Transkription

Brenz, Johannes: Kirchenordnung, Wie es mit der Lehre und Ceremonien im Fürstenthumb Würtemberg angericht und gehalten werden sol.
[Inhaltsverzeichnis]
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Kirchenordnung / Wie es mit der Lehre vnd Ceremonien im Fürstenthumb Würtemberg angericht vnd gehalten werden sol.
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Getruckt zü Franckfurt am Mayn / Anno M. D. LXV.
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VOn Gottes gnaden / Christoff Hertzog zü Würtemberg / vnnd zü Theck / Graue zü Mümpelgart / etc. Wir setzen inn keinen zweiffel / der Allmechtige barmhertzig Gott vnd Vatter vnsers lieben Herrn Ihesu Christi / hab das liecht seines heiligen Euangelions / zü diser zeit / nicht solches fürnemens vn̅ vorhabens angezindet / das es nür ein kleinen augenblick erscheinen / vnd als baldt widerumb on frucht vn̅ nachtruck / verschwinden vn̅ verlöschen / sonder das es seinen Glantz weit vnd breyt vmb sich werffen / vnnd nicht allein die Christliche Kirch in allerley Nation erleuchten / sondern auch sich für vnnd für auff die Nachkommen erstrecken solt. Dann wiewol sich gegen der rechten reynen vnd Göttlichen Lehr des heiligen Euangelions / Christi allerley widerwer tigs je vnd allwegen / auch noch zügetragen / vnd die vndanckbarkeit gegen so vnausprechlicher Göttlicher gütthat / so groß erscheinet / das nit zü wundern were / ob schon die alte Finsternuß widerumb einfiele / Jedoch so ist die Göttliche Maiestat nicht allein so gewaltig vnnd mechtig / das sie die Predig des Sons Gottes / wider die Porten der Hellen erhalten kan / son dern ist auch so gnedig vnnd barmhertzig / das sie vnangesehen vieler vndanckbarkeit / sich jrer güte vnd gaben / zü erhaltung der Ehr jres Göttlichen Nammens / vnnd zü beweisung der Warheit jrer züsagung / nicht gerewen lassen wil. Hierauff nach dem wir vns auß schuldiger danckbarkeit / pflichtig erken̅en / dz wir der heiligen Christlichen Kirche̅ / welche ist das reich des Sons Gottes / vn̅ seinem Euangelio / vnsers beste̅ vermögens förderlich sein solte̅ / auch dafür gentzlich
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halten / das alle Weltliche Regiment / vnd derselben zeitliche wolfart / fürnemlich zü erhaltung vnnd fürderung der rechten waren Christlichen Kirchen von Gott gestifft / verordnet vnd gegeben werden. So wöllen wir durch Gottes Gnad an vns nichts erwinden lassen / damit wir dem Sohn Gottes / vnserm lieben Herrn vnnd einigen Heyland Ihesu Christo vnnd seiner Kirchen / vnsern fleiß vnnd dienst in vnserm befohlnen Ampt vnd Regierung beweisen können vnd vermögen. Vnd dieweil ein Christliche Kirchenordnung nicht der geringsten stuck eins ist / dadurch dem rechten heyl vnd erbawung der Kirchen gedient wirdt. Vn̅ der hochgeborn Herr Vlrich Hertzog zü Würtemberg / vnser freundlicher lieber Herr vnd Vatter selig / ein Kirchenordnung in vnserm Fürstenthum̅ / auß Christlichem notwendigen bedencken / vor diser zeit / verfassen vnnd anrichten hat lassen / haben wir dieselbigen widerumb ferner zü declarieren vnd zü erkleren für die handt genommen / Damit allerley vngleicheit vnd ergerliche handlung / beuorab zü dieser gefehrlichen zeit / in den Kirchen vnsers Fürstenthumbs verhütet / vnnd der recht / warhafftig / notwendig Gotteßdienst gefürdert würde. Dann wir seind der vngezweiffelten züuersicht / nach dem Gott ist nicht ein Gott der vnordnung / sondern des friedens / vnnd wil das es alles ehrlich vnd ordenlich zügehe / es sey seiner ewigen Göttlichen Maiestet ein sonderlicher wolgefelliger Dienst / das in den Kirchen ein gebürlich vnd nützlich Ordnung / vermög seines Göttlichen worts / fürgenommen vnd gehalten werde.
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Vnd dieweil der Son Gottes das Predigampt vnd die Sacramenta des heiligen Euangelions selbs gestifftet vnnd verordnet hat / das hiedurch der heilige Geist die Kirch auß allerley Völcker versam̅le / zü der rechten erkantnuß Gottes füre / vnnd im rechten Glauben zür ewigen gerechtigkeit vnd seligkeit bestetige vnd erhalte. So ist vnser meynung durch GOttes gnad / gar nicht dahin gerichtet / das durch andere oder newe Ordnungen das Predigampt vnnd gebrauch der rechten Christlichen Sacramenten verhindert / vnnd die Kirch von dem warhafftigen Glauben / an vnsern lieben Herrn Ihesum Christum / zü dem Aberglauben gefüret. Sondern viel mehr das die bemelte Stifftung Christi auff das bequemlichst vnnd heylsamst offentlich in der Kirchen verrichtet / vnnd den rechten Glauben auß dem Euangelio zü lernen / auch durch die Sacramenta zü bekrefftigen vnnd zü bewaren / dienstlich befürdert werden möchten. So ists auch vnuerborgen / da bey den Corinthern sich inn dem heiligen Sacrament des Nachtmals vnsers lieben Herrn Christi / ein Vnordnung begabe / was für schwere straff Göttlichs zorns / vber sie kommen sey / damit ohn zweiffel / der Allmechtig der Christlichen Kirchen zü jeder zeit gewißlich zü verstehen geben hat / mit was ernstlicher meynung er die Kirchen / Zucht vnnd Ordnung / bey seinem Predigampt vnnd gebrauch seiner Sacrament erfordere / vnnd gehalten haben wöll. Demnach seind wir in betrachtung vnsers schuldigen Diensts vnd Gehorsams / gegen dem Sohn Gottes vnserm einigen / warhafftigen Heyland Ihesu Christo / auch zü fürde
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rung rechter Christlicher zucht vnd vbung / nit vn zeitlich bewegt worden / volgende Kirchenordnung / vermög Göttlicher Lehr / in schrifft begreiffen vnd verfassen zülassen / ernstlich hiemit befehlend / das alle Pfarrherr vnd Kirchendiener vnsers Fürstenthumbs / sich derselben biß auff ein gemeyne Christliche Reformation vnd vnsern fernern bescheydt / gemeß vnnd gehorsamlich halten / vnd sich hierin̅ dermassen so geflissen erzeygen / wie sie begern der Kirchen mit rechtem ernst vnd eyfer zü dienen / vnd Gottes straff / auch vnser Vngnad zü vermeyden.

Von der Lehr vnd Predigt.
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DAs Göttliche Wort vnd Himlische Lehr zü predigen / ist nicht auß menschlichem gütbedun cken erfunden vnd bedacht / sonder von vnserm Herrn Gott selbst gestifft vnnd verordnet. Es ist auch von Gott so thewr vnd hochwichtig geachtet worden / das sich dises Ampts sein Göttliche Maiestet anfengklich selbs vnterfangen / hernach zü zeiten den Engeln / vnnd dann den heiligen Patriarchen vnnd Propheten / auch seinem eingebornen Sohn vnserm lieben HErrn Ihesu Christo / da er Mensch ist worden / vnnd desselben Aposteln zü verrichten aufferlegt vnd befohlen hat. Die summa aber der rechten warhafftigen / Göttlichen / Himlischen vnnd einig seligmachenden Lehr / so von anfang der Welt her in der Kirchen / oder versamlung Gottes volck auff Erden geübt vnnd getrieben /
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auch noch biß zü ende der Welt in vbung bleiben sol vn̅ müß / besteht darauff / Nemlich das Gott die Welt / wie(Iohan. 3.) Christus selbs lehret / also geliebt hat / das er seinen einigen Son gabe / auff das alle die an jn glauben / nit verloren wurden / sondern das ewig leben haben. Vnd wie Paulus schreibt: Gott hat vns selig gemacht vn̅ berüffen(2. Tim. 1.) / mit einem heiligen berüff / nicht nach vnsern Wercken / sondern nach seinem fürsatz vnd gnad / die vns gegeben ist in Christo Jesu / vor der zeit der welt / jetzt aber offenbaret durch die erscheinung vnsers Heylands Jesu Christi / der dem Todt die macht hat genommen / vnd das Leben / auch vnuergengklich wesen an das Liecht bracht / durch das Euangelion / vn̅ hernach: Wir waren(Tim. 3.) auch weylandt vnweiß / vngehorsam / jrrig / dienend den lüsten / vnnd mancherley wollusten / vnnd wandelten in boßheiten vnd neydt / vnd hasseten vns vntereinander. Da aber erschein die freundtligkeit vnnd holdtseligkeit Gottes vnsers Heylands / nicht vmb der Werck willen der Gerechtigkeit / die wir gethan hetten / Sonder nach seiner barmhertzigkeit / macht er vns selig / durch das Bad der Widergeburt / vnnd ernewerung des heiligen Geistes / welchen er außgossen hat vber vns reichlich durch Ihesum Christum vnsern Heylandt / auff das wir durch desselben gnad / gerecht vnd Erben seyen des ewigen lebens / nach der hoffnung. Das ist die summa vnd das hauptstück / dahin alle andere Capita der rechten Him̅lischen vnd Göttlichen lehr / von Gott / von Gottes Gesetz / von der Sünd / von dem Euangelio / von den Sacramente̅ / vom Glauben / von der gerechtigkeit / vo̅ güten wercken / von geschefften eines jegliche̅ Christlichen stands vnnd berüffs / von
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vrstend der Todten / von ewiger seligkeit / vnd kürtzlich / von allen nützen vnnd nothwendigen stücken vnserer einigen rechten / warhafftigen / Christlichen Religion / entlich gericht vnd geleytet werden. Nün ist die bemelte Lehr / vn̅ was derselbigen anhengig / in der heilige̅ Göttlichen schrifft / nemlich in der Schrifft der heiligen Propheten vnnd Aposteln / so genannt wirdt die Biblia / Alts vnd Newes Testaments / dermassen so gnügsam verfast / begriffen / außgefürt / erklert / vnd mit Göttlichen Himmelischen Wunderzeichen versichert vnnd bestetigt / das auch ein Engel (Gala. 1.) von Himmel / so er anderst dann die jetztbemelte schrifft außw eiset / prediget / verflüchtsein solt. Hierauff sollen die Pfarrherr / Prediger vnd ander (2. Tim. 3.) Kirchendiener / so das Lehrampt füren / allen jren müglichen fleiß / so tags so nachts / mit ernstlicher anrüffung Gottes / dahin richten vnd wenden / das sie die Schrifft der heiligen Propheten vnd Aposteln / em̅sigklich lesen / recht verstehen / vnd alle jre Predig in Lehr / ermanen vn̅ straffen / dar auff vnd darauß gründen vnd bestetigen. Vnd dieweil nach der Apostel zeit etlich heilig Vätter / in sache̅ vnser Christlich Religion belangend / auch geschrieben haben / wiewol sie mit jhren Schrifften der Kirchen jres fleiß zü dienen Christlich gesin̅et / auch allerley jrrthumb / so sich wider die rechte Prophetisch vnd Apostolisch lehr einreissen wolt / jres vermögens / durch Gottes gnad begegnet vnd gewehret / vnd der rechten warhafftigen Lehr güte kundtschafft geben haben / derohalben jre Schrifften ehrlich gehalten / vnd zür gelegenheit fleissig gelesen werden sollen / Jedoch sollen dieselbigen Schrifft der Vätter der heiligen Propheti
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schen vnd Apostolischen Schrifft nicht gleicher Autoritet vnd ansehens geacht / Sondern so viel (wie sie selbs erfordern) daruon gehalten werden / so vil sie mit kundt schafft der Propheten vnnd Aposteln Schrifft erweisen vnd darbringen mögen. Nach dem auch sich biß anher allerley mißuerstandt vnd jrrthumb in mancherley Artickeln / die Lehr vnserer rechte̅ / warhafftigen / Christlichen Religion betreffend / in der Kirchen zügetragen. Vnd aber dieselben jrrthum̅ in der Augspurgischen / auch in vnser Confession / so wir zü Triendt vberantworten lassen / kürtzlich vermeldet / vnnd mit gründtlicher zeugnuß der heyligen Prophetischen vn̅ Apostolischen Schrifft / auch mit kundtschafft der rechten Catholischen Kirchen verworffen vnd widerlegt / vnd darneben die recht heylsam Christlich Lehr angezeygt. So wöllen vnd erfordern wir / das vnsere Pfarrherr / Prediger / vn̅ andere vnsere Kirchendiener jre Lehr vnd Kirchen handlung in den zwispaltigen / auch andern Puncten / nach innhalt / anweisung vnd erklerung der bemelten zweyen Confession verrichten vnnd volnziehen.

Von dem Tauff.
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WIewol zü diser zeit nicht vil alte menschen / sondern züm mehrer theil Kinder getaufft / wie es dann auch recht vnnd Christlich ist / das die Kinder getaufft werden / jedoch so man recht zü hertzen fasset / von wem der Tauff gestifft vnd eingesetzt / auch was grosse gütthat vns auß Gottes gnaden durch den
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Tauff angebotten / vn̅ vbergeben / so wirdter ohn allen zweiffel für kein liederlich kinderspil / son für der hochwichtigsten / treffenlichsten Werckzeug einen / dardurch (Esa. 40.) der heilig Geist in vns kräfftig vnnd thätig gehalten. (Matth. 3.) Dann nach dem der Tauff / durch den Täuffer Johannem (Mar. 1.) auß Gottes berüff angefangen / hat der Son Gottes (Luc. 3.) vnser lieber HErr Ihesus Christus / denselben nicht (Iohan. 1.) allein selbs empfangen / sondern auch bestetigt vnd befohlen (Matt. 28.) / das er für vnd für in der Kirchen biß zü ende der Welt / gehalten vnd gebraucht werden sol. (Rom. 6.) Vnd dieweil S. Paulus bezeugt / das wir mit Christo inn den Todt / durch den Tauffbegraben / auff das gleich wie CHristus ist aufferstanden von den Todten / durch die herrligkeit des Vatters / Also sollen auch wir in einem newen leben wandlen / das auch die so getaufft werden / Christum anziehen / vnd das der Tauff sey ein (Galat. 3.) Bad der Widergeburt der reynigung vnd der ernewrung (Ephes. 5.) des heiligen Geists / so kan man sich darauß wol erinnern / das er sey ein Göttliche Ceremonia vnd heilig Sacrament / dardurch wir vnsers berüffs zür Kindtschafft Gottes vergewißt / vnd in die Posseß der ewigen Himmelischen güter eingesetzt werden / Dann wiewol nicht alle so getaufft / die ewige seligkeit ererben / so geschicht doch dasselb nicht auß mangel des Tauffs vnd Berüffs Gottes / sondern auß mangel deren / so sich des Tauffs nicht mit rechtem vertrawen / in den HERren Christum durch sein Euangelium gebrauchen. Darumb nach dem so viel an dem Christlichen Tauff gelegen / das wir vns sein in den aller grösten vn̅ schwersten anfechtungen / fürnemlich von der ewigen fürsehung Gottes behelffen / vnnd vertrösten mögen vnnd sollen:
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So ist kein mühe zü sparen / darmit er Christlich gehalten / außgetheilt vnd empfangen werd. Vnd anfengklich soll der Widertäuffer jrrthumb / so den jungen vnnd noch vnmündigen Kindern den Tauff abgeschlagen / gentzlich verwoffen sein. Sonder die Kinder als die nicht der geringste theil Gottes volck sein / sollen vermüg Göttlichs Worts vnnd Ordnung getaufft werden. Vnd wiewol vor zeiten in der ersten Kirchen / nür zwo zeit im jar / nemlich Ostern vn̅ Pfingsten zütauffen verordnet. Jedoch nach dem der Son Gottes vnd seine Aposteln kein sonderliche zeit hierin̅ bestimpt / son der Kirche̅ jre freyheit gelassen / auch vil kinder jrer schwacheit halber / die obbestim̅ten zeit des taufs / nit errey che̅ möchte̅ / so wolle̅ wir außdisen vn̅ andern hoch wichtige̅ vrsachen / dz die kinder zü jeder gebürliche̅ zeit / so es von jrenwege̅ ordenlich begert / vn̅ sie fürgebracht / getaufft werde̅. Jedoch achte̅ wir es für nützlicher / dz die kinder ausserhalb der not jrer schwacheit / nit / zür zeit / da kein Kirche̅ versam̅lung vorhanden / son auff den Sontag od andere Feyertag / oder auffden Wercktag / da Predig gehalte̅ / vn̅ ein menge des volcks in der Kirche̅ beyeinander versam̅let / zütauffen fürgetr age̅ werden / darmit men̅igklich bey de̅ Kindertauff nit allein des gebrauchs vn̅ nutzung destauffs erin̅ert / son auch Gottes nam̅en vber dz kindt anzürüffen / vn̅ de̅ kind vm̅ ein rechte̅ Chri stlichen glaube̅ / der jm zü rechter entpfahu̅g des tauffs vn̅ zür seligkeit nötig zü bitte̅ / erma̅t vn̅ bewegt wurde̅. Wir wölle̅ aber hiemit niemands gestat habe̅ / das er mit seins kinds tauff / auß verachtung gefarlicher weiß vn̅ jrriger vnchristlicher meynu̅g in die le̅ge verzihe / dan̅
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wo solches geschehe / gedencken wir dasselb nach gelegenheit des handels ernstlich zü straffen. Darnach sol auch fürnemlich hierin̅ bedacht werden / das die Substantia, oder dz wesentlich stück eins rechten Christlichen Tauffs / nicht an der menge vnd viele der Ceremonie̅ / so vor diser zeit bey dem Tauff im brauche gewesen / sonder fürnemlich an dem gelegen sey / das der Tauff gereychet werde / im Nam̅en Gott des Vatters / vnd des Sohns / vnnd des heiligen Geists. Darumb alle Lectiones / Vermanung vnnd Gebet / bey dem Tauff dahin gerichtet werden sollen / das dieses wesenlich stück recht verstanden vnd gebraucht werde. Das aber das Kindt im tauffen ein oder außgewickelt / eyn oder drey mal begossen / in das wasser eingedaucht / oder mit wasser besprengt werde / ist an jm selbs mittelmässig. Jedoch dieweil in der Kirchen alles ordenlich vnd zür besserung geschehen soll / haben wir für nützlich bedacht / das die Kindlein außgewickelt / doch allerley gefahr zü verhüten / nicht ins Wasser gedaucht / sondern mit dem Wasser also nackend begossen werden / es were dann sach / das das Kindt so schwach / das es den Lufft oder Kelte nicht wol leiden möchte / als dann mage es eingewickelt wol getauffet werden. Es sol auch beyd von den Eltern vnd Pfarrherrn fürsehung geschehen / das zü Geuattern des Kindts Tauff / nicht leichtfertige Personen / so inn offentlichen lastern vn büßfertig verhafft / sonder ehrlich vnd Gottß förchtige Leuth angenommen werden / darmit nicht durch der Geuattern vnerbarkeit dz heilig Sacrament des Tauffs / vor der Kirchen geschendet werde.
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Hierauff sol nach folgende Ordnung im Tauff gehalten werden.
Erstlich frage der Kirchendiener / wie man das Kindt nennen wöll / vnnd ob es nicht Jachtaufft sey / So es nün nit jachtaufft ist / spreche er also:

