Transkription

Hesshus, Tilemann: Bekendtnis Doctoris Tilemanni Heshvsii Von der Persönlichen vnd in alle Ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung/ beyder Naturen in JHesu CHristo. Darinn auch von etzlichen Phrasibus Theologicis nützlicher vnnd nohtwendiger Bericht gethan. Vnd denn zu Ende/ ein herrlich Zeugnisse von der Deutschen Bibel des Herrn D. M. Lutheri wider alle Verleumbder hinzugesetzt ist. Alles zu dem Ende in Druck verfertiget/ das Gottes Lob vnd Ehre weit ausgebreitet/ vnnd Gottseliger.
[Inhaltsverzeichnis]
|| [ID00001]

Bekendtnis
[arrow up]

DOCTORIS TILEMANNI HESHVSII
[arrow up]

Von der Persönlichen vnd in alle Ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung / beyder Naturen in IHesu CHristo.
[arrow up]

Darinn auch von etzlichen Phmsibus Theolo???gicis nützlicher vnnd nohtwendiger Bericht geihan.
[arrow up]

Vnd denn zu Ende / ein herrlich Zeugnisse von der Deutschen Bibel des Herrn. D. M. Lutheri wider alle Verleumbder hinzugesetzt ist.
[arrow up]

Alles zu dem Ende in Druck verfertiget / das GOttes Lob vnd Ehre weit ausgebreitet / vnnd Gottseliger / Woluordienter Menner gutes Gerücht vnd Nam nicht möge mit Vorleumdung vorkleinert werden.
[arrow up]

Im Jar Christi /
[arrow up]

1585.
[arrow up]

|| [ID00002]
|| [ID00003]

Von der persönlichen vnd in alle ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung beider Naturen inn Ihesu CHristo.
[arrow up]

DIe hohe vn̅ allerheilsambste Lere vnsers Christlichen Glaubens / von der Person Ihesu Christi / von seinen vnterschiedenen Naturen / als von der Göttlichen / so von Ewigkeit ist / vn̅ von der Menschlichen / so vom heiligen Geist empfangen / vnd von Maria geboren ist / von derselben persönlichen / vnd in alle ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung / vnnd von den vrsachen / warumb vnser Mitler vnd Seligmacher / zugleich müste Gott / vber alles / vnnd ein sterblicher warer Mensch sein / kan niemer in der Gemeine Gottes so mündlich / so schrifftlich zuuiel getrieben / den Zuhörern zu offt für gebildet / noch gnugsam widerholet werden. Denn all vnser Trost / vnd alle hoffnung / vnser Seligkeit beruhet / auff diesen Grund vnd Eckstein / das vnser Heiland Ihesus Christus warer Gott vnd Mensch ist / aus diesen Heilbrunnen müssen wir allen Trost / Rath vnd Hülff wider die macht der Sünden / vnnd gewalt des Todtes / schepffen / nemlich das der eingeborne Son Gottes / menschliche Natur an sich genommen? GOTT vnser Bruder worden / vnd vnser Fleisch vnd Blut zu rechten Gottes des Allmechtigen sitzet. Nun ists aber ein solch gros vnd hoch Geheimnis das sich Menschen vnd Engel darüber entsetzen vnnd verwundern. Daher Gott im Propheten Haggeo am 2. Cap. spricht. Es ist noch ein kleines dahin / das ich Himmel vnd Erde bewegen wer
|| [ID00004]
de / da sol dann kommen aller Heiden Trost. Vnd im Propheten Jesaia wird der HERR Christus Wunderbar genennet / beide seiner wunderlichen hohen Person halben / vnd von wegen seiner hohen wunderlichen Regierung in seinem Reich. Denn vnmüglich ists / das Menschliche Vernunfft sich darinn schicken / oder solchs begreiffen soll / das der ewige GOTT solt ein warhafftiger Mensch sein / vnd das ein Mensch von Gott erschaffen solte Gott selbs in der höhe sein. Der Apostel zeuget / das es die Engel gelüste solch gross Wunder zu schawen / nemlich das Gott vom Himmel mit menschlicher Natur ist bekleidet ja vereiniget. Derwegen ist auch kaum ein Artickel in der gantzen heiligen Schrifft / der so gewaltig gegründet / so offt widerholet / so herrlich erkleret / vnd für vnd für so fleissig getrieben wird / als eben dieser / von der Person / vnd denn vom Ampt Jesu Christi. Im Euangelisten Johanne ist schier kein Spruch / er wolte gern beweren / vnd darthun / das Ihesus Christus Ewiger vnd Allmechtiger Gott sey. Ob aber wol der Feind vnser Seligkeit / fast alle Artickel vnsers Glaubens / auff alle seiten angegrieffen / vnd weidlich gestürmet / so sindet sich doch in der Historien / das er der Lehre / von der Person / vnnd Ampt des HErrn Christi allezeit zum hefftigsten zugesetzt / die auffs grewlichst zuuerwirren sich vnterstanden / vnnd seine höheste List vnd Kunst daran gewandt / das er die verfelschen vnd verkeren möchte. Es hat aber der HErr Christus als dem der streit angehet zu allen zeiten seine trewe Diener / Propheten / Apostel / vnd Lerer erweckt / durch welche er die Warheit in seiner Kirchen erhalten / vnd auff die Nachkommen gebracht. Wie solchs nicht allein in den Schrifften der Propheten / vnd Aposteln / sondern auch in den alten bewerten concilijs, Niceno, Ephesino, Chalcedonensi zusehen ist. Es wil aber auch der ewige Sohn Gottes / das wir solche thewre Beylage mit höhestem fleiß als vnsern
|| [ID00005]
besten Schatz verwaren / in Göttlicher Schrifft nach der ewigen warheit forschen / bestendig dabey bleiben / vnd auff die nachkomen bringen. Ob dann durch Gottes gnad / mein Bekendtnis / vnd Lehre / von der Person Ihesu Christi / vnd von der persönlichen Vereinigung beider Naturen in jm / in etlichen Predigten / vnd Schrifften so in druck ausgangen sind / vnd menniglich für Augen liegen / der gemeine IHesu Christi wol bekandt ist / wie ich auch durch solche warhafftige vnnd allerheilsambste Lehre / das mein HErr / vnd Seligmacher Gott vnd Mensch in einer vnzertrenter Person ist / neben allen Ausserweleten gleube selig zu werden / vnd mein höhester Trost / vnd Schatz auff Erden ist / jedoch weil nichts edlers noch köstlichers auff Erden ist / vns Christen nichts bessers anstehet / noch mehr gebühret / denn das wir on vnterlas / von der hohen Person Ihesu Christi singen / predigen / schreiben vnd trachten. Den Zuhörern auch nichts heilsamers denn das für vnd für / die Lere von Christo vnsern Heiland in jhren Ohren vnnd Hertzen klinge / zu dem Gott ein hertzliches wolgefallen / das man von seinem Sohn / vnserm Heiland singe vnd rede vnd dann auch jtziger zeit / nicht allein eine frage erregt wird / wie man von der Person des HErrn Christi / vnd von vereinigung beider naturn in jm recht reden möge. Sondern auch Leut gefunden werden / vnd zwar falsche Brüder sich herfürthun / die mich bey dem gemeinen Man dürffen verdechtig machen / als solte ich vngewönliche rede von dem hohen Geheimnis füren / die Person Christi theilen vnd zween Christos lehren: Gott aber sey ewig lob zu lauter vnschulden / so hab ich für nützlich vnd gut angesehen / solchen Artickel zu widerholen / vnd die gemeine Ihesu Christi / so er mit seinem Blut erkaufft / aus GOttes Wort der Warheit zuberichten. Zween punct aber hab ich nuhr in dieser Schrifft für genommen zu handelen. 1 Fürs erst / von der Persönlichen vnd in alle ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung beyder Naturen in Jesu Christo.
|| [ID00006]
2. Fürs ander / von der art zureden in Theologia in abstracto. Der HErr Christus Gott vnd Mensch verleihe seine gnad / vnd heiligen Geist / das hohe Geheimnis von seiner Person / aus rechtem grund Göttliches Worts zuerkleren / vnnd das solcher bericht / bey vielen frommen Hertzen grosse fruchtschaffe zu ausbr???tung Göttlicher Ehre / vnd zu Trost vieler Christen Gewissen / Amen.

I. Der Erste Punct / Von der persönlichen vnd in alle ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung beyder Naturn in Christo Ihesu meinem Heiland.
[arrow up]

