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Dem durchlauchtigen Hochgebornen Fürsten vnnd Herrn / Herrn Friderich Wilhelmen / Hertzogen zu Sachsen / Landgraffen in Düringen / vnd Marggraffen zu Meissen / meinem Gnedigen Fürsten vnd Herrn.
DVrchlauchtiger Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / Bey Ewrn F. G. erfrische ich in vnterthenigkeit die wunde / so kaum ein wenig vorhartet / nicht gerne. Jedoch weil E. F. G. selbsten in gnaden von mir begert / die Leichpredigten / so ich in der Pfarkirche / bey der Begrebnis beyder E. F. G. jungen Herrlein seligen / Hertzogs Fridrichs / vnd Hertzogen Johan Wilhelms / Hertzogen zu Sachsen etc. Christmilder gedechtnis gethan / auffs Pappir zu bringen / vnd in druck zuuorfertigen / hat mir als E. F. G. vnterthenigem Diener in allewege anderst nicht gebühren wollen / dann E. F. G. gnedigem begeren vnderthenige fol
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ge zu leisten. Habe demnach so gut als mirs Gott in der eil / vn̅ trawrigen bekümmernis bescheret / die erste Predigt concipirt, vnd so viel ich derselben noch in frischer gedechtnus gehabt / verzeichnet / welche E. F. G. ich hiemit in aller vnderthenigkeit dedicire, nicht das E. F. G. meiner geringen arbeit bedürffen / sondern zum gedechtnis vn̅ Christlicher erinnerung / zu förderst derer so sie angehört / vnnd auch vmb dieselbige bey mir vielfeltig angehalten. Kan sich jemand derselben bessern (als ich zu Gott hoffe) so soll mirs desto lieber sein / vnd habe dem getreuen Gott desto mehr darfür zu dancken.
Schaffet sie nichts mehr / so ist sie doch (so viel mein wenige Person anlanget) eine vnderthenige anzeige eines Christlichen vnd mitleidenden hertzens / das sich warhafftig vmb E. F. G. leid vnd trawrigkeit bekümmert / vnd E. F. G. hertzlichen bestendigen trost / vn̅ einen andern Segen von Gott nach seinem Väterlichen willen durch Christum wündschet vnd bittet.
One ist es nicht / es haben E. F. G. einen lieben Schatz vnd hertzen frewde / an beyden seligen Herrlein (Menschlicher weise zu reden) verloren. Vnd were E. F. G. wol zu günnen / das sie denselben liebsten schatz vnd hertzenfreude lange hetten behalten mögen. Aber es hat dem heiligen Gott anders gefallen / der hatt die lieben Herrlein bey
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sich / da sie nicht können verruckt werden / wissen wollen / weil er sie lieb gehabt / vnd in der heiligen Tauffe / zu seinen liebsten Söhnlein / vmb Ihesu Christi seines lieben Sohns willen / auff vnd angenommen.
Es haben Gott lob E. F. G. vnd wissen diesen bestendigen trost / das sie nach Gottes gnedigen willen abgefordert / ohne welchen nicht ein herlein von vnserm Heupt fallen kan / Das sie E. F. G. nicht verloren / sondern nur vorhin geschickt haben / vnd das sie dieselben jhre liebste Schetzlein / in ewiger freude wieder sehen vnd bekommen werde. Wie sie dann auch wissen / das jnen durch solch abscheiden von diesem Jammerthal / nicht vbel: sondern wol geschehen. Darumb geben sie sich auch zu frieden / vnd demütigen sich vnter die gewaltige hand Gottes. Der wolle E. F. G. sampt der selben geliebtem Fürstlichem Ehegemahl langezeit / Kirchen / Schulen / Landen vnd Leuten zum besten / gesund vnnd frisch sparen / zur regierung segen vorleihen / vnd bey friedlichem regiment schützen vnd schirmen / Amen. Datum Weymar / am tage Matthiae Apostoli 1587.
Eur Fürstlichen Gnaden
Vndertheniger Diener am Wort Gottes.
Timotheus Kirchnerus D.
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PSALM. XC.
HErr Gott / du bist vnser zuflucht / für vnnd für.
Ehe dann die Berge worden / vnd die Erde / vnd die Welt geschaffen worden / Bistu Gott von ewigkeit in ewigkeit.
Der du die Menschen lessest sterben / vnd sprichst / Kompt wieder Menschenkinder.
Dann tausent jar sind für dir / wie der Tag / der gestern vergangen ist / Vnd wie eine nachtwache.
Du lessest sie dahin fahren / wie einen strom / vnd sind wie ein schlaff / Gleich wie ein graß / dz doch bald welck wird.
Das da frühe blühet / vnd bald welck wird / Vnd des abents abgehawen wird vnd verdorret.
Das machet dein zorn / das wir so
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vergehen / Vnd dein grim / das wir so plotzlich dahin müssen.
Dann vnsere missethat stellestu für dich / Vnser vnerkandte Sünde ins liecht für deinem Angesichte.
Darumb faren alle vnsere tage dahin / durch deinen zorn / Wir bringen vnsere Jare zu / wie ein geschwetz.
Vnser leben weret siebentzig Jar / wans hochkömpt / so sinds achtzig Jar / Vnd wans köstlich gewesen ist / so ists mühe vnd arbeit gewesen / Dan̅ es feret schnel dahin / als flögen wir dauon.
Wer gleubets aber / das du so sehr zürnest? Vnd wer fürcht sich für solchem deinem grim?
Lere vns bedencken / das wir sterben müssen / Auff das wir klug werden.
HErr kere dich doch wieder zu vns / Vnd sey deinen Knechten gnedig.
Fülle vns früe mit deiner gnade /
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So wollen wir rhümen vnnd frölich sein vnser lebenlang.
Erfrewe vns nu wieder / nach dem du vns so lange plagest / Nach dem wir so lange vnglück leiden.
Zeige deinen Knechten deine werck / Vnd deine ehre jhren Kindern.
Vnd der HErr vnser Gott sey vns freundlich / Vnd fordere das werck vnser hende bey vns / Ja das werck vnser hende wolt er fordern.
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GEliebten im Herrn / wir sind itzo in diesem betrübten zustande zusammen kom men / des Durchleuchtigen / hochgebornen Fürstleins vnd Herrleins Hertzog Friederichs zu Sachssen des Jüngste̅ / im herrn Christo verstorben leiblein in sein ruhe kemmerlein zu bringen / vnnd dem seligen lieben Herrlein / so kaum 16. wochen vnd etliche tage alt worden / den letzten dienst zu leisten.
Vergangenes Freitags / als jhr wisset / sind es gleich 19. wochen gewesen / da dz selige Frewlein / Frewlein Dorothea Maria jhres alters zwey jhar siebentzehen wochen vnd vier tage / auch aus diesem jammerthal abgefordert / vnsere gnedige herrschafft als die Fürstlichen Eltern / vnd vns alle durch solchen (wie es für der Welt scheinet) vnzeitigen tod / vber die massen hoch betrübet.
Aber itzo gehet es nochneher / vnd greifft vns der getrewe Gott noch herter an / in dem er das selige Herrlein so plötzlich hinach nimpt. Der gnedige Gott wolle mitten in seinem zorn seiner Barmhertzigkeit eindenck sein / vnd es hiebey aus gnaden bewenden lassen / damit vns ein same vnnd zweiglein vberbleibe / Amen.
Dieweil aber in dieser zusammen kunfft in allewege etwas vmb der gegenwertigen Christen vnnd zuhörer willen / zum vnterricht / lere / trost vnnd ermanung aus Gottes wort sol vnd mus fürgetragen werden / als wollen wir die wort des 90. Psalms (welcher ein ernste Buspredigt ist / vnd wo Sünde Todt vnd alles vnglück herrüret / auch wes man sich in solchen grossen nöten trösten sol anzeigt) so itzt verlesen / für vns nemen / vnd mit göttlicher hülff vnnd beystand des heiligen Geistes diese folgende fünff Pünctlein draus abhandeln.
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(Abteilung dieser Pre digtin fünf Punct.) Er stlich den eingang desselben / in welchem vns fürgestellet wird ein Gebet eines hochbetrübten hertzens / welchs gleich erzittert für Gottes gericht vnd zorn / in betrachtung seiner grimmigen straffen / wider die Sünde / vnd sich doch wieder auffmuntert / aus vrsachen so hierbey erzelet werden.
Zum andern / warumb der Gnedige vnd Barmhertzige Gott so hefftig mit dem menschlichen geschlecht zürne / vnnd weshalben er die menschen kinder also elendiglich des todes sterben lasse.
Zum dritten / die klegliche beschreibung der schwacheit vnnd gebrechligkeit dieses Lebens bey allen menschen hohes vnnd nieders standes.
Zum vierden / wie es doch immer zugehe / das dz men schliche hertz in solchen betrübten kümmerlichen wesen oder zustande gleichwol so sicher sey / so wenig an den Todt vnnd seliges Sterbstündlein gedencke / oder sich bey zeit darzu bereite / vnd wes man sich wider des Todes schrecken vnd traw rigen anblick trösten solle.
Zum fünfften / das hertzliche fleheliche Gebet / in welchem Moyses vnnd wir alle vmb linderung der straffen den zrewen Gott bitten sollen.
Hieuon Christlich zur besserung vnnd trost zu reden vnnd handlen / verleihe Gott sein gnad vnnd geist vmb des einigen mitlers Ihesu Christi willen / Amen.
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Vom Ersten.