Form des Tauffs.
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ES ist vns hie ein Kindlein fürgetragen / vnd von seinet wegen begert / das es dem Gebet gemeyner Christlichen Kirchen befohlen / vnd nach Ordnung vnd Einsatzung vnsers Herrn Ihesu Christi getaufft werde. Damit wir aber bericht empfangen / auß wz grund Göttlicher Schrifft wir vns des Kindlins annemmen / vn̅ durch das Gebet Gottes angesicht fürstellen / auch jm vmb die gnad vnd gab des Tauffs bitten sollen. So last vns hören das Euangelion von den Kindlin / wie(Marc. 10.) es Marcus am 10. beschrieben hat. Zü der zeit brachten sie Kindlein zü Ihesu / das er sie solt anrüren / aber die Jünger füren die an / die sie trü gen / da es aber Ihesus sahe / ward er vnwillig / vnnd sprach zü jnen: Last die Kindlein zü mir kommen / vnnd wehret jhnen nicht / dann solcher ist das Reich Gottes. Warlich ich sag euch / wer das Reich Gottes nit empfehet als ein Kindlin / der wirdt nit hinein kommen. Vnd er hertzet sie / vnd legt die hend auff sie / vnd segnet sie.
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Lieben Freund / wir hören auß diesem Euangelio / wie freundtlich sich der Son Gottes / vnser lieber Herr Jesus Christus / gegen den Kindlin stellet / damit er offentlich vnd gewißlich zü verstehen gibt / in was grosser not vnd gefahr / die armen Kindlin stecken / vnd das sie darauß on sein sonderlich gnad vn̅ barmhertzigkeit / nit erlöset werden mögen / Dann wir hören auch sonst teglich auß Gottes wort / erfarens auch beyd an vnserm leben vnnd sterben / das wir von Adam her alle sampt / in sünden empfangen vnd geboren werden / darin̅en dann wir vnter Gottes zorn in ewigkeit verdampt vnd verlorn sein müsten / wo vns nicht durch den eingebornen Sohn Gottes vnsern lieben Herrn Ihesum Christum / darauß geholffen were. Dieweil dann dises gegenwertig Kindlin in seiner Natur / mit gleicher sünde / in massen wie wir auch vergifftet vnnd verunreynigt ist / darumb es auch des ewigen tods vnd verdamnuß sein vnd bleiben müste. Vnd aber Gott der Vatter aller gnaden vnd barmhertzigkeit / seinen Son Christum der gantzen welt / vnd also auch den Kindlin nicht weniger / dann den Alten verheyssen vnnd gesandt hat / welcher auch der gantzen Welt sünde getragen / vnd die armen Kindlin gleich so wol / als die Alten / von Sünd / Todt vnnd Verdamnuß erlöset vnd selig gemacht hat / vnd befohlen / man sol sie zü jm bringen / das sie gesegnet werden. Derohalb so vermane vnd bitte ich euch alle / die jr allhie versam̅let sind / auß Christlicher liebe vnd trewe / das jr erstlich zü hertzen nem̅en vnd mit fleiß bedencken wölt / in was grossen jammer vnd noth / dieses Kindlin / seiner art vnd natur halben steck et / Nemlich das es sey
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ein Kindt der sünden / des zorns vn̅ vngnad / vn̅ das jme nicht anders geholffen werden möge / dan̅ das es durch den Tauff / auß Gott newgeborn / vnnd von Gott an eins Kinds statt / von wegen vnsers Herrn Ihesu Christi / angenommen werde. Hierauff so wöllet euch dieses gegenwertigen armen Kindlins gegen Gott dem Herrn mit ernst annemmen / dasselb dem Herrn Christo fürtragen vnd bitten / er wölle es zü gnaden auffnemmen / jm sein sünd vergeben / vnd zü einem Miterben / der ewigen Himmelischen güter erkennen / auch nit allein von des Teuffels gewalt dem es der sünd halb vnterwürfflich erledigen / sondern auch also durch den heiligen Geist stercken / das es dem feind im leben vnnd sterben / stattlichen widerstandt thün / vnnd in dem züm seligen Sieg erhalten werden mög.

Last vns also betten.
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O Allmechtiger ewiger GOtt / ein Vatter vnsers Herren Ihesu Christi / wir rüffen dich an / vber diesen deinen diener N. der die gab deiner Tauff bittet / vnd dein ewige gnad / durch die Geistliche Widergeburt begert / nimme jhn auff HErr / vnnd(Matth. 7.) wie du gesagt hast / bittet / so werdet jr nemmen / suchet / so werdet jr finde̅ / klopfft an / so wirdt euch auffgethan / so reyche nün ewiger Gott deine güte vnnd gnad / dem der da bittet / vnd öffne die Thür / dem der da anklopfft / das er den ewigen segen dises Him̅lischen Bads erlange / vnnd das verheyssen Reich deiner gaben empfahe / durch Christum vnsern Herren.
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Ein ander Gebet.
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ALlmechtiger ewiger Gott / der du durch die Sünd fluß / nach deinem gestrengen gericht / die vnglaubige̅ welt verdampt / vn̅ den glaubigen Nohe selb acht / nach deiner grossen barmhertzigkeit erhalten / den verstockten Pharao mit allen den seine̅ im roten Meer erseufft / vnd dein Volck Israel durch das drucken hindurch (1. Pet. 3.) gefürt / auch durch solchs das Bad deiner heiligen Tauff zükünfftigklich bezeichnet vnnd bedeutet / Deßgleichen durch die Tauff deines lieben Kinds / vnsers Herrn Ihesu Christi / den Jordan vnd alle Wasser / zür seligen Sündflüß vnd reichlicher abwäschung der Sünden / geheiliget vn̅ eingesetzt hast / Wir bitten dich durch dieselb dein grundtlose barmhertzigkeit / du wöllest disen N. gnedigklich ansehen / vnnd mit rechtem Glauben im Geist beseligen vnd stercken / das durch dise heylsame Sündfluß / an jhm ertrincke vnd vntergehe (* Nota, Wan̅ ein Alts getauffet wirdt / sol man diese wort (vn̅ er selbs darzü gethan hat) hinzü setzen.) alles was jhm von Adam angeborn ist / * Das er auch auß der zal der Vnglaubigen gesündert / in der heiligen Archa der Christenheit trucken vn̅ sicher behalten werde / deinem Nammen allzeit brünstig im Geist vnd frölich in hoffnung zü dienen / auff das er mit allen Glaubigen deiner verheyssung ewiges leben erlangen möge / durch Ihesum Christum vnsern Herrn / Amen. Last vns auch sprechen das Gebet / so vns vnser Herr Christus selbs gelehret vn̅ befohlen hat zü betten / vnd nicht allein alle vnsere / vnd des Kinds notturfft darinn begriffen / sondern auch darmit vns gewißlich zü erhören verheyssen hat.
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Sprecht ein Vatter vnser / etc.
Nach dem Gebett / spreche der Kirchendiener gegen dem Kind. Der HERR beware deinen Eingang vnd Außgang / von nün an biß in ewigkeit.
Darauff spreche der Kirchendiener weiter gegen den Geuattern also.

Ermanung zün Geuattern bey dem Tauff.
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LIeben freund in Christo / nach dem jr von wegen dieses N. begert haben / das er (vel sie) inn dem Nammen Ihesu Christi getaufft / vnd durch den Tauff in die heilige Gemeyn Gottes Volcks / angenom men vnnd eingeleibt werde / so ist euch als Christen vnuerborgen / das / welcher sich zü der gemeyn Christlicher Kirchen thüt / der begibt sich in ein Geistlichen streyt / darin̅ wir nicht mit fleysch vnd blüt / sondern mit dem bösen Geist / die tag vnsers lebens / hie auff Erden zükempffen haben / welchen streyt auch wir ohne rechten Glauben / in Gott Vatter / Sohn / vnnd heiligen Geist / nicht vollfürn mögen. Hierauff dieweil jr euch auß Christlicher lieb vnnd freundtschafft / dieses noch vnmündigen N. haben angenommen / vnnd vertretten jhn / in dieser offentlichen Christlichen handlung. So wöllendt mir an seiner stat antworten / damit offentlich bekant werde / warauffer getaufft werde.
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N. Widersagestu dem Teuffel vnnd allen seinen Wercken vnd Wesen? Antwort. Ja ich widersag.

Darnach frage der Kirchendiener ferner.
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N. Glaubstu inn GOtt Vatter / Allmechtigen / Schöpffer Himmels vnd der Erden? Antwort. Ja ich glaub. N. Glaubstu in Jesum Christum sein eingebornen Son vnsern Herrn / der empfangen ist von dem heiligen Geist / geborn auß Maria der Jungkfrawen / der gelitten hat vnter Pontio Pilato / gecreutziget / gestorben vnnd begraben / ist abgefaren zür Helle / am dritten tag aufferstanden von Todten / auffgefaren ghen Himmel / da sitzt er zü der gerechten Gottes seines Allmechtigen Vatters / von dannen er zükünfftig ist / zü richten die lebendigen vnd die todten? Antwort. Ja ich glaubs. N. Glaubstu auch in den heiligen Geist / ein heilige Christliche Kirche / ein gemeynschafft der Heiligen / verzeihung der Sünden / aufferstehung des Leibs / vnd ein ewiges Leben? Antwort. Ja ich glaubs.

Darnach frage abermals der Kirchendiener.
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N. Wilt dararauff getaufft werden? Antwort. Ja ich wil.
Als dann begiesse der Kirchendiener das Kindt auffgewickelt / wie obuermelt mit Wasser / vn̅ spreche mit heller lauter vnd deutlicher stim̅e.
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N. Ich tauffe dich in dem Nammen Gottes des Vatters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geists. Vnd spreche darauff. Der Allmechtige Gott vnd Vatter vnsers HErrn Ihesu Christi / der dich N. anderwerts durch Wasser vnd heiligen Geist geborn / vn̅ dir alle deine sünd / durch seinen lieben Son vnsern Herrn Jesum Christum vergebe̅ hat / der stercke dich mit seiner gnad im heilige̅ Geist / züm ewigen leben / Amen.
Darauff soll der Kirchendiener das Volck zür danckbarkeit vnd Gebet ermanen / also sprechend.

Vermanung zür danckbarkeit / nach dem Tauff.
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IHr lieben in Christo Ihesu / dieweil der Allmechtig Gott diß Kindlin zü dem Tauff vnsers lieben Herrn Ihesu Christi / hat gnädigklich kom̅en lassen / sollen wir jm lob vn̅ danck sagen / vnd bitten / das er jm wölle das Kindt in allen gnade̅ befohlen sein lassen.

Sprechend also:
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ALmechtiger / barmhertziger Gott vn̅ Vatter / wir sagen dir lob vnnd danck / das du dein Kirch gnädigklich erhaltest vnd mehrest / vnnd diesem Kind verliehen hast / das es durch den heiligen Tauff widergeborn / vnd deinem lieben Son vnserm Herren / vnd einigen Heyland Jesu Christo eingeleibt / dein Kind vnd erbe deiner Him̅lischen güter worden ist. Wir bitte̅ dich gantz gehorsamlich / das du diß Kind so nün mehr dein kind worden ist / bey der empfangne̅ güthat gnädigklich
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bewaren wöllest / darmit es nach allem deinem wolgefallen / zü lob vnd preiß deines heiligen Nammens / auff das trewlichst vnd Gottseligst aufferzogen werde / vnd endlich das versprochen Erbtheil / im Himmel mit allen Heiligen empfahe / durch Ihesum Christum / Amen.
Nach vollendung dieses Gebets / mag der Kirchendiener die Eltern / Freundtschafft vnnd die Geuattern / auff folgende oder dergleichen weiß vermanen. Ir lieben im Herrn IHesu Christo / wie jr euch allhie vor dem Herren Christo / der mitten vnter vns ist / vnnd vor seiner heiligen Kirchen vernemmen habt lassen / also sollen jr euch desselben getrewlich lassen angelegen sein / vnd mit allem fleiß nachkommen. Vnd jr alle / jr Eltern vn̅ verwandten dises kinds / vnd wie viel ewer hie zügegen seind / solt nün diß Kindt nach dem heiligen Tauff / anderst nicht / dann als ein Kindt des Allmechtigen / vnd ein gliedmaß vnsers Herren (Matt. 28.) Ihesu Christi / dem auch die Engel Gottes dienen (Hebr. 1.) werden / erkennen vn̅ halten / Vnd nicht zweiffeln / was jr disem Kind thün werden / es sey böß oder güts / das jr das Gott selbs vnd vnsern Herrn Christo thün werden / Derhalben euch kein mühe noch arbeyt rewen sol / die jr darzü ankeret / ein jeder nach seinem berüff vnd verwandtschafft mit disem Kind / das es dem HErren wol aufferzogen / vnterwisen vnnd geleret werde / zü halten alles was vns der HErr zü halten befohlen hat / daran jhr Eltern / Verwandten vnd Geuattern für euch selbs kein fleiß sparen solt / vnd das Kind so es sein Jar errey
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chet / in die Kirchen zü dem Catechismo getrewlich fürdern / Darmit es wol vnnd gründtlich erkennen lerne / was grosser vnaußsprechlicher gnaden vnd gaben / jhm von Gott im heiligen Tauffe / geschenckt vnnd vbergeben seind / vnnd auß dem dann seinen glauben in der gemeyn Gottes selbs gern vnd von hertzen bekenne / vnnd verjehe: Sage wircklich vnd mit der that ab dem Teuffel vnd der Welt / mit allen jren wercken vnd lusten / ergebe vnd stelle sich dar / dem HErrn vnnd seiner heiligen Kirchen / in gantzem gehorsam seines heilige̅ Euan gelions: bleibe / vnnd lebe bey vnserm HErrn Christo / biß ans ende: vnd bringe als ein lebendigs glied Christi / vnd fruchtbare Reben die an dem Rebstock Christi gesundt(Iohan. 15.) bleibt / viel frucht / zü dem preiß Gottes vnd besserung seiner heiligen Kirchen / Amen.

Züm Beschluss spreche der Kirchendiener.
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Der HErr gesegne euch vnd behüte euch. Der HErr erleuchte sein angesicht vber euch / vnd sey euch gnädig. Der HErr erhebe sein angesicht auff euch / vnnd gebe euch den frieden / Amen.
Wir halten auch für nützlich / so ausserhalb der gemeynen Predigt oder Kirchenversam̅lung ein kindt getaufft werden sol / das ein zeichen mit einer Glocken geschehe / damit ander leute dadurch züm Tauff handel zü kom̅en ermanet werden.
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Von der Gahetauff.
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DIeweil bißher inn der Christlichen gemeyn ein löblich vn̅ wol gegründte gewonheit gehalten ist / das alle Christliche Personen / vnd sonder lich die Hebam̅en / in ansehung dz auch die Weiber miterben des Herrn Christi seind / vn̅ die not der gemeyne̅ regel vn̅ ordnu̅g nitvnterwürfflich ist / zür zeit der not / in abwesen der Män̅er / die Kindlin getaufft haben / welches man Gähetauff genennt hat: So wollen wir dieselben auch nicht auffheben / sondern in jrer krafft bleiben lassen. Es sollen aber die Kirchendiener die Hebammen auffs fleissigst vnterrichte̅. Erstlich das sie kein kind / so noch in Mütter leib / vnd nit gantz an die Welt geborn ist / Gahtauffen sollen / Dann nach dem der Tauff ein Sacrament der Widergeburt ist / erfordert die Natur dieses Sacraments / das das Kindt so das Sacrament der Widergeburt entpfahen sol / vorhin an die Welt geborn sey. Jedoch sollen die / so in solchen nöthen darbey sind / beyde Mütter vnd das Kindt / dem Allmechtigen Gott / durch jr trewlich fürbitt befehlen / das Gott der Mütter helff / vnd das Kindlin jhm gnädigklich laß befohlen sein. Darnach daß sie auch / nach dem das Kind geborn / ausserhalb der höchsten not des Kinds schwacheit / nicht Gahetauffen sollen / Sondern wo sie ein Kirchendiener / oder sonst ein Christlichen Mann in der eyl gehaben mögen / denselbigen berüffen / vnd jnen daß kind tauffen lassen. Aber so dasselb von schwacheit wegen des Kinds je nicht gesein möcht / als dann / solle die Hebamme / oder welchs gegenwertigs Christlichs weib
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sich des täuffens vnterfangen wil / zwo oder drey personen / so vorhanden / zür zeugnuß berüffen vn̅ erfordern / darmit auff zweyer oder dreyer kundtschafft die Tauff bestendig sey / vn̅ züuor das gebet / Vatter vnser / sprechen / darauff das kind mit Wasser tauffen / vn̅ sprechen: Ich tauff dich im Nammen Gottes des Vatters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geists. Wer nün also wie jetzt vermelt Gahegetaufft ist / der sol nit anderwerts wider getaufft werden / sonder sol bey dem empfangnen Tauff bleiben. Jedoch so das Kind lebendig bleibt / sol man es in die Kirchen tragen / als dann sol der Kirchendiener vngefahrlich nach folgender weiß damit handeln. Züm ersten frage er die Hebammen / wie vnnd mit was worten das kind getaufft / vn̅ wer dabey gewesen. Darnach verhöre er auch die andern so darbey gewesen / welcher gestalt das Kind getaufft sey. So er dann befindet das recht in dem nam̅en Gottes des Vatters vnd Sons vn̅ heiligen Geists getaufft worden sey / soll er gegen der versam̅lung der Kirchen sprechen. Lieben freund / das kindlin vns hie fürgebracht / ist seiner sorgliche̅ schwacheit halben / daheymen im hauß / in den nam̅en Gottes des Vatters / Sons / vnd heiligen Geists / nach der ordnung Christi getaufft worden. Hier auff das das heilig hochwirdig Sacrament des Tauffs nicht geschendt / noch Gottes wort / darbey gefüret / für ein spott gehalten werde / soll es bey dem empfangnen Tauff bleiben / vnd nicht wider getäufft werden. Vnd nach dem es noch kein Nam̅en hat / sol es N. genannt werden / Darumb sollen vnnd wöllen wir vns
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dieses N. als eins rechten Glieds vnsers Herren Ihesu Christi / vnd seiner heiligen Kirchen annemmen. Wir wöllen auch hören das Euangelion / darinn sich vnser Herr Christus / der Kindlin auff das freundtlichst annimpt / darmit wir erinnert werden / was wir von den Kindern halten sollen. Also schreibt Marcus (Mar. 10.) am 10. Cap. Sie brachten Kindlin zü Ihesu / das er sie anrürte / die Jünger aber füren die an / die sie trügen / da es aber Ihesus sahe / warde er vnwillig / vnnd sprach zü jnen: Lasset die Kindlin zü mir kommen / vnd wehret jnen nicht / dann solcher ist das Reich Gottes / Warlich ich sage euch / Wer das Reich Gottes nicht empfahet wie ein Kindlin / der wirdt nicht hinein kommen / vnnd er hertzet sie / vnd legt die hend auff sie / vnd segnet sie. Dieweil wir nün auß jetztgehörten worten / vnsers Herrn Christi deß gewiß vn̅ sicher seind / das die Kinder so Christo zügetragen / jm gefellig seind / vnd nün dieses Kindt dem Herrn Christo durch den Tauff auch vberantwort / vnd wir verhoffen das es züm Reich der gnaden angenommen / vnnd nün ein Kindt des Allmechtigen / vn̅ ein gliedmaß vnsers Herrn Ihesu Christi worde̅ ist / dem die Engel Gottes dienen / So wöllends auch darfür halten / vnnd euch kein mühe noch arbeyt verdriessen lassen / jeder nach seinem berüff vnd verwandtschafft mit diesem Kind / es dem HErrn auffzüziehen / vnnd zü vnterweisen / das es lerne halten / das vns der Herr zü halten befohlen hat / daran jr eltern / verwandtten vnd geuattern / für euch selbs kein fleiß sparen / vnd es in die Kirche̅ zü dem Catechismo getrewlich fürdern sollen / so balde es des alters vnd verstands halber fehig sein mag / darmit es wol vnd gründtlich erkennen lerne /
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was grosser vnd vnaußsprechlicher gnaden vnd gaben / jm von Gott im heiligen Tauffgeschenckt vnd vbergeben seind / vnd auß dem dann seinen glauben in der gemeyn Gottes / selbs gern bekenne vnd verjehe: sage ab dem Teuffel vnd der Welt mit allen jren Wercken vnd lüsten: ergebe vnd stelle sich dar dem Herrn / vnd seiner heiligen Kirchen / inn gantzem gehorsam seins heiligen Euangelions: bleibe vnd lebe in vnserm HErrn Christo biß an das ende: bring als ein lebendigs glied Christi / vnd fruchtbare Reb / die an dem Rebstock Christo gesundt bleibt / vil frucht zü dem preiß Gottes vnd besserung seiner heiligen Kirchen.

