Transkription

Kirchner, Timotheus/Selnecker, Nikolaus/Chemnitz, Martin: Histori deß Sacramentstreits, Darinnen klärlich außgeführet wirdt, wie diese Zwytracht entstanden, biß auff unsere Zeit continuiret, Und sonderlich was hierinn von den Augspurgischen Confessionsverwandten ... zu gründtlicher Widerlegung deß Zwinglischen unnd Calvinischen Irrthumbs ... gehandelt worden .
[Inhaltsverzeichnis]
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Histori deß Sacramentstreits /
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Darinnen klärlich außgeführet wirdt / wie diese Zwytracht entstanden / biß auff vnsere Zeit continuiret / Vnd sonderlich was hierinn von den Augspurgischen Confessionsverwandten / Chur / Fürsten / Ständen / vnd Theologen / zu gründtlicher Widerlegung deß Zwinglischen vnnd Caluinischen Irrthumbs / Mündtlich vnd Schrifftlich gehandelt worden.
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Auß den vngezweiffelten offentlichen Actis vnd ergangenen Schrifften / so in der Chur vnd Fürsten Cantzeleyen vnd Archiuis mit Fleiß beygelegt / durch etliche fürnehme Theologen zusammen geordnet.
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Allen frommen Christen zu diesen letzten gefährlichen Zeiten zu wissen schr nützlich vnd nohtwendig.
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Gedruckt im Jar vnsers Erlösers vnd Seligmachers Jesu Christi / 1591.
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Kurtze Vorrede an den Christlichen Leser.
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DEmnach in der allgemeinen Vorrede der Apologien deß Christlichen Concordibuchs genugsam angezeiget worden / auß was Vrsache̅ dieselbige verfasset / vnd durch den Truck publiciret / bedarff es dieses orts desto weniger Wort oder Berichts / warvmb auch die Historia Augustanae Confessionis, so viel den Artickel vom heiligen Abendtmal belangt / fürgenommen sey. Dann es je an dem / daß dahin allermeist gesehen / daß das Schnöde vom Guten / die Warheit von der Vnwarheit / vnd auffrichtige Händel vom Betrug vnd Falschheit mögen gescheiden werden /
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vnd dem Christlichen Leser / der durch elnes dazu gedingeten Aduocaten / an eim fürnehmen Ort (dessen Ehre vn̅ Glimpffs halben / wir auch seines rechten Namens / den er vnchristlich verleugnet / jetzt geschweigen / vnd biß zu seiner Zeit schonen / vnd sparen wöllen) so sich mit eim selbsertichten Namen / Ambrosi Wolff vnd German Beyer nennet / vnwarhafftige Narration vnd Lügenhistoriam eiusdem Confessionis, jrre gemacht / die vnfehlbare Warheit klar für Augen gestellet / vnd also beydes den jetzo lebenden vnd Nachkommenden (da anderst die Welt lenger stehen soll) gedienet / vnd für deß Caluinischen Sacramentschänderischen Gegentheils vnverschämbten Fälschereyen vnd Verkehrungen mögen gewarnet seyn. Es ist ja nun männiglich bewust / was die Sacramentirer durch jetztgemeldten gedichten vnflätigen Wolff erstlich in La
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teinischer / darnach in Teutscher Sprach / wider die wahre Histori der Augs. Confes. jhre falsche jrrige Meynung vom H. Abendtmal / dadurch fortzusetzen / vnnd sich vnter die Augsp. Confes. als vnter jhrer Schwermerey vermeynten Schandtdeckel zu verkriechen / durch öffentliche̅ Druck außgesprenget / da wir vns dann erinnern vnsers Kirchengesangs / Ach Gott der thewre Name dein / muß jhrer Schandt ein Deckel seyn / Du wirst ein mal auffwachen. Nun ist man wol so baldt willens gewest / in der gemeinen Apologia deß Christlichen Concordi Buchs / vnter andern auch diese greßliche Wölffische Vnwarheit gründtlich vnnd außführlich zu widerlegen / vnnd hergegen die wahre Historiam der Augspurg. Confes. im Artickel vom Nachtmal deß HERRN / rundt / klar vnd deutlich zu setzen / wie dann auch gleichwol
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zu weilen etwas nach Gelegenheit von diesen Sachen mit wenig Worten in die Apologia hineyn getruckt vn̅ angedeutet worden / aber weil es zu weitleufftig / vnnd die Sachen zu groß vnd viel / vnnd doch vmb der Nachkommen willen hochnötig geachtet / daß deß Wolffen vnnd seines gleichen Vnwarheit vnd Verkehrunge / sonderlich vnd gründtlich gezeiget vnnd widerleget würden / vnd ein recht vnverdächtige / vnverfälschte / wahre Historia der Augspurg. Confes. verfasset würde / wie dieselbige je vnd allweg in den Kirchen / so sich dazu bekandt vnnd noch bekennen / beyde von der hohen vnd anderer Obrigkeit / vnd von den Vnderthanen / Lehrern vnd Zuhörern / angenommen vnd verstanden / nemlich / nicht nach Zwinglischer oder Caluinischer Meynung / wie der erdichte Wölffische Rabula vermeßlich für geben darff / als weren von Anfang deß nidergelegten Bapstthumbs
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alle Euangelische Chur / Fürsten vn̅ Stände der Augs. Conf. mit allen jren Kirchen vnd Schulen / Zwinglisch oder Caluinisch gewesen: So hat demnach / auß Christlichem / hochnötigem / Gott wolgefälligem vn̅ der gantzen Kirche̅ nützlichem / auch der Posteritet dienstlichem Raht / ein warhafftige Historiam Augspurg. Conf. vom H. Nachtmal deß HERRN / von Anfang biß zu dieser Zeit / nicht auß verlegenen / vmbfliegenden Schartecken / noch auß Priuat vnd zusam̅en geraspelten vngewissen / vnd auff Schrauben gesetzten Episteln / sondern auß den publicis Actis vnd solchen Schrifften / so derwegen zu jeder Zeit gewechselt / vnnd in den Churf. vnnd Fürstlichen Cantzeleyen vn̅ fürnemen örten / mit fleiß verwahret behalten / der vnwarhafftigen Historia deß erdichte̅ Wolffs zu entgegen / begriffen / in welcher nach allen Vmbständen der Zeit vnd Sachen / alles das / was
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da zu gehörig / vnd deß Wolffen vnerfindtlich Gedicht zu widerlegen von nöten / ordentlich / deutlich vnd warhafftig erzehlet: Darauß auch der Christliche Leser wol sehen wirdt / wie boßhafftig das Gegentheil mit solchen offentlichen Religionssachen vmbzugehen pflegt / auch wie schändtlich es die gewisse / klare / helle Warheit zu verkehren / vnd seinen jrrigen Wahn mit List / Tücken vnd Gewalt fortzusetzen / vnd den Einfältigen eynzubilden / sich vnterstchet / also / daß viel weise vnnd Gottsfürchtige Männer / auß langwiriger Erfahrung / vnverholen außsagen / vn̅ für gewiß bekennen vnd zeugen dürffen / daß sie jhr lebenlang keine Leute noch Secten jemals bekandt / gesehen / gehöret vnd erlebet haben / die in Göttlichen Sachen also alfentzen / vnd mit solchen Lügen offentlich vn̅ heimlich / List vnd Betrug / jren gefasten Wahn vnd Irrthumb vnverschämpt vnd vnge
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scheuwet / außspreuwen wollen / als eben die Sacramentirer jetziger Zeit in jhren Historien / Defensionen / Nouis, Pasquillis, Schrifften vnd Reden / zu thun pflegen / daß man auch jnen nicht mehr in Weltlichen Sachen / viel weniger aber in Göttlichen Dingen gläuben noch trauwen kan / dieweil sie anders reden / denn sie es meynen / vnd anders im Hertzen vnd Sinn haben / dann jre Wort auß jrem Munde lauten / Vnd vber das jmmerdar allerley darzu dichten / vnd manchsmal im Flug vnd im Lufft etwas erhaschen / erschnappen vnd auffbringen / das sich in der Warheit gar nicht also im geringsten verhelt. Darauß dann je männiglich den trutzigen stoltzen Lügengeist erkennen / neiden vnnd meiden solte. Auff daß nun die Warheit ans Liecht komme / wie es mit der Historia der Augspurgischen Confession in dem hohen / tröst
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lichen Artickel / vom H. Abendtmal vnsers lieben HERREN vnd Heylandts Jesu Christi (dessen Lehr vnnd Ehr / wir / Gott lob / haben vnd suchen) bewandt sey / vnnd wie der Caluinische Lügengeist so hefftig vn̅ trotzig sich dawider aufflehnet / So haben hier zu die deputierten Theologen / die wahre vngezweiffelte Historiam / wie sie an jr selbst ist / von Jaren zu Jaren mit jren Vmbständen / trewlich vnd auff Christlichen Glauben erzehlet / vnd zugleich / was zur Richtigkeit / Grundt vn̅ Bestettigung der Lehre gehörig vnd nöhtig / mitgenommen vn̅ deutlich erkläret / daß also historica vnd res ipsae, oder wie man pflegt zu reden / doctrinalia & realia, beysammen sind / vn̅ haben nicht gethan noch thun wöllen / wie der Caluinianer / deß Wolffen / vnd seines Namens vnd Thuns gleichen / Brauch ist / die allein das jenige zwacken vnd annem̅en / was jnen in jren Krahm dienet vnd gefäl
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lig ist / was aber für sie nicht / sondern jnen zu wider / da gehen sie fürüber / vnd vertuschen es / wo / wen̅ / vnd wie sie nur können. Eine auffrichtige Christliche Redligkeit ist / Gott lob / zu dieser Historia gebracht / geübet / vnd ins Werck gesetzt worden / vnd auß vnwidersprechlichen Gründen der Warheit alles weitläufftig vnnd reichlich außgeführet / nicht allein was sich von der Zeit der vbergebenen Confession zu Augspurg / vnd auch in vorgehenden Jaren / biß auff das 62. Jar / mit der selben Confession zugetragen / sondern auch wie baldt anfangs dieser Artickel vom H. Abendtmal / von D. Luthero / vnd andern seinen getreuwen Gehülffen am Euangelio sey gelehret vnnd erkläret worden / vnnd wie sich der Streit vber den Worten deß Abendtmals erhoben. Damit nun fromme Hertzen / denen die Warheit lieb ist / vnd gern beständige̅ Be
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richt von dieser großwichtigen Religions Sachen haben wöllen / Christlich vn̅ auffrichtig / ohn Wölffischen Falsch vnnd Betrug gedienet werde / ist ermeldte warhafftige Historia der Augspurgischen Confession / wie sie von Anno / etc. 30. auch zuvorn von denen / so sie vbergeben / vnnd hernach jmmerdar / im Artickel vom H. Abendtmal recht verstanden vnd erkläret / in dieses Buch auß beständigem Grundt der Warheit gefasset / vnnd durch den Druck mitgetheilet worden. Der barmhertzige Gott vnd Vatter aller Gnaden / verleihe vmb seines geliebten Sohns vnsers einigen Mittlers vn̅ Heylandts Jesu Christi willen / daß ermeldte warhafftige Historia der gantzen Christenheit zu allem Guten diene / Amen / HERR Jesu / AMEN.
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Historia, Wie je vnd alwege die Augspurgische Confession / im Artickel vom heiligen Abendtmal des HERREN / bey vnd in reinen Kirchen vnnd Schulen / nach laut des vnfehlbaren Worts Gottes / sey verstanden / vnd wider das Gegentheil verthedigt worden.
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VNter andern bösen / arglistigen vnnd vnchristlichen Tücken vnnd Griffen / damit die Sacramentierer / sonderlich zu diesen jetzigen letzten Zeiten / sich vnderstehn die Leute gleich zubezäubern / vnnd von den einfeltigen klaren Worten der Einsatzung des Abendmals deß Herren abzuführen / ist fast das fürnembste / daß sie alle Geschichte / vnd die gantze Historiam von Religions Sachen / fürnemlich in dem Artickel vom Abendmal der HERren / von der zeit an / da Gott durch den getrewen Dienst D. Lutheri angefangen hat / das Liecht Göttliches Worts / auß der grewlichen Finsterniß der vielfeltigen Abgötterey vn̅ Irrthumb(Der Sacramentierer vnnerschemtes Gedicht / daß alle Churfürsten vnnd Stände / so sich zur Augspurgischen Confession bekennen / je vnnd allweg sollen Sacramentierisch gewest sein.) des Antichristischen Babsthumbs / widerumb an den Tag vnnd ans Liecht zubringen / biß auff diese jetzige zeit zu verstümmeln / zu verkeren / zu verdrehen / vnd zu verfelschen / sich dürstiglich vermessen / vnnd wöllen also gleich mit gewalt die gantze Welt vberteuben vnd bereden / als were bey den Protestierenden Churfürsten / Fürsten vnd Stenden / beide Kirchen vnd Schulen / Lehrer vnnd Zuhörer / in der Lehr / Glauben vnd Bekentnis / fast je vnnd allwege Sacramentierisch / Zwinglisch vnd Caluinisch gewesen.
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Nun handelt man allhie ja nicht von Historien vnnd Geschichten / so in weiten / fernen / frembden Landen / weit vber Meer / in der newen Welt / in America, India, oder etwan in Vtopia, sich zugetragen / oder die so alt / verlegen / vnnd von wegen der so gar vielen vndencklichen jahren / jederman vnbekandt vnnd vnbewust / dauon ein jeder seines gefallens erdencken / tichten vnnd herfür bringen möchte / was er wolte: Sondern es würdt gehandelt von Historien vnnd Geschichten / so mitten im Teutschlande / nicht in einem verborgenen Winckel / heimlich / sondern in hellem / klaren Liechte / sich zugetragen / daruon offentliche gedruckte Bücher / vnnd auch schrifftliche Vrkunde / nicht allein bey beglaubten priuat Personen / sondern auch bey grosser Potentaten Cantzeleyen noch vorhanden / vnd noch viel Leute im Leben sind / die zum theil von den Händeln gute wissenschafft haben. Daher billich alte ehrliche Leute sich nicht gnugsam verwundern können / daß jetzund noch gefraget vnnd disputieret soll werden / Ob die Stände / Kirchen vnnd Schulen der Augspurgischen Confession / von Anno 1517. biß auff diese zeit / im Artickel von des Herren Abendmal / Lutherisch / oder Zwinglisch vnnd Caluinisch gewesen sein sollen / vnnd daß nicht allein der Teuffel so vnuerschämpt / so küne / vnnd / wie man sagt / so kürre jetzund sey / daß er auch in öffentlichen Schrifften darff tichten vnd fürgeben / man sey in Kirchen vn̅ Schulen der Augspurgischen Confession / jmmer vnnd allwege / was den Artickel vom Abendmal deß Herren belanget / Zwinglisch oder Caluinisch gewesen / sondern daß man auch Leute soll finden / die solchem fälschlichen vnd groben Gedicht können beifall geben. Da würdt doch ja in der that erfüllet das schreckliche Vrtheil Gottes / da man lange vor gewarnet / geprediget vnd geschrieben hat / dauon Paulus 2. Thessal. 2. weissaget: Dafür daß sie die Liebe zur Warheit nicht haben angenommen / daß sie selig würden / darumb würdt jhnen Gott einen krefftigen Irrthumb senden /
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daß sie der Lügen glauben / auff daß gerichtet werden alle die der Warheit nicht glauben / sondern haben lust an der Vngerechtigkeit. Nun hat wol der Meister oder Tichter desselbigen Comments / wölchem er diesen Tittel geben: Historia von der Augspurgischen Confession / im Artickel von des HERREN Abendmal / etc. bey seinem rechten Namen sich nit nennen dörffen oder wöllen / sondern hat sich in eine Nebelkappe / vnder eines andern frembden ertichten Namens / nemlich / M. Ambrosij(Ambrosij Vvolffij Gedicht vnnd falsche Legend.) Vvolffij, (weil er eben vnder der Decke mit solcher Wahre bey den seinen ein zimlichen guten Marckt gehabt) versteckt vnnd verkrochen. Aber eben mit solcher vertuschung seines Namens (wölches vor zeiten auch in Politicis nicht were für ehrbar gehalten) vnd mit anmassung eines Wölfischen Namens / hat er durch eine sonderliche schickung vnnd heimlich Gericht Gottes / sich müssen so fern zuerkennen geben / daß an jhme durch solche That erfüllet werde / daß Christus spricht / Joan. am 3. Wer arges thut / der schewet das Liecht / vnnd kömpt nicht gern an das Liecht / daß seine Werck nicht gestrafft werden. Item / daß Paulus weissaget / Actor. 20. Es werden vnder euch kommen grewliche Wölffe / die der Herde nicht verschonen werden / Auch auß euch selbest werden auffstehen Männer / die da verkehrte Lehr reden / die Jünger an sich zuziehen. Gleiches falls / daß Christus / Matth. am 7. warnet: Sehet euch für / für den falschen Propheten / die in Schaffskleidern (als weren sie eitel heilige Ambrosij) zu euch kommen / jnnwendig aber sind sie reissende Wölffe. Nun haben sich zu dem Vvolfio noch andere wilde Thier /(Newstädter Buch / Admonitio genannt / falsch vn̅ vnerbar.) so von dem alten Berengario jhren Namen haben / als Vrsinus, vnnd dergleichen gesellet / wölche im Newstätischen Buch / Admonitio genannt / vnder andern eben solches vnerbarn Stücks mit der Historia Augustanae Confessionis sich befleissen / auff
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daß es gehe nach dem / wie Amos saget / Cap. 5. Gleich als wenn jemandt für dem Löwen (oder Wölffe) flöhe / vnnd ein Beer begegnete jhm. Vnd ob wol der alte brüllende Löwe es mit solchem (Warumb dise Historia geschriben worden.) Comment gar gifftig vnd böse meinet / so dienet es doch vnnd ist nütze darzu / daß per illam occasionem, mit Vorwissen / Raht / vnnd auß beförderung ettlicher Christlichen löblichen Stände der Augspurgischen Confession / die Händel auffgesucht / vnd in eine richtige Ordnung / per annotationem historicam, gefasset / vnnd also eine vera narratio aller der Religions Händel / so fürnemlich / was diesen Artickel vom Abendmal des Herren belanget / der gefälschten Historien des Vvolffij, vnnd der Newstätischen Theologen / opponiert / vnnd dauon rechter / gründlicher / klarer Bericht / auff die Nachkommen / graui & publica authoritate, möge transmittieret werden. Denn weil allbereit zu dieser zeit so öffentliche grobe historiarum deprauationes ohne schew fürbracht werden / was würde wol in künfftigen zeiten (da die Welt noch lenger stehen solte) geschehen? So würdt auch solche Arbeit darzu gut sein / wenn dem Leser solche Verfälschung der Historien / auß gutem bestendigem Grunde / gezeiget vnd gewiesen werden / daß jederman darauß vernem̅en vnd vrtheiln würdt können / weß Geistes Kinder solche Leute sind / vnnd was jhnen sonsten in andern dingen zutrawen sey / die solche greiffliche Vnwarheiten / in kündlichen / erweißlichen Historien oder Geschichten / öffentlich sich nicht schewen fürzugeben. Es würdt aber für vnnötig geachtet / bey einem jeden stück / eine sonderliche Declamation oder lange Predigt zumachen: Sondern nach Ordnung der zeit / sollen von einem jar zum andern / die fürnembsten Historien / so in vnnd vber dem Sacramentshandel / bey den Ständen / vnnd in den Kirchen der Augspurgischen Confession verwandt vnnd zugethan / sich zugetragen / vnnd was dargegen von den Sacramentierern fürgenommen / recht vnnd warhafftig auß gutem bestendigem Grunde /
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kürtzlich vnd einfeltig verzeichnet / vnnd dargegen gezeiget vnd geweiset werden / wie vntrewlich vnd fälschlich vnsere Widersacher / die Sacramentierer / mit solchen Historien vmbgehen / darauß jhr Geist / der sie treibet / wol vnd leichtlich kan geprüfet werden. Vnd anfenglich setzen sie mit grossem trotz vnd freuel / daß(Gedichte rede / daß D. Lutherus sol allzeit im anfang / Sacramentierisch gewest sein.) Lutheri lehr / glaub vnd bekentnis / von der zeit an / da er angefangen hat wider das Bapsthumb zu schreiben vnd zu streiten / ehe dann Anno 1524. der Sacramentierer streit vom Carlstad erreget worden / je vnnd alle zeit sey Zwinglisch oder Caluinisch / vnd das man jetzo Sacramentierisch nennet / gewesen / Das ist / in der meinung / daß der Leib vnd Blut deß Herrn / mit vnd nach seiner Substantz vnnd Wesen von dem gesegneten Brot vnd Wein im Abendmal bey vns auff Erden / so weit vnd fern abwesend vnnd abgescheiden sey / als der Himel von der Erden ist. Et hoc esset vnum magnum verbum, si verum esset, wie die Juristen sagen / Das were ein groß Wort / vnd were viel geredt / wenns warwere. Nun wölle der Christliche Leser doch vmb Gottes willen acht drauff geben / wie war das sey / daß sie zum Grund vnd Anfang jhrer historischen Narration setzen. Dann wir wöllen diesen jhren ersten vnverschempten Vngrund / durch Gottes Gnaden / der öffentlichen vnwarheit so klerlich vberweisen / als die liebe Sonne am hellen Mittag ist / daß ein jeder es sehen / ja greiffen vnd fülen möge. Denn erstlich schreibt Lutherus ja selber / vnnd dasselbige(Widerlegung vn̅ falschheit deß vorigen Gedichts.) mit grossem ernst / protestationis weise / Anno 1527. in dem Buch / (Daß diese Wort noch fest stehen) Ich wil hiermit für Gott vnd aller Welt bezeuget vnd bekandt haben / daß ichs mit den Sacramentschwermern nicht halte / noch je gehalten habe / noch jmmermehr halten wil / ob Gottwil.
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(Anno 1520.) Zum andern / Wie dazumal der Bapst selber mit allen Papistischen Vniuersiteten / auß allen Winckeln vnd Orten / Artickels weise zusammen klaubten / vnd verdampten / was Lutherus an der Bäpstischen Kirchen lehr straffte / da sind wol andere Artickel vom Sacrament deß Abentmals mit drunder / aber der Artickel wirdt darunter nicht gefunden / als solte Lutherus jemals die ware wesentliche Gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi / in oder vnter dem Brot vnd Wein im Abentmal / angefochten oder verleugnet haben. (Doct. Eck wider D. Lutherum.) Zum dritten / Wie D. Eck am ende deß 20. jhares / von Rom mit Bäpstlichen Bullen ankommen war / vnd derwegen sonderliche Außschreiben wider Lutherum außsprengete / vnnd vermeinete Lutheri Sach bey jedermenniglich noch mehr verdechtig vnd verhasset zumachen / wann er jhme schuld gebe / daß er nicht gleubte / daß der Leib vnd das Blut Christi im Abendmal gegenwertig were / wie dasselbige auch hernach der Münch (Diettenberger.) Diettenberger gethan / hat Lutherus dagegen eine Protestation lassen außgehen / sampt einem Büchlein / von den newen Eckischen Bullen vnd Lügen / vnd spricht im anfang / daß D. Eck ein solcher falscher Mensch erkennet vnnd beruffen sey / daß er leuget vnd treuget was er redet / schreibet vnd thut / Vnd wie er folgendes kompt auff den Artickel vom dem waren Leib vnnd Blut Christi im Sacrament / erinnert er sich / daß man im Deutschen Sprichwort saget: Eine öffentliche Lügen sey keiner Antwort (Tom. Ien. 1.) werth / vnd spricht nur kürtzlich: Das D. Eck mir schuld gibt / als solle ich lehren / daß Christus Fleisch vnnd Blut / vnter dem natürlichen Brot vnd Wein gleuben / ketzerisch sey / da saget (Anno 1521. 1522.) er das seine / dann er weis es anders / etc. Jetzund aber dörffen VVOLFFIVS vnd seine Rottgesellen eben dasselbige dem Luthero / auß sonderlicher Zwinglischer Liebe / zur warheit öffentlich aufftichten / wie oben gemeldet.
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Zum vierdten / Im jhar 20. hat Lutherus eine Erklerung(To. 1. Ien. pag 211. Dreierley Ketzerey in Behmen / 1. Pigharder. 2. Grubenheimer. 3. Die von beider gestalt / nicht Ketzer / sondern allein zwispeltig / Schismatici.) gestellet etlicher Artickel in seinem Sermon vom Sacrament / da er schreibet: Von der Behmischen Ketzerey zusagen / höre ich / es sein drey Partheyen im Behmerland. Die ersten / die Pigharder / welche sich durch ein außgelassen Buch / das ich gesehen / selbst erkleren / daß sie nicht alleine beider gestalt geniessen (da nicht so gros anlege) sondern auch nicht gleuben / daß Christi Fleisch vnd Blut warhafftig da sey. Diese Behmen halte ich für Ketzer / spricht Lutherus / Gott erbarme sich vber sie / ich habe sie auch viel mal in meinen Schrifften gerühret: Vnd im Büchlein an den Christlichen Adel Teutscher Nation / Tomo 1. pag. 300. spricht Lutherus: Wenn die Pigharder gleuben / daß warhafftig Brot vnd Wein im Abentmal / vnd darunter warhafftig Fleisch vnnd Blut Christi da sey / wöll er sie nicht verwerffen / denn das sey ein Artickel deß Glaubens / daß in dem natürlichen Brot vnd Wein / natürlich Fleisch vnd Blut Christi sey. Noch schewet sich jetzt Meister Ambrosi Wolfius vnd seine Rottgesellen nicht / so außgeschempt zusein / daß sie öffentlich schreiben vnnd streiten / Lutherus sey von anfang seines schreibens / biß auff Carlstads Lerm / Anno 24. allzeit Sacramentierisch / das ist / Pighardisch gewesen. Vnd da sollen noch im Teutschland Leute gefunden werden / die solche öffentliche vnwarheit nicht allein vnuerschempt außsprengen dörffen / sondern derselben auch gerne gleuben wolten. Vnd diese öffentliche Erweisung bezeugen ja klerlich vnd gewaltig bey allen Ehr vnd Warheit liebhabenden Leuten / daß es eitel Vngrund vnnd Vnwarheit sey / wenn die Sacramentierer auß Lutheri ersten Schrifften hin vnd wider etliche Wort außzwacken / vnnd darauß wider seine eigene Wort / Meinung / Erklerung vnnd Protestation schliessen wöllen / als sey er vor dem streit mit Carlstad / der Sacramentierer Meinung / in der Lehr vom Abentmal deß Herren / das ist / Zwinglisch gewesen.
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Vnd diß einige stück were vberflüssig genug zu verantwortung vnd widerlegung alles deß / was aus Lutheri ersten Schrifften felschlich auff jren Zwinglischen Vnglauben angezogen wirdt / Als im Newstetischen Buch pag. 225. & sequentibus. Item in Vuolfij vnwarhafftiger Historien / pag 263. & sequent. Wöllen aber doch vmb mehres / deutlichers / klerers Berichts willen / etliche von jhnen angezogne Sprüche Lutheri besehen / da sichs denn öffentlich vnd greifflich befinden sol / wie vntrewlich / felschlich vnd bößlich / diese Leute dem frommen Luthero seine Wort verfelschen / verdrehen / verkehren / verstümmeln / vnd wider seine eigene Deutung / Meinung / Erklerung vnd Protestation / auff den Zwinglischen Schwarm / mit lauter gewalt vnd freffel ziehen. Vnd wer dann vber das sich gar nicht warnen lassen wil / sondern lust hat / wie Paulus geweissaget / der Lügen zu gleuben / da müssen wir Gottes Gericht gehen lassen / daß nemlich Gott jhnen einen krefftigen Irrthumb sendet / auff daß gerichtet werden alle / die der Warheit nicht gleuben / sondern haben lust an der Vngerechtigkeit / 2. Thessal. 2. Als daß sie anziehen Lutheri Wort ex responsione ad schedulam inhibitionis Episcopi Misnensis, Tomo 2. Vuitteberg. pag. 33. Vnd im ersten (D. Lutheri Wort verkehret vn̅ felsch lich angezogen von den Sacramentierern.) Teutschen Theil Ienens. pag. 219. da er schreibet / Es sey eine schande / daß nicht ein Bischoff solt gefunden werden / der köndte das Sacrament von dem Leib Christi vnterscheiden / welche doch weiter als der Auffgang vnd Nidergang vnterschieden sein. Allhier wölle der Christliche Leser acht geben / wie schendlich vnnd bößlich diese Leute dem Luthero seine Wort wider seinen Willen / Verstand vnnd Meinung / auch wider das / wie die Wort an vnd für sich klerlich lauten / öffentlich per crimen falsi verkehren: Dann sie wöllen auß den erzelten Worten schliessen vnnd beweisen / daß Lutherus dazumal so grob Zwinglisch vnd Sacramentirisch gewesen sey / vnnd den Leib Christi so
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weit vnnd fern vom Sacrament / das ist / vom gesegneten Brot des Abendmals abgesöndert / vnnd abwesend gesetzt habe / nicht allein wie die jetzigen Sacramentierer lehren / so weit der öberste Himmel von der Erden / sondern noch weiter vnnd ferner / nemlich / dann der Auffgang vnnd Nidergang von einander gesondert vnd gescheiden werden. Nun spricht Lutherus / distinguendum esse Sacramentum(Warer verfrandt der Wort D. Lutheri.) à corpore Christi, quae sic differunt, vt nec Oriens nec Occidens tantò distinguantur, vnnd verstehen alle / die Latein wissen / was da sey vnd heisse / (distingui & differre) als wenn man sagt: corpus differre & distinguendum esse ab anima. Item: illa duo differunt, &c. In einem lebendigen Menschen sey Leib vn̅ Seel vnderschieden / wölches keines weges so viel heist: In einem lebendigen Menschen ist die Seel von dem Leibe so weit abwesend / abgesondert vnd abgeschieden / wie der Morgen vom Abend. So handelt auch Lutherus am verzeichnetem Orte / in keinem wege diß / wie augenscheinlich. Vnd summa / das versteht jederman / dz es viel ein anders ist / von dem gesegneten Brot den Leib Christi vnderscheiden / dieweil das Brot nicht in den Leib Christi selbst verwandelt würdt / vnd lehren / der Leib Christi sey vom Brot so weit abwesend / als der Auffgang vom Nidergang ist. Vnd auß dem einigen Bubenstück solt man ja billich vernemmen / was solchen Leuten zu trawen. Mit was Threwen nun sie die vorigen testimonia Lutheri angezogen / mit solcher allegieren sie auch die folgenden. Denn(Zeichen / signa, symbola, sigilla, Sacramenta.) was Lutherus Zeichen heisse im Sacrament / wölches Wörtlin sie hin vnd wider auß seinen Büchern zusammen klauben / ist auß dem Spruch ex I. Tomo Ienensi, im Sermon vom hochwürdigen Sacrament / zuuernemmen / da er das Abendmal ein Zeichen nennet / nicht aber auff Zwinglische Meinung / vnd im Sacramentierischem Verstande / als were der ware Leib Christi von dem gesegneten Brot im Abendmal weit vnnd ferne abwesend /
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sondern er erkläret seine Wort deutlich vnnd außtrücklich also: Vber das alles / spricht er / hat Christus diese zwo Gestalt nicht bloß noch ledig eingesetzt / sondern sein warhafftig vnnd natürlich Fleisch in dem Brot / vnd sein warhafftig natürlich Blut in dem Wein gegeben / daß er je ein vollkommenes Sacrament oder Zeichen gegeben. Item in libro de captiuitate Babylonica spricht er: Der Leib Christi im Brot sey das Zeichen / so an die Verheissung gethan sey. Deßgleichen im Sermon vom newen Testament / Tom. 1. Ien. pag. 332. Gott hat in allen seinen Zusagungen gemeinglich neben dem Wort / auch ein Zeichen geben / zu mehrer sicherung vnd stercke vnsers Glaubens. Also gab er Nohe zum Zeichen den Regenbogen: Abrahae gab er die Beschneidung. Zur zeit Gideon gab er den Regen auff das Land vmb Lambfelle / vnnd so fort an findet man viel derselben Zeichen in der Schrifft / neben den Zusagungen gegeben. Denn so thut man auch in weltlichen Testamenten / daß nicht alleine die Wort schrifftlich verfasset / sondern auch Sigill vnnd Notarienzeichen daran gehenget werden / daß es je bestendig vnnd glaubwirdig sey. Also hat auch Christus in diesem Testament gethan / vnd ein krefftigst / alleredelst Sigill vnd Zeichen an vnd in die Wort gehenget / das ist sein eigen warhafftig Feisch vnnd Blut / vnder dem Brot vnnd Wein. Denn wir arme Menschen / weil wir in den fünff Sinnen leben / müssen je zum wenigsten ein eusserlich Zeichen haben neben den Worten / daran wir vns halten / vnnd zusammen kommen mögen / doch also / daß dasselbige Zeichen ein Sacrament sey / das ist / daß es eusserlich sey / vnd doch geistlich ding habe vnnd bedeute / damit wir durch das eusserliche in das geistliche gezogen werden / das eusserliche mit den Augen des Leibes / das geistliche jnnerlich mit den Augen des Hertzen begreiffen. Vnnd bald hernach: Das Sigill oder Warzeichen ist das Scrament Brot vnnd Wein / darunter sein warer Leib vnd Blut / dem es muß alles leben / was
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in diesem Testament ist / darumb hat er es nicht in tode Schrifft vnnd Sigill / sondern lebendige Wort vnnd Zeichen gesetzet / die man täglich widerumb handelt. Auß wölchen Worten allen klar zu vernemen / ob wol Lutherus(Zeichen des gegenwertigen / nit des abwesenden Leibs.) das Wort / Zeichen / braucht (wie es dann dazumal bey den Schullehrern / vnnd auch sonst / gebreuchlich war) daß ers doch nicht von einem Zeichen des abwesenden / sondern des gegenwertigen Leibes vnd Bluts Christi verstanden. Heisset denn das nun / wie sie fürgeben / Lutherus hab Zwinglische Lehr geführet / vnnd mit jhnen geschwermet / daß nur blosse Zeichen des weit vnd fern abwesenden Leibs vnnd Bluts Christi / im Abendmal / hie bey vns auff Erden / gegenwertig vnd außgetheilet werde? Daß heisset doch ja vntrewlich / fälschlich vnd bößlich / mit Lutheri Worten vnd Sprüchen vmbgangen. Auß der Kirchenpostill Lutheri / super textum Titi secundo,(Christus wirdt vns fürgetragen im Wort.) führen sie Lutheri Wort ein / da er spricht: Christus wirdt dir nicht in die Hand noch in den Mund gegeben: sondern man tregt dir jhn für / allein mit Wort vnd Euangelio. Diese Wort deuten sie dahin / als solte Lutherus gelehret haben / daß im Abendmal nichts mehr sey / gegeben vnnd empfangen würde / denn sonst in der Predigt des Euangelij fürgetragen. Nu redet aber Lutherus an gemeltem ort gar nicht vom Sacrament des Leibs vnnd Bluts Christi / sondern handelt da nur in gemein von der Predigt des Euangelij / vnnd was darinnen angebotten wirdt. Noch ziehen sie auch diese Wort für sich an / da doch Lutherus nicht mit eim Buchstaben der Lehr vom heiligen Abendmal / vnd was darinnen sey / außgetheilet vnnd empfangen werde / erwehnet. Vnnd das heist ja bey jhnen trewlich Lutheri Wort allegieren. Ebner massen handlen sie auch mit den Worten / so sie Dominica septuagesima, auß der Kirchenpostill citieren: Gott han
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dele mit vns Menschen durch zwey ding / durch ein leiblich oder mündlich Wort / vnd durch eusserliche Zeichen. Dann was Lutherus mit dem Wort / Zeichen / meine / ist bißhero gnugsam dargethan: So verwirfft auch Lutherus am ende des allegierten Sermons mit außgedruckten Worten derer Meinung / wölche fürgeben / das Brot bedeute Christi Leib / wie vnser Gegentheil thut / wie solte er denn mit vorgehenden Worten jhre Meinung bestettiget haben / vnnd derselben gewesen sein? Vber das ist zu mercken / daß vnser Gegentheil / auch in diesen Sprüchen Lutheri / jhre Falschheit gebrauchen / daß da Lutherus von der geistlichen Niessung des Leibs vnnd Bluts Christi redet / sie jhm dieselbigen Wort also deuten / als verneine er vnd verleugne damit (Das 6 Capitel Joannis redet nit vom Abendmal des HERREN.) die Sacramentliche Niessung des gegenwürtigen Leibs vnnd Bluts im Abendmal / da doch Lutherus offt außdrücklich meldet / daß das 6. Capitel Johan. nicht rede oder handele vom Abendmal des HERREN. Solche jhre schöne Kunst brauchen sie auch an Lutheri Worten / so sie ex secundo Tomo lenensi, ex assertione contra Bullam Leonis einführen. Denn was Lutherus contra Papisticam (Contra opus operatum.) opinionem operis operati, von würdigem / fruchtbarlichem vnnd seligem Brauch des Sacraments schreibet / Non Sacramentum, sed fidem Sacramenti iustificare, daß nemlich in allen Sacramentis, verbum promissionis müsse mit lebendigem vertrawen vnd Glauben angenom̅en werden / daß wir glauben / es gelte vns selber mit / dasselbige ziehen vnnd deuten sie auff die Substantz des Abendmals / vnnd wöllen darauß erzwingen / daß Lutherus nicht gehalten habe / daß der ware Leib vnd Blut Christi mit Brot vnd Wein im Abendmal gegenwertig sey / sondern daß nur die geistliche Verheissung / von der Gnade Gottes darinnen außgetheilet werde. Daß wir aber nicht lange zu rahten / oder hieruon viel disputieren dörffen / hat Lutherus Anno 1525. dieselbige seine Lehr
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vnd Meinung eben mit seinen vorigen Worten widerholet / in(An̅o 1525. schreibt D. Lutherus von ordnung der Communicanten.) dem Büchlein / (von ordnung vnd bericht / wie es forthin mit denen / so das hochwirdige Sacrament empfahen wöllen / gehalten solle werden.) Tom. 3. Ien. german. pag. 157. Die summa aber vnd meinung Lutheri an demselbigen ort(Im Bapsthumb hat man gelehret von der substantz deß Abentmals / aber von dem nutz vnd frncht / nichts.) ist diese: Bißher hat man (nemlich im Bapsthumb) vom Sacrament also gelehret / daß man je getrost vnd fest gleuben sol / daß vnter dem Brot sey der warhafftige Leib / vnd vnter dem Wein das warhafftige Blut Christi. Wozu man aber deß Sacraments begeren sol / vnnd was mehr dazu gehöret / das hat niemandt war genommen. Vn̅ haben nicht gesehen / daß ein solcher Glaub auch wol in Teuffeln vnd Vnchristen sein kan. Darumb ist es noch ein gering ding nur souiel gleuben. Wenn aber dieser Glaube kompt / welcher das Wort (für euch gegeben / für euch vergossen / zur vergebung der sünden) fasset / daß ich gewiß vnd sicher bin / daß er da ist / daß er mir gegeben / vnd mein ist / also / daß ich mich sein annemme / als sey er mein eigen Gut / das mir Gott geschenckt hat: Wenn ich das gleube / nicht allein / daß es sein Leib vnd Blut sey / sondern daß mir alles geschenckt sey / was die Wort in sich haben / als denn geniesse ich seinen Leib vnd Blut zur Seligkeit. Vnd auff daß ich ein Zeichen vnd Versicherung habe / daß so viel grosse vnaußsprechliche Güter mein sein / nem̅e ich den Leib vnd das Blut Christi / etc. Vnd hierauß kan ja ein jeder abermal sehen vnnd vernemmen / wie verkehrlich vnnd bößlich die Sacramentierer mit Lutheri worten vmbgehen. Also wenn Lutherus das Abentmal nennet Sacramentum(Sacrament deß Brots.) panis ein Sacrament deß Brots / da schmieren sie bald jre Zwinglische Glos daran / als sey Lutheri Lehr vnd Meinung gewesen / daß allein Brot vnd Wein im Abentmal sey / wie sie in dem Spruch Lutheri Tomo 1. Ienensi, vom Sacrament / jhm
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seine Wort verstümmeln / dann sie ziehen seine Wort also an: (Crimen falfi.) Das Sacrament deß Altars hat drey ding / die man wissen muß / vnd lassen die andern Wort Lutheri aussen (vnnd deß heiligen waren Leichnams Christi.) Stehet das aber Erbarn Leuten zu / einem seine Wort also verstümmeln / vnd felschlich anziehen / vnnd gleichwol darauß erzwingen wöllen / daß er jhrer / das ist / Zwinglischer meinung gewesen sey? Vnd heist das nicht ein crimen falsi begehen? also wenn Lutherus die Einfeltigen trewlich warnet / daß sie sich nicht bekümmern sollen mit dem Narrenwerck / wie Christi warer Leib in solchem kleinen stücklein Brot sein könne / dauon die Scholastici so viel vnnützes disputieren vnd fragen treiben / das deutet vnser Widertheil also / als sey Lutheri Lehr vnnd Meinung gewesen / daß der Leib vn̅ Blut Christi gar nit im Abentmal sey / sondern ferner vnnd weiter dauon abgeschieden / abgesondert / vnd dauon abwesend sey / dann der Auffgang von dem Nidergang ist. Eben also verhelt sichs auch mit den folgenden testimonijs, welche sie auß dem Sermon Lutheri / vom newen Testament / einführen / vnd auff jhre Zwinglische Lehr deuten wöllen. Dan̅ da redet Lutherus auch in genere von den Sacramenten oder Zeichen / vnd wozu sie von Gott eingesetzet: Sie aber deuten jm seine Wort dahin / daß Lutherus sol gelehret haben / daß im Abentmal nur blosse Gedenckzeichen sein / vnd außgetheilet werden: so er doch in allen diesen seinen Predigten gantz vnd gar das Gege̅spiel tradiret / wie dieselben Sermones nach der lenge selbst außweisen / vnd bereit augenscheinlich kurtz zuuor ist dargethan worden. Ob nun wol solches alles sich in der Warheit also befindet / daß sie Luthero seine wort felschlich / vnd wider seine Lehr vnnd Glauben anziehen: jedoch schliessen sie dieses orts impudentissimè, daß Lutheri Lehr vom Abentmal / vor dem streit von Carlstad erreget / Zwinglisch vnd Sacramentierisch gewesen.
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Vnnd hie müssen wir auch kürtzlich mit nemmen / daß die(Ob D. Luther selber seine ware Lehr von der Person Christi widerruffen / wie die Sacramentierer fürgeben.) Sacramentierer viel jhar her groß wesen damit getrieben / als hette Lutherus selber alles das / was er von der Person Christi in dem Sacramentshandel jemals geschrieben vnnd gelehret hat / offentlich widerruffen / für vnrecht vnd jrrig erkandt / vnd haben das darauß vnnd damit beweisen wöllen / weil Lutherus in der Kirchenpostill / in der Außlegung der Epistel am Christage / offentlich schreibet: Ich selbst hab offt gejrret / daß ich der Natur hab zugeeignet / was der Person gebüret / vnd widerumb / etc. Vnd zwar damit haben sie viel Leute jrre gemacht / weil Lutherus die Kirchenpostill für eins seiner besten Bücher gehalten vnnd gerhümet.(Die Kirchenpostill D Lutheri / wenn sie geschrieben sey / nemlich An. 21. vnd nicht allererst An. 47. da Lutherus schon entschlaffen.) Aber die Sach ist an jhr selbst richtig / vnnd kan der Augenschein in Epistola dedicatoria beweisen / daß Lutherus dieselbige seine Kirchenpostill außgehen hat lassen / Anno 1521. Was er nun zuuor für der zeit Anni 21. vnnd im Bapsthumb hievon etwa vnrichtig gehalten oder gelehret / das erkennet er damit für jrrig. Daß aber vnser Widerpart / die Sacramentierer / darauß schliessen / was Lutherus hernach biß an sein ende von der Person Christi im Sacramentshandel lehren vnd schreiben würde / sol mit den Worten / so Anno 1521. gedruckt / für jrrig vnnd vnrecht erkannt vnd widerruffen haben / das ist ja ein öffentlich crimen falsi, wie auch in Schulen alle / denen die praecepta de argumentis, ex circumstantia temporis deductis, bekandt / verstehen vnd vrtheilen können. Nun wölle aber der Leser noch ein ander Bubenstück mercken.(Böß stück der Sa cramentierer.) Wie die Sacramentierer auß der vnsern Erinnerung diß gemerckt / darauß sie ja ein wenig hetten sollen schamrot werden / haben sie etwa für etliche jhre Bücher ein Verzeichniß lassen drucken / wen̅ vnd wo die von jnen angezogne Bücher Lutheri gedruckt. Vnd vnter andern haben sie gesetzt / die Wittenbergische Kirchenpostill Lutheri ist zu Wittenberg / 1547. gedruckt / auff daß sie bey einfeltigen / vnter dem deckel / der sachen den
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schein machen möchten / als hette Lutherus mit dem vorangezogenen Spruch alles das retractieret / vnnd als jrrig verworffen / was er biß ans ende seines lebens / von der Person Christi / sonderlich im Sacramenthandel / jemals gelehret vnnd geschrieben. Nun mags wol war sein / daß dieselbige Kirchenpostil Lutheri widerumb nach seinem Tode zu Wittenberg nachgetruckt / wie dann dasselbige in vnterschiedlichen jharen etlich mal geschehen. Aber Lutherus selber / hat in seiner Kirchenpostill / wie die erstlich Anno 21. gedruckt / nie nichts geendert oder gebessert: Die Sacramentierer aber ziehen dieselbige nachgedruckte an / ohne außdrückliche meldung / wenn erstlich dieselbige Kirchenpostill vom Luthero in den druck gegeben / auff daß sie also hinderlistiger weise vnvermerckt / den Leser in die Gedancken führen / vnd behalten mögen / als habe Lutherus zu letzt / was er wider die Sacramentierer jemals de persona Christi geschrieben / als jrrig widerruffen vnd verworffen. Vnd das sind ja feine ehrbare stücke.

Anno 1523.
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(Anno 1523.) Folgends wölle der Christliche Leser mit fleiß mercken / daß (Pag. 220. Tom. 2. Büchlein D. Lutheri gesehrieben an die Waldenser in Behmen.) Anno 1523. Lutherus ein Büchlein geschrieben vom anbeten deß Sacraments / an die Brüder / Vualdenses genannt / in Behmen vnnd Mehren / fast ein jhar zuuor / ehe denn Carlstad den Lermen vom Abentmal mit seinem schreiben offentlich angefangen hat. Vnd weil in demselbigen Büchlein D. Luther so deutlich vnd klar seine Lehr / Glauben vnd Meinung vom Abentmal dar gibt vnnd erkläret / daß man auch fast greiffen kan / daß er auch vor dem streit wider Carlstad in keinem wege sey Sacramentierisch gewesen / So gedencken Meister Wolff vnd seine Gesellen / deß Berengers Geschlecht / desselbigen Büchleins in jhrer Historia gar nicht / sondern vermeinen durch jhr vorbey
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gehen vnnd verschweigung dasselbige Büchlein zu vertuschen(Anno 1523.) vnd vnder zutrucken / daß sie desto frewdiger mit vnuerschämpter Stirn bey den Vnerfahrnen schliessen mögen / Lutherus sey in seinen Schrifften / Predigten vnd Büchern / ehe denn Carlstad den Lermen angefangen / allzeit Zwinglisch / das ist / in der Meinung gewesen / wölche auch jetzund alle Sacramentierer bestreiten. Vnd müssen ja diese Leute alle Menschen für lauter Gänse oder Oelgötzen halten / daß sie vermeinen / wann sie diese Schrifft Lutheri in jhrer Historien meuchlisch vertuschen / vnd nicht gedencken / daß als dann niemand sein werde / der dasselbige Büchlein Lutheri finden köndte / oder etwas dauon wisse. Vnnd wenn sie fälschlich tichten vnd schliessen / Lutherus sey in seiner Lehr allzeit Zwinglisch oder Sacramentierisch gewesen / ante motam contentionem cum Carlstadio, ob man gleich augenscheinlich sehen / ja greiffen vnnd erweisen kan / daß Lutherus in demselben Büchlein gantz vnnd gar das Widerspiel gelehret vnd getrieben hat / nicht obiter, sed ex professo, mit vielen Worten vnd Argumenten / daß dennoch alle Welt den Vnflat jhrer Sacramentierischen offentlichen Vnwarheit / für eitel Bisam vnd Heiligthumb halten vnnd anbeten soll. Vnnd zwar wer lust darzu hat / dem geschiehet auch nicht vnrecht dran. Ist derhalben nütz vnd nötig / daß in Ordnung der rechten waren Historien / dieses Büchleins Lutheri mit fleiß gedacht werde. Zum andern ist vns diß Büchlein Lutheri in Ordnung der Historien / von Anno 1523. auch dazu nütze vnnd gut. Denn folgendes Anno 1534. werden die Sacramentierer einen grossen Triumph anstellen / daß Lutherus der Vvaldensium Confession mit seiner Praefation gezieret / approbieret vnnd commendieret habe / wie an seinem ort in Ordnung der Historien daruon bericht geschehen soll. Vnnd wöllen damit die Leute vberreden / als hette Lutherus alles das / was jemals die Waldenser vom Sa
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crament (Anno 2523.) gelehret / geschrieben vnnd herfür gebracht / canonisiert / da diß Büchlein viel anders zeuget / vnd also zu rechter Erkantnus vnnd Wissenschafft der waren Historien vom Sacramentstreit / gar dienstlich ist. Nun ist vnnötig / daß man das gantze Büchlein solte vmbschreiben / vnnd hieher setzen. Wöllen aber darauß / wegen des Christlichen Lesers / nur ettliche fürneme Punct / so zu diesem Handel gehören / kürtzlich melden / vnnd wer mehr Bericht begeret / in das gemelte Büchlein gewisen haben. So spricht nun Lutherus / daß dazumal von den Waldensern ein Büchlein außgegangen / in wölchem vnder andern Stücken auch das gesetzt / daß Christus im Sacrament nicht selbstendig / natürlich / auch dasselbige nicht anzubeten sey / wölches vns Teutschen fast beweget. Denn euch ohne zweiffel bewust ist (spricht Lutherus) wie ich durch ewere Geschickten zu mir / euch bitten ließ / daß jhr diesen Artickel eigentlich klar machtet durch ein sonderlich Büchlein. Denn ich mündlich hörete von jhnen bekennen / wie jr eintrechtig miteinander halten solt / dz Christus warhafftig mit seinem Fleisch vnd Blut vnder dem Sacrament sey / wie es von Marien geboren / vnd am heiligen Creutze gehangen ist / wie wir Teutschen glauben / etc. (Der Teutschen Glaube vom heiligen Abendmal / ist für dieser zeit niemals Sacramentierisch gewesen.) Vnnd wolle der Leser mit fleiß mercken / daß Lutherus allhier nicht seine eigene oder sonderbare Gedancken vom Abendmal beschreibet / sondern er spricht: Wölches vns Teutschen fast beweget: Item / bald darauff spricht er zwey mal: Ich will diesen Artickel auffs deutlichst vnnd klärlichst dargeben / wie wir Teutschen glauben / vnnd wie auch zu glauben ist nach dem Euangelio. Item / das Wort solstu zu Hertzen fassen / daß du von jhm haltest / wie zuhalten ist / nemlich / daß du es für ein lebendiges / ewiges / allmächtiges Wort haltest / das dich kan lebendig von allen Sünden vnd Todt frey machen / vnnd ewig behalten / vnnd bringe mit sich alles was es deutet / nemlich / Christum mit
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seinem Fleisch vnd Blut / vnd alles was er ist vnd hat. Denn es(Anno 1523.) ist ein solch Wort / das solches alles vermag vnnd thut / darumb wil es auch darfür gehalten sein. Er erzehlet auch ettliche sonderbare Geister / die vom Wort der Einsatzung des Abendmals(Etliche sonderbare Geister / die vom Wort vnnd der Einsatzung des Abendmals / abgewichen.) abgewichen / vnd spricht: Auffs erste sind ettliche gewesen / die es dafür gehalten haben / es sey schlecht Brot vnnd Wein im Sacrament / wie sonst die Leute Brot essen vnd Wein trincken / vnd haben nicht mehr daruon gehalten / denn das Brot bedeute den Leib / vnnd der Wein bedeute das Blut Christi / gleich als wenn man eine Figur auß dem alten Testament neme / vnnd spreche / Das Himmelbrot / das die Jüden in der Wüsten assen / bedeut den Leib Christi / oder das Euangelium / aber das Himmelbrot ist nicht Euangelium noch Christi Leib. Also wenn ich von der(Bedeutungs Zeichen der Sacramentierer / sind falsch.) Tauffe spreche / Die Tauffe ist ein Bad der Seele / das ist / die Tauffe badet nicht die Seele / sondern bedeut das Bad der Seelen / da sie mit dem Wort Gottes im Glauben gebadet wirdt. Solche Ehre haben nun diese dem Sacrament gethan / daß sie sagen / es sey nicht der Leib Christi / sondern bedeute jhn wie ein Zeichen: vnnd spricht weiter Lutherus: Da hüte dich nun für / laß Vernunfft vnnd Witz fahren / die sich bekümmert vergeblich / wie Fleisch vnd Blut da sein möge / vnnd weil sie es nicht begreifft / wil sie es nicht glauben. Fasse das Wort / da Christus spricht / Nemet hin / das ist mein Leib / das ist mein Blut. Man muß nicht so freueln an Gottes Wort / das jemandt ohne(1. Das Wörtlein (Ist) muß den Sacramentierern heissen / bedeut.) außgetruckte klare Schrifft / einem Wort wolte eine andere deutung geben / denn seine Natürliche deutung ist / als diese thun / die das Wörtlein IST / freuentlich ohne Grund der Schrifft zwingen dahin / es soll so viel heissen / als das Wörtlein / bedeut / vnd machen diesem Spruch Christi eine solche Nase / das ist mein Leib / soll so viel gelten / als das bedeut meinen Leib / etc. Aber wir sollen vnd wöllen einfeltiglich an Christus Wort bleiben / der
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(Anno 1523.) würdt vns nicht betriegen / vnd solchen Irrthumb mit keinem andern Schwerdt zu rück schlagen / denn damit / daß Christus nicht spricht / das bedeutet mein Leib / sondern / das ist mein Leib. Item: wann sie anziehen den Spruch 1. Corinth. 10. da Paulus spricht / (1 Corinth. 10. Sie truncken von dem geistlichen Felß / der da war Christus.) Sie haben alle denselbigen Geistlichen Tranck getruncken / sie truncken aber von dem Geistlichen Felsen / der nach jhnen kam / Der Felß aber war Christus / vnnd sagen hie: Hie spricht Paulus / Christus sey der Felß gewesen / vnnd Moyses doch den leiblichen Felß schlug / dauon sie truncken. Kan man dann hie sagen / der Felß ist Christus / wölches ja nichts anders kan heissen / dann der Felß bedeutet Christum / (sintemal Christus kein natürlicher Felß sein mag.) So mögen wir auch hie sagen / Das Brot bedeutet meinen Leib / da der Text saget / das ist mein Leib. Da soll man antworten / das solch jhr schliessen / zwene grosse fehl hat. Der erste ist / das nicht war ist / das sie in S. Paulus Spruch fahen / dann S. Paulus sagt nicht / daß der Felß / den Moyses schlug / Christus sey / sondern seine Wort lauten klärlich also: Sie haben von derselbigen Geistlichen Speise gessen / da wir von essen / vnd eben von demselbigen Geistlichen Tranck getruncken / da wir von trincken / etc. (S Paulus redet nit vom leiblichen natürlichen Felsen / sondern wie vom geistlichen Himmelbrot / also auch vom geistlichen zukünfftigen Felß.) Nun essen wir je nicht das leibliche Himmelbrot / vnnd trincken auch nicht von dem natürlichen Fels / da die Jüden in der Wüsten von assen vnnd truncken / sondern das Geistliche Himmelbrot / vnd der Geistliche Felß / ist eben derselbige / den wir bey vns hie haben / wie er sich selbst hernach erkläret / vnd spricht: Sie truncken aber von dem Geistlichen Felß / der hernach kam / wölcher Felß ist Christus. Als solt er sagen / Ich sage nicht von dem leiblichen / sondern von dem Geistlichen Felß / der allererst zukünfftig war / vnnd meine damit Christum / der ist der rechte Felß / von dem haben sie so wol gessen als wir / denn sie haben auch an jhn geglaubet so wol als wir. Da sihestu / daß sie S. Paulus Wort fälschlich auff jren Irrthumb gezogen haben. Denn es ist
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war / das S. Paulus sagt / Christus war der Fels / nicht das er(Anno 1523.) Christum bedeut / sondern ist selbst der warhafftige Geistliche(Christus ist der Geistliche Felß selbst / one Bedeutung. Nötige Regel D. Lutheri.) Fels / welcher durch jenen leiblichen bedeutet ist. Item Lutherus setzt die Regel: Ein jeglich Wort sol man lassen stehen in seiner natürlichen bedeutung / vnd nicht dauon lassen / es zwinge denn der Glaub dauon. Also hie auch / wenn sie wolten sagen / daß das Brot sey nicht Christus Leib / sondern bedeute / sollen sie auffbringen / wo es wider den Glauben sey / daß Brot nicht Christus Leib / vnd der Wein nicht sein Blut sey / sintemal wir auch wol dergleichen zweierley Wesen finden in der Natur / das wir vom fewrigen Eisen recht sagen / das Eisen ist Fewer / vnd das Fewer(Fewrig Eisen.) ist Eisen / vnd nicht das Fewer bedeutet Eisen / oder das Eisen bedeutet Fewer. Der ander jrrthumb gehet darmit vmb / daß er die zwey(2. Leib vnd Blut im Abentmal / muß den Sacramentierern heissen ein Geistliche einleibung in den Leib Christi.) Wörtlein / mein Leib / vnd mein Blut / auch verkehre / ja dem gantzen Text einen andern verstand gebe / auff die weise / Wann Christus spricht / das ist mein Leib / sol also viel heissen / Wenn jhr diß Brot vnnd Wein nemet / so werdet jhr meines Leibes theilhafftig / daß also das Sacrament nichts anders sey / denn Gemeinschafft am Leibe Christi / oder viel mehr eine einleibung in seinen geistlichen Leib / zu welcher einleibung zuüben / hab er solch Brot vnnd Wein eingesetzt / als ein gewiß Zeichen / daß da die Geistliche einleibung geschehe / vnnd der geistliche Leib in seiner vbung gehe. Das ist ein schwinder griff / vnnd gründet sich darauff(Zweierley Leib. 1. Ein-Natürlicher. 2. Ein Geistlicher / welcher ist die Kirche Christi.) / daß die Schrifft Christo zweierley Leib gibt / ein natürlichen / der von Maria leiblich geboren ist / wie alle andere Menschen Leibe haben / Den andern / der Geistlich ist / das ist / die gantze Christliche Gemein / welcher Heupt ist Christus / etc. Vnd vber die Wort S. Pauli / 1. Cor. 10. Wir sind alle(1. Corin. 10. Wir sind alle sampt ein Brot / etc.) sampt ein Brot / etc. spricht Lutherus: Hie meinen sie / S. Paulus hab die Wort außgelegt / daß / da Christus spricht / das ist mein Leib / sey souiel gesagt / das ist die Gemeinschafft meines Leibes /
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(Anno 1523.) das ist / wer deß Brots jsset / der jsset nicht meinen Leib / sondern jsset die Gemeinschafft meines Leibes / daß er meines Leibes (der nicht im Sacrament ist / sondern sonst für euch gegeben / vnnd nun im Himmel ist) geneusset / sampt den andern / also / daß durch solch essen dieses Brots / er theil nimmet alles deß / das mein Leib hat / thut vnd leidet / nicht auß krafft deß Brots oder essens / sondern auß krafft solcher Göttlicher zusagung. Solche Gedancken haben wol einen hübschen schein für der Vernunfft / wenn man jhnen wolte nachgeben / die Wort Christi vnd Pauli zu deuten nach jhrem willen. Aber das heist nicht Christlich gelehret / wann ich einen sinn in die Schrifft trage / vnd ziehe darnach die Schrifft darauff / sondern widerumb / wen̅ ich zuuor die Schrifft klar habe / vnnd darnach mein Sinn darauff ziehe. Den̅ wer kans leiden mit gutem Gewissen / daß Christi Wort / da er spricht / das ist mein Leib / der für euch gegeben wirdt / sol also zu deuten sein / das ist die Gemeinschafft meines Leibs / der für euch gegeben wird? Sintemal das ohne Schrifft gesagt wirdt / vnd gar viel ein ander ding vnd rede ist / mein Leib / vnd meines Leibes Gemeinschafft. Weil dann nun die Wort Christi / das ist mein Leib / der für euch gegeben wirdt / so helle vnd stracks im Wege ligen / vnd solchem verstande stracks widerstehen / ist solcher Meinung in keinem (1. Cor. 10. Die Gemeinschafft deß Leibes.) wege zu folgen. Denn auch Paulus selbst / nachdem er im zehenden Capitel solche Wort von der Gemeinschafft deß Leibes gesagt hatte / kömpt er doch im eilfften wider zu den Worten / vnd redet gleich wie Christus / vnnd spricht: Ich hab euch geben / was ich empfangen habe / Denn der Herr Jesus / deß Nachts / da er verrhaten ward / nam er das Brot / dancket / brachs / vnd sprach / (Der natürliche Leib Christi ist im Abentmal gegenwertig.) Nemet hin vnnd esset / das ist mein Leib / der für euch gegeben wirdt / das thut zu meinem Gedächtnus. Hie sind die Wort dürre vnnd klar / daß nicht der geistliche Leib Christi da sey / sondern sein natürlicher Leib. Denn der geistliche Leib ist nicht für vns
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gegeben / sondern sein natürlicher Leib ist vor seinen geistlichen(Anno 1523.) Leib / der wir sind / gegeben. Vnnd wil vns nicht ziemen hie / auß dem Wort / Leib / machen eine Gemeinschafft deß Leibes / vnnd auß eigner willkör ohne Schrifft wider so klare Wort zu handeln. Es ist nicht gnug zusagen / solcher Spruch möge jhren verstand(Der Glaub muß vn̅ sol gewiß sein / vnd nicht wancke̅.) geben / sondern sie müssen beweisen / daß er solchen Verstand erzwinge vnd dringe. Man muß in diesen Sachen gewiß faren / die das Gewissen treffen / vnd nicht darauff stehen vnd sagen / es mag also verstanden werden. Mögen vn̅ Müssen ist nicht eins / du must beweisen / es müsse also vnnd nicht anders verstanden werden / So lange du solches / müssen / nicht beweisest / dringet dein Spruch vnd verstand nichts. Denn der rechte gewisse verstand in diesem Spruch S. Pauli ist ohne zweiffel dieser / das Brot / das wir brechen / ist die Gemeinschafft deß Leibes Christi / das ist / wenn wir solch Brot essen / so empfahen vnd geniessen wir alle sampt / einer so viel als der ander / nicht schlecht Brot / sondern den Leib Christi. Vnd ob sie solchen verstand anfechten / vnd sagen / Gemeinschafft deß Leibes Christi / meinet hie S. Paulus / daß wir alles gutes geniessen / daß Christus in seinem Leibe erworben hat / gleich wie die / die so Götzenopffer essen / alles Vnglücks mit entgelten müssen / daß die Teuffel haben / Das ist wol war / vnd ein guter verstand / aber er dienet hieher nicht eigentlich / auch hilfft er sie nicht / denn damit ist noch nicht vmbgestossen / daß Christus Leib da sey / etc. Es haben die Brecher nicht alle die geistliche Gemeinschafft(Brotbrechen im Abendmal / was es heisse.) am Leibe Christi / ob sie wol alle die Sacramentliche Gemeinschafft haben / darumb muß S. Pauli Spruch den sinn haben / das Brot brechen ist die Gemeinschafft deß Leibes Christi / Ebraico more fractio panis est participatu̅ corpus Christi, pro, participatio Christi, auffs allereinfeltigste den Worten nach also / daß der Spruch auffs allerfeinste vnsern Glauben bestetige /
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(Anno 1523.) vnd gantz mit den Worten Christi stimme / daß das Brot sey der (Ehrerbietung vn̅ anbetung Christi im heiligen Abentmal.) Leib Christi. Wer nicht gleubet / daß Christi Leib vnd Blut da ist / der thut recht / daß er weder Geistlich noch Fleischlich anbetet. Wer aber gleubet / als es denn zu gleuben gnugsam erweiset ist / der kan freilich dem Leib vnnd Blut Christi seine Ehrerbietung nicht versagen ohne Sünde / denn ich muß je bekennen / daß Christus da sey / wenn sein Leib vnd Blut da ist / seine Wort liegen (Christus ist mit seinem Leib vnnd Blut im Abentmal.) mir nicht / vnd er von seinem Leib vnd Blut nicht geschieden ist. Das ist wol war / daß ein vnterscheid ist vnter dem / daß Christus droben im Himel sitzt / vnd im Sacrament / vnd in den Hertzen der Gleubigen ist. Denn er freilich darumb gehn Himel gefahren ist / daß man jhn daselbst sol vnd muß anbeten / vnd bekennen / daß er der Herr sey / vber alle ding mechtig / Philip. 2. Aber in dem Sacrament vnd in den Hertzen der Gleubigen ist er nicht eigentlich darumb / daß er da wolle angebetet sein / sondern daselbst mit vns schaffen vnd vns helffen. (Viererley Leute / so zum heiligen Abentmal gehen / vnd Christum ehren vnd anbeten.) So wollen wir nun viererley erzelen. Die ersten sind / die alle jhre Gescheffte an den Worten deß Sacraments haben / daß sie den Glauben speisen / vnnd Brot vnnd Wein mit Christi Leib vnnd Blut zum gewissen Zeichen nemen desselben Worts vnd Glaubens. Diß sind die sichersten / vnnd bestehen / kommen vielleicht selten so tieff herunter / daß sie sich vmb anbeten vnnd Ehrerbietung bekümmern / denn sie nemen Gottes Werck gewar an jhnen selbst / vnd vergessen jhrer Werck gegen dem Sacrament. Die andern / die nach diesem Glauben geübet / herunter kommen auch auff jhre Werck / vnnd Christum im Sacrament geistlich anbeten / das ist / daß sie jnwendig mit dem Hertzen sich neigen / biegen vnd knien / solches jhr jnwendiges anbeten zubeweisen. Die dritten sind / die jhn nur jnnerlich anbeten. Die vierdten / die jn nur eusserlich anbeten. Diese letzten tügen gar nichts. Item / je einfeltiger du an Worten bliebest / je besser dirs were. Darumb laß jhre Threwme faren / concomitanter, per
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concom̅itantiam, vnnd was sie mehr hieuon sagen / vnnd bleib du(Anno 1524.) darauff. Erstlich / daß du die Wort fassest / Das ist mein Leib /(Figmentum concomitantiae.) der für euch gegeben wirdt / da iß vnnd trinck / vnnd nehre deinen Glauben / nim darnach den Leib vnnd Blut dazu / zum Warzeichen solcher Wort Gottes / vnnd sprich: Mir ist nicht befohlen zuforschen noch zuwissen / wie Gott Vatter / Sohn / heiliger Geist / oder Christus Seele / im Sacrament sey. Mir ist gnug / das ich weiß / wie das Wort das ich höre / vnd der Leib den ich neme / ist warhafftig meines HERREN vnnd Gottes / lasse die spitzigen vnd glaublosen Sophisten nach solchen vngründlichen dingen trachten / vnnd die Gottheit im Sacrament bezaubern. Der Leib / den du nimmest / das Wort / das du hörest / ist deß / der alle Welt in seiner Hand begreiffet / vnnd an allen Enden ist / da laß dir an benügen. Haec Lutherus.