HErr Gott du bist vnser zuflucht für vnnd für /(Beschreibung eines hochbetrübten hertzens / so in betrachtung der göttlichen straffen Gottes ge richt vnnd zorn für sich siehet.) Ehe den̅ die Berge worden / vnd die Erde vnd die Welt geschaffen wurde / bistu Gott von Ewigkeit in Ewigkeit etc.
Spricht Moyses in seinem kleglichen vnnd sehnlichen Gebet / drückt mit diesen worten aus / wie einem hochbekümmerten vnd betrübten hertzen zu sinn oder mut sey / wenn es in den Exempeln der straffen (deren die Welt jederzeit voll ist / vnnd Gott den rohen sichern menschen für vnnd für vnter augen stellet) Gottes gestrenges Gericht vnnd seinen grimmigen zorn / betrachtet / nemlich das es sich für solchem zorn spiegel der massen entsetze vnnd erzittere / das es für angst vnnd betrübten Leide schier versincken vnnd verzagen möchte / vnnd doch durch die krafft des Almechtigen in solchem schrecken sich wieder auffmuntert / jhm ein muht durch hülff vnnd beystand des heiligen Geistes schöpffet / vnnd bey sich selbst schleust / dennoch wird mir Gott noch gnedig sein / vnnd wird noch gut oder besser mit mir werden / wie seltzam vnnd gefehrlich auch es sich mit mir ansehen lesset. Ach der trewe Gott wirdts noch also mit mir machen / das ich jhm dancken werde / das er meines angesichts hülffe vnd mein Gott ist / Psal. 42.
Ja sprichstu / wie jsts müglich / das ich in solchem betrübnis vnnd angst meiner Seelen / da ich der meinen Kranckheit vnd bittern Todt für augen sehe / darzu kommen / oder mich solcher gestalt trösten kan?
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Moyses antwortet / vnd zeiget drey vrsachen an / in welchen (Wie vnnd worinne einbetrübtes hertz / in solcher seiner angst vnd noht / raht vnnd trost finden könne vnd sölle. Erste vrsach. Gott ist vnser wonung oder zuflucht.) er weiset / wie ein betrübt hertz zu bestendigen trost kommen könne.
Du meinest wol (spricht er) in deinem trübsal / wen̅ Gott. dich seinen zorn sehen lest in den gemeinen land oder Welt plagen / sonderlich aber in den hausplagen / so dein eigen Haus / Weib / Kinder / Freund / habe vnnd gut betreffen (als zum Exempel / wenn dir dein liebste würmlein durch den bittern todt so jemmerlich hinweggerissen werden) es sey nu gar aus mit dir / vnd Gottes Barmhertzigkeit habe ein Ende / oder er werde gentzlich von dir absetzen / vnd hinfurter sich deiner gar nicht erbarmen / aber sey getrost / vnd gieb dich zu frieden / Denn Gott zürne wie er jmmer wolle / vnd straffe so hart als er jmmer wolle / so ists vnd bleibets doch gewis / das er der busfertigen gleubigen betrübten Christen (Maon habitaculum) wonung oder zuflucht sey / in dem sie sich raths vnnd trosts / in trübsal vnnd leid erholen / dohin sie in jhrem Creutz sicher fliehen / vnd behalten werden können / bis das trübe wetter vnd die marter oder Creutz wochen für vber gehe.
Ob du nu in gros trübsal / angst vnnd noht versencket bist / so stehet dir dennoch allezeit Gottes haus noch offen / vnd er ist bereit / dich ein zulassen / in seinen schutz vnd schirm zu nemen / bis die trüben Wolcken / Wasserwogen vnd wellen des lieben Creutzes Psal. 42. hinweg sein.
Traun wer in fürstehen dem Creutz vnnd leiden / es lange jhn selbst oder die seinigen an / noch ein solch mittel weis / dadurch er zu Gott selbst / der ein Gott alles trostes ist. 2. Cor. 1. kommen / vnnd in Gott selbst gleich als in einem festen hausse Schutz vnd Schirm finden kan / der hat keine vrsach zuuerzweyffeln oder zuuerzagen / oder gar zu sehr kleinmütig zu sein / gleich als konte oder wolte jm Gott nicht mehr helffen.
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Du weist (spricht Moyses) in deinem itzigen Creutz / da dir dein liestes würmlein genommen / oder dich sonst ein grosser vnfal betreten hat / dieses mittel / das du von stund an durch ein gleubiges hertzliches gebet im namen vnnd auffs Blut Ihesu Christi gegründet / zu Gott selbst gleich als in ein fest Haus oder Schloß kommen kanst / in welchem du schutz / schirm / raht vnnd trost / in deinem grossen kümmernis gewißlich findest.
Derwegen soltu dich zu frieden geben / vnd so kleinmütig oder erschrocken nicht sein / gleich als könte oder wolte Gott nicht mehr helffen / oder als were es nun gar aus mit dir.
Also hat sich Moyses selbst (wie diese seine wort anzeigen) getröstet / vnnd also leret er / das du dich auch in deinem betrübten zustand trösten vnnd auffmuntern sollest.
Vnd dieses ist die erste vrsach / in welcher Moyses andeutet / wie ein hertz in angst vnnd noht zum trost kommen möge / das es in seinem kümmernis vn̅ sorgen nicht verzweyffeln dürffe.
Diese vrsach must du dir lernen nutz machen / vnnd in deinem trübseligen zustande dir selbst zu sprechen / vnd sagen / Ey Gott ist aller betrübten wonung vnnd zuflucht / in den grossen nöten / so sie betreffen / so wird er ja auch mein wohnung / zuflucht / vn̅ trost sein / vnnd mich betrübten menschen nicht aus stossen / wenn ich zuflucht in meinem schmertzlichen leiden zu jm hab. Er hats nie keinem versagt / wird mirs auch nicht versagen. Es wird keiner zu schanden der sein harret / spricht der 25. Psalm / vnnd verlest keinen der sein angesicht in nöten ersucht. Psal. 34. Ey so wird er mich auch nicht lassen zuschanden werden / sondern wird mich gewislich nach dem leide vnnd trawrigkeit / damit er mich itzo angreifft / wider erfrewen. Thren. 3. Der Herr verstössct nicht
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ewiglich / Sondern er betrübt wol / vn̅ erbarmet sich wider / nach seiner grossen güte / denn er nicht von hertzen die menschen plagt vnd betrübt.
Die ander vrsach. Ja möchtestu gedencken / Gott ist (2 Vrsach. Gott ist aller betrüb ten vnnd trawtigen hertzen zuflucht für vnd für / oder zu allen zeiten.) vieleicht nur zu gewisser zeit / vnnd gewissen Leuten eine zuflucht / wer weis ob er mirs auch sein wil? Darauff antwortet Moyses. Für vnnd für / ist er aller betrübten menschen oder hertzen zuflucht / à generatione in generationem, Das ist / von anbegin der Welt bis zum ende / ist er aller betrübten schutz vn̅ schirm gewest / wirds auch bis an Jüngsten tag sein vnnd bleiben. Psal. 65. spricht Dauid / Du erhörest gebet / darumb kömet alles fleisch zu dir / Der Herr Christus spricht Matthei 11 Kompt zu mir alle die jhr müheselig vnd beladen seit / ich wil euch erquicken. Im 50. Psalm spricht Gott / Ruffe mich an in der noht / das ist / zu welcher zeit du in noht vnd gefahr bist / oder wen̅ vnd zu welcher stunde vnd zeit du betrübet bist / so wil ich dich erretten.
Dieses hat Moyses / ja es habens alle Patriarchen / Propheten / heilige Könige / im alten Testament mit der that erfaren / das du ein solcher Gott bist / allen denen so auff dich trawen / Joseph / Maria / Zacharias / Elisabeth / Petrus / Paulus etc. habens im werck also befunden / das der Herr für vnd für / oder zu allen zeiten / vnd bey allen / die jhn anruffen / sich finden lest / vnd sie in seinen gnedigen Schutz vnd Schirm auffnimt.
Derwegen darffstu dir hieran keinen zweiffel machen / das er auch deine zuflucht / deine stercke / vnd trost sein wolle / zu welcher zeit du jn nur darumb durch ein gleubiges gebet auff Christi blut gegründet / ansprichst.
Einen herrlichen vnd trefflichen Trost gibt es einem betrübten hertzen / wenn es weis / das Gott zu allen zeiten aller
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trawrigen sich erbarmet / sie zu sich genommen / jhnen schutz vnnd schirm geleistet hat / vnd darff sich hierauff steiff vnnd fest in seinem bekümmernis vnnd angst verlassen.
Sterben dir deine liebste Kinderlein / oder gehet dir sonst ein vnglück zu handen / so weistu gewis / das Gott dennoch deine zuflucht sey / vnnd das er sich deiner nicht weniger als aller betrübten hertzen von anbegin der Welt etc. erbarmen vnd annemen wolle / Derwegen so mus der vnfall sich wenden / das Creutz auff hören / vnd mus dir alles zum besten dienen Rom. 8.
Die dritte vrsach / denn spricht er / Ehe denn die Berge(3. Vrsach. Er ist Gott von Ewigkeit zu ewigkeit / der allenoht / sie sey so gros sie immer wolle / abwenden / vnd aus allem trübsal erretten kan.) worden / vnnd die Erde vnnd Welt geschaffen worden / bistu Gott von Ewigkeit in ewigkeit etc. In trübsal vnd vnglück lest sichs ansehen / als were die noht / so vns drücket / schwerer vnnd vntreglicher denn kein mühlstein / ja als lege einem Himel / Erden / vnd die gantze Welt auffm halse / also / dz er vnter solcher last endlich gar zu boden gehen müsse / vnd sey vnmüglich / das jm hieuon könne geholffen werden.
