Transkription

Hesshus, Tilemann: Sechs Hundert Irthumb, lügen und Gotteslesterung, welche die Römische Päpstliche Kirche ... verthediget.
[Inhaltsverzeichnis]
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Seths Hundert Irthumb / lügen vnd Gotteslesterung / welche die Römische Päpstliche Kirche / als des Endte Christs Synogoga wider Gottes Wort / vnd fast alle Heupt Articul Christlicher Lere / halstarrig vnd freuentlich verthediget.
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Auss der Papisten eigenen Schrifften auffgesucht / vnd mit verzeichnung Buchs vnd blats ordentlich erzelet / vnd auß grunde Göttliches worts widerleget / durch Tilemannum Heohusium.
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Anuo 1588.
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Den Ernvesten Achtbaren / Hochgelarten / Hoch vnd wolweisen Herrn / Rahtsmeistern / vnd Rath der Stadt Erssurt / meinen Großgünstigen Herren / vnd in Christo geliebten frennden. Gottes Gnad vnd Segen / durch Ihesum Christum vnsern Heilandt / Amen.
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EHrnveste / Achkbare / Hoch vnd Wolweise Herrn / Es hat ein fürtreflicher alter Lerer Dionysius Bischoff zu Alexandria, wie die Kirchen Historia meldet / da er einen Verfürer von seinem bösen fürnemen hat abschrecken / vnd zu fried vnd einigkeit mit andern Christen / vermanen wollen / vnter andern diß Argument gefüret / Es köndte einer ja so eine löbliche herrliche Marter Cron erlangen / wen̅ er sich darumb tödten liesse / damit trennung vnd vneinigkeit in der kirchen auffgehobe̅ würde / als darumb / das er mit Abgötterey sich nicht versündige̅ dürffte. Solcher spruch stimmet mit Got
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tes wort vber ein / das vns allenthalben vermanet zu Brüderlicher lieb / fried vnd einigkeit in der Christlichen gemein / vnd gegen jederman / welche vnser Herr vnd Heiland Christus vns auch als ein sonderlich kennezeichen seiner Jünger befihlet zuhalten. Vnd S. Johannes leret / das wir schuldig sein / auch vnser leben nach dem Exempel Christi für die Brüder zulassen. Darzu beweget vns nu billich / das wo dast Bandt Christlicher lieb ist zertrennet / da hebet sich vnseglich viel jammer vnd elende Hergegen wo fried vnd einigkeit ist / da ist Gottes segen vnd liebliches wesen vnd frewde die fülle. Dieweil nu dieses vnd dergleichen viel mehr billich vnd warhafftig von dem holtseligen köstlichen frieden vn̅ einhelligkeit wird gerhümet / fraget sichs nicht vnbillich / was doch die vrsache̅ sein / das vnsere L. vorfarn vnd wir von der Römischen Päbstischen Kirchen abgewischen sein / dawider so hefftig streiten / zu Gott wider den Papst seufftzen vnd flehen / darbey auch so bestendig verharren / das viel darüber leib vnd leben / Land vad Leute / vnd alles was einem menschen auff Erden lieb ist / in die eusserste gefahr gesetzt vnd verlorn haben.
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Nun sindt mancherley vrsachen zwar / darumb die menschen offt eine religion verlassen / vnd der andern beyfallen: Einer sihet auff die alte gewonheit / der ander gaffet nach etwas newes. Der dritte hat lust zu hader vnd zanck / Wir reden aber von solchen vrsachen / dadurch vnser gewissen sich verwaren könne. Darauff vnser hertz sich verlassen / allen zweiffel vn̅ anfechtung / Creutz vnd verfolgung vberwinden / allerley ergernissen vnd schrecknissen vom grossen hauffen vnd alter gewonheit herrürendt / begegnen / Auch an jene̅ tage mit freidigkeit darauff vor dem Richter der lebendigen vnd der todten Ihesu Christo / erscheinen mögen. Solches lehret vns nun Gottes wort vnd die ewige warheit / die weit gehet vber aller menschen ansehen / herrligkeit / wolredenheit / vnd gebotmessigkeit / darauff ein einiger Mensch künlich sich verlassen vnd trotzen kan / wann schon viel tausent / ja wenn alle welt wider jn allein were / wie der heilige Man Gottes Noe mehr auff seines Gottes befehlich vnd gebot / denn auff aller Welt sicherheit / verachtung vnd spot hat sehen müssen. Wie Loth denn außdrücklichen befelich Gottes / mit hindansetzung / was sei
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ne Mitbürger zu Sodoma bawider lesterten vnd tobeten / hat gehorsamen vnd volgen müssen. Wie der Heilige Athanasius auff den grundt Göttlicher Heiliger schrifft mehr / denn auff des Kaysers Constantini / seiner Fürsten vnd Regenten / Auch so viel hundert zum theil offentlich Arrianischen / zum theil Heuchlerischen vnd Leisegengigen Bischoffen / hat sehen müssen / vnd also nach der Apostel Regel mehr vnserm HErrn Gott / denn den menschen gehorchen / vnd nach der ordnung des Propheten Zachariae / Erstlich Veritatem, darnach Pacem lieben. Ein kleglich vnd betrübtes ergernis ists / da der Pabst zu Rom auffm Concilio zu Trend / vor vier vnd zwantzig Jaren / gleich als wan er da auff dem ordentlichen Apostolischen stul gesessen / vmbgeben mit zweyhundert vnd fünff vnd funfftzig Bischoffen / wider vns Lutherische mit so vnzelichen fluchen vnd bannen / geplitzt vnd gedonnert hat. Darob mancher in die gedancken gegerathen: Solten so viel grosse fürtrefliche Herrn vnd Bischoffe / in so vielen Landen vnd Königreichen / auff dem gantzen Erdbodem / so da mit vns eben die Schrifften
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der Propheten vnd Aposteln in Ehren vnd Wirden halten / Solten die so viel hundert Ihar hero gejrret haben / vnd nicht wissen / was sie thun vnd glauben solten? Hergegen aber wir / die so ein geringer verlorner hauffe gegen sie zu achte̅ / welche weder an weißheit / verstande / macht vnd ehren / jhnen im geringsten nicht zuuergleichen / Solten wir alleine die warheit verstehen vnd wissen: Welche eine vermessenheit / welcher freuel vnd lautere thorheit ists doch / das man einen solchen stadtlichen Hauffen vnd Anzahl trefflicher Leute Irrthumbs bezichtigen vnd verdammen darff? Dieses können vnd wissen die Pabstsheuchler vnd Sophisten vber alle massen auffzumutzen vnd außzustreichen / vnd solche jre meinung wider vnsere Confession / müssen jnen helffen bestetigen die Assyrier / die Leute in India / Moren / vnd die vnter vns in der newen welt wohnen. Wir aber setzen entgegen diesem geschrey vnd gepler vors aller erste die stim̅e des / so vo̅ Himel geruffen / vnd den rechten Herrn vnd Meister des glaubens Jesum Christum gezeiget / vnd alle menschen an jhn gewiesen vnd verbunden hat / Matthei am 3. cap.
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Diß ist mein lieber Sohn / den solt jhr hören / welche stimme vns nicht auff der ten tand / sondern auff die warheit des Euangelij / Nicht auff lange gewonheit / sondern auff des Scepters Christi richtigkeit / Nicht auff den grossen hauffen der Irrenden / sondern auff dz kleine heufflin der Herde Christi sehen / vnd demselbigen folgen heisset. Vnd zwar dieselbige stimme begreiffet in sich die Sum̅ vnd den inhalt der ersten taffeln der zehen Gebot / wie man Gott den HErrn jnnerlich vnd eusserlich rechtschaffen ehren / vnd jhme dienen solle / das wir nemlich vns nicht mit Götzen oder andern Göttern verunreinigen / Gottes Namen nicht mißbrauchen / den Sabbathtag nicht entheiligen / sondern mit vertretung reiner vnuerfelschter lehre / vnd Christlichen wercken / so zu fortpflantzung des H. Predigampts dienen / denselbigen heiligen sollen. Diß gebot das so offt in Gottes wort widerholet ist / sol billich aller menschlichen authoritet fürgezogen werden. Denn eben der jenige / so diß Gesetz vnd gebot gegeben hat / lesset sich hören / das er auch darob halten wolle / vnd die jenigen straffen / die diesen Propheten aller Propheten / den Herrn
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Christum nicht hören wollen. Denn also lesen wir / Deut. 18. Wer meine wort nicht hören wirdt / die er (der Prophet) in meinem Namen reden wirdt / von dem wil ichs foddern. Gleich aber / wie wann es im Himmel donnert / die Frosche also balde schweigen / vnd die hinderwerts kriechende Krebs sterben müssen / Also solte auch ein sterblicher Mensch vnd elender Madensack / wider den klaren geoffenbareten willen Gottes / in seinem Göttlichen wort / mit keinem wort das maul auffthun / Sondern in aller demut sich deme vntergeben / der in seiner Himlischen lehr nichts wil vermehret noch gemindert / nicht verbessert oder geringert haben / der aller menschen lehr vnd satzung / Jes. 29 Matth. 15. als vnnötig vnd Gottlos verwirfft vnd verdammet. Wenn da Gottes gebot / do er vns heisset Abgötterey meiden / für falschen Propheten vns fürsehen / vor verfelschung Euangelischer warheit ein abschew haben / in sachen seiner Seelen seligkeit betreffende / nicht bewegt / denselbigen werden durchauß keine vrsachen bewegen / sie sein so erheblich als sie jmmer wollen. Was die Göttliche
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Maiestet gebeut / das sollen Gottselige Leute thun / vnd was sie verbeut / das sollen sie lassen / Nicht allein wann jederman damit zu frieden ist / Sondern auch wann jederman darwider ist / vnd gefahr Leibs vnd Lebens darauff stehet. Dann wer da sich des HErrn Christi vnd seiner Wort schemet / wer da die warheit des Euangelij / so er offentlich für aller Welt bekennen soll / verleugnet / den wirdt der Sohn Gottes widerumb verleugnen / verwerffen / verstossen vnd verdammen / am erschrecklichen tage seines Gerichts / als einen Gottlosen Menschen / der Gott den HErrn selbs verleugnet hat. Denn die jenigen haben keinen Gott / sondern leben stracks ohne Gott in der Welt / die da vbertreten / vnd nicht bleiben in der lehre Christi / wie am 2. Johannis 1. vnd Ephes: am 1. Cap. geschrieben stehet. Wer da etwas wirdt hinzu setzen / zu deme das da geschrieben ist im Buche des HErrn / Auff den wirdt Gott der HErr setzen vnd legen die plagen / so im selbigen Buch geschrieben sindt. Wo aber auch jemandt dauon thut von dem Buch solcher weissagungen / vnd Wort Gottes / dem will Gott abthun vnd wegne
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men sein theil vom Buch des Lebens / wie der herrliche beschluß in der Offenbarung Johannis zu ende bezeuget vnd drewet. Ja wann auch ein Engel vom Himel deme widersprechen / vnd vns von des lebendigen Gottes Wort auff menschen Tandt vnd Treume verfüren vnd verleiten wolte / den solte man verfluchen / In massen S. Paulus nicht allein den alten Galatern (so / wie S. Hieronymus vnd Auentinus wollen / der deutschen Brüder vnd verwanten gewesen / vnd einerley Sprache mit jne̅ gehabt haben sollen) sondern auch allen Nationen vnd Völckern zu jeder zeit / vnd an allen enden befthlet vnd gebeut. Auß solchen klaren zeugnissen Göttliches worts / haben die H. Aposteln / Martyrer vnd Bischoffe / sampt jhren getrewen zuhörern ein Hertz gefasset / vnd freidiglich allerley Irthumb vnd falscher Lehre widersproche̅ / sintemal sie gewust vn̅ betrachtet / das man Gott mehr als den mensche̅ zugehorsame̅ schuldig were. Was hat aber dan̅ / möcht jemandt frage̅ / der Papst so groß gesündiget vnd getrieben wider Gottes gebot in der ersten Taffel / dadurch jhr Lutherischen bewegt vnd abgeschreckt von dem
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allgemeinen Glauben vnd bekentnis der Welschen / Frantzosen / Hispanier / Indier / Griechen / vnd vieler Deutschen abgetreten vnd gewichen seit? Ists euch denn nur alleine zuthun gewesen / vmb die wenigen vnd geringen stück willen des altvetelischen aberglaubens von den bildern / von Kniebeugen / Kertzen / Reuchern / sprengen vnd dergleichen / daran sich doch kein vernünfftig Man gekeret / hat man darumb so grossen Tumult vnd Lermen stifften vnd anrichten müssen? hat man derentwegen zu so vielfeltigem Jammer / zu so mancherley sünd vnd schanden / thüren vnd fenster eröffnen müssen? Wo hat man je auff Erden eine Kirch oder auch weltlich Regiment funden vnd antroffen / do nicht grosse beschwerungen / gebrechen vnd thorheit mit vnter gelauffen weren? Findet man nicht auch in ewren Kirchen / die jhr die Reformirten Kirchen nennet / viel disputirens / zanckens / vneinigkeit vnd vnlusts? wie kompts denn / das jhr also Mücken seiget / vn̅ Camel verschlucket? Machet euch grausam beschweret vber dem kinderwerck / da nichts arges hinder ist / vnd erreget daneben schedtliche vnd gantz verderbliche streit vnd kriege? wir aber antwor
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ten auff diese arglistige feigenbletter / solcher Nasenweisen klüglinge vnnd meister von hohen sinnen / das ein hoher vnd tieffer langer vnd breiter vnterscheidt sey / zwischen schwacheit oder gebreche̅ / vnd zwischen Abgöttischen Irthumen / die da mutwilliglich mit blutdürstigem freuelem wüten vnd toben / so viel Jar hero verteidigt vnd verfochten werden. Item das nicht wenig / sondern vberauß viel / nicht geringe / sondern gantz wichtige vnd allerdings vnleidliche Irthumen der Papisten angezeiget / Nicht allein altvetelschen tand vnd Aberglauben / sonder vngeheure Gottes lesterungen vnd Abgöttereyen der fürnembsten Theologen vnter den Papisten / die man mit Schwerdt / galgen vnd Radt / mit Fewer vnd Brandt / mit verjagen / vnd allerley plagen ehe zuuerfechten / zuuerteidingen / sich vnterstanden / vnd die vnsern alle mit einander lieber auff die fleischbanck zu opffern / als das aller geringste darinne endern vnd bessern zulassen. Da doch der grundt Christlicher Religion / durch diese betrigerey vmbgekeret / vnd an stadt des ewigen waren Gottes / leidige Götzen anzubeten / vor den Himel vns das fegfewer / vnd die Helle / vor die vngezweiffelte
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zuuorsicht vnd gewißheit vnser Seligkeit / vns ein zweiffel / ein vnstettiges vnd furchtsames / elendes betrübtes Hertz vnd gewissen / vns zu lernen vnd anzunemen fürgestellet worden. Diß wollen wir nun stücks weise darthun / welchs wir hier in einer Sum̅ verfasset haben / vnd zwar vmb des einfeltigen verstandes willen / ordentlich durch die stücke vnsers Catechismi gehen. Erstlich vermelden / wie schendtlich vnd vnleidtlich die Lehre der heiligen Zehen Gebot / welche die Summa sindt des gantzen Gesetzes / verfelschet sey: Nachmals wie des Pabsts Lehre streite / wider den Glauben vnd dekentnis der heiligen Apostel / vnd das gantze Euangelion 3. Wider die ware Anruffung Gottes vnd das Gebet. 4. Wider die heilige Tauff. 5. Wider das Hochwirdige Nachtmal des HErrn Christi. 6. Wider die Ordnung der H. Absolution oder das Ampt der Schlüssel. 7. Wider die gantze Haußtaffel. Was zeigestu vns nun / du Nömischer Pabst / für eine Regel / was weissestu vns für eine masse / dadurch wir zur heilsamen warheit kommen / vnd falsche Lehre fliehen
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vnd meiden mögen. Sindt nicht das deine wort / die du deinem Jüngsten Concilio nicht allein einuerleibet / sondern gleich zum fundament vnd grunde desselbigen gelegt hast? Hastu nicht Anno 1546. 4. Febr. sessione 2. Ein solch Decret, als eine Regel vnd richtscheit aller deiner Lügen vnd betrugs gesetzt / Das nemlich wir so heilig vnd höher annemen vnd halten sollen / die traditiones vnd Menschen satzung / dauon in der Bibel nichts geschrieben / sondern nur durch stettig werende succession in der kirchen erhalten worde̅ sind / so heilig höer vn̅ wirdig wir halten die ewige warheit / so vns Gott der Herr in die bücher der Prophete̅ vnd Aposteln hat auffschreibe̅ lasse̅. Es kan aber so verborge̅ heimlich ding nit sein / dz du ne̅lich vnter de̅ name̅ vn̅ wort Tradition nu̅ Apostolicaru̅, der Aposteln satzung / als vnter einer Nebelkappe̅ verberge̅ / vertusche̅ vn̅ verteidige̅ wilst / den gantze̅ grossen groben vngeheuren wust aller scheul vn̅ greul deines Antichristentums / dieselbige̅ bementeln schmincken vnd schmücken / vnd gleich als ein vnsinniger mensch / der gar in eine̅ verkerten sin gegebe̅ / in solche̅ abgrund d’heil vn̅ Gotlosen mensche̅satzung vnzelich
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Land vnd Leute / neben dir verfüren vnd stürtze̅ / vnd die gantze Lere der Christlichen kirchen vbergeben. Denn alles was du wider den heilsamen verstandt vnd meinung des Gesetzes vnd Euangelij nur ertichtet / vnd felschlich ertreumet hast / das hat man in dem Synedrio also balde für heiligthum̅ anbeten vnd Canonisiren müssen / vnter dem scheinbarlichen Titel der Apostolischen Tradition. Der väter Exempel / der väter Satzungen / Alte gewonheit / der Münche treume vnd alter tend / die gelten bey dir mehr als des heiligen Geistes Göttliche antwort. Was sagt aber vnser HErr Gott zu solchem ewren schliessen vnd setzen / das da zum glauben vnd Christlichem wandel vnd sitten gehören vnd dienen solle? Was ich dir gebiete / spricht er / das alleine soltu thun / Du solt nichts dazu thun / vnd auch nichts dauon thun / Du solt nicht weichen / weder zur Rechten noch zur Lincken / domit du mein Gebot halten mögest. Vnser HErr vnd Heylandt Christus selber widerholet solch Gebot des alten Testaments / nicht allein im newen / in dem er den Aposteln befihlt / das sie die Leute lehren vnd thun heissen sollen / was er jne̅ geboten:
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Sondern verdammet auch der menschen gedicht vnd satzungen in glaubens sachen / er verdammet allen Gottesdienst / so ausser Gottes wort gestifftet / als vergeblich vnd schedtlich. Vergeblich diene̅ sie mir / spricht er Matth. 15. Dieweil sie lehren solche Lere / die nichts den menschen gebot sind. Wann jhr ewre lame zoten dermassen Gottes geoffenbartem vnd geschriebenem wort vnterwürffet / das jhr dasselbige lauter vnd vnuerselscht bleiben liesset / möcht man noch gedult mit euch haben / vnd solchs vnter mitteldinge zehlen vnd rechnen. Aber da leget jr vns solche Traditiones vnd Menschensatzungen auff die helse / das wo wir denen gehorchen wolten / so müsten wir vnsers einigen Hirten vnd Meisters Christi stim stracks fahren lassen. Wie eine schwere gefehrliche sache aber dasselbige sey / dauon lasset vns hören den H. Euangelisten Johannem / der in seiner andern Epistel mit solchen worten einher donnert. Wer vbertrit / vnd bleibet nicht in der lehre Christi / der hat keinen Gott. Wer in der lehre Christi bleibt / der hat beyde den Vatter vnd Sohn. So jemandt zu euch kompt / vnd bringet diese Lehre nicht / den nemet nicht
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zu hause / vnd grüsset jhn auch nicht / denn wer jhn grüsset / der machet sich theilhafftig seiner bösen wercke. Wie hefftig vnd gewaltig donnert vnd schilt er auch wider die Abgöttischen / so da lust haben zur Lügen / vnd dieselbige fortsetzen / die da zu Gottes wort vnd der heiligen Schrifft setzen vnd dauon nemen dörffen / was jhnen gelüstet? Denn die mechtigen wort sindt jederman bekant / so er Apot. 22. spricht. Ich bezeuge alle die da hören die wort der weissagung in diesem Buch / so jemandt darzu setzet / So wirdt Gott zusetzen auff jhn die plagen / die in diesem Buch geschrieben stehen. Vnd so jemandt dauon thut / von den worten des Buchs dieser weissagung / So wirdt Gott abthun sein theil vom Buch des lebens / vnd von der heiligen stadt / vnd von dem / das in diesem Buch geschrieben stehet. Stehet dieses nicht gleich hinden im Beschlus der gantzen Bibel / darumb mit so grossem ernst vnd inbrünstigen eiuer beschrieben / Vnd ist an so viel orten / hin vnd her widerholet / erkleret / bekrefftiget / vnd vns so offt fürgeblewet / das wann vns schon ein Engel vom Himmel ein ander Euangelium predigte / wenn auch schon der Apostel
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Paulus selbs thete / so solte er doch / auch nach S. Pauli eigenem befehl / verflucht sein? Soll vns diß in vnserm glauben nicht gnugsam feste vnd gewis machen / das man nemlich von Gott / von seinem wesen vnd willen / vnd von den sachen / die zu vnser Seelen seligkeit von nöten / nicht anders leren noch glauben solle noch müsse / als wie sich Gott der HErr in seinem klaren wort selbs geoffenbaret? Aber du Kindt des verderbens / du Apollyon vnd Stiffter des Abfals / darffst dich vns von der gewis vnd volkommenheit der heiligen Schrifft / zu den nichtigen vnd betrieglichen alten gewonheiten / flucks im eingang deines Conciliabuli zu weisen vnd zuuerleiten vnterstehen. Besser wer es / vnd rhümlicher hette dirs angestanden / wann du dein eigen Pabstliche recht Gratiani. Dist: 8. Do er den heiligen Cyprianum vnd Augustinum anzeucht / angesehen / vnd gelernet hettest: Das Christus vnser Herr nicht gesagt habe: Ich bin die Gewonheit / Sondern ich bin die Warheit. Item: Ein jedere gewonhit / sie sey so Alt vnd gemeine wie sie jmner wolle / soll man aller
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dings der war heit weichen lassen / Auch allen gebrauch / der da wider die warheit streitet / soll man abschaffen. Denn wer sich vnterstehet / die warheit hindan gesetzt / der gewonheit nachzufolgen / der handelt bößlich vnd neidisch gegen seine Brüder / denen die Warheit offenbaret ist / Oder ist vnserm Herrn Gott / der durch sein heiliges eingeben / die Christenheit regieret vndanckbar. Wann derwegen die Warheit offenbaret wirdt / vnd an tag kompt / so sol der Irthum̅ vnd die gewonheit der Warheit weichen. Sintemal auch der Apostel Petrus / der die Leute beschneidt / dem Apostel S. Paulo wiech / da er die warheit predigte. Item: Gewonheit one warheit ist anders nichts / als ein alter Irthumb. Wann die warheit offenbar worden / vnd der jenige / der zuuor darinne geirret hat / noch wissent vnd williglich im Irthumb bleibet / der sündiget nicht also / das mans jme als einen vnwissenden möchte zu gute halten vnd vergeben: Sondern es ist lauter vermessenheit vnd halßstarrigkeit mit jhme / dieweiter mit gutem grunde vberfüret worden ist. Item: Soll man Christum allein ???ren / so dörffen wir freilich nicht darauff achtung ge
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ben / was ein ander vor vns für gut angesehen hat / das man thun solle / Sondern was der zu erste gethan hat / der für allen gewesen ist / Ihesus Christus / denn man sol nicht der gewonheit eines menschen / sondern der warheit Gottes des HErrn folgen / der durch den Propheten lesaiam redet, vnd spricht. Sie dienen mir vergeblich / weil sie nichts anders lehren / denn Menschen gebot vnd lehre. Was köndte mechtigers vnd sterckers fürbracht vnd gesagt werden / den Heuptquel vnd vrsprung aller Gotteslesterung vnd Aberglauben / so die Romanisten als die wütriche mit gewalt verteidigen zuuerstopffen / als das diese heilige alte Väter so gewaltig für vns wider die Antichristische Bestiam plitzen vnd donnern? das sie so bestendig lehren vnd setzen / was der grund der Göttlichen lere sey / das sie vns an die Himlische warheit / nicht an die Irdische menschen satzung verbinden? Aber wir wollen Exempel besehen der vngeheuren Irrthumen / die jhr mit der schmick ewrer Pharisaischen satzungen zu malen pflegt / vnd für köstlich außgeben dörfft. Das erste vnd ander gebot heisset vnd befihlet vns / das wir
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alle vnsere hoffnung vnd zuuorsicht auff Gott den HErrn / Schöpffer Himels vnd der Erden setzen / jn anruffen / vnd keine andere Götter ehren sollen / wie vns solchs die wort des Gesetzes / vnd die erklerung derselbigen / Deut. 6. Matth. 4. widerholet / lehret. Du solt Gott deinen HErren anbeten / vnd jhm alleine dienen. Diß ist des HErrn Christi wil vnd meinung / domit er auch den Teuffel selber in die flucht jagt. Der Römische Pabst aber / füret vns da vbern Hals eine lange riege Heiligen vnd verstorbener Götzen / die im Himmel sein sollen / die wir mit vertrawen auff jhre verdienste / mit warer Anruffung vnd Gebet / ehren vnd jnen dienen sollen. Die aber solchs nicht thun / noch diese Abgötterey vnd Todtenheiligen dienst billichen vnd leisten wollen / wider die lesset er seinen Fluch vnd Bann gehen. Denn also vermag der Eyd / welchen Pabst pius der vierde / Anno. 1564. an die Decret des Concilij zu Trend gehefftet / zu welchem er alle die jenigen / so vnterm Pabstthumb Promouiren / Doctores vnd Professores werden vnd sein wollen / verbindet. Num. 9. Da der Promouendus sein bekentnis also thun muß.
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Deßgleichen halte ichs auch dafür / das die Heiligen / die jetzundt zu gleich mit Christo herrschen vnd regieren / zuehren vnd anzubeten sein / vnd das sie jhr Gebet für vns Gotte dem HErrn Opffern / das man auch jhre Gebeine wirdig vnd in Ehren halten solle. Es hat aber der heilige Epi-Phanus wider die Collyridianer vn̅ Marien knechte / den Götzendienst der verstorbenen Heiligen / vnter die Teuffels lehren gerechnet vnd gezehlet / auß dem Text der ersten Epistel S. Pauli zum Timotheo / Cap. 4. Welcher domals volkömlich gelesen / Hernachmals aber ohne zweiffel verstumlet worden ist. 2. Wil er nicht allein haben / das man die Heiligen / so im Himel wohnen / mit Geistlichen Gottes dienst Ehren vnd anbeten / Sondern auch solchen dienst den bildnissen Christi / Mariae / vnd anderer Heiligen erzeigen vnd beweisen solle. Wen̅ du nun fragest / wo das geschrieben stehe / vnd wer es befohlen habe? So muß es fluchs ein Apostolische satzung / eine löbliche Stifftung der Vorfaren / Ja der Catholische glaube selbselber sein / ohn welchen niemandt könne selig werden.
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Dergestält tichtet auch dieser Römische Antichrist selbst eigene gebot / die den geboten Gottes stracks zu wider sein. Denn da vnser HErr Gott befihlet / das der König Zedechia seine̅ Feinde dem Gottlosen Nebucadnezar sol trew vnd glauben halten / Da entgegen lehret der Pabst durch seine dispensation / das man wol möge den gethanen Eyd vbertreten. Ja er spricht stracks man solle den Ketzern keinen Glauben halten. Vnd eben durch solche Gottslesterische lehre / hat er Anno 1444. in Vngern viel tausent Christen vmb die helse gebracht / vn̅ gemacht das vnsere Christliche Religion von den Türcken ist verlestert worden. Johannem Huß / dem da geleite ist zugesagt worden / hat er verbrandt / vnd andere mehr geleret / solche buben stücke zubegehen / mit betrieglichem falschen schweren vnd Meineidt. 3. Den Sabbath tag hat Gott der HERr befohlen mit reiner vnuerfelschter Lere vnd rechtem Gottesdienste zuheiligen. Denselbigen heisset der Pabst / mit Abgöttischen Messen / mit Anruffung der verstorbenen / vnd sonsten mit vnzehlichem grewel verunheiligen. 4 Gott der HErr erfordert Ehre vnd gehorsam gegen Eltern vnd
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Obrigkeit. Der Pabst aber / so offt es jhme gelüst / verbeut solchs seinen München / vnd zehlet sie von solchem gehorsam loß. Die Vnterthanen absoluiret vnd spricht er loß vom Eyde / domit sie jhren Königen vnd Fürsten verwandt sein. Wie wir newlich ein mercklich Exempel erfahren haben / am Könige zu Nauar / Printz zu Momerantz vnd Conde / vnd nicht lang vor dieser zeit / am Ertz Bischoff zu Cöln Churfürsten etc. welche eins theils der Pabst Gregorius 13. verbannet / vnd auß dem Regiment gehobe̅. Sixtus V. aber mit seinem tummen bann newlich wider den einen hat Donnern vnd plitzen wollen. 5. Todtschlagen vnd morden / verbeut vnser HErr Gott / es geschehe gleich solchs vnter dem schein der Religion / oder wie es wolle / Es sey denn / das die missethat des Todes wirdig / vnd nach Götlichem vnd Menschlichen rechten / billich zu straffen sey. Der Pabst aber hat vnzehlich viel hundert tausent vnschüldiger menschen durch seine Satellen / Keyser / Könige vnd Fürsten / etliche Jar anhero erwürgen vnd tödten lassen / vnd lest noch nicht nach durch seine Iesuiter / als die lebendigen Helletuffel / Lermen zublasen / vnd alles mit Auff
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ruhr / Kriegen / Rauben vnd Morden zuerfüllen / wie man solchs in Franckreich / Niderland / vnd newlich in Westphalen erfaren / das er in warheit ist die Babylonische Hure / so vo̅ dem blute der Martyrer Christi gantz truncken ist. Wer wolte sich aber wissentlich vnd williglich / mit so viel vnschüldigem Blute besudeln / vnd an so manchen grossen Sünden vnd schanden theil haben? 6. Ehebruch / Hurerey / Blutschande verdammet Gottes gesetz zum allerhefftigsten. Der Pabst aber durch sein Tyran̅isch stifften vnd auffdringen des vnreine̅ Celibats vnd Ehelosen lebens rechtfertiget / vnd vermehret die Sodomitische greul vn̅ vnzucht / vnd gibt vor / das solche seine Lere der Gotseligkeit gemes sey / da doch der Apostel S. Paulus das Ehe verbot für Teuffels Lehre schilt. 1. Timoth. 4. Es erwehle vnd treibe solchs für Heilig vnd nothwendig / welcher Standt auff Erden jmmer wolle. 7. Rauben / Stelen / betriegen hat vnser HErr Gott gar ernstlich verboten / es geschehe vnterm schein der Religion / oder wie es wolle.
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Der Pabst aber beraubet / bestilt / vnd betreugt / dnrch seine vnuerschampten Dreudelmarckt des ertichten Ablas / durch seine Annaten / Messen / Heiligthumb / Bischoffs Mentel oder Pallia / vnd durch andere vnzehliche betrug vnd finantzerey mehr / alle welt / vnterm schein / als gebüre jhm solchs von Gottes vnd rechts wegen / vnd habe jn niemandts darumb zustraffen. Vnd solche seine stücke vnd tücke nennet er die gewalt des Ablesens (Ablas solt ich sagen) welche der HErr Christus seiner Kirchen soll hinderlassen haben / gibt vor / vn̅ lehret / das der gebrauch desselbigen dem Volck der Christenheit sehr nütze / vnd diene / vnd wil auch von allen Gelerten haben / das mans also gleuben / vnd war sein lassen solle. Denn also brüllet er Cap. 11. Canonum Trid: zu ende: Vnd solche Sünde erstreckt sich durch die andern folgenden Gebot alle miteinander / das 8. 9. vnd 10. Ferner lehret der Pabst / das man in diesem leben die Zehen Gebot nicht allein halten könne / sondern auch das dieselbigen gar leicht zuhalten sein sollen. Derwegen so gibt er den Zehen Geboten noch
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einen zusatz / vnd machet jhr noch fünffe dazu / das jrer funffzehen werden / do die fünffe den zehnen gantz vnd gar zu wider sein / In massen Canisius in seinem Catechismo solche Gebot außgibt / als sollens alleine mandata Ecclesiae der Kirchen gebot sein. Gleich als wenn vns Gott der HErr nicht allbereit gnugsam durch sein gesetz vnter die sünde beschlossen hette / dz wir seiner barmhertzigkeit bedörffen. Er gibt für / das das gebot von der liebe Gottes von gantzem hertzen / von gantzer Seele / vnd allen krefften zu leisten / welchs die meinung vnd der gantze inhalt der andern alle mit einander ist / vns in diesem leben nicht angehe. Also leren auch alle Päbstler / das vns das Neunde vnd Zehende gebot / welchs die bösen lüste verbeut / hier auff Erden nicht verbinden / Sondern sollen nur ein ziel vnd zweck sein / darauff wir sehen mögen / vnd ob wir schon solche Gebot nicht leisten / so geschehe doch gleichwol durch vns dem Gesetze Gottes gnung. Heist das nicht mit den Phariseern Gottes gebot vbertreten vnd auffheben / domit sie der Menschen satzung den leuten zuhalten / auffdringen mögen? Wer sihet nun hier nicht auß diesen Ge
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setz lehren / das wir jtzunder des Euangelij verfelschung geschweigen / das vns des Pabsts Synagoga von einem Himlischen vnd Ewigen wort / zu einer Irdischen vnd sterblichen oder vergenglichen stimme verleite vnd verfüre? Wer wil aber den Blindenleitern folgen / der da nicht gern in die Gruben fallen / vnd mutwilliglich vmbkommen / vnd zu grunde gehen wil? Wo aber nun die Lehre des gesetzes verfelschet ist / da muß auch die verfelschung des Euangelij hernacher folge̅ / dauou wir bald sagen wollen. Auß diesem aber alle mit einander / acht ich sey zum theil klar gnug / das es nicht schlechte hendel / Kinder oder alte Weiber possen sein / darumb sich der streit erhaben / Sondern das es sind der Päbste / Cardinele / Bischoffe / vnb des gantzen Römischen Hofes / grosser Herrn vn̅ fürnembsten Praelaten / falsche lehren / vnd vnleidliche Gotteslesterungen wider Gott / vnd sein lauters wares wort / welche sie noch mit solchem wüten / toben / grausem freuel vnd Tyranney verteidige̅ / das sie vns lieber alle mit einander Todtschlagen / als zulassen wollen / das wir vnser reines vnd richtigers bekentnis wider solche scheul vnd greul frey
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vnd öffentlich thun mögen. Dessen geben vns gnugsam zeugnis die kriege vnd empörungen in Niderlanden / so nun vber 20. jar geweret haben / in welchen alle̅ (wiewol / wie es zugehn pflegt / durchs Teuffels getrieb vielerley vnlust darzwischen kome̅ / von vnruhigen leute̅ / welchs nicht zu loben steht) ist doch die Execution des Tridentischen Concilij die fürnembste vrsache gewesen vnd noch. Nichts anders suchen / bitten vnd begeren so viel tausent menschen / als das sie die lere vnser Augßburgischen Confession hören / lernen / vn̅ darnach jr leben Gotseliglich anstellen vnd füren mögen. Zun zeiten des Schmalchaldischen krieges haben jrer viel geruffen vn̅ geschrien / Es were den Lutherischen nicht vmb die Religion / sondern vmb die Region zu thun. Hierzu haben nicht allein viel weltliche / sondern auch viel Geistliche jre stim̅e gegeben / vnd solch heilloß vnd falsch geschrey wider die heilige̅ bekenner Christi / so leib vnd blut für den Christen glauben dahin gegeben / auch alle jr hab vnd gut Christo zu lobe in eusserste gefahr gesetzt / als die verleumbder vnd lose Buben stercken helffen. Aber fromme hertzen wissen vo̅ solchen hendeln viel andern bericht / wie an seine̅ ort sol gesagt werden.
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2. Von verfelschung des Euangelij / wider das Apostolische Symbolum.
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WIe nun der Pabst zu Rom die fürnembsten stück in den heiligen zehn Geboten / schendtlich verfelschet / Auch die seinen zu solcher verfelschung anhelt vnd treibet / Also verfelscht er auch das erste vnd fürnembste stück vnsers Christlichen vnd Apostolischen Glaubens vnd bekentnis / daher wir Christen vnd gleubige genennet werden / vnd verleugnet dasselbige gantz vnd gar. Er heisset zwar glauben / das ein Gott sey / dem man glauben solle / Aber an Gott / der vns erschaffen / Erlöset / vnd geheiliget hat / also glauben / wie vns der heilige Apostolische Glaube fürschreibet / das wil er nicht allein nicht haben / sondern verbeut es auch bey gefahr vnd straff des Bannes. Die hertzliche zuuorsicht / dadurch ein armer sünder in ernsten engsten vnd schrecken seines gewissens / vnd jnnerlicher angst / wege̅ begangner mißhandlung / zu der grundlosen barmhertzigkeit / so vns in Christo angeboten ist / zuflucht hat / vnd
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sich darauff / als auff die vätterliche gütigkeit Gottes seines Schöpffers / vnd brüderliche leutseligkeit / seines Heilands vnd Erlösers Christi / von hertzen verstet / Seine augen stracks von seiner vielfeltigen schuldt vnd missethat gentzlich abwendet / vnd dieselbige auff das thewrbare verdienst Ihesu Christi seines Herrn in vngezweiffelter zuuorsicht / das er vergebung / barmhertzigkeit vnd gnade erlangen werde / keret vnd wendet / Diesen eigenen starcken glauben vnd vertrawen eines Christen menschen / sage ich / durch welchen allein ein jeglicher vnter vns ein kind Gottes werden kan / verdampt verbannet vnd verflucht die Römische Synagoga / als die höchste vermessenheit vnd Ertz Ketzerey. Denn also brüllet der Babstesel / Sess: Canon: 12. So jemandt sagen wirdt / das der Gerechtmachende Glaube nichts anders sey / als ein vertrawen auff die Barmhertzigkeit Gottes / der da Sünde vergibt / vmb Christi willen / Oder sey allein ein zuuorsicht / dadurch wir gerecht werden. Der sey verflucht. Den schendtlichen zweiffel / da einer an der versönung mit Gott / vnd an seiner gnedigen barmhertzigkeit / welche ein jeder buß
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fertiger Sünder mit eigenem glauben annemen / vnd jme zuschreiben solte / zweiffelt / heisset er eine Gottselige demut. Hergegen die gewisse vnd vngezweiffelte zuuorsicht vnd vertrawen auff Gottes güte / schilt diese Bubenschule für eine Gottlose vnd Ketzerische vermessenheit vnd stoltz. Wie das Conciliabulu̅ Trident: weitleufftig fürgibt. Sess: 6. Cap. 9. Vnd wil nicht haben / das man leren solle / das die jenigen / so warhafftig gerecht worden sind / on allen zweiffel gewis bey sich im Hertzen schliessen vnd halten sollen / das sie gerecht worden sindt. Vnd das niemandt von sünden loß gesprochen vnd gerechtfertiget werde / denn der da gewis vnd vngezweiffelt gleubt / das jme die sünde vergeben / vnd er gerecht worden sey etc. Heist aber das nicht wie der H. Cyprianus redet / Den glaube̅ im hause des glaubens nicht haben / Ja verleugnen? darzu verdammen / vnd Tyrannischer weise vertilgen wollen? Der Man Gottes Lutherus in seinem Co̅ment: in Gen: Cap. 41. fol. 72. Vermaledeyet zum allerhefftigsten diesen schandfleck / den der Pabst dem glauben anhengt / vnd schilts für eine verleugnung oder abfall vom glauben / wie es nicht
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anders ist. Do er spricht: Es ist eine grewliche blindtheit / vnd allerdings ein verfluchter Irthumb gewesen (ob schon in der Papisten Lehre sonsten nichts weiters gesündiget were) das sie vns geleret haben / vngewis sein / hin vnd wider wancken / vnd zweiffeln an vnser Seelen seligkeit. Denn diese vngewißheit nimpt mir hinweg meine Tauffe vnd alle gnade / Also das ich vmb sonst vnd vergebens ein Christ bin / vmb sonst auff Erden lebe / mühe vnd arbeit habe. Vnd besser droben / do er anzeucht den Spruch S. Pauli. 1. Thess: 1. Vnser Euangeliu̅ ist bey euch gewesen / nit allein ein wort / sondern beyde in der krafft vnd in dem heiligen Geist / Vnd in grosser gewißheit / setzt er hinzu. Diese gewißheit ist hochnötig in allerley Lehre / sonderlich aber in Gottes wort. Denn da muß ich für allen dingen gewis sein / was ich von Gott halten solle / Oder viel mehr / was Gott von mir halte. Vnd diß ist ein schrecklicher Irthumb gewesen in des Pabstt Lehre / da sie die Leute dahin bracht haben / das sie zweiffeln sollen an der vergebung der Sünden / vnd an der gnade.
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Du must erkennen / haben sie gesagt / das du ein Sünder bist / vnd ein solcher sünder / der da seiner Seelen seligkeit nicht könne gewisse sein. Also ist alle Welt erseufft vnd versenckt worden / in zweiffel vnd jrrige meinungen vo̅ Gott vnd seine̅ willen. Diß sindt Lutheri wort vom greul der verwüstung aller Gottesdienste / welche der Antichrist / der sich zwischen dem Adriatischen vnd Tyrrhenischen Meer auff dem Stul der Spötter gesetzt / in die heilige stete eingefürt hat. Wir aber sollen dagegen halten an dem Fürbilde des glaubens / so offt wir vnser Christlich bekendtnis auß dem Symbolo Apostoloru̅ auffsagen. Das so gewis wir halten vnd gleuben / das dis gebew Himels vnd Erden / durch Göttliche krafft vn̅ allmacht / fast für Sechsthalb tausent Jahren vollendet sey: So gewis wir glauben / das sich Gott von Himel alle zeit dem menschlichen geschlecht / durch Predig vnd wunderwerck / so von anbegin geschehe̅ / geoffenbaret hat / Vnd das das wort der Sohn Gottes / den betrübten vnd Trostlosen Sündern zum Heilandt vnd Erlöser verheissen worden sey: So gewisse wir gleuben / das solch Werck der Erlösung fast
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Vier tausent Jar nach der ersten verheischung / warhafftig durch das einige opffer des einigen Mitlers Ihesu Christi verrichtet / vnd nun kein Opffer mehr zugewarten sey: So gewisse wir halten vn̅ gleuben / das wir im Namen der heiligen Dreyfaltigkeit getaufft sindt. So gewisse wir glauben / das wie wir von Gott allein erschaffen / vnd in diese welt gesetzt worden / also teglich vo̅ jme gespeiset erhalten vnd beschützt werden / vnd das Gott im Himel aller ding macht vnd gewalt habe / welchem alle Creaturen zu gebote stehen müssen: So gewis wir glauben / das alle Mißtheter / Epicurer / Spötter / vnd vnbußfertige menschen / von diesem gerechten Richter endtlich greulich werden gestrafft werden / so wol hier in diesem leben / als im Ewigen hellischen fewer. So gewis / sage ich / wie diese vnd dergleichen wercke der Göttlichen Maiestet / sie sein geschehen / vorhanden ob noch zukünfftig gleuben vnd halten / das es Sünde vnd schande sey / das jemandt daran zweiffeln wolle. Also gewis sollen auch Ich vnd du vnd alle die von hertzen busse thun / schliessen halten vnd glauben / wo wir zu dem Thron der Barmhertzigkeit Gottes in Christo Je
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su / vns fürgestellet fliehen / vnd vns in warem glauben vnd vertrawen verlassen / auff das Blut vnd Todt vnsers Erlösers Ihesu Christi: Das vns alle vnsere Sünde vergeben / das vns die Himels pforten zur ewigen seligkeit / durch die wunden Christi eröffnet / das wir zu kindern Gottes angenomen / das wir zu Gottes erben Christi / Christi Miterben / zu Geistlichen Königen Priestern im Himel angeschrieben sein. Dis ist / dis soll sein vnd bleiben vnsere plerophoria vnd gewißheit / wie dieselbige zun Römern Cap. 4. vnd Hebr. 11. beschrieben / vnd mit Exempeln der heiligen im alten Testament erkleret wirdt. Vnd verbannen hiermit widerumb mit allem recht den Pabstischen Antichristischen vermeinten nichtigen Bann / mit seinen verbannern / lehren vnd vermahnen billich alle menschen / das sie von Babel / der Mutter aller Hurerey vnd vnreinigkeit außgehen sollen / wie wir von jr außgegangen sindt. Dann wer wil den wust aller Irthumb vnd Gottslesterung wider diese heilsame warheit vnd weißheit / so allein vnter den Christen zufinden ist / mit kurtzen worten gnugsam erzehlen? Wir wollen aber durch
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die andern stücke des Catechismi kürtzlich vollends herdurch gehen. Gleich wie nun die Papisten jhren zweiffel lehren vnd treiben wider den Glauben / dauon wir bißhero gesagt / Also lehren vnd treiben sie hergegen eine falsche Gottlose vnd abgöttische zuuorsicht vnd vertrawen auff jhre eigene verdienste / auch hülffe vnd vorbitte der verstorbenen Heiligen / wider den rechren waren Christen glauben. Der rechte Christliche glaube weis nur alleine von Gott Vater Sohn vn̅ heiligen Geist / einig im wesen / vnd Dreyfaltigkeit in Personen / vnd setzt sein vertrawen in denselbigen einigen Gott. Dieser falsche Papistische Aberglaube aber wil haben / das man zum theil auch mit Glauben vnd vertrawen solle auff die Jungfraw Maria / Die heiligen Aposteln vnd Martyrer / den meisten theil aber auff das selberwelte Fasten / vnterscheidt der Speise / selberweltes Geisseln vnd Peitzschen / Auff der harten Erden liegen / vnuerdauliche Speise essen / vnd auff die harten vnd sawren vbungen vnd zucht in Klöstern.
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Dieses ist aber alle mit einander der öffentliche Abfall vom Seligmachenden Glauben / dauon der H. Geist durch den Apostel S. Paulum geweissaget hat / das er in den letzten zeiten vberhandt nemen werde. Vnd ist eine schmach des theurbaren Todes vnd sterbens / auch des einigen Opffers vnsers Heilandts Ihesu Christi / ein mahl am Stam des Creutzes verrichtet / für der gantzen welt Sünde / wenn du lehrest das ein Cartheuser / Bernhardiner / Benedietiner / oder sonst einander Geisseler / könne vnd möge ohne nachtheil des Christen glaubens / seine Sünde vnd missethat zubüssen / jhme selber gutwillig ein straff aufflegen / vnd sich peinigen / entweder mit Fasten / oder mit Peitschen / Geisseln / vnd dergleichen. Vnd dieses haben vorzeiten nicht allein gethan allerley Menschen Hohes vnd Nidriges standes / Sondern wirdt auch noch heute verthedigt / vnd für recht gehalten / von der Antichristischen Synagoga / da höret noch erferet man keinen widerruff / sondern verbannet vns / die wir solche grewel straffen. Es ist bekant die Historia vo̅ dem Graffen von Andess, Fulco genandt / dauon
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Paulus Aemylius schreibt / lib. 3. seiner Chroniken / der da eine missethat / niemandt weis was es gewesen / zu büssen zwene seiner Diener vereidet / vnd darauff jnen befolen / das jnen der eine an einen strick fassen / vnd biß gen Hierusalem zum heiligen Grabe trecken / Der ander aber mit Ruten auff jn zuschlagen solte / do er den gantzen weg vnter dem streichen geruffen vn̅ geschrien hat / O domine miserere miseri peccatoris Fulconis transfugae & periuri. O Herr erbarm dich vber den armen Sünder Fulconem / der zum Feltflüchtigen Meineidigen Menschen worden ist. Also ist vns auch wissentlich / was sich dergleichen für hundert vnd funfftzig Jaren zun zeiten vnser Vorfaren begeben / vnd zu Magdeburg zugetragen / Nemlich Anno 1445. Do sich bey die sechshundert Geißler auß den benachbarten Stedten / Brunschwig / Hildesheim / Helmstedt / zusamen geschlage̅ / eine sonderliche heiligkeit zu stifften / vnd die domals vorstehende gefehrliche seuche der Pestilentz / sampt des Türckeu Tyranney abzuwenden / sich vntereinander mit Peitzschen vnd Geisseln zerschlagen haben / die sind von dannen gen Rom nach
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dem gülden oder Jubel Jar verreiset. Vnd haben jre sonderliche Lieder gesungen / dadurch sie jrer mehr zu jrer Abergleubischen rotte gereitzt vnd bracht haben. Geradt als wann auch nicht im alten Testament die Baalspfaffen / dergleichen Götzendienst getrieben / vnd sich dem heiligen Propheten Eliae widersetzt / der nachmals jhrer gespottet / vnd durch Gottes eingebe̅ / sie zur straffe hin reissen lassen. Geradt als hetten vorzeiten die Fechter zu Rom / vnd die Knaben zu Lacedaemon nicht auch einer den andern so hefftig zerzert vnd zerfleischet. Aber hierwider haben wir / das der Apostel / Acto. 4. vnd ???. Cap. spricht. Es sey kein ander Name vnter dem Himmel den menschen gegeben / darinne sie sollen Selig werden / ohne der Name Jesu. Darum̅ wir in vnsern Kirchen / bey der Communion recht vnd wol singen. Hettestudir was könderwerben / was dörfft ich denn für dich sterben. Dieser tisch auch dir nicht gilt / So du selber dir helffen wilt. Christi passion vn̅ Leyden / dadurch eine volkomene Erlösung geschehen ist / als durch des eingebornen Sohns des himlischen Vaters / der mit jme gleich ewiger vnd Allmechtiger Gott ist / ist
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weit weit zuunterscheiden / von aller Menschen leyden / es geschehe gleich gutwillig oder gezwungen / kan demnach auch niemande / one grewliche Gotslesterung / zugemessen werden / das seine straff vnd leyden eine bezalung vnd versönung sey / als dem einigen Mitler Ihesu Christo. Darumb soll man fliehen die versamlung vnd gemeine der Gottlosen / die mit solchen Götzen sich vnd vns zubeflecken / zum höchsten sich befleissigen / das wir mit jhnen nicht diese schendtliche schuldt tragen / vnd gleicher straff von Gott neben jhnen gewertig sein dörffen. Hie hette ich wol lust zugedencken der Historien von dem Adam zu Halberstadt / des schendtlichen Narren vnd Oelgötzen / da sich auch billich der Teuffel selbs für schemen solte / wie sie daselbst mit vnleidtlicher Gottslesterung des verdiensts vnd der Person des HErrn Christi Jerlich in der Fasten / einem Bettler oder losen Humpeler / aller Thumbpfaffen Sünde aufflegen / das er dieselbige verdawen vnd büssen solle. Gleich wie vorzeiten die Jüden auß Gottes geheis den Bock / auff welchen / vnd auff welchen das loß des ledigen fiel / in die Wüsten lauffen liessen / Leuit. 16. Aber
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wer wil so viel zeit nemen / das man von dieser Pfaffen büberey / nach wirden schreiben möchte. Eine lose lausichte Münchskappen / hat man mit so hoher andacht vnd solchem vertrawen geehret / als dz leiden Christi. Denn der gestalt ist bißweilen eine Barfusser Münchskappe / den sterbenden vmb drey auch wol Vierhundert Golt gülden verkaufft worden / gleich als bekemen die jenigen vergebung jrer sünde / die sich in solchen Kappen begraben liessen / welchs nicht allein fürnemen Bürgern / sondern auch Fürsten vn̅ Herrn / vnd fürtreflichen gelerte̅ leuten widerfare̅ ist / wie man beschriebe̅ finden / dz sich Baldus der trefliche Jurist / der gelerte Man Rodolphus Agricola / vnd Longolius also begraben lassen. Den̅ auch fast ein jeder orden hat jm einen sonderliche̅ Christu̅ vnd Heiland getichtet vn̅ gemacht / auß den jenigen / so jnen jre Münchsregeln fürgestelt haben. Vnd ist freilich diß nichts anders gewesen / als das sie gesagt haben / Sihe hie ist Christus / Sihe da ist er / Sihe hie ist er in der wüsten / da ist er in der Kammer. Für welcher stimme vns der HErr Christus fliehen heisset / als für der Wölffe vnd Mörder stimme / Matt. 24.
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3. Vom Gebet des Vater vnsers.
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ALso haben auch die Papisten das liebe Gebet vn̅ die Anruffung des Götlichen Namens / durch vielfeltige Abgötterey vnd Anruffung der Götzen / vnd mancherley Nothelffer verschandtflecket vnd besudelt. Dieselbige schendtliche verfelschung des gebets / darinne der Christen fürnembster trost vnd zuflucht steht / wolten diese verfürer vns gerne auffdringen. Die Anruffung der Jungfrawen Mariae / hat man fast allen Stedten vnd Dörffern zu singen / zu heulen / vnd mit glocken zu leuten auffgedrungen. Der Abgöttische Gesang Salue regina welchen ein Graff von Veringen / Herman Contractus soll Componirt haben / ist auß lauterm Abgöttischen Aberglauben / bis auff diesen tag im Pabstumb gesungen worden. Das wasser der H. Tauff / hat man nicht anders weihen wollen / als mit erzehlung eines grossen langen Registers Päbstlicher heiligen / vnd dasselbige eben die tage / da Christus vnser Herr am Creutz gelitten vnd gestorben / do seine Seyte mit einem Speer
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eröffnet worden / darauß sein heiliges Rosenfarbes Blut zu vnser Erlösung / vnd das wasser zur Reinigung vnd abwaschung vnser sunde̅ geflossen ist. Zu welcher zeit gleichwol / wo sonst zu keiner ander / solche lose hendel billich nach bleiben solten. Sintemal jhr durandus in Rationali diuinorum sein bedencken hat / Nemlich das man vergebens vmb die zeit zu den erbettelten suffragijs der verstorbenen heiligen zuflucht habe / wann der HErr selber verhanden ist. Was aber Varro schreibt von den Göttern der Römer / das derer eins teils gewis / eins theils vngewis / vnd zwar die gewissen nichts gewissers / als die vngewissen sein sollen / diß möchte man auch wol sagen vo̅ der Papisten Götzen / so sie an des Herrn Christi stadt auffgeworffen haben. Dann ob schon der Jungfrawen Mariae der Aposteln vnd andern treflicher Martyrer Historien vnd geschichte / so im newen Testament stehen / warhafftig vnd gewis gnung sein / So kan man doch nicht verneine̅ / das die Papisten viel Götzen vnd Heiligen anruffen / dauon man doch im zweiffel steht / ob sie je auff Erden gelebt / oder in rerum natura gewesen sind / viel weniger ists ge
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wis / das sie im Himel zu regieren / vnd zu herschen haben. Was ist aber auch törichter vnd Gottlesterischer / dann das man das liebe Vater vnser einem stum̅en vnd tauben bilde anzuhören vormumlet? demnach aber schemen sich die Papisten nicht ein miten dafür / Ja sie wollens stracks verteidigen.

4. Von der Tauffe dem einen Gnaden siegel / vnd zeichen der Euangelischen verheissung.
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DIe Papiste̅ lassen auch noch nicht abe / mit jrem Glockenteuffen / die H. Tauffe zuuerunheiligen / dieselbige haben sie auch mit jrem Weihwasser / welchs sie an jre stadt gebracht / verschandtflecket vnd besudelt / vnd zu solchem Heidnischen Götzenwerck / zwingen sie noch alle leut mit jhrem Tyrannischen Bann vnd greulicher verfolgung. Dem heiligen vnd hochwirdigen Bade der Widergeburt vnd ernewerung des heiligen Geistes / setzen sie gleich wirdig eine lausichte Münchskappe / wie dauon meldung geschicht in der Apologia der Augspurgischen Confession.
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Eine helle klare beweisuug dieses vngeheuren greuls / das solchs nicht ertichtet / sondern also bey den Papiste̅ im gebrauch sey / habe ich selbst vor einem Jahre im Closter Berge / vor Magdeburg in einer Papistischen Agenden, de velandis monialibus funde̅ / mit verwundern vnd entsetzung gelesen / welchs ich sonsten lange zeit schwerlich habe glauben können. Denn also lauten jhre wort daselbst: Post, tribus diebus pro eis Missa dicatur, & oblationem offerant, & tempore oblationis, pacis, communionis, cuculla in capite sit, ob memoriam dominicae sepulturae: quia secu̅dus Baptismus est, iuxta, que̅ dimittuntur ijs omnia peccata sicut in Baptismo. Tertio die post pace̅ tollat caputium. Das ist. Nachmals soll man drey tage für die Nonnen Meßhalt / vnd opffer thun / vnd zur zeit des opfferns / vnd wann man das pacem vmb tregt / vnd Co̅munion helt / soll die Kappe stetz vber dem kopff bleiben / vmb des gedechtnis wille̅ des begrebnis des Herrn / Sintemal es die andere Tauffe ist / in welcher den eingeweiheten Nonne̅ alle jre sünde vergebe̅ werden /
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gleich wie in der ersten Tauffe geschehen des dritten tages / wann das pacem vmbgetragen worden / mögen sie die Kappe vom Kopff lassen / etc. Wer wil meinem Heupt hie wasser vnd threnen gnug geben / das ich diese erschreckliche vnd grewliche Gottslesterung der heilsamen Tauffe gnugsam beweinen / vermaledeyen vnd verfluchen möchte / wie sie wol werdt were? Vnd dagegen hoch preisen vnd rhümen / alle die so von diesem Gottlosen wesen außgegangen vnd entlauffen sein / als auß einem Brande / darin ohne zweiffel vnzehlich viel tausent Seelen verdorben / vnd zu grunde gangen sein. 5. Von dem Hochwirdigen Nachtmahl des Herrn / haben sie die schendtlichsten Irthumb / vmb derer willen man alleine von jnen weichen vnd entlauffen solte. Als erstlich den vngeheuren Götzen vnd greul der Meß / die sie halten zu gleich für die Lebendigen vnd Todten / vnd die Seelen auß dem ertichten Fegfewr zuerlösen / Vnd ist die rechte Pandora / Heuptquel / Heuptgreul vnd Grundtfest / darauß das gantze Babstumb entsprungen / vnd darauff es noch gegründet ist / Da sie nemlich das
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Sacrament in ein Opffer / Gottes werck in ein Menschen werck verkeret vnd verwandelt haben. Zum Andern / die schendtliche vestumlung des Hochwirdigen geheimnis / do man den Layen als dem grösten theil der Christenheit / de̅ Kelch geraubt / dauon der Pabst Gelasius selbst sagt in iure Canonico / das solchs ohne mercklichen Kirchenraub nicht zugehen noch geschehen könne. Zum dritten / das man nach Papistischen satzungen das vngeseurte Brodt / wie eine̅ Götzen vmbtregt vn̅ anbetet / wider des Herrn Christi stifftung vnd einsetzung / der da sein heiliges Abendtmahl nicht wil vmbgetragen noch angebetet / sondern zu seinem gedechtnis gegessen vnd getruncken haben / Ich wil geschweigen / das sie auß den vbungen des glaubens ein Opus operatum ertichret / vnd schendtlich verteidigt haben.

6. Von der Absolution.
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DIe heilige Absolution vnd Sünden oergebung / welche man allen waren
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bußfertigen Sündern federzeit vnd an allen orthen mitteilen solte / haben die Pädstischen Landsbetrieger / durch Walfarten / Ablaskram / Reisen nach Rom / Hierusalem / gen Compostel vnd andere heilige örter / so viel an jhnen gewesen / gantz vnd gar zu nichte gemacht / vnd haben demnach die gantze Lehr von warer Buß vnd bekerung des armen Sünders zu Gott / welches der Kerne / vnd beste frucht ist / des Gesetz vnd Euangelij bößlich verfelschet / vnd mit vnsehlichen Irthumen verunreiniget. Eine volkommene gnugsame Rew des hertzens / Eine bekentnis des Mundes / vnd gnugthuung mit wercken / haben sie ertichtet / welche stücke man der manchfeltigkeit vnd grösse der Sünden entgegen setzen / vnd dieselbige mit vbertragen solle / vnd haben solche Lehre den leuten auffgedrungen. Aber hie würde ich ein Buch schreiben müssen / das grösser were / als des Pabsts Decret / wann ich diesen wust regen / vnd allein die vielfeltigen Irrthumb in diesem Heuptstück / wie deren die Apologia der Augspurgischen Confession ein gut theil erzehlet / nach einander setzen vnd verkle
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ren wolte. Hierauff schliessen wir nun also. Welche leute die ware bekerung zu Gott verneinen / vnd eine falsche ertichte Buß den Menschen einblewen / vnd sie darzu zwingen / die soll man billich fliehen vnd meiden / als Seelen Diebe vnd Mörder. Aber die Römische Pabstische Kirche mit jhren meistern vnd Gliedmassen / verleugnet die warhafftige bekerung / Buß vnd Absolution / vnd treibt eine falsche vnters Volck mit gewalt / Derhalben soll man sie billich meiden / vnd Gottselige leute sollen sich von jhrem Vnflat vnd Vnsauberkeit williglich absondern / domit sie sich frembder Sünde nicht theilhafftig machen / vnd sich selbst verunreinigen. Wer zum Siebenden die drey heiligen Orden vnd Stende / so Gott der HErr selber gestifftet vnd eingesetzt / für fleischlich Schilt / vnd sagt das dieselbigen Gott nicht gefallen mögen / für deme soll man sich billich hüten. Aber der Pabst zu Rom mit seine̅ Cacolischen Schilt mit einander den Haußstandt / Geistlichen stand / vnd Weltlichen Regierstandt / für Vnheilig vnd fleischlich / vnd verneinet das in den Stenden jemandts Gott gefallen könne. Doch
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aber damit er von seiner art nicht lasse / so zelet er gleich schertzweise den Ehestandt zu seinen sieben Sacramenten / vnd heiliget denselbigen mit dem blossen Titel / aber in der warheit verdampt er jhn. Darumb soll man sich für dem Pabst hüten. Zum achten vnd letzten / Wie notwendig es sey / das wir des Antichrists vns entschlagen / vnd für jhme fliehen / wirdt vns hin vnd wider in Gottes wort eingebildet. Als Matth. 24. 2. Thess: 2. 1. Timoth. 4. Apocal. 18. Schreyet ein Engel mit grosser macht vnd mit grosser stimme. Sie ist gefallen / Sie ist gefallen Babylon die grosse / vnd eine Behausung der Teuffel worden. Gehet auß von jhr mein Volck / das jhr nicht theilhafftig werdet jrer Sünden / Auff das jhr nicht empfahet etwas von jhren plagen. Denn da kan durchauß keine vereinigung getroffen werden zwischen Christo vnd Bellal / zwischen der Gerechtigkeit vnd vngerechtigkeit / zwischen Liecht vnd Finsternis. Darumb wirdt vns befohlen / das wir außgehen sollen von solchen Verfelschern der heilsamen Lehre / dannt wir solchen vnsaubern Vnflat nicht an???
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ren. Vnd Gott der HErr verheischet vns / wo wir solchs thun werden / das er vnter vns wohnen vnd wandeln wolle / vnd wolle vnser Gott vnd Vater sein / vnd wir sollen seine Söne vnd Töchter sein. 2. Corinth. am 6. Cap. Nun aber ist offentlich erwiesen vnd kundtbar worden aller Welt / hindangesetzt etlicher falschen vngewissen Glossen vnd Münchentreume / von einem ertichten Antichrist / der auß dem Stam Dan herbommen / vnd vnter den Chaldeern zu Babel regieren soll / erwiesen vnd kundtbar worden ists / sage ich / aller welt / das niemandt anders / als der Babst zu Rom / sampt seinem Reich / von Cardineln / Bischoffen vnd München / sey der rechte ware Antichrist / der von Christo / von den Propheten vnd Aposteln / lange zuuorn verkündigt ist / vnd das alle Merck vnd Kenzeichen / so die heilige Schrifft dem Antichrist zuschreibt / eigentlich mit dem Pabst zu Rom sich vergleichen / vnd vberein kommen. Es ist in weltlichen Regimenten sehr hoch vnd viel daran gelegen / das man wisse / wer
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rechter vnd natürlicher Erbe sey eines Königreichs / vnd wer als ein Heilloser vnd freueler Meucheltyran / durch listige Practiken vnd betrug sich selbs ins Regiment gedrungen habe. Denn man hat zu allen zeiten Leute funden / die gar schlechter vnd geringer Ankunfft vnd Geburt gewesen / vnd durch betrug vnd list in grosser Herrn kundt vnd Freundtschafft sich eingeflickt haben. Nachmals aber Königreiche / Keyser / vnd Fürstenthumb / Herrschafften vnd dergleichen an sich zu reissen vnd zubringen sich vnterstanden / mit verstossung der rechten vnd natürlichen Erben vnd Innehaber. Vnd weil dieselbige mit list vnd gewalt wol gerüstet vnd staffiret gewesen / hats manchem vbel auch manchem wol gelungen / der jhnen den Kopff geboten / vnd widerstandt gethan hat. Wie ein gefehrlicher handel es aber sey / Christi Feindt für Christi Stadthalter / Einen Verrether der Watheit / für einen Prediger der Warheit / einen Ehebrecher für einen Breutigam der Christlichen Kirchen / einen Zerstörer der Christenheit / für einen Regenten vnd Schutz
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herrn derselbigen / einen Wolff für einen Hirten / einen Dieb vnd Mörder für einen Vorsteher halten / ehren / rhümen / vn̅ preysen / das bedencken vnd verstehen sehr wenig Leute / vnd haben nicht achtung auff die grundt vnd Kenzeichen / dadurch man solche handel erörtert / vnd eins fürm andern erkennen kan. Derwegen Ernvh. Achtbare / Hoch vnd Wolweise großgünstigen L. Herrn / habe ich nicht vnterlassen mügen / weil sich der gantze streit zwischen vns vnd den Papisten / nur allein vber der Lehre hebet / vnd was darzu gehörig ist / diß Büchlein / darin mehr denn Sechshundert Irthumb der Papisten / von meinem freundtlichen L. Schwäher vnd Vater / D. Heshusio vor Sechtzehen Jaren zusammen gelesen / vnd offtmals Nachgedruckt sein / auß dem Latein ins Dentsche / auff vieler frommen hertzen bitt / vnd instendiges anhalten zubringen / auff das meniglich auch vnter den Vngelerthen sehen vnd Lesen mügen / Das nicht nur etliche wenig Irthumb in der Papstischen Religion stecken / Sondern das schier alle Articul
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der Christlichen Lehre / mit vielen Corruptelen vnd Lesterungen verfelschet vnd besudelt sind. Ja das auch keines von den Fünff Heuptstücken der Kinder lehre oder Catechismi / lauter vnd rein sey gelassen / welches ich denn vmb der einfeltigen willen / in dieser Vorrede vnter ewr E. vnd H. Namen / Auch etwas außfürlich habe anzeigen / vnd auß grundt der allgemeinen wolbekandten Kinder lehre der Zehen Gebot / des Christlichen glaubens / des Vater vnsers / der heiligen Tauffe / vnd heiligen Abentmals / Auch der Absolution etc. beweisen / nicht zweiffelnd / es werden dadurch fromme hertzen im Glauben gestercket / getröstet / vnd zu fleissiger betrachtung dieser Lehre auffgemuntert werden. Es haltens dafür viel Weltweisen / das weder nutz noch nötig sey / des Papsts schewel vnd greuel / etweder in Predigten oder in Schrifften / mit gebürlichen farben abzumahlen / vnd vor augen zustellen / welche auch diese arbeit des verdolmetschens / welche ich mit meinem L. Collega vnd Geuatter / dem Wirdigen vnd Wolgelarten / H. Samuel Cuno / auff mich genom
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men / vor vnnötig achten / Auch wol schimpflich halten werden / es gilt aber bey mir der trewe raht des Mans Gottes Lutheri / vber das 44. Cap. Esaiae. Sonderlich aber da er die wort außleget. Memento horum lacob / an welchem ort er also schreibet. Nullo modo oblivisci eorum convenit, quae impie in Papatu & fecimus & credidimus, quid enim stultius? quid magis co̅tra Christi gloriam est, quàm justitiam tribuere sordido cucullo? Et tamen ea opinio ita fixa fuit in animis hominum, ut etiam mortuorum cadavera cucullis involuta humarentur. eiusmodi sunt innumera alia, quorum utinam Catalogus quidam texeretur. Pleraque enim sunt talia, ut apud posteritatem vix habitura sint fidem. Am selbigen ort erzelet er auch weitleufftig den nutz vnd notwendigkeit eines solchen Registers / darin der Papisten Irthumb vnd lesterung auffgezeichnet werden. Vnter welchen eben dieser punct vns jtzt in die handt kompt / das Er geweissaget hat / nun fast vor Sechtzig Jaren / Es werde darzu kommen / das vnsere nachkommen schwerlich werden könne̅ glauben / dz solche greuel im schwang gangen.
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Denn heutiges tages die Jesuiter / Rabertus Bellarminus, Petrus Hantzonus / welche neulich Hundert Lügen der Augspurgischen Confession vnd Christl: Concordi Buch / mit vnuerschemter künheit vnd Lügensucht / wider alle redligkeit vnd auffrichtigkeit / haben zumessen vnd antichten dürffen. Auch Lindanus Andradius, Gibbonus, Vitus Miletus, vnd andere mehr der Jesuiter helffer vnd helffers helffer / öffentlich verleugnen dürffen / was sie geleret / gegleubet / vn̅ getrieben haben im Papstumb. Es werden aber in diesem Büchlein jre Irrthumb außdrücklich jhnen angezeiget / der sie von vns warhafftig werden beschuldiget / mit anzeigung Buchs vnd Blats / darin jeder dieselbigen mag auffsuchen / vnd selbst nachlesen. Köndten dergleichen viel mehr angezeiget werden / Dieweil aber sie biß auff den heutigen tag / diese Sechshundert Irthumb haben vngebissen müssen lassen / dieselbigen nicht wollen erkennen / Viel weniger Gott vnd der Kirchen abbitten / mögen sie mit der Deutschen verzeichnis / auch
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dißmahl vor lieb nemen. Wie der 94. Psalm singet. HERR du wirst ja nimmer eins mit dem schedtlichen Stuhl / der das Gesetz vbel deutet / sie rüsten sich wider die Seele des Gerechten / vnd verdammen vnschüldig Blut. Aber der HERR ist mein schutz / vnd wirdt sie vmb jhrer boßheit willen vertilgen. Also sindt wir durch Gottes gnade gewiß / es gehe gleich wie es wolle / vnd wie es vnsere Sünde verdienen / das dennoch der Himlische Vater nimmermehr im der Papisten Gottlesterung / Hartneckigkeit / Blutdurstigkeit / vnd Antichristische wesen könne gefallen lassen. Sondern wirdt sie gewißlich vertilgen / hie zeitlich vnd dort ewiglich / Vns aber / so wir bey der erkandten vnd bekandten Warheit verharren / gnedig im Leben / vnd im Todt zeitlich vnd ewiglich schützen vnd erhalten. Schlißlich ist mein freundtliche dienstliche bitte / E. E. v. Hochw: wollen diß / wiewol gering schatzige arbeit / welche ich derselben auß mancherley vrsachen wollen zuschreiben vnd dediciren
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großgünstig jhr lassen gefallen / Sintemal vor allerley rhümliche wolthaten / verehrung / vnd Großgünstigen willen / mir vnd denen / so mir lieb sindt / erzeiget vnd bewiesen: Auch zur anzeigung / das Ewer Christlichen Gemein / vnd eines Ehrw: Ministerij daselbst Brüderliche Correspondens vnd vertrawen / so wol mit meinem lieben Vorfaren Herrn Sebastiano Boëtio / Sehliger gedechtnis / als mit mir auch gehalten vnd erhalten / mir von hertzen lieh vnd angenem sey / Auff dißmal nichts bessers noch ansehenlichers habe wissen zuerzeigen. Der Allmechtige Barmhertziger Vater vnsers Herrn Ihesu Christi / wol E. E. A. Hochw: zu diesen betrübten gefehrlichen zeiten / sampt der gantzen Gemein / gnediglich mit seinem Heiligen Geist regieren / vor allem vnfall / Leibs vnd der Seelen / Landt vnd Leuten / behütten vnd bewaren. Auch die schmertzliche Wunden / so durch absterben etlicher fürtrefflicher Menner / Geisiliches vnd Weltliches
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standes / der Gemeine nutz daselbst erlitten / Väterlich verbi den vnd heilen. Datum Hall in Sachsen / Anno 1588. 18. Februarij / an welchem tage der Man Gottes D. Luther / für 42. Jarn / seliglich gestorben. E. E. A. h. dienstwilliger Iohannes Olearius D.
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Verzeithnis der Heuptpunct / in welchen die Papisten noch heutiges tages / mit den Kirchen der Augspurgischen Confession streitig sind.
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1. Von der H. Göttlichen Schrifft.
2. Von der Nebenlehre oder Traditionibus.
3. Vom Gesetze Gottes.
4. Von der Sünde.
5. Von Menschlichen krefften / Oder vom freyen willen.
6. Vom Euangelio / vnd von der Rechtfertigung des Arme̅ Sünders für Gott.
7. Vom Ampt des Mitlers Ihesu Christi.
8. Vom Opffer.
9. Von der Busse / oder Bekerung des Sünders zu Gott.
10. Vom Glauben.
11. Von gnten Wercken.
12. Von der Christlichen Kirche.
13. Von den Concilien oder zusamenkünfften der Geistlichen / vnd was die für authoritet / Ansehen vn̅ gewalt haben.
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14. Vom Predigampt.
15. Von Sacramenten.
16. Von der Tauffe.
17. Vom Abentmal des Herrn.
18. Vom Leiden vn̅ Trübsal der Kirchen Gottes auff Erden.
19. Von der weltlichen Oberkeit.
20. Vom Ehestande.
21. Vo̅ Celibat oder Ehelosen stande.
22. Von der Confirmation oder Bäbstischen Firmelung.
23. Von der letzten Oelung.
24. Von eusserlichen Ceremonien.
25. Von Gelübden.
26. Von Festagen.
27. Vom Weichwasser.
28. Von der Ehre vn̅ Anruffung der verstorbenen Heiligen.
29. Vom Heiligthumb / Oder von den Gebeinen der verstorbenen Heiligen.
30. Von Bildern.
31. Vom Fasten vnd Erwelung der Speise.
32. Vom Ablas.
33. Vom Primat des Pasts zu Rom.
34. Vom Antichrist.
35. Vom Fegesewer.
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Sechs Hundert Irrthumb / volgreulicher Gotteslesterung / So die Antichristische Römische Kirche noch heutiges tages / wider Gottes Wort mutwillig vnd freuentlich vertheidiget.
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IN der Offenbarung Johannis am 13 Capitel lesen wir / Das der Bestien / oder dem Thier / so auß dem Meer steiget / mit sieben Heuptern vnd sehen Hörnern etc. gegeben worden sey / ein Mundt zu reden grosse ding vnd Lesterung. Vnd das dieselbige Bestia habe jhren Mundt auff gethan zur Lesterung gegen Gott / zu lestern seinen Namen / vnd seine Hütten / vnd die im Himel wohnen. Vnd S. Paulus in seiner andein Epistel an die Thessalonicher Cap. 2. verkündiget
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lange zuuorn / durch den heilige̅ Geist / das vnser Herr Gott / den jenigen / so die liebe zur Warheit nicht haben angenomen / das sie selig wurden / krefftige Irrthumb senden werde / das sie gleuben der Lügen / auff das gerichtet werden / alle die der warheit nicht gleuben / sondern haben lust an der Vngerechtigkeit. Diese Sprüche kan noch mag fürnemlich niemandt anders wohin verstehen noch deuten / als auff die vnzehliche vngeheure Irrthumb / vnd vnsagliche greuliche Gotteslesterung / damit die Antichristischen Römischen Bäbste sampt jhrem anhang / die gantze Christliche Religion besudelt vnd vorunreiniget / vnd mit solchem jrem Vnflat / die gantze Welt erfüllet vnd vberschwemmet haben. Dann wo du nur alle Historien vnd Geschicht der Kirchen Gottes / von der Apostel zeit an / biß auff vnsere tage / die wir erlebet / durch sihest vnd bedenckest wirstu zwar viel Secten finden / die vnsern Herrn Gott / greulich gelestert / vnd schreckliche Irrthumb in vielen vnd man
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cherley Artickeln des Christliche̅ Glaubens / auß obermütigem trotz vnd freuel ertichtet vn̅ eingefüret: Aber vnter denen allen wirstu keine finden / die so eine vnmeßliche Sündtflut / vnd ein gantzes Meer voller Irrhumb vn̅ allerhandt Gottslesterung wider Gott / wider sein heiliges seligmachendes wort / vnd wider die liebe Gespons des Herrn Christi / seine liebe Kirche außgeschüttet vnd gegossen habe / als eben des Sathans schul vnd Werckstadt / der Antichristische Hoff zu Rom. Denn der hat sich selbst hindan gesetzt aller zucht vnd scham / auch vngeacht aller ehr Göttliches Namens / voller gewalts angemasset vnd gemechtiget / wider den theuren werden Namen Gottes mit vollem Munde zulestern / vnd allen mutwillen daran zubegehen vnd zuüben. Es hat der wütige Teuffel auß der Hellen / keine Gotteslesterung so erschrecklich erdencken können / so dieser verfluchter Hauffe nicht mit allem freuel verfochten vnd vertheidiget: Das gleich / wie sonst aller vnflat / der hin
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vnd wider in Landen vnd Stedten ist / letzlich durch mancherley Ströme vnd Flüsse ins Meer geschwemmet vnd gefüret wirdt / Also was hin vnd wider für greuel vnd Gotteslesterung bey allerley Rotten vnd Secten gefunden worden / ist endtlich allzumal hauffenweis in diesen Römischen wust zusammen gerunnen vnd geschwummen. Vnd ist kein zweiffel / das schon vorlangst der Himel ober solchen Päbstischen greulen vnd Gottslesterung sich verferbet vn̅ entsetzet habe / Daher wir dann gar wol erachten bedencken vnd erwegen könne̅ / wie hefftig vnd schwer Gott der Herr zürne vber die verachtung seines heiligen Euangelij / Sintemal diß die aller höchsie vnd schwereste straff ist / wann er nemblich solche krefftige Irrthumb sendet / die Leute mit Blindtheit vnd Wansinnigkeit des hertzens schlegt / das sie die vngeheuresten Irrthumb für den höchsten Gottes dienst billigen vnd annemen. So sindt nun mehr auch die letzten zeiten der Welt / in welcher der Sathan sich vnterstehet alle seinen zorn / groll
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vnd grim wider die liebe Kirche anßzuschütten: vnd wie in der Offenbarung Johannis am 12. Cap. gemeldet wird / so sperret der Drache seinen Rachen weit auff vn̅ scheust auß seinem Munde ein Wasser wie ein strom / nemlich die hellische Päbstische Irrthumb. Damit das Weib die liebe Kirche zuerseuffen. Aber die Erde kompt dem weibe zu hülff / thut jren Mundt auff / vnd verschlinget den strom / den der Drach auß seinem Munde geschossen hat: Welches grosse Wunderwerck / weil sichs bey vnserm gedencken / vnd vor vnsern augen begeben vnd zugetragen / sollen wirs mit danckbarem hertzen erkennen / vn̅ mit frolichem Munde thümen vnd preisen. Dann vnter andern vornemen vnd herrlichen wolthaten Gottes / so vnser Herr Gott teglich auß grundtloser güte vns widerfaren lest / rechnen vnd zelen wir billich / vnd thümen diß / das er den Antichrist zu Rom hat lassen offenbar werden, vnd seine greuliche Irthumen vnd Gotteslesterung entdecken / vnd mit gutem grunde widerlegen lassen. Vn̅ weil sol
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che grosse gnade vnd wolthat / der ewige Gott vnd Vater vnsers Herrn Jesu Christi vns gegeben vnd geschencket hat / durch sein heilsames werckzeug Doct. Martinu̅ Lutherum, Christmilder gedechtnus / vnsern Vater vnd Praeceptorn. So wirdt ohn allen zweiffel die Christliche Kirche in ewigkeit dieses Mannes dabey wol gedencken. Hiebey wolten aber nun die jenigen wol erwegen vnd zu gemüte fassen / so wider jhr gewissen die Babstlichen schandtfleck vnd greul / so durch das Liecht Göttliches worts geoffenbaret vnd entdeckt / mit hin vnd wider zusammen gesuchten Farben / beschönigen vermenteln vnd vertheidigen wollen / welch ein schwer vnd grausames vrtheil sie derhalben für Gottes Gerichte werden außzustehe̅ haben. Auch alle die / wollen wol bedencken / wie schendtlicher vnd greulicher Lügen vnd Gottes lesterung wider Gott sie sich theilhafftig machen / die noch jhres nutzes vnd geniesses halben / das Malzeichen der Bestien an sich haben / oder sich
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sun Vapisten gesellen / jhre Irthumb helffen vertuschen / vnd mit jnen vnter einer decken liegen. Vnd ist das hierbey eigentlich die gewisseste warheit / das wer da fleissig diese / bey Sechshundert vnd drüber auffgezeichnete Papstische Irthumb vnd Gotteslesterung / mit fleis lieset / betrachtet vnd erweget / vnd darob dem Römischen Beerwolff nicht vo̅ grundt seines hertzen feind wirdt / vnd für zorn vnd eifer wider jhn brennet / vnd jn als denn erwiesenen vnd vberfürten Antichrist mit seinem gantzen Pabstischen Reich / das vo̅ Teuffel gestifftet / nicht in abgrundt der Hellen verfluchet vnd verdampt / das dem / so war als Gott lebet / noch nie kein funcke warer Gottseligkeit in sein hertze komen / oder das er im geringsten sein lebe tage nie darauff gedacht / wie er möchte selig werden. Nun aber wöllen wir solche Päbstische Irrthumb vnd Lesterung leibhafftig vor augen stellen / vnd das mit der Papisten jren eigenen worten / neben vermeldung jrer Lehrer / Namen /
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Bücher / Ort / vnd blat / da solche greul außdrücklich zufinden / damit vns niemandt in dem verdacht haben möchte / wir hetten etwas auß bitterm neidt vnd daß wider sie erfunden oder ertichtet.