WIt dem Propheten Dauid bitte ich von hertzen zu Gott: HErr zeige mir deine Wege / vnd lehre mich deine steige / leite mich in deiner warheit / vnd lehre mich / denn du bist der GOTT der mir hilfft / teglich harre ich dein Ps. 25. Offne mir die Augen das ich sehe die Wunder in deinem Gesetz. Psal 119. Lehre mich thun nach deinem wolgefallen / denn du bist mein GOtt / dein guter Geist führe mich auff ebner ban. Psal. 143. Dein Wort ist meines fusses Leuchte vnd ein Liecht auff meinem Wege. Psalm. 119. Weil wir diesen Führer vnd Leiter haben GOtt lob / so wollen wir des rechten Weges nicht feilen. 1. Timoth. 3. Spricht der Apostel Paulus / GOtt ist offenbaret im Fieisch / vnnd Johannes der Apostel spricht das Wort ward Fleisch / das heist so viel / Gottes eingeborner Son ist warer Mensch worden / in dem Mann IHesu Christo vnserm Heiland sind zwo vnterschiedene Naturen. Er ist ewiger vnd Allmechtiger Gott / vnd ein warer natürlicher Mensch der Fleisch vnd Blut hat von Maria der Jungfrawen angenommen. Ewiger Allmechtiger vnd warer Gott ist Ihesus Christus ???eboren von Maria / denn er ist der eingeborne Sohn GOttes
|| [ID00007]
vom Vater in ewigkeit gezeuget / das Ebenbild seines Wesens / vnnd der Glantz seiner Herrligkeit. Johannis. 1. Vnnd Heb. 1. Durch den Sohn sind alle ding gemacht / Himmel vnd Erden / das sichtbare vnd vnsichtbare / die Thronen vnd die Herrschafften / vnd bestehet alles in jhm / vnd durch jn Col. 1. Die Apostel vnnd gantze Gemeine GOTtes / ruffet an im Geist den HErrn Ihesum in allen nöthen. 1. Corint. 1. Christus Ihesus ist vnser Mittler vnd Seligmacher / der Gottes zorn stillet / Sünd vnd Todt vertilget / Leben / vnd Gerechtigkeit widerbringet / Die gewalt des Teuffels zerstöret / den heiligen Geist giebet / vnd vns ewig selig machet. Er wird alle Todten aufferwecken / vnd das Gericht vber alle Menschen / lebendige vnd Tode / welches keine Creatur verrichten kan / sondern allein Göttlicher Maiestet / vnd Allmacht zustehet / besitzen vnd halten / diese starcke vnd vnwiderlegliche gründe / das Ihesus Christus ewiger vn̅ Allmechtiger Gott sey / werden anders wo weitleufftig vnd ausfürlich mit mehr Sprüchen der heiligen schrifft erkleret / vnd sollen die gründe allen Christen bekandt sein / auch teglich wenn sie Christum Jesum anruffen / betrachtet werden. Darumb verflucht sein alle Arrianer / vnd Seruetianer / die die ewige Gottheit Jesu Christi leugnen / vnd aus des Teuffels eingeben / fürwenden / als solte Christus nicht eines Wesens mit GOtt / sondern von Gott erschaffen sein. Das man auch Christum nicht anbeten soll / do doch ausser Christo kein Gott ist weder im Himmel noch auff Erden. Gesegnet aber sein alle fromme Gottfürchtige Christen / die da bekennen / das Jesus Christus / Ewiger vnd Allmechtiger Gott sey / Schöpffer Himels vnd der Erden / vnd den Nahmen Ihesu Christi in allen nöthen / an allen Orten im Glauben anruffen. Zugleich aber ist auch der HErr Christus Jesus warer natürlicher Mensch / der leib vnd Seel / fleisch vnd blut von seiner Mutter der Jungfrawen Maria an sich genomen hat. Das Wert ward Fleisch spricht Johan. 1. Das ist Gott ward Mensch /
|| [ID00008]
nicht das die Gottheit in die Menscheit sey verwandelt / sondern GOtt hat die Menschliche Natur in Vereinigung der Person angenommen vnd auffs gnawest sich mit jhr verbunden. Also das Gott vnd Mensch / eine vnzertrente Person ist / vnd in alle Ewigkeit bleibet. Das wil auch Johannes inn seiner Epistel Cap. 4. Daran solt jhr den Geist Gottes erkennen. Ein jeglicher Geist der da bekennet das Jesus Christus ist in das Fleisch kommen / der ist von Gott. In das Fleisch kommen / nennet der Apostel das GOTT ist Mensch worden / das alles Fleisch hat sehen können das der Mund des HErrn geredt hat. Volkomene Menschliche Natur hat Gottes Sohn angenommen Leib vnnd Seel / Fleisch vnd Blut / verstand vnd willen / vnd alle Menschlicher Natur eigenschafften / aber ohn Sünde Heb. 2. Luc. 1. Diese zwo vnter schiedene Naturn / die Göttliche so von Ewigkeit ist / vnd die Menschliche Natur so von Maria der Jungfrawen ist / sind persönlich mit einander verbunden / vn̅ vereiniget. Das ist / GOtt wohnet nicht in Ihesu Christo / wie in andern Heiligen: Elia / Dauide / Paulo / Johanne. In welchen Gott wonet vnd wircket / durch seinen heiligen Geist / aber wird nicht eine Person mit jhnen / sondern die gantze fülle der Gottheit wonet in Christo Jesu Leibhafftig / das ist persönlich / also das Gott vnd der Mensch Ihesus eine Person ist. Der Mensch ist Gott / vnd Gott ist Mensch. Die zwo Naturn werden in alle ewigkeit von einander nicht getrent / nicht geteilt / nicht gesondert / eine Natur wircket auch nicht für sich selbs on oder ausser die ander / sondern eine jede wircket in gemein mit vnnd zusampt der andern / die Naturn Göttliche vnnd Menschliche werden nicht vermengt / verliehren auch jhre wesentliche Eigenschafften nicht / sondern bleiben vnterschieden / vnd behelt eine jede jre wesentliche Eigenschafften / aber von einander können noch sollen die Naturn nicht gesondert / nicht getheilt / noch getrent werden: Auch mit gedancken sol man eine Natur von der andern nicht
|| [ID00009]
absondern / im Gebet / anruffung vnd dancksagung / auff das man nicht die Person theile / vnnd nicht zwen Christos mache / denn einen einigen Christum mus man haben / vnd gleuben / derzugleich GOtt vnd Mensch sey. Nestorius mit seinem anhang ist billich von der Christlichen Kirchen verdampt worden / denn er hat nicht nachgeben wollen / das Maria Gottes Mutter were. Er hat gedichtet zween Söhne einen GOttes den andern Mariae / hat nicht bekennen wollen / das Gott were gecreutziget / vnd gestorben / so doch die Apostel selbst also reden / solche seine Lesterung ist aus grund Göttlichs Worts verworffen worden. Der Münch Eütyches hat auff der andern seiten gefeilet / denn er hat gestritten / das in Christo Ihesu Gottheit vnd Menscheit nur eine Natur were / vnd müsse kein vnterscheid gehalten werden / allen vnterscheid der Eigenschafften / der Naturn hat er auff gehaben / hat dürffen vorgeben / die Gottheit were von Maria geboren / were gecreutziget gestorben. Hat also Ihesum Christum weder Gott noch Mensch bleiben lassen. Dieser Verführer ist gleichfals mit rechtem grund Göttlichs Worts / von der Christlichen Kirchen / verdampt / vnd verworffen worden. Denn es sind vnd bleiben in Ihesu Christo zwo vnterschiedene Naturn / die jhre wesentliche eigenschafften behalten: Sehet vnnd fület mich / denn ein Geist hat nicht Fleisch vnd Bein / wie jhr sehet das ich habe / spricht der HErr Christus Luc. 24 Da zeigt er seine ware Menschliche Natur Joh. 10 spricht er. Ich vnnd der Vater sind eins vnd Johan. 8. Ehe Abraham ward bin ich / hie bezeuget er seine Göttliche Natur / vnnd sind doch nicht zween Christi / oder zween HErrn / oder zween Söne sondern es ist ein Christus ein Son Gottes vnd Marie / ein HErr vber vns alle / eine Person. Wie Leib vnd Seel eine Person sind. Doch sol man auch diese gleich nis recht verstehen: im todt weichet die Seel vom Leibe. Aber die Gottheit Ihesu Christi weichet nicht w???e??? von seiner Seelen noch vom Leibe / da er Todt im grabe liegt. Es
|| [ID00010]
ist recht geredt vom Damasceno quod semel adsumpsit nunquam deseruit: Das ist / der Sohn Gottes / hat seine Menscheit / die er einmahl angenommen / niemals vorlassen / wie zwar solches möglich sey / oder sein könne / das Gott warer Mensch sey / vnd das der Mensch Ihesus ewiger vnd Allmechtiger Gott sey / das kan keines Menschen verstandt erforschen / viel weniger eines Menschen Zung ausreden / noch kein Menschlich hertz begreiffen / Das aber dennoch solches war sey / müssen wir gleuben / wollen wir selig werden / vnnd sind auch gewiß / das es war sey / das Gott Mensch worden sey / vnd Gott vnd Mensch eine Person sey / Denn also zeuget der heiliger Geist selbs in der Göttlichen schrifft. Luce. 1. Darumb das heilige das von dir geboren wird / wird Gottes Son genennet werden. Das Kindt dasvon Maria geboren worden / ist Gottes Sohn / so ist ja Maria Gottes Mutter / vnd ist nur ein Christus / der von Gott vnd von Maria geboren ist. Matth. 16. Du bist Christus / der Sohn des lebendigen Gottes Matt. 20. Thomas spricht zu Christo: Mein Gott vn̅ mein HErr / vn̅ der Herr antwortet / weil du mich gesehen hast / Thoma / gleubstu. Den Menschen Christum / den Thoma / sahe nennet er seinen Gott vnd seinen HErrn. Gal. 4. Da die zeit erfüllet war sandte GOTT seinen Sohn / geborn von einem Weibe / Gottes Sohn ist vom Weibe geborn / drumb ist nur ein Christus / vnd ein Sohn Gottes vnd Marie. Rom. 9. Aus welchen Christus herkömpt nach dem Fleische der da ist Gott vber alles gelobet in ewigkeit / Amen. Diese Vereinigung ist nuhn das grosse Wunder vnnd Geheimnis darüber sich Engel vnd Menschen verwunderen / das Gott sich so tieff hat herunter gelassen. Diß vnser Heil / Trost / Herrligkeit vnd Seligkeit. Hie müssen wir mit höhesten fleis vns hüten / das wir die Person nicht trennen / noch die Naturen von einander absondern. Denn das Göttliche wesen ausser vnd ohn die Menscheit könten wir nicht ertragen / in dieser verderbten schwachen vnnd vn
|| [ID00011]
reinen Natur / denn Gott ohn schirm ist ein verzehrendes Fewr. Die Menschliche Natur wie heilig oder vollnkommen sie auch möchte sein / ausser vnd ohn die GOttheit / oder abwesend der Gottheit / oder abgesondert von der Gottheit / oder nicht vereiniget mit der Gottheit / köndte vns von Sünd vnd Todt nicht erretten / nicht in allen nöhten erhören / noch ewig selig machen / ja die Menschliche Natur Christi / würde nicht sein noch bestehen / ausser oder on die Gottheit / oder abwesen der Gottheit oder nicht vereiniget mit der Gottheit Christi / denn dazu ist sie von GOtt geordnet / das sie mit dem Son Gottes in der empfengnis sol vereinbaret / vnd in alle ewigkeit mit Gott verbunden sein. Die Gemeine Gottes betrachtet auch mit fleis vnnd mit hertzlicher dancksagung / die hohe Vrsachen / warmub vnser Mitler vnd Selimacher kein pur / lauter Mensch / noch kein Engel sein köndte: Sondern muste zugleich Allmechtiger GOtt / vnd warer Mensch sein. Ein warer Mensch muste vnser Erlöser vnd Seligmacher sein / auff das er für das menschliche Geschlecht zur bezalung der Sünden / den Todt leiden köndte. Denn der Mensch hatte den Todt mit seinen vngehorsam verdienet / vnnd Gott hatte dem Vbertretter den Todt gedrawet / solte nun dem Menschen von Gottes zorn / Sünd vnd Todt geholffen werden / so muste ein Mensch für alle sterben / wir hetten auch mit der blossen / vnbekleideten Göttlichen Mayestet / wie sie in jrem wesen ist / nicht handlen / noch sie ertragen / noch ichts von jr lernen / vnd annemen können. Drumb solt der HErr Christus zwischen GOtt vnd vns ein Mitler sein / so muste er vnser Fleisch vnd Blut annemen / auff das wir seine rede on furcht / vnd schrecken hören möchten / er vns den willen seines Vaters offenbaren / vnd das Ampt des Mitlers vnter vns verrichten köndte / daher Gott im Moyse spricht. Deut. 18. Ich wil jnen einen Propheten wie du bist erwecken aus jren Brudern / vnd meine Wort in seinen Mund geben / Der sol zu jhnen reden alles was ich jhnen gebieten werde. Die
