Transkription

Hesshus, Tilemann: Extrakt oder Auszug aus einem christlichen Sendbrief und Warnnung.
[Inhaltsverzeichnis]
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Extract Oder Auszug/ aus einem Christlichen Sendbrieff vnd Warnung/ D. Tilemanni Heshvsii An einen fürnemen vom Adel/ sampt gründlicher erklerung/ Was von M. Wolffgango Amelungo/ vnd den Predigern zu Zerbst/ auch andern jhren Consorten/ vnd Caluinischen Schwermern zuhalten sey. ...
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ALs ich glauwir dig in erfahrung komen / das M. Wolffgangus Amelungus / vnd die Prediger zu Zerbst / zur beschönigung jrer falschen vnd jrrigen Caluinischen Leie / auff meine Person vnd Schrifften sich sollen beruffen / gleichsam als lereten sie nichts anders / denn was D. Tilemannus Heshusius in der Iulius Vniuersitet zu Helmstadt offentlich profitiret / vnd der sey mit jnen eins / Damit sie denn viel frome Gottselige Hertzen / die mich etwa zu Magdeburg / vnd anderswo gehöret / vnd meine Bücher gelesen / vnd mich für einen trewen vnuerdechtigen Lerer achten / jrre machen / wie ich denn vermercke / das sie mit solchen Rencken / vn̅ geschwinden Griffen / auch hohe Personen / vnd E. E. vnd andere statliche vom Adel sollen perturbiren: Vnd derwegen E E. vnd andere Gottselige vom Adel / vnd andere Christen gern wissen möchten / wie doch solchen verschlagenen vnd arglistigen Caluinisten / sey mit bestendiger antwort zu begegenen. Demnach hab ich für ein notturfft geacht / mein zum offtermal offentliche gethanes Bekentnis / von gegenwart / des Leibs vnd Bluts JEsu Christi / im heiligen Abendmal zu widerholen / mich von den
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Gottlosen / falschen vnd lesterlichen Caluinisten / mit runden deutschen Worten abzusondern: E. E. vnd andere Gottselige vom Adel / meine günstige Herrn vnd Freunde der Warheit zu berichten / auch vor den Schetlichen / Lügenhafstigen Geistern zu warnen / vnd zur bestendigkeit / in der erkanten / einfeltigen Warheit zuuermanen. Durch Gottes gnad / hab ich so viel wider die Caluinisten geschriben / das im offenen Druck ist / das vernünfftige Christen / mich billich alles verdachts erlassen sollen / vnd meinen so vielfeltigen Bekentnissen / mehr Glaubens geben / als dem nichtigen vormeinden vnd losen behelff der Lügen hafftigen vnd vnuerschempten Caluinisten / die nicht Schamroth werden / wenn sie gleich auff offener vnthat begriffen werden. Denn wie ist es müglich / bey meiner teglichen vnd schweren arbeit / das ich alle Jar newe Bücher wider die Caluinisten / könne lassen ausgehen? Wie ists müglich / das ich einem jeglichen der all zu liederlich / den Feinden gleubet? / vnd mir weniger gleubet? ein besonder Buch schreibe? Alle Calumnias refutire? Vnd allen Lesterern das Maul stopffe? Wenn ich das meine mit trewen gethan / mus ich das vbrige dem Göttlichen Gerichte befehlen.
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Weil ich aber gleichwol / jetziger zeit von vielen hart vermanet werde / der Warheit zuzuspringen / vnd meine Vnschult zu retten / Nach dem der Gottlosen Caluinisten Freuel jmmer grösser wird / Also / das sie anfahen / vnd auch etliche stücke aus meinen Schrifften / in den Druck aus zubreiten / vnd die Einfeltigen damit zubetriegen / vnter meinem Namen / Wil ichs auff dissmal an mir nicht erwinden lassen / Sondern frommen Hertzen / nach meiner einfalt / meine trewe dienste erzeigen. Vnd nach dem der Himmel für E. E. allein nicht bereitet / Sondern für alle die der Seligkeit von Hertzen begierig sein / so sol es mir nicht zu wider sein / das E. E. diesen meinen Sendbrieff vnd Warnung / menniglichen / wer es begeret vnd bedarff mittheilen. Vnd Fürserste widerhole ich / meine Bekentnis vom heiligen Nachtmal / So ich vor 25. Jaren / dem Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Friedrichen weiland Pfaltz grauen beim Rhein / vnd des heiligen Römischen Reichs Ertztruchses vnd Churfürsten / etc. zu der zeit hab vberantwortet / Da man mir nach dem Leben trachtete / welche Bekentnis also anfehet.
