne vnd die verſtopffte Monatliche Blum befoͤrdere.Solches zubereiten laß das Miltz eines verſchnittenen Ochſen in duͦnne Stuͦck oder Scheiben zerſchneiden/ etliche Tage in einem ge= brannten Wein mit eſſentzificierter Myrrhen einweichen/ 933 nachmals an der Lufft widerumb trucken werden: Dann wo man es auff ſolche [ID00315] Weiſe nicht angreifft/ ſondern fuͦr ſich ſelbſten vnterſtehet zutꝛuͦcknen/ ſo wird es ſtinckent: Darnach ziehe die Eſſentz durch einen gebrannten Wein herauß vnd thu vmb beſſers Geſchmacks willen einen Tropf= fen etlich Angelicoͤle 934 hinzu.Sein Gewicht iſt ein Scrupel in einem darzu bequemen Waſ=(Gewicht.) ſer.

Was bey dieſem Extract in Acht zunemmen.
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Die Monatliche Blum zubefoͤrdern/ muß man der Zeit erwar= ten/ in welcher ſie ſonſten zuflieſſen gepflegt: Dann vmb dieſelbige Zeit erzeygen ſich gemeiniglich Schmertzen in den Lenden vnd Niern/ vnnd wuͦrcket demnach auch die Artzney mit Huͤlff der Natur am beſten.

Extract der Ochſen Leber.
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Nimb die Leber von einem jungen verſchnittenen Ochſen/ zerſtücke dieſelbige ſcheibenweiß/ pulveriſir dieſelbige vnd trückne ſie in einem Backofen auß/ darüber gieſſe Brandwein ſo vo̅ ſeiner dicken Hefen abgezogen worden/ ziehe darmit ſo viel moͤglich die ſubtileſte Subſtantz ď Leber herauß. Wann nun ſolche Extraction nicht mehr will von Statten gehen/ ſo truͤckne abermahls die pulveriſirte Leber auß/ vnd verfahre mit der Extrahirung wie zuvor/ vnnd daſſelbige ferꝛners auch zum dritten mahl/ alsdann thue ſaͤmptliche Extracten zuſammen/ vn̅ deſtillire dieſelbige zu einer rechten Conſiſtentz oder Dicke/ endlichen thue darzu das auß dem capiti mortuo dieſes extrahirten Leber pulvers mit einem deſtillirten Waſſer außgezogenes Saltz vnd miſche es wol vnder einander. Es hat gleichen Nutzen mit dem Extract von dem Ochſen Miltz aber doch operiret dieſes letztere viel geſchwinder vnd fertiger. Es muß genutzet vnd eingegeben werden biß auff einen Scrupel mit Beyfuß/ Sewenbaum/ Salbey oder einem audern darzu dienlichen Waſſer.
|| [ID00316]

Von dem Sale Iouis, oder Saltz. von Zin.
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Nimb die Aſchen von Zin/ ſo bey einem offenen Fewer vnd oh= ne Verfaͤlſchung bereytet worden: Ziehe auß derſelbigen das Saltz nicht mit Waſſer/ wie etliche Beſchreibungen der gemeinen Chymi= ſten lauten/ ſondern mit einem deſtillierten Eſſig herauß/ vnd laß den= ſelbigen von ſeinem Saltz mit Regenwaſſer ſolviern/ filtriern bey ei= nem gelinden Fewer im Balneo evaporiern vnnd ſieben mal edulco= riern. 935

Von ſeinen Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht.
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Es iſt ein koͤſtlich vnd kraͤfftig Geheymnuß wider das Auffſtey= gen der Mutter/ den Nabel warm damit geſchmiert: Dann ſo bald die Mutter ſolcher Waͤrme empfindt/ weicht ſie widerumb hinab an jhren Orth vnd bleibt auch gantz vnbeweglich.Es wird aber drey oder vier Morgen nach einander jedes mal auff 3. Gran mit Beyfußwaſſer oder einem auß den Hertzwaſſern ge= braucht.

Ein beſonder Waſſer/ in welchem das jetztgemeldte Saltz den mit dem Auffſteygen der Mutter geplagten Weibern gegeben wird.
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Nimb Diptamwurtzel/ Mohrenkuͦmmels jedes 2. Loth: Außer= leſenen Zimmet/ Caſſienrinden vnd Meliſſen jedes 2. Scrupel: Orien taliſche̅ Saffran 1. Scrupel: Friſche Bibergeyl ein halb quintlin: Laß alles rein pulveriſiern/ geuß dritthalb Pfundt Weinrautenwaſſer daruͤber/ laß vier Tag alſo in der Einweychung ſtehen/ vnd endlich in einem Balneo Mariæ deſtilliern. In einem Loͤffel voll dieſes Waſſers werden drey Gran deß Saltzes lawlecht gegeben vnnd drey oder vier Morgen nach einander nuͤchtern widerholt.
|| [ID00317]

Ein Waſſer von Zin.
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Die Cryſtallen deß Zins ſo zur Heylung vnd Cur der Auffſteigenden Mutter vnd andern Zufaͤllen zugebrauchen ſind/ koͤnnen auff nachfolgende Weiſe viel ſchoͤner zubereitet werden. Nimb Engliſch Zin/ ſolviere daſſelbige mit Scheidwaſſer/ ſo da auß Salpeter vnnd Alaun gemacht worden/ ſo wird daſſelbige darmuen gleich wie ein weiſſer Kalck anzuſehen ſeyn. Dieſen Kalck deß ſolvierten Zins nun laß wol anßtrucknen/ ſublimire ſolchen auff gleiche Weiſe/ wie von den weiſſen Antimonialiſchen Blumen hiebevor berichtet worden/ ſo wird alsdann der ſpiritus deß Zins gleich einem ſubtilen Pulver oder ſchoͤn weiſſem Meel auffſtei= gen, Dieſes ſublimirte Pulver nun ſolvire in einem deſtillirtem Eſſig/ extrahire ſolches/ doch daß du daſſelbige taͤglichen zwey oder mehr mahlen fleiſſig auffruͤhreſt. Solche Solution nun vnd Extraction wiederhole zum oͤfftern mit einem friſch deſtillirten Eſſig. Zuletzt ziehe durch die deſtillation den Eſſig ab/ biß die Matery auff dem Boden ohne feuchte trucken ſitzet. Wz alsdann daſelbſten vbrig/ ſolches extrahire mit dem Brandwein/ nicht anders/ als auch mit dem ſpiritui deß Eſſigs geſchehen. Abermahls ſondere den Brandwein biß auff die Helffte darvon ab/ ſetze alsdann die Matery in einen feuchten Orth/ ſo wird ſolche ſich Cryſtalliſiren/ welche hernacher durch deliquium muͦſſen zu einem Waſſer ſolviret werden.Dieſer Liquor oder Waſſer iſt nutzlich zu den Frantzoſen/ allerhand faule vnnd ſtinckende Geſchwaͤr/ Fiſtuln/ Krebs vnd allerhand boͤſe euſſerliche Schaͤden wie die moͤgen Nahmen haben/ welche ſolches von j. ij vnnd zum hoͤchſten biß auff iiij Tropffen zu vnderſchiedenen Mahlen genutzet/ heilet. Bey den Erwachſenen operiret ſolches ſehr hefftig vnnd gewaltig durch den Stulgang.

Ein Artzney wider das Fieber.
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Wann das Fieber 936 auß Mercurialibus 937 herkommen/ ſo ſchme= cket dem Patienten weder Eſſen noch Trincken. Wann es aber ſeinen Vrſprung auß dem Schwefel empfangen/ ſo geben ſie alle Speiſen durch das Erbreche̅ von ſich: Gleich wie die auß de̅ Sale proprio oder eygenen Saltz/ einen Eckel mit ſich bringen: Die auß der Leber einen gewaltigen Durſt/ vnd werden durch das Laudanum 938 curiert. Die auß dem Magen bringen zwar keinen Durſt/ machen aber den Men= ſchen traͤg vnd faul vnd werden durch die Coralline vertrieben.Erſtlich ſoll man den Leib mit dem Turpeto minerali, oder dem Panchymagogo oder mit den weiſſen Floribus Antimonii purgiern/ 939 vnd wann die boͤſe materia alſo hinwegkommen/ dieſes nachfolgende Pulver gebrauchen:Nimb de??? langlechten Muſcheln/ ſo bey den Fiſchteichen vn̅ Seen gefunden werden/ gießeinen Wein Eſſig daruͦber/ laß es eine Nacht vber alſo ſtehe/ ſo zeugt es einen Schleim herauß/ denſelbigen kehr [ID00318] mit eine̅ eyſernen Baͤſemlin/ wie ſie von de̅ Goldſchmitten gebraucht werden/ fleiſſig herab/ vnd laß die gantze Muſcheln biß ſie weiß werde̅/ calciniern vnd pulveriſiern.940

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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Sein Gewicht ſind zween Scrupel/ wann der Paroxyſmus oder Vberfall deß Fiebers jetzund will eintretten 941 / mit einem warmen Trunck Bier vnd ein wenig friſcher Butter gebraucht: Es geſchicht aber ſolches ſelten zu̅ andern oder dritten mal/ dieweil der erſte Tru̅ck gemeiniglich einen Schweiß erweckt vn̅ das Fieber alſo bald vertreibt: Derowegen dann der Patient auff ſolchen Trunck in ſeinem Bette bleiben vnd deß Schweiſſes erwarten ſoll.Vnd wie Theophraſtus befiehlet/ ſo ſoll man die Artzneyen in den Fiebern jedes mal alsdann einnemmen vnd gebrauchen/ wann der Pa- rxoyſmus oder Vberfalljetzund vorhanden/ oder bald hernach erwar= tet wird/ damit ſie zugleich mit dem Paroxyſmo wuͦrcken.Nimb Vitrioloͤle 1. Scrupel.Wermut Saltz 942 ein halb quintlin:Wegweiß Waſſer 2. loth: Vermiſchs zu einem Tranck/ nach deſſen Gebrauch man deß Schweiſſes in dem Bett erwarten ſoll. Es reutet alle Fieber 943 auß. Den ſtarcken Leuten wird dieſer Tranck alſo gantz gereicht: Den zahrten vnd bloͤden aber auff nachfolgende Weiſe ge= mildert:Nimb Vitriolol ein halb Scrupel:Wermut Saltz 1. Scrupel:Wegweiß Waſſer 2. Loth: Vermiſch zu einem Tranck.???d. Opiato.???e. Das Coralline Geheimnuß.
|| [ID00319]

Ein Elixir wider die Peſtilentz.
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Demnach die Peſtilentz 944 ein Zorn vnd ſonderbahre Geyſel Gottes/ als kan man ſich beneben einer wahren Buß/ Verſoͤhnung mit GOtt vnd ſeinem Nechſten vnnd Beſſerung des Lebens nachfol= gender Mittel gebrauchen.Nimb der Florum Sulphuris auff Chymiſtiſche Weiſe bereytet (wie bald hernach gemeldet werden ſoll) 6. loth: Gieß ſo viel Wach= holder Oels 945 / ſo in dem Balneo zuvor rectificiert/ hinzu/ daß es drey oder vier Finger hoch damit werde bedeckt (eben auff dieſe Weiſe kan man auch mit dem Spiritui Terebinthinæ 946 eine̅ Balſam von Schwe fel bereyten/ deſſen Tinetur hernach zu allen Gebrechen der Bruſt vn̅ Keichens mit einem gebrannten Wein extrahiert wird) gieß ferꝛner den vierden theyl 947 eines Augſteinoͤls/ ſo durch die dritte Rectification in dem Balneo von ſeinem widerſpaͤnſtigen Geruch entlediget worde̅/ [ID00320] hinzu/ ſetzt es in heiſſe Aſchen oder Sant/ vnd ruͦhrs offt vnd viel her= umb/ damit die Flores nicht anbrennen/ ſondern fein allgemaͤchlich werden ſolviert vnd zerſchmoltzen. Nachmals nimb Venediſchen Theriac 1. Pfund/ ziehe durch den aller beſten gebrannten Wein die Tinctur auß demſelbigen herauß/ ſondere daſſelbige von dem gebran̅= (Das extract von Alant= wurtzel gehet de̅ Schwefel in der Peſt bey nahe vor.) ten Wein ab. Durch eben dieſen gebrannten Wein extrahier nach= mals auch die Tinctur von Alantwurtzel/ Angelicawurtzel vnd geſtoſ= ſen Wachholderbeer/ jedes 6. Loth mit einander vermiſcht/ vermiſch ſolche Tinctur durch das Balneum von dem gebrannten Wein abge= ſondert/ mit der Tinctur deß Theriacs/ geuß Wachholderoͤle vn̅ Aug= ſteinoͤle/ ſo durch die Flores Sulphuris Eſſentzificiert/ vnnd durch ein Loͤßpapier zuvor filtriert worden/ hinzu/ vnd laſſe alles in einer gerin= gen waͤrme einer Aſchen viertzehen Tag circuliern. Du bekompſt ein Secret/ welches in der Peſt vnnd andern dergleichen anſteckenden Schwachheiten nechſt Gott groſſe wunder verrichtet.

Von ſeinem Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht.
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In der Peſt iſt es ein Præſervativ vnd Curativ.Sein Gewicht iſt ein oder zwey Troͤpflin in Wein oder Eſſig alle Morgen: Oder Woͤchentlich ein mal bey acht oder zehen Tropf= fen nuͦchtern gebraucht vnd deß Schweiſſes erwartet. Es præſerviert vnd verwahret vor der Faͤule vnd laͤſt nichts Vnreins in dem Leib.Wer mit der Peſt angegrieffen worden/ ſoll dieſes Extracts gleich im Anfang einen oder zween Scrupl mit Wein/ Weinrauten= Eſſig oder einer andern darzu tauglichen Feuchtigkeit einnemmen vn̅ ſchwitzen/ es treibt alles Giefft gewaltig auß dem Leib.
|| [ID00321]

Von den Floribus Sulphuris.
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Den rohen Schwefel ſoll man in der Artzney nicht gebrauchen/ es ſey dann der jenige zugegen/ ſo in den Berggruben wird gefunden vnnd Sulphur ſciſſile 948 genennt: Iſt durch die Natur gereiniget vnnd mit dene̅ durch die Kunſt bereiteten Floribus Sulphuris faſt einerley: Dann gleich wie in dieſem durch ein kuͦnſtlich Fewer: Alſo wird in jene̅ durch das natuͤrliche der ſubtieleſte Theyl deß Schwefels in die Hoͤ= he erhoben/ vnd demnach auch deſto mehr concoquiert vnd vertawet. Derowegen wann das ſciſſile zugegen/ mag man es an ſtadt der Flo- rum oder Blumen gebrauchen. Dieweil vns aber die Natur deß ſciſ- ſilis ſelten genugſamb gibt/ als haben die Alchymiſten ein Kunſt vnnd Mittel erdacht/ dieſen Mangel zuerſetzen.In dem Koͤnigreich Poln vmb die Statt Cracaw 949 herumb wird ein vberauß reiner Schwefel gefunden: Dergleichen ich dann in dem Koͤnigreich Neapolis bey den Puteolis, da der Schwefel Berg ohn al= les Auffhoͤren brennet/ mit groſſem verlangen vor Zeiten ſelbſt geſe= hen. An denſelbigen Orthen ſchwitzt der Schwefel auß den Felſen wie(Der Berg Veſuvius in Campania. ) ein Tawe/ iſt eines vberauß ſuͦſſen Geſchmacks: Vnd wann man deſ= ſen genug hette/ koͤn̅te ď wahꝛe Spagyrus jhm ein ſondeꝛbahre Mediein darauß bereyte̅. Deꝛ Schwefel abeꝛ wird allda beꝛeitet/ nach de̅ er duꝛch die Hitze deß Fewers vo̅ den Steinen vnd Erde̅ iſt geſaͤubert worden. 950 Bey Saltzburg in den Mineren deß Kupffers/ da man Vitriol auß den Mineren ſeud/ da fleugt der Schwefel/ wie ſie es nenne/ durch das ſieden oder Braten von der Minera hinweg/ welches ſich nach= mahl wie ein Staub an den Camine̅/ ſo inſonderheit darzu gemacht/ anhaͤngt vn̅ geſa̅blet wird. Dieſe Flos Sulphuris iſt wol gelaͤutert vnd [ID00322] wann ſie von der Minera deß Vitriols ſublimiert wird/ behelt ſie eine Saͤwere bey ſich. In deſſen Mangel koͤnnen wir vns der auff Chymi= ſtiſche Weiſe bereiteten Schwefelblumen mit Nutz gebrauchen.Als nimb deß aller gaͤlbſten Schwefels (dann der rothe hat viel Arſenick 951 vnd Realgar in ſich/ vnd iſt derowegen in der Medicin nicht ſicher zugebrauchen) 1. Pfund/ zerlaſſen Saltz ein halb Pfund/ laß das Saltz erſtlich in einem Tiegel zergehen/ ſo bald es zergangen/ herauß gieſſen/ kalt werden/ vnd in einem Moͤrſel ſtoſſen oder vff einem Stein zerreiben: Deß Vngariſchen gereinigten vnd calcinierten Vitriols ein halb Pfund: Laß alles pulveriſiern/ mit einander vermiſchen vnd in ei= ner glaͤſernen Cucurbita, mit einem mittelmaͤſſigen nicht allzuweitem Halß wol verkleybt vnd eingeſetzten holen vnd weiten Alembic/ ſo mit ſeinem Recipienten verſehen/ in der Aſchen oder Sant deſtilliern. Da doch in acht zunemmen/ daß es mit vbergroſſer Maͤnge deß Sants nicht werde bedeckt/ der obertheyl erhitzige vnd die Flores verſchmeltze̅: Vnd wann du den Alembic alsdann laͤſt erkalten/ laͤſt es ſich ſchweꝛlich von dannen herab nemmen/ man ruͦcke dann die gluͤende Kohln hinzu/ damit es widerumb verſchmeltze. Vnd wann der Helm ſonſten recht angefuͦget wird/ hat man keins Laͤtts vonnoͤthen/ man woͤlle dann ein Papyr mit Meel beſprengt vnnd feucht gemacht herumb ſchlagen. Wann dieſes alles alſo verſehen/ ſo mach erſtlich ein gelind Fewer/ ſo faͤngt die Phlegma nach dreyen Stunden an herauß zutropffen/ vnnd ſolches tropffen vier oder fuͤnff Stund zuwehren: Derowegen ſchuͦre de̅ Fewer mit groſſen Kohle̅ allgemaͤchlich zu/ biß endlich die Schuͦſſel oder Keſſel 952 / in welchem der Sant eingefaſt/ roth vnnd gluͦend wird. Vnd wann mit dem Fewer angehalten wird vnd der Schwefel gleich= ſamb in dem Alembico fleuſt/ ſo wird es deſto eher ſublimirt/ doch muß das Fewer nicht gar zu ſtarck ſeyn. Sonſten wird es nit gaͤlb/ ſon= dern ſehwartz vber ſich ſteygen.Die in dem Alembic erhobene Flores nimb alſo bald herauß vnd halt allwege ein rundt vnd vierecket Papyr vnter/ damit die Flores in dem Auffheben deß Helms nicht in den Sant fallen. Vnd wann vnter deſſen die Cucurbita am allermeiſten iſt erhitziget/ ſo decke oder ſtopf= fe jhr Mundloch alſo bald zu/ damit der Schwefel durch den hinein= tringenden Lufft/ wie offtmals zugeſchehen pflegt/ nicht werde ange= zuͤndet/ ſetz den Alembic widerumb hinein vnnd erhalte das Fewer ein Stund oder zehen in ſeinem Thun.
|| [ID00323]
Vnd wann nun die Deſtillation vollendet/ ſo laß alles erkalten/ ſamble nach dem der Alembie hinweg geruckt/ die Flores auff/ vnd laß ſie mit der vorigen vermiſchen. Das Caput mortuum aber ſoll in ei= ner jeden ſublimation wie ein Schwamm fein luck vnd leicht zu zerꝛei= ben ſeyn/ welches mit gluͦenden Kohlen beſprengt/ gantz nicht mehr brenne: Dan̅ ſolches iſt ein Zeichen/ daß dz beſte darvon auffgeſtiegen.Dieſe Flores oder Blumen vermiſch widerumb mit friſche̅ Saltz vnd Vitriol in der vorigen Proportion/ vnd verfahr in allem/ wie du zuvor gethan: Dann je oͤffter ſolches geſchicht/ je ſubtieler werden die Flores vnd je laͤnger je beſſer purificiert/ zum dritten mal thu derglei= chen: Da du aber weniger Blumen bekompſt: Nemblich von dreyen Pfunden deß dreymal ſublimierten nicht mehr/ als viertzig Loth. In dieſer dritten Widerholung laß es beruhen/ dieweil nicht allein viel abgeht/ ſondern endlichen auch das Gute in de̅ Schwefel wird figiert.Dieſer Florum oder Blumen halben theyl mit den folgenden außerleſenen Gummi all auff das reineſte pulveriſiert vermiſcht/ be= halt zu deinem Gebrauch/ wie Paracelſus 953 in lib paragraph. vnnd im Buch von der Natur/ im Buch vnnd Capitel von dem Schwefel zu= thun vermahnt.Nimb der einfachen vnd dreymal erhabenen Schwefelblume̅. 3. l.Außerleſene Myrrhen 1. quintlin:Aloes Epaticæ 1. Scrupel:Saffran 15. Gran:Terræ Sigillatæ 1. Scrupel:Zucker wie viel darzu vonnoͤthen: Laß in Roſenwaſſer oder eine̅ Bruſtwaſſer diſſolviern vnd wann es zu einem Taig worden/ Taͤffe= lin darauß formiern.Den andern theyl laß auff folgende Weiſe deſtillieꝛn: Wiewol et= liche darfuͦr halten/ als brennen die Gum̅i in dem deſtilliern an. Soll demnach dieſe Sublimatio oder Deſtillation fein allgemaͤchlich vnnd ohn alles Anbrennen geſchehen.Derowegen nimb der gemelten Florum oder Blumen andert= halb Pfund:Colchotar 12. Loth.Zerlaſſen Saltz 5. quintlin:Alexandriniſche Myrrhen vnd Weyrauch jedes 6. Loth.
|| [ID00324]
Aloes Soccotrinæ, ſo zuvor gereinigt/ 8. Loth.Maſtix 6, Loth:Saffran 1. Loth: Laß alles mit einander pulveriſiern/ in das vorige 954 Gefaͤß thun/ wo ferꝛn es noch gantz/ oder ein anders vnnd friſches er= wehlen/ mit ſeinem Alembic in den Ofen 955 ſetzen/ wie du zum erſten mal gethan/ ein Fewer darunder anzuͦnden/ nach zwoͤlff Stunden die Flores, ſo in die hoͤhe geſtiegen/ herauß nemmen/ den Alembic wi= der hinein ſetzen/ vnnd das Fewer noch zwoͤlff andere Stund erhalten. Wann du aber der Matery anff einmal zuviel hinein thuſt/ ſo wird ſie verbrennt/ derohalben iſt drey oder vier Finger hoch genug. Vnd alſo bekompſtu auß einem jeden Pfund der Blumen 12. Loth: Oder da du deren wenigen bekompſtu ſo ſetz den Alembic widerumb zum Fewer vnd ſchuͤre demſelbigen noch andere zwoͤlff Stunde zuDie auß einer jeden Deſtillation/ ſo wol der einfachen/ als ver= miſchten Schwefelblumen herauß tropffende Waſſer faß in den vor= geſetzten Recipienten/ verwahr ſie abſonderlich/ vnd laß ſie/ nach dem du ſie in einem ſiedenten Balneo rectificiert/ mit dem jenigen Waſſer/ welches von dem aller letzten vermiſchten Floribus herab gezogen/ kei= ner Rectification bedarff/ von wegen der Gummi an der Farb einer Milch nicht vngleich/ vnd eines ſawern Geſchmacks iſt/ vermiſchen. Dieſes muſtu abſonderlich auffſamblen/ damit es mit dem nachfol= genden ſchwartzen Oele nicht werde vermiſcht.Dieſes Waſſer nennen ſie das Ens oder Lac Balſami, das iſt/ das Weſen oder Milch deß Balſams/ deſſen Gebrauch mit de̅ Gebrauch der Florum oder Blumen einerley: Nemblich in der Peſtilentz/ Fie= bern/ gefaͤhrlichem Seiteſtechen/ Grimmen/ Gebrechen der Lungen vnd verſtopffungen der Leber.Sein Gewicht aber wird nach der Natur deß Krancken vnd deß anweſenden Medici Verſtand gericht.

Von den Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht der Florum Sulphuris oder Schwefel= blumen.
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In der Peſt ſind ſie eins der aller koͤſtlichſten Præſervativ vnnd Curativ/ widerſetzen ſich der Impreſſion vnnd verwahren vor der [ID00325] Faͤul: Mit dem Extract von Alantwurtzel 956 wuͤrcken ſie zur Zeit der Peſtilentz vnglaubliche Wunder.Ihr Gewicht iſt 1. quintlin mit Carduibenedictenwaſſer oder Theriac vermiſcht: Oder mit 2. loth Citron Syrup vnnd 4. loth Me= liſſen 957 waſſer genommen. Dieſer Tranck verwahrt vnd heylet ohn alle ferꝛnere Artzney vor der Peſtilentz/ gefaͤhrlichen Seitenſtechen/ aller Faͤule vnd Geſchwaͤrn.Ihr taͤglicher Gebrauch kompt allen Kranckheiten vnd derſelbi= gen Zufaͤllen zuvor vnd erhelt die Natur zuſampt der Geſundheit.Wird in allen Kranckheiten/ ſo einer hefftigen Außtruͤcknung be= doͤrffen/ mit groſſem Nutz gebraucht.Wie gleichsfalls auch in den Frantzoſen 958 zur Befoͤrderung deß Schweiſſes.In allen Gebrechen der Lungen/ als Keichen/ altem vnnd friſch entſtandenem Huſten/ in Phlegmatiſchen Catharn vnnd Fluͦſſen der Bruſt.In dem gefaͤhrlichen Seitenſtechen/ Grimmen/ Apoſtemen vnd Faͤulungen deß Leibs.Bewahren vor allen Fiebern: Dieweil ſie nemblich derſelbigen vnd der gantzen Bruſt Vnreinigkeiten/ auß welchen etwann ein End= zuͦndung der Lungen erfolgen kan/ ſehr ſicher vnnd geſchwind hinweg nemmen.Bewahren vor der ſchweren Noth.Erhalten die Wein/ dieſelbige damit veriniſcht: Verhuͦten den Stein.Den ſtarcken vnnd vermoͤglichen Perſonen gibt man deren ein(Gewicht,) quintlin/ den jungen vnd bloͤden aber/ ein halb quintlin vnd ſolches in der Cur. Zur Præſervation oder Vorſorge aber nur acht oder zehen Gran. Vnd werden mit Zucker vnd Tragacanth vermiſcht/ in einem Bruſtwaſſer diſſolviert vnd Taͤffelin darauß formiert.

Was bey dieſen Floribus in Acht zunemmen.
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Den Schwangern Weibern aber ſoll man weder daß Oele/ noch auch die Flores oder Blumen deß Schwefels leichtlich geben: Die= weil ſie die Monatliche Zeit befoͤrdern.
|| [ID00326]
???i. Aſtraliſcher.???n. In einer bequemen auch darzu dienlichen Matery.

Von dem Aqua Theriacali oder Theriac= Waſſer.
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Nimb Venediſchen Theriac zehen Loth:Rothe Alexandriniſche Myrrhen fuͦnff Loth.Außerleſenen Zimmet 959 / gantzen Orientaliſchen Saffran jedes ein Loth:Campffer zwey quintlin: Gieß einen wol rectificierten brannten Wein (oder da dir der von Angelicawurtzel oder der Saamen bereite= te an der Hand/ were er deſto kraͤfftiger) darauff/ Daß die Materien drey oder vier Finger hoch damit werden bedeckt vnnd ziehe in einem verſtopfften Glaß in einer gelindwarmen Aſchen die Tinctur davon herab: Geuß den tingierten Spiritum durch die Neygung davo̅ herab/ vnd ſchuͤtt ſo offt vnd viel einen friſchen brannten Wein daruͤber/ biß derſelbige nicht mehr wird tingiert oder gefaͤrbt. Den tingierten bran̅= ten Wein ziehe nachmals biß auff die Haͤlfft herab/ vnd laß die vbrige Haͤlffte bey der Extrahierten Eſſentz: Zu derſelbigen thu ferꝛners 12. Loth Spiritus Tartari, vnd laß es alſo acht oder viertzehen Tage circu= liern vnd digeriern.
|| [ID00327]

Von dieſes Waſſers Vermoͤgen/ Gebrauch vnd Gewicht.
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In der Peſtilentz iſt es ein ſehr koͤſtliche Artzney deren den damit behaffteten einen Loͤffel voll mit dreymal ſo viel deß aller beſten Weins 960 in den zwoͤlff erſten Stunden 961 nach dem es bey einem Menſchen an= gefangen/ getruncken/ drey Stund darauff geſchwitzt/ vnnd zum we= nigſten ſich alles Eſſens vnd Trinckens ſechs Stund darauff enthal= ten/ von aller Gefahr errettet.Zum andern reiniget es auch das Haupt/ Bruſt vnd alle fuͦrneh= me Gliedmaſſen deß Leibs/ ſtaͤrcket dieſelbige vnd hilfft jhnen aller Ge= Gebrechen ab/ bringt ſie widerumb in jhren natuͤrlichen Stand/ vnnd kompt allem kuͦnfftigen Vnfall vor.Bekompt den jenigen 962 inſonderheit ſehr wol/ welche mit Queck= ſilber ſind geſchmiert worden 963: Dieweil es alle Nerven/ Muſculen vn̅ das Marck in Beinen gewaltig durchtringt/ alle Gebrechen ſo es in derſelbigen findet/ verbeſſert vnd vertreibt.In Verbeſſerung deß Gebluͦts/ 964 Heylung der Frantzoſen/ 965 Faͤule/ Anßreutung der Wuͦrme/ 966 Seitenſtechen/ 967 Hertzzittern/ 968 Fiebern 969 vn̅ Geelſucht/ 970 wird es mit groſſem Nutzen gebraucht. Vn̅ kan man es auch mit andern Sachen/ ſo den Schweiß befoͤrdern/ 971 vermiſchen.Sein Gewicht iſt von einem halben Loͤffel biß auff einen gantzen/ mit einem darzu bequemen Waſſer 972 / einem Trunck Wein/ Cardui= benedicten oder Meliſſenwaſſer vermiſcht.???h. Mit Haſelwurtzwaſſer.
|| [ID00328]

Von deß PARACELSI ZENEXTON.
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I.
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Erſtlich mache dir ein Inſtrument von gutem Stahl/ in welche̅ du Kuͦchlin oder Taͤffelin anderthalb quintlin ſchwer koͤn̅eſt formiern. Der Stuͤcke aber deß Inſtruments muͦſſen drey ſeyn: In deren oͤber= ſten/ ſo wie ein groß Sigill/ ein Schlang eingegraben ſey: In dem (Deß natuͤrli= chen Geiſtli= che̅ Magnets Sympathicioď Antipathici (ob ſie wol vn ſichtbahr/ je= doch im Weꝛck genug ſichtbahr) wunderbahre Kraͤfft,) vnterſten/ wie ein kleiner Amboß formiert/ ein Scorpion. In dem außgehoͤlten ſtaͤhlernen Ring/ vngefehr anderthalb auer Finger hoch/ muß man die materiam hinein fuͤllen/ damit ſie nicht herauß falle/ ſon= dern wann mans truckt/ das oberſt vnd vnterſt Bildt bekomme. Das Inſtrument oder deſſelbigen jetztgedachte Bildernuſſen muͤſſen zu ge= wiſſer Zeit gegraben werden: Wann nemblich die Sonn zuſampt dem Mond in das Zeichen oder Hauß deß Scorpions hinein tretten. 973 In welcher Zeit dan̅ auch die pentacula oder angehengte Sachen muͦſſen geſiegelt werden/ oder zum wenigſten wann der Mond das Hauß deß Scorpions beruͦhret. Dann alſo werden die oͤberſte Coͤrper mit de̅ vn= terſten durch eine vnzertrennliche Sympathiſche Vereinigung mit einander verehlicht vnd ver= bunden.
|| [ID00329]

Figur deß gedachten Inſtruments/ zuſampt dem Ring.
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???a. Andere ???eſen Xerzethon. deß Paracelſi Xenexton in ſeinem 2. Buch von der Peſt am 3. Cap. iſt ein Amuletum Pagoicum, dieſes ſind Wort deß Textes ſelbſten:) ne̅blich Queck ſilber in einer Haſelnußfchalen verpettſchieret vnd an den Halß gehangen. Dieſe an ſich zie= hende Magnetiſche Krafft/ ziehet an ſich das Peſtilentziſche Giefft/ als ſeines gleichen/ daß daſſelbige nicht ſo wol demſelbigen Coͤrper/ welcher auch ſolche Qualitet in ſich hat/ ſchaͤdlich ſeye/ als wann er von ſeines gleichen dem Zenexto angezogen/ von demſelbigen verzehret vnd zu uicht gemacht werde. Dieſer Namen iſt dannenhero auff das Arſenicum gezogen worde̅/ welches Amuletum erſtlichen erfunden hat Iacobus Carpenſis, ſolches haben hernach andere vermehret/ verbeſſert vnd gut geheiſſen. Es bezeugen Falloppius, Montanus, Heurnius vnnd Crato, daß durch dieſes Amuletum Hadrianus, der ſechſte dieſes Namens Roͤmiſcher Babſt von einer gefaͤhrlichen Peſt ſeye liberirt worden.
|| [ID00330]

Ein Maſſa darvon ſolche Amuleta oder an= gehengte Taͤfelein zu formiren.
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Nimb der Krotten 974 / ſo in der Lufft vnnd Hitze de??? Sonnen wol außgedoͤrꝛt vnd vnter dem freyen Himmel/ 975 mit zugeſtopfft oder ab= gewendeter Naſen 976 / mit einem hangenden Stoͤſſel ſind pulveriſirt worden/ 4. loth: (wann ſie nicht wol vnd geſchwind gedoͤrꝛt werden/ ſo bekommen ſie einen boͤſen Geruch vnd laſſen ſich ſehr vbel ſtoſſen/ vnd muß man zu 4. loth deß Pulvers weniger nit/ als vngefehr 18. Krotten haben)Zenith 977 iuuencularum, wie viel du haben kanſt:Deß weiſſen Cryſtallin Arſenicks 978 / deß rothen Arſenicks oder??? Auripigments jedes 1. Loth.Der Wurtzel von Diptam vnd Tormentill jedes 3. quintlin:Vndurchloͤcherte Perlen 1. quintlin:Coralln vnd der Stuͤcklin von Orientaliſchen Hiacynthen vnd Smaragden jedes ein halb quintlin:Orientaliſchen Saffran 2. Scrupel: Thu wegen deß Geruchs auch etlich Gran Biſam vnd Ambra hinzu/ laß alles rein vnnd ſubtiel pulveriſiern/ mit einander vermiſchen/ nachmals Tragacanth in Ro= ſenwaſſer wie einen Schleim diſſolviern vnd das Pulver damit zu ei= nem Taig machen/ wann nemblich die Sonn vnd Mond in de̅ Hauß deß Scorpions/ oder zum wenigſten der Mond allein/ runde Zeltlin darauß formiern vn̅ alldieweil dieſes Zeiche̅ der Sonnen vnd Monds noch wehret/ mit obgemelten beyden Zeichen Sigilliern. Oder ſo es dir beliebt/ magſtu beſondere Schild/ wie ein Hertz darauß formiern/ dieſelbige/ wann ſie trucken worden/ mit einem rothen Zendel vberzie= hen/ vnd alſo auff das Hertz hencken/ daß das Hembd zwiſchen dem Schild vnd der bloſſen Haut verbleib.

Von jhrem Gebrauch.
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Es wird an ein ſeydene Schnur gefaſt vnd auſſerhalb alſo an den Halß gehenckt/ daß es biß auff die Gegend deß Hertzens reyche vnnd [ID00331] doch die bloſſe Haut nicht beruͦhre/ ſondern das Hembd darzwiſchen hab: Vnd verwahret nicht allein fuͦr der vorſtehenden Peſtilentz/ ſon= dern helt auch alles Gifft vnd Aſtraliſche Kranckheiten von dem Leib ab: Zeugt das Gifft auß dem Leib herauß/ vnd verzehret es auſſerhalb gantz vnd gar.

Ein ander ZENEXTON fuͦr die Reiche vnd Gewaltige.
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Laß dir einen Biſamknopff/ Hertzlin oder Haͤußlin von gutem lautere̅ Gold formieren/ durch deſſen Mitte nach der Laͤnge ein Pfeiff oder Roͤhrlin/ ſo allenthalben voller Loͤcher/ hindurch gehe/ vnnd auff der eine̅ Seitten hart angefuͦget ſey: Dieſes Haͤußlin vorder theyl ſey außwendig mit einem ſchoͤnen Orientaliſche̅ vnd wolgefaͤrbten Sap= phier gezieret/ vnd rings vmb denſelbigen herumb mit vier Krotten o= der Spinnen Steinen/ daß es gleichſamb ein Creutz mache/ verſetzt. Dann dieſe Spinnen haben kleine̅ Steinlin/ welche an dem Halß ge= tragen der Peſtilentz gewaltig zuwider. In dem hindertheyl dieſes Hertzlins oder Haͤußlins ſey ein Hiacynth einer gnugſamen Groͤſſe. Vnd wan̅ dieſe Haͤußlin alſo verfertiget ſo ſuche ein lebendige Krott/ hencke dieſelbigen alſo lebendig gantz vnd vnverletzt mit jhrem hindern rechten Fuß gegen Auffgang der Sonnen/ biß ſie gantz außgedoͤrret vnd zu Pulver geſtoſſen werden kan/ jedoch daß ſie die gantze Zeit vber von keinem Regen werde beruͤhrt: Laß dieſes Pulver mit ſo viel deß aller ſchaͤrpffeſten Eſſigs vermiſchen/ daß es die Form eines Taigs bekomme/ vnd das gantze Haͤußlin jnnwendig damit außgefuͤllet wer= den koͤnne: Die Pfeiff oder Roͤhrlin aber fuͦlle mit Stuͦcklin eines le???= nen Tuchs/ ſo mit dem menſtruo primo virginis decimum quintum annum nondum excedentis beſudelt/ gantz auß. Die Loͤcher aber dieſes Roͤhrlins muͦſſen ſo groß vnd weit ſeyn/ daß die hinein geſcho= bene Luͦmplin das jnnwendige Krottenpulver koͤnne beruͦhren: Dann auß dieſer beyder Wuͦrckung entſteht ein Sympathia oder Verwand= ſchafft zwiſchen beyden/ welche nachmals mit vmbgekehrten Gradib durch die Antipathiam oder Widerwaͤrtigkeit dem Gifft dermaſſe??? widerſteht/ daß der jenige/ ſo ſolchs traͤgt/ in den aller gefaͤhrlichſten [ID00332] Zeitten ſich nechſt GOTTES Schutz durchauß fuͦr keiner Peſti= lentz zubeſorgen. Welches die jenige durch die Erfahrung vnnd leben= dige Demonſtration gantz wahr befunden/ denen ſeine warhafftige Compoſition vnd Weiſe zuverfaͤrtigen bekannt.Wann aber das Roͤhrlin mit den gemeldten Luͦmplin außgefuͦl= let iſt/ muß man es oben wol verſtopffen/ zu welchem dann ein beſondeꝛ Schraͤublin/ ſo oben mit einem Ringlin verſehen/ gehoͤrt: Wie ein jeder auß beygefuͦgter Figur leichtlich ſehen kan.
|| [ID00333]

Figur deß guͤldenen Haͤußlins mit ſampt ſeinen Roͤhrlin vnnd Schrauben.
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Andere Zenexta.
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In die von vnſerm Authori geſetzte Zahl der Amuleten ſo man in Peſtzeiten an dem Halß zutragen pfleget/ werden auch andere gerechnet/ welche zwar an der Gattung mit demſelben einerley/ gleichwol aber wegen der Zubereitung Different. Dann die Menſchliche Vernu̅fft vnd Witz iſt ſehr embſig vnd fleiſſig einerley Dinge in vnderſchiedlichen Figuren vnnd Ge= ſtalten zu repræſentiren vnd dardurch ſeine Herꝛlichkeit an Tag zugeben. Wir haben im An= fang von dieſem Xenexto gemeldet/ daß das Queckſilber in einer außgehoͤleten Haſelnuß= ſchalen wolverwahret an den Halß getragen vornemblich zu dieſes Zenexti nahmen Vrſach gegeben vnd hernacher vnder dieſe Zahl das Arſenick auch ſeye gezehlet worden. Beydes kan ohne Veraͤnderung der Matery in eine bequemere Form gebracht werden/ deßwegen nachfolgendes wol in Obacht zunehmen/ vnd zwar von dem Queckſilber.
|| [ID00334]

Zenexton von Queckſilber.
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Koche ſolche Stuͤck mit Wein Eſſig oder auch Waſſer in einer newen eyſernen Pfannen vnd ruͤhre es fein ſanfft mit einem hoͤltzernen Spatel vmb vnnd vmb/ biß der Eſſig oder das Waſſer eine braunrothe Farb vberkomme vnd die Maſs der gekochten Sachen ſeye wie ein Brey worden. Dieſen Teyg oder Brey/ mit Abgieſſung deß Eſſigs oder deß Waſſers truͦckne troͤckne behutſam vnd das vbrige von dem Queckſilber ſeyge durch ein leinen Tuch ſo viel als du kanſt dardurch bringen: Die Maſs aber ſo noch in dem Tuͤchlein vbrig/ ſtreiche auff ein glatt vnd ſauberes Braͤttlein gleich einem Pflaſter doch etwas dicke/ vnnd trucke an allen Orthen das Siegel deß Scorpions darauff/ vnd wann es dir beliebig/ ſo obſervire die Zeit/ zu welcher der Mon durch den Scorpion lauffet. Die auffgetruckte vnd ſignirte Figuren a= ber ſchneide entweder mit einem Meſſer oder darzu ſonderlich bereiteten rundem Inſtrume̅t an der Form wie Pfenning von einander/ vud laſſe ſie vber Nacht auff dem Braͤttlein liege̅. Vnder deſſen wird der Mercurius oder das Queckſilber ſich coaguliren vnd hart werden/ daß er von dem Braͤttlein herab gethan/ gleich wie ein Metall wird klingen. Dieſe alſo ge= zeignete Pfenning nun verwahre nachfolgender Geſtalt zum Gebrauch. Einem jeden vber= ziehe abſonderlich mit rothem Zendel oder Taffet vnnd trage einen darvon wie gebraͤuchlich am Halß. Wann aber nun der Zendel oder Taffet nach vnd nach wird ſeine rothe Farb ver= liehren vnnd blawlecht werden/ ſo thue jhn alſo bald darvon vnnd verbrenne den Zendel mit liechter Flammen. Das Taͤflein aber oder Muͦntze vberziehe abermahs mit friſchem Zendel vnd hange ſie an den Halß/ vnd nimb die Veraͤnderung der Farb wie zuvor in Acht. Dann man hat in acht genommen vnd obſerviret, daß/ wie vielmahl zu Zeit der Peſt oder anderer graſſirend=anſteckender Seuchen/ ſolcher Zendel/ darinnen das obgedachte Taͤflein eingewi= ckelt/ ſich auß der rothen in die blawe Farb verwandelt/ das Giefft zwar ſolches Taͤflein oder Pfennig an ſich gezogen/ aber noch gaͤntzlichen daſſelbige ſeye verzehret worden, Damit a= ber ſolches Giefft dem Menſchlichen Leibe moͤgte ſchaͤdlich ſeyn/ ſo iſt die Verbrennung die= ſes inficirten Taffets oder Zendels erfunden worden. Welches dann bey dieſem Amulet wol zu obſerviren.

Ein Zenexton von Arſenick.
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Das Arſenicum mit andern Mineraliſchen ſpeciebus vermiſcht/ kan auff zweyerleh Weiſe in eine andere Form gebracht werden/ vnd iſt die erſte nachfolgendeErſtlichen vermiſche den Mercurium oder das Oueckſilber mit dem Schwefel alſo. Laſ= ſe den Schwefel in einem Tiegel mit gelinder Hitz zerſchmeltzen/ hernacher vermiſche mit de̅= ſelbigen vnd ruͦhre fleiſſig vmb vnd vmb den rohen Mercurium biß ſolches ſchwartz vnd der Mercurius gaͤntzlich ſeye verzehret worden. Wann ſolches geſchehen alsdann zerreibe die gantze Maſs vnd vermiſche ſie mit den vbrigen ſpeciebus. Dieſes alles ſublimire in den Kol= ben mit einem Helm wie gebraͤuchlich/ ſo wird etwas darvon durch ſolche Sublimation ſchoͤn hellroth werden/ was nun alſo ſublimiret worden/ daſſelbige thue zuſammen/ vnnd wann die [ID00335] Hefen darvon abgeſondert worden/ ſo mache auß dem Pulver/ mit in Roſenwaſſer zerlaſſe= nem Tragant runde Taͤflein/ welche/ wann ſie wie hieroben geſiegelt/ ſo hangen ſie in einem rothen Zendel oder Taffet eingewickelt an den Halß/ doch muß man darbey/ was hieroben bey dem coagulirten Mercurio erinnert worden wol in Acht nehmen.

Ein Arſenicaliſcher Magnet.
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Die andere Form dz Arſenicu̅ vor ein Amulet zugebrauche̅ vn̅ an de̅ Halß zuhange̅ iſt dieſePulveriſire alles ſubtiel vnnd wann ſolches wol vermiſchet/ laſſe es vber einem ge= linden Fewer nach vnd nach zerſchmeltzen/ doch huͤte dich wol vor dem Rauch. Ruͦhre es mit einem eyſernen Spatel wol vndereinander/ biß daß es ſich wie ein Terpentin ziehen laͤſſet vnd an der Farb Blutrothe ſeye. Wann nun alles erkaltet/ ſo wird die ſaͤmptliche Matery ſo hart wie ein Bech/ ehe aber ſolches geſchehe/ ſo formire auß ſolcher Matery (:doch muſ= ſen die Haͤnde zuvor mit Roſen Oel wol ſein angefeuchtet worden:) wann ſie noch weich iſt/ runde Kuͤch= oder Taͤflein/ welche an den Halß gchengt gleicher Geſtalt auch vor der In= fection bewahren. (:Weiln der Rauch von dem Arſenick giefftig vnd ſchaͤdlich/ als hat ma̅ ſich ſehr wol vor demſelbigen vorzuſehen:) Wiewoln dieſes Amuletum von giefftigſten Sa= chen gemacht wird/ ſo hat man ſich doch darvor nichts zu foͤrchten. Dann der Schwefel mildert vnd liudert die giefftige Natur deß Spießglaſes vnd Arſenicks vnd verbeſſert deꝛ= ſelbigen vnart. Vber das wird auß eben dieſer Matery ein vortreffliches Corroſiv gemacht/ welches ohne eintzige Entzündung vnd Schmertzen die Haut durchetzet. Ferꝛners wird auß dieſer Maß auch ein herꝛliches attractiv in Peſtzeiten bereitet/ welches alle Apoſtem vnd Geſchwaͤr in kurtzer Zeit zur Zeitigung bringet/ dieſelbige auffetzet vnnd das Giefft gewaltig herauß ziehet. Gleicher Geſtalt in den giefftigen/ boͤſen vnd vnheylſamen Schaͤ= den vnd Geſchwaͤren vberlegt/ ziehet es alles Giefft innerhalb 2 oder 3. Tagen auß denſel= bigen an ſich vnd condenſiret das ſchwartz ſtinckend=corrodirte faule Fleiſch/ welches dann mit friſcher Butter oder mit Roſen Oel zuvor wol angeſchmieret vnnd erweichet hernach mit einem Spadel muß hinweg genommen werden/ da vnderdeſſen auff dem Grund deß Geſchwaͤrs alles fein roth vnd ſauber ſcheinet/ ſolches Pflaſter aber wird auff nachfolge̅= de Weiſe zubereitet.

Ein Pflaſter auß dem Arſenic aliſchen Magnet.
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Diſſolvire dieſe Stuͤck in Meerzwibel Eſſig ſo viel darzu vonnoͤthen/ hernach treibe ſol= chen durch ein zweyfach leinenes Tuch/ vnd inſpieſſiere es widerumb oder bringe es zu eineꝛ Conſiſtentz durch das Auffwallen oder ſieden/ verwahre als dannn ſolches zum Gebrauch.Das Wachs vnd Terpentin miſche bey gelindem Fewer vndereinander/ ehue ſie vom Fewer vnd ruͤhre ſie wol vndereinander/ daß ſie wie ein Salbe werden/ als dann die ſolvirte vnd durchgetriebene Gummi darzu/ vermiſche vnd rühre ſolches alles wol vndereinander/ [ID00336] mache darauß eine Maſs zum Pflaſter vnd verwahre ſolche in einer Blaſen welche vorhero aber mit Scorpion Oel wol muß ſeyn angefeuchtet worden. Hiervon ſiehe vnſere Chymia= triſche Practic am 229. vnd 230. Blat.

Ein Artzney wider das Podagram.
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Das anfangende vnnd leichte oder geringe Podagra wird nach deß Seuerini Meinung mit einer eintzigen Salben oder Balſam cu= riert/ welche eine Mixtur von reſolvierenten/ ſchmertzen ſtillenden vnd ſtaͤrckenden Sachen zulaͤſt vnd empfaͤngt.Das eingewurtzelte Podagra aber/ welches ſeinen Sitz vnd be= ſtaͤndige Wohnung in dem Gebluͦt/ oder in dem Fleiſeh geſucht vnnd erlangt/ kan durch ſolche euſſerliche reſolvierende/ linderente vnd ſtaͤr= ckende Balſam nicht vertrieben werden: Werden demnach auch Po= dagriſche purgationes, Reinigungen/ Schweiß/ Bewegungen deß Harns/ vnempfinpliche Durchdaͤmpffungen/ Verzehrungen vnd vollkommene Abſchaffungen darzu erfordert. Woͤllen allhie allein der ſonderbahren Podagricarum purgationum gedencken.979 Zu der Cur deß Podagrams/ ſagt Paracelſus, 980 werden drey Stuͦck erfordert: Nemblich Reſoluentia, Mitigantia vnd Corrobo- rantia. 981 Das iſt zertheylende/ linderende vnnd ſtaͤrckende Artz= neyen.Vnter den Reſoluentibus oder zertheylenden Mitteln ruͤhmt Paracelſus 982 das Arcanum Corallinum: Vnd dieſes nachfolgende Gliederpulver.(Glieder= Pulver.) Nimb der Hermodactylorum, deß beſten Turbiths/ Diagridii, Sennetblaͤtter/ geſchabt Menſchen Hirnſchahl 983 vnnd Zucker jedes 1. quintlin/ vermiſch zu einem reinen vnd ſubtielen Pulver.Sein Gewicht iſt ein halb quintlin am morgen fruͦh mit de̅ Waſ= ſer deß Krauts je laͤnger je lieber 984 drey oder vier Morgen nach einan= der gebraucht. Es purgiert gelind vnd fuͦhret alle Podagramiſche Fluͦſſe ſehr fein auß.An ſtadt der Mitigantium oder linderenten Sachen kan man dieſe nachfolgende zween Balſam gebrauchen.Vnter die Corroborantia oder ſtaͤrckende Mittel vnd welche die [ID00337] Fluͦſſe auffhalten vnd verhindern/ kan der Gebrauch deß Spiritus vi- trioli mit dem Perlenſaltz 985: Wie gleichsfalls auch deß Paracelſi Wein von dem Calmus vnd Benedictenwurtz gezehlet werden/ als welcher alle Fluͦſſe auffhelt vnd vertruͦcknet.

Von dem erſten Balſamo Podagri- co.986
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Nimb deß biß zur gaͤlben Farb caleinierten Vitriols 2. Pfund: Honig von jungen Bienen mit ſampt de̅ Honigſaum 1. Pfund: Ge= brannten Wein 1. Pfund/ vnnd ſonderlich wann du deß jenigen ge= brannten Weins noch haben kanſt/ der von der Bereytung deß Lau- dani opiati vberblieben/ ſo iſt es deſto beſſer: Terebinthin 8. Loth: Ey= ſenkraut 12. Loth: Roßmarin gleich ſo viel: Calcinierte Kiſelſtein ein halb Pfund: Laß alles rein ſtoſſen vnnd mit einander vermiſchen in ei= nem wolverkleybten glaͤſernen Alembic/ ſo mit einem groſſen Helm vnd gleichsfalls nicht geringen Vorſetzlin verſehen/ da alle Fugen wol verwahrt/ drey Tag in einer gelinden Waͤrmbde eines Sants dige= riern/ nachmals fein allgemaͤchlich deſtilliern/ endlich das Fewer ver= mehren/ ſo lang du nemblich ſiheſt Tropffen oder Spiritus herauß ko̅= men/ vnnd folgends alles erkalten. Das Caput mortuum oder die ſchwammechte ſchwartze Haͤfen laß biß zur weiſſen Farb reverberiern/ geuß den vorigen Liquorem widerumb darauff/ vnd laß es alſo zum andern mal deſtilliern.

Von dieſes Balſams Kraͤfften vnd Gebrauch.
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Es iſt einer der aller kraͤfftigſten Balſam: Der keinem ſeine Wuͦr= ckung/ woferꝛn er anderſt recht bereitet vnd gebraucht worden/ noch je verſagt: Dann er nimpt die Schmertzen deß Podagrams ſehr ge= ſchwind hinweg. Die Orth derſelbigen damit geſchmiert/ vnd jedoch deß Paracelſi Purgierpulver von den Hermodactylis oder das Arca- num corallinum 987 zuvor gebraucht. In dieſem Balſam aber ſoll man einene Tuͦchlin anfeuchten/ lawlecht auff die Schmertzen legen/ biß [ID00338] ſie trucken worden/ daſelbſten laſſen/ nachmals widerumb anfeuchte̅/ vberlegen vnd biß zu Ende der Schmertzen widerholen: Es zeugt die Duͦnſte gantz ſichtbahrlich herauß. Wo aber der Orth deß Schmer= tzens mit einer groſſen Hitz vnd Roͤthe geplagt wird/ da kan man den Balſam mit dem außgepreſten ſafft von Wuͦllkrautblumen 988 vermi= ſchen.???a. Im 14. Cap. am 361. vnnd 362. Blat. Die Podagraͤmiſche ſind ins gemein eines langen Lebens. Ja man wird finden daß der wenigſte Theil ſolcher Leut von dem Podagra geſtorben ſind.???i. Deſſen Beſchreibung iſt zufinden au jetztangeregtem Orth am 185. Blat.
|| [ID00339]

Von dem 2. Balſamo Podagrico.
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Nimb deß Oels 989 von den vntern Kieffeln alter Pferde/ ſo lang im Feld vnd Wetter gelegen: Oder deß Oels 990 von den Beinen eines Menſchen/ ſo eines gewaltſamen Todts geſtorben/ gehenckt oder ge= raͤdert worden/ welche viel Jahr in der Sonnen vnd Mond duͦrꝛ woꝛ= den: Oder deß Oels von Hirſchſchweiß (Es ſey aber welches Blut es will/ muß man es zuvor fuͦr ſich ſelbſt etlich mal rectificiern) 2. Loth: Zigelſteinoͤle 991 / Terebinthenoͤle vnd Wachholderoͤl/ jedes 6. Loth/ veꝛ= miſch vnd laß es in einem Balneo noch ein mal mit einander deſtilliere̅ vnd den Orth deß Schmertzens damit ſchmiere̅. Es nimpt die Poda= gramiſche Schmertzen/ ſo auß einer kalten Vrſach 992 her entſpringen/ alſo bald hinweg.

III. Ein VNGVENTVM ANODYNVM 993 oder Schmertzenſtillende Salb.
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Nimb wilde Roſen 10. Handvoll: Der Blaͤtter vnnd euſſerſten Rinden 994 von friſchem Bilſenkraut 6. Handvoll: Laß alles zerſchnei= de̅/ gieß ein halbe Maß Wein darauff/ laß mit einander ſieden/ nach= mals ſtoſſen vnd den Safft herauß preſſen/ ſolchen Safft in eine̅ Ale̅- bico ſo lang deſtilliern/ biß das vbrige in de̅ Kolben die dicke eines Ho= nigs bekompt. Dieſen laß in einem glaͤſernen Tiegel allgemaͤchlich E= vaporirn/ in ſolchem mit einer huͤltzernen Spatel ſtaͤtigs vnterei [ID00340] nander ruͤhren/ biß es beginnet dick zuwerden/ als dann gieß Schmaltz von einem verſchnittenen Schwein 2 Pfund hinzu/ ruͦhrs wol vnter einander/ ruͦcke es alſo warm vom Fewer hinweg/ thu/ nach dem es ein wenig kalt worden/ zwey Loth pulveriſiert Opium in einem Wein ſol= viert/ zweyer Haſelnuͦß groß geſtoſſen Saffran vnd ein Loth deß Ex= tracts von Wuͤllkrautblumen hinzu/ ruͦhrs/ biß es kalt wird/ wol vntereinander/ vnnd machs zu einer Aſchenfarbe̅ oder grawen Sal= ben.

Von jhrem Vermoͤgen vnd Gebrauch.
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In ſtlllung der Podagraͤmiſchen Schmertzen/ wie gleichsfalls deß Nierenwehthumbs iſt es ein gewaltige Artzney. Die Orth der Schmertzen warm damit geſchmiert.995 Wann du es aber zu dem Nierenſchmertzen wilt gebrauchen/ muſtu ein Handvoll oder drey Wachholdexbeer gleich im Anfang der Bereitung ſolcher Salben mit dem Bilſenkraut ſtoſſen vnd auß= preſſen.???c. So mit dem Brandwein iſt außgezogen worden,
|| [ID00341]

Seyffen Oel.
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Nimb Venediſche Seyffen/ ſchneide ſolche zu kleinen Stücken/ gieſſe daruͤber einen guten Brandwein/ ziehe jhn durch die deſtillation etliche mahl ab vnd ſchütte den deſtillirten Bra̅d- wein abermahls daruͤber/ laſſe jhn an einem warmen Orth ſtehen vnnd filtrire hernach denſelben wie gebraͤuchlich/ ſo wirſtu einen liquorem gleich einem Caſtanienbraunen Oel v- berkommen/ darmit das Podagriſche Glied beſtrichen/ lindert die Schmertzen vber alle maſe̅. Andere kochen die weiſſe Nießwurtz mit Stein Oel darmit beſtreichen ſie den Orth/ ſo ſtillet darvon der Schmertzen alſo bald. Innerlichen iſt nichts beſſer als die Tinctur von dem Spießglaß. Siehe vnſere Chymiatriſche Practic am 188. vnd 189. Blat.
|| [ID00342]
NB. Bey dieſem Capitel iſt wol in acht zu nehmen/ daß allhier durch das Wort Po- dagra nicht das Zipperlein der Füſſen allein/ ſondern ins gemein alles Gliederwehe zuver- ſtehen/ welches auch Crato in ſeinem 253. Conſilio bejahet.

Von dem NEPHRITICO oder Nieren Artzney.
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Man findet bey dem Stein 996 vielerley Geſchlecht vnd Art/ wel- che alle nach den Gradibus vnd Anzahl der Orth von einander vnter- ſchieden. Sie kommen aber alleſampt auß der vnreine̅ ſubtiel gemach- ten Portion oder Theyl der Speiſſen/ welcher Theyl zu der Coagu- lation bereit vnd geneygt/ vnd dannenhero nach der Abſonderung der guten Nahrung/ ſo durch Huͤlff deß hinzukommenden natuͤrlichen Geiſtes oder Waͤrme der Glieder verrichtet/ wird vollendet vnd gar in Steine verwandelt. Es bekommen aber ſolche Stein viel vn̅ man- cherley Formen/ nach dem vnterſcheyd der Materien/ auß welchen ſie (Wann die außtreibende Krafft bloͤd vnd vnver- moͤglich iſt/ ſo gebaͤhrt die coagulieꝛende Krafft deß Saltzes eine̅ Tartarum o- der Stein.) entſpringen/ vnnd dann auch der Orth/ in denen ſie erwachſen: Brin- gen einem jeden gleichfoͤrmige Zufaͤlle vnd je nach dem ein jeder zu ei- nem oder dem andern iſt geneygt/ vnd ſtimmen doch faſt alle vberein.Die ſtarcke vnd kraͤfftige Tawung gibt ein geſchwinde Wuͤrcku̅g zum Stein: Vnd hat man nie erfahren/ daß ein bloͤde Tawung jrge̅d einen Stein vervrſacht. Wo aber bey bloͤder Tawung die materia durch die ſtarcke außtreibende Krafft zwar außgetrieben/ jedoch nicht vnterſcheyden wird/ da iſts vnmuͤglich/ daß der Menſch ohne Stein werde gefunden/ welche der Geiſt deß Saltzes pflegt zu coaguliern/ vnd durch die Purgationes nicht moͤgen außgefuͦhret werden-Vnd iſt allhie ſonderlich wol in Acht zunemmen/ daß man bey denen Patienten/ ſo mit dem Stein behafftet vnd ſonſten zeitlich baw- faͤllig ſind/ keine ſcharpffe Artzneyen gebrauch.

Ein Saltz wider den Stein.
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In der Laͤnge oder Maͤnge der Recepten/ ſagt Paracelſus, von dem Stein 997 / ſey nichts gelegen/ ſondern allein in deꝛ rechten vnd wah- ren Bereitung derſelbigen.Derowegen nimb Krebsaugen:
|| [ID00343]
Deß Steins der kleinen Welt 998.Judenſtein.Luchsſtein.Schwammenſtein.Adlerſtein.Cryſtall.Kiſelſtein.Karpffen oder Berſigſtein.Laß dieſer etliche oder alle/ ſo viel du wilt in einem deſtillirten 999 Eſſig reſolviern/ vnd das vbergieſſen ſo offt vnd viel mal widerholen/ biß ſie alle reſolvieret ſind/ auß dieſen mach ein Saltz vnd ziehe den Eſ- ſig davon ab: Welches Saltz/ nach dem es zuvor mit Regenwaſſer offtmals iſt edulcoriert vnnd gereiniget worden/ (nemblich durch das Solviern/ Filtriern vnd Evaporiern) du in einem Liquori reſolviert auch allein gebrauchen kanſt.Die Krebsaugen/ Karpffenſtein vnnd was mehr von ſolchen Fi- ſchen kompt/ bedoͤrffen keiner Calcination/ ſondern werden vor ſich ſelbſt in einem deſtillierten Eſſig ſolviert: Gleich wie die Perlen vnnd Coralln.Die Kiſelſtein aber/ Cryſtall/ Judenſtein/ Luchsſtein/ Schwam- menſtein/ Adlerſtein/ muß man zuvor mit Schwefel vnnd Salniter calciniern/ wie oben von den Saͤfften der Edelgeſteine iſt vermeldet/ vnd nachmals mit einem Terpethin Eſſig ſolviern vnd das edulcorier- te Saltz zum Gebrauch bewahren.Auß dieſen ſonderbahren Steinen bekompſtu von wegen der vn- terſchiedlichen Formen jhrer Signaturn oder Zeichen ein Vniverſal oder allgemeine Artzney wider den Stein vnd alle Kranckheite̅/ ſo auß de̅m Tartaro erfolgen.Vnd zwar ſo iſt ein jedes auß den jetzterzehlten ſonderbahren/ wann es recht vnd nach Gebuͦhr wird bereitet/ von wegen der gezeych- neten Wiſſenſchafft genug.Den Cryſtallhielte Montanus 1000 fuͤr deß Paracelſi Stein/ welcher alle oder die gantze Anatomi deß Tartari, ſampt der Signatur vnnd Cur in ſich begreifft. Inſonderheit aber zu curiern kan es nicht ſeyn/ daß man alle Species erkenne. Der Stein vnd Tartari ſind mehr dann fuͦnffhunderterley Geſchlecht/ deren jedes ſein eygene vnd ſondeꝛbahꝛe Artzney bedoͤrfft.
|| [ID00344]

Von dieſes Saltzes Gebrauch/ Kraͤfften vnd Gewicht.
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In allen Geſchlechten deß Steins er ſey an welchem Orth deß Leibs er jmmer woͤlle/ braucht man es von einem biß in zween Scru- pel: Vnd zwar zur Præſervation in einem darzu bequemen Syrup/ in dem erſten vnd letzten Viertel deß Mons. In der Cur aber von zween Scrupeln biß auff ein gantz quintlin/ in den darzu gehoͤrigen Waſſern/ als dem von Haͤwhechel/ Steinbrech/ Pimpinell vnd Pe- terſilgen. Den Weibern aber wird es in Meliſſen oder Wachholder- beer Waſſer gegeben.

Was bey dem Gebrauch dieſes Saltzes in Acht zunemmen.
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Erſtlich ſoll man dieſes Saltz offt vnd viel mal ſolviern vnd coa- guliern/ endlichen mit dem aller beſten gebrannten Wein digeriern/ in der Aſchen ſtarck abziehen/ vnd ſolches etlich mal widerholen/ ſo wird das Saltz volatile oder fliegend 1001: Sintemal nach einer jeden Putre- faction ein Loth deß Saltzes vber ſich ſteygt. Vnd dieſe Eſſentz deß Weins ſoll nach deß Paracelſi Meynung von dem einvermiſchten vnd volatiſchen Saltz nit abgeſondert werden/ damit es in den jnner- lichen Tartarum oder Stein deſto kraͤfftiger wuͤꝛcke. Dann wann das Alcohol deß Weins mit der Krafft de̅r Steine fermentirt iſt/ ſo be- kompt es die Krafft deß Menſchen Stein zu reſolviern/ gleich wie vo̅ dem mit einem Tartaro oder Weinſtein geſtaͤrckten Alcoholvini ge- ſagt wird/ daß er die Roͤthe deß Golds vnd Corallen extrahier oder herauß ziehe.(Ein ſonder- bahr Pulver wider den Stein.) Zum andern ſoll niemand erſchrecken/ daß man die Kiſelſtein we- gen jhrer Haͤrte erſtlich durch den Salpeter muß calciniern. Damit man es nachmals durch das vorerzehlte Acetum radicatum deſto beſ- ſer koͤnne ſolviern/ welches ſonſten nicht geſchehe. Dann der rothe 1002 Salniter mit ein wenig Saffran/ Muſcatbluͦhet vnd deß Pulvers vo̅ Karpffenſteine̅ iſt wiď de̅ Stein im Leib eins ď aller kꝛaͤfftigſte̅ Mitteln
|| [ID00345]
Sonderbahre Nieren Artzneyen den Stein darmit fortzutreiben werden noch andere(Ein ver- miſchtes Krebsaugen Pulver.) mehr gefunden. Als da iſt Erſtlichen das Oel ſo auß den Krebsaugen gemacht w???rd/ wel- ches Zubereitung zufinden in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 157. Blat. Welches Mittel dann auch in der Form eines Pulvers. Auß de̅ gelben Schlacken deß Antimonlali- ſchen Reguli ziehe nach belieben den Schwefel deß Spießglaſes mit einem guten Wein herauß/ nun feuchte die pulveriſirte Krebsaugen etzliche mahl mit dieſem Antimonialiſchen Schwefelwein wol an/ laſſe es auch ſo viel mahl wiederumb außtrucknen/ biß daß ſolches auch ein gelbe Farb vberkommet/ welches dann an einem warmen Orth anffzuheben. Von dieſem Pulver nun von iij biß in die vj Gr. mit Wein/ Bruͤhe/ oder Hawhechel/ Rettich/ Schaffthew/ Pimpinell Peterſilgenwaſſer eingeuommen/ treiben ſehr gelind zum Stuel/ vn̅ treiben zugleich den Harn vnd den Stein mit auß.Zweydtens wird auch ein herꝛlich vnnd koͤſtliche Nieren Artzney gemacht auß den haa-(Ein Extract auß den Schlaffaͤpf- eln.) rechten Steinlein ſo in den Hagenbutten gefunden werden/ ſonſten Schlaffkuntzen genand wachſen zu Herbſtzeit an den euſſerſten Enden der Wilden Roſenhecken/ bleiben den gantze̅ Winter durch daran hangen/ ſo man ſolche in der Mitte zertheilet/ werden viel Steinlein darinnen gefunden vnd mitten vnder den Steinlein kleine Wuͤrmlein/ zu Zeiten auch Fliege̅ oder Spinnen an ſtatt der Wuͤrmlein. Paracelſus in ſeinem Kraͤutterbuch nennet dieſes eine Außtreibung meines Steins. Dann vnder den Vegetabilien hat er kein koͤſtlichers vnnd ſtaͤrckeres Mittel zu Außtreibung allerhand Steinen gefunden als dieſes/ welches er Paracelſus ſelbſten an ſeinem eignen Leib ſelbſten probiret vnd dannenhero ſolchen Nahmen jhme gegeben. Solches gedencket Don Zellinus in den Conſiliis Cratonis im 148. Solch Ex- tract wird gemacht auß den außgetruckneten vnd wol pulveriſirten/ doch muͤſſen zuvor die Wuͤrmlein darvon genommen werden mit einem Brandwein/ das Pulver aber beſprenge zuvor mit dem durch das deliquium zubereitete Weinſtein Oel/ damit alſo deſto beſſer die ga̅= tze Eſſentz moͤge extrahirt werden. Das Gewicht iſt von x biß auff xx Gr. mit einem bequeme̅ darzu dienlichen Waſſer/ Wein oder Brühe. Wie der ſpiritus auß ſolchen Schlaffkuntzen zu bringen/ darvon beſtehe vnſere Chymiatriſche Practic am 154. Blat.Drittens iſt das weitberuͤhmbte Pulver/ ſo da auß den Keller Eſeln (:welchen Nahmen(Pulver von Keller Eſeln) ſolche dannenhero bekommen/ weiln ſie ſich nemblichen am meiſten an feuchten orthen/ der- gleichen die Keller vnd zwiſchen den Steinen in demſelbigen pflegen auffzuhalten) wird bereitet. Damit aber der günſtige Leſer wiſſen moͤge/ wie ſolche zum Gebrauch moͤgen oder koͤnnen am beſten zubereitet werden/ iſt dieſes die beſte Weiſe.
|| [ID00346]

Pulver von Keller Eſeln.
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Nimb der Keller Eſeln ſo viel als dir beliebig/ miſche ſolche wol mit Wein/ vnd thue ſie in einen verglaſurten oben mit einem Deckel wolverlutirten Hafen/ laſſe ſie in einem Brenn O- fen wol außtrucknen vnd doͤrren/ biß man ſie wol pulveriſiren kan. Dieſes Pulver feuchte mit ſo viel Weins an/ als er zu ſich nimmet/ laſſe es abermahls außtrucknen/ vnd dieſes wi- derhole zum dritten vnd vierdten mal. Endlichen pulveriſire es widerumb vnd vermiſche mit zweyen Lothen deſſelbigen ein wenig Erdbeerenkrautwaſſer vnd ein Quintlein Saltz Oels. So ſolches abermahls pulveriſirt vnd außgetrucknet worden/ ſo verwahre es in einem glaͤ- ſern oder ſilbernen Gefaͤß vor aller vnſauberkeit. Dieſes Pulver nun wird gebrauchet in den hefftig= vnd bitterſten Schmertzen deß Steins/ welcher inſonderheit wegen der Groͤſſe oder Menge vberauß groſſe Schmertzen in der Blaſen erreget/ da es dann mit hoͤchſter Verwü- derung operiret vnnd würcket. Mann nimmet drey oder vier Scrupel mit 12. oder 20. Lo- then Ziſern Erbſen Bruͤhe vnd j Loth Brandwein alle Morgen oder vber den andern Tag vnd continuiret ſolches in die xx Tag lang/ mehr oder weniger/ nach dem ſolches der Patient mag ertragen/ man muß aber wol zuſehen/ daß zu Zeit dieſer Stein Cur der Leib allzeit offen ſeye/ dannenhero vor dem Gebrauch dieſes Pulvers allezeit ein auffweichendes Clyſtir nutz- lichen kan appliciret vnd beygebracht werden. Gemeiniglich aber traͤgt es ſich zu/ inſonderheit im Anfang vnd bey den jenigen ſo etwas hitzig vnnd trockener Natur ſind/ daß der gantze Leib wie in den Fiebern zugeſchehen pfleget/ erhitziget wird/ vnleydlicher Durſt ſich eraͤuget vnd vber das ein groſſer Schmertzen vnder dem Nabel empfunden wird. Welches dann ge- ſchiehet vnnd herkompt von der Wuͤrckung der Artzney/ in dem ſolche den Stein angreiffet/ denſelbigen wunderbahrlicher Weiſe reſolvirt vn̅ zermalmet durch eine̅ dicken zaͤhen Schleim außführet. Dannenhero hat man ſich weißlich vorzuſehen vnd wol zuhüten vor allen hitzigen Speiſſen/ Weinen/ vnd Gewürtz vnd muß hergegen eine/ zu dieſer Cur dienliche/ Diaͤt an- ſtellen/ inſonderheit aber iſt zu Leſchung deß Durſtes am dienlichſt= vnd tauglichſten ein Ju- lep von Bonenbluͤt vnd Erdbeeren deſtillirten Waſſern jedes xij Lothen/ darunder vermi- ſchet zur angenehmen Saͤwre den ſpiritum deß Saltzes oder mit einem halben Quintl. Sal- peter Taͤfflein temperiret/ der Harn gehet zwar im Anfang gar gering vnd zimblich dick/ aber in den nach folgenden gehet er deſto ſtaͤrcker vnnd führet alle Vnreinigkeit vnnd den zaͤhen Schleim der Blaſen nach Wunſch auß. Dieſe Artzney iſt zum oͤfftern probiret vnd gut be- funden worden. Bey den Gallſuͤchtigen vnd hitzigen Naturen muß man das Gewicht ge- ringern oder allezeit erſt vber den andern Tag ſolches repetiren.(Oel von Cry- ſtallen.) Zum vierdten wird von vielen hoͤchlichen gerühmet das Oel oder der Liquor von den Cry- ſtallen/ welches eintzig vnd allein den Stein/ er halte ſich auch im Menſchlichen Leib auff wo er immer wolle/ ſoll vermalmen vnnd außtreiben koͤnnen/ ſolches Oel oder Liquor aber wird gantz vnd gar auff ſolche Weiſe/ wie hieroben bey den Edelgeſteinen vermeldet worde̅/ zubereitet/ doch iſt nicht ohne/ daß im Gebrauch dieſes Oels auch eine ſonderliche Vorſich- tigkeit vonnoͤthen ſeye. Dann ſolches nicht haͤuffig noch continuirlich zubrauchen/ inſondeꝛheit wo die Natur zimblichenſchwach vnnd krafftloß iſt. Derowegen ſchwehrlicheu von dieſem Oelx biſt in xvj Tropffen auff ein mahl oder daſſelbige alle Tag/ zubrauchen/ ſondern allge- mach iſt/ biß daß durch die Wuͤrckung dieſes Liquoris der Stein nach vnnd nach neben dem zaͤhen Schleim vortgetrieben vnd alſo der Zweck der gantzen Cur erreichet worden.(Oel oder Li- quor deß Pa- racelſiſchen Steins.) Zum fünffte̅ rühmet Paracelſus hoͤchlichen die Zubereitung deß Steins von eine̅ Menſche̅ in ſeinem Buch von den Tartariſchen Kranckheiten tract. 2. cap. 4. tit. 34. iſt aber an keinem Orth wie ſichs gebuͦhret vollkommen vnd gerecht zufinden Dieſelbige aber haben wir vffrichtig vnd trewlich beſchrieben in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 152, vnnd 153. Blat.
|| [ID00347]

Ein Artzney wider die Waſſerſucht.
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Vnſere Nahrung/ nemblich die Speiß vnd Tranck haben drey- erley Excrementa oder Vnrath in ſich: Deren eins iſt das Waſſer/ das ander der Sulphur oder Schwefel/ vnd dann das dritte dz Saltz/ Tartarus oder Stein. Wann dieſes Saltz als das Mittel zwiſchen den beyden andern/ von dem Aſtraliſchen Fewer mit ſeinem eygenen Elementaliſchen Fewer vereiniget/ verletzt wird/ 1003 ſo entſtehet eine Waſſerſucht auß derſelbigen Reſolution deß Saltzes.

Ein ſonderbahre Purgation zu der Waſ- ſerſucht.
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Nimb der Wurtzeln von ſchwartzer Nießwurtz zu rechter Zeit 1004 geſamblet/ 6. Loth (Es muß aber der gifftige Schaum 1005 von der Eſ- ſentz der Nießwurtz 1006 fleiſſig abgehoben werden)Coloquinten 1007 4. Loth:Ziehe die Eſſentz durch einen brannten Wein herauß/ ſondere de̅ Wein darvon ab/ biß es die dicke eines Honigs bekompt:Dieſes Extracts nimb 4. Gran:Deß durch Schwefeloͤle 1008 præcipitierten Mercurii 2. Gran:Vermiſch vnd formiers zu Pilulen/ drey Morgen 1009 nach ema̅- der zu gebrauchen. Nachmals nimb der dreymal durch den Vitriol ſublimierten Florum Sulphuris 3. Theyl/ thu etwas von dem Extract der Eſſentiæ Croci Martis hinzu. Dieſe Eſſentz aber wird auß dem al- ler beſten praͤparierten Croco Martis extrahiert/ welches mit einem guten Theyl gemein Waſſer vermiſcht ſey/ vnd jedoch allerdings wi- derumb davon abgezogen werde/ damit das extrahierte Pulver allein bleibe: Von dieſem vermiſchten Pulver gebe dem Krancke̅/ am Mor- gen/ Mittag vnd Abend ein halb quintlin mit der Conſerv von Roſen ein. Vnd verhilff jhme darneben mit dem rectificierten Oele 1010 von Frantzoſenholtz vnnd dem Waſſer von Theriac 1011 zu einem Schweiß. Seine Speiſſen ſeyen mehrertheyl trucken/ der Tranck aber gering vnd ſonderlich ein geſtaͤhlter Wermut Wein. 1012
|| [ID00348]
Wiewohln vielerley zu der Waſſerſucht dienlich purgierende Artzneyen gefunden wer- den ſo woͤllen wir dannoch nur der vornembſten gedencken. Vnſer Author da er hieroben deß præcipitirten Mercurii Tugenden beſchreibet eignet demſelbigen vnder anderr auch dieſe zu/ daß er nemblichen ein ſonderbahres Mittel ſeye zu der Waſſerſucht/ dann er die Krafft ha- be das Gewaͤſſer außzufuͤhren/ welches wir dann gern geſtehen vnd zugeben/ dannenhero wol gemeldter Author auch Vrſach genommen/ ſolches in dieſer abſonderlichen Artzney wider die Waſſerſucht/ mit dem Extract der Nießwurtz vnd Coloquinten zuvermiſchen vn̅ zuvereinigen/ damit dieſes Extracts Kraͤfften von ſolchem præcipitirten Mercurio moͤgten deſto ſtaͤrcker werden auch vber das der præcipitirte Mercurius deſto beſſer/ nemblichen vn- der der Form der Pilulen/ koͤnne beygebracht werden. Dannenhero dann nicht vnbillich die- ſe eintzig vnd allein das Lob behelt vnd in dergleichen Kranckheiten nicht auß der Acht zu laſſen. Dergleichen wuͤrcket auch der Mercurius deß Lebens oder die Blumen der Antimo- nialiſchen Butter/ von welchen hieroben mit mehretm/ wan̅ deſſel???igen nemblichen deß Mer- curü deß Lebens iiij biß auff xij Gr. drey Tag auff einander mit dem Extract von Nieß- wurtz vnd Coloquinten zu Pilulen formirt eingegeben werden/ dann er fuͦhret das reſolvirte Saltz gewaltig auß. Darauff aber muß man den Schweiß vnnd Harn treiben mit dem ge- kochten Waſſer vor Sarſax arill Frantzoſenholtz oder Haſelwurtz/ doch muß man allzeit et- was/ wann man es brauchen will/ von dem ſpiritui deß Weinſteins oder andern Schweiß vnd den Harntreibenden Artzneyen darzu thun/ darvon hieroben weitlaͤufftiger Bericht ge- ſchehen. Inſonderheit aber wann man darzu thut etwas von dem Arcano deß Wermuts o- der Carduibenedicten/ iſt ſolches vber alle maſſen nutzlich. Doch iſt hierbey wol in acht zu- nehmen. Daß der dreytaͤgige Gebrauch deß Mercurii deß Lebens offtmals bey den er- wachſenen vnd alten Perſonen pflege eine Erlaͤngerung vnd Außgang deß Affters zuver- vrſachen/ ſo da ſchwehrlichen wieder hinein an ſeine vorige Stell zubringen. Es iſt aber vo̅- noͤthen/ wann man die Waſſerſucht recht heilen will/ daß alſo bald im Anfang der Cur der- gleichen purgierende/ hernacher aber die zum Harn vnd Schweißtreibende Artzneyen zur Hand genomme̅ vnd gebrauchet werden. Dann wann anderſt in dieſer Cur procediret/ vn̅ die Pferd hinder den Wagen geſpannet werden/ ſo wird das geſaltzene Waſſer haͤuffig in die Nieren vndi Harngaͤng getrieben/ welches als dann an dieſen Orthen vberflüſſig zuſam̅enge- führet/ zum oͤfftern vnertraͤglich vnd gefaͤhrliche Zufaͤlle erreget vnd vervrſachet. Ferners in Zubereitu̅g deß Extracts von der ſchwartzen Nießwurtz/ iſt es viel beſſer vnd ſicherer zu nehme̅ an ſtatt deß Brandweins/ einen guten Wein/ mit welche̅ ſie ſie gelinde ohne eintziges Geraͤuſch laſſe auffſieden/ vn̅ daſſelbige muß mit friſche̅ Wein ſo la̅g continuiret werden/ biß die ga̅tze Eſſentz darauß gezoge̅ worde̅/ hernach muß entweder durch dz Abdaͤmpffe̅ oď die de- ſtillatio̅ dz Extract gleich wie ein Honig zur Co̅ſiſte̅tz gebracht werde̅/ dan̅ weiln ď Braͤdwein vielmehr Schwefels als Mercueialiſche̅ Liquoris in welche̅ ſonſte̅ die purgiere̅de krafft beſte- het/ bey ſich/ derowege̅ iſt er zu ſolche̅ Werck gantz vn̅ gar vutuͦchtig/ ne̅blichen die Eſſentz auß dieſer purgiere̅de̅ Artzney herauß zuziehe̅/ dan̅enhero dan̅ ď Wein viel nutzlicher. 3. Dz Extꝛact [ID00349] auß der Wurtzel der Wolffsmilch/ ſonſten Eſula minor genand/ welches Rulandus in ſeinen centuriis ſo hoͤchlich ruͤhmet/ iſt allhier auch ſehr nutzlich. Die Extraction aber geſchiehet auff folgende Weiſe.

Extract auß der Wolffsmilchwurtzel deß Rulandi.
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Nimb Wolffsmilchwurtzel/ welche in den Apotecken gebraͤuchlich/ Koche ſolche in gemei- nem Waſſer mit gelindem Fewer biß der Schaum darauff ſtehet/ wann ſie nicht mehr ſchaͤu- met/ ſo ſchuͤtte das Waſſer durch ein Seyge daꝛvon ab vnd hebe ſolches auff/ gieſſe ein andeꝛs Waſſer darauff vnd koche ſolche abermahls: Daß geſamlete Waſſer laſſe abdaͤmpffen biß zu einer Conſiſtentz deß Honigs/ hernacher Diſtemperire ſolches mit dem Brandwein vnnd verwahre es in einem warmen Geſchirꝛ/ damit auff ſolche Manier der Brandwein nach vn̅ verdaͤmpffe vnd abnehme. Dieſes Extract wird eingegeben von j biß auff iij Scrupel mit Wein oder Molcken. Solches treibet nach Wunſch daß Gewaͤſſer bey den Waſſerſuͦch- tigen fort. Anff dieſe Weiſe nun müſſen die Purgationes angeſtellet werden/ zu welcher Zahl auch dieſe koͤnnen gerechnet werden/ als da iſt inſonderheit das Pulver Diaturbith cum Rhabarbaro, item Breite Coloquint Taͤfllein ſonſten Trochiſci alhandal, auß welchen der ſpi- ritus Vitæ aureus Rulandi, eintzig vnnd allein durch die Extraction mit dem Malvaſier ge- macht wird. Dann dieſe koͤnnen groſſe Huͦlffe leiſten/ das reſolvirte Saltz oder geſaltzene Ge- waͤſſer auß dem Leib zuführen. Wegen jhrer ſonderbahren Eygenſchafften werden in der Waſſerſucht ferꝛners nutzlichen gebrauchet nachfolgende vier Stuͤck/ vnd iſt erſtlichen das Waſſer von den Regenwuͤrmen.

Ein Waſſer von Regen Wuͤrmen.
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Nimb eine̅ guten Theil Regenwuͤrm/ ſaubere vnd reinige ſolche durch den Baummooß ď Geſtal/ aß dieſe Wuͤrm in de̅ in eine̅ Hafen gelegten Mooß hin vnd wieder kriechen/ daß ſie ſich alſo von aller Vnreinigkeit ſaͤubern vnnd reinigen/ vnd dieſes wiederhole mit friſchem Mooß zwey oder drey mahl/ hernacher ſpeiſſe ſolche eine Zeitlang mit dem gelben vom Ey/ ſo gantz hart geſotten worden vnd in einem ſauberen Hafen geſtrewet/ ſo werden ſie daſſelbige verzehren vnd darvon gelb werden. Endlichen thue ſolche in ein Glaß mit engem Halß vnd weitem Bauch/ ſtopffe ſolches fleiſſig zu/ vberziehe ſolches rings vmb mit Teyg/ daß dz Glaß recht in der Mitte ſtehe/ laſſe ſolchen neben anderm Brod im Back Ofen wol kochen/ wann nun dieſes Brod ſo auſſer dem Ofen/ wiederumb erkaltet/ ſo wirſtu in dem Glaß die ſaͤmptli- che Wuͤrm in ein ſchoͤn helles Waſſer verwandelt finden/ mit wenig auff dem Boden ſitzen Hefen/ welche werffe hinweg das helle Waſſer behalte zum Gebrauch. Sein Gewicht iſt ein halber Loͤffel voll mit Zimmet Safft/ welcher gemacht wird mit Malvaſier durch Extrahi- rung deß Zimmets vnd hernacher zu einer rechten Conſiſtentz mit de̅ Zucker gekochet. Die- ſes Gewicht aber muß zum oͤfftern wiederholet werden (2) der gruͤne Gaͤnß Miſt ein quint- lin ſchwehr mit einem Loͤffel voll deſtillirter Geyß oder Kaͤlber Vrin etliche mahl getruncke̅/ ſolches trucknet die geſaltzene Feuchtigkeit vber alle maſen wol auß. Dann gnugſam bekand iſt es/ daß/ wohin nur ſolcher Gaͤnß Miſt vnd Geyß oder Kaͤlber Vrin auff die Erden fal- len/ daß darvon alſo bald dieſelbige Erd vnd was darauff waͤchſet/ verdorret/ derowegen leichtlicher zuermeſſen daß ſolche gleicher Geſtalt auch die vberfluͤſſige Feuchtigkeiten bey den Waſſerſüchtigen hinweg nehmen (3) iſt allhier auch ſehr nutzlich das Saltz von Froͤſche̅ vn̅ Krotten von iiij biß in vj Gr. zum oͤfftern mit wein eingenommen. Ja was noch mehr iſt des Krottenpulvers in einem Back Ofen wol außgetrocknet oder gleichſamb calcinirt ½ quint- lein mit Wein oder einer andern feuchten Matery eingenommen/ ſolches hat die lang [ID00350] wuͦrige Erfahrung gelernet vnd bezeugets noch taͤglich/ daß es durch den Harn der Waſſer- ſuͦchtigen geſaltzen es Waſſer mit Verwunderung forttreibet/ in dem ſolches von dem erſten Empfinder dieſes ſonderbahren Mittels in der euſſerſten Gefahr deß Lebens erfunden vnd dardurch das auff der Spitzen ſtehende Leben von den Banden deß Tods errettet vnnd der Krancke zu ſeiner vorigen Geſundheit wiederumb gebracht worden (4) in der trocknen Waſſerſucht ſo von den verſchloſſenen Winden jhren Vrſprung genommen/ iſt inſonderheit dienlich das auff Philoſophiſche Manier zubereitete Arcanum von Roͤmiſchen oder weiß- Kuͤmmel/ wann vornemblich auff vorhergangene gelinde Purgierungen/ dann durch ſtarck purgierende Artzneyen die Schwachheit nicht geringert ſondern groͤſſer gemacht wird/ von dieſem etzliche Tropffen mit Schweißtreibenden der andern zu dieſer Schwachheit dienlichen Artzneyen gebrauchet werden.

Ein Artzney wider die Rothe Ruhr.
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Wann die Tawung zwar gut iſt/ darneben aber keine Separatio ohne Abſonderung zugegen/ ſo erfolgt die Rotheruhr. 1013 Wann aber ein Abſonderung zugegen 1014 vnd kein gute Tawung 1015 geſpuͦhret wird/ ſo gibs es ein Lienteriam oder Durchlauff der vn- vertaweten Speiſſen/ Gleich wie in Abweſen der Abſonderung vnnd Tawung den Fluß Diarrhoea genannt.Vnd bey der Verfaulung der Materien in dem Magen 1016 einen Bauchfluß von allerley vnterſchiedlichen Farben.

Ein kraͤfftig vnd fuͤrtrefflich Pulver wider die Rotheruhr.
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Nimb Augſtein.Drachenblut. 1017 Blutſtein.Rothe Coralln/ der Saamen von Burtzelkraut.Wegrich vnd Gifftheyl.Tormentillwurtzel.Strigenſiſche Erd. 1018 jedes 4 Loth.Wild Granatbluͦhet 2. Loth.Muſcatnuß 1019 4.Zimmet 1. Loth.Croci Martis. 1020 Calciniert Talck.
|| [ID00351]
Calciniert Perlenmutter vnnd calcintert Menſchenbein jedes 2. Loth:Laß die Stein auff einem Reibſtein ſubtiel zerreiben/ mit allen andern Sachen vermiſchen vnnd zu einem reinen Pulver fomiern.

Von dieſes Pulvers Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht.
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Es dienet zu allen ſchmertzhafften Durchbruͦchen deß Leibs/ ſie haben jhren Vrſprung woher ſie jmmer woͤllen vn̅ lang oder kurtz ge- wehret: Als nemblich in der Rothenruhr/ Lienteria, Naſenſchweiſſen vnnd zu der allergrawſambſten vbermaͤſſigen Monatlichen Blum/ auch in den ſchwangern Weibern: Stillet dieſelbige in etlichen alſo bald: In etlichen aber muß man eben das vorige Gewicht etlich Stu̅d hernach widerholen/ nemblich ein gute weil nach dem Eſſen/ oder den Tag hernach am Morgen fruͦhe: Zum dritten mal aber wird es ſelten gebraucht/ vnd werden ſonderlich die Weiber von ſolchem Gebreche̅/ er ſey ſo groß als er jmmer woͤlle/ dardurch erlediget.Zu einem Pflaſter den gantzen Bauch in der Rothenruhr zuvber- legen: Nimb Theriac vn̅ Terræ Sigillatæ eins ſo viel/ als deß andern/ vermiſch zu einem Pflaſter/ lawlecht zugebrauchen. 1021
|| [ID00352]
Wann nichts ſeparirt auch nicht verdoͤnet wird/ ſo kommet darauß die Lienteria, das iſt/ die Speiſſe werden wie ſie in den Leib genommen worden/ alſo auch gantz rohe vnd vnver- doͤnet/ wiederumb durch den natuͦrlichen Gang auß vnd fortgetrieben.Wann keine Abſonderung ſondern die Daͤwung allein geſchiehet/ ſo vervrſachet ſolches wegen vberfluͤſſiger Matery den gemeinen Durchlauff ſo von den Medicis Diarrhœa ge- nand wird.Wann aber der Magen die zu ſich genommene Speiſſe vnden vnnd oben zugleich auß- wirfft vnd daſſelbige zwar mit groſſer Beſchwehrde/ ſo wird dieſer affect Cholera genennet.So ein ſcharpff geſaltzenes Blut durch den Stuel außgehet/ ſolches heiſſet man Dyſente- riam albam oder die weiſſe Ruhr.Deß gleichen wann etwas Fettes/ das iſt/ ein ſchleimechter Koth ſo innerlich an den Daͤr- men anhaͤnget vnd eine Feiſte zum oͤfftern vnd darzu haͤuffig durch den Stulgang gehet/ ſol- ches wird auch eine weiſſe Ruhr genennet.So der Tranck vnverdaͤwet haͤuffig wiederumb geharnet wird/ ſolches heiſſet diabetes.Eine Sulphuriſch= oder Schwefelichte Kranckheit kan vor vnd an ſich ſelbſten durch das Saltz oder Mercurium nicht recht curiret werden/ es geſchehe dann ſolches zu faͤlliger Weiſe/ oder/ dz der Mangelimt zu Ziehung vnd Vereinigung deß Schwefels mit dieſen bey- den erſetzet werde, Durch den vollkommenen Schwefel wird eintzig vnnd allein der Schwe- felichte Miſt corrigirt vnd verbeſſert/ das calidum innatum (:welches allhier Archæus ge- nennet wird:) aber deß Magens geſtaͤrcket. Dieſer Sachen nun hat die Natur in dieſer Kranckheit vonnoͤthen/ darzu kommet auch ein aſtrictivum oder zuſammendes ziehendes/ durch welcher Vermiſchung ein ſonderbahre Artzney deß Schwefels hervor gebracht wird/ die Cur aber wird perfectionirt vnd zu einem gewünſchten End gebracht/ wann nemblichen ſo in dem Gedaͤrm etwas reſolvirtes ſich auffhaͤlt/ daſſelbige durch eine Clyſur von ſüſſer Milch anßgeführet wird.???i. Vnſeres Authoris von vnderſchiedlichen rohen Stuͤcken zuſammen geſetztes Pulver/ iſt zwar eine zimbliche Blutſtillung/ aber wie mich beduͤnckt/ hat ſolches nicht viel ſonderbahres in ſich dann ſolche rohe vnd zuſammen geſroppelte Artzneyen/ ſind keine ſpeci- fica oder von ſonderbahrer Krafft/ dann die jenige Sachen werden ſpecifica genennet/ wel- che wegen jhres Weſens vnd Natur (:dann ſpecies vnd materia werden in der Artzney ge- ge̅einander geſetzt:) das dritte hervorbringen/ vnd wegen ſonderlich angeborne Eygenſchafft einer oder der andern Schwachheit zuwider/ der Natur aber vber alle maſen annehmblich ſind. Wie nun nicht dasgeringſte ohne vorhergehende Separation geſchehen kan/ alſo moͤgen auch keine ſpecifica ohne dieſelbige gefunden oder mit Wahrheit alſo genennet werden. Vber [ID00353] das/ wann man die Durchlaͤuff/ ſonderlich aber/ ſo von giefftiger Matery herruͤhren/ will ſtillen/ ſo muß man nicht ſo wol auff die zuſammenziehende oder den flußſtillende/ als auch auff die ſtaͤrckende Artzneyen gute Achtung haben/ dann in Verſaͤumung dieſer zum oͤff- tern ſehr ſchwehr pecciret auch die Kranckheit Vergroͤſert wird. Derowegen müſſen andere ſpecifica auff die Bahn gebracht werden. Sonderlichen aber vnd vornemblichen iſt allhier ſehr Koͤſtlich (1) Die Eſſentz oder Tinctur deß Smarag des/ deren Zubereitung zu-(Smarag??? Tinctur.) finden in meiner Chymiatriſchen Practic am 116. 117. Blat/ wann von derſelbigen vj vnnd auch wol mehr biß auff x Tropffen mit dem Waſſer oder Arcano von Breitem Wegerich Tormentill eingegeben werden/ ſo wird dardurch aller Durchlauff geſtillet/ inſonderheit aber die Rotheruhr curiret vnd geheilet (2) Viel ein herꝛlichers Mittel aber in der Rothe̅-(Schwefel deß Golds.) ruhr iſt der Schwefel deß Golds/ welcher wegen ſeiner fixen Eygenſchafft dem reſolvirten Schwefel in dem Menſchlichen Leibe/ wann er mit Balſam/ Tormentill oder einem anďn zu ſolcher Kranckheit bequemen Waſſer eingenommen wird/ vber alle maſſen dienlich iſt. Deſſen Beſchreibung haben wir getrewlich mitgetheilet in vnſerer Chymiatriſchen Pra- ctic am 119. vnd 120. Blat (3) Eben dieſes verrichtet auch das Engellaͤndiſche aurum potabile, welches dann alle Durchlaͤuffen deß Leibs mit Verwunderung ſtillet. Solches wird beſchrieben in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 21. 22. vnd 23. Blat (4) In lang-(Corallen- Saltz.) wuͦrigen Bauchfluͤſſen Rothenruhr/ vnd Blutgaͤngen ſo von der Leber jhren Vrſprung her haben/ iſt eintzig vnd allein das Corallen Saltz/ welches durch die einige Reſolvirung welche da mit dem Eſſig geſchiehet vnnd darvon derſelbige wiederumb abgezogen worden/ endlich in Poley oder Wegerichwaſſer von j biß auff iß Scrupel diſſolviret vnd etliche mal nach einander gebrauchet worden/ doch muß man vnder deſſen der jenigen Sachen ſo zu gebührlicher diæt gehoͤrig/ nicht vergeſſen (5) Dieſe Krafft/ vnd zwar nach allem Wunſch den Blutgang vnd andere Durchlaͤuff zuſtillen hat auch das Laudanum Opiatum welches ich hieroben beſchrieben/ welchen Gebrauch vnd zwar zu rechter vnd bequemer Zeit ich hier- mit dem günſtigen Leſer beſter maſſen will recommendiret vnd befohlen haben.Dieſe Stuͦch groblecht zerſchnitten/ miſche vnder einander vnnd Koche ſolche im Wein vnd Eſſig jedes einem halben Theil. Dieſen Eſſig nun faſſe in einen groſſen Schwamm oder befeuchte darmit ein geroͤſtetes Brod/ ſolches vber den Leib geleget/ huͦlfft alſo bald Augenſcheinlich.
|| [ID00354]

Von der ESSENTIA CROCI MAR- TIS.
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Stoß die Himmelblawe Eyſenſchlack 1022 (welche man zu Nuͦrn- berg/ da die Stahlſtangen oder Blatten gemacht werden/ am aller be- ſten haben kan) ſo ſich einem Glaß vergleichen/ vnd an denen Orthen/ da man die Mineram deß Eyſens geuſt/ werden hinweg geworffen/ rein zu Pulver/ thue ſie in ein Glaß/ gieß deß aller ſchaͤrpffeſten deſtil- lierten Wein Eſſigs daruͦber/ laß viertzehen Tag in einer mittelmaͤſſi- gen Waͤrme alſo ſtehen/ ſo bekompt der Eſſig ein ein rothe Farb/ den flltrier vnd in einem Balneo ziehe jhn vber/ ſo bleibt die rothe materi ſitzen/ von deren ein Regenwaſſer drey oder vier mal herab gezogen werden ſoll/ damit deß Eſſigs Geſchmack vergehe. Man kans auch in einem Tiegel in einem warmen Sant zuvor ein wenig calciniern vnd bewegen/ damit deß Eſſigs Saͤwere verſchwinde/ vnd nachmals mit Waſſer edulcoriern: Vnd wann recht damit vmbgangen wird/ ſo re- ſolviert ſich deſſen ein Theyl in einem Keller auff einem Marmorſtein nachmals ſelbſten in ein Oel.Dieſe Eſſentia iſt in den Curen viel kraͤffiiger/ als der gemeine Crocus Martis durch die Reverberation gemacht. Wann man nemb- lich eine Stang vo̅ Eyſeꝛi oder Stahl in eine Glaßofen hinein ſchiebt/ oder ſtaͤhlene Blatten mit Eſſig beſprengt/ vnd dieſelbige nachmals in dem Reverberir Ofen biß zur Roͤthe/ jedoch daß ſie nicht ſchwartz wer- den/ laͤſt reverberiern

Von den Kraͤfften dieſer Eſſentz.
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Sie dienet zu ſtillung der vbermaͤſſigen vnnd vnzeitlichen Mo- natlichen Blum/ vnd deß weiſſen Weiblichen Fluſſes: Wie gleichs- falls auch der Rothenruhr/ Bauchfluß/ Roͤhrlingeſchwaͤr oder Saa- mensfluß/ Guͦldenadern/ vbermaͤſſigen Harns 1023 / jnnerlichen vnnd euſſerlichen Verblutung/ deren ein Scrupel oder ein halb quintlin mit dick gemachtem Quittenſafft oder drey quintlin Roſen Conſerv genoſſen: Vnd in die Wunden/ ſo all zu ſehr ſchweiſſen/ etwas davon [ID00355] geſtrewet. Wiewol die Schwaͤmme von den Bircken die euſſerliche Verblutungen viel gewaltiger vnd biß zur Verwunderung ſtillen.Ferꝛner wird ſie auch in allen Verſtopffungen der Leber vnnd Miltzens/ da alle andere Mittel vmb ſonſt/ gebraucht: Da man doch ſolche Artzneyen/ ſo da attenuirn oder ſubtiel mache̅ vnd den Leib pur- giern/ vorher ſenden muß. De̅ Miltzſuͦchtige̅ wird ſie in den Waſſern von Milßkraut/ Andorn oder Tamarißken: 1024 In den Gebrechen der Leber aber mit dem Waſſer von Endivien/ Wegweiß oder Oderme̅g gegeben vnd hilfft alſo auch dem Blutſpeyhen zu einem erwuͦnſchten End. Wird vber das auch zu den Morbis diſſolutis, Waſſerſucht vnnd andern dergleichen Gebrechen/ da man einer Zuſammenheylu̅g von noͤthen/ geruͦhmbt: Staͤrckt den Magen vnd vertreibt den Eckel mit Roſen Conſerv in einem ſtarcken Wein genommen.

Von jhrem Gewicht.
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Ihr Gewicht iſt von 8. 10. 12. biß in 15. Gran/ in rothem Wein/ den Waſſern von Wegrich/ Teſchelkraut/ oder Tormentill oder mit einer Conſerven von Wallwurtz gebraucht.???c. Wan̅ der Birchbaum nahe bey der Erden an der Wurtzel abgehawen mit war- mem Waſſer ſo da mit Sawr Taigvermiſcht/ angefeuchtet wird/ ſo bringet er Schwemme welche gut zu eſſen/ werden ſonſten Brittling oder Bircken Schwemme genennet/ welche Schwemme ſo ſich außgetrocknet vnd pulveriſirt worden/ ſo ſtillen ſie euſſerlich alles Blut. Der Moos ſo da auff der Hirnſchalen der Erhaͤngten oder auff dem Rad liegenden waͤch- ſet iſt auch eine herꝛliche Blutſtillung.
|| [ID00356]

Ein Artzney zur Staͤrckung der Begierde zum Beyſchlaff.
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Confortans vegetabile auß der Deſcription Para- celſi 1025, mit einem Zuſatz:
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ESSENTIA SATYRIONIS, Das iſt:
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Der Stendelwurtz oder Knabenkraut.
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Gleichwie die Rhabarbara auch durch ein geringes oder gelindes ſieden die Krafft zu purgieren verliehret/ alſo verliehret die Sten- delwurtz 1026 jhr Vermoͤgen durch die Vertruͤcknung. Dann ob wohl die duͤrre Wurtzel durch den Spiritum vini extrahieret wird/ ſo ſpuͤhrt man doch bey jhrem Gebrauch gantz keine kraͤfftige Wuͤrckung: Vnd bezeugt es auch die Erfahrung/ daß das auß der friſchen Wurtzel die- ſtillierte Waſſer mehr wuͤrcket/ als das Pulver der duͦrren Wurtzel: Vnd ſoll man demnach auß der Wurtzel/ ſo jhren Safft noch bey ſich hat/ die Krafft durch die Separation oder Abſoͤnderung herauß zie- hen: Welches dann auff nachfolgende Weiſe geſchicht. Im Fruͦhling laß die ſafftige vnnd friſche Wurtzel aller Geſchlechte dieſer Kraͤuter wie viel du wilt/ in einem Marmorſteinernen Moͤrſel ſtoſſen. Da dann zn mercken daß der eine Geyl oder Zwibel vnter dieſen beyden al- lezeit welck/ weich vnnd runtzlecht vnnd derowegen hinweg zu werffen iſt/ dieweil er im Gegentheyl (als welchen Paracelſus Saturninam ne̅- net) die Begierde zum Beyſchlaff hinderhelt vnd benimpt. Thu zu dieſen geſtoſſenen Wurtzeln die Broſam 1027 deß aller weiſſeſten vnd fri- (Das Brot vnd Wein ſind vnſerer vffenthaltn̅g) ſchen Weißbrots hinzu/ laß in dem Moͤrſel wol vermiſchen/ gieß zur Diſſolution deß zaͤhen Schleims ein genugſame Maͤnge gebrannten Wein von Malvaſier hinzu/ ſetz in einem blinden Alembic in dem Balneo 1028 in ein linde Digeſtion: Vnd wanns ein Monat oder etlich [ID00357] alſo geſtanden/ ſo preß den zaͤhen Safft durch ein Kaͤlter herauß (die(fuͦrnembſte Saͤulen vnd ſonderbahre Mittel der procreation oder Fort- pflantzung: ſintemal die Buhlſchafft ohne Wein vnd gute Speiſen ga̅tz erkaltet. Zach. c 19. ſect. 17.) Hefen aber laß calciniern/ das weiſe Saltz herauß ziehen/ es hat ei- nen anmuͤthigen vnd keinen Harnmaͤſſigen Geſchmack/ wie die ande- re Saltz der Erden Gewaͤchs) laß denſelbigen/ nach dem er zuvor per- coliert oder durchgeſiegen/ wiederumb in einen blinden Alembico zween Monat digeriern/ ſo thut ſich ein gantz gaͤlber Liquor (biß- weiln auch ein rother) abſonderlich in die hoͤhe/ vn̅ laͤſt vnreine Hefen vff dem Boden ſitzen: Den Liquorem oder Safft/ ſo ſich ſelbſten von der Hefen abgeſondert/ ſchuͦtte durch die Neygung davon ab/ be- halts zu deinem gebrauch. Vnd thu ſein eygen Saltz/ 1029 etwas von dem Perlen Saltz/ 1030 einen Tropffen etlich der Oele von Zimmet/ Muſcatblumen vnd Muſcatnuß hinzu/ ſo wird es nicht allein eines anmuͤthigen Geſchmacks ſondern bekompt auch einen beſſern Nach- truck vnd Vermoͤgen. Es koͤnte zwar das Aurum potabile 1031 darzu gethan werden/ wann es nur auffrichtig/ gerecht vnd ohne corroſivi- ſche Qvaliteten zu bekommen were.

Von jhren Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht.
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Es wird ein vberauß wunderbahre Signatur faſt aller euſſerli- chen Glieder deß gantzen Menſchlichen Leibs/ beyderley Geſchlechts in den vnterſchiedlichen Wurtzeln dieſer einander verwanden Kraͤu- ter geſpuͦhrt: vnd derowegen nicht vnbillich von jhnen geglaubt/ daß ſie den gantzen Menſchen ſtaͤrcken. Phœdro nennet die Wurtzel ein rothe Mumiam/ mit fernerem Vermelden/ daß ſie mit der kleinen Welt oder dem Menſchen ein groſſe Sympathiam oder Verwand- ſchafft habe.Iſt derowegen dieſes Extract eines auß den allerfuͤrnembſten Confortativen 1032 oder Staͤrckungen deß gantzen Leibs: Die Begierde zum Beyſchlaff zuerwecken/ das aller fuͤr trefflichſte Mittel vnd den Erkalteten/ vnd welchen jhre Mannheit genommen/ inſonderheit ſehr bequem: Wie gleichfals auch den Alten/ welche ſich zu̅ ehlichen werck gantz ſchwach vnd vnvermoͤglich befinden.Sein Gewicht iſt von einem biß in zween ooer drey Scrupel 1033 in einem ſuͦſſen Muſcateller Wein/ oder Malvaſier/ wann man ſich je- tzundt zu Bett verfuͦgen will: Oder mit einer Roſen Conſerven ver- miſcht/ einer Haſelnuß groß gebraucht vnd etwas von Malvaſier o- der Muſcateller Wein darauff getruncken. 1034
|| [ID00358]
???e. Die gebraͤuchlichſte Art vnnd Weiſe das Saltz auß den Gewaͤchſen der Erden zu extrahiren oder herauß zuziehen iſt/ wann mann auß deroſelben Aſchen mit ſchlethtem Waſſer eine Laugen machet/ auß der Laugen aber/ ſo dieſelbige abgedaͤmpffet/ das Saltz/ welches hernacher purificirt vnd gereiniget wird/ entweder/ ſo man es in dem Fewer flüſend machet/ da dann die beſte krafft darvon verſchwindet/ oder aber ſo man ſolches zum oͤfftern ſolviret vnd widerumb coaguliret. Dieſe Manier aber iſt nicht gar juſt vnd wie ſichs gebuh- ret/ richtig/ dann ſolche leichtlich auff dieſe Weiſe zerſchmeltzen/ vnd Geſchmack vnd Geruch eines Harns oder Laugen an ſich nehmen/ vber das weiß ich nicht was ſie vor eine Natur der Weinſtein=Saltzes behalten/ mit welcher ſie gar nahe vbereinkommen vnd ſchwerlichen wegen deß Geſchmacks oder deß Geruchs von demſelbigen Tartariſchen Saltze moͤgen vnderſchieden werden. Dannenhero vnſer Author gar wol erinnert/ daß man ſolle dz Saltz der Stendelwurtz recht vnd wie ſichs gebuͤhret/ bereiten/ daß nemblich nicht dergleichen Ge- ſchmack noch Geruch habe.

Eine Art vnd Weiſe das Saltz auß den Vegetabilien/ ſo hell vnd klar als ein Cryſtall oder Salpeter zubringen.
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Nimb die Aſchen deß Krautts oder der Wurtzel darauß du das Saltz machen wilſt/ ver- miſche ſolche mit gleicher portion deß beſten vnd ſchoͤnſten Schwefels/ calcinire ſolches mit etwas ſtarckem Fewer/ ſo wird alſo alle laugichte Fettigkeit von der Aſchen mit dem Schwe- fel verrauchen vnd verſchwinden. Auß dieſer Aſchen nun ziehe mit gemeinem oder ſelbſt ei- gnem Waſſer das Saltz herauß/ ziehe durch die Deſtillation die Extraction biß auffs Haͤut- lein ab/ vnd laſſe ſolche hernach an einem kalten Orth Cryſtalliſtren. Mann muß aber ſo viel Schwefel als der Aſchen iſt darzu nehme̅. Dieſe auff ſolche Manier zugerichtete vnd auß- gezogene Saͤltze ſind die beſte vnnd verrichten auch mit ho̅chſter verwunderung jhre Wuͦr- ckung/ haben auch keinen laugechte̅ Geſchmack bey ſich/ das auff ſolche Art zubereitete Wer- mut Saltz führet durch das Erbrechen alle Vnreinigkeit auß dem Magen vnd der Bruſt auß/ ſo man deſſelbigen j Scrupel oder ein halb Quintlein mit iiij Lothen Waſſers einnim- met. Gleicher Geſtalt ſo das Saltz auß der Meiſterwurtz gezogen/ vnnd von iiij biß in viij Gr. mit Hollunder Lattwerg eingenommen wird/ ſo curiert ſolches alle Fieber.
|| [ID00359]

Eine andere Art.
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Nimb Aſchen von welchem Vegetabili oder Gewaͤchs der Erden dir beliebig/ ſolviere dieſelbige nach vnd nach in einem deſtillirten Eſſig/ welcher mit einem wenigen Theil deß Scheidwaſſers verſtaͤrcket worden/ das ſolvirte temperire mit gnugſamen deſtillirtem ge- meinem Waſſer oder auch hellem Brunnen Waſſer/ filtrire vnd laſſe ſolches abdaͤmpffen biß darauff ein zartes Haͤuttlein waͤchſet/ ſetze es an einen kalten Orth/ ſo wird es zu Cryſtallen/ welche nimme herauß/ wann ſie mit kaltem Waſſer wol abgewaſchen/ laſſe ſie alsdann auß- trocknen/ verwahre ſie alſo zum Gebrauch/ vnd woferꝛn dirs beliebig/ kanſtu dieſelbige zum ſubtileſten pulveriſiren. Dieſe Saltze ſind gantz rein/ haben einen lieblichen Geſchmack vnd zerſchmeltzen nicht.???i. Es wird aber viel kraͤfftiger/ ſo ohne dieſelbige ingredientien/ derer vnſer Author gedencket auch etwas darzu kompt von der Eſſentz deß Ambers als nemblichen zu ij Lothe̅ Liquoris der Stendelwurtz ½ Loth der Eſſentz deß Ambers.

Sonderbahre Kugeln zu dem Veneriſchen Treffen.
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Dieſe Stück pulveriſire zum ſubtileſten/ miſche ſie wol vndereinander auß ſolche̅ mit dem [ID00360] dritten Theil der Eſſentz von ď Amber temperirtem Pulver formire mit dem ſpiritui Pilulen Das Gewicht iſt von x biß auff xxx Gr. welche nach vnd nach im Mund muͦſſen zerſchmol- tzen vnd alſo verſchlucket werden. Bey dergleichen vnd andern Veneriſchen Artzneyen hat mann ſich aber vber alle maſſen wol vorzuſehen/ damit der Sachen auß groſſer Begierde nit zu viel geſchehe/ dann die Erfahrung bezeugets/ daß dergleichen Artzneyen die Sennen der- maſſen hart geſpannet/ daß zugleich mit den Pfeilen daß Leben verſchoſſen worden.(2) zu dem Venusſtreit muntert auch wacker auff das Muſcatnuß Oel/ wann man in ei- nem trocknem Bad mit allem Fleiß den Nabel darmit beſchmieret. Dann ſolches ſtaͤrcket die gantze Natur auch das Marck in den Beinen ſelbſten (3) mit der Gall von Rebhü- nern/ darinnen derſelbigen Miſt zerlaſſen worden/ die Eychel der mannlichen Ruthen ge- ſchmieret/ entzuͦndet vber die maſſen die Begierde (4) wann die Himmliſche Venus im Loͤwen iſt/ ſo grabe die Stendelwurtz/ vermiſche ſolche mit Wachholder Oel/ darvon nimb etzlich wenig Tropffen/ ſo wirſtu derſelbigen Wuͦrckung von Stund an ſpuͤren. 5. Die einge- machte Stendelwurtz deren ſich Ernſt Churfuͤrſt zu Coͤllen gebrauchet.

Sonderbahre Artzney wider Giefft. Theriac von Mumien.
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Allein die Mumia 1035 iſt es/ die ein vngezweiffelte vnd gleichſamb ſichtbahre Huͦlffe wider allerley Geſchlecht der Giffte mit ſich bringt.Erſtlichen wird die Tinctur der Mumię auff ſolche Weiſe berei- tet.Man ſoll den todten Coͤrper eines rothen 1036 / gantzen 1037 / friſchen vnd vnmangelhafften vier vnd zwantzig Jaͤhrigen 1038 Menſchen/ ſo ent- weder am Galgen erſtickt/ oder mit dem Rad juſtificirt/ oder durch die Spieß gejaget worden/ bey hellem Wetter/ es ſey bey Tag oder Nacht/ darzu erwehlen: Deſſen Mumiam 1039 von den beyden groſſen Liechtern/ 1040 einmal beſcheinet vnd conſtelliert oder beſtirnt 1041 / in Stuͦ- cke zerſchneiden/ mit pulveriſierter Mumia vnd ein wenig Aloe (dann ſonſten iſt es zu bitter) beſtrewen/ nachmals etliche Tage in einem ge- brannten Wein einweichen/ auffhencken/ 1042 widerumb ein wenig ein- beitzen/ 1043 endlich die Stuͦck in der Lufft vffgehenckt laſſen trucken wer- den/ biß es die Geſtalt eines geraͤucherten Fleiſchs bekompt vn̅ alle̅ Ge- ſta̅ck verliehrt/ vnd zeugt letztliche̅ die gantz rothe Tinctur durch einen gebranten Wein/ oď Wachholder Geiſt nach Art der Kunſt herauß. 1044 Man kan 1045 ſolche in Stuͤck zerhawene vn̅ getruͦcknete Mumiam [ID00361] abſonderlich mit Baumoͤle (dann die Feuchtigkeit 1046 vervrſacht einen vnerleydlichen Geſtanck in der Digeſtion) einen Monat laſſen ein- weychen/ dann alſo wird es tingiert/ vnd von dieſem tingierten Oele ſo viel man will zu der Mumię Tinctur/ eher mans mit dem Theriac vermiſcht/ hinzu thun.Nimb derowegen der Tinctur/ ſo durch den gebrannten Wein extrahiert worden/ vnd von deren der gebrannte Wein widerumb ab- gezogen/ ein halb Pfund.Deß Theriacę Andromachi 8. Loth.Deß Baumoͤls von der Mumia 4. Loth.Der Saltz von Perlen vnd Coralln jedes zwey quintlin.Terrę Sigillatę vier Loth: Biſam ein quintlin/ vermiſch vnd laß einen gantzen Monat durch das circuliern digeriern.