|| [ID00012]
Epistel zun Hebreern zeiget auch die vrsach an Cap. 2. Daher muste er aller ding seinen Brüdern gleich werden / auff das er barmhertzig würde / vnd ein trewer hoher Priester für Gott / zu versünen die Sünde des Volcks: zugleich aber muste auch vnser Mittler / König / Hoherpriester / Allmechtiger / ewiger Gott sein / in einer Person / auff das er allen Raht Göttlicher Mayestet vorstünde / vnd allen willen des Vaters vns köndte offenbaren / dz jm aller Menschen gedancken offenbar weren / er zwischen heucheley vnd waren Glauben richtete / aller gleubigen seufftzen kennete / aller Feinde heimlich Rahtschlege vnd vorhaben wüste / vnd jhm allerdings nichts verborgen were / auff das er auch den gantzen Zorn Gottes mit vnsern Sünden angezündet / ertragen vnd stillen / vnd den fluch des Gesetzes hinweg nemen / in gleichen / mit semem gehorsam aller Welt die Gerechtigkeit / vnd den Himel wider verdienen / Das er auch die Sünd vertilgen / vnd dem Todt alle macht nemen / Gerechtigkeit vnd Leben widerschaffen vnd anzünden. Auff das er zu allen zeiten / an allen orhten seiner gantzen Christenheit Schutzherr were / alle Menschen die jhn anruffen / erhorete / aus allen nöhten vnd Trübsaln retten / vnnd alle güter / geistliche vnnd leibliche bescheren / auch seinen gleubigen / den Himmel geben / dem bösen Feind aber alle seine macht vnd Tyranney zerstören / vnd zunichte machen / vnd wir also einen Allmechtigen vnd vnüberwindlichen Helffer / Retter vnd Seligmacher hetten: Denn alle solche aller höheste sachen / durch keine Creatur weder Engel noch Menschen kondten verrichtet werden / drumb muste der eingeborne / vnd Allmechtige Sohn Gottes selbs von Himmel herab steigen / vnnd Mensch werden / auff das er das allerhöheste Werck vnnd Ampt vnser Erlösung volnbrechte / vnd des HErrn fürnemen / durch seine Hand einen fortgang gewinne / welcher diese hohe Vrsachen / Warumb vnser Mitler zugleich hat müssen Gott vnd Mensch sein / mit fleiß vnd in Gottes Furcht betrachtet vnd gleubt / wie
|| [ID00013]
dann durch Gottes gnad diese Vrsachen in meinen Schrifften mit zimlichen fleiß sind getrieben vnnd erklehrt worden. Der wird die Person mit nichten trennen / noch die Naturen von einander absondern. Denn er wird sehen vnd verstehen / das zu vnser Erlösung ein solche Person gehöret vnnd von nöhten ist / die zugleich Gott vnd Mensch sey darumb auch die Göttliche Schrifft für vnnd für auff solche hohe wünderliche Person dringet / denn auch der aller krefftigste / vnd bestendigste Trost den wir auff Erden in allerley Trübsal / gefahr / wiederwertigkeit / vnd anliegen haben daher fleust / das vnser Mittler zugleich Gott vber alles vnd warer Mensch ist / wann wir hören das vnser Gott vnser Fleisch vnd Blut an sich genommen / vnnd vnser Bruder worden ist / vnser Fleisch vnd Blut zur rechten Göttlicher Mayestet erhaben ist / da können / vnd sollen wir je den starcken Trost fassen / das Gott dem Menschen nicht müsse feind sein / weil er selbs Mensch worden ist / vnser Bruder wird / vns ja in den allertieffesten nöhten nicht stecken lassen / vnser Fleisch vnd Blut wird sich ja vnser annemen vnd vns Barmhertzigkeit erzeigen. Vielmehr aber wenn wir aus Gottes Wort vornemmen / das vnser Heiland vnd Seligmacher nicht nuhr ein pur lauter Mensch ist / sondern zugleich der eingeborne Sohn Gottes / vnd Allmechtige Schöpffer vber alles / so mus doch das Hertz eines rechtgleubigen Christen voll Freude vnd Wonne werden / vnd nach keinem Vnglück mehr fragen / was sol vns Armut / Kranckheit / Elend / Gefengnis vnd allerley Gefahr / betrüben oder engsten? So wir doch einen solchen Allmechtigen Heiland haben der alles endern / aus allen Trübsaln erretten / aus allen Nöhten helffen kan? Es ist jhm nuhr vmb ein Wort zuthun / das er spreche / gib die Gefangen loß / las die Krancken gesund werden / als dann mus alles Vnglück weichen. Für keine Potentaten oder Tyrannen wie mechtig vnd grausam sie auch sind / dürffen wir Christen vns fürchten / denn vn
|| [ID00014]
ser Mitler / Beschirmer / vnnd Schutzherr ist ein Allmechtiger HErr gegen dem alle Heiden sind / wie ein tröpfflein Wassers im Eimer / vnd wie ein steublein in der Sonnen / wenn er wil so schüttet er verachtung auff die Fürsten nimpt den grossen Herrn den muth / legt jhnen ein Gebiß ins Maul / vnd füret sie wohin er wil / keret auch wol das vnglück / dauon sie gerahtschlaget auff jhren Kopff / wie er mit Sennacherib / Achab / Jesabel / Saul / Dioeletiano / Juliano / vnd dergleichen Tyrannen gefaren / vnd seine macht an jhnen bewiesen hat O welche freidige Bekenner der warheit / welche behertzte Christen zur zeit der noth / welche bestendige Diener der Kirchen würden wir sein / wie ein frölich hertz im Glauben würden wir haben in allen zustand. Wie künlich im glauben würden wir alles wüten vnd toben der Welt im Geist verachten / wenn wir festiglich ohn allen zweiffel vnd wancken gleubten / vnd stets im gesicht hetten / das vnser HErr vnd Heiland / der bey vns ist / vnd niemer von seiner Kirchen weichet / nicht allein warer Mensch / sondern auch Allmechtiger vnd ewiger Gott ist / der aller Menschen hertzen lencket wohin er wil / vnd alles was im Himel vnnd auff Erden ist in seiner hand hat. Die macht der Sünde / die viel schrecklicher ist im Gewissen / denn alle Tyranren / so je gewesen sind. Die grawsame list vnd gewalt des Satans vnd der Todt selbs wie grausam vnd bitter er ist / mögen vns nicht schrecken / noch bekummert machen. Wenn wir den hohen Trost im glauben fassen das vnser Mitler vnd Heiland / Ewiger vnd Allmechtiger Gott ist / der die Sünde vertilget / den Todt zu nichte gemacht / vnd dem Satan sein Reich hat zerstöret. In sum ma wir haben vns für nichtes / was im Himmel / auff Erden / im Meer vnnd in der Hellen ist / zu fürchten / vns mus auch nichts gebrechen / was zuerhaltung dieses / vnd erlangung jenes leben gehöret. Wo fern wir nur den Artickel recht fassen vnd im hertzen bewaren / das wir einen solchen Mitler / Erlöser vnnd Heiland haben / der zugleich in einer vnzertrenter Person warer Mensch
|| [ID00015]
vn̅ Allmechtiger Ewiger Gott ist. Aus welchem allen leicht zuersehen / das wer ein rechter Christ ist / vnd rechtschaffnen vngefermbten Glauben hat / der wird die Person des HERRN Christi nicht trennen / der sondert die Naturn nicht von einander / der macht nicht zween Christos. Ja verflucht sey der Mensch der die Person Christi theilet / der die Naturen von ein ander absondert / der zween Allmechtige / zween lebendigmachende / zween zur rechten Gottes sitzende Christos machet. Der Christliche Leser wölle hie in Gottes furcht acht auff mein klar vnd richtig Bekendtnis geben / vnnd hieraus vrtheilen / wie meine Wiedersacher in jhrer Verleumbdurg bestehen / für Gottes Angesicht rede ich. Wer da leret das die Menscheit Ihesu Christi ausser oder ohn die Gottheit / Allmechtig / Lebendigmachend / vnd anzubeten sey / der sey verflucht. Wer da lehret das die Menscheit IHesu CHristi abwesend der GOttheit / Allmechtig sey / vnnd Lebendigmache / der sey verflucht. Wer da lehret das die Menscheit Ihesu Christi / ausser der Person Christi / vnnd nicht vereiniget mit der GOttheit / Allmechtig sey / Lebendigmache / vnnd anzubeten sey / der sey verflucht. Wer da lehret das die Menscheit Ihesu Christi abgesondert / oder abgerissen / getrennet / getheilet oder abgezogen von der Gottheit Allmechtig sey / lebendigmache / vnd anzubeten sey / der sey verflucht. Wer da lehret das die Menscheit Ihesu Christi aus oder von jhr selbs Allmechtig sey / lebendigmache / vnd anzubeten sey / vnd nicht viel mehr bekennet / das die Menschliche Natur Ihesu Christi solche Ehere vnd Mayestet / von der ewigen Gottheit hat / mit der sie in einigkeit der Person vereinbaret ist / der sey verflucht.
|| [ID00016]
Wer da lehret das die blosse Menscheit für sich selbs allein ohn die Gottheit vnd ausser der persönlichen Vereinigung Allmechtig sey / lebendig mache / anzubeten sey / vnd zur rechten Gottes sitze / der sey verflucht. Hinwider wer nicht bekennet vnd gleubet das Ihesus Christus auch nach seiner Menschlichen Natur die er in einigkeit der Person angenommen vnd mit seiner ewigen Gottheit persönlich vnd vnzertrenlich vereinbaret hat / Allmechtig sey / vnd lebendig mache / von allen Creaturn im Himmel vnd auff Erden anzubeten sey / vnd zur rechten Gottes sitze / der sey verflucht. Den gantzen Christum GOtt vnd Menschen in einer vnzertrenten Person / müssen wir haben / sollen wir durch jhn selig werden / die Menscheit allein ohn die Gottheit köndt vns von Sünd vnd Todt nicht erretten: Die ewige Gottheit ohn die Menscheit köndten wir nicht ertragen / darumb muste vnser Mittler vnd Seligmacher Gott vnd Mensch in einer Person sein. Einen Allmechtigen / einen lebendigmachenden Gott vn̅ Menschen in einer Person müssen wir erkennen vnd bekennen / on alle absonderung / on alle trennung / on alle vermischung der Naturn / einen einigen Christum / der Gott vnd Mensch ist / in einer Person müssen wir anbeten. Ein Christus in einer vnzertrenten Person / nach vnzertheilten beiden naturn machet vns lebendig / denn Christus der HErr spricht / Wer mein Fleisch jsset / vnd trincket mein Blut der wird leben. Joh. 6. Menschliche Vernunfft ergert sich woll an der wünderlichen / vngewönlichen / vnbegreifflichen reden / das Gott vnd Mensch eine Person sey / vnd das Christus nach beiden naturn Allmechtig ist / vnd dichtet hie viel vngereimpter folgerey. Aber man ist jhr keiner folgerey in diesem hohen Geheimnis gestendig. Die Vernunfft mus sich hie gefangen geben / vnd dem Glauben der allein auff Gottes Wort sihet vnd fusset den raum lassen / was die Göttliche Schrifft von Ihesu Christo zeuget / das hebärt vns einfeltiglich zu gleuben / denn die hohe Ge
|| [ID00017]
heimnis Gotte besser bekandt sind / denn vnser dum̅en Vernunfft. Dis ist die Lehre der lieben Apostel vnd Christlichen Kirchen / von der persönlichen vnd in alle ewigkeit vnzertrenlichen Vereinigung beider Naturn in Christo Jesu. Das ist auch mein Glaub Hoffnung / vnd Trost / in allen meinen Trübsaln / Ja mein trotz ists wider Sünd vnd Todt / vnd gantze macht vnd list des Satans / wider alles zukünfftiges vnd gegenwertiges / wieder hohes vnd niedriges / vnd sol mir alle Welt / wenn sie gleich voller Teuffel were / mit jhrem liegen vnd lestern / schmehen vnd schenden / wüten vnd toben / den Trost vnd die Hoffnung nicht nehmen / trutz sey jhr vnd jhrem treiber geboten in Christo Ihesu meinem HErrn vnd Heilvnd / Amen. Mit welcher vorsichtigkeit / auch die gleubigen / vnd Gottfürchtige Christen / von diesem hohen Geheimnis reden sollen / lehret vns die Göttliche Schrifft / vnd die alten bewerten Symbola der Kirchen / zu beiden theilen müssen wir vns verwaren / vnd hüten das wir die Naturn / vnnd jhre Eigenschaffte nicht in einander mengen noch verliehren / vnd das wir die Person nicht trennen. Die Christliche Kirche redet recht / Der Mensch Jesus Christus ist warer Gott. Der Mensch Ihesus Christus ist von ewigkeit her. Der Mensch Ihesus Christus ist Schöpffer Himels vnd der Erden. Denn ob wol die Menscheit Ihesu Christi nicht von ewigkeit ist / auch Himmel vnd Erden nicht erschaffen hat / so wird doch also recht von der Person geredet / die zugleich Gott vnd Mensch ist / nach seiner Gottheit ist er von ewigkeit vnd hat Himel vnd Erden erschaffen. Diese reden aber sind nicht recht. Die Menscheit Christi ist die Gottheit. Die Menscheit Christi / ist von ewigkeit. Die Menscheit Christi hat Himmel vnd Erden erschaffem. Denn allhie werden die Eigenschafften Göttlicher Natur / der Menschlichen zugeschrieben / welchs nicht sein sol / vnd würde daraus vermischung vnd verlierung der Naturn folgen / dafür man sich hüten mus.