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Ich gleube von Hertzen / vnd bekenne für Gott meinem Heilandt / vnd für der gantzen gemeine Gottes / die dem Euangelio Ihesu Christi gehorsam ist / Das im heiligen Abendmal des HEr ren Ihesu Christi / nach seiner Einsatzung / Stifftung vn̅ Worten gehalten / etc. Welche Bekentnis / an vielen vnterschiedlichen orten / zum offternmal ist gedruckt worden / vnd in vieler Leut Hende ist / vnd auff den fall / do E. E. diese meine Bekentnis vom heiligen Abendmal / bishero nicht gesehen hetten / so sende ich der selbigen zwey Exemplaria. Wer nu diese meine Bekentnis liset / vnd in Gottes furcht erweget / der sihet wol / das ich mit den Le sterlichen vn̅ Gottlosen Zwinglianern vn̅ Caluinisten keine gemeinschafft haben wil noch habe. Den̅ ich durch Gottes gnad / vnd hülff des heiligen Geistes / biss daher bey diesem richtigen Bekentnis bin gebliebe̅ / vnd gedencke durch erleuchtung / hülff vn̅ beystand des heiligen Geistes / biss an mein ende darbey zuuerharren. Niemand kan mit Warheit sagen / das ich im geringsten / von diesem Bekentnis bin jemals gewichen / oder den Caluinisten
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jchtes eingereumet hette / wider diss mein einfeltig vnd richtig bekentnis / etc. Ich habe wol gesehen / das Wolffgangus Amelungus / vnd die Prediger zu Zerbst einen theil meines Buchs de duabus naturis in Christo, & earum vnione personali / welches ich alhie publicè habe dictirt in schola / in offnen druck haben ausgehen lassen / vnd vnterstehen sich jren bösen handel vnd Sacramentschwermerey / mit meinem Namen zu bementelen vnd zu beschönigen / vnd ich gestehe es / das ich dasselbige publicè dictirt habe / vnd da jemand misfallen daran hat / der mag anzeigen aus Gottes wort / was nicht grund habe / was ein mal publicè luris worden ist / wil ich der Gemeine Gottes nicht nemen. Ich wil aber alle vernünfftige vnd redliche Leute / hie richten lassen / obs redlich vnd auffrichtig gehandelt / vnd für Gott zu verantworten sey / Das einer der meines Glaubens nicht ist / noch mit mir einig sein wil / in Religions sachen / Sondern vielmehr mein offentlicher Widersacher ist / aus meinen Büchern heraus zwacket / was er meinet das im in seinen Kram dienet / vnd in offentlichen Druck lesset ausgehen / als sey ich mit jm aller ding einig. Das ander aber / in demselb en Buch / das vielleicht jm nicht schmecket lest er tückischer weise bleiben / etc.