Von ſeinen Kraͤfften/ Gebrauch vnd Gewicht
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Es werden viel Kranckheiten durch dieſen Theriac von der Mu- mia vollkommentlich geheylt.In der Peſtilentz hat er ein ſolch vermoͤgen/ daß wann man jhn vor der Anſteckung gebraucht/ durchauß kein Giefft zubeſorgen: Vnd wer deſſen am Morgen fruͦh einen Scrupel zu ſich nimpt/ der iſt den- ſelbigen gantzen Tag vor aller Anſteckung befreyet.Den allbereit angeſteckten aber gibt man deſſen ein halb oder ga̅tz Quintlin mit Carduibenedicten Waſſer/ oder mit einem andern Theriac.Bey den Apoſtemen/ Peſtilentziſchen Beulen/ vnd gefaͤhrlichen Seitenſtechen 1047 gleichsfalls 1. qumtlin: Vnd ſechs Stundt hernach wiederumb ſo viel: Vnd wer dieſe ſechs Stund erreicht/ da er das zweyte quintlin genieſen kan/ der iſt ſeiner Beſſerung gewiß.Wider ſonſten allerley Gifft mag man es von einem halben/ biß in ein gantzes oder im hoͤchſten Nothfall auff zwey quintlein gebrau- chen. Wann jemand ein Gifft in der Speiß oder Tranck zu ſich be- kommen/ ſo giebt man es in zwey/ drey oder vier Loth Mandeloͤle/ 1048 damit ſich der Patient erbreche/ vn̅ ſoll der Wuͦrckung ſolcher Artzney in ſeinem Bett erwarten. Vnd auff ſolche Weiſe treibt dieſer The [ID00362] riac alles Gifft/ ſo etwann von Thiern dnd Mineralien in den Leib kommen/ auß demſelbigen herauß.???n. Entweder mit Theriac oder Geyßblatwaſſer.
|| [ID00363]

Das II. Geheymnuß Theophraſti wider alles Gifft/ als da ſind der Mercurius ſublimatus, Arſenicum, Eyſenhuͦtlin/ Diamantpulver 1049 / Spinnen vnd Krotten Gifft/ Thora, Katzen Hirn 1050 / Monatliche Blum/ ꝛc.
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Nimb deß friſchen Bluts 1051 von einem Storck/ ſo viel derſelbige in ſeinem Leib hat/ laß in dem Balneo Mariæ in einer newen glaͤſernen Cucurbita deſtilliern/ das herauß tropffende Waſſer fleiſſig verwah- ren/ das gerunnene Blut an einem mittelmaͤſſig warmen Orth duͤrꝛ werden/ vnd endlich pulveriſiern.Gleichfalls ſoll man auch den Magen 1052 laſſen duͤr??? werden vnd in einem Tiegel ſo lang brennen/ biß er zu Aſchen wird/ auß deren mit dem Waſſer ſeines eygenen Bluts man das Saltz herauß ziehen muß/ das dann fleiſſig zuverwahren vnnd mit dem pulveriſierten ſchweiß zuvermiſche̅. Zu dieſen Stuͤcken in ein weit Glaß gethan/ thu ferꝛner.Deß auſſerleſeſten weiſſen Augſteins 1053 2. LothRothe Coralln vnd der ſchwartzen vnd wol zeitigen außgedoͤrꝛ- ten vnd pulveriſierten Beer von dem Kraut Einbeer.Der Eſſentz von Mumia.Der Wurtzel von Gifftheyl jedes 1. Loth.Bezoarſtein 1054 3. quintlin.Deß beſten Theriacs 3. Loth.Miſch alle dieſe Stuͦck mit Oel (ſo auß Zirbelnuͤßlin ſtarck auß- gepreſt worden) wol vnter einander/ gieß nachmals noch ſo viel Oele hinzu/ daß die materia drey oď vier Finger hoch damit werde bedeckt. vnd ſtopffe das Gefaͤß nachmals fleiſſig zu: Dann je aͤlter dieſe com- poſitio iſt/ je beſſer vnd ſtaͤrcker vermeynt man ſie zu ſeyn. Es iſt ein vberauß kraͤfftig Mittel wider alle Metalliſche vnd auß den Thrern vnd Gewaͤchſen entſtandene Gifft.
|| [ID00364]

Von ſeinem Gebrauch vnd Gewicht.
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(O daß es Theophraſtus ſelbſt hette ge- braucht/ als deme/ wie ſeine Schüler vnd vnſer Author ſelbſte̅ beken̅t/ mit Gifft ver- geben worden) Sein Gebrauch iſt/ daß man ſein in eine̅ jeden Leiblichen 1055 Gifft 1. Loth mit einem Trunck Waſſer/ Wein/ oder welches beſſer/ mit lawer Milch gebraucht: Dan̅ eher der ſechtzehende Theyl einer Stn̅d vergeht/ wirfft der Menſch die Subſtantz deß empfangenen Giffts vo̅ ſich vnd wird deſſelbigen allerdings loß/ da man dann jhm hernach mit ſterckenten Sachen bey ſpringen vnd helffen muß. Welches dann am aller beſten vnd fuͤglichſten geſchicht/ wann man jhne nemblich dem Krancken 1056 deß Pulvers von rothen Coralln 1057 taͤglich ein mal in einer warmen Milch gebrauchen laͤſt.Mit dieſem Secret iſt etlichen groſſen Herꝛn vnd Potentaten 1058 / denen Gifft beygebracht/ geholffen worden: Da ſie zuvor die Eſſen- tias von Einhorn/ allerley Theriacwaſſer/ vnd ſonſten viel dergleiche̅ Artzneyen vmb ſonſt gebraucht.???f. So zuvor mit dem Brandwein zubereitet worden.
|| [ID00365]

III. Von der Schlangen 1059 vnd ſonderlich der viperarum, Natern/ oder Heckenſchlangen ſubtiles Pulver wider alles Gifft.
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Wann du die Schlang haſt abgeſtreifft vnd das Eingeweyd hin-(Die Hecken- ſchlang hat bey dem Hie- roglyphicis nit vnbillich dz Symbolium oder Zeichen der Wolfahrt bedeutet.) weg gethan/ ſo hawe auch den Kopff vnd den Schwantz davon herab (das Fett von den Daͤrmen wird auch fuͤr ein ſonderbahre Augen- Artzney gehalten/ vnd iſt demnach inſonderheit zuverwahren:) Laß das vbrige Fleiſch wol vnd ſauber waſchen 1060 / vnd mit ſampt dem Heꝛ- tzen vnd Leber nach allgemaͤchlicher Außtruͤcknu̅g/ fuͦr ſich ſelbſt/ oder in einem Balneo Mariæ 1061 in ein reines Pulver redigiern: Es treibt eingenommen 1062 alles Giefft/ gleich wie der Stein Theamedes das Eyſen weit von ſich verweiſt/ auſſer dem Leib vnd zu der Haut. Da aber jemand dieſem meinem Zeugnuß nicht glauben will/ der woͤlle jedoch die Warheit nicht verdammen/ er habe dann das Gegentheyl zuvor erlangt vnd bewieſen. Dieſe Artzney mag man ohne ſchew auch zum aller thewrſten an ſich kauffen vnd mit ſtarckem Vertrawen ge- brauchen: Als welches noch keinem Medico an ſeiner Authoritaͤt vnd guten Nahmen jchtes benommen.Sein Gewicht iſt ein halb oder gantz qnintlin mit eine̅ Truͤnck-(Der Weitzen waͤchſt nicht ohne Vn- kraut: So wird auch der Honig nit oh- ne Bienen- ſtich erlangt.) lin Malvaſier/ Bruͤhe oder guten firnen Wein gebraucht.Vber ſeine Wuͤrckung vnd groß vermoͤgen aber werden ſich die jenige nit faſt verwundern/ welche da wiſſen/ dz in der Natur bey dem aller groͤſten Giefft gemeiniglich auch deſſelben Artzney vnd Medicin verborgen ſey. Vn̅ dieweil die Natur dz boͤſe jm̅er mit einem groͤſſern Gute̅ verbunde̅/ als gebrauchen ſich viel Voͤlcker dieſer Hecke̅ſchlan- gen Fleiſch zu einer Speiß/ erlaͤngern dardurch jhr Leben haben fuͦr de̅- ſelbigen keinen Eckel vnd kommen dardurch in kein Gefahr: Danne̅- hero dan̅ Baldus Angelus in ſeinem Buͤchlin von der wunderbahren Natur der Heckenſchlangen nit vnbillich in dieſe Wort außbricht/ da er ſagt: Vber dieſes eintzige verwundere ich mich zum aller hoͤchſten/ daß durch die Liſt der Schlangen der Tod in die Welt eingegangen: Gleich wie dann auch dieſes [ID00366] Verwunderens werth/ daß der Menſch durch den todt die- ſer Vipern oder Heckenſchlangen vnnd durch derſelbigen Fleiſch von allen gefaͤhrlichen Kranckheiten vnd dem Gifft ſelbſt errettet wird/ vnd ſeine Geſundheit erlangt. Vnd zwar ſo vberwind dieſes alle Verwunderung billich. Vnd dieſes ſey alſo/ großguͤnſtiger Leſer/ von etlichen elementa- liſchen/ materialiſchen vnd jnnerlichen Kranckheiten/ welche nemblich auß dem Ente oder Weſen der Natur/ auß der verſtopffung vnd auß dem Tartaro entſtehen/ vnd dan̅ auch von etlichen der jenigen/ ſo auß dem Weſen eines Giffts herkommen/ wie ſie nemblichen von der Na- tur/ ſo durch ſolche Artzneyen geſtaͤrckt/ geheylet werden/ genug.(Der Entium der Kranck- heiten ſind nach deß Pa- racelſi Mey- nung fünff. Dan̅ er heyli ???e Kranck= heiten in die natuͤrliche/ welche in vier Entibus wer- den begriffen/ nemblich dem natuͦrlichen/ Aſtraliſchen/ gifftigen vnd ſpiritualiſche̅/ vnd in das Flagellum, nemblich das fünffte Goͤtt- liche Ens. ) Von den Aſtraliſchen/ Spiritualiſchen/ Imaginariis, Votal- vnd Zauberiſchen Kranckheiten/ welche auß dem Ente der Aſtrorum oder Geſtirn oder deß Geiſtes herkommen/ hat Paracelſus ſonderbah- re Buͦcher geſchrieben/ zu welchen ich den begierigen Leſer verweiſe. Dann gleich wie die Kranckheiten von verderbter Speiß vnd Tra̅ck/ von den Thiern/ Gewaͤchſen vnd Fruͤchten der Erden durch ſonder- bahre Secreta vnd Geheymnuſſen der Kraͤuter vnd Wurtzeln wer- den vertrieben: Vnd dann die andere/ ſo auß den Metalln vnd Mine- ralien herkommen/ durch derſelbigen Arcana: Alſo laͤſt ſich der groͤſte Theyl deren Gebrechen/ ſo jhren Vrſprung auß der Himmliſchen Influentz vnd auß der Aſtraliſchen Impreſſion deß Firmaments der groſſen Welt empfangen/ nit durch allerley vnnd gemeine Mittel cu- riern/ als nemblich dtrch die Secreta der Kraͤuter/ Mineralien/ vnnd Metall/ ſondern durch die Aſtronomiſche Influentz/ vnd ſolche Sa- chen/ welche mit der groſſen vnd kleinen Welt ein Analogiam oder Vergleichung haben: In welchen ein wahre Magnetiſche Krafft deß (Dieſe Syde- riſche vnd Firmamen- taliſche infe- ctiones wer- den von den Medicist ade ptis ertennt vnnd Firmamentaliter curiert/ dann es iſt die Medicina adepta ein Kunſt welche ein Erkanntnnß gibt die Firmamentaliſche infectiones zuerkennen vnd zuvertreiben. Der Magnet deß Menſchen zeugt in der Magnetiſchen Cur/ in welcher ein Himm- liſche Impreſſio zugegen/ nach deß Krauts berühren/ biß das Kraut verfaulet iſt die Artzney in das Geſchwaͤr/ daß es alſo wird geheylt.) Firmaments vnd Himmliſche Impreſſio de̅n Kranckheiten zuwider- [ID00367] ſtehen auß dem Firmament der groſſen vnd kleinen Welt zugegen/ wie die Erfahrung in der Perſicaria, oder Floͤhkraut/ Heydniſchem Wu̅d kraut/ Drachenwurtz vnd groß Wallwurtz genugſamb bezeuget.Wann eine Schwachheit oder Schmertz durch Zauberey o- der Magiſche Impreſſion der Aſcendentium entſtanden/ ſo ſind al- le drey vorige Modi oder Wege dieſelbige zuheylen vmb ſonſt: Muß derowegen wie Paracelſus ſelbſten ſagt/ Magicè vnnd vbernatuͦrlich darinnen procediret vnnd verfahren/ vnnd das vbel durch eben ſolche Mittel/ durch welche es beybracht vnd vervrſacht/ vertrieben werde̅. Dann ſonſten iſt in den gemelten Simplicibus ein an ſich ziehend in- fluentiale vnd pflegen alle auß der Ordnung Gottes Magiſch/ A- ſtronomiſch vnd Magnetiſch zu curiern: Dieweil die Artzney in jnen vnd in dem Menſchen ein Magnet iſt. Dann gleich wie die Sonn vn̅ Aſtra oder Geſtirn eine Gewalt haben die Feuchtigkeiten von vnten auff an ſich zuziehen: Alſo hat auch der Menſch (als der durch ſeine angebohrne Magnetiſche Krafft den Geiſt der Nahrung/ gleich wie der Magnet das Eyſen an ſich zeugt) vnd alle Ding der vntern Welt eben ſolche Krafft von oben herab an ſich zu ziehen wie in der Peſtilentz zuſehen: Vnd dieſe an ſich ziehungen ſind natuͦrlich vnd duꝛchauß kein Aberglaub oder Zauberey. Vnnd iſt demnach der Vrſprung der Kranckheiten auß jhren Anfaͤngen zufordern/ vnd alsdann die Hey- lung derſelbigen an die Hand zunemmen. Vber das ſind auch der Kranckheiten Naturen vnnd Eygenſchafften viel vnnd mancherley/ wie Phœdro ſehr fleiſſig in acht genommen/ da er ſagt: Etliche Kranckheiten koͤnnen beydes jnnerliche vnd euſſerliche Ar- tzneyen erleyden: Etliche aber keine euſſerliche/ gleich wie die Geſchwaͤr keine jnnerliche. Ja es ſind auch der jnner- lichen Kranckheiten nicht wenig/ welche weder jnnerliche noch euſſerliche Mittel annehmen: Vnd widerumb etliche vnter den jnnerlichen vnnd euſſerlichen Leibs Gebrechen/ die allein durch Wort geheylet werden/ welchen Worten nach der Kunſt ein influentia eingetruckt iſt: Etliche mit Conſtellierten Kraͤutern: Etliche weder durch Artzneyen/ noch conſtellirte Kraͤuter/ noch auch mit geſprochenen ſon [ID00368] derbahren Worten: Gleich wie einer eine Wunden oder Geſchwaͤr durch die Alchimillam hat heylen koͤnnen/ in dem er das Meſſer in die Erde/ da das Kraut geſtanden/ hinein geſteckt/ vnd jedoch fleiſſig wahr genommen/ daß er die Wurtzel mit dem Meſſer nicht verletzt/ dann ſonſten wuͤrde die Kranckheit/ Geſchwaͤr oder Wunde vnheylſam. Alſo erzehlet er ferꝛner/ daß ein alte Vettel/ dermal eins ein Krebs- maͤſſig Geſchwaͤr durch die eintzige Alchimillam geheylt: Wie dann auch viel vnheylſame Geſchwaͤr durch die Cur der Character vnnd Firmamentaliſche Krafft vollkommentlich ſeyen curiert worden. Vn̅ wer bey dem Agrippa geleſen/ daß in den conſtellierten Worten/ Cha- ractern/ Steinen vnd dergleichen groſſe Influentzien vnnd Kraͤffte ſeyen verborgen vnd offtmals gewaltige Wunder verrichten: Dem kompt dieſes alles nicht ſo gar wunderbarlich vor: Sintemal eben die- ſer Cornelius auch ferꝛner ſagt: Es ſeyen etliche Woͤrter/ welche/ wann ſie werden geſprochen/ beydes in ſichtbahre vnd vnſichtbahre Creaturen/ in Waſſer/ Lufft/ vnter der Erden vnd in dem Firmame̅t koͤnnen zu Gehorſamb bringen. Aber genug/ daß wir dieſe Magnalia, ſo vnſern erſten vnd aller aͤlteſten Eltern ſehr wol bekant geweſen/ nur bloßlich haben angeruͦhret.
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Von den Externis, oder euſſerlichen Mitteln.
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Ein Artzney zu allen Wunden/ Geſchwaͤrn/ Blatern/ vnd dergleichen/ dieſelbige zu reinigen/ zuſtillen vnd zu heylen.
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Ein vberauß kraͤfftiger Wund Balſam.
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Durch welchen alle Wunden vnnd Stiche der Glieder/ Gleyche/ Nerven/ die mit Pfeilen vnd Kugeln geſchoſſene Wunden gantz ſicher vnd ohn alle boͤſe Zufaͤlle werden ge- heylet.
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Nimb der Blumen von S. Johannskraut/ welche mit dem Bal- ſamitiſchen Auffgang der Sonnen/ in jhrer Exaltation 1063 / nemblich vmb S. Johanns Tag vor dem newen Liecht ſind geſamblet ein Pfund.Der Blumen von gaͤlben Violn.Wuͤllkraut.Schellwurtz 1064 oder Schwalbenkraut.Klein Tauſendguͦlden.Oſterlucey.Prunellen.Camillen/ der mitlern vnd groſſen Wallwurtz.Der Blaͤtter von rothen Roſen jedes 3. Loth: 1065 Mumiæ, ſo vber Meer geſamblet.MyrrhenWeyrauch 3. Loth. 1066 Maſtix 2. Loth:Storacis liquidæ 4 1067 Loth:
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Laß was zu zerſtoſſen iſt/ zerſtoſſen/ das vbrige zerſchneiden/ in einem Gefaͤß zwo 1068 Maß guten brannten Wein darauff gieſſen/ hin= der dem Ofen oder in der Sonnen digeriern/ wann ſolches ge̅ſchehe̅/ ſo gieß den gebrannten Wein widerumb davon ab/ preß die Hefen durch eine Kelter auß: Thu endlich zu dem tingierten gebrannte̅ Wein (du woͤlleſt dann vmb groͤſſerer Staͤrck vnd Kraͤffte willen die Mace= ration 1069 oder Einweychung der Blumen widerholen) eines friſchen Baumoͤls/ welches acht Tage vber feiſten Taͤnnen Sproßlin in der Digeſtion geſtanden/ fuͦnff Pfund/ vnſers hellen vnd lautern Terpe̅= thins vnd Tannenhartz mit S. Johanns Kraut Waſſer gewaſchen anderthalb Pfund hinzu/ laß alles mit einander widerumb viertzehen Tage digeriern: Vnd ziehe endlich de̅ Spiritum vini, in einem Balneo Mariæ davo̅ ab/ ſo bleibt der rothe Blutrothe Balſam auff dem Bo= den ſitzen.Im Winter nimpt man an ſtadt der Kraͤuter jhre Saamen/ wirfft dieſelbige geſtoſſen in den Balſam/ vnd ſetzt es alſo in die Dige= ſtion/ es bekompt ein groͤſſere Wuͤrckung/ als zuvor.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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Es dienet wider alle Wunden/ kleinc zahrte Wuͤlſtlin/ oder die weyche Woll/ ſo an dem Saamen der Carduibenedieten oder den weiſſen Pappelb aumen haͤngt/ damit beſtriechen/ in die Wunden ge= legt/ nach dem ſie zuvor mit Wein anßgewaſchen/ vnnd endlich mit nachfolgendem Pflaſter bedeckt/ biß ſich keine Nerven/ Blut oder Lufft Adern mehr erzeygen.Zum andern/ braucht man es auch zu allen Geſchwuͤlſten/ Ent= zuͦndungen/ Contracturn/ zerſtoſſungen der Glieder vn̅ Bruͦchen der Beine.Vnd dann zum dritten/ zu den Hundsbiſſen/ beneben andern Artzneyen/ 1070 wann nemblich der Biß von einem wuͦtenden Hund ge= ſchehen.Es iſt aber ſonderlich zu den Wunden vnd Stichen ein vberauß kraͤfftiger vnd bewehrter Balſam.
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???a. Es ſind drey wahre vnd rechte Wege alle Wunden nach der Kunſt wie ſichs gebuͤhret/ zu conſolidirn vnd zu heilen. Der erſte iſt/ ſo durch die Balſam geſchiehet. Der an= dere/ durch die vertrucknete vn̅ zuſammen ziehende Pflaſter. Der dritte/ ſind die Wundtraͤn= cke. Von den zween obern vnd erſten lehret vnſer Author gnugſam vnd auch wol. Was a= ber die Wundtraͤnck als den dritten Weg belangen thut/ woͤllen wir etwas hinzuſetzen. Mann findet hin vnd wieder viel vnderſchiedliche Wund Balſam/ doch muß man ſonder= lich wol darbey in acht nehmen/ daß die jenige Balſam/ ſo durch die deſtillation zubereitet wer= den/ nicht ſo bequem ſind als die andere/ weiln ſie etwas zu ſtarck durchdringen vnnd gemei= niglich wegen der deſtillation braͤntzlen. Wann man aber eben dieſen Balſam von S. Jo= hannis Blumen muͤſte bereiten/ ſo koͤnte darmit folgender Geſtalt verfahren werden.

Balſam von S. Johannis Blumen.
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Nimb gedachte Blumen alleſampt gedoͤrret mit Waliwurtz vnnd runder Oſterlucey. Hernach thue hinzu die andern ſpecies, koche alles in einem guten Wein/ biß ſich derſelbige gantz Blutroth faͤrbet. Preſſe es fleiſſig auß vnd koche endlichen dieſen Wein mit dem Bau̅oͤl vnd Terpentin/ biß derſelbige gantz ein geſotten/ alsdan̅ ſeyge alles durch ein dick wuͤlle̅ Tuch vnd hebe es zum Gebrauch wol auff. Es hat mit vorigem faſt gleiche kraͤfften/ doch/ weiln die gruͤne Kraͤutter friſch darzu genommen werden/ iſt voriges vmb etwas beſſer. Auß der Erfahrung hat man/ daß das ſtinckende Zimmet/ wie hieroben darvon geredet worden auch ein koͤſtlicher Wund Balſam ſeye/ da dann ſolche heilſame krafft nicht beſtehet in der deſtilla= tion/ ſondern ſeine die dicke terreſtriſche propriet hat ſolche krafft zuheilen/ in ſich. Es wird ſo̅= ſten eintzig vnd allein das Nußoͤl hoͤchlichen geprieſen/ wann daſſelbige außgepreſſet vnnd hernach zu einer dicken Conſiſtentz gleichſam wie ein Schmaltz gekochet worden. Ein vor= trefflicher Wund Balſam wird auch gemacht auß gleichen Theylen/ Wachſes/ Galbani vn̅ Myrrhen/ ſo ſolche Stuͤck mit anderthalb mahl oder auch zweyfach ſo viel zerſtücketen Zie= gelſteinen deſtillirt werden. Es iſt zwar das Wachs Oel vor vnd an ſich ſelbſten ein herꝛlich vnd koͤſtlicher Wund Balſam/ welcher die Wunden gluͦcklich vnd wol heilet. Von ſolcher Matery handlet Felix Würtz in ſeiner Wund Artzney weitlaͤufftig/ welchen der guͤnſtige Leſer wolle begruͦſen.???i. Vnſeres Teutſchen.
|| [ID00373]

Von dem vertruckneten ein vnd zuſammenziehenden Pflaſter/ ſonſten Sticticum genant. 1071
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In der Zubereitung eines jeden heylſamen ein vnnd zuſammen= ziehenden Pflaſters/ hat man/ nach deß Paracelſi Vorgeben/ vier vnterſchiedliche Stuͤcke derſelbigen in Acht zu nehmen.1. Als erſtlichen die heylung/ welche Vermoͤg deß Wachs vnd Colophoniæ oder Hartzes geſchicht.2. Zum zweyten die Zufaͤlle/ welche durch die Gummi/ als das Opopanac, Galbanum, Sagapenum, Bdellium, Ammoniac vnd Elemi werden hinweg genommen/ vnd auch/ daß ſie nicht koͤn= nen anſetzen/ verhindert.3. Zum dritten die Faͤule/ (ſintemal auch die Wunden ohne Zufaͤlle der Faͤule vnter worffen/ dannenhero leichtlich Wuͤrm vnd ein boß geyles vnd wildes Fleiſch bekommen) welche durch Huͦlff der groſſen zuheylende̅n Sachen/ als deß Maſtix/ Myrrhen vnd dero= gleichen genommen wird.4. Zum vierdten/ daß man ſie fuͤr dem zaͤhen rotzichten Schleim/ Raͤudigkeit/ Duͦrre/ Contracturn vnnd ander dergleichen Zufaͤllen verwahr/ welches durch die mineralia, als durch den Gold= ſchaum/ Menig/ Antimonium, Bleyweiß/ Marcaſit/ Calmey vnnd dergleichen geſchicht.

Ein bewehrt vnd koͤſtlich Pflaſter zu allen durch Pfeil geſchoſſenen Wunden vnd Geſchwaͤrn.
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1. Laß erſtlich/ die fuͦnfferley Gummi in einem Eſſig einwei= chen/ ſieden/ durch ein dick leinen Tuch preſſen/ vnd zum andern mahl ſieden (das Gewieht der Gummi mag man von wegen der/ nach dem durchpreſſen vberbliebenen ynd vntuͤchtigen Hefen vermehren) nach= mals in einer Pfannen 1076 vber einem gelinden Fewer biß eine miteel= maͤſſige Dicke bekompt/ laſſen ſtehen.2. Das Lein vnd Baumoͤle laß in einer andern Pfannen mit dem Gold vnd Silberglaͤtt ſieden/ biß ſich das Oele beginnt zufaͤrbe̅/ herumb ruͤhren/ nachmals den Calmey/ vnd bald hernach die Mening hinzu thun/ alles faſt zwo Stund fleiſſig vmbruͦhren vnd biß genug iſt/ ſieden/ welches alsdann erkennet wird/ wann deſſen ein Tropffe auff einen Nagel gelaſſen/ dick wird vnd geſteht vnd nicht mehr fleuſt.3. Endlichen vnd am End thu auch den Fuͤrniß/ Lorbeeroͤl/ Wachs vnd Colophoniam hinzu/ miſch alles wol vntereinander/ laß ſamptlich vber dem Fewer zergehen/ vnd wann es von demſelbigen herab gehoben/ ſo laß die Pfan̅ mit dem Gummi allgemach warm werden/ auß der andern Pfannen den Liquorem gemaͤchlich zu den [ID00375] Gummi hinzu gieſſen/ vber einem ſehr gelinden Fewerlin wol vnnd fleiſſig vermiſchen/ vnd ja nicht ſieden/ (damit die Gummi nit knol= lecht werden/ vnd ſich mit dem Oele vbel laſſen vermiſchen) alsdann in dem Ruͤhren die Pulver auch hinzu thun/ ein gantze Stund wol vn= ter einander ruͦhren: Endlich die in dem Wachholderoͤl 1077 zerlaſſene Campffer auch darunter thun: Vnd da es etwann wolte zu hart wer= den/ noch ein wenig Wachs vnd Colophonia darzu vermiſchen.Die Prob aber/ daß es genug geſotten/ iſt dieſe: Wann man nemblich ein Stecklin darinnen dunckt/ vnnd etlich Tropffen in ein Waſſer fallen laͤſt: Wann dann die materia weych vnnd an den Fin= gern kleben bleibt/ muß mans laͤnger vnd biß es hart wird/ laſſen ſiede̅: Alsdann erſt von Fewer hinweg heben/ in ein groß Becken voll Waſ= ſer außgieſſen/ vnd mit den Haͤnden/ ſo zuvor mit den Oelen von Ca= millen/ Roſen/ Wachholder/ Erdwuͦrmen vnnd S. Johanns Kraut eines ſo viel als deß ander mit einander vermiſcht/ geſalbet/ ein Stund drey oder vier mal herumb knetten vnd arbeiten/ zu Zapffen foꝛmieꝛn/ vnd zum Gebrauch in einer Blaſen oder Leder bewahren.

Von den vnzaͤhlbahren Kraͤfften dieſes Pflaſters/ deßgleichen in der gantzen Welt nicht zufinden.
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1. Erſtlich heylet es alle alte Geſchwaͤr/ friſche gehawene vnd geſtochene Wunden/ ſie ſeyen gleich am Haupt/ oder ſonſten an jr= gend einem Glied deß Leibs.2. Truͦcknet vnnd reiniget die Wunden/ verſchafft ein gut ge= ſund Fleiſch/ vnd heylet in einer eintzigen Wochen mehr vnd beſſer zu/ als alle andere in einen gantzen Monat.3. Laͤſt das gute Fleiſch zu keiner Faͤule kommen/ vnnd verhin= dert alle Verderbung/ zuſampt dem boͤſen wilden Fleiſch.4. Iſt zu den abgekuͦrtzten vnnd zerſtoſſenen Nerven das aller beſte Mittel.5. Zeugt/ vber die Wunden gelegt/ alles Eyſen/ Holtz/ Bley vnd was etwann wider die Natur darinnen iſt/ herauß.6. Heylet auch der gifftigen Thier Biß vnd Stich 1078 / vnnd zeugt das Gifft herauß.
|| [ID00376]
7. Hilfft allen Apoſtemen 1079 allein durch die bloſe Aufflegung zu jhrer Zeitigung.8. Leyſtet wider den Krebs/ Fiſtelln/ Kroͤff vn̅ Perſiſche Feweꝛ gewaltige Huͦlff.10. Lindert alle Schmertzen einer jeden Wunden vn̅ Stichs.11. Dienet wider die Bruͤche.11. Wie gleichsfalls wider die Auffblaͤhung deß Haupts/ die Haar derſelbigen zuvor hinweg genommen/ vn̅ ſolches Pflaſter auff= gelegt.12. Vertreibt die Schmertzen deß Ruckes/ ebenmaͤſſig auffge= legt.13. Nimpt/ abermals vbergelegt/ alle Feygwartzen in vnd auſ= ſer dem Leib hinweg.Vnd behaͤlt ſeine Kraͤffte fuͦn??tzig gantzer Jahr vngeſchwaͤcht 1080

Ein andere Beſchreibung deß Pflaſters Oppodel- doch Paracelſi.
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Man hat noch ein andere Beſchreibung deß groſſen Pflaſters Paraeelſi Oppodeldoch genant ſo derſelbige allzeit im Gebrauch gehabt/ dieſes beſtehet in nach folgenden ingredien- tien.Dieſe Gummi laß viij oder mehr Tag in einem ſcharpff deſtillirtem Eſſig einweichen/ ſeyge ſie durch vnd inſpiſſire ſolche/ daß ſie die Conſiſtentz eines Honigs vberkommen/ herna= cher nimb Silberglett ½ medicinal ℔ koche es bey gelindem Fewer in 1½ ℔ gemeinem Oel/ vn̅ rühre ??? beſtendig mit einem Spadel vnter einander/ biß ſolches eine braunrothe Farb beko̅= me/ darzu thue j ℔ Wachs. Welches ſo es zerſchmoltzeu/ ſo miſche auch die obige Gum= mi darunder vnd kurtz darauff Lorbeeroͤl vj Loth.Solches rühre alles wol durch einander/ biß alles wie ſichs gebuͦhret mit einander vereini= get worden Solches nimb alsdann von dem Fewer vnd thue darzu nachfolgende auff ſub= tileſt vnd reineſte geſtoſſene Pulver als nimb
|| [ID00377]
Dieſe Pulver nun thue zu dem zerſchmoltzenen Pflaſter vnd daſſelbige nicht auff ein mahl zugleich/ ſondern nach vnd nach/ vnd ſiehe wol zu/ daß alles wol vndereinander vermiſchet ſich vollkommen vnd wie ſichs geziemet/ vereinige. Endlichen nimb pulveriſtrten Augſteins j Quintlein.Miſche es vnder einander vnd zerſchmeltze dieſe Stuͤck ein jedes abſonderlich/ darinnen ſolvire alsdann Campffer j Quintlein. Vnd dann letztlichen pulveriſirt=Orientaliſche̅ Saff= rans ½ Quintl. Wann dieſe ſolution nun alſo abſonderlich geſchehen/ ſo vermiſche ſolche als= dan̅ mit de̅ warmen Pflaſter vn̅ daſſelbige mit ſonderlicher vorſichtigkeit/ damit ja alles wol auffs genaweſte gleichamb vereiniget werde/ darauß formire alsdann eine Maſs zum Pfla= ſter vnd malaxire ſolche mit S. Johannis Blumenoͤl vn̅ verwahre ſolche zu̅ Gebrauch, Die= ſes Pflaſter heilet alle Wunden/ ſie ſeyen geſtochen oder gehawen vnd daſſ elbige ohne Ey= ter. Dem wilden Fleiſch wehret ſolches/ in dem es nicht mehr Fleiſch machet/ als darzu von= noͤthen. Alte Geſchwaͤr/ wann ſolche zuvor wol gereiniget/ werden auch durch ſolches gehei= let. Wann du aber ſolches zu den vmb ſich freſſenden Schaͤden vnd Geſchwaͤren etwz wilſt verſtaͤrcken/ ſo nimb Croci metallorum, von welchem zu Anfang dieſes/ roth calcinirten Vi= triol/ vor ſich ſelbſten præcipitirten Mercurii jedes/ ſo viel dir beliebig/ miſche alles wol pul= veriſirt vndereinander. Dieſes Pulvers ein halb Quintlein miſche vnder ein jedes Loth die= ſes Pflaſters/ doch muß daſſelbige zuvor erſtlich in einer Pfannen zerſchmoltzen ſeyn vnnd hernacher die zerſtoſſene Pulver darunder vermiſchet vnd etwas von Terpentinoͤl darauff gegoſſen werden. Dieſes iſt ein herꝛliches zu allen obgedachten Wunden/ Schaͤden vnd Ge= ſchwaͤr dienliches Pflaſter.???d. Oder Bernſteins.???f. Geſiegelter Erden.???h. Lieſe ſechs.???l. Oder in einer Saͤw Blaß.
|| [ID00378]

Ein kraͤfftiger geſund oder Heyl Stein euſſerlichen zugebrauchen.
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Nimb gruͦnen Vitriol 1 Pfund.Weiſſen Vitriol ein halb Pfund.Alaun 1081 anderthalb Pfund.Anatron 1082 vnd gemein Saltz jedes 6. Loth.Der Saltz von Wermut.Weinſtein/ Beyfuß/ Wegwart/ Floͤhkraut/ vnd Wegꝛich jedes 1. Loth.Thu alle ſolche Sachen in einen newen verglaſurten Hafen 1083 / gieß ein wenig 1084 Roſen Eſſig hinzu/ laß bey einem gelinden Kohlfeweꝛ ſieden/ offt vnd vielmal vmb ruͦhren: Vnd wann es beginnet dick zu werden/ ſo thu Venediſch Bleyweiß ein halb Pfund: Bolarmen 8. Loth hinzu/ miſch alles wol vntereinander/ biß es durch die Gewalt eines mittelmaͤſſigen Fewers die Haͤrte eines Steins bekompt/ den= ſelbigen nehme/ nach dem der Hafe zerbrochen/ von dannen herauß/ vnd verwahr jhn zu deinem Gebrauch. Wann du aber etwas von Gummi/ als Myrrhen vnd Weyrauch wilt hinzu thun/ ſo muſtu es/ damit es nicht anbrenne/ vnd ſeine Krafft in dem Fewer verliehre/ allgemaͤchlich laſſen ſieden.
|| [ID00379]

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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1. Seine Kraͤffte ſind faſt vnzehlig.Dann erſtlich heylet er alle euſſerliche Geſchwaͤr 1085 deß gantzen Leibs gleichſamb in einem Huy: Dieſelbige alle Morgen vnd Abend damit gewaſchen vnnd ein leinen Tuͦchlin darinnen genetzt vnd auff= gelegt.2. Stillet alle Fluͦſſe 1086 / reiniget vnd ſtaͤrckt die damit behaffte= te Orth.3. Truͦcknet alle Wunden/ vnd alte boͤſe Geſchwaͤr 1087 / ein lei= nen Tuch darinnen genetzt vnd vbergelegt.4. Staͤrcket die Zaͤhne vnd verwahret das Zahnfleiſch fuͦr der Faͤule. 1088 5. Stillet die Zaͤher der Augen/ vnnd vertreibt derſelbigen Roͤthe vnd Schmertzen/ zuſampt den Nebeln/ ein Feder darinnen ge= netzt vnd die Augenwinckel von auſſen damit beſtriechen.Wann man es in der Ophthalmia oder Entzuͦndung der Augen will gebrauchen/ ſoll mans mit Roſenwaſſer/ Augentroſtwaſſer oder Eyſenkrautwaſſer vermiſchen: Das Eyſenkraut aber im Haͤw= vnnd Brach Monat vor der Sonnen auffgang ſamblen/ einen gantze̅ Mo= nat in Wein einbeitzen vnd nachmals deſtilliern.6. Vertreibt den Rothlauff mit einem darinn genetzte̅ leinene̅ Tuͦchlin vbergelegt/ vnd wan̅ es trucken worden/ widerumb erfriſcht: Es gehet der ſelbige in vier vnd zwantzig Stunden hinweg: Im fall a= ber Loͤchlin zugegen/ ſoll man ſie mit dieſem Waſſer waſchen.7. Heylet die Raͤudigkeit der Haͤnde vnd gantzen Leibs/ dieſel= bige alle Abend damit gewaſchen.8. Benimpt die Flechten/ da man̅ jhn doch nicht allzuviel ver= waͤſſern ſoll/ damit er deſto ſtaͤrcker wuͦrcke: Vnd heylet auch alſo bald den Erb oder boͤſen Grind. 1089 9. Wird zu dem offenen Krebs der Bruſt mit groſſem Nutz ge= braucht: Wie gleichsfalls auch zu dem Krebs deß Munds 1090 / allen Schaͤden deß Zahnfleiſches Noli me tangere, vnd andere dergleiche̅ Gebrechen mehr/ zu den Geſchwaͤren der Keelen vnd Scharbock/ den [ID00380] Mund damit geſchwenckt/ vnd widerumb außgeſpiehen/ oder Penſe= lin darinnen benetzt vnd den Mund damit außgebutzt.10. Toͤdtet reiniget vnd ſaͤubert alle alte Schaͤden 1091 / ohne al= le deß Menſchen beſchwehre.11. Wo etwann weiſſe Blattern an den Fuͤſſen 1092 oder Schen= ckeln zugegen/ ſoll man dieſelbige eroͤffnen vnd mit dieſem Waſſer waſchen.12. Leinene Tuͤcher darinnen netzen vnd in die Apoſtemata 1093 oder Geſchwaͤr hinein legen.13. Alle verbrennte Orth/ wie dieſelbige auch geſchehen/ mit leinenen Tuͦchlin darinnen genetzt/ vberlegen.14. Ja es heylet auch die Feygwartzen deß Hindern in Manns vnd Weibsperſonen/ leinene Tuͤchlin darinnen genetzt/ vnd die War= tzen damit bedeckt.

Von der Weiſe ſolchen Stein zuge= brauchen.
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Dieſes Steins ſoll man zween Loth in einem Pfund Regen 1094 / Brunnen oder flieſſendem Waſſer zerlaſſen/ vnd nach der Filtration vnnd Abſchaffung der Hefen das klare vnnd lautere Waſſer gebrau= chen.???a. Dieſer zur Artzney dienliche Stein/ dieweiln er euſſerlich in der Artzney groſſen Nutzen ſchaffet/ wird ſonſten auch ein Heyl Stein genennet. Andere aber brauchen in Zube= reitung dieſes Steins einen kürtzeren Weg/ welcher gleichwoln auch ſeinen Nutzen hat.

Ein andere kuͤrtzere Beſchreibung dieſes Heyl Steins.
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Wann alles wol pulverifiret/ auch das Bleyweiß vnd der Bolarmen auff einem Reib= ſtein wol zerrieben worden ſo gieſſen ſie von gemeinem Eſſig ſo viel daruͤber/ daß er zween Finger hoch darüber ſtehet/ alsdann kochen ſie alles zuſammen mit gelindem Fewerin einem [ID00381] weiten Hafen/ vnder dem kochen pfleget ſolches leichtlichen auffzuwallen biß endlichen alles zu einem harten Stein wird.

Ein andere Beſchreibung M. Johann Greiffen.
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Wann alles groblecht zerſtoſſen ſo koche ſolches mit ſcharpffem Eſſig in einem vergla= ſurten Hafen an einem gelinden Fewer/ biß ein Stein darauß wird.???q. Deßgleicheu iſt noch ein anderes Waſſer ſo in den jenigen Faͤllen nutzlichen zu= gebrauchen/ worinnen ſonſten der Heyl Stein nutzlich iſt/ vnd wird ſolches auff nach folgen= de Weiſe bereitet.

Ein Mercurialiſches Waſſer.
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Nimb deß ſublimirten gantz ſubtiel auff einem Reibſtein zerriebenen Mercurij j Loth gieſſe darüber 1½ ℔ Wegerich Waſſer. Solchesſolvire im balneo mit gelindem vnnd ſanff= tem Auffſieden/ filtrier vnd ſondere es von ſeiner Hefen ab/ hernacher gieſſe es in eine wolge= ſaͤuberte zinnene Schuͦſſel/ laſſe es eine kleine Zeit darinnen ſtehen/ ſo wird dieſelbige ſchwartz werden. Wann ſolches geſchehen/ ſo gieſſe es alsdann in eine andere ſaubere zinnene Schuͤſſel/ biß die erſte Schüſſel widerumb geſaͤubert vnnd die Schwaͤrtze abgewaſchen worden/ vnnd dieſes wiederhole mit Vmbwechſelung der Schuͦſſeln ſo lang/ biß [ID00382] dieſelbige ſich nicht mehr faͤrben/ ſondern fein weiß bleiben/ welches du in dem x oder xij mahl wirſt erhalten. Solches hebe alsdann auff zum Gebrauch. Dieſes Waſſer iſt an der Farb gantz Weiß. Solches brauche nun zu den boͤſen/ inſonderheit Frantzoͤſiſchen Schaͤden vnnd Geſchwaͤren/ welche ſo wol in dem Mund/ als auch an der Mannliche̅ Ruthen entſtanden/ deßgleichen auch zu Toͤdung deß Krebſes. Wann man es ſtaͤrcker haben will/ ſo iſt ſechs= faͤltige Infuſion gnugſam/ dann auff ſolche Weiſe wird es ſtaͤrcker. Wann man es will ge= brauchen/ ſo tupffet man nur hin vnd wieder den Schaden mit einem hiermit angefeuchteten Benſel oder auch zarten Tuͤchlein. Solches iſt auch gut das Fleiſch w???eder wachſend zu machen.

Von dem Zucker/ Saltz/ Butter oder Honig deß Saturni oder Bleys.
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Laß etwas von Mening 1095 / oder Bleyweiß vnd vnverfaͤlfchter Kreyden in einem deſtillierten Eſſig anfeuchten/ vermiſchen vnd wi= derumb trucken werden/ geuß vber die geſtoſſene Matery/ ſo viel eines deſtillierten Eſſigs/ daß ſie drey oder vier Finger 1096 hoch damit werde bedeckt/ ſetz zween Tag an einen warmen Orth (jedoch in keine Stu= ben/ da Leuth jnnen wohnen/ ſintemal der Dampff 1097 dieſes Eſſigs v= ber dem Saturno faſt ſchaͤdlich) oder in die heiſſe Aſchen zu digeriern/ ruͤhrs alle Tage vier mal vnter einander/ ſo bekompt der Eſſig ein gaͤlbe Farb vnd ſuͤſſen Geſchmack (es muͦſſen aber die Gefaͤſſe nicht jrꝛden/ ſondern glaͤſern ſeyn/ dann die jrꝛdene ſchlagen durch) geuß den Eſſig davon ab/ widerhole ſolches zum andern mal/ geuß newen oder friſchen Eſſig vber/ biß derſelbige ſich nicht mehr faͤrbt/ vnd einen ſuͤſ= ſen Geſchmack bekompt. Endlich/ ziehe den Eſſig in einem Balneo da= von ab/ ſo bleibt das Gummi 1098 auff dem Boden liegen/ daſſelbige v= bergieſſe mit deſtilliert Regenwaſſer/ damit es widerumb werde ſol= viert/ vnd die vbrige Hefen deß Eſſigs ſich auff den Boden ſetze: Gieß widerumb friſch Waſſer hinzu 1099 biß ſich nichts mehr extrahiert vnd laß dz filtrierte Waſſer evaporiern 1100 / ſo bekompſtu das Saltz/ welches in einem feuchten Keller in ein Oele wird reſolviert. Das erſt bereitete Saltz kan man ein wenig calciniern/ 1101 / damit die beſte Geiſter nicht ver= ſchwinden/ vnd auff einem Marmorſtein zerreiben: Alsdann gieſſe den deſtillierten Eſſig widerumb hinzu/ damit es in der heiſſen Aſchen drey oder vier Tag widerumb werde ſolviert/ ruͦhrs offt vnd viel vn= ter einander/ gieß das lautere filtrierte davon ab/ laß evaporiern vnd werff die Hefen hinweg. Vnd wann du dieſes ein mal oder etlich wi [ID00383] derholeſt/ ſo bekompſtu ein vberauß ſchoͤn Cryſtallen Saltz/ welches zum allerletzten in Brunnenwaſſer wird ſolviert vnd evaporiert/ oder in einem Keller in Oel zerlaſſen.

Von ſeinen Kraͤfften vnd Gebrauch.
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1. Dieſes Saccharum Saturni macht alle ſublimierte 1102 vnnd corroſiviſche Mercurios vnſchaͤdlich 1103: Iſt derowegen zu den vmb ſich freſſenden Geſchwaͤrn/ welche von dem Saltz entſpringen/ ſehr bequem: Gleich wie dann auch der gemeine Zucker in den Vegetabili= ſchen die Schaͤrpffe vnd Bitterkeit der Dinge/ vnd aller Mineralium vnd deß Mercurii Arſenici, ſo wol in der groſſen/ als kleinen Welt ge= waltig verbeſſert/ lindert vnd corrigiert.2. Iſt wider die Faͤule deß Munds eins der aller beſten Mit= tel.3. Wie gleichsfalls zu den boͤſen nagenden Krebsmaͤſſigen vnd andern dergleichen Saturniſchen Geſchwaͤrn/ dem Wolff vnd Flechten.4. Reiniget alle alte Geſchwaͤr/ Apoſtemen/ vnd iſt kaum zu glauben/ wie wol es den Wunden bekompt.5. Iſt deß Paracelſi ſonderbahr Secret wider allerley gebran= te Schaͤden/ Entzuͦndungen/ Geſchwulſten vnd Rothlauff/ mit We= grich oder Nachtſchaden Waſſer vermiſcht leinene Tuͦchlin darinnen genetzt vnd die Orth lawlecht damit vberlegt: Zu dem Igne Perſico braucht man ein blaw Tuch.6. Hilfft dem gantzen Angeſicht aller rothen Blattern ab.7. Vertreibt die Geſchwulſten oder Beuln in einer kurtzen Zeit mit Roſenwaſſer/ Camill vn̅ Baumoͤle vermiſcht vn̅ vbergelegt.8. Mit Augentroſt vnd Roſenwaſſer iſt es zu den Entzuͤndun= gen vnd Roͤthe der Augen das aller beſte Mittel.9. Heylet mit Terpenthinoͤle vermiſcht alle Geſchwaͤr/ Wun= den vnd Contracte Glieder/ dieſelbige beharꝛlich damit geſchmiert.10. Wie gleichsfalls auch den Krebs vnd Fiſtelln.11. Sonderlichen aber die Geſchwaͤr der Bruͦſt.12. Alle Geſchwulſt oder Beulen/ Entzuͦndungen vn̅ Schmeꝛ tzen der Glieder durch ſeinen euſſerlichen Gebrauch.
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13. In dem Grimmen nimpt man ſolches Oels etliche Tropf= fen in einem weiſſen Wein.14. In den groſſen jnnerlichen Entzuͦndungen drey Gran in Roſen vnd Wegrichwaſſer/ entweder alſo allein/ oder mit einem we= nig gebrannten Wein vermiſcht/ damit es das ſubtiele herauß ziehe: Vnd dieſer eſſentificierte Spiritus kan an ſtadt deß Saltzes gebraucht werden. Der Saturnus iſt einer kalten Natur vnd demnach aller Ent= tzuͤndungen zuwider.15. Dienet auch zu den viertaͤgigen Fiebern/ Gebrechen deß Miltzentz vnd allem Stechen vmb den Nabel.16. Wird auch etwann mit den Pflaſtern vnnd Salben ver= miſcht: Oder fuͦr ſich ſelbſt in Oele reſolviert/ oder mit einem darzu bequemen Waſſer angewendet vnd appliciert.17. Stillet in den Leib genommen mit ſeiner Kaͤlte die vber= maͤſſige Begierde zur Vnzucht. Welche demnach jhr Leben auſſer de̅ Eheſtandt zuzubringen begehren/ ſollen ſich deſſen gebrauchen/ jedoch allein die Orth nach dem es zuvor mit einem bequemen Oele ver= miſcht/ von auſſen damit ſchmierenAuß dieſem Zucker wird durch die kuͦnſtliche Deſtillation ein Spiritus Inflammabilis 1104 gebracht/ mit welchem jhrer viel jedoch mit ſeinem eygenen geſtaͤrckten Saltz vnterſtanden den Kalck deß Golds durch Huͤlffe deß Aquæ regis potabilem zumachen. ???n Ein je= der mag es ſelbſten probieren.???d. Iſt inſonderheit dem Haupt ſchaͤdlich.???e. Es ſeye dann daß ſie wol gebrannt ſind worden.
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Was der Author ſaget von dem Auro potabili ſo da durch den ſpiritum Saturni koͤnne(Etzlicher Au- rum potabile.) zuwegen gehracht werden/ ſolches iſt nicht zuverachten. Gleichwol aber wird auff dieſe Art das Aurum potabile nicht gemacht. Es iſt zwar war vnd gantz vnd gar nicht ſtreittig/ daß/ wann der Kalck deß Goldts/ wie vnſer Author hieroben/ von dem gemachten Auro potabi- li beflehlet vnd lehret/ mit dem gelben Oel/ welches in der Rectificirung zum zweydten her= vorkommet/ etzliche Tag circuliret wird/ daß darvon der Kalck deß Goldes in einen Liquo- rem wird ſolviret/ deſſen Gebrauch wider das Gifft nicht zuverachten Dann man ja zum oͤfftern geſehen/ daß von iiij oder viij mit Wein eingenommenen Tropffen auch die jenige/ welche man allbereits vor Tod gehalten/ widerumb ſind erquicket vnnd augenſcheinlich ge= ſtaͤrcket worden.Sonſten iſt es ein herxlich vnd ſehr koͤſtliche Artzney in der ſchwehren Noth/ dem Schlag/ Giecht Laͤhme vnd andern Haupt Kranckheiten.
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Von dem compoſito Sperniolæ ???a oder Froſchleych.
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Im Martio ſoll man die Froͤſchleych 1105 / ſo drey Tage vor dem newen Liecht geſamblet/ in einem Balneo laſſen deſtilliern/ dann alſo wird es nicht ſtinckent. Vnd wann du ſolches Waſſer haſt.So nimb außerleſene Myrrhen vnd Weyrauch jedes 4. Loth.Geſtoſſen Saffran 1. Loth.Campffer 3. quintlin.Stoſſe 1106 vnd miſche alles vnter einander/ beitze ſolches Pulver ein mal zwantzig oder dreiſſig in dem jetzt gemeldten Froͤſchleych Waſ= ſer ein/ jedoch alſo/ daß es allezeit vielmehr von ſich ſelbſten trucken werde/ vnd behalte es endlich zu deinem Gebrauch.Es wird jnnerhalb deß Leibs/ einer halben 1107 Haſelnuß groß/ bey den jnnerlichen Verblutungen/ da alle andere Mittel vergeblich/ mit Wegerig waſſer gebraucht.

Von ſeinem Gebrauch vnd Kraͤfften.
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1. Es macht mit ſeiner Kaͤlte das Gebluͦt geſtehen/ vnd wird derowegen bey den jnnerlichen Verblutungen der Naſen vnnd Hal= ſes/ da alle andere Mittel vergeblich/ drey oder vier Gran ſchwehr mit Taͤſchelkraut 1108 Waſſer gantz ſicher gebraucht.2. Mit Eſſig vermiſcht auff die Orth deß Rothlauffs 1109 vnnd hitzigen Podagrams gelegt/ iſt es ſehr nutzlich.3. Stillet 1110 gleichsfalls von auſſen vbergelegt alle euſſerliche Verblutungen der Wunden.4. Toͤdtet den Wurm in den Fingern in zwo Stunden/ von auſſen vbergelegt/ oder den ledernen Daͤumbling etlich mal darinnen befeuchtet vnd daruͤber getruͤcknet. 1111 5. Toͤdtet gleichsfalls auch den Krebs: Welches doch das Waſſer von der Froͤſchleych noch mehr vermag.6. In der allerhefftigſten vnd Widerſpaͤnſtigſte̅ Monatlichen [ID00387] Blum der Weiber werden deſſen zwey oder drey Gran mit Beyfuß= waſſer getruncken.7. Ein wenig Alaun in dem deſtillierten Waſſer von Froͤchſchleych zerlaſſen/ leinene Tuͦchlin darinnen genetzt/ vnd vber die Orth deß Podagrams gelegt/ ſtillet deſſelbigen Schmertzen alſo bald.Sperniola iſt bey Paracelſo der Froſchleych/ welches zu Anfang deß Fruͦhlings hin vnd wi= der vmb die Seen/ Morraͤſſe/ Pfuͤtzen vnd Suͤmpffichten Oertern gefunden wird. Daher nach auß demſelbigen durch die Hitz der Sonnen die Froͤſch zu lebendigen Thieren wol auß= gekochet werden. Mann muß aber ſolchen Froſchleych zum Gebrauch in der Mediein/ ſam= len in dem Mertz vnd zwar drey oder vier Tag vor dem newen Liecht/ vnd alsdann daſſelbi= ge gebrauchen. Die erfahrne Wund Aertzte tuncken in den rohen Froſchleych zarte leinene Tuͤchlein/ laſſen ſolche wieder trocken werden/ vnd widerholen ſolches zum oͤfftern. Dieſe al= ſo mit dem Froſchleych angefuͤllte Tüchlein brauchen ſie alsdann an ſtatt eines devenſives, damit ſie alle Entzündungen der Wunden pflegen zuverhindern vnd wann darvon vielleicht auch etwas allbereit vorhanden were/ wird darmit derſelbigen geſtewret/ ja/ wann auff ſolche Tuͤchlein die Pflaſter gtſchmieret werden/ ſo verhindern ſie mit hoͤchſter verwunderung ſol= che Zufaͤlle. In dem Rothlauff an den Haͤnden vnd Fuͦſſen oder anderswo an dem euſſeren Leib/ ſo da offt pfleget wider zukommen/ iſt nichts beſſers vnd nutzlichers/ als wann man ſol= che mit Froſchleych angefüllte Tuͤchlein auff den Orth leget vnd das gantze Glied darinnen wickelt. Wann darauß Struͤmpff/ ſo vber die Knie gehen/ gemacht werden/ ſo vertreiben ſie den Rothlauff von denſelbigen Gliedern.Dieſe Strümpff aber müſſen ſieben vnd auch mehrermahln mit dem Froͤſchleych ange= fuͤllet vnd widerumb getrücknet werden. Solche behalten alsdann jhre kraͤfften in die viij Jahr lang/ wann ſie anders nicht mit einem anden Waſſer vnder deſſen gewaſchen vnnd ge= ſaͤubert werden. Vom Gebrauch dieſer Strümpff wird der Rothlauff verhindert/ daß er ſo bald nicht wieder kommet/ auch wann er allbereits da iſt/ wird er mit geringer Muͤhe wiede= rumb vertrieben vnd zwar alſo/ daß gleich zu Anfang/ wann man dieſelbige angezogen der Schmertzen/ Geſchwulſt vnd roͤthe ſich verliehren.
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Ein Pulver wider die Flecken deß Angeſichts.
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Nimb deß nach dem aller beſten purificierten oder gereinigten Mercurii, 1112 von welchem alle Schwaͤrtze durch das waſchen hinweg genommen worden/ ein halb Pfund/ laß in einer jrꝛdinen Schuͦſſel/ mit gleich ſo viel deß pulveriſierten Mercurii Sublimati vermiſchen/ alles in einen Alembic mit eine̅ engen Halß thun/ ſo viel eines deſtillir= ten Eſſigs daruͦber gieſſen/ daß es drey oder vier Finger hoch damit werde bedeckt/ drey oder vier Tag alſo ſtehen/ taͤglich etlich mal bewe= gen/ ſo zeugt es ein weiß Pulver herauß/ derohalben ziehe den weiß= lechten 1113 Eſſig durch eine Neygung darvon ab: Das weiſſe Pulver/ ſo ſich von dem Eſſig ſelbſten anff den Boden ſetzt/ behalte ohne den Eſſig etlich Tag beſonder/ vn̅ widerhole ſolche Arbeit ſo offt vnd viel/ biß du deß weiſſen Pulvers genug bekompſt/ daſſelbige laß von ſich ſelbſten trucken werden/ vnd behalts zu deinem Gebrauch 1114: Es iſt ga̅tz nicht Corroſiviſch/ vnnd hat derowegen/ wann du nicht ſelbſten wilt/ keiner Abſchaffung vonnoͤthen.

Von ſeinem Gebrauch.
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Dieſes Pulver wird allein auſferhalb deß Leibs angewendet/ mit deß Menſchen eygenem Speygel oder Bonenwaſſer vermiſcht/ vnd wider alle Flecken deß Angeſichts gebraucht/ wie gleichsfalls auch wider die Flechten: Widerſtattet 1115 darneben auch das in den Wunde̅ vnd Geſchwaͤrn verlohrne Fleiſch. Vnd muß man ſich doch in deſſel= bigen Gebrauch wol vorſehen/ daß man we̅der die Zaͤhne/ noch die Augen damit beruͤhre. 1116 ???b. Oder in einem Marmorſteinenen Moͤrſel.
|| [ID00389]

Eine Schmuͤncke von Ochſen Gallen.
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Nimb Ochſen Gall ſo viel dir vonnoͤthen/ laſſe dieſelbige an der Sonnen außtrucknen. Hernacher gieſſe darzu guten Brandwein. Damit die Tinctur herauß zuziehen/ welche etwz roͤthlecht iſt. Damit beſtreiche das Geſicht hin vnd wieder/ laſſe es alſo drey oder vier Tag/ doch muß man darbey nicht außgehen vnd die Lufft/ ſo viel moͤglichen fliehen. Wann dieſe Tag verfloſſen/ ſo waſche zum oͤfftern das Geſicht mit Bonenbluͤt oder Seeblumen oder Weißwurtzwaſſer oder mit Waſſer/ dariunen Kleyen geſotten worden/ es kan aber gar wol das Angeſicht vor dem Beſtreichen mit jetztgedachten Gewaͤſſern wol vnd reinlich ab= gewaſchen werden. Auff ſolche Weiſe wird das Angeſicht vber alle maſſen weiß vnd deſ= ſelbigen vnd deß Halſes Hautte zart vnd lieblich. Das Spaniſche vnd Engellaͤndiſche Fra= wen Zimmer brauchen eine andere Schmüncke im Sommer/ eine andere in dem Winter zu Winterszeit brauchen ſie die obgedachte Eſſentz von der Ochſen Gall: Im Sommer a= ber den Safft oder das friſch deſtillirte Waſſer von Agreſt. Dann dieſes kuͦhlet ſtaͤrcker vn̅ erhaͤlt die Haut fein friſch vnd kalt/ verhindert auch daß von dem Schweiß der Schoͤne kein Schaden moͤgte zugefuͦget werden Vber das wechſeln dieſelbige mit dergleichen Artzneyen vmb zu Pflegung jhrer Wolluſt. Dann ſo ſie ſich einander (:wie daſelbſten gebraͤuchlich:) Kuͤſſen/ ſo empfinden ſie darvon im Sommer eine angenehme vnd liebliche Kühlung/ herge= gen aber im Winter eine Waͤrme. Das Angeſicht kan auch roͤthlecht gefaͤrbet werden mit nachfolgender rothlechten Schmüncken.

Ein andere von Krebſen.
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Nimb deß euſſerſten Fleiſches in den Krebs-Scheren doch nicht zu viel vnnd nicht zu wenig/ doͤrre daſſelbige fein gelind auß. Hernacher ziehe mit einem guten Brand= wein die Tinctur herauſſer. Wann nun dieſer Brandwein durch die deſtillation darvon wiederumb abgezogen vnnd das vbrige zu einer bequemen Conſiſtentz gebracht [ID00390] worden/ ſo hebe ſolches zum Gebrauch auff/ vnd wann du zuvor mit dieſem die Wangen be= ſtriechen/ alsdann fahre mit anderen weiſſen Farben darüber/ ſo wird das Angeſicht darvon eine liebliche Farb vberkommen.

Eine andere auß Talck.
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Andere halten ſehr hoch die auß dem Talck recht vnd wol zubereitete Schmuͤncke/ vnnd kommet darvon das Loth auff 40. vnd auch 50. Cronen. Dieſe nach folgende Manier/ wan̅ nur alles wol in acht genommen wird/ dieſelbige zubereiten/ wird nicht weit von dem Zweck abſchreitten. Erſtlichen muß man haben einen auß Spaniſchen Wein Eſſig ſcharpffen ſpi- ritum, vnd derſelbige wird gemacht/ wann man nemblichen das beſte von einer jeden De= ſtillation abſonderlich ſamlet vnd darnach den ſcharpffen ſpiritum deſtilliret/ vnd dieſer alſo zubereitete ſpiritus iſt hochnothwendig wann anders das Werck ſoll recht von Statten ge= hen. Nimb deß ſchoͤnſten Venediſchen Talcks/ ſchneide ſolchen in ſubtile kleine Stuͤcklein ſo viel immer moͤglich/ darzu gieſſe in eine glaͤſerne Schalen deß ſpiritus von ſcharpffem Mal= vaſter Eſſig/ ſo viel dir beliebig/ laſſe es im Sommer an der Sonnen oder aber in dem Miſt einen Monat lang digeriren/ gieß aber alle Tag etwas vo??? dem ſpiritui darzu/ biß derſelbige wie ein Oel ſo dick wird/ welches dann die rechte Perfection ſolches Wercks iſt. Dieſe Ma= tery nun treibe durch eine wolverlutirte Retorten mit offnem Fewer in gewiſſen Graden in einen weiten Recipienten/ ſo kompt erſtlich hervor der Eſſig/ hernacher ein ſchoͤnes weiſſes Oel/ ſondere beydes von einander ab. Mit ſolchem Eſſig kan man die Haͤnde waſchen/ mit dem Oel aber das Geſicht beſtreichen. Man ſagt/ daß/ wann zuvor das Angeſicht wol vnd ſauber gereiniget vnd aller Vnflath darvon abgewaſchen worden/ ſolche Schmuͦncke einen gantzen Monat ohne alle Gefahr vnd Schaden die Farb halte,

Von der Waffen Salben/
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Oder
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VNGVENTO SYMPATHETICO Oder CONSTELLATO deß Paracelſi.
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Nimb Wild Schwein vnd Baͤrenſchmaltz jedes 8. Loth 1117: Vnd je aͤlter 1118 die Thier ſind/ je fuͦr beſſer wird das Oele gehalten: Laß alle beyde in einem rothen Wein zuvor ein halb Stund bey einem gelin= den Fewer ſieden/ nachmals auff ein kalt Waſſer gieſſen/ das vff dem Waſſer ſchwimmende vnnd geſtandene Fett mit einem Loͤffel fleiſſig abheben vnnd auffſamlen/ vnnd was auff den Boden ſinckt/ hinweg werffen.Darnach nimb der in Wein oder Waſſer gewaſchenen Erd [ID00391] wuͤrm 1119 vngefaͤhrlich j Straßburger Maas: Laß dieſelbige in einem verdeckten Hafen in eines Beckers Ofen doͤrren/ jedoch nicht anbren= nen/ vnd endlich pulveriſiern:Nimb dieſes Pulvers gedoͤrꝛt.Wild Schwein Hirn 1120.Rothen wolriechenden 1121 Sandel.Mumia 1122 vnd Blutſtein jedes 2. Loth:Endlich nimb von einer Menſchen Hirnſchal 1123 / welcher eines gewaltſamen Todts geſtorben/ wann der Mond zunimpt vnd in eine̅ guten Zeichen iſt/ in der Venere, wann es ſeyn kan/ vnd nicht im Sa- turno oder Marte, geſambleten Moos vngefehr zwoer Haſelnuͦſſen 1124 ſchwehr/ miſch alles mit dem Schmaltz 1125 wol vnter einander/ vnnd machs zu einer Salben/ in einem verſchloſſenen Glaß oder Bixen zu̅ Gebrauch zuverwahrn. Vnd da ſolche Salbe durch die lange Zeit etwann wolte vertruͤcknen/ kan man ſie mit de̅ jetztgemeldte̅ Schmaltz oder mit Maͤgdhonig widerumb anmiſchen vnd weych machen. Die Bereytung aber dieſer Salben ſoll alsdann vorgenommen vnd ver= richtet werden/ wann die Sonn in der Wagen iſt. 1126

Von jhrem Gebrauch vnd Kraͤfften.
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Dieſe Cur wird nicht durch Zauberey verrichtet/ wie die vner= fahrne vnd vnverſtaͤndige darfuͤr halten/ ſondern durch dieſer Salbe̅ Magnetiſche vnd an ſich ziehende Krafft/ welche ſie von dem Geſtirꝛn empfangen/ vnnd welche den Wunden durch das Mittel der euſſerli= chen Lufft wird beygefuͦgt/ vnd dardurch die Geiſtliche Wuͦrckung zu Werck gerichtet. 1127 Sie geſchicht/ ſage ich/ von wegen der Aſtraliſchen vnd Eleme̅= taliſchen Conjunction oder Verbuͦndnuß. Dann gleich wie die Sonn mit der Erden concordiert vnd vbereinſtimmet: Alſo verhelt ſich auch die Perſicaria gegen der Schwachheit: Vnd wann die Sonn hinweg weichet/ ſo verliehrt ſich auch jhre Hitze: Vnd alſo verhelt es ſich auch allhie.Vnd ſind demnach drey Stuͦck/ welche durch die Salbe/ einen wunderhahrlichen Effectum werden vervrſachen.
|| [ID00392]
Nemblich erſtlich/ die Sympathia oder Verwandſchafft der Natur.Zum andern/ die Influentz der Himmliſchen Coͤrper/ welche jh= re Wuͤrckungen durch die Elementa verrichtet:Vnd dann zum dritten/ der Balſam/ 1128 welcher mit der Krafft der Heylung begabt einem jeden Menſchen natuͦrlich einverleibet iſt.Durch dieſe Salbe werden alle Wunden/ ſie ſeyen gleich durch Pfeil/ Kugeln/ Stechen/ Werffen/ oder wie ſie woͤllen/ vervrſacht/ in Manns vnd Weibs Perſonen (jedoch alſo/ daß keine Nerve̅/ Lufft A= dern/ oder eins auß den dreyen fuͦrnembſten Gliedmaſſen 1129 deß Leibs verletzet ſey) geheylet/ wann man nur die Waffen/ damit der Schade geſehehen/ haben kan/ es ſey der Patient ſelbſten ſo weit von dannen/ als er jmmer woͤlle. Vnd gleich wie ſie 1130 von jhrer Natur zuheylet/ vereytert vn̅ vernewert/ alſo kopmt ſie auch nach Gebuͤhr gebraucht/ allen boͤſen Zufaͤllen vor:

Was bey dem Gebrauch dieſer Salben in Acht zunemmen.
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1. Erſtlich ſoll man die Waffen/ damit dem Menſch verletzet worden/ wann es die Notthurfft erfordert/ vnd die Wunde groß/ mit der Salben alle Tag ein mal ſchmieren: Dann ſonſten iſt es je vber de̅ andern/ oder dꝛitten Tag ein mal genug/ dieſelbige Waffen mit einem ſaubern leinenen Tuͦchlin 1131 wol vmbwickelt/ an einem mittelmaͤſſig warmen 1132 Orth wol verwahren/ damit dem Patienten dardurch kein Schade widerfahre. Vnter deſſen auch fleiſſige Vorſehung thu̅/ daß kein Staub/ Sant vnd dergleichen auff die Waffen fall/ oder jrꝛ= gend ein kalter Wind dieſelbige beruͦhre: Dann wo dergleichen etwas geſchicht/ wird der Patient in eine Vnſinnigkeit geſtuͦrtzt.2. Eher man die Waffen ſchmiert/ muß man zuvor bedencke̅/ ob die Wunde geſtochen/ vnd da dem alſo/ daſſelbige von oben hinab= wertz vnd nicht von vnten 1133 anfangen zuſchmieren/ dann ſonſten ver= vrſacht es dem Patienten nicht geringen Schaden.3. Wann du aber nicht erkennen kanſt/ wie tieff die Wunde ſey/ oder wie die Waffen in das Fleiſch hinein gangen/ ſo kanſt du die [ID00393] ſelbige allenthalben ſchmieren: Da ſonſten genug/ allein das jenige zu= ſchmieren/ 1134 damit vnd ſo weit es den Menſchen verletzt.4. Er iſt allerdings nicht vonnoͤthen/ die Wunden zuhefften/ dergleichen die gemeine Balbirer im Brauch haben/ ſondern man ſoll dieſelbige nur taͤglich mit einem ſaubern leinenen Tuͦchlin vmb= wickeln/ vnd ſolches Tuͤchlin zuvor in deß Patienten Harn befeuchti= gen. 1135 5. An welchem Tag einer die Waffen ſchmieret/ ſoll er ſich deß Beyſchlaffs enthalten. 1136 6. Vor der Salbung der Waffen/ dem Verwundeten das Blut ſtillen.7. In den Bruͦchen vnd verletzungen der Beine die Salb mit dem Pulver von groſſer Wallwurtz 1137 oder der Wurtzel von ſchwartz Nißwurtz vermiſchen.Wann du nun die Waffen/ damit einer verletzt worden/ bey ha̅= den haſt/ vnd zuwiſſen begehreſt/ ob er deß Laͤgers werde vmbkomme̅ oder geneſen/ ſo laß die Waffen in einem Kohlfewer ſo warm werde̅/ 1138 daß du die Haͤnde noch daran halten kanſt/ vnd beſtrewe es demnach mit dem reinen vnd ſubtielen Pulver von rothem Sandel vnd Blut= ſtein: Dann wann es Blutstropffen von ſich ſchwitzet/ ſo iſt ein Zei= chen/ daß der Menſch werde ſterben: Wo aber ſolches nicht geſchicht/ ſo kompt er auch.

Wann du aber gerne wolteſt wiſſen/ ob ſich der Pa= tient in Eſſen vnd Trincken vnd andern zu der Diaͤt gehoͤrigen Stuͤcken recht vnd nach Ge= buͦhr verhalte:
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So kanſtu ſolches auß dieſem vernemmen:
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Wann ſich an den Waffen keine blutige Flecken erzeygen: Dan̅ wo derſelbigen etliche zugegen/ ſo ſeye gewiß/ daß er die Gebuͤhr vber= ſchreite.
|| [ID00394]

Ferꝛner iſt auch in Acht zunemmen.
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1. Wann man̅ die Waffen nicht haben kan/ daß man gleich= wol eine jede Wunden vnd gewaltſame Verletzung/ dardurch das Blut verroͤhret/ mit dieſer Salben koͤnne heylen: Wann man nemb= lich ein Hoͤltzlin von einer Weyden 1139 in der Wunden feucht macht/ vnd nach de̅ das daran behangende Blut duͦrꝛ worden (nit an ď Son= nen oder bey ď Hitze deß Fewers/ ſondern fuͤr ſich ſelbſt) alsdan̅ in die= ſe Salbe/ ſo in einer Bixen verwahrt/ hinein ſteckt vnd darinnen laͤſt.2. Im Fall die Wunde groß vnd tieff/ ſoll man ſie alle Mor= gen reinigen/ vnd mit einem friſchen leinenen Tuͤchlin ohn alle andere euſſerliche Oel/ Salben vnd dergleichen vmbwickeln: So wird ſie ohn allen Zweiffel geheylet/ ſic ſey geſchehen/ wie ſie jmmer woͤlle: Vn̅ iſt genug/ daß man das Hoͤltzlin ein mal in der Blutigen Wunden feucht mache/ vn̅ nachmals biß zu voͤlliger Heylung in der Salbe̅ laß.3. Gleich wol aber/ wann eine andere friſche Wunden ſoll ge= heilet werden/ muß man auch darzu ein anderes friſches Hoͤltzlein brauchen.4. Wann aber die Wunde kein Blut will von ſich geben/ ſo ſoll man dieſelbige mit dem Hoͤltzlin ſo lang reiben vnd ritzen/ biß es et= was bluticht wird: Gleich wie man dann auch in dem Zahnwehe den boͤſen Zahn oder vielmehr deſſelbigen Fleiſch herumb/ ſo lang mit dem Laßeyſen ritzet/ biß es ſchweiſſet/ vnd wann das Blut an dem Eyſen trucken worden/ ſo ſchmiert man es mit dieſer Salben/ es ſtillet den Schmertzen alſo bald.Wann etwann ein Pferd vernagelt worden/ vnd jhm der Nagel in das Lebendige gangen/ ſo zeugt man denſelbigen widerumb herauß vnd ſchmiert jhn mit dieſer Salben/ es heylet der Schade ohn alle Vereyterung 1140 alſo bald zu.Vnnd auff dieſe Weiſe koͤnnen alle Thier/ welche Fleiſch vnnd Beine haben/ curieret werden. ???cc Der Allerhoͤchſte Medicus, durch deſſen Wort die Medicin oď ( Exod. 15. ſect. 26. Sap. c. ???6. ſect. 32.) von jhm erſchaffene Artzney allererſt kraͤfftig wird/ gebe zu dieſer rech= ten vnd ordentlichem Gebrauch ſeine Gnad vnd gedeyen/ welchem allein ſey Ewig Lob vnd Danck geſaget. AMEN.
|| [ID00395]
???r. Der Pfeil???ſ. Von der Spitzen an-Wie mag es dann wol geſchehen koͤnnen/ daß man mit ſehenden Augen nicht will ſehen vnd an offenem Tag Lucernen brauchen/ wiewol wir zwar geſtehen muͦſſen/ daß von ſolchen vnnd andern dergleichen Würckungen eigentliche Vrfachen nicht koͤnnen gegeben werden [ID00396] auch ſolche gantz vnnd gar zuerforſchen vnmoͤglich. Der Magnet ziehet an ſich das Eyſen/ vnd machet ſich eines deß andern mit verwunderung theilhafftig/ aber wer iſt je ſo verſtaͤn= dig vnd ingenios gefunden worden/ der dieſes wunderlichen Dings natuͤrliche vnd eygent= liche Vrſachen/ wie ſolches nemblichen eintzig vnd allein durch dieſelbige geſchehe/ hette koͤn= nen an Tag bringen. Gleicher maſſen muß man auch von dieſer Waſſen=Salben vrtheilen/ vnd nicht alſo bald deroſelben wunderſame Wuͦrckungen den Teuffeliſchen Künſten/ wel= che zwar ohne vnſere Meinung dergleichen Sachen koͤnnen ins Werck ſetzen/ zuſchreiben/ oder das Werck vnd deroſelben Tugenden in zweiffel ziehen oder aber dieſelbige gaͤutzlichen verneinen in dem man der Saͤuberung der Wunden eintzig vnnd allein zumiſſet vnnd auff ſolche Weiſe darvon gehalten wird/ daß auch ohne Salbung der Waffen die Wunden koͤn= nen geheilet werden/ da man dann erſtlichen vnd zuvor die Vrſachen ſolcher Heylung müſſe erforſchen. Vielleicht aber moͤgte ſolcher Grübler ſagen1. Wie es komme/ daß bey ſolcher Wund Artzney gar wenig/ ja faſt gantz nichts außgerichtet werde/ wann nicht der auff der Hirnſchalen eines erhencketen wachſende Moos vnder dieſe Salben gemiſchet worden?2. Wie es geſchehe/ daß der Pfeil oder andere Waffen vergeblich darmit geſchmie= ret werden/ wann nicht zuvor dieſelbige mit dem auß der Wunden flieſſendem Blut ange= feuchtet worden?3. Woher es komme/ daß dem verwundeten/ von dem der da heilet/ entweder groͤſe= re Schmertzen oder Linderung derſelbigen nach Belieben vnd zu verſchiedener Zeit koͤnnen zugefuͤget vnd gemach??? werden?4. Was doch die Vrſach ſeye vnd woher es komme/ das die Beinbruͤche gar vbel oder nicht ſo wol moͤgen curiret werden/ wann zu der Salben nicht der Bruchſtein oder die Wallwurtz auch genommen vnd vnder dieſelbige gemiſchet worden?5. Warumb man/ wann die Wunden gehawen oder geſtochen/ mit der Salbung der Waffen auch muͤſſe varüren vnd ſich darnach richten?6. Wie doch die in der/ von dem Medico vorgeſchriebenen Diaͤt begangene Fehler alſo bald koͤnnen in Verbindung der Waffen geſpühret werden vnd auff was Weiſe ſolches geſchehe? Dieſe vnd andere dergleichen Fragen moͤgen die jenige außlegen/ welche ſo ſcharpff wider dieſe Waffen Salbung vnd deroſelbigen experimentirte Curen jhre Federſpitzen Liba- vius der will von keiner nichts hoͤren noch wiſſen/ vnd ſpricht/ das ſolche Experientz allein be= ſtehe in den natuͦrlichen Dingen/ vnd iſt die verborgene Freundſchafft oder Sympathij eine Continuirung der Natur vnd bequeme Vbereinſtimmung: Dann ob gleich der Magnet vnd das Eyſen zimblichen weit von einander ſind/ ſo haͤnget doch dieſer beyden Natur alſo aneinander/ daß ſie ſich auch miteinander vereinigen/ warumb wolte man dann nicht glaube̅/ vnd nicht zugeben/ daß dergleichen continuatio auch zwiſchen der Wunden vnd der Waffen Salben geſchehe vn̅ eine verborgene verwanduuß oder Sympathij ſeye. Was aber dieſelbige Sympathij eygentlich ſeye/ worinnen dieſelbige beſtehe/ wie ſie geſchehe vnd was derſelbigen Vrſach/ von dieſem allem iſt eben allhier die Frag. Es wird aber keiner niemahln ſein gefun= den worden/ welcher jhme einen ſolchen herꝛlich vnd koͤſtlichen ja faſt vbernatuͤrlichen Ver= ſtand hette eingebildet/ daß er dieſes alles auffs genaweſte wolte erfinden vnd ſufficient ſeyn ſolches außzulegen. Doch muß man vnder deſſen nicht feyren/ ſondern/ ſo weit ſich menſchli= che Witz vnd Verſtand immer erſtrecken kan/ ſolches zuerforſchen/ ſich vnderfangen. Daß aber bey dieſer Cur auch dergleichen Sympathij ſeye/ iſt gnugſamb offenbahr vnd bekand/ dar= bey muß man aber erſtlich betrachten das Subjectum oder die Matery darinnen ſolche Sym- pathij beſtehe/ uemblichen das Blut ſelbſten: Zum andern/ der Vrſprung oder woher ſolches komme/ welches anders nichts iſt/ als der geheime ſpiritus Mundi, welcher alles durchwan= dert vnd animiret: Zum dritten/ die Inſtrumental Vrſach/ ohne welche die Cur nicht ka??? voll bracht werden. Sagen dannenhero daß der Baſis oder Satz dieſer Waffen Salben ſeye der Moos von eines erhaͤngten Hirnſchalen oder der coagulirte Coͤrperliche ſpiritus animalis, [ID00397] dann wann ſolche Malefitz Perſonen mit dem Strang erwuͤrget werden/ ſo ſteige̅ die lebendig vn̅ natürliche Geiſter in das Haupt hinauff/ vn̅ weiln ſie wege̅ dicke ď Hirnſchale̅ nit koͤnne̅ hi= nauß kom̅en/ ſo werden ſie mit de̅ animaliſchen zugleich vnder ſolche̅ Wuͤrge̅ eingeſperret/ veꝛ= ſchloſſen vnd gleichſa̅ in eine̅ Gefaͤngnuß ſo lang verwahrlich auffgehalte̅/ biß ſie mit der Zeit ſich mit eina̅der in ein Corpus vereinigen vn̅ mit Gewalt herauß dꝛinge̅ vn̅ die Hirnſchal rings vmb gleichſam vberziehe̅. Wanns alsdann der Mercurius oder der ſpiritus Mundi von dem Neptuno durch den Regen/ Thaw/ Schnee/ Reyff/ als euſſerliche hierzu dienliche Mittel auff deß erhaͤngten Hirnſchalen außgegoſſen worden/ ſo waͤchſet darvon ſolcher Moos/ welcher iſt ď Satz oder Baſis dieſer Artzney/ welche alle drey Kraͤfften/ als die animaliſche/ Vitaliſche vn̅ natuͤrliche zugleich in ſich begreiffet/ welche er hernacher auch dieſer Salben mittheilet.Was das auß der Wuuden flieſſende Blut belangen thut/ ob ſchon/ in dem ſolches noch friſch hervor kom̅et/ die fluͦchtige Geiſter in der Lufft moͤgten verſchwinden/ ſo koͤn̅en/ ſolches doch in keine̅ Weg thun vnd ſich außdrehe̅ die jenige Geiſter/ welche jhren Sitz in dem fixen Saltz ha???en/ welche/ weiln ſie nicht außgetrieben moͤgen werden/ ſo bleiben ſie bey dem jenige̅/ deſſen Theil ſie ſind Dannenhero dann gnugſam erhellet/ daß noch etwas muß in de̅ Blut ſeyn/ dardurch ſolche Würckungen geſchehen So bald nun die Waffen mit dieſer Salben angeſtriechen werden/ welches dann muß warm geſchehen/ von Stund an ziehet auch das fi= xe Saltz deß Bluts an den Waffen durch ſeine Magnetiſche vnd natuͦrliche auch angebor= ue Kraͤfften den ſpiritum animalem auß der Salben an ſich/ welche zween ſpiritus alsdann durch den dritten Man das iſt denſpiritum Mundi als welcher alles animiret vnd ſich vber alles erſtrecket auch in allen weſentlichen Saamen webet/ ſchwebet vnd lebet/ alles bey guter Einigkeit erhaͤlt/ vnd in dem er die activa mit den paſſivis in gewiſſer proportion voreiniget vn̅ zuſammen füget/ ſo iſt er ein Vrſprung alles deß jenigen/ was in der gantzen Welt geſchie= het:) mit einem lieblichen vnd angenehmen Band vereiniget werden/ der rechte vnnd wahre ſpiritus Mundi iſt der Vniverſal vnd allgemeine Mercurius/ dtr Natur erſtgeborner Sohn/ welcher/ in dem er noch in dem allgemeinen Stand ſeiner Jungfrawſchafft iſt/ der jenige̅ Sa= chen mit welchen er vereiniget wird/ Natur an ſich nimmet auff keine andere Manier/ als der Himmliſche Mercurius. Dannenhero kommet es/ daß wann etwas gutes oder boͤſes dieſem auſſerhalb den Adern coagulirten ſpiritui wiederfaͤhret/ ſolches auch ſeinem mitverwandten in den Adern annoch weſentlich wohnenden wegen naher Freundſchafft oder ſympatheti- cè mittheilet/ vnd daſſelbige vermittelſt deß Vniverſalen ſpiritus, ſp da alle Heimlichkeiten er= oͤffnet/ welcher nemblich mit dieſem entweder ſich erfrewet oder Leydt traͤget. Vnnd dahero kompt es/ daß der Krancke Schmertzen empfindet/ wann die Waffen an das Fewer gehalten/ oder aber an die vnſtatte vnd kalte Lufft geleget werden: Weiln nemblich der ſpiri- tus animalis welcher auſſer dem Menſchen iſt/ zu erſt leydet/ vnd hernach ſolches ſein Leyde̅ oder Schmertzen dem jenigen ſo noch bey dem Menſchen iſt vnd wohnet/ durch eben dieſes Mittel mittheilet/ vermittelſt welches nicht allein dieſes Werck/ ſondern auch alles in der gantzen Welt geſchiehet Vnd wz mehr iſt/ im Gegentheil auch daſſelbige von ſich ablehnet/ derohalben auch alſo bald/ wann vielleicht der Patient ſich vngebuͦhrlich in Eſſen gehalten/ vn̅ Zwibeln/ Kuoblauch/ Senff/ vnd anderes deßgleichen zu ſich genommen/ auch dem Veneri= ſchen Wollüſten abgewarttet/ ſo ſpuͦret man ſolches von Stund an in den Waffen/ vnd die= ſes dahero/ weiln nemblich der ſpiritus animalis in dem Menſchen zu erſt leydet vnd hernacher ſeinen Mit vnd Anverwanten in den Waffen dieſes ſeines Leydens theylhafftig machet. Dieſes iſt derowegen die Vrſach dieſer Wuͤrckung vnnd Handlung/ welche ſo man wol in Acht nimpt vnd nach ſinnet/ allen vorigen Fragen leichtlichen kan gnug geſchehen vnnd dar= durch nach Wunſch dieſelbige außgele get werden.Das 1. Argument oder Grund/ ſo die wiederwaͤrtigen brauchen/ iſt dieſes: Das jenige welches beleydiget oď verwundet/ hat allhier keine proportion mit dem jenigen/ ſo verwundet wird: Dieweiln das Blut damit die Waffen beſtriechen oder angefeuchtet werde̅/ allbereits kein Leben mehr bey ſich hat. Antwort: Das Blut/ darmit die Waffen beſtriechen worden/ ob es ſchon nicht mehr wird informiret von der Seel deß lebendigen Menſchen/ ſo hat [ID00398] es doch gleich wol noch die Form deß miſti oder vermiſchten bey ſich/ welche ſo viel vermag/ daß dieſes Blut nicht allein die Krafft etwas anzurichten ſondern auch auß zuſtehen vnnd zuleyden noch bey ſich behalten thut.(2) Der zweydte Grund iſt: Die Artzney muß auff das Glied ſo mangelhafft oder verwundet worden/ gelegt oder appliciret werden/ nun aber iſt ſolches nicht der gantze menſchliche Leib/ ſondern das verwundete Glied. Antwort: (1) dieſe Regul oder Satz iſt nicht Vniverſal. (2) das die Artzneyen nicht allezeit auff den Schaden gelegt werden/ be= zengen die Amuleta (3) wie kan dieſe Heylung/ welche da durch die Waffen Salbe ge= ſchiehet/ dem verletzten oder verwundeten Glied communiciret werden/ da offtermahls der Krancke etzliche Meilen darvon abweſend. Ferners antwortten wir auch auff obangeregtes Argument (1) daß der Nahme vnſerer Salben/ in dem vnſer Author ſolche ein unguentu̅ ſympatheticum oder magnetiſche Salbe nennet obangeregter Regul zuwieder. Dann wan̅ ſolche Salbe auff Magnetiſche Weiſe heilet/ ſo wird ja ein gewiſſer Raum erfordert/ ver= mittelſt welches ſolche/ das andere Anverwandte an vn̅ zu ſich ziehet (2) Geſchiehet ſolche Communication durch dieſe Magnetiſche Krafft auff die jenige Weiſe/ wie die Geyer auff etzliche Meilen Wegs ein Aas thun riechen (3) wiewol wir zwar geſtehen muſſen/ daß ſolche Weiſe der Communication vns vnbekand/ ſo folget aber gleichwohln nicht dahe= ro/ daß ſolche vor Zauberiſch zuhalten oder außzuſchreyen: Dann ſonſten/ wann dieſes ſolte Platz finden/ ſo müſte auch das Ab vnd zunehmen deß Meers vor ein Zauberiſch weſen zu= halten ſeyn/ dann ja deſſelbigen Vrſach vor dieſem vnd annoch biß dato dem meiſten Theil vnbekand. Wie ingleichem auch von andern vnzaͤhlichen Dingen zu vrtheilen. Sintemahln in der Tieffe der Natur ſehr viel Sachen verborgen liegen/ vnder welchen vns der wenigſte Theil bekand/ das vbrige aber vnſere Nachkoͤmlinge ſchwehrlichen werden achten. Dero= wegen/ ob vns ſchon die Vrſachen ſolcher wunderbahren Würckungen vnnd Effecten verborgen/ ſo muß darumb nicht alſo bald das Werck ſelbſten verworffen oder vor Zaube= riſch außgeſchryen vnd gehalten werden.(3) Das dritte Argument/ das ſie brauchen/ iſt: Daß zu dieſer Cur gebrauchet wer= den/ die Abwaſchung der Wunden mit deß Patienten ſelbſt eigner Vrin/ die Verbindung/ gebührliche Diaͤt &c. Antwort. Dieſe Dinge thun zwar zu Heilung der Wunden/ als Vrſachen/ ohne welche nicht/ daß aber ſolche die Wunden in ſo kurtzer Zeit/ wie durch die Waffen Salbe geſchiehet/ ſolten vollkommlich auß dem Grund herauß heilen/ ſolchem wie= derſpricht die taͤgliche Erfahrung.Zum Beſchluß communicire ich auß trew auffrichtigem Gemüth meinen liebſten Diſci- pulis allhier zwey ſchoͤne auß der Chymij genommene Stuͤcklein/ vnder welchen das erſte iſt/ das Campffer Oel vnd die darauß bereitete Artzney/ ſampt andere in der Peſt dienliche Ale- xipharmaca. Das andere iſt ein auß dem natuͤrlich auß der Erd gegrabenem Zinnober/ ſo da in ſeine drey principia, recht vnd wol ſeparirt vnnd nach dem ſolche hernach durch die Kunſt wiederumb wie ſichs gebuͦhret vereiniget worden/ zubereitetes Schweißtrei= bendes Praͤcipitat/ ſo da gleichſam als ein Vniverſal Mediein zu aller= hand Schwachheiten nutzlich vnd dienlich iſt.
|| [ID00399]

Ein ſonderliches Alexipharmacum oder Artzney wieder das Giefft.
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ſpiritus von Terpentin/ oder aber/ welches das allerbeſte vnd koͤſtlichſte/ Neglein Oels vj. LothZerſtoſſe erſtlichen den Canipffer ſo ſubtiel als immer moͤglich/ vnder deſſen aber gieſſe nach vnd nach das Oel darzu/ biß gleichſam ein Brey darauß wird/ letztlichen thne auch das Wermuth Saltz hinzu vnd ſtoſſe abermahls ſolches alles eine Zeitlang vnder einander/ biß nemblichen alles auffs gnaweſte ???miſchet worden. Dieſe vermiſchte Stuͦck nun deſtillire durch eine Retort mit einem ſehr kleinen Halß/ in einem trocknem in dem Reverberir Ofen verſchloſſenem Balneo in einem kleinen kurtzen Recipienten/ erſtlichen zwar mit gelindem/ her= hernacher aber mit etwas ſtarckerem/ doch nicht gar zu ſtarckem/ Fewer/ biß nemblichen das Qel ſelbſten vnd mit demſelbigen der Campffer in einer Butterechten Geſtalt vnder deſſe??? aber die weiſſen ſpiritus haͤuffig hervorkommen. Am Ende/ damit das Oel/ wann inſon= derheit das ſüß Mandel Oel darzu genommen wird/ bey den vbrigen iſt es nicht zu beobach= ten/ nicht nach dem Brand ſchmecke/ muß man den Reciplenten mit dem herüber gezogenem Oel hinweg nehmen vnnd hernacher alsdann das Fewer ſtaͤrcker treiben/ damit das in der Retort vbrige Wermuth Saltz von ſeinem boͤſen ſtinckendem Geruch geſaͤubert vnd/ wann gleich die Retort von der groſſen Hitze gluͦend worden/ calciniret werde. Dieſes Saltz zerrei= be hernach ſubtiel/ vnd gieſſe alles das jenige Oel/ ſo in der erſten Deſtillation vbergangen/ daruͦber/ ſolches deſtillire alsdann/ wie zuvor durch eine andere kleine Retorten/ wann nun das Oel miteinander fein hell vnd klar hervorkommen/ ſo verfahre mit dem Saltz wie zuvor vnd repetire die gantze Arbeit wie anfaͤnglichen/ alſo auch zum dritten Mahl/ daß du nemb= lichen vber dem Saltz das Oel rectificireſt. Letzlichen/ weil dieſes Oel wegen Fettigkeit deß Campffers noch etwas Dicke/ als leſche in demſelbigen etliche Stuͤcklein glüender Ziegel= ſtein ab/ doch muß ſolches in einem darzu bequemen Geſchirr/ welches einen Deckel habe/ geſchehen/ damit dieſelbige alſo bald (:dann das Oel ſich ſonſten entzuͦndet:) darmit moͤgten gedaͤmpffet vnd keine Flamm erreget werden/ ſolches deſtillire endlichen in einer Retorten/ ſo wird ein hell klares vnd durchſcheinendes Oel hervor kommen/ welches von ſeinem Phleg- mati oder Feuchtigkeit/ ſo eine darbey iſt/ muß abgeſondert werden. Mittlerzeit aber/ da man mit der Deſtillirung dieſes Oels vmbgehet/ koͤnnen die andere zu dieſer Compoſition gehoͤ= rige Ingredientien bereitet vnd zugerichtet werden/ als da ſind/ das Extract von Myrrhen/ Aloͤe vnnd Saffran vnnd das Gummi deß Schwefels. Solche Extruct werden praͤpariret auff die jenige Weiſe/ welche da lehret/ das Tyrocinium Chymicum im 2. Buch am 9. Cap. nemblichen mit dem Brandwein/ aber die Myrrhen vnd Aloͤe müſſen zuvor in einem deſtil= lirtem Eſſig ſolviret werden/ auffdaß die Hefen darvon moͤgten abgeſondert werden/ wann hernach der Eſſig darvon abgezogen worden/ ſo muß man in dem vbrigen nach Anlaß der Kunſt verfahren. Das Gummi deß Schwefels nach Art deß Schwefel Balſams in dem Tyrocinio. Aber zu Ende muß der Brandwein von dem Schwefel abgeſondert werden/ damit derſelbige allein auff dem Boden ſitzen bleibe/ welcher ſich gleich wie ein Gummi/ in der Kaͤlte coaguliret. Die Zubereitung deß ſaͤmptlichen Wercks aber iſt dieſe.
|| [ID00400]
Miſche alles wol vndereinander vnnd hebe es in einem ſaubern vnnd reinen Gefaͤß auff. Sein Gewicht iſt von ij biß in iij Gr. alle Morgen mit Theriac Waſſer/ innerhalb xxiv Stundten von der erſten Zeit an/ da einen die Peſt zum erſten angegrieffen/ ein oder zwey mahl den Sehweiß darmit zu befoͤrdern/ genommen.

Ein vber alle maſſen koͤſtlich Schweißtreibendes Præcipitat.
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Erſtlichen muß man den ſpiritum deß Salpeters nach Art vnd Weiſe deß Tyrocinji Chy- mici im 2. Buch am 4. Cap. zubereitet/ bey der Hand haben. Dieſes nimb j ℔. Stein Saltzes auff das ſubtileſte pulveriſirt auch ſo viel/ miſche dieſe beyde Stück wol vndereinander/ deſtil= lire darauß ſchoͤne blutrothe Waſſer durch eine Retort/ daran der Recipient zuvor allbereits angehaͤnget/ alſo bald in einem verſchloſſenem Reverberier Ofen/ welches Waſſer verwah= re fleiſſig zum Gebrauch. Hernach nimb deß natuͤrlich hochrothen Vngariſchen von ſeinen Berg=Schlacken wol gereinigten Zinnobers/ welcher da iſt/ eine Minera der Mercurij oder Queckſilbers/ ſo viel dir beliebig/ dieſen ſolvire nun allgemaͤchlichen in obigem Waſſer/ ſiehe aber wol zu das du ſehr behutſam damit vmb geheſt/ dann ſie ſich ſehr ſtarck entzuͦnden/ derowegen der Zinnober nicht auff einmahl zugleich ſondern nach vnd nach muß hinzu getha̅ werden/ vber das/ biß ſich der Zinnober gaͤntzlichen ſolvieret/ welche Solution dann gantz graßgrün wird/ gehoͤret darzu eine zimbliche groſſe Quantitet deß Menſtrui oder obgedachte̅ Waſſers. Die helle vn̅ klare Solution gieſſe von de̅ brennechte̅ Schwefel/ welcher entweder oben auff der Solution ſchwimmet oder aber auff dem Boden ſitzen bleibet durch die Nei= gung darvon ab/ vnd deſtillire ſolche in dem Sant. So wird er ſtlichen hervorkommen das Menſtruum, die principia aber deß Zinnobers werden auff dem Boden verbleiben/ welche zwar ſich anjetzo wegen der Solution vnd Abziehung deß Menſtrui von einander haben ge= trennet/ hernacher aber mit allem Fleiß ſind von einander zu ſepariren vnnd abzuſondern. Wann nun das Menſtruum gantz vnd gar darvon wird abgeſondert worden ſeyn/ ſo treibe das Fewer etwas ſtaͤrcker/ ſo wird der ſublimirte weiſſe Mercurius an den Waͤnden der Cucurbit auffſteygen/ auff dem Boden aber der Retorten der Schwefel vnd das Saltz obig gedachten Zinnobers zugleich ſitzen bleiben. Nehme oben von der Cucurbit/ damit du den= ſelbigen vnvermiſcht mit den andern beyden principiis vnd dieſe abſonderlich ohne den Mer= curium haben moͤgeſt/ ein Stück mit ſonderlicher vorſichtigkeit hinweg. Den gemeinen ſubli= mirten Mercurium ſamle fleiſſig zuſammen/ ſolvire jhn in einer Cucurbit mit deſtillirtem Eſſig/ doch daß er in heiſſem Sant etwas auffſiede vnd walle. Die Hefen werffe hinweg/ ziehe den Eſſfg/ welcher den Mercurium gleichwol bey ſich habe/ biß zur Truͤckne darvon ab/ was vbrig bleibet/ ſolviere abermahls mit Regenwaſſer oder May Thaw/ daß es doch vnder deſſen ein wenig wieder auffwalle/ vnd wann die Hefen darvon hinweg geworffen/ ſo deſtillire das Waſſer/ biß ein ſchwartzer Klumpffen/ oder zaͤhe Matery vbrig bleibet/ wel= che dann abermahls wie zuvor mit einem deſtillirten Regen Waſſer/ zu ſolviern/ vnd daſſel= bige zum dritten vnd virdten mahl/ biß nemblichen nach der vierdten deſtillation der Mer cu= rius ſchoͤn weiß vbrig verbleibe. Endlichen gieſſe vber dieſen einen ſubtilen koͤſtlichen Brand= wein/ laſſe es mit einem blinden Helm im Balneo etzliche Wochen ja einen gantzen Monat digeriren. Vnder deſſen aber ſeparire vnd clarificire auch die andere auff dem Boden der Cu= curbit/ nach dem der Mercurius darauß genommen worden/ vbriggebliebene principia, wel= ches nach folgender Geſtalt geſchehen kan. Gieſſe vber dieſe beyde/ nemblichen das Saltz vn̅ den Schwefel ein deſtillirtes warmes Regenwaſſer ſo wird ſich das Saltz alſo bald ſolvi= ren vnd zu Waſſer werden/ der gelbe Schwefel aber allein vbrig verbleiben. Wann aber wieder verhoffen bey demſelbigen etwas von dem Saltz ſolte verbleiben/ ſo muß daſſelbige [ID00401] durch etzlichmahlige Abwaſchung mit deſtillirtem Regenwaſſer darvon genommen/ zu obi= ger Extraction deß Saltzes gethan vnd darmit vermiſchet werden. Beydes aber muß her= nacher wol gereiniget werden=welches eintzig vnd allein am fuͦglichſten geſchehen kan durch einen guten Brandwein. Nimb derowegen von dem Saltz das deſtillirte Regenwaſſer/ da= mit daſſelbige extrahiret worden/ hinweg/ ſolches Saltz aber ſolvire mit dem beſten Brand= wein/ wann alsdann die Hefen darvon werden ſein ſepariret worden/ ſo wird die Solution auß der gruͤnen eine gelbe Farb vberkommen/ darvon ziehe nun den Brandwein biß ein Haͤuttlein darauff ſtehe/ ab/ ſo wird ſich das Saltz ſelbſten/ gleich wie ein hell vnd klares Vi= triol auff dem Boden coaguliren/ welches fleiſſig zuſamlen vnd auffzuheben. Den Schwe= fel aber/ ſo er etzliche mahl mit warme̅ deſtillirtem Regenwaſſer zuvor wol abgemaſchen vnd widerumb außgetrocknet worden/ laſſe gleicher Geſtalt eine zeitlang mit dem Brandwein digeriren/ vnd thue jhn hernacher hinweg. Auff dieſe Manier vnd Weiſe nun hat man bey der Hand fertig vnd wol purificirt beyde principia, nemblichen das Saltz vnnd den Schwe= fel/ gleicher Geſtalt aber muß auch der Mercurius purificiret werden. Nach dem derſel= bige die gebuͤhrliche Zeit durch mit dem Brandwein wird ſein digerirt vnd ſolvirt worden/ welches dann ſchoͤn hell roth wird ſcheinen/ ſo ziehe erſtlichen mit gelindem Fewer deß Sants durch eine Retort in einem weiten Recipienten den ſpiritum vini oder Brandwein ab/ da= rauff treibe das Fewer etwas ſtaͤrcker/ ſo wird der ſpiritus deß Mercurij hervorkommen/ welcher ſich hin vnd wieder durch die gantze Retort gleich einem hellen Cryſtall auffwoͤlcket vnd ſublimiret: laſſe alles biß zu vollendung der Deſtillation bey einander/ ſo wird nach xxiv Stunden der Cryſtalliſirte ſpiritus deß Mercurij in dem vorhero deſtillirtem Brandwem ſolviret werden/ welcher abermahls von dem Brandwein abzuſondern vnd kan ſolches am fuͦglichſten durch ein gelindes Balneum geſchehen. Dann der Brandwein wird auffſteigen vnd den ſpiritum deß Mercurij hinder ſich gantz aͤſchenfarb auff dem Boden laſſen/ welcher auch muß auffgehoben werden. Wann man dieſe drey principia gedachter maſſen vberkom me̅/ ſo muß man alsdan̅ auch zuſehe̅/ wie man ſolche in gleichfoͤrmiger proportion wiederu̅b= moͤge vereinigen/ welches alſo kan geſchehen. Erſtlichen muß man ein zuſammen fuͤgendes Waſſer auff nachfolgende Weiſe auß eben dieſer Mineren bereitet werden. Nimb Vnga= riſchen Queckſilbers xij Loth/ ſolvire ſolche in einem vorhero von Salpeter vnd Stein= Saltz bereitetem Scheidwaſſer/ vnd wann die Hefen dar von abgeſondert worden/ ſo deſtil= lire das ſolvirte in einem gelinden Balneo biß zu einer Oelechten Dicke oder Conſiſtentz: gieſ= ſe abermahls daruͤber voriges Scheidwaſſer/ ziehe ſolches zum zweydten widerumb ab dz eine Oclechte Conſiſtentz vbrig bleibe/ vnnd repetire ſolches zum fuͤnfften auch wol ſechſten mahl. Hernach laſſe es in ein Balneum Mariæ in einem wolverwahrten Gefaͤß zu putreſ= ciren 14. Tag lang alſo ſtehen/ endlichen deſtillir??? ſolches mit gelindem Fewer deß Sants ſo lang/ biß daß vberfluſſige Waſſer ſaͤmptlich darvon abgeſondert worden/ wann aber die weiſſe ſpiritus ſich werden erzeigen vnd hervor kommen/ ſo thue den Recipienten hinweg vn̅ ſetze einen andern vor/ welcher wol muß mit Leimen verwahret werden/ dieſelbige fange auff ſo ſie hernach mit dem Waſſer zugleich herüber ſteigen/ alsdann fahre fleiſſig mit dem deſtil= liren fort/ auch ſo ferꝛn biß daß das Gefaͤß gantz glüend werde/ welches Waſſer dann man wol verwahren muß. In dieſes Waſſers xij Lothen ſolvire obig bereiteten Saltzes iv Lo. ſolches circulire eine zeitlang im Balneo, hernacher gieſſe vber ein Loth Schwefel iij Loth deß jenigen Waſſers darinnen nemblichen das Saltz ſolviret vnd digerirt worden/ welches dann in einem gelinden Balneo endlichen darvon wiederumb muß biß zu einer Dicke abge= ſondert werden: Gieſſe wiederumb voriges Waſſer in obgedachter Quantitet nembli= chen iij Loth daruͦber/ vnnd ziehe ſolches gleicher Geſtalt wie zuvor durch ein Balneum ab/ fahre alſo fort/ biß mit eine̅ L. Schwefel ſich ij L Saltzes wolvereiniget haben/ welche dann auß dem Gewicht gar leichtliche̅ abzunehme̅/ ob ne̅bliche̅ auß beyde̅ ſeye ein ſchleimichtes Waſ= ſer worden. Vo̅ dieſem nim̅ nun j L. thue darzu iv L. obangeregten bereiteten Mercurii/ ſeys es in einer Hermetiſch=wolverwahrter Phialen in den faulen Heintzen/ koche es darinnen [ID00402] doch das du das Fewer nach der Kunſt in ſeinen Graden recht gubermereſt/ ſo lang/ biß al= les zu einem ſchoͤnen rothen Pulver worden/ welches dann gemeiniglich innerhalb dreyer o= der vier Wochen wird geſchehen. Dieſes alſo zubereitete vnd durch den Brandwein recht vnnd wol corrigirte Pulver/ verwahre fleiſſig. Solches iſt eine rechte Vniverſal Medicin/ von welchem j oder zum ho̅chſten ij Gr. mit einem zu der Schwachheit dienlichen vnd be= quemen Mittel in einer jeden Schwachheit eingenommen/ ſtaͤrcken mit Verwunderung deß Menſchen natuͦrlichen Balſam/ daß er deſto fertiger kan dem innerlichnn Feind bege= gnen/ vnd denſelbigen entweder durch das Erbrechen/ oder durch den Stuel/ oder aber durch den Schweiß außtreiben vnd verjagen.
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Beſchluß dieſes Buchs.
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ES laſſen nun die vberkluge Academici oder Schul= Profeſſores dermal eins nach/ welche die Chymiſche Artzneyen vernichten/ mit jhren Trohworten vnd ge= walt ſamen Schelten gleichſamb gebieten/ vnſerer lieben Vorfahren trewen Fleiß vnd Goͤttliche Weißheit zuver= lachen vnd zuverdammen. Sie hoͤren/ ſage ich/ auff/ deß Hermetis Schuͤler vnnd Nachfolger zu ſchmaͤhen/ ſolche anzufeinden/ vnd alles Betrugs vnnd Vnwiſſenheit zube= ſchuldigen/ gleichsfalls auch ins kuͦnfftige klahre Bewei= ſungen vnnd offenbahre Weiſe vnd Wege der Operatio- num vnd Geſchaͤffte zufordern vnd mit jhrer vngebraͤuch= lichen vnnd hochmuͤthigen Begierde zulernen/ von den Kohlbrennern/ wie ſie die Chymicos nennen/ die Ge= heymnuſſen der Chymi zubegehren: Welche ich durch Ein= geben der Gnade GOTTes der Gemeine allhie in groſſer Maͤnge vnd mit allen Trewen mitgetheylt. Vnd bitte hie= mit den einigen Richter vnd Raͤcher alles Vbels/ daß er allen den jenigen/ die dieſe recht vnd nach Gebuͤhr bereitete Artzneyen mit Hertzlicher Anruffung Gottes vnd Danck= bahrem Gemuͤth/ zu jhres Schoͤpffers Lob vnd Preiß/ jh= res duͤrfftigen Neben Menſchen Nutze̅/ vnd dieſer mit Vn= ſchuld verſchreyten Kunſt zu billichen Ehren gebrauchen weꝛden/ vnd bekennen/ daß ſie ſolches naͤchſt Gott auß lau= terer Freygebigkeit der Chymiſtiſchen gemeine empfange̅/ ſeine Gnade vnd reichen Segen in allen jhren Curen ver= leyhen woͤlle. Den vnwuͤrdigen Veraͤchtern aber/ wie auch [ID00404] allen denen/ die die Vernichtigung dieſer Kunſt verhoͤlen vnd ſich doch derſelbigen Gaben Gottes heymlich gebrau= chen/ vnd gleichwol vnter deſſen nicht auffhoͤren jhre Gut= thaͤter vnter den Chymiſten mit Worten vnd offentlichen Schrifften zuverlaͤumbten/ widerfahr vnnd begegne alles Vngluͤck. Vnd daß ſolches geſchehe/ verleyhe die Heilige Dreyfaltigkeit/ welche mir den Willen vnd Vermoͤgen ge= geben/ dieſe Chymiſtiſche Buͤcher vnd auß den Sprewern außgeleſene Spagyriſche gute Saamen nicht ohne groſſe Muͤhe vnd Fleiß zum offternmalexaminiert vnd erwogen: Der Poſteritaͤt oder Nachkoͤmblichen zu einer jmmerweh= renden Gedaͤchtnuß zuhinderlaſſen: Vnd ſage demnach der gantze Spagyriſche Rath vnd Gemeine von Grundt jhrer Hertzen/ mit mir AMEN. ENDE.
|| [ID00405]

Regiſter vnd Verzeichnuß al= ler fuͤhrnehmbſten Sachen/ welche in dieſer Baſilica, vnd Notis Hartmannianis be= grieffen.
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A.
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|| [ID00406]
|| [ID00407]

B.
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C.
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D.
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E.
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|| [ID00409]

F.
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G.
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|| [ID00411]

H.
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J.
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K.
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|| [ID00412]

L.
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M.
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|| [ID00413]
|| [ID00415]

N.
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O.
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P.
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Q.
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R.
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S.
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|| [ID00417]
|| [ID00418]

T.
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|| [ID00419]

V.
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W.
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|| [ID00420]

Z.
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ENDE.
|| [ID00421]

D. O. M. A. CROLLIUS REDIVIVUS. Das iſt/ Hermetiſcher MInderbaum/ Warinn zu ſehen/ wie die wunderbahre Werck Gottes von Liebhabern wahrer Chymiſcher Artz= ney/ recht zu verſtehen/ vnd zuerkennen; vnd wie ein jeder Gottsfuͤrch= tiger Artiſt, vnd Spagyrus derſelben nachfolgen/ auff das er dermal eineſt mit ei= gener geſegnet er Handarbeit im Philoſophiſchen Acker nicht nur ein Fuͤncklein/ ſondern wol gar ein ſtarcken Strahlen deß Liechts der Natur/ ohne ſondere Muͤhe außwuͤrcken vnd erlangen mag.
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Auß dem groſſen Hermetiſchen Luſtgarten zuſammen getragen vnd in ſieben Buͤchlein abgetheilet. Durch ANONYMVM von Feldtaw. Syr. 14. 18. Wer ſich mit ſeiner Arbeit nehret/ vnnd laͤſt jhm benuͤgen/ der hat ein fein ruhwig Leben/ das heiſt/ ein Schatz vber alle Schaͤtze finden.
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Gedruckt zu Franckfurt am Maͤyn/ bey Hans Friederich Weiß. M. D. C. XXXXVII.
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|| [ID00422]

Pſalm. 92. 7. 8.
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|| [ID00423]

Vorꝛede.
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DIeſes Philoſophiſche Tractaͤtlein/ Guͤnſtiger lieber Leſer/ iſt mir von einem guten Freund/ deme es vor vielen Jahren/ vnter einer alten Biblioteck zutheil worden/ zukom= men vnd gebetten/ weilen in diſen betruͤbten Laͤufften faſt alle ſtudia darnider ligen/ die Edle Chymia nicht verlaͤſchen moͤchte/ Reipublicæ Medicæ & Chymicæ zu ſonderm Nutz vnd Troſt/ ich es prælo vntergeben wolte/ dann/ was ſie in der gantzen Natur ſuchen vnnd zu lernen begeren/ das finden ſie in dieſem Tractaͤtlein/ mit Anwei= ſung/ daß ſie allein vor allen Dingen ſolches mit Gottesforcht/ wahrer Buß/ Vbung Chriſtlicher Liebe/ Faſten vnd Betten/ Nuͤchtern vnd Maͤſſigkeit wolten anfahen/ maſſen dann dieſes Traͤctaͤtlein/ weilen es voller Chriſtlicher Parabo= len vnd Ermahnu̅gen) wol Theologia Chymica mag genen̅et werden.Vnd damit auch der Chriſt- vnd Kunſtliebende Artiſt, was hier innen be= griffen/ deſto daß vnd deutlicher verſtehe/ hat ſelbige Perſon zu End dieſes Tractaͤt= leins/ den Abriß deß geheimen Ofens Mundi præſeferens imaginem ipſiſſimi, (davon primo volumine Theatri Chemici de arte metalloru̅ Metamorphoſ. fol. 36. vnd 221. auch ſonſten in vielen Philoſophiſchen Buͤchern/ nur ſtuͤckweiß/ auffs kuͤrtzeſt vnd dunckeleſt beſchrieben wird) annectirt/ dich damit auffzumuntern dieſen hohen Sachen/ ferner nachzudencken/ dann es denen vnerfahrnen/ gantz vnmuͤglich vnd vngleublich/ was vor Edele Artzneyen darinnen/ alß Gottes wun= derbahre gaben/ gleichſam/ Lufft/ Waſſer/ Fewer/ Saltz/ Oel/ Brandwein/ oder wol gar den gemeinen Spiritum mundi in einen Stein/ Saltz/ Pulver oder Erd/ koͤnnen zuwege̅ gebracht/ vnd vereiniget werden, Nicht aber darumb/ daß man eben im opere Philoſophico ſolch eines inſtrumenti motivineceſſariô haben muͤſte/ nain/ dann ſie ohne das ſuavi & magno cum ingenio, gar wol/ wie ſie pura puris, conju̅ctione amicabilinon im̅icabili vel deſtructiva, in ein newes klares Dia= phaniſches corpus zu redigiren/ couniren/ vn̅ in ein Palingeneſin vnd Widerge= burt zu bringen wiſſen; ſondern/ wz jene in eine̅/ zwey oder mehr Jahre̅kau̅ zu End bringen/ daß koͤnnen ſie in dieſem furno miſtyco, Zeit zu gewinnen/ in einem Mo= nat oder 6. Wochen ohne ſondere Muͤhe circuliren vnd verrichten. Welches/ weile̅ die Welt ſtehet/ von keinem Philoſopho niemalen alſo klar an deß Tages Liecht ge= geben worden/ wolleſt damit vorlieb nemen/ vnd der Sachen in der Forcht Gottes ſelbſten nachſinnen vnnd trachten/ ſo zweiffelt mir nicht/ du werdeſt den rechten Zweck wol finde̅ vnd treffen: Koͤnte auch wol geſchehe̅/ ſo ferꝛ derliebe Gott/ Gnad/ Fried vn̅ geſunde̅ Leib verleihet/ daß dieſe groſe Geheimbnuß in eine̅ andern groͤſern Tractat/ etwas mehrers elucidirt vnnd beſchriben werden moͤchten/ Gott befohlen.
|| [ID00424]
|| [ID00425]

Innhalt/ Dieſes Hermetiſchen Wunderbaums/ in kurtze Reimen verfaſt.
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MINERALIS. ANIMALIS. VEGETABILIS.
Ros vel Manna. Der Himmelſchluͤſſel bin ich genant/ Primula veris.
Nigrum nigrius nigro. Auß Gottes Gnad hieher geſand. Gratia Dei.
Mit mir bring ich viel Tauſentſchoͤn/ Centaureum
Putredo, Die mich lieben mit Wolfart Croͤhn. Bellis.
Griſeus color, Wilt du erlangen Ehr vnd Preiß/ Veronica.
Rufus color. Folg mir/ ich bin der recht Wegweiß. Solſequium
Viridis color, Ein rechtes Balſamkraut bin Ich/ Balſamita.
Citrinus color, Vors Teuffels Biß vnd Wuͤeterich. Succiſe, Cicuta,
Albedo, lillium, Ein Wunderbaum O Menſch nimb war/ Ricinus,
Cauda pavonis Dann ich heil allen Schaden gar. Lancea Chriſti.
Draco. Vor dich bin Ich am Creutz geſtorben/ Vitis.
Tinctura. Vnd hab dir bey Gott Heyl erworben/ Prunella.
Fermentum. Bring noch mehr Hertzensfreude dir/ Meliſſophillon.
Carbunculus. So du trachteſt Tag vn̅ Nacht nach mir Parietaria
Rex. Darumb nicht vergiß mein leichtlich. Camœdris.
Teleſmus Je lenger je lieber hab du mich/ Amara dulcis.
Totius Mundi. Ja laß mich ſein die Sonnwurtz dein/ Hemerocallis.
Ideo fugiat Dein Scharlach vnd Edel Roͤſelein. Anemone Roſæ.
à te omnis Dein Augentroſt vnd hoͤchſtes Guth/ Euphraſia.
Obſcuritas. So wirt dem Hertz ſein Wolgemuth. Origanum.
FINIS.
|| [ID00426]

D. O. M. A. Das erſte Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums/ Vom Fewrigen bleibenden Waſſer oder AZOTHO.
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Permanente Wie lib. 2. Maccab. Cap. 1. 29. beſchrieben iſt.
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DAnn/ da vnſere Vaͤtter in Perſien weg gefuͤrht wurden/ haben die Prieſter das Fewr vom Altar in ein tieffe trockene Gruben ver= ſteckt/ vnnd erhalten/ daß es niemands erfuhr: Als nun nach etlichen Jahren Nehemias nach dem Willen GOTTES vom Koͤnige heimb geſant worden/ ſchickt er derſelben Prieſter nachkommen/ die das Fewer verborgen hatten/ aber wie ſie vns berichtet/ haben ſie kein Fewer/ ſondern ein dickes Waſ= ſer gefunden.DEnen nun von Gott begabten weiſen Hertzen/ ſo in der Forcht Gottes vnd Weißheit wandlen/ wuͤnſche ich/ ſo dieſe meine Buͤchlein zu leſen vorkom= men/ von dem ewigen Liecht/ diß verborgen Fewer (alß den alleredleſten Schatz aller Breſihaffter Coͤrper) zufinden/ ſelbiges auch zu gebrauchen/ zur Ehre Gottes zu Nutz vnd Troſt ſeines Nechſten.
|| [ID00427]

Ermahnung.
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Wie ſich ein Menſch zuvor bereiten ſoll/ der dieſer Fruͤch= ten dieſes Wunderbaums genieſen will.
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ES ſtehet geſchrieben/ daß der Geiſt Gottes nicht werde einge= hen in ein boßhafftige Seele/ als ein Sitz vnd Wohnung deß H. Gei= ſtes/ nicht aller Dings rein/ ſondern von allerley Zufaͤll befleckt/ vnd ſo ???un der H. Geiſt/ in ein befleckte Seel nicht eingehet/ vnd aber denſelben zu einem Gaſt begehrt zu haben/ ſo will von noͤthen ſein/ daß er zuvor ſeine Seele reinige/ ???ls daß er zuvor ein reines/ ruhiges/ bußfertiges Leben an ſich nehme/ ſein Hertz ???erſchneide/ ſeine Suͤnde beweine/ ſich ſelbſt bey GOtt dem Herren anklage/ vmb Verzeyhung der Suͤnden bitte/ bußwuͤrdige Werck/ mit betten/ faſten/ vud All= ???oſen geben/ wuͤrcke/ wo ſolches nicht geſchiehet/ da wird der H. Geiſt nicht kom= ???en/ dann GOtt der Herr erhoͤrt keinen vnbußfertigen Suͤnder/ ſo nicht von Hertzen Buſſe thuet; Derowegen ſoll ſich der Menſch aller Suͤnden/ nach getha= ???er Buß/ abthun/ nimmermehr nicht wollen Suͤndigen; Sich der Voͤllerey/ Freſſerey/ Vnkeuſchheit vnd aller Leichtfertigkeit/ enthalten/ ſich fein maͤſſig im ???ſſen vnd trinckenerzeigen/ ein nuͤchternes beſtaͤndiges vnd keuſches Leben fuͤhren; Gott den Her???n ohn vnterlaß anruffen/ in veſtem vnwanckelbare̅ Glauben bitten/ ???aß er jme ſeinen H. Geiſt wolle ſchicken/ der jhn vff den Weg der War= ???eit vnd zu wahrer Erkaͤntnuß GOTtes vnd ſeines heiligen Worts fuͤhren wolle.???Vnſer Voreltern haben vor jhrem Gebet gefaſtet/ keinen Wein getruncke̅/ ??? kein Fl???iſch geſſen/ wie Eſra/ Daniel/ auch Moyſes zuvorn/ vnnd ehe er zu Gott dem Herren getretten/ ſich 3. Tag von jhren Weibern enthalten/ auch die Kleyder gewaͤſchen/ vnd das alles auß Befehl Gottes. Davon man lieſet im 2. Buch Moy= ???e im 19. Cap. wz nu weiter im 44. Cap. Ezech. ſtehet/ das bleibet in ſeinen Wuͤrde̅.Auß dieſem allem magſtu dir ein Ebenbild nehmen wie du koͤnteſt (nicht deß Weins) ſondern deß H. Geiſtes voll werde̅/ es ſey dann/ dz du dich/ alſo/ wie vorge= meldet darzu bereiteſt/ vnd den H. Geiſt zu einem Wegweiſer erwehleſt/ ſo wirſtu ???immermehr auff den weg dieſer Warheit kommen/ es wird auch der H. Geiſt ???n deinem vnreineu Hertzen kein wohnung machen noch haben: Aber du ſagſt her= gegen/ wie du nicht würdig ſeyeſt/ Gott den Herrn vmb den H. Geiſt zu bitten/ darumb du es gleich vnterwegen laſſen wolteſt/ koͤnteſt doch nichts außrichten? Nein/ lieber Freund/ dann das weren Wort eines verzweiffelten Menſchen/ die dich von Gott ab/ vnd zum abgrund der Hoͤllen fuͤhren: dergleichen boͤſen Gedancke̅ ???aß dir ja nicht in dein Hertz kommen/ dann Gott der Herr dich durch ſein Allmaͤch= ???tiges Wort zur Buſſe berufft/ vnd ſich erbeut// dein Laſt der Suͤnden/ auß lauter Gnad vnd Barmhertzigkeit von dir ab zu laden/ deine Schwachheit zu heilen/ dich widerumb als das verlohren Schaͤfflein zu ſeinem Kind auffzunehmen/ vnnd der Himmliſchen Herrſcharen einzuverleiben. Dieſem Vatter aller Barmhertzigkeit [ID00428] ſoltu glauben vnd folgen/ ſein heyliges Wort hoͤren/ vnd dein Leben nach demſel= ben richten/ auch vorgehoͤrter maſſen in einem veſten Chriſtliche̅ Glauben bereiten/ ſo wuͤrſtu alsdann/ ſo wahr als GOtt der Herr lebet/ deiner bitt erhoͤret/ vnnd gewehret werden/ es ſey dann/ daß du dem Wort Gottes nicht traweſt/ noch glau= beſt/ ſo wuͤrſtu weder zu dieſem/ noch zu dem Weg deß H. Geiſtes/ auch Er= kantnuß GOttes/ oder dieſer Geheimbnuß der natuͤrlichen Philoſophi, kom= men. Aber nichts deſto weniger ſoll dieſe weiſe der Beraitung denjenigen die Gott foͤrchten/ in kurtz hiemit vorgedeutet ſeyn.

