|| [ID00001]
Wider den anhang der genanten Erphurdischen APOLOGIEN, der dreyen Menner:
Timothei Kirchners / Nicklas Selneckers / vnd Martini Chemnitij.
Zu billichem schutz der warheit / vnd zu deutlicher anzeigung vnd er weisung /
wie obgenante drey Menner / die / für dieser zeit in druck gegebene Erste
Bremische rerantwortung / mit vberzeugtem bösen gewissen / vnbillich ange
feindet / vnd auff vnrechter sachen öffentlich ergriffen werden.
ANNO M. D. LXXXIIII.
|| [ID00002]
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ALS für dieser zeit / auff gnediges begeren / des Durchleuchtigen Hochgebornen
Fürsten vnnd Herrn / Herrn Julij / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc.
Vnsers gnedigen Herrn / ein Erbar / Wolweiser Rath der Stadt Bremen / vnsere
gebührende Obrigkeit / wegen der / von etlichen Theologen zu Torgaw anfenglich
gestelter / vnd jhnen vberschickter Concordiformel, vnsers des Ministerij
allhier / bedencken erfordert / Haben wir damals / zu eröffnung vnsers
Christlichen gewissens / vnd zu anzeigung vnderthenigen gehorsams / keinen
vmbgang haben können / solchs auffs Papir zubringen / vnd gedachtem Erbarn Raht
/ vnser Obrigkeit / auff derselben anhalten / zu vberantworten / die es an
Hochgedachte Fürstliche Durchleuchtigkeit ferner vberschickt.
Nach dem es aber endlich den sechs Theologen / so anfangs zu Berg vor Magdeburg /
hernach zu Tangermünde versamlet / beyneben vielen anderer Stende Augspurgischer
Confession / auff die Formulam Concordiae eingebrachten schrifften / vbergeben.
Haben gemeldte Theologi am ende jhres Berichtes / so sie Im Monat Martio Anno
78. zu Tangermünde gestelt / vnd der beyden Churfürsten / Sachsen vnd Brandeburg
/ abgesandten Politischen Rähten vberantwortet / jhre meinung darauff vnter
andern mit nachfolgenden worten angezeigt:
Wir können E. Churf: gnaden vnderthenigst nicht verhalten / das D. Chemnitius als wir beysammen gewesen / vns auch dero
zu Bremen bedencken vber das Buch der Concordien
fürgelegt / welchs wir gleicher gestalt / vermüge E. Churfürstl. gnedigsten
befehls mit einander abgelesen
Weil aber in demselben offenbar angezeigt / das sie mit mehr ge
|| [ID]
dachtem Buch nicht zufrieden / gleichwol aber sich
vorlauten lassen / Da sie bessers gewiesen / zufolgen / halten wir vnderthenigst
dafür / das solche gelegenheit nicht außzuschlagen / Sondern an die Handt
zunehmen / etc. Mit entlichem anhang / das ein solches nicht ehe fürzunehmen /
biß zu vor diß werck bey den andern Fürsten richtig gemacht / etc.
Diesem fürschlag haben damals / vnter andern / auch Iacobus Andreas, Nicolaus
Selnecker / vnd Martinus Chemnitius vnderschrieben. Es ist aber folgender zeit
(weder für / oder nach erwehnter Concordiformul edition) an vnsere Obrigkeit /
oder an vns / dieser sachen halben weiter nichts gelanget. Auch haben wir von
derselben zeit an / mit dem gerühmbten Concordi Buch / ferner nichts zuschaffen
gehabt.
Derwegen vns vnd andere nicht wenig befrembdet / das nach dem die drey Menner
Thimotheus Kirchner / Nicolaus Selnecker / vnd Martinus Chemnitius, jhre Jüngst
außgegangene verantwortung / so man die Erphurdische Apologiam nennet / zu
diesem ende angestellet / das darinnen / was Wider das Concordi Buch in druck
ausgangen / widerlegt werden solte / sie zu ende derselben / Einen besonderen
vnd fast langen Tractat vnd appendicem haben angehengt / zu einer vermeinten
widerlegung vnser im Jahr 1581. gedruckter verantwortungsschrifft / Inn welcher
des Concordi Buchs / an keinem ort mit Nahmen gedacht / wir auch nicht mit jhnen
/ sondern mit vnsern dieses orts Widersachern zuthun gehabt / als beydes
derselben vnser Widersacher fürgebrachte klag Artickel / vnd vnsere schriffliche
widerlegung / so Inn den druck gegeben / gnugsam außweisen.
Vnd nehmen zwar / gedachte drey Menner von den Fünff vnderschiedenen Artickeln
(davon wir von vnsern dieses orths Widersachern / vngütlich beschüldiget.) nur
die zwen Artickel heraus / von der Person Christi / vnd vom heiligen Abendmahl /
ohne zweiffel / weil sie in den andern dreyen puncten / von der H. Tauff / von
der Göttlichen Wahl / vnd von den Ceremonien
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nichts finden können / das sie mit einem
schein zustraffen gehabt.
Aber von ermeldten beyden Artickeln (darinnen der gemeine Man mit vorurtheilen
mehr eingenommen ist / vnd diese Theologen / jhre bawfellige sache / mit
vnderdruckung oder verleumbdung des gegentheils / gerne stutzen / vnd bey einem
ansehen erhalten wolten) geben sie jhr vberzeugtes vnd brandtmalichtes gewissen
gnugsam damit an den tag / das sie Inn Ihrer vorrede dieses allein / zu einer
vrsach anziehen / warumb sie wider vns zuschreiben jhnen fürgenommen / das
wen̅ die lehr vnd bekendtnüß / von der Person Christi / vnd
heiligem Abendmahl in vnser verantwortungsschrifft bestehen solte / So würde
jhre im Concordi Buch gefaste meinung ex ipsis
fundamentis (wie sie reden) oder aus dem grund vmbgerissen / vnd
Lutheri streitschrifften In̅ zweiffel vnd verdacht gezogen werden
/ etc.
Hiebey beschönen sie sich wol mit dem Titel der Augspurgischen Confession
vorwandten Kirchen lehre / vnd mit D. Luthers authoritet, Werffen auch bald im
eingang mit den verhasten Nahmen der Sacramentirer vnd Zwingler vmb sich /
Vnderstehen sich vnsere schrifften dem vnwissenden Leser vordacht zu mache̅ / vnd was wir wider etliche stipulas Inn etlichen
streitschrifften Lutheri / vnsere dieses orts Widersacher erinnert / dasselbe
ziehen sie auff die gantze lehr von der Person Christi vnd H. Abendmahl / der
Augspurgischen Confession, die vns so gar nicht engegen ist / das Wir auch zu
derselben schrifftmessigem vorstandt / vns mit hertzen vnd mund jeder zeit
beruffen haben.
Es ist Ihnen aber Im grund zuthuen vmb jhre ertichte außgiessung vnd Vorgleichung
der eigenschafften inn beyden Naturn Christi / vnd vmb die leibliche darstellung
eines Verborgenen vnsichtbarn Leibs Christi inn der Handt des Priesters / welche
sie an statt der vnderscheidenen eigenschafften beyder Naturn / vnd der von
Christo vorheissenen vnd recht tröst
|| [ID00006]
lichen gegenwart / des waren Leibs vnd Bluts Christi im rechten brauch
des Abendmals / vnd desselben warhaffter gemeinschafft / vnd vereinigung mit dem
gleubigen Menschen / gerne der Kirchen Gottes auffdringen wolten.
Denn darüber streiten vnd fechten sie eigentlich / darüber erregen sie Herrn vnd
Vnderthanen / anders nicht denn als inn geschichten der Aposteln von dem
Goldtschmidt Demetrio gelesen (Actor. 19.) wird.
Der machte der Diana silberne Tempel / Vnd hatte er vnd seine Gesellen darvon
nicht geringen gewinst. Als aber Paulus wider solchen Abgott predigte / vnd
sagte / Es sind nicht Götter / welche von henden gemacht sind / Vorsamlet
Demetrius die beyarbeiter desselben Handwercks / vnd machet sie weiß / das es
nicht allein mit jhrem Handel dahin geraten würde / das er nichts güldte /
Sondern auch der Tempel der grossen Göttin Diana würde für nichts geachtet
werden / vnd würde dazu jhre Maiestet vndergehen / welcher doch gantz Asia vnd
der Weltkreiß Gottesdienst erzeigete. Hierüber würd ein sehr gros getümmel durch
die gantze Stadt erreget / die Gemein würd jrre gemacht / vnd wüste das mehrer
theil nicht warumb es zuthun war. Dann etliche schrien sonst / etliche ein
anders. Aber das gröste geschrey war / Groß ist die Diana der Epheser.
Gleich also handeln diese drey Menner mit Ihren ertichtem fürgeben. Erfüllen alle
Welt mit jhrem Ceter mordio geschrey / vnd verkauffen vmb jhres gewinst vnd
vortheils willen / vnder dem Nahmen der Majestet Christi / die zum theil
newertichte Vbiquitet / zum theil aus dem Bapstumb vberbliebene leibliche
gegenwardt eines verborgenen Leibs Christi vnter der hostien. Vnd die jhnen aus
H. schrifft / vnd der Rechtglaubigen Kirchen zu allen zeiten auffrichtigen
bekendtnüssen / Auch aus dem schrifftmessigen verstandt der Augspurgischen
Confession widersprechen / wollen sie nicht weiniger / Als die Epheser Paulum
vnd seine Gesellen / inn stücke zureissen.
|| [ID00007]
Nun haben wir aber kurtz verschiener zeit eben von diesen zweyen Artickeln auff
Iacobi Andreae, vnder dem nahmen der Würtenbergischen Theologen außgesprengte /
Lesterschrifft / eine außführliche antwort Inn den druck gegeben / Darinnen wir
dem Christlichem vnd vnparteyischem Leser zu vrtheilen heimgestellet / welchs
theils lehre vnd meinung in der Propheten vnd Apostell schrifften / vnd nechst
denselben / Inn der alten rechtgleubigen Väter vnd reiner Lehrer in der heiligen
Christlichen Kirchen / bekendtnüssen warhafftig gegründet sey.
Aus welcher vnser antwort ein jeder verstendiger Christ auch leichtlich
zuvernehmen / was von der angemasten vnd gerühmbten widerlegung der dreyen
Menner / so sie in der Erphurdischen Apologi wieder vns angehengt / zuhalten
sey.
Weil sie aber Ihr geschrey von Ihrer grossen Diana zuvermehren / zu wider jhrem
selbst gegebenem vorschlag / Das man vns zuvorn eines bessern vnderweisen solte
/ welches sie bißher noch nie gethan / sich zu vns nötigen / Auch sich an Iac:
Andreae vorhin außgangenen lesterungen nicht genügen lassen wöllen / Entweder
das sie besorget / Ihre sache würde durch denselbe̅ nur erger
gemacht (Als wir glaubwürdig dieser zeitberichtet werden / das etliche
benachbarte / vnd vns widerwertige Theologen / nach beschehener vnser antwordt /
sich verlauten lassen sollen / sie wissen es Iacobo Andreae keinen danck / das
er auff solche weise wider die von Bremen geschrieben habe / welchs eine
öffentliche klare anzeigung ist eines vberwiesenen gewissens / vngeachtet / ob
gleichwol solche Leute / der warheit noch nicht auffrichtig beypflichten wöllen
/ damit sie die gunst vnd ehre der Weldt / die sie weit höher achten / als die
ehre / so bey Gott gilt / nicht verlieren mögen.)
Oder aber / das sie vermeinet / sich nicht weniger / denn Iacob: Andreas auch
vber vnsere Kirchen vnd gemeind / Als generales Reformatores zuerweisen / wie
sie denn nicht so fast mit bestendigen vnd gewissen gründen vnd argumenten
(da
|| [ID00008]
raus wir bessers
vnderricht anzunehmen / vns jederzeit erboten) sondern allein mit freuentlichen
Vernichtigungen vnd blossen Vordammungen / auff Jacobandreanische weise wider
vns handeln / vnd bey dem vnberichtem Vnwissenden Man Inn nachtheil vns
zubringen sich bemühen.
Demnach werden wir / vermöge vnsers beruffs / zu rettung / der Göttlichen warheit
/ so inn vns verlestert wird / abermals gedrungen / vnser Lehre vnd Bekendtnis
ferner vnd weiter / auch wieder dieser dreyer Menner zugenötigte Beschüldigungen
zu vertreten.
Welches wir / mit verleihung Göttlicher gnaden / auffs kürtzte vnd
verstendlichste / als vns müglich sein wird / thun wöllen.
Vnd weil aus Gottes wunderbarem gericht / diese Theologi, Inn deme sie andere
jrrthumbs zubeschüldigen sich vnderfangen / durch jhr eigen gewissen dahin
bezwungen werden / das sie am allermeisten sich vnd jhre schrifften
entschüldigen müssen / daher denn auch entstanden / das sie ein solch gros
pluderment / so sich Inn die 34. Bogen Im deutschen druck erstrecket / zusamen
wider vns geflickt vnd gerasselt haben.
Wöllen wir / wils Gott / bey den obgemelten beyden Artickeln von der Person
Christi vnd heiligem Abendmahl / diese vnsere antwort dahin richten / das man
spüren vnd mercken müge / wie ferne wir jhre jetzt gethane erklärungen / der
warheit gemeß / oder derselben entgegen halten / Vnd wie sie / mit widerwertigen
reden vnd meinungen / auch das jenige / was sie für warheit erkennen müssen /
selbst vmbstossen / vnd zu nichte machen.
Nachmals / wie so gar ohne grund vnd bestandt / sie vnsere lehre vnd argument
wiederfechten / vnd was für elende̅n schein vn̅
behelff / sie jhre meinunge̅ zubeschönen / herfür bringen.
Der Ewige Sohn Gottes / dessen sache vnd ehre es ist / darüber wir streiten /
wölle diesen vnsern Widersachern einmahls
|| [ID00009]
gnediglich die augen öffnen / vnd jhre vnfertige hendel Ihnen zuerkennen
geben / vnd vns sampt allen fromen Christen / durch seinen Geist bey seiner
Göttlichen warheit schützen vnd erhalten.
Vo̅d’ Verson Christi / Darinnen der ERSTE Punct ist von der
vbiquitet.
ES fangen die drey Menner Ihr Erste(Fol. 1.)
Capitel (als sie es nennen) damit an / das sie klagen / als solten wir alzuviel
schreyen vber die vbiquitet, Rhümen dagegen / das sie
sich richtig expedirn wolle̅. Wir sagen / sprechen sie / mit
Dürren Werten rund heraus / das wir mit niemand von der generali vbiquitate Corporis Christi, das ist / vo̅ der
Allgemeinen Allenthalbenheit des Leibs Christi Inn allen Creaturen / in Laub /
Graß / Stein / Holtz / vnd allen vnsaubern örten (so fein bescheidentlich reden
sie) disputirn wöllen. Denn das Mysterium oder geheimnüß / wie Christus Gott vnd
Mensch in einer vnzertrente̅ Person / im stand seiner herrligkeit
vn̅ erhöhu̅g alles erfülle / Psal: 8. Eph. 4. Ist in diesem leben
vnaußsprechlich / vnd gehet vber alles / was genandt mag werden / etc.
Das aber diss freylich Dürre wort sein / die nichts auff den rippen haben / vnd
daß sie sich nicht so fast richtig expedirn, oder außwickeln / sondern vielmehr
implicirn, vnd fangen Im̅ Garn der ertichten vbiquitet, Wöllen wir
erstlich mit Ihres freunds D. Hesshusij zeugniß / das Ihnen aus dem Colloquio zu
Quedelburg wolbekant ist / darthun / Nachmals aus jhren selbst reden / so sie
in̅ diesem Ihrem Buch führen / so hell vnd klar als die
Mittags Sonnen ist / erweisen.
|| [ID00010]
Heßhusij Wort sind diese: Wir müssen bekennen / da Christus auff Erden gelebt /
zu Jerusalem gepredigt / da ist die Substantia seines Fleisches nur zu Jerusalem
gewesen / vnd nicht zu Capernaum. Die Gottheit war damals allenthalben / &
salva mansit vnio personalis naturarum, drumb schleust sichs heraus
vnwidersprechlich quòd naturae non divellantur, etiamsi asseratur, quòd alicubi
sit divinitas , vbi substantia sua non existit caro (das
die Naturn nicht zutrennet werden / ob man gleich lehret / das die Gottheit des
ewigen Worts / auch allda sey / da das Fleisch mit seiner Substantz oder wesen
nicht ist) Wie aber das zugehe / (nemlich / nicht wie die Menscheit allenthalben
sey / sondern wie die Persönliche vereinigung vnauffgelöst bleybe / mit
behaltenem vnderscheid der Naturn) verstehen wir nicht / denn es ist mysterium
absconditum.
Wo man zu weit gangen ist / soll man zu rück vnd nicht alles vertheidigen was
nicht grund hat / gleich als were es nicht vmb erhaltung Göttlicher warheit /
sondern vmb vnsere ehre zuthun.
Die Bremer (wenn man Ihr Buch recht ansihet) sagen / das stehe nirgend Inn der
schrifft / das Christi Leib vnd Seel allenthalben sey / in der Lufft / in der
Hell / in allem Laub / Graß vnd Steinen.
|| [ID00011]
Nun bekennet die Apologia selbst / es sey In̅ Gottes wort nicht
außgedruckt die vbiquitas per Species, das ist eben das / Es stehe nirgendes in
der H. schrifft / So straffet nun die Apologia die Bremer in deme / was sie
selbst setzet (nemlich das es In̅ Gottes wort nicht sey
außgedruckt) das wil sich vbel verantworten lassen / vnd wird den Widersachern
gros vrsach geben / Antilo gias (widerwertige reden) für zuwerffen.
Aus dem spruch Ephes. 1. & 4. Das Christus alles erfülle / mag nicht erwiesen
werden / das Christi Leib allenthalben sey im Laub / Graß / Stein / etc. Denn
noch nicht erwiesen / daß das erfüllen eigentlich de Substantia corporis
zuverstehen sey. Vnd warumb vnd mit welchem schein verwirfft die Apologia
generalem vbiquitatem, so die / jhrer meinung nach / in Pauli sprüchen gegründet
ist? Ja vnd Nein wollen nicht bey einander stehen / etc. Die Apologia dringt
auff die erfüllung / vnd helt erfüllung vnd allenthalbenheit für eins / vnd
darff doch nicht außdrucken / was sie mit dem wort erfüllen verstehe / obs de
Substantia Corporis vel operatione, & effectione, oder de im pletione
scripturae zuverstehen lest. Die aduersarij werden sagen / die Apologia trage
vns ein verdackt essen für / etc. Drumb die eigentliche erklärung für
|| [ID]
her gehen müste / was man mit dem wort (erfüllen) in
Paulo verstanden haben wil / vnd die Apologia mus mit jhr selbst eins werden /
ob sie die vbiquitet stracks wil verneinen oder vertheidigen. In summa / die
Apologia Stehet Bloß vnd Vbel / in refutatione Bremensium & disputatione de
vbiquitate (Inn widerlegung der Bremer / vnd Inn dem streit von der
allenthalbenheit) Sie macht zum öfftermal plures propositiones (bleibt nicht
auff eine̅ fürnemen.)
Dieses zeugnüß vnd Vrtheil D. Hesshusij, hetten sich diese drey Menner sollen
warnen lassen / zumal weil sie auff dem Colloquio zu Quedelburg daran erstummet.
Aber weil sie mit jhrem Pluderment so kühnlich herfür gewischt / vnd nun mehr
Latinisch vnd deutsch haben In̅ alle Welt außgebreitet / wöllen
wir Ihnen jhre eigene wort / nicht so fast aus dem gantzen Buch der Apologi)
Denn darüber werden vielleicht andere sie zur Schule führen) sondern allein aus
dieser jhrer wieder vns angestelten vnbefugten widerlegung fürstellen / vnd
jedermenniglich erkennen lassen / ob diese drey Menner sich mit der vbiquitet
expedirt, wie sie vergeblich rühmen / oder vielmehr implicirt vnd verwirret
haben.
(Fol. 1.)
Von der allgemeinen vbiquitet des Leibs Christi Inn allen
Creaturn / sprechen sie / wöllen wir mit niemands disputirn. Diß ist baldt
anfangs protestatio contraria facto, das ist / sie rühmen ein anders mit worten
/ Erzeigen aber Im werck vnd mit der that das gegenspiel.
Denn so sie von der Allenthalbenheit des Leibs Christi inn allen Creaturn / nicht
wöllen mit vns / noch mit andern disputirn / warumb bringen sie allhie gantzer
Neun folia zu / mit Nichtiger wiedersprechung des jenigen / so wir der vbiquitet
|| [ID00013]
inn vnser verantwortungsschrifft
(vmb der langwirigen streit willen / die sich darüber inn dieser Kirchen
erhalten) klärlich vnd außdrücklich entgegen gesatzt haben?
Es ist ja dieses stracks wider einander / daß sie mit vns von der vbiquitet nicht
wollen disputirn / vnd daß sie dennoch sich vnterstehen / an vns zu tadeln / ja
auch / jhrem bedüncken nach / zu widerlegen / das wir die vbiquitet verworffen
haben.
Zu deme / geben jhre wort gnugsam zuvorstehen / das sie eben eine solche
vbiquitet, die wir nach der schrifft verwerffen / noch für recht halten / vnd
als einen Artickel des Glaubens / vns vnd andern gerne auffdringen wolten / Sie
dörffen zwar aus einem bösen vberzeugten gewissen / vn̅ aus furcht
der schanden vnd vnehr / auch bey den gemeinen Leuten (die nach der lehr jhres
Catechismi ein abschew dafür haben) solche inn streit gezogene vbiquitet nicht
allezeit mit deutlichen verstendlichen worten beschreiben noch nennen / das
nemlich / Christi Leib mit seinem Fleisch vnd Beinen allenthalben zugleich vnd
auff ein mahl gegenwertig sey. Sondern bemühen sich jhre schande zu decken / mit
zweyzüngigen reden / die man vngleicher weise deuten kan.
Christus sprechen sie / Gott vnd Mensch in einer vnzertrenten(Fol. 1. 5. 7.) Person / Item / der gantze
Christus Gott vnd Mensch / erfüllet alles / ist allen Creaturn gegenwertig /
regirt alles gegenwertig / nicht abwesend / Nennens eine gegenwart des gantzen
Christi bey allen Creaturn. Item(Fol: 3. b.)
eine persönliche gegenwart bey allen Creaturn. Welche art zu reden(Fol. 4.) wir mit der Alten rechtgleubigen Kirchen
von der Person Christi verstehen / vnd für sich recht sein lassen / mit
behaltenem vnderscheid beyder Naturn eigenschafften.
Diese Theologi aber / wöllen solche gegenwart einer Na tur so wol / als von der
andern verstanden haben. Verstecken also viel ein anders darunter / als die
alten Lehrer damit meinen / das es nemlich so viel bey jhne̅
heissen muß / als Göttliche vnd Menschliche Natur ist allenthalben / welchs den
alten Lehrern bey
|| [ID00014]
obgemeldten reden nie
Inn sinn kommen ist. Darzu vermengen sie vntereinander die gegenwart vnd
regirung / welche nicht einerley sind / so man von der Menscheit Christi reden
wil.
Ob sie aber wol mit solchen zweyzüngigen reden dem gemeinen Mann das maul
auffsperren / Die vbiquitet der Menscheit Christi desto schein barer zumachen /
so können sie doch den darunter verborgenen schalck nicht lang bergen. Darumb
sie die Eutychianischen vnd vbiquistischen Ohren jmmerdar mit herfür ragen
lassen.
(Fol. 1. b.)
Christus / sprechen sie / hat die Menscheit zur rechten Gottes vber alle Creaturn
erhöhet / das er mit IHR alles erfülle / oder allen
Creaturn gegenwertig sey (gleich als wenn es einerley were / Das die Menscheit
zur rechten der krafft vber alle Creaturn erhöhet / vnd das sie allen Creaturn
gegenwertig / oder das mit der Substantz / Fleisch vnd Beinen des Leibs Christi
alles erfüllet werde) Item. (Fol. 8.) Wir heben
keinen Artickel des Glaubens derhalben auff / das Christus (Fol. 2. b.) mit seinem LEIB
zugleich Im Himmel vnd auff Erden sey: Item / Christus nicht allein als Gott /
sondern auch ALS MENSCH ist allen (Fol. 1. b. 5.) Creaturn gegenwertig. Christus
erfüllet auch NACH seiner angenommenen Menschlichen
Natur ALLES, Christus erfüllet ALLES
(Fol. 3.) mit seinem Menschlichen Leibe.
Ist aber dieses nicht eben die generalis vbiquitas, darvon (Fol. 1. a et b.) sie schreiben. Wir wöllen mit
niemand darüber disputirn. Ja heissen sie nicht eben dieses ein mysterium vnd
geheimnis / daß sie in diesem leben nicht gnugsam verstehen / viel weniger
außsprechen können? Sagen sie nicht / das da ein solches erfüllen vnd gegenwart
Menschlichen Natur / (welches eben ist die ertichte vnd abschewliche vbiquitet
des Leibs Christi) verneinet werden solte. So könten sie es gewissens (Fol. 1. 7.) halben nicht thun. Vnd wir bleiben /
sprechen sie / dabey / das wirs keiues wegs verneinen.
Darzu führen sie einerley argument, Behelffen sich mit einerley außfluchten /
Brauchen sich gleicher beschüldigung wider jhr kegentheil / aller massen / wie
I. Audreas vnnd andere vbiquisten thun / die wir dißfals mehr als diese
Theologen /
|| [ID00015]
für redliche schwermer
halten / das sie frey vnverholen jhr gemüht vnd meinung zuverstehen geben inn
öffentlicher vertheidigung der vbiquitet / welcher diese drey Menner kein wort
haben wollen / vnd doch dieselben der Kirchen Gottes einzuschieben
gedencken.
Diß wöllen wir nach der ordnung Ihrer eignen schrifft Ihnen ferner für augen
stellen.
I.
Vnd erstlich sind vnsere gründe wider die vbiquitet des Leibs Christi diese drey
heupt argument gewesen.
Zum ersten / das kein Buchstabe inn heiliger schrifft davon(1.) stünde / sondern viel sprüche dieselbe klar
vnd außdrücklich verneinten.
Zum andern / das alle Artickel des Glaubens von Christo(2.) diesem geticht widersprechen.
Zum dritten / das der allgemeine Consenß der rechtgleubigen(3.) Kirchen zu allen zeiten darwider sey / vnd
also auch der Augspurgischen Confession zugethane stende Inn diesem Artickel von
der Römischen Kirchen sich nie haben abgesondert.
Widder das erst argument / das die vbiquitet inn der
schrifft nicht gegründet sey / bringen diese drey Menner herfür die sprüche(1.) Pauli Eph. 1. & 4. Das Christus alles
In̅ allem erfülle. Vnd auff das sie sich ja mit worten böß
machen / vnd man es dafür halte / als hetten sie bereit an gewonnen / schreien
sie Thrasonicè daher / das sie jhre sprüche (die jhrem fürgeben nach / von d’
Menschlichen(Fol. 1. b.) Natur reden söllen)
mit frölichem vnd danckbarem hertzen für gewiß vnd vnzweiffelhafftig annemen /
wie sie da stehen vnd lauten / TRVTZ allen
Sacramentschwermern / das sie dieselben außkratzen oder vmbstossen.
Ist aber diß nicht ein dapffer trutz von so treffentlichen Helden? Denn wer sind
die Leute / so die sprüche des Apostels jemals verleugnet haben? Ohne zweiffel /
sind dieselben / als herrliche beschreibung Christi Ampts vnd wolthaten / Allen
|| [ID00016]
Christen lieb vnd wert / die sie für
jhren höchsten trost halten In̅ allen nöhten vnd anfechtungen.
Die Consequentz vnd folge aber / von der vbiquitet / solten diese Helden beweisen
/ Nemlich / das es recht geschlossen sey:
Christus ist gesetzt zum Haupt der gemeinde / vber alles / welche da Ist sein
Leib / nemlich die fülle DES / der alles Inn allem erfüllet.
Drumb ist die Menscheit Christi / mit jhrer substantz vnd wesen bey allen
Creaturn gegenwertig.
Item.
Der hinunter gefahren ist / Inn die tieffen örte der Erden / DER ists welcher
auffgefahren ist vber alle Himmel / auff das er alles erfülle.
Drumb erfüllet die Menscheit Christi alle Creaturn mit jhrem Fleisch vnd
Beinen.
Wer hat doch diese Leute mit solchen dapffern streichen fechten gelehret? Daß sie
das erfüllen wider alle vmbstende des texts / vnd wider die meinung aller
bewerten Scribenten alt vnd new / Auch Luthert selbst (in seinen Postillen vnd
marginalibus scholijs / vber die deutsche Biblien) nicht von der krefftigen
wirckung dieser Person / sondern von erfüllung aller ort vn̅
Creaturn im Himmel vnd auff Erden / mit dem Fleisch vnd gebein Christi / zu
deuten sich vnderstehen dörffen?
Wer hat sie also schliessen gelehret / das Christus nicht sein könne das Haupt
der Kirchen / wo nicht sein Menschlicher Leib inn vnd bey allen Creaturn
gegenwertig sey. Item / Das der so hinauff gefahren ist vber alle Himmel / Mit
seiner Menscheit / hierunten an den vndersten örten geblieben / Vnd d’ Leib
Christi zugleich an allen örten im Himmel vnd auff Erden sey?
Wer hat sie auch gelehret / was von der Person Christi recht geredt wird / nach
behaltenem vnderscheid der Naturn / dz solches einerley Natur so wol als d’
andern zugelegt werden soll?
|| [ID00017]
Sie solten beweisen / das die Menschheit Christi allenthalben were / So bringen
sie sprüche herfür / die da lehren / das diese Person Christus / als das haupt
der Kirchen / alles in allem erfülle / das ist / vns alles gebe vnd schencke /
das wir zur seligkeit vnd ewigem leben bedürffen.
Wer ist nun hie / der wider die öffentliche warheit handle / vnd straffe den
heiligen Geist Inn Pauli Mund vnd Fedder lügen? Als(Fol. 1. b.) diese Theologen sich allhier gantz vermessentlich herfür
thun / vnd sich nicht schemen / jhre falsche Consequentz / den worten des
Apostels / vnd jhre Menschliche geticht / dem heiligen Geist zuzuschreiben?
Wider das andere vnser Argument, das durch die vbiquitet(2. Fol. 1. b.) des Leibs
Christi die Artickel Christliches glaubens vngewiß gemacht werden. Wenden sie
für / Es sey zwar die Menschliche Natur endlich vnd vmbschrieben / könne aber
gleichwol aus einer vbernatürlichen krafft (die sie wegen der Persönlichen
vereinigung vnd erhöhung zur rechten Gottes bekommen) alles erfüllen / oder
allen Creaturn gegenwertig / Vnd also zugleich an einem ort / vnd doch auff
einerley zeit / auch an allen andern orten sein.
Was ist aber diß anders / denn ein vergeblicher Lufftstreich? Die gelehrten
nennen es Petitionem principij. Wenn man das jenige zu einer beweisung oder
beschirmung seiner meinung anzeucht / welchs noch nie erwiesen ist / Auch für
sich selbst nicht bestehen kan?
Denn eben diß ist die frage / Ob die warhaffte Menschliche Natur Christi (welche
Er auch nach seiner aufferstehung / als er inn seine herrligkeit eingangen ist /
nach den vnwandelbaren jmmerdar bleibenden vnd wesentlichen eigenschafften eines
waren Leibs / vnderscheidet von einem Geist vnd Gespenst) zugleich widerwertige
eigenschafften an sich bekommen habe / vnd also ein Menschlicher / sichtbarer /
begreifslicher vmbschriebener Leib / vnd doch darbey vnd zugleich eine
Geistliche / vnsichtbare / vnbegreifsliche Natur / ja auch ein vnendliches
Göttliches wesen jemals worden sey.
|| [ID00018]
Diese Artickel des glaubens lehren vns nach der schrifft / dz Christus eine ware
Menscheit sampt allen derselben eigenschafften an sich habe vnd Inn ewigkeit
behalte.
Diese Theologen aber wöllen vns bereden / das die Menscheit Christi zugleich /
die eigenschafften eines waren Leibs / vnd doch ohne / oder zu wider denselben /
andere gantz vnd gar widerwertige eigenschafften (die nicht von einem
Menschlichen Leib / sondern von einer Geistlichen Natur / Ja von dem vnendlichem
Göttlichem wesen geglaubt oder gesagt werden können) der gestalt haben sol / das
die Menscheit Christi zugleich vnd auff einmahl sichtbar vnd vnsichtbar /
begreifslich vnd vnbegreifslich / endlich vnd vnendlich / an einem ort / vnd an
allen örten / mit der Substantz jhres Leibs gegenwertig sey.
Diese jhre widerwertige vnd mit sich selbst streitende Phantastische meinung
(dardurch der Leib Christi Entweder Inn einem Geist verwandelt / vnd gantz
verleugnet / oder zugleich für einen Menschlichen Leib / vnd darbey für eine
Geistliche Natur außgeben / vnd also aus der einigen Menscheit ein gezwifache
vnd jhr selbst wiederwertige Natur gemacht wird) wollen sie bewehren aus der
vnzertrennlichen vereinigung mit der Gottheit Christi / vn̅ aus
der erhöhu̅g zur rechten Hand Gottes.
Es ist aber widerumb eben diß die frage / Ob die zuvorgemeldten widerwertigen
eigenschafften / so sie der ewigen Menscheit Christi zuschreiben / aus solchem
von jhnen angezogenem grund folge.
Denn die Persönliche vereinigung hebet nicht auff / zerstöret vnd vermenget nicht
die vnderschiedene eigenschafften beyder Naturn / sondern bestetigt dieselben
viel mehr / nach dem Chalcedonischem glaubens Bekendtnüß.
So ist Christus nach der Menscheit zur rechten Gottes gesetzt / nicht Inn der
Hell / nicht auff Erden / nicht Inn allen Creaturn / sondern Im Himmel.
Vnd so die Menscheit Christi aus krafft Persönlicher
|| [ID00019]
vereinigung allenthalbe̅
ist / so hat sie nicht erst aus / vn̅ von d’ erhöhung zur
rechte̅ des Vaters solche Allenthalbenheit bekom̅en.
Ist sie aber durch die erhöhung erst allenthalben gegenwertig worden / so kan aus
der vnzertrennlichen Persönlichen vereinigung mit keinem bestand die
allenthalbenheit erwiesen werden / Denn Persönliche vereinigung / vnd erhöhung
zur rechten Gottes des Vaters / sind nicht ein ding / wie sie auch auff eine
zeit nicht geschehen sindt.
Derwegen solche vnsers kegentheils bewehrungen nicht allein zu erweisung der
vbiquitet nichts dienen / sondern selbst wider vnd kegen einander lauffen /
vn̅ bestehet also vnser argument noch fest wieder diese drey
Wenner / welche sich bedüncken lassen / es sey gnug / Wenn sie mit runden worten
(als sie hie schreiben) Nein sagen zu deme / was jhrem jrrthumb entgegen gesetzt
wird /(Fol. 1. b.) vnd dabey nuhr vergebliche
lufftstreiche thun / vnd doch darbey für treffentliche kempffer wöllen gehalten
werden.
Auff das dritte vnser argument vo̅ dem allgemeinem Consens(3.) der rechtgleubigen Kirchen / müssen sie
bekennen / das die orthodoxa antiquitas lehre / das
Christus einen endlichen Leib angenommen(Fol. 1.
b.) / der an vnd für sich selbst nicht ist / auch auff einamahl nicht
sein kan an vielen orten / sondern nuhr an einem. Diese jhre eigene Bekentniß
von der meinung der alten Lehrer / welche der vbiquitet stracks entgegen ist /
nehmen wir für bekant an / vnd lassen dargegen diese Theologen aus denselben
rechtgleubigen alten Lehrern das kegenspiel beweisen / wo vnd Inn welchen
schrifften sie jemahls die wiederwertige meinung (das der Leib Christi an mehr
örten auff einmahl gegenwertig sey) gelehret. Welches / wie sie es an diesem ort
nicht mit einem einigem bewehrtem zeugniß anzeigen können / Also werden sie es
hinfurt auch nimmcrmehr darthun noch erweisen mögen.
Denn das sie mit einflicken / die antìquitas habe nicht
geleugnet / das Christus mit seinem Leibe zugleich an mehr örten KONNE(Fol. 2.)
gegenwertig sein / Sonderlich / da Er im Abendtmahl mit dem Brodt seinen wahren
Leib / zugleich an vielen orthen außtheile /
|| [ID00020]
Ist den alten Lehrern nie Inn den sinn
kommen / das man glauben müsse / das ein ding also sey / weil es Christus thun
könne / ehe denn man aus seinem wort vnd wercken gewiß sey / Ob Ere thun
wölle.
Von der außtheilung aber des Leibs Christi im Abendmahl / zeigen die Alten Lehrer
jhre meinung deutlich gnug an / das zu derselben weder der vbiquitet, noch einer
newen leibliche̅ darstellung des Leibs Christi inn oder bey dem
Brodt von nöten sey. Sondern das solche außtheylung Sacramentsweise vnd im
glauben geschehe.
(Fol. 2.)
Wir sehen auch gerne / vnd nemen abermals für bekant an / das diese drey Menner
bekennen / Sie wissen wol / das auff allen Reichßtägen vnd Colloquiis bezeuget sey / das vnser Kirchen Im Artickel von der
heiligen Dreyfaltigkeit / von der Persönlichen vereinigung beyder Naturn Inn
Christo / von desselben Himmelfart vnd sitzen zur rechten Gottes / mit der
Römischen Kirchenlehre einig sey: Welches I. A. zuvor mit vnverschempter stirn
leugnen / vnd eine offenbare (Tub: 44.) vnwarheit
nemen dürffen.
Was sie aber hie ferner dran flicken / vnd groß dicentes (Fol. 2.) davon machen / als sey diß nicht dahin
zuziehen / das man alle disputationes aller Papistischen
Scribenten damit iustificirn wollen / gehört nichts zur
sache. Denn man hie nicht von besondern jrrigen meinungen eines jeden
Schullehrers oder ander Fantasten / Sondern von dem allgemeinen Consens der
Römischen Kirchen Im Artickel von der Person Christi redet / mit welchem die
vbiquitet so gar nicht stimmet / das Herr Philippus seliger / mit gutem fuge
geschrieben hat / Diese rede / das Christus Leib allenhalben sey / ist new / vnd
Inn der Christenheit vnerhört / biß auff diese zeit / vnd würde auch bey den
Papisten verworffen / so man zu Pariß davon sprechen solte / Welchs wir zwar
auch Inn voriger vnser schrifft angezoge̅ / Aber diese Theologi
hüpffen mit stillschweigen fürüber / denn es heist bey jhnen Noli me tangere, Sie mögen aber zu mehrer vergewisserung / das die
vbiquitet von der Römischen Kirchen nie gebillichet worden / weiter nachlesen
Inn
|| [ID00021]
der Consultation Cassandri an
Keyserliche May: pag. 9. & 78. Da sie vnter andern auch diese wort finden
werden: Sententia illa quòd humana in Christo natura, ratione
vnionis & seßionis, sit vbique, hactenus in Ecclesia CHRISTI IN AVDITA
fuit: Omnibus tàm veteribus Ecclesiasticis, quàm recentibus scholasticis vno
ore profitentibus, Christum esse vbique secundum quod Deus est, In certo
autem loco, & modò in calo secunàum quod homo est, &c.
Gleicher gestalt ist es eine fallacia plurium propositionum, das diese Theologi
allhier gerne also schliessen wolten:
Die Augspurgische Confession / ja auch das Bapstumb bekennet des Leibs Christi
gegenwart im Abendmahl.
Drumb ist die vbiquitet nicht wider die Augspurgische Confession / auch nicht
wider das Bekendtnüß der Römischen Kirchen.
Davon / wenn sie ja D. Luthers / vnd jhre selbst eigene für dieser zeit gethane
erklerungen nicht hetten inn acht nemen wollen / da sie lauter bekant / Man soll
die vbiquitet in die lehr vom Abendmal nicht einmengen.
Solten sie doch für den gelehrten Papisten sich geschewet haben / aus der
gegenwart des Leibs Christi im Abendmahl / die vbiquitet zubesietigen / Vnd
weisen wir sie abermals inn die zuvorn erwehnete Consulationem Cassandri pag.
75. 76. 80. Do er von der Vbiquisten meinung schreibt: Quòd
nouam quandam & inauditam praesentiam Corporis & sanguinis Christi
in pane et vino Coenae Dominicae commenti sint, & quòd cum antiquorum
omnium & recentium sententia pugnent, &c.
Von dem Elendem vnd einzelichtem spruch Hugonis /(Fol.
2.) darinnen diese Theologen auch des rechten Nahmens seilen / Das der
Leib Christi aus Persönlicher vereinigung haben soll / an vielen orten zugleich
zu sein / haben wir Iacobo Andreae allbereit geantwortet / da auch gnugsam
anzeigung geschehen / was von dieser entschüldigung zuhalten sey das sie hie
fürgeben / Sie tichten keine reumliche oder außgespante vbiquitet des Leibs Christi / Vnd wölle̅ gleichwol die
allenthalbenheit des Leibs Christi haben / vn̅ wenden zum schein
für / die gegenwart im Abendmahl vnd bey der Kirchen Christi / Setzen aber
außdrücklich dabey die Allgegenwart bey allen(Fol. 2.
b.)
|| [ID00022]
Creaturn / welche nichts anders ist denn
die generalis vbiquitas, davon sie drobe̅ im eingang mit vnwarheit
fürgeben / als wolten sie mit niemand vo̅ derselben disputirn /
vnd wollen doch dieselbe nicht weniger / als die ergste̅
Vbiquisten verfochten haben.
II.
ZVm Andern / als vns / von vnsern Widersachern dieses (Fol: 2. b.) orts / diese Calumnien auffgedrungen / Als solten wir
sagen / Christus sey nach der Menschlichen Natur an einem gewissen ort Im Himmel
verschlossen / Haben wir Inn vnser vorigen verantwortungsschrifft vnter andern
angezeigt / das der Himmel kein Kercker noch Gefengniß sey / Sondern das
Christus Inn den Himlischen wohnungen herrsche /. Hiervon dürffen diese
treffentliche Aristarchi / ohne betrachtunge des Contexts vnser schrifft /
fürgeben / es diene nichts zur sache / vnd machen darauff einen vorgeblichen
außschweiss vom gehen vnd stehen im Himmel / welchs nicht vnser wort / sondern
jhre eigene geticht sein.
Transferirn den statum caussae / vnd mengen jmmerdar die vnderschiedenen fragen
vnter einander / von der vbiquitet / vnd von der gegenwart im Abendmahl /
tichten vns auff wort vnd meinung jhres gefallens: Als solten wir sagen / das
Christus / ob ers gleich wölle / so könne er doch seinen Leib im Abendmahl
gegenwertig nicht außtheilen / etc. Welche mutwillige Calumnien solchen
reformatoribus Ecclesiarum, als diese Theologi sein wöllen / sehr vbel
anstehen.
Vnd demnach wir zu mehrer wiederlegung obgedachter Calumnien vnser dieses orts
Wiedersacher von dem einschliessen Christi Inn einen gewissen ort vnd winckel
des Himmels / den spruch Augustini angezogen / das es ein fürwitz sey zuforschen
/ wo vnd wie der Leib Christi im Himmel sey / vnd das es gnug sey zuglaube̅ / das er im Himmel sey / etc. Erzeigen sich diese Aristarchi
zumahl (Fol. 3.) kindisch dagegen / Es ist
(sprechen sie) dieser spruch nicht wieder vns / sondern für vns.
Warumb sehen sie aber nicht auff den Scopum, ziel vnd zweck / dahin dieser spruch
von vns ist angezogen. Denn darum̅
|| [ID00023]
haben wir jhn eingeführet / das weil er
zu beyden theilen bekant vnd angenommen wird / eben darmit die vns mutwillig
auffgetichte Calumnia desto klerer widerlegt würde. Was darff es aber des newen
Calumnirn / so diese Menner allhier weiter treiben? Als solten wir vns
vnderstehen von den geheimnissen des Himmels zu determinirn vnd zuschliessen /
Welchs wir doch eben mit den worten Augustini / die inn solchem von vns
angezogenem spruch ferner solgen / verworffen haben / vnd klar gemeldet / das
wir in dieser vnser schwacheit nicht können / die geheimniß der Himlischen
wonungen erforschen?
Ist es aber nicht eine grosse künheit / das do Augustinus mit außgedruckten
worten sagt / Man soll glauben / das der Leib Christi im Himmel sey / diese
Theologen vnter Augustini nahmen / die Contradictoriam, das ist / die
wiederwertige rede / das Christus Leib zugleich im Himmel / vnd allen andern
orten sey / etc. beschönen wollen / vnd an jhrem kegentheil dieses eine falsche
folgerey nennen / Christi Leib ist im Himmel. Darumb ist er nicht wesentlich vnd
letblich an allen andern orten auff Erden / in der Hell vnd bey allen Creaturn /
welche warhaffte vnd vnwandelbare Consequentz / so lang sie von diesen Theologen
verleugnet wird / werde̅ verstendige Christen wol mercken / daß
sie nicht allein wider die vnwandelbare ordnu̅g der warheit Gottes
handeln (welcher regel vn̅ richtschnur ist / das ein jedes ding
entweder sey oder nicht sey / vnd das ja vnd nein von einem dinge zusagen / eine
schreckliche lügen sein müsse) Sondern das sie auch im grund diese Artickel
vnsers Christlichen glaubens abtilgen / auffgefahren gen Himmel / DA er sitzet
zur rechten Gottes / von dannen Er kommen wird / zu richten die Lebendigen vnd
die Todten?
Eine gleiche künheit ists / Das da Augustinus sagt. Vnserm glauben gebühret von
des Herren Leib vn̅ seiner herrligkeit hoch vnd ehrlich zuhalten /
diese verkerte Theologen / jhre vbiquitet, darunter(Fol. 3.) verkauffen wollen / Fragen / ob das heisse viel vnd hoch von
dem Leib Christi halte̅ / wenn er nicht zugleich im Him̅el vnd auff Erden sey? Den̅ was sie abermahls dran
flicken / von dem können vnd vermögen /
|| [ID00024]
das sind jhre gesuchte behelff vnd vergebliche außflucht / auch ertichte
Calumnien wider jhr gegentheil / weil Christus ein solches zuthun inn seinem
wort nicht versprochen hat.
Augustino ist es nie Inn sinn kommen / das die vbiquitet, so die warheit des
Menschlichen Leibs zerstöret / zur herrligkeit des Leibs gehören solte.
Wie sind denn diese Theologi so kün / das sie vnter Augustini Mantel / vnd vnter
dem schein der herrligkeit dürffen die vbiquitet beschönen? Wolten sie Augustini
meinung inn dieser sachen nechst der heiligen Schrifft / vnd den Artickeln des
glaubens folgen / vnd der Menscheit Christi jhre gebürende ehre geben. So hetten
sie auch vom Herrn Philippo seligen / anleitung gnug darzu gehabt / der etliche
jar für seinem seligen absterben geschrieben: Semper ita
scripsit tota antiquitas: Christum corporali locatione in aliquo loco esse,
vbicunque vult. Item, Vt de locali ascensione naturae humanae dictum est:
Ascendit ad coelos: ita de exaltatione humanae naturae supra omnes Creaturas
dictum est. Sedetad dexteram patris, td est, non vt beati angeli &
homines sursum sunt, sed exaltatus supta Angelos in illa arcanaluce DEI
regnans cu̅ patre: Et tamen corpus localiter alicubi est,
secundum veri corporis modum, vt Augustinus inquit.
III.
ZVm dritten / haben wir die falsche aufflage vnser dieses orts Widersacher (als
solten wir die Naturn Inn Christo auff Nestorianische weise trennen / weil wir
die Allenthalbenheit des Leibs Christi verneinen) damit außführlich inn voriger
vnser verantwortungsschrifft widerlegt / daß / wenn dieses ein Nestorianischer
jrrthumb sein solte / So würde vnser kegentheil endlich dahin kommen / daß sie
auch Christum selbst / die heiligen Engel / die Apostel vnd Euangelisten / vnd
alle die alten rechtgleubigen Lehrer / aus welcher Mund wir der vbiquitet
widersprechen / für Nestorianer schelten müsten.
Sintemal die gantze Euangelische Historien der zeugniß voll ist / das Christus zu
einer zeit / an allen örten / nach seiner
|| [ID00025]
Menscheit nicht zugegen gewesen sey / vnd dennoch die Naturn dardurch nicht
sind getrennet worden. Inn massen wir auch aus Augustino vnd Vigilio / gar
deutliche klare sprüche hiervon haben angezogen.
Wir haben auch ferner vnsere dieses orts Widersacher jhrer vnwissenheit halben
erinnert / das sie bedencken solten / wie die alten lehrer / eben die einigkeit
der Person / vnd vnderscheid der beyden Naturn damit erwiesen haben / das von
dem einigen Christo gesagt werde / das Er an einem ort sey / nemlich nach der
Menscheit / an allen orten aber nach der Gottheit.
Davon wir abermals aus Augustino vnd Vigilio zeugniß angezogen / vnd dabey
verwarnet / das sich vnser kegentheil wol fürzusehen / damit sie nicht
wissentlich oder vnwissentlich in Eutychis Ketzerey sich zuweit vertifften / vnd
inn deme sie meinen / die Persönliche vereinigung inn Christo könne nicht
bestehen / es sey denn / das an einerley stedt vnd ort eine Natur so wol als die
andere allenthalben sey / die Nestorianische parastasin vnd assistentiam DEI
& hominis bestetigen.
Was antworten aber diese drey Menner hierauff / Viel geschwetz machen sie /
dessen summa hierauff beruhet / die wir etwas kürtzer / Doch mit jhren eigenen
worten fassen wöllen. Die sprüche alle / sagen sie / welche von der empfengniß /
geburt / Krippen / flucht in Egypten / bleiben zu Jerusalem / vnd andern
dergleichen(Fol. 3.) dingen / reden / gehen
nicht weiter / denn auff die physicam & localem
praesentiam corporis, vnd auff den standt der erniedrigung / Verneinen
aber(1.) nicht die vbernatürliche /
Himlische vnd vnbegreifsliche gegenwart des Leibs Christi / bey seiner Gemeind
auff Erden / bey allen Creaturn / vnd da das gesegnete Brodt im Abendmahl
außgetheilet wird.
Die andern sprüche / von verlassung der Welt / benehmen gleicher(Fol. 3. b.) gestalt der vbernatürlichen /
Himlischen gegenwart des Leibs Christi an(2.)
vielen orten gar nichts. Also auch das Paulus schreibt / wir wallen von dem
HErren / Oder / wir sind noch nicht / da Christus ist / redet davon / das(3.) wir den HErren nicht sehen / noch
eusserlicher / Weltlicher weise bey vns haben / vnd da er vns heist suche̅ / Was droben ist / meinet Er / was Himlisch(4.) vnd Gott gefellig ist.
|| [ID00026]
(5.)
Aus Augustini spruch erwischen sie diese Clausel. Non est
consequens, vt quod in DEO est, ita sit vbique, vt Deus, vnd verkehren
den eigentlichen verstandt der wort / Also vnd wie / welchs sie allein auff die
weise der Allenthalbenheit mit gewalt ziehen.
(6.)
Auff vnsere guthertzige warnung aber / das kegentheil sich beydes für dem
Eutychtanischem vnd recht Nestorianischem jrrthumb wol für zusehen hette /
bekennen sie / das Augustini vnd Vigilij sprüche von vns hiebey angezogen / den
Eutychianern vnd jhres gleichen Ketzern entgegen gesetzt. Item / Das Nestorij
jrrthumb (7.) gewesen sey die parastasis vnd aßistentia / klagen aber / das
man jhnen solche jrrthumbe vngütlich zulege / denn sie also nicht lehren. Vnd do
sie bißher alle / die jhrer vbiquitet widersprechen / Einer Nestorianischen
trennung beschüldigt / ziehen sie jetzund die (8.) Pfeiffen ein / vnd deutens allein auff den streit / von der
gegenwart des Leibs Christi im Brodt des Abendmahls.
Hie mangelte es vns / Gott lob / nicht / Das wir widerumb der lenge nach /
darauff replicirn / vnd diesen dreyen Mennern vnder augen stellen könten / was
von jhren newen getichten / verfelschung der offenbaren sprüche / vnd jhren
wiederwertigen reden zuhalten / vnd wie sie sich selbst auffs Maul schlagen /
vnd wider jhr gewissen andere lestern / vnd nirgend auff dem fürgenommenen zweck
oder statu controuersiae bleiben.
(1.)
Denn wo haben sie aus der heiligen Schrifft / vnd der alten reinen Kirchen
bekentniß gelernet / das die einige Menscheit Christi inn Mutterleibe / Inn der
Krippen / Im Tempel / vnd anderen einzelen örten / natürlich vnd vmbschrieben /
Bey allen andern Creaturn vnd orten / vbernatürlich vnd vnbegreifflich oder
vnvmbschrieben gewesen sey?
Laugnen sie aber / das sie der Menscheit Christi solche vbernatürliche
allenthalbgegenwertigkeit im stand der erniedrigung zuschreiben / vnd wöllen /
daß solche vnderschie dene vnd wiederwertige weise der gegenwart / der einigen
Menscheit Christi allein nach der erhöhung gebühren sollen / Was
|| [ID]
zeihen sie sich denn / das sie die vbiquitet des Leibs
Christi auff die Persönliche vereinigung gründen / die bald Inn Mutter-Leib hat
angefangen? Vnd warumb vermengen sie die gegenwart im Abendmahl mit der
vbiquitet, so auff der erhöhung bestehen soll / Weil das Abendmahl im Standt der
allertiffsten erniedrigung ist eingesetzt?
Auch ist es vnrecht / das sie die erniedrigung oder eusserung / davon der Apostel
Philip: 2. sagt / auff die verbergung der empfangenen Maiestet der Menscheit
Christi ziehen.
Vnd ob vns wol nicht zuwieder / das die sprüche von verlassung(2.) der Welt dahin gezogen werden / das Christus
aus der arth / wie man in̅ dieserzergenglichen Welt lebet / in̅ die herrliche vnd Himlische art zuleben sich begeben habe / so
da eigentlich im künfftigen leben nach der frölichen aufferstehung sein wird /
So solten sie doch beweisen / das dieselbe art zuleben Inn der künfftigen Welt /
eine vbiquitet des glorificirten Leibs mit sich brechte / Sintemahl der HErr
Christus / auch nach seiner aufferstehung / weder auff natürliche noch auff
vbernatürliche weise mit seinem Leib / zugleich Inn vielen oder allen orten
gegenwertig worden / ob er wol allbereit damals inn seine herrligkeit / vnd Inn
die art des künfftigen lebens war eingetreten.
Vnd ist des Engels wort viel zustarck / ERIST NICHT HIE / Denn das dieser
Theologen außlegung gelten solte / Er ist nicht im Grabe nach art dieser Welt /
Ist aber gleichwol noch Im Grabe mit seinem aufferwecktem vnd verklertem Leibe /
nach seiner vbernatürlichen gegenwart.
Auch erreichet dieses S. Pauli meinung gar nicht: Peregrinamur(3.) à Domino, das ist / wir sehen den HErren
nicht / vnd haben jhn nicht eusserlicher Weltlicher weise bey vns. Denn es setzt
der Apostel wallen / vnd daheime sein gegen einander.
|| [ID00028]
Vnd was dürfft er anders wo sagen / Ich
habe lust abzuscheiden / vnd bey Christo zusein / so Christus nach dem Leibe
oder Menscheit auff Erden an allen örten / wiewol vnsicht bar were?
Welchs jhnen vielleicht diese Theologen / darumb desto lieber einbilden / damit
sie hie auff Erden jhres Geldts vnd Guts / vnd grossen einkommens desto lenger
zugenissen / vnd desto weniger sich zusehnen haben dahin zukommen / da Christus
nach seiner Menscheit ist / dessen Fleisch vnd Bein / sie durch jhre vbiquitet
auch Inn allen jhren Kisten vnd Kasten bey sich haben können?
(4.)
So machen sie eine grobe fallaciam Diuisionis bey verkehrung des Spruchs an die
Colosser / inn deme sie diese wort: Suchet was droben ist / abreissen / von den
folgenden worten / DA Christus ist sitzend zur rechten Gottes. Denn der Apostel
setzet es beydes zusammen / vnd das Er mit dem wort SVRSVM droben / den ort der
Himlischen wohnungen meine / zeigt Er gnugsam an mit dem Aduerbio loci, vbi est
Christus sedens. Da Christus ist zur rechten / nemlich / nicht hiernieden auff
Erden / sondern droben Im Himmel / von dannen Er ein mahl wird widerkommen /
etc.
(5.)
Ein Sophistisch glößlin ist es auch / von den vbiquisten entlehnet / das sie Inn
Augustini spruch / was in Gott ist / das ist nicht allenthalben wie Gott / Das
wörtlin / wie / auff den Modum oder weise der Allenthalbenheit ziehen / So doch
Augustini meinung ist / das Er allen andern dingen / so nicht die Gottheit
selbst sind / die Allenthalbenheit gantz vnd gar abspricht. Welches die weil es
aus den vor vnd nachgehenden worten Augustini klar zumercken ist / Haben diese
auffrichtige Menner / was vor vnd nach folget (wie wirs gantz erzehlet haben inn
vnser Verantwortungsschrifft) betrieglicher weise außgelassen / denn sonsten
würden auch die aller einfeltigsten haben vernehmen können / da Augustinus sagt.
Wir sind / leben vnd weben in Gott / seind aber dennoch nicht allenthalben / VV IE er ist / das es gar nicht
|| [ID00029]
die meinung habe / das wir zwar
allenthalben weren / aber nicht auff eine solche weise als Gott allenthalben
ist.
Wie fein entschüldigen sie sich aber des Eutychianischen(6.) jrrthumbs mit jhrer vbiquitet? Sie müssen
selbst gestehen / das Vigilij vnd Augustini sprüche von vns angezogen (Das der
einigen Menscheit nicht können zugeschrieben werden / die zweyerley
widerwertigen ding an einem orth sein / vnd zugleich an allen orten sein) den
Eutychianern vnd Manicheern entgegen gesetzt sey.
Haben sie denn nicht so viel für grossem vber muht vnd stoltz sehen können / das
aus jhrer vbiquitet eben folge dieser / an den Eutychianern verworffene jrrthumb
/ als dardurch auch sie / der einigen Menscheit Christi widerwertige ding
zulegen / das sie soll auff einmahl an einem orth / vnd zugleich an allen örten
mit jhrer Substantz vnd wesen sein?
Denn das sie es ein vbernatürliche Himlische weise der Allgegenwart nennen /
damit werden sie der Eutychianischen Gesellschafft nicht entlauffen / Sintemahl
auch die Eutychianer / wie Heutigs tags die Schwenckfeldisten / so grob nie
gewesen / das sie der Menscheit / auff eine natürliche weise / die Göttlichen
eigenschafften hetten zugeschrieben.
Gleicher gestalt / brauchen sie sich Inn entschüldigung des(7.) Nestorianischen jrrthumbs / eben des Nestorij
Dialectica, der da (wie Herr Lutherus zu reden pflegt) ein antecedens setzt /
vnd leugnet das Consequens, Denn sie müssen gestehen / das sie / vnd andere
Vbiquisten eine solche Persönliche vereinigung für dieser zeit gesetzt haben /
die sie vermeinen getrent zu werde̅ / wann nicht die Menscheit
allenthalben sey / da die Gottheit ist. Das Consequens aber / so eben hieraus
vnwidersprechlich folget / sagen sie / das sie es als eine Nestorianische
Parastasin verdammen. Warumb verwerffen sie denn nicht auch das Antecedens?
So sie auch dieses mit vns bekennen / wie sie fürgeben /(Fol. 4. b.) das die zwo Naturn in Christo /
deßgleichen jhre wesentliche eigenschaff
|| [ID00030]
ten inn alle ewigkeit VNVORENDERT bletben. Warumb lassen sie denn nicht ab von
der vbiquitet? Dardurch der Menschlichen Natur wesentliche eigenschafft /
Nemlich / an einem ort sein / nach der weise eines warhafften Leibs / verendert
vnd auffgehaben / oder ja mit lautern Contradictionibus vnd widerwertigen reden
verwirret wird / Inn deme sie der einigen Menscheit Christi nicht allein diese /
sondern auch d’ Göttlichen Natur wesentliche eigenschafft / nemlich die
allenthalb gegenwertigkeit zuschreibe̅ / vn̅ also ja
vnd nein von eine̅ ding tichten dürffen?
(8.)
Solten aber diese so fürtreffliche Aristarchi sich nicht billich schemen / das
sie so gar auff keinem gewissen proposito bleiben? Denn do wir inn vnser
schrifft erwiesen / das keine Nestorianische trennung der Naturn folge / ob
gleich die Menscheit nicht allenthalben sey / da die Gottheit ist / müssen sie
zwar hieran erstummen / haben auch nichts / das sie weiter köndten dargegen
fürbringen. Allein nehmen sie einen zusprung auff die gegenwart Christi im
heiligen Nachtmahl / welche zu dieser disputation gar nicht gehöret / Sie wolten
denn vollendt gar Inn dem vbiquistischem garn ersticken / vnd die vbiquitet zum
eigentlichem fundament der lehr vom Nachtmahl setzen.
Dieses alles könten wir / der leng nach / außführen / vnd jhr nichtiges / vnd
jhme selbst widerwertiges geschwetz mit gutem bestendigem grundt ferner
wiederlegen / wo nicht / zum theil von vns wieder I. Andream hiervon allbereit
geantwortet / Zum theil auch Hesshusius im Colloquio zu Quedelburgk sie damit
gnugsam hette eingetriebe̅. Dessen wort wir abermahls getrewlich
anziehen wollen / ob sie doch hierdurch schamrot mögen gemacht werden / weil sie
je solches bißher Inn der publication jhrer Apologiae nicht haben Inn acht nemen
wollen.
Die Apologia (sagt Heßhusius) spricht / dieweil die Bremer verneinen / das
Christus mit seinem Menschlichem Leib zugleich nicht im Himmel / vn̅ im
|| [ID00031]
Abendmahl / vnd also an vielen
örten auff einmal damit gegenwertig sein könne / so sind sie Nestorianer. Nun
sagen die Bremer solches an diesem ort nicht / Sagen von der gegenwart des Leibs
Christi in Coena kein wort / Sondern widerfechten nur die vbiquitet, vnd man kan
nicht leugnen / das die sprüche Augustini die Vbiquitatem nicht zulassen. Die
Bremer vortheidigen sich mit der schrifft vnd Augustino. DAS MVS MAN IHNEN GVT
SEIN LASSEN.
Vnd ob sie gleich die vbiquitet nicht setzen / So können sie doch nicht für
Nestorianer gescholten werden. Denn die schrifft Inn angezogenen Sprüchen
bezeugt / das Christi Leib zur zeit / do er ist Inn Mutterleibe gewesen / da Er
zu Bethlehem Inn der Krippen gelegen / nicht sey allenthalben gewesen / vn̅ DAS MVS MAN IHNEN NACHGEBEN vnd concedirn / sie werden sagen /
es sey inuersio status.
Bremenses führen die helle sprüche Augustini vnd Vigilij ein zur beweisung / das
die vorwerffung der vbiquitet keinen Nestorianismum auff sich habe / vnd DAS IST
IM GRVND DER VV ARHEIT ALSO. Hierauff solte die Apologia antworten / so
schweiget sie stille. Spricht / die Patres habe̅ diese sprüche der
gegenwart des Leibs vnd Bluts Christi in Coena nicht entgegen gesetzt. Das
reimet sich hieher
|| [ID00032]
nicht / dann davon
ist hie die frage nicht / sonder de vbiquitate, ob / der die vbiquitet verneinet
/ ein Nestorianer sey.
Die Apostel haben gegleubet / das Christi Leib nur an einem ort were / zu
Jerusalem / oder zu Capernaum / vnd nicht an allen örten. Sie haben gegleubet /
das die Gottheit den Himmel vnd die Erden erfülle / vnd sind gleichwol keine
Nestorianer gewesen. Drumb wil der Apologienschwer fallen / die beschüldigung
der Bremer mit bestand zuerweisen.
Die Bremer leugnen nicht / den spruch Pauli / das Christus nach seiner erhöhung
alles erfülle. Soll man nun schliessen / vt facit Apologia so mus Je erst
definirt sein / wie man das erfüllen / Ephes: 4. wölle verstehen / de
operatione, vel de substantia Corporis. Darnach möchte man daraus schliessen.
Ist es zuverstehen de operatione, wie es Lutherus am rande außleget / so
folgetkeine vbiquitas hieraus / ists de substantia zuverstehen / so würde es die
vbiquitet geben / Aber wie wil man das beweisen / das der Spruch Pauli vom
erfüllen eben de substantia Corperis, quae Coelum & terram impleát
zuverstehen sey?
Bißher Heßhusius / An deme sich diese drey Menner ver suchen mögen / Ob er sich
von jhnen zu einem Sacramentirer oder Nestorianer vber der verlaugnung der
vbiquitet wolle machen lassen / inn massen sie vber vns vnbefugt schreyen / das
|| [ID00033]
weil wir die Menscheit Christi nicht
allenthalben bey allen Creaturn(Fol. 4. b.)
zusein bekennen / wir die Naturn in Christo von einander reissen(Fol. 2. b.) / vnd die außtheilung des Leibs
Christi im Abendmahl verlaugnen(4. b.) sollen.
Davon wir jhnen jhre eigene wort viel mit besserm fuge zu hauß senden / Das
dieses jhr fürgeben ein falsches geticht sey /(Fol.
5.) damit sie vnsere Kirchen vnd lehre bößlich beschweren.
IIII.
ZVm vierden / haben wir Inn vnser vorigen verantwortungsschrifft die zwey
fürnembsten argument vnd kegenwurff der Vbiquisten erzehlet vnd widerlegt.
Das erste / sprechen diese vberaußgelehrten Dialectici,(1.) sollen wir zu vnserm vortheil formirt haben / Nemlich / weil wir
scapham,(Fol. 4. b.) scapham genent / das
ist / jhre meinung mit runden klaren worten / ohne einige ambiguitet haben
außgedruckt.
Dagegen setzen sie ein andere form / vnd brauchen lauter zweyzüngige reden von
dem gantzen Christo / von dem alles erfüllen / von gegenwertiger Regirung aller
Creaturn. Welchs so sie es vo̅ der(Fol.
5.) Person Christi verstanden haben wollen / mögen sie jhr kegentheil
/ so ein solches wiedersprechen / vnd wie sie reden / den heiligen Geist Inn
Paulo lügen straffen soll / nahmhafftig mache̅ / vnd derselben
wort ohne verkehrung vnd verstümmelung herfür bringen / damit die Kirche Gottes
davon auffrichtig vrtheile.
Verstehen sie es aber von der Menscheit Christi / das dieselbe mit jhrer
Substantz vnd wesen alles erfülle / vnd bey allen Creaturn gegenwertig sey / So
ist es eben das / welches wir als jhre eigentliche meinung inn der form vnsers
arguments klerlich angezeigt / vnd Inn der antwort darauff / wiederlegt haben /
Nemlich / das sie vnd andere bißher jmmerdar geschrien / So die Menschliche
Natur Christi Nicht zugleich allenthalben sey / da die Göttliche Natur ist / so
folge eine trennung der Naturn / vnd eine theilung oder aufflösung der einigen
Person Christi.
Nach dem wir aber diese jhre folge verneinet / vnd den vhr
|| [ID00034]
sprung solcher vnrechten folge
geweiset haben / das nemlich der jrrthumb aus einer vngegründten definition oder
beschreibung der Persönlichen vereinigung herkomme / von der die Vbiquisten
vnrecht fürgeben / das sie darinnen bestehe / das die zwo Naturn inn Christo an
eigenschafften einander gleich gemacht vnd das nach ort vnd stedt eine Natur
sein müsse mit jhrer Substantz vnd wesen da die ander ist / oder das mans noch
deutlicher sage / das eine so groß / wie die ander sey.
Können diese scharffe Dialectici auff vnsere Principal antwort nichts weiter
fürbringen / Noch vnsere Inficiationem mit einigem kegengrundt vmbstossen.
Darumb sie auch kurtz zuvorn die Pfeiffen eingezogen / vnd jhr kegentheil nicht
wegen der verneinung der Allenthalbenheit / sondern allein vmb des (Fol. 5.) streits von dem Nachtmahl willen / für
Nestorianer (wiewol auch dißfals mit lauterm vngrunde) gescholten haben. Fahren
aber zu vnd klagen / das man jhnen für Gott vnd der Christenheit gewalt vnd
vnrecht thun soll / Wenn man sie zeihet / erstlich / das die zwo Naturn Inn
Christo an eige nschaffte̅ einander gleich gemacht / darnach das
eine Natur so groß als die ander sey.
Nuhn haben wir wieder I. Andream allbereit zum Augenschein / vnd am Buchstaben
erwiesen / das die Vbiquisten mit außgedruckten worten also reden / das die
beyden Naturn an eigenschafften einander gleich sind / ohne das / die eine geben
/ die ander empfahen soll. Drumb diese Theologen so Inn der Jacobandreanischen
vnd Vbiquistischen Gesellschafft sind / hierüber nicht so hoch von gewalt vnd
vnrecht zuruffen hetten.
Zu deme / haben sie nicht selbst auch inn diesem jhrem Buch bißher gestritten /
Das die Menscheit bey allen Creaturn gegenwertig sey? Diß ist aber freilich eine
eigenschafft Göttlicher Natur. So nun jhrem fürgeben nach / die Menscheit
allenthalben sein soll / alß dann auch die Gottheit ohne jemands wiedersprechen
/ allenthalben ist / Heist denn dieses nicht die zwo Naturn an eigenschafften
einander gleich machen?
|| [ID00035]
Welches / weil sie es so freuendlich ein falsch geticht nennen dörffen / bitten
wir sie diesem argument ein wenig nachzudencken.
Die jenigen machen ohne zweiffel die Naturn inn Christo an eigenschafften
einander gleich / die einerley eigenschafft beyden Naturn zuschreiben.
Die Vbiquisten schreiben (aus krafft der Persönlichen vereinigung) der Menscheit
so wol / als der Gottheit die Allgegenwertigkeit inn vnd bey allen Creaturn zu.
Denn sie sage̅ beydes / Die Gottheit sey allenthalben: Auch sey
die Menscheit allenthalben / ob sie wol vngleiche VVEISE vnd vngleiche vrsache
setzen / welches weder für sich bestehen kan / noch etwas zur heuptsachen
dienet.
Darumb so machen die Vbiquisten ohne zweiffel die Naturn inn Christo einander an
eigenschafften gleich.
Diß argument müssen sie stehen lassen / vnd nicht vnser / sondern jhr eigen
falsch geticht erkennen / Oder müssen von der Vbiquisten Gesellschafft sich
öffentlich absondern / vnd mit vns bekennen / das die Menscheit Christi mit
jhrer Substantz nicht allenthalben zugleich sey.
Ein Vnerbares stück aber ist es / das sie vertuschen / Was wir damit gemeinet
haben / das von den Vbiquisten eine Natur so(Fol. 5.) gros gemacht werde / als die andere.
Denn wir nichts anders hiermit angezeigt / denn das ex Consequenti folge / dz
beyde Naturn pariter infinitae, dz ist / eine so wol als die andere vne̅dlich sein müsse / wo eine so wol / als die andere / solte
alle̅thalbe̅ sein. Vnd diß haben wir mit den
vorgehenden worten deutlich zuvorsiehen geben / das nemlich durch die
Allenthalbenheit / nach ort vnd stedte / eine Natur mit jhrer Substantz vnd
wesen sein müste / da die ander ist.
Vnd das sie abermahls desto weniger zuklagen / als thete man jhnen vnrecht /
stellen wir jhnen wiederumb diß argument für.
|| [ID00036]
Wer Einem ding / einer andern Naturn wesentliche eigenschafften zuschreibt / der
muß jhm gewißlichen auch derselben Natur gleiches wesen zuschreiben. Cuicunque enim tribuitur proprietas, VNI SOLI ESSENTIAE
Conueniens, eidem essentiam quoque tribui necesse est. Aus welchem axio
mate die alte Kirche fast alle Ketzereyen / sonderlich aber die Arianer /
krefftiglich wiederlegt hat.
Die Vbiquisten aber schreiben der Wenscheit Christi zu / die Allenthalbenheit /
welche vngezweiffelt ist eine wesentliche eigenschafft der Göttlichen Natur.
Darumb folget aus der Vbiquisten meinung (was sie auch mit worten sagen mögen)
Das die Menscheit Cristi / mit der Gottheit ein gleiches wesen haben müsse /
Also / das die Menscheit so groß vnd vnendtlich sey / als die Gottheit /
Sintemahl kein endliches wesen / sondern ALLEINE, ALLEINE ein vnendliches wesen
allenthalben ist / vnd sein kan.
Diß argument werden sie auch müssen stehen lassen / vnd vber jhre eigene geticht
vnd absurda klagen / oder einmahl auffhören / mit der vbiquitet die Kirchen
Gottes zubetrüben.
Vnd das wir jhnen ferner zu erkentniß der warheit dienen / (Fol: 5. b.) wollen wir auch das vbrige / so wir
In̅ vnser antwort geschlossen / vnd sie an diesem ort
verstümmelt anziehen / etwas klerer für augen stellen / Sagen demnach also.
So dieses eine Persönliche vereinigung machet / wenn das eine dem andern an
eigenschaffte̅ gleich / vnd das eine ist / wo das andere / so
würde Gott der Vater / der Sohn vnd heiliger Geist / nicht drey / sondern nur
ein einige Person sein müssen / als die an wesentlichen eigenschafften Inn allem
gleich / vnd allenthalben inn vnd bey einander sein.
Item / Es würde vnter den Creaturn allwege eine Persönliche vereinigung sein
müssen / Wo nur eine Creatur inn der andern etwas wirckete / vnd sie ort vnd
stete halben bey sammen weren.
|| [ID00037]
Diß ist aber / (auch nach dieser Theologen bekentniß) ein vngereumbtes(Fol. 5. b.) vnd öffentlich falsch fürgeben / das
der Vater / Sohn vn̅ heiliger Geist eine Person sein sollen. Item
/ das alle Creaturn / so orts halben inn vnd bey einander sein / eine
Persönliche vereinigung haben sollen.
Drumb so ist es ein falscher Wahn vnd jrrthumb / das die Vbiquisten fürgeben /
die Persönliche vereinigung inn Christo bestehe darinnen / das Göttliche vnd
Menschliche Natur an einerley Stedte vnd ort sein. Vnd das sie darüber für eine
Nestorianische aufflösung der Person Christi außruffen / so man jhnen nicht wil
nachgeben / das die Menscheit inn vnd ausser allen orten sey mit jhrer Substantz
vnd wesen / da die Gottheit ist.
Diese volgen sind nicht auff vnsere geticht gebawet / wie diese Theologen
fürgeben / weil sie kein andere antwort finden können / Sondern beruhen auff dem
praesupposito vbiquitatis / das nemlich die Vbiquisten bißher jhre vbiquitet für
einen Artickel des Glaubens haben außgeben / Vnd wer widersprochen / denselben
für einen Nestorianer / vnd als einen / der von Persönlicher vereinigung in
Christo nicht recht halte / inn allen Ihren schrifften vnd handlungen gescholten
haben.
Den andern kegenwurff oder Argument der Vbiquisten(2.) damit sie folgern / das die Menscheit Christi sein müsse wo die
Gottheit ist / darumb / weil Menscheit vnd Gottheit in Christo vnzertrenlich mit
einander vereiniget sind / haben wir in vnser verantwortungsschrifft damit
widerlegt / das es nicht durch aus vnd aller dinge war sey / das alle die dinge
/ so vnzertrenlich vereiniget sind / an einerley stadt vnd ort sein müssen /
welchs wir mit etlichen Exempeln aus der Natur genommen / Sonderlich aber mit
dem gleichniß der Sonnen vnd derselben stralen / erkleret haben / Nicht als
solten solche Exempel vnd Gleichniß / das geheimnüß der Persönlichen vereinigung
erreichen / sondern das wir à fortiori inferirn wöllen / das von wegen der
vnzertrenlichen vereinigung der zweien vnderscheidenen / vnd gantz vnglei
|| [ID]
chen Naturn inn Christo viel weniger folge / wo die
Gottheit (so da vnendlich / mit jhrem wesen ist / das auch die Menscheit (die da
endlich vnd vmbschrieben) daselbst / vnd also allenthalben sein müsse.
Zu dessen ferner erklerung wir Athanasij vnd Nisseni spruch angezogen / vnd die
wort des deutschen gesangs Lutheri / darmit die gantze Kirche Gottes Inn
Deutschlandt noch heutiges tags bekennet / das Christus nach der Menscheit Inn
Marien Schoß gelegen / nach der Gottheit aber hab Ihn auch der gantzen
Weltkreißs nie beschlossen.
Hie krümmen vnd winden sich diese Theologi / vnd weil (Fol. 6.) sie nichts ehrheblichs auffbringen mögen wider das jenige /
darauff vnser gantze antwort eigendlich vnd gründlich beruhet / (Nemlich wenn
solche dinge mit einander vereiniget sind / deren eines sich ferner vnd weiter
erstrecket als das ander / das man nicht mit warheit sagen könne / daß das eine
so wol als das ander / einerley orth einnehme vnd erfülle.)
So vnderstehen sie sich mit digressionibus, vnd gesuchten vmbschweissen zu
eludirn, Erstlich die sprüche der alten Lehrer. Diß sind (sagen sie) noch lange
nicht oracula Spiritus sancti, Vnd müssen aber dennoch
im folgenden Blat solche von Vns angezogene sprüch Athanasij vnd Nisseni / wie
auch Lutheri Geistliche gesenge wider jhren danck recht sein lassen / Als die
nicht widerwertig / sondern vbereinstimmend sein mit den Oraculis vnd lehre des
H. Geistes.
Nachmals machen sie ein groß geschwetz von dem gleichnüß der Sonnen vnd stralen /
auch von andern gleichnissen / so von etlichen wieder die Leppische vntüchtige
argument von der vbiquitet sind fürgebracht / Declamitirn daher / wie die
gleichniß nicht Inn allen stücken mit dem geheimniß der vereinigung Göttlicher
vnd Menschlicher Natur In̅ Christo / vbereinkommen / gleich als
wisse nicht jederman / das wenn man gleichniß gibt / solche nicht
|| [ID]
simpliciter, sed secundum quid, nicht Inn allen / vnd
durchauß / sondern von fernen / nuhr nach etlichen vergleichungen werden
angezogen / nach den gemeinen Sprichworten / welche diesen Theologen aus der
Kinderschuel bekandt sein solten. Nullum simile est idem. Omnis similitudo
claudicat. Nullum simile currit quatuor pedibus.
Sie führen aber dabey selbst ein / das gleichnüß Menschliches Leibs vnd der
Seelen / darvon die alten Lehrer außdrücklich sagen / das auch dieses nicht inn
allem statt habe / so von Christo zuglauben ist.
Dazu sind diese drey Menner noch so kühn vnd vnverschembt / das sie diß gleichniß
einführen / nicht zuerkleren das jenige / was Inn der Schrifft geleret wird /
Sondern jhren newen vnd ertichten glaubens Artickel zubestetigen / Das nemlich
die Menscheit sein müsse wo die Gottheit ist / weil propter
vnionem arctißimam Leib vnd Seel also bey einander sind / Das wo der
Leib ist / da ist auch die Seel / gleich als wenn nicht durch die angezogene
sprüche Athanasij vnd Nisseni diese Phantastische accommodation allbereit
wiederlegt were / Sintemahl sie klar sagen / non est in
corpore conclusus, nec circumscriptione Carnis tanquam vase & receptaculo
natura infinita continetur.
Ein betrug aber ist es / Das sie die vbiquitet mit diesen(Fol. 6. b.) zweyzüngigen reden beschönen
wöllen:
Der Sohn Gottes KONNE wol eine weise finden / nach
welcher er die angenommene Menschliche Natur (die für sich endlich ist vnd
bleibt / auch partem extra partem hat) Weil er sie jhm
Persönlich vnd vnzertrenlich vereinigt / könne vnzertrenlich bey jhm haben da er
ist / etc.
Denn ob wol der Sohn Gottes allzeit vnd allenthalben die einmahl angenommene
Menscheit bey vnd an sich hat / das ist / Er bleibt stets Persönlich vereinigt
mit der Menscheit:
|| [ID00040]
So ist doch dieser
Theologen meinung / das die Menscheit allenthalben sey mit jhrer Substantz vnd
wesen / wo die Gottheit ist. Welches ein frembder vnd falscher verstand der
obgedachten reden ist. Denn dieses ist nicht einerley / das der Sohn Gottes
allenthalben die Menscheit bey sich habe vnzertrenlich vnd Persönlich / Vnd das
er mache / das die Menscheit mit jhrer Substantz vnd wesen allenthalben sey. Vnd
werden sie solch vngereimbt geticht damit nicht erhalten / das sie allhier
folgern.
In der Persönlichen vereinigung ist die endliche erschaffene Natur theilhafftig /
oder wie sie reden / fehig worden der vnendlichen vnerschaffenen Natur. Vnd diß
mus man glauben / obs gleich mit dem vblichem lauff der Natur nicht vberein
trifft.
Darnmb so soll man auch glauben / das die Menscheit Christi / die da endlich ist
/ allenthalben sey da die Gottheit ist / ob gleich solches wider die natürliche
gründe sein mag.
Denn das erste hat Inn Gottes Wort grundt / da gesagt wird / Das wort ward
Fleisch / Item / Nach deme nun die Kinder Fleisch vnd Blut haben / ist ers
gleicher masse theilhafftig worden.
Das andere ist der heiligen Shrifft vnd Historien Christi zuwieder. Darzu hat es
auch einen andern verstandt / wenn man sagt / die Menscheit ist theilhafftig
worden der Gottheit / das ist / sie ist Persönlich voreinigt mit der Gottheit /
doch ohne vermischung der vnterschiedenen eigenschafften beyder Naturen.
Ein anders aber ists / das diese Theologen fürgeben / die Menscheit / so da
endlich ist vnd bleibt / sey allenthalben. Denn damit wird der Göttlichen Natur
vnwandelbare vnd wesentliche eigenschafft der Menscheit zugelegt / gleich als
wenn die Menscheit dz jenige an der Substantz oder eigenschafften worden were /
das die Gottheit ist / oder als hette die Wenscheit beydes vnd zugleich jhre vnd
der Göttlichen Naturn eigenschafften /
|| [ID00041]
vnd were also auff eine zeit nach jhrer selbst endlichen Natur nur an einem orth
/ vnd doch aus krafft Persönlicher vereinigung eben mit derselben jhrer
endlichen Substantz vnd wesen an allen orthen allenthalben gegenwertig / als
dann die Gottheit allzeit vnd allwege allenthalben / vnd nimmermehr an einem ort
allein vmbfangen oder beschlossen ist.
Es dürffen auch diese Theologen von solchen jhren Phantastischen trewmen nicht
daher Predigen / Das man(Fol. 7.) schüldig sey /
inn Geheimnissen die vernunfft gefangen zunehmen. Diß wissen / Gott lob / wir
vnd alle Christen aus S. Paulo. Aber nirgendt finden wir Inn der Schrifft / das
die vbiquitet des Leibs Christi als ein geheimniß zuglauben sey / Sondern ist
ein lauter Menschentandt / dadurch alle Artickel des Glaubens von Christo
verlaugnet / oder ja vngewiß gemacht werden. Darumb sie viel mehr schüldig sind
/ bey den Inn Gottes wort offenbarten Artickeln des Glaubens zubleiben / vnd
nicht so schendlich anzulauffen / wie sie hie reden / vnd das geheimniß der
Persönlichen vereinigung abzumessen vnd abzucirckeln mit der nerrischen
vernunfft gedancken / als köndte die Gottheit vnd Menscheit nicht vnzutrenlich
vnd vnaufflößlich vereinigt sein / wo nicht die Menscheit gleich so wol
allenthalben sey / als die Gottheit.
V.
ZVm Fünfften / Als wir auch in vnser vorigen Schrifft geklagt / wie die vbiquitet
eine vnendliche verwirrung aller Artickel des Apostolische̅
Christlichen glaubens mit sich bringe / vnd solches von einem Artickel zu dem
andern klerlich außgeführt / hetten diese Theologi jhnen billich ein nachdencken
machen sollen / Das die vbiquitet ein abschewlich geticht sein müsse / weil
dadurch die Empfengniß / Geburt / Leiden / Sterben / Begrebniß / Hellen vnd
Himmelfahrt / sitzen zur rechten Gottes vnd wiederkunfft Christi / darinnen all
vnser Heil vnd trost stehet / zu einem lauter Spiegelfechten gemacht würde.
|| [ID00042]
Was antworten sie aber hierauff? Sie sagen / Es sey eitel vnnütze teydinge.
Solten sich aber wol für den Knaben in Schulen schewen / welche wissen vnd
verstehen / quòd ex vero nil nisi verum sequatur. Et quòd necesse sit errorem
esse in hypothesi seu dogmate quocunque, ex quo falsa aut absurda sententia
sequitur. Wenn man darthun kan / das aus einer lehr ob meinung vnrichtige vn̅ falsche ding folge̅ / die wieder Gottes
außdrückliches wort anlauffen vnd streiten / so ist vngezweiffelt solche lehr
oder meinung falsch / vnd demnach zuwerffen.
Dörffen nun diese treffentliche Theologi diese arth vnd form die jrrthumb
zuwiederlegen per reductionem ad impossibile, eine vnnütze teydinge nennen / So
wird jhnen auch eine vnnütze teydinge sein müssen / das S. Paulus 1. Cor. 15.
die jenigen / so die Aufserstehung verlaugneten / auffs aller krefftigst da mit
wiederleget / das er weiset / was für absurda aus solchem verleugnen kommen
würden.
Ist aber diß nicht eine rechte Bachanterey / vnd ein stück der Nestorianischen
Dialectiken / das diese Theologi von einem Artickel des glaubens zu dem andern /
mehr nicht antworten / dann das sie solche absurda vnd
vngereimbt ding nicht lehren / als wir erwiesen / das aus der vbiquitet folgen
müsse / Verteydingen aber inn dessen die vbiquitet / daraus vnwiedersprechlich
solche absurda folgen?
Wenn sie mit jungen Knaben inn Schulen zuthun hetten / die würden jhnen sagen /
jhr Herrn Doctores müst entweder erweisen / das solche absurda nicht nothwendig
folgen aus der vbiquitet, oder jhr müst die vbiquitet fahren lassen / daraus jhr
nicht laugnen köndt / das solche absurda gewißlich folgen.
Dazu so haben auch viel von den Vbiquisten mit außgedruckten worten solche
absurda Inn jhren schrifsten herfür bracht / wie wir am Buchstaben wieder I.
Andream vnlangst mit anziehung Blat vnd Zeil gewiesen haben.
|| [ID00043]
Hie kommen aber diese drey Menner / die mit allen Irrgeistern eine Concordien
halte könne̅ / allein mit d’warheit wöllen vn̅
können sie nit Concordirn, schiebe̅ solche absurda vo̅ sich / Ist jemand sprechen sie / d’ solche Reden verteydingen wil / des
gedencken wir vns nicht anzunehmen / Ihme auch dißfals nicht beyzupflichten.
Warumb verteydingt jhr dann die vbiquitet mit den andern Vbiquisten / aus welcher
solche absurda entstehen?
Warumb warnet jhr die Christliche Kirche nicht für der gifftigen Wurtzel vnd
bittern frucht dieses schedlichen gewechs der vbiquitet?
Vnd weil jhr sonst so milde seid mit verdammungen / ja mit eusserster verfolgung
wieder vnschuldige Leute / so gewissens halben vber der warheit halten / Warumb
sprecht jhr nicht auch anathema diesen ewren vermeinten Concordibrüdern / den
Vbiquisten / derer abschewliche reden jhr euch nicht gedenckt anzunehmen noch
jhnen beyzupflichten?
Habt jhr dann nicht lang gnug diesen ewren Gesellen mit dem Fuchsschwantz
hofiert: Quisque abundet suo sensu, Ein jeder halte vnd
mache es mit der vbiquitet / vnd was daraus folget / wie es jme gefellet?
VI.
ZVm Sechsten / haben wir Innsonderheit gewarnet / das man bedencken solte / das
die warheit des Menschlichen Leibs (den d’ Sohn Gottes vmb vnser seligkeit
willen an sich genommen / vnd zu vnserm trost vnd ewiger frewd Inn ewigkeit an
sich behelt) durch die vbiquitet gantz vnd gar zu nicht vnd auffgehaben
werde.