|| [ID00018]
Wiederumb redet die Christliche Kirche recht: Gott ist ein warhafftiger Mensch. Gott vom Himel hat vnter vns Menschen gelebt / jhm hat gehungert / gedürstet / er ist müde worden / hat gesehlaffen / Gott ist gesteupet / verwundet / gecreutziget / gestorben / begraben worden / vnd am dritten Tag wieder aufferstanden von den Todten / dis ist alles recht geredt. Denn die Person / die zugleich Gott vnd Mensch ist / ist warhafftig verwundet / gecreutziget / gestorben / vnd wider aufferstanden von den Todten / vnd also reden die Aposteln. Paul. Act. 20. vnter welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischoffen / zu weiden die gemeine die GOtt durch sein Blut erworben hat. 1. Cor. 2. Denn wo sie die erkand hetten / hetten sie den HErrn der Herrligkeit nicht gecreutziget. So spricht auch der Engel Gabriel Luc. 1. Das heilige das von dir geboren wird / wird Gottes Sohn genennet werden. Der Verführer Nestorius hat solche art zu reden angefochten / vnd nicht nachgeben wollen / das Maria Gottes Mutter were / das die Jüden Gott hetten gecreutziget / das Gott zwey oder drey Monat alt gewesen / das Gott were gestorben. Damit aber hat er die Person Christi getrennet / vnd aus Christo dem HErrn einen gemeinen Heiligen gemacht. Derwegen er billich aus rechtem grund Göttliches Worts / als ein Ketzer mit seiner Verführung ist verdampt vnd verworffen worden. Wiewol nuhn recht also geredt wird / Gott ist von Maria geboren / Gott ist gecreutziget / so ist doch diese art zureden nicht recht / wird auch in der gemeine Gottes nicht zugelassen. Als. Die Gottheit ist von Maria geboren. Die Gottheit hat gehungert / gedürstet / ist müde worden / hat geschlaffen / ist verwundet / gecreutziget / gestorben / vnnd wieder aufferstanden von den Todten / die Gottheit ist zwey oder drey Monat alt. Diese vnd dergleichen reden sind nicht recht / sind auch in der Gemeine GOttes nicht zu du den. Denn also würden die
|| [ID00019]
eigenschafften Menschlicher Natur der Gottheit zugeschrieben / welchs nicht sein mus / auff das wir den vnterscheid der Naturn nicht verliehren. Auch ist die art zu reden nicht recht / noch der gesunden Lehr gemes / Christus ist verwundet / gecreutziget / gestorben nach beiden Naturn / denn die Gottheit leidet vnd stirbet nicht. Petrus spricht Christus ist getödtet nach dem Fleisch. 1. Petri. 3. Spricht nicht nach beiden Naturn / vnd 1. Pet. 4. Weil nun Christus im Fleisch für vns gelitten hat. Hie solt nun wol ein Einfeltiger vnd vnerfarner in der heiligen schrifft / jm die gedancken machen / es were eine vergebliche subtilitet, das man also die wort Gott vn̅ Gottheit / Mensch vnd Menscheit / vnterscheidet: Aber verstendige / vnd in der Schrifft geübte Christen wissen / das wir dessen gar hohe vrsachen haben / nemlich auff das wir die Persönliche Vereinigung beider Naturn in Christo wol verwaren / vnd vns so wol für Nestorij Ketzerey als für des Eutychetis Lesterung zu hüten wissen / vnd gebüret frommen vnd Gottseligen Christen / auff einerley weise mit der Kirchen Gottes zureden. Diß ist von den eigenschafften der Naturn in Christo geredt / vnd wie man recht reden möge / das man die Person nicht trenne / noch die Naturn in einander vermenge / denn eines so gefehrlich als das ander / vnd ist hieuon meins Wissens jtziger zeit in der gemeine GOttes vnter den gelerten kein öffentlicher streit / vber diß aber fellet ein streit für / zwischen vns Luter???schen vnnd Caluinisten / von der Maiestet des Fleisches Ihesu Christi. Die Caluinisten geben wol nach / das Christus nach seiner Menscheit grössere Gaben / Maiestet vnnd herrligkeit empfangen hab / denn alle andere Heiligen. Das aber gestehen sie nicht / das Christus nach seiner Menscheit Allmechtig vnnd Allwissend sey / vnnd mit seinem Leib an allen Orthen
|| [ID00020]
sein könne / wo sein heilig Abendmahl wird ausgetheilet / geben für dadurch würde die Menscheit Christi getilget / vnd der Gottheit gleich gerechnet / vnd sey aller dings vnmöglich. Sie stellen wol jhre Wort auff schrauben vnd sagen / der Mensch Ihesus Christus ist Allmechtig / Allwissend / kan an allen orhten sein / machet lebendig / aber wenn sie sich erkleren müssen / sprechen sie / nach der Gottheit ist er Allmechtig / vnd kan an allen orten sein / aber nicht nach der Menscheit. Dagegen lehren vnd beweisen wir aus Gottes Wort vnd Schrifften Lutheri / das Ihesus Christus Allmechtig vnd Allwissend sey / lebendig mache vnd anzubeten sey / vnd an allen orten sein könne / vnd sey da sein heiliges Abendmal wird ausgespendet / nicht allein nach seiner ewigen Göttlichen Natur / sondern auch nach seiner Menscheit die in einigkeit der Person ist angenommen / vnd erkleret worden / vnnd sagen es sey nicht allein recht geredet / der Mensch Christus ist Allmechtig / machet lebendig / wird von Engeln vn̅ Menschen angebete̅ / ist gegenwertig im heiligen Abendmal / sitzet zur rechten Gottes / welche art zu reden die Tückischen Caluinisten / nach jhrer meinung deuten können / wie obe̅ gemeldt / sondern diß ist auch recht geredt / die menschliche Natur in Christo Jesu ist Allmechtig / vnd Allwissend / dz Fleisch Ihesu Christi machet lebendig. Die Menscheit Ihesu Christi vereinbaret mit der Gottheit / vnita Verbo, wird angebeten / von Engeln vnd Menschen Das Fleisch vnd Blut Ihesu Christi sitzet zur rechten hand Gottes / der Leib vnd das Blut Jesu Christi ist warhafftig / vnd wesentlich gegenwertig an allen orhten auff Erden / do sein heiliges Nachtmal wird ausgetheilt / vnser grund ist dieses Matth. 28. spricht der HErr / Mir ist alle gewalt gegeben im Himmel vnd auff Erden: Alle gewalt ist ja die Allmechtigkeit: Wie niemand leugnen kan / was aber der HErr Christus in der zeit empfangen hat / das hat er nach seiner Menscheit empfangen / wie Athanasius / vnnd viel Patres bekennen.
|| [ID00021]
Aus welchen vnwiderleglich folget / das Christi Menscheit Allmechtig sey / also spricht auch Paulus Col. 1. Das in Christo Jesu alle schetze der Weis heit verborgen liegen / so mus ja der HErr Christus nach seiner Menscheit allwissend sein / als der das letzte Gericht besitzen wird / darumb das er ist des Menschen Sohn. Joha. 6. spricht der HErr Christus / das Brodt das ich geben werde / ist mein Fleisch / welchs ich geben werde für das Leben der Welt. Item / Wer mein Fleisch jsset / vnnd trincket mein Blut der hat das ewige Leben. Christus brauchet hie beiderley art / wer mich jsset / vnd wer mein Fleisch jsset / darumb brauchen wir auch beiderley art. Christus machet lebendig / vnd Ihesu Christi Fleisch machet lebendig / Christum Ihesum beten Engeln vnnd Menschen an / vnd Engeln vnd Menschen beten die Menscheit Ihesu Christi an. Es mus aber niemand gedencken / als wolte man damit die Person Christi trennen / vnd die abgesonderte Menscheit Christi / von der Gottheit anbeten / keines weges. Denn in der Anruffung / dancksagung vnd Glauben / müssen wir stets die gantze Person ansehen Ihesum Christum / Gott vnnd Menschen anbeten vnd eheren. Aber darumb redet man so eigentlich / von der Menscheit Ihesu Christi / oder seinem Fleisch / welches mit dem ewigen Sohn Gottes vereinbaret ist / auff das man die höheste Maiestet / Ehere / Gewalt / vnd Herrligkeit / zu welcher Christi Fleisch vnd Blut erhaben ist betrachte / denn daran ist vns gantz viel gelegen / die Caluinisten aber leugnen solchs / Aus oder von jr selbs hat die Menschliche Natur solche Maiestet vnd herrligkeit nicht / sondern daher hat sie die empfangen / weil sie mit der ewigen Gottheit persönlich vereinbaret ist / vnd im ewigen Reich zu jhrer herrligkeit erhaben ist. Das nun die Caluinisten folgern vnd vns fürwerffen / wir dichten zween Allmechtige / zween Lebendigmachende / weil die Gottheit von ewigkeit Allmechtig ist: Vnnd die Menscheit die
|| [ID00022]
Allmechtigkeit inn der zeit empfangen hat / geschicht aus lauter vnuerstandt vnd freuel. Denn es ist vnd bleibt nuhr eine Allmechtigkeit / vnd ein Allmechtiger Christus Ihesus / GOtt vnd Mensch. Die Allmechtigkeit / die Gottes Sohn von ewigkeit gehabt / hat er seiner Menscheit / die er Persönlich jm selbs hat vereiniget / mitgetheilt vnd gegeben. Es lest sich hie in diesem hohen Geheimnis so nicht fölgern / wie die Caluinisten meinen: Das etliche fragen / Ob die Allmechtigkeit vnd Krafft lebendig zumachen / so der Menscheit CHristi mitgetheilt sind / erschaffene Gaben sind / wie in anderen Heiligen / Weisheit / Stercke / grosser verstandt / vnnd dergleichen / ist offenbar / das es nicht erschaffene qualitates oder Gaben sind. Denn es ist nuhr eine ewige Göttliche Allmechtigkeit / vnnd ewige Krafft lebendig zu machen. Es sol aber auch billich ein mas gehalten werden / mit dem Vnauffhörlichen Fragen vnnd D??? / von dem allerhöhesten Geheimnis / viel nützer ists man vbe sich im rechten Glauben an Christum / GOTT vnd Mensch / vnd in warer Gottseligkeit. Denn das man ohn auffhören subtiliteten suchet / vnd die Geheimnis ausforschen wil / so jemand der Veter Sprüch / die von der Maiestat / Krafft vnnd Herrligkeit der Menschlichen Natur in Christo Ihesu / oder seines Fleisches vnd Bluts zur herrligkeit erhaben / reden / bege???t zu lesen / der findet eine zimliche anzaal in meiner adsertion wider die Caluinische Exegesin im punct: De communicatione matestatis, vnd im Buch des Herrn Chemnitij de duabus naturis in Christo. Damit diese Schrifft nicht zu lang werde / wil ich nuhr einen spruch Lutheri anzihea vnnd damit diesen punct beschliessen / von den letzten Worten Dauidis / im ersten theil spricht Lutherus. Nach der andern zeitlichen Menschlichen Geburt / ist im auch die ewige Gewalt Gottes gegeben / doch zeitlich / vnd nicht von ewigkeit her. Denn die Menscheit Christi ist nicht von ewigkeit gewest /
|| [ID00023]
wie die Gottheit / sondern wie man schreibet / vnd zehlet / ist Ihesus Marien Sohn dis Jahr 1585. Jahr alt. Aber von dem Augenblick an da GOttheit vnnd Menscheit ist vereiniget in einer Person, Da ist vnnd heist der Mensch Marien Sohn / Allmechtiger / Ewiger GOtt / der ewige Gewalt hat / vnd alles erschaffen hat / vnd erhelt per communicationem Idiomatum darumb das er mit der Gottheit eine Person vnd auch rechter GOtt ist / dauon redet er Matthaei vltimo. Mir ist alle Gewalt gegeben in Himmel vnd Erden / welchem mir? Mir Ihesu von Nazareth Marien Sohn / vnd Mensch geboren / von ewigkeit hab ich sie vom Vater / ehe ich Mensch ward. Aber da ich Mensch ward / hab ich sie zeitlich empfangen / nach der Menscheit / vnd sie heimlich gehalten. Das sey auff dißmahl von der Persönlichen Vereinigung beyder Naturn in Christo Ihesu.