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Im Euangelio lesen wir / als der Sathan den HErru Christum / wolt auffbringen vn̅ versuchen / führete Er die heilige Schrifft / Es stehet geschriben / spricht Er: Er wird seinen Engeln vber dir befehl thun / vnd sie werden dich auff den Henden tragen / auff das du deinen Fus / nicht an einen Stein stos / sest / etc. Es lesset aber der Böswicht vnd Betrieger das jenige auss / daran am meisten war gelegen / In omnibus vijs tuis: Auff allen deinen Wegen: Eben solcher gestalt handelt Wolffgangus Amelungus vnd die Prediger zu Zerbst mit meinem Buch / Was sie meinen das für sie sey / das zwacken sie heraus / damit pralen sie für aller welt / da mus mein Armer Name / der Gottlosen Buben schantdeckel sein / vnd ich mus die Schwermer bey jederman gut machen. Was aber zu jrem handel nicht dienet / das lassen sie auss / vnd verschweigens Tückischer weise. Mir zweiffelt nicht / Wolffgangus Amelungus hat meinen gantzen Tractatum De duabus naturis in Christo, & earum vnione personali / den ich alhie publicè der Jugent proponirt habe / bekommen vnd gelesen / Hat er denn nicht gelesen vn̅ gemercket meine Solutiones vnd Responsiones ad octo
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Cauillationes vnd Sophismata Amelungi? mit welchen er sich vnterstehet / die gegründte lere de Maiestate carnis Christi vmb zustossen? Die Solutiones folgen auff den Fuss auff meine Bekentnis De vbiquitate corporis Christi. Wie das Amelungus allhie so kurtz hat abgebrochen? Hat er das eine sehen können vnd das ander nicht? hat er denn nicht auch in demselben Buch gesehen vnd gelesen / was ich aus Gottes wort vnd ex Patribus de communicatione Maiestatis habe dictirt? Wie das er das jenige / da wol mehr angelegen ist / als an der vngegründen Vbiquitet / nicht auch hat drucken lassen? Vielleicht hat er sorge getragen / der Christ liche Leser würde gemerckt haben / Tilemannus Heshusius were keines weges einig mit dem Sacramentirer vnd Lesterer Wolffgango Amelungo / Als der die in Gottes wort wolgegründte lere / de communicatione Maiestatis gantz verneinet / vnd mit seinen Sophistereyen / zu widerlegen sich vnterstehet / Wie das er dann nicht auch in meinem Tractatu gesehen vnd gelesen hat / welcher gestalt Heshusius / die Acht Sophismata vnd Cauillationes Wolffgangi Amelungi / so er spargirt hat / contra gloriam & Maiestatem humanae naturae IESV CHRISTI, quae vnita est, confutiret vnd widerlegt? Also hat er auch nicht sehen wollen / das
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ich die Sophismata vnd Blasphemas Argumentationes Lamberti Danaei, Contra adorationem carnis Christi, habe im selbigen Buch confutiret vnd widerleget / Welcher redlich Mann kan jhm denn beyfall geben / oder es für billig oder auffrichtig erkennen / Das Wolffgangus Amelungus vnd die Prediger zu Zerbst / ob sie gleich gesehen vnd verstanden / das der mehrertheil meines Buchs / stracks wider jhre schwermerey vnd Caluinische Lesterung leufft / dennoch mir etliche stück heraus gezwackt / dieselbigen an jhr Tractetlein drucken lassen / vnter meinem Namen / den einfeltige̅ Man damit zu betriegen vnd zu vberreden / als lerete Wolffgangus Amelungus der Sacramentirer / eben das / so D. Tilemannus Heshusius zu Helmstadt profitiret vnd leret. O jhr verschlagene / Lügenhafftige vnuerschampte vnd falsche Caluinisten / die jhr kein redliche Ader / noch keinen Butstropffen / eines auffrichtigen redlichen Mannes / viel weniger eines frommen vnd gleubigen Christen in euch habt / wie wolt jhr doch solche ewre Tücke vnd Rencke für der gemeine Ihesu Christi / für gleubigen verstendigen Christen / ja für Erbarn vnd redlichen Leuten vertheidigen? Wenn jemandt in Weltlichen sachen / die allein den Leib vnd diese Welt ange