Anno 1524.
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(Anno 1524.) Anno 1524. ist der elende beschwerliche Lermen / vber der(Wenn der streit vom Abendmal / im Teutsch land angangen sey / vnd wer denselben erreget habe / nemlich Carlstad.) Lehr vom Abendmal des HERREN / zu vnser zeit allererst angangen (denn von den alten Schwermereien handeln wir jetzunder allhier nicht) da nemlich Carlstad ein sonderlich hefftig / böß / bitter Buch / wider Lutherum / als were die Lehr / die er fürete / von der waren Gegenwertigkeit des Leibes vnd Bluts Christi / im gesegneten Brot vnd Wein deß Abendmals / falsch vnnd vnrecht / durch offnen Truck ließ in alle Welt außgehen. Gleich wie nun Gott der HERRE gemeinglich aller Kirchen certamina in jhren ersten authoribus sonderlich pflegt also zuzeichnen / daß auch ein jeder Christ / der nur in Gottes furcht mit fleiß achtung darauff geben will / den Geist / der solch Spiel treibet / leichtlich darauß brüfen / oder den Wolff bey seinen Haaren gar(Wolff.) wol erkennen kan: Also wollen wir alhie erstlich auffs kürtzeste vnnd einfeltigste / auß denen zu der zeit vnd hernach öffentlichen publicierten Schrifften / von der Historien des Carlstadij vnnd
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(Anno 1524.) seiner Rottgesellen / ein wenig an diesem ort / so viel zu der sachen wirdt nötig vnd dienstlich sein / anziehen. (Ambrosij Wolffen dürstige vermessenheit.) Vnnd anfänglich müssen wir das mitnemen / daß Meister Wolff vnd seine Gesellen / in jhren außgesprengten scriptis sich höhest bemühen / alle / oder ja die fürnembste / meiste vnnd grösseste Schuld vnd Vrsache des erregten vnd angegangnen oder erwachsenen Sacramentstreits / auff den guten wolgeplagten Lutherum zulegen / Vnnd derhalben wolten sie gern den Leuten einbilden / als were Carlstad ein solcher bescheidner / ruhiger vnd eingezogener Mann gewest / der diesen Streit nimmer het erregen würden / wo nicht Lutherus mit seiner Vngestümmigkeit jhm dazu Vrsach geben / vnnd jhn gleich dazu genötiget vnd gedrungen hette. Vnd solches zubeweisen ziehen sie fast hoch an / (Gesprech D. Lutheri mit Carlstadeu / zu Jena in der Herberg zum schwartzen Beeren.) das Gesprech Lutheri / so er Anno 1524. zu Ihena in der Herberg zum schwartzen Beeren mit Carlstadio gehalten / wölches / sagen sie / dermassen mit hefftigen / vngestümmen / bittern Worten / gescherfft / daß darauß leichtlich abzunemen sey / wie der Luther nicht auß Bewegung des heiligen Geistes / sondern vil mehr auß Anregung eines feindseligen Geistes / vnd mit gifftigem bitterm Gemüt / wider D. Carlstadium / denselbigen vnder zutrucken / vnnd also gleichsam alleine in der Kirchen zuherrschen / diesen Streit mit solcher vnbescheidnen Geschwindigkeit gesucht vnd fürgenommen habe. Aber hie wolle erstlich der Christliche Leser mercken / wie redlich vnnd auffrichtig diese Leute handeln / dann eben darüber hat Lutherus in einem Brieffe an Georgium Spalatinum geklaget / wie einer / der seines Namens nicht bekandt gewesen / auff Anreitzung böser Leute / dazumal solch Gesprech öffentlich habe trucken lassen / vnd außgesprengt / vnd darinnen nicht allein was war / vnnd also ergangen / verfasset / sondern auch viel Lügen mit vndergemenget / wölches Lutherus mit Gedult vberwinden müssen / etc. Wie dann solcher Außzug auß dem schreiben an Spala
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tinum̅, To. 2. Ien. fol. 462. für das Ihenische Gespreche gesetzet(Anno 1524.) / eben darumb / daß der Leser / ehe dann er gemeltes Colloquium anfange zulesen / zuuor den Bericht einneme / was von denselben Actis des Jenischen Colloquij zuhalten. Aber derselbe Bericht hat Meister Wolffen in seinen Zwinglischen Kram(Wolffens Arglistigkeit.) nicht gedienet / hat derwegen denselbigen gäntzlich vorbey gehen vnd vertuschen wollen / vnd vermeinet / daß er sonst im gedachten Colloquio leicht etwas erwischen köndte / damit er bey seines gleichen den guten Lutherum verunglimpffen vnnd schumpffieren möchte. Was denn gleichwol auch in specie die Beschreibung des gehaltenen Colloquij zu Jena anlangt / befindet sichs / daß nicht Lutherus / sondern Carlstad / sich zwier / erstlich durch Brieffe / darnach durch Botschafft / zu Luthero genötiget / vnnd nicht allein seines damals gethanen Sermons halben / jhn eben hart zu rede gesetzt / sondern auch allerley beschwerliche Wort sich vernemen lassen / daß nemlich Lutherus das Euangelium vnrecht / vnd(Carlstadts stoltz / Eigensinnigkeit / vnd Rhum.) nicht den geereutzigten / sondern einen selbst eingebildeten Christum geprediget. Vnnd sonderlich hat er Lutheri Lehr vom Sacrament angestochen / vnd öffentlich da gerhümet / daß noch kein Mensch vom Sacrament auff die weise / wie er Carlstad dauon hielte / nach den Aposteln / geschrieben vnd gelehret: Vnd wie Lutherus jhm außgebotten frey zuschreiben / vnd an tag zubringen / wo er vnrecht gelehret / hat er mit trotzigen Worten gesaget / das wil ich thun / es muß auch an tag kommen. Item / ich wil herfür ans Liecht / vnnd wil entweder öffentlich zu schanden werden / oder Gottes Warheit muß offenbar werden / Vnnd was der vngestümmen Wort mehr gewesen / wölche er auch selbst erkandt / vnd derhalben die / so da bey gewesen / gebeten: Lieben Brüder / ich bitte euch / keret euch nicht an meine harte Rede / ich hab es an der Complexion / daß ich so hart rede.
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(Anno 1524.) Wie er nun zu dem / daß er zuuor allbereit zu Wittenberg / vnnd darnach zu Orlamünda in Thüringen / solche Lermen / Verwirrung vnnd Jammer / wie bald gesagt soll werden / angerichtet / auch dazumal / da Lutherus vom Churfürsten zu Sachsen abgesand war / in den Thüringischen Kirchen etliche Predigten zu thun / damit andere vorstehende Weitleufftigkeit möchten durch threwe Vnderrichtung vnnd Gottes Segen verhütet vnd abgewendet werden / etc. er dermassen / wie gesagt / hoch herein gefahren / vnnd Lutherum mit so stoltzem Freuel öffentlich getrotzt / gepochet vnnd gedrewet / wie er wider jhn schreiben wolte: Hat jhme Lutherus nicht vnbillich in eodem casu respondieren sollen / iuxta dictum Salomonis: Responde stulto iuxta stultitiam suam, ne sapere sibi videatur, Prouerb. 26. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit / daß er sich nicht weise lasse düncken. Dann der heilige Geist nicht allein auff einen einigen weg / nemlich / durch Sanfftmut / allein zu handeln / sondern auch zu zeitten nach Gelegenheit der Personen / auch nach notturfft vnd Erheischung der sachen / gebürlichen Eiuer vnnd Ernst / mit scharpffen Worten zugebrauchen pflegt. Wann nun das solte ein Zeichen des bösen Geistes sein / daß Lutherus dem Carlstadio mit ernsten Worten etwa geantwortet / was wöllen wir denn von Paulo sagen? da er seinen Corinthern schreibet (1. Cor. 4.) Soll ich mit der Rutten zu euch kommen / oder mit Lieb vnnd sanfftmütigem Geist? Vnd da er seinen Titum also informieret / Tit. 2. Solches rede vnnd ermane vnnd straffe mit allem ernst: Da er dann in seiner Sprach ein solch Wörtlein braucht / wölches traun nicht heist allzeit mit freundlichen Worten / sondern auch mit gebürlichem Ernst verfahren. Vn̅ summa / Paulus 2. Corinth. 5. fassets vnd verwarets auff beiden Seitten also: Thun wir zu viel / so thun wirs Gott / sind wir mässig / so sind wir euch mässig. Ja wenn die Wölffische Glossa gelten solte / würden dise Leute zu den Predigten Christi / Matth. 11. & 23. bald mit
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den Jüden Joh. 8. sagen: Samaritanus es, & daemonium habes.(Anno 1524.) Vnd wer Lutherum vnd seinen trefflichen freidigen Geist auß seinen Schrifften ein wenig kennet / der muß sich doch fürwar verwundern / wie er in demselben Colloquio so kaltsinnig hat sein können / vnnd muß bekennen / daß er gegen dem hochtrabenden vngestümen Geist Carlstad noch mehr denn viel zu gelinde gewest. Was auch deß Goltgülden halben / so er damals Carlstaden geben / beschwerlich von jhnen angezogen vnnd auffgemutzt wirdt / damit hats nichts die meinung / wie sie es / jhres Vatters Art nach / bößlich vnnd verkerlich deuten / als wenn eine Hadermetze (wie man im Teutschen saget) so jmmer Lust zu zancken hat / etwa eine böse Sache für Gelt an sich keufft / sondern weil Carlstad / in massen droben gehöret / Luthero zu etlichen malen in gehaltenem Gesprech gedrewet / öffentlich wider jn zu schreiben / vnnd aber öffentlich fürwendete / er besorgete sich / daß man jhm den druck versperren möchte / hat Lutherus jm darauff einen Goltgülden verheissen vnnd gegeben / damit anzuzeigen / daß er jm nicht allein nicht hinderlich / sondern viel mehr beförderlich dazu sein wolte / vnd dasselbige darumb / denn er viel lieber gesehen / daß dieser Schwarm / da es ja nicht anders hat sein wöllen oder können / öffentlich durch Schrifften auß gesprengt / denn sonst hin vnd wider in den Winckeln heimlich in die zarten Christen vntergesteckt würde / damit er also Vrsach vnnd gelegenheit hette / denselben auch öffentlich zu widerlegen / vnnd die Kirchen daruor zuwarnen / etc. Wie er dann derhalben auch eben zu der zeit an die Fürsten zu Sachsen / von dem auffrürischen Geist zu Allstad schreibt / Tom. 2. pag. 459. fa. 2. Ihre Fürstliche Gnade(Auffrürische Widerteufferischer vnd Müntzerischer geist zu Allstad.) solle nicht wehren dem Ampte deß Worts / sondern die Geister nur getrost vnd frisch predigen lassen / was sie können / vnd wider wen sie wollen / damit er vnd andere seine Getrewe gehülffen / deß gleichen alle fromme Christen / vrsach haben möchten / nach dem spruch Johannis sie zu prüfen / welches nicht könne gesche
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hen (Anno 1524.) / wenn sie in winckel kröchen / vnd das Liecht scheweten / etc. wie er dann von Carlstad schreibet / im andern theil wider die Himlischen (Warumb D Lutherus gewolt / daß Carlstad mit seinem jrrthumb herfür aus Liecht keme.) Propheten / daß er drey jhar vorher / ehe Lutherus wider jhn geschrieben / mit seinem jrrthumb sey schwanger gangen / da er dann viel mehr schaden in der Kirchen gethan / als hernach / da man auß seinen gedruckten Büchern vrsach gehabt / seinen schwarm in öffentlichen Predigten vnnd Schrifften zuwiderlegen / vnd also die einfeltigen dauor zuuerwarnen: Vnnd dahin gehets / daß Lutherus jm nicht alleine außgeboten / sondern auch mit verehrung deß Goltgülden / jhn gelocket hat / damit der Fuchs / wie man saget / endlich zum Loch herauß keme / vnnd desto baß vnd ehe gefangen vnnd bestrickt werden möchte / etc. vnd hat solches darumb öffentlich / in beysein vieler frembder vnd Jenischen / auch Keiserlichen vnd Marggräffischen Botten / gethan / damit allenthalben außkeme / wie felschlich Carlstad Lutherum außgetragen / als ob er jm den druck gehindert vn̅ versperret hette. Vn̅ das sey gnug von demselbigen Gesprech. Darauß gnugsam zusehen / mit was vnfug das gegentheil alle schuld dieses erregten streits auff Lutherum zulegen / vnd jhren Carlstad durchauß weiß zu brennen sich vnterstehet / da er doch / wie oben ex Luthero gemeldet / zu der zeit allbereit drey gantze Jhar lang an seinen verfürischen Büchern gemacht vnd getichtet hette. Vnd wenn fromme Christen ein wenig zu rück auff den ersten anfang sehen / befindet sichs / wie Gott der Herr / sonderlich diesen Sacramentierischen geist bald im anfang gezeichnet / vnd seiner Kirchen / was von jhme zuhalten / gleich wie mit fingern / gezeiget habe. Dann eben zu der beschwerlichen trübseligen zeit (D. Luther in des Reichs Acht wirdt guediglich erhalten.) Anno 1521. wie Lutherus seiner lehr halben zu Wormbs auff dem Reichstage für Königen vnnd Fürsten / nach der Weissagung Christi Luc. 21. gestellet / vnnd darnach vom Keyser Carolo öffentlich in deß Reichs Acht gethan / vnnd also allenthalben in öffentlicher gefahr Leibes vnnd Lebens war /
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daß jhn derhalben auch der fromme vnd weise Churfürst Friedrich(Anno 1524.) / an einen etwas abgelegnen ort wegschaffen hat lassen / eben da / wie sonst durch die Gnade Gottes zu Wittenberg alles ruhig gewesen / vnnd andere threwe Collegae Lutheri mit der gantzen Kirche / vmb fortsetzung deß Euangelij / vnd erhaltung jhres lieben Praeceptoris, zu Gott ernstlich geseufftzet vnd gebetet / da ist Carlstad mit seinem rumor in Kirchen vnnd Schulen herfür getreten / daß nicht Lutherus den rhum alleine bey allen Euangelischen(Carlstads vnruhe.) Ständen deß Römische̅ Reichs hette / sondern der Andreas Bodenstein von Carlstad jhme auch einen Namen machte. Hat es derwegen nach dem alten Verß fürgenommen:
Aude aliquid breuibus Gyaris & carcere dignum, Si vis esse aliquid, probitas laudatur & alget. Vnterstehe dich etwas / vnnd wage es / auff daß du ein namen bekömmest / vnd nicht dahinden bleibst. Denn wer jmmer wil from sein / ob er gleich dauon wegen gelobet wirdt / so ist vnnd bleibt er doch arm / vnnd veracht. Niemandt gibt jhm was darzu / daß er from ist / er muß kalt gnug dabey sitzen / etc. Vnd eben dieser Vrsachen halben fehet Carlstad neben wenig andern / darzu vberredeten / in der Kirchen zu Wittenberg an zurumoren / nicht allein mit vnzeitigem Bildstürmen vnd abthuung der gewönlichen Kirchen Ceremonien / sondern gibt auch in seinen Predigten allerley vngereimbt ding für / man solle nicht nach den geschriebenen Keiserlichen Rechten / welche von Menschen gemacht / sondern nach Mosis Gesetzen / die Gott selber gegeben / die Regiment vnd Gerichte / hin vnd wider bestellen vnd führen. Vnd da Gott der Herr zu der zeit auß sondern gnaden neben dem Euangelio allerley gute Künste / vnnd sonderlich die Heuptsprachen / darinnen die heilige Schrifft beschrieben / gewaltig wider an Tag bracht / daher dann das Reich deß Sathans bey Jüden / Papisten / vnnd andern / nicht einen ge
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ringen (Anno 1524.) stoß bekommen / hat Carlstad solch köstlich Kleinot auch nicht können vngetadelt lassen / sondern öffentlich sich vernemen lassen / man dörffte nicht studieren / es sey ein lauter stinck ende hoffart der Vniuersiteten / mit vielen Künsten vnnd Sprachen daher brangen / es sey daran nichts gelegen / die Aposteln sind arme / vngelehrte Fischer gewesen / vom Geist Gottes aber gelehrt vnd getrieben: Also müsse man von Gott gelehret sein / welches geschehe durch offenbarung der lebendigen Stimme Gottes / vnd welche solche offenbarung befinden / die werden tüchtig zum Reich Gottes / die sol man für rechtschaffene Prediger erken̅en / sie hören / jhnen gehorchen vnd folgen. Vnd zwar da er also gepfiffen / hat man bald Leute gefunden / die da getantzet haben. Denn es war einer / mit namen Nicolaus Storch / Pelargus (wie jhn Philippus genennet hat) ein Bürger von Zwickaw / welcher nicht studieret hatte / der fand sich hin vnd wider im Voitland an gemeine einfeltige Leute / vnnd schalt hefftig / erstlich / auff die dazumal geistlichen / von wegen jhres ergerlichen Lebens / sonderlich die etwa in fürnemen grossen Aemptern waren. Darnach nam er auch die in Weltlichem Regiment mit / von wegen jhrer hoffertigen vnbarmhertzigen Regierung: Vnnd richtets dahin / daß die Versamlung / die von solchen Heuptern regiert würde / nicht köndte eine ware Kirche Gottes sein. Vnd weil er fürgabe / er hette die Gabe der weissagung / daß er künfftige oder verborgene ding gewiß treffen vnd errathen köndte / gab er für / Gott hette beschlossen / er wolte beyde geistliche vnnd Weltliche Regenten in der Kirche außrotten / vnd durch andere fromme vnd heilige Leute die Regiment bestellen. Da funden sich viel zu jhm / die da fürgaben / daß sie im Trawm viel wünderliche Gesicht vnnd Offenbarung hetten. (Carlstad. Storch. Stübner. Cellarius.) Etliche gaben für / daß jhnen / auch wenn sie wacheten / Gesichte erschienen. Welche nu in solcher seiner Gemeinschafft sein wolten / denen rhiet gedachter Storch / daß sie sich von newes wi
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solten teuffen lassen. Daher die Widerteufferey jhren ersten(Anno 1524.) Anfang zu vnser zeit genommen. Zu demselbigen Hauffen gesellet(Anfang der Widerteufferey.) sich auch einer derselbigen Landart / mit Namen Marcus Stübener / wölcher zuuor ein Student zu Wittenberg gewesen. Weil er aber nicht sonderlich studiert / hat er jhme durch Carlstads Predigen / dessen vorgedacht / bald lassen alle Studia auß vnnd abpredigen. Derselbige hat viel wünderlichs dings fürgeben / von jnnerlichen ruffen Gottes zum Predigampt. Item /(Himlische Prophe ten / wölche vnnd warumb sie also genennet worden.) wie Gott one Mittel des studierens / durch seine lebendige Stimme / mit jhm redete / vnnd er mit Gott. Daher sie D. Lutherus hernach Himlische Propheten genennet. Dasselbige Gesindlein begundt sich im abwesen D. Lutheri allmehlich gen Wittenberg zu finden / vnnd bey Carlstad ein Anhang zu suchen: dadurch jhrer viel in der hohen Schul zu Wittenberg jämerlich verwirret / vnnd zum theil eingenommen worden / wie sonderlich Martinus Cellarius des Marx Stübners sich hefftig angenom̅en / daß nicht geringe sorg vn̅ gefahr gewesen / es möchte die zarte Kirche vnd Schule zu Wittenberg / die Lutherus in seinem Abzuge fein stille vnd ruhig gelassen / dardurch gantz vnd gar in einen Hauffen fallen. Vnnd dem grossen Vnheil fürzubawen / hat der Senatus(Pathmus D. Lutheri.) Academiae die gantze sache an Lutherum in sein Pathmum, (wie er den Ort / dahin er in geheim / in verwarung vom Churfürsten gnedigst geschafft / selbst genennet) gelangen lassen / der beide auß Christlichem Eiuer / vnnd auch erwegung der vorstehenden noth / als bald / auch ohne Vorwissen des Churfürsten / wider(D. Lutherus kömpt wider gehn Wittenberg.) gegen Wittenberg kommen / damit er also den Lermen stillen / vnd die Kirche vnd Vniuersitet / durch Gottes Gnade vnd Segen / wider in vorigen guten zustand setzen vnd bringen möchte / darüber denn groß frolocken bey allen Gelehrten vnnd Vngelehrten zu Wittenberg sich erhaben / wie auß D. Hieronymi Schurffrj schreiben an Churfürsten / Tomo 2. Ien. pag 88. zuse
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hen. (Anno 2524.) Es hat auch Lutherus solche seine / ohn des Churfürsten Vorwissen / geschehene widerkunfft / in einer sonderlichen Schrifft an den Churfürsten zu Sachsen / mit erzehlung aller Vmbstände vnd Vrsachen / entschüldiget. (Lutherus höret den Marx Stübener.) Es hat aber genanter Marcus hefftig darauff gedrungen / dz er sich mit D. Luthero besprechen möchte: wölcher wol erstlich / auß Christlichen wichtigen Vrsachen / etwas beschwerlich dazu gewest / aber doch endlich jhm Zeit vnd Stell ernennet. Vnd hat Lutherus allein Philippum Melanthonem zu sich genommen. Marcus aber hat Martinum Cellarium / vnd sonst noch einen / mit sich gebracht. Vnnd nachdem Marcus seine sach seltzam vnd wünderlich erzelet / hat D. Lutherus nicht mehr darauff gesagt / denn allein / daß sie sich wol solten fürsehen / vnnd achtung darauff geben / was sie theten / sintemal das alles / was er jetzt von jhnen gehöret / hette gar keinen Grund in der heiligen Schrifft / oder in Gottes Wort / sondern weren nur fürwitzige Gedancken / vnd betriegliche vnd gefährliche eingeben des leidigen Sathans. (Marcus wil die Gedancken wissen.) Darauff Marcus geantwortet / Ich wil beweisen / daß ich den Geist Gottes habe / wenn ich wil errahten / was du jetzund gedenck est in deinem Hertzen / nemlich / daß meine Wort dich bewogen / daß du dich zu meiner Lehr begeben wilst. Es hat aber Lutherus mit Marco ferner nichts reden wollen / vnnd bekandt / daß er eben dazumal / da Marcus also zu jm geredet / den Spruch fürsetziglich vnnd mit fleiß zu gedencken für genommen / Increpet te Dominus, Satana, Der HERR schelte dich / Sathan / du verdampter Geist. Gleich wie Marcion, da er zu Polycarpo saget: Agnoscis ne me Polycarpe? kennestu mich / diese antwort bekame: Agnosco te primogenitum Diaboli, Ich kenne dich als des Teuffels erstgebornen. Wie nun durch fleissige Vnderrichtung die Leute wider zu recht bracht / daß sie gesehen / wie Carlstad vnnd andere seine zu
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gethane / so zum theil ohne alle vocation / auß eignem fürnemmen(Anno 1524.) zu predigen sich eingedrungen / vnd den sachen in vielen Puncten zu viel gethan / Kirchen vnnd Schulen betrübt / vnnd viel wüstes Wesens vnder Studenten vnnd gemeinem Volck angerichtet / daß also auß Lutheri Bericht jederman den Geist erkandt / vnnd mehlich von jhm abgetretten / da ist auch jhres bleibens zu Wittenberg nicht länger gewesen / sondern haben die Himmlischen Propheten / wie sie Lutherus nennet / sich von Wittenberg hinweg(Die Himlischen Propheten machen sich von Wittenberg hinweg.) an die Saale verkrochen / auff daß sie also ein wenig desto mehr Lufft haben / vnd jre wahre an Gesichten vnd offenbarungen desto besser vertreiben köndten. Vnnd da hat sich auch Thomas Müntzer / Pfarrer zu Allsted / zu jhnen gesellet. Damit nu jederman spürete / was Carlstad im Schilde führete / vnd wo hin sein Intent gerichtet / hat er also bald / hinder des Churfürsten Rücken / auch ohne Vrlaub vnd Gunst der Academien / sein Archidiaconat / in der Schloßkirche zu Wittenberg / sampt seiner Lectur / verlassen / vnd ohne enige Anzeigung / auch ohne Bestellung seiner Arbeit / von Wittenberg abe gehn Orlamünda / da die Pfarr der Vniuersitet als ein Lehen incorporiert(Orlamünda an der Saal in Thüringen.) / sich begeben / daß er also den Himlischen Propheten desto näher / vnnd von Luthero vnuerhindert / desto dürstiger vnnd frewdiger mit jhnen leichen köndte. Ob nun wol die Vniuersiet Carolstadium / als der auch nach seinem Abzuge sein Rente vnnd auffkunfft behalten / wider zu seiner Lectur vnnd Predigt erfordert / so ist doch solches alles vergebens gewesen / sondern es hat jhm Orlamünda besser gefallen / vnd zu seinem Vorhaben dienstlicher gedaucht / da er dann bald / des Geistes Art nach / den Pöfel an sich gehangen / Bäpstliche Gewalt jhm angemasset / vnnd den ordentlichen Pastorn / so von der Vniuersitet dahin verordnet / vnnd in der Lehr(Carlstad verwüstet Kirchen vnnd Schulen.) richtig gewesen / entsetzt / auch bald daselbst die Schulen in einen Hauffen geworffen / damit er allein herrschen / vnnd keines
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(Anno 1524.) (D. Lutherus schreibet von auffrichtung Christlicher Schulen.) widersprechens von jemandt sich zu befahren hette / daß daher / vnnd auß andern Vrsachen / auch Lutherus ein Büchlein / von Auffrichtung Christlicher Schulen / öffentlich außgehen zulassen / verursacht worden. Was er auch ferner allda bey einfeltigen Leien für früchte fürbracht / ist offenbar auß der feinen Rede des (Eins Orlamündischen Schusters rede.) Orlamündischen Schusters / wölcher Tom. 3. pag. 44. beschrieben wirdt. Denn da Lutherus denselbigen gefraget / was denn das Euangelium saget / hat er gut grob Thürings geantwortet: Jesus seit ein Euangelij / weß nit wu es steht / Mine Brüder wissens wol / daß die Bruit muß das Hembde nack et vsziehen / soll sie bie dem Brütigam schlaffen / Also muß man die Bilder abbrechen / daß wir der Creaturn loß vnd rein werden. Haec ille. Was meinestu Christlicher Leser / daß dieser vnnd dergleichen Früchte wol mehr auffgangen sind daselbst? darauß man ja billich den Baum erkennen solte / wann man nur wolte. Noch soll vnser Gegentheil den Carlstad zu einem lebendigen Heiligen machen / vnd muß allein der störrische Luther alle Schuld haben vnd tragen. Vnnd wenn gleich auch etwas bey D. Carlstad hafften / oder er etwa zu weit gangen sein solte / sagen sie doch / daß solches viel mehr dem Luther / als jhm zuzurechen sey / Weil man gar keine gelinde Mittel / damit er etwa jnne zuhalten gewest / jemals an jhm hab versuchen vnnd brauchen wöllen. Aber es hat daran freilich nicht gemangelt. Denn ohne das / was droben (Philippus Melauthon vermanet Carlstad ohne Frucht.) von der gantzen Vniuersitet gemeldet / hat Philippus Melanthon / wölcher von Natur ein glimpfflicher freundlicher Man gewesen / jhn zum offtermal vermanet / er solte nicht also mit Mose / mit den Bildern / mit der Messe vnnd Beichte schwermen / wölches Lutherus ohne zweiffel auch wol gethan hette / wann es nur bey jhm erspriessen mögen. Weil er jhm aber vnder die Augen gesaget / es were jhm nichts vmb Lutherum / vnnd jhm ein
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knipfflein für die Nase geschlagen / hat er wol gesehen / daß er für(Anno 1524.) sein Person nichts an jhm schaffen würde / hat derhalben durch D. Ionam, vnd Dietrich von Biela / mit jhm handeln lassen / aber es ist alles bey jhm ohne frucht abgangen. Der himlischen Propheten(Der himlischen Propheten / Carlstads / vnd der andern / vngereimbte lehre / vn̅ abschewliche reden.) / Storchs / Stübners vnnd Müntzers Gemeinschafft / ist jhm lieber gewesen / denn Lutheri, Philippi, Iusti Ionae, Pomerani, vnd anderer. Vnd ist zwar zuuerwundern / weil dieselben so viel grobes / vngereimtes dinges fürgebracht / daß er denselben hat beipflichten mögen. Vnnd sind vmb diese zeit vom Carlstad mancherley Tractetlein durch den druck außgesprenget worden / mit sonderlichen Titteln / als / von dem geheimen willen Gottes. Item / Von der offenbarung Gottes / wie die geschehe / in vnser inwendigkeit. Item / Von der gelassenheit / daß man nichts vmb den Buchstaben wissen dörffte / sondern eingehen in die macht deß Herren. Item / Man dörffe nit studiern / Sprache lernen / das were nur ein hoffart / man müsse von Gott gelehret sein. Wollen nu vmb deß Christlichen Lesers willen / auß jhrem zu der zeit auß gegangenem Büchlein einem / ein wenig dauon anzeigen. Vnd erstlich haben sie gelehret / wie ein Mensch für dem gehöre(1. Entgröbung.) deß Worts / sich durch die ertödtung zubereiten vnnd geschickt machen sol / welches sie nennen / entgröbung. Zum andern(2. Studierung.) / wie er darnach sol Gottes Wort hören vnnd lesen / daß haben sie genant / Studierung. Zum dritten / haben sie gesetzt / das ein Mensch zweiffeln solle / obs auch war fey / was er auß Gottes Wort lieset vnd höret / vnd derhalben bitten vmb solche empfindliche offenbarung / daß gar kein zweiffel oder vnglaube in jhm vberbleibe / das haben sie genennet / verwunderung / vnnd haben(3. Verwunderung.) jhren zuhörern jhre eigne Exempla fürgehalten / wie sie wol pflegten gehn Himel außzuspeien / vnd also zubitten: Vatter / gib mir ins Hertz die außgestreckte lust zu deiner Gerechtigkeit / wo nicht / so wil ich dich vnd alle Aposteln verleugnen. Zum vierd
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ten (Anno 1524.) / wann einer noch viel mit der Sünden zustreitten hette // das (4. Die lange weile.) haben sie genant / die lange weil. Zum fünfften haben sie gesetzt (5 Besprengung.) die besprengung / wenn der Mensch in der offenbarung / durch die lebendige stimme Gottes gelehret wirdt / vnd kommet der besitzer in das jnnwendigste / vnnd gibt in das Hertze ein gewiß Vrtheil von allen dingen / vnd wird also der Mensch der Creaturen (6. Gelassenheit / vergessenheit / ledige Scele / klare leuterung.) entrissen. Es sind auch das jhre phrases gewesen / im leiden der weisen / in gelassenheit / in vergessenheit / in einer ledigen vnbekümmerten Seele / in klarer leuterung / etc. Diß ist darumb hieher auß jhren eignen Schrifften gesetzt / daß der Christliche Leser sehe / was Storch / Stübener / Müntzer / vnd jhres gleichen / für geister gewesen / zu welchen sich Carlstad (Die erste autor vnd aufenger der Sacramentierer ist Carlstad gewest.) gesellet / daß es ja mit jhm gienge nach dem alten Spruch: Noscitur ex comite, qui non cognoscitur ex se. Vnd also sehen wir / wie Gott der Herr seiner Kirchen zu trewer Warnung / diesen geist bald anfenglich / in dem ersten autore gezeichnet / vnd gleich allen frommen Christen / denen die Warheit lieb / in dieser Person ein starck wincken gegeben habe / sich für denselben vnnd für jhrer lehr / so viel jhnen jhrer Seelen Heil vnd Seligkeit / zuhüten vnd vorzusehen. Dennoch wirdt Carlstad noch heutigs Tags von vnserm gegentheil gleich canonisieret / vnnd schier in das coelum Empiraeum, zu Christo gesetzt. Damit aber nicht jemandt diese recitation verdechtig / vnnd das jenige / was auß Lutheri scriptis genommen / etwa partheiisch halten möge / wöllen wir hören / was Schleidanus hieuon schreibet / denn derselbe hat ex professo die historiam illius temporis beschrieben / oder da man jhn ja affectioniert halten wolle / (Schleidanus vom Carlstad.) ist nicht heimlich / daß er dem gegentheil fast mehr / denn vns zugethan gewesen / dessen Wort libro tertio lauten also: Andreas Carlstad hat / dieweil D. Luther nicht einheimisch gewesen / eine andere lehr (zu Wittenberg) auff die Cantzel gebracht / vnd mit vngestüm die Bilder auß der Kirchen geworffen / denn er den
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pöfel erweckt hatte. Als aber D. Luther dieser Vrsach halben(Anno 1524.) fürnemlich widerumb heim erfordert / hat er diesen handel deß(D. Lutherus vom Bildenstürmen.) Carlstads gestrafft / vnnd angezeigt / man müsse nicht diesen weg fürnemen / sondern zuuor die Bilder auß der Menschen hertzen abschaffen / vnnd das Volck lehren / daß man allein durch den Glauben gerecht werde / vnd daß die Bilder zur Seligkeit nichts nützen. Wann nun also die Bilder auß den hertzen gethan / vnnd das Volck recht vnterrichtet sey / so werden die Bilder nicht schaden thun / oder auch von sich selbst fallen. Er lasse es jhme zwar nicht zuwider sein / daß man sie hinweg thue / Aber solches gebüre der Obrigkeit / vnd sey nicht zuzulassen / daß ein jeder seines gefallens solches fürneme. Vnd hernach im fünfften Buch saget er ferner also: Carlstad / von dem droben gesagt / weil er es nicht mit D. Luther hielt / ist er von Wittenberg weg gezogen / vnd hat mit den heimlichen Lehrern / welche fürgaben / sie hetten Göttliche Gesichte vn̅ Gesprech mit Gott / viel Freundschafft gehabt / derwegen der Churfürst zu Sachsen jhm sein Land verbotten. Er aber (Carlstad)(Carlstad schilt D. Luthern / daß er auff der Papisten seiten sey.) ließ Bücher außgehen / darinnen er D. Luthern vnd seine mitgehülffen hefftig antastete / als newe Schmeichler deß Bapsts / vnnd als ob sie von der Messe vnnd von der Beichte / von den Bildern / vnnd andern dergleichen Sachen / vnrecht lehreten /(Das ist mein Leib / muß dem Carlstad so viel heissen / da sitzt mein Leib.) auch legte Carlstad die Wort Christi (Das ist mein Leib) also auß / da sitzt mein Leib. Es hat auch Carlstad deß Churfürsten selbst nicht geschonet / sondern jhne gar hessig angezogen / daß er ins elend verjagt were / vnd hat alle schuld auff Lutherum gelegt. Darauff D. Luther nach der leng geantwortet / seine Lehr vertheidigt / vnnd angezeigt / es habe billiche Vrsach gehabt / warumb der Churfürst den Carlstad / in seiner Herrschafft nicht dulden wölle. Biß hieher Schleidanus. Welchs nichts anders ist / denn eben das / was droben auß Lutheri Büchern / vnd den actis illorum temporum, angezogen. Vnnd weil ja der
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(Anno 1524.) störrige Lutherus sich jmmer leiden / vnnd dem gegentheil nichts (Philippus Mel. vom Carlstad / was vnd wie er gewest sey.) warsagen oder schreiben kan / wollen wir Philippi zeugnis vnnd Encomium vom Carlstad hören / der schreibet in einer öffentlichen Epistel ad Fridericum Myconium, in praefatione libelli de veterum sententijs, de Coena Domini also: Nun ist gewiß / daß Andreas Carlstad diesen Tumult vom Abendmal / zum allerersten hat angefangen / welches ein wilder vnuerstendiger / vngelehrter / eigensinniger Mensch war / von dem wir daß künlich sagen dürffen / daß er nicht erkennt oder gethan habe gegen menniglich / was einem Menschen zustehet. Ich geschweige / daß man auß jrgend einer vermutung hette können abnemen / daß der heilige Geist in jhm regierte / ja man hat viel gewisse anzeigung / daß er ein gottloser Man gewesen / sein gantze lehr war zum mehrern theil Jüdisch vnnd auffrhürisch / er verdampte alle statuta vnnd Weltliche satzungen / die von den weisen Heiden herkommen / vnd wolte die Leute bereden / man solte in gerichtlichen Sachen nach dem Gesetze Mosis vrtheilen / Denn was Christliche freyheit vermöchte / wisse er gar nicht. Weiter / als Nicolaus Storch anfieng die Widerteufferische lehr in Teutschland einzuschleiffen / gefiel es jhme (Carlstad) wol / vnnd gab demselbigen gantz Schwermerischen geschmeiß von stund an beifall. Endlich erreget er auch diß gezenck vom Abendmal / nur auß verbittertem hertzen wider D. Luthern / nicht daß er vermeinete Gott vnd der Warheit vielleicht etwas damit zudienen. Denn als Carlstads vnsinnige Bildstürmerey D. Luthern hefftig mißfiele / entbrante Carlstad vor grawsamer Rachgierigkeit / vnnd trachtet mit allem fleiß / wie er etwan einen scheinbaren tadel an Luthero möchte finden / sein ansehen vnd gut gerüchte bey menniglichen zuuerkleinern. Gantz Teutschland weiß / vnnd ist mirs bekentlich / daß ich hieran nicht liege / wiewol so jemand derer ding beweisung fodert / werden Carlstads eigene Bücher vnd Tractetlein / so offentlich am Tage sein / jhren authorem selbst augenschenlich
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vberzeugen / denn auß denselben wol zusehen ist / daß den Carlstad(Anno 1524.) gar keine andere Vrsache / dann Neid vnnd Haß / zu dieser schädlichen Disputation verursacht habe. Biß daher Philippus. Darauß ja augenscheinlich nicht allein zusehen / sondern gleich mit Fingern zugreiffen / daß alles / was vnser Gegentheil von vrsprünglicher erregung dieses Streits Luthero gern auffseilen wolte / sich in der Warheit allein von Carlstad befindet. Noch soll er ein gelimpfflicher Mann gewest sein / der diesen Streit nimmer erreget hette / wo jhme der störrige Luther nicht darzu Vrsach gegeben / ja gleich jhn darzu genötiget hette. Aber hierauß lehrne ein frommer Christ / den Sacramentitrischen Geist kennen / mit was Threwen nnd Glauben sie Historien schreiben. Wie nun Carlstad / seinem zu Jena genommenen Abschied nach / seine Bücher / dauon er souiel gepocht / hat trucken lassen wollen / damit es ja noch das Ansehen hette / als wenn Luther in Sachsen den Truck jhme gehindert / hat er sich in eigner Person auff gemacht gehn Basel / vnd daselbst seine Bücher trücken lassen. Ob er nun wol seinen weg auff Straßburg genommen /(Carlstad kompt gehn Straßburg / vnnd von dannen gehn Basel.) hat er doch daselbst / wie gleichsfalls auch zu Basel / niemands im Ministerio angesprochen / auß Vrsach / daß es jhme von den Brüdern den Widerteuffern / die zu der zeit des angehenden Auffrhurs halben sich trücken musten / ist widerrhaten worden. Was aber gleichwol Carlstad daselbst heimlich / vnd sonst durch seine Bücher für Rumor / mit seiner Schwermerey vom Sacrament / Bildern vnd Tauff / wie er dann anderßwo auch gethan(D Lutheri Warnungschrifft / an die zu Straßburg.) / angerichtet / dauon zeuget Lutheri Warnungschrifft an alle Christen zu Straßburg / Tomo 3. Luth. pag. 103. Nun ist in demselbigen seinem Buch der Streit nicht alleine gewesen von seinem groben , das ist / daß das Wort (das ist mein Leib) souiel heissen soll / als / da sitzt mein Leib / sondern da
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hin (Anno 1524.) ist das gantze scriptum gericht gewesen / daß er die ware wesentliche Gegenwartdes waren Leibes vnd Bluts Christi / im heiligen Abendmal Christi / hat verleugnet vnd vmbstossen wollen / wie dann die Wort darinne gefunden werden: Du wirst mich lange nicht vberreden / daß Gott im Brot sey. Item / wie mag man Christum ins Brot vnd Wein bringen? vnd dergleichen. Weil denn die Sacramentschwermer eben dasselbige noch (Woher Carlstad seine Sacramentierische lehre empfangen vnnd gelehrnet / nemlich / vom Teuffel.) heutiges tages streiten / ist in demselbigen Buch das sonderlich zumercken / wie Carlstad / der erste Anfänger dieses Streits / solcher seiner newen Lehr ein authoritatem, grossen Namen vnnd Ansehen hat machen wollen / daß er nämlich dieselbige / nicht von jhm selber / noch von einem einigen andern Menschen hat / sondern / wie er selber geschrieben / es were jhm ein Man erschinen / der hette jhm solche Meinung vom Sacrament offenbaret / vnd gezeiget / wölches seinem fürgeben nach / Gott der himlische Vat ter soll gewesen sein. Aber Lutherus sagt jhm recht / Tom. 3. pag. 68. es sey nicht der himlische Vatter / sondern der leidige Teuffel vnnd seine Mutter gewesen / wie den̅ bald hernach in seinen Rottgesellen den himlischen Propheten / sich gnugsam erwiesen / wer mit jhnen hab pflegen Gesprech zuhalten / nämlich der Geist / wölcher war ein Mörder vnd Lügner von Anfang / der sich dermassen scheinlich durch den auffrürischen Bawrenkrieg in jhnen herfür gethan / daß man jhn gleich mit Händen hat greiffen vnd fülen können. Vnd hat auch Gott der HERR / mit dessen Namen sie (Müntzers vnd Storchens ende vnd tod.) jhre Boßheit beschönet / seines Gerichts nicht vergessen / sondern bald im Anfang des Sommers / Anno 1525. auff den Müntzer seine schwere Hand gelegt / daß er wunderbarlicher weise in offentlichem Auffrhur zu Franckenhausen ergriffen / gegen Heldrungen geführet / daselbst peinlich verhöret / vnd endlich als ein offentlicher Auffrhürer durch die Obrigkeit ist gebürlich vnnd
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gerichtlich gestrafft worden. Nicolaus Storch aber / sein Rottgeselle(Anno 1524.) / ist dauon geflohen / vnnd endlich zu München in einem Spittal mit beschwertem Gewissen gestorben. Also / daß auch die / so jhne daselbst / als einen Frembdling / nicht gekandt / noch von seinen Händeln etwas gewust / solche beschwerung des Gewissens wol an jhme gemerckt vnd verstanden haben. Vnd weil Carlstad zu diesen sich jmmer gehalten / viel schreiben mit jhnen gewechselt / hat er leichtlich erachten können / was die Obrigkeit auch etwa mit jm fürnemmen möchte / hat derhalben den Kopff auß der Schlinge gezogen / vnnd sich gehn Rotenburg an die Tauber gemacht / da er bey nachtzeit von seinen Brüdern in einem Korbe vber die Mawren gelassen: sonst würde er vielleicht mit andern Müntzerischen Geistern / so daselbst eingezogen vnd gerichtet / leichtlich sein an den Reien kommen. Wie nun derselbe Lermen etlicher massen gedempffet / hat(Carlstad wird durch D. Lutherum auß erbarmung vnd Haffnung seiner besserung / widerumb eingebetten.) er (Carlstad) gleichwol dem Landfrieden so viel nicht getrawet / daß er sich alßbald ins Churfürstenthumb Sachsen begeben hette / sondern sich erst schrifftlich / vnnd dann auch mündlich / durch mittel Personen / des Auffrhurs halben / bey D. Luthern entschuldiget / vnnd souiel erhalten / daß Lutherus seinet halben an den Churfürsten zu Sachsen geschrieben / vnnd jhn des gefaßten argwönigen Auffrhurs enthaben / daß jm also der freie Eingang ins Churfürstenthumb wider erlaubet / doch mit der Condition / daß er mit gegebner Hand vnnd Threwe angelobt / auß jhren Churfürstlichen Gnaden Landen ohn jhre Erlaubnus nicht zuweichen / sich auch still vnnd eingezogen zuhalten. Vnnd weil er seiner vorigen bösen Händel halben bey jederman verachtet / auch keine Vertröstung einiger Vocation jhm hat machen können / hat er sich erstlich in ein Dörfflein / darnach in das Städlein Kemberg / ein Meil wegs von Wittenberg /(Carlstad wird zu Kemberg ein Bawer vnd Klipkramer.) häußlich nidergelassen / ist also ein Bawer / darnach ein Klipkramer worden / hat gebranten Wein / Pfefferkuchen / Spiegel /
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(Anno 1524.) Nestel / vnnd dergleichen zu kauff gehabt / zu zeiten Holtz auß dem Lüberwalde geholt / vnnd gehn Wittenberg zu Marck geführet / hat auch wie ein ander natürlicher Bawer sich gekleidet / ist einher gangen in einem groben Baurenrock / vmbgürtet mit einer alten rostigen Wehr / in einer zerrissenen löcherichen Scheide / vnd einen groben Bawrenfiltz auff dem Haupt / wolte auch nicht anders genennet sein / denn wie ein ander Bawr (Neber Andres) ob er vielleicht also ein Ansehen einer sonderlichen Heiligkeit vberkommen köndte. Aber solch Handwerck / weil es vndoctorlich (Carlstad suchet zu Hoff Patronen.) / mühselig / schwer vnd verdrießlich / hat jhm auch die länge nicht gefallen wollen. Hat sich derwegen an ettliche fürnemme Personen bey Hoff gefunden / vnnd mit fürwendung grosser Demut sich dahin erkläret / wie gern er sich weisen / vnd wider zu recht wolte bringen lassen. Es sind auch darauff etliche Handlunge mit jhme / auch von D. Luthero, vnd D. Pontano Cancellario, (Carlstad schreibt Bücher / vnnd wil sein Namen dazu nicht bekennen / gleich wie Wolff.) fürgenommen / Anno 27. vnnd 28. aber ohne Frucht. Vnd ist endlich außgebrochen / daß ettliche Büchlein ohne Namen in Truck außgangen / vnnd Carlstad vberwiesen worden / daß sie sein weren / auch befunden / daß er neben andern Practicken auch Brieff an Krautwald vnd Schwenckfeld gesand / wie solches alles zubefinden Tom. 4. Ienen. Germ. pag. 374. & sequentibus. (Carlstad begibt sich hinweg / wider fein Eid vnnd Pflicht / gehn Straßburg / vnd von dannen in Schweitz.) Derwegen wie er endlich vernommen / daß die Sacramentschwermerey / an ettlichen Oberländischen fürnemmen Orten / vnd in Schweitz / mit Gewalt eingerissen / hat er sich / wider Churfürstliche Verbott vnnd seine gegebene Pflicht / von Kemberg hinweg gemacht (wie denn solche vnnd dergleichen Stücklein / trewloß vnd meineidig zuwerden / vnd also der Christlichen Obrigkeit gleich zuspotten / auch heutiges tages vnsern Sacramentschwermern nit seltzam sind) ist erstlich gehn Straßburg kommen / vnnd wie er darnach nicht hat können vnderkommen / zeucht er von dannen ins Schweitzerland / da er nicht allein freundlich empfangen / vnnd zur Herberge auffgenommen / son
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dern auch mit einer Pfarr / im Reinthal zu Alsted genandt / versehen(Anno 1524.) worden. Von dannen ist er gehn Basel zum Predigampt(Carlstad wirdt zu Bafel ein Prediger / vnd mmpt ein böß schrecklich ende.) beruffen worden / da er auch endlich sein Leben beschlossen. Wie er aber sein ende genommen / wöllen wir deme / der alles sihet vnd weiß / befehlen / weil das gegentheil die schreckliche zeitung / so damals von seinem absterben auß Basel gesprengt / nicht gerne gestehen wil. Es ist aber diß in offentlichen druck offtermals außgangen / vnnd auß Basel auch von den Kirchendienern geschrieben worden / daß Carlstad endlich vom bösen Feinde erwürget sey worden. Denn da er dermal eins in der Kirchen geprediget / sey vnter der Predig in die Kirche hinein kommen ein grosser vngehewrer Man / der sich neben den Bürgermeister gestellet / vnd widerumb auß der Kirchen in deß Carlstads Hauß gangen / darinnen niemandt / den Carlstads Sohn gewesen / den er in die höhe auffgehoben / als wolte er jhn auff vnd wider die Erden stossen / vnd habe jhn doch widerumb ohne schaden gelassen / vnd jhm befohlen / er solte seinem Vater anzeigen / er wolle nach dreyen Tagen widerkommen vnd jhn holen. Da nun Carlstad nach der Predigt den Bürgermeister gefragt / wer der grosse Man gewest / hat jhm der Bürgermeister geantwortet / er habe niemandt gesehen. In dem aber Carlstad heimkompt / vnd anhöret / was jhm sein Son anzeiget / wird er so bestürtzt vnd bekümmert / daß er den dritten Tag hernach stirbet. Diß erzelen wir / wie oben vermeldet / auß denen Schrifften / die von Carlstads tode öffentlich gedruckt worden. Vnd ob wir gleich solchs in seinem werth bleiben lassen / vnd Carlstadio gerne ein besser ende gön̅en / jedoch weil gleichwol auch das widertheil / solch schrecklich ende mit bestendigkeit nicht leugnen kan / wie es auß Lauatero zusehen / so kan niemands frommen Christen wehren / daß sie auß Carlstads bösen hendeln / vnd sonderlich auß dem Man̅e / der jm sein offenbaret / dieses geschreis halben / jnen allerley Gedancken vnd vermutung machen.
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(Anno 1524.) Aber wir wöllen vns wider wenden zu der ordnung der Historien / wie der Sacramentstreit / so durch Carlstads vnbesonnene vngestümmigkeit / wie Bucerus selber in Apologia Anno 1526. schreibet / erreget / plötzlich vnd eilend / wie ein grosses Fewer / mit grewlicher ergernis vnnd verwirrung / nicht allein vieler einzelen Gewissen / sondern auch vieler Kirchen vn̅ Gemeinen vmb sich gefressen / da fast kein stewren noch wehren hat helffen wöllen. (Wolffens vnwar hafftige beschüldigung wider D. Lutherum.) Meister Wolff vnterstehet sich zwar / die schuld allein vnnd gar auff den Lutherum zulegen / aber wir haben bißhero die Warheit lauter gezeiget / vnnd die ordnung der Historien wirds folgends fein einfeltig außweisen / wenn der Leser nur fleissig acht drauff gibt. Denn wie das Colloquium, welches oben gemeldet / zwischen Luthero vnd Carlstadio / Anno 1524. den 22. Augusti / ergangen / hat sich alsbald Carlstadius auffgemacht gegen Basel / seine Bücher daselbst drucken lassen / dann er hatt zuuor albereit wol drey jhar daran gemacht vnnd geschrieben / vnnd ist der druck eilends vnd bald gefertiget / vnd ist jhren vielen so jach vnd eilent / weil es etwas newes war / darnach gewesen / daß man nicht erwarten hat können oder wollen / was vnd wie Lutherus / wider welchen solche Bücher Carlstadij namhafftig gericht waren / (Capito vnd Bucerus fahen an / zu Straßburg / durch offentliche schreiben / den Sa cramentstreit weiter zuregen.) antworten würde / sondern Capito zu Straßburg hat also bald im Octobri 1524. ein offentliches Schreiben / was von derselben deß Carlstads sachen / wider Lutherum / zuhalten vnd zuurtheilen / außgehen lassen. Demselbigen ist im Decembri Bucerus mit einem andern offentlichem gedrucktem Büchlein / welchem alle damals Kirchendiener zu Straßburg vnterschrieben / gefolget / vnnd ist derselben Büchlein summa diese gewest: Fidem tantum nostram pane & vino Dominico, per recordationem corporis & sanguinis illius pascendam, & caeteras quaestiones (In Capitonis iudicio B. 4.) omittendas esse. In Buceriautem lib: ita manducandum esse panem & bibendum vinum, vt corporis & sanguinis illius semel pro nobis traditi, seriò recordemur, eaque ratione nos spi
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ritualiter & verè carne eius vesci, & sanguinem eius bibere.(Anno 1524.) Das ist / daß wir / nemlich / an dem Brot vnnd Wein des HErren / allein vnsern Glauben / durch gedechtnus seines Leibes vnnd Bluts / speisen / vnnd andere fragen gantz vnterlassen solten. Item / man solte das Brot vnnd Wein im Abendmal also essen vnnd trincken / daß wir seines Leibs vnnd Bluts / einmal für vns gegeben / ernstlich gedencken solten. Denn also essen wir geistlich warhafftig sein Feisch / vnd trincken sein Blut. Der Rhat zu Zürich hat sich anfenglich an gemelte Carlstads Bücher / weil darinn eine newe / vnnd dazumal den Leuten gar eine vnbekante meinung were / hart gestossen / hat derhalben verbotten / daß dieselben Carlstads Bücher in jrer Stadt offentlich nicht solten verkaufft werden: Zwinglius aber hat auff der(Zwinglius entschuldiget vnd ver teidiget deß Carlstads schwarm vnd Gifft.) Cantzel solches als bald offentlich gestrafft / vnd seine gantze Kirche vermanet / gereitzet vnd angehalten / daß sie solche deß Carlstads Bücher ja lesen solten / denn Carlstad erkennete etwas von der Warheit in diesem Artickel vom Sacrament / aber weil er sich auff die Tropos nicht gnugsam verstünde / machte ers in ordnung der Wort der einsetzung etwas vnbescheiden / vnd were jhm wie einem vngeübeten Kriegsmanne / der wol ein gut hertz zum streit hette / dem es auch an guten Waffen nicht mangelte / verstünde aber nicht gnugsam / wie er die Waffen recht vnd nützlich anlegen vnd brauchen solte. Vnnd damit hat Zwinglius zuuerstehen geben / daß er der Meister were / ders besser machen wolte vnd köndte. So schreibet auch Lauaterus: wie nun Carlstads Bücher herfür kommen / habe Zwinglius an Matth. Aulberum, Prediger zu Reutlingen / welcher eben dazumal mit einem seiner Mitprediger / vber Carlstads Bücher / von wegen deß Sacraments / in streit gerhaten war / als bald einen langen Brieff geschrieben / darinn er seine Zwinglische Opinion vom Abend
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mal (Anno 1524.) an tag geben / vnnd gedencket Zwinglius selbst ad Pom̅eranum, das dieselbige Epistel bald auch / ehe vnd denn sie gedruckt worden / abgeschrieben / vnnd mehr denn fünffhundert Brüdern mitgetheilet sey worden / eben wie Paulus schreibet von der Aufferstehung Christi / allein das bey Zwinglischer Epistel kein Apostel oder Jünger deß Herren gewesen. (Oecolampadius entschuldiget vnd vertheidiget den Carlstad.) Also weil auch in Schwaben allerley disputieret ward von Carlstads außgesprengten Büchern / hat Oecolampadius hin vnd wider geschrieben / daß man ja den Carlstad / von wegen solcher seiner Bücher / nicht vervnglimpffen wolte. Denn ob er gleich das jenige / was er damit gesucht / eigentlich nicht gleich getroffen hette / so were doch sein intent vnd die summa der sachen (daß nemlich Christus nicht im Sacrament) nicht böse oder verwerfflich. (Wolffens wolftscher rhat / vnnd nichtiges bedencken.) Wie nun der gestalt bald Anno 1524. nach außgesprengten Carlstads Büchern / allenthalben alles voll redens / disputierens vnnd schreibens vnnd drückens war / von Carlstads newen grillen / was hat Lutherus thun sollen? Wolfius helt / er hette das maul zuhalten / vnnd die Feder hinlegen sollen / so were gut (D. Lutherus hat sich mit gutem Christlichen bedencke̅ / wider den Carlstad endlich eingelassen.) Fried / vnd alles still blieben. Ist eben der rhat gewesen / wie etwa auch die Wölffe den Schäffern gerhaten haben / man solte die wackern beissende Hunde von der herde nur hinweg thun / oder jhnen ja das Maul zubinden / so würde wol gut Friede werden / sein vnd bleiben. Vnd ist heute nicht new / sondern ist der alte gesang / wenn threwe Prediger falscher lehr widersprechen / das man schreiet / Tues, qui conturbas Israel. Aber Lutherus hat sich erinnert / daß er zu seinem Ampt beruffen were / nicht daß er ein blinder Wechter / vnnd ein stummer Hund sein solte / sondern daß er fürnemlich von Gott erweckt / vnd von jhme mit sonderlichen Gaben begnadet were / daß er mechtig sein köndte / vnd solte die verwirrer vnd widersprecher der reinen gesunden lehr straffen / vnd jhnen daß Maul zustopf
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fen / 1. Timoth. 1. Vnd hat sich dennoch auch / nachdem Carlstads(Anno 1525.) Bücher allbereit durch offenen Truck allenthalben außgesprenget waren / mit seiner Antwort nicht vbereilet / sondern da andere mit offenen Schrifften im Octob. vnnd Decemb. sich allbereit / wie gesagt / herfür gethan / hat Lutherus Anno 1525.(Anno 1525.) im Ianuario angefangen Earlstads Bücher zuwiderlegen / vnd hat im Februario erst seine Antwort gefertiget. Vnd weil dieselbigen seine Bücher in seinen Tomis, vnnd vnder dem Tittel (wider die himlischen Propheten) vorhanden / ist von vnnöten / dieselbigen hieher zusetzen.

Anno 1525.
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Daß wir aber in der Historia fortfaren / hat Zwinglius / wie auch die seinen / in keinem wege dem Carlstad / auch nach seinen außgesprengeten Büchern / den Rhum gönnen oder gestatten(Zwinglius wil der erste sein / der den Streit vom Sacrament erreget.) wollen / als were er desselbigen Schwarms zu diesen zeiten der erste Anfänger vnd Erfinder. Denn Lauaterus schreibet / daß Zwinglius lange zuuor / eben mit demselbigen Schwarm schwanger gangen / vnd habe auch vor Carlstad durch sich vnnd durch die seinen / hin vnnd wider / an alle vorneme vnnd gelehrte Leute / in Teutschland vnnd Franckreich / geschrieben / er würde vnd wolte etwas sonderlichs vom Abendmal des HERREN herfür bringen. Er hat aber weder auff der Cantzel / noch in Schrifften / sich öffentlich herfür thun dörffen / sondern nachdem Carlstad durch offenen Truck seiner Bücher / zu demselbigen bösen Spiel die Würffel auffgelegt / vnd Lutherus auß Erheischung seines tragenden Amps / im Februario sein Schreiben wider die himlischen Propheten kaum verfertiget / ist Zwinglius so gach vnnd eilend gewesen den Rhum zuerjagen / daß des erfolgeten betrübten / ergerlichen Streits vom Sacrament / er der rechte Anfänger vnnd Stiffter zu vnsern zeiten were / daß bald im Martio, Anno 1525. er mit seinem Commentario, de vera
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(Anno 1525.) & falsa Religione, ad Franciscum Galliae regem, darinne er seine Opinion vom Abendmal nach der Länge an den Tag gegeben / vnd verthedigt / durch offenen Truck ans Liecht kommen / vnd weil eben dazumal der Franckforter Marck verhanden / hat er gethan / wie jener Schuster / der sich fürchtet / er möchte den Marck verseumen / vnnd hat bald in höchster eil durch drey Studenten / das Stück vom Abendmal lassen verteutschen / daß es ja auß dem Franckfordischen Marck weit außgesprenget / vnnd vnder alle Leute gebracht möchte werden. Vnd bald in der Vorrede desselbigen Buchs / hat er sich Carlstads angenommen / vnd auff Lutherum gestochen / daß nämlich ettliche eigensinnige Leute weren / weil die sehen / daß die Warheit (der Carlstadischen vnnd Zwinglischen Opinion) nicht durch sie / sondern durch andere / ans Liecht keme / vnd an den Tag bracht würde / so lesterte sie andere Leut. (Zwingels meinung vom heiligen Abendmal.) Vnd soll der Leser wol mercken / wie Zwinglius die Opinion gefasset / daß Christus mit seinem Leib vnnd Blut nicht auff Erden / bey seiner Kirchen / da mit dem gesegneten Brot vnnd Wein sein Abendmal gehalten wirdt / gegenwertig / sondern im Himmel were / vnnd aber die Wort der Einsatzung (das ist mein Leib / das ist mein Blut) jhm entgegen stünden / vnnd all zu starck in die Augen scheineten / daß er lange nicht hat können außdencken (Woher Zwingel sein Sacramentierische meinung studiert / vnnd gelehrnet / nemlich / erstlich von eim Hollender / zum andern von eim schwartzen Gespenst / im trawm / wie er selbst bekentzet.) / wie er die Wort also möchte keren vnnd wenden / daß sie seiner vorgefasten Opinion nicht entgegen weren / biß jhm endlich zukommen eine sarcina, ein hinderlassens Wanderßpäcklein / Bündlein oder Säcklein / eines Bataui Honij, vnd darinne / wie er selbst hoch rhümet / hat er gefunden eine Epistolam, darinne gewest vnio, die edle Berle / oder der köstliche Edelstein / dz in den Worten der Einsatzung die Wort (Hoc est, das ist) also köndten vnnd möchten gedeutet werden / hoc significat, das bedeutet mein Leib vnd Blut / der nicht im Abendmal auff Erden / sondern im Himmel ist. Vnd darauff hat Zwinglius alßbald seinen gan
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tzen Grund gesetzt. Dieselbige Epistola ist in offenem Truck verhanden(Anno 1525.) / vnd soll etwa Anno 1521. geschrieben sein / ist aber vom Zwinglio in Truck gegeben / Anno 1525. darinnen die summa vnd der Grund ist / weil Christus spricht Marci am 13. Wenn jemand zu euch sagen wirdt / sihe / hie ist Christus / sihe da ist er / so glaubets nicht / Derhalben soll man nicht glauben denen / die da sagen / Christus sey im Sacrament oder im Brot / sondern wie die Schrifft saget: Johannes ist Elias. Item / wie Christus spricht zu Maria / sihe / das ist dein Sohn. Der Felß war Christus / Ich bin der Weg / die Thür / Ich bin der Weinstock / Drey Reben vnnd drey Körbe sind drey Tage. Denn weil Christus saget / das thut zu meinem Gedechtnus / vnnd Gedechtnus wirdt verstanden für ein Zeichen eines abwesenden dinges. Item / wie das Manna bedeutet hat Christum / ist aber nicht Christus gewesen: also sey auch das Brot im Sacrament. Item / der Artickel vom Abendmal stehe nicht im Symbolo Apostolico. Item / wie man ein Hauß vberantwortet / wenn man einem die Schlüssel gibt. Item / wo ich nicht hingehe / wirdt der Tröster nicht kommen. Weil aber Zwinglius gar zu sehr / wie er selber bekennet / geeilet(Zwingel setzt die Wort Christi beiseitz / vnd fragt sein vernunfft vmb rhat.) / derhalben was er darnach mehr hat können außdencken / so zu dem Gezänck dienen möchte / vnd was auch seine Rottgesellen für Pfeile mitler weil jhm haben in seinen Köcher zuschieben können / das hat er in ein sonderlich Buch gefasset / vnnd noch in demselbigen jahr / im Augusto / trucken lassen / mit dem Tittel / Subsidium Eucharistiae, als ein Hinderhalt / wenn etwa seine vorigen andere argumenta wider das Sacrament / not solten leiden oder geschlagen werden. Vnnd wollen den Leser allhier kürtzlich erinnert haben / daß Zwinglius selber mit seinen eigenen Worten gnugsam zuuerstehen gibt / daß die Wort der Einsatzung des Abendmals jhm nicht geweiset / viel weniger jhn gedrungen oder genötiget
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(Anno 1525.) haben / zu seiner Opinion / vom abwesen des Leibs vnnd Bluts Christi: sondern / da er gleich noch vnder dem Bapsthumb / die dazumal gebreuchliche Lehr / vom Abendmal / gehalten / gelehret vnd geprediget / vnd noch nicht wuste / auch nicht drauff gedachte / wie die Wort anders / denn wie sie lauten / möchten verkeret vnd außgelegt werden / so hab er es doch niemals warhafftig geglaubt. (Zwinglische oder Sacramentierische Lehr kompt herauß lauterm Vnglauben / vnd nit auß den Worten Christi.) Vnnd das ist ein gut nota, daß die Zwinglische Meinung vrsprünglich nicht auß den Worten der Einsatzung / sondern auß einem Vnglauben hergeflossen sind. Denn das sind seine eigene Wort / da er schreibt: Fuimus ante annos plures, quàm nuno conueniar dicere, huius opinionis de Eucharistia, das ist / Wir sind länger vnd vor mehr jaren / denn sichs jetzund gebürt zusagen / in der Opinion gewesen / daß nämlich Christi Leib vnd Blut im Sacrament nit gegenwertig. Imò nemo nostrûm vnquam verè credidit, se in isto pane tale quiddam edere, quod somniauimus. Das ist / Niemand hat vnder vns jemals warhafftig geglaubet / daß wir in dem Brot des Abendmals das essen / wie wir vns haben trewmen lassen / etc. Vnd ist eine denckwirdige Historia / die man billich wol behalten / vnnd auch auff die Nachkommen fortbringen soll / nämlich / weil dazumal die Himlischen Propheten / wie sie Lutherus nennet / offentlich lehreten / vnnd viel Leute mit dem Schein verführten (Zwingel vnd sein Hauff / wil sich am Wort Christi nit genügen lassen / sondern sonderbare Offenbarung haben.) / man köndte vnnd dörffte nicht alles / was man glauben soll / auß dem geschriebnen Wort Gottes nemmen / sondern das were viel statlicher vnnd glaubwirdiger / wann man eine sonderliche Offenbarung / so etwa im Trawm / oder in einem sonderbarem Gesichte geschehen / herfür bringen köndte / denn das were die Offenbarung / nicht des todten Buchstaben / sondern der lebendigen Stimme Gottes / wie sie redeten. Wie nu Carlstad vorgab / wie droben gemeldet / es were jhm sein durch ein Gesichte / in gestalt eines Mannes / geoffenbaret: Also hat auch Zwinglius in diesem Handel vom Sacrament / auff ein Gesich
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te / vn̅ auff eine sonderbare offenbarung / im Trawm geschehen /(Anno 1525.) sich anfenglich referirt / gezogen / vnd stattlich beruffen. Denn also schreibt er selber in seinem Subsidio Eucharistiae. Mox post editum Commentarium, cum coram senatu de abroganda Missa, & de instituenda noua sua synaxi ageret, Scribam quendam acriter restitisse, hoc praecipuo argumento, quòd Zuuinglius à perspicua verborum proprietate discederet, & non satis certò & liquidò probaret (Est) in verbis coenae accipiendum pro significat. Exempla enim Lucae octauo, Semen est verbum Dei: Matth. 13. Ager est Mundus, esse valdè dissimilia. Ibi enim praecedere parabolas, quarum explicatio per verbum (Est) tradatur. In Coena verò Dominica nihil tale esse. Hac obiectione Zuuinglius ita perturbatus fuit, vt quamuis aliquid tunc diceret, ne omnino tacere videretur, sentiret tamen stimulum obstrepentis conscientiae. His enim verbis ipse narrat: Cùm è senatu nos recepissemus, coepimus cogitare omnia, omnia reuoluere, quò scilicet proderemus exempla, quae nulla cum parabola coniuncta forent, attamen aliud nihil exemplorum occurrebat, quàm quod in Commentario proditum est, aut quod occurrebat, erat illorum simile. Cùm verò decimus(Somnium Cinglij.) tertius dies appeteret (vera narro, adeoque vera, vt caelare volentem, conscientia cogat effundere, quod Dominus impertijt, non ignorans, quantis me contumelijs, risibusque exponam) cùm, inquam, trede cima Aprilis lux appeteret, visus sum mihi in somnio multo cum taedio contendere denuò cum aduersario scriba, sicque obmutuisse, vt quòd verum scirem, negante lingua beneficium suum, proloqui non possem. Qui me angor (vt solent nonnunquam somnia fallaci ludere nocte, nihil enim altius quàm somnium narramus, quod ad nos attinet, tametsi leue non sit, quod per somnium didicimus, gratia Deo, in cuius solius gloriam ista prodimus) vehementer perturbare videbatur,(Ater monitor.) ibi , visus est monitor adesse, ater fuerit an al
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bus, (Anno 1525.) nihil memini, somnium enim narro, qui diceret, quin ignauè respondes ei, quod Exod. 12. scribitur. Est enim Phase Domini. Protinus vt hoc phasma visum est, simul expergiscor, & è lecto exilio, locum apud septuaginta primùm vndique circumspicio, ac de eo coram tota concione pro virili dissero. Haec Zuuinglius. Das ist / Da er vor dem Rhat / von abtilgung der Meß / vnd anordnung deß Abendmals / handelte / habe sich ein Schreiber hart dawider gesetzt / vnnd sonderlich fürgebracht / daß Zwingel von den klaren Worten abwiche / vnnd nicht deutlich beweisen köndte / daß das Wörtlein / Ist / solte im Nachtmal souiel heissen / als / es bedeutet / denn es gelte nicht / daß man Gleichnis vnnd Parabel einfüren wolte / Als / der Samen ist das Wort Gottes / der Acker ist die Welt / denn bey solchen Gleichnüssen stünde die Außlegung selbst / aber im Abendmal deß Herren geschehe nichts deßgleiche̅. Ob dieser Rede ist Zwinglius erschrocken / vnd ob er gleich etwas gesagt / auff daß man nicht gedechte / er müste gar still schweigen / so habe jhme doch sein eigen Gewissen widerredet / vnd widerstanden. Da wir nun (spricht er) auß dem rhat heimkamen / hab ich alle Bücher durchsehen / vnnd gesucht / ob ich ein Exempel finden möchte / da das Wort / Ist / für ein bedeutung genommen würde / ohn ein Gleichnüs / aber ich fand kein andere vber die vorgehende. Wie nun der dreyzehende Tag sich nahete (ich rede die Warheit / also / daß wen̅ ichs gleich verschweigen wolte / doch mein Gewissen mich zwinge / solches außzusagen / welches der Herr also mitgetheilet hat / wiewol ich mich hiedurch selbst in Spot vnnd verachtung setze) sihe / da hat mir getrewmet / daß ich abermals mit dem obgedachten Schreiber widerumb vnd mit verdruß zanckete / vnnd gantz stum̅ werden muste / vnd jm nichts antworten kündte. Vnnd da ich mich im Trawm also bey der Nacht engstete / da dauchte mich / es stünde ohngefehr bey mir ein Man / der mich erinnerte (ob derselbige
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schwartz oder weiß gewesen sey / weiß ich nicht) vnnd sprach / antworte(Anno 1525.) kecklich / wie im 2. Buch Mose am 12. geschrieben stehet / Es ist der Durchgang deß Herren. Est Phase Domini. Da ich diß Gesichte gesehen / vnd erwacht / bin ich mit Frewden(Zwingel folget dem raht des schwartzen gespenstes / daher der Sacramentierer wesen entstanden / vnd bißher getrieben worden.) auß dem Bette gesprungen / nachgesucht / vnnd solches bald für der gantzen Kirche / nach meinem vermögen / offentlich geprediget. So fern Zwinglij Wort. Da nu also / wie gemeldet / Zwinglius mit aller seiner Heereskrafft / mit dem exercitu, das ist / mit dem gantzen hellen hauffen / vn̅ mit dem subsidio, hinderhalt vn̅ Troß seiner Argument / auff dem Plan war / da haben dennoch (wie Pirckheimerus schreibt) viel Leute / auch Oecolampadius selbst / wol gesehen vnd gemerckt / daß Zwinglius mit aller seiner Rüstu̅g / viel zu schwach vnd vngeschickt / solche Sache außzuführen. Derhalben haben(Oecolampadius hilfft dem Schwachen Zwingel auff die Bein / vnd fallen doch beide.) beide Freunde vnnd Feinde / bey Oecolampadio (wie er selber schreibet) angehalten / daß er sich der sachen annemen wolte. Vnd derselbige / weil er sich auch auff der Cantzel vnd in Brieffen / offt dauon hat vernemen lassen / hat also darnach noch Anno 1525. ein Buch geschrieben / vnd drucken lassen: De genuina verborum Domini (hoc est corpus meum) iuxta vetustissimos authores expositione. Desselbigen Buchs summa ist / wie auch Lauaterus schreibet: Nullum miraculum esse in pane Mystico supra captum hominis. Et verba illa (Hoc est corpus meum) absque tropo constare non posse, vt multa absurda caueantur, & ne contra Spiritum, & contra gloriam Christi pugnent. Es sey kein Wunderwerck im gesegneten Brot / vnnd sey nichts vber den Menschlichen verstand darinn. Es sey aber ein Figur vnnd Bedeutung in diesen Worten / Das ist mein Leib / sonst were es sehr vngereimbt ding / vnd dem Geist vnd der Ehre Christi vngemeß / wenn das Brot solte sein Leib sein / etc. Weil nun Oecolampadius seiner Geschickligkeit halben in guten künsten vnnd Sprachen / auch wegen seines sittsames /
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(Anno 1525.) eingezogenen Lebens / bey jederman in grossem ansehen / hat man (Oecolampad oder Haußschein / wil mit der Sacrame̅tiererey durchdringe̅ / vnnd D. Luthero sich widersetzen.) gemeinet / der würde einen grossen nachdruck in diesem handel machen / vnd weil auch die fürnembsten Prediger in Schwaben vnter jhm zuuor zu Heidelberg gestudieret / vnd jn noch für jhren Praeceptorn hielten / vnnd grosse Freundschafft mit jhm hatten / hat er hinden an gemeltes sein Buch ein epistolam an die Prediger in Schwaben drucken lassen / darinn er denselbigen sein Buch zuschreibet vnd zusendet / vnnd begeret / daß sie dauon richten vnd vrtheilen solten / dieweil er vernommen / daß viel sich daran geergert / daß er Luthero / welcher dazumal wie eine Seule der Kirchen gehalten ward / in der Sacraments sache / nicht bey fiele. Vnd da meinet jederman / die Prediger in Schwaben würden entweder dazu schweigen / oder öffentlich auff Oecolampadij Seiten trete̅ / aber vber zuuersicht sind bald etliche fürneme Prediger versamlet zu Hall in Schwaben / vnnd haben eine widerlegung deß gemelten Buchs Oecolampadij gestellet / vnnd semptlich vnterschrieben / Anno 1525. Octob. 21. welcher sie daher (Syngramma Sucuicum.) den Tittel gegeben / Sueuicum super verbis Coenę: (Cheobaldus Billicanus zu Nörtlingen / schrcibewider die Sacramentierer.) Hoc est corpus meum, &c. Es hat auch in demselbigen 1525. jhar / im Nouembri, Theobaldus Billicanus, Schulmeister vn̅ Prediger zu Nörtlingen / eine epistolam, de verbis Coenae Domini, & opinionum varietate ad Vrbanum Regium, geschrieben / darinn er sein iudicium von Carlstads / Zwinglij vnnd Oecolampadij Büchern eröffnet / vnnd auß Art vnnd Eigenschafft der Heuptsprachen sie widerleget / vnnd setzt zum Grunde die Wort der einsetzung / mit der außdrücklichen bedingunge / daß er derselbigen ordnung / vmbstende / Natur vnnd Krafft / erwegen vnd erforschen wölle / vnd mitler weile sich nicht bewegen lassen / (Die Wort des Abendmals sind hell vnd klar.) entweder durchs sechste Capitel Johannis / oder durch andere argumenta, hin vnnd wider zusammen geraspelt / sondern wenn er durch die Wort der einsetzung gegründet vnd gestercket sey / so wolle er dann darnach in die andern Argumenten sich wol
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richten vnd finden. Denn es könne ja das nicht geleugnet werwer(Anno 1525.) / dz die Krafft vn̅ der Verstand vom Abendmal / in den Worten(Der Sacramentierer allerley würderliche meinung / kommet hierinn zu samen / daß der leib Christi im Abendmal nicht sey / denn nur Geistlich im Glauben.) des Abendmals / eigentlich vnnd warhafftig außgetruckt sey / vnnd auff wie mancherley weise sie die Wort ludificieren / das wolle er anzeigen / wiewol sie in der summa fast vberein kommen / daß / nämlich im Abendmal (wölches auff Erden mit dem gesegneten Brot vnnd Wein gehalten wirdt) nichts anders denn Brot vnnd Wein gegenwertig sey. Denn es were auch im Abendmal der Leib vnnd das Blut Christi kein nütze / wie es am Creutz gewest / so würde auch Christus / weil er zur Rechten des Vatters / nicht herunder fahren / vnd sich hernieder lassen in eines jedern niessenden Leib. Denn Christus eben damit / daß er es nennet ein Gedechtnus seines Leidens / gnugsam anzeiget / quòd à Coena abesset, daß er vom Abendmal abwesend / vnnd weil das nirgent für ein Mirackel angezogen / daß das Brot sein Leib / vnnd der Wein sein Blut / sey es eine gnugsame Anzeigung / daß der Leib vnnd Blut Christi im Abendmal nicht sey / denn allein Geistlich. So könne auch die gantze Frucht des Abendmals wol bestehen / ohne die Gegenwertigkeit des leibes vnd Bluts Christi. Vnd das sind fast die persuasiones, spricht er / daß sie die Leib vnnd das Blut Christi vom Abendmal (wölches in der Kirchen auff Erden mit Brot vnnd Wein gehalten wirdt) hinweg reumen. Vnd am ende spricht er: Das mangelt den leuten / daß sie nicht das halten / wie die Wort des Abendmals wollen / sondern daß sie jhre Meinung / die sie vorhin gefasset / den Worten des Abendmals auffdringen / daß man fast niemants für einen Christen helt / der sich nicht in Kampff wider(Wer sich wider die Wort des Abendmals nit aufflehnet / der wirdt bey den Sacramentierern für keinen Christen gehalten.) die Wort des Abendmals aufflehnet. In demselbigen jhar / octauo Decembris hat Vrbanus Regius, damals Prediger zu Augspurg / wölcher auch vorhin / wie Lauaterus meldet / wider Carlstad geschrieben / auff dieselb Epistolam geantwortet / vnnd jhm darfür gedanckt / vnnd klagt / daß das gemeine Volck schier
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(Anno 1525.) in so viel Secten / als Prediger sind / vber die Wort des Abendmals (Vrbanus Regius schreibt von der Sacramentierer Gottslösterlichen reden.) / getheilet / die jmmer im Maul haben die Gottslösterung von einem brödtern Gott / den man aufffressen könne / vnd dz sie zum ewigen Fewr verurtheilen alle / so mit einfeltigem Glauben / bey den einfältigen Worten Christi bleiben / vnnd neben dem / daß sie mit Dancksagung rhümen vnnd preisen / die Erlösung / so am Creutz geschehen / auch glauben / daß Gott (arcana) durch geheimte verborgene Gegenwertigkeit Christi / in seinem Abendmal / als mit einem thewren Pfande / die seinen tröste / biß daß er herrlich vnnd allen offenbarlich sichtbarlich widerkomme. Er (Wigleph vnnd die Waldenser sind der Sacramentirer gesellen.) erzelet auch / daß zuuor Vigleph vnnd die Vualdenses eben den Artickel / vnnd eben mit denselben Argumenten sich vnderstanden haben zuuerthedigen / daß das Brot im Abendmal figürlich der Leib Christi were / wie Johannes figürlich vnnd persönlich were Elias gewesen. Item / er Regius, habe zwar alle Argument der Carlstadischen opinion fleissig bewogen / habe auch wol gesehen / daß es ein Compendium were / daß man das Opffer der Messe / in einem huy vmbkeren köndte / aber daß er der Meinung nicht habe beypflichten können / habe jhm das eben im wege gestanden / wie Billicanus in sua Epistola außführlich handelt. Er weiset auch / daß in dem Spruch / Der Felß war Christus / kein tropus sey / weil Paulus spricht / der geistliche Felß war Christus. So erzwinge auch der Spruch Exodi am 12. nichts: Esset eilend / denn diser Tag ist des HERREN Pesach oder Durchgang. Vnd letzlich beschleust er / daß die andern Brüder (Augspurgische Prediger stimmen nit mit den Sacramentierern.) vnd Mitarbeiter am Euangelio Christi in der Kirchen zu Augspurg / semptlich mit vnderschrieben haben des Billicani Meinung. Es hat auch in demselbigen 1525. jar / Bilibaldus Birchheimerus, so in der Griechischen Sprach trefflich wol erfahren / vnnd allenthalben bey den Gelehrten hoch berhümpt / wie dann auch noch viel Orationes Nazianzeni verhanden / die er latinè vertiert hat / ein trefflicher / ansehenlicher Rahtherr zu
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Nürnberg / wölcher in legationibus fast allenthalben weit vnnd(Anno 1525.) breit bekandt / an Oecolampadium / wider sein zuuor gemeltes(Bilibaldus Pirckheimerus Rahtherr zu Nürnberg / vnd des Keisers Maximiliant primi Consiliarius, schreibt wider die Sacramentierer.) Buch / weil er sein alter Freund vnd bekandter war / geschrieben / wölches hernach Anno 1526. zu Nürnberg getruckt / vnnd setzt baldt im Anfang propositionem librisui, scilicet non esse errorem, si quis credat, Christi corpus & sanguinem eius in pane & vino contineri, non solùm mysticè, sed verè, imò potius illos errare, qui ita non credant. Item: Nolumus vt nobis aliud relinquatur, quàm vt corpus exponamus, nempe, hoc est corpus meum, id est, in hoc est vel continetur corpus Christi. Item: Dicis necessarium esse, vt tropus assumatur: Rectè quidem, nam si falsa interpretatio veritas esse deberet, non nisi per Tropum posset defendi: Verùm cùm manifesta & clara sint verba Christi, nullo ficto tropo sacram Scripturam adulterari patiemur. Item: Credimus illi, qui ita mandauit, nil de modo disputantes, sed certi de verbis Christi existentes. Item: Non est hoc controuersum, quid Eucharistiae operetur Sacramentum, sed potius quid sub illo contineatur. Item: Si tibi Lutheri responsio ad Carlstadium non satisfecit, minus mea scripta satisfacient. Verùm etsi Lutherus tibi non satisfaciet, multos tamen Christianos in officio continebit: ac tandem in fine concludit: Demonstratum est, verba Christi plana esse & manifesta, nullumque hoc in loco admittere tropum, priscosque authores omnes eius fuisse sententiae, vt verum & reale corpus Christi ac sanguis eius sub pane & vino contineatur. Das ist / Es ist kein Irrthumb / so einer glaubt / daß der Leib vnnd das Blut Christi im Brot vnnd Wein des Abendmals sey / nicht allein durch ein figürlich Geheimnus / sondern warhafftig / ja es sündigen viel mehr alle / die das nicht glauben. Item / wir wollen nicht mehr / denn daß vns das gelassen werde / daß Christi Leib sey im gesegneten Brot / nicht auff tropisch / oder Bedeutungsweiß / sondern wie die klaren Wort lauten / ohne Figur. Denn
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(Anno 1525.) wir glauben dem HERREN Christo / ob wir gleich die weise (Oecolampad vertedigt die Sacramentiererey zum hefftigsten.) nicht verstehen. Vnd also haben alle rechte Lehrer zu jeder zeit gelehret / etc. Eben in demselben jar 1525. die Tho. 21. Decem: hat Oecolampadius außgehen lassen Sermonem Apologeticum, de dignitate Eucharistiae, vbi haec sunt eius verba: Dum clamant (Hoc est corpus meum) multa sunt quę non permittunt hunc intellectum capi, quòd panis sit substantialiter corpus Christi, vel quòd in pane sit corpus illud, quod idem in coelo. Dicit enim: Nisi ego abiero, paracletus non veniet. Item: Patriarchae credentes verbo corporali, praesentia Christi frui nondum poterant, & propterea beatificantur. Beati qui non viderunt, &c. Igitur stabit pro nobis, vt sit sensus: Beati qui citra corporalem praesentiam credunt, id quod Deus credi vult. Item: Christus sponsus est Eccle siae, & eam carne sua pascit, & sanguine potat, & vtrunque sola fide constat. Neque igitur in nuptijs Christi cum Ecclesia, neque in conuiuijs praesentiam corporis Christi adesse oportet. Item: Sponsus etiamsi absens sit, manet cum suis, & eos adiuuat. Etiam absens corpòre, praesentem se fore virtute, auxilio, benedictione promisit, & praesens est. Item: Quis diceret, agrum aufferre cuipiam, si proprietatis titulus, cum vsu fructus saluus maneat, etiamsi ager longius absit, & ipse domi epuletur. Item dicunt: In Ecclesiis nostris nihil esse praeter panem & vinum, sed si in lege panes propositionis non erant communes panes, quantò magis in Coena Domini nihil erit vulgare, etiamsi verum corpus non in pane, modò legitima gratiarum actio non desit, &c. Item: Non dicimus solum panem, sed & Sacramentum, & non cuiusuis rei signum, sed sacratissimum sanctissimi corporis. Admonet autem de corpore, quomodo pro nobis traditum, nos viuificet, atque ita nobis sit panis spiritualis, rectè per panem materialem significatus. Ittem: Vbi memoria passionis seruatur, audet ne quisquam
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dicere, nihil adesse, praeter panem & vinum? Sed dicunt, rectè(Anno 1525.) nos dicere, si & corpus adesse fateremur: Quibus respondemus: Plus esse memoriam corporis pro nobistraditi, quàm praesentiae, non dico corpore memoriam, sed memoriam digniorem esse praesentia. Et in fine inquit: Vnum est, quo se diuites putant, nempe praesentia corporis & sanguinis, at nos illorum fructibus non destituimur, quae maiori gloria in coelo esse credimus. Das ist in der summa / Christi Leib ist im Abendmal nicht gegenwertig / sondern ist im Himmel. Wir aber besitzen gleichwol die himlische Güter durch die niessung im Abendmal / gleich als wenn einer daheim reichlich jsset / vnd sein Acker draussen / oder weit abgelegen hat / welcher doch sein ist / ob er schon selbst nicht auff dem Acker ist. Der Breutigam ist doch seiner Braut Breutigam / ob er schon nicht gegenwertig ist. Es ligt mehr an der Frucht / denn an der leiblichen Gegenwertigkeit / etc. Eben in demselbigen jhar / 1525. hat auch Pomeranus eine(Pomeranus.) Epistolam, Lateinisch vnnd Teutsch drucken lassen / ad Doctorem Hessum Vratislauiensem Pastorem, darinne auch die Wort stehen: Quòd nos Christi voratores & carniuoras vocant, blasphemia est: nam non laceramus Christi carnem, sed panem. Et in pane verum corpus Christi, quod non cernitur, non laceratur, sed adesse & edi creditur, propter verba Christi. Item: Illic ergo est corpus Christi, quomodo verò ibi sit, quid ad me? Viderit ille, qui sic instituit, modò ego credam huic, & faciam quod ille commisit. Das ist: Sie nennen vns Fleischfresser. Das ist ein Gottslesterung. Denn wir zureissen nicht das Fleisch Christi / sondern das Brot / vnnd essen in dem Brot den waren Leib Christi / den wir nicht sehen / noch zureissen / sondern gleuben / daß er gegenwertig da sey / vnnd geessen werde / wie die Wort Christi lauten. Wie aber der Leib Christi da sey / was gehet es mich an? Er wirds wol wissen zuuerschaffen / der es
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(Anno 1525.) also verordnet / vnd eingesetzt hat / wenn ich jhme nur gleube / vnd thue / was er befohlen hat. In demselbigen jhar hat auch Lutherus geschrieben an alle Christen zu Straßburg / sich wol vorzusehen für Carlstads schwermerey vom Sacrament / Tom. 3. Teutsch / pag. 104. Vnd weil man vorwendet / es sey kein neher Weg / die Papistische Messe vmbzustossen / denn der Zuuinglianismus, (D. Lutherus bleibt bey Gottes Wort / vnd kan vnd wil sich zu der Sacramentierer gleissenden vnnd gleißnerischen Argumenten nicht begeben.) Vnnd weil Lutherus wider der Papisten Opffermesse viel geschrieben / wollen etliche drauß schliessen / er sey zuuor auff dem Zwinglischen wege / oder ja nicht weit dauon gewest / wollen wir etliche wenig Wort darauß verzeichnen. Vnd spricht Lutherus: Das bekenne ich / wo D. Carlstad / oder jemand anders / vor fünff jharen / mich hette mögen berichten / daß im Sacrament nichts denn Brot vnnd Wein were / der hette mir einen grossen dienst gethan / ich habe wol so harte anfechtung da erlitten / vnnd mich gerungen vnd gewunden / daß ich gerne herauß gewesen were / weil ich wol sahe / daß ich damit dem Bapsthumb einen grossen stoß hette kön̅en geben. Ich hab auch zweene gehabt / die geschickter daruon zu mir geschrieben haben / denn D. Carlstad / vnd nit also die Wort gemartert nach eignem dünckel. Aber ich bin gefangen / kan nicht herauß / der Text ist so gewaltig da / vn̅ wil sich mit Worten nicht lassen auß dem Sinn reissen / ja wenns noch heutiges Tages möchte geschehen / daß jemand mit bestendigem Grunde beweisete / das schlecht Brot vnnd Wein da were / man dürffte mich nicht so antasten mit Grim̅ / ich bin leider allzu geneiget darzu / souiel ich meinen Adam spüre. Aber wie D. Carlstad dauon schwermet / ficht mich so wenig an / daß mein meinung nur desto stercker dadurch wirdt / vnd wenn ichs vorhin nicht hette gegleubt / würde ich durch solche lame possen / ohn alle Schrifft / allein auff Vernunfft vnnd dunckel gesetzt / allererst gleuben / daß seine meinung müste nichts sein. Haec Lutherus. Auch in dem jhar hat Carlstad D. Luthero ein Buch zugeschickt / dafür Lutherus eine vorrede gemacht / Tom. 3. pag. 155. vnnd lautet also:
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Es hat mir D. Carlstad ein Büchlein zugefertiget / darinne(Anno 1525.) er sich vnnd sein Schrifft erkleret / sonderlich die / so er vom(Carlstad weiß selbs nicht / ob er recht oder vnrecht habe / wie er selber bekent.) hochwirdigen Sacrament hat lassen außgehen / vnnd bin das höchlich erfrewet / daß er frey offentlich bezeuget / er wolle solche seine lehr / nicht als vor eine gewisse vnnd beschlossene Warheit gehalten haben / wie er auch selbst noch nicht halte / noch halten kan / sondern habe seine Meinung vnnd Sinn fragweise an den Tag gegeben / zuhören vnd zuerfaren / wo man die Warheit möge gründlich vnnd statlich erweisen vnd bekrefftigen / etc. Vnd beschleust D. Luther die Vorrede also: Weil nu D.(Sacramentierer Geist ist vngewiß / vnnd hat kein Grunde) Carlstad / vnnd auch alle andere / so diesen Artickel handeln / auß einem wahn vnd fragen dauon reden / wie sie selbst bekennen / ist gewiß / daß sie den Geist in dem stück noch nicht haben / auch auß Menschlichem dünckel / vnnd nicht auß dem Geist reden. Darumb sich ein jeglicher vor jhrer meinung also hüten vnnd halten sol / daß er nicht darauff falle vnnd daran hange / sondern so er auch mit jhnen zweiffelt vnd wehnet / harren vnnd verziehen / biß er auch gewiß vnd sicher werde / oder wird seine Seele in Gefehrligkeit geben / Den̅ was wir gleuben sollen / das muß nicht wahn noch dunckel / sondern gewisse Warheit sein / darüber wir tausent(Das 1525. jhar ist ein schröcklich jhar gewest / darinn 1. deß Bapsts Jubel jhar gehalten 2. die Widerteuffer sich gereget. 3. die Bawren auffrhürisch worden. 4. die Sacramentierer sich herfür gethan. 5. der from̅e weise Churfürst zu Sachsen / Hertzog Friderich gestorben / etc.) Hälse lassen möchten / etc. Also hat sich nun in dem fatali & funesto Anno 1525. auch Zwinglische Sacramentschwermerey / offentlich vnd gewaltig herfür gethan / da der Bapst seine kremerey mit dem Antichristiischen Jubeljar vnuerschempt gehalten / da die Widerteuffer heuffig sich gereget / da die Bawren fast allenthalben in Teutschland Auffruhr wider die Obrigkeit angerichtet / vnd auch jemmerlich darüber geschlagen sind. Allhie aber muß nicht mit stillschweigen vorbey gangen werden / daß Meister (Wolffens vnnd seines hauffens vermessenheit.) Wolff vnd seine Rotte ein groß geschrey machen / das Sueuicum Syngramma sey auff gut Zwinglisch gestelt / vnnd halte in sich eben der Sacramentierer Lehr vnnd Meinung.
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(Anno 1525.) Nu wöllen wir allhie nicht anstellen eine weitleufftige Refutation des Comments / sondern wöllen nur kürtzlich verzeichnen etliche vorneme Punct / darauß ein jeder nicht alleine sehen / sondern auch greiffen könne / wie eine vnuerschembte Stirn diese Leute haben / vnnd was jhnen in Historien sachen zugleuben. (1. Syngramma sueuicum, ist den Sacramentierern durchauß eutgegen.) Denn erstlich ist das außdrücklich vnnd namhafftig gestellet wider deß Oecolampadij Buch / welches droben gedacht. Zum andern / es berufft vnnd referiert sich außdrücklich vnnd mit namen auff Luthers ander Buch wider Carlstaden / von den Himlischen Propheten / welches ja nicht Sacramentierisch ist. Zum dritten / Lutherus erkennet vnnd rhümet dasselbige Buch / als were es sein eigen. Zum vierdten / Es werden darinne fast alle vermeinte Sacramentierische Gründe / argumenta vnd opiniones Zuuinglij vnd Oecolampadij, gestraffet vnd widerleget. Zum fünfften / Brentius vnd Snepfius, die fürnembsten authores syngrammatis, so noch lang hernach gelebt / haben sich offentlich contra Sacramentarios, mit allem eiuer vnd ernst erkleret / vnd die rechte ware meinung deß Syngrammatis selbst angezeigt / Vnd heist ja sonst in allen sachen: Optimus interpres verborum quisque suorum est. Ein jeder kan sein eigen Wort am besten außlegen vnd erkleren. Zum sechsten / so hat auch Oecolampadius selbst wider das Syngramma im folgenden jhar geschrieben / vnnd hat der halben sein gegenschreiben intituliert / Antisyngramma, Vnd am ende spricht er: Ea quae scribitis, minimè probare possum. Was jhr in ewrem Syngrammate schreibet / das kan ich mir keines weges gefallen lassen.
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Zum siebenden / so stehet in Syngrammate außtrücklich / panem(Anno 1525.) coenae Dominicae non esse corpus significatiuum, figuratiuum, typicum, vel tropicum, non spirituale, non mysticum, sed sicut aliquoties repetitur, verum & corporale corpus Christi. Zum achten / Es hat dazumal niemandt das Syngamma also dörffen anziehen / als were es auff Zwinglische / Sacramentierische Weise gerichtet vnnd gemeinet. Denn auch Lauateri historia sagt: Summam Syngrammatis esse, corpus Christi carnaliter & corporaliter (quod tamen Syngramma nequaquam de modo carnali, seu ratione corporali intelligit) commendatum esse verbis istis: Hoc Est corpus Meum, & cùm verba ista ad panem accedant, adferre illi idem corpus, & ita in pane iam corpus realiter, vt dicunt, existere. Das ist / daß die summa desselbigen Buchs sey diese / daß der Leib Christi leiblich vnd warhafftig im Brot sey / nicht auff fleischliche leibliche Weise / sondern wie die Wort lauten / das ist mein Leib / etc. Allein jetzund / da nun mehr die Welt auff der Todenneige ist / darff man sich vnderstehen ohne schew vnd scham / daß man die Leut vberreden wil / daß das schwartze weiß sein soll / das doch jederman sehen vnd fast greiffen vnnd fühlen kan / daß es weiß ist / wie vor zeiten Anaxagoras disputieret hat / man soll halten vnnd glauben / daß der Schnee schwartz sey / ob gleich jederman sihet / das er weiß ist. Auch redet das Syngramma also / verwaret vnnd erkläret auch selbst seine Wort also / daß es nicht Zwinglisch sein könne / sondern gut vnd klar Lutherisch sey. Als da Zuuinglij vnd Oecolampadij Argument angezogen wirdt: Patres dicunt, panem esse figuram corporis Christi, aut significare corpus Christi: Ergo non sentiunt esse verum corpus Christi. Da antwortet das Syngramma: Patres vocant panem nunc corpus Christi, nunc symbolum corporis, vt ostendant,
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(Anno 2525.) non solùm esse symbolum & exemplum, sed symbolum cum reipsa coniunctum. Et mox: Sicut panis, quà panis est symbolum corporis, ita quà habet verbum illud (HOC EST CORPVS MEVM) non solùm symbolum est, sed & ipsum corpus. Item Chrysostomus dicit: Apostolos carnem Christi comedisse, & sanguinem eius bibisse, & non licet per praecedentia vel sequentia hoc intelligere de spirituali manducatione, sed de corporali. Item: Quia Christus inquit, Hoc facite in mei memoriam, vos inde colligere audetis, corpus Christi non esse praesens, propterea quòd memoria rerum est absentium, non praesentium, sed ad confirmationem adhibetis exempla de signisrerum non absentium, sed praesentium. Columba enim, flatus & linguae igneae signa quidem sunt spiritus, sed & spiritus praesens est non absens. Item: Times forsan, ne duo corpora sint in vno eodemque loco: timere desine, & ab imaginatione carnali cessa. Aristotelem hîc non audimus, nec praedicationes logicas. Disputat Aristoteles de duobus corporibus in sua harena, in verbo Domini alium agnoscamus praeceptorem. Nonne & Chrysostomus inquit, te Oecolampadi citante, in Eucharistia sensui multa esse absurda, & quę cogitationem nostram superant. Age memineris, fidem non in hoc Sacramento solùm, sed & in multis alijs rebus, multa absurda ferre. Num verò vt liceat fidei pro sua libidine quiduis imaginari? Nequaquam, sed quòd verbum habeat. Item: Patres ederunt corpus Christi, & biberunt sanguinem eius spiritu, nos autem non solùm spiritu, sed carne etiam edimus corpus, & bibimus sanguinem eius. Corpus Christi praesens fuit patribus spiritu, nobis non solùm spiritu, sed & litera, non illa occidente, sed praesenti verbi exhibitione, corpus & sanguis Christi praesentatur. Spiritus quidem, cui omnia futura sunt praesentia, ac tam certa, ac si praeterijssent, sed nunc reuelato Christo, non solùm spiritus verbi, sed & litera (absit verbo maligna interpretatio) corpus
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Christi & sanguinem eius praesentia exhibet, affert & demonstrat.(Anno 1525.) Hoc, inquiens, est corpus meum. Item, corpus Christi sine fide manducatum nihil prodest, imò magis oberit, qui enim maducat indignè, iudicium sibi manducat, sed quòd fide manducandum sit corpus, nihil adimit pani, vt non sit corpus Christi. Vt enim non propterea Christus carne caruit, quia Petrus eum ederit spiritualiter: ita non propterea corpus Christi in pane esse negandum est, eò quòd spiritualiter sit manducandum. Item: Maria tangens pedes Iesu filij Dei, qui est intangibilis, tetigit carnaliter, quid igitur absurdum erit, si fatemur, corpus Christi incomestibile carnaliter nos edere, dum panem coenae edimus, sicut nemo tam stupidus est, qui diffiteatur, verbum Euangelij spiritualiter, hoc est, fide recipiendum esse, vt maximè auribus carnalibus recipiatur. Item: Cùm corpus Christi carne nos edere asseueremus, non aliter quàm candida interpretatione hoc accipitis. Nam edimus corpus Christi, & bibimus sanguinem, non vt corpus Christi atteramus & frangamus, vt est in reuocatione Berengarij, sed panem ipsum, qu à panis est, tractamus, frangimus, edimus, & dentibus atterimus: corpus autem accipimus, quà verbum (Hoc est corpus meum) accipimus. Das ist in einer summa so viel gesagt: Wenn Zwingel vnd sein Hauff spricht / Es haben die alten Lehrer das Brot im Abendmal ein Figur vnnd Zeichen des Leibs Christi genennet / darumb sey es nicht der Leib Christi / etc. daß darauff die ware Antwort sey diese / daß die alten Lehrer sich selbst erklären / daß sie ein Zeichen vnnd Figur / nicht des abwesenden / sondern des wesentlichen gegenwertigen Leibs Christi / vnnd also ein Zeichen / das mit dem wesen dessen / so es anzeiget / vereiniget ist / vestehen / wie die Wort mit sich bringen / Das ist mein Leib / nicht allein ein schlecht Zeichen / sondern der Leib selbs. Denn die Apostel haben das Fleisch Christi geessen / vnnd sein Blut getruncken / wölches
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(Anno 1525.) nicht nur von der geistlicher Niessung / sondern von dem leiblichen essen vnnd trincken zuuerstehen ist / da der Leib vnnd das Blut Christi gegenwertig / vnd nicht abwesend ist. Daß aber Christus sagt / das thut zu meinem Gedechtnus / daß wil der Zwinglische Hauff dahin ziehen / als sey der Leib Christi nicht gegenwertig da / sintemal es sey ein Gedechtnus / nämlich eines abwesenden dings. Aber daß solches ein nichtiger behelff sey / zeugen die Exempel / die sie selbst anziehen / wölche nicht ettwas abwesend / sondern gegenwertigs vermelden / als / da die Taube / der Wind / vnnd die fewrige Zungen sind Zeichen des heiligen Geistes / der nicht abwesend / sondern gegenwertig da war. Item / daß sie fürgeben / daß zwey wesentliche leibliche ding / oder zween Leibe / nicht zugleich können an einem einigen Ort beisammen sein / ist ein eitel fleischliche Phantasey. Denn wir hören hie nicht Aristotelem / noch Philosphische Reden / vnnd Folgereien / sondern Gott vnd sein Wort. Das ist vnser rechter Praeceptor. Im Abendmal sind viel ding (spricht Chrysostomus / wie solchs Oecolampad selbs anzeucht) die der Vernunfft seltzam sind / vnd vnsere Gedancken vnd Sinn vbertreffen. Aber du solst eingedenck sein / daß der Glaube nicht allein in diesem Sacrament / sondern in vielen andern Sachen / vngleubliche vbernatürliche ding fasse / nicht / durch eigne Imagination / Wahn / oder Einbildung / sondern was vnd wie das Wort Gottes saget. Item: Es haben wol die Vätter im alten Testament den Leib des HERRN geessen / vnd sein Blut getruncken / aber nur im Geist / vnnd nicht wie wir / die wir nicht allein im Geist / sondern auch warhafftig sein Leib essen / vnd sein Blut trincken / nicht nur bedeutlich / sondern wie er nun ist angenommen / vnnd warhafftiger menschlicher Leib ist / wie er sagt / das ist mein Leib. Vnd wenn gleich der Mensch kein Glauben hat / noch hat dennoch Christus ein warhafftigen Leib / den er vns zuessen gibt / da er vom Brot sagt / das ist mein Leib. Wer aber ohne Glauben
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kompt vnnd vnwirdig ist / der jsset jhme das Gericht / vnnd jsset(Anno 1525.) gleichwol den Leib Christi / ob er jhn schon im Geist vnd Glauben nicht jsset. Denn Leib ist vnd bleibt Leib. Vnnd der Herr Christus endert sein Leib nicht / der Mensch sey gleich wirdig oder vnwirdig. Man sol ja das Euangelium hören / vnnd mit Glauben annemen. Solchs bekennen wir alle. Dennoch aber hörens jhrer viel nur mit fleischlichen Ohren. Euangelion aber bleibt gleichwol Euangelium / etc. Item / Wir zureissen vnnd zubrechen nicht den Leib Christi / wenn wir sein Leib essen / sondern das Brot. Aber den Leib nemen vnnd empfahen wir / wenn wir das Brot nemen / wie die Wort lauten / Esset / das ist mein Leib / etc. Diese Wort sind ex Sueuico Syngrammate allhie verzeichnet / daß der Leser augenscheinlich sehen möge / wie vnuerschempt diese Secten nunmehr worden sind / daß sie sagen dörffen / auch das Sueuicum Syngramma sey Zwinglisch. Aber ein Spruch ist in dem Syngrammate, mit welchem sie sonderlich hoch prangen / setzen denselben offt hinden vnnd forne in jhre Bücher / als welcher gentzlich müsse jhres schlages sein. Pulcherrimè quidam dixit, quod edimus intrat ventrem, quod credimus intrat mentem. Was wir essen / geht in Bauch / was wir aber gleuben / das gehet in das Gemüt. Nun köndten wir allhie viel einführen vnd anziehen / daß Lutheri vnnd der seinen lehr vnnd meinung nie gewesen / daß der Leib Christi / wenn er gleich nach dem Wort / mit dem Munde empfangen wird im Abendmal / eine Bauchspeise sey / Aber wir wollen jtzund nichts mehr thun / sondern allein auß D. Luthers Schrifften etwas hieher verzeichnen / wie der solche(Der Leib Christi mit dem Mund empfangen / ist kein Bauchspeiß.) Wort außleget vnd erkleret / daß sie nie Zwinglisch geredt oder gemeinet sein / wie sie von den jetzigen Zwinglianern verkerlich gedeutet werden. Vnd spricht Lutherus Tom. 3. Teutsch / pag. 361. also / Wenn habt jhr jemals von vns gehört / daß wir das Abendmal
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(Anno 1525.) Christi also essen oder zuessen lehren / daß allein ein eusserlich leiblich essen da sey / deß Leibes Christi? Haben wir nicht also gelehret (Zwey stückte sind im Abendmal zumercken 1 Das Wort. 2. Das Leibliche essen.) durch viel Bücher / daß im Abendmal zwey stück sind zu mercken / Eins / das allerhöchste vnd nötigst / das sind die Wort / Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. Das ander ist das Sacrament vnd leiblich essen des Leibes Christi. Nun die Wort kan freylich niemand durch den Hals in den Bauch jagen / sondern muß sie durch die Ohren ins hertz fassen. Was fasset es aber ins Hertz durch die Wort? Nichts anders / dann das sie lauten / nemlich / den Leib für vns gegeben / welches ist das Geistliche essen. Vnd haben weiter gesaget / daß wer das Sacrament leiblich jsset / ohne solche Wort / oder ohne solch Geistlich essen / dem ists nicht allein kein nütz / sondern auch schedlich / wie Paulus saget / Wer das Brot vnwirdig jsset / der ist schüldig an dem Leib deß HERren. Vnnd folgends spricht er: Der Mund / der leiblich Christus Fleisch jsset / weiß freilich nicht / was er jsset / oder was darinne das Hertz jsset / demselben were es auch vor sich selbst nichts nütz / denn er kan die Wort nicht fassen noch vernemmen. Aber das Hertz weiß wol / was der Mund jsset. Denn es fasset die Wort / vnnd jsset das Geistlich / welchs der Mund leiblich jsset. Weil aber der Mund deß Hertzens Gliedmaß ist / muß er endlich auch in Ewigkeit leben / vmb des Hertzens willen / welches durchs Wort ewiglich lebet / weil er hie auch leiblich jsset dieselbige ewige Speise / die sein Hertz mit jhm Geistlich jsset. (Leiblich vn̅ Geistlich essen.) Vnd facie. 2. saget er / Im Abendmal ist ein Geistlich essen / von Christo eingesetzt neben dem leiblichen / weil darinne ist Gottes Wort / welches dem Hertzen saget / Nemet / das ist mein Leib / welches der Bauch oder Mund nicht kan leiblich essen noch fassen. (Geistlich essen.) Item pag. 362. Erstlich heist das nicht Geistlich essen / trincken oder handeln / wenn das jenige / so man jsset / trincket oder
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handelt / Geist ist / oder ein Geistlich Wesen ist / sondern daher(Anno 1525.) heist es Geistlich / daß es vom Geist kompt / vnnd wil vnnd muß von vns Geistlicher weise genossen sein. Obiectum non est semper spirituale, sed vsus debet esse spiritualis. Et facie. 2. Das(Matth. 5.) Blutflüssige Weib rürete ja kein Geistlich ding an / da sie Christus Saum anrürete / sondern das leibliche Kleid Christi / dennoch war da ein Geistlich rüren desselbigen Kleides in jrem Hertzen / da sie bey sich sprach: Möchte ich nur seines Kleids Saum anrüren / so würde ich gesund. Sihe da / solches Wort vnd Glauben in jhrem Hertzen / ist ein Geistlichs anrhüren / denn jhre Handt köndte freilich das Wort nicht fassen / daß jhr Hertz sprach (Rühre an) sie wuste auch nicht / was sie anrüret. Woher wuste sie es aber? Nicht vom anrühren / sondern von dem Wort (Das ist der Heiland.) Nu / was rühret hie das Hertz Geistlich an? Nichts anders / denn eben dasselbige leibliche Kleid / das die Hand leiblich anrhüret. Einerley ist das Kleid / vnd sind doch da zweierley anrüren / Geistlich vnd Leiblich. Pag. 363. Alles das jenige / das vnser Leib eusserlich vnnd leiblich thut / wenn Gottes Wort darzu kompt / vnnd durch den Glauben geschiehet / so ists vnnd heists Geistlich geschehen / etc. Daß Geistlich nichts anders ist / denn was durch den Geist vnd Glauben / in vnnd durch vns geschiehet / Gott gebe das ding / damit wir vmbgehen / sey leiblich oder Geistlich / scilicet in vsu, non in obiecto, spiritus est. Weiter saget er facie. 2. Beides behalten wir / leibliches vnnd Geistliches essen / der Mund jsset den Leib Christi leiblich / denn er kan die Wort nicht essen / noch fassen / vnd weiß nicht was er jsset / schmecket jhm gleich als esse er etwas anders / den̅ Christi Leib. Aber das Hertz fasset die Wort im Glauben / vn̅ jsset eben dasselbige Geistlich / das der Mund leiblich jsset. Den̅ das Hertz sihet wol / was der vnuerstendige Mund leiblich jsset. Woher sihets es aber? Nicht vom Brote / noch
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(Anno 1525.) vom essen deß Mundes / sondern des Worts / das da stehet / Esset / das ist mein Leib / vnnd ist doch einerley Leib Christi / denn beide Mund vnd Hertz / iß ein jegliches auff seine maß vnd weise. Letzlich / da alles vol schreibens / schreiens vnd disputierens war / von Zwinglischer bedeutung vn̅ / Oecolampadischer figur / des vom Brot im Abendmal ferne vnd weit abwesenden Leibes (Tom. 3. Ien. pag. 157.) Christi / hat Lutherus / Anno 1525. gestellet vnd drücken lassen / eine ordnung vnd Bericht / wie es forthin mit denen / so das hochwirdige Sacrament empfahen wöllen / gehalten sol werden zu Wittenberg. Vnnd kan der Christliche Leser darauß vberflüssig vernemen / daß Lutherus keines weges Zwinglisch oder Sacramentierisch gewest / wie Wolfius vnuerschembt fürgeben darff. (Anno 1526.)

