Transkription

Lütkemann, Joachim: Das gesegnete Hauß : Aus dem Anfang des 112. Psalms/ Bey der Hochansehnlichen Fürstlichen Vermählung/ Des ... Herren Friedrichen/ Hertzogen zu Würtemberg und Teck/ ... Mit ... Fräulein Clara Augusta/ Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg/ In der Fürstlichen Residentz-Vestung Wolffenbüttel/ den 7. Junii im 1653. Jahr/ beschrieben und erkläret / Von Joachimo Lütkeman/ der H. Schrifft Doctore ... .
[Inhaltsverzeichnis]
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Das gesegnete Hauß / Aus dem Anfang des 112. Psalms / Bey der Hochansehnlichen Fürstlichen Vermählung / Des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren / Herren Friederichen / Hertzogen zu Würtemberg und Teck / Grafen zu Mumpelgart / Herren zu Heydenheim / Mit der auch Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin und Fräulein / Fräulein Clara Augusta / Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg / In der Fürstlichen Residentz-Vestung Wolffenbüttel / den 7. Junii im 1653. Jahr / beschrieben und erkläret Von JOACHIMO Lütkeman / der H. Schrifft Doctore, und daselbst Superintendente Generalissimo.
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Wolfenbüttel / Bey Johann und Heinrich den Sternen.
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Dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren / Herren Friederichen / Hertzogen zu Würtemberg und Teck / Grafen zu Mumpelgard / Herren zu Heydenheim / Meinem gnädigen Fürsten / Und Seiner Fürstl. Gn. hertzgeliebten Gemahlin / Der Durchleuchtigen Hochgebornen Fürstin und Frauen / Frauen Clara Augusta / Gebornen Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg / Vermählten Hertzogin zu Würtemberg und Teck / Gräfin zu Mumpelgardt / Frauen zu Heydenheim / Meiner gnädigen Fürstin. Zum Gedächtnis / Ihres Ehlichen Gelübds und Hochzeitlichen Freuden / Ubergibt diesen Segenin unterthäniger Demuth / J. J. F. F. Gn. Gn. Unterthäniger Diener / JOACHIMUS Lütkeman / D.
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IN dem Namen JEsu segnen wir die Gesegneten des HErrn / Gesegnet sey das Hauß des Gerechten / Gesegnet seyn seine Kinder darin. Gesegnet sey dieser Tag vom HERRN. Gesegnet seyn die ihn segnen / verflucht seyn / die ihn verfluchen. Gesegnet sey diese Versamlung / Gesegnet sey diese Handlung. Gesegnet sey der Anfang / gesegnet sey das Ende. Mit solchem Segen fang ich itz billich an / und erzehle dabey etwas / das man mag nennen wie man wil / ein Geschicht oder Gesicht. ZUr Zeit / da eins mal Gerechtigkeit und Friede außm Lande vertrieben waren / geschahe es / wie diese beyde hin und wieder herum zoge̅ / die eine hierhin / die ander dorthin / und doch keine Herberge funde̅ / daß sie in einen Wieck oder Flecken von ungefehr kamen / so vor alten Jahren einem / Bruno genant / zugehörete / daselbst funden sie einen lustigen Berg / darauff wolte̅ sie gehen / da traffen sie sich einander an / und küsseten sich. Es beliebte ihnen der Berg sehr wol / und nahmen ihnen für / daselbst zu bleiben / und eine Burg zu bawen Gott vom Himmel sahe auff diesen Baw / und ließ ihm denselben wolgefallen / und gedachte daran / was er vormal durch den heiligen Regenten David gesagt hatte: Güte und Trewe werden einander begegnen / Gerechtigkeit und Fried werden sich küssen:(Psal. 85, 11.) Da gesegnete er das Werck / und sagte: Sit domus Clara Augusta & pacifica: Diß Hauß muß herrlich / groß und Friedreich werden. Auff solchen Göttlichen Segen gieng der
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Baw fort / und ward genant Friedrichsburg. Sie stelleten oben auff allen Thürnen einen wachsenden Mond / anzudeuten / daß diese Burg mit dem Mond seinen Wachsthum und herrlichen Schein vom Himmel entfinge. Und es kamen viele Fürsten und Herren dahin / die Friederichsburg aufm Berge zu besehen / und davon eine Model zu nemen / es waren aber forn bey der Pforten im verborgen etliche Wort geschrieben / genommen aus dem 112. Psalm / also lautent: (Psalm. 112. v. 1. 2. 3.) WOL dem / der den HERRN fürchtet / Der grosse Lust hat zu seinen Geboten. 2. Des Same wird gewaltig seyn auff Erden / Das Geschlecht der Frommen wird gesegnet seyn. 3. Reichthumb und die Fülle wird in ihrem Hause seyn / und ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Wer diese Worte nicht beobachtet / künte sich in den Baw der Burg nicht richten / wüste auch dieselbe nicht nachzubawen. Man solte zwar der Fürsten Geheimnis nicht entdecken / aber Gerechtigkeit und Friede haben mir vergönnet / auff diß mal etwas von dieser Burg zu reden. Darum im Namen GOttes wil ich etwas reden von dem gesegneten Hauß / vom Fürstlichen Hause / das gesegnet wird vom Himmel. Daß wir aber vom Grunde anfangen / darauff das gesegnete Hauß muß gegründet seyn / weist uns solchen der
