Transkription

Sattler, Basilius: Encoenia Riddageshusana: Eine christliche Predigt, gethan in der Kirchen des Closters Riddageshausen, als ... ein newer Pastor eingeführet.
[Inhaltsverzeichnis]
|| [ID00001]

Encoenia Riddageshusana, Eine Christliche Predigk / Gethan In der Kirchen des Closters Riddageshausen / Als dieselbige in etwas wieder angerichtet / vnd ein Newer Pastor eingeführet worden /
[arrow up]

Durch Basilium Satler D. Hoffpredigern zu Wolffenbüttel.
[arrow up]

Helmstadt / Gedruckt durch Jacobum Lucium /
[arrow up]

Anno 1610.
[arrow up]

|| [ID00002]
|| [ID00003]

Dem Ehrwürdigen / vnd Großachtbarn / auch Würdigen vnd Andechtigen Herrn PETRO Abten / Priori vnnd Semptlichen Conuents Personen des Closters Riddageshausen / Meinen günstigen Derrn Gefattern vnd Freunden.
[arrow up]

Gnade vnd Friede von Gott dem Vater / vnd dem HErrn JEsu Christo zuuor.
[arrow up]

EHrwürdiger vnnd Großachtbar Herr Abt / Auch Würdige vnd Andechtige günstige liebe Herrn Geuattern vnd Freunde / Daß das liebe Closter Riddageshausen / welches bißhero / wie notorium, ein schöne Schul / vnd rechtes Gotteshauß / verae pietatis, virtutis & bonarum artium sedes ac domicilium gewesen / vnuerschuldeter Sachen / so jämmerlich zerstöret vnd verwüstet ist / daß einem / der es zuuor gesehen / da es in flore gewesen ist / vnd jetzund dasselbige / oder vielmehr noch etliche vbrige rudera anschawet / die Augen vbergehen / das gehet den Herrn sampt vnd sonders nicht vnbillig sehr zu Hertzen. Vnd haben
|| [ID00004]
zwar diese wiedersetzige Vnterthanen / wenn man des andern allen / was sie angerichtet geschweigen wolte / was für Leut sie seyn / gnugsam an Tag gegeben. Aber was wollen wir machen? GOtt der HErr ist der es verhenget / vnd vns dieses grosse Vnglück zugeschicket hat. Auff den / der vns schlecht / vnd es doch als ein Vater gut meynet / der es auch endern vnd bessern kan vnd wil / vnd nicht auff die Ruten / das ist / auff die Leut / die vns den Schaden gethan / Sollen wir dißfals / wie in allem andern Vnglück sehen / vnd jhm gedültig außhalten / Wie Hiob thut / da jhm die Feinde fast alle seine Guter namen / da lest er die Feinde fahren / vnd sagt / Der HErr hats gegeben / der HErr hats genommen / der Name des HErren sey gelobet. Wo wir das bedencken / so werden wir vnser Seel mit gedult fassen / vnd vns mit der Kirchen Gottes Thren. 3. trösten / die da sagt / wie der Tempel vnd Jerusalem in Aschen lag / Die güte des HErrn ist / daß wir nicht gar aus seyn / vnd seine Barmhertzigkeit hat noch kein ende / sondern sie ist alle Morgen new / Vnd hernach spricht er / Der HErr verstost nicht ewiglich / sondern er betrübet wol / aber er erbarmet sich wieder / nach seiner grossen güte. Denn er nicht von Hertzen die Menschen plaget vnd betrübet. Was aber die vngehorsame Vnterthanen an
|| [ID00005]
langet / so dem Closter den Schaden gethan / die sollen wir Gottes Gericht befehlen / vnnd jhm die Rache heimstellen / der wird es zu seiner zeit wol mit jhnen finden / wo sie nicht Busse thun / Ja es ist jhnen allbereit gnug gefluchet / daß sie sich an dem lieben Gotteshauß so schrecklich vergriffen / es geplündert / vnnd das Landt so jemmerlich verwüstet haben. Jesa. 33. sagt Gott zu den Assyriern / Weh dir du Verstörer / meinestu du werdest nicht verstöret werden? Vnnd solch Gut / daß man da bekömpt / pfleget vbel zugedeyen. Man sagt / wenn die Juden einem fluchen wollen / daß sie vnter andern jhm einen Stein vom Tempel wünschen / anzuzeigen / daß solch Gut als ein Fewr sey / Wie auch der Prophet redet (adhuc ignis in domo impij) daß das ander zugleich verzehre. Damit ich aber die Herrn meines theils etwas tröstete / daß sie sich desto besser zu frieden geben / wenn sie teglich den Jammer vnd Schaden für Augen sehen / da denn solch Hertzleidt ernewert wird / hab ich denselben diese Predigt / die ich bey der Einführung des newen Pastoris gethan / gedruckt zufertigen wollen / darin haben wir den grossen Trost / daß wir in dieser Zerstörung gleichwol das best behalten / Nemlich Gottes Wort / darumb stehen wir noch alle wol / Gott ist bey vns / Gott redet mit vns / GOtt erleuchtet / be
|| [ID00006]
kehret vnd tröstet vns / GOtt erhöret vnser Gebet / Gott dienen wir / Gott segnet vns noch / Geistlich vnd Leiblich / Gott schützet vnd vertediget vns / Got stellet vns hie für die Leiter / die vns zu jhm in Him̅el bringt / welches freylich der gröste Trost ist / den wir auff Erden haben. Der Allmechtige Gott gebe seine Gnade / daß das liebe Closter wiederumab in vorigen wolstand gebracht werde / den Zerstörern aber verleihe er wahre Buß / auff daß sie dem künfftigen brennenden Zorn Gottes entfliehen mögen / Amen. Datum Wolffenbüttel am Tage Bartholomei Apostoli. Der Herrn dienstwilliger Basilius Satler D.
|| [ID00007]

Gen. 28.
[arrow up]