Anno 1526.
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In diesem jhar haben Zuuinglius vnd Oecolampadius, die im vorigen jhar das böse Sacrame̅tierische Spiel dermassen / (Oecolampad schreibt ein Antisyngramma.) wie gesaget / angefangen / hefftig noch ferner rhumoret / Denn Oecolampadius wider die droben erwehneten Epistolam Billicaniad Regium, ein lang Buch geschrieben / deßgleichen auch ein Buch wider das Syngramma Sueuicum, welches er Antisyngramma genennet. Also hat auch Zwinglius / welcher bißher Lateinisch von diesem handel geschrieben / im Februario Teutsch vom Abendmal angefangen zuschreiben / daß nemlich die Wort den verstand nicht haben köndten / der bißher fürbracht were. Im (Zwingel schreibt wider die Wort der Einsetzung Christi.) Martio hat er wider die droben gemelte epistolas Billicani & Regij geschrieben / vnnd weil Birckheimerus das jahr zuuor wider Oecolampadium geschrieben / wie droben gemeldet / hat Zwinglius / Anno 1526. im Julio / an die zu Nürnberg geschrieben / daß sie seine / vnnd deß Oecolampadij Bücher nicht verbieten wolten.
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Mense Octob. hat er an die zu Eßlingen eine Epistolam(Anno 1526.) von diesem Handel geschrieben. In demselbigen jar 1526. da die Zuuingliani allenthalben vnd wider jederman mit jhren Schrifften so grewlich töbeten / hat sich Lutherus noch nicht in Harnisch bringen lassen / doch aber sein Bekantnus nicht heimlich gehalten / sondern die seinen gewarnet. Dann wie das Syngramma Sueuicum vom Agricola ins Teutsche vbergesetzt / hat Lutherus daruor eine(Lutherus lobet das Syngramma.) Vorrede gemacht / in wölcher er saget: Es ist ein lateinisch Büchlein / Syngramma genannt / durch die Prediger in Schwaben außgangen / wider die newen Rotten / so von dem Abendmal Christi newe Trewme auffbringen / vnnd die Welt verwirren / wölches mir so wol gefiel / daß ich dasselbige willens war zuuerteutschen / weil ich sonsten für vielem schreiben vnd sachen nicht habe können ein sonderlichs in der eil schreiben. Ich versahe mich auch zu der zeit / da ich wider die himlischen Propheten schreibe / vnd des Carlstads Angriff / daß noch da hinden solten sein / die mit dem (Est vnd significat) sich solten herfür thun / vnd sonderlich so gelehrte Männer / obs wol so gar ein kindischer vntüchtiger Grund ist / der kein Exempel in der Schrifft hat / vnnd wenn er schon ein Exempel hette / dennoch damit nicht bewiesen möchte werden / daß auch in den Worten (das ist mein Leib) solte(Der Sacramentierer grund gar schlüpfferig / bodenloß / vnd vngewiß.) vnd müste so genommen werden / das werden sie nimmermehr beweisen / das weiß ich fürwar. Denn es gar viel ein anders ist / wenn ich sage: Das mag so heissen / vnnd wenn ich sage / Das muß so heissen / vnnd kan nicht anders. Auff das erste kan sich das Gewissen nicht verlassen / auff das ander aber kan sichs verlassen. Item / Wolan / seint daß ich noch nicht zeit habe / wider diesen Geist insonderheit zuschreiben / wil ich mit dieser Vorrede meinen Glauben bezeugen / vnd wer sich wil warnen lassen / trewlich rhaten / daß sie sich fürsehen für diesen falschen Propheten /
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(Anno 1526.) wölche vnsern Gott heissen einen gebackenen Gott / einen brödtern (Der Zwinglianer Gottslösterliche Reden.) Gott / vns heissen sie Gottes Fleischfresser / Gottes Blutsseuffer / vnd weiß nicht wie viel mehr grewlicher Lösterwort. (Sacramentierer Secte hat viel Köpffe.) Item / Diese Secten ist so fruchtbar / daß sie jnnwendig einem jar / fünff oder sechs Köpffe hat gewonnen. Der erste war D. Carlstad mit seinem . Der ander Huldrich Zwingel / mit seinem significat. Der dritte / Johannes Oecolampadius / mit seiner figura corporis. Der vierde / keret die Ordnung des Texts vmb. Der fünffte ist auff der Bahn / der versetzt die Wort. Der sechste stecket noch in der Geburt / vnnd wirffelt die Wort. Der siebende wirdt vielleicht auch etwa kommen / vnd die Karten mengen. Ein jeglicher wil hie Meister werden. In demselbigen jhar hat Lutherus einen Sermon von dem (Tom. 2. Vitteb. Pag. 94.) Sacrament des Leibs vnd Bluts Christi / wider die Schwarmgeister geprediget / zu Wittenberg außgehen lassen / in wölchem er sein Bekantnus wider die Sacramentierische Lehr / dieweil er anderer Geschefft halben insonderheit wider Zwinglium / vnnd die andern seine Rottgesellen / nicht schreiben können / damit nicht jemandt gedechte / daß er seine Lehr vom Abendmal geendert / oder Zwinglisch worden / deutlich widerholet. Wollen nur etliche wenig Wort hieher verzeichnen. (Zwey ding im Sacrament. 1. Wort / vnd Werck. 2 der Glaube selbs.) In diesem Sacrament sind (spricht Lutherus) zwey ding zuwissen vnnd zu predigen. Zum ersten / was man glauben soll / daß man auff Lateinisch nennet obiectum fidei, das ist / das Werck oder ding / das man glaubet / oder daran man hangen sol. Zum andern / der Glaube selbs / oder der Brauch / wie man das / so man glaubt / recht brauchen soll. Der erste ist ausser dem Hertzen / wirdt vns eusserlich für die Augen gehalten / nämlich / das Sacrament an jm selbs / dauon wir glauben / daß im Brot vnnd Wein / warhafftig Christi Leib vnd Blut ist. Das ander ist jnnwendig im Hertzen / kan nicht herauß kommen / vnd stehet darinn / wie sich das Hertz gegen dem eusserlichen Sacrament halten soll.
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Was das erste belangt / haben wir für vns den dürren hellen(Anno 1526.) Text der Wort Christi: Nemet / esset / das ist mein Leib / der(Des Herren Christi Wort ist vnser Grund.) für euch gegeben wirdt: Trincket alle darauß / das ist mein Blut / das für euch vergossen wirdt / zur vergebung der Sünden / etc. Das sind die Wort / darauff wir pochen / die sind so einfeltig vnd klar geredt / daß auch die Widersacher müssen bekennen / es koste mühe / daß man sie anders wohin ziehe / vnd lassen doch solche helle Wort stehen / vnd gehen jhren Gedancken nach / machen jhnen selbs Finsternus in das helle Liecht. Aber wer recht wil fahren / vnd nicht anlauffen / der hütte sich für den spitzigen Gedancken / die der Teuffel in der Welt erreget / in dem stücke / daß er ja wil das Ey außsauffen / vnd vns die Schalen lassen / das ist / den Leib vnnd Blut Christi auß dem Brot vnnd Wein nemmen / daß es nicht mehr / denn ein schlecht Brot bleibe / wie der Becker Brot. Vnd spotten vns darnach / wie sie gelüstet / daß wir Fleischfresser vnd Blutseuffer sind / vnnd einen gebackenen Gott anbeten: wie auch vor zeiten der abtrünnige / verzweiffelt Bub / Auerrois, der(Auerrois ein Spötter vnnd Mammeluck.) auch ein Christi gewesen war / der gleubigen spottet vnnd löstert / es were kein erger Volck auff Erden / denn die Christen / darumb / daß sie jhren eigenen Gott fressen / wölches kein ander Volck je gethan hette. War daß nicht ein spitzig gifftig Wort? Eben solches treibet der Teuffel wider vns jetzt allenthalben in der Welt. Nun ist Gott ein solcher Man / der da lust hat zuthun / was(Gott handelt mit der Welt / nicht nach der Welt lauff vnd art.) für der Welt närrisch vnd vntüchtig ist / wie Paulus 1. Corinth. 1. sagt: Wir predigen den gecreutzigten Christum / den Jüden ein Ergernus / den Heiden ein Thorheit. Item / Dieweil die Welt durch jhre Weißheit / Gott in seiner Weißheit nicht erkandte / gefiel es Gott wol / durch thörichte Predigt selig zumachen(Wer dem Wort Gottes nicht wil glauben / der fahre jmmer hin.) / die so daran glauben. Wolan / wers nun nicht glaubet / der glaube darnach / es sey lauter Brot / oder ein Schüsselkorb. Wer des Glaubens gefehlet hat / der mag darnach gleuben / was
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(Anno 1526.) er wil / gilt eben gleich. Als / wer ersauffen soll / der ersauffe in einem Bach oder mitten im Strom / so ist er ersoffen. Also sage ich von diesen Geistern / wenn sie das Wort fallen lassen / so laß sie jmmer glauben vnnd sich spalten / wie lange sie wollen / wie bereit geschehen ist / daß sechs oder sieben Secten auffgestanden sind vber dem Sacrament / doch alle in dem Wahn / daß nicht Christus Leib vnd Blut da sey. Das macht zum ersten / sage ich / daß sie nicht sind bey den (Der Vernunfft Phantasey in der Lehre vom Abend mal.) Worten Christi blieben. Darnach / daß sie mit jhrer Vernunfft drein fallen / vnnd der sache nachdencken dermassen / Solt Christus Leib vnd Blut im Sacrament sein / vnd in der gantzen Christenheit / so offt das jar vber / außgetheilet werden / vnnd ein jeder / so offt er hinzu gehet / Christus Leib essen vnd sein Blut trincken / was wolt das für ein vngeschickt / vngereimet ding werden? Solches haben sie zum ersten gefasset / dauon haben sie denn ein gemalet Glaß für den Augen / da müssen denn die Wort auch heissen was sie gedencken. Also thun alle Rottengeister / schöpffen vorhin einen Dünckel / wenn jnen derselbige gefellet / vnderstehen sie sich / die Schrifft auch darauff zuzwingen. (Der frommen Christen gedanck / glaub vnd rede.) Wer aber den rechten Glauben schöpfft auß den Worten / der glaubet also / GOTT gebe Christus krieche ins Brot oder in Kelch / oder worein er wil / wenn ich sein Wort habe / wil ich nit weiter sehen noch gedencken: was er saget / das wil ich sagen. So wickelt er sich ins Wort / lest sich nicht dauon weisen / wirdt auch dadurch erhalten. Denn wir sind je nicht so grosse Narren / daß wir die Wort nicht verstehen. Wenn solche Wort nicht klar sind / weiß ich nicht wie man Teutsch reden soll? Solt ich nicht vernemmen / was das were? Wenn mir jemandt ein Semel fürleget / vnnd sagte / Nim / iß / das ist weiß Brot. Item / Nim hin vnd trincke / das ist ein Glaß mit Wein: Also wenn Christus saget / Nemmet / esset / das ist mein Leib / verstehet auch ein Kind
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wol / daß er redet von dem / so er darreichet. Es ist ein natürliche(Anno 1526.) rede / wenn man auff etwas weiset / daß man weiß was einer saget. Sol ich nun mir solche Wort noch tunckel machen / vnnd(Das Wort sol nit der Vernunfft / sondern die Vernunfft sol dem Wort weichen.) was Spitziges drüber erdencken / mache ich mich selbs jrre. Es sind je alzumal klare vnnd deutliche Wort / Nemet hin vnd esset / das ist mein Leib / Item / Trincket alle darauß / das ist mein Blut. Darüber brechen sie sich mit grosser mühe / kommen mit jhrem dünckel zuuor / darnach müssen die Wort deuten / was ein jeglicher erdacht hat. Darumb bleiben wir stracks bey den Worten / vnd thun darnach Augen vnd Sinne zu / weil jederman weiß / was da heisset / Das ist mein Leib / vnnd sonderlich das er hinzu setzet / Der für euch gegeben wirdt. Wir wissen ja / was Christus Leib ist / nemlich / von Maria geboren / der gelitten / gesiorben vnd aufferstanden ist. Nun haben sie fürnemlich zwey ding / die sie auffbringen wider(Der Sacramentierer fürnembste einrede / vnd vngegründte Gründe.) vns. Zum ersten sagen sie / Es schicke sich nicht / daß Christus Leib vnd Blut sol im Brot vnd Wein sein. Zum andern / Es sey nicht von nöten. Das sind fast jhre besten Gründe / darauff sie bawen / die wollen wir sehen. Auffs erste / möchte ich eben so wol sagen / Es rheimet sich(1.) nicht / daß Gott herab solte vom Himel komen / vnd sich geben in der Mutter Leib / Daß der / der da alle Welt speiset / erhelt vnnd beschleust / lest sich speisen vnnd beschliessen von der Jungfrawen. Item / daß Christus ein König der Ehren / dem alle Engel müssen zu Füssen fallen / vnd alle Creaturen für jhm zittern / sich so herunter wirfft vnter alle Menschen / vnnd sol sich lassen ans Creutz hengen / als den allerschendlichsten Vbeltheter / darzu von den ergsten verzweiffelsten Menschen. So wolt ich auch daraus schliessen / Gott were nicht Mensch worden / oder der gecreutzigte Christus were nicht Gott:
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(Anno 1526.) Also sagen sie auch / Es schicket sich nit / daß Gott im Sacrament so viel Wunderwerck sol thun / als die er sonst nir gendt thut. Denn daß wir gleuben / das der einige Leib Christi / an hundert tausent enden sey / souiel Brots gebrochen wirdt / vnnd daß mit dem Brot vnnd Wein warhafftig vnnd wesentlich zugegen sey / dargereicht vnd empfangen werde der Leib vnd Blut Christi / das halten sie für ein vngleubig ding / machen grosse Wunder dauon / sehen aber nicht / daß es eitel / vnnütze Gedancken sind. Denn wenn man es also wil messen / so müste man keine Creatur bleiben lassen. Denn wenn ich solte vnnd köndte die Creaturen außmessen / vnnd mit Worten außstreichen / soltestu eben so grosse / ja noch grössere Wunder darinnen sehen / als in diesem Sacrament / etc. (2. Christus vnd der H. Geist müssen sich lassen zur Schulen füren von den Sacramentierern.) Der ander Grund / den sie füren / ist / Es sey nicht von nöten. Da muß sich Christus lassen zur Schulen führen vnd meistern / der heilige Geist hat es nicht recht troffen. Denn so sagen sie / Wenn ich gleube an Ihesum Christum / der für mich gestorben ist / was ists noth / daß ich gleube an den gebackenen Gott? Wolan / er wirdt sie auch ein mal backen / daß jhnen die Rinde wirdt verbrennen. Wer saget nun das? Gott oder ein Mensch? Ein Mensch sagt es. Warumb? Darumb / daß sie der Sathan besessen (Der Sathan hat die Sacramentierer besessen.) hat / haben nicht mehr gelernet / denn die Wort reden vnnd predigen / Christus ist für vns gestorben / aufferstanden / vnd dergleichen / im Hertzen aber fühlen sie nichts dauon. Wilstu nun Gott meistern / was noth vnd nicht noth sey / vnnd nach deinem dünckel richten vnd schliessen? Viel billicher kehren wir es vmb / vnd sagen / Gott wil es so haben / darumb ist dein dünckel falsch. Was Gott für nötig ansihet / wer bistu / daß du darffst darwider reden? Darumb bistu warhafftig ein Lügner / etc. Also verblendet der Teuffel die Leute / daß sie kein Gottes Werck recht ansehen können. Zum andern / daß sie auch das
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Wort nicht ansehen / wollen darnach mit jhrer Vernunfft alles(Anno 1526.) erforschen. Soltestu ein Körnlein auff dem Felde außforschen /(Wie vnnd auff was weiß der Teuffel die Leute verblendet.) du soltest dich verwundern / daß du drüber stürbest / Gottes Werck sind nicht vnsern Wercken gleich. Derhalben sage du also / was ligt mir dran / ob es von nöten sey oder nicht / Gott weiß es wol / wie oder warumb es also sein sol vnnd müsse / wenn er saget / daß es noth ist / so schweigen alle Creaturen. Weil nun Christus(Gott sol man gleuben / er rede was er wolle.) hie mit klaren Worten saget / Nemet / esset / das ist mein Leib / Trincket alle darauß / das ist mein Blut / gehöret mir den Worten zugleuben / so fest / als ich allen Worten Gottes gleuben muß. Wenn er gleich nur ein Strohalm reichet / vnnd solche Wort spreche / solt ichs gleuben. Darumb muß man Mund / Augen / vnd alle Sinne zuthun / vnd sagen / Herr / du weist es / wozu diß oder anders noth sey / besser denn ich. Also ist es auch mit der Tauffe / Das Wasser ist die Tauffe / vnd in der Tauffe ist(Tauff.) der heilige Geist. Da möchtestu auch sagen / Was ists von nöten / daß man mit Wasser teuffe? der Geist sagt aber also / Hörestu / hie ist Gottes Wille vnd Wort / da bleibe bey / vnd laß deinen dünckel fahren / etc. Darumb sey das die summa / Sihe nur / daß du fleissig auff Gottes Wort acht habest / vnd darinne bleibest / wie ein Kind in der Wiegen / lessestu das ein augenblick fahren / so bistu dauon gefallen. Damit gehet auch der Teuffel allein vmb / daß er die Leute herauß reisse / vnd bringe sie dahin / daß sie Gottes Willen vnd Werck / ohne Wort / mit der Vernunfft messen. Wo nun vernünfftige Hertzen sind / welche die berhürten(Schwermer.) zwey stück bekümmern / solchen ist noch zurhaten. Die andern aber sind eitel Schwermer / so da weiter fahren / vnnd die Wort Christi anders deuten vnd dehnen / denn sie Christus geredet hat. Ja es sind rechte Ertzschwermer / die gar keinen Grund für sich haben. Jene haben doch für der Vernunfft ein ansehen / wie diese aber die Wort zureissen vnnd zwingen / kan Vernunfft wol
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(Anno 1526.) sehen / daß sie Narren sind. Es sind nur drey Wort / Das ist mein Leib. Da gibt einer dem Wörtlein / das / eine Nasen / vnnd (Drey Wort (Das ist mein Leib) werden jemmerlich von den Sacramentierern geradbrecht.) reissets von dem Brot / daß mans so sol deuten / Nemet / esset / das ist mein Leib / gerade als wenn ich spreche / Nim hin / vnnd jß / hie sitzt Hans mit der Roten Joppen. Der ander nimpt das Wörtlein / Ist / das sol jhm souiel heissen / als das Wort / bedeutet. Der dritte saget / (Das ist mein Leib) heisset so viel / als / das ist eine Figur meines Leibes / setzen solehe eigene Trewme ohne allen Grund der Schrifft. Diese Schwermer fechten mich nicht an / sind auch nicht werth / daß man sich mit jhnen schlage / Es sind grobe Grammatische Schwermer / die andern sind doch subtile Philosophische Schwermer. Darumb laß sie fahren / vnd laß vns bey den Worten bleiben / wie sie lauten / daß im Brot / der Leib Christi / vnd im Wein / Warhafftig sein Blut sey. Nicht daß er sonst nicht anderswo mit seinem Leib vnd Blut sey / denn er ist gantz mit Fleisch vnnd Blut in der Gleubigen hertzen / sondern daß er vns wil gewiß (Ohne das Wort kan vnd sol man Christum nicht fassen.) machen / wo vnnd wie du jhn fassen solst. Da ist das Wort / das sagt / Wenn du das Brot jssest / so jssestu seinen Leib / für dich gegeben / Wenn das nicht da were / wolte ich das Brot auch nicht ansehen / etc. Weil wir nun den Schatz erhalten haben / daß wir vns nicht lassen den Kern auß der Schalen nemen / vnnd die Sprew für das Korn behalten / ist nun zupredigen / wie man deß Sacrame̅ts brauchen vnd geniessen sol. Denn es nicht gnug daran ist / daß wir wissen / warumb es da ist / vnd warumb oder wozu es vns gegeben wirdt zuentpfahen. Da haben sie aber das Hertzleid anzurichten / der Teuffel kans nicht lassen / er muß besudeln / was Gott macht vnnd redet / kan ers nicht gar hinweg reissen / so macht er ja eine hole Nuß / (Bapst. Sacramentierer.) darauß. Der Bapst hat vns eine gestalt genommen: Diese aber lassen vns beyde gestalt / machen aber ein Loch in die Nuß / daß
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wir den Leib vnnd Blut Christi sollen verlieren / darzu lassen sie(Anno 1526.) auff beiden seiten den rechten Brauch anstehen / etc. Ich halte / daß der Teuffel sein höchstes versuche / vnnd der(Die Sacramentierer machen durch jhre vielfeltige Gottslösterung / daß einer lie ber solt todt sein. denn jhre lösterung höreu.) jüngste Tag nicht ferne sey / daß ich auch lieber wolte todt sein / denn bey jhnen hören Christum so grewlich schmehen vnd lösteren. Sie sagen / es soll nur ein Zeichen sein / dabey man die Christen erkennen vnd richten soll / daß wir ja nichts dauon haben sollen / denn die Hülsen. Da kommen sie zusammen / essen vnd trincken / darumb / daß sie seines Todes gedencken. In den Gedancken soll die Krafft gar stehen / daß Brot vnnd Wein nicht mehr sey / denn ein Malzeichen vnnd Farbe / darbey man erkenne / daß wir Christen sind. Warumb thun sie das? Darumb / daß sie die Wort in(Was die Sacramentierer richtigs vnnd guts in der Lehre haben / das haben sie von vns.) Wind schlagen / Esset / das ist mein Leib / der für euch gegeben wirdt / Die Wort gelten jhnen nichts / rumpeln oben vberhin / es soll nichts mehr gelten / denn den Todt verkündigen vnnd predigen. Ja freilich soll man seinen Todt verkündigen / wir haben auch daruon geprediget / herrlicher / denn sie jmmer / vnnd hetten sie es nicht von vns / sie würden nichts wissen dauon zulehren. Die Papisten haben je nichts geredt / darumb dürffen sie vns solches nicht lehren / vnnd groß dauon rühmen / als hetten sie etwas newes erdacht. Wir predigen auch den Todt Christi nach den Worten /(Vnderscheid vnder dem gepredigten Wort / vnnd Sacrament.) Das thut zu meinem Gedechtnus. Es ist aber ein vnderscheid da / wenn ich seinen Todt predige / das ist ein öffentliche Predigt in der Gemeine / darinn ichs niemandt sonderlich gebe / wers fasset / der fassets. Aber wenn ich das Sacrament reiche / so eigne ich solches dem sonderlich zu / der es nimpt / schencke jhm Christus Leib vnnd Blut / daß er habe vergebung der Sünden / durch seinen Todt erworben / vnnd in der Gemeine geprediget / das ist etwas mehr / denn die gemeine Predigt. Denn wiewol in der
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(Anno 2526.) Predigt eben das ist / das im Sacrament / vnd widerumb / ist doch darüber dieser Vortheil / daß es hie auff gewisse Person deutet. Dort deutet vnnd mahlet man keine Person abe / aber hie wirdt es dir vnnd mir in sonderheit gegeben / daß die Predigt vns zu eigen kömpt. Denn wenn ich sage / Das ist der Leib / der für euch gegeben wirdt / Das ist das Blut / das für euch vergossen wirdt / zur vergebung der Sünden / da gedencke ich sein / verkündige vn̅ sage von seinem Todt / ohn daß es nicht offentlich geschihet in gemein / sondern allein auff dich gezogen wirdt. (Das Abendmal gehöret für die Christen allein / die Predig aber gehöret für alle menschen.) So hat es Christus geordnet / daß / wenn wir zuhauffe kommen / soll ein jeglicher von dem Brot vnd Kelch nemmen / vnnd darnach von des HERREN Todt predigen. Warumb? Denn man soll den Leib vnnd Blut im Abendmal niemandt geben / denn allein die Christen sind / die zuuor gehöret haben Christum predigen. Aber die Predigt oder Verkündigung gilt in gemein für jederman / auch für die / so noch nicht Christen sind. Die Christen sollens alleine geniessen / aber doch darneben gedencken / daß jhrer mehr werden. Darumb soll mans offentlich außschreien / vnnd solch offentlich Gedechtnus halten / daß die auch herzu kommen / die es noch nicht wissen / etc. Die aber zum Sacrament gehen / sollen glauben vnnd sicher sein / nicht allein / daß sie Christus warhafftig Leib vnnd Blut darinne empfahen / sondern auch / daß dieser Schatz jhnen da geschenckt werde / vnd jhr eigen sey. Wozu? Nicht vmbs Gelds oder Verdiensts willen (Vergebung der Sünden.) / als ein Werck / wie die Mönche vnnd Pfaffen Meß halten / sondern für vns / zur vergebung der Sünden. Nun wissen wir wol / was vergebung der Sünden heisset. Wen̅ er vergibt / so vergibt er alles gantz vnnd gar / lest nichts vnuergeben. Wenn ich nun der Sünden loß vnnd frey bin / so bin ich auch des Todes / Teuffels / vnnd der Hellen loß / vnnd bin ein Kind Gottes / ein HERR Himmels vnd der Erden.
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Also soll ein jeglicher wissen zu antworten / sonderlich wenn(Anno 1526.) er angefochten wirdt / vnd die Verfolgung hergehet / daß er könne(Trost der from̅en gleubigen hertzen / menn sie zum tisch des Herrn gehen.) sagen / So verstehe ich die Wort / daß da sein Leib vnnd Blut mir geschenckt wirdt / zur vergebung der Sünden. Derhalben muß ein jeglicher Christ wissen diese Wort von Buchstaben zu Buchstaben / daß er sagen kan von Hertzen / Da hat mir mein HERR seinen Leib vnd Blut / im Brot vnd Wein gegeben / daß ichs essen vnd trincken soll / vnnd soll mein sein / soll darzu sicher sein / daß mir meine Sünde vergeben sind / vnd daß ich des Todes vnd der Helle loß sein soll / vnd ewigs Leben haben / Gottes Kind vnnd ein Erbe des Himmels sein. Darumb gehe ich auch zum Sacrament / solches zu suchen / Denn ich bin ein armer Sünder / habe den Tod für mir / da muß ich hindurch / der Teuffel ficht mich an / vnnd stecke in allerley not vnnd fährligkeit. Weil ich nun in Sünden des Teuffels vnnd Todes gefangner bin / füle daß ich schwach bin im Glauben / kalt in der Liebe / wünderlich / vngedültig / neidisch / die Sünde klebet hinden vnnd forn an mir / Darumb komme ich hieher / da ich Christus Wort finde / vnd höre / daß mir vergebung der Sünden / durch seinen Tod vnnd Blut soll geschencket sein. Wenn wir nun also das Geschenck hin haben / sollen wir denn solches veekündigen / auff daß wir ander Leute darzu bringen. Sihe / so solt man die Kinder vnd einfeltigen vnderweisen vom Sacrament / daß sie wüsten was sie da suchen solten. Daß heissen wir nun den rechten Brauch / nicht also / daß(Rechter brauch des Abendmals.) es nur gethan sey / vnd der Kirchen gehorsam vollbracht. Denn so möchte eine Saw auch wol hinzu gehen. Es ist nicht vmbs Wercks willen zuthun / sondern daß dein Hertz Trost empfahe / vnnd gestercket werde / wie die Wort lauten / Der für euch gegeben / Das für euch vergossen wirdt. Vnnd wenn gleich die Wort nicht da stünden / wie sie Paulus aussen lesset / so hastu dennoch den Leib / der für deine Sünde gestorben / vnnd das Blut / so
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(Anno 1526.) dafür vergossen ist. Wenn dir aber Christus geschencket wirdt / so ist dir auch vergebung der Sünden geschencket / vnd alles was Christus hat vnnd ist. Wenn du das mit dem Hertzen gefasset hast / wie es denn sonst niergendt mit zufassen ist / vnd glaubest es / so mustu sagen / kein Werck / kein thun / hilfft mir von Sünden / sondern ich habe einen andern Schatz / meines HERREN Leib vnnd Blut / gegeben zur vergebung der Sünden. Das ist der einige Schatz vnd vergebung / vnnd kein ander im Himmel noch auff Erden. Hactenus D. Lutherus. Vnd weil damals die Zwinglianer D. Lutherum gerne beschüldigen wolten / daß er zuuorn auch jhrer Meinung gewesen (wie noch heutiges tags die Caluinisten mit Vngrund tichten) (D. Iustus Ionas.) so hat D. Iustus Ionas das Büchlein Lutheri de Eucharistia, vom heiligen Abendmal / wölches an die Vualdenses in Behmen geschrieben / ins Latein gebracht / vn̅ an D. Ioan. Ruel, Iurisconsultum, vnnd Mansfeldischen Rhat / nachfolgende Epistel / jetzt gedachten Büchleins lateinischer Version / fürgesetzt vnd praefigiert / darinn er vermeldet / daß solches fürgeben der Zwinglianer / ein lauter mutwillig Gedicht sey. Die Epistel ist diese.

Ornatissimo Iurisconsulto D. Ioanni Ruël, Islebiae Comitum Mansfeldensium à consilijs, amico suo singulari.
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IVSTVSIONAS.
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Gratiam & pacem in Christo. Cùm quidam eorum, qui nunc de Eucharistia docent, negantque ibi sub pane esse corpus Christi, incredibili teneantur studio huius doctrinae, quàm latissimè spargendę, & tot libris editis, non mediocriter turbent Ecclesias, interim eò quoque euaserunt, vt incipiant iudicare alienas conscientias, & quasi ipsi de sua sententia plus quàm
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certisint, fortiter pronunciare, neminem hactenus constanter(Anno 1526.) credidisse, aut credere hoc potuisse, esse scilicet sub pane corpus Domini, adeoque Lutherum ipsum, & illius sectatores, diuersum sensisse & sentire, ausint profiteri. Quinoui Doctores vt admonere̅tur, quàm multùm sibi sumant, & quàm periculosa arrogantia ibi iudices se alienae conscientiae constituant, vertiè germanico librum Lutheri, ante trienniu̅ ad Vualdenses fratres editum & conscriptum, tunc cùm Lutherus etiam (vt non est vsque adeò prae illis neophytus) minimè oscitanter versaretur in illo Eucharistiae negotio expendendo & reducendo in viam, si fortè errarent Vualdenses fratres. Ex quo satis apparet, quemadmodum hodie sentit, sic & tunc sensisse Lutherum, cùm ne suspicari quidem posset, illam factionem exorituram. Dignus enim est libellus, qui non tantùm germanicè legatur, in quo breuiter & simpliciter vera de Eucharistia sententia astruitur, quem & illi tot libris variè in hoc themate rethoricati nondum diluerunt. Hoc autem opusculum, quamuis (vt in bonis scriptis fieri solet) posthabitum, eò libentius latinè rursus edidi, vt rationem redderem meae fidei. Legi enim aduersariorum libellos germanicos & latinos, qui nullam conscientiam sic certam reddunt, vt non scrupulus ille maneat in animo. Quid si fallant omnes istae cogitationes? Clarum verò & simplex Dei verbum fallere non potest. Video eos veterum scriptorum locos, Augustini, Cypriani, Hieronymi, Chrysostomi, Irenaei, Hilarij, qui non obscurè pro veritate suffragiauerunt, sic cupidè & callidè trahere ad partes suas, vt eo ipso reddant se & causam suam non parum suspectam. Video ad hos eorum libros multos & varios, ipsosque tanquam è suggesto perorare bonis lateribus: at vbi dicta, scripta sunt quàm plurima, vbi tot clepsydrae exhaustae, vbi & copiosè & plausibiliter peroratum est, audiui rethores, audiui homines sua humana mihi afferentes. At simulatque librum rursus Euan
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gelicum (Anno 1526.) aspicio, mox planius, apertius & simplicius audio, Dominum & Deum meum Christum loquentem: Accipite, edite, hoc est corpus meum, &c. Hoc facite in mei commemorationem. Quae simplicissima verba, si passifuerimus, aliter atque sonant, exponi, non parua fenestra aperietur fingendae & refingendae scripturae pro arbitrio contendentium. Proin si votis quicquam proficeretur, optarim quosdam illius dogmatis assertores, aliâs viros sanè doctos, & minimè malos, reduci posse in viam, nisi forsan prorsus obduruerunt. Quemadmodum scriptura praedicit, fore sectas, praesertim nouissimis temporibus, vt hi, qui probatisunt, manifesti fiant. Ad te verò, mi Doctor ornatissime, mitto illum libellum Lutherilongè optimum, & nunc maximè necessarium, à me latinè vtcunque redditum, vt habeas, quo animum tuum & tuorum in tanta varietate & doctorum & doctrinarum communias. Bene vale in Domino. Vuittebergae, die Simonis & Iudae, 1526. Das ist in einer summa kürtzlich zureden souiel: Die Sacramentierer leugnen / daß vnter dem gesegneten Brot im Abendmal / sey der Leib Christi / vnd wollen diese jhre lehr durch viel Schrifften / vnnd wie sie nur können / weit außbreiten / vnnd verunruhigen also die Kirchen. Lassens auch dabey nicht bleiben / sondern vnterstehen sich auch von anderer Leute Gewissen zuurtheilen / vnd wollen kurtz vmb / jres schwarms gewiß sein / vnd andere bereden / es habe niemandt jemals gegleubet / daß vnter dem Brot solte deß Herrn Christi Leib sein / ja Lutherus vnnd andere sein selbs nicht des Glaubens. Ein solchen vbermessigen stoltz haben diese Leute. Darumb ich diß Büchlein / welchs D. Lutherus an die Waldenser vor dreyen jharen geschrieben / auß dem Teutschen ins Latein gebracht / darauß zusehen / was wir gleuben vom heiligen Abendmal / vnnd mit was lügen die Sacramentierer behafft sind / wider welche vns Gottes Wort lehret vnd gnugsam vnterrichtet / das niemandt betriegen kan. Vnnd
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vnsers Glaubens sind alle rechtgleubige Lehrer allzeit gewesen /(Anno 1526.) die doch die Sacramentierer gern mit gewalt vnnd mit list / auff jhre Seiten ziehen vnd zwingen wolten. Aber damit machen sie sich selbs vnd jhre böse sache nur desto verdechtiger. Sie haben doch in allen jhren Büchern / Predigten vnnd Disputationen / mehr nichts / denn Menschentand / vnnd der Vernunfft geuckeley / wenn man jhnen gleich jhar vnd tag zuhöret. Aber wenn wir Christum hören / der da sagt / Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. da fellet jhr schwarm vnd phantasey in Kot. Gott gebe daß sie mögen bekehret werden / vnd sich dem Wort Gottes vnterwerffen / damit sie nicht / als doch sonst gelehrte vnnd vernünfftige Leute / ewiglich verworffen werden / etc. Vber das alles sol in der historia Anni 1526. sonderlich(Der Zwinglianer heimliche Practiken.) der Leser mit fleiß achtung drauff geben / was für practiken vnnd griffe die Zwinglianer dazumal gebraucht / jhre lehr vnuermerckter sache / hinterlistiger weise / fortzusetzen / vnd ist solches am ende Anno 1525. angangen / da allbereit Zwinglius vnd Oecolampadius / mit jhren Sacramentierischen Büchern / offentlich für der gantzen Welt / auff den Plan getreten. Denn da hat Bucerus(Bucerus wil / das niemandt wider die Zwinglianer schreiben sol.) hin vnd wider / fürnemlich an die Lutherischen Theologen / geschickt vnd geschrieben / vermeint also / vnter dem schein Christliches Friedes vnd Einigkeit / zuwege zubringen / daß niemandt wider Zwinglium vnnd Oecolampadium mit Gegenschrifften sich einlassen solte. In der meinung / vnnd in dem vorsatz / haben die Prediger(Gregorius Chaselius prediger zu Straßburg.) dazumal zu Straßburg / auß jhrem mittel einen / mit namen Chaselium, an Lutherum gegen Wittenberg / mit werbung abgefertiget / welchen Lutherus / neben andern Wittenbergischen Theologen / mit antwort vnd befehl widerumb zu rück gefertiget / Anno 1525. den 5. Nouemb. welches hernach zu Wittenberg gedruckt ist / mit diesem Tittel: D. Martini
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(Anno 1526.) Lutheri mandatum, traditum Gregorio Chaselio, quemadmodum respondere deberet Sacramentarijs, qui ipsum Vuitebergam miserant. Extat etiam illud scriptum Tom. 2. Epistolarum Lutheri, pag. 302. darauß wir die fürnembsten Stück / so zu dieser Historien allermeist gehören / kürtzlich verzeichnen wöllen. Primùm, quando ipsi per sese sentiunt fore, vt haec causa magnum sit incendium conflatura, acquiescant huic monitioni spiritus, & reuereantur, ne postea frustraneo conscientię singultu gemant, spiritus monitionem à sese fuisse neglectam. Secundò, pace nihil optabilius nobis: nam hanc tragoediam non mouimus primi, sed coacti respondimus. Silere verò perpetuò non est integrum. Cùm ipsi editis libellis (Zuuinglium & Oecolampadium puto) animos mouerint, nisi optent nos à verbi ministerio, & animarum cura abstinere. Tertiò, à conuitijs abstinere iustum est, sed quomodo responderi potest, aut contradici, si damnare non licet, & damnandi verbum pro conuitio rapitur? An non est conuitium, quòd illi modestissimi nos carniuoras, esculentum Deum, impanatumque colere, tum negatores redemptionis, in cruce factae, editis libellis traducunt. Hęc tamen hactenus tulimus, cum ipsi ferre nequeant, si errare dicantur à nobis: an prorsus probari volunt? planè non feremus talia. Quartò, consilium illud non stat, quòd fide les auocandi sint à quaestione corporis & sanguinis praesentis, & solo verbo & fide exercendi. Apud nos verbum & fides, sine re, in qua nituntur, non sunt, cum ipsa verba inuoluant sententiam istam, an sit corpus & sanguis ibi? Nec vulgus auocari ibi potest, tot libellis per illos sparsis & receptis, ipsorum fuerat primò tacere, serò nunc silentium quaeritur. Quintò, quid verò metuunt, si experimento fidei (quod iactant) certi sunt, sinon fallunt neque falluntur? Nos qui su
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mus, qui illis resistamus? Cum verò & hîc trepident, & aliud(Anno 1526.) quaerant, monemus vt iam alteram monitionem spiritus metuant, & videant quid agant, spiritus enim non sic trepidat aut disputat. Sextò. Deinde non diximus vnquam, neutram rem esse, carnem & sanguinem Christi, aut non afferre salutem, sed diximus verbum praedicandum, & cibum esse verum animae. Hîc tertiò monet eos spiritus, vt sibi caueant eò lapsi, vt rem necessariam, faciant inutilem & neutram, idque nobis falsò imputent. Septimò. Summa, alterutros oportet esse Satanae ministros, velipsos vel nos. Ideo hîc nulli consilio aut medio locus, confiteri oportet alterutram partem, quod credit. Atque hîc oramus, quando ita certi sunt, ne dissimulent apud vulgus sese à nobis dissentire. Haec quarta monitio Spiritus est, qui non sic simulat. Octauo. Pacem libenter amplectimur, modò salua sit pax erga Deum nobis per Christum parta. Nonò. Rationes nihil sunt, tropum non admittimus, nec ipsi probant, & huic monitioni Spiritusoro vt credant. Probandum erat, an verbum EST, in loco isto, pro significat, debeat accipi, ipsi verò probant alicubi in Scripturis pro significataccipi. Quis hoc ignorabat? Tum hoc maximè metuant, cùm manifestè in alijs locis coecutiant, ne etiam hoc loco errent, videlicet manifestè coecutiunt in illo: Petra erat Christus. Paulus enim non de petra corporali dicit, sed de spirituali. Sic enim habet: Bibebant de spirituali eos consequente petra. Petra autem erat Christus. Nonne haec, id est, spiritualis petra, erat Christus? Vbi hîc, erat, pro, significat, accipitur? Est igitur hîc manifestus lapsus. Item & illud: Agnus est transitus Domini, manifestus lapsus est. Vbienim hoc habet Scriptura? Sic dicit Moses: Comedetis festinantes, est enim transitus Domini, hoc est, ideo haec
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(Anno 1526.) omnia faciatis, quia dies ille est Pascha vel transitus Domini. Sicut si dicerem, comede assaturam, quia dies Dominica est. Ad tempus scilicet vel diem refertur, non ad agnum. Summa est, vt probari possiti, EST, pro significat, accipi alicubi, probari tamen, hoc loco sic accipi non potest: iam sine ratione & Scriptura vim facere diuinis verbis sacrilegium est. Decimò. Quare per Christum, & omnia, quae chara in Christo habemus, rogamus fratres, vt ab hoc errore tot signis indicato, alienum esse à spiritu, tam nihili argumentis nixo abstineant, desinantque animas seducere. Periculum enim animarum hîc maximum agitur. Vndecimò. Quòd si omnino (persuasi) desinere nolint, aut non possint, Arriani seculi furoribus id comparabimus, & ira Dei nostram ingratitudinem plectente, tantisper laborabimus, donec misereatur nostri: damnum maximum patrabunt, sed non peruincent. Duodecimò. Quòd Zuuinglius vel ipsi meo verbo offenduntur, quod dixi: Es muß ja recht sein / was ich schreibe / doleo, significant enim, se nonnullo animi morbo laborare in me: cur ipsi iactant experimenta fidei? An non est fastuosissima illa vox, si carnem spectes? verùm saluberrima, si vera sit, Petro authore, qui vult nos sic loqui, vt certi simus, verbum Dei nos loqui. Qua certitudine nisi ipsi inanes essent, meam certitudinem & fiduciam non sic damnarent. Nos certi sumus eos errare. Ipsi viderint, quàm certi sint, sese non errare. Dominus det, vt verè non errent, hoc est, resipiscant. Das ist so viel geredt: Erstlich / weil die Sacramentierer selbs sehen / daß auß dieser sache / wie sie es treiben / ein groß Fewr entstehen werde / so sollen sie solcher Erinnerung des heiligen Geistes statt vnd raum geben / folgen / vnnd sich demütigen / daß sie hernach nicht mit vergeblichem seufftzen vnd weheklagen jres Gewissens / vber sich selbs schreien dürffen / dz sie des Geistes vermanung veracht / vnd in Wind geschlagen haben.
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Zum andern / ist vns nichts liebers / denn der Friede. Wir(Anno 1526.) haben aber diese Tragedj vnnd ergerlichen Streit nicht erreget / sondern wir haben gezwungen müssen antworten. Denn es lesset sich nicht jmmerdar stillschweigen / sonderlich dieweil Zwingel(Zwingel vnd Oecolampad haben das Sacrameutierische Fewr je lenger je mehr angezündet vnd auffgeblasen.) vnnd Oecolampad durch jhre getruckte Büchlein / die Leute bewegten vnd jrr machten / da haben wir warlich wöhren müssen / wo wir anders / wie sie gern wolten / vns des heiligen Predigamps vnd der Seelsorg nicht gantz vnd gar begeben solten. Zum dritten / ist es billich / daß man sich des schmehens vnd(Das Wort (verdammen) was es heisse.) lösterns enthalte. Aber gleichwol kan man nicht antworten / noch der falschen Lehr wöhren / wo man die falsche Lehre nicht verdammet. Aber da nimpt man das Wort / verdammen / vnnd das soll souiel sein vnnd heissen / als / schmehen vnd löstern: so sie doch jmmerdar schmehen vnnd löstern / vnd gar sanfftmütig vns offentlich nennen / Fleischfresser / vnnd eins gebackenen brödtern Gottes Götzendiener / vnd verleugner der Erlösung / so ein mal am Creutz geschehen. Solch löstern vnnd schmähen haben wir bißher geduldet. Sie aber wollen nicht leiden / wenn wir(Der Sacramentierer lösterliche vnart.) sagen / sie jrren. Sie wollen kurtz rund recht haben / vnnd dazu gelobt sein. Wir aber können vnd sollen solchs nicht dulden. Zum vierdten / kan dieser Rhat nicht bestehen / daß man(Wort vnd Glaub allzeit beisammen.) die gleubigen soll abführen von der Frage / ob vnnd daß der Leib vnnd das Blut Christi gegenwertig sey / vnnd solle sie allein im Wort vnd Glauben üben. Wort vnd Glaub sind bey vns ohne das jenige / darauff sie stehen vnnd gegründet sein / gar nichts. Denn die Wort bringen das mit sich / daß der Leib vnnd Blut Christi gegenwertig da im Abendmal sey. Vnnd dauon kan man die Leute nicht abführen / ob schon die Sacramentierer so viel Träctetlein außgestrewet / vnd in Truck gegeben / da es besser were gewest / sie hetten im Anfang geschwiegen / denn daß sie
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(Anno 1526.) allererst jetzt / nu allzu spat / zu stillschweigen rhaten / vnd die sach vertuschen wollen. (Der Sacramentierer flüchtiger / furchsamer / meuch lischer / lösterlicher vnd vngewisser Geist.) Zum fünfften. Warumb fürchten sie sich aber / wenn sie jhrer sachen / durch sonderliche Bewerung vnnd Erfahrung des Glaubens (wie sie rhümen) gewiß sind / daß sie weder andere betriegen / noch sie von andern betrogen werden können? Denn wer sind wir / daß wir jhnen widerstandt thun mögen / wenn sie jhrer sachen so gewiß sind? Aber weil sie so zittern / vnnd suchen ein stillschweigen / so vermanen wir sie / daß sie nu dise andere Erinnerung des Geistes fürchten / vnnd sehen / was sie doch thun. Denn der heilige Geist zittert vnd wancket / disputtert vnd zweiffelt nicht also. (Abendmal Christi ist kein mittelding / sondern ein notwendiger Artickel der Christlichen Lehre.) Zum sechsten. Haben wir kein mal gesagt / dz es ein schlecht vnnd frey mittelding sey / daran nicht viel gelegen / man halte es / wie man wolle / mit dem Fleisch vnd Blut Christi im Abendmal / vnd daß es keine Seligkeit bringe. Diß haben wir aber gesagt / daß man das Wort soll predigen / vnnd das es sey ein ware Seelenspeiß. Vnnd erinnert sie allhie der heilige Geist zum dritten mal / daß sie sich fürsehen / dieweil sie so tieff fallen / daß sie auß einem notwendigen ding wollen machen ein vergeblich vnnütz mittelding / daß jederman frey stehe / man halte dauon auff beiden seiten / was vnd wie man wolle / vnd dürffen doch solchen Betrug vns fälschlich zumessen. (Ein theil muß vnrecht haben. Hie ist ein mittel.) Zum siebenden. Summa. Ein Theil muß des Sathans diener sein / sie oder wir. Darumb ist hie weder Rhat noch Mittel. Ein jedes Theil muß bekennen / was es glaube. Vnnd wir bitten sie / weil sie ja jhrer sachen so gewiß sein wollen / daß sie doch solches nicht verbergen bey dem gemeinen Volck / sondern frey rund herauß bekennen / daß sie es mit vns nicht halten. Vnd das ist die vierdte Erinnerung des heiligen Geistes / der nicht also simuliert / gleißnerisch noch falsch ist.
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Zum achten. Den Fried nemen wir gerne an / allein / daß es(Anno 1526.) ein Fried sey gegen Gott / vns durch Christum erworben. Zum neundten. Ihre Gründe / Argument vnd Vrsachen(Der heilige Geist vermanet die Sacramentierer vielfeltig / daß sie von jrem tand abstehen / Sie aber folgen nicht / sondern widerstehen dem heiligen Geist.) sind eitel tand / vnd nichtig. Ihren tropum, Figur oder Bedeutung / nemen wir nicht an: Sie könnens doch nicht beweisen. Vnd ich bitte sie abermals / daß sie dieser erinnerung deß heiligen Geistes weichen vnd folgen. Sie solten beweisen / ob vnd daß das Wort / Ist / im Abendmal so viel heisse / als / es bedeutet: So fahren sie zu / vnnd bringen andere Schrifft / darinn das Wort / Ist / sol heissen / es bedeutet. Wer weiß aber das nicht? Sie solten sich aber selbst wol fürsehen vnd fürchten / weil sie auch in andern Sprüchen blind sein vn̅ jrren / daß sie auch allhie im Abendmal jrren. Denn es ist je ein lauter jrrthumb / daß sie sagen / Der Fels war Christus / das ist / er bedeutet Christum. Denn Paulus redet nicht vom leiblichen Fels / sondern vom geistlichen. Denn(Christus ist der geistliche Fels.) also spricht er: Sie truncken von dem geistlichen Fels / der mit folget / welcher war Christus. Ist denn nicht der geistliche Fels Christus gewest? Wie kan denn das Wort / War / so viel heissen / als / er bedeutet? Darumb ist diß ein öffentlicher jrrthumb vnnd Fall. Also ist es auch mit diesem / Daß Lamb ist der Durchgang oder das Passah deß Herrn. Das ist ein öffentlicher jrrthumb.(Der Tag ist das Passah deß Herrn.) Denn wo stehet das in der Schrifft? Moses saget also / Ihr solts essen / als die hinweg eilen / denn es ist deß Herrn Passah / Das ist / Ihr solt solchs also alles halten / denn der Tag ist deß Herrn Passah oder Durchgang: Als wenn ich sagte / Du solst gebratens essen / denn es ist Sontag. Vnnd gehöret diß Wort (Es ist deß Herrn Passah) zur zeit / oder zum Tag / vnnd nicht zum Lamb. Aber sie wöllen kurtz vmb beweisen / daß / Ist / bißweilen heisse / es bedeutet / vnd könnens doch nimmermehr beweisen / daß es im Abendmal nichts mehr / denn nur / es bedeutet / heissen sol. Der Schrifft aber auff solche weise gewalt thun / ist ein Kirchenraub / vnd Diebstall.
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(Anno 1256.) Zum zehenden. Wir bitten sie durch Christum / vnd was wir in Christo liebs haben / daß sie von diesem jrrthumb / der öffentlich dem heiligen Geist widerstehet / vnd kein Grund noch vrsach hat / abstehen / vnnd auffhören die armen Seelen zuuerführen. Denn es ist je gar grosse gefahr der armen Seelen. (Der Sacramentierer zeit vnd toben ist gleich der Arrianer zeit vnd lesterung.) Zum eilfften. So sie aber ja nicht wöllen noch können auffhören / so mögen wir sie mit den Arrianern / vnd mit der vnseligen zeit derselben vergleichen / Vnd weil Gott auß gerechtem Zorn vnser vndanckbarkeit strafft / wöllen wir so lang arbeiten / biß er sich vnser widerumb erbarmet. Sie werden wol gar grossen schaden thun / aber sie werden nicht vberwinden / noch durchdringen. Es wirdt jhnen nicht gelingen. Zum zwölfften. Daß Zwingel vnnd die seinen vbel auffnemen / daß ich gesagt habe / Es muß ja recht sein / was ich schreibe / ist mir leid. Denn sie zeigen damit an / wie sie gegen mir gesinnet sein. Warum̅ rhümen sie sich aber jres bewehrten vn̅ versuchten Glaubens? Es ist wol nach dem Fleisch solch Wort trotzig vnnd stoltz / aber sehr heilsam / wenn es war ist / wie Petrus bezeuget. Denn wir sollen reden / daß wir gewiß sein / wir reden Gottes Wort. Vnnd wenn sie diese gewißheit hetten / so würden sie meine gewißheit nicht verdammen. Wir sind gewiß / daß sie jrren. Sie mögen zusehen / wie gewiß sie seind / daß sie nicht jrren. Der HERR gebe / daß sie weiter nicht jrren / das ist / daß sie sich bekeren. Haec Lutherus. (Brentirs widerlegt deß Buceri chreiben.) Es hat auch Brentius, Anno 1525. im Octobri, eine Epistolam in druck gegeben / darinne er erzehlet vnd widerleget / was Bucerus an jhn vnd andere hieruon geschrieben / darinnen vnter andern auch diese Wort: Quòd in nobis admonetis, cur primi non exhibuistis? Bellum indicitis, & nobis belli iura prohibetis. Carlstadius de pane coenae dissentiendioccasionem praebuit. Quis eam dissensionem auxit? & quis auxerit, testantur libri
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editi. Camerinam mouistis, iam nos adhortamini, ne velfoetorem olfaciamus, vel ne expurgemus. Incendium per vos excitatum flagrat, nunc prohibetis, ne accurramus incendium extincturi, aut ne suspicemur vel incendium esse. Putasne ijs rebus pacem parari? Item, videmus quidem verba magnifica, Pacem quaerimus, Ecclesię profectum, gloriam Christi solam speramus: sed interim longè aliter in Ecclesijs vestris docetis, & libris editis testamini. Nos hactenus ex Christi verbo docuimus, panem coenę non signum solùm, sed & verum corporale Christi corpus esse. Vos diuersum docetis & scribitis, & adhuc pace̅ Ecclesiae vos quaerere, asseuerare audetis. Item docetis, panem coenae signum duntaxat esse corporis Christi. Quod hanc vestram doctrinam non accipiamus, vnctio facit, verbum Christi hortatur, quo verbo, donum corporis sui nobis praesens obtulit. Et tandem ita concludit: Vnde nobis in hac causa concordia oriatur, aliud non video, incendium excitastis, curate vt extinguatur. Haec Brentius. Das ist: Was jhr jetzt von vns haben(Die Sacramentierer wöllen kriegen / vnd niemand sol sich wehren.) wollet / warumb habt jrs nicht im anfang selbst gethan? Ihr wollet Krieg führen / vnd wöllet vns wehren / daß wir euch nicht sollen widerspreche̅. Carlstad hat angefangen. Wer hat den Streit erreget / gemehret / vnd je lenger je mehr geheuffet? Das beweisen die gedruckten Bücher. Ihr habt das kot vnnd den vnflat selbst her gefüret / vnd wollet nu / wir sollens nicht riechen / noch außfegen. Ihr habt das grosse Fewer selbst angesteckt / welchs vberall brennet / Nu wöllet jhr / wir sollen nicht zulauffen / noch leschen / noch vns mercken lassen / als were es ein Fewer. Meinestu / das auff diese weise kön̅e Fried gemacht werden? Wir sehen vn̅ hören wol grosse prechtige Wort / Fried / Ruhe / Kirch / Christi ehre / die jhr suchen wollet / aber das widerspiel bezeugen ewre Bücher / vn̅ ewer falsche lehr. Wir haben bißher auß dem Wort deß Herrn Christi gelehret / daß das Brot deß Nachtmals nit schlecht ein bloß
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(Anno 1526.) Zeichen sey / sondern sey derware wesentliche Leib Christi. Ihr aber lehret das widerspiel / vnndschreibet auch also öffentlich. Noch dürffet jhr vermessenlich sagen / jhr suchet Fried vnnd Ruhe der Kirchen / etc. Item / Ihr lehret / das Brot im Abendmal sey nur ein Zeichen deß Leibs Christi. Daß wir nu solche ewre lehre nicht fassen noch annemen / das macht die Salbung (der heilige Geist / denn wir sind Christen) vnnd das Wort Christi lehret vns anders / das vns den waren gegenwertigen Leib Christi dargibt / etc. Wie wir aber zur einigkeit kommen sollen / sehe ich kein ander mittel / denn daß jhr das Fewer / welchs jhr selbst angezündet habt / auch selbst leschet. (Bucerus leßt eine Apologiam drucken.) Folgends im Martio / Anni 1526. hat Bucerus eine Apologiam hieuon lassen außgehen / darin̅en er schreibet: Hortatuseos fui, vt perpenderent, quàm non modò dedeceret, eundem Christum & Deum, eodem spiritu confitentes & praedicantes, dissidere, verùm etiam quantum hîc scandalum obijceretur infirmioribus, taceo, quòd Oecolampadius cùm de ipsis, tùm de Euangelij gloria multò melius meritus sit, quàm vt posset piè ab ipsis proscindi. Sin autem huc nondum possent peruenire, retinerent suam sententiam, ita, vt impietatis tamen nomine, praeceptoris sui doctrinam haudquaquam infamarent, cùm in sola verborum coenae explicatione esset diuersitas, in sensu quantum equidem possem perspicere, nulla. Brentio etiam hac de re scripsi, quòd spes esset, eum, si pacis & concordiae causam agendamsuscepisset, qua est apud vicinosfratres suos authoritate, inter quos nimirum eruditione atque iudicio haud mediccriter excellit, facilè quotquot in tota ea vicinia, Euangelij praecones habentur, à callidiore contentione seruaturum, ac, si qui in illam imprudentius incidissent, reuocaturum. Ergò Brentio scripsi occasione, quam dixi, quod videretur idoneus, si voluisset, ad studium concordiae vicinos suos fratres reuocare.
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Admonui iuxtà, quanta offendicula haec contentio infirmioribus,(Anno 1526.) quorum maximè ratio habenda est, obiectura sit, & iam obiecerit, quantum etiam damni datura, praesertim si immodestius fideles Christi ministri traducantur, proscindantur, id quod leue nimis quidam ducunt. Quid panis sit, aut quid in pane sit, quoniam ab Apostolis non est solicitè peruestigatum, visum nobis fuit, praesertim postquam materia esse coepit, tam perniciosae dissensionis, neque nobis hîc ingenij neruos intendendos, sed magis dandam operam, vt nos ipsos potius probemus, & exploremus, quod Paulus iubet, atque Christi ex fide memoriam celebremus. Hinc enim pietas incrementum sumit, cum isthinc non videam nisi contentionem, dissidia, simultates, ac innumera mala prouenire. Et poterant profecto Sueui fratres in suis Ecclesiis docere, quae vnctio docuisset, citra aliorum insectationem.(Butzer wil / der Saeramentsstreit sey nur ein schlecht Wortgezänck / vn̅ helt darfür / es möge ein jedes theil bey seiner meinung bleiben. Das ist / Christi Wort möge man wol lassen anstehen / vnd danon abweichen.) Das ist in der summa so viel gesagt: Er habe eine vermanung gethan / was für ein erbermlicher Vnstand / vnnd Ergernus es sey / daß die Lehrer vnnd Christen / so einen Christum vnnd einen Gott auß einem Geist bekennen vnd predigen / vneinig sind. Oecolampad sey sein Praeceptor gewest / wol verdienet / vnd man solte seiner verschonen / oder / es solte jedes theil bey seiner Meinung bleiben / sintemal es nur ein Wortgezänck were / vnd in der Meinung were ein Einigkeit / souil ers verstünde. Er hette an Brentium dauon wegen auch geschrieben / wölcher / so er lust hette zu fried vnnd Einigkeit / würde durch sein ansehen andere auch bewegen vnd zu rück ziehen / daß sie nicht ferner zancken / auff daß das Ergernus möchte verhütet vnd abgeschafft / vnd die Diener Christi nicht so vbel außgemacht werden / etc. Was das Brot sey / oder was im Brot sey / soll nicht sonderlich gefraget werden / weil die Aposteln selbst dauon nicht sorgfeltig gewesen / vnd nur Vneinigkeit dadurch erreget wirdt / sondern wir sollen viel mehr dahin sehen / daß wir vns selbst prüfen / vnnd
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(Anno 2526.) des HERRN Christi im Glauben gedencken / wie Paulus befihlet. Denn also könne man Gottselig sein. Aber auß der andern Frag (Was das Brot sey / was darinn / mit / oder vnder dem Brot sey) kommen nur Zanck / Mißtrawen / vnnd vnzelich viel vbels. Vnd köndten die Brüder oder Lehrer in Schwaben / bey jhren Kirchen lehren / vnd das fürbringen / was die Salbung lehret / ohn ander Leut schmähen. (Zwinglischer tückischer Griff vnd Gedicht.) Der ander Zwinglische Griff in diesem 1526. jar geprackticiert / ist dieser / daß sie in offnen Schrifften fürgegeben vn̅ außgesprenget haben / daß Erasmus vnd Lutherus vor dem erregten Sacramentierischen Streit / eben auch in des Zwinglij Opinion vnd Meinung vom Abendmal gewesen / Vnd dauon wollen wir (Pag. 7.) jhres eigenen historici Lauateri Wort hieher verzeichnen / wölcher also schreibet: Conradus Pellicanus, Hebraicae linguae apud Tigurinos Professor, ab amicis interrogatus, quid Erasmus Roterodamus, cui Basileae familiaris fuerat, de coena Domini sentiret, respondebat, eum solùm agnoscere Christi manducationem per fidem. Hoc cum Erasmus intellexisset, per aliquot Epistolas grauissimè cum eo expostulabat, quasi euulgasset, se credere cum Carlstadio, in Eucharistia nihil nisi panem & vinum haberi. Respondit Pellicanus, quid, & quomodo dixerit, & quędam eius scripta, si non solam, certè praecipuam commendare spiritualem manducationem. Mense Aprili editus est libellus germanica lingua, cui titulus erat praefixus: Doctissimi Erasmi Roterodam. & Lutheri opinio de coena Domini nostri Iesu Christi. In fine annectitur nomen Ludouici Leopoldi. Argumentum libriest, quòd Erasmus & Lutherus, dum contentione nondum calerent, sic scripserint, vt in spirituali Christi & praesentia & manducatione, omnia posuisse videantur. Hunc libellum mutato nonnihil nomine, Leo Iudae Ecclesiae Tigurinae Pastor ad D. Pe
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trum, non alio consilio scripserat, quàm vt viam eis muniret,(Anno 1526.) quo ab errore suo commodè discedere possent. Das ist: (wie es die Schweitzer selbst verteutschet haben) Conradus Pellicanus(Conradus Pellicanus.) / ein gelehrter in Hebreischer Sprach / vnnd ordentlicher Leser der Schul zu Zürich / wardt von etlichen guten freunden gefragt / was doch Erasmus von Roterdam (dem er zuuor zu Basel beigewohnet / vnnd gar geheim gewesen) von dem Nachtmal des HERRN hielte. Der antwortet / daß er erkendte allein ein geistlich Essen vnnd Niessung Christi durch den Glauben. So bald Erasmus solches vernam / hat er Pellicanum durch etliche(Erasmus wil nie Zwinglisch sein.) Episteln schwerlich beklagt vnnd beschüldiget / als ob er von jhm außgossen hette / daß er hielte vnnd glaubte mit dem Carlstadio / im Nachtmal nichts mehr / denn allein Brot vnnd Wein zugegen sein. Auff das / Pellicanus Erasmo widerumb zuschriebe / was / vnd wie er geredt vnnd geschrieben hette / vnnd daß auch seine / des Erasmi Geschrifften (ob sie gleich nicht allein) doch fürnämlich auff die geistliche Niessung des Sacraments weisent / etc. Im Monat Aprill / gieng ein Büchlein auß in teutscher Sprach / des Titel war: Deß allergelehrtesten Erasmi von Roterdam / vnnd Martini Lutheri Meinung / von dem Nachtmal vnsers HERRN Jesu Christi / etc. Zu ende wirdt daran gehengt der Namen Ludouici Leopoldi. Der Inhalt diß Buchs ist / daß Erasmus vnd Lutherus / zuuor / vnd ehe sie in diesem Sacramenthader entzündet oder erhitziget worden sind / also geschrieben haben / daß sie (meniglichs achtens vnnd Verstands)(Leo Iudae dichtet jhme ein Namen / Ludwig Leipolt / nach art der Sacramentier er / wie Brosius Wolff vnd German Beyer.) alle ding der geistlichen Gegenwertigkeit vnnd Niessung Christi / im Nachtmal / zugemessen haben. Dieses Büchlein aber / hat Leo Iudae, Pfarrer zu Zürich bey S. Peter / geschrieben / keiner andern Vrsach / denn daß er jhnen den Weg öffnete / daß sie mit fugen von jhrem Irrthumb möchten abweichen. Hęc Lauaterus.
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(Anno 1526.) Darauff hat Erasmus eine scharpffe / harte Antwort gethan / mit hefftigen Worten / Darauß wir allein etliche Wort hieher setzen wollen / auß dem Zwinglischen Historienschreiber Lauatero pag. 8. Sparsus est ante paucos dies libellus, cui titulus, Erasmi & Lutheri opinio de coena Domini, de quo difficile sit pronunciare, vtrum plus habeat stultitiae, an malitiae, Cum in singulis paginis nomen iteretur Erasmi, ipse qui scripsit, nusquam est ausus apponere suum nomen, nisi quòd in calce subijcit nomen fictitium, quod ipsum statim argumentum est malae conscientiae. Das ist: Es ist vor kurtzen tagen ein Büchlein (Erasmi Roter. antwort wider die Lügen Leonis.) außgangen / wölches Tittel ist / Von der Meinung Erasmi vnnd Lutheri vom Nachtmal des HERRN. Von solchem Büchlein / ob es mehr Thorheit / oder mehr Boßheit in sich halte / ist nit wol zuurtheilen. In allen Blättern stehet der Name Erasmi. Der es aber geschrieben / der darff sein Namen nicht bekennen / sondern am ende tichtet er jhme selbst einen Namen / wölchs ein gewisse Anzeigung ist eines bösen Gewissens. Haec Erasmus. Aber Lutherus hat solche öffentliche Landlügen auch keiner antwort wirdig geachtet. Der dritte Zwinglische Griff / Anno 1526. gepracticieret / (Bucerus verfälschet vnd versacra mentiert D. Pomerani Psalterium.) ist der / weil Bucerus eine sonderliche feine Gabe hatte / lateinische scripta in gut Teutsch zuuersetzen / hat er Anno 1526. Pomerani latinum Commentarium super Psalterium verteutschet / vnd zu Basel drucken lassen. Hat aber im hunderten vnd eilfften Psalm die Zwinglische Meinung hinderlistiger weise / vnder Pomerani Namen / hinein geflickt / darüber hat Pomeranus bald in demselbigen jahr / in einem öffentlichen außschreiben geklagt / vnnd sind darinnen diese des D. Pomerani Wort: Non feramautem, quòd meis sententijs, & sub nomine meo admixta sunt, quae ego sanè non possum (ita me amet Christus) non impia iudicare, nempe quae vel in Psalmo 111. cuius initium est, Confitebor tibi, &c. de Eucharistia inserta sunt, quasi ego
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sim assertor illius opinionis, qua contra manifesta verba institutionis(Anno 1526.) Christi, negatur à fidelibus in Eucharistia verum corpus Christi edi, & verum eius sanguinem bibi, quasi ita oporteat contra Christi verbum pugnare, quemadmodum Dei fauore, contra traditiones humanas, & impium huius tam sancti Sacrame̅ti abusum pugnatum est. Ago verò nunc tantùm, vt non sinam sub nomine meo, quae non sentio, atque adeò contra quae, propter institutionem Christi, sentio, inuulgari, aut si qui gaudent seduci, & humanas sequi cogitationes, non dicant me, contra publica de me testimonia, seductionis vel authorem vel cooperatorem. Siquidem praeposita est Psalterio praefatio illa mea, ad Illustrissimum Saxoniae Principem Fridericum Electorem, &c. cuius memoria sit in benedictione. In qua praefatione fateor me ea, quae in Psalterium scribo, in nostra schola docuisse, & praeterea additae sunt commendationes D. M. Lutheri, & Philippi Melanthonis, quibus lectori commendant omnia, quae in Psalterium scripsi. Cum ergo in Psalterio germanico lecta fuerit impia de Sacramento opinio, dicetur, non solùm Pomeranum ita sentire, sed eam etiam publicè in nostra schola esse assertam, & per D. Martinum & Philippum publico testimonio confirmatam. Miror verò, quòd cornicum oculos configere volentes, dicunt omnes veteres à tempore Apostolorum, pro opinione hac Sacramentaria & sensisse & scripsisse. Sperant fortè neminem praeter seipsos esse, qui veterum scripta vel viderit, vel sit visurus. Qua quaeso conscientia ita asserere audent, qui tamen publicis scriptis gloriantur, se omnia, quae veteres scripserunt, diligentissimè excussisse? Scripserunt quidem veteres multa de spirituali manducatione, & Eucharistiae Christianae vsu, quemadmodum & nos hactenus & praedicando & scribendo, tamen oportunis quoque locis ex Christi institutione & verbis edocti, fatemur cum Christo, non obscuris verbis, panem & poculum Domi
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ni (Anno 1526.) (quae Eucharistia dicitur) discipulis Christi vescentibus, esse (D. Pomeranus entschuldiget sich öffentlich-) verum, non fictum corpus & sauguinem Domini. Das ist: Ich wils nicht leiden / das vnter meinem Namen meinen Schrifften sollen eingedrungen werden / solche ding / welche (so war mir Christus hold sey) ich für Gottloß vnnd lesterlich halte. Als daß in der Außlegung deß 111. Psalms / von Abendmal deß HERrn / vnter meinem Namen / diß eingemischet ist / welchs gantz vnnd gar wider die außdrücklichen Wort der Einsetzung Christi streitet / da geleugnet wirdt / daß die Christen im Abendmal den waren Leib Christi essen / vnnd sein wares Blut trincken: Gleich / als müste man nu auch wider deß HERrn Christi Wort sich aufflehnen / wie man / durch Gottes Gnad / wider die Menschliche satzung / vnnd wider den Gottlosen Mißbrauch dieses heiligen Sacraments / sich aufflehnen hat müssen. Aber ich wil nicht nachgeben / daß vnter meinem Namen / was ich nicht gleube / sondern da ich das widerspiel halte / vnd bey den Worten der Einsetzung Christi bleibe / sol öffentlich außgesprengt werden. Wer da wil verführet vnnd betrogen werden / vn̅ Menschlichen Gedancken nachhengen / der darff mich nicht anziehen / daß ich dazu im geringsten Vrsach gebe / oder helffe. Denn es ist öffentlich am Tage / was mein glaub / lehre / vnd bekentnus sey / wie ich in der Vorrede an Churfürsten zu Sachsen / Christlicher gedechtnüs / geschrieben habe / daß ich auff der hohen Schul allhie solches öffentlich gelehret / was ich in den Psalter geschrieben / vnd darumb sind auch D. Martini Lutheri / vnd Philippi Melanthonis Vorreden dabey / da sie dem Christlichen Leser meine Arbeit rhümen. Wenn nu in dem Teutschen Psalter die Gottlose meinung der Sacramentierer wirdt gelesen werden / so wirdt man nicht allein sagen / Pomeranus sey eben der (Der Sacrameneierer vermessene zünheit.) meinung / sondern / man lehre also zu Wittenberg / vnnd Luther vnd Philippus habens bezeuget vnd bestettiget. Ich verwundere mich aber / daß die Sacramentierer alle verachten / vnnd mit
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jhrem newen Geticht wollen alle alte Lehrer / von der Apostel(Anno 1526.) zeit bißher / auff jhre falsche meinung ziehen / vnnd vermeinen / es sey sonst niemandt / denn sie allein / der der alten Lehrer Schrifften jemals gesehen habe / oder sehen werde. Mit was Gewissen dörffen sie doch also reden vnnd rhümen / sie haben alles / was die Alten geschrieben / auffs fleissigste gelesen vnd erwogen? Es haben wol die Alten viel geschrieben von der geistlichen niessung / vnnd von rechtem brauch deß Abendmals / wie auch wir bißher gethan haben / vnd noch thun. Aber an seinem Ort / wenn man die Wort der Einsetzung Christi handelt / bekennen wir mit Christo / nicht mit tunckeln Worten / daß das Brot / vnnd der Kelch deß HERrn / sey den Jüngern / die es essen vnd trincken / der ware (nicht ein gedichter / bedeuteter) Leib / vnnd Blut deß HERRN / etc. Eben in demselbigen jhar / 1526. hat Bucerus auch Lutheri(Bucerus verfelschet vnd verzwin gelt D. Lutheri Kirchenpostill.) Kirchenpostill ins Latein versetzt / vnd in 4. Tomo in praefatione & annotationibus, hat er auch das Sacramentierische gifft / vnter Lutherinamen zuuerkeuffen / vnd den Leuten einzubilden / sich vnterstanden / wie er denn darumb denselbigen Tomum, durch eine sonderliche praefation / den fratribus in Italia, zugeschrieben / darüber hat Lutherus in einer Epistola ad Secerium, Idib. Septembris, Anno 1527. in offenem druck für jedermenniglich geklagt. Dieselbige Epistola ist vorhanden Tom. 2. Epistolarum(D. Lutherus ist vbel zu Frieden mit deß Buceri bösen griffen.) Lutheri, pag. 349. Vnd sind diese Wort darinne: In quarto Tomo sibi temperare non potuit anhelus ille, & sui sensus propagandi incredibili furore cupidus spiritus, quin praefatione dira & sacrilega, tum annotationibus virulentis, meum opus crucifigeret, ita, vt non fuerint contenti miseri homines suum virus proprijs & iam infinitis libris sparsisse, nisi & alienos libros eo veneno illito, perdant. Idem fecit & antea Iohanni Pomerano, in suo Psalterio, insigni perfidia, quem non ignorabat per Dysdiapason, ab illa impia
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(Anno 1526.) secta dissentire. Stcut & nuper mihi quidam insanus Leopoldus fecit, edito libello contendens, Erasmum, Lutherum, Melanthonem, Pomeranum, & totam Vuitebergam, cum illis sentire: quid fiet nobis mortuis, cùm talia contingant viuentibus? His spiritibus credat doceri veritatem, si quem perire delectat, cùm non nisi manifestis mendacijs, ortum dogma susceperint, mendacijs asserant, tum perfidia alienos libros corrumpendo propagent. Obijciunt nobis, carnem nihil prodesse, at hoc sciebamus. Quaerimus aliud, nempe: de isto loco, Hoc est corpus meum. (a. Theff. 2.) Obijciunt absurdum esse, at hoc quoque sciebamus, sed aliud quaerimus. Obijciu̅t miracula visibilia, at hoc sciebamus. Quaerimus aliud, semper aliud occinunt, quàm quod quaerimus. Fateor, si multos libros scribere est dogma tueri, nimirum illi triumphant etiam super totam scripturam. Si autem dogma tueri, est argumentis solidis pugnare, & conscientias securas reddere, verum est, illos necdum vnam cepisse chartulam scribere. Hanc Epistolam, mi Seceri, ideo ad te scribo, vt, si editurus es denuò Tomum illum quartum, omnibus modis eam praefigas, velsubnectas, vt sit lectori in meo libro antidotum aduersus Buceri praefationem. Deinde, quod ea ipsa praefatione mihi testimonium perhibet, esse me vehementem aduersarium suae sectae, atque vtinam per negotia liceret esse vehementiorem, quanquam velit rem videri leuiculam istam dissentiunculam, denique citra fidei iacturam, sic enim sentit ille spiritus. Hoc est quod semper dixi, Sacramentarios illos haereticos, habere Christum pro ludo, & seriò nunquam esse ab eis cognitum aut doctum, quantumlibet magnificè iactant Euangelium, & gloriam Deise quaerere. Mundus iamdudum contemptu verbi Dei meruit hanc iram Dei, sectas vastatrices inducetis, sicut Paulus praedixit: Mittet illis Deus operationem erro
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ris, vt credant iniquitati, qui non receperunt dilectionem veritatis.(Anno 1526.) Hoc verbum coepit impleri, & implebitur, vt probentur electi, & damnentur reprobi. Das ist: Der stoltze / geile / ehrgeitzige vnd begierliche Geist / hat durch eine grewliche Gottlose Vorrede / vnnd gifftige Erklärung / mein Werck vnd Arbeit gecreutziget / vnd darff nicht allein mit eigenen Büchern sein Gifft außsprewen / sondern wil auch andere frembde Bücher mit seinem Gifft beschmeissen vnnd verderben. Solches hat er zuuor auch Johanni Pomerano in seinem Psalter gethan / auß grosser Vntrew / da er doch wuste / daß seine Meinung weit von der Sacramentierer gottlosen Sect vnnd Geuckeley abgesondert war. Wie auch newlich mir einer gethan hat / Leopoldus / ein vnsinniger durstiger Mensch / der da sich vnderstehet zuerweisen / daß Erasmus / Lutherus / Philippus / Pomeranus / vnnd die gantze Kirch zu Wittenberg / es mit jhnen halte. Geschihet nu das noch bey vnserm Leben / was wil geschehen / wenn wir todt sein? Wer da wil verloren vnd verdampt sein / der mag glauben /(Wer verdampt sein wil / der halte sich zu den Sacramentierern.) daß solche Geister die Warheit lehren. Denn sie ja mit eitel öffentlichen Lügen / jhre newe falsche Lehre / angefangen haben auffzubringen / zuuerthedigen / vnd durch trewlose Verfälschung frembder Bücher fortzusetzen. Sie werffen vns für / das Fleisch sey kein nütz. Das wusten(Die Sacramentierer sagen kein malgleich zu.) wir zuuor wol. Wir fragen was anders / nämlich von den Worten / Das ist mein Leib. Sie sagen / es sey vngereimbt / abschewlich / vngeschickt / vnnd vnbequem. Das wüsten wir auch wol. Wir suchen aber vnd fragen noch ein anders. Sie werffen vns für von den Wunderwercken / daß dieselben sichtbarlich geschehen. Das war vns auch bewust. Wir fragen aber gar ein anders. Sie aber singen vnd bringen stets was anders für / dauon die Frag nicht ist. Das bekenne ich / wenn viel Bücher schreiben so viel ist / als die rechte Lehre verthedigen / so haben sie obgesieget auch vber die gantze heilige Schrifft. Wenn aber die
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(Anno 1526.) Lehre verthedigen so viel ist / als / rechten Grund bringen auß Gottes Wort / vnnd die Gewissen zu ruhe vnnd fried bringen / ey so haben sie noch nit ein rechten Buchstab angefangen zuschreiben. Vnd solches schreibe ich an euch / lieber Seceri / auff daß / wenn jhr wollet im Truck ferner fortfahren / daß jhr diese meine Epistel in allweg vorher setzet / oder darzu thut / auff daß der Christliche Leser in meinem Buch ein Artzney / wider das Gifft vnnd Praefation des Butzers / finden könne. Darnach / gibt er mir in seiner Vorrede selbst Zeugnus / daß ich seiner Secten hefftig entgegen sey. O wolte Gott / ich hette so viel zeit vnd weil / daß ich mich wider diese Secte hefftiger setzen köndte / wiewol ers für eine schlechte / geringe sachen helt / vnnd für ein nichtigen (Die Sacramentierer kennen Christum nicht / vnnd predigen jhn nicht recht.) Streit / daran der Glaube keinen schaden leiden möge. Denn solches helt dieser Geist. Vnnd das ists / das ich allzeit gesagt habe / daß die Sacramentschender Christum halten nur für ein gespöt / vnnd er von jhnen niemals sey recht erkandt noch geprediget worden / ob sie gleich mit prallenden Worten sehr hoch herfahren / vnd daß sie Euangelium vnnd die Ehre Gottes suchen / sich rhümen wollen. Die Welt hat nu lengst durch verachtung des Worts Gottes / diesen Zorn Gottes verdienet / daß allerley verderbende Secten herfür brechen / wie Paulus geweissaget hat / Gott wirdt jhnen krefftige Irrthumb schicken / daß sie den Lügen glauben müssen / weil sie die Liebe zur Warheit nicht haben angenommen. Diß Wort hat angefangen erfüllet zu werden / vndwird erfüllet werden / auff daß die Außerwöhlten geprüfet / vnd die verworffenen verdampt werden. (Anno 1527.)