Hie antworten diese drey Menner gleicher gestalt wie zuvorn / mit jhrer
Nestorianischen Dialectiken, behalten das antecedens(Fol. 8. b.) / leugnen allein das Consequens, das ist / Sie haltens
für vnrecht / so man die warheit des Menschlichen Leibs Christi zu nicht machen
wölle / die vbiquitet aber wollen sie nicht verlassen / dardurch der Menschliche
Leib Christi / entweder inn ein vnendli
|| [ID00044]
ches Geistliches wesen vorwandelt / oder / so er fleisch vnd Bein sein
soll / allenthalben damit expandiret, oder Inn vnzehlich viel Leib multiplicirt
wird / wie wir solches newlich wieder I. Andream weiter haben außgefürt / dahin
wir auch diese Theogen mit jhren kalen vnd faulen entschüldigungen weisen /
welche / da sie von hertzen vnd mit gantzem ernst die Eutychianische vorgöttung
der Menscheit / die Phantastische expansionem vnd Manicheische multiplication
des Leibs Christi / vnd vorwandlung (Fol. 9.
b.) desselben Inn ein Gespenst (Davon sie Augustini spruch von vns
angezogen / müssen recht sein lassen) mit vns vnd allen rechtgleubigen verdammen
(als sie wol zum schein allhier fürgeben) mögen sie den vhrsprung solcher
jrrthumbe erwegen / vnd die vbiquitet als eine Hauptquelle vors erste
zustopffen.
Vnd weil wir hie nicht handeln vom heiligen Abendmahl / sondern von der
vbiquitet, die man jhnen entweder zugefallen glauben / oder für Nestorianer sich
soll schelten lassen. Ist es eine vnvorschempte Sophisterey / das sie Statum
Controuersiae so offt verendern / vnd wiederumb allhier fürwenden / (Fol: 8. b.) es sey nicht der streit zwischen vns
vnd jhnen / Ob Christus vnserm Fleisch an Natur vnd eigenschafften / gleich sey
vnd bleibe / Sondern wen̅ Christus spricht in den worten des
Abendmahls / das er an allen örten / da dasselbe zugleich vnd auff einmahl hie
auff erden gehalten wird / seinen waren Leib vnd Blut außtheilen wolle / ob denn
er auch solches thun könne / oder ob jn die Natürliche art vnd eigenschafft
seines waren Menschlichen Leibs daran verhindere / etc.
Denn do auch das heilige Abendmahl noch nicht war eingesetzt / war dennoch
Christus von seiner empfengniß an / warer Gott vnd Mensch Inn einer Person / vnd
war aber mit seinem Leib / der mit seinen Kleidern beschlossen vnd vmbfangen war
/ nicht allenthalben / geschach auch keine Nestorianische trennung der
Persönlichen vereinigung.
Darzu ist es eine schendliche Calumnia, das diese verleumbder / vns oder andern
aufftichten / als solten wir vom Abendmahl lehren / Christus könne seinen Leib
vns nicht AVSTHEILEN / vnd
|| [ID00045]
sey jhme vnmüglich / etc. Wie sie hie
mit vielen worten daher waschen / mit abermahls einigefürter mutwilliger
verkerung des status Controuersiae. Denn es ist nicht die frage von der
außtheilung des Leibs Christi Im rechten Brauch des heiligen Abendmahls / welche
wir nach den worten Christi mit nichten leugnen / Sondern de modo
Communicationis, das ist / wie vns der Leib oder gemeinschafft des Leibs Christi
werde mitgetheilet / nemlich / Im wort der verheissung / welches der glaube
fasset vnd annimpt / vnd also Christum mit allem dem / das es ist / hat vnd
vermag zu sich Inn sein hertz bringet / durch die krafft vnd wirckung des
heiligen Geistes / Welches freilich geschicht ohne zerstörung der eigenschafften
Menschlicher Natur Christi / vnd ohne einige multiplication oder extension oder
verwandelung des Leibs Christi Inn eine Geistliche oder vnendliche Göttliche
Natur. Drumb sie auch jr gewesch (damit sie / was noch vbrig ist bey diesem
punct von der vbiquitet / zubringen) wol hetten hiervon ersparen können / weil
solches niemand streitet / noch leugnet.
Das aber diese Sophisten vermeinen / auch jhre vbiquitet damit zubeschönen / als
müste man glauben / das auch dieselbe der Me̅scheit Christi
zugelegt werde̅ könne / ohne verleugnung d’ warheit Menschliches
Leibs / solten sie zuvor beweisen / dz ein einiges wort der verheissung
fürhanden sey / das Christus jemahls habe zugesagt / das seine Menscheit bey
allen Creaturn wesentlich vnd leiblich sein solte.
Zu deme solten sie die wort des Euangelij vnd Einsetzung des Abendmahls recht
ansehen / So würden sie finden / das vns wol Christus verheissen habe / die
außtheilu̅g oder gemeinschafft seines Leibs so gewiß vnd
warhafftig / als wir das Brot Leiblich / sichtbarlich / vnd eusserlich geniessen
/ hat aber nicht vorheissen / das bey oder mit dem Brodt / ein andere / als Eine
Sacramentliche vereinigung vnd gegenwart seines Leibs sein solte / von welcher
auch Chrysostomi spruch / den sie allhier anziehe̅ / redet.(Fol. 9. b.)
|| [ID00046]
Was gehet aber diß die vbiquitet an / welche die Substantz des Leibs Christi /
absolutè vnd mit jhrem wesen setzt / Im Himmel vnd auff Erden / vnd Inn der
Hellen / vnd bey allen Creaturn? Welches geticht / ob wir es wol nach der
schrifft bestendiglich verwerffen / haben doch diese Sycophanten vnd lesterer /
darumb vnd daher / gar keine vrsach mit jhren Calumnien vns zubeschweren / als
verleugneten wir die warhaffte außtheilung des Leibs Christi im Abendmahl quae toto genere differt à fictitia carnis Christi
omnipraesentia in omnibus locis & creaturis.
Darumb wir jhnen mit billichem fuge widerumb zu hause (Fol. 9. a.) schicken / vnd inn jhren busen schieben jhre lesterwort /
das es ein grawsame vnd erschreckliche künheit sey / dz sie dürffen für dem
angesicht Ihesu Christi vnd seiner Christenheit aufftreten / vnd Christum inn
seinen worten lügenstraffen / vnd seiner allmechtigkeit vnd weißheit berauben /
vnd als jre törichte wort laute̅ / strack für einen vnfinnigen
thoren außmache̅ / der aus vnbesonnenheit die ware gemeinschafft
vnd außtheilung seines Leibs inn den worten des Euangelij vnd in seinem
Testament versprochen hette / welche er den gleubigen nicht leisten könne / es
müste denn sein Leib allenthalben werden / vnd sein Fleisch vnd Gebein alle ort
vnd Creaturn erfüllen / zuwider seiner waren Menscheit / vnd zu gentzlicher
auffhebung aller Artickel Christliches glaubens / die er mit seinen worten vnd
wercken / vnd mit den schrifften der Euangelisten vnd Apostel so gewiß vnd fest
bestetigt hat. Vnd das sie dennoch hierüber / alle die solcher jhrer künheit
widerspreche̅ / aus lauter vnd fürsetzlicher boßheit alle
schwermereyen zumessen / vnd auffs eusserste schmehen vnd lestern dürffen /
welchs jhnen zu seiner zeit / wo sie es nicht erkennen / schwer sein wird
zuvorantworten.
Vnd weil nicht allein aus jhres eignen freunds D. Heßhusij von vns angezogene̅ zeugniß / sondern auch aus dem / was sie selbst bey diesem punct
für reden vnd meinungen / fürbracht / gnugsam bißher erwiesen / wz sie für eine
sache führen / vn̅ wie sie damit vmbgehen / ists ohne noth / viel
wort davon zumachen / wz (Fol. 9. b.) von jrer am
ende wiederholte̅ protestation ob von jrem vergebliche̅ rüme̅ vnd trotze̅ / damitsie diesen
punct schliessen / zuhalte̅ sey.
Denn sie selbst nicht mehr wissen / wz sie behalten oder glauben /
|| [ID]
Darumbsie auch nicht auffrichtig dürffen heraus sage̅ / wie sie es im hertzen haben / sondern brauchen zweyzüngige
reden / als lehrete̅ sie allein / dz Christus mit seiner angeno̅menen Menschlichen Natur etwz mehr wircken vnd thun könne / als
die natürlichen eigenschaffte̅ derselben mitbringen. Item / sie
wollen jrem kegentheil gerne zusehen / ob sie der Menscheit Christi / so er jhm
Persönlich vereiniget / vnd zur rechten Gottes erhöhet hat / etwas nehmen / vnd
seine verheissung vmbstossen vnd zu nichtmachen werden.
Welches alles bey Christen ohne streit ist / sie aber darunter dz schendliche
geticht der vbiquitet vorbergen vnd schmücken wollen / das Christus nirgend
verheissen / kein Apostel noch Euangelist beschrieben / die Artickel des
glaubens nicht mit sich bringe̅ / auch die rechtglaubige Kirche zu
allen zeiten / vnd die Augspurgische Confession niemals darvon etwas gewust
hat.
Vnd so viel von dem Ersten stück der widerlegung dieser vbermütigen Theologen /
bey dem Artickel von der Vbiquitet / Daraus als wir hoffen / verstendige vnd
in̅ Theologischen streiten / geübte Christen / greifflich zu
mercken haben / wie die drey fürnehmen anzeigungen einer jeden bösen /
bawfelligen sache / bey diesen dreyen Mennern allenthalben sich sehen lassen /
welche man inn Schulen nennet / Implicatio Contradictionis, petitio principij,
& impingere in prima fundamenta causae, de qua disputatur. Denn was sie
zuverteydigung der Vbiquitet für zuwenden sich vnderstanden / Darinnen sind sie
zum theil jhnen selbst durchaus widerwertig gewesen / zum theil haben sie beweiß
daher genommen / Das an sich selbst vngewiß vnd gar nicht zuerweisen ist. Zum
teil aber sind sie an den grund Christlicher Religion vbel angelauffen / Davon
wir jhnen gerne zusehen wollen / wie sie inn einem ordentlichem vnd
Christliche̅ Synodo, so diese sache zur gebürliche̅ erkendtniß bracht werden solte / bestehen / vnd jhrer vnbefugten
hendel vngeschewete rechnung geben wöllen. Wir besorgen aber / das sie eben
darumb mit jrem kegentheil zu keinem Synodo sich begeben wöllen / weil d’ Wurm
jres bösen gewissens sie allzu sehr naget / vnd haben sie des Alci biadis kunst
vorlangst studirt / .
|| [ID00048]
Das Andere Theil / Von der Göttlichen Allmechtigkeit Christi.
(Fol. 10.)
BEy diesem Stück lassen sich die drey Menner anfenglich vernehmen / es sey jhnen
nicht gnug / das wir geschrieben / das wie Christus nicht allein Mensch /
sondern auch warhaffter ewiger vnd vne̅dlicher Gott ist / Also sey
er auch allmechtig vnd allenthalben bey vns inn allen nöthen / vnd an allen
orthen gegenwertig. Dann sprechen sie / der streit ist nicht davon / Ob Christus
allmechtig sey / Sondern ob er nach seiner angenommenen Menschlichen Natur /
allmechtigen gewalt empfangen hab / vnd Ihm dieselbe nach seiner Menscheit inn
der zeit gegeben sey.
Es müssen aber diese Leute entweder sehr vnfleissig sein / Oder ein schwach
gedechtniß haben / oder muthwillens nicht wissen wöllen / das sie besser wissen.
Dann wir inn vnser verantwortungsschrifft bey der erklerung des spruchs / Mir
ist aller gewalt gegeben / vnd hernach inn erzehlung der sprüche etlicher Väter
/ deutlich angezeigt haben / Inn welchem verstandt wir diese art zu reden für
recht halten / das Christo dem Sohn Gottes nach der Menscheit / die ewige vnd
allmechtige gewalt gegeben sey / vnd was Christus in der zeit empfangen / das
habe er empfangen nach der Menscheit. Dessen sie hernach selbst zu etlich mahlen
vns müssen zeugniß geben / Allein / das sie dieser arth zu reden einen vnrechten
verstandt auffdichten.
Nicht allein aber beschüldigen sie vns im eingang vngütlich / als hetten wir
diese frag mit stillschweigen vbergangen /
|| [ID00049]
sondern sie verkehren vnd endern vns noch vnsere wort mutwillig. Denn do wir
geschrieben / Gleich wie die Menscheit nicht ist die Gottheit selbst / ob wol
der Mensch Christus warhaffter ewiger vnd natürlicher Gott ist / von wegen
einigkeit der Person: Also haben wir aus der schrifft vnd den bewerten vnd
Christlichen glaubens bekentnissen nicht gelernet / das die Menscheit Christi an
jhrer Seele dder Leib vnendlich / allmechtig / oder allenthalben sey.
Hie fahren sie zu / vnd setzen für das wort Menscheit / die ambiguam locutionem,
Christus nach der Menscheit / welche eine̅(Fol. 10.) vngleichen verstandt hat / dichten vns
auff / als solten wir stracks vnd ohne erklerung sagen / Es sey nicht recht
geredt / Christus ist nach seiner Menscheit zur allmechtigen krafft erhaben /
Oder / jme ist nach seiner angenom̅enen Menschlichen natur inn
Persönlicher vereinigung allmechtige gewalt gegeben worden.
Darbey geben sie auch jhren groben vnverstandt an den tag / das sie diese rede /
Christus nach der Menscheit / für ein abstractum halten
/ wiewol sie vnter vnserm nahmen solche jhre vnwissenheit verkauffen wollen. Inn
dem sie vns ein solches zumessen / als hetten wir geschrieben / in abstracto sey es nicht recht geredt / Christus ist
nach seiner Menscheit zur allmechtigen krafft erhaben. Vnd wolle̅
dennoch dafür angesehen sein / als wüsten sie den vnterscheid vnter den wörtern
/ Abstractum & Concretum wol (wie sie hie reden) den
sie Im geringsten nicht bedacht sind auffzuheben / etc.
Welches / ob es wol abermahls Protestatio contraria facto ist / hören wirs
dannoch gerne. Weil die andern Vbiquisten diesen vnterscheidt zu grossem behülff
vieler Ketzereyen mehres theils verworffen / inn massen I. Andr: inn Selneckers
gegenwart zu Hall inn Sachsen / gantz spöttlich vnd hönisch / dieses der
Caluinisten Teuffels Creutz mit seinem vnuerschempten maul hat nennen dürffen /
wenn man sagt: Der Mensch Christus ist Gott / vnd / Gott ist Mensch / Item / der
Mensch Christus ist vnendlich vnd allmechtig / vnd / Gottes Sohn hat gelitten
vnd ist gestorben.
|| [ID00050]
Es ist aber von Chemnitio zu vnsern zeiten zum ersten erdacht / das tria genera
Communicationis Idiomatum sein sollen / Vnd als Im Wittenbergischem grundfest
solches mit gutem grund gestrafft / haben diese Leute sich dennoch etwz
gebessert / lassen solche dreyerley Communication fahren / vnd (Fol. 10.) nennens nun tria
genera enunciationum de Christo, wie sie es hie auch also einführen /
Welches aber nach dem / vnd wie sie es erkleren / den stich auch nicht helt.
Denn wie dreyerley gradus gloriae Christi sind / gloria vnionis, gloria officij,
vnd gratia habitualis: Also köndte man zwar dieses wol nachgeben / das dreyerley
arth der reden von Christo sein. Denn auff andere weiß muß man verstehen / was
von wegen der Persönlichen vereinigung gesagt wird von Christo Gott vnd Menschen
/ auff andere weiß / was zu beschreibung des Ampts Christi gehört / Anders / was
von den uberschwencklichen gaben geredt wird / damit die Menscheit Christi /
zumahl nach der erhöhung / an vnd für sich selbst / das ist / an jhrer Seel vnd
Leib weit höher vnd mehr / als die außerwehlten Engel vnd Menschen gezieret
ist.
So viel aber die erste art zu reden anlanget / da dem Menschen Christo die
Göttliche̅ / ob dem Sohn Gottes die Menschlichen
eigenschafften vnd wirckungen zugeschrieben werden vo̅ wegen d’
Persönlichen vereinigu̅g / Solches heist eigentlich Co̅municatio idiomatum. Vnd wenn man vorsichtig vnd behütsam reden
wil / mus man in Concreto reden / das ist / ein solch wort ob nahmen loco
subiecti setzen / damit die Person angezeigt vnd bedeut wird. Als / Der HErr der
herrligkeit ist gecreutzigt. Ich bin ehe denn Abraham war / etc. Vnd hat diß
nachmahls sein erklerung nach dem vnterscheid der beyden Naturn / davon Herr
Lutherus sagt: Inn Christi worten ist das gröste auffsehen / welche der
Göttlichen / vnd welche der Menschlichen Natur zustehen. So sind sie alle leicht
vnd klar / darinnen sonst viel jrren / vnd eins theils fabeln daraus treiben /
etc.
|| [ID00051]
Inn der andern art zu reden / da man das ampt vnd wolthate̅ Christi
/ als des Mitlers / Erlösers / Seligmachers vn̅ Haupts der Kirchen
beschreibet / wird solches nach beyden Naturn Christo recht zugeschrieben / weil
darumb vnd zu diesem ende die Persönliche vereinigung geschehen ist / damit eine
jede Natur dz jhre darzu thete. Derwegen kan man nicht allein in Concreto recht
sagen / Christus Gott vnd Mensch ist vnser Mitler / Erlöser / seligmacher /
König / Hoherpriester / Haupt / etc. Sondern wann man die apotelesmata / ob
actiones theandricas, das ist / die gemeinen werck vnd wolthaten / so von
Christo inn vnd nach beyden Naturn volbracht werde̅ / loco
praedicati setzt / ist es nicht vnrecht / dzman auch in abstracto sage / dz
fleisch Christi ist ein lebendigmachende speiß. Das leiden Christi ist ein
seligmachendes leiden. Das blut vnd todt Christi ist vnser gerechtigkeit vnd
leben / vnd so forth an. Vnd muß doch auch in̅ diesen gemeinen
wercken vnd wolthaten / so von Christo zugleich vnd mit einander nach beyden
naturn volbracht werden / d’ vnterscheid der eigenschafften vnd wirckungen jeder
Natur ohne vermischung vnd absonderung erhalten werden / nach der Regel Leonis:
Agit vtraque forma cu̅ com̅unione alterius,
vnaquaque agente quod suum est, Verbo operante, quod verbi est, Carne exequente,
quod Carnis est.
Was aber die dritte art zu reden betrifft / weil die fürtreffentliche gaben
(Welche die Menscheit Christi numero & gradibus höher vnd vberflüssiger als
andere Creaturn empfangen hat) inn ob an der Menschliche̅ natur
Christi sind / tanquam in subiecto, die sie an vnd für sich volkommener machen:
wird hierinnen d’ Menscheit Christi in abstracto, dz ist / an jrem Leib vn̅ Seel / ob an vnd für sich selbst recht vn̅ wol
zugelegt / dz sie vnsterblich / weiß / gerecht / heilig sey / vn̅
mit vnaußsprechliche̅ licht / frewde / macht / gewalt vnd
herrschafft alle Creaturn vbertreffe.
Diese vnterschiedene art zu reden / nach dem vnterscheid der dreyerley vorzüge /
Ehr vnd Herrligkeit CHristi / weisen
|| [ID00052]
ohn
allen zweiffel den richtigsten weg alle sprüche der H. schrifft / vnd der alten
Lehrer von Christi hoheit vnd herrligkeit / recht zuerkleren.
Dawieder aber / vnd diesem zuentgegen / setzen wol diese Theologen dreyerley arth
zu reden / tria genera enunciationum de Christo. Aber Inn dem dritten genere
machen sie ein seltzam gemeng / Ziehen dahin viel dings / das eigentlich zur
Persönlichen vereinigung / oder zum ampt vnd wolthaten Christi gehört / vnd
sonderlich / wöllen sie die allenthalbenheit vnd allmechtigkeit / die da
wesentliche eigenschafften der Gottheit sein vnd bleiben / der Menscheit
zuschreiben / durch die abstractiuas locutiones, das man sagen soll / die
Menscheit Christi ist allmechtig worden / Der Leib Christi ist allenthalben.
Diß können wir nicht billichen / Sondern sagen / das es eine Newerung sey /
dardurch von den Vbiquisten vermenget / oder je einander gleich gemacht werden
die beyde vnterschiedene Naturn / vnd derselben eigenschafften. Darhinder dann
die allergröste gefahr / Nemlich / wissentliche oder vnwissentliche bestetigung
vieler alt vnd lang verdampter ketzereyen stecket. Sonderlich aber werden die
zeugniß (daraus die ware Gottheit Christi zubeweisen) krafftloß / vnd zu nicht
gemacht. Wie wir solches wieder I. Andr: haben weiter außgeführt.
II.
ZVm Andern / lassen diese Theologen allzusehr an sich vermercken / wie bey jhnen
vnd beysamen sein / das
ist / weil der leidige Ladunckel sie dahin gebracht / das sie jhnen ein
besonders vnd newes gemacht haben / mit jhrem tertio genere enunciationum,
welches sie auch Communicationem Idiomatum realem nennen / stehen sie steiff
darauff / wollen solchen foetum (den sie als die Simiae den jhrigen / für den
hüpschten halten) Jederman einschwatzen / vnd vber alle beschehene vorwarnung
niemand darinnen weichen.
|| [ID00053]
Vnterstehen sich demnach allhier etliche gründe vnd argument fürzubringen / die
abstractiuas locutiones (darmit die Göttliche vnd vnendliche eigenschafften von
der Menscheit gesagt werden sollen) bey vnberichten Leuten zubewehren / vnd
scheinbar zu machen / Vnd ist das erste argument.
Christus hat selbst abstractiuas locutiones gebraucht /
Joh. 6. Mein(Fol. 10. b.) Fleisch ist die rechte
speiß. Mein Blut ist der rechte tranck. Mein Leib wird für euch gegeben. Mein
Blut wird für euch vergossen.
Item die Apostel sagen / Das Blut Ihesu Christi / reiniget vns von allen vnsern
sünden / 1. Joh. 1. Vnd Heb. 9. Das Blut Christi / der sich selbst ohn wandel
durch den heiligen Geist Gott geopffert hat / wird vnsere gewissen reinigen.
Daher auch in Concilio Ephesino diese rede bestetigt ist
Caro Christi est Vivifica & Vivificatrix, Das
Fleisch Christi ist ein lebendmachendes Fleisch.
Hier auff antworten wir / Das diese Theologen beweisen solten / wo inn der
Schrifft jrgend wo geschrieben stünde: Das Fleisch Christi ist allmechtig / Der
Leib Christi ist allenthalben. Denn davon ist der streit. So lange sie nun
solches nicht thun / haben sie nicht fuge vber vns zuklagen / das wir jhre
newerdichte Phrases nicht annehmen können / wir wolten denn zu wieder der
Schrifft zwo allmechtige / vnd zwo allgegenwertige Naturn inn Christo nennen /
Ja auch die Menscheit zu Gott selber machen. Denn welche Natur allmechtig ist /
vnd allenthalben / die ist auch Gott.
Die sprüche aber so sie anziehen / von der Geistlichen speiß vnd tranck / von dem
hingeben für vns / vnd von der reinigung von sünden / vnd lebend machung / etc.
Gehören zum Ampt vnd wolthaten Christi / darzu eine jede Natur das jhrige thut.
Aus welcher vrsache inn der Schrifft / bißweilen der Person Christi /
vnterweilen dieser oder der andern Natur solch gemeines werck oder recht wird zugelegt / doch ohne absunderung vnd vermischung
der eigenschafften vnd wirckunge̅ jeder natur. Davon / wer da wil
/ mehr berichts lesen mag / Cap. 19. lib. 3. apud Damascenum.
|| [ID00054]
Wo haben aber diese Theologen solche weiß zu argumentirn gelernet à Confusione
disparatorum? Billich solte man sie zu dem Examine theologico weisen / das sie
zuvorn recht studirten die Regel / die auch den jungen Studenten vnser vnd jhr
Praecepror Philippus Melanthon aus der wolgegründten lehr der alten Kirchen
fürgeschrieben hat: Discernendae sunt appellationes officij à proprietatibus
naturarum. Man soll vnterscheid halten zwischen der beschreibung des ampts (vnd
also auch der gemeinen werck so zum ampt gehören) vnd zwischen den
eigenschafften vnd wirckungen jeder Natur. Aber Philautia vnd Juncker Ladunckel
macht / das man schier weder den Namen / noch lehre dieses thewren / vnd vmb die
Kirche Gottes wolverdienten Mans / vnd Praeceptoris aller gelerten Leute inn
Deutschlande / mehr leiden kan. Darumb wird es auch heissen: Non recedet malum â
domo ingrati. Item: Quia repulisti scientiam, repellam te.
Das ander Argument dieser Theologen ist.
Die orthodoxi Patres haben inn dieser sachen offt abstractiuas locutiones geführet / die auff die
Menschliche Natur deuten. Darauff sie etliche sprüchlein Latinisch vnd deutsch
anziehen.
Wir finden aber auch inn denselben nirgend diese form zureden / darvon zwischen
jhnen vnd vns der streit ist / Das Fleisch Christi ist allenthalben. Die
Menscheit ist allmechtig / oder gleicher allmechtigkeit mit der Gottheit worden.
Hiervon solten sie vns exempel bringen / wo die alten Lehrer also geredt hetten
/ wenn wir jhnen solten beyfall geben.
Es ist auch vnverborgen / das bey den Patribus bißweilen allerha̅d
vn̅ impropriae locutiones mit
einlauffen / aus welchen man nicht gemeine vnd bestendige regel mache̅ soll.
Zu deme erkleren sich die alten Scribenten in̅ den vmbstenden der
Texte selbst / wie sie die abstractiuas locutiones wollen verstanden haben.
Nemlich / weit Inn einem andern sinn vnd verstand / als die Vbiquisten es zu
deuten pflegen.
|| [ID00055]
Denn da sie gleich sagen / Daß das Fleisch Göttliche ehre erlangt(Fol. 11.) habe / also das es allen Göttlichen
gewalt habe / welchen es nicht(
Athanas.
) gehabt / ehe es von dem Sohn Gottes angenommen war. Item / Die Menscheit
sey mit der Gottheit vereinigt / vnd eben derselben ehr vnnd(
Basil.
) herrligkeit theilhafftig worden. Das Fleisch Christi werde
angebetet.(
Ambr.
) Die geringigkeit Menschlicher Natur sey zur wirdigkeit der
allerhöchsten(
August.
) vnd herrlichsten Natur kommen. Item / Vnsere Natur vom Sohn(
Chrisost.
) Gottes angenommen / sey vber jhr maß kommen / vnd zu der
herrligkeit(
Cyrill.
) vnd Maiestet dessen / der sie hat angenommen:
So verstehen sie doch solches anders nicht / denn eben auff solche weise / wie
die Menscheit auch der waren / natürlichen / vnd ewigen Gottheit theilhafftig
worden ist / nemlich / respectu vnionis, das ist / Sie reden von der herrligkeit
der Persönlichen vereinigung / wie jhre eigene wort dabey mitbringen: Diuinam
profecit in gloriam, quam antequam à verbo(
Athan.
) ASSVMERETVR, non habebat. Natura assumta, diuinitati assumenti eam,
VNITA est, eiusdemque gloriae &(
Basil.
) honoris particeps & consors facta. Carnem Christi Apostoli(
Ambr.
) IN DOMINO Iesu adorarunt. Natura nostra à Filio(
Cyrill.
) Dei ASSVMPTA mensuram suam excessit, & in conditionem assumentis eam
per gratiam translata est.
Dagegen aber deuten es die Vbiquisten auff eine effusionem vel exaequationem,
außgiessung oder vergleichung der eigenschafften beyder Naturn.
Wann aber die Alten Lehrer von der erhöhung reden / als wenn sie sagen. Die
Menschliche Natur ist erhöhet nach dem leiden(
Theod.
) / verstehen sie solches zum theil von der erhöhung zum Königlichem vnd
Hohenpriesterlichen Ampt / zum theil von der verklerung / Herrschafft vnd
vollkommenheit der glorificirten Menschlichen Natur.
Was zeihen sich aber diese Theologen / das sie offentlich die wort vnd meinung d’
alten Lehrer verfelschen / in̅ deme das jhnen abstractiuae
locutiones sein müssen / dz Theophylactus sagt: Der
Vater(Fol. 11.) hat de̅ Son
alles in̅ die hand gegebe̅ nach d’menscheit / Dedit in manu̅
|| [ID00056]
Filij iuxta humanitatem, id est Filio homini facto. Item
/ Das Cyrillus sagt: Verbum cum Carne, id est, Verbum
incarnatum, Der ewige Sohn GOttes mit dem fleisch / Welches von der
Person des Sohns Gottes redet / der fleisch oder Mensch worden ist.
(Fol. 10. b.)
So haben wir in vnserm Theodoreto den spruch Eusta thij, den sie an die spitze
vor an gesetzt haben / nirgend also finden können / wie sie es erzehlen. Denn
wir finden inn Eustathij spruch bey dem Theodoreto mehr nicht / den so viel: Post paßionem tertio die resurgens cùm dubitarent discipuli
de ipsius resurrectione, apparuit illis eodem corpore, & carnem quidem
totam cum oßibus se habere professus est, Oculis verò illorum sauciatum
latus subiecit, & vestigia clauorum ostendit. Welches ein krefftige
erweisung ist von der warhafften Menscheit Christi / auch nach der verklerung.
Was aber sie allhier weiter anziehen / davon mögen sie Blat vnd Zeil anzeigen /
inn welchen Exemplarn sie es gelesen haben / wöllen sie anders nicht in crimine
falsi ergriffen werden.
(Fol. 11.)
Nach diesen Ihren treffentlichen Argumenten, setzen sie im beschluß / Was wir vns
doch zeihen / Das wir die abstractiuas loquendi formulas
verwerffen vnd verdammen?
Wir haben aber allbereit gnugsam angezeigt / das wir nicht schlecht alle
Locutiones in abstracto verwerffen / neque omnes neque simpliciter.
Diß aber fechten wir / vnd könnens Ihnen nicht einreumen / das sie / aus solchen
reden / so etwan in der Schrifft / vnd inn den Patribus von einer andern materia
subiecta, vnd inn einem andern sinn vnd verstand gefunden werden / stracks
erzwingen wollen / Das die Menscheit mit jhrer substantz nicht weniger
allenthalben sein solle / als die ewige vnendliche Göttliche Natur allenthalben
vnd allmechtig ist.
(Fol. 11. b.)
Welches so lang sie es verteydingen / machen nicht wir sie zu ketzern / (wie sie
reden) sondern sie bringen sich selbsten inn derselben Gesellschafft / Vnd haben
sie sich hierinnen gar nicht zuberühmen / wie jhre wort lauten / Als gebrauchen
sie sich solcher reden vermöge der H. schrifft / vnd der alt rechtglaubigen
zeugnissen / Fellet auch
|| [ID00057]
hiermit gantz
dahin / was sie abermahls von den zweyen vrsachen anhangen / Warumb sie so
steiff (wie sie daher trotzen) Ihre ongehewre reden behalten / Nemlich / das man
wol vnd sicherlich also inn(1.) Christlichen
Kirchen reden möge. Vnd das man nicht mit andern (die sie jhrem brauch nach
Sacramentirer nennen) allein von dem blossen Titel vnd Nahmen verstehe / vnd
nicht von der that / was(2.) Christo nach seiner
Menscheit / vber derselben natürliche wesentliche eigenschafft inn der zeit
gegeben ist.
Denn die erste vrsach ist aus vorerzehltem bericht klerlich(1.) wiederlegt. Vnd wie sicher vnd wol Ihre /
newe Phrases gerahten sind / mag man inn der Vbiquisten Buchern lesen. Davon wir
ein zimlichen hauffen exempel wieder I. Andr: haben angezogen.
Die andere vrsach ist ein lautere Calumnia. Denn so wenig(2.) als die dreyerley gradus gloriae Christi
blosse Tittel sind / So wenig ist es von blossen Titeln vnd Nahmen geredt ohne
die that / wenn man mit oberzehltem vnterschied von Christo redet. Vnd kan man
daraus wol erkennen vnd verstehen / das solches alles (Nemlich das jenige alles
/ vnd auff die weiß / davon die Schrifft sagt / Nicht aber alles auff eine
Vbiquistische außgiessung / oder vergleichung der wesentlichen eigenschafften)
mit der that / vnd inn der warheit geschehen sey. Vnd das die Menscheit Christi
warhafftig zur gemeinschafft / nicht allein der allmechtigen krafft vnd gewalt
Gottes erhaben (wie diese Theologen hie mit jren zweyzüngigen Reden prangen)
sondern auch der Gottheit selbsten theilhafftig worden sey. Welche inn dieser
angenommenen Menschlichen Natur Persönlich wohnet / vnd nicht müssig darinnen
ist / sondern die werck jhrer allmechtigkeit inn derselben / wann / vnd wie sie
wil mechtig vnd freywillig vorrichtet / vnd darff dannoch darumb die Menschliche
Seel vnd Leib Chri
|| [ID00058]
sti weder für
sich allmechtig / noch mit jhrer substantz vnd wesen allgegenwertig sein.
III.
(Fol. 11. b.)
ZVm dritten vom empfahen in der zeit nach der Menscheit / stelle sich diese
Theologen / als wann solche arth zu reden für sich selbst streitig were / So es
doch nur vmb den vngleichen verstand derselben zuthun ist. Auch ist ausserhalb
streits / das sie aus Athanasio anziehen: Caro excelsi
exaltatur, wenn man die erhöhung verstehet von empfahung einer newen
herrligkeit / die Christi Menscheit zuvorn nicht gehabt. Das sie aber sagen /
die Göttliche Natur kan weder erhöhet noch erniedriget werden / als die an jhr
selbst vnwandelbar ist / lassen wir so ferne zu / das die Gottheit des Sons
Gottes an jhrer substantz vnd eigenschafften weder grösser noch geringer jemahls
worden ist.
Nach dem aber der Sohn Gottes auff zweierley weiß vns inn der H. schrifft
fürgestellet wird. Ein mahl / nach dem er gleicher Gott ist mit dem Vater vnd
heiligem Geist. Anders wo aber / nach dem er verordnet vnd gesandt ist / zu
einem Mitler vnd Seligmacher der Menschen / zu welcher ampts vorrichtung er
Menschliche Natur an sich genommen hat / können wir von der erniedrigung vnd
erhöhung (davon Paulus Philip. 2. sagt: Der inn Göttlicher gestalt war / eussert
sich / etc. Darumb hat jhm Gott einen Nahmen gegeben / etc. Item / Joh. 17.
Verklere mich Vater mit der herrligkeit / die Ich bey dir gehabt habe für der
Welt anfang / etc.) mit nichten die Gottheit Christi außschliessen / nach
betrachtung der sendung des Sohns Gottes zu seinem Ampt / vnd nach hinderhaltung
/ vnd offentlicher erzeigung der ewigen Göttlichen Maiestet vnd herrligkeit inn
der angenommenen Menschlichen Natur / Welche der Apostel die Knechtes gestalt
nennet. Davon wir an
|| [ID00059]
ders wo
weiter erklerung gethan / vnd vns hiemit auff die Epistolam Leonis ad Flauianum
ieferirn vnd ziehen.
IIII.
ZVm Vierden / kommen sie auff die ambiguam locutionem,
oder zweiffelhaffte art zu reden / Ob die Menscheit Christi fehig(Fol. 12.) oder theilhafftig sey der Göttlichen
Allmechtigkeit. Davon haben wir vns deutlich erkleret / Inn welchem verstand wir
mit niemand darüber streiten wolten. Nemlich / so es verstanden wird / wie vnd
welcher gestalt die Menscheit fehig vnd theilhafftig ist der ewigen vnendlichen
GOTTHEIT selber / das ist / respectu vnionis. Wenn mans aber nach der Vbiquisten
meinung verstehen wolte: Die Menscheit ist an jhrem Leib vnd Seel vnendlich /
oder allenthalben / vnd Allmechtig worden per transfusionem, haben wir solchen
verstand mit gutem grund verworffen.
Aber diese Theologen / als die sich der groben Vbiquistischen geticht selber
schemen müssen / dörffen vnsere wort / damit wir angezeigt / was für einen
verstand wir hierinnen verwerffen / nicht auffrichtig setzen / Sondern spielen
inn so hohen grossen sachen / noch ferner mit zweiffelhafftigen reden / vnd
wöllen eine ambiguam locutionem, mit einer andern / so nicht weniger ambigua ist
/ beschönen.
Denn das wir gesagt / Wir könnens nicht billichen noch gut heissen / so man die
fehigkeit der Göttlichen allmacht also deute / als sey Christi Leib vnd Seel
allmechtig / allenthalben vnd vnendlich worden / Das reden sie zweiffelhafftig
von der mittheilung der allmechtigen gewalt vnd krafft / Vnd / declamitirn dabey
aber mahl / es sey eins so wol wieder den lauff der Natur als das andere /
Nemlich / das die Menschliche natur fehig sey der Gottheit des Sons Gottes / vnd
das jhr mitgetheilt werde die allmechtige krafft. Weil man dann das eine /
vngeachtet der Ordnung der Natur zulassen müsse / So sey auch das andere nicht
zuverwerffen.
|| [ID00060]
Hierauff antworten wir nochmahls / Wenn sie diese fehigkeit der Gottheit / vnd
mittheilung der allmechtigkeit verstehen von einer solchen vergöttung der
Menscheit / oder außgiessung Göttlicher eigenschafften / dardurch Christi Leib
vnd Seel entweder Gott worden / oder Göttliche eigenschafften an sich bekommen
habe. Da können wir inn solchem Vbiquistischen Schwenckfeldischen vnd
Eutychianischem verstandt / weder diese jhre fehigkeit noch mittheilung zulassen
/ vnd solches nicht aus natürlichen / sondern schrifftmessigen gründen. Von der
Persönlichen vereinigung aber / Welche die alten Lehrer auch bißweilen eine
gemeinschafft der Naturn / vnd derselben eigenschafften nennen / lassen wirs
beydes zu / vnd hindern vns daran nicht Natürliche vrsachen / weil wir dessen
grundt haben aus Gottes wort.
Diesen Theologen aber feilet es daran / das sie Ihnen eine andere weiß der
mittheilung der Göttlichen eigenschafften / als der Gottheit / oder des
Göttlichen wesens des Sohns GOttes trawmen / zuwider der Regul: Qualis est vnio
naturarum, talis est communicatio proprietatum.
Vnd dürffen sie nicht viel schertzen mit dem Arianismo,
von deme sie allhier sagen. Wer augen hat zusehen / vnd ohren zuhören / dem ist
von vns warnung gnug hiervon geschehen wider I. Andream, dahin wir abermahls
geliebter kürtze halben gewiesen haben wöllen.
So solte auch ein junger Student zu Heidelberg / oder Leiptzig / oder auch auß
der Schull zu Braunschweig (die jhre gelerte Praeceptores, derer man sie
beraubet hat / für dieser zeit mit vleiß gehört haben) diesen scharffsinnigen
Dialecticis leichtlich antworten können auff diese jhre zwey Argument, die sie
hier fürbringen.
(1.)
Das erste ist. Die vnfehigkeit der Menschliche̅ Natur hat nicht
(Fol: 12.) verhindern können / das der Sohn
Gottes dieselbe inn einigkeit seiner Person vnzertrenlich vnd vnaufflößlich hat
angenommen / vnd hat der
|| [ID00061]
wegen die
Menschliche Natur die Gottliche nicht verwandeln dürffen.
Darumb volget auch nicht vmb der mittheilung der Maiestet vnd Göttlichen krafft
vnd gewalts willen / das die Menschliche Natur verwandelt / oder mit der
Gottheit eines wesens worden sey.
Das ander argument ist. Die vernünfftige Seele theilet dem(2.) Leib jhre eigenschafften warhafftig vnd inn
der that mit / vnd wird doch der Leib nicht eines wesens mit der Seele.
Darumb kan auch die mittheilung der Maiestet / oder allmechtigen krafft Gottes /
ohne einige verwandelung vnd vermischung wol geschehen.
Diß sind dieser Theologen eigene wort inn beyden argumenten. Darauff die
gelehrten Leut / die sie bißhero aus den Schulen vertrieben / vt isti soli vacua
regnarent in aula, oder derselben Discipul jhnen ohne grosse mühe würden
antworten können / Das inn dem ersten Sophismate sey Confusio disparatorum.(1.) Denn ein anders ists / Persönlich angenommen
werden / Ein anders / Göttliche eigenschafft an sich bekommen.
Die Persönliche vereinigung geschiehet / wie im Symbolo Chalcedonensi recht
gesagt wird / haud quaquam differentiam naturarum vnione tollente, sed potius
proprietatem vtriusque naturae conseruante. Die mittheilung aber der
eigenschafften verstehen diese Theologi davon / Das die Menscheit sey allmechtig
vnd allenthalben worden / welches so es bestehen solte / müste zuvor erwiesen
sein / das durch Persönliche vereinigung die Menscheit were Gott worden. Denn
was an der substantz vnd wesen nicht Gott ist / das kan auch die wesentlichen
Göttlichen eigenschafften an sich nicht bekommen / das es allmechtig vnd
allenthalben sein oder genennet werden solte.
Im andern argument vom gleichniß Leibs vnd der Seelen(2.) genommen / würden die jungen Studenten auch das antecedens nicht
zu lassen. Denn diß allzu grob gesponnen ist / das die vernünfftige Seele dem
Leib jhre eigenschafften soll mittheilen / Also / das auch der Leib solche
eigenschafft der Seelen an
|| [ID00062]
sich haben /
vnd da von soll genennet werden. Vnd mögen sich diese Theologen versuchen / Ob
sie erhalten können / das auch die gemeinen Layen jhnen zugefallen glauben
werden / das ein Menschlicher Leib vernünfftig / vnsterblich / Geistlich sey /
wie sie in Christo eine solche mittheilung der Göttliche̅
eigenschaffte̅ setzen / das die Menscheit allenthalben vnnd
allmechtig sey. Aber von diesem Gleichniß haben wir auch außführlich wieder I.
Andr: gehandelt.
Vnd wer siehet nicht / Das diese Theologen bey sich selbst gefühlet haben / das
diese argument den stich nicht halten köndten / damit sie aus der Persönlichen
vereinigung beyder Naturn inn Christo / vnd aus dem Exempel Leibs vnd der Seelen
Im Menschen / diese Ihre mittheilung haben bewehren wollen / nach welcher die
Menscheit Allmechtig vnd allenthalben sey worden. Denn sie selbst fallen darvon
ab / vnd suchen einen newen grund von der erhöhung der Menscheit Christi zur
rechten Gottes / die nach der Persönlichen vereinigung / lang hernach gefolget
ist. Dörffen aber dennoch auch bey diesem grunde nicht auffrichtig jhre meinung
darthun.
(Fol. 12.)
Was die schrifft sagt / sprechen sie / das muß war sein / Was Christus hat
außgesprochen / das muss recht sein / Was der H. Geist sagt vnd bezeugt / das
kan nicht feilen.
Die Schrifft aber sagt deutlich / das Christo nach seiner angenommenen
Menschlichen Natur / allmechtige gewalt / krafft vnd ehre gegeben sey / Matth. 28. Phil. 2. Dan. 7.
Derentwegen so ists war / vnd ist recht / vnd muss nicht feilen / Gott gebe was
Menschen darwieder aus jhrer tollen vernunfft fürbringen vnd folgern.
Wenn diese Theologi in Minori propositione, das ist / inn der andern rede dieses
Syllogismi nicht die Vbiquistische meinung versteckte̅ vnter der
ambigua locutione, nach der Menscheit / So würde nie mand sein / der diese
schlußrede nicht gantz vnd vnverrückt annehmen würde. Aber sie sollen zuvor
beweisen / dz Christo nach der Menscheit allmechtige gewalt vnd ehre gege
|| [ID]
ben sein / so viel heisse / als / die Menscheit ist
allmechtig vnd allenthalben worden. Vnd zusetzen (welches sich aber viel anders
verhelt) dz durch die angezogene sprüche der schrifft ein solches angezeiget
werden solte / So folgete dennoch / nach solcher jrer eigenen außlegung mehr
nicht / denn dz die Menscheit Christi erst nach der aufferstehu̅g
die allmechtigkeit vnd allenthalbenheit an sich empfangen / vnd zuvorn aus
Persönlicher vereinigung an sich nicht gehabt hette. Also würde dieser jhr newer
grund den vorigen gantz vnd gar zu boden stossen.
Von den gemelten sprüchen aber ist anderswo von vns nottürfftige erklerung
geschehen / vnd erwiesen worden / dz sie von der erhöhung zum Königlichem vnd
Hohenpriesterlichem ampt reden / vnd dem standt der erniedrigung entgegen
gesetzt sind. Vn̅ demnach nicht auff die Menscheit allein: Sondern
auff die Person / die Gott vnd Mensch ist / zu ziehen sein.
Weil nun die Schrifft dieses nicht saget / Christus vnd der H. Geist diß nicht
bezeugen / das die Menscheit durch die erhöhung sey allenthalebn oder allmechtig
worden: So wird vnser argument wol stehend bleiben / wie sehr auch diese
Sophisten darwieder schreyen.
Das nemlich / Gott sein vnd allenthalben / auch allmechtig sein / nicht können
noch sollen von einander gescheiden werden. Denn was Allmechtig vnd allenthalben
ist / das ist Gott selbst.
Die Menschliche Natur Christi wird weder dürch die Persönliche vereinigung / noch
durch die erhöhung Gott / sonder ist vnd bleibt allzeit vnter Gott.
Darumb so ist die Menschliche Natur Christi weder allmechtig noch allenthalben
worden / Ob sie wol vom ersten augenblick jhrer empfengniß mit dem Sohn Gottes
vereinigt gewesen / vnd er inn derselben erhöhet / sitzet vnd herrschet zur
rechten des Vaters / etc.
Vom gleichniß des glüenden Eisens / solten sich diese Leute schemen(Fol. 12. b.) / dz nach so vielfeltigen
erinnerungen sie noch nicht gelernet
|| [ID00064]
haben / wie ferne dasselbe statt habe inn de̅ geheimniß der
Menschwerdung Christi. Vnd weil sie vns mit dem spruch aus dem Magistro
sententiarum, quòd Caro non sit omnipotens, ne Deus esse putetur, auff andere
Ihre Schrifften / darauff wir jhnen andere antworten lassen / führen / Weisen
auch wir sie viel billicher an Damascenum lib. 3. Cap. 15. & 17. vnd auff
Theodoretum Dial. 2. Da werden sie wol fülen / wo sie das heisse Eisen brennen
werde.
Den spruch Magistri sententiarum aber belangende / das Christi Fleisch nicht
allmechtig sey / sonst würde es auch Gott sein / werden sie denselben weder mit
andern jhren Schrifften / die sie bißhero außgehen lassen / noch hinfüro mit
allem Ihrem vngegründtem disputiren / können vmbstossen vnd vnrecht heissen / es
sey denn / das sie den nahmen des ewigen / allmechtigen Gottes Iehoua, Schaddai,
, Omnipotens, der wahren wesentlichen Gottheit nemen
/ vnd einer erschaffenen Natur zulegen wollen. Welches Ihnen die rechtglaubige
Kirche nimmermehr gestehen wird.
V.
ZVm fünfften fühlen sie wol / wie jhnen die thetliche (Fol. 13.) mittheilung der Göttlichen wesentlichen eigenschafften inn
der Menscheit Christi zuerhalten / allzu schwer fallen wölle / inn massen die
Vbiquisten dieselbe bißher inn Ihren Büchern gestritten. Darumb vertuschen sie
anfenglich das wort Idioma essentiale, oder wesentliche eigenschafft. Brauchen
dafür das general oder gemeine wort / Mittheilung der Göttlichen Maiestet.
Vnd das sie durch verleumbdung jhres gegentheils Ihre sache schmücken / vnd den
vnberichten Leser von dem eigentlichem Zweck dieses streits abfüren mögen /
setzen sie einen hauffen Calumnien nach einander / die zum theil falsch vnd
erticht / zum theil zweiffelhafftig / vnd auff diese vnd andere meinung gedrehet
werden können. Als / Das sie jhr gegentheil bezichtigen /
|| [ID00065]
das alles was die Schrifft sagt / das
Christo nach seiner Menscheit inn der zeit gegeben sey / das sey allein von
einem blossen Titel oder Nahmen zuverstehen. Item / das solches nur auff die
Göttliche natur zudeuten sey. Auff die Menscheit aber weiter nicht / als so viel
den blossen Titul vnd Nahmen anlangt. Item / Das die Menscheit der Göttlichen
Maiestet vnd herrligkeit nicht fehig sey / könne Ihr auch nicht mitgetheilet
werden. Daraus sie dann weiter folgern / Das hiermit der Menscheit Christi nur
mit blossen worten viel zugelegt / Mit der that aber habe sie nichts vberall.
Item / Communicatio sey bey vns nur eine blosse arth
zureden / da nichts hinder sey. Item / Man schlisse / Es sey gar keine
warhafftige oder thetliche mittheilung der Maiestet des Sohns Gottes.
Diese Calumnien sind inn vnser ersten Verantwortungsschrifft nach notturfft
wiederlegt / da wir von der ambiguitet vnd vngleichem verstandt der wort Realis
vnd Verbalis communicationis(
Brem. F. vlt.
) am ende des dritten Hauptstücks von der Person Christi erklerung
deutlich gnug gethan haben. Welches vngeachtet / dennoch diese Theologen so
frech daher lestern / das sich der Sathan selber / der doch den Nahmen hat vom
Calumnijren, solcher Calumnien schemen solte.
Nach diesen Calumnien stellen sie sich / als wolten sie erkleren / was für eine
weise der thetlichen mittheilung Göttlicher Maiestet sie setzen / Wir lehren
nicht / sprechen sie / Das auff(1.) wesentliche
weiß die Göttlichen eigenschafften der Menscheit werden mitgetheilt. Auch nicht
auff Natürliche weiß. Noch durch außgiessung.(2. 3.
4.) Auch nicht also / das der Sohn GOttes derselben sich hierdurch
beraube: Wie denn? Persönlich sagen sie / das ist / es geschiehet nach art vnd
von wegen der Persönlichen vereinigung beyder Naturn in Christo. Denn wie die
vereinigung der beyden Naturn Persönlich ist / Also auch die mittheilung der
Maiestet. Sie entschüldigen sich auch der lenge nach / das sie nicht lehren /
das die Menscheit Christi an vnd für sich selbst allmechtig sey.
Diese jhre erklerung lesset sich ansehen / als wolten diese drey Menner
allgemehlig der warheit neher tretten / vnd sich der Vbiquistischen reden
entschlahen. Denn wieder I. Andr.
|| [ID00066]
(Bre. Ant. wort contra Ja. An. 120.
121.) haben wir mit der Vbiquisten eigenen worten dargethan /
das sie zum offtern geschrieben / die Menscheit Christi habe die allmechtigkeit
an vnd für sich selbst empfangen / Inn massen auch Selneccer ein solches für
dieser zeit außdrücklich geschrieben hat. Item / (Bre.
Antwort 122. 123.) Das die Vbiquisten jmmerdar
das wort / außgiessen / inn diesem handel gebraucht / vnd geschrieben haben /
Das die Göttliche Natur alle jhre Maiestet / allmacht / all wissenhett /
allweißheit / allgerechtigkeit / allgegenwertigkeit / allseligkeit / vnd in
summa alle jhre eigenschafften außgiesse inn die Menschliche Natur / vnd sie
ziere mit aller Ihrer ehre vnd herrligkeit.
Das nun dieser zeit sich diese drey Menner solcher Reden anfahen zu schemen / vnd
dieselben mit vns verwerffen / Nehmen wir für bekandt an / Vnd wolten jhnen
gerne gönnen / das sie dieses nur wol inn acht nehmen / das sie mit vns jtzt mit
worten bekennen / das die mittheilung der Göttlichen eigenschafften geschehe /
neque essentialiter, neque naturaliter, neque per
transfusionem, neque per evacuationem: Sed secundum modum personalis
vnionis, & sic quide̅, vt humanitas non sit subiectum
idiomatum divinorum, neque in se sit omnipotens.
Welches alles / so es jhnen ein ernst were / vnd gedechten in̅
einem gesundem vnd schrifftmessigem verstandt darauff zuverharren / vnd hinführo
bey der warheit fuß zuhalten / were dem gantzen streit von der Reali
communicatione, so sie vnd andere Ihre Mitgesellen mit so grossem ergerniß vnd
nachtheil der Kirchen Gottes bißher getrieben / allbereit abgeholffen.
Denn so es keine wesentliche mittheilung ist / das ist / wie sie selber (Fol: 13.) hie reden / So die Menschliche Natur nach
dem wesen so weit als die Creatur von dem Schöpffer vnterscheiden ist / Vnd aber
die vnwandelbarn Göttlichen eigenschafften das wesen der Gottheit selber sind.
Als wird man der Menscheit Christi so wenig einerley oder gleiche Göttliche
eigenschafft mit der Gottheit zuschreiben können / Als wenig man dieser
Menscheit das Göttliche wesen / gleich der Gottheit Christi zuschreiben kan.
Denn der Sohn Gottes / (das wir abermahls Dieser Theologen eige
|| [ID]
ner wort gebrauchen) hat seine Göttliche MAIESTET nur inn dem einfeltigem wesen der Gottheit
selbst / mit dem Vater vnd heiligem Geist gemein / mit welchen er durchaus eins
wesens / vnd Gottheit ist / (vnd also auch einerley Göttlichen eigenschafft) vnd
nicht mit der angenommenen Menschlichen Natur.
Gleich wie nuhn die Menscheit Christi nicht Gott ist nach dem wesen / Also wird
auch diese Menscheit die wesentlichen eigenschafften nicht an sich haben / das
sie allmechtig / allgegenwertig / gleich der Gottheit sein solte.
So dann auch keine Natürliche gemeinschafft / noch außgiessung(Fol. 13. b.) der Göttlichen Maiestet inn die
Menschliche Natur geschehen ist / das ist / wie diese Theologen es selbsten
deuten / So der Sohn Gottes nicht eine Newe / vnd von seiner wesentlichen
Maiestet vnd allmacht / abgesonderte Maiestet oder Allmechtigkeit inn seiner
angenommenen Menschlichen Natur schafft vnd machet / nach welcher sie auch an
vnd für sich selbst allmechtig sey / vnd dieselbe allmechtigkeit an vnd für sich
selbst habe / gleich wie sie sonst andere erschaffene gabe̅ hat /
derer subiectum sie eigentlich ist / wie man inn Schulen
zu reden pflegt (Dann diß sind alles jhre eigene wort.)
Alss wird man abermahls mit bestand vnd warheit nicht sagen können / das die
Menscheit Christi nach den erschaffenen gaben allmechtig vnd allgegenwertig
worden sey / Inn massen jhr dann auch keines wegs eine erschaffene Gottheit kan
zugeschrieben werden. Denn so wenig eine erschaffene Gottheit sein kan / So
wenig kan auch eine erschaffene allmechtigkeit vnd allgegenwertigkeit sein.
Wo bleibt dann die Vbiquistische mittheilung / nach welcher die Menscheit soll
allmechtig / vnd allenthalbgegenwertig worden sein? Sintemahl beydes nach dem
wesen / vnd nach den erschaffenen gaben / solche wesentliche Göttliche
eigenschafften der Menscheit Christi / Als diese Theologen bezeugen / nicht
zugehören?
Nichts sterckers kan auch wieder die Vbiquistische mittheilung der Göttlichen
eigenschafften gesagt werden / Denn dz diese(Fol.
14.)
|| [ID00068]
Theologi bekennen / Das die
eigenschafften der Göttlichen Natur nimmermehr inn ein frembdes subiectum, oder / inn die angenommene Menschliche Natur
also kommen / das sie derselben wesentliche eigenschafft werden-
Ist nun die Menschliche Natur Christi nicht das subiectu̅ der von
den Vbiquisten mitgetheilten Göttlichen eigenschafften / Was zeihet man sich
dann / mit den newen Phrasibus, Das die Menscheit sey allmechtig vnd
allenthalben?
Nichts kan ja von einigem erschaffenem ding eigentlich gesagt / oder einiger
Creaturn recht zugeschrieben werden / es sey denn ein solches / darvon man
solche Creatur nennet / vnnd sie damit gezieret sein rühmet / Inn vnnd an
derselben Creatur tanquam in subiecto. Welches so gar ein Allgemeine warhaffte
Regel ist / in Theologia so wol als inn allen andern sachen / Das man auch die
Kinder inn den Schulen von jugent auff also lehret. Nihil omnino rectè dici
potest de subiecto, nisi praedicatum illud eidem inesse constet. Item: Dici de
aliquo requirit inesse.
Gleich wie man nun nicht sagen kan / die Menscheit Christi ist ewig / oder
Geistlich / oder vnermeßlich / oder vnendlich / darumb das solche eigenschafften
weder einerley mit der Gottheit / noch als erschaffene gaben / inn vnd an der
Menscheit Christi sind: Also solte man ja einmahl die Augen auffthun vnd
erkennen / Das auch diese Reden newe sind / vnd nicht bestehen können: Die
Menscheit ist allmechtig / Die Menscheit ist allenthalben. Denn die Menscheit
hat nicht an vnd für sich selbst weder die ewige allmechtigkeit / so das wesen
Gottes selber ist / noch eine erschaffene allmechtigkeit / als ein erschaffene
gabe oder geschenck / Ja es sagen diese Theologen an diesem orth selbst / Sie
köndten sich des Eutychiamsmi nicht erwehren / so sie
eine solche außgiessung der Göttlichen Maiestet inn die Menschliche natur
lehrenwolte̅.
(Fol. 13. b.)
Letzlich / So aber die Mittheilung der Maiestet / wie diese Theologen bekennen
müssen / Persönlich ist / wie die vereinigung der beyden Naturn Persönlich ist /
Vnd der Sohn Gottes die Menschliche Na
|| [ID00069]
tur also inn die gemeinschafft seiner Göttlichen Matestet vnd
herrligkeit eingesetzt vnd erhaben hat / wie er dieselbe inn einigkeit vnd
gemeinschafft seiner Person vn zertrenlich hat angenommen. So wird wol recht vnd
warhafftig / vnd mit der that gesagt werden können: Dieser Mensch Christus ist /
ewig / allmechtig / vnendtlich / allenthalben / wie er auch Gott ist / Nicht
aber wird gesagt werden können / Die Menscheit Christi sey ewig / allmechtig /
vnendlich / allenthalben. Wie denn auch die Menscheit Christi durch die
Persönliche vereinigung weder Gott / noch die Gottheit selber worden ist.
Diß wolten wir diesen Theologen gerne gönnen / das sie es mit vleiß inn acht
nehmen / vnd bey einerley reden vnd meinung blieben / vnd dem schedlichem
gezenck / vnd teglichen newerungen inn Religions sachen ein mahl abhülffen. Aber
das kein ernster wille bey jhnen sey die warheit zusuchen / vnd dabey
auffrichtig zuverharren / zeugen jhre zum theil zweiffelhafftige / zum theil
wiederwertige Reden / die sie jmmerdar mit einmengen / vnd denn weiter vnd
ferner anhangen.
Denn ob wol das gleichniß von vereinigung Leibs vnd der Seelen / welches sie
abermahls einführen / Auch von den Alten(Fol.
14.) Lehrern recht gebraucht wird / zu erklerung der
Persönlichen-VEREINIGVNG beyder Naturn inn Christo / So wissen doch diese
Theologen wol / vnd haben wirs wieder I. Andream außführlich dargethan / Wie die
Vbiquisten / vnnd sie selbsten für dieser zeit desselben sich gemißbrauchet
haben / zu bestetigung der AVSGIESSVNG Göttlicher eigenschafften inn die
Menschliche Natur. Darumb sie billich allhier deutlich anzeigen solten / was sie
mit diesen weitlaufftigen zweiffelhafften worten gemeinet haben wöllen / Da sie
sagen / Gleich wie die Seel den Leib zur gemeinschafft jhrer eigenschafft kommen
lest / vnd jhm dieselben warhafftig vnd mit der that mitthetlet / auch jhre
wirckungen inn / mit / vnd durch desselben Organa
außrichtet.
Wann sie es mit einem jungen Studenten / Der sein li
|| [ID00070]
brum de Anima studieret / zuthun
hetten / der würde jhnen gar nicht zulassen / das der Leib vernünfftig vnd
vnsterblich sey oder genennet möge werden / Ob wol von der Seelen beydes recht
gesagt wird. Niemand wird jhnen auch nachgeben / das die vernünfftige Seele alle
jhre wissenschafft / erwehlung / verstand / durch die Organa vn̅
Gliedmassen des Leibs außrichte / Ob wol Leib vnd Seel eine Person oder einen
vernüfftigen Menschen machen / vnd so lange die Seel im Menschen ist / sie jhre
wircku̅g inn dem Leib / vnd nicht ausser dem Leib
vorrichtet.
Wie viel weniger können sie dann aus diesem gleichniß schliessen / das die
Menschliche Natur Christi / vnendlich / allmechtig / allenthalben sey. Oder /
das die Göttliche Natur des Sohns Gottes alle jhre wirckung durch die Menscheit
außrichte. Vnd so man jnen dieses verneinet / das darumb die Persönliche
vereinigung beyder Naturn auffgelöset sein soll?
Es vorrathen auch diese Theologen endlich jhren betrug selbst / den sie treiben
vnter den worten / Die Menschliche Natur an / vnd für sich selbst / Welche wort
In se, secundum se, , von den rechtglaubigen Scribenten
gebraucht werden von der Menscheit Christi / nicht ausser der Person / (Denn
keine solche Menscheit Christi ist nie gewesen / weder im Himmel noch auff Erden
/ ausser der Persönlichen vereinigung) Sondern inn der Person Christi / so ferne
die Menscheit gegen die Gottheit in̅ dem einigen Christo gehalten
/ vnd für sich inn der Person Christi betrachtet / vnnd von der Göttlichen Natur
vnterscheiden wird.
Diese Theologen aber deutens nach dem Vbiquistischem schlag Auff die Menscheit /
so ferne dieselbe ausser der Person betracht wird / Vnd wenn sie sagen / die
Menscheit Christi hat an vnd für sich selbst nicht die Gottlichen eigenschafften
/ muß es bey jhne̅ so viel heissen / die Menscheit ausser der
Person Christi hat solche eigenschaff
|| [ID00071]
ten nicht / Aber inn der Person hat sie dieselben an sich bekommen.
Daher schreiben sie allhier / Gleich wie die angenommene Menschliche Natur nicht
an vnd für sich selbst / Sondern inn der Per son des Sohns Gottes / der sie jhme
vnzertrenlich vereiniget hat / bestehet / Also habe sie auch die Göttliche
Maiestet oder Allmechtige gewalt nicht an vnd für sich selbst / als inn einem
Subiecto / Sondern inn der Person des Sohns GOttes /
von welcher sie vnaufflößlich auff vnd angenommen ist. Denn wo der Sohn GOttes
die Menschliche Natur nicht inn die einigkeit seiner Person vnzertrenlich
angenommen / vnnd Ihm selbst zu eigen gemacht. Köndte sie nimmermehr der
Maiestet vnd herrligkeit seiner Göttlichen Natur im geringsten fehig oder
theilhafftig gemacht werden.
Hie führen wol diese Theologi einerleywort mit den rechtgleubigen Scribenten /
das die Menscheit theilhafftig gemacht sey der Göttlichen Maiestet inn der
Person Christi / Verstehens aber also / Das die Menscheit Christi solche
Göttliche Maiestet an sich bekommen habe / oder / wie sonsten die Vbiquisten
reden / das die Allmechtigkeit vnnd Allgegenwertigkeit der Menschlichen Natur
Christi / conferirt vnd geschenckt / vnd Die Menscheit Christi mit solchen
Göttlichen eigenschafften gezieret vnd gesalbet sey. Daher dann diese Theologen
so wol als die Vbiquisten vertheydingen die abstractiuas locutiones, Die
Menscheit ist Allmechtig / ist Allgegenwertig. Vnd dörffen dennoch nicht sagen /
das die Menscheit inn der Person Christi vnendlich / ewig / Geistlich / etc.
worden sey.
Dargegen aber die Rechtglauaigen Scribenten lehren / Das die Menscheit Christi
theilhafftig gemacht sey ALLER Göttlichen eigenschafften / wie auch der Gottheit
/ oder Göttlichen Natur Inn der Person des Sohns GOTtes also / vnd der gestalt /
Das gleich wie die Menscheit Christi nicht genennet wird / auch nicht worden ist
GOtt / Ob sie wol mit GOTt Persönlich vereiniget / oder / das eben so
|| [ID]
viel ist / inn der Person des Sohns Gottes bestehet / Also
diese Menscheit auch nicht vnendlich / ewig / Geistlich / allmechtig /
allenthalbgegenwertig worden / noch also zunennen sey / ob sie wol inn die
einigkeit der Person / von der vnendlichen / ewigen / Geistlichen / allmechtigen
/ allenthalbgegenwertigen / Göttliche̅ Natur des Sohns angenommen
/ vnd von dem augenblick der empfengniß an mit derselben ein Christus ist.
Derwegen vns auch die folgenden reden dieser Tdeologen / wie scheinbar sie sich
ansehen lassen / nicht vnbillich verdechtig sind / Das die Göttlichen
eigenschafften inn der Person des Sohns Gottes also vnbeweglich vnd ewig bleiben
/ das es durchaus vnmüglich / das sie der angenommenen Menschlichen Natur hetten
mit der that oder warheit können mitgetheilt werden / Wo sie nicht vom Sohn
Gottes inn der einigkeit der Person vnzertrenlich were auff vnd angenommen. Dann
darunter verstehen sie abermahls / das zwar ohne vnd ausser der Persönlichen
vereinigung die Menscheit Christi solche Göttliche eigenschafften nicht an sich
habe / Aber durch die Persönliche vereinigung sey sie allmechtig vnd
allenthalben worden.
Dagegen aber die Rechtgleubigen Lehrer inn Christlicher Kirchen erweisen / das
aus der Persönlichen vereinigung keine vergleichung der eigenschafften folge /
Vnd dz der ewige Sohn Gottes seine Göttliche eigenschafften anders nicht / denn
seine Gottheit oder Göttliche Natur der angenommenen Menscheit habe mitgetheilt
oder vereiniget. Vnd gleich wie die Menscheit inn der Person Christi nicht Gott
worden ist / Also sey auch diese Menscheit inn der Person Christi nicht
vnendlich / allmechtig / allenthalben gege̅wertig / etc. Ob wol
dieser Mensch Christus nicht nach blossem Titel vnd Nahmen / sondern mit der
that / vnd warhafftig / ja auch wesentlich vnd Persönlich Gott / vnd Gottes
ewiger / allmechtiger / vnermeßlicher / allenthalbgegenwertiger Sohn ist / vnd
von allen Christen also erkandt / genent / vnd angeruffen wird.
|| [ID00073]
Wann diese Theologen das Doctor Baretlin so lang beyseits legen / vnd sich
vnterweisen lassen wolten / möchten wir jhnen gerne gönne̅ / das
sie doch jhren halbverstümm melten worten selbst ein wenig besser zu jhrer
vnterweisung nachdencken möchten. Sie sagen allhier / das sie bekennen / das die
eigenschafften(Fol. 14.) der Göttlichen
Natur in Christo nimmermehr inn ein frembdes Subiectum,
oder inn die angenommene Menschliche Natur also komme̅ / das sie
derselben Physicè oder Natürlich solten mitgetheilt /
vnd jhre wesentliche eigenschafften werden. Lieben Herrn Doctores / dencket doch
diesen ewren worten ein wenig nach / vnd weil jhr sie von den Orthodoxis
entlehnet habt / so lasset dieselben ewre Schulmeister hierinnen sein.
Die Regel heist also: Propria non egrediuntur subiectum suum. , sagt Damascenus aus den Griegischen alten Scribenten /
, das ist / Was eines dings eigenschafft ist / das
ist vnd bleibt inn demselben ding / dem es eigentlich zugehört / Ist / vnd kömpt
nicht inn andere vnterschiedene ding.
Diese Regel bekennet jhr selbst für recht / vnd müst sie auch ohne ewren danck
recht sein vnd bleiben lassen.
Nun sind die vnendlichen Göttlichen eigenschafften der Göttlichen Natur inn
Christo eigen. Denn darumb heissens Göttliche vnd vnendliche eigenschafften /
das sie nicht einer erschaffenen Natur / sondern der ewigen Gottheit / einig vnd
allein zugehören. Daher bey allen gelehrte̅ dieses vngezweiffelt
für war gehalten wird: Quòd Deum esse, & infinitae omnipotentiae, &
vbique praesentem esse, sint termini conuertibiles.
Derwegen so sollen vnd müssen diese vnendliche Göttlichen eigenschafften AN der
GOTTLICHEN Natur Christi erkandt / Nicht aber der Menschlichen Natur Christi
zugeschrieben werden. Denn die Menschliche Natur Christi ist nicht die Göttliche
Natur / weder in noch ausser der Person Christi. Vnd ist die Göttliche Natur ein
vnterschiedenes Subiectum, also das
|| [ID00074]
gleich wie zwo vnterschiedene Naturn / also auch zwey vnterschiedene Subiecta
sind in der ewigen Person Christi. Sintemahl ein anders ist Subsistentia oder
Persona, ein anders aber ist Subiectum, welches auch eine jede essentiam oder
naturam für sich allein bedeutet.
Ferner bekennet jhr / Das die Göttlichen eigenschafften nimmermehr (Fol. 13. b) der Menschlichen Natur wesentliche
eigenschafften werden können. Kurtz zuvor habt jhr auch bekandt / das die
Menscheit nicht habe die Göttliche allmechtigkeit / als die erschaffenen gaben /
derer subiectum die Menschliche Natur eigentlich ist.
So es denn weder eine wesentliche eigenschafft der Menschlichen Natur / noch eine
erschaffene gabe in der Menscheit ist / Was wölt jhr denn endlich auß der von
den Vbiquisten eingefährter Maiestet der Menscheit Christi machen / Ist es eine
Sub stantia, oder ist es ein Accidens? Vnd so es keines ist / wie diese ewre
jetzige aussage wieder ewren willen lautet / Was vervnreiniget jhr denn die
Kirche Gottes darmit? So jhr doch wol wisset / dz nicht allein in Philosophicis,
sondern auch in Theologicis Scholis diß axioma fest vnd vnbeweglich ist: Omne
ensaut est Substantia, aut accidens?
Aus diesem halten wir das der Christliche Leser / wol werde vernehmen können / Ob
wir oder sie / mit dieser gantzen sache vnd (Fol.
13.) streit auffrichtig (wie sie bey dem eingang dieser jhrer
Digression reden) vmbgehen.
Vnd das jhr Herrn Doctores / nicht vergeblich fürwenden möget / als handle man
ohne außdrückliche sprüche der schrifft / so stellen wir Euch zum vberfluß für
diese zween sprüche des Apostels Pauli / welche jhr etwas bey euch werd gelten
lassen müssen.
1. Cor. 15. Er hat jhm alles
vnter seine füsse gethan. Wenn er aber saget / Dz es alles vnterthan sey / ist
offenbar / das AVSGENOMMEN IST der jhm alles vnterthan
hat.
1 Cor. 11. Gott ist Christus
heupt.
|| [ID00075]
Aus welchen beyden sprüchen dieses gantz klar ist / das Christus nach der
Menscheit nicht vber Gott / auch die Menscheit an der Maiestet nicht einerley
noch gleich ist mit der Gottheit / sondern das sie VNTER GOTT / vnd wie in
Athanasij Symbolo gesagt wird / kleiner denn die Gottheit / ist / Ohne zweiffel
nicht allein nach dem wesen / sondern auch nach den wesentlichen Göttlichen
eigenschafften.
Derhalben schleust sichs fest vnd vnbeweglich / daß / wie die Menscheit Christi
vnter Gott / oder kleiner dann die Gottheit / das ist / dem wesen Gottes nicht
gleich / noch mit demselben einerley ist / Also auch solche Menscheit den
Göttlichen vnendlichen eigenschafften vngleich / vnd also weder allmechtig /
noch allenthalb gegenwertig worden / oder also genennet werden soll / darmit der
vnterscheid beyder Naturn in dem einigen Christo inn ewigkeit erkandt / vnd ohne
Eutychianische vermischung vnd Schwenckftldische vergöttung in der Christenheit
möge erhalten werden.
VI.
ZVm sechsten / Als wir in vnser ersten verantwortungßschrifft wieder vnsere
dieses orts wiedersacher den herrlichen locum Lutheri (wie Christo nach der
Menscheit alle gewalt gegebe̅ sey / aus dem Buch von den letzten
worten Dauids angezogen / vnd dabey erinnert haben / das man in demselben in
sonderheit achtung geben wolle auff vier Puncten / die wir daselbst nacheinander
erzehlet / Widerholen an diesem orth diese drey Menner solchen(Fol. 14. b.) locum, verstüm meln aber vnd lassen
aus die nothwendige Clausul aus dem spruch / Rom. 1. Welche am ende des loci
Lutheri, gleich als eine erklerung seiner vorgehenden wort ist angehengt.
Nachmahls wiederholen sie auch die von vns erzehlten vier Punct / Vnd der erste
Punct / sprechen sie / ist an jhm selbst(1.)
nicht streittig. Das nemlich der Son Gottes / nach seiner Göttlichen
|| [ID]
Natur von ewigkeit her empfangen habe die ewige gewalt oder
Gottheit / Inn deme er vom Vater in ewigkeit warhafftiger Gott geboren ist.
Diß gönnen wir diesen Theologen auch gerne / das sie es vns lassen gut sein. Es
ist jhnen aber nicht vnbewust / das die Vbiquisten bißher inn gemein dahin
geschrieben haben / Das / alles was Christus empfange / das empfange er allein
nach der Menscheit. Denn als Gott könne er nichts entpfangen. Welches diese
Theologen nun selbst für vnrecht halten / vnd erkennen müssen / das hier mit den
Arianern zum grossen vortheil eingereumbt würde / die ewige vnerforschliche
geburt des Sohns Gottes zuverspotten / nach welcher er warhaffter Gott vom Vater
geborn / vnd alles vom Vater empfangen hat.
Es solten aber diese Theologen auch dieses darbey bedencken / das geben vnd
empfahen keine vngleicheit der wesentlichen eigenschafften machen. Vnd so der
Menschlichen Natur die eigenschafften der Gottheit also geben weren (wie jhre
selbst meinung noch ist) das die Menscheit darvon Allmechtig vnd
Allenthalbgegenwertig worden / Würde sich inn der zeit auch angefangen haben
eine vergleichung der Göttlichen vn̅ menschlichen Natur in den
eigenschafften / gleich wie durch dz geben vn̅ empfahen / so
zwische̅ dem Vater vnd dem Son von ewigkeit geschehen / eine
ewige gleicheit nach dem Göttlichen wesen vnd eigenschafften an dem Vater vnd
dem Sohn ist.
Daher denn zuerkennen / das es ein lauter Sophistisch vnd vnwarhafftes glößlein
sey / wenn sie anderßwo mit den Vbiquisten fürgeben / Es werde keine
vergleichung der beyden Naturn inn Christo von jhnen gesetzt / Ob gleich nach
beyden Naturn Christus einerley Göttliche eigenschafften habe. Denn / sprechen
Sie / die Menschliche Natur empfehet / die Göttliche giebet solche eigenschafft.
Welche außflucht so sie bestehen solte / würde folgen / das auch der Sohn vnd
Vater nicht durchauß gleich were / Weil der Sohn empfehet (2.) / der Vater aber giebet von ewigkeit / etc.
Der ander Punct / (Nemlich da wir aus Luthero erinnert /
|| [ID00077]
das die ewige gewalt oder Gottheit / dem
Menschen Christo gegeben sey(Fol. 14. b.)
zeitlich / von dem augenblick an / da Gottheit vnd Menscheit vereinigt ist inn
eine Person) Ist verdackter weise angezogen / sprechen diese Theologi. Worinnen
aber? Denn D. Luther hat nicht allein dieses daselbst geschrieben / Sondern her
nach auch dazu gesetzt: Mir Ihesu von Nazareth ist aller gewalt gegeben. Von
ewigkeit hab ich sie vom Vater / ehe ich Mensch worden. Aber da ich Mensch ward
/ hab ich sie zeitlich empfangen nach der Menscheit. Diese erklerung (sprechen
sie) sollen wir gar aussen lassen / vnd mit dem kleinsten Fingerlein nicht
anrüren / Sondern als vber eitel scharffe spitzen oder stachelichte Dornen
oberhin springen.
Wol scheinet es / das diese drey Menner / da sie mit den deutschen Sprichwörtern
/ von der spring vnd Fechtkunst / jhren lust allhier suchen / an jhre
Lufftsprünge werden gedacht haben / die sie im Concordi Buch vber die
Vbiquistischen Paradoxa gethan haben. Vns ist / Gott lob / keines springens von
nöthen gewesen / Ja wir haben den gantzen locum Lutheri vo̅ anfang
biß zum ende / ohn einigen zusatz oder abbruch von Buchstaben zu Buchstaben
erzehlet / darinnen ja diese von jhnen jetzt widerholete wort klerlich
zubefinden / vnd nichts davon außgelassen.
Das wirs aber nicht auffs Newe widerumb hernach erzehlet / hetten diese Theologen
/ wenn sie vber vnsere special erinnerungen selbst nicht so balt hetten oben hin
gesprungen / wol vermercken können / das es darumb geschehen / das wir diese
rede Lutheri inn dem angezogenem loco für einerley halten / Dem Menschen Christo
ist die ewige gewalt oder Gottheit gegeben zeitlich von dem angenblick der
Persönlichen vereinigung an / Vnd Mir Ihesit von Nazareth Marien Sohn vnd Mensch
geborn / ist sie gegeben. Vnd da ich Mensch ward / bab ich sie zeitlich
empfangen nach der Menscheit.
Vnd diß hetten sie noch deutlicher vernemen können am(Bre. Verant. H. ij. erstes drucks.) ende vnsers tractats von der
Person Christi / da wir die art zureden der alten Lehrer außführlich erkleret
haben / das Christus nach der Menscheit offtmahls / so viel heisse / als nach
der Menschwerdung / oder da Christus Mensch worden ist. Aber laß springen /
|| [ID]
was springen wil. Diese springer aber hetten doch die warheit
besser in acht nehmen / vnd jhre inscitiam nicht so gar im springen entblössen
sollen / Denn sie zumahl auff eine vnwarhaffte (Fol.
15.) stedte nieder springen / da sie von vns schreiben / als solten wir
KEINS wegs gestehen / das es recht geredt sey / Der
Menscheit Christt sey allmechtige gewalt gegeben / Welches weder sie noch andere
von vns gehört / oder inn vnsern Schrifften gelesen haben. Denn wir nicht diese
rede schlecht vnd bloß verwerffen / sondern den Eutychianischen vnd
Vbiquistischen verstand nicht billichen können / welchen diese Theologen noch
jmmerdar stützen.
Ein grobe Vntheologische vnwissenheit ist es auch / das diese reformatores
generales schreiben dürffen / Lutherus rede abstractiuè,
da er allhier sagt / Christus nach der Menscheit. Item / das sie sagen / vnd es
noch ferner wiederholen mit diesen worten / Freylich rede D. Luther ABSTRACTIS vocabulis, auff das er den genanten
Sacramentiren (wie sie mit jhren jegerischen sprichwörtern / derer sie zu hoff
gewohnet / nicht so gar höfflich / als sie sich bedüncken lassen / allhier
reden) das Loch verrenne / da sie sonst hinaus zu wischen pflegen / etc.
Soll dann nun / Christus nach der Menscheit / vnd wie D. Luther in einerley
verstandt vnd text weiter redet / der Mensch Christus / Ihesus Marien Sohn vnd
Mensch geborn. Item / Christus da er Mensch ward / abstracta vocabula sein?
Sollen diß nicht concretiuae, sondern abstractiuae locutiones sein? So werden
diese Theologi entweder eine newe Grammatiken vnd Theologiam erfunden haben /
wie jhrer Mitgesellen eins theils zweyerley abstracta erdacht / Oder / es werden
diese reformatores an keine bekandte Grammaticam noch Theologiam mehr wollen
gebunden sein. Vnd wird jhnen jhre inscitia vnd audacia ein sonderliches
berühmbtes Kunst stück sein müssen.
Diese jhre inscitiam in vocabulis discernendis vermehren sie allhier auch mit
andern groben jrrthumben in rebus ipsis. Als / das sie richten / es werde
Christo nach seiner Menscheit nur allein
|| [ID00079]
mit blossen Titeln / vnd nicht mit der that vnd warheit allmechtige gewalt
gegeben / Wenn die ewige gewalt / welche die Gottheit selber ist (nach Luthers
außlegung) nicht der Menscheit / sondern dem Menschen Christo zugeschrieben
werde. Davon wir bald hernach weitter antworten wöllen.
Item / das sie die krafft Göttliche Wunderzeichen zuthun / der Menscheit Christi
zuschreiben / So doch die gantze Christenheit aus den trefflichen Wunderzeichen
/ die Christus in seinem Fleisch gethan / Allzeit bißher geschlossen hat / nicht
das die Menscheit / oder das Fleisch Christi / sondern diese Person Christus /
Gott vnd allmechtig sey. Wie denn in solchem verstandt der Apostel sagt / Ihesus
habe seine herrligkeit geoffenbaret / da er auß Wasser köstlichen Wein gemacht /
vnd seine Jünger haben an Ihn gegleubet. Vnd was er für eine herrligkeit damit
meine davon sagt er zuvorn / Wir sahen seine herrligkeit / eine herrligkeit als
des eingebornen vom Vater.
Dergleichen inscitia ist es auch / das sie fürgeben / es habe die Menscheit jhre
allmechtige gewalt hinderhalten / biß zu jhrer aufferstehung / gleich als wenn
S. Paulus von der Menscheit vnd nicht von der Person gesagt hette / Philip. 2.
Welcher als er in Gottes gestalt war / hielte ers nicht für einen Raub Gott
gleich sein / sondern eussert sich selbst / etc.
Es handeln aber auch hierbey diese Theologen mala fide, da sie sich hierinnen
auff Lutherum beruffen / vnd doch vntrewlich aussen lassen / oder wie sie jhren
lust haben zu reden / gleich als vber eitel scharffe spitze vnd stachelichte
Dornen vberhin springen / Das Lutherus den spruch des Apostels / als zu einer
gewissen erklerung seiner Rede vnd meinung gesetzt hat. Denn da er gesagt / Da
ich Mensch ward / hab ich die allmechtige gewalt zeitlich empfangen nach der
Menscheit / vnd heimlich gehalten biß auff meine aufferstehung vnd auffarth / da
es hat sollen offenbart vnd erkandt werde̅ / setzet er stracks
fusses dazu / Wie S. Paulus zun Römern am ersten spricht / Er ist verklert oder
erweiset ein Sohn GOttes krefftiglich.
|| [ID00080]
Höret jhr Herrn Theologi / das Lutherus Euch / vnd ewers gleichen Vbiquisten eben
hiermit / ewrem jegerischem gleichniß nach / das Loch verrennet / da jhr sonst
hinaus zu wischen pfleget. Denn er nicht sagt / das durch die aufferstehung
Christi er wiesen / das die Menscheit (die sich freylich nicht hat können selbst
aufferwecken) Allmechtig worden sey / Sondern das diese Person erweiset sey ein
Sohn Gottes krefftiglich. Welches der Griechische Text noch deutlicher gibt /
das Christus Gottes Sohn sey / geboren aus dem Samen Dauids nach dem Fleisch /
das ist nach der Menscheit / vnd sey erweiset Gottes Sohn in der krafft / Oder
wie es Lutherus in der deutschen Biblien geben hat / sey erweiset der
Allmechtige Sohn Gottes nach dem Geist der da heilig machet (das ist / nach
seiner Göttlichen Natur) durch die aufferstehung der Todten.
Von diesem spruch Pauli (den Lutherus zu erklerung seiner meinung anzeugt) können
wir viel mit besserm fuge euch Theologen ewre wort zu hauß schicken / das wir
vns nemlich denselben nicht also / wie jhr gerne woltet / verkeren / verfelschen
/ vnd aus den Henden werden reissen lassen.
(3.)
Im dritten Punct / Soll es diesen Theologen nicht recht (Fol. 15.) von vns geschrieben sein / das alle gewalt dem Menschen
Christo gegeben / von D. Luthern also verstanden werde / Das dieser Mensch
Marien Sohn sey allmechtiger ewiger Gott / der ewige gewalt / vnd alles
erschaffen hat / vnd erhelt.
Nun sind das nicht vnsere / sondern D. Luthers in dem angezogenem loco eigene
wort. Darumb krümmen vnd winden sich diese Theologen / wo sie es doch angreiffen
wöllen / das sie es an vns mögen tadeln. Kommen erstlich getrolt mit jren
gewönlichen Calumnien von den blossen Titeln vnd Nahmen / die jhnen daraus
erfolgen sollen / Wenn man das wort Mensch als ein Concretum vocabulum gebraucht
/ vnd bekennen doch diese (Fol. 15.
b.) hochgelahrte Theologen bald hernach wieder sich selbst / das sie jhres
theils mit den Concretis locutionibus durchaus einig /
führen vnd
|| [ID00081]
brauchen sie gerne / vnd
wissen das es recht geredt sey / etc. So sie es denn wissen / das es recht sey /
was plagen sie dann sich vnd andere mit den mutwilligen gedichten Calumnien von
den blossen Titeln vnd Nahmen?
Nachmahls komen sie auff eine andere Calumnien, sprechen / das man vnter dem
schein dieser arth zu reden / der angenommenen Menschlichen Natur gantz vnd gar
entziehe vnd abschneide wz die schrifft de datis in
tempore meldet.
Es möchten aber diese Theologen wol zuvor besser studiren den vnterscheid derer
ding / da von die schrifft sagt / das sie Christo in der zeit gegeben sind /
Derer eins theils zur Persönlichen vereinigung / Eins theils zum Ampt Christi /
Eins theils auch zu den hohen vnd fürtreffentlichen / Aber doch erschaffenen
gaben / damit die Menscheit Christi an sich selbst volkom me̅ vnd
herrlich gemacht wird / gehören. Item / wie nach dem vnterschied dieser
dreyerley ding / ein jedes auff seine vnterschiedene weiß vnd ordnung der
Menscheit Christi werde zugeschrieben.
So würden sie nicht also hinein plumpen mit den vnvorsichtigen vnd weitlaufftigen
reden / das die data in tempore allein der Menschlichen
Natur / vnd nicht der Göttlichen gelten.
Denn das Christus sagt / die Werck / die mir der Vater GEGEBEN hat / das ich sie
vollende / dieselbige Werck die ich thue / zeugen von mir / das mich der Vater
gesandt habe / Joan. 5. Item / Solches gebot hab ich EMPF ANGEN von meinem Vater
/ Johan. 10. Item / Du hast deinem Sohn GEGEBEN macht vber alles Fleisch / auff
das er das ewige leben gebe / allen die du jhm gegeben hast / Johan. 17. Item /
Darumb hat er jme einen Nahmen GEGEBEN vber alle Nahmen / etc. Vnd was
dergleichen vnzehliche viel Sprüche mehr sind / werden sie ja nicht also auff
die Menschliche Natur Christi allein ziehen können / das die Göttliche Natur in
der Person des Mitlers darvon außgeschlossen werden solte.
Möchten demnach diese drey Menner / wie sie abermahls
|| [ID00082]
als die Jeger reden / auff jhre eigene
Garn sehen / vnd jhre newe abstractiuas locutiones aus der schrifft vnd Patribus
zuvorn beweisen / ehe dann sie dieselben wieder jhr gegentheil vrgiren / vnd
diese jhre falsche meinungen dardurch verteydingen. Das (wie sie abermahls sehr
weitlaufftig reden) Was in der zeit dem HErrn Christo gegeben / nicht von seiner
Göttlichen / sondern ALLEIN von seiner Menschlichen
Natur zuvorstehen sey.
(Fol. 15. b.)
Nach diesem / nemen sich diese Theologen an / als sey es jhnen hoch zuthun vmb
diese erinnerung / Das die frag in dieser sache̅ sey / Ob Christo
dem Sohn Gottes die ewige gewalt in der zeit / auch nach seiner Menscheit
gegeben sey. Diß solten sie ja verstanden haben / das wir es nicht leugnen /
weil wir eben Lutheri wort davon angezogen haben. Vnd ist nicht von dieser arth
zu reden / der streit zwischen jhnen vnd vns / sondern vom verstandt derselben
rede / welche wir mit Luthero also erkleren / Das Christo nach der Menscheit die
ewige gewalt zeitlich gegeben sey / wie vnd welcher massen jhme nach der
Menscheit die ewige Gottheit zeitlich gegeben ist.
Wann nun diese Theologen vns beweisen können / das es sich recht schliessen
lasse:
Christo nach der Menscheit ist die Gottheit gegeben in dem nuhe vnd augenblick /
da Gottheit vnd Menscheit vereinigt ist in eine Person.
Darumb so ist die Menscheit von demselben augenblick an GOTT worden.
Alß dann mögen sie auch ferner schliessen:
Christo nach der Menscheit ist / die ewige gewalt gegeben in der Persönlichen
vereinigung.