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Anfang: Wol dem / der den HERRN fürchtet / der grosse Lust hat zu seinen Gebote̅; Nemlich / Gottseligkeit ist der Grund des gesegneten Hauses / denn den HErrn fürchten und grosse Lust haben zu seinen Gebote̅ / Was ist das anders / als wahre ungefärbte Gottseligkeit. Viele geben Gottseligkeit für / sie ist aber leider bey wenigen zu finde̅. Wen̅ jemand die Furcht Gottes aus den Augen setzet / und thut immer hin was ihm beliebt / wenn er Gott nicht für Augen hat / und bemühet sich nicht / seinen Willen nach Gottes Willen zu richten / Solte das Gottseligkeit seyn? wenn jemand einen Verdruß hat an Gottes Geboten und heiligen Gedancken / und sucht seine Lust in der Eitelkeit der Welt / solte das Gottseligkeit seyn? Hingegen / so jemand GOtt immer für Augen hat / als sehe er ihn mit Augen gegenwertig für ihm und umb ihn / und ist sorgfältig / daß er nichts wider seinen Willen thue / das mag Gottseligkeit heissen. Wenn jemand einen Verdruß hat an der Eitelkeit der Welt / und hat Lust an Gott und seinem Wort / den mag man gottselig nennen. Ein Gottseliger hat keine geringe Lust an Gott / sondern grosse Lust / alle seine Begierde gehen auff GOtt / sein gantzes Hertz ist auff Gott und sein Wort gerichtet / allezeit kan er in GOttes Wort etwas finden / damit er sein Hertz belustige. Das ist die Gottseligkeit / die wir nennen den Grund des gesegneten Hauses: Wol dem / der den HERRN fürchtet / der grosse Lust hat zu seinen Geboten. Wol ihm / er ist ein gesegneter Mensch. Diese Gottseligkeit hat ihren Uhrsprung von oben herab / sie fliesset aus dem Geist Gottes / ins Hertz der Menschenkinder / und machts gantz neu. Wenn ein Mensch allein nach der Natur / und nach dem Fleisch lebet / so lebt er nicht in wahrer Gottesfurcht / wenn aber sein Hertz von oben herab erleuchtet / und durch den heiligen Geist geheiliget wird / so ist er eine newe Creatur / und
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hat in ihm eine lebendige Wurtzel die ewig grünet / was aus dieser Wurtzel gehet / das muß grünen. Hierauff kan nichts als Segen folge̅ / welchen Gott reichlich in seinem Wort verheissen hat / denen die ihn von Hertzen fürchten: Wol dir / wenn du den HERRN fürchtest / wol dir / wenn du grosse Lust (Deut. 28, 3.) hast an seinen Geboten. Gesegnet wirstu seyn in der Stadt / gesegnet auf dem Acker. Gesegnet wird seyn die Frucht deines Leibes / die Frucht deines Landes / und die Frucht deines Viehes / und die Frücht deiner Ochsen / und die Früchte deiner Schafe / Gesegnet wird seyn dein Korb / was du zu Tische trägest / und dein übriges / was nach gehaltener Mahlzeit überbleibet. Gesegnet wirstu seyn / wenn du eingehest / gesegnet wenn du außgehest. Also ist Gottseligkeit der Grund / darauff ein gesegnetes Hauß muß gesetzet werden. Last uns nun den Baw selbsten ansehen / den mögen wir nennen das Geschlecht und die Nachkommen / den̅ wir hören in unserm Sprüchlein / daß darin des Gerechten Samens und seines Geschlechts gedacht wird: Der Same des Gerechten wird gewaltig seyn auff Erden / das Geschlecht der Frommen wird gesegnet seyn. Durch die Kinder wird ein Hauß gebawet / wenn aber die Kinder abgehen / so ist das Hauß gefallen. Daß es ein Segen sey / wen̅ Gott Kinder bescheret / und ein Geschlecht vermehret / darff man (Psal. 127, 4.) nicht leugnen. Sihe / Kinder sind eine Gabe des HErren (Psal. 128, 3.) und Leibesfrucht ist ein Geschenck. Wol dem / der den HERRN fürchtet und auff seinen Wegen gehet. Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbar Weinstock umb dein Hauß herumb und deine Kinder wie die Oelzweige umbdeinen Tisch her. Sihe / also wird gesegnet der Mann / der den HERRN fürchtet. Es ist der Natur eingepflantzet / daß ein jgliches Ding unter der Sonnen eine Lust an seinem Wesen hat / und
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gerne in seinem Wesen bleiben wil / weils aber wegen der Vergängligkeit in seinem Wesen nicht immer bleiben kan / so hats von Natur eine Begierde sich zu vermehren / und also in den Nachkommen zu verbleiben. Wenn ein Vater wolgerahtene Söhne hat / so lebt er nach seinem Tode in seinen Söhnen / und das wird sein Hauß genandt. Das vornembste in diesem Baw zu besehend / ist der Schmuck / der darin zu finden / nemlich der Segen / davon der Geist GOttes redet: Der Same des Gottfürchtigen wird gewaltig seyn auf Erden / das Geschlecht der Frommen wird gesegnet seyn. Reichthumb und die Fülle wird in ihrem Hause seyn. Wenn man diß im geistlichen Verstand annimbt / von dem geistlichen Samen der Gerechten / so hat es seine Richtigkeit. Das Häufflein der Gläubigen ist der rechte Same der Gottfürchtigen / und das Geschlecht der Gerechten. Diß gläubige Häufflein ist freylich gesegnet auff Erden / es ist mächtig / und hat Reichthum die Fülle. Die Apostel waren so mächtig auff Erden / daß ihn nicht allein das Irrdische / sondern auch das Himlische unterworffen war / denn sie trugen die Schlüssel des Himmels. Mit ihren Worten konten sie die Gewalt der Hellen und der Welt unter ihre Füsse bringen / Niemand kondte widerstehe̅ dem Geist / der durch ihnen redete. Die durch ihr Wort gläubig geworden seynd / seynd alle mächtige Fürsten auff Erden / sie haben Gott in ihrer Gewalt / durch die Krafft des Glaubens und des Gebets / sie müssen die Welt erhalten; denn die Welt hat nur zwo Seulen / Gottes Wort und der Christen Gebet / wenn diese Seulen hingerissen werden / so muß die Welt fallen. Ihre Macht ist eine zweifache Macht / denn erstlich / weil sie auff Erden / als im Elende leben / bedürffen sie einer Macht / dadurch sie sich von der Erden erheben / und ins himlische Vaterland sich schwingen / weil sie aber auch hernach viele Feinde haben /