Anno 1527.
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(D. Lutherus de Euccro.) Es hat auch Lutherus Anno 1527. in seinem Buch / daß diese Wort noch feste stehen / am ende / solche der Schwermer vnthat / wie sie Lutherum / Pomeranum / vnnd auch Philippum /
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öffentlich für aller Welt / auff jhre seite mit Vnwarheit / bößlich(Anno 1527.) haben ziehen vnnd deuten wollen / mit vielen Worten hefftig geeifert / vnnd sind das seine Wort: Martinus Bucerus ist(Tom. 3. Ien. Pag. 328.) vnder euch der fürnembsten einer / vn̅ ein Christlicher lieber Bruder vnnd Mitdiener vnder euch / der euch auch schon beim Leben heilig macht. Derselbige hat vnsers Pfarrers / Herr Johann Pommers / Psalter verlateinet (als er denn grosse Gnade hat von Gott zureden vnnd zuuerdolmetschen) vnnd hat das feine Buch mit dem Gifft ewer Lehr / vom heiligen Sacrament / also verderbet / daß da schwärlich Rhat mag gefunden werden / weil dasselbige Buch vnder so viel Leute kompt / vnd vnder Herr Johanns Namen vnnd Arbeit / mit vnder verkaufft wirdt / eben der Irrthumb / den er doch mit Hand vnd Mund täglich widerficht. Solches Stücklein lasset jhr heiligen Leute gehen / vnnd als hettet jhr gefallen daran / vnnd haltet jhn nicht zum Widerruff vnnd Widerstattung / so jhr doch wol wisset / was Ern Johann daran gelegen ist / vnd wie hoch er mit solchen Bubenstücken beleidiget ist. Desselbigen gleichen mein allerbestes Buch / das ich ye gemacht hab / die Postillen / wölche auch die Papisten gerne haben / hat er mit Vorreden / vnderreden / vnnd einreden auch also zugerichtet / daß vnder meinem Namen / diese lösterliche / schändliche Lehr / weiter bracht vnd geführet wirdt / dann vielleicht durch alle ewere Bücher. Was soll ich thun? Wie kan ich der sachen nu rhaten? Ich muß es haben / als hette mich ein Hund gebissen. Ich habe es mit Vorreden gestrafft / aber was hilfft es? Der Teuffel sahe wol / daß dis Buch durchdrang allenthalben / darumb ergreiff er dasselbige / lude vnnd schmierete seinen Dreck drauff / vnnd ich vnschüldiger Mann muß also des Teuffels Dreckführer sein / ich wolle oder wolle nicht. Noch leiden wir nichts / sondern gehen auff Rosen / vn̅ sind schelter vnd beisser / sie aber sind eitel Heiligthumb / vnd treiben gleichwol daneben solche
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(Anno 1527.) gifftige Tücklein / vnd Mordstiche / die nicht zuheilen sind. Vnd zwar wenn ich kein Christ were / so were ich gesinnet / daß mir einer lieber den Halß absteche / denn solche Tücklein bewiese / da ich mit meinem Buch muß den Seelengifft fürtragen / vnwissent vnnd vnwillens. Also gach ist den Leuten vnnd jhrem Teuffel / mit jhrem Irrsall / daß sie auch durch frembde Bücher denselben außbreiten / gerade als weren der Bücher zu wenig / damit sie jetzt die Welt teuben wollen / was solte nach meinem Tod geschehen? Das thut man mir bey meinem Leben / vnnd lesset mich hier zu Wittenberg sitzen vnd zusehen. Vnnd zwar Bucerus hette mich nicht dörffen lehren seinen Trawm vnnd Gedicht vom brabeo & eadem esca. Es ist nicht zuhoch ding / ich wolts auch wol ersehen haben / wo ich hette gefallen dran gehabt. Dazu / hette er fehl an meiner Außlegung gehabt / hette er mich wol wissen zufinden mit Schrifften / oder eignen Büchlein / vnd wer ohne not gewest / hinder meinem Rücken / mein liebstes Buch so zuschänden / vnd damit seinen Gifft in die Hertzen zutreiben. Solche stücklein gehen alle hin vnder euch / als heilige / sittige / Christliche Werck / trotz vns vngedültigen / daß wir dawider mucken. (Bucerus wil Philippum auff seiner seiten haben.) Daran lest jhm derselbig Bucerus nicht genügen / Magister Philippus Melanthon muß auch herhalten / von dem schreibet er frey herauß / Philippus möge jetzt glauben was er wolle / aber etwan habe er es gewißlich auch gelehret / daß eitel Brot im Abendmal sey. Sihe lieber sihe / wie dringen die heiligen Leute auff vns / vnnd wollen vns blinde geistlose Fleischfresser schlecht mit Gewalt in jhrem Glauben haben / als köndte jhr Gott nicht ohne vns Wittenberger zu seiner Ehre kommen / vnd jhren Glauben erhalten. Ich wil das Stücklein jetzt nicht außstreichen / wie es wol werth were / auff daß sie nicht Vrsach nem̅en / an vnser Vngedult / der Hauptsachen zuuergessen / vnd jhre Heiligkeit zuprei
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sen. Das bitten wir allein / daß sie solche stück zuuor auß jhrem(Anno 1527.) mittel thun / vnnd nicht vnter sich leiden / ehe dann sie sich so gar hell brennen / vnnd das Maul wischen / Denn es stehet heiligen Leuten vbel an / solch Ertzbubenstück vnnd Teuffelische tücklein dem Nechsten zubeweisen. Auff solche öffentliche anklage Pomerani vnd Lutheri / hat Bucerus wol allerley in seiner antwort fürgewendet / wie es pfleget in solchen sachen zugeschehen / aber das factum hat er nicht leugnen können oder dörffen. Vnnd Lauaterus schreibt / pag. 12. daß Zwinglius selbst zuuor widerrhaten habe / er solte solches mit den versionibus dermassen / wie gleichwol geschehen / wie gesagt / nicht fürnemen. Es ist auch wol zumercken / daß eben daß Mysterium iniquitatis, bald nach Lutheri Tod / auch zu Wittenberg sich hat begunt zuregen. Denn da Anno 1548. der(Crimen falsi in secundo Tomo Lutheri edito Vuitebergae Anno 1548.) ander theil der Bücher Lutheri gedruckt / haben etliche verschaffet / daß die jetzo verzeichneten Wort / auß Lutheri Buch sind außgelassen worden / daruon der Leser weitern bericht Georgij Rorarij zu finden / Tom. 2. pag. 383. Dieses stück der Historien / Anno 1526. vnd folgends / sind darumb mit sonderm fleiß zumercken. Denn eben derselbige Zwinglische geist / vnd eben mit solchen vnerbaren stücken vnnd vnthaten / hat sich zu den jetzigen zeiten nun etliche jhar her weidlich gereget / sehen vnd hören lassen. Vnd wer dieselbigen geister prüfen wil / hat auß erwehneten Historien anzeigung gnugsam: Wer aber vber alle verwarnung dergleichen Zwinglische stück vnnd tück jetziger zeit annemen vnnd anbeten wil / den lassen wir im Werck vnnd mit der That beweisen / daß jetzund erfüllet werde / das Paulus geweissaget hat / 2. Thessal. 2. In demselbigen jhar / 1527. hat Zwinglius im anfang eine Teutsche Apologiam / an Doctor Straussen / welcher wider Zwinglij Bücher etwas geschrieben / von dem Sacraments
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handel (Anno 1527.) / außgehen lassen / vnnd dieselbige seinem HERren / dem Marggraffen zu Baden / dedicieret. (Bilibaldi Pirckheimeri schreiben wider Oecolampadium.) Vnd in demselbigen jhare ist auch gedruckt worden / Bilibaldi Birckheimeri Senatoris Norinberge̅sis secunda responsio ad Oecolampadium, darauff kurtz hernach Oecolampadius widerumb geantwortet hat. Vn̅ weil das jhar zuuor Zwinglius eine Epistola̅ an die zu Nürnberg hat außgehen lassen / daß daselbst seine / vn̅ deß Oecolampadij Bücher / einen freyen offenen (Andreas Osiander.) paß möchten habe̅ / hat in dem 27. jhar Andreas Osiander / Prediger zu Nürnberg / Epistolam Apologeticam ad Zuuinglium geschrieben / darin̅ er anzeiget / was er in dem Sacramentstreit in Zwinglij Büchern verworffen habe / vnnd auß was vrsachen / vnnd was man sich auch hinfürder in dem handel zu jhme zuuersehen solt haben. Auch in demselbigen jhar / im Martio / hat Zwinglius geschrieben (Woher die Wort (ware wesentliche Gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi im heiligen Abendmal) genommen sein.) wider den Sermon Lutheri / vom Sacrament deß Leibs vnd Bluts Christi / wider die Sacramentschwermer / vnd weil Lutherus daselbst also redet: Daß mit dem Brot vnd Wein im Abendmal warhafftig vnnd wesentlich gegenwertig sey / gereicht vnnd entpfangen werde der warhafftige Leib vnnd Blut Christi / so hat Zwinglius seinem Buch den Tittel gegeben: Apologia ad sermonem de substantiali corporis & sanguinis Christi in coenapraesentia. Vnnd diß wolle der Leser darumb wol mercken / wie vnd woher das genommen sey / daß man in hac controuersia noch offt redet / de substantiali praesentia corporis & sanguinis Christi in coena: Von der waren wesentlichen Gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal. Fürnemlich aber ist in dem 1527. jhar / der Sacramentstreit erst hefftiger dann zuuor / fortgangen. Dann weil bißher Lutherus namhafftig wider Zwinglij vnnd Oecolampadij Bücher zuschreiben / sich nicht hette wollen auffbringen lassen /
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nur daß er sein bekentnüs von dem schwebenden Streit / kürtzlich(Anno 1527.) etlich mal widerholet / vnnd die seinen dafür threwlich gewarnet / sonderlich weil er mit Frewden gesehen / daß andere mit Christlichem eiuer vn̅ wolge gründeten widerlegungen sich deß Streits(Zwinglius vnterstehet sich Doctorem Lutherum auffzubringen / vn̅ zu prouiciern.) annamen / da hat Zwinglius endlich beschlossen / er wolte vnnd müste Luthero neher kommen / vnd jhm also auff die Füsse tretten / daß er auff den Platz herauß / vnnd mit namen wider Zwinglium vnd Oecolampadium herfür müste. Hat derhalben drücken vnnd außgehen lassen seine Exegesin, hoc est, amicam expositionem negocij Eucharistiae, vnnd hat dasselbige öffentlich mit namen an Lutherum geschrieben / daß er / vnd auch sonst jederman / wissen vnd vernemen solte / daß man seiner Haar insonderheit gerne haben wolte / vnnd hat in solchem seinem einigen Buch fürgenommen / an sechs Büchern Lutheri zu gleich Ritter zu werden: Nemlich / an das Syngramma Sueuicum, weil Lutherus dasselbige so hoch gerhümet. 2. wider Lutheri Epistolam ad Heruagium. 3. was Lutherus wider Carlstad vnd die Himlischen Propheten geschrieben. 4. was Lutherus viel jhar zuuor an die Waldenser / vom anbeten deß Sacraments / geschrieben. 5. wider die Epistolam Lutheri an die zu Straßburg. 6. wider die Epistolam Lutheri an die zu Reutlingen. Vnnd in der Vorrede setzet er diese Wort / daß er hoffe / wenn Lutherus solche seine Exegesin gelesen / (arena cessurum) so würde er müssen gewonnen geben / vnnd von dem Platz weichen vnd abziehen. Auff solche freuele zunötigung / vnd hoffertiges / vbermütiges(D. Lutherus antwortet auff das küne fürnemen Zwinglij.) außfordern / hat Lutherus / Ampts / Standes vnd Beruffs wegen / nach seinem jhm von Gott vertrawetem talento, in der Sachen / daran der gantzen Kirchen so hoch vn̅ viel gelegen / anders nicht thun sollen / können / oder gewissens halben wollen / sondern hat noch in demselbigen jhar 1527. wider geantwortet / in vnnd mit dem Buche (Das diese Wort Christi / Das ist mein
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(Anno 1527.) Leib / etc. noch feste stehen / wider die Schwarmgeister.) Dann (Das diese Wort (Das ist mein Leib) noch fest stehen.) weil sie allerley hin vnd wider gesuchte argumenta, bey viel hunderten rechneten vnnd zehleten / den Leuten mit vielen Centner Argumenten / Maul / Nasen / Ohren vnd Augen / auffzusperren / hat Lutherus nicht viel Centner oder Mylion argument vnnd Gründe / hin vnd wider zusammen raspeln wöllen / sondern hat die Christen / im handel von deß Herrn Abendmal / auff keinen andern / sondern auff diesen einigen Grund vnnd Fundament / nemlich auff die Wort der Stifftung deß Testaments Christi / gewiesen / welcher Allmechtig vnnd warhafftig / vnnd demnach zuuerschaffen vermag / was er verordnet / vnnd in seinem Wort verheissen hat. (Der ware einige Grund im Abend mal / ist Christi Wort / welches mit keinem Artickel des Glaubens streitet.) Bey diesem Grund sol man bleiben / vnd von andern Gründen nicht Disputieren / sondern mit einfeltigem Glauben / bey den einfeltigen Worten Christi verharren / welchs am sichersten / vnd bey dem gemeinen Leyen erbawlich / der sonst diese Disputation nicht ergreiffen noch fassen kan / wie D. Luther stets also vermanet / vnd angehalten hat. Wenn aber die widersacher solchen vnsern einfeltigen Glauben vnnd verstand der Wort deß Sacraments Christi / anfechten / vnnd als ein vnglauben schelten / vnd das fürwerffen / als sey vnser einfeltiger verstand vnnd glaub wider die Artickel deß Christlichen Glaubens / besonders von der Menschwerdung deß Sohns Gottes / von seiner Himmelfart vnnd sitzen zur Rechten der Allmechtigen Krafft vnnd Maiestet Gottes / vnd demnach falsch vnd vnrecht / So hat D. Lutherus / durch warhafftige erklerung der Artickel vnsers Christlichen Glaubens / angezeiget vn̅ erwiesen / daß obgemelter vnser einfeltiger verstand der Wort Christi / denselbigen Artickeln nicht zuwider / sondern gemeß sey / vnd durch sie desto herrlicher bekrefftiget werde. Derhalben Lutherus seinem Buch diesen Tittel gegeben / (Daß diese Wort Christi / Das ist mein Leib / etc. noch fest stehen
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wider die Schwarmgeister) vnd denselben oben auff allen Blettern(Anno 1527.) des Buchs widerholet. Dann weil die Wort des Sohns(Warumb D. Lutherus solchen tittel seinem Buch ge geben / daß diese Wort / etc. noch fest stehen.) Gottes / in vnd mit wölchen er sein Abendmal gestifftet vnnd eingesetzet / deutlich vnd klar außsagen / daß das gesegnete Brot vnd Wein im Abendmal / sein Leib vnnd Blut sey / so hat vnser Lehr vnnd Glaube / von der wesentlichen Gegenwart / Außtheilung vnd Empfahung des gegenwertigen Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal / grundes all vnd vbergnug. Vnnd so lang dieselbigen Wort des Stiffters Christi / wölcher in seinen Worten(Keine Argument können Gottes Wort vmbstossen.) warhafftig vnd allmächtig ist / noch nit weggereumet oder vmbgestossen / so sollen billich alle Centner menschlicher Argument ein frommes Christliches Hertz nicht also bewegen / daß es durch Leichtfertigkeit abweichen / oder durch kluge ansehenliche Reden menschlicher Weißheit / sich verleiten vnnd abfüren solte oder wolte lassen von der einfeltigen Meinung / auch deutlichem vnd klarem Verstande / Lehre / vnd Glauben / wie die Wort der Einsatzung vnd Stifftung des Abendmals außsagen / vnnd in jhrem rechten natürlichen / eigentlichen Verstande lauten. Vnd diß ist ein recht gut Lutherisch gülden Kunststück in disem Handel / bey den Worten der Stifftung bleiben / vnnd dauon keinerley weise auff andere Disputationes sich abführen lassen. Weil aber solch Buch Lutheri in seinen Tomis verhanden / wollen wir den Christlichen Leser / dasselbige mit fleiß zu durchsehen / gewiesen haben. In demselben jhar / 1527. bald im Junio / hat Oecolampadius(Oecolampad vnd Zwingel / empören sich wider D. Lutherum.) wider jetzt gemeltes Buch Lutheri geschrieben / vnnd hat seinem Buch diesen Tittel gegeben: Secunda, iusta & aequa responsio ad Martinum Lutherum. Vnd bald darauff hat auch Zwinglius dawider ein sonderlich Buch gestellet vnd außgehen lassen / vnd hat dasselbige Electori Saxoniae dediciert / vermeinent also seinen Schwarm auch vnder die Sachsen zubringen / vnnd desselbigen Buchs / wie auch
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(Anno 1527.) des gantzen Zwinglischen Streits wider Lutherum / summarischen jnnhalt / hat jhr eigen Lauaterus in diese Häupstücke gefasset (Zwingels Lehr vn̅ Schwarm.) / pag. 13. Haec autem praecipua fuerunt capita, in quibus Zuuinglius à Luthero in hac causa dissentiebat, nempe, quòd haec verba Christi per metonymiam essent exponenda. Quòd Christi corpus & sanguis, non ore carnali, sed fide duntaxat perciperentur. Quòd Christi corpus in certo coeli loco degeret, neque per omnia, vt Diuinitas, diffunderetur. Quodqúe impij, symbola tantùm corporis & sanguinis Christi, non ipsum corpus Christi eiusqúe sanguinem acciperent. Das ist: Das sind die fürnembsten Häuptpunct / darinn Zwingel wider Lutherum ist. Denn also lehret Zwingel / daß die Wort Christi im Nachtmal / figurlich / von einem abwesenden vnnd bedeuteten Leib / müssen außgelegt vnd verstanden werden. 2. Vnd daß der Leib vnnd das Blut Christi / nicht mit leiblichem Munde / sondern allein mit dem Glauben / empfangen werde. 3. Item / daß der Leib Christi an einem gewissen ort im Him̅el seine Statt vnd Wohnung habe / vnd nicht vberall sey / wo die Gottheit sey. 4. Vnnd / daß die Gottlosen allein die bedeutlichen eusserlichen Zeichen des Leibs vnd des Bluts Christi / vnd nicht den Leib vnd Blut Christi selbst / empfahen. (Anno 1528.)

Anno 1528.
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(Disputation zu Bern in Schweitz.) Anno 1528. im Januario / ist gehalten worden eine öffentliche Disputation zu Bern in Schweitz / fürnemlich von wegen des Handels / das Abendmal belangend. Vnd weil zuuor / Anno 26. im Maio / von wegen der Papistischen örter in Schweitz / auch eine Disputation war gehalten worden / in qua inter themata, quae ad disputandum proposita, & ab Oecolampadio impugnata fuerant, etiam hoc fuit, quòd verum Christi corpus atque sanguis adsint in Coena, daß der ware Leib vnnd Blut Christi im Abendmal sey / So ist dawider vnnd dagegen
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in der Bernischen Disputation diese propositio zu disputieren(Anno 1528.) fürgelegt worden: Corpus Christi substantialiter & corporaliter in pane Eucharistiae percipi, nullo Biblicae Scripturae testimonio euinci & demonstrari posse. Das ist / Daß der Leib Christi im Abendmal gegenwertig nicht sey / noch in oder mit dem Brot empfangen werde / wie die Tigurini selber in jhrer Antwort / wider Lutheri letztes kleines Bekantnus vom Abendmal / tractatu secundo, pag. 80. das thema disputationis Bernensis, erzehlen. Vnd zu derselbigen Disputation ist auch beruffen(Andreas Althamerus ist wider die Zwinglianer.) worden Andreas Althamerus, wölcher hernach Ecclesiastes Noricus worden / weil er etwas vom Sacrament hat außgehen lassen / vnnd auch sonst geschrieben hatte Conciliationes locorum Scripturae in specie pugnantium, & eorum, qui cum corporali praesentia in coena Domini pugnare videntur. Der hat daselbst praesentiam corporis Christi in Coena öffentlich verthedigt / wölches von den Zwinglianern jhm also verkerlich gedeutet / als were er gar Papistisch worden. Aber gemelter Althamerus hats dazumal / vnd auch hernach / im Werck vnnd mit der that beweiset / daß er recht gut Lutherisch / vnd in den Kirchen der Augspurgischen Confession / ein reiner / nützlicher / ansehenlicher Lehrer gewesen / vnnd von jedermenniglich dafür erkennet vnd gehalten ist worden. Weil nun im vorigen jar Oecolampadius vnd Zwinglius / wider Lutherum dermassen / wie vor gesaget / geschrieben / hat Lutherus dagegen Anno 1528. außgehen lassen sein groß Bekantnus(D. Lutheri groß Bekantnns vom H. Abendmal.) vom Abendmal Christi / da er im anfang Gott gedancket / daß sein voriges Buch wider die Schwarmgeister vnd feinde des H. Sacraments / nicht geringe frucht bracht. Denn dadurch viel frommer hertzen / so durch die Schwermer verwirret / vnd vnruhig gemacht / zu frieden gestellet / Vnnd weil er gesehen / daß durch stetig / vnauffhörlich libellieren / wenn ein theil
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(Anno 1528.) wider das ander / ein Buch vber das ander herauß wirfft / der Kirchen in die lenge bestendig nicht gedienet / der sachen auch endlich nicht abgeholffen wirdt: (Dann wie er anderßwo schreibet / istis perpetuis disputationibus & contentionibus tandem prophanantur animi hominum) schreibt er: Ich hab jhr gnug / vnnd wil nicht mehr an sie schreiben / auff daß nicht der Sathan noch töller werde / vnnd mehr Lügen vnd Narrenwerck herauß speie (wie er jetzt gethan) das Papier vnnützlich zubesudeln / vnd dem Leser damit die zeit zuhindern / bessers zulesen. Ich habe leider sorge / daß ich ein warer Prophet sein muß / da ich geschrieben habe: Es (Kein Ketzermeister wirdt bekeret.) werde kein Ketzermeister bekeret. So wil ich nun sie fahren lassen / nach der Lehr S. Pauli / Tit. 3. Einen Ketzer solstu meiden / wenn er ein mal oder zwier vermanet ist. Denn sie werdens hinfort nicht besser machen / es ist herauß was sie vermögen / vnnd wil mich zu den vnsern keren / dieselbigen weiter / so viel ich vermag / durch Christus Gnad in diesem Artickel vnderrichten. Item / Es wil mir nicht lenger ziemen / mit seinem Narrenwerck vmbgehen / vnd die heilige Schrifft ligen lassen / er speie hinfort wie viel er wölle. Weil aber auch dieses Buch in Tomis Lutheri jederman selbst lesen kan / achten wirs für vnnötig / hie viel Sprüche darauß zu allegieren. Wollen demnach den Christlichen Leser ermanet haben / gemeltes Buch mit fleiß zu lesen vnd zu erwegen. Es sind aber vnder andern vielen / zween Punct / darauß mit fleiß zumercken / wölche vns zu diesen zeiten nützlich vnd nötig sind. (Von der Vbiquitet.) Der erste ist von der Vbiquitet oder Allenthalbenheit / wölches Stück die Sacramentierer auß ettlichen Worten Lutheri erhascht / vnnd darüber viel wesen gemacht / die Leute von den einfeltigen klaren Worten der Einsatzung abzuführen / vnnd in eine andere verwirrte Weitleufftigkeit zubringen. Denn
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Zwingel hat D. Luthero schuld gegeben / als machte er mit solcher(Anno 1528.) seiner disputation duo infinita, nemlich / das ewige vnendliche wesen der Gottheit / vnd darnach / als setzte er vnd machete gleichsfals die angenommene vnnd Persönlich mit der Göttlichen Natur deß Sons Gottes vereinigte Menschliche Natur / auch alterum infinitum, daß die auch infinita & immensa assentia worden were. Darauff sagt D. Lutherus / Nein / vnd streitet allein / daß es mit der angenom̅enen vn̅ Persönlich vereinigten Menschlichen Natur Christi nicht die meinung habe / als wie Antdorff an einem kleinen Platz vnd ort des grosses Meers gelegen vnd anstosse / oder wie corpus planetae an einem eintzigen ort seines grossen weiten circuli gehefftet / oder wie ein edler Stein in einem grossen weiten Ringe an einem kleinen örtlein desselben versetzet / oder als wenn ein klein Steinlein etwa henget vnnd klebet an einem geringen ort eines grossen Felsens / der da mole sua sehr fern vnd weit sich erstreckt vnnd außbreitet / wie die jetzigen Sacramentierer disputiern vnd reden. Denn wenn wir hielten vnd lehreten / daß der Sohn Gottes nur allein an einem einigen ort seine angenommene vnd Persönliche vereinigte Menschliche Natur / mit vnd bey sich gegenwertig hette / aber an andern orten / da wir gleich auch sein Wort vnd verheissung von haben / were der Sohn Gottes ohn oder ausser seiner Persönlich vereinigten Menschlichen Natur / so würde vnd were die Person getrennet / welche bestehet in Persönlicher vereinigung beyder Naturen. Wie auch viel Vnfläter vnnd Säwe darauß haben folgern wollen / von allen Schüsseln vnd Kannen / vnd was noch gröber vnnd vnflätiger ist / vnnd was D. Lutherus auß gebürlichem eiuer geantwortet / ist auß diesen seinen eigenen Worten gnugsam zusehen. Ich werde vielleicht andere Schwermer kriegen / die mich
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(Anno 1528.) fahen wollen vnd fürgeben / Ist denn Christi Leib an allen orten / (Daß diese Wort / Das ist mein Leib / noch fest stehen. pag. 354. fac. 2.) ey / so wil ich jhn fressen vnd sauffen in allen Weinheusern / auß allen Schüsseln / Gläsern / vnd Kannen. Hörestu es nu du Saw / Hund / oder Schwermer / wer du vnuernünfftiger Esel bist. Wenn gleich Christi Leib an allen enden ist / So wirstu jhn darumb so bald nicht fressen noch sauffen noch greiffen. Warumb das? darumb / daß ein anders ist / wenn Gott da ist / vnd wenn er dir da ist. Denn aber ist er dir da / wenn er sein Wort dazu thut / vnd bindet sich damit an / vnd spricht / Hie soltu mich finden. Wenn du nu das Wort hast / so kanstu jhn gewißlich greiffen vnnd haben / vnnd sagen / Hie habe ich dich / wie du sagst. Das ist nicht wider einander / sondern der Schrifft / vnnd dem Glauben gemeß / daß Christi Leib zu gleich im Himmel vnd im Abendmal sey. Vnd ist gegründet eigentlich in dem ersten Artickel / Ich gleube an Gott den Vatter Allmechtigen / Schöpffer Himmels vnd der Erden. Es beschwert (sagen sie) die Leute solcher Artickel / denn es ist schwer zugleuben / daß ein Leib sey zugleich im Himmel vnnd Abendmal. Da steckts nu. Wenn etwas zugleuben schwer ist / der gleube vnd spreche / Es sey nicht war / etc. Deßgleichen hat D. Lutherus auch in seiner grossen Bekentnüs sich deutlich vnd rund erkleret / auß was Vrsachen / vnd auff was meinung er von der Vbiquitet gedisputieret / vnnd hat zugleich gewiesen / warumb die Sacramentierer darnach so sehr grübeln / daß Lutherus darüber im handel vom Sacrament mit jhnen streiten solte / vnd was es für weitleufftigkeit mit sich bringen würde / wenn man solche weitleufftige Disputation in den handel vom Abendmal mit einmengen oder einführen wolt lassen. Gibt derwegen den rhat / daß man einfeltig bey den Worten
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der Einsetzung bleiben sol / vnd zeiget an / mit was massen vnnd(Anno 1528.) bescheid ohne nachtheil deß geheimnüs von der Persönlichen vereinigung / die Disputation de Vbiquitate könne in diesem handel bey seits gesetzt werden / wie seine eigene Wort anzeigen. Denn also sagt er: Daß ich beweisete / wie Christus Leib allenthalben sey / weil Gottes rechte Hand allenthalben ist / das thete ich darumb (wie ich gar öffentlich daselbst bedinget) daß ich doch ein einige weiß anzeigte / damit Gott vermöchte / daß Christus zugleich im Himmel / vnd sein Leib im Abendmal sey / vnd vorbehielte seiner Göttlichen weißheit vn̅ Macht / wol mehr weise / dadurch er dasselbige vermöcht / weil wir seiner Gewalt ende noch maß nicht wissen. Warumb henget sich (aber) der Geist an die einige weise von mir angezeiget? Auff daß er damit die einfeltigen narret / daß sie dieweil nicht sehen solten / wie er vber hin springe / da er antworten sol / vnnd also ein ander spiel anfienge / damit er vns von der Bahn riesse / daß wir der Sachen / die jhn engstet / vergessen. Wenn ich nu mit jhnen stritte vber derselbigen meiner angezeigten weise / so hetten sie gewunnen Spiel. Warumb? Darumb / daß sie dadurch Vrsach hetten nicht zuantworten auff den rechten Knoten / der sie druckt / vnnd gleichwol ein Buch vmbs ander schreiben. Item: Wenn gleich der Geist meine angezeigte weise köndte vmbstossen (als er nicht thun kan) so hette er damit noch nichts außgericht / weil damit noch nichts beweiset were / daß die zwey wider einander sein: Christus im Himmel / vnnd sein Leib im Brot. Er muß beweisen / daß nicht allein dieselbige weiß vnmüglich sey / sondern auch daß Gott selbst kein andere weise mehr wisse noch vermöge. Item: Weil wir auß der Schrifft beweisen / daß Christus Leib kan auff mehr weise / denn auff leibliche weiß (localiter oder circumscriptiuè) etwa sein / so haben wir damit gnug
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(Anno 1528.) erstritten / daß man den Worten sol gleuben / wie sie lauten (das ist mein Leib) weil es wider keinen Artickel deß Glaubens ist / vnd dazu der Schrifft gemeß ist / als da sie Christus Leib durch versiegelte Stein vnnd verschlossene Thür führet. Denn weil wir eine weise können anzeigen vber die leibliche vnnd begreiffliche weiß / wer wil so kün sein / daß er Gottes Gewalt wolt messen vnnd vmbspannen / als der nicht auch wol andere mehr weise wisse / etc. Solche meinung die Disputation von der Vbiquitet belangend / ist auch hernach vnter D. Lutheri Sprüchen / so er guten Leuten in jre Bücher geschrieben / verzeichnet worden / Tomo Ienensi 8. Teutsch pag. 341. Es wirdt der ware Leib / vnd das ware Blut Christi im Brot vnd Wein zu essen vnd zu trincken gegeben. Nu erhebt sich eine Frage. Wie kan Christus leiblich im Sacrament sein / so doch ein Leib an vielen orten zu gleich nicht sein kan? Hierauff antworte ich also / Christus hat gesagt / Er wolle da sein / darumb ist er warhafftig im Sacrament / vnnd dazu leiblich. Darumb ist er warhafftig da / vnnd sol auch kein andere Vrsach solcher leiblichen Gegenwertigkeit gesucht werden / denn diese / die Wort lauten also / darumb muß es also geschehen / wie sie lauten. Was aber den Leib belanget / kan Christus / wenn er nur wil / allenthalben oder an allen orten sein. Darumb hats ein ander meinung mit seinem vnd vnserm Leibe. Vom allenthalben oder an allen orten sein / sol nicht disputieret werden. Es ist viel ein ander ding in dieser Sache. So reden auch die Schul Theologen hie nichts vom allenthalben / sondern behalten den einfeltigen Verstand von der leiblichen Gegenwertigkeit Christi. Auß diesen Worten D. Lutheri siehet ein jeder frommer Christ gar wol / daß wir in diesem Leben nicht sollen noch können vns mit weitleufftigen disputiern einlassen / weil die Persön
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liche vereinigung beider Naturn in Christo / vnnd die einwohnung(Anno 1528.) der gantzen fülle der Gottheit in der angenommenen Menschlichen Natur / ein sonderlich groß / göttlich / vbernatürlich / vnnd vns vnaußforschlich vnnd vnbegreifflich Geheimnus ist / wölches vollkommene Erkantnus wir sparen wollen ins ewige Leben / da wir den HERRN Christum anschawen werden / wie er ist / innerhalb aber jhne vberall erkennen / ehren / vnnd anruffen / waren Gott vnd Menschen vnzertrennlich / vnnd vns an sein Wort halten / vnd demselben glauben / vnnd nicht temerè etwas asseueriern, da wir nicht das außtrückliche Wort Gottes von haben / noch auch temerè etwas verdammen / dawider Gottes Wort selbst nicht ist / sondern bleiben intra terminos & metas, nemlich / bey dem außgetruckten vnfeilbaren Wort Gottes / vnnd sparen / wie gesagt / das vbrige / das vns in diesem Leben zu hoch vnd vnaußforschlich ist / ins ewige Leben. Zum andern / ist das mit sonderm fleiß zumercken / weil Lutherus gestritten / daß die Wort des Abendmals nit solten durch einicherley tropum von jhrem eigentlichen Verstand vnnd Bedeutung dahin gezogen werden / daß der Leib vnnd Blut Christi weit vnnd ferne von dem Brot vnd Wein des Abendmals etwa an einen Ort gesetzt werden / sondern daß man bey denselbigen Worten / wie sie außsagen vnd lauten / einfeltig bleiben solte / hat er eine außführliche Erklärung in seinem grossen Bekantnus gesetzt / was es für eine praedicatio sey / wenn Christus von dem Brot vnd Wein des Abendmals spricht / Das ist mein Leib / das ist mein Blut / Nemlich / vnione Sacramentali, vnnd was dieselbige(Sacramentalis vnio. Synecdoche.) sey / vnnd was er durch seine synecdochen verstehe / wie er solches durch viel Exempel der Schrifft / vnnd auch in gemeiner Rede erkläret. Denn also sagt er: Es ist im Sacrament ein einigkeit auß zweierley wesen worden / die wil ich nennen Sacramentliche Einigkeit / darumb / daß Christus Leib vnnd Blut vns
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(Anno 1528.) allda zum Sacrament werden gegeben. Darumb ists aller ding recht geredt / so man auffs Brot zeiget / vnd spricht / Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Tauben sahe / etc. Item: Solche weise zureden von vnderschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synecdochen. Vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / als / wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das sind hundert Gülden. Da gehet das zeigen / vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnnd Gülden etlicher massen ein Wesen sind / als ein Klumpe / so triffts zugleich auch die Gülden. Der weise nach / greiff ich ein Faß an / vnnd spreche / Das ist Reinisch Wein / Das ist Welsch wein / Das ist roter Wein. Item / ich greiff ein Glaß an / vnd spreche / Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. In allen diesen Reden siehestu / wie das Wörtlein (Das) zeiget auff das Gefäß / vnd doch / weil das Getrenck vnd Gefäß etlicher massen ein ding ist / so triffts zugleich / ja wol fürnemlich das Getrenck / etc. Item: Weil denn nu solche weiß zu reden / beides in der Schrifft vnnd allen Sprachen gemein ist / so hindert vns im Abendmal die praedicatio identica nichts. Es ist auch keine da / sondern es trewmet den Sophisten also. Denn ob gleich Leib vnd Brot zwo vnderschiedliche Naturn sind / ein jegliche für sich selbst / vnd wo sie von einander gescheiden sind / freilich keine die ander ist / doch wo sie zusammen kommen / vnd ein new gantz wesen werden / da verlieren sie jhren vnderscheid / so fern solch new einig Wesen betrifft / vnd wie sie ein ding werden vnd sind / also heist vnnd spricht man sie denn auch für ein ding / daß nicht von nöten ist / der zweien eines vndergehen vnd zu nicht werden / son
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dern beide Brot vnd Leib bleibe / vnd vmb der Sacramentlichen(Anno 1528.) Einigkeit willen recht geredt wirdt / Das ist mein Leib / mit dem Wörtlein (Das) auffs Brot zudeuten. Denn es ist nu nicht mehr schlecht Brot im Backofen / sonder Fleischbrot oder Leibsbrot / das ist / ein Brot / so mit dem Leib Christi ein Sacramentierlich Wesen / vnnd ein ding worden ist. Also auch vom Wein im Becher / das ist mein Blut / mit dem Wörtlein (Das) auff den Wein gedeutet / Denn es ist nu nicht mehr schlechter Wein im Keller / sondern Blutswein / der mit dem Blut Christi in ein Sacramentlich Wesen kommen ist. Das sey gnug von diesem Stück / für die vnsern. Die anderen lehret jhr Geist nichts achten / denn was sie recht düncket. Haec Lutherus. Vnnd ist allhie in sonderheit diß wol zu mercken / daß Bucerus hernach selbst (wie an seinem ort soll angezeigt werden) bekennet hat / daß eben derselbige Tractatus Lutheri de praedicatione identica, & de vnione Sacramentali jhn bewogen habe / daß er Lutheri Meinung recht verstanden / vnd sich zu seiner Lehr begeben habe. Vnnd daß solches allwege Lutheri Meinung gewesen / ist darauß klar / daß er im Buch an die Waldenser vnd wider Carlstad eben also auch redet / wie jetzund kürtzlich seine Wort angezogen vnnd verzeichnet. Vnnd wie er hernach auch also schreibet vnd redet / Tomo Latino tertio in 6. cap. Esaię pag. 298. Eben also redet auch Brentius in sua Exegesi in Iohannem, Anno 1542. geschrieben / wölche Wort in Teutsch also lauten: Wann du das Wörtlein (Ist) durch das Wort (Bedeut) außlegest / oder das Wörtlein (Leib) durch die Wort (ein Figur des Leibs) außlegest / so legestu die Wort falsch auß. Dann durch solche Außlegung benimpstu dem Zeichen seim Rem (das ist / das jenige / vmb dessen willen das Zeichen da ist) vnnd
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(Anno 1528.) benimpst dem Sacrament sein Warheit / (das ist / das jenige / wölches das fürnembste im Sacrament ist) darumb (spricht Brentius) soll man nimmermehr ein solchen Tropum zulassen / der vns von dem Brot den Leib / vnnd von dem Wein das Blut (Christi) hinweg nemme: Auff daß nicht der geistliche Mensch im heiligen Abendmal seiner verhofften Güter beraubet werde. Es ist aber dennoch von nöten / daß man einen Tropum zulasse / weil wir sehen / daß das Brot nicht in den Leib Christi / noch der Wein in das Blut Christi verwandelt wirdt. Wölches ist dann nun derselbige Tropus? Hüte dich fleissig / daß du ja nit zugebest des Carlstadischen Geistes Tropum: Dann derselbe würde den Glauben seiner Güter berauben / wiewol er gar nicht wil dafür angesehen sein / aber das ende wirdt es mit der that beweisen. Wölchen Tropum soll ich dann zulassen? Nemlich den jenigen soltu zulassen / der in der Schrifft / vnd in dem gemeinen Brauch zureden am allermeisten in vbung ist / nemlich synecdochen, wölches ist ein solch Figur / da entweder vnder einem Theil das gantze ding / oder vnder dem gantzen ding ein Theil verstanden wirdt: Oder wenn man einem das gantze gibt / vnnd doch allein das fürnembste Theil desselben genennet wirdt. Als wenn dir jemands eine Wiegen / vnnd ein Kind in der Wiegen ligend / darreichet / pfleget er gemeiner weise nach zusagen / Nimm hin das Kind / vnd setze es beyseits. Hie werden zwey ding miteinander geben / nemlich / die Wiegen / vnd das Kind / Vnd wirdt doch nur das fürnembste genennet / nemlich das Kind. Also werden vns im Abendmal des Herrn zwey ding dargereichet / das Brot / vnd der Leib / Vnnd wirdt doch nur der Leib genennet / wölcher in dieser Außspendung das fürnembste ist. Solches haben wir von gemelten zweien Puncten auß dem grossen Bekantnus D. Lutheri / dem Christlichen Leser zu gut vnd besserm vnderricht / kürtzlich erzehlen wollen.
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Es hat aber wider offtgedachtes grosses Bekentnüs Lutheri(Anno 1528.) vom Abendmal / alsbald in demselbigen jhar 1528. Zwinglius(Zwingel vnd Oecolampad schreiben wider D. Lutherum.) vnd Oecolampadius weitleufftig jeder ein groß Buch geschrieben. Vnnd hat Zwinglius seines dem Churfürsten zu Sachsen / vnnd dem Landgraffen zu Hessen zugeschrieben / ob er etwa dadurch die Herrn von Lutheri Person / vnnd also auch von der reinen Lehr / im Artickel vom Abendmal / abwendig machen köndte. In demselbigen jhar hat auch Bucerus einen Dialogum dawider geschrieben / vn̅ viel Bossen / die Leute also an sich zuziehen(Bucerus kompt mit eim Dialogo.) / vnnd solch Büchlein zulesen lustig zumachen / darinn mit vntergesprenget / vnd führet zwo Personen ein / die da reden: Einen Sebaldum / als einen Nürnberger / vnnd den andern Arbogastum / als einen Straßburger. Fürnemlich aber exagitiert er diß / daß Lutherus / der sonst so hefftig streitet / daß in den Worten deß Abendmals kein tropus sey / dardurch die Wort von jhrem einfeltigen gebreuchlichem verstande / wie sie außsagen vnd lauten / abgeführet solten werden: Gleichwol selber eine Synechdochen darinn zulesset. Aber wie er dieselbe Synechdochen verstehet vnd meinet / hat er selbst in seiner grossen Bekentnüs / de praedicatione identica, gnugsam erkleret. Auch eben in dem jhar / 1528. im Maio / hat D. Pomeranus(D. Pomeranus thut sein bekentnüs deutlich vom heiligen Abendmal.) geschrieben / vnnd zu Wittenberg außgehen lassen / seine öffentliche Bekentnüs vom Sacrament deß Leibes vnnd Blutes auß seiner Einsetzung / darinn er Grund vnnd Vrsach seines Glaubens vom Abendmal deß HErren angezeiget / vnd denen / so nicht hören wollen / das valete gibt. Darauß wollen wir auch etliche stück / so zu einfeltiger Lehr erklerung vom Abendmal nützlich / allhie verzeichnen. Vnnd in praefatione sagt er / daß er anzeigen wolle / was er halte von der Consecration / wie mans heist / das ist / woher das komme vnd geschehe / daß das Brot deß HERRN sey sein Leib / vnnd der Kelch sein Blut. Vnnd dar
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unter (Anno 1528.) handelt er fast alle Wort der Einsetzung Christi. Darnach schreibet er von einer sonderlichen Art der Sacramentierer. Item / von der predigt Christi / so Johan. 6. beschrieben / vnnd das jmmerwehrende / vnauffhörliche libellieren mit den Sacramentierern / schneidet er endlich abe / vn̅ gibt jhnen das valete mit diesen Worten: Die das Wort Christi verleugnen / sollen hernach nichts mehr von mir erwarten / sondern mögen Christum fürchten / wider welchen sie in seinem Wort fechten vnd streiten. Ich bin aber gewiß / daß sie jn nicht vberstreiten / noch die festung seines Worts eröbern werden können. Weil aber D. Pomeranus in gemeltem Büchlein / die lehr vnserer Kirchen / de Consecratione, richtig / einfeltig vnnd deutlich erkleret / wollen wir / wie gesagt / die summam dieser Lehr / mit seinen eigenen Worten / der studierenden Jugend zu gut / kürtzlich erzehlen. Christus dicit, Hoc facite. In quo verbo fidenter facimus, quae Christus instituit. Non fidimus in nostris consecrationibus & anhelitu, vt stultè obijcitur nobis, sed hoc verbo Christi, Hoc facite, hoc est, fidimus in Christi institutione & iussione. Christus non dixit, Accipite & comedite panem, accipite & bibite vinum, sed, hoc facite, id est, accipite, & comedite meum corpus, sic instituo, sic volo, sic iubeo, &c. Non dico aut iubeo, vt vos faciatis panem corpus meum, sed vt edatis eum, qui iam est corpus meum. Instituo & volo, vt in commemorationem mortis meae edatis corpus meum, &c. Breuiter itaque haec institutio Christi, si actio, verbum, iussio eius inspiciatur, vt oportet, hoc vult, instituit & ordinat, vt, vbi visum fuerit, conuenientes edamus panem eius, quem ipse dicit corpus suum esse, &c. Est hîc corpus & sanguis Christi, propter Christi institutionem & voluntatem.
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Nos non solùm repetimus super panem & vinum ista verba(Anno 1528.) Christi, (Hoc est corpus meum, hic est sanguis meus) sed totam Christi institutionem siue ordinationem, vt Priuilegium Principis nostri, vt institutionem & ordinationem Domini nostri Iesu Christi, vsque ad Mundi finem apud fideles duraturu̅. Non enim conuenientes, cupimus hîc edere vulgarem panem, aut bibere vulgare poculum, sed eum panem, quem Paulus vocat panem Christi Domini. Is panis & id poculum antea erat vulgaris panis, & vulgare poculum, & sine periculo, aut si mauis, sine discrimine licet vesci quibuslibet, siue dignis, siue indignis, etiam canibus & porcis, modò non hoc curarent homines in creatoris ignominiam. Vbi autem iste panis, & istud poculum ad institutionem Christi venerit, vt conuenientes edamus & bibamus in Christi commemorationem, iam non est vulgaris panis, sed panis Domini, non vulgare poculum, sed poculum Domini, & vsque adeò Domini panis est, & Domini poculum, non quemadmodum Domini est terra & plenitudo eius, sed singulari modo, vt quisquis ederit panem hunc, & biberit calicem Domini indignè, reus fiat corporis & sanguinis Domini, & iudicium sibi manducet. Quando Sacramentarij haec non negant, hîc obiter interrogo eos, vnde, quo halitu, quibus verbis, qua incantatione (omitto alias blasphemias) fiat panis & poculum eorum, in Christi commemoratione tam sanctum, vt indignè vtensiudicium sibi sumat, & fiat reus corporis & sanguinis Domini? Quòd si dixerint, vt non dubito saniores dicturos, quòd ob Christi institutionem hoc fiat, gratias agemus eis, &c. Interroga Christi institutionem, quae dicit, Panis iste meus est corpus meum, Poculum istud meum est sanguis meus, &c. Vnde nobis haec omnia? Ex Christi institutione. Ipse sic instituit, ordinauit, voluit. Christiani hanc institutionem amplectuntur, & gratias agunt.
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(Anno 1528.) Stultum igitur fuerit haec verba institutionis Christi om̅ittere, impium his non confidere. Nam sine his, quid quaeso in pane & poculo quaereremus? Haec verba sacrae Christi institutionis publicè recitat minister nostrę Ecclesiae super pane̅ & poculum, super mensam, super altare posita, nullo eis adhibito flatu (vt irridemur) quando agnoscit, nihil hîc sua virtute fieri, sed omnia virtute institutionis & ordinationis Christi. Et recitat, vt agnoscant co̅municaturi, quid erga hoc Sacramentu̅ sit nobis & faciendu̅ & credendum, vtque contra Sacramentarios perpetuò pro nobis respondeat haec institutio, & vsque ad finem mundi duratura Christi ordinatio, quae efficit, vt sit ibi nobis ad edendum & bibendum corpus & sanguis Christi, non postulat aut iubet, vt nos corpus & sanguinem Christi faciamus: quod datur nobis, grato animo, & exultante gratiarum actione accipimus, non praesumimus facere, quod quia non iubetur à Christo, facere non possumus. Dicit enim, Hoc est corpus meum, Hic est sanguis meus, Non dicit, Facite meum corpus, Facite meum sanguinem. Non factores sui corporis & sanguinis voluit, sed communicatores, id est, vt ederemus Dominicum corpus, & sanguinem biberemus, in eius commemorationem, quod corpus, & quem sanguinem, nobis ipse per suam institutionem daret, non nobis ipsi faceremus. Quòd si Deus nunquam suae ordinationi & institutioni defuit, si nunquam non verum fuit, quod ipse dixit, si nunquam non praestitit, quod suo verbo voluit, cur impiè haec sola institutio Christi vellicatur? in mille formas dilaniatur? breuiter, negatur, ne sit hoc, quod Christus instituit? Tropis illis non est hîc locus, si totam hanc institutionem attendas, & non per particulas, nunc hoc, nunc illud rapias, tuoque sensu confundas, contempta instituentis voluntate.
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Volumus ibi edere corpus Domini, & bibere sanguinem(Anno 1528.) eius, non adinuentione alia humana, non nostra temeritate & praesumptione, sed Christi Domini nostri & vnici Magistri institutione & iussione, qui dixit, &c. Atque ita, licet visibiliter per manum ministri, tamen inuisibiliter ex manu Christi, virtute & efficacia institutionis siue verbi eius, accipimus corpus & sanguinem eius. An' non ipse promisit, vbi duo vel tres fuerint congregati in nomine meo, illic ero in medio eorum? Est ergo ibi, & dat nobis suum corpus & sanguinem, ita conseruaturus suam institutionem, & verbi sui veritatem. Tu impie blasphemas, vnde accipietis corpus & sanguinem Christi? Quis dedit vobis potestatem, vt faciatis corpus Christi (taceo iam de Deo impanato) Putas'ne, quòd hoc ad foedam oris exhalationem cuiuscunque, vel ad nutum & voluntatem etiam scortatoris, adulteri, vsurarij, Christus sursum atque deorsum feratur, & sedem suę maiestatis deserat? Impie & blaspheme, quid tibi cum nomine Christiano, qui verbum Christi deseris? nolens videre quid instituerit, & respicis in ea solùm, quae rationi tuae videntur absurda & impossibilia, verbo Christi rationem tuam opponis, egregiè scilicet, & Christianè. Sunt hîc, secundum verba institutionis Christi, verum corpus, & verus sanguis Christi, de quo fides Christiana dubitare non potest, &c. Quomodo autem hîc sint corpus & sanguis Christi, credo neminem scire posse, neque aliquem debere esse solicitum vt sciat, quando ex verbo Christi hoc non intelligitur, aut vt intelligamus iubetur, tantùm credamus hîc, quod Christus dicit, & faciamus, quod ipse iubet, & satis responsum est Christi institutioni. Qui hoc iussit & instituit, suae institutioni de esse non potest, modò hîc credamus, quod ipse dicit, nempe panem esse corpus eius, &c. & faciamus quod ipse iubet, nempe vt edamus & bibamus in ipsius commemorationem, &c. Non con
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tendo (Anno 1528.) de vocabulo Consecrationis. Scio melius dici Christi institutionem, quàm nostram consecrationem: atramen non contendo, vbi panis sit corpus Christi, ex Christi institutione: Dei consecratio est, Spiritus sancti consecratio est, Christi consecratio est, &c. Das ist / Christus sagt / das thut / Bey diesen Worten thun wir kecklich vnd getrost daß jenige / was Christus eingesetzt vnnd befohlen hat / wir setzen kein vertrawen auff vnser sagen oder anhauchen / wie diese Leute vns gantz vnbesonnen auffrücken / sondern auff diß Wort Christi (das thut) das ist / wir setzen vnser vertrawen auff die Einsatzung vnd Befehl Christi. Christus hat nicht gesagt / Nemet hin / vnd esset Brot / Nemet hin vnnd trincket Wein / Sondern / das thut / das ist / nemet hin / vnd esset meinen Leib. Also ordne ichs / also wil ichs haben / einen solchen Befehl gebe ich / etc. Ich sage vnd befehle nicht / daß jhr das Brot zu meinem Leibe machen sollet / sondern daß jr das Brot esset / wölches allbereit mein Leib ist / ich ordne vnd wil / dz jr meinen Leib essen sollet zum Gedechtnus meines Todes / etc. Wenn wir derhalben die Handlung / Wort vnnd Befehl Christi ansehen / so setzet / ordnet / vnd wil er so viel mit dieser seiner Einsatzung / dz wir / wenn wir zusam̅en kom̅en wollen / sein Brot essen sollen / von wölchem Brot er sagt / daß es sein Leib sey / etc. Es ist allhie der Leib vnd das Blut Christi / vmb seiner Einsatzung vnd Befehls willen / etc. Wir erholen vber dem Brot vnd Wein nit allein die Wort Christi (das ist mein Leib / das ist mein Blut) sondern wir erholen die gantze Einsatzung vnd Verordnung / als ein Priuilegium vnsers Fürsten / als eine Einsatzung vnnd Verordnung vnsers HERREN Jesu Christi / wölche biß ans ende der Welt bey den Christen bleiben wirdt. Denn wenn wir zusam̅en kom̅en / geschicht nicht der Meinung / daß wir hie gemein Brot essen / oder gemeinen Wein trincken / sondern das Brot / wölches Paulus das Brot des HERREN nennet.
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Diß Brot vnnd dieser Kelch war vorher ein gemein Brot(Anno 2528.) vnd ein gemeiner Kelch / vnd dasselbig also / daß ohne gefahr oder vnderscheid alle Menschen wirdige vnd vnwirdige / ja auch wol Hunde vnnd Sewe dauon essen möchten / wenn nur das verhütet wirdt / daß es nicht dem Schöpffer zur schmach vnd hohn geschehen möge. Wenn aber diß Brot vnd dieser Kelch zu Christi Einsatzung kompt / vnd die jenigen / so es niessen / zum Gedecht nus Christi essen vnnd trincken / Alßdenn ists nicht mehr ein gemein Brot / sondern des HERRN Brot / vnd nicht ein gemeiner Kelch / sondern des Herren Kelch / vnnd ist also des Herren Brot / vnd des Herren Kelch / nicht wie die Erde des Herren ist / vnnd jhr Herr / sondern auff sonderbare weise / daß / wer dis Brot vnnd diesen Kelch des Herren vnwirdig jsset vnnd trincket / jhm das Gerichte jsset / vnd schuldig wirdt an dem Leib vnd Blut des Herren. Wenn nun die Sacramentschwermer diß nicht verneinen / so wil ich sie alhie beileufftig gefragt haben / woher / durch wölch hauchen / durch wölche Wort / durch was Zauberey (wil anderer lösterungen geschweigen) doch das Brot vnd der Kelch / so sie zum Gedechtnus Christi außtheilen / so heilig werde / daß die jenigen / so es vnwirdig brauchen / jnen das Gericht nemmen / vnd schuldig werden an dem Leib vnnd Blut des Herrn? Wenn sie nun hie antworten / wie ich nicht zweiffel / daß die / so die besten vnder jhnen sein wollen / antworten werden / Es geschehe vmb Christi Einsatzung willen / sagen wir jhnen danck dafür. Frage Christi Einsatzung / wölche sagt / diß mein Brot ist mein Leib / dieser mein Kelch ist mein Blut / etc. Woher haben wir diß alles? Auß Christi Einsatzung / der hats also eingesetzt / verordnet vnd gewolt. Die Christen nem̅en solche Einsatzung an / vnd dancken jm dafür. Derhalben würde es thörlich gethan sein / wenn jemandt dise Wort der Einsatzung Christi außschliesse / vn̅ ist eine Sünde / wer denselbigen nit gleubet. Denn wo es ohne diese Wort were / was wolten wir denn im Brot vnd im Kelche suchen?
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(Anno 1528.) Diese Wort der heiligen Einsatzung Christi spricht der Diener vnserer Kirchen offentlich vber das Brot vnd vber den Kelch / so auff dem Altar sind / ohne alles anhauchen (wie man vns hönisch fürwürfft) denn er erkennet / daß hie lauter nichts durch seine Krafft / sondern alles durch die Krafft der Einsatzung vnd Verordnung Christi / verrichtet werde. Vnnd spricht darumb die Wort der Einsatzung / daß die / so zum Tisch des HERRN gehen wollen / erkennen / wie wir gegen diß Sacrament vns verhalten / vnnd was wir glauben sollen. Diese Einsatzung vnnd Verordnung Christi / so biß an der Welt ende bleiben wirdt / ist vns gnug zur Antwort wider die Sacramentierer / wölche schaffet / daß vns da zu essen vnd zu trincken fürgesetzet wirdt der Leib vnd das Blut Christi / fördert vnd heisset vns nicht / daß wir den Leib vnd das Blut Christi machen. Was vns allhie gegeben wirdt / das nemmen wir mit willigem frölichem Hertzen / vnd mit Dancksagung an vnd auff / vnnd vnderstehen vns nicht das jenige zu machen / dauon wir von Christo keinen. Befehl haben / vnd es derhalben auch nicht machen können. Denn er sagt / das ist mein Leib / das ist mein Blut / Er saget nicht / machet meinen Leib / machet mein Blut. Er wil nicht solche Leute haben / die seinen Leib vnnd Blut machen / sondern die es geniessen / das ist / Er wil / daß wir den Leib vnnd das Blut des HERRN essen vnd trincken zu seinem Gedechtnus / wölchen Leib vnnd wölches Blut Er durch seine Einsatzung vns hat geben wollen / vnd haben wirs nicht sollen machen. Weil nun Gott sich niemals seiner Ordnung vnd Einsatzung begeben / vnd allzeit war gewesen ist / was er gesagt hat / weil er auch allzeit gethan / was er in seinem Wort gewolt hat / warumb wirdt denn diese einige Einsatzung Christi so bößlich angezapfft / vnnd auff so vielfeltige weise zerrissen / vnnd (daß ichs mit eim Wort sage) warumb wirdt sie verleugnet / daß sie nicht das sein / vnd geben soll / was Christus eingesetzt vnd verordnet hat?
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Tropi oder verblümbte vmbwechselung der rede haben hie kein(Anno 1528.) raum noch statt / sonderlich wenn du die gantz Einsetzung Christi in acht nimbst / vnnd nicht stückweise jetzt diß / dann das erzwack est / vnnd nach deinem eigen dünckel durch einander wirffest / vnnd mitler weile den willen vnnd befehl deß / so es eingesetzt hat / hindan setzest. Wir wöllen alda essen den Leib deß HErrn / vnd sein Blut trincken / nicht nach einigem Menschlichem gutdüncken / auch nit nach vnserm fürwitz oder vermessenheit / sondern nach Christi ordnung vnd befehl / den wir für vnsern einigen Meister halten / denn der hat gesagt / das ist mein Leib / etc. Also ob wol sichtiglich durch die Hand deß Dieners / So empfahen wir doch vnsichtiglich auß der Hand Christi / durch die Krafft vnd Wirckung der Einsetzung / seinen Leib vnd sein Blut. Hat er nicht zugesagt / wo zween oder drey versamlet sind in meinem Namen / da bin ich mitten vnter jnen? derhalben ist er da / vnd gibt vns seinen Leib vnd sein Blut / vnd segenet also seine Einsetzung vnd die Warheit seines Worts. Du Gottloser Mensch / sagst lesterlich / woher wolt jhr den Leib vn̅ das Blut Christi nemen? Wer hat euch die Macht gegeben / daß jhr den Leib Christi machen können? (wil jetzt nichts sagen vom brötern Gott) Meinstu daß auff das stinckende anhauchen / oder auch beger vnd willen eines jeglichen / auch wol eines Hurers / Ehebrechers oder Wucherers / der HErr Christus auff vnd nider fahre / vnd den Sitz seiner Maiestet verlasse? Warumb lessestu verzweiffelter Gottslesterer dich einen Christen nennen / da du doch Christi Wort verlessest? Du wilt nicht sehen / was er eingesetzt hat / vnnd sihest allein darauff / was deiner Vernunfft vngereimpt vnd vnmüglich deucht / vnnd setzest also deine Vernunfft / Christi Wort zu wider / ich meine das sey wol vnd Christlich gehandelt.
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(Anno 1529.) Es ist allhie vermög der Wort der Einsetzung der ware Leib vnnd das ware Blut Christi / dauon der Glaub eines Christen nicht zweiffeln kan. Wie aber Christi Leib allhie seye / achte ich daß niemandt wissen könne / vnnd daß auch niemandt solchs zu wissen sich bemühen solle / sintemal solchs auß Christi Worten nicht verstanden / vnd vns auch zuuerstehen / nicht befohlen wird / wir sollen allein gleuben / was hie Christus sagt / vnd thun was er gebeut / vnd also ist auß vnnd durch Christi Einsetzung gnugsam geantwortet. Der diß Sacrament befohlen vnd eingesetzt / wirdt sich seiner Einsetzung nicht begeben / wenn wir nur allhie gleuben / daß er sagt / nemlich / daß das Brot sein Leib seye / vnnd thun was er gebeut / nemlich / daß wir essen vnd trincken zu seinem gedechtnüs / etc. Ich streite nicht vom Wörtlein der Consecration oder Segens / weiß wol / daß es besser vn̅ eigentlicher Christi Einsetzung / als vnser Segen genennet wirdt. Jedoch streite ich nicht / wenn das Brot auß vnnd durch Christi Einsetzung der Leib Christi wirdt / das ist ein Segen Gottes / es ist ein Segen deß heiligen Geistes / es ist ein Segen Christi / etc. (Anno 1529.)

Anno 1529.
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(Reichßtag zu Speyr.) Anno 1529. ist zu Speyr ein Reichßtag gehalten worden / vnd weil in demselbigen Abschied / allerley / auch in Religions sachen / so eines beschwerlichen vnnd bedencklichen ansehens mit versteckt / haben die Stende / welche in jhren Landen vnd Gebieten / Reformation in Religions sachen / Lehr vnnd Ceremonien belangend / angestalt vnd fürgenommen / offentlich dawider Protestieret / vnd eine Form jhrer Appellation / von dem decreto & mandato desselben Reichßtags / an den Keiser / zu einem allgemeinen / oder Teutscher Nation ordentlichen Concilio / außgehen lassen / vnd dieselbige Protestation ist am 19. Tage Apri
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lis offentlich in Schrifften vor den Reichßstenden gelesen / daher(Anno 1529.) der Name der Protestierenden Stende / auffkommen / vnnd(Protestierende Stende woher vn̅ wenn sie den Namen bekommen.) in allen Landen bekandt ist worden. Nun ist vnser fürnemen allhie nicht / dieselbige gantze Historien zuuerfassen / sondern wollen allein dabey bleiben / was den Sacramenthandel belanget. Denn weil in dem Abschied / dawider die Protestation gerichtet(Sacramentierer sollen im Reich nicht geduldet werden.) / vnter andern auch diese clausula stehet (Vnd sonderlich sol etlicher Lehre vnd Secten / souiel die dem hochwirdigen Sacrament deß waren Fronleichnams vnnd Bluts vnsers HErrn Ihesu Christi zugegen / bey den Stenden deß heiligen Reichs Teutscher Nation / nicht angenommen / noch hinfort zu predigen / gestattet oder zugelassen werden) so fassen die jetzigen Sacramentierer dasselbige / vnd vnterstehen sich solches in offentlichen Schrifften also zudeuten vnnd zuuerkehren / als hetten die Protestierenden Stende jhren Namen vnter andern auch dauon / vnnd daher / daß sie die Sacramentierische Lehr / in jhren Kirchen vnd Schulen / wolten vngestraffet / vnuerworffen / vnuerdampt(Sleidan. lib. 6.) / frey vnd vngehindert haben. Aber die Historia vermag außdrücklich / daß sie sich eben in der Protestation offentlich dahin vnnd darauff referirt vnnd gezogen haben / was in den nechsten jharen / ab anno 1525. in jhren Kirchen / eben wider die Sacramentierer / von der Gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi in seinem Abendmal / gelehret vnnd gestritten war. Weil aber Johannes Faber / Bischoff zu Wien / vnter gemelter(Iohan. Faber Episc. Vuienensis.) clausula deß Abschieds / das suchte vnnd practicierte / daß die Papisten / vnter dem schein / die Stende der reformierten Religion trennen / vnd / wenn sie wolten / vberziehen möchten / Vnd da jhnen frey eingereumet würde / daß sie die Zwinglianer vnuerhöret jhres gefallens / in die Acht thun vnd verfolgen möchten / so würden die Protestierende Stende eben damit den Papisten das Schwerdt wider sich selbst in die Hende geben. Also vnd
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(Anno 1529.) der meinung hat man gedachte clausulam von den Sacramentierern / in die gemeine Protestation / mit eingenommen / fürnemlich weil viel von den Stenden gute hoffnung hatten / es solten die Sacramentierer sich finden vnd gewin̅en lassen. Keines weges aber der meinung / als wolten sie damit die Zwinglische lehr entschüldigen oder rechtfertigen / vnnd derselbigen Secten dardurch fürschub oder förderung thun / wie offentliche gemeine Handlungen / etliche jhar nach einander / das klärlich außweisen / wie wir hören werden. Vnd hie wolle nun der Christliche Leser bedencken / wie erbar das gehandelt sey / daß die jetzigen Sacramentierer / die gemeine Handlungen der Protestierenden Stende / so fälschlich vnd gefehrlich / zu jhrem fürschub vnnd vortheil / dermassen / wie gesagt / dörffen anziehen. (Phil. Mel erklärt sich wider Oecolampadium.) Eben auff demselben Reichßtage / hat der Churfürst von Sachsen / Philippum Melanchthonem mit sich gegen Speyer genommen / vnd weil derselbige biß daher sich noch nicht offentlich erkleret hatte von dem Sacramentstreit / hat er eben von dannen auß eine Epistolam an Oecolampadium geschrieben / vnnd dieselbe bald Lateinisch vnd Teutsch drucken lassen. Denn Oecolampadius zuuorn (doch eben in demselbigen jhar / 1529.) an Philippum / vnter andern also geschrieben: Es wil Faber / daß man die Sacramentierer sol in die Acht thun vnd Proscribiren / vnd eben auff die weise zeigt er an / wie es jhm ein ernst sey vmb den reinen Glauben / vnnd wie er der Concordien vnd Einigkeit rathe / wenn er nemlich crassius, grösser von den Sacramenten redet vnd helt / denn sichs gebüret: vnnd damit bringet er zugleich viel Sycophanterey vnd verleumbdung herfür / als hielten wir / daß Christus bey vns were nur eine Figur vnnd gespenst / vnnd nicht warhafftiger Christus were / vnnd als were Christus ohnmechtig / vnd nicht Allmechtig. Item / als hette er nur einen einigen Winckelort eingenommen / vnnd were nicht vberall / vnnd
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trüge nicht alle ding durch sein krefftiges Wort. Ja eben also(Anno 1529.) muß es sein nach seiner Klugheit / daß / wenn wir vnderschiedlich / von den Naturen der einigen Person reden / so müssen wir darfür angesehen werden / als verleugnen wir die andere Natur / vnd wenn wir leugnen / daß die Gottheit in jhrer Natur gelitten habe / so müsse vns auffgetrungen werden / als leugnen wir auch / daß Christus Gott gelitten habe. Item / wenn wir bekennen / daß Christi leibliche Vmbschriebenheit vnnd quantitas, nicht an allen Orten sey / so müssen wir beschüldiget werden / als leugneten wir / daß Christus / der die menschliche Natur / so er einmal angenommen hat / nimmermehr verlesset / nicht an allen Orten vberall sey / noch in der Zal / da jhrer zween oder drey in seinem Namen versamlet sind / noch in der gleubigen Hertzen / etc. Auff diß des Oecolampadij schreiben / hat Philippus eine Antwort gestellet / darinn stehen die Wort / wölche wir hieher verzeichnen wollen. Denn darauß kan man eigentlich verstehen / worin zu der zeit status huius controuersiae gestanden / vnd daß der protestierende Stände Protestation / so zu Speir geschehen / keines wegs gemeinet / die Sacramentierische Lehr zu entschuldigen / viel weniger zuuerthedigen. Vnd sind diß Philippi Wort in Epistola ad Oecolampadium: Wenn mir ewere Meinung vom Abendmal des HERRN gefiele / so wolte ich schlechts mich dazu bekennen. Ihr streittet dauon / daß der Leib des abwesenden Christi / gleich wie in einer Tragoedj / oder in einem Spiel / werde repraesentieret / oder bezeichnet / Ich aber sehe / daß von Christo diese Verheissung verhanden ist: Sihe / ich bin bey euch biß zur Welt ende / vnnd dergleichen / da denn nicht nötig ist / daß man die Gottheit von der Menschheit diuelliere vnd absondere. Darumb so halte ich diß Sacrament / daß es ein Zeugnus sey der waren Gegenwart / vnd daß demnach in diesem(Was das Sacra ment des Altars sey.) Abendmal sey die Gemeinschafft des gegenwertigen Leibes /
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(Anno 1529.) Vnnd weil die Eigenschafft der Wort mit keinem Artickel des (Christi Einsatzung / ist wider kein Artickel des glaubens.) Glaubens streitet / so ist keine wichtige / gnugsame Vrsache da / warumb wir dauon solten abweichen / vnnd diese Lehr / von des Leibes Christi Gegenwart / stimmet mit andern Sprüchen heiliger (Christus ist nicht an eim gewissen ort des Himmels / daß er anderswa nicht sein künne.) Schrifft / so von der waren Gegenwertigkeit Christi bey vns / reden. Denn diß ist je ein Wahn / der den Christen übel anstehet / daß Christus also soll einen gewissen theil oder ort des Himmels haben eingenommen / daß er darin / gleichsam in einem Kercker versperret / sitzen müsse. Du heuffest wol viel vngereimte dinge / die auß dieser Lehr folgen sollen / vnnd bringest zusammen ettliche der alten Sprüche / die dir dienen sollen. Aber die absurda vnnd vngereimte ding / können niemandt ergern / der anders eingedenck ist / daß von Himlischen sachen / auß Gottes Wort / vnnd nicht auß der Geometria, zuurtheilen sey / vnnd der durch mancherley Anfechtung gelehrnet hat / daß gar keine weise noch weg mehr sey / wie / vnnd dardurch man das Gewissen gnugsam lehren vnnd vnderrichten kan / so bald man vom Wort Gottes abweichet. Das ist wol war / daß eine Vngleichheit ist (Alte Lehrer stimmen mit einander vberein / vom heiligen Abendmal.) in den Sprüchen der alten Lehrer / aber dennoch / so jemandt fürsichtiglich der fürnembsten Lehrer Sprüche eligiert vnnd ansihet / so wirdt er befinden / daß die meisten anzeigen / daß eben diese Lehr / der wir folgen / auch der alten Kirchen / so viel sie vns bekandt ist / Lehr vnnd Meinung gewest sey. Wiewol du / als ein beredter Mensch / etliche Sententz gar listiglich außlegest / vnnd auff deine sache mit Gewalt ziehen wilst. Die alten / wenn sie von (Aufferstehung vn sers Leibs wirdt versichert im Abendmal.) der Aufferstehung disputieren / beruffen sie sich auffs Abendmal / vnnd thun das / nach meinem Verstand / artig. Denn Christus hat den Aposteln angezeigt / daß er würde aufferstehen / sintemal er die Gemeinschafft seines Leibes hatte eingesetzt. Denn es war ja von nöten / daß der Leib / der vns solte mitgetheilet werden / lebete. So es aber die Alten darfür gehalten hetten / daß ein abwesender Leib solte alleine repręsentieret / oder bedeutet werden / wie
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wolten sie die Aufferstehung darauß bestettigen? Denn ob gleich(Anno 1529.) Christus nicht were aufferstanden / so hette dennoch der abwesende vnnd verwesende Leib können repręsentiert oder bedeutet werden / gleich wie in Fabeln einer des Hectoris Person oder Stell repręsentieret vnd verweset / etc. Ich sehe / daß ewre sache nur stehet auff behelff der geschwinden Köpffe / vnd daß jhr einen Anhang suchet vnnd habet / offentlich vnd heimlich / etc. du soltest aber bedencken(Der Sacramentierer Grund hat kein Grund.) / daß auch geschwinde Köpffe vnnd vernünfftige Leute bißweilen jrren können / vnd in geistlichen sachen ists fürnämlich gefährlich / so man sich auff eigene Vernunfft vnnd Geschwindigkeit verlesset: Du weist / daß geschrieben stehet: Es ist ein Grewel für Gott / was hoch ist vor dieser Welt / Vnd sind jhrer viel mehr / denn man meinet / die nur das in der Religion annemmen / was sie mit jhren ingenijs vnd Vernunfft außsinnen vnnd begreiffen können. Hactenus Philippus. In demselbigen jhar / weil alle argumenta, so Lutherus in(Der Sacramentierer wesen hindert den lauff des Euangeln.) den nechsten jharen wider die Sacramentierer geführet / kürtzlich in ein Buch waren zusammen gezogen / ist im Septembri dagegen ein Büchlein getruckt worden / des inhalts / daß für die Zwinglische Lehre nicht alleine / die einzeln wenig Wort (das ist mein Leib / das ist mein Blut) die Lutherus jmmer im Munde fürete / sondern wol drey Centner oder drey hundert argumenta weren / wölche in demselbigen Büchlein begriffen vnd erzelet. In demselbigen 1529. jhar / weil der Sacramentstreit den Lauff des heiligen Euangelij so mercklich hinderte / vnnd weil in der Protestation gedacht war / daß die Zwinglianer noch nicht verhöret / hat Landgraff Philippus zu Hessen / etc. außgeschrieben vnnd angestellet das Colloquium zu Marpurg. Wie viel aber(Marpurgisch Colloquium.) vnd groß bedencken / die Wittenbergischen Theologi darüber gehabt / in Betrachtung / daß es doch ohne Frucht würde abgehen / vnnd ettwa dardurch noch mehr vnruhe darauß kommen / zeugen ettliche schrifftliche Bedencken vnd Brieffe genugsam / so in
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(Anno 1529.) Fürstlichen Cantzeleyen verhanden / dauon wir vmb mehrers berichts willen / warhafftige Copeien hieher setzen wollen.