Päbstische Irthumb im ersten Heuptpunct.
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Von der heiligen Götlichen Schrifft.
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(I.) DIe Papisten lehren / das dis nicht alleine Gottes wort sey / was in der heiligen Schrifft stehet vnd verfasset ist / sondern auch das jenige / was die Väter daneben gelehret vnd gesetzt / ob schon kein zeugnis auß Gottes wort vofhanden / darauff solchs gegründet / soll mans doch eben so wol vor das gewisse wort Gottes halten / als die Schrifften der heiligen Biblien.
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Diß lehret der Römische Catechismus pag 1???. Alles was zu lehren ist / vnd das man Gottseligen Zuhörern fürtragen sol / das ist in Gottes wort begriffen / welches vnterschieden vnd getheilet wirdt / in das auffgeschriebene wort / vnd in die Auffjetze vnd neben lehre der heiligen Väter. So auch Lindanus lib. 1. Cap. 1. Die Widersacher der Catholischen Kirchen / vnd die feinde Christi / die geben für / vnd lehren / das was Gottes wort sein vnd heissen solle / das sey allein in die heilige Schrifft gefasset / darinne vnd damit vmbeirkelt / vnd das die Christen weiter nichts für Gottes wort erkennen / billichen vnd annemen sollen / den̅ was in der heiligen Schrifft begriffen / welches wir vor aller erst erweisen wollen / das es der warheit allermeist zu wider vnd entgegen. Sintemahl zweierley wort Gottes ist. Eins das geschrieben vnd auffgezeichnet. Das ander aber ist nicht geschrieben noch auffgezeichnet. Dauon sudelt auch Asotus in seinem Catalogo, De memoria defu nctorum.
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(II.) Sagen die Papisten für ein gewisse warheit auß / Es stehe in der heiligen Schrifft nicht alles / was vns zu vnserer Seelen heil vnd seligkeit zuwissen von nöten / Lindanus lib. 1. Cap. 1. vnd sein kompe Petrus Asotus sage̅ / Es sein nicht alle Heuptstücke Christlicher lehr in der H. Schrifft verfasset / sondern die Apostel haben bey jrem leben viel dings nur mündtlich geleret / welchem nicht weniger / als dem / das in der H. Schrifft stehet / zu gleuben. Andradius payua lib. 2. (III.) Wollen sie erstreiten / man habe an der heiligen Schrifft nicht gnug / wenn man wider Rotten vnd Secten streiten solle. Lindanus lib. 1. in Praefatione, vnd diß spricht er / was andere in jrem raht fürs beste erkennen. Nemlichen / das man Ketzereien allein mit lautern klaren zeugnissen aus Gottes wort widerlegen solle / bedeucht vns in keinem wege gnugsam sein. (IIII.) Geben sie vor / die heilige Schrifft sey schwer vnd tunckel. Petrus Asotus in seinen scholijs de sacra scriptura. Denn es nicht ohn / das man in
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heiliger Schrifft viel findet / das da fast schwer vnd dnnckel ist / auß vrsachen / das zum theil des heiligen Geistes intent vnd meinung gewesen / die Gottseligen in der Schrifft zu vben / vnd dargegen die Gottlosen von der Schrifft wegzuweisen. Lindanus lib. 1. Cap. 10. Ich wil mein Mundt auffthun zusprechen / vnd alte geschichte außsprechen / darüber macht er diese herrliche glosse / Das ist / Ich wil meinem Jüdischen Volck (sol Dauid vorgeben) vorlegen eine solche Lehre / die von eitel Gleichnissen / Retzeln vnd geheimnissen gantz dunckel sey / vnd da niemandt nichts von verstehen soll. Imgleichen die Cölnische censur. pag. 9. Ich weis nicht welcher vernünfftiger Mensch das leugnen könne / das die H. Schrifft schwer zuuerstehen vnd zufassen / dieweil vns solchs das gantze Alte Testament zeugnis gibt. 1. Schreiben die Papisten / als die(V.) Gotteslesterer / die H. Schrifft sey vngewis / Zweizüngig / Zweiffelhafftig / vnd gleich wie ein Bleiern Richtscheit /
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Nach deme sich nicht das Gebew / sondern / nach dem Gebew das Richtscheit sich richten vnd lencken muß. Derwegen / so bedürffe die H. Schrifft / als die da dunckel sey / vnd sich hin vnd wider lencken vnd dehnen lasse / eine andere richtige vnd vnwandelbare Richtschnur vnd Winckelmas / darnach sie sich richten vnd schicken müsse. Nemlich die Nebenlehr / die sie nennen traditio nem Ecclesiasticam. Asotus in seiner schützen rede / de vno praesente iudi: Diß sollen wir einig vor die gewisse warheit halten / das die Schrifft vngewis vnd zweiffelhafftig sey / pag. 1087. der meinung ist auch Albertus Phigius de Hierachia Ecclesię, lib. 1. cap. 4. 2. Item / das die H. Schrifft vmb dessen willen / das man sie leichtlich deuten vnd lencken möge / wohin man wölle / billich einer wechsernen Nasen vergleichet werde. Lindanus in Praefatione. Cens. col. pag. 117. 3. Item / Die H. Schrifft sey ein stummer Lehrmeister Lindanus lib. 1. Cap. 17. Asotus defens. 3. Die H.
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Schrifft bleibet wol ein todter Buchstabe / so keinen richtigen bescheidt von sich gibt / sich nicht erkleret / sondern weil sie ein jeder auff seine meinung lencket vnd deutet / gibt sie keine richtige Frage noch Antwort / vnd ist gewislich als ein todte Schrifft. 4. Item / Es sey nur zufelliger weise geschehen / das das heilige Euangelion sey auffgeschrieben worden. Lindanus lib. 1. cap. 15. 5. Item / Das alle Schrifft / vnd was daraus geleret vnd vorgetragen wirdt / das gehöre zu dem Buchst aben der da tödtet. 2. Cor. 3. Petrus Asotus in scholijs de Eucharistia. 6. Item / Wenn die Kirche nicht mehr ob der heiligen Schrifft halte / so gelte sie so viel als die Fabeln Aespoi. Vvolffgangus Hermannus. 7. Item / Die heilige Schrifft sey eine materia / auß der sich aller Hader vnd Zanck entspinne. Solchs haben die Päbstler offentlich vnd vnuerholen dörffen sagen / auff dem Colloquio zu Worms / Anno 59. Ist das ein offen. licher vnd vnleid
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licher(VI.) Irthumb / das die Papistennach jhrem eigen willen vnd gefallen / den Canonem der heiligen Schrifft erweittern / vnd wollen solche Bücher von derer meister Namen die Christliche Kirche / keine wissenschafft hat / vnd welche vor langst die H. Vätter auß sonderlichem freyen bedencken / von den Canonischen Schrifften außgemustert / den Büchern der heiligen Propheten vnd Aposteln gleichmessig halten / als da sind / das Buch Tobiae / das Buch Judith / das buch der Weißheit / welchs Philo der Jude sol gemacht haben. Das Buch Jesus Syrach / der Prophet Baruch / das ander Buch der Maccabeer / die offenbarung Johannis / vo̅ welchen allen das Concilium zu Trent / in seiner Vierdten session sich hören lest: So jemandt nicht die Bücher gantz vnd allzumahl / wie sie lange zeit her bey der Catholischen Kirchen im brauch gewesen / vnd gelesen worden / vnd in der alten Lateinischen translation begriffen sindt / halten wirdt / für die heiligen Canonischen bücher / der sey verflucht.
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Verbieten die Pabstesel / das niemandt(VII.) auß grundt Hebreischer oder Griechischer Sprachen erkleren noch außlegen soll / was der heiligen Propheten vnd Apostel eigentliche meinung sey / vnd wollen stracks haben / man solle die alte Lateinische Version der Bibel ob die schon an vielen orten gebrechlich vnd mangelhafftig / in offenen Lectio nibus, Disputatio nibus vnd in Predigten für die rechtmessige Bibel halten / vn̅ soll dieselbe niemandt tadeln / noch verwerffen / Gott gebe er habe darwider zu excipiren vnd vorzubringe̅ was er wol. Tridentinum Co̅cilin̅: secundo Edicto 4. sessione. Verbieten sie mit grausamer Tyranney(VIII.) / das kein einfeltiger Lay in seiner Mutter Sprach die heilige Biblia lesen soll / vnd stehen hart darob / das man solche freyheit / den Layen nicht solle einreumen / wie die wolt in der Colnischen Censur lauten / pag 19. Darumb das ein Lay / die alten Dolmetscher auß vnuerstandt der Sprach nicht verstehen / vnd nicht so viel weil vnd müsse hat / das er nachsuche vnd
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forsche / wie andere ein ding außgelegt vnd erkleret haben / vn̅ weis auch nicht zu vrtheilen noch zuunterscheiden / was gut oder böse / recht oder vnrecht sey. Darumb wirdt jm billich die Schrifft zu mahl / an denen orten / da sie schwer zuuerstehen / zulesen verboten. (IX.) Dörffen die Papisten offentlich vnd ohne scheu sagen / es sey auff Erden noch nie kein Ketzerey auffkommen / so jhren vrsprung auß der H. Schrifft nicht genommen / Censura col. pag. 27. stehen diese wort / vnd das wir kündtlicher vom handel reden / ist auff Erden nie keine Ketzerey erfunden / so sich auß der H. Schrifft nicht ersponnen. Darumb achten die Päbstler / das die heilige Schrifft studiren / vnd lesen nicht allein gefehrlich / sondern auch schedtlich sey. (X.) Vber das ist das jre stete meinung / Es were dem Euangelio besser nie gedienet / als das es in Schrifft oder Buchstaben nie verfasset oder auffgeschrieben were. Lind. lib. 1. Cap. 23. Vnd sagen darneben / Das man in disputation, vnd streitigen Religions
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sachen / sich auff die heilige Schrifft mit nichten beruffen / Noch den streit darauff wagen solle. Sintemal gar keiner / oder ja kleiner vnd vngewisser sig / dadurch zuerhalte̅. Welchs zwar Tertulliani wort sein / Aber vo̅ den Päbstlern weit anders wohin gedehnet vnd verstanden werden / als Tertulliani meinung gewesen / Lindanus lib. 2. Cap. 4. Item / das die H. Schrifft jhre autoritet(XII.) vnd vnsehen / nicht vo̅ vnd auß sich selbst / sondern von der Kirchen her habe / vnd füren hierzu ein den Spruch Augustini. Ich wolte zwar dem Euangelio nicht gleuben / wenn mich der heiligen allgemeinen Kirchen autoritet hierzu nicht beweget. Pigius de Ecclesiast. Hierarchia, Soto defen: de vno praesente iu dice. Last vns etwas bescheidener reden / spricht er / vnd sagen / das die heilige Schrifft in keinem ansehen noch Würden sein könne / sie habe vnd vberkomme dann solchs von der Catholischen Kirchen / Diß ist vnser richtige bekentnis.
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(XIII.) Das man den eigentlichen warhafftigen vnd vngezweiffelten sin vnd verstandt der H. Schrifft bey der Catholischen Kirchen suchen vnd holen solle. Lindanus lib 3. Cap. 7. Vnd Andradius spricht lib 2 Es kan mit disputiren nichts fruchtbarlichs außgerichtet werden / wo man der H. Vätter Sprüch / als durch die man allein warhafftig vnd weißlich vrtheilen vnd schliessen mag / hindan setzen / vnd mit jemandts allein auß der vngewissen vnd zweiffelhafftigen heiligen schrifft / von Religions sachen handeln wil. (XIIII.) Wenn man vmb vnd vmb / nach dem verstandt der H. Schrifft sehen vn̅ forschen wolle / müsse man endtlich allein sehen auff die autorithet vnd gebreuche der Catholischen Kirchen / sind Gersonts wort. (XV.) Das man die H. Schrifft außlegen vnd auff mancherley weise deuten möge / darnach als die zeit dulden vnd leiden wolle / also das man ein zeit die Schrifft erklere vnd handele wie man sihet / das es in aller Welt breuchlich ist. So baldt aber solche gewonheit
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nicht mehr gelte / möge man die schrifft auch wol auff ein andern sin lencken. Nicol. Cusanus ad Bohemos Epi: 2. Diß sey ein nichtiger loser gundt /(XVI.) das man allein auß den Schrifften der Vorfahren / straffen vnd veiweiffen wolle / den allgemeinen brauch der Kirchen. Nicol Cusa eadem Epistla. Das die H. Schrifft nicht allzeit(XVII.) in der Welt gewesen / derwegen auch der Glaube jhrer wol entrathen / vnd entberen könne Petrus Asotus defens: de vno iudc pag. 1078. Der H. Schrifft spricht er / bedarff man nun weniger im Newen Testament / nach dem Christus erschienen ist / als zuuorn. Das Gottes wort desto wirdiger(XVIII.) von Gott verkündiget werde / je weiter es sey von aller Schrifft / Ja auch von allem mündtlichem wort abgesondert. Petrus Soto Defens: de vno praes. iud. pag. 1080. Das dieser nicht Euangelisch gesinnet(XIX.) / oder den rechten Euangelischen Geist habe / der sich allein auff die hei
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lige Schrifft verlassen wolle. Soto in scholijs vom Fegfewer. (XX.) Das der H. Schrifft jre Maiestat vnd Hoheit verkleinert werde / wo man die frembde Sprach vbersetze / vnd das sie dadurch in verachtung kome. Soto in Adsert. Cathol. de horis Canonicis. (XXI.) Vber das alles mißbrauchen die Papisten der heiligen Schrifft zur Zeuberey / dann sie schreiben S. Johannis Euangelion auff Papir vnd Pergament. Deßgleichen Agnus Dei, vnd henckens an Hals / das soll dienen wider hawen vnd stechen / wider des Teuffels gespenst / für Kranckheiten vnd dergleichen. (XXII.) Das das heilige Euangelion nicht bedürffe / das mans in schrifften habe / dieweil es von Natur den Hertzen eingegossen sey / durch den heiligen Geist. Asotus defens: de vno praesent: iudice. Wir mögen wol sagen / spricht er / das das Gesetz der gnaden / vnd das newe Testament keiner Schrifft noch Buchstaben bedürffe / dieweil es von natur den hertzen eingegossen ist / durch den H. Geist.
|| [ID00091]
Das die lieben Apostel den Glauben(XXIII.) nicht geleret oder gepredigt haben durch Schrifft / sondern durch mündtliche einbildung des gar kurtzen Symboli Apostolici.

ANTIDOTVM.
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Das ist / Widerlegung aus Gottes wort.
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ES ist dißmahl mein fürhaben vnd meinung nicht / das ich alle Irthumb insonderheit widerlegen wolle / damit diß Buch nicht zu gros werde. So wil sichs auch hieher nicht schicken noch leiden / dieweil diß allein mein fürnemen / das ich mit vermeldung vn̅ anzeigung derer Irthumb vnd Gottslesterung, welche noch heute bey tage von den Pabstlern vertheidiget werden / klerlich darzuthun / vnd zuerweisen willens / das jhre versamlung nicht Christi Kirche / Sondern des Satans Syna goga sey. Damit aber gleichwol des Gottseligen Lesers gemüt / durch solche vberheuffte Gottes
|| [ID00092]
lesterung nicht geergert werde / Oder sich etwas zubefahren oder zubefürchten / wann es diese Irthumb bedenckt vnd beyertzigt. Also habe ich vor rahtsam angesehen / gewisse Artzeney auß Gottes wort wider diese Gifft hierbey zuuerordnen. Vnd setze demnach / diesen greulichen Pebstischen Gotteslesterungen / damit sie die H. Schrifft schenden vn̅ lestern / entgegen die krefftige stim des Apostels Pauli. Als da er schreibt an Timotheum 2. Tim. 3. Alle Schrifft von Gott eingegeben / ist nutz zur Lehr / zur straff / zur besserung / zur züchtigung in der Gerechtigkeit: das ein Mensch Gottes sey volkom̅en / zu allen guten Wercken geschickt / Ist das war / so muß notwendig volgen / das alles was zu vnser seligkeit nützen vnd dienen soll / in heiliger Göttlicher Schrifft verfasset sey. Vn̅ also spricht Christus auch Johan. 5. Forschet in der Schrifft / dann dieselbige zeuget von mir. Darumb soll man den leuten nicht verbieten / die H. Schrifft zu lesen. Das Gesetz des Herrn spricht Dauid im 19. Psalm / ist ohne wandel vnd
|| [ID00093]
erquickt die Seele. Das zeugnis des Herrn ist gewis / vnd macht die albern weis / die befehl des Herrn sind richtig vnd erfrewen das Hertz / die Gebot des Herrn sind lauter / vnd erleuchten die Augen. Die furcht des Herrn ist rein / vnd bleibet ewiglich. Die rechte des Herrn sind warhafftig / alle sampt gerecht. Dieses herrliche vn̅ gewaltige zeugnus des Königlichen Propheten Dauids trit vnd stöst zu bodem vber einen hauffen / aller Papisten lestern vnd schenden wider die H. Schrifft.

Pabstische Irthumb im andern Heuptpunct.
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Von der Nebenlehr oder Traditionibus.
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DIe Papisten lehren vnd setzen(I.) diß zum fürnembsten grunde jrer Antichristischen Religion
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zu dieser zeit. Das man nemblich die einsetze vnd Nebenlehr der Apostein / so nicht in der H. Schrifft stehen / in gleichem werd mit der H. Schrifft annemen / vnd für das vngezweiffelte gewisse wort Gottes halten soll. Trid. Concil. 1. decret. sess. 4. (II.) Dürffen sie im Tridentischen Synedrio vnuorschambt für warhafftig aussagen. Das die Traditiones vnd Nebenlehre / so man nirgent in Gottes wart geschrieben findet / der gewisseste vnbeweglichste Grundt sey vnsers Christlichen glaubens. Das auch die H. Schrifft in keinen Würden vnd ansehen sein könne / sondern gantz vnd gar nichtig vnd vntüchtig werde̅ müsse / Im gleichen das der Glaube so auff die Schrifft sich gründet / vnnütz vnd vergebens / wo fern er nicht von der Nebenlehr / als einem vnbeweglichen festen Fundament gestützt vnd vnterhalten werde. Lindanus lib. 1. Cap. 4. & 5. (III.) Pralen vnd rhümen die Papisten hochher. Das nemblich der Römischen Kirche jhre gewonliche Ceremonien
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vnd gebreucht eigentlich der heiligen Aposteln tradition vnd einsetze sein sollen. Ho sius de expresso Dei verbo. Das man die traditiones vnd einsetze(XXIIII.) / so vnter dem Namen vnd Tittel der heiligen Aposteln von den Vätern eingeführet vnd angezogen werden / für Artickel des Glaubens halten solle. Die Nebenlehr / sagen die Väter im Concilio zu Trident / so zum Glauben vnd Gottseligen leben vnd guten sitten / dienen vnd nützen. Nimb die Römische Kirch so hoch theur vn̅ werd auff / als wenn sie der HErr Christus / oder der H. Geist selber geredt vnd offenbaret hette. Fahnen vnd lallen die Papisten daher(V.) / das die Apostel / viel stücke Christlicher Lehr mündtlich in der Kirchen geleret / vnd nach sich verlassen / welchs sie in Bücher nicht haben wöllen auffschreiben lassen. Lind: lib. 1. Cap. 10. Die Apostel spricht er / haben etliche vornembste Artickel des Christlichen Glaubens der Dinten vnd dem Papir nicht vertrawen wolle̅ / als die dadurch
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möchten vntergehen / vn̅ verloren werden / sondern habens Christlichen Gotseligen hertzen zu steter threuer verwarung vberlassen vnd befohlen (V.) Stretten die Päbstler / das die einsetze vnd Nebenlehr / viel elter stercker vnd mechtiger sein / als die heilige Götliche Schrifft: Asotus in Confessione Cathol: de Eccles: pag. 138.

Widerlegung aus Gottes wort.
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ES solle der Gottselige Leser wissen / das die Papisten die hielige Schriff degradiren, vnd auß jhrer Hoheiten vnd Würden setzen / dieselbe lestern / schenden / vn̅ verleumbden / vnd dagegen jhr Nebenlehr / biß in den Himel erheben / nur darumb / damit man diese Buben mit klaren zeugnissen heiliger Göttlicher Schrifft nicht widerlegen / vnd zu Chor jagen solle. Daneben aber vnter dem schein / der in Gottes wort nicht geschriebenen neben vnd menschen lehr / allerhandt
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Abgötterey / Irrthumb / Gottslesterung / Aberglauben newer Ceremonien / vnd allerley new erdichte Lehre auff die ban bringen / endtschüldigen vnd verteidigen mögen. Denn das ist der sterckste beweis bey allen Papisten / wenn sie sagen können: Traditio est nihil amplius requiras. Hörestu nicht das es eine Neben lehr ist. Was wiltu weiter grundt haben Mit diesem vngeheuer vnd scheusahl / als mit dem Capite Gorgonis, schrecken sie die Leute ab / das niemandt ferner nach grundt der warheit forschen nach fragen darff. S. Paulus aber Col. 2. mustert diß leidige vnd nichtig gedicht von der Neben lehr vnd einsetzen auß der Kirchen gantz vnd gar aus / vnd warnet getreulich / das wir vns / als für des Teuffels betrug vnd list / dafür wol für sehen vnd hütten solle̅. Sehet zu spricht er / das euch niemandt beraube / durch die Philosophia vnd lose versürung / nach der menschen lehre vnd nach der Welt satzungen. So auch 2. Thes 2. spricht er. Wir bitten euch lieben Brüder / das jhr euch nicht baldt bewegen
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lasset / vo̅ ewrem sin / noch erschrecken / weder durch Geist / noch durch wort / noch durch Briffe / als von vns gesandt. Vnd der Prophet Esaias Cap. 8. weiset vns ad legem & Testimoniu̅, nach dem Gesetz vnd zeugnis / wer das nicht hat / der solle die Morgenröte nicht haben. Derwegen soll niemandt in glaubens sachen einiges menschen vorgeben vnd geticht trawe̅ noch gleuben / ausserhalb Gottes wort. Dann man findet zu allerzeit in der Kirchen Gottes solche leut / wie sie S. Paulus beschreibet. 2. Timoth. 3. böse arbeiter / die da den schein haben / eines Gotseligen wesens / aber seine Krafft verleugnen. Die jhre Lügen vnd triegerey vnter dem herrlichen Namen vnd Tittel der lieben Aposteln / der Welt auffdringen dörffen.
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III. Pebstische Irthumb im dritten Heuptpunct.
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Vom Gesetz.
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DIe Papisten verfelschen auch(I.) auff sehr viel vnd mancherley weise die Lehr des Gesetz Gottes / welchs vnser Zuchtmeister ist / der vns zu Christo füren soll / in dem es vns die Wunden vnd Schäden vnsers gewissens zeiget / vnd vns nötiget vnd dringet / das wir einen Helffer vnd Mitler suchen. Denn erstlich dürffen sie vnuerschambt vorgeben / das wir dem Gesetz / welches von vns fordert vnd haben will / das wir Gott lieben sollen von gantzem hertzen / von gantzer Seelen / vnd von allen krefften / In diesem leben mit nichten verpflichtet noch verbunden sein / sondern es lehre vnd zeige vns nur / warnach wir stre
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ben / vnd warauff wir vns befleissigen sollen / vnd was wir vor leute nach diesem leben sein werden. Diß setzt Lindanus außdrücklich / lib. 3. Cap. 19. mit diesen worten. Was aber den gebrauch des Gesetzes anlangt / sol man diß vor allen dingen mercken / das vnser Herr Gott die Zehen Gebot den menschen darumb nicht vorgeschrieben / das sie eben die in diesem leben halten / vnd volkömlich erfüllen sollen sondern / das sie jnen sein sollen / als ein vorgestecktes ziel / zu welchen aller hertzen sin / gedancken / begirde / zielen vnd sich richten sollen / Dan̅ gleich wie vns die H. Schrifft anderswo vermahnet / das wir heilig gerecht vnd volkamen sein sollen. Anders wo aber vns zeiget das ende / darnach wie mit vnserm heiligen vnd gerechten Leben streben sollen / also seid volkomen / wie ewer Himlischer volkommen ist. Also vermahnen vns zum theil die Zehen Gebot / was wir in diesem Leben zuthun schüldig sein. Zum theil aber reitzen sie vns zu höhern dingen / vnd weisen vns das ende, Ziel vnd Zwerck
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vnsers thuns / Warnach wir nemlich ringen vnd lauffen / vnd wohin wir komen sollen Das Erste vorrichten die Taffeln Moisis durch acht gebot. Das Ander aber durch zwey. Nemblich: vo̅ der liebe vnd von der Begirde / welche dieweil wir sie in dieser schwacheit / volkomlich nicht halten noch leisten können / sollen wir vns wol hüten vnd vorsehen / das wir nicht in diese Gottslesterung gerathen / das wir sagen wolten / vnser Herr Gott hette etlich ding geboten die zu halten vnmüglich. Bis hieher Lindanus. Gleich ein solcher vnuorschembter ist auch Andradius lib. 5. de Lege. Denn es hat / spricht er / der H. Augustinus den gerechten Gesetzgeber / vnsern Herrn Gott nicht also lestern wollen / Vnd diß sagen / das alle menschen schuldig weren / das Gebot von der liebe zuhalten / welches niemande in diesem leben zuhalten müglich. Sondern seine meinung ist / das Gott der Herr allein solche dinge geboten / die wir durch Gottes gnad vnd hülff so viel in diesem leben geschehen kan / thun vnd
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leisten können. Habe vns aber daneben mit angezeigt / wonach wir vornemblich streben vn̅ verlangen haben / vnd wohin wirs endtlich bringen mögen. Vnd baldt darauff sagt er / daher ist offenbar / wie fern sich die liebe gegen Gott erstrecken solle / von gantzem Hertzen / von gantzer Seele / von gantzem Gemüt / nemblich so fern ein jeder in diesem leben kommen / vnd so viel er thun kan vnd mag. Also mutwilligs verspotten vnd verlachen die Bäbstler das hohe heilige Gesetz Gottes / weil sie offentlich sagen dörffen / wir sindt in diesem leben nicht pflichtig noch schuldig / Gott vo̅ gantzem hertzen zu lieben. (II.) Geben sie stracks vor / das die Gebot Gottes / du solt nicht begeren / oder du solt dich nicht lassen gelüsten / gehe vns in diesem leben nicht an. Dann also schreibt Lindanus lib. 3. Cap. 19. Das gebot: Du solt dich nicht lassen gelüsten / ob es schon der gerecht durch den Geist erfüllet / so volbringet ers doch nicht im fleisch / welchs hier in diesem sterblichen leibe allezeit gelüstet wider den Geist: Vnd sol jhn derwegen
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niemandt für vngerecht oder eine̅ sünder schetzen noch halten / Als der dem gesetz Gottes nicht gnug thete / dann es wirdt jhme in dem verbot nicht vorgeschrieben / noch vntersagt / das er sich nicht gelüsten lassen solle / das ist / das er durchaus keine böse begirde haben solle / sondern / das so er befindet / das er mit dieser Kranckheit behafftet / die Artzney der gnaden suchen solle. Sagen die Papisten / Das Gott(III.) der HErr in seinem Gesetz nicht alle Sünde verboten habe / sondern es sollen noch andere grosse vnd schwere Sünden mehr sein / derer das Gesetz gentzlich geschweige. Andradius lib. 5. de Lege. Derwegen begehet der nicht ein geringere Sünde / der die Gesetz vnd satzungen der Kirchen vbertrit. Als wenn er Christi gesetz die er durch seinen Göttlichen Mundt geoffenbaret vnd zuthun befohlen / vberschritten.
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(IIII.) Vber das setzen die Papisten hinzu / das die Sünde / so im Gesetz Gottes nicht verbotten / sondern nur wider die Papistischen Prelaten begangen worden / viel schwerer sein sollen / als die im Gesetz Gottes außdrücklich verbotten sindt / Andradius an obgedachte̅ ort. Vnd es kan sich offt begeben vnd zutragen / spricht er / das sich der in viel grösser Sünden vertieffet / der sich an den Gesetzen der Kirchen vorbricht / als der da Gottes gesetz vbertrit. Wo er nemlich auß vbermut / zwischen den Prelaten vnd den Gesetzen / die er hoch vnd höher halten solte / grossen vnterscheidt machen will. (V.) Geben die Papisten vor eine gewisse warheit aus / das nicht alles Sünde sey / was Gottes Gesetz an vns anklagt vnd verdampt. Dann ob schon vor allen dingen / die bösen begirden vnd bewegungen in vns vom Gesetz angeklagt werden / Doch aber wo des menschen beyfall vnd bewilligung nicht dazu komme / sollens nicht rechtschaffene Sünde sein. Derwegen verwerffen die Jesuiter zu Cöln pag. 64. diese
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Regel / das / nemblich alles Sünde sey / was wider Gottes Gesetz fichtet vnd streitet / Vnd Andradius spricht / die begirde vnd lust / so in vnserm Fleisch jhren vrsprung haben / als da sind / der kutzel vnd lust / so die natürliche werme im menschen erregt / sind alle zumahl ohn Sünde. Catechismus Rom. in 9. praecept. Lehren die Pastisten / das die Kinder(VI.) jhrer Eltern Sünde nicht entgelten dürffen / wofern sie denselbigen nicht nachfolgen. Denn also lehret der Römische Catechismus in seiner erklerung vnd außlegung der Zehen Gebot. Wer da seiner Gottlosen Eltern sünde nachfolget / vnd die begehet / der sol auch in gleicher straff mit jhnen sein: Wer da aber seinen Eltern in der boßheit nicht nachferet / der darff sich jrent wegen keiner straff bey Gott befürchten. Eben mit solcher vnsinnigkeit leugnen(VII.) sie / das die Erbsünde vom Gesetz Gottes angeklaget vnd beschüldiget werde / vnd das sie sey ein mangel der Gerechtigkeit vnd Heiligkeit / darzu
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wir anfenglich erschaffen / vnd dagegen eine angeborne jmmer in vns anhangende vnd werende boßheit. Ruardus Tapperus art 2. de peccato originis. Dz vbel so in vnserm fleisch wonet / spricht er / wirdt durch kein gesetz verboten. (VIII.) Heben die Papisten den vornembste̅ vnterscheidt zwischen dem Gesetz vnd Euangelio gantz vn̅ gar auff. Nemlich das zwar das Gesetz vns zusaget / vnd verheisset das leben mit dem schweren anhang vnd beding / so fern das Gesetz erfüllet wirdt / oder so fern wir das gesetz gentzlich vnd volkomlich halten. Das Euangelion aber beut das leben vnd Seligkeit vmb sonst an / ohn alle verdienst / dem der alleine gleubet / dan̅ sie geben vor / das diese wort des Herrn Christi. Wiltu zum Leben eingehen / so halt die gebot / Matth. 19. eine verheissung sein des Euangelij: Machen aber dagegen zwischen dem Gesetz vnd Euangelio einen solchen vnterscheidt / das zwar das Gesetz vns gebiete vnd aufferlege / was wir thun sollen / schencke vnd gebe vns aber darzu nicht die
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gnade / das wirs thun vnd leisten köndten. Das Euangelion aber sage vnd gebiete vns nicht allein was wir thun sollen / sondern gebe vnd verleihe vns auch gnade kreffte vnd stercke darzu / damit wir das jenige / so wir auß vnd von vns selbs nicht vermöcht / durch des Euangelij gnad leichtlich thun vnd halten könnè. Coloniens: Cens: pag. 204. Darnach sprechen sie findet sich auch dieser vnterscheidt / das das Gesetz gemeine vnd leichte ding gebiete. Das Euangelion aber grosse vn̅ schwere ding Thomas Aquinas. Die gebot des newen gesetzes / sind schwerer vnd wichtiger / als die gebot des alten gesetzes / so viel da anlangt / das im newen Gesetz verboten werden / die jnnerlichen bewegungen oder gedancken des Hertzens / die da im alten Gesetz in allen stücken außdrücklich nicht verboten waren / vnd do sie schon in etlichen dingen verboten / war doch bey solchem verbot keine straff mit angehenget.
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(IX.) Machen die Papisten dreierley Gesetz. 1. Das Gesetz der Natur. 2. Das Mosaische gesetz. 3. vn̅ ein Euangelisch Gesetz. Catech. Rom. pag. 117. (X.) Machen sie einen vnterschidt zwischen den Geboten / vnd den Consilijs .i. Rethe oder gutdüncke̅ / dadurch vns nichts geboten / sondern nur ein raht gegeben worden sey. Die gebot sprechen sie gehen in gemein jederman andie Rethe aber nur wenig leute / nemlich allein die volkommene. Dieses machen sie aber zu Consilijs oder Rethen. Als da Christus spricht: Wer mit seinem Bruder zürnet / der ist des Raths schuldig. Item / So jemandt ein Weib ansihet jhrer zubegeren / der hat schan mit jhr die Ehe gebrochen in seinem Hertzen. Item / so dich jemandt auff den rechten Backen schlegt / dem reiche auch den lincken dar. Item / Gehe hin vnd verkauffe alles was du hast / vnd volge mir nach / vnd dergleichen: Vnd sagen / das man solche stück ohne Sünde wol vor beygehen vnd darwider handlen könne. Petrus Asotus Cathol: adser: de lege. So ist nun
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das des glaubens nach der Propheten vnd Aposteln lehr / eigentlicher Innehalt / das vns nemblich etliche ding geboten vnd verboten werden / vnd wer dem nicht gehorchen noch volget / der begehet Sünde. Etliche dinge aber werden vns vorgestellet Rahtßweise / das ob man in denen schon nicht gehorsam ist / begehet man doch keine sünde / sondern thut nur weniger guts als man sonst wol köndte. Da man aber gleichwol in solchen stücken gehorchet / ist man bey Gott angenemer / vnd thut der Mensch hirdurch noch etwas mehr vber das jenige / so er von noth vnd gebots wegen zu thun schüldig ist. Wollen die Papisten mit gewalt erstreiten(XI.) / das die menschen das Gesetz Gottes auch in diesem leben volkommen halten können. Verbannen vnd verfluchen den jenige̅ auffs greulichst / der da sagen wolt / vnser Herre Gott hette vnmügliche ding gebotten. Andradius lib. 5. spricht: Das ist eigentlich vnd gewislich war / das das gesetz der liebe von vns volkömlich könne gehalten werden / wo wir nur achtung
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haben auff das stück des Gesetzes / dem wir hier in diesem Leben gehorsam zu leisten schüldig sindt. Trident: Concil: Sess: 6. Cap. 18. Wer da sagt das die Gebot Gottes dem Menschen / der da gerecht worden / vn̅ nu bey Gott in gnaden ist / zu halten vnmüglich / der sey verflucht. Vnd hengen noch mehr daran. Nemlich das die erfüllung des Gesetzes / dem gerechten auch in diesem Leben / nicht alleine müglich / sondern auch gar leicht sey. Catechismus Romanus. Vnd das die geheis vnd befehl des Gesetzes nichts schweres an vn̅ in sich haben / wollen sie dadurch beweisen. (Amanti nihil dif ficile.) Nemlich wie man sagt. Lust vnd liebe zum ding / Macht alle müh gering. Item / das Johannes sagt: Seine Gebot sindt nicht schwer. Vnd das wil Andradius auch auß Augustino beweisen / lib. 5. Auß diesem / spricht er / schleust Augustinus, das die Gebot Gottes leicht genennet werden / dieweil nicht allein das jenige so
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dawider geschicht / verzihen vnd vergeben wird / Sondern auch dieweil durch Gottes gnad die Hertzen der Menschen / Göttliche krafft vnd sterck vom Himel herab vberkomen / dadurch sie auch gar leichtlich das gantze Gesetz halten können. Sagen auch vber das / das die Sünden(XIII.) / so man nennet Venialia peccata, schwacheiten in den Heiligen / mit nichten hindern / an der volkommenen erfüllung des gesetzes / sondern das der jenige volkömlich Gottes Gebot halte / der nur keine Todtsünde begehe. Dann so trabet Andradius herein / lib. 5. Die leichten vnd geringen sünden / spricht er / ohne welche diß menschliche Leben nicht sein kan / die verhindern oder zerstören den volkommenen gehorsam / des Gesetzes / den ein Mensch in diesem leben leisten kan / im geringsten nicht. Vnd ferner im selben Buch. Wer wolte zweiffeln / das der jenige Gott den Herrn von gantzem Hertzen nicht lieben solte / der sich mit keinen eusserlichen groben lastern verunreiniget vn̅ befleckt?
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Item / diese halten Gottes gebot von der Liebe / oder das man Gott vnd den Nechsten lieben soll / heilig vnd herrlich / die keine Laster noch missethat / so man Todt sünde nennet / vnd dem Göttlichen Gesetz offentlich widerstreben / begehen noch an sich haben. (XIIII.) Leren die Papisten / das Gesetz sey darumb gegeben / das wir dardurch leben sollen / vnd das darin alle vnsere seligkeit stehe. Auch das das Gesetze nötig sey zur seligkeit / vnd vns das leben gebe. Trident: Concil Sess. 6 Cap. 7. Wan̅ die Newen angehenden Christen nach dem Glauben forschen vnd fragen / wodurch sie das Ewige leben mügen haben / die sollen hören / was Christus sagt. Nemlich wiltu zum leben eingehen / so halte die gebot. Cate: Rom. Pag. 579. wir haben derer zu vnser zeit auch funden / so da bößlich / vnd mit jhrem grossen verderb / haben dürffen vorgeben vn̅ sagen / Das gesetz Gottes / es sey gleich schwer oder leicht / so sey es doch keines weges zur seligkeit von nöten. Colon: Cens: Pag. 21. Die gebot des Herrn sindt lauter / vnd
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erleuchten die Hertzen der gleubigen. Sintemahl in denselbigen all vnser seligkeit gantz vnd gar stehet: Die liebe aber ist des Gesetzes erfüllung. Andra. lib. 5. So lange das gesetz seine Vbertreter zur cussersten straff fürete / vnd gab weder kreffte noch vermögen jemandts / der es halten solte / Da hies es billich ein Ampt des Todes / vn̅ brachte nichts mehr / als erkentnis der Sünden. Aber nach dem wir nun gerecht worden sindt / durch die Erlösung / so in Christo Ihesu geschehen ist / vnd das Gesetz nun worden ist / ein Gesetz der gnaden / vnd des glaubens / das ist / das es durch den glauben erwecket vnd ererhalten wirdt. Ist es zwar dadurch ein Ampt des lebens worden. Item / Andradius setzet noch dazu /(XV.) Das das gesetze / nach dem wir nun gerecht worden sindt / vns nicht so sehr erkentnis der Sünden bring / als das es vns viel mehr zeige vnd weise vnser vermögen / vnd was wir nun thun können vnd mögen / weil vns Gott durch seine gnad erquicket vnd widergeboren habe. ibidem.
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(XVI.) Lehren die Papisten / Das der Mensch in diesem Leben nicht allein Gottes Gesetz erfüllen könne / sondern Er könne auch noch viel mehr grössere vnd heiligere Wercke thun / als jme das Gesetz Gottes vorschriebe / also das Er seine vberige Wercke andern vmb Gelt verkauffen könne. Asotus Adsert: Cathol: de lege spricht: Wir schaffen vns auch noch etliche vberlenge Werck in vorraht vber die / so wir sonst notwendig zuthun schuldig sein. (XVII.) Sagen sie. Es sey in der heiligen Schrifft durchaus kein Gebot / dazu Adam were verpflichtet gewesen / dasselbige stets zuhalten vnd zubewaren / vnd dadurch die Erbgerechtigkeit zuerhalten. Andradius lib. 3. Wann du die gantze heilige Schrifft durch vnd durch liesest / wirstu von diesem handel nichts finden. Nemlich das vnser Herr Gott ein klares außdrücklich Gebot vnd Gesetz gegeben / dardurch die Erbgerechtigkeit erhalten vnd verwaret het werden sollen.
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Item / Das auch wir keinem Gesetz verpflichtet noch vnterworffen / dardurch wir die empfangene gnade erhalten sollen. Andradius lib. 3. Auff dißmahl aber / wie wol die gnade ein sonderlich geschenck Gottes ist / wie vormals die Erbgerechtigkeit / so erstreckt sie sich doch ferner nicht / dann das sie das jenige in vns schaffe vnd wircke / auch vnsere Hertzen damit schmücke vn̅ ziere / dadurch wir Gott dem Herrn gleich geachtet vnd genaturet werden / dazu vns kein gesetz dasselbige zuerhalten vnd zubewaren verpflichtet oder verbindet.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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ICH zweiffel gantz vnd gar nicht / das Gottselige hertzen sich entsetze̅ vnd erschrecken / wenn sie diese vnuerschembte greuliche reden der Papstesel lesen vn̅ hören / damit sie jren mutwillen an dem ernsten gesetz der Göttlichen Maiestet vben / sein gestrenges gericht vnd vrthel verlachen / vnd dazu mit füssen treten.
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Es wirdt aber einmahl die zeit kommen / das sie so leichtlich die schreckliche̅ Donnerschlege des gesetzes nicht werden verachten dörffen. Wir aber setzen dieser Bäpstischen lesterung entgegen / die mechtigen vnd gewaltigen Sprüche auß Gottes gesetz. Als Deut. 6. Du solt Gott deinen Herren lieben / von gantzem Hertzen / vo̅ gantzer Seelen / von allen Krefften / vnd deinen Nechsten wie dich selbst. Item Deut. 27. Verflucht sey / der nicht alle wort des. Gesetzes erfüllet / das er darnach thue / vnd alles Volck sol sagen / Amen. Vnd Rom. 7. Das gesetz ist geistlich. Ich aber bin fleischlich / vnter die sünde verkaufft. Exod. 20. Ich der Herr dein Gott suche die Sünde der Väter heim / an kindern ins dritte vnd vierdte glidt / bey denen so mich hassen. Item / Rom. 4. Das gesetz bringt keinen fried / sondern richtet nur zorn an / vnd Rom. 7. denn ich wuste nichts von der lust / wo das gesetz nicht hette gesagt / laß dich nicht gelüsten Hier erkennet freilich S. Paulus / das er diesem gesetz vnterworffen sey. Vnd Chri
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stus erkler et im Matthaeo am 5. Cap. das fünffte Gebot also: Wer zu seinem Bruder spricht / du Narr / der ist des hellischen Fewers schuldig. Diese vnd dergleiche̅ Sprüche stossen der Pabstesel gedichte gewaltiglich zu bodem.

IIII. Pabstische Irthumb im vierdten Heuptpunct.
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Von der Sünde.
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DIe Papisten reden gemeiniglich(1.) von der Sünde also / das sie vorgeben / Sünde sey nur ein wort oder eine that / oder ein begird so wider Gottes Gesetz geschehe. Item / Die Sünde sey nur ein wille im Menschen zubehalten oder zu vberkommen / das jenige was die gerechtigkeit verboten hat. Petrus Lomb. lib. 2. dist. 35. Halten die Papisten diß gleich für(2.)
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eine vnfeilbare Regel: da sie sprechen / Das sey keine Sünde / do der wille des menschen nicht dazu komme. Andradius lib. 3. Also gantz vnd gar geschicht alle Sünde mit bewilligung / das auch diß keines weges Sünde ist / da der wille des menschen nicht zukommet. Vnd ferner am selben ort: Dann also gantz vnd gar muß jn vnd bey der Sünde der wille sein / wo sie Sünde sein vnd heissen soll / das Sünde vnd wille ein ding werde / vnd das eines jedern Sünde grösser vnd schwerer nicht sey / dann so hoch vnd tieff er in dieselbige gutwillig gewilliget hat. (3.) Wollen die Papisten erstreiten / Das diß nicht alles warhafftige rechtschaffene Sünde sein sollen / die das Gesetz Sünde heisset / vnd wider das Gesetze streiten / Dann die erste bewegung der lüste / oder so sich die böse lüste zum ersten im Menschen regen / das sey warhafftig keine Sünde / wofern nicht die bewilligung des mensche̅ darzu kome. Col. Cens. Pag. 46. & 54. Sprechen die Colnischen Papiste̅. Diß sey eine offentliche Ketzerey / wo
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jemandts dafür halte / das ohne sünde nicht zugehe / wo sich / auch baldt im anfang / die lust in vns reget / Ob solchs gleich one vnser gedancken vnd bewilligung geschehe. So auch der Römische Catechismus praecep. 9. Nicht die lust oder begirde selbs / sondern das man die böse lust ins werck kom̅en lest / ist sünde / vnd wirdt vnter die schwersten Sünde gerechnet. Wo nemblich das Hertz in solche böse lust vnd begirden bewilliget. Disputiret Andradius lib. 3. sehr(4.) weitleufftig: Das nichts könne Sünde sein noch heissen / dann was die Leute thun vnd außrichte̅ / so öffentlich wider Gottes gesetz sey: Oder wenn sie jr notwendig ampt vnd beruff lassen anstehe̅. Imgleichen spricht er / das niemand(5.) keine Sünde schaden bringe / als die / so er selbst begangen / lib. 3. Geben die Papisten vor / das auch(6.) die werck der vngleubigen / vn̅ die nicht widergebore̅ sind / ob sie gleich auß dem Glauben nicht herkomen / dennoch alle miteinander nicht Sünde sein. Andr. lib. 3. Wiewol wir aber nicht in abrede stehe̅ / das die jenige̅ so vo̅ Gott de̅ herrn
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durchaus nichts wissen / Götlicher hülff vnd sonderlicher gnade bedürffen / damit sie etwas thun wircken / das vnstreflich sey: So halten wirs aber doch auch mit nichten dafür / das derselben alle jhr thun vnd wercke / so sie mit wolbedachtem Rath vnd willen gethan / Sünde sein sollen. Also prüllet auch das Trentische Conciliabulum einher. Sess. 6. Cap. 7. So jemandt sagt / das alle Werck / so da geschehen / ehe der Mensch gerecht worden / sie sein wie sie wollen / eigentlich vnd warhafftig Sünde sein / oder Gottes zorn verdienen / der sey verflucht.

Von der Erbsünde.
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(7.) SAgen die Papisten / das man in der Christlichen Kirchen nicht gewis wisse / was warhafftig die Erbsünde sey / dan̅ so schreibet Andradius lib. 3. Es bemühen sich viel vortreflicher Theologen in erklerung der Erbsünde / vnd das Tridentische Concilium an dem ort da es sagen wil / was die Erbsünde sey. Nemlich /
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das sie sey eines jeden eigene Sünde. So verschweigt es doch vorsetzlich / was sie vornemlich vnd eigentlich sey / wie zuuorn viel andere mehr gethan haben. Welche in dem sie nichts gewisses außdrücklich haben setzen noch schliessen wollen / von der Erbsünde / was die sey / haben sie es einem jedern frey gestellet / dauon zuhalten vnd gleuben was er wil. Das die Erbsünde die aller geringste(8.) Sünde sey / vnd weit geringer / als die aller geringste. Ruardus Tapperus de peccat. orig: Dessen wil Andradius vrsach anzeigen / lib. 3. Dieweil nemlich in vnd bey der Erbsünde keine bewilligung gefunde̅ werde / oder das kein Mensch jemals in die Erbsünde gewilliget habe. Leren die Papistischen scribenten,(9.) die Erbsünde sey alleine Adams vbertrettung / dadurch er Gottes Gebott im Paradis jhme gegeben / vberschritten. Vnd solches vngehorsams halben / dörffte niemandts vnter seinen Nachkomen / weder schuldt noch straff trage̅. Ambrosius Catharinus, Albertus
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phigius, besihe auch Ruard. Tappe: (10.) Etliche aber vnter den Pabstlern leren / die Erbsünde sey allein die straff / die wir tragen müssen wegen Adams Sünde vnd Missethat / vnd nicht die schuldt selbst / Derwegen auch in den newgebornen Kindtlein nichts gefunden werde / das eigentlich vnd warhafftig Sünde sein vnd heissen könne / vnd darüber Gott billich zürne. Durand. Item / Ruard. Tapp de pec. orig. (11.) Abermal sagen sie offentlich vnuerholen / die Erbsünde sey eigentlich keine Sünde. Ruard: Tapp: de pec ori: (12.) Leren die Papisten ferner / die begirde oder lust sey auch gewesen im stande der vnschult vor dem falle / Sie sey aber durch die Erbgerechtigkeit zu rücke gehalten worden. Catech: Rom. pag. 848. Dan̅ nach dem der erste Mensch auff einmahl die Erbgerechtigkeit / dadurch er die begird vnd lust / als mit einem Zaum regiren vnd zu rück halten köndte / verlore̅ hat / als kan er nun jrer hinfurt durch alle seine vernunfft vnd kreffte / nicht wider mechtig werden / noch vber sie herrschen / damit sie das nicht suchen noch begeren dörffte / das
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auch der vernunfft selbst zuwider ist. Leren die Papisten / das die so allein(13.) mit der Erbsünde befleckt sein / keine empfindtliche straffe leide̅ dörffen. Besihe Thom: vo̅ Aq: 4. d. 16. q. 1. art: 2. Die Erbsünde könne auff vns vmb(14.) keiner Person schuld willen gelegt werden. And. lib. 3. Es ist noch eine art der sünde verhande̅ / die man mehr der natur als den Personen zueigen muß / vnd dieweil dieselbige von der Natur notwendig auff vns bracht wirdt / vnd keiner sündtlichen Person halben vns auffgelegt wird / heist sie billich darumb die Erbsünde. Die lust oder begird sey durchaus keine(15.) sünde / sondern gleich wie der Sonnen lauff natürlich sey / also sey dem menschen auch die lust vnd begirde eingenaturt. Frantz ein Mönch zu Cöln. Die böse lust sey vor der Tauff geweseu(16.) zu gleich die schuldt vnd straff der Sünden. Nach der Tauffe aber sey sie nur alleine zur straff worden. Petrus Long. li. 2. dist. 32. Das alles was an(17.) vns sünde sey vn̅ heisse / durch die krafft vnd wirckung der H. Tauff gentzlich
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hinweg genommen werde: Das auch die lust vnd begirde dadurch dermassen getilget werde / das sie nichts mehr sey noch jemandts zugerechnet werde. Das Concilium zu Trendt / Sess. 5. Cap. 5. spricht: So jemandt sagt / das durch die gnad vnsers Herrn Ihesu Christi nicht alles hinweg genomen werde / das an vns eigentliche Sünde ist vnd heisset / Sondern das solchs nur abgekratzt oder nicht zugerechnet werde / der sey verflucht. Andradius lib. 3. Dieweil vns aber durch das heilsame Bad / die Gerechtigkeit wider gegeben wirdt / so ist zu gleich alles mit einander an vns abgethan vnd abgekratzt / was Sünde ist / vnd bleiben nur etliche stiffte der lüste vnd begirde vbrig / die vns stechen vnd quelen / vnd vns vnsers Elendes erinnern. Wan̅ aber der Brunquel aller Sünden verstopfft ist / so ist man aller Sünde̅ ledig vnd frey / Derwegen die lüst vnd begirde / so nach der Tauffe vbrig ist / fur keine Sünde noch schande zuachten. Vnd eben am selben ort / das ist der jenige̅ / so den rechtschaffenen waren Glauben haben / feste vnd
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bestendige meinung / das durch Krafft der Tauffe / die Sünde nicht nur allein abgekratzet / sondern von grundt auß mit Wurtzel vnd allem außgetilget werde. Das man der Erbsünde halben(18.) nicht dörff Busse thun. Andradius lib. 3. Dieweil sich die Artzeney zu der Kranckheit schicken vnd reimen soll / die Busse aber anders nicht / als mit freiem willen vnd eigner that angefangen vnd volbracht werden muß / als wirdt sie warlich eine bequeme vud nötige Artzney sein / für solche Sünde allein / die einer gutwillig vnd mit der that selbst hat begange̅: Die Erbsünde aber / weil sie kein Mensch mit seinem selbst willen gethan / sondern Adam allein mutwillig außgerichtet / wie wir erweiset haben / wirdt keine Artzney besser dienen noch nötiger sein / als die mit eines frembden bewilligung angewendet vnd gegeben wirdt / wie da ist die Tauffe / so die jungen Kinder von der Erbsünde erlöset. Die Busse aber so notwendig erfordert vnd haben wil / das sie ein jeder vor sich selbst thu / ob man sie
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gleich wider die Erbsünde brauchen köndte / So erkennet vn̅ vorstehet doch der jenige die art vnd eigenschafft der Erbsünde nicht recht / der es dafür helt / das die Busse dißfals von nöten sey. Hie sihestu Gottseliger Leser / wie die Papisten die lehr der Christlichen Kirchen von der Erbsünd nicht allein verkleinern / sondern auch gantz vnd gar auffheben. (19.) Andradius darff sich auch wal ferner vernemen lassen / das durch die Tauffe nicht allein die schuldt / sondern auch der Sünden schande von der argen lust hinweg genomen werde / lib. 3. besihe seine wort / der Sünden schande wird so gar hingenommen / abgethan / vnd so gantz vertilget / das man auch die arge lüst vnd begirde im geringsten nicht mehr kan noch darff eigentlich Sünde heissen.

Von wircklichen sünden.
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(20.) SAgen die Papisten / das vnter den wircklichen Sünden / etliche so gar leichte vnd geringe Sünde sein / in die wir nemblich teg
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lich fallen vnd gerathen / das sie vns vor Gott nicht nachteilig sein / oder seine vnhuldt verdienen. Colo niensis Cens: Pag. 149. Darzu sollen sie nichts hindern an dem / das man derentwegen Gottes Gesetz nicht völlig vnd gentzlich solte erfüllen können / das auch vnter solchen Sünden / die jenigen / so man nennet Venialia, oder schwacheiten / wol sein vnd ???n können / bey vnd neben der L???e / die das Schiff sein soll / so vns durch das Meer der Welt zum Himel füre: Scotus 4. d. 17. art. Andradius lib. 5. Darumb wir auch anders nicht bekennen noch sagen können / dan̅ das die Sünde / darin auch teglich alle heilige fallen / der Gerechtigkeit im geringsten nicht schaden / vnd derwegen den gantzen vnd völligen gehorsam des Gesetzes niergendts womit verhindern. Das die Todtsünden mit der Hellen(21.) gestrafft / die wircklichen schwachheiten vnd gebrechen aber nur im Fegfewer gebüsset werden. Thomas 4. d. 21. q. a. 3.
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(22.) Das dieselben teglicher schwacheiten vnd gebrechen / solche wirdigkeit an sich haben / das sie vns von Gott möge̅ vergeben werden: Vnd solche Sünde könne vnd möge vns Gott der HErr gar leichtlich verzeihen vnd vergeben. Andradius lib. 3. Welche Sünde nun der art nicht sein / das sie vns von Gott gentzlich absonder / noch die lie??? ??? tilgen / die ???dt der verzeihung wirdig / das ist / das sie mit solcher straff heimgesucht werden / die mit der zeit jhre endtschafft haben. Vnd am selben ort spricht er. Es ist leicht zuuerstehen vnd zubehalten / das die tegliche̅ gemeinen schwacheiten / solche Sünde sein / die Gott der Herr leichtlich vergeben kan / vnd die so sehr wider gerechtigkeit nicht streiten / das sie nicht beyde zu gleich (Sünde vnd Gerechtigkeit) wol beynander sein vnd stehen köndten. (23.) Das die Sünde / so man nennet Peccata Venialia, so leicht vnd geringe sein / also das nicht von nöten dauor Busse zuwircken / sondern man möge jr wol durchs Weihe wasser loß wer
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den. Thomas Aquin. Bonaven. Andr. lib. 3. Wollen die Papisten erstreiten / das(24) der vnterscheidt zwischen der Todtsünde vnd teglichen schwacheiten vnd gebrechen der heiligen / nicht in dem stehe / das die schwacheiten der heiligen zugedeckt vnd vergeben / die Todsünde aber der ewigen Verdamnis schüldig sindt. Sondern der vnterscheidt stehe in natura & actione peccatorum in der eigenschafft vnd volbringung der Sünden / der gestalt / das die Todtsünden so geartet / das sie der Gerechtigkeit / der Liebe / vnd dem Gesetz Gottes widerstreben / vnd dadurch die ewige verdamnis verdienen: Die vergebenen vnd zugedeckten schwacheiten aber / streiten nicht wider die Liebe / noch die gerechtigkeit / noch das Gesetz Gottes / verdiene̅ auch nicht den Todt noch Gottes zorn / sondern sindt wirdig / das sie vns von Gott vergeben werden. Andradius lib. 3. Pag. 300. Sagen sie / der begehe eine Todsünde / so des H. Vaters des Papsts vnd(25.) der Praelaten auffsetze vnd Nebenlehr
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nicht anneme vnd halte. Andradius lib. 5. Der hat nicht geringere vnthat begangen / der die Kirchensatzung vbertrit / als wenn Christus der Herr durch seinen Mundt die selbige geredt / vnd ferner hette Predigen lassen. (26.) Das die Jungfraw Maria one Erbsünde empfangen vnd geborn. Scotus Concil. Basil. sess. 36. Wir schliessen vnd sagen / das die Lehr / so da vorgibt / das die hochgelobte Jungfraw Maria / durch sonderliche gnade vnd vorhergehende wirckung Gottes des Herrn / niemals mit der that / der Erbsünde vntrrworffen gewesen / sondern sey alzeit vnschuldig so wol an der Erbsünde / als an wircklichen Sünden / auch heilig vnd vnbefleckt gewesen vn̅ geblieben / das diese Lehr Gottselig sey / vnd mit dem Gottesdienst / glauben vnd bekentnis der Catholische̅ Kirchen / auch mit dem rechten verstandt der heiligen Schrifft vbereinstim̅e / vnd von allen Tatholischen solle gebillichet / angenomen vnd behalten werden / vnd hinfüro niemandts erlaubt sein / dawider zu leren oder zu Predigen.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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SIntemal die Papisten viel vnd mancherley Irrthumb haben von der sünde / vn̅ dieselben sich sehr weit erstrecken / Bedürfft es wol / einer weitleufftigen widerlegung. Wir wollen aber bey vnserm vornemen bleiben / vnd dem Leser vor augen stellen / die schedtliche Gifft der Römische̅ Synagoga. Die sterckeste Artzney aber / damit sich ein Christ wider solche Gifft verwaren kan / auß heiliger Göttlicher Schrifft / sind folgende Sprüche vnd jres gleichen. 1. Joh. 3. Die Sünde ist das vnrecht / Oder Sünde ist alles so wider Gottes gesetz ist. Item / Rom. 7. Ich wuste nichts von der lust / wo das Gesetz nicht hette gesagt. Laß dich nicht gelüsten. Ro. 14. Was nicht auß dem Glauben gehet / das ist Sünde. Ro. 5. Denn gleich wie durch einen menschen die sünde ist komen in die welt / vnd der Todt durch die sünde / vnd ist also der Tod zu allen mensche̅ durchgedrunge̅ / dieweil sie alle gesündigt haben. Vnd abermal durch eines mensche̅ vngehorsam / sind viel sünde worde̅. Ro. 7.
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So ich aber das thu / das ich nicht will / so willige ich / das das Gesetz gut sey. So thu ich nu dasselbige nicht / sondern die Sünde / die in mir wohnet. Ephes. 2. Wir waren alle mit einander kinder des zorns von Natur / gleich wie auch die andern. Wer diese vnd dergleichen gewaltige vnd mechtige Sprüche des Göttlichen worts fleissig erwegt / dem wird nicht schwer werden / alle Irrhumb der Papisten von der Sünde gewaltig zuwiderlegen.