Hierauff gehoͤrt diß Gebett.
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O Schoͤpffer aller Creaturen/ O du hoͤchſter Schatz aller Schaͤtz/ Ovnergreifliche hohe/ vnerforſchliche tieffe/ O du vnzertheil= tes vnd vnzergaͤngliches dreieiniges Weſen/ das da niemands verfuͤhrt/ ſondern mit ſeinem Liecht alles erleuchtet/ daß in jhm ſelbſt genugſamb/ vnd blei= bet in jhm ſelbſt in Ewiger Gottheit.O HErr Jeſu Chriſte du glantz deß Vatters/ der allen Gewalt im Him= mel vnd auff Erden hat: O Jeſu Chriſte du gewaltiger von Ewigkeit geborner Sohn GOttes/ du ewige mitherꝛſchende Krafft GOttes/ in dem alle Ding jh= ren Anfang vnd Ende haben.Ich bitte dich ſende herab von der Hoͤhe deß Himmels den heiligen Geiſt in mein Hertz/ vnd in meine Seele/ vnnd erleuchte mich mit dem Liecht deines durch= tringenden Glantzes/ laß mich deineheilige Engel behuͤten/ vnnd beſchirmen vor allem Irꝛthumb/ vnnd daß ſie mich lehren alle Weißheit vnnd Gaben/ mir gute Gedaͤchtnuß vnd natuͤrliche Erkantnuß im Liecht der Natur/ vnd vber die Natur einpflantzen vnd zuerkennen geben: O lieber HErꝛ JEſu/ der du biſt die ewige wahre Weißheit Gottes deß Vatters der da ſchickt alle Ding ſanfftmuͤtig/ durch die groſſe Wunder/ daß du haſt geſchaffen auß nichts Himmel vnd Erden: O du Brunn Goͤttlicher Gnaden vnd Geiſtlicher Vernunfft/ ein vnbegreifflicher aller heimblichen Heimblichkeiten/ ein Leben aller ſichtigen vnd vnſichtigen Creaturen/ ein durchtringendes erleuchtendes Liecht aller Dunckelheit/ vnd ein einige Clar= heit/ ein vnzergaͤnckliche Beſtaͤndigkeit deß heiligen Weſens/ verleyhe mir Ver= nunfft vnd Verſtand/ durch demen heiligen Geiſt/ daß ich verſtehe natuͤrliche Ding/ gib mir HErꝛ den wahren Verſtand in dieſem Philoſophiſchen Werck/ daß ich durch deine Huͤlff O HErꝛ begabet werde/ mit dem Himmliſchen Fewer/ daß da durchtringet alles natuͤrliches Weſen/ vnd erkenntlich machet aller Ding: O Troͤſter Heyliger Geiſt/ der du kombſt vom Vatter vnnd dem Sohn/ du ſuͤſſe liebliche durchtringente Brunſt/ dich ruffe ich an/ von Grundt meines Hertzens mit meinen Kraͤfften vnnd mit meinem Gemuͤth/ geuß in mich den Taw der ewigen Glori/ daß ich den Himmliſchen vnnd durchtringenden fewrigen Schatz deiner Weißheit moͤge begreiffen/ vnd bitte dich/ daß ich begabet [ID00429] werde/ mit dem Lebendigen Geiſt GOttes/ ſuͤſſe vnd beſtaͤndige Influͤß Goͤttli= cher Gnaden durch deine Krafft/ der du biſt/ das warhafftige Himmeliſche Fewer aller weißheit/ erlange. O du vnſichtendes lebendmachendes Fewer/ huͤlff/ daß ich vberwinde alles was weltlich iſt/ durch die Krafft Gottes deß Allmaͤchtigen Vatters/ vnd durch den Sieg ſeines eingebohrnen Sohns Jeſu Chriſti/ der du alle Chriſtglaubige erfrewet haſt/ ich bitte dich/ verleyhe mir den Sieg vnd Krafft/ wieder alle meine Feinde/ HErr das geſchehe/ durch deinen heiligen Nahmen IHSUH Amen/ dardurch alle welt zittern muß. Fiat.

CAPVT. I.
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WEr in der Forcht Gottes wandelt/ vnnd thut darnach/ deſſen Lob bleibet ewiglich/ darumb billich kein Weißheit/ Witz oder Kunſt/ warhafftig iſt oder ſein kann/ die nicht von der Forcht Gottes jhren Vr= ſprung hat/ vnd nimbt/ das ſollen freylich alle Chriſte̅ thun/ vn̅ ein Exempel nemen/ von den weiſen Haͤy= den/ die/ ob ſie gleich Gott nicht erkent in ſeinem We= ſen/ oder zu erkennen geſucht vnd geliebet/ auch all jhr hoͤchſte Speculation von dieſem ewigen Weſen ge= halten vnnd ſich darinnen erfrewet/ ſo hat ſie gleich= wol das bewegt/ daß ſie geſetzt/ wir Menſchen wehren vom Geſchlecht der Goͤtter/ haben das menſchliche Geſchlecht vor das hoͤchſte allerweiſeſte Geſchoͤpff gehalten/ als in dem alles/ was in allen creaturen außgetheilet/ beſchloſſen/ gleich in einer Arch/ vnd haben alſo mit einem Wort nicht vhnbillich den Menſchen die kleine Welt oder Microcoſmum ge???ent.Das ſollen billich die Chriſten/ ſonderlich in Gottes= Forcht weit mehr/ als die Heyden/ weilen ſie in Erkaͤntnuß Gottes einen weiten Vorſprung vor den Heyden haben/ vben/ vnd betrachten/ vnd zu Gottes Ehr/ auch Liebe deß Nech= ſten/ diſes einige Weſenſuchen/ werden ſie es auch gewiß finden. Suchet vnd bit= tet/ ſagt der hoͤchſie Spagyrus, vnnd do ſie es haben (weilen ſolch durch Gottes Gnad vnd ſeinen heiligen Gaben herkompt/ vnd jhnen vmbſonſt gegeben wird/) ſollen ſie es ja recht/ vnd nicht mißbrauchen/ damit jhre Seele/ auch nach diſem Leben in ſolchem Liecht ſich erfrewen vnd Jubiliren moͤge.Hierinnen koͤnnen ſich wol vorſehen/ die Schar aller jrꝛenter Medico Chy- micorum, ſonderlich daher/ weilen ſie nach groſem Gut/ weltlicher Wolluſt vnd [ID00430] Pracht trachten/ ſolch Goͤttlich Feuwer/ darin Gott ſein Krafft mittheilet/ miß= brauchen: O was ſchwere Rechenſchafft werden ſie an jenem groſen Tag deß HERren (vornemblich wann ſie es erlangt/ den ohnwuͤrdigen ſpoͤttern vnd ver= aͤchtern anvertrawen) geben muͤſſen; derentwegen vmb jedes Seel= Seeligkeit/ willen/ ich jeden der diß mein Buͤchlein leſen wird vnd bekommen/ fleiſigeſt ge= betten haben will/ ſolches recht vnd wol zubedencken/ wann er durch ſolch mein Schreiben erleuchtet wird/ ja Gott von hertzen dancken vnd alſo gebrauchen/ wie es die Liebe Gottes/ vnd ſeines Nechſten frommen Chriſten erfordert/ vnnd ſich vorden falſchen Roh vnd Gottloſen/ vnbarmhertzigen Todſchlaͤgern/ land ſtrei= cheriſchen/ betrrieglichen Aleumiſten oder Laboranten/ als vorm hoͤchſten vnnd ergſten Gifft/ huͦten/ ſich jhrer entſchlagen/ ſo wirds jhnen auch gluͤcklich ergehen vnd wolgedeyen/ hie zeitlich vnd dort ewiglich/ ſo Gott geb in gnaden.

Cap. II.
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So da nun ſoll geſucht werden vnd gefunden/ der recht Pbiloſophiſch Azoth oder Feuwrig bleibendtes Waſſer/ ſo ſind darzu 3. Weg.
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1. Der erſte dem es Gott gibt per magiam mediatè auch immediatè, durch Eingebung offemals guter geiſter/ oder durch ſomnia, viſiones vnnd der= gleichen/ auß Goͤttlicher Magiæ herſpringenter geheimnuſſen/ die alle durch Got= tes gnaͤdigen Willen den Philoſophis exmiſericordia mitgetheilet wird.2. Der ander geſchicht per naturalem in veſtigatione̅ fleiſigem vnd emb= ſigen nachſuchen vnd erfoͤrſchen/ nebenſt Anruffung Gottes wie im erſten Weg/ vnd dann auch fleiſſigem ſtudiren vnd Leſung Philoſophiſcher ſchrifften vnd nach= ſinnen/ wo ſie in jhren Allegoriis, Metaphoris, vnnd Emblematibus vberein ſtimmen/ da leſt ſich gemeinlich ein Fuͤncklein ſolches lichtes ſehen vnd herfuͤr bli= cken/ gleich dem Feuwer auß der Aſchen.Der dridte Weg geſchicht per traditionem, wans ein vertrawter Freund dem andern auß ſonderlicher Affection vnnd erheblichen vrſachen offenbaret vnnd mittheilet.Durch welchen Weg nun ein ſolchen Azoth zuſuchen belieben/ oder auch jh= me zu finden gegoͤnnet wuͤrd/ dem wuͤrd ſtracks ſein eyſerne grobe Vernunfft be= nommen/ vnd in ein hohe ſcharpffe Subtile verſetzt/ erleuchtet/ vnd ein gepflantzet/ daß nicht genug davon zuſchreiben.Er fahe nun an vom erſten Punct biß vff das Ende/ der dreyen letzten A= zotiſchen vniverſalen vnnd particularen/ oder Fang an am Ende vnnd gehe zum Centro deßpuncts hinterꝛucks/ vnd ſteigevberſich/ ſo wird er doch in ſeinem Ver= ſtand je mehr vnnd mehr erleuchtet werden/ vnd auff ſein Gewiſſen bekennen muͤſ [ID00431] ſen/ daß nur ein einiges wahres Weſen ſey/ welche das gantze centrum him= liſcher ſyderiſcher vnd jrdiſcher Natur allein iſt/ vnd ſein muß/ allein das er nun/ nach dem es in einem Leibe/ oder Behauſung wohnet/ vnnd ſich erzeiget/ auch das Hauß/ darinnen es wohnet/ euſſerlich im Augenſchein/ vnd nach der Wuͤrckung zeichnet.Dahero Theophraſtus ſetzt/ daß Hauß ſey allezeit Tod/ vnd das einnemen= delebendig als in diſer Tabula vnſers Azothi geſpuͤret/ vnd herkompt/ auch wie es ſich von einem Hauß vnnd Wohnung in das ander gibt (doch ohne Abgang vnnd corruption deß einigen erſtenpuncts) klaͤrlich an Tag gegeben: auß welcher ſeiner Gebehrung viel Theologi Cabaliſtæ, Magi, Cœleſtes & Naturales Phi= loſophi, Aſtronomi, Medici, & Chimici jhr Lebenlang zu lernen haben/ vnnd doch nimmer außlernen werden/ vnd das noch mehr iſt/ jo iſt die Betrachtung vn= ſers Azothi ein rechter Vorſchmack vnd Spiegel der einigen Anſchawung vnnd Betrachtung deß ewigen lebens/ vnnd ſchreidte nun von Grad zu Grad zur Explication vnd Außlegung ſeiner wunderbarlichen Geburt/ vnnd fahe an vom einigen vnd allein hoͤchſten vnd vnzertrenlichen puncto.

Cap. III.
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ES dann nun die menſchliche Natur vnnd Creatur jhren Schoͤpffer betrachten vnd ſich in ſeiner Herꝛligkeit/ durch die creaturen/ wie der Apoſtel Paulus ſagt/ erſehen vnd ergetzen will/ ſo muß er alles vn= terlaſſen/ wie hoch vnd ſeltzamb es jmmer ſcheinet/ vnd nur auff einen allein Geiſt= lichen Goͤttliches reines weſens gedencken: eben/ als wann er nur jmmer einen ei= nigen Puncten vber jhm hette/ vnd wird jhme ſolches darzu dienen/ daß er inſeiner Philoſophi vnd Erforſchung der Creatur/ ſonderlich in Præparirung ſeiner ſpe- cierum/ jederzeit/ vff die Krafft (welche allein von dieſem puncto herꝛhuͤret/ vnnd der Punct/ vnd das fuͤnffte Weſen in 3. creaturen allein iſt) vnnd nicht vff den Leib/ Wohnung oder Behauſung ſolches puncts ſihet; vnd freilich ſagt Panlus/ Gott were nicht weit/ von einem jeden vnter vns/ dann in jhm Leben/ weben/ ſchwe= ben vnd ſind wir.Das aber das fuͤnffte Weſen von etlichen Philoſophis recht vnnd wol ge= nennet wird/ das geſchicht darumb/ das ſolches heiliges Feuwer oder Goͤttliche Flamb/ einfach iſt/ vnd in Ewigkeit vnzerſtoͤrlich bleibt, alſo achtet es die 4. ele= menta nichts/ dann wann dieſelbige gleich von Hitz zerſchmeltzen ſolten/ von dem allerhoͤchſten Feuwer/ ſo wird ſie doch wolbleiben/ ſintemal auch das gantz Firma= ment/ ohn ſolches vnverzehrlich ewig Feuwer/ mit nichten beſtehen kann.So nun ſolcher einiger Punct alſo einfach/ reinſimpel/ vnnd ſchlecht/ von den Philoſophis jederzeit obſervirt/ kann er dannoch auß Erleuchtung ſolcher hel= len Sonnenſtralen/ die vnzehliche gewaltige ſtralen der Sonnen/ von Tag zu [ID00432] Tag beſſer verſtehen/ vnd dieſelbe in allem ſeinem Vorhaben jederzeit mit nutz ge= brauchen/ alſo fahre ich fort/ vnd gehe auff ſolchen einigen Puncten ſtrahlen/ wie er ſich Theologiſch gibt zuerkennen.

CAP. IV.
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WAnn die menſchliche Vernunfft einer Sachen nachdencket/ vnnd ſon= derlich/ ſo ſie an himmliſche Geheimbnuß koͤmmet/ ſo er gehets jhn wie einem der erforſchen wolte/ ob auch vber dem Himmel (ſo als ein Cir= cul ſo viel davon geſchrieben haben) noch mehr himmel ſein muͤſſen/ ſo wird allzeit nur ein Circul auch vber den andern erſpeculiret/ vnd alſo in Ewigkeit kein Ende der Circul finden/ ſo du als der punctus auff dieſer Welt biſt vnd ſo du dir ſolche vnzehliche vnd ohn Ende lauter Circul vber einander erdencken kanſt/ al= ſo viel vbernatuͤrlicher. Weiſe zu erforſchen/ die Ewigkeit GOTtes dergleichen runden Circul ohn Anfang vnnd End: Vnd weil dann GOtt ewig/ ſo iſt er auch der rechte alleine Gott/ vnd kein Gott mehr/ dann was nicht ewig Gott iſt/ ohn Anfang vnd Ende/ das iſt kein Gott/ anderwerts/ ſo hetten jhme die heiligen kei= ne Goͤttliche Ehrerzeiget/ dann der Außzug ſolchens Sonnensſcheins/ iſt ein Zer= ſtoͤrung vnd Vntergang deß creaturlichen Coͤrpers.Wehe nun dem Menſchen/ der ſolchen gewaltigen Goͤttlichen Sonnen= ſchein oder ſtrahlen vnd den einigen ewigen wahren Circul/ ſo in jhme gewohnet/ durch Mißbrauch ſolches Scheins vnd Crafft verlaugnet/ ſich zur Finſternuß (die ſolchen Stral nicht leiden mag) kehret???; Owie ſeelig reich vnd mechtig an Ver= ſtand/ Weißheit/ vnd ewiger Seeligkeit iſt der/ inn dem dieſes Goͤttliche Feuwer mit ſeinen letzten Ende vnd Heimbfart/ von allen truͤben Wolcken beſcheinet/ auch von diſer vergencklichen Welt/ ſeine erlechte??? Seel in dem ſchoͤnen Sonnen= Circul deß groſen allein einigen Liechts vnd hellen. puncts verſetzt iſt.
|| [ID00433]

CAP. V.
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HIer nimbt vnd gibt von ſich der einige Punct in ſeinem Circel (der da einig vnd ohn Ende iſt) ſechs euſerliche Puncten/ welche der Fuß/ das iſt/ die Krafft vnd Eigenſchafft deß Circuls ſelber ſetzet vnnd gi= bet/ doch auß dem Fundament/ deß erſten einigen pnncts/ vnnd machen diſe 6. Puncten ſonſt dem ewigen ſibenden Original=Puncten die ſibende Zahl welche heilig vnd vollkommen iſt=dann ſie/ wie in folgenden figuren/ ſo auß jhr fleuſt zu ſehen/ zwen Triangel/ das iſt/ die hoͤchſte Regierung vnd Gewalt/ vber himmliſche vnd jrrdiſchen Sachen in einander fleuſt/ alſo leſt ſtch erkennen/ der groſe allge= meine Feuer=Geiſt/ durch ſeine 7. gaben vnnd tugenten/ daß auß einem allgemei= nen die andern 6. als 2. mal 3. in welchen alle Gewalt/ alle Meſſung deß circels/ al= les was lebt vnnd ſchwebet/ mit allen ſeinen kraͤfften geſetzet iſt/ vhrſpruͤnglich her= kommen/ vnnd dem einigen Puncten wider zu ehren in himmeliſch vnnd jrꝛdiſche creaturen/ mit Lob vnd Preiß/ erſcheinen. Dann hierin iſt das groſſe Geheimb= nuß der Dreyfaltigkeit als in dreyen puncten zu ſehen.

CaP. VI.
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DIeſer Character vnd Triangel ſo ſeine Spitze vnterkehret/ oben flach vnnd platt/ darumb daß vber Gott nichts iſt/ dieweil auch die heilige Treyfaltig [ID00434] keit allein das hoͤchſte Gut iſt/ vnd nichts vber ſich hat/ dann ſie das allerhoͤchſte al= lein/ vnd alles vnter jhren Fuͤſſen hat/ beydes zu regieren vnnd zu erbarmen/ Gnad vnnd Gaben ſeiner Goͤttlichen Krafft/ vnnd Sonnenſtralen mitzutheilen/ vnnd bleibet doch der Goͤttliche einige Punct vnverruckt/ vnverendert/ vnzertrennt/ als die Wurtzel/ vnnd einig aller vnſers Weſen alles guten weſens! Vnnd hie ziehet der Theologus die Guͤtigkeit Gottes an/ wie genaigt ſie iſt jhren Spitz vnnd Krafft vnter ſich zurichten/ ſich/ von ſich ſelbſten ohngezwungen zuverniedrigen/ damit es das gute erhalte/ vnd das gefallene widerbringe/ alles durch krafft deß Goͤttlichen AZOTHI oder Mercurii, deß Engels deß groſſen Raths/ nemblich des Sohns Gottes/ wie in folgender Figur wird angezeigt werden/ ſo alle nachein= ander auß dieſen Figuren flieſſen.

Cap. VII.
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IN nachfolgender Erklaͤrung iſt deß einigen Puncten Omni- potentia erklaͤret worden/ hier aber knipffet vnnd bindet dieſer einige Punct die euſſeren 3. Puncten dermaſſen zuſammen/ vnnd zeucht ſie zu ſich/ daß er ſie alle in dem einigen Puncten als in ſich ſelbſt widerbrin= get/ in welchem Geheimbnuß folgende Puncta zuerkennen.I. Daß ſolche Verſamblung der dreyen Puncten in eines wegen der in= nerlichen groſſen vereinigten (von Ewigkeit her) Lieb/ vnd einiges willens kraͤffti= gen weſens geſchehe/ den da iſt vnter dieſen dreyen Puncten kein Vneinigkeit/ kei= ner hoͤher/ niedriger/ kraͤfftiger oder vnkraͤfftiger als der ander/ dann einer ſo weit von jhrem Haupt-Punct anzurechnen/ zu ſich als der ander/ wie auch ein euſſerer Punct zum andern vnd dritten/ ja ſo weit als der ander zu ihm/ da auch deß Rahts des Menſchlichen oder Abnehmung der Menſchen Natur ein Perſon mit der an= deren communiciret/ kan da nicht ſein/ dann es muß gehen durch deß einigen Puncts Centrum, ſo gehet dann gleich der ander Trigonus an/ vnd bleibt in den Sextilem, als in die Annehmung deß vnteren Trigoni (nemblich Menſchliche Natur) wie folgend wird geſagt werden/ in den anderen Figuren ſo auß dieſer Fi= gur entſpringen.2. Iſt zuſehen in dem dritten euſſeren Puncten wie ſie wider zu ruͤck gehen [ID00435] zum erſten Puncto wegen angeborner Zunaigung deß Goͤttlichen Flammen vnd Fewers/ der einigen Goͤttlichen Sonnen/ alldar alle Krafft/ Macht vnd Gewalt zu ſchoͤpffen/ auß dem einigen Bronnen der Weißheit vnd warheit/ Quia vnicu̅ veru̅, ein Ding allein muß wahr ſein/ vn̅ wz nicht in viel außgetheilet/ vnd kan nicht proportionaliter widerumb in eines kommen/ das iſt falſch vnd Vnrecht/ bey des in Theologia als in Chymia vnd dann in andern weißheit vnd Gaben, HIer iſt der Vnderſcheydt warhafftig zuſehen der dritten Per= ſon in der Gottheit/ wider alle die Ketzer/ ſo da nicht verſtehen oder begreif= fen koͤnnen/ die Eygenſchafft deß jnnern Puncts/ als ſein weißheit/ Ge= walt vnd Perfection; So erweiſet in drey ſelbſtaͤndiger euſſeren Puncten doch in dem Circul der Gottheit vnd im Centro bleibende/ wer nun ſaget/ daß der Vatter nicht GOtt & econtra, Filius oder Spiritus Sanctus nicht GOtt ſey/ der macht auß dem verbo ſubſtantivo, eſt, non eſt, vnnd wer da ſaget/ daß der Vatter Sohn/ & econtra ſey/ der macht aus non eſt, eſt, zerruͤttelt alſo vnd zerbricht die Ordnung vnd dz Geheimnuß Goͤttlichen willens/ Weſens/ vnnd Eygenſchafft. Hierbey dieſem Puncto ſehe der Theologus vnnd Philoſophus ſonderlich auch der Magus Cœleſtis vnd Cabaliſta, daß er in dieſem Puncto nit jrre/ ſonſt wird alles das/ was er auff ſolchen ſeinen Irꝛthumb bawet/ vff ein boͤſen Grund ge= ſetzt ſein vnd vmbfallen.

Cap. VIII.
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|| [ID00436]
DArumb auch billich dieſer Character oder dieſe Figur Be= trachtung der rechte Angeliſche Spiegel/ darinnen die guten Engel ſich in jhren empfangenen Gaben/ Tugenden vnd ſplendore ſolis alle Au= genblick bekraͤfftigen/ vnnd ihre declaration haben/ auch jhre Engliſche Speiſe vnd inſtrumentum haben/ welchem Spiegel Lucifer feind worden/ vnnd auſſer= halb dieſes Spiegels einen andern AZOTH, Ja ſich ſelbſtzum Puncto machen wollen/ dann er die Demuth vt ſupra, wegen deß Trianguls gehaſſet; ſich daran geaͤrgert/ vnd hergegen ſeinen Spitz vber ſich gleich richten/ javber dieſem heiligen Triangulo vnd Circul haben wollen. Daß wir nun wider die Natur vnd Propor= tion deß ordentlichen warhafftigen einigen gerechten Punctes vnd Circuls hand= len wolten/ daß wehr vngleich vnd kan nicht ſein/ darumb wuͤrfft der jnner Punctus ſampt ſeinem Triangel vnd allen ſeinen ſiebenerley Gaben deſſen Spitz/ auß dem Circul/ weil er kein rechter Trigonus iſt/ ſondern ein hoffertiger vnd v= ber die Gerechtigkeit vnnd Warheit deß Triangels ſteigenden Cubi, hier betrachtet jhr Theologi Ca= baliſten vnd Magi, ſonderlich jhr Medici vnd Chy- mici, daß jhr in allen eweren operationibus euch huͤtet/ vber das einige dreyfache vnnd ſiebenerley Punet weſen/ darauß alle Figuren gehen zu hand= len/ vnd daß ich den Chymicis hier ſage/ iſt das/ wel= che materia darinnen jhr laborirt, allein fluͤchtig/ vnd nicht auch zugleich eine verborgene fixe Natur in jhr hat/ entweder von jhr ſelbſten/ oder durch deß Kuͤnſtlers Zuſatz/ alſo daß ein rechte Vereinigung pro- portionaliter da ſey/ wie es ſeine Natur ſelbſten erfordert/ ſo iſt es vnmoͤglich we= der Vniuerſaliter noch Particulariter einiger Nutz zuhoffen. Darumben ſo ſehet zu/ das jr alles/ was in ewer profeſſion ſcheidet/ von einigen Trigono auch jhr Theologi von ewer Kirchenlehr/ was ſie nicht proportionaliter mit dem rechten dreyeinigen Weſen/ ſondern auß Hoffart mehr wolt wiſſen (durch natuͤrliche Vernunfft/ die doch aber von dem boͤſen Engel/ der ſich zum Cubo gemacht/ ver= derbet/ oder ſpitzfuͤndige Philoſophi, die auch maͤchtig zu dieſem/ als ein gewaltig inſtrument zu ſolchem Cubo helffen kan) als der einige Trigonus haben wil/ vnd euch nur haltet in dieſem termino, vnd darin bleibet/ was fuͤr gewaltige/ herrliche/ warhaffte/ vnfehlbare Myſteria zu euer Seelen heil vnd Seeligkeit/ vnd in dieſem Leben aller natuͤrlichen Kraͤfften als ein Spiegel deß einigen zukuͤnfftigen Frew= den Lebens haben werdet. Im fall jhr ſolchen Spiegel vnd deſſelben Myſteria recht anſchawen koͤndtet/ jhr wuͤrdet zu ſpeculieren gnug haben/ vnd anderer Nar= rerey wohl muͤſſig gehen.
|| [ID00437]

Cap. IX.
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ES wundert auch die Sectieret/ welche Chriſtum auch aus dem Circul ſetzen/ vnd doch wohl ohn gevexiret laſſen/ laſſet euchnun nicht mit jhnen ein in den Cubiſchen Triangel/ dann auch Chriſtus am Creutz vnnd allen Vnglaͤubigen zum Schrecken/ ſeinen Kindern aber ſo in jhm bleiben/ vnd er in jhnen/ zum Troſt vnd Frewde repræſentirt hat: So werden ſie ſich ent= weder bekehren muͤſſen/ oder in jhrer verſtockung zu Narren vnd Thoren werden/ mit aller jhrer Philoſophi.Schet zu jhr Magi vnd Cabaliſten daß ihr alle die Geiſter vnd Characte- res, meidet/ haſſer vnd flichet/ ſo da in jhrem Nahmen vnd Zeichen Cubiſch vnnd nicht Trianguliſch ſein/ bleibet in denen terminis, laſſet euch begnuͤgen deß AZOTHI krafft vnd drey einigen Scheins/ ſo wuͦrd die Goͤttliche Krafft vnd der Himmliſche AZOTH in euch Vniverſaliter vnd Particulariter wuͤrcken; Ja euch Macht vnd Gewalt mittheilen/ vnd geben zu imperiren allen Cubiſchen Geiſtern/ darffet ſie nicht lang bitten/ oder fordern/ oder mit jhnen Buͤndnuß ma= chen (ich meine die Cubiſchen) ſondern ſie muͤſſen wider jhren willen compari- ren, vnd werden die gute Trianguliſche Geiſter euch gern dienen/ ein Geheimnuß vber das ander offenbahren/ alles von wegen deß Trianguliſchen AZOTHI, dem jhr vereinbaret ſeyt.

Cap. X.
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IHr Medici vnd Chymici ſcheydet von ewrn Speciebus alle Vnreinigkeit/ die ſich ſetzen vnd dominiren wollen vber das dreyeinige einfache weſen deß rechten/ ☿. II. ſo werdet ihr gute Medicamenta Vniverſaliter oder Particulariter geben/ bleibet in dem Centro, ſuchet nun dieſen Sonnenſtrahlen/ darumb arbeitet/ es wuͤrd euch nicht gerewen; davon weitlaͤuff= tiger in ſequentibus figuris. Damit theils jhr Theologi euch nicht vergeblich in vermiſchten liederlich in Gezaͤnck der Theologo Narꝛ ſtoteliſchen Grillen brau= chen doͤrffet/ vnd de̅ Sertirern auch etwas weiſen koͤnnet/ ſo wol auch den Kindern Gottes/ vnd euch ſelbſtwahren Philoſophis ein Frewde vnd Speculation mach= en koͤnnet/ ſo ſehet an dieſem Punct der groſſen Geheimnuß/ ſo von Ewigkeit her beſchloſſen/ Nemblich/ daß Gott ſolt Menſch werden/ denn/ ob wol der Goͤttliche Triangul ſeine Krafft vnder ſich gnaͤdig ſchencket/ vn̅ mittheilet/ auß lauter Guͤte/ iſt doch zwiſchen einem jeden Puncto der drey euſeren Punct Myſterialiter als A. B. C. begriffen/ vnd ſo ſolche 3. Puncta zuſam= men gezogen werden/ wird ein Triangulus darauß auß Leib/ Seel/ vnd Geiſt/ deſſen Spitz vnnd Ey= genſchafft/ als einen gerechten reinen vngefallene̅ ohne [ID00438] Suͤnde Adams vber ſich zum heiligen Goͤttlichen Trigono, als von dem ſie an= genommen/ vnd in dem Circul der heyligen Dreyfaltigkeit verſetzet/ den Sohn deß groſſen vnd wahren Gottes/ der Gott auch ſelber iſt/ als eine einige Perſon zu= geeignet/ von dem ſie vnmuͤglich zuſcheiden/ ſo wenig als dem Circul ſeine Eygen= ſchafft zunemen/ daß er nicht allzeit mit ſeinen zweyen Fuͤſſen/ wann er herumb tritt ſechs Puncta machet/ ſo 2. Triangul in eines zuſammen bindet.

CAP. XI.
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SAget nun jhr blinden armen Philoſophi, was eine diſtantia ſey zwiſchen dem Triangulo Ternario, wegen deſſen ſo ſein ſpitze vber ſich oder vnter ſich reichet/ dann fie einmal einander angenommen als nicht/ alß daß einer vnter ſich/ der ander vber ſich ſeine Spitze richtet/ ſie ſind aber einer qualitet, Thuns vnd Weſens.Warumben negirt jhr dann/ jhr etliche/ die Allmaͤchtigkeit der Menſchlich= en Natur in Chriſto/ weil ſie vom Trigono deß einigen hoͤchſten Puncti vereini= get vnd angenommen; Die Chymia wird euch vnter die Naſen vnd Augen/ ja in die Hand geben/ vnd euch zeugen vnd wahr machen/ daß das fluͤchtige in das fixe, vnd widerumben das fixe in das fluͤchtige alſo natuͤrlichen kan vereinbaret werde̅/ das fluͤchtige das fixe forthin eine Gewalt/ Krafft/ vnd Macht haben/ die jhr na= tuͤrlicher weiſe nicht mehr ſcheiden werdet koͤnnen. Wie wollet jhr dann ſcheyden die Goͤttliche Krafft von der Allmaͤchtigen Krafft/ ſo die Menſchliche Natur von der Goͤttlichen empfangen/ hat es doch Chriſtus nicht geſcheiden/ da er ſpricht/ was iſt leichter zu ſagen/ dir ſind deine Suͤnde vergeben/ oder ſtehe auff vnnd wan= dele? Damit jhr aber ſehet/ daß deß Menſchen Sohn macht habe Suͤnde zuvergeben/ ſo ſage ich (als deß Menſchen Sohn) ſtehe auff vnd wandele/ dem gedencke nach.
|| [ID00439]

CAP. XII.
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HIer ſcheydet ſich in ſeiner krafft der Splendor ſolis in Allmaͤch= tigkeit vnd in Liebe: Die Allmaͤchtigkeit beweiſet er/ durch ſein Werck der Schoͤpffung/ daß er auß nichts/ nur durch den Splendorem ☉ (ſo das verbum fiat war vnd noch iſt/ vnd alle Creaturen erhelt) Himmel vnd Erden/ vnd was darinnen erſchaffen vnd noch erhelt. Die Liebe zu ſeinem einigen Sohn/ vnd zu dem Menſchlichen Geſchlecht/ beweiſet die heilige Goͤttliche Sonne in der An= nehmung Menſchlicher Natur. Alſo daß auch die Sonne in der Annehmung der Gerechtigkeit (Chriſtus) wegen groſſer Liebe ſelbſt leydet/ vnnd am Stammen deß Creutzes geopffert wuͤrd. Dieſes iſt der Character oder litera Pythagorica verè, Theologo-Phyſicorum der beyde Armbde (radios ſolares) vnd die wi= der vnſere Ternarij Spitze zu jhm richten zu empfangen/ vnnd in ſich zuvereini= gen. Wer will vns dann nochmal ſcheyden von der Liebe GOTTes/ in Chri= ſto JEſu. Nun gehet aber an das Werck der Schoͤpffung/ weilen mein intent zu beſchreiben vnnd zu offenbahren/ das einige hoͤchſte Weſen. So viel mir Gott zugelaſſen/ hab ich bißhero (als von dem erſten Vrſprung vnnd Wurtzel alles guten/ ſonderlich dieſes Azothi) das primum Ens in ſeine hoͤchſte Eſſentz/ als von dem die andere alle herruͤhren muͤſſen/ vornehmen/ damit vnd darbey maͤnni= glichen/ der ſich in dieſe Sachen geben will/ oder darinn verſieret/ ſehe/ daß es nit eine Meynung mit der Chymifchen Philoſophi vnd præparation habe/ als in genere vnd in gemein in der gantzen Welt/ faſt von allen/ wenig außgenom= men/ geredt/ vnd gethan/ wie auch geglaubet vnnd gehalten wird/ ſondern daß ſolch Werck ein Heyliges Werck ſey/ wegen der materia/ ſo eines ſolchen hohen Vr= ſprungs/ Herkommens. Darumben Baſilius Valentinus ſich nicht vnbillich vor dem Aſtro ſolis entſetzet/ vnnd demſelben allen Gewalt Vniverſaliter vbergi= bet/ Alſo gehe ich fort/ nun auff die creationem vnnd befehle das opus [ID00440] redemptionis den Geiſtlichen weiter zubetrachten. Ich werde aber offtmals in folgenden naturalibus, jhnen/ den Geiſtlichen viel ſchoͤne Allegorias, per Analy- ſinrerum andeuten vnnd geben/ die den rechten wahren Theologis nit zu wider ſein. DAs oberſte iſt das Engeliſche Weſen/ welcher hoher Engel oberſt den punctum vnd hoͤheſten Sonnenſchein/ Michael, welcher wie Gott/ als wolt erfagen/ wilſtu Lucifer wie Gott/ oder Gott ſein/ ſo muſtu hinter das Verbum, aber Gottes Wort iſt ſein Sohn (der iſt der rechte Michael in Trinitate) als jhrer aller Fuͤrſt vnd in Engliſchem weſen beſitzet, Hier kommet nun jhr Magi vnd Cabaliſten vnd lernet/ daß der Azoth in Michael V- niverſaliter, vnnd in dem anderen Particulariter würcke/ Magicè???, durch ſeine Krafft zu dienen dem Menſchlichen Geſchlechte/ vnd allen Creaturen zu Ehr vnd Preiß deß drey einigen Puncts/ davon oben gemeldet/ vnd auß dieſem Circul ge= hen auß (als ein Engliſche influentz) diekraͤffte vnd potentiæ der Planeten V- niverſaliter vnd Particulariter, wie folgende Figur außweiſet/ wie dann ein je= der Engel ſeine Planeten vnter jhme hat/ vnd ſeines Liechtes vnd Influentz theil= hafftig machet/ doch alſo/ das jedes Engels Azoth, (der ſey nun Vniver= ſaliſch oder Particulariſch) in den Planeten in Syderiſcher Form vnnd Weſemerſcheinet vnnd ſich erzeiget.
|| [ID00441]

Cap. XIII.
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GLeich wie nun Magiſcher weiſe ſich vnſer AZOTH ſehen laͤſſet in ſeinen operationibus per Angelorum virtutes, alſo findet ſich ſolcher Azoth in den ſyderiſchen Leibern/ der Planeten vnterſchied= lich. Vniverſaliter vnd Particulariter: Dann wasItzo neme mann nu die analyſin rerum, nemblich in dieſen Figuren oder Tabu- lis, ſo wuͤrd man ſehen vnſers Azothi, Wunderwerck in den vntern Creaturis, vnd ſtehet alſo.
7. Angeli. Orphiel 7. Sydera vel Planetæ. ♄ ♃ ♂ ☉ ♀ ☿ ☾ 7. Mineralia. Plumbum 7. Membra principalia interna Splen Miltz
Zachariel Stannum Epar Leber
Samael Ferrum Fel Gall
Michael Aurum Cor Hertz
Anael Cuprum Renes Nieren
Raphael Argent, vivum Pulmo Lung
Gabriel Argentum Cerebrum Gehirn.
Wie nun viel tauſent vnzehliche Engel ſein/ alſo auch Geſtirn/ Mineralia vnd Vege̅tabilia vnterſchiedene Partes, klein vnd groß an Menſchen vnnd ſeinen Muſculis, in welchen allen der Azoth uniuerſaliter, als in Michaele ☉ Auro, [ID00442] Corde, vino, &c. in den andern aber allein Particulariter wuͤrcket/ vnnd ſein Krafft erzeiget/ doch je naͤher die Angeli, Sydera, Mineralia, partes hominis, Herbæ dem mitlen Puncten/ der in der vierdten Zahl ſtehet/ je groͤſſere Wuͤrck= ung/ dona vnd hoͤhere Kraͤfften ſie haben/ & è contra, je weiter ſie davon/ je gerin= ger an jhren Kraͤfften vnd donis ſie ſein. Hier will ich euch Chymicis aber ſagen/ daß/ weil ♂ vnd ♀ der Sonnen am neheſten/ ſo ſey bedacht/ daß jhr deren eſſenti- am als den ſplendorem ſolis ſo in jhnen warhafftig leuchtet/ herauß krieget/ vnnd von ſeinem Hauſe ſcheidet/ als dann vff ☉ traget/ vnnd das ☉ vbernatuͤrlich ſchmuͤckt/ in der hoͤchſten hohen Farbe anhenget/ ſo beſtaͤndig bey jhr bleiben kan/ ſo werdet jhr wol einen guten Danck davon bringen/ dann die purgirte vnd præparir= te ☾ das jhre mit groſſem Nutz nemen wird/ haltet aber ja nicht daß es darumb v- niverſaliter lapis oder tinctura ſey/ (welche doch nur ein Azoth vniverſal iſt/ vnd ſein muß) ſondern ein particular, wiewol ich nicht negier/ das ♄ ober wol weit von der ☉ ſtehet/ ein gewaltige tinctur in jm hat/ ſo iſt das aber die Vrſach/ daß die erſte Empfaͤngnuß vnſers Azothi, durch hin gehet/ vnd gleich wie ☉ vnnd ☾ durch den ♄ muͤſſen purgirt werden/ alſo wuͤrfft auch alle Schlacken in der Con- ception deß Azothi der Azotb von ſich/ doch ſtrahls weiſe/ vnnd wuͤrde alſo ♄ inficirt vom Azoth daß er darnach (wiewol wenig aber gut) die ſchoͤne hohe Roͤtte/ in ſeinem jnnerſten empfangen/ vnnd durch Kunſt/ von ſeinem gro= ben groſſen Leibe kan geſchieden werden; Wie dann auch der Philoſopho- rum Saturnus, (♁ meine ich) gleichfals thut vnd thun ſoll/ davon ich zu End weit= leufftiger tractiren will. Sed adrem Wir wollen nunmehr ſchreiten zum Werck der Philoſophen Medicorum vnnd Chymicorum, da muͤſſen wir nun haben/ die auch den exterioribus ſenſibus zu verſtehen moͤglich. Doch muß man Vn= terſchied halten/ inter materiam proximam, remotam, & remotiſſimam Philo- ſophice; Ich rede aber jetzo (weil wir mehr mit leibern/ als mit Geiſtern zuthun haben werden/) nicht von der materia ſo allem contemplativè muß erklaͤret wer= den/ ſondern vielmehr von einer materia die mehr ein Domicilium oder Woh= nung vnſers Philoſophiſchen Azoths alß der Azoth ſelber mag genennet wer= den.So neme ich derohalben fuͤr mich das receptaculum, die materiam da= rinnen vnſer ſyderiſcher Azoth empfangen/ vnnd leiblich kann gemerckt wer= den/ durch das Blut der Mutter/ ſo von allen orten deß Leibes (durch die ſub= tile gaͤng der Erden vnd jren Adern) herfuͤr fleuſt dieſe Frucht zu vermehren/ vnnd den durch naturliche Werme der Adern zu kochen vnnd zu zeitigen/ ſo viel die Natur einfach ohn der Kunſt Huͦlffe vermag; das iſt nun wie folgende Figur außweiſet/ der Globus Terræ von dem Hermes ſaget/ die Erde ſey eine Er= nehrerin vnnd Anime/ dieſe iſt in jhren vermiſchten Weſen als ein Chaos recht zu achten.
|| [ID00443]

CAP. XIV.
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AVß ſolcher Terra??? vnd in jhr wird ingebohren der philoſophi= ſche/ Chymiſche/ natuͤrliche/ medicinaliſche Azoth, vniverſalis als ein genus generaliſſimum tamen (vt dixi) Phyloſophorum. Dieſes iſt das centrum aller Phil: Chymicorum, woldem/ dem Gott diſes zu er= kennen gibt/ der wird vff den rechten Eckſtein wol bauwen/ dan wer das totum hat/ darff fuͤr die partes nit ſorgen/ vnd wie nun von hoͤchſten Punct an/ biß zum Ende der gantzen erſchaffenen Natur der Azoth durch einen Fluß von einem in das an= der gehet/ alſo erzeigt er ſich vnd erſcheinet er auch hier in ſeinem vniverſal Leibe flieſſend/ vnd ein Rauch oder Dampff/ wie das erſte Weſen natuͤrlicher Weiſe in allen phyſicalifchen corporibus ſein ſoll; vnd alſo iſt er das Haupt bey der philo- ſophorum dictis zu verſtehen/ als das principium.Wer nun will das Werck der philoſophorum verꝛichten/ ſoll ſehen/ das er den Kopff zum Schwantz kehre/ welches in jhren figuren durch einen Drach= en oder Schlangen/ der ſich ſelbſt friſt/ angedeutet wird/ das iſt/ daß er den An= fang der Philoſophiſchen Coͤrper/ ſo ſich vniverſaliter erzeigen vnnd finden laſſen neme; vnd das Ende der Natur (das wo die Natur auffgehoͤret hat zu wuͤrck= en/ nemblich in den alten fixeſten coͤrpern ☉) darzu thut/ welches dann fix/ da= gegen der Anfang als ein Geiſt fluͤchtig/ zuſammen vermiſche/ ſo wird alßdann diß fluͤchtig fix/ vnd das fixe fluͤchtig.
|| [ID00444]
Letzlichen huͤlfft Natur vnd Kunſt mit einander zur vollkommenen Reiffe/ vnd hoͤchſten Ende/ vnd beger en aller weiſen. Alſo vff dißmal genug von dem allein einigen vniverſal Weſen/ ſo da Theologicè, Magicè, Philoſophicè vnd Chymicè erſcheinet/ von einem domicilio zum andern.Jetzo ſind mehr Vniverſalia, welcher Namen Philoſophiæ huius ſtudio- ſiſſimos jrre gemacht/ vnd noch/ ſie ſind aber nicht generaliſſima, wie dieſes/ dann auch mancher trefflicher Philoſophus, wann er ein Tinctur hat gehabt/ wie hoch ſie auch jmmer geweſen/ hat ſolche vor den lapidem philoſophorum gehalten/ auch viel davon geſchriben/ vnd andere Proces verworffen: oder aber zum wenig= ſten aller anderer ſcripturas, experimenta vnd Proceß angedeutet auff ſeine ma- teriam; dahero kompts noch heutiges Tages/ wann einer nur ein wenig eine war= heit im Anthimonio, Saturno, Vitriolo, Cinobrio, Salepetræ, Sulphure, al= lerhand metallen vnd mineralien findet/ muß er alle dicta darauff reimen vnd bi= gen. Frage derohalben einen anderen (der auch mehrweiß/ in einem Finger dann der ander im gantzen Leibe) der auß rechtem Grund redet/ ja was fuͤr ein Mercu- rius, was fuͤr ein Sulphur, vnd der gleichen/ ꝛc. Solchen Narꝛen iſt beſſer nichts zu antworten/ als alſo/ ich meine den Philoſophiſchen Mercurium, Sulphur, Sal, oder dergleichen/ derſelbe iſt zwiefach: Erſtlich/ wie jhn die Natur ſelb= ſten ohne menſchliche Huͤlff geboren. Der ander ſo durch Kunſt vnnd hinderruͤck Treibung in ſein erſtes/ ſo viel jmmer muͤglich/ bereitet wird. Hier iſt aber ein Frage/ wie jhm dann zuthun/ daß man zu einem Nutzen kommen moͤge vniver= ſaliter vnd particulariter Medicina, vnd Chymia? So merckt nun fleiſſig Tabu- lam hanc vniverſalem Generaliſſimam.

VNIVERSALE GENERALISSIMVM.
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Azoth 1. Von der Natur ohne Kunſt geboren; Ein Waſſer vnd fluͤchtig Sper- ma ſo da ſolvirt, fluͤchtig ma= chet das corpus, vnd alles vnd thuet was man nur begeret.
2. Durch die Kunſt vnd hinter= rucks Bringung geboren vnnd præparirt.

Jetzo folget.
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Tabula vniverſalis lapidis generalis, aber nicht generaliſſimi, der theilet ſich in partem, vegetabilem, animalem, mineralem.

Cap. XV.
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DA denn ein jedes per ſe lapis philoſophorum generalis iſt/ welcher aber aller dreyer reineſte weſen vnd eſſents zuſammen in eines bringen kann/ der [ID00445] hat Lapidem vniverſalem generaliſſimum mit muͤhe zuwegen gebracht/ vnd ge= hen die tincturen oder lapis alle auß einem einigen fundamento, nemblich dem rechten einigen Azotho.

Nota bene diſe regulam zuletzt.
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Schawe/ je reiner/ je beſſer/ vnd neher du die Natur finden kanſt/ entweder von dem Azoth ſelbſten/ oder durch Kunſt zu bereytet/ je mehrwirſt du außrich= ten/ kehre nun den Kopff zum Schwantz/ das fixe zum fluͤchtigen/ den Anfang zum Ende/ & è contra. Gott geb Gnad zu allem guten/ dem ſey Lob ehr vnnd Preiß in alle Ewigkeit.

A. E T N M
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Hæc terra Adamica philoſophorum catholica ſancta, in cuius paradiſo eſſentialiter eſt lignum vitæ & taber naculum Iehovæ cum hominibus.

Pſalm ???. Groß ſind die Werck deß Herꝛen/ wer jhrer achtet der hat eytel Luſt daran/ ꝛc.
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|| [ID00446]

D. O. M. A.
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Das ander Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums/ genent Schluͤſſel der Weißheit.
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DIe weiſen haben vor allen dingen/ darunder der erſte wie alle Philoſophi zeugen) Hermes geweſen/ betrachtet/ corruptionem rerum naturalium, dardurch allezeit deß an= deren Geberung geſpuͤret/ cauſam efficientem, wordurch ſie leichtlich ein ſpiritualem eſſentiam zu ſein/ erachten koͤnnen: Diſer eſſentiæ haben ſie noch weiter nachgetrachtet/ ſind auch jhrer viel auß Eingebung Gottes darzu kommen/ daß es ſey ein einiges Geiſtliches natuͤrliches Weſen/ welches alle Ding erhalte; zerſtoͤre/ verendere/ vnd in ein newes Weſen bringe/ dahero haben ſie es die mittel Natur genennet/ als das Band natuͤrlichen vnd himmeliſchen weſens/ iſt auch von etli= chen prima materia, auch Mercurius Philoſophorum genennet worden: Salo- mon der nennet es eine Flammen deß Herꝛen/ welche nimmermehr verleſche; So ich nun diſe ſpiritualiſche eſſentiam kurtz zu beſchreiben (ſo viel mir GOTT Gnad verleihet) vor mich neme/ ſo zwinget mich erſtlichen/ das Erbarmen vber viel guthertzige leut/ die da fleiſſige indagatores diſer Kunſt ſind/ vnd dieweilen ſie diſe eſſentiam nicht erkennen/ von caco-chymicis gantz greulich betrogen werden.Es verdreuſt mich auch der Landſtreyeherey/ Saͤyffenſiderey/ damit ſie ſich vnd viel andere betriegen/ dardurch diſer herlichen Goͤttlichen Kunſt/ propter a- buſum ſchimpflichen Namen machen.Diſen Geſellen ſoll manbillich dieſe ſpiritualem eſſentiam mit allem Fleiß verbergen/ dieweil ſie mehr Gelt/ als daß rechte Ende/ diſer Kunſt zu GOTtes Ehre/ vnd deß Menſchen Nutz ſuchen.Derohalben ich den frommen Gottſeeligen Artiſten diſes wil zu erkennen [ID00447] ben/ das ſte doch mit Fleiß betrachten/ daß alle Philoſophi ſo jemals das Werck gemacht/ wol etlich Jahr zuvor daſſelbige gewuſt: Theophraſtus hats 6. Jahr zu= vor gewuſt/ Bernhardus Comes 2. Jahr/ ſie haben ſich auch ſolches zu machen nicht vnderſtanden/ biß ſie vor allen dingen die eſſentiam wol erkennet. Dann Bernhardus ſagt ſelbſten/ man ſoll alle mineralien Metalle̅ oder alles was die arti= ſten geſinnet/ fahren laſſen/ Alanus will fluchs im Anfang in ſeinem exor- dio, daß man das Hertz mehr zu Gott/ dann zu der Kunſt richtenſoll. Auch will Bernhardus durch den alten Mann in ſeiner Parabel viel auff diſes weiſen/ das Hermes in ſeiner Smaragdiſcher Tafel ſaget/ es ſey die perfection der gantz= en Welt Item/ alſo ſey die Welt geſchaffen; weilen man aber jetzo mehr auff das Laboriren/ ehe man die principia rerum naturalium erkennet/ gehet/ ſo iſts billich/ daß man kein gutes fruchtbarliches Ende erlanget/ dann wer ſo weit kompt/ das er der Philoſophorum Mercurium erkennet/ der kann ohne Ver= ſtandt nimmermehr laboriren/ auch von keinem Sophiſten betrogen werden. Ih= me ſind auffgethan alle Philoſophiſche ſchrifften/ es bedarff keines groſen vnko= ſtens/ wie die Betrieger faͤlſchlich wider aller philoſophorum dicta vorgeben/ diſer kann deß gemeinen ſpruchs der Laͤyen ſich gar wol rhuͤmen/ da man ſagt/ ich wolte erſtlich wenig machen/ darnach jmmer mehr vnnd mehr/ diſer darff nicht viel Jahr/ viel Wochen/ viel Tage/ ſondern wie Raimundus Lullius ſaget/ nur eines Augenblicks: Hieher gehoͤrt der Spruch Hermetis alſo ſey die Welt ge= ſchaffen. Das verſtehe alſo/ wie folgt/ im 2. Buch der Maccab. 1. Cap. wuͤrd ge= dacht eines Fewers/ welches ſie von dem Propheten Nehemia begraben vnnd nochmals in ein Waſſer ſey verkehrt worden/ da man es aber auff das Opffer ge= goſſen/ habe es das Opffer als Fewer verzehrt/ Eſdra der Prophet gedencket ei= nes fewrigen trancks/ ſo jhme vom Engel ſey zutrincken gegeben worden/ dar= durch er ſo weiß worden/ das er hernacher in 40. naͤchten viel buͤcher geſchri= ben; Es haben auch Aaaron vnd Moyſes in dem Amptſchiltlein das Vrim vnnd Thumim gehabt/ welches verdeutſchet ein Liecht oder ein Fewer vnd recht heiſet; hin vnd wider in der Schrifft wird offt= mals eines Liechtes/ eines verborgenen Fewers gedacht: Dergleichen in den Philoſophiſchen ſchrifften/ wird von ei= nem Fewer vermeldt/ daß es das aller verborgeneſte Fewer ſey/ ſo jemals die Philoſophi in hoͤchſter Geheim gehalten/ ohn welches in allen Spagyriſchen wer= cken nichts fruchtbarliches außgericht werden kann; Man hat auch offt/ ja auch vor kurtzer Zeit brennende ampeln in graͤ= bern gefunden: von dieſen verborgenen [ID00448] wercken zuſchreiben/ wehre ſehr viel; weilen es ſich aber alles ſo deutlich (als wann man von anderngemeinen ſachen redete) nicht erklaͤren laͤſt; hab ichs in figuriſche Characteres dem weiſen hierneben vormahlen wollen/ neben genugſamer Erklaͤ= rung/ wie der ☿ Philoſophorum darauß erkennet werden ſoll.Der erſte Triangel mit litera A. iſt bezeichnet/ Divinus character welcher eine Spitz vnter ſich kehret/ dann er hat nichts vber jhm/ ſondern von jhme gehet auß die Sperma aller Creaturen.Der ander Character mit Litera B. iſt Humanæ naturæ lignum, welcher Phi- loſophus nun will zu dem Werck der weiſen ſchreidten/ der muß mit dem oben vnd vorgeſetzten Charactern conjungirt werden. Darumb erfordert ſeine Spitz vber ſich/ zu kehren/ auff das litera C. ne= benſtehender 6. eckichter Character da= rauß werden moͤge; Nun haben die Philoſophi das Waſſer/ mit dem rech= ten characteren anzeigen wollen/ ∇ dar= durch primam materiam vorgebildet vnnd mit demſelben auch Mercurium Philoſophorum vermeinet. Mit dem vntern character ∆ das Fewer bezeich= net/ der den Sulphur Philoſophorum andeutet/ wann diſe 2. Characteres zuſamen kommen in ein Character/ alßdann wuͤrts billich genent ein doppelter ☿, deß Weibes vnnd Man̅es Saa= men verglichen/ ein Sperma ſolis vnd Lunæ, welches dann auch durch Johannem in Apocalypſi durch Alpha vnd Omega geiſtlich auff Chriſtum vnnd Philoſophiſch ☉ vnnd ☽ haben erfordert/ dann auß Zuſamengebung ☉ vnnd ☽ wird das Alpha formirt/ vnnd auß dem doppelten ☽ das Omega. Hie= rin ſollen ſich alle Philoſophi vben/ vnnd mit jrer Imagination nit al= lein auff die euſſerliche Coͤrper als allein die mineralia vnd Metallen/ [ID00449] ſondern auff die fpiritualem eſſentiam ???elche die Philoſophi ihren Mercurium„ nennen) richten.„Es bedarff auch keines groſen Verlags/ deſſen mir alle Philoſophi Zeug=„ nuß geben: Es wird auch vberall gefunden/ vnnd der jn kennet/ dem vntergibt er„ ſich gern/ ſo er ſich in den 6. eckichten Character ſchlieſen kan; dann das Wort ſo„ Fleiſch worden/ vnd wohnet in vns/ vnd durch daſſelbige Wort/ iſt Himmel vnd Erden gemacht vnd geſchaffen; Diſes iſt noch in allen Creaturen kraͤfftig vnnd wuͤrcklich/ vnd alle Creaturen/ ſind jhme/ als jhrer Seelen/ billich vnderthan/ vn̅ der Microcoſmus hat aller creaturen Seelen in ſich als ein Herꝛfcher vber alle die= ſe/ vmb deß hohen Worts willen Fiat. In jhme ſind auch die vnfixe Spiritus, fix/ vnd die fixe/ vnfix/ alles durch Vereinigung deß Philoſophiſchen ☿ vnd Sul- phuris, das ſey dem Weiſen genug geſagt.Homo creatura Dei optima & perfetiſſima.

Pſalm: 97. ???. Dem Gerechten muß das Licht jmmer wider auffgehen/ Vnd Freude den frommen Hertzen.
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D. O. M. A. Das dritte Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums/
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Von
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Graff Bernharden von Treviſo zu ſolchem werck gemacht.
|| [ID00450]

Syracides 43. vltimo.
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Cap. I.
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ICh glaub in Gott: Das iſt/ wir ſollen allen vnſern Troſt/ Hoffnung vnd Zuverſicht/ in die bloſe Gnad/ vnnd Barmhertzigkeit Gottes ſetzen/ das vns derſelbe allein/ vnd kein andere Creatur/ ſie ſey ſo heilig wie ſie jmmer wolte/ helffen kann/ in allvnſerer Angſt vnd Noth;Den Vatter: vnd dieweil er vnſer Vatter iſt/ ſo glauben wir veſtiglich/ das er vns von hertzen gern helffen will/ vnnd Beyſtandt thun/ in aller vnſerer Noth/ vnd Anligen; vnd vns nimmermehr verlaſſen/ weder hier noch dort.Allmaͤchtigen: vnnd dieweil er ein Allmaͤchtiger Herr iſt/ ſo glauben wir/ daß er vns kann beſchirmen vnd erhalten/ was wider vns iſt/ dann er all vnſeren Fein= den ſtarck genug/ durch ſein Allmaͤchtigkeit.Schoͤpffer Himmels vnnd der Erden: vnnd ſo er ein Schoͤpffer Himmels vnd der Erden iſt/ ſo glauben wir/ daß er alle Creaturen in ſeiner Hand hab/ daß vns derſelbigen keine/ einigen Schaden zufuͤgen koͤnne ohn ſeine vaͤtterlichen Wil= len: darumb ſind wir allein von diſem Allmaͤchtigen Vatter Herrn vnd Schoͤpf= fer gewaltig aller Guͤte vnd ewiges Lebens Dann alle Ding vnnd von jme allein kommen vnd gegeben werden; dann er will ſich ſelbſt gantz vnd gar vns geben/ mit allem daß Er iſt/ vnd hat/ im Himmel vnnd auff Erden/ ſampt allen Creaturen; das ſie vns dienen vnd Nutz ſein muͤſſen/ vnd vns foͤrdern zum ewigen Leben: Von der jrrdiſchen Krafft/ welche von Gott herkompt vnd durch ſein Wort gemacht.

Cap. II.
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Die erſte Außlegung.
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IM Anfang ſchuff Gott Himmel vnd Erden/ vnnd die Erde war wuͤſt/ auff der Tieffe/ der Geiſt Gottes ſchwebet auff dem Waſſer von dem heiligen Geiſt Gotteß ward alles geſchaffen/ vnnd alles das er geſchaffen hat/ daß hat er auch lebendig gemacht/ vnd daß ſich daſſelbige beſahme= “te/ vermehre/ vnd weiter erhielte/ vnd iſt doch in Summa alles Erden/ was ge= “ſchaffen iſt/ Aber der lebendige Geiſt der in der Erden iſt/ welcher von dem leben= “digen Gott kompt/ das iſt ein weiſſe ſublimirte Erden/ einer weſentlichen Krafft/ diefelbe Krafft nimbt an ſich guten vnd boͤſen Samen/ vnnd vermehret hernach [ID00451] ſeine Erden/ dann ein lebendig Ding muß jmmer zu wuͤrcken/ es ſey gutes oder boͤ= ſes/ vnd das heiſſen die Philoſophi das fluͤchtige/ dann es fleucht von dem Fewer/ vnd das vnten im Grunde iſt/ das iſt das fixe/ vnnd kommen beede von einem Ding/ das iſt ein rohte Adamiſche Erden/ vnd muͦſſen beede ein Ding werden/ ſo heiſts dann/ wans durch alle Elementa vnd farben gangen quinta eſſentia, das iſt/ das fuͤnffte zuſamen gebundene Elementum, das hell Fewer/ deſſen Elemen- ta combinata nimmermehr koͤnnen von einander geſcheiden werden. Es ſey “dann/ das der euſſerliche Lufft darzu komme/ ſo fuͤhret ers durch ſein Vermoͤgen “mit jhme hinweg/ wohero es kommen. Derer Exempel viel ſind gefunden wor= den/ das verborgenen Fewer/ das wird propriè Lapis Philoſophorum genent.

Cap. III.
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NVn ſetze ich die Erde/ vor daß weiſſe/ welches nicht gebehren noch ſich vermehren kann/ ohne den Saamen/ das iſt/ geſaget/ von der Krafft der Erden/ welche nun beſtendig iſt gemacht/ die bleibet beſtendig ewiglich: Gleich alß Gott der Vatter iſt ein beſtendig Weſen/ welches Allmaͤchtig iſt/ vber alle Ding/ der da heiſſet Eli, aber die Krafft diſer Erden heiſſet Hyle, alſo haben jme die alten einen Namen gegeben/ vmb ſeiner groſen Tugent willen/ die nicht alle zu erzehlen ſind. Ferner/ zu vnſerer Seelen Heyl/ wie Chriſtus vn= ſer Seligmacher ſpricht: Der Menſch lebet nicht allein vom Brodt/ ſondern von einem jeglichen Wort das auß dem Mund Gottes gehet.

Cap. IV.
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ICh glaub an Jeſum Chriſtum ſeinen eingebornen Sohn vn= ſern HErren/ der empfangen iſt vom heiligen Geiſt/ geboren auß Ma= ria der Jungfrauwen; Wir glauben von hertzeu/ daß Jeſus Chriſtus deß Vatters eingeborner Sohn von Ewigkeit/ hab vmb vnſere Suͤnden willen die Menſchheit an ſich genommen/ er iſt auch vom H. Geiſt (ohne jemands Zu= thun) empfangen vnd von der reinen Jungfraw Maria als von einer rechten na= tuͤrlichen Mutter geboren/ vnd daſſelbiger Menſch ſey wahrhafftiger Gott/ als em ewige vnzertrennliche Perſon auß Gott vnnd Menſch worden: Er hat gelitten vnter Pontio Pilato/ er iſt gecreutziget/ geſtorben vnd begraben/ niedergefahren zu der Hellen/ am dritten Tag wider aufferſtanden von den Todten/ auffgefahren gen Himmel/ ſitzet zu der rechten Gottes deß Allmaͤchtigen Vatters/ von dannen er zukuͤnfftig iſt/ zu richten die lebendige vnd die Todten. Vnd dzſolches GOTtes vnd Mariæ Sohn/ vnſer HErr JEſus Chriſtus/ hab fuͤr vns arme Suͤnder ge= litten/ ſey fur vns geereutziger vnd geſtorben/ damit er vns von Suͤnden/ Todt/ [ID00452] vnd awigen Zorn Gottes/ durch ſein vnſchuldiges Blut erloͤſet/ deß Todtes Angſt ſelbſt erlitten hab/ auff dnß wir mit Gott verſoͤhnet/ vnnd aller Feinde ein Herꝛ wuͤrden.

Cap. V.
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WIr glauben/ daß auſſer dieſem Sterben deß Sohns Got= tes/ weder mit Wercken noch einiger Heiligkeit/ wir Gottes Gnad er= langen hetten moͤgen.Wir glauben daß JEſus Chriſtus vnſer Bruder vom Todt ſey erſtanden/ vmb dieſer Gerechtigkeit willen/ daß er vns nicht mehr ſchaden kan/ dann wir be= kennen/ daß wir deß ewigen Todtes ſterben hetten muͤſſen/ wo Chriſtus JEſus/ vns nicht zu huͤlff kommen were/ ins Mittel getretten/ vnd vnſere Suͤnde vnnd Schuldt/ Vermaledeyung vnd den ewigen Todt/ als ein vnſchuldiges Laͤmblein auff ſich genommen hette/ vor vns durch ſein Leyden bezahlet/ vnnd vor vns/ die Maledeyung were worden: Wir glauben auch/ daß er noch taͤglich vor vns ſtehet vnd rede/ als ein trewer barmhertziger Mittler/ Hayland/ ewiger Prieſter/ vnd Biſchoff vnſer Seelen: Wir glauben/ das Jeſus Chriſtus mit Gott zugleich alle Ding regiere vnd erfuͤlle/ auch aller Ding gewaltig ſey im Himmel vnd auff Erden/ ein Herr vber alle Herren/ ein Koͤnig vber alle Koͤnig/ vnd vber alle Crea/ turen im Himmel vnd auff Erden/ vnd vnter der Erden/ vber Todt vnd vber das Leben/ vber Suͤnd/ vnnd die Gerechtigkeit: Derſelbe Koͤnig vnnd Herr wuͤrd vns vorgehen in vnſerm Leyden vnd Sterben/ vor vns ſtreiten vnd kaͤmpffen/ da= mit wir ſambt jm/ ein Herr werden/ vber alle vnſere Feinde jmmer vnnd ewiglich: Wir glauben/ daß der gecreutziget Chriſtus zukuͤnfftig werd ſein am juͤngſten Tag/ vnnd alle die richten vnnd verdammen/ die nicht an jhn geglaubet haben; vns aber mit allen Glaͤubigen behuͤten/ von dem geſtrengen Vrtheil der ewigen Verdam= nuß/ vnnd zu vns ſagen/ kompt her jhr gebenedeyten meines Vatters/ ererbet das Reich/ das euch bereitet iſt von anbegin der Welt.

Cap. VI.
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IN dieſem andern Theil vriſers Chriſtlichen Glaubens ſihe= ſtu/ wie Gottheit muͤſſen Menſchliche Natur an ſich nehmen/ ſo er an= derſt vns wolte erloͤſem dann der Geiſt iſt Coͤrpoͤrlich worden/ vnnd hat den reinen vnbeſleckten Coͤrper genommen/ von einer reinen Jungfrawen/ die ohn allen Macul iſt geweſen/ vnd ſie hat nun geborenden Sohn Gottes/ welcher auch rein iſt/ vnd niekein Suͤnde gethan/ ſollen wir verdampte nun ſeelig werden/ ſo muͤſte ein vnſchuldiger vor die Schuldige ſterben/ ſein Blut vergieſſen/ vnd wider aufferſtehen: Alſo verſteheſtu du auch von der Minera, darinnen ſind ſiben [ID00453] Sternen/ vnd iſt nicht mehr dann der eine vollkommen/ ſollen die andere ſechs auch vollkommen werden? ſo muß geſchehen durch den ſiebenden/ der muß vor den an= dern/ alsrochloſe Buben/ getoͤdtet/ vnd zu nicht gemacht werden/ ſein Blut vergieſ= ſen/ getoͤdet/ vnd wider aufferſtehen vom Todt zum ewigen Leben/ dann ſo hat er macht/ den 6. Sternen auch die Vollkommenheit zugeben.

Cap. VII.
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Außlegung des andern Theils.
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VOtt der Vatter hat einem jeglichen Geſchlecht ſeinen Saa= men gegeben nach ſeiner Art/ der rechte Saamrn der mineren iſt das vollkommene ☉ vnd anders keiner/ vnd ſeine terra, welche vorgenent/ bey der Heiligkeit deß Vatters/ dann die Saamen ſind im Anfang ſo wohl ein Theil fluͤchtig vnd das ander fix geweſen/ ehe ſie durch die waͤrmbde zuſammen gebracht “als ander Ding: Du ſolt wiſſen/ daß du dem Ding nichts ſolt zuthun auch “nichts ſolt abnehmen/ ohn allein das boͤſe ſchayden von dem guten/ durch Freund= “lichkeit/ vnnd nicht durch Feindſchafft; oder deſtruction vnnd verderben ſeines “Saamens (O Edle Viriditas) das ſubtile von dem groben; Alsdann nimb die 2. Saamen der Frawen vnd deß Mannes/ ſetze ſie zuſammen/ das heift dann vnſer Mercurius vnd Sulphur, die werden viel Kinder gebehren nach jhrer Voll= kommenheit/ Sonn vn̅ Mond werden ſchwartz/ zum andern ſo krieget die Sonn jh= ren Schein klar/ ſchoͤn vnd roht/ als ein Rubin oder hochrothe doppelte Anemo- ne, oder Clapproſen/ dann ſo haben ſie die Macht/ die vnvollkommen außſaͤtzige Coͤrper vollkommen vnd rein zu machen/ vnd alle die ſie anneme̅ werden Geſund.

Cap. VIII.
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WIr glauben an den Heiligen Geiſt/ der mit dem Vatter vnd dem Sohn/ ein warhafftiger Gott iſt/ vom Vatter vnnd Sohn ewi= glich kombt/ doch in einem Goͤttlichen Weſen vnnd Natur ein vnter= ſchiedliche Perſon. Wir glauben daß wir durch denſelben heiligen Geiſt/ als eine lebendige Goͤttliche Gaabe/ vom Todt aufferwecket/ von Suͤnden gefreyet/ froͤlich vnd getroſt/ frey vnd ſicher im Gewiſſen gemacht/ dann das iſt vnſer Troſt/ ſo wir ſolches Geiſtes Zeugnuß in vnſeren Hertzen empfinden/ daß Gott woll vnſer Vatter ſein/ vnſere Suͤnde vergeben/ vnd das ewige Leben ſchencken.Inſonderheit glauben wir/ daß der heilige Geiſt/ helffe vnſere Schwach= heit tragen/ vnd troͤſte vns mit vnaußſprechlichen Segen/ ſtaͤrcke vnnd erleuchte vnſere Hertzen/ zu erkennen den vberſchwencklichen Reichthumb/ vnd vaͤtterliche Barmhertzigkeit/ die er gegeben vnd geſchencket hat/ auß lauter Gnaden/ ohn allen vnſern Verdienſt/ allein vmb Chriſti Jeſu/ ſeines lieben Sohns willen/ durch wel [ID00454] chen vns ſolches vom Vatter geſchencket wuͤrde/ dieſes alles gibt vns allein der heilige Geiſt zuerkennen/ zuͤndet vnſere Hertzen an vnd erleuchtet/ das vns ſolch= es Geſchencke von oben herab komme/ wie Chriſtus verheiſſen hat/ wer an mich glaubet/ wie die Schrifft ſagt/ von deſſen Leibe werden Stroͤhme deß lebendigen Waſſers flieſſen/ ja auch ſo glauben wir ein heilige Chriſtliche Kirche ſey auff Er= den/ das iſt die Gemeine vnnd Zahl dieſer Verſamblung aller Chriſten/ darin= nen ein Gott/ ein Herr/ ein Geiſt/ ein Glaub/ ein Tauffe iſt/ welcher Kirchen ei= niger Geſponß vnnd Gemahl iſt Chriſtus JEſus. Ja wir glauben auch daß die Kirche ſey/ der Geiſtliche Leib/ vnd Chriſtus ſey jhr eigen Haupt; Wir glauben auch/ das Chriſtus dieſes ſeines Leibs vnd Kirchen Heyland ſey/ vnd habe ſich ſelb= ſten vor ſie gegeben/ auff das er ſie heilige/ vnnd habe ſie gereiniget durch das Waſſerbad im Wort/ vnd das er ſie jhm ſelbſt darſtellete ein heilige Gemeine/ die da nit hab ein Flecken oder Runtzel/ oder etwas/ ſondern daß ſie heilig ſey/ vnnd vnſtraͤflich/ ein Pfeiler vnnd grundfeſte der Warheit: Ich glaub/ daß in dieſer Chriſtenheit/ vnnd wie ſie iſt/ eine Vergebung der Suͤnden/ ein Koͤnigreich der Gnaden/ vnd deß rechten Ablaß/ vnnd auſſerhalb ſolcher Chriſtenheit ſeye kein Heyl/ noch Vergebung der Suͤnden/ ſondern ſo offt man begehret/ vnnd haltet/ daß Chriſtus ſey der Spitalmeiſter/ der nichts thue/ dann den Krancken rhate/ pflege/ jhnen auffhelff/ ſie ſtaͤrcke/ vnd Geſund mache: Vnd wie Eſaias ſagt/ das zuſtoſſen Rohr wird er nicht zerbrechen/ vnd das glimmende Docht wird er nicht außleſchen.

CAP. IX.
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ICh glaub/ daß da ſeye ein Anfferſtehung deß Fleiſches/ daß vn= ſere Coͤrper/ welche die Wuͤrmer gefreſſen/ werden aufferſtehen/ wie ſie: zuvor geweſen ſind, Dann vnſer HErr Chriſtus wird ſie am Jüngſten Tag aufferwecken/ laut ſeiner Weiſſagung/ da er ſpricht: Das iſt der Will/ deſſen/ der mich geſand hat/ daß wer den Sohn ſihet/ vnd glaubet an jhn/ der hab das ewi= ge Leben/ vnd ich werde ihn am juͤngſten Tag aufferwecken: Ich glaub daß nach dieſem Leben ein ewiges Leben ſein wuͤrd/ nach laut ſeiner Zuſagung/ warlich/ warlich/ ich fage euch/ wer mein Wort hoͤret/ vnnd glaubet dem der mich geſand hat; der hat das ewige Leben/ vnd kompt nicht in das Gerichte/ ſondern er iſt ſchon vom Todt zum Leben hindurch getrungen: Vnnd wer an den Sohn glaubet/ der hat das ewige Leben/ vnd/ Warlich/ warlich/ ſag ich euch/ ſo jemand mein Wort wird halten/ der wird den Todt nicht ſehen ewiglich; Ich bin das lebendige Brodt vom Himmel kommen/ wer von dieſem Brod jſſet/ wird leben in Ewigkeit/ dz helf= fe vns die heilige Dreyfaltigkeit.

A E T N M
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|| [ID00455]

CAP. X.
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Außlegung.
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IN dieſem dritten Theil vnſerer Heilignng empfinden wir die Gaben deß heillgen Geiſtes/ dardurch wir heilig vnnd glaubig werden koͤnnen/ dann der heilige Geiſt fuͤhret vnd fehret wider zu dem/ von wel= chem er kommen iſt/ Nemblich zu dem clarificirten Coͤrper/ das iſt JEſus Chri= ſtus/ vnd GOtt dem Vatter ein Schoͤpffer Himmels vnd der Erden/ hie mercke; Von Gott dem Vatter kompt der Sohn/ vom Vatter vnnd Sohn der heilige Geiſt/ widerumb kan keiner zum Sohn kommen/ den durch den heiligen Geiſt/ vnd zum Vatter/ dann durch den Sohn/ doch iſt ein Gott vnd ein Weſen.

Cap. XI.
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BLeicher weiſe iſt mit vnſerm natuͤrlichen Ding zu halten/ wir haben auch drey Ding/ als Corpus, Animam, Spiritum, das iſt vnſer Erde/ vnſeꝛ gereinigter fewriger Stein/ vnſer fixer Sulphur, er wuͤrd auch genent/ vnſer Erde vnſer Mercurius vnd vnſer Sulphur.Du haſt zuvor verſtanden/ daß in der Erden gebohren werden die Metall/ durch den Mercurium vnd Sulphur, mit Huͤlff der Waͤrme; Warumb werden ſie nicht in einem andern Element gebohren? Darumb/ ſie ſind Erden/ vnnd ſind von der Erden gemacht im Anfang/ von Gott dem Herꝛen/ auch die andere zwey Geſchlechte Vegetabilia vnd Animalia, ein jedes wuͤrd gebohren auß der Erden/ von ſeinem Samen/ auch ſo muß es die Erde wider erhalten/ vnnd vermehren wie es klar am Tage iſt.Dann der Saame hat krafft deß Lebens in jhm/ vnnd was die Erde vor Saamen ergreifft/ den zu bricht ſie/ vnd vereiniget ſich mit ihm/ vnd machet den Saamen manigfaltig/ alſo/ daß auß einem kan 1000. kommen.Gleicher Geſtalt hat vns Gott auch gegeben/ ein Korn/ daß deſſelben Ge= ſchlechts vnd dieſelben Koͤrner haben fortan/ gleich die Krafft deß erſten Korns/ al= ſo iſt die Erde ein Gebaͤhrerin/ die den Saamen empfaͤht/ vnnd heifſet die Fraw Luna/ vnd der Saame iſt der Erden begehrent/ haiſt Sonn/ ☉/ dann ſo die 2. zuſammen kommen/ vnd werden miteinander putreſcirt/ calcinirt/ ſublimirt/ vnd das vnderſte gereiniget. Ich ſage nicht mehr/ der fontinæi vergiß nicht/ in welche der Koͤnig gehet. Dieſes Waſſer iſt verglichen dem heiligen Geiſt/ du ſiheſt/ ſo du diſtilireſt den Lufft/ vnnd ſublimirſt die Erden/ fuͤg zuſam, [ID00456] men/ putreſcirs/ vnd deſtilliers/ ſo wuͤrd der Geiſt leiblich/ dann mit dieſer letzten Arbeit muſtu die erſte anfahen/ ſo wuͤrd dein Werck gerecht.Dieſes hab ich dir geſchrieben in der Liebe Chriſti JEſu/ ſo du nur forſcheſt in dem Werck vnd worten/ ſo wirſtu erlangen von Gott/ vnd der heiligen Drey= faltigkeit den Reichthum deiner Seelen vnd Leibs mit aller Geſundheit/ das wol= le vns goͤnnen Gott der Vatter/ GOtt der Sohn/ vnnd Gott der heilige Geiſt: Amen.

Dieſe Mediein.
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So ſie einmahl gemacht ſo tingirt ſie M. ein Gran. vierthalb Loht ☉ puri in Medicin.Zum andern mahl auff 10. mal ſo viel.In der dritten augmention auff 100 malſo viel.Zum vierdtenmahl ohnzahlbar/ deſſen Tugend vnnd Gewalt nit außzu= gruͤndten; Solch groß Geheimnuß hat Gott der Allmaͤchtig dem Menſchen in dieſer Welt geoffenbahret/ wordurch ſein Allmaͤchtigkeit vnnd vaͤtterliche Barm= hertzigkeit gegen vns zu erkennen geben/ worvor er billich von vns ſoll gelobet vnd geprieſen werden/ hie zeitlich vnd dort ewiglich/ Amen. FINIS.

D. O. M. A. Das vierdte Buͤchlein/ Deß Hermetiſcheu Wunderbaums.
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Vber deu Spruch
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Luc. 1. 35.
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|| [ID00457]

Pſal. 15. 7.
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Siehe du haſt Luſt zur Warheit/ die im verborgen ligt/ Du laͤſſeſt mich wiſſen die heimbliche Weißheit.
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KEin Menſch kan mit der Vernunfft faſſen wie diß Jung= fraͤwlein ohn einen Mann vom heiligen Geiſt ſchwanger worden/ ſon= dern wir muͤſſen/ wie es der Engel geredt hatte/ verbleiben laſſen/ vnnd vns weiter darumb nicht kuͤmmern/ dann es eine Goͤttliche Krafft/ die ſich mit vn= ſern Gedancken nicht begreiffen laͤſt; Vnd diß alles iſt wahr wann man von men= ſchlicher Vernunfft allein/ wie ſie nach dem Fall Adam an jhx ſelber iſt/ reden ſoll; Aber im Liecht der Natur iſt es viel ein anders/ dann menſchliche Vernunfft iſt dieſem Articul/ denen/ der in dem Liecht der Natur gewandlet vnd gearbeitet (es ſcheine gleich ſolches als er wolle/) nicht ſchwer zubegreiffen. Dann viel Dings/ daß die Vernunfft per ſe nicht verſtehet/ das bildet vns das Liecht der Natur der= maſſen vor/ daß es die Vernunfft darauß gar wolbegreiffen kann/ dann es heiſt: Cœli enarrant gloriam Domini, & os homini ſublime dedit, cœlumquetue- ri juſſit, & erectos ad Sydera tollere vultus. Man ſehe an den Phœnicem der iſt einer rechten feuweriſchen Geburt/ ob er vns Chriſtum am Creutz hangende nicht vorbilde? Mann ſehe die Sonn an/ ob die vns/ mit jhrem Corpus, Schein/ vnnd Hitz/ die Goͤttliche Trinitet nicht vorhalte? Beſihe die drey materias pri= mas in Zerlegung aller Gewaͤchs/ vnd ſchawe/ ob du nicht in Zerlegung derſelben Sacro Sanctam Trinitatem finden werdeſt? Alſo iſts auch/ da das groſſe Com= poſitum, oder das Philoſophiſche Werck/ welches mehr auß der Natur/ dann auß der ſpintiſierenden Vernunfft/ waͤchſt? Ob nicht auch ein Chriſtus oder Geſalbter der ſeine Mitbruͤder die viwollkommene Metall zum ewigen Leben er= halte vnnd erleuchte? Nun beſihe/ wie wuͤrd dieſer metalliſche Chriſtus in dem Liecht der Natur geboren/ gleich wie geſchrieben ſtehet/ Virtus Altiſſimi, GOtt/ der das Fewer iſt/ verflammet Mariam/ das mittel Corpus der Spiritus aber durch die Kraͤffte deß Allerhoͤchſten ſuperueniet, der kompt drauff vnd drein; Al= ſo finden ſich bey dieſen Werck 3. agentes oder laboranten vnd nur ein patiens.Das erſte agens iſt der Allerhoͤchſte/ von dem alle Krafft herkompt.Der ander iſt die Krafft deß Allerhoͤchſten/ ſein ewige Geburt.Drittens/ der Geiſt ab vtroque procedens qui ſuperveniet. Der pati= ens, iſt das mittel Corpus, das jhn erhelt/ vnd alles was ſie mit jhm machen vnd außrichten wollen/ williglich leydet.Die auſſerwehlte reine Jungfraw Maria/ die auſſerwehlte Braut/ vnnd auch das mittel Corpus, auß derer diſer Chriſtus/ das iſt/ der Sohn deß Aller= hoͤchſten gebohren werden ſoll; dann der Allerhoͤchſt iſt der Vatter; dieweil ſolche neuwe Geburt/ auß dem mittel Corpus ohn ſeine Vberſchattung nicht gehen kan. [ID00458] Er iſt der/ der mit ſeiner milten Vberflammung ein mitler Corpus wid er erweck= et/ vnd lebendig machet; Daß alſo ein neuwe Geburt herfuͤr getrieben wuͤrd/ quæ illuminat omne̅ hominem in hunc mundum. Dieſe Geburt muß ein Corpus haben/ weilen ſte auß einem corpore gebohren iſt/ muß auch einen Geiſt haben/ weilen ſie auß dem Geiſt gebohren iſt/ muß auch ein Seel haben/ daß ihr mittel Corpus, auß dem ſie kommen/ ein Geſalbter Leib geweſen ſey/ vnd muß v= ber das alles ein Sohn deß Allerhoͤchſten ſein/ weilen jhn der Allerhoͤheſt von an= begin gebohren/ vnd hernach ein mittel Corpus zu einem Geiſtlichen vnd greifflich= en Leib außgebuͤhret/ vnd auß dem mitlern corpore gebalſamiret/ vnd gewuͤrcket/ vnnd als einen gantzen Chriſtum/ der wahrer Gott vnd Menſch iſt/ darauß ge= macht hatt. Was iſt aber das mittel Corpus oder das patiens? Es iſt eine rei= ne/ keuſche Jungfrauw/ die kein Mann befleckt hat/ dann in dieſem vnſerm Werck/ ſagen die Philoſophi, kompt nichts frembdes/ die Geburt gehet nur auß einer Materi/ die kein Mann hat; ohn ihren eigenen Spiritum & animam, zu der= ſelben ſich auch Spiritus Sanctus ſuperveniens deß Allerhoͤchſten verfuͤget/ vnnd geſellet/ dieſer wuͤrd jhr Mann/ vnd auß dem Saamen concipirt ſie/ vnd gebuͤh= ret hernach den Sohn deß Allerhoͤchſten/ vnnd weil er ein Sohn deß Allerhoͤchſten iſt/ ſo ligt in jhm das allerhoͤchſte Arcanum Æternum, dann niemand kennet den Vatter/ dann allein der Sohn/ vnnd weme er es offenbahret/ das iſt/ das ers in der proiection ſiehet vnd empfindet. Was iſt aber dieſer Sohn? Cr iſt das der Allerhoͤchſte iſt/ darumb iſt er dem Vatter in der Gottheit gleich/ vnnd die Goͤttliche Krafft ſelber. Was iſt aber der Vatter? Er iſt der Er iſt/ dann alſo nennet Er ſich ſelber/ damit er doch auch in etwas erkannt ſey/ ſo nen̅et er ſich ſelber ein verzehrendes Feuwer/ dann nichts iſt vnter allen Creaturen GOTT gleicher/ dan̅ Fewer/ in allen ſeinen proprietatibus/ vn̅ ſeinen/ Eigenſchaffte̅ daru̅b Gott in promulgatione legis auff dem Berg Sinaj auß dem Feuer geredt/ vnnd ſeine groſſe herrliche Macht alldar im Feuwer ſo gewaltig erzeiget/ das Sechshundert tauſent Mann darvber erſchracken/ vnnd Moyſes gebetten/ daß er der Doll= metſcher zwiſchen GOTT vnd jhnen ſeyn vnnd bleiben wolle/ dann ſeine Reden war jhnen zu erſchroͤcklich. Was iſt aber das vor ein Feuwer? Feuwer iſt ein Liecht aller Liecht/ dann weil der der Vatter alſo iſt/ ſo iſt der Sohn auch alſo/ zu erleuchten ſeine gebrechliche vnreine Bruͤder/ vnnd vnvollkommene Metall zu dem ewigen Leben/ auff dem groſſen Tag/ ſcilicet in die jgnis, dann es iſt ſein Ampt. Warumb heiſt er Chriſtus? Darumb nicht allein/ daß er ſelbſt vom Vatter balſamirt vnd geſalbet iſt/ ſondern auch darumb/ daß er ſeiner Bruͤ= der Vnvollkommenheit/ oder vnvollkommene corpora & animas balſamire vnd ſalbe/ ihnen ſein Leib vnnd Blut per imbibitionem zu eſſen vnnd trincken ge= be; Sie mit dieſer Speiß vnnd Tranck auß der Finſternuß fuͤhren/ vnnd in ſein Reich/ in dem kein Verweßligkeit oder Finſternuß mehr iſt/ ſetzen ſoll; [ID00459] Welches Reich ein Feuwer Reich ſein/ vnnd kein Ende haben wuͤrd; Dann GOTT iſt ſelber ein vnendliches Feuwer/ der nichts vnreines inn vnnd bey jhm leyden kan.Darumb werden lautere tranſmutirte corpora in jhm wohnen/ welche das Eli xier vitæ ſeines Sohnes beruͤhret vnnd tranſmutirt hat; daß ſie im Fewer beſtehen koͤnnen/ vnd jr Leben mit Wonne vnnd Frewd in jhnen haben. (NB. Dieſen Verſtand gibt vns das Liecht der Natur/ aber nicht die menſchliche Vernunfft. Sie iſt jetzund nun ein Kaſten vnnd Behalterin dieſes Liechts; dann was ihr das Liecht der Natur vorbildet vnd einpflantzet/ dz beſchleuſt ſie in ſich/ vnd laſſet ihrs ein Regel ſein. Alſo bleiben die anderen/ die ſich in dieſem Liecht nicht vben/ einfaͤltige Leuthe/ die ſich allein in jhren Koͤpffen/ auſſer dem Liecht der Natur/ vben wollen/ zu Phantaſicren, Darumb glaubet man recht vnnd wohl/ daß diß Arcanum in der Vernunfft/ die an jhr ſelber ein leh= rer Kaſten iſt/ nicht gefunden werde/ daruͤber der tolle Ariſtoteliſche Theolo= giſche Schulhauff/ die es alles in der Vernunfft/ vnnd jhren ſpintiſieren- den Koͤpffen/ nicht aber in dem Liecht der Natur vnnd in lauterem wahren Wort GOTTES ſuchen wollen/ daruͤber Toll vnnd Vnſinnig werden; Vielleicht iſt die Zeit bißhero nicht vorhanden geweſen/ in derer dieſer hohe Ar= ticul auß dem Liecht der Natur/ ſo manifeſtè hat ſollen probirt werden; Wie es dann die heilige Vaͤtter dißfalls bey dem vermeldten (daß jhnen dieſer Articul der Menſchwerdung Chriſti zu hoch ſey/) verbleiben haben laſſen/ vnnd offent= lich bekant/ daß ſie darin mit jhrer Vernunfft nicht weiter koͤndten kommen. Seind daruͤl er auff jhre Knie vnnd Angeſicht nieder gefallen/ vnnd haben dieſes Arcanum in hoher Verwunderung angebettet/ wann man das/ Ecce homo fa- ctus eſt geſungen hatt/ biß auff den heutigen Tag.Daß ſie aber weiter ſagen/ man ſolt dieſem articulo nicht weiter nachgruͤblen/ iſt auch wohl geredt/ wider die jenigen/ die es mit ſpintiſt= renden Koͤpffen ergruͤblen wollen. Nun aber wider die/ denen GOTT das Liecht der Natur eigentlich vnnd gruͤndlich/ wie es an ihm ſelber iſt/ hat ſehen laſſen/ welches jhnen zu verſuchen dieſes herrligen Perlens/ von deßwe= gen man alles verkauffen ſoll/ vorleuchtet/ aller maſſen mit dem Weiblein/ das jhren Groſchen verlohren/ vnnd mit dem angezuͤndten Liecht geſucht/ wide= rumb gefunden hat. Dann/ nach verrichter natuͤrlicher Arbeit/ vnnd nicht zuvor/ finden wir das natuͤrliche Liecht/ dann ſolch Liecht iſt ein neuw/ vnnd nicht ein alte Geburt/ welches vns zu vnſerem Balſamierenden Chriſto leuch= tet/ vnnd mehr als Menſchliche Vernunfft/ faſſen kan/ dann diß na= tuͤrliche Werck iſt in ſuis effectibus, ſchier ohnergruͤndlich/ vnnd den Wer= cken GOTTES etlicher maſſen gleichfoͤrmig. Aber dannoch ſo gruͤnd= lich/ daß wir GOtt/ ſampt ſeinem einigen Sohn/ vnd Ewigen Geiſt/ beſſer/ mit [ID00460] allem Weſen/ dann auß einem andern natuͤrlichen Ding erkennen koͤnnen: Vnd darumb hat vns GOTT das Liecht der Natur alſo fuͤr die Augen geſtellet/ daß wir ihn/ vnnd ſeine Wunderwercke/ darinnen ſehen/ vnnd nicht in vnſeren ſpitzfindigen Koͤpffen liegen ſollen/ Wie Auguſtinus bey dem Meer thut/ wer er darfuͤr in eine Schmitte gegangen/ vnd geſchauwet/ was das Feuwer vnd Koh= len außrichten koͤnnen/ ſo hette er daſſelbe mehr/ als in ſuo mari magno, geler= net.Alſo lernen wir auß vnſerer Feuwer Arbeit/ die hoͤchſte Wunderwerck Got= tes/ vnd welchen die Menſchwerdung Chriſti deß Gefalbten/ vnd ſalbenden Soh= nes Gottes gebuͤhret/ von der reinen Jungfrauw Maria/ nach Vberſchat= tung deß Allerhoͤchſten auß dem Heyligen Geiſt/ das groͤſſeſt vnd gewaltigeſt iſt; Groß iſt zu bedencken das Wort Vberſchattung/ dan̅ ſolte die Krafft Gottes/ mit Gewalt/ wie an jhr ſelbſten/ vnd nicht Schattenweiß vber Mariam als vber ein ſterblichen Menſchen kommin ſeyn/ ſo wehre ſie in einem Augenblick zu Aſchen worden/ Dann GOtt iſt ein verzehrendes Feuwer/ darumb kan keine Creatur vor jhm beſtehen/ die er nicht alſo bald in dem erſten Anblick in ſuam materiam primam reſoluire, vnnd in nihilum redigire, dann auß nichts hat er alle Ding gemacht/ darumb kan er alle Ding mit ſeinem vbernatuͤrlichen feuwrigten Weſen wider zu nichts bringen/ vnnd darumb haben jhn die Kinder Iſrael auß dem Fewer auch nicht mehr hoͤren wollen/ dann wann er auß dem Fewer/ daß iſt auß dem Element/ das jhme am gleicheſten NB. redet/ ſo erbidemet Himmel vnnd Erden/ vnnd laͤſſet ſich anſehen/ als wolte alles vber ein Hauffen fallen. Aber damit ſolches nicht geſchehe/ vnnd ſeine Creaturen/ biß zu der Erleuchtung beſteheu moͤgen/ ſo kompt er obrumbratus in anderer Geſtalt zu jhnen; Dann da er mit Abraham/ Iſaac vnd Jacob redete/ da kompt er jnen wie ein Menſch entgegen/ vnd ringet mit dem Jacob/ wie ein Fech= ter mit dem andern. Ohn zweiffel aber/ eben in der Perſohn/ vnd Geſtalt/ die her= nacher Chriſtus vber etlich 100. Jahr an ſich genommen hat. So iſt ſein Weſen viel zu fewerig/ viel zu ſubtiel vnd eines ſolches penetrierenden Gewalts/ das er alles in einem Augenblick reſolvire/ wenn ſein Goͤttliches Weſen wie Er an jhm ſelber iſt/ vorkompt/ wie der fewrige Donnerſchlag das Eyſen oder Klingen in der Scheid verzehrt/ niemand weiß wo es hinkommen; vnd dannoch bleibet die Scheid gantz; alſo wuͤrde Gott den Meuſchen auch verzehren/ wann Er von ſeiner Er= leuchtung vnd regeneration jhn ſehen ſolte, Darumb iſt es herꝛlich vnd Engeliſch gered; Et virtus Altiſſimi obumbrahit tibi; als wolt er ſag???n; die Krafft GOt= tes wird ſanfftmuͤtig in einer kuͤlen Wolcken zu dir kommen/ dich vmbgeben vnd durchleuchten/ vnd dich mit einem ſuͤſſen Anblick durch gehen/ vnnd alſo wird der Geiſt Gottes diſenewe Geburt in wuͤrcken; Das iſt nun ein herlich Werck in dem ſo gewaltige Laboranten zu thun/ vnd zu ſchaffen haben/ vnd alldar jhre Arbeit/ Art/ vnd Meiſterſchafft gebrauchen/ darumb muß die Geburt die herauß gebohren [ID00461] wird/ auch eine gewaltige vnd herliche Geburt ſein. Was aber wird jhm dar= geboren? Der Geſalbte der Balſamirte vnd Balſamirende Chriſtus der vmb ſei= ner perfection Jeſus/ das iſt/ Heyland vnd Seeligmacher genennet wird/ vnnd revera iſt.Von weßwegen? vor ſein ſelbſt gar nicht/ dann er diſer Geburt gar nichts bedoͤrffte/ weilen er die Krafft deß Allerhoͤchſten iſt/ vnnd alſo Gott/ bey Gott/ in Gott/ vnnd er ſelber Gott/ ein ewiges koͤſtliches ruhiges himmeliſches Weſen ge= habt hat/ Er hat ſich aber darumb ernidriget/ daß Er ſeine Creatur vnnd ſein be= ſtes Stuͤck derſelbige/ von wolches wegen er diſe machinam mundi gemacht/ wide= rumb zu recht braͤchte/ jhme dieſelbige vnnd ſich derſelbigen einverleibte/ vnd ſie auß der Finſternuß mit ſeinem Liecht/ daß Er ſelber iſt/ ins ewige Licht ſetze/ ins e= wige Leben mit Hinnehmung aller corruption.Diſe cauſa finalis beweiſet ſich gewaltig im Liecht der Natur/ dann ſihe/ wie gewaltig das geyle vnreine/ außſetzige Franzoͤſiſche Corpus veneris erleuchtet/ vnd zum ewigen Leben erwehlt/ wann nur ein kleines Koͤrnlein ſeines Geſalbten Chri= ſti im Fluß darauff getragen wird/ wie jubilirt es hernach/ butzt vnnd wiſcht es ſich im Fewer/ vnter der Muͤffel vnd ſteht zuletzt ſtill/ wie ein ſchoͤne regenerirte new getauffte/ vnd von allen. Suͤnden vnd Vnreinigkeit abgewaſchene Braut/ mit einem Guͤldenen Stuͤck bekleidet. Sihe wie wunderlich vnd augenblicklich ver= kehret ſichs in ſolcher Regeneration/ der vnreine/ harte/ diebiſche Bluthundt ♂. wie legt er ſo geſchwind/ wann das Koͤrnlein auff jhn felt/ von jhm ab ſolche Vnreinigkeit/ wie gibt er ſich ſo mild/ vnter den Hammer in allen Gehorſamb/ wie leuchter er hernacher/ wie die Liebe ☉ wie er dann iſt/ das thut der natuͤrliche Chriſtus/ der vns/ das Liecht der Natur gebuͤhret/ darumb daß der Schoͤpffer aller Creaturen der aller Hoͤchſte/ mit dieſem hohen Weſen vnnd ſeiner Krafft/ die er dem Menſchen in ſeine Hand geleget hat/ ſein zukuͤnfftiges noch hoͤhers Werck/ welches er in medio temporum auß ihm/ vnnd durch ſich ſelbſt wuͤrcken/ vnd alſo ſein Weſen ſeiner armen Creatur fuͤr die Augen legen/ vnd ſich mit jhr vereinigen wolle/ damit er in allem enter, præſenter, Deus hic & vbique potenter, were/ im kochen der Natur alſo præludiren vnnd præfiguriren wollen/ dann wie er vns den Todt ſeines Chriſti in dem Pelican vnd Phœnice, den zweyen fewrigen Voͤ= geln/ die ſonſten nirgend/ als in der hoͤchſten ☉ Hitz/ vnter dem Paralello Æqui- noctiali außgebruͤtet vnnd geboren werden/ vorgemahlet hat. Alſo hat er vns auch virtutem filij Chriſti, vnd ſein hoͤchſte Krafft vnnd Macht/ welches der Sohn Gottes iſt/ in dieſem vnſerm compoſito magno vnnd hoͤchſtem Liecht der Natur præfiguriret; Dann ſiehe an die gaͤyle vnud vnreine veneriſche Magdale= nam die ſich vorhin in allen Kothlachen gebadet/ wie rein wuͤrde ſie? Alßbaldt jhr Hertz/ jhr Mund/ jhre Zaͤhren/ vnd ihr Haar deß Herren Chriſti fuͤſſe beruͤren; das aber hat gethan vnd gewuͤrcket/ der liebliche Anblick jhres elixirs, daß die in ſo [ID00462] groſſer Liebe im Hertzen erwecket/ vnnd angezuͤndet/ auß lauter Gnad vmb ſonſt; dieſer Anblick hat ſie geſchwind vnd augenblicklich tranſmutirt. Siehe an den ſchwartzen/ blutigen/ martialiſchen/ harten/ moͤrderiſche̅ Schaͤcher/ der zu der Rech= ten Chriſti ſeines elixiris hanget/ wie ploͤtzlich wird er renovirt/ mit treyen worten hodie mecum eris, auff ſeinem ſtrengen Treibherd? gleich zu der Stund darin= nen jhm die Seel zum Halß auß/ dem Teuffel zu/ in die ewige Pein fahren ſolt/ wie geſchwind rucket jhn ſein elixir auß dem ewigen Tod ins ewige Leben/ wo iſt da ein einige vorhergehende Satisfactio/ außerhalb bekennens vnnd annemens diſes elixiris, thuts nicht da ſola gratia proycientis gratis, auß lauter Gnad & ſine operibuslegis; Pfuy dich an du Gottloſes Papſtthumb/ wie ſchaͤndlich haſt du vns denn articulum de iuſtificatione, mit deiner erdichten Satisfaction/ ge= felſchet/ welchen vns diß hohe Werck der Natur ſo klaͤrlich vnnd lauter vorgebil= det/ ſchaͤmet euch jhr hypocritiſche/ Ariſtoteliſche Bachanten dievns wide= rumb deß Babſtes Gauckeley vnd Werck oder Decretal vor Biſam vortraget/ vnd nit allein den lenten Paulum/ ſondern auch das Heiligthumb/ die Natur damit verdunckelt wollet; Aber Gott ſey gedanckt/ daß er vns diſen Atticul aller maſſen wie Paulus davon ſchreibet/ auch ins Liecht der Natur geleget hat; daß wir denſelbigen/ ohnangeſehen daß Chriſtus gen Himmel gefahren/ & ad dex- tram Dei patris ſitzet/ (denn jr wie Saulus verfolgt/) doch mit haͤnde̅ greiffen koͤn= net/ vnd wird das Liecht der Natur mit ſeiner exaltation noch ſo hoch vn̅ weit kom= men/ das man diſen Holdſeeligen heilſamen nothwendigen Articul/ der Juſtifi= cation/ ex Chriſto, & per Chriſtum ſolum, ſine operibus, & ſola fide, quæ proiectionem in ſe factam, more paſſivo recipit, & poſtea in cruce & omni- bus lætatur & gaudet; wir darauß recht verſtehen lernen; diſes arcanum wird euch noch in hoc ſeculo gratiæ den Halß brechen. Aber wenn es gar offenbahr wird/ ſo wird alßdann Gott bald mit der Welt ein Ende machen/ vnnd die boß= hafftige Welt/ die diſer hohen Gaben nicht werth/ in hac die ignis; magnâ valde, auff den groſen Treibherdt ſetzen/ allda mit dem diſuvio ignis wie vorhin mit dem diluvio æquæ, alles vberſchwemmen/ calciniren/ reverberiren/ vnnd allda das verzweiffelte Judenthumb/ die vnglaubige Juden vnnd Heyden/ ja den leidigen Antichriſt/ welcher ſich in der tinctura Chriſti ſeines Geſalbten/ ex ſola gratia, quæ ſola fide apprehenditur, nicht ſalben laſſen; vnd das jhm vorgeſtelte vnnd dargebottene elixir vitæ nicht annemen wollen; Als ſinſtere/ vnreine/ Verhurete/ Veneriſche/ Aberglaubiſche/ Cubiſche corpora, Igni Æterno, ſampt allen Teuffeln/ vbergeben; Die aber/ welche das Blut/ vnnd das elixir ſeines lieben Sohnes/ an dem er in Ewigkeit ein Wohlgefallen gehabt/ beruͤhrt hat/ vnd auff die ſolche Projection geſchehen iſt/ die werden auff dem groſen Treibherd/ vnnd ſich im Fewer welches die Krafft/ vnnd der liebe Sohn GOTTES ſelber iſt/ wie ein ſchoͤner ☉ Blick/ freuwen/ wiſchen/ vnnd butzen/ vnnd in dieſem Him= mel-Fewer ewig leben vnd Jubiliren; Darumb komb lieber Herr/ Eya/ komb [ID00463] nurbald/ vnd mach diſes elenden lebens vnd weſens ein Ende/ dann was iſts? Wann wir gleich alle arcana vnnd elixiria der groſen vnnd kleinen Welt in vn= ſern Haͤnden haͤtten, vnd aber dich nicht? ſo iſt doch alles nichts. Bey dir/ in dir/ mit dir/ iſt das ewige Leben vnnd Liecht/ welches nach der groſen vitrification Macro & Microcoſmi in vnſeren corporibus per ignem Dei regeneratis dia- phanis, &c. Allererſt recht erſcheinen vnd leuchten wird; das gebe Gott bald/ A= men kom Herr Jeſu/ Amen.

D. O. M. A. Das fuͤnffte Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums/ genent In dagatio Trinitatis.
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D. Lvthervs Anno 1545.
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Supra Pſalmum. 107. 10.
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Daß iſt/
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|| [ID00464]

Vom erſten particulari, Indagatronis patris.
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Cap. I.
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NImb ein Theil aquæ vitæ, das da außgezogen ſey/ vom ſchaͤrpffeſten vnd ſterckeſten Wein/ welcher nur 4. mal deſtilirt ſey/ doch fein rectificirt wie du weiſt/ in welchem zerlaß 16. Loth deß Roͤmiſchen Vitriols/ derauffs reinſt geleutert ſey/ vnd 4. Loth geleuterten Sal Armoniak, wie du weiſt/ dieſe ſolutio ſoll geſchehen im Balneo Maris, vnd geſchicht in einem Tag/ darnach thue ſie zuſamen in ein glaͤſern verlutirten Kolben vnd einen alem- bicum darauff/ deſtilirs erſtlich mit lindem Fewer/ dan nach Ordnung deß few= ers Grad jmmer wenig mehr/ biß du ſiheſt daß der Helm will gelb werden/ ſo ſter= cke daß Fewer wohl/ biß der alembick gar roth wird/ vnd auch das Waſſer welch= es heruͤber gehet roth ſey/ ſo continuir das Fewer/ vnd ſetze das Waſſer alles ein zu rectificiren/ auffs beſt du weiſt/ biß du ſiheſt die gantze Subſtantz deß Waſſers ver= wandlet gleich einem rothen dicken Oel/ welches behalt in einem glaͤſern Geſchirꝛ wol verſtopfft.

Cap. II.
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ZVn particulari deß weiſen wercks magſt du das Waſſer gleich wie oben geſagt machen/ ſolt aber nit mehr nemen als 3. Loth weiſſen Vitri= ols/ 4. Loth Salpeter/ vnd roͤmiſchen Alann 3. Loth/ deſtilirs wie oben vnd rectificiers; hier ſoll der Artiſta wiſſen daß diß Waſſer iſt eins von hoͤchſten ſecre- tis, welches in dieſer Kunſt durch langwuͤrige Erfahrenheit zuwegen gebracht vnd erlangt worden/ dann es hat in ihm die edelſte quintam eſſentiam vini, die allein Krafft hat das ☉ zu ſolviren vnnd auffzuloͤſen; daß es trinckicht oder po- tabel werde/ es hat auch in jhm die fuͤnffte Eſſentz deß Vitriols/ welcher ohn Zweiffel iſt der verborgen vnnd vnſichtige Schwebel der Philoſophorum. Es hat auch in jm die fuͤnffte Eſſentz deß Salarmoniacs vnnd andere Ding/ die ſehr dienlich ſein zu vnſerem Werck/ welche erfunden haben Richardus vnnd Ardol- phus Anglicus, Ripleus Canonicus Anglus, Arnoldus de villa nova, Rai- mundus Lullius, Chauſerus Anglicus, Rogerius Bacho, vnnd garviel andere mehr/ ſie haben es aber in anderer Form beſchriben.

Cap. III.
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|| [ID00465]
NImb deß obbeſchribenen aquæ benedictæ 12. Loth/ thue da- rin deß feineſten ☉ im hlaͤtlein vermachs fleiſſig in einem Glaßkolben/ vnd ſetzt in balneo Mariæ, ſo wird ſich deß ☉ auffs lengſt in 6. ſtunden auffloͤſen/ vnd wann du wirſt ſehen/ das ſich dz ☉ am Bode̅ deß geſchjrrs ſetzt/ auff Himmeliſche Farb/ ſo iſts warhafftig auffgeſchloſſen/ ſetz ein alembicum darauff/ vnd deſtilir das Waſſer mit bequemem Fewer/ wie du wilt vnd weiſt davon/ ſo wird dir daß corpus ☉ am Boden bleiben/ welches du mit ſeinem Geſchirꝛ in warme Aſchen anff 6. Stundt ſetzen ſolt ſo wirſtu ein rohtes Pulffer bekommen/ daſſelb diſſolvir in balneo, dan̅ es wird ſich leichtlich reſolviren/ vnd behalts/ dan̅ du wirſt haben den Mercurium Philoſophorum in welchem iſt der rohte Sulphur der nicht brennet.

Cap. IV.
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NImb deß gebenedeyten Waſſers/ das wir zum weißen zuberei- ten befohlen/ 12. Loth vnd 2. Loth Silberblaͤtlein/ thue jm allerding wie droben mit den ☉ außgenommen/ daß nach ſeiner Reſolution in war= mer Aſchen auff 3. Stundt halteſt/ daß zwiſchen ſeiner Reſolution iſt/ das es im Boden ſeines Geſchirꝛes bleib/ wie ein Chriſtall auff Himmeliſche Farb/ laß es in gleichem in Balneo ſolviren, vnd behaͤlts/ das Zeichen aber ſeiner Reſolution iſt/ daß es im Fewer der Aſchen bleib/ ein gar weiſes Pulffer/ alſo haſt du deß weiſſen Mercurij Philoſophorum, der nicht brent. Wann du diß Waſſer haſt/ ſo nimb Mercurij vivi, zum wenigſten 4. mal ſublimirt/ mit Victriolo vnnd gemein ge= leutertem Saltz/ wie du weiſt/ ſo iſt es deſto beſſer zu ſolviren/ erſtlich aber ſolt du jhn laviren mit aqua vitæ, der nicht rectificirt iſt/ oder mit deſtilirtem Eſſig/ ſo wird er ſich wol ſolviren/ ſo du nun zum rohten procediren wilt/ ſo nimb 2. Loth ☿. ☉ wilts auff weiß ſo nimb 2. Loth ☿. ☽ dann das rohte Waſſer iſt zum rohten/ vnd iſt das fermentum zum rohten elixir, das ☽ ſche Waſſer aber iſt zum albificiren/ vnd iſt das fermentum zum weiſen elixir; darumb ſolt du ſie nicht vermiſchen/ ſon= dern behalt ein jedes beſonder/ zu ſeinem Werck/ ſo du das nicht thuſt/ ſo wirſt du ſehr jrꝛen/ vnd iſt folgend der Proceß zum rohten.

Cap. V.
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NImb auff 2. Loth ſolvirtes Goldes/ 16. Loth ſolvirten ☿ ij/ ver- miſch gleicher Weiß in einem Glaß=Kolben/ ſo werden ſie ſich wol vnnd vollkommen incorporiren vnnd nimmermehr von einander geſcheiden werden/ gleich ein Waſſer vnter das ander/ alſo haſt du den gebenedeiten ☿ Philo- ſophorum, welchen die Philoſophi meinen/ da ſie ſagen/ daß vnſer Mercurius [ID00466] nicht ſey der gemeine Mercurius, ſondern iſt ein Theil auß jhm/ vnnd nichts gehe??? in jhn/ das nicht ſeiner Natur ſey oder von jhm entſprungen/ diſen ☿ ſetz in balne- um auff 4. Tag/ in ein wohlverſchloſſen Glaß damit ſein putrefaction geſchehen moͤge/ nach dem vierten Tag ſetz ein Helm darauff/ mit ſeinem recipienten/ vnd deſtilirs mit lindem Fewer/ dann es gern auffſteiget/ was heruͤber deſtilirt iſt/ ſetz wider ein/ oder geuß wider auff ſein Materi in balneum auff 4. Tag wie vor/ daß es wider beſſer putrificit vnd diſſolvirt werde/ was deſtilirt iſt/ das iſt das E- lementum aquæ, ſetz das Glaß in die Aſchen/ deſtilirs mit lindem Fewer/ ſo gehet das Elementum aëris, welches dann in ein ander Geſchirꝛ auffheben vnd fangen ſolt/ dann geuß wider das Elementum aquæ druͤber/ vnnd laß im halneo putre= ficiren auff 4. Tag/ ſo ſetz jhm wider den alembicum auff/ vnnd deſtilir das Waſſer/ im Balneo vnnd ſetz es in die Aſchen/ deſtilirs mit wenig ſterckerm Few= er/ dann du erſtlichen droben im deſtiliren aëris gebraucht haſt/ vnnd fahe es in ein beſonder Geſchirꝛ/ ſo haſt du das Elementum Ignis, vnnd die Erde bleibt am Boden deß Geſchirꝛs/ welches die Philoſophi nennen; da ſie ſagen von der Erden daß du ſie nicht verſchmehen ſolt/ dann du ſolſt ihm die Seel wider geben/ vnd daß was wir ſuchen werden wir in jhr ſinden.Diſe Erde thue in ein lutirten cucurbithen wol vermacht/ mit einem alem- bico vnnd receptaculo/ vnd ſetz es in ein Aſchen/ einen Tag/ ſo wird ſich die Erde calciniren dann ſo vbergeuß ſie mit jhrem Waſſer/ paulatim & per gradus ſetz in balneum auff 4. Tag/ dann zeug das Waſſer wider ab wie vor/ vnnd calcinirs in voriger Mannir/ ſo wird ſelbige genent ablutio, vnnd jemehr du diß widerho= len wirſt/ jemehr wird ſich die Medicin multipliciren, Alß den conjungir alle ele- menta mit jhrer Erden/ alſo/ die Erde thu in ein klein Glaß/ vnnd geuß gemach= ſam das element aquæ daruͤber/ biß es das gantze Waſſer in ſich getruncken hat/ alßdann gib jhm auch das elementum aëris, biß es ſolches auch gatz in ſich getrun= cken/ alſo thue auch mit dem elemento ignis, biß es das auch in ſich geſoffen hat/ halte es in ſtaͤtigem Aſchenfewer oder auff ein andere Weiß/ daß es nun die wer= me ſtaͤts vnd gleich habe/ ſo man im athanore thun kann/ nach dem es dann alle elementa in ſich getruncken/ ſo ſtercke das Fewer ein wenig/ vnnd halte die de= coction in ſolchem Fewer/ biß du ſiheſt dein materiam roht Fewer vnnd fix werde; Alßdann lobe Gott den Allmachtigen/ den du haſt das vollkommen Werck zum rohten/ genennet indagatio, weſſen ein Theil genugſam auff hundert Theil ☿ vulgi, ſo wird ſich alles in medicinam tranßmutiren/ vnnd vmbkehren/ deſſen wirff ein Theil/ auff hundert Theil imperfectorum corpo- rum, welches es iſt/ ſo iſt es recht in allen proben***
|| [ID00467]

Cap. VI.
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NImb 2. Loth aquæ mercurialis, wie du im rohten gethan haſt/ vnd laß mit einander conjungiren/ thu ihm in allem wie in vori= gen/ außgenommen/ daß/ nach dem du die elementa extrahirt haſt/ vn̅ deine Erde calcinirt/ vnd wann du ihm das elementum aquæ & aëris widerge= ben haſt/ ſolt du es wider in balneo ſetzen auff 2. Tag/ vnd deſtilir das elementum aquæ, vnd vermiſch mit jhm das elementum ignis, vnd geuß es mit ſeinem ele- mento aquæ wider auff die Erden/ laß es vberm Fewer ſtehen/ wie oben geſagt/ biß es ein Chriſtalliſche Farb bekomme vnnd gewinne/ ſo haſt du das vollkommen werck/ auff die ☽. das in allen proben beſtehet/ ď modus proiectionis iſt/ wie wir droben geſagt haben/ vnd wiſſe daß im rohten Stein nichts eingehet oder vermiſcht wird/ dann roht/ vnnd mit dem weiſſen das weiſe/ vnd mit dem Fewer anzuſte= cken Fewer/ alſo haſt du zwey Particularwerck zum rohten vnd weiſen.