Darumb so ist die Menscheit allmechtig worden / hat an sich / vnd an jhrer Natur
ewige gewalt / vnd soll davon also genennet werden.
Hie gilt es nicht eludirens, wie sie das wort allhier
gebrauchen / Sondern sie mögen bey sich selbst erwegen / Ob sie bey
|| [ID]
der ersten schlußrede (die sie ohne den Eutychianismu̅ also schlecht vnd bloß nicht werden verteydingen können) andern
dieses einzureumen gedencken / das weil sie selbst nicht sagen können / Die
Menscheit ist Gott worden / Sie darumb sich beschüldigen lassen wolten / als
leugneten sie / das Christo nach der Menscheit die Gottheit gegeben sey zeitlich
/ wie Lutherus redet.
Was darff es denn der Calumnien bey der andern schlußrede / die wir jhnen so
wenig / als die erste können nachgeben / als ziehe vnd deute man die sprüche vom
Geben allein auff die Göttliche Natur / vnd wölle / das die Menschliche Natur
nur den blossen Nahmen davon habe?
Können sie nicht so viel nachdenckens haben / das es je auff die Göttliche Natur
nicht könne gezogen werden / Wenn man spricht / Christo sey ZEITLICH gegeben die
ewige gewalt / oder auch die Gottheit. Denn die Göttliche Natur hat eins so wohl
als das andere von ewigkeit her. Der Menscheit aber wirds beydes gegeben in der
zeit / nicht wie es der Göttlichen Natur von ewigkeit durch die vnerforschliche
gebürt vom Vater ist gegeben / also / das die Göttliche Natur des Sohns Gottes
von ewigkeit zu ewigkeit Gott vnd allmechtig ist vnd bleibt: Sondern (wie wir
abermahls mit Luthero reden de modo vnionis) das von dem augenblick an / da
Gottheit vnd Menscheit ist vereinigt in eine Person / da ist vnd heist der
Mensch Marien Son allmechtiger ewiger Gott / der ewigen gewalt hat / vnd alles
erschaffen hat / vnd erhelt.
Meinen aber diese Theologen / das darumb die Menschliche Natur nur den blossen
Nahmen davon habe? So müssen sie auch die Persönliche vereinigung für einen
blossen nahmen halten / durch welche die Gottheit des Sohns Gottes sich dieser
Menscheit in der zeit der empfengniß mit der that vnd warheit zu eigen gegeben /
vnd sie also theilhafftig / oder wie diese Theologen reden / fehig der
Göttlichen Natur vnd ewigen
|| [ID00084]
gewalt
gemacht hat. Denn das wort fehig in solchem verstandt vns nicht entgegen /
sondern ein mutwillige Calumnia dieser Theologen ist / das sie vns abermahls
fürwerffen / als solten wir schlechts dahin sagen / die Menscheit sey der
Göttlichen ewigen gewalt nicht fehig.
Sie mögen aber zu sehen / wie sie abermahls jhre general, (Fol: 16.) vnd so gar weitlaufftige reden / die sie
am ende widerholen / mit bestandt erhalten wollen / das der Göttlichen Natur inn
der zeit NICHTS könne gegeben werden (damit sie endlich
mit Stancaro die Gottheit Christi / von dem Mitlerampt gar außschliessen werden)
Item / das sie ex particulari vniuersaliter schliessen.
Christus hat etliche abstractiuas locutiones
gebraucht.
Ergo so muß ALLLES was die
Schrifft vom geben in der zeit meldet / KEINS WEGS von
seiner Göttlichen / Sondern ALLEIN von seiner
angenommenen Menschlichen Natur verstanden werden / welche also geartet ist /
das jhr kan gegeben / vnd das sie mag erhöhet werden (da auch im erhöhen ein
ambiguitas ist. Denn diß wort anders von der Person des Mitlers / anders von der
Menscheit allein verstanden wird) Item / das sie öffentlichen gewalt thun der
orthodoxae antiquitati. Dann Theodoretus sagt: Quaecunque scriptura dicit Christum in tempore accepisse,
propter humanitatem dicit (Id est, propter assumtionem humanitatis) non propter diuinitatem. So machen diese Theologen ein
anders daraus / vnd muß jhnen heissen / de humanitate. Item / das sie so gar mit
der Inscitia vnd vnbedachtsamkeit sich haben einnemen lassen / das gleich wie
die Menscheit ein abstractum vocabulum ist / gleicher
gestalt auch Christus nach der Menscheit / das ist / der da Mensch worden ist /
ein abstractum bey jhnen sein muß. Aus welchem
vngeschicktem vnd dölpischem fürgeben / wir sie selbst vnd andere vrtheilen
lassen / ob sie nicht Luthero seine wort schendlich verkere̅ / vnd
dennoch jederman gerne eine Nasen drehen wolten / wie sie hie aber mals mit
jhren vnhöfflichen sprichworten jhre lust treiben.
(4.)
Vom vierten Punct. Da wir Lutheri wort am Buchstaben wiederholet / das wenn er
schreibet / der Mensch Marien
|| [ID00085]
Sohn ist
allmechtiger ewiger Gott / der allen gewalt hat / vnd alles geschaffen hat vnd
erhelt / er solches selbst erklere / das es zuverstehen sey per communicationem
Idiomatum, Darumb das dieser Mensch mit der Gottheit eine Person / vnd auch
rechter Gott ist / schewen sich diese Theologen nicht / solche̅
worten(Fol. 16.) Lutheri öffentliche gewalt
zu thun / wie sehr sie auch vber gewalt vnd vnrecht anderer Leute schreyen. Denn
da Lutherus mit einerley construction, in einem context, auff einerley meinung
zusammen setzt / Marien Sohn ist allmechtiger EVVIGER Gott / der allen gewalt
hat / vnd alles geschaffen hat vnd erhelt per communicationem Idiomatum, So
vnterstehen sich diese drey Menner solches von einander zu reissen / vnd soll
einen andern verstandt in diesem spruch Lutheri haben / das er sagt / Marien
Sohn ist ewiger Gott / hat alles geschaffen / vnd erhelt alles. Vnd das er
mitten ein setzt / Dieser Mensch hat allen gewalt. Die erste Rede / sprechen sie
/ muß in Concreto stehen / kan vnd soll in abstracto nicht geredt werden: Die Menscheit hat alles
erschaffen / vnd erhelt alles / Dieweil sie in der zeit zugleich angeno̅men vnd erschaffen worden. Die andere Rede Lutheri / Dieser
Mensch(Fol. 16. b.) hat ewige gewalt / Oder
/ Christo nach der Menscheit ist ewiger gewalt gegeben worden / wird in abstracto recht geführt / vnd benimbt dem mysterio vnionis gar nichts / etc.
Wer solte sich doch vber der künheit solcher Leut nicht wundern / das sie wieder
alle art vnd gewonheit / so in verstendlicher sprach gebreuchlich ist /
zweyerley aus dem jenigen machen wöllen / das gantz vnd gar einerley ist?
Lutherus sagt verstendlich / klar / vnd deutlich von dem einigen Menschen /
Marien Sohn / 1. Er ist allmechtiger ewiger Gott. 2. Der ewigen gewalt hat. 3.
Vnd alles geschaffen hat vnd erhelt / Vnd diesem allem henget er an / in einem
Context vnd athem / das solches war sey per Communicationem Idiomatum, Nemlich
alles / was er zuvorn von diesem Menschen Christo gesagt hat. So kommen diese
Theologen daher getrolt / Reissen das mittler stück herauß /
|| [ID00086]
vnd wollen es außgeschlossen vnd
abgesondert haben von der Communicatione Idiomatum.
Sie mögen aber allhier fuß halten / vnd wo sie nicht gar starrblind sein /
endlich sehen vnd erkennen / das auff einerley weiß vnd art / per
Communicationem Idiomatum, vmb Persönlicher vereinigung willen / eines so wol
als das ander von Luthero geredt sey.
Wollen sie auch die andere form zu reden gebrauchen / Christus nach der Menscheit
hat das Göttliche wesen vnd Göttliche Maiestet vnd eigenschafft in der zeit
empfangen / So müssen sie gleicher gestalt eines wie das andere recht sein vnd
bleiben lassen.
Christus nach der Menscheit hat zeitlich empfangen
Das er
1. Allmechtiger ewiger Gott ist.
2. ewige gewalt hat.
3. alles erschaffen hat vnd alles erhelt.
Wollen sie dann die Menscheit selbst nehmen / so werden sie doch von keiner
außgiessung ob transferirunge der eigenschafften / sondern allein von der
Persönlichen vereinigung dieses alles / eines wie das ander / verstehen müssen
(Sie wöllen denn öffentlich zum Eutychianismo tretten) Der Menscheit Christi ist
gegeben die allmechtige ewige Gottheit vnd die ewige gewalt / welche alles
erschaffen hat vnd erhelt. Nicht / das die Menscheit solches an sich hette
bekommen / vnd daher allmechtiger ewiger Gott / ewiger gewalt / erschafferin vnd
erhalterin aller Creaturn / vnd jhrer selbst worden were. Sondern das / alles
miteinander / was der Sohn Gottes ist / hat / vnd thut / allein dieser Menscheit
gegeben sey durch Persönliche vereinigung / nach welcher er jh
|| [ID]
me dieselbe zueigen gemacht hat / vnd in derselben
volkömlich leuchtet / vnd durch sie / wann / vnd wie er wil / seine Gottheit /
allmacht / vnd andere Göttliche eigenschafft vnd werck erzeiget vnd
beweiset.
Deutlicher wissen wirs diesen Leuten nicht zusagen vnd in solchem (nicht aber im
Vbiquistischem verstand / als wann die Menscheit Gott / oder allmechtig worden
were) wie die Vbiquisten streitten) darff weder die Menschliche Natur (wie jhre
wort allhier lauten) inn die Gottheit verwandelt / noch mit der Göttlichen Natur
(nemlich am wesen oder eigenschafften) vorglichen werden. Vnd so ferne ist auch
das gleichnis der alten Lehrer / so sie wiederumb hie anziehen / von dem
glüenden Eisen / recht vnd Christlich.
Vnd weil sie selbst bekennen müssen / Das es bleibe ewig des Sohns Gottes eigene
gewalt. Auch die Menschliche Natur weder verwandelt werde in die Göttliche Natur
noch mit derselben exaequirt, Solten sie ja verstehen
lernen / das die mittheilung der Göttlichen eigenschafften anders nicht
zuverstehen sey / denn von der vereinigung / die aber nicht ein vergebliches
bloß vnd müssiges ding ist. Sondern machet diese Menscheit Christi dem Sohn
Gottes eigen / Welcher alle seine werck nhumehr in der einmahl angenom̅enen Natur verrichtet / aber mit vnd durch dieselbe / in den
wercken / die da gehören zu verrichtung der Erlösung vnd Seligmachung der
Menschen / nach seinem Göttlichen Raht vnd wolgefallen / was / wie / vnd wann er
wil / wircket vnd krefftig ist.
Was sie ferner von jhrem tertio enunciationum, vnd
|| [ID00088]
primo genere communicationis Idiomatum
anhangen / ist droben allbereit im eingang dieses Titels wiederlegt. Vnd solten
sie jhre meinung zuvorn aus den bewerten alten Scribenten beweisen / das diese
reden / Der Mensch Christus ist Gott / vnd der Mensch Christus ist allmechtig /
nicht beyde ad gratiam vnionis gehörten. Solten auch auff jhre eigene geticht
besser achtung geben / die sie selbst mit jhren Contradictionibus
vmbstossen.
Denn zuvorn haben sie gesagt / Es kan vnd soll in
abstracto nicht geredt werden / Die Menscheit hat alles erschaffen /
vn̅ erhelt alles. Hie aber streiten sie noch jmmerdar für die
Vbiquistische Proposition, Das die Menscheit Christi allmechtig sey. Nun kan ja
nichts allmechtig sein / was nicht alles erschaffen hat / vnd alles erhelt. Denn
das heist allmechtig sein / ewige gewalt haben / dardurch alles erschaffen vnd
erhalten wird. Weil dann diese Theologi bekennen müssen / dz von der Menscheit
Christi nicht soll noch kan gesagt werden / das sie alles erschaffen habe / vnd
alles erhalte / ja die Menscheit Christi wird selbst in der Person des Sohns
Gottes getragen vnd erhalten / vnd bestehet in der selben / hat jhr auch / wie
Lutherus anderß wo schreibt / selber nicht helffen können am Creutz. Wie kan
dann die Contradictoria bestehen / das von der Menscheit Recht gesagt werde /
das sie allmechtig seyn
Wer hat jhnen auch diese macht gegeben / das sie vnter einerley genus
enunciationum vermengen / wz von der art Persönlicher vereinigung / vnd vom
sitzen Christi zur rechten Gottes in der Schrifft vnterschiedlich gesagt
wird?
Vnd wie kompts mit einander vberein / daß sie hie sagen / (Fol. 17. b.) das durch die empfangene
allmechtigkeit die Menscheit Christi perficirt
(Fol. 13. b.) werde. Vnd das sie droben gesagt
haben / Sie lehren nicht / das die Menscheit in sich allmechtig sey / noch die
allmechtigkeit an vnd für sich habe / gleich wie sie sonst andere erschaffene
gaben hat / derer subiectum sie eigentlich ist? Denn
soll die Menscheit perficirt, das ist / vollkommen in sich gemacht werden durch
die empfangene allmechtigkeit: So muß sie ja derselben subiectum sein / Sin
|| [ID00089]
temahl perfectio cuiusque rei
est in illa ipsa re tanquam in subiecto quam perficit. Aliàs non diceretur res
in sese perfecta. Daher die Scholastici alle die fürtrefflichen gaben der
Menscheit Christi nach der verklerung perfectiones naturae glorificatae
nennen.
Sind also diese drey Menner / weder mit andern Rechtgleubigen Scribenten / noch
mit jhren eigenen getichten / selber nicht eins. Derwegen wir jhnen von allem
dem / was sie bißher mit so weitlaufftigem geschwetz von dem angezogenem loco
Lutheri disputirt haben / diß jhr Epiphonema wiederumb zu hauß schicken. Das
nemlich Lutheri spruch (wie wir denselben erkleret) fest bestehend bleibe / vnd
das der Christliche Leser wol vernehme / das diese drey Menner denselben mit den
haren / vnd wieder Lutheri meinung vnd wort / auff jhre jrrige meinung ziehen
vnd deuten.
So lange sie auch diese Vbiquistische Propositiones verteydingen / die Menscheit
ist allenthalb gegenwertig / Allmechtig / etc. worden / so ists mit jhnen mehr
nicht dann protestatio contraria facto, ob sie gleich noch so hoch sich
zuentschüldigen bemühen / als lehreten sie keine außgiessung noch vergleichung
beyder Naturn. Vnd weil sie wiederumb das gleichniß von Leib vnd(Fol. 17.) Seel eines Menschen einfüren / fragen
wir sie / Ob nicht Leib vnd Seel an eigenschafften würden einander gleich
gemacht werden / wenn sie sagen wolten / der Leib sey Geistlich / vnsichtbar /
vernünfftig / vnsterblich? Welches alles eigenschafften sind der Seelen.
Können sie denn nicht vernehmen / das auch sie vnd andere Vbiquisten / eine
vergleichung der Menschlichen Natur mit der Göttlichen einführen / da sie
tichten / das die Menscheit Christi vnendlich seyn Denn also werden ja zwo
allmechtige vnd allenthalbgegenwertige Naturn inn dem einigen Christo sein. Vnd
zwar haben Brentius vnd Iacobus Andreas mit außgedruckten worten geschrieben /
das die Menscheit in allem der Gottheit Christi GLEICH
sey / ohne am wesen / etc.
|| [ID00090]
Was ist es aber vor ein nichtige antwort / das / do wir geschrieben / das aus
Lutheri spruch erscheine / Das auff einerley weiß zu reden / der Mensch Christus
warer vnd ewiger Gott / vnd erschaffer / vnd erhalter aller Creaturn sey / eben
wie er allmechtig genent werde / der allen gewalt empfangen habe. Sie hier auff
replicirn, Man werde sie es noch lange nicht vberreden. Denn sie wissens viel
anders.
Daß müssen freylich kluge Leute sein / Were aber jhnen viel besser / das sie S.
Paulum sich warnen liessen / der do sagt / Die wissenschafft blehet auff. Vnd
das sie nach des weisen Mans Socratis exempel lerneten / Se hoc scire quod nihil
sciant. So würden sie auch in jhrem grawen alter sich nicht schemen / lehr vnd
erinnerung von andern anzunehmen / nach dem bekandten Verß Solonis . Sic consenesco, vt Multa addiscam quotidie.
Denn das sie jhre grosse wissenschafft allhier beweisen wöllen (Fol. 17. b.) mit wiederholung der ertichten
Distinction Chemnicij von den dreyen generibus
communicationis (wie sie es hie außdrücklich also nennen / vnd doch
droben nur enunciationes geheissen haben / solches ist eine lautere vnwissenheit
/ oder wenn sie es ja wollen hoch heben / eine falsch berühmbte wissenschafft
, darfür vns der Apostel Paulus warnet / Tim. 6.
Meyde das gezenck der falschberühm bten kunst / welche etliche fürgeben / vnd
feilen des glaubens.
Auch ists mehr nicht denn ein vergebliche außflucht / das do wir aus dem Buch
Lutheri von den letzten worten Dauids haben angezeigt / was Lutherus
communicationem Idiomatum nenne / Sie abermahls verneinen / das solches stat
habe in dem loco, darvon wir bißher der lenge nach
geantwortet / der eben aus demselben Büchlin ist angezogen. Denn Lutherus weiß
von der Newertichten distinction Chemnitij primi & tertij generis
communicationis Idiomatum, in massen es diese Theologi beschrei
|| [ID]
ben gar nichts / durch dasselbe gantze Buch. Vnd sagt
in einerley text / als wirs droben weiter haben dargethan / Der Mensch Marien
Sohn ist vnd heist allmechtiger ewiger Gott / der ewige gewalt hat / vnd alles
erschaffen hat / vnd erhelt / per communicationem
idiomatum, Darumb das er mit der Gottheit eine Person / vnd auch
rechter Gott ist.
Derwegen gestehen wir diesen Theologen viel weniger / dz sie durch absonderung
dieser Reden / so in der mitten stehet / das erste genus communicationis allein
auff das jenige / das vor vnd hernach stehet / deuten / die mittelrede aber auff
jhr ertichtes tertium genus communicationis ziehen / das ist / das sie (nach
jhren eignen worten) Die sache selbst vorwirren / vnd jhren gefasten jrrthumb
vertusschen vnd vnterschleiffen wöllen.
Daß sie aber mit jhren Calumnien wiederumb daher gezogen kommen / Es seyen weit
vnterschiedene reden / den BLOSSEN Nahmen oder Titel
ewiger gewalt in der zeit nach der Menscheit empfangen haben / Welches jhr
gegentheil fürgeben soll. Vnd die ewige gewalt Gottes selbst nach der Menscheit
in der zeit empfangen haben / alß Lutherus schreibt / Stünde jhnen viel besser
an / das sie so viel redliches athems einmal fasseten / vnd Bücher / Blat /
Zeilen nenneten / wo vnd bey wem sie gelesen hetten / das nicht die ewige gewalt
selbst / sondern allein blosse Nahmen vnd Titel der ewigen gewalt / Christo
gegeben sein.
Wollen sie es aber daraus folgern / weil man jhnen jhre Vbiquistische
propositiones, Die Menscheit ist allmechtig / vnd allenthalben / nicht kan noch
soll nachlassen / So richten diese Theologi mit solchem folgern nichts mehr aus
/ denn das sie (wie abermahls jhre wort allhier lauten) Ihre eigene schande vnd
mutwillige boßheit an den tag geben. Dann BLOSSE Titel vnd Namen der ewigen
gewalt / vnd die ewige gewalt selbst sind nicht einerley. Aber warhaffter Name
vn̅ Titel ewiger gewalt / vnd die ewige gewalt selbst / sind
nicht wieder einander / sondern
|| [ID00092]
weme das
eine gegeben wird / dem gehöret auch dz ander. Vnd gilt nicht / das sie von den
eigenschafften also folgern wöllen.
Die Menscheit ist nicht allmechtig / nicht allenthalben / etc.
Darumb hat die Menscheit Christi nur den blossen Titel oder Nahmen von der
allmechtigkeit.
Vnd das sie dagegen vertusschen / das gleicher gestalt sie wieder sich selbst
auch also folgern müsten.
Die Menscheit ist nicht Gott.
Darumb so hat die Menscheit durch die Persönliche vereinigung nur den blossen
Titel oder Nahmen von der Gottheit.
Wanns recht sein soll / so muß man eins mit dem andern nehmen / vnd der gebür vnd
warheit nach / mit einander vergleichen.
Diese jhre eigene wort müssen sie selbst in acht nehmen / wie wir sie dann darumb
jhnen fürhalten / Ob dieselbe mehr krafft bey jhnen haben möchten / als so die
vermanungen allein mit vnsern worten an sie geschehen.
Es scheinet aber wol / das diese wort Lutheri / Communicatio
idiomatum ist / das die Nahmen beyder Naturn sich vereinigen in dem
Nahmen der einigen Person / Diese Theologen vbel in die augen stechen / Vnd so
sie es wagen dürfften / würden sie solches nicht weniger anathematizirn, alß sie
im Corpore doctrinae Philippi den spruch Theodoreti de communione nominum mit
jhren brutis fulminibus zuverdammen sich vnterstanden haben. Es redet aber weder
Lutherus noch Theodoretus von blossen Titeln vnd Nahmen. Derwegen auch diß nicht
blosse Titel sind / wenn man sagt / der Mensch Christus ist Gott / vnd also ist
er auch allmechtig per communicationem Idiomatum.
VII.
ZV letzt / Da wir gegen vnsere diß Orths Wiedersacher gantz deutlich in vnser
ersten Verantwortung wiederlegt haben die Calumnien, als solten wir lehren / Das
die Menschliche
|| [ID00093]
Natur allein erschaffene
gabe̅ habe / mehr als andere Creaturn / Vnd wir dabey
außführlich erzehlet vnsere vnd aller rechtgleubigen außdrückliche meinung von
den dreyerley vnterschiedenen gradibus der vnaußsprechlichen Herrligkeit / vmb
welcher willen die Menscheit Christi / allen andern Creaturn fürgezogen werden
müsse / Nemlich propter gratiam vnionis, gloriam officij, & gratiam
habitualem. Vnterstehen sich diese Theologi solches zu extenuiren, Spreche̅ / es sey wol etwas / aber es erreiche(Fol. 18.) dieses noch nicht / darvon fürnemlich der streit ist.
Solche extenuation vnd verkleinerung ist gleich / alß wenn ein Medicus einem
Patienten im essen vnd trincken / auch in Artzney / was jhme zur gesundheit nütz
vnd nöhtig / fürschriebe zugebrauchen / vnd der Patient wolte damit nicht zu
frieden sein / Sondern mehr vnd anders fordern / zuvormehrung seiner
kranckheit.
Also solten diese Theologen / da mit sie bey rechtem verstand Christlicher lehre
blieben / sich genügen lassen an dem richtigen Bekendtniß der rechtgleubigen
Kirchen aus der schrifft genommen / von den vnterschiedenen gradibus der
vberschwencklichen Maiestet vnd herrligkeit des Menschen Christi. Aber sie haben
bey sich eine Wassersuchtige meinung gefasset / von einem tertio genere
Communicationis Idiomatum, Die soll man jhnen aller ding lassen recht vnd gut
sein / Wo nicht / so tauge jhnen das ander alles nichts / Wie gut / wie köstlich
/ wie heilsam es ist.
Vnd verstehen diese Geschwülstige Theologen nicht / das solch jhr tertium genus
ein lauter gemenge sey / damit nur verwirrung angerichtet / vnd die Streit der
Kirchen GOttes vermehret werden. Denn sie in̅ diß tertium genus
vber einen hauffen werffen / die erschaffenen gaben / vnd wesentliche Göttliche
eigenschafften / vnd die gemeinen werck zum ampt Christi gehörendt / Welches ja
nicht auff einerley weiß vnd ordnung / der Menscheit Christi kan zugelegt
werden.
|| [ID00094]
Darüber fahren sie jmmer forth in jhren Calumnien, vnd das sie jhrer
Wassersüchtigen meinung einen schein geben mögen bey den vnberichten / fragen
sie / Wenn die H. schrifft vnd die Orthodoxa antiquitas
sprechen / das Christo in der zeit was gegeben sey / Ob dasselb allein von der
Göttlichen Natur / oder viel mehr von der angeuommenen Menschlichen Natur
zuverstehen sey? Vnd ob es allein vmb den blossen Titel oder blossen Nahmen / so
viel die Menschliche Natur anlangt / nicht aber vmb die that vnd warheit selbst
zuthun sey / also / Das der angenommenen Menschlichen Natur warhafftig / vnd von
wegen / vnd nach arth der Persönlichen vereinigung vnd erhöhung / Göttlicher
gewalt mitgetheilet worden sey? Diß soll das jenige bey jhnen sein / davon
fürnemlich der streit sey.
(1.)
Hierauff Calumnijrn sie daher / Als deute jhr gegentheil ALLES
(2.) auff die Gottheit / vnd spreche der Menscheit
/ so viel die mittheilung (3.) der ewigen
allmechtigen gewalt anlangt / alles ab. Gebe für / sie (4.) sey desselben nicht fehig / Rühmen dabey. Sie allein sagen ja zu /
vnd bekennen / das WAS die Schrifft vom geben in der
zeit redet / das sey von der angenommenen Menschlichen / vnd nicht von der
Göttlichen (5.) vnd ewigen Natur Christi
zuverstehen. Es sey auch die gegebene gewalt Gottes / vnd was dergleichen mehr
ist / nicht vom blossen Titel vnd Nahmen / Sondern von der that vnd warheit
selbst zuverstehen. (6.) Bieten hierüber trotz /
das man diß jhr bekendtniß / in Gottes wort fest gegründet / vmbstosse.
Wir antworten jhnen aber / das / wenn diß der streit sein soll / wie sie
denselben alhier zum schein fürwenden / so sey es eine vnwarhaffte Calumnia, alß
solten wir alles auff die Gottheit (1.) deuten.
Denn so wir sagen / das die Gottheit des Sohns Gottes / vnd alles was dieselbe
ist vnd hat / der Menscheit warhafftig sey mitgetheilt / Ist ja niemand so toll
/ der aus der Menscheit die Gottheit mache / vnd sagen dürffe / das der
Göttlichen Natur sey mitgetheilt / oder vereiniget die Gottheit / Auch in den
Sprüchen / so zur beschreibung des Ampts der erhöhung Christi als des Mitlers
gehören / wird die Göttliche Natur Christi zugleich mit eingeschlossen / nicht
absolutè sed relatiuè,
|| [ID00095]
non secundum
essentiam suam, sed respectu missionis vel officij considerata.
Ein grausame Calumnien ist es auch / als solten wir der Menscheit(2.) die mittheilung der allmechtigen gewalt
absprechen / So wir doch der Menscheit Christi / die mittheilung auch der ewigen
wesentlichen Gottheit so gar nicht absprechen / das wir Anathema sagen allen
denen / welche solche mittheilung der Gottheit / der Menschlichen Natur Christi
absprechen. Denn also würde es nicht des Sohns Gottes eigene Menscheit / Sondern
eine Menscheit eines pur lautern Menschen sein / welche lesterung an den
vberwiesenen Ketzern Samosateno vnd andern (so naturas
in Christo gesetzt haben) vorlangst verdampt ist.
Nicht weniger Calumnien ist es / alß solten wir schlecht sagen / die Menschliche
Natur sey der ewigen allmechtigen gewalt nicht fehig / Dagegen wir sagen / Daß
auff welche weiß die Menscheit(3.) theilhafftig
/ oder (wie sie reden) fehig ist der Gottheit / Auff solche weiß vnd ordnung sey
sie auch theilhafftig oder fehig der Göttlichen allmechtigkeit / nicht durch
außgiessung des Göttlichen wesens oder eigenschafften in die Menschliche Natur /
sondern durch Persönliche vereinigung / Welche nicht machet / das die Menscheit
selbst Gott / oder vnendlich / Geistlich / vnsichtbar / allmechtig / allenthalb
gegenwertig sey.
Derwegen wir viel mehr als sie jmmer thun können / frey mit der schrifft vnd
Orthodoxa antiquitate bekennen / Wann der nothwendige vnterschied gehalten wird
/ mit was ordnung ein jedes in der zeit Christo gegeben sey / das solches ALLES von(4.) der
angenommenen Menschlichen Natur Christi zuverstehen sey. Ohne das in dem befehl
vnd vorrichtung des Ampts / die Göttliche Natur / so ferne der Sohn Gottes zu
vnserm Mitler' vnd Seligmacher verordnet ist / nicht hiervo̅ soll
außgeschlossen werden.
Ob auch wol die Gottheit vnd alle derselbe̅ wesentliche
eigenschaffte̅ (keine außgeno̅me̅)
daru̅ter freilich auch die ewigegewalt
|| [ID00096]
Gottes ist) alleine durch Persönliche
vereinigu̅g / nicht aber durch exaequation, oder gleichmachung
der Menscheit mit der Gottheit / vnd derselben eigenschafften / der angenommenen
Menschliche̅ Natur mitgetheilet ist / So bleibt dennoch fest
vn̅ vnbeweglich / das solche Persönliche mitgetheilte Gottheit
vnd ewige gewalt / vnd andere Göttliche eigenschafften keins wegs vom blossen
Titel vnd Nahmen / sondern von der that vnd warheit selbst zuverstehen sein.
Denn die wesentliche Gottheit selbst / hat sich mit allen jhren eigenschafften
vnd wirckungen warhafftig vnd mit der that vereiniget mit der angenommenen
Menscheit. Daher diese Regel bey den Alten recht gebraucht wird / Quidquid filio
Dei conuenit per naturam: conuenit filio hominis per gratiam, videlicet
vnionis.
Darumb wir hiermit diesen trotzigen vnd vbermutigen Theologen Ihren trotz
wiederumb zu hause schicken / vnd wenn jr bekentniß bestehen soll / vermanen wir
sie / das sie mit gebührlichem vnterschied erkleren wollen / WAS das jenige sey
/ das Christo in der zeit gegeben wird / vnd AVFF was ordnung ein jedes der
Person des Mitlers / vnd der Menscheit Christi gegeben sey / vnd das sie fein
außdrücklich die Vbiquistischen Paradoxa, darüber eigentlich der streit ist /
verwerffen.
Das sie weiter schreiben / Der HErr Christus spricht / Mir / dz ist / wie es
Lutherus recht erkleret hat / Mir nach meiner Menscheit ist in der zeit ewige
gewalt Gottes gegeben / vn̅ ich habe sie nach meiner Menscheit
empfangen / Erinnern wir sie abermahls zum vberfluß / das sie die Brillen recht
auffsetzen / vnd in dem Contextu Lutheri sehen wöllen / das er solchen spruch
Matth. 28. wie auch Matth. 11. Alles ist mir vom Vater gegeben / Vnd was er zu
derselben erklerung von Christo nach seiner Menscheit sagt / Alles dahin vnd zu
diesem ende anziehe / das er bestetige vnd erweise / das er zuvorn gesagt hat /
Von de̅ augenblick an / da Gottheit vnd Menscheit ist vereinigt in
eine Person / da ist vnd heist der Mensch Marien Sohn Allmechtiger ewiger Gott /
DER ewig gewalt hat / vnd alles geschaffen vnd
erhelt / etc.
|| [ID00097]
Dabey soll es bleiben (wie wir viel mit besserm fuge dieser Theologen wort
brauchen können vnd mögen) wanns auch allen Pforten der Hellen leid were. Vnd
abermahls. Laß sehen / Ob diese Theologen mit jhrem Bücherschreiben / vnd andern
vnfertigen hendeln dem HErrn Christo diese seiner Menscheit / nicht durch
eingiessung / sondern durch Persönliche vereinigung mitgetheilte ewige Gottheit
/ gewalt / vnd alles was von ewigkeit her in dem Sohn Gottes ist vnd genennet
werden kan / Nehmen / oder den vnterscheid beyder Naturn in Christo auffheben
werden.
Bißher hat der HErr Christus solchen vnterscheid vnd warheit beyder seiner Naturn
/ vnd die einigkeit seiner Person für allen seinen feinden verteydingt Zweiffels
ohn wird er sie auch hinfurter inn alle ewigkeit für allen seinen
Wiedersprechern verteydingen können / vnd wird jhme derer keins rauben noch
nemen lassen.
Also mögen diese trotzige drey Menner mit jhrem trotz bieten wiederumb heimziehen
/ Vnd mit jhrem vnwissendem eiffer gemach thun / biß sie selbst die Lehr vnd
Bekentniß der Rechtgleubigen Kirchen zu allen zeiten besser vnd gründlicher
studieren vnd verstehen lernen.
Denn das sie noch sehr vnwissend hierinnen sind / vngeachtet wie sie alles wol
wissen wöllen / geben sie abermahls darmit an den tag / das da wir geschrieben /
Das der Son Gottes das hohe vn̅ fürtreffentliche ampt des Mitlers
/ nach seiner Menschwerdung / verrichte nicht allein nach der Göttlichen /
sondern auch nach der Menschlichen Natur / Sie daraus schliessen wöllen / Weil
der Sohn Gottes zu vorrichtung des Mitlerampts seine(Fol. 18. b.) Menscheit gebraucht / So müsse die Menscheit selbst
allmechtig sein. Denn diß ist doch jhre meinung / die sie nicht dörffen heraus
sagen / wenn sie sich mit den general vnd weitlaufftigen formen zu reden /
behelffen / Das die Menscheit mit der Gottheit die that vnd warheit des ewigen
gewalts gemein habe.
Solte aber solches jhr folgern gelten / So müste nicht weniger geschlossen werden
/ das die Menscheit auch Gott were. Sintemahl solch groß Göttlich / vnd der
Menschlichen Natur für sich selbst vnmügliches werck der erlösung / vnd das
gantze Mitlerampt / nicht
|| [ID00098]
allein
Göttliche gewalt / Sondern auch die wesentliche Gottheit selbst erfordert. Nun
Lesset sich aber dieses keines wegs also schliessen.
Die Menscheit Christi ist nicht Gott / Darumb hat sie das werck der erlösung
nicht können verrichten helfsen. Denn inn dem Mitler müssen beyde Naturn /
Göttliche vnd Menschliche beysammen sein / nicht aber vnter einander vermenget /
dz ist / es muß nicht allesalleine Gott sein an diesem mitler. Sonst köndte er
nicht leiden noch sterben / Auch muß an jhme nicht allein die Menscheit sein /
sonst hette er die Sünde vnd den Todt nicht oberwinden / noch gerechtigkeit vnd
ewiges leben wiederbringen können.
Ist demnach ein lautere vnwissenheit an diesen Theologen / das sie von der
Allmacht also folgern.
So die Menscheit Christi nicht allmechtig ist / Ergo, So
hat sie nicht können das werck der erlösung verrichten helffen.
Warumb lernen sie nicht zuvorn recht vn̅ volkömlich verstehen die
bewerte Regel der Rechtgleubigen Kirchen? Agit vtraque forma
cum alterius communtone, vnaquaque agente, quod suum est. Verbo operante
quod verbi est, Carne exequente quod carnis est. Vnum horum coruscat
miraculis, aliud succumbit iniurijs. Hie er greiffen sie das erste. Agere cum communione alterius, das andere / Agere quod proprium est, lassen sie dahinde̅ / wie der Sathan thete / da er Christum vorsuchte / zoge den Psalm an / die
Engel werden dich behüten. Liesse aber aussen / auff allen deinen wegen.
Also dencken sie nicht einmahl / das der einigen Menschlichen Natur in der Person
Chrifti / nicht könne zugelegt werden / zugleich allmechtig sein / vnd aller
schwacheit vnterworffen sein / welches die Persönliche vereinigung von der
Menscheit Christi nicht hat hinweg genommen / Ja das zu vnser erlösung zum
höchsten von nöhten gewesen ist.
(Fol. 18. b.)
Mit wem zancken sie auch von dieser form zureden / Das die Gottheit müsse
warhafftig inn / mit / vnd durch die angenommene Menscheit das Menschliche
Geschlecht erlöset haben? Freylich hat vns
|| [ID00099]
eine blosse Menscheit nicht erlöset. Derwegen auch kein Christ diese Sprüche
leugnet / so sie allhier anziehen / Gal. ???. Der Sohn Gottes selbst hat sich
dahin gegeben für vnsere sünde. Vnd 1. Cor. 2. Der HErr der herrligkeit ist
gecrentziget. Vnd das noch deutlicher ist / vnd von jhnen nicht einmahl gerühret
wird / Act. 20. Gott hat seine gemein durch sein eigen Blut erworben.
Daß auch nachmahls der Sohn Gottes das Mitlerampt inn / mit / vnd durch die
Menscheit thetlich vnd wircklich verrichte / wiederficht auch niemand / wenn es
bey der erklerung Athanasij Dial. 5. Obiect. 27. bleibet.
Sie mögen auch nennen / Wer jemals geschrieben habe / das die vereinigung der
beyden Naturn sein soll / gleich wie etwa zwey Bretter an einander gefüget vnd
gebunden werden? Welches do sie es nicht beweisen können / Mögen sie den befehl
Gottes bedencken / Leuit. 19. Du solt kein verleumbder sein vnter deinem
Volck.
Ihre grosse Kunst thun sie auch damit herfür / das sie Persönlich / vnd ohn alle
gemeinschafft / zusammen setzen / gleich als wenn jemand je gewesen / der da /
wie sie hie schreiben / gesagt hette / das die beyde Naturn inn Christo nur
zusammen Persönlich / ohn alle gemeinschafft verbunden weren. Denn was heist
Persönlich vereiniget sein? Denn eben diß / das die Naturn gemeinschafft
zusammen haben / Welches die allerhöchste gemeinschafft ist / die Samosatenus
gelaugnet / vnd eben darmit auch die Persönliche vereinigung Göttlicher vnd
Menschlicher Natur in Christo auffgehoben hat.
Gleiches falß ist es ein Oppositum in adiecto, da je mand solte gedencken oder
sagen / das eine Persönliche vereinigung der Menscheit sey mit der Gottheit. Vnd
das doch die Gottheit / der angenommenen Menschlichen Natur jhre Göttliche
gewalt vnd macht IM GERINGSTEN mit der that vnd warheit
nicht mittheyle. Denn so die Gottheit sich selbst Persönlich der Menscheit
|| [ID]
mittheilet / So muß ja auch keine eigenschafft derselben sein
/ derer gemeinschafft nach art Persönlicher vereinigung / der Menscheit nicht
sey mitgetheilt.
Was ist es auch / Daß diese Theologen zu etlichen mahlen (Fol: 19.) allhier schreiben dürffen / Als solten
wir allein von mittheilung erschaffener gaben reden? So sie doch selbst kurtz
zuvorn / vnd balt hernach vns zeugniß geben müssen / das wir nicht allein de
donis, sondern de gratia vnionis & officij geschrieben haben?
Vnd das sie anziehen etliche sprüche der Schrifft / so von mittheilung der
Göttlichen Maiestet vnd herrligkeit reden / ist die klugheit bey jhnen so groß /
das sie noch nicht verstehen / das eben dieselbe / auff die vo̅
vns erzelte gradus gloriae carnis Christi gehören. Denn alle macht im Himmel vnd
auff Erden gegeben sein / gehört ad gratiam vnionis, als es Lutherus von der
Omnipotentia erkleret / Ob wol im Griechischen text nicht stehet , sondern . Darumb es auch nicht
vnrecht ad descriptionem officij Christi zu referirn. Wie er dann aus solcher
macht / die jhme seines ampts halben vbergeben / die Apostel in alle Welt
heisset gehen / lehren / vnd teuffen.
Zu diesem Ampt gehöret auch die gantze Welt zurichten. Inn allen nöthen bey zu
wohnen / Wunderzeichen zuthun. Davon sie vorlangst aus Philippo hetten lernen
sollen / quòd nomina officij tribuantur toti Personae
Christi, & quòd tamen aliae proprtetates competant ei secundum humanam
naturam, aliae secundum diuinam naturam. Doch wollen wir jhnen
zugefallen auch Tertulliani spruch anziehen contra Praxeam. Adeò salua est vtriusque proprietas substantiae, vt & spiritus suas res
egerit in Christo, id est, virtutes, opera, & signa, & Caro paßione
sua functa sit.
Von dem sitzen zur rechten Gottes haben wir auch mit außdrücklichen worten in
vnser Schrifft gesetzt / das Christus inn vnd nach der Menscheit zur rechten
seines Vaters im Himmel zum stetwerendem Königreich vnd Priesterthumb erhöhet
sey. Welche erhöhung / ob sie wol auch die verklerung der Menschli
|| [ID]
chen Natur begreifft. So wird doch hierdurch die Regel
nicht auffgehoben / das in Christo / auch nach der erhöhung bleibe vnterscheid
der Naturn / eigenschafften vnd wirckungen.
Von der anbetung Christi / solten diese Theologi gleicher(
De controuersia Stancari.
) gestalt aus Philippo studirt haben Cùm dicis,
Miserere mei Fili Dei, Domine Iesu Christe, non tantùm alloqueris humanam
naturam: Sed hanc Personam, Deum & hominem: Et petis vt intercedat pro
te, & ipse opem ferat, id est, vt per ipsum divinitas tibi opem ferat.
Item, Fides nititur hac persona, quae est Emanuel. Credis cernt gemitus
cordis tui, quia haec persona est Deus, Credis te recipi à Deo propter
meritum & deprecationem huius personae. Credishanc personam efficacem
esse. Ideò Synodus Ephesina decreuit vna
, adorandum esse Christum Deum &
hominem.
Item das Athanasius sagt: Qui Dominum in Carne adoramus, non Creaturam, sed
Creatorem corpore indutum adoramus, nec rei Creatae citra Deum, qui creauit
omnia, cultu inseruimus, &c.
Welches so es diese auffgeblasene Theologen in acht nehmen / würden sie sich
schemen daraus zuschliessen / Das daher die Menschliche Natur allmechtig vnd
allenthalben mit jhrem wesen gegenwertig sein müsse. Welches sie mit gleichem
vnfuge auch aus dieser Proposition folgern / Das Christi Fleisch ein
lebendmachendes Fleisch sey. Darvon sie den 11. Anathematismum Cyrilli mit
scherffern Augen oder Brillen ansehen / vnd die andern sprüche Cyrilli nicht
einander zu wieder deuten / sondern in gleichem verstand beysammen erhalten
solten.
Ein treffentlich Meisterstück aber (wie sie hie reden) meinen sie zubeweisen /
das sie als eine verfelschung des Texts anziehen / dz wir(Fol. 19.) geschrieben / Christus sey zum Haupt
seiner Kirchen verordnet / welches all es in allem wircket. Denn sprechen sie /
der Apostel sagt / der alles in allem erfüllet.
Ey treffentliche klugheit / Als wüsten nicht alle Gelehrten / das man im
schreiben offtmahls nicht die gantzen sprüche zuerzehlen pfleget / Sondern auff
den sinn derselben von ferne anweiset. Non enim opus est
semper annumerare verba singula, sed satis
|| [ID00102]
est interdum recitasse sententiam. Vnd mögen sie
Philippum dar über zur Schule führen / der vnzehlig mal den sententz vnd sinn
des spruchs zu den Ephesern also gibt: Ipse est Caput Ecclesiae, omnia in
omnibus perficiens. Oder da sie meinen Philippus sey nicht werth / das er jhr
Praeceptor mehr sey / sondern sie müssen nun seine Praeceptores werden / So
mögen sie auch Luthero einen Backenstreich darüber geben / das er in seiner
deutschen Biblien Ephes. 1. vnd 4. in den Scholijs das wort Erfüllen außlegt
durch das wort Wircken.
Das aber sie aus dem Erfüllen / die allenthalb enheit einer vnsichtbarn Menscheit
beweisen wollen / da lassen wir sie vnd Heßhusium darüber zusamen / dessen wort
wir droben erzehlet habe̅ / Welche jhnen / wie sie reden / das
gebrandte leid anthun / vnd sie derwegen gemeltem wort (wircken) im hertzen gram
sind / vnd schen gerne / das es weder Lutherus noch Heßhusius jemahls gebraucht
hetten.
Allein erinnern wir sie jhrer vnbestendigkeit / Das sie droben im eingang dieses
jhres Buchs mit dürren worten heraus (Fol.
1.) gesagt haben / Das sie weder mit vns / noch mit jemand anders von der
generali vbiquitate Corporis Christi in allen
Creaturn disputirn wolle̅. Vnd das sie dannoch nicht auffhören /
auch an diesem orth die vbiquitet zuvorfechten / vnd vermischen noch darzu die
Herrschafft vber alle Creaturn (welche auch der Menscheit an vn̅
für sich gebüret nach der verklerung) vnd die allenthalbgegenwertigkeit (welche
eine wesentliche eigenschafft allein des vnendlichen Göttlichen wesens ist.)
Wolte Gott aber / Das dieser jhr rhum war were / darvon sie viel vergebener wort
hie machen / Als sey jhnen der vnterscheid (Fol. 19.
b.) zwischen den wesentlichen Göttlichen eigenschafften / vnd den
erschaffenen endlichen gaben wol bekandt / vnd das sie denselben behalten vnd
brauchen.
Was machen sie dann / das sie in jhr tertium genus enuncia
tonum zugleich die dona vnd idiomata essentialia: vnd opera communia
|| [ID00103]
officij vber einen hauffen werffen? Was machen sie auch
mit den newen abstractiuis locutionibus, darinnen sie die wesentliche
eigenschafften Göttlicher Natur / Allenthalben vnd Allmechtig sein / der
Menscheit Christi zuschreiben / in massen man von den erschaffenen gaben recht
saget / das diese verklerte Menscheit Christi sey vnsterblich / mechtig /
gewaltig / selig / herrlich / vber alle andere Creaturn erhaben / dardurch sie
an sich selbst perficirt vnd volkommen gemacht ist / ob sie wol vnter Gott
bleibet?
Ihre Calumnia ists aber / Das sie wiederumb allhie tichten / vnd zu etlichen
mahlen wiederholen / Als solten wir der angenommenen Menscheit Christi nur
allein solche endliche gaben zuschreiben / Vnd die andern sprüche der Schrifft
vnd Veter / so von ewiger allmechtiger gewalt / von der krasst lebendig zumachen
/ vnd dergleichen reden / nur auff die Göttliche Natur deuten / vnd die
angenommene Menschliche Natur stracks solcher Maiestet berauben / etc. So sie
doch wissen solten / der streit sey nicht darvon / Ob solche Maiestet der
Menscheit mitgeheilet sey. Denn freylich muß jhr solche Maiestet auch
mitgetheilet sein / weil jhr die ewige vnd wesentliche Gottheit mitgetheilt /
vnd sie derselben eigen worden ist. Sondern der streit ist / Mit was ordnung vnd
weise solche mittheilung geschehe / vnd zuvorstehen sey. Denn das es nicht
einerley arth der mittheylung sey / müssen sie hie abermahls / wieder die andern
Vbiquisten / vns zeugniß geben / Das nemlich der Menscheit Christi die
wesentlichen eigenschafften nicht an vnd für sich selbst / wie mit den
erschaffenen gaben geschiehet / Sondern von wegen / vnd nach arth der
Persönlichen vereinigung (dabey sie jhrem brauch nach / die erhöhung zur rechten
GOttes / Die doch gewißlich ein anders als die Persönliche vereinigung ist /
setzen) mitgetheilet werden.
Welches so lange es diese Theologen mit den Vbiquisten zum theil oder gantz
verfechten wöllen / So werden sie sich
|| [ID00104]
wissentlich oder vnwissentlich in die Eutychianische jrrthumb je lenger je mehr
verdieffen / die Menscheit mit der Gottheit vermengen / das geschöpff dem
Schöpffer gleich machen / vnd also den HErrn Christum mehr vervnehren / denn
seine herrligkeit (Fol. 20.) vnd ehre suchen /
Welches alles sie mit jhrem blossen Nein / oder mit dem gleichniß Leibs vnd der
Seelen / vnd jhres glüenden Eisens nicht werden also schlecht von sich legen
können. Denn die angezogene gleichniß erstrecken sich so ferne nicht / das man
sagen köndte / Der Leib sey vernünfftig / sey vnsterblich / sey Geistlich /
Welches man doch recht von der Seelen sagt / Oder das Eysen sey leicht vnd
subtil / vnd ohne grösse / lenge / vnd dicke / als vom fewer recht gesagt wird.
Darzu ist die hitz vnd der glantz im glüenden Eisen eine qualitas, quae ferro tanquam subiecto inest, Welches diese Theologen
mit worten nun offt vorleugnet haben / vnd bekandt / das die allmechtigkeit
nicht also sey in der Menscheit tanquam in subiecto.
So sind in warheit die rechten Eutychianer / nicht allein die Christi Menscheit
gantz vn̅ gar in die Gottheit verwandeln / wie diese Theologi
allhier reden / Sondern die auch nach den eigenschafften / beyde Naturn wollen
gleich machen. Vnd gehört Amphilochij spruch / den wir aus Theodoreto angezogen
/ vnd diese Theologen / als sie wieder vns geschrieben / nie in fontibus
angesehen habe̅ / nicht allein wieder die Eutychianer / sondern in
gemein / wieder alle / so sich mit jhren gefasten meynungen bethören / das sie
vnter dem schein einer verehrung Christi / jhme eine schmach zufügen / vnd die
warheit mit lügen beschweren.
(Fol. 20. b.)
Am ende wiederholen sie jhre weitlaufstige vnd wiederwertige Reden abermahls /
vnd wollen sich damit weiß brennen. Aber wie droben / der lenge nach / gesagt /
So ist es ein anders / Das der angenommenen Menscheit Christi / allmechtige vnd
ewige gewalt vnd krafst lebendig zu mache̅ mitgetheilt ist
(Nemlich wie auch die ewige vnd wesentliche Gottheit selbst / die da
|| [ID]
leuchtet in det gantzen angenommenen Menscheit / vnd in / mit
/ vnd durch dieselbe freywillig wircket / vnd sich also darinnen erzeiget vnd
beweiset / das fürden augen aller außerwehlten klar erkand wird / das diese
Person nicht allein Mensch / sondern auch warer / Natürlicher / allmechtiger /
vnendlicher Gott sey / Welches alles wir von hertzen grund bekennen.)
Ein anders ist es / Das diese Theologen daraus folgern / vnd hierunter verstecken
wöllen / das die Menscheit Christi allmechtig vnd allenthalben worden sey. Dahin
jhr gantzer Scopus in diesem tractat bißher gerichtet gewesen ist.
Den sie doch abermahls allhier selbst zu boden werfsen.
Denn sie sagen / Es bleiben die ewige gewalt vnd Maiestet für vnd für des Sohns
Gottes wesentliche eigenschafften / vnd werden der angenommenen Menschlichen
Natur eigenschafften nimmermehr. Wie bestehet denn jre Realis communicatio
Idiomatum in natura humana Christi? Darvon im folgenden tractat weiter.
Von der COMMVNIC ATIONE IDIO MATVM.
IN Schulen lehret man die jungen Studenten / Wann sie ein Buch lesen / oder
selbst eine schrifft stellen wöllen / Söllen sie offt den Titel ansehe̅ / damit sie bey dem inhalt / vn̅ bey der fürnehmen
proposition vnd statu caussae bleiben / vnd davon nicht abgefüret werden.
Nun haben diese drey Menner einen prechtigen vnd stadtlichen Titel für jhr Buch /
welches sie wieder vns zurichten ver
|| [ID00106]
meinet / vorhergesatzt / vnd es genennet / Eine warhaffte /
Christliche / vnd gegründte Widerlegung der entschüldigung der Prediger zu
Bremen (Dann also nennen sie vnsere erste verantwortungsschrifft Anno 81. in
druck gegeben) von der Person Christi vnd H. Abendmahl.
Wir stellen aber einem jedern Christlichem vnd verstendigem Leser heim / wz doch
diese drey Menner bißher in den zweyen vorgehenden tractaten / aus vnser
verantwortungsschrifft mit einigem grundt widerleget.
Von dem jenigen / was vnsere Lehr ist / haben sie nichts darthun können / das
falsch vnd vnrecht were / ohne das sie vns mit schendlichen vnd bißher offt
widerlegten Calumnien gerne belegen wöllen / derer wir jhnen keines wegs
gestendig. Diß aber schelten vnd verfolgen sie an vns / das wir nicht annehmen
können / wz SIE für glaubens Artickel new herfür bringe̅ / one
grund der schrifft / ja wieder die Schrifft / vnd wider die Algemeinen
Apostolischen glaubens Artickel / von jhrer vbiquitet /
vnd das Christi Menscheit allmechtig worden sey.
Hierüber hat sie das gerechte Vrtheil Gottes also ergriffen / das sie an stadt
der gerühmpten widerlegung vnser verantwortung / durch jhr gantzes Buch stracks
/ mit lauter entschüldigung jhrer selbst newerung in reden vnd meinungen (so sie
zum theil von den Vbiquisten empfangen / zum theil selbsten erdacht haben)
vmbgehen müssen / Welche entschüldigung aber (davon sie billich jhrem Buch den
Namen vnd Titel hetten geben solle̅) sie dermassen fürbracht / das
man greiffen muß / wie mit bösem gewissen sie diese sache treiben. Dann sie
nirgend auff einer bestendigen meinung beruhen. Fallen jmmerdar von einem auff
das andere. Bringen widerwertige ding für / leugnen einmahl / was sie zuvor
geschrieben / Bald wollen sie es für recht vorteydingen / Brauchen für vnd für
general vnd zweyzüngige rede̅ / darunter sie jre meinung
vertusschen / damit der gemeine Mann desto weniger abschew dafür habe. Antworten
nichts gründliches / auff dz jenige / was jhrer newerung entgegen gesatzt wird.
|| [ID00107]
Tichten newe glößlein / suchen
außflucht / thun den sprüchen der schrifft / vnd was aus Luthero wieder sie
angezogen / öffentlich gewalt / vnd vnrecht. Führen lose vnd nichtige Argument /
jhre meinung zubeschönen vnd zu stützen. Rühmen sich dennoch dabey prechtig /
vnd geben jhnen selbst allenthalben gewonnen.
Diß halten wir / werden verstendige Leser bißher in den vorgehenden tractaten
deutlich haben mercken vnd greiffen könne̅ / Aber inn folgendem
tractat ist doch gar nichts mehr zu finden / denn eitel entschüldigung. So sie
es aber auffrichtig meineten / vnd der warheit / die jnen so klar vnd lauter
vnter augen leucht et / mit ernst beyzupflichten gedechten / Warumb vorwerffen
sie nicht außdrücklich die vbiquistischen Paradoxa? warumb brauchen sie nicht
art vnd form zureden / die in der Kirchen durchauß gebreuchlich / bewehret / vnd
ohne gefahr sind? Warumb wöllen sie es mit vns vnd andern nicht eins sein / So
sie doch eben darumb jhr entschüldigung fürbringen / das man sie für
entschüldigt halten soll in deme / darüber man bißher vber sie geklagt hat?
Wir wolle̅ aber eine jede entschüldigung insonderheit besehen.
Erstlich leugnen sie / das sie gelehrt / das die vnendtlichen eigenschafften(Fol: 20. b.) der göttlichen Natur in die
Menscheit also außgegossen / das sie an vnd für sich selbst Allmechtig
worden.
Wer aber wil / mag in vnser jüngst gethanen antwort wider Iacobum Andream, der
Vbiquisten / Flacianer / vnd Selnecceri eigne wort hievon lesen / die wir mit
anziehung jhrer Bücher / Blat / vnd Zeil erzehlet haben.
Das die Menscheit Christi die endtlichen vnd erschaffene gaben an vnd für sich
selbst habe / Subiectivè, Formaliter vnd Habitualiter, Das sprechen sie / gestehen wir / vnd
lerens mit jhnen / Das sie aber die ewige Göttliche gewaldt dauon Matth. 28. die
krafft lebendig zu machen dauon Joh: 6. vnd was dergleichen mehr sind / gleicher
gestaldt / an vnd für sich selbst / Subiectivè, Formaliter,
& Habitualiter haben solte / das / sprechen sie / gestehen vnd
lehren wir keines weges / wer vns auch solch dogma
antichtet / thut vns für Gottes angesichte gewaldt vnd vnrecht.
|| [ID]
Diß ist zwar ein hohe betewrung. Wolte Gott / das es im werck vnd mit der
that sich also befünde.
Denn ob sie wol alßbald darauff sagen / das die angenommene Menschliche Natur
solche ewige Göttliche gewalt nicht an vnd für sich selbst habe / als jhre
natürliche wesendliche eigenschafft / oder wie sie die erschaffenen gaben an vnd
für sich selbst hat. Sondern persönlich oder von wegen vnd nach art der
Persönlichen vereinigung. Welches wir auch stets also geschrieben / vnd darauff
friede vnd einigkeit / vnsern Wiedersachern jeder zeit angeboten. So bleibt es
doch bey diesen Theologen ein verdacktes essen / vnd ist vns vnd andern billich
vordacht / biß wir jhre erklerung weiter sehen / daraus zuspüren sey / das sie
auff einerley arth vnd weiß der Persönlichen vereinigung / die Gottheit selbst /
vnd dann auch die ewige allmechtigkeit / vnd andere Göttliche eigenschafften /
der angenommenen Menscheit mitgetheilt zu sein bekennen.
Vnd das sie die propositiones in abstracto. Die Menscheit ist allenthalben / vnd
Allmechtig / etc. Die in der Schrifft vnd Patribus, auff diese weise nicht
stehen / einmal beseits setzen / vnd also die vrsach des verdachts hinweg
nehmen.
Denn so sie mit ernst erkennen / das der Menscheit gegeben sey die Allmacht / wie
jhr auch die Gottheit gegeben ist / von wegen / vnd nach art Persönlicher
vereinigung / So werden sie so wenig sagen können / das die Menscheit Christi
Allmechtig / vnd allenthalben sey / als wenig sie sagen mögen / das die
Menscheit Gott ist.
So lange sie aber diß verteidingen / Das die Menscheit Allmechtig vnd
allenthalben sey / So werden sie weder vns noch andedere vberreden / das sie
nicht solten die allmacht vnd allenthalbenheit der Menscheit Christi an vnd für
sich selbst zueignen / Sintemahl diese Regel gantz gewiß ist / Dici de aliquo
requirit inesse. Vnd eben darumb / ist es von den erschaffenen gabe̅ recht gesagt. Die Menscheit Christi ist weiß / verstendig / mechtig /
vnsterblich / herrlich nach der verklerung / Weil diese attributa die Menscheit
an sich hat.
|| [ID00109]
Zu deme geben vns der Vbiquisten Sophistische glößlin / derer sich Selneccerus
bißher auch gebraucht / grosses nachdencken / das sie mit dem wort Persönlich
nur die Leut äffen / So sie doch mehr nicht darunter verstehe̅ /
denn das sie nicht einer abgesonderten Menscheit / sondern der Menscheit / die
in der Person Christi bestehet / die Allmechtigkeit / vnd allenthalbenheit
zuschreiben.
Aber auff solche weiß hat auch die Menscheit Christi Persönlich jhre erschaffene
gaben / davon sie vns doch nachgeben müssen / das sie von mittheilung der
Göttlichen vnendtlichen eigenschafften zuvnterscheiden sind.
Letzlich mengen sie jmmerdar mit vnter / die erhöhung zur rechten GOttes /
Sprechen / die Menscheit Christi habe die Göttlichen eigenschafften / von wegen
vnd nach arth der Persönlichen vereinigung vnd erhöhung zur rechten Gottes.
Davon wissen alle Christgleubigen / das es gar vnterschiedene Artickel des
Glaubens von Christo sind / Das der eingeborne Sohn Gottes vom heiligen Geist
empfangen / vnd aus Maria geborn sey / vnd das er nun nach der aufferstehung vnd
Himmelfart / sitzet oder herrschet zur rechten Gottes des Vaters.
Ist nun der Menscheit Christi / Persönlich mitgetheylet / die Gottheit / vnd alle
Göttliche eigenschafften / So bestehet diese mittheilung nicht auff der erhöhung
/ ohne das durch die Aufferstehung vnd was ferner mit Christo gefolget /
gewaltiglich erwiesen ist / das er sey der allmechtige Sohn Gottes / als Paulus
zum Römern am ersten spricht.
Ist aber die Göttliche allmechtigkeit / vnd allenthalbenheit / der Menscheit
Christi erst mitgetheilt in der erhöhung / da die Menscheit an vnd für sich
selbst verkleret ist: So wird die Menscheit diese Göttliche eigenschafften /
nicht von wegen vnd nach arth Persönlicher vereinigung haben / Vnd wird dieser
Mensch Christus auff ein andere weise müssen Gott sein / auff ein an
|| [ID]
dere(Fol: 17.) weise
Allmechtig vnd Allenthalben / Welches sie dann kurtz zuvorn / für recht haben
außgeben.
Also gehet es jhnen / wie man saget / das vnwarheit weder mit sich selbst / noch
mit der warheit vberein kömpt.
II.
ZVm andern / entschüldigen sie sich. Das sie nicht also lehren / (Fol. 21.) das als dann erst der Menschlichen Natur
etwas geben werde / wann sie in die Gottheit vorwandelt / oder derselben gantz
vnd durchauß gleich gemacht werde. Hievon kan auch / wer da wil / in vnser
nechsten Antwort wieder Iacob: Andream nachlesen / wie bißher die Vbiquisten
auff die vorgöttung der Menscheit Christi gedrunge̅ / vn̅ in dem einigen Christo zweyerley Gottheit gesetzt. Vn̅ wie Iacob. Andreas in seinem wider vns außgegangenem
Tübingischem Buch / alle die jenigen / für Arrianer gescholten habe / welche
diese proposition nicht billichen. Die Menscheit Christi ist Gott. Item / Wie
die Vbiquisten öffentlich geschrieben / die Persönliche vereinigung stehe in
dieser Maiestet / heisse vnd sey nichts anders / denn das die Menscheit Christi
in gleiche Maiestet vnd herrligkeit eingesetzt sey / vnd das die Menscheit sey
Gott gleich werden / etc.
Was gehet auch diese Theologen noht an / das sie vns vnd andern fürwerffen? als
liessen wir der Menscheit Christi mehr nicht dann blosse Titel vnd Nahmen (weil
wir sagen / das die Allmechtigkeit vnd andere Göttliche eigenschafften /
Menscheit anders nicht denn die Gottheit selbst gegeben werde durch Persönliche
vereinigung.)
So sie nicht in diesem traum stehen / vnd diß jhres Hertzens gericht ist (wie
jhre wort allhier lauten) das sie nemlich meinen / wenn die Menscheit nicht
Allmechtig / oder das eben so viel ist / der Gottheit nicht gleich worden ist /
an der Allmechtigkeit / So müsse es nichts sein / das der Menscheit mitgetheilet
sey Persönlich die Gottheit / vnd andere Göttliche eigenschafften. Welcher
massen auch die Vbiquisten für dieser zeit das gleich
|| [ID00111]
nüß gebraucht / Wenn die
Menscheit nicht allmechtig worden sey in der Persönlichen vereinigung / so sey
es mit der gottheit vnd Menscheit Christi eben / als wenn ein Reicher vnd Armer
Man beysamen stünde vnd der Reiche dem Armen sein Geldt nicht gebe / vnd man
dennoch sagen wolte / diß sint zween Reiche Menner.
Diß sprechen diese drey Menner / sey bißher gnugsam vnd gründlich verantwortet.
Wo aber vnd mit was bestandt? Thrasonicae gloriationes sind es / vnd wie jener
sagt / viel geschrey vnd wenig Woll.
III.
ZVm dritten / von dem wort Realis Communicatio, weisen
sie(Fol. 21.) vns auff jhre Apologiam, davon
jnen vieleicht andere antworten werden / Sagen aber allhier / das sie es der Verbali praedicationi entgegen setzen / das ist / dem
blossem Titel vnd blossen Nahmen. Wo haben sie aber gelernet / das / was mit
worten warhafftig Christo zugeschrieben wird / dasselbe blosse Titel vnd Nahmen
sein soll? Vnd das Vera praedicatio soll so viel sein / als imaginaria, ficta,
falsa, cui nulla res subsit. Wissens doch die jungen Studenten viel besser / die
da in Kinder Schulen gelernet haben. Qualis res est, talis
tribuitur ei veritas. Et praedicatio vera non tollit veritatem rei, sed ex
veritate rei sequitur neceßariò vera praedicatio.
Wer hat jhnen auch die macht gegeben / das sie newe gefehrliche wort in die
Kirche Gottes einführen? Hat doch Selnecker für dieser zeit selbst von sich
geschrieben vnd drucken lassen. Das er vmb vier vrsachen willen offt widerrathen
habe / vnd widerrathe(
In Catalogo Synodorum.
) es noch / das man diß wort REALE nicht brauchen
solte.
1. Weil bey den alten Seribenten solch wort nicht
zufinden sey.
2. Weil etliche eine Eutychianische vermischung der
Naturn darunter einzuführen sich vnderfangen haben / vnd die Persönliche
vereinigung vnd Communicationem Idiomatum vnter einander
geworffen.
3. Das die Antitrinitarij in
Polen / Vngern / Siebenbürgen / diese wort Realis
Communicatio vnd transfusio proprietatum
ergreiffen / vnd jhre lesterung damit vorteidingen / in deme sie fürgeben / der
Mensch Christus sey Gott worden / das ist / mit allen Göttlichen eigenschafften
gezieret.
|| [ID00112]
4. Damit heilsame einigkeit vnd friede möge erhalten
werden / etc. Diß hat Selnecker damals geschrieben / Vnd warumb lest ers
nochmahls darbey nicht bleiben?
IIII.
(Fol. 21.)
ZVm vierden / Von der Physica Communicatione remittirn
diese Theologen den Christlichen Leser abermahls auff jhre Apologiam, So haben
auch wir in vnser jüngsten antwort wieder Iacob: Andream, davon bericht gethan /
Alhie aber setzen sie / Es habe Herr Philippus in articulis
Bavaricis dem P. Conizae Lithuano dieses
entgegen gesetzt. Welches sie nicht angehe. Aber die vmb den Herrn Philippum
gewesen / derer Gott lob noch viel am leben sind / können mit warheit viel ein
anders hievon zeuge̅ / Nemlich das Herr Philippus eigentlich
hiermit gemeinet habe / die nach dem Colloquio zu Wormbs auff die bahn gebrachte
Realem communicationem Idiomatum in naturis ipsis.
So gibt es die Antithesis, Dialecticae & Physicae communicationis Idiomatum.
Auch ist denen / die zu Wittemberg studirt / bekandt. Das Gonesius / oder wie
jhn Philippus genennet / Conyza noch für dem Colloquio zu Wormbs Anno 56. von
den Polnischen Kirchen gegen Wittemberg zu Philippo gesandt / das er von jhme
eines bessern gewiesen würde / Daher Philippus im selben jare in der
disputation, so für der promotion Conradi Beckers Brunsuicensis gehalten /
dieses Conyzae gedacht hat / als eins Seruetianer / vnd lesterers der ewige̅ Gottheit Christi.
So viel aber Serueti discipel vnd anhenger sind / die verwerffen die Lehr der
Rechtgleubigen Kirchen von der Communicatione Idiomatum gantz vnd gar. Wollen
vo̅ keiner Communicatione der eigenschafften beyder Naturn In
Christo / weder Dialectica noch Physica etwz wissen / wie sie dann auch nur eine
einige Natur in Christo zulassen. Darumb Philippus / der etliche Jahr hernach
kurtz für seinem seligem abster
|| [ID00113]
ben / die Responsiones ad articulos Bavaricos nach dem Colloquio zu
Wormbs geschrieben hat / keines weges auff Conyzam oder andere Servetianer,
Sondern auff die Newerung / so erst nach dem Colloquio zu Wormbs / kurtz für
absterben Philippi, mit der Reali Communicatione herfürbracht worden / gesehen
hat.
Vnd so bey diesen Theologen Philippi auctoritas noch etwas gildt / haben sie
hiermit sein Iudicium von jhrem dogmate, das wenn sie fürgeben / die Menscheit
Christi sey Allmechtig vnd allenthalben worden. So ists eben die Physica
Communicatio / dauon Philippus vrteilet / das es eine Confusio naturarum eine
vermengung der Naturn sey. Vnd mögen sie sich ein ander mall der warheit mehr
befleissigen / vnd selbsten zuuorn die vmbstende besser erkündigen / ehe dann
sie jhre geticht für Historien außgeben.
V.
ZVm fünfften / da sie lang zuuorn gelaugnet haben / das sie die außgiessung
Göttlicher eigenschafften in die Menscheit jemals solten gelert haben / kommen
sie nuhn / vnd wöllen diß wort bey andern lehrern / die es in diesem streit
gebraucht (Sie meinen aber Iacob: Andre: / Bientium / vnd derselben nach
solger)(Fol. 21.) entschüldigen / vnd
sage̅ / Man habe es Methophoricè
vorstanden in massen die schrifft sage / Das der Heilige Geist außgegossen
werde. Was reimpts sich aber auff diesen handel? Denn der Heilige Geist wirdt
also außgegossen / das er durch seine einwohnung in den Hertzen der Menschen
erschaffene gaben anzünde / die in jhnen sint tanquam in Subiecto. Diese
Theologen aber wöllen dafür angesehen sein als hielten sie / das die ewige
Göttliche gewalt / nicht sey in der Menscheit Christi / tanquam in Subiecto. Item es sey keine erschaffene gabe.
Derwegen machen sie mit jhren entschüldigungen nuhr desto mehr Contradictiones,
die auch damit vormehret werden das sie vns bereden wöllen / wenn jhre
Patriarchen die Vbi
|| [ID00114]
quisten
geschrieben haben / Das die Göttlichen eigenschafft en werden außgegossen in die
Menscheit / so sey es Metaphoricè zuvorstehen. Sie aber
haben zuuorn gesagt / die Mittheilung der Ewigen gewaldt Gottes geschehe
Persönlich.
Wann sie dann mit der außgiessung / so es Metaphoricè vorstanden wird / zufrieden
sein in diesem handel / So wird jhnen solches so viel gelten müssen / als
Persönlich mitgeteilt sein. Darauß aber wird folgen / das nach dieser Theologen
newen kunst / die Persönliche vereinigung / vnd Metaphorische außgiessung der Gottheit vnd Göttlichen eigenschafften
ein ding sey / Welches wo es entlich hinauß wölle / werden jhnen die
Antitrinitarij vnd Servetianer wol wissen nutze zu machen / die ohne das /
gantze bletter Auß der Vbiquisten Bücher zu jhre̅ vortheil wissen
anzuziehen.
VI.
(Fol. 21. b.)
ZVm sechsten / Sagen sie / es sey eine Calumnia, das sie
lehren solten eine Communicationem in ipsis naturis, das
nemlich eine Natur der andern eigenschafft empfahe. Dan̅ diß
getichte sey in jhrem Concordi Buch außgesetzt / vnd sie
reden nicht also in genere & indistinctè. Das es
aber keine Calumnia, noch von vns getichtet sey / Sondern die Vbiquisten noch
heutigs tags / auch nach jhrem außgegangenem Concordi Buch also reden vnd
schreiben / mögen diese Theologi / wenn sie es sunst nicht wissen / baldt forn
an / in dem vormeinten Summarischen bericht des Tübingischen Buchs wider vns
vnlangst außgesprengt / mit diesen worten vn̅ Buchstaben lesen.
Das es Nemlich eine Nestorianische vorleugnung Communicationis Idiomatum sey / wen̅ man nicht zulasse /
das die Naturn einander selbst jhre eigenschafften mittheilen.
Diß wöllen diese drey Menner mit jhrem eigenem geticht alhier zusamen reimen / da
sie fürgeben / es sey eine Calumnia / So doch die zehen
Tübingischen Theologen (die jhre Nahmen vnderschrieben / vnd sich von der
Concordi brüderschafft nicht werden außmustern lassen) für Nestorianer schelten
alle / die jhnen ein solches nicht zugeben wöllen.
Viel ein anders aber ist / zur gemeinschafft der Göttlichen ge
|| [ID00115]
walt / Matestet / vnd Herrligkeit
erhaben sein / von wegen Persönlicher vereinigung / Welches wir so wenig laugnen
/ als die Persönliche vereinigung / Ein anders aber / das die Menscheit /
Allmechtig worden sey / Welches diese Theologen vnder solcher art zu reden
vorstecken / Aber nicht beweisen künnen. Den̅ das sie mit jhre̅ glüendem eisen widerumb gezogen kommen / daran brennen sie sich
abermahl selbst: den̅ Calor & Candor insunt ferro tanquam
subiecto. Sie aber haben newlich zuvorn nicht gestehen wollen quòd omnipotentia insit carni tanquam Subiecto.
VII.
ZVm siebenden / endtschuldigen sich diese Theologen / Als(Fol. 21. b.) heben sie den vnderscheid inter Concretum & abstractum, das ist / zwischen den
vnderscheidenen Nahmen der Person vnd Naturn / nicht auff / Sondern behalten
denselben vnd brauchen jhn Aber es ist protestatio contraria facto. Dan̅ ob sie woll die worth Concretum & abstractum, bißweilen /
wan es jhnen wol gelegen ist / füren / So vorderben sie doch derselben rechten
vorstandt. Machen zweierley abstracta vnd Concreta, vnd muß die Menscheit
Christi in abstracto so viel bey jhnen heissen / als eine blosse menscheit
ausserhalb persönlicher vereinigung / so doch die rechtgleubigen scribenten,
wenn sie die menscheit Christi nennen / vnd solches wort ein abstractum heissen
/ keine andere menscheit verstehen / dann die auch in persönlicher vereinigung
jhre eigenschafften an sich beheldt / vnd der göttlichen Natur wesentliche
eigenschafft nimmermehr an sich nimpt. Dauon wir sie auff das Examen Theologicum
Philippi weisen. Vnd weil jhrer ettliche solches publicè profitirn, Vormahnen
wir sie / das sie solches zuvorn selbst recht studirn wollen / damit sie nicht
jhre phantaseien vnd geticht / Sondern nativam sententiam Philippi congruentem
cum sacris literis & Orthodoxa antiquitate jhren zuhörern fürtragen
mögen.
Was auch jhr geschworner Bruder Jacob: Andre: vom concreto vnd abstracto halte /
kan jhnen nicht vorborgen sein /
|| [ID00116]
vnd
wolle Selnecker sich erinnern / Des Jacobandreamschen Teuffels Creutzes /
welches Iacob: Andre: dem Wirt zu Hall abzuschreiben in Selneckers gegenwart
vbergeben hat. Auch wie derselbe zu Ihena das Concretum
mit einer gefülten / vnd das abstractum, mit einer
abgestreufften brattwurft vorglichen hat. Was ist es auch anders / denn eine
gentzliche verleugnung des vnderscheids Abstracti & concreti, das Iacob:
Andre: immerdar treibet? Mensch vnd menscheit ist bey vns eins. Inn welchem
stuck auch diese drey Menner / jhme noch in dieser schrifft folgen. Da sie
droben diese rede / Christus da er Mensch wardt. Item Christus nach der
menscheit hat empfangen Ewige gewaldt / abstractivas
locutiones genent haben.
VIII.
(Fol. 21. b.)
ZVm achten. Wollen sie nicht dafür angesehen sein / Als würffen sie die particulas distinctivas (Damit Christo dieses nach der
Göttlichen / ein anders nach der menschlichen Natur zugelegt wird) hinweg. Sagen
das sie dieselben particulas in primo genere Communicationis
Idiomatum mit allem fleiß vnd ernst treiben. Es ist aber diß eben die
klage / daß sie mit jhrer newerung so mancherley genera Communicationis tichten
/ vnd von dem primo genere, eximirn vnd außschliessen / diese reden. Der Mensch
Christus ist Allmechtig / vnendtlich / Allenthalben.
Welches sie eben so wenig mit füge thun können / als wen̅ Iacob:
And: zu vorspottung der bey den alten rechtgleubigen Scribenten / mit so grossem
fleiß getriebener lehr von der Communicatione Idiomatum / disses ein Teuffels
Creutz nennet.
Das auch diese Theologen fehrner sagen / Das sie diese rede nicht so ohne
vnderscheidt führen / als sie von vns sey angezogen worden. Die Person thue
alles nach beyden Naturn / vnd sich von den actionibus
theandricis auff jhr Concordi Buch referirn, Dauon ist das contrarium zuerweisen / Erstlich
auß Iacob: Andre: der dieses
|| [ID00117]
am
Buchstaben also geschrieben. Natura diuma per humanam(In Expost:) omnia facit, hoc est, Persona
SECVNDVM utramque naturam tota(coxl: 22.)
facit omnia. Nachmals auß Selneckers schrifften. Nulla
(
De conc:
)
naturarum vel in officijs, vel in viuificatione, vel in
invocatione et cultu,(Pag: 42. b) vel in
seßione ad dextram in glorta, vel in veritatis aßertione, facienda &
admittenda est. Diß vorstehet ihe jederman / das es widerwertige reden
/ vnd derwegen vnwarhaffte entschuldigung sein.
Denn alhier stehet / Wir führen diese rede nicht so ohn vnderscheid. Iacob.
Andreas aber vnd Selnecker schreiben / man soll keinen vnderscheid zulassen.
Hette aber des alten Herrn Camerarij vormanung bey Selnecker frucht geschafft /
so er jhme für vielen jharen in Consessu professorum Academiae Lipsensis gethan
/ so würde er sich billich schemen / wenn er seine Scarteken / oder Chartas
putidas anschawete / vnd hinfüro vorsichtiger sein / so gar offenbarliche
Contradictoria fürzugeben / vnd das jhenige / was er am Buchstaben zuuorn
geschrieben / so künlich zuvorleugnen.
Es heist aber mit diesen leuthen / Erubescere nescierunt.
Sie wöllen sich nicht schemen. Vnd daher kompts auch / das dieser leichtfertige
Hypocrita in seinen zum andern mahl gedruckten Recitationibus so vorwegen vnd
trotzig sich erzeiget / das er fromme / vnschuldige / geplagte / vnd vorfolgte
leuth / denen er für etlichen jharen alles vnglück hat zurichten helffen / mit
seinem vnuorschempten lestermaul / wider Gott / Ehr / vnd Recht / für leves, mendaces, periuros außruffen darff. Dauon wen̅ er in derselben gegenwart / in einem Christlichem Synodo
gebürliche Rechenschafft geben solte / würde jhn der schalcksspruch / den er aus
der Comaedien allzuwoll gelernet / vnd ohne schew für Gott vnd ehrlichen
Menschen so gar vnuorschempt in seinen lügen vnd lesterschrifften / practicirt /
vnd treibet / Mentiri et contrà tueri audeo, so gar
nicht schützen / das ime mit gutem bestandt vnd grundt / diese seine lesterungen
/ in seinen eignen bussem würden getrieben werden.
|| [ID00118]
Solte aber auch / für der welt keine ordentliche erkentniß hievon geschehen /
soll er dennoch wissen / Das ein mal eine zeit kommen werde / da für dem
gerechtem Allgemeinem Richter / er vnd andere seine mitgehülffen / in solchen
vnwarhafften lesterungen kommen werden vorzagt mit dem gewissen jhrer (
Sap. 5.
) sünden (als im Buch der Weißheit geschrieben stehet) da sie jhre eigne
sünde vnder augen schelten werden. Als denn wird der gerechte stehen mit grosser
freudigkeit / wider die / so jhn geengstet / vnd seine arbeit / das ist / seine
lehr vnd sein thun vorworffen haben. Welches Selnecker seiner art nach / spotten
vnd jmmer fortan lestern mag / Gott wird sich nicht ewig lassen spotten / deme
er in seinen Augapfel greiffet / so offt er wider die Armen voriagten vnd
vorfolgten Wittenberger mit seinem vorwegenem trotzigem lestermaul / seine
vnwarhaffte vorleumbdung außstosset.
IX.
(Fol. 22.)
ZVm Neundten Ists eine nichtige außflucht / das diese Theologen sagen / Sie füren
diese rede nicht also indistinctè, als sie von vns
angezogen / Die Person sey alwissent / Allmechtig / Allgegenwertig nach beiden
Naturn / eben so woll nach der Menscheit / als nach der Gottheit. Darauff sie
ein lang dicentes machen / Das sie solches nicht eodem
modo vorstehen. Nuhn werden aber sie sampt den Vbiquisten von vns
beschuldiget / nicht de modo, sondern de reipsa. Das ist / wir beschuldigen sie
/ das sie / von der Menscheit gleich so wol fürgeben / das sie Allmechtig /
allwissent / vnd Allenthalben sey / als man von der Gottheit ein solches recht
sagen kan.
Diese vnsere beschuldigung wenden sie nicht ab / Sondern vormehren dieselbe an
diesem orth / da sie vortheidigen wöllen jhre newe reden. Die menscheit Christi
ist allwissendt / ist Allmechtig / vnd ist allenthalb gegenwertig. Item Christus
nicht alleine nach der
|| [ID00119]
gottheit /
sondern auch nach der menscheit / hat die allwissenheit vnd Allmechtigkeit /
erfüllet alles.
Denn eben diß ist es / darumb sie beschuldiget werden. Vnd dienet zur sachen gar
nichts / das sie sich damit behelffen wollen / Die menscheit sey nicht von
ewigkeit Allwissend / Allmechtig / allen Creaturn gegenwertigk / Item sey nicht
die allwissen heit / Allmechtigkeit selbst wie die gottheit. Sintemal der streit
eben davon ist / ob da genennt werden könne eine erschaffene Allwissenheit /
Allmechtigkeit / vnd Allenthalb gegenwertigkeit / nach welcher die Menscheit
Allmechtig / Allwissent / vnd Allenthalben worden sey. Item / ob eine Creatur
vnd geschöpff / Allmechtig / vnd Allwissent vnd Allenthalb gegenwertig sein müge
/ die da nicht die ewige Allwissenheit / Allmechtigkeit vnd vnentlicheit selber
ist.
Was machen auch diese Theologen entlich mit jhrer Newen Maiestet der Menscheit
Christi anders / denn das sie sich jhe lenger jhe mehr mit Contradictionibus
vorwirren? Denn ist die Menscheit Allmechtig / aber nicht die Allmechtigkeit
selbst / Ist sie Allwissent / aber nicht die Allwissenheit selbst / wie sie hie
schreiben / Wie kan es dann einerley Allmechtigkeit sein / als sie anders wo
sagen / davon die Gottheit vnd Menscheit Allmechtig genennt werden sollen?
Ist es aber nicht einerley Allmechtigkeit / vnd soll doch gleich woll nicht
weniger gesagt werden / die Menscheit ist Allmechtig / als man nach der schrifft
rechtsagt / Die Gottheit ist Allmechtig / So wird es wol bleiben bey der
Vbiquisten vngeheurem vnd schrecklichem geticht / Welches sie zu grossem
vortheil der Arianer / Samosatenianer / vnd Tritheiten herfür gebracht
|| [ID]
das eine andere Gottheit vnd Allmechtigkeit sey / die da Ewig
sey / vnd ein andere die da zeitlich der Menscheit Christi sey mitgeteilet / Als
da (
Brent: de
) für dieser zeit Brentius vnd Iacob: Andre: geschrieben. Alia
(
Maiest:
) est divinitas communicans seu participans, Alta
communicata seu participata,
(
91.
) sicut alius est donator, aliud donum ipsum. Item,
Maiestas
(
Iacob:
) donata humanitati extrinsecus à divinitate, quasi per
accidens humanitati
(
Andr:
) in Persona accedit. Auff diese grobe knothen
solten diese (
Apol: 42.
) Theologen antworten / vnd einmal erkennen / Wie sie von den Vbiquisten so
weith ad praecipitia verfüret sint / ehe dann sie so hohe protestationes
füreten. Als sie hie sagen. Man gebe es jhnen wol schuldt / Man thue jhnen aber
für Gott vnrecht daran.
Damasceni Spruch lib. 3. cap: 12. Propter unionem Anima Domini
locupletata est futurorum cognitione, ut & reliquis divinis signis,
beweist keine absolutam Omniscientiam humanitatis Christi, Denn ein anders ist /
erkentniß zukünfftiger ding / ein anders die Allwissenheit. Er scheinet auch
woll / das diese Theologe̅ de̅ grie chischen Text
Damasceni nie haben angesehen. Sonst würden sie an dem Latinische̅
Text allein nicht sein hangend geblieben / Sondern auß yhren Lexicis haben
nachsuchen können das nicht heisse eine Allmechtige
krafft auß vnd von sich selbst wunderwerck zuthun / Sondern die gabe von
zukünfftigen dingen weißzusagen oder zuvorkündigen / wie Suidas außdrucklich
schreibet. , Divinatio est Dei vaticinium.
X.
(Fol. 22.)
ZV letzt kommen diese drey Menner widerumb auff jhre alte geigen / widerholen
jhre vorige vngründe / darauff wir albereith droben geantwortet haben.
Die schrifft vnd Orthodoxa antiquitas, sprechen sie /
Sagen / Das fleisch Christi sey ein lebendmachendes fleisch. Item das fleisch
Christi werde angebetet / vnd machen doch darmit keine vormengung noch
vergleichung der Naturn.
Nuhn sind aber diß Abstractiuae locutiones.
|| [ID00121]
Derwegen so müssen auch diese propositiones in abstracto
nicht vnrecht sein / Die menscheit ist Allmechtig / Allwissend /
Allendthalben.
Wir fragen sie aber / wenn ex particulari also zuschliessen / worumb sie nicht
aus gleichem grundt / auch dieses vollent inferirn / das es recht geredt sey /
Das die Menscheit sey vnentlich / vnsichtbar / vnbegreifflich / Iha auch Gott?
So würde man doch sehen können / das sie jhren Patriarchen den Eutychianern vnd
Schwenckfeldisten getreulich nachfolgeten.
Denn das sie sich abermals mit jhrem tertio genere behelffen wöllen / wird jhnen
solches nicht gestanden / sie beweisen dann zuuorn / das jhnen gewalt vnd macht
gegeben sey / das wesen vnd die eigenschafften der Göttlichen Natur von einander
zureissen / vnd de̅ Menschen Christo auff eine andere art / den̅ durch Persönliche vereinigung / das Göttliche wesen / Auff eine
andere art aber die wesentlichen eigenschafften dem Menschen Christo
mitzutheilen.
Der vrsprung aber jhres falschen vnd vnrechten folgerens kömpt zum theil daher /
das sie die Idiomata eßentialia naturarum nicht
vnderscheiden / von den theandricis actionibus pertinentibus
ad officium Christi. Vnd das sie die Reden Caro est
vivifica vnd adorabilis noch nie recht haben
verstehen lernen / wie sie die Alten lehrer erkleren / dauon sie doch das
sechste cap: Johann. welches sie selbst alhie anziehen / hette vnderweisen
können / wenn sie es recht ansehen / vnd vom anfang biß zum ende hetten lesen
wöllen. Ite̅ / das 20. capitel Johan: da Thomas Christum in seinem
aufferwecktem vnd verklertem fleisch mit diesen worten anbetet: Mein HERR vnd
mein Gott. Darauff der Euangelist bald diesen beschluß setzet / Solches sey
geschrieben / das wir gleuben / Jesus sey Christ der Son Gottes / vnd das wir
durch den glauben das leben haben in seinem Namen.
Weil es aber diesen Theologen vmb jhre Newe abstractiuas
locutiones so hoch zuthun ist / das es recht geredt sein soll / Die
Menscheit ist Allmechtig vnd Allenthalben / etc. möchte man sich
|| [ID]
wol wundern / das sie sich derer selbsten schemen / vnd nicht
alle zeit frey herauß nennen dörffen / wie man der andern keine schew tragen
darff / so von den Rechtgleubigen Vetern in rechtem vorstandt sind gebraucht
worden.
Denn jhr gewissen vberzeuget sie / das jhre newe reden / weder in der schrifft /
noch in den patribus zu finden / vnd das bißher die gewisse vnd vnfeilbare
warheit von der Person Christi / vnd Maiestet seiner Heiligen Menscheit / auch
ohne jhre newerung in der Kirchen Gottes bestanden vnd erhalten worden sey.
Die reden aber so sie alhier füren / sind auch vns im rechten vorstandt nicht
entgegen. Das nach art Persönlicher voreinigung der Menscheit Christi warhafftig
vnd in der that / Göttlicher ewiger gewaldt mitgetheilet / vnd das sie zur
gemeinschafft Göttlicher Maiestet vnd Herrligkeit erhöhet sey. Nemlich wie jhr
auch die Ewige Gottheit des Sohns Gottes warhafftig vnd in der that durch
Persönliche voreinigung mitgetheilt / vnd die Menscheit zur gemeinschafft der
vnentlichen Göttlichen Natur vnd ehre erhöhet ist.
Diß aber ist weith anders an worten vnd meinung geredt / als wenn diese Theologen
jhre Newerung auff die ban bringe̅. Die Menscheit Christi ist
Allmechtig / Allwissent / Allenthalben worden / Dauon wir schließlich jhnen mit
dem Spruch Vigilij antworte̅. Impium &
sacrilegum est, ea quae sunt propria verbi, naturae carnis ascribere.