V. Pabstische Irthumb / im Fünfften Heuptpunct.
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Von menschlichen Krefften / Oder vom Freyen willen.
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(1.) VOn des menschen vermögen / vnd seinen natürlichen Krefften / lehren die Papisten / das
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dre Freywille sey ein vermügen / der vernunfft vnd des willens / dadurch der Mensch mit beystandt Götlicher hülff vnd gnaden / das gute könne erwelen / Oder zum bösen schreiten / wo fern jm Gott mit seiner Gnad nicht beystehet. Oder sey ein vormögen im menschen / dadurch er sich zur Gnad schicken könne. Petrus Lomb. lib. 2. dist. 24. Das der Freye wille in Geistlichen(2.) sachen nicht gentzlich durch die Sünde außgeleschet noch vertilget sey / sondern nur allein geschwecht vn̅ zerschlagen. Trident. Concil. sess. 6. cap. 1. Wiewol im Menschen der Freye will mit nichten gar außgeleschet / Ob er schon zerschlagen vnd sehr geschwecht worden. Vnd abermahl / im 5. Capit: So jemandt sagt / das der Freye wille des menschen nach dem fall Adae gantz vnd gar verlorn vnd außgetilget sey / Oder nur ein blosser Tittel sey / do nichts darhinder: Vnd das es letzlich ein Getichte sey vom Sathan in die Kirche eingefüret / der sey verflucht. Das der Mensch anß seinen lauter(3.) natürlichen krefften / Gott den Herrn
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vber alle ding lieben könne. Gabriel Biel. 3. sent distin. 27. (4.) Das ein Mensch / do er gleich in Todtsünden lebt / dennoch Gott den Herrn fürchten / lieben / an Christum gleuben vnd bekennen könne / so viel die that selbst anlange. Ruardus Tapperus de lib. arb. spricht. Wann man frage / was der Mensch zuthun vermöge / bey vnd an Gottes Gesetz / So erstrecke sich die Antwort auff alle befehl Göttlicher tugenden. Also das auch der Mensch auß natürlichen krefften an Gott gleuben / den lieben / auff denselben hoffen / Christum bekennen könne / vnd solche stücke / so viel die werck anlangt / alle thun vnd erfüllen möge. Pagina 291. (5.) Das die Heyden / die erkentnis so zur Seligkeit von nöten / vnd gnugsam sey / auß der Philosophia vberkommen / vnd an Gott haben gleuben können. Andradius lib. 3. Pag. 292. Was soll vns im wege stehen / spricht er / das wirs dafür nicht halten sollen / das in den alten zeiten der Welt zuuor
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vnd ehe vnser HErr Gott seine gute so reichlich vnd vberflüssig außgegossen / gleichwol die erkentnis bey den leuten gewesen / dazu sie wol haben können kommen / wie man nemlich möge Selig werden? Vnd ferner spricht er: Es ist diß mein bekentnis / das zwar zu allen zeiten die erkentnis Christi zur seligkeit von nöten gewesen / wiewol dieselbige dunckel vnd verborgen gewesen. Wer da aber mit fleis bedencket Gottes gnedige vorsorge / vnd wie vleissig er der Menschen sache jhme lasse angelegen sein / der wirdt daraus gnugsam abnemen können / das die erlösung des menschlichen Geschlechts / so durch Ihesum Christum geschehen solte in der Göttlichen vätterliche̅ vorsorge heimlich verdeckt vnd verborgen gewesen. Derhalben die jenigen so gewust vnd verstanden / auch in der that erfahren / wie vnser HERR GOtt vor die Menschen sorge trage / haben zu gleich wol vnd gnugsam verstanden / das es vnser HErr GOtt
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an nichts werde mangeln lassen / damit alle leute ewig selig würden. Darumb man nicht sagen soll / das (N B.) die Menschen in alten zeiten von Ihesu Christo dem Gecreutzigten nichts gewust haben. Vnd baldt darauff verteidiget er das Clemens sagt: Christus sey dem Heyden Socrati so gantz vnd gar nicht vnbekant gewesen / pag. 295. (6.) Das Gott vnd der Teuffel gleiche freyheit haben / vnd von der notwendigkeit gefreyet sein sollen / so wol der Schöpffer als die Creaturen / Engel vnd Menschen / gute vnd böse: Vnd das die freyheit von der vernünfftigen Natur nicht möge gesondert werden. Tapperus de lib. arbitrio pag. 286. So ist nu auß dem / was gesagt ist / klar vnd offenbar / das die freyheit / dadurch wir auß vns selber das vermügen haben / in das jenige / so vns vorstehet / zu bewilligen oder nicht zubewilligen / den menschen eingenaturt sey / vnd allezeit bey der vernünfftigen Natur gefunden werde / als bey Gott / in den Engeln / so wol den guten als den bösen: In allen menschen / auch in den verdampten /
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vnd lasse sich solche Freyheit von der vernünfftigen Natur nicht scheiden / wiewol dieselbige an jhrem gebrauch / durch des leibes vngeschickligkeit in den menschen kan verhindert werden. Dan̅ S. Bernhardus spricht / das die Freyheit oder befreyung von der notwendigkeit zugleich gehöre Gott de̅ Herrn vnd allen vernünfftigen Creaturen / so wol guten als bösen. Vnd solche Freyheit werde nicht gemindert oder geringert durch einige Sünde / Jam̅er vnd Elend / vnd sey nicht grösser in einem gerechten vnd frommen / als in einem vngerechten vnd sunder / auch nicht volkömlicher in einem Engel als in einem menschen. Darumb bleibet die Freyheit des willens auch / da schon das gemüt gefangen ligt / so volkom̅en in den bösen als in den frommen. Ob es gleich mit frommen alles richtiger zugehet. Vnd ist also die Freyheit nach jhrer maß so gantz in dem geschöpffe / als in dem Schöpffer / wiewol sie in dem Schöpffer mechtiger ist. Item / Magister sententiarum(7.) lib. 2. dist. 25. Der wille des mensche̅
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ist von der notwendigkeit gefreyet / so wol vor als nach der Sünde. Also das der Mensch allein auß natürlichen krefften ohne hülffe vnd Gnade des heiligen Geistes / vnserm Herrn Gott wolgefellige wercke leisten kan. Andradius lib. 3. Pag. 280. Vnd wiewol es so gar vnmüglich ist / one Glauben Gott gefallen / dermassen / das der Mensch Himlische vnd ewige Güter ohn denselbigen nicht erlangen noch vberkomen möge. Soll mans doch nicht dafür achten / das vnserm Herrn Gott darumb alle werck / da kein Glaube bey ist / dermassen mißfallen / das sie vor eytel Sünde / vnd der ewigen Hellischen Pein vnd Qual wirdig solten gehalten werden. (8.) Das diß theil der vernünfftigen Seclen / so die Griechen synteresin nennen / sey eine naturliche Krafft vnd neigung im willen des Menschen / dadurch er sich möge hüten für schuldt vnd pein / vnd dagegen nach dem ewigen Lebe̅ trachten. Compend. Theolog. lib. 2.
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Das diese Synteresis auch in den(9.) Teuffeln nicht gentzlich außgelescht sey. Compend. Theolog. lib. 2. Das die natürlichen gaben im menschen(10.) sindt volkommen blieben. Thomas Aquin Prima secundae q. 85. Die natürlichen gaben sindt nach der vbertrettung auch in Teuffeln volkomen blieben. Gabriel Biel. Die Sünde hat die natürlichen Gaben nicht verwandelt / ob sie schon die gnaden Geschenck / hinweg genommen. Das das menschliche Gemüt viel(11.) dings von sich selbst verstehe / was zu erkentnis der Himlischen vnd Göttlichen sachen dienet. Catechis. Rom. Eine solche gelegenheit hat es mtt des Menschen gemüt vnd verstande / das / wiewol es viel ding / so da zu erkentnis der Göttlichen sachen gehören / von sich selbst mit grosser mühe vnd fleis erforschet vnd erkandt hat / das es dennoch das gröste theil / derer ding / so zur Ewigen Seligkeit dienen / durch das Liecht der Natur niemals hat erkennen mögen.
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(12.) Leren die Papiste̅ / das ein Mensch / der in Todtsünden ligt / könne die hindernis an seiner Seligkeit / das ist die Todtsünde von sich ablegen / denn er könne ablassen von bewilligung der Sünden / Ja er könne die Sünde hassen / vnd in die Sünde nicht bewillige̅. Gabriel Biel. lib. 2. d. 27. dub. 4. (13.) Das der Mensch nach dem fall / noch das rechtschaffene Liecht der vernunfft habe. Vnd haben die Papisten solche rede vom Aristotele entlehnet vnd geborget / der da spricht. Ratio tendit ad optima. Die vernunfft des menschen strebet allweg nach dem besten. (14.) Leren die Papisten / wan̅ den Mensche thue / so viel an jme vnd in seinem vermügen sey / so müsse vnser Herr Gott von notwegen / seine Gnad vber jhn außgiessen. Gab. Biel. lib. 2. d. 27. dub. 4. (15.) Sagen die Papisten / das nur die nidrigsten kreffte des menschen verdorben / vnd von den lüsten vnd bösen begirden / nu mehr verleitet werden.
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Geben sie vor / das ein Mensch / ob(16.) er gleich in Todtsünden ligt / dennoch de Congruo, das ist mit seinen wercken / so er vor seiner bekerung thut / verdienen könne / das vnser Herr Gott seine Gnad vber jhn außgiesse / vnd das nennen sie gratiam gratis datam. Ein lauter gnaden Geschenck. Eccius de lib. arbit. fol. 281. Den anfang vnser Seligkeit / haben wir auß lauter Barmhertzigkeit Gottes. Sihe die erste Stuffe legt Gott alleine: Das wir vns aber ferner erleuchten vnd heilige̅ lassen / das stehet in vnser macht vnd wilköre. Sihe da hastu die ander stuffe / die dem Freyen willen zugehöret / oder die der Freye wille legen muß / vnd hieher findet sich das meritum congrui. Das der Mensch vber den vnser(17.) Herr Gott auß Barmhertzigkeit seine Gnade außgegossen / oder der empfangen hat primam gratiam, wie sie es nennen / der könne vnd möge nun de condigno, Das ist durch seine werck die er selbst thut nach der empfangenen gnad / gratiam gratum
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facientem, eine gnade die jn in Gottes hulde bringe / vnd zum Ewigen leben befördere / erwerben vn̅ verdienen. Gabriel Biel. lib. 2. dist: 27. q. 1. Die Seele so nun durch Gott anfenglich informiret vnd zubereitet ist / kan vnd mag nun durch jhr thun / so zu gleich auß dem willen vnd der empfangenen gnade herfleust / de condigno, auß eigener wirdigkeit / die belohnung der Ewigen seligkeit verdienen. (18.) Das sich der anfang des Glaubens / in vns selber anheben vnd finden müsse. Gabriel Biel lib. 2. dist: 27. Das der Mensch nun mehr nach der erst empfangenen Gnad bey Gott dem Herrn etwas verdienen kan. So hat solche that an vnd auß sich selbst / vnd das sie sich nach Gottes Geboten richten vnd schicken mag / jhren vrsprung zu förderst von des Menschen willen / als von der Heupt vrsache. Nachmals von der gnad / als von einer vrsachen / die nicht so viel wircke. (19.) Ob der Mensch glauben wolle /
|| [ID00143]
oder nicht / das stehe in seiner macht vnd gewalt. Tapperus de lib: arbitrio: Es stehet zwar in des Menschen gewalt / das er seinen willen zur besserung schicke vnd lencke / dieselbige macht aber hat der Mensche nicht / wo sie jhme von Gott nicht gegeben wird / pag. 288. Item pag. 294. Das der Newgeborne Mensch das(20.) gantze Gesetz Gottes erfüllen könne. Dann also brüllet das Tridentische Concilium, Sess: 6. Cap. 18. So jemandt sagt / das die Gebot Gottes dem menschen / der nu gerecht worden / vnd vnter der gnaden ist / zuhalten vnmüglich / der sey verflucht. Das die Freyheit des menschlichen(21.) willens / wircke vnd schaffe / das sich der wille zur gnade schicke. Andradius Lib. 4. pag. 359. & 363. Daher mag man schliessen / das die Freyheit / die der Mensch hat / von Gott dem Herren selbst bekrefftiget / eine wirckliche vrsach sey / dadurch sich des Menschen wille zur gnade finden vnd schicken kan.
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(22.) Das der Mensch mehr thun vnd leisten könne / als Gottes Gesetz von vns fordere. Petrus Asotus in Adsertione Catholica de lege. Was aber / spricht er / den gebrauch eusserlicher ding anlangt / ist diß der rechte warhafftige Glaube / nach der Prophetischen vnd Apostolischen Lehre / das etliche Gebot vnd Verbot da stehen: Wer denen nicht gehorchet / der begehet Sünde. Etliche ding aber werden nur rahts oder gutdünckens weise vorgelegt / das wer da selbs nicht gehorsam leistet / thut doch keine Sünde / sondern stifftet alleine weniger guts als er wol köndte. Do er aber dißfals die Consilia anlangende gehorsam ist / wirdt er angenemer / Vnd thut dadurch noch wett mehr vber das / so er not wegen zuthun schuldig ist. (23.) Sagt Eccius, Das der Mensch biß ans ende verharre / vnd bestendig bleibe / solchs stehe zu gleich / bey der gnade Gottes / vnd bey dem Freyen willen in Enchir: de lib. arb.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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DAS Schwerdt Göttliches wort schlegt auff einen streich alle diese Vngeheure / vnuerschembte vnd freuele / Irrthumb vnd Getichte der Papisten / vber eine̅ hauffen zu bodem. Denn S. Paulus spricht / 1. Corinth. 2. Der natürliche Mensch vernimbt nichts vom Geist Gottes / Es ist jhm eine torheit / vnd kan es nicht erkennen / denn es muß Geistlich gerichtet sein. Item / Roma. Cap. 8. Fleischlich gesinnet sein / ist eine feindtschafft wider Gott. Sintemahl es dem Gesetz Gottes nicht vnterthan ist / denn es vermag es auch nicht: Die aber fleischlich sindt / mügen Gotte nicht gefallen. Vnd der HErr Christus spricht / Johan. 3. Es sey denn das jemandt wider vo̅ newen geboren werde / so kan er das reich Gottes nicht sehen / vnd Johan. 6. Es kan niemandt zu mir kommen / es sey dann das jhn der Vater zihe / der mich gesandt hat. Item alles was mir mein
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Vater gibt / das kompt zu mir / vnd wer zu mir kompt / den werde ich nicht hinauß stossen. Item / Warlich / warlich / Ich sage euch / werdet jhr nicht Essen das fleisch des menschen Sohns / vnd trincken sein Blut / so habt jr kein leben in euch. Vn̅ Paulus Eph. 2. Aber Gott da reich ist vo̅ barmhertzigkeit / durch seine grosse liebe / damit er vns geliebet hat / da wir todt waren in den sünden / hat er vns sampt Christo lebendig gemacht. Vnd Rom 9. so ligt es nu nicht an jemandes wolle̅ oder lauffen / Sondern an Gottes erbarmen. Vnd Joh. Cap. 1. Er hat macht gegeben Kinder Gottes zu werden / die an seinen Namen gleuben / Welche nicht von dem geblüt / noch von dem willen des Fleisches / noch von dem willen eines Mannes / sondern von Gott geboren sind. Vnd Joh 3. Was vom fleich geboren wird / das ist fleisch. Diese herrliche Sprüche auß Gottes wort / zeigen viel ein anders von menschlichen vermügen vnd krefften in Gottes sachen / als die Papisten danon tichten / Nemblich das der Mensch
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durchauß keinen Freyen willen habe / in den dingen / so da dienen sollen / die Seligkeit zu erlangen. Sintemahl der Mensch in Sünden gefangen ligt / ist des Sathans eigenthumb / ein feindt Gottes / vnd gantz Todt in Sünden. Derwegen man den willen des Menschen viel mehr ein Knechtischen / als einen Freyen willen nennen solte. Wo man aber auß Gottes wort offentlich erweiset vnd darthut / das der Freye wille zu Göttlichen vnd Geistlichen sachen gantz vnd gar verloschen / So müssen die andern Irrthumb des Papsts in diesem Heuptpunct / die sie mit volle̅ munde gantz vnuerschambt / von dem vermeinten Freyen willen außruffen / von sich selber nidder vnd zu boden fallen.
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VI. Päbstische Irthumb / im Sechsten Heuptpunet.
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Vom Euangelio / vnd von der Rechtfertigung des Menschen für Gott.
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SIntemahl die Papisten fast alle Artickel der Christlichen lehr verkeren vnd verfelschen / vnd mit greulichen Irrthumen beflecken vnd besudeln. So hangen sie warlich vor allen andern diesem Artickel / darin vnser Heil vnd Seligkeit stehet / vnd der der Heuptgrundt ist vnser Religion / auß lauter freuel vnd mutwil / so einen greulichen argen Schandtfleck an / Also das sie den geengsten vn̅ gequelten Hertzen vnd Gewissen auff einmahl / allen jhren trost / den sie auff Erden haben sollen / hinweg reissen / vnd den Weg zum Ewigen leben / alle̅
|| [ID00149]
menschen versperren. Derwegen auff solche Irthumb mit grossem vleis acht zuhaben / damit man sich dauor zuhüten wisse. Denn Erstlich tichten die Papisten(1.) das Euangelion vnsers Herrn Ihesu Christi / von vergebung der Sünden / sey eine newe gesetz Lehre / welche gar Newe / vnd viel höhere vnd volkommenere Gebot in sich habe / vnd begreiffe / als das gesetz Moisis. Dann so sagt Petrus Asotus adsert: Catholica de Euangelio. Es gleubt die Catholische Kirche / das Christus der Herr ein Newgesetz gegeben / vnd ein New Testament gestifftet habe. Ein gesetz / sage ich / des Geists / der da lebendig machet / welches weit vnterschieden ist vom alten Gesetz / das da tödtet / auch ein ewiges Testament in seinem Blut / welches gar ein anders ist / als das alte Testament / welches zur dinstbarkeit gebiret. Vnd baldt darnach diß Gesetz vnd Testament / so gar new ist / begreiffet in sich gar andere Gebot vnd andere Sacrament / weit anders als die im alten Gesetz vnd Testament waren /
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durch welche ding gar ein New volck / in die newe vnd Himlische Policey versamlet wirdt. (2.) Wollen die Papisten haben / das das wörtlein Gnade / im Artickel von der Rechtfertigung des armen Sünders / hicht heisse noch bedeute Gottes hulde vnd Barmhertzigkeit / dadurch er vns lauter vmb sonst die sünde vergibt Sondern solle sein vnd heissen die geschenckte liebe durch den H. Geist in vnser Hertzen außgegossen. Tridentinum Concil: sess: 6. Cap. 11. So jemandt sagt / das die Gnade / dadurch wir Gerecht vnd Selig werden / sey allein Gottes hulde / der sey verflucht. Eccius in Enchiridio de libe: arbitrio. Zum dritten / sagen die Schullerer / das diß nicht allein verstanden werde von der Gnaden / die da ist vnd heist die Liebe / so vns Gott gefellig vnd angenem mache / Sondern auch von der gnedigen bewegung des lieben Gottes in den Hertzen der Menschen / so vor jener Gnade vorhergehet / dadurch
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Gott den Menschen eingibt / sie auch reitzet vnd treibet / das sie sich des guten befleissigen. Catechis: Rom: de Baptis: Pag: 301. Es ist aber die gnade / wie das Tridentische Concilium decerniret vnd beschlossen / vnd jederman bey dem Bann zu glauben aufferlegt hat / nicht allein dz / dadurch vns die Sünden vergeben werden / sondern auch eine Göttliche krafft (qualitas) in der Seelen hangende / vnd gleich wie ein Liecht vnd Glantz / so da die mackel vnd flecken vnser Seelen / gantz außtilget / vnd dieselbige schöner vnd herrlicher machet. Wollen die Papisten erhalten /(3.) das zweierley Gnade sey zur Rechtfertigung gehörig: Eine vorhergehende vn̅ eine nachfolge̅de. Die vorhergehende nennen sie / das der Mensch ohne seine Wirdigkeit vnd verdienst von Gott beruffen / auffgemuntert vnd gesterckt wirdt. Die nachfolgende gnade aber heissen sie die liebe / dadurch aller erst der Mensch gantz vnd gar gerecht werde.
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Triden: Concil: Sess: 8. Ca. 5. So erkleret sich das heilig Concilium ferner / das man den anfang der Rechtfertigung / in denen so nun zun verstendigen Jaren kommen / der vorhergehenden gnade Gottes durch Christum Jesum zuschreiben solle / das ist dem Beruff / dadurch sie ohn allen jhren verdienst beruffen werden / das gleich wie sie vorhin durch jre Sünde vnd missethat von Gott sich abgewendet / Also hinfort durch die gnade / dadurch er sie auffwecket vnd stercket / sich selber zu jhrer selbst rechtfertigung / bereiten vnd schicken / vnd derselben gnade freywillig gehorchen vnd folgen können. Also gibt auch Andradius für / lib. 6. pag. 495. Dann da vnsere Theologen / von denen die Cölnischen die heilsame vnd Gottselige lehre gelernet vnd gestudiret / die gnade vnterscheiden / in die vorhergehende oder zuuorkommende / vnd in die nachfolgende / vnd das die vorhergehende gnade nennen / dadurch Gott der Herr die Gottlosen zur Gerechtigkeit bereitet vnd zurüstet. Die nachfolgende aber heisse die gerechtig
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keit selbst / dadurch der Mensch im hertzen durchaus fromb vnd erleuchtet wirdt / vnd bey Gott in gnaden kompt / meinen vn̅ wollen sie gewis sagen / das solche gnade beyderseits von Gott herkomme / vnd allein vmb des verdinsts Christi willen an vns gewendet werde. Das das wörtlein Iustificare, Rechtfertigen / bey S. Paulo heisse die(4.) Gerechtigkeit eingiessen / Oder gerecht machen / wie man sonst saget: Mit(100.) fewer ein Wasser warm machen. Andradius lib. 6. Pag. 452. Derwegen wann die Cölnischen sagen wollen / das Rechtfertigen heisse die gerechtigkeit in den Menschen giessen / oder den Menschen gar gerecht durchaus machen / stimmen vnd reden sie so fern mit den Philosophis vberein / das man doch gleichwol nicht spüret / das sie von der H. Schrifft vnd den heiligen Vätern im geringsten abweichen. Beschreiben die Päbstler vnser gerechtigkeit(5.) / dadurch wir Gott wolgefellig werden / das sie sey eine gleicheit oder gleichförmigkeit vnsers willens
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vnd gemüts / die mit Gottes Gesetz gantz vnd gar vberein stimmen. Dann so setzt Andradius lib. 6. de Iustificatione Pag. 459. Die heilige Schrifft lehret vns / das die Gerechtigkeit sey eine bestendige gleicheit vnd richtigkeit des Gemüts vnd der vernunfft / so da alle jhre anschlege vnd thun nach Gottes willen / vnd gesetz richtet vnd schicket. Item Tapperus art. 8. de Iustificatione Pag. 16. darff sagen / das die Gerechtigkeit / dadurch wir gerecht werden / Das ist / darin vnser gerechtigkeit bestehet / sey eine jnnerliche krafft vnd geschickligkeit / in vns selbst / daher wir warhafftig gerecht heissen / vnd das solche jnnerliche geschickligkeit sey die warhafftige Gerechtigkeit. Gleich wie wir in der warheit vnd that weise vnd messig sein vnd heissen. Von der weißheit vnd messigkeit / so da natürlich in vns ist. (6.) Leugnen die Papisten / das der
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Mensch vmb sonst allein auß lauter gnaden / das ist / durch die vnuordiente Barmhertzigkeit Gottes für Gott dem Allmechtigen gerecht werde. Denn so flucht das Trentische Conciliabulum Sess: 6. Can. 11. Wer da sagt das die gnade / dadurch wir gerechtfertiget werden / sey allein Gottes hulde / der sey verflucht. VII. Leugnen sie / das der Mensch allein durch gnedige vergebung der Sünden vor Gott gerecht werde. Trident Concilium Sess: 6. Can: 11. Wer da sagt / das der Mensch gerechtfertiget werde / allein durch vergebung der Sünden / also / das die Liebe vnd die gnade so der heilige Geist in jhre Hertzen außgeust / nichts dabey thue / der sey verflucht. Andradius lib. 6. Pag. 447. spricht: Denn dieweil er Caluini Gottlose Fußstapffen folgen / vnd es dafür halten wil / das die Rechtfertigung alleine stehe in vergebung der Sünden / so kan vnd mag er nicht vnterlassen / der Cölnischen Theologen Lehre hefftig zuwidersprechen vnd zu schelten.
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VIII. Leugnen die Papisten / das der Mensch durch die zugerechnete gerechtigkeit vnd gehorsam Christi für Gott gerecht sey: Triden: Concil: Sess: 6. Can: 11. So jemandt sagt / das der Mensch gerecht werde / allein durch die zugerechnete gerechtigkeit Christi / vnd das die eingegossene gnade vnd liebe nicht darzu gehöre / der sey verflucht. Andradius lib. 6. Pag. 477. schilt die zugerechnete gerechtigkeit / für die vnsinnigste torheit auff Erden. Item Pag. 482. Es muß warlich vnser gerechtigkeit / nicht eine zugerechnete oder zugemessene / sondern eine warhafftige gerechtigkeit sein / so wir in vnd an vns selber haben / vnd domit vnser Hertz informiret ist. Item Pag. 483. sagt er. Dieweil aber vnser Herr Gott / seine gerechtigkeit vns nicht zurechnen / sondern warhafftig mittheilen: Vnd vns nicht alleine für gerecht schetzen vnd halten / sondern gerecht machen hat wöllen / So hat er mit so viel desto grössern wolthaten das menschliche geschlecht vberschüttet / so viel die warhafftige gerechtigkeit besser ist / als eine
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zugemessene oder zugerechnete / vnd so viel besser ist / warhafftig gerecht sein / als allein für gerecht vnd from gehalten werden / Also sagt auch Petrus Asotus in schol: de purgat: Das die Catholische Kirche mit der Lehre von der zugerechneten gerechtigkeit / durchauß nichts zuthun habe. Leugne̅ sie / das der gleubige mensch /(9.) durch die Barmhertzigkeit des Herrn Christi / warhafftig gerecht sey. Trid: Concil: Sess: 6. Cap. 10. So jemandt sagt / das die Menschen entweder ohn die gerechtigkeit Christi / dadurch er vns die gnad verdienet hat / oder durch dieselbe in der that (formaliter) gerecht werden / der sey verflucht. Verneinen sie gleichfals / das die(10.) Menschen allein durch den Glauben an Christum für Gott gerecht werden. Trid: Syn: sess. 6 Can. 9. Wer da sagt / das der Gottlose allein durch den Glauben gerecht werde / also das er verstehet vn̅ haben wil / das nichts weiters darzu gehöre / so da mithelffe vnd diene / die gnade der Rechtfertigung zu
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erlangen / vnd sey durchaus nicht nötig / das der Gottlose sich in seinem hertzen selber zur frommigkeit schicke vnd gefast mache / der sey verflucht. Tapperus art. 8. Pag. 66. In dem stück / spricht er / halten wirs mit vnsern Widersachern nicht / das sie allein dem Glauben / hindan gesetzt vnd außgeschlossen / die Busse vnd alle Werck der liebe / vnd andern Tugenden / den anfang mittel vnd ende / vnd demnach die gantze völlige gerechtigkeit zuschreiben. (11.) Daneben aber lehren sie / das der Mensche zwar durch den Glauben gerecht werde / aber allein was das belange das anheben vnd den anfang der gerechtmachung. Trident. Concil. Cap. 8. Wenn der Apostel Paulus spricht / das der Mensch durch den Glauben / vnd lauter auß gnaden gerecht werde / sollen die wort dahin verstanden werden / wie es die Catholische Kirche allzeit verstanden vnd sich erkleret / Das man nemlich darumb sage / wir werden durch den Glauben ge
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recht / dieweil der Glaub der anfang ist des menschen Seligkeit / auch der grundt vnd Wurtzel aller Gerechtmachung. Vn̅ darzu setzt Tapperus pag. 95. Darumb hebt sich zwar vnser Heil vnd Seligkeit an / auß dem Glauben durch die Busse / also das die gerechten darinnen als in eine̅ Liechte wandeln / vnd dieselbige mit guten wercken volbringen. Lehren die Papisten / das die Gerechtigkeit(12.) des glaubens durch die wercke der liebe erfüllet werde. Tapperus art. 8. Pag. 96. Dann also spricht er / wirdt die gerechtigkeit so auß dem glauben herkompt / durch die Wercke der liebe erfüllet. Lehren sie / Das die Gerechtigkeit(13.) so für Gott gilt / in zweyen dingen stehe. Nemlich in vergebung der Sünden / vnd in gehorsam gegen dem gesetz Gottes. Dann also sagt Andradius lib. 6. Pag. 402. Ich halte / man habe auß deme / was ich gesagt / klar gnug verstande̅ / das die vergebung der sünden nicht alle stück der gerechtigkeit
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in sich begreiffe / sondern dz nur das eine stück ist / der Rechtfertigung / so zwey theil in sich begreifft. Nemlich vergebung der Sünden / vnd gehorsam gegen dem gesetze. Item Pag. 467. Darumb dann der Newe bundt / welchen vnser Herrgott mit den Kindern Israel vnd Judae / durch das Blut Christi auffgerichtet. Darinne der gantze grundt vnd Inhalt vnser Seligkeit begriffen / in zweyen Stücken stehet. Wie Jeremias zeuget / Das Erste ist / das vnser Herr Gott allen jhre missethat hertzlich gerne vergeben wil: Das Ander aber / das er sein Göttliches gesetz in jhre Glider vnd Hertzen bilden vn̅ eindrücken wil. Das aber geschicht also: Wann Gott den Hertzen der Menschen seine liebe eingeusset. Andere aber zelen zweierley art der Rechtfertigung / Die erste vnd andere / wie Cens: Colon: steht Pag: 148. Was aber die vrsachen der Rechtfertigung anlangt / wann wir von der ersten reden wollen / ist dieselbe die / dadurch der Gottlose fromb vnd gerecht wirdt. Vnd balde darauff: Von der
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andern art der Rechtfertigung / ist kein zweiffel / das sie von Gott auß gnaden vns widerfare. Aber also das der glaub vnd die guten Wercke / so von der liebe herfliessen / nicht geringe beförderung vnd vorschub dabey thun. Lehren die Papisten / das secunda(14.) Iustificatio, Die andere art der gerechtmachung / welche da stehet in der eingegossenen liebe / vnd gehorsam des gesetzes. Eine grössere vnd volkommenere Gerechtigkeit / vnd endtlich das Ewige leben verdiene. Cens: Col: pag. 150 Dan̅ gleich wie der Mensch durch die Seele oder das gemüte / welches vnser Herr Gott anfenglich in vns geusset / allmehlich wechst vnd zu nimbt / vnd je lenger je grösser krefftiger vnd stercker wirdt / Also auch die erste gerechtigkeit / welche vns vnser Herr Gott in der Widergeburt also bald mit volkommener liebe hoffnung vnd glauben eingeusset / erzeiget bald jhre lebendige wirckung / vn̅ begabet vnsere Seele vnd gemüt / mit grössern gaben des Geistes vnd lebens. Ist nimmer still / sondern allezeit in steter arbeit / vnd
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strebet mit fleis / den Menschen je lenger je ferner in grössere Gerechtigkeit zubringen / vnd zubefördern / so lang bis die zeit kompt / das er auß diesem Leben / in ein viel bessers zuuerreisen / abgefordert wirdt. Trident: Concilium Sess. 6. Cap. 10. Also werden nun die jenigen so gerecht gemacht / Gottes freunde vnd Haußgenossen worden sindt / ernewret / das sie gehen vnd schreiten von einer Tugendt zur andern / vnd von tage zu tage frömmer werden / das ist / das sie die Glider jhres fleisches Tödten / vnd dieselbe begeben zu waffen der Gerechtigkeit / In der Heiligung / durch gehorsam gegen Gottes vnd der Kirchen Gebot / in der Gerechtigkeit / so wir durch Christi gnade empfangen haben / vnd nemen demnach in der Gerechtigkeit je mehr vnd mehr zu vnd wachsen / also / das der Glaube durch gute Werck mitwircket vnd sich sehen lesset. (15.) Wollen die Papisten erstreitten / das die Rechtfertigung oder Gerechtmachung vnd die Heiligung ein ding
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sey. Colon: Censura. So lassen sich in warheit die Gerechtmachung vnd die Heiligung ansehen / das sie ein ding sein / oder das die Heiligung in der gerechtmachung begriffen werde. Tridentina Synodus Sess: 6. Cap. 7. Auff diese zu vnd Vorbereitung volgt nun die Rechtfertigung / welche nicht allein ist die vergebung der Sünden / sondern auch / die Heiligung vnd Ernewerung des jnnerlichen Menschen / der da gutwillig auff vnd annimbt die geschenckte Gnade vnd Gaben Gottes / dardurch auß einem Gottlosen vnd Vngerechten / ein frommer vnd gerechter Mensche wird. Andradius lib. 6. Pag. 468. Darumb sollen wir keines weges die Heiligung von der Gerechtfertigung absondern vnd vnterscheiden / Viel mehr aber soll man die Gerechtmachung in die Heiligung hinein setzen / Oder die Heiligung vnsere Gerechtigkeit sein lassen. Lehren die Papisten / das die Inwonende(16.) liebe vnd eingegossene tugenden eigentlich vnsere gerechtigkeit sein / dadurch wir für Gott gerecht / vnd jhme
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zum ewigen Leben gefellig sein. Trid: Concil: Sess: 6. Cap. 7. Endtlich ist das vnser warhafftige vn̅ rechtschaffene gerechtigkeit / Nemlich Gottes gerechtigkeit / nicht die / dadurch er selbst gerecht ist / sondern dadurch er vns gerecht machet / durch welche wir von jm begnadet / widerumb ernewret werden / durch den Geist vnsers gemüts / also das wir nicht allein für gerecht geschetzt vnd geachtet / sondern warhafftig gerecht sein vnd heissen / die gerechtigkeit in vns jnnerlich selbst fassen / ein jeder nach dem maß / so der H. Geist jhme gibt vnd mittheilet. (17.) Lehren die Päbstler ferner / das die Menschen nicht auff einerley / sondern auff mancherley weise vo̅ Gott gerecht gemacht werden. And. lib. 6. Pag. 504. Es ist klar vnd am tage / das vnser Herr Gott die leute auff mancherley weise gerecht mache: Dann eins theils lenckt vnd zeucht er zu sich / durch seine Göttliche gütigkeit vnd Barmhertzigkeit / welches selten vnd wenig geschicht / vnd bringet die jenigen mit gewalt an sich / die nichts wenigers / denn
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an Gott gedencken. Also greiffet Gott der Herr an / vnd bewegt den vnsinnigen tobenden vnd rasenden Saulum / das es das ansehen hat / das er zugleich Christi stimme gehöret / vnd also baldt mit den wercken der liebe von jhme sey begabet vnd gezieret worden. Bißweilen aber berufft vnser Herr Gott allmehlich durch beschauung vnd jnnerliche betrachtung Göttlicher vnd himlischer sachen / das menschliche Hertze zu sich / reitzet vnd locket dasselbige von Sünden / vnd entzündets in seiner liebe. Durch welche angefangene vnd noch vnuolkommene bewegungen der liebe / die Leut zur gerechtigkeit zubereitet werden. Lehren sie weiter. Das die guten(18.) Wercke zur Seligkeit non nöten sind / Als die mittel strassen / durch welche wir im schrancken noch dem vorgesetzten Kleinod lauffen / oder viel mehr / das wir durch die guten Werck vergebung der Sünden haben vnd erlange̅ / vnd in der gerechtigkeit volkommen werden mögen. Tapperus art. 11. pag. 182. Petrus Asotus Cathol: adsert:
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Pag. 61. Die Catholische Kirche glaubet / das die guten wercke / so von Gott geboten werden zur seligkeit von nöten sein. (19.) Leren die Papisten / das der mensche durch keine weise möge Selig werden / als durch die gaben / damit vns Gott inwendig begnadet / oder durch die eingegossene liebe. And: lib. 6. pag. 459. Die weil aber die gerechtmachung one vergebung der Sünden nicht sein kan / solche vergebung aber / auß sonderlicher liebe an vns gewe̅det wird / damit Gott der Herr die allein lieb hat / in derer hertzen er wonet: Solche wonung aber zieret vnd erfüllet er notwendig mit allen den gaben / die wir oben erzelet / vnd auch mit mehren gnaden geschencken / daraus dan̅ warlich diß folget / das die rechtfertigung one die inwonenden gaben Gottes / keines weges sein noch bestehen könne. (20.) Leren sie ferner / dz der Mensch nicht allein durch den glauben / sondern auch durch die hoffnu̅g gerechtfertigt werde. And: lib. 6. pa: 498. daher kompts / dz die H. schrifft der hoffnung vnsere gerechtigkeit zuschreibet / dieweil S. Pau
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lus sagt. Rom. 8. das wir durch die hoffnung selig werden. Wolle̅ die Papisten stracks erhalte̅ /(21.) das S. Paulus durch die wörtlin (die man nennet Exclusluas particulas) dadurch er die werck von der rechtfertigung außschleusset: Als da er spricht. So halte̅ wir / das der Mensch gerecht werde durch den glaube̅ / on des gesetzes wercke / nicht außschliesse die werck der zehe̅ gebot / sondern nur allein die kirche̅ Ceremonie̅ / oder kirchen gesetze. And: li. 6. pa: 506. Ich sehe aber das du dich vorne̅lich auff diese sprüche od örter in der schrifft verlessest / in welche̅ S. Paulus dem glaube̅ / der kein werck hat noch thut / die gerechtigkeit zuschreibet / dermassen das er auch sagt: Ist Abraham auß den werckin gerechtfertiget / so hat ers wol rhum / aber nit bey Gott / domit ich aber Origene̅, Anselmu̅, Primasiu̅, vnd die andern väter nit melde / die diese sprüche gentzlich von de̅ alte̅ gesetz / so Christus durch sein blut vn̅ H. Eua̅gelio̅ auffgehabe̅ / wollen verstande̅ haben / Pet. Aso. in sch. pa. 55. S. Amb. da er diesen spruch außleget / wir haltens dafür / das der mensch durch den glauben
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ohn des gesetzes werck gerecht werde. Spricht er also: S. Paulus sagt / das wol ein Heid vor gewis halten möge / das er gerecht werde / wenn er keine Werck des Gesetzes thu / Verstehe ohn beschneidung ohne haltung der Newmonde̅ / vn̅ one heiligung der Sabbate̅. (22.) Streiten die Papisten abermahl / das durch die exclusiuas particulas von der Rechtfertigung des Menschen außgeschlossen werden die Werck / so durch krafft des freyen willens / vn̅ vor dem Glauben her geschehen sind / keines weges aber sollen außgeschlossen werden / die guten werck der liebe / so der Mensch im glauben nach empfangener gnade gethan hat. Andradius lib. 6. Pag. 473. Dann so wir alle Sprüche vnd örter des Apostels Pauli / darin er von dieser Gerechtigkeit / so wir auß dem Gesetz haben / redet / fleissig erwegen / werden wir gewis befinden / das er nicht die Gerechtigkeit so da stehet in völligem vnd Gottseligem gehorsam des gesetzes / vnbillige / sondern eben den gehorsam / der auß sonderliche̅ hochmut des hertzens nicht Göttlicher
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hülff vnd gnade / sondern allein den krefften des Freyen willens / zugeschrieben wirdt / vnd entstehet nicht auß inbrünstiger liebe gegen Gott / sondern auß furcht vnd drauung der pein vnd straffe / so das Gesetz drawet. Petrus Asotus in scho: Pag. 55. Die wercke aber so noch vor dem glauben her geschehen / oder gantz vnd gar auß dem Glauben nicht herkomen / die gehören vnd dienen nicht zu der gerechtfertigung. Nicht aber auch die werck des glaubens / Nicht die jenigen / dauon S. Paulus sagt / so die heiligen durch den glauben gethan haben / vnter welchen ist die liebe vnd andere köstliche wercke der tugenden. Lehren die Papisten auch / das die(23.) menschen gerecht vnd Selig vor Gott werden / nicht alleine / wann sie seine gebot halten / Sondern auch wann sie halten auff die Traditiones der menschen / vnd den satzungen vnd geboten der Catholischen Kirchen / vnd jhrer Praelaten gehorsam sein. Trident: Synod: Sess: 6. Cap. 10. Also werden die jenigen so da gerecht worden
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sind / von tag zu tag ernewret / wie der Apostel sagt / wenn sie nemlich die Glider jhres fleisches tödten vnd dieselbigen begeben / als waffen der gerechtigkeit zur heiligung / zu halten / Gottes vnd der Kirchen gebot / in der gerechtigkeit / so sie durch die gnade Christi entpfangen / vnd wachsen teglich / vnd nemen in der gerechtigkeit je mehr vnd mehr zu durch den Glauben / der durch die wercke thetig ist. (24.) Lehren sie / das die liebe der sünden menge bedecke / vnd das wir durch sie müssen Selig werden. Petrus Asotus in scholijs Pag. 55. Petrus spricht / Die liebe bedeckt der Sünden menge. Warumb sollen wir dan̅ darauff nicht trawen / dadurch wir selig werden / dadurch der sünden menge bedecket wird. (25.) Sagen die Papisten / das die verzeihung der feile / vnd verbrechung vnsers Nechsten / das bequemeste mittel sey / durch welches krafft vnd wirckung wir Gott vmb Barmhertzigkeit anruffen können. Cate: Rom. Pag. 690. (26.) Lehren die Papisten / das sechs vnterschiedliche weise sein vergebung der
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Todtsünden zuerlangen / Catechismus Iesuitarum: Gleich wie wider mancherley kranckheiten / mancherley Artzney nützen vn̅ dienen / also legt vns die H. Schrifft in der Kirchen mancherley weise vor. Wie wir von Sünden mügen loß werden. 1. Das vornembste vnd beste ist / das Sacrament der Busse / wo diß verachtet vnd hindan gesetzt wirdt / so bemühe̅ wir vns vmb sonst mit andern Artzneyen wider die Todtsünden. Dann diese bewerte heilsame vnd notwendige Artzney hat Christus als der Seelen Artzt selbst geordnet / vnd vns als ein heilsames stücke / das wider allen Aussatz der sünde̅ dienen sol / zugebrauchen befolen / do er zu den Priestern spricht: Welche̅ jr die sünde erlasset / dene̅ sind sie erlassen. Joan. 20. 2. Werden die sünde abgethan vnd getilget durch Almosen / dan̅ es steht geschriebe̅ Tob. 4. Die Almosen erlösen vo̅ allen sünden / auch vo̅ todt / vnd lassen nit in der not. So auch Dani: 4. Mache dich loß vo̅ deine̅ sünden durch gerechtigkeit / vnd ledig von deiner missethat / durch wolthat an den Armen.
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3. Werden vns die Sünde erlassen / wann wir vnserm Bruder der vns beleidiget / von hertzen verzeihen vnd vergeben / die weil der Herr spricht / Matt. 6. So jhr den Menschen jhre feile vergebt / so wirdt euch ewer Himlischer Vater ewre feile / auch vergeben. 4. Geschicht das auch / wann wir vnsern Bruder der da sündiget gewinnen / wie Jacob. 5. stehet. Lieben Brüder / so jemandt vnter euch Irren würde von der warheit / vnd jemandt bekeret jn / der sol wissen / das wer den Sünder bekeret hat / von dem Irrthumb seines weges / der hat einer Seelen vom Todt geholffen / vnd wirdt bedecken die menge der fünden. 5. Gehöret hieher die menge der lautern vngeferbten liebe / von derentwegen der Herr von der Magdalenen sagt / Luc. 7. Ihr sind viel Sünde vergeben / dann sie hat viel geliebet / dann die liebe bedecket der Sünden menge. 6. Zum sechsten / gehöret hierzu auch das Opffer eines geengsten vnd betrübten hertzens seiner Sünde wegen / welches Gott nicht wil verachte̅ / durch
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diese vnd dergleichen werck vnd weise der waren Gottseligkeit / thun vnd erlangen wir das in Christo Ihesu / dazu vns der Apostel Paulus alle miteinander treulich vermanet. 2. Cor. 7. Dieweil wir nun solche verheissung haben / meine liebsten. So lasset vns von aller befleckung des fleisches vnd des Geistes vns reinigen vnd fortfahren / mit der heiligung in der furcht Gottes. Lehren die Papisten ferner / das die(27.) teglichen geringen / vn̅ gemeine̅ schwacheiten / als da sind mancherley gedancken / vergebliche reden / groß gelechter / vnd dergleichen / mit geringer vn̅ leichter Artzney können hinweg genommen vnd geheilet werden. Dann also lesen wir im Catechismo der Jebusiter / da sie fragen: Durch welche heilsame mittel vnd Artzney wird der Mensch von den teglichen geringen gebrechen loß? Darauff setzen sie die Antwort. Domit solche vnd dergleichen mackel vnd gebrechen der Seelen noch in diesem leben abgetilget werden / so hat die Kirche vor alters diese Artzney hierzu vor tüchtig erkant vnd gebrauchet: Also /
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das der mensch in demut sich vor Gott anklage / vnd selbst beschüldige. Das Vater vnser offt bete / an seine Brust schlage / vnd andere dergleichen Gottselige vbungen gegen Gott vnd dem nechsten / auch Casteiung des leibes / die man gutwillig der Gottseligkeit / zum beste̅ auff sich nim̅t. Ite̅ / die Schulerer erzelen 12. Artzneyen / so wider die teglichen felle vn̅ schwacheite̅ / dienen solle̅. 1. Das einer wirdiglich / dz hochwirdige Abentmal des Herrn empfahe vnd geniesse. De Conse: d. 2. cum omne. 2. Das er sich mit weichwasser bespre̅gen lasse. De Consec: d. 3. aqua̅ sale. 3. Das er gerne vn̅ reichlich Allmosen gebe. De poenit: dist. 15. quamobre̅. 4. Das er verzeihe / wo er vo̅ jemands beleidiget worden. 5. Das er fleissig bete / vnd sonderlich des Herrn gebet / oder das Vater vnser De poenit: d. 3. Para: de quotidia̅is. 6. Das er auch in gemein die sünde bekenne: oder ein gemein bekentnis der Sünden thue / ibidem. 7. Das er von einem Bischoff / Priester / oder auch wol von einer Kloster
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person den Segen empfahe. 1. q. 1. c. multi in fine. 8. Das er demütiglich an seine Brust schlahe. De poen: d. 3. Para: tres sunt actiones. 9. Das er für begangene sünde rew vn̅ leid im hertzen habe. Ant: in Part: 3. tit. 10. Cap. 1. Parag: quarto. 10. Das er sich zu letzt vffm Todtbette / öhlen vn̅ schmieren lasse. De vnct: Cap. vnico. 11. Das er die Geisselung oder willige schlege mit gedult außstehe. 12. Helffe vn̅ diene herwider auch sonst ein jegliches gethanes gutes werck. Daher sindt diese Lateinische verse.
Confitear, tundo, conspergor, Conteror, oro, Signor, edo, dono, perque haec Venialia pono. Wenn ich wil komn der sünden ab / So ich auß schwacheit bgangen hab / Fahe ich solchs an vff diese weis / Das ich beicht vnd beken mit fleis / (tze̅ / Mein sünd: vn̅ trag rew im meim her Bewein diefelb mit bitterm schmertzen. Thu mein gebet: schlag an mein brust / Zu solchem werck hat Gott ein lust.
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Laß sprengen mit Weichwasser mich / Welchs tilgen kan viel sünd warlich / Empfahe den segn vnd Sacrament / Geb Allmosen mit milder handt / Halt mein bestimpte fast eben / Thu meinem nechsten dschult vergebe̅ / Zu letzt mich salben laß mit öel / Dadurch geheiligt wird mein Seel / Diß sindt gar heilsam Artzeney / Die mich von sünden machen frey. (28.) Lehren die Papisten ferner / das niemandt von der Sünde gerechtfertiget werden möge. Er habe den̅ zuuor außtrücklich mit dem Munde seine Sünde bekant. Lombardus lib. 4. d. 17. Es kan niemand der Sünden loß oder dauon gerechtfertiget werden / wo er die Sünde selbst nicht bekant hat. Ferner sagt Lombardus. Die bekentnis der Sünden erlöst / die Seel vom Tode / Eröffnet das Paradis / der Sünden bekentnis gibt vns die Hoffnung der ewigen seligkeit. Dann der wirdt nimmermehr Selig werden / der in seinem leben seine Sünde nicht bekennen vnd beichten wil.
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Widerumb lehren die Papisten / das(29.) allein durch ware Rew im hertzen one bekentnis vnd Beicht / die Sünde außgetilget werde. Lombard: lib. 4. d. 17. Man kan wol sagen / das auch ohn mündliche bekentnis vnd Beicht / auch ohne wirckung eusserlicher Busse / dennoch die Sünde abgethan vnd getilget werden / durch jnnerliche Rew vnd demut des hertzens. Ite̅ de poenit: dist: 1. Parag: qui natus. Es ist klar vn̅ offenbar / das die Sünde allein durch jnnigliche Rew im hertzen / ohne die offentliche mündtliche bekentnis erlassen vnd vergeben wird. Ite̅ Parag. Conuertimini. Darumb allein die Rew des hertzens / dadurch der Mensch von Todtsünden wider auffer wecket wird / tilget die Sünden abe. Lehren die Papst Esel / das die heisse(30.) Trenen vnd Zehren die Sünde abwaschen / de poenit: dist: 1. Die Trenen waschen die missethat ab / die sonst niemandt bekennen mag. Also auch Lombardus lib. 4. dist: 17. Der Schwam domit du deine Sünde abweschest / sind deine heisse Threnen /
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vnd bald hernach. Solche leute werden in zeitliche pein vn̅ straff / die ewige verwandeln / vnd durch jhre Trehnen / so auß wehmütigem betrübten Hertzen herfliessen / die Flammen des ewigen Hellischen fewers außleschen. (31.) Lehren die Papisten / das des Glaubens werck selbst / die Gerechtigkeit verdiene vnd erwerbe. Lombard: lib. 2. dist: 27. Wann man nun sagt / das der Glaub die Gerechtigkeit verdiene / vnd das Ewige leben erwerbe / Das sol der gestalt vnd meinung verstanden werden / das das Werck des glaubens solchs verdiene / welches dann im jeglichen von der Liebe / von der Gerechtigkeit vnd andern Tugenden mehr zuuorstehen ist / dann so der Glaube genennet wurde ein Tugent / so eine vorhergehende wirckung desgemüts were / so hette er seinen Vrsprung auß dem freyen willen her / Weil aber das nicht ist / wird er dergestalt ein verdienst genennet / dieweil seine wirckung ein verdienst ist / doch so fern die liebe dazu kompt / one welche weder glaube noch hoffnung das leben nicht verdienen.
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Leren sie widerumb / das man vergebung(32.) der Sünden / durch drey stück erlange vnd bekomme / als durch gedult in trübsal / durch demut / vnd durch mühe vnd arbeit. Thomas Aquinas Praes: 24. Cap. 10. dimittere. Darnach leren sie / das die Sünde(33.) in dreierley wege vergeben werden. Enarrator Psalmorum sub nomine Hieronymi in praes: 31. Durch welche weise werden die Sünde vergeben? Durch dreyerley / 1. sie werden vergeben durch die Tauff / 2. werden bedeckt durch die liebe / 3. werden nicht zugerechnet vmb der Marter vnd bekentnis willen des namens Christi. Lehren sie die Papisten / Das wir(34.) durch Fasten der Sünden grewel vnd vnflat abwaschen mögen. Catechis: Rom: Pag: 798. Durch vnser heiliges Gebet versöhnen wir vnsern Herrn Gott: Mit Allmosen machen wir vns die menschen / so wir beleidiget haben / wider zu freunde. Durch fasten aber waschen vnd reinigen wir vns von der Vnreinigkeit vnsers lebens.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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WEnn wir nun hier an diesem orte / alle diese vngeheure vnd schreckliche Irthumb nacheinander widerlegen solten / müste ein sonderliches grosses Buch alleine hirwider geschrieben werden / in diesem einigen Artickel. Aber diß ist jetzunder vnser vorhaben vnd meinung nicht / Vnd ist solchs anderswo offt geschehen. Dißmahl aber habe ich dem Christlichen Leser / als in einer Taffel fürlegen wollen die vnzehliche Irthumb vnd Gotteslesterung / damit die Papisten die fürnembsten Heupt Artickel vnsers Christlichen glaubens / in denen vnser Seelen seligkeit gantz vnd gar stehet besudeln / zerreisen / verkeren / vmbkeren vnd gantz vnd gar begraben wollen. Habe aber doch nicht vnterlassen wollen / nach erzehlung / solcher greulichen vnd vngeheuren Irthumen der Papisten / wider die Rechtfertigung des me̅schen / dem Christlichen Leser kürtzlich
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ein Antidotum vnd gegenwarnung auß Gottes wort zu zeigen / vnd muß frey bekennen / das mich selbst / nach dem ich endtlich vber solchem zusam̅en suchen vnd erzehlung solcher greuel / vnd lügen / mat vnd müde worden / verlangt hat nach labsal vnd erquickung auß dem heilsamen worte Gottes. Darumb ich nun hieher setzen wil / etliche treffliche Sprüche der heiligen Schrifft / welche die Papistische Irrthumb mit wurtzel vnd allem zu grund außreissen / vnd dargegen den vesten starcken vnbeweglichen grundt vnsers Glaubens von der Rechtfertigung legen. Als S. Vaulus zun Römern 3. Denn es ist hie kein vnterscheide / sie sindt allzumal Sünder / vnd mangeln des ruhms / den sie an Gott haben sollen / vnd werden ohn verdienst gerecht / auß seiner gnade / durch die Erlösung / so durch Christum Ihesum geschehen ist / welchen Gott hat fürgestellet zu einem Gnadenstul, durch den Glauben in seinem Blut / damit er die gerechtigkeit / die für jme gilt / darbiete / in dem / das er Sünde vergibt. Item / So hal
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ten wir es nu / das der Mensch gerecht werde ohn des Gesetzes werck / allein durch den Glauben. Gen. 15. Abraham gleubte dem Herrn / vnd das rechnet er jm zur gerechtigkeit. Roma. 4. Dem aber der nicht mit wercken vmbgehet / gleubet aber dem / der die Gotlosen gerecht macht / dem wirdt sein glaube zugerechnet zur gerechtigkeit. Item / Derhalben muß die gerechtigkeit durch den glauben kome̅ / auff das sie sey auß gnaden / vnd die verheissung feste bleibe / allem Samen. Rom. 5. Nun wir denn sindt gerecht worden / durch den Glauben / so haben wir fride mit Gott durch vnsern Herrn Ihesum Christum. Johan. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / das er seinen eingebornen Sohn gab / auff das alle die an jhn gleuben / nicht verloren werden / sondern das Ewige leben haben. Item / Wer an den Sohne nicht gleubet / der wird das leben nicht sehen / Sondern der zorn Gottes bleibt vber jm. Joh. 1. Wie viel jhn aber auffnamen / denen gab er macht Gottes kinder zu werde̅ / die an seinen Namen gleuben. Act. 30.
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von diesem zeugen alle Propheten / das durch seinen Namen / alle die an jhn gleuben / vergebung der sünden empfahen solle̅. Act. 13 So sey euch nun kund lieben brüder / dz euch verkündiget wird vergebung der sünden / durch diesen / vn̅ von dem allem / durch welches jr nicht kündet im gesetz Mosi gerecht werden. Wer aber an diesen gleubt / der ist gerecht. Psal. 32. Wol dem / dem die vbertretung vergebe̅ sind / dem die sünde bedeckt ist. Wol dem menschen / dem der Herr die missethat nicht zurechnet / in des Geist kein falsches ist Eph. 2. Auß gnade seidt jhr selig worden / durch den glauben / vnd dasselbige nicht aus euch / Gottes gabe ist es / nit auß den wercke̅ / auff dz sich nicht jemandt rhüme. Gal. 2. doch weil wir wissen / das der mensch durch des Gesetzes werck nicht gerecht wird / sondern durch den glaube̅ an Jesum Christ / so gleuben wir auch an Jesum Christu̅ / auff dz wir gerecht werde̅ durch den glaube̅ an Christu̅ / vnd nicht durch des gesetzes werck / denn durch des gesetzes werck / wird kein fleisch gerecht. Item / Denn so durch das Gesetz die Gerechtigkeit kompt / so ist Christus vergeblich gestorben.
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Diese Göttliche Sprüche sind so hell vnd klar / so gewaltig vnd mechtig / das auch einer vnter jhnen endtweder auß der Prophete̅ oder Apostel schrifften / einen grossen hauffen Päbstischer Irthumb darnider schlegt / tilget vnd vmbkeret. Dann wo der grundt vmbgeworffen wirdt / das nemlich keine werck des Gesetzes den menschen für Gotte gerecht machen / so fellet das gantze Gebew der Irthumben / so die Papisten in diesem Artickel / zu hauffe getragen / vnd zusammen gezimmert / vber einen hauffen / vn̅ wir hetten auch wol gnug an einem einigen Spruch des heiligen Apostels Pauli / damit die Päbstischen Irthumb / von der gerechtfertigung / zuwiderlegen. Als da er spricht zun Röm. 3. Cap. Auff das aller Mundt verstopffet werde / vnd alle welt Gott schüldig sey / darumb das kein Fleisch / durch des Gesetzes werck für jhme gerecht sein mag / denn durch das Gesetz kompt ererkentuis der Sünden.
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VII. Päbstische Irthumb im Stebenden Heupt Artickel.
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Vom Ampt des Mitlers Ihesu Christi.
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VOn dem Ampt vnsers Herrn vnd Heilandes Ihesu Christi / tichten die Päbstischen scribenten viel Gottslesterlicher Irrthumb / welchen Mitler vnd Heilandt sie nicht alleine greulich lestern vnd schmehen / Sondern auch gerne wolten / das er mit allen seinen wolthaten den leuten auß den Augen hinweg gethan würde. Mit worten zwar behalten sie jhn / aber mit der that verscharten vnd vergraben sie jn / vnd wolten / das seiner ewig vergessen würde. Lehren die Papisten / das Christus(1.) ein Newer Gesetzgeber sey. Der darumb in die Welt kommen / das er hö
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here vnd volkommenere Gesetz geben solt / als der Prophet Moises gethan. Concil: Trident: Sess: 6. Cap. 21. So jemandt saget / das Christus Jesus den menschen vo̅ Gott gegeben sey / allein zum Erlöser / an den sie gleuben sollen / vnd nicht auch zugleich zum gesetzgeber / dem sie gehorsam sein sollen / der sey verflucht. Aso: Adsert: Cath. de Euangel: Die Catholische Kirche gleubet vn̅ bekennet / das Christus newe gesetz gegeben / vnd ein new Testament gestifftet habe. Vnd bald hernach: Diese newe vnd Geistliche sachen vnd hendel / Nemlich new gesetz vnd new Testament / begreiffen in sich andere gebot vnd andere Sacrament / vnterscheiden / von denen so im alten Testament waren. (2.) Ist es ein schreckliche greuliche Gotteslesterung / das die Papisten sagen dörffen / das der Herr Ihesus allein für die Erbsünde gelitten habe vnd gestorben sey. Dann so schreibt Thomas Aquinas de Sac: alt. Gleich wie Christi Leib ein mahl am Stam des Creutzes auffgeopffert ist / vor die Erb
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schult / also wirdt er teglich Geopffert auff dem Altar / für vnser Sünde vnd missethat / die wir teglich begehen. Vn̅ diese Gottslesterung setzt im gleichen Ambrosius Catharinus Episopus Minoniensis, in einem Buch / das zu Rom gedruckt / darin er vorgibt / das Christus mit seinem leiden allein gnug gethan habe für die Exbsünde / vnd für die wircklichen Sünden / die einer vor der Tauffe gethan. Die Messe aber thue gnug für die Sünde / so nach der Tauffe / vn̅ nach dem / wan̅ der mensch erst gerecht worden ist / begangen werden. Lehren die Papisten / Das Christus(3.) mit seinem Leiden vnd Sterben allein verdienet habe / die erste vorhergehende Gnade / die sie nennen meritum congrui, vel gratiam gratis datam. Das die liebe gegen Gott vnd den Nechsten vns eingegossen werde. Gabriel Biel de merito congrui. Lehren die Papisten / das Christi(4.) verdienst ein allgemeine vrsach vnsere seligkeit sey / doch also das noch etliche
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entzele vrsache auff vnserm theile hinzu gethan werde̅ müssen. Thom. Aquin. 2. dist: 27. q. 6. Man sol sagen, das Christi verdtenst sey / wie ein Wurtzel aller menschen verdienst / daher dieselbigen jhre krafft vnd wirckung empfahen vnd vberkommen / vnd das es etlicher massen sey / als etwas allgemeines / dazu viel eintzele vrsachen müssen gebracht werden / damit es das bestimpte werck vnd ziel erreiche. Als da sind die Hochwirdigen Sacrament / vnd gebete der Kirchen / vnd daher kompts / das wir nicht allein Christum / sondern auch seine Heiligen anruffen / durch welcher verdienst vnd vorbit wir sein hülff erlangen. Gabriel Biel lib. 4. dist: 19. Wiewol das leiden Christi / der vornembste vordienst ist / von des wegen die gnade an vns gewendet / das Himelreich vnd die ewige Herrligkeit eröffnet wirdt / so thut es doch solchs nicht alleine / sintemahl allewege mit vnd neben dem verdienst Christi / eins jeglichen menschen gutes werck / vnd verdienst hinzu kompt / das die Gnad / Glori vnd Herrligkeit entweder zuuor
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oder hernach verdienet de Congruo vel condigno, in dem jenigen / der zu vernünfftigen Jaren kom̅en / oder das ein ander an des stadt die Gnade empfehet / der noch seiner vernunfft nicht gebrauchet. Vnd abermahl spricht er: Wiewol nu die abwendung des jenigen / was vns an der Seligkeit hindert / anders nichts ist / als vergebung der Sünden / so wol der Erbsünde / als der wircklichen Sünden / auch das vns das Himelreich eröffnet / vnd wir zur Herrligkeit Gottes kommen vnd gebracht werden. So muß doch zu beyden stücken / wiewol nicht vornemlich angefangen / des verdiensts Ihesu Christi / jrgendt ein verdienst der Heiligen Vätter mit seiner wirckung hinzu kommen / dadurch sie erstlich / vnd zuuoraus vergebung der sünden verdienet haben de Congruo, vnd eröffnung des Himelreichs nachmals erworben de condigno, Ohne welches verdienst jnen wider die sünde vergeben / noch das Himelreich eröffnet worden were: Item / Es ist allezeit zum verdienst Christi kommen /
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vnd hat das seine dabey thun müssen / das verdinst der ausserwelten Gottes de lege communi, mit einem wie mit dem andern etc. (5.) Lehren die Papisten / das zwar der HErr Christus mit seinem Tode / volkömlich gnug gethan / für die Sünde der gantzen Welt / nicht allein für die schult / sondern auch für die straffe vnd pein / so wol die zeitliche / als die ewige / doch nur allein / was die volkommenheit anlangt / nicht aber was die wirckung vnd die frucht anlangt / oder das solchs Christi Blut vnd Todt gewirckt vnd genützet habe / Das ist warlich mit worten Christi verdinst zulassen / mit der that aber verleugnen. Diese Gottlesterung setzt Tapperus art. 6. de satisfact: Pag. 238. Die gnugthuung Erlösung vnd Versönung / des HErrn Christi ist völlig vnd gnugsam vor alle Menschen / nicht allein was die schult anlangt / dohin es doch vornemblich gemeint / Sondern auch was die zeitliche straff anlangt /
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so da vorbehalten wirdt / do schon die Schuldt vergeben ist. Dis aber alles nur so fern / das es gnugsam sey. Nicht aber das es solchs wircke / vnd des nutzes theilhafftig mache. Vnd baldt hernach setzt er hinzu / fol. 241. Darumb darff man Christi gnugthuung nicht so nennen / als sey es ein volkommene gnugthuung / Noch die Erlösung vnd versönung jrer volkemmenheit halben eine gnugthuung heissen. Mercke doch Christlicher Leser / vnd habe acht auff diese Vngeheure greuliche Gotteslesterung / da die Papisten lestern. Das was Christus der Sohn Gottes / vor vns gethan vnd Gelitten / nicht solle gnugsam sein / oder eine gnugthuung genennet werden. Es sey zwar gnugsam / doch aber nicht krefftig / Vnser wercke aber / die sollens krefftiglich thun vnd auß ichten / das sie mögen eine gnugthuung / für die Sünde sein.
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(6.) Lehren die Papisten / Christus der Sohn Gottes / habe durch seine̅ Todt verdienet / das vnser Wercke hinfort mögen selbst vor die sünde gnug thun / vnd das Ewige leben er werben. Tapperus art: 6. Pag. 239. Dann durch seinen Todt spricht er / hat vns Christus verdienet / vnd erworben / das der H. Geist in vnd vber vns außgegossen werde / vnd das durch jn vnsere wercke selbst vor die sünde mügen gnug thun. Andrad: lib. 6. Pag. 511. Christus hat vns nicht alleine die gaben der Gerechtigkeit / sondern auch krafft vnd vermügen / das wir selber bey Gott etwas erwerben können / verdienen wollen. Synodus Trid: Can: 32. Wer da sagt / das des gerechtfertigten menschen gute wercke also Gottes gaben sein / das sie zugleich desselben menschen verdienste nicht mit sein sollen / Oder das der gerechtfertigte Mensch durch seine gute Werck / die er durch Gottes vnd des Herrn Ihesu Christi / dessen warhafftiges Glidmas er worden ist / gnade thut vn̅ außrichtet / nicht warhafftig zunemen / vnd vermehrung
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der Gnade / vnd das Ewige leben verdienen / vnd endtlich wann er in gnaden abscheidet / Das ewige leben vnd grössere Herrligkeit erlangen solle / der sey verflucht. Thom. 2. d. 27. Christi verdienst ist eine Wurtzel / daraus aller menschen verdienst entspriessen / vnd jhre krafft vnd wirckung empfahen. Catechis: Rom: Pag. 476. So ist nun Christi gnugthuung voll vn̅ reichlich gnug. Die alle Sünde vnd missethat / so auff dieser Welt geschehen / gleich vbertregt / Vnd durch welcher wirdigkeit willen der Menschen jhre werck bey Gott viel gelten / auch ohne dieselbe / das ist / wo Christi gnugthuung nicht were / bey Gott dem Herrn für nichts geachtet weren. Lehren die Papisten / Christus habe(7.) vns das erworben vnd verdienet / das vns die Sacramenta geordnet vnd gestifftet wurden / als da sindt die Tauffe / Firmelung / Busse / Oelung / dadurch vns die Seligkeit auff getragen werde. Thom: 3. q. 49. Man soll sagen / das Christi leiden habe vorher geschehen müssen / als ein gentzliche
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verursachung der vergebung vnserer sunde. Wie gesagt ist / vnd dieselbige muß von notwegen einem jedern zugewendet vnd auffgetragen werden / zur außtilgung seiner eignen sünden. Diß aber geschicht eigendtlich durch die Tauffe / durch die Busse / vnd andere Sacrament / die jhre krafft vnd wirckung auß dem leyden Christi herhaben. (8.) Lehren die Papisten / das nicht alleine Ihesus Christus der Mitler sey zwischen Gott vnd den menschen / sondern auch andere vnzeliche Heiligen mehr. Petrus Lombard: lib. 4. distinct: 45. So verbitten vns nun die Heiligen bey Gott / & merito durch jhren verdienst / die weil vns jhre verdienst zu steur kommen / & adfectu durch jhren geneigten willen / dieweil sie von Hertzen wüntschen vnd begeren / das wir vnserer bitte mögen geweret werden. Welchs sie aber nicht theten / wo sie es nicht zuuor gestudiret vnd gelernet hetten / in deme / das sie sich beflissen / Gottes willen zuerfüllen: Darumb ruffen
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wir sie an / das sie für vns bitten sollen / das ist / das vns jhre verdienst zu steur kommen / vnd sie vnser bestes befördern sollen / Dann wann sie vns wol wöllen / da wil vns auch Gott wol / vnd geschicht sein will. Eccius de veneratione sanctorum Pag. 154. Es ist nur ein einiger Mitler vnser Erlösung / Ihesus Christus / Es sindt aber auch mehr Mitler / die vns bey Gott verbitten / Inmassen die H. Schrifft / derselben mitler mehr erzelet. Wie Moises sagt. Deut. 5. Ich stund zu derselbigen zeit zwischen dem HErrn vnd euch.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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WIder diese greuliche Gotteslesterung / so dem HERRN CHristo seine Ehre abstricket / sollen wir fassen vnd behalten diese herrliche Sprüche vnd zeugnis vom Mitler Ampt Ihesu Christi. Als Johan. 3.
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Gott hat seinen Sohn nicht gesand in die Welt / das er die Welt richte / sondern / das die Welt durch jn Selig werde / wer an jn gleubt / der wird nicht gerichtet. Joha. 5. Ihr solt nicht meinen / das ich euch für dem Vater verklagen werde / Es ist einer der euch verklagt / der Moses / auff welchen jr hoffet. Johan. 1. Sihe das ist Gottes Lamd / das der welt Sünde treget. 1. Timoth. 1. Das ist ein theur werdes wort / das Ihesus Christus kommen ist in die Welt / die Sünder selig zumachen. 1. Johan. 1. Ihesus Christus ist die versonung vor vnser Sünde / nicht alleine aber vor die vnsere / sondern auch vor der gantzen Welt Sünde. Matth. 20. Des menschen Sohn ist nicht kommen / das er jm dienen lasse / sondern das er diene / vnd gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Esa. 53. Wenn er sein leben zum schult Opffer gegeben hat / wird er Samen haben / vnd in die lenge leben. Item / Der Herr warff vnser aller Sünde auff jn. Rom. 5. Darumb preiset Gott seine liebe gegen vns / das Christus für vns
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gestorben ist / da wir noch Sünder waren / so werden wir je viel mehr durch jhn behalten werden für dem Zorn / Nach dem wir durch sein Blut gerecht worden sindt. 1. Tim. 2. Es ist ein Gott vnd ein Mitler / zwischen Gott vnd den mensche̅ / nemlich der Mensch Ihesus Christus.

VIII. Päbstische Irthumb / im Achten Heupt Artickel.
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Vom Opffer.
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VOm Opffer haben die Papisten vornemlich diese nachfolgende Irthumen / die sie verteidigen. Als / das auch im Newen Testament(1.) müsse ein eusserlich vnd sichtbarliches(139.) Priesterthumb sein / Gleich wie im alten Testament gewesen. Trident. Concil. Sess. 7. Cap. 1. Das
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Opffer vnd Priesterthumb sindt dermassen an einander gebunden / durch Gottes ordnung / das sie beyde in beyden Testamenten sein müssen. Vnd weil die heilige Catholische Kirche im newen Testament auß stifftung vnd einsetzung des HErrn Christi / das heilig sichtbare Opffer des Leichnams Christi empfangen hat / So muß man freilich auch bekennen vnd sagen / das zu gleich nu im Newen Testament ein eusserliches vnd sichtbarliches newes Priesterthumb sey / darin das alte versetzt oder verwandelt worden. Das aber dasselbige Priesterthumb eben von vnserm HERRN vnd Heylandt CHristo gestifft vnd eingesetzt sey / vnd dadurch den Aposteln vnd jhren Nachfolgern volle macht vnd gewalt gegeben worden sey zu consecriren / zu Opffern / Christi Leib vnd Blut außzutheilen / also auch daneben Sünde zuuergeben / vnd Sünde zubehalten. Das zeiget vnd bezeuget die Heilige Schrifft / vnd die Catholische Kirche hat solchs allewege also geleret vnd gehalten.
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Sagen sie / Das die Priester im(2.) Newen Testament / Gewalt vnd Macht haben / vnserm Herrn Gott Opffer zu thun vnd Messe zu halten / vor die Lebendigen vnd vor die Todten. Catechis: Rom: Pag: 533. Dazu vberreicht der Weihbischoff dem Priester den Kelch mit Wein / vnd die Paten mit der Hostien / vnd spricht: Sehe da vnd empfahe die Gewalt vnd Macht / vnserm Herrn Gott Opffer zu thun / vnd Messe zu halten / zu gleich vor die Lebendigen vnd Todten. Lehren die Papisten / Das die Prister(3.) im Newen Testament / zu Mitlern zwischen Gott / vnd den Menschschen verordnet vnd bestetiget werden. Catechis: Rom: Pag: 533. Durch welche Ceremonien vnd wort / so man dabey braucht / der Priester zum Mitler vnd tolken / zwischen Gott vn̅ menschen bestellet vnd bestetiget wird. Das Christus eingesetzt vnd befohlen habe / das man seinen Leib vnd Blut im heiligen Abendimahl Opf
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fern (4.) solle / Catechis: Rom: Pag. 409. Das jenige aber / was die Catholische Kirche von diesem Opffer vor warheit geleret vn̅ außgegeben. Nimbt sie auß des Herrn Christi worten / da er nemlich zur letzten nacht / diese hohe Geheimnisse den Aposteln befihlet vnd spricht: Das thut zu meinem gedechtnis. Womit er dann / wie das heilig Tridentsch Concilium wil gegleubet vnd gehalten haben / die Aposteln damals zu Priestern gemacht / vnd jhnen geboten / das sie vnd alle die jenigen / so jhnen im Priesterthumb würden nachsolgen / seinen Leib hin für Opffern sollen. (5.) Lehren die Papisten / das Opffer vnd Sacrament dergestalt vnterscheiden sey: also das das Sacrament schaffe / das man bey Gott etwas verdiene. Das Opffer aber wircke etwas mehr. Nemlich das man dadurch nicht alleine etwas bey Gott erwerbe. Sondern auch für die Sünde gnug thue vnd bezale. Catechism: Rom. Pag. 408. Es haben aber diese zwo weisen als Sacramentum vnd Sacrificium
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ein weit grossen vnterscheidt. Sintemahl das Sacrament allein durch die Consecration vnd Benedeyung verrichtet wirdt. Die krafft vnd tugendt aber des Opffers stehet darinne / das es vnserm Herrn Gott muß dargestellet vnd auffgeopffert werden. Darumb auch die heilige Hostia / weil sie noch in der Büchsen ist / oder wann sie zum Krancken getragen wird / nur ein Sacrament ist vnd kein Opffer. Darnach ist es auch nur ein Sacrament / denen so die H. Ostien geniessen vnd brauchen / vnd machet auch nur / das sie dadurch etwas verdienen bey Gott / vnd den nutz empfahen / dauon oben gesagt. So fern es aber ein Opffer ist / schafft vnd macht es nicht allein / das etwas verdienet werde / sondern auch ein gnugthuung geschehe. Dann gleich wie Christus der Herr mit seinem leiden vns so wol etwas verdienet / als er vor vns gnug gethan / also auch die jenigen / so diß Opffer vnserm Herrn Gott Opffern / vnd dessen zugleich mit vns theilhafftig werden / die verdienen dadurch den nutz vnd frucht des Lei
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dens Ihesu Christi / vnd stifften eine satisfaction vnd gnugthuung. (6.) Lestern die Papisten / das nicht allein der Todt Ihesu Christi / das rechte versün Opffer sey / sondern auch wan̅ der Meßpfaffe / alda Brot vnd Wein getragen bringt / vnd auff den Altar opffert / das sol auch ein sünopffer sein / dann so schleust das Tridentische Co̅cil. Sess. 22. Cap. 2. Dieweil bey diesem heiligen Opffer / so in der Messe verrichtet wird / eben der Christus verhanden ist / vnd auffgeopffert wird / doch on Blut vergiessung / der zuuorhin auff dem Altar des H. Creutzes mit vergiessung seines Bluts sich selbst auffgeopffert hat / So leret das H. Concilium / das das opffer der Meß warhafftig ein versön opffer sey / Vnd das schaffe vnd wircke / das wann wir mit auffrichtige̅ hertzen / vnd waren glauben / mit furcht vnd Ehrerbietung / mit rew vnd bekentnis vnserer sünden zu Gott treten / wir alda barmhertzigkeit erlangen / vn̅ gnade finde̅ zu der zeit / wann vns hülff vo̅ nöten ist / Sintemahl durch diß opffer vnser Herrgot versünet / vns seine gna
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de schenckt / vnd Busse verleihet / vnd viel grosser vnd schwerer Sünden vergibt vnd verzeihet. Lehren die Papisten mit grewlicher(7.) Gotslesterung / Das nemlich das opffer / so am stam des H. Creutzes voinbracht / vn̅ das so in der Meß verrichtet wird / durch aus eins sey. Cate: Rom: Pag. 411. Wir bekennen / das nur ein einiges opffer sey für die sünde / vn̅ nur für eines sol gehalten werden / das in der Messe verrichtet wird / vnd das am stam des Creutzes auffgeopffert ist. Sagen sie / wann eine Meß vor eine̅(8.) andern gehalten werde / das dieselbige auch eine Todtsünde / die einem andern vffm gewissen liege / tilgen könne. Petrus de Palude dist. 12. Lehren die Päbstltr / das die Meß(9.) nicht allein den lebendigen / sondern auch den Verstorbenen nütze vnd diene zur vergebung der schult / vnd erlassung der pein. Triden: Concil: Sess: 22. Cap. 2. Item sess: 22. Can. 3. Derwegen geschicht das Opffer der Meß nicht allein für die Sünde / vnd straff der Sünden / auch zur gnugthuung /
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vnd für andere Noth der gleubigen / so noch am leben sind. Sondern auch für die verstorbenen in Christo / so noch nicht gantz außgefeget sind / vnd solchs nach einsetzung vnd lehre der Aposteln. 10. Das die Meß nicht allein zu nutz vnd gutem gerathe vnd gedeye den gerechten vnd frommen / Sondern auch den Sündern / vor welche sie gehalten wirdt / damit sie von Sünden bekeret werden. Gab: Biel dist. 12. (10.) Das die Opffermeß vom Opffer Messiae allein in dem vnterscheiden / das sie geschehe incruento modo, ohne Blut vergiessung / sey aber mit demselben durchaus eins was das wesen / gleiche krafft vnd wirckung anlange. Vnd das die Opffermes eben zu dem ende gerichtet sey / dahin das Opffer Christi am Creutz gemeinet gewesen. Nemlich das dadurch des Himlischen Vaters zorn gestillet / vnd die Ewige seligkeit erlanget werde. Gabr: Biel. (11.) Das Christus in seinem letzten Abentessen / vnter den beyden gestalten /
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Brots vn̅ Weins / seinem Himlischen Vater / seinen Leib vnd Blut auffgeopffert habe. Trident: Concil: Sess: 6. Cap. 1. Der HErr Christus / in dem er sich / als einen ewigen Priester / nach der weise Melchisedech / von Gott verordnet / erwiesen vnd erkleren wollen / hat er seinen Leib vnd Blut / vnter der gestalt / Brodts vnd Weins / seinem Himlischen Vater geopffert / vnd eben vnter solchen eusserlichen zeichen / hat er auch seinen Aposteln / die er domals zu Priestern des Newen Testaments verordnet vnd bestetigt hat / seinen Leib vnd Blut vbergeben / das sie es hinnemen vn̅ geniessen solten / Auch jhnen sampt jren Nachkommen befohlen / das sie es Opffern solten / eben da er diese Wort redet. Das thut zu meinem gedechtnis. Lehren die Papisten / das die Opffermes(12.) ein Versünopffer sey / nicht allein der lebendigen vnd todten Sünde zuuertilgen / Sondern diene auch für alle andere noth des volcks in der Christenheit. Im gleichen helffe sie auch / das man allerley wolthat / so wol Leib
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liche als Geistliche / von Gott erlange vnd vberkomme. (13.) Das die Meß sehr gut sey / vnd diene zu erlangen / Leibes gesundtheit / schütz / glückselige reise / sieg im streit vn̅ Kriege / vnd andere zeitliche wolfart mehr. Innocentius de officio Missae. Das vier ding zur Messe gehören. (14.) 1. Sonderliche personen. 2. sonderliche wercke. 3. sonderliche wort / vnd 4. sonderliche ding / die Personen sollen sein die so da Meß halten / zur Messe dienen vnd auffwartten / vnd die da bey stehen. Die werck sollen sein die geberde / die handlung der Meß / vnd die bewegungen. 3 die wort sollen sein / Die Gebete / Gesenge vnd Lection in der Meß: Letzlich die sonderlichen dinge sollen sein / die Ornament der schmuck vnd zierat. Die Instrument als Kelch / Paten / Ciboria, Missal, vnd dergleichen / vnd die eusserlichen Element. sc. Brot / Wein / Wasser. Wann aber einer fraget / vnd gerne wissen wolte / was doch für geberde ein Meßpfaff haben müsse / bey der
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Opffer Messe / der lese Sleidanum / welcher sie eigentlich vnd außdrücklich beschrieben hal. Lib. 21. Pag. 576. Da selbst fingen die Pfaffen in den dreyen Kirchen / welche jhnen der Rath nach vermöge des vertrags zugelassen / jhre Geseng vnd Vesper / vnd nachfolgende tage die Meß / welche nun wol ein vnd zwantzig Jar lang vnterlassen worden / auff das Newe widerumb an. Vnd war eben ein grosser zulauff des Volcks / zuuoraus der Jugent: Demnach diesen allen ein new vnd vnerhört Spiel war zu sehen / so viel leute mit beschornen Köpffen / auff new art bekleidet / mit einander singe̅ / das niemand verstunde. Wachs kertzen vnd Ampeln am hellen Mittage / wie man sagt brennen / mit den Reuchfassen vmbher ziehen vnd reuchern / einen Pfaffen mit seinen Dienern vor de̅ Altar stehen / alle ding in frembder Sprach reden: Mancherley knie biegen / vnd andere Possen brauchen / mit zusammen gelegten Henden sich bücken / die Arme jetzunder außstrecken / vnnd als baldt widerumb zu
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sich ziehen / sich bißweilen vmbwenden / jetzt vberlaut schreyen / jetzt in grosser stille etwas murmelen / in die höhe gucken / sich niderbucken / nicht an einem ort stille stehn / jetzt auff die rechte / bald auff die lincke seyte des Altars lauffen / die finger zum theile hinderhalten / zum theile herfür strecken / in den Kelch hauchen / vnd in die höhe auffheben / darnach widerum̅ nidersetzen / an gewissen ort. Jetzt die Todten / jetzt die lebendigen nennen. Ostien zerbrechen / vnd in Kelch werffen / mit der Faust an die Brust schlage̅ / seufftzen / sich mit zugethanen augen schlaffend stellen. Widerumb auffwachen / ein theil Brodt essen / den andern theil mit dem Brodt gar außtrincken / das kein tröpflein vberbleibet / die hende waschen / Ein verguldet Schüßlein mit außgestrecktem Arme hinderwertig dem Volck zeigen / dieselbige an die Stirn vnd Brust halten. Jetzt den Altar / dann ein Bildlin in Metal gefast küssen. Dieses vnd anders dergleichen sahe die Jugent mit grossem verwundern vnd entsetzung auch nicht one gelechter an / vnd kondte kam jnne gehalten werden
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Das die Messe jhre wirdigkeit habe(15.) / vnd gelte zum theil ex opere operante, das ist / aus verdienst der Person / die da Messe helt / vmb des willen vnser Herr Gott verleihet vnd gibt / was der Meßpriester gebeten hat / den jenigen vor die er sein Gebet thut / vnd Meß helt: Zum theil aber / gelte die Meß ex opere operato, vmb des gethanen wercks willen / das ist vmb des Consecrirens opffers vnd empfahens willen / Vngeacht wie heilig oder vnheilig die Person sey / oder was des Pristers verdienst sey. Gabr. Biel in Ca: Miss: libr. 26. Das diß Opffer genandt werde(16.) Missa, gesandt / oder gegeben / als ein Opffer / das vns der Himlisch Vater von Himel herab selber gesandt vnd gegeben / das es vns gegen jm vertreten solle. Innocent. Offic. Missae. Das die Meß das Mittel sey / dadurch(17.) wir der frucht des leidens Christi theilhafftig werden. Trid: Conc. Sess. 22. Cap. 2. Vnd es wird dieses Opffers / so durchs Blut verrichtet worden / nutz vnd frucht / durch diß Opffer /
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so ohne Blut geopffert wirdt / reichlich empfangen vnd genossen. Lindanus lib. 4. Cap 21. Dann durch die Meß wirdt vns das Blut Christi am Creutz vergossen / zugeeignet. Dadurch wir dieser heilsamen Erlösung theilhafftig gemacht werden. (18.) Das der Meßpfaff könne die krafft des leidens Christi zuwenden / wem er woll. Zu forderst aber vnd vor andern allen / der Catholischen Kirchen. Darnach am aller nechsten im selber / vnd insonderheit dem Stiffter / von deßwegen die Meß gehalten wirdt. Gabr. Biel. (19.) Lehren sie / Das die drey theil auß der Ostien gebrochen werden / jhre bedeutung sollen haben. Das eine Theil bedeute / die Heiligen im Himel droben. Das ander / die Kirch / so noch hie auff Erden wallet vnd streittet. Das dritte Theil / bezeichne die verstorbenen jm Fegfewer. Durandus in ratio nali Lib. 4. Cap. 51. (20.) Lehren sie / das der Canon jhrer Meß gar rein vnd ohn Irthumb sey /
|| [ID00211]
vnd nichts darinnen / da nicht sonderliche grosse heiligkeit anzuspüren. Triden: Concil: Sess: 6. Cap. 4. Vnd dieweil man mit heiligen dingen heilig vmbgehen soll / das Opffer der Meß aber das aller heiligste ist / so hat die Catholische Kirch / domit diß Opffer wirdig / vnd mit aller Ehrerbietung verrichtet vnd genossen würde / den heiligen Canonem, das ist die still Meß / vor viel hundert Jaren gestifftet vnd eingesetzet / so gantz vnd gar rein von allem Irthumb / das auch nichts darin zufinden / darbey nicht sonderliche Heiligkeit vnd Gotseligkeit zuspüren / vnd das die Hertzen der jenigen / so da das Opffer volbringen / zu Gott erhebe. Tichten sie / das die still Meß oder(21.) Canon, als ein Geheimnis von Christo / vnd den Aposteln hinderlassen / nicht können verstanden / sondern müssen nur angebetet werden. Cricius, Polonus. Das der Meß Canon nur heimlich(22.) müsse gemurmelt werden / damit es niemandt höre. Trident: Con
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cil: Sess: 6. Cap. 5. Es hat die liebe Mutter die Catholische Kirch eingesetzt / das nemlich etliche ding in der Meß mit leiser stim / etliche mit heller erhabener stimme sollen außgesprochen werden. (23.) Lehren die Päpstler / das das Sacrament des Leichnams Christi / Ehrwirdiger vnd andechtiger gehandelt werde / wann es still vnd in geheim zugehe. Item: Bey verrichtung der Meß solle man das Euangelium nicht predigen. Asotus in scholijs. Also ist ein anders / spricht er / Das Sacrament des Leibes vnd Bluts Christi handeln. Welches wirdiglicher vnd andechtiger verrichtet nicht werden kan / Als so es heimlich vn̅ in der still gehandelt wird. Ein anders aber ist / das Euangelium predigen. (24.) Das vermög Apostolischer tradition mancherley Ceremonien / sonderliche heiligen segen / Liecht / Kertzen / Reuchwerck / Kleider / vnd dergleichen bey verrichtung der Meß / sollen gebraucht werden. Trident. Concil. Cap. 5. Darzu sindt bey die Meß Ce
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remonien verordnet / sonderliche heilige Segen vnd Benedeyung / Kertzen / Reuchwerck / Kleidung / vnd dergleichen mehr auß anstifftung vnd einsetzung der Aposteln / dadurch diese Opffer in grossen Wirden vnd Hochheit gehalten / vnd die Hertzen der gleubige̅ zur andacht erweckt / vnd auffgemuntert werden. Lehren die Papisten / Das die vermischung(25.) des Brots mit dem Wein in der Meß den jenigen / so das empfahen vnd geniessen / gedeie / zu Heil vnd Seligkeit / Leids vnd der Seelen / zum Ewigen leben. Canon Mis. Bittet der Meßpfaff in seinem Canone,(26.) das doch der Leid vnsers Herrn Ihesu Christi / durch die Handt des Engels vor das Angesicht der Göttlichen Maiestat müge gebracht werde̅. Canon missae. Lehren die Papisten / Das der Meßpfaff(27.) eine Todsünde begehe / der etwas an den Ceremonien der Meß aussen las. Lehren sie / das das Ampt vnd Ceremonien(28.) der Meß / so die volkömlich
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verrichtet sein / den menschen Gottes hulde vnd gnade verdienen. (29.) Leren die Papisten / das die Votiuae Missae, das ist die sonderliche gelübde̅ gestifftet / sonderlichen nutz vnd wirckung haben / vnd viel einen grössern vorteil / als die schlechten gemeinen Messen. Derselbigen sonderlichen gestifften Messen aber zehlen sie ein Register nach einander her / als da sindt.