ABer Jacob zog aus von Bersaba / vnd reiset gen Haran / vnd kam an einen Ort / da blieb er vber Nacht. Denn die Sonne war vntergangen / Vnnd er nam einen Stein des Orts / vnd legt jhn zu seinen Heupten / vnd leget sich an densenlben Ort schlaffen. Vnd jhm treumet / vnd siehe / ein Leiter stund auff Erden / vnd rühret mit der Spitzen an den Himmel / Vnd siehe / die Engel Gottes stiegen daran auff vnnd nieder. Vnd der HErr stund droben darauff vnd sprach / Ich bin der HERR / Abraham deines Vaters Gott / vnd Isaacs Gott. Das Land darauff du liegest / wil ich dir vnd deinem Samen geben / vnd dein Sa
|| [ID00008]
me sol werden wie der Staub auff Erden / vnd du solt außgebreitet werden gegen dem Abend / Morgen / Mitternacht vnd Mittag. Vnd durch dich vnd deinen Samen sollen alle Geschlecht auff Erden gesegnet werden. Vnd siehe ich bin mit dir / vnd wil dich behüten / wo du hinzeuchst / vnd wil dich wieder her bringen in diß Land / Denn ich wil dich nicht lassen / biß ich thue alles was ich dir geredthabe. Da nun Jacob von seinem Schlaff auffwachte / sprach er / Gewißlich ist der HERR an diesem Ort / vnnd ich wusts nicht / vnd fürchtet sich vnd sprach / Wie heilig ist diese Stet? Hie ist nichts anders denn Gottes Hauß / vnd hie ist die Pforte des Himels / Vnd Jacob stund des Morgens srüe auff / vnd nam den Stein / den er zu seinem Heupte gelegt hatte / vnd rich
|| [ID00009]
tet jhn auff zu einem Mahl / vnd goß Oel oben darauff / vnd hies die Stedt Bethel / vorhin hies sonst die Stadt Lus. Vnd Jacob thet ein Gelübd vnd sprach / So Gott wird mit mir seyn / vnd mich behüten auff dem Weg / den ich reise / vnnd Brod zu essen geben / vnd Kleider anzuziehen / vnd mich mit frieden wieder heim zu meinem Vater bringen / so sol der HERR mein Gott seyn. Vnd dieser Stein / den ich auffgerichtet hab zu einem Mahl / sol ein Gottes Hauß werden / vnd alles was du mir gibst / des wil ich dir den Zehenden geben.

Predigt.
[arrow up]