Ach / es drücket hart nach / wenn der heilige Gott / vns vnsere liebste würmlein hinweg nimpt / wenn er vns vnserer liebsten Eltern vnd Freunde beraubt / vnd ist einem als denn nicht anders zu muht / als legen jm alle Creaturen auffm hertzen / müste auch vnter solchem Creutz vnd Elend gar vnd gantz zu scheitern gehen.
Da spricht Moyses / Fürchte dich nicht / es sol keine noht haben. Ist die noht gros / ist die angst deines hertzens gros / ist dein Leid vnnd bekümmernis gros / vnnd lest sich ansehen / als wolle vnnd werde es dich gar vnterdrücken / sey getrost vnnd vnuerzagt / du hast einen solchen Herrn vnnd Gott / der grösser ist denn alle noht / der aus
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allen / auch aus den allerschweresten vnnd grösten nöten helffen kan / vnd viel tausend betrübten menschen von anbegin geholffen hat / der wird dir auch helffen.
Er ist ein ewiger almechtiger Gott / des hand zu helffen kein ziel hat / wie gros auch sey der schade. Psal. 130. Ob die noht / so dich betroffen hat / dich bedünckete grosser vn̅ schwerer zu sein / den̅ Himmel / Erden / oder die gantze Welt / so las doch dir nicht grawen / sage getrost in deinem hertzen / Ich sprach / Ich mus dieses Creutz itzo leiden / aber die rechte hand des Höchsten Psal. 77. kan das alles endern. Es war ja einegrosse noht / darinnen Moyses hafftet / als die kinder Israel solten durchs rote Meer gehen / aber Gott halff draus / Es war freilich ein grosse noht / da Dauid die Pestilentz drey tage in Israel erwehlen muste / aber Gott wandte sie wunderbarlich abe. Ezechias war in grosser noht / da er an der pest lag / vnd die botschafft vom Herrn kriegte / er solt sein Testament machen vnd sterben / aber Gott halff jhm daraus / vnd legte jhm nach 15. jar an seinem leben zu / Jesa. 38. In was nöten der Apostel Paulus offt gewest / erzehlet er 2. Cor. 11. aber Gott hat jhm wunderbarlich aus denen allen geholffen.
Wes halben woltestu denn kleinmütig sein vnnd verzagen / derselbige ewige Gott der allen betrübten hertzen von anbegin geholffen hat / lebt je noch / er kan nochmals helffen / vnd hilfft auch gewiß allen die jhn anruffen / die noht darinnen sie hafften / sey so gros als sie jmmer wolle / Psal. 46. Gott ist vnser zuuersicht vnnd stercke / eine hülffe in den grossen nöten / die vns troffen haben / darumb fürchten wir vns nicht / wen̅ gleich die Welt vntergienge / vnnd die Berge mitten ins Meer süncken etc. vnd Psal. 73. Wenn ich nur dich habe / so frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. Wen̅ mir gleich leib vnd Seel verschmacht / so bistu doch Gott allezeit meines hertzen trost vnd mein teil.
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Diese drey vrsachen sollen alle bekümmerte hertzen stetigs für augen haben / sich als in einem trost Spiegel darinnen zu ersehen / so werden sie in jrem bekümmernis gewislich hülffe vnnd trost finden. Denn Gott kan sich selbst nicht leugnen.
So viel vom Ersten Punct / wie einem bekümmerten hertzen zu muht sey / in schwerem Creutz / vnd wenn vns Gott seinen gerechten zorn in den Exempeln der straffen sehen lesset / vnnd wie es hinwieder in nöten sich auffmuntern / rahts vnnd trosts in seinem anligen erholen könne vnd solle.
Vom andern.
Die gantze heilige Schrifft bezeuget / in sonderheit aber der 103. Psalm / wie gnedig vnnd gütig vnser Gott sey / vnd das er nicht mit vns handeln wolle nach vnsern Sünden oder vergelten nach vnser Missethat / Möchte derwegen jemand sich nicht vnbillich verwundern vnnd sagen / wie ers denn vber sein veterlich hertz bringen könne / das er vns arme kinder so jemmerlich durch die vorhergehende greuliche kranckheiten vnd endlich durch den todt hinrichten vnnd als arme schlacht schäfflein würgen lasse.
Moyses antwortet vnnd spricht: Das mache Gottes zorn / das wir so vergehen / vnd sein grim / das wir so plötzlich dahin müssen.
Was (sagstu) haben wir jhm denn zu leide gethan / das er so hefftig mit vns zürnet / vnnd einen solchen grimmigen zorn oder vnwillen auff vns geworffen hat?
Ach spricht Moyses / der gerechte heilige Gott zürnet nicht ohne vrsach so hart mit euch / sondern ist dessen befugt aus diesen zweyen heupt vrsachen.
Erstlich / der Erbsünde wegen / in welcher jhr allesampt(2. Vrsachen derwegen)
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(alle menschen dem sterben oder tode vnterworf fen sind nemlich Erb vnnd wirckliche sünden.) empfangen vnnd geboren werdet / vnsere vnerkandte sünde / spricht er / stellestu ins liecht für deinem angesicht / das ist die Erbsünde / welche menschlicher vernunfft vnbekant ist. Den̅ keine vernunfft oder Philosophia weis von diesem jemmerlichen schaden / das vnser Natur in der Erbseuche solle empfangen vnnd geboren sein. Wie sie denn auch nicht weis oder verstehet / woher solcher schade rüret oder seinen vrsprung hat / nemlich aus dem erbermlichen fall der ersten menschen im Paradiß Gen. 3. Rom. 5. Vnd freilich aller Welt verborgen sein vnd bleiben würde / wenn sich Gott in seinem Wort hiruon nicht sonderlich geoffenbaret hette.
Weil nu spricht Moyses jhr arme vnuerstendige mensche̅ hiruon nichts vberal wisset / auch ob es euch gleich durch Gottes Wort fürgehalten wird / nicht fast darmit beküm̅ert / so stellet Gott selbst solche eure vnerkante seuche vnd grossen schaden ins liecht für seinem angesichte / vndweiset sie euch in dem Spiegel seines göttlichen Gesetzes / in welchem sein zorn vom Himel offenbaret wird vber alles gottloses wesen vnnd vngerechtigkeit der menschen Rom. 1. Vnd demnach es für augen / das jhr wenig darauff gebet / wenn nicht die schrechlichen zeichen vnd straffen dabey sein / so lest er für vnd für aus seinem gerechten zorn wieder die Sünde einen menschen nach dem andern dahin sterben / vn̅ den todt teglich grassiren vnd wüten vnter den merschen kindern / der würget itzo diesen bald einen andern / vnnd schonet keines / wes standes er auch sey / wie jhr an diesem seligen Herrlin dessen ein Exempel für augen hat / welchs in seiner blüct dahin gerissen / auff das jhr aus solchem trawrigen zornspiegel doch etlicher massen erkennen lernt / was für ein erschrecklicher grosser jamer es vmb die Erbsünde sey / vnd das sie keines weges gering schetzig zu achten sey / wie sie etwa vnter dem Babstumb von den Sophisten extenuirt, vnd gering schetzig ist gemacht worden.
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Der mensch ist ja die schöneste Creatur vnter andern / aber wie jemerlich er durch mancherley kranckheiten in seinem Leben zerplagt vnd endlich durch den todt so erbermlich hingerissen wirde / das ist für augen / vnnd habens auch die Heiden als Theophrastus Aristotelis Diseipel vnnd andere mehr zum hefftigsten beklaget / das da Gott etlichen vnuernünfftigen Thieren als Hirschen vnd andern so ein langes Leben gegeben / die armen menschen so plotzlich vnnd ehe sie recht wüsten was dieses Leben were / wieder durch den todt hinweg neme.
Niemand aber vnter allen Adams kindern hette wissen mo̅ gen / woher solcher jammer entstünde / wens Gott selbst in seinem wort nicht offenbart / das solchs alles vmb der vnerkandten sünde oder Erbsünde willen dem mensehlichen geschlecht wiederfüre vnd begegnete.
Viel habens dafür gehalten bey den Philosophis oder Naturkündigern / es were natürlich / vnd der mensch were also geschaffen / das er sterben müste. Aber Gottes Wort Ge. 2. 3. Psal. 90. berichtet viel anders.
Darumb wir denn dem lieben Gott hoch dafür zu dancken haben / das er vns dennoch die vrsach solches grausamen elendes in seinem wort gezeiget vnnd zugleich geweisset / wo wir raht wider den tod vnd alles vnglück / so aus der sünde erfolget / suchen vnd finden sollen.
