Transkription

Kirchner, Timotheus/Wigand, Johann/Coelestin, Johann Friedrich: Bekentnis Von der Rechtfertigung für Gott und Von guten Wercken.
[Inhaltsverzeichnis]
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Allen rechte̅ vn̅ Gottfürchtenden Christen / welche vom offenbarten Antichrist sind ausgangen / die reine / Göttliche / seligmachende Warheit lieb haben / bestendigkeit / bekentnis / fried vnd ewige wolfart / in Jesu Christo vnserm Heiland / Amen.
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LIeben Christen / es hat eine Nachteule / der jtzt viel fliegen / weil das Liecht der Göttlichen warheit / von vielen nach Gottes vnd D. Lutheri Weissagungen / verdunckelt wird / das ist einer one Namen / eine Schrifft hin vnd wider ausgesprenget / darinnen rechten vnd trewen Dienern Gottes / grewliche Irthume auffgedichtet werden. Darnach so sind im Druck auch newlich etliche lesterhafftige verleumbdungen / beide Deudsch vnd Lateinisch / in Büchern / Orationen vnd Versen / ausgeschüttet. Wiewol nu derselbe Geist / welcher nach dem 8. Gebot. Du solst nicht falsch Gezeugnis geben / weniger denn nichts fragt / leicht kan bey seinen grossen Ohre̅ /
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die aus dem Beltz heraus ragen / vnd vnten bey den scharpffen Klawe̅ / erkant vn̅ geurteilet werden / jedoch zeigen so viel Christen / von weiten vn̅ nahenden örtern an / das sie darüber bekümmert vnd bestürtzt worden / das der Geist so frech heraus plaudert / vnd im Hause des HERRN / sol niemand erfunden werden / der dawider mucken / oder eine Syllabe der Christenheit zu erinnerung oder trost / herfür bringen dürfft / vnd das solches gleichwol Gott dem Allmechtigen zu vnehren / vnd viel schwachen zum wancken vnd fall die lenge hin möchte gereichen. So erfordert die aller höchste vnuermeidlichste not / das wir / wiewol die geringsten im Hause des HERRN / ein wenig der Warheit müssen zeugnis geben. Erstlich / das Gott solches gebeut im 2. Gebot / Du solt den Namen Gottes deines HERREN nicht vnnützlich füren / Darinn denn die Allmechtige Maiestet befilhet beides / erstlich / das wir die reine / vnuerfelschte Göttliche Lere / sollen offentlich für aller Welt bekenne̅ / darnach auch falsche Lere / darin der Name Gottes misbraucht wird / widerlegen. Solchs fordert auch das 8. Gebot / Du solt nicht falsch gezeugnis
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geben / nemlich / das man der Warheit gut zeugnis gebe / vnd der vnwarheit widerspreche / Vnd ist demnach wider Gottes ehre / lassen die grewlichen Lesterungen Göttliches Namens / jhren freyen durchlauff haben. Zum andern / erforderts die ware vnd trewe liebe des Nechsten / als nemlich / das die Christliche Kirche der Warheit berichtet / vnd darinnen gestercket werde. Item / das die hinckenden vnd wanckenden wider zu recht bracht werden / vnd letzlich das auch den Nachteulen das Liecht der Göttlichen Warheit vnter die Augen scheine / ob ein rotes scham tröpflin / an jnen wolte zu spüren sein. Zum dritten / ist es ja ein ernster Spruch Christi vnsers HERren / Matth. 10. Wer mich bekennet für den Menschen / den wil ich bekennen / für meinem himlischen Vater. Wer mich aber verleugnet für den Menschen / den wil ich auch verleugnen für meinem himlischen Vater. Es ist aber ja ein vnbilliche vnd klegliche sache / das etliche das gantze Maul voller lesterungen vnd verleumbdungen nemen sollen / vnd solches beide in Schrifften / vnd in offentlichen gedruckten Büchern / vber die gantze Welt aus
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sprüen / vnd wenn ein ander nur ein wörtlin dawider mucket / vnd saget / man bericht vbel / man lere falsch / so sol man vnrecht gethan haben. Lieber Gott im Himel / ist doch kein recht noch billigkeit auff Erden / die solches fordere / Sondern Gott vnd alle vernünfftige Menschen müssen sagen / wenn man andere beschüldigt / vnd thuts darzu öffentlich / so sey es in allen Rechten nachgelassen / das man dargegen die Warheit vorbringe / erklere vnd rette. Es ist eine gemeine Rede / Crudelis est, qui famam suam negligit, Der ist vnbarmhertzig / welcher seinen eigenen guten Namen nicht verteidigt. Aber viel crudelior vnd vnbarmhertziger ist zu achten / der Gottes Ehr vnd Namen nicht verteidigt. Aber Christus vnser HErr vnd seine Apostel / haben vns solches alles zuuor gesagt / Den̅ also vermanet S. Paulus die Diener Gottes / das sie sich sollen beweisen / in dem Wort der Warheit vnd in der krafft Gottes / durch Waffen der Gerechtigkeit / zur rechten vnd zur lincken / durch ehre vnd schande / durch böse gerüchte vnd gute gerüchte / als die Verfürer vnd doch warhafftig / als die vnbekanten / vnd doch bekaut / als die sterhenden / vnd sihe / wir leben /
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als die gezüchtigten vnd doch nicht ertödtet / als die traurige̅ / aber allezeit frölich / als die Armen / aber die doch viel Reich machen / Als die nichts inne haben / vnd doch alles haben / 2. Cor. 6. Demnach wollen wir auff dis mal / in Gottes Namen ein kurtz Bekentnis thun / der lieben Warheit zu ehren / jederman zum Bericht / auch denen / so vns vbel nach reden / zu erinnerung vn̅ besserung. Denn wir das Gott weis / keinem zu leide solches schreiben / Sondern wolten von hertzen gerne / das jederman Gott fürchtet vnd recht thete / Denn der grosse tag des HErrn / ist nicht ferne / das ist ein mal gewis vnd war / was hilfft es denn / das man Menschen zu gefallen / etwas reden oder verteidigen wolte / sintemal alldar von einem jeden vnnützen worte / gar schwere rechenschafft sol erfordert werden. Nun zur Heuptsache.

Von der Rechtfertigung vor Gott.