Cap. VII.
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WIſſe nun ferner/ ſo du wolteſt durch einen leichtern Weg procediren im ſcheiden der Elementen/ ſo kanſts auff diſen weg ma= chen/ nemblich/ wann du dein materiam zu putreſciren ſetzſt in balneo, wie ſie oben lieſſeſt 4. Tag ſtehen/ darnach deſtilirs mit lindem Fewer/ auß der A= ſchen/ was ſich deſtiliren will/ vnnd deſtilier das elementum aquæ, welches in jhm hat das elementum aëris, das elementum ignis aber ligt in ſeiner Erden: ſonſten in den andern wercken thue/ wie wir oben gelehrt haben/ vnnd alſo gib jhme gemachſam die zwey Elementa als waſſer vnnd Lufft/ wider zu Trincken/ vnnd das iſt ein kurtzer Weg: Aber doch iſt das erſte werck wunderlich/ vnnd das wird hier vollbracht/ dann die Philoſophi ſagen/ kehr die Elementa vmb/ ſo wirſt du finden was du ſucheſt/ dann/ wann die Elementa ſubtiliſirt werden/ vnnd rectifi= ficirt/ daß ſie in den corporibus natuͤrlich von der Natur ſein/ ſo vergeben ſie zwo Arbeit/ welche die Philoſopi in jhren Buͤchern ſetzen/ als da ſind/ ſublimatio, ſo- lutio, deſtilatio, calcinatio, ablutio, fixatio, & increatio; das Waſſer waſcht„ ab/ oder macht rein/ diſſolvirts vnd faults/ der Lufft durchtringets vnnd treibts in„ jhre tincturam, vnnd macht einen ingreß/ das Fewer figirt, incerirt vnd helt die„ calcinirte terram, vnd bringets zur Vollkommenheit/ dann die Erde iſt die Mutter aller Elementen; wie Hermes ſagt.

Vom andern particulari/ Indagationis Filii.
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CAP. VIII.
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|| [ID00468]
NImb Mercurij ſublimati & ſoluti, wie wir im erſten Werck gethan haben 16. Loth/ vnd ☉ bletlen 2. Loth/ incorporirs fleiſſig auff ei= nem Marmorſtein/ gleich wie die Mahler thun mit jhren Farben/ diſe vermiſchte Materi thue in ein Glaßkolben/ verſtops wol/ die ſetz ins balneum auff 10. Tag/ nach den Tagen nimb das Glaß auß dem Fewer deß balnei, ſo wirſt du die gantze materiam ſchwartz finden/ die ſolt du vmbher durch einander auff vier gantze Stund ruͦhren/ darnach reinige ſie im Offen deß Athanoris, vnd thue erſtlich ein lindes Fewer darunter/ darnach ein mittelmaͤſſiges/ dann was ſtaͤrcker/ vnnd in ſolchem Fewer ſoll es biß auff 12. Tag ſtehen/ vnnd im Ende diſer Zeit wirſt du die materiam calcinirt finden ſehr roth/ vnnd gedencke/ ſo du das Ge= faͤß/ auß dem balneo gethan haſt/ ſolt du das Gefaͤß fleiſſig lutiren/ ehe du es in den Athanor thueſt/ darnach nimb die materiam alſo calcinirt vnnd wege ſie/ vnnd deß Philoſophiſchen Oels/ welches wir dir anzeigen wollen am Ende diſes Capi= tels/ den dritten Theil deß obgeſetzten Kalchs im erſten Capitel vnnd thue den ob= geſetzten Kalck in ein warme Aſchen vnnd gib jhm den dritten Theil deß jetzt geſag= ten Oels/ vnnd inbibirs fein gemaͤchlich mit eintrincken/ ein Tropffen nach ein= ander in den Kalck/ biß der Kalck daß Oel aller in ſich getruncken hat/ darnach laß trucken werden auff 10. Stund/ ſetz dann wider ein Theil deß geſagten Oels zu/ biß es daß auch verzehret hat/ vnd wider getrucknet/ wie vor auff 5. Stundt/ alß= dann nimb den neundten Theil deß Oels vnd gibs jm zutrincken/ zum drittenmal/ ſo wirſt du ſehen die Materiam flieſen wie ein Wachs/ wann du diß alſo gemacht haſt/ ſo ſetz dein werck mit demſelbigen Geſchirꝛ/ in ein Athanor, vnnd gib jhm ein lindes Fewer/ dann ein mittelmaͤſſiges/ biß zu der Gelbe/ ſtercke endlich daß Few= er biß es ſich figirt, vnd roht werde/ vnnd wann du dann zu der hoͤchſten Roͤhte kommen biſt/ ſo thue es vom Fewer/ vnd zerbrich das Glaß vnd verwahre dein ge= ſegnete Mediein. Von welcher ein Theil/ auff hundert Theil rohen ☿. ſo wirſtu viel perfecter ☉ als es auß der minera gezogen/ bekommen/ wilt du aber zum weiſ= ſen procediren/ ſolt du aller maſſen wie mit dieſem verfahren; außgenommen/ daß du an ſtat deß ☉ nemeſt ☽. vnnd wann du diß Werck der inceration mit dem oleo Philoſophico vollbracht haſt/ vnd haſts in den Athanor geſetzt/ ſo iſts genug/ daß du die vollkommene Weiße erwarteſt/ ſo haſt du das werck zum weiſſen/ welches wird dir den ☿ verwandlen in ☽. ein Theil ſupra C.

CaP. IX.
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Das Oleum Philoſophorum inceratum zn machen.
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NImb ☿ drey mal ſublimir mit Vitriolum vnd ☐. ſo ſ???blimir jhn dann nun einmal wider mit Sal Armoniac, denn ſolt du haben ein Capitel [ID00469] Laugen gemacht/ von alumine catino, oder calce viva, wann du derer genug haſt/ ſo thue deinen Mercurium ſublimatum in ein Kolben/ vnnd vber genuß jhn mit di= ſer Laugen/ in ſolcher Quantitet als du weiſt/ ſetz ein alembicum auff/ vnnd ein receptaculum fuͤr/ vnd ſetz den Kolben in warme Aſchen auff 6. Stund/ dann die gantze Feuchtigkeit wird vom ☿ herauß gehen/ vnnd wird der ☿ im Boden blei= ben/ dick wie ein Butter/ welchen du im balneo ſolviren ſolt vnd behalten zu dei= nem Werck/ wann es vonnoͤthen thut. Wiß mein liber Artiſta, das diß Oel wun= derbahrliche kraͤfften vnd tugenden in ſich hat/ welches ich in diſem compendio ſonſten nicht wolte offenbahren.

Vom dritten Particular/ Indagationis Spiritus Sancti
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Cap. X.
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NImb 1. Theil diſes Mercurii ſublimati, wie ich dir im obern Werck geſagt hab/ vnd im balneo oder fimo diſſowirt/ das er zu einer Butter werd/ vnnd zwey Theil ☉ amalgamirs/ das ſie wol vnterein ander incorporirt werden/ thue dieſe materi in ein Glaß Geſchirꝛ/ nach der quan- titet der materien, vnd ſigilliers more Philoſophico, wie du offt geſehen haſt/ alsdann ſetz das Gefaͤß in ein Ofen von Erdertz/ oder Aſchen/ ſubtil geſiebet/ zuͤnd= te ein Kaͤrtze Liecht darunter an/ vnd vermehre die Dacht nach deinem Verſtandt/ dann wir koͤnnen nicht alles erklaͤre̅ in dieſem kurtzen Compendio, vnd laß die ma- teriam digerieren auff vier Tag/ dann ſo du das Fewer wohl regiereſt in dieſer Zeit/ ſo wuͤrd dein materia putreſciren vnnd diſſolviren/ deſſen Zeichen wuͤrd ſein/ die rechte vollkommene Schwaͤrtze der materi, am Ende diſer Zeit ſoltu die ma- teriam ſtoſſen vnd ſchitteln auff drey Stund oder 4. vnnd ſo du dieſes alles kanſt außrichten mit dem ſchitteln oder nicht/ ſo magſtu ein Gehuͤlffen darzu nehmen/ doch ſoll das ſchuͤtteln gar lind geſchehen/ daß das Glaß nicht zerbrochen werde/ wann diß geſchehen/ ſo ſetz wider in ſein Ofen/ vnd zuͤndt ein Kertzen Liecht Fewer an/ doch mit groͤſerem Kertzen Dacht als vorhin/ vnd alſo halts noch 4. andere Tag/ daß du die Dacht vermehreſt/ vnd am Ende dieſer Zeit wuͤrd die Materi weiß vnd fix ſeyn/ welche dienſtlich iſt zum Weißen/ doch daß du in der erſten Compoſition das ☽ darzu genommen habeſt. So du aber die coniunctio- nem mit dem ☉ gemacht haſt/ ſo vermehre das Feuwer/ wann du zu der vollkom= men Weiße kommen biſt/ jmmer nach einander/ biß daß die gelbe Farb anfehet zu erſcheinen/ alsdann vermehre das Fewer/ biß zu der voͤllkommen roͤthe/ j vnnd wiß daß es am beſten ſey die Kertze zu zertheilen in viel Dacht/ dann wann man viel Kertzen macht/ vnd zu dieſem End wird kommen vffs laͤngſt in 4. Tagen/ [ID00470] doch kans ſo gewiß nicht angezeigt werden/ dieweilen das Werck bißweilen ſich laͤnger verzeucht/ bißweilen auch kurtzer vnd geſchwinder vollbracht wird/ vnnd dz iſt das Ende dieſer Heimbligkeit/ deſſen 1. Theil dieſes Elixiris, ſo wol zum Ro= then als Weißen vff C. ☿. vulgi: So viel von dreyen Vniverſalibus oder Parti- cularibus variis; Das Vniverſale generaliſſimum, wuͤrd Gott zu ſeiner Zeit/ ob Gott will auch offenbahren. FINIS.

D. O. M. A. Das ſechſte Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums.
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D. Lutherus ſupra Evangelium Von 3. Koͤnigen.
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Dieſer heimblichen Erkanninuß der Natur/ hat Salomon durch den Geiſt Gottes viel gewuſt. IN allen Dingen ſo die Natur vnter ihr hat zuverwalten/ vnnd jhr vnterworffen iſt/ wuͤrd die Verweſung geſpuͤret vnnd wargenommen [ID00471] Hierdurch Erſtlich vnſer Miſſethat zuerkennen zugeben/ in dem vnſere Eltern ſich gegen GOTT vergriffen/ vnnd mißgehandelt haben/ wir auch taͤglich noch thun.Zum andern/ damit die Natur jhre Macht dardurch beweiſen moͤcht; dann ſo die Verweſung nicht wer/ konte kein Widergeburt erfolgen/ derer Ding/ die da ſollen nach dem Willen Gottes (der ſolches alſo geſchaffen vnnd gemacht hat) vermehr vnd augmentirt werden: Alſo entſpringt auß der corruption oder Ver= weſung die Form vnd Geſtalt eines andern Weſens vnnd Eygenſchafft/ als vor= hin geweſen iſt; wie zuerſehen am Korn/ daß daſſelbige muß durch die corruption zur multiplication kommen/ das iſt/ das Korn auß ſeiner Form komme/ vnd in ein andere gerahten vnnd gebracht werde.Darauff fuͤr die dritte/ das iſt die newe Geburt/ in welchem die Zahl der multiplication geſpuͤret vnnd wargenommen wuͤrd/ alſo merckt man/ daß die corruptio oder Verweſung das medium iſt/ auß einem in viel zukommen/ oder auß dem generirten zu dem Generato zu gelangen.Wie aber nun die corruption geſchihet/ iſt zu wiſſen/ daß ſolche durch die contrarietet muß geſchehen/ das iſt/ daß wider deſſelbigen dings ſo corrumpirt oder verweſen ſoll werden/ Natur vnd Eygenſchafft iſt/ alſo daß trocken wuͤrd cor= rumpirt durch das feuchte/ das feuchte durch das trockne/ dann die Corruption iſt nichts anderſter/ als ein Zerſtoͤrung oder Benehmung deß alten/ ein Aufloͤſung der Formen/ vnnd ein Abſchaffung der qualiteten aller naͤtuͤrlichen Ding/ in ein new vnd beſſere Form vnnd Weſen/ welches alles kompt auß der Macht vnnd Krafft der putrefaction, natuͤrlich davon zu reden: dann die putrefactio iſt der hoͤheſt vnd gewaltigſte gradus auff Erden/ durch deſſen Grad/ wuͤrd alles zerſtoͤrt vnd auffgeloͤſt/ alles verwuͤſtet vnd zu nichten gemacht/ auch alles veraͤndert vnd verwandelt/ vnnd ſolches allein durch nichts anders/ als durch die ſtaͤtige waͤrmb/ ſo da regirt/ vnd durch das Mittel der feuchte/ ſo auffſchleuſt/ daß alſo durch die Auffſchlieſſung herfuͤr gehet vnd kommet das verborgen/ vnd das ſo offenbahr iſt/ dargegen verborgen wird/ nemblich/ das corpus, vnd die Erde wuͤrd zu ▽ vnnd wider das ▽ zu △/ alsdann kan wargenommen werden/ welches ein trockenes corpus ſo lieblich/ lindt vnnd gut iſt/ durch den Grad aber der putrefaction, wuͤrd ▽ Schleim vnd Vnluſt.Alſo iſt das Korn zerſtoͤrt/ vnd nichts mehr dann allein bloſſe Erden/ vnnd aqua viſcoſa, warumb aber? Darumb daß ſolches auß dem aqua viſcoſa oder mucilaginiſiſcher/ ſchleimichter Erden ſeinen Vrſprung hat genommen/ in daſſel= bige wuͤrd wider gehen/ vnd dann ferꝛner/ durch die putrefaction (welche ſich verleurt/ vnd eine digeſtion, maturation oder reſuſcitation genent wuͤrd) wider “lebendig gemacht wuͤrde/ nicht wie zuvor ein Korn/ ein Geſtalt/ oder ein cor- “pus, ſondern erſtlich ein newe Form/ ein Haͤlm/ ein Aher/ vnd dann deß Korns 100. faͤltig viel.
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Hierauß beſihet man wie geſagt/ zu beſſerer Beweiſung die Macht vnd Ge= walt der putrefactton, wie ſie toͤdtet/ vnd wider lebendig machet/ wie ſie das rohe reiniget/ wider erhebt/ vberhoͤhet/ wie ſie das edle vnedlet vnd vberedlet/ die Erden zu Waſſer/ das Waſſer zu Lufft/ den Lufft zu Feuwer/ vnnd das Feuwer widerumb zur Erden machet.Item das corpus Geiſtlich/ das Geiſtlich Himmeliſch/ vnd das Himmeliſch vber Himmliſch/ uͤnd das vnmuͤglich/ gleichſamb allmaͤchtig bereitet.Dieſes laſſe man nun ein groſſes in der Natur ſein/ daß die multiplicatio̅„ allein auß der corruption vnd putrefaction entſpringet vnnd auß keinem an-„ dern.Doch iſt zu mercken/ daß die corruptio nicht mit Gewalt oder mit wider= wertigem Ding/ ſo corrumpirt ſoll werden/ geſchehen muß/ ſonſten wuͤrd kein neuwes Leben entſpringen.Vor Exempel/ ſo ich das Korn in ein Feuwer wuͤrffe/ ſo wuͤrd wol darin= nen corruwpirt/ zerſtoͤrt/ ja zu Aſchen vnnd Staub derbrennt werden: aber die Krafft/ der multiplication vnd Wideraufferſtehung iſt jhme benomwen/ Vr= ſach/ das Feuwer zerſtoͤhrt in jhm/ die animam vegetabilem oder radicalem vnnd die eſſentiam ſo incorrupt vnnd vnzerſtoͤhrt ſoll bleiben: Das merckt jhr Pſeudo-Chymici.Darumben/ ſo kann kein newe Geburt folgen/ weilen das Leben oder Seel gewichen iſt/ dann in allen Dingen ſoll nicht die anima, ſondern nur das Corpus corrumpirt werden/ auff daß durch ſolche corruption die anima in ſich ſelbſten ſich clari ficire vnd circuliere/ vnd augmentiren moͤge/ welches zuvor wegen der Dicke vnnd Grobheit nit hat geſchehen koͤnnen.Zum anderen/ muß ein jegliches corrumpirt werden wit dieſem/ darauß es gangen iſt (NB) vnnd darein es kommen ſoll/ dann in jhm/ vnd in nichts anders/ von ſich/ daſſelbige multipliciret.Das Korn kombt auß der Erden/ will man daſſelbige toͤdten vnnd wider le= bendig machen/ ſo muß es wider in die Erde geworffen werden/ & ſic per conſe- quens mit allen Dingen: Vrſach/ weilen daſſelbige auß der Erden ſeinen Vr= ſprung hat darumb kan daſſelbige weder in Waſſer/ Fewer/ noch Lufft/ natuͤrli= cher weiß zerſtreit vnd wider lebendig gemacht werden.Alſo kanſtu vnd ein jeder hierauß ſchlieſſen/ daß die natuͤrliche Zerſtoͤrung eines Dinges/ vervrſachet/ die Auffwachſung vnnd Zunemung eines andern welches mit dem vorigen gleich iſt an Kraͤfften vnd Tugenden/ vnnd nicht ein an= ders/ dann ein Kornwuͤrd nacket vnd bloß/ auch eintzig/ ſchwach/ klein/ vnd gering geſaͤet/ daß er ſtuͤrbt/ wider bekleydet/ vielfaͤltig/ maͤchtig vnnd gewaltig/ welches alles herkompt/ auß der corruption, durch das Mittel der putrefaction in ein vollkommene regeneration, vnd ſolches ohne End vnnd auffhoͤren/ von Gott [ID00473] ſelbſten alſo eingeſetzt/ von Erſchaffung der Welt geordnet/ vnd mit ſeinem Goͤtt= lichen Wort der Natur ſolches zu vollbringen befohlen.Weilen nun hierauß klar vnd offenhahr/ iſt ja alle Menſchen groß vnd klein/ die ſolches taͤglich ſehe̅/ greiffen/ vnd fuͤhlen/ daß ein eintziges Koͤrnlein/ wann daſ= ſelbige in ſein Mutter/ das iſt/ in die Erde geworffen wuͤrd/ darin faulet vnnd ab= ſtirbt/ widerumb 100. faͤltig herfuͤr waͤchſt: koͤnte man nicht (moͤchte gefragt werden) alle Ding alſo/ vnd auß einem Ding viel machen/ weil Gott durch ſeinen Spruch nichts außgenommen hat? Antwort/ Ja gar wol/ doch iſt daß das groͤ= ſte das gemerckt ſoll werden/ daß ein jegliches/ wie zuvor vermeldt in ſein Vrſpru̅g vnd genus geſetzt werde vnd darein komme/ vnnd ein jegliches nach ſeiner Art di= gerirt/ nutrirt vnd generirt werde; Dann es hat ein jegliches genus ſein ſonderlich materiam, darauß es herkommen vnd entſprungen iſt: als alle vegetabilia auß der “Erden: alle animalia auß dem ſpermate maſculino & fœminino, alſo auch alle mineralia auß dem ☿ & Sulphur: Wie nun ein iedes ſeinen ſondern Vrſpru̅g hat; alſo will auch jedes ſeine ſondere putrefaction vnd digeſtion ſampt der nu- trition haben.Alſo das Korn wuͤrd nutrirt von Regen/ Taw/ vnd der Sonnen/ die ani- malia von Waͤrme Matricis, vnd der Milch/ die mineralia durch ein ſtarck di- geſtion vnd mucilaginiſche ſpiritualiſche feuchte.Hierauff muß man bedacht ſein/ der da will eines in viel wandlen/ daß er daſſelbige alſo zerſtoͤre/ auff daß es auch mit ſeiner digeſtion koͤnne vnnd moͤge wider herfuͤr kommen.Sonſten ſo er eines gleich dem andern will halten vnd achten/ eines zerſtoͤ= ren vnd nutriren wie das andereſo wuͤrd jhme das End ſeines tollen vornehmen ein Anzeigung geben/ daß er maͤchtig gefaͤhlt habe.Wie nun ſolches alles miteinander zugehe/ iſt zum theil von den Vegeta- bilibus angezeigt/ auch offenbarlich am Tag/ wie dann auch die generatio anima- lium. Von den Mineralibus aber/ die am aller vnbekanteſten ſein/ ſoll allhie/ ſo viel in eyl muͤchlich vnd Gott zulaͤſſet tractirt/ vorgenommen vnd angezeigt werde̅???Wie vielfaͤltig man nun von denen/ ſo mit den mineraliſchen Kuͤnſten/ jhrer Fortpflantzung/ maturation/ vnd tranſmutation vmbgangen ſein/ vnnd noch da= mit vmbgehen/ die Leute fein angeſetzt/ die Welt geaͤffet vnd betrogen/ bedarff nicht viel beweiſens/ es iſt nun genugſamb am Tag vnd Offenbahr/ vnd iſt geſche= hen zum Theil wiſſentlich von denen ſo hohe Sachen vorgeben/ mit falſchen ver= bluͤmbten/ geſchmuͤckten/ ja mit hohen betheuerten Worten/ den Leuthen die Au= gen vnd Maͤuler auffgeſperret/ vnd darzu güldene Berg verhaͤiſſen/ auff daß ſie durch ſolche Mittel in groß Anſehen moͤchten kommen/ muͤſſig gehen/ vnnd darzu groß Gelt vnd Gut zuverſchlemmen moͤchten davon bringen: Am Ende aber iſt ſolche Frewd allezeit in ein Trawrigkeit verkehret/ vnnd die Schuld jetzt dieſem dann jenem gegeben worden.
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Andere ſeind aber die thuns vnwiſſentlich/ welche im Leſen/ ſtudieren/ vnd la= boriren ſind/ vnd auß ſolchem imaginiren ſie jhnen ſelbſt Proceß machen/ neh= mens auß geſchriebenen vnd getruckten Buͤchern/ vberreden ſich alſo ſelbſt eines gluͤckſeeligen Außgangs/ bedencken doch nicht darneben/ daß ein jeglicher/ der von GOtt mit ſolcher Gnad begabet/ ſolche Geheimnuß nicht auffſchreiben/ oder ſo “klar an Tag gegeben/ oder Perlen vor die Schwein werffen/ oder ſo gleich daſ= “ſelbige geſchehe/ ſo iſt es nur memorialiter fuͤr ſich vnd ſein Erben geſchehen/ die “beſte Handgriff aber vnnd Hauptſtuͤck behalten ſie heimlich vnnd verſchweigens “in jhrem Hertzen verborgen.Ferꝛner ſchreibt mancher groſſe Ding auß andern zuſammen colligirt/ das er ſelbſten nicht verſtehet/ vnd doch auß Hoffahrt verſtehen will/ vnnd ſich der Klugeſte achtet/ der doch in ſeinem Vorhaben mit der That vnd am Ende nichts beweiſet/ vnd der groͤſte Narꝛ wuͤrd.Dann lieber/ daß man doch den rechten Grund erfahr/ zeig mir einer an/ worauß die Metalla jhren Vhrſprung nehmen? Woher ſie kommen? Du ant= worteſt auß dem Mercurio & Sulphure, vnd ſelbiges zu deiner Beſtaͤttigung be= weiſſeſts auß dem Arislao, Arnoldo de Villa nova Raimundo Lullio, Roſino, Turba Philoſophorum, es iſt recht geredt/ vnd geantwortet; Ich frag aber ferꝛ= ner/ was ſolches vor ein ☿ vnd Sulphur ſey? Du ſprichſt/ der Gemeine/ da fehleſt du weit/ gibſt deinen Vnverſtand an tag/ ſolche Irꝛthumb bringet dich vnnd einen jeglichen in hoͤchſten Fall vnd Schaden/ Vrſach/ weiln du den Anfang nicht weiſt/ ſo erlangeſtu weder das Mittel/ vielweniger das End.Wann der Bawr nicht wuͤſte/ daß das Korn auß der Erden komme/ vnnd daß er daſſelb wider drein muͤſe ſaͤhen/ ſondern wolte es ins Waſſer werffen/ oder Fewer/ vnd Lufft/ wie wolte jhme die multiplic ation folgen? Alſo/ weilen du noch der Metallen Vrſprung vnnd Mutter nit kenneſt/ wie wiltu ſie ſehen/ vnnd ferꝛner die multiplication von erlangen.Darumben/ lerne zuvor die Principia recht erkennen/ alsdann/ wie die Na= tur die metalla & mineralia componirt vnd generirt/ alſo thue du jhm auch/ ſo wuͤrſtu eben wie mit dem Korn geſchihet/ 100. faͤltig Frucht erndten.Freylich haben die Philoſophi recht geſchrieben vnd geſagt/ daß die Metal= la auß Sulphur & ☿ jhren Vrſprung nehmen/ nicht aber auß dem gemeinen oder auß dieſem/ ſo bey vns von Apoteckern vnnd Kramern gekaufft wuͤrd/ Nein: Sondern auß dem Philoſophiſchen/ das iſt/ auß dem Metalliſchen (alß auß ei= nem Mercurialiſchen vnd Sulphuriſchen Waſſer) Sulphur vnd Mercurius ge= nennt, nicht wegen der Freundſchafft vnd Gemeinſchafft mit dem gemeinen/ o= der daß ſolches eins ſey/ ſondern wegen der Gleichheit; Dann gleicherweiß/ wie der gememe Sulphur truckner vnd hitziger Natur iſt/ vnd corporaliſch brent/ alſo iſt auch der Philoſophiſche Sulphur hitziger vnd trockner Natur/ brent aber ſpiri= tualiſch.
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Der gemeine ☿ iſt feuchtig/ ſchluͤpfferig/ beweglich/ weiß vnd gleiſſent/ alſo auch der Metalliſch oder Philoſophiſch/ der iſt feuchtig/ ſchluͤpfferig/ beweg= lich/ vff ein jegliche Form weiß/ vnd gleiſſent; der Vrſach halben vnnd keiner an= dern/ iſt er von den Philoſophis ☿ vnd Sulphur genant/ auch jhnen vnnd jhren Nachkommen zum beſten. Dich vnd deines gleichen aber zu verfuͤhren/ vnnd da= mit wir recht vff den Grund kommen/ lieber ſagt mir/ wo iſt jemahlen das ☉ oder ein ander Metall zur tinctur gemacht worden/ wann daſſelbige in vnnd mit dem Sulphure communi ein tinctur erlangt/ vnd bekommen? Nie nicht: Dann ob gleichwol geſagt wuͤrd der Sulphur commune in den particularibus tranſ= mutiere/ iſt deß gemeinen Sulphurs Natur nit/ vnnd noch viel weniger ſeiner Ey= genſchafft/ ſondern daß zu zeiten/ mit vnd bey jhme verborgen ligt/ der von Para- celſo primum Ens metallorum genent wuͤrd/ billicher aber vltimum Ens Spiri- tualium metallorum heiſſen mag: Solchem Sulphur, der Metallen Sulphur mit vnterlaufft/ dieſer ſag ich/ der tranſmutirt doch nach ſeiner fixation, vnnd nicht der Sulphur commune, der fuͤr ſich ſelbſt ein ſonderliches Gewaͤchs/ vnnd allein ein Faͤttigkeit der Metallen iſt: So aber der Sulphur commune tingiren vnd tra̅ſ= mutiren ſolt/ ſo muͤſte es ein jeglicher thun/ die experientz aber erweiſt dz contrariu̅.Alſo auch der ☿/ wie wiltu jhn in ein Tinctur machen vnnd mit jhm andere Metalla tranſmutiren/ ſo er doch noch gantz imperfect vnnd auff ſeinen Stand nicht gebracht iſt? Ein jegliche Tinctur aber ſoll pluſquam perfect ſein.Siehe wie weit du darzu haſt/ ob gleichwol das ☉ mit jhme vereiniget iſt/ ſo thut es nicht mehr dann das es zu ☉ macht denn ☿/ nemblich/ auß dem imper= fecten ein perfectes Metall/ vnd nicht anderſt.Ferꝛners magſtu auch einwerffen/ weil das moͤglich iſt/ daß das ☉ ☽ ♄ zum ☿ koͤnnen gemacht werden/ ſo muß folgen/ daß die Metalla ex ☿ communi kommen? hierwider wuͤrd geantwortet/ es iſt muͤglich das ☉ vnd ☽ zum Sulphur zum Saltz oder Vitriol das ♂ ♄ ♃ zu ☿ zu machen: Ergo muß ſolches auch die prima materia ſein/ aber es iſt weit gefehlet.Die Metalla haben miteinander ein Gemeinſchafft/ nemblichen/ daß ſie alle von einer Materien herkommen/ aber von vielfaͤltigen Formen/ alſo iſts moͤg= llch eines das ander zu tranſmutiren: Darumb iſt der ☿ nichts anders als ein Me= tall fuͤr ſich ſelbſt ſo wol als ♄ ♃ ☽ vnnd ☉ perfect in ſeinem Stand oder Form doch ſchweiffend oder leicht beweglich/ wie dann ſein Planet auch iſt. Alſo kanſtu hierauß kuͤrtzlich vernehmen/ daß es falſch iſt das man den ☿ & Sulphur commu- ne vor die materiam metallorum halte/ dann mit denſelbigen kan nichs ſon= derliches außgerichtet werden/ ſondern die Philoſophiſche magiſteria ſein dieſe/ darauß die Metalla jhren Vrſprung haben vnnd nehmen/ dieſelbige findet man nicht zukauffen/ noch vielweniger ſonſt vorhanden. Durch die Kunſt a= “ber kan man ſolches bekommen vnnd erlangen/ nemblich daß die Kunſt auß den [ID00476] natuͤrlichen/ vnd doch dem gemeinen Mann vnglaͤubliche Ding prima materia genennt/ ziehen/ vnd mit ſubtilitet dieſelbige præpartren/ als mit ſepariren vnnd conjungiren/ daß alſo durch die Separation die Vnreinigkeit von geſchaiden/ durch conjungiren aber die reineſte Theil wider zuſammen ſetzen/ vnnd die Seel als das Mittel vereinigen/ die Metalla mit der prima materia dem Corpore ein= ſchlieſſen.In dieſer prima materia zergehet das Metall wie Butter/ lieblich/ lind/ freundlich vnd nicht gern mit Gewalt/ ſondern gutwillig. Das iſt die rechte Phi= “loſophiſche vnd der Natur angeneme Solution ader Auffloͤſung/ die erfordert “wuͤrd auffzuſchlieſſen materiam & formam, das iſt das gantze corpus, Leib/ Seel vnnd Geiſt/ auff daß ein jegliches in ſich ſelbſt verklaͤrt vnnd new gemacht koͤnnte werden/ ſo du begehreſt zu augmentiren/ vnd auß einem viel wilt machen: alßdann folgt das ander Glied deß erſten Grads/ welches die putrefactio iſt/ dann gleich wie das Korn nit kan putreſcieren/ es werde dann zuvor vollkoͤmmlich ſol= virt/ vnd mit aqua viſcoſa conſumirt/ alſo kan kein Metall von der Solution zu der putrefaction kommen/ weilen es zuvor Todt/ compact vnnd zugeſchloſſen.So bald aber daſſelbige ſolvirt iſt/ in ſeiner Eygenſchafft vnd in ſeinem jhme angenemen Waſſer/ ſo kanſtu die waͤrme vnd feuchte operiren/ penetriren/ vnnd der putrefaction erwarten.In dieſem allem folgeſtu der Natur vollkoͤmmlich nach/ dann du handelſt in deinem Firmament/ in deinem Ofen/ mit dem Geſtirn vnnd aſtrologiſchen Fewer in den metalliſchen Coͤrpern/ eben wie die digeſtion im Korn vnnd ander??? vegetabiliſchen feuchten/ oder wie die matrix in die ſpermata thut; corrumpierſt dieſes/ ſo zuvor die Natur hat zu ſeinem Stand gebracht/ Bringeſts von der vlti- ma materia zur prima, vnnd macheſts wider gleichſamb per rotationem oder Vmbkehrung/ in ein new Form vnd Materiam/ ſo zuvor trucken/ compact vnnd fix iſt geweſen: Alſo vnd auff die weiß ſoll die corruption vnnd digeſtion als der ed= leſte Todt der corruption verſtanden/ vnd von einem jeglichen Artiſten/ lindlich/ lieblich dein △ der Natur gleichfoͤrmig vorgenommen werden.Hierauff folget der dritte Grad der Corruption, das iſt/ wann die Natur das Korn gnugſamb ſolvirt hat/ ſo ſcheidet ſie davon das vnreine corpus, wuͤrfft daſſelbige auß vnd reiniget die animam vegetabilem, damit dieſelbe hernach in der digeſtion jhr proiection nach der conjunction vnnd fixation thun moͤge: Dieſes iſt nun dem Artiſten ein genugſame Fuͤrbildung/ daß er in allen dieſen er= zehlten Stuͤcken nachfolgen moͤge vnd muͤſſe/ nicht ſeinem Kopff vnd Menſchli= chen Sinn vnd Gedancken nachgehen/ ſondern fuͤrſichtig nach dem Winter/ Fruͤhling/ Sommer vnnd Herbſt ſtehen/ Achtung geben/ wie dieſelbige jhre Frucht herfuͤr bringe/ eben dergleichen ſoll er auch thun.So derhalben/ wie vermeldt/ die ſolutio geſchehen iſt/ folget darauff die Separatio, das iſt/ das End der vollkoͤmmlichen Corruption, nemblich/ daß er [ID00477] ſcheyde den Sulphur vnnd ☿ von einander/ materiam & formam, Leib/ Seel/ vnnd Geiſt/ das reine vom vnreinem/ das Himmeliſch vom Irꝛdiſchen/ das E= wig vom Zergenglichen/ vnd das Sterblich vom Vnſterblichen/ alsdann wuͤrd erhaben ein reine Form/ klar/ durchſichtig/ roht/ wie ein Rubin/ Geiſtlich/ fewe= rig/ leuchtendt/ lieblich/ vnnd in Summa allen Elementaliſchen Creaturen weit vorgehend. Item, ſo wuͤrd erhaben ein Geiſtliche Materi/ rein/ klar/ Dia= phaniſch/ Himmeliſch/ Ewig/ vnzerſtoͤhrlich/ alle Element verachtent/ lieblich/ wolriechent vnd begierig/ ein ſolche formam zu empfahen/ die wie znvor gemeldt/ ſo hoch præparirt iſt/ durch das Mittel deß Hermaphrodyti, der mit beyden Na= turen Gemeinſchafft vnd derſelben Eygenſchafft hat/ der iſt Geiſtlich vnnd Cor= poraliſch/ warmb vnd kalt/ naß vnd trucken/ Himmeliſch vnd Irrdiſch/ Forma= liſch vnd Materialiſch/ Animaliſch vnd Corporaliſch: Durch ſolchen Mittler/ ſag ich/ kan dieſe Form vereiniget werden/ mit der Materi vnnd die Materi mit der Form.Hierzu gehoͤrt nun der groͤſte Fleiß/ der aller ſubtileſte Verſtandt/ vnnd die “rechte Wiſſenſchafft der ſeparation nicht einfaͤltig oder einig/ ſondern Dreyfach/ “die erſte jrꝛdiſch/ die ander firmamentiſch/ die dritte Himmeliſch: Da werden geſcheyden die vnderſten/ mittelſten/ vnd oberſten Elementa: Da werden geſcheiden die groben/ mittelmaͤſſige/ vnd fluͤchtige Materien/ vnnd Formen von einander/ biß man die reine hat. Alſo wuͤrdeſtu Artiſta haben den Sulphur vnnd ☿ ſo die Natur vnter der Erden hatte/ darauß die aller perfecteſte Metalla zu ma= chen ſein.Alſo wuͤrdeſtu/ ſag ich/ haben die Form vnd Materi/ darauß die Natur jhr Metalla gebuͤhret/ vnd den wahren Geiſt/ ſampt Leib vnnd Seel/ darauß al= le Metalla jhren Vrſprung nehmen.In einem aber ſolſtu dich frewen/ daß dieſer Sulphur vnnd ☿ dir ferꝛner durch die vielfaͤltige purgation, circulation, vnd Eleuation ſo hoch kan gebracht werden/ daß die Natur dein Dienerin/ vnd du jhr Meiſter ſein wuͤrſt: So nu die Natur alle Ding gereiniget hat/ ſo conjungir die geringſte Theil wider zuſammen/ vereinige vnd verknuͤpff ſie mit einem vnauffloͤßlichen Band/ daß nimmermehr eine Scheydung oder Auffloͤſung zu erlangen oder zu gewarten ſey. Alſo du Artiſt oder Kuͤnſtler nach dem deine Form/ rein/ klar/ vnd wol præparirt iſt/ wie auch die Materia wuͤrd erfordern/ daß ſolche wider zuſammen kommen/ die Form/ die Materien/ illuminire/ vnd in ſein Natur bringe/ derſelben im Leben/ gleich wie die Seel dem Coͤrper ein Geiſt/ vnnd ein vnverbrechlich vnſterblich Liecht in jhr anzuͤnde. Alſo wider hingegen/ daß Materi die Form halte/ vnnd in ſich be= ſchlieſſe/ daſſelbige berwahre vnd einfuͤhre an Ort vnd End/ dahin mans brauche̅ will: Jetzund folgt/ daß das mittler vor einen Gleitsmann darzu genommen wer= de/ das iſt der Geiſt oder Hermaphroditus der die animam als die Form in ſei= nen Bauch fuͤhret/ vnnd in jhme beſchloſſen halte/ die doch hernacher leuchtet wie [ID00478] ein Liecht/ durch ein Lucern: Durch dieſen Mittler wird die Seel in den Leib ge= bracht/ vnd alle drey mit einander vereiniget vnnd verknuͤpfft/ daß das Schloß vnd die Beermutter deß Leibes/ ſolchen corporaliſchen Samen in Ewigkeit nun vnd nimmermehr von ſich weichen leſt/ dann da ſcheidet ſich nichts/ als allein der Dunſt/ vnd das corpus Hermaphrodyti, das per accidens vor ein medium zu halten/ den firmamentaliſchen ☿ gebrauch iſt worden.Alſo iſt ein jegliche Vereinigung geſchehen/ mit einer Vermiſchung ſag ich: dann da will daß corpus, was die anima begert/ will die anima was der ſpiritus, vnd der ſpiritus was das corpus will haben: Dann ſie ſind gleich præparirt/ gleich Geiſtlich/ gleich Himmeliſch vnd gleich ewig vnd vnzerſtoͤrlich/ allein daß die anima dominirt/ vnd ein lebendiges brennendes Fewer iſt/ das corpus aber ein todtes/ welches erſt von der anima angezuͤndet/ mit jhr in Ewigkeit brent/ ſei= ner Natur vnd Eygenſchafft wird/ ſein eygen Geſchlecht/ vnd Herkommen nicht mehr kennet/ noch weiß/ in gegen ſeinem Geſchlecht ein lanter Fewer/ die anima vnnd forma aber gegen diſer vberhimliſchen nichts anders dann ein rechtleidente materia iſt.Alſo wirſt du haben in diſer Coniunction vnd Anfang der Regeneration lau= ter Form/ lauter Fewer/ lauter animas, dann die anima, iſt ein anima gegen jh= rem Geſchlecht/ der ſpiritus ein anima ſeinem Geſchlecht/ Item das corpus ein anima zu rechnen gegen ſeinem Geſchlecht; Alle drey das hoͤchſte Weſen/ die beſte Krafft auß jhrem Coͤrper vnd Vrſprung/ mit ſubtilen Handgriffen gezogen vnd bereitet/ doch eines gegen dem andern vnterſcheiden/ dann eines herrſchet/ ei= nes dominirt vnd wuͤrcket/ das ander leidet vnd helt dar/ das dritte bindet vnd fe= ſtiget das leidente vnd wuͤrckende zuſamen: Alſo wirſt du haben ein newes ſpiri= tualiſches corpus, ein new Creatnr/ ein new Metall das in Ewigkeit von der Na= tur nicht kan zerſtoͤret werden.Nun folget der ander Grad der Generation/ nemblich die fixation/ wann„ die Natur das Korn gereiniget vnd alle partes mundiſicirt vnd abluirt hat/ deß=„ gleichen dieſelbe zuſammen gefuͤgt/ ſo eylet ſolches zu ſeinem End/ wechſt herfuͤr/„ vnd gibt ſeine vielfaltige Fruͤcht ſpiritualiſch in jhm ſelbſt; alſo ſoll vnnd muß ihme der Artiſt auch thun/ wann ſein corpus zuſamen gefaſt/ NB. das corpus mit dem lebendigen Taw befeuchtiget/ vnd das Spagyriſche Kind die Seelempfan= gen hat/ durch das Mittel deß hermaphroditiſchen firmamentiſchen Geiſtes iſt ein= gefuͤhret/ da muß daſſelbige oder ſolches in ſeiner Zellen oder Matrice (wie das Kind in Mutter Leib/ welches ob es gleich die Seel/ empſangen hat/ doch noch ſeine Zeit/ biß zur Vollkommenheit/ darinnen verharren) bleiben verharꝛen vnd gleichſamb mit linder Hennenbrud/ folgends mit einander beſtendig vnnd ewig gerecht werden/ oder kehren.Hierinnen iſt Fleiß zu gebrauchen/ das diſem lebendigen Kind ſeine metal= liſche Nahrung gegeben werde/ das es auch der jrꝛdiſchen Spitz gewohne/ vnnd [ID00479] durch das Mittel diſes nutrimenti Gemeinſchafft mit ſeinen Freunden mache/ ſonſten zu beſorgen weilen daſſelbig ſo hoch præparirt/ die hoͤchſte regiones cœli & firmamenti durchwandert/ daß daſſelbig die jrꝛdiſche verachten vnnd gleich= ſamb ſeine Freunde vernichtet wuͤrde: So ihme aber alſo bald nach Empfenck= nuß deß Lebens/ ein ſolch biß ins Maul gelegt wird/ das von zweyen Naturen zu= ſamen geſetzt vnd auß kalt vnd warm/ naß vnd trucken/ fluͤchtig vnd fixen Theil componirt worden iſt/ kann daſſelbige deſto ehe vnd in viel kurtzen zeiten vom Mei= ſter gebendiget werden.Jetzund frewe dich nun du Meiſter vnd Artiſt/ daß die Ernd vorhanden/ der Herbſt herzu kommen/ vnd die ſchoͤne wohlrichende Roſen wollen zeitig wer den: jetzund freuwe dich/ daß du ein newes regenerirtes Kind/ ein new firmamen= tiſche Creatur/ ein himmelich Aſtraliſch Kind/ ein Herꝛſcher vber alle natuͤrliche Ding vnd den Brunquel deß ewigen Lebens aller imperfecten Metalliſcher Coͤr= per bekommen vnd gemacht haſt; Alſo ſolt du vnnd auff keinen andern Weg mit deinem Metall handlen vnd vmbgehen/ ſo du anderſt begereſt zu einem gluͤckſeeli= gen Ende zu kommen.Wann nun das Korn in der Erden zu ſeiner Perfection kommen/ ſeine Spi= ritualitet erreicht/ in die regenerationem gerahten/ vnd zu ſeinem letzten End ge= loffen iſt; ſo folgt darauff der letzſte Grad/ nemblich/ daß es ſeine proiectiones thue/ die imperfecta corpora, das iſt/ auff diſe/ ſo durch den Miſt ſind getoͤdtet/ in jhrer putredine vnd mucilaginoſiſcher Feuchte da ligen/ zerlaſſen/ vnnd zerfloſ= ſen/ vnd zuvor mit denſelbigen der Acker oder die Erd iſt geduͤnget worden; in die= ſelbige gibt dieſes regenerirt Korn ein neuwes Leben/ ein neuwe Form/ vnd tranß= mutirt ſie auß der jhrigen/ in die ſeine Natur/ thut 1000 feltige augmentationes, nach deme zuvor ſolches Korn iſt hoch von der Natur præparirt worden. Diſe tranſmutirte corpora wachſen dann auß der Erd???n herfuͤr/ vnnd geben mitler Zeit/ eben das am Tag/ welches zuvor die Form vor ſeiner Regeneration gewe= ſen iſt: Jetzo folge du Artiſt diſem auch nach/ nemlich dein regenerirtes Metall/ das da Himmliſch/ nicht Irꝛdiſch/ Geiſtlich nicht corporaliſch/ rein lauter/ nicht truͤb vnd finſter/ vnzerſtoͤrlich nit zerſtoͤrlich iſt: Ein lautere Form/ ein lauteres Fewer/ ein lauteres Leben/ diſes nimb ſag ich/ wuͤrffs auff ſeines gleichen/ auff die imperfecta corpora metallorum die zuvor im Miſt zu einer mucilaginiſchen Materien ſein gemacht worden; Nemlich im Tigel im Fewer zerlaſſen vnd ſolviert/ da wirſtu ſehen/ daß ſolche metalla jhr Form/ Subſtantz vnd Qualitet verlieren/ werden einer anderer Geſtalt vnd weſens ſein/ vnnd auß dem Tigel herfuͤr kom= men vnd wachſen/ eben in der Geſtalt/ Form/ Krafft vnd Macht/ alß das zu= vor regenerirte Metall vor ſeiner Regeneration geweſen iſt, Alß zum Exempel/ iſt das regenerirte Metall ☉ geweſen/ ſo machſt du auß allen Metallen ☉ gut/ ede= ler vnd beſſer/ als das natuͤrliche ☉ Vhrſach/ in der præ paration ſind alle vnrei= ne terꝛeſtriſche Theil davon geſcheiden/ iſt nichts dann ein Himmliſches [ID00480] fewriges Waſſer/ vnnd carfuncklichte leuchtende Krafft geblieben/ alſo vnnd der= gleichen iſt der Materi auch begegnet/ dann alle corruptibilia medicamenta ſind davon abgeſcheiden and abgeſondert worden/ da iſt nichts anderſt/ dann eine reine eriſtalliſche diaphaniſche Art geblieben alſo auch in der Proiection hat diſer reine Samen vnd Himmliſche Form von den Imperfecten Metallen den euſſerlichen vnnd verbrennlichen Sulphur vnnd die grobe Terꝛeſtritet/ abgeſchafft/ alle Im= puritet hinweg gethan/ vnd ſich dargegen hinein geſetzt/ dann wo ein ſolche Rei= nigkeit/ da kann kein Vnreinigkeit ſein bleiben noch beſtehen/ ſie muß weichen vnd jhre Herberg verlaſſen.Wie viel nnn ſolches tingiere/ iſt nicht moͤglich zuſagen? ſo wenig als man ſagen kann/ wie viel das regenerirte Korn tingiren wird: dann iſt die Erde fett vnnd rein/ der Himmci temperirt/ nicht zu warm noch zu kalt/ vnnd der Regen zu rechter Zeit ſampt der Siccation vorhanden/ ſo tingirt das Korn deſto mehr/ Vrſach/ es wird in ſeiner pra paration ſehr hoch vnd wol purgirt/ iſt aber die Er= de vnrein vnd weich/ ſandig oder ſteinicht/ der Himmel zu hitzig oder kalt/ ſo kann das Korn nicht recht purgirt vnnd von ſeiner Vnreinigkeit geſcheiden werden: Darumb tingirts deſto weniger: Alſo auch præ parirſtu dein Form hoch auff das beſt vnnd herꝛlicheſt/ ſo muß jhme die Materi auch gleich gemacht werden/ ſonſten/ ſo ſolches in einem Grad geringer wehr/ konte hierauß kein vollkommene Vnion folgen; vnnd vom Mittel/ das eben ſo hoch/ vnnd diſen beeden/ gleich muß ſein/ kein rechte Verknipffung geſchehen/ vnd were alſo das gantze Merck vntuͤchtig/ ge= brechlich/ vnd zerſtoͤrlich: Derohalben erfordert die Noth/ daß die Form ſo hoch alß die Materi/ die Materi ſo hoch alß die Form vnnd lettzlich der Spiritus con= junctionis diſen beeden gleich ſey/ alß dann wuͤrde die Proiection nicht auff 100. ſondern auff etlich 1000. Theil lauffen/ vnd die imperfecta todte corpora metal- lorum anzuͤnden/ erleuchten vnd die Vnreinigkeit verbrennen/ ꝛc.Zum andern alle animalia vnd vegetabilia von jhrer Kranckheit curiren vnd reinigen/ vnd derſelben ein neuw es vnd gleichſamb fixes Leben eingieſſen/ das laß ein groſes ſein/ das ein mineral auch die vegetabilia vnnd animalia curiren vnd perficiren ſoll/ hie ſiehet man die Macht der Regeneration davon weiter folgen wird. Alſo haſt du nun du Kuͤnſtler/ deinen Nutz vnd Wolfahrt zu vernemen/ biſt du fleiſſig/ ſchaffeſt alle impedimenta hinweg/ laͤſſeſt aber viel Vnreinigkeit dar= bey/ biſt faul/ vnd verdroſſen/ kanſt der Zeit nicht erwarten/ vnd wirſt vom Geitz vbereylet/ ſo iſt der Nutz deſto geringer/ darnach du dich dann zurichten weiſt.Dieſes iſt der erſte Theil wie man die metalla vnnd mineralia regeneriren vnd gleichſam dem Korn new erſchaffen/ geboren/ vnnd tauſentfeltig Frucht da= von bringen ſoll.Dieſer ander Theil begreifft noch ein viel hoͤhere vnnd gewaltigere Arbeit/ in ſich/ zu ſagen/ ein gar vbernatuͤrlich Werck/ nemlich/ wie diſes regenerirtes Me= tall/ koͤnne vnd moͤge vermehret vnd vberhoͤhet werden/ da nimb zum exempel ſol= cher Moͤglichkeit die Natur/ wie vnd welcher Geſtalt auß einem Menſchen ſind ſo [ID00481] viel 1000. kommen/ auß einem Korn viel 1000. Koͤrnlein/ ſolches allein daher/ daß wann ein Korn 100. Koͤrner bringt/ ſo werden dieſelbige 100. Koͤrner wider geſeet/ da kompt von einem jeglichen wider 100. vnd ſolche reiteratio geſchicht ohn Ende/ wie man dann augenſcheinlich ſihet.Alſo du Artiſt vnd Meiſter diſes Wercks/ muſt du auch dergleichen thun/ dein perficirtes vnd zum andern mal gebornes Metall nemen/ ſelbiges wider zer= ſtoͤren vnd toͤdten vnnd durch ſolche Arbeit in ein erſtes Weſen bringen darauß„ es dann in kurtzer Zeit/ wegen ſeiner hohen ſpiritualiſchen Natur vnnd Eygen=„ ſchafft in ſich ſelbſt mit etlich 1000. Theil krefftiger Tugenten herfuͤr ſpringen„ wachſen/ vnnd zunemen/ daß mann ſein End vnd ſein Krafft nicht auſprechen/„ noch viel weniger zehlen kann.Dieſes aber ſoltu wiſſen/ daß diſer Præparator der diſes dein Himmliſches vnd regenerirtes Metall widerumb zerſtoͤren ſolle/ nicht der vorige ſein kan/ ſon= dern muß viel einer hoͤheren Eſſentz vnd Macht ſein/ ſo er anderſt diſes Geiſtliche Kind bezwingen/ toͤdten/ vnnd in die euſſerſten vnd tieffeſten Orth der Welt werf= fen/ vnnd zu nicht machen ſoll/ nemblich in ſein erſtes Weſen/ darauß er ſeinen Vrſprung genommen hat; Der erſte Schluͤſſel ſchleuſt die Pforten nit auff/ ſon= dern es muß ein anderer ſein; Vhrſach der erſte Schluͤſſel iſt Spiritualiſch gewe= ſen/ ein clarificirter/ reiner/ zwyfacher Geiſt/ der hat leichtlich das metalliſche cor- pus bezwingen koͤnnen vnd daſſelbig meiſtern: Dann ein Geiſt iſt mehr dann ein corpus weilen aber auß diſem corpore ein Geiſt iſt worden/ der alle Ding durch= tringt/ zerſtoͤrt/ verendert/ vnd mehr Macht vnd Krafft hat zu thun/ dann zuvor/ wie der Schluͤſſel vermocht hat/ wormit wilt du jhn dann zwingen? Da wird ein Kunſt vonnoͤhten ſein/ da darffs Verſtand vnnd Weißheit/ nicht dahinden blei= ben; Ein anderer præparator wird allhier erfordert/ der diſes corpus bezwinge nicht der erſte/ ſondern ein ander/ iſt der erſt geweſt natuͤrlich/ ſo muß diſer vberna= tuͤrlich ſein/ iſt der erſt Himmeliſch geweſen/ ſo muß diſer vberhimmeliſch ſein.Darumb ſey darauff bedacht/ diſen hartgeknipfften Knoden auffzuloͤſen/ ſonſt wird es dir gehen wie manchem begegnet iſt/ die zwar die Regeneration gewuſt/ a= ber die Multiplication nicht erfahren haben/ auch dieſelbe noch viel weniger be= kommen; So du aber durch Eingebung Gottes deß heiligen Geiſtes/ diſen Schluͤſſel erkennteſt/ ſo wuͤrdeſt du nicht haben ein jrꝛdiſches/ ſondern ein himmli= ſches Fewer/ welches durch ſeinen Glantz das regenerirt Fewer vberwindet/ vnnd wie die ☉ ein Liecht vnd Fackel vberleuchtet vnd zerſtoͤren thut/ in daſſelbige nicht lind vnd langſamb wuͤrcket/ ſondern eylends/ angenblicklich/ fewerig/ roht/ car= fuͤncklich in daſſelbige leidende regenerirt/ metalliſch ſetzen/ daſſelbig hoͤher clari= ficiren vnd anzuͤnden/ viel 1000. Form vnd Seelen erwecken/ ſich in jhme vnd mit jhme ſelbſt circuliren vnd vereinigen/ das alſo auß diſem regenerirten firmamenti= ſchen Fewer/ ein Himmliſches vnnd ferner mit vielfaltiger Regeneration Vber= himmliſches kann gemacht vnd zugericht werden; alſo vnnd auff diſe Weiß wird [ID00482] die augmentatio in virtute & effectu 1000. mal 1000. Theil zu vberſetzen ver= ſtanden vnd zugerichtet.Nun hoͤre den andern Theil diſer præparation/ daß wann dein Hertz mit ſolcher Begirdte der Tranßmutation vmbgeben iſt/ das du auch gern die tinctur inquantitate wolleſt ſehen auffwachſen/ vnd wie das Graß auff dem Feld zu ne= men: So muß daſſelbe anderſt vorgenommen werden/ wie vermeldt/ nemlich/ auff das ich dir ein Exempel gebe/ ſo der Tinctur 1000. Theil tingirt/ ſo wuͤrde= ſtu ſehen vnnd gewahr werden/ das zuvor ein Theil hat tingirt tauſent Theil/ ſo haſt du die hundert Theil derer ein jeder tauſent Theil tingiren wird/ vnnd ſolches kann von dir ohn End gemacht werden: Nun der dritte Theil deß andern Theils der ſoll dir vor ein Secret angezeigt vnd vnd vermeldt werden/ nemlich/ wie vnnd welcher Geſtalt diſes regenerirte corpus nicht allein in quantitate oď virtute, wie zu vorgedacht/ nach einander moͤge augmentirt werden/ ſondern zugleich mit ein= ander; da du dann ſehen wirſt/ die Vermoͤglichkeit der Natur/ vnd wie auß einem Saͤnfftkoͤrnlein ein groſe Summa nicht kann außgeſprochen werden/ vnnd noch darzu wird dir ein jeglicher Stamm etlich tauſentfeltige Frucht bringen: Solches nun zu erlangen/ geſchicht vnnd kompt mit ſeinem Vrſprung daher/ das erſtlich die quantitet vorgehe/ vnnd die virtus nach folget/ das iſt/ daß erſtlich deine Proiection 1. Theil vff 1000. geſchehe/ alßdann mit deinem vnableßlichen △. vnnd Himmliſchen Schluͤſſel/ ſchließ ſolche 100. Theil auff/ vnd procedir mit der Reduction vnd Retrogradation biß wider das vnterſt oberſt wird/ vnnd der cir- culus rotationis vel multiplicationis vmbgeloffen/ ſo wirſt du haben deiner Tin= ctur hundert Theil/ vnd darzu vertingirt haben ein Theil tauſent Theil/ thuts jetzunder tauſentmal tauſent Theil. Ferner von der andern Augmentation/ damit du dieſe hohe vnaußſprechliche Multiplication vernemen moͤgeſt/ ſo nimb deſſen 1. Theil wuͤrffs auff 1000. Theil vnnd handle wie gemelt/ ſo haſt du 100000. Theil tincturæ, deſſen tingirt ein Theil 100000000000. allwegen mit 1000. multiplicirt/ der Geſtalt kanſtu jmmer hoͤher vnnd weiter mit deiner Tinctur zu nemen vnd auffſteigen/ gleich dem/ der ein Fewer hat/ kann jedem Fewer anzu= zinden mittheilen/ vnnd der wider anderen ohn Ende ſo viel Fewer machen alß man wolte.Wie kann es der ſuͤndige Menſch/ in Ewigkeit genugſamlich vmb GOtt verdienen vnnd verſchulden? Derowegen ſage dem Allmaͤchtigen vnnd hoͤchſten Gott Schoͤpffer alles dings allezeit Danck/ mit innbruͤnſtigem Hertzen/ das er dir die Augen eroͤffnetvnnd dieſen hohen vnd vnaußſprechliche Schatz mitge= theilt: Darumb billich du deinem Nechſten dienen ſolt/ vnd der Armen nicht ver= geſſen/ ſo wirſt du in allem Gluͤck vnd Heyl haben.Ein???s wiſſe noch hiebey/ daß wann ſolche hohe Tinctur zu einer ſolchen ho= hen m???ltiplieation kommen iſt/ pluſquam Perfection mehr als zur Hoͤhe erlangt/ ſo wird ſie die Imperfecten Metallen verachten vnnd mit denſelben ſich zuver [ID00483] miſchen nicht wuͤrdig achten: Wie wilt du jm dann thun? Ich frage dich? Du merckſt daß die Tinctur recht præparirt/ der Ingreß oder Inceration ſo ex arte kommen ſoll/ recht gegeben iſt/ noch will kein Tranßmutation Erfolgen/ darumb handel durch Mittel; zum Exempel/ wie zuvor der Hermaphroditus das Mittel geweſen zu vereinigen die Form mit der Materi oder die animam cum corpore: Alſo muß du auch ein Mittel hier haben/ das allhier das pluſquam perfectum mit den Imperfecten vereiniget/ das iſt/ das perfectum nemlich das ☉ iſt das Mittel/ welches dir ein Freundſchafft zwiſchen dem Himmeliſchen vnd Irꝛdiſchen macht/ vnd zu wegen bringt/ daß die Tinctur in die metallen jhre Operation ver= bringen koͤnne: Vnnd in gleicher Weiß/ wann das Korn beginnet zeitig zu wer= den/ ſich zu vorhin die Bluſt erzeiget/ alſo auch in allen Fruͤchten/ eben dergleichen wann dieſe Tranßmutation im Tigel geſchicht/ ſo erzeigt ſich die Bluſt/ das iſt/ der Blick in Metallen/ darauß man die Perfection vnd Geſundheit erken= nen kann: Solche Bluſt iſt die dritte Prob/ ſo dem opere nachfolget/ zuvor wirſtu gewahr werden/ daß in der Auffſchlieſſung ein dunckele Schwertze wird/ durch das Mittel der Putrefaction einfallen/ als dan ehe die aurora recht anfahet auffzugehen/ ſo wird ſich der Regenbogen erzeigen/ vnd nach dem/ der Diamanti= ſche Schein kommen/ welcher/ wie der Plitz vom Auffgang zum Nidergang ge= reichen wlrd; Darnach wird das blutige Leoniſche Hertz/ mit der Suͤſſigkeit deß Geiſtlichen Adlers/ vnd denn ferner durch das beſtendige △ vnd Aſtraliſche Im= preſſion erleuchtet/ maturirt/ vnnd letzlich durch den vulcanum mit dem firma= mentiſchen Glantz vollendet werden; daß alſo das weitgelegene zu nechſt vn̅ das nechſt in das weiteſte geworffen wird/ jtem das hoͤchſte zum nidrigſten komme/ vn̅ das nidrigſte mit dem hoͤchſten/ vnd wie eine Gemeinſchafft durch das matrimo- nium cœli machen/ bereiten/ vnnd eingehen kann: Alſo werden die oberſte Tu= genten von den vnterſten gehalten vnd bezwungen/ deß gleichen von den oberſten die vnterſte geſchwengert/ vnd tranßmutirt werden/ durch den Saamen vnnd Vhrſprung ſo auß beeden Zellen/ der tieffeſten Region herflieſſen vnd auß jme wie der Balſam auß dem Brunneu herauß ſpringt/ durch ſolche Mittel vnnd Weg kanſtu Artiſt deines Suchens ein Ende vnd den Schatz zu vberwinden das ober= ſte vnd vnterſte erꝛeichen.Zum Beſchluß wiſſe auch/ daß dein Gemuͤt allweg dahin gereichtet ſey/ dich im Spiegel der Natur zu erſehen/ vnnd jhr in deinem Werck nachzuſolgen/ ſie wird dich recht weiſen vnd lehren daß du kein Irꝛung begehen wuͤrſt/ nicht darumb aber/ das ich dich heiſſe der Natur vnterworffen ſein/ ſondern daß du herſcheſt in deinem opere vber die Natur/ machſt vnd bringſt zuwegen diſes/ ſo die Natur nicht vermag/ vnd ſolleſt jhr nachfolgen in dieſem/ ſo ſie dir fuͤrzeigt/ alſo wann ge= ſeet wirt Korn/ ſo gibt die Natur Korn/ wird geſeet Weitzen/ ſo gibt ſie Weitzen/ alſo thue du auch/ ſaͤheſt du ☉ ſo bekompſtu ☉ ſaͤheſt du ☽ ſo erndeſt du ☽ vnnd ſo fortmit allen vnd jedem.
|| [ID00484]
Dieſes nun ſo du ſaͤhen wilt/ iſt die Form/ das wuͤrckend vnnd die anima zu viviſiciren die materiam ſo in der Erden Tod ligt vnd ruhet/ weilen nun deme al= ſo iſt/ ſo biſtu zu ſolchem angebunden vnd angehefftet/ vnnd kanſt ohn ☉ vnnd ☽ kein Tincturam vff roth vnd weiß vollenden oder zuweg bringen. Das ☉ aber ſo lang es ein ☉ bleibet vnd vom gemeinen Mann nach ☉ genent vnd darfuͤr erkent„ wird/ iſt dir nichts nutz/ dann daſſelbe iſt Tod/ ein compactum corpus vnnd zu ſeinem letzten termin geloſſen/ die Natur auch kann oder vermag auß demſelben nichts weiters machen noch bereiten??? du aber/ weil die Natur ſolches für jhr vlti- mam materiam helt/ nimbſt du fuͤr dein primam materiam, da ſeheſt du an/ ar= beiteſt darinnen mit deinen Inſtrumenten/ zerlegſt es vnnd anatomirſts/ durch= ſuchſt alle ſeine Glieder/ ſcheideſt davon Haut/ Bein/ vnnd Fleiſch/ vnnd nimbſt nichts dann das Blut/ in welchem die Seele ruhet/ vnd darinn das Leben ſitzet/ ſolches reinigeſt du auffs hoͤchſt vnd beſt/ biß das es gar auff ſeinem hoͤchſten Stat gebracht/ vielfaltig vnd offt den Himmel vnd die Erden per circulationem oder rationem phyſicam durch vnd vmbwandert hat/ ſeinen vnreinen treyfachen Rock außgezogen vnd gar zur allerhoͤchſten Spiritualitet kommen. Dieſes iſt nun Aurum Philoſophorum vnnd nicht mehr Aurum commune, daß da penetrirt vnd durchgehet alle Geiſter vnd Coͤrper/ durchwandert alle Staͤtt/ illuminirt die= ſelbige/ iſt der rechte Sulphur Sulphuris vom Sale Sulphuris componirt/ vnd mit dem Mercurio Sulphuris zuſamen gebunden/ auch die wahrhafftige Seel vnnd die ewige wehrende forma zu verwandlen/ ein jegliche vnformbliche Materia vff ein endliche Form/ vnd in ein natuͤrliches Weſen/ Item in ☉ oder ☽ Subſtantz nach dem das principium geweſen iſt/ das ſey von der forma.Am andern biſt du gefreyet/ ſo viel die Materiam betrifft/ dann dieſelbige magſt du nemen/ worauß du wilt/ das dir gefelt vnd angenem iſt/ auß den mine- ralibus, vegetabilibus, oder animalibus, nach deinem Gefallen vnd Willen/„ vnd iſt nicht anderſt anzuſehen dz geſagt wird/ es ſey nicht moͤglich auß den ani-„ malibus vegetabilibus ein minerale oder auß dem minerali oder animali, ein„ vegetabile & econtra zu machen/ ſolches wird von der Natur vnd Verſtendigen herfuͤr gebracht/ die Experientz beweiſets/ ſo du betrachteſt daß alles mit einander/ nemlich animalia mineralia & vegetabilia von Einem herkommen/ vnnd erſt von Gott/ in Erſchaffung der Welt zertheilt worden. Darumb haben ſie noch ein Gemeinſchafft vnd Verwandnuß mit einander/ iſt auch moͤglich deßwegen eines in das ander zu verwandlen/ iſt auch zu wiſſen daß dieſe Materia die du nemen wilt/ durch jhre Præparation auß jhrem Geſchlecht komme/ nicht mehr wider A= nimaliſch/ Vegetabiliſch noch Mineraliſch iſt/ ſie ligt im Mitten/ hat mit keinem mehr zuthun/ dann die Regeneration hat von jhr alle Erkantnuß hinweg genom= men/ er wartet allein der Formen/ ſo jhr mag gegeben werden dardurch ſie auff einander genus verendert wird/ vnd eben das was die Sonn allein/ allen dingen zum Leben huͤlfft/ vnd den wachsthumb foͤdert/ ſo wol in den vegetabilibus als [ID00485] in animalibus vnd mineralibus: Eben dergleichen/ ſo dieſe Materi mit vnſerem Philoſophiſchen Sammen erleuchtet/ ſo wird ſie jhre gantze Natur in ein Solari= ſche Art verwandlen/ vnd wird auß dem vegetabili, animali, ein minera vnd ein ſolariſch Feuwer/ dann ein jeglich Materi muß der Form nach thun/ dann ſie iſt beweglich wie der Mercurius im Himmel/ der mit was Planeten einem er ein Conjunction macht derſelben Natur vnd Eygenſchafft nimbt er an ſich/ vermeh= ret vnd ſterckt den Puncten in ſeinem guten oder boͤſſen Vorhaben. Alſo auch ein jegliche præparite vnd regenerirte Materi/ nimbt die Eygenſchafft der Form an ſich/ es ſey gleich ☉ ☽ ♄ ♃ ♂ ♀ oder was es wolle/ leuchtet vnd theilet der Form jr Krafft mit/ vnd wird widerumb dargegen von der Formen zu einem natuͤrlich= en Leib/ das iſt entweder ein animale, vegetabile oder minerale gemacht; zum Exempel/ du ſiheſt daß wir Menſchen alle haben einerley Fleiſch/ Bein/ haut/ a= ber im Sinn vnd Gedancken ſind wir vnterſchieden/ das iſt die forma, die vns nach dem Aſtraliſchen Geiſt eingemuthet vnd eingeflantzet iſt: Alſo allhier auch/ ein jegliche Materi naturt ſich nach der Form/ iſt ſie warm ſo wird die Materi auch alſo: Alſo kanſtu genugſam verſtehen/ das du an keine Materien gebunden biſt/ du magſt nemen was du wilt/ was dir gefelt/ daſſelb præparirſt du/ gleich vnd eben wie die Form/ durch die dritte Separation vnd Scheidung/ außm Hertzen muß erlangt/ vnd ferner durch den Grad der circulation bekommen werden.Die Materi iſt gegen ſeinem Geſchlecht/ die rechte Form/ dann ſolches iſt die Seel/ die Krafft/ das Leben/ auß ſeinem Coͤrper: Gegen der vberhimeliſchen vnd aſtraliſchen Form aber/ iſt ſolches nur ein Materi vnd das leitende durch ein himmliſch corpus in allem der Form gleich/ ſpiritualiſch penetrierent vnd tranſ= mutierent/ aber Tod vnd ohn Leben/ in jme ſelbſt wohl ein Leben/ aber nit ein rech= tes/ vnd vns nuͤtzliches Leben: ſo bald aber die Form zu dieſer jhr gleichbereite Ma= teri kompt/ wuͤrd das rechte ewigwehrende Leben eingegoſſen/ das rechte △/ po- tentia in actum gebracht vnd angezuͤndet/ alßdann iſt forma vnd materia, eines bleibet eins vnd ſcheiden ſich nicht/ dann die forma iſt Himmliſch ſpiritualiſch vnd ewig/ alſo auch die materia.Darumb was jetzt eins will/ das will auch das ander/ gehet eines in die Hoͤ= he/ ſo folget jhme das ander nach/ gehets nider ſo folgts jhm auch/ alſo muß die Form ſampt der Materi præparirt vnd ferner durch das dritte conjungirt werden: nemlich durch den Spiritum regenerationis zuſamen verbunden vnnd vereiniget ſein: ſo iſt die gantze Macht der Regeneration vollkoͤmlich vorhanden.Dieſe Spiritus regenerationis (damit alles klar entdeckt werde) wird ge= nommen worauß du wilt/ was dir gefelt: iſt der aër NB. die erſte Scheidung der Elementen/ der Vorbot/ vnnd der Mercurius, zu verkuͤndigen dieſe hohe Ge- meinſchafft vnnd Verwandſchafft dieſes geiſtlichen froͤlichen vnnd menſchlichen Saamens: es iſt ein Himmeliſch Aſtraliſch Fewer/ die Form in ſeinem Geſchlecht/ der Geſchmack vnnd die Nahrung aller animalien: In dieſem opere aber iſt das [ID00486] vinculum, das Band/ das Schloß/ vnd der Schluͤſſel/ der auff vnd zu ſchleuſt/ das inſtrumentum zu præpariren/ zu zerſtoͤren/ vnnd wider lebendig zu machen alles vnd jedes ſo ihm zugefuͤgt wird: Er iſts/ der ſich ſelbſt toͤdet/ vnnd wider ver= juͤngert/ vnnd wie die Schlang jhre Haut wider abſtreigt/ vnnd wird durch die dritte Scheidung wie zuvor von der Materi vnnd Form geſagt iſt/ auch erlangt vnd zuwegen gebracht; als denn mit dem himmeliſchen Fewer lebendig gemacht/ vnd mit dem Geiſt der Form vnd Materi bekleidet vnnd vmbgeben/ dahero jhme dann ſein ſtarcke Krafft kompt/ daß das gemeine Fewer gegen jhme iſt/ wie das Waſſer gegen dem gemeinen Fewer. Hie ſiheſt du nun klar die Compoſition die= ſer Tinctur/ vnd newen Metals/ daß daſſelbige auß 3. ſtuͤcken zuſammen geſetzet vnd gefaſt iſt/ nemlich auß Seel/ Leib/ vnd Geiſt/ alle 3. eins/ vnd eines dreyfach/ im Weſen eins/ im nahmen vnd der Geſtalt dreyfach Ewig wehrend/ vnnd ohn End/ gegen andern corporaliſchen dingen zu rechnen; dieſes ſolle vns nun ein Fuͤrbildt ſein/ vnd ein Troſt/ der Clarification vnnd regeneration vnſerer ſterb= lichen Leiber/ daß nemlich/ nach dem wir den Todt erlitten/ dieſer jetzige vnſer Leib in der Erden erfaulet/ abſtirbt/ ſich darinn ſolvirt/ vnnd wider zur Erden wird/ weilen er auß der Erden ſeinen Vrſprung hat genommen/ vnnd darauß gemacht vnd herkommen iſt/ vnnd dann alß wie das Korn der Saamen iſt deß zukuͤnfftigen Leibes/ alle Vnreinigkeit von jhme abſchafft/ vnd am Juͤngſten Ta= ge/ durch den Schall der Poſaunen Gottes wider dieſelben empfahen wird/ da er dann rein/ klarificirt/ Diaphaniſch/ vnd Geiſtlich wird aufferſtehen/ in allem Thun weſen/ wie ein Geiſt ſein/ vnd doch ein corpus haben/ welches aber nicht mehr ſo grob vnd vnrein/ als das vnſerige ſein wird/ ſondern klar vnnd leuchtent/ wie die helle Sonn/ Mohn vnd Sternen: Alßdann iſt kein Scheidung/ kein Zer= gehen mehr vorhanden/ ſondern die Ewigkeit eingepflantzt/ dann der Leib nach ſei= ner Reſußcitation vnd Reſurꝛection/ gleich der Seelen im Geiſt iſt/ was ein will/ das will das ander auch/ eines iſt ſo maͤchtig alß das ander/ vnnd hat keines vber das ander einigen Vortheil allein/ daß die Seele dominirt/ vnnd den Leib erzuͤn= det/ vnd jhme das ewige Leben gibt/ deſſen wir dann auch ferner zu einem genug= ſamen Exempel haben/ vnſern Herꝛn Jeſum Chriſtum/ vnſern Erloͤſer vnnd Seeligmacher/ der nach ſeinem Leiden/ vnd vielfaltiger Marter widerumb clari= ficirt/ rein vnd lauter iſt aufferſtanden/ nicht das er zuvor vnrein geweſen ſey/ dann er ohne Suͤnden war/ ſondern daß der dicke Coͤrper nach der Aufferſtehung zu ei= nem Geiſt/ oder ſpiritualiſchen corpore iſt gemacht worden/ welcher erſtlich durch das verſchloſſene Grab alßdann durch die verſchloſſene Thuͤren/ zweymal zu den Apoſtelen gegangen vnd kommen iſt/ vor den juͤngern zu Emauß vber dem Tiſch verſchwunden/ vnnd in allem die Werck deß Geiſtes gethan/ auch letzſtlich zuſich= tiglich gen Him̅el gefahren/ da er zur rechten deß Vatters ſitzet/ das iſt/ alle Macht vnd Gewalt vom Vatter empfangen vnd bekommem hat/ zu herꝛſchen vnd zu re= gieren in Ewigkeit/ nicht/ daß er zuvor mit jhme nicht regiert haͤtte/ ſondern/ daß [ID00487] die Menſchliche Natur durch ſolch vbergeben erhoͤhet/ vnnd mit der Gottheit ewig vereiniget iſt/ daß er alsdann als wahrer Gott vnd Menſch/ weilen der Himmel ſein Stuel/ vnd die Erde ſein Fußſchaͤmel iſt/ nach der Goͤttlichen vnd Menſch= lichen Natur vber all vnd allenthalben iſt/ zu beſchuͤtzen/ zu erleuchten vnd zu behuͤ= ten/ alle die ſo an jhn glauben// vnd den Willen deß Vatters thun. Das ſind die= ſe/ welche zuvor vom Vatter erwehlet/ vnd vom H. Geiſt/ der vom Vatter vnnd Sohn außgehet erleuchtet vnd tingirt ſein worden.Gott der Allmaͤchtige wolle vns mit ſeiner Gnad/ dieſer vberſchwencklichen vnd hohen Tinctur ſeines thewren vnd clarificirten Blutes/ durch die Sendung deß H. Geiſtes auch Theilhafftig machen/ damit wir auß der imperfection kom= men/ vnd die perfection erlangen moͤgen/ vnd ſolches nicht allein mit dem Glau ben/ ſondern auch mit der Lieb gegen vnſerm Nechſten beweiſen/ vnnd darthun/= vnd endlich das ewig Leben als gehorſame gute vnd neuw tingirte Creaturen emp= fahen moͤgen/ AMEN.

Syracides 50.
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FINIS.
|| [ID00488]

D. O. M. A. Das ſiebende Buͤchlein/ Deß Hermetiſchen Wunderbaums/ Anzeigend Der Philoſophorum Handgriff Ohn welche
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|| [ID00489]

Allegoriæ ſapientum.
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Numero I.
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|| [ID00490]

Numero 2.
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Dieſes iſt der Mann vnd das Weib/ die Schweſter vnd der Bruder/ die Erd vnd der Saame/ der Vrſprung aller Metallen/ vnnd ohne die zwey/ kan kein Werck vollbracht werden. Dann ohne Saamen kan kein Frucht herfuͤr kommen/ vnd ohne Erde kan ſie auch nicht wachſen; Hier muß ſein Mann vnd Weib/ Waſſer vnd Feuwer/ Saame vnd Erde/ wordurch die Frucht zuwegen gebracht wuͤrd/ Numero 2. das ſind die zwey/ nemblich der Anfang der Metallen/ vnd ohn die zwey kan nichts verꝛichtet werden/ ꝛc. Auß mir iſt alles herkommen/ Waſſer/ Fewer/ Saame/ Erd/ vnd Metall.
|| [ID00491]

Numero 3. vnd 4.
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Numero 3.
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In dieſen Kannen iſt das ſtarcke gedeſtilirte Waſſer auß der Philoſophi= ſchen Hand/ vnd in diß Waſſer ſoll man thun die Erde/ vnnd den Saamen zu= gleich darein werffen/ in ein Glaß/ mit einem langen Halß/ vnd wol verſchlieſſen/ daß nichts herauſſer rieche/ darnach ſetze es 6. Wochen lang in Pferdsmiſt/ ſo wuͤrd die Erde fruchtbar werden/ vnd der Saamen wachſen.

4.
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Hierinnen ſtehet die vorgeſchriebene Hand mit der Erde vnd Saamen ge= than in eim Phiol vnd Pferdsmiſt ſtehend.

Numero 5. vnd 6.
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Dieſes iſt die Philoſophiſche Hand/ mit jren geheimen Zeichen/ da ſie ein= ander trawen/ vnd zuſamen ſchweren; Es gebuͤrt niemand von diſer Hand et= was zu offenbahren/ er habe dann zuvor den Philoſophis geſchworen/ vnnd ſich mit jnen verantrawet; Wer dieſe Hand nicht hat/ oder dieſelbe mit jhren gehei= men Zeichen verſtehet/ oder ſonſten mit den Philoſophis vberein kommet/ der iſt ein Baſtart in der Kunſt/ vnd gehoͤrt jhn nicht zu/ etwas davon zu beſitzen/ da= rumben rahte ich allen den jenigen/ ſo die Geheimnuſſen dieſer Kunſt nicht haben oder verſtehen/ ſich in die Kunſt nicht einzulaſſen/ oder auch den Schrifften
|| [ID00492]

Numero 5. 6.
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vnd Buͤchern der Philoſophen zu trawen vnd zu glauben/ dann die rechte Wiſſen= ſchafft dieſer Hand/ werden ſie allebetrogen werden/ darumb ſehe ſich einjeder wol für/ ehe er etwas anfangen will/ ꝛc.

Numero 7. vnd 8.
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|| [ID00493]

Numero 7.
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Wehr es Sach daß diß Philoſophiſche Ey zerbreche/ ſo wuͤrde viel Gifft dannen= hero entſpringen.

Numero 8.
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Dieſes iſt die Frucht/ welche der Saame herfuͤr bringt/ der in die Erde ge= worffen war/ dieſes iſt die Frucht/ ſo auß dem Philoſophiſchen Ey entſprungen/ vnd gewachſen iſt/ dieſes iſt der Sohn der Achymi/ dieſes iſt ein jrꝛdiſcher Schatz vnnd jrꝛdiſcher Gott/ in deſſen Handen das Weltliche vnnd Geiſtliche Recht iſt/ vnd hat die gantze Welt in ſeiner Hand/ vnd gibt allen dardurch zuverſtehen/ daß ſie auch zugleich alle Ding dieſer Welt haben ſollen/ welche dieſes Ey wol wiſſen zu kochen/ zu braten/ vnd zu bereiten Darumb ſehe zu/ daß du den Verſtandt der Philoſophen Hand erlangeſt/ ſo wuͤrſtu auch das Ey wol kochen koͤnnen/ ꝛc.

Numero 9.
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Dieſes iſt der Topff/ von welchem die Philoſophi alſo verdeckt geredt ha= ben/ vnd mit jhren Parabeln Meldung gethan/ melche niemand verſtehen kan/ als allein die/ weiche ſich mit den Philoſophis vermahlet/ vnnd jhnen geſchworen haben; Darumb ſehe ein jeder zu/ welcher das Ey braten will/ daß die Schale nicht zerbreche in dem Fewer/ dann wann dieſes geſchehe/ ſolte groſſer Schaden darauß entſtehen/ denen/ ſo dabey wehren: wegen deß groſſen Giffts ſo darinnen iſt/ vnd ſolten nicht wider koͤnnen getheilet werden/ wehr diß Ey nicht verſtehet/ der gehe ſeiner muͤſſig.
|| [ID00494]
Dieſes iſt der Hafen/ worinnen Rebis die Philoſophiſche Hand/ die Erde vnd der Saamen/ das Waſſer vnd ∆ iſt/ welches die Philoſophi jhr Ey nenne̅.

Numero 10.
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Dieſes iſt die Philoſophiſche Hand mit jhren Zeichen der Geheimnuß/ in welcher beſchloſſen ſind/ die Heimblichkeit aller Philoſophen/ von dem Saamen vnd der Erden/ die Erde iſt fruchtbar worden/ vnd der Saamen wuͤrd herfuͤr brin= gen einen jrꝛdiſchen Gott/ die Hand ſoll gethan werden in den Bauch oder den Hafen/ welches die Philoſophi jhr Ey nennen: So viel Erde vnnd ſo viel Saa= men ſoll man in dieſes Ey oder den Hafen thun.

Archeus vel Alchymia. eſt.
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Ars levis, creans humorem Igneum, medicinam infinitam ☽ & ☉.

Domus Ignis vel Enoch, Vitriolum.
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Viſitetis interiora terræ rectificando, inuenietis occultum Lapidem veram medicinam,

. vel Ioannes, Antimonium.
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Anthos noſter, totus igneus, marcaſita occulta in ventre magneſiæ.

Primum Ens vel Virgo Maria, Mercurius.
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Magiſterium eius recipe cum vino rubificato in Ventre ☉.

Anima vel Elias, oleum Martis.
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Oleum Lucis extrahe Veneris martisque miſcendo aurum rubeum tuum ig- niti ſanguinei.

Corpus vel Sapientia, Sal Martis.
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Sapientia, alumen totum, Martis, aurum rubificatum tuum in ſole verum.

Lumen naturale vel Chriſtus, Sol
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Super omnia Lucens.
|| [ID00495]

Aſtrum frigidum. Saturnus.
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Solue arcanum tuum venenum reformatione noſtra, videbis alterum So- lem.

Aſtrum Vegetabile vel Spiritus Vini.
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Solve purum, impurum reiice, igneum tuum vinoſum ſepara, vegetabili ig- nem noſtrum ignificando.

Aſtrum minerale vel acetum noſtrum.
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Aſtrum coniunctum Elixiri totum vnius, miſcendo, noſtrum oleum, Spiriti- bus tuis, rubificato Veneris & Martis.

Numero 11.
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Er ſchlug die Felſen/ da rann Waſſer herauß ſie zu trencken.Eduxit aquam è viridi petra & Leoni ſitienti potum dedit, re- ſuſcitavit in illo Spiritum Vitæ, per quem regeneratus, apervit illi arcanum magnum.O Benedicta viriditas, girans per vniverſum, cuius centru̅ vbique, peripheria vero diffuſa per omnes naturæ abyſſus.
|| [ID00496]

D. O. M. A. Beſchreibung Deß Geheimen Wercks vnd ſeinem Ofen.
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WAs das Mittel/ menſtruum oder ſubiectum ſey/ wormit man das reine/ von dem vnreinen/ ohne Zerſtoͤrung ſeiner Form/ freundlich/ vnd nit feindlich/ das iſt/ mit corroſiviſchen oder zerſtoͤrli= chen widerwertigen Dingen/ ſcheyden kan? Was dann auch die Lunaria, der rechte Salpeter Saltz der Erden/ die fuͤnffte Eſſentz/ vnd dergleichen vnzahlbare Ding/ mancherley Art vnd Meynung/ ein ſondere vnd einige Materi zu machen/ ob es ein Stein/ ein Pulfer/ oder Erd? ſo doch einem Stein nicht gar vngleich/ die ſich in ſo viel vnd mancherley Form verkehret/ vnd thut Ding/ das da ſcheinet/ als weren ſie weit von ſeiner Natur/ da ſie doch am aller nechſten: vnnd iſt von An= fang biß zu End/ nun ein einig Ding/ laſſet nichts frembdes/ das nicht ſeiner Natur iſt/ zu ſich kommen/ ſonſten wehr alle Muͤhe vnnd Arbeit verlohren. So will ich hiemit (als viel mir der liebe Gott zulaͤſt) den Frommen vnnd guthertzigen allein/ ein Werck/ worin man alle ſubtile vnd fluͤchtige gereinigte Geiſter in ein Diaphaniſch vereinbartes corpus redigiren/ oder in ein Stein condenſiren kan/ auch mit jhnen thun mag/ was nun zu wuͤnſchen vnd zubegehren/ offenbahren vnd beſchreiben/ welches ich auß ſonderer Schickung Gottes vor vielen Jahren/ bey einem alten Meiſter vnnd rechten Naturkuͤndiger geſehen/ hernacher auch ſelbſt/ viel Wunderding/ dardurch erfahren vnd außgewuͤrcket/ dergleichen noch von keinem Menſchen alſo klar vnnd deutlich ans Tages Liecht nit gebracht wor= den? Denen vnwuͤrdigen aber/ Stoltzen/ Vffgeblaſenen/ vnd Veraͤchtern/ ſol= cher hohen Geheimnuß/ wie auch Geitzhaͤlſen/ wuͤrd dieſe Offenbahrung vnnd Beſchreibung wenig nutzen/ alldieweilen jhnen der Schluͤſſel ſolcher Geheimnuß verborgen bleibet.Es war ein dreyfacher groſſer Offen/ jnwendig mit mancherley Glaͤſern verſetzt/ vnd ſtund ein jedes Geſchirꝛ in ſeiner ſonderen Stell vnnd Sitz/ worinn jeglichem/ ein vmbgetriebner Chaos, oder geheiligte Gabe Gottes/ der gantzen [ID00497] weiten Welt gleich/ vnnd in mitteſt der Geſchirren/ konte man ſehen ein Erde/ mit ſchoͤnen klaren Waͤſſerlein begoſſen/ darauß ſchoſſen herfuͤr/ vielerley Huͤgel vnd Saltzſandiſche Felſen mit jhren Fruͤchten/ nicht anderſt/ als weren ſie zu ſon= derer Zeit/ mit einem fruchtbaren Regen beſprengt/ da war dann auch zuſehen/ Wein/ oͤhl/ Milch/ allerley Edelgeſtein/ vnd Metall/ da brauſeten vnnd rauſche= ten auch die Waſſer/ ln der Mitt/ gleich dem groſſen Meer/ im ab vnd zulauffen; auch ein durckleuchtendes Saltz/ ſo bißweilen weiß/ je roht/ je gelb/ dann hoch= roht/ mit vielen verenderlichen Farben. Der Ofen mit dem Geſchirꝛen worin= nen die Materi/ war nach dreyen perpendicular Bewegungen gemacht/ vnter= ſich/ vberſich/ vnd auff den Seiten braͤit/ ein dreyfacher/ doch nur ein einiger O= fen/ in welchem drey zu vier vnterſchiedlichen Wuͤrckungen koͤnnen verrichtet wer= den.Aber alles allein/ von einem Himmliſchen vnentpfindlichen Fewer/ welches zugleich ein Corruption vnd Faͤulung/ auch ein Regeneration vnnd Widerge= burt/ vervhrſachet/ bewogen vnd vmbgetrieben/ wie auß der Figur zu erſehen.Suavis eſt laborum præteritorum memoria.
|| [ID00498]
|| [ID00499]

GEBER REX.
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DE MVNDI TELESMO.
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|| [ID00500]

ET ALIVS QVID AM ANONY MVS.
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QVædam natura comparata ſunt, quæ partium ſunt con- ſimilium vt metalla omnia, hæc non multiplicantur„ nec creſcunt, niſi reducantur adſuam primam mate-„ riam, quæ æqua eſt, quo ars, naturam imitans, no-„ vam pariat formam. Eſt enim ars naturæ æmula, eam-„ quandoque ſuperat, vt videre licet in vitrorum con- flatione, quandoque autem naturæ tantum ancillatur & ſervit, quo iuvetur infirma natura & perfecta perfi- ciatur, arte exterius agente & motum adminiſtante, vt naturæ, quæ interius agit, ad ſuam deduci poſſit perfectionem, hoc ſummopere ipſa percipiente. Idque animadvertite, quod materia noſtra ad primam ſui originem deducta, debet dividi in Elementa, eaque duplata in aquam ſcilicet & terram, hæc i- gnem in ſe continet, illa vero aërem, quæ depurari debent, & rurſus con- jungi, vt quod quæritur fieri poſſit pax, nempe inter inimicos: huic autem noſtræ materiæ (quæ Unica eſt, & à nemine apertè nominata) nihil ex- tranei additur, cum non fiat congrua generatio, niſi in convenientibus in na- tura. Superflua tantum ſcilicet; Hæterogenea removenda ſunt, vt ſimplicio- ri utamur, quod eſt tanquam genus generum, & forma formarum in ſe ha- bens. Lapis enim Unus eſt, Medicina Una, vas Unum, regimen Unum, & Una diſpoſitio, nimirum continua & lenta coctio in ſuo vaſe: ſufficit enim lapidem ſemel in ſuo vaſe ponere & claudere, quouſque totum compleatur magiſterium quod amplius eſt, à malo eſt, manet ergo iugiter clauſus lapis, donec ſuam ebiberit humiditatem & albus fiat: Tunc enim non nocet ei aë. ris flatus: cum autem aqua terra facta fu erit, quod in 40. dierum ſpatio fie- ri conſuevit, aliam impone aquam, ſuaviter deoque, noli feſtinare, nec ab o- pere ceſſare: toties imbibe, quotics excicatur, ſed cave, ne facias ventrem nimis diluum, totam tamen aquam ad ſuum corpuſper ſuos ternarios redu- ces, cumque vnus ex ſuis ternariis verſus ſit deorſum itaque occiſus, omnes ſunt mortui, at hoc non fit manibus, ſed natura hoc ipſum circulariter ope- ratur, ſe ipſum denigrans, albificans, & rubore decorans, quouſque finem aſſequatur. Aqua autem tota exhauſta & in terram converſa, per quoſdam dies in ſuo vaſe ſuper levem putrefiat ignem, quouſque pretioſus ei color ſu- peremineat albus, in hoc albo colore ſpiritus cum corpore vniti ſunt, nec fugere queunt, quocirca nobis præcipitur: De albate lotonem & frangite li- bros: omnes autem mundi colores in eo apparebunt, cum denigrans humi- ditas erit deſiccata antequam ad plenam veniat albedinem: ſedulo ergò anim- [ID00501] advertite, qualiter aqua coagulat ſe ipſam, & quomodo compoſitum de co- lore in colorem mutatur, cumque fuerit recta albedine decoratum ignem accendite fortiorem, ſitque ſi opus ſit ignis ſubtus & ſupra, per ſpatium duo- rum dierum, vttotum deorſum maneat; nihilque exaltetur. Qui enim deal- batione completa ei animam inducit, & totum poſtquam liquefactum fuit in rapido igne, figit, felix dici merebitur & ſuper nubes exaltari. Cum itaque tempore æſtatis & fructuum inundatio pluviarum corrumpat Magiſterium, oportet, igne ſicco abſque timore ipſum comburere, donec rubie undiſſimo veſtiaturcolore; neque tamen ceſſandum, quamvis rubeum aliquantulum tardet, quia ſicut prima digeſtio ſtomachi omnia dealbat, ſic ſecundum epa- tis omnia rubificat.Accipe tandem illius noti lapidis & cum non fixæ partis conveniente quantitate iunge & ſublima, tum fige, & denuo cum aliis non fixæ partibus iunge, eleva, fige, reitera, donec fuſionem præſtat facilem, ad modum ceræ,Hæc eſt medicina ſtans, tingens, perſeverans, cuius vna pars mille mil- lia cuiuſcunque imperfecti corporis & Mercurij vulgi in verum vertit ☉ pluſ- quam perfectum.A E T N M
|| [ID00502]

OSWALDVS CROLLIVS IN BASILICA Chymica folio 283. defolutione ☉.
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O Deß gluͤck ſeeligen/ vnd vbergluͤckſeeligen Medici, der die tria principia der Uuiverſal medicin, oder materiæ primæ, welche nach dem aller be= ſten gereiniget vnd in gebuͤrenter Proportion zuſamen gefuͤget/ durch die rotationem phyſicam durch alle nothwendige Farben in einen Phoͤnicen ſo nicht zu verbrennen/ kan erhoͤhen vnd redigiren/ durch weſſen Huͤlff das ☉ in den flux- um actualiter, kann digerirt vnd gleichſam zur germination animirt vnd leben= dig gemacht/ vnd der Phœnix ſelbſten/ durch eben ſolche Muͤh/ auff vnzertrenliche Weiſſe/ aurificirt vnd verguͤldet werden.

Soli Deo, Laus, honor, & gloria, in infinitas ſeculorum Myriades, Amen, veni Domine Ieſu Amen.
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FINIS.
|| [ID00503]

Ad Momum & Zoilum.
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MAncher Kluͤgler vnd Naaßweiſer/ mag wol dieſes Tractaͤtlein (wel= ches den Gottsfuͤrchtigen Kunſtliebenden allein/ auß trewem Her= tzen Gottes herrliche wunderbahre Werck vnd reichen Segen/ zuer= lernen/ erkennen vnd nachfolgen/ Sich in dieſen betruͤbten Laͤufften ſondern Troſt/ mit eigener Handarbeit/ ehrlich zu ernehren/ gleich einem Valere, in offenen Druck gegeben) Meiſterlich durchziehen oder wol gar/ weilen ohne daß die edle wahre Chymia nit vielen bekant/ auffs hoͤchſt/ verachten/ vnd vernichten; Da er doch ſein eigene Schand vnd Spott nit außloͤſchen kan/ in dem er auß Kraͤuttern weis Waſſer/ Oehl vnd Saltz/ als das reine vom ohn= reinen zu bringen; hingegen in ſeinem cerebell ſo viel Witz nit hat/ daß er dieſelbe drey wider waiß in ein clares ſpiritualiſches corpus zu redigiren vnd vereinigen/ welches dann ein lebendige durchtringende Artzney/ oder Panacea iſt/ gantz wol= geſchmack/ in geringem gewicht/ worin man will/ einzunehmen/ gleichſamb wunder/ zu Gottes Ehr/ Lob/ vnd Preiß/ auch ſeinem nechſten zu gutem/ damit außzurichten. Weilen er diß geringe nit waiß/ Wie will er dann auß den Vegeta- bilibus, ye nach dem jedes ſeinem Aſtro vnter worffen/ ſolâ putrefactione, aller= hand metalla, tam fixa, quam non fixa, beſſer als die Natur/ produciren? Wel= ches wahr/ wahrhafftig wahr. Sed, contra negantes principia, non eſt di- ſputandum. So ſagen ſie drauff/ da demonſtrandi reſp. Ja freylich fliegen einem die gebrattenen Tauben ſo ins Maul.
|| [ID00504]
|| [ID00505]