Hierauff lassend vns also betten.
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ALlmechtiger Gott vnd Vatter vnsers lieben Herren Ihesu Christi / der du diß Kindt durchs Wasser vnd heiligen Geist anderwerts geboren / vn̅ jm alle seine Sünd vergeben hast / stercke es nün mit deiner gnaden / mehre inn jhm deinen heiligen Geist / das es an leib vnd seel seligklich auffwachse / vnd in dem neuwen Göttlichen leben / dar zü du es new geborn hast zünemme / vnnd gib seinen Eltern vnd vns allen / das wir dir hiezü an diesem Kind getrewlich vnd seligklich dienen / darmit auch durch es vnd vns alle dein Göttlicher name jmmermehr geheiliget / vnnd dein Reich erweitert werde / durch vnsern Herrn Ihesum Christum.

Vnd züm Beschluss sage er.
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Der frid des Herrn sey mit dir vn̅ mit vns allen / Amen.
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Würden aber die leuth / so das Kindlin züm Tauff bringen / auff des Kirchendieners frage / vngewisse antwort geben / vnnd sagen / sie wisten nicht was sie in solcher not vnd schrecken gedacht / viel weniger (wie dann offtmals zügeschehen pfleget) was sie geredt oder gethan hetten / so mache man nür nit vil disputierns / sonder tauffe es / ohn meldung einicherley Condition obgeschriebner Ordnung gemeß / wie alle andere vngetäuffte Kinder getäufft werden.

Von dem Catechismo.
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CAtechismus inn dem Christlichen Glauben / ist ein mündlicher bericht / darinnen die fürnembste vnd nötige stück / der rechten warhafftigen Christlichen Religion erkläret werden. Vnnd ist vor zeiten / da die Christliche Kirch / auß den Alten / beyde bey Jüden vnd Heyden / so zü jhren jaren vnnd verstandt kamen / versam̅let warde / der Catechismus vor dem Tauff gehalten worden. Nach dem aber zü dieser zeit gemeynlich die Kinder in jhrer kindtheit / da sie des mündtlichen berichts noch nit fehig seind / getaufft werden / So soll der Catechismus / als der / so zü vnterrichtung der Hauptartickel des rechten warhafftigen / Christlichen Glaubens / denen / die zü jren jaren vnd verstandt kommen / nottürfftig / mit den Kindern als baldt sie desselben jres Alters vn̅ verstands halben fehig sein möge̅ / gehalten werden. Das sol aber mit folgender Ordnung geschehen. Erstlich sol ein jeglicher Pfarrherr oder Prediger /
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allwegen auff ein jeden Sontag / insonderheit nach der Predig / auff der Cantzel die Zehen Gebot / das Symbolon Apostolicum / vnnd das Vatter vnser fürsprechen / vnnd darmit es fruchtbarlich vnnd nützlich geschehen mög / soll er nicht heut diese form / morgen ein andere gebrauchen / sondern die bemelte stück auffschreiben / vnd sie dem Volck / auß dem geschriebnen Büchlin oder Tafeln ordenlich / verstendtlich vnd deutlich fürlesen / das beyde alt vnnd jung / bey jhnen selbs die wort nachsprechen / vnnd einerley wort gewonen mögen / dann es tregt sich bey dem gemeynen Volck dieser stück halben allerley vnrichtigkeit zü / von welches wegen die notturfft erheyschet / das diser Catechismus offt vnd gleich förmig gehalten werde. Wiewol nün diese verordnung bey manchem ein gerings ansehen haben möcht / als die vil schlechter vnd kindischer were / dann das fürnemlich die Gelehrten damit beladen solten werden / Jedoch welcher bedenckt die hohe grosse Autoritet der bemelten stück / vnd was treffenlicher nutz der heiligen Christlichen Kirchen darauß entstehet / der wirdt sich / er seye gleich wie gelehrt er wölle / dieselben der Kirchen für zü sprechen / nit schemen. Dan̅ die Zehen Gebot seind von Gott so hoch geachtet worden / das er sie selbs seiner Kirchen auff dem Berg Sinay fürgesprochen hat:(Mos. 2. 20 Matth. 6.) So hat vnser Herr Christus auch selbs das Vatter vnser zü beten gelehret: Was dann das Symbolum Apostolicum / fürnemlich die Artickel von dem Sohn Gottes / vnserm HERRN Ihesu Christo belanget / hat es Petrus mit gegenwertiger kundtschafft anderer seiner(Acto. 2.) Mitaposteln / auff den Pfingstag / da sie allererst den Heiligen Geist empfangen hetten / geprediget.
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Vnnd ist nicht zü zweiffeln / nach dem die rechte / ware Christliche Lehr des heiligen Euangelions / in der Kirchen vil Jar mit Menschengedicht verdunckelt gewesen / vnd doch darbey der gebrauch / die obbemelte stück nach der Predig für züspreche̅ / gehalten / dz vil mensche̅ durch dieselben auß gnaden des heiligen Geists / im rech ten glauben erleichtet vnd erhalten worden seind. Darumb sol sich keiner dieses Christlichen nützlichen wercks zü vnterfahen beschweren / sondern dasselb mit allem fleiß vnd ernst verrichten. Darnach soll ein jeglicher Pfarrherr etlich mal im Jar auff die bemelte stück nach der Predig die volgende sprüch Pauli / darinn ein jeglicher seines berüffs erinnert wirdt / fürlesen / Nemlich also: Nach dem wir jetzt die haupt vnd nötige stück / vn sers heiligen Christlichen glaubens gehöret / So sollen wir auch vernemmen / die sprüch der heiligen Schrifft / darauß ein jeglicher in seinem stand erlernen mag / was jm in seinem berüff züthün gebüre.

Der Weltlichen Oberkeit.
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LAst euch weisen jr König / vnd last euch leren jr Richter auff Erden / dienet dem HErren mit (Psalm. 2.) forcht / vnd frewet euch mit zittern / Psal. 2. Last ab vom bösen / vnnd lernet güts thün / trachtet nach recht / helfft dem vertruckten / schafft dem Waisen recht / (Esa. 1.) vnd helfft der Witwen sachen / Esa. 1.

Den Richtern.
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SIhe dich vmb vnter allem Volck / nach redlichen Leuthen / die Gott förchten / warhafftig / vnnd dem Geitz feindt seind / die setze vber sie das sie das Volck allezeit richten / Exod. 18. Sehend zü was jr thüt / dann jr halten das Gericht nicht den menschen / sondern dem Herrn / vnd er ist mit euch im Gericht / darumb last die forcht des Herrn bey euch sein / vnd hütend euch vnnd thüts / dann bey dem Herrn vnserm Gott / ist kein vnrecht noch ansehen der Person / noch annemmen des Geschencks / 2. Chronicorum 19.(2. Cro. 19.)

Der Weltlichen Oberkeit / vnd Vnterthanen.
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JEderman sey vnterthan der Oberkeit / die gewalt vber jhn hat / dann es ist kein Oberkeit /(Rom. 13. 1. Pet. 2.) ohn von Gott / wo aber Oberkeit ist / die ist von Gott verordnet / Wer sich nün wider die Oberkeit setzet / der widerstrebt Gottes Ordnung / die aber widerstreben / die werden vber sich ein vrtheil empfahen / dan̅ die gewaltigen seind nicht den güten Wercken / sondern den bösen zü förchten. Wilt du dich aber nicht förchten für der Oberkeit / so thüe güts / so wirstu lob von der selbigen haben / dan̅ sie ist Gottes Dienerin / dir zü güt / thüst du aber böß / so förchte dich / dann sie tregt das Schwerdt nicht vmb sonst / sie ist Gottes Dienerin / ein Rächerin̅ zür straff vber den der böses thüt. So seind nün auß not vnterthan / nicht allein vmb der straffwillen / sondern auch vmb des gewissens willen / derhalben
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müssen jr auch stewr geben / dann sie seind Gottes Diener (Rom. 13. 1. Pet. 2.) / die solchen schutz sollen handt haben / etc. Rom a. 13. 1. Pet. 2.

Den Ehemännern.
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IR Männer liebet ewere Weiber / gleich wie (Ephes. 5.) Christus geliebet hat sein Gemeyn / etc. Ephes. 5. Ir Männer liebet ewere Weiber / vnd seyt nicht (Coloss. 3.) bitter gegen jhnen / Coloss. 3. Ir Männer wonet bey ewern Weibern mit vernunfft / vnd gebt dem Weibischen als dem schwechsten Werzeug sein Ehr / als auch Miterben der gnaden des lebens / auff das ewer Gebett nicht verhindert werde / (1. Pet. 3.) 1. Pet. 3.

Den Eheweibern.
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IR Weiber seydt vnterthan ewern Männern als dem Herrn / wie sichs gebürt / dann der (Ephes. 5.) Man̅ ist des Weibs Haupt / gleich wie auch Christus (Coloss. 3.) dz Haupt ist seiner gemeyn / Ephe. 5. Col. 3. Die wei ber sollen jren Män̅ern vnterthan sein / auff das auch die / so nit glauben an das wort / durch der weiber wandel on wort gewon̅en werde̅ / wenn sie ansehe̅ ewern keu schen wandel in der forcht / welcher geschmuck sol nicht außwendig sein / mit haarflechten vnd Goldt vmbhencken oder Kleyder anlegen / sonder der verborge̅ mensch des hertzen ohn verruckt / mit sanfft vnnd stillem Geist / das ist köstlich für Gott / Denn also haben sich auch vor zeiten die heiligen Weiber geschmückt / die jr hoffnung
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auff Gott satzten / vnd jren Männern vnterthan waren / wie die Sara Abraham gehorsam war / vn̅ hiesse jn Herr / welcher Töchter jr worden seind / so jr wol thüt / vn̅ euch nit förchten vor einichem schrecken / etc. 1. Pet. 3.(1. Pet. 3.)

Den Eltern.
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DIe wort die der Herr dir gebeut / soltu zü her tzen nem̅en / vnd solt sie deinen Kindern scherpffen / vnd dauon reden / wenn du in deinem hauß sitzest / oder auffdem weg gehest / wenn du dich niderlegest(5. Mos. 6. Deut. 6.) oder auffstehest / etc. Deut. 6. Laß nicht ab das Kind zü züchtigen / dann wo du es mit den Rüthen häwest / so darff mans nicht tödten: Du hawest es mit der Rüthen / aber du errettest seine Seel von der Hell / Prouerb. 23.(Prou. 23.) Der seiner Rüthen schonet / der hasset sein Sohn / wer jn aber lieb hat / der züchtiget jn baldt / Prouerb. 13. 19. 29. Hastu Kinder / so zeuch sie / beug jhren halß von jugent auff / laß jhn jren willen nicht in der jugent / vnd entschuldige jre thorheit nicht / Ecclesiast. 7. vnd 30. Ir(Eccle. Si. 7. 30.) Vätter erbittert ewer Kinder nicht / auff das sie nicht scheuch werden / sondern ziehet sie auff in der zucht vnd vermanung zü dem Herrn / Ephes. 6. Coloss. 3.(Ephes. 6. Coloss. 3.)

Den Kindern.
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IR Kinder seydt gehorsam ewern Eltern / in dem Herrn / dan̅ das ist billich / Ehre Vatter vnd Mütter / das ist das erst Gebot / das verheyssung hat / auff das dirs wolgehe vnd lang lebest auff Erden /(Ephes. 6. Coloss. 3.) etc. Ephes. 6. Coloss. 3.
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Den Knechten / Mägden / Taglönern / vnd Arbeitern.
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IR Knechte seydt gehorsam ewern leiblichen Herren / mit forcht vnnd zittern / in einfaltigkeit ewerer hertzen / als Christo / nit mit dienst allein für augen / als den Menschen zü gefallen / sondern als die Knecht Christi / das jhr solchen willen Gottes thüt von hertzen / mit gütem willen / last euch beduncken / das jhr dem Herrn dienend vnd nicht den Menschen / vnnd wissend / was ein jeglicher güts thün wirdt / dz wirdt er von dem HErren empfahen / er sey Knecht oder Herr / (Ephes. 6. Coloss. 3.) Ephes. 6. Coloss. 3. Ir Knecht seydt vnterthan mit aller forcht den Herrn / nicht allein den gütigen vnnd gelinden / sondern (1. Pet. 2.) auch den wunderlichen / 1. Pet. 2.

Den Haußherrn.
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IR Herrn thünd auch dasselbig gegen jnen / vnd last ewer dröwen / vnd wißt das jhr auch ein Herrn im Himmel habt / vnnd ist bey jm kein ansehen der Person / vnnd beweiset den Knechten / was (Ephes. 6. Coloss. 3.) recht vnd billich ist / Ephes. 6. Coloss. 3.

Der gemeynen jugent vnd andern.
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LAsset euch nicht verfüren weder die Hurer / noch die Abgöttischen / noch die Ehebrecher / noch die Dieb / noch die Geitzigen / noch die Trun ckenen / noch die Lesterer / noch die Rauber / werden das Reich Gottes ererben / 1. Corinth. 6. Ir Jungen seydt(1. Cor. 6.) vnterthan den Alten / alle sampt seydt vntereinander vnterthan / vn̅ haltet fest an der demüt / denn Gott widerstehet den Hoffertigen / aber den Demütigen gibt er gnade / so demütiget euch nün vnter die gewaltigen handt Gottes / das er euch erhöhe zü seiner zeit / alle ewer sorg werffet auff jn / dann er sorgt für euch / 1. Pet. 5.(1. Pet. 5.)

Den Jungkfrawen.
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ES ist ein vnterscheydt zwischen einem Weib vnd einer Jungkfrawen / welche sich nicht verheyrat: die sorgt was den Herrn angehöret / das sie heilig sey / beyde am leib vnd auch im Geist / 1. Cor. 7.(1. Cor. 7.)

Den Witwen.
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WElche ein rechte Witwe vnd eynsam ist / die stellet jr hoffnung auff Gott / vnd bleibt am gebet tag vnd nacht / welche aber in wollust lebt / die ist lebendig todt / solches gebeut jhnen / das sie vnsträfflich seyen / nicht faul / schwetzig noch fürwitzig / vn̅ reden das nicht sein sol / 1. Timoth. 5.(1. Tim. 5.)

Für Jederman.
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Die Summa Göttlichs Gesatzs.
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(Matt. 22.) DV solt lieben Gott deinen Herren / von gantzem hertze̅ / von gantzer seelen / von gantzem gemüt / das ist das fürnembst vnnd gröst Gebot / Das Ander aber / ist dem gleich / Du solt dein Nechsten lieben als dich selbs / in disen zweyen Geboten / hangt das gantz Gesetz vnd die Propheten.

Die Summa des Euangelions.
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ALso hat Gott die Welt geliebet / das er seinen einigen Son gab / auff das alle die an jhn glauben / nit verlorn werden / sondern das ewige Leben haben / (Iohan. 3.) Johan. 3. Es ist gewißlich war / vnd ein thewr werdes wort / das Christus Ihesus kom̅en ist in die welt / die sünder selig zümachen / vnter welche̅ ich der fürnemest bin / aber darum̅ ist mir barmhertzigkeit widerfaren / auff das an mir fürnemlich Christus Jesus erzeigt alle gedult / züm exempel dene̅ die an jn glauben sollen züm ewige̅ leben. Aber Gott dem ewigen König / dem vn vergengklichen vnd vnsichtbarn / vnd allein weisen / sey Ehr vnd (1. Tim. 1.) preiß in ewigkeit / Amen. 1. Timoth. 1. Ferrner soll auch ein jeglicher Pfarrherr oder sein Diaconus alle Sontag ein sondere zeit zü dem Catechismo / fürnemlich für das junge volck / in der Kirche̅ / wie solchs ein jeder in seiner Pfarr mit rath seines Superattendenten / nach des Volcks vnd orts gelegenheit verordnet / fürnemmen / vn̅ die jugent dahin gewehnen / das sie folgenden Catechismum von wort zü wort auß
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wendig lernen / vnd damit solchs nützlich geschehe / solle der Pfarrherr o sein Diaconus erstlich ein Punckten od Artickel des folgenden Catechismi nach dem andern kürtzlich vnd verstendtlich Explicieren vnd außlegen / das die Jungen / nicht allein der wörter gewonen / sondern auch ein güten Christlichen verstandt derselben vberkommen. Hernach sol er etliche der Jungen offentlich verhören / das dardurch nit allein derselbigen Jungen geschickligkeit erfaren werde / sonder auch die andern den Catechismum von jnen lernen mögen / Vnd sollen die Kirchendiener mit der jugent / so freundtlich vnd holdtselig handlen / das sie nit von dem Catechismo / abgeschreckt / sonder darzü lustig werden / wie dann vnser HERR Christus selbs sich der Kinder auff das freundtlichst angenommen hat.

Catechismus.
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Frag.
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Welches Glaubens bistu?

Antwort.
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Ich bin ein Christ.

Frag.
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Warumb bistu ein Christ?

Antwort.
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Darumb / das ich glaub in Ihesum Christum / vnd bin in seinem Nammen getaufft.
|| [ID00036]

Frag.
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Was ist der Tauff?

Antwort.
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Der Tauff ist ein Sacrament vnnd ein Göttlich Wortzeichen / darmit Gott der Vatter / durch Ihesum Christum seinen Sohn / sampt dem heiligen Geist / bezeugt / das er dem Getaufften ein gnädiger Gott wölle sein / vnd verzeihe jhm alle Sünd / auß lauter gnad von wegen Ihesu Christi / vnd nem̅ jhn auff an ein Kindsstat / vnd Erben aller Himmelischen Güter.

Frag.
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Sag mir zeugnuß der heiligen Schrifft / darauß die Stifftung dieses Sacraments des Tauffs / erwisen wirdt?

Antwort.
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Matth. am letzten / da der Herr Jesus zü seinen Jüngern sprach: Mir ist geben aller gewalt / im Him̅el vnd auff erden / darumb gehet hin / vn̅ lehret alle völcker / vn̅ tauffet sie in dem Nam̅en des Vatters / vnd des Sons / vnd des heiligen Geists / vnd lehret sie halten alles / was ich euch befohlen hab. Vnd Sanct Marcus am letzten. Gehet hin in alle Welt / vnnd prediget das Euangelion aller Creatur / Wer glaubt vnd getaufft wirdt / der wirdt selig / Wer aber nicht glaubt / der wirdt verdampt werden.

Frag.
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Sag her die zwölff Stück des Christlichen Glaubens.

Antwort.
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|| [17]
Ich glaub in einen Gott / den Allmechtigen Vatter / Schöpffer / des Himmels vnd der Erden. Vnd in Ihesum Christum sein eingebornen Sohn vnsern Herrn. Der empfangen ist von dem heiligen Geist / geborn auß Maria der Jungkfrawen. Der gelitten hat vnter Pontio Pilato / gecreutziget / gestorben vnd begraben. Ist abgestiegen zü der Helle / am dritten tag wider aufferstanden von den Todten. Vnd auffgefaren in die Himmeln / da sitzt er zü der gerechten Gottes seines Allmechtigen Vatters. Von dannen er widerkommen wirdt zürichten die Lebendigen vnd die Todten. Ich glaub in den heiligen Geist. Ein heilige Christliche Kirchen / die gemeynschafft der Heiligen. Vergebung der Sünden. Aufferstehung des Fleysches. Vnd ein ewiges Leben.

Frag.
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|| [ID00038]
Warzü ist dir dieser Glaub nützlich?

Antwort.
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Darzü ist er mir nützlich / das ich durch disen glauben / werde von GOtt / von wegen Ihesu Christi / für fromb vnd heilig gehalten / vnnd mir geschenckt wirdt der heilige Geist / zü beten / vnd Gott als ein Vatter anzürüffen / vnnd mein leben nach seinen Gebotten anzürichten.

Frag.
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Wie bettestu wenn du Gott anrüffest?

Antwort.
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Ich bete das Vatter vnser / welches Christus selbst gelehrt hat.

Frag.
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Sag mir das Vatter vnser?

Antwort.
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Vatter vnser der du bist im Himmel. Geheiliget werde dein Nam̅. Zükomme vns dein Reich. Dein will geschehe auff Erden wie im Himmel. Vnser teglich Brot gib vns heut. Vnd vergib vns vnsere schuldt / wie wir vergeben vnsern Schuldigern. Füre vns nicht in versuchung. Sondern erlöse vns von dem vbel. Dann dein ist das Reich / vnd die Krafft / vnd die Herrligkeit in ewigkeit / Amen.
|| [18]

Frag.
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Welches seind die Gebott Gottes / nach dem man sol das leben anrichten?