Philippi Melanthonis schrifftlich bedencken / ob es gut sey / daß D. Martinus sich mit Oecolampadio vnderrede des Sacraments halben.
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Ich hab für mein Person kein schewe / mit Oecolampadio vnnd seines gleichen / von dem Sacrament zu reden / derhalben ichs dem Landgraffen auch nicht abgeschlagen (Sacramentierer haben ein grossen schein vnd anhang ohne warheit.) / vnd wolte Gott / es möchte füglich geschehen. Denn dieser Handel ist nicht gering / vnd jhr fürgeben hat einen Schein / hat auch einen grossen Anhang / aller / so gelehrt geachtet im gantzen Teutschland / auß Vrsachen / die ich weiß / aber es fehlet jhnen an einem Stück / daß sie noch nicht wissen / wie schwer es ist / für Gott zustehen ohne Gottes Wort. Fürwitz vnd Freuel kan nicht (Zwingel taug nichts.) anders handeln / denn sie handeln. Mit Zwingel zuhandeln ist gantz vnfruchtbar / So ist auch bedacht / daß er nicht / sondern Oecolampadius soll gefordert werden / vnnd ob er schon gefordert / ist doch nicht zuhoffen / daß er kommen würde. Wenn nun die andern / so dem Zwingel zu lieb diesen Tantz tantzen / schon genugsam vnderricht haben / würden sie dennoch schew haben / sich mit vns zuuergleichen / vnd so man zusammen kommen solte / müsten nicht alleine sie vnnd die vnsern dabey sein / sondern auch ettliche von Papisten / gelehrte vnd vernünfftige Männer / die vnser beider bewegen anhörten / sonst würde es viel reden machen / die Lutherischen vnd Zwingler / zügen zuhauffen / conspirationes zumachen / etc. Auch würden die Zwingler / so niemandt / als vnparteyisch dabey gewesen / vielleicht desto mehr rhümen wollen. Derhalben habe ich dem Landgraffen angezeigt / daß / so man zusammen keme / not were / daß Leute dabey weren von
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Papistischen / als vnparteyische. Ich kenne etliche / die ich hoffe /(Anno 1529.) zubewegen weren / daß sie von jhrem jrrthumb abstünden / als nemlich Hedio vnnd Ambrosius Blarer / aber mit den andern würde es erger / vnnd möchte darnach mehr vnruhe darauß kommen / wie nach der Leipzischen Disputation geschehen. Item / Es ist nicht gut / das der N. N. viel mit den Zwinglern zuthun habe / er hat sonst mehr lust zu jhnen / als ich sorge / denn gut ist. Denn die sache ist dermassen / daß sie spitzige Leute / dafür ich den(Viel gelehrte Leu te sind Sacrame̅t schender.) N. N. auch halte / sehr anficht / vnnd fellet die Vernunfft leichtlich auff das / das sie begreifft / sonderlich wenn gelehrte Leute darzu stimmen / die der sachen auß der Schrifft eine gestalt machen / als denn viel gelehrte Leute jetzund dem Zwingel anhangen.(Philippus zeuget / daß die Sacramentierer falsch vnd vnrecht sind.) Aber mir ist diese sache also angelegen / vnnd habe mich / so viel müglich / darumb erkundet / vnd beruhe darauff / daß ichs mit den N. N. nicht halten wil mein lebenlang / vnd weiß / daß Zwingel vnd seine Gesellen / vnrecht vom Sacrament schreiben. Philippus Melanthon manu propria.

Philippi schreiben an Hertzog Johan Friderichen zu Sachsen deß Churfürsten Sohn / etc.
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Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst vnd Herr / E. F. G. sind meine vnterthenige schüldige dienst allezeit zuuor / etc. Gnediger Herr / E. F. G. wissen / wie mein G. H. der Landgraff begeret / daß sich D. Martinus mit Oecolampadio / vnd andern / vom Sacrament vnterrede. Nu gebüret vns in solchen grossen / wichtigen Sachen / ohne meines gnedigsten Herrn / vnd E. F. G. rhat vnd bewilligung nichts zuthun / wo E. F. G. bedechten / daß gut sein solte / daß solche vnterrede
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(Anno 1529.) würde fürgenommen / solte an vns kein mangel befunden werden / denn es muß doch ein mal zureden kommen. Ich habe aber E. F. G. mein thöricht bedencken zu Weimar zugestellet / das hierbey geleget / warumb die Vnterrede zwischen dem Martino / Oecolampadio / vnd andern / auff dißmal nicht fürzunemen sey. (Vnterredung mit den Sacramentierern ist vnfruchtbar. Sie bessern sich doch nicht.) Ich habe auch mit D. Martino daruon geredt / der besorget auch / es werde vnfruchtbar sein / so sie sich allerley vnterreden würden: zu dem sey keine besserung / bey den fürnembsten Widersachern zuhoffen. Ich weiß aber / wie diese Sache meinem gnedigen Herrn dem N. N. angelegen / vnnd besorge / wo S. F. G. hören würde / daß D. Martinus die vnterredung abermals abgeschlagen / daß S. F. G. nicht wenigs willens zu dem Cinglio gewinnen würde / vnnd habe nicht geringe Vrsache dieser meiner sorge. Derhalben bitte ich vntertheniglich / E. F. G. wollen bedencken / was hierinn zuthun sey. Ich sehe für gut an / daß mein gnedigster Herr / als weren S Churf. G. darumb angesuchet von mir / solches abschaffe / daß ich M. G. H. dem N. N. diese antwort zuschriebe / mein gnedigster Herr der Churfürst / wolte vns dißmal nicht erleuben / damit S. F. G. mit gelimpfflicher antwort gestillet würde. Ich bitte vntertheniglich / E. F. G. wollen die sache / die meines bedünckens nicht zuuerachten / bedencken / vnd mir gnediglich antworten lassen / daß ich M. G. H. dem N. N. wie ich billich sol / antworten möge. Gott beware E. F. G. durch seine Barmhertzigkeit ewiglich. Datum Wittenberg / Freytags nach Exaudi / Anno 1529. So ist auch dauon verhanden ein Schrifft Lutheri / an (Tomo 4. Ienensi. fol. 466. D. Luth. ad Landgrauium Hessiae, &c.) Landgraffen Philippum zu Hessen / die lautet also: Gnad vnnd Fried in Christo: Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / ich habe E. F. G. Schrifft vnnd gnediges begeren / daß ich mich sol gehn Marpurg begeben / mit Oecolampad vnd den seinen / eine vnterrede zuhaben / deß zwiespalts halben vom Sacrament / ob Gott wolte Friede vnnd Einigkeit geben /
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vntertheniglich vernommen. Wiewol ich aber eine schlechte(Anno 1529.) hoffnung habe zu solchem Friede / so ist doch ja E. F. G. fleiß(D. Luther / ob er gleich weiß / daß alle vnterred mit den Sacramentierern vergebens ist / noch wil er der Oberkeit willfaren / vnd gern mit jnen conferiern / vnd alles thun / was zu Christlicher Einigkeit nötig vnd dieulich ist.) vnd sorge / hierin hoch vnd sehr zu loben / vnnd ich für mich willig bin / solchen verlornen / vnd vielleicht auch vns fehrlichen dienst / E. F. G. mit allem fleiß zubeweisen / vnd E. F. G. willen vnnd fürnemen nach / mich begeben wohin ich sol. Den̅ ich den Rhum mit Warheit dem widertheil nicht lassen wil (ob Gott wil) daß sie mehr zum Frieden vnnd Einigkeit geneiget weren / denn ich. Ich wil E. F. G. eben so mehr bey zeit dürre herauß sagen / was ich dencke. Aber da bitte ich für / G. F. vnd H. daß E. F. G. wolten gnediglich bedencken / oder auch erforschen / ob jenes theil auch geneigt were etwas zuweichen von jhrer meinung / damit endlich vbel nicht erger werde / vnd eben das widerspiel deß gerhate / das jetzt E. F. G. so hertzlich vnnd ernstlich suchet. Denn was hilffts / zusammen kommen vnd vnterreden / so beyder theil mit fürsatz kompt / nichts vberall zuweichen? Mich sihet die Sache an / als suchten sie durch E. F. G. fleiß ein stücklein / darauß(Heimlicher tück der Sacramentierer.) nichts guts folgen wil / nemlich / daß sie hernach wider vns rhümen möge̅ / wie kein fehl an jnen gewesen sey / hetten solchen grossen Fürsten beweget / vnd wolten also vns / durch E. F. G. Namen / als weren wir Feinde des Friedes vnnd der Warheit / sich auffs allerfeinste schmücken. Ich kenne den Teuffel wol / was er suchet / Gott gebe aber / daß ich hie nicht ein Prophet sey. Denn wo es nicht ein falscher tücke / sondern rechter ernst were bey jhnen / Friede zusuchen / dörfften sie solche prechtige weise / durch grosse mechtige Fürsten / nicht fürnemen / denn wir von Gottes Gnaden / so wild vnnd wüste nicht sind / sie hetten vns mit Schrifften jhren demütigen fleiß zum Friede / wie sie rhümen / wol lengest / vnd noch / können anbieten / Denn ich weiß das wol / daß ich jhnen schlecht nicht weichen werde / kan auch nicht / weil ich so gantz für mich gewiß bin / daß sie jrren / dazu sie selbs vngewiß sind jhrer meinung / denn ich all jhren
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(Anno 1529.) Grund in dieser sache gnugsam erfahren habe / so haben sie meinen Grund auch wol gesehen. Darumb ist meine vnterthenige bitte / E. F. G. wollen vmb Gottes willen helffen höchlich bedencken / obs mehr Frucht oder schaden bringen werde. Denn das ist gewiß / wo sie nicht weichen / so scheiden wir von einander ohne Frucht / vnd sind vergeblich zusammen kommen / vnd ist E. F. G. kost vnd mühe verloren / So werden sie denn nicht lassen können jhr rhümen / wie sie bißher gewohnet / vnnd vns mit ongelimpff beschweren / daß wir auffs newe gedrungen werden / vns zuuerantworten / so ists (Vbel erger / Et factum est.) denn erger worden / denn es jetzt ist / das wil vnd suchet der Sathan. Daß aber E. F. G. besorget / auß solcher vneinigkeit möchte Blutuer giessen folgen / weiß auch E. F. G. wa deß folgen würde (da Gott für sey) daß wir deß alles vnschüldig sein / vnd Gott wirdt vnser vnschuld wol an Tag bringen. Ob der Rottengeist Blutuergiessen anrichtet / so thut er nach seiner Art / wie er zuuor an Frantz von Sickingen / Carlstad vnd Müntzer / auch gethan hat / da wir dennoch von Gottes Gnaden vnschüldig / vnd der gegentheil schüldig blieben ist. Solchs habe ich E. F. G. zuerzeigen meinen bereitten willigen (wiewol gar kleiner Hoffnung) dienst / geschrieben. Denn E. F. G. zudienen / bin ich schüldig vnd willig. Christus aber vnser HErr zutrette den Sathan vnter seine / vnnd vnser aller Füsse / Amen / Amen. Gegeben zu Wittenberg den 23. Junij / Anno 1529. E. F. G. Williger. M. L. Wie aber dannoch dasselbige angestalte Marpurgische Colloquium endlich seinen fortgang gehabt / wenn es angangen / wer dabey gewesen / vnnd was da gehandelt / ist in offentli
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chem Truck Lateinisch vnd Teutsch außgangen / vnd angezeiget(Anno 1528.) worden. Denn Lutherus im Anfang des Colloquij baldt(Sacramentierer haben manigfeltig Irrthumb.) vermeldet / daß ettliche auß den Sacramentierern vil jrrige Lehr hetten / vn̅ rhümeten den Arrium / als der von der heiligen Dreifaltigkeit besser / denn andere alte rechtschaffene Lehrer / Augustinus vnnd andere / solten geschrieben haben / vnnd daß sie die beide Naturen in Christo so weit sonderten / daß sie auch auß der einigen Person Christi / zwo Personen machten. Item / daß jhrer ettliche leugneten / daß die Erbsünde vns verdamlich sey / vnnd daß die Tauffe nur ein Zeichen einer eusserlichen Conuersation vnnd Gemeinschafft sey / vnnd daß die Gerechtigkeit des Menschen / nicht alleine dem Glauben an Christum / sondern auch zum theil vnsern Kräfften / müste zugeschrieben werden / vnd dergleichen Puncten mehr. Vnnd ist zumal in diesem gantzen Colloquio(D. Lutherus bleibt stracks bey dem Mund vnd Wort Christi.) diß wol zu mercken / daß Lutherus stracks bey dem Wort Gottes geblieben / hindan gesetzt alle menschliche Vernunfft / natürliche weise / vnd Folgereien / wölches das Gegentheil nicht hat thun wollen / wie es denn auff den heutigen tag noch so gehet / vnd hat Lutherus derwegen zu jhnen offt gesaget: Ihr habet einen(Sacramentierische Geist ist nicht der H. Geist.) andern Geist / denn wir. Item / wir haben im Abendmal ein nützlich Fleisch / das vns keine andere Schrifft / keine Außlegung / keine menschliche Vernunfft nemmen kan / Habet aber jhr darinne ein Fleisch / das kein nütze ist / kan ich nicht dafür. Wir gründen vns auff Gottes Wott / das Wort aber saget / Erstlich / daß Christus einen waren Leib habe / das glaube ich / Darnach / daß eben dieser Leib sey gehn Himmel gefahren / vnd sitzet zur Rechten des Vatters / das glaube ich auch. So saget auch das Wort / daß dieser Leib vns im Abendmal werde zuessen gegeben / wölches ich auch glaube / Denn mein HERR Jesus Christus kan leichtlich das thun / was er wil / vnnd das ers thun wolle / hat er in seinen Worten bezeuget / darauff ich mich bestendiglich verlasse / biß so lang er selber durch sein Wort mir etwas anders sagen wirdt.
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(Anno 1528.) Es haben auch auff diese Lutheri Wort Zwingel vnd Oecolampadius (Zwingels vnnd Oecolampadij nichtige Schlußreden vnnd Folgereien.) / nichts mehr auß Gottes Wort antworten vnnd fürbringen können / sondern haben sich begeben auff Schlußreden vn̅ Folgereien der menschlichen Vernunfft / daß ein menschlicher Leib müsse an einem ort sein / etc. Weil aber Lutherus schlechts auffs Wort Gottes gedrungen / wölchem das Gegentheil nicht hat weichen wollen / ist das Colloquium ferners verblieben. (Philippus Melanthon beschreibet das Colloguium zu Marpurg.) Vnd weil Philippus Melanthon die summa des Colloquij gefasset / vnnd an Churfürsten Johannem zu Sachsen geschrieben / wollen wir dieselbige / wie sie vor dieser zeit getrucket / vmb mehr Richtigkeit vnd Gewißheit willen / hieher verzeichnen. Erstlich schaffet mein G. H. der L.G. daß sich D. Martinus allein mit Oecolampad / vnnd Philippus allein mit Zwingel vnderredet. Da wardt jhnen fürgehalten / daß wir sonst viel Artickel befünden in jhrer Lehr / die auch strefflich / dauon auch nun zureden / als nämlich. Daß Zwinglius geschrieben / daß keine Erbsünde sey / vnnd lehret / Sünde sey allein eusserliche böse Werck vnnd Thaten / vnnd meinet des Hertzen angeborne Vnreinigkeit vnnd Lüste. Item / daß wir von Natur Gott nicht fürchten / nicht glauben / sey nicht Sünde. Diß ist eine grosse Anzeigung / daß Zwinglius (Zwingel weiß nit viel von Christlicher Heiligkeit.) nicht viel von rechter Christlicher Heiligkeit wisse / dieweil er Sünde allein eusserliche Thaten setzet / wie die Pelagiani, alle Papisten vnd Philosophi. Zum andern / jrren sie schr vom Predigampt oder Wort / vnnd vom Brauch der Sacramenten. Denn sie lehren / daß der heilige Geist nit durchs Wort oder Sacrament gegeben werde / sondern werde ohne Wort vnd Sacrament gegeben. Also lehret auch Müntzer / vnnd fiel dadurch auff eigene Gedancken / wie denn folgen muß / wenn man den heiligen Geist ohne Wort vermeinet zuerlangen.
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Zum dritten / sind Reden erschollen von denen von Straßburg(Anno 1529.) / daß sie nicht recht halten von der heiligen Dreifeltigkeit / dauon wir auch jhre Meinung begerten zuwissen. Denn wir haben vernommen / daß ettliche vnder jhnen von der Gottheit reden / wie Jüden / als solte Christus nicht natürlicher Gott sein. Zum vierdten / reden sie vnd schreiben vngeschicklich dauon / wie der Mensch für Gott gerecht geschetzt werde / vnd treiben die Lehr vom Glauben nicht gnugsam / sondern reden also dauon / als weren die Werck / so dem Glauben folgen / dieselbige Gerechtigkeit / auch thun sie bösen Bericht / wie man zum Glauben komme. Nun haben sie vnderricht in diesem Artickel von vns dazumal(Zwingel vnd Oecolampad werden in den fürnembsten Häuptstücken Christlicher Lehre / von D. Luthero vnnd Philippo allererst recht vnderwiesen.) / so viel in der eil geschehen mögen / empfangen / je mehr sie dauon höreten / je baß es jhnen gefiel / Vnnd sind in allen diesen Stücken gewichen / wiewol sie vor öffentlich anderß geschrieben. Deß andern tages / in der öffentlichen Vnderredung / dabey mein G. H. der Landgraff gewesen / zeigte D. Martinus erstlich an / daß not were von den obgeschriebenen Artickeln zureden / doch ist die sache des Sacraments allein fürgenommen / vnd Zwingel vnd Oecolampad auff diesen dreien Argumenten allein gestanden. Johan. 6. lehret Christus seinen Leib geistlich essen / darumb(1.) umb soll im Sacrament allein geistlich essen verstanden werden. (Argument der Sacramentierer.) Ein Leib möge nicht an vielen orten sein / Dieweil nu Christus einen waren Leib habe / vnd sey im Him̅el / so könne er nicht(2.) zugleich im Sacrament sein. Hat hierunder viel vngeschickter Reden lassen fallen: Gott gebe vns nicht so vnbegreifflich ding für. Eusserliche Niessung / eusserlich ding / sey nicht nütze / etc. vnd viel dergleichen. Oecolampad lase viel gemeiner Sprüche auß Augustino /(3.) daß Sacrament / Zeichen sein / die etwas bedeuten / wie Schlange in der Wüsten etwas bedeutet.
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(Anno 1529.) Diß sind jhre Gründe gewesen / darauff Oecolampad offt gesagt / Ich meinete ja es were gnug / wenn man allein bey der geistlichen Niessung blibe / etc. (Antwort auff jre Argumenta. Johan 6.) D. Martinus hat diese argumenta verlegt / vnd sind zween tage damit zugebracht. Auff das erste / Johannis am sechsten / ist geantwortet / daß dasselbige Capitel / der Einsatzung des Sacraments nicht entgegen sey. Denn wiewol Christus da allein von geistlicher Niessung seines Leibes lehret / nämlich / vom Glauben / so ists doch allhie eingesetzt / auch leiblich zuessen / vnnd wirdt damit dem geistlichen essen nichts abgebrochen noch gehindert / sondern wir lehren / daß auch solch geistlich essen im Sacrament sein soll / Also ist / laut der Wort / Hoc est corpus meum, die eusserliche Niessung eingesetzt / ob sie schon Johan. am 6. nicht eingesetzt ist. (Das Fleisch ist nicht nütze.) Die Widerpart vermeint sich sehr zubehelffen mit diesem Spruch / Das Fleisch ist nicht nütze. Als solte Christi Fleisch im Sacrament nicht nütze sein. Darauff wardt geantwortet / daß dieser Spruch nicht solte von Christi Fleisch verstanden werden. Denn Christus saget droben: Sein Fleisch bringe Leben / sondern soll verstanden werden von vnserm fleischlichem Wesen vnd Gedancken / etc. Vnnd ob mans schon von Christi Fleisch wolte verstehen / möchte man nicht mehr darauß erzwingen / denn daß Christi Fleisch ohne Glauben genossen / nicht nütze sey / Denn diß muß man ja bekennen / daß Christus Fleisch nicht vnnütze sey / sonderlich denen / so da glauben. Auff das ander wardt geantwortet / daß Vernunfft nicht solte Gottes Macht vnd Heimligkeit richten / ob ein Leib möchte an vielen orten sein / oder nicht. Aber auff diesem Argument stehen sie sehr fest / ziehen viel Sprüche an / die zu dieser Sache nicht dienen / Daß Christus
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einen waren Leib habe / Daß Christus vns gleich sey / Daß ein(Anno 1529.) Leib müsse ein stadt haben / etc. Auff das alles ward geantwortet / vnd offt repetieret / daß vnser Vernunfft dauon nicht richten solte / Denn Gott kan wol einen Leib ohne stadt erhalten / wie die gantze Welt aussen keine Stadt hat. Die widerpart pochet sehr / es were ein groß Mirackel / vnnd wie solche Mirackel durch böse Priester auch geschehen möchten / etc. Darauff geantwortet / daß man in Emptern der Kirchen / in(Der Priester wir digkeit vnd vnwir digkeit / gibt vnnd nimpt nichts dem befehl vnd ordnug Gottes.) keinem wege der Priester Wirdigkeit ansehen solt / sondern Gottes befehl / kein Engel / kein Heiliger möchte nützlich predigen / oder Sacrament reichen / so es nicht Gottes Befehl were / wie Panlus schreibet: Er sey nicht tüchtig von sich selbst. Vnd das ist ein sonder Irrthumb vnnd Ketzerey der Donatisten gewesen / vnd jetzund der Anabaptisten / daß niemandt Sacrament reichen möge / er sey denn heilig. Nach dieser solution haben sie diß stück fallen lassen. Auff das dritte / Daß Augustinus offt spricht: Sacramenta(Satramenta sind Zeichen.) sind Zeichen / die etwas bedeuten / ward geredt / daß war ist / alle Sacramenta bedeuten die verheissung / so an dasselbige Werck gehenget ist. Also das Nachtmal bedeutet / daß durch den Todt Christi / für vnsere Sünde gnug geschehen / vnd vns vergebung der Sünden zugesaget / Dennoch folget nicht / daß Christi Leib nicht da sey. Diß ist die summa gewesen der gantzen Disputation. Dieweil aber Osiander vnnd Brentius nicht gehöret / haben wir eine Schrifft an meinen gnedigen Herrn den Landgraffen zu letzt gestellet / darin̅en viel Sprüche der Alten angezeiget. Denn die widerpart berhümet sich offt der Väter: Darumb / damit mein gnediger Herr der Landgraff gewisse vnnd klare Sprüche auß den Vätern hette / sind klare Sprüche erzehlet worden / darinnen angezeiget / daß die Alten vnserer meinung gewesen.
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(Anno 1529.) Vnd zum beschluß der Sachen / haben Zwingel vnd Oecolampadius (Die Sacramentierer werden als Brüder nicht erkandt noch angenommen.) sehr begeret / daß wir sie als Brüder annemen möchten / solchs haben wir in keinem wegen willigen wollen / haben sie auch hart darumb angeredet / daß vns wunder neme / mit welchem Gewissen sie vns für Brüder halten wollen / wenn sie meineten daß wir jrreten. Denn wie wolten sie leiden / daß bey jhnen vnser meinung gelehret / gehalten vnnd geprediget würde / neben jhrer Lehre? Nun möchte solches zugelassen werden / wenn wir einander nicht excommunicierten. (Zwingel vnd Oecolampad nemen D. Lutheri lehr vnd vnterweisung durchauß an vnd können nichts dawider auffbringen / allein / daß sie vom Abendmal dem Wort Christi nicht wollen glauben.) Daß aber die handelung nicht vnfruchtbarlich were / sind doch Artickel von andern Sachen gestellet / weiter jrrthumb zuuerhüten / so viel müglich. Denn wir haben befunden / daß von denen Artickeln / so droben gesetzt / vngeschicklich geredt worden. Also haben sie jhnen vnser meinung in allen stücken gefallen lassen / außgeschlossen diesen einigen Punct / von der Gegenwertigkeit deß Leibes Christi im Nachtmal. Wir halten auch / so dieselbige Sache nicht zu weit geführet / sie solte niemals nicht fürgenommen werden / ist auch zuhoffen / so man geschickte wege fürneme / mit jnen zuhandeln / sie würden die Sache fallen lassen. Sie haben auch sonst gar nicht vnfreundlich sich gegen vns erzeiget. Wir befinden aber / daß sie der Lehr / so D. Martinus lehret / nicht gnugsam bericht / wiewol sie die Wort nachreden.

Hactenus Philippus.
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Gleicher weise hat Philippus an Hertzog Heinrichen zu Sachsen / auch einen kurtzen bericht / wie derselbe Tomo quarto Ienensi, fol. 467. zubefinden / gethan / den wir auch hieher setzen wollen. Der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst / mein gnediger Herr der Landgraff zu Hessen / hat die nachgeschriebenen ge
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fordert auff Michaelis / Anno 1529. zu Marpurg zuerscheinen(Anno 1529.) / sich mit einander zu vnterreden / vom heiligen Sacrament des Leibs vnd Bluts vnsers HErrn Jesu Christi. Vnd sind zu Marpurg erstlich einkommen / Oecolampadius / Zwinglius / Bucerus vnd Hedio. Darnach D. Luther / Justus Jonas / Philippus Melanthon. Zu letzt auch Andreas Osiander von Nürnberg / Johan Brentius von Hall / Stephanus Agricola von Augspurg. Als D. Martin Luther kom̅en / hat mein gnediger Herr der Landgraff erstlich befohlen / daß sich Doctor Luther mit dem Oecolampadio allein / vnnd Zwinglius mit dem Philippo auch allein vnterreden solten. Diesem Befehl nach haben diese mit einander gehandelt. D. Luther hat Oecolampadio fürgehalten viel Artickel / dauon er etliche zum theil vnrecht geschrieben / zum theil beschwerliche reden erschollen / daß mehr vnd grösser jrrthumb zubesorgen. Von solchen Artickeln hat Philippus Melanthon mit Zwingel gehandelt. Vnd sind nemlich diese gewesen. Zwingel hatte vnrecht geschrieben de peccato originali,(Vieljrrthumb der Sacramentierer.) Daß Erbsünde nicht solte Sünde sein. Daß auch die Tauffe nicht dazu dienet / daß dadurch die Erbsünde den Kindern vergeben werde. Item / vom heiligen Sacrament deß Leibes vnd Bluts vnsers HErrn Jesu Christi / hette er vnrecht geschrieben / daß Leib vnd Blut nicht warhafftig im Sacrament sein. Item / de vsu verbi & sacramentorum lehren sie nicht / daß Wort vnnd Sacrament instituiert / Daß dadurch der heilige Geist gegeben werde / derhalben ministerium verbi & sacramentorum in Ecclesia leichtlich fallen möchte. Item / man sagt / daß sich etliche bey jhnen hören lassen / als halten sie nicht recht von der Gottheit Christi.
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(Anno 1529.) Darauff Zwingel geantwortet / Erstlich / von der Gottheit Christi / daß er allezeit gehalten vnnd noch halte / daß Christus warhafftiger Gott vnnd Mensch sey. Item / daß er auch sonst halte de Trinitate, wie Synodus Nicena gelehret / Es gehe jhn aber nichts an / daß etliche droben im Lande gewesen / von denen vngeschickliche Reden gehöret / Zeiget auch an / daß Hetzer ein (Hetzer ein Ketzer vnd Widerteuffer.) Widerteuffer / der zu Costnitz gericht / contra diuinitatem Christi ein Buch geschrieben habe / welches er (Zwingel) verhalten / daß es nicht ans Liecht kommen. Von den andern Artickeln / nemlich / von der Erbsünde. Item / daß der heilige Geist / durchs Wort vnnd Sacrament nicht gegeben werde / ist viel disputieret worden / wie viel daran gelegen / vnnd ist Zwingel hierinn gerne von seinen Schrifften gefallen. Darnach ward geredt vom Artickel deß Sacraments. Was aber Zwingel vnd Oecolampad fürwendeten / zum schutz jhrer Lehr / hat man in der öffentlichen vnterrede gehöret. Denn dieweil man von diesem Artickel nicht gar einig worden / wolte mein Gnediger Herr / daß man ein mal dauon handelte. Bey solcher vnterrede wolte sein F. G. selbst sein / vnd etliche von den Rhäten zu sich ziehen. (Sacramentierer wissen nicht viel vom Euangelio.) Als nun die öffentliche vnterrede ward angefangen / zeiget Luther an / daß die noth erforderte / von der gantzen summa Christlicher Lehr mit jhnen zureden. Denn man finde in Zwingels Schrifften viel jrrthumb / so hetten sie auch wenig de iustificatione gelehret / daß zubesorgen / daß sie nicht viel vom Euangelio wissen. Zum andern protestiert Luther / daß er wüste / daß er vom Sacrament recht geschrieben / wolte auch dabey bleiben / So aber Oecolampad vnnd Zwingel vermeineten etwas auffzubringen wider die Warheit / das wolte er anhören vnnd verlegen.
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Dawider redet Zwingel / Man were nicht zusammen kommen(Anno 1529.) / von andern Artickeln zureden / sondern allein vom Sacrament / doch / so man dauon einig würde / wolte er auch von andern sachen reden. Also wardt der Artickel vom Sacrament allein fürgenom̅en / vnd wurden fürnämlich drey Argument gehandelt. Das erste / Johan. 6. habe Christus gesprochen / Das Fleisch(Johan. 6.) sey nit nütze / darumb soll man nit im Sacranent verstehen / dz da Fleisch sey / dann fleischlich Niessung sey nit nütze. Das verlegt Luther also / daß diese Wort: Caro non prodest quicquam,(Das Fleisch sey kein nütz / wie es soll verstanden werden.) sollen nicht von seinem Fleisch verstanden werden / denn er hat zuuor gesprochen / sein Fleisch bringe das Leben / sondern vom Fleisch / da nicht Geist bey ist / Darumb setzet Christus darzu: Spiritus est qui viuificat, vnnd wil sagen / vnser Fleisch sey kein nütze / verstehe Gottes Werck nicht / Es were ja eine schreckliche Rede / daß Christus Fleisch kein nütze sein solt. Vnd ob man schon das zuliesse / daß Christus von seinem Fleisch geredet / Caro non prodest quicquam, möcht doch Zwingel seine Meinung vom Sacrament nicht darauß erzwingen. Denn diese Wort sagen nicht / daß Christi Leib im Sacrament nicht sey / sondern so man schon zuliesse / daß sie von Christi Fleisch zuuerstehen / mögen dahin gedeutet werden / daß Christi Fleisch nicht nütze sey / denen / so nicht glauben / wie auch diese Wort Augustinus außleget. Denn Christus wil / daß Fleisch ohne Geist nicht nütze sey / Darumb er denn dazu setzet / Spiritus est, qui viuificat. Das andere Argument war Vernunfft: Ein Leib möge nicht an vielen örtern sein / Nu sey Christus Leilb im Himmel / etc. Von diesem Argument war ein sehr langer Zanck. Lutherus sagte / natürliche Vernunfft solte nit / könne auch nicht / die Allmächtigkeit Gottes richten. Zwingel sagt / Gott gebe vns nicht solche vnbegreiffliche ding für. Solche vngeschickte Reden
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(Anno 1529.) entpfielen jhm / so doch die Christliche Lehr viel vnbegreifflicher höher Artickel hatte / als: Daß Gott Mensch worden / Daß dieselbige Person / Christus / so warer Gott ist / gestorben. Zwingel saget auch / wie solche grosse Werck / durch böse Priester geschehen möchten / daß Christus Leib dahin gebracht würde? Darauff Luther geantwort / vnnd einen klaren Bericht gethan / daß solches geschehe / nicht auß des Priesters Verdienst / sondern auß Christus Ordnung / dieweil solches Christus befohlen / so geschehe es. Also soll auch gehalten werden von Krafft des Worts vnd aller Sacrament / daß sie kräfftig sind / vnd wircken / nicht auß Verdienst oder Heiligkeit des Priesters oder Predigers / sondern auß Krafft Göttlicher Ordnung vnnd Göttliches (Donatistarum & Cinglij error.) Befehls. Es sey auch error Donatistarum, daß die Sacramenta nicht kräfftig sind / so von bösen Priestern gehandelt werden. Auff diesen guten Bericht Luthers repliciert Zwingel nicht. Das dritte Argument triebe Oecolampadius / Sacramenta sind Zeichen / darumb soll man verstehen / daß sie etwas bedeuten: Derhalben soll auch hie verstanden werden / daß der Leib Christi allein bedeutet werde / vnnd nicht da sey. Auff solch Argument ward geantwortet / daß es war sey / daß die Sacramenta Zeichen sein / aber wir sollen sie nicht anders deuten / denn wie sie Christus hat gedeutet. Item / daß Sacramenta Zeichen sind / soll verstanden werden fürnämlich / daß sie die angehangenen promissiones bedeuten. Also bedeutet die Beschneidung fürnämlich das Wort / das Gott daran henget / er wolte gnedig sein. Vnnd so einer eine andere Deutung suchen wolte / als daß Beschneidung bedeutet Casteiung des Leibes / were es ein vnnütze Deutung / so er die andere Deutung der Promission / wölche die fürnembste ist / nicht achtet. Darumb solte man in Deutung nicht freuentlich handeln / sondern sehen / wie sich Gottes Wort selber deutet.
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Zu letzt wurden viel Sprüche auß den Vättern gelesen /(Anno 1529.) dadurch Zwingel vnnd Oecolampadius vermeineten jhre sache zuerhalten. Es waren aber wettleufftige Sprüche / deren etliche gar nicht vom Sacrament geredt waren / als / Daß ein Leib einen Raum muß haben. Item / daß Christus einen waren Leib habe. Dagegen wurden meinem gnedigen Herrn / dem Landgraffen / viel klärer Sprüche auß den Vättern schrifftlich zugestellet / die da lehren / daß der ware Leib vnnd Blut Christi / im Abendmal sind. Das ist die summa der gehaltenen Vnderredung / kürtzlich verfasset / vnd bestunde also D. Luther auff seiner Meinung / daß warer Leib vnd Blut Christi im Abendmal sey: Die Widerpart wolte nicht von jhrem gefasten Glauben weichen. Begerten aber D. Luther solte sie annemen als Brüder. Solches hat D. Luther in keinem wege wollen willigen / hat(D Luther vberweiset die Sacramentierer / daß sie jhrer Lehre selbst vngewiß sein.) sie auch hart angeredet / daß jhn sehr wunder nemme / wie sie jhn für einen Bruder halten köndten / so sie anders jhre Lehr für recht halten / es sey ein Zeichen / daß sie jhrer sach nicht sehr groß achten. Doch zuuerhüten weiter Irrthumb vnd Vneinigkeit / ist bedacht worden / daß etliche Artickel gestellet würden / wölche durch den Truck außgangen / in denselbigen haben Zwinglius vnnd Oecolampadius gerne in allen Stücken Luthers Meinung gefolget / allein vom Sacrament haben sie nicht folgen wollen / denn die sache ist zuweit geführet. Es ist aber Hoffnung / daß sie es fallen lassen / so ein Potentat gute Wege hierinn fürnemme / Gott gebe seine Gnade.
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(Anno 1529.)

Dieser nachgeschriebenen Artickeln (Artickel zu Marpurg gestellet.) haben sich die zu Marpurg versamlete verglichen / den 3. Octobris / Anno 1529.
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(1. Ein Gott in dreien Personen.) Zum ersten / daß wir beiderseits eintrechtiglich glauben vnnd halten / daß ein einiger / rechter natürlicher Gott sey / Schöpffer aller Creaturen / vnnd derselbige Gott einig im Wesen vnd Natur / vnnd dreifaltig in Personen / nämlich / Vatter / Sohn / heiliger Geist / allermassen wie im Concilio Niceno beschlossen / vnnd im Symbolo Niceno gesungen vnnd gelesen wirdt / bey der gantzen Christlichen Kirchen in der Welt. (2. Gott der Sohn ist Mensch worden.) Zum andern / glauben wir / daß nicht der Vatter noch heiliger Geist / sondern der Sohn Gottes / des Vatters natürlicher Sohn / sey Mensch worden / durch Wirckung des heiligen Geistes / ohne zuthun Männliches Samens / geboren von der reinen Jungfrawen Maria leiblich / vollkommen / mit Leib vnnd Seel / wie ein ander Mensch / ohn alle Sünde. (3. Christus Gottes vnd Marie Sohn ist gestor. ben / vnd sitzt nu in Göttlicher Allmacht etc.) Zum dritten / daß derselbige Gottes vnnd Marien Sohn / vnzertrente Person Jesus Christus / sey für vns gestorben / gecreutziget vnnd begraben / aufferstanden von den todten / auffgefahren gen Him̅el / sitzend zur Rechten Hand Gottes / HERR vber alle Creaturen / zukünfftig zu richten die lebendigen vnd die todten. (4. Erbsünde verdammet alle menschen.) Zum vierdten / glauben wir / daß die Erbsünde sey vns von Adam angeborn vnd geerbet / vnd sey eine solche Sünde / daß sie alle Menschen verdammet / vnd wo Jesus Christus vns nicht zu hülff kommen were mit seinem Todt vnnd Leben / so hetten wir ewiglich daran sterben müssen / vnd nicht zu Gottes Reich vnnd Seligkeit kommen mögen.
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Zum fünfften / gleuben wir / daß wir von solcher Sünde /(Anno 1529.) vnd allen andern Sünden / sampt dem ewigen Tod / erlöset werden(5 Erlösung durch Christum allein.) / so wir an solchen Gottes Sohn Jesum Christum / für vns gestorben / gleuben / vnnd ausser solchem Glauben / durch keinerley Werck / Stand oder Orden / etc. loß mögen werden von einigen Sünden / etc. Zum sechsten / daß solcher Glaub sey ein Gabe Gottes / die(6. Glaube ist Gottes Gabe.) wir mit keinen vorgehenden wercken oder verdienst erwerben / noch auß eigner Krafft mögen vberkommen / sondern der heilige Geist gibt vnnd schaffet wie er wil denselben in vnsere Hertzen / wenn wir das Euangelium oder Wort Christi hören. Zum siebenden / daß solcher Gla ube sey vnsere Gerechtigkeit(7. Gerechtigkeit des glaubens für Gott.) für Gott / als vmb welches willen vns Gott gerecht / from vnd heilig rechnet vnd helt / ohn alle Werck vnd Verdienst / vnd dadurch von Sünden / Todt / Helle / hilfft / zu gnaden annimpt vnnd selig macht / vmb seines Sohns willen / an welchen wir also gleuben / vnd dadurch seines Sohns Gerechtigkeit / lebens / vnnd aller Güter / geniessen vnnd theilhafftig werden / Darumb alle Klosterleben vnd Gelübde / als zur Seligkeit nütze / alle verdampt sind.

Von dem eusserlichen Wort.
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Zum achten / daß der heilige Geist / ordentlich zu reden /(8 Mündlich Wort vnd Predigt.) niemandt solchen Glauben oder seine Gaben gibt / ohne vorgehende Predigt oder mündlich Wort oder Euangelio Christi / sondern durch vnd mit solchem mündlichem Wort wircket vnnd schaffet er den Glauben / wie vnd in welchen er wil / Rom. 10. etc.

Von der Tauffe.
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Zum neundten / daß die heilige Tauff sey ein Sacrament /(9. Tauffe ein Bad der Widergeburt / vnd Werck Gottes / etc.) das zu solchem Glauben von Gott eingesetzt. Vnd weil Gottes
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(Anno 1526.) Gebot: Ite, baptisate, vnd Gottes verheissung: Qui crediderit, darinn ist / so ist es nicht allein ein ledig zeichen oder losung vnter den Christen / sondern ein Zeichen vnd Werck Gottes / darinn vnser Glaube gefodert / durch welchen wir wider geboren werden. (10. Gute Werck sind Früchte deß Glaubens.) Zum zehenden / daß solcher Glaube / durch wirckung deß heiligen Geistes / hernach / so wir gerecht vnnd heilig dadurch gerechnet vnd worden sind / gute Werck durch vns übet / nemlich / die Liebe gegen dem Nechsten / beten zu Gott / vnd leiden alle verfolgung.

Von der Beichte.
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(11. Beicht / vnd Ab solution.) Zum eilfften / Daß die Beichte oder Rhatsuchung bey seinem Pfarrhern oder Nechsten / wol vngezwungen vnnd frey sein sol / aber doch fast nützlich den betrübten / angefochtenen / vnd mit Sünden beladenen / oder in jrrthumb gefallenen Gewissen / allermeist vmb der Absolution oder tröstung willen deß Euangelij / welchs die rechte Absolution ist.

Von der Obrigkeit.
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(12. Obrigkeit stand ist von Gott.) Zum zwölfften / daß alle Obrigkeit vnd Weltliche Gesetze / Gerichte vnd Ordnunge / wo sie sind / ein rechter guter stand sey / vnnd nicht verboten / wie etliche Bäpstliche vnnd Widerteuffer lehren vnnd halten / sondern / daß ein Christi / so dazu beruffen / oder geborn / wol kan durch den Glauben Christi selig werden / gleich wie Vater vnd Mutterstand / Herren vnd Frawenstand. (13. Menschliche satzunge sind frey / wo sie nicht wider Gottes Wort sind.) Zum dreyzehenden / daß man heisset Tradition / Menschliche ordnung in Geistlichen oder Kirchen geschefften / wo sie nicht öffentlich wider Gottes Wort streben / mag man frey halten / oder lassen / darnach die Leute sein / mit denen wir vmbgehen / in allen wegen onnötige ergernüs zuuerhüten / Frieden zu dienste / Daß auch die Lehr / so Pfaffenehe verbeut / Teuffels lehre sey.
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Vom Sacrament deß Leibs vnd(Anno 1529.) Bluts Christi.
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Zum vierzehenden / gleuben wir vnd halten alle vom Abendmal(14. Beyde gestalt im Sacrament deß Leibs vnd Bluts Christi.) vnsers lieben HErrn Jesu Christi / daß man beyde Gestalt / nach der Einsetzung / brauchen sol. Daß auch die Messe nicht ein Werck ist / damit einer dem andern / Todt vn̅ Lebendig / gnade erlanget. Daß auch das Sacrament deß Altars / sey ein Sacrament deß waren Leibs vnnd Bluts / auch einem jeglichen Christen fürnemlich von nöten. Deßgleichen den Brauch deß Sacraments / wie das Wort von Gott dem Allmechtigen gegeben vnd geordnet sey / damit die schwachen Gewissen zum Glauben vnd Liebe zubewegen / durch den heiligen Geist. Vnnd wiewol aber wir vns (ob der ware Leib vnnd Blut Christi leiblich im Brot vnnd Wein sey) diese zeit nicht verglichen haben / so sol doch ein theil gegen dem andern Christliche Lieb / so fern jedes Gewissen jmmermehr leiden kan / erzeigen / vnd beyde theil Gott den Allmechtigen fleissig bitten / daß er vns durch seinen Geist in dem rechten verstand bestettigen wölle / Amen. Nach summarischer erzelung deß Marpurgischen Colloquij, ist auch diß wol zumercken / daß Zwinglius vnter andern Argumenten vnd fürwerffung auch diß / welches heutiges Tages die Widersacher sehr treiben / geführet / vnd zu Luthero gesagt hat: Cur vos in coenae verbis tropum admittere non vultis, &c. Warumb wollet jhr nicht ein Figur / Bedeutung oder tropum in den Worten deß Nachtmals nachgeben / so jhr doch die Figur Synechdochen zulassen müsset? Darauff Lutherus(Synechdoche.) geantwortet / daß diese Figur nicht allein in heiliger Schrifft / sondern auch in einer jeder Sprach / so ganghafftig sey / daß man jhrer auch in täglichem Brauch / nach gemeiner gewönlicher Art zureden / nicht entperen könne / wenn nemlich das continens, so etwas anders begreiffet oder in sich hat / gebraucht wirdt für
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(Anno 1529.) das / so darinn begriffen wirdt / pro contento, & contrà. Als wenn ein Herr zum Knecht saget / Bringe mir mein Schwerdt her / da er ja zugleich auch die Scheiden meinet / ob er schon nicht außdrücklich mit Worten die meldet. Vnnd also wirdt diese Figur im Sacrament zugelassen / wenn man es bißweilen das (Sacramentierer bringen ein geschrey auß / als haben sie vberwunden.) Brot nennet / da doch nichts desto weniger der gegenwertige Leib angezeiget wirdt / etc. Nach gehaltenem Colloquio / ist bald von dem gegentheil ein geschrey außgesprenget worden / als hetten sie gewon̅en spiel / (D. Lutherus ad D. lacobum Prouestum.) vnd das Krentzlein erlanget. Derwegen denn Lntherus an Jacob Probst / diener deß heiligen Euangelij zu Bremen also geschrieben: Daß die Sacramentierer rhümen / daß ich zu Marpurg (Sacramentierer sind die Lügen selbst / vnd widerruffen jhren wider ruff.) vberwunden sey / thun sie jhrer Art nach. Denn sie sein nicht allein Lügner / sonder die Lügen selbst / voller list vnnd heuchelerischem Betrug / wie Carlstad vnnd Zwingel mit jhren Worten vnd mit der that selbst darthun vnd bezeugen. Ihr sehet aber / daß sie zu Marpurg in den gestelten Artickeln widerruffen haben / was sie von der Tauffe vnnd brauche der Sacramenten / auch vom eusserlichen Wort oder Predigampt / vnd von andern dingen / bißher in jhren öffentlichen gedruckten Büchern / schedlicher / gifftiger weise gelehret haben. Wir widerruffen gar nichts. Aber da sie auch im Artickel vom Abendmal deß HErren vberwunden waren / haben sie jhn nicht wollen widerruffen / ob sie schon sahen / daß sie nicht bestehen kundten / dann sie fürchteten sich für jhrem eigenen Pöbel / zu welchem sie nicht hetten dürffen wider heim kommen / so sie widerruffen hetten. Vnd wie / oder warumb solten sie nicht vberwunden oder geschlagen sein? (Zwingels Argument.) Ist doch deß Zwingels einigs vnnd gantzes Argument nur das gewesen / daß ein Leib nicht sein könne / er sey denn vmbschrieben / mit dicke / breite vnd lenge / an einem gewissen ort. Ich habe jhm aber auß der Philosophia wider entgegen gehalten / daß auch der Himel / so ein groß corpus, natürlicher weise / sine loco,
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nicht an einem gewissen ort sey / darauff sie nicht haben antworten(Anno 1529.) können. Oecolampadius hatte aber nur diß einige Argument(Oecolampads Argument.) / Weil die Vätter / diß Sacrament ein Zeichen nenneten / so were der Leib nicht da. Doch haben sie mit vielen Worten verheissen / sie wolten mit vns sagen / der Leib Christi sey warhafftig im Abendmal gegenwertig (aber geistlich) so fern wir sie anders als vnsere Brüder wolten erkennen vnd nennen / vnnd also eine Concordj oder Einigkeit simulieren vnd tichten / wie denn(Zwingel bittet / jhne für ein Bruder anzunemen.) Zwingel öffentlich mit weinenden Augen für dem Landgraffen vnnd allen bate / vnnd diese Wort saget: Es sind keine Leute auff Erden / mit denen ich lieber wolte einig sein / als mit den Wittenbergern. Mit grossem fleiß vnnd anhaltung haben sie es dahin bringen wollen / daß sie dafür gehalten würden / als weren sie mit vns einig / Darumb kondten sie schwerlich meine Wort vertragen / wenn ich zu jhnen sagte: Ihr habt einen andern Geist / dann wir. Sie erbranten gantz vnd gar / so offt sie solche Wort höreten.(Zweierley Geist / D. Lutheri (heilig) vnd Zwingels geist / der da selbst bekennet / er wisse nit / ob er schwartz / oder weiß sey.) Zu letzt haben wir doch endlich so viel zugelassen / wie im letzten Artickel stehet / daß / ob wir sie wol nicht für vnsere Brüder halten können / jedoch wollen wir sie von vnserer Christlichen Liebe / (die wir auch dem Feinde schüldig sind) nicht außschliessen. Solches hat sie sehr angefochten / daß sie den brüderlichen Namen bey vns nicht haben erhalten mögen / sondern als Ketzer dauon ziehen müssen / doch also / daß wir dieweil friede hielten mit öffentlichen Gegenschrifften / ob vielleicht Gott jhnen jhr Hertz wolte eröffnen. Dieses möget jhr sicherlich nachsagen / so war ich des Herren Christi Prediger bin / ja / so war Christus die Warheit selbst ist / so war ist auch dieses / was ich euch schreibe / auff daß jhr zur Hand haben möget / daß jhr den Lügenmeulern / wenn sie nicht wollen ruhe haben / könnet fürhalten. Sie haben sich gegen vns erzeiget vnd gestellet / mit vngleublicher Demut vnd Freundligkeit / aber / wie jetzt offenbar wirdt / alles falsch vnnd betrieglich /
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(Anno 1529.) nur daß sie vns zu einem schein vnd gestalt der Concordi ziehen / vnnd also jhres Irrthumbs theilhafftig vnnd patronos machen möchten. O wie listig ist der Sathan. Christus aber ist weiser / der vns erhalten hat. Ich habe nu auffgehöret mich zuuerwundern / wenn sie ohn alle scham Lügen treiben. Ich sehe / daß sie nichts anders können / vnnd bin fro darüber / weil ich sehe / daß der Sathan sie regieret vnnd führet / daß sie nicht mehr durch liste / sondern durch öffentliche Lügen sich selbst verrhaten / Anno 1530. (Anno 1530.)

Anno 1530.
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(Reichßtag zn Augspurg.) Anno 1530. ist angangen vnnd gehalten worden der grosse Reichßtag zu Augspurg / auff wölchem vnder andern Händeln fürnämlich die Augspurgische Confession / etc. endlich gefertiget / die protestierende Stände sampt jhren Theologen sich darüber verglichen / biß sie auch den 25. Junij nach mittag / für Römischer Keiserlicher Maiestat / vnd allen Reichßständen / öffentlich verlesen / vnd dem Keiser vbergeben / auch angenom̅en worden. Nu ist vnser fürhaben nicht / dieselbige gantze Historien an diesem ort zuerzehlen / wölche sonst anderßwo beschrieben ist: Allein was fürnemlich / vnd insonderheit betrifft / den Artickel vom Abendmal des HERREN / wollen wir dauon die fürnembsten Punct / was auff dem Reichßtage zu Augspurg darinn fürgelauffen vnnd gehandelt worden / auß gewissen / öffentlichen Actis kürtzlich zusammen fassen / vnd verzeichnen. (Confession ist entworffen vnd gefasset worden / ehe man zu Augspurg ankommen.) Vnd erstlich ist vnleugbar / daß die Churfürstlichen Sächsischen Theologi, nicht allererst zu Augspurg auff dem Reichßtage angefangen / die Confession zufassen / sondern noch zuuor daheim / auß Befehl des Churfürsten zu Sachsen / darauff bedacht gewesen / vnnd sich verglichen einer gewissen Form vnnd Christlichen Artickeln / nach wölchen die Confession zu reguliern
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vnnd zustellen were / wie denn höchstgedachter Churfürst solches an D. Lutherum / Justum Jonam / Pomeranum / vnnd Philippum / hat gelangen lassen / wie diß schreiben zu Torgaw datiert Montags nach Reminiscere / Anno 1530. außweiset: Ehrwirdige / Hochgelehrte / liebe andechtige vnnd getrewe /(Des Churfürsten zu Sachsen schreiben an die Theologen zu Wittenberg.) wir wissen euch gnädigster Meinung nicht vnangezeiget zulassen / daß vns von Römischer Keiserlicher Maiestat / vnserm aller gnädigsten Herren / ein Reichßtags Außschreiben zukom̅en ist / damit wir auff den 8. Aprilis / nechstkünfftig / gleich andern des heiligen Reichs Ständen / gegen Augspurg zum Reichßtage / so jhre Keiserliche Maiestat / daselbst eigner Person zuhalten im fürhaben sein soll / erfordert worden / wölcher vorgemelter Außschreiben jnnhalt wir euch jnnligend Abschrifft vbersenden. Dieweil aber vnder den fürnembsten Sachen / dauon auff solchem Reichßtag gehandelt soll werden / eine / belangend den Zwiespalt in vnser Christlichen Religion / vnnd solcher großwichtigsten sachen halben / darin außgetruckt / daß dauon solcher massen gehandelt vnd beschlossen soll werden / als nämlich / eines jeglichen gutbedüncken / Opinion vnd Meinung / zwischen den Ständen selbst / in Lieb vnd Gütigkeit zuhören / zuuerstehen / vnnd zuerwegen / dieselbigen Zwiespaltunge / zu einer einigen Christlichen Warheit zubringen vnd zuuergleichen / alles so zu beiden Theilen nicht recht were außgelegt / oder gehandelt / abzuthun / durchauß alle ein einige vnd ware Religion anzunemmen vnnd zuhalten / Vnd wie wir alle vnder einem Christo sein / vnd streiten: Also alle in einer Gemeinschafft / Kirchen vnnd Einigkeit zuleben / vnd beschließlich also gute Einigkeit vnd friede zumachen. So erwegen wir bey vns / daß die hohe vnnd vnmeidliche notturfft erfordern wil / weil vielleicht solcher Reichßtag / an eines Concilij oder National Versamlung stadt gehalten wil werden / daß wir aller der Artickel halben / darumb sich angezeigter Zwiespalt / beide im Glauben / vnd auch in an
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dern (Anno 1530.) eusserlichen Kirchenbreuchen vnd Ceremonien erhelt / zum förderlichsten / dermassen gefasset werden / damit wir vor Anfang solches Reichßtages / bestendiglich vnd gründlich entschlossen sein / ob / oder wölcher gestalt / auch wie weit wir vnnd andere Stände / so die reine Lehr bey jhnen angenommen / vnnd zugelassen / mit Gott / Gewissen vnnd gutem fug / auch ohn beschwerliche Ergernuß / Handlung leiden mögen vnnd können / dieweil doch die sachen / wie wir vorberürte Außkundung des Reichßtags nicht anders verstehen können / auff solche wege sollen fürgenommen werden / daß denn von niemandt baß / gründlicher noch bestendiger / dann euch / erwogen vnnd berhatschlaget mag werden / Als wir auch hiemit an euch gnedigst begeren / vnnd sonderlich / daß jhr solche erwegung / andere sachen vnnd gescheffte in ruhe gestalt / dermassen wolt fürnemmen / auff daß jhr jetzo zwischen vnnd nechstkünfftigem Sontags Oculi / damit fertig werdet / vnnd auff denselben benanten Sontag semptlich anher gegen Torgaw damit kommen möget / wie wir / vnd in Betrachtung / daß die zeit / biß auff den Reichßtag gantz kurtz ist / vnnd wir vns ohn verzug werden erheben müssen / gentzlich zu euch verlassen wollen / etc. (D. Luther begreifft zu Torgaw siebenzehen Artickel / auß wölchen hernach die Confession zu Augspurg genommeu / vnd ferner erklärt worden.) Danu auff jetz gedachten Churfürstlichen gnedigsten Befehl / die Theologi von Wittenberg gehn Torgaw kommen / hat auß derselbigen vorgehabten gemeinem Rhat vnd bedencken / Lutherus die siebenzehen Artickel / die in seinen Tomis noch verhanden / gefasset / daß sie also ein materia der Confession / so zu Augspurg köndte gestalt vnd vbergeben werden / sein solten / darin der Artickel vom heiligen Abendmal / in der gesampten ersten Delination vnd Form / also lautet: Articulus decimus: Das Eucharistia, oder des Altars Sacrament stehet auch in zweien Stücken / nämlich / daß da sey warhafftig gegenwertig im Brot vnnd Wein / der ware Leib vnd Blut Christi / laut der Wort / das ist mein Leib / das ist mein
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Blut / vnd sey nicht allein Brot vnnd Wein / wie jetzund das widertheil(Anno 1530.) fürgibt. Diese Wort fordern vnnd bringen auch den Glauben / üben auch denselbigen bey allen denen / so solchs Sacrament begeren / vnd nicht dawider handeln / gleich wie auch die Tauffe den Glauben bringet vnd gibt / so man jhr begeret. Nach solchen Artickeln / von D. Luthero gestellt / ist hernach(Philippus Melanth. schreibt die Coufession zu Augspurg.) die gantze Confession / zu Augspurg vom Philippo Melanthone / in eine gewisse ordnung verfasset worden / vnnd zuuorn / ehe sie ferner kommen / von Artickeln zu Artickeln / auch fürnemlich der zehende Artickel vom Abendmal / der verwandten Fürsten vnd Stende / vnd derselben Theologen vnnd Rhäten Vrtheil / Censuren vnnd bedencken / vnterworffen / wie D. Erhardus(D. Erhardus Schnepffius hilfft trewlich.) Schnepffius / der selbst mit in demselben rhatschlag gewest / schreibet / vnd in seiner Confession / Anno 1555. außgangen / bezeuget / inmassen auch Philippus selber bekennet / wie in praefatione primi Tomi seine Wort lauten: Nihil mihisumpsi: praesentibus Principibus & alijs gubernatoribus & concionatoribus disputatum est ordine de singulis sententijs: Ich habe mich selbst nichts vnterstanden. In Gegenwertigkeit der Fürsten vnd anderer Obrigkeit / ist ordentlich von jedes Artickels meinung geredt vnd disputieret worden / etc. Es hat auch der Churfürst zu Sachsen dieselbige verfaste(D. Luth. empfehet die Confession / dieselbige zu vbersehen vnd zuuerbessern.) Confession / vnd darinn auch fürnemlich den zehenden Artickel vom Abendmal / Luthero zuübersehen / vnnd zu corrigieren geschickt / wie auch Philippus selber / dieselbe gantze Schrifft / dem Vrtheil Lutheri vnterworffen / wie er in jetzgedachter Pręfation auch saget: Missa est Luthero tota forma Confessionis: Es ist die gantze Confession zu Luthero geschickt worden. Vnnd weil deß Churfürsten zu Sachsen (der die Confession ein gantz Monat zuuor / ehe der Keiser ankommen / D. Luthero zuübersehen vn̅ zuuerbessern vberschickt hat) deßgleichen auch Philippi Brieff vnd Lutheri antwort darauff kurtzist / wollen wir dieselben hieher setzen.
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(Anno 1530.)

Johans von Gottes Gnaden / Churfürst / etc.
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(Elector ad Lutherum de Confessione relegenda & corrigenda.) Vnsern Gruß zuuorn / etc. Ehrwirdiger vnd Hochgelerter / lieber andechtiger / nachdem jhr / vnnd andere vnsere Gelehrten zu Wittenberg / auff vnser gnedigst ansinnen vnnd begeren / die Artickel / so der Religion halben streitig sind / in verzeichnüs gebracht / als wollen wir euch nicht bergen / daß jetzo allhie Philip. Melant. dieselben weiter vbersehen / vnnd in eine Form gezogen hat / die wir euch hiebey vbersenden / vnnd ist vnser gnedigst begeren / jhr wollet dieselben weiter vbersehen / vnnd zubewegen vnbeschwert sein. Vnnd wo es euch dermassen gefällig / oder etwas dauon oder dazu zusetzen / bedechtet / das wollet jhr also daneben verzeichnen / damit man als denn auff Keis. Maiest. ankunfft / der wir vns kurtz versehen / gefasset vnnd geschickt sein mögen / vnnd vns dieselbigen als dann bey diesem Boten / wol verwaret / vnnd verpetschaffet / vnuerzüglich wider anhero schicken / etc.

Philippi Brieff ist dieser.
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Es wirdt euch vnsere Apologia (denn also nennet er daselbs die Confessionem) zugeschickt / Wiewol es vielmehr ein Confessio ist / den̅ der Keiser hat nit zeit lange disputationes anzuhören. Ich habe aber gleichwol das jenige gesetzt / das ich vermeine am nützlichsten / oder zu lehren am dienstlichsten sey. Auß diesem bedencken habe ich gar nahe alle Artickel deß Glaubens zusammen gefasset. Denn Eck hat gantz gifftige vnnd Teuffelische Lesterung wider vns lassen außgehen / welche ich hiemit habe wollen ablehnen. Ihr werdet nach ewerm Geist von der gantzen Schrifft vrtheilen.
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Doctoris Lutheri antwort / auff das vorgesetzte Churfürstliche(Anno 1530.) Schreiben / ist diese gewesen: Gnade vnd Fried / in Christo(D. Lutheri antwort an Churfürsten / etc. von der Confession.) vnserm HErrn. Durchleuchtigster / Hochgeborner Fürst / G. H. ich habe M. Philippi Apologia̅ vbersehen / die gefellt mir fast wol / vnd weiß nichts daran zubessern / noch zuendern / würde sich auch nicht schicken / denn ich so sanfft vnnd leise nicht treten kan. Christus vnser HERR helffe / daß sie viel vnnd grosse Frucht schaffe / wie wir hoffen vnd bitten / Amen. Dazumal hat Philippus etlich mal an D. Lutherum geschrieben(Philip. Mel klaget vber die tückischen Practiken der Zwinglianer.) / vnd jhn von den heimlichen Practiken der Zwinglianer berichtet / wie sie sich auch die Fürsten auff jhre Seiten zuziehen / vnterfiengen. Darumb schreibet er ad Lutherum also: Der Cantzler / D. Feig / ist gestern kommen / vnnd sagt / sein Herr sey auff dem Wege Mit jhm ist M. Schnepff kommen / ein frommer Man / vnnd der euch hertzlich lieb hat / der vertröstet vns etlicher massen / daß sein Herr könne auff rechter Ban erhalten werden / wiewol er nicht leugnet / das gefahr dabey sey. Er saget / wie hefftig er mit jhm streite von deß HErrn Nachtmal / vnnd wie ohn vnterlaß die Schweitzer mit jhren Brieffen bey jhm anhalten solches bekümmert mich hoch. Vnnd würde derwegen vielleicht nicht vndienstlich sein / daß jhr an jhn / oder an vnsern Jungen Herrn / geschrieben hettet / damit er in rechter Ban erhalten vnd bestettiget würde. Vnd hernach den 22. Maij schreibt Philippus zu Luthero: Landgrauius gehet jetzt damit vmb / daß er vnserer Confession vnterschreibe / vnnd scheinet / daß er leichtlich zu den vnsern könne gebracht werden. Aber hier zu ist ewers schreibens von nöten. Darumb bitte ich auff das höchste / jhr wollet an jhn schreiben / vnd jhn vermanen / daß er sein Gewissen / mit vertheidigung einiger falscher Lehr / nit beschweren wolle. M. Schnepff ist ein(Schnepffius.) gar guter bestendiger Man. Ich wolte / daß jhr jm zu ehren / wenn es die gelegenheit so würde mitbringen / hettet geschrieben.
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(Anno 1530.) Da nun die Artickel der Augspurgischen Confession / vnter den protestierenden Stenden gehörter masse berhatschlaget vnd bewogen würden / vnd vnter denen fürnemlich der zehende (Newe auschlege / daß die Sacramentierer für Brüder möchten erkandt vnd zugleich angenommen / vnd zur vnterschreibung der Augspurgischen Confession zugelassen werden.) Artickel vom Abendmal / ist mitler zeit ein schreiben außkommen / darinn hefftig gerhaten / vnd darauff gedrung worden (wie dann auch zuuor im Marpurgischen Colloquio geschehen / aber bey D. Luthero solche scheineinigkeit nicht hat mögen erhalten werden) daß nemlich die Lutherischen Theologi der prostierende Stende / die Zwinglianer in jhre Gesellschafft vnnd Brüderschafft nemen wolten / also / daß sie auch zu gemeiner vnterschreibung der Augspurgischen Confession / so dem Keiser von den Protestierenden vbergeben werden solte / mit zugelassen vnd angenommen möchten werden. Diß schreiben ist erstlich an den Landgraffen zu Hessen gebracht / vnd darnach Philippo vnnd Brentio zugestellet worden / in hoffnung / diese beyde würden darinn nicht so hart sein / wie Lutherus zu Marpurg gewest / sondern sich linder vnnd weicher erzeigen. Was aber darüber für Wechselschrifft / darinn der gantze handel erkleret / ergangen sind / weil dieselbigen vorhin offentlich gedruckt / wollen wir sie an diesen Ort auch verzeichnen.

Philippi vnd Brentij Schreiben an den Landgraffen zu Hessen.
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Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir haben die Schrifft / vns zugestalt / die Bruderschafft belangend / mit fleiß verlesen / vnnd bitten in vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnsere antwort gnediglich vernemen. Denn Gott ist vnser Zeuge / daß wir ja / sonderlich in diesem fall / niemands zu lieb oder zu leid handeln. Denn dieser zwispalt ist vns von hertzen leid / haben auch auff Erden kein grösser betrüb
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nus / dann von dieser sachen / daß wir sehen wie man zufellet auff(Anno 1530.) vngegründte opiniones, darauß grosse Spaltung in der Kirchen / darzu Vnrichtigkeit in Gewissen folget / dadurch man hernach weiter fellet auff andere schädliche Gedancken / wie wir dann sehen / daß vielen jetzund widerfahret / wölche erstlich vom Abendmal haben allegorisieret / kommen nun vnd allegorisieren von mehr Artickeln / als nämlich Campanus / Martinus Cellarius / Carlstad / Felinus / darüber kein ruhe haben / sondern Practicken machen / wie man solches mit Gewalt hinauß führe / darauß nicht allein ein grewlich groß Blutuergiessen zubesorgen / sondern auch grössere Spaltungen in geistlichen Sachen / vnd Zerrüttung der Regiment / daß sie in hundert jharen / ja nimmermehr biß zum ende der Welt / wider zuflicken sind. Ach HERR Gott / wie ein schrecklicher Anblick ists / solch grewlich ding bedencken. Derhalben mag vns E. F. G. glauben / daß wir warlich in grosser Betrübnus sind / vnnd nicht lust haben / wie man vielleicht gedencket / daß wir vnsers Rhumbs halben vil zancken. Darumb bitten wir gantz vndertheniglich / E. F. G. wollen vnser Antwort gnediglich vernemmen / die wir auffs kürtzeste gefasset(Wölche man inn Religions sachen / für Brüder erkennen vnd annemen / vnnd wölche man dafür nicht halten soll.) haben / E. F. G. nicht lang auffzuhalten. So achten wir / es sey nicht not / auff alle Stück der Schrifft / so vns zugestellt / zuantworten. Erstlich / der Brüderschafft halben / mag sein / daß man Christen / so jrren / vnnd doch Irrthumb nicht verthedigen / als Brüder dulden solle / wie Christus selbs seine Jünger geduldet hat. Aber die jenigen / so vngegründte Lehr fürgeben vnnd verthedigen / kan man nicht für Brüder halten / Denn man soll ja nicht willigen in vnrechte Lehr. Darumb alles / so in gedachter Schrifft nach der lenge disputieret wirdt / daß man die schwachen dulden soll / kan nicht anders gedeutet werden / dann auff solche schwache / so jhre vngewisse Lehre nicht verthedigen / wie auch Paulus die Galater angenommen / hat aber daneben von den jenigen / so vnrechte Lehr fürgaben / gesprochen: Ich
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(Anno 1530.) wolte / daß die / so euch beschneiden / weggeschnitten würden. Diß ist vnser einfeltige Meinung / wie wir es gegen Gott dencken zu verantworten. Denn wie können wir doch Bruderschafft mit vnserm Widerpart machen / vnd also willigen / daß sie jhre Lehr verthedigen / für recht vnd gewiß / so doch vnser Gewissen anders fület vnnd helt / vnd wirdt durch jhre Disputation nicht gestillet? Der Schreiber gedachter Schrifft / mag es vielleicht gut meinen / aber er redet jha vom Glauben zuschwach / meinet es lige nicht groß daran / ob man schon in ettlichen Artickeln / so in der Schrifft sind / jrre / vnd es sey nicht not / daß man gewiß sey / was man helt vnnd lehret / Aber warlich wenn das Hertz vngewiß ist / vnd soll also vngewiß etwas fürgeben / so ists vbel verwaret wider Gottes Gericht / wie Paulus spricht: Was nicht auß dem Glauben geschicht / ist Sünde / vnnd bedarff guter Erfahrung / wie der Glaube gewiß sein muß / so er für Gottes Gericht bestehen soll. (Artickel von Sacramenten sind hoch vnd groß / vn̅ wer darinn nicht richtig ist / der jrret weit.) So sind auch die Artickel von den Sacramenten nicht gering zu achten. Denn dieweil die gantze Kirche täglich damit vmbgehet / folget vber die massen groß Ergernuß / wo man hierinn jrret. Wir können aber wol abnemmen / woher solche Theologia kömpt / die da vermeinet / es lige nicht groß daran / was man lehre / es sey gnug für Gott / freundlich vnd erbarlich leben. Also weren viel Philosophi auch Christen gewesen. So ist auch die Lehr nicht zurechnen nach dem schein eines bürgerlichen Lebens / sondern nach Gottes Wort. (Wenn man weiß / daß ein Lehr falsch vnd vnrecht ist / darff man nicht warten auff ein Concilium.) Auff das ander Stück / daß zu arbeiten sey auff ein Concilium / so Keiserliche Maiestat dermassen / wie außgeschrieben / procedieret / möchte es wol für ein Concilium gehalten werden. Es sey aber im Concilio oder sonst / so sind wir schüldig zubekennen / was wir glauben / wir sind auch schüldig andern nicht zuweren / die Lehr / so wir nicht gewißlich für recht halten / zuuerbieten. Zu dem ist auch not / daß wir bedencken / daß wir nicht an
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dere gute vnnd gewisse Lehr / mit dieser vngewissen Subtilitet(Anno 1530.) stopffen / wie bereit all zum theil geschiehet. Verfolgen doch die Zwinglischen ohn ein Concilium die Papisten vnd Widertäuffer / warumb soll denn andern vnrecht sein / jhre vngegründte Lehr zuuerbieten / ausserhalb des Concilij? sonderlich so dadurch rechte gewisse Lehr gefördert / vn̅ friede erhalten wirdt. Zu letzt bitten wir vmb Gottes willen / E. F. G. wolten in dieser grossen vnnd hochwichtigen sache / vom Sacrament / sich nicht abwenden lassen von den Worten Christi auff Allegorien. Denn in Gottes Ordnung muß man der Wort eignen Verstand behalten. So die rationes, wölche Zwinglius führet / das Gewissen stilleten / daß es sich für Gott darauff verlassen möchte / wir wolten dieselbigen Allegorien auch annemmen / aber wir wissen / daß sie das Gewissen nicht zu rhu bringen können. Nu ists gar schrecklich / vngewisse Lehr / für gewisse verthedigen wollen / vnd ob solcher vngewissen sachen zu grosser Spaltung vnd Krieg vrsach geben. Denn wir wollen E. F. G. nicht bergen / daß die Zwinglischen(Der Zwinglischen fürgeben vnd Werck ohn Lieb vnd ohn Gedult.) allhie rhümen / wie sie gefast sein mit Gelt vnd Leut / was sie für Anhang haben frembder Nation. Item / wie sie Bisthumb außtheilen wollen / vnnd frey werden. Vnnd befrembdt vns sehr / daß sie sonst viel von der Liebe rhümen / vnnd sich doch vernemmen lassen in solchen Practicken / darin man wenig Lieb / Gehorsam oder Gedult spüren kan. Vnd wenn sie schon rechte Lehr hetten / were doch solch fürnemmen / des sie sich selbst rhümen / nicht Christlich / dardurch eine erschreckliche Zerrüttung(Der Zwinglianer fürnemmen kan kein gut ende nemmen.) der Kirchen vnd aller Regiment folgen müste. Ach Gott man solte doch die Nachkommen bedencken / wölche zubesorgen / keine Kirch vnnd kein Regiment haben werden / wo solch entstehen Auffrhur würde. Zu dem allem sorgen wir auch / daß solch jhr fürnemmen kein gut ende nemme.
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(Anno 1530.) Diß vnser einfeltig bedencken / wolle E. F. G. nicht vngnediglich verstehen / denn Gott ist vnser Zeuge / daß wir hierinn nicht vnsern Vortheil suchen / sondern mit höchstem ernst Gott bitten / daß er E. F. G. für Irrthumb / vnnd allem übel behüten wolle. Wir sehen / daß der Teuffel ein grewlich Spiel im Sinne hat / darumb ist not / daß wir nicht freuentlich handeln. Wir haben E. F. G. in eil kurtz wollen antworten. Wo aber E. F. G. lengern Bericht von vns begeret / wolten wir / als wir vns schüldig erkennen / mit allem fleiß nach der lenge Bericht thun. Gott beware E. F. G. allzeit. Den 11. Junij / Anno 1530. E. F. G. vnderthenige Diener / Philippus Melanthon. Ioannes Brentius.