Gestiffte Mess.
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1. Von der heiligen Dreyfaltigkeit.
2. Vom heiligen Creutz.
3. Von der Weißheit.
4. Von Engeln.
5. Von der Liebe.
6. Von den Heiligen.
7. Vom Sper / do der HERR am Creutz mit verwundet.
8. Von widerfindung des Kindleins Ihesu im Tempel.
9. Für den Bischoff.
10. Für den Kayser.
11. Für den Fürsten.
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12. Für alle Stende der Kirchen.
13. Für die gantze Gemeine vnd versamlung.
14. Wider vnglück vnd vnfall.
15. Vmb Friede.
16. Für das Heil der Lebendigen.
17. Wider die Sünden.
18. Für vns selbst.
19. Für den Priester.
20. Wider die anfechtung des fleisches.
21. Für die so gebeichtet haben.
22. Für die so Allmosen geben habe̅.
23. Für die so verreisen.
24. Vmb gnedigen Regen.
25. Vmb helle gewitter der Sonnen schein.
26. Für die schwachen vnd krancken.
27. Wider allerley Trübsal vnd Leiden.
28. Wider ein sonderlich grosses Leiden.
29. Für Braut vnd Breutigam.
30. Wider Donner vnd Plitz.
31. Wider die seuche der Pestilentz.
32. Für eine̅ der am fiber kranck ligt.
33. Wider anfechtu̅g böser gedancke̅.
34. Vmb ware Demut.
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35. Vmb ein Gottseliges leben.
36. Für vnsere feinde.
37. Wider die jenigen / so der Kirche̅ gewalt thun.
38. Wider die vngleubigen Heiden.
39. Wider das Viehe sterben.
40. Für die verstorbenen. (30.) Lehren die Papisten / die das Opffer der Meß nicht allein die Sünd der lebendigen außtilgen / auch nicht allein die pein der verstorbenen miltern vnd lindern / sondern auch die Herrligkeit der seligen grösser machen. Albert: Magnus de Sacrament: Eucharist: Sermon. 4. Vnser Opffer nemlich der Meß / ist vortreflich / von wegen ewiger krafft vnd wirckung. Das ist / das es vnsaglich viel guts schaffet vnd außrichtet / dann es thut vornemlich an dreyen enden viel guts / in den dreyen vnterschiedtlichen zustenden der gleubigen. 1 In dieser welt. 2. Im fegfewr. 3. Im Himel. Im Ersten zustandt / löset es von teglichen sünden. Im andern aber / lindert es die schwere pein vnd qual. Im dritten / schaffet vnd
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verursacht es grosse frewde vnd herrligligkeit / vnd daher kompts / das man dreyerley Meß zuhalten pflegt. Erstlich vor das Heil vnd wolfart der ledendigen. 2. Vor die ruhe vnd fried der verstorbenen. 3. Vor die Herrligkeit derer die seliglich entschlaffen sind. Lehren die Papisten / das man nicht(31.) allein in bekandter / sondern auch in frembder Sprach solle Meß halten. Trident: Concil: Sess: 6. Canon 9. Wer da sagt / das man allein in bekandter Sprach solle Meß halten / der sey verflucht. Sagen sie / Das man zu ehren vnd(32.) gedechtnis / der Heiligen solle Meß halten. Catech: Rom: Pag: 409. Dann ob wol die Catholische Kirche bißweilen Meß / zum gedechtnis vnd Ehren der Heiligen / hat pflegen zuhalten / hat sie doch nicht geleret / das man jhnen / den Heiligen / sondern dem Ewigen Gott / der sie mit vnuergenglicher Ehr vnd Herrligkeit gezieret / opffern solle. Lehren sie / Das mancherley art der(33.) gnugthuung im Alten Testament das
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Opffer der Meß sollen vorgebildet haben. Catech. Rom. Pag. 410. Vber das ist das Opffer so wol vor als nach dem gegebenen Gesetz / durch mancherley Opffer zuuorn vermeldet worden. (34.) Wollen die Papisten haben / das man in Opfferung des Kelchs / wasser vnter Wein mischen solle. Trident. Concil. Sess. 6. Canon. 9. Wer da sagt / das man das Wasser vnter den Wein nicht mischen solle / wann man den Kelch Opffert in der Meß / sintemahl es wider Christi einsetzung sey / der sey verflucht.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DEr Gottselige Leser / der sonderzweiffel müde vnd vberdrüssig worden / vber diesen vngeheuren Gottslesterungen der Papisten zulesen / mag sein Hertz wider erquicken / vn̅ sich in rechtem sin vnd verstandt verwaren / mit diesen lieblichen tröstlichen Sprüchen auß Gottes
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wort / die da reden / von dem ewigen Versünopffer vnsers Herrn vnd Heilandes Ihesu Christi / das er auff dem Altar des Creutzes verrichtet hat / Als da ist der Spruch Johan. 1. Sihe diß ist Gottes Lamb / das der welt Sünde tregt. Heb. 10. Denn mit einem Opffer hat er in Ewigkeit vollendet / die geheiliget werden. Matth. 20. Des menschen Sohn ist nicht kommen / das er jhm dienen lasse / sondern das er diene / vnd gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. 1. Johan. 2. Wir haben einen Fürsprecher bey dem Vater Ihesum Christum / der da Gerecht ist / vnd derselbige ist die versönung für vnsere sünde / nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen welt. Item: Jesa. 53. Er ist vmb vnser missethat willen verwundet / vnd vmb vnsere Sünde willen zerschlagen. Die straff ligt auff jhm / auff das wir friede hetten / vnd durch seine Wunden seind wir geheilet: Wir giengen alle jnn der Irre wie die Schaffe / ein jeglicher sahe auff seinen weg / Aber der HERR warff vnser aller Sünde auff jhn.
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Item / Er ist den Vbelthetern gleich gerechnet / vnd hat vieler Sünde getragen. Vnd für die Vbeltheter gebeten. Hebr. 9. Er ist durch sein eigen Blut / ein mahl in das Heilige eingegangen / vnd hat ein ewige Erlösung erfunden. Jes. 63. Ich trete die Kelter allein / vn̅ ist niemandt vnter den Völckern mit mir. Ich sahe mich vmb / vnd da war kein Helffer. Jes. 43. Ja mir hastu arbeit gemacht in deinen Sünden / vnd hast mir mühe gemacht / in deiner missethat. Ich ich tilge deine missethat vmb meinet willen / vnd gedencke deiner Sünden nicht. Rom. 3. Wir werden ohn verdienst gerecht / auß seiner gnad / durch die Erlösung / so durch Christum Ihesum geschehen ist / welchen Gott hat fürgesetzt / zu einem Gnaden stul / durch den Glauben in seinem blute. Act. 4. Es ist in keinem andern Heil / ist auch kein ander Name den Menschen gegeben / darin wir sollen Selig werden / denn in dem Mamen Ihesu Christi. Derwegen sindt alle oberzelte vnd dergleichen getichte der Papisten alle vber einen
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hauffen erstuncken vnd erlogen / das sie vorgeben / durch die Opffermessen sollen vnsere Sünde außgetilget / vnd vnser Seligkeit befordert werden. Dann die Ehre vn̅ Rhum gebüret allein dem aller heiligsten Opffer des Sohnes Gottes. Vnd treten warhafftig die jenigen das aller heiligste Blut Ihesu Christi mit füssen / so da durch jre eigene werck vnd Opffer Messen / vergebung der Sünden bey Gott erlangen wollen. So werden auch diese ertichte Lügen von der Gottslesterischen Opffermeß / durch die wort der einsetzung des Abentmals Christi vnsers Herrn deutlich vnd klar widerlegt. Da er spricht: Nemet hin vnd Esset / das ist mein Leib / vnd thut das zu meinem gedechtnis. Vber das dieweil das gantze geticht der Papisten / von jrer Opffermessen / dadurch sie alle sünde der todten vnd lebendigen tilgen vnd außleschen wollen / mit keinem gezeugnis der heiligen Schrifft bewaret vnd bewiesen werden kan. So helt man jnen billich diesen Spruch vor die Nasen. Matth. 15. Vergeblich dienen sie mir /
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Dieweil sie lehren solche Lehre / die nichts denn menschen Gebot sindt. Item / Gal. 1. So jemandt ein ander Euangelium predigt / anders denn das jhr empfangen habt / der sey verflucht. Item / Deut. 4. Du solt nichts zu meinen worten thun / vnd nichts dauon nemen. Wie wir aber des Opffers Ihesu Christi theilhafftig werden / zeiget vns in einer Summ der Spruch des Propheten Habacuc. Cap. 2. Der Gerechte wirdt seines Glaubens leben. Wann ein Gottselig Hertz / auff diesen Grundt festiglich sich verlesset / der wirdt den Abgöttischen greueln der Papisten freilich von grundt seines hertzen feindt werden vnd bleiben.
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IX. Päbstische Irthumb / im Neundten Heupt Artickel.
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Von der Buss oder bekerung des Sünders zu Gotte.
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DIese aller nötigste lehr / haben die Papisten mit den schendtlichsten Irthumen verunreiniget vnd besudelt / vnd weil betrübte / vn̅ mit Gottes zorn bedrengte vnd geengstigte gewissen / heilsame Artzney / auß dieser lehr hetten haben vnd vberkom̅en sollen / haben doch die Papisten dieselbe dermassen verfelschet / das sie dadurch den leute̅ anders nichts als lauter gifft eingeschenckt vnd gegeben haben. Dan̅ bey diesem Heuptpunct / haben sie diese Irhumb ertichtet vnd eingefürct. Das diß Busse sey vnd heisse / Nemlich(1.) alleine begangene sünde beweinen / vn̅ vber die man weine̅ müsse / dieselbige
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nicht mehr begehen. Oder das Busse sey ein leid des hertzens vnd betrübnis der Seelen / von des vbels wegen / das einer begangen hat. De Poenit: dist. 1. Parag. Ecce nunc tempus. Item: Gregorius in Serm: quadrages: Busse thun ist anders nichts / denn vorgethane Sünde beweinen / vnd die zu beweinen sindt / nicht in der that erfüllen. (2.) Sagen sie / das drey stück zur Busse gehören. 1. Rew vnd leid im hertzen. 2. Mündtliche bekantnus der sünden. 3. Vnd gnugthuung mit wercken. Lombard: Lib. 4. dist: 16. Bey der Busse soll man auff drey Stück achtung geben. Als auff bekümmernis vnd Rew des hertzens. 2. Auff offentliche bekentnis des mundes. 3. Auff die satisfaction od gnugthuung durch werck. (3.) Lehren die Papisten / das die Busse einem Menschen / der am Glauben Schiffbruch erlidden hat / das ander Bret sey / darauff er sich retten müge / gerad als were die heilige Tauff dem jenigen nichts mehr nütz / der in Sünden nach der Tauff widerumb gefal
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len. De poenit: dist: 1. Parag. 2. Die ander Taffel oder Bret / so der Mensch nach erlidenem Schiffbruch ergreiffen mag / ist das einer die Sünde einfeltig beichtet vnd bekennet. Das die Busse warhafftig vnd eigentlich(4.) ein Sacrament sey. Trident. Concil: Sess: 4. Canon: 1. Wer da sagt / das in der Catholischen Kirchen / die Busse nicht eigentlich vnd warhafftig ein Sacrament sey / dadurch die gleubigen / so offt sie nach der Tauff in Sünden widerumb gerathen vnd fallen / mit Gott dem Herrn mögen wider versönet werden / vnd darzu von Christo dem Herrn selbst eingesetzt / der sey verflucht. Das das Sacrament der Buß / wesentlich(5.) stehe in dem werck des / der da durch die Buß geheiliget wirdt. Compend: Theolog: Lib. 6. Cap. 20. Trident: Concil: Sess: 4. Cap. 3. Das zweyerley Busse sey / eine nach(6.) dem vorsatz oder stettigen willen / die andere der that nach / welche nicht jmmerdar weren soll. Compend: Theolog: Lib. 6. Cap. 20. Denn es ist
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eine jnnerliche Buß / nach dem stetigen vorsatz / vnd dieselbige mag stets für vn̅ für bleiben. Die ander Buß / so sich im werck vnd in der that erzeigt / vnd dieselbige muß nicht stets weren. (7.) Das die Rew / die Beicht vnd gnugthuung / sey eben die vrsach / welche die gnad der Busse / nemlich die versünung mit Gott / vnd das Ewige leben / dem mensche̅ zuwende oder zueigne. Compend: Theolog. (8.) Das im Alten Testament vnd vor Christi Aufferstehung / eine andere art der Busse sey gewesen / als die / so der HErr Christus eingesetzet vnd gestifftet hat. Trid: Concilium Sess: 4. Cap. 1. Ferner so war vor Christi zukunfft / die Busse kein Sacrament / wie sie auch nach seiner zukunfft / zuuor vnd ehe die Tauff eingesetzt vnd gestifftet worden / keinem kein Sacrament gewesen ist / oder auch kein Sacrament ist / dem der noch nicht Getaufft ist. (9.) Das die Busse so vor der Tauffe geschicht / was jhre Substantz vnd we
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sen anlagt / vnterschieden sey von der Busse / so nach der Tauff geschicht. Sintemahl die erste / kein Sacrament sey. Trident: Concil: Sess: 4. Ca. 1. Das das Ampt das heilige Euangelium(10.) zu Predigen vnd zuuorkündigen / gantz vnd gar vnterschieden sey / von der gewalt Sünde zuuergeben / so das Sacrament der Busse alleine vermöge. Trident: Concil: Sess: 4. Can: 3. So jemandt sagt / das die wort vnsers HErrn vnd Heilands: Nemet hin den heiligen Geist. Welchen jhr die Sünde erlasset / denen sindt sie erlassen / Vnd welchen jhr sie behaltet / denen sindt sie behalten / nicht sollen verstanden werden / von der gewalt Sünde zuuergeben / vnd Sünde zubehalten / im Sacrament der Busse / wie solchs die Catholische Kirche von anfang allezeit verstanden. Wil aber solchs zuwider der einsetzung vnd stifftung dieses Sacraments dehnen vnd lencken / auff die autoritet vnd gewalt / das Euangelion zu Predigen / der sey verflucht.
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(11.) Das die macht vnd gewalt Sünde zuerlassen nicht stehe in verkündigung des Euangelij / sondern sey gegrundt auff das Priesterliche mahlzeichen (so jm in der Weihe angeschmirt worden.) (12.) Das durch krafft vnd wirckung des Sacraments der Buß (welches stehet im eusserlichen werck des menschen) Christi Blut vnser Sünde abwasche. Das ist / das Blut Christi empfahe seine krafft vnd wirckung / von des Menschen thun vnd wercken. Ist das nicht ein vngeheure Gottslesterung? Catechis: Rom: Pag: 424. Darnach aber weil niemandt der Seelen seligkeit / ohn allein durch Christum vermittelst seines leidens vnd sterbens erlangen kan / hat sichs nicht anders leiden / noch zu vnserem nutz dienlicher sein wollen. Denn das ein solches Sacrament eingesetzt vnd gestifftet würde / durch dessen krafft vnd wirckung / Christi Blut zu vns fliessend / vns von sünden / so nach der Tauff begangen / reinigen möchte.
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Das der Glaube nicht ein stück der(13.) Busse sey / sondern vor der Busse. Catechis: Rom: Pag. 419. Aber bey dem der da Busse thut / muß notwendig der Glaub vorher gehen / sintemal niemandt zu Gott sich bekeren kan / der da keinen Glauben hat. Vnd daher kombts / das man den Glauben keines weges / ein stück der Buß nennen kan. Das die Busse eine so grosse Tugent(14.) sey / das jhr die heilige Schrifft stracks das Himelreich verheisse vnd zusage. Catechis: Rom: Pag: 422. Denn durch diese stücke / als durch sonderliche Staffeln kompt man zu dieser vortreflichen Tugent der Buß / welche gantz vnd gar vor eine Göttliche vnd Himlische Tugent zu achten. Deren nemlich die heilige Schrifft das Reich der Himel verspricht vnd zusaget. Das dieser vnterscheidt sey zwische̅(15.) der Tauffe vnd dem Sacrament der Busse. Das nemlich in der Tauff lauter vmb sonst dem menschen anfenglich geschencket vnd gegeben wirdt / die gnedige versöhnung / vergebung der Sünden / ohne vnsere Werck vmb des ver
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diensts von volkommenen gehorsams Christi willen. Denen aber so da nach jrer Tauffe widerumb straucheln vnd fallen / dieselbe̅ können so leichtlich lauter vnd vmb sonst zur vergebung der Sünden nicht wider kom̅en / dann die Busse ist eine müheselige Tauffe. Triden: Concil: Sess: 4. Cap. 2. Zu welcher vernewerung vnd volkommenem leben / wir durch das Sacrament der Tauff ohne Threnen vnd Zehern / auch ohne grosse mühe vnd arbeit (sintemahl die Gerechtigkeit Gottes solches erfordert) keines weges nicht kommen können. (16.) Das der Mensch durch die Tauffe ein Newes leben bekommen / werde durch die Gnad vnd Krafft der Tauff ein newer Mensch. Vnd bleibt derwegen ahn vnd bey jm fast keine schuld der vorhergehenden Sünden halben. Aber durch die Busse gerathe der Mensch in kein ander noch newes Leben / sintemahl die Busse keine widergeburt sey / sondern als eine hellung. Thom: Aquin: 4. dist: 18. q. 1. a. 1.
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Das das Sacrament der Busse /(17.) welchs stehet in des menschen werck / nemlich Rew / Beicht / vnd gnugthuung / die Sünde eben also erlasse / wie die Tauffe. Thomas 4. dist: 17. q. 3. Articul. 5. Dann im Sacrament der Buß / wird dem Menschen die Gnad eingegossen / dadurch jme die Sünde eben so vergeben wirdt / als in der Tauffe. Das wir zwar durch die Gnad erlöset(18.) werden von der schuldt / aber durchs Sacrament der Buß auch von der pein vnd straff der Sünden. Compend: Theolog: Lib. 6. Cap. 22. Das ist zu mercken / das wir durch die Gnad erlöset werden von der Sünden schuldt: Durch die Busse aber kommen wir loß von der straff / so auff die Sünde erfolget. Des Elends vnd Jammers aber kommen wir ab / durch die Herrligkeit. Das die Busse nicht weiter nütze(19.) sey / als nur einmahl / vnd das man die nicht widerholen sol. De poenit. dist 2.
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Etliche sagen / Die Busse nütze vnd diene nur ein einigs mahl / denn sie ist nur einig / vnd kan nicht widerholet werden. So sie aber widerholet wirdt / so ist die vorige kein rechtschaffene buß gewesen / ob schon nach erkentnis vnd vrteil des Richters / er dz ansehe̅ gehabt / als sein durch verdienst derselben busse die Sünde vergeben gewesen / so sindt sie doch vor dem Angesicht des / der alle ding gegenwertig sihet vnd kennet / keines weges vergeben / Sintemahl der Mensch sich nach dem wort des einigen rechten Priesters nicht gehalten hat / der da spricht / Gehe hin vnd sündige vorthin nicht mehr. Johan. 8. Item: Lombard: lib. 4. dist: 24. Dann in schweren Sünden wirdt nur einmal gestattet Busse zuthun. Item / vnd dieselbige soll nicht widerholet oder offt gethan werden / der Hoheit vnd Wirdigkeit halben dieses Sacraments / damit es nicht in verachtung geraht / vnd bey den Leuten vernichtet werde.
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Von der Rewe.
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LEhren die Papisten / Das die(20.) Rew sey ein Leid vnd schmertz / den ein Mensch gutwillig im hertzen anfahe / mit dem vorsatz / das er seine sünde Beichten / vnd dafür gnug thun wölle. Compen diu̅ Theolog. Lib. 6. Cap. 24. Das bey vnd in der Rew zweyerley(21.) schmertzen sein / einer des willens / Der Ander des fülens / der Erste gehöre eigentlich zu der Rew / Der Ander aber sey nicht nötig / das er dazu komme. Comp: Theol: Lib. 6. Ca. 24. In der Rew des menschen finden sich von wegen der sünde zweyerley schmertzen / Einer des willens / welcher nichts anders ist / als ein mißfallen tragen der Sünde wegen. Der Ander aber stehet im fühlen oder empfinden. Der erste gehöret eigentlich zur Contrition. Der Ander aber / wirdt als notwendig zur Rew nicht erfordert / Ob er schon dabey ist / wann die Rew volkommen sein soll / Sintemal ein solcher schmertz
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in vnser macht vnd Wilköre nicht stehet. (22.) Wollen sie / das man fleissig mercken solle / das der empfindtliche schmertz in vn̅ bey der Rew sey dreyerley 1. Deficiens, der nicht volkommen sey. 2. Sufficiens, der gnugsam vnd volkommen sey: 3 Praeueniens der vorher gehet / Der Erste sol stracks zur Hellen zufüren. Der ander zum Fegfewer / der dritte ins Paradis. Compend, Theolog. ibidem. (23.) Machen die Papisten ein vnterscheidt in der Rew / das sie eines nenne̅ attritionem. Das ander Contritionem. Attritio sol sein eine vnuolkommene oder halbe Rew / Aber Contritio sol ein gnaden Rewe oder gantze Rew sein. Compend: Theolog. lib. 6. Cap. 24. Es ist ein vnterschetot zwischen der halben vnd gantzen Rew / sicut inter formale & formatum, wie zwischen dem das eine gestalt gewinnen soll / vnd dem das schon eine gestalt hat. Denn die gantze Rew ist / ein gnaden Rew oder engstigung / dieweil die gnad zu der bewegung des hertzen sich
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findet vnd gesellet / vnd derselben ein gestalt gibt / wiewol sie die nicht herfür bringt / oder verursachet / vnd wird also auß einer halben eine gantze Rew / dieweil die schlechte bewegung / so sonst vor sich selbst in der Seelen bleibet / eine volkommene gestalt gewinnet / wann die Gnad dazu kommet. Gleich wie eine Farbe volkomlich scheinet / wann das liecht darzu kommet. Darumb lehren sie / das die Rew(24.) nicht sey ein Werck des heiligen Geistes / Sondern ein Werck des Menschlichen Freyen willens oder eigener natürlichen krefften. Catechis: Rom. Pag. 457. Dann Rew ist ein Werck vnd thun des menschlichen willens. Tapperus Artic: de Lib: arb: Pag: 297. Es kan auch der Mensch nach begangener Todtsünde / durch seinen Freyen willen / warhafftige Rew haben / doch das jhm vnser Herr Gott zuuorkome / vnd jhm die Sünde zeige.
|| [ID00236]
(25.) Lehren die Papisten / Das die Rew gantz volkommen sein müsse / vnd das der Mensch solch leid vnd schmertzen in seinem hertzen wegen der Sünden habe̅ müsse / das kein grösser nicht könne noch müge erdacht werden. Catechis: Rom: Pag. 439. Auß diesen vrsachen kan man leicht erweisen / das der Mensch den höchsten vnd grösten schmertzen seiner sünde halben haben müsse / das kein grösser sein noch erdacht werden möge / dann dieweil die volkomene Rew ist ein werck vnd geschefft der liebe / so auß der kindtlichen furcht jhren vrsprung hat / ist offenbar / das die liebe vnd Rewe eine so gros als die andere sein müsse Dieweil aber die liebe / da wir Gott mit lieben / die aller volkömlichste ist / findt sichs daher / das auch die Rew mit dem höchsten vnd hefftigsten schmertzen vnd hertzeleidt verwandt vnd verbunden ist. Vnd bald hernach / So muß derwegen nicht allein die grösseste / sondern auch die aller hefftigste / vnd also gantz vnd gar eine volkomene Rew vnd leid der Sünden halben sein / da kein masse zusetzen.
|| [ID00237]
Lehren sie / das der Mensch der gemeinen(26.) teglichen Sünde vnd schwachheit halben / kein Rew noch leid haben dörffte. Scotus lib. 4. dist: 17. Artic: 3. Es ist keiner schüldig vor die tegliche gemeine schwacheit vnd Sünde einige Rew zu haben. Viel mehr aber / ob er schon stirbt mit vorsatz solche Sünde zu begehen / oder mit solcher Sünde im werck dahin fehret / wirdt er dannoch selig / ob er gleich dafür muß / (im Fegfewer) geplagt werden. Lehren sie. Das der Mensch / für(27.) ein jegliche Todtsünde / eigene Rew vnd leid haben solle. Catechis: Rom: Pag. 442. So sol man die gleubigen Menschen zum höchsten vermahnen / das sie sich befleissigen vor eine jegliche Todtsünde / eigene Rew vnd schmertzen im Hertzen zuhaben. Lehren die Papisten / Das das leid(28.) vnd der schmertzen in der Rew so gros sein müsse / Das die grösse der Sünde vnd die bitterkeit des schmertzens gleich sein. Catechis: Rom: Pag: 450. Den̅ ob wir gleich zugeben vnd sagen / Das durch die Rew die Sünde außge
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leschet vnd getilget werde / So ist doch jederman wol bewust / das dieselbige so hitzig im hertzen sein / vnd brennen müsse / das die grösse der Missethaten / vnd die bitterkeit des schmertze̅s gleich sein. (29.) Das die Warhafftige Rew diese krafft habe, das sie sünde tilge / vnd aller Sünden vergebung bey Gott erlange. Catechis: Rom. Pag. 447. Darauß man verstehen kan / das die ware Rew / dauon oben gesagt / diese krafft habe / das wir vmb jrentwillen vorzeihung aller Sünde von stunden an / bey Gott erlangen. Item: Ius Canon. 7. De poenitent: dist: 1. Darumb allein die Rewe dadurch der Mensch von der Sünde wider aufferwecket wirdt / die sünde hinweg nimbt. Item: Lomb: Lib. 4. dist: 17. Man kan traun sagen / Das ohne die mündtliche Beicht vnd bezalung der eusserlichen straff / die Sünde außgetilget werden / durch die Rew vnd demütigkeit des hertzens Item: Der Schwam damit du deine Sünde abweschest / sindt deine eigene Threnen.
|| [ID00239]
Lehren die Papisten / Das durch(30.) die Rew des Menschen die Ewige Pein in zeitliche straff verwandelt werde. Lombardus Lib. 4. dist. 17. Wo die Menschen nur jhr eigene seibst Richter werden / vnd gleichsam jhr boßheit an jhnen selbst rechnen. Also / das sie allhier eine willige ernste straff an sich selber vben können / sie in die zeitliche Plag die Ewige pein verwandeln / vnd durch jhre Threnen / so auß warhafftigem vnd betrübtem bekümmerten Hertzen herfür fliessen / die Flammen des ewigen Fewers außleschen. Lehren die Papisten. Das die(31.) Rew im Menschen so groß werden / wachsen vnd zunemen könne / das nicht allein vmb derselben willen / die schuldt / sondern auch die Peen vnd straff erlassen werde. Vnd diß könne auff zweyerley weis geschehen / Einsmals von wegen der liebe / welche das mißfallen an der sünde verursacht. Dann sichs bißweilen wol begeben kan / das die liebe in der
|| [ID00240]
that so gros wirdt / Das die Rew / so von jhr herkompt / auch die erlassung von aller peen vnd straff erwerbe vnd verdiene / gleich wie bey Magdalena geschehen. Zum andernmahl geschicht das / von wegen des empfindtlichen schmertzen im hertzen / welche̅ der Mensch gutwillig erregt. Dieweil dieser schmertz gleichsam eine straffe ist / vnd so gros werden vnd zunemen kan / das er gnugsam ist außzuleschen vnd zutilgen / zugleich schuldt vnd pein. Compend: Theolog: lib. 6. Cap. 24. Thom. 4. dist: Pag. 17. q. 2. (32.) Leren die Papisten / das der Mensch nicht könne gewis werden / wann er gnugsam gerewet habe. Thom. 4. dist. q. 2. Artic. 5. Darumb muß man sagen / das niemandt vor gewis wissen kan / ob seine Rew dermassen genugsam sey / das sie schuldt vnd pein abtragen vnd tilgen möge. Derwegen dann der Mensch noch schüldig ist zu beichten / vnd gnug zuthun.
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Lehren sie. Das dieses eine schedliche(33.) Lehre sey / wann man sagt / Die Rew sey ein schrecken vnd furcht im gewissen. Tap: de Contrit: Pag. 179. Es ist eine schedtliche Lehr / das man vorgeben wil / Die Rewe sey ein schrecken im Gewissen / auß furcht für der ewigen Pein im Hellischen Fewer.

Von der Beicht oder Bekentnis der Sünden.
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LEhren die Papisten / Das der Herr(34.) Christus selbst die Beicht / so zum Sacrament der Buß gehören sol / gestifft ond eingesetzt habe. Trid Concil: Sess: 4. Cap. 5. Auß der einsetzung des Sacraments der Busse / so jetzt erkleret / Hat die Catholische Kirche allzeit verstanden / Das auch der HErr Christus gestifftet hat / ein volkommene Beicht / vnd bekentnis der Sünden / welche nach Göttlichem recht allen den jenigen von nöten ist / so nach jhrer Tauffe fallen vnd sündigen.
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(35.) Das die Beichtende alle jhre Todtsünden / deren sie nach fleissigem nachdencken vnd erinnerung / sich im gewissen schuldig befinden / in der Beicht / dem Priester erzelen sollen / ob sie gleich so heimlich / das sie hetmlicher nicht sein köndten. Trid: Concil: Sess. 4. Ca 5. (36.) Das man die vmbstende / die der sünde eine andere gestalt oder art machen / alle miteinander in der Beichte erzehlen müsse. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 5. Daraus schleust sichs weiter / das man auch in der Beicht die vmbstende vermelden vnd anzeigen müsse / so der Sünde ein ander gestalt zu machen pflegen. (37.) Das alle menschen / so zu jhren vernünfftigen Jaren kom̅en sind / zum wenigsten im Jar einmahl beichten solle̅. Lateran: Concil: Welchs die Vätter im Tridentischen Concilio anziehen. Sels: 4. Cap. 5. (38.) Das durch die Beichte eine sünde / so da fast tödtlich gewesen / zu einer vergeblichen oder gerinaen Sünde verwandelt werde. lus Canon: de poent. dist: s. Die sünde so in der that todt
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lich war / wirdt durch die Beicht ein geringe vergebliche Sünd (veniale peccatum. Das die Beichte die Sünde außlesche.(39.) Catechis: Rom: Pag. 459. Dan̅ wir erlangen von vnserm Herrn Gott keine vergebung der Sünden / es sey dann das das Sacrament der Busse durch die Beichte solche an vns außtilge. Das die Beicht vom Todt erlöse /(40.) das Paradis eröffne / vnd die hoffnung der Ewigen seligkeit gebe. Lomb: lib. 4. dist: 17. Die Beicht erlöset die Seele vom Tode / die Beicht thut auff des Paradises Pforten. Die Beicht gibt hoffnung der Ewigen Seligkeit / denn der wirdt nimmermehr zur Gerechtigkeit komen / noch Selig werden / der hie in diesem Leben sein Sünde nicht beichten wil. Das die Beicht / so dem Priester(41.) in der Fasten gethan wirdt / vnserm Herrn Gott viel angenemer sey / als die sonst andere zeit im Jar geschicht. Trident: Concil: Sess: 4. Cap. 5.
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Diß ist ein heilsame weise vnd gewonheit / das man zu der heiligen vnd angenemen zeit / Nemlich in der Fasten seine Sünde beichtet. (42.) Das die Beicht vnd Absolution zusammen / vnd mit einander krafft haben / von straff der Sünden zuerlösen / auff zweyerley weise. Einmahl auß krafft der Absolution / vnd dergest alt erlöset sie den menschen gentzlich / vnd reisset jhn auß der Ewigen pein. (Wie im gleichen auch von der schuldt) welche zwar ein solche pein ist / so den menschen verdampt / vnd gentzlich vertilget. Vnd ob schon der Mensch daselbst von erlöset wirdt / bleibt er doch verpflicht zu der zeitlichen straffe. Zum andern / mindert die Beichte zugleich mit der Absolution die pein vnd straff / auß art vnd Natur des wercks / das der Mensch seine Beicht thue / welche diese straff mit sich tregt oder bringt / Das der Mensch vor seinen Sünden erschrecken / vnd schamrot werden muß. Thom: lib. 4. dist. 17. quaest: 3. art: 5.
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Das je öffter einerley Sünde gebeichtet(43.) werden / je mehr die pein vnd straffe gemindert werden. Thom. lib. 4. dist: 17. q. 3. Das eine rechtschaffene Beichte /(44.) diese art vnd eigenschafft haben solle / wie die in nachfolgenden Versen verfasset.
Sit simplex, humilis, Confeßio pura, fidel???, Atque frequens nuda, discreta, libens, verecundae, Integra, secreta, lachrymabilis, accelerata: Portis & accusans, & sit parêre parata. Thom. Lib. 4. dist. 17 q 3.
Wann du dein Sünd wilt beichten eben / Soltu auff diese stück achtung geben / Das deine Beicht einfeltig schlecht / Demütig sey / Rein Richtig / recht / Vnd offt thust dein bekentnis blos / Vnterschiedtlich sagst dein Sünde gros / Thust solchs mit scham / doch gern von hertzen / Gantz in geheim mit bitterm schmertzen / Solchs nit vorzihst / habst kecken mut / Zu klagen was dich krencken thut / Seist auch zu leisten bereit vnd willig / Was denn nach deiner Beicht gantz billig / Zur gnugthuung dir aufferlegt / Der Priester der deine Sünd erwegt. Das die Beicht in der Buß darzu(45.) nötig sey / domit der Priester dem beich
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tenden / seins gefallens / die straff zur bezalung nach dem er verwircket aufflegen müge. Thom. 4. dist: 17. q. 3. (46.) Das diß zum Sacrament der Buß notwendig gehöre / das einer seinem eigenen Priester seine Beichte thu. Tho: 4. dist. 17. q. 3. (47.) Das die Beichte sey ein Werck der Tugendt / vnd ein Stück das zum Sacrament der Buß gehöre / vnd auch als ein Werck der Tugendt / verdienstlich sey. Darumb auch die beicht / ohn die liebe / welche den anfang zum verdienst mache / nichts gelten könne. Thom: lib: 4. dist: 17. q. 13. a. 3. (48.) Das der so da gebeichtet habe vnd Absoluirt sey / weniger pein im Fegsewer außzustehen habe / als der so nur Rew vnd leid gehabt. Thom: 4. dist: 17. quaest: 3. Art: 5. (49.) Das einer in der Beicht vnd bekentnis der Sünden / diese acht vmbstende müsse in achte haben.
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Quis, quid, vbi, per quos, quoties, eur, quotode, quando Peccasti, dices, ut sit confeßio verae.
So deine Beichte recht soll sein / Mustu dem Priester sagen fein / Was dem Person / dein Ampt / dein Standt / Was gsündigt dein Hertz / mund / vnd handt / An welchem ort / mit welchen leuten / Wie offt das gschehn / mustu bedeuten / Warumb / auff welche weis / vnd wann / Du diß vnd jenes habst gethan / Mustu sagen vnd Beichten eben / So wirdt dir deine sünd vergeben. Item. Die vmbstende / so die sünde schwerer vnd grösser machen / sindt in diesen Versen begriffen.
Aggravat ordo, locus, mora, causa, scientia, tempus. Lucta pusilla, modus, culpae genus, & status altus. Conditio, numerus, aetas, & scandala, Sexus. Compend. Theolog de Confeß. Lib. 6.

Das ist.
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Die Sünd wirdt schwer vnd mechtig gros / Wann sünd begeht ein Ordens gnos / Auch offt der ort die Missethat / Gefehtlich macht: Vnd das man hat / Geschwiegen lang gebeichtet nicht / Gesundigt fort. Vrsach warlich / Der sündign Seel auch gibt ein stos / So ist dis auch ein Sünde gros /
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Die einer wissentlich gethan / Die zeit hier auch wirdt gesehen an / Do Sünd geschehen ist ohn schew / Vnd der Mensch nit gstrirten frey / Wider sein Fleisch vnd bösen sinn / So geht die Sünd auch so mit hin / Die gschehen ist auff sondere weis / Der Sünden art wirdt betracht mit fleis / Darzu des menschen Ampt vnd stand / Wie hoch er in der Welt bekandt / Wirdt angesehen / mit was beding / Er diß odr jene Sünd beging / Wie offt er solches hab gethan / Sein Alter auch wirdt gsehen an / Vnd wie gros sein die ergernissen / So macht auch Sünd ein grösser gewissen. Die etwan ein Weib hat gethan / Die sonst kein Mann gefangen an / Oder ein Mann so liederlich Gethan / dafür geschehmet sich / Ein Weib wol het zu tausent mahl / Die stück zusammen vber all / Viel wichtiger die Sünde machen / Wo man mit ernst nachdenckt den sachen. (50.) Ob schon eines menschen Sünde dem Priester wol bekandt weren / so müsse man die doch beichten. Sintemal sie im allein vor seine person / aber nicht Amptswegen bekandt / als dem Richter. Comp: Theol: Lib. 6. Cap. 25. (51.) Sagen die Papisten / Das viererley
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felle sein sollen / in welchen einer schüldig sey / die Beicht zu widerholen / deren zwene den Beicht vater / zwen aber das Beichtkindt betreffen. Der Erste fall sol sein. Wann der Beicht vater nicht habe clauem potentiae, den macht Schlüssel / das ist / wann die Sünde so gestalt / das der Beicht vater jhn dauon nicht Absoluiren darff. Der ander fall ist. Wann dem Beicht vater mangelt Clauis scientiae. Wann er den rechten vnterscheidt vnter den Sünden nicht weis. Der dritte fall ist / So das Beicht kindt die Sünde kaum halb gebeichtet hat / dann man soll vnd muß einem Priester alle Sünde beichten / so viel man sich deren erinnern / vnd entsinnen kan: Do aber etliche vergessen vnd entfallen weren / sol man die Beichte darum̅ nicht für halb achten noch schetzen. Der vierdte vnd letzte fall ist / wann das Beichkindt hat auß der acht gelassen / oder gantz vnd gar vnterlassen die gnugthuung. Do es sich aber deren wuste zubescheiden / vnd willens were die zuuolbringen / dörffte es seine beichte nicht widerhole̅-
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(52.)

Von der Absolution.
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LEhren die Papisten / Das die Absolutio nicht alleine gehöre zum Euangelio / oder zur ankündigung der Sünden vergebung / Sondern sey viel mehr ein gerichtlicher Proces / In dem Erstlichen die Laster gnugsam erkant vnd erwogen / vnd dargegen eine wirdige straffe zuerkant / vnd aufferleget werde. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 6. Wiewol aber die Absolutio anders nichts ist / als eine außpendung einer frembden wolthat: So ist sie doch alleine nur nicht ein blosser dienst / entweder das Euangelion anzukündigen oder zuuermelden / das die sünde vergeben sind / sondern ist gleich als ein gerichtlicher proces / darin nemlich vo̅ dem Richter ein sententz vn̅ vrtheil erkant vnd gesprochen wirdt. (53.) Sagen die Papisten / das allein die Bischoff vn̅ Priester macht haben von sünde̅ zu absoluiren vnd loß zuspreche̅. Cate: Ro: pag: 465. Jetzunder aber sollen wir sagen von dem diener so mit diesem Sacrament vm̅gehen sol / dz der
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aber ein Priester sey / der da ordentliche vnd befohlene oder vffgetragene macht vnd gewalt habe zu absolutren vnd zu lösen / ist gnugsam klar / auß der kirchen statuten vnd gesetz. Sintemal der jenige so diß verrichten sol / nicht allein den stand vnd beruff / sondern auch völlige lurisdict: vn̅ botmessigkeit habe̅ muß. Leren die Papiste̅ auch / dz die Priester(54.) / so mit todtsünden behafftet / durch krafft des H. Geistes / so sie in der ordination vn̅ weihe vberkome̅ / als Christi diener / das Ampt Sünde zuuer geben brauchen vnd vben können vnd möge̅. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 6. Leren sie ferner / das diese Absolutio̅(55.) nichts gelte / so der Priester vber den spricht / vber welche̅ er keine ordentliche oder vffgetragene lurisdiction vn̅ gewalt habe. Trid: Conc. Sess: 4. Ca. 7. Leren sie. Es könne keine̅ keine Absolution(56.) gesprochen werde̅ / wo er nicht zuuor seine beichte gethan. Nemlich dz er alle todtsünden / so er begangen / dem Priester erzelet habe̅. Trid: Con: sess: 4. Can. 9. So jemand sagt / das de̅ sün der nicht nötig sey / das er beichte / damit in der Priester von sanden loß sprechen möge / der sey verflucht.
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(57.) Lehren die Papisten / Das die Absolution vnd Loß kündigung von sünden geschehen solle / nicht allein im Namen Ihesu Christi / sondern auch der heiligen Jungfraw Marien / vnd aller Heiligen Namen / Auch auff vnsere wercke vnd verdienste / daher dann ist diese gemeine vnd Gottslesterische Form der Absolution / die man in den Clöstern hat pflegen zugebrauchen: Das verdienst des Leidens vnsers Herrn ihesu Christi / vnd der verdienst der seligen Jungfraw Mariae / vnd der verdienst aller Heiligen / Auch deines Ordens / vnd die hertigkeit vnd gehorsam deiner heiligen Regel / die demütigkeit deiner Beicht / die Rew vnd leid deines hertzens / vnd die guten Werck die du gethan hast / vnd thun wirst auß liebe gegen vnserm Herrn vnd Heylandt Ihesum Christum. Diß alles gereichet dir zu vergebung deiner sünden / zu vermehrung deines verdiensts vnd gaben / vnd zur belohnung des Ewigen lebens / Amen. (58.) Sprechen die Papisten / die Absolution vnd loß kündigung / von Sün
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den / auch den Leyen / in Lateinischer vnbekanter Sprache. Lehren sie / das durch krafft der Absolution(59.) die Ewige straff vnd pein / in eine zeitliche verwandelt werde. Scotus 4. dist: 21. quaest: 1. Sintemal durch die Erste vergebung der Sünden / die schuldt der ewigen straff in eine verpflichtung der zeitlichen straff verwandelt worden. Ist der Mensch keines weges seiner Sünden halben weiter straff zu leiden schüldig / als nur zeitlich. Item: Tapp: art: 6 Pag: 243. So wirdt nun die pein vnd straff / so nach diesem leben sein soll / verkeret vnd verwandelt in eine solche / so in diß Leben gehöret / nach wilkör vnd gefallen des Priesters / auß macht vnd gewalt der Schlüssel / wann er nemlich vor die gebeichten sünde / zur buß aufflegt den leuten / das sie Beten / Fasten / vnd Allmosen geben sollen. Welche stück nun an stadt der vorigen straff / die der Sünder het leiden sollen / kommen vnd gesetzt werden. Lehren sie / Das durch die macht der(60.) Schlüssel nicht die gantze Peen vnd
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straff / sondern nur ein theil derselben erlassen werde. Thom: 4. dist: 18. q. 1. Man muß sagen / Das die Absolution nicht die zeitliche straffe gantz vnd gar / sondern nur zum theil erlöset. (61.) Das durch die Krafft der Schlüssel nur etliche Pein im Fegfewr erlassen werden. Thom: 4. dist: 18. q. 1. Darumb wirdt durch die Gewalt der Schlüssel / so im Sacrament der Busse krefftig ist / die gantze straffe nicht erlassen / sondern nur ein Stück oder Theil von der zeitlichen straffe / daran der Mensch nach der Absolution vnd Loßsprechung von der Ewigen pein / noch ist schüldig blieben / Auch wirdt nicht allein von der straffe etwas erlassen / die der Beichtende auff sich nimbt in der Beichte / dieweil sonst die Beicht vnd Absolution / des Priesters anders nichts / als eine Last vnd beschwerung were / Welches den Sacramenten des newen Testaments nicht gebüret / sondern auch von der Pein wirdt etwas erlassen / die der Mensch im Fegefewr leiden sol / domit
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der jenige desto weniger im Fegfewer gequelet werde / der die Absolution empfangen / vnd von der gnugthuung gestorben were.

Von vorbehaltung etlicher Fälle.
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LEhren die Papisten / das die grossen(62.) schweren Sünden / allein von den Hohenpriestern können absoluiret werden. Trid: Concil: sess: 4. Cap. 7. Es haben sich vnser aller heiligste Väter bedüncken lassen / das zur disciplin vnd zucht der Christen zum hochsten dienen solle / das etliche grew???iche vnd schwere Sünden vnd Laster nicht von allen / sondern allein von den Hohen Priestern / absoluiret werden. Sagen sie / Das der Pabst zu Rom(63.) vnd die andern Bischoffe etliche fälle / sonderlich darüber zuerkennen vnd zurichten / jhnen vorzubehalten macht haben. Trident: Concil: sess: 4. Cap. 7. Daher billich die Hohenpriester / auß krafft vnd vermögen der höchsten gewalt / so sie von der Kirchen
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empfangen haben / etliche schwere sünden felle / darüber sie selbst allein erkennen / vnd vrtheilen mögen / jnen haben vorbehalten können. Die Sünde aber so jhme der Pabst zu Absoluiren vorbehalten mag / sindt diese / wie sie erzehlet werden / Als wann ein Clerick oder Geistlicher schendtlich zerhauen vnd zerstümelt worden / do einer Simoney getrieben / Kirchen angesteckt / Apostolische oder Römische Instrument gefelschet / zur zeit des grossen Bannes oder interdicts Meß gehalten. Von diesen fällen werden außgenommen junge Knaben / Mönche / alte Menner / arme leute / weiber / vnd die jenigen / so der Kriegsleufften halben zum Bapst nicht reisen können / oder die sonst hochnötig Ehehafft vnd geschefft haben / denn solche können vnd mögen durch jhren Bischoff von oberzelten lastern / Absoluiret vnd loß gesprochen werden. Vom Bischoff zu Paris / sind Anno 1515 Diese laster reseruiret vnd vorbehalten worden / als Todtschlag / Warsagerey / Kirchenraub / Ketzerey /
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Simoney / Ehebruch / Hurerey / Jung fraw vnd Ehrliche Matronen entfüren / Nunnen schwechen / Blutschandt mit seinen nahe Verwandten begehen / Auch mit schwegern im vierdten grad / Sodomitische schandt / Hurerey mit einer treiben / so er auß der Tauff gehaben / oder Beichte gehöret / heimliche Verlöbnis: Auch verlöbnis wider der Kirchen gebot / Weibs personen vnfruchtbar machen / oder jnen die frucht abtreiben / in einer geweiheten Kirchen vnzucht begehen / etc. Das die vorbehaltung solcher fälle(64.) nicht allein gelte vnd stadt habe in einer eusserlichen Policey / sondern auch für Gotte. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 7. Es stimmet mit Göttlicher warheit / das solche reseruatio delictorum, da man etliche Sünde an höhern örten zu erkennen vorbehalten / nicht allein in einer eusserlichen Policey oder Regiment / sondern auch für Gotte dem Herrn selbst gelte. Item Canon. 11. So jemandt sagt / das die Bischoffe / nicht ferner solten mache habe̅ / etliche fälle jnen vorzubehalten /
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denn allein / was jhre eusserliche Policey vnd Regiment anlangt / vnd das diese reseruatio casuum nicht hindern solle / das auch ein geringer Priester von solchen vorbehaltenen Sünden / warhafftig Absoluiren möge / der sey verflucht.

Von der gnugthuung.
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LEhren die Papisten / das die gnugthuung eine Bezalung sey für die (65.) straff / so da gemeinlich im Rest zubleiben pflegt / wann schon die schult erlassen sey Tap: art: 6. Item: Catech: Rom: Pag: 475. So ist aber die gnugthuung eine bezalung vnd vergeltung des / das man schüldig ist. Derwegen wann wir von der versöhnug oder gnaden reden / so heisset gnugthun eben so viel / als einem andern / so viel thun / daran ein zornig erhitzter Mensch / wegen empfangenes vbels / seinen muth gnugsam külen mag. Vnd ist also die gnugthuung anders nichts, dann ein Vergeltung des vbels / das einer dem andern gethan. Was aber nun diesen
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Punct belanget / so haben die Gottseligen Lehrer / diß wort gnugthuung gebraucht zuerkleren vnd zubedeuten / ein solche vergeltung. Wann der Mensch vnserm Herrn Gotte vor begangene sünde / etlicher massen eine̅ abtrag thut. Leren sie / das die wercke / so zur gnugthuung(66.) gehöre̅ / sein sollen: Beten / Fasten / Allmosen geben / welche dem menschen in der Beicht aufferlegt werden / vnd zum Sacrament der busse gehöre̅. Eccius Enchirid: de satisfactione. Leren sie / das die gnugthuung geschehen(67.) müsse per opera poenalia, Durch solche wercke / dadurch der Mensch zur straff etwas leiden muß. Dann ein jeglichs gutes Werck müsse also geartet sein / das der Mensch dadurch Büsse / vnd etlicher massen dem Sünder ein abbruch geschehe. Wann es soll satisfactorium, das ist zur gnugthuung dienlich sein. Thom: lib. 4. dist: 15. q. art: 4. Lehren die Papisten / Das zeitliche(68.) trübsal / so vns vnser Herr Gott zuschickt / vnd aufferlegt / ein gnugthuung für die Sünde sey / so wir
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sie mit gedult ertragen. Trid Concil: Sess: 4. Cap. 9. Es lehren die heiligen Vätter des Concilij ferner / wie vnser Herr Gott so mildt vnd gütig sey / das wir nicht allein durch die straff vnd pein / so wir vnsere Sünde zubüssen selbst gutwillig auff vns genom̅en / oder die so der Priester in der Beicht nach erwegung der Sünden zur satisfaction vns aufferlegt / sondern auch (welches ein grosser beweis ist / das vns Gott muß lieb haben) durch die straffe / so er vns selbst vmb der Sünden willen allhie zeitlich aufferlegt / wann wir die gedültig tragen vnd außstehen für Gott dem Vater vmb Ihesu Christi willen / gnug thun können. (69.) Lehren sie. Wann vns Gott der Herr die schult schon erlassen das dennoch die straff vbrig bleibe / dauor wir müssen gnug thun. Trid: Concil: Sess: 4. Can: 12. Wer da sagt / das die schuldt vnd pein alleweg zugleich mit einander von Gott erlassen werde / vnd das die gnugthuung der gleubigen anders nichts sey / als der Glaube der
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Christum mit seiner gnugthuung ergreiffe vnd fasse / der sey verflucht. Das die Satisfaction oder gnugthuung(70.) sich erstrecke / zugleich auff die begangene vnd noch künfftige schult vnd Sünde: Auff die begangene also / weil sie dauor völligen abtracht thue. Auff die künfftige aber / dieweil sie ein heilsame Artzney dauor sey / das der Mensch hinfurt so mutwillig auß freuel nicht mehr sündige. Tho: Aquin: Lib. 4. dist. 15. quaest: 1. art: 7. Das auch einer vor den andern könne(71.) vnd möge gnugthun / so viel nemlich der ander zuthun vnd zuuerrichten / durch die satisfaction schuldig worde̅. Wo derselbe nur so viel der liebe habe / dadurch seine Werck können verdienlich werden / das er damit möge die gnugthuung volbringen. Thom: Aquin: Lib. 4. dist: 20. quaest: 1. Artic: 2. Das der jenige / so vor einen andern(72.) gnug thut / so hohe Pein vnd straffe nicht außstehe̅ dörffe / als der selbschüldige. Thom: 4. dist: 20. q. 1. art: 2. Dieweil sich viel eine grössere lieb ereu
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get in dem / da einer für den andern gnug thut / als wenn einer für sich selbst Busse thet / Darum̅ darff der so schwere pein vnd straff nicht auff sich neme̅ / der es für einen andern thut / als der Principal vnd Sünder selber het außstehen sollen. (73.) Das die satisfactio oder gnugthuung mit der schult eintreffen vnd vberein kommen solle in dreyen Stücken: In der zahl: In der wichtigkeit: Vnd was die zeit anlangt. Denn so lang sol der Mensch in seiner Busse schmertzen vnd angst der sünde halben in seinem Hertzen haben / so lang die zeit gewesen / darin er die Sünde begangen. Compend: Theolog: Lib. 6. Cap. 29. (74.) Lehren sie / Das für die Erbsünde keine gnugthuung geschehen dörffe / dieweil kein ander straff auff die Erbsünde (Poena damni. Poena sensus.) gehöret / als poena damni, das der Mensch schaden vnd verlust dauon habe. Die Busse aber wölle eine solche straff haben / die man empfinde vnd füle. Thom: Lib: 4. dist: 16. quae st: 1. art: 2.
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Lehren sie. Wann wir durch die(75.) gnugthuung für vnsere Sünde leiden / das wir dem Herrn Ihesu Christo / der da für vnser Sünde gnug gethan vnd bezahlet / vnd von dem wir alles haben / das wir tügen vnd vermügen / gleichförmig dadurch werden. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 8. Lehren sie. Es gebüre der Gnade(76.) vnd Barmhertzigkeit Gottes / das sie keine Sünde erlasse noch vergebe / es sey dan̅ die gnugthuung von vns menschen dauor geschehen. Trid: Concil: Sess: 4. Cap. 8. Lehren sie / das durch vnsere gnugthuung(77.) / die krafft des verdiensts vnd der gnugthuung des HErrn Ihesu Christi / so gar nicht vertunckelt / oder auch gemindert werde. Das auch viel mehr Christi verdienst durch vnser gnugthuung geehret vnd gepreiset werde. Catechis: Rom: Pag: 485. Den wercken der gnugthuung / welche(78.) da sind / Beten / Fasten / Allmosen geben / wie sie Catechis: Rom: Pag: 487. erzehlet / schreiben sie solche krafft vnd wirckung zu / das sie von Sünden
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erlösen / die Mackel vnd Flecken der Seelen abwaschen / Gott den Herrn versünen / einen gnedigen Gott erlangen / die Sünde gantz vnd gar auß tilgen. Lind: lib. 4. Cap: 27. Item Catechis: Rom: Pag: 478. Sagen sie: Die gnugthuung sey eine solche Reinigung / die da reinige vnd abthue / was vor vnreinigkeit vnd vnflat von der Sünden / der Seelen angehenget / dadurch wir auch loß werden von der zeitlichen straffe / die wir hetten leiden vnd außstehen sollen. (79.) Lehren die Papisten. Das die ewige pein / vmb der Rew des menschen willen / die zeitliche straff aber / von der satisfaction wegen veraeben vnd erlassen werde. Thom: Lib: 4. dist: 17. quaest: 3. art: 5. (80.) Lehren sie. Das kein Mensch seines glaubens so gewis sein könne / das er vor gewis sagen müge / er hab für seine Sünde gnug gethan Andrad: lib: 6. Pag: 544. Von meiner person / kan ich das in der warheit bezeuge̅ / das ich gewißlich vnd warhafftig glaube / vnd keines weges zweiffele / das ich zur Ge
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rechtigkeit frey vnd sicher kom̅en kan. Wann ich mit warhafftigem Glauben / vnd in warer Buß vor dem thron der Göttlichen gnad erscheinen mag / Ob ich aber diß mein lebetag jrgendt der mahl eins volkommelich gethan / dauon kan ich nichts gewisses wissen noch sagen / Wie auch kein Mensch nimmermehr thun kan / es sey dann / das jme vnser Herre Gott / auß sonderlicher gnade vnd wolthat von Himmel solches offenbare. Das vns Dreyerley grosse güter /(81.) auß der satisfaction enstehen / Nemlich das der Mensch dadurch gnad erlange / das jhm die Sünde vergeben werde. Vnd die vbrige schult außgefeget vnd außgetilget werde. Comp: Theol: lib: 6 Cap: 30. Lehren sie. Das einem Leyen / der(82.) einen Todtschlag begangen / eine Buß auff sieben vmb gehende Jar / solle vfferlegt werden. Ein Priester der Hurerey getrieben / solle zehen Jar büssen. Thom: lib: 4. dist: 20. quaest: 1. art: 2. Lehren die Papisten. Das dreyer
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ley(83.) weise sein sollen für die Todtsünde gnug zuthun / vn̅ dieselbigen außzufege̅. 1. Quadragena. Eine Buß die da weret 40. tag. 2. Septena. Die da weren soll 7. Jar. 3. Carena. Da der Mensch büssen muß 40. tag vnd sieben Jar / wie solchs zu finden im Rosario Pag. 3. Titulo de poenitentia, da also stehet. Hie soll man mercken / das der Ablas / oder vergebung der sünden verleihen vnd außgeteilet werden mag / auff mancherley weise / die mit vnterschiedtlichen Namen kan genent werden. Als Carina oder Carena, secundu̅ gloss. super Can: accepisti desponsa duorum. Wie es die Italianer gee̅iniglich pflegen zunennen / vnd wirdt genandt Carina à care̅tia hominum vel etia̅ cibariorum. Vo̅ enthaltung der leute vnd der speis. Sintemal die obgedachte 40. tag vber die leut / so da busse wircke̅ sollen / eingeschlossen vnd eingesperret werden / an eine̅ geheimen vnd verborgenen ort / hart an der kirchen / das kein mensch zu jne̅ komen kan / daher in dem obgedachten Canone accepisti einem
|| [ID00267]
kerle / der da eine gefreyet / die sich mit einem andern hatte verlobt / aufferlegt ward / das er in seiner busse solte halten Carena̅, das ist viertzigtägige fasten zu wasser vnd brot / vnd hernach 7. gantzer Jar also büssen. Dann wie man abnemen kan / auß den actis oder handlunge̅ ??? Bäbste / so ist ein vnterscheidt zwische̅ septena vn̅ se ptenaria, vnd Quadragena & Carena, die sie auch bißwelle̅ Carentena̅ nennen. Dann der Papst Clemens hat er stmals eingesatzt Quadragena̅, vnd dadurch bezeichnet eine busse vff 40. tage vnd 7. Jar / vnd dieselbige busse gelegt auff eine begangene Todtsünde / also das solche 40. tage vber die büsser / von der kirchen vnd gemeine Gottes außgeschlossen worden / vnd musten einher gehen mit blossem heupt / zerstreweten haren / vnd dieselbige tage vber ward jhnen vfferlegt eine busse vff sieben Jahr / dz sie nemlich die nachfolgende bestimten sieben Jar herdurch / alle Montag nur einmal milch speise geniessen solten. Alle Mitwoch aber nur einmahl Essen / vnd hernachmahl den Tag vber fasten.
|| [ID00268]
Aber die Freytag vber / sollen sie nur geniessen drey bissen Brodte mit asche̅ besprengt. Vnd diese sieben Jar vber dörffen sie kein Fleisch essen / keinen Wein trincken / in keinem Bette liegen / in kein Bad komen / sondern müsten auff der harten Erde vnd steinen liegen. Wann aber dieselbigen Jahr vmbwaren / möchten sie dann erst widerumb / als dann des Herrn Leichnam empfangen. Die septenam aber ordnete erstlich Bapst Innocentius auff eine begangene Todsünde / Also das die büsser des Sontags zweymahl möchten milch speise essen / Den Montag aber hernach nur einmahl dörffen Essen / vnd darauff musten den tag vber fasten / Den Dinstag möchten sie zweymal milch speise / oder Eyer essen. Den Mitwoch müsten sie nur einmahl essen vnd trincken. Den Donerstag gleich wie am Dinstag wardt jhnen vergönnet Milch oder Eyer / den Freytag dörfften sie anders nichts geniessen / als Wasser vnd Brot. Des Sonnabents aber giengen sie Wallen / von ei
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ner Kirchen zur andern / vnd besuchten die Heiligen. Vnd wann man jne̅ wol wolte / möchten sie des tages ein mahl Milch speise geniessen. Wann aber nun diese Busse auß war / lies man sie nach empfangener Absolution / den Leib des Herrn Christi empfahen. Vnd solche Buß wardt genent septenaria oder septena Innocentij, Carena aber / oder Carentena das war ein solche Buß / die in sich begreiff zugleich / Quadragenam vnd septenam, dann in dieser Busse musten sich die Büsser zugleich der Speis vnd der Leut enthalten vnd eussern / vnd müsten viertzig tage fasten zu Wasser vnd Brot / Item darnach wardt jnen aufferlegt eine Sieben Jerige Buß / nach der wilköre des Priesters / das sie alle wochen einen tag fasten / etliche gewisse Gebet sprechen / oder sonst etliche gute werck thun müsten. Welche Busse vor eine jegliche Todtsünde vfferlegt / secundum Canones, Wiewol mans jetzt mit solchen Cano nibus poenitentialibus halten mag wie man will. Jetzunder aber /
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wann der heilige Vater der Pabst / in seinen Ablaßbrieffen gibt vnd vber schreibt / Quadragenen, septenen, so wil er die / so das Ablas wirdiglich gebrauchen / von solcher busse Absoluiren / oder so viel gnade vnd vergebung verleihen / so viel sie durch solche busse hetten verdienen mögen / vnd verleihet demnach durch ein annum poenitentialem, so viel gnad vnd Ablaß / als ein mensch ??? vor sich selbst busse gewirckt / ein Jar vber hette verdienen mögen.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIs ist zumal ein grosser wust / vnd ein gantzes Meer voller Irrthumb vnd Gotteslesterung / damit die Papisten den gantzen Erdboden vbersch wemmet haben. Diese vngeheure flut solte man billich mit einem mechtigen vnd starcken schut vn̅ tham verwaren / damit die brausenden wogen vnd Wellen / die kirche Gottes nicht vberfielen noch erseuffeten / Aber das ist / Gott tob vnd danck / vo̅ andern durch seine Göttliche gnad reichlich geschehen.
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Wir wollen in vnserm fürneme̅ bleiben vnd fortfaren. Diese grosse vngeheure flut entspringt auß dem einigen brun / das die Papisten tichten vnd liegen / durch die wercke der busse / Als da sein / rewe / beicht vnd gnugthuung / verdiene der mensch vergebung der sünde̅. Diesen brun o??? Quel verstopffen wir mit eine̅ stein / nemlich mit dem zeugnis des h. Apostels Pauli. Gal. 2. So durch dz gesetz die gerechtigkeit kompt / So ist Christus vergeblich gestorben / vn̅ Ro. 3. Auff das aller mundt verstopfft werde / vnd alle welt Gott schüldig sey / darumb das kein fleisch durch des gesetzes werck für jm gerecht sein mag. Diesen starcken vnd woluerwarten Tham Göttliches worts / können vnd mögen keine flut noch ströme voller Irthume̅ / wie mechtig vn̅ gewaltig die auch sein / nicht zerreisen noch vberschwemmen. Diesem Papistische̅ Meer / der Gottslerung setze̅ wir auch entgegen / als eine̅ mechtigen pfal zum tham / den Spruch des Herrn Christi. Mar. 1. Thut buß vnd gleubt an dz Euangelion / welcher Spruch außdrücklich nur zweytheil
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der bekerung setzet / Busse vnd Glauben. Inmassen auch S. Paulus thut. Acto. 20 Ihr wisset / wie ich nichts verhalten habe / das da nützlich ist / das ich euch nicht verkündiget hette / vnd euch geleret / offentlich vnd sonderlich / vnd habe bezeuget beydes Jüden vnd Griechen / die Busse zu Gott / vnd den glauben an vnsern Herrn Ihesu. Nachmals werden die Irthumen von der Rew ferner widerlegt mit diesen sprüchen. 1. Johan. 2. Ihesus Christus ist die versönung für vnsere Sünde / nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen welt. Zun Röm. Cap. 3. Wir werden ohn verdienst gerecht auß seiner gnade / durch die Erlösung / so durch Christo Ihesu geschehen ist / welchen Gott hat fürgestelt zu einem Gnadenstul / durch den Glauben in seinem Blut / domit er die Gerechtigkeit / die für jhm gilt / darbiete / in dem das er Sünde vergibt. Item Johan. 1. Sihe das ist Gottes Lamb / welchs der welt Sünde tregt. Diese herrliche Sprücht zeuge̅ mit gewalt / das Christus der Sohn Gottes geschmehet vnd
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geunehret werde / wann die Papisten sagen / das durch Rew vnd Busse die Sünde könne außgetilget werden / dafür doch Christus der HErr am stam des Creutzes sein theures Blut hat vergiessen müssen. Das auch in einem menschen keine solche Rew sein möge / wie die Papisten vorgeben vnd haben wollen / die da nemlich die grösse der Sünden vberwege / bezeuget Dauid Psalm. 130. So du wilt Herr Sünde zurechnen Herr / wer wirdt bestehen? Item Deut. 4. Der HErr dein Gott ist ein verzerendt Fewer / vnd ein eiueriger Gott. Das getichte von der Ohrenbeicht vnd erzehlung der Sünden / widderlegt der Spruch des 19. Psalm. Wer kan mercken / wie offt er feilet? verzeihe mir die verborgene feile. Vnd ist derwegen nicht müglich / das jemandt seine Sünde alle sagen vnd erzehlen solte. Das man aber vnserm Herrn Gott seine Beicht vnd bekentnis thun solle / das lernen wir hin vnd wider auß den Psalmen. Psal. 32. Ich sprach / ich wil dem Herrn meine vbertrettung bekennen / da vergabstu
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mir die missethat meiner sünden. Vnd Psal. 51. An dir allein hab ich gesündiget / vnd vbel für dir gethan / Auff dz du recht behaltest in deinen worten / vnd rein bleibest / wann du gerichtet wirst. Die Irthumb von der Absolution vnd vorbehaltung etlicher sünde̅ oder felle / stöst zu bodem Christi gebot. Joan: 20. Wie mich der Vater gesandt hat / so sende ich euch / Welchen jr die Sünde erlasset / denen sind sie erlassen / vnd welchen jhr sie behaltet / denen sindt sie behalten. Dann durch vnd mit diesem Spruch bindet vnser HErr Christus alle Diener des Euangelij / Bischoffe / Pfarrherr / Diacon vnd dergleichen alle an seine Lehre / das sie vermöge des heiligen Euangelij / allen Bußfertigen / vnd gleubigen Menschen die Sünde erlassen sollen. Nach dem Gesetze aber die Sünde behalten. Marc. vlt. spricht Christus: Wer da gleubt vnd Getaufft wirdt / der wirdt Selig werden. Item Matth. vlt. Lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe / derhalben gebüret den Bischoffen keines weges / das sie jhres eigen gefal
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lens / gewisse fälle jhnen vorbehalten / Oder der menschen Gewissen verst ricken / wie es jhnen gelüstet / Sondern sie sindt schuldig vermöge des Euangelij / allen denen so rechtschaffene Busse thun / die Sünde zuerlassen / den vnbußfertigen aber Gottes zorn / auß vnd nach dem Gesetze zuuorkündigen. Es müssen auch die Gotteslesterungen der Papisten / von der gnugthuung vo̅ sich selbst vber einen hauffen darnider liegen / wan̅ man diß darwider einfüret / das allein / dz leiden vnd sterben vnsers Herrn Jesu Christi / vor vnsere vnd aller welt sünde / völlig vnd vberflüssig gnug gethan. Welchs diese folgende Sprüche bezeugen. Esa. 53. Die straff ligt auff jhm / auff das wir fride hetten / vn̅ durch seine wunden sind wir geheilet. Item: Johan. 1. Sihe das ist Gottes lamb / das der welt sünde tregt. Ite̅ / das vns die sünde lauter vin̅ sonst auß gnade̅ vergeben werde̅. Jes. 52. Je seid vmb sonst verkaufft / jr solt auch on gelt gelöset werden. Jes. 55. Wolan alle die jr dürstig seid / kommet her vnd keuffet vnd esset / kommet her vnd keuffet
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ohn Gelt vnd vmb sonst / beyde Wein vnd Milch. Item Ephes. 2. Denn auß gnaden seidt jhr Selig worden / durch den Glauben / vnd dasselbige nicht auß euch / Gottes gabe ist es / nicht auß den wercken / auff das sich nicht jemandt rhüme. Tit. 3. Nicht vmb der Werck willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / Sondern nach seiner Barmhertzigkeit / machet er vns Selig / durch das Bad der Widergeburt vnd ernewerung des heiligen Geistes. Rom. 3. Wir werden one verdienst gerecht / auß seiner Gnade / durch die Erlösung / so durch Christo Jhesu geschehen ist. Jes: 43. Mir hastu nicht vmb Gelt Calmes gekaufft / Mich hastu mit dem sette̅ deiner Opffer nicht gefüllet. Ja mir hastu arbeit gemacht in deinen Sünden / vnd hast mir mühe gemacht in deinen missethaten: Ich ich tilge deine vbertrettung vmb meinet willen / vnd gedencke deiner Sünden nicht. Vnd weil diß gantze geticht der Papisten von jrer gnugthuung streitet wider das Euangelium Ihesu Christi / So halt man den Pa
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pisten billich für den Spruch S. Pauli / Gal. 1. So jemandt ein ander Euangelium prediget / der sey verflucht.