Antwort.
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Das seind die Gebott Gottes / die inn den Zehen Gebotten stehen.

Frag.
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Sag mir die Zehen Gebott Gottes.

Antwort.
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1. Ich bin der HErr dein Gott / du solt nicht andere Götter neben mir haben. 2. Du solt den Nammen deines Gottes nicht vergebenlich füren. 3. Du solt den Feyertag heiligen. 4. Du solt dein Vatter vnd deine Mütter ehren / das du lang lebest im Land das dir der HErr dein Gott geben wirdt. 5. Du solt nicht Tödten. 6. Du solt nicht Ehebrechen. 7. Du solt nicht Stelen. 8. Du solt kein falsche Zeugnuß reden wider deinen Nechsten. 9. Du solt dich nicht lassen gelüsten deines Nechsten Hauß.
|| [ID00040]
10. Du solt dich nicht lassen gelüsten deines Nechsten Weibs / noch seines Knechts / noch seiner Magdt / noch seines Ochsen / noch seines Esels / noch alles was dein Nechster hat.

Frag.
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Warzü seind vns diese Zehen Gebot geben?

Antwort.
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Züm Ersten / seind vns dise Gebott Gottes darzü geben / das wir darauß lernen vnsere Sünde vor Gott erkennen. Züm Andern / das wir darauß lernen die Werck erkennen / die Gott wolgefallen / vnd die wir thün sollen / das wir ein ehrlich leben füren.

Frag.
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Vermügen wir auch die Gebot Gottes vollkommenlich erfüllen?

Antwort.
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Neyn / Dann wir sind von Natur böß vnd geborne Sünder / darumb sind vnsere güte Werck nicht vollkomen güt. Aber das vns geholffen werde / so hat Gott der Vatter vns geschenckt Jesum Christum seinen eingebornen Son / der nie kein Sünde gethan / vnd alle gebot Gottes vollkommenlich erfüllet hat. Darumb so wir an Jesum Christum glauben / so helt vns Gott / auß lauter gnad / von wegen Ihesu Christi darfür / als hetten wir alle seine Gebot erfüllet.

Frag.
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Warumb sollen wir dann güte Werck thun?

Antwort.
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Nicht darumb / das wir mit vnsern Wercken die Sünde büssen / vnd das ewige Leben verdienen sollen /
|| [19]
dann Christus hat allein vnsere Sünde gebüst / vnd das ewige leben verdient: sondern darumb sollen wir güte Werck thün / das wir vnsern Glauben bezeugen / vnnd vnserm Herrn Gott / für seine güthaten / danckbar sein sollen.

Frag.
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Warmit wirdt vnser Glaub in widerwertigkeit gesterckt / vnd wir in anfechtung getröst?

Antwort.
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Durch das Nachtmal vnsers Herrn Jesu Christi.

Frag.
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Was ist das Nachtmal Christi.

Antwort.
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Das Nachtmal Christi / ist ein Sacrament / vnnd Göttlich Wortzeichen / darinn vns Christus warhafftig / vnd gegenwertig / mit Brot vn̅ Wein sein Leib vnd Blütschenckt vnd darreycht / vnd vergewißt vns darmit / das wir haben verzeihung der Sünden / vnd ewiges leben.

Frag.
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Sag mir her die wort / wie die Euangelisten vnnd(1. Cor. 10. vnd 11.) S. Paulus / die stifftung des Nachtmals Christi beschrieben haben.

Antwort.
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Der HErr Ihesus / inn der Nacht da er verrathen wardt / vnnd mit seinen Jüngern zü Tisch saß / nam̅ er das Brot / er segnets / saget danck / brachs / gabs seinen Jüngern / vnd sprach: Nem̅et hin vnnd esset / Das ist mein Leib / der für euch hingeben wirdt / das thüt zü meiner gedechtnuß.
|| [ID00042]
Vnd nach dem Nachtmal nam er den Kelch / sagt danck / vnd gabe jnen / vnnd sprach: Trincket alle darauß / das ist mein Blüt des newen Testaments / das für euch vnnd für viel vergossen wirdt / zür vergebung der Sünden / das thüt / so offt jhr trinckt zü meiner gedechtnuß.

Frag.
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Welches seind die Schlüssel des Himmelreichs?

Antwort.
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Das Predigampt des Euangelions von IHEsu Christo.

Frag.
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Sag mir etliche Sprüche auß den Euangelisten / mit welchen Ihesus Christus das Predigampt seines Euangelions gestifft hat?

Antwort.
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(Luc. 10.) Luce am zehenden / sagt Christus zü seinen Jüngern / die er zü predigen das reich Gottes außgeschickt: Wer euch höret / der höret mich / vn̅ wer euch verschmehet (Matt. 16.) / der verschmehet mich. Vnd Matthei 16. Dir wil ich die Schlüssel des Himmelreichs geben / was du binden wirst auff Erden / das soll im Himmel gebunden sein / vnd was du lösen wirst auff Erden / sol im Himmel loß sein. (Ioha. 10.) Vnnd Johannis am zwentzigsten / Nemmet hin den heiligen Geist / welchen jhr die Sünde erlasset / den
|| [20]
seind sie erlassen / vnnd welchen jhr sie vorbehaltet / den sind sie vorbehalten.

Ein Gebett zü end des Catechismi.
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Nach dem nün die Explication oder Außlegung des Catechismi / vnnd die Kinder verhöret / soll das folgende Gebett gesprochen werden.

Last vns betten.
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ALlmechtiger / Barmhertziger Gott / Himmelischer Vatter / du allein alles güts in vns an fahest / bestätigest vnd außmachest / Wir bitten dich für dise Kinder / die du deiner Kirchen geschenckt / vnnd durch den heiligen Tauff widergeborn / vnnd nün so weit erleuchtet hast / das sie diese deine gnad vnd güte / vnd jhr erlösung in Christo deinem lieben Son / vnserm Herren / auch selbst erkennen / vnnd vor deiner Gemeyn bekennen / stercke diß dein Werck / das du in jhnen angefangen hast: Mehre jhnen deinen heiligen Geist / auff das sie in deiner Kirchen vnd Gemeyn / vnnd in warem glauben vn̅ gehorsam deines heiligen Euangelions stätigs leben / vn̅ biß ans end bestendig verharren / vnd sich kein falsche lehr / noch fleyschliche lüst / von beka̅ter war heit abfüren lassen / gib jnen das sie zü allem deinem gefallen / an Christum deine̅ Son / vnser gemeynes haupt / jm̅er wachsen / vn̅ sein volkom̅lich man̅lich alter / in aller
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Weißheit / Heiligkeit vnd Gerechtigkeit erreychen / damit sie dich vnd deinem lieben Son / vnsern Herrn / sam̅t dem heiligen Geist / einigen waren GOtt jmmer vollkom̅ner erkennen / hertzlicher lieben / vnd bey jrem nechsten / mit worten vn̅ allem jrem leben / dapffer vn̅ fruchtbarer bekennen / preisen vnd rhümen / durch vnsern Herren Ihesum Christum / gehet hin im frieden.

Von der Buß vnd Absolution.
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WIr sollen billich Gott dem Vatter vnsers lieben Herrn Ihesu Christi / ewige danckbarkeit / beyde mit worten vnnd Wercken gehorsamlich erzeygen / das er die Versönung / so sein Son vnser Herr Christus für vnser Sünde gethan / dermassen so gnädig vnd barmhertzig angenommen hat / das er vns nicht al lein ein mal im Tauffzü gnaden auffnimpt / vnd die sün de vergibt / sonder so wir nach dem Tauff / jrgends von dem Satana / vnd vnser schwacheit / vbereilet werden / vnnd fallen in schwere lästerliche Sünde / als dann wil er dannoch die Thür seiner Gnaden vnuerrigelt haben / sondern sol für vnnd für / allen denen die sich von Sünden bekeren vnd Christliche Büß thün / offen behalten werden. Dann wiewol niemands auff die barmhertzigkeit Gottes sündigen sol / vn̅ welcher solchs grawsam laster begeht / sich barmhertzigkeit Gottes vnwerdt macht / jedoch wil Gott von der Menschen boßheit wegen / zü (Rom. 11.) keinem Lügner werden / vnd wie Paulus sagt: Gottes gaben vnd berüff / mögen jn nit gerewen. Er wil auch
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nicht wie Ezechiel prediget / den Todt des Sünders /(Ezech. 18.) sondern das er sich bekere / vnd hab das leben. Darumb soll keiner / so nach dem Tauff widerumb in Sünde gefallen / sich selbs verseumen vnd verwahrlosen / sondern sich auff das ehest / on allen verzüg / zü dem Herrn / durch rechtgeschaffne Christliche Büß / bekeren. Wir reden aber jetzt nit / weder von der Erbsünd / die vns von natur anhangt / noch von der stäten Büß / so wir ohne vnterlaß biß inn Todt tragen müssen vnnd sollen / Dann wiewol vns die Erbsünd / mit allen jhren früchten / so sie biß anher getragen / im Tauff / von wegen vnsers Herrn Jesu Christi / durch den glauben gentz lich verziehen vnd vergeben wirdt / Jedoch bleibt dieselbig Erbsünd jrer wirckung halben in vnserm fleysch für vnnd für biß inn den Todt anhengig / vnd seind wir schuldig / das wir von jrentwegen stäte Büß thün / nem lich das wir diesen mangel vnnd gebrechen / in vns vor GOtt erkennen vnnd beklagen / auch von des wegen die Werck vnsers gehorsams nicht für vollkom̅ne Gerechtigkeit halten / noch darauffbawen / sondern vns vor Gott / als stäte Sünder dargeben / vnnd vns allein seiner Barmhertzigkeit / die er vns durch seinen lieben Sohn / vnsern HERREN Ihesum erzeygt hat / vertrösten / Wie auch Dauid vns vorredt / also sprechendt:(Psal. 51.) Ich erkenne meine Missethat / vnd meine Sünd ist jmmer vor mir / ich sündige nür vor dir / vnd thüe nür vbels vor dir. Vnd Paulus: Ich weyß das in mir / das ist in(Rom. 7.) meine̅ Fleysch / nichts güts wonet / wöllen hab ich wol / aber volnbringen das güt / finde ich nicht / dann das güt das ich wil / das thüe ich nit / sonder das böß / dasich nit wil / das thüe ich. Das istalles von der Erbsünde ge
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redt / die kein güt werck in vns rechtgeschaffen volkommen sein lest / dieweil wir hie auff Erden leben. Vn̅ demnach wir jrenthalben stäte Büß thün müssen / von welchem dan̅ in disem Capitel von der Büß vn̅ Absolution ordnung / jetztmal nichts gehandelt wirdt: Sonder wir reden fürnemlich / von den groben sünden vn̅ lastern / so der erbsünd früchten seind / vn̅ darein die leuth nach der Tauff gemeynlich fallen: auch von der büß / so von derselben laster wegen / vor der Christlichen Gemeyn / gethan werden soll. Nün seind vor jaren mancherley weiß in der Kirchen / die offentliche Sünde zü büssen / wie die Canones poenitentiales außweisen / gehalten worden / vnd mögen die heiligen Bischoff / darinn leidenliche vnd verantwortliche gedancken gehabt haben / Nach dem aber dieselben von dem Herren Christo in der Kirchen nicht aufferlegt / vn̅ in ein mercklichen mißbrauch gerathen / auch züm mehrertheil von jhnen selbs gefallen seind: So wöllen wir hiemit niemands beschwert haben / sonder bey der weiß / so bißanher inn den Kirchen / darinn das heilige Euangelion rein geprediget / breuchig gewesen / bleiben lassen. Vnd sollen die Pfarrherr vnd andere Kirchendiener / die Sünder zür rechtschaffnen Christlichen Büß / auff das fleissigst vnd ernstlichst / in dem Predigen vermanen / Nemlich das ein jeglicher so in schwere Sünd gefallen / seine Sünd vor Gott erkenne / lasse sie jhm vonhertzen leyd sein / als dardurch er in Gottes Vngnad vnd Zorn gefallen / hab den heiligen Geist verloren / vnd sey von Christo abgewichen / hab auch die ewig verdamnus verdient / Er solle aber sich wider zü Christo bekeren / vn̅ von hertzen glauben /
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das sein Sünd jhm von wegen Ihesu Christi vergeben werden / auch soll er furthin sich vor der Sünde / als vor seinem ewigen verderben / hüten / vnd widerumb in den gehorsam Göttlichs Berüffs eintretten / etc. Das ist die Summa der Lehr von der rechten waren Christlichen Büß. Wiewol nün solche gemeine Predig / darin̅ der Herr Christus für ein versöner vnserer Sünden fürgehalten wiirt / an jr selbs ein Absolution von den sünden ist / vnd welcher sie mit rechtem glauben auffnimpt / der wirdt dardurch vor Gott im Him̅el von allen sünden Absoluiert vnd entbunden / welcher aber nicht glaubt / dem werden alle seine sünd vorbehalte̅: Jedoch nach dem die Predig des Euangelions von Christo / nit allein in der gemeyn / sondern auch einem jeglichen in sonderheit / der es gebürlich begert / verkündiget werden soll / wie auch der HERR Christus selbs vielen / wenigen / vnnd auch einem allein zü zeiten geprediget hat / So soll die sonderliche Predigt / die man sonst priuatam absolutionem nennet / nicht auffgehaben / sondern in jhrem gebürlichen brauch bleiben. Dann da der Herr Christus zü seinen Aposteln sagt: Welchen jhr die Sünde erlasset / den seind sie erlassen / vnd welchen jhr sie behaltet / den seind sie behalten / gleich wie er hiemit nicht hat wöllen den Aposteln / vnd andern jren nachkom̅enden Kirchen dienern / ein vollmechtigen freien gewalt geben / jhres gefallens auß sünden gerechtigkeit / vn̅ auß gerechtigkeit Sünde zümachen / auch nicht jhnen heymgestellet / die sünder / ob sie schon vnbüßfertig seind / zü Absoluieren / vnd die frommen so sie nit alles jres der Kirchendiener eigens willens geleben / zü verdam̅en / sondern hat jnen
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hiemit befohlen / das Euangelion von der verzeihung der Sünden zü predigen / das / wer daran glaub / dem werde durch sie die Sünde erlassen / wer aber nit daran glaube / dem werde die Sünde behalten. Also hat er auch hiemit jhnen aufferlegt / nicht allein einen grossen hauffen / sondern auch einer einzeligen Person / das Euangelium von verzeihung der Sünden / durch Jesum Christum züpredigen / vnd demnach den / so daran glaubet / von Sünden zü absoluiern / dem aber / der nit daran glaubt / die Sünde zü behalten. Darumb sollen die Pfarrherr jren Pfarr verwandten / nicht allein die gemeyne offentliche Predigt thün / sondern jhnen auch jhren dienst insonderheit anbieten / vnd fürnemlich wenn sie das Nachtmal Christi halten wöllen / sollen sie die Kirch vermanen / das ein jeglicher / der des Nachtmals Christi zü empfahen gedenck / sich züuor am abendt anzeyge / vnd seine rew vnd leydt vber die Sünde beken̅e / auch sein beger der Absolution oder verzeihung der Sünden / vnd sein fürnemmen von den Sünden abzüstehen / vn̅ forthin in Christlichem gehorsam zü leben bezeuge / darmit niemand das Nachtmal Christi / jm selbs zür verdamnuß / vnnd der Kirchen zür ergernuß empfahe. Es soll aber hierinn folgende Ordnung gehalten werden / Anfengklich / so die Kirch abends bey einander versamlet / sol der Kirchendiener ein Predigt thün / von der rechten Christlichen Büß / vnd von dem rechten gebrauch des Sacraments / des nachtmals Christi. Darnach soll er ein jeglichen insonderheit verhören / vn̅ denselben / nach gelegenheit der Person / freundlich vnd Christlich vnterrichten. Vnd so sich begebe / das
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etliche / die da ergerlich lebten / vnd mit groben Lastern beschwerdt weren / sich vnbüßfertig hielten / gedächten auch nicht jr leben zü bessern / Denen soll der Kirchendiener das Nachtmal zü entpfahen widerrathen / vnd jnen biß auff jhre besserung abschlahen / Wo auch einer were / der ein solche sonderliche beschwerd des gewissens hette / das jm sonderlicher trost des Euangelions nötig sein würde / so sol er jn in sonderheit absoluiern / aber die andern laß er der gemeynen hernach volgenden Absolution erwarten. So nün solchs mit jeglichen in sonderheit verrichtet / soll der Kirchendiener die gemeyne form der offentlichen Beicht vnd Absolution vngefehrlich volgender gestalt / der versamleten Kirchen fürsprechen.

Vermanung zur offentlichen Beicht.
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LIeben Freund / wir werden auß den büßpredigen bericht / das niemands / so seine jar vnd verstand erreicht hat / zür verzeihung der sünden kommen mag / er erkenne dann seine sünd / vnd laß jhm dieselben von hertzen leyd sein / glaube auch / das jhm seine Sünd von Gott auß lauter gnaden vnd barmhertzigkeit von wegen Ihesu Christi vergeben werden. Vnd aber jr der verzeihung der Sünden / vnd stercke des glaubens begeren / so sollet jr mir auß grund ewerer hertzen die offentliche Beicht nachsprechen / vnnd darauff das Euangelion der Absolution anhören / darmit jr euch der rew vber die Sünd vor Gott warhaff
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tiglich bekennen / vn̅ auß der Absolution der verzeihung der Sünden / durch Ihesum Christum vergewist vnnd versichert werden.

Die offentliche Beicht.
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ICh armer Sünder beken̅e mich Gott meinem Him̅elischen Vatter / das ich leyder schwerlich vnd mannich falt gesündigt hab / nicht allein mit eusserlichen groben Sünden / sondern viel mehr mit innerlicher angeborner blindtheit / vnglauben / zweifflung / kleinmütigkeit / vngedult / hoffart / bösen lüsten / geitz / heimlichen neidt / hass vnd mißuergunst / auch andern bösen tücken / wie das mein Herr Gott an mir erkennt / vn̅ ich leyder so volkommenlich nicht erkennen kan / also rewen sie mich / vnd seind mir leydt / vnd beger von hertzen gnad von Gott / durch seinen lieben Sohn Ihesum Christum. Darauff sol als baldt volgen die Absolutio / Dann wiewol ein jegliche Predigt des heiligen Euangelions / von vnserm einigen Heyland Ihesu Christo / ein rechte warhafftige Absolution vnd entbindung von den sünden ist / nemlich denen so daran glauben / wie oben vermeldet. Es sol auch das volck / durch die Kirchendiener zü seiner gelegnen zeit dahin berichtet werden / das sie die Absolution von den sünden auß einer jeglichen gemeynen Predigt des Euangelions CHristi verhoffen vn̅ erholen: Jedoch ist es nit vnnützlich / sondere Christliche form der Absolution in der Kirchen zügebrauchen / das hiemit die Application vn̅ zü eigung der verzeihung
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der sünden / auch die nutzung des Kirchendiensts / den einfeltigen dester deutlicher fürgetragen vnd eingebildet werde.

Form der Absolution.
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DEr Allmechtige Gott hat sich ewer erbarmet / vnd durch den verdienst desaller heiligsten leidens / sterbens / vn̅ aufferstehens vnsers Herrn Ihesu Christi seins geliebten Sons / vergibt er euch alle ewere sünd / vn̅ ich / als ein verordneter Diener der Christ lichen Kirchen / verkündige euch auß befelch vnsers Herrn Ihesu Christi / vergebung solcher aller ewer sünd / im Nammen Gott des Vatters / vnnd des Sons / vnd des heiligen Geists / Amen. Geht hin im frieden / euch geschehe wie jr glaubet.(Matth. 9.)

Oder also.
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Der Allmechtige vnd barmhertzige Gott vergibt euch ewere sünde / vnd ich auß befelch vnsers Herrn Jesu Christi / an stat der heiligen Christlichen Kirchen / sag euch frey / ledig vn̅ loß aller ewer sünde / im nam̅en Gott des Vatters / vn̅ des Sons / vn̅ des heilige̅ Geists / Amen. Geht hin / vnd sündiget nicht mehr / sondern bessert euch ohn vnterlaß / das helff euch GOtt durch seinen Sohn Jesum Christum.