Zum andern spricht er sind auch die wircklichen sünde ein vrsach des Todes / vnser missethat stellestu für dich. Denn es bleibet bey der Erbsünde nicht / sondern weil die nenschliche natur durch die angeborne Erbsünde vber die masse sehr vorderbt ist / so folgen in vns auch viel wircklicher sünden / als früchte der Erbseuche / welche den gerechten heiligen Got ferner erzürnen vn̅ verursachen / das er sein Gericht vber vns menschen gehen lesset / vnd dem tode verhenget vns
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erstlich mit mancherley Kranckheiten wol zu plagen / vnd dieses Lebens müde zu machen / vn̅ zum andern verstatet / das er einen nach dem andern one vnterscheid wegnimbt / auch der reiche̅ gewaltigen Herrn kinderlein eben so wenigverschonet / als der ermsten Betler vnd jhrer kinder / Summa Summarum sie müssen alle an den reigen vnnd schenckt es keinem. Psal. 39. Vmb der sünde willen straffstu die menschen kinder vnd verzehrest jhre schöne / als wenn sie von motten verzehret würden / Ach wie gar nichts sind doch alle menschen / die so sicher leben. Vom Könige Saul sagt die Schrifft 1. Chron. 11. das er in seiner Missethat gestorben / die er wieder den Herrn gethan hatte. Item. 1. Chro. 2. stehet / Ger aber der Sohn Juda war böse für dem Herrn / darumb tödtet jhn der Herr. Jerobeam sambt seinem gantzen hause oder Stammen / ist gestorben vnnd vmbkommen der sünde halben / das er Israel sündigen machet / mit den gülden Kelbern. Ahab vnd seine 70. Söhne 2. Reg. 10. sturben auch jhrer abgötterey wegen / vn̅ kamen jem̅erlich vmb / wie am gezeigten ort zu lesen ist. Vnd was darffs viel wort / Die erste Welt ist durch die Sindflut der sünden halben erseuffet vndgetödtet worden / bis auff acht Menschen Gen. 6. Sodoma / Gomorrha etc. sind auch jhrer sünden wegen mit Fewr vom Himel verderbt vn̅ vmbbracht / bis auff Loth vnd seine Töchter Ge. 19. Vnzehliche kinderlein sind in der Sindflut vnd in der Feursglut zu Sodom mit vmbkom̅en vnd durch den bittern tod jem̅erlich hingerichtet. Die 42. Knaben / wie in Elisaej hi storia 2. Reg. 2. zu sehen / sind auch jhrer sünde wegen vonn den zweyen Beehren vmbgebracht / das sie des Propheten spotteten. Hiobs Söhne vnd Töchter desgleichen / sind auff einmahl vber dem Wolleben blieben / da der Wind das haus einwarff / vnd sie alle miteinander erbermlich vnnd plötzlich vmb jhr leben kamen. Der Israeliten kinder / welche in das
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Wasser geworffen vnnd erseufft worden / Exod. 1. Cap. sind auch in grosser anzahl gewest / welche der Erbsünde vnd jhrer Eltern mißhandlung mit haben entgelten müssen. Wer wil erzehlen oder aussprechen / was für ein grosser hauff alter vnd Junger Leute vnnd kinderlein in beiden zerstörungen der Sadt Jerusalem auffm Platz blieben / vnd jemmerlich gestorben sind.
Fragstu / aus was vrsach aber dieses numehr selige Herrlein / da zu entgegen / so bezeit sein Leben geschlossen / vnnd durch den Todt dahin gerissen sey? So antwortet Moyses / vmb seiner Erbsünde vnnd missethat willen.
Ey sprichstu / es hat ja das liebe selige Herrlein noch nicht sündigen können? Antwort / der Erbsünde wegen ist es des Todes schüldig gewest Gene. 3. Rom. 5. für eins. Fürs ander / ob es wol seines alters halben nicht also hat sündigen können / wie wir alten / so ist dennoch die Erbsünde / so in seinem fleisch gewonet / Ro. 7. in jhm auch krefftig gewest. So haben auch sonder allen zweiffel vnsere / das ist / herrschaft vn̅ vnterhanen sünde nicht wenig vrsach darzu gegeben / das das liebe Herrlein / welches Gott gefallen hat / desto ehe hinweggerafft / damit sein verstand nicht verkehret / noch seine Seele in diesen geferlichen zeiten Sapient: 4. durch falsche lehre / so itzo mit gewalt allenthalben einreisset / verführet würde. Wir auch dessen so sehr nicht erschrecken sollen / wenn er vnsere liebe würmlein in der blüte so jemmerlich durch den Todt hinweg reisset / Sintemal sie als denn viel besser bey dem lieben Gott denn bey vns selbst / versorget.
Diese beide vrsachen / sage ich / sollen wir heute mit vleis erwegen / damit wir nicht in diese gedancken gerathen / als thue vns Gott vnrecht / oder als fare er zu geschwinde mit vns vnd vnsern kinderlein / wenn er sie so kleglich oder plötzlich durch den zeitlichen todt hinweg nimpt.
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Denn die vrsachen sind wichtig vnd gros / das allerhöhest (Der gerechte heilige Gott ist dessen wol befugt / das er vns der Sünden halben dem Tode vbergebe.) Gut ist durch vnsere Sünde erzürnet / Derwegen sol es vns nicht wunder nemen / das es vns hinwieder seiner gerechtigkeit nach also mitnimpt / vnd seinen zorn durch den Tod an vns vnd vnsern armen würmlein sehen lest.
Beides der Erbsünde wegen / vnnd denn auch der wircklichen sünde halben ists Gott befugt / das er vns sterben lesset. Sintemal der sünden solt der Todt ist. Rom. 6. vnd der leib sterben mus vmb der Sünden willen / Rom. 8.
(Das Gott gleich seer / ob er wol fürvnd für menschen sterben lase / dennoch bis an Jün gsten tag andere menschen wolle lassen geboren werden. Alle menschen werden mit die sem bescheid geboren das sie sterben müssen.) Wil denn der heilige gerechte Gott also das gantze menschliche geschlecht durch den Todt würgen lassen / so wirds ja nicht lange weren / die Welt wird müssen gantz wüst vnnd öde werden / vnnd wird niemands vberal vberbleiben? Nein spricht Moyses / es wird derhalben an menschen nicht mangeln / so lang diese zergengliche Welt stehen sol / denn der Herr spricht / komet wieder menschen kinder / das ist / ob er gleich teglich etliche menschen alt vnd jung / hohes vnnd nidriges standes sterben lesset / so lest er doch hergegen auch teglich andere geboren werden. Aber doch mit diesen beding / das dieselben zu jhrer zeit auch fort müssen / vnd des Todes sterben / da wird nicht anders aus. Denn es ist allen menschen gesetzt einmahl zu sterben / vnd hernach das gericht. Hebr. 9. da mögen wir vns alle hohes vnd nidriges standes / Herrn vnnd Knecht / Jung vnd alt / reich vnnd arm / nachachten / vnd darzu in der zeit / weil die Thür der gnaden noch offen stehet / auff gefast machen. Denn der Todt lieben Christen seumet nicht.
So viel auch vom andern Punct / nemlich von den vrsachen / derwegen Gott mit dem menschlichen geschlecht so hefftig zürnet / vnd sie alle miteinander ohne vnterscheid der Person vnd Stende / sterben lest.
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Vom dritten.
Ich habe (sprichstu) aus diesem 90 Psalm hören verlesen(Was Moy sen bewegt habe die gebrechligkeit menschliches lebens also deutlich zu beschreiben.) / welch ein jem̅erlich / gebrechlich elend ding es sey vmb aller menschen leben / wie kombt aber Moyses da rauff / das ers so gar arg machet / solt einem doch schier graw en zu leben / wenn es also vmb das menschliche leben gewand ist?
Es bewegt jhn lieber Christ darzu die vnaussprechliche sicherheit menschliches hertzen / welchs ob es wol in solchem elend hafftet / mit solchem vnseglichem jammer vmbfangen ist / vnd kein augenblick seines Lebens sicher / dennoch so trotzig ist / das es solches alles verachtet vnd in wind schlegt / bis das es plötzlich mit des Todes furcht vnd schrecken vmbgeben / vnd ehe es dessen recht gewar wird / fort muß / vnd dieses betrübte jammerthal reumen / ob er dasselbige etlicher massen hiedurch bewegen möchte / diesem jammer anderst nach zudencken / sich mit starcker atzney dawieder zu verwahren vnd der verdampten sicherheit bezeit abzustehen. Denn mit dem Tode vnd sterbstündlein nicht gut zu schertzen ist.
Wolan Moyses als ein man Gottes / der durch erleuchtung des heiligen Geistes verstehet / was für ein gebrechlich ding es vmb des menschen Leben sey / der braucht sehr gewaltige vnnd durchdringende wort / die wir nacheinander vns zur Busse vnnd bekerung zu Gott anzureitzen itzo mit vleis so viel müglich in der furcht des Herrn erwegen wollen.
Tausent jhar spricht Moyses sind für dir / wie der tag(1. Des menschen leben ist nicht einestages lang für Gott ob es gleich lang weret) der gestern vorgangen ist. Wil so viel sagen / jhr armen menschen last euch bedüncken / wenn eur einer etwa ein 40. oder 50. jhar alt wird / jhr habt lange gelebet / vnd es sey eine
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lange zeit. Es erhelt sich aber in der warheit also mit euch vnd euerm Leben / das ob jhr gleich Mathusalems alter erreichtet / vnnd noch drüber bis ins tausent jhar lebetet / das es dennoch für Gottes augen kaum ein tag were / ja nur wie ein tag der schon gestern vergangen ist. Euch dünckt es lang sein / ist aber in warheit ein kurtzes vnd gebrechliches Leben / weret auch eine kurtze zeit. Denn ob jhr gleich lebet / so seit jr doch mitten im Leben mit dem tode vmbfangen / tragt des todeszeichen teglich vmb / an euern leiben. Denn so mancherley kranckheiten vnnd plagen sein / damit jhr behafftet seid / so mancherley signa mortis oder todes zeichen tragt jhr am halse / welche euch alle augenblick des elendes vnnd gebrechligkeit dieses Lebens / vnd des fürstehenden plötzlichen todes erinnern. Denn kömbt der Todt nicht heute / so kömbt er doch morgen.