OSW ALDI CROLLII MEDICI vnd PHILOSOPHI HERMETICI Von den Signaturn Oder Wahren vnd lebendigen Anatomia der groſſen vnd kleinen Welt. Voꝛrede.
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An den Leſer.
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ZVwuͤnſchen were es/ daß die Botanici vnſerer Zeit/ o= der welche mit Kraͤutern vmbgehen/ derſelbigen jnnerliche Form nicht wiſſen oder verſtehen/ vnd allein auff der Kraͤuter materiàm, Subſtantz vnd Coͤrper gaffen/ ſolchen Fleiß auff die Erkantnuß jhrer Signaturn oder jnnerlichen Zeichen verwen= deten/ welchen ſie ſonſten auff die vnnuͤtze diſputationes vnnd Gezaͤnck jhrer Namen legen/ ſo wuͤrde groͤſſerer Nutz darauß erfolgen. Dieweil a= ber der mehrerer vnd groͤſſer Theil (dergleichen dann faſt in allen Kuͤnſten geſchie= het) den ſuͤſſen vnd kraͤfftigen Kern der Wiſſenſchafften verlaͤſt/ vnnd gleich wie der gemeine Poͤbel der jnnerlichen Augen mangelt/ alle Dinge nach dem euſſerlichen Anſehen vrtheylet/ vnd ſich allein vmb die euſſerliche bittere Rinden bemuͤhet/ als folget auch anders nichts darauß/ alß daß viel Nomenclatores, welche zwar die boſſe Loſamenter oder Wohnungen vnnd euſſerliche Zierde der Kraͤuter (in denen die Kraͤffte/ als in jhren Haͤußlin wohnen) beſchreiben zufinden: der Innwohner aber/ als das veſtigium oder Wahrzeichen deß vnſichtbah [ID00506] ren 1141 Gottes in ſeinen Creaturn/ den Schatten/ Ebenbild deß Schoͤpffers den Creaturn eingepreſt/ oder diejnnerliche Gewalt vund geheyme Krafft zuwuͤrcken/ gleich als ein Gab der Natur den Gewaͤchſen oder deren Seelen von GOtt dem Allerhoͤchſten eingegoſſen/ deren ein jeder rechtſchaffener Medicus erſtlich durch die Signaturn oder Zeichen vnd die angeborne verwandtſchafft der Kraͤuter vnnd Menſchlichen Glieder fleiſſig nachforſchen ſollen/ vnnd nachmals durch das Feu= wer oder Meſſer der Anatomy gleichſam herauß graben/ wird von jhnen mit groſſer vnnd verdamlicher Vnachtſambkeit vber gangen vnnd gantz nicht geachtet. Was ſie aber ohn alle Prob einem jeden Kraut auß anderer Schrifften vnnd ohne allen Grund vnd vnterſcheyd deß wahren vvn dem ertichten fuͤr vnzehlige Kraͤffte zuſchmieren oder beydichten/ das bezeugt die erfahrung/ als der Zeit aller beſte Lehr= meiſterin/ das kaum der zehende Theil der Hoffnung deß Artztes vnnd Krancken ein gnuͤgen thu. Wirbedoͤrffen keines weitlaͤufftigen Beweiſtumbs/ wo die Erfah= rung/ als der Warheit Mutter/ zugegen. Vnd wird dunnach ein ſchaͤrpffers Au= ge/ hoͤher Verſtand vnd ſubtieleres 1142 Nachforſchen erfordert/ die vollkommene vnd jnnerliche Wiſſenſchafft der Gewaͤchſe (welche die Natur den Liebhabern na= tuͤrlicher Dinge zuerforſchen hinderlaſſen) zuerlangen: Welches dann auch viel beſſer/ als deren viel etlich hundert auß dem bloſſen Anſehen ohn alle Erkantnuß jhrer jnnerlichen Kraͤffte mit jhren Namen wiſſen zunennen vnnd von einander vnterſcheyden (fintemal die Namen der Kraͤuter keine Kraͤffte haben/ vnnd ſind demnach die Coͤrper ſelbſt zu examiniern/ damit man wiſſe was purgiere/ was wol rieche/ was die Feber/ vnd was die Wunden heyle) oder durch jhre vnbilliche vnnd gantz betruͤgliche vier 1143 Qualiteten/ nemblich der Waͤrmbde/ Kaͤlte/ Truͤckne vnnd Feuchte jhre Kraͤffte woͤllen erforſchen/ ſintemal vieſelbige nur Schatten der Din= ge/ gleich wie auch die Farben weder Gewalt noch Wurtzeln haben. Das werden die jenige nit verneinen/ welche die Krafft vnd Tugend auß der Wurtzel deß centri oder mitlern Puncten vnd nit nur von auſſen erkennen/ vngeacht der bloſſen vnd leeren Namen/ den Dingen ſelbſt auß dem Grund der Warheit tieff vnd fleiſſig nach ſinne̅ die offenbahre Fußſtapffen welche den Geheimnuſſen der Natur von Gott gleich= ſamb eingetruckt/ anſchawen/ der Kraͤuter verborgene Gaben auß der Anſchaw= ung jhrer euſſerlichen Geſtallt erlernen vnnd wiſſen/ was fuͤr ein groſſer Vnter= ſcheid zwiſchen der Rinden vnnd dem Kern vnnd zwiſchen dem Hauß vnnd Inn= wohner zufinden/ ſie woͤllen dann thoͤrichter Weife die Stein vnnd Holtz Bilder nennen oder ohne der Bawren Huͤlffe das Getrayd mit den Bawern Huͤtlein vn= terſtehen einzuaͤrnden. In allen euſſerlichen Dingen iſt daß Hauß mehr nicht/ dann die Wohnung der jnnerlichen jnwohnenden Kraͤffte/ welche dem Menſch= lichen Coͤrper von Gott dem HErren als eine Seele eingegoſſen. Viel beſſer vnnd verſtaͤndiger ſucht jener Philoſophus den Verſtandt deß Menſchen nicht in deſſelbigen Namen/ ſondern in der Rede (deß Gemuͤths oder jnnerlichen Men= ſchen Character vnd Merckzeichen/) in dem er einen bey ſich ſtehenden vnnd ſtill= ſchweigenden Juͤngling/ alſo anredet vnd ſagt: Rede/ damit ich dich moͤge ſehen: Sintemal die heymliche Bewegungen deß Gemuͤths durch die Außlegung der [ID00507] Sprach werden eroͤffnet. Eben auff ſolche Weiſereden auch die Kraͤuter einen Medicum der ſie von jnnen recht anſchawet auff Magiſche Weiſe durch jhre Si= guaturn/ vnd Zeichen an vnd geben demſelbigen jhre jnnerliche Geheymnuſſen/ ſo in dem Stillſchweigen der Natur verborgen/ alſo durch eine Gleichnuß zuerken= men. Dann es iſt wie deß gelehrten Manns Baptiſtæ Portæ Wort lauten/ die Weiſe durch ein Gleichnuß zu demonſtriern/ mit deren der hoͤchſte vnnd oͤberſte Werckmeiſter aller Dinge die Gaͤttliche vnnd verborgene Sachen zu offenbahren pflegt/ daß ſie die allerhoͤchſte Idæam oder Geſtallt der Dinge ſolte zeygen: Vnnd zwar ſo koͤndte es auch auff kein beſſer vnnd fuͤglichere Weiſe geſchehen. Dann wann wir den Kraͤutern woͤllen zudichten/ als koͤndten ſie reden vnnd ihre nuͤtzliche Geheymnuſſen der Natur durch etwan eine Sprach offenbahren/ ſo koͤndte es doch nit ein jeder verſtchen/ ſintemal die Sprachen zuſampt den Schrifften vnterſchied= lich: Muͤſten derowegen die Kraͤuter etwan mit einem Volck allein reden/ oder al= ler Sprachen kuͤndig ſeyn. Derowenen hat die verſtandige vnd rieffſinnige Natur ſie durch jhre ſonderbahre Zeichen fein kurtz vnnd jedoch klaͤrlich bekannt gemacht. Sind demnach alle Kraͤuter/ Blumen/ Baͤume vnd andere Gewaͤchſe der Erden/ gleichſamb Buͤcher vnnd Magiſche Zeichen von der vnaußſprechlichen Barm= hertzigkeit Gottes mitgetheylt: Nicht zwar als ſeyen dieſe Zeichen vnſere Artzney/ ſondern dieweil wir durch derſelbigen Erkantnuß zu der wahren Medicin/ das iſt/ zu dem das gezeichnet iſt/ gelangen. Wer demnach ein erfahrner Medicus zu= ſeyn begehrt/ vnd deren Dinge die jhn angehen/ wiſſenſchafft hat/ der erkenne durch die Kunſt/ welche die Natur euſſerlichen durch die Zeichen vorſtellt/ was ſie jnner= lich bedeut: Sintemal alles/ was jnnerlich iſt/ deſſelbigen verborgenen euſſerlichen Figur/ ſo wol in den empfindlichen als vnempfindlichen Creaturn an ſich traͤgt. Vnd in dem wir ſchweigen/ redet die Natur gleichſamb durch etliche Zeichen/ vnnd entdeckt eines jeden Verſtandt vnd Sitten. Vnnd gleich wie vnſere jnnerliche Ge= baͤrden oder Sitten durch die euſſerliche Zeichen deß Leibs koͤnnen erlernet wer= den: Alſo wird auch der Menſch durch die euſſerliche Zeichen der Kraͤuter jh= rer jnnerlichen Kraͤffte vnnd Tugendten erinnert: Sintemal die Kraͤuter den Krancken jhre Kraͤffte als einen verborgenen Schatz/ gleichſamb mit heimlichen vnd ſtillen Worten eroͤffnen/ damit die aller erbaͤrmlichſte Creatur der Menſch/ ſeinem Vnheyl vnd Gebrechen kan begegnen. Vnnd gleich wie die euſſerliche Zei= chen zur Erkantnuß deß jnnerlichen Menſchen vnnd ſeiner Kranckheiten fuͤhren: Alſo werden auch die Artzneyen/ ſo dem Menſchen nothwendig vnnd erſprießlich/ auß einer gleichen Anatomy erforſchet: Dann ſie ſind einerley Aſtronomi vnnd Philoſophi. Die Magia aber/ welche in dem Liecht der Natur eine Lehrmeiſterin vnd der gantzen natuͤrlichen Philoſophiæ aller vollkommenſte Wiſſenſchafft iſt/ gibt die Erkanntnuß der verborgenen Krafft. Vnnd zwar ſo vermehret nichts die Frombkeit mehr/ ja es iſt auch nichts/ das vns beſſer vnd hefftiger zum Dienſt vnd Liebe Gottes befoͤrdert/ als eben deſſelbigen wahre Erkanntnuß/ die vnauffhoͤrli= che Betrachtung der Werck vnd Wunder Gottes vnd als dieſe natuͤrliche 1144 Ma- gia (welche vns den inwendigen Kern oder gezeichnete durch die euſſerliche Rinde oder Zeichen erklaͤret) deß Himmels oder Firmaments Tochter/ ein erfinderin [ID00508] aller Kuͤnſt vnd Geheymnuſſen/ durch welche wir gezwungen werden zu ſingen/ vnd zu ſagen; Der Himmel vnd alle Erde iſt voll der Majeſtaͤt vnd Herꝛligkeit vn= ſers Schoͤpffers. Dieweil wir aber ſehen/ daß es vnter den Menſchen von Natur alſo beſchaſſen/ daß ſie ſich vber frembte 1145 Sachen verwundern/ der einheymi= ſchen aber/ dieweil ſie jhnen gemein/ nicht achten: Alſo begegnet auch denjenigen/ ſo ſich allein nach frembden Sachen laſſen geluͤſten/ gemeiniglich/ daß ſie durch Lieb der Newerung die einheimiſche Sachen/ welche in ihren Laͤndern wachſen/ vnd offtmals den Frembden an Guͤte vnd Vortrefflichkeit weit vorgehen/ vnnd dieweil ſie zu rechter Zeit geſamblet werden/ vnverfaͤlſcht bleiben vnſern Leibern viel beſſer bekommen vnd auch mit geringerer Muͤhe vnd Vnkoſten zuwegen zubrin= gen/ verachten. Vnd was hat man demnach von noͤthen ſich der frembden Sa= chen zugebrauchen/ wann vnſere inheimiſche Sachen eben ein ſolches vnnd etwan auch ein mehrers vermoͤgen? Dann alſo hat man auß der Erfahrung erlernt/ daß die Terra Sigillata, welche an vielen Orthen Teutſches Landts zufinden/ eben ſo gut vnd kraͤfftig/ als die in Tuͤrckey: Vnd ſonderlich die Schleſingiſche/ welche Ioannes Montanus ein erfahrner vnnd alter Medicus am aller erſten entdeckt: Nach welchem Ioannes Bertoldus von Oſchatz auß der Schleſien/ noch viel andere mehr in Teutſchlandt hin vnnd wider/ als nemblich in der Graffſchafft Solms vnd im Fuͤrſtenthumb Heſſen erfimden: Wie gleichsfalls vnferꝛn von dem See Acromio in dem Gebieth deß Hoch Wolgebornen Graffen vnnd HErꝛn/ HErꝛn Maximiliani Marſchalcks von Pappenheim bey dem Schloß zum lan= gen Stein ſolcher Erden in einem zerriſſenen Felſen ein groſſe Menge herauß ge= graben worden/ mit einem Huͤlſen gleichſamb vberzogen/ wie derſelbigen Warzei= chen noch heutiges Tags zugehen. Deren ich mich in meiner praxi offt vnnd viel mit groſſem Nutz gebraucht. Vnſer Allerdurchleuchtigſter vnd Vnuͤberwindlich= ſter Keyſer Rudolphus II. hat zu Brundns in ſeinem Garthen beneben dem Bo- lo die beyde Axungias oder Schmaltz/ nemblich Solis & Lunæ, wie ſie Paracelſus nennet/ laſſen herauß graben vnd mir deren ein Theylverehret/ welche 1146 ich in dem Gebrauch der Artzney in jhrer Guͤte/ nicht geringer/ als auch die Terram Lem- niam vnnd Tuͤrckiſche befunden. Alſo hat vns der getrewe Gott hin vnnd wider mit heylſamen Sachen begabt: Als an ſtatt deß vberauß thewren Einhorns/ mit dem Mineraliſchen/ welches auß den Teichen oder Bergen herauß gegraben wird; Gleich wie man vor Zeiten in Maͤhrern drey Meyl Wegs von Bruͦn (allda ich zur ſelbigen Zeit mit einem fuͤrnehmen Medico D. Ioanne Bergero practiciert) vnferꝛn von dem Gebirg deß Abts von Obrovitz auff einem ſehr hohen Felſen zwey Bein vnbekandter Thier einer vnerhoͤrten Groͤſſe mit zwey andern vnd juͤngern herauß gegraben/ welche ohn zweiffel durch die Suͤndflut in derſelbigen Wildt= nuß uͤmbkommen. Welcher Beine vnd wunderbahrliche Zaͤne ich etlich Monat hernach/ als ich von vngefaͤhr dahin kommen/ vnd deſſen erjnnert worden/ hab laſ= ſen auß graben/ vnd als ich ſie in der Artzney gebraucht/ eben ſo gut/ als das Ein= horn ſelbſt befunden. Eben in derſelbige gegend iſt ein erſchreckliche Hoͤle/ der jeni= gen/ ſo in Italia zwiſchen Padoa vnd Vicenza gelegen/ nicht vngleich/ in welcher [ID00509] viel vnd mancherley Sachen/ damit die Natur gleichſamb geſpielet/ zu finden: In dem nemblich die Tropffen deß Gewoͤlbs deſſelbigen wunderbahren vnd gleichſam in einander gewundenen hohlen Bergs von der Hoͤhe auff die Erden herab fal= len/ daſelbſt durch Huͤlffe deß Spiritus Salis, alſo bald zu Steinen werden vnnd in ſolchem jrem Fallen allerley Geſtallt vnd Formen vberkommen. Dieſer Stein ein halb Quintlin pulveriſiert vnd eingenommen befoͤrdert den Schweiß: Auſſerhalb aber mit den Pflaſtern vermiſcht wird er mit groſſem Nutzen wider die Beinbruͤ= che gebraucht: In einem deſtillierten Eſſig aber in ein Saltzzerlaſſen von wegen ſeiner Signaturen wider den Stein vnd knodechte Podagram mit groſſem Nutz genoſſen/ dann dieweil dieſe beyde Schwachheiten in demſelbigen Landen von we= gen der vnreinen Wein ſehr gemein/ als hat ſie Gott 1147 auch hinwiderumb mit be= ſondern Mitteln verſehen/ ſolchem Vnheyl zu begegnen. Dann wo jrgendt ein Vnheyl oder Kranckheit vorhanden/ da gibt die Natur ein Artzney/ damit wir nit weit doͤrffen gehen vnd nach einer andern trachten. Vnd ſagt demnach Ruellius nicht vnrecht/ es ſey kein Stuͤck der Artzney vngewiſſer/ als das jenige/ ſo nicht auß vnſern/ ſondern auß frembden Laͤndern wird geholt: Vnnd verlacht auch Paracel- ſus die vnnuͤtze Sorgfaͤltigkeit vieler Medicorum, welche die Kraͤuter allein bey dem Namen kennen vnd der jnnerliche Kraͤffte/ ſo von den Signaturn zunem= men/ nicht achten/ da erſagt: Es hab ein jeder Bawr ein rechte vnd wahre Apoteck vor ſeiner Thuͤr. Dann welche mit den aller 1148 einfaͤchſten vnnd ſchlechſten Kraͤu= tern vnd Wurtzeln curiern: Die curiern am allerbeſten/ wie Carrichter bezeuget Sintemal die Mediciniſche Eſſentz oder Magiſche Golt eben ſo wol in demſelbi= gen/ als in den allerthewerſten Sachen zugegen. Gleich wie aber die Erde einem jeden Land ſeine Huͤll vnd Fuͤlle mittheylt: Wo nicht zum Vberfluß vnnd Wol= luſt/ jedoch zur Nothturfft/ vnd Genuͤge: Alſo theylet auch die Natur/ als ein Mut= ter aller Dinge/ welche alle reichlich verſehen/ die Artzneyen nach Nothturfft auß Einjedes Vatterlandt begreifft die matrices ſeines Elements in ſich vnd theylet jhme ſelbſt ſeine Nothturfft mit. Ja es gibt die Natur einem jeden Orth/ Stand/ Volck vnd Zeit ſein eygene Kraͤuter vnnd Gewaͤchs vnnd weiß dieſelbige auch zu temperiern: Vnnd dieweil in denſelbigen Gewaͤchſen beyderley Geſchlecht/ nemb= lich Mannlin vnd Weiblin zu finden (gleich wie auch in den erſchaffenen Din= gen die Vorſehung Gottes die Anatomiam in Mann vnnd Weib vnterſcheiden) als ſoll man dieſelbige auch in dem Gebrauch derſelbigen die Geſchlecht nit leicht= lich vermengen. Dann gleich wie vnter den Menſchen der Mann von dem Weib iſt vnterſcheyden/ alſo ſoll es auch mit jhren Artzneyen gehalten werden/ der Her= maphroditiſchen Gewaͤchs/ ſo beyderley Geſchlechts/ zugeſchweigen. Ja das noch mehr iſt/ ſo bekommen etlich der Jugend/ etliche aber den alten Leuthen wol/ wie in den Nießwurtzen zuſehen. Vnd alſo ermahnet auch Paracelſus alle Medicos, auff das Alter der Kraͤuter/ Artzneyen/ Kranckheiten vnnd deß Mondts zuſehen. Sagt demnach Agrippa recht vnd wol/ es ſey ein Naͤrriſch Ding/ auß India for= dern/ dergleichen man in ſeiner Gegend haben kan/ als ſey der Erde vnſers Landts oder Meers nicht gnug: Oder die frembde/ thewre vnd ſchwerlich bereitete ſachen [ID00510] beſſer/ als die vnſere/ wolfeyle/ vnd welche leichtlich zu bereyten. Vnd gleich wie wir ſehen/ daß die Sitten/ Naturen der Tuͤrcken/ Indianer/ Mohren vnnd Chriſten vnterſchiedlich: Alſo ſind zweiffels ohn auch die Gewaͤchs der Erden nach den vier 1149 Plagen oder Orten der Welt vnterſcheiden/ vnnd welche andern Voͤlckern etwann eine Speiß/ die ſind bey vns ein Artzney/ wie ſolches die fuͤrnembſte Scri= benten 1150 bezeugen. Vnd ob wir deſſen ſchon viel Exempel koͤnnten einfuͤhren/ ſo woͤllen wir doch allein der eintzigen Wurtzel Aarons zur Beſtaͤttigung der War= heit gedencken: Welche Wurtzel in vnſern kalten Laͤndern dermaſſen ſcharpff vnnd hitzig iſt/ daß ſie einem in dem kawen dem Mundt gleichſamb brennet vnnd verletzt: Die aber in Lydia bey der Statt Cyrene gefunden wirdt/ iſt zwar der vnſerigen von auſſen gleich/ jedoch ſuͤß vnd eines anmuͤthigen Geſchmacks/ vnnd wird dem= nach von den Juwohnern deß Orts ohn allen Schaden vnnd wie bey vns die weiſ= ſen Ruͤben genoſſen. Vnd ob ſchon die frembde Sachen groͤſſere Kraͤffte hetten/ wie die fuͤrwitzige Kluͤgling/ die vnſer Gewaͤchs verachten vnnd auß einem fremb= den Hochmuth ſich nach Frembden laſſen geluͤſten/ vnnd demnach nicht den ge= meinen Nutzen/ ſondern jhren Ruhm vnd Vortheil im Verkauffen ſuchen/ vor= geben vnd jhnen einbilden/ es koͤnne dem Menſchen nichts wol vnnd beſſer bekom= men/ als was theuwer werde gekaufft: So ſind doch wir der Meynung/ es ſeyen dieſelbige allein den jenigen gut vnnd vortraͤglich/ welche an denen Orthen woh= nen/ da ſolche Artzneyen wachſen. Dann wann die frembde vnnd weitgeholte Artz= neyen vnſern Leibern ſo wol bekaͤmen/ ſo hette die Natur ohne zweiffel dieſelbige auch bey vns laſſen hervor wachſen/ ſintemal dieſelbige alle Creaturen nach Noth= turfft verſehen. Die frembde Artzneyen aber/ welche vber Meer vnd weit von vn= ſern Laͤndern geholet werden/ koͤnnen wegen vnterſcheyd der Climatum vnnd In= fluentzen vnſern Leibern nicht ſo anmuͤthig vnd bequem ſeyn/ zugeſchweigen/ daß (???l Vnd ob die Wahre̅ ſchon gut vnd richtig/ koſt es doch viel Muͤhe den Kran= cken auff zu= helffen.) ſie nicht zu rechter Zeit vnd Orthen werden geſamblet/ (darauß dann offtmals groſſer Schade erfolgt/) oder deren ſceleta oder vntuͤchtige/ todten Coͤrper allein zu vns gebracht/ deren jnnerliche vnſichtbahre Krafft wegen Alters vnnd ſonſten durch das weite fuͤhren/ oder verfaͤlſchen allerdings verderbt. Vnſer einheymiſche Sachen aber/ mit welchen vns GOtt der Allmaͤchtige wider allerley Gebrechen deß Leibs vberfluͤſſig verſehen/ haben nun angefangen gering vnnd veracht zuwer= den/ beydes dieweil ſie der ſeydenen Medicorum (welche die Schwaͤrtz oder Koh= len vnd deß Rauchs ſchewen) Trew vnnd gebuͤhrenden Fleiß in dem Præpariern oder Zubereiten erforderten: Vnnd dann dieweil der mehrer vnd groſte Theil der Ehr vnnd Geldſuͤchtigen Apotecker ſich jhres Ampts offtmals mißbrauchen vnnd mehr auff deß Krancken Geldt/ als auff ſeine Wolfahrt ſehen. Dannenhero dann mit groſſem Schaden vnnd vieler Leuth Gefahr erfolgt (welches die jenige bezeu= gen/ die jhren Todt vnd Vntergang mit jhrem eygenen/ vnd darzu nicht geringem Geld erkaufft) daß faſt nichts fuͤr koͤſtlich vnnd werth gehalten wird/ was nicht von dem rothen Meer/ alſo zu reden/ oder auß Indien oder den aller euſſerſten Orthen der Welt herkompt/ oder dieweil die Welt ja will betrogen ſeyn/ darfür [ID00511] außgegeben wird. Gott hatt nichts vmb ſonſt erſchaffen/ 1151 ſondern ein jede Crea= tur/ wie gering 1152 vnd veracht ſie auch ſey/ mit jhren ſonderbahren Tugenden nach dem es jhm gefallen/ begabt. Vmb welcher Vrſachen willen die jenige viel and erſt ſind geſinnet/ welche in acht nemmen vnd bekennen/ daß die Natur auch in den aller geringſten Dingen groß vnd Verwunderns werth: Vnnd da ſie dem Leib nach Mangelhafftig/ da ſey ſie in den Kraͤfften vnnd vermoͤgen deſto mehr voll= kommen. Die Wuͤrme (von welchen die Orientaliſche Scharlachbeer) vnnd der Schnabel der Meerſchnecken Murex genant/ geben die Purpur der Koͤnige al= ler thewerſte vnd koͤſtlichſte Farb. Die Immen oder Biene den aller ſuͤſſeſten. Ho= nig: Die duͤnne vnnd ſchwache Strohalmen das liebe Getraͤyd/ 1153 als vnſers Le= bens nothwendigſte Auffenthaltung: Das vexachte Holtz 1154 der Reben den Wein/ welcher mit Beſcheydenheit genoſſen deß Menſchen Hertz erfrewet 1155. Die ver= ſtaͤndige Seele 1156 als ein GOttes Geburth/ hat in deß Menſchen Leib/ als einem Irꝛdiſchen vnd gebrechlichen Gefaͤß ſeine Wohnung: Welches alles von der e= wigen Weißheit nicht ohne Vrſach alſo geordnet iſt. Paracelſus ein Vatter der Geheymnuß/ als der da Vermoͤg der Gutthaten/ ſo er der gantzen Mediciniſchen Gemeinde erzeyget/ fuͤr einen wahren vnd erfahrnen Medicum will vnnd ſoll ge= halten werden/ vermahnet in ſeinen Schrifften hin vnnd wider/ daß man die Si= gnaturn vnd Hieroglyphiſche Schrifften ſoll lernen erkennen/ mit Vermeldung/ daß drey Stuͤck ſeyen/ durch welche die Natur 1157 nichts vngezeichnet vmbgehent den Menſchen vnd alle erſchaffen Ding offenbahre: Erſtlich/ durch die Chi- Romantiam, welche iſt ein Aſtrum der Natuͤrlichen Dinge vnd begreifft die euſſerliche Stuͤcke deß Menſchen/ nemblich die Haͤnd/ Fuͤß/ Lineamenten vnnd Blut Adern in ſich: Zum andern/ durch die Physiognomoniam, welche das Haupt vnnd Angeſicht in ſich verfaſt: Vnnd dann zum dritten/ durch deß Leibs gantze Proportion vnnd Statur zuſampt den Sitt en/ Gebaͤrden/ Hertzens Ge= dancken vnnd Anzeigungen deß Gemuͤths. Nach dieſem hat auch Iohannes Ba- ptiſta Porta ein Neapolitaner/ ein fuͤrtrefflicher Naturkuͤndiger in ſeiner Phy- tognomonia dem gemeinen Nutzen viel Guts geſchafft. Damit ich aber vnter deſ= ſen den jenigen/ ſo in dieſen Dingen eine Vollkommenheit erreicht von hoͤhern vnd wichtigern Sachen zuſchreiben Vrſach gebe/ habe ich/ biß ein anderer vnnd in dieſem ſtudio erfahrnerer mit Gottes Huͤlffe aufftritt/ vnnd vielleicht dem Herbſt etwas naͤher zeittigere Fruͤchte hervor bringe (welchem ich hiemit die Fackel gerne will vortragen) dieſe meine conſignierte obſervationes, (ſintemal es nicht alſo leicht einen vngewoͤhnlichen oder vngebahnten Weg wandern) mit den Liebha= bern der Signaturn/ vnnd welche ſich mit mir nicht ſchaͤmen ferꝛner 1158 zu lernen/ gern woͤllen gemein haben: Welche ich theyls auß dem Paracelſo vnnd Porta ge= nommen/ theyls aber durch mein eygne Erfahrung vbereinſtimment gefunden. [ID00512] Dann es von Verſtaͤndigen fuͤr gnug gehalten wird/ ſich etwas vnterſtehen vnnd gehen ſo weit man kan. Vnd wolte Gott/ es kaͤme deß Carrichters als eins der Ge= waͤchs vberauß erfahrnen Manns lang erwuͤnſchtes Buch/ von den Signaturn der Dinge/ in welchem er die Irꝛdiſche Sterne der Kraͤuter mit den Sternen deß Firmaments wunderbarlich vnd Harmoniſcher Weiſe vergleicht/ dermal eins an Tag. Damit maͤnniglich derſelbigen koͤndte genieſſen. Die Sterne ſind nach deß Paracelſi Meynung Formen vnd Matrices aller Kraͤuter: Vnnd iſt ein jeder Stern deß Himmels nicht anders/ als ein auff Geiſtliche vnnd Chaotiſche weiſe vorgebildet Kraut/ welches ein jedes auff der Erden repræſentiren kan. Vnnd alſo iſt ein jedes Kraut ein Irꝛdiſcher Stern/ ſo ſich gegen dem Himmel richtet: Vnnd ein jeder Stern iſt ein Himmliſch Kraut in einer Geiſtlichen Form/ in keinem Ding von den Kraͤutern der Erden vnterſcheyden/ als allein in der materia. Vnnd pflegen demnach alle Sterne durch jhre excrementa oder Vnrath vnd Noſtoch kuͤnfftige Schwachheiten zuverkuͤndigen: Alſo ney gen vnnd lencken ſich die Himm= liſchen Kraͤuter hinabwerts gegen der Erden vnd ſehen gleichſamb auff die von jh= nen erſchaffene Kraͤuter. Wer dieſes Fundament recht erkennt/ dem ſind auch der Himmliſchen vnd Irrdiſchen Kraͤuter conſtellationes vnd Vermiſchungen vn= verborgen: Nemblich daß dieſes der Stern deß Roßmarins/ jens deß Wermuts/ vnd ſo fort an. Vnd hat zugleich auch derſelbigen Kraͤuter Tugenden vnd Kraͤfft: Ja er wird auch in den Irꝛdiſchen Kraͤuter obſerviern/ daß wie viel Farben der Blumen/ ſo viel auch der Kraͤuter Kraͤffte ſeyen. Es iſt in dem gantzen Geſchlecht der Kraͤuter nichts vergeblich gemacht/ ſondern alles in ſeiner Ordnung/ 1159 ge= wiſſen Zahl/ Zeit vnnd Orth/ vnd hat auch ein jedes ſeine Vrſachen. Vnd gleich wie die Stumme/ denen die Gebaͤrden an ſtadt der Sprach/ vnd andere Sprach= loſe Thier jhre affectus vnnd willen durch die Gebaͤrde der Bewegungen deß Leibs zuerkennen geben: Alſo hat auch GOTT einem jedem Gewaͤchs ſeinen Verraͤther einpepflantzt/ damit man die eygene vnd ſonderbahre Kraͤffte 1160 vnnd Eygenſchafften der Kraͤuter/ ſo heimlich in demſelbigen verborgen/ durch jhre euſ= ſerliche Signaturn/ das iſt/ die Vergleichung der Form 1161 vnd Figur (nemblich durch die Anzeygungen deß Ampts/ Weſens vnd verborgene Kraͤffte) auß jhrem bloſen Anſchawen koͤndte erkennen vnd errathen: Ja/ wie jetzt geſagt worden/ ſo reden ſie auff Magiſche weiſe vnd durch jhre Signaturn mit vns. Dann welche einen Schatz in die Erde vergraben/ die pflegen denſelbigen Orth mit etwas zu= zeichnen: Alſo hat auch GOTT der HErr in der Natur viel Dinge/ die nicht einem jeden vor Augen/ 1162 allein gezeichnet/ damit wir ſie durch fleiſſige Nachfor= ſchung moͤchten erlernen. 1163 Alſo ſehen wir/ daß Moyſes der Edelgeſteine vnnd Metall/ ſo in der Tieffe der Erden erſchaffen/ nicht gedacht: Da doch die groͤſte Ge= heymnuſſen der Natur darinnen begrieffen: Vnd hat allein der jenigen Meldung gethan/ welche in dem offenen erſchaffen. Es hat aber Gott derenthalben die Me= tall verborgen vnd auſſerhalb erſchaffen/ damit wir wiſſen/ daß in jnen die geheyme [ID00513] Kraͤffte der Natur jnnerlich verborgen. Vmb welcher vrſach willen der Geiſt Got= tes den geheymen vnd verborgenen Verſtand der H. Schrifft allezeit durch Me= tall vnd Edelgeſtein/ ſo in der verborgenen Tieffe der Erden erſchaffen/ vorzubilden pflegt. Vnd das es einem etwan wunderbarlich wolte vorkommen/ warumb Gott der Herꝛ etlich Creaturen alſo offentlich/ etliche aber in dem verborgenen erſchaf= fen/ das ſtelle ich dem Nachforſcher der Hermetiſche̅ Medicin zubetrachte̅ heym. Welche Gott der Herr in dem centro oder Tieffader Erden erſchaffen/ nemblich die Mineralia vnd Metall (der Geheymnuſſen der Weißheit/ nemblich der Crea= tur oder Natur) die hat er fuͤrnemblich allein fuͤr die Menſchen oder zu Erhaltung/ vnd Balſamierung deß Geiſts deß Lebens der in dem centro oder Mitte deß Menſchlichen Hertzens ſeine Wohnung hat/ erſchaffen. Hergegen aber die Kraͤu= ter/ ſo auſſerhalb vnd auff der Erden wachſen (der Weißheit/ das iſt/ der Natur o= der Creatur offenbahr) zur Erhaltung vnd Befoͤrderung der gantzen euſſerlichen Maſſæ deß Menſchlichen Leibs/ vnd daſſelbige fuͤr alle Thier zugleich: Sintemal Gott allezeit das groſſe/ in das verborgene: Das kleine aber in das offenbahre ge= ſetzt. In dem centro hat er auch alle verſamblete Kraͤffte zugleich erſchaffen/ wel= che er in der euſſerlichen ſuperficie zertheylt erſchaffen. Vnd das zuverwundern/ ſo liegen auch alle Himmliſche Aſtra vnd Geſtirn/ welche ſich im Firmament deß Himmels mit jhren Coͤrpern Augenſcheinlich ſehen laſſen/ auch in der Erden er= ſchaffen mit jhren Geiſtern verborgen. Vnnd gleich wie die Himmliſche Sonn durch jhre Geiſtliche Waͤrmbde auff Irꝛdiſche weiſe alles gebaͤhret: Alſo creirt vnnd wider gebaͤhrt die Irꝛdiſche Sonn mit jhrer Geiſtlichen Waͤrmbde alles vff Geiſt= liche weiſe. Durch die Himmliſche Sonne wuͤrcket der Geiſt Gottes in der Natur alles natuͤrlich: durch die Irꝛdiſche Sonne aber wuͤrcket eben derſelbige Geiſt gleichfalls alles/ aber auff Geiſtliche weiſe. Dann es wuͤrcket der Geiſt durch kein ander Mittel/ als durch die Sonne/ ſintemal er in der Sonnen vnd niergendt an= derſtwo ſeyn leibliche 1164 Wohnung hat. Gleich wie aber die obere Sonn auff zweyerley weiſe/ nemblich auſſerhalb aller Dinge leiblich vnd ſichtbahr: Vnd dann auch verborgener weiſe in allen Dingen wuͤrcket: Alſo iſt auch die andere Sonn zweyerley/ nemblich jetzund auſſer allen Dingen offenbahr vnnd Corporaliſch o= der Leiblich: Jetzund aber in allen Dingen verborgen vnd Geiſtlich. Vnd 1165 gleich wie die oͤberſte Sonne jnnerlichen Geiſtlich iſt in allen Dingen vnd die natuͤrliche Waͤrmbde aller Dinge: Alſo iſt die Irꝛdiſche Sonne jnnerlich Geiſtlich in allen Dingen/ die eingeborne Waͤrmbde aller Dinge der Balſam Dacht vnnd Oele: Wird der verborgene Geiſt deß Lebens in allen Dingen genennt. Vnnd dieſer Schwefel der Natur hat in allen Dingen ſeinen eygenen vnd beſondern Namen. Wann wir den alleraͤlteſten Philoſophis vnnd Cabaliſten (welche ſich befleiſſen von den Zeichen auff das gezeichnete/ von den Creaturen zu dem Schoͤpffer vnnd durch die Engel zu GOtt hinauff zuſteigen/ mit demſelbigen verbunden/ vnnd alſo nach dem Pythagora vergoͤttert zu werden) die vns die Warheit vorbringen/ woͤlle̅ Glauben zuſtellen/ ſo ſind die oͤberſte Dinge in den vnterſten: Vnnd die vnterſte al= leſampt in den oͤberſten: Nicht aber als in ſich/ ſondern nach der Natur vnd Weiſe [ID00514] der oͤberſten Ding Dann gleich wie der gantze Baum in ſeinem Kern compliciert oder gleichſamb eingewickelt vnd Aſtraliſcher weiſe ein Baum: Alſo iſt die em= pfindliche explicitus oder auß gewickelte Welt in Gott Goͤttlich compliciert oder eingewickelt/ wie ſolches der 1166 Ter Maximus oder dreymal Groſſe vnnd mit einer dreyfachen Cronen gezierde Koͤnig Hermes, vermoͤg ſeines Alters ein Vatter al= ler Philoſophorum im Anfang ſeiner hochberuͤhmten Smaragdinen Tabel/ welcher keine Edelgeſteine in der gantzen Welt zuvergleichen/ gantz glaubwuͤrdig bezeuget/ da er ſagt: Alles/ was hierniden iſt/ daß iſt auch droben/ jedoch auff eine beſſere/ vollkommenere vnd edlere weiſe. In der Engliſchen oder intellectualiſchen Welt ſind einerley Entia, wie in dieſem ſichtbahren Gebaͤwe/ jedoch geiſtlicher vnd vnſichtbahrer weiſe. In der oͤberſten/ 1167 Goͤttlichen/ vnerſchaffenen/ vnendlichen vnbegreifflichen Welt ſind ſowol die Engel/ als auch die Welt einerley vnd zugleich auff eine Goͤttliche vnd aller vollkommenſte weiſe 1168. Vnd zeygen dem nach die vn= terſte Sachen die oͤberſte: Die Corporaliſche oder Leibliche erklaͤren die Intelle- ctualia: Durch der vntern vnd jrꝛdiſchen Naturn vnd Eygenſchafften ſteygen wir hinauff in die Naturn vnd Eygenſchafften der Obern vnd Himmliſchen: Sinte= mal dieſe vnterſte/ euſſerliche vnd ſichtbahre Exemplar der obern Kennzeichen vnd der jnnerlichen vnſichtbahren Symbola ſind/ durch welche wir auß den zeitlichen betruͤglichen vnd verfuͤhriſchen Dingen zu den ewigwehrenden vnd geiſtlichen wer= den gefuͤhrt. Die gantze Creatur zuſampt dieſem groſſen Gebaͤw der Welt/ in deren ſich vns der vnſichtbahre Schoͤpffer zu ſehen/ zuhoͤren/ zukoſten/ zuriechen vnnd zu= betaſten vorſtellt/ iſt nichts anders/ als ein 1169 Schatte Gottes vnd Figur deß jnner= lichen Paradeyſes: Nemblich das Anſchawen/ durch welches die Creaturen wer= den geſehen vnd erkennet/ die da ſind deß Schoͤpffers Hindertheyl 1170 vnd der Effect/ durch deren Erkanntnuß/ auch der Schoͤpffer vnnd Werckmeiſter 1171 ſelbſten wird erkennet: Vnd die erſte Vrſach/ ſo da alles wuͤrcket vnd verꝛicht. Dann es ſind alle Creaturn von Gott erſchaffen/ dem Wort deß Schoͤpffers zum Zeugnuß/ durch welches Wort ſie gemacht worden. Vnnd wer die Wiſſenſchafft der erſchaffenen Ding von jhrem Schoͤpffer abſondert vnd trennet/ der hat mehr nicht/ als einen Schatten aller Dinge. Daß aber in der vnſichtbahren Welt alle Dinge auff ein vnſichtbahre vnd geiſtliche Weiſe begrieffen/ welche ſich in dieſer ſichtbahren cor- poraliter oder Leiblich ſehen laſſen: Vnd daß alle ding von jnnen in ein ompoſitu̅ oder vermiſchtes flieſſen vnd nichts von auſſen genommen werde/ beweiſt vnnd zey= get das Liecht der Natur mit ſeinem Auff vnd Abſteigen/ Auß vnn Eingehen.Es werden aber drey Welt gezehlet/ vnd dieſe drey ſind ein vniverſum, ſinte= mal ein Welt in der andern/ 1172 nemblich GOtt/ die Engel/ vnnd dieſes ſichtbahre Gebaͤw. Ein jeder auß den vntern wird von dem obern regiert vnd bekombt derſel [ID00515] bigen Kraͤfften influxum, daß alſo der oͤberſte Werckmeiſter durch die Engel/ Himmel/ Stern/ Elementen/ Thier/ Gewaͤchs der Erden/ Metall vnnd Stein die Kraͤffte ſeiner Allmacht in vns verwendet: Als zu deren Dienſte er alle dieſe Ding erſchaffen.Der Eingang oder das Auffſteigen geſchiehet/ wann ich durch die Leyter Ja= cobs von den vnterſten biß zu den oͤberſten werde erhoben/ vnd auß dem empfindli= chen zu dem intellectualiſchen/ vnd auß den Creaturen zu dem Schoͤpffer/ hinauff ſteige: Der Hebreer Cabaliſten nennen es die fuͤnfftzig Pforten der intelligentia- rum: Die Staffeln oder Zweck aller Dinge werden auß dem 1. Cap. deß 1. Buchs Moyſis genommen/ durch welche wir/ als durch ſonderbahre Symbola vnd Kenn= zeichen zu aller Dinge beydes der ſichtbahren vnd vnſichtbahren Erkanntnuß wer= den gefuͤhrt. Der Außgang oder Herabſteigen aber geſchicht/ wann wir auß Gott vff die Creaturen/ auff den intellectualiſchen Dingen zu den euſſerlichen Formen/ von dem centro zu der Circumferentz gleichſamb werden gewaͤltzet. Gleich wie ich mit dieſen meinen fleiſchlichen vnnd natuͤrlichen Augen zum Exempel dieſen Kern ſche ſetzen: In dem ich aber die Corporietet oder Leiblichkeit verlaſſe/ vnnd mich von der euſſerlichen Form zu dem jnnerlichen vnd vnſichtbahren Saamen verfuͤge/ vn̅ mit dem Auge deß Gemuͤths den gantzen Baum mit ſampt ſeiner Wurtzel/ Stam̅/ Aeſten/ Zweigen/ Blaͤttern/ Blumen vnd Fruͤchten betracht/ daß nemblich alle ſolche jetzt erzehlte Stuͤck/ ſo zu ſeiner Zeit durch die Abſonderung zu offenbahren/ darinnen gleichſamb einverleibt ſeyen. Dieſer Saame bekombt die Corporaliſche oder leibliche Stuͤcke nicht von auſſen/ ſondern auß ſich ſelbſt vnnd bringt alles auß ſeinem eygenen verborgenen Schatz hervor.Dieweil dem nach dieſes Aſtrum oder Saame ein Bildt vnd Schatten der Engliſchen Subſtantz iſt/ vnd das gantze leibliche weſen deß Baums in ſeinem jnnerſten Schoß ohne Groͤß/ Qualitet vnnd dergleichen begreifft: So begreifft auch ein eintziger Engel die Saamen aller Dinge Geiſtlicher weiſe/ als ein fuͤr= trefflichere vnd hoͤhere Natur/ viel leichtlicher in ſich: Dann je einfacher etwas iſt/ vmb ſo viel vollkommener vnd maͤchtiger iſt es auch. Vnnd alles was die vntere Gewalt kan/ das vermag die obere viel mehr vnd beſſer.Derowegen wann ein Engel einem Menſchen ein Brot/ Frucht oder anders dergleichen/ ſo auff dem Acker waͤchſt/ gibt vnd mittheylet/ ſo nimpt er ſolches nit von auſſen oder anderwerts/ ſondern auß ſeinen ſelbſt eygenen jnnerſten Schaͤ= tzen/ dieweil das vollkommene Bild Gottes gibt/ wann vnd ſo offt ſie will/ ohn ein= tzigen jhren Abbruch vnd Mangel 1173. Dann der Engel traͤgt vnnd hat alles bey ſich auff ein Engliſche vnd Geiſtliche weiſe: Ja er faſt vnnd begreifft das gantze Gebaͤw der Welt in ſich/ vnd iſt alle vnterſte Dinge. Vnd was die Natur vnnd die Kunſt durch die Natur vermag: Das alles verꝛichtet der Geiſt oder Engel/ ſo vber die Natur vnd Kunſt geordnet vnd erhaben/ viel beſſer vnnd in einer geringern Zeit. Wer dieſe Centraliſche oder Circulariſche Philoſophiam mit ſeinem Verſtandt vnd Augen deß Gemuͤths fleiſſig anſchawet vnnd betrachtet/ dem wird nit ſchwer werden/ zuglauben/ daß ein Engel vnd Himmliſcher Potentat daß gantze Firma [ID00516] ment ein Gamaæam koͤnne entſchlieſſen/ oder die gantze Welt in ſeine Handt faſſen. Demnach aber ein jeder Engel Gottes vollkommenes Ebenbild/ vnnd al= les in ſeinem Abyſſo oder Abgrund begreifft/ hat vns beſitzt/ ſo kan ja niemand laͤug= nen/ daß er auch die ſupremam cauſam oder fuͤrnembſte Vrſach/ ſo von jhr ſelb= ſten herruͤhret/ alles mit ſich vnſichtbahrer vnnd Geiſtlicher weiſe ihrem Abyſſo oder Abgrund in ſich begreiffe: Ja daß alle Dinge in der Fontal oder vrſpruͤngli= chen Vnitet auff das aller einfaͤltigſte beruhen: Sintemal alle erſchaffene Ding/ von deme producieret vnd genommen worden/ welcher alles in allem iſt: Nemblich die erſte vnd letzte Vrſach aller Ding: Nicht auß der zuvor gegenwertigen ma- teria, 1174 hat auch von keinem andern jechtes empfangen/ noch auſſer jhme etwas vberfluͤſſig genommen: Dann alles was die potentia inferior oder vntere Gewalt kan vnd hat/ wie gleichsfalls auch zuvor geſagt/ das kan vnnd hat auch die poten- tia ſuperior, oder obere Gewalt: jedoch viel gewaltiger beſſer vnnd fuͤrtrefflicher: Sintemal zwiſchen dem vnendlichen vnyd endlichen keine Vergleichung/ wie gleichfalls auch zwiſchen dem Schoͤpffer vnd der Creatur: Gott iſt das centrum vnd Circkel ſeiner ſelbſt/ ſo in jhm ſelbſten wohnet/ das iſt/ in dem Abgrund der Vnendlichkeit (welche die Hebreer Enſuph, das iſt/ ein vnbegreiffliche vnendlich= keit nennen/ da in alle Ewigkeit kein Orth/ kein Anfang vnd Ende außgeforſcher vnd erdacht werden kan. Er iſt auch von keinem andern noch von jhm ſelbſten gemacht: Dann vor einem andern hat er nicht koͤnnen gemacht werden/ ſinte??? mal er niemande von ihm gehabt/ ſonſten were er nicht die erſte Vrſach: So hat er ſich auch ſelbſten nicht gemacht/ ſintemal auß nichts wiederumb nichts wirdt: Dann allezeit (vnd dieſes iſt ein Nomen Eſſentiale oder weſentlicher Name/ 1175 von viel Buchſtaben/ vnaußſprechlich von wegen der groſſen Majeſtaͤt./ vber deren alle Creaturen erzittern vnd von wegen ſeiner vnbegreiffligkeit Schemham- phoras genannt/ der groſſe vnd wunderbahre Name Gottes. Welcher vber alle Namen iſt/) das iſt/ ohne vorher gehende Vrſach/ ohne Zeit/ ohne Orth/ ohne Ziel/ nichts vberfluͤſſig empfangen/ ſondern jhme ſelbſt zu allem genug ſeyn/ keines Dings bedoͤrffen/ vnnd alle ſeine Liebhaber jhme ſelbſt gleichfoͤrmig machen/ daß auch dieſelbige von auſſen nichts notthuͤrfftig ſeyen/ ſondern alles in ſich ſelbſt vnnd in jhrem Vatterlandt beſitzen. 1176 Vnd dieſes iſt das Reich Gottes vnter der Glaubigen ſintemal ſie in GOTT wohnen vnud Gott in jhnen in alle Ewigkeit Vnd darumb iſt JESVS CHRISTVS/ das Wort vnnd Sohn Gottes deß Vatters/ vnd die Goͤttliche Weißheit/ der rechte vnnd wahre Lehrmei= ſter Menſch worden/ wie wir/ damit er vns zu Kindern GOttes maͤcht/ wie er iſt/ der da iſt gelobt in alle Ewigkeit.Iſt demnach GOtt der Dominus Ingenitus oder eingeborne HERR deß vniverſitatis oder gantzen Weſens/ ein Anfang/ Mittel vnd Ende aller Dinge/ nit auß eintziger nothwendigkeit der Natur/ 1177 ſondern auß ſeinem freyen Willen/ 1178 [ID00517] vnd lauterer Guͤte von wegen ſeiner vnendlichen Herꝛlichkeit/ durch welche er al= les auß ſeinem Schoß oder allertieffſten Concept oder Receß ſeiner Gottheit (Hermes ſagt auß dem Eyngeweyd der Finſternuß) herauß gibt/ hat durch ſein Wort/ 1179 erſtlich das Liecht/ das iſt/ die Engliſche Subſtantias oder Weſen hervor gebracht/ in dem er ſagt: Es werde Liecht. Auß dieſem Engliſchen Liecht ſind nach= mals die Aſtra herauß kommen/ auß den Aſtris die Coͤrper oder ſichtbahre Ge= baͤwe der Welt auß den vier Elementen zuſammen vermiſcht: Vnd iſt alſo alles in allem auff ſeine Weiſe/ vnd bleibt eins in dem andern/ gleich wie der Saame in dem Baum/ vnd der Baum in dem Saamen. Vnd ob wol dieſe beyde vnterſchie= den/ ſo ſind ſie doch eins. Alle ſichtbahre Coͤrper oder Elementen ſind in den vn= ſichtbahren Aſtris oder Spiritualiſchen Elementen: Vnd die Aſtra ſind in den Coͤrpern; Die Aſtra ſind in den Engeln: Vnd die Engel in den Aſtris: Die Engel ſind in Gott/ vnd Gott in den Engeln: Daß alſo allezeit ſein ſuperius oder obere ohne das vntere ſeyn kan: Das vntere aber ohne das obere keines Wegs: Sinte= mal weder die ſichtbahre Welt/ noch eintzig Corporaliſch Ding ohne die Aſtra be= ſtehen kan. Vnd alſo werden auch keine Aſtra, wann keine Eſſentia oder Weſen der Engel zugegen: Vnd gleichsfalls auch keine Engel ohne einen vnerſchaffenen Gott/ von welchem ſie jhrem Vrſprung haben. Wo nun Gott erkannt iſt/ da ſind auch die Engel bekannt: Dann ſie ſind Gottes vollkommene Bild: Auff die Er= kanntnuß der Cngel/ folgt die Erkanntnuß der Aſtrorum, auff die Erkanntnuß der Aſtrorum die Erkanntnuß aller erſchaffenen Dinge oder der ſichtbahren Welt: Auff die Erkanntnuß der ſelbigen/ wird endlich der Menſch/ als die kleine Welt vnd der groſſen Sohn erkannt/ dann was der Sohn iſt/ das iſt auch der Vatter in allem/ gleich wie wir auß den ſichtbahren Dingen die vnſichtbahre erkennen Alle Dinge flieſſen von auſſen zu den vntern vnnd außwendigen. 1180 Dann an Gott hangen die Engliſche Subſtantzen/ von denſelbigen kommen die Aſtra, das iſt/ die vnſichtbahre Kraͤffte aller Dinge: Vnnd von den Aſtris die ſichtbahre For= men/ das iſt/ die Coͤrper. Gleich wie demnach alles 1181 in Gott iſt auff Goͤttliche Weiſe vnd gleichsfalls auff Engliſche Weiſe in den Engeln: Alſo ſind alle Ding Corporiſch vnd Weltlich in der Welt. Dann gleich wie das Liecht in der Finſter= nuß ſcheinet/ alſo iſt das obere in dem vntern/ vnd das vntere in dem obern. Was empfindlicher Weiſe in der ſichtbahren Welt iſt/ das iſt Aſtraliſch oder Geiſtli= cher weiſe in den Elementen vnnd Aſtris: Vnnd was Aſtraliſch in den Aſtris iſt/ das iſt auff Engliſche weiſe in den Engeln: Was in den Engeln auff Engliſche weiſe/ das iſt in Gott auff Goͤttliche weiſe. Durch ein guͤldene Ketten oder Band/ welches vnſerer verderbten Natur von oben herab auff die Erde gelaſſen/ [ID00518] ſteygt vnſer Gemuͤth oder verſtaͤndige Seele durch Goͤttliche Huͤlff durch der Creaturen Ordnung/ von den nidrigſten zu den mitlern vnnd dieſe auſſerhalb der Welt zu dem Werck vnd Bawmeiſter aller Dinge/ zu einem Erſten vnnd Hoͤch= ſten/ zu welchem/ als zu einem 1182 erwuͤndſchten Ziel vnnd Zweck alle Creaturen mit vielem Seufftzen freyes willens trachten. Das gantze Gebaͤuwe der Welt in Gott/ iſt nichts/ als Gott/ in den Engeln ein Engel/ vnd in den Aſtris ein A- ſtrum.In deß Baums Saamen ligt der gantze Baum mit ſeiner Wurtzel/ Stamm/ Aeſten/ Blaͤttern vnd Früchten verborgen: Auß dem Gerſten Korn erfolgt die Wurtzel/ Halm/ Aher/ andere Koͤrner zuſampt dem Spraͤwer. Vnnd dieſe alle kommen derenthalben von dem ſaamen her/ dieweil ſie zuvor in jhme verborgen gelegen. Auff gleiche Weiſe beruhet das gantze Gebaͤuwe der Welt in dem Engel auff Engliſche weiſe: In Gott aber auff Goͤttliche weiſe. Der Saa= me iſt gleichſamb ein zuſammen gewickelter Baum: Der Baum/ ein außgeſprei= teter Saame. Die Vnitaͤt iſt ein zuſammengezogene Zahl: Die Zahl aber ein außgebreiter Engel/ Gott iſts/ in welchem die gantze Welt auff Goͤttliche weiſe zuſammen gewickelt. Die Welt aber iſt Gott (alſo zureden) außgebreitet. 1183 Dann Gott/ als das aller vollkommenſte vnd vberfluͤſſige Liecht/ welches alles Liecht in ſich begreifft/ erſchafft durch den Strahl ſeiner Majeſtaͤt/ das iſt/ durch ſeinen ein= gebornen Sohn/ das Engliſche Liecht/ vnd theilt demſelbigen alles mit/ vnnd ver= wendets durch die Engel in die vier vnſichtbahre Elementa oder Aſtra: Auß den Elementen oder Aſtris in die Corporiſche/ auff welche endlich die Fruͤchte erfolgen vnnd ſich von vns laſſen ſehen. Gleicher weiſe erſcheinet es auch in der kleinen Welt/ daß die vnter in jhren obern/ die letzte in den nicht garletzten/ vnnd die wi= derumb nechſt vor dieſen in den vorhergehenden/ vnnd alſo je eins in dem andern biß man zum hoͤchſten kompt/ beruhen. Dann die fuͤnff Sinne ſind in der Ima= gination oder Einbildung/ die Imagination in der Ration oder Vernunfft: Die Vernunfft in dem mente oder Gemuͤth/ das Gemuͤth in Gott: Gott aber in kei= nem/ als in ſich ſelbſt/ dann er iſt ſeine ſelbſt eygene wohnung 1184 / dieweil er alles iſt/ von vnd durch ſich ſelbſten iſt/ vnd von welchem/ als von einem vberauß rei= chen vnd vberfluͤſſigen Brunnen der Vnitaͤt alles fleuſt. Dannenhero dann alle Dinge/ dieweil ſie von dem hoͤchſten Gut herflieſſen/ widerumb zu Gott/ als zu jh= rem Vrſprung zuleyten vnd zufuͤhren.Dieweil aber dieſe Sachen nicht dieſes Orths/ vnd jhrer wenig ſolche groſſe Reichthumb vnd vnerſchoͤpffliche Schaͤtze in jhren engen Huͤtlin koͤnnen begreif= fen/ vnd auch dieſelbige nicht weiter auͤßzubreiten vnd gemein zumachen: Will ich es hiebey laſſen bewenden. Ja ſie werden auch von den jenigen ſehr ſchwerlich ge= faſt/ welche die Cabaliſtiſche Brunnen ohne Grund noch nicht verſucht/ noch an= ders/ als die Animaliſche vnd weltliche 1185 weißheit erkennt/ welche doch gegen der Himliſchen/ nichts/ als ein lautter Thorheit iſt.
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Damit ich aber widerumb dahin gelange/ da ich es zuvor gelaſſen/ ſo iſt der Reipublicæ Medicæ ſehr viel daran gelegen/ daß dieſes Goͤttliche Studium der Signaturn 1186 (darauff zwar etliche Herbiſten gedeutet/ aber andern zu lehren vnnd zubeweiſen hjnderlaſſen) je mehr vnd mehr werde offenbahret. Dannenhero dann Paracelſus den jenigen nicht werth achtet/ daß er ein Medicus ſoll genennet wer= den/ welcher ſeine Kunſt auß dem ſigno ſignato, das iſt/ nach vnd auß der Chiro- mantia vnd Phyſiognomia nicht verrichtet/ ſintemal wegen der wunderbahren Eſſata vnd Harmoniſchen Anatomy 1187 der groſſen vnnd kleinen Welt/ die alten Medici derſelbigen ohne Lebens Gefahr der Krancken nit koͤnnen entrahten/ dann wie auch in der Vorꝛede deß erſten Buchs vermeldet/ ſo iſt ein jede Kranckheit vn̅ derſelbigen Medicin/ einerley Phyſiognomiæ, Chiromantiæ vnnd Anatomiæ Vnd wer dieſes Fundaments 1188 keinen Verſtand hat/ vnd dieſes Philoſophiſch vnd Mediciniſch Alplabets vnerfahren iſt/ der kan kein probierter Medicus ſeyn vnnd genennt werden. Dann die Characteriſmi vnd Signaturatę naturales der Natur/ welche auß der Creation oder Erſchaffung nicht mit Dinten/ ſondern mit dem Finger Gottes in alle Creaturen eingegraben oder angeſchrieben ſind 1189 (ſinte= mal ein jede Creatur Gottes Buch) ſind der beſte Theil der wahren Literatur/ durch welche alle verborgene Dinge werden geleſen vnd erforſchet/ hindan geſetzt die vier Qualiteten/ als euſſerſte Rinden der Kraͤfften: Sintemal die vnſichtbahre vnd jnnerliche allezeit edeler/ fuͤrtrefflicher vnd kraͤfftiger ſind/ als die euſſerliche ſicht= bahre/ welche nicht ſo vollkommen vnd geringer/ als jhr jnnerliche ſind. Alſo wird ein Hauß/ als ein euſſerlich Ding von wegen deß Innwohners erbauwet: Der Innwohner aber iſt beſſer vnnd fuͤrtrefflicher/ als alle Stein vnnd Holtz die darzu gebraucht worden/ zuſampt dem gantzen Gebaͤwe: Dann er iſt ein lebendige vnd vernuͤnfftige Creatur. Ohne die 1190 Phyſiognomiam vnd Chiromantiam (durch deren Dienſte nicht allein der gantze Menſch) deſſen jnnerliche Stuͤcke allezeit durch ein euſſerlich 1191 Zeichen werden entdeckt/ ſondern auch alle ſonderbahre vnnd verborgene Kraͤffte aller Dinge: Ja alle Secreta vnd Geheymnuſſen der Natur werden offenbahret) wird kaum ein eintzig Geheymnuß der Medicin erlangt/ daß die Prob der Erfahrung koͤndte außſtehen. Dann es ſind die Creaturen die Lehr= meiſter deß von Gott erſchaffenen Medici.Vnſer 1192 erſter Vatter Adam hat in dem Standt ſeiner Vnſchuld auß der [ID00520] prædeſtinterten 1193 Kunſt/ das iſt/ der ſignierten oder gezeichneten ein voͤllkommene Erkanntnuß der natuͤrlichen Dinge gehabt/ derowegen einem jeden Ding ſei= nen eygnen Namen gegeben vnnd durch denſelbigen zugleich auch ſeine Natur er= klaͤrt: Dann es hat Gott den Menſchen gleich in dem erſten Einblaſen deß Gei= ſtes aller Dinge Kraͤffte vnd Natur gelehret. Es werden ſich zwar etliche finden/ die da vorgeben/ es ſeye dieſer vnſer Bericht vnd was wir geſchrieben/ vnvollkom= men: Die woͤllen wir vmb deß gemeinen Nutzens vnd aller ſtudioſorum der Me= dicin Wolfahrt willen Dienſtfreundtlich gebetten haben/ ſie woͤllen den lieben vnd werthen Nachkoͤmlingen das jhrige/ als ein beſſers/ nicht verſagen/ ſondern in ei= ner bequemlichern Ordnung laſſen an Tag kommen vnd mittheylen. So viel ich in meinem Verſtandt/ Muͤhe vnd Fleiß vnnd allem meinem Vermoͤgen gehabt vnd gekoͤnnt/ das hab ich mich vnterſtanden zu leyſten. Woͤlle demnach der gut= hertzige vnd auffrichtige Leſer/ diweil es dem guten willen am Vermoͤgen ſol= ches zu vollenden gemangelt/ dieſen meinen angefangenen (ſintemal es in groſſen vnnd ſchweren Dingen genug/ wann man ſich etwas vnterſtehet/ vnd iſt nicht alle= zeit erlaubt/ oder zuverrichten muͤglich/ darnach einen geluͤſtet) Fleiß vnnd Arbeit von den Signaturn mit gutem willen auff vnd annemmen/ biß GOTT der All= maͤchtige dermal eins einen erweckt/ der ein ſolch loͤblich vnnd vber alle maſſen noͤ= thig Werck mit Huͤlff ſeiner vnendlichen Guͤte zu einer erwuͤnſchten Vollkommenheit bringe/ vnd gluͤcklichen voll= ende. AMEN.
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OSWALDI CROLLII Tractat Von den Signaturn Oder Zeichen der Gewaͤchſe/ mit welchen ſie ſich den Gliedern deß Menſchlichen Leibs vergleichen.
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Von denen Kraͤutern vnnd Gewaͤchſen/ ſo ſo ſich mit jhren Signaturn deß Menſchen Haupt vergleichen.
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1. DAs Gewaͤchs deß Magſaamens vergleicht ſich mit ſeiner Cronen dem Haupt vnd Hiꝛn Dan= nenhero das Waſſer/ in welchem ſolches wird geſot= ten zu vielerley Gebrechen deß Haupts mit groſſem Nutzen wird gebraucht.2. Die Welſche Nuͤß haben die gantze Si= gnatur oder Zeichen deß Haupts: Ihr euſſerſte Rinde oder Nußlauff/ vergleichen ſich dem Peri- craneo oder Haͤutlein uͤber der Hirnſchal: Dannen= ro auch das Saltz auß ſolchen Rinden gemacht/ zu den Wunden dieſes Haͤutlins ein ſonderbahr Mittel iſt.
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Die harte Schal vergleicht ſich der Hirnſchal.Das jnnwendige Haͤutlein/ mit welchem der Kern ſelbſt vberzogen iſt/ re= feriert oder præſentiert die Haͤutlin deß Hirns.Der Kern ſelbſt aber die Subſtantz deß Hirns: Iſt derowegen auch zu dem= ſelbigen ſehr bequem vnd ſchwaͤcht die Gifft: Dann wann er wird geſtoſſen/ mit ge= brantem Wein befeucht vnd auff den Hauptwuͤrbel gelegt/ ſtaͤrcket das Hirn vnd gantze Haupt gewaltig.3 Die noch nicht eroͤffnete Poͤonien Blumen vergleichen ſich den Fugen deß Haupts: Wie gleichfalls auch den zahrten vnd kleinen Blutaͤderlein/ die das Hirn vmbgeben. Die jetzund auffgangene Blumen aber ſin der Haut vber der Hirnſchahl aͤhnlich: Vmb welcher Willen ſie dann mit ſampt dem Saamen der hinfallenden Seuche oder ſchweren Noth gewaltig widerſtehen.4. Der Agaricus oder Lerchenſchwamm waͤchſt an den Lerchenbaͤumen herauß/ gleich wie ein Schwamm vnd reiniget das Haupt.5. Die Scylla oder Meer Zwibel wird wider die ſchwere Noth geruͤhmbt.

Von denen Kraͤutern/ ſo ſich den Haupt Haren vergleichen.
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1. Die Woll der Quitten oder Kuͤtten/ vergleicht ſich etlicher maſſen mit den Haaren deß Haupts: Dannenhero jhre geſottene Bruͤhe an deren ſtadt/ ſo durch die Frantzoſen außgefallen/ andere wachſen macht.2. Das langlechte Maaß/ ſo ſich an den Baͤumen anhaͤngt/ iſt gleichfalls wie derſelbigen Haar: Vnnd wird demnach ſein geſotten Waſſer zum Außfallen der Haupthaar gebraucht.3. Es waͤchßt ein Krant in ſuͤmpfftlichten Orthen/ ſo ſich den langen Haupt= haaren vergleicht/ ſchwimmet auff den Waſſern vnd hat weiſſe Bluͤmlin: Deſſen geſottene Bruͤhe von auſſen gebraucht/ vnd wie bey den vorigen/ das Haupt damit gewaſchen die verlohrne Haar widerbringt.4. Das Frawenhaar Kraut macht dicke/ krauſe vnd ſchoͤne Haar.5. Das Gewaͤchs. Thapſia hat haarichte Blaͤtter/ vnnd demnach bey dem Auicenna das Zeugnuß/ daß es das Haupt/ ſo ſeiner Haar in der Alopecia be= raubt worden/ widerumb mit friſchen Haare ziere.

Von den Kraͤutern ſo ſich den Ohren vergleichen.
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1. Die Blaͤtter von Haſelwurtz haben ein Vergleichung mit den Ohren: Dannenhero dann auß jren Blumen ein conſerva bereitet wird/ die das Gehoͤr vnd Gedaͤchtnuß gewaltig ſtaͤrckt.2. Die Schnecken mit den langen Oehrlein werden mit Saltz in Waſſer ge= ſotten/ abgeſchaͤumet nach dem ſie abgetruͤcknet/ in Augſtein=Oele eingebeitzt vnnd folgends diſtilliert: Deſſen herauß tropffente Oele das verlohrne Gehoͤr wider= bringt. Es iſt ein kriechent Thier einer vber auß ſcharpffen Empfindlichkeit.
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Von denen Gewaͤchſen/ die ſich den Augen vergleichen.
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1. Die ſchwartze Beer deß Krauts Paris ſind dem Augapffel aͤhnlich: De= rowegen das auß denſelbigen auff Chymiſche weiſe diſtillierte Oel oder außgepreſte zu den Gebrechen der Augen eins der allerkraͤfftigſten Mittel iſt. Vnnd demnach von etlichen die Seele der Augen genennet wird.2. Blume deß Krauts Augentroſt hat ein Anatomi aller Gebrechen der Au= gen: Vnd iſt demnach zu den Augen ſehr bequem.3. Wie gleichsfalls auch der Hunds Dill/ oder Krotten Dill/ Ringelblu= men/ Habbichkraut (mit welchem der Habbich die Nebel ſeiner Augen vertreibt) Anemonroͤßlin/ Paſtemenkraut/ vnd die Blum vom Sternkraut: Vnd ſolches alles von wegen jhrer Signatur oder Vergleichung.4. Die Blum deß Genſerichs vergleicht ſich auch dem Apffel im Aug/ vnnd wird demnach das davon diſtillierte Waſſer als ein ſonderbahre Artzney zu den An= gen geruͤmbt.5. Der Stein Beloculus, ſo ſich in einer weiſen Rinde wie ein ſchwartzer Augapffel ſehen laͤſt/ dannen er auch ſeinen Namen empfangen/ macht in den Haͤnden getragen/ ein klar Geſicht.

Von den Kraͤutern vnd Gewaͤchſen der Naſen.
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Die Blaͤtter der Waſſer Muͤntz haben die Geſtallt einer Naſen/ ſind ſchmal vnd rauch: Ihre Blumen Weißbraun. Ihr Extract iſt ein ſonderbahre Medicin wider den verlohrnen Geruch.

Von den Kraͤutern deß Zahnfleiſches.
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Die kleine Haußwurtz/ ſo an den Mawre̅ waͤchſt/ hat ein vergleichu̅g mit de̅ Zahn= fleiſch: Derowegen jhr außgepreſter Safft zu de̅ Scharbock gewaltig wird gruͤhmet.

Von den Kraͤutern der Zaͤhne.
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1. Die Baͤlglin deß Bilſenkrauts/ in welchen der Saame beruhet/ haben die Form vnd Geſtallt eines Backenzahns: Dannenhero dann jhr Oel oder auß= gepreſter Safft/ wie gleichsfalls die Bruͤhe der Wurtzel mit dem Floͤhkraut in Eſ= ſig geſotten/ vnd ſolches Eſſigs warm in den Mundt genommen/ den Schmertzen der Zaͤhne gewaltig ſtillet.2. Die Kern der Granaten repræſentiern gleichfalls deß Menſchen Zaͤhne vnnd wird derowegen jhr decoctum oder geſotten Waſſer zu den Gebrechen deß Zahnfleiſches vnd zu den wackelenten Zaͤhnen ſelbſt gebraucht.3. Die Fiechten Nuͤßlein vergleichen ſich den vorder Zaͤhnen: Werden demnach die Blaͤtter ſolches Baums in Eſſig geſotten vnnd zu derſelbigen Zaͤhne Schmertzen der Eſſig in den Mund genommen.4. Die Dentaria oder Zahnkraut ebener maſſen/ deren Wurtzel durch wun= derbahre Kunſt der Natur voller Zahnfoͤrmige Schuppen iſt.
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Von den Kraͤutern deß Halſes.
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Das Wintergruͤn wird in den Gurgelnwaſſern gebraucht/ wie gleichfalls auch die Vvularia oder Mundtsmelten vnd Ceruicaria oder Halskraut.

Von den Leberfoͤrmigen Kraͤutern.
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1. Das Stein Leberkraut/ 2. Zuſampt den Schwaͤmmen an den Bircken vnd Eychen haben ein ſonderbahre Signatur vnd vergleichung mit der Leber/ als Kuͤchen deß Gebluͤts: Vmb welcher Vergleichung willen dann das Pulver ſol= cher Kraͤuter das auß der Naſen vnd Wunden rinnende Blut biß zur Verwunde= rung ſtillet/ dieſelbige damit beſtreuwet.3. Das Leberkraut/ ſo innwendig an den Mawren der Brunnen waͤchſt/ iſt wider alle Gebrechen vnnd Verſtoffungen der Leber ſehr bequem.4. Die Birn/ als welche der Leber auch nicht vnaͤhnlich/ werden zu derſel= bigen offt vnd viel gebraucht.

Von den Hertzfoͤrmigen Kraͤutern.
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1. Die Citronen ſind an Geſtallt vnd Form dem Hertzen ahnlich.2. Die Wurtzeln deß Krauts Gifftheyl zeygen gleichſa̅b zwey kleine Hertzlin.3. Das Kraut Alleluia oder Sawerklee hat oben an ſeinen Stenglin Hertz= foͤrmige Blaͤtter.4. Gleich wie ſich dann die Blaͤtter der Meliſſen/Hertzgeſpann/Narden/Die MyrobolaniVnd Kuͤtten/ alleſampt einem. Hertzen vergleichen/ vnd derowegen fuͤr Artzneyen deſſelbigen ſind zuhalten.

Von den Lungenfoͤrmigen Kraͤutern.
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Das Lungenkraut/ ſo wol das an den Felſen/ als auch das an den Baͤu= men: Vnd ſonderlich daß mit den weißlichen Flecken. Aller deren geſottene Bruͤ= he wird zu allerley Gebrechen der Lungen gebraucht.

Von den Bruſtfoͤrmigen Mitteln.
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Die Spiegel der Pfawen Federn haben die Form einer Weiblichen Bruſt: Vnnd werden demnach zu den Gebrechen derſelbigen von den Weibsbildern ge= truncken.

Von den Gallfoͤrmigen Mitteln.
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Der frifch außgepreſte Safft der Welſchen Nußlauff vergleicht ſich dem Safft der Gall beydes an der Farb vnd Geſchmack/ vnnd fuͤhrt demnach dieſelbige ſehr fein auß.

Von den Miltzenfoͤrmigen Kraͤutern.
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Das rechte vnd wahre Miltzkraut. Die Hirtz Zung/ ꝛc. Die Feygbonen ſind dem Miltzen aͤhnlich/ vnnd derentwegen jhr geſottene Bruͤhe den Miltzſuͤchti= gen ſehr bequem.

Von den Magenfoͤrmigen Kraͤutern.
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1. Die Blaͤtter von Schweinsbrot vergleichen ſich allein dem Magen: Dan̅ von der Wurtzel ſagt man/ ſie laͤme die Glieder.2. Der Ingber.3. Der Galgant iſt der euſſerliche Mage/ durch welchen der jnnerliche wird er= halten.

Von den Nabelfoͤrmigen Kraͤutern.
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Das hole Nabelkraut bringt rundte vnd glatte Blaͤtter/ ſo ſich einem Weib= lichen Nabel vergleichen: Iſt dick/ fleiſchecht vnd voller Safft. Dienet nach deß Dioſcoridis Zeugnuß zu dem Beyſchlaff: Dieweil die Medici den Nabel einen Orth vnd Sitz der Vnkeuſchheit nennen.

Von den Gedaͤrmfoͤrmigen Kraͤutern.
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Der Calmus vnd Caſſia Fiſtula.

Von den Blaſenfoͤrmigen.
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1. Die Schlotten oder Judenkirſchen haben Blaſen einer Menſchlichen Bla= ſen aͤhnlich vnd jnnwendig einen Kern. Deſſen fleiſſiger vnd embfiger Gebrauch den Stein zerbricht vnd den Harn befoͤrdert.2. Die veſicaria repens, Pimpernuͤß/ Schafflinſen vnd Nachtſchaden.

Von den Gemaͤchtfoͤrmigen.
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1. Das Kraut Pſaffenpint iſt einem außgeſchnittenen Mannlichen Glied nicht vngleich.Etliche halten das Knabenkraut oder Stendelwurtz oder der Paracelſi wah [ID00526] re Stendelwurtz fuͤr den Arum oder Pfaffenpint/ oder alle Geſchlecht deß Schlan= genkrauts. Welche ſich dem gantzen Mannlichen Glied vergleichen/ vnnd nach der Zeitigung in dem Graß oder auff der Erden wie krum̅e Schlangen liegend gefunden werden.2. Die Bohnen haben die gantze Anatomia der Mannlichen Ruthen. Vnd werden demnach von dem Pythagora verworffen oder verdampt:Das Mehl auß Bonen gemacht/ wird wegen Eygenſchafft ſolcher Gleichheit wider die Auffblaͤhunge der Gemaͤchte ſehr viel gebraucht.3. Der auffrechte vnd ſtarcke Stengel deß Krauts Wegweiß gleicht ſich der Mannlichen Ruthen: Vnd wird demnach derſelbigen geſottene Bruͤhe beydes inn=vnd auſſerhalb deß Leibs den jenigen/ welchen jhr Mannrecht durch Bezau= berung genommen worden/ ein ſehr beruͤhmte Huͤlff.4. Der hole Stengel deß Habbichkrauts geſottene Bruͤhe von gemeinem Waſſer taͤglich warm getruncken iſt zur vereyterten Entzuͤndung der Gemaͤchtru= ten ein eygne vnd ſonderbahre Cur.5. In den Kuͤchern vnd ſonderlich den Feygbonen erzeygt ſich die Geſtallt der Mannlichen Ruthen.6. Wie gleichsfalls in den Fiechten Nuͤſſen/ dannenhero ſie dann mit ſampt den Pimpernuͤßlin die Begierde deß Beyſchlaffs gewaltig befoͤrdern.7. Die Eychel zeygt vnd bildet den Kopff der Mannlichen Ruthen vor: wel= cher mit der Vorhaut bedeckt wird.

Von den Geburts Geylnfoͤrmigen Kraͤutern.
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Alle Geſchelcht der Stendelwurtz reytzen/ wegen der Gleichfoͤrmigkeit/ ſo ſie mit den Geburtsgeyln haben/ zum Beyſchlaff an: Vnnd wird eins in deß andern Getraͤnck reſolviert: Die oͤberſte vnt er den beyden Wurtzeln iſt allezeit beſſer vnnd kraͤfftiger/ zur Erweckung der verlohrnen Begierde zum Beyſchlaff: Die vnterſte aber etwas mehr weich vnd runtzlecht/ iſt der vorigen in jhre Krafft zuwider. Die Natur als welche ſich der Gebaͤrung der Menſchen befleißt/ gibt durch jhre euſſerli= che Geſtallt zuerkennen/ daß ſie zur Staͤrckung vnd Befoͤrderung der Geburt die= nen/ ſintemal ſie ſich dem Saamen auch am Geruch vergleichen. Hat derowegen das Extract von der Wurtzel deß Knabenkrauts die verlohrne Krafft der Maͤnner zu widerbringen ein groß Vermoͤgen: Dieweil ſie den Geburtsgeyln der Maͤnner vnd anderer Thier/ ſo eben nachformiert/ daß ſie maͤnniglich darfuͤr erkennt.2. Die Tragorgis oder Bockshoͤdlin ſtincken nach einem Bock/ haben in jhren Roͤhrlin langlechte Aeher/ wie ein Bahrt/ reytzen zum Beyſchlaff an/ vnnd daſſelbige vnter allen Bulboſis oder Zwybelgeſchlechten am gewaltigſten/ gleich wie der Bock vnter allen das vnkeuſcheſte Thier.3. Das rothe Knabenkraut oder Stendelwurtz deſſen Wurtzel mit einem duͤnnen rothen Haͤutlin vberzogen vnd innwendig weiß iſt/ reytzet eben ſo gewaltig zum Beyſchlaff an/ als auch der Fiſch Scincus, wann ſie nur in den Haͤnden gehal= ten wird: Vnd noch mehr/ wann man ſie mit Wein zutrincken gibt/ wie ſolches nach dem Dioſcoride auch Lobelius bezeuget.
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4. Die groſſe Drachenwurtz oder Schlangenkraut hat ein runde Zwibel= foͤrmige Wurtzel/ gleich eine Geburtsgeyl/ welche in Wein getruncken die Be= gierde zum Beyſchlaff befoͤrdert.5. Der Lauch iſt dem Sack der Geburtsgeyln aͤhnlich/ daß er derenthalben zum Sprichtwort worden/ vnd reytzet gleichsfalls zur Vnzucht an.6. Die Blumen deß Krauts Cynoſorchis oder Hundshoͤdlin geben dem Menſchen zum Beyſchlaff groſſe Befoͤrderung/ in dem ſie nemblich den Saamen vermehren/ vnd eine Begierde erwecken.7. Die Hirſchſchwaͤmme haben ein Geſtallt einer Mannlichen Ruthen/ ſtaͤrcken dieſelbige/ nicht allein jnnnerhalb/ ſondern auch auſſerhalb gebraucht: Vnd werden bey den Auffblaͤhungen der Geburts geyln ſehr nuͤtzlich auffgelegt.8. Der Phallus wird von dem Adriano Iunio an einem beſondern Orth ſehr hoch hierzu geruͤhmbt.9. Beyderley Geſchlechts Geburtsglieder Signatur vnd Kennzeichen ha= ben die Kern oder Steinlin in den Traubenbeern. Vnnd haben demnach die Alten nit vnrecht geſagt/ es ſey die Venus ohne den Bacchum oder lieben Getranck deß Weins eines geringen Vermoͤgens.

Von den Mutterfoͤrmigen Gewaͤchſen.
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1. Die wahre vnd rundte Oſterlutzey vergleicht ſich in der Figur der Gebaͤr= mutter eins Weibs/ vnd kompt demnach den Gebaͤrenden ſehr fein zuhuͤlff.2. Wie gleichsfalls auch die Erbſen.3. Die jnnwendige gruͤne Rinden der Bircken iſt mit jhren Blutrothen Ae= derlin der Gebaͤrmutter aͤhnlich/ vnd hat demnach auch das Vermoͤgen den Tarta= rum in den Adern der Mutter zu diſſolviern.4. Der Granat Apffel iſt glatt/ mit einer Rinden/ Malicorium genannt/ vberzogen. Solche Rinde aber ſpringt von der Hitze der Sonnen auff/ oder auch von dem allergeringſten Lufft. Vnd alſo wird auch die Mutter zur Zeit der Geburt von dem Kindt eroͤffnet.6. Das Schweinsbrot demonſtriert vnd zeygt mit ſeiner geflochtenen Zwi= belfoͤrmigen Wurtzel die Gebaͤrmutter eins Weibs. Vnnd wird demnach von Theophraſto zum Werck der Lieb geruͤhmbt.7. Die Wurtzel Leontopedalon oder Loͤwentapp laͤſt ſich mit ſeiner weich= en Woll fuͤr eine Weibliche Scham ſehr wol anſehen/ vnud ſagt Dioſcorides wann man dieſelbige nur am Halß trage/ ſo reytze ſie zum Beyſchlaff an.8. Gleichfalls haben auch die Muſcatnuͤß die Form einer Gebaͤrmutter Dieweil ſie nemblich die Muſcatnuͤß in ſich verſchlieſſen wie die Mutter jhr Geburt.

Von den Nierenfoͤrmigen Kraͤutern.
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Das Burtzelkraut hat die Signatur der Nieren.

Von der Nachgeburt.
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Die Seeblumen haben ein Vergleichung mit der Nachgeburt: Vnnd pfle= gen demnach auch dieſelbige zubefoͤrdern.

Von den Ruͤckgradfoͤrmigen.
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1. Solche ſind erſtlich das Schaffthaͤw oder Katzenwadel.2. Das Fahrnkraut Weiblin: Solches in Wein vnd Waſſer geſotten vnd die Orth offt vnd viel damit gebaͤhet vertreibt die Schmertzen der Huͤfft vnd gantz= en Ruͤckgrads/ dann es iſt dem Ruͤckgrad an Geſtallt nicht gar vngleich.

Von den Kraͤutern der Schienbein vnd Beine.
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1. Das Kraut Gottes Gnad vnd Storchenſchnabel ſind wie ein Schien= bein formiert: Vnnd demnach pulveriſirt zu den Beinbruͤchen ein ſonderbahre Artzney.2. Die Oſſiſana, Lapis Sabuloſus oder Beinbruch/ wird vmb Speyr vnd Darmſtatt gefunden/ vnd hat wunderbare Kraͤffte die gebrochene Beine wide= rumb zuſammen zuheylen/ vnd daſſelbige von wegen ſeiner Magiſchen Signatur.

Von den Nerven vnd Blut Adern.
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1. Der Wegrich hat ein gantze Signatur/ ja eine Chiromantiſche Figur der Haͤndte vnd Fuͤſſe/ ſintemal die Haͤnd der Kraͤuter Blaͤtter ſind.2. Alſo hat auch der Sibenbaum der Blut Adern Signatur.

Von den Schweißloͤchlin der Haut.
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Die durchloͤcherte oder durchſichtige Blaͤtter deß S. Johanns Krauts ver= gleichen ſich den Schweißloͤchlin der Haut/ eroͤffnen demnach derſelbigen Loͤchlin verſtopffung/ vnd befoͤrdern den Schweiß.

Von den Haͤnden.
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1. Die klein Creutzblum.2. Die Feygenblaͤtter: Vnnd dienen demnach zu den Schmertzen der Gleyche.
|| [ID00529]

Von den Signaturn der Kranckheiten.
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Von dem Schlag:
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Die Meyblumen haben deß Schlags Signatur/ dieweil ſie wie Tropffen he= rab hangen: Vnd werden derowegen zu dieſer Schwachheit mit groſſem Nutzen gebraucht.Die Karpffenſtein/ ſo in der Form eines halben Monds vber den Augen lie= gen/ werden zum Schlag geruͤhmbt: Welcher mit einer Bewegung vnnd Zuſam= menziehung deß Fleiſches oder Maͤußlin vber die Augen kompt.

Von dem Stein.
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1. Alle Dinge/ ſo den Stein treiben/ ſind Magiſcher Weiſe von der Gleich= heit gezeychnet/ vnd deuten die Kranckheiten mit jhren Bildnuſſen an. Als der Cry= ſtall/ Kiſelſtein/ gaͤlbe Stein/ Judenſtein/ Luchsſtein. Der Harn deß Luchſen wird zu einem Stein: Dannenhero dann der Harn zu dem Harntroͤpfflen ſehr be= quem.2. Der Stein von einem Menſchen.3. Die Wurtzel von Steinbrech.4. Meerhirſchen bringt Steinlin/ welche ſich an der weiſſen Farb vnd Ruͤn= de den Perlen vergleichen. Vnd werden vermoͤg jhre Haͤrte mit andern ſteinech= ten Saamen zur Zermalmung deß Steins geruͤhmbt.5. Die Fruͤchte vnd Huͤlſen der Hauwhechel.6. Das Kraut Lachryma Iobi oder Jobs Threnen geht zu Außtreibung deß Steins faſt allen andern Mitteln vor.7. Alſo ſind auch die Schlotten oder Judenkirſchen ſehr bequem.8. Item die Kerne von Kirſchen/ Pferſingen vnd Neſpeln.9. Die Fruͤchte deß Roſeti rubei vnd viel andere rothe Beerlin/ ſo in dem Herbſt jhre Zeitigung erlangen.10. Vnd endlich ſo haben auch die Zwibeln deß Steins Signatur.

Von dem Krebs.
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1. Die Dattelkern: Vmb welcher Vrſachen willen Paracelſus ſolche wider den Krebs zutrincken befiehlt. Etliche ſind der Meynung/ es ſey der frembde Her- modactylus, deſſen rundte Wurtzel ſich in das centrum oder Mitte zuſammen zeucht/ dergleichen die Krebs im Brauch haben.
|| [ID00530]
2. Die Monrauthen hat die Signatur deß Krebs/ von deren Carrichter bezeugt/ das er alle Krebs der Bruͤſte damit geheylet.3. Die Sontauw oder Sintauw.

Von dem Grimmen.
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Das Windekraut/ ſo im Getrayd hervor waͤchſt/ vergleicht ſich dem Ge= daͤrme/ derowegen Dann ſein geſottene Bruͤhe wider das Grimmen ein ſonder= bahres Mittel iſt.Wie in gleichem auch die Aaal.

Von den hinderlaſſenen Wundmaͤlern.
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Die Oelblaͤtter/ Ruͤſtbaumen Laub/ vnd das Laub aller Hartzbaͤume.

Von der Rothen Ruhr.
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Des gelben Waſſer Calmus Wurtzel im Mayen gegraben vnnd geſamblet/ iſt wider die Rothe Ruhr eine ſonderbahre Cur/ alſo an den Halß gehengt/ das ſie die Gegne deß Magens beruͤhre: Dann ſie hat deß Menſchlichen Kaats Farb vnd Signatur.Eben eines ſolchen Vermoͤgens ſind auch die Beerlin von dem Holder.

Von dem Rothlauff.
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Der Saame von dem Kraut Mengelwurtz oder Grindwurtz/ welches Fleiſchfarb vnd nicht gar roth iſt/ geſotten vnd ſeine Bruͤhe getruncken/ iſt zu die= ſem Gebrechen vberauß bequem.Das ſtarck calcinierte Colchotar deß Vitriols wird in Wegrich Waſſer zer= laſſen/ vnd auſſerhalb vber gelegt.Der Waſſer Calmuß wird wider dieſen Gebrechen an den Halß gehenckt.

Von der ſchweren Noth oder hinfallenden Seuche.
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Die Eychen Miſtel mit ihrem Leim macht dieſe Schwachheit zeittig.Die rundte vnd ſchwartze Poͤonien Koͤrner/ vnd ſonderlich die wol zeitig/ vnd demnach fuͤr ſich ſelbſt auß jhren. Haͤuptern herauß ſpringente/ vertreiben die ſchweh= re Noth.In dieſer Schwachheit wird das Creutz oder Beinlin/ welches etliche auß den Hirnſchalen der jenigen/ ſo mit dieſer Schwachheit behafftet geweſen/ etliche aber auß den erhenckten/ da die Fugen zuſammen ſtoſſen/ herauß nemmen/ fuͤr eins [ID00531] der allerbeſten Mittel gehalten: Sintemal als von einem jeden/ ſo jetzund gehenckt/ geglaubt wird/ daß er in ſeinen letzten Todsnoͤthen die ſchwere Noth bekommen/ in dem der Geiſt deß Lebens verſchloſſen ſeinen Außgang ſucht vnnd endlich erſtickt: Da dann die Fugen der Hirnſchal mit Gewalt werden von einander getrieben. Es wird aber ſolches Mittel gleich im Anfang deß Paroxiſmi oder Vberfalls vnter der Erhoͤhung deß Monds gebraucht.Vnd wider ſolche Noth wird von dem Paracelſo auch das Spatzenfleiſch geruͤhmet.

Von den vnnatuͤhrlichen Gewaͤchſen.
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Der Lerchenſchwamm vnnd andere Gewaͤchs oder Knollen der Baͤum/ welche an jhren Staͤmmen/ vnnd Aeſten wider die Ordnung der Natur herauß wachſen/ kommen den vnnatuͤrlichen Gewaͤchſen der Menſchlichen Leiber ſehr fein zu huͤlff.

Von den Flecken oder Roͤthlin.
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Zu dieſer Schwachheit dienen inſonderheit der Ruͤbſaame vnd Linſen/ de= ren gefotten Waſſer wird getruncken/ vnd die Flecken damit vertrieben

Von den Feigwartzen am Hindern.
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Das Feygwartzenkraut oder klein Schoͤllkraut zu ſampt der Braunwurtz haben die gantze Signatur: Dannenhero dann jhr geſottene Bruͤhe zu dieſem Ge= brechen nicht allein nuͤtzlich wirdt getruncken/ ſondern auch alſo an den Halß ge= henckt/ daß es den Magenmund erreiche.

Von den Fiſteln.
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Dieſer Signatur haben die Waſſerbintzen: Derowegen dann das davon extrahierte Saltz in vnd auſſerhalb deß Leibs zu ſolchen ſchaͤden wird gebraucht.Deß Carrichters Rapunculus mit blawen Blumen hat eben dieſe Signa= tur vnd Krafft.

Von der Geburt in Mutter Leib.
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Der Adlerſtein einem ſchwangern Weib vnter die lincke Achfel gebunden/ er= helt das Kind in Mutterleib biß zu der Stund der Geburth: Vnd wann dieſelbi= ge herey kommen/ bindet man jhn dem Weib vnter die lincke Huͤfft/ damit ſie deſto leichter gebaͤre: Vnd wann die Geburt gefolget/ thut man jhn alſo bald hinweg/ da= mit er die Mutter nicht auch herauß ziehe.
|| [ID00532]

Von den Kindern/ ſo in der Mutter an= gewachſen.
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Hierzu dienen Vermoͤg jhrer Gleichheit die Koͤrnlin der Lindenbluͤht welche mitten an dem Stiel vnd zum Theyl auß den Blaͤttern herauß wachſen: Deren gibt man ſolchen angewachſenen Kindern oder dem noch damit ſchwangern Weib fuͤnff oder ſechs/ ſamblet ſie auff den Tag Johannis Enthauptung ein/ vnnd thut die ſchwartze Rinde oder Schahle davon hinweg.

Von der Verzauberung.
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Wider die Verzauberung werden alle dieſe Kraͤuter geruͤhmbt/ welche auß den Ritzen der Felſen vnd Steine herauß wachſen.

Von den Bruͤchen.
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Zu dieſem Gebrechen dienen der Pfaffenpint/ oder Tentſche Ingber/ das Kraut Durchwachs/ Herniaria, oder Knawel/ Wund= oder Knabenkraut.Die Blaͤtter von Eſchernbaum haben auch dieſer Kranckheit Signatur/ de= rowegen man den Orth deß Schadens mit dem auß dieſem Holtz diſtillierten oͤle ſchmieret vnd groſſen Nutzen damit ſchafft.An den Blaͤttern deß Ruͤſtbaums finden ſich ſonderbahre Blaͤßlin ſo voller Waſſer vnd ſonderlich im Mayen/ die zu den Wunden vnnd Bruͤchen ſehr er= wuͤnſcht.Die Aepffel/ ſo an den Eychblaͤttern herauß wachſen/ im Mayen geſamblet/ vnd in einem Glaß an die Sonne gehenckt/ werden fuͦr ſich ſelbſt zu Waſſer/ welch= es an die Bruͤche geſtriechen gewaltig hilfft.Von der Magjſchen Signatur ſoll man der Thier in acht nemmen/ welche ſich außſtrecken vnnd zuſammen ziehen. Dann alſo ſtrecket der Elephant ſeinen Schnabel auß/ vnd zeucht jhn auch widerumb ein. Derowegen man ſeine Bein zu calciniern vnd hierzu gebrauchen pflegt.Alſo ziehen ſich auch die Schnecken ein/ derowegen auch das davon calcinier= te Pulver ebenmaͤſſig wird geruͤhmbt.Vnd endlich ſo ziehen ſich auch die ſtachelechte Igel ein: Deren diſtilliert Waſſer oder gebrannte Aſchen in dieſen Gebrechen ſehr viel vermag.Ja es werden die Gebrochene auch eintzig vnd allein durch derſelbigen Oele geheylet/ wann ſie nemblich die Brüche damit ſchmieren.

Von dem Naſenſchweiſſen.
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|| [ID00533]
Der rothe Wein/ in welchem rother Sandel geſotten worden/ ſtillet das v= bermaͤſſige Bluten der Naſen gewaltig.Wie gleichsfalls auch die Wurtzel von Tormentill zuſampt dem Blutſtein/ Carneol vnd Coralln/ in den Haͤnden gehalten.Das vierdte Geſchlecht deß Geranii oder Schoͤllkrauts das blutige genant/ mit einer rothen Wurtzel wird von maͤnniglich wider das Verbluten gerhuͤmbt.Item das gebrennt Calcanth wird in ſolchem Brennen roth vnnd helt das Blut/ ſo auß den Adern deß Hirns vnd auß der Bruſt herauß tringt/ gewaltig auff.Das Colmarkraut oder rothe Gauchheil mit der Blutrothen Blumen ſtil= let das verbluten/ ſo auß einer verletzten. Ader erfolgt/ ſo bald es in den Haͤnden ge= tragen/ darinnen erwarmet.

Von den Guͤlden Adern.
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Alle Haarechte oder Wollechte vnd weyche Kraͤuter/ welche von der Woll gleichſamb graw ſind/ werden Vermoͤg jhrer ſonderbahren Sympathia oder Ver= wandſchafft zu den Guͤlden Adern/ als welche nichts hartes oder rauhes koͤnnen gedulden geruͤhmbt.Die Blaͤtter von Wuͤllkraut/ welche gleichſamb mit einer Woll vberzogen/ vnd dannenhero im Betaſten einem wuͤllenen Thuch nicht vngleich/ werden im Waſſer geſotten vnd der Orth ſolcher Adern damit gebaͤhet.Die Augen oder Knoſpen oder Pappelbaͤum in Baumoͤle eingeweychet vnd an die Sonne geſtellt ſind hierzu vber die maſſen gut: Deren rothe Saame an der Geſtallt dem hindertheyl deß Menſchlichen Leibs nicht vngleich.Das Kraut Haſenfuß iſt auch Wollecht vnnd wird demnach ſein geſottene Bruͤhe zu dieſem Gebrechen auch gebraucht.Wie in gleichem auch das Feygwartzkraut mit ſeinen Koͤpfflin oder Knoͤpff= lin.Der kleine Aaron wider die Guͤlden Adern vnd Zahnfleiſches verbluten.Vnter den Geſchlechten deß Wuͤllkrauts findet ſich auch der Wollffsſchwantz welchem er von wegen ſeiner weychen Woll nit vngleich. Deſſen Bruͤhe zu dieſem Gebrechen ſehr bequem.

Von der Waſſerſucht.
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Die Stuͤckwurtz oder Hundtskuͤrbs Wurtzel hat die Geſtallt der Waſſer= ſuͤchtigen Schenckel: Derowegen dann jhr Extract das Waſſer herauß zuziehen pflegt.Eben ein ſolch verrichtet auch die Wurtzel Mechoaca oder weiß Rhabarbara.Das Zahnkraut hat die Signatur deß Hertzens vnnd dienet derowegen wi= der die Auffblaͤhung der Geſchwulſt.
|| [ID00534]
Das Marck in den Holderſtecken behelt/ wann mans truͤcke die tieffe Gruͤb= lein/ dergleichen in den geſchwollenen Schenckeln auch geſchicht. Derowegen mann dann den Safft ſolcher Blaͤtter/ zuſampt dem diſtillierten Waſſer oder Holder= ſchwaͤmme/ zu der Waſſerſucht gebraucht.Endlich haben auch die Pferſing eine Signatur. Dannenhero dann jhre Bluͤhet vnd Blaͤtter/ zuſampt den Kernen gedoͤrt vnd zu Pulver geſtoſſen/ alles in ſem gebuͤhrenden Gewicht in der Waſſerſucht vnd allen Geſchwulſten fein gelindt purgiern.

Von der Gelbſucht.
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Das Schwalb enkraut vnd Saffran/ ſeyn wegen jhrer gelben Farb dieſer Kranckheit ſehr zuwieder: Wie gleichsfalls die Wurtzel Curcuma. Item das Tauſentguͤldenkraut: Die Fuͤſſe der gelben Kaͤfern: Die jnnwendige gelbe Schahl oder Rinde vom Hagedorn: Die mittleſte Rinde von Holderſtauden. Der gaͤlbe Stein/ ſo in der Rindtsgall wird gefunden: Die rothe vnd bittere Wurtzel der wil= den Ochſenzungen Welche Stuͤcke dann alleſampt werden geſotten/ vnd die Bruͤ= he darvon getruncken.Ferꝛner wird auch ein lebendige Schleyhe auff den Nabel gebunden/ vnd biß ſie ſtirbt daruͤber gelaſſen.Das mittelſte gelbe in den Roſen wird zu dieſer Kranckheit ſehr geruͤhmbt/ vnd eines halben Quintlins ſchwehr gebraucht.

Von den Linſen oder Flecken deß Angeſichts.
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Die Birckenrinden mit den weiſſen Flecken/ mit welchen ſie ſich dem Staarn vergleichen/ nemmen die Flecken deß Angeſichts hinweg.Wie gleichfalls die fleckechte Holderbluͤht: in Waſſer geſotten vnnd das An= geſicht damit gebaͤht.

Von dem Außſatz.
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Die Erdbeern haben ein Signatur. Dannenhero jhr diſtilliert Waſſer ge= truncken vnd gleichsfalls auch das Angeſicht damit beſtrichen die Außſaͤtzige Roͤthe deß Angeſichts ein wenig benimpt. Vmb welcher Vrſachen willen dann Raymun= dus Lullius ſolche in gebrannten Wein laͤſt einbeitzen/ vnd den Auſatz zuverbergen in ſeinem fuͤnfften Buch De Quinta Eſſentia gewaltig ruͤhmbt.Das bereyte Fleiſch der Natern oder Heckenſchlangen wird gleichsfalls mit groſſem Nutz gebraucht.

Von den Wuͤrmen.
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|| [ID00535]
Die Wicken haben eine Signatur. Dannenhero dann jhre geſottene Bruͤ= he die Wuͤrm vertreibt.In der jnnwendigen Hoͤle der wilden Roſen finden ſich etwan weiſſe Wuͤrm= lein einverſchloſſen: Deren Pulverſich jhrer viel wider die Wuͤrme mit groſſem Nutz gebrauchem.

Von den Monatlichen Weiblichen Blum.
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Der rothe Beyfuß ſtillet die vberfluͤſſige Monatliche Blum.

Von den Schwindſuͤchtigen Gliedern.
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Die Weiden bringen keinen Saamen/ ſondern wann man ein Reißlin oder Gerdte davon abſchneid vnd ob ſie ſchon welck worden/ in die Erde ſteckt/ ſo waͤchſt ſie in die Hoͤhe: Dannenhero dann das Laub in Waſſer wird geſotten vnnd zu den Schwindſuͤchtigen Gliedern ein Bad darvon gemacht.

Von den Flecken.
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Der Knoblauch/ groß vnd klein Aaron/ Schlangenkraut/ Floͤhkraut/ klein Schwalbenwurtz vnnd alle andere fleckechte Kraͤuter nemmen die Flecken vnſers Leibs hinweg.

Von den Knorren oder Baͤulen im Fleiſch.
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Das gleychechte oder knodechte Bingelkraut wird mit dem Mechoacwurtzel geſotten/ vnd die Knoden mit der Bruͤhe gewaſchen.

Von der Braͤun.
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Deß Salis armeniaci deſtillierte Waſſer mit dem Safft von Haußwurtz ver= miſcht/ iſt hierzu ein ſehr koͤſtlich Werck: Dann es zeucht den Tartariſchen ſubli= mierten Realgar/ ſo ſich in dem Halß angehencket vnd die Zung ſchwartz macht/ ſehr fein herauß.Die Blumen von Brunellen haben jhrer Form halben mit dem Halß eine Vergleichung/ vnnd werden derowegen zu dieſer Kranckheit auch ſehr ge= rhuͤmbt.

Von den Seittenſtechen.
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Die Carduibenedicten zeigt mit ſeinem Stechen dieſe Kranckheit an.
|| [ID00536]
Wie in gleichem auch die Marien Diſtell: Welcher beyder deſtillierte Waſſer zuſampt der geſottene Bruͤhe zu dieſer Schwachheit werden gebraucht.Das Zungenblatt oder Zaͤpfflinskraut hat faſt ſpitzige Blaͤtter/ vber welche ſich alle Anſchawer verwundern. Derowegen es dann viel jetzige Medici wider die= ſe Kranckheit ſehr gut befunden.Zu dieſem Gebrechen gibt man dem Menſchen den geſtoſſenen Hechtkieffel zu trincken. Vnd gleichsfalls auch drey oder vier Blumen von dem Kraut Ritter= ſporn zu eſſen.

Von allerley Phantaſeyen.
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Die Zeſerlin auff dem S. Johannes Krant haben ein Signatur. Dan= nenhero ſie dann zu gewiſſer Zeit durchloͤchert vnd gebuͤhrlicher weiſe geſamblet/ alle Phantaſeyen vnd Geſpaͤnſt ohne allen Aberglauben von dem Menſchen vnd auſſer demſelbigen vertreiben. Welcher Spiritus auch den Geiſt der Menſchen in ein ander Phantaſey fuͤhrt/ daß jhr animalis vor dieſem fleucht. Sein Grie= chiſcher Name bringts mit ſich/ daß er eine Herꝛſchafft vber die Bilder vnnd Geſpaͤnſt habe. Wird ſonſten Fuga Dæmonum, das iſt/ die Teuffels Flucht ge= nannt: Dannenhero dann der Rauch von ſeinem Saamen gemacht/ nach deß Lullij Zeugnuß/ alle boͤſe Geiſter von der Eygenſchafft deß Leibs oder auß dem Hauß vertreibt. Bey dem Ioanne Baptiſta Porta von Neapoli leſen wir/ daß es die Beſeſſene weder riechen/ noch vber ſich leyden koͤnnen. Dann gleich wie die Himmliſche Sonne alleboͤſe Geiſter/ ſo ſich der Finſternuß erfrewen/ mit jhrem Schein vertreibt: Alſo verrichtet ſolches auch das S. Johanns=Kraut/ welches vnter die Sonnenkraͤuter wird gezehlet/ vnnd von dem Paracello die Irꝛdiſche Sonne genennet.Die Weinrauten von wegen deß Creutzes/ ſo jrem Saamen gleichſamb ein= getruckt.Das Creutz den Wachholderbeerlin angebohrn vnd ſonderlich den groſſen/ ſo die Groͤſſe einer Haſelnuß erlangt/ deren ich in meiner Reyſe in dem Neapolita= ner Feld an dem Vfer der Tyreniſchen Meers ein groſſe Menge gefunden. Vnnd zeigt demnach die Erfahrung/ daß ſie den Beſeſſenen ſehr wol dienen.Der Orant oder Sterckkraut wird gleichsfalls wider die Phantaſeyen vnnd Bezauberungen ſehr geruͤhmbt: Sintemal ſein Saame einem Sceleto nicht vn= gleich/ vnd die Hirnſchall eines verſtorbenen Menſchen gleichſamb vorſtellt.

Von dem Wurm der Finger.
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Die weiſe Neſſel hat eine Signatur. Dannenhero ſie dann geſtoſſen vnnd auffgelegt/ denſelbigen alſo bald erwuͤrgt.

Von der Peſtilentz.
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|| [ID00537]
Die Krotten/ Schnecken vnd Froͤſche werden von auſſen vbergelegt vnnd ziehen das Gifft herauß. Das ein Peſt erfolgen werde/ ſihet man in der Froͤſche fleckichten Zungen/ vnd wann ſie hauffenweiß zuſammen kommen vnd auff einan= der hocken/ vnd zeygen gleichſamb damit an/ daß ſo viel Todte Leichen werden erfol= gen.Die Signatur oder Zeichen der Peſtilentziſchen Kohln laſſen ſich in dem Sapphir gantz klaͤrlich ſehen: In welchem ein ſonderbahre Krafft verborgen/ dieſe Kohln ohne alles Benagen zuheylen vnd die R???ffe zubefoͤrdern. Dergleichen Ver= moͤgen finden ſich auch in den Eydexen: Zeucht derowegen ſolche Ruffen herab.Die Gamandræa mit jhrem runden Apffel hat auch ein Signatur der Peſt: Dannenhero dann die mit dieſer Kranckheit behafftete/ ſolches Kraut/ ſo da in jh= rem Land gewachſen/ mit groſſem Nutzen einweychen vnd im taͤglichen Trincken gebrauchen. Alſo auch die runde Aepffel/ ſo auff den Eychbaͤumen wachſen/ ſie ſey= en gleich gruͤn oder pulveriſiert/ werden auff den Orth der Peſtilentz gelegt. Wie gleichs falls auch das Pulver der eingeweychten Muſcatnuß: Es zeucht das Gifft herauß.

Von den Saamens Fluß oder Roͤhrlins Geſchwaͤr.
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Die todte Neſſel wird von Carrichtern in Wein geſotten zu dieſem Gebre= chen ſehr geruͤhmbt.

Von den Kroͤpffen.
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Die Braunwurtz oder Sawerwurtz Maͤnnlin vnd Weiblin/ zuſampt dem Kraut Feygwartz oder klein Schoͤllkraut/ deſſen kroͤpffichte Wurtzel ſcheinet/ als ſey ſie auß vielen Koͤrnern zuſammen gewachſen.

Von den Halßgeſchwaͤrn.
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Die Maulbeern haben die Signatur dieſes Gebrechens. Dannenhero dann jhr Safft vnd Blaͤtter zu einem Gurgelwaſſer werden gemacht vnnd hierzu gebraucht.

Von der Raͤudigkeit deß Leibs vnd Fuͤſſe.
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Die Zapffen der ſchwartzen Dannen/ welche mit Schuppen verſehen oder verpantzert wird mit dem capite mortuo deß Vitriols geſotten vnd deren Bruͤhe von auſſen wider ſolchen Grind ſehr hoch geruͤhmbt.
|| [ID00538]
Das Paſtemenkraut bekompt oben auff ſeinen Staͤngeln ſonderbahre Kelch= lin an den Blumen/ mit jhren ordentlich geſetzten Schuppen: Derowegen ſie dann zu ſolchem Gebrechen auch ſehr dienlich.Das Engelſuͤß iſt oben auff ſeinem Ruͤcken etwas rauch vnnd gleichſamb Raͤudig: Dannenhero ſein geſottene Waſſer die Raͤude deß Menſchlichen Leibs a proprietate oder durch jhre ſonderbahre Eygenſchafft vertreibt.

Von den Schuppen der Haut.
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Die Reben vnd alle Hartzbaͤume/ ſo jhre Rinden ablegen/ machen die Haut glatt vnd helffen derſelbigen aller Schuppen ab.Zu den Schuppen deß Haupts wird das Fahrnkraut geruͤhmbt.

Von den Schuppen der Fuͦſſe.
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Die Eyſenſchlack hat eine Signatur der harten vnnd ſchwuͤlichten Lefftzen der Geſchwaͤr: Dann gleich wie die Schlack oder Schaum in dem gieſſen ſich auß dem Eyſen herauß thut vnd anhaͤngt: Alſo geſchicht auch in dem Menſchen durch die jnnerliche Kunſt der Natur ein abſonderung der Mineralien vnnd vnraths in dem Leib der kleinen Welt: Derowegen dann der Crocus martis vnnd deſſelbigen Oele zu ſolchem Gebrechen gar wol dienen.

Von dem Krampff.
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Wann man die Schnecken nur ein wenig bewegt/ ſo ziehen ſie ſich zuſammen: Vnd wann man dieſe weiſſe Schnecken in der Mitte von einander ſchneydet ſo fin= det ſich ein klein Beinlein/ welches in dem Krampff mit groſſem Nutzen eingenom= men wird.Dergleichen dann der Haſenſprung auch vermag.

Von den Strumoſis oder Kroͤpffen.
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Die Schwertel mit der Gleychichten Wurtzel/ deren eine wie kleine Zwibeln auff der andern ſitzt/ da die vnterſte duͤnn die oͤberſt aber etwas ſtaͤrcker/ bekompt den ſtrumis trefflich wol.Das Feygwartzkraut oder klein Schoͤllkraut hat eine rauhe Wurtzel/ welche mit rundten Knoͤpfflin behengt/ vnd vnter denſelbigen einen wie ein Kropff for= miert/ vnd kompt den auß einer kalten Feuchtigkeit entſtandenen kroͤpffichten Ge= ſchwaͤren mit jhrer Weychung ſehr fein zu Huͤlff.Die Feygen ſind dick vnd gleichſamb auffgeblaſen/ wie die Kroͤpff/ vnd dero= wegen zu denſelbigen ſehr bequem.
|| [ID00539]
Wie gleichsfalls auch die Meerſchwaͤmme/ zuſampt der Schwertelwurtzel.Das kleine Schoͤllkraut hat Blaͤtter wie der Ephew vnd viel kleine Wurtzeln gleichſamb mit einer Schwuͤlen an einander hangen/ als werens Weitzenkoͤrnlin zuſammen gehaufft/ deren vier oder fuͤnff ſich in die Laͤnge erſtrecken: Dieſe werden von den Medinis jetziger Zeit zu der eroͤffnung vnd heraußnemmung der Kroͤpffe vnd and???rer dergleichen Geſchwuͤlſten mit groſſem Nutz vnnd gluͤcklichen Fort= gang gebraucht.Das Vngariſche oder Siebenbuͤrgiſche Saltz hat viel Kropfffoͤrmige Knol= len in ſich. Wird derowegen wie auch das Steinſaltz von Paracelſo in dieſer Kranckheit zugebrauchen befohlen.

Von den blawen vnd braunen Schlag oder Streychmaͤlern.
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Das Floͤhkraut hat hin vnd wider Flecken: Welches ſich dem gehoͤrnten viertheil eines Monds vergleicht/ nimpt alle ſolche Maͤhler vnd Flecken hinweg.Das kleine Schwalbenkraut iſt von wegen der Magiſchen Signatur ſeiner Blaͤtter in dieſem Gebrechen ein ſonderbahre Artzney: Vnd wird demnach nicht allein in die Salben vermiſcht/ ſondern auch in Wein eingeweycht vnd taͤglich drey oder vier mal getruncken/ treibt das jnnerliche gerunnene Gebluͤt mit groſſer Ver= wunderung herauß.

Von dem Tartaro deß Magens.
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Das Filtzkraut/ Flachsſeyden oder Flachsdottern hat ein Signatur: Dan= nenhero dann ſeine geſottene Bruͤhe zu dem Tartaro oder Stein deß Magens ge= waltig wird geruͤhmbt.

Von der Verſtopffung deß Harns.
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Das Marck in der Hoͤle der Gaͤnßfedern gedoͤrret/ geſtoſſen/ vnd mit Wein getruncken treibt den Harn gewaltig.Die Haͤringsſeelen (wie mans nennet) ſo an der Farb einem Silber aͤhnlich/ vergleichen ſich dem holen Durchgang deß Maͤnnlichen Glieds: Vnd helffen demnach geſtoſſen vnd getruncken dem Harn gewaltig forth.

Von dem Gifft.
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Die Syderica oder groß Drachenwurtz hat in einem jeden Blatt die Geſtallt einer Schlangen: Dannenhero wir dann durch eine Magiſche Anzeygung werden geſtaͤrckt/ daß jhre Bruͤhe wider die Stich vnd Biſſe der Schlangen eins der aller kraͤfftigſten Mittel ſey.
|| [ID00540]
Das kleine Schlangenkraut oder Drachenwurtz iſt gleichſamb ein Wund der kutzweilenden Natur/ thut ſich im Fruͤhling mit den Schlangen auß der Erden herauß/ vnd kreucht auch mit demſelbigen widerumb hinein: Vnd laͤſt ſich/ wann ſich dieſes Kraut verborgen/ kein Schlang mehr ſehen. Dardurch vns dann von der Natur das Mittel wider ſolcher Thier Biſſe gezeygt wird.Die Natterwurtz dienet wider die Nattern oder Heckenſchlangen vnd ande= rer Schlangen Biſſe.Das Kraut Natterzuͤnglin/ wie gleichfalls die Natterwurtz haben die Ge= ſtallt der Heckenſchlangenzungen/ wann ſie jetzundt jemand begehren zubeiſſen.Vnter den Geſchlechten deß Knoblauchs iſt das Ophio ſcorodon oder Wilde gezeychnet.Aller Kraͤuter vnd Gewaͤchſe aber/ welche ſich der fleckechten Schlangen= haut vergleichen/ der Nattern bunde Flecken haben/ vnd die gantze Geſtallt der Schlangen repræſentiern/ die dienen wider dieſer Beſtien Biß.

Von den Wartzen.
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Die Gleyche der Strohhalmen haben die Signatur der Wartzen: Vnnd reuten demnach dieſelbige durch ein Magnetiſche Cur auch auß.

Von den Wunden.
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Der Waſſerpfeffer oder Myrchenkraut/ ſo in gemaͤchlich flieſſenden Waſ= ſern herauß waͤchſt/ begegnet Vermoͤg ſeiner blutigen Flecken/ auff den Blaͤt= tern allen boͤſen Zufaͤllen der friſchen Wunden. Sintemal der Blutfluß oder Ver= blutung ſich in dem Stiel oder Stengel dieſes Krauts/ wann man jhn gegen die Sonne helt/ erzeygt.Dieſer Waſſerpfeffer oder Floͤhkraut wird von dem Paracelſo der Irꝛdiſche Mercurius genannt/ mit Vermeldung/ daß es mit einer fletſchlichen Influentz o= der influentialiſchen Anſichziehung nit anderſt ſey begabt/ dann wie die Sonn vnnd alle andere Stern deß Firmaments von den vntern Geſchoͤpffen an ſich ziehen: Vnd die vnterſte hinwiderumb von den obern. Die Tropffen auff den Blaͤttern haben die Signatur.Das S. Johannskraut iſt in jhren Blaͤttern mit vnzehlich vielen Loͤchlin/ gleich wie mit einer Nadel durchſtochen: Vnd wird demnach zn allen jnnerlichen vnnd euſſerlichen Verletzungen geruͤhmbt. Vnnd dieweil auch ſeine Blumen/ nach dem ſie verfault/ einem Blut gantz aͤhnlich werden/ geben ſie vns jhr Vermoͤgen in Heyligung der Wunden damit genugſamb zuverſtehen.Die Schafgarb oder Tauſentblat/ zuſampt der braun Betonic mit jhren Lantzenfoͤrmigen vnd außgekerpfften Blaͤttern.Die Wurtzel von Creutzwurtz oder Modelgeern iſt wie ein Creutz durch= ſtochen.
|| [ID00541]
Hierzu dienet auch das Harthaͤw.Endlichen ſo hat auch der Vlm- oder Ruͤſtbaum durchloͤcherte Blaͤtter: Vnd ſind demnach alle Gewaͤchs mit durchloͤcherten Blaͤttern zu den Wunden deß Leibs bequem.

Von den Artzneyen/ welche durch jhre Gleichheit helffen.
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Es iſt auch allhie wol zumercken/ daß man bey etlichen Artzneyen befunden/ daß ſie durch vnd von wegen jhrer Gleichheit gantz wunderbarlich von den Kranck= heiten erretten: Dieweil nemblich eins deß andern Anatomiam hat: Dann wem iſt ein Simile oder Gleiches mehr vnd beſſer zuvergleichen/ als ſeinem ſimili oder ſeines gleichen?Der Arſenicus kompt den Arſenicaliſchen Geſchwaͤrn zuhuͤlff. In allen Fruͤchten deß Waſſers iſt kein groͤſſer Gifft/ als in der materia der Hartz. Vnnd alle gifftige Eygenſchafft der Reſinarum oder Hartz kompt nach deß Paracelſi Meynung in dem Arſenico als in ein corpus zuſammen.Das Aconitum oder Wolffswurtz in lawem Wein genommen iſt denen/ ſo von einer Nattern gebiſſen/ oder von einem Scorpion geſtochen worden/ von etlichen Medicis fuͤr ein heylſame Artzney befunden worden.Dann es ſind die Gifft den vergiffteten gemeinlich ein Gifft.Der Boletus Ceruinus oder Hirſchbrunſt/ iſt ein Schwamm/ welchen man zur Staͤrckung der Begierde zum Beyſchlaff gebraucht/ vnd entſteht auß dem Saamen/ den der Hirſch in der Brunſt von ſich fallen laͤſt.Dieweil die Krebs etwas dick von Leib/ als lindert derſelbigen geſottene Bruͤ= he mit Honig vermiſcht/ die Schmertzen der Krebsmaͤſſigen Schaͤden/ zuſampt den gefrornen Ferſen: Vnd wird auch die von den Krebſen gebrannte Aſchen mit Nutz darauff geſtrewet.Ja man bindet auch einen lebendigen Krebs mit gebundenen Scheren auff ſolche Schaͤden/ biß er daſelbſten ſtirbt: Vnnd toͤdtet alſo ein Krebs den andern. Wann er aber offen iſt/ wird er hernach durch ein jedes opodeltoch curiert.Das Hertzgeſpann wird durch das Pulver eines Feldthun Hertzens vertrie= ben.Das diſtillierte Waſſer von den Haarn eines Menſchen auff das Haupt ge= ſtriechen/ macht dieſelbige lang wachſen.Das Schweinshirn iſt den Wahnſinnigen oder Aberwitzigen ſehr bequem. Derowegen es dann die jenige/ ſo jhre Gedaͤchtnuß verlohrn/ mit groſſem Nutz/ mit Muſcatnuß vnd Zimmet zur Speiſe gebrauchen.Das Hertz eines Bachſteltzlins/ wird in der Erſtarꝛung/ wann nemblich das Hertz erfrieren will/ an Halß gehenckt.
|| [ID00542]
Das Hertz eines ohnmaͤchtigen Menſchen wird durch die præparierte Eſ- ſentiam deß Hirſch Creutz geſtaͤrckt vnd erquickt.Das Schmertzen deß Grimmens wird durch das Stuͤck eines Nabels von einem jetzund gebornen Kindlin in ein ſilbern Buͤchslin oder Ring eingefaſt vnnd alſo getragen/ daß er das Fleiſch beruͤhrt/ vertrieben/ welches dann jhrer viel probiert vnd wahr befunden.Die Hirnſchal eines Menſchen kompt der ſchweren Noth zuhuͤlff: Von de= ren man doch den vorder vnnd nit den hindertheil nemmen ſoll vnnd die mit dieſer Schwachheit behafftete Weibsperſon/ die Hirnſchal von einer Weibsperſon/ die Mannsperſon aber von einem Mann.Die zeitige Fruͤchte der wilden Cucumer beflecken alle die jenige/ ſo ſie nur ein wenig beruͤhrn/ dieweil ſie in dem Anruͤhren jhren Safft von ſich ſpruͤtzen. Vnd alſo fuͤhret dieſer coagulierte Safft/ in den Apotecken Elaterium genannt/ durch dieſe Magiſche Zeichen alle waſſerige Feuchtigkeiten auß deß Menſchen Leib gewaltig auß.In der rothen Ruhr wird das rothe Marck der groſſen rothen Stein/ die man zu Fenſter geſtelln/ vnd anderm im Bawen braucht/ vnd welches Marck die Stein= metzen die Leber nennen/ ſehr viel gebraucht.Mit der ſchweren Noth oder hinfallende̅ Seuche werden auch die Elend vnd Schwalben hehafftet: Dannenhero dann die Klawen deß Elends vnnd ſonderlich die rechte Klawe deß hindern Fuſſes/ mit deren ſich ſolche Thier wann ſie vermerck= en/ daß die Schwachheit jetzund kommen will/ in dem lincken Ohr kratzen vnnd ſich davon erledigen/ fuͤr ein ſonderlich Amuletum gehalten wird. Auß den Schwal= ben aber wird ein koͤſtlich Waſſer wider die ſchwere Noth bereit.Die Schlangenhaut dem gebaͤrenden Weib/ wie ein Guͤrtel vmb den bloſſen Leib gebunden/ befoͤrdert die Geburt.Die Rhabarbara fuͤhrt die bittere Gall auß deß Menſchen Leib/ dieweil ſie ſich derſelbigen an der Farb vergleicht.Auff dem Neapolitaner Feld/ vnferꝛn von der ſtatt Soma wachſen auff den Steinen/ ſo ein wenig mit Erden bedeckt/ ſonderbahre Schwaͤmme hervor/ welche gedoͤrꝛt/ zu Pulver geſtoſſen vnd eines halben quintlins ſchwehr/ mit einem darzu gehoͤrigen Waſſer Morgends vnd Abends eingenommen/ alle Stein deß Leibs mit groſſer Verwunderung zermalmet/ vnd wie ein Meel auß demſelbigen ver= treibt.Die Schwertel geſtoſſen vnd auffgelegt/ zeucht alle Dorn vnnd Diſtell durch jhre Gleichheit herauß.Die Kugel/ ſo von einem Roßkaͤfer zuſammen getragen/ zeucht die bleyerne Kugeln auß dem Leib.Die Guͤlden Adern erzeygen ſich auſſerhalb an dem Afftern/ als einem vn= flaͤttigen Orth/ vnd werden demnach auch von den Kaͤfern/ ſo in dem garſtigen Roßkaat erwachſen/ geheylt/ nemblich zu Pulver gebrannt vnnd darauff geſtre= wet.
|| [ID00543]
Die Forcht deß Waſſers in den jenigen/ ſo von einem wuͤtenden Hunde ge= biſſen worden/ wird alsdann am aller beſten benommen/ wann man ſolche Patien= ten gaͤhnlingen vnd ohne alle Vorſehung in das Waſſer ſtoͤſt oder wirfft: Dann al= ſo vertreibt ein Forcht die ander.Die Wolffsleber wird zu allerley Gebrechen der Leber geruͤmbt.Der Saame von Hirtzzungen oder wild Ochſenzungen ſcheinet den Natter= koͤpffen aͤhnlich: Vnd wird demnach auch wider die Biſſe ſolcher vnd aller anderer Schlangen gebraucht/ vnd gleichsfalls auch fuͤr ein Præſervativ derſelbigen gehal= ten.Die Wuͤrme der groſſen vnnd kleinen Welt werden wider die Wuͤrme deß Leibs gebraucht: Nemblichen gedoͤrꝛet/ zu Pulver geſtoſſen vnnd in Geyßmilch ge= nommen: ſie bringen die Würm deß Baums vnd Gedaͤrme nit allein vmb/ ſon= dern treiben dieſelbige auch herauß.Ein lebendiger Wurm vier vnd zwantzig Stund auff den Wurm eines Fin= gers gebunden/ biß er daſelbſten ſtirbt/ bringt den Wurm deß Fingers vmb.Der Wolff an eines Menſchen Leib wird durch die Pflaſter vnd Salben von dem Fleiſch vnd Schmaltz eines Wolffs geheylet.Das Pulver von der Mutter eines Huns zu dem Halß der Gebaͤrmutter hinein geſchoben/ verſtopfft die vbermaͤſſige Blum/ vnd macht der darauß erfolgten Vnfruchtbarkeit ein Ende.Die Schrunden der Weiblichen Bruͤſte werden durch das præparierte Glu= ten oder zaͤhen Schleym der Kuͤh Eytern geheylt.In dem Afftern vnd an dem Sack der Geburts Geyln erwachſen offt vnnd viel mal blutige vnd weyche Wartzen/ gleich den Maulbeern/ welche das Pulver von Maulbeern vnd derſelbigen Blaͤtter heylt.Die Cryſtallfoͤrmige Feuchtigkeit deß Augs eines Rinds diſtilliert iſt in allen Gebrechen deß Augen gut.Die abgezogene gelbe Haut der Gaͤnßfuͤſſe dienet zu den erfrohrnen Fuͤſſen vnd dem Wurm der Finger/ mit Beyfuß geſotten vnd auffgelegt.Die Ruthe eines Farren oder Hirſch benimpt die Erlaͤmung deß Mannlich= en Glieds vnd reytzet zum Beyſchlaff an: ſintemal dieſe Thier zur Vnkeuſchheit ſehr geneigt.Die vbermaͤſſige Monatliche Blum/ da ein rein vnd gut Gebluͤt zugleich an= fangt mit zuflieſſen/ wird durch drey oder vier Tropffen ſolches reinen Gebluͤts/ ſo zum aller letzten erfolgt/ geſtillt/ ſolche dem Weib ohne jhr wiſſen/ mit einem Trunck Wein oder Bier vermiſcht vnd zutrincken dargereycht.Die Fuchslung kompt den Lungenmaͤngeln zu Hilff.All die jenige Thier/ welche das Vermoͤgen haben ſich widerumb zuverjuͤn= gern/ als da ſind die Nattern vnd andere Schlangen/ die ſtaͤrcken vnnd verjuͤngern auch vnſere Leiber.Das auß den Naßloͤchern vnd Blutadern rinnende Blut gedoͤrꝛt mit den Fin [ID00544] gern zerrieben vnd in die Naſen geblaſen oder auff die Adern geſtrewet/ ſtillet daſſel= bige alſo bald vnd wird auch jnnerhalb deß Leibs gebraucht.Alſo wird auch das Blut ſo auß einer Wunden gefloſſen/ alſo warm wider in die Wunden gegoſſen vnd die vbermaͤſſige Verblutung dardurch geſtillet.Die Sagittalis oder Pfeilkraut/ ſo auff den Wieſen vnd an den Vfernwaͤchſt vnd ſich einem Pfeil vergleicht/ zeucht alle Pfeil auß dem Leib herauß.Die Wurtzel der Scorzonera oder Italieniſchen Schlangenmord/ wie die Schlang Scorzone formiert/ iſt wider derſelbigen Schlangen Biſſe das aller beſte Mittel.Wann man eine Schlang an einen leinen Faden oder Strick auffhaͤngt vnd an demſelbigen erwuͤrgen laͤſt/ ſo wird nachmals ein ſolcher Faden oder Strick zu den Geſchwaͤren vnd andern Gebrechen deß Halſes mit groſſen Nutz gebraucht.Die Nachgeburt wird durch die gewachſene in einem jrꝛdenen Gefaß gedoͤrꝛ= te vnd eines halben Quintlins ſchweer in einer Huͤnerbruͤhe eingenommene Nach= geburt gewaltig befoͤrdert.Die Haut oder Leder eines Wollffs Magens auff dem Magen getragen be= foͤrdert die Tauwung: Gleich wie auch die bereyte Schwanen vnd Geyger Fell.Der Geſtanck deß Spiritus vom Weinſtein vertreibt den Geſtanck der boͤſen faulen Feuchtigkeiten in der Peſtilentz.Das Saltz eines Menſchliche̅ Harns iſt wider den Stein ein gewaltig Mittel.Die knoͤpffichte Tormentillwurtzel geſtoſſen/ vnd auffgelegt/ vertreibt die Beulen vnd Knorren der Haut.Der Guͤrtel von dem gedoͤrꝛten Gedaͤrm eines Wolffs am Leib getragen/ vertreibt das Grimmen: Wie gleichsfalls auch deſſelbigen Miſt bey ſich getragen.Die Knorren/ Beuln oder Gummi/ ſo hin vnd wider an vnſern Leibern he= rauß wachſen/ werden durch das diſſolvierte vnd auffgelegte Kirſchen Hartz ver= trieben.Den Kinderblattern wird wegen der Gleichheit durch die Ruͤben vnnd Lin= ſenbruͤhe geſtewert.Die Daͤmgen vnd Schlangen welche durch vngebahnte wege hinauff ſtei= gen/ werden mit keinem Schwindel behafft: Dannenhero dann jhr Schmaltz ein wenig darvon an die Schlaͤffe geſtrichen/ den Schwindel gewaltig vertreibt: Wie gleichsfalls auch der Stoͤrcke Quinta Eſſentia, Sintemal die Stoͤrcke offtmals ſehr lang in einem Kreyß oder Circkel in der Lufft herumb fliegen/ vnd gleichwol keinen Schwindel bekommen.Der Spiritus vitalis oder das Leben in dem Fleiſch oder Maͤußlin hat die ( Paracelſus nennet es das Ferch) Geſtallt einer Haͤrings Seel/ wie ſie reden/ oder Silber mit Queckſilber vberzogen: Welches wann es in dem Gebluͤt kalt worden/ ſo verſchwindet es: Wann es in ei= ner gehawenen oder geſtochenen Wunden ſich in dem heraußrinnenden Gebluͤt er= erzeyget/ ſo gibt man es dem Verwundeten alſo bald zu trincken ein/ vnd hilfft jhme alſo widerumb zurecht.
|| [ID00545]
Die Rindsblaſe iſt zu allen Gebrechen der Blaſen gut.Die Schweinsblaſe/ welche die Erde nicht beruͤhret/ auff den Orth vber die Scham gelegt/ befoͤrdert den Harn nach deß Plinii Zeugnuß.Die Schafs oder Geyſenblaſe gebrennt vnd mit Eſſig vnd Waſſer getrunck= en/ ſtillet das vnzeitige Harnen.Die Carpenblaſe gedoͤrꝛt vnd geſtoſſen iſt den jenigen gebaͤrenden Weibern/ die alſo verderbt worden/ daß ſie das Waſſer nicht koͤnnen halten/ ein erwuͤnſchte Cur.Mit den ſchwartzen Blatern der Schenckel haben die ſchwartze Blaͤtter vnnd Beer der Wolffsbeer ein Signatur Mit welchem Kraut wie gleichsfalls auch dem Floͤhkraut Phœdro auff Magnetiſche weiſe/ vnd Paracelſus in den vnbeylſamen Geſchwaͤren groſſe wunder verrichtet.Das jnnwendige Haͤutlin eines Huͤner Magens kompt dem bloͤden vnnd angefochtenen Magen zu gutem Stewer.So treibt der Zibet den Miſt oder Vnrath deß Grimmens auß.

Von denen gifftigen Kranckheiten/ ſo ge= meiniglich mit jhren eygenen vnd ſonderbahren Antidotis werden geheylet.
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Das Aconitum oder Wolffswurtz/ wie geſagt/ heylet die Natternbiſſe vnd Scorpionenſtich.Die Spinn/ ſo einen etwan geſtochen/ zertheylt vnnd auff den Stich gelegt/ heylet ſolchen Stich alſo bald.Die Ymmen vnd Bienenſtich werden durch den Honig geheylt.Das Krottenpulver auff den vergiffteten Biß gelegt/ zeucht jhr eygen Gifft herauß.Welche von einer Krotten ſind beſeycht worden/ denen wird auch durch ein ein gedoͤrte Krott widerumb geholffen.Den Biß eines wuͤtenden Hunds zuheylen/ vberlegt man denſelben erſtlich mit deß Hundts eygenen Haarn/ als welche das Gifft an ſich ziehen: Gibt dieſelbi= ge auch gebrennt zutrincken: Wann man aber deſſelbigen wuͤtenden Hunds Leber braten laͤſt vnd dem Patienten zu eſſen gibt/ hilfft ſie jhme alſo bald zu recht vnnd kompt der Forcht deß Waſſers zuvor. Zu welchem Ende man auch einen ſeiner Zaͤhn in ein Leder einwickelt vnd dem Menſchen vnter den Arm zubinden pflegt.Das Crocodilenſchmaltz heylet ſein eygne Biß.Wie gleichsfalls auch das Pulver von gebrannten Maͤuſen/ die Biß/ ſo von Maͤuſen geſchehen.Welche von Maͤuſen ſind beſeycht worden/ die beſtrewen dieſelbige Orth ehe es das Fleiſch angreifft vnd benaget/ mit derſelbigen Aſchen.
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Das Hertz eines Hirſch kompt den jenigen zuhuͤlff/ ſo etwas von einem giff= tigen Hirſchſchwantz genoſſen.Das Schlangenſchmaltz wird wider die Schlangenbiſſe geruͤhmet.Der Scorpion ſelbſt/ nach dem er einen geſtochen/ zerrieben vnnd auff den Orth deß Stichs gelegt/ heylet denſelbigen alſo bald/ vnnd ſolches von wegen der verborgenen Widerwertigkeit der Naturn. Dann wo ein Vngluͤck herkommen: Dannenhero erfolgt auch die Artzney vnd Huͤlffe.Vnd alſo wirdt auch das Scorpionenoͤle wider jhre Stich gebraucht.Dann wann man etwan zweyerley Gifft einer widerwertigen Natur mit einander vermiſcht/ ſo werden ſie zu einer Artzney/ vnd reichen zu keinem Schaden. Es haben ſich etliche gefunden/ welche die Krotten zertheilt/ gedoͤrꝛt vnnd pulveri= ſiert/ vnd den von den Krotten gebiſſenen Leuten eingegeben: Gleich wie auch von dem Scorpionoͤle geſagt worden/ daß es die Scorpionenſtich koͤnnen heylen: Vnd reutet alſo ein Gifft ein anders ſeinen gleichen auß.Gleich wie auß einem Ey/ ſo durch die Kaͤlte gefrorn/ ein Zeitlang in ein Eißkalt Waſſer gelegt/ die Kaͤlte/ wie ein Eyß herauß gezogey/ vnnd alſo das Ey widerumb wird zu recht gebracht: Alſo werden auch die erfrorne Glieder durch V= berlegung eines kalten Schneewaſſers widerumb erquickt: Vnnd die Kaͤlte durch die Kaͤlte herauß gezogen.Gleicher geſtallt wird auch den vber die maſſen erhitzigſten Gliedern durch die Vberlegung deß aller ſtaͤrckſten gebrannten Weins (welcher nichts/ als ein Feuwer vnd deß Schwefels quinta Eſſentia iſt) geholffen/ vnd alſo die Hitz durch ein Magnetiſche Krafft durch die Hitze herauß gezogen.Wie hoch einem Medieo die Chiromantia vonnoͤthen/ iſt hiebevor er= wehnt:Dieweil man auß den Chiromantiſchen Linien der Haͤnde die Artzneyen/ ſo dem Menſchen dienſtlich/ wiſſen vnd erlernen kan.Welche die Lineam Architectam, in den Haͤnden haben/ ſind dem Grim= men vnterworffen/ vnnd pflegen auch an demſelbigen zuſterben. Vnnd iſt dem= nach die Linea Architecta in den Blaͤttern der Kraͤuter deß Grimmens Artz= ney.Alſo iſt die Linea Anchora ein Linea deß Schlags. Vnd demnach die Li- nea Anchora in dem Calmus deß Schlags eygene Medicin.
|| [ID00547]

Von den Corr eſponden= tüs oder Vbereinſtimmung der Signaturn der groſſen vnd klei= nen Welt.
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In der Welt.
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Der kleinen Welt. Der groſſen Welt.
Die Phyſiognomia oder Geſtallt deß Angeſichts. Angeſicht oder Geſtallt deß Firma= ments.
Chiromantia. Mineralia.
Der Pulß. Bewegung deß Firmaments.
Athem. Oſt vnd Weſtwind.
Schauder oder Fieber. Erdbeben.
Durchlauff oder rothe Ruhr. Regen.
Grimmen deß Leibs. Windbrauſen. Dann wie viel Na= turen der Winde in der Welt/ ſo vie= lerley Grimmen ſinden ſich auch in Menſchen.
Beſchwehrlichkeit deß Harnens in dem Nierenwehe. Blitzen oder Wetterleuchten.
Der Schlag. Finſternuß/ Zuſammenkunfft/ vnnd Blitzen.
Schwindtſucht oder Außdoͤrrung deß Leibs. Duͤrꝛ Wetter.
Waſſerſucht. Groß Gewaͤſſer vnnd Vberſchwaͤm= mung.
Schwere Noth. Vngewitter.
Dann wie es ſich mit dem Vngewitter vnnd Donnerwetter in der groſſen Welt verhelt/ ein ſolche Gelegenheit hat es auch mit der ſchwehren Noth oder hin= fallenden Seuch: Vnd gleich wie das Vngewitter die Sinn vnnd Vernunfft aͤn= dert vnd ſchwaͤcht/ wie auß dem Vngewoͤhnlichen kraͤen der Hanen vnd auß dem vngewoͤhnlichen Geſaͤng/ Geſchrey der Voͤgel vnd dem vngeſtuͤmmen Betſſen der Mucken zuſehen/ alſo verhelt es ſich auch mit der ſchwehren Noth.
|| [ID00548]
In der groſſen Welt. In der kleinen Welt.
1. Geſchicht ein Enderung der Lufft wann ein Vngewitter vorhanden. 1. Enderung der Vernunfft/ wann die ſchwehre Noth einfallen will.
2. Es erfolgen Nebel. 2. Truͤbe Augen vnd Schlaff.
3. Windt. 3. Auffblaͤhu̅g deß Halſes vnd Bauchs.
4. Donner vnd Hagel. 4. Zerſpringung der Blaſen vnnd Er= ſchuͤtterung deß Leibs.
5. Wetterleuchten. 5. Fewrige vnnd ſchimmerende Au= gen.
6. Regen. 6. Schaum.
7. Donnerſchlaͤg 7. Die zuſammen geeriebene Geiſter/ welche die Glieder in der verſchloſſe= nen Haut zerreiſſen.
8. Hell vnd tauter Wetter. 8. Widerkunfft der Vernunfft vnnd Sprach.
Nach dem die Wege vnnd Straſſen/ ſo durch den Regen verderbt/ durch die (So viel ge= ſehlecht deß Holtzes in der Welt/ ſo vielerley Bein ſind auch in den Menſchen Aller Menſch li= chen Glie= der Form iſt in den Vegetalibus Steinen Thieren vnd Mine= ralien zu= finden. Der Me̅ſch wird auß der Natur der Thier erkandt deſ= ſe??? erſte Eſ= ſe in jhm herꝛſchet.) Sonn widerumb vertrucknet vnnd verbeſſert worden. Wann nemblich der Menſch widerumb zu ſich ſelbſt kommen/ vnd die Sonn der kleinen Welt den Verſtandt vnd anderere Geſchaͤffte deß Leibs nach der erlangten Ruhe widerumb zu recht gebracht.
Die Steingruben/ welche Beine ſind der groſſen Mutter. Die Bein im Fleiſch: Dann gleich wie die Erde mit den Steinen: Alſo iſt auch der Leib mit den Beinen ver=
ſehen/ welche dem Golt werden vergliechen/ als einerley Natur.
Die Erde. Das Fleiſch.
Groſſe Waſſer oder Stroͤm. Groſſe Blutadern.
Das Meer. Die Blaſe.
Die ſieben Metali in den Bergen: Oder die ſieben Himmliſche Pla= neten. Die ſieben fuͤrnembſte Glieder in dem Menſchen.
Vnd gleich wie auff der Erden die Blumen die Farb der Sternen zeygen: Alſo ſtellen die Geſtirꝛn deß Firmaments die Wieſen der Crden vor.Es iſt nichts in der gantzen Welt/ deſſen Eygenſchafft nicht auch in dem Menſchen zufinden: Dann es hat Gott der Allerhoͤchſte kein edlere vnnd verſtaͤndi= gere Creatur erſchaffen/ als den Menſchen: Dieweil aller Thier Sitten vnd erſtes Eſſe in jm zufinden. Vnd demnach er ein Buͤndlin aller Creaturn/ ſo veraͤndert er ſich in eines jeden Fleiſches Geſtallt/ vnnd in einer jeden Creatur Ingenium vnnd Verſtand. Dann wie Picus Mirandulanus ſagt/ ſo hat Gott der Himmliſche Vatter dem Menſchen gleich in der Erſchaffung allerley Saamen vnd Pflaͤntzlin [ID00549] deß Lebens einverleibt: Vnd deren der Menſch pfleget vnd wahrt/ die wachſen auch(Daher ſa= ge̅ die Chal= deer/ es ſey der Menſch ein Thier von manch= er Natur.) in jhm auff vnd bringen jhre Fruͤchte. Sind es Vegetabilia, ſo erfolgt ein Ge= waͤchs: Bey den Senſualten/ werdens Thier: Bey den Rationalibus erfolgt ein Himmliſch Thier/ vnd bey den Intellectualibus ein Engel vnnd Sohn Gottes. Da er aber mit keiner Art der Creatur zufrieden/ ſo begebe er ſich in das centrum ſeiner Vnitaͤt/ ſo wird er als ein Geiſt mit Gott in dem einſamen Nebel deß Vat= ters/ welche vber alles geſetzt/ vor allen andern erhoben. Vnd dieſe conditio vnnd(Ein ver= ſtendiger Menſch herꝛſchet vber das Geſtirn/ vnd kan demſelbigen gebieten) Gelegenheit/ welche der Menſch in der Ordnung deß vniuerſi erlangt/ ſagt gemel= ter Picus ſey nicht allein den vnvernuͤnfftigen Thiern/ ſondern auch den Aſtris vnd vberweltlichen Gemuͤthern verhaſt.Die Animaliſche vnd Aſtraliſche Menſchen/ welche von dem Baum jrer ey= genen Hoffahrt eſſen/ das ewige Patrimonium verlaſſen/ vnnd als Mancipia oder Leibeygene Aſtrorum in dieſer Welt leben vnd ſich von dem Geiſt der Aſtrorum oder Geſtirn/ vber welche das verſtaͤndige Spiraculum deß Lebens weſen oder viel mehr Gott in dem verſtaͤndigen herꝛſchet) regieren laſſen/ koͤnnen in jhnen ſelbſten( Hoſ. 2. ſect. 18. Hiob. 5. ſect. 23. Daher er folgt das Sprich= wort: Ent= weder wir ſinds ge= weſen/ oder ſinds noch oder wer= dens ſeyn was dieſer iſt. Eccl. c. 7. ſect. 21. 2. Sam. 23. ſect. 6. & 7. Der Menſch has einen ewigen Vatter/ demſelbigen ſoll er leben/ nit dem ???aliſche̅ Geiſt. Gott hat jhm einen anemaliſche̅ Leib gege= den/ nicht daß er in demſelbigen lebe/ ſondern nur ein Zeit lang darinnen wohnt. Luc. 13. ſect. 32.) nach der Bewegung oder Auffmunderung (wie kurtz hernach ſoll vermeldet wer= den) jhrer Eltern verborgene Mores in acht nemen. Es iſt kein Menſch ſo fromb vnd gerecht/ in welchem nit ein Saame ſolcher boͤſer Aſtrorum verborgen/ welchen alle Verſtaͤndige durch jhr eyferig vnd embſig Gebett ſollen vberwinden vnd daͤmpf= fen/ damit er nit zuneme vnd ſich mit der Zeit offenbahre Sintemal ſolche boͤſe Vn= art in den Gottloſen/ welche der Gnade Gottes mangeln/ ſehr leichtlich außbrechen Vnd klagt demnach der Koͤnig David vber die offenbahre Boßheit der Kindern Belial/ vnd dancket dem lieben Gott/ daß ſeine Ernde in dem Kraut erſtickt. Chri= ſtus vnd ſeine Apoſtel ſin den Aſtronomis vnbekandt geweſen: Sintemal die Glaubige vnd widergeborne den Aſtris oder Geſtirn nit vnterworffen/ ſondern Herꝛn deß Firmaments vnd der ſieben Geiſter in dem Firmament ſind. Vmb welcher Vrſachen willen der Herꝛ Chriſtus ſeine Juͤnger von oben herab neuw ge= boren nach Abſagung vnd Verwerffung aller Aſtralium, Liechter der Welt vnnd das Saltz der Erden nennet. So bald der Menſch/ ſagt Paracelſus, in ſeiner Vernunfft zu einem Thier wird/ ſo iſt billich/ wann er nach demſelbigen Viehiſchen Geiſt lebt/ daß er auch deſſen Namen trage vnd darnach genennet werde. Wer aber nach dem Geiſt eines vernuͤnfftigen Menſchen lebt/ der iſt werth/ daß man jhn einen Menſchen nenne: Dann alſo nennet Chriſtus den Herodem einen Fuchs.