II. Der Ander Punct / Von der Art in Theologia zu reden in abstracto.
[arrow up]

DEr heilige Geist im Apostel Peulo verbeut ernstlichen / das man in der Kirchen Gottes kein Wort gezenck anrichten soll. 2. Timoth. 2. Solchs erinnere sie / vnnd bezeuge für dem HERRN / das sie nicht vmb Wort zancken / welches nicht nütz ist / denn zuuerkehren die da zuhören / darumb begehen die schwere Sünde / die ein solch gezenck vnd lermen erregen / vber dem Wort (abstracti) welchs von den Schulhlerern her kömpt / vnd müssen die schuld für dem HErrn Christo im Gewissen tragen / das sie die Zuhörer verkehren / viel fromer Christen betrüben / schrecklich Ergernis stifften / trewe Lerer on vrsach vnnd zu vnschulden bey den einfeltigen / vnerfarnen Christen verdechtig machen / den Feinden aber der Warheit / eine
|| [ID00024]
freude anrichten Es fordert auch Gott die Tugend von allen Menschen im achten Gebot / das man niemand seine Wort felschlich sol verkleren / wenn man weis das jemandes Glaub / Bekendtnis vnd meinung recht ist / vnd mit Gottes Wort stimmet / soll man jhm nicht aus einen dunckelen oder vnbekandten Wort lesterliche jrrthumen antichten. Eine offentliche Verleumbdung / vnnd gantz schreckliche schwere Sünde ists / wann du weissest vnd gewiß bist / auch bekennen müssest / das dein Bruder recht helt vnd gleubet von Jesu Christo / vnd das seine meinung mit deiner vnd aller Rechtgleubigen / vnd also mit Gottes Wort vbereinstimet vnd du gleichwol deinen Bruder in schimpff vnd spott zu führen / oder deine kunst an tag zu bringen / mit verkerung seiner Wort / jhm schreckliche lesterliche jrrthümen zumissest / vnd jhn mit der aller schweresten Aufflage belegest / darumb hüten sich Gottfürchtende Hertzen / für solcher Sünd vnd vnthad / damit sie nicht eine last auff jhr Gewissen laden / die jnen zu schweer fallen möcht / die Sichern / Frechen vnnd vnbusfertigen / so niemand hören wollen / wird Gott wol finden zu seiner zeit / Gott gebe das sie mit warer Busse dem Gericht zuuor kommen. Dieweil aber die einfeltigen mit dem Wort (in abstracto) jrr gemacht werden / wil ich mit Gottes hülff versuchen / ob ichs recht deutsch geben / die Christen so der Warheit begirig / vnnd vmb den schaden Israel bekümmert sind / berichten vnd den Hadder stillen könne. Christus Ihesus GOtt vnd Mensch gebe gnad dazu das seine ewige vnnd Seligmachende Warheit in seiner Kirchen stets den platz behalte / Amen. Die art zureden (in abstracto) wird bey den Theologen auff zweyerley weise gebraucht vnd geführet / Erstlich nach den buchstaben / wie die Wort lauten / von der absonderung / denn nach der Grammattica heist abstractum abgezogen / abgerissen / abgesondert / vnd setzet Lutherus offt bey dem abstracto separatum andere setzen diuulsum erklerungs weise / dis ist ein brauch des Worts nach dem Buchstaben.
|| [ID00025]
Ob nun wol Beza vnd ander stoltze Caluinisten diesen brauch nach den Buchstaben / hönisch verlachen vnd verwerffen / vnd allein den Scholasticum vsum führen / so las ich jn doch bleiben / weil D. Lutherus, Brentius. D. Morlinus das Wort abstractum nach der Grammatica gebraucht vnd geführt haben. Die ander art vnd weise dis Wort (in abstracto) zu führen / ist nach dem brauch der Schullerer vnd vieler Theologen. Da dann in abstracto nicht bedeutet eine Absonderung der Naturn / oder eine separation, sie geschehen gleich mit gedancken oder wie es ein Namen haben möcht / sondern zeigt nuhr den vnterscheid zwischen den Worten Gottheit vnd Gott. Item / Menscheit vnd Mensch: Wenn man Gottheit oder Göttliche Natur. Item wenn man Menscheit / oder menschliche Natur Christi / Fleisch / Blut / Leib / Seel nennet / so heists in abstracto: zum vnterscheid der rede / in welcher man Gott / oder Mensch nennet / welchs heiset in concreto / vnd nach diesem brauch der Schullerer vnd Theologen bleibt das wort in abstracto: nicht bey der Grammattica, vnd das ich so rede / angebornen / natürlichen verstand / sondern wird ein heteroclitum vnd anomalum wie Lutherus in propositionibus redet / vnd mus nach seinem brauch aestimirt, verstanden vnd auff genommen werden / vnd ist solchs nicht new noch vngewönlich in der Kirchen GOttes / das ein Wort auff mancherley weise gebraucht / vnd verstanden wird / findet man doch solchs in der heiligen Schrifft an vielen orhten. Gantz hohe thewre Wort sind es / Gott / Gerechtigkeit / Sünde / Geist / Gnade / Hypostasis, Person / Glaube / Fleisch / Gesetzt / vnd dergleichen andere mehr / wer nun diese Wort in der heiligen schrifft an allen orthen / auff einerley weise / deuten vnd auslegen würde / der würd nicht allein die gantze Schrifft verkeren / sondern Himel vnd Erden in einander mengen / aus de̅ Teuffel einen Gott vnd Schöpffer aller ding machen. Darumb mus man aus dem was vorhergehet / vnd nachfolget / vnd aus den grunden so die Apostel führen / ersehen / in welchem verstandt ein jedes Wort auffzunemen ist: Lutherus ciiirt
|| [ID00026]
offt den Spruch Hilarij lib. 4. Intelligentia dictorum ex caußis adsumenda est dicendi: Quia non sermoni res, sed rei est sermo subiectus. Das ist / der Verstand der wörter ist aus den gantzen sachen / so man handelt zunemen. Denn die sache ist nicht den worten vnterworffen / sondern die wort den sachen / vnd in der Vorrede vor den Psalter spricht Lutherus. Wie denn alle Schulmeister leren / das nicht der sinn den Worten / sondern die wort dem sinn dienen vnnd folgen solten. Es müssen nicht allein die Gelerten / sondern auch alle vernünfftige bekennen / das in allen Profeßionen vnd Künsten vnzelich viel Wort sind / die man verstehen mus / nicht wie es die Grammattica oder origo vocabuli gibt / sondern wie es in einer jeder Profession oder Kunst / nach besag der Gelerten vnd erfarnen im brauch ist. Ich mus doch etliche exempla setzen ob die guthertzigen / vnd der Warheit begirige sich wollen bedeuten lassen. Meister klügling sol sich bey leibe nicht weisen lassen / man möchte sonst dencken. Er were kaum so gelert / als er wil gehalten sein. Enthymema nach Griechischer art heist ein gedancken. Aber in der Dialectica hats viel ein andern brauch vnd verstandt / wie die Kinder in der Schulen wissen / vnnd heist eine weise zu argumentiren / da entwederder maior oder minor ausgelassen / vnd auff eine proposition geschlossen wird. Wenn ein junger Schüler der sein latein ein wenig gelernet / einen Artzten höret sagen. Pia mater vnd dura mater. Da wird der Schüler nicht anders verstehen / denn Gottselige / oder wie die alte deutschen geredt haben / milde Mutter / vnd harte Mutter / vnnd schwür wol zehen Eid / es könd vnd möcht nicht anders heissen nach seiner Grammattica vnd zwar nach den buchstaben heists also. Aber nach dem brauch in der Artzney ists weit ein anders. Denn pia mater heist das dünne subtile heutchen / das das Gehirn im Heupt vmbfehet. dura mater heist das dickere starcker heutchen / das darüber zogen ist. Hie gewinnen beide wort pia vnnd dura mater gar einen newen vnd
|| [ID00027]
frembden brauch / dauon die Grammattica nichts weis. In der Artzney aber wol bekandt ist / wenn nun ein einfeltiger auff seinen Kopff wol stehen vnnd schreien pia mater heist kein heutchen im Heupt / sondern milde Mutter / die jhren Kindern guts thut / würde der nicht bey Verstendigen Leuten ein gelechter anrichten? kanst wol gedencken / Was miserere mei Deus heist nach den buchstaben / wissen die wol / die ein wenig Latein verstehen / vnnd den Psalter gelesen haben / nemlich Gott erbarme dich mein. Nun haben gleich wol die Artzten den brauch / das sie eine gefehrliche / vnd schreckliche Kranckheit / do es mit dem armen Menschen fast auff die nege kommen ist / vnnd sein mist / mit reuerentz zu melden / wider in den Magen steiget / nennen miserere mei Deus. Hie müssen alle vernünfftige bekennen / des die wort miserere mei Deus anders nach den Buchstaben gelten / ein anders in der Artzney bedeuten. Die Schüler wissen wol was nach den Buchstaben manus Christi heist / nemlich die Hand Christi / was aber die Apotecker manus Christi nennen / das lernen die Schüler inn jhrer Grammattica nicht. Denn bey jhnen gewinnen / diese art zu reden einen newen gebruch / vnd heist ein sonderlich edel confect / das sonderliche krafft hat / den Menschen zu stercken: Wiltu wissen / woraus es gemacht werde / vnd wo für man es brauchen soll / so frage die Apoteck vnd Artzte. Wer ist so einfeltig / der nicht wisse was nach den buchstaben frembde sorge heisse? Nemlich wenn sich einer viel bekümmert mit sachen / die jn nicht angehen / sondern andern befohlen sind / Kümpstu aber in ein Würtzgertlein / so spricht der Gertner / diß Kreutlein heist frembde sorge. Das man sonst Stiffmütterchen / weil sich zween Stiffkinderchen auff einen Stülchen behelfen müssen / jre Kinderchen aber ein jedes ein Stülchen hat / auch Dreyfaltigkeit nennet. Hie müssen dem Gertner alle drey Wort / frembde sorge / Stiffmutter / Dreyfaltigkeit / einen newe̅ frembden brauch haben /
|| [ID]
Wer lust vnd zeit hat im Garten zu spatzieren / vnd den Bock nuhr fragen wird / der wird mehr als hundert dergleichen beyspiel finden. Bey den Juristen ist auch allerding vblich / das die Wort viel ein anders nach den Buchstaben / vnd ein anders nach jhrer kunst bedeuten. Das Wort Praescriptio verstehet ein Knab nach seiner Grammattica nicht anders denn fürschreibung. Praeceptor praescripsit nobis versus. Der Meister hat vns Vers fürgeschrieben vnd auffgegeben. Aber bey den Juristen / vnd Procuratoren hat das Wort praescriptio gar einen frembden brauch / vnd bedeutet nicht fürschreibung / sondern heist veriarung / wenn einer ein gut lange zeit in besitzung vnd brauch gehabt. Da solt wol ein vngeübter Schüler sich verwundern / vnd jhm düncken lassen / die Juristen theten der Grammattica gewalt. Aber es ist sein vnuerstand / von den Juristen mus er sich berichten lassen / wie man Juristische Wörter verstehen soll. Das Wort Proscriptio vnd proscribere heist nach dem Buchstaben vorschreibung / vnnd solt ein einfeltiger wol dencken / es steckte nicht viel dahinden. Aber ein Jurist / oder historicus verstehets viel anders / vnd heist jhm in die acht erkleren. Also honis cedere heist den Juristen Eisern werden / welchs doch nach den buchstaben also nicht lautet. Capitis diminutionem pati, heist seines Eherenstandes entsetzt werden. Hie mus man auff den buchstaben / vnd Grammatica nicht sehen / sondern wie die Wort bey den rechten Meistern im brauch sind. Etliche Wort bedeuten viel ein anders in Theologia / denn in Iure bey den rechts verstendigen. Wenn ein Theologus Sacrament nennet / so verstehet er entweder das Sacrament der heiligen Tauffe / oder des Leibs vnd Bluts vnsers HErrn Ihesu Christi / wenn aber ein Jurist oder Historicus vom Sacrament redct / verstehet er weder die Tauffe / noch das heilige Nachtmahl / sondern wie es bey jhnen im brauch ist / vom eide der Kriegsleut / den sie jrem Obersten thun müssen / als Sacramentum militare. Ein sehr gemein vnd bekand Wort in
|| [ID00029]
der Kirchen ist / Apostolus wird aber nicht auff einerley weise gebraucht / nach dem buchstaben vnd Grammattica heist es so viel als ein Gesandter / er sey gleich in Geistlichen oder Weltlichen sachen abgefertiget. Der Apostel Paulus braucht es bißweilen für einen Lehrer / den Gott erweckt hat. Als Rom: 16. Zehlet er vnter die Aposteln Andronicum vnd Iuniam. Eigentlich aber bey den Theologen heissen Apostoli die 12 Zeugen so Christus der HErr selbs erwehlet / vnnd nach seiner Aufferstehung jhnen das Ampt des Euangelij in aller Welt zuführen befohlen hat. Die Juristen vnd Procuratorn haben viel andere Apostel / bey denen heissen Apostoli. Die schrifftliche Kundschafft der appellation neben vber sendung der acten / so der Vnterrichter dem Appellanten an den Oberrichter mittheilet / diß ist gar ein newer vnnd frembder brauch des worts Apostoli. Wenn ein Theologus von der Iustification redet so verstehet er den Articul vnsers Glaubens / wie ein armer Sünder für Gott gerecht werde. Wenn aber ein Jurist oder Weltlicher Richter das Wort Iustification brauchet / verstehet er viel ein anders / nemlich das die höhere Oberkeit / an die man appelliret hat / des Vnterngerichts Vrtheil hat für recht erkandt / vnd den appellanten verdampt. Mehr denn sechs hundert exempla köndt man anziehen / da die wörter einen andern verstand nach den buchstaben oder Grammattica haben / vn̅ doch in dieser oder jener kunst auff weit eine andere meinung gebraucht werden / vnnd solchs findet man in der Grammattica, Philosophia, Artzney / im Rechten. In O Economia / ja bey allen Handwercken die jhren Instrumenten offt seltzame Namen geben / Wenn du einen Hirten fragest was ein Bock heisse / so wird er dir ein greslich stickend Thier zeigen / das lange rawe Haar vber den gantzen Leib hat / einen langen Bart vnd grosse Hörner: Fragstu aber einen Zimmerman was ein. Bock heisse / so wird er dir die Zimmerbanck / da Hörner auff stehen / zeigen. Also auch bey andern Handwercken: das dem al