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ES ist ja dieser Artickel der aller höchste vnd trostreichste in der Christenheit / vnd hat D. Luther seliger / als der ausserwelte
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Rüstzeug Gottes / solche Lere von des Bapsts grausamen verkerungen vnd verfelschungen / herrlich gereiniget / vnd der Propheten / Christi vnd der Apostel Lehre / wider mit hohem Geist vnd verstand herfür gebracht. Derwegen ist auch vnsere Norma, Regel vnd Richtschnur / der wir hierinnen folgen / Gottes Wort / in der Propheten vnd Apostel Schrifften begriffen / die alte ware Augspurgische Confession / vnd Apologia derselben / die Schmalkaldischen Artickel / vnd die Schrifften Lutheri. Was mit denselben vbereinstimmet / halten wir für recht vnd war / Was aber nicht damit vberein trifft / halten wir für falsch vnd vnrecht / vnd wenns auch ein Engel vom Himel lerete / Ist demnach auch eine gar vnuerschampte vnwarheit / das etliche schreien vnd lestern / Man wolle die Augspurgische Confession / vnd Lutheri Schrifften verwerffen. Gerechtigkeit aber eines armen Sünders / vor Gottes Gerichte / ist die gnedige zurechnung des verdiensts Jesu Christi / der mit seinem leiden vnd gehorsam / das gantze Gesetz an vnser stath erfüllet hat / welche zurechnung des verdiensts Christi vnd vergebung der Sünden ge
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schicht durchs Wort der gnaden / vnd die hochwirdigen Sacrament / vnd wird von vns im Glauben empfangen / one vnsere Werck vnd zuthun. Also werden wir mit Gott versönet / zur Gnaden angenomen / sind Kinder Gottes / vnd Erben des ewigen lebens / Gen. 3. 15. Johan. 3. Rom. 3. 4. Galat. 2. 3. 2. Corinth. 5. Wir verwerffen dargegen aller Bepstler lere / das des Sünders Gerechtigkeit für Gott solte sein / beide das verdienst Christi / vnd die guten Werck der Menschen / man sage von vorgehenden / mit einfallenden / oder nachfolgenden Wercken / grober oder subtiler weise. Gott ists / der da gerecht macht. Rom. 8. Es hat aber der Vater seinen einigen Son / aus vnaussprechlicher liebe in die Welt gesandt / der ist Mensch worden / vnd auff denselben alleine / hat Gott aller Menschen Sünde geworffen / der alleine hat getragen vnd gebüsset aller Welt Sünde / auff dem Altar des Creutzes vud damit vollendet alle / die geheiliget werden. Joh. 1. 3. Esa. 53. Hebre. 10. Ist demnach vnsere Gerechtigkeit für Gott / nicht vnser thun oder Werck / sondern alleine das Werck / leiden / gehorsam vnd verdienst Ihe
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su Christi / welches stehet in gantzer erfüllung des Gesetzes / wie Paulus sagt / Rom. 4. Er ist vmb vnser Sünden willen dahin gegeben / vnd ist vmb vnser Gerechtigkeit willen wider aufferstanden. Item 2. Cor. 5. Gott hat den / der von keiner Sünde wuste / für vns zur Sünden gemacht / auff das wir würden in jm die Gerechtigkeit / die für Gott gilt. Solche Gerechtigkeit die in Jesu Christi leiden vnd gehorsam stehet / weis kein Weltweiser noch Fürste dieser Welt / Sondern alleine Gottes Wort zeigets an / vnd ist allen Weltklugen ein Stein des anstossens. Hieran aber ist sehr viel gelegen / das ein Christe wisse / was seine Gerechtigkeit für Gottes Angesichte vnd Gerichte sey / vmb welcher willen er Gerecht gehalten vnd gesprochen werde / hab einen gnedigen Gott / vnd sey ein angenemes Kind Gottes / nemlich die gantze erfüllung des Gesetzes / durch Christi leiden vn̅ gehorsam / an vnser stath / für vns / vnd vns zu gute geleistet. Matt. 5. Rom. 4. 5. 8. 10. Galat. 2. 3. Heb. 10. Solche Gerechtigkeit aber / die Christus mit seinem leiden vns erworben hat / wird vns armen Sündern geschencket / zugerechnet / vnd gegeben / aus lauter Gnade vnd Barmhertzigkeit
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Gottes / vnd wird ausgeteilet durchs Euangeli um / das ist / durch die Verheissung der gnaden von Christo / vnd durch die hochwirdigen Sacrament / allen die an Christum gleuben. Denn Christus hat jme selbst die Gerechtigkeit nicht erworben / Psal. 16. Sondern vns armen Sündern / Derwegen wil er sie jme selbst nicht behalten / sondern wil sie gerne allen armen Sündern mitteilen vnd geben / sie darein schmücken vnd zieren / das sie für Gottes Angesichte bestehen mögen / Dauon sagt Paulus Rom. 4. Er ist vmb vnser Gerechtigkeit willen aufferstanden / Item Rom. 8. Das dem Gesetz vnmüglich war / (sintemal es durch das fleisch geschwechet ward) das that Gott / vnd sandte seinen Son / in der gestalt des sündlichen fleisches / vn̅ verdampt die Sünde im fleisch / durch Sünde / auff das die Gerechtigkeit im Gesetz erfordert / in vns erfüllet werde. Das er aber durch sein Euangelium vn̅ Sacramenta solche güter austeile / ist daraus klar / das Christus darumb das Predigampt einsetzt / vnd sagt / Leret alle Heiden / vnd teuffet sie / etc. Item 1. Cor. 1. Es gefiel Gott wol / durch die thörichte Predigt selig zu machen / die so daran gleuben.
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Das er ferner aus eiteler gnade / lieb vnd barmhertzigkeit / one vnser Werck vnd zuthun / solche Gerechtigkeit Christi vns schencke vnd zurechne / das ist gewis vnd klar / Denn Christus spricht / Joh. 3. Also hat Gott die Welt geliebet / das er seinen einigen Son gab / etc. Item S. Paulus spricht Rom. 5. Wo die Sünde mechtig worden ist / da ist doch die gnade viel mechtiger worden. Item Rom. 11. Ists aus Gnaden / so ists nicht aus verdienst der Werck / sonst würde gnade nicht gnade sein. Vnd hieher gehören die particulae exclusiuae, oder ausschliessende wörtlin in diesem Artickel / Gratis, secundu̅ gratiam, sine lege, sine operibus legis, das ist / aus gnaden / one Gesetz / one Werck des Gesetzes / vnd dergleichen. Den̅ alleine die erfüllung des gantzen Gesetzes durch Christum geschchen / ist der armen Sünder Gerechtigkeit / one alle vnsere Werck vnd verdienst. Rom. 4. Den̅ das gesagt wird / one Werck des Gesetzes / wird von vnsern Wercken verstanden / das wir da keine Werck des Gesetzes vorbringe̅ können / Den̅ Christus hat das Gesetz erfüllet / vnd derselbe bringt auch / schenckt / gibt vnd rechent vns zu seine Gerechtigkeit / welche er durch sein Blut erworben.