Es ist Gottloß vnd eine lesterung wider Gott / das jhenige was der Göttlichen
Natur des Worts eigen ist / der Menschlichen Natur oder dem fleisch zuschreiben.
Vnd das Augustinus sagt: Nobis ad certam regulam loqui fas
est, ne Verborum licentia, etiam de rebus. quae his significantur, impiam
gignat opinionem. Vns gebüret nach einer gewissen richtschnur zureden /
damit nicht / wenn man jhm selbst macht nimpt / seines gefallens wort vnd reden
zugebrauchen / man auch newe lehr wnd meinungen darunder einführe.
|| [ID00123]
Von dem vbrigen / so in vnser Verantwortungßschrifft bey diesem Capitel / der
lenge nach angezogen / Sonderlich aber / das wir die nichtige Calumniam
wiederlegt haben / da vnsere Widersacher schlissen. Christus wird genent
Allmechtig / Allwissend / allgegenwertig / Darumb so ist ers nicht / oder es
sind nur allein blosse Titel vnd Nahmen. Schlegt dz gewisse̅n
diese Theologen / dz sie allhier fürüber rausche̅ / weil sie
solches nicht könne̅ widersprechen / Vngeachtet das sie sönsten
fast alle zeil in vnser Schrifft arrodirt, vnd droben jmmerdar die Calumntam von den blossen Titeln vnd Nahmen eingeblewet
/ ehe dann sie vnsere Antwort darauff eingenommen haben / die sie billich an
diesem ort lesen / vnd so sie gekondt widerlegen hetten sollen / Derwegen wir
auch auff vnsere vorige schrifft den Christlichen Leser hiemit gewiesen haben
wollen.
Von dem Spruch. Ich bin bey euch biß zum end der welt.
DA wir in vnser ersten verantwortung wieder vnser diess orts widersacher fürgeben
/ von der Vbiquitet der Menscheit Christi / geschrieben haben (das dieser spruch
Christi Matth: 28. vnd andere dergleichen / Matth: 18. Wo zween oder drey / etc.
Johan. 14. Ich wil euch nicht weisen lassen / etc. von der Person Christi reden
/ vnd tröstliche vorheissung sind von seiner gegenwart bey seiner Kirchen vnd
glaubigen / nach art vnd weise seines Himlischen vnd Geistlichen Reichs.
Solches vnterstehen sich diese drey Menner vordechtig zu machen / zum theil mit
vngereimpten folgen / zum theil mit verkehrung des status controuersiae.
Denn zur Person Christi sprechen sie / gehört nicht allein die Gött
|| [ID]
liche(Fol. 23.) /
sondern auch / die angenomene Menschliche Natur / Darumb so man sagt / die
Person Christi sey allzeit bey vns gegenwertig / vnd vorstehet darunter nicht /
das die Menscheit Christi / auch Allenthalben vnd an allen örthen / mit jhrer
Substantz gegenwertig sey / als man von der Gottheit solches aller seits
bekennet So mus es jhnen ein betrug vnd falscheit / vnd ein listiger
vorschlagener griffe sein / vnd das man ein anders rede / ein anders meine.
Es ist aber viel mehr an diesen Theologen / ein falscher vnd hinderlistiger
betrug vnd böser griff / das sie das jhenige / einen betrug nennen vnd
vordechtich machen dörffen / das in der Rechtglaubigen Kirchen zu allen zeiten
gewönlich zu reden / vnd auffrichtig am vorstandt ist gehalten worden / das man
nemlich der einigen Person Christi / der einen vnd der andern Naturn wesentliche
eigenschafften vnd wirckung zuschreibet / Nicht das solches beyden Naturn einer
/ so wol als der andern / zuzueignen / Sondern das es mit behaltenem
vnderscheidt der Naturn / so in ewigkeit einander vngleich sein vnd bleiben /
zuuorstehen sey.
Recht ist es gesagt / die Person Christi ist Gott / folget aber dennoch nicht /
die Menscheit Christi ist Gott. Also ist es recht gesagt / Die Person Christi
ist Allenthalben / folget aber nicht / Beide Naturn Christi / die Gottheit vnd
Menscheit / sint Allenthalben.
Würde aber diß nicht eine feyne Theologia werden / wenn man nach den vngereimpten
folgen dieser dreyer Menner / auff beide Naturn Christi ziehen solte / was von
der Person geredt wird? Denn so man sagt / die Person Christi ist vnentlich /
vnsichtbar / vnbegreifflich / So würde nach dieser Theologen klugheit / auch
diese folgerung müssen recht sein.
Zur Person Christi gehören beyde Naturn / die Göttliche vnd Menschliche / Darumb
so ist Christus nach beyden Naturn / vnd Also auch die Menschliche Natur Christi
/ vnentlich / vnsichtbar / vnbegreifflich.
Diese vngereimbte folgen kan man so wenig nachgeben /
|| [ID00125]
Als das diese Theologen die Vbiquitet
vormeinen zubeschönen mit diesem von den Vbiquisten entlentem glöslein / Das die
Menscheit Christi Allenthalben sey / auff Himlische / vbernatürliche(Fol. 23. b.) vnd Menschlicher vornunfft
vnbegreiffliche weiß / die sich nicht mit der raumlichen art oder gegenwart
dieser zurgenglichen welt vorgleiche.
Welches ob es woll für die warheit von jhnen gerühmet wird / So ist es doch / so
lange sie es auff Vbiquistische weise vorstehen nuhr ein außflucht / vnd petitio
principij, vnd ehe dann sie von der weise der Allenthalbgegenwart disputirten /
Solten sie zuvorn erweisen / das die Menscheit mit jhrer Substantz (welche nach
dem Leib / Fleisch vnd Bein ist / auch in der verklerung) allenthalb gegenwertig
sey / welches sie bißher noch nicht habe̅ darthun noch erhalten
können.
Eine vorkerung aber des status controuersiae, vnd fallac a plurium propositionum ist es / das sie die
gegenwart Christi im wort vnd Sacramenten bey seinen gleubigen (davon wir in
erklerung der sprüche / ich bin bey euch / ja mitten vnter euch / Item / ich wil
euch nicht waysen lassen / gesagt haben / das sie nach art vnd weiß des
Himlischen vnd Geistlichen Reichs zuvorstehen sey) mit der vbiquitet (dawieder
wir mit vnsern diß orts Widersachern zuthun gehabt) vormengen.
Denn von der speciali praescntia, oder besondern gegenwart Christi in ministerio,
das ist / im wort der verheissung vnd rechtem brauch der Sacrament bey den
gleubigen / Sagen vnd bekennen wir mit allen rechtgleubigen Scribenten / das
Christus auch nach der Menscheit / vns nicht allerding abwesent sey. Denn
Christus ist ein Fleisch mit vns / Eph: 5. Er ist vnser Vertrawter Mann / 2.
Corint. 11. Ist gesetzt zum Haupt & Christenheit. Ephes. 1. Wir sind
Gliedmassen seines Leibs / 1. Cor. 12. Er ist vnser Weinstock / vnd wir seine
Weinreben / Joh. 15. Sein Fleisch ist vnser speiß / Sein Blut ist vnser tranck /
vnd er ist in vns / vnd wir sind in jhme Joh. 6.
Diese gegenwart / vnd gemeinschafft Christi mit vns / auch
|| [ID00126]
nach der Menscheit / bedarff nicht einer
vbiquitet in allen Creaturen / noch einer leiblichen darstellung in den Heiligen
Symbolen des Abentmals / noch einer vormischung der Menscheit Christi nach jhrer
Substantz mit vnsern leiben / noch einiger auffhebung des Artickels /
Auffgefahren gehn Himmel / oder vorenderung vnd ablegung der wesentlichen
eigenschafften des Leibs Christi / weder auff jrdische / noch Himlische / weder
auff Natürliche noch Vbernatürliche weise / wie mit solchen glöslein die
Vbiquisten gerne wolten jhre Vbiquitet bementelen / Sondern geschiehet durch
glauben / deme alles / was auch der stedte vnd orths halben abwesent ist /
Dennoch auffs aller gewisseste gegenwertig ist / in krafft vnd wirckung des
Heiligen Geists / welcher das bandt ist der geheimen vorbündtniß vnd voreinigung
zwischen vns vnd dem Herrn Christo auch nach seiner Menscheit / Darumb S. Paulus
sagt / Christus wohne durch den Glauben in vnsern Hertzen Eph: 3. vnd wer dem
Herrn anhanget / der sey ein Geist mit jhm 1. Corint: 6.
Diß haben wir genennet die art vnd weisse des Himlischen vnd Geistlichen Reichs
Christi / nach welcher wir Christum auch nach der Menscheit nicht allein bey vnd
mitten vnder vns / sondern auch in vns gegenwertig vnd wonend haben.
Diese Theologen aber sind mit den Vbiquistischen phantaseien so gar eingenommen /
vnd in der lehr von Geistlichem vnd Himlischen reich Christi so vnerfahren / das
sie meinen es sein Contradictoria oder widerwertige ding / wann die schrifft vnd
alle rechtgleubige Scribenten / vnd wir mit jhnen / beydes bezeugen. Erstlich
das Christus auch nach der Menscheit / vns gegenwertig sey / vnd bey vns bleybe
nach art vnd weiß seines Geistlichen Reichs / welches in diesem leben im Glauben
vnd krafft des Heiligen Geists bestehet. Nachmals / das dennoch die Menscheit
Christi nach jhrer Substantz den Himmel nicht vorlasse. Auch mit jhrem Fleisch
vnd Bein / alle stedt vnd orth im Himmel vnd auff Erden / vnd aller glaubigen
leibe nicht erfülle.
|| [ID00127]
Dahin ist es itzo (leider Gottes) kommen / das die jhenigen so Magistri fidei
sein wöllen / vnd vber ander Leuth Glauben herschen / nicht mehr vorstehen /
noch in acht nehmen wöllen / was da sey die art vnd eigenschafft des Reichs
Christi hie auff erden / vnd wie Christus / in seiner angenommenen vnd nuhmehr
vorklerten Menscheit / vnd in vns seinen glidmassen / durch einerley Geist
wircke vnd krefftig sey / vnd was da sey die krafft des warhafften vnd
lebentmachenden glaubens / der vnaussprechlicher weiß gewisser vnd krefftiger
fasset den Herrn Christum vnd denselben jhme nach seiner Gottheit vnd Menscheit
applicirt / vnd zueignet / vnd sich seiner in allen nöthen tröstet vnd freuwet /
vnd auff jhn fest vnd vnbeweglich beruhet / bauwet / vnd trauwet / nach dem wort
seiner verheissung / Als wenn der Leib Christi mit seiner Substantz vnd wesen /
das ist / Christi Fleisch vnd Bein / vnsere leibe berührete / vnd entweder alle
Creaturn erfüllete / oder sich leibhafftig bey vns darstellete auff sichtbare /
oder vnsichtbare / auff reumliche oder vnreumliche weise / Dauon weder die
schrifft noch die Artickel vnsers Glaubens nichts wissen.
Es mögen aber diese Theologen woll zusehen / ob nicht Hieronymi spruch / (den sie auß dem Tübingischem Buch Iacobi Andreae
wider vns / entlehnet) sie selber treffe. Das sie nach dem exempel der
Arrianischen lehrer jhre reden also aüff schrauben setzen vnd der gestalt
formirn / das die zuhörer viel ein anders dadurch vorstehen / als von jhnen
gemeinet werde. Denn was haben sie bißher mit allem dem / das sie von der
Vbiquitet, vnd gemeinschafft der Allmechtigkeit / vnd von der Communicatione
Idiomatum fürbracht / anders gethan / denn das sie sich auff ambiguos terminos,
vnd geschraubte Reden beflissen / vnd doch niemals die Vbiquistischen paradoxa
auffrichtig vorworffen haben?
Was thun sie noch an diesem orth anders? denn das sie den zuhörern das maul
auffsperren / da sie sage̅ / Christus sey nach seiner
|| [ID]
ingenommenen Menscheit bey seiner Kirchen gegenwertig / nicht
reumlich / oder nach art / weise / oder eigenschafft dieses lebens oder dieser
Welt / wie sonst ein warhaffter natürlicher Leib reumlich in diesem leben jrgend
wo zu sein pfleget. Sondern auff Himlische vbernatürliche vnd Menschlicher
vernunfft vnbegreiffliche weise / die sich nicht mit der Reumlichen art oder
gegenwart dieser zergenglichen Welt vorgleiche?
Sind diß nicht scheinbare reden / so es doch mehr nicht den̅ auff
schrauben gesetzte wort sind / das wenn Christliche zuhörer gedencken / es sey
von der weise der Geistlichen gegenwart Christi geredt / die allein der glaube
fasset im wort der vorheissung durch krafft des heiligen Geists / So meinen
diese Theologi ein anders damit / das nemlich die Substantz des Leibs Christi
müsse an allen orten vnd stedten der Welt / vnreumlich / vnd vnsichtbar / vnd
doch wesentlich allenthalben sein.
Darumb sie nicht leiden können / vnd es für einen jrrthumb allhier außschreyen /
das Christi Menscheit sey vnd bleibe droben im Himmel. Vnd wollen sie dennoch
anderßwo dafür gehalten werden / als wichen sie nicht ab von dem Artickel des
Christliche̅ Glaubens / auffgefahren gen Himmel / den ohn
allen zweiffel Christliche zuhörer also vorstehen / Das Christus mit seinem Leib
/ nicht allein in der Wolcken / sondern auch in dem Himmel sey / vnd von dannen
wider kommen werde zum allgemeinem gericht. Dagegen diese Theologen tichten /
Christi Leib sey wo! im Himmel sichtbar / aber eben derselbe Leib / dasselbe
Fleisch vn̅ Bein / sein Haupt vnd Brust / Arm vnd Schenckel / Hand
vnd Fuß sey vnsichtbar vnd vnbegreifflich / Allenthalb gegenwertig.
Darumb man diesen Leuten / vmb so viel desto mehr auff jr sprach acht geben vnd
derselben warnehmen muß / das man nicht / wie jre wort hie lauten / mit der
Nasen so schendlich von jhnen vmbgefürt werde.
Von den sprüchen Johan. 14:
Ich gehe hin euch die stedte zu bereithen. Johan: 16. Ich sage euch die warheit / Es ist euch gut / das ich hingehe. Watt: 26. Wich habt jr nicht allezeit bey euch.
|| [ID00129]
HIer von haben wir in vnser verantwortung nicht vnsere / sondern Cyrilli,
Augustini, vnd Vigilij Martyris erklerung / von wort zu wort Latinisch vnd
Deutsch erzehlet / welche diese Theologen auch anmeulen / aber doch stehen
lassen müssen.
Tichten vns aber anfenglich auff / Als solte diss vnser gloß sein / das die
Person Christi wol gegenwertig sey / aber doch nicht(Fol. 23. b.) gantz / etc. Gleich als wenn dieses ein halber Christus
were / wen̅ man von der Person Christi / mit behaltenem
vnterscheid der Naturn redet. Darmit sie entweder jhren groben vnverstandt /
oder betrug vnd falsch an tag geben. Denn soll diss ein halber Christus sein /
wenn man sagt / die Person Christi ist Gott / aber nicht nach der Menscheit / So
müssen sie selbst keinen gantzen Christum haben / Sie wolten denn wieder aller
Christgleubigen bekendniss fürgeben / die Menscheit Christi sey Gott / gleich
wie die Gottheit Christi Gott ist?
Soll auch diss kein gantzer Christus sein / wenn die alten Lehrer sagen /
Christus sey nach der Menscheit von vns gangen / vnd werde nach der Menscheit
wider zu vns kommen (das ist / Die Menscheit Christi sey nicht allenthalben /
denn was stedt vnd ort verendert / von einem ort hinweg / zum anderen ort hin
gehet / das ist nicht mit seiner Substantz allenthalben) so muss die gantze alte
Kirche von Christi Him̅elfarth an / biß auff vnsere zeit /
keine̅ gantzen Christum gehabt habe̅ / sondern
nur einen halben Christum.
Ja die feste Burg Doctor Luthers / so er den Euangelischen Kirchen als ein
herrliches Kleynoth hinderlassen hat / wird vns nach dieser Theologen newer
außlegung nicht den gantzen Christum / sondern einen halben Christum lassen / da
wir mit frewdiger stimme vnd hertzen singen. Es streit für vns der rechte Mann /
den Gott hat selbst erkohren / Fragstu wer der ist? Er heist Jesus Christ / der
HErr Zebaoth / vnd ist kein ander Gott / das Feldt muß er behalten. Vnd bald
hernach Er ist bey vns wol auff dem plan / Mit seinem Geist vnd gaben / etc.
|| [ID00130]
Wenn hie dieser dreyen Menner vorkerte Calumina stadt haben solte / So wird vns
all vnser trost vnd muth vnd der gantze Christus genommen werden müssen. Denn ia
/ von der Person Christi / nicht aber von der Substantz der Menscheit gesagt
wird / Er ist der Jehona oder Herr Zebaoth. Er ist der rechte Gott. Er ist bey
vns mit seinem Geist vnd gaben.
Dem nach wir abermals mit jhren worten jhnen antworten / das sie nicht allein vns
sondern der gantzen rechtglaubigen Kirchen gewalt vnd vnrecht thun / vnd
felschlich von einem halben vnd geteiltem Christo außlegen / was man von der
Person Christi / nach dem vnderscheid der eigenschafften beyder Naturn / gleubet
vnd bekennet.
Es erreichet auch jhre deutung / der obangezogenen sprüche (wie sie hie abermals
jhre auff schrauben gesatzte reden fürbringen) das intent vnd meinung Christi
nicht / Als solte er Eigentlich nur reden / von der natürlichen / leiblichen /
sichtbarn / empfindtlichen / reumlichen gegenwart / oder auch abwesen nach art
vnd weise dieser zerstörlichen welt / oder nach art vnd weise eines Natürlichen
Leibs in diesem leben / wenn er spricht / Ich gehe hin euch die stedte
zubereiten / Ich will wider kommen vnd euch zu mir nemen / Mich habt jhr nicht
allezeit bey euch / etc. Denn Christus redet von seinem Leib vnd Menscheit /
welche er für dem Angesicht der Jünger mit warhaffter vorenderung des orts /
hinauff vber alle sichtbare Himmel geführet / vnd vns daselbst die stedte
bereithet hat / von dannen er nach derselben seyner Menscheit vnd Substantz
widerumb kommen / vnd vns zu sich nehmen wird.
Mit dieses seines leibes fleisch vnd beinen ist er nicht HIERVNTEN auff Erden an
vielen oder allen orten blieben / weder natürlich noch vbernatürlich / sichtbar
oder vnsichtbar / empfintlich oder vnempfintlich reumlich oder vnreumlich.
Den̅ die Engel sagen / Er ist nicht hie / wissen von dieser
spitzfündigkeit nichts / welche die Vbiquisten fürgeben von einer wesentlichen
gegenwart des Leibs Christi nach seyner Substantz / an
|| [ID00131]
diesen oder jhenem / an etlichen oder
allen orten zugleich vnd auff ein mahl / vbernatürlicher / vnsichtbarer /
vnempfindtlicher / vnreumlicher weiße. So hat auch die Kirche Gottes / ehe dann
die Vbiquisten entstanden / nie nichts davon gewisst / gelert / oder
geglaubt.
Vnd ob woll die verklerten leib aller schwacheit entnommen / So zeugt doch der
HERR Christus auch / nach der Aufferstehung vnd vorklerung / das er kein Geist
worden sey / Sondern habe Fleisch vnd Bein / werde gesehen / gefület / vnd
betastet.
Derwegen das abwesen seines leibs zuvorstehen ist / Nicht allein (wie diese
Theologen allhie reden) nach art vnd weise dieser zerstörlichen welt / vnd nach
art vnd weise eines Natürlichen leibs in diesem leben / Sondern auch nach art
vnd weise der andern welt / in welcher die Clarificirten leibe (als auch vnsere
leib nach der aufferstehung / dem verklärtem Leib Christi werden gleichformig
sein) dennoch jhre gewisse proportion vnd vnderscheid der glidmassen / vnd jhre
circumscriptionem, lenge vnd breite haben vnd behalten / vnd demnach so viel die
Substantz des leibs anlanget / nicht auff eine zeit an vielen oder allen orten
wesentlich zugleich sein werden.
Dieses abwesen des Leibs Christi aber nach der eigenschafft seiner warhafften
vnwandelbarn Menscheit / benimpt der tröstlichen vnd heilsamen gegenwart vnd
gemeinschafft des Leibs Christi mit vns im glauben / weder für oder nach der
verklerung gar miteinander nichts / hebt seine zusage von seiner gegenwart bey
seiner Kirchen vnd Abentmal nicht auff.
Denn es sch leust sich gar nicht (wie diese Theologi mit vnwarheit tichten / als
solten etliche also schliessen) Christus ist mit(Fol.
24.) seinem leib / nach art dieser oder kunfftiger welt / reumlicher /
begreifflicher / sichtbarer weise nicht mehr bey vns auff Erden.
Ergo, So ist er mit seinem leib / oder nach seiner Menscheit gar auff keinerley
weise oder durch auß nicht bey seiner Kirchen / vnd Abendmal / so hie auff Erden
sind vnd gehalten werden.
|| [ID00132]
Vrsach ist diese / das die gegenwart vnd gemeinschafft Christi / auch nach seiner
Menscheit mit vns / ohne einige vorenderung der stedt vnd ort / auch ohne
abtilgung der wesentlichen eigenschafften der waren Menscheit Christi / nicht
vnsern eusserlichen sinnen oder gliedmassen vnsers leibs / durch eine
allenthalbenheit / oder newe zukunfft vnd darstellung des Leibs Christi /
Sondern vnserm gemüth / vnd Hertzen / im wort der verheissung des Euangelij
angebothen / durch die sichtbarn gna den zeichen der Heiligen Sacrament
vorsichert / vnd von vns durch den Glauben angenommen wird / den der Heilige
Geist im rechten brauch der Sacrament inn vns wircket / vnd bekrefftiget.
Auff solche weise lauffen freylich die Sprüche der schrifft von dem abwesen / vnd
von der gegenwart Christi nach seiner Menscheit im geringsten nicht wieder ein
ander / so wenig als es wieder einander ist / das eine trewhertzige Mutter jhren
lieben Sohn inn frembden Landen abwesend / vnd doch auch in jhrem hertzen
gegenwertig hat / vnd sind diss nicht müssige vnd krafftlose gedancke̅ / sondern sie empfindet vnd fühlet darvon innbrünstige bewegu̅g jhres Mütterlichen Hertzens / wie das Sprichwort lauthet: Animus non est vbi animat, sed vbi amat.
Hierzu bedarff man gar nicht / des Neuen concilijrens dieser Theologen / als sey
es beydes / eine leibliche gegenwart / doch die eine Natürlicher / sichtbarer
vnd empfindtlicher / Die andere vbernatürlicher / vnsichtbarer /
vnempfindtlicher weisse. Denn auch die einfeltigen Leyen vorstehen können / das
es sich nicht also spielen lasse / das man einer Mutter (wie starck vnd fest sie
auch in jhrem gemüte vnd Hertzen / jhres Sons gedechtniß jhr hat ein gebildet)
sagen solte / Sie hette jhren Sohn vnsichtbar bey vnd vmb sich an der stedte /
da sie wohnet / Von deme sie doch warhafftig weiß / das er / so viel die stedte
vnd ort anlanget / vber viel meil wegs abwesend ist:
Wie viel weniger wil sichs also spielen lassen / mit den Artickeln des glaubens /
das Christi Himmelfahrt vnd hinge
|| [ID00133]
hen nach seiner Menscheit / so viel heissen soll / als eine leibliche
/ aber doch vnsichtbare gegenwart derselben Menscheit allhier auff erde̅ / Welche für vnd für / auch ohne vnsere gedancken / vnd ohne
glauben / nach der Substantz des Leibs / vns vnd den vngleubigen gegenwertig
sein / vn̅ alle orth im Him̅el vnd auff erde̅ erfüllen soll?
Das aber diese Theologen es jhnen so sawer haben werden(
Fol. 24. a & b.
) lassen / mit zusammenraffung etlicher Sprüche / Buceri / Angustini vnd
Hieronymi / darinnen gesagt wird / das Christus mit seinem ga̅g
aus der Welt zum Vater / habe zuverstehen geben / das er aus der ardt / wie man
in dieser zergenglichen Welt lebet / vnd die man nach den eusserlichen sinnen
verstehet (quae est exposita sensibus) in die herrliche
vnd Himlische art zu leben sich begeben habe / die eigentlich in künfftigem
leben nach der aufferstehung sein werde / als Bucerus redet. Item /(Fol. 24. a) das er mit den worten / Ich bin noch
ein kleine zeit bey euch / habe angezeiget / das er hinfort nicht mehr in der
schwacheit dieses lebens / oder im(Fol. 24. b.)
sterblichen wesen bey seinen Jüngern sein werde / wie vor seinem leiden / als
Augustinus redet. Oder das die Jünger den HErrn Christum nach der aufferstehung
nicht bey sich haben würden / nach einer solchen leiblichen gegenwart / wie er
damals in einerley gemeinschafft essens vnd(Fol. 24.
b.) trinckens / vnd stetiger beywohnung bey jhnen war / Als Hieronymus
redet.
Hetten sie diese mühe in solchem zusammen raspeln wol ersparen können / weil
solches niemand verleugnet. Warumb vergessen sie aber / vnd lassen dahinden /
die andern erklerungen Buceri / vnd der alten Scribenten? da mit sie klerlich
anzeigen / das mit diesen sprüchen Christi / Ich gehe hin / Ich bin fortan nicht
mehr in der Welt / Mich habt jhr nicht allzeit / etc. neben vnd vber diese
jtztangeregte außlegung / de mutata ratione viuendi huius
seculi, de infirmitate mortali, de conuictu & familiartiate praesentis
vitae, zugleich auch die als Nissenus redet /
das ist / die vorenderung des orths soll verstanden werden. Warumb mercken sie
auch selbst in dem von jhnen angezogenem Spruch Augustini nicht darauff? Das
Augustinus beydes zusammen setzt in erklerung dieses spruchs.
|| [ID00134]
(Fol. 24 a.)
Adhuc modicum vobiscum sum, vel de infirmitate mortali locutus
est, qua cum illis erat usque ad passionem suam, aut de praesentia
CORPORALI, qua cum illis futurus erat usque ad Ascensionem suam. Quodlibet
horum quis eligat, cum fide non litigat. Was ist diese praesentia
Corporalis anders / welche Augustinus vorneinet / denn das die Vbiquisten zu
wider de̅ Christlichem glauben die Menscheit Christi an allen
orten nach dem leib gegenwertig haben wöllen?
(Fol. 24. b.)
Warumb haben sie auch nicht fleissiger angesehen / was Bucerus mit dem andern von
jhnen selbst angezogenem spruch meine? Cùm patres praesentiam
carnis negant, intelligunt eam quae sensibus percipiebatur. Denn was
ist diese praesentia sensibus exposita anders / denn
eben das geticht der Vbiquisten das der Leib Christi nach seiner Substantz
allenthalb gegenwertig sey? welches so es war sein solte / würde auch durch die
eusserlichen sinne Christi Leib von vns gefasset vnd begriffen werden können /
nach den wesentlichen eigenschafften der leibhafften Menscheit vnd nach den
worten Christi / Reiche deinen finger her vnd sihe meine Hende / vnd reiche
deine handt her / vnd lege sie in meine seiten. Item / Sehet meine Hende vnd
meine Füsse / Ich bins selber / Fület mich vnd sehet / denn ein Geist hat nicht
Fleisch vnd Bein / wie jhr sehet das ich habe.
Weil aber diese küne Theologen / so gar durstiglich sich vnderstehen / die von
vns aus Cyrillo, Augustino, vnd Vigilio, angezogene helle vnd klare sprüche mit dieser einigen gloß zu
eludirn. als solten sie allein eine solche Corporalem
praesentiam vorneinen / die nach art dieser zergenglichen welt
geschehe. Doch dz nichts desto weniger Leib Christi an allen orten vnd stetten
im Him̅el vndauff Erde̅ nach seiner Substantz
gegenwertig sey / vnd allee in allen erfülle.
Müssen wir sie dennoch erinnern / das sie ein weinig gemach thun / vnd mit dem
Kopff nicht zu sehr anlauffen wöllen.
Denn Cyrillus setzt in dem von vns angezogenem spruch Lib. 9. in Iohan: cap: 21.
gegeneinander / das Christus mit dem Leib von vns abwesent sey / vnd das er
durch seine krafft stets gegenwertig sey / welches er bald hernach also redet /
das er allein nach dem fleisch hinweg gegangen / aber mit der krafft der
Gottheit
|| [ID00135]
alzeit da sey. Item / er
spricht / Das jtzundt (do er im Himmel ist mit seinem fleisch) die Erde also
erfülle / gleich wie er den Himmel erfüllete / da er els ein Mensche auff erden
wandelte.
Im folgendem Capit: schreibt er. Non absque maestitia propter
DISCESSVM eius, discipulos fore ait. Desideraturi enim erant CORPORALEM
praesentiam eius, quam Paulus etiam huic vitae praeponebat cupiens dißolui
et esse cum Christo. Lieber wie wolt jhr drey Menner alhier mit euwer
gloß bestehen / das bey Cyrillo die corporalis
praesentia oder leibliche gegenwart nur alleine eine jrdische oder
vergengliche gegenwart sein soll? Hat denn nuhn der Apostel Paulus sich nach
einer dürfftigen vnd jrdischen gegenwart gesehnet / da er begert auffgelöset zu
werden / vn̅ bey Christo zu sein?
Am ende desselben Capitels stehe̅ auch diese wort bey Cyrillo. Er
ist alzeit bey seine̅ jüngerngewesen / vn̅ wird
alzeit bey jne̅ sein. Wiewoll nicht mit dem Leibe / doch mit
krafft der Gottheit. Dergleiche̅ spricht er lib. 10. cap. 7. Non
dimittam vos orphanos, nec ope mea priuati TERRAM inhabitabitis. Nam etsi
CORPORE abfuero, praesens tamen ero, vt DEVS ab omnibus malis vos liberans, vt
nullo modo possit fortitudinem vestram hostium peruicacia superare.
Das aber Cyrillus nicht simpliciter vnd durchaus (wie
diese Theologen allhier rede̅) die gegenwart des fleisches Christi
auffhebe(Fol. 25.) / oder verneine / Sondern
secundum quid, das ist / in einem gewissen verstant
/ gestehen wir vnd leugnenes keines weges. Nicht aber nach der allenthalbenheit
vnd darstellung des Leibs Christi nach seiner Substantz / an vielen oder allen
örten zugleich / man nenne gleich solches sichtbar oder vnsichtbar / empfindlich
ob vnempfindlich / dieser zergengliche̅ ob zukünfftigen welt art
vn̅ weise / wie diese Theologen rede̅ / welches
alles Cyrillus verworffe̅ hat. Sondern nach geheimen vn̅ aller genaweste̅ vereinigu̅g vn̅ ge meinschafft / die wir mit Christo haben / auch nach seine̅ fleisch im glauben / dardurch Christi Leib weder vo̅ Him̅el herab ins brodt / ob handt des Priesters gezoge̅ / noch mit vnsern Leiben vermischet wird / vn̅ in
sum̅a nicht vernunfft ob den eusserliche̅
sinne̅ / nach
|| [ID00136]
raum vnd
ort / sondern der Glaubigen Seele gegenwertig ist dermassen / das er vns nicht
neher noch krefftiger gegenwertig sein kündte / Sintemal diese gegenwart machet
/ das er auch nach dem fleisch in vns / vnd wir jhn jhme Ewig sein vnd
leben.
Diß meinet Cyrillus da er Lib. 10. & 11. in Johan: schreibt von der participatione naturali vnd von der coniunctione vnd unione, die Christus mit vns
machet corporaliter, das ist / wie ers selbst außleget /
(Fol. 25.) Corporis sui
untone et participatione, Welches diese Theologen wol stuckweiß alhter
anziehen / Aber Cyrilli meinung gar nicht erreichen / Denn sie daraus eine absolutam praesentiam corporis in his terris erzwingen
wollen / welche Cyrillus so ernstlich zuvorn wideriegt hat.
Dagegen dieser alte vnd löbliche Scribent allein dauon redt / wie wir durch den
Glauben nicht allein mit der Gottheit / sondern auch mit der Menscheit Christi
müssen vereiniget vnd verbunden werden / wie ein Rebe mit seinem lebendmachendem
Weinstock / vnd die gliedmassen des Leibs mit jhrem Haupt. Vnd ist doch des orts
vnd stedte halben / weder die Wurtzel des Weinstocks in den reben / noch das
Haupt in den henden oder füssen oder in den andern gliedtmassen des leibs.
(Fol. 25.)
Wie fein auch dieser Theologen glosse mit dem von vns angezogenem loco August: ex tract: 50. in Iohan: vbereinkomme /
weiset der augenschein / Sie tichten jhnen newe monstra
verborum, Sagen von einer STERBLICHEN gegenwart
/ vnd das man ia sehe / wie sie jhnen mit dieser newerung in reden selbst
wollgefallen / So wiederholen sie es im latein / heissen es praesentiam mortalem. Gehet jhnen eben / als jhenem Schulmeister / der
hatte gehöret / das es ein schöner spruch were , kündte
aber nicht viel von grichischer oder latinischer sprach / drumb vorkert ers bey
seinen schulern / vnd hiesse es Nothi soluton, vnd weil
es frembd vnd seltzam lauthet / da mit ers seinen vnwissenden Discipeln einreden
möchte / Ey wie ein schön latein ist es? sprach er.
Also lassen sich diese Theologen auch bedüncken / Es sey
|| [ID00137]
vberaus schön latein vnd deutzsch /
Praesentia mortalis, Sterbliche gegenwart / vnd gebens noch vnder Augustini
nahmen aus / dem solches nie getrawmet hat. Denn er in dem von jhnen selbst zu
vorn angedeutem spruch / nicht de praesentia mortali,
von der sterblichen gegenwart / Sondern de Infirmitate
mortali von der sterbliche̅ schwacheit redet.
Noch mehr aber thun sie Augustino vnrecht / da sie hierdurch (das nemlich
Christus nicht jmmerdar in der sterblichen schwacheit bey seinen Jüngern sein
würde) die andere fernere seine außlegung vnd erklerung auffheben vnd zu nicht
machen wöllen / de praesentia corporali, Nemlich das
Christus mit seinem Leib an diesen oder jenem ort auff erden / nicht würde bey
den Jüngern mehr sein / nach seiner Himmelfarth / darvon er auch inn dem von vns
angezogenem loco so klar vnd deutlich redet / das es sich mit keiner Sophisterey
verstreichen lesset. Denn damit er die ertichte vbiquitet der Menscheit Christi
/ vnd die sichtbare oder vnsichtbare Leibliche gegenwertigkeit / nach orth vnd
stedt hiernieden auff Erden auffs aller sterckste wiederlege / setzt er
eigentlich diese zwey kegen einander. Auff einer seiten spricht er / Nach seiner
Maiestet / nach seiner vorsehung / nach seiner vnaußsprechlichen vnd vnsichtbarn
gnade wird erfüllet / das er gesprochen hat / Ich bin bey euch biß ans ende der
Welt. Diss redt Augustinus nicht / wie diese Theologen felschlich deuten / von
einer newen Maiestet der Menscheit Christi / dadurch dieselbe in der er höhung
zur rechten Gottes were allenthalbgegenwertig worden / wie sie hie zu den worten
Augustini von dem jhrigen drein flicken / secundum(Fol. 25. b.)
maiestatem & seßionem ad dexteram patris. Sondern er
redt von der Maiestet der ewige̅ Gottheit Christi / nach welcher
er den Himmel nie verlassen / vnd von der Erden nie abgewichen ist.
Auff der andern seiten aber / von der waren Menscheit Christi spricht Augustinus
/ Nach dem Fleisch / welches das ewige wort an sich genommen / Nach dem jenigen
/ das von der Jungfrawen geboren / nach dem jenigen / nach welchem er von den
Jüden gefangen / ans Holtz gehefftet / vom Creutz herab genommen / In Leinwand
eingewi
|| [ID00138]
ckelt / ins grab
gelegt / in der aufferstehung offenbaret ist / hat er gesprochen / werdet jhr
mich nicht allzeit bey euch haben.
Wie köndte doch August: die eigenschafft der Menscheit klerer beschreiben / vnd
deutlicher lehren / das dieselbe durch Persönliche vereinigung nicht auffgehaben
/ Sondern auch in vnd nach derselben / an Christo müsse erkandt werden?
Das aber nach der verklerung / die Menscheit nicht allenthalben worden / zeigt
Augustinus ferner an mit diesen worten / da er diese frage jhme selbst
fürstellet. Worumb solten wir Christum nach der Menscheit nicht allzeit bey vns
haben? Dann / spricht er / Er ist mit dem leib viertzig tag vmb seine Jünger
gewesen / vnd als sie jhm nach sahen / nicht aber nach führen / ist er gehn
Himmel auffgefahren / vnd ist NICHT hie / denn daselbst
(nemlich im Himmel) sitzt er zur rechten des Vaters.
Hiermit widerlegt Augustinus das nichtige Argument der Vbiquisten, die aus dem
sitzen zur rechten Gottes die vbiquitet der Menscheit Christi erhalten wöllen /
in massen auch diese Theologi sich vnderstehen zuthun. Aber eben darumb spricht
Augustinus, Weil er daselbst (nemlich im Himmel dahin er auffgefahren) zur
rechten Gottes ist / So ist / der stedt vnd orth nach / Christus mit seinem Leib
nicht auff Erden / Vnd viel weniger in der Helle / noch in allen Creaturn / gut
vnd böß.
Er zeigt auch klerlich an / das durch die Himmelfarth / Christus mit seinem Leib
warhafftig den ort vorendert habe / Vnd sey nicht vnsichtbar hierniden blieben
auff Erden / weil er so gar deutlich sagt. Die Jünger sind hierundten geblieben.
Christus aber ist hinauff gefahren / die Jünger haben jhme in die höhe nach
gesehen / Aber nicht jhme nachgefahren.
Am ende kümpt er widerumb auff die eigenschafft der Gottheit. Er ist aber doch
hie / denn er ist nicht hinweg gewichen so viel die gegenwart seiner Maiestet
belanget. Welches er baldt hernach mit diesen worten redt / damit der
vnderscheid beyder Naturn desto besser erkandt werde. Corpus
suum caelo intulit, maiestatem mundo non abstulit. Seinen leib hat er
in den Himmel hinein gebracht /
|| [ID00139]
Seine
Maiestet aber / das ist / seine Gottheit hat er von der welt nicht hinweg
genommen.
Vnd das niemand an Augustini meinung zweiffele / wölle man nur diesen seinen
spruch erwegen / dergleichen er an vnzelichen orten viel mehr hat. Serm: 60. de verb: Domini. Semper quidem divinitate nobiscum
est. Sed nisi corporaliter abiret à nobis, semper eius corpus carnaliter
videremus, et nunquam spiritualiter crederemus. Er ist woll allzeit mit
der Gottheit bey vns. Wenn er aber nach dem leib nicht wehre von vns hinweg
gangen / so sehen wir seinen leib allzeit mit fleischlichen augen / vnd fingen
nicht einmal an zuglauben im Geist. Vn̅ anderswo sagt er. Ideo absentauit se corpore ab omni Ecclesia, et ascendit in
caelum, ut fides aedificetur. Darumb ist er abwesend nach dem leib
worden von allen gemeinden / vnd ist gen Himmel gefahren / damit der glaub
erbawet werde.
Iha sprechen diese Theologi / Augustinus leugnet
gleichwoll nicht SIMPLICITER praesentiam carnis in Ecclesia
et sacra Caena? Diß habe jhr auch weder von vns / noch von andern
rechtgleubigen(Fol. 25. b) jemals gehöret /
das wir die gegenwart Christi nach der Menscheit bey den glaubigen Simpliciter
vnd allerdings solten geleugnet haben. Nemo enim tam obtusus
est (wie Bucerus diese wort recht anzeucht) qui
aßerat omnibus modis adeße vel abeße Christi Corpus. Dißidium magis est de
modo praesentiae vel absentiae, quam de ipsa praesentia vel absentia.
Das ist / Niemand ist so gar vnuorstendig / der da sagen dorffte / das Christi
leib / auff allerley weiß / entweder gegenwertig oder abwesend sey. Der streidt
aber ist mehr von der weiß / nach welcher Christi leib gegenwertig / oder
abwesend sey / als von der gegenwart oder von dem abwesen selbst.
Darumb wir in vnser verantwortung / im handelvom H: Abendmal deutlich gnug /
diese reden erkleret vnd vnderscheiden / vnd etlich mal bißher erholet haben /
Wie nemlich die Menscheit Christi / nicht auff erden jtzund sey durch eine
Allenthalbenheit / oder vielheit der ort vnd stedte / das ist / wie der leib
Christi nachseinem fleisch vnd beinen / weder an diesem / noch jhenem ort vnd
also / weder an vielen noch allen orten / alhier auff Erden zusuchen sey / Vnd
das er doch den Glaubigen / wo auch
|| [ID00140]
dieselbigen sein / im glauben vnd also vnserm gemüth vnd hertzen / dermassen
gegenwertig sey / das auch wir mit demselben Leib warhaffte gemeinschafft haben
/ dessen das H. Abendmahl ein gewisses zeugnüß vn̅ mittel ist /
weil durchde̅ brauch der eusserlichen sichtbarn Symbolen vnser
glaub erwecket vnd gestercket wird / damit wir in solcher gemeinschafft wachsen
vnd zunehme̅ / Christus je mehr vnd mehr bey vns wohnung machet /
vnd wir daher von diesem vnserm lebend machenden Weinstock je lenger je mehr /
safft / krafft / leben vnd frucht an vns bekommen.
Vnd das ist es / das Augustinus in sententijs Prosperi (Fol. 25. b.) spricht (als diese Theologi solches hie anzihen) Das ist
/ das wir sagen / vnd das wir erweisen. Nemlich / das diss Sacrament aus zweyen
dingen bestehe / von den sichtbarn Elementen Brods vnd Weins / vnd von dem
vnsichtbarn Fleisch vnd Blut vnsers HErrn JEsu Christi. In massen auch in dem
wolbekante̅ spruch Irenaei gesagt wird. Das Abendmahl bestehet
aus zweyen dingen / vnter welchen dz eine jrrdisch / das andere Himlisch ist.
Aber daraus folget nicht die cöexistentia corporis &
panis, wie diese Theologen vermeinen / dz der wesentliche Leib Christi
/ nach seiner Substantz hiernieden auff Erden in der Handt des Priesters / oder
im Brodt / Handt / Mund / oder Leib der Communicanten sey. Sondern die sichtbarn
Element / die an einem gewissen ort sind / werden mit den eusserlichen sinnen
gefasset / der Leib vnd Blut Christi aber / vnd desselben ware gemeinschafft /
werden im wort der verheissung mit glauben ergriffen / vnd vns zugeeignet / vnd
geschicht dieses ohne einige verenderung der wesentlichen eigenschafften des
Leibs Christi / auch ohne alle verenderung der Himlischen stedt vnd ört. Wie
Augustinus sich allenthalben gnugsam erkleret. Als wann er spricht. Er ist
auffgefahren gen Himmel / Dasselbst sitzt er zur rechten des Vaters. Wie soll
ich denn jhn fassen? mocht jemand sagen / so er abwesend ist? Quomodo in coelum manum mittam, vt JBI sedentem teneam? Fidem mitte &
tenuisti. Wie kan ich mit der Handt in den Himmel hienein greiffen /
das ich jhn daselbst / da er sitzt / fassen möge? Lieber lass den glauben hie
handelen / Also wirstu jhn recht fassen vn̅
|| [ID00141]
halten. Deine Vorfahren haben jhn
fleischlich oder leiblich vmb sich gehabt / du aber fasse jhn mit dem hertzen.
Denn eben dieser Christus der abwesend ist / ist auch gegenwertig dem glauben /
sonst köndt er von vns nicht gefasset werden.
Item / die Jünger hatten Christum bey sich vber Tisch / wir haben jhn jnnwendig
in vnserm gemüth vnd hertzen. Es ist weit ein mehrers vnd grössers / Christum
innwendig im hertzen haben / als in einem Hauß mit jhm zu Tisch sitzen. Habebant illi Christum in conuiuio, Nos intus in animo, Plus
est Christu̅ habere intus in corde qnàm in domo.
Item / das heist die vnvorgengliche speise essen / die da bleibet zum ewigen
leben / an Christum gleube̅. Was bereitestu die Zene vnd Bauch?
Gleube / so hastu gegessen. Vt quid paras dentem &
ventrem? crede & manducasti.
Vnd abermahls. Bereitet nicht den schlund / sondern das hertz / Denn zu solchem
brauch ist vns diss Abendmahl verordnet / Sihe wir gleuben an Christum / vnd
denselben empfahen wir im glauben. Nolite parare fauces, sed
cor. Inde commendata est nobis ista coena. Ecce credimus in Christum, quem
fide accipimus.
Diese vnd dergleichen sprüche solten diese Theologi darbey nehmen / wenn sie
Augustini meinung von der gegenwart Christi auch nach der Menscheit bey seiner
Kirchen vn̅ im brauch des Abendmahls recht wolten anziehen. Das
aber Christi Leib nach seiner Substantz alle ort erfu̅llen / vnd
im Brodt wesentlich solte gegenwertig sein / das werden sie aus Augustino
nimmermehr erweisen.
Vnd was wöllen sie nur darzu sagen / das Augustinus viel mahls schreibt? gleich
wie Christus allhier in vns ist / also sind wir dort in jhme. Christus vnser
Haupt ist droben im Himmel / vnd wir sind hier nieden. So ist er nun in vns
hiernieden / vnd wir sind droben in jhme? Werden sie auch sagen können / das wir
mit vnserm Leib albereit droben sichtbar / oder vnsichtbar / begreifflich oder
vnbegreifflich im Himmel sind? Meinen sie dann / Christus könne nach dem Fleisch
in vns nicht sein / wo nicht sein verklertes Fleisch vnd Bein hierundten auff
Erden sey / vnd werde mit vnsern Leiben vermischet?
|| [ID00142]
Wenn sie jhnen so viel zeit vnd mühe nemen wolten / jhre deutzsche Bibel
auffzuthun / So würden sie hiervon auch Lutheri zeugniß wider sich bald in der
vorrede finden / do er am ende derselben schreibt / Das wir für vnserm Herrn
Christo im Himmel sitzende / hie auff Erden mit dem Leib wohnen / vnd sindt
nicht hindurch bey jhme / ohne mit dem Glauben Geistlich.
(Fol. 25. b.)
Vigilij spruch von vns angezogen / wolten diese Theologen auch gerne mit jhrer
vorigen ausflucht zu wasser machen / Das nemlich Christus nach der Knechts
gestaldt / der art dieses lebens nach / reumlicher vnd sichtbarer weise / von
vns abwesend / vnd das doch sein leib vnsichtbarlich an allen orten biß an der
welt ende gegenwertig sey. Aber Vigilij wort lassen sich nicht so baldt hinweg
blasen / vnd als ein geringes eißschmeltzen / Dann er sagt.
Bedenck das geheimnuß der eigenschafften beyder Naturn. Der Sohn Gottes ist nach
seiner Menscheit von vns hinweg gewandert. Nach seiner Gottheit spricht er zu
vns / Siehe / Ich bin bey euch alle tage biß an der Welt ende. (Er sagt nicht /
wie diese Theologen tichten / Nach der Menscheit ist er vnsichtbarer weiß / vnd
doch mit der Substantz seines wesentlichen Leibs allzeit auff Erden bey vns) vnd
abermals. Von denen er hinweg gangen ist nach seiner Menscheit / die hat er
nicht vorlassen nach seiner Gottheit.
Auch nennet er die Knechtsgestaldt an Christo nicht die sterbligkeit vnd
schwacheit Menschlicher Natur / als diese Theologen fürgeben / welche er nuhn
habe abgelegt nach der verklerung. Sondern es heist im Knechtes gestalt die
Menschliche Natur selber / wie er auch die gestalt Gottes von der Gottheit
vorstehet / in massen es aus dem Apostel Paulo alle alte Scribenten einhellig
also haben außgelegt. Diese gestalt des Knechts / das ist / die Menscheit / sagt
Vigilius / habe Christus von vns hinweg genommen in den Himmel / vnd nach
derselben / sey er vns abwesend / die gestalt Gottes aber / das ist / seine
Gottheit / wandere nicht von vns / vnd nach derselben sey er vns
gegenwertig.
|| [ID00143]
Wo bleibt hie die gloß dieser Theologen? Wie wöllen sie auch dieselbe auff alle
die andern Sprüch Vigilij deuthen? von denen wir dißmals nuhr den einigen
anziehen wollen.
Nunc quia in caelo est CARO Christi, NON ESTVTIQVE IN TERRA.
Et in tantum NON EST, ut secundum ipsam Christum expectemus venturum de
caelo, quem secundum verbum nobiscum esse credimus in terra.
Höret doch jhr Vbiquisten / ob euch dieser Vigilius aus ewerm schlaff der
vnwissenheit einmal auffwecken kündte? Er sagt klar. Das fleisch Christi weil es
im Himmel ist / so ist es (nemlich mit seyner Substantz vnd wesen vnd
vnderscheidenen glidmassen des Leibs) freilich nicht auff Erden / vnd so gewiß
ist ES auff Erden nicht / das wir Christum künfftig
erwarten / nach demselben fleisch aus dem Himmel / welchen Christum wir doch
Glauben / das er nach der Gottheit bey vns auff Erden sey.
Wenn diese so klare deutliche wort Vigilij diese Theologen noch nicht vom schlaff
auffwecken mögen / So müssen sie fürwar rechte Dormilij sein. Denn das jhr drey
Menner alhier auffschreiet (eben als einer der da noch schlafftruncken ist / vnd
geling aufferet / Redet etwas daher / vnd weiß selbst nicht / waß es sey) Wann
die Patres sprecht jhr / Simpliciter
omnem praesentiam, das ist / in gemein alle gegenwart Christi nach dem
fleisch oder nach der Menscheit vorworffen vnd geleugnet hetten / so würden sie
nicht so starck die warhaffte gegenwart des leibs vnd bluts Christi im Abendmal
aßerirt, vnd bekrefftigt haben.
Solches gehöret zu dieser disputation, von der vbiquitet der Menscheit Christi
gar nicht / darwider wir in vnser schrifft die Patres haben angezogen / Auch
laugnen weder wir / noch die patres, omnem praesentiam,
oder alle gegenwart des leibs Christi in gemein. Vnd ist bey euch dreyen Mennern
nur eine fallacia aequivocationis, das jhr spielet mit
dem wort gegenwart / welches in allen sprachen auff mancherley weiße gebraucht
wird.
Daher auch der Spruch Augustini / den jhr aus Beda anziehet(Fol. 25. b.) / vnd wir selbsten in vnser
vorantwortung keine schew ge
|| [ID00144]
habt
haben zuerzehlen / vns gar nicht zu wider ist. Empfahet diß im Brodt / das am
Creutz gehangen ist / vnd empfahet das im Kelch / das aus Christi seit en
geflossen ist. Denn der wird nicht das leben / sondern den todt zum lohn haben /
der Christum für einen lügner helt.
Hie redt Augustinus Sacramens weiß oder locutione
Sacramentali, das nemlich / der für vns in todt gegebene Leichnam im
Brodt / vnd das für vns vergossene Blut im Kelch / geheimnüß weiß empfangen
werde / wie er solche seine meinung anderß wo erkleret.
Darmit er aber keins weges ewer Realem, oder Substantialem coëxistentiam corporis & panis, Sanguinis
& calicis hat lehren wöllen / wie er dann auch nicht gesaget / Hoc est in pane corporaliter quod in cruce pependit,
sondern / Hoc accipite in pane, &c.
Vnd weil jhr ja Bucerum nun zum dritten mahl allhier anziehet / lieber so gebet
doch achtung auff die wort / die jhr selbst (Fol. 25.
b) erzehlet. Wenn die Veter etwas von einem gewissem Himlischem ort des
Leibs Christi geschrieben haben / spricht er / vber das jenige / so die schrifft
gewiß gelehret / So wil ich solches / ohne vorbehaltene ehrerbietung so jhnen
gebüret / nicht verwerffen / Allein bitte ich / das man daraus keinen glaubens
Artickel mache. Hie redet er nicht de circumscriptione
corporis Christi, als solte in der schrifft nicht gnugsam gelehrt sein
/ das Christi Leib im Himmel sey / vnd seine proportion vnd vnterscheid der
gliedmassen / vnd seine gewisse form vnd gestalt habe vnd behalte / dessen alles
die ertichte vbiquitet jhn ge̅tzlich beraubet. Sondern er redet
de conditione locorum coelestium, das ist / was es
für vmbstend mit den Himlischen örthen vnd wonungen habe / davon wir mehr nicht
sagen können in diesem leben / als das Christus vns verheissen hat. Ich gehe hin
euch die stedte zubereiten in meines Vaters Hause.
Diss haben auch wir in vnser verantwort ungßschrifft mit den worten Augustini
erinnert. Wo vnd wie des HERRN Leib im Himmel sey / ist ein vorgeblicher fürwitz
zufragen / Allein soll man glauben / Christi LEIB sey
warhafftig im Himmel / denn vnser schwacheit gebüret nicht / was im Himmel
verborgen ist zuergründen / etc.
|| [ID00145]
Was dienet aber diss zum behelff ewers fürgebens / von der gegenwart des Leibs
Christi mit seinem Fleisch vnd Bein hirnieden auff erden an vielen oder allen
örthen?
So aber Buceri authoritas so viel bey euch guts schaffen köndte / das jhr doch
denselben hören woltet / So hettet jr gleich wiederlegung gnug ewer
Omnipraesentz oder Multipraesentz des Leibs Christi hinieden auff Erden / nach
vnterscheid der stedt vnd orth / in folgenden seinen worten. Quae sancti patres spricht er / de loco proprio
corporis Christi in coelo scripserunt, ijs quidem non video, quid voluerint
dicere amplius, quàm seruanda esse in Christo naturae vtriusque idiomata. Et
diuinae naturae esse, implere omnia etiam per
Substantiam. Humanae autem, esse definito loco & conditione, & non
diffundt vel in multa vel in omnia loca. Haec vera & scripturis
consentanea sunt, etiamsi non tribuatur corpori locus in coelis, ex quarto
physicorum. Et contineamus nos in his praecise, quae scriptura de coelis,
& Christi seßione in coelis praedicat.
Buceri wort sind auch diese folgende / so wir auß dem gantzem / weitleufftigem /
vnd herrlichem loco super Epistolam ad Ephesios, verdeutschen wöllen / vmb des
gemeinen Mans willen / weil damit dem gantzem streit vom Abendmahl / den diese
drey Menner jmmerdar in die disputation von der Vbiquitet einmengen /
abgeholffen werden köndte / so man erinnerung wölt annehmen.
Die sich wöllen lehren lassen / spricht Bucerus / die soll man lehren / das man
keine andere gegenwart Christi habe im Abendmahl / ohne im rechtem gebrauch /
welche man allein im glauben fasset vnd hat. Andere so diss nicht vorstehen noch
lernen wöllen / laß man fahren als blinde leyter / vnd pflantzen / die von Gott
dem Himlischen Vater nicht gepflantzet sind / denn wer nicht von Gott geborn ist
/ der höret doch Gottes wort nicht / etc.
Wieder wen ziehen aber diese Theologen Augustini spruch an / den sie erzehlen?
Die abwesenheit des HErrn / ist nicht abwesend. Glaube nur / so ist bey dir /
den du nicht sihest? Sehen sie nicht / das sie jhre eigne meinung hiermit
vmbstossen? Denn dieser spruch bekennet / das Christus abwesend vnd doch nicht
abwesend sey /
|| [ID00146]
nicht abwesend / sondern
gegenwertig sey er VNSERM GLAVBEN welcher Christum in
seynem wort ergreiffet / vnd gar nicht mit verenderung der stedt vn̅ ort / vom Himmel hernider zeucht / Noch auff erden hie oder da / mit seinem
Fleisch vnd Beinen / sichtbar oder vnsichtbar hinsetzet. Dagegen aber leugnet
dieser spruch nicht / das Christus abwesend sey nach seinem leib hierniden auff
erden nach den vielen oder allen stedten vnd örten / da jhn diese Theologen
vnsichtbar / vnd doch leibhafftig gegenwertig machen wöllen. Derwegen nicht vns
/ sondern jhnen (Fol. 26.) selbst dieser spruch
entgegen ist.
Das sie aber zum beschluß (wie sie reden) Herrn Philippi
Melanthonis wort anziehen ex Epistola ad
Oecolampadium anno 29. ist vns gar nicht zuwider / das er sagt. Ich
halt daß dis Sacrament ein zeugnuß sey der warhafften gegenwart / So verwerffen
auch wir / die jhenigen / so da fürgeben das Christi Leib nicht anders im
Abendmahl repraesentirt vn̅ bedeutet werde
/ als in einer Tragaedien. Item die von der Gottheit separirn vnd absondern seyne Menscheit.
Ob aber Herr Philippus dazumal Oecolampadij meinung recht eingenommen / lassen
wir diese Theologen aus seinem Dialogo, den Bucerus so hoch commendirt (als auß
der widerantwort auff Herrn Philippi Epistel) nachlesen. Dieses aber wissen wir
/ vnd können es mit gutem bestant zeugen / das nach außgangenem gedachtem
Dialogo, Herr Philippus / dem gantzem streidt von dieser sache angefangen habe
fleissiger nach zudencken / Darumb er hernach zur Concordien, mügliches fleisses
hat rathen helffen.
Vnd diß wissen nicht allein / die mit dem H. Philippo damals teglich vmbgangen.
Sondern es weisens auch seine schrifften aus / Als da er an Brentium schreibt.
Vides in caeteris articulis et ipsos et nos multa
explicare dexterius, postquam diligentius inter nos agitari
caeperunt.
Vnd in dem brieff an Vitum Theodorum. Ego quidem nolim
accendere rursus hoc certamen , & habeo grauem
et
iu
|| [ID00147]
stam
mei consilij rationem à qua me non
abducent. Ich will mich meines theils / spricht Philippus / In diesen
streit vom Sacrament nicht widerumb begeben / vnd habe solches meines bedenckens
wichtige vnd rechtmessige vrsachen / vnd werde ich mich das geschrey der
vngelerthen clamanten davon nicht lassen abtreiben.
Vnd in einer andern Epistel an Vitum anno 38. Das soltu wissen / das lenger als
zehen Jahr kein tag / keine nacht vergangen ist / da ich dieser sache nicht
hette mit fleiß nachgedacht. Illud scias, amplius decennio,
nullum diem, nullam noctem abijße, quin hac de re cogitarim. Wolte Gott
aber / das jhr drey Menner / dem exempel Philippi nach / einmal auch anfinget
diesen sachen fleissiger nachzudencken / gelerther leut schrifften mit
vnparteyischem gemüt zulesen / vnd mehr auff die warheit / als auff ewere
affecten zusehen / So würde die Kirche Gottes mehr ruhe haben / als jhr
derselben bißher gegönnet / Vnd würde auch in diesem streit / statt vnd raum
finden / das die gelerten Rabinen vber den spruch Zach. 8. liebet warheit vnd
friede / schreiben / in multiplicatione veritatis, erit multiplicatio pacis. Je
mehr man zu erkandtnuß einerley warheit kompt / je mehr findet sich frid vnd
einigkeit.
Von dem dritten Artickel der Augspurgischen Confeßion.
WAs in diesen Theologen für ein ernst vnd willen sey / die warheit zu erforschen
/ vnd das jhenige so gudt vnd recht ist / ohne Calumnien vnd verfelschung recht
vnd gut bleiben zulassen / Das siehet man in diesem stuck / da sie selbst /
etliche vnsere wort / wie sie von vns gesetzt / erzelen / vnnd doch strackes
fusses darauff / dieselben jhres gefallens enderen / vnnd vorkerlich
|| [ID]
(Fol. 26.) deuten. Sie geben für / als solten diß
vnsere schlusreden sein. Christus wirckt nicht mit seinen Henden vnd Füssen in
seinem Geistlichem reich.
Ergo, So ist der gantze Christus / auch nach seiner
angenommenen Menschlichen Natur / in seinem reich (ob ers wol in seinem
vnfeylbarn wort vorsprochen hat) dennoch nicht gegenwertig. Item /
Christus kan auch ohne seine Hende vnd Füsse die Amptsachen seines Reichs
verrichten / durch seine Göttliche krafft vnd heiligen Geist.
Ergo, So ist er nach seiner angenommenen Menschlichen
Natur / ob ers wol in seinem wort zusagt / bey seinem Reich hie auff Erden nicht
gegenwertig.
Hie halte man erstlich vnsere wort dagegen / welche am Buchstaben also lauthen.
Weil der HERr Christus auch ohne leibliche berürung / anlegung / oder
außstreckung seiner Hende vnd Füsse / vnd anderer gliedmassen seines
Menschlichen Leibs / durch seine Göttliche vnd Allmechtige krafft / vnd heiligen
Geist in seinem Reich wircken kan / Folget nicht / das Christus eben mit seinem
LEIB / der Fleisch vnd Bein ist / allenthalben
wesentlich / vnd leibhafftig sein müsse / so weit vnd ferne das Reich Christi
sich erstrecket.
In diesen vnsern worten lassen diese Theolog: per crimen
falsi Erstlich aussen / das wort leibhafftig allenthalben sein.
Nachmahls vorwechselen sie insidiosè in den vns zugetichten schlußreden / diese
vnsere wort (Christus kan auch one leibliche berürung / anlegung / oder
außstreckung seiner Hend vnd Füsse vnd anderer Gliedmassen / seines Menschlichen
Leibs in seinem Reich wircken) mit diesen jhren zweiffelhafftigen reden
(Christus wircket mit seinen Henden vnd Füssen nicht in seinem Geistlichem
Reich. Item / Christus kan auch ohne seine Hend vnd Füsse die Amptssachen seines
Reichs vorrichten.)
Welches / ob es wol für dem vnberichtem Leser scheinet / als sey eins so viel als
das andere geredt / So stecket doch dieser betrug dahinden / das diese Theologen
mit jhrer ardt zurede̅ vns felschlich zumessen / Als solten wir
leugnen / das Christus inn seinem Geistlichem Reich jemals gewircket habe / oder
noch wircke mit seinem Leib. Darumb sie bald hernach Athanasij spruch
|| [ID]
Dial. 5. wieder vns vnbefugt / vnd zwar vorstümmelt
anziehe̅ /(Fol. 26. b.) das es
Christo also gefallen habe / zu den wercken seines Ampts / auch seiner
angenommenen Menschlichen Natur mit zugebrauchen. Item / als solten wir den Leib
Christi von der Gottheit des Sohns Gottes absondern / gleich als were / oder
wirckete / der Sohn Gottes nach der Menschwerdung jrgend ohne den Leib / das ist
/ abgesondert von seinem Leib oder Menscheit / die er also in einigkeit der
Person einmahl hat angenommen / das er von dem nuh vnd augenblick seiner
empfengnis an / ohne die Menscheit / hinfüro nicht ist / Sondern in derselben
Persönlich vnd volkömlich allezeit wohnet vnd leuchtet.
Derhalben wir dieser mutwilligen verenderung vnser wort / vnd vorstümmelung des
spruchs Athanasij / entgegen setzen den gantzen spruch dieses alten vnd
treffentlichen lehrers. Sicut pars ratiocinatrix sua ipsius
opera, sic edit in anima li, vt NON SIT SEPARATVM quidpiam ab animali: Ita
Deus vnitus homini edit prodigia MINIME SEGREGATVS
à natura humana, quod ei pro sua bonitate placuerit VIM SV AM DIVINAM per
eam, & in ea, & cum ea exerere. Gleich wie die vernünfftige
Seele in dem leibhafften Menschen jhre SELBST WERCK also
vorrichtet / das sie nicht etwz abgesonderts ist von dem leibhafften Menschen /
Also das ewige wort / nach deme es mit der Menschlichen Natur vereiniget ist /
thut es die wunder / keines wegs abgesondert von der Menscheit / denn es jhm
also wolgefallen hat / SEINE Göttliche krafft (nemlich /
wenn / vnd wie er wil) durch dieselbe vnd in derselben / vnd mit derselben
zuerzeigen vnd zuerweisen.
Wir dürffen auch diese Regel / Gott lob / von jhnen nicht erst lernen / die wir
in vnsern schrifften offt gesetzt vnd sie allhier erholen / Das alles was zum
Reich Christi gehöret vnd zur verwaltung(Fol. 26.
b.) seines ampts / der gantzen Person nach beyden Naturn zugeschrieben
werde / vnd nicht der einen / das ist / der Göttlichen alleine. Viel weniger /
dürffen sie damit wider vns rühmen / gleich als wenn solches bey vns im zweiffel
were / das man die angenommene Menschliche Natur Christi von gegenwertiger
vorrichtung solcher Empter nicht außschliessen soll / vnd das er darumb / auch
nach seiner angenomme
|| [ID00150]
nen
Menscheit zur rechten Gottes gesetzt / damit er zu den Amptssachen auch nach
derselben wircken könne / vnd solches nicht allein nach derselben natürlichen
eigenschafften / als mit anlegung der hende / Sondern auch vber alles was kan
oder mag genennet werden.
Diß alles haben die alten lehrer vnd Herr Philippus / viel deutlicher
vorstendtlicher vnd gewisser geredt / welches wir auch ohne allen zweiffel also
für war halten / vnd derhalben mit derselben eignen worten alhier erzelen wollen
/ auff das alle ambiguitet vnd zweiffelhafftigkeit / darmit diese Theologen
jmmerdar spielen / vnd die vnberichten damit jrre machen / außgeschlossen
werde.
Beide naturn / sagen die Alten / vorrichten in dem gemeinem werck zum mitlerampt
gehörig / jhre wirckungen / doch also / das eine jede in solcher gemeinschafft /
das jhrige thut vnd wircket / was jhr eignet vnd gebühret. Denn die Gottheit
wircket was der Gottheit ist. Das fleisch vorrichtet was dem fleisch gebüret.
Item / die wirckungen beider naturn sindt vnderscheiden / aber nicht getrennet
noch abgesöndert / denn Gott vnd Mensch ist eine Person / vnd sind die
wirckungen also voreiniget / gleich wie die Naturn selbst miteinander voreiniget
sind.
Herr Philippus aber treibet jmmerdar dieses mit fleiß. Das ampt gehört der Person
nach beyden Naturn / Vnd ob woll die krafft / aus dem menschlichem geschlechte
ein ewige Kirche zusamlen / dieselbe zuerhalten / vnd zum ewigen leben vnd
seligkeit zu bringen / vnserm einigem Haupt Christo gebüret nach seiner ewigen
vnd allmechtigen Gottheit / So wird doch solches recht gesagt von der Person /
welche ist Gott vnd Mensch / weil der Son Gottes diese krafft erweiset IN der angenommenen Menscheit / nach dem spruch Pauli /
Durch einen Menschen ist der Todt / vnd durch einen Menschen kompt die
aufferstehung der Todten. Viel werck werden auch durch den dienst der
angenommenen Menscheit verrichtet / als da Christus die aufferweckten
sichtbarlich richten wird / So hat die angenommene Menschliche Natur auch jhre
hohe wirckung / damit sie alle Creaturn vbertrifft. Voriaget die Teuffel / vnd
beschirmet die Kirche Gottes / vnd wircket viel
|| [ID00151]
ding krefftiglich / so zum ampt Christi
als des Haupts der Kirchen gehören. Bißher Philippus.
So nuhn dieses auch der dreyen Menner meinung ist / vnd sie aufsrichtig / nicht
allein die absönderung / sondern auch die vermischung vnd gleichmachung der
wirckungen beider Naturn / mit vns verwerffen / was bedürffen sie der
mutwilligen verenderung vnser wort?
Was für grillen bringen sie auch mit jhrem ertichtem folgern(Fol. 26. b.) wider vns? Denn da wir geschrieben /
das es nicht folge / das darumb Christus mit seinem Leibe / der fleisch vnd bein
ist / allenthalben wesentlich vn̅ leibhafftig sein müsse / so weit
vn̅ fern das reiche Christi sich erstrecket / Deuthen sie es
durch offentliche verfelschung vnd Calumnien, als solten wir leugnen das der
gantze Christus gegenwertig sey / vnd sagen diß sey im grund Nestorianisch.
Dagegen aber wissen wir von keinem halben oder geteilten / sondern allein von
einem gantzem Christo / der Gott vn̅ Mensch ist vnd bleibt / ob
woll in dieser Person in ewigkeit die eigenschafften beider Naturn vnderscheiden
bleiben / vnd weder getilget oder gentzlich aufsgehaben / noch mit
widerwertigkeiten zu nicht gemacht werden sollen.
Denn es ein gantzer Christus war / da er zugleich nach der Gottheit im schoß des
Vaters / vnd in vnd ausser allen Creaturn war. Vnd die Menscheit oder Christus
nach der Menscheit in Mutterleib leibhafftig vmbfangen vnd beschlossen / vnd
noch nicht aus Mutterleib geboren war. Item / da er in der Krippen lag / in AEgypten fliehen müste / vnd hernach / in vnd mit seinen
kleidern vmbfangen auff erden / von einem ort zum andern reisete / vnd an dem
ort / da er zuuorn geherbergt hatte / weder sichtbar noch vnsichtbar nach der
Menscheit bliebe. Item da er bloß vnd nackend am Creutz hinge / vnd im grab lag
/ vnd dieser sein einiger leib / weder sichtbar noch vnsichtbar / dazumal
anderswo wahr wesentlich vnd leibhafftig.
Also ist er nachmals ein gantzer Christus blieben / do nach
|| [ID00152]
der aufferstehung vnd verklerung des
Leibs Christi die Engel sagen / Er ist nicht hie / vnd er ist von euch
aufsgenommen.
Vnd also ist er noch heutigs tags ein gantzer Christus auch in der glori vnd
herligkeit / ob er gleich nach der Menscheit die Himlischen wohnungen
eingenommen hat / daselbst wesentlich vnd leibhafftig ist / biß auff den tag /
da es alles soll widerbracht werden.
Welches aber alles die vnendliche Gottheit nicht hindert / das sie zur zeit der
ernidrigung vnd erhöhung nicht solte Himmel vnd Erden wesentlich erfüllen / vnd
allzeit dieser angenommenen Menscheit Persönlich vereiniget bleiben. Demnach
diese Theologen woll zuvorn besser studirn möchten / was Nestorianisch sey /
denn das sie so vnbedachtsam daher lestern / auff Schmidelinische weiß / der
alle die jhenigen so seine ertichte vbiquitet der Menscheit Christi nicht
anbeten wöllen / für Nestorianisch mit vnfugen ausschreiet.
Eine freuendtliche verkerung vnd Calumnia ist es auch / das wenn wir sagen
Christus sey mit oder nach seinem Leib nicht an allen orten zugleich wesentlich
vnd leibhafftig / so weit vnd ferne sich das Reich Christi erstrecket / Diese
Theologen vns bezichtigen / als solte vnser meinung sein / das er nach seiner
angenommenen Menschei / allerding nicht gegenwertig sey bey seinem Reich. Da sie
denn hinein flicken vnd zweymal widerholen / als wenn es vnsere wort weren /
damit wir alle gegenwertigkeit gar miteinander verleugne̅
(Fol. 26. a.) solten / mit einem solchem trotz /
Ob ers woll in seinem vnfeilbaren wort zugesagt vnd versprochen habe.
Es ist aber diß ein vielfeltiger betrug / vnd ein lauter mutwillen. Denn was
dürffen sie das jhenige vns zuschreiben / was sie von dem jhrigem hinein
flicken? Wie können sie auch jhre selbst eigene geticht für eine Göttliche
verheissung vnd zusagung außgeben? Sindtemal Christus nirgend versprochen hat /
das seine Menscheit an allen orten leibhafftich vnd wesentlich sein soll / da er
im hie auff Erden sein Reich vnd Kirche samlet.
|| [ID00153]
Warumb vnderscheiden sie auch nicht die diversos modos
praesentiae? das ist / das es ein anders sey zu reden von der
leibhafften gegenwart des Leibs Christi an allen oder vielen orten zugleich / im
Himmel vnd auff erden / welche allein wir verneinen nach der schrifft vnd aller
rechtgleubigen Lehrer bekendinuß. Vnd das gleichwoll / im Glauben / der Leib
Christi vnserm gemüth vnd Hertzen warhafftig gegenwertig sey / welches wir gar
nicht verleugnen / vnd solches mit den alten lehrern eine geistliche gegenwart
nennen nach art vnd weise des geistlichen Reichs Christi / non respectu obiecti,
cuius ratione etiam Corporalem praesentiam doctores Ecclesiae nominant, sed
respectu modi appraehensionis, das ist / nicht das Christi Leib in einen Geist
vorwandlet / oder der Leib hiermit außgeschlossen / vnd allein der Geist oder
Gottheit Christi vns im Glauben gegenwertig sein solte / Sondern das wir
zuuorstehen geben / das Christus vnser Haupt / mit allem dem / was er ist (als
warer Gott vnd Mensch) auch mit allem das er hat vnd vermag (als alle seine
wolthaten / vordienst vnd krafst) durch den Glauben im gemüt vnd mit dem Hertzen
ergriffen vnd angenommen werdenmüsse.
Denn gleich wie das jhenige / so wir mit eusserlichen sinnen ergreiffen /
sensibiliter vnd empfindtlich vns gegenwertig sein müß / also ist diß bey allen
vorstendigen vngezweiffelt / das geistlich gegenwertig sein / so viel heisse /
als den eusserlichen sinnen vnempfindtlich / mit dem Geist vnd gemüt ergriffen
werden.
Diese vnderscheidene weiß vnd art der gegenwart eines einigen dings / mengen
diese Theologen vndereinander / vnd schlissen ohn vnderlaß à
dicto secundum quid ad dictum simpliciter. Item à
confusione disparatorum, brauchen dabey Fallaciam
aequivocationis, halten absolutam et relatiuam
praesentiam corporis für eins / welches so es aus vnwissenheit
geschiehet / mögen sie von den jungen Studenten in jhren schulen eines bessern
sich vnderweisen lassen. Geschiehet es aber aus mutwillen vnd freuel / als es
woll scheynet / So mag es der HERR CHRISTVS an jnen rechnen / dem
|| [ID00154]
sie so offt in seinen Augapffel hienein greiffen / als offt sie wissentlich vnd
fürsetzlich die warheit zur lügen machen wöllen.
Das wir auch geschrieben. Es were ein stuck des vnglaubens wo man gedencken wolte
/ wie der Königische Joh. 4. das vns Christus (Fol. 26.
b.) nicht helffen könte / ohne die leibliche gegenwart. Ist es ein
böses stücklein von diesen Theologen / das sie dabey außgelassen / was wir zu
erklerung ferner haben angehengt / das nemlich hiergegen / der HERR Christus den
starcken glauben des Hauptmans zu Capernaum ruhme / welcher nicht begerte der
leiblichen gegenwart Christi sondern allein an Christi wort hienge / damit er
schaffen kündte / was er wolte / auch an denen orten / da er mit oder nach dem
Leib nicht gegenwertig were.
Hetten sie diese beide vngleiche exempel an den beyden Hoffleuthen / An derer
einem Christus den vnglauben straffet / Am andern aber den Glauben rühmet
anschawen / vnd zusammen halten wöllen / So würden sie befunden haben / das
nicht von vns etwas frembdes oder vngereimbts hiermit angezogen worden / so zu
dieser sache (wie sie alhier reden) sich eben schicken soll / als der schnee zum
Glockengissen / Sondern das jhr Newe oder je von den vbiquisten entlehnete gloße
/ wie schnee für dem feur / oder für der Sonnen hitze bestehe. Da sie sagen /
der Königische rede von der reumlichen begreifflichen / sichtbarn / vnd
empfindtlichen gegenwart Christi / Sie aber reden von der vnbegreifflichen /
vnsichtbarn / vbernatürlichen gegenwart der Menscheit Christi.
Wann diese glosse solte statt haben / So hette der Herr Christus zu dem
Königischem nicht sagen dürffen. Gehe hin / dein Sohn lebet. Es hette der
Euangelist auch nicht schreiben sollen / Der Königische ging hin zu jhme / vnd
bat jhn das er hinab kemme / Sondern also hette es lauthen müssen nach dieser
Neuwen Theologia. Gehe hin / Meine Menscheit ist nicht allein alhier an diesem
orth sichtbarlich vnd reumlich / Sondern sie ist auch vnsichtbar vnd
vnbegreifflich bey deinem Son. Vnd der Königische / hette Christo nach seiner
Menscheit
|| [ID00155]
nicht dürffen nachgehen /
sondern hette die Menscheit Christi vorhin daheim bey sich gehabt / ehe dann
Jesus aus Iudaea in Galileam kam / dahin er im war nachgangen.
Was werden sie aber aus der Historien von dem Hauptman machen / welcher zu Jesu
tradt / Matth. 8. da er einging zu Capernaum / bat jhn vnd sprach / Herr mein
Knecht ligt zu Hause vnd ist Gichtbrüchig vnd hat grosse qual. Deme Jesus
antwortet / Ich wil kommen / vnd jhn gesundt machen / Der Hauptman aber achtet
sich nicht werdt / das Jesus vnder sein dache gehen solte. Spriche nuhr ein wort
/ sagt er / So wird mein Knecht gesundt / Vnd Jesus sprach zu jhm / Gehe hin /
dir geschee / wie du gegleubt hast. Hie hette / nach dieser Theologen
Vbiquisterey vnd spitzfundigkeit / weder der Hauptman / noch Christus selbst von
der sache recht geredt / Sondern es solte der Hauptman geglaubt haben / Die
Menscheit Christi wehre albereidt leibhafftich vnder seinem dache / da sein
Knecht zu Hause lage / Vnd Christus solte jhn darauff gewiesen / nicht aber
gesagt haben / das er erst hinab kommen wolte. So solte auch Christus den
starcken Glauben des Hauptmans / so hoch nicht gerühmet haben / der keine
vnsichtbare gegenwart der Menscheit Christi / vnder seinem dache / sondern diß
allem Glaubete / das Christus als der da mehr denn ein schlechter Mensch wehre /
der kranckheit vnd dem todt / was er wolte zugebiethen hette / vnd seinem Knecht
/ auch abwesend nach dem leib helffen köndte Heist aber diß nicht mit
vergeblichem Menschen gedicht / die öffentliche warheit der Historien zu nicht
machen?
Wie dann dieses auch ein aus der masse große künheit von diesen Theologen ist /
das sie Lutheri spruch (den wir angezogen) das die Christenheit auff Erden
grösser sey denn Christi Menscheit(Fol. 26. b.)
/ allein von dem standt der ernidrigung wöllen war sein lassen / Nicht aber nach
der erhöhung / gleich als wen̅ Christus den leib / welchen er in
der ernidrigung gehabt / nach der erhöhung von
|| [ID00156]
sich gelegt / oder in einen andern /
vnmeßlichen vnd vnendlichen Leib verwandelt hette.
Nuhn setzt aber auch Lutherus / in dem von vns angezogenem (
In Epistola super Quinquag:
) loco klerlich diese beyde gegen einander / grösser sein vnd wirdiger
sein. Spricht / wenn er sage die Christenheit ist grösser auff Erden denn
Christus / So wölle er damit nicht / das die Christenheit an jr selbst besser
vnd wirdiger sey denn Christus / Sondern das sie lenger vnd weiter außgebreitet
ist auff Erden denn Christus war / welcher nur drey jahr an einem kleinen orth
war / so die Christenheit von anbeginn gewest / so weit als die Welt ist.
Hie müssen erstlich diese Theologen gut sein lassen / das Christus nach der
Menscheit an einem kleinem orth auff Erden gewesen sey. Welches als es Lutherus
geschrieben / hat er von dieser Theologen newe̅ glosse nichts
gewust / als solte die Menscheit Christi dazumal vnsichtbar vnd doch wesentlich
vnd leibhafftig alle orth klein vnd groß zugleich erfüllet haben.
Nach mahls / so allein vom standt der erniedrigung war sein / soll das die
Christenheit grösser ist / denn Christus Menscheit / so würde nach Lutheri sinn
vnd meinung folgen / das Christus auch allein in der erniedrigung / wirdiger vnd
besser gewesen sey als die Christenheit. Sihe doch / lieber leser / wie fein
diese Theologen D. Luthern seine wort deuten können?
Auff Cyrilli spruch / Das Christus nach dem fleisch abwesend (Fol. 27.) sein werde / sagen sie / sey kurtz zuvor
von jhnen gründtlich geantwortet. Lieber / was ist doch diese gründtliche
antwort gewesen? Wenn Cyrillus (haben sie gesagt) verneint die gegenwart des
Fleisches Christi (Fol. 25.) / verstehet er diese
gegenwart / so mit den sinnen begriffen wird. Siehe aber / wie fein diss mit
diesem von vns angezogene̅ spruch vberein komme? Es kan euch /
spricht Cyrillus / nichts vbels widerfahren / Ob ich gleich nach dem Fleisch
abwesend sein werde / weil die krafft meiner Gottheit die euch bißher erhalten
hat / euch hinfurt auch wol erhalten wird. Wenn dieser Theologen glosse gelten
solte / so müste Cyrillus / nicht von der krafft der Gottheit / Sondern von der
krafft der vnsichtbarn / vnd doch leibhafften gegenwart der
|| [ID00157]
Menscheit Christi gesagt haben / das
durch diese / bißher die Apostel weren erhalten / vnd ferner solten erhalten
werden.
Was hette es denn auch des fernern anhange bey Cyrillo bedürfft / da er gleich
dem einwurff der heutigen Vbiquisten zuvor hat kommen wollen? Nicht (spricht er)
sagen wir solches (das nemlich durch krafft der Gottheit die Kirche erhalten
werde / vn̅ das Christus nach dem Fleisch abwesend sey) das wir
des HErren Leib nicht thewr vnd werth gnug achten / Sondern das wir halten / das
diese wunderbare wirckung / der herrligkeit Gottes selbst eigne vnd gebüre. Wo
bleibt nuhn die gründtliche antwort dieser Theologe̅?
Von den Sprüchen aus der Bremischen agenda.
ALlhier müssen diese Theologen vns zeugnüß geben(Fol.
27. b.) / das wir nie geleugnet / sondern außdrücklich also
geschrieben haben. Das Christus nach beyden Naturn die herrschafft vnd regierung
habe vber alle Engel vnd Mensche̅ (wie das diss zur perfection vnd
herrligkeit der Menschlichen Natur Christi auch an vnd für sich selbst gehöret /
nach der vorklerung vnd erhöhung) Sie fechten aber an / diese arth zureden /
dan̅ wir geschrieben (Christus führe sein Ampt noch heutigs
tags in beyden naturn. So doch auch die Catechismus Schülerlein (wie sie reden)
mercken können / das dieses der andern form vnd arth zu reden nichts benehme /
das Christus nach beyden Naturn sein Ampt vorrichte.
Denn es muß ja freylich Christus in beyden naturn vnzertrenlich sein / soll er
anders nach beyden Naturn sein Ampt vorrichten.
Heist aber dieses nicht den Christlichen Leser bey der Nasen vmbführen (das wir
widerumb jhre wort gebrauchen) das / da wir inn vnser verantwortung geschrieben
/ von dem wider vns angezogenem loco Bremensis agendae, das derselbe die VBIQVITET der Menscheit nicht bestetige / Diese
Theologen vber alle vorwar
|| [ID00158]
nung
jhres eignen freundes Hesshusij, aber mals vnderschiedene sachen vermengen / Vnd
die gegenwart Christi bey seiner Kirchen / vnd Abendmahl / durch die Vbiquitet
erhalten wollen? Vnd noch darzu dieses ein gifft nennen dörffen / wenn man
lehret, das ob woll die Menscheit Christi nicht alle ort vnd stedte im Himmel
vnd Erden erfülle / Sie dennoch nichts desto weniger der Gottheit voreiniget
bleibe. Welches die algemeine heilsa me bekendtnuß aller Christgleubigen gewesen
/ vnd noch ist / vnd ferner ob Gott will bleiben wird / wie sehr auch die
Vbiquistischen rodtgesellen (wie sie alhier zu diesem wort lust haben) vmb sich
zufressen vnd alle Kirchen zuvergifften oder zubeflecken sich bemühen.
(Fol. 27.)
Das Stephanus Christum nach der Menscheit gesehen habe zur rechten Gottes im
Himmel stehen / müssen diese drey Menner passirn lassen / können aber nicht
leiden / das zu erweysunge (das Christi Menscheit / auff eine zeit / an einem
ort / als jtzundt im Himmel / wie vnd wo er wil sey) wir aus der Epistel zu den
Hebreern diese beyde sprüche haben angezogen / Wir haben einen solchen
Hohenpriester / der da sitzt zur rechten Gottes auff dem Stul der Maiestet im
Himmel / vnd wenn er nuhn auff Erden were / So wehre er nicht Priester. Dieses /
sagen sie / werde also new von vns auff diesen streit applicirt / Vnd weil sie
darauff nichts bestendiges antworten können noch mögen / kommen sie auff den
flacianischen streit / den etliche jhres mittels wider Theodorum Bezam erregt
haben / von dem loco Actorum. 3. Oportet Christum caelum
suscipere, Meinen / sie haben darmit viel gewunnen / So es doch
Lutherus selbst in seiner latinischen version (die zu Wittenberg anno 26. in
folio ausgangen) passiuè verdolmetzscht hat / aus dem grichischen text / Oportet Christum caelo suscipt, Auch Iustinus Martyr das
wort contineri in caelo in diesem handel brauchet.
Hernach endern sie widerumb den statum caussae damit sie jhr kunststücklein / wie
sie diß wort allhier gebrauchen / sehen lassen / Vermengen abermals den handel
von dem leiblichen abwesen Christi nach der Menscheit hiernieden auff Erden mit
|| [ID00159]
der besondern gegenwart Christi bey
seiner Kirchen vnd Abendmahl / Sagen / das die rechte handt Gottes / dazu
Christus nach der Menscheit erhaben / könne vnd vermöge alles im Himmel vnd auff
erden / welches ohne streit ist. Vnd das Christum nach der Menscheit /(Fol. 27. b.) das sitzen auff dem stul der
Maiestet im Himmel nicht alleine nicht hindere an der gegenwart bey seiner
Kirchen vnd Abendmahl / sondern befördere jhn auch / welches wir von der
besondern gegenwart / die nicht eine absoluta, sed relatiua et fidei praesentia
ist / nicht disputirn wollen / ob woll auch die Aposteln / nicht weniger als wir
heutigs tags / den Leib Christi im Glauben gessen haben / da nach der Menscheit
Christus noch nicht zur rechten des Vaters erhöhet war.
Von einer leibhafften darstellung aber des Leibs Christi / vnd wesentlicher
vorbergung desselben / nach seiner Substantz / Fleisch vnd Beinen an vielen oder
allen örten auff Erden / sind diesen dreyen Mennern die wort des Apostels ad
Hebraeos, viel zu starck / denn das sie dieselben auff jhre geticht vorkerlich
bringen solten.
Es bemühet sich wol Meister klügel (wie sie selber sich hiermit beschreiben) das
sie vngereimbte folgen daraus gerne erzwingen wolten / so die wort des Apostels
einen solchen verstant wie wir es angezogen geben solten / Das Christus nach der
Menscheit jetzund nicht auff Erden / sondern im Himmel sey / Nemlich leibhafftig
vnd wesentlich Denn / sprechen sie / die wort Heb: 8.
reden von der gantzen Person. Sintemahl Christus Hoherpriester ist nach beyden
Naturn. Soll nuhn Christus auff Erden nicht sein nach der Menscheit / so wird er
auch auff Erden nicht sein nach der Gottheit. Oder / So CHristus nach seiner
Göttlichen Natur hie auff Erden vnd allenthalben gegenwertig ist / so kan vnd
vormag er nach der Gottheit nicht mehr Hoherpriester sein. Diß / sagen sie /
müsse vnwidersprechlich folgen / vnd müsse vnwidersprechlich war sein / vnd
gleich als hetten sie es sehr wol troffen / oder sessen noch zum Erphurdischen
Weinfass vber der Zeche / vnd ergetzten sich mit Spielen vnnd Kurtzweilen /
Kützlen sie sich selbst mit
|| [ID00160]
diesen
exclamationibus. Das wolte nun erst eine schöne Theologia sein. Item / da wolt
das spiel erst sein recht gewinnen / sprechen sie.
Wolan / hie stehet der spruch Heb. 8. Den werden sie weder eine newe Theologiam
nennen / noch für ein verlornes spiel halten können. Wann er (nemlich Christus /
nach dem Leib / oder die Menscheit Christi) nun auff erden were / so were er
nicht Priester. Vnd zuvorn hat der Apostel gesagt. Er sitzet auff dem Stul der
Maiestet / im Himmel. Diese antith esin haben nicht wir erfunden / sondern der
Apostel setzt dieselbe mit klaren worten / vn̅ stimmet hiermit die
gantze schrifft vberein / hat sich auch für dieser zeit / niemand jemahls herfür
gethan / der Himmel vnd Erden für einen ort gehalten hette / ohne das die
Vbiquisten Himmel / Hell vnd Erden in einen klumpen zusammen schmeltzen / sich
vnd die jhrigen zubereden / das man des Himmels nicht feilen könne / man glaube
vnd lebe wie man wölle / Man komme auch einmahl nach diesem leben an welches ort
man könne / So hab man doch Christum nach seiner Gottheit vnd Menscheit / vnd
den Himmel allenthalben / welches der rechte steig ist zum Epicureismo /
darinnen / one das / dieser zeit / die Welt gantz ersoffen ist.