So habt jhr euch auch der zeit euers Lebens so allbereit vergangen ist / nicht fast anzumassen / aldieweil was daruon weg ist / nicht wieder kombt / was euch auch künfftig begegenen / vnnd wie lange jhr des Todes gesichert sein möget / ist gantz vngewis vnnd euch verborgen. Habt also von der zeit / in welcher jhr lebet / nichts denn das gegenwertige stündlein / welchs augenblicklich ableufft / vnd nimmer stille stehet. Darumb auch Hiob Cap. 14. spricht / Der mensch vom Weibe geboren lebet kurtze zeit / vnnd ist vol vnruge / gehet auff wie eine Blume / vnd fellet abe / fleucht wie ein schatten vnd bleibet nicht / Er hat seine bestimbte zeit / die zaal seiner Monden stehet bey dir / Du hast ein ziel gesezt / das wird er nicht vbergehen.
Vnser seliges Herrlein belangende hat gegen Gottes vrtheil von der zeit / dauon Moyses handelt / nicht ein stündlein gelebt. Vnd wie viel ist jhr vnter vns / so in der blüet dahin gerissen werden / ehe sie recht wissen / was ein mensch vnd was dieses Leben sey.
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Derwegen sol vns die kurtze zeit vnsers nichtigen elenden Lebens / so vns Moyses in diesen worten so deutlich für augen stellet / erinnern / das wir der sicherheit abstehen / vnnd nicht wehnen / wir haben noch etlich hundert jhar für vns zu leben: sondern viel mehr bedencken / das wir alle stunde sterben / dieweil augenblicklich etwas von der zeit vnd ziel vnsers Lebens ableufft.
Vnser Leben (spricht Moyses ferner) ist wie eine nachtwache(2. Es ist wie / eine nachtwache.) für dir. Die alten haben die nacht in vier wachen abgeteilet / vnd zu einer jeden wache drey stunden verordenet.
Da wil nu Moyses sagen / jhr stehet in den sichern gedancken / jhr seid eures Lebens mechtig / vnd dermassen vorgewisset / das euch niemand vberal dasselbige nemen oder rauben könne / aber jhr jrret weit. Denn gleich wie ein Kriegsman auff der nachtwache augenblicklich des feindes gewertig sein muß / welcher jhn erwürge / sonderlich wenn er sicher ist vnd schlefft. Also verhelt es sich auch mit euch sterblichen menschen / augenblicklich müsset jhr eures abgesagten vnd vnuersonlichen feindes des Todes gewertig sein / vnnd weil jhr bey solchem gefehrlichen zustande noch sicher seit vnnd schlaffet / so stehet es vmb euch desto gefehrlicher. Wie solchs die tegliche erfarung bezeuget. Denn es stirbt diese stunde oder fürabents / der in seinem Sinn noch 40. oder 50. jhar zu leben vormeinte. Wer hette dencken sollen / das vnser liebes Herrlein so plötzlich von seiner nachtwache solte abgefordert worden sein? Hiobs kinder hetten wol gemeint / es solte der Himel ehe fallen / als das sie solten von jhrem hause so plötzlich zu tode geschlagen werden. Achabs 70. Sohne desgleichen / hettens für eine Fabel gehalten / wenn einer den tag zuuor jhnen gesagt / das sie alle solten auff einmahl getödtet / jhre kopffe in Körben gegen Jesrael getragen / vnd an zwene hauffen ins Thor daselbst geleget werden. So bald vnd vnuorsehens kombt der Tod.
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Wie auch der Heuptman ohne das / wenn die Wache aus ist / die jhenigen so gewacht abe / vnnd newe Wechter aufführet / also führet der gerechte Gott einen menschen nach dem andern durch den Todt abe / vnnd führet andere wieder auff / welche eben in der gefahr des todes augenblicklich stehen / als die vorigen / vnnd wens die reige jhnen bringt / fort müssen sie wollen oder wollen nicht. Den̅ wieder des Todes krafft wechst kein Kraut im garten / wie man sagt / vnd wenn sich einer vermauren liesse / so keme doch der Todt zu jhm / In Summa es vermag sich seiner kein lebendig mensch zu erwehren / wenn er auch bis in die Wolcken bawete.
Derwegen mögen ich vnd du vnserer schantz wol warnemen / denn wir stehen auch auff dieser Wache / vnd müssen gewertig sein / wenn wir durch den Todt / der gleich als vnsers Herrn Gottes Heubtman oder Wachmeister ist / abgeruffen werden.
Wie auch die Nachtwache eine kurtze zeit / nemlich nur drey stunden begreifft / also weret vnser Leben eine sehr kurtze zeit / zu dem das es ein müheselig vnd elendes leben ist / voller angst / sorge / Kranckheit / gebrechen vnd vnruge. Derhalben wir auch billich selbst ein sehnlich vorlangen nach einem seligen sterbstündlein haben solten / wenn die liebe dieses zeitlichen lebens vnser hertzen nicht so gar eingenommen / vnnd wir in Sorgen dieses lebeus nicht so gar ersoffen weren.
(3. Des menschen leben feretschnel dahin / wie ein strom.) Nochmals vergleicht Moyses die sehwacheit vnnd gebrechligkeit vnsers lebens mit einem strom / der schnel dahin leufft / vnd nicht mag auffgehalten werden.
Denn wie ein solcher strom ohne alles auffhalten fort leufft / also reist der Todt vnser leben ab / ohn alles wehren. Wenn wir von Adams zeit an rechnen / so hat er fort vnnd fort mit seinem schnellen lauff durchgedrungen / vnnd einen
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nach dem andern / wie ein gewaltiger strom mit sich weggeführet.
Es ist vnaussprechlich / wie viel hundert tausent menschen er getödtet vnnd ins grab bracht / von Adams zeit an / bis hieher. Wo sind die mechtigen Monarchen / Nimrodt / Nebucadnezar / Cyrus / Alexander Magnus / Julius Caesar / Augustus etc. Freilich hat sie dieser mechtiger strom der Todt alle mit sich weggerissen / das man jhre stete nicht mehr kennet. Psal. 103.
Wie auch dieser gewaltiger Strom keines mechtigen Potentaten bis auff gegenwertige stunde verschonet / also reist er noch jmmer fort / hat vns auch itzo vnser seliges Herrlein mit ergriffen vnd hinweggerissen / nicht ohne schmertzen der Fürstlichen Eltern vnd vnser selbst.
Wie soll man jhm aber thun / dieser reissende strom machts nicht anderst / er helt gleicheit / nimpt die grossen so wol als die kleinen / die Herrn so wol als die Knechte / vnnd verschonet niemandts. Es kan auch keiner für dieses reissenden durchdringenden stroms macht bawen / bleiben vnd gesichert sein / dieweil er der Sünden halben macht hat vber alle Adams kinder / sie sind hohes oder niedriges standes.
Was zeihen wir vns denn / das wir so sicherlich leben / so wir doch one vnterlaß in der gewissen gefhar des Todes sitzen / vnd er als denn einbricht / wenn wir vns sein am aller wenigsten versehen?
Er vergleicht auch die gebrechligkeit vnsers lebens mit(4. Es ist wie ein schlaff.) einem schlaff. Wir schlaffen ein / ehe wirs gewar werden / wachen wieder auff vnuorsehens. Also schlaffen wir im tode ein / ehe wir meinen. Ja wenn wir aller menschen leben recht anschawen wollen / ists nicht war / das weil wir in mutterleibe gtragen werden / gleich als in einem langwirigen schlaff sein / vnnd von diesem leben nichts wissen?
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Werden wir zur Welt geboren / so bringen wir auch fast die meiste zeit mit schlaffen zu / vnnd ehe wir ein wenig zur vernunfft oder jharen kommen / vnnd erkennen lernen / was dieses zeitliche Leben sey / schlaffen wir im Tode wieder ein / sterben dahin / das wir schier nicht recht wissen / ob wir gelebt haben vnd hie gewesen sein / oder nicht.
Dieses selige Herrlein ist auch in seiner blüet eingeschlaffen / vnnd hat jhm der Todt das Leben geraubt / ehe es recht erfahren / was dieses Leben gewesen / vnd zwar es gehet teglich also / auch mit vns andern zu.
Ach wie mancher mensch stirbet im schlaff auff seinem ruhe Bettlein / vnuorwarnter sache / morgends find man jhn tod auff seinem lager / vnnd weis nicht wie jhm geschehen ist. Vnd da gleich dieses nicht mit allen menschen sich begibt / so greifft doch der Todt zu allen / vnd lest keinen durch passiren / sie müssen jhm alle herhalten / vnnd des tödlichen schlaffs einschlaffen / da wird nichts anders aus.
Dieses last vns lieben Christen wol bedencken / vnnd nicht so sicher in tag hienein Leben. Dieses selige Herrlein spricht itzo zu vnser jglichen / hodie mihi cras tibi / heute mir / morgen dir. Ich bin itzo im tode entschlaffen / siehe zu / das du nicht der nechste nach mir seiest / du hast wieder Brieff noch Siegel dafür / du must (wilt oder wilt nicht) mit dem alten Simeon entlich dieses Liedlein: singen Der Todt ist mein schlaff worden.
Das gleichnis / so Moyses vom grase nimbt / das bald (5. Es ist auch wie ein gras auff dem felde / so bald abgehawen wird.) welck wird / des abends abgehawen wird vnd verdorret / ist der heiligen Schrifft sehr gemein / wie es auch Psal. 103. stehet / bedarff auch nicht viel erklerens.