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Vnd wird solche Gerechtigkeit vnd gnade / allen armen Sündern angeboten / Den̅ wie Jesus Christus das Lamb Gottes ist / welches der gantzen Welt Sünde tregt / Also wil Gott / das alle Menschen selig werden / vnd zu erkentnis der Warheit komen / 1. Timoth. 2. Vnd sol keiner sich daraus selbst schliessen. Denn Christus spricht Matth. 11. Kompt her zu mir ALLE / die jr mühselig vnd beladen seid / ich wil euch erquicke̅. Item Joh. 3. Auff das alle / die an jn gleuben / nicht verloren werden / sondern das ewige Leben haben. Essol aber die Verheissung der gnaden / mit dem Glauben empfangen oder angenomen werden / nach Gottes Befehl. Der Glaube aber ist / wie Lutherus fein rund saget / eine hertzliche zuuersicht auff die verheissene gnade durch Christum / vnd ist der Glaube nicht alleine eine wissenschafft der Historien / sondern eine zueigung der wolthaten Christi / vn̅ ein hertzlich vertrawen auff jn. Die grundfesten des Glaubens sind / Gottes vnendliche Barmhertzigkeit / vnd das verdienst Jesu Christi / laut Göttliches wortes / wie in den herrlichen trostreichen Sprüchen Joh. 3. Rom. 3. vnd andern geleret wird. Wenn nu der
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Glaube sich auff diese gründe setzet / stehnet / vnd verlesset / so stehet er gewis / vnd ergreifft das höchste gut / nemlich die Gerechtigkeit Christi / damit vnd dadurch wir Gott gefallen / versönet / angeneme liebe Kinder / vnd erben des ewigen Lebens sind. Derwegen singt die Christenheit / Der Glaub sihet Ihe sum Christum an / der hat gnug für vns alle gethan. Daher fleusset diese Regel / sententz vnd vrtheil des HErrn Christi selber / Johan. 3. Wer an den Son gleubet / der wird nicht gerichtet / Wer aber nicht gleubet / der ist schon gerichtet. Vnd S. Johannis des Teuffers / Wer an den Son gleubt / der hat das ewige Leben / Wer dem Son nicht gleubet / der wird das Leben nicht sehen / Sondern der zorn Gottes bleibt vber jm. Denn ausser dem einigen Heilande Ihesu Christo / ist kein Heil / kein Leben / Christum aber kan niemand haben / denn der an jn gleubet. Daraus ist nu zu verstehen / warumb S. Paulus vnsere Gerechtigkeit / nennet Imputatiuam, das ist / welche vns zugerechnet wird. Denn Christus hat sie erworben / nicht wir / vnd von Christo vnd vmb seinet willen / wird sie vns armen Sündern zugerechnet vnd geschen
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cket / denn wir sonsten keine hatten / damit wir für Gottes Angesichte möchten bestehen / vnd gerecht gehalten werden. Item sie wird von S. Paulo genennet eine Iusticia fidei, eine Gerechtigkeit des Glaubens / Darumb / das der Glaube als eine Hand oder Werckzeug / solche frembde des HErrn Christi / vnd vns geschenckte vnd zugerechnete Gerechtigkeit / empfehet vnd ergreiffet. Vnd wird solche zugerechnete vn̅ des Glaubens Gerechtigkeit / mit nichten eine Gerechtigkeit vnserer eigenen Wercke / entweder zum theil / oder aller dinge / in der heiligen Schrifft genennet. Ferner ist aus dieser Lere / diese Proposition vnd Lere / klar / gewis vnd vnbeweglich / Sola fide iustificamur, Alleine durch den Glauben an Christum / werden wir für Gott gerecht vnd selig / wie Paulus Rom. 3. leret / So halten wir es nu / das der Mensch gerecht werde / on des Gesetzes Werck / alleine durch den Glauben / vnd sind diese wort / Alleine durch Glauben / also zuuerstehen / das sich das vertrawen / alleine auff die gnade Gottes / vnd auff das verdienst Ihesu Christi gründe vnd verlasse / vnd sonsten auff
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nichts anders / weder im Himel noch auff Enden. Ob nu wol vnser Glaube schwach / jedoch sollen wir wissen / das Gott die schwachen im Glauben / wil anneme̅ / Rom. 14. Item wir werden durch den Glauben gerecht / nicht als durch ein Werck / Sondern der Glaub ist nur das instrument / vnd vnser Bettelhand / damit wir Christi verdienst vnd wolthaten ergreiffen vnd annemen sollen. Aus solcher zugerechneten / geschenckten / des Glaubens an Christum Gerechtigkeit / haben wir friede mit Gott / freude des Gewissens / sind wonungen Gottes / können zu Gott tretten vnd beten / vnd folgen früchte der Gerechtigkeit / vnd sind gewertig ewiges Lebens / freude vnd herrligkeit. Rom. 5. Wo nu wir also für Gott / durch den Glauben an Christum gerecht / vnd ein guter Bawm worden / da sollen folgen / vnd folgen auch gute früchte / wie Paulus leret / Roman. 6. Nu jr frey worden seid von der Sünde / seid jr Knechte worden der Gerechtigkeit. Vnd daher / vnd nicht in den Artickel der Rechtfertigung des armen Sünders für Gott /
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gehören die Sprüche / Debitores sumus, Rom. 8. Wir sind. Schuldener / vnd Ein guter Baum / bringt gute früchte / Matt. 12. Item gute Werck sind nötig / sind ein pflicht. Denn so hat es Gott geordnet / vnd wil es haben / das vnser Liecht leuchten sol für den Menschen. Matth. 5. Vnd ist gewis / das gute Wercke / Verheissung der belohnung haben / beide in diesem vnd im ewigen Leben / 1. Timoth. 4. Vnd wer da in verdampte Irthumb / vnd andere Sünde wider Gewissen fellet / vnd nicht Busse thut / der zeigt an mit der that / das er Glauben vnd Gottes gnad verloren habe / vn̅ wird gestraffet werden / wie Paulus lehret / 1. Tim. 1. Vbe eine gute Ritterschafft / vnd habe den Glauben vnd gut Gewissen / welche etliche von sich gestossen / vnd am Glauben Schiffbruch erlitten haben / vnter welchen ist Hymeneus vnd Alexander / welche ich hab dem Sathana gegeben / das sie gezüchtiget werden / nicht mehr zulestern. Item 1. Cor. 6. Lasset euch nicht verfüren / weder die Hurer / noch die Abgöttischen / etc. werden das Reich Gottes ererben. Vnd heissen eigentlich das gute Wercke / welche Gott in den Zehen Geboten hat vor
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geschrieben vnd befolhen / vnd im Glauben geschehen / Gotte zu ehren / vnd dem Nechsten zu nutz. Verwerffen hierinne die Jüdische / Türckische / Papistische / vnd aller Schwermer Lere / welche hiemit nicht vberein stimmet. Solche Lere haben wir auff dis mal / nicht mit mehren worten vnd gründen wollen ausfüren / weil vnsere Bücher vnd Bekentnis / Gott lob sonsten in der Christenheit vorhanden / in corpore Doctrinae, des Alten vn̅ newen Testaments / vnd dergleichen / vnd ist gnug / das Freund vnd Feinde / von diesen Heuptpuncten / nur mit kurtzen worten auff dis mal erinnert werden / auff ein ander mal / wo es die noht erfordert / kan es reichlicher erkleret werden / dazu wir vns erbieten.