Wir glauben aber dem Apostel / vnd schliessen nochmals mit jhme vnd der gantzen
schrifft also.
Christus ist nach seiner Menscheit im Himmel leibhafftig.
Darumb ist der Leib Christi nach seinem Fleisch vnd Beinen nicht in der Hellen /
nicht in der Lusst / nicht im Wasser / nicht hiernieden auff erden an diesem
oder jenem orth zusuchen.
Die vorerzehlte folgerey aber dieser Theologen (hetten schier mit Paulo vnd
Luthero gesagt / die schalckheit vnd teuscherey dieser dreyer Menner / die mit
der schrifft vmbgehen / wie die Spietzbuben mit dem würffel / weil sie je so
grossen lust zu spielen allhier fürgeben) kan auch von einem kleinen Knaben
widerlegt werden / der nuhr seine principia Theologiae / vnd die gar gemeine vnd
bekante Regel gelernet hat / Das nemlich die Nahmen vnd werck zum
|| [ID]
ampt des Mitlers gehörig / Christo nach beyden Naturn
zugeschrieben werden / vnvormischt der eigenschafften vnd wirckungen jeder
Natur.
So mögen sie nun jhre Kunststück aus diesen vnd dergleichen Kindischen exempeln
erkennen vnd vrtheilen. Denn da jhre folgerey stadt haben vnd gelten solte / so
würde auch dieses vnwidersprechlich folgen müssen.
Der Hohepriester des gantzen Menschlichen geschlechts muß von ewigkeit her / in
dem rath der heiligen dreyfaltigkeit gewesen sein.
Christus ist der einige Hohepriester / vnd solches inn vnd nach beyden
Naturn.
Darumb so muß Christus nach beyden Naturn von ewigkeit her gewesen sein.
Item.
Messias hat sollen von einer Jungfrawen aus jhrem Fleisch vnd Blut geboren
werden.
Darumb so ist Christus nach der Gottheit / so wol als nach der Menscheit auß
Mariae Fleisch vnd Blut gebohren / weil er nach beyden Naturn Messias sein
muß.
Item.
Der Mitler muss sein Gott vnd Mensch. Darumb ist Christus gestern vnd heut / das
ist / von ewigkeit her nach beyden Naturn.
Item.
Christus ist nach beyden Naturn vnser Erlöser. Darumb hat er nach beyden Naturn
müssen leide̅ / sterben / vnd sein Blut vergiessen.
Sehen schier diese Theologen / wo sie mit jhrem spiel hienaus wöllen / vnd was
sie für eine schöne Theologiam einführen? vn̅ zwar haben wir noch
nie gesehen / das sie jemahls bißher den scheußlichen jrrthumb jhrs gesellen
Andreae Musculi / frey öffentlich verworffen hetten / der da fürgeben / Christus
habe nach beyden Naturn gelitten / denn nicht allein die Menscheit / sondern
auch die Gottheit in Christo habe leiden müssen.
|| [ID00162]
Aber so soll es solchen Meister klügeln gehen / als jhre wort hie lauten / die
Christum vnd seine Apostel reformirn wöllen. Zu erbarmen ist es aber / wie jhre
exclamationes, widerumb lauten / das diese Leut jmmer je tieffer in wahnsinn
gerate̅ / vnd nicht auffhören die sprüch der heiligen Schrifft
/ so schendlich zuvorkehren. Hetten sie den context in der Edistel zu den
Hebreern ansehen / vnd dem jenigen / wz jhme der Apostel alda fürgenommen hat
zubewehren / fleissiger nachtrachten wöllen / so würden sie befunden haben / das
es dem Apostel in diesem handel darumb zuthun / das er anzeigen wöllen / wie
beydes / der HERR CHristus / vnd sein hohes Priesterhumb / höher vnd
fürtreffentlicher sey / als die Leuitischen Hohenpriester / vnd jhr ampt gewesen
ist. Welches er vnter vielen andern argumenten auch damit bewehret / Das Aaron
vnd seine Nachkommen in die Hütten des Stiffts hirnieden auff Erden / des Jahrs
nur einmahl gegangen sind in das Allerheiligste. Christus aber / nach dem er
sein Blut vergossen / vnd die reinigung vnser Sünden durch sich selbst gemacht /
hab er sich gesetzt zur rechten der Maiestet im Himmel / vnd sey ein Pfleger des
Heiligthumbs (nemlich / das im Himmel ist / etc.) Vnd bald hernach. Wann er nun
auff ERDEN were / so wehre er nicht Priester (nemlich
der rechte vnd vollkommene Hohepriester / dessen fürbildt die andern auff Erden
gewesen sind. Wir würden auch noch sein vnter den Schatten vnd Figurn des alten
Testaments / Das werck der erlösung were noch nicht volbracht / Das vordienst
vnd Blutvorgiessen Christi / würde nicht ein gnugsame vorsünung gewesen sein für
vnsere sünde / Wir hetten vns seiner fürbit für vns / vnd erscheinung für dem
angesicht des Vaters nicht zutrösten. Summa / Die krafft des Hohenpriesterthumbs
Christi würde nichts sein / wo er nicht nach vorrichtem werck der erlösung in
Himmel eingangen / vnd daselbst jetzund were / wie diss durch den eingang des
Leuitischen Hohenpriesters in das Heiligthumb bedeutet vnd fürgebildet worden
ist. Aber hiervon anderß wo weiter.
|| [ID00163]
Von den sprüchen etlicher Väter.
DIe regel Athanasij / Was Christus in der zeit empfangen / das hat er nach der
Menscheit empfangen. Haben wir geschrieben / das sie zum ersten gebraucht sey zu
widerlegung der Arianer lesterung / die alle sprüche der schrifft (darinnen
gesagt wird / das Christus etwas empfangen habe in der zeit) allein vnd schlecht
auff die Göttliche Natur Christi deuteten / vnd daher erzwingen wolten / das
dieselbe ein erschaffene Creatur / vnd dem Vater vngleich were.
Diss erwischen diese Theologi / vnd weil wir den jenigen vorstandt / dahin sie
mit grober vnwissenheit / diese Regel ohne vnterscheidt deuten / nicht können
vniuersaliter oder durchauß / noch auff einerley weise vnd arth zu reden
zulassen / damit wir nicht mit jhnen / in die Eutychianischen jrrthumb vns
stürtzen / dardurch die Menscheit vnd Gottheit in Christo einander gleich
gemacht werden. Fahren sie zu / Heissen dieses / die gedachte Regel(Fol. 27. b.) der alten Lehrer reformirn, deprauirn, vnd pervertirn, welches
aber noch viel zu zeitlich von jhnen daher gelestert wird / ehe dann sie solches
erwiesen / vnd wird sich im außgang finden / das diese generales reformatores eben die rechten depravatores vnd perversores sindt / welche
sich zu jhrer Eutycherey schendlich missbrauchen dessen / wz gar auff einen
andern schlag / von den alten lehrern geredt ist.
Nachmahls lestern sie weiter / dz wir mit vorwerffung jhrer(Fol. 28.) falschen außlegung / sollen an den tag
geben haben / das wir mit den Arianern etlicher massen vnter einer decken liegen
/ Pfu dich an / du schendtlicher Teuffel / vnd alle deine instrument / durch
welche du deine lügen außspeyest.
Die Arianer haben diese gantze Regel schlecht vnd allerding verworffen / welche
wir nicht allein behalten nach den worten / Sondern auch in dem rechten vnd
gesundem verstandt / darmit die alten reinen Lehrer (die ja jhre eigne wort am
besten haben vorstehen können) dieselbe erkleret vnd außgelegt haben.
|| [ID00164]
Darzu ist wider die Arianer der streit von der ewigen vnd wesentlichen Gottheit
Christi / die wir mit Hertzen vnd Mund bekennen vnd Glauben / vnd alle / so
dieselbe lestern / verkleinern / schenden / mit rechtem eiffer vnd ernst
verfluchen. Hier aber ist es vmb des Eutychis ketzerey / vnd Schwenckseldes
vnsinnigkeit zu thun / die eine vergöttete Menscheit der Christenheit
auffdringen wöllen. Darinnen ob wol diese Theologen / mit jhren Rottgesellen den
Vbiquisten / biß vber die ohrenstecken / dörffen sie dennoch wissentlich von
Arianischen lesterungen vmb sich werffen / gleich alß müsten alle die jenigen
Arianer sein / die nicht mit jhnen zu der Eutychianer jrrthumb treten
wöllen.
Was machen sie aber auch mit dieser jhrer tollkünen vermessenheit? das sie hie
fürgeben / vnd anderswo starck erweiset haben wöllen (als sey Mit nichten von
der Göttlichen Natur Christi zuverstehen / was in der zeit Christo geben sey /
Sondern alleine von der Menschlichen Natur) denn das sie endlich mit Stancaro /
die Göttliche Natur Christi aus dem Mitlerampt gar mit einander außschliessen /
vnd die ernidrigung vnd erhöhung des Sohns Gottes / nach seiner sendung vnd
Mitlerampt verlaugnen / vnd alle die Sprüche der heiligen schrifft / darinnen
gesagt wird / das Christus von seinem Vater in die Welt gesandt / Item / befehl
von seinem beruff / vnd seine Lehre vnd Wunderwerck von jhm empfangen habe. Vnd
das er vom Vater verkleret sey mit der herrligkeit / die er bey dem Vater gehabt
hat / ehe die Welt war (welches je von der Menscheit nicht kan vorstanden
werden) rein auffheben / vnd den festen vnbeweglichen grund vnser seligkeit /
vnter den füssen vns hinweg nehmen vnd reissen?
Denn so man aus dem Mitlerampt die Gottheit des HERRN Christi außschliessen / vnd
die erniedrigung vnd erhöhung ALLEIN auff die Menscheit
ziehen wölte / so wird dz gantze werck der erlösung vnd seligmachung vngewiß /
vnd vnvolkommen / vnd zu nicht gemacht werden.
Welches ob es wol so hell vnd klar ist als die Mittags Sonne / So blenden doch
diese drey Menner sich selbsten mutwillig /
|| [ID00165]
mit zusammenraffung vngleicher sprüche
aus den Vätern / die sie wider derselben sinn vnd meinung / alle mit einander
auff einerley schlag deuten vnd außlegen wollen.
Also erzehlen sie allhier etliche sprüche / darinnen von einer solchen erhöhung
des Fleisches vnd Menscheit Christi geredt wird / welche auff die Göttliche
Natur nicht kan gezogen werden(Fol. 2???.) / Als
wenn sie ex Athanasio anziehen. Non substantia verbi exaltata
est, sed ad humanitatem hoc spectat. Item, non altißimus sed caro altißimi
exaltatur. Vnd aus Nisseno. Non diuinitatem sed
humanitatem exaltatam.
Warumb bedencken sie aber nicht / die ambiguitet vnd vngleiche bedeutung in dem
wort exaltari oder erhöhet werden? Welches wann es heist
eine newe oder frembde ehr / gewalt / vnd hoheit erlangen / die man zuuor nicht
gehapt hat / sondern erst new an sich bekompt / So ist freylich die Göttliche
Natur Christi / nicht auff solche weise erhöhet / Sondern die Menscheit /
sindtemal der Gottheit Christi zu jhrer selbst volkommenheit nie nichtes von
ewigkeit her gemangelt / noch jhr jemals an jhrem wesen vnd eigenschafften etwas
abgangen / oder einige verenderung sich mit jhr hatt zugetragen / so viel jhr
essentiam vnd Göttliche eigenschafften anlanget.
Wann aber Paulus sagt / das der so in der gestalt Gottes war / sich selbst
geeussert / vnd ernidriget / vnd darumb von Gott erhöhet sey. Item / das
Christus durch die aufferstehung vom Todt nach dem Geist erweiset sey der
Allmechtige Son Gottes. Oder wenn der HERR Christus bittet / Vater vorklere mich
mit der klarheit / die ich bey dir hatte / ehe die welt war / heist das wort
erhöhet / erwiesen / vorkleret werden / nicht eine neuwe oder fremde hoheit /
Allmechtigkeit oder Herligkeit bekommen an der Gottheit / Sondern in der
verklerten Menscheit gantz herlich erkant werden / als warer Allmechtiger ewiger
Gottes Sohn.
Diß zu erkleren / haben wir in vnser schrifft für gestellet / die Nützliche vnd
gar nötige Regel / auß den alten lehrern genom
|| [ID00166]
men. Das etliche Sprüch der
schrifft / vnd Väter von dem wesen der Gottheit Christi reden / Etliche von der
sendung / oder von dem Ampt des Sohns Gottes / nach welchem die erniedrigung vnd
erhöhung jhme auch nach der Gottheit recht wird zugeschrieben. Diss heissen
jetzt erst / diese treffentliche Theologi Sophtstische griff / vnd Brüllenwerck
/ vnd schlüpflöcher / können aber nicht einen einigen grund fürbringen / diese
Regel vmbzustossen oder zuerweisen / das sie vnrecht vnd falsch sey.
Wir haben aber bissher diss Kunststück an diesen Theologen gewohnen müssen / das
jhre beste solutiones vnd antworten auff Nein gerichtet / vnd mit conuitijs vnd
lesterungen bestetiget werden.
Wolten sie aber noch vmkehren / vnd erkennen / wie weit sie sich jetzt vorlauffen
/ vnd an deme / was sie vor zeiten recht davon geschrieben / vnd doch jetzt an
vns Sophistische griffe nennen (Fol. 28.) dörffen
/ sich so elendiglich fangen / wie sie hie reden / vnd daran behangend bleiben /
So weisen wir sie auff jhre eigene bekendtniss / zu derer subscription
Chemnitius viel Sechsische Kirchen für dieser zeit gezogen. Da werden sie vom
standt der erniedrigung vnd erhöhung Christi eben diese lehr finden / die sie an
vns verwerffen.
Denn diß sind Chemnitij wort / darinnen er was im Wittenbergischem grundtfest
hiervon gelehret / mit seinem zeugniß bestetiget hat. Das nemlich / die
Göttliche Natur für sich in jhrem wesen vnd an jhren wesentlichen eigenschafften
(Ergo aliud est loqui de essentia, aliud de missione) nie geschwecht oder
geringert gewesen sey. Item / das beyde die nidrigung vnd erhöhung / der Person
zugelegt werde (Ergo non, ut Vbiquistae dicunt, soli humanitati seu carni) vnd
das die ernidrigung nicht sey Carentia vel absentia diuinae
Maiestatis in Persona Christi, Sondern das die Göttliche Natur / welche
leibhafftig in Christo wohnete / jhre Maiestet / Herltgkeit / krafft vnd gewalt
in der angenommenen Menschlichen Natur / vnd
|| [ID00167]
durch dieselbe / zu der zeit / nicht hat
völlig vnd offentlich gebrauchen oder beweisen noch leuchten lassen wollen /
Sondern gleich wie heimlich vnd verborgen gehalten / Auff das die Menschliche
Natur / mit aller schwacheit ohne sünde beladen / Leiden vnd Sterben könte /
wiewol er auch biß weilen in der nidrigung seine Göttliche herligkeit in seinem
fleisch hat lassen herfür leuchten / etc. Herwiderumb ist das die Erhöhung / das
nuhn mehr alle schwacheit abgelegt / vnd die Göttliche Maiestet mit jhrer Krafft
vnd Herligkeit in der angenommenen Menscheit vnnd durch dieselbe völlig vnd
offentlich sich also beweiset vnd erzeiget / das man darauß erkennet das die
Person wahrer Gott sey / daher nuhn die angenommene Menschliche Natur / auch in
vnd für sich mit vnaus sprechlicher hoher / grosser Herligkeit / krafft vnd
gewalt völlig vnd offentlich begabet vnd gezieret ist.
Diß hat damals Chemnitius, wider die scheuslichen paradoxa der Vbiquisten (welche
die ernidrigung vnd erhöhung allein auff das fleisch vnd Menscheit Christi
ziehen) recht geschrieben / vnd in diesem stuck den Wittenbergischen grundtfest
bekrefftiget / vnd eben das ist es / das wir in vnser ersten verantwortung
dieses orts auch geschrieben / Welches dennoch diese drey Menner jtzundt dörffen
Sophistische griff vnd Brillenwerck nennen / zum allerhöchsten schimpff vnd spot
des Sons Gottes / vnd des gantzen wercks der erlösung menschliches
Geschlechts.
Ein wunder ist es aber / das sie dennoch allhier / noch passirn(Fol. 28.) lassen / wie sie reden / das die Person
in der zeit empfangen hat. Vnd weil sie droben so offt diss einen halben
Christum / vnd eine Nestorianische trennung der Persönlichen voreinigung (doch
mit vngrundt) außgeruffen haben / Wenn man die Person nennet / vnd derselben
nach beyden Naturn nicht einerley zuschreibet / Sindtemal die Person nicht eine
Natur allein / Sondern beyde Naturn zugleich fasse / Schlagen sie sich selbst
allhier an ein Ohr / vnd beweisen / das es ein nichtige beschüldigung von dem
halben Christo(Fol. 23.) gewesen sey / die sie
droben andern fürgeworffen.
Denn sie fragen allhier selbst. Nach welcher Natur hat es die Person empfangen?
Solte jhr geticht von dem halben Christo recht gewesen sein / So würde̅ auch sie mit dieser jhrer frage eine̅
|| [ID00168]
halben Christum machen. Derwegen sie
zuvorn mit sich selber eins werden / vnd jhre eigne reden gegeneinander halten
möchten / ehe dann sie so milde / mit falscher beschuldigung anderer leuth / vmb
sich werffen.
(Fol. 28.)
Das sie aber aus der Orthodoxa antiquitate hie die
antwort auff die frage / welche sie jhrem vorigem geticht zu wider / angestelt
haben / fürbringen / So viel die Göttliche Natur Christi anlanget / habe die
Person in der zeit NICHTS empfangen / vnd darauff zwey
sprüchlein aus Theodoreto (dem sie sonst spinnen feindt
sind) verstummelt anziehen / Propter humanitatem dicit non
propter diuinitatem. Item, Non de diuiniiate loquitur, sed humanitate.
Solten sie nicht so bald / wie sie hie thun / geeylet haben mit dem beschluß /
als wen̅ sie gantz gewonnen hetten / das darumb WAS die (Fol. 28. b.) schrifft sagt in
der zeit gegeben sein / ALLEINE auff die angenommene
Menschliche Natur / in dieser Person zu deuthen sey / vnd mit nichten auff die
Göttliche.
(1.)
Denn sie erstlich die zweyerley betrachtung der GOTTLICHEN Maiestet vnd Herlichkeit des ewigen Sohns Gottes / nach
seinem wesen / oder ampt / oder wie Damascenus redet /
nicht schlecht verwerffen / sondern anzeigen solten / worumb sie es jtzundt erst
zu lesteren anfingen / weil sie es zuuorn für die Christliche warheit / in jhren
eignen Confession schrifften bekent haben?
(2.)
Nachmals solten sie die vniversalem particulam WAS in der
zeit gegeben ist / vnderschidlich erkleret haben / worvon sie solches verstanden
haben wollen. Item / wie das GEBEN vnd EMPFANGEN auff vnderschiedne weiß zuvorstehen sey / nach
dem als man redet / endtweder von der Gratia unionis, oder de (4.) gloria officij, oder de donis vel gratia
habituali. Endtlich solten sie auch mit bestendigem grundt widerlegen / vnd
nicht mit stillschweigen vber gehen / das wir aus Athanasio vnd Cyrillo exempel angezogen / wie
diese art zureden (nach der Menscheit) viel vnd offtmals bey den alten lehrern
heisse so viel / als so ferne
|| [ID00169]
der Sohn
Gottes Mensch / oder nach dem das wort Fleisch worden ist.
Hiervon haben wir newlich wider Iacobum Andr: außführlich gehandelt / aus welchem
auch der der vnterscheid zwischen den beyden locutionibus kan vorstanden werden / das es nicht allzeit einerley
sey. Christus nach der Menscheit hat diß oder jenes empfangen / vnd Christi
Menscheit / hat es an sich bekommen oder empfangen. Welchen vnterscheidt diese
Theologen darumb nicht leiden können / damit sie vnter den ambiguitatibus
allzeit ein schlüpffloch (wie sie diß wort allhie abermahls gebrauchen) behalten
mögen. Dagegen aber wir jhnen die gentzliche vormengung dieser beyder art zu
reden nicht einreumen können / damit wir jhnen jhren jrrthumb nicht bestetigen
helffen. Sintemahl Erroris genitrix est aequivocatio
semper, alß die Kinder in Schulen wissen.
Eine vnwarheit ists aber / das diese drey Menner hie sagen(Fol. 28. b) dürffen / alß gestünden wir diese art
zu reden gar nicht. Die Menscheit Christi hat die Allmechtigkeit empfangen / Vnd
beruffen wir vns auff vnsere schrifft / darinnen wir auch eben an diesem orth
klerlich gesagt haben / das diese rede anders nicht / denn per modum vnionis,
das ist von wegen der Persönlichen voreinigung war sein könne.
Darumb es nicht vmb die ardt zu reden / sondern vmb den vorstandt zuthun ist /
vnd ist zumahl ein grosse vnbesonnenheit / das diese Theologen das jenige das
ohne streit ist / mit so vielen allegaten beweisen wöllen / so sie doch als die
ranae Seriphiae schweigen / von deme das eigentlich gestritten wird / vnd darvon
sie beweisung fürbringen solten / ehe dann sie jhren falschen vorstandt
canonisirt haben wölten.
Athanasij spruch / den sie an die spitzen gestelt haben / stehet Orat: 2. contra Arianos vnd mögen die jenigen / so den
eigentlichen vorstandt desselben / recht einnemen vnd fassen wöllen / den
gantzen locum Fol: 149. 150. 151. 152. lesen / So werden sie befin
|| [ID]
den / das Athanasius rede de
Oeconomia seu dispensatione carnis. Nemlich das dem Sohn Gottes
zugeschrieben werde / das er er niedriget vnd erhöhet sey / nach dem / vnd so
fern er Mensch worden ist. Vad das diese drey Menner nicht allein dem vorstandt
Athanasij gewalt thun / Sondern auch seine wort / vorstümmelt / vnd jhres
gefallens geendert haben. Denn sie aus vnderschiedenen paragraphis diß
sprüchlein / so sie anziehen / zusammen geflickt / vnd demselben ab vnd
zugesetzthaben. Ratione corporis humanitas exaltari &
accipere nomen memoratur, eò quòd corpus illae recipiat quae verbum semper
poßidebat. Lassens aber also weitleufftig vnd generaliter dahin stehen
/ Erkleren nicht / von welcher exaltation Athanasius
rede / vnd was von Athanasio damit gemeinet sey / das der Leib solches empfahe /
WAS das wort allzeit gehabt hat / oder mit was
ordnung solches empfahen zuvorstehen sey / darvon doch Athanasius seine meinung
klerlich dargethan / Diese Theologen aber tückischer weise aussen lassen. Vnd
stellen wir das vrtheil den Gelehrten heim / die den Athanasium gantz lesen /
Weil es für dem deutschen Leser mit wenig worten nichtgnugsam kan außgeführet
werde̅. Sagen aber in der kürtz allein dieses / Das diese
Theologen weder aus den von jhnen angezogenen worten Athanasij / noch aus der
arth zu reden / die Athanasius darbey führet von der Deificatione / nimmermehr
jhre vbiquistische propositiones erzwingen werden.
Das Fleisch oder Leib Christi ist allenthalben vnd Allmechtig / oder ist Gott
selbst worden.
Cyrilli spruch: Accipere gloriam, potestatem, & regnum
super omnia, referendum est ad conditioncs humanitatis, gehört zu der
hoheit / damit die menscheit Christi inn vnd an sich selbst perficirt / vnd
mechtiger vnd herrlicher / als alle andere Creaturn / nach der vorklerung
gemacht ist. Darvon aber ist kein streit. Vnd thun diese Theologen vnrecht / das
sie solche perfectiones naturae glorificatae vormengen
mit den Idiomatis essentialibus, nach welche̅ der vnwandelbar vnterscheid zwischen der Göttlichen vnd
Menschlichen Natur in Christo muss erkandt vnd erhalten werden.
|| [ID00171]
Leonis spruch / welchen auch Iac: And: vns für dieser
zeit hat fürgeworffen / legt sich selber aus. Den̅ er redt von
einer solche̅ erhöhung / nach welcher der vorklerte̅
menscheit Christi eine Newe ehre vn̅ gewalt / welche sie zuvorn
nie gehabt hat / gegebe̅ sey / vnd lehret dz man ein solches von
de̅ Göttliche̅ wese̅ des Sons
Gottes nicht sage̅ kön̅e. Diß vn̅ kein
anders geben Leonis wort. Es möge̅ vns die warheit widerspreche̅ (nemlich dz der Son Gottes ein volkom̅ener gott
sey) anzeige̅ / wen der Allmechtige Vater / oder nach welcher
Natur / er seine̅ Son vber alles erhabe̅ / oder
welcher Substantz vn̅ wesen er alles vnderworffe̅
habe? Den̅ der Gottheit als de̅ schöpffer ist
allzeit alles vnderworffen gewesen. Wenn nun der Gottheit eine gewalt zugelegt /
oder jhr dieselbe nun erst vermehret / wen̅ derselbe̅ höhe noch mehr erhöhet ist / So were die Gottheit kleiner gewesen / denn der
sie erhöhet hat. Vnd hette nicht an sich gehabt die reichtumb der Göttliche̅ Natur von welches vberfluß jhr mangel hette müssen erstadtet
werden. Wer aber also darvon halten wolte / der were ein rechter gesell des Arij. Bißher Leo.
Wie wölle̅ aber diese Theologe̅ aus solche̅ spruch (der von der herrschafft menschlicher Natur in Christo
vber alle Creaturn redet) beweisen / dz die menscheit sey auch der Gottheit
gleich worde̅ / an de̅ wesentliche̅
eigenschafften / das ist / das sie einerley Allmechtigkeit / vn̅
allenthalbenheit an jhrer Substantz / mit der Gottheit worde̅ sey?
Welches wer es darff fürgebe̅ / der ist gewißlich ein rechter
Gesell beydes / des Eutychis / welcher die eigenschaffte̅ der
beyden Naturn vormischet / vnd dan̅ des Arij / welcher eine
erschaffene vnd in der zeit angefangene Gottheit / so einer Creaturn gegebe̅ werden köndte / mit schrecklicher Gottslesterung getichtet
hat.
Gleiches verstandts ist auch der spruch Vigilij, de̅ sie auß etliche̅ viele̅ blettern
zusam̅en gepletzt haben. Lib. 5. Die Göttliche Natur bedarff
nicht / dz man sie erst zu ehre̅ erhebe / vn̅ mit
zuneme̅ der wirde̅ vermere / oder das sie durch
de̅ verdinst des gehorsams die gewalt Him̅els
vn̅ Erde̅ erlange / welche sie zuvorn nicht
gehabt hette. Vn̅ abermals. Christus hat nach der Natur des
fleisches an sich bekom̅en / welcher nach der natur des worts / an
dere̅ keine̅ mangel gehabt hat. Vn̅ widerum̅. Den̅ solte der schöpffer die gewalt
vn̅ herrschafft vber seine eigne Creatur nicht gehabt / vn̅ erst in den letzten zeite̅ dieselbe aus gnaden
erlangt habe̅?
|| [ID00172]
Es solten aber diese Theologen darauff achtunge geben / zu was ende Vigilius
dieses vnd viel anders dergleichen / nach der lenge einführe. Nicht das er eine
Eutychianische vormischung / oder vergleichung der Menscheit mit der Gottheit
mache / in den Göttlichen eigenschafften (wie diese Theologen streiten / das die
Menschliche Natur Christi sey Allmechtig vnd allenthalbgegenwertig worden)
welches Vigilius mit grossem eyfer vnd ernst widerfichtet an den Eutychianern /
sondern das er beweyse / das wie zweyerley vngleiche eigenschafften dem einigen
Christo in der schrifft werden zugelegt / Also müssen in der einigkeit der
Person / die zwo vnterscheidene Naturn erkandt vnd erhalten werden. Die
vorklerung aber der Menscheit Thristi / vnd was zu derselben macht vnd
herrligkeit gehöret / so sie an vnd für sich selbst bekommen hat / vber alle
andere Creaturn / davon Vigilius eigentlich redet / sind nicht essentialia Idiomata deitatis, quae diuinam naturam ab humana
in tota aeternitate distinguunt. Darumb diese Theologen mit den
angezogenen sprüchen der Veter mehr vnd weiter nichts beweisen können / denn das
wir selbst jeder zeit gelehrt / geschrieben vnd bekent haben.
Ihre meinung aber / das die Menscheit solte allmechtig / vnd
allenthalbgegenwertig worden sein / haben sie mit keinem wort aus diesen
sprüchen zubeschönen oder zubestetigen. Vnd ist droben gnugsam von dieser jhrer
enschüldigung jhnen geantwortet / (Fol. 29.) als
lehrten sie nicht / das die Menscheit die attributa
diuinitatis an vnd für sich selbst habe / sondern allein in der Person
vnd wegen der Persönlichen vereinigung. Welches so sie es vorstünden / wie die
rechtgleubigen Scribenten / würden sie jhre newertichten phrases wol vnterwegen
lassen. Aber sie vorrathen sich abermahls selbsten / das sie das (an vnd für
sich) nicht vorstehen vo̅ der Menscheit in der Person Christi / an
vnd für sich selbst betrachtet / sondern die Menscheit an vnd für sich muss
jhnen heissen / Abgesondert von der Gottheit des Sohns (wie sie hie aus
drücklich reden) dergleiche̅ abgesonderte menscheit Christi nie
auff erde̅ kommen ist.
|| [ID00173]
Derwegen auch diss nicht bestehen kan in solchem verstandt / da sie hie fürgeben
/ Das es von der Menscheit an vnd für sich selbst recht vnd wol geredt sey / das
jhr an vnd für sich selbst die erschaffenen vnd endlichen gaben gegeben sein. In
welcher rede sie entweder / wie die alten Lehrer diese arth zu reden vorstehe̅ müssen / das nemlich die Menscheit nicht ausser / sondern in der
Person Christi an jhrer Seel vnd Leib solche gaben empfangen habe. Oder so sie
es verstehen von der Menscheit an vnd für sich / das ist (wie sie es newe zu
deuthen sich vnderstehen) abgesondert von der Gottheit des Sons Gottes / So ist
es falsch vnd vnrecht. Denn eine solche Menscheit Christi von dem Sohn Gottes
abgesondert / ist nicht in rerum natura / Darumb in solchem verstandt jhr auch /
weder entliche gaben / noch vnendliche eigenschafften können zugeschrieben
werden.
Von dem gleichniß des glüenden eisens (welches sie diss orts wiederumb einführen)
ist droben auch vielmahls geantwortet.
Vnd wird ein jeder / der vnsere vorige Schrifft mit dieser dreyen Menner antwort
zusammen halten wil / für sich selbst wol vorstehen / das es / nicht mehr denn
kindische elusiones sind / da sie sagen / sie haben in jhrer Apologia refutirt /
was wir von der Oeconomia fürbracht. Ite̅
/ der spruch Magistri sententiarum vo̅ der
particula(Fol. 29.
b.)
Secundum gehöre nicht zu diesem handel / de exaltatione humanae naturae in Christo. Inn massen
sie dann auch gantz mit stillschweigen vberhüpffen / was wir aus Cyrillo von
zweyerley betrachtung des Sohns Gottes haben angezogen / daraus dann der
vnterschiedene vorstand in dieser art zureden secundum
humanitatem, nach der Menscheitdeutlich gnug zusehen ist.
Von Lutheri spruch aber / das die schrifft gar viel füglicher von Christo rede.
Vnd wickele die Person so fein in die Natur / vnd scheide wiederumb die Naturn /
das wenig sind die es recht verstehen. Vnd Er (Lutherus) selbst offt in diesem
vnd dergleichen geirret habe / das er der Natur habe zugeeignet / was der Person
gebühre / vnd widerumb / etc. Machen sich diese drey Menner vberauß böse / Sagen
/ wir
|| [ID00174]
solten vns billich ins hertz
hinein schemen / das wir denselben auff gegenwertigen streit applicirn. Warumb aber? Denn Lutherus hab diß Anno 21. geschrieben. Darumb so hab er hiemit nicht widerruffen / oder als
jrrig verworffen / was er von der Person Christi wider die Sacramentirer anno
28. geschrieben.
Nuhn haben wir in vnser Schrifft mit keinem wort / der schrifften Lutheri / oder
seines widerruffs vom Sacraments streit / an diesem orth gedacht. Sondern
zubestetigung dessen / Das Christo nach der Menscheit die ewige gewalt gegeben
sey / gleich wie die Gottheit selbst / haben wir diesen locum Lutheri angezogen
/ weil für diesen worten (welche in den augen dieser dreyer Menner als
einspitziger pfal sein / den sie nicht leiden mögen) vorher stehet. Der Mensch
ist vorhin nicht Gott / vnd Gott gleich gewesen / Aber zugleich er angefangen
hat Mensch zu werden / hat dieser Mensch auch angefangen Gott zu sein.
Wie nun aus diesem nicht folget / das die Menscheit Gott sey: Also haben wir
zuverstehen geben / Das ob wol recht gesagt werde / der Mensch Christus ist
Allmechtig / Dennoch diese newerung der Vbiquisten nicht bestehen könne / die
Menscheit ist Allmechtig vnd allenthalben gegenwertig worden.
Hierauff hetten diese Meister von hohen sinnen antworten sollen / So lassen sie
den Principal scopuin dahinden / declamitirn in dessen von andern sachen / die
wir mit keinem wort haben angerürt. Wenn jhnen aber hiermit so wol ist / so
mögen sie es mit andern außfechten / Ob Lutherus für oracula hab wöllen gehalten
haben / was er im Sacrament streit fervore contentionis,
für semina vbiquitatis spargirt hat / weil er nicht
allein im Colloquio zu Marburg anno 29. in der lehr von Christi Person mit den
Schweitzern durchaus einig worden / wie auch inn Andern Artickeln / ohne das
dieses einige ist steckend geblieben / OB DER LEIB
Christi im Sacrament LEIBLICH da sey / Sondern auch inn
anderen seinen außführlichen lehrschrifften / nach der alten Kirchen
bekentnissen / die lehr von der Person Christi / viel anders / alß in seinen
Streitbüchern gefüret hat.
|| [ID00175]
Darvon haben diese drey Menner im Colloquio zu Quedelburg auch Heßhusio nachgeben
müssen / Das es Luthero / wie andern(
Verba Heßhufij.
) heiligen Vätern also gangen / das er zufellig bißweilen etliche ding
eingefürt / welche den stich nicht halten / auch bißweilen solche phrases
gebraucht / welche nimmermehr / als propriae in der
Kirchen zuverantworten sein. Aber / wie jhre selbst wort hie lauten / hilfft bey
jhnen / als die aller schame vorgessen haben / nichts / Darumb wir sie auch dem
gericht Gottes befehlen müssen / welcher / wie sie abermahls hie selbst aus
einem vberzeugten gewissen schreiben / solches alles zu seiner zeit finden vnd
richten wird.
Das sie aber am ende beschlissen mit einer sonderliche̅
ruhmretitgkeit / als hetten sie bissher auff alle vnsere Obiectiones einen warhafften gegründten bericht gethan / Solten sie
sich / nach jhren zuvorerzehlten worten / viel billicher in jhr hertz hinein
schemen / das sie wider gewissen sich dessen rühmen dörffen / das sich im werck
/ vnd mit der that viel anders bißher befunden hat / vnd lassen wir vorstendige
Leser / die Recapitulation oder Epilogum vnser vorigen schrifft / vnd wz wir
jetzund jnen auff jr newes fürbringen geantwortet / selbsten gegen der
ruhmrettigkeit dieser Theologen halten / in welchen (weil sie je solche
exclamationes von der schame mache̅) wir in warheit keine andere
schame mehr vbrig sehe̅ / als wz für schame jener Grichische
Seribent etliche̅ Philosophis zuschreibt / welche ob sie wol
mercken / dz sie in jrrthumb gerahten sind / dennoch weil sie darbey alt worden
/ schemen sie sich solches zubekennen / haben sorg / dz möcht jnen zur schand
gerechnet werden. Darumb sie wissentlich bleiben bey deme / dz sie gewohnet /
Wolten aber jderman gerne auff jre meinung bringen / damit sie ja nicht möchten
dafür gehalten werden / als jrreten sie alleine. Besorgen sich auch / wen̅ sie nu erst anfahen solten / sich zur warheit zu bekenne̅ / so möchte jnen an jrem vorigen ansehen vnd ehren etwz abgehen.
Diß stehet aber Christlichen Theologen nicht wol an / vn̅ heist
nicht bey Gott / sondern bey den Mensche̅ ehre gesucht / damit es
doch endlich also gehe̅ wird / als der Apostel schreibt. Ire ehre
wird zur schande / dere̅ die jrrdisch gesinnet sind / Phil. 3.
|| [ID00176]
Von dem heiligen Abendtmahl.
IM vorgehendem artickel von der Person Christi (welcher sich in dem anhang der
Erphurdischen Apologi / ohne die vorrede / biss ans dreissigste folium /
erstrecket) haben wir / auff alle das fürbringen der dreyen Menner / von Puncten
zu Puncte̅ geantwortet / Damit jedermenniglich sehen möchte / was
derselben eingefürte Newerunge / für verwirrung in den fürnehmen Artickeln
Christliches Glaubens mit sich brechte / vnd wie jhre fürgewandte beschönung vnd
entschüldigungen solcher Newerung / vnd darbey / aufs jhren kegentheil ertichte
Calumnien / So gar ohne grund vnd bestandt / von jhnen fürgeben werden.
In dem folgenden Artickel aber / vom H. Nachtmahl haben diese drey Menner hundert
acht vnd dreissig folia, das ist / gantzer newn vnd
sechtzig Bogen zubracht / Mit so viel vorgeblichen tautologijs, vnd widerholungen einerley sachen / Mit so viel gesuchten
digreßionibus vnd außschweifsen von dem jenigem /
darvon man nicht streitig ist / Mit so vielen accumulationibus, vnd vberheufften anziehungen / der zum hauptstreit
nicht gehörenden / vnd vbel von jhnen accommodirten
sprüche der Väter / Mit so vielfaltigem rühmen jhrer vngegründten sache / vnd
vornichtigung des legentheils / vnd in summa mit einem solchem weitleufftigem
vnnützem / vnd nichtigem geschwetze. Das wir bekennen müssen / das die edele
gute zeit / so wir zu lesen haben darauff wenden müssen /
|| [ID00177]
vns nicht wenig rewe / die wir sunst
durch Gottes gnad / besser hetten anlegen können.
Zweiffeln auch nicht / Ein jeder / der vber solchen langweiligen tractat kömpt /
werde / Ehe er den halben theil durchlauffet / gantz müde vnd vordrossen darüber
werden / Vnd in einem so weitleufftigem Asiatismo, eben
das / bey sich gedencken / das die Spartaner auff eine zeit / etlichen
vordrißliche̅
Oratoribus geantwortet haben. Priorum
obliti sumus, posteriora non intelleximus. Was jhr zuvorn so
weitlaufftig fürbracht / ist vns vorgessen / Das ende vnd beschluß aber
verstehen wir nicht.
Was auch vorstendige vnd Gottsfürchtige Leser sein / die werden sich verwundern /
vnd entsetzen / vber den so vielen anzeigungen böses gewissens / die sich an
diesen dreyen Mennern / in dem gantzem tractat / öffentlich sehen vnd mercken
lassen / In deme sie jhre eigene meinung / die sie wider vns zu vorteydingen
jhnen fürgenommen / gar selten frey herauß sagen dürffen / sondern gemeiniglich
mit general vnd zweiffelhafftigen worten dieselbe fürbringen / vnd sich vberauß
böß vnd zornig erzeigen / wann man mit deutschen / vorstendtlichen worten jhre
eigentliche meinung / vnd was für grewel dahinder stecken / erzehlet / vnd
darthut.
Vnd do jhre gründe vnd argument zu einer gewissen Conclusion gerichtet sein
solten / fallen sie mit vnbestendigkeit von einem auff das ander / Rede̅ das jenige / so sie erhalten / vnd beweisen wöllen / eine weil
also / das andere mahl anders aus / mit vngleichen worten vnd verstandt.
Darzu sind sie jhnen selbst jmmerdar widerwertig / widersprechen nicht allein der
warheit / sondern auch jhren eigen meinungen / Machen protestationes contrarias facto, Rühmen sich der wort Christi / bey
denen sie weder nach dem Buchstaben / ode nach dem vorstandt bleiben.
Bringen darbey vnvorschempte geticht wider vns für / Schreiben vns solche ding zu
/ die in vnser schrifft niergend ge
|| [ID00178]
funden werden / werffen auff vns / gleich als einen hauffen kot / was
sie hin vnd herwieder zusammen kratzen können / aus etlicher auslendischer
Scribenten Büchern / darauff jnen doch von andern bißher so offt geantwortet
ist.
Was aber vnsere wort vnd reden sein / die endern vnd vorkehren sie vns
allenthalben / Nehmen darvon ab / vnd setzen darzu jhres gefallens / ziehens
auch / wie sie nur selbst wöllen / auff eine̅ andern vnd
frembde̅ verstandt / tichten vns auff / vngereimbte locutiones
& consequentias, die vns nie in den sin̅ kommen sind.
Darüber schütten sie jhr gifftiges hertze wider vns aus / mit allerley
lesterungen / schmach vnd scheltworten / vnd vielem hönischem gespey. Bemühen
sich / bey dem vnwissendem gemeinem Mann / vns vorhast zu machen / mit jhren
zweyzüngigen vnd zweiffelhafftigen beschüldigungen / die sie von etlichen formen
zu reden / die da vngleicher weise können verstanden werden / hernehmen / Vnd wo
sie auff vnsere deutliche wort vnd gründe keine antwort finden mögen / das
schreyen vnd ruffen sie für Caluinisch aus.
Wöllen nicht gesettiget / noch benüget sein / noch einigen friede vns günnen /
Vber dem / das an vielen orthen sie selbst schreiben / Verwerffen vnd verdammen
vns / was mit einerley worten vnd meinung die Alten Reinen Lehrer / mit vns /
vnd wir mit jhnen bekennen / Was sie auch an Luthero vnd Brentio (so ferne
dieselben in dieser sachen mit der H. schrifft vbereinstimmen) für recht
erkennen / vnd bleiben lassen müssen / das tadeln sie an vns für vnrecht.
Was die recognita Confessio Augustana vnd derselben Apologia, Formula Concordiae, Declarationes Buceri, Acta
Ratisbonensia Repetitio Confessionis Saxonicarum Ecclesiarum,
Franckfurtischer abschiedt / Loci vnd Examen Theologicum Philippi, Responsiones ad articulos Bauaricae
inquisitionis vnd andere publica & approbata
Ecclesiarum Euangelicarum scripta am Buchstaben vnd verstandt mit sich
bringen / dz feinden sie an vns zum hefftigsten an / Er fordern vo̅ vns dz jenige / darvo̅ obgemelte authentica
scripta nichts wisse̅. Vn̅
|| [ID00179]
noch viel weniger / die H. schrifft /
einsetzung des Abendmals / Artickel des Christlichen Glaubens / vnd die Alte
rechtgleubige Kirche / auff derer zeugnuß sich solche scripta referirn vnd gründen. Mißbrauchen hierbey / entweder aus
vnwissenheit / oder aus einem freuel / vnd betrug / Viel sprüche der schrifft
vnd alten Lehrer die im rechtem verstandt gar eine andere meinung gebe̅ / Als wie sie es anziehen / dem vnberichtem Leser darmit einen
falschen schein zu machen / vn̅ von erkendtnis der warheit
abzufüre̅.
Diesen vnd dergleichen dingen / wenn Christliche / verstendige Leuth nachdencken
werden / machen wir vns keinen zweiffel / das sie / neben verwunderung vber
dieser Leuth heuchelerischer gleißne rey / vnbestendigkeit / widerwertigkeit /
frecheit / freuel / feindtseligkeit / nicht ohne schmertzen beklagen werden den
elende̅ vnd betrübten zustandt der Kirchen Gottes / da solche
magistri fidei jederman zu reformirn sich
vnderstehen / welche doch den fleiß vnd willen nicht haben / die warheit
zusuchen / oder das jhenige was jhr eigen gewissen sie vber zeuget das es recht
sey / an vns vnd andern recht vnd gut sein vnd bleiben zulassen.
Was were es nun / wenn wir auff alles jhr geschwetz / Von einem Blat zu dem
andern / replicirn vnd antworten solten / zumahl weil
sie keine ordnung mit jhrem gemenge gehalten / vnd das eine hinden / das andere
fornen vndereinander geworffen haben? Bey den Atheniensern würde vorzeiten eine stunde dem kleger / Dargegen aber
zwo stunden dem beklagten zugeteilt / weil allzeit die antwort vnd widerlegung
mehr zeit vnd weil erfordert / als die anklage. Solten wir nun vff diesen jhren
so weitleufftige̅ vnd vordrißlichen tractat nach den von jhnen
hierbey gebrauchten tautologijs vnsere Antwort anstellen / vnd einerley ding so
offt / alls von jhnen geschiehet / widerholen / was würde es wol für lange
schrifften geben? Derwegen wir nuhr etliche exempel in etlich vnderscheidene
titel abteile̅ / vnd dem Christliche̅ Leser
fürstellen wöllen / auff dz menniglich desto leichter von der gantzen sache̅ zuurteyle̅ / vnd der warheit sich zuerkündigen
habe.
|| [ID00180]
Fürnehme Exempel / falscher Aufflagen vnd Calumnien,
darmit die drey Menner / vnsere erste Verantwortungsschrifft / vnd die Lehr
darinnen gefasset / zur vngebühr beschweren.
(Fol. 30.)
I. Als solten wir den Franckfurtischen Abschied zum FVNDAMENT vnd grund vnser lehr gelegt haben.
Sowir doch keinen andern grund vnd lehr vom H. Abendtmahl erkennen / als das
vnfeilbare wort des HErrn / Haben aber den Franckfurtischen abschied angezogen /
von wegen des (Brem. K rij. iiij erstes
drucks.) Verdischen vortrags / darauff der Politische fried / dieses orts /
für jaren auffgericht / beruhet.
Vnd weil dieser abschied weder Vnchristlich noch Sacramentirisch ist / haben wir
vnsere Widersacher hurmit erinnern wöllen / das sie vns / die wir demselben
abschied gemess lehreten / vnbillich mit den Sectirischen nahmen ausrufften.
Da auch mißhelligkeit im verstandt dieses abschiedes sich erhielte / das solches
nicht jhnen / als Priuatpersonen / vnd Parthen / Sondern allen Euangelischen
stenden vnd Kirchen in Deutschlanden / nach ordentlicher vnd gnugsamer
erkendtniß der sachen / zu vrtheilen vnd zuentscheiden gebürete.
(Fol. 30.)
II. Als solten wir die Löblichen Stende in der praefation
jhres Concordibuchs lügen straffen wöllen / die solchen
abschied nicht Sacramentirisch gemeinet.
So doch klar am tag / das allein / durch etliche wenige ehrgeitzige / vnruhige /
vnd friedhessige Theologen (welche jhr gericht zu seiner zeit tragen werden)
diese lehr / so der H. schrifft / vnd der alten reinen Kirchen lehre ist / den
löblichen Stenden für Sacramentirisch eingebildet wird. Vnd das die löblichen
stende / wenn es zu ördentlicher rechtmessiger erkentniß der sachen kommen solte
/ Nimmermehr / jhre Christliche gewissen würden beschweren / mit verwerffung
dessen / so in Gottes wort
|| [ID00181]
gegründet /
vnd der reinen vnd rechtgleubigen Kirchen zu allen zeiten / ausser dem Bapstumb
/ Lehr vnd bekendtniß gewesen ist.
III. Als solten die jhenigen / so den Franckf. abschied gestellet /
tückischer(Fol. 30. b.) verschlagener weiß /
etwas anders / vnuormerckt der Stende / darundter gesucht / vnd fortsetzen
wöllen.
Welches geticht vnd Calumnien, Flaccius Illyricus zum
ersten fürbracht hat wider den thewren wolvordienten Mann Philippum Melanthonem, der solchen abschied / so wol als die
Augspurgische Confeßion, vnd andere publica scripta gestellet. Nuhn siehet man aber aus den Bedencken / so
Herr Philippus seliger / auff erfodderung Chur vnd Fürsten vberschickt / daraus
der Franckfurdische abschied gezogen / das Philippus seine meinung auffrichtig
angezeiget. Wie wir seine erklerung vnd ernste vermanungen / darvon(Brem. A a i.) in vnser vorigen schrifft
angezogen.
Vnd so die stende / oder jemand vo̅ vnberichten Theologen / die
wort des Abschieds in einen andern vorstand gezogen / alß Philippi meinung vnd
erklerung gewesen ist / bleibet dennoch diese fürnehme frage / Ob Philippi wort
vnd meinung / welche er als der Author am besten
erkleren können / oder aber dieses oder jenen gefaste einbildung / mit Gottes
Wort vnd der rechtglaubigen Kirchen bekendtniss eigendlich vnd gewiß vberein
stimme.
IIII. Als solten wir die wort des franckfürtischen abschieds / Das(Fol. 30. b.) Christus im Abendmal gegenwertig sey
/ vnd mit Brod vnd Wein / seinen Leib vnd Blut / zu essen vnd zu trincken gebe /
per Communicationem Idiomatum, außlegen / vnd auff
die Göttliche Natur deuthen.
Welche Calumnien sich selbst widerlegt / Denn die Göttliche Natur ist nicht der
Leib vnd das Blut Christi / das vns zu essen vnd zu trincken geben wird / vnd
gehört die gegenwart Christi im ministerio (dessen stück auch das H. Abendmahl
ist) zu dem Ampt Christi / welches er / als vnser Heupt / nach beyden Naturn
vorrichtet. Darumb wir auch in vnser ersten schrifft vns erkleret / das wir
nicht schlecht vorneinen / das Christus nach der Menscheit im Abendmal
gegenwertig sey. Welches wir auch kurtz zuvorn am ende des Artickels von der
Person Christi weiter
|| [ID00182]
haben außgefüret /
da wir von der Corporali
Christi gesagt haben / als es Cyrillus nennet / vnd ist
aber dennoch zur nissung vnd gemeinschafft des Leibs vnd Bluts Christi / keiner
allenthalbenheit / Noch / das die Menscheit hernieden auff erde̅ /
nach betrachtung der stedt vnd örth mit jhrem Fleisch vnd Beinen / vnsern Henden
oder dem Mund gegenwertig sey von nöhten.
V. So stehet auch diß vnuolkommen gleichnuß in vnsern (Fol. 30. b.) schrifften nicht / als solte die nissung des Leibs vnd
Bluts Christi anders vnd mehr nicht sein / als wenn einem Burger zn Bremen / ein
acker der in Schweitz gelegen / durch ein eusserlich zeichen geschenckt würde.
Denn wiewol bey vbergebung eines jrrdischen Guts / Hauß oder Acker / so dem ort
nach / anderßwo gelegen / vnd bey der schencku̅g des Himlischen
Guts / nemlich der gemeinschafft des Leibs vnd bluts Christi / vn̅
aller seiner wolthate̅ / beyderseits ein sichtbares /
empfindliches warzeiche̅ sein kan / So ist doch vnaußsprechlicher
weiß / eine viel genawere vn̅ geheimere zueignu̅g
des Leibs Christi / dessen gliedmassen wir durch krafft vu̅
wircku̅g des H. Geists im glauben werde̅ / alß
so man allein von besitzu̅g eines weitgelegenen Hauß oder Ackers
redet. Ist aber von andern das obgemelte gleichnüß eingefüret / mit gebürlicher
erklerung / Solten diese Theologi dergleichen candorem dabey adhibirn / alß sie
mit diesen D. Luthers worten thun müssen / Der da schreibt / (Tom. 7. W 16.) Dieses
Sacrament empfahen ist nicht anders / denn ein gewiß zeichen empfahen / der
gemeinschafft vnd einleibung mit Christo / vnd allen Heiligen / gleich ob man
einem Bürger ein Zeichen / Handtschrifft / oder sönst eine losunge gebe / das er
gewiss sey / Er soll der Stadt Bürger vnd derselben Gemein glidmaß sein / 1.
Cor. 10.
VI. Gleicher gestalt haben wir in voriger vnser verantwortung / von der art zu
reden / so diese Theologen durch das gantze (Fol. 31. 32. 34. 40. b. 46. 48. 52. b. &c. Br. A a
iij.) Buch herdurch treiben / vnd einmal vom Brodt des
Abendtmahls / anderßwo vom Abendtmahl selbst / fürwerffen (als solte man ohne
vnterscheid sagen / das Christi Leib davon weiter sey / alß der oberste Him̅el von der vntersten Erden ist) gründtlich erklerung gethan / das
es ein anders sey / von der gegenwart des Leibs Chri
|| [ID00183]
sti im Brodt / Ein anders von der
gegenwarth im Abendtmahl zu reden. Das auch gar nicht wider einander sey / Das
Christi Leib vnserm glauben stets gegenwertig ist / vnd das dennoch der Leib
Christi / nach stedt vnd orth leibhafftig im Himmel ist.
VII. Daraus dann auch zuerkennen / dz es eine falsche aufflage(Fol. 31. & deinceps.)
sey / als solten wir die WARE gegenwart des Leibs
Christi im Abendtmahl vorleugnen / Welches sie sich vnderstehen zu erweisen mit
vorstümmelter anziehung etlicher sprüche / aus Caluino vnd Beza / vnd aus
halbirter erzehlung etlicher vnser wort / darmit wir der leibhafften darstellung
des Leibs Christi / in der Handt vnd Mund des Priesters vnd Communicanten
widersprochen / vnd gelehret / das nicht vnsern cusserlichen sinnen / nicht der
vornunfft / sondern dem glauben gegenwertig sey der Leib Christi.
Es solten aber diese Theologi zuvorn aus der schrifft vnd rechtgleubigen Kirchen
bekendtnissen studieren vnd lernen / was die WARE
gegenwart sey / ehr dann sie das Bebstische geticht / von der wesentlichen
vorbergung eines newen / vnbekandten / vnsichtbarn / vnbegreifflichen Leibs /
vnter der Hostien / der weder Bein noch Fleisch / noch eine einige eigenschafft
eines warhafften Menschlichen leibs hat / für einen Artickel des Glaubens /
vn̅ für die ware gegenwart des Leibs Christi außgeben / vnd
wol bedencken / quod praesentia veri corporis praesupponat
veritatem ipsius corporis. Quam prorsus euertit figmentum de existentia
Corporis Christi, Latentis & occultati in loco panis.
VIII. Dahin gehören auch diese jre beschüldigungen / Als meine(Fol. 32.) mans nicht / das der Leib Christi
warhafftig im Abendtmahl gegenwertig gegeben vnd empfangen werde. Item / das der
ware Leib Christi gegenwertig im Abendtmahl mit dem gesegneten Brodt solt
außgeteilt(Fol. 45. b.) vnd empfangen werden
/ das sey nichts bey vns / alldieweil er im Himmel sey / vnd bleibe biß an den
Jüngsten tag.
Item / als solten wir also schliessen /(Fol.
46.)
Christi Leib ist nicht reumlich oder natürlich im Brod verborgen vnd
eingeschlossen.
Ergo, so ist er auch im Abendtmahl nicht gegenwertig.
Ja er ist gantz vnd gar warhafftig nicht gegenwertig.
|| [ID00184]
Welches nicht allein in vnser schrifft gar nicht zufinden / sondern das
kegenspiel zum öfftern von vns geschrieben worden.
(Fol. 31. b. 34. b. 122)
IX. Als solten wir nuhr blosse zeichen im Abendmahl lassen / Davon aber sie
selbst anderßwo vns entschüldigen mit diesen (Fol. 64.
b.) worten / Wir beschüldigen sie nicht / das sie gantz vnd gar /
blosse / ledige zeichen aus Brodt vnd Wein im Abendmahl machen.
Das sie aber dabey ferner anhangen / Das wir dennoch zeichen des fern abwesenden
Leibs Christi daraus machen vnd nur eine Geistliche gemeinschafft des Leibs
Christi / durchs gesegnete Brodt bedeutet / tichten sollen. Daher sie vns so
ferne vormeinen von den ledigen zeichen zu bezichtigen / so viel / wie sie reden
/ den abwesenden Leib Christi anlanget / Siehet jederman / wie diese Theologen
mit lauter zweyzüngigen reden vmbgehen.
Vnd das sie nicht vns / sondern der H. schrifft vnd der alten rechtgleubigen
Veter spotten / mit vngleicher deutung der wort / zeichen / gegenwart / abwesen
/ gemeinschafft / so in der schrifft vnd bey den alten Scribenten vberall
gefunden werden.
Denn wir nicht allerding Christi Leib abwesend machen / Nicht eine jede schlechte
bedeutung / nicht blosse zeichen anneme̅ / Auch die Geistliche
gemeinschafft / nicht auff das obiectum, sondern auff
den modum Communicationis referirn vnd zichen.
Vnd so sie selbst von vns bekennen / das wir lehren / Eine gemeinschafft DES LEIBS Christi / wie können sie dann mit fugen vns
zumessen / Das Christi Leib vns auff keinerley weiß / oder gar nicht gegenwertig
sey?
X. Scheußliche vnwarheiten sind auch diese jhre wort / (Fol. 137. Fol. 157. Fol. 35. b.) Man setze die wort des Abendmahls aus
den augen / Man vergrabe vnd verscharre die wort der einsetzung / Man mache aus
Christi Jawort / öffentlich Neinwort / Man tichte den hellen klaren worten des
Testaments (Fol. 36 Fol. 53. b.) Christi einen
widerspenstigen frembden vorstandt an / Man wölle nicht den Leib Christi haben /
Sondern allein zeichen vnd deuteley. Man gehe darmit vmb / das man blosse wort
vnd deutungen gebe / für die that / oder für den versprochenen Schatz des Leibs
vnd Bluts Christi selbst.
XI. Daß / wann wir sagen / das die Christen des Leibs vnd (Fol. 35. Fol. 134.) Bluts Christi im Abendmahl
theilhafftig werden / wir solches
|| [ID00185]
GAR nicht von der Substantz oder wesen des Leibs vnd
Bluts Christi selbst / Sondern nuhr von der geistlichen krafft / nutz / vnd
wirckung des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi / vorstehen sollen / Item / Das
die(Fol. 52. b.) geistliche schenckung des
Leibs Christi / allein von dem vordinst Christi von vns gedeutet werde / vnd
nicht auch von dem warem gegenwertigem Leib / vnd dem warem gegenwertigem Blut /
damit vnd dadurch vns Christus Jesus alles vordient vnd erworben hat.
XII. Zweiffelhafftige beschüldigung sind es auch. Das sie(Fol. 134. 156. 32. 36 35. b.) jmmerdar exagitirn / der glaube steige hienauff gen Himmel. Der
H. Geist speise droben im Himmel vnsere Seelen. Welches sie in vnsern schrifften
nirgend zeigen können / Item / Man banne Christi Leib in den Himmel. Wenn man
sage / das man die wort Christi Sacramentsweiß verstehen soll / sey es so viel
als warzeichen des ABWEsenden Leibs Christi / vnd nicht
von dem gegenwertigen Leibe Christi selbst. Das gesegnete Brodt sey NVR ein gedenckzeichen des weit abwesenden Leibs Christi
/ etc.(44. b.)
Diese vnd dergleichen Calumnien (darinnen sie allzeit von dem jhrigen / etliche
wort hinan flicken / die entweder gar nicht von vns gebraucht / oder gar in
einen andern verstandt gefüret worden sind) zeigen gnugsam an / mit was
Sycophanterey diese Theologen für vnd für vmbgehen.
Vnd haben sie sich nicht genügen lassen / Das sie fast alle Bladt / mit den
bißher erzelten Calumnien in jhrem tractat erfüllet / vnd dieselben hin vnd
wider zum vberdruß gar viel vnd offt widerholet / Sondern sie haben an besondern
orten / gantze Register voll erzehlet / etlicher form vnd art zu rede̅ / so nicht von(Fol. 146. a et b. Fol.
147.) vns / sondern von etlichen außlendischen Scribenten gebraucht /
Darvon sie aber derselben erklerunge dahinden lassen. Darumb wir jhnen mit viel
mehr fuge darauff antworten / als sie selbst schreiben / Das so sie darüber mit
andern Leuten / die dieses oder jenes(Fol. 144.
b) geschrieben / was zu fechten haben / Das stehet jhnen frey
außzuführen.
Fast aber an dem ende jhres tractats haben sie innsonderheit(Fol. 136. b. 164. a et b) wider vns zwelff stück
auff einen hauffen / gleich als in einer recapitulation zusammen gesetzt /
Darmit sie ja jhr mutwillen mit vnwarhafften getichten vollend gantz außlassen
möchten.
|| [ID00186]
(Fol. 163. b.)
ERSTLICH (sprechen sie) disputiren die Bremischen / Es
sey in den worten des Abendmahls eine Sacramentliche rede / Vnd leib heisse ein
Zeichen des leibs Christi / Blut ein Zeichen des Bluts Christi. Nuhn müssen sie
in jrem tractat selbst zum offtern nachgeben / Es sey eine Sacramentliche rede /
können auch nicht leugnen / Das alle die alten Lehrer / So wol als Lutherus
selbst / das wort zeichen in diesem handel gebrauchen. So straffen sie nun an
vns / das sie selbst müssen für recht bekennen / lassen aber aussen / das wir
nicht von schlechten zeichen / sondern von Göttlichen warzeichen vnd MITTELN reden / in welcher rechtem gebrauch vns auch die
vorheissene gab warhafftig geschenckt vnd gegeben wird / welche gabe ist nicht
das zeichen des Leibs / nicht ein figürlicher / geistlicher / vnd noch viel
weniger ein Martionitischer / Phantastischer Leib / sondern der warhaffte Leib
Christi / der ein Fleisch von vnserm Fleisch / ein Bein von vnserm Bein worden
ist / mit dem auch wir hinwiderumb ein Fleisch vnd Bein werde̅
müssen / Sollen wir anders seines lebens / vordiensts / krafft vnd safft
willhafftig werden.
(Fol. 163. b)
ZVM ANDERN sagen sie / Sollen wir die Sacramentliche
nissung des leibs vnd bluts Christi GANTZ vn̅ gar vorwerffen / vn̅ nur eine geistliche niessung
des leibs vn bluts Christi im Abe̅dtmal bleibe̅lassen
(Brem. T. ij.)
Das gegenspiel hat man zu lesen in vnser verantwortungßschrifft / daraus man
zubefinden / was die alten Scribenten genent haben / Die Sacramentliche nissung
des Leibs Christi / welche wir auch in demselben jrem verstandt niemals
verleugnet habe̅ / ob wir wol die Pepstischen geticht / Dz der
wesentliche natürliche leib Christi vnsichtbarer weiß in den mund / vn̅ leib d’Communicanten eingehe̅ soll (welches diese
Theologe̅ Sacramentlich / vn̅ doch felschlich
nenne̅) weder billichen / noch für recht halte̅
könne̅.
(Fol. 163 b)
ZVM DRITTEN sprechen sie / Sollen wir Christi vnd Pauli
lehr zuwider / die nissung der vnwirdigen gar auffheben.
(Brem. X ij.)
Darvon auch vnterschiedene erklerung in vnser Schrifft deutlich gefasset sein /
da wir die Sacramentlichen art zu reden / so hiervon bey den Scribenten gefunden
werden / der lenge
|| [ID00187]
nach / erholet haben.
Welches diese Theologen / wie sehr sie auch das kegenspiel rühmen / in jrem
gantzen langem Comment gar nicht haben können vmbstossen.
ZVM VIRDTEN das wir aus dem gantzem Testament(Fol. 163. b) Christi gerne eitel figürliche reden
machten / daraus endtlich erfolgen würde / das man nichts gewisses von den
worten desselben behalten vnd haben würde / Sondern ein jeder jme eine meinung
darvon tichten möchte / wie er wolte.
Man sehe aber in vnser schrifft / welcher gestalt / vnd zu was(Brem. Q iij) ende / wir erzehlet haben / die
mancherley Figuren / so in beschreibung der GANTZEN
Historien des Abendmahls / auch von vnserm gegentheil / erkandt vnd zugelassen
werden müssen / So wird sichs leichtlich finden / das nicht wider die gewißheit
der wort der einsetzung des Abendmahls / Sondern wider dieser Theologen
vorgebliche ruhmrettigkeit solche erzehlung vo̅ vns sey
fürgestellet. Denn sie mögen schreyen vnd fürgeben was sie wollen / als blieben
sie bey dem Buchstaben vnd worten der einsetzung des Abendmahls / so müssen sie
dennoch nicht eine / sondern viel Figurn zu erhaltung jhrer selbst meinung
setzen / vn̅ können jhre lehr nimmermehr aus dem Buchstaben
erzwingen / darvon wir hernach besonders / weiter handlen wöllen.
ZVM FVNFFTEN / Bezichtige̅ sie vns / Das
wir öffentlich schreiben sollen Das wort glauben / werde weder in der Schrifft
/(Fol. 164.) noch bey den Alten Lehrern
darvon gebrauchet / das es mit begreiffen solte / Das Christi warer Leib
wesentlich im Abendmahl außgetheilt würde.
Hie vorendern sie vnsere wort wissentlich / welche also lauten /(Brem. S iij b.) Das der Glaube / damit wir des
Leibs vnd Bluts Christi theilhafftig werden / nicht sey eine blosse
wissenschafft der Historien von Christo / dergleichen in den Gottlosen vnd
Teuffeln sein könne / viel weniger sey es in getichter gedanck / ohne vnd
ausserhalb Gottes wort / Als solte der Leib Christi auff eine vnsichtbare weise
vnd doch leiblich in den MVND ein geschoben vnd mit
vnsern Leiben vormischet werden / etc.
Diese vnsere wort vermögen viel ein anders / als diese drey Menner von der
außtheilung des waren Leibs Christi im Abendtmahl (die wir nach der Schrifft /
gar nicht leugnen) fürgeben.
|| [ID00188]
So sie aber ein solches an vns straffen / das wir gesagt / es sey ein geticht das
der Leib Christi werde in Mund eingeschoben vnd mit vnsern Leiben vormischet /
So geben sie jre schande selbst hiermit an den tag / als hielte̅
sie / dz eine SOLCHE außteilung des Leibs Christi im
Abendmahl geschehe / das derselbe nicht allein in vnsern fleischlichen Mund /
sondern auch in den Bauch eingehe / vnd mit vnsern Leiben vermischet werde / Für
welchem grewel ohne zweiffel Gottselige hertzen eine ernste abschew habe̅.
(Fol. 164.)
ZVM SECHSTEN Sprechen sie / Wir tichten zweyerley Leib
Christi / Einen waren Leib / vnd einen Sacramentlichen Leib. Aber (Bre. Vij. b.) sie endern vnd verkehren abermahls
vnsere wort / Denn das sie den Sacramentlichen leib nennen / heissen wir
außdrücklich das Sacrament des WAREN leibs Christi /
Welches Sacrament ist das gesegnete Brodt. Dardurch aber werden wir nicht erst
auff einen andern Sacramentlichen leib gewiesen / sondern auff die gemeinschafft
des waren vnd lebend machenden leibs Christi.
Auch lassen sie dahinden / das diß weder vnsere wort / noch viel weniger vnser
eigen geticht sey / Sondern von vns zu erklerung etlicher sprüche bey den Vätern
/ aus der glossa iuris Camnici erzehlet worden / wie das
wort Corpus oder leib Christi / dreyerley bedeutung habe
/ Entweder / das es von dem Natürlichem leib Christi / oder von dem Geistlichem
leib / das ist / von seiner Gemeind / Oder auch von dem Sacrament des leibs
Christi gebraucht werde.
Sie vertuschen auch / das wir erinnert / Das diese bedeutungen nicht allzeit an
einem / sondern an vnterschiedenen örten gefunden werden / vnd pro circumstantijs dictorum, ad subiectam materiam
accommodirt werden müssen.
(Fol. 164.)
ZVM SIEBENDEN lestern sie daher / Das wir X j b. vnd Z j
b. in vnser schrifft geschrieben haben sollen / die gegenwart des leibs Christi
im Abendtmahl sey nicht davon zuverstehen / Das Christi Leib an dem orth / da
das Abendmahl gehalten / AVSGETEYLET werde / Sondern das
er droben im obersten Himmel sey. Vnd NICHT
|| [ID00189]
IM ABENDMAHL / das auff Erden gehalten wird / Sey aber
dem glauben gegenwertig / der hinauff gen Himmel steiget / vnd jhme ALLDA Christus leib gegenwertig machet / vnd Geistlich
nisset.
Weil sie aber das Blat vnd orth in vnser schrifft nahmhafftig machen / da solches
stehen soll / wird der Christliche Leser / wann er vnsere vnd jhre wort zusammen
halten wird / leichtlich mercken / was für auffrichtigkeit diese Leuth abermahls
gebrauchen.
Denn vnsere wort sind X j b. Ein jeder Christ muß in seinem hertzen für war
halten / vnd auch vnser kegentheil / wenn er eigentlich von diesen sachen ohne
Figur reden wil / muß gestehen / Das Christi Leib vnd Blut / so wol als alles
sein vordinst vnd krafft / vnserm glauben in den worten des Abendmahls angeboten
werde. Auch vnserm glauben kegenwertig sey / vnd durch glauben von vns werde
angenommen.
Z j b. lauten vnsere wort also / Aus den alten Lehrern ist zuvernehmen / Das
gleich wie das Brodt des H. Nachtmahls / der leib Christi ist / Inn krafft vnd
ordnug eines Heyligen / vnd von Christo selbst eingesetzten geheimniß / Nicht
aber das der Leib wesentlich vnd leibhafftig DARINNEN
(nemlich im Brodt) begriffen / vnd verfasset were / Also sey auch der leib
Christl im Abendmahl / nach art vnd weise der Sacrament vnd geheimnessen
gegenwertig / vnd werde von den gleubigen genossen also / das sie nicht allein
vntereinander selbst verbunden / Sondern auch mit Christo / als dem Haupt / die
warhafftige gemeinschafft bekommen / vnd je lenger je mehr mit jhm vereinigt /
vnd jhme eingeleibet / vnd seines vordiensts vnd erlösung / Seines Geistes vnd
lebens vnd aller Himlischen Güter theilhafftig werden.
Diß ist der rechtgleubigen alten Lehrer eigentliche meinung von der gegenwart
Christi nach dem Fleisch / inn vnd bey dem gleubigem Menschem im brauch des
Abendmahls. Mit dem Brodt aber setzen die Alten Lehrer keine andere / denn ein
Sacramentliche vereinigung / inn massen ein jedes bezeichnetes ding / durch das
eusserliche warzeichen / dem gemüth des Menschen vorgestellet / bezeuget /
vorsichert / vnd zugeeignet wird.
Bißher vnsere wort / dargegen halte man die zweyzüngige reden dieser dreyer
Menner / So wird man befinden / dz sie vns Mit vnwarheit aufftichten / Als
solten wir schlechts leugnen /
|| [ID00190]
Das
Christi Leib / nicht im Abendmahl sey / das er auch im Abendmal nicht werde
außgetheilet.
Vnd das sie hierbey so gar vnbericht sein / in den fundamentis
Christianifmi, Das sie diese zwey / stracks für widerwertige ding
halten / Das Christi Leib im Himmel sey / vnd doch desselben gemeinschafft vns
warhafftig im Abendmahl werde mitgetheilt. Item / das sie vermeinen / es könne
keine warhaffte gegenwart des leibs Christi im Abendmahl sein / ohne leibhaffte
darstellung desselben an dem ort vnd stedt / da das Brodt des Abendmahls in der
Paten / Handt / vnd Mund am Altar gehandelt wird.
Darzu kompt der freuel / das sie mutwillig vorkehren etlicher Scribenten art zu
reden (derer wir vns doch in vnser schrifft nirgend gebraucht habe̅) Das der glaube hinauff gen Himmel steige / Darvon wenn sie einigen Candorem
adhibirn wölten / würden sie aus den erklerungen derselben Scribenten / diese
meinung leichtlich finden können / Das nemlich eben diss darmit angezeigt werde
/ das die alte Kirche jederzeit bey handlung der geheimnissen oder Sacrament /
vermahnet hat / sursum Corda, erhebet ewre hertzen vber sich / vnd das Chrysosto
mus sagt. Hanc esse mensam non graculorum sed
aquilarum.
Herr Philippus pflegt auff diese weiß davon zureden. NITATVR
(1. Cor. 10.) fides IPSO MEDIATORE, non hoc opere aut signo. Das ist /
DER GLAVB soll sich steuren vnd gründen auff den
Mitler selbst / nichtauff das eusserliche werck oder zeichen.
Gar kindische paralogismi vnd cavillationes sind es aber / wann diese Theologen also hierbey
folgern.
Christi Leib ist / nach der Bremischen bekendtniß / drobe̅ im
Himmel.
Darumb / Muß der Glaub ALLDA im Himmel Christus leib jhme
gegenwertig machen / vnd geistlich nissen.
Wir sagen nicht / das die gegenwart des Leibs Christi im Himmel / auff vnserm
Glauben beruhe / Darumb darff vnser Glaube / Christi Leib nicht erst im Himmel
gegenwertig mache̅. So sagen wir auch nicht / das wir droben im
Himmel albereit sein / vnd daselbst das Abendtmahl halten.
Sondern diß lehret vns die H. schrifft / das Christus dro
|| [ID00191]
ben im Himmel leibhafftig sey /
Gott gebe / Türcken oder Heiden / Vbiquisten oder andere Epicurer / Glauben
solches / oder nicht / Vns aber / die wir noch auff erden wohnen / sey er
Geistlicher weiße / das ist / durch den Glauben / vermittelst des Heiligen
Geists / gegenwertig / jha wohne auch inn vns / vnd sey mit vns als das Haupt
mit seinen glidmassen / auff das aller genaueste vorbunden vnd vereiniget.
Darumb so essen vnd genissen auch wir den Leib Christi im Abendtmahl / die wir
noch hierundten auff erden sind / gleich wie wir / vorgebung der Sünden /
gerechtigkeit / Kindtschafft Gottes / die gabe des Heiligen Geists / vnd das
ewige leben / hierniden auff erden empfahen. Welches alles vns im wort des
Euangelij vnd in dem rechtem gebrauch der Sacrament nicht weniger vorsprochen
wird / als die gemeinschafft des Leibs vnd Bluts Christi selbst.
Wollen aber diese Theologen also schliessen.
Christus Leib wird vns hie auff Erden mitgetheilt.
Darumb so ist Christus leib hiernieden auff Erden wesentlich vnd leibhafftig.
Oder herwiderumb.
Christi leib ist nicht wesentlich vnd leibhafftig hiernieden auff erden.
Darumb so wird Christi leib im Abendtmahl / das auff erden gehalten wird / nicht
außteilt.
So begehen sie gleich / eine solche fallaciam Compositionis
& diuisionis, als wenn die Papisten vnsern Kirchen fürwerffen.
Fides sine operibus iustificat
Fides sine operibus est res mortua
Ergo res mortua iustificat.
Der glaub macht vns gerecht ohne werck.
Der Glaub ohne werck ist ein todtes ding.
Darumb so ists ein todtes ding das vns gerecht machet.
In dieser Mönchischen consequentz verstehen auch die
Kinder in schulen / das diese wort (ohne werck) in der ersten Rede / zum praedicato referirt werden / Denn allein der Glaub macht
vns ge
|| [ID00192]
recht / vnd kein ander
werck oder mittel in vns. In der andern rede aber / gehört es zum subiecto, Denn ein lebendiger Glaub ist nim̅ermehr allein / vnd ist nuhr ein getreumter / gemahlter / ertichter Glaub /
jha ein todtes ding / wo kein reuw vnd leid vber die sünd / kein seufftzen noch
gebet zu Gott / kein guter vorsatz ist Gott zugehorsamen.
Also folget nicht.
Im Abendtmal / das auff erden gehalten wird. Item /
Vns die wir noch auff Erden sind / wird der leib Christi mitgeteilt.
Darumb so ist Christus leib AVFF ERDEN wesentlich vnd
leibhafftig gegenwertig.
Denn die Claussel (hierniden auff erden) gehört wol zu beschreibung des orts da
wir noch alhier leben / vnd glauben / vnd da die Predigt des Euangelij Tauff vnd
Abendtmahl gehalten werden. Kan aber nicht auff den leib Christi gezogen werden
/ als müste derselbe seinen ort verlassen / aus den Himlischen wonungen
hernieder kommen / oder müste zugleich im Him̅el droben / vnd
hierniden auff erden leiblich vnd wesentlich sein an vielen oder allen orten.
Welchen mangel oder feil jhres folgerns / man besser vorstehen wird / so mans in
einen gantzen Syllogismum bringet / welcher also lauten würde / nach dieser
Theologen fürgeben. Was vns / die wir auff erden sind / soll gegeben werden /
das muß wesentlich hieniden auff erden sein.
Der leib vnd blut Christi wird vns die wir auff Erden sind / gegeben im
Abendmahl.
Ergo, so muß Christi Leib hierniden auff Erden wesentlich
sein. Er ist aber Maior propositio nicht vniuersalis. Denn auch das ewige leben vnd seligkeit vns
auff erden geschencket wird / vnd ist dennoch das ewige leben nicht hierniden
auff erden / sondern droben im Him̅el. Welches wir darumb mit so
vielen habe̅ anzeigen müssen / weil diese Theologen so kindisch
vnd doch dabey so gar hönisch an diesem orth vnd sunsten in dem gantzem tractat
solche Sophisterey treiben.
ZVM ACHTEN ziehe̅ sie diß als eine
beschuldigung an /
|| [ID00193]
das wir Y iij b.
geschrieben / Es sey in diesem streit nicht die frage / Ob Christus mit seinem
leib im Abendmahl gegenwertig sey / Sondern auff welche weiß er gegenwertig sey
/ denn die wort der einsetzung sprechen sie / sind stracks auff die gegenwart
der Substantz des leibs vnd bluts Christi im Abendmal gerichtet / vnd nicht auff
die weiß der gegenwart / Darvon reden sie nichts vberal / vnd man soll auch
darvon nicht grubeln oder Disputirn. Warumb vertuschen
sie aber? Das wir eben aus dem grund der einsetzung des Abendmals / ausdrucklich
gesetzt habe̅ / Das die frage nicht sey / Ob Christus mit seinem
leib vnd blut / nach(Brem. X iij b.) seiner
verheissung im Abendmal gegenwertig sey? Dann weil wir des Leibs vnd Bluts
Christi im rechtem brauch des Abendmals teilhafftig werden / So könne niemand
sagen / das Christi leib vnd blut allerding vom Abendmal abwesend ist. Das aber
sey allein die frage / Auff welche weiß / ODER MIT WAS
ORDNVNG Christus im Abendmahl gegenwertig sey. Warumb lassen sie
allhier aussen / das wir zu mehrer erklerung deutlich zusammen gesetzt haben /
auff welche weiß / oder mitwas ordnung. Item / das wir diesen vnderscheid bey
solcher frage ferner haben angezeigt / Das man nemlich nicht forschen(Br. iiij.) soll de modo
possibilitatis. Ob vnd wie es Christo müglich sey. In dessen aber So
viel die weiß vnd ordnung der gegenwart belanget / das ist / weme Christus
gegenwertig sey / Müsse man bedencken das zweierley vngleiche meinungen hiervon
sein / die eine der rechtgleubigen Alten lehrer / das Chrisius dem menschen
gegenwertig sey zur heilsamen gemeinschafft / die andere vnder dem Bapstumb
eingefürt / das der leib vn̅ blut Christi wesentlich vnd leiblich
gegenwertig sey bey dem Brod / das ist / an dem ort / stell vnd raum / da das
Brod gehalten wird / es sey nuhn wie die heutigen Papisten fürgeben / das nuhr
die eusserliche gestalt des brods da sey / Oder wie etliche schullehrer vnd
andere sagen / das vnder dem vnuerendertem brod dennoch der Leib Christi
vorborgen werde.
Diesen gantzen Context solten diese Theologen erzelet haben / So hette jeder
menniglich sehen können was wir meinen mit der frage / de
modo praesentiae von der weiße oder ordnung der gegenwart / Vnd das
solche frage in den worte̅ der einsetzung gegründet sey. Denn das
brod ist der leib Christi / der Kelch ist das Neuwe Testament im blut Christi
nicht absolutè noch substantialiter,
sed relatiuè, das ist / Nicht jme selbst ist das brod / der Leib / vnd
der Kelch das
|| [ID00194]
Neuwe Testament / Sondern
den jhenigen / zu welchen gesagt wird / Nehmet esset / Trincket alle darauß /
thut es zu meinem gedechtniß. Gleich wie auch S. Paulus vns auff diese frage
deutlich bescheidet / da er vns die wort Christi auslegt / Das brod das wir
brechen ist die gemeinschafft des leibs / WEME aber?
Nicht jme / dem brod selbst / Sondern dem glaubigen Menschen / Der gesegnete
Kelch ist die gemeinschafft des bluts. WEME aber? Nicht
jme / dem Kelch / Sondern dem Menschen / der dieses Kelches sich recht
gebrauchet zu dem ende / dazu es Christus hat eingesetzt / Vnd dahin gehöre̅ auch die wort / Für EVCH gegeben / Für
EVCH vergossen zu vorgebung der sünden / Welches
nicht zum Brod vnd Wein gesprochen wird / Sondern die Menschen / so es im
Glauben fassen vnd annemen / eigentlich angehöret.
(Fol. 164.)
ZVM NEVNDTEN / Sind sie mechtig böß darüber / Das wir die
Pepstischen geticht von der wesentlichen darstellung vnd verbergung des leibs
Christi in der Hostien verworffen habe̅ / Sie lassen aber vnsere
wort aberm als dahinde̅ / vnd tichten vns andere rede̅ auff. Als solten wir fürgeben die lehre VON DER WAREN
gegenwart des leibs vnd bluts Christi im ABENDMAL habe
kein zeugnuß in der Heiligen schrifft / Sondern sey nuhr von Schullehrern
erdacht / Dagegen bekennen wir mit hertzen die WARE
gegenwart / welche nemlich Christus / der für allen schullehrern gewest ist / in
den worten seines Testaments vns vorheissen hat / welche ist die gemeinschafft
seines leibs / Als S. Paulus redet / der von Christo selbst dieses studiret hat.
Dz geticht aber / von einer delitescentia oder occultatione substantiali Corporis sub Hostia, können
wir zwar darthun / von welchen schullehrern es vnder dem Papstumb am meisten
vorfochten sey / welcher argument vnd gründe vnser gegentheil sich noch heutigs
tags gebrauchet. Das aber Christus solches in den worten seines Testaments soll
gesprochen haben (wie diese drey Menner vormessentlich fürgeben) können wir
weder im Buchstaben noch in dem sinn vnd vorstandt der wort Christi finden / vnd
habens auch diese Theologi bißher noch nie erweisen können.
|| [ID00195]
ZVM ZEHENDEN Geben sie für / als solten wir vnsere
lehr(Fol. 164.) vom Abendmal allermeist auff
die erklerung der Veter vnd ander lehrer (welcher wort vnd sprüche wir nicht
recht anziehen sollen) vnd nicht auff die wort der einsetzung Christi richten.
Darvon weissen wir den Christlichen Leser auff vnsere schrifft / da ers viel
anders finden wird / Das nemlich vnsere fürnembste argument wider die
Pepstischen geticht / aus den worten vnd erklerungen Christi / vnd des Apostels
Pauli / vnd aus den vmbstenden der einsetzung des ersten Abendmahls / vnd dann
aus den Artickeln Christliches Glaubens / vnd der gemeinen Art vnd eigenschafft
aller Sacrament genommen. Die sprüche aber der Veter auffrichtig von vns
angezogen sein / zu keinem andern ende / denn das sie allein zeugniß sein solten
/ das der ersten Reinen Kirchen / die / hernach vnder dem Bapstumb ertichte
treume / vnd abgöttische greuel / gantz vnd gar vnbekandt gewesen sind.
Also haben wir auch die recognitam Confess. Augustanam,
Apologiam,(Fol. 164. b) vnd die publica Acta vnd handlungen auff den Reichstagen vn̅
Colloquijs nicht verkerter weiß angezogen / als diese
Menner lestern / sondern wie es der author selbst Philippus
Melanthon in seinen schrifften erklert hat. Vnd ist noch nicht von
jhnen erwiesen / wie sie vergeblich hie rühmen / das solche erklerungen vnrecht
/ vnd jhre gefasste gedancken war sein solten.
Das sie aber von den zeichen des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi allhier
widerumb sage̅ / vnd vns beschuldigen das wir aus LEIB leibszeichen / aus Blut blutszeichen machen sollen
/ ist droben allbereit darauff geantwortet / vnd wider Iac: And: von vns weiter
ausgefüret. Es scheinet aber wol / das diese geschwinde Theologi noch nicht
vorstehen / das es weit ein anders sey / wenn die alten lehrer sagen / das BROD ist ein Sacrament oder zeiche̅ des
waren Leibs Christi / Der Wein ist ein Sacrament oder zeichen des waren Bluts
Christi / welches sie doch nicht von schlechten zeichen reden / auch hiermit den
Leib Christi nicht aller ding im Abendmahl abwesend machen / als diese Theologi
vns fel
|| [ID00196]
schlich zumessen / Ein
anders aber ist es / das Sie vns / oder die alten lehrer bezichtigen / als
solten wir von der vorsprochenen gabe vnd schatz des Abendmahls sagen / Der ware
leib der für vns gegeben / sey ein leibs zeichen / Das ware blut das für vns
vorgossen / sey ein blutszeichen / Möchten sie doch zuvorn studirn den
vnderschied inter Sacramentum & rem Sacramenti, inter
signum & rem signatam, Item, inter propositiones sacramentales &
essentiales. So würden sie nicht so schendlich anlauffen / vnd mit
falscher bezichtigung ander leuth sich selbst so blos geben.
(Fol. 164. b)
ZVM EILFFTEN / Lestern sie widerumb auffs neuw daher /
Das wir die ware gegenwart des waren wesentlichen Leibs Christi im Abendmal
gentzlich verleugnen sollen A. a ij. iij. vnd hernach. Wir bitten aber den
Christlichen Leser / das er solche von jhne̅
allegirte loca, in vnser schrifft nach lesen wölle / So
wird er augenscheinlich befinden / das wir nirgend verleugnet / sondern
allenthalben bestetiget haben / die WARE gegenwart des
Leibs vnd Bluts Christi im Abendmahl / Den̅ der HErr Christus so
ferne er fleisch vnd blut hat / welches er für vns hat auffgeopffert / ist das
recht obiectum fidei in legitimo vsu Coenae. Allein aber
haben wir verworffen den modum praesentlae vel occultationis
substantialis sub pane. Welches diese Theologen mit so weniger fuge
nennen könne̅ eine ware gegenwart des waren wesentlichen Leibs
Christi / so wenig sie den leib Christi für vns gegeben / zu einem
Marcionitischem vnd Manicheischem Gespenst / oder geist machen können / der
weder fleisch noch bein / vnd nicht eine einige eigenschafft eines waren
wesentlichen Menschlichen leibs haben solle.
(Fol. 164. b)
ZVM ZWELFTEN / Beschuldigen sie vns / das wir die lehre /
nicht von der wahren / sondern von der vnter dem Bapsthumb ertichten gegenwart
des leibs vnd bluts Christi vnder der Hostien / der Menschlichen vernunfft
zuschreiben / welche sie vormessentlich fürgeben / Das sie von Christo selbst
herfürgebracht / vnd in den worten seines Testaments gegründet sey.
Diß mögen sie außfechten mit Brentio / Dessen worth wir in vnser schrifft haben
angezoge̅ / vnd noch nicht vnrecht heissen
|| [ID00197]
können welche also lauthen. Das brod ist
nicht darumb der leib Christi(In
exegesi sup. Joan.) / das es in den leib Christi vorwandelt
werde / wie die Papisten davon creumen / oder das sonst NACH
FLEISCHLICHER imagination ein kleiner leib im brod gegenwertig vnd
vorborgen were / wie sich die menschliche VORNVNFT
darüber verwundert. Sondern weil mit dem Brod / der leib Christi vnserm glauben
gegeben vnd mitgeteilt wird etc. Item / Mit Luthero: Las das narrenwerck fahren
/ damit die hohen(Im Berbüchlein.) schulen sich
beküm̅ern / wie der leib Christi DA
sey / vnd sich vorberge vnder einer solchen kleinen gestalt. Solch wunderwerck
(nemlich das er zuvorn ein narrenwerck genendt hat) setze auß den Augen / vnd
trachte darnach / das du nutz vnd frucht von dem Sacrament habest etc.