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die ihnen in dieser Fahrt zuwider seyn / seind sie auch außgerüst mit einer solchen Macht / dadurch sie allen Widerwertigen widerstehen können. Durch Christum seynd sie mächtig wider die Welt / Sünde / Teuffel / Hell / Todt und allem / was ihnen begegnen kan / daß sie nichts scheiden mag von der Liebe Gottes / die da ist in Christo Jesu. So mangelts ihnen auch nicht an keinem Reichthum / denn was solte denen mangeln / die den haben / der alles hat. Also ist die Sache richtig im geistlichen Verstand. Dennoch kan man auch nicht leugnen / daß nicht hierin auch ein leiblicher Segen frommen Christen solte fürgestellet seyn / denn GOtt hat sich verpflichtet / er wolle kein (Psal. 84, 12. 1. Timoth. 4, 8.) Gutes manglen lassen den Frommen. Die Gottseseligkeit ist zu allen Dingen nütze / und hat die Verheissung dieses und des zukünfftigen Lebens. Wen̅ nun GOtt anfänget / das Hauß des Gerechten zu segnen / müssen sich alle Creaturen dazu schicken / denn wem wolten sie lieber dienen / als denen die Gott dienen. Dem GOtt wol wil / dem wollen alle Creaturen wol / und führen ihren Segen ihnen mildiglich zu. Wenn ein Mensch seinen Gott beleidigt / so betrübt er die gantze Natur / die sich darüber ängstet / wan̅ sie einen gottlosen Menschen ihr Vermögen übergeben (Psal. 107. v. 34.) soll. Ein fruchtbar Land muß manchmal nichts tragen / umb der Boßheit willen / derer die drinnen wohnen. Denn wie die Gottlosen sich unordentlich verhalten gegen GOtt / so muß auch ihrent halben die gantze Natur ihre Ordnung verkehren / und ihr Vermögen nicht geben / da läufft denn alles wider den Strom / und wil nichts von statten gehen; Wenn aber ein Christ sich nach der Ordnung Gottes verhält / so muß auch die Natur in ihrer Ordnung bleiben / und thun / dazu sie von Gott erschaffen ist. Da gehet alles glücklich von statten / alle Creaturen müssen den Gottseligen zum besten dienen. Also seynd gesegnet / die den
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HEERN fürchten. Und wie wolten nicht gesegnet seyn / die die Quelle des Segens bey sich haben. Der Satan selbst kans nicht in Abrede seyn. Bekandt ists / was er von der Glückseligkeit Hiobs hat bekennen müssen / da er zu Gott also(Hiob. 1, 10.) gesaget: Hastu doch ihn / sein Hauß / und alles was er hat / rings um̅her verwahret / Du hast das Werck seiner Hände gesegnet / und sein Gut hat sich außgebreitet im Lande. So hat ja freylich die Gottseligkeit auch einen zeitlichen Segen zu erwarten; Das Geschlecht der Frommen wird gesegnet seyn. Gott hat die Gottseligkeit so lieb / daß ers daran nicht läst genug seyn / wanner einen frommen Christen guts thut / sondern umb eines frommen Menschen willen / segnet er hundert und tausend seiner Kinder und Nachkom̅en / so reich ist er an Güte und Trewe. Wie mancher frommer Vater muß sich mit seinen Kindern küm̅erlich durchbringe̅? aber nach seinem Tode fanget Gott an seine Gottesfurcht an seinen Kindern zu belohnen. Zur Zeit des Propheten Elisae war ein gottseliger Mann / der verließ ein Weib / zwey Kinder und viele Schuld / also daß der Schuldherr begehrte die beide hinterlassene Kinder zu eigenen Knechten zu nehmen / da machte sich die betrübte Wittwe auff zu dem Mann Gottes / und klagte demselben ihr Leidt: Mein Mann ist gestorben / so weistu / daß er(2. Reg, 4, 1.) dein Knecht den HErrn fürchtete; Als wolte sie sagen / Woher köm̅t mir denn diß Vnglück? ist das der Segen / der Gottseligkeit versprochen? was geschicht? durch Raht des Propheten wird sie so reich an Oel gesegnet / daß sie nicht allein ihren Schuldherren ein Genügen thut / sondern noch ein übriges behält. Also findet sich offt der Segen nach dem Tode des Gerechten an seinen Kindern und Nachkommen / allermeist / wenn die Kinder in ihrer frommen Eltern Fußstapffen treten. Denn die Kinder heissen recht ein Same der Heiligen / und das Geschlecht der Gerechten / die nicht