WIr lesen im Buch Esra am dritten Capittel / daß alles Volck laut gedönet mit loben den HERRN / daß der Grund am Hauß des HERRN gelegt war / Aber viel der alten Priester vnd Leuiten vnd öbersten Väter / die das vörige Hauß gesehen hatten / vnd diß Hauß für jhren Augen gegründet war / laut geweinet haben. Also dancken wir Gott billich von Hertzen / daß diese Kirche
|| [ID00010]
etwas wieder zugerichtet ist / daß man predigen / vnd darin den Gottesdienst verrichten kan. Es ist aber kein zweiffel / daß jhrer viel darüber von Hertzen betrübet seyn / weil sie für Augen sehen / daß das schöne Gebew so schendlich verwüstet / vnd die jetzige Kirchen bey weitem der nicht gleich siehet / die für fünff Jahren hie gestanden ist. Aber wir sollen vns zufrieden geben / vnd vns erinnern / daß eben ein solches viel lenger als für 2000. Jahren / den frommen Hertzen mit dem Tempel zu Jerusalem auch begegnet ist / vnd das Jeremias / Daniel / vnd andere gleubige haben ansehen / vnd vber das Hertz bringen müssen / daß die heilige Stadt Jerusalem zerstöret / vnd der Tempel in die Aschen gelegt ist / Dauon doch Gott im 132. Psalmen sagt / Diß ist meine Ruhe ewiglich / hie wil ich wohnen / denn es gefelt mir. Also müssen wir auch vber das Hertz bringen / vnd Gott befehlen / daß dieses schöne Closter / vnd herrliche Schul vnd Kirch so jemmerlich zerstöret vnd verwüstet sind / vnd so kümmerlich wiederumb erbawet worden / da mit wir ja auch dißfals bedencken vnd erfahren / daß war sey / das der Prediger Salomo sagt / Es ist alles gantz eytel. Wir haben aber Gott lob / nicht alles verlohren / sondern noch etwas / vnd zwar das allerbeste behalten / nemlich Gottes Wort / das in dieser Kirch gepredigt wird / vnd den rechten gebrauch der heiligen Sacramenten / der Tauff vnd des H. Nachtmahls / dadurch Gott den rechten Glauben in vns anzündet / stercket vnd erhelt / vnd also vns selig macht. Wo das noch ist / da stehet man wol / wenn man schon auch in strohütten / wie die Ertzväter gethan haben / zusamen keme. Den̅ an dem Gebewde ist eben so hoch nicht gelegen / sondern alles ligt an Gottes Wort / vnd an dem rechten Gottesdienst / daß die im schwang gehen / Daher Haggai der Prophet von dem letzten schlechten Tempel weissaget / Es sol die Herrligkeit dieses letzten Hauses / grösser werden / den̅ des ersten gewesen ist / Welches nicht
|| [ID00011]
vom statlichen Gebew / sondern daher kömpk / daß der Sohn Gottes JEsus Christus in dem letzten Tempel geprediget / vnd Wunderzeichen gethan hat. Daß wir vns nun / vnd sonderlich die Einfeltigen an diesem noch etwas schlechten Gebew nicht ergern / Sondern dem lieben Gott für das beste dancken / daß wir sein reines Wort haben / vnd hie hören mögen / so wollen wir dauon eine kurtze Erinnerung thun / was doch der Kirch gröste Herrligk eit sey / vnd worin dieselbige stehe. Zu solchem vnserm fürnemen gibt vns gute Anleitung die verlesene Histori / darin angezeigt wird / wie GOtt dem Etzvater Jacob zu Bethel erschienen sey / vnd jhm nicht allein einen schönen Traum treumen lassen / von einer Leiter / die von der Erden biß an den Himmel reicht / Sondern auch mit jhm geredet / jhn getröstet in seinem Elend / vnd jm gar herrliche Verheissung gethan / darüber sich Jacob verwundert / vnd Gott von Hertzen gedancket hat. Wir wollen solche Historikurtz vnd einfeltig erkleren / vnd dabey anzeigen / wie wir vns dieselbige zu dieser gelegenheit / da nicht allein die Kirch wieder angerichtet / sondern auch ein newer Prediger angewiesen wird / zu nutz machen / vnd zu vnser Lehr vnd Trost gebrauchen sollen / Gott gebe vns dazu seine Gnade. Wer Jacob gewesen / von dem diese Histori handelt / ist frommen Hertzen nicht vnbekant / nemlich einer von den Ertzvätern / von welchen Christus nach dem Fleisch herkömbt / mit dem auch Gott selber geredt hat. Der kombt nun / wie es frommen Leuten pflegt zugehen / in grosse gefahr vnd noht. Denn wie er seinem Bruder Esau die erst Geburt / die jhm doch gebürete / abgehandelt hatte / vnd in empfahung des Segens jhm zuuor komen war / wirfft derselbig sein Bruder einen mördlichen Haß auff jhn / vnnd drewet jhm den Todt.
|| [ID00012]