Des Landgraffen Antwort / auff vorgehend Philippi Melanthonis vnd Joannis Brentzen Schreiben.
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Lieber Brentz vnd Philippe / ich hab ewer schreiben gelesen / vnnd nicht anders denn freundlich auffgenommen. Daß jhr aber im Anfange schreibet / daß Campanus vn̅ Martinus Cellarius vnnd andere / böse Secten einführen durch jhre Gedancken / ist mir leid / glaube auch / daß es Zwinglio vnd Oecolampadio so leid sey als euch / aber vmb jhrer Gedancken willen muß man die vnschüldigen nicht vrtheilen / dann sonst möchte gesagt werden / Luther hette auch viel übels geursachet / wie denn die Papisten sagen.
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Was jhr aber auff die Schrifft kürtzlich antwortet (die jhr(Anno 1530.) denn nicht anders verstehen solt / denn daß ichs euch auß guter meinung zugeschickt habe) als nemlich / daß man die nicht für Brüder erkennen sol / die vnrechte lehr fürhaben / vnnd darauff den Spruch Pauli füret / weiß ich nicht / ob solcher Spruch das vermag / das jhr darauß anziehet. Denn ich halts dafür / daß solcher jrrthumb mit der beschneidung / viel ein ander ding ist gewesen / denn dieser fall ist. Denn die Juden meineten / die Beschneidung were nötig / darumb straffet sie auch Paulus / vnnd ist dennoch beschnitten / spricht: Ich wolte daß sie weggeschnitten weren / spricht nicht: Ihr seid deß Teuffels / vnnd nicht mehr zudulden. So ist diese jrrung deß Sacraments nicht eine solche jrrung / wie jene / sondern wir sind allesampt eins / vnd gleuben vnd bekennen einen Christum / vnnd suchen durch denselbigen selig zu werden. Es halten auch / die jhr jrrend nennet / Gottes Wort in allem war / sondern sie sein deß verstandes in solchen Worten deß Nachtmals einer andern meinung / denn jhr / darumb düncket mich / dieweil sie mit euch in allem eins sein / auch bekennen den Christum / dermassen wie jhr jhn bekennet / auch daß man Christum im Nachtmal durch den Glauben esse / welches essen zur Seligkeit von nöten / vnnd nicht sagen / daß Gott diß oder das vermöge / sondern / daß dem Glauben nach / vnd der Schrifft nach / also wie sie anzeigen / zuuerstehen sey. Dieweil denn Christus nicht wol anders gessen kan werden / denn von gleubigen / vnnd durch den Glauben / dieweil Christus einen clarificierten Leib hat / vnnd denn ein clarificierter Leib nicht den Bauch speiset / deucht mich solche meinung were ohne noth / hoffe auch noch zu Gott dem Allmechtigen / jhr werdet euch eines bessern bedencken. Denn ob jhrs schon vmb der Lehrer willen nicht thun wollet / so werdet jhr doch die andern bedencken / die in solchen Sted
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ten (Anno 1530.) sitzen / vnnd so sie jrreten / doch solches jrrthumbs nicht vertheidiger sein / darzu daß viel Leute noch in solchen Landen vnnd Stedten sein / die ewrer meinung sein. So nu ein Land verdampt / vn̅ in Straffe fallen solt / so müste Kraut mit Kol gehen. So hoffe ich je / jhr seid deß Geistes Kinder / da Christus von spricht: Deß Menschen Sohn ist nicht kommen zuuerderben / sondern selig zu machen / da seine Jünger wolten das Fewer lassen vom Himmel fallen / gleich wie Elias. Ihr dürffet sie auch in solcher jhrer Opinion nicht vertheidigen / sondern sie tragen vnd vnterweisen / vnnd anmanen zu zeiten vnnd zu vnzeiten / wie Paulus sagt. Das seid jhr aber schuldig / daß jhr sie helffet vertheidigen / bey der lehr / die jhr selbst für recht haltet / nicht mit dem Schwerdt meine ich euch / ewer Person halben / sondern mit mündlicher Rede vnnd beystand. Möcht auch gerne wissen / ob Luther die Waldenser / Brüder genennet hat / wie der Schreiber anzeiget / die da solcher meinung sein sollen. Was jhr aber dem Schreiber schuld gebet / daß er mit dem Glauben zuschwach vmbgehe / halte ich dafür / daß vielleicht ewer meinung also bey euch gedenckt / nachdem jhr solcher Opinion feind seid / halte aber bey mir gewiß / daß solcher Tichter nicht meine / daß man vngewiß solte lehren / vnnd mit Wercken oder eusserlichen Sitten in Himmel kommen / wie die Philosophi, sondern daß solches seine meinung sey / so man Glauben habe / so werden Werck vnd Sitten folgen. Wo nu solcher Glaube sey / vnnd Werck folgen / vnnd dennoch etwas in der Schrifft nicht verstanden wirdt / da sol man Gedult haben / vnd nicht hinweg werffen / Denn wer mit vns ist / ist nicht wider vns / spricht Christus. Was aber angehet das Concilium / halte ich / wir werdens alle dörffen / daß man vns nicht verdamme vnuerhöret / Wenn aber diß hie sol ein Concilium sein / so wirds ohne zweiffel ein Concilium sein / der keines mehr gewesen ist. Sollen wir auch / alle die Christum bekennen / warten auff den Beschluß / der hie
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sol gemacht werden / vnnd so wir denn anders noch gleuben wolten(Anno 1530.) / so wolte ich / daß ich in der Schrifft nicht gelesen hette. Ich wils aber / ob Gott wil / nicht thun / hoffe auch ohne zweiffel / jhr frommen gelehrten / die ich jetzt vor vnsere Seulen hie achte / werdet ewer Datum auff solchen Beschluß nicht setzen. Daß jhr aber ewern Glauben bekennet / kan man euch nicht verdencken / ist auch zu loben eine rechte auffrichtige / warhafftige Bekentnis. Daß man aber einige Lehr mit gewalt verbieten wil / da nicht die Artickel deß Glaubens verleugnet / oder Auffrhur an sich haben / halte ich nicht für recht / doch begere ich vnterweisung. Vrsachen sein noch hie zubewegen. Die erste / daß Christus spricht: Lasset das Vnkraut bey dem Weitzen auffwachsen. Vnd Paulus: Es ligt nichts dran / es werde Christus rechter weise / oder zufallens / allein daß Christus nur geprediget werde. Die ander / daß im anfang / da Luther hat anfahen zupredigen vnnd schreiben / er trewlich die Obrigkeit vermanet vnd gelehret hat / daß jhr nicht zustehe Bücher zuuerbieten / oder zupredigen nicht geschehen zu lassen / vnd daß sich jr Ampt nicht so weit strecke / sondern die Obrigkeit habe alleine vber Leib vnd Gut zu regieren / vnd nicht vber Seelen vnd Gewissen. Die dritte / daß die Zwinglischen / wie man sie nennet / noch nit vberwunden sein / daß sie jhren jrrthumb bekennen / oder daß ein jrrthumb sey / der wider die hohe Mayestet Gottes sey. Das aber die Zwinglischen die Papisten sollen verfolgen / habe ich nicht gehöret mehr / denn jetzt. Ob sie aber die mißbreuche abstellen / ist nicht vnbillich / denn sie wollen mit jren Wercken den Himmel verdienen / vnd lestern also den Sohn Gottes. Daß sie aber die Widerteuffer verfolgen / ist auch nicht vnrecht / den̅ sie lehren zum theil Auffrhur / Doch halten die Zwinglischen ein vnterscheid mit denen / die nicht Auffrhürisch sind / wie man mich berichtet.
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(Anno 1530.) Auffs letzte / daß jhr anzeiget / was sich die Zwinglischen sollen hören lassen / hoffe ich nicht / daß also sey / bitte aber euch / jhr wollet mir anzeigen / wer die sein / die sichs haben hören lassen / auff daß die Warheit offenbar werde. Dann ich halte Zwingel vnnd Oecolampad der meinung nicht / daß sie Bischoffthumb wollen außtheilen / oder Auffrhur machen. Daß aber jhre obern gerne viel Freundschafft hetten / die in der noth jhnen hülffen / stehet sie nicht zuuerdencken / nach dem der N. auch Bündnüs mit Fürsten vnnd Stedten gemacht / auch noch täglich drumb anhelt. Vnnd darumb zum Beschluß / bitte ich euch vmb der ehre Gottes willen / vn̅ vmb aller gleubigen wille̅ / auch dem gemeinen Nutz zu gut / ists müglich / machet einen freundlichen Brüderlichen Friede mit denen / die man Zwinglisch nennet / vnd bedencket / wie gar freundlich der Apostel / vnd viel der Alten / miteinander / vnd gegen die Frembden / gehandelt haben. Denn jhr wisset ja wol / daß der Glaube nicht gezwungen sein sol / vnd daß man erst die Hertzen gewinnen muß / sonst helffen keine eusserliche Gebot. Denn Gebot vnnd Zwang thut nichts / sondern vnterweisung / vnd daß man sihet / daß jhr die Zwinglischen mit threwen begeret zu vnterrichten / vnd nicht zu verderben. Ich hoffe auch nimmer / daß jhr der meinung / daß man die Zwinglischen mit Gewalt zu ewerm Glauben dringen sol / oder sie vmb jhres Glaubens willen vberziehen / welches doch were wider alle Schrifft / darzu wider Luthers eigen schreiben / der in dem viel geschrieben hat / den Türcken betreffent / vnnd sonst / welcher Glaub gar nicht taug / Ich trawe es euch nicht zu / wiewol mir allerley gesaget wirdt / bitte antwort. Daß jhr mich auch bittet / daß ich mich von warem verstand deß Sacraments nicht wolle lassen abwenden / dürffet jhr nicht zweiffeln / ich wil ob Gott wil / Gottes zusagen trawen / vnd seinem Wort Glauben geben / wiewol ich in dieser Sachen
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ewrer Meinung auch nicht kan gewiß gemacht werden / auß klarem(Anno 1530.) Text ohne Gloß. Aber ich wil euch von Hertzen gern semptlich vnd sonderlich hören / vnd meine Vernunfft vnder den warhafftigen Verstand gefangen nemmen / doch mit Gottes Wort. Ich wil euch aber hinwider / als Brüder in Christo / ermanet haben / daß jhr auch ewer selbst war nemmet / vnd was für Leute auff euch sehen / vnnd dermassen handeln / das zu friede dienet / vnnd daß jhr nicht erwecket / daß Keiser vnnd Fürsten vber die Zwinglischen herfallen / vnnd dadurch viel vnschüldig / auch zum theil / die jhrer Opinion nicht anhengig / jhr Blut mit dem schüldigen vergiessen müssen / oder vielleicht ein solch Spiel drauß würde / daß alle Christgleubigen es müsten entgelten / vnnd wir darnach auch für die schweppen / oder daß auff beiden seiten / Keiser vnnd Fürsten / vnnd auff der andern seiten / Schweitzer / Stedte vnd Bawern / einander dermassen verderbten / daß Gott vielleicht Vnglück wider die Obrigkeit gehen liesse / vnnd herwiderumb Witben vnd Waisen vmb Leib vnnd Blut keme. Diß alles wil ich euch zuuermanen geschrieben haben / vnd sehet in diesem meine Person nicht an / sondern die Ehre Gottes. Bitte auch / wollet mein lang schreiben euch nicht verdriessen lassen / sondern es von mir nicht anders / denn auß Liebe vnnd zum frieden dienstlich / auffnemmen / wil auch gern mündlich weiter mit euch dauon reden / etc. Philips Landgraff zn Hessen.
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(Anno 1530.)

Auff dieses des Landgraffen Schreiben / haben Philippus vnnd Brentius mit folgender Schrifft widerumb semptlich geantwortet.
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Durchleuchtiger / Hochgeborner Fürst / gnediger Herr / wir dancken E. F. G. in aller Vnderthenigkeit / daß E. F. G. vnser Schrifft gnediglichen angenom̅en / zweiffeln auch nicht / E. F. G. meinen es trewlich / was sie hierinn bedacht / zu Errettung Land vnd Leute / bitten derhalben abermal / E. F. G. wollen es dafür halten / auß nechst angezeigter vrsache Ansehung / daß wir warlich hierin keinen mutwillen treiben / sondern fürhaben zurhaten vn̅ handeln / wie wir es gegen Gott getrawen zuuerantworten. So weiß auch E. F. G. daß wir beide vns noch nie / weder in Schrifften noch sonst / vnfreundlich gegen die Zwinglischen erzeigt haben / haben auch bey jhnen viel guter Freund / daß vns derhalben diese Zwispalt mehr leid ist / denn vielen andern. (Mit den Zwinglianern kan kein Brüderschafft für genom̅en werde.) So viel aber die Bruderschafft belanget / hat E. F. G. vnser einfeltig bedencken gelesen / daß wir nicht darein wissen zuwilligen / darumb daß solche Bruderschafft nicht kan ohne Ergernus gemacht werden. Denn das müste folgen / daß man es dafür halten würde / als bewilligten wir in jhre Lehr / vnnd sterckten dadurch solche Lehr / die wir doch für Gott nicht wissen zuerhalten. Zum andern / so können E. F. G. wol bedencken / daß wir des Keisers halben grösser Gefahr besorgen müssen / denn die Zwinglischen / auß vielen Vrsachen / die nicht not sind zuerzehlen. Darumb können wir noch nicht wissen / wie es fürfallen wil / vmb ein Concilium zu bitten / nicht daß wir vnsern Glauben
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erst vom Concilio lehrnen sollen / sondern vns auffzuhalten wider(Anno 1530.) vnbilliche beschwerung. So aber Gott gnade gebe / daß vnser Gewissen vnd nötige Lehr / wie biß anher von Keiserlicher Maiestet geduldet vnnd toleriert worden / halten wir / daß wir solches als denn nicht hindern sollen mit verthedigung Zwinglischer Lehr / so man dieselbige nit wolte tolerieren. So können wir auch vnsers einfeltigen Verstandes nicht achten / daß diß zu frieden dienen wird. Denn so Keiserliche Maiestat Zwinglische Lehr wolte verfolgen / würde sie freilich solches nicht derhalben vnderlassen / daß wir Brüderschafft mit jhnen(Wer Zwinglische Lehr verthedigt / muß ein böß Gewissen haben.) gemacht hetten / sondern der Lerm würde viel grewlicher vnnd grösser / daß wir dann zum offtermal hierinnen besorget / dazu / dieweil die vnsern mit bösem Gewissen / vnnd nicht auß Glauben / Zwinglische Lehr verthedigen / würden sie Gott nicht dienst thun. Daß aber angezogen wirdt / man solle des Volcks schonen / ob man schon die Lehrer verfolget. Auff diß ist vnser Antwort / daß hie oder in einem Concilio nicht von Personen gehandelt wird / sondern allein von der Lehr / ob die recht oder vnrecht? Hierin ist jeglicher schüldig seinen Glauben zubekennen. Die Executio wider verbottene Lehr / stehet bey vns nicht / vn̅ were Christlich / daß in der Execution vnderscheid gehalten würde zwischen den Lehrern vnnd dem Volck / wie allezeit in der Kirchen geschehen / Doch so die Stedte / so vnder dem Keiser sind / wolten sich vndertheniglich halten / möchte diese sache ohne Krieg außgerichtet werden. Vnnd wir halten / daß Fürsten vnnd Stedte / Lutherische(Christliche trewe Lehrer bedörffen keines weltlichen schutzes / oder brachij sccularis.) vnnd Zwinglische / recht vnnd Christlich theten / so sie vns / die wir lehren / vnser Lehr verantworten liessen / vnnd nicht fürnemmen / vns / sonderlich wider Key. May. zuschützen / wie Hertzog
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(Anno 1530.) Friedrich / löblicher Gedechtnus / den Luther sein Ebenthewer selbst stehen ließ / wolte jn nicht wider Keiserliche Maiestat schützen. So die Fürsten dermassen gesinnet weren / hettet wir arme Gesellen weniger sorge / vnd wolten frölich leiden / vnd hetten die Fürsten vnd andere Obrigkeit mehr ruhe. Daß E. F. G. anzeigen / wie von vns soll geredt werden / als solten wir gefallen haben an gewaltsamer Verfolgung der Zwinglischen / wirdt vns vnbillich auffgeleget / dann wir sind friedens zum höchsten begierig / wie man weiß / daß wir alle zeit vnruhige Practicken widerrhaten haben / vnnd gebeten / man soll vns vnfer Lehr selbst lassen verantworten / wie wir mit Gottes hülffe vns auch allhie wollen vernemmen lassen. Daß aber etliche (Zwinglianer haben lust zu kriegen.) rhümen / wie die Zwinglischen zu Krieg gerüstet sind / mögen wir E. F. G. mit Warheit berichten / daß sie solches zu Augsprug / in meldung des Rotweilischen Lermens / auch sonst geredt ist. E. F. G. wissen / daß diese sache Gottes ist / darin man muß Gottes hülffe warten / der ohne zweiffel vnser nicht vergessen / wirdt / so wir nur nicht zusehr eilen / vns mit vnziemlichem Gewalt vnnd Rhat zuschützen. Esaias spricht: Wer glaubet / soll nicht eilen. Also müssen wir warten / was Gott thun wil zu seiner (Glaub wil durchs Creutz beweret sein.) zeit / vnd nicht zuuor kommen durch vnziemliche Practicken / wir müssen / wie Ezechias vnd andere haben geharret / vnnd hilff erlanget / ja Glauben lehrnen üben in der gefahr / sonst werden wir nimmer lehrnen / was Glaube ist. Derhalben bitten wir / E. F. G. wollen gedult haben / vnd nicht so sehr eilen / menschliche hülffe zusuchen / die doch offt fehlet / auch in guten sachen. Wir haben solche Artickel / deren wir (Zwinglische Lehr ist vngewiß / vnd hat kein Gottes Wort.) durch Gottes Gnade gewiß sein / vnnd können darob mit gutem Gewissen leiden / wölches ein grosser Trost ist in aller Gefahr / Aber der Zwinglischen Lehr / wie man es nennet / können wir nit gewiß sein / denn wir haben darzu kein klar Gottes Wott.
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Das haben wir bedacht in kürtz / E. F. G. zuantworten / vnd(Anno 1530.) bitten in aller vnterthenigkeit / E. F. G. wolle vnser Schrifft gnediglich verstehen. Wo E. F. G. weiter bericht haben wil / wollen wir vns gehorsamlich halten / wie wir vns allezeit zuthun gegen E. F. G. schüldig erkennen. Gott beware E. F. G. allezeit für allem übel. E. F. G. vnterthenige Diener / Philip. Melanthon. Ioan. Brentius. Auff daß es aber nicht das ansehen habe / als hetten Philippus vnnd Brentius / allein für jhre Priuat Person / dazumal die Brüderschafft mit den Zwinglianern widerrhaten / so ist wol zubehalten / daß eben dieselbige frage von solcher Brüderschafft / Anno 1531. widerumb erreget vnnd angebracht / vnnd von der gantzen Theologischen Facultet zu Wittenberg auff gleiche ebene(Facultas Theologica zu Wittenberg widerräht die Bruderschafft mit den Zwinglianern.) meinung / wie die vorige gewest / erkleret worden / wie in ordnung dieser Historien hernach folgen wirdt. Dann in summa dauon zureden / ist dieselbige gesuchte Bruderschafft / annemung vn̅ zulassung zur gemeinen Subscription oder vnterschreibung / zu Augspurg nicht erhalten worden / sondern die Augspurgische Confession ist im zehenden Artickel / vom Abendmal / für allen Reichßstenden offentlich also abgelesen / vnnd Keiser. May.(Zwinglianer wer den zu Augspurg außgeschlossen / vnd in der Confes sion offentlich verworffen.) Teutsch vnd Lateinisch vbergeben worden / mit der clausula, (Et improbant secus docentes: vnnd wirdt die gegenlehr verworffen) vnnd sind also die Zwinglianer von gemeiner subscription der Augspurgischen Confession außgeschlossen / vnnd jhre Lehr auch in diesem Artickel deutlich vnnd klar außgesetzet.
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(Anno 1530.) Derwegen auch bald nach vbergebener Confession / Spalatinus, (Spalatinus.) Churfürstlicher Sächsischer fürnemer Theologus, auß Augspurg von sich geschrieben / daß man bey einem jeden Artickel der Confession / die gegenlehr vnd jrrige Meinung vnnd Ketzerey / als Sacramentschwermer / Widerteuffer / vnd dergleichen / verworffen habe. (Sacramentierer / Zwinglianer / oder Schwermer vom Sacrament. Tom. Ien. 5 fol. 38.) Was man aber vnter / vnd mit dem namen der Sacramentierer oder Sacramentschwermer / für lehre vnnd Lehrer dazumal gemeinet vnd verstanden habe / ist vom dem 1524. jhar / biß hieher / außfürlich gnugsam erwiesen vnnd angezeiget. Auch schreibet Sleidanus lib. 8. daß der Churfürst zu Sachsen im Augusto / 1531. den beyden Keiserlichen abgesandten Vnterhendlern / Graffen Wilhelm von Nassaw / vnd Graffen von Newenar / da dieselben der Zwinglischen Lehre gedacht / zur antwort gegeben / was für Lehre in vnsern Kirchen sey / das sey auß der Augspurgischen Confession menniglich offenbar / vnd sey auch das gewiß / vnnd jederman bekandt / daß / da er auff dem Reichßtag zu Augspurg gewest / mit den Zwinglianern gantz keine Gemeinschafft gehabt. Es ist auch in der Friedshandlung zwischen (Woher das Wort (wesentlich) in den zehenden Artickel der Augsp. Confession kommen sey.) den Papisten vnnd den vnsern dazumal zu Augspurg der zehend Artickel noch deutlicher erkleret / mit diesen Worten: Sie sind mit vns einig / daß der Leib vnnd Blut vnsers HErren Ihesu Christi warhafftiglich im hochwirdigen Sacrament deß Altars gegenwertig sey / vnnd zu deutlicher erklerung / ist darzu gethan / daß der Leib Christi warhafftiglich vnd wesentlich da sey / vnnd daher ist das Wort / wesentlich / in den zehenden Artickel der Apologiae kommen. (Widerteuffer vn̅ Sacramentierer werden bey den protestierenden Stenden nicht geduldet.) Vber das haben die Protestierende Stende dem Keiser vnd den andern Stenden / durch die jren den 22. Septembris lassen anzeigen / was die Widerteuffer vnd Sacramentierer belangete / hetten sie dieselben in jhren Fürstenthumben vnd Gebieten nie geduldet / wolten sie auch hinfort nicht dulden / sondern
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jeder zeit wider sie ernstlich predigen / vnd die Leute für jhren Irrthumben(Anno 1530.) warnen lassen. Sie hoffeten aber gleichwol / es würden die Sacramentierer sich berichten vnd besser vnterweisen lassen / vnnd mit der zeit auch zur einigkeit vnnd gemeinem Consens der Kirchen gebracht werden können. Deßgleichen hat Philippus an Keiserlichen Prediger AEgidium(Philip. Mel. propheceiet von der grossen zerrüttung / die von den Zwinglianern kommen werde / so man sich mit jhnen einlesset.) mit solchen Worten geschrieben: Gott sey mein Zeuge / daß ich keiner andern Vrsache halben so fleissig zum Friede gerhaten habe / denn allein darumb / daß ich gesehen / wo nicht Friede gemacht würde / so würden sich die vnsern mit den Zwinglianern coniungieren / welches / daß es nicht geschehen möchten / haben wir mit höchster trew vnd fleiß bißher verhütet. Denn wenn sie solten miteinander zugleich eins werden / so würde darauß entspringen gar grosse zerrüttung vnd confusion der Lehre / vnnd gantzen Religion. Zum dem erkleret auch die Apologia / so hernach Anno / etc. 31. offentlich Teutsch vnnd Lateinisch gedruckt worden / den zehenden(Der zehende Artickel in der Augspurg. Confession vnd Apologia gantz gesetzt.) Artickel der Augspurgischen Confession / mit diesen Worten / die wir / auß zusammen haltung beider Exemplaren / der Teutschen vnnd Lateinischen / hieher setzen vnnd gantz erzehlen wollen. Den zehenden Artickel fechten die Widersacher nicht an / darinn wir bekennen / daß vnsers HErrn Christi Leib vnd Blut (verè & substantialiter) warhafftig vnd wesentlich / im Nachtmal Christi zugegen / vnd mit den sichtbaren dingen / Brot vnd Wein / warhafftig dargereichet / vnnd von denen / so das Sacrament empfahen / genommen wirdt. Hanc sententiam constanter defendimus, &c. Diese meinung vertheidigen wir bstendiglich / vnnd haben die Sache fleissig erforschet vnnd erwogen. Denn weil Paulus saget / das Brot sey eine Gemeinschafft deß Leibs Christi / etc. so müste folgen / daß das Brot nicht eine Gemeinschafft deß Leibs Christi / sondern nur deß Geistes
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(Anno 1530.) Christi Gemeinschafft were / wenn der Leib deß HErrn nicht warhafftig da were. Vnd wir befinden / daß nicht allein die Römische Kirche / die leibliche Gegenwertigkeit Christi gelehret / sondern auch die Griechischen Kirchen allezeit also gelehret haben / vnd noch also lehren vnd halten. Denn das bezeuget jhres Ampts Canon / darinn der Priester offentlich betet / daß das gemeine Brot der Leib Christi werde. Vnd Vulgarius, ein fürnemer Scribent spricht außdrücklich / daß das Brot nicht allein schlechts eine Figur oder Bedeutung sey / sondern daß es warhafftig zum Fleisch Christi werde. Vnnd Cyrillus gehet lang damit vmb in der außlegung deß 15. Capitels Johannis / da er lehret / daß Christus vns im Abendmal leiblich gereicht vnnd gegeben werde. Denn so sagt er / Wir leugnen nicht / daß wir durch rechten Glauben / vnnd reine Liebe / Christo / geistlich vereiniget werden: Daß wir aber nach dem Fleisch gar keine vereinigung mit jhm haben solten / da sagen wir nein zu / vnnd das ist auch wider die Schrifft. Denn wer wil zweiffeln / daß Christus auch also der Weinstock sey / wir die Reben / daß wir Safft vnnd Leben von jhm haben? Höre wie Paulus saget / Wir sind alle ein Leib in Christo / wiewol vnser viel sind / so sind wir in jhm doch eins / denn wir geniessen alle eines Brots. Meinestu das wir die Krafft deß Göttlichen Segens im Abendmal nicht wissen? Denn wenn der geschihet / so macht er / daß durch die Gemeinschafft deß Fleisches vnnd Bluts Christi / Christus auch leiblich in vns wohnet. Item / darumb ist das zumercken / daß Christus nicht alleine durch Geistliche einigkeit / durch die Liebe / sondern auch durch natürliche Gemeinschafft (participatione naturali) in vns ist / vnnd wir reden von Gegenwertigkeit deß lebendigen Leibes / denn wir wissen / wie Paulus saget / daß der Todt forthin vber jhn nicht herrschen wirdt. So ferne gehet die Lateinische vnnd Teutsche Apolo
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gia vom heiligen Abendmal / vnd verwaret den zehenden Artickel(Anno 1530.) der Augspurgischen Confession / wider die Sacramentierer genugsam. Wie aber das Gegentheil gemeiniglich tadelt / was jhm nicht gefehlt / also thuts auch mit den vorgehenden Worten. Denn bey diesem Stück der Historien / macht der ertichte Ambrosius Wolfius ein groß Geschrey / Lutherus habe zur selbigen(Wolffs Gedicht.) zeit noch gehalten vnnd verthediget die Papistische transsubstantiationem, oder wesentliche Verwandlung des Brots in den Leib Christi / vnnd sey also die Augspurgische Confession dazumal in einem gantz Papistischem Verstande gemeinet / vnnd vbergeben worden / wie derwegen auch etliche auß der Apologia solches zubeweisen / sich vergeblich vnderstehen / dieweil darin gesetzt werde: Mutato pane, ipsum corpus Christi fieri, & panem verè in carnem Christi mutari, Das Brot werde verwandelt(Sacramentliche Verwandlung des Brots / wölchs der Leib Christi ist.) in den Leib Christi / wölche Wort (wie das Gegentheil vberzeuget selbs bekennen muß) durch die vnsern von keiner wesentlichen Verwandlung des Brots in den Leib Christi / sondern allein / wie Paulus redet / von dem gesegneten Brot / wölches nicht mehr gemein Brot ist / sondern der Leib / oder die Gemeinschafft des Leibes Christi / das ist / von Sacramentlicher Verwandlung / verstanden worden sind / daß nämlich (wie Irenaeus, Augustinus, vnd andere rechtgleubige Lehrer reden) zwey ding im heiligen Abendmal sind: Das jrrdische vnd himlische / das ist / Brot / vnd der Leib Christi / Kelch vnd das Blut Christi / etc. Nu ist aber auch vnwidersprechlich / vnnd offentlich am tage(Transsubstantiatio ist von D. Luthero verworffen / ehe die Augspurgische Confession geschrieben.) / daß Lutherus etliche jhar / vnd zum öfftern zuuor / ehe die Aug spurgische Confession geschrieben vnd vbergeben worden / allbereit die Papistische transsubstantiationem oder Verwandlung / wölche die Papisten als ein Artickel des Glaubens treiben / verworffen hat. Denn Anno 1520. hat er de captiuitate Babylonica, das ist / von der Babylonischen Gefengnus / geschrieben /
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(Anno 1530.) vnd darinnen gesetzt / daß die andere captiuitas oder Gefengnus des Sacraments des Altars / dadurch die Lehre desselben im Bapsthumb gefangen gehalten werde / sey jhre Transsubstantiatio. Handelt auch vnd lehret daselbs dawider mit vielen Worten vnnd Argumenten / da er scheibet / daß auch / da er noch im Bapsthumb gesteckt / jhm der Cardinal Cam eracensis Vrsach (Cardinalis Cameracensis.) geben habe / wider die Papistische Transsubstantiationem zugedencken. Denn derselbige Cardinal geschrieben / es sey beweißlicher / daß das Brot nicht verwandelt werde. Darnach 1522. da er wider König Heinrich in Engelland geschrieben / hat er gleichsfalls nach der lenge wider die Papistische Transsubstantiationem, darauß die Papisten einen Artickel des Glaubens machen wolten / gestritten / vnnd endlich mit diesen Worten beschlossen: Iam tutissimi sumus, merissimum esse impiorum & coecorum Thomistarum figmentum, quicquid blateratur de Transsubstantiatione ista: esseque firmiter fide libus verbis Dei nitendum, vbi in Paulo simpliciter & puré dicit: panem esse corpus Christi, quem frangimus & manducamus. Quare nunc muto, transsubstantiare volo meam sententiam, & dico: Antea posui, nihil referre: Sic, siue sic sentias de Transsubstantiatione, nunc autem visis rationibus, & argumentis assertoris Sacramentorum pulcherrimis, decerno: Impium esse & blasphemum, si quis dicat, panem transsubstantiari: Catholicum autem & pium, si quis cum Paulo dicat, Panis quem frangimus, est corpus Christi. Anathema sit, qui aliter dixerit, & iota aut apicem vnum mutârit. (Transsubstantiatio oder wesentliche verwandlung des Brots / in die Sub stantz des Leibs vn̅ Bluts Christi / ist ein lauter Papi stisch Gedicht.) Das ist: Wir sind nun mehr gewiß / daß es ein eitel Gedicht ist der Gottlosen vnnd blinden Thomisten / was man plaudert von der Transubstantiation. Man soll sich auff Gottes Wort gründen vnnd verlassen / wölches sagt / daß das Brot sey der Leib Christi / etc. nämlich / ohne Verwandlung. Vnd so ich zuuor ge
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halten habe / es lege nichts daran / man halte von der wesentlichen(Anno 1530.) Verwandlung des Brots in den Leib Christi / was vnd wie man wolle / so endere vnnd verwandele ich hiemit solche meine vorige Meinung / vnd sage nu auß gewissen Vrsachen vnnd beweisungen / daß es Gottloß vnnd lösterlich sey / wenn jemand spricht / daß das Brot verwandelt oder transubstantijert werde. Recht aber / Christlich vnd Gottselig ist es / so jemandt mit Paulo sagt / das Brot / das wir brechen / ist der Leib Christi. Verflucht sey / der anders redet / vnnd ein Tittel hierin zuendern sich vnderstehet. Wir sind nu sicher vnnd gewiß / daß es ein lauter Gedicht Gottloser Leute sey / was von der Verwandlung des Brots vnd(Tom. Ien. 2. Pag. 141.) Weins geplaudert wirdt / etc. Darumb (spricht D. Luther in seinem Teutschen Schreiben an König Heinrich) sage ich noch nein dazu / daß Brot vnnd Wein verwandelt werde / vnnd biete trotz allen Papisten / daß sie ja beweisen. Vnnd weil D. Luther am selben ort solches weitleufftig handelt / achten wir ohne not alle Wort hieher zusetzen / vnd ist gnug / daß wir dem Christlichen Leser den ort hiemit gewiesen haben / allda ers finden vnnd selbst lesen mag. Nachmals Anno 1523. hat Lutherus an die Waldenser geschrieben / vn̅ wider die Transsubstantiationem dise Wort gesetzet / Die Papisten haben ernstlich gestritten vber jhrem newen(Tom. 2. Ien. dag. 124.) Artickel / daß im Sacrament kein Brot bleibe / sondern nur Gestalt des Brots / vnd streitten noch / vnnd schelten jederman Ketzer / wer nicht mit jhnen den Münchtrawm durch Thomas Aquinas bekrefftiget / vnnd durch die Bäpste bestettiget / für nötige Warheit helt / daß kein Brot da bleibe. Aber dieweil sie so hart darauff dringen / auß eigenem Freuel ohne Schrifft / wollen wir jhnen nur zuwider vnnd zu trutz halten / daß warhafftig Brot vnnd Wein da bleibt / neben dem
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(Anno 1530.) Leib vnd Blut Christi / vnd wollen für solchen Trawm Christen vnd nackenden Sophisten / gerne Ketzer gescholten sein. Denn das Euangelium nennet das Sacrament / Brot / also daß Brot sey der Leib Christi / da bleiben wir bey / etc. Anno 1528. hat Lutherus ferner sich fein vnnd rund erkläret / was er von der Transubstantiation halte / in seinem grossen (Tom. 3. Ien. fol. 485.) Bekentnus vom Abendmal Christi / in tractatu de praedicatione identica. Weil aber die Sacramentierer so hefftig disputieren wider die wesentliche Gegenwertigkeit des Leibes vnnd Bluts Christi im Abendmal / vnd aber sonst so hart allein darüber streitten / daß sie Brot vnd Wein im Abendmal haben vnnd behalten mögen / so schreibet Lutherus in seiner grossen Bekantnus / pag. 493. Ich hab offtmals gnug bekennet / daß mirs keinen Hader gelten soll / (Die Papisten behalten doch Leib vnd Blut im Abendmal / die Sacramentierer aber leugnens.) es bleibe Wein da / oder nicht: Mir ist gnug / daß Christus Blut da sey / es gehe dem Wein / wie Gott wil. Vnnd ehe ich mit den Schwermern wolte eitel Wein haben / ich wolte ehe mit dem Bapst eitel Blut haben. Es ist auch zum vberfluß dieses zumercken / daß in der gütlichen Friedshandlung zu Augspurg / die Papisten etlich mal den protestierenden zugemutet haben / daß sie solten die Verwandlung des Brots in den Leib Christi glauben vnd bekennen / also / daß nicht mehr Brot allda sey. Aber die vnsern haben diesen Anhang nicht können noch wollen annemmen / noch darein willigen / sondern sind bey jhrer einfeltigen Bekantnus / von der waren Gegenwertigkeit des Leibs vnnd Bluts Christi im heiligen Abendmal / bestendiglich geblieben. Ist auch endlich von Keiser Carolo der Transubstantiation halben in sie weiter nicht gedrungen worden. Was belangt die Wort in der Augspurgischen Confession (vnder der Gestalt des Brots vnnd Weins) ist in vnsern Kirchen dazumal / wie auch noch heutiges tages / das Wörtlein
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Species, Gestalt) anders nicht gebrauchet worden / denn für ein(Anno 1530.) theil des Sacraments / als daß mit dem sichtbaren Brot vnd(Species, Gestalt.) Wein im Abendmal / der ware Leib vnd Blut Christi warhafftig gegenwertig sey / da ausgeteilet vnd genommen werde / als wen die vnsern in gemeinen reden sagen: Man sol den Leyen(Vnter zweierley Gestalt.) das Sacrament in / oder vnter beyder Gestalt / vnd nicht nur in einer Gestalt / reichen vnd geben / vn̅ würden die vnsern / auch gemeine Leute schwerlich das für gut auffnemen / wenn man darauß schliessen vnd sagen wolte / daß wir darumb Papistisch worden weren. (Leibliche Gestalt.) Denn wenn wir lesen Luc am 3. Der H. Geist fuhr hernider in leiblicher Gestalt / auff Christum / wie eine Taube / verstehet niemandt mit / oder vnter den Worten / einige Transsubstantiationem(In oder vnter der gestalt des Brots vnd Weins.) oder verwandlnng. So sind auch die Wort in, vel sub specie panis & vini, bey Augustino, vnd bey andern Patribus gemein / die doch keine Transubstantiation gehalten. So haben die vnsern das Wort (Gestalt) hernach deutlich also erkleret / daß es nicht auff die Transsubstantiation solle gezogen / oder dauon verstanden werden. Denn also lauten auch Buceri Wort von der Augspurgischen Confession: Das wort(Bucerus in lib. Ger man. cuius inscriptio est: Christlich vngefehrlich bedencken / edito anno 1545.) (Gestalt) sol nicht auff die Transubstantiation / sondern nach dem brauch der Alten / vnd vnser Confession (welche diese Rede auch also gebrauchet hat) verstanden werden / nemlich / daß mit den sichtbaren Zeichen / Brot vnd Wein / die vnsichtbaren Gaben(Die Sacramentierer brauchen selbst das Wort / Gestalt.) / der ware Leib vnd das ware Blut vnsers HErren / gegeben vnd empfangen werden. Vnnd zwar auch die Sacramentierer selbs / haben offt das Wort (Gestalt) also gebraucht / wie Bullingerus in Commentario in Esa: diese Wort füret: Pertinet huc negocium coenae Dominicae, in qua sub visibilibus speciebus(fol. 176.) carnem & sanguinem Domini spiritualiter, per fidem ad salutem, cum gratiarum actione percipimus. Das ist: Hieher gehöret der handel vom heiligen Nachtmal / in welchem vnter der
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(Anno 1530.) sichtbarlichen Gestalt / wir das Fleisch vnnd Blut deß HERren / geistlich durch den Glauben zur Seligkeit / mit dancksagung empfahen / etc. So haben auch Zwingel vnnd Oecolampadius / in Colloquio zu Marpurg / den gefasten articulum, numero 14. in welchem das Wort (Gestalt) gebraucht / mit eignen Händen vnterschrieben / welche ja nicht haben Papistisch sein wollen. Mit was schein wollen sie dann vns dieses Wörtleins halben zu Papisten machen? Daß auch die vnsern in der Augspurgischen Confession / mit dem Wort (Gestalt / vnnd dergleichen andern Worten / in der Apologia / dauon oben gemeldet) gar keine Transubstantiation haben billichen noch vertheidigen wollen / ist auch auß dem klar / daß / da Anno 1537. von der fürnembsten Kirchen Theologis, die Augspurgische Confession / darinn stehet das Wörtlein / Gestalt / ist vnterschrieben worden / da ist zugleich die Papistisch Transubstantiation in den Schmalcaldischen Artickeln außdrücklich vnd mit namen verworffen. Denn also lauten die Wort: Von der Transubstantiation achten wir der spitzigen Sophisten gar nichts / da sie lehren / daß Brot vnnd Wein verlassen oder verlieren jhr natürlich Wesen / vnnd bleibe alleine gestalt vnd farbe des Brots / vnnd nicht recht Brot. Denn es reimet sich mit der Schrifft auffs beste / das Brot da sey vnd bleibe / wie es S. Paulus selbs nennet / Das Brot das wir brechen / vnd also esse er von dem Brot / etc. Auß diesem warhafftigen kurtzen Bericht / den wir bißhero von der Augspurgischen Confession gethan / ist nun zum Beschluß (Sturmij / böß geticht / vnd vnbescheidenheit.) außdrücklich zusehen / daß ein eitel Gedicht ist / was STVRMIVS in sein alten tagen / wider die Warheit fürbringet / der sich nicht schemet / offentlich zuschreiben / die Fürsten haben nicht gewolt / daß Lutherus solte die Confession fassen / so er doch dieselbige zuuor selbs entworffen / vnnd auffs Pappier
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gebracht / vnd die nach seiner delineation von Philippo gefertigte(Anno 1530.) Confession / auff deß Churfürsten zu Sachsen / vnd auch Philippi beger vnd bitte / reuidiert hat / wie gnugsam oben ist außgeführet worden. So ist auch dieses deß Sturmij greiffliche vnbescheidenheit(Augspurg. Confes. vn̅ die Zwingli sche Confession können nicht beisammen stehen.) / daß er sagen darff / es sey die Augspurgische Confession / vnd der vier / dazumal Zwinglischen Stedte Confession / gleichförmig vnnd consentaneae gewesen / vnnd man habe dem Keiser sollen vbergeben / auß derselben beyden Confessionen eine / es were gleich / welche sie were / allein sey die Sächsische Augspurgische Confession derhalben dem Keiser vbergeben worden / weil der Rhat zu Straßburg den Chur vnd Fürsten den vorzug haben lassen wollen / vnd sey doch gleichwol jetzgedachte Augspurgische Confession / auch von den Gesandten der Zwinglischen Stedte vnterschrieben worden / daß also die vbergebene Confession / für eine einhellige Confession der protestierenden Stende / gehalten würde. Ob nun wol auß vorigem Bericht die vnuerschempte nichtigkeit dieses greifflichen Gedichts offenbar wirdt / vnd dasselbige keiner antwort werth ist / jedoch wirdt auß dem / so jetzt so bald folget / der Vngrund dieser vermessenheit / noch bekandter vnnd abschewlicher. Denn es je wissentlich vnnd vnlaugbar ist / daß wie vorhin gemeldet / die hochgesuchte Bruderschafft der Zwinglianer oder Sacramentierer / mit den Prostierenden / kein mal hat können erlanget vnnd erhalten werden / sondern da die Prostierende / Chur / Fürsten vnd Stende / jhre Bekentnüs / welche daher auch noch biß auff diese zeit / genennet wirdt die Augspurgische Confession / allbereit vbergeben hatten / da haben allererst hernach auff demselben Reichßtag / die vier Stedte / Straßburg /(Vier Stedte.) Costnitz / Memmingen / Lindaw / weil dieselben damals nicht einerley Meinung mit den protestierenden Stenden vom
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(Anno 1530.) Abendmal deß HErren waren (wie auch Sleidanus vnd Lauaterus schreiben) jhre eigene besondere Confession / vermöge des Keiserlichen Außschreibens zum Reichßtage / vbergeben. Nun ist zwar derselbige achtzehende Artickel jhrer Confession / vom Sacrament deß Leibs vnd Bluts Christi / nicht richtig / sondern zu kurtz vnd schlüpfferig / vnd also gestellet gewesen / daß man jhn / vmb etlicher einuerleibter Puncten vnnd Wort willen / hat können auff gut Lutherisch deuten vnnd verstehen. (Slüpfferige Bekentnüs vom Abendmal.) Denn es stehet darinn / daß der HErr in diesem Sacrament seinen waren Leib vnnd Blut warlich zuessen vnd zutrincken gebe / zur Speise der Seele / vnd zum ewigen Leben / daß sie in jm / vnd er in jhnen bleibe. Item / Sie bethewren hoch / daß bey jhnen gar nicht / die heiligen Wort Christi / verkeret vnd zurissen / vnd nichts denn Beckenbrot vnd schlechter Wein / im Nachtmal gereichet werde. So wirdt auch Doctor Luthers lehr vom heiligen Abendmal / wie die in der Augspurgischen Confession verfasset / in der vier obbemelten Stedten bekentnüs / nicht angegriffen / gestraffet / noch verworffen. Hergegen aber sind etliche Punct vnnd Wort darinn gewesen / darunter sich die Zwinglianer haben können verkriechen vnnd behelffen / daher es bey vielen / sonderlich bey den politicis, allerley disputierens verursachet hat / wie Sleidanus lib. 7. solches widerholet / vnnd spricht / daß die vier Stedte / in jhrer Confession vom Abendmal deß HERREN / nicht einerley meinung mit den Sachsen vnnd jhren verwandten / gehabt / Vnd wie / vnd warumb die Protestierende denselben Artickel nicht billichen / noch für recht halten können / oder wollen / wirdt ordentlich hernach in der Historia folgen. Vnnd Lauaterus schreibt selbs / daß auch Zwinglius bekant habe / daß jhme dieselbige / der vier Stedte Confession / vnd jhre darauff erfolgete Apologia / nicht vbel gefallen habe / aber doch gleichwol nicht sicher geachtet / daß er sie schlecht admittieren vnd zulassen solte.
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Die Papisten aber haben sie in jhrer Confutation stracks für(Anno 1530.) Zwinglisch gehalten vnd erkandt. So haben auch die von Memmingen vnd Lindaw hernach in offenem Außschreiben bekandt / daß Anno tausent / fünff hundert vnd dreissig / jre Prediger Sacramentierisch oder Zwinglisch gewesen. Darauff hat baldt Bucerus / auch noch in werendem Reichßtag(Bucer suchet vergleichung.) / seine Conciliationes vnnd Vergleichung gesuchet / fürgeschlagen / vnnd angefangen. Aber da zwischen ist mit fürgefallen / daß Zwinglius seine eigene besondere Confession gestellet /(Zwingels Confession.) so zu Zürich den dritten Julij / Anno 1530. Lateinisch vnnd Teutsch getrucket / vnnd baldt gegen Augspurg kommen ist / von wölcher des Zwingels Confession Philippus an Lutherum also(Philippus Melanthon helt Zwin glium für ein vnsinnigen Menschen.) schreibet: Zwingel hat eine getruckte Confession hieher gehn Augspurg geschickt. Ihr müsset schlecht sagen / der Mensch sey vnsinnig. Die alten Irrthumb / von der Erbsünde / vnd Brauch der Sacramenten / vernewert er gantz vnd gar / von den Ceremonien redet er gar Schweitzerisch / hoc est, barbarissime, grob vnd vnfletig / nemlich / er wolte / daß alle Ceremonien abgethan weren. Seine sache vom Nachtmal treibet er hefftig. Er wil daß alle Bischoffe vertilget werden. Ich wil euch ein Exemplar schicken / wenn ichs wider bekomme / denn / das ich gehabt habe / wird vnder den Fürsten vmbgetragen. Vnnd darnach an Bucerum schreibt Philippus: Zwingel(Schweitzerischer geist im Zwingel.) hat ein Bekantnus hieher geschickt / darinn er warlich nicht wil dafür angesehen werden / daß er von vnser Lehr vnnd Meinung schlechts mit Worten alleine discrepiere / oder sich absondere / so rumort er ohne not / auch in andern Artickeln. Es lesset sich ansehen / daß in diesem Menschen mehr ein Schweitzerischer / dann ein Christlicher Geist sey / der jhn hat angetrieben zu dieser so trotzigen Confession / etc. Auß derselben des Zwingels Confession / wollen wir fürnemlich / was zu der controuersia vom Abendmal des Herren
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(Anno 1530.) gehöret / hieher verzeichnen / weil die Handlung / so noch zu Augspurg / nach vberreichter Augspurgischen Confession / zwischen Bucero vnnd Capitone mit den protestierenden fürgelauffen / zum theil auß des Zwingels Bekantnus hergerüret / vnnd wie / worinn / vnnd warauff der status controuersiae Cinglianae (der gantze Handel vnnd Streit) damals gestanden / eigentlich eben auß des Zwingels Confessionen kan vnnd soll billich genommen werden. (Zwingels vngereimbte / abschewliche rede vnd meinung / von der Erbsünde.) Zwingels jrrige Wort an Keiser Carolum / von der Erbsünde / sind diese: Vnser Vatter Adam hat eine solche Sünde gesündiget / die warlich vnnd eigentlich Sünde ist / also daß seine Sünde ein Laster vnnd Missethat ist (scelus, crimen, & nefas.) Die aber von jm geboren sind / haben nicht also gesündiget / denn wölcher vnder vns hat den Apffel im Paradiß mit den Zeenen anbissen? Darauß nun folget / wir wollen es zugeben oder nicht / (velimus, nolimus) daß die Erbsünde / wie sie in den Kindern Adams ist / nicht eine Sünde ist / so man Sünde eigentlich nim̅t / wie jetzt gehöret / denn sie ist nicht eine Mißhandlung wider das Gesetz / vnd darumb ist sie eigentlich ein Brest (morbus) Kranckheit / vnd Eigentschafft. Brest / Denn wie Adam auß eigner Lieb sein selbs / gefallen ist / also fallen auch wir. Eigenschafft / denn wie er in Knechtschafft vnd Eigenschafft kommen / vnd sterblich worden ist / also werden auch wir Knechte oder eigen / vnd Kinder des Zorns geboren / vnd sterblich / etc. Vnnd bald hernach: Die Geburt / vnnd nicht das sünden / das die Menschen selbs begangen haben / zeucht vns dahin / daß wir feinde vnnd widerwertige Gottes sind. Item: Der Todt wirdt vns auff den Hals geleget / ob wir gleich nicht gesündiget haben / wie Adam. Wir müssen sterben / aber auß Adams Missethat / vnd auß vnser angeburt / vnd nicht auß vnser Sünde / so man eigentlich Sünde nennet / etc. Item: Nicht alleine die Kinder / so von Christlichen Eltern geboren werden / sondern auch
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der Vngläubigen vnd Heiden Kinder / werden freuentlich geurtheilet(Anno 1530.) / vnnd verdampt. Vnnd mich düncket / daß die vngöttlich vnd vbernemlich (praesumptuosè) thun / die sie (wegen der Erbsünde) verdampt schetzen. Diese Wort des Zwingels sind gar wider das Bekantnus / das er zuuor vngefehrlich bey einem halben jhar zu Marpurg gethan / vnnd sich mit eigener Hand vnderschrieben hat / da die Wort also lauten: Wir glauben / daß die Erbsünde vns von Adam sey angeboren vnd geerbet / vnd sey eine solche Sünde / daß sie alle Menschen verdammet / vnd wo Jesus Christus vns nicht mit seinem Tod vnd Leben zu hülff kommen were / so hetten wir ewiglich daran sterben müssen / vnd nicht zu Gottes Reich vnnd Seligkeit kommen mögen. Von der Kirchen Gottes schwermet Zwingel mit diesen(Zwingel dichtet dreierley Kirchen. 1 der vngleubigen Kinder. 2. der Christen in gemein. 3. eines jeden orts insonderheit.) Worten: Die erste Kirche Gottes / sind alle außerwöhlten zum ewigen Leben. Vnnd sind viel außerwöhlete / die dennoch den Glauben noch nicht haben / als Maria / Johannes / Paulus / da sie noch stummende Kinder waren. Die andere Kirch sind alle / die man Christen nennet / vnder wölchen doch viel verworffene sind / vnnd diß ist die empfindliche vnd eusserliche Kirche / von der eusserlichen Bekantnus wegen. Die dritte Kirche ist ein jede sondere Versamlung oder Gemeine. Vn̅ in der Kirchen (spricht Zwingel weiter) müssen getaufft werden / nicht alleine / die da glauben / sondern alle die / so bekennen / sonst dürffte man niemandt teuffen / weil man nicht weiß / ob der / so bekennet / Glauben habe / oder nicht. Von den Sacramenten setzt er: Ich weiß / daß alle Sacrament(Lösterliche Rede Zwingels von den H. Sacramen ten / Tauff vnnd Abendmal.) fern dauon sein / daß sie Gnad oder erlassung der Sünden geben / oder mit sich bringen oder außtheilen. Stat sententia. Dieses bekenne ich. Sacramenta als eusserliche ding / bringen nicht den Geist. Vnnd der Geist darff keines Fuhrmans noch Wagens / denn er ist selbst die Krafft vn̅ der Wagen. Item:
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(Anno 1530.) Die Gnade des Geistes wirdt nicht mit dem eintuncken (mersione in Baptismo) noch mit dem trincken im Abendmal / hergebracht. Item: Die Tauffe bringet nicht Gnade / sondern bezeuget der Kirchen / daß dem Gnade geschehen sey / der getaufft wirdt. Denn das Sacrament ist ein Zeichen der (zuuor) bewiesenen Gnade / ein sichtbare Gestalt / Form vn̅ Fürbild der vnsichtbaren Gnad / vnnd ein offen Zeugnus / daß vns eusserlich vnnd sichtbarlich zur Kirchen gesellet / etc. (Zwingel wil nur imaginatiuam prae fentiam Ckristi im Abendmal haben.) Vom heiligen Abendmal schreibet Zwingel also: Ich glaube / daß im heiligen Nachtmal der Dancksagung / der ware Leib Christi zugegen sey / im anschawen des Glaubens (contemplatione fidei) das ist / daß die / so Gott dem Herren dancksagen / vmb die gutthat / die er vns in seinem Sohn bewiesen hat / erkennen / daß er ware Menschheit an sich genommen / warlich gelitten / vnnd warlich vnsere Sünde mit seinem Blut abgewaschen habe / vnnd wirdt also alle sache / die durch Christum verhandelt ist / denselben Dancksagenden gleich als gegenwertig / ja im anschawen (Zwingel leugnet / daß der Leib Christi im Abendmal sey.) vnd trachtung des Glaubens (contemplatione fidei.) Aber daß der Leichnam Christi selbs / oder wesentlich (per essentiam & realiter) das ist / der natürliche Leib mit seinem Wesen / gegenwertig im Nachtmal sey / oder mit vnserm Munde vnnd Zeenen geessen (wie denn die Papisten / oder die / so hinder sich blicken auff die Aegyptischen Häfen / ollas AEgyptiacas) lehren / das verleugnen wir / vnnd das nicht allein / sondern wir sagen auch tapffer herauß / daß es ein Irrung ist / die wider Gottes Wort strebet / etc. Denn Christus / der die Weißheit vnd Mund Gottes ist / redet selbs also: Die armen werdet jr allweg bey euch haben / aber mich werdet jhr nicht allwege bey euch haben. Hie wirdt allein die Gegenwertigkeit des Leibes abgeschlagen / denn nach der Gottheit ist er allwege gegenwertig. Denn er ist allwege allenthalben / wie er denn mit einem andern Wort spricht: Ich werde bey euch sein biß zu end der Welt / zwar / nach der Gott / Krafft vnd Gnaden / etc.
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Es darff auch vnser widerpart sorgen nicht / da sie sagen /(Anno 1530.) die Menschheit sey allenthalb / da die Gottheit ist / oder aber die Person werde zutrennet / denn die meinung nimpt hin die ware Menschheit Christi. Denn nichts mag allenthalben sein / weder allein die Gottheit. Vnd daß die Menschheit an einem Ort sey / die Gottheit aber allenthalben / das zertheilet die Personen so wenig / als wenig es das Göttliche wesen zertheilet / daß der(Zwingels gleichnüsse vnd phantasey.) Sohn die Menschheit hat an sich genommen / etc. Wie der Sonnen Leib an einem Ort ist / aber jhr Krafft durchgehet alle ding. Vnd wie die Menschliche Seele vber das Gestirn hinauff / vnd in die Helle hinab langt / vnd doch deß Menschen Leib an einem Ort ist / also ist es mit dem Leib Christi. Item: Christus spricht / Widerumb verlasse ich die Welt / vnnd gohn zum Vatter. Hie stath das Wort / verlassen / etc. Wie er spricht: Bald werdet jhr mich nicht sehen. Vnd es were auch einem betrug gleich (pręstigium aleretur) wenn wir darauff beharren wolten / das sin natürlicher Leib gegenwertig solte sin / doch allein vnsichtbarlich.(Zwingel macht auß dem praesenti ein futurum, denn da der Text also stehet / Ego amplius non sum in mundo, Ich bin nicht mehr in der Welt / etc. da machts Zwingel also / Non amplius ero in mundo, Ich werde forthin nimmer in der Welt sein.) Denn warumb wolte er sich nicht lassen sehen / so er doch hie were? so er sich doch so offt nach der vrstend den Jüngern erzeiget hat? Er spricht / Es ist nütze vnd gut / daß ich hinweg gang. So er nu leiblich / natürlich hie were / so were es je nicht gut / daß wir jhn nicht sehen / etc. Item er spricht: Ich werde fürthin nimmer in der Welt sin / etc. Darauß kundbar ist / daß er nach Menschlicher Natur in der Welt nicht sein werde / etc. Vnd Lucas spricht: Er ist von jhnen hingewichen / vnd in den Himmel erhebet. Vnd saget nicht / Er ist verschwunden / oder hat sich vnsichtbar gemacht / etc. Vnnd Marcus / Der HErr ist in den Himmel empfangen (assumptus est in coelum) vnd sitzet zur Rechten Gottes. Saget nicht / er ist hie blieben / vnnd hat den Leib vnsichtbar gemacht. In Geschichten spricht Lucas: Er ist erhebet worden / vnnd haben sie zugesehen / vnnd die Wolcke empfieng jhn für jhren Augen. Hie hat jhn die Wolcke verdeckt / deß es nicht be
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dorfft (Anno 1530.) hette / wenn er allein das Gesicht verziegen hette (si solummodo aspectum sustulisset) vnnd aber sonst gegenwertig gewesen were. Es hette auch des erhebens vnd entziehen nicht bedorfft. (Zwingels Argumenta wider die Wort Christi vom Abendmal / welche noch heutigs tages der Schwermer Argumenta sind.) Daselbst spricht Lucas weiter: Jesus / der von euch empfangen ist in den Himel / wirdt gleich also kommen / wie jhr jhn habt gesehen in Himmel gahn. Was ist klerers? Er spricht: Von euch ist er empfangen / so was er je nicht bey jhnen / weder sichtbarlich noch vnsichtbarlich / nach der Menschlichen Natur. Wenn wir jhn nun sehen werden widerumb kommen / gleich wie er hinweg gangen ist / so werden wir wol wissen / daß er hie ist. Sonst aber sitzet er nach Menschlicher Natur / zur Rechten deß Vaters / biß daß er wider kommet zurichten die Lebendigen vnd die Todten. Der Engel sprach: Er ist erstanden / vnd ist nicht hie / sehend / das ist der Ort / da sie jhn hingeleget haben. Item: Jesus kam / da die Thüren beschlossen waren / vnd stund in mitten vnter sie. Was hette es hie kommens dürffen / wenn sein Leib allenthalben ist? aber ja vnsichtbar / wie sie sagen. Es were gnug gewest / daß / der sonst da was / sich nu gezeiget / vnd zukennen geben hette / vnd hette kommens nicht dörffen. Item / Daß aber der natürliche wesentliche Leib Christi / mit vnserm Munde nicht gegessen werde / hat er selbst gelehret / da er den Jüden / die von dem leiblichen essen seines Fleisches zancketen / also sagt: Das Fleisch ist gar nichts nütz / ja natürlich zuessen / aber Geistlich zuessen ists viel nütze / dann es bringet das Leben. Was auß dem Fleisch geborn ist / das ist Fleisch / vnnd was auß dem Geist geborn ist / das ist Geist. Wen̅ nun der natürliche Leib Christi mit vnserm Mund gessen würde / was solte auß dem Fleisch / das natürlich geessen wirdt / anders / weder Fleisch werden? Vnd damit diese rechnung niemandt leicht düncke (ne leue videatur alicui argumentum) so höre den andern theil / was auß dem Geist geboren wirdt / das ist Geist. Darauß folget /
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was Geist ist / das muß auß Geist geboren sein. Ist nun das(Anno 1530.) Fleisch Christi heilsam der Seel / so muß es geistlich gessen werden / nicht leiblich. Vnnd diß dienet auch zur Sache der Sacramenten (ad sacramentorum materiam) daß Geist von Geist geboren wirdt / vnd von keinem leiblichen dinge. Paulus berichtet vns / daß er habe Christum etwa bekennet nach dem Fleisch / so kenne er doch jhn nimmer nach dem Fleisch. Mit den orten werden wir gezwungen zuuerjehen / daß die Wort / Das ist mein Leib / nicht natürlich / sondern bedeutlich / müssen genommen werden / gleich als die: Hoc est Passa, das ist der Vberschritt / denn das Lamb / das man jhärlich aß / vnd das hochzeitlich Fest (feriarum celebratio) waren nicht der Vberschritt / sondern es bedeutet das fürgahn (praeteritionem & saltum) oder Vberschritt / der vor zeiten beschehen was. Darzu dienet auch das nachkommen (successio) daß das Nachtmal nach dem Lamb kommen ist (quod agno successit coena) denn Christus brauchet gleiche Wort / vnnd zusammen setzung der Wort (compositionem verborum, etc.) Darzu dienet auch die Eigenschafft aller gedechtnüs / die behalten den Namen deß / dessen sie gedechtnüs halten / als wie die Athenienser genant haben , schuldlüffterung (leuationem oneris seu debiti,(.) leichterung der schulden) nicht daß alle jhar die schuld geringert würde / sondern das Solon ein mal gethan hat / das preisen sie für vnd für / vnnd halten jhr gedechtnüs mit dem Namen dessen / das einmal geschehen / rei ipsius nomine. Also wirdt der Leib vnnd Blut Christi genennet / das / das doch allein ein Symbolum vnd Zeichen deß Leibs vnd Bluts Christi ist. Nun folgen auch argumenta. (1.) Wie der Leib mit geistlichen dingen nicht mag gespeiset werden(Zwingel gibt klug keit für / in Göttlichen Sachen / vnd füret Christum zur Schul.) / also mag auch die Seele nicht mit leiblichen dingen gespeiset werden. Wirdt nu der selbs natürlich Leib Christi gessen / so frage ich / ob er den Leib oder die Seele speise? den Leib aber speiset
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(Anno 1530.) er nicht / ergo, so muß er die Seele speisen. So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die Seele Fleisch / vnnd bleibet das nicht war / daß Geist allein auß Geist geboren werde. (2.) Ich frage / was der natürliche Leib Christi geessen nütze? Antworten etliche / Er bringet vergebung der Sünde. Wenn das war ist / so haben die Jünger verzeihung der Sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene Leib (comestum corpus) die Frucht vnnd Krafft deß leidens Christi außtheilet / wie sie fürgeben / so folget / daß die Frucht deß leidens Christi vnd seiner Erlösung / außgetheilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andeee vngelehrte sagen / der natürliche / leibliche geessene Leib / den Leib deß Menschen speiset zur Aufferstehung / so wirdt er noch viel mehr vnsern Leib gesund machen / vnd von Kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser Leib werde mit dem Leib Christi gespeiset zur Aufferstehung. Denn er wil anzeigen / daß die Hoffnung vnser Aufferstehung bekrefftiget werde / durch die Aufferstehung Christi. En lepidum tropum. (3.) So der natürliche Leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben ist / so ist noth / daß sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er damals passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest. Ergo, so müssen sie den Leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser widerpart saget / sie haben wol denselben Leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnnd leiden / sondern wie er nach der Aufferstehung war. So sage ich widerumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene Leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vnd den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige Leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnnd weil er den Todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollen leiden / sondern hette sich an das / wölches vn
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tödlich war / gehalten (corporis ista dote vti, qua indolens erat)(Anno 1530.) vnnd were also sin Liden vnd Sterben nicht warhafftig geschehen / sondern nur ein schein vnd hypocrisis gewest / dadurch denn Marcion fein würde widerumb herein geführet von diesen Andabatis, blinden Schirmern / etc. Ambrosius schreibet vber die Wort Pauli (Ihr solt den(4.) Todt des Herren verkündigen.) Dieweil wir mit dem Todt des Herren erlöset sein / sind wir dessen eingedenck mit dem essen vnd trincken / bedeutend das Fleisch vn̅ Blut / die für vns auff geopffert sind. Augustinus spricht / Der Leib Christi / der von todten aufferstanden(5.) / muß an einem ort sein / oportet in vno loco esse. Vnd ob gleich gelesen wirdt / potest in vno loco esse, so ist doch das potest falsch. Augustinus aduersus Adimantum, cap. 13. sagt / Der Herr(6.) hat gesaget / Das ist mein Leib / da er das Zeichen seines Leibes gehabt. Die Alten haben allzeit symbolicè zeichenlich vnnd bedeutlich(7.) geredt / wenn sie vom essen des Leichnams Christi geredt haben / als wenn ich sagte: Die Lilie dörret oder wächset für den König auß Franckreich / dem gehet auff vnnd abe / denn die Lilien ist sein Zeichen / also auch hie / etc. Wie das Brot den Leib enthelt / vnd der Wein sterckt vnnd macht frölich / also macht das Sacramentliche esse die Seele gewiß von der Barmhertzigkeit Gottes / daß er seinen Sohn gegeben / etc. Eben damals hat Zwingel auch wider D. Ecken / von dem(Zwingel schreibt an die Fürsten gen Augspurg / wider Doctor Ecken.) er war angegriffen / an die Fürsten gehn Augspurg geschrieben / vnnd erstreiten wollen. Erstlich / daß die Sacramenta nicht außtheilen einige Gnad. Zum andern / daß im Abendmal der ware natürliche Leib Christi nicht geessen werde / ob er gleich darin gegenwertig sey / auff zweierley Meinung. Erstlich / contemplatione fidei, im anschawen des Glaubens. Zum andern / propter
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(Anno 1530.) symboli actionem, sacramentaliter, & in mysterio, zum Zeugnus / daß Christus ware menschliche Natur an sich genommen / vnnd sein Leib hiemit bedeutet werde / vnnd seiner gedacht werde / Gleich als wenn ein Haußuatter / der vber Land wil reisen / zu seinem Weibe spricht / da hastu mich deinen Mann / vnnd gibt jhr seinen Ring / dabey soll sie seiner eingedenck sein / ob er schon fern abwesend ist / etc. So weit haben wir des Zwingels abschewliche Rede vnnd Meinung / dafür ein Christlich from Hertz offtmals erschrecken muß / erzelen wollen / auff daß man den statum vnd gantzen Handel des leidigen Sacramentierischen Streits recht ansehen vnd behalten könne. (Zwinglianer sind von der Augspurgischen Confession abgesondert.) Was aber zu Augspurg hernach zwischen den Protestierenden vnnd Zwinglianern ferner gehandelt worden / dauon wollen wir auß öffentlichen Acten auch hieher kürtzlich etwas verzeichnen. Dieweil die Zwinglianer weder in die Bruderschafft genommen / noch zur gemeinen Subscription der Augspurgischen Confession kondten zugelassen werden / wölche nun dem Keiser vberantwortet war / hat Martinus Bucerus nicht nachgelassen (Butzer gibt abermals für / es sey nur ein Wortgezäuck / vnnd begert ein Gesprech.) anzuhalten vmb Vereinigung vnnd Vergleichung mit den vnsern. Vnnd hat sonderlich fürgewand / es were kein Streit zwischen vnsern vnnd jhren Kirchen / was den Handel des Nachtmals des Herrn an jhm selbst betreffen thete / sondern were nur ein Wortgezäncke / darinn es zuthun sey vmb etliche sonderbare Reden / vnnd köndte die sache durch ein Christlich Gesprech wol erörtert werden. Vnd weil Bucerus / Capito / Blarer / vnnd andere anhielten / hat Johan Brentz mit jhnen geredt / aber von der andern wegen sich nicht eingelassen / sondern allein trewlich zu referieren sich erboten. Als sie aber sonderlich darauff gedrungen / daß Philippus vnnd die andern / mit jhnen semptlich reden vnd schliessen möchten / hat jnen Philippus mit folgendem schreiben seine Meinung zuuer stehen geben.
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Philippus Melanthon Martino(Anno 1530.) Bucero vnd seinen mituerwandten.
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Brentius hat mir den innhalt ewerer mit jhm gehabten vnderredung / angezeiget / ich hette auch keine beschwerung(Philippus erkläret sich / daß ers mit den Zwinglianern nicht halte / noch sich mit jnen in ein Gesprech einlassen könne.) mit euch gegenwertig zureden / wenn ich jetzund nicht durch andere Gescheffte gehindert würde. Denn jr solts gewißlich dafür halten / so ich etwa ewer Lehr nicht allerding für recht halte / daß ich gleichwol ohne alle Verbitterung / vnnd ohne Haß / anderer Meinung bin. Mich düncket / es sey weder dem gemeinen besten zutreglich / noch meinem Gewissen zurhaten / daß ich vnsere Fürsten mit ewerer verhasseten Lehr beladen solte / die ich weder mir selbst noch andern für recht vnnd warhafftig darthun kan / als die wider der gantzen Kirchen Zeugnus ist. So fern jhr aber schrifftlich mit mir conferieren wollet / so solt jhr gewißlich wissen / daß ich ewere Brieffe also verwaren wil / daß euch keine Gefahr darauß entstehen soll. Zwinglius hat ein Bekantnus hergesand / darinn er warlich(Zwingel hat kein Christlichen Geist.) nicht wil dafür angesehen sein / daß er allein mit Worten anders lehre denn wir. So rumoret er ohne not / auch in andern Artickeln. Es scheinet daß mehr ein Schweitzerischer / denn ein Christlicher Geist sey / der jhn eine solche trotzige Bekentnus zuschreiben angetrieben hat. Ich wolte gantz gerne / daß der Streit von des Herren Abendmal / köndte beygeleget vnd gestillet werden. Vnd wil / so jhr hieuon mir etwas schreiben wollet / gern antworten. Datum den 23. Julij. Als aber vnder den vnsern in Rhat gestellet / ob sie mündlich in weniger Person beysein / mit dem andern Theil von der gantzen sachen Vergleichung handeln solten / oder ob es füglicher durch schrifftliche Erklärung / die man behalten vnnd darauff fussen köndte / geschehen möchte: Haben sie bedencken gehabt /
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(Anno 1530.) in solche mündliche vnderredung zu willigen. Vnd dieweil Bucer bey dem Churfürstlichen Sächsischen Cantzler D. Brücken / bey Ehrn Johann Brentzen vnd andern fürgeben / wie es allein ein Wortgezänck zwischen jhnen vnnd den Lutherischen were / so sie doch sonst der Hauptsachen einig: Ist für thatsam angesehen / daß dem Bucer der Hauptstreit / oder die Hauptpunct / darinn der gantze Streit beruhet / auff das allerkürtzest / schrifftlich solten zugeschickt werden. Damit / wo er sich drauff richtig erklärete / weiter / was der sachen notturfft erfordert / darinn fürgenommen / vnnd auff eine gründliche Einigkeit gehandelt möchte werden. Solche Artickel sind durch Philippum Melanthonem Lateinisch gestellet / vnd durch den Cantzler D. Brücken dem Bucer zugesandt. (Philippus schreibet Artickel vom Abendmal / die dem Butzer vnnd andern Sacramentierern zugestelt worden / jhre antwort darauff zuthun.)