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allein Fleisch und Blut von ihren Eltern ererben / sondern auch den Geist. Das Geschlecht der Frommen muß gesegnet seyn. Es bestehet aber der leibliche Segen vornemlich in zweye̅ Stücken: Erstlich in Macht und Ehr / hernach in Nahrung und Reichthum. Beides wird hie den heiligen Samen verheissen. Zu erst spricht der Geist: Der Same des Gottfürchtigen wird gewaltig seyn auff Erden. Damit deutet Gott nicht allein an / daß er das Geschlecht der Frommen wil vermehren / und weit außbreiten auff Erden / sondern daß ers wil erhöhen / und wil sie setzen zu Fürsten / und neben die Fürsten seines Volcks. Das muß man für keinen geringen Segen halten / wenn Gott einen Menschen setzet zum Fürsten über sein Volck / das ist freylich mehr / als wenn einer über Pferd oder Ochsen gesetzet wird. Was ist das Volck Gottes / seinds nicht die Kinder des grossen Gottes im Himmel? seind sie nicht Könige und Fürsten für Gott? wie hoch ist denn auff Erden erhaben / den GOtt setzet zu einen Fürsten unter sein Volck? der wird ein Fürst über die Fürsten / und ein König über die Könige. GOtt selbsten hält diesen Segen für hoch / darum̅ / als er seinen Knecht David wolte andeuten / was gutes er ihm erzeiget hätte / und noch weiter (2. Sam. 7, 8.) erzeigen wolte / setzt er forn an: Ich habe dich genommen von den Schafhürden / daß du seyn soltest ein Fürst über mein Volck Israel. Der Natur nach seind wir alle eines Geblüts / und ist keiner besser als der ander / wenn aber Gott einen erhebet vor andern Menschen / und setzt ihn zum Fürsten unter sein Volck / so sol der / der erhaben wird / solchen Vorzug als einen Segen Gottes in Demuth erkennen / und sagen: Was bin ich besser als meine Brüder / dennoch hats Gott gefallen / mich zu setzen zu einen Fürsten unter sein Volck / das ist ein Segen vom HERRN. Ferner spricht auch der Geist von dem Geschlecht der
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Frommen: Reichthumb und die Fülle wird in ihrem Hause seyn. Sie werden nicht allein finden was zu ihrer Nohtdurfft ihnen nötig ist / sondern auch einen überfluß. Reichthumb und die Fülle wird in ihrem Hause seyn. Gesegnet wird seyn ihr Korb / und gesegnet wird sein ihr übriges. Es ist zwar diß nur ein zeitliches Gut / dennoch so nimbt Gott zuweiln ein zeitliches Gut / und flechtet daraus eine Krone / und krönet damit seine Heiligen / daß alle Welt muß sehen und erkennen / daß das Geschlecht der Frommen gesegnet sey. Und die also gekrönet werden / sprechen mit David: Der HErr krönet mich mit Gnade und Barmhertzigkeit.(Psal. 103, 4.) Ach HErr ich bin unwerth aller Barmhertzigkeit / die du mir thust / dennoch hats dir gefallen / mir diesen Segen zu geben / daß ist deine Güte / Der HErr krönet mich mit Gnade und Barmhertzigkeit. Nun / wir haben gesehen / Wie Gott das Hauß des Gerechten mit allerley Segen ausgezieret hat / mit Macht und Ehr / mit Reichthumb und allerley Fülle / was seind aber die Klammern und Balcken / dadurch dieses Hauß befestiget und zusammen gehalten wird? Was ist die Decke und die Mauer / dadurch es in sicherheit gebracht und für Verderben verwahret wird? Das zeiget der Beschluß unsers Sprüchleins. Ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Wie die Gottsehligkeit der Grund ist des gesegneten Hauses / also ist sie auch die Befestigung desselben / sie ist wie die Balcken und Eiserne Klammer / wie ein Dach und Mauer. Durch Gottsehligkeit wird aller Segen zusammen gehalten / daß er nicht zerfalle. Durch Gottseligkeit wird allem abgewehret / dadurch das gesegnete Haußköndte Schaden leiden. Der From̅en Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Dan̅ die Tugend in Gott gethan / ist nicht wie ein Rauch / der in der Luft verschwindet / sie wird von Gott auffgefangen / und verwahrlich beygeleget. Der Lohn der Gottseligkeit ist immer für ihn / das sind die Schätze die
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uns im Himmel gesamlet werden. Es ist ein köstlich Ding / umb die Gottseligkeit. Sie führet zwar ihre Mühseligkeit mit sich / aber alles / was bey der Ubung der Gottseligkeit mühselig ist / daß verschwindet / der Lohn aber bleibet ewiglich. Denn zweyerley findet man in der Gerechtigkeit / erstlich Arbeit / hernach den Lohn / die Arbeit vergehet / der Lohn bleibet ewiglich. Also hält die Gerechtigkeit den Baw des gesegneten Hauses zusammen / daß er nicht falle. Bey Ungerechtigkeit bawet sichs übel / Ungerechtigkeit verwüstet nicht allein ein eintziges Hauß / sondern ein gantzes Land / die Gerechtigkeit hingegen erhält nicht allein ein Hauß / sondern das gantze Land / nicht allein das Hauß eines Privat-Menschen / sondern die Häuser der Fürsten. Kürtzlich hab ich die Gelegenheit des gesegneten Hauses angedeutet / Wenn der Grund geleget in wahrer Gottseligkeit / so bawet Gott darauff ein gesegnetes Geschlecht / und zieret dasselbe mit zeitlichen und geistlichen Segen / mit Macht und Ehr / Mit Reichthumb und Uberfluß. Solches alles lest die Gerechtigkeit der Frommen nicht fallen / sondern hälts im Stande. Das heist denn billich ein gesegnetes Hauß. Darumb wolte ich rahten / wo jemand gedencket ein gesegnetes Hauß zu bawen / daß er vor allem lernete Gottseligkeit üben / dann die Gottseligkeit ist beides der Grund / darauff der Segen muß gebawet seyn / und die eiserne Klammer / dadurch der gantze Baw muß zusammen gehalten werden. Die Gottseligkeit ist eine lebendige Wurtzel / was aus derselben entspriesset / muß immer grünen. Denn das muß man nicht meynen / daß es bey uns stehe / den Segen über unser (Psal. 127, 1.) Hauß zu bringen und zu erhalten. Der Baumeister des gesegneten Hauses muß GOtt seyn. Denn es heisset: Wo der HERR nicht das Hauß bawet / so arbeiten umbsonst die daran bawen. Begehrest du nun ein gesegnetes