|| [ID00030]
len also sey / kan kein vernünfftiger leugnen / er wol denn leugnen / es weren nicht Menschen / sondern eitel Gens auff Erden / möcht aber einer sagen. Ich gebe es nach des in Grammattica, Dialectica, Physica, Iure, Medicina, vnnd bein Handwercken viel Wort einen sondern brauch haben. Denn ein jede Kunst hat jhre terminos, Die man aus der Grammattica nicht nemen kan / Aber das leidet ja die Theologia nicht / die da alles auffs eigentlichst ausredet. Antwort. Vnleugbar / vnd vnuerneinlich ists / das auch in Theologia viel Wort sind die nach der Grammattica / vnd buchstaben einen andern verstand haben: Nach dem Theologischen brauch aber einen andern / vnd sonderlichen / den man von den Gelerten / vnd nicht aus der Grammattica lernen mus / des mus ich etliche exempel setzen. Ein sehr gemein vnd trefflich Wort ist in Theologia (Persona) Nun hat diß Wort nach den bachstaben / vnd Grammattica eine leiderliche bedeutung / vnd heist eine larua, so die Comedien Spieler fürs Angesicht binden / vnnd hat den Namen à personando: Das man da durch geredt hat. Wenn nun allhier einer aus seiner vnzeitigen Grammattica wolt folgern vnd sagen / die Christen lehren / das drey Personen sind inn der Gottheit / darumb lehren sie das drey Laruen sind in der Gottheit / were das nicht eine tolle vnd lesterliche folgerey. Bey den alten Latinern heist auch offt persona ein Ampt / Dignitet / Ansehen / als wenn man sagete. Cicero duplicem geßit personam, Consulis & praestantis Oratoris Cicero hat zweyerley person geführet / ist Bürgermeister gewesen: vnd ein fürtrefflicher Redner. Item / sustinere personam Iudicis. Eines Richters Ampe führen. Daher Seruetus der Lesterer argumentirt hat aus der Grammattica vnnd buchstaben / wz die Kirche spreche / es were̅ drey personen in der Gottheit / so were solches nicht zuuerstehen / das drey vnterschiedne Personen weren / ein ander der Vater / ein ander der Son / ein ander der heilig Geist / sondern es weren nuhr ein Person / aber drey Empter. Wenn man von der Schöpffung redete / so würde die Person Vater genent. Wenn man von der Erlösung redete /
|| [ID]
so würde dieselbe Person / genennet / wenn man von der Heiligung redete / so würde die Person heiliger Geist genennet. Hat also den vnterschied der Personen nach seinem misbrauch der Grammattica auff gehaben / vnd wie ein Heide von Gott gelehret. Aber in Theorogia bey den rechtgleubigen / hat das Wort Persona diesen verstand / das es heist ein selbsstendig / lebendig / vernünfftig wesen / das nicht in vielen / sondern einig vnnd vnterscheiden ist / wird nicht getragen von einem andern / ist auch nicht zu etwas anders geordnet / als ein Mensch mit Leib vnd Seel ist eine Person / Gott der Vater ist eine selbstendige / vnterschiedne Person / die Menscheit Christi allein / ob sie gleich Leib vnnd Seel hat / ist sie doch keine Person / sondern mit der Gottheit vereiniget / ist der gantze Christus Gott vnd Mensch eine Person. Der heilige Geist ist eine selbstendige vnterschiedene Person / also redet die Christliche Kirche / vnnd alle Rechtgleubigen. Aus welchen klar erscheint / das auch in Theologia die Wort offt anders nach den buchstaben lauten / vnnd doch anderer meinung im brauch sind. Was ist gemeiner in Theologia / denn das Wort Iustificare gerecht machen / welchs doch nach der Grammattica ein anders heisset / vnd gleichwol anderer gessalt von den Apostelen gebraucht wird. Nach den Buchstaben heist iustificare gerecht machen / aus einem Sünder vnd Vngerechten einen solchen Menschen machen / der die volnkommene Gerechtigkeit in jhm selbs habe / gleich wie calefacere aquam heist das kalte Wasser warm machen. Daher auch die Papisten / wie auch Osiander auff den buchstabischen verstand hefftig gedrungen / vnd wollen / das wir also gerecht für Gott werden / wann vns Gott endert / vnd aus bösen buben frome Leut machet / zündet die Tugend in vns an / das wir die Gerechtigkeit / vnd den Gehorsam des Gesetzes haben. Aber rechtschaffene Lehrer / vnd Christen wissen das das Wort iustaficare gerecht machen / inn der heiligen Schrifft einen andern Brauch hat / vnd ist aus de̅n Gerichten entlchnet /
|| [ID00032]
heist so viel als von sünde̅ losprechen / die Sünde vergeben / einen beklagten absoluiren / wie solchs vnleugbar / vnd von vnsern Theologis gnugsam ist dargethan. Das Wort Fides Glaube hat nach art der Latinischen Sprachen viel einen andern verstand / denn es der Apostel Paulus brauchet / denn bey den Latinern heist es trew / vn̅ warhafftig sein / seine zusagung halten. Daher jener sagt Est homo antiqua virtute & fide Das ist / bey dem Menschen findet man alte Tugent vnd Trew / vnd die Deutschen sagen. Er ist ein Man der Trew / vnd Glauben helt. Dz ist / er helt was er hat zugesagt. Aber der Apostel Pau lus braucht dz wort Glaube auff einandere meinung / ednn bey jm heist Glaube / das vertrawen vnd die zuuersicht auff Gottes barmhertzigkeit / das er aus Gnaden vmb seines Sohns Ihesu Christi willen / vns die Sünde vergeben / vnd seligmachen wolle / welcher brauch den Papisten gantz frembd düncket / aber aus Paulo gewaltig ist zubeweisen. Es ist schier kein Wort so gemein in der Schrifft als das Wort Sünde / denn auff Erden ist nichts gemeiners denn Sündigen. Es hat aber nicht einerley brauch vnd verstandt in Theologia. Nach den Buchstaben heist es Missethat / Vbertrettung / vnd alles was wider Gottes gebot ist / es sey Erbsünde / oder wirckliche Sünd. Ein sonderlicher brauch aber des worts ists in Theologia / das auch die Opffer werden Sünde genennet Jesa. 53. Wenn er sein leben zur Sünde geben wird. Welchs Lutherus schön ausgelegt hat / zum Schuldopffer / vnd 2. Cor. 5. Gott hat den / der von keiner Sünde wuste / zur Sünde gemacht / auff das wir würden in jm die Gerechtigkeit die für Gott gild. Der von keiner Sünde wuste: Hie mus man das Wort Sünde nach dem Buchstaben verstehen / aber folgend (zur Sünde gemacht) mus man das Wort Sünde nach dem brauch der Propheten vnnd Apostel / vom opffer für die Sünde verstehen. 1. Samuel 9. die man jetzt Propheten heist / die hies man vorzeiten Seher / nach den buchstaben heissen alle Menschen die von Gott gesunde Augen haben Seher. Aber ein sonderlicher brauch
|| [ID]
ists bey den Ertzuetern gewesen / das man die Propheten hat Seher geheissen / Die man jtzt Diaconos in der Kirchen nent / vnnd nach den Buchstaben / Diener heissen / hat man bey den alten Preßbyteros geheissen / Die man aber jtzt bey vns Kirchen Veter nent / hat man vor zeiten Diaconos geheissen. Also siehet man das auch in Theologia sehr viel Wort sind / die einen andern verstand nach den Buchstaben haben / vnd einen andern verstand in gewissen sache̅ nach dem brauch der Theologe̅. Dieses ist nun auch offenbar in dem Wort abstractum, denn einen andern verstand hats nach der Grammattica / vnnd buchstaben / einen andern nach dem brauch der Schullerer vnd Theologen / das Lutherus, Brentius Morlinus, das Wort in abstracto nach den Buchstaben / vnd Grammatica bißweilen gefürt haben / von der separation oder absonderung / ist offenbar vnd darff keiner beweisung / ist auch nicht streittig. Denn solchs hab ich nie geleugnet / nie angefochten / nie getadelt / nie gestrafft / hindere es auch nicht / wer es ferner also brauchen wil. Nach dem brauch aber der Schullerer vnd fürnemen Theologen heist in abstracto keine separation / noch absonderung der Naturn in Christo / sondern zeigt nur den vnterscheid an zwischen den Worten Gottheit vnd Gott / Menscheit vnd Mensch / denn das der nötige vnterscheid der Wörter deste bas gemerckt würde / haben die Theologi / die Wörter / Gottheit / Göttliche Natur / Menscheit / Menschliche Natur / Leib / Seel / Fleisch / Blut. Wenn man vom HErrn Christo redet abstracta vnd in abstracto geheissen / allein des Vnterschieds halben one separation. Die Wörter aber Gott / Gottes Sohn / Mensch / Menschen Sohn / haben sie concreta genennet differentiae caussa. Das nun nicht allein die Schullerer / sondern auch vnsere Theologi / Lutherus vnd andere rechtschaffene Lerer die Wort in abstracto auff solche weise / die von den buchstaben abweichet / gebraucht haben. Das erbiete ich mich so klar zuerweisen / das es kein Verstendiger / vnd der warheit beginiger wird leugnen können / wolan so mercke nu der Christliche Leser
|| [ID00034]
drauff / mit Gottes hülff / wil ichs so deutlich für Augen legen / das es auch die einfeltigen begreiffen können. Im 53. Cap. Jes. spricht Lutherus Sic recte dico, diuinitas non moritur: Humanitas non creat hic loqor de abstracto: Lutherus spricht. Er sagt recht / Die Gottheit leidet nicht / die Menscheit schaffet nicht die Creaturen / denn hie redet er de abstracto wol weis ich das drauff folget & de separa ta diuinitate. Aber da kömpt er bald auff den buchstaben verstand / Ists aber recht gesagt / wie Lutherus sagt / vnd in alle wege war ist / die Gottheit leidet nicht / vnd ist in abstracto geredt / so mus vnwidersprechlich folgen / dz Lutherus abstractum, nach dem brauch der Schullerer gefürt hat. Denn so es Lutherus allein nach den buchstaben gebraucht hette / de separatione, so were es nicht recht geredt. Nam de separatione omnino tacendum est, von der absonderung der Naturn mus man aller ding stilschweigen / wie Lutherus bald hernach setzet. Ich wil gern hören / wie mir einer diesen spruch Lutheri wil auslegen / vnd mit einander vergleichen / wenn man denn zweierley brauch des abstracti nicht wil nachgeben. Denn recte dico vnd hoc faciendum non est kan man keines weges concilijren, es sey denn dz man zweierley brauch des abstracti in acht habe. Am rand bey diesen Worten Lutheri stehet. Quae recte in abstracto dicantur. Das ist / welche art zu reden in abstracto recht sind / Dis merck der Christliche leser wen̅ in abstracto, allezeit hiesse / ein separation oder absonderung / so köndte kein spruch en abstracto vom HErrn Chri sto recht sein. Denn auff keinerley weise ist ein separation zugestatten. Aber hie stehet das etliche sprüch vom HErrn Christo in abstracto recht sind / wie Lutherus klar bekent / so mus in abstracto nicht allezeit die separation, oder absonderung der Naturn bedeuten. Dis ist ein vnwiderleglich argument. Lutherus in propositionibus de communicatione idiomatum: In diainis praedicatis seu idismatibus, non est differentia talis, intercon, creta & abstracta. Quamuis & scriptura & patres aliquot in multis praedicatis humana naturae, nihil distinguaut inter concreta & abstracta. Das ist / In den Göttlichen eigenschafften ist kein solcher vn
|| [ID00035]
terscheid / zwischen concreta & abstracta: Wie wol auch die heilige schrifft / vnd etliche Veter / in vielen eigenschafften / Menschlicher Natur keine vnterschied machen zwischen concreta & abstracta. Auff diese wort gebe nu der Leser acht. Zu allen zeiten ist nötig das man in Theologia vnterscheide zwischen vereinigung der Naturn vnd absonderung. Die persönliche vereinigung der Naturn ist vnser höhester trost / vnnd der grund vnsers Glaubens. Die absonderung reist den grund des Glaubens vmb. Nun bekend Lutherus das in vielen eigenschafften Menschlicher Natur kein vnterscheid sey / zwischen concreta & abstracta, so folgt vnwidersprechlich das Lutherus dz wort abstractum an diesem ort nicht hat verstanden von absonderung der Naturn. Denn concretum kan in ewigkeit keine absonderung heissen. Diß ist abermal ein vnaufflöslich argument / das Lutherus das wort abstractum allhie nicht nach den Buchstaben wie sonsten / sondern nach art vnnd brauch der Schullerer geführt hat. Philippus Melanthon hat an vielen orten nach art vnd weise der Schullerer das Wort in abstracto gebraucht / auch die propositiones de naturis Christi in abstracto gebilliget. Solchs ist so offenbar / das wer solchs wolt leugnen / der müste für setzlich die warheit nicht wissen wollen. In examine Theol: latino. Eine warhafftige rede ists / Die Göttliche Natur wird nicht verwund / stirbet nicht / widerumb ists auch recht geredt / wenn wir von Christo reden. Christus ist verwundet: Gott ist verwundet. Gott ist gestorbe̅ / was ist die vrsach der vngleichen art? Antwort. Die rede in abstracto bedeuttet die Natur für sich betrachtet: darumb mus man also reden. Die Göttliche Natur stirbe???icht / die rede in concreto bedeutet die Person / das selbstendig wesen / als Gott ist Mensch. Wer kan oder dar hie anders sagen / denn das Philippus die Wort in abstracto, nach art der Schullerer / vnd nicht nach den buchstaben / von der separation gebrauchet? Denn er spricht / die rede in abstracto / die Göttliche Natur stirbet nicht / ist Warhafftig voracißima vnnd necesse est,