X. Päbstische Irthumb im Zehenden Heupt Artickel.
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Vom Glauben.
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LEhren die Papisten / Das der(1.) Glaube nicht heisse ein vertrawen(257.) vn̅ zuuersicht auff Gottes Barmhertzigkeit / der vmb Christi willen Sünde vergibt / vnd zu gnaden auff vnd annimbt / sondern allein eine wissenschafft der Historien von Christo / vnd eine̅ beyfall in der Lehre. Catechis: Rom: Pag. 15. Aber dieweil in H. Schrifft das wörtlein Glaube / vielerley bedeutung hat / reden wir alhie von dem Glauben / durch dessen krafft vnd wirckung / wir gentzlich gleu
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ben / vnd beyfall geben / alle dem jenige̅ / was Gott vom Himel offenbaret hat. Item Trident: Concil: Sess:. 6. Canon: 21. Wer da sagt / das der gerechtmachende Glaube nichts anders sey / als ein vertrawen vnnd zuuersicht auff Gottes Barmhertzigkeit / der vmb Christi willen die Sünd vergibt / oder das es das vortrawen alleine sey / dadurch wir gerechtfertiget werden / der sey verflucht. (2.) Die Papisten vnterscheiden den Glauben also / das sie einen heissen informem, der noch kein rechte gestalt hab. Den Andern nennen sie Fidem formatam, ein Glaube̅ der seine rechte gestalt habe. Compend: Theol: lib. 5. Cap. 19. Der Mensch kan zufelliger weiß ein ding studieren vnd lernen auff dreyerley wege. Erstlich das er etwas ergründet vnd erlernet / auß natürlichen vrsachen / welch erkentnis die Philosophi gehabt / vnd wirdt geheissen scientia. Zum andern / das einer etwas lernet vnd erfehret auß zeugnissen der Schrifft / vn̅ auß wunderwercken / Vnd diese wissenschafft heissen wir In
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formem, die volkomlich jhre gestalt noch nicht habe. Die dritte aber ist / die der Mensch vber kompt durch die gnad so vns eingegossen wirdt / vnd für Gott angeneme macht / vnd diese wirdt geheissen Fides formata, das ist / der Glaub so seine gestalt vnd form hat. Abermals theilen sie den Glauben(3.) In fidem explicitam, & Implicitam Payva Lib. 2. Pag: 149. Dieweil wir nun Implicitum das nennen / das in einem andern ding verborgen ligt / so heist Fides Implicita, eine bestendige feste meinung / die da vorgewis helt / das alles was in der H. Schrifft verfasset vnd begriffen / vnd von der Kirchen angenomen / vnd gegleubet worden / war sey / Ob mir schonr alle dinge solchs nicht bewust. Lehren die Papisten / das der gemeine(4.) man / die vornembsten Heuptstück Christlicher lehr / explicitè, deutlich gleuben solle / in andern puncten sey der dunckele verdeckte Glaub dem Volck gnugsam. Aber der Pfarherr müsse einen deutlichen klaren Glauben haben / oder wie sie es nennen fidem ex
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plicitam. Iacob Payua Lib. 2. Pag. 141. Das Völcklin aber / dem da vornemlich gebüret / den grössern vnd gewaltigern Leuten zu trawen vnd gleuben / vnd jhren Geboten zu folgen / ist schüldig / wie ich nicht zweiffele / die vornembste Heuptstück des Christlichen Glaubens explicitè zugleuben / Als das Gott dreyfaltig sey in Personen: Das nur ein einiger Sohn Gottes sey / der vnsern sterblichen Leib an sich genommen / ans Creutze sich schlagen lassen / den Todt erlidten / das er der menschen Missethat tilgete / von Todten wider aufferstanden / gen Himel gefahren. Das vnter der gestalt Brodts vnd Weins / der ware Leib vn̅ Blut Christi. Vnd endtlich also die andern stück / Christlichen glaubens alle nach einander / dauon die Kirche Jehrlich fest vnd Feyertag helt. Die tunckeln vn̅ verborgen geheimnis aber vnser religion belangende / ist gnug / das das vnuerstendige einfeltige Völcklin implicitè gleube vnd bekenne / das alle ding so in der heiligen
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Schrifft geschrieben stehen / vnd was die Catholische Kirche lehret / war sey: Sey auch im hertzen bereit vnd willig den andern stücken der Catholischen lehr explicitè zu gleuben / sintemahl es wol weis / das solche begriffen werden vnter den glaubens Articul. Durch diese Rüstung vnd Waffen / sindt die leutlin gnugsam verwaret / vnd sicher wider allen Irrigen vnd falschen glauben. Item Pag: 138. Dann die jenigen so Pastores der Kirchen vnd im Lehrampt sein / die sindt schuldig alle ding so die Catholische Kirche lehret / vnd für die warheit außgibt explicatius zu gleuben. Lehren die Papisten / das der jenige(5.) so jrrig ist / in den stücken / die da dunckel / vnd verborgene geheimnisse in sich haben / vnd die er nicht explicitè zu gleuben schüldig / darumb kein Ketzer sey. Andrad: lib: 2. Pag: 149. Darumb ist von etlichen vornemen vnd Hochberümbten Theologen gantz bedechtig gesagt / Das so ein einfeltiger vnd Vngelerter in etlichen tunckeln vnd verborgenen Geheimnissen / des
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glaubens verleitet werde / die er explicitè zu gleuben nicht schuldig / noch dazu verpflichtet worden von grossen Heuptern der Kirchen / die er weis / das sie redlich vnd trewe sein / der sey darumb vor keinen Verrether des glaubens / oder einen Ketzer zuhalten. (6.) Lehren die Papisten / das der seligmachende Glaube vnd der todte glaube einerley art sein / vnd das man einen beschreiben solle / wie den andern. Catechis: Rom: Pag: 16. Der glaube aber wiewol er sich weit erstreckt / vnd seiner grösse vnd Wirden nach / vnterscheiden wirdt / Sintemahl der eine Glaube ist / der da ohne werck vnd todt ist vnd heisset / Vnd der Ander / der durch die liebe wircket vnd thetig ist / So ist er doch einerley art / vnd wirdt nach den vnterschiedenen graden / auff eine einige weise beschrieben. (7.) Lehren sie / das die liebe den glauben volstendig mache. Tapp: art: 8. de Iustif: Pag: 66. Der glaube ist durch die liebe nicht der gestalt thetig / als durch ein Instrument vnd Werckzeug / Gleich wie ein Herr durch einen
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Knecht etwas schafft vnd außrichtet / sondern als per formam propriam, durch seine eigentliche art. Lehren die Papisten: Das die zuuersicht(8.) vnd vertrawen auff Christum in den Gottlosen vnd Ketzern auch sein könne. Trident: Concil: Sess: 6. Cap. 9. Dieweil solcher Glaube vnd vertrawen auff Christum / auch bey Ketzern vnd Rottirern sein kan / Ja zu vnser zeit mit aller macht wider die Catholische Kirche gerhümet vnd außgeruffen wirdt / so ist solchs ein nichtiger Glaube / der mit der waren Gottseligkeit nichts zuthun hat. Lehren sie / das die Heyden den glauben(9.) haben können / auß der natürliche̅ erkentnis Gottes / vnd auß den Wercken der Schöpffung / das sie auch in gemein vnd implicitè an Messiam haben gleuben können Andrad: lib. 3 Pag: 290. Diese wort vnd rede / die nur erdacht worden sindt / die leute mit zuunterrichte̅ / magstu vor vngereumbe vnd lose thedinge halten. Das ob gleich einer von Gott wunderbarlich begnadet / solche reden zufüren. Soll man
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doch keines weges sagen / das er den waren Glauben vnd rechte erkentnis Gottes habe. Er redet aber von den wercken der Schöpffung / welche die Heyden auch haben betrachten könne̅. Item / die derwegen diese Göttliche prouidentiam oder versorge erkandt vnd verstanden haben / die haben freylich zugleich das auch wol gewust / das vnser HErr Gott nichts vnterlassen wurde / domit alle mensche̅ ewig möchten Selig werden. Derwegen man von den Heyden nicht sagen soll / das sie gentzlich von Ihesu Christo dem geereutzigten nichts gewust haben. (10.) Verneinen die Papisten / das der Mensch alleine durch den Glauben an Christum Gerecht vnd Selig werde. Trident: Concil: Sess: 6. Can: 6. Wer da sagt / das der Gottlose / allein durch den Glauben gerecht werde / der sey verflucht. (11.) Lehren die Papisten / das die Menschen durch den Glauben alleine zubereitet werden zur Rechtfertigung / vnd der Glaube sey nur das Fundament vnd der grundt / oder der Anfang zur
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Rechtfertigung / dieweil er nemlich sey Primus habitus, oder die erste geschaffenheit. Compend: Theolog: Lib. 5. Cap. 19. Vnd darnmb ist der glaub ein Fundament vnd grundt zur gnaden vnd herrligkeit / dann er ist die Erste geschickligkeit der Tugenden im menschen. Item: Trid: Concil. Sess: 6. Cap. 8. Da der Apostel spricht / das der Mensch gerechtfertiget werde / durch den glauben / vnd vmb sonst auß gnaden / sollen die wort in dem sinn verstanden werden / den die Catholische Kirche einmütigliche allewege gehabt vnd erkleret. Nemlich / das man sage. Wir werden durch den Glauben gerecht derentwegen / dieweil der Glaube ein anfang vnd eingang ist / zu vnser Seligkeit / vnd ein Fundament grundt vnd Wurtzel vnser gantzen Rechtfertigung. Andrad: Lib. 6 Pag. 537. Daher schleusset man / das dem glauben in der H. Schrifft die krafft gerecht vnd Selig zumachen zugeschrieben werde / Dieweil er notwendig vor der gerechtigkeit vorhergehet vn̅ leuffet / vnd das gemüte zubereitet vnd gefast
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machet / die gerechtigkeit zuempfahen. (12.) Lehren die Papisten / das der Glaube nicht ansehe / was da insonderheit mit einzelen personen / sondern was in gemein gesche / wie jhre wort lauten / no̅ versari circa privatas actlones, sed circa universalia, Das ist / Der Mensch solle in gemein nur oben hin gleuben / das wer da gleube vnd getauffet werde / das der Selig sey. Das er aber insonderheit für seine person wolle gleuben / das er durch d???n Glauben Selig werde / das sey vnrecht. Andrad: Lib. 6. Pag 543. Die Cölninischen Theologen beweisen / mit vielen starcken gründen / das sich der Glaube nicht richte nach dem / was insonderheit geschicht. Sondern gehe nur vmb / mit deme / was in gemein geschehen solle. Dann die Euangelische Lehre vnterrichtet vns / das die / so sich an Gott den Herrn halten / mit rechtem glauben / vnd brünstiger liebe / mit schmuck / vnd zierde der gerechtigkeit gezieret werden. Saget aber keines weges / Ob auch ich für meine person habe / was mir die gerechtigkeit zuerla̅gen von nöten ist.
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Sagen die Papisten / das wir nicht(13.) allein durch den glauben / sondern auch zugleich durch die hoffnung vnd liebe / der verdienste Ihesu Christi / fehig vnd theithafftig werden. Andrad: lib. 6. Pag. 538. Dann zu dem mahl / wenn wir auß Gottlosen gerechte leute werden / so wirdt Christus der Heiligmacher aller hertzen nicht allein durch den glauben / sondern auch durch die hoffnung vnd liebe ergrieffen. Leren die Papisten offentlich / dz man(14.) in diesem leben allzeit an Gottes gnedigen willen gegen vns zweiffeln solle. Trid: Concil. sess. 6. Cap. 9. So sol man das jenige auch nicht sagen noch verfechte̅ / das die / so warhafftig gerecht worde̅ sind / on allen zweiffel gewißlich bey sich schliessen sollen / das sie nun gerecht sein: Vnd das niemandt von sünden loß gezelet vnd gerecht werde / als ??? da festiglich gleube / das er von sünden Absoluiret vnd gerechtfertiget sey / vnd das durch solchen glauben allein vergebung der sünde vnd die Rechtfertigung volzogen werde. Lehren sie / das keiner durch gewis
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heit(15.) seines Glaubens fürwar wissen könne / das er Gottes gnade erlangt habe. Trid: Concil: Sess: 6. Cap. 9. Dann gleich wie kein Gottseliger Mensch an Gottts Barmhertzigkeit / an Christi verdienst / an krafft vnd wirckung der Sacrament zweiffeln solle. Also soll auch ein jeder / der sich selbst / seine eigene schwacheit vnd vngeschickligkeit bedenckt an der gnade zweiffeln vnd in furcht stehen. Sintemahl niemandt wissen kan durch gewißheit seines glaubens / in dem kein falsch nicht sein kan / das er für sich Gottes hulde (16.) vnd gnade erlangt habe. Lehren die Papisten / das niemandt gewis schliessen solle / das er in der zahl der außerwelten sey. Trid: Concil: Sess: 6. Cap. 12. Es sol sich auch niemandt / so lang er hie in diesem sterblichen leben auff Erden ist / so hoch vermessen / was da anlangt das verborgen geheimnis der Göttlichen versehung / das er vor gewis schliessen vnd halten wolle / er sey on allen zweiffel vnter der (17.) zahl der außerwelter. Lehren sie / das kein grösser grewel
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sey für Gottes angesicht / als eine solche vermessenheit / das ein elender sü???der vor gewis gleuben vnd schliessen wolle / jhme weren seine Sünde durch Christum erlassen vnd vergeben. Stanislaus Hosius de Haeresibus.(18.) Lehren sie / das zweiffeln an vergebung der Sünden / vnd an der gnade Gottes / sey keine schwacheit oder gebrechen / sondern eine tugent / Nemlich / eine demut / daran vnser Herre Gott einen gefallen habe. Asotus. Es ist das aller sicherste / vnd die gröste demut / das ein Mensch allewege zweiffele an Gottes gnad gegen vns. Lehren sie / das diß die eigentschafft(19.) der hoffnung sey / das sie könne betrogen werden. Censura Colon: Dial: 4. Pag. 108. Die hoffnung wirdt offt vnd viel betrogen / dann sonst wer es keine hoffnung. Item Pag. 122. Es ist warlich nicht so ein gewisses ding vmb die hoffnung / das sich einer darauff verlassen / vnd an seiner seligkeit nicht zweiffeln wolle. Dann so lang wir hoffen / so lang sindt wir vnser sachen vngewis. Gleich wie vns
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auch das wort oder der namen Spes hoffnung selber gnugsa̅ zuuerstehe̅ gibt. Fallitur augurio spes bona saepe suo.

Hoffen vn̅ harren / macht manchen zum narre̅.
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(20.) Lehren sie / das der glaube das ewige leben verdiene. Catechis: Rom: Pag: 121. So vnzehlich viel gutes ist wunderbarlicher weise zu den Himlischen heilsamen gaben komen. Dann erstlich ist durch vnsers glaubens verdienst ein sehr grosser mercklicher hauffe darzu kommen. (21.) Lehren sie / das zwar durch eine jegliche Todtsünde die Gnade / aber nicht der Glaube verloren werde. Trident. Concil: Sess: 6. Cap. 15. Das soll man lehren vnd sagen / das nicht allein durch den Vnglauben / dadurch der glaube verloren wirdt / sondern auch durch Todsünde / sie sey wie sie wolle / die empfangene gnade der gerechtfertigung verloren werden / Ob schon der Glaub nicht verloren wirdt. Tapp. pag. 89. Diese zuuersicht kan niemand gerecht machen / dieweil auch ein solch vertrawen haben können die da Todtsünde begangen / vnd die ewige pein vn̅ straff verdienet haben.
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Leren die Papisten / das vnsere hoffnung(22.) meisten teils stehe / auff den wercken der gedult. Tapp. Pag. 143. Lehren sie / das ohn verdienst etwas(23.) hoffen / sey keine hoffnung / sondern eine vermesse̅heit. Comp. Theo. li. 5. ca. 22. Leren sie / das die allein jrer seligkeit(24.) gewis sein / welchen vnser Herr Gott auß sonderlicher offenbarung solchs kundt gethan habe. Andrad: lib. 6. pag: 544. Ob ich aber alle das jenige jrgendt einmal geleistet habe (was mir zu meiner Seligkeit von nöten) dessen hab ich meine lebetag nie können gewis werden / vnd es wirdts auch nimmermehr keiner erfahren / noch gewis werden / es sey dann das es jme vnser Herr Gott auß sonderlicher gnade von Himel herab offenbare. Colon: Dial: 4. pa. 109. So pflege̅ die leut off andere weise solchs (verstehe ob sie bey Gott in gnade̅ sein) zuerfare̅. Nemlich durch Götliche offenbarung. Also ist S. Petrus seiner Seelen seligkeit gewis worde̅. Vnd der Apostel S. Paulus ebe̅ also / wie S. Petrus selber sagt 2. Pet. 1. Vnd S. Paulus ???. Tim: 4. anzeiget.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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Der heilige Apostel Paulus / ist der vornembsten einer / der die Lehre vom Glauben erkleret. Darumb wollen wir bey jhm gewisse vnd bewerte Artzney wider diese Papistische Gifft suchen vnd holen. Zun Röm. Cap. 4. beschreibet er des Ertzvaters Abrahams glauben also: Abraham zweiffelte nicht an der verheissung Gottes / sondern ward starck im Glauben / vnd gab Gotte die ehre / vnd wuste auffs aller gewisseste / das was Gott verheisset / das kan er auch thun / Darumb ists jhm auch zur gerechtigkeit gerechnet. S. Paulus setzt den gerechtmachenden glauben entgegen dem vnglauben / vnd zweiffel / vnd spricht / das ein solcher glaube Gotte seine Ehre gebe / eine vngezweiffelte gewißheit sey / vnd sich festiglich auff die verheissung verlasse. Darumb ists eine vnuorschaumbte lügen / das die Papisten tichten dürffen / das der Glaube /
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dauon S. Paulus redet / nur sey eine wissenschafft der Historien / welche auch in den Teuffeln vnd Gottlosen sein kan. Darnach sol der Gottselige Leser allewege die klaren hellen zeugnisse / wann er der Papisten Gotteslesterung lieset / vor augen haben / die da beweisen / das der Mensch durch den glauben vor Gott gerecht vnd Selig werde. Rom. 3. So halten wir es nun / das der Mensch gerecht werde ohn des Gesetzes werck / allein durch den Glauben. Rom. 4. Abraham hat Gott gegleubet / vnd das ist jhm zur gerechtigkeit gerechnet. Item: Darumb muß die Gerechtigkeit auß dem Glauben kommen / auff das sie sey auß gnaden / vnd die verheissung feste bleibe / allem Samen. Rom. 5. Nun wir denn gerecht sindt worden durch den glauben / so haben wir friede mit Gott / durch vnsern HErrn Ihesu Christ. Johan. 3. Wer an den Sohn gleubet / der hat das Ewige leben. Ephes. 2. Denn auß gnaden seidt jhr Selig worden / durch den glauben / vnd dasselbige nicht auß euch / Gottes gabe ist es / nicht auß den
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wercken / Auff das sich nicht jemandt rhüme. Darumb sindt der Papisten Irthumb / so das widerspiel sagen / verflucht. Der Papisten glaube / der durch die liebe formiret vnd zubereitet ist / wirdt durch diesen Spruch S. Pauli auß der kirchen Christi außgesteubert. Rom. 4. Dem aber der nicht mit wercken vmbgehet / Gleubet aber an den / der die Gottlosen gerecht machet / dem wirdt sein glaub gerechnet zur gerechtigkeit. Hie sagt S. Paulus außdrücklich / das der glaube des jenigen / der da keine gute Werck thut noch hat / die gerechtigkeit bey Gott erlange / vnd erweiset solchs auß dem 32. Psalm. Das die Seligkeit sey alleine des menschen / welchem Gott zurechnet die gerechtigkeit ohn zuthun der wercke / da Dauid spricht: Selig sind die / welchen jhre vngerechtigkeit vergeben sind vnd welchen jre sünde bedecket sindt / Selig ist der Man / welchem Gott keine Sünde zurechnet. Wider den Heidnischen zweiffel der Papisten / sol man mit fleis erwegen die himlischen Sprüche Johan. 3. Wer dem Sone nicht gleubei /
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der wird das leben nicht sehen / sondern der zorn Gottes bleibt vber jm. Item: Wer aber nicht gleubet der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht an den Namen des eingebornen Sons Gottes. 1. Joan. 5. wer Gott nicht gleubet / der macht jn zum lügner / denn er gleubet nicht dem zeugnis / das Gott zeuget von seinem Sone. Matth. 9. Sey getrost mein Sohn / dir sind deine sünde vergeben. 1. Tim. 1. Denn das ist je gewißlich war / vnd ein theuer werdes wort / das Christus Ihesus komen ist in die Welt / die Sünder selig zu machen.

XI. Päbstische Irthumb / im Eilfften Heupt Artickel.
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Von guten wercken.
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LEhren die Papisten / Das diß nicht(1.) alleine gute Wercke sein sollen / die(282.)
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von Gott geboten sinde / sondern auch die / so die menschen auß sich selbst von gutem willen erwehlen / oder von Priestern zu thun jhnen aufferlegt vnd befohlen werden. Tapp. Pag. 188. So sind nichts desto minder vnserm Herrn Gott alle vnsere Werck angeneme / sie sindt vns gleich geboten / oder geraten / oder auch gel???dt vnd zugesagt / wo sie nur auß der liebe, als auß einer Wurtzel entspriessen. Item: Daher ist offenbar / das man nicht allein thun soll die wercke / damit wir dem nechsten nützen vnd frommen / Auch nicht allein die Zehen Gebot / sondern auch andere Werck der tugenden allzumahl. (2.) Lehren sie / das auch diß gute Werck sein sollen / die ohne glauben geschehen. Andrad: Lib: 3. Pag: 279. Doch aber die andern / die da von Christo gar nichts wissen / vnd mit vielen Lastern verstrickt sindt. Wiewol dieselbige / als vnehliche Kinder vnd Bastarte kein Erbe zugewarten haben / vnd in jhrem Vatterlandt sich nicht dürffen finden lassen / gebrauchen vnd geniessen sie doch der Vätterlichen mildigkeit / vnd
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werden offt mit Göttlichen wolthaten reichlich begnadet / dadurch sie redliche vnd vntadelhafftige wercke mögen auß richten / so grosses rhümens vnd lobens werd sindt. Das die Werck so ohne glauben geschehen(3.) / auch Gott dem HErrn wolgefallen sollen. Andrad: Lib: 3. Pag: 281. Weil derwegen vnmüglich ist / das niemandt ohne glauben Gott dermassen solte gefallen / das er jme Himlische vn̅ Ewige güter geben vnd schencken solte. Sol mans doch dafür nicht achten / das darumb aller vngleubigen menschen wercke vnd thaten / jme also mißfallen solten / das die eytel Sünde vnd Laster / vnd der Ewigen pein vnd qual solten wirdig sein. Lehren die Papisten / das wir durch(4.) die Wercke / so vor der Rechtfertigung vorher gehen / zwar nicht die Göttliche gnade verdienen / Aber doch gleichwol vnser gemüt domit zubereiten oder gerüst machen / domit nichts sey / das dieselbe gnade zu rücke halte. Andrad. Lib: 6. Pag. 507. Lehren sie / das die Wercke / so einer(5.)
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thut der in Todtsünden ligt / de congruo verdienen / das dem Menschen die gnade eingegossen werde. Gab: Biel: Lib. 2. dist: 27. Item Richardus. Dieweil auch einer durch seine Todte wercke / so ausser der gnaden gethan werden / sich zur gnade schicket / vnd dieselbige verdienet de congruo. Item: Wann der Mensch thut / so viel an / vnd vnd in jhm ist / so gibt vnd schenckt jhm Gott seine gnade. (6.) Lehren sie / das der Gerechfertigten jhre wercke in diesem Leben volkommen sein. Tapp: Pag: 189. Wiewol aber vnsere Gerechtigkeit für vnvolkommen ist zuachten / gegen die Gerechtigkeit / die wir im Himmel haben werden. So ist sie doch volkomen / angesehen vnsere schwacheit / Sintemahl die volkomene liebe / auch volkomene Wercke thut. Item Sotus Adsert: Cathol: Wiewol alle vnsere wercke / wann man sie gegen der volkommenen herrligkeit halten vnd schetzen wil / gantz vnuolkommen sein / so sindt sie doch alle miteinander nicht
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Sünde / Sondern es werden viel wercke der menschen gefunden / die da gerecht vnd volkommen / vnd volstendig für Gott sein. Lehren sie auch / das gute Wercke(7.) zur Seligkeit von nöten sein. Soto Adsert: Cathol: de bonis operibus. Es gleubt die Catholische Kirche / das die guten Werck / so von Gott geboten werden / zur Seligkeit von nöten sindt. Lehren sie / das der Mensch durch(8.) wercke für Gott gerecht vnd ein Erbe des Ewigen lebens sey. Trid. Concil: Sess: 6. Cap. 10. Dann also wachsen vnd nemen je mehr vnd mehr zu / die da gerecht vnd Gottes freunde worden sind in der Gerechtigkeit / so sie durch Christi gnade empfangen. Wann der glaube neben den guten Wercken mit wircket / vnd werden jmmer gerechter vnd frömer et?. Lehren sie / das durch vnsere gute(9.) wercke die sünde außgetilget werden / Soto in Adsert: Cathol: So sol man es nach ???meinung der Catholische̅ kirchen dafür halte̅ / dz man auff die guten
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so vermittelst Göttlicher gnaden geschehen / dermassen sich verlassen vnd trawen sollen / als die da nötig sind die Sünde zuuertilgen / Gottes zorn zuuersönen / vnd das Ewige leben zuerlangen. Lindanus Lib: 3. Cap. 20. So nennen wir recht vnd billich die guten Wercke / verdienste des Ewigen lebens / vnd eine versönung vnd außtilgung der Sünden die zuuor begangen sindt. (10.) Lehren sie / das die guten Wercke sindt Causa formalis iustificationis, das ist / vnsere gerechtigkeit selbst für Gott. Trid: Con: Sess: 6. Cap. 7. Es ist nur eine einige wesentliche vrsach / darin vnser gerechtigkeit stehet / nemlich die gerechtigkeit Gottes / nicht dadurch er selbst gerecht ist / sondern dadurch er vns gerecht machet: Nemlich durch welche wir von jhme begabet vnd ernewret werden / in dem Geiste vnsers gemüts / vnd werden nicht nur geschetzt / sondern warhafftig gerecht genennet / vnd sindts auch / die wir die gerechtigkeit jnnerlich in vns empfangen / ein jeder nach seiner maß / vnd
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nach dem er sich zur sachen schicket / vnd das seine mit dabey thut. Das die guten Werck auß pflicht(11.) Göttlicher gerechtigkeit das Ewige leben verdienen. Trid: Con: Sess: 6. Can: 32. So jemandt sagt / das die guten Werck eines gerechtfertigten menschen dermassen Gottes gabe sein / das sie auch nicht zugleich des gerechtfertigten verdienst mit sein sollen. Oder der gerechtfertigte durch seine gute Wercke / die er durch Gottes gnad / vnd Ihesu Christi (welches Glidmas er worden ist) verdienst thut vnd wircket / nicht warhafftig verdiene / das die gnade in jhm vermehret werde / darzu das Ewige leben / vnd die herrligkeit so darauff folget / wann er in gnaden von hinnen geschieden / Auch das seine herligkeit / im Himel grösser werde / erwerbe / der sey verflucht. Das man sich vor Gott auff gute(12.) Werck verlassen solle. Soto Adsert: Cathol: de bonis operibus So soll man es dafür halten / das man vff die guten Wercke / so vermittelst Göttlicher gnaden geschehen / dermassen sich
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verlassen vnd trawen solle / als die da nötig sind / die sünde zuuertilgen / Gottes zorn zuuersönen / vnd das Ewige leben zuerlangen. (13.) Leren sie / das die guten werck / nicht allein / wie sie eusserlich in Christo / sondern auch jn̅erlich / an vn̅ vor sich selbst betrachtet werden / Gott gefallen. Tap: Pag: 189. Man sol die guten werck also ansehen / nicht allein als die eusserlich in Christo Gott gefallen / sondern auch an vnd vor sich selbst betrachtet / nicht jrer art vnd Naturhalben / Sondern nach den vmbstenden vnd qualiteten, damit sie geziert vnd geschmückt werden / gleich als lebendige werck / die vom H. Geist / der vns lebendig machet / herkommen. (14.) Das vnsere gute Werck eben auff eine solche weise Gott dem HErrn gefallen / gleich wie jhme Christi seines Sohns wercke gefallen. Tapp: Pag: 189. So gefalle̅ nun Gott dem Herrn vnsere gute Werck / vnd wir gefallen jme auch eben also / wie jme sein Sohn Ihesus Christus / vnd seine Werckgefallen haben.
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Das den guten Wercken nicht weniger(15.) die ewige seligkeit gehöre / Als die ewige pein auff die Sünde der Gottlosen. Andrad: lib: 6. Pag: 512. Welche stücke gnugsam zuuerstehen geben / das nicht weniger / die Ewige seligkeit gebüre den herrlichen guten wercken der gerechten / Als die ewige Pein vnd Marter vff die Sünde vnd missethat der jenige̅ gehöret / die da Gott den HErrn nie erkant haben. Leren sie / das durch die guten werck(16.) die gerechtigkeit für Gott erhalten vnd vermehret werde. Trident: Concil: Sess: 6. Cap. 24. Wer da sagt / das die empfangene gerechtigkeit nicht erhalten / auch nicht vermehret werde für Gott durch gute wercke / Sondern das die wercke nur allein früchte vnd gemerckzeichen sein sollen des / das der Mensch gerecht worden sey / vnd sein nicht auch mit ein vrsach / das solche gerechtigkeit vermehret werde. Der sey verflucht. Lere̅ sie / dz wir durch Christliche verzeihung(18.) / wann vns jemandt beleidiget / diß erlange̅ / das wir volkomen werden. Catech: Rom: pag: 687.
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(19.) Lehren sie / das durch die guten wercke / vnd sonderlich durch Allmosen geben / die Sünde außgetilget werde. Catechis: Suitarum. (20.) Lehren die Papisten / das die Werck die der Mensch in der Beichte thut / als da sind / Rew vnd leidt vber begangene Sünde haben / dieselbige bekennen vnd beichten / vnd letzlich dafür gnug thun / nicht allein verdienste / sondern auch ein sonderlich Sacrament sein sollen / dadurch man zur versönu̅g mit Gott / vnd zur vergebung der Sünden kommen könne. Triden: Concil: Sess. 4. Cap. 3. Es ist aber die materia vnd die zugehörigen stück / dieses Sacraments der Buß / anders nichts als die Wercke selbst des Büssers / als da sindt Rew / Beicht / vnd gnugthuung / welche / so fern sie an dem Büsser zum volkommenen Sacrament / vnd zuuolkommener vergebung der Sünden nach Gottes einsetzung erfordert werde̅ / werden sie in der meinung Theil oder stücke des Buß genennet. (21.) Lehren sie / das vns durch ein jeglichs gutes Werck / welchs aus dem
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glauben vnd auß der liebe herkomme / vnd demnach auß der gnaden Gottes / das verdienst Ihesu Christi mitgetheitet vnd zugeeignet werde. Asotus Adsert: Cathol: de Evchar: Dann wie wie gesagt / so wirdt vns durch ein jegliches Christliches werck / das auß der gnaden seinen v???sprung hat / das verdienst Ihesu Christi zueignet. Vnd abermahl. Die weil wir warhafftig durch ein jegliches gutes werck / das da nemlich auß dem glauben vnd auß der liebe / vnd demnach auß der gnaden Gottes herkompt / Christo dem HErrn gleichförmig werden. Nemlich das wir auch den willen seines himlischen Vaters thun / vnd auß dieser gleichförmigkeit / die wir also mit Christo haben / enstehet vns das / das wir auch seiner verdienste theilhafftig werden.

Vom verdienste der guten Werck.
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LEhren die Papisten / das zweyerley(22.) verdienst sey / Eins de
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Congruo, das Ander de Condigno-Mericum de Congruo nennen sie / Ein werck / das ein freywillig hertz jme vorsetzt / vno auch volbringet / vo̅ Gott auch angenomen wirde mit etwas zu vergelten / nicht auß pflicht der gerechtigkeit / sondern auß sonderlicher miltigkeit. Meritum condigni, oder de Condigno heissen sie ein Werck / das ein Hertz mit willen vornimbt vnd thut / In vorhabens / das jm solchs auß pflicht der gerechtigkeit vergolten sol werden. Denn gleich wie die gestrenge gerechtigkeit nicht etwas kleines oder geringes / für etwas grosses vnd wichtiges gebe / Also vergelte sie auch nicht etwas geringes mit grossem. Derwegen (Gleiche arbeit / gleichen lohn.) das meritum Condigni erfordere / das verdienst vnd belohnung in gleicher proportion vberein kome Gabr: Biel: 2. Lib: 2. dist: 27. quaest: 1. (23.) Lehren sie / das der Wille des menschen / die vornembste vrsach sey vnd das meiste thue / bey oder zu dem verdienste. Die gnade aber sey die ander vrsach / vnd thue weniger vnd nicht so viel darzu. Gab: Biel: dist: 27.
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Der verdienst des Menschen / so viel da anlangt die Substantz vnd das wesen / das ernstliche vorhaben / vnd das es in guten sitten allenthalben richtig sey. So hat derselbige seinen vrsprung vnd anheben auß dem menschlichen willen / als auß der Heupt vrsach. Nachmals zum Andern auß der gnade Gottes / als der andern vrsach / welche nicht so viel dabey thut. Lehren sie. Das die Seele des(24.) Menschen / durch das gute Werck / so zugleich auß dem menschlichen willen / vnd der Göttlichen gnaden enstehet / de Condigno erwerben vnd verdienen möge / das Gott seine Gnad im Menschen vermehre. Gab: Bicl: dist: 27. Con. 3. Lehren sie / das zwar vnser gantzes(25.) verdienst von Gott herkomme / aber doch nicht totaliter, gentzlich oder durchauß / Eccius Enchirid: de lib: arbitrio.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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WIr wollen nur den vornembsten Irrthumen / in diesem Heuptpunct / die Sprüche der heiligen Schrifft entgegen setzen / domit sie widerlegt werden können. Als Ezech. 20. Ich bin der HErr ewer Gott / Nach meinen geboten solt jhr leben. Vnd meine Rechte solt jhr halten / vnd darnach thun. Item Matthei 15. vergeblich dienen mir die leut / dieweil sie leren solche Lehre / die nichts denn menschen gebot sind. Paulus zun Colossern Cap. 2. verdampt den aberglauben / so jhr nun abgestorben seidt mit Christo / den satzungen der Welt / was lasset jhr euch dann fangen mit satzungen / Als lebetet jhr noch in der Welt? die da sagen / du solt das nicht angreiffen / du solt das nicht kosten / du solt das nicht anrüren / welchs sich doch alles vnter handen verzehret / vnd ist menschen gebot vnd lehre. Item Psal: 119. Dein wort ist meines fusses leuchte /
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vnd ein Liecht auff meinem wege. Derwegen stehets keinem menschen frey seines lusts vnd gefallens Gottes dienst zuertichten oder anzurichten / ohn Gottes außdrückliches wort vnd befehlich. Vnd weil S. Paulus ferner sagt. Roman: 14. Was nicht auß dem glauben gehet / das ist Sünde / So ist das eine grosse vnuerschamikeit der Papisten / das sie sagen dörffen / das der Mensch noch etliche gute Werck / vor dem Glauben / oder ehe denn er gleubig werde / thun möge. Vnd streitet mit dem Apostel Paulo auch diß / da sie sagen / das gute Werck zur Seligkeit sollen von nöten sein. Dann S. Paulus beweret mit außdrücklichen starcken gründen / das der Mensch durch den Glauben ohne die Werck gerecht werde. Rom: 3. So halten wir es nun / das der Mensch gerecht werde / ohn des gesetzes Wercke / alleine durch den glauben. Gal. 2. Wir wissen / dz der mensch durch des gesetzes Werck nicht gerecht wirdt / sondern durch den Glauben an Ihesum Christum. Darauß klar vnd offenbar ist / das vnsere wercke nicht die
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gerechtigkeit sein / die für Gott gilt / noch das Ewige leben verdienen / noch dem Gesetze gnugthun. Dann Christus sagt außdrücklich. Luc. 17. Wann jhr alles gethan habt / was befohlen ist / so sprecht / Wir sindt vnnütze Knechte / Wir haben gethan das wir zuthun schüldig waren. Jes. 64. Aber nun sind wir alle sampt wie die Vnreinen / vnd alle vnser Gerechtigkeit ist wie ein vnfletig Kleidt. Vnd Johan. 1. Von seiner fülle haben wir alle genommen / Gnad vmb gnade. Tit. 3. Nicht vmb der Wercke willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hatten / sondern nach seiner Barmhertzigkeit / machet er vns Selig / durch das Badt der Widergeburt vnd Ernewerung des heiligen Geistes. Phil. 3. Denn ich achte es alles für schade̅ / gegen der vberschwencklichen erkentnis Christi Ihesu meines Herrn / vmb welches willen ich alles habe für schaden gerechnet / vnd achte es für Dreck / auff das ich Christum gewinne / vnd in jm erfunden werde / das ich nicht habe meine gerechtigkeit / die auß dem Gesetze / sondern die durch den
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glauben an Christo kompt / Nemlich die Gerechtigkeit die von Gott dem Glauben zugerechnet wirdt. Gal. 3. Den̅ die mit des Gesetzs wercken vmbgehen / die sindt vnter dem Fluch. Vnd Roman: 3. Auff das aller Mundt verstopfft werde / vnd alle Welt Gott schuldig sey / Darumb das kein Fleisch durch des Gesetzes Werck für jhme gerecht sein mag. Gal. 2. Denn so durch das gesetz die gerechtigkeit kompt / so ist Christus vergeblich gestorben. Darumb ists ein greulicher Irrthumb voller Gottes lesterung / wann jemandt tichtet / der Mensch verdiene mit seinen Wercken vergebung der Sünden / vnd werde dadurch für Gott gerecht. So ist auch das falsch vnd erlogen / das vnsere Wercke / auß vnd vor sich selbst Gott gefallen / Dann so viel an vnd in jhnen ist / sindt sie vnuolkommen / vnd gefallen alleine Gott dem Vater vmb seines lieben Sohns Ihesu Christi willen.
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Dann so spricht Petrus. 1. Pet. 2. vnd auch jhr / als die lebendige steine / bawet euch zum Geistlichen hause vnd zum heiligen Priesterthumb / zu Opffern Geistliche opffer / die Gott angeneme sindt / durch Ihesum Christum. Item Johan. 16. So jhr den Vater etwas bitten werdet in meinem Name̅ / so wirdt ers euch geben. Vnd Ephes. 1. Zu lob seiner herrlichen gnade / durch welche er vns hat angenem gemacht / in dem geliebten. Col. 4. Alles was jr thut mit worten oder mit wercken / das thut alles im Namen des HErrn Ihesu / vnd dancket Gott vnd dem Vater durch jhn. Das auch keine Werck auff Erden sein / dadurch wir des verdiensts Christi fehig vnd theilhafftig werden / bezeuget der Spruch des Propheten Habacuc Cap. 2. Der gerechte lebet seines glaubens. Rom. 4. Derhalben muß die Gerechtigkeit auß dem Glauben komen / auff das sie sey auß gnaden / vnd die verheissung feste bleibe allem Samen / Wann derwegen Christi verdienst jemandt anders / als durch den Glauben ergreiffen wil / der wirdt
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nichts gewisses noch bestendiges finden. Dann S. Paulus spricht an gemeltem ort. Wo die vom Gesetze erben sindt / so ist der Glaube nichts / vnd die verheissung ist abe. Vnd Gal. 3. Die mit des gesetzes wercken vmbgehen / die sindt vnter dem fluch / denn es stehet geschrieben: Verflucht sey jederman / der nicht bleibet in alle dem / dz geschrieben stehet in dem Buch des Gesetzes / das ers thue.

XII. Päbstische Irthumb / im zwölfften Heupt Punct.
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Von der Christlichen Kirchen.
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DIe Papisten lehren / das die(1.) Kirche sey ein hauffe oder versamlung(307.) der gleubigen / welche in der Religion vberein stimmen / vnd
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den Römischen Pabst für ein sichtbarliches Heupt derselbige̅ erkenne̅. Lind: lib. 4. Cap. 84. Derwegen muß man auß den vornembsten Lerern des rechten glaubens erweisen / das die rechten gleubigen im Papstumb für gewis halten / vnter dem hauffen sey die warhafftige allgemeine Kirche Christi / welchem der Römische Bischoff / als ein Hirt vorstehet. (2.) Leren sie. Die kirche Christi hang: nicht an Gottes erwehlung / oder am rechten glauben. Soto defens: Cathol: de Ecclesia Pag: 961. Die kirche zu der die verheischung Christi geschehen ist. Der Hellen pforten sollen sie nicht vberweltigen / ist sichtbar / vnd hanget nicht an Gottes erwehlung / oder an warhafftigem glauben vnd liebe / das jemandt darumb dahinein gehöre. Er sey gleich Praelat o??? vnterha̅. (3.) Verneinen sie / das der allgemeine hauffe der Außerwelten die H. Kirche sey. Constantiense Concil: Sess: 15. Dieser Artickel: Es ist nur ein einige heilige allgemeine Christliche Kirche / welche ist ein versamlung aller Anßer
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welten. Item: Die allgemeine heilige Christliche Kirche ist nur ein einige. Gleich wie nur ein einige Zahle ist aller Außerwelten Gottes / ist verdampt. Wollen die Papisten erstreiten /(4.) das man an den Glidmassen vnd Dienern der Kirchen / weder suchen noch erfordern solle / einige gnade oder Götliche gaben / noch einige Christliche jnnerliche Tugendt / außgenommen / das sie sich nur eusserlich vnd öffentlich zum glauben bekennen. Asotus Adsert: Cathol: de Ecclesia. Derwegen sprich er / soll man nicht forschen noch fragen / entweder an den Glidmassen / oder aber auch an den Dienern der Catholischen Kirchen / ob da inwendig in jne̅ ein einigerfuncke Götlicher gnade oder Christlicher Tugent leuchte oder verhanden sey / außgenomen / das sie sich öffentlich vnd richtig zum Glauben bekennen / vnd jhren Beruff haben / damit sie zur Kirchen gehören / vnd jhre Ampter volkömlich drinnen verrichten können.
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Von den Zeichen / dabey man die Kirche kennen soll.
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(5.) VErneinen die Papisten / das die lautere Predigt des heiligen Euangelij ein vnfeilbares Kenzeichen ??? Christliche̅ kirchen sey. Soto Adsert: Cathol: de Ecclesia. Wir antworten erstlich / das da listiglich vnd betrieglich gesagt werde / das die gewissen kenzeichen / dadurch die Christliche Kirche erkandt werden möge / sein sollen / die rechte lautere vnd vnuerfelschte Predigt des Euangelij / vnd die außspendung der Sacramenten / nach Christi ordnung vnd einsetzung. (6.) Hergegen lehren sie widerumb / das drey gewisse kenzeichen sein / die vns zeigen / wo die Christliche Kirche sey. 1. Einhelligkeit in öffentlicher lehr / vnd eusserlichen Gottesdienst. 2. Ordentliche vnd richtige succession der Bischoffe. 3. Das man für ein einiges Heupt der Kirchen erkenne / den H. Vater den Bapst zu Rom. Asotus defens: Ca
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thol: de Ecclesia Pag: 991. So sind nu diß die drey gewisse zeichen 1. Einhelligkeit in der öffentlichen Lehr des glaubens vn̅ eusserlichen Gottesdienst / die da vberein stimmet / mit der ersten alten Apostolischen Kirchen / vnd mit allen getreuen Lehrern vnd Vetern / vffdem gantze̅ Erden kreis / welche gewisses zeugnis haben / das sie das volck vnd die gemeine Gottes / so jhnen vertrawet gewesen / von anfang mit sonderlicher einhelligkeit den weg zur Seligkeit geleret haben. 2. Ordentliche vnd richtige succession(7.) vnd nachfolgung der Kirchen diener im H. Predigampt / von den Aposteln an / da in der ordnung nie keiner gemangelt / vnd off diese weise die gewalt zu Predigen vnd Sacrament außzutheilen / vnd die Kirche zu regieren / zu Heil vnd Wolfart jhrer Seelen / Auch zu vrtheilen von diesen stücken / so hierzu gehören vnd dienen von den Aposteln vnd Jüngern Christi off sie komen / vnd gleich geerbet worden. 3. Letzlich ist diß auch ein kenzeichen(8.) der Catholischen Kirchen / das sie ein
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einigen Hirten vnd Vicarien oder Stadthalter Christi auff Erden erkennet / der an stadt Christi das Heupte der gantzen Herde / vnd seines Leibes an Petri stadt ist. Vn̅ ist daneben auch zum gemercke / die einigkeit vn̅ gemeinschafft mit der ersten Mutter der Apostolischen Kirchen / vber die er / der Stadthalter zugebieten hat. (9.) Lehren die Papisten / das gleich wie der Himel an / oder bey der Sonne erkant werde / als werde auch die Christliche Kirche / als durch ein gewis merckzeichen erkant / an dem Stul zu Rom. Lind: lib. 4. Cap. 83. (10.) Lehren sie / das die Römische Kirche eine Muttermeisterin vnd Herscherin sey vber alle Kirchen auff Erden. Ius Can: dist: 21. deniq???. (11.) Lehren sie / das die Römische Kirche sey eine Mutter des Christlichen glaubens. Ius Can: dist: 22. Der verletzt den Christlichen glauben / wer da wider die Römische Kirche sündiget / die eine Mutter des Christlichen glaubens ist. (12.) Lehren sie / das die Römische Kirche jren Primat nicht von den Aposteln /
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sondern von dem Herrn vnd Heilandt Christo selbst habe. distinct: 22. sacrosancta. Lehren sie / das die Kirche auff Erden(13.) nicht bestehen könne / wo nicht jemandt sey / der die höchste gewalt vber sie habe. Stanisl: Osius de expresso Dei Verbo. Item Confess: Petricoviensis. Lehren sie / das das gantze Heyl der(14.) Kirchen sey alleine gelegen / an einem allgemeinen Hirten / das ist / an dem Pabste zu Rom. Stanislaus. Osius de expresso Dei Verbo. Leren sie / das man nirgent sicherer /(51.) die H. Kirche nenne̅ könne noch dörffe / als wenn ein allgemein Concilium versamlet sey. Tapp: art: 1. Pag: 5. Lehren sie / die Kirche habe grössere(16.) autoritet vn̅ ansehen / als die h. schrifft / darumb man der kirchen mehr als der H. schrifft glauben solle. Petricoviensis Confessio cuius autor est Osius cap. 15. So kan man zwar nicht leugnen / das die autoritet vnd hoheit der kirchen / grösser gewesen sey / als der H. schrifft / viel 100. Jar zuuorn / ehe diese
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wort geschriebe̅ worden sind. Math. 18. Höret er dich nicht / so sage es der gemeine / höret er die Gemeine nicht / so halt jhn als einen Heyden vnd Zölner. Vnd ist so heimlich vn̅ verborgen nicht gewesen / wie die Christliche Kirche geartet / vnd was jre autoritet sey / welche dieweil sie Elter gewesen / als die gantze Schrifft / so wol des Alten als des Newen Testaments / so hat man der Kirchen billich gegleubet / ohn allen behelff der Schrifft. (17.) Lehren sie. Das die Kirche im glauben nicht jrren könne / auch niemals gejrret habe / Dieweil sie allzeit vom heiligen Geist regiret werde. Soto Adsert: Cathol: Diese Kirche hat eine lebendige vnd krefftige Meisterschafft in alle dem / das zur Ewigen seligkeit dienen soll. Vnd endtlich vrtheilet vnd schleust sie von allen Lehren / so zur seligkeit gehören. Wann sie aber im selben jrrete / würde sie freylich von der Hellen pforten vberweltigt werden. Dieweil aber solchs ist wider die verheischung Christi / wil daraus folgen / das sie niemals diß fals gejrret habe /
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oder hinfort jrren werde. Quod idem Gabr: Biel: Lib: 4. dist: 6. q. 2. Lehren die Papisten. Das die Kirche(18.) vns möge lehre vorbringen on vnd außerhalb der Schrifft / vn̅ habe macht das jenige was vngewis drinnen ist / eigens gefallens außzulegen. Soto Adsert: Cathol: Diese Kirche hat ein lebendige vnd thetige Meisterschafft / daher sie vns die H. Schrifft vorlegt / Auch daneben andere lehre des glaubens ausserhalben derselben / vnd erkleret das jenige / was in der Schrifft vngewis / vnd zweiffelhafftig ist. Lehren sie. Die Kirche habe macht(19.) die Sacrame̅ta zuuerendern / so Christus eingesetzt. Trid: Concil: Sess: 5. Cap. 2. Ferner erkleret das Concilium / das die Kirche alle wege diese macht gehabt / das sie in außspendung der Sacramenten vnuerletzt jhr Substantz vnd wesens / das schliessen vnd endern hat mögen / was sie erkennet / das zu nutz derer / so dieselben geniessen vnd gebrauche̅ / oder zu ehren vnd wirden der Sacramenten / noch der sache̅
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zeit ort gelegenheit vnd verenderung zum beste̅ hat nützen vnd dienen möge̅. (20.) Leren sie / die Kirche Christi sey eine versamlung / die auff menschliche are vnd weise / an jhre Praelaten vnd öberste verbunden sey / nicht weniger / als sonst andere Regiment jren Heuptern mit vnterthenigkeit verwandt sein. Soto Adsert: Cathol: Pag: 133. (21.) Sagen sie / Dieser hauffe oder versamlung sey nicht die Christliche Kirche / noch ein theil derselbigen / die den Römische̅ Papst nicht für jren Oberherrn erkennen. Asotus Adsert: Cathol: Pag: 137. Welche aber von den Römischen Praelaten keine gewalt od macht haben / das sie mögen Sacrament außteilen / oder haltens nicht mit der einhelligen satzung der ersten Kirchen / die sindt sonder allen zweiffel von der einigkeit außgetreten / vnter welchen satzungen / weil offenbar / das diß die geringste nicht sey von der Hoheit vnd Primat der Römischen Kirchen / So sondert sich der freilich / von der einigkeit der Kirchen ab / der es domit nicht helt.
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Lehren die Papisten / das man besser(22.) nicht sehen könne / was die Kirche sey / als wenn ein allgemein Concilium versamlet sey. Confess: Petrocovi: Cap. 24. Daran soll kein Christ zweiffeln / dann das allein ein allgemein Concilium, so ördentlicher weise beruffen wirdt / vns kan zeigen / was die Catholische Kirche sey. Eccius de Ecclesia. Lehren sie / das die Kirche Christi /(23.) auff den sichtbarlichen Fels / Nemlich auff S. Petrum vnd seinen Nachfolger gestifftet sey. Confes: Petrocoui: Cap. 26. Derwegen wo wir eine solche Kirche haben wollen / die man sehen vn̅ kennen mag / so müssen wir eine̅ felsen setzen / darauff die sichtbarliche Kirche gebawet sey / also das wir vnter dem wort Petrae Fels de̅ Apostel Petrum / vnd Petri nachfolger der Christum bekennet / wollen verstanden haben. Leren die Papisten / das einzele personen(24.) / vnd wenig leute in der Kirchen nicht recht noch macht haben / von der Lehr jrer Vorfarn zu vrtheilen / Noch jhrer Oberherrn vrtheil vn̅ bedencken /
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so auch des grösten theils stimmen vnd suffragia, zu taddeln oder zustraffen. lus Canon: dist: 21. Die grossen Herren haben macht zu regieren vnd zu gebieten / die Arme leute aber müssen vnterthan vnd geborsam sein. (25.) Lehren sie. Die Römische Kirche habe recht vnd macht / alle menschen zu richten vnd zu vrtheilen. Ob aber jhr vrtheil recht oder falsch / darübet dörffe niemandt weiter richten. Gelasius 9. q??? cuncta. Es weis die gantze Christliche Kirche / in aller welt / das allein die aller heiligste Römische Kirche / fug vnd macht habe / vber alle andere zuerkennen vnd zuvrtheilen. Vnd das niemandt nicht frey stehe zu vrtheilen / ob jhr Gericht / recht oder falsch sey. (26.) Lehren sie. Das alle Concilia durch autoritet der Römischen Kirchen angestellet / gehalten / vnd dadurch jhre krafft bekommen haben / paschalis de electione Cap. significasti. Man wil sagen / wie nirgendt in Concilijs beschlossen sey / Das jrgent ein Concillum der Römtschen Kirchen habe Gesetze vorgeschrieben / dieweil alle
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Concilia jre krafft vnd Nachtruck daher bekommen haben / das die Römische Kirche auß eigener authoritet vn̅ gewalt dieselbe angestellet vnd gehalten.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DER Sohn Gottes Ihesus Christus zeigt vns zum aller deutlichsten vn̅ kleresten / gleich als mit einem finger / wer seine Kirche vnd völcklin sey / da er spricht / Johan. 10. Meine Schaffe hören meine stimme. Luc. 11. Wer auß Gott ist / der höret Gottes wort / vnd bewaret das. Die Propheten vnd Apostel beschreiben die H. Christliche Kirche mit diesem kenzeiche̅. Paulus Eph. 2. Ihr seidt Bürger mit den Heiligen / vn̅ Gottes haußgenossen / erbawet auff den grundt der Apostel vnd Propheten / da Ihesus Christus der Eckstein ist. Item 1. Cor. 3. Einen andern grundt zwar kan niemandt legen / ausser dem der gelegt ist /
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welcher ist Jesus Christus. Vnd Christus spricht selber. Matth. 16. Auff diesen Fels wil ich bawen meine Gemeine / vnd die pforten der Hellen sollen sie nicht vberweltigen. Item Matth. 18. Wo zwen oder drey in meinem Namen versamlet sindt / da bin ich mitten vnter jhnen. Auß diesen zeugnissen der heiligen Schrifft ist offenbar / das die Christliche Kirche hie auff Erden in diesem leben ans wort gebunden sey / vnd dasselbige ein vnbetrieglichs Kenzeichen sey / dabey man sie möge erkennen / welchs die Papiste̅ vnuerschambt leugnen. Das aber die Christliche Kirche an den Stul zu Rom nicht verbunden sey / vberweisen diese klare zeugnis. 1. Cor. 1. Den beruffenen Heiligen / sampt allen denen / die anruffen den Namen vnsers Herrn Jesu Christi / an allen jren vnd vnsern Orten. Item Psal. 19. Ihre schnur gehet auß in alle lande / vnd jhre rede an der Welt ende. Psal. 24. Die Erde ist des Herrn / vnd was darinnen ist / der Erdboden vnd was darauff wonet. Item. Marc. 16. Gehet hin in
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alle Welt / vnd prediget das Euangelion allen Creaturen. Das sie auch noch viel weniger an den Römischen Bapst verbunden sey / erweisen diese zeugnis der Schrifft / Matth. 23. Ihr solt euch nicht Meister nennen lassen / denn einer ist ewer Meister Christus / der grössest vnter euch soll sein / ewer Diener. Ephes. 1. Der Ihesum Christum von den Todten aufferwecket hat / vnd gesetzt zu seiner Rechten im Himel / vber alle Fürste̅thuin̅ / gewalt / macht / Herrschafft / vnd alles was genennet mag werden / nicht allein in dieser Welt sondern auch in der Zukünfftigen / vnd hat alle ding vnter seine füsse gethan / vnd hat jhn gesetzt zum Heupt der Gemeine vber alle. Das sich die Macht vnd Gewalt oder authoritet der Kirchen / nicht erstrecke vber die heilige Schrifft / vnd jr nicht gebüre newe Artickel des glaubens zumachen / ausser vnd ohn die heilige Schrifft / leret klar der befehl Gottes / Deut. 4. Ihr solt nichts dazu thun / das ich euch gebiete / vnnd solt auch nichts dauon thun. Item. 2. Pet. 1.
|| [ID00328]
Wir haben ein festes Prophetisch wort / vnd jhr thut wol das jhr darauff achtet / als auff ein Liecht / das da scheinet in einem tunckeln ort / biß der tag anbreche. Vnd Galat. 6. Vnd wie viel nach dieser Regel einher gehen / vber die sey friede vnd Barmhertzigkeit / vnd vber den Israel Gottes.

XIII. Päbstische Irthumb im Dreyzehenden Heupt Punct.
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Von den Concilien oder Zusammenkünfften der Geistlichen / vnd was die für authoritet / macht vnd ansehen haben.
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(1.) LEhren die Papisten. Das die (334.) Concilia, das ist / wann die Geistlichen jhre Zusammen
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kunfft haben / vns zeigen vnd weisen / was die Kirche hie auff Erden sey. Tapp: art: 1. Pag: 5. Wir können nimmermehr besser oder sicherer hören oder erfaren / was man die Kirche heisse / als wann ein allgemein Conciliu̅, von allerley orten der Erden vnter den Christen beruffen vnd versamlet wird / daher die Concilia in jhren Decreten vnd außsreiben / allewege diese art vnd form zngebrauchen pflegen: Das allerheiligste allgemeine Concilium im heiligen Geist ordentlich versamlet / dadurch die allgemeine Christliche kirche auff Erden bezeichnet wird / wünschet / oder entbeut friede allen Christgleubigen menschen. Constant: Concil. Lehren sie. Das wo die Concilia(2.) ordentlicher weise versamlet / das ist vo̅ Papst zu Rom angesetzt werde̅ / da müsse von notwegen der heilige Geist auch hinkommen / vnd beim Concilio sein. Soto Adsert: Cathol: de Conc: Daran tregt die Catholische Kirche / gar keinen zweiffel / das vnser Herre Gott der menschen Gemüter vnd wil
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len also regiere vnd lencke / das sie / wans jhme gefelt / der warheit nicht müssen feilen / vn̅ weil hieruon die Co̅cilia sonderliche verheischung haben / soll man nicht zweiffeln / das sie dermassen voll vnd vber voll des heiligen Geistes werden / das sie nimmermehr jrren können / wo sie nur ordentlicher weise angestellet vnd beruffen worden sindt. (3.) Das die ordentlichen angestelten Concilia in glaubens sachen / keines weges nicht jrren können. Eccius de concilijs, wir bekennen zwar / das die jenigen so auffs Concilium komen / menschen sind / Aber doch in einem allgemeinen ordentlichen Concilio werden sie vom heiligen Geist geleitet vnd regieret / der sie nicht lest betrogen werden. Item: Mercke an diesem ort / das man nirgents findet / das die allgemeinen Concilia, die im Namen des heiligen Geistes versamlet gewesen sindt / jemals vom Wege der warheit gejrret haben. Fürnemlich wann sie solche ding haben setzen vnd schliessen wollen / die den rechten Christlichen glauben vn̅
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Gottseliges leben betroffen habe̅ Vide Asotu̅ in adsert. Cathol. de Conci: Das die Concilia nicht vber den(4.) Papst zu Rom sein sollen: Trident. Concil: Item Eugenius Papa. dann wo der Bapst oder sein Gesandter mit etlichen dingen im Co̅cilio nicht wolte zufrieden sein / vnd sich wider das Concilium setzte / So müste man hierinne des Papsts / oder seines Legaten / der an stadt des Papsts verhanden ist / vnd nicht des Concilij meinung volgen / dieweil der Bapst vber alle Concilia macht vnd gewalt hat. Das allein die Bischoffe in Concilijs(5.) vocem decisiuam haben / das endt vrtheil / dabey es wenden vnd bleiben solle / Eccius loco de Concil: Die Layen können vnd mögen auch wol mit im Concilio sein / als Zeugen / als Beschützer / als Räthe vnd Beförderer / Aber von Christi Geburt an / haben sie vocem definitiuam im Concilio nie gehabt. Das jederma̅ / on alles hinderdencke̅ /(6.) von notwegen / den decrete̅ des Concilij
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zu gehorsam schuldig. Soto in Adsert. Cathol: Daran ist kein zweiffel / das die kleinen vnd geringen Concilia, von den grössern vnd höhern verbessert werden. Die höchsten aber vnd allgemeinen Concilia mögen von keinem geringen vnd nidrigen geurtheilet werden / Derwegen jederman schuldig / wenn sie ordentlicher weise versamlet gewesen / das jenige / was darinne beschlossen worden anzunemen. (7.) Das ein Concilium, so ohne des heiligen Apostolischen Stuls authorithet gehalten wirdt / nur sey ein Co̅venticulum vnd kein Concilium dist: 17. Wir haben viel Regeln von den Aposteln her / auch auß den Canonibus vnd Kirchensatzung / das keine Concilia sollen gehalten werden / one bewilligung des Bapsts zu Rom. Derhalbe̅ wie gesagt ist / so ist vnd gilt ewer Concilium nichts / vnd ist nur ein Conuenticulum oder Conciliabulum. (8.) Lehren die Papisten / das ein allgemein Concilium macht habe / wider die Geistlichen vnd Weltlichen rechte.
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Auch wider die Apostolischen Constitutiones vnd ordnung zustatuiren / oder zuschliessen / Concil: Constant: sess: 17. hindangesetzt / vnd ohngeacht alles semptlich vnd sonderlich / so wol Geistliche als Weltliche Rechte / Auch die Apostolischen Constitutionen.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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CHristus der Sohn Gottes verbindet seine Kirche an keine Co̅cilia / es sein gleich allgemeine oder prouincial, auß aller welt / oder etlichen Landen vnd Stedten / beruffen vnd versamlet / sondern sagt stracks. Matth. 18. Wo zwen oder drey versamlet sindt in meinem Namen / da bin ich mitten vnter jhnen. Er verbindet aber seine Kirche allein an sein wort. Johan. 10. Meine Schaffe hören meine stimme / Ich kenne sie / vnd sie volgen mir / vnd gebe jnen das ewige Leben. So ist auch der H. Geist nicht gezwungen / das er eben dahin
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kommen vnd erscheinen müsse / da die Vniuersal Concilia gehalten werden. Dann der heilige Geist richtet sich nicht darnach / wo es herrlich vnd prechtig an orthen oder in Emptern / oder mit personen zugehe / vnd da ein grosser hauffe Leute beysammen sindt. Sondern hat allein verheissen vnd zugesagt / das er bey denen sein wölle / die Gottes wort gleuben vnd bekennen / vnd Gott im Glauben mit ernst anruffen / wie Christus selber sagt / Luc. 11. Vicl mehr wirdt der Vater im Himel den heiligen Geist geben / denen / die jn bitten / vnd Matth. 7. Sindt viel die da sagen werden / Haben wir nicht in deinem Namen geweissaget? Aber doch hören werden / Ich hab euch noch nie erkandt / weichet von mir jhr Vbeltheter. Das aber die Concilia in glaubens sachen jrren können / solchs kan man mit Exempeln offentlich beweisen / dan̅ das grosse Concilium der Baaliten, welches Micheae des Propheten meinung verdammet / jrret schendtlich im Ersten Buch der Könige. Cap. 22.
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Also auch das allerheiligst Conciliu̅ auff dem Erdboden zu Hierusalem / do die Hohen Priester / Eltesten vnd Schrifftgelerten zusammen kommen vnd versamlet worden / das verdampt Ihesum Christum / den Sohn Gottes zum Tode: So bezeugen auch eben dasselbige helle klare zeugnis in heiliger Schrifft / als Psal 116. Ich sprach in meinem zagen: Alle Menschen sindt lügner. Vnd Psal. 62. Aber menschen sind doch ja nichts / grosse leute feilen auch / sie wegen weniger denn nichts / so viel jrer ist / Er spricht / das auch grosse leute / das ist / die zusam̅en kunfsten grosser mechtiger Bischoffe / vnd teeflicher leute / nichts gelten / das sie feilen vnd betrogen werden können / derwegen sich auff sie nichts zuuerlassen sey. So ist das auch eine schendtliche Heucheley / vnd Fuchsschwentzerey / nicht allein wider alle Schrifft / sondern auch wider gemeinen verstandt: das sie dem Römischen Bapst das Co̅cilium vnterwerffen / dan̅ was ists nötig Concilia halten / so einer allein seines willens
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vnd gefallens mit der Religion vnd gantzen Kirch regiment gebaren vnd vmbgehen mag / wie er wil. S. Paulus aber wil haben / das in Concilijs in gemein alle miteinander stimmen sollen. 1. Cor. 14. So aber eine Offenbarung geschicht / einem andern der da sitzt / so schweige der erste: Vnd Christus befihlt Matth. 18. Man solle die Kirche hören / nicht einen eintzeln Papst oder Bischoff alleine. So zeuget auch S. Paulus / das man nicht allein den Bischoffen / sondern auch den Layen im Concilio eine freye stim vergünnen solle. Dann 1. Cor. 11. schreibt er: Richtet bey euch selbst / obs wol stehet etc. Das aber auch ein jeder Christ vor seine person macht habe / das jenige / was in Concilien beschlossen / zuerwegen / vnd gegen Gottes wort zuhalten / vnd die decreta der Concilien, so mit den zengnissen der heiligen Schrifft nicht vberein stimmen / zuuerwerffen / das gibt klar S. Pauli Spruch. Gal. 1. So jemandt euch Euangelium predigt / anders denn das jhr empfangen habt / der sey verflucht.
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XIIII. Pebstische Irthum im Vierzehenden Heuptpunct.
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Vom Predig Ampt.
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LEhren die Papisten / das die Ordination(1.) der Kirchendiener ein Sacrament(344.) sey. Trid: Concil: sess. 7. Canon: 3. So jemandt sagt / das die ordination oder Weihe der Priester vnd Kirchendiener / nicht warhafftig / vnd eigentlich ein Sacrameut sey / von Christo gestifftet vnd eingesetzt / der sey verflucht. Lehren sie / das siebenerley Orden(2.) der Kirchendiener sein. Catechis: Rom: pag. 52. Darumb muß man die leute lehren / das diese Orden allzumahl in der Siebenzahl begriffen sey / vnd das es die Catholische Kirche allzeit so gelehrt vnd gehalten habe. Als
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die mit Namen heissen. 1. Ostiarius der Kirchhüter. 2. Lector, der den Text der Schrifft gelesen. 3. Exorcista der beschwerer. 4. Acolytus der Küster. 5. Subdiaconus, vnter Capellan. 6. Diaconus Capellan. 7. Sacerdos ein rechter Priester.