Artickel / darinn die Zwispalt von der Gegenwertigkeit des Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal zwischen D. Luthern vnnd des Zwingels Mituerwandten / fürnämlich beruhet. Von D. Brücken Churfürstlichen Sächsischen Cantzlern dem Bucer zugestellet.
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(Die Sacramentierer machen den Leuten nur ein blawen Dunst für die Augen.) Bucer vnd die seinen / halten schlechter ding dafür / daß der Leib Christi im Him̅el sey / vnnd nicht mit dem Brot oder im Brot / wesentlich gegenwertig sey. Sagen gleichwol / daß der Leib Christi warhafftig zugegen sey / aber durch beschawung des Glaubens / das ist / in Gedancken (imaginatione) also daß er mit Gedancken gegenwertig gebildet werde. Das ist schlecht vnd einfeltig jhre Meinung. Sie machen den Leuten einen blawen Dunst für die Augen / damit / daß sie sagen / Christus sey warhafftig zugegen. Vnd setzen gleichwol dazu / durch beschawung des Glaubens / das ist / in Gedancken / damit sie wider leugnen die wesentliche Gegenwertigkeit.
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Wir lehren / daß der Leib Christi warhafftig vnnd wesentlich(Anno 1530.) gegenwertig sey mit dem Brot / oder im Brot. Vns dünckt(1. Butzer handelt hinderlistig.) aber / daß Bucer hiemit hinderlistig handelt / wenn er sagt: Wir sein in diesem Artickel miteinander eins / nemlich / dieweil wir die Transubstantiation oder verwandlung deß Brots / sämptlich verwerffen / vnd sagen / Brot bleibe. Wiewol wir sagen / daß der Leib Christi wesentlich zugegen(2. Christi Leib ist wesentlich / nicht aber reumlich / im Abendmal.) sey: So sagt doch D. Luther nicht / daß er localiter, reumlich in einer grösse vnd vmbschrieben / da sey: Sondern auff die weise / wie die Person Christi / oder der gantze Christus bey seiner Kirchen vnd allen Creaturen gegenwertig ist. Hierauß folgert Bucerus / wenn Christi Leib auff diese(Buceri imaginatio.) weise zugegen ist / wie der gantze Christus bey allen Creaturen gegenwertig ist: so folget / daß der Leib Christi / nur an einem ort reumlich sey. Vnnd daß alle andere dinge / dieweil sie andere vnterschiedne vnd weit abgelegene örter haben / nicht wesentlich dem Leib Christi gegenwertig sein / sondern obiectiuè. Also disputiert er / daß die Gegenwertigkeit nur darinn stehe / daß sich einer mit Gedancken den Leib Christi als gegenwertig bildet. Aber Bucerus betreugt sich / vnnd andere / mit dieser imagination,(Warhafftige vnd wesentliche gegen wart deß Leibs Christi im Abendmal.) Denn er nimmermehr die wesentliche vnnd warhafftige Gegenwertigkeit deß Leibs Christi im Brot zuleßt. Nu müssen wir bekennen / daß es eine warhafftige vnnd wesentliche Gegenwertigkeit sey / vnd sollen nicht disputieren / ob es eine reumliche / oder anderer Art Gegenwertigkeit sey. Auff diese Artickel / so wir kürtzlich vnnd in einer summa erzehlet haben / hat D. Bucer / dem Churfürstlichen Sächsischen Cantzler / D. Brücken / mit folgendem Schreiben geantwortet: Ich dancke E. Achtb. Daß sie mir eine antwort vom Philippo(Butzers autwort.) erlangt hat. Aber wenn er meine meinung recht vernemen
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(Anno 1530.) vnnd erwegen wollen / hette er nicht dörffen dazu setzen / daß ich hinderlistig den Leuten / einen Blawen dunst für die Augen machte / vnnd anders redte / als ichs meinete: Dieweil er vnd die seinen auff die warhafftige Gegenwertigkeit deß Leibs Christi dringen. Das hab ich lange wol gewust / vnnd so ichs zuuor nicht gewust / hette ichs doch zu Marpurg von jhm in D. Luthers Zimmer vernemen können / da er eben das jenige / so er hie schreibt / mir vnter Augen sagte. Aber dauon disputiere ich jetzund / daß eben die Gegenwertigkeit deß Leibes Christi / dauon sie lehren / die ohne alles auff vnd abfahren / vnd ohne allen raum / bestehen köndte / wie D. Luther in seinem bekentnüs helt (wenn schon Christus reumlich im Himmel were / etc.) keine andere Gegenwertigkeit sey / denn die wir durch beschawung deß Glaubens (contemplatione fidei) haben. Denn sie lehren / daß durch das Wort der Leib Christi ins Abendmal gebracht / vnd durch den Glauben genossen werde. Was kans für eine andere weise der Gegenwertigkeit sein / da viel vnterschiedene örter der Person Christi zugleich als ein pünctlein gegenwertig sein / wie sie in den Artickeln / so mir E. Achtb. zu geschickt / bekennen. Aber was darffs viel Wort / M. Philippus bekennet / daß der Leib Christi / also mit dem Sacrament sey / wie vns Christus nach diesen seinen verheissungen / gegenwertig ist: Wir wollen Wohnung bey jhm machen. Ich wil mitten vnter jhnen sein. Ich bin bey euch biß zur Welt ende. Item / Christus wohnet in euch / Das bekennen wir auch / vnnd verstehen die jetzt angezogene Sprüche / wie sie von den H. Vätern verstanden sind. Dieweil nun M. Philippus der Vätter authoritet so hoch helt / was ists wunder / daß mich düncket / daß er / so viel die Sache an (Bucerus ist der meinung / der auch Oecolampadius ist.) jhr selbst belanget / mit vns vberein stimme? Denn das sage ich noch einmal / vnnd mache darumb den Leuten keinen blawen dunst vor die Augen / daß die Wort contemplatione fidei, durch
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anschawung deß Glaubens / vns viel mehr als ein bloß gedechtnüs(Anno 1530.) deß abwesenden Christi bedeute / welches auch Oecolampad in seinem Dialogo gnugsam bezeuget. Mich nimpt aber wunder / warumb man damit nicht zu Frieden / daß ich geschrieben habe / die vnseren strecken aber solche Gegenwertigkeit viel weiter / als die durch das vnfeilend Wort Gottes / vnnd gewaltige Wirckung deß H. Geistes / bestehet: Dieweil sie doch selbst also reden / daß der Leib Christi durchs Wort ins Abendmal gebracht werde / vnnd die Vätter hin vnnd wider / daß Christus durch die Krafft deß H. Geistes gegenwertig were / bezeugen. So ich nu hie die Gegenwertigkeit allein von der Krafft vnnd Wirckung vnd vom H. Geist verstehe: So müssen sie eben dasselbige auch verstehen / dieweil sie eben dieselbige Wort brauchen: Aber was darffs viel Wort? hat doch Oecolampadius gnug vnnd vberig gnug bezeuget / daß vns auch der ware Leib deß HERRN im Abendmal gegenwertig gereichet werde / aber also / wie es Chrysostomus vnd andere Vätter gegleubet haben / allein der Seelen vnd dem reinen hertzen / das in den Himmel durch den Glauben erhaben ist. Wir gleuben auch / daß Gott alle ding müglich ist / dieweil(Butzer helt sich nur an die reumliche gegenwart des Leibs Christi an einem gewissen ort im Himmel.) aber die H. Schrifft / den leib Christi / so wol nach der aufferstehuug / als zuuor / allzeit nur an einem ort / leiblich / vnd nimmer in vielen örten zugleich / beweiset: So kan ich auch nicht anders dauon halten / daß der Leib Christi nirgend anders als reumlich sey / ist nicht vnsere meinung: man verstehe dann (etwa sein) nach eigenschafft eines leibs. Denn wir bekennen / daß der ware vnd gantze Christus allenthalben sey / wo Christen sind / denn er wohnet in jhnen. Daß er aber leiblich an einem ort sein solte / vnd doch nicht raum geben oder nemen / das sagen wir / sey wieder die Natur vnd Eigenschafft eines waren Leibs.
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(Anno 1530.) Also sagen wir / daß wider die Natur eines waren Leibs ist / (Das einige Argu ment Bützers vn̅ der Sacramentierer ist: Es ist wider die Natur eines Menschlichen Leibs. Ergo so ist der Leib Christi nicht jm Abendmal.) zugleich an vielen orten sein / wie Augustinus, wie Thomas, wie Bonauentura, vnd viel andere / die niemandt jemals / souiel diese meinung belangt / anders als rechte Lehrer gehalten hat. Diese Wort Augustini, daß Christus an einem Ort deß Himmels / von wegen eines waren Leibs Eigenschafft / sey / die gleuben wir war sein. Vnd daß er auff die weise / wie er im Himmel ist / zugleich auch anderßwo im Brot / oder mit dem Brot sein solte / dasselbige pflegen wir nach der Schrifft / mit allen Vättern vnd Schullehrern zuuerneinen. Dieweil aber dieses S. Augustini meinung ist / dauon wir nicht ein Haar breit weichen / vnd M. Philippus denselben / als der es mit jhm vom heiligen Abendmal eintrechtig halten sol / erkennet. Darumb daß er offt sagt / daß im heiligen Abendmal der Leib Christi warhafftig zugegen sey: Wie kömpt es denn / daß sie vns nicht dafür erkennen / daß wir mit jhnen eintrechtig hierinn halten / da wir eben dasselbige / (Butzer wil es mit D. Luthero nicht halten / vnd spricht doch / sie sein einer meinung / vnd es sey nur ein Wort gezenck.) wie Augustinus, bekennen? Was die Eigenschafft deß Leibes Christi antrifft / da bekenne ich / daß wir es mit etlichen / die D. Luthers meinung vertheidigen / nicht halten / wissen aber nicht / obs auch M. Philippus, mit denselbigen halte. Habe jetzund allein vom Streit deß Abendmals reden wollen. Wir gleuben / daß Christi Wort vom Abendmal warhafftig sind / vnnd bekennen / daß Christus also gegenwertig sey / wie die Wort lauten / wie die von alten Vätern verstanden sind / nemlich / warhafftig vnd wesentlich. Was haben denn die ewern für Vrsach / darumb sie vns verwerffen? Aber von Eigenschafften der Menschlichen natur in Christo / vnd von seiner Auffahrt in Himel / gleuben wir / wie die heiligen Väter / so viel derselbigen noch verhanden sind / alle dauon geschrieben / vnd die Schullehrer jhnen gefolgt haben. Mit denen stimmen etliche auß den ewern nicht vberein. Dieweil sie aber dieselbige nicht darumb
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für vnchristen halten / warumb haben sie denn mit vns auch nicht(Anno 1530.) hierin gedult? Da sollen aber E. Achtb. nicht an zweiffeln / daß die heiligen Vätter / ettlicher allhie / als ewers theils Meinung gantz nicht geduldet hetten / wie jhre Schrifften bezeugen / habe auch nicht zweiffel / wo dieser Streit vom Abendmal nicht eingefallen / daß sie auch auff dieselbige Meinung nimmermehr würden kommen sein / denn ja D. Luther viel anders in seiner Postill von diesem Artickel gelehrt hat / wölches sein bestes Buch ist. Daß aber E. Achtb. schreiben / es dünckte sie beschwerlich sein / wenn solche grosse Vneinigkeit / allein von einem Wortgezäncke herfliessen solte / das ist eines Christlichen Gemütes anzeigung / aber es ist leider vor zeiten auch also viel heiligen Leuten begegnet. Daß aber die vnsern / von dieser sache jetzund nicht mehr also reden / wie sie vor der zeit gesedt haben: Soll E. Achtb. nicht wunder nemen / denn zuuor der gemeine Pöbel viel vngehewres dings geglaubet / vn̅ dem Brot zugeschrieben hat / was dem Herren Christo gebüret. Da haben die vnsern erstlich allein wider des gemeinen Volcks Irrthumb / vnd Aberglauben geschrieben / aber dieweil man meinet / daß sie dem Carlstad darinn zufielen / vnnd D. Luthern abfielen: hat D. Luher vnnd andere wider sie geschrieben / wölche Schrifften / daß sie billich von den vnsern / sonderlich in dem Verstand / wie sie der Pöbel annam / widerleget sein / das wirdt E. Achtb. mit allen Gottseligen einmal selbst erkennen. Es reden auch die letzten Schrifften Lutheri vnnd Brentij reiner vnnd bedechtiger / von diesem Geheimnus / als die ersten. Darumb nicht wunder / daß auß den letzten Schrifften mehr Einigkeit zuspüren ist. Aber es hat dem Herrn also gefallen / daß wir jetzund also miteinander streitten sollen. Es wirdts aber der tag einest geben / wölcher Theil Christi Ehre reiner verfochten / vnd Christo rechtmessiger nachgefolget sey / dem dancke
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(Anno 1530.) ich / daß er mich alle Mittel / so zu Einigkeit jmmer dienstlich sein möchten / hat versuchen lassen. Der wirdt auch verhoffentlich geben / daß ich in meinem Leben oder Todt bezeuge / daß ich Christi Meinung warhafftig gefolget habe. Die ewern mögen zusehen / wölchem Geist sie folgen / da sie mit vns sich zu vnderreden wegern / vnnd vns viel mit vngrund aufflegen / das niemand darthun kan. Christus wolle E. Achtb. vnnd die Euangelische Fürsten / zu seines Namens Ehren erhalten / vnd geben / daß jhr einmal in vns vnnd dieser gantzen sachen / was Christi ist / erkennet. Wenn er das gibet / werdet jhr bekennen / daß wir nichts vnrechts hierinn geglaubet oder gelehret haben. Vnder des wolte ich / daß ewre gelehrten so auffrichtig weren / daß sie vns nicht anderer Lehr vnnd Practiken beschuldigten / denn sie wissen daß war ist. E. Achtb. wollen diß schreiben für gut auffnemmen. Denn Christus weiß / daß ich solches keiner andern Vrsache / denn zu außbreitung der Ehre Christi geschrieben. In wölchem E. Achtb. an Leib vnnd Seele gesund vnd selig leben / vnnd mich jhr im Herrn befohlen sein lassen wolle. Datum Augspurg 1. Aug. Anno 1530. Nach dem aber auff die zeit nichts endlich darinn geschlossen / daß vnsere / den Bucer vnd seine Gesellen / für Brüder erkennen wollen: Vnnd aber doch nicht desto weniger Bucerus stets drauff beharrete / daß seine vnd D. Luthers Meinung / im grund (Bucer schreibt an D. Lutherum.) einig were / ob schon in Worten vnd Form zureden eine vngleichheit scheinete: Ist für gut angesehen / daß Bucer selbst an D. Luthern schreiben / vnd jhm seine Meinung erklären wolte. Desselbigen schreibens gedenckt Philippus in seinem Brieff an Lutherum / des Anfang ist: Per Cyriacum plura, &c. im getruckten Tomo 1. Epist. folio 24. mit diesen Worten: Bucerus schreibt euch von des Herrn Abendmal / vnd wil vnsere Meinung dauon annemmen. Er helt / daß der Leib Christi im Brot zugegen sey / das ist die summa. Ich hatte jhm propositiones fürgeschrieben /
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aber er hat auß gutem bedencken seine eigene propositiones an(Anno 1530.) euch gesandt. Darauff antwortet D. Luther in einem Brieff an Philippum / des Anfang ist: Vtinam vos breui, &c. mit diesen wenig Worten: Ich antworte dem Bucero nichts / denn du weissest / daß(D. Lutherus hat kein gefallen an des Butzers Griffen.) ich solche verschlagene Griffe vnd Boßheit von Hertzen meide / vnd gefallen mir solche Leute nicht. Nicht desto weniger (weil nun fürnemlich / vnnd fast allein vom Abendmal des Herren / zwischen Luthero vnnd etlichen andern / der Streit war / wölche Vneinigkeit den Papisten sehr lieb / den andern aber sehr leid /) ist Bucerus bald hernach / noch vor Außgang des Reichßtags / mit vorwissen des Churfürsten zu Sachsen / vnnd seiner Obrigkeit / selbst zu D. Luthern gehn Coburg gereiset / vnnd wie diese(Butzer berreiset selbst zu D. Luthero gehn Coburg.) Zwiespalt beizulegen / vnnd Christliche Einigkeit widerumb gestifftet möchte werden / mit jhm gehandelt. Vnd hat sich damals zugetragen / daß D. Lutherus im Schloß zu Coburg ein Fledermauß / so in sein Gemach geflogen / angehefftet / vnnd nach jhr geschossen / sie getroffen / vnnd da er das Pöltzlein herauß gezogen / zugleich auch das Hertz der Fledermauß mit genommen / vnnd zu M. Veit Dietrichen gesprochen / Vite, du wirst sehen / daß solches etwas noch heut diesen tag bedeuten wirdt / daß ich der Fledermauß das Hertz getroffen habe: Eben denselben tag kömmet Bucerus gefahren / vnd lest sich bey D. Luthero angeben / Da so bald D. Lutherus M. Vitum Dietrichen erinnert hat / Sihe da / Vite, ich wil der Fledermauß das Hertz treffen / wölches auch geschehen / vnnd hat Bucerus von D. Luthero gleichwol ein gar Christliche / glimpffliche / friedfertige / vnd nit eine vnebne Antwort bekommen (responsum non incommodum) wie es Sleidanus lib. 7. nennet / also daß er auch bald hernach zu Oecolampadio vnd Zwinglio / eben der Vrsach halben / gereiset. Es ist aber durch allerhand fürgefallene hinderung solche Einigkeit dazumal verblieben.
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(Anno 1530.) Es hat aber dennoch Zwinglius (wie Lauaterus schreibet) dem Bucero geantwortet / es solte jhm gerechte / billiche Friedshandlung nicht entgegen sein / aber er hielte nicht dafür / daß Lutherus von seiner Meinung / so er einmal gefasset / würde abzubringen sein / Derwegen möchte sich Bucerus wol fürsehen / daß er nicht vergeblich mühe / arbeit vnd vnkosten / drauff wendete. Es haben auch die Abgesandten der Protestierenden vom Reichßtag den Fürschlag Buceri von seiner Pacification / Conciliation (Der Prediger zu Nürnberg schrifft liche berhatschlagung / wider die Zwinglianer / daß man sich mit Gott vnd gutem Gewissen / mit jhnen in kein Gesprech / ver trag / noch bündnus einlassen könne.) vnd Vergleichung / jhren Herrn vnd Obern / ferner vnd fleissiger zuerwegen vnd zuberhatschlagen / vndergeben / darauff auch im selben jahr die Prediger zu Nürnberg einen Rhatschlag vnd bedencken / an einen fürsichtigen / weisen Rhat gestellet / wölches bey den Fürstlichen Sächsischen Cantzeleyen verhanden / vnd also lautet. Fürsichtige / erbare / weise / günstige liebe Herrn / E. E. W. haben vns durch jhren Rhatschreiber lassen anzeigen / wie daß etliche tapffere Stände vnnd Personen / den Zwingel vnnd seine fürnembsten Anhänger vnd Mituerwandten / in dem Verstand des heiligen Abendmals des Herrn / vom Irrthumb abzuwenden / durch eine öffentliche Disputation / oder ein sonderlich Gesprech sich solten willens sein zubemühen / vnd derhalben an vns begeret / vnser gutbedüncken / ob es gut / fruchtbar vnnd zuthun sein würde / schrifftlich anzuzeigen. Derhalben sein wir nach fleissigem nachdencken zusammen kommen / vnnd einhelliglich / auß mancherley bewegung vnnd wichtigen Vrsachen / für gut angesehen / daß man / so viel sich jmmer leiden kan / solches fürnemmens soll müssig gehen / vnd das auß vrsachen / wie hernach folget. Erstlich / dieweil der heilige Paulus zu Tit. 3. spricht: Einen ketzerischen oder abtrünnigen Menschen vermeide / wann er einmal vnd abermal vermanet ist / vnd wisse / daß ein solcher verkert ist / vnd sündiget / als der sich selbst verurtheilet hat.
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Daß aber der Zwinglj / vnd was seiner meinung anhanget /(Anno 1530.) Ketzerisch vnnd abtrünnig sey / ist öffentlich am tage / denn sie(Zwinglianer sind Ketzer vnd abtrünnige Leute / lassen sich durch Gottes Wort weder weisen / noch lencken.) nicht alleine für etlichen tagen anders gegleubt vnd gelehret haben / denn jetzo / sondern auch jhre jetzige Lehr ist wider das öffentliche / vnleugbare Wort Gottes / durch drey Euangelisten vnd Paulum bezeuget / vnd sie können noch wollen keinen Grund noch Vrsachen auß der heiligen Schrifft anzeigen / daß man solche Wort anders verstehen muß / wiewol das in mancherley wege von jnen gefordert ist worden / sondern gehen allein mit der blinden Vernunfft vmb / also / daß jhre Vrsachen vnd Argument viel mehr beweisens dörffen / denn die Heuptsache selbst / wie öffentlich am tage ist / allen / die jhre Schrifft fleissig lesen. So(Zwinglianer sol man meiden vnd neiden / als ruchlos.) hat vns ja der heilige Geist durch Paulum vnterrichtet / wie wir vns gegen jhn halten sollen / nemlich / sie meiden / vnnd nicht mit jhnen disputieren / derhalben nicht noth noch nütze ist / auß fürwendung deß scheins der Liebe vnd der hoffnung / daß sie möchten gebessert werden / sich gegen jhnen einzulassen. Denn sie sein durch öffentliche außgegangene Schrifften nicht einmal oder zweymal / sondern offtmals vermanet vnd vberwunden / vnd verharren doch in jhrem jrrthumb. Erforderte nu das die Liebe / daß wir vns weiter gegen jhnen solten einlassen / so würde freylich der heilige Geist / der ein Brunn aller lieb ist / nicht sprechen / vermeide einen solchen / sondern lehre vnnd vnterrichte einen solchen. Vnd were noch eine Hoffnung jres widerkerens / so würde ohne zweiffel der heilige Geist / der alle künfftige ding wol weiß / nicht sprechen / wisse / daß er verkeret ist / sondern / wie weistu / ob du jhn noch möchtest gewinnen? Vber das alles / ob gleich zuhoffen were / daß etliche Ketzer möchten bekehret / vnd zur Warheit bracht werden / so ists doch von denen nicht mehr zuhoffen / denn sie sind nicht allein verkehret / wie Paulus sagt / sondern sie sündigen auch in jhrer Lehr eine solche Sünde / die jhr eigen Gewissen verdampt / daß sie
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(Anno 1530.) warlich / wie Paulus spricht / sich selbst verurtheilen. Das ist aber die Sünde in den heiligen Geist / die weder hie noch dort vergeben (Die Sacramentierer begehen die Sünde in den heiligen Geist zum Tode.) wirdt / eine Sünde zum Todt / für die zubitten der heilige Johannes keinen bemühen wil / welches man darbey wol sihet / daß Zwingel so hoffertig ist / daß da jhm seine erste rechte meinung / die er vom heiligen Sacrament gehalten / gelehret / geschrieben / vnnd auffs höchste bezeuget hat / würde fürgeworffen / war nicht so demütig / daß er hette gesprochen / ich habs desselben (Zwingels hinderlistige vertuschung seines falschen wahns ein lange zeit.) mals noch nicht verstanden / oder etwa dergleichen / das einem guten Gewissen were wol angestanden / sondern vnterstehets auffs vngeschickste zuuertheidigen / nemlich also: Es habe jhn desselben mals noch nicht zeit gedaucht / vnnd man müsse der geschickligkeit der zuhörer war nemen / welchs dennoch leidlich were / wiewol es vnchristlich / wenn er meinet / man solte die erkandte Warheit sparen / biß an seine zeit. Er aber hat / als seine Wort vberzeugen / nicht allein seine Warheit / als ers jetzo helt / verschwiegen / sondern auch die rechte Warheit stadtlich gelehret / darauff gedrungen / darüber bezeuget vor Gott vnd Christo / daß ers nicht anders noch besser wisse / welchs ein gewaltig anzeigen ist / eines verstockten / Gottlosen / verzweiffelten Hertzens. Vnd wiewol wir nun solches nicht gleuben / daß es jhme jemals ein ernst gewesen sein sol / sondern wol wissen / daß es nicht also ist / so sehen wir doch auff seine Wort / vnd bewegen / was das bedeute (Zwingel verurtheilet sich selbst.) / daß er am ersten recht geschrieben / vnd für Gott vnd Christo bezeuget / er wisse nicht bessers / vnd hernach darff sagen / er habe es nie also gehalten / sondern allwege wol gewust / daß nicht der Leib vnnd Blut Christi warlich sey im Abendmal / er habe aber der schwachen müssen schonen / das muß je ein Gewissen sein / das eigentlich jhm selbst nicht recht geben kan / sondern sich selbst verurtheilen muß. (Zwinglianer wer den stets in lügen ergriffen.) Weiter ist wissentlich vnd öffentlich / ja auch greifflich am Tage / daß der gantze Zwinglische hauff / in jhrem Schreiben /
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nicht allein in öffentlichen / vnwidersprechlichen Lügen zu mehr(Anno 1530.) mal ergriffen sein / sondern auch in solchen Lügen / das menniglich bekennen muß / daß es fürsetzliche Lügen sein / welchs aber ein gewiß Zeichen ist / daß sie an jrer Sache selbst zweiffeln / vnnd sie nicht getrawen mit lauter blosser Warheit zuerhalten / derhalben das Vrtheil jhres eigenen Gewissen hierinne auch herfür bricht. Vnd vber diß alles spüret vnnd sihet man den Grewel jhres(Zwinglianer sind verschlagene verfürische Leute / wollen mit vns einig sein / vn̅ sind vnd thun doch allzeit gar das wider spiel.) Hertzens vnd Gewissens / in dem / daß sie anfahen / mit fleiß vnd grosser mühe jhren jrrthumb in solche feine geschmückte / außgelesene Wort zu kleiden / daß sie die einfeltigen damit betriegen / wie wir dann mercklich sehen in der Copeyen deß Artickels vom Abentmal / so die Gesandte̅ von N. N. auff dem nechste̅ Speyrischem Reichßtag von sich geben haben. Dann in derselben sihet man klerlich / daß sie sich befleissen / also von der Sache zureden / daß wir meinen sollen / sie halten eben wie wir / wie dann etliche schon damit betrogen / vnd herauß gefahren sein / sie gleuben auch eben also. Nun ist öffentlich am Tage / daß sie nicht gleuben / daß im Abendmal der Leib vnnd Blut Christi sey / wie nicht allein jhre Schrifften vnd Lehr / sondern auch die öffentliche Feindschafft / so sie gegen Luther tragen / Zeugnüs geben. Ja sie bekennen auch in dieser Copey jhren jrrthumb / mit den verdeckten Worten: Aber die / so ohne waren Glauben das Nachtmal halten / die essen jhnen das Vrtheil / vnnd gar nicht den Leib vnnd das Blut Christi. Vnd dürffen dennoch fürgeben / sie gleuben / vnd lehren festiglich zugleuben / wie es die drey Euangelisten vnnd Paulus geschrieben / ohne zusatz / ohne verenderung / ohne Menschen außlegung vnnd verduncklung der Vernunfft / in aller einfalt deß(Warinn der streit stehe zwischen vns vnd den Sacramentierern.) Glaubens. Wer wolte nu / wenn er diese Wort höret / nicht dafür halten / sie weren mit vns einhellig? Herwiderumb / wer merckt nicht auß den andern Worten / daß sie vns gantz vnnd gar mißhellig sind / denn der Streit ist gar nicht / was der
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(Anno 1530.) nutz deß Abendmals sey / sondern was das Abendmal an jhm selbst. So wir denn nicht einhellig sind / vnd jhre Wort einhelligkeit (Der Sacramentierer Mund redet anderst / denn jhr Hertz ist.) fürgeben / so muß jhre rede von vns entweder nicht recht verstanden werden / oder aber muß jhr Hertz vnnd Mund nicht zusammen stimmen. Am verstand aber fehlet es warlich nicht / denn wir können von Gottes Gnaden Teutsche Sprach so wol / oder auch baß / dann sie / darumb ist offenbar / daß sie anders reden / denn es in jhrem Hertzen ist. Es ist auch offenbar / daß sie wissen / daß wir jhre Wort nicht werden verstehen / wie sie im Hertzen haben / vnd köndten doch wol anders vnnd also reden / daß sie wüsten / daß wir jhr Hertz lauter verstehen würden / vnd thuns doch nicht / Darumb ist öffentlich / daß sie vns fürsetziglich begeren zubetriegen. (Sacramentierer haben ein böß Gewissen / vnd dörffen nicht frey herauß an dz Liecht / sondern verbergen jhren gifft.) So ermessen nun E. E. W. ob sie nicht ein böses Gewissen haben / das sich bey der Sache fürchtet / dieweil sie nicht an das Liecht frey Teutsch / verstendig vnnd vnuerwickelt herauß dürffen / sondern verbergen jhren gifft vnter solchen Worten / die auß jrer Eigenschafft solch gifft vnnd jrrthumb nicht anzeigen / noch entdecken. Ermessen auch / ob nicht der Sathan / ein Vatter der Lügen / jhr Lehrmeister sey / dieweil sie vns begeren mit falschen Worten zublenden / denn sie auch der Teutschen Sprach gewalt thun / Denn es ist je zweyerley / wenn ich spreche: (Eins dings geniessen / vnd / Ein ding geniessen / sind vnterschiedliche reden.) Ich geneuß das ding / vnd geneuß des dinges. In dem zeige ich an / daß das ding deß nutzes Vrsprung sey / im ersten / daß es der nutz selbst sey. Also möchte man recht Teutsch sprechen: Abraham vnnd andere fromme Jüden / haben deß Leibs vnd Bluts Christi genossen / Sie haben aber den Leib vnnd das Blut Christi nicht genossen. Herwiderumb / Judas hat den Leib vnd das Blut genossen / Er hat aber deß Leibes vnnd deß Bluts nicht genossen. Solche vnterscheid wissen sie wol / vnnd sprechen dennoch / ein Christ geniesse den Leib vnnd das Blut / so sie es doch nicht gleuben / sondern widerfechten. Ermessen auch E. E. W.
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wie vnchristlich / vnnd der Warheit gantz vngemeß / sie fürgeben /(Anno 1530.) vnd sprechen / Wir lassen sonst einen jeden in seinem Verstande bleiben / wie jhn Gott füret. Denn sie in diesen Worten fürgeben(Die Sacramentierer achten die Lehre vom heiligen Abendmal gering / vnd vnnötig / daß man drüber soll vneinig werden.) / als liessen sie es geschehen / ob einer die Wort verstünde / wie wir sie verstehen / wie sie den̅ auch vor in etlichen außgegangenen Brieffen vnnd Büchern haben fürgeben / es sey nicht so viel daran gelegen / ob man sich darüber zweien / vnnd die Liebe zutrennen soll. Wölches zum ersten öffentlich nicht war ist / denn sie lassen nicht einen jeden in seinem Verstande bleiben / sondern predigen vnnd schreiben dawider / als wider den höchsten Irrthumb vnnd Abgötterey / wölches wider etliche Artickel des Christlichen Glaubens / vnd wider die heilige Schrifft sey / wie wir denn müsten bekennen / daß war were / wenn sie recht hetten. So thun sie(Sacramentierer thun / als verzweifelte Buben / vnnd löstern Gott.) auch als verzweiffelte Buben / wenn sie es also thun / vnnd zugeben / daß ein jeder glaube vnnd verstehe / wie er wil / dieweil sie halten / es sey wider etliche Artickel des Glaubens. Sie löstern auch Gott auffs höchste / in dem / daß sie jhm zulegen / als solte er etliche(Gott füret vns nit in widerwertige meinung vnd verstand.) in den / etliche in andern verstand füren / so er doch ein Gott des Friedes / vnd nicht der Vneinigkeit ist / vnnd noch viel mehr in dem / daß er ettliche solt in den Verstand füren / der wider die Artickel des Glaubens ist / als sie sagen. Haben sie aber in diesen jren Worten recht / daß sie billich einen jeden in seinem Verstand lassen bleiben / darinn jhn Gott füret / daß er jhn nicht wil anhangen / so sind sie verzweiffelte Bösewicht / die vnsern Verstand / darin vns Gott führet / angefochten / Irrthumb vnnd Abgötterey gescholten / vnd dem Glauben entgegen geurtheilet haben. Auß dem allem ersehen ohne zweiffel E. E. W. daß sie(Vnbestendigkeit vnd leichtfertigkeit der Sacramentierer / die nun mehr verkeret vnd dahin gegeben sind.) Ketzer vn̅ abtrünnige sein / denn sie haben etwa recht gelehret / vn̅ für Gott vnnd Christo bezeuget / sie wissen nichts bessers / Nun aber sind sie abgefallen / vnnd lehren anders / sagen auch / sonderlich Zwingli / er habe es allwege gewust / vnd allein der zeit vnnd
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(Anno 1530.) der schwachen geschonet. E. E. W. sehen auch das / daß sie bekeret sein / denn sie mannigfaltig vberwunden / nicht widerkeren. E. E. W. verstehen auch / daß sie sich selbst verurtheilen / das ist / daß sie jhr eigen Gewissen heimlich schlegt vnnd strafft / dieweil sie mannigfaltig mit lügen vnd triegen vmbgehen. Vnnd das das gröste ist / sehen E. E. W. daß sie Gott schon dahin geben / verstossen vnd gestrafft hat / daß sie solch jhr Vrtheil / darinn sie sich selbs verurtheilen / müssen beide mit Worten vnnd Wercken offenbar machen / daß mans greiffen mag. Dieweil denn des heiligen Geistes Meinung vn̅ Befehlich lauter vnd klar ist / man solle sie meiden / vnd wissen / daß sie verkeret sein / vnd sündigen / als die sich selbst verurtheilen / alsbald sie einmal vnd abermal vermanet sind / wieuiel mehr sind sie zuuermeiden nach so vielfeltiger Vermanung / Vberwindung / Offen barung jhres liegens vnnd triegens / wider jhr eigen Gewissen? etc. (Wer sich mit den Sacramentierern ferner einlest / der thut wider des H. Geistes Befehl.) Wie kan doch etwas gutes darauß kommen / wenn man wider des heiligen Geistes Meinung vnd Befehl wil lehren / die er vrtheilet / sie sein schon verkeret / vnnd wil viel zuthun haben mit denen / die er befihlet zumeiden? Zum andern / ob man hoch bewegen wolte den Schaden / so man fürbildet / als solte solche Zwitracht beide geistlichem vnnd weltlichem Regiment / sehr nachtheilig sein / das lassen wir wol ein Ansehen haben bey der Vernunfft / daß es aber für Gott in der Warheit also sey / das wirdt sich nimmer finden. Denn der heilig Geist sagt durch Paulum zun Corinthern: Es müssen (Es müssen Spaltung sein.) Spaltung sein / auff daß die / so beweret oder bestendig sein / offenbaret werden. Wenn nu der heilig Geist das Vrtheil fellet / Es müssen Spaltung sein / wer wil es abwenden? Man sihet / wie es vor zeiten ist gangen / je mehr man durch menschliche Wege vnnd
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Weißheit / Secten vnnd Spaltung hat wollen abschneiden / je(Anno 1530.) mehr man derselben verursachet hat. Vnnd wenn denn Gott die Bestendigkeit der seinen wil offenbarn / vnnd durch mancherley vngeschickte / hässige Secten / den Haß / Zorn vnnd Neid / so die seinen tragen müssen in der Welt / ringer machen / vnnd sehen lassen / daß sie auff der rechten Bahn geblieben / vn̅ zubleiben willens sein / Warumb wollen wir durch Vermischung vnnd Verbindung zu den jrrigen vnd abtrünnigen / solche grosse vnnd vnaußsprechliche Gnade verhindern? Es ist je schon beschlossen im Himmel / daß solche Secten nicht dienen werden zur Verderbung der rechten Christen / sondern nur zur Offenbarung jhrer Bestendigkeit. Zum dritten / Wenn wir vns gleich fürbilden den nutz / der im geistlichen vnnd weltlichen Regiment darauß kommen solte / vnnd setzen / daß die Disputation auffs allerbeste gerhate / wie wirs jmmer wünschen köndten / so ist leichtleich zu beweisen / daß der nutz keiner würde hernach folgen / deren wir hoffen vnd begeren. Denn ob gleich Zwingli / Oecolampad vnnd Butzer / sich(Die verführten Schäfflein können schwerlich wider zu recht kommen.) begeben vnnd erkenneten / daß sie auff ein Sand gebawet hetten / vnnd bekerten sich auß grund jhrer Hertzen / das weren nur drey Menschen. Dieweil aber der heilige Geist spricht / der Glaube ist nicht jedermans ding / vnnd niemandt kömpt zu Christo / denn wen der Vatter ziehet / vnd glauben alleine die / deren Hertz Gott berühret / Wo würden so viel hundert tausent Menschen bleiben / die jetzo verführet sein / wenn sie Gott nicht berühret? So glaubten sie dem bekerten Zwinglj weniger / denn dem bestendigen Luther / berhüret er sie dann / so werden sie auff den Zwinglj nicht warten. Wenn sich nun die Hirten bekereten / vnd die Schäfflein jrrig bleiben / was würde anders darauß folgen / denn daß sie jhnen andere Hirten suchten / die noch vngeschickter weren? vnnd da wir jetzt eine Sect haben mit zweien oder dreien Irrthumen(Ein einige Sect gebieret viel andere Secten.) / würden wir wol zehen Secten mit hundert Irrthumen
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(Anno 1530.) gewinnen / Denn es ist eben also gangen zur Apostel zeit / vnnd darnach wenn ein Sect durch den Todt / oder durch Gnade / das Haupt verlor / wurden so viel Häupter vnnd Secten darauß / als viel jhrer vnder dem Hauffen ehrgeitzig / vnd sich etwas geschickt deuchten sein: Auß des einigen Simonis des Zeuberers Irrthumb / sind nach seinem Tode vnzehliche entsprungen / wie man bey jhren Irrthumben wol sihet. Solte man nun vber solcher der wenig Personen Bekerung sich lassen düncken / der sache were geholffen / vnd sich denn jhres Landuolcks annemmen / als Christlicher Glieder / vnd widerumb sich hülff zu jhnen versehen / da würde man recht anlauffen / denn sie weren noch in Gottes Zorn / vnnd wir hielten nicht dafür / daß wir vnrecht theten / die wir vns zu jhnen verbünden / wölches die sache nur erger macht / vnd würden billich mit denen verderbet / vnnd in alles vnglück geführet / die wir haben auß befehlich des heiligen Geistes sollen meiden / vnd das nicht gethan hetten. Denn man soll einen grossen vnderscheid machen / zwischen (Vnderscheid vnder gleubigen vnd vngleubigen bundsgenossen.) gleubigen vnd vngleubigen Bundesgenossen / vnnd wir halten / es sey beides vnrecht / wenn man sich mit hülff frommer Christenleut gewalts vnnd vnrechts also erwöhren köndte / daß man nicht wider Gottes Gebott thete / vnnd wolts verachten / vnnd eines Wunderwercks von Gott erwarten. Oder aber / wenn man sich auff die mennig vnd stercke verlassen wolte / deren / mit denen wir nicht zuschaffen haben solten / wie vns die heilige Schrifft der Exempel viel anzeigt / daß die Könige Juda kein Glück gehabt / wenn sie sich zu den Aegyptern oder Abgöttischen Königen / jhren Nachbarn in Israel verbunden haben. Herwiderumb wenn sie derselben Gottlosen Leute müssig gangen / seines Worts sich beflissen / vnnd auff jhn getrawet haben / sein sie nie verlassen worden. So verbeut Moses auch dem Volck in der Wüsten / sie sollen zu Chore / Dathan / vnnd Abiram / nicht na
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hen / nichts / das jhr ist / anrühren / nicht mit jhnen zuthun haben /(Anno 1530.) daß sie nicht auch das Erdreich mit jhnen verschlicke. Dieweil wir dann gleichen befehl haben / solche Menschen zumeiden / dürffen wir auch keines andern Vrtheils gewarten. Zum vierdten / muß man gewarten / es sey der jrrthumb vom(Die Sacramentierer haben nicht allein einen jrrthumb / sondern es steckt viel wüstes Gottloß wesen hinder jhnen / voller grewel vnd jrrthumben.) Sacrament nicht alleine / Dann wer kan gleuben / wo der Teuffel vberhand gewinnet / daß er sich an einem jrrthumb genügen lasse? Wie denn Zwingli schon herauß ist / vnnd verleugnet die Erbsünde / welcher jrrthumb wol grewlicher ist / denn der vom Sacrament. Solten wir nu einen jrrthumb hinweg thun / vnnd die andern noch nicht wissen / vnnd darüber einerley verstandes mit jhnen haben / so würden sie mit andern jrrthumben desto frewdiger herauß fahren / vnnd wir daran schüldig werden / ist auch keine hoffnung / daß man solcher Gefahr fürkommen könne. Denn man hat wol gesehen vnnd erfahren / was Bündnüs thun / wenn sie gemacht sein / was der grösser vnd erger theil wil / da müssen die Frommen auch mit / oder trewloß gescholten / vnd in grosser Gefahr stehen. Zum fünfften / muß man auch besorgen / der Teuffel / der ein(Sacramentierische Geist stellt sich erstlich Englisch / aber darnach wirdt er ein Teuffel / vol list vnd betrug.) Lügner vnd ein Mörder ist / dürffte wol / ein solch Bündnüs zufördern / eine weile heucheln / vn̅ sich allerding schön machen / als hielte ers gantz mit vns / biß er vns das Hertz abstöle / vnd wir keine Sorge mehr trügen / als denn solte er wol erst wider anheben durch die seinen / vnd so viel Lügen vnd Mordens anrichten / daß wir die Hende auff dem Kopff möchten zusammen schlagen. Hette man dem Carlstad getrawet / da er widerruffte / vnnd wider in sein Ampt vnnd Wirde eingesetzt / solte man wol erfahren haben / warumb der Teuffel durch jhn / vnnd in jhm / also geheuchelt hette. Zum sechsten / ist auch zubesorgen / dieweil wir sehen / daß sie mit betrieglichen Worten vmbgehen / sie möchten vns vber
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listen (Anno 1530.) / vnnd jhre meinung mit solchen schalckhafftigen Worten fürtragen / daß wirs recht sein liessen / vnd sie soltens dennoch anders meinen / denn wir verstünden. Wenn wir nun Einigkeit der Meinung schliessen / vnnd darauff einander etwas zusagten / wenn denn offenbar würde / daß sie es anders gemeinet vnnd gedeutet hetten / weren wir beyde / des geistlichen vnd zeitlichen halb / in grosser Gefahr / vnnd würde in der gemeine schwerlich zuurtheilen sein / welcher theil den andern betrogen hette / oder betriegen wolte. Darauß abermal nichts denn schande / schade / vnnd grosse ergernüs zugewarten were. Zum siebenden / gebe man dem gemeinen Man ergernüs / (Gemein ergernis.) als der gedencken würde / Wil man viel vnterreden vnnd disputieren / so ist die Sache entweder noch gar zweifflich / oder hat ein theil den andern nicht recht vernommen / Daher mancher fallen würde. (Schedliche gefahr vom Zwinglische̅ hauffen.) Zum achten / Dieweil zu vermuten / der Zwinglische hauffe würde ohne stercke nicht kommen / ist zubesorgen / derselbe hauff würde in Herbergen vnnd Winck eln viel schadens thun dem gemeinen Man / ob sie gleich vns im Gesprech nicht ein Haar / weder im schein noch im grunde / möchten angewinnen. Zum neundten / solten wir ohne end vnd nutz wider von einander / so würde jedes theil das Feld behalten haben / vnd rhümen / er hette gewonnen. Dadurch sie dann aber nur mehr Vrsache / eingangs vnd vortheils hetten / von newem zu erregen vnnd verführen / die bißher bestendig blieben. Zum zehenden / ist auch zubesorgen / vnd fleissig zubedencken / was für grosser schade / ergernüs vnnd nachtheil / darauß entstehen (Zwinglianer biegen die Schrifft nach jhrer Vernunfft / vnd gehen mit List vnd Lügen vmb.) möchte / wenn der Stende einer / so solch Gesprech verursachen / oder der Person eine / so zu solchem Gesprech gezogen worden / solt in jrrthumb fallen / vnd verführet werden / welches doch wol geschehen köndte / dieweil sie mit so viel List vnnd Lügen gerüstet sein / die Schrifft so biegen / vnnd jhr jrrthumb der Ver
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nunfft so gleich ist. Darzu / dieweil wir von Gott befehl haben /(Anno 1530.) sie zumeiden / als die wir sie nicht allein nicht besser können machen / sondern auch in der Gefahr stehen / daß sie vns möchten erger machen / vnd doch solchen Befehl Gottes wolten verachten / vnd viel wesens mit jhnen haben / Denn Salomon spricht: Wer sich gern in Gefahr gibt / der ist auch wol werth / daß er darinn verderbe. So fern gehet der Prediger zu Nürnberg Christliches bedencken / welchs wol in acht zunemen ist / daß man auch darauß sehen könne / wie richtig es dazumal zu Nürnberg gestanden / vnd was für ein rechter ernst vnd Gott wolgefelliger eiuer / in dieser Sachen wider die Sacramentschender / beide bey der Obrigkeit / vnd bey den Lehrern oder Predigern gewest sey. Eben in demselbigen jhar hat Philippus Melanthon etliche Sprüche der heiligen Vätter / vom Nachtmal deß HErren / zusammen bracht / vnd an Fridericum Myconium geschrieben / wie sie Anno 30. gedruckt. Dawider hat nicht lange hernach(Sententiae Philippi M. collectae ex Patribus de Coena Domini.) Oecolampadius einen Dialogum geschrieben / wie auch wider die Epistolam Philippi, so Anno 1529. zu Speyr geschrieben / eine antwort außgehen lassen. Vnd weil wir ohne noth achten / dasselbe gantze Büchlein Philippi / welches Lateinisch vnd Teutsch verhanden ist / hieher zu setzen / wollen wir nur etliche stück darauß / dardurch der handel einfeltig erkläret wirdt / vnnd nicht die gantzen Sprüche der Vätter / an diesem ort kürtzlich erzehlen. In der Vorrede an Myconium stehen diese Wort Philippi: Die alten Vätter haben eben das vom Abendmal deß Herrn gehalten vnd gegleubet / was wir auch jetzund halten vnnd gleuben / nemlich / daß der Leichnam vnnd das Blut vnsers HErrn warhafftig sey gegenwertig im Abendmal. Es ist nicht zurhaten / auch nicht sicher / von dem gemeinen Verstand der alten Kirchen abzuweichen. Von etlichen wer
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den (Anno 1530.) wir angesehen / als die eines stümpffen verstandes sein / daß wir in den Worten deß Euangelij / Das ist mein Leib / nicht sehen eine andere deutung / oder vernewerung einer Gleichnüs (Tropus, Metapho ra, gilt nicht im Abendmal.) halben / wie denn in sich helt nach der Redmeister lehre / der Tropus Metaphora, vnd daß wir nicht verstehen / auß solcher weise zureden / oder deutung / daß wir entlediget möchten werden von vnzehlichen vnd vnendlichen Fragen. Es lest sich ansehen für eine Narrheit / daß man also fest halte vber dem Sinn oder Verstande der vorigen Wort / sintemal viel ein scheinbarlichern Verstandt mit sich bringet dieselbige andere deutung / nach dem Tropo Metaphorae. Dieselbige werden mich auch schelten / daß ich in solchen Zeugnüssen der Vätter nicht vermerckt habe die vbertreffliche heimliche vnd geistliche Meinung. Es sind mir aber nicht vnwissendt solche listige Ertzney: aber was kan man mit solcher weissen Kunst nicht hinderlistig widerlegen vnnd zu nicht machen / wann einem jeglichen raum vnd macht würde geben / auß seinem eigenen Kopff vnd willen / solche hohe geistliche Deutung zuerdichten? Denn auff solche weise haben etliche hinderlistige Menschen / die gantze Christliche Lehr in die Philosophiam gemengt / vnnd gantz vnnd gar eine andere Gestalt geben. (Der Va̅tter vnd Lchrer waren mei nung von der gege̅wart deß Leibs Christi im Abendmal.) Ich halte es gewiß vnd festiglich / daß die Vätter festiglich vnd ernstlich bekennen / daß der Leib deß HErrn warhafftig gegenwertig sey im Abendmal / vnd reden nit alleine von der Krafft vnd Wirckung / sondern von der leiblichen Gegenwertigkeit. Die jenigen / die wider vns sind / bringen auffs allermeiste auß den Schrifften der Alten / nicht mehr denn zweene Sprüche / jhre meinung zubefestigen. Ohne gewisse vnd feste Zeugnüs wil ich nicht halten noch bekennen eine newe Lehr / welche mit sich zeucht den allergrösten Fall der allergrösten ding. Denn es ist warlich gar schwer dem Gewissen / zudulden vnnd zutragen die vnruhe solcher erweckten Zwitracht / etc.
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An gemeltem ort gedenckt Philippus des Carlstads / daß er(Anno 1530.) ein wilder / roher / vnbesonnener Mann gewesen / voller Vnuerstands(Carlstad / was er für ein wüster Mensch gewest sey.) / Neides / Haß / rachgier (wie oben Anno 1524. weitleufftiger angezeigt) in wölchem Man̅ / spricht Philippus / keine Anzeigung gewest des heiligen Geistes / noch Göttlicher Ehre vnd Furcht / der nur wie ein trunckener grober Mensch geschrien / vnd zu groben / vnlustigen dingen / mit schenden vnnd löstern / lust gehabt / etc. Vnnd solches schreibe ich / sagt Philippus / daß man gewarnet werde / sich zuhüten für diesem Teuffel / denn er hat wünderliche List vnd Rencke / vnnd wünderliche gefärbte Werck vnd Dienstbarkeit / durch wölche er sich flickt vnnd einwickelt in die gemüter der Menschen / wiewol er seine Natur vnnd Eigenschafft nicht lang kan verbergen / denn er hat ein angebornes hitziges vnnd vnruhiges Hertz / derhalben er bald an tag gibt seine Ehrgeitz / Zorn vnd neid. Vigleph stürmet auch dergleichen / der doch sonst in vielen andern Stücken voller Irrthumb stecket / auß wölchem man vrtheilen mag seinen Geist. Summa / Das ist meine Meinung / daß es nicht zurhaten noch zuthun sey / daß man in die Christliche Kirche solche Lehr vnd Opinion bringen wolle / die gar kein Zeugnus noch Grund habe von der alten Kirchen / die zu der Apostel zeit / vnd bald darauff gewest ist. Derhalben hab ich der Vätter Sprüch / vom Abendmal des HERRN / zusammen gebracht / auff daß wir gewisse Zeugnus der alten Lehrer hetten / in wölchen mächtig bewiesen wirdt / daß der Leib des Herrn warhafftig im Abendmal gegenwertig sey. Haec Philippus in praefatione sententiarum de Coena. Im beschluß eben desselben Büchleins / spricht er weiter:(Christus ist an keinen ort gebunden / vnd sein Leib ist nicht in ein gewiß ort eingeschlossen.) Man hat kein gewiß Zeugnus der Schrifft / auß dem man erweisen möge / daß Christus also an einem ort sey / daß er nicht zugleich auch an einem andern ort sein möge. Vnd alles was man auffbringen mag / daß Christi Leib an einem einigen ort sey / das
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(Anno 1530.) sind nur Argument auß der Vernunfft genommen. Wenn aber das solte gnug sein / die Artickel des Glaubens auß der Vernunfft örtern vnd richten / würde sich nie kein Zanck von der Gegenwart des Leibs Christi im Sacrament / erhoben haben. Denn es sihet ja jedermand wol / wie gar es wider alle Vernunfft ist / solches zuglauben / Aber also schliessen sie gleichwol alle / man müsse in den Artickeln des Glaubens nicht der Vernunfft / sondern der klaren hellen Schrifft folgen / Gott gebe es reime sich mit der Vernunfft / wie es wolle. (Sacramentierer haben kein bestendigen grund / vnnd jhr alfentzen helt in der anfechtung / den stich nicht. Die wort Christi / das ist mein Leib etc. sind eitel Donnerschläge auff die Sacramentschender.) Ich sihe noch keinen bestendigen Grund auff derer seiten / die das Sacrament anfechten / warumb vnsere Meinung vnrecht sey. Es mag wol sein / daß der andern Meinung den vnuersuchten sichern Hertzen baß gefalle / darumb / daß sie sich fein mit der Vernunfft reimet / vnnd mit subtilen scharpffen Argumenten auffgemutzt ist / Aber es wirdt eigentlich den stich nicht halten / wenn die Anfechung vnnd das Gewissen kommen wirdt / vnnd sie fragen / was für Gründe sie haben / daß sie von der rechten Meinung / wölche jmmerzu von der Apostel zeit in der Kirchen gewest / auff eine newe vngegründte / jrrige Opinion / gefallen sind / da werden denn auß diesen Worten (das ist mein Leib / Das ist mein Blut) eitel Donnerschläge werden / wölche das Hertz also zuengsten vnd zuschlagen werden / daß jhme die Welt zu enge darob soll werden. Denn was wil ein verzagtes blödes Hertz wider diese Donnerschläge auffbringen? Wölche Sprüche / wölches Wort Gottes wirdt sie da gewiß machen können / daß das Wörtlein EST / so viel sey / als / Es bedeutet den Leib / (Vnnersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sa cramentierern.) oder es ist ein Figur des Leibes? Warlich die leichten vnuersuchten Leute / die so bald newe Secten vnd Wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem Kampff vnd Arbeit des Gewissens / sondern lassen jhnen jhre Gedancken vnnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe versucht / vnd weiß es / wie gar keinen stich in der not vnd Anfech
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tung solche Lehre halten möge / so wider das Wort Gottes fürgenommen(Anno 1531.) werden / sie scheinen gleich wie sie wollen / sonderlich aber diese gegenwertige Zwiespalt vom Sacrament ist darumb desto erger vnnd grösser / daß es sich so ansihet / sie werde mit sich bringen eine grosse Enderung in der Kirchen vnnd im gantzen Reich. Wer wil sich nun / ohne helle / klare Zeugnus / ohne Schrifft / mit einem solchen vntreglichen Gewissen beladen? Darumb wil ich mich dem Wort Gottes / vnd der alten Kirchen nach halten. Ich sehe keine genugsame vrsache / daß durch das Wort (Leib) allein ein Zeichen des Leibes / der nicht gegenwertig ist / verstanden werden soll / etc. Vnnd ist wol zumercken / wenn etwas sich stösset mit der(Der Schrifft soll man folgen / vnnd nit der natur oder der vernunfft / inn Göttlichen fachen. Die Sacramentierer machen auß dem Christlichen Glauben / ein lautere Philosophey / vn̅ figural Gesang auß jhrer Vernunfft / ohne Choral vnnd ohn Text oder Wort Gottes.) Vernunfft / vnnd reimet sich mit jhr nicht / so es sich doch mit der Schrifft / vnnd andern Artickel des Glaubens reimet / daß man da soll der Schrifft mehr / dann der Vernunfft folgen / Denn es müssen ja die Sprüche hell vnnd klar sein / darauß wir vnsern Glauben vnd Artickel nemmen. Denn wenn man mit den Artickeln des Glaubens vmbgehen möchte nach eines jeden Wahn vnnd Meinung / würden wir gar keinen behalten / wie wir sehen / daß jhrer etliche schon gethan / wölche mit der weise auß dem Christlichen Glauben nichts anders gemacht / denn eine lautere Philosophey. Denn sie hielten es dafür / daß die Christen / als gute albere Leute / die Figuren in der Schrifft / nicht recht verstünden / vnd darumb viel närrische / vngereimte Artickel / ohne Vrsache für war hielten vnnd glaubten / wie ich wol in vielen Stücken anzeigen wolte / aber ich wil der schwachen verschonen. Denn man kan die einfeltigen Gewissen sehr bald in den sachen (wo man von der Schrifft kompt) jrre machen. So sehen wir auch / wie zu vnsern zeiten der tollen Köpffe viel sind / die mit subtilen / behenden Glößlein / sich versuchen / etliche Artickel zuuerfälschen.
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(Anno 1530.) Vnser Herr Gott gebote dem Abraham / daß er sich solte (Abraham hat nit wollen Sacramen tierisch werden / sonst hette er dem Wort Gottes nit gehorchet. 1. wider die natur 2. wider das Gesetz. 3. wider alle vernunfft. 4. wider die verheissung / etc.) beschneiden lassen. Das wirdt die Heiden auß der massen lecherlich gedaucht haben / vnd dennoch hat er die Wort / wie närrisch vnnd lecherlich sie lauten / in jhrem einfeltigen schlechten Verstande müssen bleiben lassen / vnnd nichts anders drauß machen. Da hette ein Klügling auch mügen Kunst für geben / es sey nicht müglich / daß Gott so närrisch ding von den Leuten fordere / es müsse einen andern Verstandt haben / etc. Vber das kan man keinen Spruch auß der Schrifft auffbringen / darauß man bewehren köndte / daß der Leib Christi nit im Abendmal were / oder daß man die Wort des Abendmals anders deuten soll / denn sie lauten. So hat sie die alte Kirche auch so gehalten vnd gebrauchet / ohne alle frembde Deutung / wie sie lauten / daß es sich also niergend stösset / denn allein an der Vernunfft (Vernunfft vnnd Wort Gottes / rei men sich nit zusam men. Eins muß dem andern weichen.) / die kan es nicht zusammen reimen. Das ist aber keine Vrsache / daß man darumb von den hellen / klaren Worten weichen soll. Denn so das gelten solt / daß dieser vnnd ander Artickel darumb solten falsch sein / daß sie sich mit der Vernunfft nicht reimen / würden wir gar keine Zuflucht vnnd Auffenthaltung in nöten vnnd Anfechtung haben / etc. Vernunfft kan sich mit dem Wort vnd Verheissung Gottes nicht vereinigen. Es reimet sich eben als wenig mit der Vernunfft / wenn die Anfechtung verhanden ist / daß man glaube / es sey war / was die Schrifft saget / von dem gnedigen willen Gottes / als es sich reimet / daß Brot vnd Wein / der Leib vnd das Blut Christi sey. (Col. 2. Sehet zu / daß euch niemand beraube durch die Philosophey vnnd lose verfürung / etc.) Es wils nit thun mit den Geometricis & Physicis speculationibus, die machen die vnuersuchten sichern Leute gar toll / wen̅ sie in die H. Schrifft gerhaten / vn̅ alles mit der Vernunfft fassen wollen / sondern also soll man thun / dz man allein auff die Schrifft sehe / vnnd sich darauff gründe / vnnd wenn man in der Schrifft kein gewisse helle Zeugnus findet / daß entweder im Brot der ware Leib Christi nicht sey / oder die Wort anders / denn
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sie an sich selbs lauten / zuuerstehen sein / daß man darnach stracks(Anno 1530.) schliesse / daß sonst kein Argument / es scheine vnnd gleisse wie es wolle / gnugsam sey / eine newe Opinion vnd Lehr / wider die klaren Wort zulehren / sonderlich weil so groß ergernüs darauß entstehet / welche keinem Menschen zuertragen müglich sind / ohne gewisse vnd helle Zeugnüs der Schrifft. Neben diesem allem sind sonst viel Sprüche von Christo in der Schrifft / die mich dahin dringen / daß ich festiglich gleube / Christi Leib sey warhafftig im Abendmal / kan auch keine(Wazu die Sacra ment eingesetzt.) Vrsach finden / warumb Christus da gegenwertig nicht sein möge / da er doch warhafftig etwas wircket. Denn das ist ja gewiß / daß die Sacrament dazu eingesetzet sind / daß Gott die Hertzen dardurch erregen vnnd bewegen wil / zum festen Glauben / vnnd nicht darumb allein / daß sie ein eusserlich Mahlzeichen sein sollen / dabey man die Christen für den Heiden erkenne / wie man bey der Kleidung einen Wahlen für einen Teutschen / einen Münch für einen Leyen erkennet. So ist auch groß daran gelegen / daß man in dieser Sache(Wozu der Sacramentierer disputationes dienen / nemlich / zu fieischlicher sicher heit / vnd Epicurerey.) den waren nutz vnd Brauch deß Sacraments recht vnd gründlich verstehe / Were auch viel besser / daß man die Gewissen damit vnterrichtete / wozu solch Sacrament eingesetzt sey / denn daß man mit den Geometricis speculationibus vmbgehet / ob ein Leib ohne ein raum / vnd mehr denn an einem orte / sein möge / etc. Welche disputationes zu nichts anders dienen / denn daß man je röher vnd wilder dauon werde / vnd zu letzt gar nichts gleube / wie wir leider schon an vielen sehen. So ferne haben wir Philippi eigene Wort erzehlen wollen(Ob Philip. Mel. sein Büchlein von den sententijs patrum auffgehaben vnd verworffen habe / wre die Sacramentierer fürgeben.) / dabey wir endlich auch diß anzeigen müssen / daß vnsere Widersacher / die Sacramentierer / ein groß geschrey machen / als habe Philippus dasselbige Büchlein / von den Sprüchen der Vätter vom Abendmal / durchauß selber gentzlich verworffen.
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(Anno 1530.) Vnd wollen dasselbige beweisen auß seiner Vorrede / die er gesetzt hat vber den ersten Tomum seiner Bücher / die zu Basel zusammen gedruckt worden / An̅o 1542. Aber wer dieselbige Vorrede lieset / befindet im augenschein / daß Philippus in keinem wege / die Sprüche der alten Vätter / von der waren wesentlichen Gegenwertigkeit deß Leibs vn̅ Bluts Christi im Abendmal verwirfft / sondern er saget / daß etliche Sprüche / so vnter dem Tittel Cypriani / Ambrosij / oder Theophylacti angezogen werden / supposititia sein sollen / die von andern geschrieben sind / vnnd nit von denen / deren Namen vnd Tittel sie führen. Vnd weil er nit gerne wolte / daß durch solche frembde Sprüche / die Papistischen mißbreuche deß Sacraments / sonderlich die Transubstantiation / bestettigt solte werden / so schreibt er / daß er die hette wollen hinweg thun / wo er dabey gewesen / da die Baßlische druck fürgenommen. Vnd nennet außdrücklich vnd mit namen die Transubstantiation / welche auch wir in vnsern Kirchen keines weges billichen noch zulassen / wie oben gnugsam erwiesen. (Philippus an Görlicium zu Braunschweig.) Hieher gehöret die Epistel / so Philippus vmb dieselbige zeit an Martinum Gerlitium, Pastore̅ Brunsuicensem, geschrieben / welche / wie sie auch vor der zeit gedruckt / von Wort zu Wort also lautet: Quantum attinet ad factionem Zuuinglij, iubeo te bono animo esse, ego agnoui coram auditis antesignanis illius sectae (in Colloquio scilicet Marpurgensi, habito anno 1529.) quàm nullam habeant Christianam doctrinam, tantùm pueriliter philosophantur. Ideo non poterunt durare. Omnis enim plantatio, quae non est ex Deo, eradicabitur. Cùm totis sexcentis annis disputauerint, nihil afferunt praeter hanc vocem: Caro non prodest quicquam. Hanc nunc torquent ad Christi carne̅. Vidistiquid ego collegerim de hac re, vnde meam sententiam cognoscere potes. Ego mori malim, quàm hoc affirmare, quod illiaffirmant, Christi corpus non posse nisi in vno loco esse, ideo constanter arguas eos publicè & priuatim, cum erit occasio.
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Vituperes hoc quoque in eis, quòd de vsu Sacramentorum(Anno 1530.) nihil dicunt, Nulla est mentio fidei iustificantis in omnibus Zuuinglianorum libris. Cùm nominant fidem, non intelligunt illam, quae credit remissionem peccatorum, quae credit nos recipi in gratiam, exaudiri & defendià DEO, sed intelligunt Historicam. Vsum autem & exercitium fidei Christianos nosse oportet. Vale. Christus gubernet tuum ministerium. Das ist: Was die Zwinglische Rott belangt / sollet jr gutes muts sein / ich habe selbs erfahren / da jhre fürnembsten Redlesführer zu Marpurg beysammen gewest / daß sie keine Christliche Lehr haben / sondern alleine kindisch vnnd lächerlich philosophiern vnd geuckeln / Darumb werden sie nicht bestehen. Denn alle Pflantzen / so nicht von Gott ist / wirdt außgerottet. Wenn sie gleich sechs hundert jhar disputieren / so bringen sie mehr nicht / denn allein dieses / Das Fleisch ist kein nütze. Vnnd diese Wort ziehen sie mit Gewalt auff daß Fleisch Christi. Was meine meinung(Die Sacramentierer lehre̅ nichts rechts / weder vom Glauben noch Sacramenten.) sey / habt jr auß meinen Büchlein zusehen / von den Sprüchen der Vätter. Ich wolte lieber sterben / denn es mit jhnen halten / vnd sagen. Der Leib Christi muß vnnd könne nur an einem ort sein. Darumb wollet sie getrost straffen / offentlich vnnd sonsten / wenn vnnd wo es die gelegenheit gibt. Wollet auch diß an jnen straffen / daß sie vom Brauch der Sacrament nichts rechts lehren. Man findet ja in allen Zwinglischen Büchern nicht einige meldung vom Glauben / dadurch wir für Gott gerecht werden. Wenn sie gleich den Glauben nennen / so verstehen sie doch nicht den Glauben / der vergebung der Sünden gleubet / vnnd gewiß ist / daß wir zu Gnaden angenommen / erhöret / vnnd von Gott beschützet vnd erhalten werden / sondern sie verstehen nur einen Historischen Glauben (den auch die Teuffel haben) ein schlecht bloß wissen. Es sollen aber die Christen den Brauch vnd Vbung deß Glaubens wissen. Gott befohlen. Der HErr Christus regiere ewer Predigampt.
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(Anno 1531.)

Anno 1531.
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In diesem jhar ist abermal eine Schrifft außgesprenget / (Zwinglianer lassen widerumb ansuchen / daß sie möchten in die Brüderschafft von D Luthero vnd vnsern Kirchen / angenommen werden.) darinn die Zwinglianer noch wie vor / disputierten vnnd ansuchten / daß sie von den protestierenden Lutherischen Theologen / in die Brüderschafft möchten angenommen werden. Item / Ob man ohne ein Concilium / oder zuuor / ehe denn darüber ein sonderlich Concilium gehalten würde / die Zwinglische Lehr / dauon wir gewiß sein / daß sie vnrecht / in vnnd bey vnsern Kirchen verbieten möchte. Vnnd weil dieselbige Frage / von der Bruderschafft / wie zuuor gezeiget / Anno tausent / fünff hundert / vnnd neun vnd zwaintzig / an Lutherum zu Marpurg / vnnd folgends Anno tausent / fünff hundert / vnd dreissig / zu Augspurg an Philippum vnnd Brentium gelanget / aber von denselbigen solch suchen / auß stadtlichen Argumenten vnd Vrsachen / stracks abgeschlagen war / ist jetzt gemelte Schrifft vom Landgraffen zu Hessen / etc. an die gantze Theologische Facultet zu Wittenberg geschickt / ob etwa also etwas köndte erhalten werden. Aber die Theologi zu Wittenberg / haben sämptlich auß vorgehabtem Rhat / darauff ein gemein gesampt bedencken lassen abgehen / darinn sie von Wort zu Wort widerholet / was zu Augspurg Philippus vnnd Brentius miteinander von obgedachter gesuchter Brüderschafft / geantwortet haben / vnd ist dasselbe Concept mit Philippi eigner Hand geschrieben / in der Sächsischen Cantzley noch verhanden. Es hat auch Philippus selbst / für sein eigen Person / ein schreiben an Landgraffen gestellet / da er gentzlich schleust / vnnd eben mit den Worten / so zu Augspurg geführet worden / ein rhat gibt / vnnd lauten dieselbigen seine Wort also: Man sol die Sacramentierer für Brüder weder annemen / noch erkennen: Welchs derwegen auch zumercken ist / weil sonst die Sacramentierer fürgeben vnnd schreien / es sey Philippus / nach dem
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Oecolampadius auff sein Büchlein / de sententijs Patrum, einen(Anno 1531.) Dialogum trucken lassen / nicht mehr wider die Sacramentierer gewest. Im selbigen jhar hat Bucerus an Hertzog Ernsten zu(Bucer wil abermal nur ein Wort gezänck auß dem streit vom Abendmal machen / vnnd lehret doch das Widerspiel / das wir nit lehren können noch sollen.) Braunschweig vnnd Lüneburg geschrieben (wie in der Fürstlichen Lüneburgischen Cantzeley solche Schreiben noch verhanden) vnd hat auß dem Streit vom Abendmal / nur schlecht einen Wortstreit machen wollen / da ein Theil das ander nicht recht noch gnugsam verstünde / vnnd doch ein jedes Theil / auß warem gutem Hertzen / für die Ehre Gottes eiferte / vnd beide recht hetten. Denn Zwingel / Oecolampad / er / vnnd die andern jhres theils / hielten es ja / daß der ware Leib / vnd das ware Blut Christi / im Abendmal zugegen sey / vnd mit den Worten des Herren / Nemet / esset / das ist mein Leib / Trincket darauß alle / dieser Kelch ist mein Blut / vermögen allein / daß der Diener nit mehr gebe / denn allein eusserlich ding / vnnd leiste seinen Dienst am Wort vnd Zeichen / das jnnerliche aber gebe Gott / nämlich / jnnerliche Himmelbrot / vnnd jnnerlich Gedeien / vnnd werde das Brot nicht zum Leib Christi / sondern bedeute / vnnd sey ein Figur / Zeichen vnd Sacrament des Leibes / wölcher mit dem Brot von Christo dargebotten wirdt / zur Speise der Seelen / nicht des Bauchs. Vnd weil vns Christus nichts empfindliches gegeben / so sein in dieser empfindlichen Handlung / alle ding des Gemühtes / Glauben / vnd geistlich / etc. Es hat auch Bucerus eine Vergleichungschrifft so bald mit geschickt / vnd gebeten / daß sie durch Hertzog Ernsten vnnd Landgraffen zu Hessen / D. Luthero möchte zugeschickt / vnnd offentlich getruckt werden / Wie er dann gleicher weise an Licentiaten Johann Försterum / Fürstlichen Lüneburgischen Cantzlern geschrieben / vnd gemelte Schrifft vnder Hertzog Ernsts namen in Truck verfertigen wollen / wölche Vergleichung eben der Meinung / so jetzt erzeletworden / gewest.
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(Anno 1531.) Deßgleichen hat an hochgedachten Fürsten / der Rhat zu (D. Luther soll stillschweigen vnd dem Wolff das Wasser nicht trübe machen.) Straßburg auch geschrieben / vnnd gebeten / daß seine F. G. bey D. Luthero wolte ein rhu vnd stillschweigen erlangen / vnnd auff ein Concordi trachten / wölches durchs Buceri Büchlein / so es gedruckt würde / geschehen köndte. Darauff hat Hertzog Ernst D. Luthero solches alles vermeldet / vnd bey jhm / ohne weitlefftig bedencken / allen guten willen zu rechter Christlicher Einigkeit befunden. Weil aber jetzt erwehnete Schrifften Buceri / sampt seinem Büchlein / noch auff schrauben stunde / vnnd seltzame Gedancken vnnd Vrtheil / auch Ergernus / verursachen möchte / (wie die Wort in der Antwort Hertzog Ernstes / an den Rhat zu Straßburg / lauten) ist der Truck desselben verblieben / dessen den beide / der Rhat vnnd Bucerus gar wol zu frieden gewesen / da sie nur vernommen haben / daß D. Lutherus vnd die vnsern / wolten die sache / auß hoffnung der Einigkeit / darauff auch Hertzog Ernst wolte bedacht sein / eine weil beruhen lassen. (D. Lutheri Antwort an Hertzog Ernsten zu Lüneburg.) Dieweil nun / wie angezeit / Buceri Büchlein / dadurch die Einigkeit solte auffgericht werden / vngewiß / zweiffelhafftig / vnnd beiden theilen gerecht war / hat D. Lutherus an Hertzog Ernst sein Bedencken vnd Antwort lassen abgehen / wie folget: Gnad vnd Frid in Christo / Durchleuchtiger / Hochgeburner Fürst / gnediger Herr / auff E. F. G. begeren / hab ich schon lengst dem M. Butzer geantwortet / auff daß aller freundlichste / aber daß ich solte in solche seine Deutung oder Meinung willigen / habe ich jhm auch auffs glimpfflichste abgeschlagen. Denn es ist nicht müglich / auff solche seine für gegebene Meinung vns zuuergleichen / were auch nicht gut. Es solte warlich auß solchem vergleichen wol erger werden / denn es jetzt ist / das kan E. F. F. selbst auch wol erkennen. Denn solten wir vns rhümen lassen solcher Vereinigung / so müsten wir zu beiden theilen gestadten / daß / wo vnsere Leute etwa zu jhnen kemen / vnnd
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das Sacrament empfahen wolten / oder widerumb jhre Leute zuvns(Anno 1531.) kemen / würde der vnleidliche Irrthumb angehen / daß vnsere Leute eitel Brot vnd Wein empfiengen / vnd doch glaubten / daß es der Leib vnd Blut Christi were / vnnd jhre Leute bey vns den Leib vnnd Blut Christi empfingen / vnnd doch glaubten / daß eitel Brot vnnd Wein were / vnnd der Grewel viel mehr. Daß aber M. Bucerus fürgibt / es stehe der Hader in Worten allein / da wolte ich gern vmb sterben / wenn es so were. Es solte socher Span sich nicht lange erhalten / auch noch nie angefangen haben. Mir ist wol so lieb zur Vereinigung / wie ich weiter mit jhm zu Coburg geredt habe. Darumb achte ich / daß jetzt so viel gnug sey gehandelt / biß Gott weiter Gnade gibt / nemlich / daß wir zu beiden seiten / des gegeneinander schreibens stille stehen / als die zu beiden theilen gnugsam vns vndereinander vermanet vnnd verstanden haben. Hat Gott die Gnade geben / daß sie zulassen /(D. Lutherus hat noch hoffnung / es sollen vnd werden sich die Sacramen tierer eins bessern besinnen / vnd weisen lassen.) Christi Leib sey im Sacrament leiblich der Seelen gegenwertig / bin ich guter Hoffnung / sie werden vollend mit der zeit auch das nachlassen / daß er gleicher weise dem Munde / oder eusserlich dem Brot gegenwertig sey / weil ich warlich kein vnderscheid sehen kan / noch beschwerung. Summa / wir wollen beten vnnd hoffen / biß vollend gantz gut werde / vnnd nicht für dem Hamen fischen / noch huy sprechen / ehe wir recht gründtlich eins werden. Solches habe ich E. F. G. vndertheniglich wollen antworten / vnd E. F. G. sollen glauben / daß mir nechst Christo meinem Herrn nichts liebers geschehen köndte / denn daß djese Leute recht gründlich mit vns eins weren / da solt mir kein Todt zu bitter sein / den ich drüber nicht leiden wolte. Vnnd wo es Gott geben wirdt / so wil ich alßdenn frölich sterben / vnnd meinen Abschied nemmen / ob Gott wil. Christus vnser Herr sey mit E. F. G. ewiglich / Amen. Prima Februarij, 1531. Es ist auch wol zubehalten / daß dazumal Bucerus seine Wort (der Leib Christi werde in Worten des Nachtmals /
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(Anno 1531.) vnnd in den Sacramenten / den Christen gereicht) also erkläret (Bucer erkläret seine meinung also / daß man hoffnung gewinnet seiner be kerung / vnd einigkeit.) hat / daß er wolle damit zuuerstehen geben / der Leib Christi sey auch dem Brot / Mund vnd Bauch zugegen / wiewol er nicht zur Speise des zergenglichen Bauchs sey auffgesetzet zuniessen im Sacrament. Vnd wiewol solche vnnd dergleichen Rede von den Zwinglianern / jhrem Brauch nach / anders gedeutet vnnd außgelegt werden köndten / jedoch haben sie die Hoffnung der Einigkeit (Hertzog Ernst / etc. begert deutliche teutsche erklärung von Bucero vnnd den Zwinglianern.) grösser gemacht. Darumb auch vmb runde / richtige Erklärung bey jhnen offtmals angesuchet worden / wie Hertzog Ernst / hochlöblicher Gedechtnus / selbst an Bucerum geschrieben / mit diesen Worten: Obscuritas vestra nisi satis explicetur, non poterit vllum huic causae remedium afferri, neque conscientijs persuasio vel error eripi, neque concordia solidè ali & firmari. Certissimis & explicacissimis verbis, quatenus fieri potest, sententia vestra declaranda est. Das ist / Ewere tunckele Rede müssen rund / vnnd mit klaren deutlichen Worten erkläret werden / sonst kan man der sachen nicht helffen / noch die Gewissen dieses Irrthumbs entnemmen / noch zur bestendigen Einigkeit kommen. Es hat D. Lutherus auch einen kurtzen Begriff von Buceri Fürschlag / vnnd warauff der Handel stehe / auffs Papier gebracht wölches mit seiner eignen Hand geschrieben / von Wort zu Wort also lautend: (D. Lutheri Fürschlag auff des Butzers erklärung.) Erstlich / daß Martinus Bucerus anzeigt / jedes Theil halte es mit vns im Sacrament gleich / nemlich des Stücks halben / daß sie glauben mit vns / daß der ware Leib vnd Blut vnsers Herren sey gegenwertig im Sacrament / vnnd werde mit den Worten dargereichet / der Seelen zur Speise / oder zur sterckung des Glaubens / das nemmen wir freundlich an / vnd hören von Hertzen gern. Zum andern / weil aber allein Bucerus solches bekennet /
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vnnd allein sein bedencken anzeigt / als haltens die andern auch(Anno 1531.) also / so vns doch wol bewust / vnd die Bücher vnd hendel am Tage liegen / daß Zwingel vnnd Oecolampad hefftig dawider gestritten / vnd als ob dem Heuptstück darob gehalten / daß Christus leiblich im Himmel allein an einem ort / vnnd nicht im Sacrament / gegenwertig sein könne / wil hie von nöten sein / daß man zuuor gewiß sey / ob die andern auch also halten / wie Bucerus(Einigkeit muß ein rechten Grund haben / oder gar vnterlassen werden.) guter hoffnung meinet / vnnd ob man auch solchs im Volck öffentlich lehre vnnd treibe / sonst möchte die vereinignng einen bösen Grund gewinnen / vnnd hernach erger werden / wie ich D. Luther dem Bucero zu Coburg gar fleissig fürhielt / daß man solche vereinigung auß gutem reinen Grunde anfienge / oder ließ es anstehen. Zum dritten / vber solche leibliche Gegenwertigkeit Christi / für die Seelen / wie Bucerus hie bekennet / handelte ich auch mit jhm / von der leiblichen Gegenwertigkeit / so beyde Gottlose vnnd gleubige / auch Mündlich / den waren Leib vnd Blut empfahen / vnter Brot vnnd Wein. Darinn er sich ziemlich ließ mercken / daß mich erfrewete. Nun wirdt in dieser Schrifft nicht von diesem stück gemeldet / vnd wir doch dencken / wo sie so viel zugeben / daß der Leib Christi möge der Seelen leiblich dargereicht werden / vnd gegenwertig sein. Solt es nicht schwer sein zugleuben / daß er auch dem Munde oder dem Leib / oder dem Brot / gegenwertig sey / vnd dem Mund dargereicht werde. Wo nun Gott vollends Gnade gebe (daß wir von Hertzen wündschen) daß sie solchs stücks auch mit vns eins / vnd mit vns hielten vnd lehreten / so were die Einigkeit schlecht / vnd ein hohes Werck vnd wunder Gottes vollnbracht. Im selben jhar ist zu Schmalkalden ein zusammenkunfft(Schmalkaldische zusammenkunfft.) der protestierenden Fürsten vn̅ Stedte angestellet worden / allda der Schmalkaldische Bund vnter etliche̅ auffgerichtet / zur vorsorg vnnd Beschutz / so jemand von den protestierenden Stend
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den (Anno 1531.) / der Confession halben / möchte verfolget vnnd angegriffen werden. Ob nun wol der Landgraff zu Hessen (wie Sleidanus vnnd Lauaterus schreiben) bereit einen Bund mit den Zürchern / Baßlern vnnd Straßburgern / der Religion halben / gemacht hette: So haben doch die Zwinglianer im Schmalkaldischen Conuent / zu einiger Bündnus nicht können zugelassen werden / weil sie sich außdrücklich nicht erkleren wolten / ob sie mit vnserer Kirchen Bekentnüs / vom Abendmal / einig weren. Vnd ob gleich etliche angehalten / man solte sie in das Bündnus an vnd auffnemen indefinitè, sine vllius dogmatis exceptione, ohne allen Außzug jhrer Lehr / so hat doch solches nicht können (Abschied der Schmalkaldische̅ bundstende.) geschehen / wie der Extract auß der Schmalkaldischen Bundstende Abschied / den 4. Aprilis gegeben / gnugsam außweiset. Die Wort lauten also: Nach dem die Gesandten von Straßburg eröffnet / was die örter der Eydgenossen / von Zürich / Bern vnnd Basel / dieser Christlichen verstendnus halben / zur antwort geben / nemlich / daß sie den Artickel deß Sacraments / wie jhnen der zugeschickt / nicht zuuerwerffen wüsten / vnnd so man sie ohne bedingung einiges Artickels / sondern allein auff daß freye Göttliche Wort / in die verstendnus / laut derselben / annemen / so wolten sie mit den jhren weiter darauß reden / in hoffnung / bey jhnen willen zu finden. Darauff sich Hertzog Johann Friedrich vernemen lassen / wo sie den Artickel / wie obgemelt / klar zuschreiben würden / hette er seines Herren Vatters befehl / sie williglich einzunemen. Dieweil er aber das zu diesem mal nicht klar vermercken köndte / hette er auch darauff zuschliessen keine Gewalt: Hat aber auff bitte der andern Fürsten vnd Stende / solches an seinen Herren Vatter gelangen zulassen / vnd was jhm zur antwort entstehet / den von Straßburg auffs förderlichste vnuerhalten zulassen / bewilliget / etc.
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Es hat auch ein weiser Rhat zu Nürnberg / durch Herrn(Anno 1531.) Christoff Kressen / auff das Christliche Bedencke̅ / das die Prediger(Ein E. W. Rhat zu Nürnberg rhet vnnd bittet / die Zwinglianer in keine Bündnus noch Concordj anzunemen / wo sie sich nicht rund vn̅ klar zu vnser Confession außdrücklich bekennen.) allda vbergeben / wie oben dasselbige erzehlet worden / dem Churfürsten zu Sachsen / vnnd versamleten Stenden / rhaten / vnd sie bitten lassen / daß man die Zwinglianer nicht wolle in einige Concordj an vnd auffnemen / sie wollen sich denn zuuor / zu vnserer Confession vnd waren Lehr / vom heiligen Abendmal / ohne list / redlich vnd auffrichtig bekennen. Deßgleichen da D. Lutheri bedencken / ob ein Bündnus mit den Zwinglianern zutreffen sey / begert worden / hat er diesen(1. D. Lutheri rhatschlag / ob die Zwinglianer in ein Bündnus zunemen sein. Antwort / nein. Vrsachen werden ordentlich erzehlet.) Rhatschlag gestellet. Weil das verbündnus sol den namen haben / vnd der meinung geschehen / daß die Lehr deß Euangelij dadurch bey vns erhalten / vnnd beschützt werde / So ists auffs erste vnmüglich vnnd vmb sonst / Vrsach / denn solch verbündnus muß ohne zweiffel sich gründen vnnd stehen auff dem Gewissen / oder Glauben / derer / so sich verbunden / als daß sie alle eintrechtiglich wollen gleuben. Nun ist solcher Glaube bey den andern vns vnbewust / vnd vngewiß / vnd freylich zubesorgen / bey gar wenigen. Wenn denn nun ein Feind etwa angriffe / so würden sich denn gar wenig finden / die bestehen würden / die andern alle abfallen. Da würde man denn allererst / vnnd zu langsam erfahren / wie die Städte jhr selbst nicht mechtig sind / vnnd würde das Bündnus mit grosser schand vnnd schaden zu nicht werden. Deß haben wir Exempel gnug an den Städten N. N. welche vorhin das Euangelium fressen wolten für liebe / nun aber plötzlich vn̅ leichtlich vmbgefallen: Also ists auch zufürchten / das es auch mit N. N. gehen würde / weil noch viel darinnen sind / die dem Euangelio feind sind / daß ein oder zweene Mann / die jetzt schweigen vnnd leiden / sich herfür thun werden / vnnd die gantze Stadte vmbkeren. Denn / Non est omnium fides, spricht Paulus.
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(Anno 1531.) Zum andern / ists gefehrlich / deß N. N. halben / weil es ein (2.) vnruhiger Man ist / er möchte abermal / wie er jenes mal thete / etwas anfahen / Stifft / Klöster stürmen / ohne vnsern willen / so müsten wir hernach / vnd mit / thun / oder mit gethan / was er thete. Deßgleichen auch der Städte halben N. N. so die Stiffte (die doch nicht in jhrer Gewalt) mit eigner Gewalt verschlossen / vnd eingenommen haben / solches müsten wir alles mitgethan / vnd helffen vertheidigen. Weil nu denn N. N. vns in solche Gefahr bringen möchte / so thun wir wider Gott / wo wir vns in solche fahr begeben / wie geschrieben stehet: Du solst Gott nicht versuchen. Vnnd abermal: Wer Gefahr gerne hat / der wirdt darüber vntergehen. (3.) Zum dritten / ists verdechtig vnnd ergerlich. Denn wer kan so viel Leute darfür halten / daß sie hierinnen nicht suchen brachium carnis, das ist / mehr tröstes vnd trötzes auff Menschen hülffe / denn auff Gott / ja gar wenig würden so reines Glaubens sein (ist anders jemand so rein) die nicht solchen Bund würden jhren Abgott sein lassen / das were denn erschröcklich. Vnnd ob schon zween oder drey rein weren / so hette man doch hiemit den andern Vrsach gegeben / vnd solchen Abgott für sie auffgerichtet / wie Gideon Judic. 9. vnd Micha Judic. 20. geschahe. Zum vierdten / ist vnchristlich der Ketzerey halben / wider das (4.) Sacrament. Denn wir können sie nicht im Bunde haben / wir müsten solche Ketzerey mit helffen stercken vnnd vertheidigen / vnnd wenn sie vertheidiget würden / solten sie wol erger werden / denn vorhin. Denn weil sie diß stück nicht bessern / ist nicht hoffnung / daß sie in den andern stücken recht vnnd fest bleiben werden. Hiebey mercke man das Exempel Jos. 7. da vmb deß einigen Achams willen / das gantze heilige Volck vnglück haben muste / biß daß solche Sünde gestrafft ward. Ob jemand wolt fürgeben / Die Städte sind doch in allen stücken / biß auff den einigen / mit vns eins / vnnd solte ja an
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dem einigen / vmb der andern alle willen / nicht so vil gelegen sein?(Anno 1531.) Antwort. Es ist allzu viel an dem einigen gelegen / wie droben(Wer in einem Artickel falsch vnd jrrig ist / vnd wil sich auß Gottes wort nit weisen lassen / der ist durchauß vnrichtig vnd vnrein.) von Acham gesagt / denn darinn werden die andern alle auch vnrein / wie Jacobus spricht / Offendens in vno, factus est omnium reus. Er ist nicht weniger ein Vnchrist / wer einen Artickel leugnet / denn Arrius / oder der einer / derhalben wir dem Vrtheil nicht entlauffen mögen / Faciens & consentiens, pari poena plectuntur, Rom. 1. Vnnd wie der Prophet zum Könige Josaphat sagt / 2. Paralip. 19. Impio praebes auxilium, & ijs, qui oderunt Dominum, amicitia iungeris. Auch beschweren sie die sachen selbst damit zu sehr / daß sie ohne alle not vom Sacrament / so gantz vnd gar alle Ceremonien abthun / vnd machen eine schlechte Collation drauß / wölches wir nicht wol glimpfflich können verantworten. Spricht man aber: Dieser Bund betreffe nicht die Lehr / sondern soll wider eusserliche Gewalt / die man wider Recht fürnimpt / dieweil jene sich auff Erkantnus erbieten. Antwort. Das helt nicht / denn man weiß / daß vns der Widertheil vmb keiner Vrsachen willen angreiffen wil / denn vmb der Lehr willen / darumb lest sichs nicht glauben / daß wir wider vnrechte Gewalt solchen Bund machen / Vnd daß sie sich auff Erkantnus erbieten /(Wir sind gewiß / daß die Sacramentierer vnrecht lehren.) hilfft vns nichts / denn wir wissen vnd halten / daß sie vnrecht haben / vnd mögen solches nicht mit jhnen in Zweiffel oder Erkantnus setzen. Darumb wir nicht mit gutem Gewissen können mit jhnen handeln / wir müsten solch jhr erbieten auff Erkantnus auch bewilligen vnd bestettigen / vnnd also gleich mit jhnen / von vnserm gewissen Erkantnus / auff jhren Zweiffel oder vngewissen Wahn fallen / das were denn mehr denn halb / wo nicht gar / vnsern Glauben verleugnet. Derhalben ist vnser Bedencken / daß mans lasse bleiben bey den Artickeln / die gestellet sind auff solche handlung.
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(Anno 1531.) Vber das hat Lutherus insonderheit / was die zu Straßburg belanget / geschrieben / Wenn die von Straßburrg bey sich gentzlich beschlossen / daß sie mit vns nicht eben das glauben / daß der Leib vnd das Blut Christi auch eusserlich im Brot vn̅ Wein gegenwertig sey / vnnd von frommen vnnd bösen gleich viel / gereicht / gehandelt vnd empfangen werde / so hetten sie jhre arbeit vnnd vergleichung wol mögen am ersten anstehen lassen / wie ich (D. Lutherus kan nicht mehr nachgeben / den̅ er gethan hat.) selbst M. Bucero zu Coburg fleissig vnnd deutlich gesagt habe. Ich kan (spricht er) fürwar nicht weiter weichen oder nachgeben / mich dünckt / ich hab viel gethan / wo es sonst helffen soll. Bald darauff haben etlicher Städte Botschafften / auff dem (Sleid. lib. 8. Christliche / Fürstliche antwort des Churfürsten zu Sachsen / etc.) tag zu Franckfurt / abermals begeret / man wolte die Zwinglianer oder Schweitzer in den Bund nemmen. Da hat der Churfürst zu Sachsen / durch seine Legaten antworten lassen / Dieweil sie in dem Nachtmal des Herrn ein andere Lehr füreten / gebüre jhme nicht / mit jhnen ein Bündnus einzugehen / Er köndte wol wissen / wie viel an jhrer freundschafft gelegen sey / von wegen jhrer stercke vnd gewalt / man müsse aber das nicht ansehen / damit es nicht ein böses ende nemme / wie denn denen / wölches die Schrifft bezeuget / geschehen sey / wölche sich zuuerwaren / allerley hülffe bey frembden ohne vnderscheid gesuchet vnd gebrauchet haben. (Keiser Carolus schickt zu de̅ Churfürsten zu Sachsen / zween Graffen / wegen des ver dachts / als solte S. C. F. G. den Zwinglianern nit vngewogen sein / Darauff der Chur fürst ein Christliche Fürstliche ant wort gibt / vnd sich) Vnlangst hernach / sind zu dem Churfürsten zu Sachsen / mit vorwissen vnnd willen Keiserlicher Maiestat / gegen Weimar ankommen / Wilhelm Graff zu Nassaw / vnnd Wilhelm Graff zu Newenar / vnnd jhm vnder andern fürgehalten / der Keiser were berichtet vnnd beredet / daß dem Churfürsten des Zwingels vnnd der Widerteuffer Lehr gefiele: Darauff ist die Antwort gegeben worden. Nachdem der Churfürst verstanden / daß er / wie leichtlich zuachten / durch S. C. F. G. abgünstigen / in die Römische
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Keiserliche Maiestat / mit vngrund getragen / als solte er etwas(Anno 1531.) der Zwinglischen / auch der Widerteuffer / vnnd anderer vngeschickter(erkläret / daß er die Zwinglianer in seinen landen nicht dulden wolle noch könne.) Lehr / anhengig vnnd verwandt sein / wölches er mit hoher beschwerung vernommen / vnnd habe hinwiderumb / zu vermerckung seiner vnschuld / anzeigen vnnd vermelden lassen / daß er nicht zweiffelte / der Keiser / auch sie die Graffen / vnnd menniglich wüsten das Christlich Bekantnus / so er sampt andern / jhme in des Glaubens sachen verwandten / vor dem Keiser vnnd allen Reichßstenden / in öffentlicher Keiserlicher verhör zu Augspurg / auff nechstuergangenem Reichßtag / hette vbergeben vnd verlesen lassen / darauß der Keiser vnnd menniglich / klar vnnd eigentlich zuuermercken gehabt / was er / der Churfürst / angeregts Artickels halben / gleubte vnd hielte / auch in seinen Fürstenthümen / Landen vnnd Gebieten / halten liesse. Zum dem were kund vnnd offenbar / daß zu Augspurg / er vnnd seine verwandten / sich derer / so man Zwinglisch nennet / gar nicht haben annemen / noch sie zu seiner sache ziehen wollen / sondern sich derselben gentz lich geeussert / etc. So auch jemands / wes Stands er were / vnder seinem des Churfürsten / in Glaubens sachen / verwandten / auß verhengnus Gottes / in den Irrthumb des hochwirdigen Sacraments / Widerteuffens / oder anders / fallen würde / desselben theils vnnd gemeinschafft / wolte sich der Churfürst entschlagen vnd enteussern. So were auch öffentlich / vnnd sonder Rhum anzuzeigen /(Im Churfürstenthumb Sachsen / hat man den Zuin glianern von anfangs statlich vnd bestendiglich widerstanden.) daß an keinem ort in der Christenheit / so geschwind / gründlich vnd hart / wider dieselben Secten der Sacramentierer vnd Widerteuffer / geprediget / gelehret / vnd geschrieben würde / als in seinem des Churfürsten Landen vnd Fürstenthümen. Es were auch sein endlich Gemüth / Will vnnd Meinung / bey der bekandten Warheit / so zu Augspurg öffentlich verlesen / zustehen / vnd mit Göttlicher hülff biß an sein ende zubeharren.
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(Anno 1531.) Bete demnach die obgedachten Graffen / sie wolten gegen dem Keiser / jhn den Churfürsten / entschüldigen / mit bit / solcher vnerfindlichen bezichtigung / nicht stadt noch Glauben geben. Darauff haben sich die Graffen vernemmen lassen / wiewol sie zuuor solches wol gewust / hetten sie doch diese anzeig mit erfrewetem Gemüth vernommen / wolten auch dasselbige mit höchstem vnderthenigstem fleiß Keiserlicher Maiestat vermelden / vnnd zweiffelten nicht / der Keiser würde dessen auch eine frewde vnd gefallen haben. (Schweitzerische krieg / darin Zwinglius vmbkom̅en / vnnd mit jhm noch andere 16. Kirchendiener im krieg erschlagen worden.) Nach dieser zeit / doch in demselben jahr / im Monat October / hat sich in Schweitz ein schwerer einheimischer Krieg erhoben / darinn Zwinglius / vier vnnd viertzig jahr alt / volens communem subire Martem, in gemeinem Streit / wie Schleidanus meldet / forne an der Spitzen / den 11. Octobris / erwürget worden / vnd sind zugleich mit jhm vmbkommen sechtzehen andere Kirchendiener / die sich mit jhm in Krieg gewagt / Deßgleichen Guolphgangus / vnd Reiplinus / Apt im Kloster zu Capellen / Item / Conradus Fabri / Combter zu Rusnach / vnnd sonst bey sechs tausend Mann. Vnd meldet die Baßlische Chronica / (Zwingels erberm licher Tod.) dz des Zwingels Leib in vier Stück von den feinden sey zurissen / vnd zu Aschen verbrand / vnnd ins Wasser geworffen. Andere schreiben / weil er ein fetter Mann gewest / haben die Kriegsknecht Riemen auß seinem Leibe geschnitten / vnd damit jhre Stieffeln geschmieret / wölches ja erbermlich vnd mitleidenlich zuhören ist. Dabey wir vns erinnern des Spruchs Psalm. 119. lustus es Domine, & iustum iudicium tuum. Item: So jhr euch nicht bessert / werdet jhr alle auch also vmbkommen. (Oecolampadius stirbet erbermlich.) Kurtz hernach / im Monat Nouember / ist auch Oecolampadius / auß lauter Trawrigkeit vnd Bekümmernus / wegen des Zwinglij kläglichem Tod / gestorben / seines alters 49. jahr alt. Vnnd schreibt Lauaterus / daß er funffzehen tage krang gele
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gen / vnnd sanfft gestorben sey / mit diesen Worten: Saluame(Anno 1531.) Christe Iesu, Mach mich selig HErr Christe Jesu. Etliche aber haben von seinem Todt anders berichtet / daß er nemlich erdruckt / vnnd Todt im Bette sey bey der Nacht vnuersehens gefunden worden. Er ist im anfang ein gelehrter Münch zu alten(Oecolampadius gelehrt / vnd züchtig / stets kleinmütig vnd im zweiffel.) Münster in Beyern gewest / vnd hat darnach in Academia Heide lbergensi publice gelesen / sonst ein frommer Mann / wie oben vermeldet / aber in der lehr vom Abendmal / ob er gleich die Zwinglische meinung in Schrifften hefftig verfochten / doch weil er dauon wegen im Gewissen gezappelt / stets kleinmütig vnd zweiffelhafftig / also / daß er auch dermal eins / da er Kranck auff seinem Bette gelegen / in gegenwart einer andern fürnemen Person / Gott angeruffen vnd gebeten / er wolle jhn noch / so er gejrret / auff rechten weg bringen / vnnd jhn nicht stecken lassen. Auch zum Landgraffen gesaget: Ich wolte / daß mir meine rechte(Oecolampadij rede zum Landgraffen zu Hessen) Hand were abgehawen worden / ehe denn ich einen einigen Buchstaben / oder Gloß / vom Abendmal / wider D. Luthern / der gleichwol den Text vnnd die Wort Christi behelt / geschrieben habe / wie solche deß Oecolampadij Wort / Petrus Plateanus(Petrus Plateanus.) am Hessischen Hoff neben vnd mit vielen andern gehöret / vnnd D. Luthero / vnnd andern frommen fürnemen Leuten / erzehlet hat. Vnnd ist also D. Lutheri weissagung / vber Zwingel vnnd Oecolampad / war worden. Denn zu Marpurg / Anno 1529.(D. Lutheri prophecey vber Zwingel vnd Ocolampad.) hat D. Luther zu beyden gesagt: Ach jhr Herrn / sehet euch wol für / zubesorgen ists / jhr werdet in dreyen jharen ewere Hende vber ewern Köpffen zusammen schlagen / vnnd das ist auch geschehen / ehe die zeit vergangen. Vnd haben Zwingel vnd Oecolampad ein schröcklich ende genommen / weil Moses Gebett wider seinen Chore / Dathan vnnd Abiram / nicht auff die Erden gefallen. Es hat aber Lutherus offtmals diesen jemmerlichen Todt
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(Anno 1531.) beklagt / vnnd andere trewlich gewarnet / sonderlich wenn er deß Oecolampadij gedacht / Ach du armer Mann (hat er gesagt) du bist je dein selbst eigner Prophet gewest / da du gesprochen: Gott sols rechnen / wenn du mit willen vnrecht lehrest / daß dirs Gott vergebe / so es noch müglich ist. Ich suche Gottes Ehre / vnd der Kirchen bestes / vnd bleibe bey seinem Wort. Wenn ich das nicht thete / so würde es Gott an mir auch suchen / vnd mich plötzlich auffreumen. (Butzer schreibt abermal / vnd wil Lutherum vnd die Zwinglische jrrthumbe conciliern oder vereinigen.) Nach Zwingels Todt / hat Bucerus an Bullingerum vnd Leonem gegen Zürich geschrieben / vnd jhnen vermeldet / das D. Lutheri Lehr vom Abendmal leidlich / vnnd nicht ferne von der Zwinglischen meinung sey / vnnd sey der gantze Streit mehr ein Wortgezenck / denn daß er die Sache solte betreffen. Sie haben (Die Zürchischen prediger sind in jren Zwinglianismo standhafftig / vnnd redliche Schwermer.) aber dem Butzer geantwortet / vnnd jhn vermanet / er wolle doch bey jhnen bestendig beharren / vnnd sich von der meinung / die er selbst bißher durch viel predigten vnnd öffentliche schreiben hette verfochten / auff Lutheri Seiten vnd Lehr / von der leiblichen gegenwart Christi im Abendmal / nicht bewegen noch ziehen lassen. Deßgleichen haben sie an andere Kirchendiener in Schwabenland vielmals geschrieben / vnnd sie gebeten standhafftig zusein / vnnd sich wegen deß jemmerlichen Schadens vnnd Todts Zwinglij vnnd Oecolampadij / nicht kleinmütig zuerzeigen. Aber wir wollen nun zum 32. jhar kommen / vnd was darinn sich in dieser Sache / vom heiligen Abendmal / begeben / kürtzlich erzehlen.