Denn wie das gras blüet / bald welck wird / abgehawen wird vnnd verdorret / so gehets mit vns menschen auch zu. Wird ein kindlein hohes oder nidriges Standes zur Welt
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geboren / so fehet es an zu blühen / es wehret aber mehrerteils nicht lang. Denn die lieben kinderlein offt im Kindelbett mit schweren Kranckheiten vberfallen werden / vnnd in der blüet anfahen zuuerwelcken / durch den Todt abgehawen werden / vnnd im grabe verwesen / vermodern vnnd verdorren.
Treibts gleich ein Kindlein etlich jhar an / so ist es doch mißlich / wie die erfahrung ausweiset / das allzeit mehr Junger angehender blümlein oder zarter Kinderlein vnd sonst Junger menschen auff den Gottes acker getragen werden / als alter verlebter Leute. Dieses gehet für vnd für also / vnnd im stetem laufft / wer nur ein wenig die augen auffthun / vnd vmb sich sehen wil / der muß bekennen das es war sey.
Solcher massen ist auch vnser liebes Herrlein in der blüet schwach worden / hat angefangen durch leibs schwacheit zuuorwelcken / bis das es endlich vom Tode gar abgehawen ist / vnnd numehr in seinem ruhebettlein zu Staub / Aschen / vnd Erden werden soll / daraus es genommenn ist / Gene. 3.
Es helt auch der Todt diesen brauch / das er teglich herumb wandert / aus einem Hause ins ander / aus einem Gemach ins ander / vnd sucht die Blumen zusammen / so lang gnug nach Gottes vrtheil gewachsen haben / bricht eine nach der andern abe / vnd nimpt sie mit sich. Thut diffals nicht anders / als wen̅ er alle augenblick einem jeden zu schrie / hörstu mensch du bist auch der Blumen eine / so ich abbrechen werde / du bist reiff / sehe dich für / ich werde meine todten hand plötzlich nach dir ausstrecken / vnd dich abbrechen / darumb verlaß dich nicht auff deine jugent / schöne oder stercke / denn du weist selbs nicht / wenn du solst abgebrochen werden.
Aber vnsers hertzen sicherheit stopfft vns armen menschen die Ohren zu / das wir solchs todtgeschrey nicht hören /
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bis das der Tod den angriff thuet / vnnd die blume abreist.
(6. Des menschen leben feret dahin wie ein geschweg.) Es vergleicht abermals Moyses vnser leben mit einem geschwetz / vnd spricht / Es faren vnsere tage dahin / durch dei nen zorn / vnd wir bringen vnsere jhare zu wie ein geschwetz.
Hie ist sonderlich zu mercken das Wort (Panu) welchs also vertirt wird / das es so viel heisse als hinweg gehen. Den̅ gleich wie einer der von einem andern hinweg gehet / jm den rücken vnnd nicht das angesicht zu keret. Also findet sichs auch mit vnserm gebrechlichen leben / das keret vns nicht das angesicht sondern den rücken zu / so bald als wir geboren werden / wendet es sich leufft daruon / vnd thut als wenn es sagt / Hie ist meines bleibens nicht / du must leider fort / da wird nichts anders aus.
Wie es denn solcher gestalt von Adams zeit an allen menschen den rücken zugekeret / vnd von jhnen gelauffen ist / hat sich auch von keinem bis auff gegenwertige stunde aufhalten lassen.
Summa / das leben tauret nicht / es stehet nicht eine stunde stille / es bleibt mit dem menschen nicht in einem stande / es verkeret vnnd verwandelt sich jmmerdar mit jhm / bald gehets jm wol / bald vbel / bald ist er gesund / bald todt / kranck vnnd stirbet dohin. Dieses gehet jmmer für vnd für also zu / mit allen menschen Herrn vnd Knechten / hohen vnd niedrigen / reichen vnd armen / jungen vnd alten.
Ach freilich ist es war / das wir vnser leben zubringen wie ein geschwetz. Denn gleich wie ein wort das mit dem munde ausgesprochen wird / sich bald verleuret / also gehets mit vnserm leben auch / denn es verleuret sich bald.
Vnd wie es bald geschehen ist / das einer ein wort gered hat / also ist es auch vmb eines menschen leben bald
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geschehen / es weret eine kurtze zeit / vnnd feret geswinde dahin.
Wie auch die rede des menschen ein klang oder schall ist / so bald in der lufft dahin feret. Also ists auch mit vnserm leben. Wenn wir meinen / es stehe am besten darumb / vnnd es hange der Himel voller geigen / haben vns auch für dem Tode nichts vberal zu besorgen / so gehen wir plötzlich dahin.
Ebner massen ist es auch mit diesem seligen Herrlein gangen / das hat sein leben kurtz zubracht / wie ein wort behend ausgesprochen wird / vnnd sich der hall als denn verleuret.
Dir vnnd mir wirds eben also gehen / wir hafften in gleicher gefahr / ob wirs wol aus sicherheit nicht gleuben / sondern verlachen.
Ey möchte ein sicherer vnd frecher mensch sagen / Moy(7. Es weret 70. jhare wens hoch kömpt / so sinds 80 jhare.) ses saget gleichwol / vnser leben weret 70. jhar etc. Ja lieber / er setzt aber nicht dabey / das du eben 70. jhar erreichen / oder ein 80. jheriger werden sollest.
Bey etlichen (spricht er) weret es so lang / aber wie die erfahrung bezeuget / bey den wenigsten. Ach wie wenig seind der / so 70. oder 80. jhar alt werden. Wie viel aber hergegen deren / so in der jugent bezeit dahin gerafft werden.
Darumb darffstu sicherer mensch dir diese gedancken nicht machen / als müssestu eben ein 70. oder 80. jeriger werden. An gedancken vnd gespannetem Tuch gehet viel abe. Ach wie manchem sicherem stoltzen trotzigem menschen feilet die rechnung / so er jhm vor seinem leben gemacht. Der reiche man Lue. 12. wie auch Luc. 16. hettens jn nicht treumen lassen / das sie so plötzlich wandern / vnnd dis leben lassen müsten.
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Im fall es nu gleich 70. oder 80. jhar (welchs doch gantz vngewis ist) werete / so spricht doch Moyses / lieber mensch / was wilstu viel auff dieses elende leben trotzen / so es doch wenn es am köstlichen ist / mühe vnd arbeit ist / oder voller vn ruhe / Sünden / Sorgen / Kranckheiten / jamer / vnnd noht ist / vnnd mehr vnglücks vnterworffen als vnser hertz begreiffen / oder vnser mund aussprechen kan.
Besiehe aller menschen leben / vom höchsten an bis auff den nidrigsten vnd allergerinsten / so wirstu befinden / das es leider alzu war ist / dauon Moyses sagt / vnser leben wo es am köstlichsten ist / da sey es mühe vnnd Erbeit / Ach Jacob / Joseph / Moyses / Dauid vnnd andere habens wol an jhnen selbst erfahren / desgleichen alle Gottseligen von anbegin an jhnen selbst befunden / das dem also sey / Derwegen sie denn auch fro worden / wen sich jhr sterbstündlem herzu genahet.
Vnser seliges Herrlein / hat weder 70. noch 80. jhar erreichet / sondern hat dauon gemust / da es kaum 16. wochen alt / so wirds entlich mit vns auch gehen. Wer wil vns gut dafür sein / das wir 70. oder 80. jhar erleben / vnd solche alte greise werden sollen? Niemands.
(Des menschen leben feretschnel dahin als flöhe es daruon vnnd lest sich nicht auffhalten) Entlich schleust Moyses / vnd spricht / vnser leben feret schnel dahin / als flögen wir dauon. Wie der Vogel schnelle fleuget / also feret vnser leben schnel dahin / vnnd reist abe wie ein Webers faden Jesa. 38.
Dessen aber allen vnangesehen stellen wir vns / als wolten wir ewig hie bleiben / vnd als hetten wir Brieff dafür das wir nicht sterben dürfften. Aber es feilet weit.
Vnser liebes Herrlein / ist auch so schnel daruon geflogen / Gott helffe vns wen vnser stündlein kömbt / frolich vnd mit gnaden hinnach.
Vnd so viel auch vom dritten Punct / nemlich von der beschreibung der gebrechligkeit dieses vnsers lebens / dadurch
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vns Moyses reitzen wil die sicherheit faren zu lassen / auff ein besser vnnd seliger Leben zu trachten. Aber hieuon im folgenden Punct weiter.
Vom vierden Punct.
IN betrachtung dieses möcht einer gedencken / es were nicht müglich / das menschlich hertz in solchem grausamen elend vnd jammer der kranckheiten vnnd des Todes / damit es gepresset wirdt / so frech vnnd sicher sein solle.
Aber Moyses klaget / das der weniger teil solchs straffen vnd plagen zu hertzen neme. Der grössest hauffe lasse Gott zürnen / drewen / straffen / mit kranckheiten den menschen plagen / vnd endlich durch den Todt würgen / neme sich aber dessen nichts vber all an / sondern gehe drunter hin / als were jhm nichts drumb zu thun / vnnd als könte man Gotte seinen gerechten zorn wol aussitzen. Gleich wie der Schecher am Creutz zur lincken seiten / ob er wol dem tode vbergeben vnnd gecreutziget war / dennoch des Herrn Christi vnd seines mitgesellen noch darzu spottet.
Lieber woher kömbt doch solche erschreckliche sicherheit?
Erstlich daher / das menschliche vernunfft weder verstehet(1. Vrsach der sicherheit menschliches hertzens.) noch gleubet / das der mensch in Sünden empfangen vnnd geboren sey / vnnd das er derwegen vnter Gottes grimmigen zorn haffte / wie droben durch Moysen ist angedeutet worden. Was Erbsünde saget die vernunfft / solt Gott vmb dieses schadens willen so hefftig zürnen / es ist nicht müglich? Sie wil aber mutwillig nicht wissen / das der sünden solt der todt sey Rom. 6.