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hen / also felschlich vnd betrieglich handelte / vnd solche Rencke brauchte / würde solches von redlichen Leuten hart gestraffet werden. Aber Wolffgangus Amelungus vnd die Prediger zu Zerbst / handeln so vnehrbarlich auch in den höchsten glau benssachen / die Gottes Ehre vnd vnsere Seligkeit betreffen / welcher verstendiger Christ / kan denn gleuben / Das sie vom Geist Gottes regiert werden? Die Schrifft sagt: In cuius Spiritu non est dolus / In des Geist kein falscheit ist. Vnd Salomon / Die tücken werden zu schanden / Wer mit bösen rencken vm̅gehet wird feilen. Aber Caluinische Schwermer achten Gottes wort nicht hoch / wenn sie nur jhre faule sache schmucken vnd beschönigen können / vnd die einfeltigen vberreden / brauchen sie allerley Renck vnd Tücke / vnd wenn sie gleich auff offentlicher Falscheit begriffen vn̅ dessen vberzeugt werden / werden sie dennoch nicht schamroth. Weil denn Wolffgangus Amelungus so offt in seinen Schrifften / sich auff D. Heshusium berufft / vnd wil die Leute vberreden / er führe keine andere Lere denn D. Heshusius zu Helmstadt in der Iulius Vniuersitet / mus also mein Namen sein dreckführer sein / vnd jhn weisbrennen bey den einfeltigen vnd E. E. vnd andere Gottselige vom Adel
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gern von mir wissen wolten / ob ich mit Amelungo in der Lere einig / vnd was ich von seinen Schrifften halte / kan ich Ampts / Gewissens vnd meines guten Namens halben nicht vnterlassen / E. E. vnd andern die es begeren zuuermelden / das ich Heshusius / mit Wolffgango Amelungo vnd seinen Consorten / mit nichten in der Lere vnd Glauben einig bin / Sondern halte den Amelungum für einen falschen Lerer / Lesterer vnd Gottlosen tückischen Sacramentirer / Ich bins auch gewis / das er im Hertzen mit mir nicht einig ist / in hohen articulen / er stelle sich gleich für seinem Fürsten vnd anderen wie er wolle. Achte auch ein notturfft sein / E. E. vnd andere die Gott fürchten / vnd der Seligmachenden Warheit begierlich sein / für dem falschen vnd tückischen Lesterer zu warnen. Vnleugbar ists / das Wolffgangus Amelungus / die Lere de Communicatione Maiestatis / rein Auffhebt / Leugnet / vnd derselbigen freuentlich widerspricht. Er gestehet nicht / das der HErr Christus / auch nach seiner Menschheit die mit Gott in einigkeit der Person vereinbaret ist / Allmechtig sey / vnd alle Gewalt im Himmel vnd auff Erden empfangen habe / Er wil nicht das der Herr Christus nach seiner Menscheit alles wisse / Das
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Christi Fleisch die krafft habe lebendig zu machen / Das der HERR CHRistus auch nach seiner Menscheit Vna adoratione sey im Geist anzubeten. Diss sein hochwichtige Lehrerpuncte / darinnen wir mit Amelungo streittig seind / Das Amelungus / als ein offentlicher Sacramentirer / solche hohe puncten / so doch in Gottes wort gegründet seind / leugne vnd verwerffe / vnd dieselbige freuentlich widerspreche / so wol als Beza, Danaeus, Syluanus / vnd andere Sacramentirer / darff nicht viel beweisens / denn seine Sechs Argumenta contra Communicationem realem / die er widerholet / vnd vertheidiget / in defensione con tra lohannem Matthaeum / geben solches klar / vnd er ists nicht allein gestendig / Sondern wil dessen Rhum haben / Das er Argumenta contra Communicationem Maiestatis habe erfunden / vnd so hart geflochten / das sie kein Lehrer könne aufflösen / Diss ist auch die vrsach / das er der Formulae Concordiae nicht wil vnterschreiben. Den Spruch Matthei 28. Data est mihi omnis potestas / verkehret Amelungus freuentlich / in sua defensione, pag. 53 Denn er tichtet mit Bonauentura Triplicem potentiam, Praefidendi, Imperandi, & faciendi, vnd wil nicht / das der Spruch / De potentia faciendi omnia zuuerstehen sey.