Widerlegung etlicher falschen Aufflagungen.
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NVn wollen wir etwas erinnern / von den falschen / vnerfindlichen vnd vnbeweislichen Aufflagungen / damit vns etliche zubeklicken vnderstehen / aus den vrsachen / weil sie grober Irthume beschüldigt / vnd schüldig be
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funden / Derwegen sie mit einem vnreine̅ Munde vmb sich werffen / das man darüber jrer Irthume vnd falscher Lehr vergessen sol. Aber der im Himel wonet / sihet auff der Menschen Kinder / vnd ist aller Lügen feind / vnd wil / das seine Warheit sol bekant werden / ob gleich die gantze Welt solt drüber zürnen. Wir dancken aber dem lieben getrewen Gotte / der vns bisher für allen Irthumen gnediglich behütet / vnd bitten / er wolle nach seiner Gnade vnd Allmacht / noch hinfürder vns gnediglich regieren vnd bewaren / das vnsere Füsse in seinen Wegen bleiben / vnd nicht gleiten / Amen. Wir haben auch droben die Normam fein richtig vnd klar gesetzet / da bey wir vermittelst Göttlicher gnaden / gedencken zu bleiben / bis in vnsere Grube / es mögen böse Zungen liegen / dichten / schmehen / so lang es jnen Gott verhengt. Wolan / was gibt die Nachteule vns schuld / vnd was für ein geschrey heulet sie aus.

I.
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Erstlich sagt sie / wir bringen eine newe Lere / Von der Rechtfertigung für Gott / für. Antwort. Wir behalten vnd leren von der Rechtfertigung / was Gottes Wort / die Aug
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spurgische Confession vnd Apologia / vnd Lutherus leret / vnd solches beweisen vnsere Bücher / welche nu viel Jar in der Christenheit offentlich / Gott lob / vorhanden / vnd von solchen vnd dergleichen Leuten sind vngestraffet blieben. Derwegen sagen wir / das die Nachteule falsch Zeugnis gibt / vnd kans nimermehr beweisen.

II.
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Fürs ander sagt sie / das wir nicht leren / das dieses sey vnsere Rechtfertigung / vergebung der Sünden / vn̅ versünung mit Gott / die im Glauben geschicht / welcher die Verheissung anschawet / vnd jme zueignet das Verdienst vnd gehorsam des Sons Gottes. Antwort. Lieben Christen / die jr jtzt auff Erden wohnet / vnd vnsere Schrifften jemals gesehen / gelesen oder gehöret habt / Ist das war? Habt jr jemals in vnsern Büchern solchs gefunden? Denn vnsere Lere vnd Bekentnis nicht heimlich / vnd wir one vngebürlichen rhum wol sagen können / Gotte vnd der Warheit zu ehren / das etliche vnsere Bücher ehe dauon ausgangen / vn̅ in der Christ enheit gelesen worden sind / ehe dieser Lesterer ein Theologus worden. Weil denn vnsere Lere vnd werck / Gott lob / am tage
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sind / kan ein jeder Christe dieser Nachteulen geschrey leichtlich vrtheilen.

III.
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Fürs dritte / Die Gerechtigkeit der Sünders für Gott / sey eine eingiessung die der gnade in vns / GLEICH wie in ledige Gefesse. Antwort. Das ist der Nachteulen heulen / eines aus den vornemesten / vnd ist ein sonderlich stücke der Calumnien / vnd greulichen verkerung. Denn es wird kein Mensch weder in offentlichen noch in heimlichen vnserm schreiben oder Büchern / können herfür bringen / das wir jemals solche Definition oder Beschreibung der Gerechtigkeit gesetzt. Darnach ist es nicht erbar / was jemand jrgend per comparationem, als eine Gleichnis setzet / das man solchs pro definitione, als eine eigentliche Beschreibung wil anziehen. Vber das ist es vnerbar / wenn man von einer Beschreibung oder Definition eines dings wil sagen / vnd die Wort derselben verschweiget / vnd heulet dieweil etwas bey der Nacht heraus. Die summa aber der Definition der Gerechtigkeit / welche wir bekennen / ist diese / Das der
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armen Sünder Gerechtigkeit für Gott sey / das Verdienst vn̅ gehorsam Jesu Christi / das ist die gantze erfüllung des Gesetzes an vnser statt geleistet / welche vns aus lauter gnad vnd Barmhertzigkeit / one vnser Werck vnd zuthun / durch den Glauben an Christum / nach den Göttlichen zusagungen / vnd in krafft derselben zugerechnet / geschenckt vnd gegeben wird. Wolan hieher alle / welche scharpffe Zeene haben / vnd beissen dem Eckstein eine lücken aus. In der Auslegung aber / da man sagen mus / Wer wir sind / was wir vermügen / da sind mit vnter gelauffen diese wort / Das wir ledige Gefeslin sind / Vnd in der Action / Da wir für Gottes Gerichte stehen / vnd gerecht sollen werden / gantz vnd gar nichts haben / sind ledig vnd blos aller guten Werck / Ja wir sind stinckende Sünder / vn̅ grosse Schuldener / welche die Helle verdienet. Vnd solch wort (Gefesse) haben wir genomen aus Gottes Worte / welches vns offt vasa Gefeslin nennet / vnd zwar erdische Gefeslin / schwach / Ite̅ Gefeslin der barmhertzigkeit / etc. Vnd weil Johannis 1. steht / Aus seiner fülle haben wir alle genomen / Gnade vmb Gnade / so
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ist in der Rede one alles geferde vnd argelist / diese wort / Gleichnis weise / vn̅ anzuzeigen / das wir nichts bringen für Gott / vn̅ alles was wir haben sollen in diesem Artickel der rechtfertigung / von Gott empfangen müssen / ein mal gefallen / das Gott die fülle der Gnad / GLEICH als in vns ledige Gefesse ausgiesse / vnd haben mit nichten die Papistische oder Widerteufferische Enthusiastische infusion oder eingiessung / wollen bekrefftigen. Sondern verwerffen vnd verdammen dieselbe ernstlich. Es erscheinet aber dieses / das die verleumbder / verdreher vnd verkehrer solcher Rede / nicht wollen ledige vnd blosse Gefesse sein / wenn sie für Gottes Gerichte / wollen oder sollen gerecht gesprochen werden / Sondern sie wollen volle Kreuslin sein von guten Wercken / vn̅ der Wercke / damit sie voll vnd vberflüssig sind / werden auch diese nicht die geringsten sein / das sie in der gestalt der Nachteulen / so fein vnd meisterlich vnwarheiten dichten vnd ausschreyen können / one alle scham / für dem allsehenden Gotte / vnd für ehrliebenden Menschen auff Erden / vnd können dieses desto frecher vn̅ grausamer thun / weil die Schrifften vnd Acta hinter halten
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werden / welche gar viel anders bezeugen würden / so sie die Christenheit sehen würde / vnd diese Nachteule / mit dem hellen schein vnd Liecht der Warheit / auffdecken vn̅ blenden. Bitten derwegen vmb Gottes vnd der Warheit willen / man wolle nur die gantze Schriffte an tag bringen. Wollen ferner gewarnet haben / das die Nachteule zusehe / das sie nicht ein Vas irae, ein Gefes des zorn sey / weil sie solche lesterung ausheulet / vnd ja kein Vas vacuum gloria Dei, Rom. 3. sein wil.