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Hauß zu haben / so bawe ja nicht ohne Gott. Man erfahrts / daß offt junge Ehleute viel Geld und Gut zusammen bringen / es verschwindet ihnen aber wieder unter den Händen / ungeachtet / daß sie darnach trachten / wie sie ihr Geld und Gut vermehren mögen. Hingegen findet man andere / die wenig zusammen bringen / aber ihr geringes Gut hat gut Gedeyen / woher kömpts? der eine bawet / und braucht nicht den rechten Bawmeister / der ander sihet auff seinen Gott / und läst den bawen. Man erfährts / daß es wahr sey / was Syrach saget: Mancher lästs ihm sawer werde̅ / und(Syr. 11, 11.) eilet zum Reichthum / und hindert sich nur selber damit. Dagegen thut mancher gemach / der wol Hülffe bedürfte / ist dazu schwach und arm / den sihet Gott an mit Gnaden / und hilft ihm aus dem Elende und bringt ihn zu Ehren / daß sich sein viel verwundern. Man erfährts / daß es wahr sey / was der Prediger Salomon sagt: Zum Lauffen hilft nicht schnell seyn / zum Streit(Eccl. 9, 11.) hilfft nicht starck seyn / zur Nahrung hilfft nicht geschickt seyn. Zum Reichthumb hilfft nichtklug seyn. Daß einer angenehm sey / hilft nicht / daß er ein Ding wol kön̅e / sondern alles ligtes an der Zeit und Glück. Gott ist der Bawmeister des gesegneten Hauses. Warumb wil aber Gott nicht allezeit bawen? Man wehret ihm durch Vngerechtigkeit und Mißtrawen. Wir sehen für Augen / wie der Reichthum unter den Leuten sich immer mehr und mehr verlieret. Man muß sich verwundern / wo das Geld bleibet. Von Anfang der Welt hat man Gold und Silber gesucht / und genug gefunden. Man suchets und findet auch noch was täglich / da solte ja billich die Welt immer reicher werden / aber das Gegentheil sihet man für Augen / der Reichthum der Welt verlieret sich. Woher kömpts? die Welt wird immer ärger / also wird sie auch immer armer. Vormaln / da Christus angefangen die Heyden zu seiner Kirchen zu führen /
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haben nicht allein Fürsten und Herren / sondern auch gemeine Leute dem HErrn reichlich Geschenck gebracht / und haben genug behalten. Die lieben Leute seind so eiferig mit Geben gewesen / daß es scheinet / als wenn sie all das ihrige GOtt zu Ehren haben wollen dahin geben. Dennoch ist allenthalben die Hülle und Fülle gewesen / Herren und Knechte haben genug gehabt / der Segen hat ihnen zugeschneiet. Nun trägt man nichts zu dem Baw Gottes / und was die Alten herzu gebracht / nimbt man davon / und ist doch allenthalben nichts als Mangel und Armut / denn Gott kan dergestalt nicht mit uns bawen. Durch gottloses Wesen wehret man Gott / daß er nicht bawen kan. Rubens Exempel ist bekandt / er hätte können der Fürnembste seyn unter seinen Brüdern / ihm als dem Eltesten gebürte beides das Priesterthumb und das Königreich / was empfänget er aber für einen Segen? da er von seinem alten Vater den letzten Segen holen solte / empfing (Gen. 49, 3.) er den Fluch / den̅ Jacob sprach zu ihm: Ruben fährt leichtfertig dahin wie Wasser / du solt nicht der Oberster seyn. Wenn Wasser verschüttet wird / so versliesset es / und kan nicht wieder auffgesamlet werden / Also hat Ruben all seine Wolfahrt verschüttet / wodurch? dadurch / daß er alle Erbarkeit und Gottesfurcht ans den Augen gesetzet / das haben alle seine Nachkommen entgelten müssen. Was das (1. Sam. 2, 30) Hauß des Hohenpriesters Eli geschwächet hat / ist auch bekant. Drumb hüteteuch / ihr außerwehlte Christen / daß ihr durch Gottloses Wesen Gott mit allem Segen nicht von euch treibet. Wenn ihr anfanget ein Hauß zu bawen / und wünschet / daß es möge ein gesegnetes Hauß seyn / so sehet euch um / ob bey dem Bau nicht etwas fürläufft / das GOtt und den Segen von euch treibet. Ubel bauets sich / wenn das Ehebette nicht keusch gehalten wird / denn da kan GOtt nicht (Sir. 25, 2. 25. cap. 4, 35.) bawen. Ubel bauets sich / wenn Mann und Weib sich untereinander nicht wol begehen / Wann der Mann ein Löwe im