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Darnach wil er / das der Spruch Data est mihi omnis potestas / nicht auff die Menscheit / sondern auff die ewige Gottheit gehe / vnd gezogen werden sol / vnd das man nicht in abstracto de humana natura solches soll sagen / Sondern in concreto per Communicationem Idiomatum, Als wen̅ man sagt: Homo Christus est ab aeterno, scilicet secundum diuinitatem. Also verstehet er auch / Data est Christo omnis potestas, scilicet, secundum diuinitatem: Quia In solcher Amelungi verkehrung des Spruchs / stecket gewislich der Arrianismus / wie Athanasius vnd Leo Romanus klar vnd offt bezeugen / Pag. 60. in Defensione setzet Amelungus diese wort: Ergo fateamur necesse est, Nullum Dei Idioma propriè sic dictum, nisi in Concreto de Christo homine praedicari posse, & per consequens, ne ipsa quidem omnipotentia, omniscientia, omnipraesentia, cum non minus quàm ipsamet aeternitas & immensitas simplicissimam Dei definiant, Carni Christi realiter attribui poterunt. Das ist je deutsch gesagt / Quod Christus secundum humanitatem non acceperit omnem potestatem, Das ist aller Sacramentirer fürgeben / Diese des Amelungi Schwermerey zu widerlegen / hab ich jtzt nicht für genommen / darzu wolte mehr zeit gehören / allein zeige ich an / das Amelungus
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nicht leret wie Heshusius / sondern wie die Schwermer Beza, Danaeus, Syluanus, Vrsinus. Darzu verkeret er schendlich das zeugnis Lutheri, De nouissimis verbis Dauidis, was Lutherus redet von der Menscheit Christi / das zeucht vnd deut er freuentlich auff die ewige Gottheit Christi / man besehe den spruch Lutheri: De nouissimis verbis Dauidis, in Ioco De Co̅municatione Idiomatu̅, vnd halte dargegen wie es Amelungus in defensione modesta contra Iohannem Matthaeum verdrehet / so wird man mercken / wie trewlich Amelungus mit Religionssachen vmbgehet. Wolffgangus Amelungus verwirfft freuentlich omne̅ realem co̅municatione̅ Idiomatu̅ / wie solchs in seinen 6. Argumenten / in seine̅ Thesibus, in defensine modesta contra Iohan. Maethaeu̅ klar zu sehen / So mus er je allein verbale̅ co̅municatione̅ Idioma tu̅ statuiren, so dan̅ nur verbalis co̅municatio Idioma tu̅ ist / wen̅ die schrifft saget / Deus aut filius Dei natus est ex muliere / Maria ist Gottes mutter / Gott hat gelitten / ist gestorbe̅ / so mus das allein Verbotenus gelten. Quea co̅municatio est verbalis no̅ realis iuxta Amelu̅gu̅. Ist aber das nit ipsissim9 Nestoranismus. Denn ist Maria nur verbotenus Gottes Mutter / so ist sie nicht warhafftig Gottes Mutter / Si Dens tantu̅ verbotenus est passus & mortuus, Ergo non verè Deus pro nobis est passus & mortuus,
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Das hette Nestorius selbst angenomen / wenn es nur vmb wort vn̅ vmb ledigen Titul were zu thun gewesen / Si tantum verbotenus seu verbaliter / wie Amelungus wil / Deus pro nobis est mortuus, Ergo duae erunt personae in Christo, alia quae verè sit mortua alia quae non sit mortua, sed tantum nominetenus huius passionis sit particeps? Also verkehret / vnd stösset vmb die ledige vnd lesterliche Verbalis Communicatio Idiomatum / den gantzen Trost / von vnser Erlösung / durch das Blut des Sohns Gottes Ihesu geschehen. Da mögen fromme vnd Gottförchtige Hertzen / denen jhre Seligkeit lieb ist / wol auffwachen vnd achtung darauff geben / wohin der Sathan mit seinen Schwermern zielet. Wolffgangus Amelungus setzt selbst in Thesibus: Talis est , Qualis est Vnio. lam si Communicatio Idiomatum tantum est verbalis, non realis: An non sequitur vnionem duarum naturarum in Christo, non Realem sed Verbalem tantum esse: Das ist je schrecklich zu dencken: Sihomo Christus tantum verbotenus, vel verbaliter est Deus, non vnione reali: Wird das nicht dem Arrianismo Thür vnd Fenster auffthun? Die gemeine Ihesu Christi / vnd alle fromme Hertzen / wollen sich hüten vnd fürsehen / für der schrecklichen Schwerme