Die Signaturn nemmen die Henſchen.
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Die Großmaͤchtige Mannhaffte vnnd ſtarcke von den Loͤwen vnnd Ad= lern.
|| [ID00550]
Die getreuwe Freunde von den Delphinen/ deren getrewe Freundſchafft ge= gen den Menſchen auß den Hiſtorien bekannt. Alſo erſcheinet die beſtaͤndige Freund= ſchafft auß den Schweinen: Vnter welchen/ da eins beleydiget wird vnnd grunſet/ eylen die andere alleſampt mit groſſem Grunſen hinzu vnnd vnterſtehen ſich jhme zuhelffen. Das Gegentheil aber wird in den Hunden vermerckt/ dann wann de= ren einer geworffen wird vnnd druͤber heult/ lauffen die andere alleſampt hin= weg.Die wahre vnd beſtaͤndige Freunde vergleichen ſich dem Epphaͤw/ welches auch nach dem Todt von den Baͤumen nicht abweicht/ ſondern mit jhren Wurtz= eln daran behangen bleibt/ vnd ſolche erſtorbene Baͤume vmbgibt.Die Freunde/ welche Betruͤglicher weiſe ſich einer Barmhertzigkeit vnd Mit= leydens annemmen/ ſind den Crocodilen aͤhnlich/ welche vnter dew Schein der Barmhertzigkeit betriegen.Die vnbeſtaͤndige Freunde/ welche den Mantel nach dem Windt richten vnd ſich in das Gluͤck wiſſen zuſchicken/ vergleicht man den Sommer Voͤgeln/ welche ſo lang der warme Sommer wehret/ bey vns bleiben/ ſo bald aber die Kaͤlte anfangt einzutretten/ weichen ſie widerumb von dannen.Die auff vnd abtretten/ vnd hin vnd wider ſpatzierenden/ den Kraͤhen/ welche in dem duͤrꝛen Sand allein herumb gehen vnd gleichſamb ſpatzieren.Die Schmeichler vnd Fuchsſchwaͤntzer den Katzen vnd Hunden/ welche ſich mit den Schwaͤntzen beyſchmeicheln: Dann dieſe Thier haben mit den Menſchen ſonderlich groſſe Gemeinſchafft.Die Ehebrecher dem vber alle maſſen geylen vnd vnkeuſchen Meerfiſch Sar- go, welcher ſo bald er auß dem Meer geſtiegen/ andere Weiblin liebet/ vnnd auch von ſolcher Liebe nicht laͤſt: Ja der ſich nach deß Ovidij Zeugnuß auch in die Gey= ſen verliebt.Die der Kinder nicht achten den Strauß Voͤgeln.Die Geitzige vnd vnfreundliche den Raben.( Hiob. cap 39: ſect. 19. Sie= he Paracel ſum in ſeine̅ Azoth. ) Die Keuſche vnd ſo auſſer dem Eheſtandt leben/ dem Einhorn: Dannenhe= ro dann dieſes Thier von den Alten nicht vnbillich gemahlet worden/ daß es ſeinen Kopff in der Zuͤchtigen vnnd Keuſchen Jungfrauwen Marien Schoß gelegt.Die grauſame vnd Gottloſe den Loͤwinnen.Welche jhnen ſelbſten Schaden zufuͤgen/ den Zimern vnd Krametsvoͤgeln/ welche jhr eygen Vngluͤck herbey ſingen/ nemblich den Leim/ mit welchem ſie nach= mals gefangen werden.( Pſal. 147. ſect. ???. Hiob. 39. ſect. 3.) Die Andaͤchtige den jungen Raben vnd Lerchen/ welche von vnd nach dem ſie geſſen gegen den Himmel vber ſich fliehen vnd GOTT mit Singen auff jhre Weiſe loben. Alſo iſt auch den Elephanten ſo viel Verſtand gegeben/ daß ſie vber= ſich ſehen vnd das Geſtirn verehren.Die Verzweiffelte den Elephanten.
|| [ID00551]
Die gelehrſame Schuͤler haben jhr Geſchwindigkeit zulernen von den Af= fen/ Papageyen vnd Elephanten gefaſt.Die Vngelehrſame jhre Vnart von den Widdern vnd Eſeln.Die Leichtfertige vnd Vmbſchweiffenden von den wilden Schweinen.Die Thorechte von den Schafen.Die wilde vnd grauſame von den Tiegerthiern.Die Fruchtbahre Weibsperſonen von den Haſen vnd Kuͤnglin/ welche alle Jahr zwoͤlff mal gebaͤren.Die Diebe von den Raben/ Staarn vnd Atzeln.Die Klagende vnd Seufftzende von den Turtel=vnd Holtztauben.Die Rauhe vnd vnmilde von dem Strauß.Die Vnflaͤtige oder vnreine von den Schweinen.Die vnverſchaͤmbte vnd vngeſtuͤmme von den Muͤcken vnd Fliegen/ welche ob ſie ſchon offt werden hinweg gejagt/ jedoch allezeit widerkommen.Die Mißguͤnſtige vnnd welche andere mit Scheltworten angreiffen von den Hunden.Die Vngehorſame vnd Widerſpaͤnſtige von dem Regulo oder Zaunſchluͤp= ferlin.Die Vndanckbahre von dem Guckuck.Die Vnbaͤndige vnd Praͤchtige von dem Ochfen.Die Feinde/ Schaͤnder vnd Schmaͤher von der Schlangen/ welche mit kei= nem Glied jechtes vermag/ als allein mit dem Mund.Welche allen Verhaſſet/ von den Aaln: Welche jmmer allein/ ſich von an= dern Fiſchen abſondern/ vnd nimmer bey andern gefunden werden: Gleich wie die Nacht Eul vnter den Voͤgeln.Die Zorngaͤhe vnd Rachgirige von den Indianiſchen Hanen/ welche ſich vor Zorn Auffblaͤhen.Die Moͤrder den Baͤren.Die Weynende den jetztgeſchnittenen Reben.Die Geyle vnd Vnkeuſche den Spatzen.Die Freygebige den Hanen/ welche von Natur die Menſchen zu der Arbeit auff wecken vnd dem Schlaff abzubrechen erſchaffen.Die Klapperer vnd Schwetzer den Papageyen/ Staarn/ Dolen vnnd Atz= eln/ welchen die Natur gegeben die Menſchliche Stimme vnd Sprach nachzuler= nen: Dannenhero der Poet ſagt:Was die Atzel von dem MenſchenjeDie Buler vnd harwerliebte den Kuͤniglin vnd Meueker/ welcher vnter den Fiſchen ein zitterende Stimme von ſich gibt/ vnnd ſich allein von Kraͤutern neh= ret.
|| [ID00552]
Die Liechtfluͤchtige den Nacht Eulen vnd Flaͤttermaͤuſen/ welches Nacht= voͤgel ſind.Die groſſe Herꝛn vnd Potentaten/ welche keine Gehuͤlffen in jhrem Regi= ment moͤgen dulden vnd mit denſelbigen vmb die Herꝛſchafft ſtreiten/ den Ochſen.Die rechte vnd wahre Lieb zweyer Eheleut den Turteltauben/ welche vnter den Voͤgeln die aller Keuſcheſte: Vnd vnter denen das Maͤnnlin vnnd Weiblin dermaſſen zuſammen halten/ als ſeyen ſie mit einander verehlicht: Derowegen ſich keins zu einem andern geſellet: Vnd da es etwan geſchicht: Daß das Maͤnnlin von einem Par ſeiner ſelbſt vergißt/ vnd ſich zu einem andern thut/ ſo fuͤgen ſich alle an= dere Turteitauben Maͤnnlin hinzu/ vnd reiſſen das Bruͤchige in Stuͤck/ wie gleich= falls auch die Weiblin/ das jenige Weiblin/ ſo ſich zu einem andern Maͤnnlin ge= than/ wie Ælianus glaubwuͤrdig davon ſchreibt. Eben dieſer Autor bezeugt auch von den Tauben/ daß die Maͤnnlin oder Tauber nicht zulaſſen/ daß ſich jhre Taͤubinne zu einem andern Tauber nahen/ vnd alſo jhre Ehe oder den jenigen mit welchem ſie ſich am aller erſten gepart/ verlaſſen/ es ſey dann daß ſie noch kei= nen Tauber gehabt oder der jhrige vmbkommen vnd geſtorben. Eines Ehebruchs finden ſich dieſe Voͤgel ſelten ſchuldig/ vnnd wird keins in einem Par deß ander muͤde/ ſie werden danndurch den Todt geſcheiden: Wann die Weiblin legen/ ſo finden ſich die Maͤnnlin dabey vnd helffen die Eyer außbruͤteln: Vnnd wann das Weiblin etwan langſamb zum Neſt hinzu tritt/ ſo wird es von dem Maͤnnlin mit den Fluͤgeln geſchlagen vnd alſo hinzu getrieben vnd ſolches nicht allein zum Legen/ ſondern auch zum Außbruͤteln der Eyer/ vnd bleibt alſo das Maͤnnlin den gantzen Tag/ die Taͤubin aber die Nacht vber den Eyern ſitzen. Wann der Tauber geſtor= ben/ ſo enthelt ſich die Taͤubin aller Speiſe vnnd trancks vnnd trawret ein lange Zeit: In ſumma/ es iſt die Lieb zwiſchen jhnen ſo groß/ daß auch das Weiblin das Maͤnnlin zum Werck der Lieb nit laͤſt/ er habe es dann zuvor gekuͤſt.Die Sanfftmuͤtige werden vergliechen den Laͤmmern.Die Boßhafftige der Berghuhu/ Steinaffen oder Kautzen.Die Forchtſame vnd Verzagte den Hafen.Die Melancholiſche vnd Vnflaͤtige den Widhopffen/ welcher mit ſchwartzen Flecken gefaͤrbt/ vnd dannenhero als Melancholiſcher Complexion Einoͤde Oerther in den Waͤlden ſucht/ oder wo ſonſten niemandt leichtlich hinkompt: Ein vber auß garſtiger vnd vnflaͤtiger Vogel/ ſo ſich mehrertheil bey den Begraͤbnuſſen auffent= helt vnd ſein Neſtringsherumb mit Katt beſtreicht.Die Reine vnd Saubere den Katzen.Die Stumme den Fiſchen. Vmb welcher Vrſach willen ſich die Pythago= riſche nach deß Athenæi Zeugnuß aller Fiſch im Eſſen enthalten.Die Muſici vnd Saͤnger dem Diſtelfinck vnd Nachtigal/ welche mit jhrem lieblichen Geſang den Menſchen gewaltig beluſtigen vnnd in ſolchem alle andere Voͤgel vbertreffen. Vnter allen Voͤgeln iſt allein die Nachtigall ohne alle Schlaff: [ID00553] Vnnd wann ſie jhre Eyer außbruͤtet/ bringt ſie die gantze Nacht mit ſingen zu.Die verſchwetzte vnd klapperhaffte Weiber/ welche jhren Maͤnnern wider= befftzen/ den Genſen vnd Endten/ welche ſo viel jhrer beyſammen/ vnter einander ſchnadern: Ja auch den Grillen/ Heimgen oder Heymel maͤuſen/ als die ſich ſtaͤ= tigs taſſen hoͤren.Die ſchaͤdliche den Maͤuſen.Die Muͤſſige den Grillen.Die Hartnaͤckichte oder Halßſtarꝛige vnnd Geyle oder Muthwilligen den Kaͤlbern.Die Schmarutzer vnnd Gauckler den Affen/ welche alles Nachgauck= eln.Die Vattermoͤrder dem Hippopotamo oder Nielpferdt/ welches durch ſeinen Vattermordt ſeine Vndanckbarkeit vnd Vngerechtigkeit an Taggibt vnd anzeygt.Die Muthwillige vnd Vnkeuſche den Boͤcken.Die jhre Kinder lieb haben den Schwalben vnd Schwanen: Als welche jhre Junge gewaltig lieben. Die Schwalb bringt weder mehr noch weniger/ als fuͤnff Jungen: In deren Auffziehung vnd Ernehrung beydes das Maͤnnlin vnd Weiblin die Verſorgung derſelbigen alſo abtheylen/ daß ſie von dem groͤſten vnter jhnen anfangen/ vnnd in ſolcher Ordnung biß zu dem kleinſten kommen.Die fromme vnd gutthaͤtige Kinder gegen jhren Eltern den Stoͤrcken/ wel= che gleichſamb ein Exempel der Fromb= vnd Danckbarkeit/ in dem ſie ſich nemb= lich jhrer alten vnd erlebten Eltern mit allem Fleiß annemmen vnnd mit aller Not= turfft verſorgen.Die Verſtaͤndige vnd Fuͤrſichtige den Schlangen.Die Raͤuber dem Hecht vnd Habbich.Welche jmmer vmb ſich tretten vnd ſchlagenden Mauleſeln.Die da jmmer lachen/ dem Vogel Mæo welche dem Menſchen mit groſſer Verwunderung koͤnnen nachlachen. Solcher Voͤgel wurden dermal eins vn= ſerm Keyſer Rudolpho aller hoͤchſtſeligſter Gedaͤchtnuß/ zween von dem Tuͤrcki= ſchen Keyſer verehrt: Deren einer auß Vnachtſambkeit deß Gartens loß worden vnd hinweg geflohen: Der ander aber wird in jhrer Majeſtaͤt Garten zu Prag be= neben andern frembden Voͤgeln vnterhalten.Die verſtaͤndige vnd fleiſſige den Ameyſen vnd Bienen/ welche ſich auff vor=( Prov. 6. ſect. 8. Item. 30. ſect. 25.) ſtehenden Winter beydes mit Nahrung vnd Hoͤlen wiſſen zuverſehen. Vnnd iſt zum allerhoͤchſten zuverwundern/ daß die Ameyſen ſich auch auff die Veraͤnde= rung der Geſtirn gleichſamb verſtehen vnd dieſelbige in acht nemmen: In dem nemblich von jhnen geſagt wird/ daß ſie allein bey vollem Mondt vnnd Naͤchtliger weil arbeiten vnd eintragen/ die vbrige Zeit aber feyren.
|| [ID00554]
Die Gelaͤhrte Nidertraͤchtige vnd Demuͤtige den vollen Kornaͤhern/ welche ob ſie wol den Koͤrnlin voll/ ſich jedoch zu der Erden buͤcken vnnd gleichſamb de= muͤtigen.Welche aller Wiſſenſchafft ohn ſind vnnd doch vor andern woͤllen geſehen ſeyn/ den laͤren Aehern/ welche ſich ſelbſten auffrichten. Wie gleichsfalls auch der Hefen vnd Schaum deß ſiebenden Fleiches/ welcher in dem Hafen jmmer oben ſchwimmet vnd doch zu nichts nuͤtzlich iſt. Gleicher Geſtallt geben auch die laͤre Faß/ wann man daran klopffet jmmer einen groͤſſern Thon vnnd Glang von ſich als die volle.Die Einfaͤltige den Tauben.Die Scharpffſinnige dem Meerfiſch Gaͤffroth/ welcher auß dem verborge= nen ſeine Stralen auff die voruͤber ſchwimmende richtet.Die Verſchlaffene dem Igel vnd Ratten/ welche den gantzen Winter vber alſo ſchlaffen/ daß man ſie auch mit Feuwer kaum auffmundern vnd erwecken kan: Wann man ſie alſo ſchlaffent von einander ſchneidet/ ſo ligen ſie ohn alle Bewe= gung/ biß man ſie anfang zu ſieden vnd die Stuͤcke deß heiſſen Waſſers empfinden/ als dann beginnen ſie ſich aller erſt zu regen. Vnd dieſe (damit ich der Stoͤrchen vnd Schwalben/ welche in dem Winter gleichſamb todt ligen/ vnd wie die Fiſcher da= von zeugen/ im Fruͤhling widerumb lebendig werden/ hiſtorias zuerzehlen vnter= laſſe) haben den Menſchen jhre Signaturn in Reuſen gegeben/ welche in der groſ= ſen vnd harten Kaͤlte deß Winters/ wie man ſagt/ gleichſamb vmbkommen vnnd im Sommer widerumb auffzuſtehen pflegen Welche Thier im Winter ohne alle Speiſe in den Loͤchern ligen/ die leben von jhrer eygenen Subſtantz/ wie ſolches der Augenſchein in den Baͤumen/ ſo das gantze Jahr vber gruͤn bleiben/ bezeuget/ deſſen dann jhr Safft ein Vrſach iſt/ welcher mit ſeiner zaͤhen Feuchtigkeit dem Baum em ſtaͤttige vnd jmmerwehrende Nahrung gibt.Die Thumme/ Thorechte/ Faule vnd Gedultige den Eſeln.Die Blaͤtter den Hunden.Die Stoltze vnd Hoffertige den Geyſen/ Pferden vnd Pfawen.Die Trawrige vnnd Melancholiſche den Nachteulen/ welches Saturnali= ſche vnd einſame Voͤgel ſind.Die vber jhre Feinde triumphiren den Hanen/ welche/ wannſie vberwunden werden/ ſchweygen/ wann ſie aber obſigen/ kraͤhen vnd praͤchtig mit auffgerichte= tem Kamm einher tretten.Die Forchtſame dem Chamæleonti, welcher vor groſſer Forcht ſeine Farb offt vnd viel veraͤndert.Die Verſchlagene/ Betruͤgliche vnnd Heuchler den Fuͤchſen/ Black= vnnd Kuͤttelſiſch/ welcher ſo bald er den Fiſcher oder andere Fraͤſſige vnnd jhm vberlegene Fiſch vermerckt/ ſeine ſchwartze Feuchttgkeit/ als ſein eygen Gebluͤt/ von ſich laͤſt/ das Waſſer damit truͤb macht vnd ſeinen Feinden alſo entgehet.
|| [ID00555]
Die Geſchwinde vnd Hurtige dem Rehebock.Die Vielfraͤſſige vnd Vnerſaͤttige den Woͤlffen/ welche das Fleiſch mit ſampt den Haaren vnd Beinen freſſen.Welche die Rach begangener Vbelthat an ihnen ſelbſten vben/ dem Camel/ welcher wann er vnwiſſendt ſeine eygene Mutter angeht vnd mit jhr Vnzucht vbet/ vnd ſolches hernach jnnen wird/ jhme die Geburts Geyln mit den Zaͤhnen ſelbſt he= rauß reiſt/ vnd alſo die begangene Blutſchand rechet.Die Weiber Maͤnner vnd Eyferer den Hanen/ welche wann die Hüner von den Eyernſterben/ ſich ſelbſten dieſelbige ſetzen vnd die Junge außbruͤten vnd aber in ſolcher gantzen Zeit ſich nicht laſſen hoͤren. Dieweil ſie jhnen nemblich bewuſt/ daß ſie das Ampt jhrer Weiber verrichten. Ja ſie haben auch die Art/ daß ſie wie die Hirſch vmb vnd fuͤr jhre Weiblein kaͤmpffen/ einander verwunden vnnd etwan auch in Todes gefahr gerathen: Auß welchem dann ein verſtaͤndiger das vbrige leichtlich ſchlieſſen kan.Vnd auff ſolche Weiſchaben viel Handwercks Leut jhre Kunſt erlernt. Als nemblich die Kunſt zu bawen von den Schnecken/ Schildkrotten/ Schwalben/ vnd den allerfleiſſigſten Bienen.Die Seidenſticker jhre Kunſi von den gruͤnen vnd mit mancherley ſchoͤnen Bluͤmlein geziehrten Wieſen.Die oͤde Orth vnd Staͤtt mit Volck zu beſetzen von den Bienſchwarm vnd Kranchen/ welche vmb jhres Nutzens willen weite vnd frembde Orth erſuchen/ vnd vber Winter auß Seythia ſich zum Nilo begeben.Die Kunſt Wacht zu halten von den Daͤmgen vnd Kranchen: ſintemahl die Kranch alles das jenigen/ ſo ſie ſehen oder hoͤren mit jhre̅ Geſchrey offenbahre̅. Bey naͤchtlicher weil halten ſie fleiſſige Schiltwacht/ halten einen ſtein zwiſchen de̅ Klaw= en deß einen Fuß/ damit ſie/ wann ſie etwan entſchlaffen vnd jhnen der Stein entfelt davon erwachen. Sie erwehlen vnder jhnen auch einen Fuͤrſten vnnd Hauptman/ welcher/ wann die andere alleſampt ſchlaffen/ muß ſchreyen. In den fliehen haben ſie widerumb etliche in der letzten Reyhe/ die da ſchreyen vnd den gantzen hauffen auff= muntern. In dem ſie aber gegen der Erden zuflichen/ rufft der Hauptman alle zu ſam̅en ſich zuweyden: vnd da er etwan vor Heyſerkeit nit laut gnug ruffen kan/ muß ein anderer ſein Ampt verweſen. Wann ſie fortreiſen/ machen ſie wegen ſchaͤrffejrer Sinn im fliegen einen Triangel/ den vor ſich habenden Lufft deſto beſſer zu durch= tringen/ vnd heben darnach von beyden ſeiten jhre Fluͤgel/ gleich wie die Schiffleut jre Riemen oder Ruden allgemaͤchlich auff. Im fall aber ein groſſer wind zugegen/ verlaſſen ſie ſolche dreyeckichte Ordnung in dem fliegen (vnd thun ſich in die Ruͤnde zuſamme) vnd veraͤdern ſolche alſo bald in die Form eines Keyls oder Wetzſteins. Wann ſie den Adler vermercken/ daß er jhrer begehrt/ ſtellen ſie ſich in die Ruͤnde zuſammen vnd mit jhren Schnaͤbeln in eine feine Ordnung zur gegenwehr/ biß der Adler ſolches erſehent widerumb weicht. In de̅fliegen legt je der hinderſte ſeine̅ halß [ID00556] auff deß nechſt vorfliegenden Ruͤcken (dergleichen dann die Hirſch in dem Schwimmen auch im Brauch haben) machen jnen alſo jhre Muͤhe vnnd Arbeit ſelbſten leicht: Vnd wann der foͤrderſte muͤd worden/ ſo fleugt er zu ruͤck vnnd legt ſeinen Halß vff deß hinderſten Ruͤcken. In dem ſie ſich aber geſetzt vnnd die v= brige alle ſchlaffen/ bleibt allein der Fuͤhrer oder Hauptman̅ munter/ vnnd ſo bald er etwas vermerckt/ muntret er die vbrige mit ſeinem Schreyen auff. Eben auff ſol= che Weiſe halten auch die Gaͤnſe jhre nachtliche Schiltwachten vnnd geben daſſel= bige mit jhrem ſtaͤttigen Gacken zuverſtehen.Die Kunſt Waffen zuſchmitten von den Krebſen/ Schiltkrotten vnd Cro= codilen.Kugeln zu formiern von den Roßkaͤfern/ welche die Medicos vnterrichtet/ runde Pilulen zu machen. Vnd zwar ſo haben die Kaͤfern ſo viel Fuͤſſe oder Gley= che/ als Tag in einem Monat ſind: Zeygen derowegen den Lauff des Monds vnd der Sonnen gantz klaͤrlich an: Dann wann ſie in eine Kugeln auß dem Roßmiſt formieren/ ſo waltzen ſie dieſelbige von Auffgang der Sonnen gegen Nidergang zu/ vnd verſcharren ſolche daruͤber ſie acht vnd zwantzig Tage gearbeitet/ mit Erden zu/ biſt der Mond widerumb zu ſeinem Anfang gelangt/ ſcharren ſie als dann wide= rmnb auff vnd ſuchen jhr neuwe Frucht/ vnnd wiſſen auch keinen andern Anfang jhrer ſelbſt.Das Ballenſpiel von den Katzen.Den Streitt vnd Kampff zwiſchen zwoen Perſonen von den Hanen/ welche vnter ſich kaͤmpffen/ vnd vor allen andern Thieren ſtreitbahr erzeygen. Vnd haben dieſes Kleynod allein von der Natur erlangt/ daß ſie an ſtadt deß Helms ein Kamm auff dem Haupt tragen/ an den Fuͤſſen ſchoͤne Sporen/ vnd an dem Halß herumb ſchoͤne Federn als eine Zierde der Mannlichkeit tragen. Wann ſie zu einer Thuͤr hinein gehen/ buͤcken ſie das Haupt gegen der Erden/ ob ſchon die Thuͤr noch ſo hoch/ deſſen dann der Stoltz ein Vrſach/ damit ſie mit dem Kamm nit anſtoſſen vnd denſelbigen verletzen. Wann ſie in dem Streit gegen einem andern Hanen obſiegen/ laſſen ſie jhren Pracht/ groſſe Freud vnd Hochmuth beydes an den Augen erhobenen Halß/ gekruͤmbtem Schwantz vnd gewaltigem Kraͤhen vielfaltig ſehen vnd wiſſen nicht/ wie ſie genugſamb ſollen triumphiern. Im fall ſie aber werden vberwunden/ verkriechen ſie ſich/ ſchweigen ſtill vnnd begeben ſich ſehr vngern vnter das Joch.Die Kunſt zu ſchwimmen von den Gaͤnſen vnd denen Thiern/ die beydes im Waſſer vnd trucknen koͤnnen leben.Die Kunſt auff dem Waſſer zufahren von den Eychhoͤrnlin.Zu Nehen von den Seydenwuͤrmen.Die Kunſt Wagen zu machen vnd damit zu fahren von den Murmelthiern/ welche ſich auff den Ruͤcken legen/ alle vier von ſich ſtrecken/ alſo einen Wagen ma= chen ſich mit allerley nothwendigen Speyſe beladen/ da es dann ein anders bey dem [ID00557] Schwantz nimpt vnd in ſeine Hoͤle gleich in eine Scheuwern hinein ſchleifft: Dan= nenhero es dann den gantzen Herbſt vber einen kahlen vnnd Haarloſen Ruͤcken be= helt. Eben dieſe Vorſichtigkeit wird auch bey dem Biber/ welche in vnd auſſer dem Waſſer leben kan/ geſpuͤhrt: In dem er jhme nemblich an den Vfern deß Waſſers beſondere Gruben macht/ dieſelbige mit etlichen Staffeln vnd vielen Boͤden vn= terſcheydet/ damit er in dem ab vnd zunemmen deß Waſſers auff vnnd abſteygen koͤnne. Den Baum/ welchen er zu ſeinem Bauwe abzuhauwen am aller erſten er= woͤhlt/ verlaͤſt er nicht eher/ er habe jhn dann mit ſeinen ſcharpffen vnnd ſtarcken Zaͤhnen gantz vnd gar gefaͤllt: Vnd wann er jetzund fallen will/ ſiehet er auff einen jeden Schlag vber ſich/ damit er jhn nicht vnverſehens vberfalle vnd erwuͤrge. Der Frembd zu jhnen kommen/ am groͤſten iſt vnd zum Leben nichts mehr taugt/ den le= gen ſie vff den Ruͤcken/ beladen jhn zwiſchen allen Viern alſo mit Holtz/ daß es nir= gend herab fallen kan/ vnd ſchleyffen jhn zu jhren Loͤchern.Die Kunſt zu Weben vnd zu Jagen von den Spinnen.Die Medicin: Wundtartzney vnd viel andere Mittel zu allerley Kranckhei= ten von den vnvernuͤnfftigen Thieren/ welche eine natuͤrliche vnnd Mediciniſche Wiſſenſchafft von der Natur eingepflantzt.Die Pfeil auß den Wunden vnnd die Naͤgel auß den Fußſohln durch den(Von dem Spiritu ani- mali & ſyde= reo der vn= vernuͤnffti- gen Thier/ nemblich zur vorigen Zeit/ iſt der anima liſche Geiſt deß Menſche̅ nach der Zeit der letzte/ vnter= richtet wor= den/ welch= er in jme al= leshat ver= ſamblet/ wz in allen an= der iſt ver= theylt.) Diptam herauß zu ziehen/ hat man von den Hirſchen erlernt/ welche/ wann ſie mit einem vergiffteten Pfeil verletzt worden/ dieſes Kraut eſſen/ den Pfeil dardurch he= rauß bringen vnd die Wunde heylen.Die Cur der Vomicæ oder jnnerlichen Vereyterungen haben die Wund= aͤrtzte von den wilden Geyſen/ welche auff den Bergen herumb wandern/ allerley wolriechende Kraͤuter vnnd ſonderlich von dem Nardo eſſen: Denen pflegt das Blut zwiſchen Fell vnd Fleiſch zuverfaulen/ wann der Eyter verſamblet vnnd das Geſchwaͤr noch nicht auffgebrochen/ jedoch ſeine Zeitigung erlangt/ demnach anfangt zujucken/ reibt ſich das Thier an die Felſen/ ſo durch die Sonne erhitziget worden/ mit groſſer lieblichkeit an/ biß das Geſchwaͤr durch ſolches Reiben auff= bricht/ vnd aller Eyter vber die Stein herab laufft: Nach welchem dann das Ge= ſchwaͤr widerumb zuheylt/ vnd durch das hinzuflieſſende Gebluͤt von neuwen Eyter ſamblet/ biß ein newe Vomica darauff erfolget.Die Schlangen haben vns vnterwieſen die boͤſe Augen mit Fenchel zu hey= len. Wie gleichsfalls auch die Wunde̅ mit dem Schlangenkraut vnd Wallwurtz.In gleichem auch die Katzen das Geſicht mit dem Kraut Baldrian zuſtaͤrck= en: Gleich wie die Schwalben mit dem Schwalbenkraut/ mit deren ſie jhren Jun= gen die Augen beſtreichen.Den Gebrauch Ader zulaſſen vnnd zu Schroͤpffen hat vns das Waſſer= pferd im Niel gelehrt: Welches wannes ſich durch die taͤgliche vberfuͤllung be= ſchwehrt befindet/ ſo begibt es ſich vnter das Geroͤhr vnd reibt ſich ſo lang an der= ſelbigen Spitzen an/ biß jhm ein Ader dardurch wird eroͤffnet/ vnd wann deß Ge [ID00558] bluͤts genug verroͤhret/ waͤltzets ſich in dem Leymen herumb vnnd ſtreicht alſo die Wunden wiederumb zu.Die Baͤren gebrauchen ſich bey der Bloͤdigkeit jhrer Augen an ſtadt deß Laßeyſens der Stachel der Bien.Gleich wie jhnen dann auch die Geyſen vnd Schaffe folches Mangels ſehr fein wiſſen abzuhelffen. Dann ſo bald ſie eine Dunckele oder Nebel in jhren Augen empfinden/ begeben ſie ſich zu den Dornen vnd ritzen jhnen die Augen damit auff/ da dann alſo bald einen Pituita oder kalte Feuchtigkeit herauß laͤufft/ der Aug Apffel gantz nicht beſchaͤdiget wird/ vnd ſich nach deß Æliani Zeugnuß der Mangel ver= liehret.Die Vngariſche Pferd eroͤffnen jhnen durch den Trieb der Natur mit jh= ren Zaͤhnen ſelbſt eine Ader vnnd helffen jhnen alſo deß beſchwerlichen Gebluͤts loß.Den Gebrauch der Clyſtyr haben wir von dem Vogel Ibice, welcher vns denſelbigen am allererſten gewieſen: In dem er die Gewonheit hat ſich ſelbſten zu purgieren/ faſt derowegen ſeinen Schnabel voller waſſer/ ſpruͤtzet jhme daſſelbe ſelbſt zu dem Afftern hienein vnnd bringt alſo den Vberfluß der Speiſe hinweg. Gleich wie dann auch der Reyher ſeinen Schnabel voller Meerwaſſer faſſet vnnd ſich damit clyſtiert.Die Nutzbarkeit deß Erbrechens vnd purgierens haben wir erſtlich von den Hunden/ welche wann ſie ſich vbel befinden/ Graß freſſen vnd alſo von vnten vnd oben purgieren.Zum andern von dem waſſervogel Laro hiante, der ſich zwiſchen zween baͤu= men/ ſo nahe bey einander ſtehen/ hindurch zwaͤngt vnd alſo den V???rath herauß preſt: Dergleichen dann dem Thier Vielfraß zugeſchrieben wird: welches wann es ſich an einem Aaß vberfreſſen/ vnnd die natuͤrliche Waͤrmbde das beſte zur Nah= rung herauß geſogen/ zwaͤngt es ſich zwiſchen zween Baͤumen oder Felſen durch= hin vnd preſt allen vntuͤchtigen Vber fluß beydes vnden vnnd oben von ſich auß da dann allein der ernehrende Safft in den Magen bleibt/ vnd das Thier ferꝛne= rer Speiß mit groſſer Verwunderung ein lange Zeit mit guten Kraͤfften entra= then kan.Zum dritten von den Holtztauben/ Dolen/ Feldt oder Rebhuͤnern vnd Amb= ſeln/ welche ſich mit dem Lorbeerlaub vnd andern dergleichen jhnen von Natur be= kanden Mitteln purgieren. Gleich wie die Raben deß Chamæleontis Gifft durch das Lorbeerlaub vertreiben.Zum vierden von dem wild oder wilden Kuͤhen/ welche kurtz zuvor eher ſie ge= neſen/ ſich mit dem Kraut Seſeli, ſo derenthalben Ceruaria wird genennet/ purgie= ren.Die Erkantnuß deß Pulſes hat man von den Affen/ welche die Medicos in dieſem Stuͤck deß fuͤhlens weit vbertreffen: Dann wann dieſelbige durch das [ID00559] Fuͤhlen oder Betaſten den Todt oder ein Kranckheit auß der Faͤule vermercken/ ge= ben ſie daſſelbige durch ein vngewoͤhnliche Roͤchlin ihrer Naſen alſo bald zuerken̅en.( Hiſtoria. Alſo werde̅ auch die E= lementen nach dem ſie jre alte Haut abge= legt vnd den Vnrath vo̅ ſich gelaſſen gleichſamb wider umb Jung. Vnd wann die Natur jhre alte Deck abge= legt/ ſo wird ſie widerumb froͤlich. Die Kꝛebs werden durch den Genieß der Froͤſch gleich ſamb widerumb Jung. Gleich wie die Huͤner durch den Genieß der Wuͤrtz. Die Adler durch die Schild= krotten. Die Schlangen durch die Krotten. Die Hirſch durch die Schlange̅/ in dem ſie jes Naſen in die Schlangenloͤcher hinein ſchieben/ vnd durch jhren Athem dieſelbige auch wider jhren Willen herauß ziehen. Gleich wie die Krotten die Wiſel vnd dieſe widerum̅ die Maͤuſe.) Die Juriſten haben jhre zuſammenkunfften vnd Seſſiones von den Stoͤr= cken genommen/ welche den Ehebruch wie die Loͤwen/ in vollem Sitz vervrtheylen vnd mit dem Todt beſtraffen. Beneben deß Wilhelmi von Pariß Hiſtoriſche Er= zehlung/ bin ich auch ſonſten von einem glaubwuͤrdigen Man̅ berichtet worde̅: Daß ein Storck durch den Geruch an feinem Weiblin vermerckt/ daß es ſich mit einem andern vermiſchet/ derowegen alle andere Stoͤrcke in derſelbigen Gegende laſſen zuſammen kommen/ vnd ſeines Ehegemals Verbrechen endeckt/ da es dann von der gantzen Maͤnge nicht allein ſchuldig erkennet/ vnd vervrtheylt/ ſondern auch v= ber den gantzen Leib beropffet vnd endlich in dem Wald bey Speyr in Stuͤck zerriſ= ſen worden. Welches dann zwar Verwunderns wehre/ jedoch ſchwehrlich zuglau= ben/ wann es nit auch auß der Alten Hiſtorien vielfaltig würde bezeuget.Die Hermetici Philoſophi Adepti haben die weiſe die Jugend zuverneuw= ern von dem Adler/ Krebſen/ Schlange vnd andere dergleichen Thiern erlernt: Welche jhre alte Haut alle Jahr einmal ablegen/ ein andere bekommen vnd ſich alſo verjungen vnd ernewern: Dann dieweil wir ſehen/ daß dieſes den vnvernuͤnfftigen Thiern gegeben/ warumb ſolte es dem Menſchen/ der nach Gottes Ebenbild er= ſchaffen vnmuͤglich ſeyn?Der Adler legt mit ſeinen Federn auch ſein Alter ab/ vnd wird alſo gleichſamb widerumb Jung.Die Schlangen legen jhre alte Haut im Fruͤhling ab/ vnnd bekommen ein newe an der vorigen ſtadt: Vnd wann ſie alſo verneuwert werden/ machen ſie auch die Hirtz/ wann ſie ſolche Schlangen freſſen/ gleichſamb widerumb Jung/ wie auch vnſere Leiber/ vnnd halten das beſchwehrliche Alter zuruͤck. Dan̅ es zeygets die Sorgfaͤltige Natur/ wie jetzt gemeldt/ daß viel Thier ſeyen (als die Schlangen vnd Eydexen vnter denen in dem Meer die lange Meerkrebs/ Gambari vnd andere Krebs) welche jre Haut vnnd Schalen alle Jahr im Herbſt vnd Fruͤhling ablegen vnd den Menſchen dadurch erjnnern/ daß ſie jhnen mit jren Qualiteten/ nemblich durch jre abgelegte Haut zu jrer vernewerung koͤnnen nuͤtzlich vnnd dienſtlich ſeyn. Dann ſo bald ſich der Hirſch durch das Alter beſchwehrt befindet/ zeugt er mitſeinem Athem durch die Naßloͤcher die Schlangen auß jhren Hoͤlen/ ob ſie ſich ſchon auß allen Kraͤfften wehren herauß/ toͤdt/ vnnd friſt dieſelbige vnd wird nach Vberwin= dung deß Giffts durch ſolche Speiſe erquickt/ vnd gl???ichſamb wideru??? macht.Durch dieſer Thier Exempel vnnd jhr eygene Vernunfft ſind die Menſchen bewegt vnd auffgemuntert worden/ denſelbigen jhres eygenen Nutzens halben/ die= weil ſie dz Leben durch den natuͤrlichen Fleiß verlaͤngen vnnd vielen Kranckheiten vorkommen/ nachzutrachten/ vnd von jhnen die Krafft der Kraͤuter/ Stein/ Metall [ID00560] vnnd andern dergleichen Sachen zuerlernen vnnd jhre Leiber durch dieſelbige zube= wahren.Von einem Sapiente oder weiſen Mann ſchreibt Rogerius Bacchon, daß er dermal eins eine Schlange geſucht/ vnd als er dieſelbige gefunden/ habe er ſie in kleine Stuͤck zerſchnitten/ da doch die Haut deß Bauchs gantz vberblieben: Dieſe Schlang ſey/ wie ſie gekoͤnnt/ zu einem Kraut gekrochen/ vnd durch derſelbigen bloſ= ſe Anruͤhrung alſo bald geheylet worden: Dannenhero dann der weiſe Mann ge= ſchloſſen/ daß es ein Kraut von wunderbahren Kraͤfften ſeyn muͤſſe/ ſintemal die Menſchliche Vernunfft durch ſolche vnd dergleichen Exempel der vnvernuͤnffti= gen Thier bewegt vnd vnterwieſen/ viel beſſere Wege erdencken kan/ vnnd alſo den Verſtandt der Beſtien weit vbertreffen.(Wann die Schlangen jhre Zunge̅ verlohren vnd diſelbi- ge von den Menſchen in den Ma= giſche̅ Sa= chen ge= braucht wird/ brin- gen ſie ſol= che mit Neſſeln wi= derumb zu= wegen. Der Eyß= vogel vnnd Ibis haben vnter allen Voͤgeln die meiſte Se= creten in ſich/ deren Eſſentz auch nicht von jhrer Wohnung weicht. Roman. 8. ſect. 21. 22. Die Wi= der geburt dieſer Thier iſt vielmehr eine Verſetzung/ da die Wurtzelbleibt/ vnd ein neuwes Sproͤßlin erfolgt.) Der Zukuͤnfftigen Aufferſtehung vnd vnſerer Veraͤnderung haben wir be= neben der vngezweiffelten Heiligen Schrifft vnter ſo vielen natuͤrlichen Dingen alle Jahr nach der Begraͤbnuß deß Winters/ welche ſich in der ſchoͤnen vnnd froͤli= chen Zeit deß Fruͤhlings Aufferſtehung vernewern/ auch von vnſerm Schoͤpf= fer die gewiſſe Adumbration oder Vorbildung in zweyen Augenſcheinlichen Ex= empeln/ nemblich in den Ameyſen vnd Seydenwuͤrmen/ deß Eyßvogel Weiblins/ ſo ſich auß den primis Entibus nehret vnd ſeine Haut vnd Federn alle Jahr nach dem Todt veraͤndert: Wie in gleichem auch der Muͤcken/ Schwalben vnd Speck= maͤuſe/ welche vber Winter in den Loͤchern gleichſamb todtligen vnd im Fruͤhling widerumb lebendig werden/ zugeſchweigen.Die Ameyß/ als das aller arbeitſambſte Thierlein/ hat auch dieſer der gantzen Natur angeborne Verheiſſung/ daß wann ſie jhren Lauff vollenden/ ſie zu einem beſſern Stand vnd gewuͤnſchten Ruhe koͤnne gelangen/ zu deren ſie ſich nach allem Vermoͤgen ſoͤhnet: Dannenhero ſie dann mit allen Kraͤfften vnnd vnabloͤßlicher Arbeit zu jrem Alter eylet: Da jhr dann die Natur/ wann ſie daſſelbige erlangt/ durch eine wunderbahre Veraͤnderung zur Ergetzlichkeit jhrer gehabten Muͤhe vnnd Ar= beit/ Fluͤgel gibt vnd alſo auß einer Ameyſen ein fliegende Muͤcke macht.Alſo ſehen wir auch an den Seydenwuͤrmen (welche auß einem kleinen Saa= men durch die Fruͤhlings Sonneherkommen/ als verachten vnnd vngeſtallten Thierlin/ daß dieſelbige/ wann ſie jhr Geſchaͤfft verrichtet/ alſo bald ſterben/ vnnd nach der Verfaulung/ wann ſie die Haut deß vorigen kriechenden Wurms abge= legt/ in lebendige vnd fliegende Flaͤdermaͤuſe werden verwandelt.Wir befleiſſigen vnd allhie der Kurtze/ vnd geben den jenigen/ ſo ſich der Si= gnaturn annemen vnnd die in der Natur verborgene Geheymnuſſen zuerforſchen begehren/ Gelegenheit/ dergleichen Sachen ferꝛner nach zuſinnen/ vnd gehen jhnen allhie mit vnſerm Exempel vor/ ſie werden in der gantzen Weite der Natur viel ſchoͤne Sachen finden vnd ſich daruͤber verwundern. Genug daß wir jhnen allhie nicht allein freundlich/ ſondern auch auff das aller trewlichſte allein den Weg ge= zeygt/ welchen ſie gehen vnd wandern ſollen.
|| [ID00561]
Was ferrner in dem Weytzen fuͤr ein Signatur vnſers erſten Vatters ſey/( Heſra lib. 4. c. 5. ſect. 23.) der Heiligen Mutter GOttes in der kuͤnſtlichen Beſchneydung der Reben: Deß zweykoͤpffigen Adlers vnd anderer Geheymnuſſen in dem Fahrn kraut: Der Schwertelwurtzel vnd Donner Ax/ beydes vberwündenden Wurtzeln mit vielen Pantzer Gleychen gezeichnet vnnd zu conſtellierter Zeit geſamblet: Wie auch der Creutzwurtz wider die Gewalt der Waffen fuͤr Magiſche natuͤrliche Zeichen/ iſt allein den Kindern vnd Liebhabern der wahren Magiæ zu offenbahren/ genug/ daß wir allhie allein darauff gedeutet/ damit wir den Zanckſuͤchtigen Sophiſten nicht Vrſach geben/ ſolche Matery zuverachten: Oder die Boßhafftige dadurch anrei= tzen/ allerley Zaubereyen zuerdencken. Welche aber ſonderbahre Sachen zu ler nen begehren/ wie dann deß Menſchen Verſtand nicht feyert/ die ſind zwar nicht zu ſchelten vnd wir wollen jhnen/ ſo viel in vnſerm Vermoͤgen gern darzu behuͤff= lich ſeyn/ wann wir zuvor vernehmen werden/ wie dieſe vnſere Erſtlinge auffge= nommen/ dann Vermoͤg deſſelbigen werden ſie vns etwas mehr in Truck zuver= fertigen/ leichtlich anreitzen vnd bewegen.Als Erſtlich/ zu der Publication der Magnetiſchen/ Magiſchen vnd Chara= cteriſchen Curn.Zum andern/ zu welcher conſtellierten Zeit der meiſte Theyl der Artzneyen ſol= le eingeſamblet werden.Zum dritten/ wie die Verzauberte nicht allein zu erkennen/ ſondern auch zu= heylen.Zum vierdten von gewiſſen Lehren vieler Kranckheiten/ wie man nemblich derſelbigen Außgang beydes zur Beſſerung vnd Todt koͤnne wiſſen.Derowegen nach dem du durch Huͤlff vnd Beyſtand deß Allmaͤchtigen dei= ne Schiffarth vollendet vnd das Philoſophiſche Schifflein zu dem erwuͤnſchten Vfer gebracht/ alſo haſtu auch den Hymnum oder Lobgeſang verdienet/ der ſich der natuͤrlichen Ruhe frewet. Dir du heiliges Silentium oder Stillſchweigen (in deſſen einigem vnd vnauffhoͤrlichem Liecht wir die vngezweiffelte Warheit ſe= hen) dir ſage ich/ der du auff dem Thron ſitzeſt/ deſſen Groͤſſe ſeiner vberflieſſenden Barmhertzigkeit vnbegreifflich/ mit ſampt dem vnbefleckten Lamb/ ſey Lob vnd( Eccleſ. 12. ſect. 13. Act. 10. ſect. 34. Ezech. 8. ſect. 5. 6. 7. 8. 9. 10.) Danck in alle Ewigkeit. Deine vnaußſprechliche Liebe vnd Barmhertzigkeit woͤlle gnaͤdiglich verſchaffen/ daß aller der jenigen/ ſo dich mit Vernewrung jhres Le= bens durch dietaͤgliche Mortification oder Toͤdtung vnd Verlaugnung jhrer ſelb= ſten von gantzem Hertzen foͤrchten vnd deine Gebott durch deine Gnad/ in der liebe deß Nechſten/ in dieſer Bloͤdigkeit jhres Fleiſches halten/ (ſintemal in dieſer boͤſen [ID00562] ( Mich. 6. ſect. 8. Hiob. ???. ſect. 1. Zach. 8. ſect. 16. 17 Syr. 1. ſect. 17. c. 10. ſect. 25. Sihe de̅ Menadem Hierogly phicam Io- annis D???æ von Lon= den.) Welt dieſes der warhafftige Gottes dienſt iſt) Gebett vnd alle Geſchaͤffte allezeit in dem Wolgefallen deines Goͤttlichen Willens beſtehe: Biß wir endlich nach vber= windung der Sterblichkeit mit der Schaar aller auſſerwehlten zu dem hoͤchſten Gut dem Vrſprung vnd Quell aller Dinge gelangen vnd durch Erkantnuß vnd Nieſſung vns der ewigen Seeligkeit erfrewen moͤgen. AMEN.

Anhang oder Zuſatz.
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WAnn die Vhralte Weiſe/ welche wir mit dem Grichi= ſchen Namen Philoſophos nennen/ entweder in der Natur oder durch die Kunſt etwan ein Geheymnuß gefunden/ haben ſie daſſelbige/ damit es fuͤr den boͤſen vnd vnwuͤrdigen verbor= gen bliebe/ auff allerley Weiſe durch Figuren verhoͤlet vnd in geheim gehalten. Auff welche Weiſe dann auch die Hermetiſche philoſophi die Irrdiſche Planeten mit gewiſſen Hieroglyphi= ſchen Notis oder Zeichen anzudeuten gepflegt/ vnd durch dieſelbige Zeichen jhre verborgene Kraͤffte vnd Tugenden zuerkennen gegeben vnd den verſtaͤndigen Kin= dern der Kunſt vor Augen geſtellt. Damit aber dieſe vnd dergleichen Zeichen nicht gar vmbkaͤmen vnd begraben würden/ hat mich fuͤr gut angeſehen ſolche mit vnd beneben den jenigen Charactern anderer Metall/ ſo von den Alten/ den gemeinen vnd vnwuͤrdigen Poͤbel von dieſer Kunſt abzuhalten/ ſehr weißlich erdacht vnd er= funden worden/ den Hermetiſchen Schuͤlern vnd gantzen Chymiſchen Gemeyn= de zum beſten/ dem Leſer zu Commnicieren vnd mitzutheylen.
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Von den Notis oder Zeichen der Mineralien vnd andern Chymiſchen Sachen.
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ENDE.
|| [ID00566]

Regiſter vnd Verzeichnuß aller fuͦrnemb= ſten Sachen/ ſo in dieſem Buch/ von den Signaturn begrieffen.
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A.
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B.
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D.
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E.
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F.
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G.
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H.
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J.
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K.
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L.
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M.
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N.
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O.
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P.
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Q.
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R.
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S.
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T.
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V.
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W.
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Y.
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Z.
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ENDE
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|| [ID00582]