Oder also.
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In der Einsatzung des Predigampts des heiligen Euangelions / hat Jesus Christus zü seine̅ Aposteln gesagt: Wer euch höret / der höret mich / vnd welchen jr die(Marc. 10.) sünd erlassen / den seind sie erlassen / vn̅ welchen jr sie behalten / den seind sie behalte̅ / auß vermög dises befelchs
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Christi / sprich ich euch aller ewer Sünde / frey ledig vnd loß / das sie euch allzümal sollen vergeben sein / so reichlich vnd volkommen / als der Herr Ihesus Christus dasselbig durch sein leiden verdient / vnd durchs Euangelion in alle Welt zü predigen befohlen hat / im Nam̅en Gott des Vatters / vnnd des Sons / vnnd des heiligen Geists / Amen. Die gnad des Herrn beware euch / Geht hin im frieden. Wir wöllen vnd ordnen auch / so ein Jungs vorhin das Sacrament des Nachtmals nit empfangen / das es nicht ehe zügelassen werde / es sey dann züuor dem Pfarrherr fürgestelt / das es von der Lehr der Religion befraget / verhöret vnd bericht werden mög. Damit es das Sacrament des Nachtmals nicht mit vnuerstand zür ergernuß der Kirchen / vnd zü nachtheil seiner seligkeit empfahe.

Ordnung des Nachtmals vnsers Herrn Ihesu Christi.
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JE ernstlicher vnser lieber Herr Ihesus Christus sein Nachtmal gestifft vnnd verordnet hat / vnnd je heiliger vnnd nützlicher es ist / je schwerer grewlicher jrrthumb vnd mißbrauch durch den Satan darein gefüret worden sein. Dann auff einer seiten / ist es nicht ein außtheilung des verordneten Nachtmals Christi blieben / sondern ist zü einem Schawspiel vnnd fürnemlich dahin mißbraucht worden / das es solt seines Wercks halben / ein
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versöne Opffer sein für die sünden der Lebendigen vnd der Todten. Auff der andern seiten ist es dahin gedeutet / als ob darinn der warhafftig Leib vnd das warhafftig Blüt Christi nicht gegenwertigklich außgetheilt würde. Darumb so man von dem heiligen Nachtmal Christi handeln wil / sol man sich anfengklich fleissigen / das hieuon recht gelehret vnd geglaubt / darnach das es ordenlich vnd der Kirchen nützlich außgetheilt vnd empfangen werde. So vil nün die lehr von dem Sacrament des Nachtmals belangt / wöllen wir das dieselbig stracks / nach vermög des worts Christi im Nachtmal / wie solches in der Augspurgischen vnd vnser Confession erkläret / gericht werde / nemlich / das in dem Nachtmal Christi der Leib vnd das Blüt Christi warhafftigklich vnd gegenwertigklich mit Brot vnd Wein außgetheilt / entpfangen vnd genossen werde. So viel aber die Ordnung der außtheilung desselben belangt / wiewol vor Jaren allerley Geseng / Lectiones / Salutationes vnd Gebett / neben vnd zü der ersten Stifftung Christi verordnet / vnnd etliche Christliche Kirchen / darinn das Euangelion reyn geprediget wirdt / zü vnsern zeiten derselben vil sich noch gebrauchen / wir auch da auß Gottes gnad ein gemeyne nützliche vnnd Christliche Kirchenordnung / auß gemeynem rath der Christlichen Stenden fürgenommen werden solt / vns derselben gern gleichförmig halten wöllen. Jedoch dieweil bey der außtheilung des heilige̅ Nacht mals / allwegen zwo Predigt / nemlich die gemeyne Predigt / vnd dann die verkündigung des Tods Christi ge
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halten werden sollen / vnd die mennige der obbemelten stück / den nötigen Predigen / vnd dem Hauptstück des Nachtmals der zeit halb etwas hinderlich sein möcht / So wöllen wir jetztmal etliche derselben stück / beuorab so sie zü andern zeiten füglich verricht werden mögen / einstellen / vnd ein zimliche Ordnung fürschreiben / damit die Kirche nicht mit verdruß vber die zeit auffgehalten werde. Vnd anfengklich / sol das Nachtmal Christi in fürnembsten Städten alle Monat / vnnd so es gesein mag / alle viertzehen tag / ja so offt vnnd dick (beuorab auff die Sontag vnd andere Feyertag / in der Kirchen gehalten werden /) so offt Communicanten vorhanden sein / vnd sich züuor / wie oben vermeldet / angezeigt haben. Es sollen auch die Kirchendiener das volck mit ernst vermanen / vnnd jhnen den nutz vnnd die notturfft des gebrauchs dieses Sacraments fleissig anzeigen / das sie sich gern willigklich vnd offt hierzü verfügen. So dann das Nachtmal Christi auff ein Sontag oder andern Feyertag / in der Kirchen zü halten fürgenommen wirdt / Soll anfengklich das Gesang / Kom̅ heiliger Geist / etc. Nün bitten wir den heiligen Geist / etc. oder sonst ein deutscher Psalm / oder Geistlich Liedt / sonderlich der zeit gemeß / gesungen werden. Nach diesem Gesang soll die gemeyne Predig geschehen / in welcher / neben dem Argumento des gewönlichen Text des Euangelions / auch ein kurtzer bericht / von dem gebrauch vnnd nutzung des heiligen Sacraments des Nachtmals / eingefüret werden sol. Nach volendung der Predig / soll man den Glauben deutsch singen.
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Darauff sol der Kirchendiener vor dem Altar / auff welchem das Nachtmal außgetheilt / nachfolgende vermanung gegen dem volck fürlesen.

Vermannung zum Nachtmal.
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IR aller liebsten inn Christo Ihesu / dieweil wir jetzt das gnadenreich Abendtmal vnsers lieb sten Heylands begehn vn̅ halten wöllen / darinn er vns sein warhafftigen Leib zü einer Speiß / vnd sein eigen Blüt zü einem Tranck / den glauben damit züstercken / gegeben hat / Sollen wir billich mit grossem fleiß vnd einbrünstiger andacht vns selbs / wie Sanct Paulus vermanet / prüffen. Dann diß heilige Sacrament ist(1. Cor. 11.) zü einem sondern trost vnd stercke gegeben den armen betrübten Gewissen / die jre Sünde im hertzen entpfinden vnd bekennen / Gottes zorn vnd den todt förchten / vnd nach der gerechtigkeit hungerig vnd durstig sein. So wir aber vns selbs prüffen / vnd ein jeglicher in sein gewissen gehen wirdt / werde̅ wir gewißlich nichts anders finden / dann allerley grewliche Sünd vnd den ewigen Todt / den wir mit der sünd verschuldet haben / Dann der Soldt der Sünden ist der Todt / wie Paulus sagt / vnd künnen doch vns selbs in keinen weg darauß helffen. Darumb hat vnser lieber HErr Ihesus Christus sich vber vns erbarmet / vn̅ ist vmb vnser Sünde willen Mensch worden / auff das er das Gesetz vnd allen willen Gottes für vns vnnd vns zü güt erfüllet / vnnd den Todt vnd alles was wir mit vnsern sünden verschuldt
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hetten / für vns vnd zü vnser erledigung auffsich neme vnd bezalete. Vnd das wir je das festigklich glauben / frölich in seinem willen leben möchten / name er inn dem Abendmal das Brot / saget danck / brachs / vnnd sprach: Nemmet hin vnd esset / das ist mein Leib / der für euch dargeben wirdt (das ist) das ich Mensch bin worden / vnd alles was ich leid vnd thüe / ist alles ewer eigen / für euch vnd euch zü güt geschehen / Diß zü einem gewissen anzeigen vnd zeugknuß / vnd das jhr jmmer in mir bleiben vnd leben / vnd ich in euch / gebe ich euch meinen Leib zür Speiß. Deßgleichen name er auch den Kelch vnd sprach: Nem̅et hin / vn̅ trincket alle darauß / dz ist der Kelch des newen Testaments in meinem Blüt / das für euch vnd für viel vergossen wirdt zür vergebung der Sünden / so offt jr das thüt / solt jhr mein darbey gedencken (das ist) Dieweil ich mich ewer angenommen / vnnd ewer Sünd auff mich geladen hab / wil ich mich selbs für die Sünde in den tod opffern / mein Blüt vergiessen / euch gnad vnnd vergebung der Sünden erwerben / vnnd also ein newes Testament auffrichten / darinnen die Sünd vergeben / vn̅ ewig nicht mehr gedacht werden sol / Des zü einem gewissen anzeigen vnd zeugknuß / vnd zür stercke vnd fürderung meins lebens in euch / gib ich euch mein Blüt zü trincken. Wer nün also von disem Brot jsset / vnd von diesem Kelch trincket / auch diesen worten / die er von Christo höret / vestigklich glaubet / vnd dises Sacrament zü erinnerung vnnd bestätigung seins Glaubens (Iohan. 6.) entpfahet / der bleibt in dem Herren Christo / vnnd Christus in jm / vnd wirdt ewigklich leben.
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Also sollen wir nün sein darbey gedencken / vnd seinen todt verkündigen / nemlich das er für vnsere Sünd sey gestorben / vnnd zü vnser rechtfertigung wider aufferstanden / vnd jhm ewig lob vnd danck darumb sagen. Es sol auch ein jeder sein Creutz auff sich nem̅en vnd jm(1. Cor. 10.) nach folgen / vnnd nach seinem Gebott ein ander lieben / wie er vns geliebt hat / dann wir alle sind ein Brot vnd ein Leib / dieweil wir alle eins Brots theilhafftig seind / vnd auß einem Kelch trincken / dann zü gleicher weiß / wie auß vil Beerlein züsammen gekeltert / ein Wein vn̅ ein Tranck fleust / vnd sich in einander menget / vnd auß viel Körnlein ein Meel gemalen / ein Brot vnnd Küch gebachen wirdt / also sollen wir alle / so durch den glauben Christo eingeleibt sein / durch brüderliche liebe vmb Christus vnsers lieben Heylands willen / der vns züuor so hoch geliebt hat / alle ein Leib / Tranck / Küchen vnd Brot werden / vnd solches gegen einander nicht allein mit leeren worte̅ / sonder mit der that vn̅ warheit / wie Johannes lehret / ohn allen Trüg / trewlich gegen einander(1. Ioha. 3.) beweisen / das helff vns der Allmechtige / Barmhertzige Gott vnnd Vatter vnsers lieben Herrn Ihesu Christi / durch seinen heiligen Geist / Amen.
Darauff soll die Vermanung zür offentlichen Beicht / sampt derselben Beicht vnd Absolution / so obe̅ vnter dem Capitel / Von der Büß begriffen / verlesen werden / vn̅ als baldt darauff das hernach geschrieben Gebett folgen. Also:

Last vns betten.
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ALlmechtiger Gott Himmelischer Vatter / seitenmal wir dir nicht / dann allein in deinem geliebten Son vnserm HERRN wolgefallen mögen / so heilige vnser Leib vnd Seel / vnnd gibe vns sein selige gemeynschafft / in seinem heiligen Abendmal / mit recht glaubiger begierd vnd danck barkeit zü entpfahen / das wir deiner ewigen güte vnd liebe gegen vns abermals getröstet / vn̅ in dem newen lebe̅ gesterckt / dir züm preiß deines Göttlichen nam̅ens / vn̅ besserung deines volcks / mit mehr fleiß vnd forcht leben vn̅ dienen mögen / durch denselbigen vnsern Herrn Ihesum Christum / Amen. Nach disem sol die Kirch das Vatter vnser deutsch mit einander singen. Auff solches sol der Kirchendiener / nach dem er züuor Brot vnnd Wein / zü des Herrn Nachtmal für sich gestelt / die stifftung des Nachtmals / wie es die Euangelisten (Matt. 26.) vn̅ S. Paulus beschrieben / mit lauter verstentlicher (Marc. 14.) stim̅ verlesen / Dann wiewol die vermanung / so (Luc. 22.) vorhin verlesen / die einsatzung des Nachtmals vnd die (1. Cor. 10. vnd 11.) verkündigung des tods Christi vnd derselben nutzung nach notturfft begreifft (Es were auch die Kirch gnüg sam erinnert vnnd bericht / das das gegenwertig Brot vnnd Wein zür empfahung des warhafftigen Leibs vnnd Blüts Christi / durch die erste Stifftung vnsers Herrn Christi gesegnet vnd geweihet were) jedoch nach dem die wort der heiligen Euangelisten / vnnd Sanct Paulus von dem Nachtmal Christi / die bemelten stück in ein feine ordenliche kurtze Sum̅a verfassen / So sollen sie in haltung des Nachtmals nit außgelassen / sondern offentlich vnnd verstendtlich / wie volget / verlesen werden.
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Die Wort oder Stifftung des Nachtmals.
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VNser HErr Ihesus in der Nacht da er verrathen wardt / vnd mit seinen Jüngern zü tisch saß / nam er das Brot / dancket vnd brachs / er gabs seinen Jüngern vnd sprach: Nemmet hin vnnd esset / das ist mein Leib der für euch gegeben wirdt / das thüt zü meinem gedechtnuß. Desselben gleichen nach dem Abendmal / nam er den Kelch / sagt danck / vnd sprach: Nemmet hin vnd trincket alle darauß / das ist der Kelch des Newen Testaments in meinem Blüt / das für euch vnd für viel vergossen wirdt / zür vergebung der Sünden / solchs thüt / so offt jr trinckt / zü meiner gedechtnuß. Als baldt darauff geht das Volck herzü ordenlich / vnd empfahet an einem ort des Altars den Leib Christi / am andern ort das Blüt Christi / sonderlich wann der Communicanten viel sein / vnnd zween Kirchendiener das Sacrament außtheilen. Wiewol nün beyde / Brot vnd Wein / was zü dem gegenwertigen Nachtmal gebraucht wirdt / durch die Stifftung Christi / so vorhin in der ermanung / vnd hernach insonderheit verlesen / gnügsam geweihet seind / vnd bedarffderhalben nit viel sonderlicher wort mehr / Jedoch zü mehrer erinnerung / mag der Kirchendiener in darreychung des Leibs vnd Blüts Christi / zü einem jeglichen vngefehrlich volgende wort sprechen. In der darreychung des Leibs Christi.
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Nimb hin vnnd jß / das ist der Leib Christi / der für dich gegeben ist. Vnd in der darreychung des Blüts Christi. Nimb hin vnd trinck / das ist das Blüt des newen Testaments / das für dein Sünd vergossen ist.
In dem aber das Volck züm Nachtmal gehet vnd bericht wirdt / Singe die Kirch: Gott sey gelobet vnd gebenedeyet / der vns selber hat gespeiset.

Oder.
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Ihesus Christus vnser Heyland.

Oder.
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Ein ander Geistlich Lobgesang / so hierzü dienstlich ist. So nün die Communicanten alle verricht vnd mit dem Nachtmal Christi versehen / sol der Kirchendiener der volgenden Gebett eins fürsprechen.

Dancksagung nach dem Nachtmal.
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Last vns betten.
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O Allmechtiger ewiger GOtt / wir sagen deiner Göttlichen milte lob vnd danck / das du vns mit dem heylsamen Fleysch vnd Blüt deines einigen Sons Ihesu Christi vnsers Herren gespeiset vnd
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getrenckt hast / vn̅ bitten dich demütigklich / du wöllest durch deinen heiligen Geist in vns wircken / wie wir das heilig Sacrament mit dem Mund haben empfangen / das wir auch also dein Göttlich gnad / vergebung der Sünden / vereinigung mit Christo / vnnd ewiges leben / welches alles du vns in diesem deinem heiligen Sacrament so gnedigklich angebotten vnnd geben hast / mit vestem Glauben begreiffen / vnnd ewigklich behalten mögen / durch vnsern Herrn Ihesum Christum / Amen.

Ein ander Dancksagung vnd Gebet.
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WIr dancken dir Herr Ihesu Christe / das du vns durch diese heylsame gaben deines Leibs vnnd Blüts erquickt hast / vnnd bitten deine Barmhertzigkeit / das du vns solchs gedeyen lassest zü einem starcken glauben gegen dir / vnd zü brünstiger lieb vnter vns allen / der du mit Gott dem Vatter in einigkeit des heiligen Geists lebest vnnd regierest jmmer vnd ewigklich / Amen. Also beschließ er das Nachtmal mit dem Segen.

Formule des Segens.
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Der HErr segne dich vnd behüte dich / der HErr erleuchte sein Angesicht vber dich / vnnd sey dir gnedig / der HErr erhebe sein Angesicht auff dich / vnnd geb dir den frieden / Amen.
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Oder also.
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Gott sey vns gnedig vnd barmhertzig / vnnd gebe vns seinen Göttlichen segen / er laß vns sein angesicht leuchten / vnd gebe vns seinen frieden / Amen.

Oder also.
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Gesegne vnnd behüte vns Gott der Vatter / vnnd Son / vnd heiliger Geist / Amen.

Ordnung des gemeynen Gebets vnd Letaney.
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DAs gemeyne Gebet offentlich in der Kirchen zü halten / ist nit auß eignem selbs ertichtem menschlichen gütbeduncken auffkommen / Sondern ist von den heiligen Patriarchen / Propheten vnd Aposteln / auß bewegung des heiligen Geists / fürnemlich in grossen schweren anligen / vnnd gefehrligkeit / als ein mittel Göttliche hülff zü erlangen / gebrauchet worden. So hat es auch ein offentlichen Apostolischen (1. Tim. 2.) befelch / Ich ermane sagt Paulus / das man vor allen dingen zü erst thüe Bitt / Gebet / Fürbitt / vnnd Dancksagung für alle menschen / für die König vnd alle Oberkeit / etc. Vnd das am ernstlichsten zübedencken ist / so hat vnser Herr Christus selbs dem gemeynen Gebet / ein treffenliche (Matt. 18.) züsagung gethan / vnd sagt: Wo zwen vnder euch eins werden auff Erden / warum̅ es ist / das sie bitten wöllen / das sol jnen widerfare̅ von meinem Vatter im Him̅el. Darumb nach dem der Kirchen allerley noth
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vnd gefahr zü jeder zeit begegnen sol das gemeyn Gebet in der Kirchen mit grossem ernst geübt vnnd nicht vnterlassen werden. Es sollen aber die Kirchendiener das Volck mit allem fleiß vnterrichten / das das gemeyne Gebet nicht fruchtbar sey / noch Göttliche hülff erlange / es geschehe dan̅ von den büßfertige̅ / die auß erkantnuß der schwere jrer sünden / von denselben abstehn / bessern jr leben / vnd rüffen Gottes nam̅en an auß rechtem vertrawen / von wegen vnd im nam̅en vnsers lieben Herrn Jesu Christi / Damit wir nit höre̅ müssen / wie der Herr bey dem Esaia(Esa. 1.) prediget / wann jr schon ewer hend außbreitet / verberge ich doch mein augen vor euch / vnd ob jr schon vil betet / höre ich euch doch nit / dan̅ ewer he̅de seind vol blüts / etc. Darumb sollen die Kirchendiener das gemeyn Gebet also vben vn̅ treiben / das sie darbey dz volck zür büß ermanen / vnd jnen wol einbilden / das keiner könne ein rechter beter sein / er sey dan̅ züuor ein Christlicher büser. Wiewol nün das Gebet / so vnser Herr Christus gelehret hat / das Vatter vnser genan̅t / an jm selbs ein gemeyn Gebet ist / sol auch als ein kurtzer begriff vnd summa aller andern Christlichen Gebet / inn allwegen den vorzüg haben / Jedoch nach dem die andern Gebet / so in der heiligen schrifft / vn̅ sonderlich im Psalter begriffen / oder auß den sprüchen der heiligen schrifft / auff ein gegenwertige not gezogen / ein erklärung vnnd außlegung des Vatter vnsers seind / so sollen sie nit verworffen / sondern neben vnd mit dem Vatter vnser / zü seiner zeit geübt vnd gebraucht werden. Es seind aber zweyerley Form des gemeynen offentlichen Gebets.
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Eine die das Gebet vnser not / anligen vnd beger / etwas weitleuffig außfüren / vnnd solcher Form sollen sich die Kirchendiener auff die Sontag / vnnd andere Feyertag / gleich nach der Predig gebrauchen.