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rey vnd Lesterung. Wolffgangus Amelungus streitet hefftig in seinen Argumentis, in Thesibus, in Defensione modesta co̅tra Matthaeum: Nulla Idiomata diuinae naturae reuera communicari adsumptae carni Christi. Nun mag niemand leugnen / Quod mundare à peccatis, mundare à mortuis operibus: Iustificare peccatores cora̅ Deo, viuificare hominum corda, sint Idiomata diuinae naturae. So straffet jo Amelungus die Göttliche Schrifft lügen / die da spricht / Das Blut Ihesu Christi / des Sohns Gottes / reiniget vns von allen vnsern Sünden / 1. Johan. 1. vnd ad Rom. 5. Durch das Blut Ihesu Chri sti des Sons Gottes / sind wir gerecht Worden. In summa / des Amelungi Caluinische Argumenta / seine Sacramentirische Theses / vnd seine Defensio modesta / mag wol Impia heissen / haben viel grober schrecklicher Irthumb / dafür sich fromme hertzen hüten wollen. Wolffgangus Amelungus setzet in seiner Defensione contra Matthaeum 24. Argumenta, mit denen er sich wil weisbrennen / vnd alles verdachts benemen / Er sey in der Lere vom heiligen Abendmal richtig / vnd den Caluinischen im wenigsten
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nicht verwand / Aber ein verstendiger Leser / dem der Caluinischen Tücke nicht so gar vnbekandt seind / wenn er zuuor vber all / keine gedancken von Wolffgango Amelungo gehabt / das er möcht mit dem Caluinischen Gifft beschmittzt sein / So müst er doch an den 24. Argumenten grossen verdacht schöpffen / vnd jhm nicht viel vetrawen in Religions sachen. Denn wie aller Caluinischen art vnd beste kunst ist / hat er alle seine Wort so gar auff Schrauben gesetzet / das er sie so bald auff die Caluinische vnd Zwinglische / als auff die Lutherische meinung kan deuten / Denn das sol jetziger zeit die gröste kunst sein / der Gottlosen Tückischen vnd falschen Caluinisten / welches doch nur eitel Betrüg vnd Spitzbüberey ist / wie es der Apostel Paulus zun Ephesern nennet / das sie lernen mit vnsern worten reden / vnd hengen doch jhre Exceptiones vn̅ ausflucht hinan / das sie stets zu rücke können / vnd jhre jrrige vnd Caluimsche meinung behalten / wie denn auch andere Ketzer vnd Lesterer im brauch gehabt haben / vber welche Hieronymus klagt / Sanctiores sunt aures populi, quàm labia Sacerdotum. Denn ob gleich die Lerer eine falsche Meinung vnd Bekentnis haben / so wissen sie doch / so zweifelhafftig vnd verdeckt zu reden / das der gemeine Mann nicht anders den
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cken kan / deun jhre meinung sey recht / vnd Gottes wort gemes. Ob nun solche weise zu Reden vnd zu Schreiben / da man die Leute von GOtt / vnd vom ewigen Leben vnterrichten soll / vom heiligen Geiste herrühre / das haben auffrichtige fromme Hertzen / denen die ware Religion ein ernst ist / vnd die einfeltige Warheit lieb haben / leichtlich zu vrtheilen / Der Geist Gottes spricht / von den falschen tückischen Lerern / Vana locuti sunt vnusquisque ad proximum suum, labia adulationum ex corde, & corde locuti sunt, Das nennen wir Corde duplici / Es folget aber darauff / der Christgleubigen Gebet / im heiligen Geist / Disperdat. Dominus vniuersa labia adulationum, & linguam magniloquam: Für solch Gebet des heiligen Geistes vnd Weisagung / sehe sich Amelungus für / vnd thue bey zeit Busse / denn an seinen Tücken / hat Gott kein gefallen. Wolffgangus Amelungus zörnet grosse stücke / das man jhn für einen Caluinisten helt / Aber man sagt im Sprichwort / Wer kein Dieb ist / sol auch kein Diebische Geberde haben. Wann vnd an welchem orth / hat Wolffgangus Amelungus die Zwinglische vnd Caluinische Lere / vom heiligen Abendmal / jemal auffrichtig / deutlich vnd klar / wie einem auffrichtigen Lerer