1Die Artz= ney iſt ein Guad von Gott gegebe̅/ deren Funda= ment nicht die Academiſche Buͤcher/ ſon= dern ein vn= ſichtbare Barmhertzig keit Gottes vn̅ Geſchenck
2Dieſe na= tuͤrliche Eſ= ſentz wird in der Medicin Aurum ge= nennt.
3Die Medi= ein als von dem erleuch= tenden Gott dem Buch der Natur/ das iſt/ dem Firmament/ vnd Erden/ wunderbahr= licher weiſe eingeſchriebe̅/ muß durch die Chiroma̅- tiam vnd Phy ſiognomiam geleſen vnd erforſchet werden.
4Ohne er= kandnuß deß Liechts der Natur oder groſſen Welt kan kein Medi cus die Kranckheite̅ vnd derſelbi= gen Curen recht verſte= hen.
5Die groſſe Welt iſt die Theori vnd Spiegel der kleinen/ als deß Men= ſchen.
6Das End der Philoſo- phiæ vnd A- ſtronomiæ iſt der Menſch.
7Die Er= kandtnuß der vier Elemen= ten zeigt alle Kranckheite̅ deß Menſche̅ vnd derſelbi= gen Cur.
8Die Er= kandenuß der Mediein iſt in der euſſer= lichen Welt zuſuchen/ nemblich auß dem Limbo, in welchem auch die Er= kandtnuß deß Menſchen beruhet.
9In ſeiner Idæa medici- næ Philoſophi- cæ.
10Gleich wie die Ratio oder Vernunfft die euſſerliche Aſtra regiert/ alſo regirt die Medicin die jnnerliche.
11Das Aſtru̅ deß Menſche̅ vnd Firma= ments iſt eins
12Die For= mierung der Ding iſt in den aſtris: Gleich wie das Eyſen in der Einbil= dung deß Schmids.
13 De Ente aſtrorum, vnd darauß ſoll man billich die Nativite= ten ſtellen.
14Die Plato= niſche Ring vnd Homeri= ſche Ketten ſind anders nichts als die Ordnung der Dinge/ wel= che der Goͤtt= lichen Provi= de̅tz zu Dienſt erſchaffen ein ordentliche vnd gleich= ſam Ketten= foͤrmig an einander han gende Sympa- thia.
15Der Geiſt deß HErꝛn ober den Waſſern
16Gen. 1.
17 Hipp. lib. de antiq. Med.
18In den Thieren ſind die Beine an ſtatt der Erde̅/ das Fleiſch an ſtatt das Lüffts/ deꝛ Spiritus vitalis an ſtat deß Feuwers/ vnd die Feuchtig= keiten an ſtatt deß Waſſer.
19Auß de̅ Ele menten ſind alle Creature̅ foꝛmiert. Der lufft werden die anima̅tia, der Erden die vegetabilia, dem Waſſer die Mineræ zu= geeygnet: Dz Fewr aber gibt einem je= de̅ das Lebe̅.
20Die vier matrices aller ding
21Ein je des ſo hervor ge= bracht wird/ oder waͤchſt iſt von ſeiner gebaͤhrenden matrice vn= terſcheiden: Gleich wie die Fiſch von dem Waſſer.
22Worauß ein Ding erſt= lich entſpꝛingt darauß wird es auch er= nehrt vnd er= halten: Dan= nenhero dann die Haͤring auſſer dem Waſſer alſo bald ſterben.
23Dieſe Re= gul eygnen j= nen auch die Theologi vnd Medici zu.
24Die Erde iſt fuͤr ſich ſelbſten todt: Das Ele= ment aber hat ein vnſicht= bahr verbor= gen Leben.
25Die Ge= walt deß Waſſers iſt ſo groß daß auch die Geiſtliche Widerge= burt ohne daſ= ſelbige nit geſchehen ka̅/ wie Chriſtus ſelbſt zu Ni= codemo ſpricht.
26Vnſer Fe= wer iſt nicht das Eleme̅t/ dieweil es wie der Tod alles ver= zehrt.
27 Par. in ſeine̅ Paramiro de Ente ſagt/ Es ſey der Luſſt vor allen an= dern Creatu= re̅ erſchaffen.
28Alle Feuch= te Sachen/ welche die Sonne auß der Erden herauß zeucht/ werden in der Lufft verzeh= ret/ deren Früchte ſind die geſchlecht der Terenia- bin Mannæ.
29Es kan kein Element deß andern entrathe̅/ ſon= dern es wirdt in eines jeden Generation eine Vermi= ſchung der E= lementen ge= ſpuͦhret.
30Der Himmel iſt das vierdt vnd erſte Element/ welches alle andere in ſich verfaſt gleich wie die Schahl das Ey.
31Das Element deß Feuwers iſt nach deß Paracelſi Meynung das Firmament deß Himmels.
32Gleich wie die Blumen auff dem Feld/ die Farben der Sterne zeygen: Alſo zey= gen die Stern im Firmament die Wieſen auff dem Felde.
33Die Ana- tomia der Kranckheite̅ deß Leibs wird auß den jnnerli= chen Aſtris o= der impreſſio- nibus cauſan- tibus genom= men vnd ſind dem Medico mehr von noͤ= then/ als die localiſche der Cadaver
34Die Baſis o= der Zweck deꝛ rechten vnd wahren Medi- corum vn̅ der Dinge Ana- tomia.
35Vrſach vnd ſubjectum der Kranckheite̅
36Der Kra̅ck= heiten Vr= ſprung auß de̅ dreyen erſte̅/ in welche die Aſtra etwas toͤnnen ein= trucken/ gleich wie das Feu= wer in das Holtz oder Stroh/ oder der Saffran in dz Waſſer.
37Die Eleme̅= taliſche Kra̅ckheiten/ werden durch Eleme̅taliſche Artzneyen ge= heylt/ gleich wie die Aſtra= liſche duꝛch A= ſtraliſche/ von welchen die Galeniſten nichts wiſſen.
38Der Todt zeigt vns/ daß der Menſch in zwey Theil/ nemblich den enſſerlichen vnd jnnerlichen vnterſchiede̅n ſey. In dem euſſerlichen/ als der da iſt Staub vnd Erden/ ligt die Matery der Kranckheit/ vnd was vns quaͤlen kan verborgen. Iſt demnach ſeine Artzney von dem glei= chen zu neh= men vnd Spa- girice von jrer Hefen zu rei= nigen. Der jn nerliche vnd Aſtraliſche Menſch hat auch ſeine Artzneye̅/ der erlangten Medicinæ be= kandt.
39Auß wel= chem etwas eutſpringt/ darauß wird es auch er= nehret/ gehey= let/ beym Le= ben erhalten/ in Kranckhei= ten vnd end= lich in den Todt ge= bracht.
40Die Hoͤch= ſte vnd nütz= lichſte Wiſ= ſenſchafft iſt die Erka̅tnuß Gottes vnd ſeiner ſelbſt vnd daß man ſich ſelbſt verachte. Luc. 16 Pau 2. Corint. 4. Joh. 14. ſect. 17. 2.
41Die erſte erkantnuß Gottes/ iſt wiſſen/ w der Menſch ſey. Aug. Pſal, 39. Da̅n weꝛ ſich ſelbſten kennt/ der ken= net GOTT: Dieweil GOTT nir= gendt wohne̅ wil als in de̅ Menſchen/ da er am al= ler meyſten zuſehen.
42Innerhalb oder von jnne̅ ſehen wir Gott. ſect. 14.
43 Dionyſ. in li. divinorum nominum. Ioh. 17. ſect. 11. 12. 1. Ioh. 4. ſect 17.
44Wann das Liecht der Natur recht erkennt/ ſo wird Gott ſelbſt erkennt. Apoc. 3. ſect. 20.
45Der Menſch iſt nicht zuent= ſchuldigen der GOtt nicht kennet: Ver= flucht aber deꝛ jhn zwar er= kennet/ vnd gleichwol nit verehret
46Je mehr der Menſch Gott erken= net/ je mehr liebt er den= ſelbigen vnnd glanbt deſto feſter an jhn: Vnd wer jhn liebt vnnd an jn glaubt/ der haͤngt jm auch an: Vn̅ wer jhm an= haͤngt/ der wirdt mit jm ein Geiſt.
47Dann die Theologia iſt der Br??? der natürliche̅ vnd vbern a= türlichen Wiſſe̅ſchafft.
48Dann die Seele iſt Gottes Ge= burt vn̅ Bild Apoc. 22.
49Dann die Begierde ei= nes andern Guͤter bringt ???othwendig zweyerley vbel mit ſich/ nemhlich den Diebſtal/ vnd ſeinen ſelbſt eygenen Mord vnd Todt.
50Der fall iſt ein Abgang von der Ei= nigkeit zu der zwytracht.
51Gott hat den Menſche̅ erſchaffen/ damit die Zahl vnd Ab= gang der vn= gehorſamen Engel in dem Himmelreich wuͤrde erſetzt.
52Es hat Gott der ſchoͤpffer/ ge= woͤllt/ daß jhn alle ding durch den Menſchen ſolten ehren.
53Gleich wie die Erde ein corpus iſt/ welches alle Saamen in ſich auff vnd annimpt/ alſo auch der Menſch.
54Der erſte Spiritus oder Geiſt im Limbo, der ander auß de̅ Wort: Es werde.
55Es iſt in de̅ Menſchen zweyerley Weißheit: Die Engli= ſche/ nach wel= cher er ſoll leben: Vnd dann die A- nimalis, als die nichts zu achten.
56Die Wi= dergeburt v= berwindt die boͤſe Geburt. Luc. 9, ſect 13. Matth. 7. ſect. 12. Matth. 15. ſect. 15.
57Der vnſicht bahre Leib deß Me̅ſche̅, auß dem Ein= blaſe̅ Gottes oder der E= wige iſt den Aſtris nicht vnterworffen Gen. 1.
58Dann die Matrix oder Mutter der Welt iſt das Waſſer/ vber welchem der Geiſt Gottes ſchwebet. 2. Pet. 3. Die Erde iſt auß dem Waſſer hervorkommen.
59Gleich wie ein Bildſchnitzer auß Holtz/ oder ein Hafner auß Laͤtt tauſenterley For= men nach ſeinem gefalle̅ mache̅ ka̅/ alſo hat auch Gott auß der erſten materia alles erſchaffe̅.
60Der Menſch iſt gleich wie die Erde oder der Acker/ welcher alle Saamen in ſich begreifft.
61Gleich wie der Sohn nicht geringer iſt als ſein Vatter: Alſo iſt anch der Menſch nicht geringer als die Welt.
62 Hermes nen= net den Me̅= ſchen einen jrꝛdiſche̅ Gott Gen. 2 ſect. 7.
63Deß Me̅= ſchen Wuͦrde vnd Vollko̅= menheit.
64Alſo koͤnne̅ Gott vnd der Menſch nit vereinbahret werden ohne durch vnſern Mittler von zweyen Na= ture̅ der Goͤtt= lichen vnd Menſchliche̅
65 Par. ſagt es werde die Seel oder Einblaſe̅ deß Lebe̅s durch die Aſtra als das Mittel von GOtt in den Ele= mentaliſchen Leib einge- goſſen. Mens oder dz Gemüth.
66 Zach. 12. ſect. 1. Gen. 2. ſect. 7. Eſa, 42. ſect. 5. Sap. 2. ſect 23. 1. Ioh. 2 ſect. 27 1. Ioh. 4. ſect. 14.
67 Luc. 1 ſect. 47. 1. Theſſ. 5. ſect. 23. Gen. 2. ſect. 7. Beſihe das Amphithea- trum Khun- radi. d Paulus, als der fuͤrtreff= lichſte Philo- ſophus vnd Theologus ſetzt auch drey ſtück deß Menſchen nemblich den Geiſt/ die Seel vnd den Leib.
68Zwo See= len oder zwee̅ Geiſter ſind in dem Men= ſchen/ dieſe terbliche auß dem Erden= klotz vnd iſt deß Leibs Leben: Vnd die vnſterbli= ???he auß Gott
69Der Geiſt iſt das Leben der Seelen. Joh. 14.
70Got hat de̅ Menſchen zu einer Woh= nung erſchaf= fen/ ſo wol in dieſem/ als auch künffti= gen Leben.
71 Manil. Ein Exemplar Gottes iſt ein jeder in einem kleinen Bildt. Das naturatum behelt die Natur deß Naturantis.
72Gott woh= net in deß Menſchen Seel gleich als in dem Himmel 2. Reg. 2. c. ſect, 24.
73Das Mens iſt der ver= nünfftigen Seelen Fuhr= mann vnd be= ſchleuſt gleich dem ewigen Gott alle En- tia/ zeiten vnd oͤrter in ſich.
74Gleich wie der Menſch in warheit die gantze Corpo= riſche Natur in ſeinen Coͤ??? per begreifft Alſo faſt vnd begreifft er nach ſeinem Verſtaͤdt die gantze Wel.
75Aus nichts alles vnd auß al= lem der Menſch.
76Die groſſe Welt war deß Adams Gebaͤrmutteꝛ Vnd alſo iſt die Mutter aller geborne̅ das gantze Gebaͤw der Welt.
77 Ioh. 17. ſect. 11 21. 22. 23.
78 Ioh. 1. ſect. 12.
79So wol dz empfindliche als vne̅pfind= liche hat den Syderiſchen Geiſt oder Coͤrper inſich,
80Eva iſt der verſetzte Ada̅,
81Die erſte Menſchen kommen auß der Erſchaf= fung die vbrige aber auß dem Weſen deß Samens her.
82 Spiritus vi- ta, das iſt der Athem.
83 Spiritus Limbi, das iſt/ der Syderi= ſche Animali= ſche.
84Alſo iſt der Wind ein Coͤrper/ ſo ge= walt hat gleich einem ſichtbahren Leib einen andern Coͤr= per zuverder= ben: Dann es ſind nicht al= lein die ſicht bahre Coͤr= per, ſondern ſo wol die ſichtbahre als vnſichtbahre von Gott er= ſchaffen eineꝛ= ley Krafft.
85Das corpus Lymbi vnd Spiraculi ſol= len gleichſam̅ ein Ehe ſeyn/ ſonſten folgen Baſtarten vnd boͤſe Kin= der. Dann gleich wie die Ehe zwiſche̅ zweyen vollkommen iſt: Als verhindert das Adulterium das Liecht der Natur.
86Der jnnerliche Menſch/ ſo in den jnnerlichen Himmel hinauff ſteigt/ ein ſonderba= re Conſtellation.
87Der Genuß deß Apffels hat den Syderiſchen Coͤrper in ſeinen Coͤrper gebracht.
88Dieſer Geiſt iſt der wahren Aſtronomiæ Doctor.
89Der Saa= me/ Aſtrum, Vulcanus, Ar- chæus ſind eins: Vnd ein Geiſt ohne Vernu̅fft vn̅ vnterſchied= lich/ gleich wie viel Dinge vnterſchiedli= Forme̅ habe̅.
90Der Spiri- tus Aſtralis erfordert in einem jeden Gewaͤchs ein leibliche Wohnung.
91Der jnner= liche Menſch iſt das Fir= mament oder alle Aſtra
92Leſe bey de̅ Pico, wie Tri- themius jhme vor Zeiten mancherley Eveſtra der dreyfachen Welt eins vmbs ander auffgelegt vnd ſich in mancherley Geſtallten verwan delt vnd daß alſo dem Pico, als deß zum Ebenbild Gottes erſchaffenen Menſchen verborgene Gewalt durch Magiſche Demonſtration gegeben. Speculariter werden wir in das jenige verwandelt deſſen Speculation wir mit Fleiß betrachten: Deß Menſchen Verſtandt wird allem vergleichen.
93Die Eintruckung der Inbildung auß der Forcht/ Schrecken vnnd Trawrigkeit iſt ein Vrſprung der Kranckheiten vnd deß Todts. Wie der Sonnenſchein durch daß Glaß/ alſo verſchicken die Aſtra die Peſtilentz durch die Haut.
94Die Weiß= heit iſt ein an= fang der In= cantation/ vn̅ was die Menſchliche weißheit will/ das verrich= ten die Aſtra
95Nach dem Elementali= ſchen Leib iſt es ein Geiſt vn̅ verrichtet auch geiſtliche Werck.
96Dem Fir= mame̅t iſt al= les am aller= beſten bekan̅t/ vnd ſind alle geſchaͤffte vn̅ dere̅ anßgang in den Aſtris vorgemahlt.
97Es hat ein jedes Thier in dem Fir= mament ſein auffſteigende Zeichen vnd alſo auch der Viehiſche Menſch.
98Es kompt nicht ein jeder Coͤrper auß dem vnſicht= kahrn vnd vnbegreiffli= chen Geiſt.
99Dreyerley Nicht/ das Goͤttliche/ privativu̅ vn̅ negativum.
100Das iſt das Inſtrument deß Liechts der Natur oder Aſtrorum.
101???Das/ gantze Firmament iſt nichts anders/ als ein Einbildung/ wuͤrckt in dem Me̅= ſchen die Peſt oder Fieber ohne Leiblich Inſtrument.
102Durch den Glaube̅ koͤn= nen wiꝛ gutes vnd boͤſes/ verrichten wann es Gott zulaͤſt vnd verhengt.
103Dieſes iſt ein Cabali= ſche Kunſt.
104Die Magia oder Glaub/ als welcher Berge ver= ſetzt/ hat die Herꝛſchafft v= ber alle Gei= ſter vnd auff= ſteigende.
105 Gen. 30. cap. Vnferꝛn vo̅ Ende.
106Viel werde̅ durch den Glauben der Einbildung geſchwaͤcht vnnd gleichs= falls geſund gemacht.
107Ein gerei= niget Gemüt duꝛch dringet/ wie ein Don= nerſtrahl alle Ding/ vnnd beruͤhret die= ſelbige nach vbeꝛwundene̅ Schatten.
108Der Wei= tzen wechſt nit ohne Vn= kraut/ ſo wird auch das Meel nit oh= ne Kleyen ge= funden: Alſo auch der Ho= nig ohne Ym= menſtich nicht geſchnitten.
109Solche Ar- cana ſind gleichſamb widergeborn ohn alle Co̅= plexion der Quailteten.
110Derowege̅ ſt das Firme ment der Werckmei= ter der euſ= ſerlichen Ge= baͤwe/ recht der Geheym= ???ſſen vnnd Myſteriorum welche in der euſſerlichen Huͤtten woh= nen.
111Die gantze vnderſte Na= tur wird in drey fuͤrneme theil/ als die Vegetaliſche Animaliſche vnd Minera= liſche vnder= ſchieden.
112Die kunſt folget der Natur vnd erſetzt der ſel= bigen Man= gel/ veꝛbeſſeꝛt/ hülfft vnd be= foͤrdert/ ja ſie vbertrifft auch die Na= tur
113Das Expe= riment/ wie auch das judicium odeꝛ Vrtheyl iſt ohne die Wiſ= ſenſchafft be= trüglich/ ſchwehr vnd zu dem Loß zurechnen: Mit der Wiſſe̅ſchafft aber iſt es gewiß vnd warhafftig.
114An Medi- camenten iſt nirgend eini= ger Mangel: Ohne daß wir dieſelbige nicht wiſſen.
115Gleich wie zweyerley Geſchlecht der Medicoru̅ ſind: deren et liche auff wunderbare Weiſe: Die andere aber durch natuͤr= liche Mittel curiren: Alſo finden ſich auch in einer jeden Kra̅ck= heit zweyer/ ley Vrſpruͤn= ge: Als der natuͤrliche vn̅ Himmliſche. Das Wort Gottes heylt das Himmli= ſche: Das n??? tuͦrliche aber wird durch das natuͤrli= che wider= bracht.
116Iſt dem= nach in allem Dingen auff Gottes als deß Herꝛn der Natur Will/ vnd nit auff die Natur zuſehen. Pſal. 31. Syr. 38 ſect. 9. 10. 11. 12
117 Chron. 17. ſect. 12.
118 Act. 3. ſect. 6.
119Solche Namen ſind die numina.
120Die Cha= racteren/ ſagt Paracelſus, ſind der Geiſt compoſita vn̅ Syrup.
121Nicht von Brod allein. Marc. 4. ſect. 4. Dcut. 8. ſect 3. Luc. 4. ſect. 4. Luc. 11. ſect 14.
122Dann die Gnade vber= windet billich die Natur/ gleich wie dz gezeichnete das Zeichen. Ioh. 1. ſect. 3.
123 Eccl. 24. ſect 8. 9. 10.
124Wann dieſe Benedeyung hinweg kom̅t ſo iſt der Ste cken deß Brots zer= broche̅: Wie Gott bey den Propheten ſeinem Volck drohet.
125 Ioh. 1. ſect. 10. Heb. 11. ſect 3. Pſal. 107. ſect. 20. Deut. 22. ſect. 47.
126Die außle= gung deß ge= meine̅ worts in Kraͤutern/ Steinen vnd Worten flu= den ſich groſ= ſe Kraͤffte.
127Ein jede Creatur foͤrcht vn̅ ver= ehrt deß jeni= gen Namen der ſie ge= macht hat.
128Leſe die Bücher der Koͤnig.
129Die geſunt= heit deß Leibs kompt von Gott/ vnnd nicht von den Aertzten.
130Mercket auff jr Medici die jhr wie die Heyden ohne vorgeſuchten Rath Got= tes/ als der allein die Kranckheit e̅ heylet/ vnd ohn bedacht deß voꝛge= ſteckten Ziels nach dem Willen Got= tes/ mit leicht= fertigem hoch muth vn̅ ver= meſſenheit die Geſund= heit zu einer gewiſſen Zeit zu widerſtat= te̅ verſprecht.
131 Eſaiæ 4. 8. ſect. 11. Syr. 38. ſect. 4. Syr. c. 30. ſect. 15. 16. 17.
132Der Medi- cus vollendet durch Huͤlff deß Vulcani die Creatur Gottes.
133 Syr. 39. ſect. 20.
134Die ſtrenge Gerechtig= keit Gottes iſt ein Kra̅ck heit vnd Giff in allen Din= gen. Im Gegen= theil iſt die Barmhertzig keit Gottes in der Natur vnd alle̅ Din= gen ein Me= dicin. Sap. 18 ſect. 15 16. Syr. 29 ſect 36. Eccleſ 33. ſect. 15. 16. Eccl 3. ſect. 14 7. ſect. 15. Syr. 42. ſect. 25.
135Vrſach der Sympathiæ vnd Antipa- thiæ.
136 Syr. 38. ſect. 15.
137Die Vege- tabilia be= ???reiffen die Gewaͤchs/ Baͤume Zoo- thyta: Die Animalia die onvernuͤnfei= ge/ kꝛiechende/ ſchwimmen= de/ fliegende vnd vierfuͦſſi= ge Thier.
138 Syr. c. 38. ſect. 25.
139Durch die Suͤnde iſt die Verſetzung??? der Creatur erfolget. Nach dem Abfal tragen die ſterbliche Menſchen ſo wol nach der Creatur/ als nach der Fort pflantzu̅g jhꝛe̅ Feindt im Buſem/ als allerley Schwachhei= ten/ vnd den Todt/ welche̅ die Contrarie= tet oder Ver= derbung ver= vrſacht.
140Wer Gott vnd ſich ſelbſt recht lernet erkennen/ der hat die Erde wol gebawet.
141Durch die allzugroſſe Licentz oder zulaſſu̅g wer= den die Men= ſchen aͤrger o= der de̅ vnver= nünfftigen Thieꝛe̅ gleich: Durch die Arbeit aber wird der Müſſigga̅g/ als deß Teuf= fels Ruhe= küſſen/ vertrie ben.
142Allein die purificationes ſind die wahꝛe verbeſſerung aller Artz= neyen.
143Gleich wie der Todt das ewige vnd ſterbliche voneinander ſcheidet/ alſo vnterſcheydet der Vulcanus das boͤſe von dem guten vn̅ die Quintam Eſſentiam vo̅ dem Coͤrper.
144 Syr. 39. ſect. 39. 40.
145Vrſachen warumb die Alchymiſti= ſche Artzneye̅ wa̅n ſie recht bereitet/ viele̅ Mixturn der Apotecker vorzuziehen.
146Das Gifft in ein Arcanu̅ redigiert/ iſt kein gifft/ ſon= dern ein fuͤr= treffliche Aꝛtz= ney. Alſo wer den auch die jrꝛdiſche Pla= neten von jrem Außſatz gereiniget/ vn̅ jhr abſchew= licheꝛ Geſta̅ck durch die Di= geſtion in ei= nen lieblichen Geruch ver= wandelt.
147Die Edel= geſtein ſind Elementali- ſche Stern
148Leſe deß Theophraſti Manuale.
149Die Mine- ralia dienen zu deß Men= ſchen Ge= ſundtheit. Dann in de̅ der Menſch ſeine Medi= cin auß der Welt em= pfaͤngt die= weil er die Welt iſt/ ſo folget/ daß alle Minera- lia dem Me̅= ſchen wol be= kommen vnd daß ſie von auſſen ange= wendet in de̅ natuͦrlichen Coͤrper zu ſeinem Mine- rale eylen.
150Alſo iſt auch deꝛ Geiſt deß Lebens einerley duꝛch den gantzen Menſchliche̅ Leib: Nach den Gliedern aber deß Leibs/ in wel= chem er woh= net/ vnter= ſchiedlich.
151 Rom. 8. Sie= he de Apoca- lypſin Herme- tis Paracelſi.
152Die Seel der Welt iſt gleichſam̅ ein mittelmaͤſſig Leben/ ſo al= les eꝛfuͤllt vnd zuſammen fügt/ damit auß dreyen Geſchlechten ??? Creatur/ der verſtendigen/ Himmliſchen vnd verderb= lichen ein Ge= baͤw der ga̅= tzen Welt er= folg durch die Krafft wel= che ſie von de̅ Ideis hat. Alle̅ natürlichen vnd duꝛch die Kunſt berei= teten Dinge̅ geuſt ſie die verborgene Eygenſchaff= ten/ die wir Quintas Eſ- ſentias zunen= nen pflegen/ ein/ vnd macht ſie damit fruchtbahr. Die Natur Gottes iſt das Bildt deß vnſichtbahren Fewers vnd ein fewrige Krafft welche alle Ding vermehrt.
153???Die Natur ſpielet offt in jhrem Meiſterſtück vnnd erfrewet ſich jhres Meiſters/ jhrer Kunſt vnd Kraͤffte.
154 In Minera- libus.
155 Lullius iſt ein Goͤttlicheꝛ vnd aller voll= kommenſte Philoſophus geweſen/ wirt deroweg en vnbillich von dem Paracelſo geſcholten.
156Die mate- ria lapidis wird geſagt ſie ſey in alle̅ Dingen in Betrachtung deß erſten Motoris in de̅ natuͤrlichen Dingen/ wel= cher der Spiri tus vegetalis wird genen= net/ als deſſen die materia deß Steins vor andern viel hat. Vnd dieſer Geiſt iſt ſo wol in den Thiern vnd Gewaͤchſen als in den Mineralien.
157Der Milch drey erſte Stuͦck/ die Molcken/ Butter vnd Kaͤſe: Dann alle Jrꝛdiſche iſt das Saltz.
158Im 2. Buch von vnter= ſcheyd deß Pulſes.
159Siehe den Theophraſtu̅ in Paragrane.
160Ein Medicus ſoll ein Aſtro- nomus ſeyn/ ſonſten wird ſeine Medi= ein von dem Theophraſto eine verfuͤh= ꝛung vnd Be= tꝛug genennet
161Derowe= gen werden viel mit dem Icaro in dem gꝛoſſen Meer erſauffen.
162Vier Saͤu= leu der Me= dicin: Nemb= lich Philoſo- phia, Alchy- mia, Aſtrono- mia, Phyſica, die Tugendt der Medi= cin.
163 In lib. de fla- tibus,
164Was Medi- cina ſey.
165Die Na= tuꝛ heylet vnd hilfft durch gleiche Mit= el.
166 Lib. 13. Me- thod.
167Wann der natuͦrliche Medicus vff= hoͤrt/ ſo faͤngt der jnnerliche an.
168 Paracelſus in Tinctura Phyſicorum.
169Im erſten Tractat deß andern Buchs der groſſen Chi= rurgi.
170Die Gradus vnd Comple= xion werden in den Kra̅ck= heiten nit be= trachtet.
171Im Buͤch= lein der alten Medicin.
172Dann es ſoll ein jede Kranckheit mit jhrem eygenen propriato curiert werden.
173Einer jeder Erden Vn= fruchtbarkeit iſt das Salt Paracelſus
174Die vo̅ dem Saltz hinder= laſſende Ver= ſtoͤrung wirdt durch die Wallwurtz geheylet.
175Des Sulphu ris Reſolu= tion wider= ſtattet der Crocus
176Des Mer- curi allzu= groſſe Subli= mationen in groſſirt das Golt.
177Vnſere Na= tur heilet die Kranckhei= ten/ wann nemblich die Hindernuſſen auß dem Weg geraumbt. Wider ſolche Hindernuſſe/ als welche die Kranckheiten vervrſachen helf= fen wir der Natur.
178Hiſtoria.
179Ich hab es geredt.
180Alle ver= borgene Sa= chen ſollen durch Gottes Ordnung of= fenbahr wer= den.
181Die taͤgli= che Erfah= rung/ welche jhr End= ſchafft noch nicht erreicht/ hat viel Irꝛ= thumb der Alten ent= deckt.
182 P. in der groſſen Wundt Artz= ney.
183Ein wah= rer Philoſo- phus hat ſei= nen Vrſpru̅g auß der Er= kanntnuß Himmels vn̅ der Erden/ vnd der Na= tur ſampt der ſelbigen Ey= genſchafften eygentliche Erkantnuß
184 A uß der Verwunde= rung folgt dz Philoſopiern.
185Durch dieſe Meditation/ welche ein ſtaͤttiges Nachdencken iſt/ wirdt die weiſe vnd vr= ſach eines je= den dings er= kuͤndiget
186Der Philoſo- hus ent= ſpringt auß dem Medico, vnd der Medi- cus hinwider= umb auß den Philoſopho: vnd iſt einer deß andern Wurtzel.
187Der Spagy- rus jhrer bey= der Koch.
188Die Philo- ſophia iſt ein Mutter der Medicorum vnd ein Auß= legerin der Kꝛanckheiten vnd Artzneye̅.
189Auß dem Fundament deß Glau= bens.
190Dieſe Phi- loſophia hat bey alle̅ Voͤl= ckern floriert.
191Der Artzt auß Gott ge= born vermag alles.
192 Iacob. c. 1, ſect. 17.
193Alle Ge= walt iſt von Gott/ ohn welchen alle Creaturen nichts ver= moͤgen. Alſo ſind auch alle Geheymnuſ= ſen allein Gott vnd nit dem Teuffel/ Creaturen o= der Aſtris zu= zuſchreiben.
194Dann er alſo geſchrie= ben/ dz er vns alle H???ffnu̅g der Nachfol= ge benomme̅.
195Beſihe das Buch Para- celſi von dem Fundament der Weiß= heit.
196Item vber ſich follen vn= ſere Hertzen gerichtet ſeyn Wer deß Theophraſti Schrifften fleiſſig lieſet/ der wirds be= ſinden. Die Theologia vnd Medicina, ſo zertrennet worden/ muß man wideru̅b vereynigen Sintemal deꝛ Leib deꝛ See= len̅ Wohnu̅g iſt.
197Durch die Meditation oder Be= trachtung ſe= hen wir/ vnd in dem ſehen vnd lernen werden wir erfrewet/ in der Frewde hangen wir aneinander: In dem an= einander ha̅= gen beſitzen wir: In dem Beſitzen ge= nieſſen wir der Warheit/ welche iſt ein Speiſe vuſe= rer Seelen. Dionyſ. Picus Mirandula- nus. Cant. Ca̅- tic. c. ſect. 8.
198In dem wir fremb den din= gen all zuſehr nach forſchen/ lerne̅ wir vns ſelber nicht kennen. Vnd wann du al= les duꝛchlauf= feſt/ wzh???lfft es dich da du dich ſelbſten verſaumeſt.
199 Epiſt. 1. Ioh. 2 ſect 20. 27. Pſalm. 98. Abacuc. 2. ſect. 19. Pſalm, 18. 84. 85. Phil. 3. Za- char. 2. ſect. 12. 1. Cor. 3 ſect. 9.
200Mit ſtillem Geiſt ſoll man Gottes erwarten/ der ſeinen Segen gibt/ da er tuͤch= tige Gefaͤß findet.
201Gott iſt in dem Tempel deß Hertzens zufinden.
202 Apoc. 21. ſect. 23.
203Die Creatur??? iſt de̅ Schoͤpf= fe̅r billich zu Gehorſam verpflicht da= mit ſie mit Gott ein Wille bleib. Geneſ. 6 ſect. 3,
204Der Menſch liche Fall vnd vn= ſer Suͤnde iſt ein Defect o= der Abfall zu der Alteritet.
205So offt ich vnteꝛ den Menſche̅ ge= weſen/ bin ich allezeit ein ge= ringerer Me̅ſch heim= kommen.
206O wie ſchwehrlich Thoren die jenige/ die ſich ein mal in der Menſchen Weißheit vertiefft.
207Ohne Ar= beit ſol nie= mand dieſe kunſt beſitzen.
208Ein jedes Glied hat ſei= ne eygene Tawung vn̅ Abſondeꝛung in jhm/ wie gleichsfalls auch ſeinen ey gene̅ außga̅g vnd Vnrath.
209Die erſte Tawung deß Magens iſt keinc Tawu̅g/ ſondern eine Vorbereitn̅g der Tawunge̅ fuͤr ein jedes Glied.
210Wann ne̅b= ich der Spiri- tus Salis deß Fleiſches vnd deß Harns Werck ver= einbahret.
211Die Abſon= derung deß Tartari gibe die Vſneam, welche der Le ber iſt: Die ander Gra̅di- nem zu dem Magen gchoͤ rig: Vnd die dritte Lapillu̅, der Nieren vnd Blaſen. Ein jeder Meuſch hat Vſneam vnnd Grandinem, den Lapillum oder Stein aber nicht ein jeder.
212 Paracelſus ſagt/ es ſey die Matcry der Kranckheiten/ als der Tartarus, zweyerley: Nemblich/ der Belaris, dergleichen die Milch= ſpeiſſen/ Fleiſch vnd Fiſche haben: Vnd dann der Zaͤhe/ Bituminaliſche vnnd Schleimichte/ dergleichen in dem Huͤlſengemuͦß/ Ruͤben/ Kraut vnd dergleichen zufinden.
213Die Reſo= lution deß Tartari in det kleinen Welt/ ſo von der Nahrung vnterſcheidet/ iſt das aller groͤſte Ge= heymnuß ohn welches die wahre Cur der Tartari= ſchen Kranck heiten hincket.
214Der Spiri- tus oder Geiſt deß Lebens in dem Men= ſchen iſt mit dem elemen= taliſchen ei= nerley.
215Der Tarta- rus wird nach den Oꝛten der Durchgaͤnge deß Munds Magens Ge??? daͤrm/ Leber/ Niern/ Bla= ſen/ Fleiſch/ Geblüts vnd Marcks vn= terſchieden.
216Mehr ſtrei= tende Mey= nungen fin= deſt du bey de̅ Agrippa de ??? vanitate ſcie̅- tiarum cap. de Medicina.
217Wann ſol chedie Recepta vngefehr ver= lohrn/ ſo weicht vnd verliehrt ſich zugleich alle weißheit.
218Die Expe= rientz ohn jh= re Mutter ??? Philoſophi iſt vngewiß.
219Dieſe lern mit anderer Leut Gefahꝛ/ ſuchen jhre Experimenta duꝛch anderer Vntergang vnd erwerbe̅ mit jrer vn= wiſſe̅heit viel Gold.
220Der Muͤſ= ſiggang als ein Ruhekuͤſ= ſen deß Teuf= fels iſt zumey den/ dieweil er ein Mutteꝛ iſt der Luͦgen/ ein Stieff= mutter der Tugenden vnd ſoll man allezeit für den Nu= tzen deß Nech ſten ſorgen.
221Wann ſie ???emblich von dem kleinen anfange̅ vnd allgemach zu dem groͤſſern ſchreiten.
222In dieſer Verachtung der Wiſſen= ſchaffte̅ wird das Gute ver= lohren vn̅ dz boͤſe erwehlet.
223Das beſte Fundament der Medicin iſt der Glaub in Gott vnd die Lieb gege̅ dem Nechſte̅ in welcher Stücke man= gel/ alle kunſt gebricht.
224Paracelſus will nicht/ dz die Medicina ſoll veꝛfinſteꝛt werden.
225Es iſt nicht ein jeder zur Artzney ge= ſchickt/ vnd iſt auch nicht ei= nem jeden die Gab der Artz ney gegeben vnd ob wol alle Experime̅ ta Geheymnuſſen ſind/ ſo wiſſen doch die vuerfahrne das Gewicht vnd Maß/ in welchem die Krafft der Artzney beſteht/ nicht. Dann wann der Theriac vnd Saffran in vbermaͤſſige̅ Gewicht gebraucht werden/ ſind ſie ein Gifft. Gleich wie in geringerm Gewicht nichts ver= richten/ gehoͤret demnach die Experientz allein dem Medico zu.
226 Cap. 3 ſect. 17.
227 1. Cor. 10. ſect. 31.
228 Parac. von der Aufferwe ckung der na= tüꝛlichen Din??? ge fol, 295.
229Die Vrſach deß Todts iſt der jnnerliche Feind welche ein jeder bey ſich traͤgt.
230Durch den Todt wird ď Fluch in den Creaturen ???inweg ge= nommen. Syr. 10. ſect. 11. cap. 14. ſect. 18. cap. 41. ſect 5.
231Wo die Na= tur gejrꝛer/ da kan niemand helffen.
232Der Armen ſoll der Artze allezeit in Acht nemme̅/ vnd die Tu= gend der Chriſtlichen lieb gegen ſeine Kran= cken vor allen andern laſſen hervor leuch= ten
233 Syr. cap. 38. ſect, 28.
234Der Medi- cus vnd die Artzneyen ſind die wah= re Barmher= tzigkeit Got= tes.
235Ein froͤlich Gemuͤth iſt dz beſte Wolle= ben.
236 Syr cap, 38. ſect. 19. 20. c. 30. ſect. 25.
237Der jenige Medicus macht die mei ſten geſundt/ in welchem mehr jhr Vertrawen ſetzen.
238Die Einbildung iſt gleich wie ein Bech/ ſo leichtlich anhangt vnd das Fewer ſehr bald annimpt.
239Die Sterne ſind Ruthen der Aſtrorum Pcr. tract. 2. von der Pe= ſtilentz.
240Der will vn̅ Einbildung deß Menſche̅ iſt ein Mut= ter der Peſt: Dannenhero ein Menſch ein gantzes Land durch die Einbildu̅g anſtecken ka̅,
241Leſe den Paracelſum von den vn= ſichtbaren Kranck heite̅ vnd von der krafft deß na= tuͤrlichen Glaub ens/ welcher auß Gott alles naturlicher weiſe veꝛmag
242Darnehero Damaſcenus: man muß de̅ Krancken die Geſundtheit eiutrncken vn̅ verheiſſen/ vnd nimmer= mehr mißtroͤ= ſten/ ob er ſcho̅ ſelbſt verzagt.
243Sind In= preſſunge̅ der vutern Ge= ſtirn.
244Iſt derowe= gen beſſeꝛ/ daß der Leib Krruck ſey/ dann das Gemüth.
245 In lib. de A- nima Durch die anfechtun??? gen deß Ge= müths wird ď Leib ver= derbt. Vnd iſt auch das Ge= müth der Be= wegungen deß Leibs nit ohne.
246Dieſes iſt die Wohnn̅g vnd Weiß= heit deß Schoͤpffers den nach ſei= nem Ebe̅bild erſchaffenen Creaturen mitgetheilt/ ob er wol al= les koͤnnte be= halten/ gibt er jhr doch die Eygenſchafft deß Bildts.
247 Matth. 19. ſect. 21-
248 Gen. cap. 12. ſect. 25. 26. &c.
249Alles iſt den Glaubigen muͤglich: Gleich wie hergegen den Vnglaͦubigen alles vnmüglich: Nach dem er von einem Ding gedenckt/ vnd jhm daſſelbige durch den Glauben einbildet/ alſo muß es geſchehen.
250???Deß Glau= bens aͤrgſter vnd groͤſter Feind iſt der Vnglaubt ſintemal die Einbildung mit de̅ Glau= ben alles vermag. Matt. 21,
251Dann die Fata machen die Kranck= heiten vnheyl= ſamb, Wel= ches ma̅ in ď verſagung ď Hülff auß de̅ gebrauchten Artzneyen ſie het.
252 Matth. 9. ſect. 2.
253In ď Stil= lu̅g deß zornß Gottes faͤngt ď Medicus an.
254Dieſes iſt die verborge= ne Minerua deꝛ Philoſo- phiæ vnd das eintzigſte al= lerkoͤſtlichſte Perle/ ſo nie= mandt ſchü= tzen kan,
255Ich will nich allhie fuͦr einen Wetzſtein o= der Richter darſtellen/ welcher vor der Thuͦr ſte= hent/ andern (denen ich mehr/ als mir zudienen begehre) den Weg weiſe/ den ſie ſollen wandern.
256Die Weiß= heit iſt das Hertz in der Beſte̅digkeit.
257Dann wel= che einen Schatz offe̅t= lich tragen vnd genieſſe̅ die begehren= deſſelbigen be raubt zu wer den. Hiob. 22. ſect, 25.
258Aber wo wird dieſer Egyptiſche Vogel gefu̅= den/ ſo woͤllen wir den Phe= nix loben. Parac. in frag mentis Medi- cis, ſo zum vierten Tomo zu referiern fol. 311.
259Es wirdkei= nem der Zu= gang geſtat= tet/ ohne die Offenbahru̅g Gottes oder durch die Stimme deß lebendigen o= der ſonſt kun= digen vnd be= weißlichen Lehr
260Es iſt keines dings vollko̅= menheit ohne die Hülff Gottes vnd deſſelbigen Demonſtra= tion zuhoffen. Syr. cap. 38.
261Dieſes iſt der ware vnd einige Weg zu allen Ge= heymnuſſen/ daß wir vns nach vnſers Erloͤſers Ge= botte̅ zu Gott/ als dem An= faͤnger alles Guten veꝛfuͦ= gen.
262Gott will dieſe Wiſſen= ſchafft nit al= len offenbah= ren/ aͤrgernuß zuveꝛmeyden.
263Dieſes wird nit geglaubt: Jedoch nach vollbrachter groſſer Mü= he vnd Arbeit am Ende mit groſſem Ge= winn verge= wiſſert.
264In dieſem beſiehet das gantze Werck daß dz Goldt duꝛchdz Saltz der Natur animiert das fuͤrnembſte Subiectu̅ ſey deꝛ Philoſo- phorum Me= talliſchen Medicin.
265Leſe Gen. 1. ſect. 27 28. Die Tafel Hermetis. Mo- rientem Ala- num. Rodargi- rum. Monade Treuiſanum, Lullium.
266 Leuit. cap. 26 ſect. 20,
267Groſſe Leu= te begehen groͤſſe Fehler.
268Pſa. 25, ſect. 14 Syrac, cap. 43, ſect, 37. Pr. 3, ſect. 32. Sap. 1 ſect. 4.
269Dieſes i???n einem vollko̅= menen Ge= winn durch Betrug/ die= weil das En= de ſolcher Bu ben anders nichts iſt/ als Staub vnd Aſchn.
270Die fromb= keit iſt ein Schlüſſel zu aller Ge= heymnuſſen Erkanntnuß von noͤthen.
271Beſiehe deß Rodarargiri Brittoſarma- ti Carmen in Zodiaco piſciu̅ wider die Kir??? chenraͤuberi= ſche Soldate̅/ welche in das Heiligthumb der Philoſo- phiæ mit Ge= walt eingefal= len.
272Iſt keinem ſterblichen Menſchen zu offenbah= ren: Sinte= mal du durch die Offenbah= rung eines ſolchen groſ= ſen Geheym= nuß verflucht wirſt. Lullius
273Wer die Kunſt offen= fenbahrt/ wird eines boͤſen Todts ſterben. Sin= temal es al= lein Gott ge= buͤhrt die Ge= heymnuſſen mitzutheilen vnd zu offenbahren/ der die Natur erſchaffen hat/ dann derſelbige offenbahret es/ wem er will/ vnd denen es gebührt/ vnd keinem andern/ dieweil es ein Gabe Gottes vnd keines ſterblichen Menſchen iſt.
274 Hiob. 34. ſect. 11 Prouerb. 24. ſect. 12, Apoc. 2. ſect 23. Item cap, 22. ſect. 12. Eſai. 3 ſect. 10. 11. Ier. 17 ſect. 10. Item cap. 32. ſect. 19. Ezech, 33. ſect. 20.
275Die Verzehrung der Welt durch das Fewer.
276Die Eygenſchafft deß Fewers iſt die vnreinigkeit der Elementen abzuſcheyden.
277 Apoc. 20. ſect, 10
278Das glaͤſerne Meer mit dem Fewer vermiſcht.
279Ein jede Schoͤne ſie ſey gleich lei b= lich/ oder nicht leiblich/ iſt nit anders als ein ſchein ei= nes Goͤttli/ che̅ Geſichts oder Liechts den erſchaffenen Dingen ein= verleibt/ wel= che durch die ſchoͤne Coͤrper herauß leucht vnd alle Lieb haber wie ein Bildnuß Gottes zur Verwunde= rung bewegt Dann wie viel ein Ding deß Liechts in ſich hat/ als viel hat es auch deß Numinis o- der Gnaden= Gottes/
280Auß Got= tes Liecht werden die Geheymnuſ= ſen offenba= ret/ dann ohn jhnka̅ nichts guts vn̅ voll= kommens er= folgen.
281 Pſa. 145. ſect. 19. Prou. 10. ſect. 24.
282Das Goͤtt= liche Ver= trauwen laͤſt niemandt im Guten zu= ſchande̅ wer= den.
283Die See= ligkeit beꝛuhet in der Ergreif??? fung deß ???oͤchſte̅ Guts???
284Gott iſt die vnwanckel= ???ahre Ruh/ nach deren alle Creature̅ ſoͤhnen vnd verlangen Leuit. cap. 25, ſect. 23.
285Tob. 12. ſect. 1. Syr. 2 ſect. 5. Sap. 3. ſect. 6. Prou. 17. ſect, 3.
286Ohne Stꝛeit vnnd Kampff kompt niemandt zum Sieg der Gedult vnnd Cron. Dann durch die Engekompt man in die Weite.
287 Num. c. 11. ſect. 33. Pſ. 78. ſech. 31. Pſal. 104. ſect. 105. Tob. 12. ſect. 7.
288Der Philo= ſophiſch Ba= ſilißk verbre̅t in einer vn= glaublichen Geſchwindig keit/ wie der Blitz alle vn= vollkommene Metall/ vnd gibt jhnen in einem Augen= blick ein newe Form. Soll derowegen ein jeder lieb= haber der Warheit de̅= ſelbigen fleiſ= ſig nachfor= ſchen.
289Wider dem Todt iſt kein Artzt auſſer Chriſto.
290Dieſer vn= glaubig Zweiffel/ dieweil we= nig gefunden werden/ wel= che mit ſteiffe̅ Gewiſſen glaube̅/ dz die kunſt waꝛhaf= ???ig ſey/ ſo ge= ???eicht es mehꝛ ???um ſchaden als zum Ge= winn/ wie bey den Alten als auch ins künf ???ig bey den Alten: Dann alſo verwahꝛt Gott der rech ten Philoſo= phen Sicher= heit.
291 Exod 32. ſect. 20. Hiob. 14. ſect. 19.
292Es iſt nit Chriſtlich de̅ dem Teuffel groͤſſer ſachen zutꝛawen/ als ď vnendliche̅ Weißheit vn̅ Allmacht Gottes.
293Das rechte Fundament vnd Zweck ď wahren Medi corum die= weil nicht die erſte/ ſondern die ander Ge= ???uꝛt dienſtlich iſt.
294Der vr= ſprung deß philoſophiſche̅ Magiſterii.
295Anderſt thu̅ jhrer viel welche von ď peꝛfection wi??? woleingebilde ten allein be??? anďn rühme̅/ vnd ſich allſo durch jhre Leichtglaͤu= bigkeit vnd wohn ſelbſte̅ verhindern/ daß ſie in dem lerne̅ nit wei= ter koͤnnen kommen.
296Gott hat ſich in dem er= ſten Zeiten durch das Liecht der Natur offen= bahret.
297Der Man= gel der Na= tuꝛ muß duꝛch den Fleiß der Kunſt veꝛbeſ= ſert werden: ſintemal die Natur ſich allezeit zu jh= rer vollkom= menheit ney= get vnd be= muͤht/ durch jhre Gebaͤrde̅ Prou. 3. ſect. 16
298Sie haben bey Straff ď Verfluchung nicht doͤꝛffen reden/ ohn al= lein in den Gemaͤhlten ď Raͤtzel: Die= weil es jhnen von dem Mei ſter der natur nit erlaubet: Damit ſie ſich nit ſelbſte̅ in/ Gefahr ſtürtzen vnd den boͤſen kei= ne Gelegen= heit geben. Pro. 10. ſect. 16.
299Er erweckt die Bewegu̅g in de̅ Leibern vnd macht die Elementa lebendig: Es werden aber die Elementa als dann lebendig gemacht/ wann ſie zu jhrer Wuͤrckung werden aufferweckt: Sintemal das natürliche Leben anders nichts iſt/ als ein Actus oder Würckung der Element.
300Das Leben der natuͤꝛliche̅ Ding iſt ein Idæalis vnio oder Vereini= gung mit den Idæalibus deß Himmels vn̅ der Erden.
301Auß dieſer Kunſt kompt die Erkannt= nuß faſt aller ding: Vnd in dieſem Stein ???euchtet die gantze Natur der Dinge hervor.
302Die Tinctur iſt die Quinta Eſſentia von der kleinen Welt/ zu dem erſten aller vollkommen= ſten Eſſe vnd kompt zu dem vnario nume- ro Cabaliſtico am aller naͤch ſten hinzu.
303 Parac. nen= uet es einen vollkommene̅ jmmerwehꝛe̅= den allgemei= nen Balſamb der Phyſicorum. der das Alter beſchützt/ ein Artzney deß vniuerſalis, welches wie ein vnſicht= bahr Fewer alle Kranckheiten verzehrt.
304Dieſe Quintam Eſſentiam haben die Alte als die aller beſte Rathgeber ein mittlere Natur der Seelen genennt.
305Wann die gereinigte E= lementen zu einer reinen vnd gleichen Simplicitaͤt gebꝛacht wer= den/ ſo hat ma̅ ein Artzney dz Leben zuer= laͤngern: dann alſo werden die Elemente̅ gleich: ſinte= mal die vn= gleichheit vn̅ Herꝛſchafft deß eine̅ vber das ander Kꝛanckheiten vervrſacht.
306Die Geſu̅d= heit beſtehet in einem tem= perierten Coͤr= per.
307Es ſoll ſich niemand ver= wu̅dern/ wan̅ nach dem E= xempel ď Son nen/ ſo den Laͤtt hart macht vnd dz Wachs ver= ſchmeltzet/ die Wuͤrckung ein es eintzige̅ Dings/ nicht zwar an ſich ſelbſt/ ſondern gegen dem je- nigen/ in wel= ches es wuͤr= cket gehalten vnterſchied= lich iſt.
308Die natür= liche Waͤrmb de durch wel= che alle Ding zur Auffent= haltung Zu= nemmung vn̅ Veꝛmehꝛung der Leiber werden verta wet/ iſt die Waͤrmbde ď Sonnen vnd deß Monds.
309Der Geiſt iſt das Leben vnd Balſam aller natuͦrli= chen Dinge.
310Deß Men= ſchen Leben iſt der Aſtra= liſche Balſa̅/ die Impreſſio balſamica, Himmliſche vnd vnſicht= bahre Fewer/ der einge= ſchloſſene Lufft vnd ď eingierende Geiſt deß Sa- lis.
311Der Geiß ď Welt oder Himmliſche vnd natürli= che Geiſt vn= ſers Leibs iſt eineꝛley: Vnd demnach die waͤrmbde der Sonnen vnd Monds auß dem ictu deß Geiſts ent= ſprungen ein mehr vertra= wte vnd dan= nenhero auch ein vvllkom= mene Sach.
312Gleich zu ſei nes gleichen gethan macht jm daſſelbige noch mehr gleich.
313Der Spiri- tus vitalis in dem Men= ſchen iſt mit de̅ elementali ei= nerley.
314Das calidum innatum vnnd Humidum primigenium in der kleinen Welt werden durch die Hitz vnd Feuchtigkeit der Sonnen vnnd Monds in der groſſen Welt/ als durch den einigen Himmliſchen vnd vnſerm natürlichen Geiſt erhalten.
315 Parac. Die Tinctur rein get den Bal= ſam alſo/ da??? auch die Nachkoͤmlin??? ge der Kinds kinder deſſel??? bigen in jrer Geſundheit empfinden.
316Die Feuch??? tigkeiten deß Lebens gebe̅ dem Geiſtdeß Lebens ſein??? Nahrung.
317Suche bey dem Theophra ſto im fuͤnften Tomo vnt er den fragmen- tis Medicis. fol. 162.
318Hoͤret dem= nach auff den Paracelſum zuſchelten/ dz er andern lan= ges Leben verheiſſen/ vn̅ doch ſelbſt kaum zu eine̅ rechten Alter kommen: Dergleichen Schmaͤhungen dann ſie viel erdencken auß einer boßhafftigen Vn= wiſſenheit/ dergleichen dem Paracelſo nie getraͤumet.
319Vber ď Na= tur deß Para= deyß oder der Ewigkeit Ho= rizo̅t iſt Gott ???uſehen/ wel= ???her ď ſonder= bahr vnd ???ey= gene Orth zu ???ontemplieꝛn.
320Wer mit Gott vereini= get bleibt/ der wirdt gleich wie Gott vnd die Engel nicht alt.
321Vmb ſonſt werden deß Paracelſi cor- tices odeꝛ Rin den auffſtehe̅/ welche dieſe Außlegung füꝛ gezwunge̅ oď allzuweit geſucht auß= ſchreyhen.
322 Rom. 6. Ad. Coloſſ. 13.
323Ein Ge= heymnuß der Goͤttlichen Veꝛmaͤhlung mit dem Me̅= ſchen.
324Durch die Ankunfft die= ſes Strahlen oder wahren Himmliſchen Steins wird aller Vnrath vnd die Finſternnß der Vnwiſſenheit vertrieben.
325Was Gott nit iſt/ das iſt nichts/ vnd auch für nichts zuach= ten.
326 Lactantius ſetzt den Her- metem nit ſo ſehr vnter die Philoſophos, als vnter die Sybillen vnd Prophete̅
327In einem ein tzigen Augen= blick ſchawen ſie alles.
328 Exo. 33. Eſ. 33. 2. Cor. 11.
329 Pſ. 115. ſect 5.
330Die ferꝛnere Verlengeru̅g deß Lebens iſt muͦglich: Dannenhero ???ann Porta ???ie Meynu̅g der jenigen/ ſo einem ſein gewiſſes ziel vorſtecken/ verwirfft/ mit ???ermelden/ dz wer die Schwachhei= ???en meidet/ vnd ſich fuͤr allem ſchand= lichen hütet/ derſelbige koͤn ???ne anch laͤn= geꝛ leben.
331 Par. c. 7. La- byrinthi Me- dicorum.
332Par. von de̅ lange̅ Leben.
333 Par lib. 8. Archid. von dem Elyxiriis,
334Iſt ein Er= haltung deß Leibs vo̅ al= ler zufaͤlligen Verderbung
335Der Todt/ als ein Die= ner Gottes erwartet vn= ſere jnneꝛliche Krieg.
336Der Todt iſt zweyerley: Ex Iliade & Ente.
337Die Seel oder Geiſt deß Liechts ohne Ende mit de̅ Liecht der Natur vereinbahret/ hat dieſer Le= ben ſo hoch gebracht.
338 Para. Nach dem ſich die Me̅ſche̅ auff der Welt veꝛ= mehrt/ ſind die verſtaͤndi= ge mit der Weißheit in dem centro blieben vnd andere/ ſo die= ſelbige nit ge= habt/ von ſich zu der Cir= cumferentz verwieſen.
339 Mens vn̅ Ens kürtzen vns das Leben ab.
340Vngeacht/ man ſagt/ daß der Actus der Einbildung verbleib/ vnd daß duꝛch deß einen Einbil= dung deß an= deru Coͤrper nit koͤnne alte= riert werden.
341 2. Reg 4. Syr. 37 ſect. 34. c. 31, ſect. 22. 23. 24
342Leſe/ vberle= ſe/ es wird dich verhoffe̅t lich ſolcher mühe nit ge= rewen.
343Ma̅ ſoll ſei= nen eygenen Nutzen dem gemeine̅ nicht vorziehen.
344Die Schulď Medicorum iſt nit mit geba= ckenen Stei= nen bedeckt/ ſondern mit dem Firma= ment vnd ſoll man derowe= ge̅ das Buch der Natur mit den Füſſe̅ vmbblaͤttern/ nemblichnach deß Paracelſi Meynung dur das muͦh= ſame reyſen.
345Wir habe̅ ſo viel nit ge= ſagt als wir noch zuſagen vnd vorzu= bringe̅ gehabt Dieſes aber ſey den jenige̅ geſagt/ welche eines ſcharpf= fen veꝛſtands vnd von Gott eine erleuchte= te Seel be= kommen.
346 Matth. 21. ſect, 10.
347Dann wer ka̅ das Ende der Artzney erforſchen.
348Dann in der Vorrede deſſelbigen hat er ſich gebrauchet der Wort deß Severini Dani auß ſeiner Idæa Med. Philoſoph. Es halten aber jhrer viel gaͤntzlichen darvor/ daß dieſer Severi- nus nicht der Author dieſer Ideæ ſeye/ ſondern vielmehr der Pratenſis, deſſen gedicht am Ende gedachtes Büchleins zuſinden/ welches dann auß der Vergleichung obgedachten Gedichtes vnnd dann deß gantzen Wercks ſelbſten klaͤrlichen genugſam erhellet.
349Das Woͤrtlein Saamen wird von den Lateinern Semen vnd auch ſperma genennet/ welche bey= de aber nicht einerley Verſtand haben/ ſintemahln dieſes bedeutet daß gantze Corpus deß Saamens ſo vns vor Augen kommet/ jenes aber einem jedwedern theil ſo in de̅ ſpermate.
350Die Artzneyen muͤſſen mit dem natuͤrlichen Balſam vbereinſtimmen: Dieſes iſt der vornembſten Regul eine aller Medicorum, welche der weitberühmbde Hippocrates allen den jenigen/ ſo Menſchliche Schwachheiten recht vnd auß der Kunſt zu Curieren ſich vn= derſtehen vorgeſchrieben. l. 2. de flatibus vnnd 2. aph. 22. Spricht er/ Widerwertigen Schwachheiten gehoͤren widrige Artzneyen: Dieſem zuwieder ſetzen die Hermetici oder Chymiſten/ daß die Kranckheiten durch gleichfoͤrmige Artzneyen müſſen außgetrieben wer= den/ als hitzige durch hitzige Mittel/ kalte durch kühlende. Dieſe zwo Meynungen ſchei= nen zwar wieder einander lauffen/ jedoch/ wann man ſie Vernünfftig Examiniret vnd er= weget/ ſtreitten dieſelbige nicht Wiedereinander/ ſondern müſſen alſo verſtanden werden: Daß nemblichen die Artzneyen ſollen gleichfoͤrmig ſeyn dem natürlichen Balſam vnd der eingepflantzten Waͤrme/ welchem ſie zu Außtreibung der Schwach= heit müſſen behuͦlfflich ſeyn/ zu wieder aber ſollen ſie ſeyn der Kranck= heit ſelbſten.
351
Alle Kranckheiten werden füglichen Abgetheylet in zwey theil/ deren der 1 Die 4 vornembſte Geſchlecht ď Kra̅ck= heiten in ſich hat vnd zu welchen alle unde= re gerechnet werden. 1. Auſſatz/ welchem ver= wand ſind alle euſſerli= che Gebreſten. 1 Allerha̅d Geſchwaͤhr/ Apoſtem/ hitzig Peſtile̅tziſche Drüſen/ Raͤu= de vnd Grind/ außfallen der Haar/ Schuppen deß Haupts/ Blutge= ſchwaͤr/ Krebslin Leichdorn/ alleꝛ= hand Flecken/ Inſonderheit deß Angeſichts/ Sommerflecken/ roth Finnicht Angeſicht Zittermahl o= der Flechten/ Maſern Schrunden an Haͤnden vnnd Füſſen Carbun= cel &c.
2. Podagra Darmgicht/ Leib vnd Nierenwe= he/ Zahnſchmertzen/ Gliederwehe/ Schmertzende Fluͤß vnnd Haupt= ſchmertzen/ &c.
3. Waſſerſucht Fieber Muttergeſchwaͤhr Gelbſucht Allerhand Mißfarben deß Leibs.
4. Falle̅de Sucht/ hieher gehoͤren alle Haupt vnd andere Schwachheiten. Flüß/ Laͤhme/ Giecht/ Hertzklopf= fen/ vier Geſchlechte deß Kra̅pffs/ Melancholey Schwindel deß Haupts Schlag vnnd dann Auff= ſtoſſen der Mutter.
2. Die Jenige/ ſo von anďn herruͤhren vnd ſecundarii ge= nennet werden. Podagriſche Flüß Auſ= ſatzmit Giecht Flußſie= ber.
Newe Schwachhei= ten als Neapolitaniſche Kra̅ckheit/ Engellaͤndiſcher Schweiß/ Fleckenfieber Vngariſche Kranckheit Seytenſtechen/ Rothe ruhr &c.
Oder.
Die Kranckheite̅ So von ſich ſelbſten entſpꝛoſ= ſen vnnd einſame genennet werden/ ſind. Die Fallende Sucht podagra Waſſerſucht vnd Auſſatz
Alle vbrige haben jhren Vrſprung vnd Weſen von anderen/ vnd wer= den daher nachfolgende oder von andern herrührende genennet.
352Dahero ſie auch Aſtraliſch oder Himmliſch genennet werden.
353Die Gruͦnde der Je= nigen ſo ſolches laͤugnen ſind zufinden bey Doringio inn ſeinem Tractat de medicina & me- dicis.
354Auß der Erfahrung aber hat man/ daß dieſe Artzney/ ſo ſie vmb ein geringes ſchweh= rer als billich vnnd gebraͤuchlich eingegeben worden/ den Krancken ſaͤnfftiglichen getoͤdet: Dannenhero daß dieſe Artzney gantz vnnd gar keine Schmertzen vervrſache vnzweiffentlich zuſchlieſſen.
355Der Vegetabiliſchen/ Mineraliſchen vnd Animaliſchen. Durch die Ve= getabiliſchen verſtehe allerley Kraͤutter/ ſo ſich beſamet auff der gantzen Erden/ Laub vnnd Graß/ alle Geſchlechte der Baͤum vnd alles das Jenige ſo auß GOTtes Befelch die Erde laͤſſet auffgehen. Exod. 1.
356Dieſes Antidotum ſollen gehabt haben Arnoldus de Villa nova, Baſilius Monachus, welchem er einen verdeckten Nahmen/ nembliche/ Aſam Pha- laiam, gleichſam , welches eygentlich eine Sicherheit bedeutet/ ſolle gegeben haben; Deßgleichen auch Paracelſus vnd andere. Crollias bekennet offentlich/ daß er ſolches bey einem Polacken Michael Sentivogio nicht allein geſehen/ ſondern auch mit der Zungen ſelb= ſten gepruͤffet habe.
357Dieweiln zu Zeiten ſich zutraͤget/ daß die Tincturn vnnd Wurtzeln ſelbſten durch dieſe ſonderliche Curen zur Heylung kommen.
358Auff ſolche Manier wer= den geheylet die jenige Schwachheiten vnnd derſelbigen angehoͤrige/ welche noch nicht ihre Hoͤhe vnd Vollkommenheit erreichet/ darvon hierunder Meldung geſchicht.
359Gleich wie das Gold mit der Sonnen deß Firmaments natuͤrliche Geheymnuſſen vnd ſignaturen hat.
360Gleich wie der Meythaw.
361Der Sonnenthaw.
362Welche noch jhre grobe Vn= reinigkeit oder gewiſſes Tartarum bey ſich haben.
363Dergleichen ſind die Kühlende/ feuch= te vnd Durſtleſchende Mittel/ dahin auch die Aderlaͤß gehoͤrig.
364Durch die vier erſte ge= ſchihet vornemblichen die Vniverſal vnd allgemeine Heylung wegen gaͤntzlicher Verzehru̅g/ Zertheilung vnnd Außreutung der Kranckheiten; durch die drey letztere aber (:Welche zwar auch allgemeine Wege mit ſind:) werden vornemblichen die ſonderbahre vnd particu- lar Schwachheiten auß dem Weg geraͤumet.
365Die Chymiſche abſonderlich zu den Kra̅ck= heiten bequeme Artzneyen aber müſſen (1) mit ſonderem Fleiß zubereitet werden/ wann ſie (2) alſo wol vnd recht Verfertiget mie Huͤlff bequemer vnnd tauglichen Mitteln/ in rechter quantitet vnd Gewicht (3) beygebracht werden.
366In dergleichen Schwachheiten purgiere alſo bald zu Anfang.
367Welche leichtlichen außzutreiben.
368So da nur in den erſten gaͤngen vnnd Gekroͤßgeaͤder ſich auffhalten vnnd ſich noch nicht in den andern groſſen Adern verſamlet.
369Verſtopffungen.
370Angehoͤri= gen Eygenſchaffte̅.
371Dergleiche̅ ſind die jenige Fieber/ welche nicht zwar wege̅ jhres weſens/ ſondern der kurtzen Zeit (: Nemblich gemeiniglich 24 ſtunden:) die ſie Herꝛſchen Ephemeræ o= der Fieber eines Tages genennet werden. Item Magen vnd Nierenwehe.
372Alle taͤg= lich vnd viertaͤgliche Fieber.
373So vorhero allbereit ſchon mit ſolchen Schwachheiten be= laden vnd in welchen annoch von den Vrſachen ſolcher etwas zuruͤck vn̅ ſitze̅ blieben/ welches glimmende Fuͤncklein dann nachmahln von einem euſſerlich vbereinſtimmenden Fewr leicht= lichen wiederumb kan erwecket vnd augezündet werden.
374Wann ſie noch im Anfang jhres Wuͤtens ſind.
375Wann ſie noch im Anfang jhres Wuͤtens ſind.
376So ferꝛn die Verdawung darzu kompt.
377Allerhand zufaͤll.
378Die langwürige Schwachheiten haben dieſer Hippocratiſchen Verdawung nicht vonnoͤthe̅/ ſondern ſolches geſchiehet wegen deroſelben zufaͤlle. Im vergiffteten anſteckenden vnd Vn= gariſchen Kranckheiten hat man keine Verdawung zuhoffen.
379Die Schwachheiten ſo dieſer Verdawung nicht bedoͤrfftig ſind die jenige/ welche von beweglichen in den erſte̅ gaͤn= gen ſchwebenden vnnd noch nicht zu tieff eingewurtzelte̅ Vnreinigkeiten entſtehen/ als da ſind Magen Fieber/ Flüß/ Huſten vnd Heyſerkeit &c. Hiehero gehoͤren die ſcharpffe/ geſchwinde vnnd gefaͤhrliche Kranckheiten/ in welchen die Zertheilungen der Vnreinigkeiten leichtlichen durch die purgierende Artzneyen koͤnnen außgefuͤhret werden/ vnnd noch nicht zu ſolcher zaͤhe vnd haͤrte kommen/ daß ſie ſteiff vnd veſt aneinander halten/ als da ſind alle gefaͤhrliche Fieber vnd Apoſtem.
380Vitrioliert Weinſteiniſches Saltz: Weſentlich vnflüchtig Weinſteiniſches Saltz
381Das Weinſteiniſche weiſſe Saltz wird gemacht auß der auff dem Grund ſietzenden Haͤfen/ nach dem der Geiſt deß Weinſteins darvon diſtilliret worden/ welches hernacher/ ſo es im Keller kompt oder an einem andern feuchten Orth geſetzet wird/ zerflieſſet vnnd in ein Oel ſich verwandelt. Andere nehmen an ſtadt deß Weinſteiniſchen Saltzes/ das gemeine Weinſtein Pulver/ ſonſten Cremor Tartari genennet/ nach Andeutung Quercetani vnd anderer.
382Oder einem andern auffloͤſenden Waſſer/ als von Wegwarte̅/ Endivien/ Pfaffenblat oder Münchskopff &c.
383Endweder deß Gemeinen oder auß Kupffer vnnd Eyſen/ welches hierunder vnder dem Titul deß Magenoͤls zuſehen.
384Dann ſonſten daß Gefaͤß/ wann ſolche wieder einander ſtreitende Dinge zugleich auff einmahl vnder einan= der vermiſchet wuͦrden/ wegen auß der groſſen Hitze entſtehenden Auffwallung vnd Gaͤh= rung/ leichtlich moͤgte ſchaden nehmen vnnd zerſpringen. Derowegen man ſo lang ſoll zuſchütten biß daß Geraͤuſch ein End gewinne.
385Es kan auch alſo zubereitet werden; Nimb rein geſtoſſenen Weinſtein/ ziehe daß Saltz herauß mit einem diſtillirten Regen= Waſſer/ dieſes Waſſers nimb 4. Loth vnd gieſſe darüber Tropffenweiß 6. Loth deß Vi= trioliſchen Geiſtes/ ſo von ſeinem Oel vnd Waſſer abgeſondert/ allein muß man wol zuſehe̅/ daß ſich nichts zuſammen gerunnens auff den Boden ſetze/ ziehe aber einen theil herab vnnd laſſe jhn zerdünſten/ alsdann wirſtu auff dem Grundt kleine ſteinlein finden. Oder aber wird der Geiſt von dem Vitriol vber das Weinſtein Saltz gegoſſen vnnd ſteiget nichts an= ders als ein pur lauteres Waſſer auff; Dieſes wird ſo offt widerholet/ biß daß der Vitrio= liſche Geiſt nach vollbrachter Diſtillirung richtig vnnd nichts von ſeiner Schaͤrpffe verloh= ren NB. Wann man das Saltz jedwedern Krauts/ ſo von ſeiner Vnreinigkeit vorhero wolgeſaͤubert vnd in ſeinem eygnen Diſtillirten Waſſer Zerſchmoltzen mit dem Vitrioliſche̅ Geiſt wol vermiſchet vnd gleichen proceſs, wie hieroben/ helt/ kan man auch darauß ein ſolch zertheylendes/ ja was noch mehr iſt/ ein zu den Fiebern vnd andern Schwachheiten gantz nutzlich Purgierendes Puͤlverlein zubereiten.
386Gar ſelten es ſey dann der Magen mit einer groſſen Anzahl boͤſer Feuchtigkeiten angefuͤllet.
387Wann es mit dem extract oder Magiſterio deß vnbereiteten Scammonij vermiſchet oder mit deſſelben tinctur durchfeuchter wird. Siehe hiervon vnſere Practicam Chymiatricam p. 8.
388Iſt gantz ohne Noth/ dann ſchwehrlich dieſelbe darinnen koͤnnen behalten werden.
389Nemblich der Natur/ vnd dann der Verborgenen vnd nicht alſo bald empfindlichen.
390Hiervon ſiehe Libavium ſynt. tom, 1. p. 353. Da er dieſes nach ſeiner Gewonheit meiſterlichen weiß durch die Hechel zuziehen.
391Dieſe Erjnnerung iſt vnvonnoͤthen.
392In langwuͦrigen Schwachheiten.
393Viel= mehr in einer (: Nemblichen dreyen Medicinaliſchen Pfunden zu 24. Loth gerechnet:) gantz ſtedheyß daruͦber gegoſſen.
394Oder auch mehr/ bißweilen auff 14.
395Iſt nicht vonnoͤthen.
396Durch das Wort Tartarum iſt nicht allezeit zuverſtehen der We???nſtein/ ſondern wird meiſtentheils genommen vor die harte Verſtopffungen/ ſo von zaͤher vbeꝛfluͦſſigen Vnreinig= keit/ welche von Speiß vnd Tranck in vnderſchiedlichen Gaͤngen kleben verbleibet/ herruͤhren dann wie etzliche wollen/ ſo ſind ſelten ſolche Verſtopffungen ohne dergleichen materien vnnd wo dergleichen materia iſt/ da ſind gewißlich auch die Verſtopffungen.
397Nimb deß Vi= triolirten Weinſteins ſo viel du vonnoͤthen (: Darvon allbereit Meldung geſchehen:) rühre denſelben wol mit einem ſilberen Loͤffel in einer kraͤfftigen hüner Brühe ohngefehr 10 Loͤffel voll/ biß daß er zergehe vnnd die Brühe ein angenehme ſaͤwre darvon bekomme. Mann kan auch nach belieben ein wenig Zimmet Waſſer/ damit es deſto anmüthiger moͤge genutzet werden/ darzu thun.
398Hawhechel/ Erdberen/ Steinbrech Waſſer.
399O= der ein gantzer Scrupel.
400Iſt gnug mtt vier lothen,
401Wann man einen Scrupel vo̅ Geiſt deß Weinſteins darzu thut/ wird die Cur deſto Gluͦckſeliger vollendet/ man muß aber etzliche Tag Morgens/ Mittags vnd Abends darmit continuirlich anhalten. Tit. 5. von den Schweißtreibenden Artzneyen.
402Wann nemblichen dieſelbge Vberhand genom= men.
403Von der Wurtzel/ welches dann ein koͤſtliches Mittel in der Waſſer= ſucht iſt.
404Daß man es zum oͤfftern Wiederhole/ biß zu Abnehmung der Schwachheit.
405Zu bequemer Zeit/ nemblichen nach dem bekanten reymen.
406Sonderlich in langwürigen Fiebern/ darauß zuentſtehen pflegen Mißfarben deß Leibs vnd die Waſſerſucht. In den von Melancholiſchen ſchwartzen vnnd auch zaͤhen Gebluͤt entſproſſenen Fiebern kan es eingegeben werden mit Sawer Honig Syrup oder Borretſch= Waſſer. In dreytaͤgigen oder von dem bitteren Gebluͤet vnd der Gall herruͦhrenden/ kan es ſchwehrlichen nach etzlicher Meynung genutzet werden.
407Nemblichen in der allge= meinen Verſtopffung deß Kroß (oď) geaͤders vnd Inngeweydes.
408Mit Miltz vnd Filtz= kraut Item mit Flachsbluͤt Waſſer/ iſt auch ſehr nutzlich/ wann er mit den tauben Neßeln/ ſo in der Miltz Schwachheiten ſonderlich groſſen nutzen ſchaffen/ gebrauchet wird.
409Viel= mehr iſt ſein gewicht 1. oder 2. Scrupel.
410Weiſſe Nießwurtz.
411Alle boͤſe Feuchtigkeiten.
412 Ein Erbrechen erregende Artzney Conradini.
413Das ſawer oder Aromatiſche Phlegma deß Vitriols nachfolgender Geſtalt præpariert ifi dem vorigen weit vorzuziehen. Nimb deß beſten Himmelblawen Vitriols. q. ſ. oder ſo viel darzu vonnoͤthen/ Diſtillier auß deſſelben Aſchen durch den Helm das Phlegma oder Waſſer/ doch alſo/ das kein Spiritus oder Geiſt nit vbergehe/ dieſes Phlegma gieſſe wieder vber die Haͤfen oder Caput mortuum vnd daſſelbige zum oͤfftern/ das ſiebende mal treib es etwas ſtaͤrcker. Dieſes Waſſer/ daferꝛn es ſonderlichen aber bey der letzten Diſtillierung mit einem gelinden Fewer ein Zeitlang Circulieret wird/ giebt einen vber alle= maſſen lieblichen Geruch von ſich. Es iſt ſonſten ein Geheyme Artzney zu dem Kopffwehe vnd fallenden Sucht/ ſo man Morgens vnd Abends deſſelben einen halben Loͤffel zu ſich nimmet/ Vervrſacht es einen gelinden Stuelgang.
414Gar ſelten wird es vber einen Scrupel gebrauchet.
415Dieſe außgezogene Saltz ſchaf= ſen ſelten einen ſonderlichen Nutzen. Das Saltz aber vom Vitriol/ welches eintzig vnnd allein auß dem Capite mortuo als auß welchem die Schwefel Blumen durch die ſublimatio̅ ſind in die hoͤhe getrieben worden/ zubereitet wird/ von welchem hierunder in dem Tit. von dem Peſtilentziſchen mit mehrerm zuſehen/ mit Fenchel Waſſer oder Wein von 6 biß auff 10 Gr. eingegeben/ erreget leichtlichen ein Erbrechen/ vnderweile̅ verrichtet es ſeine operation durch den Stuelgang/ zu Zeiten auch durch den Schweiß.
416Die Teutſchen nennen jhn Galitzſtein oder Augenſtein/ weiln er zu den Augen Schwach= heiten dienlich.
417So oben ſchwimmet.
418Welches ſchwehrlichen wird koͤnnen zuwegen gebracht werden.
419Zu einem Haͤutlein.
420Weiln es alle Fluͦſſe außfeget.
421Mit ſtar= ckem Wein/ ſo mit Galgan oder Muſcatnuß iſt rectificirt.
422Nicht allzeit/ weiln die Nature̅ gar vnderſchiedlich.
423???Iſt ſchwehrlich zuglauben/ weiln inſonderheit auß der Erfahrung offenbahr/ daß dieſe Gilla oder darvon vervrſachtes Erbrechen den Augen vber die maſſen ſchaͤdlich/ auch alſo gar/ daß der vielfaltige Gebrauch deroſelben ein Blindheit vervrſachet.
424Mit Tauſendguldenkrautt Cichoren/ Cardobenedicten vnd Endivien Waſſer.
425Mit Johanneskraut/ Reinfarn vnd geſottenem Hirſchhorn Waſſer.
426Mit Cardobenedicten vnd Geißblat Waſſer.
427Weiln gemeiniglich die Nierenſchmertzen ohne Fieber nicht ſind/ alſo befinde ich den Wein alhier nicht allerdings zum dienlichſten/ dannenhero auch wegen naher Verwandſchafft die Rückenſchmertzen ſich eraͤugen vnd ſpüren laſſen. Wofern aber ſolche Wehe ohne Fieber ſind/ kan der Wein wol gebrauchet werden/ ſonſten iſt das Fenchel Waſſer am nutzlichſten.
428So fern nur die Bein nicht mit verletzet worden.
429Dieſe Doſis oder Gewicht kan/ ſo es die hohe Noturfft erfordert/ innerhalb 8 oder 10 Tagen gedoppelt/ gedrippelt oder ſo offt wi= derholet werden.
430Auff ſolche weiſe hat es verſchrieben Penotus, als nemblichen: Nimb Vitriol Saltz ½ quintlein/ wann daſſelbe in einem darzu bequemen Waſſer zerſchmol= tzen/ alhdann ſo thue hinzu Zucker Candel/ ſo viel darzu vonnoͤthen/ wann du es Filtrieret/ als dann trincke es laulecht dieſes wird ohn alle ſchmertzen ein Erbrechen erregen.
431In der fallenden Sucht mit Gichtroſen oder Eichen Miſpel Waſſer. In Auffſteigen der Mutter/ mit Mutter oder Beyfuß Waſſer oder gutem ſtarckem Wein/ darinnen eine Zeitlang Och= ſenzungenblüt eingebeitzet geweſen/ dann mit ſeiner anmüthigen ſaͤwre ſtillet es alle Faule auffſteigende Daͤmpffe der Mutter. In beygebrachtem Giefft mit Johannes blummen= Waſſer/ ſo mit der Tinctur deß Saffrans gefaͤrbet.
432Nicht wegen der Artzney an vnnd vor ſich ſelbſten/ ſondern wegen deß groſſen vnderſcheyds ď jenige̅ Perſonen ſo es gebrauche̅.
433Vielmehr der Mercurialiſch= vnd Antimonialiſchen/ dannenhero aber der Scam= moniſch= vnd Coloquintiſchen.
434So wol auch die Kranckheit ſelbſten als deren zufaͤlle.
435Die Eygenſchafft vnd krafft einer purgierenden Artzney wird nicht allein mitgetheilet der Feu̅chtigkeit deß jenigen/ darinnen es infundiret worden/ ſondern ſie ſtecket veſt verborgen in einem ſonderlich-Subſtantialiſchen weſen/ welches dann der Purgation vnd aller deroſelben Wuͤrckungen helfferin iſt(
436In welchen die purgierende Artzneyen nichts außrichten.
437Durch ſonderlich darzu gehoͤrige vnd durch Chymiſche kunſt bereitete Artzneyen.
438Iſt ſo viel als auff Chymiſche manier.
439Faſt am Ende ſein Mitgeſell.
440Nemblich ſtarck pur= gierende Artzneyen.
441Gaͤntzlichen
442Wenn ſie nemblichen noch rohe/ vnſauber vnd nicht nach der kunſt zubereitet worden.
443Chymiſche.
444Turpetum minerale iſt eine jede Artzney ſo auß dem Mercurio zum purgieren zube=(Was Tur- petum mine- rale?) reitet wird: Bey den meyſten Chymiſten iſt Turbith oder Turpetum anders nichts/ als ein praͤcipitirter Mereurius.
445Weiln ſie denſelbigen in Zubereitung deß Golds gebrauchen.
446Welcher auß Hiſpanien oder Vngarn gebracht wird/ der jenige aber ſo auß Polen kompt/ iſt zu Waͤſſerig vnd viel geringer/ als der Hiſpaniſche. Der allerbeſte aber iſt dieſer/ ſo (Die kennzei= chen deß beſte̅ Mercurii.) ein Quintleins ſchwehr/ den Loͤffel/ darauß er vber gluͤenden kohlen verſchwunden mit einem gelb oder weiſſeu Flecken zeichnet. Welcher aber den Loͤffel ſchwaͤrtzet/ derſelbige ehe er zu der Artzney gebrauchet werde/ muß zuvor wolgereiniget werden.
447Weiln der præcipirte Mercurius/ ohne geringe zerkaͤwung nicht wol kan gebrau= chet werden/ vnd dannenhero den Zaͤhnen ſonderlich ſchaͤdlich/ als kan er mit einer conſerv nicht wol genutzet werden.
448Anwaldinus hat ſonſten eine leichte vnd wahre Panacæam bey den Krancken ge= (Anwaldiſche Panacæa.) braucht/ welche von einem andern bereitet vnd von jhme auß Italia mitgebracht wordeu dar= mit er vielen auch in den Gefaͤhrlichen Kranckheiten geholffen/ damit er aber hernacher ſol= che nicht gantz vnd gar verliehre/ hat er die jenige Artzney praͤparirt/ deren Crollius geden= cket/ zu welcher dann er etwas von ſeiner Panacæa hinzugethan/ daß alſo auff dieſe weiſe/ ge= dachte Artzney an etwas der Panacææ theilhafftig gemacht wuͤrde.
449Menig.
450Deß Mercurii aber/ welcher durch die Kieſelſtein ſol præcipitirt werden nimb 4 oder zum hoͤheſten 6. Loth/ Kieſelſtein welche ſo groß als Bonen 2. Pf. welches alles durch daß Fewer im Sand ſo lang muß hin vnd her getrieben vnd wiederumb behalten werden/ biß daß der Mercurius gaͤntzlichen præcipitirt an den Kieſelſteinen hangen bleibe/ von welchen er hernach werde. Sein Gewicht iſt von 4. biß auff 6. Gr.
451Wie die Laͤuterung vnd Reinigung deß Mercurij muͤſſe geſchehen beſiehe hierun= den bey dem rothen ſublimirten Mercurio. Sie geſchiehet aber mit einer Laugen von vnge= leſchten Kalck vnd Reben Aſchen oder mit der Seiffenſieder jhrer Laugen; Dieſer iſt nicht vngleich/ welche geſchiehet mit diſtillirtem Eſſig vnd gemeinem Saltz/ wann man nembliche̅ mit obgemelten beyden Stücken den Mercurium offt vnd fleiſſig vmb vnd vmb ruͤhret vnnd alſo die vnſauberkeit hinweg nimmet. Siehe hiervon meine notas vber das Tyrocinjum Chy- micum Beguini von dem Glückrad zum Truck verfertiget l. 2. c, 13 Viel koͤſtlicher aber/ auch zu vnſerm vorhaben bequemer vnd beſſer iſt nachfolgende Laͤuterung.
452Wie daß Schwefeloͤel durch eine Campanam oder Glocken zubereitet werde leh= ret dich das Tyrocinium Chymicum Beguini mit meinen notis l. 2 c. 4, Vnder dem Titul von dem Geiſt deß Schwefels.
453Dann der Schwefel ſcheinet bequemere Spiritus oder Geiſter zum præcipitiren welches eine Art zu figiren iſt/ zuhaben/ als der Spiritus deß Vitriols. Gleichwol aber iſt auch dieſer bequem gnugſam vnd hat die Gewalt/ zu figiren. Vber das iſt der Spiritus deß Vitriols vnd der Spiritus des Schwefels faſt ein Ding/ ſintemahln einer wie der ander auß dem Mercurialiſchen ſaurem principio oder Vrſprung deß Vitriols herruͦhret.
454Nach dem er gnugſam præcipitirt iſt.
455Iſt nicht vonnoͤthen.
456Gelindem Fewer.
457???In einer newen vnd mit Leymen wolverwahrten Retorten.
458Wird gelaſſen.
459Mit einem glüenden Eyſern ring oder Schwefelfaden.
460Wird alſo bald gelb/ wann das Waſſer daruͦber gegoſſen wird.
461Doch nicht zuviel/ damit er nicht wiederumb flieſſend werde.
462Wie hiervon lehret das Tyrocinium ‘Chymicum Beguini l. 2. c. 19, Vnder dem Tit. wie der Mercurins zu praͤcipitiren.
463Nemblich von dem Amalgamate oder corrodirt vnd præcipirtem Golt vnd Sil= ber/ durch hülff des Mercurij vnd Scheid Waſſers/ ſelbſten.
464So auff dem Boden ſitzen bleibet.
465Andere vnd vnd vnderſchiedliche Manieren den Mercurium zu praͤcipitiren koͤn= nen hiehero gezogen werden auß offterwehntem Tyrocinio l. 2. c 13. Dergjeichen ſchoͤne Art zu praͤcipitiren iſt zufinden in deren zum andern mal vo̅ Rhenano im Truck verfertigter diſpu- tatione Chymico-technica vnder dem Tit. der auß einem Brunnen auffſteigender Sonnen thes. 120. p. 34. 35. Deſſelbigen Buchs. Wir wollen zum vberfluß etlich ſchoͤne vnd zu vnder= ſchiedlichen Sachen ſehr erſprießliche praͤcipitat beybringen.
466Daß er mit ſtarckem Fewer angegriffen werde.
467Daß er wider lebeudig werde.
468Denſelbigen nemlich zuſaͤubern vnd zureinigen.
469Inſonderheit.
470Vnd Beyhuͤlffe deß Saltzes.
471Da entweder zureinigen oder auffzuloͤſen.
472Welche er auch verurſachet/ wann er nicht zu rechter vnd bequemer Zeit/ wie ſichs geziemet/ gebrauchet wird/ inſonderheit/ wann er den Speichel/ wo es nicht vonnoͤthen(Warnung.) erꝛeget. NB. Dann außgenom̅en die Frantzoſen/ iſt die erꝛegung deß Speichels zu jeder friſt dem Hirn vber alle maſſen ſchaͤdlich.
473Vnd was in den Maͤußlein/ zwiſchen vnd in der Haut verborgen ligt/ daſſelbi= ge fuͤhret er alles auß.
474Das Gewaͤſſer oder die ſcharffgeſaltzene Feuchtigkeiten.
475Vielmehr in den Pilulen von den Hermodactylis. Die Pulule̅ Ruffi auß deß Ægi-(Pil. Ruffi.) netæ 36. cap. deß 2. Buchs/ beſtehen in nachfolgenden ingredientibus als: Nimb aloͤe/ deß beſten ammoniacs jedes 2. Loth/ auſſerleſene Myrrhen 1. Loth/ auß dieſen Stuͦcken mache mit Limonenſafft einen Klumpſſen zu formierung der Pululen.
476Mit Klapperroſen/ Cardobenedicten oder Frawendiſtel Waſſer. Zu dem Seytenſtechen vnd Engbruͤſtigkeit iſt ſonderlichen dienlich der mit dem Gold præcipitirte Mer??? curius. Bey ſtarcken Perſonen moͤgen am erſten Tag genutzet werden 2. gr. am andern 4. gr. vnd am dritten vj gr. in dem extract oder den Pilulen von Lerchenſchwamm/ ſo viel zu formirung derſelben vonnoͤthen ſein wird/ eingegeben. Er kan auch dienlichen genutzet wer= den/ von den Kindern ſo mit dem Huſten/ kurtzen Athem vnd Hertzgeſpann beladen ſeind/ da er dann mit ſonderlicher Verwunderung operiret, wann man deß erſten Tags ein ½ gr. deß an= dern vnd deß dritten Tags 1ß gr. mit einem Bruſtſafft.
477Vnd die Peſtilentz.
478Welcher er ein rechtes Gifft iſt/ aber nicht auff Italianiſche Manier denſelben zugebrauchen in den Pflaſtern/ Salben vnd Beraͤucherungen.
479In welcher doch ſonſten groſſen Nutzen ſchaffet der gelbe Schweißtreibende Mercurius, von welchem hieroben allbereits Meldung geſchehen.
480Der præcipitirte Mercurius kan in den boͤſen vnheilſamen ſtinckenden Schaͤden viel beſſer mit gemeinem Baumoͤl vermiſchet werden als mit den Salben/ vnnd zwar auff nachfolgende weiſe: Nim gemein Baum oder Roſeno̅l 1. Pf. præcipirten Mercurij 2. Loth/ koche es in einer Pfannen mit gelindem Fewer/ biß das Oel an etwas dunckelſchwartz wer= de/ hernach gieſſe es ab/ vnd verwahre es in einem Glaß; dieſes Oel nun mit den Salben ver= miſchet oder auch wol vor ſich ſelbſten allein mit einer Wecke in die Fiſteln oder andere of= fene Schaͤden gethan/ heilet mit Verwunderung.
481Johann Kuſer Chur Coͤllniſcher Medicus/ welcher deß Paracelſi ſeine Buͤcher in Truck hat laſſen außgehen.
482Von Salbey/ Brunellenkraut/ Halßkraut vnd andern abtruckneten Artzneyen.
483Am aller bequembſten kan er eingegeben werden mit dem Magiſterio Scammo- ???ij, darvon hierunden mit mehrerem.
484Dergleichen iſt das extractum Panchymagogum welches zubereitung hierun= ???en zuſehen.
485Dieſes kan ich nicht gut heiſſen/ ſintemahlen/ weilen ſolche Artzneyen zuvor mit den Zaͤhnen zermalmet werden/ bewegen ſie den Speichel.
486Libavius in ſeinem letztern Theil gantz vbel zuſam̅en geſtoppelter Heimlichkeiten laugnet gantz vnd gar/ daß dieſes Corallenfarbe Geheymnuß/ ſo vnſer author dem Paracelſo zueig= net/ deſſelbigen ſeye/ ſondern will behaupten/ daß entweder Crollius oder Huſerus ſolches er= funden habe/ dieweiln es in deß Paracelſi ſeinen Buͦchern ſolcher geſtalt nicht zufinden/ er auch eins andern Coralliſchen Geheymnuß gedencke im 3. Buch von den vbelcurirten Patienten/ wie dieſelbige wider zurecht zubringen im 25. Cap. welche beyde Gruͦnde aber nichtig ſind auß dieſer folgenden Veſach; Dann ob ſchon ſolches in den jenigen Buͤchern vnd Schriff= ten deß Paracelſi ſo in offenem Truck außgangen nicht zufinden/ auch nicht vereinſtimmet mit der jenigen Beſchreibung von dem Corallienfaͤrbigen Geheymnuß/ welches er Paracelſus im obangeregten 3. Buch von vbel curirten Krancken/ wie dieſelbige wider zurecht zubringen/ geſetzet/ ſo erhellet es doch klaͤrlichen gnugſamb daß er Paracelſus ſelbſt eigner Erfinder ſeye deſſelbigen/ auß dem jenigen tractat, welchen er an einen ſeiner guten Freunde geſchrieben/ vn̅ einen Schluͤſſel oder Anfuͤhrung zum wahren Verſtand ſeiner Buͤcher intituliren wollen/ dieſer Tractat aber iſt bißhero von keinem in offenen Truck an Tag kommen/ ſondern bey we= nigen/ inſonderheit bey dem Huſero, welcher deß Paracelſi ſeine Schrifften zum Truck be= foͤrdert/ in verborgen liegen blieben/ newlicher Zeit aber von Rhenano in ſeinem Buͤchlein/ der auß einem Brunnen auffſteigenden Sonnen an etwas hervor kommen. Im Anfang vnnd zu Ende obgedachter Beſchreibung weiſet er zwar den Leſer auff ſeine Wund Artzney/ da er von dem Corallinfarben Geheymnuß handlend deſſeiben Tugendten weitlaͤufftig beſchrie= beu/ aber von ſolchem iſt der geringſte Buchſtaben nicht zufinden/ auſſer daß er an vorig ge= meltem Orth von einem Corallinen gehandlet/ welches aber mit dieſem vnſerm im geringſte̅ nicht vbereinſtimmet. Wann derowegen Libavius ſolchen Schluͤſſel deß Paracelſi geſehen oder zum wenigſten das 9. Cap. deß Buchs Gebeii von den Oefen hette geleſen/ zweiffels ohne waͤre er ſein verſtaͤndiget worden/ daß es nichts newes ſeye/ ſondern vor dieſem auch bekandt gewſen/ wie man auß dem Salpeter vnd Vitriol den Mercurium Hochroth vnnd glaͤntzend koͤnne ſublimiren.
487Wie der Mercurius recht vnnd wol moͤge geſaͤubert werden/ ſolches ſiehe hieroben von den præcipitirten Mercurijs.
488Wann du den Salpeter willens biſt zuprobiren ob derſelbige richtig oder nicht/ ſo(Prob deß Salpeters.) nimme vnd lege jhn auff eine gluͤende kohlen/ wann dann ſolcher gaͤntzlichen wird verſchwin= den/ ſo iſt er gut/ wofern aber darvon ichtwas wird ſitzen bleiben/ ſo iſt das Gegentheil.
489Das iſt/ frembden vnd darzu nicht gehoͤrigen.
490Das iſt/ deß Colcotharis, ſo bey den Chymiſten anders nichts iſt/ als der Vitriol ſo Hochroth calciniret worden.
491Wann es wurde ſein Vitriol von Eyſen oder Kupffer.
492Gantz vnd gar verſchwinde vnd ſich verliehre.
493Irꝛdenen.
494Von der dahinein gehoͤrigen materien.
495Oder offnem Fewer.
496Oder auch lenger.
497Der Cucurbit.
498Nicht auff den Seiten.
499Es muß alles ſamptlich vnd zumal geſchehe̅/ dann/ wann es zu gelind würde cal- ciniret werden/ moͤchte der Mercurius widerumb lebendig/ ſo es aber zuſtarck/ moͤchten viel= leicht die Spiritus fluͦchtig werden.
500Das der Boden der Cucurbit in den letzten zwo Stunden durchauß gluͦend ſeye.
501Weiln der Mercurius ein ſchoͤn Corallenrothe Farb bekommen.
502Als Meliſſen/ Borꝛetſch/ Ochſenzung/ e̅ Roſmarinbluͦet/ Roſen vn̅ Viole̅waſſer/ ꝛc.
503Oder welches beſſer/ beyde Pulver das goldgelbe vn̅ rothe miſche wol vnďeinander/ laſſe dieſelbige in einer Phial in warme̅ Sand etliche Tag lang ſtehe̅/ ſo werden ſie beyde roth.
504Das iſt/ weiln der Mercurius darauß kan ſein Leben wieder bekommen/ kan man dieſelbige gleichwol behalten.
505Zu den Grind/ Geſchwehren vnd Fiſteln.
506Oder in dem extracto Panchymagogo, ſo auß dem Vegetabiliſchen Reiche ge= nommen/ oder dem extract von den præparirten Coloquint Kuͤchlein.
507Dieſe beyde wege den Mercurium zubereiten/ welcher vnſer Author zwar erzeh= let/ aber nicht eigentlich erklaͤret vnd außleget/ ſind werth/ daß man ſie wiſſe vnnd ins Werck ſetze/ zu Zeiten aber vnſers Crollij, da er dieſes geſchrieben/ war er noch geheimb/ an jetzo aber iſt er jedermaͤnniglichen bekandt.
508Es ſind eigentlich keine Blumen/ dann ſie ſteigen durch die ſublimation nicht in die Hoͤhe/ ſondern præcipiteren ſich vielmehr/ das iſt/ wann man gemein Waſſer zu der flieſſen= den Fettigkeit deß Antimonij/ welche dannenhero einer Butter verglichen wird/ gegoſſen/ daſſelbe aber alles zuſammen vertrocknet/ bleibt endlichen ein weiſſes Pulver/ welche vnſer Author Blumen nennet Beguinus in ſeinem 2. Buch am 12. Cap. nennet ſolches Pul= ver einen Mercurium deß Lebens oder ein Erbrechen erꝛegendes Pulver. Es wird auch ge= nennet/ ein Engliſches Pulver. Von den Italianern ein Pulver deß Algorethi, dann der be= ruͦhmbte Medicus vnd phyſicus zu Verona Nahmens Victorius Algorethus hat jhm dieſen Namen gegeben. Sonſten wird es auch genennet der Weiſſe Adler.
509Gemeiniglich durch das Saltz vnd Vitriol.
510Auff einem Marmolſtein; Man hat ſich aber vber alle maſſen wol vorzufe= hen/ vor dem vnder dem zerꝛeiben auffſteigenden Rauch/ dann er wegen deß Schwefels deß Spreßglaſes vnd fublimirten Mercurij gantz ſchaͤdlich vnd giſſtig.
511Es iſt nicht vonnoͤthen/ wann die deſtillation im Sandt/ welches dann viel vor= traͤglicher iſt/ geſchiehet.
512Euſſerlich am Halß der Retorten.
513Nemlichen der Retorten ſelbſten. Wann der liquor gantz vollkommlich de= ſtillirt worden/ ſo treibe das Fewer etwas hoͤher vnd ſtaͤrcker inſonderheit deß Sands (nicht wie Libavius will mit einem gedaͤmpfften Fewer) wann nun die Gefaͤſſe mit einander etkal= tet/ ſo ſamle den in dem euſſerſten Theil der Retorten haͤuffig geſamleten Zinnober/ welcher/ ſo er hernacher zwey oder drey mahl ſublimirt worden/ viel ſchoͤner/ reiner vnd ſubtiler werde̅ (Ein ſchweiß= treibe̅de Artz= ney auß dem Zumober.) wird. Auß dieſem Zinnober nun ein herꝛlich=Schweißtreibende Artzney bereitet/ wann deſ= ſelbigen gleiche Theil mit den Magiſteriis von eines Menſchen Hirnſchalen/ Corallen vnd Per= len vermiſchet werden. Welches dan̅ ſonderlichen nutzlich in der fallenden Sucht vnd Gicht oder Tropff/ welche ſolches anjetzo angeregt=vermiſchtes/ Pulver eintzig vnnd allein durch den Schweiß/ ſo es zu vnderſchiedenen/ zweymalen nemlichen in der Wochen genom̅en wird/ wann zuvor der Leib/ wie vonnoͤthen/ mit dem laxierenden Senetpuͦlverlein deß Wieri wol gereiniget worden/ gaͤntzlichen außreutet vnd vertreibet. Solches wird genutzet mit Creutz= (Rothlauff deß Haupts.) wurtzwaſſer damit den Schweiß zubewegen etliche mahl eingegeben. Es heylet mit groͤſter Verwunderung inſonderheit bey Weibsperſohnen/ ſo ſolcher Kranckheit ſehr gefaͤhr/ den Rothlauff deß Haupts. NB. Sonſten gar ſchwaͤrlich/ ſo der Rothlauff von Gaͤhrung vnd Auffwallen deß Monatliehen Gebluͤts entſproſſen/ wenn nemblichen dieſelbige zuviel Ge= bluͤt haben. Siehe hiervon etliche Formulen in vnſerer Chymiatriſchen Practic/ ſo zu Leip= zig vnd nicht zu Franckforth am Mayn getruckt worden am 14. 37. 49. vnd 52. Blat.
514Die Empirici, ſo da ſind die jenige/ welche ohne Fundament allein auß der Erfah= rung curiren.
515Auß denſelbigen Vngelaͤhrten.
516Sonſte̅ wird derſelbige liquor oder dieſes Oel deß Spießglaſes euſſerlich zum kal= (Euſſerlicher Gebrauch deß Oels von dem Spieß= glaß.) ten Brandt gebraucht/ wann nemlichen das geſunde Theil von dem inficirt- oder angeſteck= ten zuvor abgeſondert/ ſo kan der Faͤulung/ wann mit dieſem Oel der Schaden rings vmb an gefeuchtet wird/ damit ſie nicht weiter vmb ſich freſſe/ geſtewret vnd dieſelbige von dem geſun= den abgewendet/ auch das Glied deſto beſſer abgenommen werden.
517Deß Vitriols vnd Saltzes.
518Das iſt/ der Mercurius ſelbſten/ welcher durch die deſtillirte Waſſer ſein corroſi= viſches Saltz abgeleget.
519 Ein Philoſophiſcher Spiritus Dei.
520Vielmehr mit kaltem Waſſer/ dann ſonſten die Blumen Goldgelb werden.
521Dieſes Pulver mit einem dienlichen Waſſer eingegeben purgieret oben vnd vnden.(Rectificirt- vnd corrigir= ???er Mercurius deß Lebens.) Dieſes aber wird mit viel leichterer muͤhe vnnd auch deſſer koͤnnen zu weg gebracht werden/ van̅ man das Erbrechpülverlein wol vnd fleiſſig abſuͦſſet vnd trocknet daſſelbe in einer Phia= en durch das Fewer deß Sands/ biß es anfaͤhet rothlecht zuwerden. Von dieſem alſo cor= eigirten Mexcurialiſchen Pülverlein nun/ wan̅ hernacher etliche mahln ein Brandtwein dar= von abgezogen worden/ 4. biß in 5. Gr. eingegeben/ fuͦhret alle Vnreinigkeit deß Leibs durch den Stulgang auß.
522Welches dann hochnothwendig iſt.
523Die zaͤrtere.
524Alchymiſterey.
525In dem faulen Heintzen.
526Dieſe Meynung zubehaupten/ iſt vnſer author bewogen worden/ von etlich vber= witzigen Laboranten/ welche in dergleichen corꝛoſiviſchen Saͤltzen die eigentliche Tiuctur al= ler Metallen ſuchen.
527Etliche Stund vor Anſtoſſung deß Fiebers.
528Dieweiln die Fieber vnderweilen jhre̅ Sitz haben in de̅ Magen vn̅ den erſten gaͤnge̅.
529Hiervon ſiehe meine notas oder Commentarium vber den Beguinum, ſo da hat zum Truck verfertiget Glückradt am 13. Cap. tit. von dem Mercurio deß Lebens.
530Dieſes Gewicht von 3. biß auff 4. Gr. muß continuirlich drey Tag auffeinan= der genutzet/ vnd hernach das decoctum von der Sarſæparill darauff getruncken werden. Es iſt zwar eine gute Artzney in der Waſſerſucht/ aber NB. bey den Alten kan es leichtlichen(Warnung.) das vorſchieſſen deß Affters erꝛegen/ welches dann gar ſchwehrlichen oder hernacher gantz nicht zuheylen Es hat Beguinus mit Herꝛn Vauterio der Artzney beruͦhmbten Doctori zu Mompelier zwen an dem Quartan Fieber gefaͤhrlich Kranck liegende vnnd von andern auch vornehmen Medicis verlaſſene Patienten mit dieſem Mercurio deß Lebens wi= der zurecht gebracht.
531Auffs hoͤchſte.
532Die von dem Spießglaß zubereitete rohe Blumen ſollen keines Wegs in der Ar= tzney gebraucht werden/ ſie ſeyen dann zuvor wol corrigiret worden/ welches dann auch glei= cher weiſe von deſſelbigen Vitro zuverſtehen. Dann vnſer Author dieſes gar wol beobachtet/ ſindtemahln er dieſe beyde ohne vorhergehendt voͤllige correction nicht hat wollen gebrauche̅. Solche Antimonialiſche Blumen werden nach der gemeinen Weiſe ſublimirt/ in dem man etliche To̅pffen biß zu oberſt der Cucurbit auffeinander ſetzet/ wie hiervon bericht thut/ das offterwehnte Tyrocin. Chym. am 18. Cap. deß 2. Buchs.
533Welches nothwendig/ dann ſonſten die Arbeit vergeblich.
534Endlichen.
535Geſchwind.
536Oder von dem beſten Mutter Zimmet.
537Sonſten/ wann es keine fenchte materien iſt/ ſo wird dieſer Nahmen gegeben den jenigen Dingen/ ſo auff das ſubtileſte ſind pulveriſirt worden.
538Oder des Magiſterii.
539Es wird dieſe Artzney eine Lattwerg gene̅net/ dieweiln das Antimonialiſche Glaß ſo es nach der Kunſt recht zubereitet vnd etzliche mal corrigiret auch mit andern Theriacali= ſchen Artzney mitteln vermiſchet worden/ es einer Lattwergen ſo von groſſen Tugenden vnd(Das Anti= monialiſche Glaß.) kraͤfften/ gantz gleichfoͤrmig ſcheinet. Das Antimonialiſche Glaß aber/ ſo dahero/ weiln es gleich einem Glaß ſchoͤn hell vnnd klar/ den Nahmen bekommen/ welches auß dem rohen pulveriſirtem Spießglaß allein eine geraume Zeit mit gelindem Fewer Aſchenfarb caleinirt vnnd im Jenner vnnd Hornung nach vnſers Aurhoris Meinung vor ſich ſelbſten im Fluß kommen/ iſt zu dieſem vnſerem Vorhaben viel dienlicher als das jenige/ welches gemeinem Gebrauch nach durch das Spießglaß vnnd Borreß zubereitet wird/ dann es viel beſſer(Die Zeit daß Vitrum Anti= monij zu= ſchmeltzen.) ja auch wegen der Himmliſchen Influentz/ da nemblichen ☉ vnd ☽ in den Waͤſſerichten Zeichen als dem ♒ vnnd den ♓ ſind/ ſeine Würckung hernachmals zuverrichten viel koͤſt- licher.
540Daß Glaß deß Antimonri zucorrigiren gebrauchet vnſer Authot einen ſtarck deſtil= lirten Eſſig/ welches zwar an vnd vor ſich ſelbſten nicht zuverwerffen/ aber eine viel beſſere auch der Fixation viel naͤhere correction iſt die jenige welche da geſchiehet durch den Vitrio= liſchen Spiritum: Dann auff dieſe Weiſe/ die leichteſt vnd roheſte portion deſſelbigen/ dannenhe= ro ſo viel vngelegenheit deß hefftigen Erbrechens wegen entſtehet/ viel ſtaͤrcker zur Zeitigung angetrieben werden/ es wird auch ſolches Vitrum deß Spießglaſes oder Antimonij damit es deſto geſchwinder vnd faſt allein durch den Stulgang ſeine Wuͤrckung verrichte/ beque̅ vnd tauglich gemacht, Were derowegen meine Meynung/ man ſolle darmit nachfolgender Geſtalt verfahren.
541Entweď vor ſich ſeibſte̅ allein oď mit einer bequemer Fenchte kan ſolche verſchlucket
542Daß der Leib nicht ſeye verſchloſſen. (werden
543Zum hefftigſten/ dann ſonſten in den Schwachheiten der vornembſten Glieder ſo nicht gefaͤhrlich/ kan der Gebrauch deß Spießglaſes wol platz finden/ vnd iſt deßwegen nichts wiedriges oder boͤſes zubefahren/ ſintemahl er in ſolchen Faͤllen nicht geringe̅ Nutzen ſchaffet.
544Sonſten wird es mit groſſem Nutzen gebraucht in den Seydtenſtechen. Entzun= dung der Lungen/ Engbruͤſtigkeit/ Vorſamlung deß Eyters in der Bruſt vnnd daſelbſten verſchloſſenen Geſchwaͤr. Solches muß derohalben nicht von einer jeden Bruſt vnd Lun= gen Schwachheit verſtanden werden/ dann es in obgemelten Kranckheiten eine herꝛliche Artzney/ iſt derogen ſolches zuverſtehen von den langwürigen vnd alten Verſehrungen vnd Geſchwaͤhren der Lungen. In verſamlung deß gehaͤufften Eyters in der Bruſt/ iſt ſolche ein ſonderliches Geheimnuß.
545Nutzlichen iſt hierbey zuerjnnern/ daß das Spießglaß/ wenn es zuviel gebraucht wird/ endlichen die junerliche natuͦrlich=angeborne Feuchtigkeit hinweg nunmet/ vnnd Ver= ſtrupffungen der Nerven erreget. Dannenhero Gallſuͤchtigen vnd trocknen Naturen deſſen oͤffterer Gebrauch billich zumeiden.
546Was eigentlich vnſer Autbor vor Vrſachen habe/ daß er vor vnd nach dem Ge=(Ob nach dem Gebrauch deß Spieß= glaſes eine A= der zu eroͤff= nen.) brauch deß Spießglaſes/ die Oeffnung der Ader nicht zulaſſen noch geſtatten will/ ſehe ich kei= ne ſonderliche motiven vnd Vrſachen/ dann das Spießglaß gleiche Kraͤffte hat wie auch an= dere ſtarck purgierende Artzney/ ſindtemahln die Nießwurtz erreget auch ein hefftiges Er= brechen/ dahero dann zuſchlieſſen/ daß ſie die Antimonialiſche facultates oder Tugenden in ſich verborgen habe/ wer hat aber jemahls/ wann ſonderlich die Beſchaffenheit der Kranckheit ſolches erfordert/ vor oder nach dem Gebrauch der Nießwurtz die Ader laͤß verbotten. De= rohalben von ſolcher in Nieſung deß Antimonij nicht das geringſte ſich zubefahren. Entli= chen bezeuget ſolches auch die offtmalige Experientz vnd Erfahrung; Nemblichen Rulan= dus der Vatter vnd andere neben jhm bezeugen klar/ daß/ wann ſie entweder vor oder nach eingebu̅g deß Aquæ Benedictæ, (:welches eigentlich anders nichts iſt als ein Antimonialiſches Waſſer:) in den Seydtenſtechen vnnd andern Kranckheiten eine Ader haben oͤffnen laſſen/ dieſelbige ohne eintzigen Schaden vnd Gefahr zu Außreutung der Kranckheit ſeye ſehr er= ſprießlich geweſen.
547Lieſe/ allein vor der Mahlzeit/ dann ſelten daſſelbige nach dem Eſſen gut thut.
548Nemblichen das Spießglaß vnd Turbith.
549Vnd langen Halß.
550Langwuͤrig.
551Vor das Turbith brauche allhier das allgemeine Digeſtiv oder Vitrioliſche Weinſteinpuͦlverlein.
552Siehe hiervo̅ vnder dem Tit. vo̅ der abſonderlichzu der Peſtilentz diene̅ den Artzney.
553Oder Quittenwein/ oder aber eine eintzige Pilulen von dem Opiato, welches alſo bald das Erbrechen ſtillet. Siehe hiervon offerwehnte Praxin Chymiatr. am 5. Blat.
554So mit Wein vnd Eſſig wol gekocht.
555Vielmehr Eyſenkrautwaſſer. Hiervo̅ iſt abermaln zuleſen Prax. Chym. am 27. Bl.
556Andere ziehen es viel bequemer auß mit Zim̅etwaſſer ſo mit Wein deſtilliret worde̅
557Deß alten.
558Deß alten.
559Die beſte Eſſentz nach Chymiſcher Kunſt.
560Solvire in dieſem Menſtruo deß beſten Aloes ſo auß deß Inſul Soccotra gebracht worden 4 Loth/ filtrir dieſelbige vnd thue ſie zu den obbenandten andern ingredientien.
561Die Oel/ ſo darzu gehoͤrig/ muß man/ wie dann billich im Brandtwein ſolvieren/ ſintemahln ſie alſo auffs beſte mit den Ex tracten koͤnnen vermiſchet werden.
562Vielmehr die Magiſteria.
563Fenchel Waſſer.
564Wann es erhartet/ ſo temperire ſolches mit dem Geiſt von Roſen oder Violen/ hernach diſſolviere es in einem Malvaſier.
565Ob der Brandtwein auch dienlich ſeye die Eſſentz auß den purgierenden Artz=(Ob der Brandwein dienlichen zu den purgiere̅= ten Extra= cten.) neyen als ein bequemes Menſtruum zu extrahiren/ ſolches diſputiret vnnd wiederfechtet der der Author deß Tyroc. chym. im 9 Cap. deß 2 Buchs von den Extracten. Er helt aber dar= vor/ daß in etlichen die purgierende krafft/ durch ſolche digeſtion deß Brandtweins geſchwaͤ= chet vnd gleichſam geſtoͤckt vnd geploͤckt werde/ aber er ſchieſſet damit einen groſſen Faͤhler/ dann ſolches dem Brandtwein Faͤlſchlich zugemeſſen wird/ in dem er ſolche nicht geringert ſondern dieſelbige verborgene krafft nicht an ſich ziehet. Dann die purgierende krafft oder Facultet hat jhren Sitz in dem Flüchtig=Mercurialiſchen Saltz/ derowegen dieſelbige auch gleichfoͤrmiges menſtruu̅ er fordert vnd haben will/ welches Natur muß vbereinſtimen mit de̅ jenigen/ was da ſoll extrahirt vnd außgezogen werden. Nun aber iſt der Spiritus Vini oder Brandtwein einer Schwefelichten Art vnd Natur/ welche er auch behelt/ derohalben ziehet er auß andern Sachen das jenige herauß/ was ſeiner Natur ehnlich/ nemblich den Schwe= fel/ die Mercurialiſche Saͤltze aber greiffet er nicht an/ derowegen derſelbige vielmehr dienlich iſt außzuziehen die jenige ſachen/ deren weſen beſtehet in einem Schwefel/ als da ſind die Schweißtreibende Artzneyen/ mit den purgierenden aber hat es eine andere Beſchaffenheit vnd von dieſer vnſer wolgegründeter Meinung ſoll vns nicht abwendig machen der jenigen Wohn welche ſich vnderſtehen das Gegentheil vns auffzuburden/ daß nemblichen nicht die geringſte krafft zu purgiren in denſelbigen Artzneyen verbleibe/ vber welche der Bra̅dtwein gegoſſen werde/ dann ſie geben vor/ daß der Brandtw ein zwar die purgierende krafft herauß ziehe/ aber dieſelbige koͤnne gar ſchwehrlich wiederumb abgeſondert werden/ ſondern in dem man dieſelbige wieder abziehet/ ſo nehme der Brandtwein ſolche vnd ziehe ſie an ſich. Wieder ſolche gantz irrige Meinungaber ſtreitet die Taͤgliche Erfahrung. Dann erſtlichen/ wie kan doch der Brandtwein das jenige an ſich ziehen/ welches ſeiner Natur nicht iſt/ wie allbereits erwehnet worden? Vber das vnd vors andere/ ſo der Brandtwein die purgierende krafft herauß ziehet/ wie gehet es zu/ daß/ wann an dergleichen Extract/ ſo von dieſem Menſtruo an= gegriffen vnd wiederumb wol außgetrucknet worden/ ein anderes gegoſſen wird/ dieſes die in demſelben verborgene purgierendte krafft zum aller beſten an das helle Liecht bringe? End= lich daß auch geſetzt wird/ die purgierende Facultet koͤnne nicht wol von dem Brantwein ſe= pariret vnd abge̅ſondert werden/ ſo ſtoͤſſet dieſes ingleichem die taͤgliche Erfahrung vmb/ dann wer wolte doch leugnen/ daß der Brandtwein/ wann er als ein menſtruum die Eſſentz auß der Coloquinten zu ziehen gebrauchet wird/ nicht ſolte von der purgierenden Tinctur koͤnnen ſeparirt werden? Dannenhero auch die krafft zu purgiren in den Brandt ſich nicht figiret oder veſte ſetzet: Sintemaln/ wann vber das auff dem Boden von der durch den Brandtwein vollendeten extraction ſtetze̅de corpus oder Haͤfen der purgierenden Artzneyen andere dienliche Menſtrua gegoſſen werden/ ſo vberlaͤſſet ſolche jhre von dem Brandwein noch nicht außgezogene vnd vberbliebene purgierende krafft denſelbigen Menſtruis, wie kan a= ber etwas außgezogen werden/ wo nichts zufinden. Derowegen die Eſſentz von den purgie= renden Artzneyen (außgenommen die Coloquinten/ Scammonium/ außgetructen Eſelskuͤrb ſen Safft/ welcher ſtaͤrcke vn̅ Hefftigkeit von de̅ Brandwein gemildert vnd verbeſſert wird:) durch die Extraction recht zuerhalten/ darzu diene̅ andere Menſtrua (:menſtruum aber iſt ei= ge̅tlich die jenige feuchte Materij, welche die Eſſentz herauß vnd an ſich ziehet:) als Wein meth/ Malvaſier/ Molcke̅/ deſtillirte Waſſer von den beſten vn̅ wolriechenden Aepffeln/ Be tonien/ Fenchel/ Anis Roſen/ Geißblat/ Cardobenedicten/ Daubenkropff vn̅ dergleiche̅/ wann inſonderheit allzeit etliche Tropffen deß Weinſteinoͤls ſo per deliquium deſtilliret worden/ darzu gethan werden dann auff ſolche Manier ſie das Mercurialiſch=fluͦchtige Saltz ge= ſchwinder angreiffen vnd an ſich ziehen. Auß dieſem allem iſt nun gnugſam offenbahr/ was eygentlich die Vrſach ſeye/ warumb zum oͤfftern die purgierende Krafft in den purgierenden Extracten geſchwaͤchet wird/ daß wir dannenhero in der praxi etliche andere purgierende Artzneyen in jhrer ſubſtantz darunder pflegen zumiſchen. Derohalben vber alle maſen gute obacht zuhaben/ was eygentlich ein oder die andere purgierende Artzney/ darauß wir geſinnet ſind das Extractum zumachen/ vor ein Menſtruum erfordere.
566Es ſtellet vns zwar vnſer Author allhier eine nutzliche doch aber ſehr muͦheſame Præparation vor Augen/ eine kuͦrtzere aber/ leichtere vnd doch kraͤfftige vnd nutzbare iſt dieſe vnſere nachfolgende/ welche wir dir Goͤnſtiger Leſer nicht haben verhaͤlen wollen. Nimb außerleſenes Scammonium, wann du es auff einem Marmelſtein gantz ſubtil zerꝛieben/ ſo befeuchte es an mit wenigem Spiritus Vitrioli oder deß Schwefels ſo durch die Campanam zubereitet worden/ thue darzu ohngefaͤhr 3. oder 4. Tropffen (auch nach der proportion deß Scammonij mehr vnd minder) deſtillirtes Aniß oder Fenchel Oels/ zerꝛeibe ſolches mit allem Fleiß eine geraume Zeit durch/ daß darauß eine Klumpffen werde ſo zaͤhe als ein Bech/ wel= che in einer Blaſen gleich andern pilulariſchen Maſſen wol iſt zubewahren. Dieſe Præpa= ration mit dem Spiritui Vitrioli iſt nemblichen eine rechte vnd wahre Philoſophiſche Zuberei= tung Sintemaln weil das Scammonium vber alle maſſen hitziger Qualitet vnd Natur/ wel= che von dem Mercurio vnnd flüchtigen ſcharpffem Saltz herꝛuͤhret/ iſt/ ſo wird es durch dieſes(Rechte vnnd wahre Corꝛe= ctuꝛ deß Scam- monij durch den Spiritum Vitrioli,) herꝛlich vnd koͤſtliche Menſtruum durchauß wol vnd recht corrigirt vnd verbeſſert. Es kan auch ſolches ſcharpffe vnnd vmb ſich freſſende Saltz in ſeinem Vigor nicht verbleiben/ ſondern wird gleichſamb ſtumpff gemacht/ daß es ſeine operation ohne eintzige Gefahr verꝛichtet/ durch ſolche Toͤdtung vnnd hinwegnehmung/ welche auß der wiederwerti= gen Gegenhandlung wieder einander ſtreittender Dinge deß Spiritus Vitrioli vnnd deß deſtillirten Aniß Qels entſproſſen. Daß ſolche gleichfoͤrmige Correction dem Euphor- bio wann anders daſſelbige ſoll recht vnd wol zubereitet werden/ hoch nothwendig ſeye/ haben alle Chymici bißhero in acht genommen/ welches dann/ wofern es nicht vorhero durch einen Verſtaͤndigen vnd Wolerfahrnen Meiſter obgedachter maſſen mit ſonderlichem Fleiß cor- rigiert vnd zubereitet worden/ keines wegs/ weder zu den Pilulen noch andern Artzneyen kom= men/ vnd mit denſelben miſciret werden ſoll. Dieſes alſo præparirte Scammonium von xv. biß in xxv. Gr. genommen/ fuͤhret die Vnreinigkeiten fein gelind ohne alle Beſchwehrde auß. Ebener maſſen kann es auch dienen an ſtatt der Extracten von Coloquinten vnd deß Scammo- nij ſelbſten/ zu formierung vorbeſchriebener Mercurialiſch= vud Antimonialiſchen Pilulen. Sein Gebrauch iſt auch ſehr nothwendig zu dem Mineraliſchen Turbith/ dieſes ij. iij. oder iv. Gr. mit dieſes alſo præparirten xv. Gran Scammonij zu vnderſchiedlichen mahlen in der Neapolitaniſchen Kranckheit gebrauchet/ greiffen dieſelbige mit ſtarcker Macht an. Etli= che corrigiren das Spießglas/ vnd daſſelbige nicht vnrecht mit dem außgepreſten Safft der Schwalben=Schell oder Goldwurtz. Auff ſolche Art vnd Weiſe werden alle purgierende Saͤffte præpariret/ als Aloͤe/ außgepreſter Eſelskuͤrbſen Safft/ Gummi auß Peru &c. Nem= lichen durch ſolche correction wird nicht allein jhre hefftige Krafft gelindert/ vnd mercklichen verbeſſert/ ſondern koͤnnen auch ohne alle Beſchwehrde jnnerlichen in Pilulen formirt/ ge= nommen werden.
567Nemblichen den halben Theil: Dann derſelbige iſt einer zuſammen ziehenden Krafft/ welche die purgierende verhindert.
568Das vnpræparirte Scammonium verurſachet 1. Groſſe Auffblaͤhungen deß vn= (Gefahr vnd Schaden ſo auß dem vn= præparirten Scammonio entſtehen.) dern Leibs/ vnnd vielfaͤltige verſchloſſene Wind. 2. In dem es durch ſeine ſcharpffe Hitze die Spiritus entzündet/ erwecket es dahero Fieber. 3. Ziehet es gewaltiglichen zu ſich vnd eroͤffnet zuſtarck. 4. Etzet es wegen ſeiner Schaͤrpffe das Gedaͤrm ab/ vnd erꝛeget dero= halben die Rothe Ruhr vnd zwang deß Afftern. 5. Iſt es wegen ſeiner gantzen Subſtantz vnd Weſen zuwider dem Hertzen/ der Leber vnd dem Magen.
569Inſonderheit den Gallſuͦchtigen.
570Dieſes Gewicht kan auch fuͦglichen gerichtet werden auff andere purgierende Artzneyen/ doch muß man darbey deroſelben Eygenſchafften wol in Conſideration ziehen.
571Von dem Scammonio wird auch die Eſſentz mit einem Majoran oder anderm dergleichen warmer Natur vnd Temperaments wolriechendem Waſſer außgezogen/ her= nacher muß daſſelbige ab vnd ein anders wider daran gegoſſen werden/ biß alles/ wie ſichs geziemet/ außgezogen worden. Wann nun ſolche Menſtrua oder Waſſer durch das B. ſind abgezogen worden/ ſo wirſtu das gereinigte vnd præparirte Scammonium, rein/ ſubtil vnnd ſchoͤn weiß auff dem Boden ſitzend finden/ welches nach der Lehr vnſers Authoris mit dem gelaͤuterten Quitten oder Roſenſafft kan zu Pilulen formiret werden.
572Paracelſus im 4. Buch ſeiner Paradox. beſchreibet ſolche Præparation deß ſpeci- fici purgantis etwas kuͦrtzer. Er befiehlet nemblichen das Magiſterium deß Vitriols/ vnnd deß Weinſteins/ vnd daſſelbige an gleichem Gewicht mit der Eſſentz deß Saffrans zu ver= miſchen/ vnd zu conjungiren auch einen Monat lang in einem Inſtrument von ď Form Pe= lican genannt/ digeriren. Wie aber vnd auff Weiſe die Magiſteria muͤßen zubereitet wer= den/ deſſen gedencket er nicht mit dem geringſten Buchſtaben/ es wird auch in allen deſſelbigen Schrifften zu ď Buͦchern nicht das geringſte zu dieſer Præparation gehoͤrige zufinden ſeyn. Die nachſinnige vnnd fleiſſige Kuͦnſtler aber haben ſo viel jhnen moͤglich geweſen/ deß Para- celſi Meynung an etwas ergruͦblet/ vnd dieſe von vnſerm Authori, wiewol gewiſſe vnd gu= te/ jedoch aber von groſſer Arbeit/ Muͦhe vnnd Verdruß vorgeſchriebene Præparation an ſtatt der ſelbigen deß Paracelſi nemblichen erfunden. Daß wir aber dieſelbige/ ſo vnſer Au- thor ſetzet/ vor richtig ſollen erkennen/ warumb wir darzu keine Vrſach. Dann deß Para- celſi ſeine Procefs vnd Præparationcs belangend/ ſo wiſſen wir gar wol daß dieſelbige der Na= tur gantz aͤhnlich vnd nicht ſchwehr ſind. Dieſelbige aber/ je leichter ſie ſind/ je mehr ſie Pa- racelſus mit dunckelem auff Schrauben geſtelten vmbſchweyffen/ ſo wol der Woͤrter ſelbſten/ als auch derſelbigen Beſchreibungen vns verfinſtert. Wir woͤllen aber zuvor erſtlichen deß Authoris ſeine Woͤrter examiniren/ hernacher alsdann einen leichtern Weg dieſes pur= gierende Specificum recht vnd wol zu præpariren/ auß eyguer taͤglicher Praxi vnd Erfahrung dem Goͤnſtigen Leſer trewlichſten vor Augen ſtellen vnd denſelben anfuͦhren.
573Himmelblawen.
574Durch das deliquium.
575Gieſſe ab.
576Das Weinſtein Pülverlin/ darvon wir vnder dem allgemeinen Digeſtiv hiero= ben gehandlet/ iſt darzu viel bequemer vnd beſſer.
577Vier Pfundt.
578Vermiſche es mit trockenem Laͤtt oder andern/ dann wann ſolches wird vnder= laſſen/ ſo zerſchmiltzet die Materi.
579Warmen.
580Die vorige vnd letzte.
581Welche etwas gelbroth.
582Es hat nichts zu bedeuten es ſeye allein oder zuſammen extrahiret vnd außgezo= gen worden.
583Die ſcharpffe vnd ſubtiele Vnreinigkeiten/ dergleichen ſich finden laſſen in den gefaͤhrlichen Kranckheiten/ der Peſt vnd andern dergleichen.
584Das Tartarum oder die zaͤhe vnvertaugliche materi in den langwuͤhrigen Schwachheiten.
585Andere laſſen die M???ſterwurtz gar darvon/ deßgleichen auch die andere/ als An= gelick Pimpinel/ Schellwurtz/ Schwalbenwurtzel vnd Fuͤnfffingerkrant.
586Oder einem andern warmen Orth.
587Biß ſie etwas laulechtig worden.
588Lieſſe des ſpiritus von Wachholdern oder andern deßgleichen auß den Kraͤut= tern vnd Saamen.
589Deſtilliere es mit gelindem Fewer.
590Nicht gaͤntzlichen/ damit auch etwas von dem phlegmati bleibe.
591Nemblichen der Haͤfen vnd Aſchen.
592Oder welches viel beſſer/ verfahre alſobald mit denſelbigen/ wie wir dich berichten wollen hierunden da wir von der deſtillation deß Spiritus deß Weinſteins handlen werden.
593Welches zuvor nach Rectificirung der Spirituum vbrig blieben.
594Auff dem Boden.
595Das iſt: Nimb deß ſpecifici purgantis, der Eſſentz von Saffran vnd dann deß ſpccifici von den Kraͤuttern eines ſo viel als deß andern gleiche Theil,
596Vnd iſt nicht vonnoͤthen/ daß man ſo genawe Achtung gebe/ was eygentlich vor eine Feuchtigkeit nit richtig ſeye/ es ſeye entweder die warme truckne oder kalte Waͤſſerige.
597Dann ſonſten dardurch ſchwehre vnd gefaͤhrliche zufaͤll zubeſorgen.
598Man muß demnach allzeit gute Achtung haben auff die Natur deß Krancken.
599Wann es gnugſam purgieret.
600Das iſt/ es ſchwaͤchet die Kraͤffte nicht.
601Die Harntreibende Artzneyen von vnderſchiedenen auff vnderſchiedliche Weiſe zubereitet eingegeben/ welche aber nicht zu gemein/ ſind nachfolgende. 1. Das auß den pulveriſirten vnd in Malvaſier eingebeitzten Pferſich Kernen deſtillirte Waſſer/ einen Loͤf= fel voll darvon eingenommen/ iſt ein herꝛliche Artzney. 2. Die weiſſe kleine Kißlingſtein ſo man in den flieſſenden Waſſern findet/ mache gluͤend vnd leſche ſie in einem koͤſtlichen Wein ſo offt ab/ biß ſie gantz zu einem Pulver worden/ welches gemeiniglich in der dritten oder vierdten Ableſchung geſchiehet. 3. Deß deſtillirten Wachs Oels 3. oder 4. Tropffen mit dem Waſſer von den groſſen Brenneſſeln getruncken/ vnd zugleich euſſerlichen ſich geſchmie= ret/ mit Wachs/ Ziegelſtein/ vnnd Scorpion Oel/ treibet den Harn vnd Stein mit Gewalt auß. 4. Der Harntreibende Julep vnd ſawerlechte Honig Syrup/ ſiehe hiervon vnſere Chymiatriſche Practick am 17. Blat.
602Die Harntreibende Artzneyen aber koͤnnen nicht allzeit vnd ohn vnderſcheid ge= braucht werden.
603Andere ſamblen mit gemeinem Waſſer das fixe Saltz ſo in dem Capiti mortuo oder Haͤfen/ nach dem das Oel herauß deſtillirt worden/ ſitzen blieben/ vnd nach dem ſie daſ= ſelbige durch offtmahlige ſolution vnd coagulirung wol gereiniget/ thun ſie es zu dem fluͤchti= gen Saltz deß Augſteins/ vnnd geben ſolches mit der fallenden Sucht behaffteten auff xx. Gr. vermiſcht mit xl. Gr. Buͤchen Miſpelholtz in Pœonien Waſſer ein/ vnd daſſelbige zum dritten mahl/ entweder zuvor oder aber in dem paroxyſmo ſelbſten/ vnnd wofern ſolche nicht angeboren/ heylen ſie mit dieſer vermiſchten Artzney alle fallende Sucht/ doch muß der weg nach der Kunſt durch vorhergehende Artzneyen zuvor wol ſein bereitet worden.
604Es iſt auch ein ſehr groſſes Geheymnuß in ſchwaͤrer Geburt die Frucht vorzu= treiben.
605Der ſpiritus deß Saltzes wird viel ſchoͤner/ wann man das Meer Saltz/ nembli= chen auß Spanien oder Franckreich mit drey oder vier Theilen der noch nicht geſiegelten ro= hen Erden vermiſchet vnd hernach mit ſtarckem vnd offenem Fewer nach vnnd nach deſtilli= ret. In dieſen deſtillierungen aber verwandelt ſich anfaͤnglichen das Saltz nicht gantz vnnd gar in einem ſpiritum, ſondern es bleibet etwas in den Haͤfen ſitzen/ welches vberbliene Saltz aber darvon kan abgeſondert werden/ durch gemeines Waſſer/ in welchem dieſelbige Haͤfen oder das Caput mortuum abgeſotten worden. Wann nun das Saltz alſo von der Haͤfen geſagter Maſen abgeſondert daſſelbige zu dem deſtillirten ſpiritui gethan/ eine zeitlang in ei= nem warmen Orth digerirt/ vnd endlichen mit einer andern friſchen wolaußgetruckneten ge= ſiegelten Erden vermiſchet worden. &c. ſo wird die gantze Subſtantz deß Saltzes in der Form eines ſpiritus zu vnderſchiedlichen mahlen vbergehen. Dann wie viel Saltzes die erſt= lich vbergetriebene ſpiritus in den vnderſchiedlich wiederholeten digerirungen ſolviret/ vmb ſo viel muß auch der ſpiritus bey einer jeden deſtillation zunehmen/ daß alſo zuletzt das ſaͤmptli= che Saltz wann es dir beliebig/ in den ſpiritum ſich verwandelt. Durch dieſen ſubtilen vnd reinen ſpiritum das beſte aurum potabile zubereitet; Sintemaln dieſer ſpiritus die Tinctur herauß ziehet/ daß der weiſſe Coͤrper deß Golds auff dem Boden ſitzen bleibet/ welcher Coͤr= per dann ſonſten das fixe Silber genennet wird.
606Inſonderheit wann es zimblichen alt iſt. Dann auß dieſem Saltz ſo es noch jung iſt/ ſchwehrlichen die ſpiritus zubringen/ viel leichter aber wird ſolches koͤnnen geſchehen/ wann es 20 oder 30 Jahr gelegen.
607Das zerſchmoltzene Saltz gibt gantz vnd gar keinen ſpiritum von ſich/ es ſeye dann zuvor gleichſam wieder ergaͤntzet.
608Auff dieſe nach folgenge Weiſe kanſtu auch wahrhafftig vnnd recht Philoſophiſch das Saltz gantz ſuͤß machen. Laſſe dir machen ein ſtarcke jrrdene Retorten mit einem weiten Bauch/ doch alſo daß zu oberſt auß demſelbigen ſchnurſtacks biß auff die mitte derſelbigen ge= he eine von gleicher Matery wolformirte Roͤhr/ welcher Mundſtuck von auſſen zwar etwz weit von jnnen aber/ eng ſeye. Wann nun gedachte Retort bey der Hand/ ſo nimb gemeinen oder welches beſſer/ Meer Saltzes iij oder iiij ℔/ thne es in die Retort/ fuͤge daran einen wei= ten Recipienten vnd treibe alsdann das Fewer ſo hoch/ biß das Saltz in den Fluß kommen/ wann ſolches geſchiehet/ ſo gieſſe durch obgenante Roͤhr etliche Tropffen friſches Waſſers in die Retort/ doch muſtu das Roͤhrlein alſobald mit bey der handhabender Haffners Erden wiederumb zuſtopffen/ ſo wird ſich die Menge der Spirituum durch ſolches friſch Waſſer ſolviren. Dieſes nun muß mit dem friſchen Waſſer ſo lang continuiret werden/ biß auff ſolche (Gebrauch vnd Gewicht) Weiſe die gantze Maß deß Saltzes zu einem Geiſt worden. Von dieſem nun muß durch ge= linde deſtillirung im Balneo das Waͤſſerichte oder phlegma abgeſondert/ das vbrige aber an einem kühlen Orth geſtellet/ ſo werden kleine ſteinlein hervor wachſen gleich einem Salpeter/ ſo der Süſſigkeit wegen dem Zucker im geringſten nichts werden nachgeben/ welche durch das (Cur der Waſ ſerſucht.) deliquuium koͤnnen zu einer Feuchte diſſolviret werden. Darvon v. oder vj Tropffen den Waſſerſuͦchtigen eingegeben/ benimmet denſelbigen allen Durſt/ auch alſo gar/ daß ſie jnner= halb drey vier oder mehr Tagen daß geringſte nicht zutrincken begehren Sintemahln der Eſ= ſentialiſch= oder Weſentlichen Feuchtigkeit/ ſo ſonſten in den Waſſerſuͦchtigen zimblichen ab= nimbt vnd vertrucknet/ wird durch den ſpiritum deß Saltzes kraͤfftiglich geholffen. Der Ma= gen auch neben audern jnnerlichen Gliedern mercklichen geſtaͤrcket. Das Saltz aber an vnd vor ſich ſelbſten als ein vermiſchtes Ding befoͤrdert ſonſten oder vermehret die weſentliche Feuchtigkeit nicht allein nicht/ ſondern verzehret dieſelbige vielmehr. Dannenhero duꝛch Nieſ= ſung deß Saltzes dem Durſt nicht geſtewret/ ſondern derſelbige vermehret wird. Wann ma̅ nimmet zu einem ℔ wolaußgedoͤrten Saltzes ij Pf. pulveriſirter Kohlen vnnd dieſelbige mit dem Saltz wolvermiſchet/ ſo kan man auß einem Pfund Saltzes j Pfund ſpirituum ha= haben.
609Auff viij oder xij.
610Dieſes ruͤhret von keiner andern Vrſachen/ als von dem vermiſchten weſen deß Saltzes/ dann weiln daſſelbige kein reines Corpus/ ſondern von vnderſchiedlichen Dingen ein vermiſchtes weſen hat/ deren jedes eine andere Art/ Eygenſchafft vnnd Qualiteten auch andere Effect als das andere hat. Wann ſie aber in dem Saltz vermiſcht vnd vereiniget blei= ben/ verrichten ſie das jenige/ was einem vermiſchten zuſtehet vnd gebuͤhret.
611Dann weiln er ſubtil/ derowegen tringet er deſto leichter durch.
612Vielmehr in einer Wochen.
613Dieſes kan vielmehr geſagt werden von dem jenigen Oel oder ſpiritui, ſo auß dem Salpeter vnd Meer Saltz deſtilliret worden.
614Lieſſe/ erhelt vnd verwahret.
615In groſſer Anzahl
616Der Griechen Auſſatz kan geheilet werden/ der Juden aber keines Wegs nicht/ als allein durch durch die Allmaͤchtige Barmhertzigkeit Gottes.
617Euſſerliche Schwachheiten deß Leibs/ deren hieroben am 118. Blat. Num. 1. ge= dacht worden.
618Der angeſteckte oder inficirte orth deß Leibs.
619Honig.
620Das Harntreibende Bad muß beſtehen vnd zugerichtet werden von erweichende̅ vnnd linderenden Kraͤuttern/ als Pappeln/ Honig oder Steinklee/ Tag vnd Nacht oder S. Peterskrant. &c.
621Oder Honigwaſſer,
622Friſche.
623Mit Igel Schmaltz.
624So von verſchloſſenen Winden entſprungen.
625Der von Salpeter vnd Meer Saltz bercitete inſonderheit mit Brandwein ver= miſchet iſt viel beſſer vnd koͤſtlicher.
626Vor Angrieff deß Fiebers eingegeben.
627Inſonderheit deß Magens.
628So zuweit vberhandgenommen vnd zu tieff eingewurtzelt/ mit geſottenem Waſ= ſer von Erdbcerkraut Morgens vnd Abends.
629Auch eher.
630Als allerhand Blumenwaſſer ſo im May deſtillirt worden/ Eſchbaum vnnd Farnkraut.
631Paracelſus hat nachfolgender Geſtalt darmit verfahren; nemlichen er hat den ſpi- ritum oder das oleum deß Saltzes mit gleichen Theilen deß ſpiritus deß Vitriols vnnd Ter= pentins ſehr weißlich vnd vorſichtiglich Tropffenweiß abſonderlich (wegen beſorgender Gefahr der Entzündung vnd Knalls) vermiſchet. Alſo wirſtu eine zaͤhe vnd ſchwartze Ma= tery oben auff dem Phlegmati ſchwimmen ſehen. Dieſe nun wol vndereinander vermiſcht rectificire doch nicht mit vielen Steinlein/ hernach vermiſche es ſaͤmptlich mit dem ſpiritui deß Terpentins. Hernacher hat er die lame Glieder mit dieſem wolbeſtriechen/ zuvor aber im nachfolgendem Kraͤutter Bad dieſelbige wol gewaſchen.
632Das Salniter oder Salpeter/ iſt Animaliſch/ Vegetabiliſch vnnd Mineraliſch/ vnd laͤſſet ſolcher in allen dreyen Reichen ſeine Herꝛſchafft gnugſam ſpuͤren. Wann die de= ſtillation dieſes ſpiritus vollkommlich zu End gebracht worden/ ſo muß man alles wol erhal= ten vnd eine zeitlang/ biß die ſpiritus ruhig worden/ ſtehen laſſen/ welches dann jnnerhalb v???o= der vj Tagen (zu 24 Stund den Tag gerechnet) pfleget zugeſchehen. NB. In der Waͤſ= ſerichten Matery liegen die ſcharpffe vmb ſich freſſende ſpiritus vrrborgen/ ſo zu der Chymi= ſchen Medicinal Arbeit nicht viel nutzen. Auß einem ℔ aber wirſtu kaum iij oder jv Loth/ dieſer rothlechten ſpirituum vberkommen. Derowegen/ wann du recht wilſt verfahren/ ſo mu= ſtu das phlegma abſonderlich/ vnd dann die ſpiritus auch abſonderlich ſamlen.
633Das Werck wird viel beſſer von ſtatten gehen/ wann man darauß keine Kügelein formiret/ ſondern die Erde allein mit dem pulveriſirtem Salpeter wol vermiſchet vnd herna= cher deſtilliret.
634Ehe vnnd zuvor man dieſen ſpiritum brauchet muß der Leib mit einer gelinden Purgation geoͤffnet werden. Es wird genutzet mit iiij Loth lawlechtem Brunnen Waſſer/ vermiſchet mit der Mixtur auß dem Brandwein vnd Salpeter treibet es den Schweiß vnd ſtillet von Stund an die Schmertzen vnd das Grimmen deß Leibs. Siehe̅ vnſere Chymia= triſche Practic. Das Lateiniſche Exemplar vnder dem Tit. vom Grimmen am 111 Blat.
635Dieſer ſpiritus wird auch als ein hitzſtillende Artzney gebrauchet in den Fiebern genommen mit Endivien/ Wegwart/ Pfaffenblatwaſſer/ zuleſchung deß Durſtes iſt er viel vortraͤgücher als die bereitete Salpeterküchlein ſelbſten welche vnderweilen einen Eckel er= wecken/ wann er von vj biß auff xj Tropffen genommen wird.
636Nicht alleiu zu End deß Grimmens/ ſondern/ auch im Anfang deſſelbigen/ iſt das geſottene Alantwurtzel Waſſer ein herꝛliches Mittel.
637In allen hitzigen vnd gefaͤhrlichen Fiebern.
638So wol was in dem Geaͤder als in dem Fleiſch ſelbſten vnd zwiſchen Fleiſch vnd Fell verborgen lieget.
639In dem Ademholen oder Lufftſchoͤpffen.
640Das Schweißtreibende Spießglaß habe ich bißhero ein Bezoartiſches Minera= le genennet/ welches auch Quercetanus ſo herꝛlich herauß ſtreichet vnnd hoch zu loben weiß/ vnd wie ich gaͤntzlichen darvor halte/ von keinem andern als von mir erſtlichen an das Liecht gebracht worden vnnd darzu hat mir Gelegenheit an die Hand gegeben Bruder Baſilius Valentin/ welcher in dem Zuſatz der Philoſophiſchen Schluͤſſeln vnder dem Tit. von dem Spießglaß/ da er der Butter von dem Spießglaß gedencket/ endlichen alſo ſchlieſſet vnnd ſich erklaͤret mit nachfolgenden Worten: Eben dieſes Oel (:alſo nennet er die Butter deß Spieß= glaſes:) kan auch auff eine andere Manier zubereitet werden mit hinzuthun deß Waſſers ſo auß der Steinſchlangen vnnd nothwendiger Gewuͤrtz/ nicht/ die auß Indiæ gebracht wird/ praͤpariret worden, Ferners ſpricht er/ daſſelbige Pulver reutet auß alte verzweiffelt boͤſe Schaͤden/ mit welchen Worten Bruder Baſilius gantz verdeckter Weiſe vorgedachten Mineraliſchen Bezoar pülverleins Zubereitung beſchreibet. Er deſtilliret nemblichen auß dem Salpeter oder Steinſchlangen vnd dem Saltz/ welches das beſte Gewürtz iſt/ ein Waſ= ſer/ durch welches Krafft entweder allein oder aber zugleich mit dem Scheidwaſſer/ die Cor= roſiviſche vmb ſich freſſende kraͤfften/ ſo die Antimonialiſche Butter noch bey ſich hat/ gaͤntzli= chen getoͤdtet werden/ vnnd ſolcher in ein nutzlich Bezoardiſches puͤlverlein ſich verwandelt. Libavius in Außlegung deſſelbigen/ bemuͦhet ſich hefftig vnd daſſelbige meiſtentheils nicht/ daß er demſelbigen weiter gedaͤchte nachzuſinnen/ ſondern/ daß er etwas finde???noͤge durch die Hechel zuziehen/ ſiehe hiervon in ſeinem andern Buch ſeiner Chymiſchen Geheimnuſſen am 52. Cap. von der Natur deß Fewers/ vnd in eben dieſem Buch Hermetiſcher Offenbah= rungen am 9 vnd 10 Cap. deß andern Theils. Gewiß iſtes aber/ daß Libavius gleich wie von(Libavij Feh= ler.) andern alſo auch von dieſer Zubereitung deß Mineraliſch=Bezoardiſchen Puͤlverleins wie der Blinde von der Farb judicire vnd vrtheile. Dann es das Anſehen hat/ als brauche er ſeine Zungen meiſterlich/ doch ohne Grund der Chymiſchen Experientz vnnd Erfahru̅g/ geſetzt aber/ er habe es verſtanden vnd ſich in der Kunſt geuͤbet/ ſo hat er doch daſſelbige nicht wie billich vnd einem rechtſchaffenen Kuͤnſtler geziemet/ verrrichtet. Derowegen dann ich mich ſo hoch vber ſeine groſſe kühnheit in den Tag hinein zuſchreiben/ nicht verwundere/ will es auch/ in was vor einem Laboratorio, deſſen er ſich ſo hoch rühmet/ er ſich geuͦbet habe/ wann ſolches von mir wird begehret werden/ offentlich darthun/ vnnd zwar der Geſtalt/ daß er ſich deſſen zuruͦhm en habe/ wie der Hund deß Bads. Vber das geſtehe ich jhme vo̅ Hertzen gern daß weder Crollius/ noch ich etwas newes habe erfunden/ wie dann auch ſolches niemaln in in vnſern Sinn kommen. Daß aber Rubeus eben dieſes ſchweißtreibende Spießglaß mit ei= gnen oder von andern entlehneten Worten ſolte beſchrieben haben/ wie ſolches freventlicher Weiſe ſich Libavius am End deß 18. Cap. deß erſten Theils ſeiner Hermetiſcher Offenbahru̅= gen vnderſtehet zubehaupten/ ſolches iſt ein pur=lauter Luͤgen. Deren ſich Libavius billich het= te ſollen enthalten. Rubeus in ſeinem Buͦchlein von den Deſtillierungen/ ohne welches ſon= ſten anders nichts von jhme iſt im Truck außgegangen/ im 22 Cap. der 2. ſect. handelt von nichts anders daſelbſten/ als von dem Spießglaß vnd vnderſchiedlichen deſſelbigen Zuberei= tungen vnd am Ende obgedachten Capitels gedencket er einer Artzney. Welche beſtehet auß dem ſublimirten Mercurio dem Regulo deß Spießglaſes vnnd dem Gold/ ſo abſonder= lich im Scheidwaſſer ſolvirt vndereinander vermiſchet/ zum oͤfftern deſtilliret vnnd alsdann zu einem rothen pülverlein calciniret worden. Aber was vor ein groſſer vnderſchied iſt zwi= ſchen dieſem Pulver vnd dem Schweißtreibenden Spießglaß? Dann ob ſchon in dieſem das Spießglaß zu praͤperation der Butter gebrauchet wird/ ſo kommet doch von ſeiner Sub= ſtantz gar wenig ja faſt gantz nichts darzu; in dem Puͦlverlein aber gehet der Regulus herauß vnd wird gantz vnd gar fix gemacht. Zum zweyten bleibtt der ſublimirte Mereurius mit demſelbigen rothen Pulver ſchwehrlichen roth/ ſondern ſteiget in einer jeden Deſtillation deß Scheidwaſſers endlichen auff/ vnd geſetzt/ es bleibe etwas weniges vbrig/ ſo verrauchet doch daſſelbige vnder dem calciniren gaͤntzlichen/ der ſublimirte Mercurius welcher anders nichts Als die Antimoniallſche Butter iſt/ wird fix vnd veſt gemacht. Drittens iſt deß Rubei ſein rothes pulver corroſiviſch vnnd friſſet vmb ſich; Das Mineraliſche Bezoar puͤlverlein aber im geringſten nicht. Letzlichen iſt deß Rubei ſein pulver eines Dings mit dem Gold deß Le= bens/ dannenhero es auch vnder die praͤcipitirte Mercurios gerechnet wird vnd hat zugleich eine krafft zu purgieren. Vnſer Mineraliſch Bezoar puͦlverlein aber/ nemlichen deß Crollii vn̅ das meinige/ hat ſolche nicht/ ſondern treibet allein den Schweiß. Derohalben/ wann Libavius von andern wegen ſeiner Luͤgen hafftigen ſpitzen Federn will vngeſcholten ſeyn/ ſo mag er darmit zu Hauß bleiben vnd andere ehrliche Leut vnangefochten laſſen. Seine erbare Sitten vnd teuffeliſcher Neyd iſt gnugſam bekand/ vor welcher kein ehrlicher Mann ſich zufoͤrchten hat noch auch dieſelbige loben wird.
641Wofern daß Glaß nicht ſtarck gnug were.
642Durch eine Retort.
643Entweder Waſſer/ Fewer oder Sand.
644Eine weite Cucurbit.
645Vnd daſſelbige habe ich erfahren/ daß es viel dienlicher ſeye.
646Man muß es hernacher wiederumb zu machen damit die ſpiritus nicht verſchwin= den vnd ſtehen laſſen auff die 12 Stund lang vnd auch wol daruͤber.