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Hause ist / und das Weib des Mannes Hertzeleid / da verheisset Gott kein Segen noch Leben. Ubel bawets sich / wen̅ man(Psal. 133, 4.) den Grund in der Vngerechtigkeit leget / wenn Bürger und Bauern mit unrechtfertigen Händeln sich suchen zu bereiche̅ / und Fürsten und / Herren durch Verderben ihrer Vnterthanen ihnen gedencken Häuser zu bauen. Vnrecht Gut kan nicht gedeyen / Es verschwindet / und frist auch das übrige neben sich auff. Was durch Verderben wird auffgerichtet / muß auch zum Verderben gedeyen. Ruin ist das aufgebawet wird / daraus kan nichts als Ruin kommen. Ein Zeitlang mags das Ansehen haben / als wann die durch Gewalt oder Unrecht erworbene Güter wol bawen / zuletzt findet sich aber der Ruin / soltens auch die erstlich erfahren / die nach uns kommen. Jeremiae am 17. stehet geschrieben: Gleich wie ein Vogel / der sich über Eyer setzt / und brütet sie nicht(Jer. 17, 11.) aus / Also ist der / der unrecht Gut samlet den̅ er muß davon wenn ers am wenigsten acht / und muß doch zuletzt Spott dazu haben. Wenn ein Rebhun Eyer zusammen samlet / und sich darüber setzet / in Meynung Junge heraus zu bringen / daran es seine Lust habe / und doch seine Lust nicht erlanget / in dem es aufgefangen / oder vom Raubvogel zerrissen wird. Also gehets denen / die Reichthum samlen / und doch nicht rechtmessiger Weise / Sie haben Mühe / in dem sie samlen / sie werden aber ihres gesamleten Gutes nicht geniessen / Sie sitzen über Eyern und brüten sie nicht aus / ehe sie es vermeynen / werden sie davon gerissen / und wenn sie schon lang darauff sitzen / haben sie doch keine Frewde daran. Sie werden nicht begnüget / und endlich wird ihre Thorheit offenbar / daß sie nicht klüglich gesamlet haben. Unrecht Gut gedeyet nicht / soltens auch die Nachkommen inne werden. Dieses gilt allen denen / die nicht rechtmessiger Weise Güter samlen / welches nicht allein geschicht / wann man mit Unrecht oder Gewalt Reichthum suchet / sondern
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auch / wenn man bey seinem Gewerbe den Segen von GOtt nicht erbittet. Darum ins gemein bauets sich sehr übel / wenn man kein Hertz zu Gott hat / wen̅ man den Baw durch eigene Klugheit wil außführen / und GOtt nicht achtet / nicht ehret / nicht vertrawet / nicht anruffet. Diß gehet nicht allein Privat-Leuten an / sondern auch hohes Standes Personen. Ein Fürstlich Hauß kan so wenig gesegnet seyn / wen̅ Gott nicht bawet / als das Hauß eines gemeinen Man̅s. (Prov. 8, 15. 18.) Durch mich regiere̅ die Könige / spricht die ewige Weißheit: Durch mich herschen die Fürsten / und alle Regenten auff Erden / Reichthumb und Ehr ist bey mir / Ich berahte wol / die mich lieben / und mache ihre Schätze voll. Von Gott kömpts / daß die Regenten mit Weißheit / Ansehen / und Sieg begabetwerden. Von Gott kompt alles was zur glücklichen Regierung gehöret. wenn aber ein Regent ohne GOtt gedencket zu regieren / so stosst er den Baumeister des gesegneten Hauses von sich. Fürsten und Herrn mögen wol behertzigen / und nimmer aus ihren Augen kommen lassen / das Exempel des Königes Saul / den hatte Gott selbst zum Königreich erhoben / wie er aber mit seinem Hertzen von Gott weichet / der ihn Kron und Scepter gegeben / sendet Gott den Propheten Samuel zu ihm / der ihn vorhin zum Könige gesalbet hatte / der muste ihn (1. Sam. 13, 13) die Lose thun mit solchen Worten: Du hast thörlich gethan / und nicht gehalten des HErrn deines Gottes Gebot / das er dir geboten hat. Denn er hätte dein Reich bestätiget über Israel für und für / aber nun wird dein Reich nicht bestehen. Der HErr hat ihm einen Mann ersucht nach seinem Hertzen / dem hat der HErr geboten Fürst zu seyn über sein Volck / den̅ du hast des HErrn Gebot nicht gehalten. Diß nehmen Fürsten und Herrn zu Hertzen / und lernen mit Gott und durch Gott Fürstliche gesegnete Häuser bauen.
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Man möchte gleichwol sagen / wie viel sind der Gottsfürchtigen / die solchen Hauß-Segen nicht erlangen? Und hingegen / Wie viel seind derer / die Gott nicht achten / und doch an zeitlichen Segen keinen mangel haben? Die Wahrheit sihet man für Augen / man kans nicht leugnen. Solte man aber darumb sagen / es habe der H. Geist Gottfürchtigen Hertzen den zeitlichen Segen vergebs zugesagt? Darumb fasset diesen Bericht. Zum ersten ist gewiß / daß kein richtiger Weg zu dem zeitlichen Segen / als die Gottseligkeit. Wer begehret ein gesegnetes Hauß zu bawen / der kan nicht besser bauen / als durch Gottseligkeit. Zum andern / wann einer diesen Weg ergreifft / so ist er gewiß / das der Segen / der darauff folget / gewiß und warhafftig ein Segen ist. Wenn schon ein Gottloser ein zeitliches Glück erlanget / ists nicht gleich für ein Segen zu halten / warumb saget die Schrifft anders? Das wenige das ein Gerechter hat / ist besser(Psal. 37, 16.) den̅ das grosse Gut vieler Gottlosen. Was ein Gerechter hat / daß hat er mit einem Segen von Gott / das mangelt den Gottlosen / wie viel sie auch haben. Es ist kein Segen dabey. Den Unreinen ist alles unrein / Ihr Gut ist unbeständig / und en dlich folget der Fluch und das ewige Verderben. Zwar Gott erzeiget auch den Gottlosen seine langmuth damit / das er ihnen Guts thut / Er wil sie auffmuntern / daß sie ihn / von dem das Gute kompt / suchen und finden. Wenn sie sich aber an diesen gütigen Gott nicht kehren wollen / so folget die Straffe gewiß desto schwerer. Wer bey dem zeitlichen Glück nicht hat einen gnädigen Gott / der hat auch keinen Segen; was aber ein Gottseliger hat / es sey wenig oder viel / das ist gewiß gesegnet. Wann zum dritten Gott der HErr den Frommen ein zeitliches Gutentziehet / so kan und muß man dafür halten / das solches Gut ihnen nicht gut sey. Gott verheisst das zeitliche Gut also / das er vornemblich auff das Ewige sihet. Wann er siehet / das zu unserm ewigen Heyl bes