Die Vorred des gemeynen Gebets.
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NAch dem wir bey einander in Gottes Nammen versam̅let seindt / vnnd vns befohlen ist / das wir Gott in aller vnser not / sollen anrüffen / auch für mennigklich vnser fürbitt thün. Zü welchem wir die züsagung vnsers lieben HErrn Christi haben / wo zwen vnter euch eins werden auff Erden / warumb es ist / das sie bitten wöllen / das soll jhnen von meinem Vatter im Himmel widerfaren / Vn̅ bittet / so wirdt euch gegeben / suchet / so werdet jhr finden / klopfft an / so wirdt euch auffgethan. Hieraufflast vns auß warem vertrawen zü Göttlicher Barmhertzigkeit / durch vnsern HErrn Ihesum Christum bitten.

Für die gemeyne Christliche Kirch / vnd derselben Diener.
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Bittet also:
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O Allmechtiger gütiger Gott / vn̅ Vatter vnsers Herrn Jesu Christi / der du vns ernstlich befohlen hast / das wir dich vmb Arbeyter in deine
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Ernd bitten sollen / wir bitten deine grundtlose barmhertzigkeit / du wöllest vns rechtgeschaffne Lehrer vnd Diener deines Göttlichen Worts züschicken / vnd denselben dein heylsames wort in jr hertz vnd mund geben / das sie deinen befelch trewlich außrichten / vnd nichts predigen / das deinem heiligen Wort entgegen seye / auff das wir durch dein Himmelisch ewig wort ermanet / gelehrt / gespeist / getröst vnd gesterckt werden / vnnd thün was dir gefellig / vnnd vns fruchtbarlich ist / Gib HErr deiner heiligen Christenheit deinen Geist vn̅ Göttliche Weißheit / das dein Wort vnder vns lauff vnd wachse / vnd mit aller freudigkeit / wie sichs gebürt / geprediget / vnd dein heilige Christliche gemeyn dardurch gebessert werde / auff das wir mit bestendigem Glauben dir dienen / vnnd in erkantnuß deines Nammens biß an das ende verharren / Amen.

Für die Weltliche Oberkeit.
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LAsset vns trewlich bitte̅ / auß befelch vnsers Herren Ihesu Christi vnnd seiner Aposteln / für alle Weltliche Oberkeit / das wir ein rüwigs stilles leben / in aller Gottseligkeit füren mögen.

Bittet also:
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ALlmechtiger ewiger Gott / in welches handt besteht aller Menschen gewalt vnnd Oberkeit / von dir zür straff der bösen / vnnd wolfart der frommen eingesetzt / in welches handt auch stehe̅ alle Recht vnd Gesetz aller Reich auff Erden / Wir bitten dich / sihe gnedigklich auffdeine Diener / den Römischen Key
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ser / alle König / Fürsten vn̅ ordenlich Oberkeit / vn̅ sonderlich auffvnsern gnedigen Landßfürsten vnnd Herren / auch alle seine Räth vnd Amptleut / damit sie das weltlich schwerdt / jnen von dir befohlen / nach deinem befelch in deiner forcht füren mögen: Erleuchte vn̅ erhalte sie bey deinem Göttlichen Nammen / gib jn lieber Herr weißheit vnd verstandt / vnnd ein friedlich Regiment / auff das sie alle jre vnterhanen im fried / rüwe vn̅ einigkeit beschirmen vnnd regieren / erlengere jhnen O Gott vnsers heyls jr tag / auff das wir vnter jrer herrschafft / sampt jnen / deinen Göttlichen Nammen heiligen vnnd preisen mögen / durch vnsern Herren Ihesum Christum / Amen.

Für allerley bekümmernuß vnd anfechtung.
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Lasset vns bitten für alle die / so in bekümmernuß vnd anfechtung / von wegen Kranckheit / Thewrung / krieg / Gefencknuß / Pestilentz vn̅ mit allerley widerwer tigkeit / beschwerd vn̅ beladen sein / das jnen Gott hülff vnd beystandt in jrer not gnedigklich beweisen wölle.

Bittet also:
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O Allmechtiger Herr Gott / du der ellenden seufftzen nit verschmechst / vnd der betrübten hertzen verlangen nit verachtest / sihe doch an vnser Gebet / welches wir dir in vnser noth fürbringen / vnnd erhöre vns gnedigklich / das alles so beyd vom Teuffel vn̅ menschen wider vns strebt / zü nicht / vnd von der gnad deiner güte zertren̅t werde / auff das wir von aller anfechtung vnuerseret / dir in deiner Gemeyn dancken /
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vnd dich allzeit loben / durch Ihesum Christum vnsern Herrn / Amen.

Für ein gemeynen Fried.
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Last vns auch gar ernstlich vmb einen gemeynen Landtfrieden bitten / das der recht Gotteßdienst vnter vns auffwachse vnd Christenliche zucht zünemme.

Bittet also:
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ALlmechtiger ewiger Gott / ein König der Ehren / vnd ein Herr Himmels vnd der Erden / durch welches Geist alle ding regiert / durch welches versehung alle ding geordnet werden / der du bist ein GOtt des friedens / von dem allein alle einigkeit zü vns kommet / Wir bitten dich durch vnsern HERren Ihesum Christum / du wöllest vns vnser Sünde vergeben / vnnd mit deinem Göttlichen fried vnd einigkeit begnaden / damit wir in forcht vnd zittern dir dienen / zü lob vnnd preiß deines Nammens / Amen.

Für die Feind.
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Last vns auch bitten für vnsere Feind / das Gott sie mit gnaden bedencke / vnnd jhnen / was zü jrem heyl nützlich vn̅ nottürfftig ist / gnedigklich verleihen wölle.

Bittet also:
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ALlmechtiger ewiger GOtt / der du vns befohlen hast / das wir vnsere Feind lieb haben sollen / denen die vns beleydigen güts thün / vnd für vnsere ver
|| [ID00068]
folger bitten / wir schreyen ernstlich zü dir / das du alle vnsere Feind wöllest gnedigklich heymsuchen / jnen ware rewe jhrer Sünden verleihen / auch mit vns vnnd der gantzen Christenheit ein freundtliches / Gottförchtigs / einhelligs gemüt vnd hertz geben / durch vnsern Herren Ihesum Christum / Amen.

Für alle Schwangere Weiber.
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Lasset vns auch bitten / für alle schwangere Weiber / das sie Gott gnediglichen von Kindes banden erlösen wölle.

Bittet also:
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ALlmechtiger ewiger Gott vn̅ Vatter / ein Schöpffer aller ding / der du Man̅ vnd Weib gnedigklich gesegnet / vn̅ dem weib jren schmertzen zügeberen zü einem heiligen Creutz verordnet hast / wir bitten dich gütiger Vatter / du wöllest die früchten jres leibs erhalten vn̅ bewaren / vnd vnter dem Creutz in der beküm̅erlichen geburt / nicht verderben / sonder gnedigklich vnd mit freuden deiner hülff empfinden lassen / durch Ihesum Christum deinen lieben Son / Amen.

Für die Früchten der Erden.
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Lasset vns auch bitten / für die frücht der Erden / das sie Gott wölle segnen / vnd vns dieselben in seinem gehorsam zügeniessen gnädigklich verleihen.

Bittet also:
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ALlmechtiger ewiger Gott / der du durch dein Wort alle ding erschaffest vn̅ gesegnest / wir bitten dich / das du dein Wort vnsern Herrn Ihesum Christum in vnser hertz pflantzest / dardurch an vns gesegnet wer
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de mit fruchtbarer wachsung vn̅ Götlichem gebrauch / alles was vns zür leiblichen notturfft dienet. Lasset vns auch bitten für alles das / darfür vnser Herr Gott wil gebetten sein / Sprecht Vatter vnser / etc.

Volgen andere Gebet auff sondere Tag vnd Fest.
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Es mögen auch die nach folgende Gebet / jeglichs auffsein verzeichnet Fest zür gelege̅ zeit / entweder nach der Predig oder züm Nachtmal / oder Vesper der Kirchen fürgesprochen werden.

In Aduentu.
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ACh Allmechtiger Gott Him̅elischer Vatter / weck vns auff / das wir bereyt seyen / wann dein Sohn kommet / jn mit freuden zü empfahen / vnd dir mit reinem hertzen züdienen / durch denselbigen deinen Son Ihesum Christum vnsern Herrn / Amen.

Natiuitatis Domini.
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ALlmechtiger ewiger GOtt / hilff das wir der neuwen leiblichen Geburt deines lieben Sons theilhafftig / vnnd von vnser alten sündtlichen Geburt erlediget werden / durch denselbigen deinen Sohn Ihesum Christum vnsern Herrn / Amen.

Alia Oratio de Natiuitate Domini.
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O Allmechtiger Gott / wir bitten dich du wöllest verleihen / das vns die new Geburt / deines eingebornen Sons / durchs fleysch erlöse / welche die alte dienstbarkeit vnterm joch der sünden gefan gen helt / auff das wir jn als einen Erlöser mit freuden auffnemmen / auch wann er zü Gericht kommen wirdt / sicher mögen anschawen Jesum Christum vnsern Her
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ren / der mit dir in einigkeit des heiligen Geists lebt vnd regiert / warer Gott jmmer in ewigkeit / Amen.

Purificationis Mariae.
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ALlmechtiger ewiger Gott / wir bitten dich hertzigk lich / gib vns dz wir deinen liebe̅ Son erkennen vn̅ preisen / wie der heilige Simeon jhn leiblich in die arm genom̅en / vnnd Geistlich gesehen vnd erkennt hat Jesum Christu̅ deinen lieben Son vnsern Herrn / Amen.

Paßionis Domini.
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BArmhertziger ewiger Gott / der du deines einigen Sons nit verschonet / sondern für vns alle dahin geben hast / das er vnsere sünd am Creutz tragen solt / verleihe vns / das vnsere hertzen in solchem Glauben nimmermehr erschrecken noch verzagen / durch Jesum Christum deinen lieben Son / vnsern Herrn / Amen.

Alia Oratio de Paßione Domini.
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O HErr Gott Vatter aller Barmhertzigkeit / wir bitte̅ dich / du wöllest gnediglich sehen auff dises dein volck vnd haußgesind / vmb welches willen vnser lieber Herr Jesus Christus sich nit geweigert vbergeben zü werden in die hend der Sünder / vnd zügedulden die schmehliche pein des Creutz / der mit dir lebt vnnd regiert warer Gott in einigkeit des heiligen Geists in ewigkeit / Amen.

Alia de Paßione.
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ALlmechtiger Vatter ewiger Gott / der du für vns hast deinen Son des Creutz pein lassen leiden / auff das du von vns des Feinds gewalt treibest / verleihe vns also zübegehen / vnd dancken seinem leiden / das wir dardurch der Sünden vergebung / vnd vom ewigen Todt erlösung erlangen / durch denselbigen deinen Son Ihesum Christum vnsern Herrn / Amen.
|| [34]

Oratio de Resurrectione.
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ALlmechtiger Gott / der du durch den Todt deines Sons / die sünd vn̅ tod zü nicht gemacht / vn̅ durch sein aufferstehung / vnschuldt vn̅ ewiges leben widerbracht hast / auff das wir von dem gewalt des Teuffels erlöst / in deinem Reich leben / Verleihe vns / das wir solches von gantzem hertzen glauben / vnnd in solchem glauben bestendig / dich allzeit loben vnd dir dancken / durch denselbigen deinen Son Jesum Christum vnsern Herrn / Amen.

Alia Oratio auff Ostern.
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O Allmechtiger Gott / der du durch deinen eingebornen Son vnsern Herren Ihesum Christum / vns nach vberwundnen Todt / hast eröffnet den zügang züm ewigen leben / vnnd durch die aufferstehung der gantzen welt heyl verliehen / vnd ein bund vnser versönung dabey gemacht / Wir bitte̅ dich / du wöllest vnser begierd zü solcher ewigkeit erwecken / vnnd die Him̅elische gab der volkom̅nen freiheit verleihen / auff das wir dasselb Sacrament im wandel füren / welches wir im glauben empfangen haben / vn̅ das wir dem / so wir durch vnser bekantnuß preisen / auch mit der that nach folgen / durch denselbigen vnsern lieben Herrn Ihesum Christum / Amen.

Oratio de Ascensu Domini.
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O Allmechtiger Gott / wir bitten dich / verleihe das wir auch mit dem gemüt im Him̅el wonen / was Him̅elisch ist suchen / vnnd gesinnet seyend / wie wir glauben / das dein eingeborner Sohn vnser Seligmacher ghen Himmel ist auffgefaren / durch denselbigen vnsern lieben Herrn Ihesum Christum / Amen.

Oratio in die Pentecostes.
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|| [ID00072]
O GOtt der du die hertzen deiner Glaubigen mit erleuchtung des heiligen Geists gelehrt / vnd ein Christenliche Gemeyn versam̅let hast / gib vns / das wir in demselben Geist recht gesinnet seind / vn̅ vns seiner tröstung allzeit frewen / das er durch sein krafft vnd beystandt vnsere hertze̅ gnedigklich reynige / vn̅ vor allem widerwertigen beschütze / auff dz deine gemeyn keinerley weiß durch anlauff der Feind abgeführet / sonder in alle warheit geleytet werde / als dein Son vnser lieber HErr Ihesus Christus gnedigklichen verheyssen hat / der mit dir inn einigkeit desselben heiligen Geists lebt vnd regiert / warer Gott jmmer vnd ewigklich / Amen.

Trinitatis.
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O Allmechtiger ewiger GOtt / der du vns deinen Dienern auß gnaden geben hast / in bekantnuß des waren Glaubens / die herrligkeit der ewigen Dreyfaltigkeit zü erkennen / vnd einigkeit gleiches gewalts vnnd Maiestet anzübetten / Wir bitten dich / verleihe / das wir durch bestendigkeit solches glaubens / allzeit bestätigt werden / gegen allen widerwertigen / durch Ihesum Christum deinen Son / welcher mit dir in einigkeit des heiligen Geists / lebt vnd regiert warer Gott jmmer vnd ewigklich / Amen.

Alia Oratio de Trinitate.
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ALlmechtiger ewiger Gott / der du vns gelert hast / im rechten glauben zü wissen vnnd bekennen / das du in drey Personen gleicher macht vnd ehren ein einiger warer Gott / vnd darfür anzübetten bist / Wir bitten dich / du wöllest vns bey solchem glauben allzeit
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vest erhalten / wider alles das da gege̅ vns mag anfechten / der du lebst vnd regierst von ewigkeit zü ewigkeit / Amen.

Ein kürtzere Form des gemeynen Gebets.
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NAch dem sich aber zü zeiten etliche züfell begeben / das die Gebet nach der leng nicht wol erzelt mögen werden / So mag als dann das volgendt Gebet / darinn alles anligen der Kirchen kürtzlich begriffen / nach der Predig fürgesprochen werden. Ir geliebten in Christo / dieweil wir alle glieder eines Leibs seind / welches Haupt Christus ist / so sol sich je ein gliedt des andern annemmen / vnnd für ein ander bitten / das sollen wir auß befelch vnsers Herren Christi vnd seines heiligen Apostels S. Pauli von hertzen gern thün.

Bittet also:
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ALlmechtiger / barmhertziger ewiger Gott vn̅ Vatter(1.) vnsers Herrn Jesu Christi / ein Herr Himels vnd der Erden / Wir bitten dich hertzigklich / du wöllest dein heilige Kirche mit jren dienern / durch den heiligen Geist regieren / auff das sie bey der rechtgeschaffnen Weyd deines Allmechtigen vnd ewigen Worts erhalten werden / dardurch der Glaub gegen dir gesterckt / vnd die Lieb gegen allen Menschen in vns erwachse vnd zünemme. Wöllest auch der Weltlichen Oberkeit dem Rö
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mischen(2.) Keyser / allen Königen / Fürsten vnd Herrn / insonderheit aber vnserm gnedigen Herren vnnd Landßfürsten / auch dem gantzem Hauß Würtemberg / sampt allen jren Räthen vnd Amptleuthen / Gnad vnd einigkeit verleihen / die Vnterthanen nach deinem Göttlichen willen vnnd wolgefallen zü regieren / auff das die Gerechtigkeit gefürdert / die Boßheit verhindert vnd gestrafft werde / darmit wir in stiller rüw vnnd gütem frieden / als Christen gebürt / vnser Leben vollstrecken mögen. (3.) Das auch vnsere Feind vnnd Widersacher ablassen / vnd sich mit vns friedlich vnd sanfftmütigklich züleben begeben wöllen. (4.) Alle die so in Trübsal / Armüt / Kranckheit / Kindßbanden / vnd andern anfechtung seyen / auch die so vmb deines heiligen Nam̅ens vnd der warheit willen angefochten / gefangen oder sonst verfolgung leiden / tröst sie O Gott mit deinem heiligen Geist / das sie solches alles für deinen Vätterlichen willen auffnemmen vnd erkennen. (5.) Wöllest vns auch alle Frucht / der Erden / zür leiblichen notturfft gehörig / mit fruchtbarer wachsung gerathen vnd gedeyen lassen. (6.) Auch bitten wir für alles / darfür du ewiger Gott gebetten sein wilt / das du vns solches gnedigklich verleihest / durch das bitter Leiden vnnd Sterben Christi Ihesu deines einigen Sohns / vnsers geliebten Herren vnd Heylands / welcher mit dir vnd dem heiligen Geist lebt vnnd regiert / gleicher Gott / hochgelobt in ewigkeit / Amen.
|| [36]

Form der Letaney.
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DIe andere Form des gemeynen Gebets / ist die Letaney / da allerley gemeyn anliegen nicht weitleuffig / sondern mit wenigen worten vberloffen wirdt / die Kirch darmit zü erinnern / was vnnd wo für sie allwegen betten soll / vnd das ist vngefehrlich nachfolgende Form. Kyrie Christe Kyrie Eleison. Eleison. Eleison.
|| [ID00076]
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|| [ID00078]

Die obgeschriebene Letaney / sol folgender Ordnung in der Kirchen gehalten werden.
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In der Wochen so die Kirch auff ein sonderlichen bestimpte̅ tag bey eiannder versamlet ist / Sol man das Liedt / Mitten wir im Leben seind / etc. Oder sonst ein Teutschen Psalmen / oder ander Geistlich Liedt / dz mit der ermanung zür Büß dienstlich / singen / Darnach sol der Kirchendiener ein Predig thün / auß dem Alte̅ oder Newen Testament / wie es sein vnd der Kirchen gelegenheit erfordert. Vnd in der Predigt oder nach vollendung der Predigt / dieweil er noch auff der Cantzel ist / sol er kürtzlich anzeigen die gegenwertige noth. Nemlich so ein sünd oder Laster bey der gemeyn vber handt genommen / als zü dieser zeit das vnordenlich / frech / müthwillig leben mit dem zütrincken vnd trunckenheit. Item / das grausam schweren vnd flüchen / beyde / bey Jungen vnd Alten / bey Weiber vnnd Mannen. Item die groß Vntrew / List vnd Betrug in den Handtierungen / etc. Solche Laster solle der Kirchendiener vermelden / vnnd Gottes zorn / auch künfftige straff der Sünden halben verkündigen / vnd sie ermanen von dem Laster abzüstehn / auch GOtt vmb verzeihung der Sünden
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vnd abwendung der straff / auff das demütigest zübitten / nach außweisung der Letaney oder gemeynen Gebets / so jhnen jetzt gleich fürgehalten werd / darauff sie auch mit allem fleiß mercken sollen. Oder so ein gemeyne Thewrung / Pestilentz / Krieg oder ander vnglück vorhanden / soll der Kirchendiener dasselb vermelden / vnd das volck ermanen / das sie solches vnglück für Gottes straff halten / vnd dardurch jre Sünde vnnd Laster erkennen lernen / auch daruon abstehn / etc. wie vorhin vermeldet / Darauff singe man als baldt die obgeschriebne Letaney / nach jrer gebürenden weiß / oder wo nicht Schüler seind / so lese sie der Kirchendiener. Vnd so dasselb verrichtet / sol er das volgende Gebet sprechen.