Die Grad vnd Stende aber im Papistischen Priesterthumb sindt.
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1. Der Papst als hoher Priester.
2. Seine Cardinäle.
3. Die Patriarchen.
4. Seine Primates.
5. Die Ertzbischoffe.
6. Die Metropolitani.
7. Die Chor Bischoff.
8. Die Weihbischoffe.
9. Die Bischoffe.
10. Die Ertzpriester.
11. Die Priester.
12 Die Pfarherr oder Pastorn.
13. Die Apte.
14. Die Priorn.
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15. Die Suppriorn.
16. Die Guardian.
17. Die Pröbste.
18. Die Dechant.
19. Die Scholaster.
20. Die Cantores.
21. Thesaurarij Schatzmeister.
22. Canonici regulares.
23. Canonici Irregulares.
24. Dioecesani.
25. Die Officialn.
26. Die Beichtiger.
27. Die Ketzermeister. 3. Lehren die Papisten / das dem Priester durch die ordination ein Character oder Mahlzeichen eingedruckt werde / das sich nicht außleschen noch tilgen lasse. Catechis: Rom: Pag: 519. Mit welchen worten die Kirche allewege gelehret hat / das / wann die materia (so zur Weihe gehöret) gebraucht wirdt / das dem Priester dadurch vffgetragen vnd vbergeben werde / volle Macht vnd Gewalt / die heilige Hostiam zu Consecriren / vnd das durch eingedrucktes cha
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racter vnnd Malzeichen / so in sein Hertz gebildet werde / dabey die gnade ist / das der Priester sein Ampt ordentlich füren vnd verrichten möge. Trident: Concil: Sess: 2. Cap. 4. Dieweil aber im Sacrame̅t der Priester Weihe oder ordination, gleich wie in der Tauffe vnd Confirmation, ein heiliges gemerck oder zeichen dem Menschen eingebildet wirdt / welches nicht kan noch mag abgetha̅ noch getilget werden etc. (4.) Lehren die Papisten / das prima tonsura, oder da sich der Geistliche zum Erstemahl bescheren lest / eine zubereitung sey / die andern Orden allzumal anzunemen. Catechis: Rom: Pag: 522. So muß nu der anfang gemacht werden / von der ersten tonsur, dauon man die Leute berichten muß / das sie eine bereitung sey / die andern Orden in der Priesterschafft zuüberkommen. Leren die Päpstler / je höhern standt (5.) einer in der Priesterschafft habe / je grösser Platten vffm Kopff er tragen müsse. Catechis: Rom: ibid: So
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werden nu den Priestern die Haar abgeschorn / gleich wie ein Krantz / vnd solche Platten sie allezeit behalten vnd tragen müssen: Vnd je höher darnach ein jeder im stande der Priesterschafft ist / also viel grösser vnd breiter lest er jm eine Platte scheren. Sagen die Papisten / S. Peter sey(6.) auch also Beschoren gewesen wie sie / vnd die Rasura, das Blatten scheren hab seinen Vrsprung von den Aposteln her. Lindanus Lib. 4. Cap. 77. Darumb aber sagt er / lassen wir vns nicht Platten scheren / das S. Peter so beschoren ist / Sondern weil sich S. Peter zu erinnerung vnd gedechtnis des leidens Christi so beschoren hat. Derwegen auch wir / die eben durch solches leiden begeren Selig zu werden / tragen auch ein zeichen von der Passion oben vffm Kopff. Lehren sie / das diß Sacrament(7.) der Priesterweihe wircke / die Gnade der Heiligung / oder heilige den Priester jnnerlich im hertzen. Catechis: Rom: Pag. 541. Es ist aber nicht ohn / Ob gleich das Sacrament der
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Priesterweihe / nur zu nutz vnd zierde der Kirchen eigentlich dienet / das es doch gleich wol auch in des Seele / der durch solche heilige Ceremonien eingeweihet wirdt / die heiligung außrichte vnd volbringe. (8.) Leren die Papisten / das den nidrigsten Stenden in der Priesterschafft in der Weihe nur macht gegeben werde das heilige Euangelion zulesen / für die Lebendigen vnd für die Todten. Catechis: Rom: Pag. 527. Nim hin das Buch der Episteln / vn̅ habe macht dieselbigen in der heiligen kirchen Gottes zulesen / zugleich für Lebendige vnd Todte. Vnd zum Diaco no spricht der Weihbischoff. Sihe da empfahe die macht / das Euangelium zulesen in der gemeine Gottes / zugleich für die Lebendigen vnd Todten im Namen des Herrn. (9.) Lehren sie das durch die Ordination, der heilige Geist gegeben werde. Trident: Concil: Sess: 7. Can. 4. Wer da sagt / das durch die heilige Priesterweihe der H. Geist nicht gegeben werde / vn̅ das die Bischoff nur für
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die langeweile so sprechen. Nim hin den H. Geist / der sey verflucht. Streiten die Papisten / das die Bischoffe(10.) höher sein sollen / als die Priester / vnd das sie alleine macht haben zu Co̅firmiren vnd zu ordiniren. Trid. Concil: Sess: 7. Can: 7. So jemandt sagt / das die Bischoffe nicht höher vnd mehr sein sollen / als die Priester / oder das sie nicht macht haben zu Ordiniren vnd Confirmiren / oder das sie eben die macht haben / so die Priester haben: Der sey verflucht. Lehren die Papisten / Das die Bischoffe(11.) macht haben die Vnterthanen zuuerbinden vnd zuuerpflichten / das sie die Geistlichen vbungen vnd Ceremonien halten müssen / welche sie eingesetzt haben. Soto in Adsert: Cathol: Es helt auch derselbige Catholische Glaube in sich / das den Bischoffen / so der Apostel nachfolger sein / vnd so nach jhnen mit gleichem gebiet vber die Kirchen zu regieren haben / geziemet / auß für sichtigem rath vnd bedencken / auch ohne ferner bewilligung jhrer Kirchen / etliche gebreuche vnd
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Ceremonien in der Kirchen / zusambe andern Christlichen vbungen vnd wercken / zustifften vnd anzurichten / vnd solche jren Vnterthanen auffzuerlege̅. Lehren die Papstischen / das jhr erlichtes (12.) Priesterampt / der Meßpfaffen / so von jhren Bischoffen Geölet vnd Gesalbet werden / das sie vor die Lebendigen vnd Todten opffern sollen / Viel herrlicher vnd vortreflicher sey / als das Geistliche Priesterthumb / aller Gottseligen Christen / vnd das jre Meßpfaffen allein / vn̅ eigentlich warhafftige Priester sein. Asotus in Adsert: Cathol: de ordin: Der gewisse Christenglaube lehret dasoffentlich / so wol auß der H. Schrifft / als auß den satzung / der H. Apostel / damit auch die natürliche vernunfft vbereinstimmet. Das wiewol alle Christen jnnerlich Geistliche Priester sein / auß vnd von der Salbung so von jhrem Heupt Ihesu Christo auff sie geflossen / dadurch sie Geistliche Opffer Gott opffern mögen / das doch die jenigen allein rechtschaffene Priester sein / so von den Bischoffe̅ durch das Sacrament /
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der Priester weihe eingeweihet / vnd ordentlicher weise die gewalt des Priester Ampts vberkommen haben. Lehren die Papisten / das das Ministerium, oder Predigampt / nicht(13.) alleine sey ein eusserlich Priesterthum̅ / sondern auch ein Hierarchia eine Geistliche Oderkeit. Triden: Concil: Sess: 7. Can: 6. Wer da sagt / das in der Catholischen Kirchen nicht sey eine Geistliche Obrigkeit / durch Gottes ordnung gestifftet vnd eingesetzet / die da best ellet ist / von Bischoffen / Priestern / vnd Kirchendienern / der sey verflucht. Wollen sie auch erhalten / das die in jhrem Geistlichen stande / so das Euangelion(14.) nicht peedigen / sondern nur Opffern oder Meßhalten / rechtschaffene Priester vnd Diener der Kirchen sein. Trident: Concil: Sess: 7. Can: 1. Wer da sagt / das im Newen Testament keine gewalt gefunden werde / das man möge Consecriren segne̅ vnd Opffern den Leib vnd Blut des HErrn / Auch Sünde vergeben / vnd Sünde behalten / Sondern das er nur
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ein blosses ampt vn̅ ein schlechter dienst sey / das Euangeliu̅ zu predigen / Oder das die jenigen so da nicht Predigen / stracks keine Priester sein sollen. Der sey verflucht. (15.) Lehren sie / das zu der Priesterweihe oder ordination der Kirche̅diener der Cresam oder das H. gesegnete Oel komen müsse. Trident: Concil: Sess: 7. Can: 5. Wer da sagt / das die heilige ölung / welche die Kirche in der H. ordination zugebrauchen pflegt / nicht allein nicht nötig sey / sondern auch als schedtlich zuuornichten vnd zuuorachten / so auch im gleiche̅ andere Ceremonien der ordination, der sey verflucht. (16.) Wollen sie haben / das allein die Bischoffe vnd Priester macht haben solle̅ / sünde zuuergebe̅. Cate: Rom. pag. 180 wann wir aber ansehen wollen die diener Gottes / so da macht habe̅ sünde zuerlassen / werden wir befinden / das sich solche macht so gar weit nicht erstrecke / dieweil der Herr Christus nit jederma̅ / sondern allein de̅ Bischoffen vn̅ Priestern die macht solches H. Göttlichen Ampts / auffgetragen vnd befolen hat???
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Das die Kirchendiener / so mit des(17.) Pabsts Cresam nicht geölet oder gesalbet / vnd von den Bischoffen oder jren suffraganie̅ nit ordiniret / keine rechtschaffene Diener des Euangelij sein / auch nicht macht haben / die Sacrame̅ta außzutelle̅. Trid: Conc: sess. 7. Ca̅. 7. So jemandt sagt / das die jenigen / so von dem Geistlichen o??? Kirchen Regiment / nicht ordiniret oder gesandt sondern anderswoher gelauffen kommen / dennoch ordentliche diener des worts / vnd der hochwirdigen Sacramenten sein / der sey verflucht. Lere̅ sie / wan̅ man Pfaffen / priester /(18.) vnd Eltesten erwelen wolle / das man hierzu des volcks / vnd der Weltlichen Herrschafft consens vnd bewilligung nicht erfordern dörffe. Trid. Concil: ses: 7. Can: 7. Wer da sagt / dz die orden vn̅ Empter / so die Bischoff andern one bewilligung vnd beruff des volcks / vnd Weltlichen herrschafft auffgetragen / vergeblich sein vnd nichts gelten sollen / dersey verflucht. Leren sie / dz S. Petrus vom Herrn(19.) Christo zum Fürsten der Apostel ver
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ordnet vnd bestetiget sey. Catechis: Rom. Pag. 161. & 12. (20.) Lehren sie / das der Mensch durch den charecterem oder das Mahlzeichen so er in der Weihe bekommen / Gotte selbst gleich werde. Thom: Lib. 4. dist: 18. (21.) Lehren sie / das der einmal ein Priester worden / seine lebetage nicht wider ein Lay werden möge / vmb des vnaußleschlichen Characters willen. Triden: Concil: Sess: 7. Can: 4. (22.) Lassen sie keinen zu jhren Orden kommen / er willige dann in jr Gesetze / das er stetige keuscheit halten wolle. Catechis: Rom: Pag: 526. Erstlich erinnert der Bischoff den Ordinanden, das diesem Orden oder stande das Gesetz aufferlegt sey / das der mensche dorinnen solle vnd müsse stetige keuscheit halten / vnd vntersagt oder verbeut / das niemandt in den Orden der Subdiaken solle auffgenommen werden / der da nicht vorhabens ist / diß Gesetz gutwillig anzunemen. (23.) Lehren die Papisten / das der heilige Geist durch keine andere Kirchen
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diener die Christliche Kirche regiere / als durch die Apostolische Catechis: Rom: Pag. 167. Denn der H. Geist / der vber die Christliche Kirche herschet / der regieret dieselbige / durch keine andere Diener / als durch die Apostolischen. Lehren sie / das es nicht gnugsam(24.) sey / das ein Kirchendiener ordentlich beruffen sey / sondern es sey auch von nöten / das jm die Amptsgewalt / durch sichtbarliche zeichen auffgetragen werde. Soto in scholijs de ordinibus: Nicht allein der Beruff / sondern auch die vfftragung vnd vbergebung der gewalt / durch sichtbarliche zeichen / wie solchs die Kirche im brauch hat / ist von nöten / darin das Sacrament der ordination bestehet.

Die weise / wie man Meßpfaffen Zuweichen pflegt.
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WAnn der Bapst oder Bischoff einen Meßpfaffen Weihen will / so salbet er jm beyde hende / die er zusammen falten muß / vnd
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füret der Papst mit seinem Daumen / den er ins Oel / da man die Catechumenos mit zusalben pflegt / geduncket / zwo Linien Creutzweis vber beyde hende des Pfaffen herüber / welche Linien er anfengt zuziehen / vom Daumen an der rechten Handt biß zum Zeiger der lincken handt / Vnd nachmals vom daumen der lincken handt an / biß zum zeiger der rechten Handt / vnd Salbet jhm nachmals seine beyde flache hende gantz vnd gar / mit diesen worten: Herr Gott / du wollest gnedig heiligen vnd weihen diese hende / durch diese vnsere Salbung vnd segen / auff das alle das jenige / was diese Hende segnen / möge gesegnet sein / Vnd was sie Consecriren vnd Weihen / dasselbige möge consecriret geweihet vnd geheiliget sein / im Namen vnsers Herrn Ihesu Christi Amen / ex Pontificali.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIese mancherley vnd seltzame gedichte der Papiste̅ von jrem Sacrament der ordination /
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Character vn̅ vnaußleschliche̅ Maal / von der form vnd weise Pfaffen zuweihen / schlegt das schwerdt Göttliches worts auff einen streich zubodem: Als da Christus spricht / Matth. 15. Alle pflantzen die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werde̅ außgereütet. Diese menschen gedicht aber haben kein zeugnis in der heiligen Schrifft. Darumb sollen sie auch außgerottet werden. Die rechte authoritet vnd gewalt / aber dazu den nutz vnd frucht des Euangelische̅ Predigampts / zeigen vn̅ erkleren vns nachfolgende Sprüche. Luc. 10. Wer euch höret / ??? höret mich. Item Matth. 18. Alles was jr auff erde̅ binde̅ werdet / sol auch im Himel gebunden sein / vnd was jhr auff Erden lösen werdet / sol auch im Himel los sein. Johan. 20. Welchen jr die sünde erlasset / denen sind sie erlassen / vnd welche̅ jr sie behaltet / dene̅ sind sie behalten. Welche sprüche / dieweil sie der Herr Christus zu alle̅ Aposteln geredt / so hat er damit allen semptlich vnd sonderlich gleiche macht vnd gewalt gegeben / sünde zuuergeben / vnd sünde zubehalten / nach Gottes wort.
|| [ID00352]
Die Herrschafft vnd Geistliche Päpstliche hoheit / vnd Obrigkeit hat Christus dem Predigampt gantz vnd gar abgeschnitten / do er spricht / Luc. 22. Die Weltliche Könige herrschen / vnd die gewaltige heisset man gnedige Herren / Ihr aber nicht also. Das sie aber das Predigampt verkeren vnd verwandeln in ein eusserlich Priesterthumb / Solchs streitet erstlich wider die Lehr von dem einigen Priesterthumb Ihesu Christi / Psal. 110. Du bist ein Priester ewiglich / Nach der weise Melchisedech. Item Heb. 10. Denn mit einem Opffer hat er in Ewigkeit vollendet / die geheiliget werden. Vnd Heb. 9. Nicht das er sich offtmals opfferte / gleich wie der hohe Priester gehet alle Jar in das heilige mit frembdem Blut / sonst hette er offt müssen leiden vo̅ anfang der welt her. Nun aber am ende der Welt / ist er einmahl erschienen / durch sein eigen Opffer die Sünde auffzuheben. Das alle Christen warhafftige vnd rechtschaffene Priester sein für Gott / ist klar auß der verheissung Jes. 61. Ihr aber sollet
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Priester des HErren heissen / vnd man wirdt euch Diener vnsers Gottes nennen. Das aber die Kirchendiener im newen Testament jres Kirchendiensts halben sollen Priester heissen / das kan mit keinem Apostolischen Spruche beweret oder bewiesen werden.

XV. Päbstische Irthumb / im Funffzehenden Heupt Artickel.
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Von Sacramenten.
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LEhren die Papisten / das an(1.) der Zahl Sieben Sacrament(369.) sein sollen. 1. Die H. Tauffe. 2. die Firmelung oder Co̅firmation. 3. Die Busse. 4. Die ordination oder Priesterweihe. 5. Des HErrn Nachtmahl. 6. Der Ehestandt. 7. Die letzte ölung oder Salbung. Trid:
|| [ID00354]
Concil. Sess. 7. Cap. 1. Wer da sagt / das die Sacrament des Newe̅ gesetzes mehr oder weniger sein als sieben / als nemlich die Tauffe / Die Confirmation, die Busse / des HErrn Abendtmal / die letzte salbung / die ordination vnd der Ehestandt / oder das etliche vnter diesen keine rechtschaffene Sacrament sein sollen / der sey verflucht. (2.) Das die Sacramenta des Newen Testaments / die gnade geben vnd wircken / ex opere operato. Nur vmb des gethanen wercks willen. Trident: Concil: Sess: 7. Can: 8. Wer da sagt / das man durch die Sacrament des Newen Testaments / die Gnade nicht vberkomme / vmb des gethanen wercks willen / sondern das allein der Glaube an Gottes verheissung gnug sey / die gnade zuerlangen / der sey verflucht. (3.) Das die Sacrament des Newe̅ Testaments die gnade Gottes in sich haben / vnd dieselbige / den jenigen mitteilen / so die gnade nicht mutwillig von sich stossen / vnd das demnach die Sacrament / als durch einen wassergang /
|| [ID00355]
die gnade auff vns leiten. Trid: Conc: Sess: 7. Can. 6. Wer da sagt / das die Sacrament des Newen Testaments / solche gnad in sich nicht haben / die sie bedeuten / o??? die gnad den jenigen nicht mitteilen / so do mutwilliges nicht widerstreben / der sey verflucht. Catechis. Rom. pag. 233. Darumb muß vnser Herr Gott / die krafft vn̅ tugent / so auß dem leiden Christi herfleust / das ist die gnade / so er vns auff dem Altar des Creutzes erworben / durch die Sacramenta / als durch sonderliche wasser Rören / zu vns leiten. Leren die Papisten / das die Sacramenta(4.) des Alten vnd Newen Testaments / in deme vnterschieden sind / das die Sacrament im Alten Testament vns die Seligkeit nur blos fürgebildet haben / Diese aber des Newen Testaments Sacramenta / geben schaffen / vnd wircken in vns die Seligkeit. Co̅cilium Florentinum. Lehren sie / das die Sacrament im(5.) alten Testame̅t / als da ist die beschneidung fleischlich gewesen sein / darumb sie dem Menschen den Characterem,
|| [ID00356]
welchs da ein Maal oder Zeichen des heiligen Geistes ist / nicht eingedruckt haben. Gabr: Biel: Lib: 4. dist: 6. quaest. (6.) Lehren sie, das Göttliche krafft in den Sacramente̅ sey. Catechis: Rom. pag. 248. Durch das Liecht des glaubens erkennen wir / das die Krafft des Allmechtigen Gottes in Sacramenten sey / dadurch sie das vermögen vnd außrichten / welchs sonsten natürliche ding auß eignen krefften zu thun nicht vermögen. (7.) Das der Character, so dem menschen / wie sie tichten / eingedruckt wird / die andere wirckung der Sacramenten sey. Catechis: Rom: Pag. 250. Die andere wirckung der Sacrament / welchen doch alle Sacrament in gemein nicht haben / sondern nur eigentlichen drey vnter den Sieben / als die Tauffe / Confirmation vnd ordination, ist das heilige Zeichen oder Maal / das dieselben Sacramenta der Seelen eindrucken. (8.) Das die Sacrament des Alten Testaments gerecht gemacht haben /
|| [ID00357]
von wegen des operis operantis, das ist / thetigen wercks / aber des Newen gesetzes Sacramenten / machen gerecht vmb des operis operati, oder gethanen wercks willen: Opus operans, sprechen sie / ist der glaube: Aber das opus operatum, Das werck so gethan wirdt / ist das eusserliche Sacrament selbst. Bonavent. Lib. 4. dist: 1. quaest: 5. Item Gabr: Biel: Lib: 4. dist: 1. q. 3. spricht / das dis aller schullehrer meinung sey. Lehren die Papisten / das der jenige(9.) keine jnnerliche gute andacht im Hertzen haben dörffe / der das Sacrament gebrauche. Gabr: Biel: lib: 4. dist. 1. q. 3. Einsmals erlange der Mensch die gnade im Sacrament durch das zeichen / oder Sacrament selbs / vnd gleich wie andere zusagen pflegen / ex opere operato, vmb des gethanen wercks willen / darumb das eben dadurch das werck / verstehe das Sacrament / verrichtet wird / vn̅ wofern nicht in weg kommet / vnd darane hindert ein anstos der Todtsünden / so wirdt die
|| [ID00358]
gnade dadurch mit getheilet / vnnd gegeben / auch also / das außgenomen die eusserliche darreichung des zeichens sonst kein jnnerlicher guter gedancken oder andacht in deme erfordert wirdt / der das Sacrament gebrauchet / dadurch er entweder zuuorn / oder hernach de condigno vel de cong???uo, entweder nach der Gerechtigkeit oder Barmhertzigkeit Gottes / die gnade verdiene oder erwerbe. Sondern ist gnug / das der Communicant nur nicht mutwillig widerstrebe. Hiermit stimbt vberein Scotus. (10.) Das die Sacrament des Alten Testaments keinerley weise die gnade mitgetheilet / noch gegeben haben / weder vmb des gethanen wercks willen / noch vmb des Glaubens willen / noch als ein verdienst / ob sie schon im Glauben vnd in der liebe geschehen sein / denn Gott der HErr hat dieselbige dem Volck Israel aufferlegt / zur last vnd dienstbarkeit / vnd nicht das jemandts dadurch solle Gerecht vnd Selig wer
|| [ID00359]
den. Diese meinung schreibt Gabr. Biel dem Longobardo zu Lib: 4. dist: 1. quaest: 3. Das den eusserlichen Elementen /(11.) in den Sacramenten durchs wort eine vber natürliche krafft gegeben werde / dadurch sie in die Seele hinein fliessen / vnd darin wircken können / siue effectivè sive dispo sitivè, Das ist / entweder außzurichten / oder zubereiten. Thom: Durandus. 12. Das es gar herrlich vnd schön gleichnis weise geredt sey / wenn man sagt / das die gnade in den Sacramenten als in gefessen verfasset sey. Thom: Lib: 4. dist: 1. art: 4. quaest. 4. Lehren sie / das ohne die Papistischen(13.) Ceremonien, kein warhafftiges Sacrament sein könne / das seine Wirdigkeit vnd krafft habe. Trident: Concil: Sess: 7. Cap 13. Wer da sagt / das die Ceremonien / so gemeinlich bey verrichtung der Sacrament von der Catholischen Kirchen angenommen / vnd gebilliget / Auch stets pflegen gebraucht zu werden / mögen verachtet / oder von den Kir
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chendienern jhres gefallens ohne Sünde vnterlassen werden / Oder in newe Ceremonien / durch einen jeden Pfarherrn verwandelt werden / der sey verflucht.

Vom Character / oder Göttlichen Maalzeichen / welchs etliche Sacramenta der Seelen einbilden sollen.
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(14.) LEhren die Papisten / das in vnd durch drey Sacrament / Nemlich / die Tauffe / Firmelung / vnd die Priesterweihe der Seelen ein vnaußleschlich zeiche̅ oder Maal eingedruckt werde / von des wegen solche Sacrament nicht mögen widerholet werden. Triden: Concil: Sess: 7. Can: 9. So jemandt sagt / das in den dreyen Sacramenten / Nemblich der Tauff / Confirmation vnd Ordination, in der Seele̅ nicht ein sonderliches Maal gebildet werde / Das ist ein Geistliches vnableßliches zeichen / von deßwegen diese Sacramenta anderweit nicht
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mögen gebraucht werden / der sey verflucht. Also aber beschreiben sie solchen(15.) Characterem, das er nemlich sey ein Geistliches zeichen / allein vor Gott dem HErrn der Seelen eingedrucket oder gebildet / in empfahung eines solchen Sacraments / das hinfort nicht mehr mag gebraucht werden / welches also in gemein vnuorruckt / vnd vnabgetilget in der Seelen bleibe. Gabr: Biel: Lib: 4. dist: 6. quaest: 2. lbidem. Sey es ein zeichen der gnaden / die im menschen wesentlich wohne / wo er nicht mutwillig widerstrebe. Lehren sie / das der Character oder(16.) das ertichte Maalzeichen / sey ein solch zeichen / das den Menschen Christo gleichförmig mache / zusampt alle den jenigen / so auch solchen Characterem haben. Dergestalt aber mache es Christo gleichförmig / dieweil der Mensch der solch Maalzeichen hat / in Christi freundtschafft werde auffgenommen. Gabr: Biel Lib. 4. dist: 6. Lehren sie / das diß zeichen den menschen(17.) zubereite geschickt vnd fehig ma
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che zur gnade des Sacraments / durch welch Sacrament solch zeichen eingedruckt werde / tanquam à Causa sine qua non, als durch eine vrsach / ohn welche es nicht geschehen könne / vnd das allein nach Gottes willen / vnd ordnung / vnd nicht ex natura rei, das die Sacrament von Natur solchs vermöchten Gabr: Biel Lib: 4. dist. 6. quaest: 2. (18.) Lehren sie / das Character sey ein denckmal od???denckzeichen / dadurch der jenige / so das Sacrament empfehet / sich alzeit erinnere / vn̅ daran dencke / dz er solch Sacrament empfangen habe. (19.) Sey es ein zeichen / welchs einen vnter scheidt mache vnter denen die es haben vnd nicht haben. Gabr: Biel. (20.) Sey es ein zeichen / das den mensch??? verbinde / das Gesetz Gottes zu halten. Gabr. Biel. (21.) Das solch zeichen sey etwas vnaußleschliches in der seele̅ / welchs mache / das das Sacrament / dadurch es eingedrucket wird / nicht mag weiter gebrauchet oder widerholet werden. Gabr: Biel lib. 4. dist: 6. quaest: 2.
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Von dem sonderlichen schmuck vnd zierde der Seelen / den nur etliche Sacrament geben sollen.
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DAuon lehren die Papisten / das(22.) die Sacramenta / die man offt vnd viel brauchen mag / als da sindt die Busse / des Herrn Nachtmal / die letzte Oelung / vnd der Ehestandt / bringen der Seelen an stadt des Characters nur eine sonderliche zierde vnd schmuck. Thom: Lib: 4. Dist: 1. art: 4. quaest. Vnd darumb sagen etliche / das auß den Sacramenten zwey ding erfolgen / vnd sich finden in der Seele. Eins das es sey ein Sacrament / vnd ein solches ding / wie ein Malzeichen oder Character, oder aber eine sonderliche zierde in solchen Geistlichen dingen / durch welches der Character nicht eingebildet wird. Zum Andern / das es nur eine solche gelegenheit habe vmb das Sacrament / als vmb die gnade / Oder das ein Sacrament ein gnaden geschencke ist.
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Von der Intention oder Fürsatz bey den Sacramenten.
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(23.) LEhren die Papisten / das zu rechtschaffener verrichtung der Sacramenten / ein solcher Fürsatz von nöten sey / der nicht allein willens vnd bedacht sey die Sacramenta außzuspenden oder mitzutheilen / sondern auch das zuthun / dz die gantze Kirche thut. Trident: Concil: Sess: 7. Can. 11. Wer da sagt / das die Kirchendiener / wann sie die Sacramenta handeln vnd außtheilen / keinen Vorsatz haben dörffen / zum wenigsten / das sie thun wollen / was die Kirche thut / der sey verflucht. (24.) Lehren sie darnach / das zweyerley Intention vnd vorsatz sey. Ein gemeiner vnd ein sönderlicher / der sonderliche vorsatz sey / als wann bey den Satramenten der Tauffe / der Teuffer ein solchen willen h???t / das der getauffte Mensch möge ein Kindt vnd Erbe des Reichs Gottes werden / welchs da sey
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finis remotus, das weiteste Ziel / vnd das jhm möge die Erbsünde vergeben / vnd dargegen die gnade Gottes eingegossen werden / oder dz der mensch möge ein Christ werden / vnd ein Glidmas der Christlichen Kirchen auff Erden / das sey das nechste ziel / oder das sey finis Propinquus. Aber der vorsatz in gemein oder Generalis Intentio sey / das durch die Tauffe geschehen möge / was die Christliche Kirche bedacht vnd willens ist. Ob schon von den Priestern / darauff nicht gedacht werde / oder sie es gleich nicht verstehen noch gleuben / das diß durch die Tauffe geschehe / vnd außgerichtet werde / was die Christliche Kirche meinet. Gabr: Biel Lib. 4. Dist: 6. quaest: 1. Das solche Generalis intentio(25.) dreyerley sey. Actualis Virtualis & habitualis. Gabr: Biel ibidem. Das zurechtschaffener verrichtung(26.) der Tauffe nicht erfordert werde Intentio actualis. Darnach sey nicht gnug Intentio habitualis, Sondern es müsse darzu kommen Intentio virtualis Gabr: Biel.
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(27.) Lehren sie / das wann man nicht wissen könne / ob der Priester der da teuffe / solche Intention bey der Tauff habe / so könne man zur seligen vnd nützlichen Tauffe also wol rath finden / wann man nur nicht einen Priester Teuffen lasse / so der Ketzerey verdechtig / sondern von dem man gewis wisse / das er rechtes glaubens sey. Alexand: Alen: quaestio 13. Gabr. Bielius Lib. 4. dist. 6.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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EIn Christ soll allzeit für augen haben / die gemeine Regel vnsers Herrn Ihesu Christi / damit aller Menschen gedichte / so ohne die H. Göttliche schrifft nur auß menschliche̅ gehirn entsponnen / widerlegt vnd verworffen werden / Matth 15. Alle pflantzen / die mein Himlischer Vater nicht gepflantzet / die werden außgereutet. Das Sieben Sacrament sein sollen / kan mit keinem zeugnis / auß der heiligen Schrifft / oder der bewerte̅ Väter authoritet / dargethan noch erwiesen werden.
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Der Heidnische Irthumb / de opere operato, vom gethanen wercke / dadurch die Papisten sagen wollen / Das die Sacramenta des Newen Testaments sollen krefftig sein / wirdt mit gewalt darnider geschlagen / mit zeugnis der heiligen Schrifft vom Glauben / als Rom. 14. Was aber nicht anß dem Glauben gehet / das ist Sünde / Habacuc. 2. Der gerechte lebet seines glaubens / Johan. 3. Wer dem Sohn nicht gleubet / der wirdt das Leben nicht sehen / sondern der zorn Gottes bleibet vber jhm. Item: Wer an den Sohn gleubet / der wirdt nicht gerichtet / wer aber nicht gleubet / der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht / an den Namen des eingebornen Sohns Gottes. Item: Es sey dann / das jemandt geboboren werde / auß dem wasser vn̅ Geist / so kan er nicht in das Reich Gottes komen. Vnd Heb. 11. Ohn glauben ists vnmüglich Gott gefallen / denn wer zu Gott kommen wil / der muß gleuben. Darum̅ ist es eine vnuerschambte vn̅ schedliche lere / dz die Papisten fürgebe̅ /
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Sacrament des Newen Testaments wircken die seligkeit im menschen blos / vmb des gethanen wercks willen. Ob schon der so es gebraucht / keinen funcken Christlicher andacht oder glaubens im hertzen hat: Da doch die Sacrament fürnemlich dazu von Gott gestifftet vnd eingesetzet / das er dadurch den Menschen wil new geberen / erleuchten / den glauben geben / erhalten vnd stercken. Auch andere gute gedancken / die mit Gottes willen vber einkommen / ins Hertze geben. Das auch die Papisten tichten / wie durch die Sacrament des Alten Testaments / die seligkeit nur allein vorgebildet / Aber dadurch keine gnad / dem Menschen mitgetheilet noch gegeben worden / das ist stracks wider S. Paulum / Rom: 4. Der da sagt / das Abraham das zeichen in der Beschneidung empfangen habe / zum Siegel der Gerechtigkeit des glaubens. Derwegen so ist Abrahams glauben eben der gestalt durch die beschneidung bekrefftiget worden / Gleich wie im Newen Testament / durch die Heilige
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Tauff vnd Abendtmahl des HErrn / aller Christen glauben versiegelt vnd befestiget wirdt. So kan auch mit gar keinem zeugnis der H. Schrifft bewiesen werden / das den Elementen / durch die gesprochene wort / eine vbernatürliche krafft gegeben solle werden / die sie haben vnd behalten solten / auch ausser dem brauch der Sacramenten. Es sindt auch lauter Fabeln vnd menschen geticht / der gantzen H. Schrifft vnbekant / was die Papisten von dem vnaußleßlichen Charactere oder Himlischen Geistlichen Malzeichen / vnd vo̅ der Seelen zierde / so durch vie Sacramenta sotten eingebildet vnd eingedruckt werden. Deßgleichen von dem vorsatz vnd Intention so da zu einem rechtschaffenen Sacrament von nöten sein solle / treumen vnd tichten / vnd gehören alle mit einander hinauff zu der Regel des HErrn Christi / Matth. 15. Alle pflantzen die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werden außgereutet. Item / vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche lehre / die nichts denn Menschen gebot sindt.
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Item Coloss. 2. Sehet zu / das euch niemandt beraube / durch die Philosophia vnd lose verfürung / nach der menschen lehre / vnd nach der Welt satzung / vnd nicht noch Christo.

XVI. Päbstische Irthumb / im Sechzehenhenden Heupt Artickel.
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Von der Tauffe.
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(1.) LEhren die Papisten / S. Johannis (397.) Tauff sey kein Sacrament gewesen / dieweil sie die gnade nicht mitgetheilet habe / ex opere operato, vmb des gethanen werckes willen. Marsilius Lib. 4. sentent. quaest: 2. art. 2. Leren sie / das die Kindlin keine̅ eigenen glauben haben / vnd allein in oder auff den glauben der Eltern / oder der Kirchen müssen Getaufft werden. Ca
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techis: Rom: pag: 283. Daran soll niemandt zweiffeln / das die Kindlinwann sie Getaufft oder Abgewaschen werden / das Sacrament des glaubens empfahen / nicht das sie im Hertzen selbst gleuben köndten / sondern das sie durch den glauben der Eltern der gemeinschafft der heiligen zugethan vnd vereiniget werden.

Die weise wie die Papisten zu Teuffen pflegen.
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HVgo Lib: 2. de Sacra: part. 6.(3.) Erstlich wirdt der Teuffling gezeichnet mit dem zeichen des heiligen Creutzes an der Stirn / an der Brust / an den Augen / an der Nasen / an den Ohren / am Munde / off das alle sinne des gantzen Leibes / mit diesem zeichen verwaret werden / durch welchs Creutzes krafft alle vnsere Sacrament vollendet / vnd volnbracht / vnd alle Teuffels Gespenste zu nicht gemacht werden. Darnach gibt man jme geweihet Saltz in den Mundt / auff das der
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Mensch mit weißheit gewurtzet / keinen stanck der Sünde an sich habe / vnd hinfort durch schande vnd laster / keine Würme noch Maden bekom̅e. Darnach wirdt der böse Geist / durch das anblasen außgetrieben / auff das ein Geist den andern außtreibe. Nachmals werden jme die Ohren vnd Nasen / mit Speichel bestriechen / Auff das jme durch das anrüren der himlischen Weißheit seine Ohren eröffnet werden / Gottes wort zuhören / vnd seine Nasen im gleichen einfeltig vnterscheiden möge / den lieblichen geruch zum leben vom geruch des Todes. Diß ist das Sacrament der eröffnung / das der HERR Christus im Euangelio / Mar. am 7. bezeichnet hat / do er dem Tauben vnd Stummen seine Ohren vnd Mundt anrüret vn̅ sprach: Ephetah / Das ist / Thue dich auff. Was nun hier weiter folget / ist auß dem 11. Cap. desselben Buchs genomen. Wann nun diß wie oben gesagt verrichtet / so gehet oder kompt der Priester zum Tauffstein / vnnd weihet die Tauffe / im Namen des Va
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ters vnd des Sohns / vn des heiligen Geistes / domit jederman verstehe vnd wisse / das die Heiligkeit der Tauffe nicht bey dem stehe / oder an dem gelegen sey / der sie reichet / sondern vo̅ dem herkomme / der sie heiliget / wie geschrieben stehet / Dieser ists der da Teuffet. So wirdt auch den Zuhörern / so dermassen ein newes Leben anfangen / das Symbolum fidei, darin das jenige / was die Aposteln gelehret / zusammen eigentlich verfasset / vorgelegt. Letzlich wirdt das Kindlin zur Tauffe gebracht / vnd von dem Priester gefraget / Ob es entsage dem Sathan / vnd allen seinen wercken / vnd alle seinem wesen. Darauff geschicht seinet wegen Antwort von denen / die das Kindlin zur Tauffe bringen: Ich entsage / das also der senige Mensch / der frembder sünden schüldig vnd theilhafftig / Auch durch frembden glauben vnd bekentnis loß gemacht werde. So aber der Teufling erwachsen / vnd bey Jaren ist / so Antwortet er für sich selbst. Wann nun die Abrenunciatio oder das entsagen verrichtet / so salbet man den
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Teuffling mit dem heiligen Oel / an der Brust / damit er also balde verwaret werde / gegen dem feinde / das der jhme hinfüro nichts schedtlichs noch vnreines ins Hertz geben möge / Zwischen den schultern wird er nochmals gesalbet / do die stercke ligt / Last zu tragen / Auff das der Mensch starck werde / die Last des Herrn zutragen. Darnach wird gefraget. Ob er gleube / an Gott Vater / Sohn vnd heiligen Geist / Eine heilige allgemeine Christliche Kirche / vergebung de??? sünden / vnd ein Ewiges leben. Bey dieser Antwort vom Glauben / wirdt er dreymahl ins Wasser gedaucht / vnd von seiner Alten vnreinigkeit gereiniget / Zeuhet den newen Menschen an / vnd wirdt damit in den dreytägigen Todt Christi begraben. Wie S. Paulus dauon sagt / Roma. 6. Dann das dreyerley Eintauchen / bedeut die Reinigung. 1. der Gedancken. 2. der Wort / vnd 3. der wercke. Wann nun also die Ceremonien vnd geheimnis bey der Tauffe alle ver
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richtet / vnd der Teuffling von der Tauffe kompt / wirdt er oben vff dem Heupt mit Cresam gesalbet / domit er des Geistes Christi theilhafftig / hinfüro mit aller billigkeit ein Christ genennet werde. Vnd ist demnach durch diese heilige Oelung / ein Miterbe des reichs vn̅ der herrligkeit Christi worde̅. Darnach wirdt dem getaufften Christen gegeben / ein rein weis Kleid / auff das / wie er zuuorn sein erste reine Geburt / durch das alte vnreine Kleide geunheiliget vnd besudelt / Nun auß der kleidung der Widergeburt / einen newen Rock vberkomme vnd trage / Auch nach der heiligen Oelung / wirdt jhm sein Heupt mit einer heiligen Binde vmbgebunden / daraus er verstehe vnd mercke / das er alda die Königliche vnd Priesterliche Cron vberkomme / vnd zu letzt wirdt jhm ein brennende Wachskertze in seine Handt gegeben / dadurch er geleret wirdt zuerfüllen / das / was Christus im Euangelio sagt / Matth. 5. Lasset ewer Liecht leuchten für den leuten / das sie ewre gute werck sehen / vnd ewern Vater im Himel preisen.
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Wann er diese Fackel brennendt behelt vnter den klugen Jungfrawen / so wirdt er mit dem himlischen Breutigam zur Hochzeit eingehen. Haec Hugo. Vide Gabr: Biel: Lib: 4. Dist: 6. quaest: 3. Item Catechis: Rom: pag: 310. (4.) Lehren sie / die Tauffe sey die aller erste Taffel oder Bret / welchs der Mensch im Schiffbruch ergreiffe: Denen aber die nach der Tauffe widerumb straucheln vnd fallen / nütze oder diene das Bad der Widergeburt nicht mehr / sondern sie bedürffen einer andern Artzney / Sintemah! der Bundt der gnaden auffgelöset vnd zerbrochen sey. Petr. Lambard: lib. 4. dist. 14. (5.) Lehren sie / das das Tauffwasser / eine sonderliche krafft habe / Heilig zu machen. Catechis: Rom: pag: 324. Sonderlich weil Christus selber getaufft ist / Hat er gemächt / das nachmals das Wasser eine krafft vberkommen hat / auch andere zu heiligen. (6.) Lehren sie / das das Tauffwasser alle Jar auff den Oster vnd Pfingstabendt müsse geweihet werden / darzu
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man den heiligen Cresam brauchen müsse. Catechis: Rom: Pag: 308. Lehren sie / Das nach der Apostel(7.) einsetzung / das heilige Oel oder Cresam in der Tauffe müsse gebraucht werden. Catechis: Rom: pag. 262. Das zur volkommen Tauffe zu(8.) gleich gehöre / das Teuffen oder Eintauchen / die wort vnd Intentio oder Fürsatz des Priesters. Gabr: Biel: lib. 4. dist: 6. quaest: 1. Lehren sie / das durch den Exorcismum(9.) der das beschweren / dem Teuffel die macht vnd gewalt genommen werde / so viel er an der Tauffe hinderlich sein kan. Gabr: Biel: lib. 4. dist: 6. quaest: 3. Die Papisten machen dreyerley(10.) Tauff. Flaminis des H. Geistes / da der Mensch in rechtschaffener Busse in seinen eigene̅ threnen getaufft wird. Sangvinis des Bluts / Als da die H. Martyrer in jhrem eigenen Blute getaufft werden. Et Fluminis des wassers / vnd sagen / das in einem menschen so grosse Rew vnd leid der Sünde wegen / so grosse gnugthuung vor dieselbi
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ge vnd so grosse liebe sein könne / das dieselbigen so viel thun vnd außrichten können vnd mügen / als die Tauffe selbst. Item / Das der Mensch die krafft der Tauffe vberkomme nicht allein durchs Wasser / sondern auch durch Busse vnd Blutvergiessen / dadurch entweder gentzlich vnd volkomen / beydes schult vnd pein vergeben werde / als in Martyrio, da der Mensch vber dem bekentnis des Namens Christi sein blut vergeust / oder doch zum teil / als in der Busse / wann dieselbige nicht volkommen vnd gnugsam ist Gabr: Biel: lib. 4. dist. 4. (11.) Lehren sie / das der Tauffe gnade zuerlangen / nicht allein der Glaube gnug sey sondern man müsse auch das gantze Gesetze Christi halten. Trident. Concil: Sefs: 7. Can: 7. (12.) In Vitis Patrum lieset man. Das ein mahl / ein heiliger Vater sol gesehen haben / das eben die gnade von Himel kommen sey / vber den / der sich in ein heiligen Orden begeben / vnd ein-Kleiden lassen / so vber den zu kommen
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pflegt / der da̅ getaufft wirdt. Thom: Lib: 4. art: 3. Leren sie / das das gesegnete Tauffwasser(13.) dienen solle für Kranchheiten / Zeuberey / vnd die bösen Geister vnd Gespenste zuuertreiben. Lehren sie / das man auch die Glocken(14.) / im Namen des Vaters / Sohns / vnd H. Geistes Teuffen solle / domit sie für des Satans macht vnd gewalt / gefreiet sein mögen.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe lautere reine vnd heilsame lere von der Tauffe / sol man nirgent anders hernemen / als auß der einsetzung des Herrn Christi / oder da Matth. 28. spricht. Gehet hin vnd lehret alle Völcker / vnd Teuffet sie im Namen des Vaters / vnd des Sohns / vnd des H. Geistes / vnd lehret sie halten alles / was ich euch befohlen habe. Vnd Marc. 16. Wer da gleubt vnd getaufft wirdt / der wirdt selig werden / Wer aber nicht gleubet / der wirdt verdampt werden.
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Wer auff diesem grundt feste stehet / der hat eine heilsame Artzney vn̅ Praeservativam, wider allerley Gifft / damit die Papisten die heilsame lehre von der Tauffe vergiffter haben. Dann allein die wort Christi lehren / worin vnser selige Tauffe stehe. Nemlich in Gottes wort / vnd brauch des eusserlichen Elements des wassers / vnd leren vns / was die heilige Tauffe für ein Bundt sey / Nemlich ein vnauffhörlicher Ewiger bundt. Sie lehren / was Christus bey der Tauffe erfordere / Nemlich / anders nichts / als den glauben. Derwegen nicht schwer ist / der Papisten Irthumb / daraus zuwiderlegen. Das aber die Papisten tichten / das die Tauffe Johannis nicht vergebung der sünden gegeben habe / das streittet wider die offentliche h. Schrifft / die da sagt / Marc. 1. Johannes der war in der wüsten / Teuffet / vnd Prediget von der Tauffe der Busse zur vergebung der sünden. Vnd Luc. 3. Johannes Prediget die Tauffe der busse zur vergebung der sünden. S. Augustinus
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muß mit seiner authoritet, hie billich den zeugnissen der H. schrifft weichen. Die Ceremonien vnd Kirchengepreng / domit die Papisten die Tauffe viel mehr besudelt / als gezieret haben / werden außgemustert vnd verworffen / durch den Spruch Christi / Matth. 15. Vergeblich dienen sie mir / die weil sie leren solche lehre / die nichts denn menschen gebot sind. So lestern vnd schenden auch die Papisten die H. Tauffe / wann sie dieselbige die Erste Tafel oder Bret nennen / so der Mensch ergreiffen kan / nach erlittenem Schiffbruch / vnd sagen dörffen / das dem jenigen / so nach der Tauffe in Todsünden gefallen / der Tauffsbundt nicht mehr nütze noch fromme / sondern er müsse die Ander Taffel / oder das ander Bret / als nemlich die Busse erwischen oder ergreiffen / so doch die heilige Tauffe ein stettiger vnd Ewig werender Bundt ist / darzu die gefallenen durch warhafftigen glauben allzeit widerkomen mögen. Vnd ist keines weges die H. Tauffe eine Tabel oder Bret vom zerbrochenen Schiff / son
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dern ein gantz festes / ja aller sterckeste Schiff / das alle menschen offladet / so zu Gott durch warhafftige Busse widerkeren / wie offt sie auch gestrauchele vnd gefallen sindt: Also nennet S. (4. Pet. 3.) Petrus die heilige Tauffe eine̅ Bunde eines guten gewissens mit Gott / so offt wir vns durch warhafftigen glauben zu Gott bekeren. Die jerliche Weihung der Tauffe vnd der Cresam / der mit sonderlichem bezaubern vnd beschweren zugerichtet wirdt / Auch das Glocken teuffen / ist alle mit einander ausserhalb Gottes wort erdacht. Darumb werden solche vnd dergleichen stücke billich als frembde pflantze̅ außgerottet. Das die Papisten auch fürgeben vnd tichten / wie das geweihete Tauffwasser helffen vnd dienen solle / für Kranckheit / Zauberey / Auch böse Geister vnd gespenste zuuertreiben / Ist eytel betrug des leidigen Satans: Dann Christus bekennet / das die H. Tauffe allein zur Widergeburt des menschen gestifftet vnd eingesetzet. Nicht wid leibliche kranckheit / zeuberey / Teuffels gespenst vnd der
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gleichen. Es sey dann spricht er / das jemandt wider geborn werde / auß dem Wasser vnd Geist / so kan er nicht in das Reich Gottes kommen. Johan. 3. vnd Matth. 28. Lehret sie halten / alles was ich euch befohlen habe. Nirgende aber befihlet der HErr Christus / das man das Tauffwasser für Kranckheit vnd Zeuberey brauchen solle. So ist diß auch eine schreckliche vnd greuliche Gotslesterung / dz die Papst-Esel das jenige / wann einer sich in jrer ertichten Orden einen begibt / vnd eine Mönchskappen anzeucht / dem aller heiligsten Sacrament der Tauff vergleichen dörffen. Darumb sie billich abermahl hören müssen den obgesetzten Spruch Christi des HErrn Frustra me colunt, Vergeblich dienen mir die Leut / mit falscher menschen lehre / die nicht achten was Gott gebeut / vnd fürchten auch nit sehre / das er ein ernster Richter ist / vnd gibt dem Teuffel alle die / so nicht gleuben an Ihesum Christum.
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XVII. Päbstische Irthumb / im Siebentzehenden Heupt Artickel.
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Vom Abentmal des HERRN.
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(1.) LEhren die Papiste̅ / das des Herrn (401.) Christi Abentmahl vmb zweyerley vrsachen willen eingesetzt sey. Erstlich / das vnsere Seelen Himlische speise vnd Narung hetten / dadurch das Geistliche leben beschützt vnd erhalten werden möchte. Zum Andern / damit die Christliche Kirche ein stettigs Opffer hette / dadurch vnsere Sünde getilget vnd außgefeget wurden. Catechil: Rom: Pag: 407. (2.) Streiten die Papisten hefftig / das Brot vnd Wein / im Abentmahl des HErrn / in den Leib vnd Blut Christi
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verwandelt werde. Trident: Concil: Sess: 3. Cap. 3. Leugnen die Papisten / das Brot(3.) vnd Wein nach der Consecration vnd Segen des Priesters / Brot vnd Wein sey vnd bleibe. Trident: Concil: Sess: 3. Can: 2. Wer da sagt / das im heiligen Sacrament Evcharistiae die Substantz vnd wesen Brots vnd Weins verhanden vnd vbrig bleibe / zugleich mit dem Leibe vnd Blut vnsers HErrn Ihesu Christi / vnd wil verneinen die wunderbarliche vnd sonderliche verwandelung der gantzen Substantz des Brots in den Leib / vnd des Weins / in das Blut Christi / also das nur die eusserliche gestalt / des brots vnd weins vberbleibe / welche verwandelung die Catholische Kirche zum aller besten vnnd füglichsten nennet / Transsubstantiationem, der sey verflucht. Lehren die Papisten / das nach der(4.) Consecration der Leib vnter der gestalt des Brots / vnd das Blut vnter der gestalt des Weins auß krafft der wort Christi begriffen werde. Der Leib
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aber vnter der gestalt des Weins / vnd das Blut vnter der gestalt des Brots / die Seele aber vnter beyden / auß krafft der natürlichen verbündtnis vnd Co̅comitantiae, das eins sein muß / wo das ander ist / vnd die theil an Christo / der nu mehr von den Todten erstanden / hinfurt nicht stirbet / vntereinander verknüpfft vnd verbunden werden. Trident: Concil: Sess: 3. Cap. 3. Item: Derwegen ists warhafftig war / das so viel vnter der einen gestalt / als vnter beyden zugleich begriffen werde / lbidem. (5.) Tichten sie gantz vnuorschambt / das die Meßpfaffen den leib Christi mache̅ oder zurichten Catechis: Rom. pag. 541. So ist klar vnd offenbar / das durch diß Sacrament / noch ein andere gnade den Menschen gegeben werde. Nemlich eine sonderliche gewalt / die zu dem heiligsten Sacrament des Abentmals gehöret / Vnd der Priester dieselbige gantz vnd volkommen haben muß / als der allein den Leib vnd Blut vnsers HErrn Ihesu Christi zurichten vnd machen kan.
|| [ID00387]
Lehren sie / das die Consecratio des(6.) leibes Christi geschehe mit solchen worten / so nirgent in Gottes wort geschrieben stehen. Lindanus lib. 4. Cap. 41. Lehren sie / das die jenigen / so allein(7.) die wort der einsetzung Christi in verrichtung des heiligen Abentmals gebrauchen / vnd nicht den Pabstischen Canonem darzu thun / noch also Co̅secriren, wie in der Römischen Kirchen gebreuchlich / das die bey jhrem Sacrament nicht haben / den waren Leib vnd Blut Christi / sondern nur schlecht Brot vnd Wein. Lindanus Lib. 4. Cap. 41. Lehren sie / das des HErrn Abentmahl(8.) zur Cummunion nicht recht Consecriret werde / wann man nicht vff Pabstische weise Messe halte. Das nicht die gantze einsetzung des(9.) Herrn Christi / sondern nur alleine die vier wort: Das ist mein Leib / zur Consecration vnd Benedeyung des Sacraments des Altars gehören. Catechis: Rom: pag: 354. So sey nu dis die Form vnd weise zu Consecriren;
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Nemlich diese wort alleine / Das ist mein Leib. Die andern wort aber. Nemen hin vnd esset / vnd das wörtlein Enim dann / sein nicht dazu vo̅ nöten / das Sacrament zuuerrichten / sondern zeigen nur den brauch an. Rom: Catechis: Pag: 356. (10.) Wann die Consecratio nicht geschehe in der Kirche / oder off einem Altar / oder vff einem stein / der insonderheit vom Papst hierzu geweihet / so sey der Segen mit den worten Christi nicht gnug / vnd sey da kein warhafftiges Sacrament. (11.) Lehren sie / wann man das Blut Christi Consecrire, das man Wasser mit vnter den Wein mischen solle. Catechis: Rom: Pag: 351. Item lulius Papa Cap. cum omne: dann spricht er. Wann einer nur allein Wein opffert / so ist das Blut Christi / ohn vnd ausser vns / So aber das Wasser alleine ist / so ist das Volck ohn vnd ausser Christo. Derwegen wo nur ein Weintraub allein geopffert wirdt / darinne allein die krafft des Weins bezeichnet wirdt / so wirdt das Sacrament vnser
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seligkeit hindan gesetzt / so durch das wasser bedeutet wirdt / dann der Kelch des HErrn / kan nicht allein Wein / noch allein Wasser sein / Sondern es mus beydes vnter einander vermischet werden. Wollen sie haben / das die vermischung(12.) / des Wassers mit dem Wein ohne Todtsünde nicht könne vnterlassen werden. Catechis: Rom: Pag: 351. Es sindt so hohe vnd erhebliche vrsachen / das man Wasser vnter den Wein mischen soll / das man solchs ohne merckliche Todtsünde nicht vnterlassen darff. Sagen sie / das die vermischung(13.) Wein vnd Wassers / durch einander in der verrichtung des HErrn Nachtmals sey ein Apostolische Tradition vnd einsetzung. Catechis: Rom. Pag. 351. Das man nur eine gestalt den Layen(14.) reiche / sey auch von den Aposteln also eingesetzt. Eccius. Lehren die Papisten / das die Layen(15.) vnd Geistlichen / so nicht Sacramenta administriren, durch kein Göttlich
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gebot verpflichtet werden / das Sacrament des Altars vnter beyder gestalt zuempfahen. Trident: Concil: Sess. 5. Cap. 1. Das Concilium lehret / vnd erkleret diß / das die Leyen vnd Clericken / oder der gemeine man / vnd die jenigen vnter den Geistlichen / so nicht Meßpfaffen sein / durch kein Göttliches gebot darzu verpflichtet sein / das sie das Sacramentum Evcharistiae vnter beyderley gestalt nemen sollen / vnd das man keines weges mit gutem glauben zweiffeln könne / das jhnen der gebrauch der einerley gestalt zur seligkeit nicht solle gnug sein: Dann ob wol der HErr Christus im letzten Abentmahl das Hoch wirdige Sacrament vnter den gestalten Brots vnd Weins eingesetzt / vnd den Aposteln zuhalten befohlen / so gehen doch diese einsetzung vnd befehl des HErrn Christi nicht so fern / das alle Christgleubige / durch des HErrn einsetzung zu beyderley gestalt verpflichtet weren. Item Conciliu̅ Constantiense sess. 13. Diß gegenwertig allgemeine Concilium erkleret / setzt vnd schleust. Das
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ob wol der HERR Christus nach dem Abentmahl eingesetzt / vnd seinen Jüngern vnter zweyen gestalten Brodts vnd Weins / diß Hochwirdige Sacrament außgetheilet hat / doch diß alles hindan gesetzt vnd vngeacht / so haben die heiligen Canones, Auch die löbliche vnd approbirte angenomene gewonheit der Kirchen allzeit gehalten / vnd helts dieselbige noch also / das diß Sacrament nicht nach de̅ Abentmal solle gehandelt / Noch von keine̅ Christgleubigen / so nicht nüchtern sindt / genommen noch gebraucht werden / es sey dann im fall / das sie Kranck weren / oder sonst eine noth verhanden / dorin die Kirche solchs zugebrauchen vergönstiget vnd zugelassen. Vnd gleich wie diese gewonheit etliche gefahr vnd ergernis zuuormeiden / auß bedencklichen vrsachen ist eingefüret worden / das ob schon in der anhebenden Christlichen Kirchen / diß Sacrament von den gleubigen / vnter beyder gestalt genommen worden / So ist es doch nochmals von den Priestern vnter beyder gestalt / von den Leyen aber
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nur rnter einer gestalt zunemen verordnet worden / Sintemahl man gewißlich gleuben vn̅ keines weges zweiffeln soll / das Christi Leib vnd Blut gantz vnd gar / so wol vnter der gestalt des Brots / als vnter der gestalt des Weins warhafftig begriffen werde. (16.) Lehren die Papisten / das die Communion vnter einer gestalt für eingesetz zuhalten / vnd ohn der Kirchen authoritet nicht solle verendert werden. Trident: Concil: Sess: 5. Cap. 2. Die Catholische Kirche hat auß wichtigen vnd billichen vrsachen die gewonheit vnter einerley gestalt zu Communiciren, oder das Sacrament des Altars zugebrauchen gebilliget / vnd geschlossen / das solchs für ein Gesetz solle gehalten werden / vnd solle niemande frey stehen / dasselbige one der Kirchen authoritet, zulaß vnd bewilligung zuuorwerffen vnd zuendern. (17.) Streiten die Papisten / das die Kirche nicht geirret habe in deme / das die Päpste den Layen den gebrauch des Kelchs genommen haben / da doch der Pabst Gelasius setzet / das die theilung
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vnd trennung eines Sacraments / wie das an sich selber ist / ohne grossen vnd mercklichen Kirchenraub (lacrilegio) nicht geschehen könne. Cap. Comperimus. Trident: Concil: Sess: 5. Can: 2. So jemandt sagt / das die heilige Catholische Kirche / nicht auß billichen vrsachen vnd bedencken sey bewegt worden / das sie den Leyen / vnd auch den Clericken / so nicht Conficiren, oder die nicht Meßpfaffen sindt / allein vnter der gestalt / des Brots das Sacrament zureichen verordnet / oder in deme geirret habe / der sey verflucht. Streiten sie ferner / das der gantze(18.) Christus / so auch das gantze Sacrament vnter der einen gestalt allein genommen werde. Trident: Concil: Sess: 5. Can. 3. Wer da leugnet / das der gantze vnd vollkommene Christus vnter der einen gestalt / des Brots genommen werde / dieweil wie etliche felschlich fürgeben / derselbige nicht nach Christi einsetzung / vnter beyderley gestalt empfangen werde / der sey verflucht.
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(19.) Lehren sie / Das in des HErrn Abentmahl alzeit der Leib Christi von newen erschaffen werde. Cano̅ Misse. (20.) Lehren sie / so baldt der Leib Christi mit den Zeenen berüret werde / das er also balde wider hinauff gehn Himel gerissen werde. Gloss: de Consecrat: dist: 2. (21.) Lehren die Papisten / das das sichtbarliche Sacrament des H. Abentmahls des HErrn / in der Ehre die Gott alleine gebüret / solle angebetet werden. Trident: Concil: Sess: 3. Cap. 5. Darumb ist hie kein zweiffel / sintemahl alle Christgleubigen nach der gewonheit / so je vnd allzeit in der Catholischen Kirchen gewesen / den Gottesdienst / so allein dem ewigen waren Gott gebüret / diesem heiligen Sacrament in der Anbetung gethan vnd bewiesen / dann das ist nicht weniger zu ehren vnd anzubeten / als Gott selbst / was er der HErr zu empfahen vnd zugebrauchen selbst geordnet vnd eingesetzt hat. (22.) Lehren sie / das diß Hochwirdig Sacrament des HErrn Abentmals / auff
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ein sonderlich bestimpt Fest zufeyren vnd auff dasselbige Fest vmb zutragen sey / domit es vom Volcke angebetet werde. Trident: Concil: Sess: 3. Cap. 5. Es erkleret auch ferner das heilige Concilium, das diese weise guter vnd Gott wolgefelliger meinung in die Kirche Gottes eingefüret worden sey / das nemlich alle Jar auff einen sonderlichen heiligen Festag / diß grosse vnd Hochwirdige Sacrament / mit sonderlicher ehr Jerlich gefeyret / vnd geheiliget / auch mit aller Ehrerbietung / Wirdiglich in den Processionibus, auff allen strassen vnd gassen vmbgetragen werde. Wollen die Papisten haben / das(23.) auch das Sacrament des HERRN Abentmals sein könne ausser dem gebrauch / vnd das die Consecrirten Partickel / so nach der Communion vberbleiben / warhafftig der Leib Christi sein. Trident: Concil: Sess: 3. Can. 4. So jemandt sagt / das auch nach verrichter Consecration in
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dem wunderbarlichen Sacrament des Altars nicht verhanden sey / der Leib vnd Blut vnsers HErrn Ihesu Christi / sondern sey nur da weil mans Sacrament nimbt vnd gebraucht / nicht aber zuuorn oder hernach / das auch in den Hostien / oder gebenedeyeten Partickeln oder stücklin / die nach der Co̅munion vberbleiben / oder behalten werden / der Leib Christi nicht vberbleiben solle / der sey verflucht. (24.) Lehren sie / das man das Sacrament auffhebe vnd behalte / wan̅ mans nicht nimbt oder gebraucht / das sey ein Gotseliger vnd notwendiger gebrauch in der Catholischen Kirchen. Trid: Concil: Sess: 3. Cap. 6. Die gewonheit das man das Hochwirdige Sacrament im Sacrario auffhebe vn̅ verware / ist so alt / das sie auch zur zeit des Nicenischen Concilij gewesen / Darumb diß Concilium gentzlich schleust vnd haben wil / das man solche heilsame vnd notwendige gewonheit durchauß behalten solle. (25.) Item. So das gesegnete Brot mit grosser pracht vmbhergetragen werde /
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mit Golde / Silber / Seyden gezieret / mit Neigen / Bücken / Kniebiegen / vff die Erde nider fallen / mit köstlichen Kleidern / Blumen strewen / Brustschlagen / Hende auffheben / mit Liechten / Seytenspiel / Trummeln vnd Pfeiffen / mit Reuchern / Büchsenschüsstn vnd dergleichen Pracht vnd geprenge geehret werde / das sey Gott dem Herrn gar ein wolgefelliger Gottesdienst. Das man dem Papst zu Rom /(26.) wann er mit Königlicher Pomp vnd Pracht vnter die Gemeine gehet / das Hochwirdige Sacrament fürtragen solle damit solchs helffe vnd diene / zur Ehren vnd Wirden des Bapsts. Das durch das vmbtragen der Co̅sccrirten(27.) Hostien / oder des gebenedeyeten Brots / Vngewitter vertrieben / grosser Brandt getilget / Kranckheiten / vnd andere gefahr abgewendet / vnd die früchte auff dem felde gesegnet werden. Lehren die Papisten / Es sey gnug(28.) so einer ein mahl des Jars zum Tische des HErrn gehe / vnd zwingen alle
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Christen / das sie vmb die Ostern zur Co̅munion sich halten müssen. Trid. Concil: Sess: 3. Can. 9. Wer daverneinet / das alle vnd jede Christgleubigen / beyde Man vnd Weib / wann sie zu jhren vernünfftigen Jaren kommen / schuldig sein / alle jar zum wenigsten vmb die Ostern zur Communion sich zu finden. Wie solchs die heilige Mutter / die Römische Kirche geboten / der sey verflucht. (29.) Dörffen sie vnuorschambt leugnen / das der Glaube eine gnugsame zubereitung sey / das hochwirdige Sacrament zuempfahen. Trid: Concil: Sess. 3. Wer da sagt / das der Glaub alleine gnug sey / zur wirdigen bereitung / das hochw: Sacrament / des Altars zuempfahen / der sey verflucht. (30.) Lehren sie dagegen / das die gnugsame oder wirdigliche bereitung zum Tisch des Herrn stehe in ablegung aller sünde̅ / in der Reuerentz oder Ehrerbietung / vn̅ in der liebe. Bonave̅tura. (31.) Lehren sie / das noch ein andere zubereitung sey / die sie nennen auff jhre Sprach / praeparationem Probabi
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litatis. Wann nemlich der Mensch thue so viel an jm sey / das er in seinem sin oder gewissen anders nicht schliessen könne / dann das er recht wirdig vnd wol geschickt sey. Solche zu bereitung aber sey offtmals nicht volkome̅ oder gnugsam / darum̅ auch der jenige / der in solcher bereitung hinzu gehe / den nutz vnd die frucht dieses Sacraments nicht vberkomme. Bonaventura. Lehren sie / das die leute / so sich mit(32.) Todtsünden beschweret finden / von notwegen jhre Beichte thun müssen / ehe vnd zuuorn sie das Hochw. Sacrament empfahen. Trident Concil. Sess: 3. Cap. 7. Es erkleret aber solches auch der gebrauch vnd gewonheit der Kirchen / das ein solch probieren vnd prüfen von nöten sey / domit niemand / der im einer Todtsünde bewust / ob er sich schon beduncke̅ liesse / et hette gnugsame rew vnd leid vber vorbegangene sünde gehabt / doch one beicht zur Communio̅ nicht solte gelassen werde̅. Item cap. 11. Erkleret der Synodus, das die / so jr gewissen mit Todtsünden besch weret fülen / wie hoch sie auch darob rew
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gehabt / dennoch wan̅ sie einen Beichtvatter haben können / Ihre Beichte vor allen dingen thun sollen. (33.) Leugnen die Papisten / Das das Hochwirdige Abentmahl des HErrn darzu gestifftet vnd eingesetzt sey / auff das die gleubigen / so die Hochw: Sacrament gebrauchen / durch seine geniessung gestercket vnd gewisse werde̅ / das sie mit Gott versöhnet sein / vnd vergebung der Sünden haben. Iesuitae Coloniens: Pag: 286. Aber das ein solcher der zum Tisch des HErrn gehet / solle durch seine niessung gewisse sein / das er für Gott gerecht sey / vnd vergebung der Sünde empfangen habe / das kan noch mag er so leichtlich nicht sagen / oder wir solches gleuben. (34.) Lehren sie / Es sey von nöten / das das hertze gantz vnd gar rein von sünden / vnd vnschüldig sey / do jemandts den aller heiligsten Leib Christi wirdiglich empfahen vnd geniessen wolle. Andrad: Lib: 7. Pag: 592. Wir werden leichtlich sehen vnd befinden / das es die H. Altvätter allezeit dafür gehalten haben / Das die so da wirdig
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lich zum heiligen vnd Hochwirdigen Abentmahl gehen sollen / Nicht allein von aller Todtsünden frey vnd rein / sondern auch gantz vnd gar in keinem verdacht sein sollen / das sie einige missethat oder boßheit an sich hetten. Lehren sie / das das H. Abentmahl(35.) anders nichts wircke / dan̅ das dadurch peccata Venialia die gemeine schwacheiten vnd tegliche geringe Sünden / keines weges aber die Todtsünden getilget werden. Catechis: Rom. Pag. 588. Es soll niemandt daran zweiffeln / das durch das Hochw: Sacrament des Abentmahls / die leichten vnd gemeinen Sünden / erlassen vnd vergeben werden / die wir nennen Venialia. Item: Dieses tegliche Brot / wirde genommen vnd genossen zur Artzney / für die tägliche schwacheit / Solchs aber ist von denen Sünden zuuorstehen / da der Mensch nicht lust hat noch drein bewilliget. Item Colo: censur. Pag: 287. Wiewo! das Sacrament vnter des tilget vnd außleschet die geringen vnd kleinen Sünde / vnd zu zei
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ten auch viel grösser vnd schwerer Sünde hinnimpt / do vns nemlich dieselbige / wann wir Beichten sollen / entfallen seindt / dann damals erfüllet in vns die krafft des Sacraments das jenige / was vns vnser vnwissenheit / oder vergessenheit halben / mangelt. (36.) Verneinen sie / das die Erste vnd vornembste wirckung / frucht vnd nutz des Hochw: Sacraments sey vergebung der Sünden. Concil: Trid: Sess: 3. Can: 5. Wer da sagt / das der fürnembste nutz vnd frucht / des aller heiligsten Abendtmals sey vergebung der sünden. Oder das daraus kein ander nutz mehr entspringen solle / der sey verflucht.

Die päbstische Irthumben / von der Opffermes / besihe im Heuptpunct.
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Vom Opffer / Sup. art. 8.
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(37.) DIe Römische̅ Päpste verheissen 200. tage Ablas für die
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Reuerentz vnd Ehrerbietung / so dem Hochw: Sacrament angethan wird / wann mans zum Krancken tregt.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DOmit wir das Heilige vnd Hoch wirdige Testament vnsers Herrn Ihesu Christi / wider die Gottslesterung vnd Irthumb / domit die Papisten dasselbige habe̅ zerreissen vertilgen vnd mit füssen gar zertretten wollen / verteidigen vnd vertreten / müssen wir vns zu der einsetzung vnd zu den klaren hellen worten des Herrn Ihesu Christi wider finden vnd halten / vnd vns keines weges dauon abfüren noch reissen lassen. Es hat zwar der Satanas nicht auff einerley / sondern auff viel vn̅ mancherley weise sich vnterstanden / das Testament des Herrn Christi zu vnterdrucke̅ vnd zuuertilgen / aber wider dieses lügners vnd betriegers list vnd tücke / können wir besser verwaret nicht sein / als so wir die wort des Herrn Christi mit gantze̅ hertzen / vnd mit beyden henden
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ergreiffen vnd fassen. Dann das die Papisten vnuerschambt tichten vnd liegen dörffen / das des HErrn Abentmahl darzu gestifftet vnd eingesetzet / damit die Kirche ein stetiges jmmerwerendes Opffer hette / die Sünde domit außzutilgen / das wirdt widerleget mit dem / das Christus spricht: Esset das ist mein Leib. Item Trincket / das ist mein Blut des Newe̅ Testaments / Das thut zu meinem gedechtnis / vnd weil die gantze heilige Schrifft bezeuget / das da nur ein einiges versön opffer sey / dadurch vnsere Sünde bezalet vnd getilget / wie diese nachfolgende Sprüche klerlich beweisen. Als Heb. 10. Denn mit einem Opffer hat er in ewigkeit vollendet / die geheiliget werden. Vnd Johan. 1. Sihe / Das ist Gottes Lamb / welchs der welt Sünde treget. Vnd 1. Johan. 2. Ob jemandt sündiget / so haben wir einen Vorsprecher bey dem Vater / Ihesum Christum / der gerecht ist / vnd derselbige ist die versönung für vnsere Sünde. Romano. 3. Vnd wir werden ohn verdienst gerecht / auß seiner gnade durch
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die Erlösung / so durch Ihesum Christum geschehen ist / welchen Gott hat fürgestelt zu einem Gnadenstul / durch den Glauben in seinem Blut / Gal. 1. Gnade sey mit euch / vnd friede von Gott dem Vater / vnd vnserm HErrn Ihesu Christ / der sich selbst für vnsere Sünde gegeben hat / das er vns errettet von dieser gegenwertigen argen welt / Ephes. 1. An welchem wir haben die Erlösung durch sein blut / Nemlich die vergebung der sünde / So begehen die Papisten offentliche Gottslesterung / die da tichten / das Abentmahl des HErrn sey ein Opffer / die sünde außzuleschen vnd zutilgen. Das getichte von der transubstantiation vnd annihilation des brodts vnd Weins / das ist / das Brodt vnd Wein dermassen in den Leib vnd blut Christi verwandelt werde / das vo̅ jrem wesen nichts mehr vbrig bleibe / als die blosse gestalt / wird widerlegt durch S. Pauli gezeugnis / der da 1. Cor. 11. des HErrn Abentmahl nennet / das Brot vnd den Kelch des HErrn: Welcher nun vnwirdiglich von diesem Brot
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jsset / oder von dem Kelch des Herrn trincket / der ist schüldig an dem Leib vnd Blut des HErrn. Item / der Mensch prüfe aber sich s???lbst / vnd also esse er von diesem Brodt / vnd trincke von diesem Kelch. Item 1. Corinth. 10. Das Brot das wir breche̅ / Ist das nicht die gemeinschafft des Leibs Christi. Die verstümmelung des heiligen Abentmahls / so von den Papisten auß Gottlosem freuel vnd mutwillen ist eingefüret worden / streitet mit dem gebot des HErrn Christi: Trincket alle daraus / vnd abermahl / Das thut / Nemlich nicht was jhr erdencket vnd ertichtet / sondern was ich euch lehre / zu meinem gedechtnis. Vnd Matth. vlt: Lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe. Deut 4. Ihr solt nichts zu meinen worten / auch nichts dauon thun. Item Galat. 3. Verachtet man doch eines menschen Testament nicht / wenn es bestetiget ist / vnd thut auch nichts dazu.
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Das sie auch verneinen / der Glallbe sey nicht ein völlige gnugsame Zubereitung / das Hochw: Sacrament des Abentmahls / wirdiglich zuempfahen / wirdt fürnemlich widerlegt mit diesen Zeugnissen des HErrn Christi. Marc. 16. Wer da gleubt vnd Getaufft wirdt / der soll Selig werden. Vnd Johan. 3. Wer an den Sohn gleubet / der hat das ewige leben. Item / Er kompt nicht ins Gerichte: Wer aber ins Gerichte nicht kompt / sondern mit Gott versönet ist / der empfehet ja freylich den Leib des HErrn nicht zum Gerichte / Sondern wirdt viel mehr durch diß hohe grosse theure pfandt gewis gemacht / der vergebung seiner Sünden / vnd der Erbschafft des Ewigen lebens. Also befihlet auch S. Paulus / Das sich ein jeder selbst prüffe / damit er wirdiglich den Leib vn̅ blut des Herrn Christi empfahen vnd geniessen möge / Nemlich durch warhafftige vbung der Busse / vnd rechtschaffenem vertrawen
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vnd Glauben / an den Mitler Ihesum Christum. So lestern auch die Papisten / das allerheiligste Testament des HErrn Christi vber die massen schrecklich / in dem sie tichten / das durch die Evcharistiam, oder durch das Sacrament des Leibes vnd Bluts Ihesu Christi / nur allein die tegliche gemeine schwacheiten vnd gebrechen gereiniget vnd getilget werden / der grossen schweren Todtsünden aber müsse man loß werden durch wirckliche rew / Beicht vnd bekentnis der Sünde / vnd durch gnugthuung für dieselbigen / vnd messen demnach dem Wercke des Menschen mehr krafft vnd wirckung zu / als dem theuren Blute des Sohns Gottes / Jesu Christi / da er doch sagt: Diß ist mein Blut des Newen Testaments / das für euch vergossen wirdt zur vergebung der Sünden. Das vmbtragen vnd anbeten des gebenedeyeten Brots / streitet als eine lautere Abgötterey wider das Gebot des Allmechtigen Gottes / Deut: 6.
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Du solt anbeten Gott deinen Herrn / vnd jm allein dienen.