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ser ist / mangel haben als überfluß / so entziehet er uns das zeitliche / oder versaltzet es mit Creutz / uns zum besten. Also ist auch der Mangel und das Crentz der Gottseligen vor lauter Segen zuhalten. Sihe welch ein vorzug die Gottseligen für den Gottlosen haben! An den Uberfluß der Gottlosen hanget der Fluch / hingegen ists ein Segen / so wol wenn die Gottseligen Mangel leiden / als wenn sie Uberfluß haben. Mangelt ihnen etwas an zeitlichem Glück / ists ihnen darumb nicht abgesaget / daß es gar nicht kommen werde. Zuweiln helt Gott mit seinem Segen hinter dem Berge / das er unsern Glauben und Gedult prüfe. Abraham hatte die Verheissung / daß sein Same solte vermehret werden / als die Sterne am Himmel / Er muste aber lang herumb gehen ohne Kinder / biß er drüber alt ward / nichts destoweniger trauet er seinem Gotte zu / daß er wol wissen würde / wie er seine Verheissung solte wahr machen. Solchen Glauben rühmet der H. Geist (Rom. 4, 18.) an Abraham. Solte aber der zeitliche Segen gar ausbleiben / so wissen wir gewiß / daß es uns zum besten geschehe. Was bey den Gottlosen ein Fluch ist / das ist bey uns ein Segen. Wir haben / was wir haben / so haben wir allezeit so viel / daß wir genug haben / an zeitlichen spüren wir keinen Mangel / was Nötig ist / das bescheret Gott / An geistlichen Gütern haben wir die Fülle und Uberfluß. Es ist mercklich / wenn im 128. Psalm der heilige Geist den Ehesegen der Gottseligen erzehlet (Psal. 128, 5.) / daß er nach dem leiblichen Segen setzet diesen geistlichen Segen: Der HERR wird dich segnen aus Zion / daß du sehest das Glück Jerusalem dein Lebenlang. Der Segen aus Zion begreifft all das Gut / das Gott durch Christum seiner Kirche̅ bereitet und verheissen hat / seine hertzliche Liebe / seine tröstliche Gegenwart / die gnädige Erhörung / Vergebung aller Sünde / Gerechtigkeit / Fried und Frewd des Geistes / das Erbe im Himmel / und die ewige
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Wolfahrt. Der löbliche Fürst Georg von Anhalt hat über vorgesetzte Wort des 128. Psalms eine schöne Ehe-Vermahnung auffgesetzet / und redet unter andern also: Wie könte doch der heilige Geist mit einem grössern Geschenck den Ehestand verehren? Viel köstlicher ist dieser Segen / den̅ alles Silber / Gold / Perlen / Edelgestein / ja auch Reichthumb / Fürstenthum̅ / Königreiche und Keiserthumb der gantzen Welt / welches alles vergänglich ist / Dieser Segen ist unvergänglich / und grösser denn Himmel und Erden mit allen Creaturen / so darinnen sind. So hoch hat der Herr den geistlichen Ehesegen gehalten / daß wir und unsere Kinder können theil haben an dem Segen / der aus Zion kömpt. Daß aber im vorerwehnten Psalm dieser geistlicher Segen nach dem leiblichen Ehesegen gesetzet wird / das gereicht den Gottseligen zu Trost / daß wann etwan der leibliche Segen außbleibt / wir uns an dem geistlichen Segen begnügen lassen. Diß müssen wir allesampt uns zu nütze fassen / damit wir uns recht verhalten / wanns etwan GOtt wolgefält / durch Entziehung des Ehesegens unsern Glauben und Gedult zu prüfen. In gemein können und sollen wir dafür halten / daß mit den Gottseligen Gott es allenthalben wol meyne. Zum Exempel / Wenn Gott frommen Eltern zwar Kinder bescheret / aber doch ungesunde und gebrechliche Kinder / da ist der Ehsegen mit Creutz versaltzet / dadurch werden die fromme Eltern in die Schule der Demuth geführet / und sollen gedencken: Ich bin gewiß / daß es Gott mit mir und meinen Kindern nicht böse meynen könne. Wäre es mir und meinen Kindern heilsam / würde er meinen Kindern die Gesundheit nicht entzogen haben / sie seind dennoch meines Gottes Geschöpff / und ihm in Christo so lieb / als wan̅ sie gesund wären. Wenn alles wird gebessert werden / wird