Formule des Gebets auff die Letaney / etc.
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Last vns betten.
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ALlmechtiger ewiger Gott vnnd Vatter / wir bekennen vnnd verjehen / das wir leyder in Sünden empfangen vnnd geboren seind / vnnd daher voll Vnwissens vnnd Vnglaubens deines Göttlichen wortes / vnnd jmmer geneygt zü allem argen / vnnd träg zü allem güten / vbertretten deine heilige Gebott ohn vnterlaß / dardurch wir in ewigen Todt fallen / vnnd vns selber jmmer mehr vnnd mehr verderben / das ist vns aber leydt / vnd begeren deiner gnaden vnnd hülffe / Erbarme dich vber vnns aller gütigster / Barm
|| [ID00080]
hertzigster Gott vnd Vatter / durch deinen Son vnsern Herrn Ihesum Christum / verleihe vnnd mehre vns deinen heiligen Geist / der vns lehre vnsere Sünd vnd vngerechtigkeit recht grundtlich erkennen vnd berewen / auch dein gnad vnd verzeihung vnser sünden / in Christo vnserm Herrn deinem lieben Son / mit warem glauben ergreiffen vnnd annemmen / also das wir den Sünden jmmermehr absterben / vnd dir in einem newen leben / zü deinem preiß / vnnd besserung deiner Gemeyn dienen vnnd wolgefallen mögen / durch Ihesum Christum vnsern Herrn vnd Heylandt / Amen.

Oder also.
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O HErr Allmechtiger Gott / der du der ellenden seufftzen nicht verschmehest / vnd der betrübten hertzen verlangen nicht verachtest / sihe doch an vnser Gebet / welches wir zü dir in vnser not für bringen / vnd erhöre vns gnedigklich / das alles / so beyd / vom Teuffel vnd menschen wider vns strebet / zü nicht / vnd nach dem rath deiner güte zertren̅et werd / auff das wir von aller anfechtung vnuerseret / dir in deiner gemeyn dancken / vnnd dich allzeit loben / durch vnsern Herrn Ihesum Christum / Amen.

Oder also.
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O HErr Gott Himmelischer Vatter / der du nicht lust hast an der armen Sünder Todt / lessest sie auch nicht gern verderben / sondern wilt das sie bekert werden vn̅ leben / wir bitte̅ dich hertzlich / du wöllest die woluerdiente straff vnserer sünden / gnedigklich abwenden / vnnd vns forthin zübessern deine Gnade vnnd Barmhertzigkeit miltigklich verleihen /
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vmb IHesu CHristi vnsers HERREN willen / Amen. Dar auff lasse er die Kirch ein Vatter vnser beten / vnd beschliesse mit dem gewönlichen Segen. Der Herr segne dich vnd behüte dich / etc.

Von dem Kirchen Gesang.
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EHe wir ordnen die andern gemeynen Kirchendienst vnd ämpter / so auff die Feyertag vnd Wercktag verricht werden sollen / wöllen wir züuor vnser bedencken von dem Kirchen Gesang vnnd Kleydung anzeygen / Dann freylich niemands Christlichs verstands daran zweiffelt / das Psalmen vn̅ Geistliche Lieder in der Kirchen zügebrauchen / vnnd züsingen seyen / aber das bißanher gemeynlich alle Kirchendienst / ja auch züm grössern theil / die Predig selbs bey vns Teutschen / in Lateinischer vnd der gemeynen Kirchen vnbekanter Spraach / verricht worden sein / halten wir nicht allein für vnnützlich vnnd vergebenlich / sondern(Esa. 28.) auch für ein straff Gottes / wie Esaias vnd Paulus(1. Cor. 14.) anzeygen / das Gottes Wort nür in einer frembden vnbekanten Spraach geprediget werde. Gleich er gestalt ist es auch wider den Hauptpuncten / der Christlichen Lehr / das solch Kirchen Gesang / so in vnbekanter Spraach geschehe̅ / solle seines wercks verdiensts halben / Gottes zorn versönen / vn̅ alles glück von Gott erlangen. Hierauff wöllen vnd ordnen wir / das die Kirchen gesang / bey vns Teutschen / in den Kirchen vnsers Für
|| [ID00082]
stenthumbs Teutsch gesungen / wie auch die andern ämpter / mit fürlesen vnnd fürsprechen inn Teutscher Spraach geschehen sollen. Jedoch nach dem S. Paulus die frembd / doch etlichen bekan̅te Spraach / zü seiner zeit in der Kirche̅ zür besserung zülest / so mögen die Schüler zü zeiten ein Lateinischen Gesang auß der heiligen Schrifft oder derselbigen gemeß / jnen zür vbung in der Kirche̅ singen / fürnemlich aber dieweil dem grössern theil der Kirchen / allein die Teutsche Spraach bekannt / soll auch der mehrertheil der Gesang Teutsch verrichtet werden. Vnd sollen die Kirchendiener das volck ermanen / das sie die verordneten Geseng lernen / vnd mit gemeynem Kirchen Gesang vnsern Herren Gott / helffen loben vnd preisen / doch nicht dieser meynung / als solt hiemit der rechte Gotteßdienst aller ding volnbracht sein. Sondern das mennigklich durch das Gesang / Gottes Worts / so darin̅ verfaßt / erinnert / vnd darauß an rechter erkan̅tnuß Gottes / an Glaube / Liebe / Gedult / vnd an allen andern tugenden gebessert werde. Es sol auch kein Gesang inn der Kirchen gesungen werden / es sey dann Christlich vnd in der heiligen Schrifft gegründt / auch mit vorwissen vnd rath vnser Superattendenten / jedes orts zür besserung der Kirchen fürgenommen.

Von der Kirchenkleydung.
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ES haben etliche Kirchen / darinn das heilige Euangelion reyn geprediget / die alten gewönlichen Kirchenkleyder / wie auch sonst viel derselbigen Ceremonien in jren Kirchenämptern / behalten / So
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wöllen wir auch gern / wie wir hieoben vns haben vernem̅en lassen / vnsers theils / da ein gemeyne Christliche Kirchenordnu̅g / vermög Göttlichs worts fürgenom̅en würt / der Kirchenkleyder halb nichts erwinden lassen. Dieweil aber die sonderliche Leuitische vn̅ Priesterliche kleyder / so im alten Gesatz Mosi verordnet vn̅ gebreuchig gewesen / durch das recht war Liecht des heiligen Euangelions / wie auch das gantz Leuitisch Priesterthumb / auffgehaben vnd abgethan / vnd weder von vnserm Herrn Christo / noch von den Aposteln / andere eusserliche Kleyder in verrichtung der Kirchenämpter verordnet vn̅ auffgesetzt / Sonder hierin̅ der Kirchenjre freyheit / doch dz es alles erbarlich vn̅ erbawlich zügehe / gelassen. So mögen wir leiden / das die Kirchendiener in allen ämptern / so sie in der Kirchen verrichten sollen / den gewönlichen Chorrock / biß auff ferrner vnsern bescheydt gebrauchen / vnd sonst auch in allweg sich einer ehrlichen / gebürlichen kleydung fleissigen / damit nicht allein jr wort vnnd Predig / sondern auch jre kleydung / weiß vnd geberde / ein Lehr der tugent seyen.

Ordnung der Feyertag.
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WIewol vor zeiten sich der Feyertag halben / allerley vnrichtigkeit inn der Kirchen zügetragen / jedoch so haben die H. Apostel vn̅ jre nachkom̅en / klärlich vn̅ gnügsam dargethan / das die Christlich Kirch / an keinen Leuitische̅ Feiertag gebunde̅ sey / sonder hab hierin̅ freyheit / was nützlich vnd zü erbawung des glaubens in Christum dienstlich / nach gelegenheit jedes Lands vn̅ volcks / züordnen vn̅ zügebrauchen.
|| [ID00084]
Dieweil dann die Ordnung der Feyertag / gemeyner Kirchen dahin dienstlich / das sie bestimpte zeit wisse / die Predig vnd die außtheilung der heiligen Sacrament zübesuchen / Vn̅ die gemeynen weltlichen Recht / zü beweisung jhres gehorsamen Diensts gegen Christo dem Sohn Gottes vnnd seiner Kirchen / jhre besondere freyheit den fürnembsten Feyertagen geben. So wöllen wir das hernach benan̅te tag / zü Feyertag verkündiget / vnd Christlicher gebür nach / gehalten werden.
Alle Sontag. Der Christag. Der nechst Tag darnach. Der Jars tag. Der öberst Epiphania genannt. Der Ostertag sampt dem nechsten darnach. Die Himmelfart Christi. Der Pfingstag sampt volgendem Montag. Die Liechtmeß Purificationis Mariae. Verkündigung Marie / genannt Annunciationis. Aller Aposteln tag. Joannis Baptiste.

Was an Festen vnd Feyertagen soll fürnemlich geprediget. werden.
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Wir wöllen auch / das gleich wie in solchen Tagen ein Ordnung gehalten / also auch die Kirchendiener in
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jrer Lehr vnd Predig / von dero wegen am fürnemlichsten die Feyertag bestim̅t sein / gebürlich Ordnung halten / Vnnd achten auß allerley bedencken / für nützlich / das auff die Sontag die gewönlichen Euangelien für vnd für geprediget / vnd außgelegt werden / beuorab an denen Orten / da am Sontag oder Feyertag nür eine Predig gethan wirdt. Im Aduent / wie er bißher genannt ist / sol man neben den gewönlichen Euangelien die Promißiones, so den heiligen Patriarchen von der zükunfft Christi versprochen / vnd durch die Propheten beschrieben sein / fleissig lehren / damit die Kirch bericht werde / das vnser Christlicher Glaube / nicht ein selbs gewachßner / oder von Menschen erdachter Glaube sey / sondern sey von anfang der Welt von Gott geoffenbaret / vnd mit warhafftigen Göttlichen Wunderzeichen bestätigt worden / sey auch sonst kein anderer Glaub / dardurch wir gerecht vnd selig werden mögen. Der Christag vnd etliche der nach folgenden Fest / erfordern für sich selbs die Historien von der Geburt Christi / vn̅ was sich darbey vnd hernach verloffen hab / auch was die gütthat Christi sein / die er mit jhm vom Himmel auff Erden zü vnserer ewigen Seligkeit gebracht hat. Inn der Fasten Quadragesima genannt / soll von der rechten Christlichen Büß gepredigt werden. Auff dem Palmtag ist es nützlich neben der Historien des Palmtags / dem jungen Volck die Historien des gantzen Passions zü drey malen / Nemlich morgens / nach mittag / vnnd zür Vesper zeit außgetheilt / fürzülesen.
|| [ID00086]
Vnnd hernach dieselb Historien auff den grünen Donnerstag / vnd Charfreytag der gemeynen Kirchen außzülegen / vnd jren nutz vnnd gebrauch mit sonderlichem ernst vnd fleiß zü erklären. Von Ostern an / biß auff Ascensionis / sol man die Historien von der vrstend Christi / wie sie von den heiligen Euangelisten beschrieben / verkündigen / das man der zweyen Hauptartickel vnsers Christlichen Glaubens / Nemlich das Christus am dritten tag von Todten erstanden / vn̅ wir auch von Todten aufferstehn werden / ein güten gründtlichen bericht / auß heiliger Göttlicher Schrifft empfahen mög. en. Das Fest Ascensionis Christi / bringt auch mit jm selbs (Acto. 1.) sein Historien / wie sie in Actis Apostolicis Cap. 1. beschrieben / das darauff vnd den volgenden Sontag / von dem Artickel vnsers Glaubens / darin̅ wir bekennen / Christus sey gen Himmel gefaren / sitze zü der gerechten Gottes / vnd werde von dannen kommen / zü richten die Lebendigen vnd die Todten / gelehrt vnd geprediget werde. Auffden Pfingstag vnd Feyrtag hernach / sol man (Acto. 2.) das ander Capitel in Actis Apostolicis predigen. Der Sontag Trinitatis soll fürnemlich da hin gebraucht werden / das man darauff predige / wie nür ein Gott sey / vnd doch in diesem einigen Göttlichen wesen / seyen drey vnterschidliche Personen / nemlich Vatter / Son / vnd heiliger Geist. Auffden tag Ioannis Baptistae, gehöret neben der Historien von Johanne / auch die Stifftung des Tauffs / des Johannes erster Minister gewesen. Die Fest der Aposteln / sollen vns fürnemlich erinnern der warheit des heiligen Euangelions Christi / das
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durch die Apostel / so den heiligen Geist auff den Pfingstag empfangen / in allen Landen geprediget / vnnd mit grossen Wunderzeichen bestätiget worden ist. Vnd in Sum̅a die Kirchendiener sollen das volck mit allem ernst vnd fleiß berichten / das die Feyrtag nit züm vnnutzen müssiggang / zür füllerey vnd müthwilligen spielen oder täntzen / sonder zü vnterweisung in der rechten warhafftigen / Christlichen Lehr verordnet seyen / darumb welcher sie mißbrauche / der werde / als ein Verachter Göttlichs worts / der zeitlichen vnd ewigen straff Gottes verpflicht sein.

Ordnung der gemeynen Kirchenämptern / beyde am Feyertag vnd Wercktag.
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Vnd anfengklich von der Vesper am Sambstag vnd anderen Fest abendt. WIe es am abendt zür Vesper gehalten werden sol / wan̅ auff den volgenden Sontag oder andern Feyertag / das heilig Abentmal Christi zü halten fürgenommen wirdt / ist hieoben bey dem Capitel / von der Büß vnd Absolution verzeichnet. Allein das neben demselben auchzüuor ein Christlich Gesang vnd vnter dem der Kirchendiener die Leuth verhöret / etlich Psalme̅ von den schülern gesunge̅ werden sollen. So aber auff den volgenden tag kein Communion oder Nachtmal Christi gehalten wirdt / sollen in den Städten die Schüler zür Vesper / etlich lateinisch Psal
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men / mit einer Lateinischen Antiphona singen. Darauff soll der Kirchendiener ein Capitel auß der heiligen Schrifft / des alten vnd newen Testaments / sampt jren Summarien / dem gegenwertigen Volck ordenlich zü Deutsch fürlesen. Nach dem verlesnen Capitel singe man das Deutsche Magnificat, oder ein ander Christlich Gesang / vnnd beschliesse es mit einem gemeynen Gebet vnd Segen. In den Dörffern aber / mag nach gelegenheit derselbigen Kirchen / der Pfarrherr zür Vesper anfengklich mit der Kirchen ein Deutschen Psalmen singen / darnach ein Capitel auß dem alten vnd newen Testament / wie jetztbemelt / verlesen / vnnd darauff widerumb ein Deutsch Geistlich Liedt oder Psalmen singen / vnd mit einem gemeynen Gebet vnd Segen beschliessen.

Ordnung der Kirchenämpter am Sontag vnd andern Feyertagen.
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SO ein Communio vorhanden / soll dieselb / laut des hieoben verzeichneten Capitels / Ordnung des Nachtmals vnsers Herrn Ihesu Christi / verrichtet werden. So aber kein Communio gehalten wirdt / solle die Schül anfangs ein Lateinisch Introit / oder die Kirch ein Deutsch Geistlich Liedt singen / darauff volget die Predig / vnd nach der Predig soll widerumb ein Psalm oder ein ander Geistlich Liedt gesungen werden. Man
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sich auch fleissigen / das sich die Geseng nach der Lehr / vnd zeit Ordnung richten / Als nemlich. Auff den Christag / vnd nachfolgenden Festen / von der Geburt Christi / zür Ostern / von der vrstend Christi / damit die Kirch der nötigen stück der Lehr / des Christlichen Glaubens / beyd / mit predigen vnd singen wol erinnert werde. Nach mittag in den Städten / sol am Sontag ein Predig / vnnd zür Vesper zeit der Catechismus / wie es oben bemelt gehalten werden. Auff den Dörffern soll man den Catechismum / auch am Sontag nach mittag / nemlich gleich auff den mittag oder zür Vesper zeit / wie es die gelegenheit des orts vnd volcks erleiden mag / halten. Aber an Feyertagen / daran der Catechismus vnterlassen / sol ein Vesper / wie am Sambstag oder Feyerabent / gehalten werden.

Am Wercktag.
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IN einer jeglichen Stadt / soll alle Wochen zwen tag / vnd in einem jeglichen Dorff ein tag / so dem ort vnnd Volck am gelegenesten sein wirdt / mit solcher Ordnung geprediget werden / das man anfangs vor der Predig Psalmen / dergleichen nach der Predig jedes mals ein Deutschen Psalmen singe / vn̅ werde mit gewönlichem segen beschlossen.

Ordnung der Ehe einleytung.
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ES ist wol vnnd Christlich bedacht / das die newen Eheleut / in der Kirchen vorder Gemeyn verkündiget vnd eingesegnet werden. Dan̅ wiewol der Ehelich Contract / gleich wie sonst andere welt liche Contract / möcht auch wol auff den Rathßheusern oder andern gemeynen offentlichen / ehrlichen vnd Bürgerlichen orten verrichtet werden / Jedoch dieweil in der ersten außbreytung des heiligen Euangelions Christi / nach der Apostel zeit / sich viel funden haben / so den Ehelichen stand für ein vnheiligen stand / mit dem die Kirch Christi nit züthün haben solt / gehalten / auch sich durch anrichtung des Satans / der aller Göttlichen Ordnung feind ist / den Eheleuten in jrem stand / allerley vnrichtigkeit begegnet / darinn die vergewissung jrer Göttlichen züsam̅enfügung jnen in jren Gewissen nötig. So ist es zür besserung der Kirchen fast nützlich / das die newen Eheleut in offentlicher versamlung der Kirchen eingesegnet werden / damit menigklich darauß ermanet werde / das der Ehestand an jhm selbs ein ehrlicher vn̅ Gottgefelliger stand sey / das auch die Ehe leuth so jnen was vnglücks begegnet / dardurch zür gedult vnd anrüffung Gottes bewegt werden mögen. Es sol aber die verkündigung vnd einleytung der newen Eheleuth mit volgender Ordnung geschehen.

Von Eheleuthen / wie man die einleyten sol.
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ZVm ersten sol man die Leuth darzü vermanen vnd darob halten / das die sich Ehelich züsammen
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verpflicht haben / sich güte zeit daruor / ehe dann sie zü Kirchen gehn / jrem Pfarrherr anzeygen / auff das man sich möge erkündigen / ob solche Leuth nach Göttlichem vnd natürlichem rechten / ohn alle hindernuß Ehelich mögen bey einander wonen / vnd nit heut auß vnwissenheit züsammen geben werden / die man darnach mit schand vnd ergernuß wider von einander scheyden müsse. Darumb sol man forthin ein jeglich bar Volck in Städten vnd Flecken / drey mal vnd auff drey Sontag / auch in einer Kirchen / wann die Gemeyn bey einander versamlet / offentlichen / vnd also verkündigen.