IIII.
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Fürs vierdte / Wir können Gotte nicht tage / stunde / zeit / Minuten vorschreiben / wenn Gott einen wolle gerecht machen. Antwort. Gerne wolten wir von jnen lernen / ob sie das könten thun / nemlich Gotte vorschreiben / wenn er diesen oder jenen solte gerecht machen? Denn ja Gottes Wort leret / Johan. 3. Der Geist bleset wo er wil. Johan. 5. Wie der Vater die Todten aufferweckt / vnd macht sie lebendig / Also auch der Son machet lebendig welche er wil. Item Rom. 9. So erbarmt er sich nun welchs er wil / vnd verstockt welchen er wil. Vnd so redet auch die Confeß. Augustana, Articul. 5.
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Durchs Euangelium vnd Sacramenta / als durch mittel / wirckt der heilige Geist / vnd tröst die Hertzen / vnd gibt Glauben / wo / vnd wenn er wil / in denen / so das Euangelium hören / etc. Vn̅ Deut. 29. stehet ausdrücklich von den Jüden geschrieben / Der HERR hat euch bis auff diesen heutigen tag / noch nicht gegeben ein Hertz das verstendig were / Augen die da sehen / vnd Ohren die da hören. Daran ist zwar kein zweiuel / Gott bekeret die Menschen durch sein Wort / vnd wo Gottes Wort rein vnd lauter geleret wird / vnd die Sacramenta recht / nach der einsetzung Christi gereichet werden / da macht Gott die Menschen gerecht / vn̅ allda ist eine Christliche Kirche. Aber das wissen wir nicht / wenn er diesen / wenn er jenen wil bekeren. Ist derwegen dieses auch ein grob falsch Gezeugnis / das die Nachteule schreiet / man gebe für / wenn einer gerecht worden sey / als denn füle er allererst das er gerecht sey. Hierauff antworten wir / das keiner der die Warheit lieb / vnd ein füncklin der waren furcht Gottes / ja nur ein tröpfflin auffrichtigkeit in sich hat / solches auff vns kan bringen oder vberwei
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sen. Denn wir gesagt von Gottes Werck / vnd wenn Gott einen armen Sünder bekeret / so mus er freylich auch dabey sein / vnd solches fülen / wie das Gesetz jm sein Gewissen regt / vnd tödtet / vnd wie das gnadenreiche Euangelion sein Gewissen widerumb tröstet vnd erquicket / vnd der heilige Geist / fried / freud vnd trost dem Hertzeu gibt / vnd liebe Gottes / Gebet / Dancksagung anzündet / etc. Solches erfahren nun auch andere Leute / das dieser bekeret worden / aus seinen guten früchten / etc / Matth. 5. Item Ein guter Baum bringet gute früchte / Mat. 7. 12. Item Ephes. 2. Nach dem ich gehört hab von dem Glauben bey euch / an den HErrn Jesum / vnd von ewer lieb zu allen heiligen / höre ich nicht auff zu dancken für euch / etc.

V.
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Fürs fünffte / das der Mensch in der action / das ist / in der Rechtfertigung für Gott / sich purè paßiuè habe / das ist / er bringe nicht seine gute Werck dazu / das sol auch ein crimen laesae maiestatis sein / singet die Nachteule. Antwort. Cape tibi hoc Luthere, die Nachteule thut dir das schreien / vnd noch viel mehr. D. Luther der trewe Diener GOTtes / vnser
|| [ID00027]
lieber Vater vnd praeceptor, helt gegen einander Imputatam iusticiam & Actiuam, das ist / die zugerechnete Christi Gerechtigkeit / welche wir durch den Glauben an jn empfangen / Vnd vnsere gute Werck / vnd nennet die zugerechnete / geschenckte / vnd des Glaubens Gerechtigkeit / paßiuam, das ist / die wir nicht gethan / oder gewircket haben / Sondern die wir aus Gnaden vnd Barmhertzigkeit / als ein geschenck bekomen / durch den Glauben an Christum. Solche Lere S. Pauli vnd Lutheri / haben wir bekant / die nun die Nachteule / welche die gantze Schriffte vnd Acta / darauff wir vns beruffen / nicht herfür bringt / für Ketzerey ausschreiet / vnd bey dem Gesang mag man den Vogel erkennen / vnd wenn er forder singen wird / so wird jn die gantze Christenheit mehr vnd besser lernen erkennen / das er viel ein andere stimme führet / denn vnsers Ertzhirten Ihesu Christi ist.

VI.