Zum andern doher / das der leidige Sathan das menschliche(2. Vrsach.) hertz verblendet (denn er ist krefftig in den kindern
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des??? vngla???s Ephe. 2.) das es seinen eigenen jammer nicht erkennet / auch Gotte selbst ob er wol in seinem heiligen Gesetz sich vernemen lest / das er der Sünden feind sey / vnd vns menschen straffe / dennoch nicht gleubet / sondern wenn solchs in der Predigt getrieben vnnd gescherffet wird / verlachet / wie an der jtzigen Welt augenscheinlich zu sehen / die ist sicher vnnd feret fort in jhrer vnbusfertigkeit / Gott drawe / straffe oder mache was er wolle.
(3. Vrsach.) Zum dritten / hilfft nicht wenig hierzu das zeitlich glück. Denn wenn es vns menschen nur ein wenig nach vnsers hertzen wundsch vnnd willen gehet / so kan vns niemand im zwang halten / wir lecken vnd springen wie die geilen Kelber Jerem. 31. Glück vnd gut machen muht / thut aber selten gut.
(4. Vrsach.) Zum vierden / kömbt hierzu die persuasion von Gottes barmhertzigkeit / das wir gedencken / Ey es ist lange so arg nicht / als man es machet. Die Prediger scherffen die Sünde vnd Gottes zorn sonsten also / das sie vns gerne in vnser freude jrre machen wolten.
Vber solche schendliche verfluchte sicherheit klaget nu Moyses zum hefftigsten / Ach spricht er / wer gleubts das du so seer zürnest / vnnd wer fürcht sich für solchem deinem grim.
Es ist lieben freunde mit Gottes zorn nicht gut sehertzen (Was Gott tes zorn sey / vnd in sich begreiffe.) / Denn wenn Gott zürnet / so müssen alle Creaturen mit vns zürnen vnd wieder vns sein / wie solchs alle gottlose vnd vnbusfertige entlich erfahren.
So können wir fürs ander Gottes zorn nicht entlauffen / wir leben oder sterben oder wo wir sind / so ist er vnser mechtig / vnd sind in seinen henden Psal. 139.
Vber das so begreifft Gottes zorn zugleich die straffen / so er der Sünden halben vber vns arme menschen ergehen lest.
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Diese sind nu mancherley Kranckheiten / armut / Krieg / Pestilentz / vnd wer kan sie alle erzehlen?
Hierbey bleibt es noch nicht / sondern es erfolgt darauff der todt / welcher vns menschen jemmerlich vnd mehrer teils plötzlich vnd vnuorsehens hinrichtet. Vnd wo wir in diesem leben nicht bekeret werden / vnd durch den glauben an Christum vergebung der sünden erlangen / so belegt er vns entlich mit dem ewigen Todt / hellischer pein vnd ewiger verdamnis an leib vnnd seele. Noch wil dieses alles bey den rohlosen sichern menschen nichts helffen.
Wie ist jm denn in solchem grossem jammer vnd elende zuthun?
Moyses antworttet / Ach Herr lere vns bedencken / das(Wie ein Christen mensch vmb die rechte Himlische Klugheit selig vnd wol zu sterben bit ten solle.) wir sterben müssen / auff das wir klug werden / als wolt er sagen / Herr wenn du nicht vnsere sichere hertzen ermunterst vnd durch deinen gnaden geist enderst / so sterben vnd verterhen wir in vnser sicherheit vnd faren in abgrund der hellen.
Was muß vns aber der heilige Gott leren / wenn wir dem ewigen Tode vnd zorn Gottes entfliehen sollen?
Er mus vns bedencken leren / das wir sterben müssen. Ist denn dieses vns menschen hiebevor vnbewust?
Ob es vns wol etlicher massen aus der teglichen erfarung bekand / jedoch gehen wir jmmer mit andern gedancken vmb / vnnd bekümmern vns zum wenigsten vmb ein seliges sterbstündlein / wie dieses leider aller welt exempel gnugsam bezeugen.
Der menschen geringste sorge ist diese / wie sie selig vnd wol sterben möchten.
Es ist aber nicht gnugsam / das wir wissen / der Tod warte vns auff den dinst / vnd das stündlein des Todes sey vnsicher: sondern wir bedürffen noch darüber sagt Moyses / das wir klug werden.
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Was heist aber klug werden? Die Welt helts dafür / (Was klug werden heisse.) es sey die allergrösseste torheit / sich viel mit dem tode bekümmern / denn solch bekümmernis bringe kein frölichen muht / sondern stürtze den menschen in trawrigkeit vnnd verzweiffelung.
Aber es muß sein / sollen wir anderst der mal einst selig sterben vnnd wol fahren / das wir bezeit nach solcher himlischen klugheit trachten lernen / auff das vns der Todt nicht vbereile / oder hinderschleiche.
Nu gehört zu solcher klugheit / erstlich gewis dafür halten / das wir alle augenblick des todes zu gewarten haben / den̅ er schleicht vns auff der versen nach / ja er hat schon seine todtenhende vnd klawen an vns angeleget / bey vnserm leibslebeu.
Zum andern / das weil das sterbstündlein vngewis / vmb so viel desto mehr von nöthen sey / sich bezeit darzu gefast zumachen. Denn die klugheit selig zu sterben lest sich nicht so plötzlich lernen / vnnd wer verzeucht dieselbige zu lernen bis in seinen letzten seufftzen / mit dem stehet es sehr gefehrlich. Denn spate Busse ist selten rechte busse / wiewol ware busse in diesem leben nimmer zu spat kömet. Der Schecher wird nach am Creutz zu gnaden genommen / aber es ist gefehrlich darauff zu wagen / sintemal einem leichtlich das Trom kan zu kurtz / vnnd der weg vntergangen werden / das er stirbet / ehe er sich recht besinnen kan / wie er selig sterben möge.
Zum dritten / das (wie gemelt) die busse nicht zu sparen: sondern an Ihesum Christum den Todswürger vnnd Fürsten des lebens zu gleuben / vnd das hertz teglich zu einem seligen abdruck aus diesem jammerthal für vnd für zubereiten sey. Ach es ist fein / wenn ein Christ teglich seuffzet / Herr lere mich bedencken / das ich sterben muß / auff das ich klug wer
|| [ID00037]
de / behüt mich für verdamlicher sicherheit vnnd verachtung des todes. Ach Herr lere doch mich Psal. 39. das ein ende mit mir haben muß / vnd mein leben ein ziel hat / vnd ich dauon muß. Siehe meine tage sind einer hand breit bey dir / vnd mein leben ist wie nichts für dir / wie gar nichts sind alle menschen / die doch so sicher leben / Sela. Sie gehen daher wie ein schemen / vnnd machen jhr viel vergeblicher vnruge / sie samlen vnnd wissen nicht wer es kriegen wird. Ach vnser seliges Herrlein ist nu mit tode verfaren / lere vns behertzigen / das wir jhm folgen müssen / ein jeder wen̅ sein stündlein vorhanden ist / vnnd hilff vns auch selig vnnd wol sterben / Amen.
Neben dem / das nu Moyses vns in diesem vierden Punct leret vmb ein seliges Sterbstündlein oder vmb klugheit selig vnnd wol zu sterben bitten / so schleust er auch schönen trost in diese wort mit ein / denn wir fleissig erwegen sollen.
Als erstlich / wenn Gott vmb ein seliges Serbstündlein(Trost in dieses gebetlein vmb ein seliges sterbstündleinmit eingeschlossen.) beten leret / mit dem meinet ers freilich hertzlich gut. Mich leret er darumb bitten / derwegen / es gehe in dieser Welt wie es wolle / so weis ich doch / das es Gott hertzlich gut mit mir meine / vnd wolle mich hertzlich gerne selig wissen.
Zum andern / wenn Gott vmb ein seliges stündlein vnd vmb das ewige leben beten heist / dem ist ers auch bereit willig zu geben. Mich heist er darumb bitten. Ist demnach kein zweiffel / daser mirs auch gerne geben wölle.
Zum dritten / ists vngezweiffelt war / das welches from hertz in Christo Gott jemals vmb solche hohe gabe gebeten hat / dem hat er sie nicht versaget: sondern gutwillig mitgeteilet / wie an Moyse / Simeon / Paulo vnd andern zu sehen.
Nu bete ich von hertzen im namen vnnd auffs Blut Ihesu Christi seines Sohns vmb ermelte gabe / das ist vmb ein seliges stündlein vnd ewiges leben.
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Derwegen setzt ichs in keinen zweiffel / er werde mir solche gabe auch mittheilen / vnd mich dermal einst selig aufflösen / vnd im friede von hinnen faren lassen.
Vom Fünfften vnd Letzten.
(1 Warumb ein Christlich hertz in dem betrübtenzustande / dieses elenden vnd gebrechlichen lebens zu förderst aber wenn Gottes straffen vber vns gehen oder gangen sind bitten solle. Erstlich vmb gna de / vnd abwendung götliches zorus.) ENdlich schleust Moyses diesen schönen Psalm mit einem sehnlichen Gebet / darinnen wir jhm billich nachfolgen sollen.