Wie man verlobte Eheleuth verkündigen sol.
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N. Vnd N. wöllen nach Göttlicher Ordnung züm heiligen Stand der Ehe greiffen / begern zü solchem ein gemeyn Christlich Gebet / das sie disen Christenlichen Ehelichen Stand / in Gottes nam men anfahen / vnnd seligklich zü Gottes lob vollenden mögen / vnd hat jemands darein züsprechen / der thüe es bey zeit / oder schweig darnach / vnd enthalt sich etwas zü verhinderung darwider fürzünemen / vnd Gott geb jnen seinen Segen. Wann sie nün in die Kirchen kommen / sollen sie in den fordern Stülen / still bleiben stehen / biß sie von dem Pfarrherr berüffen werden. Der Pfarrherr aber soll vordem gelegnesten Altar den newen Eheleuthen / von dem Ehelichen Stand nach folgender weiß verlesen. Es seyen newe Eheleut herein kommen / mit nam̅en
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N. vnd N. vnd wöllen in Gottes Nam̅en jr Eheliche pflicht vor der Christlichen Kirchen bestätigen lassen / vnd den Segen Göttlichs Worts empfahen. Hierauff das sie den heiligen Stand nit mit vnuerstandt Göttlichs Worts / wie die Vnglaubigen / anfahen / so sollen sie züm ersten auß der heiligen schrifft vernemmen / wie der Ehelich Stand von Gott ist eingesetzt worden. Gott der Herr sprach / es ist nit güt / das der Mensch allein sey / ich wil jm ein gehülffen machen / die vmb jhn (1. Mose 2.) sey / da ließ Gott der HERR / ein tieffen Schlaaff fallen (Gene. 2.) auff den menschen / vnd er entschlieff / vnd name seiner Rippen eine / vnd schloß die stat zü mit fleysch / vnd Gott der Herr erschüff ein Weib auß der Ripp / die er von dem Menschen name / vnnd bracht sie zü jhm / da sprach der Mensch / das ist einmal Beyn von meinen Beynen / vnnd ein Fleysch von meinem Fleysch / man wirdt sie nach dem Mann heyssen / darumb das sie vom Mann genom̅en ist / darumb wirdt ein Man̅ sein Vatter vnd Mütter lassen / vnnd an seinem Weib hangen / vnd werden sein zwey ein Leib. Züm andern sollen sie auch hören das heilige Euangelion / wie sie einander verpflicht vnnd verbunden (Matt. 19.) sein sollen / Matth. 19. Die Phariseer tratten züm Herren Ihesu / versuchten jn vnd sprachen zü jhm / ists auch recht das sich ein Mann scheyde von seinem Weib vmb jrgent einer vrsach willen. Er antwort vn̅ sprach: Habt jr nicht gelesen / das / der im anfang den Menschen geschaffen hat / der macht das ein Mann vnnd Weib sein solt / vnnd sprach: Darumb wirdt ein Mensch Vatter vnd Mütter lassen / vnd an seinem Weib hangen / vnnd werden zwey ein Leib / Was nün Gott züsammen ge
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fügt hat / das sol der Mensch nicht scheyden. Da sprachen sie / warumb hat dann Moses gebotten zü geben einen Scheydbrieff / vnnd sich von jr zü scheyden? Er sprach zü jnen: Moses hat euch erlaubt zü scheyden von euwern Weibern / von euwers hertzen hertigkeit wegen / von anbegin aber ist es nicht also gewesen. Ich sag euch aber / Wer sich von seinem Weib scheydet / es sey dann vmb des Ehebruchs wegen / vnnd nimpt ein andere / der bricht die Ehe / vnnd wer die Abgescheyden nimpt / bricht auch die Ehe. Züm dritten / so sollen sie auch das Gebot Gottes hören / wie sie sich gegen einander sollen halten / Also schreibt S. Paulus: Ir Männer liebet ewere Weiber /(Ephes. 5.) wie Christus geliebt hat die Gemeyn / vnd hat sich selbs für sie geben / auff das er sie heiliget / vnd hat sie gereyniget durch das Wasserbad im Wort / auff das er jhm selbs darstellet ein heilige Gemeyn / die nit hab Flecken oder Runtzel / oder dero etwas / sonder das sie heilig sey / vnnd vnsträfflich. Also wöllen auch die Männer jhre Weiber lieben / als jre eigne Leib / Wer sein Weib liebet / der liebet sich selbs / dann niemands hat jemal sein eigen fleysch gehasset / sondern nehret es vnd pflegt sein / gleich wie auch der Herr sein Gemeyn. Die Weiber seyen vnterthan jren Männern / als dem HERrn / dann der Mann ist des Weibs Haupt / gleich wie auch Christus das Haupt ist der Gemeyn / vn̅ er ist seines Leibes Heyland / Aber nün wie die Gemeyn Christo ist vnterthan / also auch die Weiber jren Männern in allen dingen. Züm vierdten / sollen sie hören den Segen / damit vnser Herr Gott den Ehelichen Stand gesegnet hat /
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(Genes. 2.) dann also stehet geschrieben / Gott schüff den Menschen jhm selbs züm bild / ja züm bild Gottes schüff er jhn / vnd schüff ein Männlin vnd Frewlin / vnd Gott segnet sie vnd sprach zü jnen / seyet fruchtbar vnd mehret euch / vnd füllet die Erden / vnd machet sie euch vnterthan. (Prou. 18.) So spricht auch Salomon / Wer ein Weib vberkompt / der vberkompt ein güt ding / vnnd wirdt wolgefallen von dem HErren schöpffen. Züm fünfften sollen sie auch hören das Creutz / das (Gen. 3.) Gott auff den Ehelichen stand gelegt hat / Also sprach Gott züm Weib / ich wil dir vil kummer schaffen / wann du schwanger wirst / du solt deine Kinder mit kummer geberen / vnd solt dich ducken vor deinem Mann. Vnd züm Mann sprach Gott / dieweil du gehorcht hast der Stim̅ deines Weibs / vn̅ gessen von dem Baum daruon ich dir gebot / vnd sprach: Du solt daruon nicht essen / verflücht sey der Acker vm̅ deinet willen / mit kum mer solt du dich darauff ernehren dein lebenlang / Dorn vnd Distel soll er dir tragen / vnnd solt das Kraut auff dem Felde essen / im schweyß deines Angesichts / solt du dein Brot essen / biß das du wider zür Erden werdest / dauon du genommen bist / dann du bist Erden / vn̅ zür Erden solt du werden. Züm sechsten / sol neben dem Creutz auch der trost vnnd vnterhaltung in dem Creutz vermerckt werden / dann vnser Herr Christus hat die Sünd / von dero wegen der mensch mit dem Creutz beladen wirdt / auff sich genommen vnd gebüßt / auch durch sein Creutz / das er von vnsert wegen auff sich genommen / alle Creutz / denen so an jhn glauben / gesegnet vnnd geheiliget / Darumb (Psal. 128.) sagt der Psalm von dem Mann: Wol dem der den
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Herren förchtet / vnnd auff seinem Weg gehet / du wirst dich nehren mit deiner Handt arbeyt / wol dir du hasts güt. So schreibet auch Paulus vom Weib also / das Weib wirdt selig von Kinder zeugen / so sie bleibt im Glauben / vnd in der Lieb / vnnd in der heiligung sampt der zucht.

Nach diesem verlesen / sprech der Kirchendiener also.
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Ir newen Eheleut / wöllet jr auff solche fürgelesne stuck / ewer Ehelich pflicht bestätigen lassen / so kompt herzü.
So dann beyd Eheleut für den Pfarrherr kommen / sprech er zü dem Mann. N. wilt du N. hie zügegen zü deinem Ehelichen Gemahel?

Darnach zü dem Weib.
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N. wilt du diesen N. zü deinem Ehelichen Gemahel?
Vnd als sie beyd solchs bejahen / nem̅e der Pfarr herr jre beyde hend / füge sie züsammen vnnd spreche: Ewer beyde Ehelich pflicht / so jr hie vor Gott vnd der heilige̅ Christlichen Kirche̅ thüt / bestätige ich euch in dem nammen des Vatters / vnnd des Sons / vnd des heiligen Geists / Was Gott züsammen gefügt hat / das sol der Mensch nicht scheyden.
Haben sie dann Ring / mögen sie dieselbigen ein ander geben / darauff heyß der Kirchendiener nider knyen / vnd sprech also:
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Last vns betten.
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ALlmechtiger ewiger GOtt / der du Mann vnnd Weib geschaffen / vnnd züm Ehestand verordnet hast / darzü mit früchten des Leibs gesegnet / vnnd die Geheymnuß deines lieben Sons Ihesu Christi / vnd der Kirchen seiner geliebten Gesponß darin̅en bezeichnet / wir bitten deine grundtlose Barmhertzigkeit / du wöllest solch dein Geschöpff / Ordnung vnd Segen nit lassen verrucken oder vntergehen / sondern gnedigklich in vns bewaren / durch Ihesum Christum vnsern Herren / Amen. Es spreche ein jeder insonderheit / vnnd bette das Vatter vnser. (Nume. 6.) Darauff volgt der Segen / Numeri 6. Der HErr segne dich / etc.

Von Besuchung vnd Communion der Krancken.
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DEr Allmechtige Barmhertzige GOtt hat sich der ellenden vnd betrübten / die seinen nammen auß rechtem vertrawen anrüffen / so gnedigklich angenommen / das er nicht allein jhnen allen vätterlichen schutz vnd hülff verspricht / sondern füret auch vnterm Zünammen seiner Maiestet / fürnemlich disen Tittel / das er sey ein züflücht der ellenden / ein Hey (Psal. 9.) landt deren / so da seind eins zerknirsten hertzen / vnnd hat auch züm mehrmalen ehe wöllen den natürlichen
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mels vnd der Erden verendern / dann die ellenden in jhrer(Iosue 10.) not verlassen.(Esa. 38.) Neben dem so rüffet auch der Son Gottes alle betrübte zü jm / vnd verspricht jhnen hülff: Kompt alle /(Matth. 11.) sagt er / zü mir / die jhr beschweret vnd beladen seyt / ich wil euch erquicken. Nün seind die Krancken nicht die geringsten vnter den beschwerten vnd beladnen / als die so nit allein jrer leiblichen kranckheit halben / sondern auch von wegen der Sünden / des Tods / vnd der Verdamnuß / deren sie durch die kranckheit erin̅ert werden / grosse beschwer liche bekümmernuß vnd anfechtung haben. Darum̅ sollen sich auch die Kirchendiener der krancken / so jhres Kirchendiensts begeren / mit allem ernst vnd fleiß annemmen / vnd denselbe̅ / vermög jres berüffs Christlichen trost beweisen. Es sihet vns auch auß allerley bewegenden vrsache̅ für güt an / das die Kirchendiener / auch denen kran cken / so jrer nicht begeren / jren güten willen vnd dienst / durch sich selbs oder jre verwandten vnd zügethanen / erzeygen vnd anbieten. Vnd nach dem die betrübten / beyd / durch Predig vn̅ Sacrament getröst werden möge̅ / So sol ein Kirchendiener / der zü einem Krancken berüffen würt / anfengklich warnem̅en / wie es mit dem Krancke̅ / der beschwerde vnd bekümmernuß halben ein gestalt habe / Nemlich ob der jm allein den leibliche̅ schmertzen laß anligen / oder ob er auch der sünden vnd vmb der verdamnuß halben beschwerd trage / wie es nün der Kirchendiener befind / also sol er auch sein vnterweisung vnd tröstung mit erklärung Göttlichs zorns vnd gnaden darnach richten /
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das der vnachtsam in erkan̅tnuß seiner sünde / vnd darauff zür begird Göttlicher gnade̅ gefüret / Der betrübt aber vnd erschreckt in seinem gewissen / mit dem Euangelio getröst werde. Darnach soll der Kirchendiener sich gegen dem Krancken halten / mit erzelung der gemeynen offentlichen Beicht vnnd Absoluierung / wie es mit den gesunden gehalten / vnnd hieoben vnter dem Tittel von der Büß vnd Absolution / beschrieben ist. Vnd dieweil das Sacrament des Nachtmals von vnserm Herren / dahin gemeynt vnd verordnet ist / das durch desselben niessung / das blöd zaghafft Gewissen / in rechtem glauben vnd vertrawen gesterckt werde. Vnnd aber der Kranck / in ansehung das er durch schwacheit des leibs zür schwacheit des Glaubens vilfeltig gereitzt / vn̅ in allerley anfechtung gezogen würt / der sterckung des Glaubens fast nottürfftig ist / so sol er auch auff sein Christlich / gebürlich beger / vnd bekan̅tnuß seiner sünd / auch Glaubens in Ihesum Christum / mit dem Sacrament des Nachtmals versehen werden. Dann wiewol das Nachtmal / fürnemlich in gemeyner versamlung der Kirchen zü halten ist / Jedoch (Matt. 18.) dieweil Christus spricht: Wo zween oder drey in meinem Nammen züsammen kommen / da bin ich mitten vnter jhnen / so gibt er hiemit züuerstehn / das auch ein Kirch Christi sey / wo sich ein Kirchendiener vnnd ein Krancker im Nammen Christi bey einander finden. So ist der Kranck / der warhafftig in Christum glaubt / nit weniger ein glied Christi vnd der Kirchen / dann ein gesunder / hat auch sein gerechtigkeit / zü den gütern der
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Christlichen Kirchen / vnter welchen das Sacrament des Nachtmals nicht das geringst ist / eben als wol als die gesunden / darumb solle jm das Nachtmal / auff sein gebürlich beger keins wegs abgeschlagen werden. Es sol aber der Pfarrherr die Leut vermanen / das sie in jhr Kranckheit mit dem begern des Sacraments / nicht biß auff die letzte noth verziehen / sondern sich bey zeit lassen anzeygen / damit sie züuor verhöret / vnterricht vnd getröst werden mögen. So nün der Kirchendiener auff die vnterrichtung / bekan̅tnuß der Sünden vnd Absolution / wie oben vermeldet (welches ein tag / so es gesein mag / oder auff das wenigst etliche stund / vor der empfahung des Nachtmals / mit den Krancken verrichtet werden soll) das Nachtmal bey dem Krancken zühalten fürnimpt / soll er es aller ding mit der vermanung / Gebet vnnd verlesen der Stifftung Christi / wie hieoben im Capitel vom Nachtmal Christi beschrieben ist / außrichten. Jedoch so die not der Krancken dermassen so groß würde / das es langen verzüg nicht erleiden möcht / mag die vermanung außgelassen / das Gebet aber vnnd die Wort der Stifftung CHRisti / sollen in allweg gesprochen / vnnd darauff der Kranck mit dem Sacrament Brots vnnd Weins versehen / auch hernach mit tröstlichen Sprüchen der heiligen Schrifft / vnd Christlichen Argumenten / züm vertrawen in Herrn Christum / zür gedult vnd gehorsam / ermanet werden. Es soll auch der Pfarrherr die gesunden / beuorab die Freundtschafft vnd Nachbawrschafft / vermanen / so das Nachtmal bey einem Krancken gehalten wirdt / das sie sich auch darzü verfügen / vnd ob sie schon selbs
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das Nachtmal nit empfahen / doch helffen beten / vnd jrer künfftigen not hiemit erinnert werden.

Ordnung der Begrebnuß.
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ES bringt zwar denen / so in vnserm HErren Ihesu Christo auß disem zeitlichen leben verschide̅ sein / vnser dienst auff Erden kein nutz / dan̅ dieweil (Iohan. 11.) Christus sagt: Ich bin die Vrstend vnd das Leben / wer an mich glaubt der wirdt Leben / ob er gleich stürbe (Iohan. 5.) / vnd wer da lebt / vn̅ glaubt an mich / der wirdt nimmermehr sterben. So seind wir gnügsam vergewißt / das welcher in dem Glauben vnd vertrawen auff vnsern einigen HErrn vnnd Heyland Christum von diser Welt abscheydet / der hab allbereyt on all vnser wündschen / begierd / fürbitt / hülff vnnd züthün / die rüw des ewigen seligen Lebens / vnd werde mit freuden besitzen die herrligkeit des Himmelreichs am Jüngsten tag / durch vnsern HERREN CHRistum auch leiblich / der Leib vergehe gleich inn der Erden / im Wasser / im Lufft / oder Fewr / wie er wöll / von den Todten aufferstehen. Nichts dester weniger sollen wir vnsere verschidenen vnd abgestorbnen / ehrlich vnd gebürlich zür Erden mit solchen diensten / so vns / die noch im leben sein / zü nutz erschiessen möge̅ / bestätigen / damit wir die lieb / so wir gegen jhnen in jhrem leben gehabt / vor mennigklich beweisen / auch vnsern Glauben / den wir in Christum haben / zür vrstend von den Todten hiemit
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bekennen / vnd die hoffnung die wir zü des verschidnen ewigen heyl vnd seligkeit tragen / bezeugen. Hierauff sol sich mennigklich vor allen denen Aber glaubischen vnd Heydnischen diensten / so nit vns selbs / sondern allein den Abgestorbnen für nützlich erdacht sein / hüten. Damit nün der verschidnen Begrebnus / vns nützlich gehalten werde / mag man erstlich mit den Glocken leuten / das hiemit die Leuth / so die Leich zür Begrebnuß beleyten wöllen / ein zeichen der zeit jhrer versamlung haben mögen. Darnach so die Leich zür Begrebnuß getragen ist / solle der Kirchendiener dem Volck das Capitel / in der(1. Thes. 4.) 1. zü den Thessalonichern Cap. 4. von den verschidnen(Iohan. 11.) in Christo / oder das Euangelion Johannis am 11. vom Lazaro / oder ein anders gleiches Arguments fürlesen / vngefehrlich mit der Prefation. Lieben Freund wir haben jetzt / wie wir tröstlicher züuersicht vnd hoffnung sein / ein Mitglied vnsers Herren Ihesu Christi / aus freundtlicher lieb zür Begrebnuß geleytet. Damit wir nün nicht on vnterricht vnd trost abtrette̅ / wöllen wir hören die wort des heiligen Apostels Pauli(vel) des heiligen Euangelisten N. also lautend. Wir wöllen euch lieben Brüder / etc.

Oder.
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Martha sagt zü Ihesu / Herr werestu hie gewesen /(Iohan. 11.) mein Brüder were nicht gestorben / etc.

Oder.
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Christus ist aufferstanden von den Todten / vnnd(1. Cor. 15.) der Erstling worden / vnter denen die da schlaaffen / etc.
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Darauff soll er ein kurtze Predigt thün / von dem Tod / von der Vrstend vnd dergleichen Argumenten / so sich zür Leich vnnd trost denen / die in bekümmernuß sein / schicken. Am end sol er die abgestorbne Person / der gnedigen handt Gottes befehlen / Vnnd die gegenwertigen versamlung in besserung des Lebens / Christlich absterben vnd frölich vrstend / mit einem Vatter vnser bitten lassen / vnnd sie darauff mit dem gemeynen Segen abfertigen. Hierbey soll es auff diß mal mit der Kirchenordnung bleiben / dann was mehr in den obgemelten / auch andern Kirchen handlungen / gemeyner Kirchen versamlung zü nutz vn̅ güt / fürgenommen werden möcht / das sollen auß vnserm befelch / die Pfarrherr vnd andere Kirchendiener zü jeder zeit / von den ordenlichen Visitatorn vnd Superattendenten bericht werden. Wir wöllen vns auch hiemit diß vnser Kirchenordnung / nach jeder zeit gelegenheit zü endern / mindern oder mehren / aller ding vorbehalten haben. Ende der Kirchenordnung.
|| [ID00103]

Register.
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Von der Lehr vnd Predig. fol. 1.
Von dem Tauff. 3.
Von der Gahe Tauff. 9.
Von dem Catechismo. 11.
Der Weltlichen Oberkeit. 12.
Den Richtern. 13.
Der weltlichen Oberkeit vnd vnterthanen. eodem.
Den Ehemännern. eodem.
Den Eheweibern. eodem.
Den Eltern. 14.
Den Kindern. eodem.
Den Knechten / Megden vnd Taglönern. eodem.
Den Haußherren. eodem.
Der gemeynen Jugent vnd andern. 15.
Den Jungk frawen. eodem.
Den Witwen. eodem.
Für jederman. eodem.
Die summa Göttlichs Gesatz. eodem.
Die Summa des Euangelions. eodem.
Catechismus. 16.
Von der Büß vnd Absolution. 20.
Die offentliche Beicht. 23.
Absolutio. 24.
Ordnung des Nachtmals vnsers Herrn Ihesu Christi. eodem.
Ordnung des gemeynen Gebets vnnd Letaney / erste form. 29.
Ein kürtzere form des gemeynen Gebets. 35.
Die ander form des gemeynen Gebets. 36.
|| [ID00104]

Ordnung wie die Letaney gehalten sol werden. 37.
Von dem Kirchen Gesang. 39.
Von der Kirchen Kleydung. eodem.
Ordnung der Feyertag. 40.
Ordnung der gemeynen Kirchenämpter / beyde / Feyertags vnnd Wercktags / von der Vesper am Sambstag. 42.
Am Sontag vnd andern Feyrtagen. eodem.
Ordnung der Kirchenämpter am Wercktag. 43.
Ordnung der Ehe einleytung. eodem.
Von Eheleuthen wie man die einleyten sol. 44.
Wie man verlobte Eheleut verkündigen sol. eodem.
Von besuchung vnd Communion der Krancken. 46.
Ordnung der Begrebnuß. 48. Getruckt zu Franckfurt am Mayn / bey Martin Lechler / In verlegung Sigmund Feyerabends / vnd Simon Hüters. ANNO M. D. LXV.


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