XVIII. Pebstische Irthumb / im Achtzehenden Heupt Artickel.
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Vom Leyden vnd trübsal der Kirchen Gottes auff Eiden.
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LEhren die Papiste̅ / das Trübsal vnd Verfolgung der Christen(1.) / vmb des Bekentnis des(438.) Namens Christi willen / auch andere Creutz vnd Leyden ein Opffer sey für die Sünde. Lindanus Lib. 4. Cap. 73. Origenes zeuget / das S. Paulus vnd andere Heiligen / sich selber gutwillig zum Opffer dahin gegeben haben zu Würgen vnd zu Tödten / vnd baldt hernach / Darumb ist viel leicht auch der andern Heiliaen vnd gerech
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ten leute Blut vergossen worden / das zum theil das Volck dadurch geheiliget würde. Vnd lehren demnach also die Papisten / das der Heiligen Trübsal vnd leiden / nicht allein jhnen selbst zur Seligkeit nützen vnd dienen / Sondern auch andern Leuten / welchen der verdienst der Heiligen könne mitgetheilet werden / per Intercessionem zu gute komen solle. 2. Lehren sie das Leiden vnd Trübsal dieses lebens eine bezalung sey / vor begangene Sünde / vnd dem gerechten gerichte Gottes / der Sünde heimsuchen vnd straffen will / gnugthue. Trident: Concil: Sess: 4. Cap. 9. Vber das lehret vnser Concilium auch / das vnser Herr Gott so gütig vnd milde sey / das wir nicht allein durch straff vn̅ pein / so wir vns selber / das böse an vns zurechen vnd straffen / aufflegen / oder die vns der Priester seines gefallens / nach dem er erkennet / wie gros die missethat / aufferlegt / sondern auch welchs das gröste zeichen vnd beweis ist / das vns Gott lieb habe /
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durch die zeitliche trübsal vnd leiden / die er vns selbst zuschickt / wann wir dieselben gedultig tragen / für Gott dem Vater durch Ihesum Christum können vnd mögen gnug thun. Lehren sie / das der Gottseligen(3.) Christen Creutz vnd Leiden verdiene vnd erwerbe / nicht alleine milterung vnd linderung der Ewigen straff vnd pein / Sondern auch die Himlische Glori vnd Herrligkeit des zukünfftigen lebens. Lehren sie ferner / Das die / so vmb(4.) Christi Namens willen / jhr Blut vergossen / do sie noch mit Wasser nicht sindt Getaufft gewesen / in jhrem eigenen Blut getaufft sein sollen / vnd die Cron des lebens erworben haben / vnd nennen derwegen dieses Baptismum sanguinis, Eine Bluttauffe. Thom. Lib: 4. dist: 4. art: 3. Die Blut Tauffe / vnd die Buß Tauffe / die haben einerley krafft vnd wirckung zur Wider geburt / oder widerumb New zugebere̅ / gleich wie die Wassertauffe.
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Dann die Bluttauffe vnd Bußtauffe / dienen zur Widergeburt keines menschen / als des der da willens ist / sich auch mit wasser Teuffen zu lassen. 5. Lehren sie / das diß vnserm Herre Gott ein angenemer dienst sey / so sich einer selber peinige vnd plage / mit fasten vnd hartem Lager auff der Erden. Item: So sich einer selbst mit Ruthen schlahe / vnd lehren dabey / das diese gutwillige plage / vnd leiden / eine gnugthuung für die Sünde sey. Trident: Concil: Sess: 4. Cap. 9. Ferner lehren die Väter des H. Concilij / das vnser Herr Gott so milde vnd gütig sey / das wir nicht allein durch straff vnd pein / so wir vns selber / das böse an vns zustraffen / aufflegen / sondern auch durch zeitliches Leyden vnd Trübsal / die vns Gott selber zuschickt / bey Gott dem Vater vmb Christi willen konnen vnd mögen gnug thun. 6. Lehren sie / das wir durch Trübsal vnd Leyden dieses lebens also Christo gleichförmig vnd ehnlich werden / das wir durch solche Configuration
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vnd gleichförmigkeit mit Christo die Gerechtigkeit haben / die für Gott gilt. Asotus Adsert: Cathol: de Evchar. Paulus zun Philippern 3. spricht: Das ich seinem Tode ehnlich werde / domit ich entgegen komme zur Aufferstehung der Todten. Derwegen so hat man die ware gerechtigkeit durch Christi gleichformigkeit / vnd demnach durch die ding / dadurch wir jhme gleichformig vnd ehnlich werden.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe heiltge Schrifft lehret klerlich / das der Gottseligen Creutz / Trübsal / Verfolgung / vnd Martyria keines weges versönungen / bezahlung / oder gnugthuung für die Sünde sein / so wenig für jr eigene / als für andere leute / dan̅ allein des Sohns Gottes Ihesu Christi des Mitlers blut reiniget vns von allen Sünden. Jes. 53. Die straffe ligt auff jm / auff das wir friede hetten / vnd durch seine Wunden sindt wir geheilet. Item Jes: 63. Ich
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trete die Kelter alleine / vnd ist niemandt vnter den Völckern mit mir. Item Johannis am 1. Sihe das ist Gottes Lamb / welchs der Welt Sünde treget. Acto. 4. Es ist in keinem andern Heil / ist auch kein ander Name den Menschen gegeben / dorinnen wir sollen Selig werden. 1. Timot. 2. Denn es ist ein Gott vnd Mitler zwischen Gott vnd den Menschen / Nemlich der Mensch Christus Ihesus / der sich selbsts gegeben hat für alle zur Erlösung für vnsere Sünde / Nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen Welt Sünde. Darumb darff jhm niemandt einbilden das Trübsal / Leiden / Creutz / vnd Verfolgung / die Sünde bezalen / außtilgen / das Ewige Leben erwerben / oder die Gerechtigkeit sein solten / die für Gott gelte / dann dieser falsche Dunckel / thut dem HErrn Christo abbruch / an seiner Göttlichen Ehre / vnd streitet wider den vornembsten Artickel vnsers Christlichen glau
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bens / von gnediger vergebung der sünden / durch den Glauben vmb des todes Ihesu Christi willen. So ist das auch ein Irrthumb / das die Papisten jhnen selbst gut oder mutwilligs ein Creutz aufflegen / jhren Leib quelen vnd peinigen / vnd tichten dabey / das solche erdachte vnd selbst erwelte / auch mutwillige auffgenommene Pein vnd Leiden für vnserm Herrn Gott ein Gottesdienst sey / da doch Gottes wort nicht alleine verwirfft die selbst erwelten Gottesdienst / Sondern verbeut auch seinen eigenen Leib selbst zuplagen / vnd jhm selber vnglück vbern Hals ziehen. Im Fünfften Gebot stehet / Du solt nicht Todten. Item 1. Thessa: am 4. Ein jeglicher vnter euch wisse sein Faß zubehalten in Heiligung vnd in Ehren. Vnd Matth. am 6. Cap. Es ist gnug / das ein jeder Tag seine eigene plage habe. Das auch der Gottseligen Creutz vn̅ leide̅ nicht jre gerechtigkeit für Got sey.
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Das bezeuget S. Paulus Gal. 2. so durchs Gesetz die gerechtigkeit kompt / so ist Christus vergeblich gestorben.

XIX. Pebstische Ir thumb / im Neunze, henden Heupt Artickel.
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Von der Weltlichen Obrigkeit.
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(1.) LEhren die Papisten / das es der Weltlichen Oberkeit von Amptswegen nicht gebüre / von Religions sachen zu richten vnd vrtheilen / oder sich darumb zu bekümmern vnd anzunemen / das das Volck von Gott recht gelehret vnd vnterrichtet werde. Soto in Cathol. Scholijs. Das ist einmal gewis vn̅ war / das diß einem Fürsten / der Weltlich regieret / durchaus nicht gebüre / Irrige sachen in der Religion
|| [ID00417]
zuentscheiden. Solchs aber gehöret vnd stehet denen zu / so die Kirchen zu regiren macht haben. Item in assertione, wo wirdt einem Fürsten etwas anders vorgeschrieben / das jhme von Ampts wegen zustehet vnd gebüret / Als das er lernen vnd wissen muß / Er sey der Gesetze ein Schuler / vnd nicht ein Doctor oder Lehrer. Er müsse das Gesetz annemen / dasselbige selber studieren vnd lernen. Item / wo sich ein Fürst vnterstehen wolte streitige Religions sachen zuentscheiden. Zu dem möchte man wol sagen: Gehe von mir hinweg Satan / dann du bist mir ergerlich Adsertione Catholica.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DEr Heilige Geist lehret / Das Weltliche Obrigkeit kein Viehehirte̅ Ampt füre / Noch allein auff die zeitlichen Güter vnd Narung bescheiden sey / vnd dieselbigen allein zu regieren habe / Sondern sey viel mehr Gottes Stadthalterin / vnd gebüre jhr
|| [ID00418]
wegen Ampts / das sie darob sey / domit jr volck vnd Vnterthan / recht von Gott vnterrichtet werde / vnd die ob dem rechtschaffen Gottesdienst / vnd der heilsamen Lehre mit ernst halte / vn̅ ein nutritius Eccleslae, nehrer der kirchen sey / Psal. 82. Ich habe gesagt / jhr seid Götter / vnd allzumal Kinder des höchsten / durch diesen herrlichen vnd gewaltigen spruch / bezeuget der heilige Geist / das weltlich regieren ein Göttlich Ampt sey / welches schuldig ist zubefördern / was zu Gottes ehren vnd zu der menschen seligkeit gehöret vnd dienet / dann weil S. Paulus die Obrigkeit nennet Gottes dienerin / die das Schwerdt nicht vmb sonst trage / erinnert er vns klerlich vnd gnugsam / das das Weltliche Regiment nicht allein diesem zeitlichen leben der Menschen / vnd gemeinem friede / sondern zu forderst Gott dienen solle. Wie soll aber die weltliche Obrigkeit / Gott dienen / wie soll sie der heilsamen lehre sich annemen / vnd dieselbige verteidigen / wie soll sie vber rechtschaffene Gottesdienst halten / vnd falschen
|| [ID00419]
Gottesdienst oder Abgötterey abschaffen / so jhr nicht gebüret von der Lehr vnd Religions sachen zu vrtheilen? Der ander Psalm spricht: So lasset euch nun weisen jhr Könige / vnd lasset euch züchtigen jr Richter auff Erden / dienet dem HErrn mit furcht / vnd frewet euch mit zittern. Er redet die Könige an / nicht als Leyen vnd gemeine leute / sondern als Regenten vnd Richter / Vnd will nicht alleine das sie der Gottseligkeit vnd Gerechtigkeit nachfolgen sollen / domit sie für jhre person Selig werden / Sondern will das sie auch in vnd mit jhrer gantzen Regierung Gotte dienen sollen / Nemlich die heilsame Lehre des Euangelij handthaben vnd befördern / Gottselige Lehrer beschützen falsche Lehrer sampt jhrer Gottlosen lehre von der Kirchen weg thun vnd abschaffen.
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XX. Pebstische jrthumb / im Zwentzigsten Heuptpunckt.
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Vom Ehestande.
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(1.) LEhren die Papisten / der Ehestandt (445.) sey ein Saerament / Catechismus Rom: Pag: 556. (2.) Lehren sie / durch den Ehestandt bekomme der Mensch die gnade / so die natürliche liebe im hertzen der Eheleut wircke vnd volbringe / die vnzertrenliche einigkeit bekrefftige / vnd die Eheleute heilige / Catechis: Rom. Pag. 559. (3.) Lehren sie / das die Ehe / so zwischen jungen leuten hinder wissen vnd willen der Eltern angerichtet / stete vnd feste bleiben solle. Tapp: Tom: 2 art. 19. Pag: 524. (4.) Verbieten sie / das zwischen Blutfreunde keine Heirat dörffen gestifftet
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werden / biß auff den siebenden Grad / vnd was für Ehe in solchem Grad geschehen / vnd schon volnzogen sein / die reissen sie wider von einander. Petrus Lomb: Lib: 4. dist: 40. Die Blutfreunde vnd Schweger sollen mit einander nicht Heyraten im Sicbenden Grad noch drunder. Hergegen aber / haben sie solch jhr(5.) Verbot restringiret vnd eingezogen / biß auff den Vierdten grad. Concil: Lateranense sub Innocent: III. Cap. 50. Das Eheuerbot sol sich hinfürt nicht weiter erstrecken als biß auff den Vierdten grad der Blutfreundtschafft / denn es sindt nur Viererley Humores od’ feuchtigkeit in des menschen leibe etc. Lehren sie / das der Tauffbate oder(6.) Geuatter / mit deme den er aus der Tauffe gehaben / so auch mit desselben rechte̅ Eltern in Geistlicher verwandtnis vnd Freundtschafft sey / also das zwischen diesen Leuten / keine bundige vnd bestendige Ehe könne geschlossen / noch volnzogen werden. Vnd was für Heyraten zwischen solchen geschehen /
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die sollen wider zerrissen werden. Catechism: Rom: Pag: 278. Liber Sent: 4. dist: 41. quaest. 2. (7.) Lehren sie / das die Heyraten / so da wider die Canones im Geistlichen recht / die solches nicht leiden wollen / vorgenomen werden / nichtig sein sollen. Ruard. Tapp. Tom. 2. art. 20. (8.) Lehren sie / das einem Christen freystehe / das er seinen Ehegaten / der nicht seines glaubens / noch in der Religion mit jhm einig sey / von sich stossen vnd verlassen möge. Caus: 28. quaest. 1. Cap. Sic enim. Wie da von Gott dem HErrn nicht geboten wirdt / so wirdt auch gleichsfals nicht verboten / das ein gleubiger Man von einem vngleubigen Weibe / vnd ein vnglaubiges Weib von einem vngleubigen Manne weichen möge. (9.) Lehren die Papisten / das man vmb des Ehebruchs willen / keine Ehe nicht trennen noch scheiden solle / außgenommen zu Tisch vnd Bette / das auch dem vnschuldigen Ehemanne nicht freystehe / wann er die Ehebrecherin von sich gelassen / ein ander Weib zunemen.
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Caust 32. quaest: 8. Cap. Hi vero qui uxores. Lehren sie ferner / das das verlassene(10.) theil / nicht von newen in Ehestandt sich begeben dörffe / es sey dan̅ die kundschafft verhanden / das jens teil / welchs das andere verlassen hat / mit Todt abgangen sey. Lehren sie / das heimliche Verlöbnis(11.) / den offentlichen / wo sie ehe als diese geschehen / vorgezogen werde̅ sollen. Verneinen die Papisten / das vnter(12.) den persone̅ / so ein gelübte gethan / eine Ehe könne gestifftet werden. Causs. 27 quaest: 1. Quod vouentes. Leren sie / das die leute / so im ordentlichen(13.) Ehestande leben / Kinder zeugen vnd aufferziehen / im fleische leben. Siritius Papa Epist. 4. Das vo̅ Sontage Septuag: an bis(14.) acht tage nach Ostern / vnd von dreyen tagen vor vnsers Herrn Auffarts tag an / bis acht tage nach Pfingsten / Auch vom Aduent bis auff der heiligen drey Könige tage / niemandts solle gestattet werden / Hochzeit zu haben. Ruard: Tapp: art: 20. Pag. 526.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIeweil der Ehestandt / nicht aller erst im Newen Testament ist eingesetzt / sondern hat seine̅ anfang vnd vrsprung im Paradis gehabt / hat daneben kein eusserliches zeichen oder gewisses Element von Gott dazu verordnet / hat auch keine verheissung von gnade vnd vergebung der Sünden / kan er keines weges ein Sacrament des Newen Testaments genennet werden. Wie die Papisten mit gewalt fürgebe̅ / die da durch vnuerstandt des wörtlins Mysterij, welchs S. Paulus zun Ephes. 5. gebrauchet / betrogen sindt. Das sie aber auch tichten durch den Ehestandt werde Geistliche gnade mitgetheilet / wirdt solchs / weil es ohne zeugnis der heiligen Schrifft vorgegeben wirdt / billich verworffen. Das auch der Ehestandt bey den Heyden rechtschaffen sey / bezeuget der H. Paulus. Niemandt aber kan ohne glauben Gott gefallen. In dem sie auch die Heyraten Jun
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ger leute / so ohne bewilligung jrer Eltern geschehen / approbiren vnd billigen / In dem handeln sie wider das Vierdie gebot: Du solt deinen Vatter vnd deine Mutter ehren / auff das dirs wolgehe / vnd du lange lebest auff Erden. Das Göttliche wort gibt den Eltern diese gewalt / das sie sollen macht haben jhre Kinder außzustatten / Vnd befihlet daneben den Kindern / das sie den Eltern gehorchen sollen. Du solt deinem Sohn nicht ein Weib geben / spricht die Schrifft / von den Töchtern der frembden Völckern. Deut. 7. vnd 1. Corinth. 7. Endtlich welcher seine Tochter verheyrat / der thut wol. Das Eheuerbot zwischen Blutfreunde̅ biß auff den Siebenden grad / vn̅ nachmals / das man solchs restringiret vnd eingezogen hat biß auff den Vierdten / das hat keinen grundt in h. Schrifft. Vnd mag man zu den Bischoffen billich sagen. Wer hat euch zu Richtern gesetzt? wer hat euch macht gegeben die gewissen mit newen Gesetzen zuuerknüpffen? Das einer seinen Ehegaten vmb
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Hurerey vnd Ehebruchs willen verlassen / vnd das verlassene vnschüldige teil mit gutem gewissen wider freyen möge / lehret der HErr Christus / Matth. 19. Wer sich von seinem Weibe scheidet / Es sey denn vmb der Hurerey willen / der bricht die Ehe / Vnd wer die abgescheidete freyet / der bricht auch die Ehe / vnd S. Paulus 1. Corinth. 7. So aber der vngleubige sich scheidet / so laß in sich scheiden / Es ist der Bruder / oder die Schwester nicht gefangen in solchen fällen.

XXI. Päbstische Irthumb / im Ein vnd zwentzigsten Punct.
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Vom Celibat oder Ehelosen Stande.
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(459.) DIe Papiste̅ leren / das den Priestern vnd Dienern des Worts vn̅ der hochw: Sacrament nicht
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frey stehe / sich in Ehestandt zubegeben. dist. 28. Es sollen sich die Bischoffe nicht vnterstehen / jrgendt einen zum subdiacono zumachen / es sey dann das er angelobet habe / er wolle keuscheit halten. Item: Wir beschliessen / das die jenigen / so im stande der Subdiaconorum oder drüber noch Weiber nemen / oder Concubinen haben / das die des Ampts vnd der Geistlichen pfründen entberen sollen. Sagen sie / Man könne ehe leyden(2.) vnd dulden / das ein Priester ein gantzen hauffen Huren bey sich habe / als das er sich in den ordentlichen Ehestandt begebe. Pighius. Das der Ehestandt die Erde fülle /(3.) die Jungfrawschafft aber den Himel. Hieronymus. Das der Celibat, oder der Ehelose(4.) standt viel volkommener vnd heiliger sey / als der Ehestandt. Catechis. Rom: Pag: 552. Nun aber / do das Menschliche Geschlecht gemehret / vnd viel worden ist / so zwingt nicht allein kein Gesetz niemandt nicht zufreyen / sondern die Jungfraw
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schafft wirdt vber alles gerhümet vnd gepreiset / vnd jederman in H. schrifft gerathen / als die da treflicher vnd weit besser als der Ehestandt / auch grössere volkommenheit vnd heiligkeit in sich habe. (5.) Das die eingezogenheit oder keuschheit im Celibat die Cron des Ewigen lebens erwerbe. Soto in Adsert: Cathol: de Votis. So lehret derwegen der heilsame Catholische glaube / das zugleich die Jungfrawschafft mit dem Celibat Gottes angeneme dienste sindt / vnd haben grosse verheissung vor allen dingen des Ewigen lebens. Darumb sind sie eine grosse füllige gnugthuung für die Sünde. Vnd ein mercklicher verdienst des Ewigen lebens. (6.) Das der Ehestandt / eine hindernis seyam Gebete. Asotus in scholijs. Da S. Paulus letzlich offentlich lehret / das der Ehestandt den Menschen am Gebete zu Gott verhindere / vnd sagt das man sich vom gebrauch desselben entziehen solle eine zeitlang / domit die Eheleute zum Fasten vnd Beten müsse haben.
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Lehren sie / der Ehestandt stehe den(7.) Menschen im wege / domit sie zur vollkommenheit vnd zum Ewigen leben nicht kom̅en mügen / Es ist nicht gut / sage̅ sie / das der Mensch der ins Reich der Himel komen wil / Ehelich werde. Rationale diuinorum. Item Aquinas. Welche die volkommenheit zuerlangen gedencken / die müssen sich zum höchsten hüten für dem Ehestande.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe allererste Einsetzung des Ehestandes schleust durchaus keinen menschen auß sondern last einem jedern frey / Ja reth auch allen stenden. Es ist nicht gut / spricht Gott der HErr / Gene. 2. Das der Mensch alleine sey / Ich wil jhm ein gehülffen machen / die vmb jn sey. Von den Kirchendienern aber im Newen Testament redet S. Paulus insonderheit. 1. Timoth. 3. vnd spricht. Es soll ein Bischoff vnstreflich sein eines
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Weibes man / vnd von allen stenden zugleich sagt er. 1. Corinth. 7. Vmb der Hurerey willen / habe ein jeglicher sein eigen Weib / vnd ein jegliche habe jhren eigen Man. Das auch kein Papst oder Obrigkeit / sonderliche leute keuscheit zugeloben zwingen sollen / beweiset Christi Spruch / Matth. 19. Das wort fasset nicht jederman / sondern denen es gegeben ist / vnd das der Apostel Petrus ein Weib gehabt / ist offenbar. Luc. 4. Wider die Gottslesterung der Päpstler / da sie lestern / der Ehestandt sey eine hindernis am (Siricius pp. in lure Can.) Gebete / Es sey ein fleischlich leben gefüret. Vnd es sey eben so viel / wenn ein Priester Ehelich werde / Als wenn er im offentlichen Hurn leben sey / dawider soll man behalten den Spruch Hebr. 13. Die Ehe soll ehrlich gehalten werden bey allen / vnd das Ehebette vnbeflecket. Die Hurer aber vnd die Ehebrecher wirdt Gott richten.
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XXII. Pebstische Irthumb / im Zwey vnd zwentzigsten Punct.
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Von der Confirmation oder Päpstischen Firmelung.
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LEhren die Papisten mit aller(1.) macht / das die Firmelung oder(466.) Confirmation, ein Sacrament sey / vnd wer das leugne / der sey des Teuffels. Trident: Concil: Sess. 7. Canon. 1. de conf: Wer da sagt / das die Firmelung der Getaufften / eine ledige vn̅ nichtige Ceremonia sey / vnd nicht viel mehr ein wares rechtschaffenes Sacrament / Oder das vorzeiten das Co̅firmiren anders nichts gewesen / als eine vnterweisung vnd vbung im Catechismo, do die Jugent vor der Gemeine Gottes vrsach vnd grundt jres glaubens angezeigt haben / der sey verflucht.
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(2.) Sagen sie für ein lautere warheit / Christus der HErr selbst habe die Co̅firmation eingesetzt. Catechis: Rom. Pag. 321. Item 323. (3.) Lehren sie / das allein die Bischoffe ordentlich dazu bestetiget sindt / das sie Confirmiren oder Firmelen sollen. Trident: Concil: Sess: 7. Can: 3. So jemandt sagt / das der heiligen Confirmation ordentlicher vnd bestetigter Diener nicht alleine sey. Ein Bischoff sondern auch wol ein ander schlechter Priester / der sey verflucht. (4.) Leren sie / das die Christe̅ viel grössere gnade vnd krafft empfangen durch die Firmelung / als durch die H. Tauffe / welchs zwar eine heßliche Vngeheure Gottslesterung ist. Catechis: Rom: Pag. 319. Dieweil aber durch die gnad der H. Tauffe die Menschen in ein newes Leben Widergeboren werden / Durch das Sacrament aber der Co̅firmation die jenigen / so geboren worden / zu Mennern werden / dieweil sie das abgethan habe̅ / was kindisch war. So kan man hierauß gnugsam verstehen / das wie in diesem Natürlichen le
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ben ein grosser vnterscheidt ist / wann ein Mensch gezeugt vnd beboren / vnd wenn er zunimpt / erwechst vnd gros wirdt / Das auch demnach so fern ein vnterscheidt sey zwischen der Tauffe / so die Krafft alleine hat wider zugeberen / vnd der Confirmation, durch deren krafft vnd wirckung die Christgleubigen wachsen vnd zunemen / vnd eine volkomene stercke des gemüts vberkommen. Vber das weil man ja ein newes vnd vnterschiedenes Sacrament haben muß / wann nemlich das Hertz vnd gemüt in eine newe noth vnd angst gereth / so kan man leichilich sehen das gleich wie wir der Tauffe gnaden bedürffen / das Hertz durch den glauben anzurichten / das es also zuuor auß Gottseligen hertzen nützlich vnd heilsam sey / das sie ferner durch eine andere Gnade gestercket vnd bekrefftiget werden / domit sie durch keine furcht der straff vnd pein noch gefahr des Todes sich abschrecken lassen / von des rechten glaubens bekentnis. Vn̅ dieweil solchs durch die Oelung der Consirmation geschicht vnd außgerichtet / wirdt kler
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lich darauß verstanden / das es eine andere meinung mit diesem Sacrament habe / als mit der Tauffe. Darumb auch der Papst Melchiades, den vnterscheidt vnter beyden gar fleissig erkleret / do er also schreibet. In der Tauff wirdt der Mensch zum Kriegsman angenommen / In der Confirmation aber wird er zum streit außgerüstet / In dem Brun der H. Tauffe / gibt der H. Geist dem Menschen volkommene vnschult / In der Confirmation aber / bekompt er durch den H. Geist volkomene gnade. In der Tauff werden wir wider geborn zum leben / Nach der Tauff werden wir gestercket vnd bekrefftiget zum streit. In der Tauff werden wir abgewaschen / Nach der Tauff werden wir starck gemacht. Die widergeburt machet von sich selbst selig / die jenige̅ / so im friede die Tauff empfangen. Die Confirmation oder Firmelung aber rüstet vnd machet den Menschen bereit zum Todtskampff. Haec Catechismus Romanus. (5.) Lehren sie / das durch die Confirmation die Siebenfeltige gaben des
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heiligen Geistes / dem Menschen gegeben werden. Catechis: Rom: Pag. 317. Es sol jederman dohin eilen / das er ohne allen verzug in Gott Newgeboren / vnd hernach von dem Bischoff mit der Firmelung bezeichnet werde / das ist / das er die Siebenfeltige gnade des H. Geistes empfahe vnd vberkomme. Lehren sie / das das Oel vnd schmirsalbe(6.) / so man in der Firmelung brauchen sol / mit sonderlichen vn̅ gebreuchlichen Ceremonien vom Bischoff müsse gesegnet vnd consecrit werden. Rom: Catechis: Pag: 324. So wirdt aber der Chresam mit sonderlichen Ceremonien vom Bischoff co̅secriret vnd gebenedeyet. Leren sie / das das Oelen vnd schmiren(7.) / zu sampt den Worten / deren sich die Catholische Kirche in verrichtung solches wercks gebraucht / den HErrn Christum selbst zum stiffter vn̅ einsetzer habe. Catech: Rom: Pag. 321. Darumb sollen die Pfarherr erkleren / das Christus der Herr nicht allein ein anfenger vn̅ stiffter gewesen / sondern wie
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der H. Fabianus Papst zu Rom bezeuget / auch weise vnd wort eingesetzt / vnd befohlen wie man in der Catholischen Kirchen die Firmelung verrichten solle. (8.) Lehren sie / Das die heilige Schmir oder Chrisma auß Oel vnd Balsam müsse zusamen getemperiret / zubereitet vnd verwaret werde̅. Catechis Rom. Pag. 322. Co̅cilium Florentinum. (9.) Sagen sie / das mit diesen worten die Firmelung verrichtet werde. Signo te signo Crucis, & co̅firmo te Chrismate salutis, in nomine Patris, & Filij & Spiritus sancti. Das Creutzzeiche̅ geb ich dir / dar zu Chrisam vnd heilige Schmir. Thue das zur Confirmation: Im Namen Gottes des Vaters / des Sohnes / vnd heiligen Geists. Der diß bekrefftigt aller meist. Catechism. Rom: Pag: 325. (10.) Das die Zuberentu̅g des Chrisams / mit heilige̅ Gedetlin müsse volnbracht werden / vnd das gebüre alleine einem Bischoffe zuthun. Catechis: Rom. 325. Ditweil der HErr Christus die materiam od die Rüstung / so zu dieser
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Schmir oder Chresam gehöret / selber nicht geheiliget hat / dieweil ers selber nicht gebraucht / noch damit vmbgangen. So ist freilich von nöten / das solche materia durch andechtige vnd heilige Gebet gesegnet vnd Benedeyet werde. Vnd solche handthirung kan sonst keinen Menschen / als nur allein einen Bischoff gebüren. Lehren sie / das man bey der Confirmation(11.) oder Firmelung / auch Gevattern vnd Paten haben müsse / wie bey der Tauffe / zwischen welchen als dann eine Geistliche Verwandtschafft gemachet wirdt / welche auch ordentliche Ehestifftung verhindere. Catechis: Rom: Pag: 329. Lehren sie / das durch die Firmelung(12.) die Sünde geschenckt vnd vergeben werde. Catechis: Rom: 332. Pag. Das die Confirmation diß eigentlich thun vnd außrichten könne / Nemlich die gnade geben vnd wircken / wie die heilige Tauffe. Catechis: Rom. ibidem. Das die Confirmatio ein solch(13.) Mahlzeichen dem menschen eintrucke /
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dorumb sie nicht mehr als einmahl geschehen könne. Catechis: Rom. Pag. 335. (15.) Das / so baldt der Chrisam angeschmiret werde / der heilige Geist dem Menschen gegeben werde. Catechis. Rom: Pag: 336. Die sich derwegen mit dem H. Chrisam Firmelen vnd Confirmiren lassen / die werden an der stirn Gesalbet / dann durch dieses Sacrament wirdt der H. Geist in die hertzen der gleubigen außgegossen / der da in jhnen die krafft vnd stercke vermehret. (16.) Leren sie / das man das Sacrament der Firmelung vffschieben vnd verziehen solle / biß der Mensch sieben Jar alt werde. Catechis: Rom: Pag: 331. Wo man sich bedüncken wil lassen / man solle diß Sacrament nicht auffschieben / biß auff das zwölffte Jar / So ists doch nützlich vnd gut / das man damit verziehe biß ins siebende Jar. (17.) Die form vnd weise der Firmelung beschreiben sie also. Die da nun gefirmelt werden / die salbet man erstlich mit Chrisam an der stirn / dan̅ das zeichen /
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dadurch ein Christ von andern leuten / gleich wie ein Landtsknecht von andern vnterschieden vnd erkennet werden möchte / muß man an eine̅ scheinbarlichen ort des Leibes machen. Darnach das der jenige / so in der Firmelung als ein starcker behertzter Kempffer allerley vnglück gantz vnuorzagt vmb Christi Namens willen außstehen vnd tragen solle / so wirdt er ein wenig mit der Handt vom Bischoffe auff den einen Backen geschlagen. Zu letzt aber wirdt jhm der friede gegeben vnd angekündiget / Auff das er verstehe / er habe die volkom̅enheit der himlischen gnade / vnd den frieden erlanget. Catechis: Rom: Pag, 337. Lehren sie / das ein Christ auff andere(18.) wege nicht volkommen werden möge / vnd kein stedte noch ort vnteden volkommenen finden könne. Ob er schon Getaufft sey / Er sey dann vom Bischoffe mit Chrisam gesalbet / vnd gezeichnet. Clem: Papa. Verneinen sie abermahl vnd sagen(19.) / das der kein Christ sein könne / der
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nicht Gekrisamet vnd geschmiret sey. Concil: Aurel: de Consecrat: dist: 5. Der kan nimmermehr ein Christ sein / der in der Bischofflichen Firmelung nicht ist Gekrisamet worden. Derwegen sindt die kleinen Kindlein nicht Christe̅ / ob sie schon getaufft sindt. (20.) Lehren sie / das die Firmelung / beide Leib vnd Seel / zum streit rüste vnd wapene / die Seele zwar Wapene sie durch die eintruckung des Characters wider die kleinmütigkeit / den Leib aber durch den Schilt des Creutzes wider den Anlauff der Teuffel / wider die furcht in der bekentnis des Namens Christi / vnd gibt jm einen kecken mut / vnd so er Ritterlich kempffet vnd streittet / Crönet sie jhn / welchs bezeichnet wirdt durch das Heuptuch / so dem Gefirmelten vmb den Kopff gebunden wirdt. Compend: Theolog: Lib. 6. Cap. 11. (21.) Es nütze vnd fromme vns im geringsten nicht / do wir schon durch die Tauffe von dem Fall auffgerichtet werden / wo wir nicht auch durch die
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Firmelung zubestehen / oder standthafftig zubleiben / gestercket vnd bekrefftiget werden. Gerson. Das alle die / so durch die heilige(22.) Tauff wider geboren / vnd mit dieser Schmire gesalbet werden / volkommen segen zu Leib vnd Seel vberkommen. Ex Pontificali. Das des H. Geistes krafft vnter(23.) das Chrisams Oel mit vermischet werde. Pontificale. Das das Consecrirte Oel sey ein(24.) Chrisam oder Salbung des Heils vnd der Seligkeit / alle denen dle durchs Wasser vnd den heiligen Geist wider geboren sindt / das sie auch durch solches Oel des Ewigen lebens theilhafftig / vnd Mitgenossen oder Erben des Himelreichs werden. Pontificale. Das die Temperirung vnd vermischung des Balsams vnd Oels / gereiche alle denen / so mit geschmiret werden zur versönung / vnd zur heilsamen verwarung in sccula seculorum. Pontisicale. Das man den H. Chrisam auch(25.) anbeten müsse / dieweil die Papisten
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haben wollen / das dabey solche word sollen gesprochen werden. Ave sanctum Crisma. Sey gegrüsset du heiliges Oel. Pontificale. (27.) Das wir durch den Chrisam in den Firmelung dem HErrn Christo einverleibt vnd geheiliget werden. Pontificale. (28.) Das die Leyen / wo sie den Chrisam nicht mit gnugsamer Reuerentz anrüren / den aller grösten zorn Gottes auff sich laden / vnd mehr verdienen / als das hellische Fewer.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe gantze lehre der Papisten von jhrer Confirmation oder Firmelung / ist anders nicht als ein lauter Geticht / auß menschlichen gedancken vnd gehirn ohne alle zeugnis der heiligen Schriffe erfunden / darumb wirdt solchs krefftiglich widerlegt / durch die Sprüche des Herrn Christi / als da er spricht. Matthei 15. Alle pflantzen / die mein Himli
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scher Vater nicht pflantzet / die werden außgereutet. Item: Vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche lehre / die nichts denn menschen Gebot sind / vnd Col: 2. So jhr denn nu abgestorben seidt mit Christo den satzungen der welt / was lasset jhr euch denn fangen mit satzungen / als lebet jhr noch in der Welt? die da sagen. Du solt das nicht angreiffen / Du solt das nicht kosten / Du solt das nicht anrüren / welchs sich doch alles vnterhanden verzehret / vnd ist menschen gebot vnd lehre. Das sie tichten durch die Firmelung werde die Sünde vergeben / das streittet wider den Spruch 1. Joan. 1. Das Blut Ihesu Christi reiniget vns von allen Sünden. Vnd mit dem Spruch S. Pauli Ephes: 1. An welchem wir haben die Erlösung durch sein Blut / nemlich vergebung der sünden. So ist das auch eine grobe vngeheure lügen / das durch die Confirmation die Siebenfaltige Gaben des heiligen Geistes / sollen gegeben werden /
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Sintemahl die H. Schrifft bezeuget / das der H. Geist durch die verheissung des Euangelij gegebe̅ / durch den glauben empfangen werde. Gal. 3. Auff das die verheissung keme durch den Glauben an Ihesum Christum gegeben / denen die da gleuben. Item: Auff das der segen Abrahae vnter die Heyden keme / vnd wir also den verheissene̅ Geist empfingen durch den glauben. Also ists auch eine freuele schmach vnd lesterung wider de̅ gantzen Christlichen Namen / das niemandt warhafftig ein Christ sein könne / er sey dan̅ von einem Bischoff gekrisamet / wie sie reden. Sollen derwegen nun so vnzelich viel Tausent Christen / die niemals vom Chrisam salben oder schmiren etwas gehöret haben / zum ewigen Tode verdampt sein? Warumb sagt denn Christus Marc. 16. Wer da gleubt vnd Getaufft wirdt / der wirdt Selig werden / So die Pabstische Firmelung so gar hochnötig zur Seligkeit sein sol? Die Abgötterey vnd Zeuberey / so da bey der Consecration vnd Bezauberung des Chrisams oder Schmir
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salben geübt vnd gebrauchet wirdt / die wirdt verdampt im ersten vnd andern Gebot: Du solt nicht andere Götter haben neben mir / vnd du solt den Namen des HErrn deines Gottes nicht vnnützlich füren.

XXIII. Pebstische Irthumb / im Drey vnd zwentzigsten Punct.
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Von der letzte Oelung.
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WOllen die Papiste̅ mit gewalt(1.) erstreiten / das die letzte Oelung(493.) ein Saerament sey Catechis: Rom: Pag: 495. Lehren sie / die letzte Oelung sey von(2.) Christo selbst eingesetzt vnd beschlossen. Catechis: Rom: Pag: 499. Trid. Concil: Sess: 4. Can. 1. Die Materia / so man zur letzten(3.) Oelung gebrauche / dörffte anders
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nichts sein / als Oele auß Oliuen lauter gepresset / welchs der Bischoff mit sonderlichen hierzu gefasseten vn̅ auffgeschriebenen worten Consecriren vnd weihen müsse. Catechis: Rom: Pag. 496. (4.) Geben sie für / die letzte Oelung gebe die gnade des H. Geistes. Trident: Concil: Sess: 4. Cap. 4. Wer da sagt / das die h. Oelung der Krancken / keine gnade wircke / noch die sünde vergebe / noch die krancken stercke vn̅ erquicke / sondern sey nun auß vnd habe auffgehöret / als die vorzeiten nur eine sonderliche gnade gewesen / die Krancken gesundt zumachen / Der sey verflucht. (5.) Lehren sie / Das auch durch die letzte Oelung den Krancken jhre leibs gesundtheit wider gegeben werde. Catechis: Rom: Pag. 500. (6.) Das durch die letzte Olung die leichten sünden / die man nennet Venialia, vergebe̅ werde̅. Catech. Ro. pag. 505. (7.) Das durch das Sacrament / der letzten Oelung / die gewalt vnd macht des Teuffels geschwecht vnd zerstöret werde. Catechis: Rom: Pag. 507.
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Leren sie / das die gewonheit vnd der(8.) gebrauch der letzten Oelung / welchen die H. Römische Kirche hat vnd behelt von den Christen ohne Sünde nicht könne vnterlassen werden. Trident. Concil: Sess: 4. Can: 3. Streitten die Papisten / das da eigentlich(9.) zur letzten Oelung anders niemands als ein Priester köm̅en / vn̅ dieselbe verrichte̅ müsse. Vnd wer das verneinet / derselbige ist bey jnen in Bann vn̅ verflucht. Trid: Con. ses. 4. Ca̅: 4. Lehren sie / das die Form vnd weise /(10.) dieses Sacraments stehe in diesen worten. Durch die heilige Oelung vergebe vnd verzeihe dir Gott / was du für sünde gethan vnd begangen hast / entweder mit deinen Augen oder mit deiner Nasen / oder mit greiffen vnd sülen. Catechis: Rom. Pag. 497. Concil: Trid: Sess. 4. Cap. 1. Lehren sie / das die letzte Oelung in(11.) dem krancken einen grossen merckliche̅ glauben erwercke auff Gottes güte vn̅ Barmhertzigkeit. Trident. Concil. Sess. 4. Cap. 1. Dann die gnade ist ein thun vnd werck des heiligen Geistes /
|| [ID00448]
welches Salbung die Sünde vnd missethat / so deren noch etliche am Menschen nicht abgetilget sein / vnd was daruon noch vbrig / gantz vnd gar abweschet / vnd die Seele des Krancken erquicket vnd stercket / vnd erwecket in jhm eine grosse zuuersicht auff Gottes güte vnd Barmhertzigkeit. (12.) An welchem ort vnd ende man den Krancken salben solle / lehren sie / das die Salbung geschehen müsse an den Augen / Ohren / Nasen / an dem Munde / auff den Lenden vnd Henden. Co̅pend: Theolog: lib. 6. Cap. 35. (13.) Lehren sie / das man die letzte Oelung widerholen möge / Nemlich wann ein Mensch offt Kranck wirdt / in einer einigen kranckheit aber solle niemandt zweymal Geölet werden / es were dan̅ / das die Kranckheit lenger werete / als ein Jar / also das auch binnen Jares frist / niemandt in einer Kranckheit zweymahl solle geölet werden. Com-Theolog. lib. 6. Cap. 35.
|| [ID00449]

Widerlegung aus Gottes Wort.
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EIn Gottseliges Hertz / das nach rechtem bestendigem grunde fraget vnd forschet / soll allwegen bey diesen oder dergleichen andern Irrthumen für augen habe̅ den spruch Christi / Matth. 15. Alle pflantzen die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werden außgereutet / Lasset sie (die Oelgötzen) fahren / sie sind blind / vnd Blinde leiter. In diesem Spruch vermahnet der HErr Christus / das man keine Lehre von Gott vnd dem Ewigen leben / auch keinen Gottesdienst / noch Religion solle billige̅ noch annemen / Als die allein vo̅ Gott dem ewigen Vatter selber in seinem Wort gestifftet vnd eingesetzet. So ist aber offenbar vnd am tage / das die letzte Oelung der Papisten / weder vo̅ Christo / noch seine̅ Aposteln eingesatzt sey / dann was Jacobus sagt von der Salbung der Krancken / ist das eine sonderliche gnade vnd gabe gewest / die Krancken gesunde zumachen / so Christus sei
|| [ID00450]
nen Aposteln gegeben / vnd ist nicht ein gemeiner befehl oder gebot gewesen so zum. h. lehr vnd Predigampt gehöret. So habe̅ auch die lieben Apostel solche ???euberey vnd segen bey dem Oele nicht gehabt / wie hernach die Römische Synagoga vnd Lesterschule erdacht hat / massen auch dem Oele nicht zu eine Geistliche krafft vnd wirckung / wie die Päbstler thun / sondern gebrauchte̅ nur des Oels / das an denen orten reichlich wuchs / als eine bequeme Artzney die kranckheiten zuheilen. Die Bapstese??? aber wollen stracks haben / das durch krafft jrer Oelung Venialia peccata, die teglichen gebrechen vnd sünde solle̅ außgetilget werde̅ / welchs zur schmach vnd lesterung geredt wirdt / wider das blut Ihesu Christi / das zur vergebung vnser / Ja aller welt sünde vergossen ist worden. S. Paulus spricht / Rom. 3 Wir werden on verdienst gerecht / auß seiner gnade / durch die Erlösung / so durch Christo Ihesu geschehen ist / welchen Gott hat fürgestelt / zu einem gnadenstuhl / durch den Glauben in seinem blut / damit er die Gerechtigkeit / die für
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jme gilt / darbiete / in deme / das er sünde vergibt. Vnd Jesa: Cap: 53. Die straffe ligt auff jhm / Auff das wir friede hetten / vnd durch seine Wunden sindt wir geheilet. Item 1. Johan. 2. Christus ist die Verfönung für vnser Sünde / Nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen Welt Sünde. So ist derwegen nichts mehr weder im Himel noch auff Erden / das die Sünde der Menschen tilgen vnd außleschen köndte / als das Blut vnsers HErrn Ihesu Christi. Also ist das auch ein grober Papistischer Irthumb / das sie jrem Oele die krafft zuschreibe̅ / das es solle alle vnreine Geister veriagen / dann das sagen sie also daher / one alles gezeugnis der H. Schrifft. S. Paulus aber lehret vns Ephes: 6. das wir viel andere Waffen vnd Rüstung bedürffen / wider die bösen Geister / Nemblich Geistliche vnd Himlische / als da ist Gottes wort / der Glaube / das Gebet / die Gerechtigkeit / Neben der hülff vnd beystandt Gottes des heiligen Geistes.
|| [ID00452]

XXIIII. Pebstische Irthumb / im Vier vnd zwentzigsten Punct.
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Von eusserlichen Ceremonien.
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(1.) LEhren die Papisten / das die eusserlichen (506.) geprenge vnd Ceremonien / so die Bischoffe erdacht vnd eingefüret auß eigener gewalt ohne Gottes befehl / ein sonderlicher Gottesdienst sein sollen / daran Gott ein wolgefallen habe. (2.) Das solche menschliche gepreng vnd Ceremonien / so doch von Gott nicht geboten / notwendig sollen vnd müssen gehalten werden / vnd das gewissen verbinden. Trident. Concil. Sess. 7. Can. 13. So jemandt sagt / das die Ceremonien / so die Catholische Kirch angenommen vnd adprobiret,
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vnd bey verrichtung der Sacramenten stetz im brauche gehabt / entweder vor nichts sollen gehalten / oder von den Kirchendienern jres gefallens one sünde vnterlassen / oder durch einen jeglichen Pfarherr auff newe art mögen verendert werden / Der sey verflucht. Das wenn einer solche eusserliche(3.) Ceremonien vnd Papstische gepreng halte / der verdiene dadurch vergebung der Sünden / vnd werde erlöset von schult vnd pein. Das die Ceremonien vnd gewönliche(4.) gebreuche der Kirchen / so streng vnd feste sollen gehalten werden / als Gottes gesetz selber. Eccius Enchirid. de human : constitutionibus. 2. axiom. Das in der Kirchen des Newen(5.) Testaments / die freyheit sey / das man möge ohne Gottes geheis vnd zulas newe Ceremonien anrichten / die da den Leuitischen Ceremonien im alten Testament gleich sein / als da sindt / ein eusserlich Priesterthumb / Priesterliche kleidung / vnterschiedt der Leuiten oder Geistlichen / weihwasser / Reuchwerck /
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Jubeljahr / Licht / Kertzen / Weirauch / vnd dergleichen vnzehlich mehr. 6. Narren sie noch ferner / das man auch in der Kirchen Ihesu Christi die macht habe / vnd Ceremonien anrichten möge / dieselbigen auch zu Gottes dienste gebrauchen / die den Heidnische̅ Ceremonien gleich sein. Als da ist Wasser vnd Saltz Consecriren vnd Weihen. Asotus adsert: de consecrat: salis. Die weihung des Weih???wassers hat zwar ein Exempel an dem Weihwasser im Alten Testament / gleich wie die vermischung des Saltz vnd die Benedeyung desselben beim Helisaeo. Solchs aber ist nicht als notwendig im Newen Testament zuhalten angenommen / sondern entweder in der zuuersicht vnd glauben an Christum / der seine Priester nicht verlassen / noch von jhnen setzen kan / ist solchs durch gar alte einsetzung / zu heil der Christgleubigen also zuweihen eingefüret / oder doch gewißlich von der gewonheit der Jüden vnd Heyden her genommen. Item / die Orden der Papisten sindt auß den gebreuchen vnd
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gewonheiten der Heyden genommen / denn so bekennen vnd reden sie selbst. Die heilige Orden vnd stende / werden also an mancherley orthen vnd enden vber den gantzen Erdboden / so fern sich die heilige Christliche Kirche erstreckt / außgetheilet vnd bestellet / nicht allein / das es die Geistlichen Vätter / auß vnd von sich selbst also geordnet hetten / sondern das auch solche weise / die sich wol geschickt vnd gereimet / von Jüden vnd Heyden hergenommen / vnd herzu gebracht ist worden. Ex Hugone de S. Victore. Item dist: 21. Vnter den Geistlichen ist ein vnterscheidt gehalten worden / also das etzliche schlecht Priester genennet worden sindt / etliche Ertzpriester / etliche Chor Bischoffe / etliche schlecht Bischoffe / Etliche Ertz-Bischoffe oder Metropolitae. Etliche Primates / etliche Patriarchen / etliche hohe Priester oder Päbste. Dieser vnterschiedt ist meisten theils von den Heyden hergenommen vnd gefüret worden / die da jre flamines oder Pfaffen eins theils in gemein Pfaffen / eins teils Ertzpfaffen / etzliche Protoflamines geheissen haben.
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(7.) Das solche Gauckelspiel vnd Narren werck der Papisten / so sie bey jhren Gottesdiensten / oder viel mehr Götzendiensten im brauch haben / nützliche Ceremonien sein solle̅ / dadurch Gott geehret / vnd die Christliche Religion herrlicher vnd berümbter gemacht werde. Als da nach der reige her sindt.
1. Processiones.
2. Bilder vmbtragen.
3. Die Helle stürmen.
4. Den Vorhang auffhengen.
5. Den Esel am Palmtag vmbfüre̅.
6. Das Creutz begraben.
7. Beim Grabe wachhalten.
8. Das Creutz auß dem Grabe heben vnd spielen tragen.
9. Christi bildtnis gen Himel lassen fahren. Auch wasser vnd fewer von oben herab fallen lassen / an vnsers Herrn Christi Auffarts tage.
10. Eine Taube hernider fahren lassen am Pfingstage.
11. In der Procession gehen an S. Marx tage / vnd in der Creutzwoch.
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12. Metten halten zur Mitternacht / oder finster Metten.
13. Auff den stillen Freytag nicht leuten / sondern klappern.
14. Vigilien.
15. Horae Canonicae / oder gezwungen Sieben zeit / als da sind
16. Primae.
17. Tertiae.
18. Sextae.
19. Nonae.
20. Vuiversaria Jar begengnis.
21. Septimae.
22. Tricesimae Vierwochen.
23. Thumbkirchen.
24. Stifft Kirchen.
25. Klöster.
26. Priorat.
27. Praeceptoriae.
28. Collegia.
29. Hospital.
30. Pfarrkirchen.
31. Capellen.
32. Filial.
33. Commendaturn oder Complereien.
34. Geweihete heilige Kleider.
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35 Humeral.
36 Alben.
37 Gurtel.
38 Armbandt.
39 Chorhembdt.
40 Caseln.
41 Chor Rock.
42 Altarn.
43 Altarn die man mit sich tragen kan.
44 Leuchter.
45 Latern.
46 Ampeln.
47 Reuchfaß.
48 Reuchwerck.
49 Gemalte Taffeln.
50 Fahnen.
51 Monstrantzen.
52 Ciboria.
53 Glöcklin.
54 Hungerluch in der Fasten.
55 Weisse Kleider für die Bilder.
56 Litaney der heiligen.
57 Ablas Creutz.
58 Der heiligen Gebein oder Heiligthumb.
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59 Palmen schiessen oder schlucken am Palmen tag.
60 Pacem küssen.
61 Todten begengnis. Vnd dergleichen vnzeliche Gauckeleyen / Narrenbossen vnd Teuschreien mehr. Tichten die Pabstesel / das die art vnd weise mancherley ding mit sonderlichen(8.) hierzu gefasseten worten zu weihen / seinen Vrsprung von den Aposteln her haben solle. Als da sindt.
1 Mönche einsegnen.
2 Weihewasser.
3 Geweihete Rose.
4 Gebenedeyet Schwerdt.
5 Agnus Dei.
6 Kreutter weihen.
7 Glocken weihen.
8 Bilder weihen.
9 Saltz weihen.
10 Osterkertzen weihen.
11 Kindtbetterin segnen.
12 Könige Crönen vnd Salben.
13 Kirchen weihen.
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14 Kirch hoffweihen.
15 Altar weihen.
16 Stein weihen / Meß darauff zu halten.
17 Die Aschen weihen.
18 Das Fewer weihen.
19 Fladen weihen.
20 Allerley frucht / Bonen / Trauben / weihen.
21 Den Wein bezaubern an S. Johannis Euangelisten tag.
22 Priester salben / Oelen vn̅ schmiren / vnd andere vnzehliche mißbreuche / die man hier alle nicht erzelen kan. (9.) Tichten die Papstesel ferner / solche vnd dergleichen Geweihete ding haben eine Geistliche krafft vnd wirckung / den Teuffel zuuorjagen / auch Kranckheiten vnd dergleichen zuuertreiben. (10.) Lehren sie / Das man im Weihen diese Gottslesterische wort brauchen solle. Ich beschwere dich du Creatur vnd geschöpffe Gottes / bey dem waren Gott / bey dem lebendigen Gott / bey dem heiligen Gotte / Das du seyest ein geweihet Saltz / zu heil vnd seligkeit der gleubigen. Missale.
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So sindt nicht allein der Ceremonien(11.) vnd Kirchen gepreng halben / sondern auch zu Gelt netzen / ertichtet worden von den Römischen Päbsten die folgende stuck oder fündlin.
1. Investiturae Episcoporum, die bestetigung der Bischoff / vnd hierbey ist zumercken das.
1. Ein Canonicus investiret wirdt mit einem Buch / das er in der Handt haben muß.
2. Ein Apt mit einem stabe.
3. Ein Bischoff mit einem gulden Ringe. Thom: lib. 4. dist: 4. art: 4 Bernh: Serm: de Coen: Dom:
2. So sindt erdacht Krönung der Könige.
3. Annaten.
4. Pallia.
5 Jubel Jahr.
6 Vniones & incorporationes beneficiorum.
7. Casus reseruati.
8. Reseruatio pectoralis.
9. Pasts Monaten.
10. Indulgentiae Ablas / dauon an seinem ort.
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11 Gratiae expectatiuae, non gratis datae.
12 Dispensationes.
13 Fructus antefiendi.
14 Signaturae.
15 Declarationes.
16 Surrogationes. Vnd dergleichen Teuscherey vnd betriegerey der Römischen Päbste / on zal vnd masse / die sie nur jhrer Schinderey halben erdacht / vnd vorhin in der Welt nie erhöret worden.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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CHristus spricht / Matth. 15. Vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren solche lehre / die nichts denn menschen Gebot sindt. Darumb auch alle Pflantzen / die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werden außgereutet. Item jr habt Gottes Gebot auffgehoben / vmb ewer auffsetze wille̅. Diese ernste sprüche des Herrn Christi verdammen auff einmahl den gantzen grossen vngeheuren hauffen der Papistischen Ceremonien / welche sie ohne masse vberheuffet haben / stracks ohne
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alles gezeugnis Gottes worts / nur darumb / das sie die augen der Abergleubigen leute bezauberten / vnd sie vo̅ der heilsamen lehre der Propheten vnd Aposteln abfüreten. Das aber die Ceremo nien, so von den Menschen eingesetzt vn̅ gestifftet / nicht notwendig Gottesdienste sein / lehret S. Paulus Gal. 5. So bestehet nun in der freyheit / domit vns Christus befreyet hat / Vnd lasset euch nicht widerumb in dz Knech tische Joch fangen. Vnd abermahl 1. Cor. 7. Ihr seidt theuer erkaufft / werdet nicht der menschen Knechte. Die Ceremonien aber so da Gotlos sind / vnd dem verdienst Ihesu Christi nachtheilig / die werden alle mit einander im Andern Gebot verboten. Du solt den Namen Gottes deines Herrn nicht vnnützlich füren. Die Practiken / Teuscherey vnd Betrug der Papste zu Rom aber werden verdampt im Siebenden Gebot. Du solt nicht stelen / dorinne Kirchenraub / Simoney vnd dergleichen verboten wirdt.
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XXV. Päbstische Irthumb / im Fünff vnd zwentzigsten Punct.
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Von Gelübden.
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(1.) LEhren die Papiste̅ / das keuschheit (518.) / Armut vnd gehorsam gelobe̅ / solche Gottesdienste sein / die da Gotte wol gefallen. Soto Adsert: Cathol: Es lehret der heilsame Catholische glaube / das die Jungfrawschafft / vnd der Ehelose standt vnserm HErrn Gott der aller angenembste Gottesdienst sey / habe auch die gröste verheissung des zukünfftigen ewigen lebens. (2.) Lehren sie / das ein werck / so nach gethanem gelübde / geschehen / viel fürtreflicher sey / vnd vnzehlich mehr belohnung zugewarten habe / als sonsten eins / so ausser solchem gelübde einfeltig nach Gottes gebote geschehen were.
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Lehren sie / das der jenige / so einmal(3.) keuscheit zuhalten gelobet / er habe es gleich auß vnwissenheit / oder auß zwang der Eltern gethan / Nimmermehr sich in den Ehestandt begeben dörffe. Lehren sie / das in einen Geistlosen(4.) Orden gehen / sey gleich als eine newe Tauffe. Das man auch darinne so offt könne vnd möge wider ernewret werden / so offt der Mönch oder Nonne sein Propositum religionis den vorsatz Geistlich zu lebe̅ / ernewret. Thom: Lib: 4. dist: 4. art: 3. In vitis Patrum lieset man / das einer von den Vätern gesehen hat / das eben die gnade von Himel herab vber den kommen sey / der einen heiligen Orden angenomen / als vber einen der da Getaufft wirdt. Soto in Adsert: Cathol: de Votis. Diese sindt nicht zu taddeln noch zustraffen / die es auß sonderliche̅ bedencken dafür halten / Nemlich das durch diß / Wann einer in einen Orden gehet / für alle Sünde dermassen gnug gethan werde / das / so viel da anlängt / das der Mensch vo̅ der zukünff
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tige̅ pein qual gefreyet sey / der Mönch vnd Nonnen Professio, der Tauff gleich gelte. Nicht aber was die gnade vnd krafft der Tauff anlangt / Sondern diß wirdt allein gesagt / das da nemlich / die Geistlichen rechte selber / so wol als die Papste alle Busse vnd ofentliche gnugthuung / auch für die aller greulichste Sünde / in ein solch Votum oder heiliges gelübdt / so bey dem Orden geschicht / verwandelt haben. Item in scholijs. Es ist niemandt der dieses Votum oder gelübde / vnd die Tauffe gleich halte / so viel die krafft vnd wirckung antrifft / die ein Sacrament haben solle / sondern das dieses eine grosse gnugthuung für die Sünde sey / kan niemandt leugnen / der den handel recht bedenckt. Daher auch (solch gelübd) bißweilen / Ja öffter / eine volkommene gnugthuung für alle Sünde sein kan. (5.) Lehren sie / wann einer sich aller dinge auff Erden verzeihe / vnd nichts eigens haben wolle / vmb Gottes willen / da sey grösser verdienst vnd heiligkeit bey / vnd sey ein weg der volkommenheit. Andrad pag. 11. Extravag.
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Lehren sie / das keuscheit / Armut /(6.) vnd gehorsam geloben / das Ewige leben verdiene. Sotus adsert: Cathol: de Votis: Dieweil aber diß gelübde des Gehorsams / den gantzen eigenen willen / den der Mensch noch vbrig behelt an Gottes geboten / nach welchen der Mensch sein gantzes Leben vnd wandel anstellet / Vmb Gottes willen alleine gelassen machet / ist kein zweiffel / das dieses gelübd ein sonderlicher Gottes dienst sey / da grosser verdienst vnd gnugthuung hinder stecke / vnd das bequemeste mittel sey / die volkommenheit zuerlangen. Item / am selben ort: Darumb benimbt oder entzeucht der dem verdienste des HErrn Christi nichts im geringsten / sondern stimpt vnd helts mit der warheit / der da sagt / das die willige Armut / vnd die gelübde derselbigen eine gnugthuung für die sünde / ein verdienst des ewigen lebens / vnd nicht das geringste Instrument oder mittel sey / dadurch der Mensch die volkommen heit erlange. Leren sie / dz der Monche̅ verdienste / vn̅ wercke andern leute̅ vmb gelt könne̅(7.)
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verkauffe werden / vnd denen die sie keuffen / zum Ewigen leben dienen sollen. (8.) Lehren sie / das der jenige / so sich in eines Franciscaners oder Barfussers Münchkappen begraben lasse / erlange den dritten theil vergebung der Sünden / In solcher hoffnung haben sich in Münchskappen begraben lassen / Zu Mantua / Marggraff Friderich der Ander dieses Namens / Zu Paris Albertus Pius princeps Carporu̅, Zu Padua / Christophorus Longolius ein Niderlender / Zu Heidelberg Rodolphus Agricola ein Friese / der aller gelertesten Deutschen einer zu seiner zeit / Ludwig Landgraff in Hessen. Baldus der fürtrefliche Jurist / wie sein Epitaphium lautet.
Hic situs est Baldus Francisci tegmine fultus.

Wer sieht.
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Hie ligt Baldus der treflich gelert Jurist.
Der nach seim todt in Frantzen Kapp begraben ist.
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Lehren die Bluthunde / das man die(9.) Priester / so nach gethanem gelübde der keuscheit in Ehestandt sich begeben / am leben straffen solle. Decretum Anglicum. Haben die Papisten mancherley(10.) vnterschiedtliche Münchenorden erdacht / Vnd ein jeder Orden hat seine sönderliche Regeln darnach er leben muß / darauff sie vertrawen / wer nemlich seine Regel fest vnd treulich halte / der werde das Ewige leben erlangen. Wil demnach an diesem ort solcher Orden etliche erzelen.

Mancherley Mönchs Orden.
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1 Benedictiner.
2 Cartheuser.
3 Bernhardiner.
4 Prediger Mönche.
5 Barfusser.
6 Carmeliten.
7 Augustiner.
8 Praemonstratenser.
9 Deutsche Herrn.
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10 Rhodiser Herrn.
11 Josaphats Thal orden.
12 Johanniter.
13 Johansbrüder Orden.
14 Antoniter.
15 S. Brigitten Orden.
16 Willig arme Brüder.
17 Geißler Orden.
18 Einsidler.
19 Basilier orden.
20 Sepulchriten orden.
21 Scherbrüder orden.
22 Schwert brüder orden.
23 Stern Münch orden.
24 Stern brüder orden.
25 Der Newenbrüder orden.
26 Creutzstern Brüder orden.
27 Constantinopolttaner orden.
28 S. Sophien Bruder.
29 Grandimontenser orden.
30 Nolharts Brüder orden.
31 Vngerischen Herrn orden.
32 Schlauonier.
33 Spiegelherrn orden.
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34 Augustiner Einsidler Orden.
35 Wilhelmitter Orden.
36 Wenreslaiter Orden.
37 Die kleinern Brüder oder Minoriten.
38 Cistercienser Orden.
39 S. Jacobs Brüder.
40 Coelestiner Orden.
41 Camadulenser Orden.
42 Orden von dem Fegfewer.
43 Finstern Thals Orden.
44 Gerundiner Orden.
45 S. Helenen Brüder.
46 Josephs Orden.
47 Gregorianer.
48 Ambrosianer.
49 Tempelherrn.
50 Canonici Regulares.
51 Vnser lieben Fraweknechte.
52 Schlüssel Herrn.
53 Lazariten oder Magdalenen Brüder.
54 Creutz Bruder.
55 Brüder auß Schottlandt.
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56 Jacobs Bruder mit den Schwert.
57 Hierosolymiter Bruder.
58 Des Herrn Spittel leute.
59 Dominicaner.
60 Franciscaner / oder Seraphici.
61 Jesu Kriegsleute /
62 Jesuaten.
63 Ordo Seruatoris.
64 Esaviten.
65 Vnser lieben Frawen Orden de mercede. Hie wirdt kein Orden erzelet / der nicht mit viel Hundert lügen vnd Irthume̅ vberflüssig erfüllet were / welchs eins jeden Ordens regel gnugsam bezeugen kan.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIeweil die Papisten / als die vnuerschamten Götzendiener ohne maß vnd ende / einen Götzendienst vber den andern / wider Gottes offentliches wort ertichtet / vnd durch eigenen freuel vnd thurst / vnzchliche Orden eingefüret haben. So dörffen wir vns warlich nicht scheme̅ /
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Sintemal es vnsere hohe notturfft erfordert / das wir offt widerholen / vnd jnen für die Nasen halte̅ / den Spruch Christi / Matth. 15. Frustra me colunt. Vergeblich dienen sie mir / dieweil sie lehren / solche lehre / die nichts denn menschen Gebot sindt. Item / Alle Pflantzen die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werden außgereut / Laß sie fahren / sie sindt blind / vnd blinde leiter / dann man kan nichts klerers noch mechtigers wider solche vnd dergleichen Menschen getichte reden / als diesen Spruch / der gleich als mit einem streich alle dergleichen Irthumb zu boden danider schlegt. Darumb wir allzeit für augen haben sollen / den ernsten befehl vnd gebot Gottes: In praeceptis meis ambulate, In meinen geboten sollet jhr wandeln / vnd nicht in den Geboten ewer Väter: Ihr solt nichts darzu thun / das ich euch gebiete / vnd solt auch nichts dauon thun. Deut. 4. Das wir vns aber für der Münche̅ Rotterey hüten sollen / dazu vermanet vns der HErr Christus. Matth. 24. So als dann jemandt zu euch wirdt
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sagen: sihe? Hie ist Christus oder da / so solt jhrs nicht gleuben: denn es werden falsche Christi vnd falsche Propheten auffstehen. Das auch die Münche tichten / wie keuscheit / Armut / vnd gehorsam geloben / eine gnugthuung für die Sünde sein / vnd das Ewige leben verdienen sollen / Ist ein grober Antichristischer Irthumb / der eine greuliche / vngeheure erschröckliche Gotteslesterung / wider das blut Ihesu Christi / mit sich auff dem rucken tregt. Sintemal die gantze H. schrifft bezeuget / das in keinem andern heil / auch kein ander Name den Menschen gegeben sey / darinne wir sollen Selig werden / als der Name Ihesu Christi. Act: 4. Der wegen man den Gottslesterungen der Münche entgegen setzen soll / diese himlische Sprüch. Als da sindt. Johan. 1. Sihe das ist Gottes Lamb / welchs der welt sünde treget / vnd 1. Joh. 2. Ihesus Christus ist die versönung für vnsere sünde / Nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen welt. 1. Joh. 1. Das blut Jesu Christi machet vns rein vo̅ allen sünden. Ite̅ Heb. 10.
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Mit einem Opffer hat er in Ewigkeit vollendet die geheiliget werden. Eph. 5. Christus hat vns geliebet / vn̅ sich selbst dargegeben für vns / zur gabe vnd opffer / Gotte zu einem süssen geruch / vnd Act. 10. Von diesem zeugen alle Propheten / das durch seinen Namen alle die an jn gleuben / vergebung der sünde̅ empfahen sollen. Rom. 5. Gott preiset seine liebe gegen vns / das Christus für vns gestorben ist / da wir noch Sünder waren. Gal. 1. Gnade sey mit euch vnd friede / von Gott dem Vater / vnd vnserm Herrn Christo / der sich selbst für vnsere sünde gegeben hat. Diese vnd dergleichen vnzeliche sprüche / von dem einige̅ mitler vnserm Herrn Jesu Christo / der vns vergebung der sünde̅ alleine verdienet hat / beweren vn̅ beweisenzum aller mechtigsten vn̅ krefftigsten / dz kein gelübde / kein ertichter Gottesdienst / kein menschlich Creutz noch leide̅ / noch durch aus keines menschen werck vergebung der sünden verdienen könne. Also auch das getichte von de̅ volkomenen leben (als könne der mensch hier auff Erden volkom̅en werden) streitet
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stracks wider den hellen vnd klaren Spruch Christi / Luc. 17. Wenn jhr alles gethan habt / was euch befohlen ist / So sprecht wir sindt vnnütze knechte / wir haben gethan / das wir zuthun schuldig ware̅. Die gelübde der keuschheit / wann wir die Gaben darzu nicht haben / Verbeut dieser Spruch Deut. 6. Dn solt Gott deinen Herrn nicht versuchen / vnd 1. Cor. 7. Hurerey zuuormeiden / habe ein jeglicher sein eigen Weib / vnd Matth. 19. Das wort fasset nicht jederman / sondern denen es gegeben ist. Vnd abermal 1. Cor. 7. Es ist besser freyen / dann Brunst leiden. Item 1. Timoth. 5. So wil ich nun / das die Jungen Witwen freyen / Kinder zeugen / Haußhalten. Die Teuscherey oder Betrigerey / das die München jhr verdienste / Das ist / ein Handt voller Lufft oder Rauch verkeuffen / wirdt gestrafft / vnd verdampt / durch das siebende Gebot: Du solt nicht stelen.
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XXVI. Pebstische Irthumb / im Sechs vnd zwentzigsten Punct.
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Von Festagen.
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LEhren die Papisten / das man die(1.) seyer der Festage / ob gleich solchs(528.) ohne ergernis geschehe̅ könne / dennoch ohne Sünde nicht möge vnterlassen. Sagen sie / das die Bischoffe macht(2.) haben / zu ehren der heiligen Festage einzusetzen / Vnd jhr gedechtnis mit anruffung vnd andern ehren feyerlich zubegehen. Lind: Lib. 3. Cap. 27. Letzlich wurden auff diese weise in den Lendern gegen Morgen vnd Mittag / von danne̅ die Religion jren vrsprung hat. Wie S. Basilius, Nazianzenus vnd Theo doretus zeugen / der heiligen Festage gehalten vnd gefeiret /
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nicht allein zu jrem gedechtnis / Oder das man jhrem Exempel solte lernen nachfolgen / sondern das man sie auch solte anruffen. (3.) Das man die Feyertage am aller besten heilige / so man Messe höre / vnd zu den Kirchen der heiligen Walfart lauffe. Catech: Rom: Pag: 649. So soll auch der Pfarherr bey leide das nicht vnterlassen / das er fleissig seine Zuhörer vnterrichte / in welchen wercken die Christen an H. Festagen sich vben sollen. Dieselben aber sindt dieser art / als das wir zur Kirchen Gottes vns finden / vnd daselbst in H. Gottseliger andacht dem Opffer der aller heiligsten Meß beywonen. (4.) Das man die empfengnis Mariae, so ohne Sünde geschehen vnd zugangen sey / auff einen gewissen heiligen tag feyren solle. (5.) Das man das Hochw: Abentmahl auff ein gewisses Fest mit Procession vn̅ anderm geprenge feyren solle. Trident: Concil: Sess: 3. Can: 6. Wer da sagt / das man im Hochw. Sacrament des Abentmahls / Christum den
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eingebornen Sohn Gottes / nicht mit warhafftigem Gottesdienst / auch eusserlich anbeten / Vnd der wegen / weder feyerlich / noch auff sonderliche heilige weise ehren / noch in Processionen nach löblichem allgemeinem gebrauch vnd gewonheit / der heiligen Kirchen solenniter herumb trage̅. Oder nicht offentlich dem Volck anzubeten darstellen solle / Vnd das die jenigen / so das Sacrament als dann anbeten Abgöttische sein. Der sey verflucht. Das die Festa, so die Papisten halten(6.) vnd feyren heissen / nicht weniger steiff vnd feste / als die Feyertage / so die Christliche Kirche sonsten im brauche hat / sollen gehalten werden. Als da sindt.
1 Der vnschüldigen Kindelin tag.
2 S. Georgen.
3 Vnser lieben Frawen Auffarts tag.
4 Vnser lieben frawen Geburts tag.
5. Corporis Christi oder Fronleichnams tag.
6 Apostel Geburts tag.
7 Magdalenen tag.
8 Laurentzen tag.
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9. Kirchweihe.
10 Allerheiligen tag.
11 Martini Fest.
12 Nicolai Fest.
13. Catharinae tag.
14 Annae tag. Im stifft Saltzburg / werden hinzu gesetzt 15. Feiertag / S. Ruprechts: Hierzu kommen noch die Fest jrer Patronen / In der Stadt Trier / werden dieser Patronen Feste hinzu gebracht. 15. Maximini. 16. Simeonis. 17. Helenae. 18. Paulini. 19. Translationis Materni & Eucharij: Besihe die Regensburgische Reformation Anno 1524. Item besihe das Trierische Prouincial Concilium, Anno 1549. Deßgleichen kommen darzu die Bet tage vor vnsers Herrn Himelfart. Litaney an S. Marx tage. Besihe auch das Interim Keys: May: Anno domini 1548. (7.) Lehren die Papisten / das man gewissen Patronen oder Vorbittern / in deren Namen die Kirchen gestifftet / sonderliche Feyertage einsetzen vnd fei
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ren solle. Vnd mit diesem dienste werde Gott geehret. Interim Cap. de Cerem: Man soll auch die Fest / so von der Kirchen angenommen / behalten / Auch in einer jedern Kirche der heilgen Fest vnd tage / so daselbst Patronen sindt. Auff das wir an denselbigen festen Gott in seinen heiligen ehren / vns auch daselbst reitzen / jnen nachzufolgen vnd verlangen haben / das vns jhre vorbitte zu stewer komme / vnd wir jrer verdienste theilhafftig werden.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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SAnct Paulus Colos: 2. spricht. Lasset euch niemandt gewissen machen / vber Speise oder vber Tranck / oder vber bestimte Feyertage / oder New Monden oder Sabbather / welchs ist der Schatten von dem das zukünfftig war / Aber der Cörper selbst ist in Christo. Item: So jr denn nun abgestorben seidt mit Christo den satzungen der welt / was lasset jhr euch dan̅ fangen mit satzungen / als lebet jr noch
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in der welt. Vnd Gal. 5. So bestehet nu in der freyheit / domit vns Christus befreyet hat / vnd lasset euch nicht widerumb in das knechtische Joch fangen. 1. Cor. 7. Ir seid thewr erkaufft / werdet nicht der menschen Knechte. Dieweil dann des Papsts Mandat vnd Gebot stracks wider diese Christliche freyheit streitten / vn̅ die gewissen verbinden auß not die Papstischen feiertage zuhalten / stecken sie voller Irthumb vnd falscheit. S. Petrus strafft diese gewaltig vnd ernstlich / die sich vnterstunden dz Joch des gesetzes Moisis / de̅ Jüngern wider auff jhre helse zulegen. Was versuchet jr dann nun Gott / spricht er / Acto. 15. mit aufflegen des Jochs auff der Jungen helse / welchs wedder vnsere Väter noch wir haben mügen trage̅ / die menge aber der Feste / feyertage / vn̅ des Papistischen tandes / ist viel eine schwerere last / Darumb versuchen die jenigen Gott den HErrn / die den Christen / so viel Feste vnd Feyertage / auch bey verstrickung jres gewissens / auffladen. Das durch Meß hören / Walfart lauffen / Heiligen anruffen / die Feyer
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tage recht geheiliget werde̅ / wird durch durch das Ander vnd Dritte gebot widerlegt / welche da vo̅ Gottseligen Christen anders nichts erfordern / als anruffung Gottes / Predigt des worts / Erhaltung des Predigampts / vnd widerlegung der Irthumb / derer die Abgöttische Messe gantz vberflüssig vol ist. Das Abgöttische Fest des Fronleichnams / streittet wider das Erste Gebot. Du solt nicht frembde Götter haben neben mir. Item mit der einsetzung des HErrn Abentmals / Sintemahl Christus befohlen hat / das wir seinen Leib essen / vnd sein Blut trincken sollen / vnd wil nicht haben / das wirs sollen vmbtragen / vnd ein sonderlich Fest dabey feyren. Also auch die andern Feste / so den heiligen Patronen gestifftet / das man die mit sonderlichen diensten Ehren vnd anruffen solle / stecken voller Abgötterey / wider das Erste gebot / Du solt keine andere Götter haben neben mir.
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XXVII. Päbstische Irthumb / im Sieben vnd zwentzigsten Punct.
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Vom Weihwasser.
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LEhren die Pastisten / das die (1.) weise / wie man das Weihwasser (532.) weihen solle / vnd die vermeinte krafft vnd wirckung die es haben sol / von den Aposteln solle herkommen sein. Andrad: Lib. 3. Pag. 326. (2.) Lehren sie, das das Weiwasser Göttliche krafft habe / mache gesundt / vertreibe Kranckheiten / vertreibe den Teuffel. Andrad: lib: 3. Pag: 326. (3.) Lehren sie / das das Weihwasser sehr mechtig sey / die teglichen Sünde vnd gemeine schwacheiten / Venialia peccata außzutilgen. Andrad: Lib: ibidem. (4.) Lehren sie / das durchs Weihwasser viel wunderwerck geschehen / vnd durch
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krafft desselben fewer in aller höhe hergebrant habe. Andrad: 327. Pag. 324. Das man das Weihwasser / vber(5.) Viehe / Weide / Wonunge̅ / vber Lemmer / Brunnen / Speis vnd Tranck. Item vber Greber der verstorbenen Seelen sprengen solle / welchs gleich eine sonderliche krafft vnd tugent habe. Andrad: Pag: 325.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DER grundt vnsers glaubens ist / das vnsere Sünde allein durch das blut vnsers Herrn Ihesu Christi abgewaschen werden. Wie S. Paulus bezeuget / Roma. 3. Wir werden ohn verdienst gerecht / durch die Erlösung / so durch Christum Ihesum geschehen ist / welchen Gott hat fürgestelt zu einem Gnadenstuhl / durch den glauben in seinem Blut / vnd Johan. 1. Das Blut Ihesu Christi des Sohns Gottes / machet vns rein von aller sünde. Derwegen ist das eine vngeheure lesterung wider das Blut Ihesu Christi / das man sagt / der men
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schen Sünde werden durchs Weihwasser abgetilget / es sein gleich Venialia, oder wie sie wollen. Dann es ist ja in keinem andern heil / Ist auch kein ander Name den Menschen gegeben / dadurch sie sollen Selig werden / als allein in dem Namen Ihesu Christi. So wirdt auch wider Gottes wort dem Weihwasser die krafft zugemessen / das es solle die Teuffel veriagen / Kranckheiten vertreiben / die gesundtheit wider geben: Es ist zwar das wasser Gottes gutes geschepff vnd Creatur / vnd nicht zuuerwerffen / demnach mit Dancksagung zugebrauchen / wie S. Paulus lehret. Die Schrifft aber lehret nirgendt / das man das Wasser mit besondern worten beschweren vnd bezaubern solle / domit es eine krafft vberkomme / die vnsaubern Geister zuuortreiben / vnd gesundtheit am Leibe vnd Gemüte wider zugeben. Die heilige Schrifft gibt vns viel andere waffen / so wir wider den Anlauff des Teuffels gebrauchen sollen: Nemlich /
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den Glauben / das Gebet / die verheissung des Euangelij / die gerechtigkeit des Geistes / vnd die krafft vnd macht des Sohns Gottes / der zu der gerechten seines ewigen Vaters sitzt. Die waffen vnser Ritterschafft sind nicht fleischlich / sondern mechtig für Gott zuuorstören die befestungen. 2. Cor. 10. Cap. So ist das auch ein offentlich stücke der Zauberey / do man ohn vnd wider Gottes außdrücklichen befehl / die Creaturen segnet / vnd weihet / zu gar einem andern nutz vnd gebrauch / als dazu sie Gott erschaffen hat / vnd do jhnen vmb etlicher darüber gesprochenen wort willen / eine Geistliche krafft zugemessen wirdt. Du solt den Namen des HErrn deines Gottes nicht mißbrauchen / spricht Gott der Herr. Vnd Deut. 18. Es soll nicht vnter dir gefunden werden ein Weissager oder ein Tageweler / oder der auff Vogelgeschrey achtet / oder ein Zeuberer / oder Beschwerer / oder Warsager / oder ein Zeichen deuter / oder der die todten frage.
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Die lügen / so da vo̅ ertichten Weihwasser gelogen werden / sol man stopffen mit Gottes gebot / Du solt nit falsche zeugnis reden. So sie aber streiten vnd erhalten wollen / es sey war / was sie die Papisten dauon sagen. Ist vns dagegen bekant die vermanung vnd warnung des HErrn Christi / Matth. 24. Die falschen Propheten werden grosse Zeichen vnd Wunder thun / das verfüret werden in den Irthumb / wo es müglich were / auch die Außerwelten.