Das nun Jacob solche gefahr meide / muß er aus Rath seiner Eltern jhm weichen / das weiteste nemen / seines Vaters Hauß verlassen / vnd ins Elend ziehen. Wie er nun auff dieser Reise ist / wird es Abend / daß die Sonne vntergehet / vnd mus er also auff dem Felde benachten. Da macht man jhm nun kein Bette / sondern an stat eines Pfüls legt er einen harten Stein vnter das Heupt / vnd schlefft also auff der harten Erden vnter dem freyen Himmel. Wie jhm aber zu sinnen gewesen / können wir leichtlich erachten / betrübet ist er / daß er sein Vater vnd Mutter / vnd seines Vaters Hauß vnd Güter / darzu er nicht weiniger als sein Bruder Esau gehörte / verlassen muß / vnd muß mit lediger Hand dauon ziehen in ein frembd Landt / da er nicht einen bekanten Menschen hat / Aber er befihlt sich vnd sein Sach vnserm HErren Gott / legt sich in Gottes nahmen nieder / schlefft vnd ruhet mit frieden. In dem Schlaff lest jhm Gott einen wunderlichen / aber doch lieblichen Traum treumen. Denn er siehet im Traum eine Leiter / welche zwar auff der Erden stehet / darauff er ligt / Aber sie reichet hoch biß an den Himmel / daß man also an der Leiter hinauff zu Gott in den Himmel / vnd wieder herunter auff die Erde steigen kan / vnd zwar so gebrauchen diese Leiter die Engel Gottes / daß er zusiehet / denn sie haben jren Lust darauff vnd nieder zusteigen. Welche Leiter denn Christum bedeutet / wie er es selber erkleret / Johan. 1. da er sagt / Von nun an werdet jhr den Himmel offen sehen / vnd die Engel GOttes hinauff vnd herab fahren auff des Menschen Sohn. Denn Christus ist die rechte Leiter / dadurch wir in den Himmel kom̅en / Denn er ist ein jrrdischer Mensch von der Erden / vnd zugleich ewiger Gott vom Vater von ewigkeit geborn / Wie diese Leiter auff Erden stehet / vnd in den Himmel reicht / vnd gleich Himmel vnd Erden zusammen fasset.
|| [ID00013]
Bey diesem Gesicht aber bleibet es nicht / sondern daß jm das liebste ist / so ist Gott selber verhanden / vnd stehet oben auff der Leiter / vnd thut dem Jacob ein tröstliche Predigt. Erstlich offenbaret er sich jhm / er sey der wahre Gott / der sich seinem Großvater Abraham / vnnd seinem Vater Isaac offenbaret habe / vnd den sie erkant / gelobet / geehret vnd angeruffen. 2. Verheist er jhm das gelobte Land / dauon das ein Stück war / darauff er lag / er vnd seine Nach kommen sollen es haben. 3. Wiederholet er die Verheissung / die er dem Abraham gethan / daß er sein Geschlecht vermehren wolle / gegen alle vier Ende der Welt / wie denn auch geschehen. Denn selb siebentzig zeucht er in Egypten / vnd wie sie wieder aus Egypten ziehen / sind jhr sechsmahl hundert tausent Mann. 4. Wiederholet er die Verheissung / daß einer aus seinem Geschlecht kommen sol / das ist Christus / durch den sollen alle Völcker vnd Geschlecht der Erden gesegnet / vnd von dem Fluch des Gesetzes erlöset werden. Das denn auch zu seiner zeit ins Werck gerichtet worden ist / da die zeit erfüllet war / Gal. 4. 5. Verheist er jhm seinen Beystand auff dieser Reise / Er wölle bey jhm seyn / jhn für seinem Bruder behüten vnd schützen / Ja er wolle jhn hin vnd her beleiten / vnd wieder heim zu seinem Vater bringen. Das ist nun ein grosse Gnade vnd Wolthat / die Gott hie dem Jacob erzeiget / daß er dafür die gantze Welt nicht hette genomen / Denn von dieser Predigt fühlet er Trost Frewd vnd Leben in seinem Hertzen / derwegen erkennet er solches mit grossem Danck / vnd spricht: Gewißlich ist der HERR an diesem Ort / das ist / wie ich mercke / kein schlechter Traum / wie sonst einem Menschen wol pfleget zu treumen / Sondern hie ist was anders zuthun / Ich mercke vnd spüre / daß Gott selber hie zugegen ist / Vnd ist also dieses ein heilige Stet / da man wol Gott fürchten
|| [ID00014]
vnd ehren / vnd fromb seyn mag / dieweil er sich selber also hie erzeiget mit seinen heiligen Engeln / das ist ein seliger vnd guter Ort / da ist vnd wohnet Gott mit allen Gnaden / da gehet ein Pforte in den Him̅el / daß auch die Engel an dieser Leiter hinauff gen Himmel / vnd wiederumb hernieder auff die Erden zusteigen jhren Lust haben / Vnd weil Gott selber diese Stet jm zeiget vnd fürschlegt / daß er sich da finden lassen wolle / mercket er dieselbige / vnnd richtet den Stein / so vnter seinem Heupt gelegen war / auff / zu einem Mahl / vnd weihet jhn gleich mit dem Oel / das er zu seiner Notturfft mitgenommen / daß es hiernegst ein Gotteshauß oder Kirchlein seyn sol / da er mit seinem Haußgesind zusammen kommen / vnd Gott ehren vnd anruffen wölle / Vnd weil es mit dem eusserlichen Gottesdienst allein nicht außgerichtet ist / so gelobet er Gott / wenn er sein Zusag / die er jhm jetz gethan / halten / vnd jhm sein Leibs notturfft bescheren / vnd jhn beschützen / vnd in Frieden heimbringen werde / wie er denn daran nicht zweiffelt / So wolle er auch hinwieder jhn für seinen lieben Gott vnd Himlischen Vater halten / jhn für chten / lieben vnd jm vertrawen / vnd zu fortsetzung vnd erhaltung des Gottesdiensts an diesem Ort / den jhm also Gott gezeiget / wolle er von aller seiner Habe den Zehenden geben.