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auch von meinen Kindern die Gebrechligkeit genom̅en werden. Ja ich weis und glaub festiglich / wie mein gebrechliches Kind für andern Menschen an seinem Leibe muß leiden / so werde es auch in der Aufferstehung der Gerechten vor andern an seinem Leibe gezieret und gekrönet werden. Wann diß Vnglück den Gottlosen wiederfähret / so gehörets mit (Joh. 9, 3.) zu ihrem Fluch. Wiederfährts aber den Gottfürchtigen / geschichts darum / daß die Werck Gottes an ihnen offenbar werden. Gott wil was besonders wircken / das wir nicht verstehen. Wirds nicht offenbar in diesem Leben / so wirds doch offenbar in jenem Leben. Was wollen wir aber dazu sagen / daß gottselige Eltern offt Kinder hinterlassen / die aus der Art schlachten / und übel gerahten / wo bleibet dan̅ das gesegnete Hauß der Gottfürchtigen? Wir begehren die unbegreiffliche Wege Gottes nicht zu begreiffen / Gott verhenget viel / das wir nicht können verstehen. Das können wir aber wol ermessen / wann Eltern / die doch nicht gottlos seyn / nicht gebürlichen Fleiß an die Kinderzucht wenden / da sie entweder mit andern Geschäfften beladen seynd / oder durch unordentliche Liebe den Kindern mehr Willen lassen / als gut ist / daß sie selbst schuldig an solchem Vnglück seyn. Gott verheist und gibt gerne fromme Kinder / aber mit dem Beding / daß die Eltern in der Aufferziehung nichts verabseumen. Es ist auch zu hoffen / wann fromme Eltern solch Vnglück an ihren Kindern erleben / und deß zu inbrünstiger für derselben Heyl beten / daß Gott ihr Gebet endlich in Gnaden wird ansehen / und den Kindern entgelten lassen / solt es auch nach der Eltern Tod geschehen? unter dessen glauben wir Gott / wann er ein gesegnetes Geschlecht verspricht / denen die ihn fürchten / es werde ihm kein Schertz seyn; zweiffeln auch nicht / GOtt werde wol wissen / wie er sein Wort sol wahr machen. Es wird Zeit seyn / daß wir abbrechen / denn ich halte /
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es sey nach dieser Zeit Gelegenheit zur gnüge von dem Geheimnis des gesegneten Hauses gesaget. Wolte Gott / Es möchte dieses alles erfüllet werde̅ an den beiden Fürstlichen Personen / so itz ehlich zusammen geführet werden. Wan̅ dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten und Herren / Herren FRIEDERICHEN / Hertzogen zu Wirtemberg und Teeck / Grafen zu Mumpelgard / Herren zu Heidenheim / Die auch Durchleuchtige Hochgeborne Fürftin un̅ Fräulein / Fräulein CLARA AUGUSTA / Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg / itz zur Ehe zugeführet wird / bilde ich mir nicht anders ein / als wann Gerechtigkeit und Fried einander begegnen / und eins werden / eine Burg zu bawen auff einen Berg. Ich bilde mir nicht anders ein / als wan̅ Gott sich solchen Baw wolgefallen lasse / und vom Himmel herab ruffe: Sit Domus Clara Augusta & pacifica: Diß sey ein herrlich / groß und Friedreiches Hauß. Ich zweifele nicht / es werde solcher Baw wol von statten gehen. Wolte GOtt / daß diese Uberschrifft an diesem Hause nur unverlescht bliebe: Wol dem / der den HERRN fürchtet / der grosse Lust hat zu seinen Geboten. Des Same wird gewaltig seyn auff Erden / das Geschlecht der From̅en wird gesegnet seyn. Reichthumb und die Fülle wird in ihrem Hause seyn / und ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Ja das hoffe ich. der Grund eines gesegneten Fürstlichen Hauses ist GOtt Lob all geleget / in den beiden hochverliebten Hertzen / durch die wahre ungeferbte Furcht Gottes. Es wird viel zum gesegneten Baw helffen der eiferiger Wunsch des hochgeehrten Herren Vaters / unsers gnädigen Landes-Fürsten und Herrn. Des Vaters Segen bawet den Kindern Häuser(Syr. 3, 10.) / aber der Mutter Fluch reisset sie nieder. Hie ist der Segen des Vaters / aber kein Fluch der Mutter. Es leben und schweben noch für GOtt die hertzliche Seufftzer der
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Christlichen Frau Mutter / die sie zweiffels ohn auff ihrem Todtbette / für ihre Fürstliche Kinder zu Gott gen Himmel gesandt hat. Es gilt nicht gering für Gott der Wunsch der gegenwertigen Frau Mutter / unserer gnädigen Fürstin und Frauen / welche mit recht Mütterlicher Liebe und Treue die Fürstliche Kinder erzogen / und Gott zugeführet hat. Des Vaters Segen bauet Häuser / der Mutter Wunsch lest sie nicht niederreissen. An Seiten des Herrn Bräutigams Fürst. Gn. werde̅ für Gott ebenmässig viel gelten / die gläubige Seuftzer der Fürstlichen / nun in Gott ruhenden Eltern. Ich zweiffele nicht / wie viele Herren / beides im Fürstlichen Hauß Braunschweig und Lüneburg / und im Fürstliche̅ Hauß Würtemberg gewesen / die am Hause Gottes gebauet / un̅ dabey Ungemach außgestanden haben / Gott werde hinwieder an diesen Fürstlichen Häusern bauen. Es wird zum gesegneten Bau auch viel helffen vieler gottseligen Hertzen Christlicher Wunsch / so wol im Lande Wirtemberg / als hie im Lande Braunschweig und Lüneburg. Wir tragen unsern Wunsch alle zusammen / und ruffen hertzlich zu Gott: Du grosser Gott / HErr Him̅els und der Erden / nach deiner grossen Güte / gesegne diese Fürstliche Ehleute / Verleihe ihnen eine friedsame glückliche Ehe / und allerley Fürstliches Wolergehen. Gib ihnen ein Hertz / das dich fürchtet / und grosse Lust hat an deinen Geboten. Gesegne sie an Leib und Seel. Ihr Same muß gewaltig seyn auff Erden / Ihr Geschlecht muß gesegnet seyn. Reichthumb und die Fülle muß in ihrem Hause seyn / Ihre Gerechtigkeit bleibe ewiglich. Das erfülle der / der alles erfüllet / und lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit / AMEN. ENDE.


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