Das sie aber hierbey vns fürwerffen / als solten wir eben darumb gedachter
meynung etlicher Schullehrer zuwider sein / das sie sich mit vnsern
vornünfftigen gedancken / vnd schlußrede̅ nicht reimen wölle /
falle̅ sie zumal mit grober vnuernunfft herein. Den̅ wir handlen alhier nit der vernunfft / sondn des glaubens
sache̅ / vnd sagen one schew / dz allein durch Glaube̅ von vns erkandt vnd angenome̅ werde die ware
gege̅wart / gemeinschafft / vn̅ nissu̅g des ware̅leibs vn̅ bluts Christi.
Welcher lehr sie freylich / wie jre wort hie laute̅ / so feind vnd
widersetzig sein / Nur darumb / Das sie es mit der handt vn̅ mundt
fassen wolle̅ / Damit sie auch die gottlosen / vnd vngleubige̅ auff jrer seithen behalten / vnd es nicht auff den glauben /
sondern auff jhre gedancken stellen mogen / welche jhnen Fraw hulda die
vornunfft eingiebet / die da jm̅er disputirt vnd fragt / Wie kan
mir Christi leib außgeteilet werden? wie kan ich Christi teilhafftig werden? wie
soll ich sein fleisch vnd blut essen vnd trincken? wo es nicht leibhafftig vnd
wesentlich hiernieden auff erde̅ ist in der hostien / in der handt
des Priesters / in meinem mundt? Solchem eingeben jhrer vornunfft folget vnser
gegentheil alzu sehr in dem sie keine ware gegenwart des leibs Christi erken̅en wollen / Es sey dann Christus leib wesentlich an der stedt vnd
orth / da das Brod gehandelt wird.
Vnd diß sind die zwelff beschuldigung / die sie zum stich behalten / vnd an einem
besondern orth nahe beym ende jhres trac
|| [ID00198]
tats auß allen jhren vorigen
lesterungen zusamen gesucht vnd erzehlet haben. Welches wir darumb mit jhren
eignen worthen erholet / vnd kurtzlich widerleget haben / auff das der
Christliche Leser an einem orth beysammen sehen möchte / worüber sie vns
anfeinden / vnd mit was betrug sie vmbgehen / wenn sie entweder auff vns
schendtlich dichten / das wir nie gedacht / geredt noch geschrieben haben. Oder
da sie vnsere wort wissentlich vorkeren vnd missdeuten. Oder da sie auch das
jhenige / welches die Göttliche warheit ist / an vns vnd an allen den Alten
rechtgleubige̅ lehrern / vermessentlich vn̅
freventlich verdam̅en.
Exempel offentlicher verstümmelung / vnd veränderung vnserer wort / gründe vnd
Argument.
WO wir in vnser schrifft sagen / Von dem Brod des Abendmals / welches nur ein
stuck oder theil ist dieser heiligen action vnd handlung. Ite̅ /
wo wir / die vnter dem Bapstumb eingefürte leibliche gegenwart vnder der Hostien
/ verwerffen / setzen diese Theologi fast allezeit zu vnser beschwerung (Brem. Z ij b. et Z iij.) / vn̅
vertuschung jrer meinung in gemein dahin / das gantze Abendmal / Als da wir von
hertzen gewünschet haben / das verstendige Christen ein mahl recht bedechten /
das die LEIBLICHE wesentliche gegenwart des leibs
Christi vnder dem BROD / oder vnder gestalt des brods /
eben der einige grundt sey / Darauff die Papisten alle jre Abgötterey bawen /
Vnd das die Papisten nicht können auß dem grund widerlegt werden von denen / so
die leibhaffte vnd wesentliche gegenwart des leibs Christi IN
DER HAND des Priesters verteidingen / etc.
(Fol. 144. b)
Diese vnsere wort keren sie vns stracks im mund vmb / mit dieser veränderung: Sie
wünschen / sprechen sie / das doch verstendige Christen einmahl recht bedencken
möchten / was DIE GEGENW ART
(Fol. 146.) des leibs vnd bluds IM ABENDMAL auff sich habe. Vnd hernach: Sie schreiben / des Bapstums
lehre von der Meß / vnd was der
|| [ID00199]
anhengig
/ könne von den vnsern nicht widerlegt werden / wann wir DIE
WARE GEGEN WART des leibs vnd bluts Christi IM
ABENDMAL behalten.
Diese betriegliche verkerung vnser wort / wird zwar von jhnen dahin gemeinet /
Das sie vns bey den vnwissenden in hass vnd neid setzen wöllen / Als verwürffen
wir die WARE gegenwart im Abendmahl gantz vnd gar / wie
sie mit solcher vnwarheit bißher alle jhre Bücher voll gefüllet. Gleichwol aber
lest sich auch spüren vnd sehen / das sie sich selbsten schemen der leiblichen
gegenwart in der handt des Priesters / vnd ob sie wol dafür streiten vn̅ fechten / sie dennoch dieselbe nicht frey heraus nennen dürffen
/ Darumb sie sich mit dem Schaffßkleidt bedecken / vnd an stadt der Bepstischen
grewel / von denen sie sich besorgen / das auch d’ gemeine Mann davon ein
abschew haben möchte / Nennen sie in gemein dahin die gegenwart im Abendmahl.
Welche kein Christ schlecht vnd allerding verleugnet.
Also thun sie baldt anfangs / da wir geschrieben / Das im̅(Brem. K iiij.) Franckf. abschied / wie auch in
der verbesserten Augßspurgischen Confession / weder der wesentlichen verbergung
des leibs Christi VNTER DEM BRODT / noch der Mündlichen
oder Fleischlichen nissung des leibs Christi gedacht werde.
Setzen sie dafür zweymahl nach einander von einer wesentlichen(Fol. 30. b) verbergung des Leibs Christi IM ABENDMAHL / vnd damit sie vns vorhast machen /
schreiben sie dabey / Das wir so fein ehren die lehre der Kirchen
Augßspurgischer Confession zugethan von der gegenwart des leibs vnd Bluts
Christi im H. ABENDMAHL / heissens auch vorkerlich
geredt / Dz wir die wort / mündliche vnd fleischliche nissung bey einander
gesetzt / So sie doch vber dem mündlichem noch heutigs tags sireiten / vnd den
leib Christi der fleisch vnd bein ist / nicht durch den glauben / sondern mit
dem mundt fassen wöllen / Der ja freylich auch fleisch ist / wie jederman
weiß.
Solches / haben wir geschrieben / stehe im Franckfurtischem abschied / vnd in der
recognita Augustana Conf. nicht. Vnd das müssen sie selbst gestehen mit diesen
worten / Es stehet der keines / sol
|| [ID00200]
cher gestalt im abschied / etc. Das sie aber hernach anhengen / Jedoch
sagt derselb expreßè / Das Christus im Abendmahl
gegenwertig sey / vnd mit Brodt vnd Wein / seinen Leib vnd Blut zuessen vnd
zutrincken gebe. Vorstehet jederman / das es sey inuersio
status, Denn wir solches nicht leugnen / Sie aber sollen beweisen / das
im Abendmahl gegenwertig sein / vnd vnter der Hostien wesentlich vnd leiblich
verborge̅ sein / einerley lehre sey. Vnd so sie in jhrem
gewissen vberzeuget / vns nachgeben müssen / das diese zwey nicht einerley sein
/ Solten sie vns vnsere wort vnvorendert lassen.
Gleicher gestalt handeln sie mit vorkerung vnser eigentlichen conclusion / in
erklerung der wort der einsetzung / Dz nemlich (Brem. M
j b.) in den worten Christi / Das ist mein Leib / der für euch gegeben
wird / Das ist der Kelch das newe Testament in meinem Blut / Sacramentliche
reden sind / welche diesen verstandt geben / das die eusserlichen Symbola /
Brodt vnd Wein darzu von Christo verordnet sein / das sie sollen Sacrament oder
geheimniss / ja auch mittel vnd werckzeug Gottes sein / Inn welcher rechtem
brauch die jnnerliche Himlische gabe / der Leib vnd Blut Christi / vnd alles
sein verdienst vnd krafft nicht allein bedeutet oder angebildet / Auch nicht
allein vorsichert / Sondern warhafftig vberreicht vnd außgetheilt / vnd zur
gemeinschafft mit Christo im glauben empfangen werde / Vnd das vmb dieser FVRNEMEN vrsach willen / dieselben eusserlichen
warzeichen nach art vnd eigenschafft aller Sacrament / von Christo selbst
genennet werden mit dem Nahmen der Himlischen gabe̅ / das ist /
des leibs Christi der für vns gegeben ist / vnd des Bluts Christi / so für vns
vorgossen ist zu vorgebung der sünden.
Hie haben sie nichts / das sie mit bestandt straffen könten / (Fol. 44. b 56. a et b. etc.) Endern vns aber vnsere
wort / vnd wider den ausdrucklichen buchstaben derselben / geben sie Mit jren
zweyzüngigen rede̅ für / als solten wir schlissen / Das das
gesegnete brod vnd wein im Abendmahl allein gedenckzeichen sein des abwesenden
Leibs vnd Bluts Christi / vnd das sie NVR den Namen des
leibs vnd bluts Christi haben / NICHT das der ware Leib
vnd Blut Christi im Abendmal gegenwertig vnd mit dem gesegneten brod vnd wein
ausgeteilet werde. Welches wie es so
|| [ID00201]
gar
mit vnsern worten nicht vberein komme / jha eben mit vnser erklerung deutlich
widerlegt werde / kan ein jeder / der es gegeneinander halten will / ohne vnsere
weitere erinnerung / für sich selbst gnugsam verstehen. Noch schewen sich diese
leut nicht / solche mutwillige verkerung vnser wort zum öfftern in jhrem Buch
zuwiderholen. Aber hiervon ist auch Iacobo Andreae von vns notdürfftig
geantwortet.
Do wir aber / bald hernach fünfferley argument vnd gründe(Brem. N ij.) eingefüret / 1. aus den vmbstenden des ersten Abendmahls / 2. aus des HErrn Christi
/ der Euangelisten / vnd Apostel außdrücklichen erklerungen / 3. aus zusammenhaltung der Artickel des glaubens / 4. aus der Natur vnd eigenschafft aller Sacrament / 5. aus den gleichförmigen reden / so der H. Geist durchaus gebraucht /
so offt er von Sacramenten in der H. schrifft redet. Mit welchen argumenten wir
bewiesen / Das die wort Christi / das ist mein leib / etc. nicht von einer newen
leiblichen vnd vnsichtbare̅ gegenwart des leibs Christi / an stedt
vnd ort des brods / Sondern von dem nutz / ampt vnd brauch des geheiligten
Brodts im Abendmahl vns lehren / das nemlich in desselben rechtem gebrauch / die
gemeinschafft des Leibs Christi werde zugeeignet.
Da können sie abermals keine bestendige Antwort auff solche vnsere gründe
fürbringen / Sondern formirn jhnen neuwe Conclusiones,
vnd disputirn wider dieselben / nicht anders als die
kleinen Kinder mit einem stroputzen vmbgehen.
Denn sie tichten / als solten diß vnsere schlußreden sein /(Fol. 54. a.) Derwegen so müssen die wort Christi
von der bedeutung seines weit abwesenden leibs / vnd nicht von der austeilung
seines gegenwertigen leibs verstanden werden. Item / Ergo, so ist mein leib im Abendmai nicht gegenwertig.(Fol. 54. b.) Item / Ergo,
so ists Christo durchaus vnmüglich zu leisten /(Fol.
55.) was er von vbergebung seines leibs in worten der einsetzung
versprochen hat. Item / Ergo, so muss der leib vnd blut
Christi aus dem Abendmal(Fol. 56.)
außgeschlossen sein / vnd wird vns allein Brod vnd Wein gegeben / die den nahmen
des abwesenden Leibs vnd Bluts Christi haben.
Was dünckt dich wol / Christlicher Leser / vmb solche kindische Sophisterey bey
solchen treffentlichen Doctorn? Sie solten darauff antworten / das wir mit
angeregten vnsern gründe̅ /
|| [ID00202]
erwiesen / das die wort der einsetzung keine verbergu̅g des
leibs Christi vnter dem Brodt / sondern den rechten brauch des geheiligten
Brodts lehren / das es ein Sacrament / vnd mittel sey der gemeinschafft des
Leibs Christi. So lassen sie diese vnsere conclusion fahren / vnd richten einen
stroputzen auff / dawider sie als die Kinder mit stecken anlauffen / vnd einen
krieg machen / da nirgend kein krieg von ist. Denn wir keins wegs also
schliessen / als sie fürgeben / Sondern / wider den jrrthumb von blossen ledigen
zeichen / allzeit die ware gegenwart vnd gemeinschafft des leibs vnd Bluts
Christ verteidingt haben.
(Brem. N iiij. b)
Als wir auch in erzehlung der vrsachen / warumb Christus das Brodt seinen Leib
genennet habe / klerlich haben angezeigt. Das solches nicht geschehe allein vmb
der vergleichung willen / so die alten Lehrer nennen analogiam signi & rei signatae. Sondern von wegen der gewissheit
vnd vnfeilbaren warheit / Nemlich / weil diese Sacrament nicht schlecht blosse
zeichen oder abbildung sind / Sondern weil im brauch derselben Christus mit
seinem Leib vnd Blut / vnd mit alle̅ was er vordienet hat / vnd
noch krefftiglich zu vnser seligkeit wircket / sich gewißlich vnd vngezweiffelt
vns zueigengeben / vnd sich mit vns (Fol. 61.
a) vereinigen wölle. Dörffen dennoch diese Theologen von vns außgeben / als
solten wir allein auff die deutung dringen / vnd vnter (Fol. 61. b.) des / den waren leib vnd wares Blut Christi aus dem
Abendmahl deutlich außschliessen. Do sie auch bald hernach vnsere wort / damit
solch jhr geticht widerleget wird / erzehlen / Sind sie doch so vnvorschempt /
das sie auch dieselben vns verkehren / Ey sprechen sie der Leib vnd Blut Christi
sind nicht zeichen / sondern das jenige selbst / dz für vns gegeben vnd
vergossen ist. Dieser leib / der für vns gegeben / vnd das blut das für vns
vergossen ist / beutet vns Christus im Abendmahl an / zugeben / gibts auch
gegenwertig vnd warhafftig.
Was ist aber dieses anders / denn eben das jenige / das vnsere wort auch am
Buchstaben mit sich bringen? Denn freylich ist nicht der leib Christi / sein
selbst zeichen vnd Sacrament / sondern das Brodt ist das Sacrament des leibs
Christi / Auch ist nicht das Brodt / sondern der leib Christi für vns gegeben /
nicht
|| [ID00203]
der Wein im Kelch / sondern das
Blut Christi ist für vns vergossen / vnd hat doch der HErr das brodt Sacraments
weiß seinen leib / den Kelch sein Blut genen̅et / zum gewissen
zeugniß / vnd bestetigung / das nicht allein Brodt vnd Wein / sondern auch
Christi leib vnd blut / ja auch alles was er damit erworben / vnser eigen sey /
vnd wir vns dessen im leben vnd sterben zutrösten haben / wie wir dann im
glauben / durch krafft des H. Geists solchen trost / warhafftig in vnsern
hertzen fühlen vnd empfinden. Was darff es nuhn des stroputzen / ja des
öffentlichen getichts dieser Theologen? als solten wir halten / das vns Christus
nur zeichen seines abwesenden leibs vnd bluts gebe / vnd nicht seinen leib vnd
blut selbst mit allen seinen gütern?
Weil sie aber selbst bekennen / das zumahl ein grosser vnderscheid(Fol. 61. b.) sey vnter den zeichen des leibs vnd
Bluts Christi / vnd vnter dem leib vnd blut Christi selbst / mögen sie dabey
bedencke̅ / dz nit beydes / vnsern eusserlichen sinnen /
sondern das eine / den fünff sinnen / als das eusserliche zeichen / das andere /
als die jnnerliche vnd Himlische gabe des leibs vnd bluts Christi vnd aller
seiner güter / dem glauben gegenwertig sey vnd mitgeteilet werde.
Ein grewlich geschrey machen sie auch darvon / das wir(Fol. 77.) beyleufftig diese gemeine vnd bekandte Regel angezogen
haben / da in den worten EINES TESTAMENTS etwas
zweiffelhafftigs fürfellet / das man auff den willen des testator is sehen müsse / Mit dieser Regel / sprechen sie / Machen wir
die wort der einsetzung Christi gantz vn̅ gar zweiffelhafftig.
Welches eine greuliche lestern̅g sey wider den HErrn Christum
selbst / der dieses testament gestifftet habe / etc.
Diss ist aber eine Rechte verkerung vnsers intents vnd(Brem. O ij. a et b.) fürnehmens / zu welchem wir / als zu einem
gewissen ende vnd ziel / gemelte Regel haben angezogen. Denn der Contextus
vorher weiset klerlich aus / das wir daselbst in gemein davon gehandelt / Das
nicht allzeit die Testament vnd letzten willen stracks nach dem Buchstaben
können verstanden werden. Vnd haben wir nichtvon der einsetzung des Abendmahls
allein / sondern in genere von Göttlichen vnd Menschlichen Testamenten
geredt.
|| [ID00204]
Zu deme / da auch je jemandt obgedachte Regel auff den streit des Nachtmals
ziehen wolt / so ist es doch zumahl eine kindische fallacia
secundum non causam vt causam, Das diese Theologen folgern / als würden
darumb die wort Christi an sich selbst zweiffelhafftig genennet / weil von
Papisten vnd andern Sectirern, die der warheit feilen / derselben verstandt in
zweiffel gezogen wird / So doch die wort an sich weder vnklar noch
zweiffelhafftig sind den jhenigen / so auff die vmbstende der gantzen einsetzung
achtung geben / Sondern allein die vnwissenheit vnd aberglauben der Menschen /
alles des disputirns vnd zweiffels ein rechte vrsach ist.
Also ists eine offenbare vorkerung vnser wort vnd meinung / da wir den
vnderscheid zwischen dem eusserlichen gnaden zeiche̅ / vn̅ der vorheissenen innerlichen gabe / anzuzeigen Lutheri spruch
angezogen haben / Turpißimum est vel vnum inueniri Episcopum,
qui nesciat Sacramentum à Corpore Christi distinguere, quae sic differunt,
vt nec Oriens nec Occidens tantum differant, Das ist / Es ist eine
schand / das ein Bischoff soll erfunden werden / der nicht wisse / das Sacrament
oder gesegnete brod vom leib Christi zu vnderscheiden / welche viel weiter zu
vnderscheiden sein / als der auffgang vnd (Fol. 65.
b.) nidergang. Das gleichwol diese Theologi gar einen andern sinn vns
auffdringen / vn̅ fürgeben dürffen / als hetten wir Luthero seine
wort dahin deuthen wöllen / alls solte er damit lehren / das Christi warer leib
im Abendmal nicht gegenwertig sey.
Darüber sie dan̅ ferner ein groß Cetermordio anrichten / Es (Fol. 66.) sey ein schand / vn̅ dazu
grosse sünd vn̅ bosheit / dz wir Luthero seine wort / in welchen
er nur den vnterscheid zwischen dem gesegnetem Brodt vnd leib Christi anzeige /
auff dz abwesen des leibs vn̅ bluts Christi ausde̅
Abe̅dmahl / deute̅ / vnd da Lutherus vo̅ vnderscheiden saget / wir jme seine wort dahin außlegen sollen /
Als solt er lehren / dz Christi warer Leib so ferne vo̅ Abendmahl
abwesend were / so ferne der auffgang ist vom Nidergang / etc.
Es wölle aber der Christliche Leser vnsere schrifft ansehen / So wird er zum
augenschein befinden / das wir gemeldtes orts / (Brem.
O iiij. b.) weder von der gegenwart noch vom abwesen einiges wort
gesagt / vnd Lutheri spruch anders nicht eingefürt / Denn das wir
|| [ID]
allein den VNDERSCHEID signi & ret
signatae darmit anzeige wellen. Wie dann diese vnsere ausdruckliche
wort bezeugen / Das von denen beyden dingen Herr Lutherus schreibe / das sie so
weit vnd ferne vo̅ einander zu VNDERSCHEIDEN sind / als auffgang der Sonnen vom Nidergang. Vnd diß
vnser intent / vnd ziel weiset noch klarer aus / d’ gantze Context, so vor vnd
hernach folget. Darvon wir vns auff freund vnd feind / die es nur lesen wöllen /
one schew beruffen /
Solten wir dann / diesen Theologen nicht mit billichem. fuge jhre eigene
schandwort wiederumb zu hauss schicken? Das(Fol.
66.) sich bey solchen Leuten wenig scham zuvormuthe̅ sey
/ die sich nicht schewen / solche klare schriffte̅ zuvorkeren /
vnd den Leute̅ jre wort auff d’zungen vmbzuwende̅ /
Dz sie viel ein andern verstand gebe̅ müssen / als sie an vnd für
sich mit bringe̅ / vnd wie sie vo̅den Authoribus geredt vn̅ gemeinetsind.
Eine solche vnvorschempte Sophisterey treiben sie auch da mit / das wir
Lutherispruch de figura sermonis vber das 6. Capit.
Esaiae haben angezogen. Machen Tragicas exclamationes davon(Fol. 73. 74.) / das wir nicht den gantzen locum
von wort zu wort erzehlet haben / gleich als wenn in anzeigung menschlicher
zeugnis / die Regel Pauli nicht viel mehr in acht zunemen / Prüfet alles / vnd
was gut ist / das behaltet / Vnser intention ist diss gewesen / dahin(Brem. P. iiij b.) wir die allegation der von vns
angezogenen wort Lutheri gerichtet haben / wie der augenschein in vnser Schrifft
anzeiget / Das nemlich Lutherus selbst in dieser rede / Das Brodt ist der leib
Christi / eine figuram sermonis, das ist eine figürliche
art zu reden zulasse vnd setze. Diss haben wir am Buchstaben erwiesen / mit den
aus Luthero angezogenen worten / Die eusserliche gestalt des HErrn / so der
Prophet gesehen hat / vnd der HErr / werden für eins genomen durch eine FIGVRAM SERMONIS oder durch eine figürliche art zu
reden. Auff solche weiss werden der Leib des HErrn / vnd das Brodt des HErrn für
eins genommen / das wer diss Brodt jsset / von dem kan man sagen / das er den
leib Christi esse / etc.
Vnd können diese Theologi solches so gar nicht leugnen /(Fol. 74.) das sie noch zusterckung vnsers
eigentlichen intents, selbst allhier schreiben. Das Lutherus in gemeldten worten
nichts anders meine / als was er sunst von der synecdoche schreibet. Weil aber niemandt vor
|| [ID00206]
neinen kan / das synecdoche eine
figura sermonis ist / do man nicht auff dem Buchstaben hafften / sondern auff
den verstandt der wortsehen mus / Als haben sie gar keine vrsach / vns darüber
zulestern / das wir mit der von vns beschehenen allegation eben dieses angezeigt
/ das sie vns selbst aus diesem / vnd andern sprüchen Lutheri müssen
nachgeben.
Das sie aber sich bemühen / vns vordechtig zumachen / das wir die wort nicht
dabey gesetzt / Saepe loquimur de parte, sicut de toto
composito. Item, Sic enim vtrumque demonstratur continens &
contentum, ist solches von vns nicht erzelet worde̅ /
Propter ambiguitatem weil nemlich vnser gegentheil dieses deutet von einer
wesentliche̅ vereinigung des Brods vnd Leibs Christi an einer
stedte vnd ort / welche aus den worten der einsetzung nicht zubeweisen ist. Also
haben wir auch ausgelassen das exempel / Hic est filius meus
dilectus, Weil ein infinitum discrimen ist inter praedicationes Sacramentales & essentiales.
Das brod ist der leib Christi / Sacraments weiß / Der sohn Mariae ist wesentlich
vn̅ Persönlich der sohn Gottes / Darumb ist es nicht einerley
art zureden / in beyden propositionibus. Vnd das Herr
Lutherus dabey gesagt / Contra Sacramentariorum errorem,
Ist zuerweisen / das solches aus einem mißvorstandt geschehen / welcher hernach
durch die formulam Concordiae, so Herr Lutherus mit den Oberlendischen Theologen
auffgerichtet / hinweggenom̅en / Derwegen es bey diesen dreyen
Mennern ein lauter freuel ist / das sie vns hierüber so vnuerschempi lestern /
das wir Lutheri locum nuhr so ferne angezogen / als derselbe zu beyden theilen
gestanden wird / vnd vns zu erweisung vnsers fürnehmens gnug gewesen / Das ander
aber / so vngleicher weiss verstanden werden kündte / vnd weiter erklerung
bedürffte / an seinem orth gelassen haben. Soll aber diß / eine vntrew / eine
vnauffrichtigkeit / ein betrug sein / als diese lesterer daher debachirn / so
mögen sie auch den Apostel Paulum eines solchen bezichtigen / das er aus dem
Arato nuhr etliche wort anzeucht / Das wir Gottes geschlecht sein / lest aber
aussen / was sunsten derselb Poet von Gott nicht recht gehalten. Also lesset
|| [ID00207]
man in allen Christlichen Schulen
etliche wort in definitione Dei Platonica aussen / Vnd
diese drey Menner ziehen vielmahls aus Caluino / Bucero / vnd Beza etliche
sprüch an / weiter nicht als es zu jhrem selbst fürnehmen dienet. Wo bleibt nuhn
jhre grosse trew / jhre auffrichtigkeit / jhr gewissen? Das wöllen sie selbst
wol / wie sie hie reden / behertzigen.
Als wir auch in vnser schrifft / die drey Heuptpuncten erzehlet(Brem. L ???) haben / davon eigentlich der streit
ist im handel des H. Nachtmahls / vnd geschrieben. Das erstlich der streit sey
VON DEM VERSTANDT der Rede Christi / das ist mein
leib / etc. Nachmahls de modo manducationis / auff
welche weiss die warhaffte nissung des Leibs vnd bluts Christi geschehe / vnd
letzlich de modo praesentiae Christi / Mit wz ordnung /
vnd auff welche weiss der HErr Christus seiner verheissung nach / im Abendmahl
sein wölle / Vnderstehen sich diese Theologen solches zu eludirn, vnd den statum controuersiae jhrer
gewöhnlichen(Fol. 31.) weise nach / mit
general worten für zustellen / Das ist / sprechen sie / der heuptstreit / ob der
ware wesentliche Leib / vnd das ware wesentliche Blut Christi im H. Abendmahl
warhafftig gegenwertig sind / vnd mit Brodt vnd Wein warhafftig gegenwertig
gereicht / außgetheilt / vnd empfangen werden. Von welchen worten aber wir mit
billichem fuge brauchen können / das sie allhier schreiben / das sie sich wie
die Schlangen vordrehen / vnd nicht fein rund vnd dürre heraus sagen / was
eigentlich der hauptstreit sey / Denn jedermenniglich der da vnbetrogen sein wil
/ vorstehet / dz dennoch allzeit die frage bleibe / de modo
praesentiae & manducationis, Was nemlich dieselbe warhaffte
gegenwart / außtheilung vnd empfahung / des ware̅ leibs vnd bluts
Christi sey / welche zu beyden seiten / aber nicht ein einerley verstandt /
gestanden wird.
Darnach verendern sie vns gar mit einander vnsere wort / Da wir gesagt / es sey
der streit von dem VER standt der Rede Christi /
sprechen sie / dz wir nicht obscurè dahin gehen / als
solten die wort Christi (Das ist mein Leib) gleich als Materia litis / oder der span sein / darüber gestritten / Welche man
auch derwegen nicht vor einen grund anziehen möge / etc.
Diss sind weder vnsere wort noch meinung / Denn die wort
|| [ID00208]
Christi sind vns gewiss genug / wenn wir
dieselben kegen einander halten / vnd die erklerungen der gantzen H. schrifft
darzu nehmen. So halte̅ wir sie auch für den einigengrund alles
dessen / so wir in handlung des Abendmahls glauben vnd thun sollen. Diese
Theologen aber werden einmal dem Allerhöchsten schwere rechenschafft geben
müssen / das sie mit denselben dermassen vmbgehen / das sie freylich bey jhnen
nicht jhres richtigen verstands / sondern der von Menschen ertichten meinungen
halben / per accidens zu einer materia litis gemacht werden / Vnd ob sie wol jmmerdar die wort
Christi im Mund führen / So haben sie dennoch in warheit nicht die wort Christi
/ sondern allein die vnter dem Bapsthumb eingefürte geticht / von der
wesentlichen gegenwart des leibs Christi vnter der Hostien / so mit den worten
Christi keins wege vberein stimmet / zu einem grund vnd fundament alles dessen /
so sie wider vns streiten / fürzuwenden.
(Brem. L iij. b.)
Gleiche vorkehrung vnser wort ist es / das do wir geschriebe̅ /
Christi wort sind Nach art vnd eigenschafft des Sacrament handels / (Fol. 35. b & alibi
paßim.) davon sie geredt sind / deutlich / klar / vnd vorstendlich
/ Sie es also deute̅ / als sey vnsere meinung / deutsch zusagen /
anders nicht / denn von warzeichen des Abwesenden leibs Christi im Himmel / vnd
nicht von dem gegenwertigen leib Christi selbst / Welches dieser Theologen gar
gewönliche zweyzüngige art zu reden ist / damit sie durch das gantze Bnch jhr
Kinderspiel in dieser hohen vnd grossen sache treiben / wie wir nun offt darüber
geklagt haben.
(Brem. L iiij.)
Bald hernach da wir gesagt / das es vnleugbar / das die reden Christi / so an
sich selbst klar / vnd weder falsch noch vnrecht sein / dennoch nicht von allen
auff einerley weiss vorstanden vnd außgelegt / sondern vo̅ vielen
/ vorkerete außlegung darein gebracht werden. Tichten sie abermals auff vns /
als solten wir damit meinen / das es vngewiss sey / was Christus mit den worten
seines Abendmahls gemeinet / vnd das vmb der vorkerlichen deutungen willen /
Christl wort auch vngewiss vnd zweiffelhaffteg werden müssen. Welches auch der
Buchstabe vnser wort gnugsam widerlegt / das nemlich die Rede Christi an sich
klar / vnd weder falsch noch vnrecht sey / Wie davon newlich zuvorn weiter
erinnerung geschehen ist.
|| [ID00209]
Was auch wir von den Sacramentlichen REDEN
geschrieben(Brem. N ij.) haben / Das nemlich
/ den eusserlichen gnadenzeichen / oder mittel vnd instrumenten / der Nahme des bedeuteten vnd geschenckten Himlischen
guts zugeschrieben werde Sacramentsweiss / nicht allein vmb der gleichniss vnd
bedeutung willen / Sondern auch von wegen der gewissen vorsicherung vnd vbergab
/ oder außtheilung der Himlischen gaben / so zugleich im rechtem gebrauch
geschiehet / Vnd zu notwendiger erinnerung / das vnsere hertzen nicht an den
eusserlichen warzeichen hafften / Sondern fürnemlich / das dabey versprochene
Himlische gut suchen vnd annehmen sollen. Solches erzehlen wol zum theil diese
Theologen an einem ort / vnd gestehen es / das wirs von Sacramentlichen(Fol. 52.) Reden also geschrieben haben / Aber
flugs im folgendem(Fol. 53.) bladt verkeren sie
es / sagen dis heisse bey vns Sacramentliche Einigkeit / dz deneusserlichen
gnadenzeiche̅ als brodtvnd wein / der nahme des bedeuten vnd
geschenckten Himlischen guts / dz ist des leibs vnd bluts Christi /
zugeschrieben werde. Diss mus entweder ein grosse vergessenheit sein / das sie
so bald aus der acht gelassen / was sie erst vorgehendes blats geschrieben /
Oder es mus nach dem gemeinem sprichwort eine aphaeresis memoriae, das ist eine
thorheit vnd vnwissenheit sein / Das Sacramentliche rede / vnd Sacramentliche
einigkeit locutio & vnio Sacramentalis bey jne̅ für eins genom̅en wird. Eben wie im Artickel von
der Person Christi / die Vbiquisten vnionem personalem
Communicationem idiomatum Persönliche vereinigung / vnd die form vnd
art / von Persönlicher vereinigung zu reden / bißher in einander gemenget / das
eins so viel als das ander bey jhnen hatsein müssen / Diß mögen sie auff jr
ebenthewer vntereinander mengen / so lang sie wöllen / wann jhnen je diese jhre
thorheit vnd vnwissenheit so wol gefellet. Sie sollen aber vns nicht zuschreiben
/ diese jhre mengerey derer ding / so bey allen rechtsinnigen Scribenten
vnterschieden werden / vnd so ferne von einander sind / als res ipsa, & forma loquendi de re, von einander vnterscheiden
werden müssen.
Viel mahls widerholen sie auch / als solten wir schlecht dahin(Fol. 82. 84. 86. 87.
&c.) sagen von einer Metonymia signi &
rei signatae PROCVL
AB
|| [ID00210]
SENTIS
. Das ist von einem zeichen des weit vnd gantz abwesenden leibs vnd blut
Christi / Vnd gleich als wenn sie mit vns / vnd nicht viel mehr mit jhrem
stroputzen zu streiten hetten / geben sie jnen (Fol. 82.) selbst gewonnen / Vnser kegentheil /
sprechen sie / kan den tropum de signo & re signata
absente aus den verbis coenae nicht erweisen /
vnd wann sie bersten solte̅ / vmb welchen tropum es aller meist vn̅ alleine zuthun ist.
Sind mir aber diß nicht küne Helden / die so mutig vnd keck jhren eignen
stroputzen anlauffen? Wo werden sie in vnsern schrifften den zusatz finden PROCVL ABSENTIS / daß das vorheißene gut allerding oder
gantz vnd gar weit abwesend sey? Warumb vnderscheiden sie auch nicht / das ein
anders sey zureden / von der gegenwart / die leiblicher weiße geschiehet / nach
stedt orth vnd raum. Ein anders aber von der gegenwart im wort der verheissung
welches der Glaube ergreiffet / vnd jhme also alles / was Gott verspricht vnd
zusagt / gewiß vnd ohn alle̅ zweiffelgege̅wertig
machet / auch weil wir noch hie auff erde̅sind.
Vnd diss ist es / das wir in vnser schrifft vielmahls gesagt (Brem. A a iij.) haben / Das
nemlich auch das jenige vnserm glauben gegenwertig sey / das vns nach art vnd
weise des reichs Christi / so ein geistlich vnd Himlisch reich ist / im wort der
verheissung wird angeboten. Item / Das es vnrecht sey / wenn man meinen wölle /
als köndte die ware gegenwart nit bestehen / oder die vereinigung des leibs
Christi mit vns anders nicht geschehen / denn auff eine leibliche weis / nach
raum / stedte / vnd orth / mit leiblicher darstellung vnd vormischung der
warhafften menscheit Christi mit dem Brodt oder mit vnsern leiben.
Siehe aber / mit was trew vnd auffrichtigkeit diese Theologen solche vnsere wort
erzehlen / Es thut nichts zur sachen / sprechen (
Fol. 154 b
) sie / Das die Bremischen sagen / die ware gegenwart könne gleichwol
bestehen / wie auch die vereinigung des leibs Christi mit vns / ob gleich
Christi leib an de̅ ort NICHT AVSGETHEILET
/ da dz Abendmahl gehalten wird. Vnd da wir gesagt / dz auch dz jenige
gegenwertig sey / dz de̅glauben gegenwertig ist / deute̅ sie es mit jrer rotwelschen sprach / als soll es heissen / mit
dem glaube̅ hinauff gen Himmel klettern / nicht aber im Abendmahl
/ welches hienieden auff erden gehalten wird / Christi waren leib vnd blut mit
dem gesegnetem Brodt vnd Wein empfahen.
|| [ID00211]
Wo haben sie aber solche wort in vnser schrifft gefunden / das wir die Mitteilung
des Leibs Christi im Abendmahl solten verleugnet haben? Sind nicht vnsere wort
die wir geschrieben / vnd die sie / für die vnsern erzelen / gantz vnd gar
widereinander? Den̅ so wir ausdrucklich bekennen die ware
gegenwart / vnd vereinigung des Leibs Christi mit vns / wie können wir dann die
mitteilung des Leibs Christi verneinen? So wir sagen / das dem Glauben im wort
der verheissung / Christi leib vnd blut vnd alle seine güter werde̅ angebote̅ / Wie sollen wir dann / den Glauben / vom wort / vnd
rechtem brauch des Sacramenis auff blosse speculationes oder gedancken abfüren /
damit man / ausser dem wort vnd Sacrament / hinauff gen Himmel klettere wie
diese Theologen reden? Zwar im Him̅el weiß vnser Glaube wol / das
Christus mit seinem leib leibhafftig vnd sichtbar sey für den augen aller
außerwehlten Engel vnd Menschen / vnd also leibhafftig suchet der glaube
Christum nicht im brodt / hat jn auch also leibhafstig weder in der Handt / noch
Mund / Gleichwol aber / helt sich der glaub an das wort der verheissung /
darinnen Christus Gott vnd Mensch mit allem deme / das er ist / hat / vnd vermag
/ sich vns gewisslichen anbeut. Diss fasset der glaube / vnd bekömpt dadurch
Christum auch wohnend im hertzen / vnd hindert jhn nicht / dz dem raum vnd orth
nach / weder Christi leib hierundten aufs erden / noch wir mit vnserm leib
droben im Himmel sind. Haben wir doch im glauben auch das ewige leben / wie wir
im beschluß des Symboli bekennen / Ich glaube eine aufserstehung der Todten /
vnd ein ewiges leben. Vnd hindert dennoch vnsern glauben daran nicht / das
solches der zeit nach / noch nicht für vnsern leiblichen augen ist / wie es auch
Abraham nicht hinderte / das er durch den glauben nicht solte den verheissenen
gebenedeieten Samen gesehen / vnd sich des gefrewet haben / ob gleich Christus
im fleisch noch nicht geboren war / Davon der HErr selber sagt. Abraham ward fro
/ das er meinen tag schen solte / vnd er sahe jhn / vnd frewet sich.
Es spotten aber diese Theologen gar hönisch / Das wir ge
|| [ID00212]
schrieben
(
Brem. A a iij b
) / Das die weise der leiblichen gegenwart des leibs Christi bey DEM BRODT / welche jhr die vernunfft trawmet / kein
zeugnis habe in der H. schrifft. Siehe aber mit was worten sie solches erzehlen
/ vnd wie es mit den vnsern vberein treffe.
(
Fol 156. b.
)
Die Bremischen / sprechen sie / fallen endlich mit der thür gar ins hauß hienein
/ da sie trutzlich schreiben / das die lehr VON DER
WAREN gegenwart des leibs vnd bluts Christi IM
ABENDMAHL / gar kein zeugniß in der H. Schrifft habe / etc. Vnd bald
hernach widerholen sie jhre calumniam zum andern mahl / Bißher / spreche̅ sie / haben sie sich beklagt / man thue jhnen vnrecht / da man
sie der gentzliche̅ verleugnung der gegenwart des leibs Christi im
Abendmahl beschüldiget / Hie aber schreiben sie / das die lehre von der GEGENW ART des leibs vnd bluts Christi IM ABENDMAHL gar kein zeugnis in der schrifft habe /
etc. Vnd hiervon treiben sie ein groß gespey / im folgenden bladt / vnd
vermeinen treffentliche thaten wider vns (
Fol. 157.
) zuthun / das sie es außruffen für einen grawsamen trutz vnd kühnheit /
das wir sollen geschrieben haben die WARE gegenwart des
leibs Christi im Abendmahl hab kein zeugniß in der schrifft. Dagegen sage̅ sie / die wort der einsetzung oder Testaments Christi / wie sie
Matth. 26. Marc. 14. Luc. 22. 1.
Cor. 11. beschrieben / sind jhnen zeugniß vberflüssig
gnug / daraus sie erweisen können / dz Christi leib vnd blut im Abendmahl
gegenwertig vnd warhafftig außgeilt werde. Wen trifft aber sölches gespött /
Oder wer felt hie mit der thür ins hauß hienein? Oder bey welchem theil wird ein
so grawsamer trutz vnd künheit erfunden? Haben sie auch jrgend an einem orth inn
vnser schrifft gelesen / Das wir solten geschrieben haben / Die lehre von der
waren gegenwart des leibs vnd bluts Christi IM ABENDMAHL
habe kein zeugniß in der schrifft? Oder Christi leib vn̅ blut sey
im Abendmahl nicht gegenwertig / vnd werde nicht warhafftig außgetheilet? können
sie ein solches finden / vnd darthun aus vnser schrifft / so mögen sie das für
der gantzen Christenheit fürbringen vnd weisen? Finden sie es aber nicht / so
müssen es ja trotzige vnd kühne Leut sein / die ein solches vns zumessen dürffen
/ das sie vns schendlich vnd bößlich selbst antichten.
Man mercket aber dennoch wol / wie sie den stachel jhres
|| [ID00213]
eigne̅ gewissens gefület
haben / da sie nach jren gespielten triumphis(
Fol. 157. b
) endtlich jhnen selbst dieses für werffen.
Iha / sprechen die Bremischen / Es hat Christus niemals gesagt / das er mit
seinem leibe wesentlich vnd doch vnsichtbarlich / vnbegreifflich VNDER DEM Brod gegenwertig sein wölle? Hie müssen sie
zuletzt nach jhrem grossem geschrey vnd rühmen / selbst an den tag geben / das
nicht ein solches / in vnsern schrifften zufinden / als sie jhre wort an stadt
der vnsern zuvorn eingeschoben / von der gegenwart vnd außteilung im Abendmahl
Sondern das wir allein wider die wesentliche gegenwart des leibs Christi bey
oder vnder dem brodt geschriebe̅ / das dieselbe kein zeugniß in
der schrifft habe.
Nuhn bemühen sie sich wol eine Antwort darauff fürzubringen / die ist aber also
geschaffen / das sie jre böse vnd faule sach je lenger je mehr an den tag
bringet. Denn sie getrauen jhnen nicht / jha oder nein hier auff zu Antworthen
Ob Christus der das geheyligte Brodt in seyner handt hatte / vnd mit seinem leib
für den Augen seiner Jüngern am tische sasse / vorheissen habe mit demselben
seynem sichtbarem leib VNTER dem brodt wesentlich vnd
doch vnsichtbar vnd vnbegreifflich gegenwertig zusein?. Transferirn aber statum Causae Es ist gnug / sprechen sie / Das Christus
mit seinem warhafftigem Munde gesprochen / Esset das ist mein leib der für euch
gegeben wirdt etc. Darauß vnwidersprechlich folget / das IM
ABENDMAHL nicht allein die geheiligten zeichen Brods vnd Weins
außgetheilt werden / Sondern auch zugleich mit denselben / der ware leib Christi
für vns in todt gegeben / etc. Diß ist ohne streit / vnd bekennen wir es so wol
als sie. Die frag aber / welche sie aus vnsern worten jhnen selbst fürgeworffen
/ vnd darauff sie antwort zu geben schüldig ware̅ / handelt von
der wesentlichen gegenwart des leibs Christi vnter dem Brodt / Die solten sie
aus Christi worten beweisen / vnd also zeugnis fürbringen / das der wesentliche
leib Christi / vnsichtbarer vnbegreifflicher weise entweder ein wesen mit dem
Brodt worden sey / oder vnter dem Brodt leibhafftig in die handt / vnd mund sich
vorborgen habe / vnd doch zugleich am tisch sichtbar soll sitzend blieben
sein.
Aber da ist ein böß gewissen / welches mit stillschwiegen vber die für gestellte
frage vberhin hupffet. Den̅ das sie ferner anhen
|| [ID]
gen. Der ware leib vnd blut des HEren werde nicht
sichtbarlich / begreifflich (
Fol. 157. b
) / reumlich als die geheyligten zeichen / ausgeteilet / derwegen so müsse
jha war sein das sie auff vnsichtbare / vnbegreiffliche / vnerforschliche weiß
AVSGETEYLET werden.
Solches gehört auch nicht zur fürgestellten frage. Den̅ abermal
nicht von der außteilung / Sondern von der coëxistentia
Corporis Christi & Panis in uno eodemque loco, das ist von
wesentlicher vereinigung der zweyen Substantz des brods / vnd leibs Christi
gefraget wirdt / welche coexistentz auch Augustini vnd Bernhardi sprüche die sie
hierbey anziehen (Das IM ABENDMAHL zwey ding sindt / die
sichtbarn element Brods vnd Weins vnd das vnsichtbare fleisch vnd blut / Item
Gratulare sponsa in terra, sponsum habes in Sacramento,
in coelo habitura es sine Velamento) gar keines wegs bestetigen. Dan̅ Augustinus zeigt allein an / was das jhenige sey / das im brauch
des Abendmahls vns werde vorheissen / Sagt aber nicht / das das vnsichtbare
fleisch vnd blut Christi leiblich in / oder vnder dem brodt bestehe / oder
wesentlich vorborgen sey. Bernhardus aber redt von der vereinigung / welche
nicht das brodt / Sondern die gleubigen Christen haben mit jhrem Himlischen
Breutigam / hie in diesem leben auff erden / im geheimniß / dort aber im Himel /
frey offenbar vnd ohne alle mittel.
Vnd weil wir an diesen orth gerahten sein / müssen wir vollend in der kürtze
melden / was für treffentliche antwort diese Theologen einbringen / auff vnsere
argument vn̅ gründe / da mit wir nicht ferne vom ende vnser
schrifft das Pepstische geticht (
Brem. A a iiij
) der leiblichen gegenwart des leibs Christi / vnder der Hostien widerlegt
haben.
Dann diß ist vnser eigentliches intent, ziel / vnd meinung gewesen / dis ist auch
vnsere einige Conclusion / die wir alda mit außdrücklichen worthen gesetzt
haben. Das nemlich solche weiß der leiblichen gegenwart vnder dem brodt nicht
allein von Christo / nicht verheissen / Sondern auch wider alle vmbstende des
ersten Abendmahls sey / da die Apostel den HErrn Christum bey sich haben sitzen
sehen / vnd auß seiner handt / das Brodt vnd Kelch genommen / Er auch inn / vor
/
|| [ID00215]
vnd nach seinen reden Damit er das
Abendmahl (welches er selbst mit genossen) gestifftet / mit seinem leib vnd blut
an seinem orth vnzurtrent / vngesondert / sichtbar / greifflich / empfindlich
kendtlich sitzend blieben / vnd weder verschwunde̅ noch
vnempfindlich worden / noch viel weniger zweyerley leib auff eine zeit an sich
genommen hat / den einen sichtbar / der am Tisch bey einem Jünger neher oder
weiter als bey dem andern / des orths vn̅ stedte halbe̅ gesessen / den andern aber vnsichtbar vn̅ vne̅pfindlich der vo̅ eine̅ jüngerzu
de̅ andern aus der handt des sichtbarn leibs Christi leiblich
kom̅en / vnd inaller jrer hend vn̅ mund zugleich
gege̅wertig gewesen were.
Diss argument / weil es jhnen viel zu starck vnter augen leuchtet / Denn das sie
mit bestandt solches widerlegen könten / brauchen sie sich widerumb jhrer
kindischen Sophisterey / per(
Fol. 157. b
) fallaciam plurium interrogationum / Vorendern vnsere Conclusion, vnd
sprechen / Wir haben hiemit abermahls widerholet / Das die vmbstende nicht
leiden. Das Christi leib IM ABENDMAHL WARHAFFTIG
außgetheilet werden solle. Diss heist aber extra oleas vagirt, vnd neben dem
Ziel vnd Zweck hingeschossen / Denn die vmbstende des ersten Abendtmahls (welche
diese Theologen so hart drucken / das sie auch dieselben nicht erzchlen dürffen
/ so sie doch sunst in jhrem gantzem tractat fast alle paragraphos aus vnser
Schrifft widerholet haben) sind von vns nicht der warhafften außteilung vnd
gemeinschafft des Leibs Christi mit seinen Jüngern entgegen gesetzt / sondern
allein der wesentlichen vorbergung des Leibs Christi vnter dem Brodt. Welche sie
/ wenn sie geköndt hetten / mit gedachten vmbstende̅ hette̅ concilijrn vnd vergleichensollen.
Sie weisen vns aber zurück auff andere ört / da von jhnen(
Fol. 49.
) auff diese einrede gnugsam soll geantwortet sein. Wen̅ wir
nun zurück suchen / so finden wir droben gleiche Sophisterey / hetten schier
gesagt schützische vnd kindische Pachanterey per fallaciam plurium
interrogationum.
Denn also lauten daselbst jhre wort. Sie wollen mit den Circumstantijs erweisen / das Christus mit den worthen der einsetzung
nicht hab leren wollen / das er im Abendmahl seinen waren leib gegenwertig
außtheile / vnd gleich als wenn hier von der streit were / trotzen sie
|| [ID]
mit vielen worten / Es sey vorgebens vnd vmb sunst / aus den
eusserlichen vmbstenden schliessen wollen / Das Christus seinen wahren leib den
Jüngern im Abendmahl darumb nicht gegenwertig gegeben habe.
Wo habe̅ sie aber eine solche conclusion ob schlußrede in vnser
schrifft gelesen? Warumb vertuschen sie / das wir allein von der wesentlichen
verbergung des leibs Christi vnter dem Brodt geschlossen haben / das dieselbe
mit den vmbstenden der einsetzu̅g nicht vberein komme? Hier auff
solten sie antworten / Aber es ist jhnen nicht gelegen / darumb suchen sie
lauter außflucht / endern vnsere Conclusion / vnd machen ein gross gewesch von
andern sachen / davon kein streit ist / ohne das sie viel zweyzüngige reden
jmmerdar mit einmengen / Geben für / als solten wir also schliessen (
Fol. 49. a
) / Christus sass damahls bey seinen Jüngern am tisch / redet mit jnen /
sass einem weiter / dem andern neher. Ergo, ob er wol in
den worten der einsetzung spricht / Er gebe jhnen seinen leib / der in todt
gegeben / so ists doch nicht sein leib / etc. Item / Christus kam mit seinem
leib weder sichtbar (
Fol. 49. b.
) noch vnsichtbar ins Brodt. Ergo, so hat er im
Abendtmahl / ob ers wol versprochen / seinen Jüngern / seinen leib / den er inn
todt gegeben / nicht mitgetheilt. Diss sind nicht vnsere schlußreden / sondern
jhre selbst eigene geticht / die sie vns mit vnwarheit auffdringen / Dagegen
brauchen sie sehr viel wort davon / das die vmbstendt des orts / sitzens /
darreichens des Brodts / Christum nicht habe hindern können / das nicht die
Jünger zugleich mit dem Brodt auch des Leibs Christi weren theilhafftig worden /
vnd also werde auch heutigs tages / der HErr Christus nicht gehindert / das er
das jenige nicht erfülle / wz er in seinen vnfeilbaren worten verspricht vnd
zusagt. Wer ist aber hie / mit de me sie ein solches streiten? Warumb bleiben
sie nicht bey dem eigentlichem vnserm proposito? Wer hat jhnen die macht gegeben
/ die Wesentliche verbergung des leibs Christi im Brodt (die wir verneinen) vnd
die mittheilung vnd gemeinschafft des Leibs Christi mit vns Menschen im
Abendtmahl / (die wir mit allen rechtgleubigen bekennen) vnter einander
zuvormengen? gleich als wenn es einerley were / vnter dem Brodt wesentlich
verborgen sein / vnd den gleubigen Menschen warhafftig mitgetheilet werden.
|| [ID00217]
Es gefellet aber diese Sophistische kunst / argumenta
contraria per fallaciam plurium propositionum zu soluirn, vnd den statum Causae, oder das zweck
vnd ziel zuuerrücken / diesen Theologenso wol / dz sie derselben am aller
meiste̅ sich gebrauchen / auch in den vbrige̅
argumente̅ / die wir entgegen gesetzt haben der wesentlichen
verbergung(
Brem. A a iiij
) des leibs Christi vnder dem brod / als von der endursach der stifftung
des Abendmals / Darvon Christus selbst sagt / Thut das zu meinem gedechtniß /
Vnd S. Paulus / verkündiget den todt des HErrn / biss das er komme. Item / von
der warhafften Menscheit Christi / die in kein Marcionitisch / Manicheisch
vnsichtbar vnd vnbegreifflich Gespenst oder Geist zuverwandeln / das kein
fleisch noch bein / noch einige eigenschafft eines warhafften menschlichen leibs
an sich habe / als kegentheil einen solchen vnbegreifflichen geistlichen leib
Christi an allen örthen der Welt / vnd vnter dem Brodt / fürgibet. Item / von
der warhafften auffart Christi gen Himmel. Item / Das wir nicht mit einem
vnsichtbarn vnbegreifflichem leib / sondern mit dem waren Leib Christi
gemeinschafft haben müssen / vnd endtlich / das der warheit vnd Allmechtigkeit
Christi am allermeisten darmit abbruch geschehe / wenn man meinet Christi Leib
vnd Blut könne im Abendtmahl nicht vnsere speiss vnd tranck sein / wo er nicht
ins Brodt zuvor wesentlich komme / vnd durch den leiblichen mundt in vnsere leib
eingehe / Wie dieses in voriger vnser schrifft weiter außgefürt / vnd nur
summarischer weise jetzund von vns widerholet wird.
Auff solches alles / wissen diese Theologi nichts fürzubringen(
Fol. 158.
) / denn eine weitleufftige digreßion von
mancherley endvrsachen des Abendmals / sampt jhrer gewönlichen translatione status controversiae, Das nemlich Christus
nicht gewölt / blosse zeichen seines abwesenden leibs vnd bluts im Abendmahl
außtheilen / sondern seinen waren leib vnd blut selbst / Darvon / wie nun offt
gesagt / kein streit ist. Item / das sie fürgeben / als solte diß vnsere conclusion vnd meinung sein / das die WARE gegenwart lauffe wider die Artickel des glaubens.(
Fol 159. b
) Item / als solten wir schreiben / dz der warheit vnd Allmechtigkeit
Gottes /(
Fol. 160.
)
|| [ID00218]
durch der lehre von der WAREN gegenwart des leibs vnd bluts Christi im Abendmahl
abbruch geschehe.
Auff welche jhre ausflucht / wir sie keiner andern Antwort wirdig achten / denn
das wir jhnen jhre eigne wort abermals zu hauß schicken / Das es nemlich eine
schendliche verkerte vnwarheit sey / als solten wir wider die ware gegenwart /
nissung / vnd gemeinschafft des leibs Christi vnsere argument haben fürbracht /
die da alle mit einander schnurgleich gerichtet sind / allein wider das
Pepstische geticht von de̅ neuwen wunderwerck / dz Christus soll
an seinem leib gestifftet haben / das derselbe vnder der Hostien vnsichtbar
vn̅ vnbegreifflich sein soll / vn̅ dennoch so
groß / weit / dick vnd lang / als er am Creutz gehangen ist / wie man vnter dem
Bapsthumb gelehret hat.
Diß allein haben wir mit vnsern argumente̅ widerlegen wöllen /
haben aber gar nicht (wie diese Theologen tichten) hiermit verneinet / das
Christus vns Menschen seinen warhafftigen leib sampt allen seinen gütern
mitteile / darzu der Pepstischen geticht von der wesentlichen verbergung des
leibs vnder der Hostien / vnd der Capernaitischen gedancken / von fleischlicher
oder mündlicher nissung des leibs Christi keines weges von nöthen / auch von
Christo nie mals vorsprochen noch zugesagt ist.
Antwort auff die gerhümbte Widerlegung der figürlichen Art zu reden in
beschreibung der Historien des ersten Abendmals.
WIe wol wir aber Zum ende dieses Titels eilen / von den exempeln der verkerung
vnserer wort / vnd vnsers eigentlichen intents / welches diese Theologen
allenthalben vertuschen vnd verendern (Denn so wirs alles erzelen solten / so
offt sie vnsere wort vnd meinung verkeren vnd endern / müsten wir ein grosse
schrifft hiervon allein anstellen)
So können wir doch nicht vmbgehen / zugedencken des fürnemen vnd grossen betrugs
/ den sie brauchen in vermeinter jhrer
|| [ID00219]
Antwort auff die von vns erzelete eilff exempel der figurn / so vnser gegentheil
/ auch wider jhren willen in der beschreibung oder Historten der einsetzung des
Abendmals setzen vnd zulassen muß. Dann hiermit bringen sie in jhrem planderment
gantzer eilff folia zu / vnd captirn(
Fol. 77. b.
) im eingang eine besondere attention, als wolten
sie / solche figurn alle nach einander ordentlich besehen / vnd in Gottes forcht
fleissig erwegen / Vermahnen auch / der Christliche Leser / der der warheit
begirig / wölle nuhr mit fleiß acht darauff geben. Da möchten nuhn wol
vorstendige leuth gedencken / Es werde etwas grosses vnd treffentliches hernach
folgen / wie der poet sagt / Quid feret hic tanto dignum
promissor hiatu?
Erstlich aber so endern sie vns / vnsere vberschrifft / damit wir den scopum vnd das ziel oder zweck vnser erinnerung haben
fürgestelt / mit diesen vnsern worten / Erzelung vieler figurn / so auch
die(
Brem. Q ij b.
) jhenige̅ zulassen müssen / die am allermeisten rühme̅ von dem Buchstabe̅ / Welchs baldt zuvorn von vns
noch deutlicher angezeigt worde̅ ist / Da wir zu widerlegung der
anklage vnser / dieses orts widersacher / geschrieben / Das auch die jhenigen /
welche am meisten hiervon zancken / als solte man in diesem handel gar keine
figürliche art zureden zulassen / dennoch nicht eine oder zwo figurn allein /
Sondern wol in die zehen oder eilff figurn wider jhren danck setzen müssen in
der Historien vnd worten des Abendmals.
Diesen vnsern scopum vertuschen diese Theologi / vnd setzen an stadt vnsers
Titele oder vberschrifft / mit zweyzüngigen worten in gemein dahin / Von den
vielen figurn / so in den worten der einsetzung Christi / deß gegentheils
fürgeben nach / sein sollen / da man nicht wissen kan / ob sie vns solche figurn
zuschreiben / oder ob sie bekennen / das jhnen selbst ein solches werde
zugemessen. Gedencken auch allein der wort der einsetzung Christi / so wir doch
von der gantzen Historien oder beschreibung des Abendmahls geredt haben.
Nachmals verrucken sie noch mehr das ziel vnd zweck dahin gemelte erzelung von
vns gerichtet ist. Denn wir auff vnsere dieses orts widersacher fürnemlich
gesehe̅ / welche wider vns
|| [ID00220]
(
Brem. O ij.
) gestritten / Das die Wart des Abendmahls OHNE
EINIGE figura vnd tropo solten verstanden werden / Vnd vns darüber
verhaster vn̅ feindtseliger weise beschüldiget / als wenns eine
vnchristliche Gotteslesterung were / Das wir in diesem handel nicht alle
figürliche art zu reden verwerffen köndten. Solches kehren diese Theologi vns
vnter den henden vmb / deuten vnd drehen (
Fol. 77. b.
) vns vnsere wort vnd meinung dahin / wie jhr am rand dabey geschmirtes
scholion / in einer summa anzeigt / als weren diß vnsere gründe / damit wir
hetten erweisen wöllen / das die wort der einsetzung (welche sie allein
verstehen von diesen worten / Das ist mein leib / das ist mein blut / etc. von
einem zeichen oder figur des ABWESENDEN leibs Christi
zuverstehen sind.
(
Fol. 82.
)
Darumb ob sie wol hernach zu etlichen mahlen gestehen müssen / Sie können nicht
alle figurn noch tropos verneinen in diesem handel / damit sie eben das bekennen
/ welches wir diss orts erhalte̅ wölle̅ / Dennoch so
treiben sie fast bey einem jederm figürlichem wort / Ir Lucianisch gespött / als
da wir geschrieben / (
Brem. Q iij.
) Das wort Nacht (wenn Paulus sage / der HErr Ihesus habe das Abendmahl
eingesetzt IN DER NACHT da er verrahten ward) werde
durch einen tropum / oder verwechßlu̅g der
wort / genennet an stadt der angehenden Nacht oder des Abends / ehe dann die
Nacht gar herein gebrochen ist / etc. hengen diese Theologen jhren geiffer daran
/ darvon vns weder bey Tag oder Nacht jemals getreumet hat / (
Fol. 78.
) Ist das Christlicher lieber Leser / sprechen sie / nicht ein starcker
grundt / daraus einer schliessen solte / das die wort / das ist mein leib / das
ist mein blut / solten vnd müsten von zeichen des abwesenden leibs vnd bluts
Christi verstanden werden? Das wort Nacht / wird hie genommen für die angehende
Nacht. Ergo, wann Christus spricht / das ist mein leib /
das ist mein blut / etc. müssen dieselben wort für zeichen seines abwesenden
leibs vnd bluts genommen vnd außgelegt werden. Vnd gleich als wenn sie vnser /
vnd nicht viel mehr jhrer selbst eignen nerrischen consequentz zu spotten hetten
(Denn ja nicht wir / sondern sie selbste̅ solche schöne folgen
fürbringen) schliessen sie endlich. Das folget à baculo ad angulum / vielleicht
weil sie an die alten sprüch
|| [ID00221]
wörter gedacht haben / Facilè reperies baculum si caedere velis canem,
vnd das sie jmmerdar practicirn / so offt sie mit keinem bestandt antworten
können. Nequam quaerit angulum.
Diss erzehlen wir / das man doch dieser Theologen Vnerbare / vnd gleichwol gar
kindische Sophisterey in acht nehme / welche sie damit vermehren / das sie
ferner schreibe̅ / Wenn gleich(
Fol. 78.
) diss orts das wort (Nacht) für die angehende nacht gebraucht / so müsse
es dennoch nicht tag / sondern nacht heissen / denn der anfang der nacht gehöre
ja nicht zum vorgehendem tag / sondern sey ein stück der angehenden nacht / Was
ist aber diß anders / dann das sie eben das jenige / so von vns gesagt ist /
bestetigen / als nemlich / das es ein tropus vnd verwechßlung der wort sey /
pars pro toto. Die andere folge / so sie abermahls widerholen (vieleicht weil es
jhnen gehet / wie man sprichworts weise sagt. Suus cuique
foetor instar pomi aurei est) wird weder tacitè, wie sie reden / noch apertè von vns
inferiret, sondern ist jhr eigner stanck / Das aus dem wort Nacht / soll folgen
das leib vnd blut für vns gegeben vnd vergossen / des abwesen. den leibs vnd
bluts zeichen heissen sollen. Derwegen sie selbsten jhre Enthusiastische
exclamation für sich behalten mögen / Da sie allhier schreiben. Sünd vnd schand
ist es für Gott vnd der Welt / das sich dz gegentheil mit solchem nichtigen vnd
lecherlichem grunde vnderstehet jhre sache zuschmücken / vnd wolrichend
zumachen.
Zum andern haben wir geschrieben / wenn Christus sagt /(
2. Brem. Q iij.
) Nehmet hin vnd ESSET / So könne auch kegentheil
das wort ESSEN / so es auff den wesentlichen LEIB Christi gezogen wird / nicht verstehen vom NATVRLICHEM essen. Denn nach der natürlichen
eigentlichen bedeutung geschehe das nehmen vnd essen sichtbarlicher vn̅ begreifflicher weiß / vnd was natürlich gessen / werde nicht
allein inn Mundt genommen / sondern auch mit Zeenen zumalmet vnd verschlungen /
im Magen verdawet / vnd in die Substantz vnser Leib vorwandelt. Welches alles
kein Christ von dem natürlichem vnd lebendmachendem leib Christi eigentlich vnd
ohne figur reden könne.
Hie krümmen vnd winden sich diese Theologen / vnd können doch weder durch baculos noch angulos jre schande
decken. Machen(
Fol. 78.
) abermahls jhre vngereimbte folge / per translationem
status,
|| [ID00222]
als hetten wir mit
diesem grundt schliessen wöllen / weil in dem wort essen eine metaphora / so müsse dergleichen figur auch in den worte̅ des Abendmahls / das ist mein leib / etc. gesetzet werden.
Welches wir für vnsere folge / oder Ergo alß sie reden /
nicht erkennen. Darnach fallen sie hiervon ab / vnd bemühen sich zu erhalten /
Das DER MVND nicht allein / das gesegnete Brodt esse
(
Fol. 78. b.
) / Sondern auch den leib Christi. Denn das Sacrament sprechen sie /
bestehet aus zweyen stücken / als Brodt vnd leib Christi. Aber sie deuten das
wort bestehen / wieder der alte̅ Lehrer meinung / Die nimmermehr
diesen verstandt gehabt haben / als solte Brodt vnd Leib Christi ein massa / oder ein solches Compositum werden / darin diese zweyerley substantz / gleich als stück
eines gantzen klumpen / entweder vndereinander vormischet als feuer vnd eisen /
oder stedt vnd orts halbe̅ beysammen stehen / vnd einander berüren
müssen. Welches so lang es diese Theologen nicht beweisen können / werden sie
vns nicht verdencken / dz wir nicht schlecht vn̅ one
Sacramentliche art zu reden sagen können / Das beydes das Brodt / vnd dann auch
der wesentliche leib Christi (der noch in der glorien, fleisch vnd bein / vnd
seine proportion / größ vnd lenge der gliedmassen / warhafftig behelt) zugleich
vnd mit einander IN den leiblichen vnd fleischlichen MVND eingehe.
Ferner so bekennen sie / Das sie nicht ein Natürliches / sondern (
Fol. 78. b.
) ein vbernatürliches essen des wesentlichen leibs Christi setze̅ / denn wir sage̅ nicht / sprechen sie / das
Christi leib / leiblicher / begreifflicher / rewmlicher weise da gegenwertig sey
/ vnd auff solche natürliche weise gessen werde / wie man ander fleisch jsset /
das aus den schernen / oder fleischbencken gekaufft / gekocht / vnd gessen wird
/ Sondern das solches auff eine vbernatürliche vnd menschlicher vernunfft
vnbegreiffliche weise geschehe.
Diss ist aber eben das jenige / so wir geschrieben / das vnsere Widersacher ohne
offenbarliche contradiction fürvber nicht können /
sondern müssen in diesen worten / Nemet vnd esset / wenn sie vom leib Chrtsti
reden / eine figürliche deutung zulassen. Denn so es ein vbernatürliches
vnbegreiffliches essen des leibs Christi ist / so wird solch essen nicht
natürlich oder wesentlich verstanden werden können.
|| [ID00223]
Heisset denn diß widerlegt / oder nicht vielmehr bestetigt / wz wir hievon / nach
jhrer selbst meinung geschrieben? Nach dem auch wir vnsern widersachern zuvorn
für geworffen / Das mündlich essen / vn̅ vbernatürlich oder
vnbegreifflich essen nim̅ermehr einerley sein können / so man
eigentlich / nach der Natürlichen bedeutung der wort / vndnach dem Buchstaben
reden wil. Müssen sie vns allhier(
Fol. 79.
) nachgeben / das von Christi leib EIGENTLICH
nicht könne gesagt werden / das er zumalmet / verschlungen / verdawet / vnd in
die Substantz vnsers leibs verwandelt werde. Jedoch sprechen sie / Das von wegen
der Sacramentlichen einigkeit / wol könne gesagt werden / wer diss Brodt
angreifft / der greiffet Christus leib an / Vnd wer diss Brodt jsset / der jsset
Christus leib / Wer diss Brodt mit zeenen zudrückt / der zudrückt den leib
Christi / Do dennoch allweg war bleibet / das in dieser handlung niemand Christi
leib siehet / greiffet / isset / oder zubeisset / wie man sichtbarlich ander
fleisch jsset vnd zubeisset.
Diss haben auch wir in vnser schrifft aus Luthero angezogen / vnd zugleich aus
den sprüchen der Alten Lehrer deutlich erwiesen / Daß das mündtliche essen des
leibs Christi / gleicher gestalt wie das sehen / fühlen / zubeissen / des leibs
Christi nicht EIGENTLICH / sondern figürlicher weiß nach
Sacramentlicher art zu reden zuvorstehen sey. Denn dadurch / Nicht aber
eigentlich propriè & wird recht vnd wol dem leib
Christi zugeeignet vmb der Sacramentlichen einigkeit willen / was man dem Brodt
thut. Diss müssen entweder diese Theologen / vns lassen gut sein / vnd von jhrem
geschrey / daß sie bißher von der Mündtlichen nissung jmmerdar getrieben haben /
ablassen.
Oder aber wöllen sie noch weiter fechten / Das die Mündtliche nissung des leibs
Christi schlecht vnd eigentlich / vnd ohne Sacramentliche figur zu reden / soll
verstanden werden / So bleiben sie in jhren contradictionibus, Das Natürliches / vnd dann vbernatürliches essen /
bey jnen beydes / ein mündtliches essen sey / vnd dz auff andere weiß Christi
leib im Brodt gesehen / gefül et / zerbissen / auff andere weiss aber Mündtlich
geessen werde / Darmit sie dan̅ weder mit den Alten Lehrern / noch
mit jhnen selbst nimmermehr werden einig werden.
|| [ID00224]
Vnd zwar implicirn sie sich selbst je lenger je mehr mit widerwertigkeit (
Fol. 79.
) / Da sie an diesem ort zu letzt anhengen / Das wort Essen gehe auff das
jrrdische / vnd es werde das Brodt als ein Element / mit dem Munde Natürlicher
weiß gessen / verzeret / vnd verdawet. Der Leib Christi aber / der eine
Himlische / vbernatürliche speise ist / ob er wol mit dem Mund / vmb der
Sacramentlichen einigkeit willen NICHT WENIGER
warhafftig als das gesegnete Brodt empfangen vnd GESSEN
/ werde doch NICHT auff solche natürliche leibliche
weise / wie das Brodt gessen / vorzehret / vnd verdawet. Vnd ALSO behalte das wort ESSEN seinen rechten EIGENTLICHEN waren verstandt / Welches recht deutsch zu
sagen / eben so viel ist. Als der Leib Christi wird (eigentlich vnd in der
Natürlichen bedeutung des worts zu reden) Mündtlich gessen / vnd wird doch
(eigentlich zu reden) Mündtlich nicht gessen.
Item der leib Christi wirdt eben so wol (eigentlich zurede̅) Mit
dem mund empfangen / als das brodt. Aber der leib wirdt (eigentlich zu reden)
nicht im mund vorzeret / als dz brodt. Was heist diß anders / dann die leute
effen / als wenn jemand fürgeben wölte / der schnee ist eigentlich zu reden weiß
/ vnd doch eigentlich zu reden / so ist der schnee nicht weiß. Diese Contradiction vnd widerwertigkeit werden sie mit jhrer
Sophisterey nicht vortuschen / da sie abermals vns falsche vnd vngereumpte
folgen aufftichten / als solten wir also schlissen. Christi warer leib / der mit
dem (
Fol. 79. b.
) gesegnetem brodt Sacramentlich vereinigt ist / wirdt nicht natürlicher
weise vnd also gessen wie das gesegnete brodt / auch nicht so vordauet.
1. Ergo so ist Christi warer leib im Abendmahl nicht
gegenwertig.
2. Oder so wird Christi warer leib nicht Sacramentlich
oder mündlich / mit dem munde warhafftig empfangen.
1. Denn die erste conclusion ist gantz falsch.
2. Die andere ist voller ambiguitet, vnd so sie das wort mündlich propriè oder eigentlich verstehen wöllen / mögen sie
zusehen / wie sie es für eins ausgeben können / mit dem wort Sacramentlich /
welches auff die Sacramentliche oder fügürliche art zureden weisset.
Auch ist diß ein oppositum in adiecto, das sie baldt daran
|| [ID00225]
hengen / Christi leib werde nach dem WESEN empfangen nemlich mündlich / wie sie zuvor gesagt
haben / vnd das soll dennoch auch heissen Sacramentlich empfangen / Welches mehr
nicht denn sind / soviel die res ipsas vnd formas
verborum anlangt / darinnen sie newerung suchen / welche weder mit jhrer selbst
meynung / noch mit der alten rechtgleubigen Scribenten Lehr vbereinstimmen. Aus
der schrifft aber vnd den worten der einsetzung haben sie es viel weniger
gelernet.
Zum dritten / Als wir geschrieben / Wann gegenteil die Rede Christi / Das ist
mein leib / deuthe von einer leiblichen gegenwart in oder(
Brem. Q iij b.
) vnder dem brod / So müssen sie aus dem DAS
entweder per Enallagen machen DA
ist mein leib oder per Synecdochen Das vnder dem brod /
ist mein leib.
Hie thun sie widerumb lufftsprünge / Erzehlen / wie andere dz(
Fol. 79. b.
) wörtlein DAS auff mancherley weiß haben gedeutet
/ Aber durch ander Leut jrrthumb / wird kein jrrige meinung entschüldigt. Non propterea error desinit error esse, quod alij in eundem
scopulum aliter atque aliter impegerunt, Darnach kommen sie getrollet /
wie jhr wort lauthet / mit entschüldigung der particularum, in / mit / vnder. Es ist aber nit schlecht oder
simpliciter zuthun vmb diese wort / davo̅ wir vns gnugsam erkleret
/ in welchem vorstandt wir sie gut sein lassen / als nemlich mysticè oder Sacramentaliter, sondern vmb das
Dogma(
Brem. B b iij b.
) Ob vnter der hostien substantialiter sey oder
gehalten werde der leib Christi / welches diese Theologen vnter solchen worten /
wider der alten lehrer vorstandt gerne einschieben wolten.
Ferner leugnen sie / das sie das wörtlein DAS vorstehen
solten von dem Aduerbio Hîc oder Da / als hette Christus
gesagt / Da / ist mein(
Fol. 80.
) leib. Wie wöllen sie es denn mit Iacob. Andrea eins sein? Der gar
newlich wider vns geschrieben hat. Die hauptfrage ist / Ob Christus leib bey dem
Brodt seye an dem orth / stell / vnd raum / DA das(
Tub. 108.
) brodt ist / etc. Vnd bald hernach / Wir sagen auff diese frage / lauter
vnd rund / das Christus leib an dem orth / stell vnd raum gegenwertig sey / DA das gesegnete brod ist / etc. Halten sie aber diese
Jacobandreanische bekendtnuß für vnrecht / Was streiten dann sie selbst in
|| [ID]
diesem tractat jmmerdar von der wesentlichen gegenwart des
leibs bey vnd vnder dem Brodt?
Von der Synecdoche aber / sagen sie / Das sie halten / daß das wörtlein DAS auffs gesegnete Brodt weise. Das sey aber nuhn nicht
mehr schlecht Brodt / sondern FLEISCHBRODT oder
Leibsbrodt so mit dem leib Christi ein Sacramentlich wesen / vnd ein ding worden
ist. Vnd ziehen sich auff Lutherum / ders also geheissen / vielleicht das sie
gefürchtet / wenn sie vnter D. Luthers Mantel sich nicht versteckten / So würden
sie auch bey den jrigen / mit solcher art zu reden wenig beysals haben. Llaß es
aber also sein / dz nach jhrem gutdüncken für das wort DAS / Leibßbrodt / oder Fleischbrodt stehe / So wird die gantze rede
Christi also lauten müssen / Das Fleischbrodt / oder das Leibßbrodt / oder Brodt
vnd Leib / das zusammen ein wesen oder ein ding worden / IST Mein leib der für euch gegeben wird. Heist aber diß den Buchstaben
der wort Christi erhalten? Oder werden sie sagen können / das Fleischbrodt / das
ist / Brodt vnd Fleisch / welches zusammen der leib Christi sein soll / in tod
für vns gegeben sey?
Sie merckens aber selbst / das sie damit nicht bestehen können / darumb fallen
sie davon ab / Sagen / Das im Abendmahl dz (
Fol. 80. a & b.
) brodt vnd der leib Christi zwey ding sein / die aber dennoch
Sacramentlich im rechtem brauch vereiniget sein / vnd das sichtbare sey gleich
als ein eusserlich Mittel / durch welches das vnsichtbare werde
außgetheilet.
Hie stehen nun die Ochsen an dem berge. Den̅ weil sie nachlassen /
das die Redt Christi / Das ist mein leib / so viel heisse als dz brodt ist ein
mittel / in welches rechtem brauch der leib Christi wird mitgeteilet / In massen
wir auch diese erklerung in vnser schrifft für recht gebillichet baben / So
fühlen sie selbst wol / das sie eben hiermit nachgeben müssen / das es eine
figürliche rede sey / Darumb werfsen sie jhnen dieses für. Möcht jemands hie
sagen / sprechen sie / (
Fol 80. b.
) Weil jhr die particulas in / mit / vnter dem
Brodt behaltet / vnd saget / Dz dz brodt gleich als ein eusserlich mittel sey /
durch welches der gege̅wertige leib Christi außgetheilet wird / so
bekennet jhr jhe selbst / das ein tropus in den worten
Christi sey. Was antworten sie aber hierauff? Es haben wol diese reden ein
schein / sprechen sie / Als solten sie Tropisch
|| [ID00227]
ob figürlich sein / doch sind eskeine
tropische reden / denn nicht alles wz dz ansehen hat eines tropi / ist von stund an ein rechter tropus
wie die gelehrten in Schulen wol wissen.
Ist aber diß nicht eine Magistralis oder Doctoralis solutio? Es scheinet also / Es ist aber
nicht. Das ist gleich gnug / weil es diese drey Menner sagen authoritate
Triumuirali. Wie / wenn aber alle gelehrten / die jhre artes in scholis recht
studirt haben / auss derer wol wissen sie sich beruffen / das contrarium sagten?
Vnd darauff beruffen wir vns auch / vnd begeren aller gelerten iudicia frey vnd
vngeschewet / Ob nicht diss ein modus praedicationis figuratus sey / Wann
entweder eine synecdoche genennet wird / als Lutherus schreibet / das diese Rede
Das ist mein leib sey ein Synecdoche / vnd heisse so
viel als / vnter dem brodt ist mein leib / Oder wenn man einem mittel vnd
werckzeug den nahmen eines dings selber gibt / man heisse es nuhn metonymiam
oder metalepsin.
Solches da mit man es desto weniger in acht neme / brechen sie kurtz ab / vnd
kommen wider auff die Sophisterey / damit sie abermahls den statum causae transferirn / vnd vns aufftichten / als(
Fol. 81.
) solten wir eine solche metonymiam setzen / do
nuhr zeichen eines abwesenden leibs Christi gelassen würden. Wir haben aber
deutlich in vnser schrifft / nicht allein das wort zeichen / sondern auch mittel
darbey gesetzt / allen mißvorstandt aufszuheben / wie auch Philippus seine
metonymiam / darauff sie hie als die gifstigen Natern stechen / also erkieret
hat. Das Euangelium ist die krafft Gottes / das ist / ein solch werckzeug /
dardurch Gott mechtig ist.
Zum vierdten haben wir geschrieben / Das durch das hingeben(
4. Brem. O iij b.
) des waren leibs Christi werde per synecdochen /
zugleich das gantze leyden vnd sterben Christi angezeigt ex
antecedenti consequens. Diss geben sie vns nach / ja Es kan noch soll /
sprechen sie / das wort hingeben(
Fol. 81.
) / im geringsten anders da nicht vorstanden werden / denn von dem gantzen
leiden vnd sterben Christi als sie es selbst erkleren. Sie kommen aber bald mit
jhrer geigen gezogen / vnd tichten vns abermahls jhres gefallens / eine andere
Conclusion auff.
|| [ID00228]
Es hilfft sie es nichts vberal / da sie also folgern wolten / sprechen sie / Das
wort hingeben begreifft per Synecdochen das gantze
leiden vnd sterben Christi. Ergo, so müssen notwendig
die wort Christi / Das ist mein leib von einem zeichen des abwesenden Leibs
Christi vorstanden werden.
Wo habe̅ aber diese Sophisten solch folgern in vnser schrifft (
Fol. 81.
) gelesen? Vnd mit wem streiten sie / da sie fechten / Es sey nicht ein
zeichen des fern ABWESENDEN Leibs Christi: Sondern der
ware gegenwertige leib Christi selbst für vns gegeben? Meinen sie / das wir des
Teuffels gespöt / welches er durch die alt verdampten ketzer ausgeschüttet /
billichen: die da fürgeben / Nicht der Leib Christi / sondern nuhr ein gespenst
were am Creutz gehangen / Welches ob es der Teuffel nicht viel mehr suche durch
das Pepstische geticht / das vnder dem brod ein vnsichtbar / vnbegreifflicher
leib sey / der weder leisch noch bein haben soll / mögen sie zusehen / vnd
einmal verantworten / wenn sie den sehen werden / in den sie gestochen
haben.
Als aber S. Paulus für das wort hingeben / diese rede gebrauchet (
Brem. Q 3 b.
) / Das der Leib Christi für vns gebrochen sey / haben wir geschrieben /
Das solch wort Brechen ohne figürliche art zureden (man nenne es nuhn metanymiam oder einen andern tropum) nicht könne vom Leib Christi verstanden werden / weil von dem
selben als ein besonders gedeimniß gesagt werde / Das im kein bein zerbrochen
sey.
Es martern sich aber diese Theologen gar jemmerlich / mit dem wort brechen.
(
Fol. 81.
)
Anfenglich bringen sie widerumb die fallaciam plurium
propositionum. Es ist gewiß sprechen sie / das auch diß wort / der WAREN zegenwart des Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal
nichts benimpt / vnd das Pauli meinung nicht sey / daß das Brod sey ein zeichen
des weit abwesenden leibs Christi / Das ist eben / als wann jemand fragte / Wer
hat dich geschlagen? Vnd der ander antwortet / Es ist noch nicht nacht. Darnach
sprechen sie / Paulus zeigt darmit an / das eben der leib so am Creutz für vns
in den todt gegeben im Abendmal ausgebrochen / das ist warhafftig vnd
gegenwertig ausgeteilet werde. Denn das wort brechen in der schrifft /
sonderlich wo es vom
|| [ID00229]
Brod oder essen
gesagt wird / heist so viel / als STVCKEN oder aus
teilen / Esa. 58. vnd anderswo. Kan man aber auch diß
vom Leib Christi eigentlich vnd ohne tropo sagen? das der wesentliche Natürliche
Leib Christi / gestücket / oder in stuck zurbrochen / Oder stuckweiß ausgeteilet
werde / vnd so diß im Leiden Christi nicht hat geschehen können (wie sie der
lenge nach aus dem fürbild des(
Fol. 81. b
) Osterlambs / vnd aus Etlichen sprüchen der schrifft hiervon predigen)
wie solt es dann eigentlich vnd ohne figur zureden / geschehen im Abendmahl?
Davon wir sie auch aufs Lutheri erklerung(
Tom. 2. Wit. 221.
) weisen / das man nicht einen Arm vom Leib des HERREN reisse / oder einen
Finger / oder ein ander stück des Leibes / auch nicht einen tropffen Bluts aus
seinem finger oder füsse. Wie Lutherus also daselbst redet / sondern es bleibt
da alles gantz / vnd vnzerstücket.
Vnd anderswo bekennet er das eigentlich dem Brod zugehöre(
Tom. 2. Wit. 52. & 195.
) das brechen / vnd schreibet auff einerley weiße dem leib Christi zu /
das er vber tische gebrochen vnd zustuckt / zubissen / zudruckt / vnd
geschlungen werde / wie ein ander brod / welches jha freylich nicht ohne tropo oder figürliche art zureden kan gesagt werden /
Diß müssen auch diese Theologen wider jhren willen allhier bestetigen / da sie
aus dem spruch Pauli / Das brod das wir BRECHEN ist die
gemeinschafft des Leibs Christi: Item / Christus hat das brod gebrochen / die
erklerung der wort / Mein leib wird für euch gebrochen / herfür bringen. Denn es
folget auch hieraus / das nicht propriè sondern figuratè oder Sacraments weiße
dem Leib Christi werde zugeschrieben / was von dem brod eigentlich geredt wird /
Müssen sie denn nicht abermals vns lassen gut sein / das allhier ein tropus
sey?
Nach diesem kom̅en sie widerumb auff die translationem status, Sagen das eben der leib / welcher für vns am
Creutz in den tod gegeben / werde auch im Abendmahl vns warhafftig mitgeteilt /
vnd nicht ein schlecht zeichen des abwesenden leibs / Meinen es sey ein
sonder
|| [ID00230]
lichs vnd von jhnen
erst erfundenes kunststück / das Paulus nicht sage / wie die Andern Euanglisten
, Hoc est Corpus meum, Das
ist mein Leib / sondern . Hoc meum
est Corpus, welches aber sie bekennen das es eben das sey / das in
vorigen worten gesagt wird / Können auch solche jhre kunst selbst nicht ins
deutsch bringen.
Aber hiervon ist kein streit / sondern da solten sie jhre kunst an beweisen / ob
sie verneinen können / wann sie je mit vns der sachen nicht wöllen eins sein /
Das / in welchem verstandt / dz brodtbrechen / ist die brechung des leibs
Christi / in dergleiche̅ verstandt / sey auch das brodt das wir
brechen / der leib Christi für vns gegeben / Diss mögen sie mit gutem
bestendigem grundt vmbstossen / oder mit vns vnd den alten Lehrern / derer
zeugniß / wir hievon angezogen / bekennen / das man hierinnen nicht den
buchstaben behalten / sondern eine figürliche art zu reden müsse nachgeben.
(
Fol. 82.
)
Vnd dahin gehört auch Chrysostomi spruch / den sie aus vnser schrifft anziehen /
das dem leib Christi am Creutz nicht widerfahren sey (nemlich das er /
eigentlich zu reden / gebrochen sey) das geschehe mit jhme in dem Abendmahl
(nemlich Sacramentsweiss) Item / Vmb deinet wille̅ will er da
gebrochen werden (Dz ist stückweiß außgetheilet) auff das sie alle von jhm
gesettiget werden.
(
5. Brem. Q iiij.
)
Zum fünfften von dem wort KELCH haben wir geschrieben /
Das darin auch der Buchstabe nicht könne behalten werden / weil ohne zweiffel
damit angezeiget wird der Wein im Kelch.
Von vnsern Widersachern aber haben wir gesagt / das sie vber diese Synecdochen / noch eine andere synecdochen tichten / das nemlich nicht allein der Wein im Kelch /
sondern auch das blut Christi im Wein wesentlich sey.
Dieses beydes gestehen diese Theologen / ja sie werden zornig (
Fol. 83.
) darüber / das wirs ein geticht genennet haben / Das Christi blut
wesentlich im Wein vnd Kelch sein soll / vnd bemühen sich mit etlichen
argumenten solches zuvorteydingen.
So dann nun / in dem einigem wort Kelch eine geminata
synecdoche, oder zwifacher tropus sein soll
jrem eigne̅ bekendtniß nach /
|| [ID00231]
Wie kan es dann war sein / das sie
stracks bey dem Buchstaben bleiben?
Dann wir gestehen / sprechen sie / dieses orts / das in dem wort(
Fol. 82.
) (Kelch) ein synecdoche sey continentis & contenti, vnd wir tichtens nicht / als solte im
Kelch nicht allein der Wein / sondern auch das Blut Christi(
Fol. 83.
) wesentlich sein / Sondern es stehet in den worten der einsetzung. Nun
verstehet ja jederman / das es ein andere art zu reden sey / der Kelch ist das
newe Testament in meinem blut / ob auch der Kelch ist das blut des newen
Testaments. Ein anders aber ist es / Im Kelch oder im Wein des Kelchs / ist das
newe Testament / oder das Blut Christi wesentlich.
Diss finden sie ja nicht im Buchstaben der wort Christi / dessen sie sich ohn
vnterlaß rühmen.
Siehe aber / wie sie abermahls diß gerne vertuschen wolten / mit jhrer
gewöhnlichen fallacia plurium interrogationum.
Denn / sprechen sie / ob wir gleich synecdochen setzen /
so folget aber(
Fol. 82.
) darumb noch lange nicht. Das die ertichte metonymia
de signo & re signata PROCVL ABSENTE das ist / vom zeichen des weit
abwesenden bluts darinnen begriffen sey. Diss ist aber hie der streit nicht /
Sondern vnser intention vnd scopus (wie bißher gnugsam angezeigt / vnd ferner
klerlich erscheinen wird) ist dieses orths allein gewesen Das kegentheil / der
vom Buchstaben jmmerdar so viel geschreyes machet / bey dem Buchstaben nicht
bleibet / vnd zu erhaltung jhrer / nicht aus den worten Christi genommener /
sondern aus den hefen des Bapsthumbs hienein getragener meynung selbst
figürliche art zu reden / setzen muß / wie hart sie auch solches mit worten
verneinen.
Vnd was ist es anders / das sie hie schreiben / Sie habens niemahls geleugnet /
das keine translata verba (Denn also heissen sie die figürlichen art zu reden)
in den worten der einsetzung sein solten? Denn das sie doch endlich frey heraus
bekennen vnd gestehen müssen / das wir mit warheit von jhnen geschrieben / Das
sie bey dem Buchstaben der wort selbst nicht bleiben können / vnd
|| [ID]
jhnen vnmüglich ist / ohne alle figur / vnd tropo (als vnsere diss orths widersacher fürgeben) die
wort des Abendmahls zuverstehen.