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Fürs sechste / schreiet der Nachtuogel / man lere falsch in deme / das durch die particulas exclusiuas, durch die wort / allein durch Glauben / one
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Werck / one Werck des Gesetzes / in der Lere vnd Artickel der Rechtfertigung eines armen Sünders für GOtt / nicht allein das verdienst vnd vertrawen der guten Werck / sondern auch vnsere Werck selbst ausgeschlossen werden / Also / das sie alldar in der Rechtfertigung des Sünders für Gott / nicht da sein / vnd coniuncta cum fide, das ist / mit dem Glauben verbunden vnd verknüpfft sein sollen. Antwort. Da liegts gar auff einen hauffen / das ist / der sang vnd klang der Nachteule / das sie dargegen wil haben / Das in der Rechtfertigung des Sünders für Gott / vnsere gute werck mit da sein / vnd mit dem Glauben verbunden sind. Solche Lere aber stehet nicht in Gottes Wort / nicht in der waren alten Confession vnd Apologia / nicht in D. Luthers Schrifften / sondern in aller Papisten Bücher. Wolan da hastu nun den Artickel der Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott / mit der gegenwart vnser guten Werck / welche mit dem Glauben daselbst verbunden sein sollen / gar greulich vnd auff das aller subtilest verruckt / verfelschet vnd verdorben. O du armer Sünder / der du in der Rechtfertigung für Gottes Angesichte / keine
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gute Werck hast / vnd dein Glaube ist nicht verbunden / vnd vmbwunden mit guten Wercken / wo wiltu nun bleiben? Christus der HErr selbst spricht / Er sey komen die Sünder zu suchen / vnd selig zumachen das verloren war / Luce 19. Item / Kompt zu mir alle die jr beladen seid. Matth. 11. Item Matth. 18. Malet er die Rechtfertigung in dem Knechte / welcher zehen tausent Pfund schüldig. Nun hören wir dargegen eine newe Lere / Es müssen in der Rechtfertigung des armen Sünders für Gott / auch eine Notwendigkeit der guten Wercke vorhanden sein / vnd der Glaube müsse in der Rechtfertigung mit guten Wercken vmbwunden sein / oder bey vnd mit jm haben. Denn allda nur von dem Artickel der Rechtfertigung geredet wird. S. Paulus da er von der Rechtfertigung des armen Sünders für Gott redet / sagt er nicht alleine / nicht aus den Wercken des Gesetzes / Sondern spricht auch / one die Werck / one das Gesetz / vn̅ thut aus dem Artickel der gnedigen Rechtfertigung für GOTT / beide vnsern Rhum / vnd vnsere Werck. Höre zu / mercke drauff.
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Rom. 3. So halte̅ wir es nu / das der me̅sch gerecht werde / one des Gesetzes werck / allein durch den Glauben / da stehet / sine operibus, one Werck. Rom. 4. wird solches erkleret mit diesen worten / Dem aber / der nicht mit Wercken vmb gehet / gleubet aber an den / der die gottlosen gerecht macht / dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Dieser Spruch ist Liecht vnd helle / Denn es stehet allda / NON OPER ANTI, der nicht wircket / hat keine Werck. Wo sol ers denn nemen / wenn ers nicht hat? Antwort. Der Glaube empfehet die Gerechtigkeit Christi / da hat er gnug / vnd was er haben sol zu seiner Rechtfertigung für Gott. Item / Nach welcher weise auch Dauid sagt / (Höre zu / Dauuid hat auch also geleret) das die Seligkeit sey allein des Menschen / welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit / SINEOPERIBVS, one zuthun der Werck. Es stehet ja ein armer Sünder allda für Gerichte / den klagt das Gesetz an / vn̅ wil jn schlechter ding hinab in die Helle haben. Das Euangelium aber von Christo / spricht jn ledig vnd los / aus gnaden vnd Barmhertzigkeit / Matth. 18. Wo sind denn alldar in solcher Rechtfertigung
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die notwendigkeit der gegenwart seiner guten Wercke / vnd das sie alldar in diesem Gerichte / coniuncta fidei, dem Glauben zugethan / vnd mit vnd bey jme sein sollen. S. Paulus sagt. Rom. 4. Derhalben mus die Gerechtigkeit durch den Glauben komen / Auff das sie sey aus gnaden / vn̅ die Verheissung fest bleibe allem Samen. Die wörtlein aus Gnaden / vnd one Werck / gelten in dieser sachen S. Paulo gantz vnd gar einerley / vnd ist gewis vnd war / wo die Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott / nicht auff eine andere weise geschicht / denn / vt adsint nostra bona opera neceßitate praesentiae, das ist / das vnsere gute Werck darbey sein müssen von wegen notwendiger gegenwart / & sint couiuncta fidei, das ist / vnd sind dem Glauben zugethan / vn̅ mit demselben verknüpffet / so kan kein Mensch auff Erden seiner Seligkeit gewis sein. Denn wo man vnsere gute Wercke / in den Artickel der Rechtfertigung wil mit einschieben / grober oder subtiler weise / wie oder welcher gestalt auch das geschehen mag / so hat das Gewissen eine̅ stachel / Ach HERR Gott / die Werck hab ich nicht. Derwegen werde ich nicht selig.
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Die guten Werck heisset Johannes / früchte der Busse / Christus / früchte des gute̅ Baums / der erstlich gut gemacht ist / S. Paulus / früchte der Gerechtigkeit. Derwegen können vnd sollen sie / in den Artickel der Rechtfertigung des armen Sünders für Gott / wie D. Luther redet vnd leret / nicht eingemenget werden. Ein newgeborner thut ja gute Werck / aber wenn er für Gott trit / vnd betet das Vater vnser / vnd handelt vmb die Rechtfertigung / Höre wie Christus die Wort informiert / Vergib vns vnser Schuld / spricht er. Mercke nun ferner drauff / Was bringstu in dem stücke der Rechtfertigung für Gott? Antwort. Schuld / Nun heisset aber Schuld / nicht gute Wercke / sondern Sünde vnd Verdamnis. Wo bleiben denn die guten Werck der Widergebornen? Antwort. Nur in dem foro, vn̅ an dem ort / da man handelt von früchten der Gerechtigkeit / vnd des guten Baums. Es sol ja der gerechtfertigte Knecht / da jme drinnen bey dem Könige seine schuld vnd straff / aus lauter Barmhertzigkeit erlassen / heraussen gute Werck thun / vnd da er böse thut / wird er billich gestraffet / Aber den HERrn Christum
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meistern / vnd jme wollen in seinen Gerichtshan del / da er Schuld vnd Straffe vergibt / hinein brewen / vt adsint bona opera neceßitate praesentiae, & sint coniuncta fidei, das gute werck auch daselbst sein sollen / das ist ja eine grosse künheit vn̅ böse that. Es sol ja ein guter Baum früchte bringen / aber die gute̅ früchte in die gute art des Baums dringen / reimet vnd schicket sich gar vbel. Es hat Augustinus wolvnd recht geleret / Bona opera non praecedunt iustificandum, sed sequuntur iustificatum. Gute Werck gehen nicht vor der Rechtfertigung her / sondern folgen deme nach / der gerechtfertiget ist. Die Augspurgische Apologia / Anno 31. gedruckt / hat feine deutliche wort / n. iiij. Nonne Euangelium pollicetur remißionem peccatorum, & salutem etiam his, qui NVLLAPRORSVS habent bona opera? Si tamen conuertantur & non desperent, sed fide in Christum consequantur remißionem peccatorum. Num iubent aduersaij desperare hos, quorum conscientiae NVLLA inueniunt bona opera, quae opponere iudicio Dei possunt. Num his dicent, fidem inutilem esse? Male pereant isti SOP HISTAE cum talibus calumnijs, qui totum Euangelium euertunt,