Vnnd erstlich bittet er / Herr kere dich doch wieder zu vns / vnnd sey deinen Knechten gnedig. Das ist / Ach Herr las deinen grim nicht ohne auffhören wieder vns gehen / wir habens zwar mit dir verderbt / Herr vnd Knechte / herrschaffe vnd vnterthanen / darumb du vns auch dieses selige Herrlein genommen hast. Aber kere dich wieder zu vns / las nicht deinen gantzen zorn anbrennen / sonst müssen wir alle verderben. Wir bekennen beneben vnser lieben herrschafft / das wir wieder dich gesündiget haben / aber rechne nicht alte vnd alle schuld zu / sondern mitten in deinem zorn dencke an deine barmhertzigkeit.
Zum andern / Fülle vns frü mit deiner gnade / so wollen wir rühmen vnd frölich sein vnser lebelang. Das ist Ach du heiliger vnd barmhertziger Gott erweise vns deine gnade / das wir in vnsern sünden nicht sterben. Denn wenn du wilt (2 Zum andern / das er vns ja in vnsern sunden nicht sterben oder verderben lasse.) sünde zurechnen / wer kan Herr für dir bleiben Psal. 130.
Vnser liebe Herrschafft vnd wir müssen bekennen / das wir deinen zorn vnd straffen mit vnsern vielfeltigen sünden wol verdint haben / aber wende gnade ein / du bist ja ein solcher Gott / der gütig vnd gnedig ist.
Denn es ist dir ja mit vnserm sterbenn vnnd verderben nichts vberall gedienet. Darumb laß vns leben / vnnd erzei
|| [ID00039]
ge vns deine gnade / so wollen wir rühmen vnd frölich sein vnser lebelang / das du dich vnser so hertzlich erbarmet / vnd die woluerdiente straffen so gnediglich gelindert hast.
So betet auch Ezechias Jesa. 38. Die helle lobet dich nicht / so rühmet dich der Todt nicht / vnnd die in die gruben fahren / warten nicht auff deine warheit: sondern allein die da leben / loben dich wie ich jetzo thue. Der Vater wird den kindern deine warheit kundt thun.
Zum dritten / Erfrewe vns nu wieder / nach dem du vns(Zum dritten vmb ein frölichs hilfftündlein / dessen man vnterm creutz lang / gewartet.) so lange plagest / nach dem wir so lange vnglück leiden. Das ist / ach du getrewer Gott hast ja dein stündlein / in welchem du vns mit kranckheit / vnd andern elend plagest / wie du denn auch hergegen dein freuden vnd helffstündlein hast. Nu hastu vns lange geplagt / hast vns das selige Frewlein / vnd numehr auch das liebe Herrlein durch den Todt genommen / lieber Gott erfrewe vns doch wieder / wende das fürstehende vbel von vns abe / vnd schenck vns aus gnaden das liebe krancke Herrlein / das noch vbrig ist / ist es anders dein heiliger guter wille / vnd weissest / das es jhm vnnd vns allen nutz vnd selig sein mag.
Denn wenn du für vnd für zürnen vnd straffen woltest / so müsten wir vnter deinem gerechten zorn zu boden gehen / müsten auch vnter dem stets werenden Creutz entlich in verzweiffelung fallen. Derwegen erfrewe vns wider / dz wir dich mit frölichen hertzen vnd munde loben vnd preisen können.
Zum vierden / zeige deinen Knechten deine werck / das ist(Zum 4. vmb leben gesundheit segen vnd wolfart desgleiche̅ vmb gedult.) leben / hülffe / vnnd alles gutes / vnd deine ehre jhren kindern / das ist / verschaffe Herr vmb deiner gütigkeit willen / das vnsere Herrschafft lebe / tröste sie in jhrem Creutz / hilffs jhnen tragen / gib jhnen gedult vnnd alles guts an leib vnd Seele / schenck jhnen / ists dein lieber wille / das vbrige Herrlein / das sie bey demselben vnnd andern zu rühmen haben / wie du
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dich gnedig vber sie erbarmet / jhnen in der grossen noht wun derbarlich geholffen / auff das auch dieselben aus solchen Exempeln der hülffe erkennen lernen / das du ein solcher Gott seist / der da wol last aufflegt / aber darneben getreulich hilfft / wens am aller sorglichsten vnnd gefehrlichsten stehet / vnnd das du aus allem vbel / wie gros es jmmer sey / erretten vnd erlösen könnest.
(Zum 5. vmb erhal tung Kirchen / Schu len / vnd friedlichen guten Regiments.) Zum fünfften / Der Herr vnser Gott sey vns freundlich / vnd fordere das werck vnser hende bey vns / ja das werck vnser hende wolt er fordern. Das ist / Ach Herr erhalte vnter vns deine Kirchen / vnnd las vns dein Volck vnnd Erbe sein / vnd bleiben. Fördere Kirchen / Schulen vnd Regiment bey vns / vnd hilff das es allenthalben wol zugehe.
Verleihe gnad / das vnsere herrschafft jhr ampt treulich verrichte / Kirchen / Schulen vnd der Regierung sich ernstlich anneme / vnnd gib segen zu jhrem Ampt vnd Regierung / das wirs allesampt empfindlich geniessen.
Gib auch vns solche hertzen / das wir in vnsern Emptern vnd beruff trew sein / vnd befördere auch das werck vnserer hende / damit etwas gutes vnter vns geschehe / dir zu Lob / Ehr / vnd Preiß. So viel auch dißmal vom fünfften vnd letzten Punct.
(Was vnnd wie von des seligen Herrleins Tode zu vrteilen sey.) DAs liebe selige Herrlein betreffend / kan ich mehr nichts von sagen / denn weil es in seinem westerhembdlein / das ist in der vnschuld des Herrn Ihesu Christi / in welches namen es getaufft ist / welche vnschuldt jm auch in der heiligen tauffe durch den glauben angezogen Galat. 3. das derwegen gar kein zweiffel / es sey seliglich vnd im Herrn verschieden / vnd sey numehr ein liebes Fürstlein im Himel / bey den lieben Engelein / empfinde freude vnnd ewiges leben. Denn der gerechten Seelen leben in der hand Gottes
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Gewißlich ist jhm wol / vnd begert nicht wieder zu vns in dieses jammerthal zu komen / in welchem es nichts denn schmertzen vnd todt befunden vnd erfaren hat.
Die Fürstlichen Eltern haben das liebe Herrlein nicht verloren: sondern nur vorhin geschickt / vnd erwarten sein mit grossen freuden in jhener Welt / do sie es wieder finden / vnnd ewige gemeinschafft in freude vnnd seligkeit mit jhme haben / vnd keinen Todt oder dergleichen mehr vbels an jhme sehen werden.
VNs aber gilt des seligen Herrleins plötzlicher todt / daran ist kein zweiffel. Denn wenn Gott was grosses im sinn hat / rafft er die seinigen vorhin / vnnd nimbt sie weg / das sie die folgende straffen nicht mit ansehen vnd aus stehen dürffen. Also ists gewiß / das Gott dieses selige Herrlein für den zunahenden straffen / so Deutzschland vnd also auch diesen Landen gelten / hinweggenomen / vnnd in sein ruhekemmerlein gebracht.
Es ist auch dieses nicht vergebens / das das selige Herrlein so bald auff das Frewlein gefolget / vnd das ohne das in kurtzer zeit so viel hoher heubter mit tode abgangen.
Grosse verenderung werden den Regimenten / Kirchen vnd Schulen hiedurch gedrawet / Gott helffe vns / das wirs erkennen / vnd bezeit bedencken / was zu vnserm friede dienet / Gott mit bußfertigen hertzen vnd durch ein gleubiges gebet in die rute fallen / ehe denn sein zorn gar einbreche.
Der lieben herrschafft wird hiedurch angedeutet busse zuthun / sich zu bekeren / vnnd dem zornigen Gott auch in die rute zufallen. Denn wenn Gott die junge herrschafft hinreisset / prediget er den alten busse / vnnd offenbart jn seinen gerechten zorn vom himel.
Vns als den vnterthanen wird gleichfalß ernstlich gedrawet.
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Wolan die gnadenthüer stehet offen / wenn wir nur rechtschaffene busse theten / an Christum von hertzen gleubten / vnser sündlich leben besserten oder rechtschaffene früchte der Busse wircketen.
Gott sey Herrschafft vnd vnterthanen gnedig / vnd verleihe beiden busfertige hertzen / glauben an Christum / vnd ernstliche besserung des lebens / vmb Ihesu Christi willen.
Also habt jr nu geliebten Christen die erklerung des 90. Psalms / so wir in fünff Puncte getheilet / angehöret.
Zum ersten wie eim betrübten hertzen in seinem grossen bekümmernis vnd sorge zu mutt sey / vnd wo es doch trost suchen vnd finden solle. Zum andern / aus was vrsachen Gott mit vns menschen so hefftig zürne / vnd mit dem Tode so ernstlich straffe / nemlich vmb der sünde willen. Zum dritten mit was gewaltigen worten vnd gleichnissen Moyses die gebrechligkeit dieses vnsers elenden lebens beschreibe.
Zum vierden / wie er vns beten lere vmb Himlische klugheit selig zu sterben vnd abzuscheiden. Zum fünfften / wie er sein ge bet / vns zu errinnern / wz auch wir in solchem betrübte̅ zustan de von Gott bitten sollen / beschleust. Der Herr Ihesus Christus / von dem alle gute gaben herkommen / der wolle vns die lere dieses Psalms Moysis in vnser hertzen schreiben / das wir sie die zeit vnsers lebens bewaren / vnd in leben vnnd sterben selig gebrauchen / Amen / Amen.
Herr Ihesu beschere dem seligen Herrlein / so itzo in sein ruhebettlein gelegt / in deiner herrlichen wieder kunfft / eine fröliche aufferstehung.
AMEN.