Lehr aus dieser Histori.
[arrow up]

Aus dieser schönen vnd lustigen Histori / sollen wir für dißmahl mercken vnd lernen / daß keine Heuser vnnd Orter in der Welt seyn sollen / dauon wir mehr halten / vnd da wir lieber seyn vnd vns finden lassen sollen / als eben in der Kirchen / da das Wort Gottes getrieben wird / vnd im schwang gehet / vnd also Gott selber sich vns durch dasselbige offenbahret. Solche Herrligkeit aber kömpt nicht eben daher / daß die Kirchen schön gebawet vnd gezieret seyn. Denn ob man wol billich feinreine Kirchen vnd Heuser haben sol / darin man zusa
|| [ID00015]
men komme / vnd es nicht zu loben / wenn es in solchen Heusern siehet / als in einem Schweinstall / Wie denn Salomo gerümbt wird / daß er / weil ers wol thun können / den Tempel zu Jerusalem statlich gebawet / vnd inwendig mit Golde vberzogen / so ist es doch eben an dem eusserlichen Gebew nicht gelegen. Die Ertzväter haben nur hin vnd wieder / da sie gewohnet / Altar gebawet / als Abraham Gen. 12. Ja sie haben wol in Hütten den Gottesdienst verrichtet / wie dauon Gen. 9. stehet / Es breite Gott Japhet aus / vnd lasse jhn wohnen in den Hütten Sem. Wie denn im Volck Gottes langezeit der Gottesdienst nur in der Hütten des Stiffts verrichtet worden / vnd ist gleichwol solches Gott angenehm gewesen. Daher dann auch Haggai im 2. Cap. weissaget / Daß die Herrligkeit des andern Tempels grösser seyn sol / als des ersten / vnangesehen / daß er so viel das eusserliche Gebew anlangt / bey weitem so köstlich nicht gewesen / als der Tempel Salomonis. Darumb es eben an dem eusserlichen Gebew nicht gelegen. Sondern daher kömpt die Herrligkeit der Kirchen / daß darin gepredigt wird das Wort Gottes / dadurch Gott sich vnd seinen willen vns zuerkennen gibt / Vnd daß alda die heilige Sacramenta administriret werden / Nemlich / die Tauffe vnd das H. Nachtmahl / welches denn sichtbare Predigten sind / dadurch vns Gott seinen willen offenbaret / daß er vns durch die Tauff von Sünden waschen / vnd im H. Nachtmahl vns mit dem Leib vnd Blut seines lieben Sohns JEsu Christi speisen vnd trencken wolle. Denn wie hie bey dem Jacob Gott mit sondern Gnaden gewesen ist / also hat er sich verpflichtet / daß er an dem Ort seyn wolle / da man in seinem Namen zusamen kömpt / sein Wort prediget vnd treibet.
|| [ID00016]
Also hat er im Alten Testament sich gnediglich erboten / daß er in der Hütten vnd hernach im Tempel seyn wolte. Darumb sagt er Exod. 20. An welchem Ort ich meines Namens gedechtniß stifften werde / da wil ich zu dir kommen / vnd dich segnen. Vnd im 132. spricht / Diß ist mein Ruhe ewiglich / hie wil ich wohnen / denn es geselt mir / Vnd Jesa. 57. So spricht der HErr / der hohe vnd erhabene / der ich in der höhe vnd im Heiligthumb wohne. Im newen Testament wiederholet der Sohn Gottes solches / Mat. 18. Wo jhr zween oder drey versamlet sind in meinem Namen / da bin ich mitten vnter jhnen. Desgleichen Matth. 28. Da er die Apostel in die gantze Welt außsendet / zu predigen vn̅ zu teuffen / spricht er / siehe / Ich bin bey euch alle tag biß an der Welt Ende. Vnd abermahl Joh. 14. Wer mich liebet / der wird mein Wort halten / vnd mein Vater wird jhn lieben / vnd wir werden zu jhm kommen / vnd Wohnung bey jhm machen. Darumb vnnd daher werden dem Ort / da man zusamen kömpt / Gottes Wort zu handeln / so herrliche Namen gegeben / Jacob heist hie die Stet / da Gott mit jm geredet / Bethel / das ist / Gottes Hauß. So werden die Stadt Jerusalem / vnd der Tempel / vnd Hütten des Stiffts / Gottes Hauß / Gottes Wohnung / vnd Hutten / oder Gottes Vorhöfe / ja Gottes Angesicht genennet / weil Gott allda mit sonderlichen Gnaden wolle gegenwertig seyn / vnd gleich im Wort als in einem Spiegel sein Väterlich Angesicht schawen lassen. So sagt Dauid / HERR wer wird wohnen in deiner Hütten / wer wird bleiben auff deinem heiligen Berge. Im 23. Ich werde bleiben im Hauß des HERRN jmmerdar. Im 27. Eins bitte ich vom HERRN / daß ich bleiben möge im Hauß des HERRN mein lebenlang. Im 42. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich Gottes Angesicht schawe. Das erkleret er hernach / Er wolte gern mit andern wallen zum Hauß
|| [ID00017]
Gottes. Psalm 84. Wie lieblich sind deine Wohnungen HErr Zebaoth. Mein Seel verlangt nach deinen Vorhöfen / etc. Wol denen die in deinem Hauß wohnen. Psalm 122. Ich frewe mich / daß zu mir gesagt ist / wir werden in das Hauß des HERRN gehen. Wie denn auch Christus selber die Christliche Kirch vnd Gemein / da man zusamen kömpt / Gottes Wort zuhören / das Himmelreich nennet. Das Himmelreich ist gleich einem Haußvater / der des Morgens früe außgieng / Arbeiter zu mieten in seinen Weinberg. Item / das Himmelreich ist gleich einem König / der seinem Sohn Hochzeit machte. Das lasse mir einer ein grosse Herrligkeit seyn / daß wir Christen / die wir im Nahmen Christi getaufft sind / vnd sein liebes Wort haben / im Reich Christi vnd an seinem Hofe / Ja wie Paulus Eph. 2. redet / nicht mehr Geste vnd Frembdling / sondern Bürger mit den Heiligen vnd Gottes Haußgenossen sind. Es haltens die Weltkinder für ein grosses / wenn einer an eines Fürsten oder Königs Hofe ist / vnnd lest sich mancher es sawr werden / daß er daran komme. Aber was ist das hiergegen / daß ein Mensch Gottes Hauß gewiß ist? Darumb sind auch die Clöster Gotts Heuser genant / weil da Gottes wort fleissig getrieben ist. Hie möcht aber einer sagen: Was ist es denn mehr? Oder was hat man dauon / daß GOtt gegenwertig ist in der Kirchen? Antwort. Daraus folget noch eine andere Wolthat / daß man alda Gott reden höret. Wie man denn vorzeiten vnd im alten Testament / Gott in der Hütten hat fragen können / durch das Liecht vnd Schildlin / so der Priester auff der Brust hat / dauon Dauid 60. Psalm sagt / GOtt redet in seinem Heiligthumb. Ob nun wol solches im newen Testament auffgehöret / so redet gleichwol Gott noch mit vns durch seine Diener / die vns
|| [ID00018]