Solche jhre widerwertigkeit wolten sie gerne decke̅ mit der
kindischen Sophisterey / als sey der streit allein von einem solchem tropo, dadurch das brodt zu einem zeichen DES ABWESENDEN leibs / vnd der Kelch oder Wein zu einem
zeichen des abwesenden Bluts gemacht werde / Welches mehr nicht als jhre
gifstige Calumnia, vnd gesuchte außflucht ist. Denn dz sie der lenge nach
disputirn, (
Fol. 82. b.
) das blut des newen Testaments sey das ware thewre blut Christi / so am
stamdes creutzes für der gantzen welt sünde vergossen ist / vnd dardurch dz newe
Testament bestetigt ist / dessen man müsse theilhafftig werden im Abendmahl /
Mögen sie einigen orth aus vnser schrifft herfür bringen / do wir solches
geleugnet / Folget aber drumb nicht / dz solch blut Christi vber tisch /
wesentlich im Kelch gewesen / vnd mit dem leiblichem munde zusampt dem Wein aus
dem Kelch (
Fol. 83.
) sey getruncken worden / Welches jhre argument / die sie allhier für
vnwidersprechliche gründe rühmen / zum allergeringsten nicht bestetigen / als
die zum theil den statum controuersiae nit anrüren / zum theil etwas anders
inferirn / denn aus den praemissis erfolgen kan / Derwegen sie nicht von den
Hellenpforten viel trotzen dörffen / als solten dieselben / jhre gründe nicht
vmbstossen können / Sie versuchen es bey den jungen Studenten / die jhre regulas
consequentiarum gelernet haben / die werden jhnen diesen jhren Rhum leichtlich
darnieder werfsen / wann sie jhnen antworten / Das zwar das newe Testament mit
dem warem blut Christi bestetigt sey / Das auch alle / so zum ewigen leben
sollen erhalten werden / müssen des waren bluts Christi theilhafftig sein / Vnd
das kein ander blut am Creutz für der Welt sünde vergossen sey / als das ware
tewre Blut Christi / vnd diese warheit werden die pforten der Hellen nicht
vmbstossen.
Daß aber sie daraus folgern / Ergo, so ist das ware blut
Christi wesentlich im Kelch / Oder so man jhnen solches nicht wil nachgeben /
sie anfahen zuschreyen / Ergo, so machet jhr aus dem
blut des newen Testaments in den worten Christi ein zeichen des weit abwesen
|| [ID00233]
den bluts / vnd lassen blosse
zeichen im Abendmahl / Das ist eine lautere sprew / die der wind verstrewet.
Denn da können auch die jungen Studenten aus den bekandten regeln. (Non sit plus in conclusione quàm fuit in praemißis. Item
/ Non sit ambiguitas in terminis) leichtlich antworten.
Das sey eine fallacia consequentis / weil sie ein anders
vnd mehr / erzwingen wöllen / als die vorgehenden vrsachen der Conclusion
zulassen / in dem sie es wesentlich im Kelch haben wöllen / vnd aus dem Kelch
leiblich trincken. Item / das da sey eine fallacia
aequiuocationis / weil die wort zeichen / trincken / abwesend / vnd
gegenwertig sein / anders von jhnen verstanden werden / als Es die wort Christi
vnd die vmbstendt der einsetzung des Abendmahls zulassen.
ZVM SECHSTEN / von dem wort TRINCKEN haben wir(
Brem. Q iiij.
) gleicher gestalt wie zuvorn vom wort ESSEN
erinnert / Das kegentheil solch wort von dem Wein im Kelch / in dem
eigentliche̅ verstandt bleiben lasse / Aber von dem Blut /
weil sie ein vbernatürliches trincken selbst setzen / bleibe solch wort bey
jhnen nicht in seinem eigentlichem natürlichem verstandt. Hierauff bringen sie
abermahls eine antwort für / die das jenige / so wir geschrieben / durch jhr
eigen bekendtniß / nur desto mehr vnd stercker bekrefstiget. Denn / sprechen sie
/ ob wol Wein vnd Blut beydes mündtlich getruncken(
Fol. 83.
) wird / So scheidet es sich dennoch allda / so viel die weise anlanget /
also / das der gesegnete Wein / für sich selbst natürlicher weise genossen vnd
gebraucht wird. Das blut Christi / weil es ein vbernatürlicher Himlischer tranck
ist / wird nicht so geschmeckt oder empfunde̅ / wie des Weins
schmack empfunden wird / etc.
Das ist eben das / welches wir jhnen fürgeworffen / das weil sie ein
vbernatürliches trincken des Bluts Christi setzen / sie selbst das wort Trincken
hiermit figürlich außlegen / Denn trincken / vnd nicht schmecken noch empfinden
/ heist nicht natürlich trincken / Vnd weil es kein natürliches trincken ist /
So gehöret auch der natürliche vnd eigentliche vorstandt des worts trincken
hierzu nicht.
Siehe aber / wo die hartneckigkeit / vnd zancksucht diese Theo
|| [ID00234]
logen hinbringt / Das /
vngeachtet sie solches gestehen müssen / gleichwol sie wider sich selbst
alßbaldt daran hengen. Al sobehelt dz wort Trincken im Abendmahl seinen rechten
natürlichen verstandt.
Daß heist aus einem ding / Ja vnd Nein gemacht. Denn behelt das trincken seinen
rechten natürlichen vorstandt beydes / vom Wein / vnd dem blut Christi / was
haben sie dann zuvorn schreiben dürffen / Es scheide sich allda / so viel die
weise des trinckens anlangt? Ist es aber zweyerley weise des trinckens / wie
soll denn nicht auch zweyerley verstandt des trinckens vnterscheiden werden?
Diese jhre widerwertigkeit hetten sie beweisen sollen / wie sie in deutscher
oder lateinischer / griechischer oder hebreischer (
Fol. 83. b.
) sprach bestehen möge / ehe dann sie abermahls mit jren calumnien vnd translatione status / von dem
blossen Wein / vnd von dem zeichen des abwesenden bluts daher lestern / vnd
vngereimbte vrsachen fürbringen / dadurch sie das mündtliche trincken des Bluts
Christi bestetigen wollen / Welches sie doch selbst im natürlichen vnd
eigentlichem verstandt nicht erhalten.
(
7. Brem. Q iiij b.
)
Zum siebenden haben wir aus zusammenhaltung der wort vom Kelch bey Mattheo vnd
Marco / vnd dann bey Luca vnd Paulo / erweiset / Das nicht einerley Buchstaben /
auch nicht einerley ordnung der wort / sondern vnterschiedene arth zu reden /
vnd vngleiche Construction oder Syntax von den Euangelisten vnd dem Apostel gebraucht werde.
Welches wir zu diesem ende angezogen / Das man sehen möchte / daß / wann vnsere
Widersacher fürgeben / sie folgen dem Buchstaben bey dem einem Euangelisten /
Sie in dessen von dem Buchstaben des andern Euangelisten abweichen.
Diss sehen diese Theologen / das es jhnen zuwidersprechen nicht müglich sey /
Drumb kommen sie mit jhrem Kuckuck her / vnd transferirn widerumb statum causae
/ Waschen abermahls an diesem orth / wie auch drobe̅ / dahin sie
sich hiermit referirn, (
Fol. 84.
) Es folge dennoch nicht / das darumb zeiche̅ des abwesenden
leibs vn̅ bluts (
Fol. 57. b.
) Christi müsten verstanden werden. Da können wir leiden / wie jhre wort
hie lauten / Das auch ein Kind von acht oder neun jharen dz vrtheil felle / ob
solches eine richtige antwort sey auff vnser argument / oder
|| [ID00235]
ob es Nicht viel mehr eine schendliche
außflucht sey / vnd brauchen wir abermahls viel mit besserm fuge / jhre eigne
wort / das wir gar nit zweiffeln / das ein jeder vernünfftiger sehe vnd verstehe
/ das alles was sie dißfals fürbringen / eitel genötigt / vnd felschlich
erzwungen ding sey.
So müssen sie selbst dieses orths bekennen / das wir in vnser(
Brem. Q iiij b.
) schrifft nicht in abrede̅ gewesen / wie wir solches noch
gestehe̅ / Das bey allen Euangelisten kein ander blut des
newen Testaments genennet werde / als das blut Christi / dz er für vnsere sünde
vergossen habe.
Was ists dann / das sie mit vorkerlicher deutung der Metonymiae signi & rei signatae ohne auff hören daher plaudern /
als schlüssen wir das ware Blut Christi aus dem Abendmahl? Aber diss ist jhre
Sophistische vnarth / das sie nuhr diuerticula suchen / damit sie vnberichte
Leut vom fürgesteltem Zweck abführen / vnd jhre schande gerne verbergen wolten /
weil sie in der heuptsachen so bloß vnd nackend stehen.
Zum achten / haben wir geschrieben / Das bey dem Euangelisten Marco allein / per hysteron proteron / diese wort (Sie truncken
alle(
8. Brem. R 1
) darauß) zuvorn vnd ehe erzehlet werden / ehe dann die wort Christi
folge̅ / das ist mein blut.
Diss müssen diese Theologen auch gestehen / Denn / sagen sie /(
Fol. 84.
) es stehen diese wort (das ist mein blut) hernach / vnd die wort vom
trincken sind vorher gesetzt / welches man in schulen
nennet / Suchen aber dabey widerumb jhre diuerticula.
Sagen / es müssen Marci wort dennoch nach der ordnung der andern Euangelisten
verstanden werden / Freylich muß es also sein / Sonst were es kein hysteron
proteron.
Darnach kommen sie wieder mit jhrem Gugkuck / Ob gleich Marcus eine andere
ordnung helt / so folget aber darumb nicht / Ergo, so
heist (Blut) des ABWESENDEN bluts Christi zeichen / Diss
treiben sie mit vielen worten auch hernach beymeldung der consecration / der wir
in vnser Schrifft beyleufftig gedacht hatten / vnd schütten endtlich den
lügensack vollend gar aus / Das wir nemlich zu letzt aus dem H. Abendmahl anders
nichts / als ein GEMEINES(
Fol. 85.
) Abendmahl machen / da Brodt vnd Wein außgetheilet / bey welche̅
|| [ID00236]
man auch des auffgeopfferten leibs vnd
vergossenen bluts Christi gedencken / vnd jhme dafür dancksagen könne.
Von welcher Epicurischen prophanitet, wie sie es nennen / wir jhnen dißmals
allein mit jhren worten antworten / das kein zweiffel sey / wenn sie bessere
gründe hetten vnsere argument zuwiderlegen / Sie würden diese vnd dergleichen
lesterungen mit dem kleinsten fingerlein nicht anrühren / Als sie dann auch sich
billich schemen solten / mit solchen vngegründten lesterungen herfür zukommen.
Aber da ist weder scham / noch gewissen mehr / wenn man zum Epicurischem gespött
sich einmal begeben hat.
9. Zum Neundten / In den worten / Mein leib wird für euch gegeben / Mein blut
wird für euch vorgossen / haben wir geschrieben / sey eine Enallage, Denn praesens werde braucht pro futuro.
Diß heissen sie Carlstadisch / vnd ziehen sich auff das ander theil Lutheri von
den Himlischen Propheten / Sehen aber nicht / das Lutherus daselbst nicht dieses
an Carolstad widerspricht / Das der Leib Christi nicht gegenwertiglich vber
tisch / sondern hernach erst am Creutz hingegeben ist / sondern / das er wider
das Carolstadianische Tuto / von dem sitzendem leib /
vnd wider ettliche desselben folgen (
Tom. 2. w 47.
) streite / Sunsten aber dieses recht sein / vnd recht bleiben lesset / Der
für euch gegeben wird / das ist / wie seine wort lauthen / Der für euch SOLL gegeben werden / oder schon dahin verordnet ist vnd
beschlossen / das er gegebe̅
WERDE / als were er schon bereit gegeben. Könne̅ diese Theologen / so müge̅ sie es anders vn̅ besser mache̅ / vn̅ eine newe
Gram̅atike̅ herfür bringe̅ /
darinnen futuru̅ & praesens, ein temp9 sey.
Sage mir aber / Christlicher lieber Leser / Was von solchen Theologen zuhalte̅ sey / die allenthalben solche ausfluchte suche̅ /
vnd jm̅erdar jhre fallaciam plurium
propositionum also Kindisch vnd Sophistisch treiben / Als sie hier
widerumb frembde folgereyen fürbringen / die nicht vnser / sondern Ihre eigene /
schöne / gewaltige vnd starcke schlußreden sein / wie sie hie reden.
(
Fol. 85.
)
Christi Leib ist im Abendmal nicht gecreutzigt / sondern hernach erst.
Ergo, so ist er im Abendmal nicht gegenwertig.
Denn bey vns / Gott lob / beides war vnd vngezweiffelt ist / das Christi leib im
Abendmal nicht gecreutziget / vnd das er vns doch im brauch des Abendmals
gegenwertig ist. Darumb sie
|| [ID00237]
jhre Kunst /
damit sie ein solches dae bey vns keinen streit hat / beweisen wollen / in deme
sie / als die simiae Lutheri, die sprüche Joh. 1. Siche das ist das Lamb Gottes / etc. Vnd Joh. 10. Ich lasse mein leben für meine schaffe / Welche Lutherus co̅tra Carolstadium gebraucht /
wider vns anziehen / gar nit dieses orts ostentirn dürffen. Den̅
sie nimmermehr werden darthun / das wir schreiben solten / das Christi leib im
Abendmal nicht gegenwertig / oder das brod im Abendmal nuhr vnd schlecht des
allerding abwesenden leibs Christi zeichen sein / Darumb sie mit diesen elenden
vnd nichtigen calumnien wol möchten daheim bleiben / wie jre wort allhie
lauten.
Zum zehenden haben wir erinnert / Das nach dem Grichischen(
10. Bre. R 1
) text bey dem Euangelisten Luca / die wort also lauten / als were der
Becher für vns vergossen zu vorgebung der sünde̅ / Weil aber
allein dz blut Christi für vnsere sünde vergossen ist / dessen Sacrament dieser
Kelch ist / habe̅ wir angezeigt / das auch kegentheil fürvber
nicht könne / Sondern müsse eine figürliche art zu reden hierinnen zulassen.
Nun sprechen diese Theologen / das sie gerne gestehen / das die Construction(
Fol. 85. b
) im grichischen mit sich bringe / das es im deutschen also heissen müsse
/ der Kelch der für vns vergossen ist / vnd dz sie wol wissen / dz der Becher
nicht für vns vergossen ist / sondern das tewre blut Christi selbst.
Da mit sie aber die folge / so vnwidersprechlich auch aus solcher jrer eigen
bekentniß sich schleusset / vertuschen mögen / das nemlich / die art zu reden /
so Lucas allhier gebrauchet / nicht nach dem buchstabe̅ / sondern
figürlicher weise müsse verstanden werde̅ / digredirn sie widerumb auff jren locum
communem, der da heist calu̅nia,
lassen die gege̅wertige proposition, alß
damit sie gefange̅ sind in jrem hertzen vnd gewissen / anstehen /
vnd lestern abermals / von einem zeichen des fern abwesenden bluts Christi / Das
könne man / sprechen sie / aus solchem grund nit erhalte̅ / So wir
es doch zu solche̅ ende gar nit eingefürt / sondern schlecht
darumb / dz man verstehen möchte / wie sehr auch kege̅teil des
buchstabens sich rümet / sie dennoch bey de̅ buchstabe̅ selbst nicht könne̅ noch vermögen zubleibe̅.
Hievon solte̅sie antworte̅ / so declamitirn sie / es sey kein ander blut für vns vergossen denn dz
ware blut Christi / welches wir one sie / zuvorn selbst deutlich gnug
geschriebe̅ / Ite̅ / dz ebe̅ dz
blut / so am creutz vergosse̅ / sey die gabe / vn̅
gesche̅ck / welche vns durch den brauch des kelchs gegenwertig
|| [ID00238]
vnd warhafftig werde außgetheilet.
Weiches wir so wenig jemals verneinet / als das der Apostel schreibet / Der
gesegnete Kelch ist die gemeinschafft des bluts Christi.
Was gibt aber dieses zuschassen der fürgestelten proposition / das in dieser rede
/ Der Kelch ist für euch vorgossen / der Buchstabe nicht könne erhalten werden?
Dauon sie widerumb (
Fol 86.
) neuwe ausflucht suchen / Schelten auff die annotationes Bezae su per n. t. Darinnen diß ein Solecophanes genent
wird / wann der Nominatiuus
referirt werden solte / nach dem Buchstaben / auff den
vorhergehenden datiuum, , Sie
reissen aber selbst einen groben Solaecismum, wie sie diß wort zweymal hie
gebrauchen / in deme sie den vnderscheid auffheben / zwischen dem general wort , welches in gemein
alle figuras gra̅maticas begreiffet / vnd
zwischen dem besondern wort Selaecismus, das man gemeiniglich pro Vitio Constructionis bey den Jungen Knaben in Schulen zugebrauchen
pfleget. Viel mehr aber begehen sie eine Calumniam / das sie nicht volkömlich
obgemeldten text anziehen / auch auff den scopum solcher
annotationum nicht achtung geben.
Darüber sind sie wider sich selbst / vnd müssen eben hiermit vns beyfall gebe̅. Den̅ so allhier keine figura grammatica ist / so
wird auch nach dem Buchstaben / dz nicht zu dem
gehören / Sondern zu dem ,
vnd solches haben sie zuvorn auch nachgegeben / wie wöllen sie dann ohne
figürliche art zureden diß auslegen? Der becher ist vorgossen zu vorgebung vnser
sünden.
Heisset auch dieses nicht eine figur gesetzt / da sie sich auff (
Tom. 2 W. 194. b.
) Lutheri locum beruffen / der ausdrucklich sagt /
das vmb Sacramentlicher einigkeit willen gesagt werde / PER
SYNECDOCHEN, DER BECHER wird vergossen / so doch ALLEIN das blut vergossen wird.
(
11. Brem. R 1 b.
)
Zum eilfsten / haben wir geschrieben / Das auch gegentheil mit bestandt vnd grund
nicht verlangnen könne / das in allen den Reden bey den dreyen Euangelisten vnd
S. Paulo / vom Kelch / eine figürliche art zureden nachgelassen werden
müsse.
|| [ID00239]
1. Denn der Kelch ist nicht wesentlich das Neuwe
Testament.
2. So heist das nicht bey dem Buchstaben geblieben / wann
gegentheil fürgibt / Im Kelch ist das Newe Testament.
3. Auch ist der Kelch nicht wesentlich das blut
Christi.
Hierauff antworten diese Theologi / Das sie eine Synecdochen in diesen Reden aus Luthero gestehen / daraus werde man
aber nicht eine(
Fol. 86. b.
)
metonymiam signi & reisignatae PROCVL ABSENTIS
machen können.
Das sie nuhn die Synecdochen aberm als nennen / vnd zulassen / damit bestetigen
sie eben / was wir geschrieben. Das nemlich sie selbst nicht bey dem blossen
Buchstaben bleiben / sondern eine figürliche rede setze̅ / Von der
re signata procul absente ists abermahls eine translatio status / vnd
calumnia.
Wie sie auch den scopum vnd ziel dieses vnsers arguments nicht erreichen / So das
blut Christi wesentlich im Becher gewesen /(
Brem. R ij.
) vnd die Jünger Christi dasselbe leiblicher weiß aus dem Kelch
getruncke̅ haben / würde diese dem Christlichen glauben
widerwertige außlegung bey dem kegentheil folgen müssen / Daß das blut allbereit
vber tisch vorgossen / vnnd also noch für dem tode Christi / vnd für dem
blutuerr gissen am Creutz bereithan vber tisch das ewige Newe Testament
volbracht vnd bestetiget sey.
Diss / sprechen sie / sey Fraw Hulden / das ist menschlicher vornunfft(
Fol. 87.
) eingeben / welches Christum nicht habe gehindert an der mittheylung
seines leibs oder bluts / gleich als wenn es der vernunfft geticht were / Das
die Euangelisten schreiben / Christus habe am Creutz erst sein opffer vollbracht
/ Oder als hetten wir simpliciter vnd allerdings hiermit
verneinen wöllen die gemeinschafft des bluts Christi / welche / auch vber tisch
den Jüngern / durch darreichung vnd trincken aus dem gesegnetem Kelch /
bestetigt vnd zugeeignet ist / vnd wir nicht viel mehr durch diß argument /
allein die coëxistentiam corporalem sanguinis & vini in
calice widerlegen wöllen / das ist / das man tichtet / das blut Christi
sey wesenilicher weiß im Kelch / mit dem Wein vermischet / oder es sey ja eine
wesentliche berürung des bluts Christi mit dem Wein vnd Kelch gewesen / von
welchem blut
|| [ID00240]
die Euangelisten lehren /
das es noch nicht vber tisch vergossen / sondern domals in den Adern Christi
warhafstig vnd wesentlich gewesen sey.
Ein lauter vergebliches spiegelfechten ist es aber von diesen Theologen / das sie
jmmerdar declamitirn vber dem jenigen / das keinen streit hat / so ferne es nuhr
der schrifft nach erkleret (
Fol. 87.
) wird / Als da sie abermahls sagen / der Kelch sey nicht des abwesenden
bluts Christi zeichen / das blut Christi sey im ABENDMAHL gegenwertig / es sey eine grewliche Gotteslesterung / wenn
man sagen wolte / dz newe testament sey durch ein zeichen des abwesenden leibs /
vn̅ nicht durch das gegenwertige tewre blut Christi selbst
erworben vnd zuwegen gebracht / Item / das es wol etlicher massen war sey / das
der Kelch / weder das newe Testament noch das blut Christi selber sey (nemlich
wesentlicher weiß.) Aber wenn man auff die Sacramentliche einigkeit (die aber
nit eine leibliche wesëtlicheverbergu̅g ob coëxistentz ist) sehe /
so werde es recht vnd billich das Testament vnd blut Christi selber genennet
(Nemlich praedicatione sacramentali & figurata / wie sie denn selbst hie
abermahls bekennen / das in solcher rede eine synecdoche
sey / ohne das sie widerumb calumnijrn von einer Metonymia signi & rei signatae procul absentis, die
sie also beschreiben / (
Fol. 87. b.
) das damit gelehret werden soll / das der Kelch oder Wein im Kelch / ein
zeichen DES ABWESENDEN Testaments / oder vergebung der
sünden / vnd des ABWESENDEN thewren bluts Christi sey.
Welches / wie sie hie lestern / nicht wir streiten / sondern sie mit
schendlicher vnwarheit vns aufftichten.
Vnd zwar erzehlen sie hie zwey mahl nach einander vnsere (
Fol. 87. a & b. Brem. R ij b.
) eigene wort / Welche solch geticht vnd calumnien gnugsam widerlegen. Das
wir nemlich geschrieben / Der Kelch sey ein eusserliches vnd sichtbares zeugniß
vnd gnadenzeichen / damit nicht allein bedeutet / sondern auch im rechtem brauch
einen jeden gleubige̅
VBERGEBEN vnd APPLICIRT werde
das blut vnd verdienst Christi / vnd das newe Testament oder die güter im
Euangelio versprochen / vnd mit Christi BLVT
erworben.
(
Fol. 87. b.
)
Siehe aber / wie sie dieses auch gerne vnrecht machen wolten / Sie sagen / es
gehe allein auff die glaubigen.
|| [ID00241]
1. Die wort der einsetzung aber sollen jhnen in gemein
geredt sein absque omni conditione fidei vel
incredulitatis.
2. Vnd hiermit / sprechen sie weiter / würde die
Sacramentliche nissung des leibs vnd bluts Christi zu grund auffgehaben.
3. Vnd die lehre Pauli von nissung der vnwirdigen gantz
vnd gar zu boden gestossen werden.
Dagegen soll jhnen diß allein recht sein. Das ohne vnderscheid(
Fol 88.
) alle gleubige vnd vngleubige / den waren leib vnd blut Christi empfangen
oder theilhafftig werden sollen.
Nuhn haben sie kurtz zuvorn selbst das newe Testament von(
Fol. 87. b
) vergebung der sünden außgelegt / welches in gemein heissen alle güter im
Euangelio versprochen / So nuhn die wort Christi / dieser Kelch ist das newe
Testament in meinem blut / wie diese Theologi hie schreiben / ohn alles beding
des glaubens oder vnglaubens verstanden werden sollen / So wird nach solcher
jhrer außlegung / der vnglaubige so wol als der glaubige / vergebung der sünden
vnd alle die güter im Euangelio verspochen / empfangen durch den eusserlichen
brauch dieses Kelchs. Da sey vns aber Gott für / das wir ein solchen
schanddeckel aller sünden / vnbußfertigkeit / vnd vnglaubens bey den gottlosen
bestetige̅ helffen / vn̅ den vnglaubige̅ / one bekeru̅g vnd vertrawen auff Christum / dz
ewige leben vn̅ seligkeit zuspreche̅. Dan̅ auff einerley weiß / vn̅ vmb einerley vrsach
willen / wird der Kelch beydes das blut Christi dz N. Test. genen̅et.
Aber diesen Theologen feilet es daran / das sie nicht in acht nemen / das alle
verheissungen der gnaden GOttes / sie werden nuhn im wort des Euangelij / oder
in den Sacramenten fürgestellet / pactionalcs sind / vn̅ ohne
glauben (so viel vns anlanget) vns nicht nütze sind / vnd bleibt dennoch Gott
allzeit warhafftig / vn̅ wird weder die predigt des Euangelij /
noch die Sacrament durch vnsern vnglauben / zu nicht / oder derselben wirdigkeit
oder vollkommenheit etwas abgebrochen.(
Fol. 87. b.
)
Ja / sprechen aber diese Theologen / Wann dieses in den worte̅ der
einsetzung außgedruckt / were aller streit schon auffgehaben. Warumb sehen sie
aber nicht die wort der einsetzung recht an / so würden sie finden / das es
recht gesagt sey in Apologia August. Conf.
|| [ID00242]
(
Tit. de vsu Sacra. & sacrif.
) In Sacramento duo sunt, sig num & verbum, verbum
in nouo testamento est PROMISSIO gratiae addita signo. Promißio noui
testamenti est promißio Remißionis peccatorum, sicut textus hic dicit, Hoc
est corpus meum quod pro vobis datur. Hîc est est calix noui testamenti cum
sanguine meo qui pro multis effunditur in R. P. Et ceremonia est quasi
pictura verbi seu sigillum, vt Paulus vocat, ostendens promißionem, Ergo
sicut promißio inutilis est, nisi fide accipiatur, ita inutilis est
ceremonia, NISI FIDES accedat, quae verè statuat hîc offerri R. P.
(
Brem. P iij. b.
)
Auff diese wort haben wir vns auch inn vnser ersten schrifft summarischer weise
gezogen / die hetten diesen Theologen / wan̅ sie nicht wissentlich
die augen zuthun wolten / das gesicht ein wenig öffnen können / das sie hetten
sehen mögen / wie eben die wort der einsetzung / welche auch diese sind. Dieser
Kelch ist das NEWE TESTAMENT / den glauben erfoddern /
weil sie wort der verheissung der gnaden sind. Welche wie die Apologia redt /
niemand nütze ist / es sey dann das sie mit glauben werde angenommen.
Hetten sie auch den von vns angedeuteten locum Apologiae
August. nachschlagen / vnd lesen wöllen / was weiter folget / so würden
sie ferner gefunden haben / Das zu den worten der einsetzung auch gehöret / Das
Christus sagt / Thut dz zu meinem gedechtniß / Welches ohne allen zweiffel den
glauben erfoddert. Nam ad
(
Tit. de vsu Sacra.
) hunc vsum instituit Christus sacramentum, cùm iubet
facere in sui commemorationem. Quia meminisse Christi, non est ociosa
spectaculi celebratio, aut exempli causa instituta, sicut in Tragaedijs
celebratur memoria Herculis, aut Vlyßis, sed est meminisse beneficia
Christi, Eaque FIDE accipere, vt per ea viuificemur.
Diß hette jhnen abermals das gesicht scherffen / vnd sie lehren können / das die
wort der einsetzung / wenn man sie gantz beysammen behalt / freylich den Glauben
erfoddern / ohne welchen man des neuwe̅ Testaments / sampt dem
Leib vnd Blut Christi für vns gegeben vnd vorgossen / nicht wird teilhafftig
werden.
(
2.
)
Die Sacramentliche niessung aber des Leibs vnd Bluts Christi / wird darumb nicht
auffgehaben / Nuhr mangelt es daran / das diese Theologen Christum meistern
wollen / vn̅
Signum vnd rem Signatam nicht
vnderscheiden können / Den̅ Christi Wort
|| [ID00243]
Esset / Trincket / gehoren zu dem Brod
vnd Kelch / das er in seine Handt genommen / gebrochen / vnd den Jüngern in jhre
Hende gegeben / vnd durch die dancksagung abgesöndert hat / vom gemeinem
schlechtem Brod vnd Wein / vnd zu einem Sacramente verordnet / Sein Leib vnd
Blut aber sampt allen seinen wolthaten / vnd dem gantzem neuwen Testament / ist
nicht das Sacrament / sondern die gabe vnd geschencke selbst / die vns im
rechtem brauch vorheissen / angebothen / geschencket vnd gegeben wird.
Was auch der vnwirdigen Nissung betrifft / so sie diß von(
3.
) den gantz vnglaubigen verstehen / da von werden sie aus Paulo nim̅ermehr beweisen / das / des leibs vnd bluts Christi schuldig
werde̅ / Soviel heissen soll / als desselben teilhafftig sein
/ Dann Reus vnd particeps sind ohne allen zweiffel widereinander.
Aber davon ist in voriger vnser Schrifft ausfürliche erklerung geschehen /
dawider diese Theologen andere widerlegung(
Fol. 88.
) bringen müssten / wenn sie dieselbe falsch vnd vnrecht (wie sie hie
reden) machen wolten.
Schlißlich bringen sie den inhalt vnser wort / damit wir / die erinnerung von den
figürlichen reden in beschreibung des Abendmahls / geschlossen haben / nuhr mit
wenigen für. Solten aber billich deutlicher vnd getreulicher angezeigt haben /
zu welchem ende / solche erzelung von vns geschehen / oder viel mehr vns von
vnsern widersachern abgetrungen sey / Nemlich weil sie selbst nicht eine sondern
viel figürliche Reden in den WORTEN damit die GANTZE einsetzung Des Abendmahls beschrieben wird /
notwendig vnd vnvmbgenglich setzen müsseu / Das es demnach bey jnen ein
vergeblicher Ruhm sey / vnd ein vnzeitiges verdammen vnd schreyen / Als blieben
sie durchauß vnd stracks bey dem Buchstaben / als geben sie allein Christo die
ehre / als müsten dagegen alle die alten vnd newen Lehrer / so die Sacrame̅tlichen reden von diesem geheimniß nach anleitung der schrifft
Sacramentsweiß außlegen / Sacramentirer / Verleugner Christi vn̅
verfelscher seines Testaments sein / etc.
Hetten sie diesen vnsern Epilogum / zusampt dem eingang
|| [ID00244]
gegeneinander gehalten / vnd getreulich
erzelt / So würde jedermenniglich wol vernommen haben / das sie wissentlich
vnser intention vnd scopum vns verkeren / vnd hetten sie de mnach jhrer
exclamation, so sie diß orts gebrauchen (als hette̅ wir trutzig
ins gelach hienein geschrieben / vnd nicht erwiesen / darüber wir furnemlich
(
Fol. 88.
) streiten) gar keine fuge gehabt.
Denn eben diß ist vnser intention gewesen / die sie hie mit jhrer selbst
bekendtniß abermals bestetigen / vnd gut sein lassen müssen. Das es war sey /
das in den worten des Abendmahls ettliche figürliche reden sein. Vnd haben wir
nicht (wie sie sagen) ex particularibus also
geschlossen.
Dieses oder jhenes wort hat einen tropum.
Ergo, so müssen vnd sollen die wort / Dz ist mein leib /
das ist mein blut / vo̅ zeichen DES
ABWESENDEN leibs vn̅ bluts Christi ausgelegt werde̅.
Sondern diß ist die Summa vnser gantzen schlußreden gewesen / als die proposition
so für dem Titel hergehet / der Titel vnd vberschrifft dieses Capitels / der
Epilogus / vnd alle siuck vnser erzelung augenscheinlich deuten.
In beschreibung des Abendmahls / Müssen auch vnsere widersacher mehr als zehen
oder eilff figurn nothalben zulassen.
Darumb so wird mit vngrund von jhnen gerühmet / Das die wort des H. Abendmahls
ohne einige figur vnd tropo sollen verstanden werde̅.
Das antecedens haben diese Theologen bißher nicht widerlegt / sondern viel mehr
bestetigt. Den̅ so jhre diuerticula vn̅ abwege
zusampt den calumnijs, welche sie hie auch am ende / als einem Gugkuk von den
zeichen des abwesenden leibs erhole̅ / beseith gesetzt / vnd der
principal handel in acht genommen wird / So hat sich bey einem jeden stuck
erfunden / das sie nicht für vber gekundt / sondern in allen den von vns
angezogenen exempeln entweder bekenne̅ müssen / das es nicht
figürliche art zurede̅ sein / oder da sie je zuweile̅ solches frey herauß sage̅ wölle̅ / sie sich
selbst mit Contradictionibus implicirt, vn̅ mit worte̅ zwar geleugnet vnd doch mit der that vn̅ im werck gestehe̅ haben müssen / dz sie es nicht eigentlich vnd stracks nach dem
Buchstaben verstehen könne̅. Als (
1.
) 1. NACHT per Synecdochen partis für dem Abend
oder anfang der
|| [ID00245]
angehenden nacht. 2. ESSEN im natürlichem verstand vom brod /(
2.
) Von einem vbernatürlichem essen aber / in einem andern als in dem
natürlichem verstandt / so es auff den waren Leib Christi gezogen wird.(
3.
)
3. In dem wort DAS per Synecdochen
co̅tinentis et contenti verstehen sie das vnder dem
brod / Oder Brod vnd Leib beysammen / daß sie genent haben(
4.
) Fleischbrod. 4. HINGEBEN vnd VORRATEN für das gantze leiden / auch per
Synecdochen partis. Item / GEBROCHEN oder in
stück zertheilet werden von dem Leib Christi / nicht eigentlich sondern(
5.
) Sacramentlich. 5. KELCH für den Wein vnd für das
Blut / welche beyde im Kelch wesentlich sein sollen nach jhrer meinung /
eine(
6.
) zwifache synecdoche. 6. TRINCKEN vom Wein /
natürlicher weiß / vom blut Christi vbernatürlich / vnsichtbar / vnd
vnbegreifflicher weise / vnd also auch nicht in gemeinem oder natürlichem
verstand.(
7.
)
7. Das Mattheus vnd Marcus VOM
KELCH nicht einerley buchstaben / ordnung der wort noch construction führen / ob wol der verstandt(
8.
) nicht wider einander ist. 8. Hysteron proteron
in den worten SIE(
9.
) truncken alle daraus. 9. Enallage temporis WIRD
GEGEBEN(
10.
) vnd vergossen / das noch künfftig geschehen solte. 10. Der BECHER wird EVR
EVCH vergossen nach S. Lucas worten zu vergebung(
11.
) der sünden / per synecdochen. 11. Der Kelch IST DAS newe Testament / oder Blut Christi nicht
wesentlich / vnd derhalben nicht nach dem Buchstabe̅ / sondern
Sacramentlich / oder wie sie es genent habe̅
per synecdochen.
Denn wir jetzund von den nahmen der figurn nicht streiten / Sondern durch jhre
selbst bekendtniß / allein dieses kürtzlich widerholen / das sie in allen den
von vns erzehlten exempeln / den laut des Buchstabens nicht erhalten.
Diß exempel / weil sie soviel blat darmit zugebracht / haben wir bißher von stuck
zu stücken / etwas ausfürlicher / denn wir vns anfenglich fürgenomen / erzelen /
vnd dem Christlichen Leser vorstellen wöllen / damit man doch hierbey abzunehmen
/ was diese Theologen für widerlegung / wider vnsere argument fürbringen. Solten
wir nuhn vollend / auff alle vnd jede exempel weither vortschreiten / vnsere
argument / mit jhren vorgeblichen ausflüchten / vnd verkerungen vnser wort vnd
meinungen zusammen halten / vnd dann jhre nichtige antworten widerlegen / So
würden wir vns mit schreiben / vnd den Christlichen Leser
|| [ID00246]
mit dem lesen vberdrüssig machen / Wer
da wil / halte vnsere vorigeschrifft / vnd das grosse Pluderment dieser
Theologen zusammen / setze die affecten vnd vorvrtheil bey seith / bitte GOtt
vmb den rechten verstandt / gebe auff den heuptstreit vnd rechten zweck der
sachen jeders orts achtung / So wird er augenscheinlich sehen vn̅
greiffen / wie diese Theologen mit hochdrabenden prechtigen worten / vnd
vergeblichem / weitgesuchten / vnd offt widerholtem einerley geschwetz / dennoch
nirgend mit bestendigem grundt vnsere meinung vnd argument widerlegt / Sondern
gemeiniglich jhre solutiones vnd antworten / entweder 1. Durch schlechte vnd
blosse inficiationes ob verneinung vnser schlußrede̅ fürbringen /
als die alten Collegiaten in schulen vor zeiten sagte̅ / Nego
conclusionem, quia est co̅tra me, dabey sie dan̅
weitleufftige erzehlung jhrer gegenlehr anhengen. 2. Oder durch verenderung des
status controuersiae vnd hauptstreits / das man heisset fallaciam plurium
propositionum. 3. Oder durch gesuchte vnd zugenötigte cauillationes. 4. Oder
auch durch aufftichtu̅g vngereimbter consequentz vnd folgen / die
sie in vnser schrifft nie gefunden noch gelesen haben. Welches eben ein handel
ist / Als die Kinder einen hauffen gemalter Mennlein auff ein Papir zusammen
bringen / dasselbe an die Wandt hefften / vnd mit einem Messer / oder
Nadelspitzen / eines nach dem andern todt stechen vnd würgen. Das sind denn
treffentliche thaten grosser Helden / die alle Welt reformirn wollen / die vber
alle Kirchen / sich als magistros & dommatores fidei, auffwerffen / die jhre
schrifften alleine wöllen gelesen haben / dieselben in die Kirchen lassen
einkauffen / den vnberichten Pastoribus in Stedten vnd Dörffern auffdringen /
des kegentheils Bücher verbieten / vnd was sie wider sich zusein vermeinen /
niemandt zu lesen / gönnen / noch vnter handen wöllen kommen lassen / Lestern
aber in dessen / schenden / verdammen / verfolgen jhres gefallens / was sie noch
nie jrrthumbs vberwiesen haben.
Diss mag Gott einmahl an jhnen heimsuchen vnd rechnen /
|| [ID00247]
oder sie in gnaden bekeren / vnd der
Christlichen Obrigkeit / derer nahmen vnd authoritet sie sich mißbrauchen / auch
sonsten jedermenniglich / die augen öffnen / vnd nach dem so langwirigem streit
von dieser sachen / die warheit je lenger je mehr an den tag bringen / vnd der
Kirchen Christi an allen örten fried vnd einigkeit verleihen.
Exempel Nichtiger folgen / aus verkertem verstandt der wort der einsetzung des
H. Abendtmahls.
OB wol mit dem richtigem vnd gründtlichem verstandt der ersten einsetzung des H.
Abendmahls / die vnter dem Bapstumb eingefürte jrrige meynungen vnd aberglauben
/ von der leiblichen oder wesentlichen gegenwart des leibs Christi vnter der
Hostien / vnd desselben mündtlicher nissung / Eigentlich zureden / nimmermehr
vorglichen / noch daraus erhalten werden möge̅.
Bemühen sich dennoch diese Theologen / mit etlichen argumenten / die anders nicht
sein / denn eine vorkerung des rechten verstandts der fürnembsten wort der
einsetzung / solche Bepstische geticht zubeschönen / vnd zuvorteydingen.
Denn wiewol sie die transsubstantiation verwerffen / welche Lutherus als ein
adiaphoron geachtet / vnd zu glauben oder nicht zu glauben frey gelassen. So
bekennen sie sich doch mit(
Fol. 42.
) außdrücklichen worten / zu der Papisten lehr von der leiblichen
gegenwart des leibs Christi vnter der Hostien / ob sie wol mit dem general wort
der waren gegenwart im Abendmahl / solche vngehewre meynung gerne decken wolten
/ vnd vnter dem ansehe̅ der Augspurgischen Confeßion / vnd derselben zugethanen Kirchen / solches zubementeln
sich vnderstehe̅ / Vnsere Kirchen / sprechen sie / so viel diesen
punct / die ware gegenwart des waren vnd wesentlichen leibs Christi im H.
Abendmahl betrifft / haben sich nie abgesondert vom Papstumb / oder etwas anders
gelehret. Was aber der Papisten lehre
|| [ID00248]
hiervon sey / vnd was sie für eine ware gegenwart im Abendtmahl felschlich
rühmen / ist aus Berengarij Reuocatione / so vo̅ Bapst Nicolao jhme auffgedrungen / klar gnug / Welche kein
Christ inn so hellem licht der warheit / in den Euangelischen Kirchen
billiche̅ kan. Werdens auch diese Theologen bey keine̅ verstendigen dahin bringen können / das leibliche oder
wesentliche gegenwart eines vnsichtbarn leibs Christi vnter der Hostten / in der
Paten / vnd Handt des Priesters / so viel sey / als die ware gegenwart des waren
leibs Christi im H. Abendmahl / davon die vorbesserten exemplar Augspurgische̅
(
Fol. 41. b. 42.
) Confeßion, Apologia, vnd formula Ratisbonensis / auff welche sie sich allhier referirn / reden
/ wo ferne man anders nicht wider / sondern nach der H. schrifft derselben
verstandt deuten wil / Als denn alle menschliche schrifften / vnd Confessiones
allein dem wort Gottes vnterworffen sein vnd bleiben / vnd nach demselben
regulirt werden müssen.
Vnd sind wol diß prechtige vnd hochdrabende wort / da sie (
Fol. 45. a. & b.
) vielmahls rühmen / jhr glaub hab nicht von den Schullehrern seinen
vrsprung vnd anfang / jhre lehre vnd bekendtniß sey aus keines Engels oder
Menschen meinung oder gutdüncken / sondern alleine aus den helle̅
/ dürren vnd klaren worten der einsetzung Christi genommen / vnd darauff (
Fol. 46. b.
) als auff einen vnbeweglichen felsen gegründt vnd gebawet. Sie glauben vnd
bekennen / eben dieses vnd kein anders / denn was die wort Christi (
Fol. 96. b. 110.
) selbst mit sich bringen / vnd deutlich zuvorstehen geben. Die lehre von
der nissung der substantz des leibs vnd bluts Christi / welche den wirdige̅ vnd vnwirdigen gemein sey (sie meinenaber die mündtliche nissung
/ darvon Berengarij reuocation redet) komme nicht aus de̅
Bapsthumb her / sondern von Christo selbst / der sie geoffenbaret / vnd in den
worten seines Testaments fürgeschrieben habe.
Aber sie thun den worten Christi vnd derselben rechtem verstandt vnd meinung
gewalt vnd vnrecht / vnd handeln wider den Göttlichen befehl.
Deut. 4. Ihr solt nichts dazu thun / das ich euch gebiete / vnd solt auch nichts
davon thun. Prou. 30.
|| [ID00249]
Thue nichts zu
seinen worten / das er dich nit straffe / vnd werdest lügenhafftig erfunden.
Dann in den worten Christi wird vns vorheissen die gemeinschafft des WAREN leibs Christi / welcher für vns gegeben ist / vnd
der da Fleisch vnd Bein / vnd alle wesentliche eigenschafften eines natürlichen
menschlichen leibs hat / vnd in ewigkeit vnverendert / vnd vnabgetilgt behelt /
vnd diß ist / zusampt desselben verdienst vnd krafft / der rechte SCHATZ vnd dz Himlische gut / welches man nennet Rem signatam, dessen wir im rechte̅ brauch
des Abendmahls theilhafftig gemacht werden. Dagegen weisen vns Papisten vnd
Schullehrer (derer meynung diese Theologen für Christi lehr außgeben) auff einen
VNSICHTBARN / vnbegreifflichen leib / so vnter der
Hostien verborgen / vnd durch den mund in vnsere leib eingehen soll / der weder
die substantz ob wesen / noch eine einige eigenschafft eines waren leibs hat /
dergleichen Christus weder für vns gegeben / noch jemals an sich genommen / noch
in der ersten einsetzung vber tischgehabt / noch heutigs tags im Himmel / vnd in
der glorien an sich hat / Vnd einen solchen ertichten Marcionitischen leib /
dörffen sie dennoch den waren vnd wesentlichen leib Christi nennen / vnd an
stadt des lebendmachenden fleischs vnd Bluts Christi (damit wir vereiniget vnd
ein fleisch von seinem fleisch / ein bein von seinem bein naturali participatione, wie Hilarius respectu
obiecti redet / werden müssen) dürffen sie ein lauter gespenst / das
nie in rerum natura gewesen / noch in ewigkeit sein wird
/ für den schatz vnd kleinoth / vnd für das verheissene Himlische gut im
Abendtmahl außgeben / welches den Gottlosen vnd vnglaubigen so wol / als den
Glaubigen in die hand vnd mund gegeben werden soll.
Diß heisst doch auff einmal die wort Christi gantz vnd gar verkert / den Artickel
Christliches Glaubens / von der warhafften Menscheit Christi rein auffgehaben /
den rechten kern vnd schatz des Abendmals geraubet / vnd an dessen stadt ein
geticht / oder viel mehr gar nichts / im Abendmahl vns gelassen / Beydes
|| [ID]
glaubige vnd vnglaubige nuhr geeffet / Gottes vnd aller
Menschen gespottet.
Noch wollen sie dafür angesehen sein / Als die einig vnd allein bey den worten
Christi bleiben / die für den rechten schatz des Abendmals streiten / die
Christi wares fleisch vnd blus verfechten / welches anders nicht ist / denn wie
der Poët sagt.
Da mihi fallere, da iustum, sanctumque videri.
Wir wünschen aber von grundt vnser Hertzen / das doch sie vnd andere vorstendige
Christen / einmal dieser hohen sachen recht nachtrachten / vnd bedencken wollen
/ ob das heisse bey den worten Christi geblieben / wenn man auch den rechten
schatz / vnd das verheissene Himlische gut / des H. Abendmals endert / vnd pro re signata Caenae Das ist / an stadt des waren Leibs
Christi / dessen gemeinschafft vns in den worten Christi versprochen ist / ein
Manicheisch gespenst / oder ein lauter nichts / im Abendmahl den gedancken vnd
Hertzen der Menschen einbildet / vnd den waren krefftigen Trost / den wir an
Christo vnferm brudern vnd Haupt der mit vns einer substantz vnd wesens nach
seiner menscheit sein muß / hinweg nimmet. Solches hat niemand mit Christi
worten zubeschönen / auß welchen Papisten vnd andere gar ein anders folgern /
denn Christus jemals geredt oder gemeinet hat / so offt sie also schlissen.
Christus hat gesagt / Das ist mein leib / der für euch gegeben wird.
Ergo, so ist ein vnsichtbarer vnbegreifflicher leib
Christi vnter der Hostien. Item / Christi leib ist wesentlich an der stedt vnd
ort / da die Hostien in der Hand des Priesters gehalten wird.
Welches / damit es für Christlichen ohren desto weniger abschewlich sey / pflegen
diese Theologen das consequens oder die folge diß arguments zu occultira vnd
zuvorbergen / vnd mit general worten (die auch vns nicht
zuwider were̅ / wo sie jhre fantaseyen von der wesentlichen
verbergung eines vnbegreifflichen leibs vnter dem brodt darunter nicht
versteckten) den vnberichten Leser von dem rechten statu controucrsiae
abzuführen. Als wenn sie sagen.
(
Fol. 33, b.
)
Christus hat in seinem Testament mit deutlichen worten selbst auß
|| [ID]
gesprochen / das er seinen leib gegenwertig im
Abendmahl (das hienieden auff erden / vnd nicht droben im Himmel gehalten wird)
außtheilen vnd geben wolle / Das sollen wir gleuben / vnd nicht von raum / ORHT / oder stedt disputirn.
Item / Wir gleuben lehren vnd halten vermöge der vnfeilbarn(
Fol. 45. b.
) wort des Testaments Christi / das an allen denen ORTHEN (vorhin haben sie gesagt / man soll vom orth nicht disputirn)
an welchen das H. Abendmahl in der Christenheit nach Christi einsetzung auff ein
mal gehalten wird / Christi warer wesentlicher leib / gewißlich vnd warhasstig
gegenwertig außgetheilet vnd empfangen werde.
Dergleichen general reden ist jr gantzer tractat allenthalben voll / vnd müsten
wir viel blat da mit zubringen / wenn wir solche jhre generalitates vnd ambiguitates alle / oder je
nur den mehrern theil / erzehlen solten / Es ist aber allbereit zuvorn von vns
zu etlichen mahlen gesagt / das wir vnsers theils nie gelaugnet / das Christi
warer leib gegenwertig sey IM ABENDMAHL / vnd das er an
allen orthen / da das ABENDMAHL gehalten wird / mit
Brodt vnd Wein / vns werde mitgetheilt. Denn solches wissen wir / das es mit
Christi worten vnd meinung vberein komme. In dessen aber können wir die
tückischen vnd hinderlistigen griff nicht billichen / dz sie vnter solche̅
general reden / einschieben wölle̅ / eine
wesentliche gegenwart eines vnsichtbarn leibs Christi vnter der Hostien / vnd
das sie dennoch diß für den waren Leib Christi rümen / den sie nach
vnterschiedenen orthen vnd stedten hiernieden auff erden / vnser hand vnd mund
gegenwertig machen wöllen. Den̅ es lest sich nicht also schliessen
/ wie sie solches in vorerzehlten jren worten vnd sunsten jmmerdar treiben / vnd
wir droben auch widerlegt haben.
Das Abendmahl wird hienieden auff Erden gehalten.
Christi leib ist im Abendmahl gegenwertig.
Ergo, so ist Christi leib hiernieden auff erden vnter der
Hostien wesentlich verborgen.
Dann nicht alles was im Abendtmahl gegenwertig ist / mus auch an dem orth vnd
stedt / da das Abendmahl gehalten wird / wesentlich gegenwertig sein / Auch ist
eigentlich zureden
|| [ID00252]
der leib Christi dem
glaubigen Menschen im rechten brauch des Abendmahls gegenwertig / Nicht dem
Brodt oder Hostien / sintemahl Christus nach dem Fleisch mit vns Menschen / vnd
nicht mit dem brodt sich voreiniget. Derwegen es mehr nicht / dann eine
verkerung der wort vnd meynung Christi ist / das bey jhnen eins so viel sein
soll / als das andere.
Das Brodt ist Christi leib / vnd Christi leib ist bey dem Brodt wesentlich
gegenwertig / vnd darunter verborge̅ / Dadurch man im gru̅d anders nichts außrichtet / denn das an stadt des waren leibs
Christi ein ander vnbekandter leib wird eingeschoben.
Darff demnach den prechtige̅ rhum dieser Theologen sich niemandt
jrr machen lassen / welche jmmerdar mit worten nennen den waren Leib / vnd das
ware Blut / vnd reden in gemein von der gegenwart im Abendtmahl / do sie doch
allzeit die wesentliche gegenwart eines vnsichtbarn Leibs vnter der Hostien /
darunter verstehen.
Welches / so es in acht genommen wird / ist nicht schwer auff jhre argument
zuantworten / alß do sie schreiben: Christus (
Fol. 54. & 95. b.
) redet nicht von einer empfahung seines leibs / vnd vereinigung mit
demselben / so droben im Himmel geschiehet / Sondern von der gegenwertigen
außtheilung seines leibs vnd bluts / welche hie auff erden im Abendmahl
geschiehet / da er seinen leib vnd blut / mit brod vnd Wein gegenwertig
außzutheilen verheissen hat.
Hie ist nicht der streit darvon / dz hie auff erden / do die handlung des
Abendmahls gehalten wird / mit Brodt vnd Wein der Leib vnd Blut Christi vns
mitgetheilet / vnd wir auch in diesem leben mit dem Leib Christi voreiniget
werden müssen / vnd das solche vereinigung / so viel vnser stedt vnd ort
belanget / nicht im Him̅el geschiehet / dahin wir noch nicht
kom̅en sein. Wann aber sie daraus inferirn wöllen: Ergo, so ist Christus leib wesentlich hie auff erden /
Ist wesentlich vnter dem brod verborge̅ / Sonst köndte die
mittheilung vnd vereinigung des Leibs Christi mit vus auff Erden nicht
geschehen. Da findet sichs / das sie auff einen andern Leib Christi vns weisen /
als von dem wir Glauben / das er jtzund dem ort nach / sichtbar / vnd mit seinen
glidmassen vmbschrieben
|| [ID00253]
im Himmel sey /
welches der einige ware leib Christi ist. Geben in dessen jhren vnverstandt in
Göttlichen sachen an den tag / das sie die Natur vnd krafft des Glaubens / vnd
wie / durch das band des Heiligen Geistes / die vereinigung mit demselben Leib
Christi geschehe / noch nie in acht genommen haben / Meinen es müsse entweder
derselbe / oder ein ander vnsichtbar leib im brod sein: da von man jhnen wol
sagen mag / ô curuae ad terras animae, & coelestium
inanes. Wir wöllen aber noch etliche jhre argument erwegen / so sie aus
vnrechtem verstand der wort Christi ne men / als diese zwo schlußreden sind /
die sie sehr hoch erheben / vnd jhres bedunckens nicht vmbzustossen sein
sollen.
I.
Allein das einige / ware / wesentliche / tewre blut Christi / ist das blut(
Fol 111..
) des Newen Testaments / welches er aus seinem heiligem Leib vergossen
hat.
Nuhn spricht aber Christus in den worten der einsetzung / Trincket das ist mein
Blut des Newen Testaments / das für Euch vergossen wird.
Ergo, so ists vngezweiffelt war / daß das ware blut
Christi / so zu vergebung der sünden vergossen ist / im Abendmahl getruncken vnd
empfangen werde.
Diß argument rhüret nicht einmal an / den Statum Controuersiae, Denn nicht
schlecht vom drincken des Bluts Christi gefraget wird / sondern de modo
bibitionis, obs von einem natürlichem / leiblichem drincken / das mit dem mund
vnd eusserlichen sinnen geschehe / oder aber von dem drincken des Glaubens auch
als dann / wann man sich der eusserlichen Ceremonien nach Christi ordnung
gebrauchet zuvorstehen sey.
So sie nhun ein leiblichs / mündlichs / natürliches drincken des Bluts Christi
inn jhrer Conclusion verstanden haben völlen / ists eine offenbarliche vorkerung
der wort Christi / in welchen das wort Trincken / inn seinem Natürlichem
verstand / vnd nach der ordnung der Construction zum geheiligtem Kelch / vnd
also zu der eusserlichen Ceremonien gehöret. Sprechen sie aber / sie verstehens
wol nicht von eine̅ natürliche̅ / sondern von einem
vbernatürlichem vnbegreifflichem drincken /
|| [ID00254]
welches aber gleichwol mündlich geschehe
/ so richten sie mehr nicht aus / denn das sie sich mit contradictionibus
vorwirren / Denn was vbernatürlich geschiehet / kan nicht die vernunfft noch
eusserliche sinne (darunter auch der mund gehört) fassen / sondern allein der
glaube / vnd was vnbegreifflich ist / das wird freylich der mund nicht können
begreiffen.
II.
Was vns Christus in seinem H. Abendmahl heist trincken / das mus (
Fol. 111.
) freylich auch da gegenwertig sein.
Nuhn heist er vns alle / sein blut des newen Testaments / das vergossen ist /
trincken.
Ergo so muß es freylich auch da sein / vnd nicht so weit
vom Abendtmahl / oder dem gesegnetem Wein abwesend sein / als der oberste Himmel
von der vntersten erden ist.
Hie ist in der ersten rede / in maiore propositione der
streit nicht schlecht von der gegenwart des Bluts Christi / sondern de modo praesentiae. Gleich wie nun das trincken des
bluts Christi nicht leiblich / natürlich / mündtlich ist / also ist auch
dasselbe nicht vnserm leibe oder mundt gegenwertig. Qualis
enim manducatio & bibitio, talis etiam praesentia est, videlicet Fidei,
non rationis, non sensuum. In der andern rede / begehen sie eine fallaeciam compositionis & diuisionis. Denn diese
wort / trincket aus dem alle / gehören zu dem gesegnetem Kelch / von dem auch
das wort trincken / nach eigentlichem verstandt / natürlich vnd leiblich gesagt
wird.
In der conclusion aber wird vermenget das Abendmahl / so die gantze action
begreifft / vnd sich auff den Menschen zeucht / der es nach Christi ordnung
gebraucht / vnd dann der gesegnete Wein / welcher ein stück des Abendmahls / vnd
das eusserliche sichtbare gnade̅zeichen ist / Mit Welchem keine
wesentliche voreinigung des bluts Christi geschiehet. Derhalben auch dz blut
Christi dem Kelch anders nicht gegenwertig ist / dann Sacramentsweiß.
(
Fol. 111. b.
)
Was nun diese Theologen nach erzehlung solcher schlußregen so prechtig rühmen:
Weil der text der einsetzung für sich selbst
|| [ID00255]
klar / vnd Christi wort in alle ewigkeit
müssen stehen vnd war bleiben / kan auch derselben keins auff die erden fallen /
So wird vnd mus notwendig die lehre von der Sacramentlichen niessung / nicht
allein der eusserlichen zeichen / sondern auch des waren leibs vnd bluts Christi
stehen bleiben / vnd werden sie die pforten der Hellen nicht vmbstossen. Dessen
find wir gewiß / vnd dürffen daran nicht zweiffeln / weil Christus warhafftig
inn seinen worten / vnd allmechtig in seinen thaten ist. Solches / wenn sie die
Sacramentliche niessung vo̅ einer leiblichen mündlichen niessung
des wesentlichen leibs vnd bluts Christi in suo(
Fol. 79. b.
) proprio subiecto verstehen (als sie anderswo solchen verstandt
vorteydingen / Das Christi leib werde warhafftig nach seinem wesen empfangen mit
dem munde) Ist es nicht das wort des HERrn / sondern ist demselben zuwieder vnd
zuentgegen. Vnd haben die alten Lehrer / so dz wort Sacramentlich zum ersten
gebraucht / dasselbe gar in einen andern sinn in jhren schrifften gefüret / wie
aus vnser ersten verantwortung klerlich zuvornehmen. Darum̅ der
text der einsetzung vnd Christi wort in alle ewigkeit wol bestehen / vnd bleiben
werden / daran auch wir gar nicht zweiffeln / Aber die außlegung / so den worten
Christi vnter dem Bapsthumb auffgedichtet / vnd in Berengarij reuocatione
gesetzt ist / vnd die verkerung des rechten verstandts der Sacramentlichen
nissung kan vor dem glantz Göttlicher warheit so wenig als Schnee vor der Sonnen
hitz bestehen. Vnd davon können wir recht sagen: Textus
durabit, glossa peribit iners.
Gleiches schlags argument sind auch diese / so abermal aus vorkerung der wort
Christi von jhnen genommen werden.
I.
Christus sagt nicht / Nemet esset das brod / etc. Sondern er spricht(
Fol. 78.
) mit außdrucklichen worten / Nemet / esset / das ist mein Leib / der für
Euch gegeben wird.
Ergo, so wird nicht allein das gesegnete brod / sondern
auch der ware leib Christi mit dem leiblichem munde
gegessen.
Item. 2
Wenn Christus sagt / nemet Esset / das ist mein leib. Item / trincket(
Fol. 95. b. 97. 110. 106.
) / das ist mein blut / So redt er nicht vom mundt der Seelen / oder
|| [ID]
glauben / sondern vom munde des leibes / wie jederman
verstehet. Ergo, so mus auch der mund den waren
wesentlichen leib Christi empfahen.
Item. 3.
Christus spricht one vnterscheidt / es kom̅e ein wirdiger ob
vnwirdiger (
Fol. 96. b. 109. b. 110. 123. b.
) gast / so empfahe er mit dem mund / nicht allein die eusserliche zeichen
/ sondern auch den leib vnd blut Christi.
Ergo, so wird der leib Christi nach seiner substantz vnd
wesen / mit dem munde gessen / von glaubigen vnd vnglaubigen.
Item. 4.
(
Fol. 126.
)
Das jenige das Christus heist trincken / wird mit dem munde getruncken von Juda /
so wol als von Petro.
Das jenige das Christus heist trincken / ist der gesegnete Wein / von dem
Christus spricht / daß ist das blut des newen testaments / welches vergossen
wird zu vorgebung der sünden.
Darumb so hat Judas so wol / als Petrus das blut des newen Testaments für der
Welt sünde vergossen / mit dem munde getruncken / etc.
(
Fol. 126.
)
Diß / sprechen sie / sey eine gute schlußrede / damit sie billich prangen /
wollen auch gerne zusehen / wie man jhnen dieselbe mit grund nehmen vnd
vmbstossen werde / anmeulen möge man es wol / Mit grund aber vmbstossen / das
soll man wol vnterwegen lassen.
Mit dieser Kindischen rumrettigkeit / halten wir / haben sie sich selbst ergetzen
/ oder je bey andern jhnen ein ansehen machen wollen / als wenn junge Kinder
eine Hanenfeder auff jhr bareth stecken / vnd sich darmit für grosse streitbare
helden ausgeben.
Der vrsprung aber des jrrthumbs in den jtzterzelten jhren argumenten / entstehet
erstlich daher / Das sie den text der einsetzung des Abendmals nicht in feiner
gebürlichen ordnung bleiben lassen / Sondern das jhenige / das zusammen gehöret
/ von einander reissen / was aber vnderschiedlich geredt ist / zusammen setzen /
Denn die wort Nehmet / Esset / gehören eigentlich auff das vorgehende / Nemlich
auff das brod / welches Christus in seine Hend genommen / darbey gedancket /
dasselbe gebrochen / vn̅ seinen Jüngern in die Hend gegebe̅. Also gehören auch / die wort / Trincket alle darauß / zu dem
Kelch / den Christus in seine Handt genommen / vnd dabey gedancket hat. Die
folgenden wort aber / Das ist mein leib /
|| [ID00257]
etc. Das ist das newe Testament in meinem blut / etc. sind als eine
verheissung an den vorigen befelch angehangen / vnd habe̅ doch von
demselben jhren vnterschiedt / Das nemlich diß Brodt geessen / dieser Kelch
getruncken im rechten brauch (darvon hernach gesagt wird / Thut es zu meinem
gedechtniß) zeugniß / vnd mittel sein sollen der gemeinschafft des leibs vnd
bluts Christi / vnd aller seiner wolthaten / die mit dem Nahmen des Neuwen
Testaments begrieffen werden. Diese vnderschiedene stücke der Reden Christi /
nemlich die wort des befelchs so auff den ritum
externum, oder auff das eusserliche essen vnd trincken des geheiligten
brods vnd weins gehen / vnd dann die folgenden wort / so die angeheffte
verheissung in sich begreiffen / vo̅ mittheilung oder
gemeinschafft des leibs vn̅ bluts Christi / Mengen diese Theologen
in einander / Welches eben ein solcher handel ist / als wenn sie in der
einsetzung des Osterlambs / an dessen stadt Christus sein Abend mahl verordnet /
Vntereinander werffen wolte̅ / diese vnterschiedene stück Exo. 12.
Also solt jhr das Osterlamb essen / vmb ewer lenden solt jhr gegürtet sein / vnd
ewre schuh an ewren füssen haben / vnd stebe in ewren henden vnd solts essen /
als die hinweg eilen / denn es ist des HErrn Passah / ich wil in derselben nacht
durch Egyptenland gehen / vnd alle erstegeburt schlage̅ / beyde
vnter Menschen vnd Vieh. Item / Ihr solt des bluts vom Osterlamb nehmen / vnd
beyde pfosten an der thür / vnd die öberste schwelle damit bestreichen an den
Heusern / da jhr das Lamb jnnen esset / etc. Vnd das blut soll ewer zeichen sein
an den Heusern darin jhr seid / das wenn ich das blut sehe / für euch vbergehe /
vnd euch nicht die plage widerfahre die euch verderbe wenn ich Egyptenlandt
schlage.
Hie vorstehet jederman / das diese wort / Also solt jhr das Osterlamb essen /
etc. Vnd jr solt mit seinem blut die thüren bestreichen / etc ein befehlch sind
von der eusserlichen Ceremonicn / Die andern wort aber / Denn es ist des HERRN
Passah oder durchgang / da durch er ewre feind schlagen wird / vnd das blut soll
ewer zeichen sein / das ewer soll verschonet werden / etc. Sind die darbey
angeheffte verheissung / nicht allein von der zeitlichen vnd leiblichen er
rettung / Sondern auch von der ewigen vnd geistlichen erlösung / so durch den
todt vnd aufferstehung Christi geschehen sol
|| [ID00258]
te / dessen fürbilde das
Osterlamb gewesen / vnd nun im newen Testament vollbracht ist.
Were es aber nicht eine schöne Consequentz vnd folge / wenn jemand also
schliessen wolte? wie diese Theologen thun bey den worten des Abendmahls?
Gott spricht / Esset das fleisch des Osterlambs / vnd bestreichet die thüren mit
desselben Blut / denn es ist des HErrn durchgang / dadurch ewre feinde verderbet
/ vnd jhr solt erhalten werden.
Ergo, so wird nicht allein das Osterlamb / sondern auch
der DVRCHGANG mit dem leiblichem mund gessen / Nicht
allein das blut des Osterlambs wird an die thür leiblich angestrichen / sondern
auch der DVRCHgang ist leiblich an der thür. Vnd solches
ist eigentlich geredt / vnd soll eigentlich verstanden werden.
Item.
Wenn Gott sagt / Esset das fleisch des Osterlambs / Streichet das blut an die
pfosten der thüren / so redt er von einem solchem essen vnd anstreichen / das
nach den fünff sinnen verstanden vnd begriffen wird.
Ergo, so muß auch der durchgang / so hernach erst
geschehen / in der leiblichen vnd geistlichen erlösung / nicht durch den glauben
/ Sondern alß bald dazumahl mit den fünff sinnen sein gefasset worden.
Diese folgen mögen diese Theologen mit jhren argumenten zusammen halten / ob sie
doch hierbey einmahl mercken köndten / die fallaciam
compositionis & diuisionis, darmit sie die ordnung des texts oder
der wort der einsetzung des Abendmahls verkeren / vnd den befelch von dem
eusserlichem ritu vnd Ceremonien, mit der verheissung von der versprochenen Göttlichen gabe
vnd wolthat vermengen.
(
2.
)
Der ander vrsprung des jrrthumbs in den vorerzelten argumenten kömpt aus deme /
Das sie den vnderscheidt des eusserlichen gnadenzeichens / vnd der Göttlichen
gabe oder geschencks / nicht in acht nehmen / Vnd sich bedüncken lassen / Es
müsse eins / wie das ander / leiblich empfangen werden / So doch ein jedes /
auff seine arth / das leibliche leiblicher weiß / das Himlische durch den
glauben angenommen werden muß / der sich helt an das wort der verheissung / vnd
durch das sichtbare zeichen erwecket vnd gestercket
|| [ID00259]
wirdt. Ja sprechen sie aber / Es können
die wort / Esset vnd trincket(
Fol. 118.
) / nicht vom glauben verstanden werden / Denn sonst hetten die Jünger
auch das gesegnete Brodt vnd Wein nicht essen vnd trincken dürffen / dieweil man
mit dem glauben nicht Brodt vnd Wein essen oder trincken kan.
Antwort. Diß ist es eben / das von vns gesagt ist / das die wort Essen vnd
trinckeu / von dem geheiligtem Brodt vnd Wein geredt sein / vnd das solche
eusserliche Symbola leiblicher / empfindtlicher / natürlicher weise genossen
werden / Solches können sie von dem leib vnd brodt Christi nicht sagen /
eigentlich zu reden / darumb sie selbst eine vbernatürliche weiß den leib
Christi zu essen vnd sein blut zu trincken setzen müssen / Warumb schliessen sie
nicht auch hiervon / wie sie vom glauben folgern?
Essen vnd trincken können nicht von vbernatürlicher / vnbegreifflicher nissung
verstanden werden / Denn sonst hetten die Jünger auch dz gesegnete Brodt vnd
Wein nicht natürlich / empfindlich / vnd leiblicher weise essen vnd trincken
dürffen / Dieweil man vbernatürlicher vnd vnbegreifflicher weise Brodt vnd Wein
nicht essen oder trincken kan.
Wöllen sie dann nicht schier mercken / das essen vnd trincken in jhrem
natürlichem vnd eigentlichem verstandt / nicht auff den leib vnd blut Christi /
vnd was er darmit erworben hat / vnd in vns wircket / sondern auff die heiligen
Symbola gehören? vnd das so wenig aus jhren argumenten folge / das der Mundt den
wesentlichen Leib vnd Blut Christi empfahe / Als wenig es folget / das mit dem
mund das newe Testament / vnd alle wolthaten Christi solten empfangen
werden.
Der dritte vrsprung / daher der feil vnd mangel in oberzelten(
3.
) vnd sonderlich in dem dritten argument herrüret
/ Ist eine schendliche vnachtsamkeit / Das diese Theologen aus den augen setzen
die ordnu̅g Gottes / welche er mit der predigt des Worts / vnd mit
der stifftung der Sacrament hat eingesetzt / vnd von vns will erkandt vnd
gehalten haben. Es ist wort / vnd Sacrament ein rechtes vnd warhafftes wort vnd
Sacrament / es höre vnd brauche es Petrus oder Judas / vnd so viel Gott anlanget
/ vorkündigt vnd beutet er seine gnade vnd wolthaten in gemein allen Menschen an
/ Aber so viel vns be
|| [ID00260]
trifft / ist
der vnderscheid / das es ettliche annehmen durch glauben / andere durch
vnglauben von sich verstossen / Non enim accipiunt omnes,
quod offertur omnibus.
Ob nuhn wol Christus ohne vnderscheid sagt / zu Petro vnd Juda / Diß brod ist
mein leib für euch gegeben / Dißer Kelch ist das Neuwe Testament in meinem blut
für euch vorgossen / Jedoch weil diß eine verheissung ist welche den Glauben
erfordert / Auch ohne Glauben nicht kan gefasset / noch behalten werden / Als
scheidet es sich / so viel die geste / so zum Abendmahl kommen / Anlanget / das
der glaubige Petrus die gemeinschafft des leibs Christi / vnd die schenckung
aller wolthaten des Neuwen vnd ewigen Testaments bekompt / dadurch er zum ewigen
leben vnd seligkeit erhalten wird. Der gottlose vnd vngleubige Judas aber das
gericht vnd den ewigen Todt vnd vordamniß bekompt / eben wie einerley wort des
Euangelij (das allzeit Gott ein guter geruch Christi ist) dennoch etlichen die
da selig werden / ein geruch des lebens ist zum leben / andern aber / die
verlohren werden / ein geruch des todes ist zum tode.
Der virdte vrsprung der jrrung dieser Theologen / zumahl in dem virdtem vnd
letztem argument ist eine Kindische vnwissenheit in vermengung der
vnderschiedenen art zureden / die man in schulen praedicationes nennet / Dann in propositione
Minore wie sie es haben fürgestellet / sind zweyerley vnderschiedene
modi praedicationum. Das eine ist ein regularis vnd Synonyma
praedicatio. Das jhenige das Christus heißt mit dem mund trincken ist
der gesegnete wein / vnd den trinckt man eigentlich zureden / natürlich leiblich
vnd empfindtlich. Die andere rede ist / Der gesegnete wein ist das blut des
Neuwen Testaments / welches vorgossen wird zu vergebung der sünden / Diß ist
eine homonyma vnd Sacramentalis
praedicatio, daraus nicht folget / das eigentlich zureden / Natürlich /
leiblich vnd empfindtlich das Blut des newen Testaments kan von Petro oder Juda
getruncken werden / Welches sie selbst nicht sagen dürffen / Sie wolten dann
vollend gar zu Capernaiten werden.
|| [ID00261]
Darumb es auch nicht bedarff / das wir oder andere / vns(
Fol. 126.
) groß bemühen solten jhre so hoch gerühmbte gute schlußrede /
vmbzustossen / Sondern sie stossen es selbst vmb / durch jhr eigen widerwertigs
bekendtniß. Welches / damit sie mit dem Hanenfederlein / so sie als die Kinder
auffgesteckt / nicht zu sehr prangen / wöllen wirs in form vnd auff den schlag
jhrer gerühmbten guten schlußrede jhnen fürstellen.
Das jenige das Christus heist essen vnd trincken / wird eigentlich vnd ohne figur
zu reden mit dem mundt sichtbarer / empfindtlicher weiß gessen / getruncken /
von Juda so wol als von Petro.
Das jenige das Christus heist essen vnd trincken / ist das gesegnete Brodt vnd
Wein / von dem Christus spricht / Das ist mein leib für euch gegeben / Das ist
mein blut / des Newen Testaments für euch vergossen.
Darumb so hat Judas so wol als Petrus / den leib Christi für vns gegeben / vnd
das blut des newen Testaments für der Welt sünde vergossen / mit dem munde
eigentlich vnd ohne figur zu reden / sichtbarer empfindlicher weise gessen vnd
getruncken.
Wie stehet jhnen doch hierbey das prangen an? Vnd wie wöllen sie diss vergleichen
/ mit deme / das sie sunsten dafür angesehen sein wöllen / als setzten sie nicht
ein Natürliches / sondern ein vbernatürliches essen des Leibs vnd Bluts Christi?
Welches so es bestehen soll / so stossen sie ja selbst jhre gute schlußrede zu
boden / vnd müssen in minore propositione / den vnterscheid erkennen inter
praedicationem synonymam & homonymam, Vnd weil sie selbst sagen / Das Brodt
vnd Wein werde natürlich / vn̅ der Leib vnd Blut Christi werde
vbernatürlicher weise genossen / haben sie keinen grundt zu tadeln oder
zuvorwerffen / das auch wir sampt der alten reinen Kirchen bekennen / Das
vnterschiedener weiß die beyden vnterschiedenen ding in
Coena, signum & res signata von vns angenommen vnd empfangen werden
/ Das eine durch den Leiblichen Mundt / das ander durch den glauben.
|| [ID00262]
Weil vns aber diese Schrifft vnder den henden wechst / vnd der drucker damit zum
ende eiletr Ob wir wol vns fürgenomen / auch die übrigen argument dieser dreyen
Menner / so sie zu vorteydigung der coëxistentz vnd wesentlichen voreinigung
oder verbergung des leibs Christi / mit vnd vnder der Hostien / vnd das die
Gottlosen so wol als die glaubigen / des Leibs vnd Bluts Christi teilhafftig
werden sollen / aus allen winckeln zusammen gesucht haben / ferner zuwiderlegen
/ Vnd wie sie S. Pauli / vnd der alten Veter sprüche / mit freuentlicher
verkerung derselben gewissen vnd vngezweiffelten meinung / vnrecht vnd
felschlich angezogen / weiter darzuthun vnd zuerweisen / Weiches vns / durch
Gottes gnad / nicht viel mühe kosten solte / weil diese sache nuhmehr in so
klarem licht des Euangelij so ferne an den tag kommen ist / So wöllen wirs doch
diß mals hierbey beruhen lassen / das wir auff die fürnembsten jhre argument
bißher geantwortet / die sie aus den worten der einsetzung fürbracht / Sintemal
sie selbst fast am ende jhres lange̅ tractats beken̅en müsse̅. (
Fol. 163 b.
) Wann man gleich zu beyden theilen ein langes vnd breites disputirt habe / So bleibe es doch entlich dabey / das
wenn man gewiß sein will / welches theil inn dieser sachen recht habe / So soll
vnd müsse man allein AVEDIEWORT der einsetzung sehen /
vnd mercken welches theil bey denselben bleibe oder dauon abweiche.
Erbiethen vns aber / mit Gottes hilff / wo vnd wann es die notdurfft erfoddert /
jre übrige vngründe / vnd schein argument / zubeantworten / vnd zum augenschein
darzuthun / das sie wissentlich vnd fürsetzlich die warheit vorkeren. Dann wie
sie vnsere fürgestellte gründe vnd argument mit keinem bestandt widerlegen
können / Also kan auch was sie vermeinet vns entgegen zusetzen / zu verteidigung
jhres gefassten wahns / mit nichten bestehe̅ / Wann mans gegen der
warheit helt / die alß der helle Sonnenschein / alle nebel vnd finsterniß
zuletzt vertreibet.
Wollen nuhr zum beschluß etliche wenige exempel erzelen / der offenbarlichen
Contradiction vnd widerwertigkeiten / damit diese drey Menner in vielgemeltem
jhrem tractat sich selbst im
|| [ID00263]
plicirn, vnd was sie an einem orth zum hefftigsten streiten / an
andern orthen selbst über einen hauffen stossen / Auch was man an jhnen soll
recht vnd gut sein lassen / gleichwol an vns vnd andern / denen sie jhrer
affecten halben / zuwider vnd feinde sein / auffs aller eusserste verfolgen.
Exempel fürnehmer Contradiction oder widerwertiger
meinungen vnd reden in dem tract at der dreyen Menner
vom H. Abendmahl.
FOl: 147. b Schreiben sie / Das in dieser sache weder
dieses noch jhenes Menschen authoritet gelte / Er heisse
LVTHERVS oder Philippus / sondern allein der Mann /
der da heisset JESVS Christus / von welchem der
Himlische Vater gesagt hat / diesen solt jhr hören. Dagegen aber ist offenbar /
das gleich wie die Vbiquisten jhre vbiquitet bißher vnter D. Luthers nahmen vnd
ansehen beschönet / aus dessen schrifften sie auch in das Concordibuch etliche
solche loca mit einverleibet / dardurch sie vermeinet / die vbiquitet
zubestetigen: Also setzen diese drey Menner (Welche nicht mehr wissen / wo sie
mit der vbiquitet hinaus sollen) alles jhr fürgeben vom Sacramentsstreit am
allermeisten auff Herrn Lutheri authoritet. Damit machen sie für dem gemeinem
Mann jhre sachen scheinbar. Damit machen sie jr kegentheil bey hohes vnd
nidriges standes Personen vorhast. Da mit bringen sie in nachtheil bey Herrn vnd
Vnterthanen / die gewissens halben / schew vnd bedencken haben / alle die harten
reden / so in den Streitschrifften Lutheri geführt werden / ohne gnugsame
erklerung zubrauchen vnd nachzufolgen. Deuten auch vns zum ergsten / das wir in
vnser(
Fol. 73.
) Verantwortungßschrifft aus vorursachung vnser difs orths widersacher
geschrieben / Das D. Luther im Sacramentshandel(
Brem. P iiij.
) nicht an allen orthen auff einerley weiß schreibe / vnd das wir an
diesem trefflichem werckzeug vnd Mann Gottes / als mit vnserm lieben Noah / was
in den fürgefallenen streiten für Menschliche schwacheit sich zuge
|| [ID]
tragen / viel lieber mit Sem vnd Japhet zudecken /
denn mit dem fürwitzigen Cham entblössen vnd vbel außtragen wöllen.
Was ist auch der newe anhang jhrer Erphurdischen Apologiae / so sie eine
Historien der Augspurgischen Confession vom Sacramentsstreit intitulirn vnd nennen / anders / do es am besten sein soll / denn das
sie zu beschönung jhrer angemasten streit dieses zum höchsten treiben. Also sey
Herr Lutherus in dieser sache affectionirt gewesen. Das sey seine meinung
gewesen / Darüber habe er sich auch mit seinen collegen Herrn Philippo vnd
andern / nicht vortragen können. Vnd setzen dennoch dabey zum theil vnvolkommene
/ zum theil vngegründte narrationes, alß dann von der Bremischen sache Anno /
62. offenbarliche vnd landtkündige vnwarheiten (die vorlangst in offenem druck
für dem gantzem Reich widerlegt sind) von jhnen erzehlet werden.
II.
Eodem fol. 147. Sagen sie / der HErr Christus hab in den
worten seines Testaments auffs aller deutlichste fürgeschrieben / was wir von
der gegenwart seines leibs vnd bluts im Abendtmahl halten sollen / dabey allein
solle̅ wir fest vnd vnbeweglich bleiben / wz auch dieser oder
jener dazu sagen / oder davon schreiben mag. Dagegen aber weiset jhr gantzer
tractat vnd andere jhre handtlungen auß / das sie jederman mit gewalt gerne
auffdringen wolten. Das man mit jhnen halten soll: Es sey ein vnsichtbar
vnbegreifflicher leib Christi / Dergleichen Christus nie für vns gegeben hat /
vnter der Hostien wesentlich verborgen / werde gehalten in der Paten vnd Hand
des Priesters / gehe ein in den mund der glaubigen vnd vnglaubigen. Davon
Christi wort nicht allein nichts lehren / Sondern solche aus den heffen des
Bapsthumbs vberbliebene geticht / auffs aller deutlichste widerlegen vnd
vmbstossen. Die aber gewissens halben gedrungen werden / fest vnd vnbeweglich
bey dem jenigem zubleiben / was man nach Christi worten von der heilsamen
gegenwart seines leibs vnd bluts im Abendtmahl halten soll / die hören sie nicht
auff mit dem vngegründten jhrem sagen vnd schreiben zuvorunglimpffen / zu
lestern / vnd zuvorfolgen.
|| [ID00265]
III.
Fol. 93. b. Wir lassen vns / sprechen sie / aus der lehr
von der gegenwart des leibs vnd bluts Christi im Abendmahl keinen Bepstischen
jrrthumb machen / Sindtemal Christus solche lehre in den worten seiner
einsetzung selbst gegründet vnd fürbracht / ehe dan̅ je ein Bapst
oder Papist in der welt gewest. Dagegen aber wollen sie / nach so vielfeltigen
gethanen erinnerungen nicht sehen / das der HERR Christus von einer solchen
gegenwart im Abendmal lehre / die da ist eine ware vnd tröstliche gemeinschafft
seines warhafften leibs vnd bluts / mit vns Menschen mit denen er sich auffs
aller genaueste voreiniget / also das er in vns / vnd wir in jhme sein vnd
leben. Vnd das hiegegen / erst vnder dem Bapstumb eingeführet sey / die meinung
von einer leiblichen gegenwart des Leibs Christi an der stedt vnd orth / da die
Hostien gehalten wird / davon sie noch gerühmet sein wöllen / das sie in diesem
punct sich nie(
Fol. 42.
) vom Bapstumb haben abgesöndert / vnd ob sie wol nicht können darthun /
mit bestendigem grundt / das für dem anfang des Bapstumbs / in der ersten reinen
Kirchen / jemals die wort Christi von einer wesentlichen vorbergung des Leibs
Christi vnder Brod oder brods gestalt / vorstanden vnd außgelegt worden sein /
So soll dennoch solche meinung bey jhnen nicht Bepstisch sein / sondern in
Christi worten gegründet.
IIII.
Fol. 45. b. Sagen sie / wir streiten gar nicht / gehet
vns auch im geringsten nicht an / was Petrus de Aliaco
Cardinalis Cameracensis vom Sacrament des Altars disputirt / Ist vns
auch nicht nötig / das wir von jhme diß falß argument / oder gründe entlehnen /
vnsere Christliche vnd in den worten der einsetzung gnugsam gegründte lehr
dadurch zuvorteydingen. Denn wir in diesem gantzen streit / weder auff dieses /
noch auff jenes menschen opinion / sehen / weder dieses noch jenes Scribenten
oder Lerers ansehen oder authoritet folgen / Sondern
allein auff die wort der einsetzung Christi / welche wir wissen / das sie
gewisser / gegründter / stercker / vnd vnwidersprechlicher sind / als das sie
von einem Engel oder Menschen / wie spitzig auch derselbe sey / solten können
vmbgestossen oder widerlegt werden.
|| [ID00266]
Dagegen aber haben sie / weder aus dem Buchstaben / noch aus dem rechtem
vorstandt der wort Christi zuerweisen / das Christus zugesagt vnd versprochen
hette / dz er entweder eben mit dem leib (mit welchem er in einsetzung des
ersten Abendtmahls mitten vnter den Jüngern am tische sass) vnter dem Brodt
wesentlich sein wolte / oder das er einen newen vnsichtbarn vnbegreifflichen
leib schaffen wolte / der (In deme der andere sichtbare leib am tisch sitzend
geblieben) vnter dem Brodt wesentlich vorborgen / vnd von einer Hand vnd Mund
eines Jüngern zu dem andern komme̅ / oder allbereit vorhin da
gewesen sein solte / vnd das dieser new erschaffener leib / ob er wol ohne
fleisch vnd bein / vnd ohn alle eigenschafft eines menschlichen leibs were /
dennoch nicht weniger / als der für den augen seiner Jünger / begreifflich /
sichtbar / vnd mit seinen Kleidern vmbfangen an einem gewissen raum vnd orth des
tisches sass / für seinen waren wesentlichen leib gehalten werden solte. Sie
können auch zuvorteydigung solcher meinung kein andere argument / gleichniß vnd
wunderwerck herfür bringen / denn derer sich die Bepstischen Schullehrer
vorzeiten gebraucht haben / ohne das / die Vbiquisten einen newen grundt aus der
vbiquitet der Menscheit Christi noch ferner da bey gebraucht haben.
So sind sie selbstnicht in abreden / das Lutherus bekenne / (
Fol. 36. b 37. De capt: Babyl:
) das Cardinalis Cameracensis Petrus de Aliaco jhme vrsach geben habe diese
meinung für recht zu halten. Vnd haben wir Lutheri Handtschrifft mit vnsern
augen gesehen / vnd könnens auff den nothfahl jederzeit zu wegen bringen vnd
zeigen / da er Cameracensis argumenta mit fleiß notirt / vnd auff dem rand sein
placet dabey geschrieben / vnd derselben argument sich nachmals gebraucht
hat.
(
Fol. 37.
)
Vnd weil sie schreiben / das so schreckliche finsterniß / der zeit / als Lutherus
sein Büchlein de Capt: Babylon: geschrieben / in der
Kirchen regirt / vnd das Lutherus noch selbst das rechte licht nicht gnugsam
gehabt. Ist kein zweiffel / wen̅ hernach die vnseligen streit mit
Carlstad nicht fürgefallen / es würde Herr Lutherus nicht allein die
|| [ID]
transsubstantion auff Cameracensis anleitung / sondern auch die coexistentiam corporis ad locum panis als es Occam genent hat / mit GOttes hülfs abgelegt / vnd die vnter dem
Bapsthumb entstandene meynung / de corporali praesentia
Christi in manu sacerdotis haben fahren lassen / wie man siehet / dz
auch die Scholastici so ferne kommen sind / das sie dieselbe mit den worten
Christi nicht gleichstimmend erkandt / Aber von wegen der Tyranney des Römischen
Antichrists / es dabey bleiben lassen / quòd obstet eis
authorit as Romanae Ecclesiae, & quòd Ecclesia contrarium
determinauerit.
Gleich wie aber diese Theologen hie schreibe̅ / dz etliche 100. jar die transsubstantiation
in der Christenheit vnbekandt gewesen / Also solten sie gedencken / das auch
viel hundert jahr / die Christenheit gar miteinander nichts gewust habe de Corporali praesentia seu coëxistentia Corporis ad locum
panis, die Lutherus der Transsubstantiation hat
fürgezogen / Deme dennoch Gott die augen so ferne geöffnet / das er an vielen
orthen seiner schrifften / zumahl ausserhalb des streits / der warheit neher
kommen / auch im streit viel treffentlicher Gottseliger Leut es dafür gehalten /
quòd co̅modius sentiat, quàm loquatur,
das er bequemer von dieser sachen halte / als etliche seine harte reden lauten
mögen.
V.
Fol: 46. b. Schreiben sie / Lieber solte sich vnser Glaub
vnd bekendtniss vom Abendtmahl mit den worten Christi nicht reimen / oder mit
denselben vberein kommen? Glauben vnnd bekennen wir doch eben dieses / vnd kein
anders / denn was die Wort Christi selbst mit sich bringen / vnd deutlich
zuuorstehen geben? Dergleiche̅ rhum treiben sie durch den gantzen
tractat. Wie zwar auch die Papisten nicht weniger zuthun pflegen / die auff den
literam vnd dz dringen /
vnd nicht einmal das rechte
Sacramentale ansehen noch bedencken.
Dagegen befindet sichs im werck / das diese Theologi auff mancherley weise / von
den worten Christi abweichen.
Den befelch Nemet Esset / vormengen sie mit den worten der vorheissung. Das ist
mein leib / gleich als were Christi meynung nicht diese / Nemet diss brodt hin /
das ich geheiliget vnd gebroche̅
|| [ID00268]
hab / vnd davon ich euer jedem sein
stück gebe / das esset. Solch brod aber soll Euch (nicht zwar seinem wesen oder
Substantz nach / sondern in vorordnung eines H. Sacraments) mein leib sein /
oder wie es Paulus außleget / die gemeinschafft meines leibs / Sondern also soll
vnd muß es bey jhnen heissen / Nehmet hin / esset mit dem mund diesen meinen
leib / der soll im brod wesentlich / vnd doch vnsichtbar vnd vnbegreifflich
gegenwertig sein / vnd soll diese gegenwart im Brodt vnd ewrem Mundt so lange
wehren / als die handlung des Abendmahls wehret.