|| [ID]
sic dici, wenn nu abstractum hie separationem bedeutete / so were es nicht recht geredt. Denn in der Kirchen Gottes ist keine rede zugedulden / die eine separation oder absonderung der Naturn dichtet / wer diß zeugnis Philippi / welchs aller Welt für augen ligt / nicht wil gelten lassen / dem müssen die Augen bezaubert sein / vnd der dürfft auch wol leugnen / das kein Sonn im Himmel were. Denn da stehet für Augen / das Philippus von den Naturn in Christo in abstracto redet vnd billichet / die rede sprich er sey verißima vnd man müsse also reden / man könne es nicht vmbgehen / so mus ja bey jhm das abstractum, die Person Christi nicht theilen / noch die Naturn absondern. In dem Büchlin wieder Stancarum zehelet Philippus die rede / die Göttliche Natur stirbet nicht / vnter die reden in abstracto, vnd billichet sie / spricht die Kirche rede also / vnd bald hernach setzt er diese Wort. Vbi praedicatum conuenitutriq??? naturae in abstracto, ibi recté sic loquimur: Vt Christus est viuus in coelo, secundum vtramq??? naturam. Das ist vngefehrlich wenn sich die rede schickt auff beyde Naturn in abstracto, so reden wir recht also / Christus ist lebendig im Himel nach beiden Naturn. Hie bekennet Philippus / Das sich etliche praedicata auff beyde Naturn in abstracto wol schicken / vnd das man dann recht also rede. So mus ja abstractum bey Philippo keine separation bedeuten / sondern nach dem brauch der Theologen / wenn man die Naturn in vereinigung der Person nennet. So viel als ich Philippum gelesen habe / so gleub ich nicht das in allen operibus Philippi / das Wort abstractum, wenn er von den Naturn in Christo vnd de communicatione idiomatum redet / einmal zu finden sey / da es nach den buchstaben von der separation gebraucht were worden / so es aber jemand hette gemerckt / den bitte ich freundlich / er wolle vnbeschwert mir den ort zeigen / er sol mich danckbar finden. Doctor Martinus Chemnicius hat an etlichen orten / das wort in abstracto nach art vnd weise der Schullerer gebraucht. Als im Büchlein von beyden Naturen in Christo Regula 5. 10. 8. Quae???
|| [ID00037]
dam de humana Natura tantum in abstracto sumpta dicuntur: Etliche reden werden von der Menschlichen Natur allein in abstracto gefürt / als die Menschliche Natur ist ein anders / denn die Göttliche Natur. Hie ist offenbar das Chemnitius redet von der Menschlichen Natur / in abstracto, vnnd billichet die rede in abstracto. Nun theilet er die Person nicht / er sondert die Naturn nicht von einander / Er machet nicht zween Christos / so ists offenbar / das er nach art der Schullerer vnd Theologen / das Wort in abstracto gebraucht habe / ferner saget Chemnitius im selben Buch / das auch die Göttliche Schrifft per vocabula abstracta rede / vnd setzt diß exempel. Das Blut Ihesu Christi / reiniget vns von allen vnsern Sünden. Dis ist ein trefflich zeugnis / des so ich beweise die Göttliche schrifft separirt oder sondert nirgent die Naturn von einander. Nun redet gleichwol die Göttliche schrifft per vocabula abstracta wie Chemnitius zeuget / so mus folgen / das abstractum nicht allewege die separation bedeutet / der herrlich spruch / das Blut Jesu Christi reiniget vns von vnsern Sün den / machet nicht zween Christos / theilet nicht die person Christi / sondert die Naturn nicht von einander / vnd ist doch propositio in abstracto, wie Chemnitius zeuget / so folget vnwidersprechlich / das propositio in abstracto die Naturen nicht sondere / die Person Christi nicht trenne / auch nicht zween Christos mache. Der Herr Wigandus Pomizanischer Bischoff hat das wort in abstracto nach art vnd weise der Schullerer / vnd Theologen / vnd aller dings gleicher gestalt / wie ich gebraucht. Wer Wigandi Buch De communicatione idiomatum, gelesen hat / latin verstehet vnd dennoch solchs leugnet / der ist ein öffentlicher Feind der Warheit / redet wider sein Gewissen / vnd macht aus Finsternis. Denn diß sind Wigandi Wort pag: 159. Quaedam in concreto & abstracto pariter recté praedicantur: Vt Christus est v???uificator. Et caro Christi est viuifica: Sanguis Christi mundat nos ab omni iniquitate. Das ist / Etliche reden werden in concreto vnd abstracto zugleich recht geredt: Als Christus ist ein lebendigma
|| [ID00038]
cher: Vnd das Fleisch Christi / ist lebendigmachend: Das Blut Jesu Christi reiniget vns von allen vnsern Sünden. Dieser spruch Wigandi ist so hell vnd klar / dz er durch keine Sophisterei kan verdunckelt werden. Es zürnen etliche mit mir das ich in meiner adsertion den tückischen Caluinisten jhre schluplöcher zuuerlauffen / gesagt habe. Nicht allein in concreto ists recht geredt / Christus homo est viuificus & adorandus, das ist / der Mensch Christus machet lebendig vnnd wird angebeten / sondern auch in abstracto ists recht geredt / Care Christi est viuifica & adoranda. Das Fleisch Christi machet lebendig / vnd wird angebeten. Nun sagt Doct. Wigandus eben dasselbig / mit denselben Worten vnd fast mit gleichen buchstabe̅ / denn Wigandi wort sind es. Es ist beydes recht geredt / in con reto vnd abstracto: Caro Christi est viuificatrix, Das Fleisch Christi machet lebendig. Wigandus sagt noch woll mehr / wie auch Chemnitius / das auch die heilige Schrifft in abstracto vom Blut Christi rede / das Blut Ihesu Christi reiniget vns von vnsern Sünden. Wer zürnet aber mit Wigando vnnd Chemnicio darumb? Niemand. Hesshusius hat allein das Wasser betrübt / dem wil man zu dach / das wird Gott woll finden. Ich werde berichtet das Leute sind die also folgern / weil Hesshusius geschrieben hat nicht allein in conereto sey es recht geredt / der mensch Christus machet lebendig / vnd wird angebeten / sondern auch in abstracto sey es recht geredt. Die Menscheit Christi mit der Gottheit vnzertrenlich vereiniget / sey Allmechtig / machet lebendig / vnd wird angebeten (wie ich mich GOtt lob fleissig in dem verwaret habe / vnd die persönliche vnzertrenliche Vereinigung allzeit hinzugesetz / welches fromme Hertzen wol sehen / die aber zu zancken lust haben / vnd vrsach suchen zu lestern / denen kan nichts g???ug noch recht sein / Salomon saget doch recht / Wer einem dösen Hertzen Lieder singet / das ist wie ein zerrissen Kleid im Winter Pro. 25.) Da schreien etliche vn̅ machen einen grewlichen larmen. Hesshusius trennet die Person Christi / sondert die Naturn / machet zween Allmechtige / vnd lebendigmacher / leret zween Christos / vnnd was der Lesterung mehr sind. Behüte vns
|| [ID00039]
der Sohn Gottes Ihesus Christus GOtt vnd Mensch / mein höhester Trost / für solcher grausamen Lesterung / weis man dann mein Bekendtnis nicht aus meinen öffentlichen im druck ausgegangenen Schrifften? aus den Predigten vom erkentnis Gottes / aus den Predigten / von der Rechtfertigung / aus den Commentario vber die Epistel zun Römern / vnd Corinthier / aus dem Examine Theologico? Das ich so offt bezeuget / das die zwo Naturn persönlich / vnd vnzertrenlich sind vereinbaret / vnd in alle ewigkeit nicht können / nicht müssen / noch sollen getrennet werden? Wolan Gott der gerechte Richter wird also freuentliche Verkehrung meiner Wort / vnnd vnchristliche Verleumbdung zu seiner zeit finden / Ich rahte trewlich zur waren Busse ehe dann Gottes Zorn anbrenne. Wie meinstu aber Christlicher Leser solt es der Herr Wigandus auch freundlich auffnemen / oder mit stillschweigen vbergehen / wenn er durchs gantz Land ausgetragen / vnd für der Gemeine GOttes beschüldiget würde / das er die Person Christi theilete / zwten Christios machete / zween Allmechtige setzet / das er lehrete Christi Menscheit mache lebendig ausser / on / vnd abwesend der Gottheit / vnd solches würd er darumb beschüldiget / das er in seinem Buch gesetzt. In abstracto recte praedicatur: Caro Christi est vinifica Kenne ich den Man recht er würde den Verkerern seiner Wort recht aus baucken / vnd seine vnschuld darthun. Wer wolt jn auch darumb verdencken? Gleicher Gestalt verdenck mich auch kein Christ / das ichs denen nicht kan gut sein lassen / die mich für meine trewe dienst / das ich der Warheit zugesprungen / vnnd die Gemeine Gottes für der Caluinisten schedliche giffe trewlich gewarnet hab / beschüldigen vnd austragen / als solt ich zween Christos lehren / vnd die Person Christi theilen. Meiner Eheren / gewissen / Glaubens / vnd Ampts notdurffe erfordert / wenn ichs auffs aller glimpfflichst verantworte / das ich sage / wie es auch schon erwiesen. Das sie mir für GOtt / vnd für der gantzen Christenheit vnrecht thun / GOtt gebe das
|| [ID00040]
sie es erkennen / vnd in sich schlagen / Gott die schwere Sünde abbitten / vnd sich ferner für solchen vnd dergleichen Ergernüs hüten. Man solt ja so bald nicht zuplatzen / solch Ergernüs vnd spaltung / inn der hoch betrübten Kirchen anrichten / vnnd so vieler hertzen betrüben. Wenn man etwa ein Wort nicht recht verstehet / het man doch fragen können / vmb bericht bitten / an andere / denen Gott mehr gaben vorliehen / schreiben können / vnd also der Warheit sich erkündigen / vnd nicht so geschwinde richten / noch eine verwirrung anrichte̅ sollen. Aber leidige der Satan misgönnet vns den lieben seligen Frieden inn der Kirchen / den wollen fromme Hertzen mit dem Gebet widerstandt thun / hie bey mag man seine List / vnd gewalt abnemen / weil er einen solchen Tumult / Ergerniß / vnd Lermen vber dem einigen dunckelen wort kan anrichten. Es hetten sich Gottselige Leut billich erinnern sollen / das der Apostel Paulus. 2. Timoth. 2. verbeut / man solle nicht vmb Wort zancken / welchs nicht nütz ist / denn zuuerkehren die da zuhören / vnnd sonderlichen wenn man eines dings nicht gewiß ist / sondern der dünckel für den Augen schwebet. Aber der listige Feind berückt die Leut ehe dann sie sichs versehen. Darumb gilts auffmerckens / vnd betens wieder dem geschwinden Feind. Es hat zwar Herr Wigandus das wort in abstracto nach art vnd weise der Schullerer / vnd Theologen / zum offcermal gebraucht in seinem buch de communicatione idiomatum, achte es aber hie von vnnöten alles zusetzen / vnd den deutschen Leser damit zubeladen. Es siehet aber der verstendige Leser klar für augen / das zweyerley brauch sey des Worts abstracti, vnnd das ich nicht den brauch der Schullerer erstlich erfunden / oder gefürt / sondern vor mir Lutherus / Philippus / Chemnitius / Chytreus / Wigandus / vnd kan doch der keiner mit warheit beschüldiget werden / das er die Person Christi trenne / oder zween Christos dichte / warumb wil man sich denn an mir versündigen / vnd mich mit der aller schweresten vfflagen / mit vngrund beschweren / da doch mein Bekendtnis von meinem Heiland Christo al
|| [ID00041]
ler welt für augen liegt? Lest jm jemand düncken dz wort abstractum lautet hart in dem hohen Artikul / dessen bin ich mit jhm wol einig / hab selber offt gewünschet / dz man eigentlichere / deutlichere / artigere / richtigere / nehere / vnd bequemere wort haben möchte. Aber jene zeit hats nicht besser geben / der man Gottes Lutherus lobts gleichwoll / spricht es sey durch Gottes schickung geschehen diu???nitus factum est, das etliche wort concreta etliche abstracta sind genent worden / denn der vnterschied ist nötig. Kans nun jemands besser vnd neher treffen / dem gebürt billich der preiss: Ich darff michs nicht vnterstehen / Lutherus hats auch nicht wagen wollen / sondern lests bey dem alten brauch bleiben / gibt auch die Regel man müsse in allen Künsten sehen / wie die wort im brauch sind. Das man nun einen solchen grewlichen / lesterlichen / abschewlichen jrrthumb aus dem Schulwort in abstracto machen wil / man lehre zwen Christos / das bin ich keines weges gestendig / sondern sage das solches aus vnuerstandt geschehen / vnnd eine schreckliche Sünde sey wider das achte Gebot / die da heist Verleumbdung / die Gottseligen Christen nicht wol anstehet / durch Gottes Gnad vnd Segen bin ich des Christlichen gemüets / ehe dann ich einen warhafftigen / Gottseligen / vnd einfeltigen Christen mit einem Wort / des man vmbgang haben köndte / wolte ergern / oder betrüben / ehe wolt ichs niemermehr / vnd zu ewigen Tagen nicht gebrauchen / solt nicht der Christliche Bruder / vmb des willen Christus gestorben ist / mehr bey mir gelten / denn ein liederliches / vnnd dunckeles Wort? freilich / weil mich GOttes Geist regieret. Hinwider aber gebühret sich / das niemand richte er hab denn der sachen einen rechten verstandt vnd grund / vnd was einer nicht verstehet / das er sich dessen von andern berichten / vnd vnterweisen lasse / meinet aber einer / es sey jm ein schande das er etwas von andern sol lerner / vnd hat nur lust zu zancken / vnd andere vnschüldige Leut zuuerunglimpffen. Der wisse das wir solche weise
|| [ID00042]
nicht haben / die Gemeine Ihesu Christi auch nicht / vnd so viel auff dißmal von zweierley brauch des Worts abstracti.