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abrogant gratuitam remißionem peccatorum, eripiunt pijs conscientijs firma solatia, Das ist / Verheisset nicht das Euangelion vergebung der Sünden / vnd die Seligkeit / auch denen / welche gleich GAR vberall KEINE gute Werck haben? So sie doch sich bekeren / vnd nicht verzweiffeln / sondern im Glauben an Christum / vergebung der Sünden empfangen. Wollen denn die Widersacher alle die jenigen heissen verzage̅ / welche in jren gewissen befinden / das sie GAR KEINE gute Wercke finden / welche sie dem Gerichte Gottes könten entgegen setzen? Das die Sophisten alles vnglück treffe / mit solchen Verleumbdungen / welche das gantze Euangelium vmbkehren / die Verheissung aus gnaden auffheben / vnd den betrübten Gewissen / allen jren bestendigen Trost nemen vnd rauben. Haec Apologia. Item n. 7. Et Paulus ait. Dauid dicit beatitudinem hominis, cui Deus imputat iusticiam sine operibus. Hunc ait Paulus beatum esse, cui imputatur iusticia per fidem in Christum, etiamsi NVLLA habeat bona opera, das ist / so sagt nun Paulus / der sey selig / welchem die Gerechtigkeit wird zugerechnet durch den Glauben an Christum / ob er
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gleich KEINE gute Wercke gethan hat / oder (wie die wort zu Latein lauten) an jm / bey vnd vmb sich habe. Aber darnach leret die Confession vnd Apologia / Das die guten Werck dem Glauben folgen / vnd wenn man durch den Glauben an Ihesum Christum / für Gott aus lauter gnad vnd Barmhertzigkeit ist gerecht worden / sollen auch gute Werck hernach komen / etc. Solche Rede vnd Ordenung / leret vnd füret die gemeine Confession mit jrer Apologia oder Schutzschrifft. Dabey wir auch bleiben / vn̅ verwirren in dem Artickel der Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott / nicht vnsere Werck vnd den Glauben in einander. Der Man Gottes D. Luther / wie gar trewlich leret er vns in der Epistel an die Galater / Man sol vleissig vnterscheiden den Artickel von der Rechtfertigung vnd der guten Werck. Item man sol die gute̅ werck in den Artickel der Rechtfertigung nicht ziehe̅ / nicht mengen / sondern abschneiden / Tom. 4. Ienensi fol. 47. Item fol. 52. Non sunt trahenda bona opera in Articulu̅ Iustificationis etc. Item Tom. 5. Germ. fol. 316. n. fol. 298. In der Glosa auff das Keyserliche Edict. Weil allein
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der Glaub für vnd ehe die Werck folgen / solchen Erlöser ergreiffet / so mus es war sein / das allein der Glaub für vnd on Werck / solche Erlösung fasse / welchs nicht anders sein kan / denn gerecht werden / denn von Sünden erlöset / oder Sünde vergeben haben / mus nicht anders sein / denn gerecht sein oder werden / etc. Aber nach solchem Glauben / oder empfangener Erlösunge / oder Sünde vergebung / oder Gerechtigkeit / folgen als denn gute Werck / als solches Glaubens früchte. Das ist vnser Lere / vnd also leret der heilige Geist / vnd die gantze Christenheit / Dabey wir bleiben in Gottes Namen / Amen. Tomo 6. fol. 105. b. Jetzt vnsere Papiste̅ / nach dem sie gemercket / das jr grewlicher grewel / zu hell ist an tag komen / da sie den Heiland Christum vnd seinen Glauben rein verdampt / vnd auff eigen Wercke zu bawen / geleret vnd fast geschrieben haben / ziehen sie nun die Pfeiffen ein / vnd ergreiffen auch das Wort (Glauben) vnd predigen vom Glauben vnd guten Wercken. Aber heimlich bleiben sie bey jrem alten Grewel / vnter dem wort (Glauben) Denn sie sprechen: Es ist war / man mus durch den Glauben gerecht werden / so fern die Werck dabey sind / Den̅
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für vnd one Werck ist der Glaub nichts. Mit diesen worten nennen sie den Glauben / als der gerecht mache / aber gebe̅ gleichwol den Wercken die Gerechtigkeit / vnd dem Glauben allein gar nichts / vnd putzen sich doch daher / Der Glaube macht gerecht / wenn die Wercke darbey sind / sonst ist es nichts. Das heist / warm vnd kalt aus einem Maule blasen / wenn ich sage / Der Glaube macht gerecht / ist doch one Wercke nichts. Denn so er alleine nichts ist one Werck / so müssens die Werck gar sein / wenn schon dasselbige nichts (das ist der Glaube) darbey ist. Solches ist jre heimliche meinung / vnd der alte vorige grewel / vnter newen worte̅ fürgebracht / vnd dem alten Götzen ein newer Rock angezogen. Haec Lutherus. In der Vorrede vber die Offenbarung Johannis spricht er / Die Lere von Werckheiligkeit müste die erste sein / wider das Euangelium / bleibt auch wol die letzte / on das sie jmerdar newe Lerer vnd andere Namen kriegt. Demnach ist kein zweiffel / das diese gegenwertige subtile verfelschung des Artickels der Rechtfertigung / das darin vnsere gute Wercke notwendig sein / vnd coniuncta fidei, dem Glauben
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zugethan sein müssen / die grösseste sey / die für dem Jüngsten tage herleuffet / damit die reine Lere / welche Gott durch Lutherum aus seinem Wort erwiesen hat / gar verfinstert vnd verderbet wird / vnd das so viel desto mehr / je gelertere / je beschwatztere / vnd listigere Leute / mit grossem schein es werden fürgeben / vnd je mehr leute blind vnd verkeret werden darein plumpen / Gott helffe seiner Warheit vnd den seinen / Den̅ Christus hat von solchen Irthumen geweissaget / das auch die Ausserwelten schier möchten verfüret werden / Matth. 24. Derwegen vermanen wir / alle die aus vnordenlichen affecten / solcher falschen meinung möchten anhengig sein / sie wollen nicht fortfare̅ / vnd die andern Christen wollen darauff mercken vnd achtung haben / es betrifft den Artickel / darinn vnser vnd der nachkomenden Seelen seligkeit innen stehet / da nicht schertzen wil sein / noch auff arme madensecke / die heut leben vnd morgen sterben / zu sehen / Es heisset wol deme / der bis ans ende verharret. So viel von diesen stücken auffdis mal gnug / vnd erbieten vns weitern vnd mehrern Bericht allen Christen die es von vns erfordern werden /
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gutwillig vnd freundlich zugeben. Denn wir Gott lob / vns keines Irthums bewust / vnd von hertzen gerne wolte̅ / das die Göttliche warheit / so vns Gott aus seinem Wort durch D. Luther gezeigt / vnd welche wir Deudschen einmal / für der gantzen Welt bekant / vnuerruckt vnd vnuerfelschet möchte erhalten werden / darzu ja alle Christen zu rathen vnd zu helffen schuldig.