sein Wort verkündigen. Denn das ist nicht jhr / Sonder Gottes Wort / Vnd wenn wir solch jhr Wort hören / so hören wir Gott selber / wie Christus Matth. 10. Ihr seyds nicht die jhr redet / sondern der Geist ewers Vaters. Vnd Luc. 10. Wer euch höret / der höret mich. Daher Paulus Rom. 15. schreibet / Ich dürffte nicht etwas reden / wo nicht dasselbige Christus durch euch wirckete. Vnd weil nun das Gottes Wort ist / so lehret es vns viel höhere Sachen / als wir sonst lernen / Nemlich / das wahre Erkentniß Gottes / vnd seines willens / das vns sonst verborgen ist. Denn GOtt hat niemand je gesehen / sondern der eingeborne Sohn / der in des Vaters Schoß ist / hats vns verkündiget. Da lehret vns Gott / daß er ein einiger GOtt sey im Wesen / vnd dreyfach in Personen / der Vater / der Sohn / vnd der heilige Geist. Da lehret er / daß jhm damit nicht gnug geschehe / wenn wir jhn nur mit eusserlichen Wercken ehren / Sondern wir sollen jhn lieben von gantzem hertzen / vn̅ den Nechsten als vns selber / Vnd diese scharffe Lehr treibet Gott darumb / damit wir also vnsere Sünden Noth / darin wir stecken / erkennen / vnd vns nach hülffe vmbsehen. Wenn wir nun also vnser Sünden halben bestürtzt vnd betrübet sind / redet er vns tröstlich zu / vnd lehrt vns / darauff wir nimmermehr hetten gedencken können / er wölle Gnad einwenden / die Sünde vergeben / vnd vns selig machen / vmb seines lieben Sohns JEsu Christi willen. Wie er zu Mose sagt / Exod. 34. HERR HERR Gott / Bamhertzig vnd gnedig / vnd gedültig / vnd von grosser Gnad vnd Trewe / der beweiset Gnad in tausent Glied / vnnd vergibt Missethat / Vbertretung vnd Sünd. Jesa. 40. Tröstet tröstet mein Volck / redet mit Jerusalem freundlich / vnd prediget jhr / daß jhre Ritterschafft ein Ende hat /
|| [ID00019]
denn jhre Missethat ist vergeben / sie hat zweyfaltiges empfangen von der Hand des HERRN vmb alle jhre Sünd. Johan. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / daß er seinen eingebornen Sohn gab / auff daß alle die an jhn gleuben / nicht verloren werden / sondern das ewige Leben haben. Wie tröstlich redet Gott hie den Jacob an / Das Land darauff du ligst / wil ich dir geben / vnd durch dich vnd deinen Samen sollen alle Geschlecht auff Erden gesegnet werden. Ich bin mit dir / Ich wil dich wieder heim bringen / Ich wil dich behüten / Ich wil dich nicht verlassen / etc. Von dem Wort sagt Dauid Psalm 19. Das Gesetz des HERRN erquicket die Seel. Vnd Petrus sagt Joh. 6. Du hast das Wort des ewigen Lebens. Vnd Christus selber sagt / Johan. 8. Warlich warlich ich sage euch / So jemand mein Wort wird halten / der wird den Todt nicht schmecken Ewiglich. Das ist nun eine grosse Herrligkeit / daß wir also in der Christlichen Gemein Gott selber mit vns reden hören / welches Wort Himlische Weißheit / vnd ein krafft Gottes ist / selig zumachen / alle die daran gleuben. Darumb sagt der 65. Psalm / Wol dem den du erwehlest vnd zu dir lessest / daß er wohne in deinen Vorhöfen. Denn er hat reichen Trost von deinem Hauß deinem heiligen Tempel. Hanna ist ein betrübt Weib / Aber da sie den Eli hört / 1. Sam. 1. der sie tröstet / da gibt sie sich zufrieden / vnd siehet nicht mehr so trawrig. Wie denn auch Jacob / als er also Gott mit sich reden gehöret / gar lustig vnd frölich daruon wird / vnd die vbrige Reise mit Frewden vollendet / Welcher Moses damit andeutet / da er sagt im folgenden Capittel / Da hub Jacob seine Füsse auff / das ist / er war nun wol zu frieden / vnd gieng frölich fort. Also haben wir noch ferner von dieser gegenwart GOttes
|| [ID00020]
bey seiner Gemein / diese grosse Herrligkeit / daß wir auch Gott anreden / jhm vnsere Noth klagen / vnd alles was vns mangelt / von jhm bitten können / vnd wissen / daß er vns erhören wölle / vnd vns geben was vns nütz vnd selig ist. Denn also weihet Salomon seinen Tempel ein / 1. Reg. 8. Du wollest erhören / das flehen deines Knechts deines Volcks Israel / das sie hie thun werden an dieser Stet / das fürt erhernach weiter auß. Wenn Krieg / Pestilentz vnd Tewrung ins Land kömpt / Ja wenn auch ein Frembder allda Gott anrufft / daß er das Gebet erhören wölle. Vnd Gott erkleret sich im folgenden Capittel / Er hab sein Gebet vnd flehen gehöret / er hab das Hauß geheiliget / sein Hertz vnd seine Augen sollen da seyn allweg. So sagt Christus Matth. 18. Wo jhr zween oder drey eins werden / warumb es ist / das sie bitten wollen / das sol jhnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel. Daß sehen wir Act. 4. Da die Apostel in Christi Nahmen versamlet waren / vnd baten / daß jhnen Gott gebe mit freydigkeit zu reden das Wort / da bewegt sich die Stet da sie versamlet waren / vnd wurden alle voll des H. Geistes / vnd redeten das Wort mit freydigkeit. Vnd Actor. 12. Da Petrus auff den Halß gefangen saß / vnd Menschlicher weise also verwaret war / daß er nicht loß kommen konte / Er schlieff zwischen zweyen Kriegsknechten / er war mit Ketten gebunden / es waren etliche Wechter fürm Gefengniß / und für den Wechtern war ein Eiserne Thür / Doch weil die Gemein / der GOtt sein gegenwart versprochen / zu Gott ohn vnterlaß betet / wird er loß / die Hüter zwischen denen er sitzet / müssens verschlaffen / die Ketten fallen von seinen Henden / die beyde Wachte müssens nicht hören vnd vernehmen / daß er loß kömpt / die Eiserne Thür muste sich selber auffthun. Das geschicht auch heutigs Tags noch wol / daß etwa ein
|| [ID00021]