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eignet vnd gebürt / verworffen? gesirafft? widerlegt? ver dampt? Warumb wil er der Formulae Concordiae nicht vnterschreiben? Ohne zweifel im Arti ckel vom heiligen Abendmal / vnd von der Person Christi / ist er mit der Formula Concordiae nicht einig. So ist menniglich bewust / wie Amelungus grosse kundschafft vnd gemeinschafft hat / mit den Caluinischen Theologen zu Heidelberg / vnd zur Newstadt / da man auch Amelungi Schrifften in den Druck verfertiget / als die mit jhme wol einig / Ob er auch wol mit dem Beza correspondens helt / vnd Brieffe wechsselt / das wird er am besten wissen / vnd mag zu seiner zeit ausbrechen. Der Augspurgischen Confession verwandten Theologen errata vn̅ / hat Wolffgangus Amelnngus in seiner Apologia so fleissig auffgesucht vnd Exagerirt / als wenn er von den Caluinisten darzu were gedinget vnd bestellet / so er doch meines wissens niemands von den Theologen Brü derlich hat vermanet. Nun haben die Heidelbergischen vnd Newstetischen / vnd andere Caluintsche Theologi / als Beza, Orthodoxus consensus, viel gröber Errata, , lmò blasphemias & foedos errores / wie das er die nicht auffsucht / aller Welt für augen legt / vnd aus Gottes wort widerleget? Amelungus hat
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nun etliche Scharteken ausgehen lassen / vnd gesprenget / darin̅ er die Lere de communicatione Maiestatis / die doch statlich in Gottes wort gegründet ist / oppungniret / anficht vnd gern vmbstossen wolte / Wo hat er aber jemals Caluini vnd Bezae falsche Lere / de Coena Domini oppungniret / angefochten / vnd aus Gottes wort widerlegt? Wer sihet denn nicht / das Amelungus mit einem Caluinischen Schwarm schwanger gehet? E. E. sende ich hiebey mein Bekentnis vom Nachtmal / welches ich vor 25. Jaren in gefahr Leibs vnd Lebens zu Heidelberg für dem Pfaltzgrauen / Churfürsten Hertzog Friedrichen / etc gethan / da finden E. E. keine vmbschweiff / keine Wort auff Schrauben gesetzet / keine Zweyzungische / dunckele / verbrochene Wort / Sondern die einfeltige richtige War heit. Wenn E. E. dagegen halten Amelungi schlipferige reden vom Abendmal / wird E. E. spüren / das wir mit einander stimmen / wie Winter vnd Sommer / wie tag vnd nacht. Auch sende E. E. ich hierbey etliche Quaestiones / wie man die so des Caluintsmi halben verdacht seind / vnd mit dem Bekentnis nicht rundt heraus wollen / Examiniren vnd auff die Prob setzen soll / Do E. E. gelegenheit vorfiel mit den ver schlagenen vnd Tückischen Caluinisten zu Confe
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riren / so mögen E. E. auff diese Quaestiones acht geben. Weil dann kein zweifel / das Wolffgangus Amelungus ein Caluinist vnd falscher Lerer ist / wie solches aus seinen gedruckten Schrifften zu erweisen / so theten E. E. vnd G. ein Christlich löblich werck / wenn E. E. den Durchleuchtigen Hoch gebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Joachim Ernsten / Fürsten zu Anhalt / vnd Grauen zu Asca nien / meinen gnedigen Fürsten vnd Herrn / vnterthenig warneten / für dem schedlichen Mann / vnd falschen Lerer Wolffgangum Amelungum / ehe dann das Caluinische Fewr im Fürstenthum̅ Anhalt vberhand neme / das niemand wird leschen können. Diss hab ich trewhertziger wolmeinung an E. E. vnd G. Schrifflich wollen gelangen lassen / vnd zum bericht antworten / weil ich gemerckt / das E. E. etlicher massen seind turbiret worden / dardurch / das Wolffgangus Amelungus so frech vn̅ kühn / sich auff mich beruffet / gleichsam als lerete er nichts anders / dan̅ D. Heshusius / vnd E. E. vmb bericht haben ersuchen lassen. Der Allmechtige Trew vnd Barmhertzige Gott / erhalte E. E. in erkanter Göttlicher warheit / vnd einfeltigem bestendigen Glauben / auch bey langwiriger Ge
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sundheit / zu seines Namens lob / Derselbige güttige Gott steure vnd wehre auch / durch seinen heiligen Geist / aller jrrigen vnd falschen Lere / vnd lasse sein heiliges vnuerfelschtes / seligmachendes Wort / stets vnter vns leuchten / das wir jhn vnd seinen heiligen willen erkennen / vnd durch rechtschaffenen Glauben selig werden / Amen. Helmstadt den 14. Februarij Anno 85. E. G. vnd E. Dienstwilliger Tilemannus Heshusius Doctor.
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Gedruckt zu Eisleben durch Andream Petri. Anno M. D. LXXXV.


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