647Daß das Gold allhier nicht allein nicht vonnoͤthen ſondern auch wenigen nutzen ſchaffe/ ſolches bezeuget die Erfahrung vnd nachfolgende Vrſach. Dieweiln nemblichen das Gold ſeine vorige Subſtantz vnd Coͤrper wider an ſich nimmet/ ſo kan ſolches das pulver deß Spießglaſes im geringſten nicht verbeſſern oder kraͤfftiger machen. Wann aber das Gold auß ſeinem Coͤrperlichen in ein Spiritualiſch oder Geiſtliches Weſen were verwandelt wor= den/ ſo were freylich deſſeibigen Gebrauch allhier vber alle maſen nuͤtzlich. Ja/ wann auch das geringſte vom Gold ſolcher Geſtalt mit dem Bezoardiſchen puͤlverlein vermiſchet wor= den/ laͤſſet ſolches ſeine kraͤffte ſpuͤren. So dir nun das Bezoarticum Solare beliebet zubereiten/ damit deine Arbeit vnd Vnkoſten nicht vergeblich ſeyen/ ſo muſtu nachfolgender Weiſe ver= fahren. Hierunden wollen wir reden bey der erſten deſtillation deß ſpiritus nitri, daß dz Scheid waſſer von der Butter ſelbſten herkomme an der Farb ein ſchoͤn roth durchleuchtendes men- ſtruum vnnd daß daſſelbige hernacher mit ſeiner Wurtzel nemblich dem Spießglaß wiede= rumb durch offtmahlige deſtillationes vereiniget werde. Wann aber daſſelbige menſtruum ſo zu erſt hervorkommen/ wird verwahret vnd mit demſelbigen deß feinſten Golds/ ſo viel ei= nem gefaͤllig/ ſolviret/ von ſolchem ſolvirten Gold aber das menſtruum wieder mit gelindem Fewer/ daß ſich gleichſam ein Haͤutlein daruͤber ziehet oder ein oͤl darauff ſetzet/ abgezogen vnd ein friſch rothes menſtruum von dem abermahlig ſolvirten Gold zum dritten vnnd vierdten mahl durch eine Retort mit einem langen Halß/ wol verlutirt vnd verwahret damit die ſpiritus nicht moͤgen hervorkommen/ in einem gelinden Fewer allzeit deſtillirt werden/ auch/ wann ſol= the deſtillationes vollbracht/ wird endlichen das menſtruum darinnen das Gold ſolviret worden/ durch eine Retort mit etwas ſtaͤrckerem Fewer von den ſpiritibus getrieben/ was herauß deſtillirt worden wiederumb daran gegoſſen vnd daſſelbige ſo offt/ biß ſich das Gold gleich wie ein Rubin ſo roth eleviren vnd auffſteigen wird,
648Es iſt nicht rathſam/ daß dieſe erſte deſtillation ſtaͤrcker ſeye. Es müſſen aber viel= faͤltig die deſtillationes mit eben dieſem menſtruo wiederholet werden/ doch alſo/ daß man all= zeit wieder darzu thue etwas von dem Geiſt deß Salpeters (welches ich am beſten befunde̅) oder aber vom Scheidwaſſer. Dann auff dieſe Manier/ wann nemblichen die deſtillierunge̅ zum oͤfftern repetirt werden/ kan man mehr von dem Pulver deß Spießglaſes figiren/ wel= ches ſonſten durch eine eintzige allein vnnd waun ſie ſchon mit ſtaͤrckerem Fewer getrieben würde/ moͤgte verſchwinden, Vnnd dieſes iſt eines von den jenigen Stücken/ darvon ich auff eine Zeit dem Ruland geſchrieben/ daß ſolches Crollius habe mit Stillſchweigen vmbgange̅. Daß andere iſt/ daß in der erſten deſtillation deß menſtrui, das jenige oder der ſpiritus deß Salpeters/ wann er ſonderlich etwas geſchwind durch das Fewer getrieben wird/ gantz roth wird/ vnd ruͤhret dieſelbige Roͤthe nicht her von dem menſtruo ſelbſten/ ſondern von den ſpiri- tibus antimonialibus oder deß Spießglaſes (: Dann ſolches eine fluͦchtige Roͤthe in ſich ver= borgen hat:) welche zugleich auch ſehr viel zu praͤparation vnd Zubereitung der Antimonia= liſchen Bntter/ das iſt/ zu dem ſublimirten Mercurio welcher ſich in einen fetten Butterech= ten Schleim verwandelt/ thun/ durch offtmahlige deſtillation endlichen mit dem Bezoardi= ſchen Pulver figiret vnd auff ſolche Weiſe viel herꝛlich vnd koͤſtlicher wird. Dann dieſelbige Roͤthe deß Scheidwaſſers iſt vber alle maſen nutzlich das Gold flüchtig/ ſubtiel vnnd ſpiri- tuos zumachen.
649Nemblichen ſo zum dritten Mahl das menſtruum darvon abgezogen worden/ ſo wirſtu auß j ℔ Butter von Spießglaß xxiv oder auch xxviij Loth vberkommen/ vnd daſſel= bige wegen der offtmahlig wiederholeten Deſtillirungen.
650Ja vielmehr 12 Stund lang.
651Die Art vnd Weiſe oder der Handgrieff iſt dieſer: Nimb zu einem Theil dieſer fl= girten Erden nemblichen deß mineraliſchen Bezoars/ zwey Theil gemeinen Schwefels/ zerreibe vnd vermiſche es auff einem Marmelſtein/ hernach laſſe es in einem Tiegel zer= ſchmeltzen vnd vnder demſelbigen zündte den Schwefel an vnd laſſe jhn ſo lang brennen biß er ſelber auffhoͤre/ ſo wird ein grawes pülverlein vbrig bleiben/ welches zu dem Gold ſo es im Fluß iſt/ geworffen/ fich mit demſeibigen vermiſchet/ aber von 2 lothen bleiben kaum 4 Scru= pel/ welche ſich doch endlichen vnder dem conflagriren oder entzünden auch verlichren.
652Weder oben noch vnden auß.
653In etlichen/ aber ſaͤlten.
654Auch ohne Gold.
655Vor ſich ſelbſten zwar thut es nicht ſo viel/ ſondern man muß der Kunſt nach verfahren vnd was nothwendig vorhero gebrauchen/ hernacher wird es mit andern Schweiß treibenden Artzneyen/ inſonderheit aber mit Floͤhkrautwaſſer eingegebeu.
656In Geißblat/ Lachen Knoblauch vnd Schlangenmordwaſſer.
657In Fahrnkrant oden klein Bathengelwaſſer.
658In Attichwaſſer.
659In geſottenem/ Waſſer deß Guͦldenkrauts oder zu den Fiebern dienlichen Waſſer.
660In einem abſonderlich zu dem Miltzen dienlichen Waſſer als da iſt das Miltz= krautwaſſer &c.
661In Hawhechel/ Steinbrech/ Erdbeerkraut vnd Peterſilgenwaſſer.
662Gleichwol aber hat dieſe Arbeit auch jhren Nutzen/ vnd dannenhero nicht gaͤntz= lichen zuverwerffen/ erſtlichen wird das gebrante Hirſchhorn angefuͤllet mit der Eſſentz oder Suͦſſe deß Bleys/ auff gleiche Weis/ wie die jenige zuthun pflegen/ welche das Gold vnd an= dere Metall probiren/ ſo offt ſie auß der Aſchen von den gebranten Beinen der groſſen vier= fuͤſſig=n Thieren Capellen machen. Dieſe Capellen nun wann ſie zuvor auß dem gebranten Hirſchborn allein vnd dann der Eſſentz deß Bleys geſchmiedet oder geſchlagen worden/ muͦſ= ſen vnder einem Muffel gluͤend gemacht/ vnnd wie gebraͤuchlich hernacher zerrieben: Vber das das Pulver mit gleichem Gewicht der Antimonialiſchen Butter vermiſchet vnd endli= chen darvon zum dritten mahl dieſelbige Butter durch die deſtillation abgezogen vnnd nach= mals mit einem ſcharpffen Wein Eſſig figiret werden. Doch muß ſolches offt wiederholet werden/ wie ſolches hieroben allbereits vielmahl erinnert worden. Nemblichen auff dieſe Weiſe hat man ſich von wegen der corroſiven nichts zubeſorgen/ dann dieſelbige gleicher Ge= ſtalt zum Theil von dem gebranten Hirſchhorn vnnd der Eſſentz deß Bleys (:von welcher hernach vnder dem Tit. vom Zucker deß Bleys:) vnd dann auch dem Eſſig getoͤdet werden vnd erſterben/ das beſte vnd nutzlichſte aber verbleibet darinnen/ welches wie das obige inglei= chen Faͤllen muß gebrauchet werden.
663Wann nemblichen die Saͤwre darinnen verbleibet.
664Das Zeichen deß beſten Weinſteins.
665Es iſt nicht allzeit vonnoͤthen/ daß ſolches lawchlecht ſeye.
666Iſt nicht vonnoͤthen.
667In vollem ſieden.
668???Seine operation oder Zubereitung muß richtig ſeyn/ dann was ſonſten mit dem= ſelbigen vermiſchet wird/ daſſelbige benimmet jhme ſeine kraͤfften.
669Iſt eine jrrdene Retort.
670Es iſt viel beſſer/ daß man ſolches zu Anfang nicht abſondere/ ſondern zu mehrer rectification/ vnd deß ſaͤmptlichen ſpirirus fernerer Verſtaͤrckung/ welches von ſeinem eignen Saltz geſchiehet/ mit welches Geiſt es ſich endlichen vermiſchet vnnd gaͤntzlichen vereinbaret/ ferꝛners nachfolgender Weiſe elaborire vnd verfertige. Auß den ſchwartzen Haͤfen ziehe wie gebraͤuchlich das Saltz herauß/ wie dann darvon allbereits auch in dem ſpecifico purgante geredet worden. Wann nun ſolches durch vnderſchiedliche ſolutiones vnd coagulationes gnugſam gereiniget worden/ ſo vereinige es mit allem dem jenigen/ welches durch die erſte Deſtillirung heruͦber gezogen worden/ laſſe es in einem wolverwahrten Gefaͤß im Balno, biß alles Saltz zerſchmoltzen/ digeriren. Welches/ wann du merckeſt/ daß es geſchehen/ ſo vermi= ſche es alles mit Laͤtt zu einem Teig vnd treibe es abermahln mit offnem Fewer durch eine Retort/ ſo wird mit dem ſpiritui vnnd dem Oel das rectificirte Saltz gantz Geiſtreich ſo ſich hinfüro von dem ſpiritu deß Weinſteins nicht wird trennen laſſen/ hervor kommen/ derowege̅/ weiln er mit demſelbigen vereinbaret/ ſo wird ſolcher ſeine operation zuverrichten viel kraͤff= tiger vnd durchdringender. Hernach muß man das ſtinckende Oel von dem ſpiritui abſondern vnnd das Oel ſo wol als der ſpiritus nach der Meinunng vnſers Authoris corrigiren/ auff ſolche Weiſe koͤnnen alle Saͤltze extrahiret werden.
671Es iſt beſſer daß man ſolches zugleich mit eben dem ſpiritui ſpirituos mache/ als dz man es nur allein von demſelbigen rectificire.
672Andere praͤpariren ſolchen zu den langwuͤrigen vnnd harten Verſtopffungen viel gluͤckſeliger auff nachfolgende Weiſe.
673Die Saͤltze/ wann ſie mie gelindem Fewer deſtilliret werden/ behalten jhren Ge= ſtanck welcher von dem brennechten Oel herruͤhret/ wann aber ſolches von allen beyden hin= weg genommen wird/ ſo werden ſolche viel ſubtieler vnd reiner.
674Welches dann auch bey den jenigen ſehr nutzlich iſt/ ſo da iſt mit ſeinem Saltz zur Eſſentz gebracht worden/ entweder mit Wein oder Neglein genommen.
675Seine operation oder Zubereitung muß richtig ſeyn/ dann was ſonſten mit dem= ſelbigen vermiſchet wird/ daſſelbige benimmet jhme ſeine kraͤfften.
676Die Verſtopffungen vnd Faͤulungen ſo da vornemblichen von dem welches von dem Gebluͤt ſich entweder abgefondert oder aber reſolviret/ herruͦhren. In ſolchen Verſtopf= fungen aber hat den Vorzug/ der kurtz zuvor angeregte ſpiritus Tartari Compoſitus aperiti- vus, oder von vnderſchiedlichen Stuͦcken zubereiteter auffloͤſender ſpiritus deß Weinſt eins.
677Die Nerven oder Spannadern entlediget er von dem zaͤhen Schleim vnd Faͤule/ welches dann ſonderlich in dieſer Schwachheit in Obacht zunehmen.
678Wann das jenige vorhero was zuverrichten/ verrichtet worden.
679Derowegen die vorhergeſetzte praͤparation mit dem ſpiritui Vitrioli nicht zuver= werffen/ ſondern ſonderlichen hoch zu achten.
680Mit Beyfußwaſſer oder eingebeitzten Borretſch Blumen.
681Im Wein.
682Mit Holderbluͤt oder Kreutzwurtzwaſſer.
683In gekochtem Erdberenkraut oder Schellkrautwaſſer. Allhier hat abermahls der ſpiritus compoſitus den Vorzug.
684Es muß derſelbige etliche mahl wiederholet vnd hernach der ſpiritus deß Frantzo= ſenholtzes mit Floͤhkrautwaſſer/ ſo da iſt in den letzten Tagen deß Herbſt vnd Wein Monats geſamlet worden/ eingegeben werden. Die Frantzoͤſiſche Flecken aber werden geheilet durch den Bley Zucker/ ſo in Roſenwaſſer zerlaſſen darmit die Flecken beſtrichen muͤſſen werden.
685In Taubenkropffwaſſer.
686In Cardobenedicten/ Frawendiſtel vnd Klapperroſen waſſer.
687In Majoran vnd Eyſenkrautwaſſer.
688In geſottenem Waſſer von Tauſendguͦldenkraut/ Pfaffenblat vnd Taback= waſſer.
689In den von dem Grimmen herruͤhrenden Contracturen muß man der ſtarcken purgierende̅ Artzneyen ſich vornemblichen enthalten. Allhier muß man ſich huͤten vor den je= nigen purgierenden Artzneyen ſo von den Metallen genommen werden/ hergegen aber die Vegetabiliſche brauchen. Es muß aber vnſer panchymagogum vegetabile oder dem Extract von der ſchwartzen Nießwurtz vorhero gebraucht werden vnd darnach taͤglichen der ſpiritus deß Weinſteins. Vnderweilen kan man auch ſchwitze̅/ aber nicht zu viel/ dann die Erfahru̅g auch die Vernunfft ſelbſten woͤllen haben/ daß man allhier ſoll behutſam vnd allgemaͤchliche̅ verfahren/ vnd darauff alsdann die euſſerliche Mittel zur hand nehmen/ vnder welchen das vornembſte iſt deß Paracelſi ſein Galbanetum, ſo auß dem Gummi Galbano vnnd Terpentin gemacht wird/ wie ſolches aber werde zubereitet vud genutzet/ darvon beſiehe vnſere Chymia= triſche Practic deß Lateiniſchen Exemplars am 48. 49 50. 233. vnd 234. Blat/ ſo wirſtu darmit die Contracturn ohne Wiederſtand curiren/ vnd daſſelbige gemeiniglich jnnerhalb 14 Tagen; Wann nemblichen deß Artztes ſein Verſtand vnd deß Krancken Gedult werden miteinander ſich wol verſtehen.
690In Klapperroſenwaſſer oder dem ſelbigen Syrup/ oder aber dem Schlehenbluͤ Syrup.
691Der Etzende Schwefel deß Weinſteins iſt deſſelbe̅ außgezogene Tinctur/ ſonſten hat er ſonderlich groſſen Nutzen in der Artzney Kunſt. Es ſind etliche geweſen/ welche ſo wol vor etzlichen Jahren als auch noch newlicher Zeit auß dieſem Schwefel eine rechte Artzney der Metallen haben wollen erzwingen vnnd hervorbringen. Aber ſie moͤgen machen was ſie wollen/ ſo geſchiehet ſolches alles wieder den Willen vnud Meynung der aller vortrefflichen Philoſophorum vnd auch wieder den Lauff der Natur ſelvſten. Wir laſſen ſolche irrige vnnd wiedrige Meinungen in jhrem Wehrt verbleiben vnd wollen allhier von den jenigen Din= gen handlen/ die zu der Artzney dienlichen vnd vortraͤglichen ſeyn. Seine wahre vnd eygentli= che Zubereitung iſt nachfolgende.
692Es wird ein Saltz genennet/ weiln es ſich wie ein Saltz reſolviren laͤſt/ eygentlich aber iſt vielmehr ein Magiſterium. Dann Magiſteria werden die jenige Sachen intituliret/ bey welchen alles zugleich verbleibet/ welches dann allhier in zubtreitung der Perlen zuſehen iſt/ welches geſchiehet durch den deſtillirten Eſſig. Wofern nun in dieſe durch den deſtillirten Eſſig gemachte ſolution der Brandwein gegoſſen wird/ ſo werden ſich bald darauff die Per= len durch das deliquium auff den Boden deſtilliren. Dann der ſpiritus deß Eſſigs ſich mit de̅ Brandwein vermiſchet. Kom men alſo drittens die Perlen/ wann ſie von den ſpiritibus deß Eſſigs befreyet worden/ ſolcher Geſtalt gantz augenſcheinlich hervor. Dieſes außgetrockne= te Pulver kan leichtlich zerſchmoltzen werden/ vnd daſſelbige wie man vorgiebt in der hoͤle der Hand.
693Newe Sproͤßlinge.
694In Ochſenzungenbluͤt/ Alantwurtzel/ Lindenblüt vnd Meybluͤmlein Waſſer.
695Mit Malvaſier oder Zimmetwaſſer.
696In Fenchelwaſſer.
697Mit geſottenem Waſſer von Hirſchhorn Eberzaͤhn/ oder mit dem Hertzſta̅rcken= den Waſſer Herculis Saxoniæ.
698In Lavendul oder Spicarden/ ſchwartz Kirſchen/ Lindenblüt/ Mey Blümlein/ D. Langenhaupt vnd Anhaltiſchem Waſſer.
699Vnd Fluͤſſe.
700In Quendelwaſſer/ viel beſſer aber mit deſſelbigen Eſſentz ſo mit Wein außgezo= gen worden.
701In Hufflattich vnd Lungenkrautwaſſer,
702Mit Schwalbenwurtz vnd klein Bathengelwaſſer.
703In großheiſſer Brenneſſel Rottich/ Hewhechel vnd Peterſilgenwaſſer.
704In Zimmetwaſſer.
705In Schlüſſelblumenwaſſer. Mit hoͤchſter Verwunderung thut ſolches obener= wehntes Arcanum Perlarum.
706In Floͤhkrautwaſſer.
707In Lindenblüt/ Poͤonienwaſſer. Viel beſſer aber das Arcanum Perlarum.
708In großkoͤlwaſſer.
709Mit Malvaſier oder Frawen Milch.
710In dem ſtaͤrckendem Hertzwaſſer Herculis Saxoniæ.
711So da deſtilliret worden.
712So da in dem abnehmenden Liecht fruͤhe zu Auffgang der Sonnen geſamlet worden.
713Das iſt/ mit Terpentin Eſſig oder aber mit dem ſpiritui deß Salpeters ſolviret vnd angeſuͦſſet wuͤrden/ werden ſie im Brach/ Hew vnnd Augſtmouat in dem Keller als ein Waſſer flieſſend.
714Darein gethan.
715Aber an einem warmen Orth bekommet er ſeine vorige Geſtalt wied er.
716Das Perlen Saltz zubereiten/ werden ebener maſen die jenige menſtrua dienlichen befu̅den/ welche zuvor zu ſolution ď Perlen angewendet worde̅; iſt auch kein anderer Weg vor die Hand zunehmen/ als welcher zuvor auch bey den Perlen genommen worden. Zu mehrer Verſicherung habe man gute Obacht auff dieſe zubereitung deß Butterechten magiſterii der Corallen/ welche durch ein magiſches Fewer zuwegen gebracht wird, Nimb ſubtiel pulveri= (Butteꝛechtes magiſterium von Coꝛallen) ſierte rothe Corallen/ ſo viel dir beliebig/ gieſſe daruͦber ein magiſches Fewer oder ſolvirenden Hermetiſchen ſpiritum, ſo wird er alſo bald anfangen zutoben vnd auff zuwallen/ als wann gleichſamb eiu Fewer darunder were: Vber das wird die rothe Farb in den durch ſolche Hitz auffgetriebenen Blaſen erſcheinen/ welcher ſich doch nach vnnd nach wieder wird verliehren; Es wird aber der vermiſchte ſpiritus gleich wie ein weiſſer Milch Schaum ſich erzeigen/ in dem vnder deſſen die dicke vnnd vnſaubere Matery auff dem Boden ſetzet. Dieſem weiſſen ſchaͤumenden Spagyriſchen ſpiritui gieſſe ſittſam von der Haͤfen ab vnd deſtillire jhn mit ſtarckem Fewer im Sandt/ daß ein ſubtile Pulver auff dem Boden ſitzen bleibet/ welches/ wann es mit dem deſtillirten Mey Thaw edulcoriret vnnd an der Sonnen außgetrucknet worden/ verwahre auffs fleiſſigſte. Es zergehet einem in dem Mund gleich als eine Butter Solches iſt ein groſſes Geheimnuß in dem vnordentlichen Fluß der Monatlichen Zeit/ den= ſelben wieder zu recht zubringen/ auch ſtaͤrcket es de̅ Magen in den außmattenden Schwach= heiten/ als Rothenruhr/ durchlauff vnd hinfallenden Sucht.
717Perlen Mutter,
718Cryſtallen/ Juden/ Kießling/ Luchs/ Schwamm vnd Berſichſteinen.
719Die Tinctur der Corallen zuvberkommen/ wie wol ſolches zimblichen ſchwehr/ je= doch iſt es nicht gantz vnmoͤglich/ welches dann die Erfahrung bezeuget; noch iſt die welche mit dem Houig extrahirt wird/ der Tinctur deſſelbigen vielmehr zuzuſchreiben: Dann der ſpiritus deß Honigs wann er recht vnd wie ſichs gebühret zubereitet worden/ ſolvirt das Golt durch den Schwefel vnd calcinirten Mercurium/ wie ſolches lehret Beguinus in ſeinem Ty- rocinio chymico im 2. Buch am 16. Cap. vnd ziehet deſſelbigen Tinctur auß/ welche aber nicht (Coꝛallen Tin= etur außgezo= gen/ duꝛch den ſpiritum deß Honigs.) von dem in dieſem ſpiritui deß Honigs ſolvierten Gold herruͦhret. Wie vielmehr kan dann all= hier ſolches geſchehen/ vnd der ſpiritus deß Honigs die an ſich gezogene Corallen Tinctur her= nacher einem beſſeren menſtruo, nemblich/ dem etliche mahl vbergezogenem ſubtilen Brand= wein vberlaſſen. Dieſe Tinctur der Corallen wird gantz recht vnd wol auff folgende Manieꝛ durch den ſpiritum deß Honigs außgezogen werden/ als: Nimb Honig ſo viel du vonnoͤthen/ lege darin etliche/ ſo einer Fauſt groß/ mit Sandt angefuͤlte Saͤcklein/ auß dieſem Honig nun deſtillire nach der Kunſt in der Aſchen durch den Helm den ſpiritum. Dieſer ſpiritus ſo er vber die mit dem ſpiritui deß Salpeters calcinirte Corallen geſchüttet worden/ wird in etwas dar= von gefaͤrbet/ welcher/ ſo er darvon abgegoſſen worden/ wird gleicher Weiſe durch eben den= ſelbige̅ ſpiritum deß Honigs im Balneo gelind abſtrahirt vnd abgezogen/ das auff dem Boden vberbliebene/ wird zwey oder dreymahl mit einem deſtillirten Waſſer ſolviret vnd wann das Waſſer davon abgedaͤmpffet/ coagulirt/ vnd auß demſelben die Blutrothe Tinctur mit dem Brandwein extrahirt/ ſo hernach/ wann der ſubtile offtmals deſtillite Brandwein widerumb darvon abgezogen worden/ ſo muß ſolche zu einer mehrern Conſiſtentz gebracht werden. Auff dieſe Weiſe nun wird die wahre Corallen Tinctur mit dem ſpiritui deß Honigs außgezogen. Es werden zwar vielerley Beſchreibungen/ wie dieſe Tinctur recht vnd wahrhafftig außge= zogen koͤnne werden/ aber ſolche ſind gantz falſch vnd betrieglich/ welches dann auch vnſerm Authori Gelegenheit gegeben an der poſſibilitet ſolcher Tinctur zuzweiffeln/ in dem er auß= truͤcklich bekennet/ daß er die Wahre vnd rechte Tinctur der Corallen niemahls geſehen. Jedennoch hat man auß der Erfahrung/ daß die Corallen jhre Tinctur von ſich geben vnnd dieſelbige zwar den edelſten menſtruis, wann anders alles wol in obacht genommen vnnd was darzu vonno̅then nach der Kunſt adminiſtriret wird. Wir woͤllen zweyerley Weiſe/ welche wir durch eignen Handgrieff haben probiret/ allhier dem Guͦnſtigen Leſer mittheilen.
720Eichbaum Laub/ Tormentill vnd Froſchlauchwaſſer
721In Breitwegerich Teſchelkrautwaſſer
722In Borretſch/ Ochſenzungen Blumen vnd Hertzſtaͤrckendem Waſſer deß Hercu= lis Saxoniæ.
723In Balſam vnd Poley Waſſer.
724In Sawr Ampfer/ Qveckgras/ Tauſendguͤlden/ Filtz vnd Edel Leberkrautwaſſer. Dahero iſt es kommen/ daß vnſer Author hieroben bey dem allgemeinen Digeſtiv hat vor noͤthig erachtet/ daß man darzu ſolle thun etwas von dem Saltz oder Waſſer der Coral= leu/ daß es nemlichen deſto beſſer eroͤffne vnd durchtringe.
725In Kerbel oder Maßlieben oder zeitloſen Waſſer.
726Wann du von der Tinctur deß Golds ſo mit dem ſpiritui deß Honigs außgezo= gen wordeu vnd der Tinctur der Corallen eines jeden nimmeſt vj biß in vij Gran vnnd ver= miſcheſt ſolche mit vj oder vij Gr. deß Magiſterij der Perlen/ ſo wirſtu auch in den gefaͤhrlich= ſten Mutter Kranckheiten/ keine beſſere Artzney finden.
727Die Liquores oder Waͤſſerichte Feuchtigkeiten der Edelgeſteinen werden auch vnder die Hertzſtaͤrckende Artzneyen gerechnet/ vnnd daſſelbige ſcheinet geſchehe nicht ſo wol wegen der Einbildung/ wie viel darvor halten/ als deꝛ Natur der Edelgeſteinen ſelbſten. Dann ſie eben den Anfang oder jhr principium von dem jenigen bekommen/ daher andere Metall vnd Mineralien jhren Vrſprung auch nehmen. Derohalben ſie mit demſelbigen an gleich= foͤrmigen Eygenſchafften/ Farben vnd andern accidentien vbereinſtimmen: Dannenhero dan̅ derſelbigen liquores oder Eſſentz/ welche der reineſte vnd ſubtileſte Theil von denſelbigen ſind/ ſo ſie auß den harten elementariſchen. Feſſeln vnnd hart zuſammen gebundenen ſubſtantziali= ſchen Coͤrpers auff freyen Fuß geſtellet vnd liberirt worden viel fuͤglicher koͤnnen vnd moͤgeu jnnerlichen gebrauchet vnd zu vnſerm Medicinaliſchen Vorhaben angewendet werden/ als wann ſie entweder groblecht zerſtoſſen oder pulveriſirt vor ſich ſelbſten allein/ oder aber mit andern heylſamen koͤſtlich vnd kraͤfftigen Artzneyen vermiſcht beygebracht wuͦrden. NB. Hie fragt ſichs/ waru̅b wir dann den Bezoar ſo auch ein Stein nicht viel mehr jetzgedachter Ma= nier zubereitet/ ſonďn wie er an ſich ſelbſten ga̅tz rohe/ gebrauche̅? Reſp. 1 weiln derſelbige zimlich weich aucht leichlichen mit einem Meſſer darvo̅ etwas zum gebrauch kan geſchaben werden/ welchs in de̅ Waſſer oď vnderzu̅ge̅ leichtlich zerſchmiltzet/ ſo iſt ſolcher Mühe nicht vonnoͤthe̅.
728In einem metallinen Moͤrſer pulveriſirt.
729Eines ſo viel als deß andern.
730Daß iſt in einem Circulier Ofen. Daß man das Fewer nach vnd nach vermehre
731Sonſten/ Caput mortuum der Perlen Edelgeſte in vnd anderer Steinen.
732So vber einen Meer Reteitch deſtilliret worden.
733So mit den ſolvirten Edelgeſteinenen angefuͤllet worden.
734Im Sandt.
735Wann vber dieſem Liquorem oder Waſſern ſubtiel zum oͤfftern Vbergezogener Brandwein gegoſſen wird/ ſo ziehet er auß demſelbigen die Tinctur oder Schwefel an ſich/ vnd ſepariret denſelbigen von dem vnden in de̅ Gefaͤß reſtirenden Saltz ab/ ſo du nun alles bey= des abgeſondert/ ſo thue dz menſtruum hinweg vn̅ bringe die Tinctur in eine dichtere Form zu= ſammen. Von dem Liquori aber deß Saltzes ziehe den Brandwein ab vnnd mit friſchem Brandwein vnd Terpentin Eſſig deſtilliere ſolche durch eine Retort/ wann du nun das men- ſtruum darvon wirſt hinweg genommen haben/ ſo wird das Saltz gleichſamb als ein Oek hervorkommen.
736Oder auch iiij ℔ Terpentins/ oder welches beſſer/ der dücke Haͤfen/ welche zu vnderſt auff dem Boden ſitzet.
737Das iſt/ deß ſpiritus deß Wein Eſſigs.
738Es iſt beſſer ohne den Ingber.
739Zwey oder dreymahl/ biß daß er keine Haͤfen mehr nach vollbrachter deſtillation hinder ſich leſſet/ ſondern gantz ſauber vnd rein werde.
740Es iſt noch ein andere Weiſe/ einen ſcharpffen Eſſig zuvberkommen. Nimb ein Theil deß beſten Honigs/ acht Theil flieſſenden Waſſers/ laſſe ſie zuſammen auff den halben Theil/ wie Maͤthſieder zuthun pflegen/ einſieden/ thue es hernach in ein Faß/ nimb weiſſen Senffs ſo viel darzu gehoͤrig/ binde jhn in ein Buͤndlein vnd henge ſolches in daſſelbige Faß/ laſſe ſolches an einem warmen Orth oder an der Sonnen ſtehen/ biß daß es gantz vnnd gar verjoͤhret/ ſo wirſtu alsdann einen dermaſen ſcharpffen Eſſig vberkommen/ welcher ſo er de= ſtilliret worden auch die Kißling vnnd andere Stein ohne vorhergangene ealcination ſolviret vnd zu anderer Arbeit ſehr dienlichen iſt.
741Man kan auch das Phlegma deß Terpentins vor ſich ſelbſten mit dem deſtillirten ſpiritui auffheben vnnd verwahren vnud denſelbigen etzliche mahl rectificiren vnd endlichen mit einem deſtillirten ſcharpffen Eſſig vermiſchen/ welcher dergleichen ſolvirungen zuverrich= ten nntzlich ſeye/ die erſte Manier oder Weiſe iſt viel kraͤfftiger vnd auch beſſer.
742Ein viel koͤſtlicher Oel iſt das jenige/ welches man von etlichen auß Mutter= Zimmet/ welche gantz vnrecht vnder den Zimmet gerechnet wird/ deſtillirt dann ſolches ei= nes zaͤhen Schleim in ſich hat/ welchen man vnder dem zerkaͤwen ſpüret vnd empfindet/ wel= cher in dem Zimmet nicht zufinden/ vber das iſt ſein Geſchmack viel ſtaͤrcker/ ſchaͤrpffer vnd oͤlaͤchtiger/ derowegen leichtlich zuermeſſen/ daß das darauß deſtillirte Oel viel ſtaͤrcker/ ja auch kraͤfftiger ſeye als daß Zimmetoͤl.
743In einem trockenen Reverberatorio.
744Wann du das Fewer am Ende wirſt etwas ſtaͤrcker treiben/ ſo wird zwar ein ſtinckendes Oel vbergehen/ welchem doch der Geſchmack nach dem Fewer auff die jenige Weiſe/ wie hieroben bey dem ſtinckenden Weinſtein Oel von vnſerm Authori gemeldet wor= den/ kan benommen werden. Es iſt ein herꝛlich vnd koͤſtliches Wundoͤl/ welches alle Wunde̅/ ſo wol friſche als alte in kurtzer Zeit heilet. Vielmehr aber iſt dieſe Tugend zufinden in dem Mutter Zimmet.
745Das iſt/ friſchen Zimmet rinden/ wann die Digeſtion in dem warmen vorher= gangen.
746Darauß das Saltz gar wol zubringen/ wann ſolche Haͤfen mit dem Schwefel calciniret werden/ ſo bekommeſtu ein Cryſtallines Saltz.
747Mit bequemen vnd darzu gehoͤrigen Artzneyen.
748Mit Bruſt oder Huſtenküchlein.
749Derowegen etliche darmit die lahme Glieder ſchmiren.
750In Beyfuß oder Salbey/ Poley/ vnd Gelb Violenwaſſer.
751In jetzt gemelgeten Waſſern.
752So man in dem Mertz geſamlet/ wann nemlichen die Reben geſchnitten werden/ daſſelbige aber muß zuvor gedeſtillirt worden ſeyn.
753Vnd in der Miltz Kranckheit.
754Von iij biß in viij Tropffen.
755Wegen derſelbigen Verſtopffung.
756Allhier muß ich offenbahren vnd an das helle Tages-Liecht bringen die Argeliſt vnnd Betrug etlicher Landſtreicher/ in dem ſie ſich mit dem auß den Gewürtzen deſtillirten Oelen dgs aurum potabile (:vielmehr putabile das iſt/ nach jhrer Einbildung/ ein phantaſti= ſches:) vnderſtanden zuwegen zubringen/ welches ſie auch biß dato nicht vnderlaſſen; damit ſolche Landfahrer vnd Betrieger von andern rechtſchaffenen wolerfahrnen beyder Artzney Doctoribus ein jedweder ehrliebender Mann moͤge vnderſcheyden. Thurneiſſer vnd nach die= ſem Huſerus vnd auch andere vnzehlige mehr nahmen die deſtillirte Oel auß den Gewuͤrtzen inſonderheit aber das Zimmet/ Neglein/ Welſch Quendel vnnd Lindenbluͦt Oel/ mit dem Campffer Oel vnd brachten darmit das gefeilte oder caleinirte Golt in eine ſchoͤn faͤrbichte Eſſentz/ welche ſie vor das wahre aurum potabile ſehr thewer verkauffeten/ aber gantz betrieg lich vnd falſch. Der proceſs aber wie ſolches geſchehe/ iſt dieſer. Solvire den beſten Campffer in einem von gleichen Theilen deß Salpeters vnd Alauns zubereiteten Scheidwaſſer/ ſo wird alſo bald derſelbige auff dem Waſſer gleich wie ein gelbes Oel ſchwimmen/ welches muß zum oͤfftern darvon abgeſondert vnd abſonderlich vermehret werden. Darnach muß ma̅ bey der Hand haben/ Zimmet/ Neglein/ Welſch Qvendel vnd Lindenbluͦt Oel vnd vber das den ſubtilen Kalck deß Golts.
757Der Vngariſche oder Oeſtereichiſche Saffran iſt der beſte/ weiln man denſelbi= gen am beſten vnverfaͤſchet haben kan.
758Oder in einem Keller.
759Dieſes ſind deß Paracelſi ſeine ſelbſt eigne Wort 8. Archidox. Siehe Phyloſtæum in vincetoxico.
760Durch das Balneum, damit ſie nicht nach brentzent werden.
761Man muß das Gefaͤß wolverwahren.
762Darinnen zuvor eingebeitzet geweſen/ Angelica/ Baldrian/ Alant/ Zittwer/ Peſti= lentz vnd Bibernellwurtzel.
763Von dem ſpiritui deß Schwefels/ welcher wegen Fettigkeit der Myrrhen vnnd der Aloe/ dieſelbigen pfleget anzugreiffen.
764Mit Hufflattich/ Y ſop/ Lungen vnd Apoſtemkrautwaſſer.
765Mit Geißblat/ Schwalbenwurtz/ Baldrianwaſſer &c.
766In dem ſolches dieſelbige abfeget vnd abwiſchet.
767Mit Balſam/ Poleywaſſer/ Wermuthwein vnd Malvaſier.
768Mit Betonienwaſſer/ viel beſſer aber mit dem Geheimnuß ſo auß dem Hufflat= tich gebracht wird.
769Mit einem Ingberwaſſer/ dem ſpiritui deß wolriechenden Calmuß.
770Mit Fenchel/ Augentroſt/ Weinrauten/ Schellwurtz vnd Baldrianwaſſer.
771Mit dem jenigen Waſſer/ ſo wegen ſetner groſſen Kraͤfften Aqua magnanimita- tis genennet worden/ mit Roßmarinbluͦtwaſſer oder/ welches nutzlicher mit dem Geheimnuß auß dem ſelbigen.
772Mit Holderbl???t/ Chamillen vnd Schlehenbluͤtwaſſer.
773Mit Steinbrech/ Hewhechel vnd Peterſilgenwaſſer.
774Mit Brunnen Kreſſenwaſſer oder Ruͤbenbruͤhe.
775Mit Schluͤſſelblumen Gamanderlein oder tlem Bathengelwaſſer.
776Mit dem Waſſer Magnanimitatis.
777Mit Malvaſier oder Meliſſenwein.
778Mit Zimmetwaſſer.
779Mit dem ſpiritui von Wachholdern/ welchen der gemeine Mann ſchlecht hin= weg Wachholder waſſer intituliret.
780Wendet auch derſelbigen Zufaͤll ab in Ehrenpreißwaſſer eingenommen.
781Die ſtaͤrckende Balſam ſind nichts anders/ als vermiſchte aromatiſche Oele/ wel= che durch hinzuthun anderer Sachen/ ſo gleichſam das Fundament ſind/ damit ſie deſto fuͤgli= cher moͤgen fortgebracht werden/ dicke gemacht worden. Ferners iſt die ſtrittige Frag/ ob ma̅ zuverfertigung ſolcher Balſam ein durchgehend richtiges Gewicht der Oelen muͦſſe oď koͤnne in acht nehmen? Wir antworten mit Nein. Dann etzliche ſind zuviel trocken/ danne̅hero dieſel= bige auch ein gantz duͦrre Tinctur haben/ dergleichen da iſt der Zimmet: Etzliche aber haben gantz oͤlechte Tincturen/ wie die Muſcat Nuͤß/ derſelbigen Blumen Fenchel/ Anis/ Neglein; Etzliche haben eine mittelmaͤſſige Natur/ als der Ingber. Nach dem nun dieſelbige der Natur wegen entweder trocken vnnd duͦrr oder Oelecht gearbeitet ſind/ darnach muß man auch mit dem Gewicht deß darzugehoͤrigen Oels verfahren. Ins gemein aber thut man deß Wachſes oder eines andern Fundaments ſo viel darzu/ wie viel zu der Conſiſtentz deß Oels vonnoͤthen/ damit es mit der Tinctur deſto beſſer hernacher moͤge vermiſchet werden. Als zum Exempel in Zuberitung deß Fenchel Balſams iſt nachfolgendes Gewicht in Ob= acht zunehmen.
782Das Thebaiſche/ welches von Alkayr gebracht wird vnd ſchoͤn weiß iſt/ wird vor das ſchoͤneſte vnd beſte gehalten/ wie dann ſolches auch deß Galeni ſeine Meinung iſt. Wel= ches aber auß Syrien/ Alexandria vnnd andern Orthen gebracht worden vnnd an der Farb ſchwartz/ ſolches iſt nicht ſo gut. Auch nicht viel geringer iſt das jenige/ welches auß Camba- ja heutiges Tags gebracht wird.
783Im Mertz.
784Dieſe Obſervation taug nichs.
785Wie von der Zubereitung deß Laudani nit vnbillich die Eſſentz deß Bilſenkrauts außgeſchloſſen wird; alſo ſind auch andere Sachen/ die gar wol koͤnnen vnderlaſſen werden/ als da iſt/ das Einhorn/ Bezoar/ Amber/ Biſam/ allerhand koͤſtliche vnd deſtillirte Oel wel= che gar wenig die Tugend ſolcher Artzney/ ſondern vielmehr den Preyß vnd das Gewicht/ ſo auch in der wenigſten Quan titet ſchaͤdlich ſein kan/ vermehren ſintemahlen in Erſin= dung vnd zubereitung der Artzneyen/ je weniger ingredientien vnd ſpecies darzu kommen/ je vollkoͤmlich vnd beſſer dieſelbige zuhalten; dann weiln ſie zu vorhabendem Zweckkraͤfftig gnug vnd die Natur/ welche jhre Reyſe durch die kurtze Weg vollbringet/ hierinnen imitiret/ als erhalten ſie auch denſelbige̅ zum oͤfftern mit leichterer Mühe vnd wenigerer vngelege̅heit.
786Verſiegelte Erden/ ſo auß Sileſien gebracht wird.
787Sie ſtaͤrcken allein/ corrigiren aber dieſe Artzney nicht gnugſam.
788Meerzwibel Eſſig.
789Weiſſem Andorn.
790Die ſpecies von Tragant.
791Im Malvaſier oder Zimmetwaſſer.
792Mit Borretſch/ Ochſenzungen/ Meliſſenblumenwaſſer oder dem geſottenen Waſſer dieſer dreyen Hertzblumen.
793Mit Balſamwaſſer/ Wein oder mit Quitten zugeſteltem Zimmetwaſſer.
794Wann eine Ader zerſprungen.
795Mit der Eſſentz deß Croci Martis.
796Mann ſoll es vor vnd an ſich ſelbſten in ſeiner Subſtantz euſſerlich nicht brauche̅ ſondern wle Gallius lehret/ daſſelbige zuvor zerlaſſen.
797Wann der Schmertzen nicht würde auffhoͤren/ ſo muß man ſolches nach ſechs Stunden wiederholen.
798Wann es die Noth erfordert.
799Im 7. Buch am 2. Capitel.
800Innerlichen/ dieweiln dardurch das Hirn vnnd die Lungen angegrieffen wer= den.
801In ſeiner natürlichen Magiſchen Kunſt.
802Dieſes ſind die Wort deß Conradin??? in ſeinem 4. Buch.
803In ſeinem Ardridoxis im 7. Buch vnder dem Tit. von der ſonderbahren w chenden Artzney.
804Oder/ welches beſſer/ Mutter Zimmet/ ſonſten xylocaſſia genand.
805Daß Geſchlecht deß weiſſen Bechs iſt beſſer.
806Geſtoͤckt oder Todtes Gebluͤt von Biſamthier/ deß beſten Alexandriniſcheu Bi= ſams/ er iſt aber ſehr thewer/ dann die Vntz oder 2. Loth vmb xvij Cronen verkaufft worde̅.
807So die Manns Ruthe oder deß Weibs Nabel darmit geſchmieret wird/ ſo wird das Magenpflaſter deſto williger getrageu.
808Euſſerlichen die Naſen damit zubeſtreichen.
809Biß daher hat der Author von den allgemeinen Artzneyen gehandelt/ folgen nun hierauff die particular vnd zu gewiſen vnd eygentlich=ſonderbahren Gliedern dienende Mit= tel.
810Der Philoſophiſche iſt viel beſſer.
811Oder deſſelbigen Magiſterii.
812Welche Tinctur extrahirt wird durch den Außzug der wolriechenden Aepffel. Siehe hiervon ferners vnſere Chymiatriſche Practic am 21 Blat.
813Deß Vitriolirten Weinſteins.
814Siehe meine zubereitungen auß der kleinen Welt.
815So mit dem Brandwein außgezogen worden.
816Die Fluͤchtigkeit deß ſpiritus Vitrioli wird hin vnd wieder von dem Paracelſo hoch geprieſen/ welche zu Außreutung der fallenden Sucht ein herꝛliche Artzney vnd nicht vnmoͤg= lich ſolche zuvberkommen/ ſo fern anders alles darzugehoͤriges recht vnnd wol angeordnet vnd zur Hand gebracht worden. Ja vnſer Author Crollius ſelbſten, wiewol er deren nicht gedencket/ auch jhme ſolches in ſeinen Sinn nicht kommen/ beſchreibet gleichwol in der andern præparation deß ſpiritus Vitrioli einen ſolchen ſpiritum Vitrioli, welchen er auch bereitet. Wan̅ nemlichen ſolcher gaͤntzlichen vbergezogen vnd darzu regen oder deſtillirtes Maythawwaſ= ſer darzu gegoſſen worden/ ſo ſteiget ein vber alle maſen ſubtiler ſpiritus auff/ welcher durch ſeine lieblich vnd angenehme Saͤwre ſeine Fluͤchtigkeit gnugſam an Tag giebet. Vber das bezeuget die taͤgliche Erfahrung/ daß in deſtillirung deß rohen/ jedoch wol von ſeiner Haͤfen gereinigten Vitriols/ kurtz darauff/ wann das Phlegma vbergangen/ die euſſerliche Gefaͤß/ als der Helm vnd Recipient/ ſich hefftig erhitzen/ welches Warlich von dem Phlegmati oder Waſſer/ ſo fern ſolches als ein Phlegma conſideriret wird/ nicht herkommet/ dann ſonſten die= ſe Erhitzung die gantze Zeit vber/ in welcher das Phlegma vbergehet/ koͤnne verſpuͤret werden/ da doch das Wiederſpiel zuſehen. Auch zu derſelbigen Zeit/ wann nemblichen der fluͤchtige ſpiritus Vitrioli vbergehet/ ſo erzeigen ſich gemeiniglich in dem Glaß kleine Zaͤſerlein/ welches dann nirgends anders als von dem feuchten/ ſawrlechten/ aromatiſchen vnd flüchtigen ſpiri- tui, welcher auff dieſe Weiſe gantz net vnd rein hervorkompt vnd ſepariret wird/ herruͦhret.
817Der jenige/ welcher die fallende Sucht oder ſchwehre Noth/ welche nicht angeer= bet oder durch die Tranſplantation herkommen/ ſondern anderſt woher entſproſſen/ eintzig vnd allein durch deu ſchlechter Weiß hin praͤparirten ſpiritum Vitrioli zn curiren weiß/ iſt wol vor einen vortrefflichen Mann zuhalten/ doch muß er gute Auffſicht halten/ damit in allem recht vnd wol mit der præparation oder zubereitung verfahren werde. Solvire den beſten vnver= faͤlſchten Vitriol in einem deſtillirten May Thawwaſſer/ wann nun die Haͤfen darvon nebe̅ dem menſtruo zur Gnuͤge abgeſondert worden/ ſo laſſe denſelbigen an einem kalten Orth wie= derumb lapideſciren oder hart werden/ nachmals wann ſolcher entweder an der Sonnen oder in einer warmen Stuben wol außgetrocknet/ ſo nimb deſſelbigen v oder vj ℔ deſtillire mit off= nem Fewer durch eine Retort ſo wol das phlegma als alle ſpiritus. Nimb das Caput mor- tuum oder Haͤfen herauß/ zerſtoſſe dieſelbige vnd repetire dieſe deſtillation von den Haͤfen zu̅ achten mahl/ hoͤre auch nicht eher auff/ es ſeye dann durch den neundten Helm als das letzte mahl vbergezogen worden. Auff dieſe Weiß wirſtu einen koͤſtlich durchdringenden ſpiritum Vitrioli Vberkommen/ ſo ein herꝛliches Geheimnuß in der ſchwehren Noth. Wann nemli= chen x oder xx Gr. mit ij Loth Poͤonien oder Lavendulwaſſer vermiſcht in dem paroxyſmo genommen werden/ ſo ſtillen ſie denſelbigen alſo bald/ vnder deſſen muͦſſen auch die vbrige zu der Cur gehoͤrige requiſita, inſonderheit wegen Speiß vnnd Tranck wol in Acht genommen werden// nſonderheit/ welches wol zubehalten/ treibet dieſer ſpiritus dieſe ſehr beſchwehrliche Kranckheit/ wann er in dem abnehmenden Liecht genommen wird/ mit Gewalt auß.
818Das grüne vnd nicht das Himmelblawe iſt das beſte.
819Iſt der Sapphir oder Himmelblawe.
820Da die Raͤuber den reyſenden Perſohnen den Mantel vnd alles was ſie haben/ hinweg nehmen.
821So entweder deſtillirt oder filtrirt worden/ ſintemal ſolcher von den vnſauberen beſchmeiſten Kraͤuttern geſamlet wird.
822Wie gleichfals auch auff den Boden den Schaum/ das ſtinckende Schwefel.
823Laß jhn biß auff das Haͤutlein vbergehen/ hernacher abermals in dem kalten zu Steinlein werden/ welche ſo offt/ als moͤglich/ muͤſſen geſamlet werden. Dieſes Vitriols nimb vj oder vij ℔ deſtillire dieſelbige durch eine wolverlutirte Retort mit offnem Fewer.
824Treibe das Fewer ſo hoch/ biß daß die ſawerlechte ſpiritus alle vbergetrieben wor= den.
8251. 2. 3. Monat/ in einer mit dem Hermetiſchen Siegel wolverwahrten Phialen.
826Dieſer ſpiritus oder oleum deß Vitriols kan auch ein angenehme ſuͤſſe bekommen nvchfolgender Geſtalt.
827Von beſſerern kraͤfften iſt der Philoſophiſche ſpiritus Vitrioli, welcher hieroben bey (Ein Philoſo= phiſcher ſpi- ritus Vitrioli.) der Antimonialiſchen Butter beſchrieben worden/ dann er wunderlicher Weiſe ſeine Wuͦr= ckungen ſpuͦren laͤſt/ in der fallenden Sucht oder ſchwehren Noth/ dem Schlag vnnd allen Schwachheiten deß Hanpts vnnd deß Magens/ inſonderheit aber thut ſolches der fluͤch= tige ſpiritus Vitrioli, welches zubereitung in wenigem beſtehet. Er iſt nicht Cor= roſiviſch/ ſondern allein wegen ſeiner Saͤwre angenehm/ ſeine Wuͤrckungen ſind auch viel augenſchein li= cher vnd beſſer.
828Auff dieſe Weiſe were vnſer Author bey nahe auff die Beſchreibung deß fluͤchti= gen ſpiritus deß Vitriols kommen. Es iſt aber anders nichts als ein mit dem Waſſer ver= miſchter flu̅chtiger ſpiritus, welcher von dem Waſſer ſchwehrlich kan abgeſondert werden/ aber nach Art vnnd Weiſe/ wie hieroben vermeldet worden/ kan er alſo bald abſonderlich er= halten werden, Zur ſchwehren Noth der Kinder dieſelbige außzureuten iſt ein herꝛlich vnnd koͤſtliche Artzney mein ſpiritus antepilepticus, deſſen Beſchreibung vnnd nutzbaren Gebrauch ich dem Gemeinen beſten vnnd Wolfahrt meines neben Menſchen auß Chriſtlicher Liebe vffrichtig vnd trewlich mittheile.
829Purificirt.
830So nicht zur Erden beſtattet worden/ ſondern durch einen gewaltſamen Tod ſein Leben geendet,
831Wann ſolcher ſolle geſamlet werden/ darvon beſtehe vuſere Chymiatriſche Pra= ctic am 40. Blat.
832Nemblichen Elefanten Leuß Honigs/ welches eine Indianiſche Frucht ſonſten Anacardien genand.
833Zu der tieff eingewurtzelten ſchwehren Noth iſt wegeu ſeiner Eygenſchafften ein herꝛliche Medicin/ welche bey dergleichen Patienten mit Verwnnderung jhre Wuͦrcknng verrichtet (1) das Geheimnuß oder der ſpiritus von dem Menſchen Hirn/ deſſen zubereitung zufinden in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 37, vnd 38 Blat vnd wird gebrauchet in dem abnehmenden Liecht (2) das zweyfache Pulver wieder die ſchwehrr Noth/ inſonderheit daß jenige ſo auß dem Zinnober deß Spießglaſes zubereitet wird ſo von ſonderlich groſſen Tugenden/ deſſen Beſchreibung vnd Gewicht auch zufinden/ in obangeregtem Buch am 37, Blat (3) das Pnlver von dem Grad deß Alraupen/ oder von Schlangen vnd Nattern (4) Praͤſervativ Pulver ſo von dem Fladen einer ſchwartzen Kuhe gemacht wird. Siehe daſelb= ſten das 36. Blat (5) das Pulver von gruͤner Froͤſch Lebern/ welches dem Durchleuchtigen Fuͦrſten vnd Herꝛn/ Herꝛn Friederich den vierdten dieſes Nahmens Churfuͤrſten vnd Pfaltz= Graven bey Rheyn von dieſer beſchwehrlichen Kranckheit/ welcher er in ſeiner Jugend vn= derwürffig gemacht vnnd lange zeit darmit geplagt worden/ wieder zu recht gebracht/ vnnd zwar alſo/ daß er die vbrige Tag ſeiner Pilgramſchafft nicht das geringſte mehr verſpüret (6) iſt ein ſonderlich Amuletum (:welches eine Artzny ſoman an den Halß hanget:) dem Weydenſtauden gemacht wird/ vnd auch in der langwürigſten ſchwehren Noth vor allen andern hoͤchlichen zúruͤhmen vnd zupreyſen/ welches auch ohne eintzige Abgoͤtterey vnd Aber glauben kan beydes geſamlet vnd auch am Halß getragen werden vnd ſeine kraͤffte mit hoͤch= ſter Verwunderung an Tag geben. Weiwoln zwar dieſes Amuleti vnd ſeiner verborgene̅ vnnd vns vnbekanter Tugenden wegen man keine gewiſſe Vrſach kan geben; So beweiſet doch der Außgang vnd die vielfaltige Erfahrung ſolches klaͤrlichen/ welcher dan̅ billich Glau= ben zuzuſtellen. Hiervon iſt weitlaͤnfftig zuſehen in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 39. vn̅ 40. Blat (7) wird von anderen Medicis hoͤchlichen geruͤhwet die confection oder Lattwerg wieder die ſchwehre Noth/ welche Paracelſus dem Roͤmiſchen Koͤnig Ferdinand zu Ins= bruck ſoll gegeben haben/ welche weilu ſie zweiffels ohne ſonderhahre Tugenden in ſich hat/ derowegen haben wir dieſelbige dem günſtigen Leſer hiermit wvllen mittheylen.
834Friſch.
835Mann muß nicht alſo gnaw die zeit dieſelbige abzubrechen in acht nehmen.
836Daß iſt Senffmehl.
837Dienlicher iſt allhier der May Thaw ſo von dem Weitzen geſamlet wird.
838Welchen verwahre abſonderlich/ wie ingleichem auch das Phlegma. Auß der Haͤfen mache mit dem phlegmati eine Laugen/ welche laſſe abdaͤmpffen/ daß der Reſt gleich wie ein Honig ſitzen bleibet/ darauß formire mit dem verwahrten ſpiritui vnnd darzu gnugſa= men Laͤtt einen Tayg/ vnd durch eine Retort mit einem zimlich weiten Recipienten vber an= dern an etwas außgedoͤrreten Blumen deſtillire denſelbigen/ dieſen deſtillirten rothlechten Liquorem rectificire hernach von den Blumen durch eine Cucurbit vnd was zum erſten her= vor kompt/ daſſelbige deſtillire in einer Phialen mit einem langen Halß.
839Es iſt zwar dieſes vnſers Authoris Schlag Waſſer ein vortrefflich vnnd herꝛli= che Artzney/ gleichwol habe ich im Gebrauch eines zwar etwas ſchlechters/ wegen geringer Anzahl der Ingredienti???n/ doch an kraͤfften dieſem deß Authoris nicht viel nachgebendes/ welches eintzig vud allein von den May Bluͤmlein vnd Lavendelblüt zubereitet wird/ deſſen Beſchreibung zufinden in meiner Chymiatriſchen Practic am 43. Blat welches dann auch ſehr viel vermag wieder den Schlag. Dann es verwahret vor demſelbigen/ vnd wann viel leicht derſelbige allbereits angeſetzet/ zertheilet ſolches demſelbigen. Inſonderheit iſt ſolches ſehr dienlichen in Laͤhme der Zungen/ da der Krancke wegen eines Schlag Fluſſes ſprach= loß lieget. Mann nimmet darvon einen halben Loͤffel voll.
840In dem Cap. von den Harntreibenden Artzneyen.
841Daſſelbige continuirlichen gtbrauchet.
842Daß Grieß/ zaͤhen tartariſchen Schleim/ inſonderheit/ in den Nieren/ miſche da= runder einen vnd den andern Tropffen deß Terpentin Oels.
843Viel ſtaͤrcker wird ſolches operiren vnd ſeine Wuͤrckung verrichten/ wann man 5 oder 6 Tropffen von deſtillirten Wieſen vnd auch Roͤmiſchen Kümmeloͤl darunder miſchet.
844Oder Kißlingſtein Wein/ darvon hieroben in dem Cap. von den Harntreibeuden Artzneyen.
845Wann man ein mit Erd pin angefuͤlltes Saͤcklein mit dem Augſtein Oel beſtrei= chet vnd auff dem Kopff da die Krantz Fuge iſt/ traͤget.
846Oder aber wann man 8 oder 9 Tropffen zugleich in den Nabel thut ſo treiben ſol= che die Frucht/ ſie ſeye lebendig oder tod/ fort.
847Sonſten wird er der Oeſterreichiſche Balſam genennet. Er iſt allen alten erlebte̅ Perſohnen ſehr dienlich. Dieſes Balſams Beſchreibung attribuiren etzliche dem Weitbe= ruͤmbten Keyſerlichen Medico Cratoni à Krafftheim zu.
848Vornemlich wegen deß Zibeths/ welcher ſonſten auff den Nabel geſchmieret den Leib pfleget zuerleichtern.
849Wann ſonderlich derſelbige in ein Tuͦchlein gebunden vnd gleich einem Mutter zaͤpfflin gebrauchet wird.
850Das Oel von Steinkohlen/ oder der Geruch von Rebhüner Federn/ von ange= zuͦndeten Menſchen Haaren/ wie dann auch deß Oels von Menſchen oder Bocks Blut.
851In de̅ Balneo, wan̅ ma̅ die beſte Aloe ſo auß ď In ſul ſoccotra gebracht wird in de̅ Waſ= ſer digeriret/ ſo wird ſichs vo̅ ſich ſelbſte̅ reſolviren vn̅ die Haͤfen auff de̅ Boden hinď ſich laſſen.
852So da calciniret worden.
853Augenwaſſers.
854Außgenommen die wunden der Sennadern.
855Auch zu andern langwuͤrigen Augen Schwachheiten vnnd bloͤdem Geſicht ſind noch andere dienliche Gewaͤſſer, Dieſes vorgemeltes vnſers Authoris Augenwaſſrr/ wie= wol es beſtehet vnd gemacht wird von vielen darzu gehoͤrigen Ingredientien/ ſo halte ich ſol= ches doch von den beſten vor die vornemſte. Es ſind aber zwey ſonderliche Stück/ welche we= gen jhrer ſonderbahren Eygenſchafft das Geſicht vber alle maſen ſtaͤrcken/ vnd auff welcher= ley Weiſe daſſelbige auch were verletzet worden/ mit Verwunderung heylen. Solche aber ſind die ſonderbahre Geheimnuſſen/ welche da auff Philoſophiſche Mauier vnnd Art berei= tet werden/ auff eben dieſelbige Weiſe/ deren ich hieroben gedacht/ da nemblichen das Waſſer mit dem ſpiritui wie man ſonſten die Kraͤutter zu deſtilliren pfleget/ wird hervor gebracht/ wan̅ hernacher das auß den Haͤfen außgezogene Saltz mit dem vbergezogenem ſpiritui durch die Digeſtion vereiniget wird/ vnd nachmahln mit demſelbigen in offnem Fewer/ wie hieroben auch mit dem ſpiritui deß Weinſteins verfahren worden/ zugleich in der Geſtalt deß ſpiritus, von dem vermoderten kraut in den vorgelegten Recipienten getrieben wird/ welcher dann die beſte Eſſentz deſſelben krauts an ſich ziehend durch die Retort in einem truckenem Balneo hervor gebracht wird/ vnd recht vnd wol ein ſonderlich Geheimnuß mag intituliret vnnd ge= nennet werden. Wann derſelbige von iij biß auff viij vnd x Gr. genutzet wird. Hiervon kan der günſtige Leſer weiter ſehen in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 56. B. Wann man v= ber daß zu den Augenwaſſern euſſerlich etwas thut von der ſonderbahren Artzney/ welche ge= macht wird auß der Gallen deß Hechts/ ſo wird man den Effect vnd die operation deſto eher ſpüren/ in dem auch alle Fell vber den Augen/ Nebel ſo dem Geſicht ſchaͤdlich dardurch ſehr geſchwind fich verliehren vnnd alſo vber alle maſſen gluͦcklich geheilet werden. Siehe vnſere Chymiatriſche Practie am 59. B. Auß dem weiſſen von den Eyern wird auch ein koͤſtliches vnnd herꝛliches Augenwaſſer gemacht/ welches allerhand Wunden der Augen ohne ein= tzige Narbe heilet/ ſiehe daſelbſten das 59. B. Deßgleichen iſt auch am 61. B. zufinden das deſtillirte Augenwaſſer auß Schellwurtz vn̅ Krebſen/ welches auch die Augen/ wan̅ ſie gleich alſo weren verwundet worden/ daß keine Hoffnung zu voͤlliger Reſtitution mehr vbrig/ zu recht bringt/ vnnd jnnerhalb 24 Stundten deroſelben Wunden mit hoͤheſter Ver= wunderung heilet. Deßgleichen iſt auch an erſtgedachtem Blat ein Augenwaſſer ſo da auß dem weiſſen Candi Zucker vnnd gereinigtem Vitriol gemacht wird zuſinden/ welches ſehr dienlichen iſt in den dunckelen Rothen vnd Trieffenden Augen, Ferners am 57. vnd 58 Blat iſt ein anders/ ſo auß den Blumen der Wegwart genommen wird. Vber dieſes alles iſt ein herꝛlich vnd vber alle maſen koͤſtliches Augen Waſſer/ ſo inſonderheit zu den Fel= len vber den Augen vnd dem Starn dienlich iſt/ auch das Geſicht ſchoͤn hell vnd klar machet vnd wird auff folgende Weiſe bereitet.
856Bey den Practicis findet man allerhand Artzneyen/ ſo da zu dem Schmertzen der Zaͤhne dienen ſollen. Nachfolgende aber ſind zum ſicherſten zugebrauchen/ vnd bediene ich mich derſelbigen am aller meiſte̅ (1) iſt es Mengel oder Grindwurtz welche ſo ſie in Scheib= leingeſchnitten vnd außgetrucknet auff die Zaͤhn geleget wird/ ſo ziehet ſolche alle Schmertzen herauß. Solche Wurtzel muß im Fruͤhling oder Herbſt gegraben werden. Siehe vnſere Chy= miatriſche Practic am 70 Blat (2) Solches thut auch die Wurtzel von den groſſen Klette̅/ wann dieſelbige in Eſſig geſotten/ vnnd derſelbige wird eine zeitlang in dem Mund gehalten/ wie ingleichem auch/ wann der Schmertzen von einem Fluß herruͤhret/ ſolchen ſtillet die Wur= tzel von den groſſen Neſſeln (3) wann das Pulver von den Gallaͤpffeln x oder xij Tag lang in dem außgepreſten Safft der Bertram oder Zahnwurtz gelegen/ denſelbigen an ſich gezo= gen/ vnd wiederumb außgetrucknet worden mit Sawrteig vermiſcht zu kleinen Pilulen for= miret auff oder in die Zaͤhn gelegt wird/ ſo ſtillet es alſo bald die groͤſte Schmertzen der Zaͤh= ne/ machet dieſelbige feſter/ toͤdet dle kleine in den Hoͤlen derſelbigen nagende Wuͦrmlein/ ziehet auch alle Fluͤß/ ſo ſich in das Zahnfleiſch geſetzet/ auß vnd ſtaͤrcket daſſelbige (4) das Oel von Buchsbaum/ welches wie es werde zubereitet vnd gebrauchet/ daſſelbige iſt zufinden in offtci= tirter Chymiatriſchen Practic am 73. Blat.
857Man kan denſelbigen wegen ſeines wiedrigen vnd vnannehmlichen Geſchmacks gar wol darvon laſſen.
858Dieſes thut auch das Campffer Oel/ item das Oel auß den Haſelſtauden/ welches darvor gehalten wird. Daß ſolches eben das jenige ſeye/ welches Rulandus ſo hoch ruͤh met. Hiervon ſiehe Herꝛn D. Johann Schroͤders wolverordneten Phyſici Ordinarij zu Franck= furt am Mayn ſeine Pharmaco pœam Medico-Chymicam l. 4. claſſ. 1. Num. cviii.
859Zu Entzuͤndungen vnd hitzigen Schmertzen der Zaͤhn iſt ſehr nutzlich/ das geſot= tene Waſſer von Frantzoſenholtz mit Alaun vnd figirtem Salpeter/ in dem Mund gehalten. Item/ nimb ein wenig von dem Laudano opiato, miſche vnnd temperire ſolches mit Neglein= Oel/ lege es mit einer Baumwoll auff den boͤſen Zahn.
860Andere nemmen ſolche einen weiſſen Schwefel/ Magiſterium, Cremorem, item ei= nen Schwefel Butter. Sonſten hat dieſe Schwefelmilch erfunden Doctor Samuel Schle= gel deß Fuͦrſten von Anhalt Leib Medicus, von welchem es der Graff von der hohen Flamm ſolle vmb 500. Cronen erkaufft haben.
861Welche hierzu dienlicher ſind.
862Zerſchmoltzenen.
863Muß etwas ſawr ſeyn/ ſonſten gehet es nicht von ſtatten.
864Libavius helt darvor/ daß bey dieſem Proceß viel vberflu̅ſſiges Dinges ſeye/ ſo gar wol kan vermieden bleiben.
865Der Baumnußſafft mit dem deſtillirten Waſſer von Bromberen vermiſcht/ nach belieben gebrauchet iſt ein ſonderliche Artzney zu dem kurtzen Athem. Dann er mit Ver= wunderung zertheilet/ inſonderheit wann ſolche Mixtur wird vermiſchet mit dem Waſſer/ ſo auß dem Zucker vnd Rettich zwiſchen zweyen Schüſſeln durch hinwider werffen/ gemacht vnd ein Loͤffel voll Morgends vnd Abends genutzet wird. Darvon ſtehe vnfere Chymiatri= ſche Practic am 80. Blat.
866In Hufflattich Waſſer Hergegen vermeinet Libavius daß ſolches/ wegen ſeiner trucknen Qvalitet/ bey den außgezehrten vnd mageren Perſohnen wenig nutze/ ſondern viel= mehr ſchaͤdlich ſey.
867Im zweydten vnd dritten Grad/ den weiln ſie ſehr Fewrig/ taug ſie allhier wenig.
868Quercetanus brauchet j Quintlein darmit zu purgieren.
869Das iſt/ in dem Philoſophiſchen Gold.
870Das iſt/ den recht Philoſophiſch=materialiſchen Mercurium.
871Das iſt/ die Grund Feuchte der Elementen.
872Nicht das gemeine Gold/ ſondern der Vniverſal ſpiritus Mundi, welcher den gan= tzen Weltkrayß vmbgehet vnd gleichſamb animiret.
873Wegen ſeiner operation.
874Dann ſolches ſeine Vnreinigkeiten innerlich bey ſich hat/ welche durch die Phi= loſophiſche Solution oder Zerſchmeltzung gefunden werden.
875Welches durch das gemeine Saltz iſt ſublimir et worden.
876So viel man kan,
877Darvon das Phlegma wol abgezogen.
878iij oder iiij Gran mit einer darzu bequemen vnd dienlichen Artzney genutzet/ ſind ein koͤſtlich Bezoardiſch vnd Schweißtreibendes Mittel.
879Welcher/ ſo er hernacher in dem verberir Ofen/ wie gebraͤuchlich getrieben wird/ ſo wird er braun wie der Crocus Martis.
880Dem iſt nicht alſo. Dann wann ſolches Salmiac die vrſach ſolches ſchlagens vnd knallens were/ ſo muͦſte zweiffels ohne zu ſolchen vnd dergleichen Effecten daſſelbige all= zeit gebraucht werden/ weiln aber dieſes nicht geſchiehet/ ſo kan derohalben auch obiges nicht Platz finden. Es hat nemblichen ſolche krafft auch zu ſchlagen vnd zu knallen das Eyſen oder der Stahl in dem Scheidwaſſer/ ſo auß keinem Salmiac gemacht wird/ welcher da ſolviret vnd durch das Weinſtein Oel zuruͤck geſchlagen worden.
881Man thut auch Lindenkohlen darzu/ damit ſolches deſto eher Fewrig wird.
882Die Vrſach deß Schlags beſtehet eintzig vnd allein in dem Gold/ Salpeter vnnd Weinſtein Oel/ dann beyder ſpiritus mit den ſolvirte̅ Corporibus ſich auffs genaweſte verbin= det. Dieſe ſpiritus aber ſind wiedriger Natur. Derohalben derſelbigen durch die Hitz vnd das Fewer auffgeweckte Handlung vnd Gegenhandlung/ zugleich auch dem Gold ſolche Feind= ſchafft vnd wiederwertigkeit vervrſachet.
883Es ſolviret nemlichen der ſpiritus deß Salpeters das Gold viel leichter/ als jrꝛ= gend ein Scheidwaſſer.
884Dieſes iſt der Wahrheit nicht aͤhnlich/ dann in dem Waſſer iſt der ſpiritus.
885So da von der letzten Maaß iſt deſtilliret worden.
886Wann du recht vnd wol den ſpiritum deß Harns vnd deß Weins als ein Vniuer- ſal menſtruum das Gold zu ſolviren/ wilſt praͤpariren vnd deſtilliren/ ſo iſt dieſes der ſichere= ſte vnd beſte Weg: Nimb die Vrin von geſunden zwoͤff oder minderjaͤhrigen Knaben ſo da= Wein getruncken/ ſo viel dir beliebig/ laſſe dieſelbige in wolverwahrten Cncurbiten oder Kol= ben viertzig Tag lang im Pferds Miſt verfaulen. Wann nun die zeit ſolcher verfaͤulung vo= rüber/ ſo deſtillire den Harn durch den Helm in einen zimblich weiten Recipienten/ biß alle Feuchtigkeit gnugſam hinweg genommen worden. Drittens rectificire ſolches deſtillatum von der Haͤfen/ daß darvon der ſpiritus wie ſichs gebuͤhret/ koͤnneauffſteigen (: man kan xx. xxx. biß in die xl. Maaß Harns nehmen:) derowegen muß in einer Phialen mit einem langen Halß/ beqvemen Helm vnd Recipienten/ da dann die Fugen muͤſſen in einander ſich ſchicken vnd wolverwahret werden/ durch einen mit wenige̅ Baumoͤl angefuͤlten/ wieder gelind auß= getruckten vnd zu oberſt in dem Mund deß Halßes ſteckenden Schwamm in einem ſieden= den Balneo die deſtillation angeſtellet werden. So wird der ſpiritus deß Harns gleich einem Cryſtall auffſteigen vnnd an die Seydten deß Helms ohne eintzige waͤſſerichte Feuchtigkeit ſich hangen/ vnd alſo der flüchtige ſpiritus allein hervor kommen. Dieſe deſtillation aber muß con tinuiret werden/ biß nichts mehr von dem ſpiritui auffſteiget vnd in die Hoͤhe kommet. Die Haͤfen welche auff dem Boden verblieben/ werffe hinweg/ welches aber durch die ſublimatio̅ oben hervorkommen/ ſolches muß mit deflillirtem Regenwaſſer ſolviret vnd in dem Helm ge= ſamlet/ gleicher maſen auch durch die Phial/ wie zuvor/ durch de̅ Oelechten Schwam̅ deſtilli= ret vnd zum ſechſte̅ mal wiederholet doch allezeit deſtillirt Rege̅waſſer darzu genom̅en werde̅.
887Allhier hat entweder der Trucker ſich geirret/ oder aber der Author einen zimbli= chen Fehler begangen. Dann ein vngereumbtes Ding ſcheinet/ woͤllen ſagen/ daß die ſpiri- tus auffſteigen/ wann alles im Fluß iſt/ dann man keiner andern vrſachen wegen den Laͤtt darzu brauchet/ als daß das Saltz nicht ſolle flieſſend werden/ welches aber ſo es flieſſet/ alſo figiret wird/ daß keine ſpiritus koͤnnen auffſteigen.
888Oder verfahre der Geſtalt/ wie hieroben bey der zubereitung deß ſpiritus Vitrioli iſt erwehnet worden,
889Dieſe ſolution iſt roth/ aber er verfaͤhret darmit nicht/ wie ſichs gebuͦhret.
890Im 15. Cap. am 391. Blat.
891Solches iſt vnmuͤglich.
892So da zu ſeiner Perfection vnd hoͤchſten Reinigkeit gebracht worden.
893Durch Huͦlff der Waͤrme deß Bads oder der Digeſtion.
894Dardurch dem Gold die kraͤfften zuſchlagen vnd zu knallen moͤgten benommen werden.
895Dann das Silber kan in der Scherben anders nicht als durch das Bley in ein Corpus gebracht werden.
896Eyſen vnd Kupffer.
897Laſſe es circuliren.
898Welches geſchiehet/ ſo das Kupffer zerſchmiltzet.
899Wann es Eyſern.
900Wann es Kupffern.
901Gleicher Geſtalt daſſelbige vmbzuwenden.
902Daß man nemblichen friſchen Schwefel wiederumb darzu thut.
903Drey Loth bey nahe zu j ℔ Kalck.
904Viel ſuͦſſer wird aber das Vitriol von dem Kupffer.
905Dieſer Schwefel iſt in der That nicht dergleichen/ ſonďn vielmehr ein Außwuͦrff= ling der Erden/ gleich wie Othergeel/ welche eine anklebende krafft hat vnnd in andern Faͤllen ſchwehrlichen kan genutzet vnd zu demſelbigen angewendet werden. Es dienet weder zur Er= ſtaunu̅g noch zur Linderung oder Beſaͤnfftigung/ hat auch keine andere Tugenden/ deren ma̅ ſich in der Artzney moͤge gebrauchen.
906Es iſt noch ein naͤherer vnnd leichterer Weg/ dardurch das Vitriol deß Kupffers vnd Eyſens kan bereitet vnd gemacht werden/ aber ſolches beſtehet von beyden zugleich/ ne̅b= lichen es wird gemacht auß dem Kupffer vnd Eyſen zugleich/ deren Natur es auch hat/ wel= ches Vitriol dann ſolcher Geſtalt zubereitet von Bruder Baſilio Valentino an allen Orthen ſeiner Schrifften ſo hoch geprieſen wird.
907Im 2. Buch von den Dingen.
908Wann ich das Vitriol Oel in den Magen Schwachheiten brauche/ ſo nehme ich darzu deß beſten Brandweins auß Malvaſier gebrennet/ in dieſes ij ℔ beitze ich ein Poley Mi oder Muß. Von dieſer Eſſentz gebe ich alsdann einen Loͤffel voll mit etlichen Tropffen Vitriol Oels/ daß es eine anmuͤtige Saͤwre darvon bekommet/ ein/ ſo erhalte ich alsdan̅ mei= nen gewuͤnſchten Effect.
909Siehe das ſpecificum Peſtilentiale.
910Damit die Zaͤhn nicht ſtumpff werden.
911Nemblichen innerlich.
912Thomas Eraſtus/ welcher einen Doctorem Iuris vnnd Pfaͤltziſchen Conſiliarium mit dem Vitriol Oel zu dem ewigen befoͤrdert.
913Da die Gall jhren Sitz hat.
914In heraußziehung oder Extrahirung der Tincturen/ iſt ſolches zuſehen/ nemlichen in den anßgepreſten Saͤfften der Roſen vnd derſelben Conſerven.
915Machet ſolches rothlecht.
916Von dem ſuͤſſen Vitriol Oel iſt hieroben gehandelt worden. Von de̅ ſuͤſſen Spieß glaß Oel aber beſiehe den Currum triumphalem Bruders Baſilii Valentini.
917Hiervon iſt weitlaͤufftig hieroben gehandelt worden. Siehe auch darvon vnſern Traetat von dem Opio vnd Laudano Opiato, daſelbſten dann wie daſſelbige ſeye zubereiten vnd zu einem herꝛlich vnd koͤſtlichen Laudano zu exaltiren oder zuerhoͤhen vberfluͤſſig berichtet worden.
918Etzliche bereiten ſolches per deſcenſum/ andere durch Canalen/ aber beydes iſt nichts nutz. Diß aber allhier von vnſerm Authori geſetzte Manier vnd Weiſe iſt die aller bequemeſte vnd auch beſte.
919Nemblichen der rothe Beyfuß/ aber viel nutzlicher iſt deſſelbigen Arcanum.
920Klein zerſchnitten.
921Gantzen.
922Beſſer iſt ij Loth von deſſelbigem arcano, wie auch hieroben vermeldet.
923Die Oel müſſen vorhero in dem Brandwein ſolviret/ hernacher darzu gethan werden.
924Es ſeye auch derſelbige ſo groß als er wolle.
925Durch den Schweiß/ welchen dieſe Artzney treibet.
926Mutter Schmertzen.
927Von den Sitten vnd Gebaͤrden der Wahuſinnigen vnd verirreten im 4. tom. am 4. Cap. daſſelbige Pulver aber beſtehet in nachfolgenden Stuͤcken
928Dann alſo werden genennet die Wartzen ſo den Pferdten an den vordere̅ Knien wachſen/ welche aber von derſelbigen nicht muͤſſen durch eintziges Inſtrument genommen werden (: Dann ſolches ohne ſonderliche Gefahr nicht geſchehen kan noch mag:) ſondern vielmehr muß man dieſelbige/ wann ſie von ſich ſelbſten abfallen/ welches dann gemeiniglich im Hornung vnd Mertz/ da die Pferd zum Theil auch jhre Haar pflegen zuveraͤndern/ ge= ſchiehet/ ſamlen vnd auffleſen. In der Mitte dieſer Schwielen findet man eine weiſſe Ma= tery/ welche der Cryſtallinen Feuchtigkeiten in den Augen nicht viel vngleich. Bereiter/ Pferd Aertzte vnd andere ſo ſtettigs mit Pferdten vmbgehen vnd profeſſion darvou machen geben vor/ daß wann man ſolche Schwielen mit Gewalt hinwegnimmet die Pferd zum oͤff= tern darvon Lahm vnd hinckend oder wie deroſelbigen terminus artis lautet an den vordern Schenckeln ſteiff werden. Wann nun dieſem alſo vnd abermahlen wahr/ das ſolches obhe= ſchriebenes Pulver ſolche groſſe Thaten kan verrichten/ daß es nemblichen alle verzwoiffelt boͤſe vnd gefaͤhrliche Auffſteigen der Mutter vermag zuſtillen/ wie viel mehr wird dann ſol= ches thun das Extract von denſelbigen/ wann es auff ſolche Weiſe/ wie darvon in vnſerer Chymiatriſchen Practic am 181. Blat bey dem zu ſolchem Auffſteigen dienlichen Laudano Meldung geſchehen/ zubereitet worden/ welches gar wol kan hiehero gezogen werden.
929Oder Retorten Halß.
930In die Mutter.
931Oder der fuͤnfften Eſſentz von den Perlen/ darvon hieroben mit mehrerm iſt ge= handelt worden.
932Im 7. B. deß 8. Tom. am 82. Blat bey der ſonderlichen Mutter Artzney
933Solches iſt nicht vonnoͤthen/ ſondern kan alſo balden in einem Back=Ofen auß= getrucknet werden.
934Dergleichen Tugende̅ hat auch das Extract der Ochſen Leber/ welches alſo wird außgezogen.
935Endlichen ſolviere es zu einem Waſſer.
936Die Eſſentz vnd das Weſen deß Fiebers beſtehet in dem Schwefel oder deſſelbi= gen Hitze. Das alltaͤgige hat ſeinen Sitz in dem Magen/ das dreytaͤgige aber in der Leber.
937Vnreinigkeiten.
938Den Sod.
939Die Purgation oder Außführungen der Febriliſchen Materien ſind in den Fie= bern ſehr nothwendig. Dann die peccirende vnd zu ſolchem Fieber vrſach gebende Materien koͤnnen nicht beſſer/ als durch die purgierende Artzneyen außgereutet werden. Ohne die pur= gierende Artzneyen deren hieroben von vnſerm Authori gedacht worden/ ſind ſehr nutzlichen auch die jenige/ welche ich daſelbſten habe beygebracht/ nemblich mein Aqua Benedicta oder Geſegnetes Waſſer/ die Fieber Pilulen auß dem Spießglaß/ welche vor dem paroxyſmo muͤſſen gebraucht werden/ wann der Froſt anfaͤhet ſtaͤrcker zuwerden. Solche reuten die Fie= ber ſampt jhrer Wurtzel mit hoͤchſter Verwunderung auß dem Grund auß. Siehe vnſere Chymiatriſche Practic am 216. vnd 223 Blat. In den dreytaͤgigen Fiebern iſt ein ſonderbah= res Mtitel das deſtillirte Ameyſen Waſſer/ welches zufinden in der Chymiatriſchen Practic am 217. vnd 223. Blat. Vnderdeſſen aber lieget einem verſtaͤndigen Medico ob/ daß er gute Achtung habe/ ob auch der Krancke zu dem Erbreche̅ diſponirt ſeye auch die Vrſach ſolches Fiebers durch das Erbrechen füglichen koͤnne außgeführet werden/ auch ob der Krancke ſol= ches koͤnne wegen der Kraͤfften außſtehen/ wann dann bey dem Patienten das Wiederſpiel ſich eraͤuget/ ſo muß man auff andere Mittel bedacht ſeyn/ welche gelinder ſind auch zutraͤgli= cher. Vnder den ſonderbahren Artzneyen wieder die Fieber iſt nicht die geringſte das wolzu= bereitete vnd gereinigte Salmiac/ von welchem kurtz vor dem paroxyſmo vj oder ix Gr. mit de̅ Geheimnuß auß dem Tauſendguldenkraut oder geſottenem Wegwart Waſſer/ nach dem die allgemeine Mittel als puꝛgierungen vnd Aderlaͤß vorhergangen/ eingenommen/ treibet ſol ches das Fieber durch den Schweiß hinweg. Dieſes Gewicht kan man/ wann vielleicht der Schweiß nicht gnugſam zum erſten oder zweydten mahl will erfolgen/ wiederholen. Wie ſolches Salmiac aber muͤſſe zugerichtet werden/ darvon ſiehe vnſere Chymiatriſche Practic am 203. vnd 223. Blat.
940Andere pulveriſiren die Muſchelen. Wann ſie zuvor von aller Vnreinigkeit vnd Schleim ſind wolgeſaͤubert vnd durchſcheinend gemacht worden/ ohne eintzige Calcination vnd verwahren ſolches Pulver zum Gebrauch.
941Dieſes nur bey ſtarcken/ dan̅ die Schwache̅ ſolches nicht zuertrag vn̅ außzuſtehe̅.
942Oder deß ſpiritus auß Wermut Saltz x bißauff xv Gr.
943In den drey/ viertaͤgigen vnnd andern dergleichen Fiebern/ ſo jhre gewiſſe inter- miſſion haben/ iſt ein bewehrte Artzney/ ſo man einen Schlangenkopff vor dem paroxyſmo an= henget. Etzliche brauchen auch das Schlangen Pulver. Siehe das 219. Blat der Chymiatri= ſchen Practic zn dem viertaͤgigen lobet Avenzoar ſehr dem Gebrauch der Pferſtgkern. Gua- nerius die Ruͤbenbruͤhe. Crato in ſeiner 203. Epiſtel rühmet ſich/ daß er obgedachte beydte mit ſonderbahrem Nutzen bey den Febricitanten gebraucht habe.
944In Heylung der Peſt/ ſo da iſt deß Allerhoͤheſten Gottes ſcharpffe Zorn Ruthe/ iſt keiner niemahls ſo gluͤck ſelig geweſen/ welcher ſich hette ruͦhmen doͤrffen/ daß er durch ſeine ſonderbahre Artzney dieſelbige vertrieben. Ja aller Medicorum euſſerſtes vermoͤgen/ dieſelbi= ge zu curiren wo Gott nicht ſonderlichen ſeine Gnad darzu gibt/ iſt vergebens vnd vmbſonſt. Wiewoln nun vnzehlich viel Alexipharmaca oder Artzneyen wider die Peſt von vielen ſind er= funden worden/ auch durch die Vernunfft vnd Erfahrung gnugſam confirmiret vnd beſtaͤt= tiget/ ſo ſind dieſelbige doch nicht ſufficient, ſondern zu Zeiten vermoͤgen dieſelbige im gering= ſten nichts. Ja das Magiſterium der Weyſen ſelbſten iſt nicht ſo Kraͤfftig dieſer verderblichen vnd ſehr giefftigen Seuche zu wiederſtehen/ daß es nicht ſolte allhier zu nicht werden vnd ſei= ne Kraͤfften verliehren. Derowegen ich mir im geringſten nicht kan einbilden/ viel weniger glauben/ daß einer ſo thoͤricht ſolte ſeyn vnd verſprechen/ daß er ein ſonderbahre/ die Peſt in= ſonderheit außtreibende Artzney/ damit er ſolche curiren wolle/ habe. Die jenigen Peſtilen= tzialiſche Artzney nun/ ſo von dem Authori vnnd mir geſetzet vnd auffgezeichnet worden ſind eben auß derſelbigen Zahl/ welche zwar vnderweilen etwas vermogen/ jedoch aber/ vor kein Heyligthumb zuhalten. Als Annno 1611. die Peſt in Heſſen vnnd den benachbarten Orthen ſo ſehr grawſam graſſirete/ hat mein Peſtilentz Waſſer/ wann daſſelbige zu rechter Zeit gebrau= chet worden/ vielen geholffen. Deſſelbigen Zubereitung habe ich beſchrieben in meiner Chy= miatriſchen Practic am 225, Blat vnnd in dem teutſchen Tractat/ ſo Anno 1623. getruckt worden. Dergleichen Tugenden hat auch das Campffer Oel welches ſonderlich auß dem Neglein Oel vnd Wermuth Saltz gemacht wird/ welches ich zum Beſchluß dieſes co̅men- tarij hinden wollen anhangen/ an welchem Orth es weitlaͤufftig beſchrieben wird. Hiehero gehoͤren auch das Elixir Proprietatis, Bezoarticum Olare, das durchleuchtende Gold vnddan̅ auch die Panacæa auß dem Antimonialiſchen Schwefel.
945So da in einem Balneo rectificirt worden.
946Vielmehr Anißoͤls.
947iiiiß Loth.
948Feder Schwefel.
949Ich habe den Cracawiſchen Schwefel mit dem figirten Salpeter ſublimirt/ vnnd ſind die Blumen durch die Abſuͦſſung Weiß worden/ das Salpeter aber hat das Fewer 2. Stund lang gehalten vnd alſo figiret worden.
950Vnderweilen.
951Wegen vermiſchu̅g der Adern der nechſten Berg gruben darinnen das Arſenicum oder Rattenpulver gefunden wird/ oder wegen vergieffteten Daͤmpffen.
952Eine Capell.
953Im 3. Tom. am 174. Blat.
954Darvon nemblichen zum erſten die Antimonialiſche Blumen ſind ſublimiret worden.
955Des Sants.
956Welches groſſen Nutzen ſchaffet zur Peſtzeit/ wann es von xx Gr. biß auff j Qu. gebrauchet wird.
957Geyßblatwaſſer.
958Vnd allen Schwachheiten.
959Caſſien Rinden oder Mutter Zimmet/ der vnderſchied aber vnder dieſem vnd ge= meinen Zimmet iſt. Die Caſſien Rinden/ wann man ſie zerbricht/ geben keine Zaͤſerlein/ der Zimmet aber derſelbigen eine groſſe Menge.
960So bald denſelbigen die Peſt angeſtoſſen.
961Oder Brandwein.
962Darzu gethan ſpiritum Vitrioli, ſo viel darzu vonnoͤthen.
963In den Frantzoſen oder boͤſem vnheilſamen Grind.
964In Wegwartenwaſſer.
965Mit gekochtem Frantzoſenholtz oder deſtillirtem Floͤhkrautwaſſer.
966In Reinfarn/ Pferſigbluͦtwaſſer.
967Nemlichen deß mittleren Leibs/ wann nemblichen ſolche von gerunnenem Blu herkommen mit Kerbelwaſſer.
968In Meliſſenwaſſer.
969In Taback oder auch einem andern Waſſer.
970In weiß Andronwaſſer.
971Als mit dem Schweißtreibenden Spießglaß.
972In den Wunden/ ſo vornemblichen geſchoſſen/ zu verhuͤtung der ſchweren Noth auch anderen Zufaͤlle/ welche ſich in dergleichen Wunden pflegen zuzutragen zuverbeſſern. Beſiehe hiervon Würtzen in ſeinem 3. Buch am 17 Cap. ſeiner Wundt Artzney am Ende von den Zufaͤllen der Wunden.
973Welches geſchiehet am 2. oder 3. Tag deß Weinmonats.
974So noch vnzerſtücket vnd nicht angepfaͤlet.
975Im Hew Monat.
976Solches iſt vnvonnoͤthen. Dann die Krotte hat jhr Giefft eiutzig vnd allein in jh= ren Feuchtigkeiten. Eine außgedoͤrꝛte oder zu Pulver gebrannte Krott iſt in der gefaͤhrlichſte̅ Waſſerſucht ein ſonderliches Geheimnuß.
977Die erſte Monatliche Blum.
978Dieſe Maß zubereiten/ brauchen andere das ſo wol weiſſe als auch rothe Arſeni- cum allein vnnd formieren darauß mit im Roſenwaſſer diſſolvirtem Tragant kleine Kuͦch= lein. Andere aber thun zu einem Loth beyderley/ ſo wol deß weiſſen als deß rothen Arſenicks/ Angelicwurtzel/ Zittwers/ Diptams vnd Saffran jedes xx Gr. vnd formieren darauß mit Tragant Taͤfflein oder Küchlein. Doch/ wo vielerley Ingredientien/ daſelbſten giebt es auch viel Fehler.
979Darzu müſſen genommen oder gebraucht werden.
980Im 2. Buch von langem Leben am 1. Cap. tom. 6. deß 157. vnd 200, Blats.
981Dieſes/ wie es in allen Schwachheiten wol in acht zunehmen/ alſo iſt es auch i??? dem Podagra vonnoͤthen.
982Im erſten Buch von den Kranckheiten ſo jhre Vrſach von dem Tartaro haben tom 2. cap. 2. Item tom 4. am 38. Blat,
983Andere Bein von dem Menſchen ſind allhier tauglicher als die Hirnſchalen deſ= ſelbigen. Wann einer nun das Podagra an den Füſſen hat/ ſo nehme man auch ſolche Bein/ vnd alſo ferꝛners. Paracelſus an obangeregtem Orth nimmet nicht darzu die gefeylte Hirn= ſchalen ſondern die menſchliche Bein/ welche er dann hoͤchlichen rühmet/ vnd daſſelbige nicht ohne Vrſach/ inſonderheit/ wann dieſelbige ſind calcmiret woꝛden. Dann das Saltz welches ſich in ſolchen calcinirten Beinen befindet/ treibet zum Stuel vnd ziehet auß den Beinen vnd deroſelben Banden die Tartariſche zaͤhe Matery herauß.
984???Erdberkraut vnd Schaffgarbenwaſſer.
985Zu Praͤſervirung deß Podagrams/ hat Docter Riverius Koͤniglich=Frantzoͤſi= ſcher Leib Medicus pflegen zuverordnen das Magiſterium perlarum, welches er auff eine ſon= derliche Weiſe zugerichtet. Siehe vnſere Chymiatriſche Practic am 184. vnd 185. Blat.
986Dieſen Balſam recht vnd wol zubereiten iſt dieſes der beſte Weg. Erſtlich auß dem calcinirten Vitriol vnnd Honig mit gleichem Theil calcinirter Kißlingſtein vermiſchet deſtillire den ſpiritum, vnd zwar/ damit er nicht auffwalle/ anfaͤnglichen mit gelindem Fewer. Von dieſem ſpiritui ziehe das phlegma durch die deſtillation in einem Balneo ab. Zu dem v= brigen Oel aber thue Maſtix/ Weyrauch/ Rother Myrrhen/ Menſchenſchmaltz Opopana- cis, Bdelli jedes iv Loth/ dieſes zuſammen deſtillire abermahls/ hernacher miſche an gleicher portion mit vorigem ſpiritui den Brandwein vnd ſtelle jhn hin zum Gebrauch.
987Oder der Eſſentz von ſchwartzer Nießwurtz/ darvon kan geſehen werde̅ Paracelſus in ſeinem Buch von der ſchwartzen Nießwurtz tom 7. am 67. vnd 121. Blat.
988Oder Froſchleich. Die Beſchreibung deß deſtillirten Waſſers auß Froſchleich vnd Kühemiſt beſiehe vnſere Chymiatriſche Practic am 187. Blat.
989Dieſes wird alſo zubereitet. Die Bein werden zerſtuͦcket in eine Retort/ ſo ge= het erſtlich ein Waſſer vber/ hernach das ſtinckende Oel/ welches corrigirt wird mit obige̅ Colcothar.
990Paracelſus nennet ſolches einen liquore̅ oder Feuchtigkeit von der Mumien im 2. B. vo̅ langem Leben Cap. 1. tom. 6. p. 157. Item eine Galgan Mumien tom 4. p. 35.
991Welches ſonſten ein Philoſophiſches Oel genennet wird vnnd alſo zubereitet wird. Nimb deß beſten Storax iij Theil Terpentin ij Theil Ziegelſtein Oel j Theil/ dige= rire ſolche Stuͦck eine Zeitlang/ hernach deſtillire ſolches zuſammen durch eine Retort vnd verwahre ſolches zum Gebrauch.
992Wann der Schmertzen von warmen Vrſachen herkompt ſo muß in dem deſtil= lirten Oel j Quintlin Campffer ſolvirt werden.
993Dieſe Salb nimmet den Schmertzen nicht gaͤntzlichen hinweg/ ſondern ſaͤnfftiget vnd ſtillet allein an etwas denſelbigen/ welches bey den Medicis eine cura palliativa oder be= maͤndelte Cur nicht vnbillich genennet wird. Derowegen der Medicus mit hoͤchſter Vorſich= tigkeit/ damit nicht etwann etwas boͤſers dardurch moͤgte zuwegen gebracht werden/ im Ge= brauch ſolcher pallativ Artzneyen muß verfahren. Dann es ſelten geſchie het/ daß der Medicus im Gebrauch vnd Verordnung ſolcher Artzneyen nicht mehr Schimpff vnd Schand/ als Ehr vnd Ruhm ſolte darvon tragen.
994Das iſt/ der Wurtzeln vnd Rinden.
995Hiehero gehoͤren auß vnſerer Chymiatriſchen Practic der ſpiritus von Salmiac am 187. Blat. Deß Rulands deſtillirtes Waſſer wieder das Podagram/ welches Mar= tiu Ruland der Vatter in ſeinen centuriis der Empiriſchen Curen ſo hoch ruͦhmet alle Po= dagriſche Schmertzen darmit außdem Grund außzuheilen am 187. Blat. Wann man das Podagra curiren will/ ſo hat man inſonderheit gute Achtung zugeben/ daß auff gewiſſe Zeit deß Jahrs/ ne̅blichen wan̅ da iſt daß Æquino Aium oder wan̅ Tag vnd nacht einander gleich ſind/ auch wann der laͤngſte Tag iſt/ dann vmb ſolche Zeit die Podagriſche Fluͦß am meiſten dominiren vnd herꝛſchen/ der Leib wol gereiniget werde/ inſonderheit muß man ſich in Eſſen vnnd Trincken/ welches hochnothwendig/ vber allemaſen wol halten/ wann nun der Leib ob= gedachter Maſen wol gereiniget worden/ muß man alsdann corribiren vnnd Schweißtrei= bende Artzneyen zur Hand nehmen. Solcher Geſtalt werden die Podagriſche Schmertzen langſam wiederkommen vielmehr gar auſſen bleiben/ wann auch ſchon etwas ſolte wegen ei= nes euſſerlich begangenen Fehlers etwas geſpuͤret werden/ ſo iſt doch ſolches nicht viel/ auch erreget ſolches kein ſo bittere vnnd beharꝛliche Schmertzen/ ſo doch durch euſſerlich Balſam leichtlichen koͤnnen abgewendet werden. Vnder die von vnſerm Authori erzehlte purgantia, gehoͤren auch vnd ſind in dieſem Schmertzen nachfolgende/ als vornemblichen das Geheim= nuß von Haſelwurtz oder die Eſſentz von ſchwartzer Nießwurtz/ welche/ wann ſie nur auff gemei ne Weiſe mit dem Brandwein außgezogen/ zum oͤfftern entweder vor ſich allein oder mit dem arcano der Haſelwurtz durch rechte Zubereitung vermiſchet vnd alſo eine Zeitlang zuvor ehe die gewoͤhnliche Zeit der Podagriſchen Schmertzen/ pfleget herbey zukommen/ taͤglichen morgends frühe gebrauchet worden ſo fuͦhret ſolches alle Podagriſche Fluͦſſe auß dem gantzen Leib auß vnd liberiret alſo den Krancken von ſolchen Schmertzen/ vnd ſolches deſto leichter/ wann neben ſolcher Reinigung vnd Außführung der peccirenden Matery gu??? te Ordnung im Eſſen vnd Trincken vnd andern gehalten auch ein Trüncklein Meliſſen= Wein mit Benedietwurtz bey der Mahlzeit vor den erſten Trunck genommen wird. Wan̅ nun dieſes alles nach Wunſch verrichtet worden vnd vielleicht etwas von den groben vnd vnzertheiligen Vnreinigkeiten noch vbrig verblieben/ ſo muß daſſelbige durch das Arcanum Corallinum oder das Flußpulver deß Paracelſi gaͤntzlichen außgereutet vnd alſo bald darauff die ſtaͤrckende vnd den Schweißtreibende Artzneyen zur Hand genommen werden. Derſel= bigen ſind inſonderheit zwo. Nemblichen daß auß dem durchſcheinenden Gold extrahirte Oel/ von welchem hieroben bey den ſonderbahren Schweißtreibenden Artzneyen Meidung ge= ſchehen/ vnd dann vnſere Flußpilulen/ welche beyde dann mit dem Arcano deß Farnkrauts et= liche Tag eingenommen/ treiben alle vnſauberkeit ſo ſich ſo wol in die euſſerlichen Gliedern??? als zwiſchen Fell vnd Fleiſch geſetzet/ durch den Schweiß auß/ damit auch vber das ſolche die Fluͦſſe nicht mehr ſo leichtlich an ſich ziehen/ confortiren vnd ſtaͤrcken fie dieſelbige. Dieſe bey= de aber laſſe jhme der guͤnſtige Leſer hoͤchlichen anbefohlen ſeyn/ dann weder das friſche noch langwuͦrige Podagra/ ſo ferꝛn anders darbey keine Tartariſche Knollen vnd Beulen ſind/ dann dergleichen euſſerliche Podagra die Chirurgy nemblich die Eroͤffnung der Haut/ dar- von hierunden mit mehrerm zuſehen/ erfordert/ vor ſolchen beyden Mitteln bleiben koͤnnen/ ſondern von denſelbigen gezwungen wird ſeine Wohnung zuverlaſſen vnd den Haußherꝛn nicht lenger zu tormentiren/ doch muß der Himmliſche Artzt vmb ſeinen Goͤttlichen Segen vnd Benedeyung mit inbruͦnſtig=demütigem Gebet zuvor fleiſſg angeruffen darneben auch deß Leiblichen Medici ſeine trewe Vorſichtigkeit vnnd Verſtand mit angewendet werden. Meine Fluß Pilulen/ welche ich ſonſten bißher gar wenigen geofferbahret/ ſind zufinden bey Johanni Rhenano in ſeinem Schluͤſſel oder Anweiſſung zu den Buͤchern deß Paracelſi, wel= che er zu ſeinem Chymiſchen Tractaͤtlein vnder dem Titul Solis è puteo emergentis trucken laſſen/ am 18. vnd 19. Blat/ welche von dannen hiehero koͤnnen transferirt werden/ dann ſie außführlichen daſelbſten beſchrieben vnd nichts daꝛvon außgelaſſen woꝛden. Das nodoſiſche Padagram durch euſſerliche Mittel vnd die Chirurgy zu curiren/ befinde ich ſonderlich vnd vornemblichen dienlich mein Pflaſter/ welches am 189. vnd 190. Blat meiner Chymiatriſchen Practic zufinden/ welches nebens Stillung der Schmertzen zugleich auch/ in dem es die har= te ſteinichte Matery reſolvirt vnd auß den Gleichen herauß ziehet. Hiehero gehoͤret auch der Liquor von der Seyffen.
996Wie die Steine wachſen/ hiervon ſiche Anſhelm Boͤet von Bood in ſeinem 2. Buch am 302. Blat.
997Nemblich deß Nieren vnd der Blaſen.
998Welcher entweder durch den Harn hinweg gangen oder außgeſchnitten worden.
999Oder mit dem jenigen Eſſig ſo mit ſeinem eignen Saltz imprægnirt etliche mahl deſtillirt worden/ welchen die Chymiſten ein acetum radicatum pflegen zunennen. Siehe hiervo̅ das Tyrocin. Chymicum B???ini am 5. Cap. deß 2. Buchs.
1000Von Striga.
1001Dieſes gehet zugleich mit dem Brandwein durch die Retorten vber.
1002Dieſes iſt eine gewiſſe vnd bewehrte Artzney in dergleichen Kranckheit/ wann man nemblichen nimmet Salpeters j Scrupel pulveriſirten Karpffenſteins vj Gr. Muſ- catbluͦt xij Gr. Saffran v Gr. Dieſe Stuͤck wol pulveriſirt miſche vndereinander zum Ge brauch.
1003Wird reſolvirt.
1004Im Wein Monat.
1005Die Oeſterreichiſche Nießwurtz ſchaͤumet nicht alſo.
1006Schwartzen Nießwurtz ſo auß der Steyr Marck gebracht wird.
1007So nicht friſch ſondern eines Jahrs alt vnd außgekernet iſt=
1008Wie hieroben vermeldet worden.
1009Doch alſo/ daß die nachfolgende doſes allzeit mit zwey oder drey mahl ſo viel deß præcipitirten Mercurü vermehret werden.
1010Der ſpiritus iſt viel beſſer auch nicht ſo vnangenehm vnd widerſpenſtig.
1011Der ſchlechten Mixtur oder Schweißtreibenden Artzney Paracelſi in den gefaͤhr- lich=vnd geſchwinden Kranckheiten/ deren hieroben geda cht worden.
1012Item Wachholderbeeren Wein/ oder das geſottene Waſſer von dieſen Beern.
1013Von dem Archæo oder vielmehr calido innato hat der Magen ſeine Natur vnd Kraͤfften/ daß derſelbige das wolriechende von dem ſrinckenden/ das boͤſe von dem guten ſe- parirt vnd abſondert. Was nun gutiſt/ daſſelbige kan keinen Schaden bringen/ ſondern was boͤß iſt. Es iſt keine Speiſſe zufinden/ die nicht einen rohen ſtinckenden Schwefel bey ſich habe vnnd auch nicht einer Laxierend=Elementaliſchen Natur ſeye. Nun aber iſt es deß Magens Ampt/ daß er ſolches wol von einander ſcheyde vnnd was vnrein zu Haͤfen mache vnd außtreibe. Der Koth aber iſt nichts anders/ als ein roher ſtinckender Schwefel/ wel- cher zu Ernehrung vnd Erhaltung deß Leibs gantz vntuͤchtig. Wann derowegen der Ma- gen ſich vnterſtehetmehr zu Kochen vnd zu verdaͤwen als jhme zu ſepariren moͤglich/ das iſt/ wann er ohne das gute vnd den Koth den vnzeitig rohen Schwefel ſich vnderſtehet zu dige- riren/ ſo wird darauß ein verderbt laxierend von der Speiſſe abgeſondertes Giefft ſo die diarrhoeam oder den durch lauff vervrſachet. Wann aber der Magen ſich auch vnderſtehet im Anfang die Abſonderung in den ſpiritibus vorzunehmen/ ſo giebt er alsdann Vrſach zu ſolchem Vbel/ vnd auff was Weiſe nun ſolche Separation oder Abſonderung geſchiehet auff dergleichen Weiſe geſchiehet auch der Durchlauff. Woferꝛn er ſolche Sachen beweget ſo er nicht zu ſich genommen/ als zum Exempel/ wann er anderer Glieder Nahrung an ſich ziehet oder den coagulirten Schwefel in dem Gebluͤt/ in dem Fleiſch vnd andern Gliedmaſſen mit dieſem ſeinem ſchaͤdlichen Appetit vervrſachet er dem Leib eine ſolche vngelegen=vnd Kra̅ck- heit/ vnd benimmet demſelbigen zugleich ſeine gehoͤrige Nahrung/ vnd in dem er das wahre vnd reine Gebluͦt gedencket zuverſchlucken/ ſo muß ſolches nothwendiger Weiſe neben ab- fallen vnd darauß die Rotheruhr entſtehen. Wie offt derowegen der Magen begierig iſt ſol- chen vnzeitige̅ Schwefel an ſich zuziehen vnd wie offt er auch groſſen Luſten hat der Sepa- ration ſich zu vnderfangen vnd auch wuͤrcklichen alſo eines von dem andern abſondert/ ſo wird auch alsdann wegen ſolcher vielmahligen Separation allzeit dergleichen Fluß erreget.
1014Lieſe/ wann weder Abſonderung oder Separation, noch auch &c.
1015Lieſe/ ſo keine Separation vnnd gleichwol doch die Digeſtion oder Daͤwung ge- ſchiehet.
1016Ohne angeſtelte Abſonderung deß Magens.
1017Rothen Gummi.
1018Geſiegelter.
1019Muſcatnuß.
1020Oder deß jenigen/ darvon vnſer Author hierunden lehret. NB. In der Rothenruhꝛ muß man ſich zu Anfang wol vorſehen vnnd huten vor den principal vnd ſtarck aſtringiren- den Artzneyen/ dergleichen inſonderheit iſt der Crocus Martis.
1021Euſſerlichen iſt auch ſehr dienlichen in der Rothenruhr dieſe nachfolgende Baͤ= hung.
1022Wird gefunden da man die Kieſen ſchmeltzet,
1023In den vnnatuͦrlichen Harnen/ da die Materi wie ſie eingetruncken worden alſo bald durch die Nieren vnd Harngaͤng wieder forgehet.
1024Deß vnverfaͤlſchten.
1025Paracelſus im 3 B. am 11. Cap. von langem Leben/ erzehlet eine Extrahirung der Stendelwurtz/ welche er ſonſten in ſeinem Kraͤutterbuch buteomen nennet/ aber mit lauter dunckelen vnd ſehr kurtzen Worten thut er ſolches. Das aber ſolch eingemachte Stendel- wurtzeln vnd deroſelbigen ſpecies von andern Medicis ſonſten hoͤchliche̅ geprieſen vnnd geruh- mit werden die Begierde zum Beyſchlaff zuerwecken/ iſt gnugſam bekand/ wann nun auff dergleichen Weiſe eingemachte oder andere Art zubereitete Stendelwurtzeln oder deroſel- ben friſch deſtillirtes Waſſer ſolche kraͤffte vnd Tugenden haben/ warumb ſolte dann nicht vielmehr ſolches die Eſſentz oder die darauß bereitete arcana vermoͤgen. Derowegen vnſer Author auch die Eſſentz der Stendelwurtz nach der Meinung Paracelſi recht vnd wol auß- gelegt vnd vnder ſolchem Nahmen auch außfuͦhrlich beſchreibet. Viel koͤſtlicher aber iſt das jenige Arcanum, welches auff hieroben bey dem Panchymagogo Vegetabili angezogene Philoſophiſche Manier zubereitet worden/ welches wir zum oͤfftern auch an andern Orthe̅ erklaͤret.
1026Die rothe.
1027Die helffte oder den dritten Theil.
1028Vielmehr deß Pferds Miſts.
1029Welches auff vorige Weiſe bereitet worden,
1030Oder derſelbigen Magiſterio.
1031Das Engellaͤndiſche vermag allhier ſehr viel.
1032Derowegen es nicht vnbillich vnder die ſonderbahre ſtaͤrckende Artzneyen kan gezehlet werden,
1033Von x biß auff xx Gr wann die Amber darzu kompt. Sonſten widerſtehet der Geylheit der brennende ſpiritus deß Bleys/ darvon hierunden mit mehrerm. Deßgleichen thut auch das ſaccharum Saturni oder Zucker vom Bley. Dann wann man iiij oder vj Tropffen in den Nabel thut/ auch mit demſelbigen die mannliche Ruthe beſtreichet/ ſo muͦn- dert ſolcher bey dem Frawen Zimmer die Fleiſchliche Luͦſte vnd Begierde. So du aber ſol- che gedaͤmpfften Luſt wilſt wieder zurecht helffen/ ſo brauche ein Schweißbad vnd ſchmiere den Nabel mit deſtillirtem Muſcatnußoͤl.
1034Man findet auch andere ſpecifica remedia oder ſonderbahr taugliche Artzneyen/ vor die/ ſo vnſchuldige Nieren vnd hinckende Huͤfften haben/ werden vnzehliche Mittel die Welt zuvermehren gefunden. Nachfolgendes aber ſo Paracelſo auch zugeſchrieben wird/ iſt vber alle maſſen koͤſtlich.
1035Durch die Mumiam verſtehet vnſer Author nicht die vertrucknete Matery ſo vmb vnd in den Balſamirten Egyptiſchen Coͤrpern gefunden wird/ darvon ſolche lange Zeit auffgehalten worden: Sondern nach Paracelſi Meinung iſt ſolche Mumia das Fleiſch ei- nes durch gewalthaͤtigen oder deß Scharpffrichters Hand hingerichteten Menſchen/ ſo da eine Zeitlang vnderm freyen Himmel gehangen/ wie daſſelbige muͤſſe auff ſonderbahre gehei- me Weiſe extrahirt werden ſolches lehret Paracelſus im 3. B. von langem Leben am 10. Ca. Sonſten pfleget ſolches in der Lufft außgedoͤrrte Fleiſch Paracelſus eine Galgen Mu- miam zunennen. Vber das/ was von ſonderbahren Alexipharmacis vnſer Author vor ſich vnd von dem ſeinigen hat hinzu geſetzt/ ſind der Beſchaffenheit/ daß man dergleichen ſchwehr- lich bey andern wird finden/ derowegen nicht vnbillich dieſelbige hoch zuhalten. Vnd welche ſonſten jedermann bekand ſind/ ſind mit dieſen mit dieſen im geringſten nicht zuvergleichen.
1036Weiln bey ſolchen ein ſubtileres/ reineres/ wie auch viel koͤſtlicheres Blut zufin- den. NB. Dann die rothkoͤpff ſind alleſampt Mercurialicher Complexion/ derowegen ſolche entweder gar gut oder gar boͤß ſind.
1037So nicht zerſtücket.
1038Mehr oder weniger.
1039Das iſt/ das Fleiſchechte/ als da ſind die Maͤußlein der Hüfft/ Bruſt/ der euſſer- lichen vnd anderer Glieder.
1040Der Sonnnen vnd dem Mon.
1041Nemblichen von der Impreſſion der Himmliſchen Liechter.
1042Sechs oder zehen Tag lang an der Sonnen.
1043Mit dem jenigen Brandwein/ welcher von dem eingebeitzten Holunderblüt gleich wie andere ſpiritus deſtillirt worden.
1044Durch die Digeſtion.
1045Andere ſchneiden die Mumiam in zarte kleine Stuͤcklein vnd machen ein jedes derſelbigen abſonderlich vnd nicht mit einander zugleich mit Myrrhen vnd Aloepatic ohne den Brandwein/ oder mit den auß Saffran/ Myrrhen vnd Aloͤe ſublimirten Schwefel- Blumen ein/ laſſen hernach ſolche eingemachte Stück an einem gnugſam bequemen Orth einen Monat lang ſtehen/ damit ſie nach vnd nach moͤgen außtrocknen/ hernach einen anďn Monat mit friſchem Baumoͤl putreſciren/ trucken alsdann ſolches wol auß vnd ziehen mit einem guten Brandwein oder Holunderbluͤt Waſſer die Tinctur auß dem Oel herauß/ wel- che ſie alsdann durch abziehung deß Brandweins ein rechte Conſiſtentz machen.
1046Auff ſolche Weiſe wird ſie zwar von etzlichen zubereitet/ welche die friſche Mumiam mit dem friſchen Baumoͤl laſſen an einem temperirten warmen Orth putreſcire̅/ aber ſolches geſchiehet mit einem ſolchen grawſamen Geſtanck/ daß faſt kein Menſch dar- vor bleiben kan. Alsdann aber wird ſolche Feuchtigkeit ſo noch friſch darbey vermiſcht/ zuwe- gen gebracht/ welche ſolcher Faͤulung eintzige Vrſach iſt. Wann aber ſolche vertrocknet/ ob ſie ſchon hernach im Oel vermottere/ ſo giebt ſie doch keinen ſolchen ſchandlichen Geruch mehr von ſich/ in dem man vnder deſſen ſolches zur Winterszeit in Balnco, im Sommer aber an der Sonnen circuliret.
1047Hitzig vnd Peſtlentziſchem.
1048So aber einer einen Eckel daran hat/ vnd jhme das ſüß Mandeloͤl zuwieder iſt/ kan gar wol ein darzu bequemes Waſſer gebrauchet werden.
1049Ob das Diamant Pulver ein Gifft ſeye/ hiervon iſt zuleſen deß Boĕtii ſein Tra- ctat von den Edelgeſteinen am 2. Cap. deß 2. Buchs.
1050Es iſt ein Gifft/ wann dieſelbige ramlen.
1051Entweder eines eintzigen oder vieler jungen oder alten.
1052Den Storcks Magen.
1053Orientaliſchen,
1054Deß rechten oder Mineraliſchen.
1055Das iſt/ ſo euſſerlich beygebracht worden.
1056Entweder durch das Erbrechen/ oder aber durch den Stuel/ vder aber durch den Schweiß.
1057Ein halb Quintlein/ oder welches beſſer/ deß Magiſterii zehen Gran.
1058Inſonderheit/ da dem Hoch=Wolgebohrnen Graffen vnd Herꝛn/ Herꝛn Ludwig von Naſſaw Printz Willhelms von Vranien/ Herꝛn Brudern Gifft ware von deß Her- tzogs von Alba Soldaten beygebracht worden/ haben ſonſten keine andere Artzneyen (:als Schlangenpulver vnd andere:) helffen koͤnnen/ als dieſe. Solches iſt geſchehen zu Bergen in Hennegaw.
1059Der Gebrauch der Artzney wider Giefft/ ſo von den Nater Schlangen genom- men wird/ iſt noch friſch in der Medicin/ welche doch vor kurtzen Jahren ſo wol bey den ho- hen als niedrigen Stands Perſohnen ſehr gebraͤuchlich geweſen. Das Vipern Saltz iſt vor der Zeit bey Galeno in groſſem Beruff geweſen/ es hat auch die koͤſtliche Confection der Theriac von den Vipern erſtlich ſeinen Nahmen bekommen. Sie müſſen aber zu Anfang deß Fruͤhlings ehe ſie Eyer bekommen/ gefangen vnnd geſamlet werden/ dann zu derſelbigen Zeit ſie nicht ſo viel Safftes bey ſich haben/ auch vber das mangelt es jhnen alsdann an jh- rem haͤuffigem giefftigem Balſam. Vmb Georgü Tag pflegen ſie doch vor 9. Vhrn nicht hervor zukommen. Sie koͤnnen ohne Gefahr gefangen werden wann man ſie nur mit Hertz- hafftem Muth vnd nicht alſo bald bey dem Kopff angreiffet/ dann ſonſten dieſelbige mit jhre̅ ſpitzigen Zaͤhnen pflegen zubeiſſen/ vor welcher Biß aber man ſich verwahren vnd præſervi- ren kan durch vorhergangenen Gebrauch einer Praͤſervativ Pulvers/ oder wo man gebiſ- ſen worden/ daſſelbige auch vor ein koͤſtliche Artzney in groͤſſerem Gewicht einnimmet. Das Schlangen Pulver iſt leichtlichen zumachen vnd bedarff keiner ſonderlichen Kunſt/ wann man nur dieſclbige recht abſtreiffet vnnd außnimmet welches dann gar leichtlichen geſchehen kan/ ſo man dieſelbige mit einem Baͤndelein vmb den Halß an einen Nagel auffhaͤnget vnnd wie die Aalen abſtreiffet/ hernach das Eingeweyd mit dem Kopff vnnd Schwantz herauß nimmet vnd zu einem andern Gebrauch auffhebet. Dann die gedoͤrrte vn̅ pulveriſirte Daͤrm in allerhand graſſirenden Schwachheiten beydes der kleinen vnd groſſen Thieren inſonder= heit vnd vornemblich aber den Schafen vnd Pferden ſehr dienlich ſind/ wann mann darvon etzliche Gran mit Saltz den inficirten oder angeſteckten eingegeben werden. Der Kopff wird als ein herꝛliches Amulet in den drey vnd viertaͤgigen Fiebern oder den jenigen ſo jhre gewiſ- ſe intermiſſiones haben/ am Halß getragen Der außgedoͤrrte Schwantz ſtillet die Schmer- tzen der Zaͤhne/ wann man dieſelbige darmit berühret. Wann das Vipern Schmaltz mit Wachtel vnd Aſchen Schmaltz vnder einander wol gemiſcht wird/ iſt nicht nur ein ſchlecht vnd bloſe Augen Artzney/ ſondern es heilet auch alle Fell vnd andere Zufaͤll der Augen vnd ſchaͤrpffet dieſelbige mit Verwunderung. Das vbrige Fleiſch aber wird ſamptlich wol ge- waſchen vnd mit dem Grat entweder vor ſich ſelbſten oder/ wann das Brod auß dem Ofen/ in demſelben wol außgetrocknet vnd darnach pulveriſirct. Darzu thun wir noch die Nater- zungen/ Hertz vnd Leber/ welche das Pulver viel kraͤfftiger machen. Sonſten hebt man ſolche zu Praͤparirung deß Praͤſervativ Pulvers wider allerhand Giefft auch etzliche Jahr lang abſonderlich auff/ das Gewicht aber dieſes Praͤſervativ Pulvers iſt von iiij biß in vj vnnd x oder auch wol xv Gr. deß vorigen aber kan man ij biß auff iiij Scrupel auffs hoͤheſte ein- nehmen. Es iſt aber ſolches nicht nur allein dienlich in dem beygebrachten Giefft daſſelbige auß dem Leib zutreiben (: Dann alle Gieffte werden alſo bald auff das eingenommene Ale xipharmacum, ohne ſonderbahr empfindliche Außfuͦhrung geſaͤufftiget vnd deroſelben kraͤffe- te dardurch gebrochen vnd zwar alſo/ daß ſie nichts weiters ſchaden moͤgen:) ſondern auch in andern Schwachheiten ſonderlichen nutzlich/ welches dannn die taͤgliche Erfahrung gnugſam??? bezeuget (1) in der Vngariſchen Kranckheit oder hitzigem Fieber. Wird es mit darzu bequemen Schweißtreibenden Waſſern eingenommen/ vnnd ſo derſelbige recht dar- von getrieben worden/ wird der Schwachheit leichtlichen dardurch geſtewret (2) in dem Peſtilentziſchen Seitenſtechen iſt nichts beſſers zufinden/ wann man deſſelbigen zu rechter Zeit eine doſin eingiebet vnd darauff ſchwitzet 3. In der Lungenſucht/ ſo von ſcharpff geſal- tzenen auß dem Haupt auff die Bruſt gefallenen Fluͤſſen herrühret/ iſt ſolches eine herꝛliche Artzney/ wann man deſſelbigen j Quintlein mit ij Loth gemeinen Saltzes vermiſchet. Das Saltz muß aber in einer von weichenholtz gedreheten vnd außgehoͤleten Bixen mit dergleiche̅ Deckel wolverwahrt in dem Fewer ſo lang calcinirt/ biß die hoͤltzern gedrehete Bixen gantz vnd gar verbrunnen calcinirt vnd mit dieſem calcinirt vnd pulveriſirtem Saltz hernach das ſubtile vnd reine Schlangen oder Nater Pulver vermiſchet/ taͤglichen bey der Mahlzeit ge- noſſen werden. 4, In der Waſſerſucht iſt ſolches Pulver ſo es offt widerholet wird auch ei- ne herꝛliche Medicin. Was ſonſten ins gemein von ſolchem Pulver geſchrieben wird/ daſſel- bige wollen wir hiermit mit Stillſchweigen vbergehen. Dieſes aber was ich allhier habe angehaͤnget/ ſolches iſt zum oͤfftern von andern vnd mir ſelbſten probiret vnd vber alle maſ- ſen in der That ſelbſten erfunden worden. Siehe hiervon weitlaͤufftig vnſere Chymiatriſche Practic am 78 89. vnd 196. Blat.
1060Mit Wein.
1061Es gehet gar ſchwehrlichen her/ daß mann ſolches woͤlle außtrocknen in B. M. vnnd ſolches wegen ſeines groſſen Geſtancks.
1062Inn einer kraͤfftigen Weinbruͤhe oder einer andern feuchten Matery/ darauff dann gemeiniglich ein Schweiß erfolget.
1063Nemblichen deß Mons. Solche Exaltation aber iſt im Krebs.
1064Friſch eingeſambleter.
1065Vielmehr iiiiß Loth
1066Oder iiij Loth
1067Lieſe vj Loth
1068Das iſt/ viij Medicinal Pfund zu xxiv Lothen
1069Mit einem andern friſchen Brandwein
1070Das iſt/ innerlichen/ inſonderheit dem Schlangen Pulver oder einer andern hie= roben angeregter wider das Giefft ſtreittenden Artzney.
1071Es iſt noch ein anders/ deſſen Paracelſus in ſeiner Wund Artzney ſo offt geden= cket vnd daſſelbige mit einem vnbekandten Barbariſchen Nahmen oppodeltoch nennet/ a= ber deſſelbigen wahre vnd auffrichtige Beſchreibung iſt an keinem Orth nicht zufinden. Wie aber ſolches muͦſſe gemacht werden/ iſt deſſen Beſchreibung zufinden bey Felix Würtzen in ſeiner Wund Artzney im 2. Cap. deß 4. Theils. Auß dieſem Wuͦrtzen hat es Boëtius von Bood entlehnet vnd vnder einem andern als deß Authoris Nahmen ſeinem Büchlein von den Edelgeſteinen einverleibet/ ſiehe daſelbſten das 233. Cap. deß 2. Buchs am 226. Blat.
1072Nicht deß Natürlich-ſondern durch die Kunſt zubereiteten Menigs.
1073Deß Gummi Elemi.
1074Nemblich ſolcher Kraͤutter Wurtzel.
1075Der weiſſen oder rothen.
1076Mit gelindem Fewer.
1077So entweder außgepreſt worden.
1078Solches iſt ein ſonderbahre Artzney zu den Biſſen der raſenden Hunden/ wann mann deſſelbigen Hundes ſo gebiſſen/ ſeine Leber auff die Wunden leget. Deßgleichen/ wan̅ mann die Wunden mit dem Zahn/ durch welchen ſolche geſchehen/ ritzet. Ferꝛners ſo man die Haut deß raſenden Hundes vber die Wunden leget,
1079Zu dieſem wird auch das Gummi Opopanax, welches zuvor in ſcharpffem Eſſig diſſolvirt worden/ gethan/ vnd mit groſſem erſprießlichem Nutzen auff die Peſtilentz Beul gelegt.
1080Wegen der Wund Traͤnck giebt es bey den Wund Aertzten groſſe Streit. Dar=(Ob die Wundtꝛaͤnck nutzlichen.) von aber iſt Felix Wuͤrtzen ſeine Meinung die er in ſeiner Wund Artzney deß 4. Theils am 5. Cap. ſetzet/ die beſte/ welches redlichen Manns ſonderbahr feine Er jnnernngtn/ auch daſelbſt beſchriebene Wund=Traͤnck der guͤnſtige Leſer jhme wolle laſſen zum trewlichſten befohlen ſeyn. Wann aber auch auß denſelbigen ſimplicibus Wund=Traͤnck ſollen gemacht werden/ ſo were mein Rath/ zu deſto leichter vnnd auch beſſer den vorgeſteckten Zweck zuer= reichen vnd deſto gluͦcklicher in der Practic zuver fahren/ mann miſche auch endlichen darun= der etwas von dieſer ſimplicium auff Philoſophiſche Manier præparirten ſonderbahren Geheimnuſſen/ welche dann in ſehr geringem Gewicht koͤnnen gebrauchet werden. Dann dieſe vber alle maſen kraͤfftig ſind durch zudringen vnd vermag ein oder die andere doſis eben ſo viel/ als ſonſten eine groſſe Anzahl der andern geſottenen Wund=Traͤnck. Vor andern allen aber hat inſonderheit den Preyß das Arcanum von Brunellen oder Gottheil. Wann nemblich von demſelbigen xx oder xxx Gr. oder auch ein gantzes Quintlein mit Wein einge= nommen wird/ ſo wird man alſo bald ſpuͤhren wie ſich zum beſten die Wunden anlaͤſſet vnd alles nach Wunſch abgehet/ vndi ſt dieſes Arcani ſeiner herꝛlichen Wuͦrckung in Hey= lung der Wunden nichts zuvergleichen.
1081Rohen.
1082Glas Gallen/ welches in den Glas Oefen ſich an den Waͤnden anhaͤnget.
1083Zimblich weitem.
1084Nicht ſo gar.
1085Vnd was ſonſten vor andere Schaͤden mehr darzu gehoͤrig.
1086Nicht deß Haupts/ ſondern der offenen Schaͤden vnd Geſchwaͤren.
1087Frautzoͤſiſche.
1088Wann man den Mund mit Wegerich Waſſer außſpielet. Hierbey aber ſeye ge= warnet/ daß von dem Vitriol die Zaͤhne ſchwartz werden/ welche hernacher durch bequeme Zahnpulver widerumb zu reinigen.
1089Bey den Teutſchen heiſſet es der Erbgrind.
1090Halß Geſchwaͤr vnd Entzuͦndung der Zungen.
1091Dieſelbige ſeye geſchehen durch einen Fall/ Zerſchmetterung oder ſonſten euſſerli= chen Gewalt.
1092So von dem Reyſen ſind wund vnd verſehret worden.
1093Waſſerley es auch ſeye.
1094Oder einem andern darzu gehoͤrigem deſtillirtem Waſſer.
1095Iſt ein caleinirtes Bley
1096Oder mehrer
1097Außdaͤmpffung
1098Gleich einem Honig.
1099An die Hefen.
1100Biß auff das Haͤutlein.
1101Dieſe Calcinirung iſt nichts nutz. Dann dieſes Saltz gar leichtlichen flieſſend wird/ man kan es zwar wol außtrocknen/ aber nicht wol calciniren.
1102Vnd auch die praͤcipitirte.
1103Wann man eintzig vnd allein ſolches daruͤber gieſſet.
1104Wie aber der brennende ſpiritus des Bleys werde bereitet/ darvon beſiehe das Tyrocinium im 2. B. am 4. Cap. von den ſpiribus oder Geiſtern § ult.. vnder de̅ deſtillire̅ gehet zugleich Tropffe̅weiß ein rothes Oel mit vber/ dan̅enhero auch alles wz herauß deſtillirt wor= den roth ſcheinet. Wann man nun ſolches rectificiret, ſo findet man vier vnderſchiedliche Menſtrua, nemblichen/ welcher zum erſten hervorkompt der brennende ſpiritus, hernacher das gel= be Oel/ welches zum zweydten folget/ drittens/ das phlegma oder Waͤſſerichte/ zum vierdte̅/ das rothe Oel/ ſo in der Rectificirung im Geſchirꝛ verbleibet. Dieſe Rectiflcirung aber muß alſo angeſtellet werden. Alles das jenige/ ſo in der erſten Deſtillation auß dem Zucker her= vor gebracht worden/ deſtillere mit gelindem Dampff deß Balnei durch eine Retort/ ſo wer= den alle vorige Stuck ſich erzeigen/ darvon jedes abſonderlich vffzuheben vnd zuverwahren. Der ſpiritus kommet nur Tropffenweiß ohne eintzige Aederlein/ ſo ſich ſonſten in dem Re= torten Halß eraͤngen hervor. Das gelbe Oel nur mit zwaͤrchs ſtreicheden Aederlein/ gleich wie ſonſten der Brandwein. Das Waͤſſerichte oder Phlegma aber mit gantz richtigen ſtrie= chen. Auß ſolchen vnderſchiedlichen Aederlein kan man nun den vnderſcheyd erkennen. Mit dem ſpiritui vnnd dann dem phlegmati oder der Waͤſſerichten Matery werden die Perlen vber alle maſſen ſchoͤn zubereitet. Wann man nemblichen dieſelbige auff einem Marmel= ſtein wol zerrieben alſo bald in dieſem Waſſer ſolvirt/ hernacher wann ſie alſo ſolvirt vnd von jhren Hefen geſaͤubert mit einem wenig obangeregten ſpiritus, wieder umb in der Conſi= ſtentz eines ſpermatis oder Saamens praͤcipitirt werden/ welche dann alſo ſubtiel vnnd fluͤch= tig werden/ daß man augenſcheinlich ſpuͤren kan/ wie dieſelbige verſchwinden. Dieſe alſo praͤ=(Ein herꝛliche Hertzſtaͤrcku̅g) parirte Perlen nun wann ſie hernach mit dem Brandwein außgezogen oder mit demſelbige̅ durch eine Retort getrieben werden/ geben ein dermaſſen koͤſtliche Hertzſtaͤrckung/ derglei= chen auff andere Manier ſonſten praͤparirte Perlen nimmermehr werden außrichten. Das Gewicht iſt j oder ij Tropffen miz einem Hertzwaſſer.
1105In dem Voll Mon ſtincket es ſehr vbel/ aber wann mann ſolches Waſſer im newen Liecht deſtilliret/ helt es ſich auff xxx Jahr lang.
1106Subtiel.
1107Entweder iij oder v Gr.
1108Von ſchwartzem Coriander.
1109Entweder warm oder lawlecht vbergelegt. Dann ſonſten durch die Kaͤlte der Rothlauff auffbricht vnd vmb ſich friſſet.
1110Mit Hanff/ Flachs oder einem andern der gleichen auffgelegt.
1111Ja/ wann mann nur den Finger in daß deſtillirte Froſchleych Waſſer duncket/ ſo toͤdet es den Wurm/ doch empſindet der Patient entzwiſchen ſolcher Eintunckung derglei= chen vnertraͤgliche Schmertzen/ daß/ wann derſelbige nicht ſtarck gehalten wird/ moͤgte gleich= ſam von groſſen Schmertzen von Sinnen kommen. Das Blut eines Maulwurffs auff einem Papier geſamblet vnd vbergelegt/ iſt allhier ſehr koͤſtlich vnd ſtillet ſolche Schmertzen Augenſcheinlich.
1112Wie hieroben bey dem Arcano Corallino auch geſchehen.
1113Vnd gieſſe einen andern Eſſig darüber.
1114Beſtreiche ſolches mit Seeblumenwaſſer oder ſuͤſſem Mandeloͤl. NB die jenige ſo feuchter oder phlegmatiſcher Complexion ſind konne̅ ſolches ohne Gefahr ſchwehrlich ge= brauchen. Dann der Mercurius ſolchen Feuchtigkeiten/ welcher dergleichen Naturen voll ſind/ nicht wenig affectionirt iſt.
1115Dann in Frantzoͤſiſchen euſſerlichen Schaͤden/ hat man ſolches/ inſonderheit zu dem Gelben zug/ zum oͤfftern vonnoͤthen. Wann ſolches mit den Salben/ inſonderheit aber dem Pomat vnd populeon Salblein wol vermiſchet wird/ heilet es alle Reute vnnd Kra???tze der Haͤuden vnd deß gantzen Leibs.
1116Es nimmet zwar die particulier Flecken deß Angeſichts hinweg/ wann ſolches auß denen durch lang würige Zerreibung vnd vermiſchung auch mit einem deſtillirtem Eſ= ſig extrahirten rohem vnnd ſublimirten Mercuriis zubereitet wird/ vor ein Coſmeticum o= der das Angeſicht hell/ klar vnd ſaubermachende Medicin/ aber ſolches zuverkauffen/ wird ſich kein verſtendiger vnderfangen. Dann wann man ſchon die Runtzeln/ Schrunnen vnd andere Flecken deß Geſichts darmit eine Zeitlang bedecket vnd bemaͤndelt/ ſo ſind doch dergleichen Coſmetica dem Haupt vnd deſſen Theilen ſonderlich ſchaͤdlich. Dann der Mer= curius hat eine ſonderbahre Feindſchafft mit dem principio oder Vrſprung der Nerven/ das iſt dem Hirn vnd ſeinem Auhang: Dann ſolcher reſolvirt dieſelbige vnd vervrſachet die groͤſte vnd ſchwehreſte Kranckheiten. Vber das machet er die Zaͤhne gantz ſchwartz daß ſie nicht wieder koͤnnen zurecht gebracht werden/ reſolvirt das Zahnfleiſch vnd macht daſſelbige faul vnd ſtinckend/ darauff dann ohne allen Schmertzen die Zaͤhne zum oͤfftern durch dieſes Gebrauch pflegen außzufallen. Derowegen vnſer Author am Ende nicht vergeblich er= mahnet vnd warnet/ daß man im Gebrauch ſolcher Schmuͤncke ſich wol ſolle vorſehen/ daß die Augen vnd Zaͤhne darvon nicht moͤgten beruhret werden. Dann/ wann man ſich ſchon beſtes Fleiſſes hierbey verwahret vnnd vorſichet ſo geſchiehet es doch offtmals/ daß ſolcher von ſolchem Mercurius/ zwar nicht coͤrperlich beruͦhrter Schaden (:dann ſonſten dz Queck= ſilber oder Mercurius leichtlichen Fell vnd Fleiſch penetriret vnd durchtringet:) von keiner andern Vrſachen als eintzig vnd allein von dieſem Mercurio herrühret. Derowegen ich trewlichen warne/ man wolle ſich vor ſolchem wol vorſehen. Vber das werden dergleichen Schmuͤncke vnzaͤhliche viel andere gefunden/ vnder welchen die vornembſte von dem Fra= wen Zimmer vmb groſſes Gelt erkaufft werden.
1117Nemblichen viij Loth
1118Doch muͤſſen ſolche vber
1119Regenwürme/ ſo in den Kranckheiten der Nerven ſehr viel vermoͤgen.
1120So da in ſeiner eignen Blaſen mit deſſelbigen Vrin beſprenget verwahret vnnd hernach gedoͤrret worden.
1121Citrongelb vnd nicht roth.
1122Der gemeinen auß Egypten/ vnd nicht deß Paracelſi ſo von den erhengten Me̅ſch= lichen Coͤrpern bereitet wird.
1123Der/ von denen mit dem Strang erwuͦrgeten genommene Moos iſt der beſte
1124Das iſt j Quintlein
1125Von einem Wilden Schwein oder Beeren.
1126Das iſt/ im Herbſt.
1127Wann man ſolches auff das verwundete Glied leget/ daß es darvon erwarmet/ hernach vnder die Erden/ daß es daſelbſten verfaule/ verſcharret/ ſo wird darvon die Wun= den geheilet.
1128Deß Bluts.
1129Als das Hertz/ Hirn vnd Leber.
1130Verſtehe die Salbe
1131Oder auch auff einem Geyß Fell.
1132Nach vnſauberem.
1133Gegen dem Creutz zu.
1134Wann die Wunden gehawen/ von der Schneidte gegen dem Ru= cken zu.
1135Endweder mit Waſſer oder lawlechtem Wein.
1136Auch der jenige/ welcher die Waffen beſtreichet.
1137Oder Bruchſtein.
1138Dieſes muß man thun/ ehe der Pfeyl mit der Salben geſchmieret wor= den.
1139Oder Waydenholtz.
1140Dieſer Salben Beſchreibung welche in Griechiſcher Sprach bald eine Waf= fen/ bald eine Wund= oder zuſammenhefftende Salben genennet wird:) vnd Nutzen hat in einem deſondern Tractat/ da er eintzig vnd allein von dieſer Matery handlet/ hat zimblicher maſſen newlichen Libavius in ſeinem letzten Tractat ſeiner Chymiſchen Geheimnuſſen am 22. Cap. deß erſten Theils ſeiner Hermetiſchen Offenbahrungen durch die Hechel gezogen/ wie ingleichem daſelbſten auch ernach ſeinem alten boͤſen Gebrauch vnd Gewohnheit eben dieſe vnſeres Authoris Waffen Salbe ſchimpfflich gnug durchziehet vnnd hollippet Gleich= wol aber/ dem ſeye wie jhm wolle/ ſo achten wir ſolche deß Libavij Vaniteten vnd Calumnien nicht ſo hoch/ als die taͤgliche Erfahrung/ welcher Würckungen vnd Kraͤfften wir taͤglichen augenſcheinlich gleichſam mit den Haͤnden greiffen vnd taſten müſſen/ wiewol wir die Vr= ſachen ſolcher noch nicht erforſchen noch ergruͤblen koͤnnen/ doch müſſen wir mit der That vn̅ Wuͦrckung ſolcher Effecten zu frieden ſeyn vnd ſolches weiln es klaͤrlichen vor Augen/ glau= ben vnd vns darüber hoͤchlichen verwundern. Daß aber durch ſolche Beſtreichung/ nicht zwar der Wunden/ ſondern der Waffen/ darvon dieſelbige geſchehen/ ſolche Wunden ge= heilet werden/ iſt jedermann bekand vnd von vielen auch biß Dato probiret worden.
1141Der Orth in welchem geſagt wird/ daß Gott ge= ſtanden vnd auß dem Zeiche̅ wird Gott oder deſſel= bigen Weſe̅ erkennet: ſintemal al= le Creaturn Gott mit jhren Ey= genſchaffte̅ gleichſamb gegenwer= tig zeygen.
1142Die vn= terſchiedli= che Formen ſind die zei= chen einem jeden Ge= heymnuß nach zufor= ſchen.
1143Den Qua= liteten der Gewechſe ſoll man nicht nach forſchen/ ſondern jh= ren Ge= heymnuſ= ſen.
1144Die Chi romantia wird auß der Cabali= ſtiſchen Kunſt ein Erfinderin d???e Artz= ney genen= net.
1145Ein Medi- cus ſoll wie ein Jung= fraw auff daß ſehen/ ſo vor ſeinen Fuͤſſen ligt vnd nicht auff das je= nige/ ſo vber Meer: fin= temal einem jedem Land ſein eygen Gewaͤchs genug.
1146Vieler Dinge Tu= genden blei= ben durch die Traͤg= heit zu expe= rimentiren verborgen.
1147Die Erde iſt Gottes Apoteck: Vnnd iſt nichts/ das man durch die Kraͤuter nit koͤndte verrichten wann man nur jhre Kraͤffte wuͤſte.
1148Wann man mitden einfachen Artzneyen dem Men= ſchen kan helffen/ ſoll man der vermiſchten nit begeh= ren.
1149Nach dem Vater= ſcheydt der Laͤnder/ ſind auch der Men= ſchen Sitte̅ zu ſampt de̅ Kraͤfften der Ge= waͤchſe ve= terſcheyden.
1150 Gal. lib. 2. de alim. fac.
1151Es iſt nichts von der natur erſchaffen daß nicht ſeinen Nu= tzen in der Artzney hab.
1152Es ligt offt vnter einem ge= ringen Mantel groſſe weiß= heit verbor= gen.
1153 Levi. 26. Pſal. 104. ſect. 13.
1154 Ezec. 15.
1155 Syr. 31. ſect. 32. 33. Pſal. 104. ſect. 15. Iud. 9. ſect. 13.
1156Ein glau= bige Seel iſt das Hei= ligthumb Gottes. 2. Cor. 4.
1157???Das Him= liſche Signa- tum oder gezeichnete offenbart den Men= ſchen nit auß der Form/ ſondern auß dem Hertzen/ das iſt/ auß den Wereken vnd Fruͤchten/ vnd alſo verweiſt Chriſtus dem Herodi ſein Fuchs Gemuͦth/ vnd Johannes der Taͤuffer nennet die Phariſter Orter gezuͤcht.
1158Viel hetten koͤnnen fuͦrnehme gelaͤhrte Leute werden/ wann ſie jhnen nicht durch einen thoͤrichten Ehrgeitz eingebildet/ als ſeyen ſie allbereit gar gelaͤrt.
1159 Syr. c. 39. ſect. 20. Alle ding ſind in einer gewiſ= ſen Ord= ???ung/ zeit Menſur vnd Ge= wicht von Gott er= ſchaffen. Syrac. 11. ſect. 12.
1160Ein jedes Geſchoͤpff offenbahret vnd zeygt ſeinen Mei= ſter/ welch= er iſt die Mediein vnnd Ge= heymnuß.
1161Die Ana= ???onna der formen zey= get die Na= turn der Ding.
1162Es hat Gott ge= wuſt/ daß den Men= ſchen das jenige/ ſo ſie mit jhrer Arbeit er= worben lie= ber ſey/ als was ſie oh= ne muͤhe er= langen/ vnd das ſie deſ= ſelbigen bald vberdruͤſſig werden.
1163Moyſes hat in Beſchreibung Himmels vnd der Erden die vnaußſprechliche Ge= heymnuſſen Gottes vnter ſchlechten vnd geringen Worten verborgen.
1164 Pſal. 19. ſect. 6.
1165Durch die Sonn/ als das Hertz der groſſen Welt lebt das Hertz der kleinen Welt.
1166Von der Dreyfache̅ Tugend/ Ter Magnus genennet/ dieweiler ein Koͤnig/ Philoſophus vnd Pro= phet gewe= ſen/ ein Monarch der dreyer= ley Philoſo phi
1167Die Welt der Gott= heit oder deß Pauli= dritter Him= mel: Vber vnd auſſer Gott iſt kein andere Welt oder Himmel zufinden.
1168Die Crea= turen ſind mit Gott erfuͦllt. Pſalm. 34. ſect. 4.
1169Ja es iſt ein Spiegel in welchem ſich Gott zuſchawen vorſtellet.
1170Der erſte Anblick GOttes iſt von Angeſicht zu Angeſicht: Der ander von hinden.
1171Gott wird in ſeinen Wercken erkennt: Sollen derowegen keines Dings zum boͤſen mißbrauchen.
1172Was zugleich in allen Welten iſt/ das wird auch in einer jeden inſonderheit be= grieffen/ vnd iſt nit eine vnter denſelbige̅/ in deren nicht alle Ding ſeye̅/ welche in ei= ner jeden ſind. Nach dem Zeug= nuß Pythag. Platon. Ge- nes. 28 ſect. 12. 13.
1173Gleich wie ein Feuwer viel tauſent andere von ſich gibt/ vnd doch al= lez it einer= ley bleibt.
1174Nichts Goͤttlich. Das finſte= re Aleph. Das finſte= re Liecht.
1175Gott der vnauß= ſprechliche vnd vnbe= n???ndte wird in der Natur mit dreyen Buchſtabe in dem Ge= ſetz mit vier Buchſtabe̅ vnd in der Gnade mit ???. vorgebil= det.
1176Der Standt der kuͤnfftigen Seeligkeit.
1177Gott war vor Er= ſchaffung aller Dinge von auſſ???u bloß vnd al= le in biß es ſeiner Goͤtt= lichen Guͤte gefallen zu der Hervor= bringung der Dinge her auß zugehen vnd ſich etlicher maſſen zubekleiden.
1178Warumb aber Gott die Welt nicht eher erſchaffen/ iſt von wegen deß aller demuͤ= tigſten Gehorſams/ Ehrerbigtung vnd Forcht/ ſo dem Schoͤpffer gebuͤhret/ der Creatur/ Suͤnde zuvermeyden nach zuforſchen nicht eclaubt.
1179Das Wort Got= tes iſt die erſte Idea aller Ding: Alſo iſt die= ſe euſſerliche Welt zum Exemplar der jnnerli= chen nemb= lich der in- telligibilis ge= macht vnd von dem al= lerhoͤchſten vnd beſten Werck= meiſter er= bawet.
1180Gott iſt das Ens al= ler Entium, das iſt/ dem Orth/ Vr= ſprung vnd Complica= tion aller Creaturen/ von welche̅ alle/ vnd zu= welchem al= le vnterſte= hen wider vmbzukeh= ren. Die Engel ſind gewiſſe Spiegel keiner Verderbung vnterworffen/ welche die Gott= heit durch die ſtaͤttige Betrachtung jhrer ſelbſt erforſchet. Welche in den obern ſind/ in den vntern aber geſehen werden.
1181Alles iſt in Gott gleich wie die Zahlen in der Vnitaͤt vnd alle Linien deß Circels in dem ???entro.
1182 Rom. 8. ſect 21. 22.
1183Der oͤber= ſie Schoͤp= fer der na= tur hat in ei= nem Augen= blick ohne Einnehmu̅g der Zeit/ cher es be= liebet zu= machen/ jh= re Wun= derbahre Abſonde= rung vnd Zꝛrtheylu̅g geſchaffen.
1184Die Woh= nung Got= tes iſt von den Goͤttli= chen Weſe̅ nit vnter= ſcheyden/ damit kein mangel in Gott ent= ſteht.
1185 Iac. 3. ſect. 15.
1186Dann gleich wie der Menſch auß den Fruͤchten wird erken̅t al???o auch die Kraͤu= ter auß den Fruͤchten jrer Sign??? turn.
1187Die Ana= tomia vnnd Form der Kraͤuter muß mit de̅ Anatomiis vnd Forme̅ der Kranck= heiten ver= gliechen werden. Dann wo die Phyſio- gnomia vnd Chiromantia der Kranck= heiten vnnd der Artz= neyen Ana tomia Eſſata vnnd Eſſentiales von dem Medico nicht erkennet wird/ da wird auch nichts fruchtbahrliches in der Cur verrichtet.
1188Die Signatur iſt in der Philoſophia vnd Medicin das hoͤchſte Fundament.
1189 Rom. 1 ſect. 19. Sap. 32. ſect. 1. Sap. 15. Pſalm. 19. Matth. 17. Iac. 12. Sagt dem nach Her- mes, es ſcheine GOtt allenthalben/ vnd durch alle Creaturn. Vnd habe derenthalben alles erſchaffen/ damit wir jhn durch alle Dinge ſehen moͤchten/ dann es wird nichts in der Welt gefunden/ daß der Fuͤncklein der Goͤttlichen Krafft allerdings mangele.
1190Die Chiromantia vnd Phyſiognomia geben Zeichen aller kuͤnfft???gen Kranckheiten.
1191Dieſes Signierte Fundament auß dem Liecht der Natur genommen wird durch die Magiſche Wiſſenſchafft erlernet.
1192 Gen. 2. ſect. 9. 20.
1193Dieſe Kunſt wird auß dem liecht der natur durch die Gnade Gottes mitgethei= let.

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