Mensch so kranck ist / daß man jhm kein Leben zu trawet / vnd alle Artzte daran verzagen / es stehet einer Frawen offt in Kindsnöten so hart für / daß man sich besorgen mus / Mutter vnd Kind werden bleiben / Aber GOtt hilfft dem Krancken / erlöset die schwangere Frawen vber alles verhoffen. Denn so eines Menschen Gebet so krefftig ist / als Eliae / daß es den Himmel auff vnd zu schleust / was solte so vieler gleubigen Gebet nicht außrichten? Das ist nun abermahl eine grosse Herrligkeit der Gemein / die Gottes Wort vnd den rechten gebrauch der H. Sacramente hat / daß wie hie Jacob mit Gott selbst redet / vnd erhöret wird / wir also gleich bey Gott zu Hofe sind / daß wir allerley / was vns zu diesem vnd zum zukünfftigen Leben nötig ist / außbitten vnd erlangen können. So geben die Wort Jacobs ferner dieses nachdencken / daß eben an dem Ort / da das Wort Gottes im schwang gehet / vnd die Sacramenta dispensiret werden / die Pforten des Himmels sey / vnd ein Leiter / daran nicht allein die Engel auff vnd nieder steigen / sondern auch wir Menschen zu Gott in Himmel kommen können. Es ist sonst nach dem Fall mit vns leider in dem Stand / daß wir nicht können in den Himmel steigen vnd komen zu Gott vnd den Engeln. Jesa. 59. Ewre Missethat scheiden euch vnd ewren Gott von einander. Johan. 3. Niemand fehret gen Himmel / denn der vom Himmel hernieder kom̅en ist / nemlich / des Menschen Sohn / der im Himmel ist. Aber es hat der liebe Gott sich vnser erbarmet / vnd aus gnaden eine Leiter verordnet / daran man auff vnd nieder steigen kan / vnd zwar ein solche Leiter / daran auch die Engel GOttes auff vnd nieder steigen. Diese Leiter nun ist vnser HErr Jesus Christus / dadurch
|| [ID00022]
man zu Gott in Himmel kommen kan. Wie er denn selber Joh. 3. sagt / Wie Moses ein Schlangen in der Wüsten erhöhet hat / also mus des Menschen Sohn erhöhet werden / auff daß alle die an jhn gleuben / nicht verloren werden / Sondern das ewige Leben haben. Darumb er abermahl selber sprach / Johan. 14. Ich bin der Weg / die Warheit vnd das Leben / niemand kömpt zum Vater denn durch mich. Denn er reicht von der Erden bis an den Himmel. Er ist wahrer Mensch von der Erden / vnd wahrer Gott im Himmel / vom Vater von Ewigkeit geboren / Sonst konte kein Leiter / die gen Him̅el reichte / gefunden werden. Wie Petrus Actor. 4. Es ist in keinem andern Heil / ist auch kein ander Nahm den Menschen gegeben / darin wir sollen selig werden. Daher auch Paulus sagt 1. Tim. 2. Es ist ein GOtt vnd ein Mitler / zwischen Gott vnd dem Menschen / der Mensch JEsus Christus / der sich selber gegeben hat zur Erlösung für alle. Diese Leiter konte niemand sinden / wuste auch niemand dauon / wo sie GOtt nicht vns in seinem Wort zeigete. Dauon Paulus 1. Timoth. 3. schreibet / Kündlich groß ist das Gottselige Geheimnis / Gott ist offenbahret im Fleisch / gerechtfertiget im Geist / erschienen den Engeln / geprediget den Heyden / gegleubet von der Welt / auffgenommen in die Herrligkeit. Aber da Gottes Wort ist / da siehet vnd findet man diese Leiter / da erkennet man Christum als wahren GOtt vnd Menschen / vnd der Welt Heyland / da gleubt man / da allein wird man durch jhn selig. Hie ist die Pforte des Himmels sagt Jacob. Daher die Alten recht vnd wol gesagt / Extra Ecclesiam non est salus, Ausserhalb der Christlichen Kirchen / kan man nicht selig werden. Wie man nun allein durch Christum in den Himmel kömpt / vnd Gott findet vnd erkennet / Also ehret vnd lobet man Gott allein an dem Ort / da man sein Wort hat / allein an dem Ort dienet man GOtt / da sein Wort ist. Denn wie sollen sie
|| [ID00023]
anruffen an den sie nicht gleuben? Wie sollen sie gleuben an den / von dem sie nicht gehöret haben? Daher Christus zu dem Samaritanischen Weib sagt / Ihr wisset nicht / was jhr betet. Ist also eitel Sünde / grewel vnd Gottslesterung / wenn die Heyden Gott vermeyntlich ehren / Denn was nicht aus glauben geschicht / das ist Sünde / Rom. 14. Vnd den Vnreinen vnd Vngleubigen ist nichts rein / sondern vnrein ist beyd jhr Sinn vnd Gewissen / Tit. 1. Ihr Person ist vnrein / vnd von jren Wercken mag man auch wol sagen / der Wein schmeckt nach dem Faß. Die gleubigen aber erkennen Gott durch Christum für jhren lieben Vater / loben / ehren vnd preisen jhn / vnd dienen jhm als die lieben Kinder. Dauon Dauid im 84. Psalmen sagt / Wol denen die in deinem Hauß wohnen / die loben dich immerdar. Da thut man nicht sein eigen Arbeit / Sondern man arbeitet im Weinberg des HErrn / das ist / man richtet alles zu Gottes ehr / vnd erbawung vnnd besserung des Weinbergs der Christlichen Kirchen. Darumb schreibt Petrus 1. Cor. 2. von den gleubigen / Ihr seyd das Außerwelte Geschlecht / das Königliche Priesterthumb / das heilige Volck / das Volck des Eigenthumbs / daß jhr verkündigen sollet die Tugent / des der euch beruffen hat / von der Finsternis zu seinem wunderbaren Liecht / Die jr weyland nicht sein Volck waret / nun aber Gottes Volck seyd / vnd weyland nicht in Gnaden waret / nun aber in Gnaden seyd. Vnd dienen vnd ehren die Christen nicht allein Gott / wen̅ sie eben in der Kirchen sind / beten / singen / Gott loben / Sondern auch / wenn sie die Werck jhres Beruffs in der Haußhaltung / oder Weltlichen Regiment verrichten. Denn sie thun vnd richten alles zur Ehr Gottes / vnd sind jhre gedancken dahin gerichtet / daß sie GOtt gefallen vnd gehorsam seyn / da heiligen sie Gottes Namen / da sind sie in seinem Reich / vnd verrichten seinen Willen.
|| [ID00024]
Daher sagt Paulus auch von den gleubigen Knechten (die Leibeigen waren) Lasset euch düncken / daß jhr dem HErrn dienet / vnd nicht den Menschen. Auß diesem allen folget auch dieser grosse vortheil / daß Gott / der mit sonderlichen Gnaden da ist / da sein Ehr wohnet / das ist / sein Wort gepredigt wird / alda auch segnet Geistlich vnd Leiblich / da zündet er an im Hertzen / das rechte wahre Erkentnis Gottes / den Glauben / Gedult im Creutz / Hoffnung / vnd Liebe gegen Gott vnd den Nechsten. Wie er denn verheist / Exod. 20. An welchem Ort ich meines Nahmens gedechtniß stifften werde / da wil ich zu dir kommen / vnd dich segnen. Dauon steht im 68. Psalm / Wenn der Allmechtige hin vnd wieder vnter jhnen Könige setzet / so wird es helle / wo es tunckel ist. Der Berg Gottes ist ein fruchtbar Berg / du bist in die höhe gefahren / vnd hast das Gefengnis gefangen / vnd hast Gaben empfangen für die Menschen. Darumb dancket Paulus 1. Cor. 1. Gott für diesen Geistlichen Segen / Ich dancke meinem GOtt allezeit ewert halben / für die Gnade Gottes / die euch gegeben ist in Christo Jesu / daß jhr seyd durch jhn in allen Stücken reich gemacht / an aller Lehr vnd in aller Erkentniß. Vnd Ephes. 1. Gelobet sey GOtt vnd der Vater vnsers HErrn JEsu Christi / der vns gesegnet hat mit allerley Geistlichem Segen in Himlischen Gütern / durch Christum. Das ist der Segen / dauon Gott zu Jacob sagt / Durch deinen Samen sollen alle Geschlecht der Erden gesegnet werden. Bey solchem Geistlichen Segen aber bleibt es nicht / sondern es wil Gott auch Leiblich segnen an dem Ort da sein Wort ist / Wie er Deut. 28. verheist / Wenn du gehorchen wirst der Stim des HErrn deines Gottes / so wirstu gesegnet seyn in der Stadt / gesegnet auff dem Acker / Vnd im 1. Psalm / Der ist wie