Dergleichen soll bey jhnen nicht die meinung Christi sein / (
Fol. 68. b. 69. b. 70. b
) Trincket aus diesem Kelch oder von dem Wein im Kelch / Solcher Kelch aber
soll euch (nicht nach seiner Substantz vnd wesen / sondern in vorordnung eines
H. Sacraments) das blut des newen Testaments / oder wie es Paulus erkleret / die
gemeinschafft Meines bluts / ja das Newe Testament selber sein / durch
vorgissung meines bluts bestetiget: Sondern also soll vnd muss es abermahls bey
jhnen heissen. Trincket mit Ewerem leiblichem mundt mein Blut / das jetzund in
meinen Adern ist / vnd erst hernach am Creutz soll vergossen werden / vnd das
dennoch auch zugleich in diesem Kelch wesentlich ist / vnd darinnen so wol als
auch in ewren Mundt vnsichtbar vnd vnbegreifflich gegenwertig sein soll / so
lange als die handlung des Abendmahls wehret.
Welches wie es mit Christi worten sich reime / vnd mit denselben vberein komme /
solten sie zuvorn beweisen vnd darthun / ehe dann sie sich mit schrecklichem
mißbrauch Göttliches Nahmens / dieser jhrer aus dem Bapsthumb vberbliebener
meinung halben / der wort Christi so hoch rühmeten. Denn die wort Christi reden
vnterschiedlich von zweyen stücken / Ordnen erstlich die eusserliche Ceremonien
des mündtlichen Essens des geheiligten Brods vnd Weins / als der sichtbarn vnd
empfindlichen Sacrament / Nachmahls aber vorheissen sie den Schatz vnd Kleinoth
des H. Abendmahls / welches man nennet rem signatam. Das ist / der Leib vnd Blut
Christi mit allem dem / was er damit erworben hat / vnd noch krefftig wircket /
Dessen Mittheilung / vnd in vns bleibende vnd lebendmachende gemeinschafft der
HERr Christus vns vorsichert vnd zueignet /
|| [ID00269]
durch den rechten brauch der
eusserlichen Sacrament / vnd wil das wir solches als ein vorheissenes gut mit
glauben ergreiffen vnd annehmen sollen.
Diese Theologen aber / ziehen auff den leib vnd blut Christi / was von
mündtlicher nissung der heiligen Symbolen gesagt wird / vnd schliessen den
glauben aus von der verheissung / vnd machen eine momentaneam
& ociosam praesentiam, das ist / eine vorgengliche vnd müssige
gegenwart des leibs vnd bluts Christi in vnd bey dem Brodt vnd Kelch / die so
lange wehre / als man vmb das Altar vmbher gehe / vnd hernach nichts mehr sey /
wen̅ man zur Kirchthür hinauß gangen ist. Rhümen wol viel von
dem waren leib vnd blut Christi mit worten / Aber mit der that setzen sie an
desselben stadt / etwas anders / das nicht der wahre leib Christi / sondern
allein quiddam imaginarium / vnd ein geticht Menschliches Gehirns ist / ohne vnd
ausser Gottes wort.
Dazu reissen sie voneinander die gemeinschafft des leibs vnd bluts Christi / vnd
dann die mittheilung seiner wolthaten / So doch Christus nicht schlecht vnd bloß
von seinem leib vnd blut redet / sondern mit diesem anhang / das solch sein leib
vnd blut für vns vorgossen / vnd darmit vnser speiß vnd tranck worden sey.
Aber bey diesen Theologen muss das eine / substantia,(
Fol. 109. b 117. 126. &c.
) das andere fructus heissen / vnd der leib vnd blut Christi muß den
glaubigen vnd vnglaubigen / einem so wol / alß dem andern gemein sein / Aber in
mittheilung der wolthaten muß sichs also bey jhnen scheiden / Das / ob wol auff
einerley weiß / der Kelch dz newe Testament ist / auff welche weiß er auch ist
das Blut des Newen Testaments / Dennoch so soll das Newe Testament allein mit
dem glauben angenommen / Das Blut aber des Newen Testaments mit dem mund
empfangen werden / vnd der Leib vnd Blut soll ein mal mit seinem vordienst vnd
krafft voreiniget / Andermahls aber von seinem vordinst vnd krafft abgesondert
sein.
Do auch Christus Brodt vnd Wein zu̅ Sacrament vorordnet (welches
anders nichts / denn ein sichtbares wort ist vnd sein mus) So soll bey diesen
Theologen ein vnsichtbarer / vnbegreifflicher leib vn
|| [ID00270]
ter dem Brodt / das Sacrament /
Pfand vnd Zeichen sein / Vnd zwar bey den vngleubigen ein lediges vnd blosses
zeichen / ohne mittheylung des vordinsts vnd der krafft Christi. Denn diß soll
der vnglaube vorhindern / welcher vnglaube doch die mittheylung der substantz
des leibs vnd bluts Christi keins wegs an den gottlosen vorhindern soll.
Es müssen auch bey diesen Theglogen die eusserlichen Symbola oder gnadenzeichen
vnd das Abendmahl / so die gantze action betrifft vnd sich auff die nissung
zeucht nach Christt ordnung / nicht vnterscheiden sein / heissens ein geticht /
vnd sprechen / das solch geticht vom vnterscheid der Symbolen vnd gantzer action
des Abendtmahls keine stadt haben könne. Damit sie den Papisten den allergrösten
vortheil thun / vnd den Symbolis eine Göttliche krafft zu schreiben / die sie
inn vnd für sich haben sollen / Gott gebe man brauche dieselbe / im glauben oder
vnglauben wie man wölle / so doch Christus / das Brodt vnd Kelch / als die
Symbola / inn seine Handt genommen / vnd alß dann erst gewisse ordnung / so die
Jünger halten solten mit der eufferlichen vnd jnnerlichen action (die im rechten
brauch des Abendmahls beysammen sein müssen) durch die wort seines befehls /
Esset / trincket / Thut es zu meinem gedechtniß / vnd durch die wort seiner
verheissung / die den glauben erfoddern / Das ist mein leib / das ist mein blut
/ vnd das newe Testament / etc. gar deutlich vnd klerlich fürgeschrieben / vnd
damit außdrücklich gelehret hat / den vnterscheid zwischen den Symbolen vnd dem
vorheissenem vnd vorsprochenem gut / vnd dann zwischen der eusserliche̅ handlung der Ceremonien / so nach den eusserlichen sinnen
geschiehet mit den Symbolis / vnd der jnnerlichen annehmung der gemeinschafft
des leibs vnd bluts CHristi / so mit dem gemüth vnd hertzen im glauben / vnd
durch die krafft vnd wirckung des H. Geists geschehen muß / der vns mit Christo
vnserm haupt vorbindet / vnd vns zu gliedmassen seines leibes machet das er in
vns / vnd wir in jme ewig sein vnd leben mögen / etc.
Auff so mancherley weiß weichen diese Theologen ab von (
1.
) den worthen der einsetzung / Mit vermengung des befehls / vnd der (
2.
) vorheissung / Mit vorenderung der stetwerenden gegenwart vnd
gemeinschafft Christi mit vns / auch nach seiner Menscheit / in eine
vorgengliche vnd doch wesentliche gegenwart des leibs vnd bluts Christi bey
|| [ID]
dem Brodt vnd Wein / Mit vorwandlung des waren leibs
Christi(
3.
) in ein Marcionitisch geticht oder gespenst / Mit theylung oder von(
4.
) einander reissung des leibs vnd bluts Christi von seinem vordienste vnd
krafft / Mit vormischung des eusserlichen gnadenzeichens vnd(
5.
) der jnnerlichen gabe des Leibs vnd bluts Christi / welches bey jhnen
auch ein zeichen vnd pfandt sein muß / Mit auffhebung des vnterscheidts(
6.
) zwischen den Symbolis Brodt vnd Wein / vnd der gantzen action vnd
handlung des Abendmahls / so zum theil eusserlich / zum theil jnnerlich
geschiehet nach Christi ordnung / soll es anders ein rechter gebrauch des
Abendmahls sein. Noch dennoch soll es bey jhnen heissen / das sie eben dieses
vnd kein anders glauben vnd bekennen / denn was die wort Christi selbst mit sich
bringen vnd deutlich zuverstehen geben.
VI.
Fol. 94. b. vnd sonsten offt / Rhümen sie / das sie sich
jhrer lehr nicht dürffen schemen frey öffentlich für der gantzen Christenheit
bekandt zu sein.
Dagegen aber / so offt sie den statum controuersiae
anzeigen sollen / spielen sie nur mit general vnd
weitleufftigen reden / vnter denen sie jhre meinung vorstecken vnd vorbergen /
das der gemeine Man̅ nicht mercken kan / warumb es eigentlich
zuthun sey.
Es ist / sprechen sie / im Abendmahl eine warhaffte gegenwart des(
Fol: 31. a & b. 33. 43. b. 46. & paßim.
) leibs vnd bluts Christi / vnd Christus theilt vns / mit Brodt vnd Wein
sein leib vnd blut mit / vnd wir empfahen warhafftig Christi leib vnd blut. Diss
gestehen auch wir / sampt der gantzen rechtglaubigen Kirchen / mit mund vnd
hertzen. Vnd ist davon kein streit / Sie woltens dann mit Widerteuffern zuthun
haben. Sie dürffen aber nicht frey herauß sagen / das sie darunter vorstehen /
das Christi leib sey wesentlich vnter dem brodt / werde gehalten in der handt
des Priesters / gehe ein in den mund der Communicanten,
von welchem allein der streit ist / zwischen jhnen vnd vns. Die Bäpstischen
Schullehrer habens genent coëxistentiam corporis Christi ad
locum panis. Daraus nachmahls die oralis manducatio
in propria significatione vocabuli bey jhnen so wol / als bey den transsubstantiatoribus folgen soll.
|| [ID00272]
VII.
Fol. 30. b. Vnd sunsten offt / zürnen sie / wann man
jhnen fürwirfft / das sie eine solche gegenwart im Abendmahl lehren / die da sey
eine wesentliche vorbergung des Leibs vnd Bluts Christi vnder dem brod vnd wein
(das ist / das Christi leib vnd blut wesentlich vorborgen sein soll vnder brod
vnd wein) Können nicht leiden / Fol: 59. b. Das man sie erinnert / das auß jhrer
meinung folge / das die Symbola ein opertorium,
receptaculum, oder repositorium, eine
vorbergung oder beheltniß des Leibs vnd Bluts Christi sein müssen / welches sie
vormeinen damit zu eludirn / das sie von dem jhrem dazu flicken / das sie nicht
ein REVMLICH beheltniß aus den elementen Brod vnd Wein
machen / oder wie sie Fol: 40. b. reden / das man nicht
gedencken soll als lehrten sie / das der Leib Christi LEIBLICHER NATVRLICHER / begreifflicher / REVMLICHER weise / im brod vn̅ mit de̅selbe̅ voreiniget sey.
(
Fol. 45. b.
)
Dagegen aber fechten sie eigentlich für die coëxistentz vnd wesentliche
voreinigung des Leibs Christi vnd des Brods / die da vbernatürlich / vnreumlich
/ vnbegreifflich / vnd in summa ein solch wunderwerck sein soll / wie die
schullehrer davon schreiben quod corpus visibile, locale,
circumscriptum, invisibiliter, illocaliter, incircumscripte sit in pane et
operiatur sub specie et accidentibus panis. Der wahre Leib vnd Blut
Christi selbst / sprechen sie / Fol: 44. b. sey im
gesegnete̅ brod vnd wein WESENTLICH
gegenwertig. Fol: 83. im Kelch ist nicht allein der wein
sondern auch das blut Christi wesentlich / Vnd diß Rhümen sie (
Fol. 66. b.
) für die warheit / welche der Hellen pforten nicht vmbstossen sollen.
Dergleichen canoniZirn sie das gleichniß (So die
schullehrergebraucht) von gluenden eisen vnder dem nahmen Lutheri / der dauon
de capt: Babyl als er Petri de
Aliaco meinung im gefallen lest also schreibet. Siehe feue vnd eisen
sind zwo substantz / werden aber im gluendem eisen also vermenget / das ein
jedes stück des feurigen eisens sey eisen vnd feuer. Worumb solte nicht viel
mehr der verklerte leib Christi / also in einem jedem stück d substantz vnd
wesens des brods sein können? Item / Fol: 107. vnderstehen sie sich der Veter
sprüche dahin zu deuten / das die zwey ding das Himlisch vnd jrrdisch NACH DEM WESEN miteinander vereiniget sein solle̅ / Heißt den̅ diß nicht ein wesentliche vereinigung
des Leibs Christi mit dem brod / vn̅ doch vnder gestalt des brods
vorborgen lehren / wie die Papisten hievon geredt haben?
|| [ID00273]
VIII.
Fol: 31. Wir bekennen. (sprechen sie) offentlich / das
wir de modo praesentiae, das ist / von der weise der
gegenwertigkeit des Leibs Christi im Abendmahl nicht streiten wollen / Sondern
wir befehlen die weise der gegenwart dem HERRN Christo selbst / der am besten
weiß / wie vnd auff welche weiß ER / seinen leib
gegenwertig im H. Abendmahl reichen vnd austeilen soll. Diß widerholen sie / 133. b. 134. b. vnd declamitirn ein langes vnd breites
dauon / das wir auch selbst geschrieben / vnd für recht halten / das man sich
nicht bekümmern soll de modo possibilitatis,(
Brem. iij. b.
) Wie es nemlich Christo müglich sey / was er zugesagt hat ins werck zu
setzen. Das wir aber dabey gesagt / das ein anders sey zu fragen de ordine et modo praesentiae, mit was ordnung Christus
im Abendmahl(
Br. iiij.
) wolle gegenwertig sein / ob er mit dem brod oder mit dem Mensche̅ sich wölle vereinigen / Solches heissen sie Fol: 136. nicht allein ein fürwitzige / sondern auch eine
Gottslesterliche frage / gleich als wenn der HERr Christus vnd der Apostel
Paulus gotts lesterer gewesen / die solche ordnung deutlich habe̅
außgedruckt / das nemlich das brod nicht jhme selbst / sondern den jüngern /
Christi leib oder die gemeinschafft des leibs Christi / der Kelch nicht jme
selbst / sondern den Jüngern das Newe Testament vnd die gemeinschafft des bluts
Christi / sein sollte. Da gegen aber streiten sie / das Christi leib / in / mit
/ vnder / bey dem brod wesentlich sein müsse / oder aber es sey keine ware
gegenwart des leibs Christi im Abendmal. Sie vorwerffen(
Fol. 95.
) auch / alß einen Sacramentirischen jrrthumb / quòd
praefentia non ad corporum situm sed ad fidei obiectum referatur. Vnd
so man sage / das der Leib Christi vnserm gemüth vnd glauben im rechtem brauch /
des Abendmals gegenwertig sey / so sey es so viel / als die ware gegenwart
des(
Fol: 34.
) Leibs Christi aus dem Abendmal hinweg nehmen. Heisset denn diß nicht von
der weise der gegenwart streiten?
IX.
Fol. 33. b. Man soll nicht vom raum / ort vnd stedte
disputirn. Vnd doch so streiten sie jmmerdar / Christi leib müsse WESE NTLICH(
Fol. 33. a
)
HIERNIDEN auff erden gegenwertig sein. Item / Sie
glauben / lehren / vnd halten vngezweiffelt / das an allen denen ORTEN da das Abendmahl(
Fol. 45. b.
) gehalten wird / Christi warer wesentlicher leib gewißlich vnd warhafftig
|| [ID00274]
(damit vorstehen sie leibhafftig vnd
wesentlich) gegenwertig sey (
Tub. 108.
) Welches Iacob: Andr: mit diesen worten wider vns geschrieben hat. Das
Christus leib an dem orth stell vnd raum gegenwertig (
Brem. L???ij b.
) sey / da das gesegnete Brodt ist / etc. Vorwerffen als einen jrrhumb /
das wir geschrieben. Das nicht alles / was des orts / stedte oder raum halben
abwesend ist / oder das nicht eben auff eine jrrdische vnd leibliche weiß
gegenwertig ist / darumb gantz vnd gar vnd allerding abwesend vnd (
Fol. 33.
) nicht gegenwertig sein müsse. Heissen diß gedancken der vornunfst vnd ein
geticht / das Christi leib orths / stedt vnd raum halben abwesend / dem glauben
aber gegenwertig sey auff geistliche weise?
X.
Fol. 34. bekennen sie / das die gegenwart vnd außtheilung
des leibs vnd bluts Christi jrrdischer vnd leiblicher weise nicht geschehe wie
solches für augen sey. Derwegen so müsse es auff eine Himlische vbernatürliche
weise geschehen.
Nuhn ist aber Himlische vbernatürliche weiß anders nicht / denn eine geistliche
weiß / welche der Glaube fasset / gleich wie leibliche weiße heisst / da ein
ding durch die fünff sinne begriffen wird. Vorwerffen sie nuhn / die leibliche
weiß / vnd vorwerffen dazu auch die geistliche weiß / Was wird jhnen den̅ übrig bleyben? Sindt nicht Himlisch vnd jrrdisch / Natürlich vnd
übernatürlich / leiblich vnd Geistlich immediatè contraria? Was spotten sie doch
vnsers HERR gottes / vnd aller welt mit jhren zweyzüngigen reden vnd Rotwelscher
sprach?
XI.
Fol: 148. Schreiben sie / das kein außdrücklicher befehl
vorhanden / das man Christum im Abendmahl anbeten soll / vnd das sie nicht
sprechen. O Christe qui es in hoc pane miserere mei, Das
ist / O HERR Christ / der du in diesem Brodt bist / erbarme dich mein: Nennen
diss einen Sarcasmum / Do Philippus geschrieben / dz
welche die leibliche gegenwart Christi im Brodt vorteydingen / sich hiervon
erkleren müsten / Ob sie diese anbetung halten wolten.
Gleich wol setzen sie stracks fuss dabey. Daß / ob wol die Element (
Fol: 147. b
) Brodts vnd Weins nicht anzubeten sind / wie man im Bapsthum̅ thue / So könne vnd möge doch Christus selbst / als der mit seinem Leib
|| [ID]
vnd Blut warhafftig DA gegenwertig
sey / angebetet werden. Item /(
Fol. 148.
) Dem Brodt soll man nicht Göttliche ehre erzeigen mit kniebeugen vnd
dergleichen. Aber den HEERN Christum / als der DA
gegenwertig ist anbeten / sey viel ein anders vnd sey nicht verboten. Nuhn ist
man zwar schüldig / Christum anzuruffen / inn vnd ausser de̅
brauch des Abendmahls alle stundt vnd augenblick. Vnd sagt S. Augustinus recht.
Das niemand das steisch Christi esse / ohne die anbetung. Aber hievo̅ ist nicht der streit / den̅ da heist es Sursum corda ad Dominum. Man soll die hertzen erheben
zum HErrn / Nicht aber zu̅ brod / oder zu dem ort da das brod ist
/ Sondern in Himmel / da er jtzundt ist zur rechten Gottes. Diese Theologen aber
tichten eine solche darstellung des Leibs Christi bey dem brodt (darundter er
vorborgen / vnd doch wesentlich gegenwertig sein soll) das man auch das gebet zu
Christo vnder dem brod möge richten vnd anstellen / Heisst das nicht sagen / ô Christe qui es in pane miserere mei? Vnd eben diß ist
es / dessen sie Philippus beschüldiget / Der nicht allein von den Papisten redet
(welche drawen auch nicht gestehen wöllen / das sie das Brodt / sondern den Leib
Christi / oder wie sie reden / vnsern HErrngott vnter gestalt des Brodts
anbeten) Sondern er redet von denen / die vnter dem Brodt eine leibliche
gegenwart setzen / vnd demnach diese form des gebets zulassen müssen: HErr
Christe der du im Brodt bist / erbarme dich meiner / Denn wo Christus leiblich
vnd wesentlich ist / da soll vnd mus man jhn auch anbeten. Sprechen sie aber
selber also nicht / ô Christe qui es in hoc pane miserere
mei, vnd haltens für Gottloß / vnd Bäpstisch / wenn sie das volck also
solten beten lehren / Warumb vorteydingen sie dann die leibliche vnd wesentliche
gegenwart Christi vnter dem Brodt? Warumb sagen sie / das man Christum allda wol
möge anbeten / als d’ DA im brodt gegenwertig sey? Sie
sagen auch anderßwo offt / das brodt vnd der leib Christi nach dem wesen
miteinander vereiniget / ein gantzes Sacrament(
Fol. 66. b. 67. 139. 142.
) / ja ein ding vnd ein wesen sein. So sie nuhn Christo vnter dem Brodt
Göttliche anruffung erzeigen / wie können sie dann das Brodt von der anruffung
außschliessen? Zumahl weil sie
|| [ID00276]
in der
Sacramentali unione nicht weniger eine wesentliche
vereimgung des Leibs Christi mit dem brodt setzen / als die gottheit des (
Fol 68. b.
) sohns Gottes mit der Menscheit in Christo wesentlich vereinigt ist / ohne
das sie dieses dabey setzen / die Sacramentliche vereinigung des brods vnd leibs
Christi sey nicht vnzurtrenlich / wie die vereinigung der beyden Naturn in
Christo / sonderen wehre NICHT LENGER als im brauch des
Abendmahls. Diß jr fürgeben so es war seinsoll / So wird folgen / das ob sie
woll / ausser dem brauch des Abendmahls nicht eine beharliche vereinigung der
element vnd des leibs vnd bluts Christi setzen / als die Papisten / Jedoch weil
sie im brauch des Abendmalhs / biß man saget / Ite mißa
est, eine wesentliche vereinigung des brods vnd Leibs Christi tichten /
vmb welcher vereinigung willen / das brod in der Paten / vnd handt des Pristers
/ ein fleischbrod / oder ein leibsbrod oder ein wesen / vn̅ ein
ding sey mit (
Fol. 67.
) dem Leib Christi gleich wie fener vnd eisen ein ding vnd ein wesen ist /
in einem jedem stück eines feurigen eisens / werden sie zum wenigsten / so lang
der brauch des Abendmals weret / das brod sampt dem leib / vnd den leib sampt
dem brod müssen anbeten / welches wie sie es von Bepstischer abgötterey
endtschuldigen wöllen / so lange sie die wesentliche vnd leibliche gegenwart
vnder dem brodt vorteydingen / mögen sie selbst bedencken / vnd nuhr woll zu
gemüt führen / das Herr Philippus nicht vorgeblich so offt mit threnen vnd
seufftzen geklagt / Das man mit der leiblichen gegenwart Christi vnder dem Brod
den Papisten die bestetigen helffe / Vnd ob woll diese
Theologen sich rühmen / (
Fol. 148. b
) das sie auch mit behaltener leiblichen gegenwart bey dem Brodt das
Bepstisch Meßopffer wol widerlegen können / So haben sie doch solches wider die
Jesuiten noch nicht beweiset. Vnd haben wir vom Herrn Philippo auff eine zeit in
publica lectione gehört / das ersagte / Verum est, Nos nondum
satis refutauimus Missam, Es stecken noch die rechten knoten dahinden /
inn widerlegung der Messe.
XII.
(
Fol. 30. b.
)
Von der Nissung des Leibs vnd Bluts Christi / sagen sie /
|| [ID00277]
das es wol eine Mündtliche nissung sey /
aber es werde vorkerlich geheissen eine Fleischliche nissung. Denn sie mercken /
das diß wort Fleischlich in den ohren des gemeinen Manns vbel laute. Wie können
sie aber das Fleischlich verneinen / Welches Sanct Augustinus außdrüchlich inn
diesem handel brauchet / so lange sie das Mündtlich vorteydingen / inn seinem
eigentlichem vnd Natürlichem vorstandt? Denn ja der Mundt anders nicht / denn
Natürlicher vnd Fleischlicher weise essen kan. Vnd wie wöllen sie beweisen / aus
der Schrifft / das eine besondere weise der Nissung sey / die weder Geistlich
noch Fleischlich sey? Was wöllen sie endtlich im Abendmahl vbrig lassen / wenn
die Nissung des Leibs Christi / weder Geistlicher weiß / das ist durch den
Glauben / noch auff Fleischliche weiß geschehen soll? Denn an vns verdammen sie
/ die Geistliche weise / Christi lebendmachendes Fleisch vnd Blut im Abendtmahl
mit Brodt vnd Wein zugenissen. Dazu wöllen sie nicht leiden / das mans eine
Fleischliche weise der nissung nennen solte.
XIII.
Also ist auch wider ein ander / das sie schreiben / Christi(
Fol. 33. b.
) Leib werde im Abendmahl nicht leiblicher weise außgetheilt / vnd wer
jhnen dieses zumesse / der begehe eine calumniam- Vnd
doch wöllen sie die Geistliche weise der außtheilung vnd empfahung des Leibs
Christi im Abendtmahl nicht recht sein lassen. Wo wollen sie aber widerumb eine
solche weiß aus der schrifft erweisen / die weder Leiblich noch Geistlich
sey?
XIIII.
Fol. 42. b. heissen sie es eine schendliche Calumniam / wenn man jhnen fürwirffet / das jhre lehre
sey / das wie das Brodt leiblich mit dem Mundt gessen wird / also werde auch
auff leibliche vnd mündtliche weiß der wahre Leib Christi gessen.
Baldt aber hernach fol: 43. beschreiben sie selbst die mündtliche nissung also /
das der wahre wesentliche Leib vnd Blut Christi / von
|| [ID00278]
allen / die das gesegnete Brodt vnd Wein
im Abendmahl essen vnd trincken MV NDLICH empfangen
werde: Was ist aber mündtlich essen anders / denn leiblicher vnd mündtlicher
weiß essen? Denn das sie sagen / der mund schmecke vnd empfinde wol das Brodt /
aber nicht den leib Christi / das ist aber mahls wider sie selbst / sintemahl
was man mit dem munde nicht empfindet / weder eusserlich noch jnnerlich / das
heist auch mündtlich nicht gessen.
XV.
Fol. 43. 49. b. 97. &c. Der leib Christi ist nicht
eine Natürliche / sondern ein vbernatürliche Himlische speise / wie er dann auch
auff vbernatürliche Himlische weise da ist / vnd nicht auff jrrdische /
natürliche begreiffliche / vnd dieser Welt breuchliche weise / Dennoch fechten
sie / das Christi leib durch den natürlichen mundt empfangen / das ist /
gefasset vnd angenommen werde. Denn gleich wie das leibliche ohre (
Fol. 98. b.
) des menschen ein instrument vnd mittel sey Gottes wort zuhören / also
habe Christus in seinem Abendmahl es also geordnet / das der leibliche mund ein
instrument oder mittel sein solle / den waren leib vnd das ware blut Christi zu
sich zunehmen / Können sie aber auch sagen / das wenn das ohre Gottes wort höret
/ solches vbernatürlicher vnd vnbegreifflicher weiß geschehe / vnd das es darumb
weder eine leibliche noch eine Geistliche weise sey zuhören / wie sie von dem
mündtlichem essen des leibs Christi fürgeben / das er im Abendmahl
vbernatürlicher weise gessen werde mit dem munde / Nicht Geistlicher weise /
auch nicht leiblicher oder fleischlicher weise?
XVI.
Fol: 43. b. Ob woll der mund nicht weiß noch empfindet /
was ehr isset / so vorstehets doch der Glaub / welcher den worten Christi
trauwet. Setzen aber alsbald dazu / das auch die vnglaubigen den Leib Christi
essen. Vorstehets denn der mundt nicht / das er Christi leib esse / sondern
allein der Glaube / vnd es haben aber die vnglaubigen / keinen Glauben / der
Christi worten trauwe / was wird es denn bey den vnglaubigen für ein essen sein?
Dann das sie dabey auß Augustino anziehen / Daß das
Saerament heilig vnd gantz sey / ob gleich jemand einen vorkerten Glauben habe /
vnd das es auch der leib (
Fol. 43. b. 44.
) vnd blut / des HERRN Christi war denen / welchen der Apostel sagte.
|| [ID]
Wer vnwirdig isset der isset / vnd trincket im selber das
gericht / Solches meinet Augustinus anders nicht / alß
wann man von der Tauff dergleichen sagen wolte / das die Tauff heilig vnd gantz
gewesen sey do auch Simon der zauberer getaufft worden ist / vnd das auch jhme
die geistliche widergeburt angeboten worden sey / wie auch in der predigt des
worts / Christus vnd alle seine wolthaten allen Menschen angeboten werden.
Daraus folget aber nicht / das die vnglaubigen dessen theilhafftig sein solten /
weil sie das angebotene Himlische gut mit vnglauben von sich stossen.
XVII.
Fol: 47. b. Der leib Christi werde nicht vormischt mit
vnsern leiben / vorschwinde auch nicht Item / fol. 155. b. Sie lehren nicht
einen leiblichen eingang des Leibs Christi in vnsere leib / sondern man tichte
solches vnd legs jhnen auff / gleich als lehreten sie also. Dagegen aber
streiten sie jm merdar / der leib Christi werde mit dem Mund empfangen / Welches
freylich heisset ein leiblicher eingang in vns. Darzu heissen sie es
Philosophisch vnd Schwengfeldisch / das wir geschrieben /(
Fol. 109.
) das zwey theil des Menschen sind Leib vnd Seele / oder der jnnerliche
vnd eusserliche Mensch. Dabey wir aber auch gesetzt (das sie aussen lassen) die
auffenthaltung bedörffen. Item / das zweyerley hunger vnd durst / ein leiblicher
vnd geistlicher. Item / auch zweyerley mundt / der eine des Leibs / der ander
der Seelen sey / vnter denen ein jedes auff seine art vnd weiß seine speiß
annehme. Diß dürffen diese Theologi vnvorschempt eine Schwenckfeldische
Sacramentliche abteylu̅g des Menschen heissen / die nuhr
Philosophisch sey / vnd in der Schrifft keinen grund habe. Warumb verwerffen sie
denn nicht auch / das einhellig die alten Lehrer schreiben / das Christus vns
sein Leib vnd Blut gebe zu einer speiß vnd tranck nicht des Bauchs / sondern der
Seelen? Cibus est non ventris sed mentis, Wöllen sie
aber / das der leib vnd blut Christi beydes des leibs oder bauchs vnd der Seelen
speise sein soll / Wie sie denn außdrücklich also schreiben / fol. 69. Das
Christus im Abendmahl mit seinem leib vnd blut / nicht alleine die Seele /
sondern auch den leib oder vnser fleisch vnd blut speise vnd trencke / Wie
können sie dann vorneinen / das sie einen leiblichen eingang vnd vormischung des
leibs Christi mit vnsern leiben lehren? Vnd warumb heissen sie jhre eigne
mitgesellen
|| [ID00280]
(
Fol. 125.
) des Teuffels werckzeuge die an Philippum die frage gesehickt haben Ancorpus Christi descendai in ventrem? So doch sie eben
ein solches darmit bestetigen / das sie fürgeben / Christi wesentlicher leib
speise auch vnsere leib. Iha vnser fleisch vnd blut? wie jhre eigne wort
lauthen.
XVIII.
Fol: 94. b. 118. b. heissen sie es / Capernaitische
gedancken / das Christi leib zerstücket / zertheilet / zerbrochen / vordawet /
vorzehret werde vn̅ vorwese. Eben denselben leib Christi aber mit
dem mund empfahen / soll jhnen kein Capernaitischer gedancken sein. Warumb? Denn
es geschehe solch essen wol mündtlich / doch vnbegreifflich. Warumb soll aber
dieser behelff / das solches vnbegreifflicher weise geschehe / nicht auch stadt
haben / bey dem fühlen / zertheylen / etc. Erkennen sie / das sichs in diesen
reden vom fühlen / zertheilen / etc. nicht wol also spielen lasse / Warumb
wöllen sie nicht vorstehen / das es nicht weniger vngereimbt sey / Das der Leib
Christi mündtlich werde empfangen / vnd doch vnbegreifflich. Denn es hat eins so
wenig grundt in der Schrifft als das andere / vnd so das mündlich vo̅ dem wesentlichen leib vnd blut Christi / aus den worten des
Abendmahls / Nemet / Esset / Trincket / zuerhalten wehre / So möchte nicht
weniger auch alle das andere vom angreiffen / fühlen / mit Lippen vnd Zenen
berühren / zumalmen / vordawen / etc. da mit beschönet / vnd der sachen durch
einerley auß flucht von der vnbegreifsligkeit / bey einem so wol als bey dem
andern geholffen werden / welches sie doch selbst nicht sagen dürffen.
XIX.
Fol. 79. Sagen sie / Es ist war / das von Christi leib
EIGENDLICH nicht kan gesagt werden / das er zumalmet
/ vorschlungen / vordawet / vnd in die Substantz vnsers leibs verwandelt werde.
Dennoch soll es eigentlich bey jhnen geredt sein / das der leib Christi
mündtlich gessen werde. Welches mündtlich essen in seinem eigentlichem vnd
natürlichem vorstandt dieses alles begreiffet.
XX.
Fol. 79. Vmb der Sacramentlichen einigkeit willen werde
recht gesagt / wer diss brodt angreifft / der greifft Christus Leib an. Wer diss
|| [ID00281]
Brod isset / der isset Christus
Leib. Wer diß Brod mit ZENEN ZVDRVCKT / der zudruckt den
Leib Christi.
In diesen worten Lutheri / die sie als die jhrigen erzelen / stehet / essen /
angreiffen / mit zenen zudrucken beysammen / vnd wird angezeigt / das eins so
woll alß das andere Sacramentsweise / dem leib Christi zugeschrieben werde. Was
aber Sacramentsweiß dem leib Christi wird zugeschriebe̅ / das ist
nicht eigentlich / sondern figürlicher weiße geredet. Aber diesen Theologen /
soll das Essen des Leibs Christi eigentlich gesagt sein / das angreiffen vnd mit
zene̅ zudrucken / lassen sie fahren / dorffen dergleichen das
es eigentlich geredt sey nicht sagen. So sie aber hie eine figürliche art
zureden zulassen müssen / Worumb soll nicht auch das mündtliche essen des leibs
Christi eine figürliche rede sein.
XXI.
Fol: 99. 104. Setzen sie vnd billichen Augustini spruch / das Sacrament des leibs
vnd bluts Christi wird von den vnglaubigen leiblich vnd sichtbarlich mit den
zenen zerdruckt / die dennoch solch hohes Sacrament jhnen selber zum gericht
essen vnd trincken. Hie / sprechen sie / gibt Augustinus
deutlich zuuorstehen / das einer wol ohne Glauben das Sacrament des leibs vnd
bluts Christi im Abendmahl MV NDTLICH essen kan. Das ist
aber (sprechen sie weiter) nicht das gesegnete Brod vnd Wein alleine / sondern
auch der Leib vnd blut Christi. Wie wollen sie aber diß zusammen reimen mit deme
das sie Fol. 94. b. schreiben? Sie lehre̅ nicht das Christi leib
zerbissen werde. Welches hie Augustinus außdrucklich saget. Soll jhr argument
stadt haben das sie kurtz zuuorn Fol: 99. gebraucht.
Das Sacrament des leibs Christi ist nicht das halbe / sondern das gantze
Sacrament / Nemlich brod vnd leib / wein vnd blut Christi.
Ettliche essen das Sacrament des leibes Christi zum vordamniß als Augustinus spricht.
Darumb so essen dieselben nicht allein die eusserlichen zeichen / sondern auch
den leib vnd blut Christi.
So muß es bey diesem anderm spruch auch eine rechte folge sein. Das Sacrament
fasset nicht allein brodt vnd wein / sondern auch den leib vnd blut Christi.
|| [ID00282]
Die vnglaubigen / spricht Augustinus / zerdrucken mit den Zenen leiblich vnd
sichtbarlich das Sacrament des leibs vnd bluts Christi. Ergo,
So wird nicht allein Brodt vnd Wein / sondern auch der leib vnd blut Christi mit
den Zenen zerdruckt leiblich vnd sichtbarlich.
Erkennen sie aber / das dieses nicht bestehen könne / warumb prangen sie mit der
aequiuocatione vocabuli Sacramenti, bey dem vorigem
Argument? Denn von Augustino wird beydes auff einerley weise geredt vnd
verstanden / daß das Sacrament des leibs Christi von etlichen zum todt empfangen
werde / vnd dz leiblich vnd sichtbarlich das Sacrament des leibs vn̅ bluts Christi mit den zenen zerdruckt werde. Daru braucht Sanct Augustinus im
Lateinischen das wort Carnaliter & visibiliter,
fleischlich vnd sichtbarlich. Sie aber zürnen / wenn man jhre mündliche nissung
fleischlich nennet.
XXII.
Fol. 79. Das brodt werde auff naturliche leibliche weise
empfangen vn̅ gessen / d’ leib Christi aber werde NICHT auff solche natürliche leibliche weise wie das
Brodt gessen / vorzehret vnd vordawet. Gleichwol so behalte das wort Essen (das
auff die vnterscheidene ding brodt vnd leib Christi gehe) beyderseits seinen
rechten EIGEN TLICHEN waren vorstandt. Item / fol. 83.
Der Wein wird natürlicher weiß genossen vnd gebraucht / dz blut Christi aber VBERNatürlicher weise. Vnd baldt hernach: Also behelt
das wort trincken (das sie daselbst auch mündlich trincken heissen / vnd auff
den Wein vnd Blut Christi zugleich ziehen) seinen rechten waren NATürlichen vorstandt Item / fol. 110. Diese wort Essen
vnd Trincken / sind hie nicht metaphorica oder figürlich
/ sondern werden in jhren EIGENTLICHEN vorstandt
gebraucht / vom Sacramentlichem oder mündtlichem essen vnd trincken nicht allein
des Brodts / sondern auch des Leibs Christi.
XXIII.
Fol: 118. Christus hat seinen waren leib vnd blut im
Abendmahl weder durch die fünff sinne / noch durch die vornunfft empfahen
heissen. Doch hat ers außgesprochen / das sein leib vnd blut MIT dem munde sollen genossen vnd empfangen werden / Vnd die Jünger
haben MIT IHREM LEIBLICHEM MVNDT diese herrliche speise
vnd tranck
|| [ID00283]
gessen vnd getruncken. Also
aber würde der leibliche mundt nicht vnter die werckzeuge vnd gliedtmassen der
fünff sinne gehören / Oder aber es kan beydes zugleich nicht war sein / das mans
nicht empfahe durch die fünff sinne / vnd das mans doch mit dem leiblichem munde
empfahe.
XXIIII.
Fol. 137. Es sey vndisputirlich / das Christus freywillig
vnd vormöge seiner verheissung praesentia pactionali im
Abendmahl / vnd im gantzen Predigampt gegenwertig sey. Dagegen wollen sie
gleichwol / das der wahre leib vnd blut Christi / den Gottlosen so wol als den
glaubigen werde mitgetheilet / Welche weder die vorheissung Christi von der
gemeinschafft seines leibs vnd bluts mit glauben annehmen / Noch das pactum oder
den bundt vnd ordnung Christi halten.
XXV.
Sie sagen / das wir mit dem leib Christi also vnd der gestalt(
Fol. 47. b. 79. 83. 94: b. 95. 125.
) gespeiset werden / das der vnsterbliche leib Christi vnsers leibs
sterbligkeit vnd nichtigkeit / in seine natur / das ist zur vnsterbligkeit leben
vnd herrligkeit verwandele. Ziehen auch Cyrilli spruch an / das es folge
nothwendig / Wenn einer des HERRN leib vnd blut empfehet / das er mit demselben
dermassen wird voreiniget / das Christus in jhm / vnd er in Christo gefunden
werde. Dagegen streiten sie / das auch die vnglaubigen mit Christi leib vnd blut
gespeiset werden / denen sie doch weder die vnsterbligkeit des ewigen lebens /
noch die herrligkeit des leibs Christi zuschreiben können / vnd noch viel
weniger / das Christus mit den vnglaubigen also vereinigt werde / das ER in jhnen / vnd sie in Christo gefunden werden.
XXVI.
Fol. 96. b. Sagen sie / leiblich gegenwertig sein / oder
leiblich empfangen werden / heisse jhnen nicht / so lang vnd breidt als Christus
am Creutz gehangen / oder sunst auff erden gewandelt habe / Sondern warhafftig
vnd wesentlich gegenwertig sein vnd empfangen werden / so viel die Substantz
anlangt / doch nicht nach ardt dieser Welt / sondern nach art vnd eigenschafft
des Reichs Christi / in dem solch jrrdisch / begreifflich / vnd dieser Welt
wesen / kein raum noch stedt habe. Diss ist durchaus wider einander. Denn / so
in das reich Christi das jrr
|| [ID00284]
dische wesen / nicht gehöret / was fechten sie dann für die mündtliche
nissung des Leibs Christi auch bey den Gottlosen / die nicht bürger vnd
glidmassen / sondern feinde des reichs Christi sind? Wie kan auch d’ mund etwz
warhafftig essen / auff andere als auff jrrdische weiße? Denn er ist jha nicht
ein Himlischessondern ein jrrdisches instrument vnd mittel / nicht Himlische /
vnd geistliche / sondern jrrdische vnd leibliche ding zufassen.
Hat aber auch die Substantz des leibes Christi (dessen gemeinschafft vns im
Abendmal vorsprochen wird) damals / als er das Abendmal eingesetzt / etwz anders
sein könne̅ / als so lang vn̅ breit er nach mals am
Ereutz gehangen / vn̅ zuuorn auff erden gewandelt ist? Ja auch zum
selben mahl mit solcher seiner gewissen maß vnd proportion aller Gliedmassen
vmbschrieben / mitten vnter seinen Jüngern am Tisch gesessen ist? Oder ist die
Substantz des leibs Christi heutigs tags in der glori vnd herrligkeit ein ander
leib worde̅ / als Christus nach nach seiner aufferstehung vnd
verklerung von sich sagt / Sehet meine Hende vnd meine füsse / ich bins selber /
Fület mich vnd sehet / denn ein Geist hat nicht fleisch vnd bein / wie jhr schet
das ich habe / Vnd die Engel sprechen. Dieser Ihesus / welcher von euch
auffgenommen ist gen Himmel / wird kommen WIE jr jn
gesehen habt / gen Himmel fahren. Soll dieses nicht im reich Christi / sondern
allein in dieser welt wesen / raum vn̅ stadt haben / so wird
freylich die Substantz vnd wesentliche eigenschafften des leibs Christi
außgeschlossen / vnd also vnser haupt vnd König aus seinem reich gantz
außgemustert werden.
Vnd weil die arth vnd eigenschafft des Reichs Christi auff dem glauben bestehet
in diesem leben / Was effen sie die Leut mit diesen gesuchten außflüchten /
Nicht auff begreiffliche / sondern auff vnbegreiffliche weiß? So sie doch den
glaube̅ hiervon absondern / vnd an desselben stadt DEN LEIBLICHEN MVND setzen auch bey den vnglaubigen. Wir
lassen sie auch mit Lutheri worten vorgleichen / das sie das wort leiblich
deuten / Nicht leiblicher weiß / vnd vorlaugnen / das sie lehren solten / das
Christus gegenwertig sey oder empfangen werde / So Lang vnd Breit als Christus
am Creutz
|| [ID00285]
gehangen ist. Denn Lutherus
hats im Sacramentsstreit beydes für recht vorteidingt. Im colloquio zu Marburg
ist man in allen streitigen Artickeln eins worden / biß auff diesen einigen: Ob
der wahre leib vnd blut Christi LEIBLICH im Brodt vnd
Wein sey / Do Lutheri kegentheil allein die leibliche weise angefochten.
An Carlstadt strafft D. Luther zum hefftigsten / das er geschrieben(Wider die Himl: Prophet.) / er könne es nicht
glauben / das man sage. Christus natürlicher Leichnam sey so groß / weit / dick
vnd lang im Sacrament / als er am Creutz hinge. Vnd vom anbeten des Sacraments /
Wir deutschen(
Tom. 2. op: 33.
) glauben / das Christus warhafftig mit seinem Fleisch vnd Blut vnter dem
Sacrament sey / WIE es von Maria geborn / vnd AM heiligen(
Tom: 7. Wit: 337. b ad Waldens:
) Creutz gehangen ist.
XXXII.
Fol. 63. b. Wir lehren nicht / sprechen sie / eine
leibliche / fleischliche gegenwart des leibs Christi / wie die vornunfft jhr imaginirn mochte / ein corpusculum in
pane latens, einen kleinen leib im Brodt verborgen. Dagegen aber
vorfechten sie / das Christi leib mündlich zu essen geben werde / verborgen IM BRODT so klein. Vnd wollen solches nicht mysticè oder geheimniß weiß vorstanden haben / Sondern
schlecht nach dem Buchstaben / das die zwo Substantz oder beyde wesen / das
Brodt vnd der Leib beysammen vnd einander wesentlich inn der Paten / Mundt / vnd
Handt vereinigt sein sollen.
XXVIII.
Fol: 50. Schreiben sie / Wir sagen nicht / daß das brod
Christi leib gewest / oder noch sey / von wegen einer verbergung eines sichtbarn
oder vnsichtbarn leibs im brod. Sondern deßwegen / das der ware wesentliche leib
Christi für vns gegeben / mit dem gesegnetem brod SACR
AMENTLICH gegenwertig voreiniget sey. In dessen aber vorstehen sie
hierdurch eine wesentliche voreinigung des leibs vnd brodts / die auff
vnbegreiffliche weiß durch ein Neuwes wunderwerck geschehe. Nuhn sind(
Fol. 159. b
) aber Sacramentlich / vnd wesentlich voreinigt sein wider einander / Auch
sind Sacrament vnd mirakel vnterscheiden / vn̅ hat Christus mit
anordnung der Sacrament keine newe wunderwerck noch
|| [ID00286]
vorenderung der allgemeinen Artickel
Christliches glaubens vnd noch viel weniger eine abtilgung seiner wahren
Menscheit stifften wöllen. Es kan auch nimmermehr aus der stifftung des
Abendmahls / Noch aus dem gantzem wort Gottes erwiesen werden / das der von
vnserm kegentheil bey oder vnter dem Brodt vorborgene leib / nach jrer
beschreibung der Sacramentlichen einigkeit / solte sein / der ware wesentliche
leib Christi für vns gegeben / sintemahl nicht eine einige vorgleichung da ist /
weder an der Substantz noch eigenschafften / Vnd demnach weder Definitio noch definitum veri
corporis da seiu kan. So lange sie aber auch nur mit worten / ohne die
that tichten / vnd fürgeben / als sey es der wesentliche leib Christi / der da
wesentlicher weiß / vnd doch vnsichtbar sein soll / vnter dem Brodt / vnd an der
stedt vnd orth / da das Brodt gehalten wird in der Paten / Handt oder Mundt. So
ist doch diß anders nicht / denn eben eine vorbergung eines vnsichtbaren leibs
lehren / vnter / oder bey dem Brodt / die sie vorlaugnen / vnd also selbst was
sie von jrer Sacramentlichen / das ist / von der wesentlichen vereinigung des
leibs Christi vnd des brodts fürgeben / auff einen hauffen stossen.
XXIX.
Fol. 162. schreiben sie. Wir disputirn hie nicht von der
general vbiquitet des leibs Christi / wissen wol das
dieselbe der rechte grundt der gegenwart des leibs vnd bluts Christi im
Abendmahl nicht ist / sondern die wort der einsetzung. Diß mögen sie mit dem was
Iacob: Andr: noch newlich wider vns geschrieben / vorgleichen. Wann sie aber
nicht disputirn wöllen von der vbiquitet, warumb verwerffen sie dann baldt
hernach d’ alten lehrer wort vnd meinu̅g. (
Fol. 162. b.
) Totus Christus est vbique sed non totum Christi.
Es ist wol von der Person Christi recht gesagt. Christus ist allenthalben / aber
nicht von einer Natur als von der andern. Denn wie die Person Christi Gott ist /
vnd doch die Menscheit nicht Gott ist. Also ist die Menscheit nicht allenthalben
/ ob wol Christus allenthalben ist. Warumb wollen sie diese rede iustificirn vnd
recht heissen / Das alles was an (
Fol. 163.
) Christo ist / sey allenthalben? Welches sie mit so wenigem fuge thun
können / alß wenn sie sagen wolten. Alles was an Christo ist / nemlich auch sein
Leib vnd Seel / oder Menscheit / ist Gott.
|| [ID00287]
XXX.
Fol. 65. b. Bekennen sie / das warhafftig ein vnderscheid
sey vnd bleybe zwischen den eusserlichen gnaden zeichen oder Elementen Brods vnd
Weins vnd dem leib vnd blut Christi / wenn ein jedes für sich selbst / auch in
der Sacramentlichen vereinigung betrachtet wird. In dessen aber vorneinen sie /
das es sey eine praedicatio homonyma et figurata wenn
Christus sagt / das Brod ist mein leib / der Kelch ist das Newe Testament / da
je nicht eigentlich / regulariter, oder Synonymè, wie mans in schulen nennt / der Leib Christi
dem Brod / oder das Neuwe vnd ewige Testament dem Kelch zugelegt wird / sonst
würde kein vnderscheid sein / vnd würde wie sie hie reden / Brod nicht Brod /
Leib nicht Leib mehr sein / Sondern so es Synonyma vnd
Regularis praedicatio were / würde das brod substantialirer oder wesentlicher weiße der Leib Christi
sein müßen.
XXXI.
Fol. 64. lassen sie zu / den spruch Theodoreti. Mystica mysticè intelligenda esse. Das man die geheimniß /
müsse geheimniß weise verstehen. Item. fol: 68. b. wir lassen gerne zu /
sprechen sie / das diese zwey vnterschiedene ding / Sacramentaliter von einander gesagt werden. Vnd abermahls / Es ist vns
nicht entgegen / das die praedicatio in den worten des
Abendmahls / Sacramentalis genent werde / ja wir nennen
sie selbst also / vnd thun solches gerne. In dessen aber leugnen sie zum
hefftigsten / das es figürliche reden sein sollen. Was aber hiervon zuhalten /
kan man klerer vorstehen / wenn man zu vormeidung aller ambiguitet, darmit
kegentheil vnter dem wort Sacramentlich zu spielen pflegt / der alten Scribenten
volkommene division in acht nimpt. Omnis praedicatio aut est Synonyma & propria, aut homonyma &
impropria. Was nuhn propria vnd Synonyma praedicatio nicht ist / da muß noth halben
folgen / das eins von dem andern praedicirt werde Impropriè vnd Homonymè / welches
anders nichts ist / denn modus praedicationis figuratus.
Das sie aber dabey anhangen / als solten wir(
Fol: 68. b
) solche figürliche reden setzen / welche die gegenwart des leibs vnd
bluts Christi stracks aus dem Abendmahl außschlissen / das ist jhre ertichte
vn̅ vngegründte calumnia. Wie auch zuvorn / dasie schreiben /
Wir können die Metonymiam Philippi wie er sie 1. Cor 11.
setzet(
Fol-67. b.
)
|| [ID00288]
keins wegs passirn lassen / denn sie
nimpt vns Christi leib vnd blut aus dem Abendmahl / auff ein mal gar hinweg /
vnd lest brod vnd wein mehr nicht / als zeichen des abwesenden leibs vnd bluts
Christi bleiben. Das gegenspiel ist viel mehr war / Weil brod vnd wein von
Christo vorordnet sind zu H. Sacramenten / vnd die Sacrament nicht ledige blosse
zeichen / sondern exhibitiua et applicatiua signa in vero
usu sind. So muß es nicht eine schlechte Metonymia sein / sondern Sacramentalis, vnd
muß das brodt ein solch signum veri corporis sein / das
in desselben rechtem brauch / auch die gemeinschafft des waren leibs / vns werde
mitgeteilt.
XXXII.
Fol: 69. Wir haben niemals gesagt oder geschrieben / das
in den worten des Abendmals / regularis et usitata
praedicatio sey / vn̅ bald hernach / (
Fol. 69. b.
) Wenn wir gestünden das Regularis praedicatio in verbis
caenae wehre / so musten wir nachgeben / das was vom Leib Christi
gesagt / auch von dem brod eigentlich vnd regulariter
kondte vnd müste gesagt werde̅. Nemlich / das es gecreutziget /
gestorben / vnd aufferstanden wehre / etc.
So es denn keine Regularis et usitata praedicatio ist / so rühmen sie vorgeblich
/ das sie bey dem Buchstaben bleiben / ist es auch keine regularis et usitata praedicatio, sondern wie sie hie schreiben
Sacramentalis et inusitata, so müssen sie abermahls wider jhren willen zugeben /
das es figurata praedicatio sey. Dann Sacramentaliter praedicari heisst figuratè
praedicari, man heisse es nuhn Synecdochen, als sie zu etlich mahlen selbst
bekennen / das Lutherus eine Synecdochen habe zugelassen
/ oder heisse es Metonymiam, als es Philippus nennt. Das sie es aber inusitatam
praedicationem nennen / ist erstlich wider Philippi erklerung / welcher wie er
diesen modum praedicationis in seiner Dialectica zum ersten gesetzt hat / Also hat er denselben niemals
weiter / als auff die propositiones de filio Dei incarnato
referirt vnd gezogen. Nachmals ist es wider sie selbst. Denn sie
bekennen / das sie vorstehen / (
Fol. 68.
) das keine Persönliche vereinigung sey des brods vnd leibs Christi. Ists
denn keine Persönliche voreinigung / so ist es auch keine inusitata praedicatio.
Endtlich solten sie wissen / das auch die inusi
|| [ID00289]
tatae praedicationes (welche
Philippus also genennet) als / der Sohn Mariae ist Gottes ewiger natürlicher
sohn (nemlich nach seiner Göttlichen Natur) der HErr der Herrligkeit ist
gecreutziget (nemlich nach seiner Menschlichen Natur) Der massen geschaffen sind
/ das nicht allein Lutherus / sondern auch Cassianus / vnd andere alte
Scribenten / dieselben eine Synecdochen vnd figuram sermonis nennen / vnd wird
dennoch darmit dem geheimniß der menschwerdung Christi nichts abgebroche̅ / sondern allein d’ vnderscheid zwischen der Person vnd den
Naturn angezeigt.
XXXIII.
Fol. 70. Nennen sie es ein geticht / wenn man jhnen
fürwirfft / das sie in der rede Christi / Das ist mein leib für / das wort (DAS) das wort (Hîc oder DA) setzen. Heisst aber diß nicht ein hîc oder Da
gesetzt / wenn sie für vnd für streiten / das an dem orth / da das brot ist /
vnd gehalten wird / sey der wesentliche leib Christi?
XXXIIII.
Fol. 75. b. sagen sie / Es sey hierüber kein streit / das
wir geschrieben / das nicht alle figürliche reden vnvorstendtlich sein. Aber
kurtz zuuorn Fol: 75. a. setzen sie gegeneinander / als opposita, figürlich vnd klar geredt sein. Die wort Christi / sprechen
sie / sind nicht dunckel / finster / figürlich / sondern klar vnd hell.
XXXV.
Fol: 86. b. gestehen sie / Das vmb Sacramentlicher
einigkeit willen / beydes der Kelch das Newe Testament sey / vnd dann auch das
blut Christi. Machen aber allenthalben von dem leib vnd brod / von dem Kelch vnd
dem blut Christi / eine solche Sacramentliche einigkeit / das eins bey dem
andern wesendtlich sey / der massen / das beydes zugleich mündtlich empfangen
werde / auch von den vuglaubigen. Diß können sie aber nicht sagen von der
vereinigung des Kelchs vn̅ Neuwen Testaments. Sunst würden auch
die Gottlosen der vergebung der sünden vnd Ewiges lebens teilhafftig sein.
Worumb erkennen sie denn nicht / das jhre beschreibung der Sacramentlichen
einigkeit falsch vnd vnrecht sey / auch von dem Kelch vnd blut Christi?
|| [ID00290]
XXXVI.
So offt sie gedrungen werden / das sie mercken / wie sie den Buchstaben dieser
Rede / Das ist mein leib / nicht erhalten können (den̅ sie dürffen
nicht sagen / daß das brodt sey wesentlich der leib Christi selbst selber) So
haben sie jhre zuflucht zu den worten / Inn / Mit / (
Fol. 51.
) Vnder / dem Brodt ist der leib / vnd das sagen sie / sey einerley
vorstandt vnd meinung mit den worten Christi. Vberweist man sie aber / das es
weder einerley wort / noch einerley meinung sey / dz brodt ist mein Leib / vn̅ imbrod ist mein leib / so sage̅ sie. Dz es jnen
nie in sinn kom̅en sey / dz (
Fol: 48. b
) solche particulae oder arth zu reden im Brodt /
vnter dem Brodt / mit oder bey dem Brodt ist der leib Christi / solten der text
der einsetzung sein / oder an stadt desselben gebraucht vnd gehalte̅ werden. Sondern sie brauchens (
Fol. 79. b.
) nach dem Exempel der Väter auß Christlicher freyheit. Item / sie machen
daraus kein dogma, oder articulum
fidei. Vertuschen aber in dessen / das die alten Scribenten gar in
einem andern verstandt / solche particulas gebraucht
habe̅ / als sie es jtztauff eine wesentliche voreinigung des
leibs vnd brodts vnrecht deuten. Auch ist in warheit die Christliche freyheit /
die sie hierinnen rühmen / anders nicht / denn ein schanddeckel jhrer zancksucht
vnd ehrgeitzes / darinnen / wie sie selbst aus Jerem: anziehen / sie gleich als
in einer brunsi (
Fol. 50. b.
) fortlauffen / wie ein grimmiger Hengst im streidt.
XXXVII.
Fol: 90. b. Müssen sie inn Cypriani spruch recht geredt
sein lassen / quòd significantia & significata ijsdem
vocabulis censeantur. Das die eusserlichen zeichen Brods vnd Weins /
samptden bezeichneten gaben recht mit einerley nahmen genendt werden. Sie haben
auch nichts vberall / das sie antworten können auff Theodoreti spruch / der die
Sacramentliche art zu reden / gleicher gestalt eine vorwechselung der Nahmen
nennet / vnd außdrücklich spricht / das der HErr die sichtbarn Warzeichen mit
dem Nahmen seines leibs gewirdiget habe. An vns aber / wissen sie nicht / wie
sie durch das gantze Buch (
Brem. N. 4. b. N. 2.
) herdurch / spöttlich gnug anziehen sollen / das wir nach dem exempel der
alten Scribenten / vnd eben in demselben jrem vorstandt geschrieben haben / das
dem geheiligtem brodt der Nahme des leibs gegeben werde / vmb gewisser vrsachen
willen / videlicet non tantum propter analogiam
|| [ID00291]
sed etiam propter certitudinem promißionis de exhibitione rei
signatae. Sind auch so freuel / das sie Augustini regel (den sie doch
mit gewalt(
Fol. 55. b. 60. b.
) vnd vnrecht sunsten auff jhre seiten gerne bringen wolten) vorwerffen.
Sacramenta ex similitudine plerumque rerum ipsarum nomina
accipiunt.
XXXVIII.
Vielmals müssen sie gestehen / Das die Patres / vnd die
Augspurgische Confession / ja auch Lutherus selbst das wort zeichen zu
erklerung(
Fol. 71. b. 72. 88. b. &c.
) der wort Christi im Abendmahl gebraucht haben. Sonderlich sagen sie /
fol: 72. b. Wir verneinen nicht / das Brodt vnd Wein im Abendmahl nicht solten
recht vnd Christlich können warzeichen des leibs vnd bluts Christi genent
werden. Reden aber schimpfflich vnd spötlich davon / das von vns solch wort
gebraucht wird. Denn das(
Fol. 72.
) sie dabey setzen / die Patres reden von exhibitivis signis, welchen vorstandt wir nicht haben
sollen / vnd das wir allein zeichen der abwesenden dinge sollen machen / Ist jhr
schendtliches vnd vnvorschemptes geticht / welches mit diesen vnsern worte̅ außdrücklich wid’legt ist / das nemlich die Sacrament sind signa exhibitiua & applicatiua / das ist(
Brem. L. iij.
) solche gnadenzeichen / in welcher rechtem gebrauch / der leib vnd biut
Christi nicht allerding abwesend / sondern geheimniß weiß kegenwertig / vns
warhafftig gegeben vnd zugeeignet werde.
XXXIX.
Fol. 56. Schreiben sie / das jhnen nicht vnbewust / das
die Väter / das Abendmahl ein Sacrament geheissen / ja wir heissens selbst
(spreche̅ sie) im rechtem vnd gesundem vorstandt also. Dagegen
sagen sie von vns fol. 59. Es sey doch mit dem wort Sacrament / Geheimniß /
Warzeichen / mehr nicht als Menschen wort vnd außlegung / wissen auch nicht /
wie sie es gnugwernichten sollen. Nuhn brauchen aber wir gemeiniglich dabey das
wort mittel / welches sie auch gar viel vnd offt widerholen vnd loben / in
erklerung der Rede Christi. Welches am buchstaben eben / so wenig in den worten
der einsetzung stehet als die andern / die sie eine weil für recht halten / ein
weil so gar hönisch außlachen. Warumb schreyen sie dann nicht vber sich selbst
auch / als sie calumniosè / nicht so fast wider vns /
als wider die alten Scribenten thun / fol. 60. b. Man solte Christo seine
|| [ID]
wort wie ers selbst außgesprochen vngemeistert lassen / vnd
jhren geiffer oder glossen daran nicht schmiren / Denn wo Christus gewolt / das
seine wort solchen verstant haben solten / hette ers auch wol können außsprechen
/ etc.
XL.
Fol. 72. vnd sonsten offt / Erkleren sie / die wort
Christi also / Das Brodt vnd Wein eusserliche mittel sein / durch welche vns
Christi leib vnd blut werde gegenwertig mitgetheilt. Anders / sprechen sie /
könne es nicht vorstanden werden / Man wölle dann Christum in seinen klaren
worten lügen straffen / etc.
(
Fol: 73.
)
Baldt aber solgendes blats vorwerffen sie Philippi wort / in dem Franck
furdischem abscheid / von erklerung des spruchs Pauli. Das Brodt ist dieses /
damit die gemeinschafft des Leibs Christi vns wird mitgetheilt. Paulus sprechen
sie / hat nicht also gesprochen. Warumb lassen aber sie ebe̅ diese
erkleru̅g zu / in den worten der einsetzung? Do Christus
solches auch nicht gesprochen hat / vnd den̅och sie es selbst für
recht erkennen / vnd haltens als eine gutte vnd nöhtige erklerung.
XLI.
Fol: 96. bekennen sie / das Abendmahl sey nicht von wegen
der leiblichen / zeitlichen / sondern von wegen der geistlichen ewigen speisung
vom HErrn Christo eingesetzt. Fol. 94. b. 95. Sie vorstehen nichts anders durch
das wort mündlich / denn warhafftig des leibs Christi theilhafftig werden / vnd
damit wollen sie endlich alle jhre contradictiones hiervon saluirn vnd zu recht
bringen. Wenn aber von vns vnd den alten lehrern gesagt wird / Das Christi leib
sey eine Geistliche speiß / nicht des leibs / sondern der Seelen / vnd werde
warhafftig im glauben vns mitgetheilt / so ruffen vnd schreyen sie es für
Sacramentirisch aus. Wir wissen aber durch Gottes gnade / vnd aus dem Mund
Christi vnd seiner Apostel / das wir der Substantz des wahren leibs Christi /
vnd aller seiner wolthaten / viel mehr vnd warhafftiger durch den glauben
theilhafftig gemachet werden / als so es in vnser leibliche hand vnd mund solte
gelegt werden.
XLII.
Fol: 42. b. 154. &c. Durchs wort leiblich (Corporaliter) vorstehen
|| [ID00293]
wir nicht modum
praesentiae, die weise der gegenwart / Sondern geben dardurch
zuvorstehen / die gegenwart der Substantz des waren wesentlichen leibs
Christi.
Dagegen verwerffen sie allenthalben / das wir bekennen / das die Substantz des
leibs Christi vnserm glauben gegenwertig sey / nicht auff eine leibliche /
sondern auff eine Geistliche weiß. Mit welche̅ wort Geistlich /
wir keines wegs allein von der Geistlichen krafft / vnd wirckung / oder von dem
Geist Christi allein reden / als sie es(
Fol: 134.
) felschlich deuten / sondern wir reden von dem leib Christi selbst / der
im brauch des Abendmahls / das obiectum fidei &
communicationis nostrae cum Christo ist / wie Philippus in locis das wort Corporaliter
recht also erkleret / de substantia & efficacia. Der
modus aber / oder weise der gegenwart vnd gemeinschafft des leibs Christi /
sagen wir / sey nicht eine leibliche weiß / wie auch alle das / so zum Reich
Christi gehört / nicht auff leibliche / sondern Geistliche weiß / in anhörung
des worts vnd brauch der Sacrament vns gegenwertig mitgetheilt / vnd von vns
angenommen vnd empfangen wird. Diss müssen sie entweder lassen an vns recht sein
/ oder es muß nicht war sein / das sie das wort leiblich / nicht de modo, sed de obiecto verstehen sollen / weil sie eben
ein solches an vns verdammen dörffen.
XLIII.
Fol. 150. b. Sagen sie / Wir haltens auch vnsers theils
dafür / das es vnnütze vnd vorgebliche disputationes
sind / wie der leib Christi ins Brodt zubringen sey. Sagen auch es sey nicht
wider sie / das wir(
Fol: 151.
) Lutheri spruch hiervon angezogen / Laß das narrenwerck fahren / etc. Inn
dessen aber ist jhr fürnembstes streiten vnd fechten / von der wesentlichen
gegenwart des Leibs im Brodt / Welche sie allein die wahre gegenwart Christi im
Abendtmahl nennen / vnd gar nicht leiden können / das man solch Antichristisch
geticht / einen(
Fol. 151. b.
) grewel der verwüstung heisse. Was ist aber diß anders / denn vnnütz vnd
vergeblich disputirn / wie man Christi leib ins Brodt bringe?
XLIIII.
Fol. 137. a & b. schreiben sie / Sie wissen sich GOtt
lob
|| [ID00294]
wol zubescheiden / das die schonen
sprüche / Johan: 6. vom essen seines Fleisches. Johan: 15. Vom Weinstock vnd
reben. Eph. 5. Wir sind glieder seines leibs / etc. Von der jnnerlichen
Geistlichen gemeinschafft Christi vnd aller gleubigen reden. Dagegen aber
pflegen sie den spruch Cyrilli / der in der Apologia
Augustanae Confeßionis angezogen wird / quòd virtus
mysticae benedictionis efficiat, vt corporaliter Christus communicatione
carnis suae in nobis habitet: Et sit in nobis participatione naturali,
mit gewalt zu ziehen zur bestetigung der leiblichen gegenwart des leibs Christi
bey dem Brodt / vnd der leiblichen vnd mündliche̅ nissung des
leibs vnd bluts Christi / so den glaubigen vnd vnglaubigen soll gemein sein. So
doch Cyrillus sich hierinnen zeucht / eben auff diese sprüche / welche sie
allhier bekennen / das sie davon reden / das Christus sich mit VNS voreinigen wölle / das wir fleisch von seine̅ fleisch sein / etc. Wie können vnd vermögen sie dann jhren wahn
aus der Apologia Augustanae Confeßionis, mit bestandt
beweisen / das die leibliche gegenwart Christi / so daselbst also genendt wird /
so viel heissen soll / als Christi leib ist wesentlich gegenwertig vnter dem
Brodt / (
Brem. Z 4.
) Welches / wir zuvorn auch in vnser verantwortung erinnert vnd angezeigt /
das Cyrillus nicht de modo, sed de obiecto communicationis
& praesentiae rede / wenn er das wort corporaliter gebraucht / welches diese Theologe̅ fein
stillschweige̅d vberhupfft / die doch sonste̅
auff Eulenspiegels weise / fast auff alle andere vnsere wort eine̅
obendrauff zu drehen wissen.
XLV.
Fol: 165. Ziehen sie an / vnd billichen den spruch Hilarij,
Nos verè sub mysterio carnem corporis eius sumimus. Wir empfahen
warhafftig vnder einem geheimniß das fleisch seines leibes. Hie braucht Hilarius das wort Mysterium
geheimniß / welches bey jhme vnd allen den alten scribenten in diesem handel
nicht heisst ein Newes wunderwerck / sondern ein Sacrament / oder eusserliche
Ceremonien also von Gott vorordnet / da ein anders
außwendig gesehen vnd mit eusserlichen sinnen begriffen wird. Ein anders aber
dadurch dem gemüth vnd hertzen wird fürgetragen / Denn das heisst mysterium, Vbi aliud cernitur, aliud intelligitur, wie
auch die gantze alte Kirche das wort Sacrament also beschreibt / das es sey signum visibile gratiae invisibilis, Ein sichtba
|| [ID]
res zeichen der vnsichtbarn gnade. Dagegen aber
verwerffen diese(
Fol. 142. b
) Theologen / das wir geschriebe̅ / das die alten Lehrer /
keine andere / den̅ eine Sacramentliche vereintgung des leibs
Christi mit dem brodt setzen / in massen ein jedes bezeichnetes ding / durch dz
eusserliche warzeichen dem(
Brem. 216.
) gemüth des menschen vorgestellet / bezeuget / vorsichert / vnd
zugeeignet wird. Heissen auch dieses eine ertichtete vnd getrewmete vereinigung
/(
Fol. 166.
) da wir gesagt / das Sacramentliche vereinigung / sey eine Göttliche
vorordnung(
Brem. B b. 4.
) des eusserlichen gnadenzeichens / zu dem nutz vnd brauch / das es nicht
allein anbilden oder bedeuten / Sondern auch dem gleubigem mensche̅ / zueigne̅ soll die vorheissene gnade / vnd dz also dz
geheiligte brodt im rechtem brauch des Abendmahls / vns nicht allein weise auff
den leib Christi / Sondern auch ein zeugnüß / vorsiglung / vnd mittel sey vnser
warhafften gemeinschafft mit dem leib Christi / In dessen aber tichten sie eine
wesentliche vnd doch (wie sie reden) eine vbernatürliche vn̅(
Fol: 166.
) vnerforschliche voreinigung des leibs vnd bluts Christi mit den
geheiligte̅ Symbolis Brodt vnd Wein / vnd wie sie außdrücklich
schreibe̅ / mit dem munde des nissenden / welche wehren soll /
weil man jsset vnd trinckt im Abendmahl. Vnd das geben sie aus für einen
Artickel des glaubens / Davon sie jhre eigne wort mögen wieder zu sich nehmen /
daß es kein rechter wahrer glaube / sondern viel mehr ein ertichter wahn / vnd
vorgeblicher blosser gedancken sey / ausserhalb vnd ohne Gottes wort. Ja auch
ohn einiges bestendiges zeugniß der alten Lehrer / vnter welche̅
Augustinus die Sacramentliche vereinigu̅g also beschreibt: Accedat verbum ad elementum, & fit Sacramentum. Wann
dz wort / das ist die ordnung Gottes zum Element kompt / so wirds ein Sacrament.
Sagt aber nicht / wenn der leib Christi wesentlich zum Brodt kompt / das es
alßdann ein Sacrament werde. Welchen spruch Augustini D. Luther so hoch
gepreiset / das er schreibt / dieser spruch sey so wol vnd eigentlich geredt /
das er kaum ein bessern gesagt habe.
XLVI.
Fol: 94. b. vnd sunst allenthalben schreiben sie / weil
das brodt vnd der leib Christi vnderschiedene wesen sindt / So müsse auch die
nissung des Brods vnd Leibs Christi vnderscheiden werden. Gleichwol wöllen sie
es beydes mündlich genissen / das eine natürlicher / das andere vbernatürlicher
weiß. An vns aber können sie gar
|| [ID00296]
nicht
dulden / das wir auß dergleichen grund schlissen / das weil signum et res signata zweyerley sein / So sey auch die weise /
dieselben zu empfahen nicht einerley / Sondern das eusserliche gnadenzeichen
werde empfangen leiblicher weiß / vnd durch die Instrument vnd mittel des leibs
/ Der ware leib vnd blut Christi aber / wie auch alle sein vordinst vnd krafft /
werde von vns ergrieffen vnd angenommen geistlicher weiß / daß ist / durch das
geistliche mittel des glaubens in wirckung vnd krafft des H. geistes.
XLVII.
Fol: 63. b. Also müssen sie wider jhren wille̅ recht sein lassen / das Brentius
geschrieben / vnd wir in vnser vorigen schrifft angezogen / Daß das brod nicht
darumb der Leib Christi sey vnd genennt werde / das es in den Leib Christi
vorwandelt werde / wie die Papisten dauon treumen / oder sonst nach
fleischlicher imagination ein kleiner leib im brod
gegenwertig / vnd vorborgen werde / wie sich Menschliche vornunfft damit
bekümmert. Sondern das durch vnd mit dem brod der leib Christi VNSERM GLAVBEN gegeben vnd mitgeteildt werde. Diß sagen
wir noch / wie zuuorn / könte allein gnug sein / allen streit auffzuheben / wenn
man die affecten vnd vorbitterung der gemüther vnd die feindseligen nahmen
beyseits setzen / vnd Gottes ehre / die warheit / vnd Christliche lieb mit
rechtem ernst suchen wolte. So es aber an Brentio für recht vnd wahr gebillichet
wird / Worumb lassen sie vns / eben bey diesem auch nicht bleiben?
XLVIII.
Gleicher gestalt müssen sie gut sein lassen / haben auch das aller geringste
nicht darauff zu replicirn gehabt / wie sehr sie (
Brem. S. 4.
) auch sunsten mit vorgeblicher Sophisterey sich bemühen / andere von vns
angezogene Sprüch aus der Exegesi Brentij zu eludirn, das Brentius vorzeiten / ehe er sich in die
Vbiquitetischen streit vortiffet / von der rechten vnd waren eigenschafft aller
Sacramenten geschrieben / Das der Mensch zweyerley sey. Denn er sey jnnerlich
vnd eusserlich / geistlich vnd fleischlich / derwegen so werde in dem Sacrament
durch das wort dem jnnerlichem vnd geistlichem Mensche̅ / sein
geistliche gnaden gabe angebothen vnd mitgeteilt / dem eusserlichen Menschen
auch das seine / das ist / das eusserliche zeichen. Wann aber wir eben dieses
vnd kein anders lehren vnd bekennen / so muß es
|| [ID00297]
Sacramentirisch / Schwenckfeldisch /
Philosophisch sein / Nemlich / wie daselbst Brentij wort fehrner lauthen / das
auch im Abendmahl / des Menschen leib habe seine eusserliche vnd leibliche
zeichen / vnd der Glaube die jnnerliche gabe / das ist die warheit des Leibs vnd
Bluts Christi selbst.
Aber wir müssen ein mahl abbrechen / Wer augen hat zu sehen / der wird auß den
angezogenen exempeln der widerwertigkeiten / die wir von ferne / vnd nuhr eins
theils anziehen wollen (denn so wir alles genau zusammen suchen solten / müsten
wir noch viel zeit damit zubringen) augenscheinlich zuuornehmen haben / wie
diese Theologen mit sich selbst / vnd mit der warheit allenthalben streiten /
vnd wie sie aus feindtseligen affecten / an vns vnrecht heissen vnd vordammen /
was endtweder jhnen selbst die warheit bißweilen abdringet für recht zu bekennen
/ oder das sie jha an den jhrigen recht bleiben lassen müssen.
Aber jhres feindseligen gemüts anzeigung wider vns ist nit allein dieser jhr
gantzer tractat / darmit sie sich zu vns gedrungen vnd genötiget / Sondern daß
sie nuhn von vielen jharen her / als abgesagte feinde dieser Christlichen
Kirchen vnd gemeind / vnd des Ministerij allhier zu
Bremen sich erzeiget vnd bewiesen / Vnd weil sie vnsere lehr vnd bekandtniß (die
wir durch Gottes gnade nach der richtschnur Göttlichs worts getrewlich bißher /
gewissens vnd ampts halben geführet) mit keinem bestendigem grundt widerlegen
können / So haben sie viel mahls auch für dieser zeit sich vnderstanden vnsere
Person auffs eusserste zu deformirn / vnd was vns zum hohn / schmach / vnd
vordriß von jhnen nuhr hat können erdacht werden / da hat es nicht an mangeln
müssen.
Wie denn noch für zweyen jharen wider mich M. Marcum Meningum
Seniorem, vnd Superintendenten zu Bremen / Hammelmannus durch
offentlichen druck eine Meuchelschrifft außgehen lassen / mit zweyen nichtigen /
vnd jhnen selbst widerwertigen Censurn, Chemnitij, vnd Schachtij, vnd newlich
diese Triumuiri in jhrer vormeinten Historia des Sacramentstreits / dauon sie
sich rühmen / das sie es auff Christlichen guten Glauben ge
|| [ID00298]
schrieben / mit greifflicher vnd
offenbarer vnwarheit / von der / vor etlichen vnd zwentzig jharen vor dem
gantzem Reich außgefürten Bremischen sache (so sich wegen D. Alberti
Hardenbergij zugetragen / der gleichwol citra infamiam &
condemnationem seiner vocation erlassen) mit
parteyischem vrtheil / vnd aus einem gifftigem gemüth jhre vngegründte Narration
erzehlen / Vnd darüber die Obrigkeit dieses orths / vnd mit nahmen Herrn Daniel
von Beuern / Bürgermeistern allhier / zum schendlichsten vnd schmehelichsten /
vnd doch mit vngrundt herüber holen.
Auch darein vnsern collegam D. Christophorum Pe Zelium,
welcher erst für dreyen jharen durch ordentliche vocation anhero beruffen / mit einmengen / vnd jhn auffs schmehlichste
wider Gott / vnd ehr / vnd alles recht / vnd billigkeit lestern / jhme seine vnd
der andern Wittenbergischen Theologen / für dieser zeit erlittene verfolgu̅g für werffen / vnd noch dazu aus Cainischer bitterkeit auff jhn
vnd andere tichten / das in ordentlicher erkentnis eines Christlichen vnd
freye̅
Synodi, Dahin sich die Wittenbergischen Theologen
jederzeit beruffen / nimmermehr vnd in Ewigkeit nicht kan noch soll von jhnen
erwiesen werden.
Vnd do (durch Gottes gnade) wir die jetzigen Prediger zu Bremen die gantze zeit
vnsers Ministerij allhier / keine andere lehr jemahls geführet / alß derer
innhalt (so viel die streitigen Artickel belanget) in vnser erste̅
verantwortu̅gßschrifft Christlich vnd auffrichtig gefasset ist
/ dürffen dennoch diese drey Menner ein Personal werck darauß mache̅ / vn̅ all jre gall vn̅ bitterkeit vber den
einige̅vnsern collegam außschütten / welches mit was
Theologischem geist es geschehe / vnd wz darunter / aus einer vnmenschlichen
von diesen dreyen Mennern gesucht werde / Werden
vorstendige Leuth wol abnehmen / vnd wird es gewißlichen Gott zu seiner zeit
finden vnd rechnen.
Wir zwar haben vnsere zuvorn in druck außgegangene vorantwortungßschrifft / die
vns vnsere diß orths Widersacher mit jhren vnbillichen klagen vnd
beschüldigungen abgedrungen / der gantzen Christenheit / vnd also hohes vnd
nidriges standes Personen
|| [ID00299]
gebührlicher
weiß / nach der Richtschnur Göttlichs worts zuvrtheilen / vnderworffen vnd
heimgestelt / als wir ein solches nochmahls thun. Haben auch gebete̅ / Das die jenigen Theologen / so vns bißher zur vngebühr beschweret / do sie
je an vnser lehr mangel(In der Vorrede der Bremischen
schrifft.) zu haben vormeinen würden / mit sanfftmut vnd ohne
vorbitterung gegen vns handelen / vnd aus grundt Göttlicher schrifft / vnd aus
den vnsern vnd allgemeinen bekendtnissen der rechtglaubigen Kirchen / ehe dan̅ das Bapsthumb entstanden / eines bessern vns vnterrichten
wolten. Haben auch warnungs weise erinnert / das man bedencken wolle den spruch
Salomonis / Fahre nicht baldt herauß wider deinen nechsten zu haddern / das es
dir nicht gehe / wie du jhme hast thun wollen / vnd du zu schanden werdest. Vnd
das Gott der HErr ernstlich allen Menschen gebiete / du solt kein verleumbder
sein vnter deinem Volck / Auch die H. Schrifft ein schweres vrtheil felle / vber
die jenigen / so da lestern / da sie nicht von wissen / welche sie auch
vorgleiche den wellen des Meers / die jhre eigene schande außscheumen.
Welcher massen aber Iacob. Andreas (der für einem jahr wider vns geschrieben) Vnd
nuhmehr diese drey Menner / bey jhrem Erphurdischem Weinfaß / solches in dem
anhang jhrer Apologiae in acht genommen / das ist für augen / Vnd werden die
jenigen / so vnsere antwort dagegen halten wöllen / dennoch erkennen / ob nicht
diese vnsere widerwertigen / so sich one ordentliche vnd in der Kirchen Gottes
gebreuchliche Proceß mit solchen schmehe vnd lesterschrifften zu vns nötigen /
jhre eigne schand außgescheumet / vnd auff öffentlichen anzeigungen eines bösen
gewissens / vnd vnrechter sachen erfunden sind.
Gott gebe es diesen Leuten einmahl recht zuerkennen / vnd erleuchte sie in gnaden
/ das sie auffhören die warheit an vns vn̅ andern zu lestern vnd
zuverfolgen / ehe dann sie mit der schweren vnd vntreglichen last der
schrecklichen sünde / Welche / der HERR Christus nent wider den heiligen Geist
lestern / jhre gewissen weitet vorsetzlich vnd muthwillig beschweren. Denn sie
es fürwar nicht mit Menschen allein / in dieser sache / sondern wider Gott
selbst zuthun haben / vnd werden sie einmahl fühlen
|| [ID00300]
vnd befinden / wo sie also forthfahren /
das es schrecklich sey in die hende des lebendigen Gottes zu fallen.
Wol ist es gleublich / das sie sich bedüncken lassen / weil sie bißher / durch
mißbrauch des Weltlichen Arms / darauff sie allein trotzen vnd bawen / sich für
Allgemeine reformatores der Kirchen in Deutschlandt
außgeben / vnd dafür angesehen sein wollen / als schrieben vnd handelten sie
wider die jenigen / so sie mit vnfugen für Sacramentirer außruffen / derer
meinung sie doch nirgend getrewlich vnd auffrichtig anziehe̅ / vnd
noch viel weniger jemals / in ordentlicher vnparteyischer erkendniß der sachen /
jrrhumbs vberwiesen haben / Das gleichwol für der Welt jederman / vnd sonderlich
die sie vormeinen jhnen anhengig zu sein / die augen zuthun / vnd sehr viel
vn̅ groß von jnen vnd jhren lesterschrifften halten
müssen.
Vnd sind zwar bey vielen hohes vnd nidriges standes Personen / die streit / vom
handel des H. Abendmahls Christi / durch sie vnd jhre mitgesellen (denen es mehr
vmb jhr primat vnd eige̅ nutz als vmb die ehre Gottes / oder der
Kirchen Christi wolfarth zuthun ist) so gar verbittert vnd verhast gemacht / das
mancher vomgrundt der sachen auch nichts hören wil / Daher denn diß leider
heutigs tags für das einige Mordt vnd Schlachtschwerdt gehalte̅
wird / Wenn man vns oder andere in neidsame vnd vorhaste vordacht setzen / Bey
grossen Herrn in vngnadt / Bey dem gemeinen Man̅ in vngunst / Bey
jeder menniglich / vmb allen glimpff / ehr vnd guten Nahmen / auch wol vmb leib
/ vnd gut bringen / oder ins elendt vorjagen wil / das man nur vnuerschempt mit
den parteyischen / sectirischen Nahmen vmb sich wirfft / vngeachtet / das d’
wenigste theil weiß / warumb es zuthun / vnd vnsere lesterer nie gründtlich vnd
eigentlich dargethan vnd erweiset haben / was vnsere lehr vn̅
bekendtniß sey / wie ferne man miteinander einig / oder wie weith man in der
hauptsachen von einander sey / vnd noch viel weniger / welches theils meinung /
mit der H. schrifft / den Artickeln des Algemeinen Christlichen glaubens / vnd
der alten reinen Kirchen bekendtnissen vberein stimme / oder was solcher
Richtschnur zuwider vnd entgegen sey.
|| [ID00301]
Es ist aber gewißlich vnd warhafftig ein GOTT vnd Richter
im Himmel / der auff seine Kirche vnd gemeind achtung gibt / vnd vber der von jm
offenbarte̅ warheit helt / vn̅ endlich
derselbe̅zeugniß gibet / Wie lange ob schwer dieselbe auch
gedrucket vn̅ verfolget wird.
Vnd demnach / in weltlichen hendeln so nuhr diß zeitliche leben betreffen / man
vber niemandt mit recht vnd billichkeit ein(
1.
) vrteil fellen / noch den stab brechen kan (man wölle dann mit
wissentlicher Tyranney vber vnd wider vnschuldige Leuth / vnerkanter sachen
wüten) wo man nicht zuvorn auß desselben eigner bekendtniß gewiß befunden / oder
durch beweysung / so klarer sein müssen / alß das helle Mittagsliecht /
dargethan hat / was desselben mißhandlung sey / Auch das gesetz der natur lehret
/ dz man(
2.
) nicht / den eine̅ parth allein / sondern beyde parth
notdurfftig vnd gnugsam höre̅ soll / Vnd dz niemand zugleich
richter vnd parth sein könne. Viel mehr aber Göttlicher befehl ist / das man in
sachen(
3.
) / Gottes ehr / vnd vnsere Christliche Religion belangendt / der warheit
sich gründtlich erkündigen / die geister / ob sie auß Gott sind prüfen / in
verdammung der rechtglaubigen lehr / vnd verfolgung vnschüldiger from̅er Christen / für betrübung vnd lesterung des H. Geistes / sich
hüten vnd fürsehen soll. Vnd ein jeder am Jüngsten gericht / nicht allein von
seinem thun / sondern(
4.
) auch vo̅ seinem eigne̅ glauben / wie
Tertullianus schreibet / für dem gestrenge̅ richtstuel Christi
schwere rechnu̅g wird geben müssen.
Als werden dennoch bedechtige vnd Gottselige Christen / denen dieser dreyer
Menner / oder ander vnser widerwertige̅ schmehe vnd
lesterschrifften wider vns zuhanden kommen / nicht vnbillich jhnen ein
nachdencken machen / Ob es sich auch gegen Gott also werde verantworten lassen /
Das man vnter de̅ schein / des von diesen dreyen Mennern
angemasten verdammens / ohne gnugsame̅ vorstandt vnd erkendtniß
der streitigen sachen / sich frembder sünde̅ theilhafftig mache /
Vnd entweder wissentlich oder vnwissentlich / die warheit vnd Christum selbst in
seinen gliedmassen verfolge / oder ja vmb der / mit vnbilligkeit zugedrungenen
parteyischen Namen willen / ein abschew trage / die warheit zuerkennen.
|| [ID00302]
Denn es nicht newe ist / das Christi vnd der Apostel lehr / vnd das gantze
Euangelium von den Kindern dieser Welt mit lesterung vbel außgeruffen wird.
Müste doch S. Paulus / da er gen Rom kam / von den fürnembsten der Juden hören /
Von dieser Secten ist vns kundt / das jhr wird an allen enden widersprochen /
Doch wöllen wir hören von dir / sprechen sie / was du heltest. Auch war
vorzeiten aller Christen Nahmen bey den Heyden im gantzem Römischem Reich / wie
noch heutigs tags bey den Türcken / auffs eusserste vorfolget. Vnd wird bey den
Papisten so woll der Luterischen als der genanten Caluinisten Nahme / an allen
denen orten / da sie zugebieten haben / gantz vorhasst vnd vntreglich
geachtet.
Were es aber nicht die gröste sünd vnd torheit / allein vmb solcher verdammung
vnd lesterung willen / die Christliche lehr des Euangelij vorachten / von sich
stossen / oder vorfolgen helffen? Was bilden jhnen dann diese drey Menner ein /
das in dieser nicht allein vnser / Sondern der gantzen rechtglaubigen Kirchen
sache / jederman vmb jhres vnbefugten vnd vngegründten wider sprechens willen /
sein gewissen vorletzen / vnd zu allen jhrem fürgeben Amen sprechen werde?
Derwegen sie sich nicht allein vor Gott fürchten / Sondern auch für vorstendigen
Christen / sich einmal billich schewen solten / vnd gedencken / das sie jhre
vngerechte sache wider vns / nicht ausführen / noch die warheit ewig werden
vordrucken können.
Der Allmechtige Gott vnd Vater vnsers HERRN Jesu Christi / wölle vieler Menschen
Hertzen / zur nachforschung vnd erkendtniß der warheit erwecken / vns mit seinem
Geist regirn / vnd seine betrübte Kirche an allen orten da sie geengstiget wird
/ mit den augen seiner Barmhertzigkeit ansehen / die mutwilligen feinde zu
schanden machen / vnd mit behaltener warheit fried vnd einigkeit / in jme geben
vnd verleihen / AMEN.
|| [ID00303]