Ein herrlich Bekendtnis von der deutschen Bibel.
[arrow up]

LEtzlich kömpt mir auch für Ohren das etliche meine mißgünstige bey einfeltigen Leuten sollen ausgeben / vnd sie vberreden / als solte ich mit der deutschen Bibel Lutheri nicht zu frieden sein / sondern die etlicher massen tadelen. Das ist abermal eine beschwerliche aufflage / vnnd beschüldigung / vnd ein rechter griff des leidigen Satans mich bey den guthertzigen / vnd einfeltigen Christen verhast vnd verdechtig zu machen. Wie sich aber mein Gewissen / für Gott der Vnschuld frewet / also gibt sich hergegen der leidige Satan mit solcher vnuerschampten Verleumbdung mercklich an tag / das er der meister sey / der diesen lermen wieder mich erreget / vnd treibet: GOtt aber der ein Geist der Warheit ist / wolle den Saran zu schanden machen mit seinen Verleumbdungen vnd vber der vnschuld als der gerechte Richter aller Welt / gnediglichen halten. Woher der Sathan diese beschwerliche aufflage genomen / ist mir befrembdlich / vnd mus michs verwundern / der grossen bitterkeit / vnnd freuels / denn ich je vnnd allewege die deutsche Bibel Lutheri zum höhesten gerühmet / vnd brauch jhr teglich in meinen studijs. In meinen Lectionibus hab ich woll bißweilen einen Spruch / oder ein Wort nachgesucht / wie der stund im Hebraischen oder Griechischen text / wie die siebentzig dolmetscher / wie es Hieronimus wie Vatablus, wie Sanctes Pagninus, wie Leo Iudae wie Aramontanus, wie Foelix, wie Flaminius, wie Forsterus, wie Mollerus, wie Caluinus, wie Beza mein Feind / oder dergleichen / der sprachen köndige Leute / den Spruch oder das wore hetten gegeben / oder verdolmetschet / vnnd hab solchs darumb
|| [ID]
gethan / damit ich die jugend erweckte die Hebraische / vnd Griechische sprache / (die einem Theologo / sonderlich der sich wider die gelerte Feinde soll gebrauchen lassen / zum höchsten von nöhten sind) zu lernen / vnd des rechten verstands deste gewisser würden. Das heist aber lang nicht die edle version Lutheri vernichtigen / oder in einen zweiffel ziehen / oder tadelen. Ist doch solches bey allen gelerten breuchlich / vnd dardurch wird die dolmetschung Lutheri zum höhesten gerühmet / sintemal daraus ersehen / vnd erfaren wird / das keine dolmetschung auff Erden nie gewesen / die durch aus den sinn der Propheten vnd Aposteln / vnd den willen des heiligen Geists / so nahe / vnd reichlich gegeben hette / als Lutheri deutsche Bibel: haben doch die Apostel selbs im newen Testament auff die Wort im Hebraischen text gedrungen. Die version der sibentzig Dolmetscher haben die Apostel offtmals gefolget. Bißweilen aber haben sie die Hebraische Wort anders gegeben vnd citirt, wie mit vielen exempeln were zubeweisen / solten sie darumb die version getadelt haben / die sie selbs gebraucht? Mehr dann an hundert orten in Luthero, in Genesin, in Deuteromion, Psalmos, Prophetas, auch in etlichen deutschen Auslegungen / ist zubefinden / das Lutherus selbs etliche Sprüch vnd Wörter aus dem Hebraischen text auffs fleissigst erwegt / vnd vieler Schribenten dolmetschung gegen einander helt / vermanet auch vns seine Schüler / an vielen orten / das wir die Hebraische / vnd Griechische Sprache mit allem fleis lehrnen wollen / auff das wir der Gelerten dolmetschung gegen einander erwegen / vnd halten / den grund / vnd vnfeilbare gewisheit vnsers Glaubens ersehen vnd verstehen / vnd desto fester darüber halten können / solt darumb Doct. Luth. seine selbs dolmetschung getadelt / oder vernichtiget haben / das er selbsi spricht / Im Hebraischen text lautets also. Wir aber habens also gegeben / wer lust vnd zeit hat / der lese die Vorrede vber den Psalter / in welcher Lutherus leret / wie man mit dolmetschung / jmer neher kome / vn̅ ob er viel sprüch vnd ort jn der anderen Dolmetschung / des Psalters viel anders
|| [ID00044]
transferirt habe / denn inn der ersten / so las doch die ersten auch bleiben / vieler Gelerten exempel köndte ich anziehen / die Lutheri version hochgehalten / vnd dennoch die Hebraische wörter offt mit höhestem fleis vrgiret. Man sehe doch an wie offt Philippus in commentarijs, Mollerus vnd Brentius in Psalmos, Chytraeus in libros Moisis, vnnd viel ander Gelerten künlich anzeigen. Wie es im Hebreischen text stehet / vnd ist doch jhr keiner niemalhs beschüldiget worden / das er die deutsche Bibel Lutheri tadele / wil man denn nun den sprachen / die ein solch gros liecht in glaubens sachen geben / in der Gemeine Gottes feind werden / gebürt das frommen Christen? solt man nicht viel mehr Gott dafür dancken / das er die sprachen in der Kirchen erhelt? Einen zimlichen hauffen exempla könte ich durch Gottes gnad anzeigen wie die Gelerten so wol die Patres als die jtzige Schribenten vnd Lehrer geforscht haben / wie der text im Hebreischen lautet. Aber ich achte es von vnnöten den deutschen Leser / damit lang auff zuhalten. Nun hab ich andeuten wollen / woher vielleicht die schwere vnbillige aufflage sich ersponnen / vnd das mir vngütlich geschehe / das mir zugelegt wird / als solt ich die herrliche dolmetschung der Bibel Luteri tadelen oder vngewiß machen wollen. Der Feind hat sonderliche lust sich am Heshusio zu reiben. Damit es dann nach dem spruch Joseph in AEgypto gerathe / jhr gedachtets böse mit mir zumachen / Gott aber gedachts gut zumachen / vnd aus dieser beschwerung etwas guts entstehe / so mus ich ein wenig anzeigen was ich von der deutschen Biblia Lutheri / vnnd seiner version halte Denn ob ich schon an etlichen orten dauon gezeuget / in latinischen vnd deutschen Schrifften / so wil doch die Welt solchs nicht wissen / ist auch vielleicht nicht allen frommen hertzen bekand. Die deutsche Biblia Lutheri Martini halte ich Tilemannus Hehusius / für einen edlen / vnd tewren schatz / der mit aller welt reich
|| [ID00045]
thumb / wenn sie gleich noch so viel Gold hette / als sie in allen Königreichen besitzet / nicht ist zuuer gleichen / noch zu bezalen. Wenn alle commentaria so inn Griechischer / vnnd Lateinischer Sprache vber die gantze Bibel gemacht sind / deren ein sehr grosser hauffe ist / vnnd viel centner wegen / mit grossem fleiß durchlesen werden / so geben sie doch alle sampt nicht so viel lichts vnd verstands dem Christlichen Leser / als die klare vnnd gar herrliche dolmetschung Lutheri. Hilff Gott wie haben offt die aller gelertesten Patres in erklerung etlicher Sprüch / so bey geschlagen / da doch Lutherus gantz rund / vnd eigentlich den verstand der Propheten gegeben hat? Keine nation ist auff Erden / so viel man aus den Büchern sehen kan / die die Schrifften der Propheten vnd Aposteln / so artig / so rund / so reich / so klar / so verstendiglich / so eigentlich / so gewiß in jhrer Sprache hette / als wir deutschen / durch gnad des Allmechtigen Gottes / vnd durch die dolmeischung Lutheri haben. Es hat zwar Lutherus grosse hülff gehabt an vielen gelerten / so der Hebraischen sprachen kündig wie er auch selbst drin erfahren gewesen / hat auch offt vmb eines worts willen / bey auslendischen Theologen sich rahts erholet. Aber Gott vom Himmel hat der letzten Welt vnd sonderlich vns deutschen diese grosse wolthad durch sein Werckzeug Lutherum erzeigen / vnd beweisen wollen / das wir nach dem Jüdischen Volck so den vorzug hat / für allen andern Völckern rümen / vnd Gott preisen können / das keine nation Gott so eigentlich hörete reden in der Bibel in jhrer sprachen als wir deutschen. Allen dolmetschern der Bibel so je gewesen / wie denn in der Griechischen sprachen sehr viel gewesen / in der Latinischen aber noch viel mehr / hats der Man Gottes Lutherus weit zuuor gethan / das die Frantzosen / Spanier / Engellender / Polen / auch nahe dem text komen sind / wie etliche gelerten zeugen / das haben sie dem Luthero als jrem Meister / der vor jnen das eis gebrochen zu dancken. Auch den Septuaginta Interpretibus wie man sie nennet / deren tranßlation die Aposteln so werd gehalten / das sie
|| [ID]
offtmals in citationibus jhrer Version gebrauchen / wie vnuerneinlich / hats dannoch Martinus Lutherus durch sonderliche eingebung Gottes weit zuuor gethan / vnd viel herrliche Orter der Schrifft an denen mercklichen gelegen illustrirt vnd erklert. Mit einem einigen Wort gibt offi Lutherus reichern verstand. Denn zehen commentatores mit jhren grossen voluminibus, das man siehet wie der heilige Geist sonderliche lust gehabt / mit vns deutschen in vnser Mutter sprach zureden / solchs sihet man in den reichen Propheten / in den tröstlichen Psalmen / ein gantzen newen Testament. Darumb sol kein fromes hertz daran zweiffeln / wer in der deutschen Bibel Lutheri lieset / der höret den Ewigen vnnd Allmechtigen Gott selbs reden / wer den zeugnissen / vnd sprüchen in der deutschen Bibel Lutheri gleubet / der gleubet dem Allmechtigen Gott selbs / vnnd wird durch das Wort GOttes lebendigen Trost vnnd ewige Seligkeit erlangen / vnter den aller höhesten Wolthaten / so der Allmechtige gütige vnd getrewe GOtt dieser letzten Welt erzeiget hat / ist nicht die geringste noch letzte / die herrliche deutsche Biblia. Franciscus Dryander ein Spanier / ein fürtrefflicher Man / der nun für 29. Jaren bekandt gewesen / hat offtmals hertzlich gewündschet das er der deutschen sprachen köndig sein möchte aus keiner andern vrsachen / dann nur das er die deutsche Biblia Lutheri / die er von allen Gelerten so hoch hörete rühmen / möchte lesen vnd verstehen. Weil denn die Spanier vnd andere natione̅ / denen das Liecht der warheit ist auffgangen / so hoch vnd viel von der deutschen Biblia Lutheri halten / wie viel mehr wil vns deutschen solchs gebüren / denen Gott diese sonderliche Gnad hat bewiesen? Darumb solten auch billich alle / vnd jede Hausueter in gantz deutscher Nation darnach trachten / vnnd so viel von jhrer narung entberen / das sie die deutsche Biblia / als den edlen schatz / vnd pfand in jhrer behaussung hetten / vnd alle Tage / oder zum wenigsten auff die feiertage jre Kinder oder Knaben aus der schulen darin lesen lassen / auff das Gottes Wort vnter jhnen wonete /
|| [ID00047]
vnd sie in jhrer Mutter sprache mit GOtt reden könten / Der Hausuater lest seinem Kind ein schön Erbtheil / der vnter andern segen des HErrn neben einen ehrlichen Namen vnnd gerüchts / auch die deutsche Biblia lesset. Welcher deutscher / die deutsche Biblia nicht hertzlichen lieb hat / vnd in allen Eheren helt / der mus ein Feind sein Göttlicher warheit / so viel halte ich von der deutschen Biblia Lutheri / vnd ist billich / das frome hertzen meinem öffentlichen bekendtnis / so in etlichen meinen Schrifften zu finden / mehr Glaubens geben / denn meinen Misgönstigen / die mich hinderrücks / für meine trewe dienst in Kirchen vn̅ Schulen verdechtig machen wollen bey einfeltigen Christen. GOtt gebe jhnen Busse / vnd warhafftige bekerung / vnd damit du fromer Christ gewarnet seist / wenn jemand gleich / vnter dem Namen Hesshusij / ja vnter dem Namen eines Engels vom Himel die deutsche Biblia Lutheri wolte verleiden / oder vernichtigen / oder vngewiß machen / so soltu jhm nicht gleuben / Vnd ob gleich die Gelerten hie oder do vber der translation eines Worts disputiren / so gibt oder nimpt doch solchs nichts den Articuln des Glaubens / die rund / klar / gewissen eigentlich / vn̅ auffs aller deutlichst in der deutschen Biblia durch des heiligen Geistes eingebung / vns sind fürgelegt worden / solchen / edlen vnd fromen / thewren schatz / vngeacht was der feind lestert / wolle vns der getrewe / vnd barmhertzige Gott gnediglich vnter vns / vnd vnsern Nach kommen bewaren. Derselbe wolle auch allem ergernis weren / vns durch sein Wort / vnd Geist stets erleuchten / vnnd führen / heilsamen vnd bestendigen friden / beide in der Kirchen / vnd Weltlichem Regiment verleihen / vnd in warem Glauben an Christum biß an vnser end erhalten / auff das wir jhm in alle ewigkeit dancken. Amen. Gedruckt zu Eisleben / Anno 1585.


XML: http://diglib.hab.de/drucke/alv-dd-55-4s/tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/rules/styles/projekte/oberhofprediger/tei-transcript.xsl