|| [ID00025]
wie ein Baum gepflantzet an den Wasserbechen / vnd alles was er macht / das geredt wol / vnd im 128. Psalm sagt Dauid / Der HErr wird dich segnen aus Zion / daß du sehest das glück Jerusalem dein Lebelang / vnd sehest deiner Kinder Kinder / Fried vber Israel. Vnd Christus sagt / Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes / vnd nach seiner Gerechtigkeit / so wird euch das ander alles zufallen. So verheist Gott dem Jacob hie auch zeitlichen Segen / mit vermehrung seines Geschlechts / vnd daß er jhnen das gelobte Land eingeben wölle. Entlich so hat man sich auch an dem Ort / da Gottes Wort im schwang gehet / Gottes Schutzes zuerfrewen. Denn wie er hie zum Jacob sagt / Ich wil dich behüten / wo du hin zeuchst / Also verheist er denen / die sein Wort haben / vnd sich darnach halten / daß er sie wieder alle jhre Feinde schützen wölle. Darumb singt die Christliche Kirch im 46. Psalmen / Gott ist vnser Zuuersicht vnd Sterck / ein Hülff in den grossen Nöthen / die vns troffen haben. Darumb fürchten wir vns nicht / wenn gleich die Welt vntergieng / Dennoch sol die Stadt Gottes fein lustig bleiben / mit jhren Brünlein / da die heiligen Wohnung des Höchsten sind. GOtt ist bey jhr drinnen / darumb wird sie wol bleiben / Gott hilfft jhr früe. Vnd im 48. GOtt ist in jhren Pallasten bekant / daß er schutz sey / vnd Zach. 2. sagt Gott / Ich wil ein fewrige Mawr vmbher seyn. Vnd im 87. Psalm / Sie ist fest gegründet. Das erkleret Christus Matth. 16. Die Pforten der Hellen sollen sie nicht vberweltigen. Ohne ist es nicht / Es helt offt mit der Kirchen Christi hart / vnnd lest sich ansehen / wie mit diesem Closter / als sey es gar aus damit / aber Gott lest sie nicht vntergehen. Wie die Historien von anfang der Welt / biß auff diese zeit bezeugen / sie ist vnd bleibet vnüberwindlich.
|| [ID00026]
Diese Lehr soll erstlich den Predigern dienen / vnnd also auch diesem Prediger / der jetzo augewiesen wird / daß sie bedencken / was sie hie reden vnd lehren sollen / Nemlich / nicht Menschen Tant / oder was jnen einfelt / oder etwa jnen ein Ansehen machen könte / wie es denn fast hin vnd wieder in hohen Schulen sich anlest / als wölle vns mit der zeit GOttes Wort vnd die H. Bibel zu schlecht seyn / daß wirs allein treiben / sondern man wolle höher Ding / wie die Vernunfft meynt / aus der Metaphysica auff der Cantzel fürbringen. Aber fromme Prediger sollen schlecht Gottes Wort / das Gesetz vnd Euangelium treiben / wie Christus sagt / Lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe. Wie auch Paulus vermahnet / Actor. 20. So habt acht auff euch selbst / vnd auff die gantze Heerd / Denn das weiß ich / daß nach meinem Abscheid werden vnter euch kommen grewliche Wölffe / welche der Heerd nicht verschonen werden / auch aus euch selbst werden auffstehen Männer / die da verkehrte Lehre reden / die Jünger an sich zu ziehen. Vnd Petrus 1. Pet.. 4. schreibt / So jemand redet / daß ers rede als Gottes Wort. Wie denn Paulus von sich schreibet / Wir sind nicht wie etliche viel / die mit Gottes Wort kremerey treiben / sondern als aus lauterkeit / vnd als aus Gott / für Gott reden wir in Christo. Es sollen auch die Zuhörer dieses zu jhrem Trost gebrauchen / daß sie darumb nicht kleinmütig werden / daß die Feind hie so vbel gehauset / das best haben sie gelassen / vnd lassen müssen / das habt jhr auch behalten / Nemlich / GOttes Wort / der ist jetzund hie zugegen / er redet mit vns / er erhöret vnser Gebet / hie ist die Leiter in den Himmel / hie sind die Engel Gottes / vnd steigen auff vnd nieder / hie wil Gott segnen Geistlich vnd Leiblich / er wil vns schützen / vnd vns entlich heimbringen ins rechte Vaterlandt. Es sol vns dieses auch zur Vermahnung dienen / daß wir
|| [ID00027]
gern zusamen kommen / vnd vns finden in die Kirch / vnd zu der Versamlung / da das Wort Gottes gepredigt wird / vnd die heilige Sacramenta verrichtet werden / kein Ort auff Erden sol vns lieber seyn / das ist eine heilige Stet / da ist vnd wohnet Gott / da redet Gott mit vns / vnd hören wir nicht die Weißheit Salomonis / Sondern des Weißheit / der mehr ist denn Salomo / dadurch werden wir erleuchtet / bekehret / gleubig vnd selig / Hieist gut seyn / da können wir für die Göttliche Maiestet treten / Gott vnsere Noth klagen / durch das Gebet / Trost vnd Hülff in allen Nöthen erlangen / da können wir in Himmel kommen / da können wir Gott dienen / da segnet Gott Geistlich vnd Leiblich / da wil er schützen vnd behüten / vnnd vns endlich aus diesem seinem Hauß / in sein Himlisch Hauß vnd Jerusalem versetzen / da wir jhn nicht mehr werden also durchs Wort erkennen / darin er sich gleich als in einem Spiegel vns fürgebildet hat / Sondern mit der Triumphirenden Kirchen vnd Gemein der Menschen vnd Engel / jhn von Angesicht zu Angesicht anschawen / da er wird alles in allem seyn / Dazu vns allen verhelffe Gott Vater / Sohn / vnd heiliger Geist / Amen. ENDE.


XML: http://diglib.hab.de/drucke/386-40-theol-4s/tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/rules/styles/projekte/oberhofprediger/tei-transcript.xsl