XXVIII. Pebstische jrthumb / im 28. punct.
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Von der Ehre vnd anruffung der Heiligen.
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(1.) LEhren die Papisten / das man die (537.) heiligen Engel als Patronen vorbitter vnd beschützer anbeten solle. Catechis: Rom: Pag: 593. Vide
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Eccium in Enchiridio de Venerat: sanctorum. Lehren sie / das man auch Mariam /(2.) die Aposteln / die Martyrer / vnd andere heilige Menschen anbeten vnd anruffen solle / als Patronen Mitler vnd Vorbitter für Gott / Catechis: Rom: 409. Item 591. Item Eccius in Enchridio. Lehren sie / das man Mariam höher(3.) als ander heiligen / die heiligen aber nicht so hoch als Mariam / Gott den HErrn aber vber alle ehren vnd anbeten solle / wie sie mit den Grichischen wörtlin vnd Sophistorey treiben. Eccius in Enchirid: de Venerat: sanctorum. Lehren sie / das die verstorbenen heiligen(4.) / vnsere seufftzen vnd Gebet ansehen vnd erhören. Soto in Adsert: Cathol: de Inuocatione fanctoru̅. Wir dencken aber nicht / das die verstorbene heiligen Hertzenkündiger sein solten / sondern allein Gottes geheime freunde / die stets mit jme vmbgehen / bey vnd neben deme sindt / an den wir alleine gleuben / vnd jhme zu trawen /
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das ers jhnen eingebe / das sie für vns bitten sollen / jhnen auch vnser Gottseliges sehnen vnd verlangen zuwissen thu / vnd offenbare jhnen / was für hertzen vmb Gottes willen sie demütig anruffen vnd bitten. 6. Lehren sie / das man sich auff der heiligen verdienst solle verlassen / dadurch bey Gott dem Herrn vergebung der sünde zu vberkom̅en / vnd dz ewige leben zuerlange̅. Petrus Lomb: lib. 4. dist: 46. So bitten nun die H. bey Gott dem Herrn für vns / & merito durch jr verdienst / dieweil vns jre verdienst zu steuer kome̅ / et adfectu durch jhren geneigten willen. Dieweil sie wünschen vnd begeren / das wir vnser bitte mügen geweret werden / welchs sie zwar nicht theten / wo sie es nicht in deme zuuorn gestudiret vnd gelernet hetten / da sie Gottes wille̅ gethan vnd erfüllet. Darumb ruffen wir sie nun an / das sie für vns bitten solle̅ / das ist / das vns jhre verdienst zu hülffe vnd stewr komen mügen. Vide Asotu̅ in scholijs de Inuocatione sanctoru̅. Item Gabr: Biel: Lib. 3. dist: 19.
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Lehren sie / das die verstorbenen H.(7.) vnser Patronen vnd Vorbieter bey Gott sein. Trid: Concil: Sess. 4. cap. 3. Daher der Priester nicht pflegt zusagen / diß Opffer opffere ich dir Petre oder Paule, sondern weil er Gott dem Herrn für jhren Sieg vnd vberwindung dancksaget / begeret er jhrer Vorbit / das die für vns Gott im Himel bitten vnd anruffen wolten / derer gedechtnisse wir hie auff Erden begehen. Lehren sie / das man zu Ehre vnd(8.) gedechtnis der verstorbene Heiligen Messe halten solle / vnd für einen jeden Heiligen eine besondere Meß. Trid: Concil: Sess: 6. Cap. 3. Wiewol die Catholische Kirche zu Ehren vnd gedechtnis des heiligen / bißweilen hat pflegen Meß zuhalten. So lehret sie doch nicht / das man jhnen (den heiligen) Opffer thun solle / sondern Gott dem HFrrn / der sie (die heiligen) gekrönet / vnd mit Herrligkeit gezieret hat. Lehren sie / das man in nöten zu der(9.) Heiligen Gebet vnd Vorbitte / Ja auch zu jhrer hülffe zuflucht haben
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solle. Trident: Concil: Sess: 9. Es lehren die heiligen Vätter im Concilio / das die heiligen / so nu mit Christo herschen vnd regieren / vnserm Herrn Gott jhre Gebet für die lebendigen Opffern. Darumb es nützlich vnd gut sey / das man sie in demut anruffe / vnd zu jhrem Gebet / auch zu jrer hülff vnd beförderung / dadurch allerley wolthaten von Gott / vmb seines Sohns Ihesu Christi willen / der allein vnser Erlöser vnd Heilandt ist / zuerlangen / zuflucht habe. (9.) Tichten die Papisten / das etliche gewisse heiligen / sonderliche gewisse macht vnd gewalt haben / entweder etwas guts zugeben / oder böses zuuertreiben. Darumb man in sonderlichen gewissen nöten vnd gefahr / derselben heiligen hülff suchen vnd bitten solle. Diese offenbarliche heidnische Lehr setzt Lindanus lib. 3. Cap. 32. Der heiligen hülff vnd dienste aber partiren vnd theilen die Papisten folgender gestalt auß. Das.
1 S. Leonhardt die gefangene̅ erlöse.
2 S. Sebastian vnd Rochus die Pestilentz vertreibe / wie bey den Heyden Apollo.
3 S. Georg im Kriege helffe / wie bey den Heyden Mars vnd Bellona.
4 S. Erasmus vnd S. Anna reich machen / wie die heidnische Iuno.
5 S. Apollonia das Zahnweh vertreibe.
6 S. Niclas vnd Christoffel / auff dem Meer helffe̅ / wie Neptunus.
7 S. Ottilia den bösen auge̅ helffe.
8 S. Margreta den weibern in der Geburt helffe / wie bey den Heyden Lucina.
9 S. Lorentz vns bewar / das wir nicht Brandschaden leiden.
10 S. Catharina verstandt vnd geschickligkeit gebe / wie die heidnische Minerua.
11 S. Valtin gesundheit gebe / wie Castor bey deu Heyden. Lindanus.
12 S. Joannes der Euangelist Gifft vertreibe.
13 S. Anthonius dz heilige feur oder den kalten Brandt außlesche vnd vertreibe.
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14 S. Quirin die Fistulen vertreibe.
15 S. Barbara helffe / das man für aller gefahr gesichert sey.
16 S. Protasius vnd Geruasius, verrathen die Diebe / wie Lindanus zeuget. (10.) Lehren sie / das Vierzehen heilige Nothelffer sein sollen / durch welcher verdienst wir von allerley vnfal erlöset werden. Dieselben aber nennen sie mit Namen / wie folget. S. Georgen, S. Basilium, S. Erasmum, S. Panthaleon, S. Veit / S. Christoffel / S. Dionisium, S. Cyriax / S. Achatz / S. Eustachium / S. Aegidium, S. Margreten / S. Barbaren / S. Catharinam / dauon besihe die Messe von Vierzehen nothelffern. (11.) Werffen die Papisten auch an gewissen orten gewisse vnd namhafftige heiligen auff / die sie ehren / Als.
1 S. Petrus wirdt zu Rom geehret vnd angebeten.
2. S. Rochus zu Venedig.
3. S. Ambrosius zu Meilandt.
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4. S. Franciscus zu Assisien.
5. Die H. drey Könige vnd S. Vrsula mit jren eilff Tausent Jungfrawen zu Coln.
6. S. Vladißlaus in Vngern.
7. S. Ludwig in Franckreich.
8. S. Genouena zu Paris.
9. S. Thomas in Engellandt.
10. S. Steffan zu Wien in Osterreich.
11. S. Vlrich zu Augßspurg.
12. S. Bonifacius in Deutschlandt. An diesem ort köndte man mehr als Sechshundert Mißdrauch erzehlen / die da voller Abgötterey sein. Dan̅ gleich wie Jeremias Cap. 2. spricht. So manche Stadt / so manchen Gott hastu Juda / So hats noch viel eine ergere gelegenheit mit den Papisten / die weit in diesem fall vber die Jüden sein. Dann offt findet man vnd hat gefunden / Zwentzig oder Dreissig Altar in einer Kirchen / vnd ein jeder Altar ist einem sonderlichen Götzen oder Heiligen gestifftet worden.
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Item einem jedern Stam vnd Geschlecht in den Stedten / Einer jedern Bruderschafft vnter den München / Einem jedern Hauß / ja letzlich / einer jedern person für sich haben die Beicht väter eigene gewisse Apostel zugetheilet / die sie anruffen solten. (12.) Lehren die Papisten / die Jungfraw Maria habe der Schlange̅ den Kopff zertreten. Catechis: Rom. (13.) Bringen die Papisten auch den verstorbenen heiligen Opffer / Als S. Töniges Opffern sie Schweine. S. Veiten bringen sie Hüner.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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EXod: 20. Spricht Gott der HERR / Du solt nicht andere Götter hoben neben mir. Item du solt anbeten Gott deinen Herrn / vnd jme allein dienen. Deut. 6. Vnd zun Röm: 1. Cap. Da sich die Heyden für weise hielten / sindt sie zu Narren worden / vnd haben verwandelt die Herrligkeit / des vnuergenglichen Got
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tes / in ein Bilde / gleich dem vergenglichen menschen / vnd der Vogel vnd der vierfüssigen / vnd der kriechenden thiere. Darumb hat sie auch Gott dahin gegeben / in jres hertzen lüste / in vnreinigkeit / zu schenden jhre eigene leibe / an jhnen selbst / die Gottes warheit haben verwandelt / in die Lügen / vnd haben geehret vnd gedienet / dem geschepffe mehr / denn dem Schöpffer / der da gelobt ist in Ewigkeit / Amen. Vnd Acto: 14. Der Priester Jupiters / der für jrer Stadt Jconien war / brachte Ochsen vnd Krentze für das Thor / vnd wolt Opffern sampt dem volcke. Da das die Apostel Barnabas vnd Paulus höreten / zurissen sie jhre Kleider / vn̅ sprungen vnter das volck / schrien vnd sprachen: Ihr Menner was macht jr da? wir sindt auch sterbliche Menschen / gleich wie jr / vnd predigen euch das Euangelion / das jhr euch bekeren solt / von diesem salschen zu dem lebendigen Gott / welcher gemacht hat Himel vnd Erden / vnd das Meer / vnd alles was darinnen ist. Vnd Apocalip: Cap. 22. Vnd ich
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bin Johannes / der solches gesehen vnd gehoret hat / vn̅ da ichs gehöret / vnd gesehen / siel ich nider anzubeten zu den Füssen des Engels / der mir solchs zeiget / vnd er sprach zu mir / Sihe zu / thu es nicht. Denn ich bin dein Mitknecht / vnd deiner Brüder der Propheten / die da halten die wort dieses Buchs / Bette Gott an. Vnd 1. Timoth. 2. Es ist ein Gott / vnd ein Mitler zwischen Gott vnd den Menschen / nemlich der Mensch Christus Ihesus. Diese öffentliche klare befehl vnd zeugnis Gottes lehren vns / das man Gott den Allmechtigen alleine anbeten vnd anruffen solle. Das wir auch auff keiner Heiligen verdienst vns nicht verlassen dörffen / bezeuget S. Johannes der Teuffer / Johan. 1. Von seiner fülle haben wir alle genommen / gnad vmb gnade.
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XXIX. Päbstische Irthumb / im 29. Punct.
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Vom Heiligthumb: Oder von den Gebeinen der verstorbenen Heiligen.
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LEhren die Päbstler / das man(1.) der verstorbenen heiligen Gebein(560???) / wirdiglich vnd in Ehren halten solle. Concil: Trident: Sess: 9. So lehren die heiligen Vätter im Synodo allhier auch / das der H. Martyrer vnd anderer heiligen / so bey Christo sein vnd leben / heilige Cörper / die da lebendige Glidmaß des HErrn Christi gewesen / vnd ein Tempel des heiligen Geistes / die er endtlich zum Ewigen leben erwecken vnd herrlich machen wirdt / von den gleubigen Christen wirdiglich / vnd in hohen Ehren sollen gehalten werden / als
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durch welche sehr viel wolthaten van Gott dem Menschen widerfahren. Also das die jenigen / so da sagen / das man den Gebeinen der verstorbenen heiligen keine ehre anthun / Oder das solch Heiligthumb / vnd andere heilige Monumenta vergeblich vo̅ den Christen geehret werden / vnd das man vmb sonst der heiligen gedechtnis begehe der vrsachen / das man von jnen hülffe erlangen wolle / die sollen verflucht sein. 2. Lehren sie / das viel wolthaten den Menschen von Gott widerfahren / durch der heiligen Gebeine oder Heiligthumb / wie jetzt auß dem Tridentischen Decret angezogen. 3. Lehren sie / das die Walfarten / so man zu den heiligen anstellet / hülffe bey jhnen zu suchen / vnd zuerlangen / Gott dem HErrn ein angenemer vnd wolgefelliger dienst sey. Trident: Co̅cil: Sess: 9.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe ehre der Todten knochen oder Heiligthumbs / gehört
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hin zu der Regel des HErrn Christi / Matth. 15. Alle pflantzen die mein Himlischer Vater nicht pflantzet / die werden außgereut. So streitet solchs auch wider den außdrücklichen befehl Gottes / Matth. 4. Du solt Gott deinen Herrn anbeten / vnd jm allein dienen. So hat auch vnser HErr Gott / Deut: 34. ohne zweiffel auß dem bedencken / den Cörper des lieben Moisis den kindern Israel auß dem gesichte bracht / domit sie jhme keine Göttliche Ehre antheten. So dann vnser HErre Gott nicht hat leiden wollen / das die Israeliten solchs grosses Heiligthumb des Propheten Mosis ehreten / Ists gewis / das jhme höchlich mißgefalle / wann die leute anderer heiligen Todten Gebeine hoch heben vnd Ehren. So ist das auch eine offentliche grobe Abgötterey / wider das Erste gebot / das die wolthaten / so Gott den Menschen widerfahren lesset / den Todten Knochen der heiligen zugemessen werden / 1. Corinth. 8. Wir haben nur einen Gott / den Vatter / von welchem alle ding sindt / vnd wir in jme / vnd ei
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nen HErrn Ihesum Christ / durch welchen alle ding sindt / vnd wir in jhme. Der 107. Psalm lehret / das vns alle Wolthaten alleine von Gott widerfahren müssen / vnd das wir auß aller gefahr vnd noth alleine durch Jesum Christum müssen errettet werden / Darumb ists eine Lesterung wider den Sohn Gottes / das man den Todten Beinen der verstorbenen Heiligen / die Erlösung vnd andere wolthaten / so vns von Gott begegnen / zuschreiben wil. Das wandern vnd Walfart lauffen / zu den Gebeinen der Heiligen / jhnen Gottesdienste zuerzeigen. Verdampt der liebe Paulus / Coloss: 2. Da er den Aberglauben oder eigene wahl verdampt.
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XXX. Pebstische Irthumb / im 30. punct.
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Von Bildern.
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LEhren die Papisten / das man die(1.) Bildnisse Christi / der Jungfrawen(563.) Mariae / vnd der andern Heiligen fürnemblich in den Kirchen haben / die werdt halten vnd Ehren solle mit golt / Silber / vnd Seydengewandt schmücken vnd zieren / dieselbige küssen / das Heupt für jhnen entblössen / vnd auff die Knie fallen solle. Vnd das die Ehre / so den Bildern widerfahre / den Heiligen selbst geschehe / nach denen sie gemacht sindt Also lehret das Concilium Trident: Sess: 9. Das man die Bildnisse Christi / Mariae der Gottes gebererin / vnd anderer Heiligen mehr / zuuoraus in den Kirchen haben vnd behalten / vnd jhnen gebürliche Ehre
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anthun solle / Nicht das man gleuben solle / das eine Göttliche krafft / oder sonst etwas Göttliches an jhnen sey. Darumb man sie Ehren / oder etwas bey jhnen suchen vnd bitten solte / oder das man sein vertrawen vnd zuuersicht / auff die Bilder setzen solte / wie vorzeiten bey den Heyden geschach / die jhre hoffnung auff jhre Götzen setzten. Sondern darumb / das nemlich die Ehre / so man jnen anthut / den jenigen widerfehret / die durch sie bezeichnet vnd vorgebildet werden / Also das wir durch die Bilder / welche wir küssen / vnd für denen wir den Hut abziehen / vnd nider fallen / Christum selbst anbeten / vnd die Heiligen derer gleichnis sie haben / Veneriren vnd ehren.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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ES ist ein außdrücklich Gebott vnd Befehl Gottes des Herrn. Exod. 20. Du solt dir kein Bildnis noch jrgent ein gleichnis machen / weder deß das oben im Himel / noch des das vnten auff Erden / oder des /
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das im Wasser vnter der Erden ist / Bete sie nicht an / vn̅ diene jnen nicht / Dann ich bin der HErr dein Gott. Vnd Deut. 4. So bewaret nun ewre Seele wol / denn jhr habt kein gleichnis gesehen / des tages / da der HERR mit euch redet auß dem Fewer / auff dem Berge Horeb / Auff das jhr euch nicht verderbet / vnd machet euch jrgent ein Bilde / das gleich sey einem Mann oder Weibe / oder Viehe auff Erden / oder Vogel vnter dem Himel / oder Gewürm auff dem Lande / oder Fische im Wasser vnter der Erden. Vnd der 115. Psalm spricht: Jener Götzen aber sindt Silber vnd Golt von Menschen henden gemacht / Sie haben Meuler vnd reden nicht / sie haben Augen vnd sehen nicht / die solche machen sindt gleich also / vnd alle die auff sie hoffen: Diese außdrückliche gebot / verdammen gar gewaltiglich vnd mit ernst allen Gottesdienst / der den Bildern / es sey gleich Christi / oder der andern Heiligen / angethan wirdt.
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XXXI. Pebstische jrthumb / im 31. Punct.
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Vom Fasten vnd vnterscheidt der Speise.
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(1.) LEhren die Papisten / Das die vierzigtägige (564.) Fasten von den Aposteln selber in der Kirchen eingesetzt sey. Petrus Asotus Adsert: Cathol: de ieiu nio. Vnter welchen man findet / das die Vierzigtäglge Fasten / wie alle Vätter vberein stimmen / von den H. Aposteln selbst der Kirchen auffgelegt / vnd vo̅ Christo herruret / dessen Vierzigtägige Fasten sie stracks haben wollen / das wirs nachthun sollen. (2.) Lehren sie / Die Fasten sey ein solches werck / dadurch wir für die Sünde gnug thun / dieselbige aussönen / den zorn Gottes lindern / vn̅ vnserm Herrn
|| [ID00507]
Gott angenemer werden. Petrus Asotus Adsert: Cathol: So ist gewis auß der Vätter lehre / das die Fasten in der Kirchen / nicht allein dazu eingesetzt / das die Christgleubigen erinnert würden der vorstehenden gefahr / Sondern auch das die sünde dadurch außgetilget / Gottes zorn gelindert / vnd wir vnserm Herrn Gott angenemer werden möchten. Vnd baldt darnach / das ist ein offentlicher Irthumb / so jemandt verneinen wil / die Fasten sey nicht ein solchs werck / dadurch wir das Ewige leben verdienen / vnd für die Sünde selber gnug thun. 3. Lehren sie / Das wir durch die Fasten / das verdienst Christi vns selbst zueignen. Petrus Asotus adsert: Cathol: de ieiunio. So kan man das nicht ermeisen / als vnrecht vnd falsch / das wir durch die Fasten vns selbst das verdienst Christi zueignen. Vnd baldt hernach / wer da dem löblichen fasten / die krafft vnd das verdienst abspricht vnd verneinet / das wir dar
|| [ID00508]
nach seines verdiensts se mehr vn̅ mehr theilhafftig werden / das ist / wider die Catholische vnd Apostolische lehre. (4.) Lehren sie / das die sünder wenn sie fasten / auch ohne warhafftige Busse sehr viel außrichten mit jhrem Fasten / vnd zu Gottseligen wercken sich schicke̅ vnd bereiten / vnd das solch Fasten vnserm HErrn Gott so gar vnangeneme nicht sey. Petrus Asotus in scholijs. Die Sünder so da fasten / oder sonst nach der art gute werck thun / Ob das schon ohn ware Busse zugehet / wo sie das nur keiner bösen meinung thun / bekommen nicht geringen vortheil mit solchen fasten / denn sie erfüllen das gebot (welchs vns heisset fasten) vnd werden fertiger vnd bereiter gute wercke zu thun / dazu sie sich etlicher massen besser gefast machen. Darumb bekennen wir / das ob schon die Faste one Busse des / der in Sünden ligt / der belohnung des Ewigen lebens nicht wirdig. Doch aber gleichwol keine sünde / noch vnserm Herrn Gott vnangeneme sey / wo nur kein verkerter wille noch vorsatz dabey ist.
|| [ID00509]
Lehren die Papisten / das man am(5.) Freytag vnd Sonnabendt kein fleisch essen solle / vnd das solchs enthalten vom fleisch essen / Gott ein angenemer dienst sey. Interreligio oder Interim.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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SAnct Paulus zehlet das Speise verbot (wann man meiden soll die Speise / die Gott geschaffen hat / zunemen mit Dancksagung den gleubigen / vnd denen dit die warheit erkennen / das alle Creatur Gottes gut sey / vn̅ nichts verwerflich / das mit dancksagung empfange̅ wirdt) vnter die Teuffels leren / 1. Tim: 4. Vnd zun Colossern Cap. 2. So lasset euch niemandt gewissen machen vber speise vnd tranck / oder vber bestimpten Feyertagen. Vnd Rom. 14. Ich weis vnd bins gewis in dem HErrn Ihesu / das nichts gemein ist an jm selbst / ohn der es rechnet für gemein / demselbigen ists gemein. Das Reich Gottes aber ist nicht Essen vnd Trincken / sondern gerechtigkeit vnd friede / vnd freude in
|| [ID00510]
dem heiligen Geist / Wer darinnen Christo dienet / der ist Gott gefellig / vnd den menschen werdt / Psalm: 24. Die Erde ist des HErrn / vnd was darinnen ist / der Erdbodem vnd was darauff wonet. Darauß schleusset S. Paulus / das den Reinen alle ding rein sindt / 1. Corinth. am 10. Cap. Vnd Christus spricht / Matth. am 15. Cap. Was zum Munde eingehet / das verunreiniget den menschen nicht / Sondern was zum Munde außgehet / das verunreiniget den menschen. Daher ist klar vnd offenbar / das der vnterscheidt der Speise / vnd die Fasten bey den Papisten wider Gottes wort eingefüret sein / das wir der verdienste Christi vnsers HErrn nicht theilhafftig werden durch Fasten / oder andere werck / sondern allein durch den glauben. Lehret vns der Prohhet Habacuc Cap. 2 Der gerechte lebet seines glaubens.
|| [ID00511]

XXXII. Päbstische Irthumb / im 32. Punct.
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Vom Ablass.
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LEhren die Papisten / Das der(1.) HERR Christus der Kirchen(569.) selbst die macht gegeben vnd vffgetragen / das sie möge Ablas außtheiten. Das auch der brauch des Ablas dem Christlichen Volcke sehr heilsam vnd gut sey. Trident: Concil: Sess: vltima. Dieweil die gewalt Ablas zugeben / der Kirchen von Christo selbst vberlassen / Sie auch solcher gewalt / so jhr von Gott selbst gegeben / auch vor sehr alten Jaren gebrauchet / So lehret der heilige Tridentinische Synodus / das der gebrauch des Ablas dem Christlichem Volcke sehr nütze sey / Vnd weil er durch der Concilien authoritet gebilliget / gebeut der Synodus / das man solchen brauch in der Kirchen behalten solle. Verflucht vnd Vermaledeyet auch alle die
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jenigen / die da sagen / der Ablas sey nichts nütze / oder diene nirgent für / oder verleugnen / das die Kirche macht habe Ablas außzutheilen. (2.) Lehren sie / das der Ablas sey eine linderung der straff / die dem Menschen aufferlegt ist / von wegen der sünde / die er bereuhet vnd gebeichtet hat. Terzel: Propos. 11. (3.) Lehren sie / das der Mensch durchs Papsts Ablas von aller pein vnd straff loß gezehlet vnd Selig werde. Tetzel. propos. 46. (4.) Lehren sie / das der Mensch / der da gerewet vnd gebeichtet habe / durch des Papsts Ablas / in welcher form er auch denselbigen richtiger weise an sich gebracht / mit Gott dem HErrn könne versönet werden. Tetz: Prop: 64. (5.) Lehren sie / das derer leute Seelen / für die das gelt vmb Ablas brieffe außgegebe̅ werde / also balde auß dem Fegfewer gen Himel fliegen / so baldt der groschen im Ablas Kasten erklinge. Tetzelius. (6.) Das der jenige so warhafftig gerewet vnd gebeichtet / vnd nach des
|| [ID00513]
Papsts Ablas Brieffen / durch vollen gewalt von sünden absolutret vnd loß gesprochen / seiner Seelen seligkeit gar gewisse sey. Tetz. Prop. 62. Das der Ablas auch den Todten(7.) nütze / vnd diene per modum suffragij. Syluester Prierias. Lehren sie / das durchs Ablas nicht(8.) allein die zeitliche straff in diesem lebe̅ / sondern auch die pein im Fegfewer erlassen werde. Bulla Leonis. X. Es leret die Römische Kirche / das der Papst zu Rom zugleich schuldt vnd pein für die wirckliche Sünde vergeben könne. Die schult zwar vermittelst des Sacraments der Busse / die zeitliche peen vnd straff aber (so der Mensch vermöge der gerechtigkeit Gottes / für die wircklichen Sünde außzustehen schuldig) vermittelst des Ablas der Kirchen / Vnd könne solchs mit beweißlichem schein vnd grunde zukommen lassen / allen Christgleubigen / die durch die liebe Christo / als Gliedmas / einuerleibet sindt / sie sind gleich in diesem leben / oder im Fegfewer / Sintemahl solchs geschihet auß vberflus / der verdienste
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Christi vnd seiner Heiligen / das er so wol für die Todten als für die Lebendigen / auß Apostolischer gewalt / Ablas verleihe, vnd den grossen schatz der verdienste Ihesu Christi auspende / vnd entweder als in der absolution den Ablas mittheile / oder durch sein Jawort oder bewilligung denselbige̅ vberreiche. Vnd werden derhalben alle menschen / so wol Todte als lebendige / die dieses Ablas warhafftig sindt theilhafftig worden / von der zeitlichen pein vnd straffe / so sie vermöge Göttlicher gerechtigkeit jrer begangenen Sünde halben / hetten leyden sollen / ledig vnd loß / so weit vnd fern sich jhr erlangtes vnd mitgetheiltes Ablas erstrecket. (9.) Lehren sie / das Christi / der heiligen Jungfraw Mariae vnd aller heiligen verdienst / sey der schatz des Ablas. Extravag: lib. 5. Tit: 9. Clem: 6. (10.) Verheissen die Röm: Päbste in jrem Jubeljar / welchs erstlich Bonifaeius 8. im hundersten / Clemens 6. im fünffzigsten. Sixtus 4. im 25. Jar zuhalten verordnet denen / so der heiligen Aposteln Petri vnd Pauli Münster / vnd
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Lateran kirchen zu Rom besuche̅ / völlige vergebung aller jrer sünden. Extrauag: lib. 5. Tit: 9.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIe vnuerschampte lüge̅ der Papisten von jhrem ertichten Ablas / schwechet die vornembsten Heuptpunct der himlischen Christliche̅ lehre. Als da sindt vom Ampt vnd verdienst Ihesu Christi / von warer Busse vnd bekerung / von allem seligmachenden glauben / vom gewalt der schlüssel / Christus mit seinem theuren Blut hat außgesönet vnd vertilget die sünde der gantzen Welt. Diß ist das Blut des Newen Testaments / spricht er Matthei 26. Das für euch vergossen wirdt zur vergebung der Sünden. Vnd Matth. 20. Des menschen Sohn ist nicht kommen / das er jm dienen lasse / sondern das er diene / vnd gebe sein leben zu einer Erlösung für viele. Vnd 1. Johan: am 2. Cap. Ihesus Christus ist die versönung für vnsere Sünde.
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Nicht allein aber für die vnsere / sondern auch für der gantzen Welt sünde. Vnd Eph. 1. An welchem wir haben die Erlösung durch sein blut / Nemlich die vergebung der sünden. Weil wir derwegen mit so theurem Lohne oder bezalung erlöset / vnd mit Gott dem Ewigen Vater versönet sein / Wie darff dan̅ der Antichristische Papst zu Rom so vnuerschambt sein / vnd den Sohn Gottes lestern / das der leut betrieger vergebung der Sünden / vnd Ablas vo̅ verdienter peen vnd straff / vmb vnd für gelt verheissen vnd zusagen darff / Jesai: spricht Cap. 53. Die straff ligt auff jm / auff das wir friede hetten / vnd durch seine Wunden sindt wir geheilet / der HErr warff vnser aller sünde auff jhn / vnd Johannes der Teuffer / Johan. 1. Sihe das ist Gottes Lamb / das der welt sünde tregt. Dieweil dann Christus der HErr seinem Himlifche̅ Vater für die sünde der gantzen Welt gnug gethan / So ists eine Gotteslesterische lügen / das die Papisten tichten / die gleubigen sollen vnd müssen für jre sünde selber gnug thun. Wo nun der
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Irthumb von der Papisten Satisfaction auffgehoben ist / do muß das ertichte Ablas von sich selbst verschwinden. So verdunckelen auch die Papisten mit jhrem getichte vom Ablas die notwendige lere von der Busse. Dann weil sie lehren / das die menschen für jre Sünde entweder in diesem oder im zukünfftigen leben gnug thun / oder auch die aufferlegte Satisfaction, mit gelde abkeuffen können / machen sie damit gar ein gering vnd leicht ding auß der sünde / verkleinern vn̅ vernichten Gottes gestrenges Gerichte wider die sünde / machen die Hertzen der Menschen sicher / vnd keren also das fundament vmb / do rechtschaffene rew für die sünde sich auffgründen soll. So verscharren vnd vergraben sie auch hiermit / die heilsame lehre vom glauben vnd zuuorsicht an den mitler Ihesum Christum. Dann so man vergebung der Sünden vmb Gelt keuffen kan / ists nicht von nöten / das man an Ihesum Christum den Sohn Gottes gleube. Es ruffet aber die gantze H. Schrifft / Als Joh: 3. Wer dem Sohn nicht gleubet / der
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wirdt das Leben nicht sehen / sondern der zorn Gottes bleibet vber jhm. Das sie auch liegen vnd tichten / das Ablas komme den Todten zu stewr / per modum suffragij, streitet wider den Spruch Christi / Johannis am 3. Cap. Wer nicht gleubet / der ist schon gerichtet / denn er gleubet nicht an den Namen des eingebornen Sohns Gottes. Vnd 2. Corinth. am 5. Cap. Wir müssen alle offenbar werden für dem Richter stuhl Christi / auff das ein jeglicher empfahe / nach dem er gehandelt hat bey leibes leben / es sey gut oder böse. Item: Apocalip. 14. Selig sindt die Todten die im HErrn sterben von nu an. Vnsehlig aber sindt die / denen auch kein Ablas helffen kan noch mag / die nicht im HErrn sterben. Das man sich auff der verstorbenen Heiligen verdienst solle verlassen / ist eine schmach vnd Gotteslesterung wider den Sohn Gottes.
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XXXIII. Päbstische Irthumb / im 33. punct.
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Vom Primat des Pabsts zu Rom.
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LEhren die Papisten / Das der Römische Papst das sichtbarliche(1.) Heupt der Kirchen Christi sey auff(588.) Erden. Concil: Florent. Wir setzen vnd schliessen / das der Römisch Papst als S. Petri nachfolger / solle ein warhafftiger Stadthalter Christi / vnd ein Heupt sein der gantzen Christlichen Kirchen auff Erden. Das der Papst zu Rom ein Bischoff(2.) sey vber den gantzen Kreis der Erden. Glossa. Die Kirche Christi könne auff erden(3.) anders nicht bestehen. Es sey den̅ / das nur einer in derselben die höchste gewalt vnd macht habe. Hosius de Lo: & autho: Rom. Pontifi. Das der Papst ober alle Concilia(4.) sey / vnd das dieselbigen alle mit einan
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der jhre krafft von des Bapsts gewalt haben. Florent: Concilium. (5.) Das der Römischen Kirchen Primat nicht jrgendt von einem Concilio / Sondern von Christo dem Herrn selber gestifftet sey. Distinct: 21. Cap. quamvis. (6.) Das den Papst niemandt vrtheilen noch straffen dörffe / ob er gleich vnzehlich viel Völcker / hauffen weis / mit sich ins Ewige verdamnis fürete. Dist: 40. Cap. Si Papa. (7.) Der Papst habe eine Himlische gewalt In decretalibus Tit. de Translatione Epi: Cap. quanto, in glossa, (8.) Das der Papst alle rechte im schrein seines hertzens habe / ob er schon ein idiota sey / vnd nicht wisse was er thue. Coelestinus lib. 6. Decret: Tit: 2. (9.) Das der Papst thun möge / was er wolle / vnd dörffe niemandt vrsach seines thuns anzeigen. In decretis de trans: Epi: gloss. (10.) Das alle Beneficia oder Geistliche Lehen auff Erden / dem Papst vnterworffen / damit er seines gefallens handlen möge. Baldus.
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Das des Bapsts gewalt die Höchste(11.) sey / darüber er auff Erden seines gleichen nicht habe. Baldus. Das / so weit das Golt fürtreflicher(12.) vnd köstlicher sey als Bley / Also sey auch die Hoheit vnnd Maiestet des Papsts fürtreflicher als des Kaysers / Vnd gleich wie die Sonne am Himmel ein Vatter vnd Herr aller Planeten heisse. Also sey der Papst ein Vatter aller Hoheiten vnd Maiesteten vff Erden. Vnd gleich wie der Mond sein Liecht vnd schein von der Sonnen nemen müsse / Also müsse das Kayserthumb seine Wirde vnd Hoheit vom Pabst hernemen. Innocentius 3. schreibt dem Keyser zu Constantinopel / das die Päpstliche wirde vnd dignitet sieben vnd viertzigmahl grösser sey / als Königliche Maiestat vnd hoheit. Innocentius 3. in decretal. Cap. solite, Glossa. Dieweil der Erdboden sieben mahl grosser als der Mond. Die Son???e aber Achtmahl grösser ist / als der Mond / darauß folget das Päbstis???he dignitet vn̅ wirde /
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Sieben vnd Viertzigmahl grösser sey / als Königliche Maiestet. (13.) Das des Pabsts gewalt volkommen (600.) sey / vnd er habe dieselbige seines gefallens / wie er nur selber wolle. Franciscus de Ripa. (14.) Das des Papsts gewalt erstrecke sich Supra ius, Vber alles recht / vnd er könne ausserhalb desselben alles thun. Philippus Decius. (15.) Das der Papst mit Gott ein Co̅sistorium vnd Geistlich gericht habe / darzu sitze er mit Christo auff einem Richtstuhl. (16.) Das der Papst dispensiren möge / wider die vier fürnembsten Concilia. (17.) Das er auch dispensiren möge / wider die wort des Euangelij / wiewol nicht wider den verstandt derselbigen. Sigismundus, Neapolitanus, Carolus Ruinus. (18.) Das der Papst der allgemeine̅ Vater aller gleabigen / vn̅ Hirt aller schaffe Christi sey / auß krafft dieser wort / Weide meine Schaffe. Johan. 21. Iohan: de Turre???remata. (19.) Das der Christlichen kirchen Heil
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vnd seligkeit an des Papsts hoheit gelegen sey / dann er sey ein allgemeiner Vater der Cstristlichen kirchen. Hosius de Lo: & author: Rom: Pontific. Das der Papst die form vnd weis /(20.) aller Sacramenten verendern möge. Archidiaconus. Das der Papst zu Rom im glauben(21.) nicht jrren könne. Iohan: de Turce Crem: Lib. 2. Cap. 110. Das der Papst zu Rom ein rechter(22.) stadthalter Christi / vnd Petri nach folger sey. Florent: Concil. Das der Papst von wegen der ordentliche̅(23.) succession vn̅ hohen stands die gabe vnd gewalt habe / die heilige Schrifft außzulegen. Das der Papst Newe Artickel des(24.) glaubens schmiden / vnd die gewissen daran verbinden vnd verknüpffen möge / das sie auch ohne Gottes wort denselbigen müssen folgen. Das der Papst nach Göttlichem(25.) Recht / alle beyde Schwerdt habe / das Geistliche vnd Weltliche. Extravag: unam sanctam Bonifac. VIII.
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26. Das der Papst die Superioritet vnd den ersten Zutrit ohne allen zweiffel zum Römischen Reich habe / vnd do kein Kayser verhanden / ohne zweiffel Succediren möge. Vnd das Christus der König aller Könige dem Bapst volle macht vnd gewalt in der person Petri auffgetragen. Clemens V. in Clement: pastoralis de re iud. 27. Das der Papst der fürnembste vnd gröste sey vnter allen Bischoffen / vnd habe allenthalben den vorzug vber die gantze Kirche Christi auff Erden / welchem auch die Patriarchen vn̅ alle andere bey verlust jrer Seligkeit vnterthan sein müssen. Thomas Aquin. 28. Der Papst spricht / wir setzen / schliessen / sagen vnd bekennen / das bey verlust der Ewigen seligkeit / alle menschliche Creaturen dem Papst zu Rom vnterworffen sein sollen. Bonifac: 8. Extra de maiorita. 29. Das dem Bapst alle gewalt gegeben sey / in Himel vnd auff Erden / Nach dem spruch Matth. 28. Mir ist gegeben alle gewalt im Himel vnd auff Erden.
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30. Das der Papst nicht allein vber leibliche vnd zeitliche Creaturen / sondern auch vber die Engel zum Richter verordnet vnd gesetzt sey / Nach dem Spruch 1. Cor. 6. Wisset jhr nicht / das wir vber die Engel richten werden. 31. Das der jenige / so da vorgibt / das man vom Papst an ein Conciliu̅ appelliren möge / ein Ketzer sey. Wie pius 11. gewolt hat. 32. Das man vo̅ Papst auch nicht an vnsern Herrn Gott apelliren könne. 33. Das man von einem Concilio an den Papst könne apelliren. 34. Das sich der Papst eines Kaysers / oder eines andern Concilio nicht vntergeben könne. Denn er thete dißfals vnserm Herrn Gott gewalt vnd vnrecht. Iacobatius. 35. Das der Papst alleine auch one das Concilium einen Kayser absetzen könne / wie sich Papst Innocentius 4. dessen angemasset. 36. Das der Papst die Natur aller dinge könne verendern / also das er die
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wesentliche eigenschafft eines dinges / einem andern geben könne. 37. Das er auch auß nichts etwas machen könne. 38. Das er könne machen / das diß ein sententz schlus vnd meinung sein müsse / das an jm selbst keine ist. 39. Das niemandt zu jm sagen dörffe / warumb thustu das? 40 Das er auß vnrecht recht könne machen / durch enderung vnd verwandelung der Rechte. 41 Das er habe volle macht vnd gewalt / vnd des Himelreichs Schlüssel allzumahl in seiner handt. Baldus. 42. Das er vermöge seiner volkommenen macht vnd gewalt von rechtswegen / vber vnd wider alle rechte dispensiren könne. 43. Das des Papsts gewalt grösser vnd mechtiger sey / als aller heilige̅. 44. Das jm vnser Herr Gott / alle das jenige gefalle̅ lasse / was der Papst thut. Sigismundus Lofredus Neapolit. 45. Das der Papst alle das jenige thun kan / was Gott thut. Decius & Ludo vicus Gomesius.
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46. Das der Papst / kein Gott / kein Engel / auch kein Mensch sey. 47. Das des Papsts gewalt grösser sey als Moses / dann Moysis gewalt / habe sich ferner nicht erstreckt / als vber das Jüdische Volck. Des Papsts gewalt aber erstreckt sich vber alle menschen. Andr. ab Exea. 48. Das der Papst mehr vnd grösser sey / als sonsten alle andere Creaturen / vnd das seine gewalt sich erstrecke vber Himel vnd Erden / vnd in die vnterste Helle hinunter. Anton: Florent: in sua summa. 49. Das der Papst an autoritet vnd gewalt grösser sey / als ein Engel. teste Anto nino. 50. Das die aller höchste gewalt des Papsts alleine von Gott Herr sey vnd er von keinem menschen könne gerichtet werde̅ / nach dem Spruch S. Pauli. 1. Cor: 2. Der Geistliche richtet alles / vnd wirdt von niemandt gerichtet. Bonif: 8. in Extravag: Vna̅ sanctam Cap: Nemo. 51. Das der Papst auff dem stule sitze / denn jhm der HERR Christus
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in der person Petri insonderheit ausserwelet / Vnd das ist also war / das der Irthumb der jenigen / so da wider reden deme gleich ist / der da leugnet / der H. Geist gehe zugleich auß von dem Sohne. Thom: Aquinas. 52. Das der Papst sey das Fundament / vnd grundt des glaubens. Canones. 53. Das bey dem Papst stehe / zu setze̅ vnd schliessen, was man gleuben solle / vnd das er macht habe / den sinn vnd meinung der H. Schrifft außzulegen / Johan. de Tur. Crem. 54. Das / wenn alle welt wider den Papst were / vnd es mit jme nicht halte̅ köndte / man doch bey des Papsts meinung bleiben solle. Iohan: de turre Cremata Lib. 3. Cap. 64. 55. Das der Papst vber die allgemeine Catholische Kirche sey / oder mehr sey / als die Kirche Gottes auff Erden. Concil: Florentinum. 56. Das dem Papst zu Rom / wann er auff dem Stul seiner Herrligkeit sitze / der H. Geist leibhafftig beystehe. Thom: Aquin. Caietanus.
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57. Das der Papst Citiren / vnd für gericht laden möge / wen er wölle / es sey an welchem ort es wolle / denn er sey Dominus vbiq???, Herr an allen orten. Bartholus. 58. Das der Kayser Constantinus / dem Papste nichts geschenckt / sondern nur widerstattung gethan / dieweil der Papst an Christi stadt sey / dem da gehöret der Erdbodem / vnd alles was droben ist / vnd dem da alle macht vnd gewalt gegeben ist / im Himel vnd auff Erden. Glossa. 59. Das in entscheidung der schweren fragen / so in der Kirchen fürfalle̅ / des Papsts sententz / aller H. Vatter meinung solle vorgezogen werden. Albanus. 60. Das Christus kein fleissiger Haußuatter gewesen were / wenn er nicht jemandt hier auff Erden an seine stadt gelassen vn̅ bestellet hette / der das jenige thete / vnd zuthun vermöchte / das er gethan hat vnd thun kan. Hostiensis. 61. Das man den Papst so hoch Ehren solle / das man jhm auch müsse
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die Füsse küssen. Johan: De Platea. 62 Das man den jenigen / der dem Papst nicht gehorsam sey / am leben straffen solle. Bo nifacius de Vitulinis. 63. Das man dem Papst den Zehenden von allen Pfarren oder pfründen zu geben schuldig. Idem Bonifacius. 64. Das man dem Papst stracks / vnd aller ding gleuben solle. Vnd das darumb / damit man den Mundt nicht lügen straffe / darauß die Warheit fliessen vnd kommen solle. Marcus Mantuanus. 65. Das der Papst alle Kirchen zubestellen habe / so auch alle Beneficien, vnd was insonderheit zun pfründen gehöret. Philippus Corneus. 66. Das Gott der Herr dem Papst alle Gesetze vnterworffen / vnd das seiner hoheit kein Gesetze müge aufferleget werden. Fortunius Garth. in lib. 1. 67. Das der Papst alleine macht habe / die zeitliche peen vnd straff gantz vnd gar auffzuheben / in welche die ewige qual / durch die Beicht vnd auffer
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legte Busse verwandelt werde. Wiewol es mit geringeren ein ander gelegenheit habe. Bonifacius de Vitulinis. 68. Das der Papst einem volkommenen Ablas aller seiner Sünden geben könne / vnd wer das leugne / der sey ein Ketzer. Iohannes de Tur: Crem. 69. Das allein der Papst einen menschen von einem Eyde absoluiren vnd loß sprechen möge / wenn jemandt einen Meineid begangen. Alex: Soc. 70. Das der Papst mehr sey / als der Apostel Paulus / vnd dem Apostel Petro gleich sey in der Administration, Anthonius de Rosellis. 71. Das der Past diß auff Erden thun vnd außrichten könne / was Gott im Himel thun kan. Beroius in Cap. cum tu de vsuris. 27. Das der Papst Christi Contrafactur vnd Bildnis sey / vnd das da in einem menschlichen Cörper der Geist Gottes leibe vnd lebe. Marcus Mantua.
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(73.) Das der Papst ein lebendiger quelbrun der gerechtigkeit sey / vnd die finsternis vertreibe wie der wind. Baldus. (74.) Das dem Papst alles frey stehe. Hostiensis. (75.) Das dem Papst zu Rom / als Christi Vicario vnd Stadthalter / diß von Christo gesagt sey / das alles was er in seinem Reich setzen / abschaffen / binden vnd lösen werde / das solle also im Himel für gesetzt oder abgeschafft / für gebunden oder gelöset bey Gott dem Herrn gehalten werden. Pigius de Communione sub vna specie. (76.) Das dem Papst niemandt gleich sey / als Gott allein. August: Beroius. (77.) Das der Papst der allgemeinen Christlichen Kirchen Breutigam vnd Heupt sey. Iohan: de Tur: Crem. (78.) Das allein der Papst jemandt etwas nemen / vnd einem andern geben könne. Anthon: de Rosellis in tractatu de concilijs. (79.) Das der Papst mit de̅ Türcken könne verbuntnis machen. Iohan: Lupi. (80.) Das der Papst das liecht vnd glantz des glaubens sey / vnd gleich wie eine
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Sonne vnd heller schein der warheit. Anthonius de Rosellis. 81. Das dem Papste alle Seelen befohlen sein. Aug: Bero: de offic: 4. Praelatorum. 82. Das der Papst durchauß keine̅ mensche̅ Reverentz oder ehr anthue: Allein das er dem Kayser ein wenig zu gefallen auffstehe / das er jn küssen könne. Lib: 3. Ceremo: Curiae Rom: 83. Das der Papst die schlüssel trage zu des Himels Saal. Lib. 1. Cerem: 84. Das in des Papsts pancket vnd wolleben / der Kayser dem Papst solle wasser auff die Hende geben / vnd das erste Gerichte zu Tische tragen / Auch wann der Papst zu pferde sitzen wolle / solle der Kayser an des Papsts pferde / den stegreiffen halten / vnd das pferde bey dem Zaum ein wenig fortfüren. Lib. 1. Ceremo niaru̅ Curiae Rom. 85. Das der Kayser dem Papst den Eid zu leisten schuldig / das er jm wolle getrew vnd holt sein. Clementi: Vnica de iureiur. 86. Das im Todten begengnis des Papsts / den ersten tag für seine Seele
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Zweihundert Messen sollen gelesen werden / vnd die Neun folgenden tage hernach jede̅ tag hundert Messen. Lib. 1. Ceremoniarum. 87. Das der Papst wider S. Pauli Episteln etwas statuiren vnd schliessen könne. Carolus Ruinus. 88. Das der Papst sey ein Fürst vber alle / vnd ein König aller Könige / vnd Haupt aller Christen auff Erden. iuxta Felinum. 89. Das der Papst Gott sey. Felinus. 90. Die grossen vnd schweren sachen peinlichen wider die Bischoffe / auch Ketzerey / da für Gott behüte / die da verdienet haben / das ein Bischoff seines Ampts entsetzt vnd beraubet werde / solle̅ allein vom Papst zu Rom erkandt vnd entschieden werden. Trident: Concil: 8. Sessione. 91. Der Papst zu Rom / habe allein macht vnd gewalt / allgemeine Concilia anzustellen vnd zuberuffen / vnd (679.) er alleine solle nur darinnen praes???diren.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIese grobe vngeheuren Irrthume̅ / auch die vnuerschambten lügen vnd verfluchte Gotteslesterung / welche des Papsts scribenten, Heuchler vnd Fuchsschwentzer / nicht allein vom Primat vnd Hoheit des Römischen Papsts / sondern auch von seiner Göttlichen macht vnd gewalt / ohn alle schew vnd scham außgeköcket vnd gespiegen haben / kan man nicht allein mit dem außdrücklichen wort Gottes / sondern auch mit vernünfftegen vrsachen widerlegen. Vnd wann man nicht klerlich vor Augen sehe / das der Teuffel vnd Satanas die hertzen der Gottlosen menschen mit vnsinnigkeit so gar erfüllet / das da bey jhnen kein achtung noch hindencken / was sie schreyen vnd grölen / vnd sich auch nicht schewe̅ die grewlichste Gotslesterung wider Gott den HErrn außzuspeien / so köndte niemandt gleuben / das jrgendt ein Mensch in solche grewliche vnsinnigkeit gerathen solte.
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Aber der H. Geist hats klar vnd deutlich zuuorn verkündiget / das sich der Antichrist in den Tempel Gottes setzen / vnd sich vber alles was Gott / oder Gottesdienst ist vnd heist / erheben werde / jme selbst die aller höhiste Gottliche Maiestet zumessen. 2. Thess. 2. Der Mensch der sünden / vnd das kind des verderbens / der da ist ein widerwertiger / vnd sich vberhebt vber alles / das Gott oder Gottdienst heisset / Also das er sich setzet in den Tempel Gottes / als ein Gott / vnd gibt für er sey Gott. Hie sihestu / das S. Paulus gleich mit eine̅ singer deutet vff diese grewliche Gotslesterung / welche des Papsts gesinde vnd seine Fuchsschwentzer von seinem Primat außgespeiet haben. Vnd ist derwegen nicht von nöten / das man einem jedern Irthumb / vnd offenbarlichen lügen einen sonderlichen spruch auß der H. Schrifft / zu wider vnd zuentgegen setze / zuuorauß / Dieweil wir dieses orts nicht willens sein alles mit einander volkömlich vnd gründtlich zuwiderlegen / Sondern wollens bey zweyen oder dreyen zeugnissen des H.
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Geistes bleiben lassen / die wir an diesem ort einfüren wollen / mit welchen man diesen vngeheuren wust der lügen zur Hellen stürmen vnd stürtzen kan. Christus der HErr spricht Luc: 22. Die weltliche Könige herrschen / vn̅ die gewaltigste heist man gnedige Herrn / Ihr aber nicht also / Sonder der grössest vnter euch sol sein / wie der jüngste / vnd der fürnembste / wie ein Diener. Vnd Matth. 18. Warlich ich sage euch / es sey dann / das jhr euch vmbkeret / vnd werdet wie die Kinder / so werdet jhr nicht ins Himelreich kommen. Mit diesen außdrücklichen klaren worten / hat der Herr Christus den dienern seines worts alle weltliche Herrschafft abgeschnitten. S. Petrus / welchen die Römischen Päpste als seine nachfolger billich hören sollen. Spricht also Cap. 5. Die Eltesten so vnter euch sindt / ermane ich der Mitelteste vnd Zeuge der leiden die in Christo sind / vnd theilhafftig der herrligkeit / die offenbar werden soll / weidet die Herde Christi / so euch befohlen ist / vnd sehet wol zu / nicht gezwungen / sondern williglich / Nicht
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vmb schendtliches gewins willen / sondern von hertzen grundt nicht als die vbers volck herschen / Sondern werdet ein fürbilde der Herde. Diß klare vnd helle zeugnis des Apostels Petri / schneidet dem Römischen Tyrannen dem Papst alle seine Herrschafft abe / die er nicht allein vber die kirche Christi / sondern auch vber Fürsten / Könige / vnd Monarchen auff Erden zu haben vermeinet. Abermals spricht Christus der HErr / Johan. 20. Gleich wie mich der Vater gesandt hat / So sende ich euch. Christus aber ist nicht auff Erden gesandt / das er ein weltlich Königreich haben / vnd regieren solle / Darumb ist er den leuten auß dem wege gegangen / so offt jhm das Königreich ist angeboten worden / Sollen derwege̅ nun Bischoffe oder die zum lehr Ampt in die kirchen beruffen sein / macht habe̅ / Königlicher gewalt sich anzumassen? So heisset vns auch die h. schrifft / das wir den Papst zu Rom verfluchen sollen / darum̅ das er sich anmasset / solcher gewalt / das er Artickel des glaubens stellen / Die Religion verendern / wider die
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vier Euangelisten / vn̅ S. Paulus Episteln decerniren vnd schliessen wil. Gal. 1. So jemandt euch Euangelium predigt / anders denn das jhr empfangen habt / der sey verflucht. Johannes der Theologus zeuget vo̅ seiner Apocalypsi oder offenbarung cap. 22. So jemandt darzu setzet / so wirdt Gott zusetzen auff jn die plage̅ / die in diesem buch geschrieben stehen / vnd so jemandt dauon thut vo̅ den worten des buchs dieser weissagung / so wirdt Gott abthun sein theil vom buch des lebens / wie viel weniger aber het man zu zweiffeln / an der authoritet, der h. Euangelisten / vnd des Apostels S. Pauli / als durch welche der h. Geist on allen zweiffel geredt vnd geschrieben hat. Darumb wir desto bestendiger von jren schrifften in warheit sagen können / das der jenige greulich werde gestraffet werden / wer dieselben verstummelt / vnd menschen getichte hinzu setzet. Dieweil auch Jesa. 42. geschrieben stehet: Ich wil meine Ehre keinem andern geben / noch meinen Rhum den Götzen. So wollen Gottselige hertzen
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bedencke̅ / welche eine verzweiffelte boßheit in den Papisten sey / die da schreiben dörffen / das jhrem Oelgötzen dem Papst alle gewalt gegeben sey im Himel vnd auff Erden / vnd das er vnd vnser Herr Gott / ein Consistorium oder Geistlich gericht zusamen haben / das er auß nichts etwas mache̅ könne / das er ein HErr vber alles sey / was im Himel auff Erden / vnd vnten in der Hell sey / das er alle rechte im schrein seines hertzens habe. Solchen vnuerschamten vnd greulichen Götzen / solle̅ wir verfluchen / vn̅ wissen / das geschrieben stehe. Ich bin der HErr / vor mir ist kein Gott / vnd wirdt auch keiner nach mir sein. Vnd du solt keine frembde Götter haben neben mir.

XXXIV. Pebstische jrthumb / im 34. punct.
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Vom Antichrist.
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(1.) LEhren die Papisten / das der Antichrist (680.) auß Babylonien / vom Stam
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Dan / herkommen solle. Compend: Theolog: Lib: 7. Cap. 8. de Antichristo. Der Antichrist / wirdt vom Samen leiblicher Eltern empfangen werden / vnd nach der empfengnis / wirdt der böse Geist in den Leib seiner Mutter komen / durch dessen krafft vnd wirckung nachmals das Kind geborn / erneret / aufferzogen vnd groß werden wirdt / darumb es auch wirdt genennet werden / Filius perditionis, Das kind des verderbens / er wirdt aber geboren werden in Babylonia vom geschlechte Dan / wie die glossa laut vber Apocalypsin. Darnach wirdt er gen Hierusalem kommen / vnd sich daselbst selber beschneiden / vnd wirdt zu den Jüden sagen / Er sey Christus der jhnen verheissen sey / daher jm das Jüdische volck insonderheit wirdt anhange̅ / wie Haymo sagt / vber die offenbaru̅g Joannis. Leugnen die Papisten / das der Römische(2.) Papst mit seinem anhang der Antichrist sey / da doch solchs mit starcken öffentlichen zeugnissen des Göttlichen worts vberfüret vnd erwiesen wirdt.
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3. Lehren die Papisten / Das der Antichrist nur vierdthalb Jahr heerschen vnd regieren solle. Compend: Theolog: Der Antichrist wirdt regiern / wie die Glossa vber Apocalypsin sagt. Drey Jahr vnd ein halbs. 4. Leren sie / der Antichrist solle auff dem Oelberge erschlagen werden. Co̅pend: Theolog: lib. 7. Cap. 14. Der HERR wirdt durch seine macht den Antichrist Tödten / wie die glossa vber die Offenbarung Johannis sagt / entweder selbst eigner person / oder durch Micae̅lem den Ertz Engel. Er wirdt aber getödtet werden / auff dem Oelberge in seinem Gezelt / auff seine̅ stuhl / an dem ort / vmb welche gelege̅heit / der HErr Christus gestanden / do er gen Himel gefaren ist. Wenn aber der Antichrist nun getödtet ist / so wirdt der HErr so baldt noch nicht zum gerichte kommen / Sondern wie die glossa vber Danielem sagt / werde̅ den heiligen zu jhrer erquickung / auch den verkerten vnd verfüreten zur Busse vnd Bekerung / Fünff vnd viertzig tage vergönnet werden.
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Widerlegung aus Gottes Wort.
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DER Papisten Trigerey vnd Teuscherey vom Antichrist / weil die kein zeugnis in Gottes wort haben / sol man verwerffen vn̅ verdammen. Dann wie S. Hieronimus recht vnd wol sagt / was in Gottes wort keinen grundt noch beweis hat / das mag so leicht verworffen als angenomen werden. Vnd S. Paulus warnet vns / das wir vns hüten vnd vorsehen sollen für verfürung vnd menschen lehr. Coloss. 2. Ich aber sage dauon / das euch niemandt betriege mit vernünfftige̅ reden. Item: Sehet zu / das euch niemandt beraube durch die Philoso phia vnd lose verfürung nach der menschen lehre / vnd nach der Welt satzungen / vnd nicht nach Christo. Derwegen auß Gottes wort soll vnd muß mans nemen / was man vom Antichrist halten soll. Als 1. Johan. am 2. Wer ist ein lügner ohn der da leugnet / das Ihesus der Christ sey? Das ist der wider Christ / der den Vater vnd den
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Sohn leugnet. Vnd 2. Thess. 2. Das offenbaret werde der Mensch der sünden / vnd das kindt des verderbens / der da ist ein widerwertiger / vnd sich vberhebt vber alles das Gott oder Gottesdienst heisset / also das er sich setzt in den Tempel Gottes / als ein Gott / vn̅ gibt für / Er sey Gott. Vnd Matth. 24. Es werde̅ falsche Christi / vnd falsche Propheten auffstehen / vnd grosse zeichen vnd wunder thun / das verfüret werden in den Irthumb / wo es müglich were / auch die außerwelten. So auch lesen wir Dan: 12. An stadt Gottes wirdt er (der Antichrist) seinen Gott Maozim ehren / denn er wird einen Gott / dauon seine Väter nichts gewust haben / ehre̅ mit Golt / Silber / Edelgestein vnd Kleinoten / vnd wird denen / so jm helffen stercken Maozim mit dem frembde̅ Gott / den er erwelet hat / grosse Ehre thun / vnd sie zu Herren machen / vber grosse güter / vn̅ jnen das Landt zu lohn außteilen. Vnd Apoe: 17. Vnd ich sahe das Weib truncken von dem Blut der heiligen / vnd von dem blut der zeugen Ihesu.
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Auß diesen zeugnissen der h. schrifft / erscheinet klerlich / was der Christen glaub vnd bekentnis vo̅ Antichrist sey / welche̅ Christus vn̅ die Apostel zuuorn verkündiget haben / das er komen solle / vnd weil es klerer ist / als die helle Sonne am mittage / das alles was Christus vnd die Apostel zuuorn gesagt / sich auff niemandt so wol reimet vnd schicket / als auff den Papst zu Rom / soll keiner zweiffeln / das der Tyran der Papst zu Rom der ergste Antichrist / vnd das gantze Pabstische Reich vom Teuffel gestifftet vnd vortgesetzt sey / welchen Antichrist der HErr Ihesus vmbbringen wirdt / mit dem Geist seines Mundes / vnd wirdt sein ein endt machen / durch die erscheinung seiner zukunfft.

XXXV. Pebstische Irthumb / im 35. Punct.
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Vom FEGFEWER.
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WOllen die Papiste̅ mit gewalt(1.) erstreitten / das ein Fegfewer(684.)
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sey / darinnen die Seelen nach diesem leben durch zeitliche pein von Sünden gereiniget werden / vnd auß welchen sie durch suffragia oder gute wercke der Gottseligen mügen erledigt vnd erlöset werden / vnd diß getichte schreiben sie dem H. Geist zu. Trid: Concil: Sess. 9. Dieweil die H. Catholische Kirche vom H. Geist vnterwiefen vnd geleret / auß h. Göttlicher schrifft vnd alten Auffsetzen der h. Väter in den h. Concilijs, also auch newlich in diesem allgemeinen Tridentischen Synodo geleret hat / das ein Fegfewr sey / vnd d??? den Seelen / so darinne gehalten werden / durch fromer leute gute wercke / allermeist aber durch das angeneme opffer des Altars geholffen werde / So gebeut der h. Synodus den B???schoffen / das sie darob sein / domit diese h. Lehr vom Fegfewr / welche die Väter vnd Co̅cilia geleret / vom Christgleubigen volck angenommen / gegleubet / vnd an allen orten fleissig getrieben vnd geprediget werde. Vnd bald hernach. Die Bischoffe solle̅ fleis drauff wende̅ / das die suffragia der gleubige̅ / so noch am
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leben sind: Als nemlich Opffermessen / Gebete / Allmosen / vnd andere Gottselige gute werck / so die lebendigen Christen für die verstorbenen gleubigen zuthun pflege̅ nach der Kirchen satzung / Gottselig vn̅ andechtig geschehe̅ möge̅. Die Papisten machen fünff vnterschidene(2.) örter / da die Seelen nach diesem leben hinkomen. Der erste ort sage̅ sie / sey die Helle / darinne die verdampten sein. 2. Am andern ort / sollen die vngetaufften kindlin sitzen. 3. Der dritte sol sein dz Fegfewer. 4. Der vierdte sol sein Limbus Patrum, welchen sie nennen Abrahams schos / dahin Christus sol nider gefaren sein / vnd die Väter erlöset haben. 5. Der fünffte sol sein Coelum Empyreum Positiones lngolstadienses de purgatorio. Leren die Papisten / das die seelen der(3.) gerechten / so da hier auff erden für jrer sünden schult nicht gnug gethan haben im Fegfewer für die straff jrer Sünde gnug thun müssen. In positio nib. Eccij. An: 15???9. Posit: 6. Das die seelen im fegfewer für pein vn̅ straff derer sün de̅ / vor welcher schult sie auff erde̅ nicht
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gethan haben / daselbst nicht gnug thun solten / das halte̅ wir für eine̅ jrthumb. (4.) Leren sie / das die Seele̅ im Fegfewer entweder durch jrer kinder / schüler / vn̅ freunde gute wercke / hülffe empfinden / Oder durch jhre böse wercke mehr beschweret vnd gepeiniget werden. Catechis: Rom: Pag: 127. Dann weil die verstorbenen offt noch kinder am leben lassen / vnd dieselbigen den Eltern nachschlagen / vnd zuthun pflege̅ / was sie gethan haben / Auch die schüler gern in acht haben vnd nachthun / was jhre praeceptores gethan vnd geredt habe̅ / durch solche dinge muß der verstorbenen straff oder belohnung notwendig grösser werden. (5.) Lehren sie / das die Seelen im Fegfewer / nicht allein durch jhrer freunde gute werck / als durch Allmosen / beten / fasten / vnd zu förderst durch das Opffer des Altars oder der Meß / sondern auch wann sie des Papsts Ablas lösen vnd keuffen / viel linderung vnd hülff empfinden / vnd letzlich gar erlöset werden. Petrus Asotus Co̅fess: Cathol: de purgat. Es bleibt nach diesem lehe̅
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das Fegfewer / da der verstorbene̅ Seelen jnne gepeiniget / geleutert vnd gereiniget werden / die in diesem leben vo̅ schult vnd pein nicht gentzlich loß worden sindt / sondern in warer liebe Christi vom leibe abgeschieden. Welche reinigung oder fegung / weil sie nicht ewig sein kan / wirdt sie endtlich vollendet / entweder durch gnugthuung oder gute wercke der lebendigen / vnter welchen fromme Christen / auch das Ablas / so auß rechtmessigem bedencken der Kirchen lehrer gestifftet vnd eingefüret / zugebrauchen wissen. Lheren sie / das die Seelen im Fegfewer(6.) jrer seligkeit gewisse sein. Eccius in Posit: Wir sagen lauter Nein darzu / das die Seelen im Fewfewer jrer seligkeit nicht sollen gewis sein. Lehren sie. Das zweierley straffe im(7.) Fegfewer sein. Vnam damni: Alteram sensus. Comp. Theol: Lib. 7. Cap. 3. Sagen sie / das die Seelen im Fegfewer(8.) ruffen sollen / Miseremini mei. Erbarmet euch mein: Erbarmet euch mein jr meine freunde / Joh. 19.
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9. Leren sie / das der Reiche besser häbe als der Arme im fegfewer / denn er könne durch fürbit ehe daraus erlöset werden. Albertus Magnus de Officio Missae tract: 3. Es können so viel suffragia für ein Seel auff eine̅ hauffen geschehen / dz sie also bald in einem augenblick auß dem Fegfewer erlöset werde / vnd derentwegen hats der Reiche dißfals besser als der Arme / die weil er des vermügens ist / das er nach seine̅ Tode viel suffragia zuwegen bringen kan. 10. Sagen sie / das die pein des Fegfewers vbertreffe alle pein vnd qual in diesem leben.

Widerlegung aus Gottes Wort.
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DIeweil in der gantzen h. schrifft durchauß kein zeugnis verhande̅ vom fegfewer / dadurch die seelen nach diesem leben von hinderstelligen sünden gefeget vnd gereiniget sollen werden / sol man nur diß geticht bestendiglich verwerffen vn̅ verdam̅en. Dan̅ allezeit sol vns für augen stehen diese
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Regel / Plal. 119. Dein wort ist meine??? fusses leuchte / vnd ein liecht auff meine̅ wege. Vnd Deut. 4. Ir solt nichts dazu thun / das ich euch gebiete / vnd sol??? auch nichts dauon thun. Item. Jes: 8. Nach dem gesetz vnd zeugnis / werden sie das nicht sagen / So werden sie die Morgenröte nicht haben / vnd Matth. 15. Alle pflantzen die mein Himlischer Vater nicht gepflantzet / werden außgereutet. Weil dann zugleich Propheten vnd Aposteln nicht mit dem geringsten wort geleret haben / das ein fegfewr sey / Ist durchaus kein zweiffel / das dieses ein lautere erstunckene lügen sey / was die Papisten vom Fegfewer vermessentlich fürgeben dürffen. So sind auch sonst sehr viel zeugnis in heiliger schrifft / die stracks vberweisen / das kein solches Fegfewer nirgendt sey / darinne die Seelen nach diesem leben müsten straff vnd pein leiden / für die hinderstelligen sünde / vnd wann sie nachmals volkömlich gereiniget vnd außgefeget / als dann gen Himel fligen solten. Christus sagt Johan. 5. Warlich / warlich sage ich euch / wer mein wort
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höret vnd gleubet dem / der mich gesand hat / der hat das ewige leben / vn̅ kompt nicht in das gerichte / sondern er ist vom Todt zum leben hindurch gedrungen. Hie foddert der HErr Christus kein gnugthuung / sondern verheisset dem gleubigen die seligkeit / sagt klerlich / Er kom̅e nicht ins Gericht / sondern er ist vom todt zum leben hindurch gedrungen. So nun der jenige / der an den Sohn Gottes gleubet / ins gericht nicht kompt / sondern hat schon den Todt vberwunden / vnd das ewige leben erlangt / wie kan denselben das Fegfewer auffhalten: So spricht er auch Joh: 3. Wer an den Sohn gleubet / der wirdt nicht gericht / der sol wed' gerichte noch straff zufürchten haben / der an Christu̅ gleubt / vnd in warem glauben vnd zuuersicht an den mitler auß diesem leben von hinnen scheidet / wer aber nicht gleubet / der ist schon gerichtet. Wer da ohn glauben hinstirbet / der hat nicht das fegfewer / sondern die ewige verdamnis zugewarten. So stehet in der offenbarung Joan. Cap. 14. Selig sindt die todten die in dem HErrn ster
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ben von nu an. Sindt sie von nu an so baldt sie sterben selig / was für pein vnd qual sollen sie denn zu fürchten haben. Vnd S. Paulus spricht 2. Tim. 4. Hinfurt ist mir beygelegt die Kron der Gerechtigkeit / welche mir der Herr an jenem tage / der gerechte Richter geben wirdt / Nicht aber mir allein / sondern auch allen die seine erscheinung lieb haben. So nun allen gleubigen die Kron der Gerechtigkeit bey geleget ist / so haben sie traun nach dem Tode keiner pein noch straff zugewarten / vnd weil vns das blut Ihesu Christi rein machet von aller sünde / so bedürffen wir keines Fegfewers / sondern wir sindt in Christo durch den glauben gantz rein vnd vnbefleckt. FINIS.

Namen der Papistischen Scribenten vnd Bücher / darauß solche Irrthumb zusamen gelesen.
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Albertus Magnus. Albertus Phygius.
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Albanus. Ambrosius Catharinus: Andradius Payua. Andreas ab Exea. Antonius de Rosellis. Antonius Florentinus. Alexander Alensis. Archidiaconus. Augustinus Beroius. Bartholus. Baldus. Bernhardus. Bonauentura? Bonifacius de Vitulinis. Bulla Leonis X. Carolus Ruinus. Canon Missae. Caietanus. Catechismus Romanus. Catechismus Iesuitarum. Coelestinus. Ceremoniae curiae Romanae. Censura Coloniensis. Colloquium Vormaciense. Clementinae. Concilium Basiliense. Concilium Constantiense. Concilium Aurelianum. Concilium Florentinum.
|| [ID00555]
Concilium Lateranense. Concilium Tridentinum. Compendium Theologicum Iesuitarum. Critius Polonus. Decretales. Durandus. Eccius. Enarrator psalmorum sub nomine Hieronymi. Extrauagantes. Felinus. Fortunius Garth. Franciscus de Ripa. Franciscus Monachus Colonie̅sis: Gabriel Biel. Gerson. Hieronymus. Hostiensis. Hugo. Iacobatius. Interreligio siue Interim. Ioannes Lupi. Ioannes de Platea. Ioannes de turre Cremata. Ioannes Sleidanus. Ioannes Tetzelius. Magister Sententiarum. Marcus Mantuanus. Marsilius.
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Missale. Nicolaus Cusanus. Petrus Asotus. Petrus Lombardus. Philippus Corneus. Philippus Decius. Positiones Ingolstadienses de purgatorio. Positiones Ioannis Eccij. An: 1519. Pontificale. Rationale diuinorum. Ruardus Tapperus. Sigismundus Lofredus. Sigismundus Neapolitanus. Siritius Papa. Stanislaus Osius. Syluester Prierias. Thomas Aquinas. Vvolffgangus Hermannus.

Gedruckt zu Mülhausen / durch Andream Hantzsch / in verlegung Otto von Rißwick. 1588.
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