Vonden Irthumen / so wir nicht billichen können.
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NVn wollen wir auch etliche Irthume / welche wir nicht billichen noch annemen können in diesem Artickel / da man von der Rechtfertigung des armen Sünders für Gott handelt / nur kürtzlich erzelen. Die Widerlegung aber / ist in vnsern Schrifften / GOtt lob dafür / gnugsam begriffen / als nemlich. Wir werden für Gott gerecht / beide aus zugerechneter Gerechtigkeit vnd angefangenen gehorsam. Wir werden FVRNEMLICH durch den Glauben gerecht vnd selig. Gute Werck sind zur Seligkeit nötig. Es ist vnmüglich one gute Werck gerecht vnd selig zu werden.
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Niemand ist jemals one gute Werck / gerecht vnd selig worden / vnd das wer anders lehre / verflucht sein solle / vnd wenns auch ein Engel vom Himel were. Gute Werck erhalten die Seligkeit vnd Gerechtigkeit. Man solle nicht streiten von dem wörtlein SOLA, ALLEIN / in dieser proposition oder Rede / wir werden Allein durch den Glauben gerecht. Auch nicht wider den Antichrist aus Gottes Wort offenbaret. Es sey ein vnterscheid vnter der Gerechtigkeit vnd Seligkeit / eben in dem Artickel vnd handel der Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott. Die Gerechtigkeit der Christen / dadurch sie für Gott gerecht sein / sey in diesem leben vnuolkomen. Das für die guten Werck / das ewige Leben gegeben werde. Das man die Seligkeit vnd Rechtfertigung ergreiffe vnd anneme / durch den Glauben vnd Bekentnis. Das in der Rechtfertigung eines armen Sünders für Gott / vnsere gute Werck notwen
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dig gegenwertig sein / &, coniuncta fidei, dem Glauben zugethan sein. Merck das wort Notwendig. Das die Lere von der Iusticia paßiua, ein gefaster Irthumb sey / in deme / das man lere / das in der Rechtfertigung für Gott wir nichts bringen / sondern allein aus gnade im Glauben empfangen / was vns Gott schencket vn̅ zurechnet. Das durch den Spruch S. Pauli Rom. 4. Dem aber der nicht mit Wercken vmbgehet / etc. nur der verdienst / vnd nicht auch die notwendige gegenwertigkeit vnserer Wercke / im Artickel der Rechtfertigung ausgeschlossen werde. Das D. Luther in allen seinen Sprüchen vom Artickel der Rechtfertigung / allein das verdienst / vnd nicht die Werck selbst / ausschliesse. Nota. Hie ists im Artickel der Rechtfertigung zuthun. Das der newe gehorsam / ein anfang vnd stücke sey vnserer Seligkeit. Das der Glaube sey causa efficiens, oder die wirckliche vrsache / vmb welcher / willen / der Glaub den gleubigen zur Gerechtigkeit gerechnet werde. Denn so redet man. Das der newe gehorsam sey das Formale
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conuersionis, oder der bekeru̅g. Nota der bekerung. Das ein Mensch wissen künne / wenn Gott diesen Menschen oder einen andern bekehre. Nota, von andern Menschen / nicht von dir selbst wird geredet. Das das Hochzeitliche Kleid / sey Glaube vnd gute Werck. Das der Trost im hertzen / sey der heilige Geist SELBST. Diese vnd dergleichen Irthume mehr / welche wir kürtz halben hier nicht alle erzelen / sind aus etlicher Büchern darzuthun vnd zu beweisen / vnd werden wünderlich die Leute zu betriegen / vnd jnen einen blawen dunst für die Augen zu machen / gedreet / glosiert / vnd geferbet / vnd hindert vns Gottes Wort / die rechte Augspurgische Confession vnd Apologia / vnd Lutheri herrliche Schrifften / das wir sie nicht können willigen / annemen / noch für ware Artickel des Glaubens halten / weil sie sonderlich im streit als recht vnd Christlich / halsstarrig verteidigt werden / Sondern müssen jnen widersprechen / auff das etliche Menschen erinnert werde̅. Wollen auch vns abermals erboten haben / wer es
|| [ID00043]
begert / vns ferner Christlich vnd freundlich zuerkleren. Wer auch in der gantzen Christenheit / solche oberzelte stücke / so wir nicht anders wissen / denn das es Irthume sind / aus rechtem grunde Götliches wortes / vnd aus der rechten Augspurgischen Confession vnd Apologia / vnd aus den Schrifften Lutheri / für Artickel des Glaubens erweisen kan / deme wollen wir gerne folgen / vnd der Warheit / durch Gottes gnad vnd Segen beyfall geben. Denn es vns nicht vmb ein Hand vol armer Ehre zuthun / sondern vmb die Göttliche warheit / vnd vmb die hohe beylage Gottes vnd Lutheri. Wollen derwegen alle Christen / so Gott mit ernst fürchten vn̅ lieben / gebeten habeu / sie wollen die Warheit forschen / vnd derselben anhangen / vnd der Nachteulen geschrey / lestern vn̅ liegen / nicht sich gantz einnemen noch erschrecken lassen / sondern dem gegenbericht ein Ohr / nach des grossen Alexandri Lere / auch frey behalten. Denn der hinckende Bote / pflegt gemeinlich die Warheit zubringen. Wollen auch darneben die Christenheit / für den Tönchern vnd Schmierern gewarnet ha
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ben / welche sich vnterstehen / weis vnd schwartz / Liecht vnd Finsternis / Warheit vnd Lügen / Christum vnd Belial / mit einander zuuereinigen / von denen Esaias ruffet cap. 5. Wehe denen / die aus Liecht Finsternis machen / etc. Den̅ das ist gewis / das solche Töncher mehr der Lügen / den̅ der Warheit beypflichten / vnd grossen fromen in der Kirchen Gottes / mit grossen Sün den / wie Lutherus redet / stifften wollen. Gott der Allmechtige erbarme sich seiner armen Christenheit / vnd gebe gnade / das solche schwebende Irthume / durch ordentliche erkentnis / vnd wege / Christlich / nützlich vnd heilsam auffgehaben / vnd der armen Christenheit / Gott wolgefellige / gute / vnd selige einigkeit widerumb möge gegeben werden. Amen. Amen.
Iohannes Vuigandus D. Professor Theologiae, in Academia Ienensi. Iohannes Frid: Coelestinus, Professor Theologiae, ibidem. Timotheus Kirchner M. Pastor Ienensis.


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