Anno 1532.
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(Des Keisers vnd Cbur vnd Fürsten tag zu Schweinfurt.) Anno 1532. auff dem tag zu Schweinfurt / ist im namen vnd auß befehl Keiserlicher Maiestet / von den Fürsten / so dazu abgefertigt gewesen / als Meintz vnd Pfaltz / den protestierenden Fürsten vnd Stenden angezeigt worden / daß der erste Artickel
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der gemeinen Friedshandlung darauff stehe / daß sie vber die(Anno 1532.) Augspurgische Confession nichts newes noch frembdes sollen(Zwinglianer vnd Widerteuffer gehören nicht zur Augspurgischen Confession.) lassen lehren / oder außgehen / vnnd mit den Zwinglischen vnnd Widerteuffern keine Gemeinschafft haben / noch jhnen Gunst vnd Förderung erzeigen. Wo aber die Zwinglischen jhren jrrthumb bekennen / vnnd dauon abstehen würden / oder der Chur vnd Fürsten bekentnüs vnd assension / wie die zu Augspurg vbergeben sind / annemen wolten / solten sie auch im Friede mit eingezogen vnnd begriffen sein / wo nicht / solte man sie lassen gehen / jhnen keine hülffe beweisen / noch einige Bündnus mit jhnen machen. Die von Straßburg aber / vnd etliche Schwäbische Städte(Die von Straßburg erkleren sich gemeß der Augspurgischen Confession.) / haben jhr Lehr / vom Abendmal deß HERrn / so sie in jhrer Confession zu Augspurg vbergeben / weitleufftiger vnnd deutlicher / der Sächsischen Augspurgischen Confession gemeß / vnnd einhellig erkleret. Vnd ist solche erklerung von den Sächsischen angenommen / vnd darauff ein gemeiner Schluß vnd Abschied gemacht / der den Keyserlichen Commissarijs fürgetragen / nemlich / daß die protestierende Stende zu denen / so vom Nachtmal deß HErrn / oder von der Tauffe anders lehren / denn jhre der Chur vnnd Fürsten Confession / zu Augspurg vbergeben / mitbringt / sich / so viel die Lehr belanget / nicht gesellen wollen. Vnnd sind also die Schweitzer / vmb deß Zwinglischen jrrthumbs willen / von der Bündnus außdrücklich abgewiesen(Schweitzer werden vmb des Zwinglischen jrrthumbs willen / von aller Bündnus außgeschlossen.) vnnd außgeschlossen. Vnnd ist die Augspurgische Confession / wie sie dem Keyser / von Chur / Fürsten / vnnd zweyen Stedten / zu Augspurg vbergeben / auch mit denen von Straßburg vnnd etlichen Schwäbischen Stedten / je lenger je mehr / wie ferner diese verzeichnus anzeigen wirdt / bestettiget worden. Auß diesem kurtzen warhafften Bericht / ist zuersehen / daß(Lauateri falscher bericht.) Lauaterus / vnd andere Sacramentierer / hierin̅ fälschlich berich
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ten (Anno 1532.) / daß sie schreiben vnd fürgeben / als habe man die vier Stedte / so jhre sonderliche Confession zu Augspurg vbergeben / dabey (sonderlich im Artickel vom Abendmal) frey / vnnd also bleiben lassen / daß dieselbige gleich der Augspurgischen Sächsischen Confession / gelten / vnd von jhnen gebraucht werden / vnd sie jre vorige Zwinglische meinung nichts desto weniger behalte̅ möchten / welchs denn ein greifflich geticht ist / der gemeinen Friedshandlung / so damals im namen vnd auß befehl der hohen Obrigkeit angestellet worden / gantz vnd gar entgegen. (Butzer richtet mit seinen Conciliationibus nicht viel guts auß / vn̅ macht D Lutherum verdechtig / als sey er zu den Zwinglianern getretten. D Lutherus schreibt dauonan Hertzogen in Preussen.) Im selben jhar / weil von Buceri Conciliationibus oder vergleichungen / durch die Sacramentierer allerley außgesprenget / vnd den Leuten eingebildet ward / hat sich darüber allerley rottierung in Preussen zugetragen / als were numehr Lutheri meinung / daß man der Zwinglischen Lehr wol möchte vngehindert vnd vngeschewet / freyen weg vnnd paß / auch in der protestierenden Stende / Euangelischen reinen Kirchen vnnd Schulen / gönnen vnnd geben. Daruon hat der Hertzog in Preussen an D. Lutherum geschrieben / vnnd rhat bey jhm gesucht / welcher jhm nicht allein Christlich geantwortet / sondern auch dieselbige Antwort öffentlich in druck lassen außgehen. Vnd weil darinne allerley nützliche Lehr / erinnerung vnd warnung begriffen / wider die damals vorstehende Buceri Conciliationes, die von den Zwinglianern auff jhre Seitten gedeutet wurden / wollen wir darauß etliche fürneme stück verzeichnen. Ich habe (spricht D. Luther) diese Schrifft durch den druck wollen lassen außgehen / den Schwermern abermal damit anzuzeigen / daß ich nicht mehr gedencke mit jhnen von der Sache zuhandeln. (Johan. 6. cap.) Was das sechste Capittel Johannis anlangt / so ists war / daß Christus darinn vom Abendmal nichts redet / handlet
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nichts mit den Händen / reichet kein Brot nicht da / noch Wein(Anno 1531.) seinen Jüngern / wie er im Abendmal thut: Sondern thut eine(Tom. 5. Ien. fol. 548.) freie Predigt / beide den Jüngern vnd vngleubigen zu Capernaum / von dem Glauben an jhn / wölcher Glaube es dafür helt / daß er warhafftiger Mensch sey / Fleisch vnd Blut habe / vnd dieselbigen beide für vns gegeben. Wölches heist eigentlich sein(Geistlich essen vn̅ trincken / was es sey / vnd daß es allein dem gleubigen gehöre.) Leib geistlich essen / vnnd sein Blut geistlich trincken. Vnnd nennet sich auch ein geistlich Brot / das der Welt das Leben gibt. Solch essen vnnd trincken kan wol geschehen ausser der Tauff vnd Sacrament / allein im Glauben / vnnd durch das gepredigte Wort des Euangelij. Vnd kan auch kein Gottloser also essen / so wenig als ein Gottloser kan zugleich glauben / vnnd zugleich Gottloß bleiben / etc. Vnd ist die summa gesagt / Wer glaubt an Christum / der wirdt selig. Aber im Abendmal können beide wirdige vnd vnwirdige essen(Vnderscheid vnder dem 6. cap. Jo hannis / vnnd dem Abendmal.) / 1. Corinth. 11. aber nicht alle das Leben / wie sie Johannis am 6. essen. Derhalben ein grosser vnderscheid ist / zwischen Johannis am 6. vnnd dem Abendmal. Denn jenes ist ein geistlich essen / ohne das leiblich essen: Aber hie im Abendmal ist ein geistlich essen / doch allein den gleubigen / vnnd daneben ein leiblich essen / beide den gleubigen vnd vngleubigen gemein / etc. Vnnd wiewol etliche Text Joannis am 6. auffs Sacrament(Johan. 6. Dabo.) / dasselbige zubestettigen / führen / vnnd dringen auff das Wort / Dabo, da er spricht: Mein Fleisch / das ich geben werde / vnnd meinen / es soll eine Verheissung sein des Sacraments / so er hernach eingesetzet hat / so schleust es doch nicht. Denn er meinet mit dem Dabo, oder Verheissung / daß er wolle seinen Leib in den Todt für vns vberantworten / vn̅ sein Blut für vnsere Sünde vergiessen. Weiter kan man nichts herauß zwingen / auß obgesagter Vrsach / dann kein Gottloser kan geistlich Christi Fleisch essen / oder sein Blut trincken / das ist / gleuben / wie er wol thun kan im Abendmal / vnd ohne Glauben den Leib vnnd Blut Christi mündlich empfahen.
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(Anno 1532.) Doch wir hiemit nicht verdammen die Vätter vnd Lehrer / so das sechste Capitel Johannis zum Abendmal geführet vnnd gebraucht haben / etc. Ihre Meinung ist doch recht vnd gut / daß sie damit bezeugen / es sey warhafftig Fleisch vnnd Blut Christi in Abendmal / etc. (Schwermer oder Sacramentierer / ruhen nicht.) Nun hab ich droben gesagt / vnd vormals mehr / daß ich der Schwermer hinfort müssig gehen wil / vn̅ sie dem Vrtheil Gottes befohlen lassen sein / denn ich vnd viel andere / diese sache vom Sacrament / so gründtlich vnd gewaltiglich getrieben haben / vn̅ jhr faul Geschwetze so klärlich verlegt / daß sie selber gar viel Sprüche vnd Stücke haben müssen nachgeben vnd einreumen / darauff sie doch am ersten gantz halßstarrig bestunden. Damit bewiesen wirdt / als auß der Erfahrung / daß sie jhre sachen / auß vngewissem Grund / vnd eigen ertichten Gedancken / haben fürgebracht / vnnd noch heutiges tages nicht auffhören können zuplaudern / sondern wenn sie ein Argument oder Spruch verlieren / grübeln vnnd suchen sie jmmer ein anders / vnnd richten jhre (Art der Caluinisten heutiges tages.) sachen / auff nicht stilleschweigen. Gleich wie der Teuffel jhr Meister / wenn er einen heiligen Mann nicht kan mit Kunst / Schrifft oder Gewalt / vberwinden / so macht er jn doch mit seinem vnableßlichem anhalten müde / ob er also gewinnen köndte. Also meinen sie auch / sie wollen ein ewig disputieren treiben / vnd die Leute mit plaudern vnnd dönen eintreiben / daß man dieweil nicht sehen soll noch hören / wie vngegründte ding sie fürgeben / vnd niemand soll mercken / wie viel Sprüche vnd Stück sie verloren haben. Auch so viel Bücher sie bißher geschrieben haben an allen orten / vnnd trefflich geschrien vom geistlichen essen / ist doch jhr keiner funden vnder jhnen allen / der da richtig vnnd deutlich definieren / oder hette sagen können / was geistlich essen sey / oder wie es doch mit dem Glauben eine Gestalt habe / sondern plaudern jmmer vom geistlichen essen / vnnd wissen we
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der was sie sagen noch setzen / wie S. Paulus spricht / 1. Tim. 1.(Anno 1532.) denn es sind vnerfahrne / vnuersuchte Leute im Geist / daß es(Sacramentierer rhümen viel vom geistlichen essen / vnd wissen doch nicht / was es sey / vnd haben kein guten geist / vnd ist dazu alles verloren / vn̅ vmb sonst / was man in guten mit jhnen anfehet.) jhnen vnmüglich ist zubegreiffen / was Geist / geistlich essen / oder Glauben sey. Darumb ist nicht weiter mit jhnen zuhandeln / vnnd wer von jhnen wil vnbetrogen sein / der hat auß vnsern Büchern so viel vnderricht / daß er sich jhres plauderns wol erwehren kan. Derhalben ist mein threwer Christlicher Rhat / E. F. G. gehe jhrer auch müssig / denn da ist kein ende disputierens vnnd plauderns / sie lassen jhnen nicht sagen / vnnd hören nicht / wissen auch nichts zusagen / vnnd lehren auch nichts. Vnnd E. F. G. lassen solchs nicht meinen Rhat sein / als auß mir gewachsen / sondern des heiligen Geists / der aller Hertzen / vnnd alle sachen besser kennet / denn wir / derselbe hat vns solchen Rhat gegeben / durch seinen außerwehlten Rüstzeug S. Paulum / Tit 3. da er spricht: Einen ketzerischen Menschen soltu meiden / wenn er einmal oder zwier vermanet ist / vnnd solst wissen (spricht er) daß er verkeret ist / vnd hat sein Vrtheil / etc. Nun sind sie nicht einmal oder zweimal vermanet / sondern in vielen Stücken vnd Sprüchen vber wunden / vnd wollen dennoch nicht ablassen / darumb ist gewiß / wie S. Paulus sagt / daß sie verkeret sind / vnnd hilfft kein vermanen mehr / viel weniger hilfft viel disputieren / vnnd ohne auffhören mit jhnen plaudern. Vnd abermal spricht S. Paulus / 2. Timoth. 2. Lehre sie / daß sie nicht vmb Wort zancken / wölches kein nutz ist / ohn daß es die zuhörer abwendet / das ist ja so viel gesagt / daß mit den Rotten viel disputieren nicht allein vnfruchtbar ist / bey jhnen / sondern auch schädlich bey den zuhörern / die dadurch / wenn sie gleich nicht verführet werden / dennoch geergert vnd abgeschreckt werden. Solchen Rhat des heiligen Geistes müssen wir nicht verachten / noch vns an jhr rhümen keren / sondern sie jmmer lassen
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(Anno 1531.) hinfahren / vnnd sie meiden. Der vns so hat gerhaten / der wirdt (Der heilige Geist hat vns für dem Zwiuglischen geist trewlich gewarnet.) sie wol finden / vnd jhren Rhum zuschanden machen / wie er denn bereit an mit der That fürgenommen hat / solches zubeweisen vnd zubeweren. Denn wir haben ja gesehen / wie er den Müntzer (Müntzer.) vnd seine Gesellen hat troffen / vnd sie zum schrecklichen Exempel gesetzt allen Schwermern vnd Rottengeistern. Denn es war bey jhnen auch eitel rhümen des Geists / vnnd verachtung der Sacrament / aber es hat sich befunden im außkericht / was es für (Carlstad.) ein Geist gewesen sey. Deßgleichen hat er den Carlstad / sind der zeit er diß Spiel angefangen hat / hin vnnd her / in der Welt gejagt / vn̅ kein stadt für seinen Leib / noch ruhe in seinem Hertzen gelassen / wie ein rechter Cain / mit zittern vn̅ furcht gezeichnet vn̅ geplaget. Vnd nun newlich die armen Leute in Schweitz / Zwingeln (Zwingel. Oecolampad.) vnd die seinen / auch mercklich gnug gestrafft / daran sich die Rottengeister billich stossen solten / aber sie sind verstockt / verkeret / vnd suo iudicio condemnati, sagt S. Paulus. Sie wollens alle erfahren / vnd keiner glauben. (Gottes Straffe.) Vnnd wiewol weder die Müntzerischen noch Zwinglischen glauben wollen / daß sie von Gott gestraffet sind / sondern halten sie / vnnd predigen sie auß für Märtyrer / so müssen wir doch / die wir wissen / daß sie in diesem Artickel / vnnd andern mehr / schwerlich gejrret haben / solche Straffe Gottes erkennen / vnnd dafür ansehen / nicht daß wir vns frewen jhres Vnglücks / daß vns von Hertzen leid ist / vnd allezeit gewesen / sondern daß wir das Zeugnus (Sacramentierer sind nicht Märterer.) der Warheit Gottes nicht lassen können. Sind sie selig worden / wie dasselbige Gott nicht vnmüglich ist / einen Menschen an seinem letzten ende / in einem Augenblick / zubekeren / das gönnen vnnd wünschen wir jhnen von grund vnsers Hertzen / aber Märtyrer zumachen / da gehöret mehr zu / denn schlecht selig werden / nämlich / eine gewisse Göttliche sache / darumb sie leiden vnnd sterben / wölches hie sich nicht finden / Denn wir auch
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die Vbeltheter / so durch öffentlich Gericht gestraffet / oder abgethan(Anno 1532.) werden / zur Hellen nicht verurtheilen / aber darumb keine Martyrer darauß machen. Vnnd mich verwundert / daß die vbrigen Müntzerischen(Verstockung.) vnd Zwinglischen / sich so gar nicht keren an solche Gottes Rhuten / daß sie nicht allein verhertet bleiben in jhrem jrrthumb / sondern daß sie solche Ruthen deuten / für eine Ruthen der Martyrer / vnd sich noch rechtfertigen / vnd den H. Märtyrern vergleichen. Aber es ist das gemeine Exempel aller Gottlosen / dauon der Prophet Esaias am 9. vnd andere Propheten sagen: Non est reuersus populus ad percutientem se: Das Volck bekehret sich nicht zu dem / der es schlegt. Weil denn Gott so gewaltiglich drein zeichnet / vnd mit der(Gott beweists mit der that / daß er an der Sacramentierer jrrthum̅ kein gefallen habe.) that redlich solchen jrrthumb verdammet / vnd vnsern Glauben bestettiget / so ists zeit / daß man auffhöre zuzweiffeln / vnd zudisputieren / auff daß er nicht zu hoch versucht werde / vnnd zuletzt wir jhrer Straff vnnd Plage auch theilhafftig werden. Zu dem / so ist dieser Artickel nicht eine lehr oder auffsatz ausser der Schrifft / von Menschen erdichtet / sondern klerlich im Euangelio / durch helle / reine / vngezweilffelte Wort Christi gestifftet vnd gegründet / vnnd von anfang der Christlichen Kirchen / in aller Welt / biß auff diese Stunde / eintrechtiglich gegleubet vnnd gehalten / wie das außweisen der lieben Vätter Bücher vnd Schrifft / beide Griechischer vnnd Lateinischer Sprache. Dazu der tegliche Brauch vnd das Werck mit der erfarung / biß auff diese Stunde.(Die gantze Christliche Kirche bezeuget / daß der Schwermer fürgeben new vnd falsch sey.) Welches zeugnus der gantzen heiligen Christlichen Kirchen (wenn wir schon nichts mehr hetten) sol vns allein gnugsam sein / bey diesem Artickel zubleiben / vnnd darüber keinen Rottengeist zuhören / noch zuleiden / denn es gefehrlich ist vnd erschröcklich / etwas zuhören oder zugleuben / wider das eintrechtige zeugnus / Glauben vnd Lehr der gantzen heiligen Christlichen Kirche̅ / so von anfang her / nun vber fünfftzehen hundert jhar / in aller Welt eintrechtiglich gehalten hat.
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(Anno 1532.) Wenns ein newer Artickel were / vnd nicht von anfang der heiligen Christlichen Kirchen / oder were nicht bey allen Kirchen / noch bey der gantzen Christenheit in aller Welt / so eintrechtiglich gehalten / were es nicht gefehrlich noch schröcklich dauon zuzweiffeln oder disputieren / ob es recht sey. Nun er aber von anfang her / vnd so weit die gantze Christenheit ist / eintrechtiglich gehalten ist / wer nun daran zweiffelt / der thut eben souiel / als gleubte er keine Christliche Kirchen / vnnd verdampt damit / nicht alleine die gantze heilige Christliche Kirche / als eine verdampte Ketzerey / sondern auch Christum selbst / mit allen Aposteln vnd Propheten / die diesen Artickel / da wir sprechen: (Ich glaube eine heilige Christliche Kirche) gegründet haben / vnnd gewaltig bezeuget / nemlich / Christus Matth. am 28. Sihe / ich bin bey euch biß an der Welt ende. Vnd S. Paulus 2. Timoth. 3. Die Kirche Gottes ist eine Seule vnnd Grundfeste der Warheit. Auch zeuget jhre eigne opinion wider sie selbst / daß sie wider einander vber dem Text so vneinig sind / vnd schier sieben oder achterley / so viel Text / so viel Rotten sind / machen / vnd (Sacramentierer haben allerley glossen vber dem klaren Text.) können nichts gewisses lehren / noch jrgend ein armes Gewissen bestendiglich berichten. (Sacramentierer sind im Lande nit zu leide̅ / so anders ein Christliche Oberkeit ruhe / vn̅ ein gut Gewissen haben vn̅ behalten wil.) Derhalben vermane ich vnnd bitte E. F. G. wolte solche Leute meiden / vnnd sie im Lande ja nicht leiden / nach dem rhat S. Pauli / vnnd des heiligen Geistes / droben angezeigt. Denn E. F. G. müssen bedencken / wo sie solche Rottengeister würden zulassen vnd leiden / so sie es doch wehren vnnd vorkommen können / würden sie jhr Gewissen grewlich beschweren / vnd vielleicht nimmermehr wider stillen können / nicht alleine der Seelen halben / die dadurch verführet vnnd verdampt würden / welche E. F. G. wol hette können erhalten / sondern auch der gantzen heiligen Kirchen halben / wider welcher / so lang hergebrachten vnd allenthalben gehalten Glauben / vnd eintrechtig Zeugnus / etwas zulehren gestatten / so mans wol köndte wehren / ein vntregliche
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Last ist deß Gewissens. Ich wolte lieber nicht allein aller Rottengeister(Anno 1532.) / sondern aller Keiser / Könige vnnd Fürsten / Weißheit vnd Recht / wider mich lassen zeugen / denn ein Jota oder ein Tittel der gantzen heiligen Christlichen Kirchen wider mich hören / oder sehen. Denn es ist ja nicht so zuschertzen mit Artickeln des Glaubens / von anfang her / vnnd so weit die Christenheit ist / eintrechtiglich gehalten / wie man schertzen mag mit Bäpstischen oder Keiserlichen Rechten / oder andern Menschlicher Tradition der Vätter oder Concilien / etc. Diß schreiben D. Lutheri / da es ist außgangen / haben es die(Die Zürchischen Praedicanten wer den vngedultig vber D. Luthers schreiben.) Zwinglianer zu Zürich mit grosser vngedult gelesen / vnd an den Hertzog in Preussen auch geschrieben / vnnd gebetten / er wolte mit jhren Brüdern / so die Zwinglische lehr führeten / gnediglich vmbgehen vnd handeln / vnnd sie nicht hindern noch abschaffen lassen. Haben auch dem Hertzogen ein Büchlein / vom Leib vnnd Blut Christi / durch Bertramum vor zeiten geschrieben / vnnd von Leo Jud verteutschet / mitgeschickt / aber / Gott lob / nichts außgerichtet. Fast zu ende dieses jhars hat Philippus Melanthon an(Philip. Melanth. schreibt an Rotmannum gehn Münster in Westphalen.) Bernhardum Rottman̅um gegen Münster in Westphalen vnter andern also geschrieben / wie solche Epistola auch durch offenen druck außgangen: Incertus etiam rumor huc allatus est, in vrbe vestra palam probari Zuuinglij dogma, de Coena Domini. Ego nec rumoribus istis fidem plane habeo, nec tibi placere puto, si qui . Etsi autem non hoc mihi sumo, mi Bernharde, vt tibi aliquid praecipiam, tamen pro nostra inter nos amicitia duxi ad te scribendum, vt potius alia salubriora doceas, quàm illas Cinglij disputationes. Facile est conscientias conijcere in dubitationem, liberare dubitatione difficilimum est. Ideo malim te eligere in docendo certa, & quae fiduciam in pijs mentibus confírment, non quae excitent dubitationem. Habemus satis multa, quae necesse est inculcare,
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(Anno 1532.) de beneficio Christi, de vitanda dubitatione, de vera inuocatione, & in his malim te versari. Quorsum opus est illas prophanas disputationes, quòd nusquam nisi in coelo sit Christus, & quòd sedeat vni affíxus loco, spargere? Certè scriptura iubet inuocare Christum. Fatendum igitur est, eum adesse verè verbo & signo, cùm eo vtimur, vbi promisit se adesse velle, sicut & Deus verè aderat ad propitiatorium propter promissionem, velle consolari. Et nostri non probant illam , qua Papistae dicunt, corpus in species illas includi, quasi vinum in lagenam, sed adesse dicunt Christum verè in Coena, quod nihil habet incommodi. Neque ego ignoro, hîc ab ingeniosis hominibus multa quaeri posse. Et credo te hominem ingenio acri praeditum exerceri his disputationibus. Sed te etiam atque etiam oro, ne iudicium praecipites. Non ignoro, doctos viros alicubi applaudere dogmati Cingliano, & habent concinnas rationes. Sed in hoc non sunt omnia: praesentia, quam dixi, habet fidei. Haec scripsi simplici animo, adductus amore tui, teque rogo, vt in bonam partem accipias, mihique rescribas, & de tua sententia, & de statu Ecclesiae tuae, & c. Pridiè natalis Domini, 1532. Philippus Melanthon. Das ist: Es ist ein Geschrey erschollen / daß in ewrer Stadt die Zwinglische Lehr sol offentlich geführet werden / von des HErren Abendmal. Ich gleube nicht gar solchem geschrey / vnnd halte nicht dafür / daß dir die jenigen gefallen / welche es mit dem Zwingel halten. Sihe du zu / daß du was heilsamers lehrest / denn die Zwinglischen disputationes sind. Man kan die Gewissen bald zweiffelhafftig machen / aber jhnen nicht bald widerumb herauß helffen. Darumb lehre etwas / das gewiß vnnd war ist / vnd den Glauben im Hertzen bestettiget vnd sterckt / vnnd nicht /
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das nur zweiffel anrichtet. Wir haben gnug an dem / daß man(Anno 1533.) soll fleissig treiben / als / von Christi Wolthaten / von warem vertrawen(Zwinglische dispu tationes sind ohne Glauben / vnd gar vngewiß / vnd machen die Gewissen jrr vnnd zweiffelhafftig / vnnd sind im grund nur Heid nisch vnd fleischlich.) / wider den Zweiffel / von warer Anruffung / etc. damit solstu vmbgehen. Warzu gehören oder dienen doch die Heidnische Fragen von Christo / daß er nirgend / denn im Himmel sey / vnd sitze an einem gewissen ort? Die Schrifft heist vns ja Christum anruffen. Ey / so ist er warhafftig gegenwertig bey vns / im Wort vnd Sacrament / wenn wirs brauchen / wie er verheissen hat / daß er da sein wolle / gleich wie Gott war bey dem Gnadenstuel / vmb seiner zusag willen. Die vnsern wollen warlich auch nicht die Papistische Verwandlung nachgeben / noch die Einschliessung / als wie der Wein in Flaschen ist / sondern sagen / daß Christus warhafftig im Abendmal sey / etc. Ich weiß wol / daß gelehrte Männer(Vil gelehrte Men ner sind Zwinglisch / nur jrer vernunfft nach.) lust haben zur Zwinglischen Lehr / vnnd sie haben scheinbare Argument. Aber daran ists nicht alles gelegen. Die Gegenwertigkeit im Abendmal stehet auff dem Wort Gottes / wölches eine Richtschnur des Glaubens ist / etc. In diesem jhar / weil die Sacramentierer vnnd Widerteuffer(Sacramentierer vnd Widerteuffer ein Kuche.) / wölche nun (wie vorgesagt / weidlich mit einander laichten / vnd gleich ein Mehl vnd Kuche waren) hin vnnd wider in Seestedten / zu Goßlar / vnnd anderswo / vnd sonderlich zu Münster mit Bildstürmen / Orgel herunder reissen / vnd Glocken abwerffen / vnnd dergleichen / gewaltig begundten zurumoren / wie noch heutiges tages in Niderlanden vnnd anderswo / da sie einnisteln / jhr Brauch ist: Ist ein Erbar Raht zu Braunschweig nicht wenig(Die Statt Braun schweig thut jhr Christlich Bekantnus wider die Sa cramentierer.) dadurch bewogen worden (sonderlich / weil auch jhrer etliche / beide im Rathstuel / vnnd vnder den Patritijs noch hart vber der Bäpstischen Religion hielten / vnnd auß dieser zusammenrottung vnnd Rumorn der Widerteuffer vnd Sacramentschwermer / jhnen die Hoffnung macheten / daß die gantze / damals auch zu Braunschweig Anno 28. einhelliglich angenommene Luthe
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rische (Anno 1532.) Lehre / hiedurch von jhr selber fallen solte.) Es hat aber gedachter Rhat zu Braunschweig dem ergerlichen / boßhafftigen Geschmeiß der Widerteuffer vnd Sacramentierer / in jhrer Gemein vorzubawen / vnnd die Bürgerschafft dawider zuuorwahren / vnd bey der rechten / reinen Lutherischen Lehr zuerhalten / die damals jhrer Statt Praedicanten vor sich erfordert / vnnd jhren Glauben vnnd Bekantnus von dem heiligen Abendmal erstlich mündlich thun lassen / vnnd darnach dasselbige auch in Schrifft zuuerfassen / aufferlegt / wölches auch geschehen. Vn̅ haben dasselbe jhr Bekantnus / vmb mehrer Gewißheit willen / zu Luthero gehn Wittenberg gesandt / der es vbersehen / vnnd es jhm dermassen gefallen lassen / daß ers öffentlich zu publicieren befohlen / wölches auch geschehen / vnd ist erstlich zu Wittenberg in disem 1532. jhar getruckt / vnnd darnach Anno 1536. zu Magdeburgk widerumb auffgelegt. Ob nun wol dasselbige Bekantnus den einfeltigen Leien zum besten sich wider die damals auch in die zarte angehende Kirche zu Braunschweig allgemach einschleichende Widerteuffer vnnd Sacramentierer desto baß zuuorwahren / mit wenig Worten gestellet: So ist doch alle das jenige / was zur Erklerung des Artickels vom heiligen Abendmal nöttig / auffs aller einfeltigst darinnen gefasset / vnd ist sonderlich die Antithesis nicht alleine wider Papisten / sondern fürnemlich wider die Sacramentierer deutlich gesetzet / vnd damit die damals Prediger sich rund vnnd deutlich erklärten / daß sie mit des Carlstadts , so jhm der hellisch Vatter offenbaret / vnnd mit des Zwingels significat, so er zum theil auß eim Trawm / zum theil auß eines Hollenders Bündlin empfangen / nichts zuschaffen haben / sondern mit Luthero bey dem Wort bleiben / vnnd also nicht Zwinglisch / sondern gut Lutherisch sein wolten. So setzen sie die Wort der Einsatzung Christi zum grund jhrer Bekantnus / vnnd nemmen dar
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auß die einfeltige Erklärung des Artickels von dem heiligen(Anno 1532.) Abendmal / wölche sie in vier Punct gefasset haben. 1. Von wem(Vier Puncten der Lehre vom heiligen Abendmal.) das Sacrament eingesetzet. 2. Wem es eingesetzt. 3. Was das Wesen des Sacraments sey. 4. Wölches sey die Frucht oder Nutz der Empfahung des Sacraments / etc. Vnnd da sie vom wesen des Sacraments handeln / widerholen sie die Definition auß Lutheri kleinem Catechismo / das Sacrament des Altars / sey der ware Leib vnnd das ware Blut Christi / vnder dem Brot vnnd Wein / etc. Vnnd da solches jemand wolle mit den Sacramentierern disputieren / wie es sein könne / geben sie im ersten Stück zur Antwort / Man solle auff den Stiffter dieses Sacraments sehen / von wölchem der Vatter gesagt habe / den solt jhr hören. Das Stück von der vnwirdigen Niessung / wölches sonderlich eine rechte Proba ist der heimlichen / meuchlischen Sacramentierer / haben sie auch fein außtruckt mit diesen Worten / Ob da heimlich ein Judas vnnd vngleubiger zukeme / das bricht dem Befehl Christi nicht abe / etc. Diesem Bekantnus hat M. Martinus Gorolitius Superintendens, sampt seinem Coadiutore M. Heinrico Vuinckelio, vnnd zwentzig Predigern vnderschrieben. Es hat auch D. Johann Pommer / da er zu Lübeck in Anrichtung der Kirchen gewesen / diese zu Wittenberg getruckte Bekantnus in einem Briefflein an die zu Münster gerhümet / vnnd sind das seine Wort: Etliche Landleuffer suchten die frommen Christen zu Braunschweig mit der Sacramentschenderey jrre zumachen / damit auch ettliche Prediger berichtiget wurden. Aber daselbs ein Erbar Rath / verordente Bürger / Gilde vnnd Gemein / forderten von jhren Prędicanten jhre schrifftliche Bekantnus des Sacraments halben / die ist also getruckt außgangen / daß ich Christum dafür preise vnd lobe in Ewigkeit. Das sage ich E. Ehrw. vnd allen Christen zu guter newer zeitung / etc.
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(Anno 1533.) Wollen nun im Namen Gottes das zwey vnnd dreissigste jahr hiemit enden / vnnd Gott dancken / daß er so gnediglich sein Warheit bey vnd vnder vns erhalten / vnnd so gewaltiglich alle krumme / listige Tücke vnd Anschläge der Sacramentierer verhindert vnd zu schanden gemacht hat. Wollen nunmehr ferner sehen / wie er es in nachfolgenden jharen gleicher weiß gethan hat / dafür wir seiner Göttlichen Allmacht vnnd Barmhertzigkeit / auch dancken wollen hie vnd in Ewigkeit.

Anno 1533.
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(Der Waldenser in Böhemen Büchlein.) In disem jhar haben die Brüder in Behmen vnd Mehren / D. Luthero ein Büchlein geschickt / mit dem Tittel: (Rechenschafft des Glaubens / der Dienste / vnnd Ceremonien / der Brüder in Behmen vnnd Mehren) wölche von etlichen Pickarder / vnd von etlichen Waldenser genannt werden. Wölches Büchlein sie zuuor / auff gnedigs begeren Herren Georgen / Marggraffen zu Brandenburg / Fürsten in Schlesien / an Herrn Conrad von Kraigk auff jungen Buntzel / gestellet. Vn̅ weil dasselbige jr Büchlein zuuor zu Zürich getruckt / (aber nit trewlich / wie sie selber am ende jhres Büchleins klagen) haben sie Anno 1533. etliche jhre abgesandten zu Luthero abgefertigt / mit jhm mündlich dauon / vnd sonderlich des Sacraments vnsers Herrn Jesu Christi Leibs vnd Bluts halben / zuunderreden. Darauff Lutherus nicht allein gemeltes Büchlein hat zu Wittenberg trucken lassen / sondern auch seine Vorrede dafür gesetzt / wie in (Tom. 6. Ien. Pag. 119.) den Teutschen Tomis zubefinden. Dasselbige deuten vnnd verkeren die jetzige Sacramentierer dem frommen Luthero also / als habe er damit alles das jenige approbieret / gebillichet / vnd gleich canonisiert / was die Waldenser jemals vom Abendmal gelehret vnd geschrieben / als in jhrer Confession / Vladislao Regi Vngariae, Anno 1506. zugeschickt / vnd nachmals gedruckt.
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Wir haben aber droben in historia Anni 1520. vnd 1521.(Anno 1533.) klerlich erwiesen / was Lutherus an der Waldenser Lehr / befunden vnd gestraffet habe / denn er ja offt darüber geklaget / daß sie anders reden / denn sie gleuben / vnd gegenwertig für jhm anders jhre meinung von der Gegenwertigkeit des Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal / fürgebracht / vnd anders in etlichen jhren Büchlein dauon geschrieben. Item / von der Kindertauff / denen sie den Glauben absprechen. Item / vom Glauben / daß derselbige nicht ohne Werck bestehe / vnd gerecht mache / vnd das die Werck dem Glauben helffen müssen. Item / von sieben Sacramenten / vom Ehelosen leben der Priester / von verachtung der Sprachen / Kinderschulen vnd guter künste / vnd von dergleichen jhren jrrthumben mehr. Weil aber die Abgesandten mündlich mit D. Luthero zu rede kommen waren / vnnd sich also erkleret hatten / daß sie mit den Sacramentierer nicht gleich stimmeten / sondern gleubten / daß im Sacrament der warhafftige Leib vnnd Blut Christi empfangen werde / etc. hat D. Lutherus obgedachte Vorrede gesetzt /(D Luther hat gedult mit den Wal densern / als mit eim schwachen Gefeß / vnd zerbro chenem Rhor / vn̅ armen Leuten / die noch nicht gnugsam vnterwiesen / vnd billichet doch derwegen jre gan tze Lehre nicht.) vnd mit jhnen auß Christlicher guter hoffnung / vnd hertzlichem vertrawen / Gedult getragen / ob dermal eins / der Vatter aller Barmhertzigkeit (wie seine Wort lauten) durch seinen lieben Sohn vnsern HErrn Jesum Christum / seine reiche Gnade dazu geben wolte / daß doch der Rotten vnnd Spaltung weniger würden / etc. Es hat aber D. Luther gleichwol nicht alles gebillichet / was die Waldenser auch in demselben jhrem Büchlein fürgegeben vnd geschrieben. Denn er sagt außdrücklich in derselben Vorrede / daß er sie in der Lehr vom heiligen Abendmal fast verdechtig gehabt / aber auff jhre erklerung (daß im Sacrament der ware Leib vnd Blut Christi empfangen werde / vnd daß die Papistische Transubstantiatio, vnd opus operatum nichts / etc.) sey er gelinder gegen jhnen worden. Item / daß sie mit Worten / reden / vnnd jhrer Sprach / nicht gleichförmig mit vnsern Kir
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chen (Anno 1533.) halten / darumb er auch jhr Büchlein außgehen habe lassen / daß alle fromme Christen lesen vnd sehen / wie nahe oder ferne sie bey vns sein / oder von vns sind. Er wisse auch zwar jhre weise zureden nicht anzunemen / wolle sie aber auch widerumb nicht vbereilen / noch so eben zwingen / nach seiner weise zu reden / so fern wir sonst der Sachen eins werden vnd bleiben. Item / ob gleich jemandt were / dem nicht gnug in diesem Büchlein geschehen / der wolle das ansehen / wie sie sich demütiglich erbieten / vnd wenn sie schon nichts anders damit verdienen / so ists doch billich / daß man sie als das zerbrochen Rhor / vnnd glimmende Tocht / sein lasse / biß Gott weiter schicke nach seinem willen / etc. Vnd weil dem also / wie kürtzlich erzehlet / so wolle doch der Christliche Leser bedencken vnd erwegen / was das für eine that sey / daß die jetzigen Sacramentieren darauß / weil D. Lutherus / für der damals jhme zugeschickter der Waldenser Confession / auff jetzt gehörte maß vnd weise / eine Vorrede gesetzt / nemen / erzwingen / vnd die Leute bereden wollen / als habe Lutherus damit jre gantze Lehr approbieren vnd canonisieren wollen. Vnd zwar es mögen die Sacramentierer dauon reden / was vnd wie sie können / jhrer Art nach / so ist dennoch diß vnleugbar / daß der Waldenser obgenante Confession / zu der zeit / da Lutherus die Vorrede dafür gemacht / nicht Zwinglisch / sondern gut Christlich oder Lutherisch gewest sey / ob gleich die Waldenser an etlichen orten hernach anders worden / vnnd von jhrer dazumal gegen Luthero erklerten Confession abgewichen. (Das Brot ist der Leib Christi.) Denn also sagen sie in gemeltem jrem Büchlein (litera H.) Wenn in einer Christlichen versamlung / von einem diener die Wort deß HErren gesprochen / daß nu das Brot / der verordnung Christi nach / sein Leib sey / daß man festiglich gleuben sol / daß jhm eben also / vnd nicht anders sey. Dann wir halten / daß der Glaub einem jeglichen Wort Gottes bereit vnnd fertig sein
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sol / vor allem außgründen / forschen vnd vrtheilen. Es müsse je(Anno 1532.) der Sinn auff den Glauben / vnnd nicht der Glaube auff den Sinn gebawet werden / auff daß nicht Menschen verstand herrsche / vnd der Glaube zu Bodem gehe. Hie meinen etliche / die Rede sey zu hart / vnd bringe ergernus vnd Abgötterey / vnd stimme mit den Papisten. Denen sagen wir also / Es sein Papisten / oder wer sie wollen / wo sie recht reden / halten oder thun / da loben wir sie / vnd sind eins mit jhnen. Wo sie aber vbel reden oder thun / da loben wir sie gar nichts / vergleichen vns auch mit jhnen nicht. So zwinget vns die Göttliche Schrifft bey diesem Sacrament zugleuben / Zum ersten / daß es Brot vnnd Wein sey. Zum andern / zwinget vns die Schrifft zugleuben vnnd zubekennen / daß diß Brot / welches da eigentlich Brot ist vnd bleibet / der rechte Leib Christi sey. Denn er saget / Das ist mein Leib / Als solte er sagen / Das Brot / welches ich in die Hende genommen / gebrochen / vnnd euch zu essen gegeben / dasselbige ist mein Leib / vnd kein ander / denn der meine / etc. Item / sie verwerffen die / so das Sacrament empfahen für eine Losung vnnd Zeichen / dabey man einen Christen kennet. Wenn wir aber die obgemelten Schrifften / welche oben zum Grunde deß Glaubens gelegt sind / hin vnd herwider werffen / vn̅ auff allen Ecken wol besehen / vnnd nu einen Sinn vnnd Verstandt darauß nemen sollen / welcher vberall zutreffen / vnd keiner Schrifft entgegen sein sol / so finden wir nichts anders / denn daß der HErr Jesus das Brot verordnet hat / daß es sein Leib / vnnd der Wein sein Blut sein solte / zur erinnerung seiner wolthat / vnd zu gegenwertiger geniessung seines Testaments / welchs mit seinem Todt vnd Blutuergiessung bestettigt ist. Nicht daß das Brot verwandelt würde in Fleisch / vnd der Wein in Blut / sondern daß das Brot / Brot / vnd der Wein / Wein bleibe / vnd dennoch das Brot sein Leib / vnd der Wein sein Blut were.
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(Anno 1533.) Darnach folgen die Wort vnnd Rede der Waldenser / dauon (Was die Waldenser für reden führen / die D. Luth. nicht hat wollen billichen.) Lutherus in seiner Vorrede spricht (Er wisse jhre weise zu reden nicht anzunemen) Nemlich / daß Christus wesen habe zweyerley weise / zum ersten / leiblich / zum andern / geistlich. Leiblich wesen haben / halten wir / daß es sey / in eigener Person gegenwertig etwas außrichten / vnnd ein solch leiblich wesen hatte Christus vor zeiten auff Erden / da er in eigener Person predigte / Zeichen thet / Marter leid / starb / begraben ward / etc. Aber jetzund hat er nicht ein solch wesen auff Erden / denn die Schrifft nötiget vns zugleuben / daß er mit seiner leiblichen Person die Welt verlassen / gehn Himmel gefahren / etc. vnnd komme von dannen nicht herwider / weder heimlich noch offenbar / biß an den Jüngsten tag / etc. Geistlich wesen haben / halten wir / daß es sey / ohne Persönliche vnnd fleischliche Gegenwertigkeit etwas außrichten / als / 1. durch den heiligen Geist. 2. durchs offentliche Predigampt. 3. durch krefftige verodnung der Sacrament / etc. Item / darauß folget / daß Christus mit allem seinem verdienst im Sacrament sey / doch nicht so fleischlich / wie die Capernaiten verstehen / sondern geistlich / wie der Menschen Seligkeit fordert / etc. Darauß erscheinet / daß jhre meinung (ob sie es gleich auff jhre sonderliche Art vnnd weise außgeredet haben) allein diß gewesen / daß Christus nicht auff leibliche / fleischliche / reumliche / oder vmbschriebene weise / nach Art vnnd weise dieser Welt / im Abendmal gegenwertig / etc. welches auch vnsere Lehr vnnd Meinung ist. Darnach (M. 2.) im Capitel von den Ceremonien / bey der berichtung nach der Predigt / vermanet der Diener das Volck zu sämptlichem Gebett zu Gott / auch des Brots vnnd Weins halben / welches da gegenwertig ist / daß es der Himlische Vatter / der verordnung vnnd meinung Christi nach / annemen wolte / vnnd das Brot werden lassen seinen Leib / der für vns ver
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rhaten ist / vnd den Wein sein Blut / wölches für vns vergossen(Anno 1533.) ist zur vergebung der Sünden. Nach dem Gebett meldet der Diener die verordnung Christi / vnnd die Wort / die er dabey geredt hat / auff daß das Volck diese Wort hörend / einfeltig glaube / daß auch das gegenwertige Brot / der Leib Christi / vnnd der Wein / sein Blut sey / dasselbige alsdann mit begierde vnnd lust empfahe / vnd seiner Wolthat dabey gedencke. Vnnd im Beschluß am ende des Büchleins stehen diese Wort: Diß Büchlein ist vormals getruckt zu Zürich / aber mit grossem gebrechen. Darumb so jemands derselbigen eins fürkeme / er lasse es fahren / vnnd richte sich nach diesem hie zu Wittenberg gedruckt. Auß disem ist jetzt auch leichtlich abzunemmen / was das für(Der Caluinischen Theologen zu Wit tenberg Anno 1571. betrug.) ein böses Stück gewest sey / daß die Caluinischen Theologen / so zu Wittenberg den elenden Lermen angerichtet / vnnd derwegen auß dem Lande verwiesen worden / ein Confession der Waldenser / Anno 1573. haben trucken lassen / durchauß auff Sacramentierischen Schlag gerichtet / vnd doch auff die vorige D. Lutheri Vorrede sich beruffen / als hette der thewre bestendige Mann / solchen Sacramentschwarm / durch seine Praefation gebillichet. Nun setzen sie aber jhren jetzigen Caluinischen Glauben / der vorigen Confession stracks zuwider / in dem sie in jhrer newen Confession / vnnd in andern Büchlein / mehr also schreiben: Christus sey im Sacrament mit seinem geistlichen Leibe / aber nicht mit dem Wesen seines waren Leibes / mit wölchem er gehn Himmel gefahren / vnd sitze allda zur Rechten seines Vatters / biß an den jüngsten tag / an einem ort wallend. Item / Er könne sich nicht erweitern / noch leiblich genossen werden / noch sich mehren / sondern bleibe gantz / warhafftig vnnd wesentlich im Himmel / vnd werde von den frommen nicht leiblich / sondern nur geistlich genossen / modo praesentiae suae esse in sublimi, in hoc Mundo autem Christum esse modo spirituali, & c.
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(Anno 1533.) Wir wollen nun von den Waldensern auff diß mal auffhören / für sie bitten / daß sie Gott gnediglich bekeren wolle. (Tom. 6. Ien. Pag. 150. D. Lutheri Warnungsschrifft an den Rath vnd Gemein zu Franckfurt am Meyn / sich für Zwinglischer Lehre zuhüten.) Wollen weitter / was Lutherus Anno 1533. für ein Warnungschrifft / an den Rath vnnd Gemeine der Stat Franckfurt am Meyen / sich vor Zwinglischer Lehr vnnd Lehrern zuhüten / gestellet / vnd durch offenen Truck außgehen lassen / besehen / vnd kürtzlich erzehlen. Wie des Buceri fürgenommene vnnd angestelte Conciliationes (dauon oben meldung geschehen) von den Zwinglianern gedeutet vnnd mißbrauchet sind worden / hat Lutherus in derselben seiner an die Franckfurter Warnungsschrifft gewiesen / sonderlich weil die Leute wolten vberredet werden / als were es alles gleich / vnnd ein ding / mit der Christlichen Lehre Lutheri / vnd mit Zwingels Wahn vnd Meinung / vnd es von etlichen Predigern also gemeistert ward / daß niemands köndte gewiß sein / was / vnnd wie mans meinet oder glaubte. (Sacramentierer genckeln / vnd drehen jhre wort / vnd behalten doch jhre falsche Meinung.) Denn es sind jhrer viel / (schreibt D. Luther an die von Franckfurt) die nur jhre Wort drehen / behalten aber gleichwol die vorige Meinung im Sinn / vnd Brauch / sagen mit dem Munde / es sey Christi Leib vnd Blut warhafftig gegenwertig im Sacrament / aber doch nur geistlich / vnnd nicht leiblich / werde auch allein im Hertzen mit dem Glauben empfangen / vnd nicht leiblich mit dem Munde / wölcher empfahe eitel Brot vnd Wein. Sihe / sagt er weitter / ist das nicht ein teufflisch Gauckelspiel mit den Worten Christi getrieben / vnd die einfeltige Hertzen / so schändlich vmb jhr Sacrament betrogen vnnd beraubet? Das heist / wie S. Hieronymus von den Arrianern schreibt / wie jhre Bischoffe also predigten / daß die Christen ein anders auß jhren (Zweizüngigt Rott.) Worten verstünden / denn sie meineten / etc. Die zweizüngige Rott saget / Christi Leib vnnd Blut sey im Sacrament warhafftig / aber doch geistlich / vnnd nicht leiblich / vnd bleiben damit auff jhrem vorigen Irrthumb / daß eitel Brot vnnd Wein im Sacrament sey. Geben darnach für / es sey nicht not / daß
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der gemeine Christenmensch wisse / wie Christi Leib im Sacrament(Anno 1533.) sey / sondern sey gnug / daß er glaube / es sey der Leib / den Christus gemeinet hat / Vnnd wenn du also glaubest / daß Christi Leib im Himmel leiblich vnnd im Sacrament geistlich sey / so habestu im Geist vnnd Glauben / den Leib / den Christus gemeinet hat / ob du wol im Brot vnd Wein / nichts denn eitel Brot vnnd Wein empfehest. Daher machen sie des Herren Abendmal wüste / verechtlich vnd gering / als sey es nicht von nöten / weil man Christi Leib vnnd Blut geistlich im Hertzen haben könne. Manche dörffen auch jhren eignen Glauben nicht bekennen / vnd sind Meuchelchristen / vnd bedörffen einer zwiefaltigen Helle(Meuchelchriststen / die nicht frey rund herauß jhre Lehr vnd Glauben bekennen dürffen.) / eine / daß sie wider Gottes Wort liegen / die andere / daß sie jhre eigene Lehr nicht frey dürffen bekennen / etc. Es ist nicht die frage / ob einer glauben soll den Leib / den Christus meinet / denn das weiß ein jeder. Das ist aber die frage: Ob einer eitel Brot vnd Wein mit seinem Munde empfahe / vnd was man jhme mit den Händen reiche? Hie gilts nicht den Brey im Maul weltzen / vnnd mumm mumm sagen / noch im Sack verkauffen / denn es(Mumm / mumm sagen / etc.) gilt hie nicht so vnder dem Hütlein spielen / vnd im finstern mausen / Darumb ist das mein threwer Rhat / den ich für Gott schüldig bin / wer seinen Seelsorger offentlich weiß / daß er Zwinglisch(Zwinglische Seelsorger soll man meiden.) lehret / den soll er meiden / vnd ehe sein lebenlang des Sacraments entberen / ehe ers von jhm empfahen solte. Ja auch ehe drüber sterben / vnnd alles leiden. Ist aber sein Seelsorger der zweizüngigen einer / der mit dem Maul fürgibt / es sey im Sacrament der Leib vnnd Blut Christi gegenwertig vnd warhafftig / vnd doch verdächtig ist / daß er im Sacke verkauffe / vnnd anders meine / weder die Wort lauten / so gehe oder sende frey zu jm / vnd laß dir deutlich herauß sagen / was das sey / daß er dir mit seinen Händen reichet / vnd du mit deinem Munde empfehest / hindan gesetzt / was man im hertzen glaube / oder nit glaube / schlechts gefraget / was Hand vnnd Mund hie fassen? Ists ein redlicher
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(Anno 1533.) Schwermer / der auffrichtig mit dir handeln wil / der wirdt dir (Redliche Schwer mer.) also sagen / er reiche dir eitel Brot vnd Wein / dabey du solst dencken vnnd glauben den Leib vnd Blut Christi / etc. Ists aber der (Geuckler / zwey züngige Mummums Geifer.) Gauckler einer / die vnder dem Hütlein spielen / so wirdt er MVMm / MVMm sagen / vnnd den Brey im Maul vmbher werffen / vnnd also geifern / Es ist gnug / daß du glaubest / den Leib / den Christus meinet. Das heist denn fein geantwortet / vnd Vrkunde gegeben der Hoffnung / die in vns ist / wie S. Petrus lehret. (Zweizüngige Prediger soll man auß dem Lande weisen.) Solcher hohen Kunst nach / wolte ich mit allen Artickeln des Glaubens spielen / etc. Aber solche Prediger / wenn sie schertzen wolten / solten sie etwas anders fürnemmen / vnnd Göttliche sachen mit frieden lassen / daß nicht einmal der Donner drein schlage. Ists aber jhr ernst / so solte man sie mit ernst auch von dem Ampt vnnd von der Cantzel zum Lande außweisen. Dann was soll doch das schröcklich Gauckelspiel sein? darinn sie das Volck wollen lehren / vnd sagen jhnen doch nichts / sondern weisen sie in finstere Loch / vnnd sprechen: Glaube was Christus meinet / Was aber Christus meinet / wollen sie nicht sagen / denn (Stummen Hunde / Heuchler vnd vngewisse Lehrer.) sie fürchten / wo sie es sagen solten / würde alle Welt sprechen / das meinet Christus nicht / sondern du selbst meinest es / vnnd dein Vatter der Teuffel mit dir / vnnd brauchet beide des Namens Christi zum Schanddeckel vber ewere Lügen / damit jhr vns versuchen vnd verderben wollet / etc. Glauben / was die Kirche glaubet: glauben / was sein Herr glaubet: glauben / was der Köler glaubt: glauben was im Buch stehet / ist alles ein nichtiger Glaube / der dem Teuffel nicht schadet. Aber es gehöret mehr zum Glauben / vnnd nicht schlecht sagen / Ich glaube / was Christus meinet. Denn was er meinet / das geben seine Wort / die man nicht muß auß den Augen thun. (Wort Christi.) Ich wil die Wort haben / vnd den Glauben auff sie (wie sie lauten) setzen / daß ich nicht wil glauben den Leib / den Christus mei
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net / ausser vnnd ohne sein Wort / sondern den Leib / den seine(Anno 1528.) Wort meinen / wie sie da stehen vnnd lauten / denn das ist seine rechte meinung / vnd er hat seine meinung in den Worten / vnnd durch die Wort vns gesagt vnd angezeigt. Ausser seinem Wort / vnd ohne sein Wort / wissen wir von keinem Christo / viel weniger von Christi meinung. Den der Christus / der vns ohne Christi Wort seine meinung fürgibt / daß ist der leidige Teuffel auß der Helle / der Christi heiligen namen führet / vnd darunter seine Hellische gifft verkeuffet / etc. Etliche Schwermer vnterstehen sich auch jhren jrrthumb(D. Luth. Bücher müssen den Schwermer herhalten / als sey er jhrer meinung.) durch meine Bücher zubeschönen / wiewol ich doch billicher hoffen solte / daß niemandt so freuel vnd vnuerschampt sein köndte / solchen seinen jrrthumb mit mir zustercken vnd zuerhalten / weil mein Bekentnüs für aller Welt offentlich am tage da stehet / vnd meine Bücher gewaltiglich zeugen / mit welchem grossen ernst ich wider den jrrthumb gestritten habe / daß ein Schwermer sich ja solt in sein Hertzschemen / einen Buchstaben deß Luthers / zu seinem jrrthumb zu führen / oder zubrauchen. Zu dem / so ist nun für alle Welt kommen / die herrliche Confession vnd Apologia / so für Keyserlicher Mayestet zu Augspurg / von vielen der höchsten Stenden deß Römischen Reichs frey bekandt / vnnd erhalten / etc. Schröcklich ists auch / daß bey einerley Altar / in einerley(Prediger / die mit beyde̅ theilen können zu Frieden sein / sind gefesse deß Zorns Gottes / verstockt / vnd Ertzteuffel.) Kirchen / sollen beyde theil einerley Sacrament holen / vnnd empfahen / vnd ein theil sol gleuben / es empfahe eitel Brot vnnd Wein / das ander theil aber / es empfahe den waren Leib vnnd Blut Christi / Vnd offt zweiffele ich / obs zugleuben sey / daß ein Prediger so verstockt vnnd boßhafftig sein könne / vnnd hierzu stille schweigen / vnnd beyde theil also lassen gehen / ein jegliches in seinem wahn / etc. Ist aber einer / der muß ein Hertz haben / das da herter ist / dann kein Stein / Stahl / noch Demant / der muß freylich ein Apostel deß Zorns sein / vnnd ein Ertzteuffel / da
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(Anno 1533.) Gott wirdt zuschmeissen müssen. Vnd wer solche Prediger hat / oder sich deß zu jhnen versiehet / der sey gewarnet für jhnen / als für dem leibhafftigen Teuffel selbst. (Sacramentierischer geist richtet nichts guts an.) Ich weissage nicht gern / vnd ahnet mir doch nichts guts in meinem Hertzen von den frechen Geistern / denn sie haben auch noch bißher nichts gutes / sondern viel böses geschaffet / Gott stewre jhnen / etc. Das ist die summa / begriff / vnd kurtzer extract deß threwen Rhats vnnd Christlichen schreibens D. Luthers (so viel diesen Artickel vom heiligen Abendmal anlanget) an den Rhat zu Franckfurt. Vnd ist solcher Rhat dazumal (wie auch noch) sehr von nöten gewest / beide der rechten reinen Lehr halben / wider die meuchlischen Schwermer / vnd auch derwegen / daß das erdichte fürgeben vn̅ außsprengen / zu spott vn̅ schanden gemacht würde / darinn die Zwinglianer Doct. Lutherum angezogen / als were sein gemüte / Lehr vnd Meinung eben also / wie sie / laut jrer Conciliation vnd vergleichungen / hielten / wie auch auß nachfolgender Schrifft der Praedicanten zu Augspurg / so damals noch Zwinglisch gewesen / vnnd Anno 33. diese Schrifft gestellt vnd abgehen lassen / ferner zusehen ist / welche auch ein nachrichtung der Händel / so nachmals Anno 35. sich begeben / sein kan. Die Schrifft lautet also. (Der Prediger zu Augspurg vnd Straßburg Schreiben.) Wie weit wir Prediger zu Augspurg vnnd zu Straßburg mit D. Luthero des Nachtmals halben einig sein / vnnd wie weit nicht. Es ist nicht ohn / wir lassen vns vernemen / haltens auch vor Gott also / daß wir in der Lehr vom hochwirdigen Sacrament deß Leibs vnnd Bluts vnsers HErrn Ihesu Christi / im Grund ja eintrechtig sein / mit denen zu Wittenberg / vnnd allen / die es mit jhnen halten / wie wir D. Luther / in seinem letzten grossen Bekentnüs von diesem Sacrament vernemen / auch jhre Confession Keyserlicher Mayestet auff dem Reichßtag allhier
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vberantwort / laut D. Luthers schreibens / in seiner grossen Bekentnüs(Anno 1533.) / darinn er seinen Glauben von dem hochwirdigen Sacrament deß Leibs vnnd Bluts vnsers HErrn Ihesu Christi / zum bestendigsten vnnd reichlichsten hat wollen dargeben / Daß das Brot / vnd der Leib vnsers HErrn zweyerley Wesen seind / vnd werde im Sacrament auß den zweyen Wesen ein Einigkeit / die nennet er Sacramentlich / vnnd schreibt diese Wort: Es ist nicht ein natürliche oder persönliche Einigkeit / wie in Gott vnd Christo / so ists auch vielleicht ein ander Einigkeit / denn die Taube mit dem heiligen Geiste / vnd die Flammen mit dem Engel hat. Demnach ist ja auch ein Sacramentliche Einigkeit / denn es ist aller ding recht geredt / diß / so man auffs Brot zeiget / vnnd spricht: Das ist Christus Leib / vnnd wer das Brot siehet / der siehet den Leib Christi / gleich wie auch Johannes spricht / Daß er den heiligen Geist sahe / da er die Taube sahe / wie gehört ist. Vnnd also fort an ists recht geredt / Wer diß Brot angreifft / der greifft Christus Leib an / Vnnd wer diß Brot jsset / der jsset Christus Leib / Wer diß Brot mit den Zeenen oder mit der Zungen zerdrückt / der zerdrücket mit Zeenen oder Zungen den Leib Christi / vnnd bleibt doch allweg war / Daß niemandt Christus Leib siehet / greifft / jsset oder beisset / wie man sichtbarlich ander Fleisch siehet vnd zerbeisset / Den̅ was man dem Brot thut / wirdt recht vnnd wol dem Leib Christi zugeeignet vmb der Sacramentlichen Einigkeit willen / etc. Das sind D. Luthers selbst Wort / in seiner Bekentnüs / Vbi tractat de praedicatione identica & opinione Vuiglefij. In welchen / wie in vielen andern / er je klar vnnd hell / bekennet / Daß das Brot vnnd der Leib Christi natürlich vnnd wesentlich vnterschieden sind vnnd bleiben / vnnd nur Sacramentlich vereiniget werden. Item / Das sehen / greiffen / zerbeissen / das ist / mündlich essen / dem Brot vnd nicht dem Leib Christi eigentlich geschehe / werde aber dem Leib Christi zugeeignet vmb der Sa
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cramentlichen (Anno 1533.) einigung willen / wie das leiblich sehen Johannis / so eigentlich nicht weiter / denn an die Gestalt der Tauben gereicht hat / dem heiligen Geist zugeeignet werde / vnnd Johannes sagen möchte / Ich sehe den heiligen Geist / vnnd deutet auff die Gestalt der Tauben / mit deren der heilige Geist erschiene / das ist der heilige Geist / etc. Vnd etwas nach diesem schreibet D. Luther / Diß Brot ist ja der Leib Christi / wie die Taube der heilige Geist ist / vnnd die Flammen die Engel. Item / solche weise zu reden von vnterschiedlichen Wesen / als von einerley / heissen die Grammatici Synechdochen, vnnd ist fast gemein / nicht allein in der Schrifft / sondern auch in allen Sprachen / Als wenn ich einen Sack oder Beutel zeige oder darreiche / spreche ich / Das seind 100. gülden / da gehet das zeigen vnd das Wörtlein (Das) auff den Beutel / aber weil der Beutel vnd Gülden etlicher massen / ein wesen sind als ein klumpff / so triffts zugleich auch die Gülden an. Der weise nach / Ich greiff ein Faß an / vnd spreche / Das ist Reinisch Wein / das ist Welsch Wein / das ist roter Wein. Item / Ich greiff ein Glaß an / vnnd spreche / Das ist Wasser / das ist Bier / das ist Salbe / etc. In allen diesen Reden zeiget das Wörtlein (Das) auff das gefeß / vnnd trifft doch zugleich / ja wol fürnemlich das getrenck / etc. Diß sind abermal D. Luthers Wort / in welchen wir nicht anders sehen können / denn daß er Brot vnnd Leib vnsers HErrn Ihesu Christi jmmer lest ein vnterschiedlich Wesen bleiben / weil sie aber der HERR zusammen gefüget hat / vnnd so fern ein Wesen auß jhnen machet / daß er vns seinen Leib vnnd sein Blut mit diesen sichtbarlichen dingen (denn also redet die Sächsische Apologia) Brot vnnd Wein / schencket vnnd vbergibet / so sey da ein Sacramentliche Einigkeit zwischen dem Leib vnd Brot deß HErrn / vnnd zeiget das Wörtlein (Das) nicht allein auff das Brot / sondern zugleich vnnd fürnemlich auff den Leib deß HErrn / der vns da auch fürnemlich gegeben wirdt. Nun solche meinung finden
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wir auch bey allen heiligen Vättern / die alle bekennen / daß da(Anno 1533.) zwey ding seind / Ein jrrdisch vnd ein Himlisch / als Irenaeus, ein befindlichs vnnd vnbefindlichs / wie Chrysostomus, ein Zeichen vnd Bezeichnets / als Augustinus sagt. Solches halten vnd lehren wir auch / vnnd weisen allwege die Leute dahin / daß sie im heiligen Abendmal Christum vnsern HERRN suchen / vnnd in diesen Worten / Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. erkennen / daß die rechte Vbergab vnd Geschenck des HERRN / nicht das Brot vnnd der Wein / etc. sondern der ware Leib / vnd das ware Blut vnsers HERRN Jesu Christi sey / das ist / er selbst Christus vnser HERR / der je gantz vnd vnzertheilet ist / hat wollen damit vns desto mehr zu erinnern / vnnd vnsern Glauben daß zu erwecken / dieses schencken vnnd vbergeben sein selbst thun / nicht allein mit worten / sondern neben vnnd mit seinen Worten / auch mit vnd durch die Zeichen Brots vnnd Weins / wie in der Tauffe die newe Geburt geschicht / neben seinen Worten / die wir hören / auch mit dem sichtbaren begiessen oder tuncken / wölche der heilige Augustinus heisset sichtbare(Visibilia verba sichtbare Wort.) Wort / dann vnsere art also ist / daß wir in allen wichtigen vbergaben vnd zusagungen solche vnsere Zeichen oder deutliches vorsprechen vnnd darreichen gebrauchen. Der heilige Chrysostomus schreibet von diesem also: Dieweil nun das Wort saget / Das ist mein Leib / so laßt vns dasselbige annemmen / vnnd jhn mit verstendlichen Augen des Gemüts ansehen / denn Christus nichts entpfindlichs gegeben hat / sondern das so man aussen handelt / ist ein entpfindlichs / die rechte ding aber seind da alle verstendlich oder geistlich. Also in der Tauffe wirdt die Gabe des Wassers durch diß entpfindlich erlanget / daß aber da außgericht wirdt / die Widergeburt oder Ernewerung / dasselbige ist verstendlich oder geistlich / : Denn werestu nicht leiblich / so hette er dir die vnleiblichen Gaben bloß geben / Sintemal aber die Seele mit dem Leib vereinbaret ist / hat er dir die , das
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(Anno 1533.) ist / die verstendliche oder geistliche ding in den entpfindlichen gegeben. Haec ille. Solcher weise redet auch Cyrillus, Dionysius, vnnd auch das groß Concilium zu Nicea gehalten / vnnd alle Vätter. Darbey geben wir aber auch zu / daß man sagen möchte / Ich habe Christum gesehen / vnnd in die Hand genommen / mit den Zeenen zerbissen / wenn man die Sacrament gesehen / vnnd in die Hand genommen / vnnd mit den Zeenen zerbissen hat / wie etwan die alten lieben Vätter diesen Handel / Göttliche güte damit zupreisen / auch fürgegeben haben. Doch dieweil solche Reden bey den vngeübten etwas anders / denn die Meinung ist / bringen mögen / wie sie denn auch bracht haben / wolten wir / daß man solche Wort doch also erkläret / wie sie D. Luther selbst erkläret hat / nämlich / daß diese ding / in die Hände vnnd Mund nemmen / zerbeissen / vnd dergleichen / dem Brot eigentlichen geschehen / vnnd dem Leibe des HERRN allein darumb zugegeben werden / daß zwischen dem Brot vnd dem Leib des HERRN ein Sacramentliche Einigkeit ist / das ist / daß vns der Leib des HERRN mit dem Brot vbergeben wirdt. Auff diese Meinung werden nu solche Reden / wenn man sagt / Ich sehe / esse / neme in die Hand vnd Mund das Brot / wölches ein Sacrament ist des Leibs vnsers HERRN / damit vns der Leib des HERRN vbergeben wirdt / recht gebraucht: Item / dieweil der HERR vns Diener hiezu gebrauchet / wie zu andern seinen geistlichen Gaben / die er vns allhier auff Erden mittheilet / können wir auch sagen / Daß wir den Christen den Leib vnd Blut des HERRN geben / wie denn der heilige Paulus saget / zu den Corinthern / Ich habe euch durch das Euangelium newgeboren. Item / zun Galatern / Lieben Kindlein / die ich wider gebere / biß Christus in euch formieret wirdt / vnnd dergleichen. Aber alles das / macht der pflantzende vnd wesserende nicht. Gott aber ists / der das Gedeien gibt / etc. Vnd dauon schreibet D. Luther im ersten Buch vom Sacrament gar fein diese Wort:
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Wir wissen / daß es des Herrn Abendmal ist / vnnd heist nicht(Anno 1533.) schlechts der Christen Abendmal / denn der Herr hats nicht allein eingesetzt / sondern machts vnd helts auch selbst / vnnd ist der Koch / Keller / Speiß vnd Tranck selber. Haec ille.

Wie wir mit D. Luthero eins.
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Nun bißher können wir anders nicht erkennen / denn daß wir mit D. Luthern eintrechtig sein. Er bekennet erstlich / daß im Abendmal zweierley ding gegeben werden / an jhrer Natur vnnd Wesen vnderschieden / Nemlich / Brot vnd der Leib des Herrn / Wein vnd sein Blut. Diß bekennen wir auch. Zum andern / bekennet er / daß diese zweierley ding miteinander einerley Wesen / vnnd ein Einigkeit bekommen / die nennet er Sacramentlich / vnd das darumb / daß vns der Leib vnd Blut des Herrn im Sacrament gegeben / das ist / mit diesen sichtbaren dingen / wie jhre Apologia redet / vbergeben werden. Diß bekennen wir auch. Zum dritten / bekennet er / man möchte vmb dieser Sacramentlichen Einigkeit willen / etwa dem Leib des Herrn zugeben / das doch eigentlich zureden dem Leib Christi gar nicht / sondern dem Brot allein geschicht / als sehen / greiffen / mündlich essen / wie man sagt / man habe den heiligen Geist oder Engel gesehen / da man nur die Gestalt der Tauben oder Fewerflammen gesehen hat / darmit der heilige Geist vnnd der Engel erschienen ist / etc. Diß bekennen wir auch. Zum vierdten / bekennet er / daß sich der HERR selbst dargibt fürnemlich / vnnd der Diener dienlicher weise / den Leib vnnd das Blut Christi darreichet / in dem / daß er zu dieser vbergabe mit darreichung der Wort vnd Sacrament / dienet / etc. Diß beken̅en wir auch. Nu rechnen ewer Fürsichtigkeiten selbst /
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(Anno 1533.) vnd alle Christen / ob wir vnbillich sagen / wir sein im Grund dieses Handels mit D. Luthero eintrechtig / denn vns sollen verflucht sein / alle / die da sagen / Daß in des Herrn Abendmal eitel Brot vnd Wein gereichet werde / vnd nicht bekennen / daß da die rechte einige Schenck vnd Gabe sey / der warhafftige Leib vnnd das warhafftige Blut des Herrn / ja der Herr selbst / gantz vnnd gar / warer Gott vnd Mensch.

Wo wir nicht eins mit D. Luthern sein.
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(1. Zwinglianer wollen nicht glauben / daß die vnwir digen / vnbußfertigen / oder vnglaubige / in der Kirchen Christi / den waren Leib / vnd das ware Blut Christi empfahen / wölchs stracks wi der S. Paulum geschwermet ist. Vnd sagen dazu / daß alle / so zum H. Abendmal gehen / vnd den Leib Chri sti empfahen / glau big vnd from sein.) Dabey möchten wir aber auch wol vns in ettlichen nebenstücken vnd Worten / nicht eins finden. Vnd erstlich / in dem vnser Herr Jesus hat diß sein H. Sacrament / wie auch die Tauff vnnd alles / was vns seine erlösung fürtregt / denen seinen Jüngern verordnet / auff wölche dise seine Wort gehen / Das ist mein Leib / der für euch gegeben / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wirdt / zur verzeihung der Sünden. Item / Die ein Brot vnd ein Leib miteinander sind / vnnd die ware Gemeinschafft seines Leibs vnd Bluts haben / daß sie seine Glieder seind 1. Cor. 10. Auß diesem halten wir / daß den waren Leib vnd wares Blut des Herrn niemand empfahe / der nicht in den Herrn warlich glaubt / vn̅ sein Glied sey / denn so wir Diener jemand erkenneten / der an Christum vnsern Herrn nicht warlich glaubt / vnnd sein Glied were / dörfften wir jhm das Sacrament nicht reichen / vnnd daß darumb / daß es Christus nicht wil. So denn nun Christus der Herr selbst hie der ware Priester / vnd fürnemer Handler ist / der auch sein thun an vnsere Werck nicht bindet / vnnd jederman wol kennet / wie sollen wir denn sagen / daß er thue / daß er vns verbeutet / wo wir sie kennen / vnnd wölche auch seines Leibs nicht wollen / wie zwar alle vngleubigen seind / wölche auch derhalben mit Christo im Tauff nicht bekleidet werden / wiewol wir sie gleich den guten teuffen / Bekommen auch nicht vergebung der Sün
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den / wenn wir sie schon auff jhre falsche Rew entbinden vnd absoluieren.(Anno 1533.) Wir seinds je nicht / die hie fürnemlich reden oder handeln(Refutatio proprij erroris. Die Tauff ist recht / ob gleich viel vngleubige ge taufft werden. Item / die Absolutio ist recht / vnd ist Gottes Wort / ob gleich viel vngleubige absoluiert werden. Also ist auch das Abendmal allzeit gantz vnd recht / Brot vnd Leib / Wein vnd Blut Christi / ob gleich viel vnwirdige / vnbußfertige Heuchler / Manlchristen vnd vngleubige dasselbige empfahen. †) / sondern Christus der HErr / der jederman kennet / vnd seine Gaben jedem gibt / nachdem er gleubet / durch vns. Mehr halten wir / wie auch vns deß alle heilige Vätter vnd Lehrer dargeben / daß der HErr im Abendmal / wie von keinem andern seinen Leib vnd Blut / denn Johan. 6. also auch von keinem andern essen vnd trincken seines Fleischs vnd Bluts geredt habe / allein außgenommen / daß er im Abendmal diß mit zeichen Brots vnd Weins vbergeben hat / so er † Johan. 6. schlecht ein Zeichen oder vbergeben vom essen seines Fleischs / vnnd trincken seines Bluts redet. Also hats die Christliche Kirche je vnnd je gehalten / deß man Zeugnüs hat bey allen heiligen Vättern / so viel wir deren haben / keinen außgenommen. Es gebens auch die Wort deß HERrn / an beyden orten geredt / dann was vnterscheids ist zwischen dem / das Brot / das ich geben werde / ist mein Fleisch / das ich geben werde für das leben der Welt / vnd diesen / Nemet esset / das ist mein Leib / der für euch gegeben / Nemet / trincket / das ist mein Blut / das für euch zur verzeihung der Sünden(2. Zwinglianer wollen das heilige Abendmal / vnd das geistliche essen vnd trincken Johan. 6. schlechter ding für eins verstanden vnd genommen haben.) vergossen wirdt / allein das außgenommen / daß / wie gesagt / im Abendmal nur die Zeichen mehr / vnnd das vbergeben ist. So wir dann nach den Worten deß HErrn selbst / vnnd nach dem verstandt derselbigen / welchen die Christliche Kirche von anfang gehabt / wie alle heilige Vätter zeugen / für einerley essen vnd trincken deß Leibs vnnd Bluts Christi / an jhm selbst halten / das dauon der HErr Johan. 6. vnd das dauon er im Abendmal geredt hat. Vnd aber Johan. 6. sagt: Wer mein Fleisch jsset / vnnd mein Blut trincket / der bleibt in mir vnnd ich in jhm / vnnd hat das ewige Leben / welchs je die vngleubigen nichts angehet / so können wir ja in diesem handel / den vngleubigen nicht mehr / denn die Sacrament / die niessung aber Christi vnsers HErrn /
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(Anno 1533.) die allwege das ewige Leben bringen / gar nicht zugeben / vnd haltens also / wie der heilige Augustinus: Derselbige schreibt de ciuitate Dei lib. 21. cap. 25. Daß alle / die im Leib Christi nicht seind / den Leib Christi auch nicht niessen / vnd das habe der HErr selbst gelehret Johan. 6. da er saget / Wer mein Fleisch jsset / vnd trincket mein Blut / der bleibt in mir / vnd ich in jhme. Mit diesen Worten / spricht der heilige Augustinus / habe der HErr angezeigt / was da sey / nicht allein Sacramento tenus, das ist / biß auff Sacrament / sondern reuera, das ist / warlich vnnd deutlich den Leib Christi essen / vnnd sein Blut trincken / denn diß ist in Christo bleiben / daß auch Christus in jhm bleibet / denn diß er also geredt / als sagt er / Wer in mir nicht bleibt / vnnd in dem ich nicht bleibe / der sol nicht sagen noch meinen / daß er meinen Leib esse / oder mein Blut trincke. Diß sind die Wort Augustini. Da mag nun sein / daß D. Luther vnd die seinen / anders halten / vnnd den Leib vnnd das Blut deß HErrn bey den bösen vnd guten / gleubigen vnnd vngleubigen gemein machen / sie sagen / Gottes zusagen stünde auff jhnen selbst / vnnd nicht auff der Menschen glauben oder vnglauben / das gestehen wir / wenn aber ein zusag deß HErrn mit namen vnd außdrücklich auff die gleubigen gestellet ist / können wir sie nicht den vngleubigen gemein machen. Nun sind die Wort im Abendmal zun Jüngern geredt / vnd denen Jüngern / auff welche auch diese Wort gehen / Das ist mein Leib / der für euch gegeben / das ist mein Blut / das für euch zur verzeihung der Sünden vergossen wirdt / diß gehet die vngleubigen je nichts an. So schreibet Doct. Luther / die Schwermer haben in jhrem Abendmal nichts denn Brot vnnd Wein / dieweil sie die Wort deß HErrn verkeren. Nun die Gottlosen halten gar nichts dauon / vnnd verkeren diese vnnd andere Wort deß HErrn / was sollen sie denn da weiters denn Brot vn̅ Wein empfahen? Etliche andere sage̅ / wer gar nichts gleubt / der
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empfahe auch gar nichts von Christo / als wenig / als ein Mauß /(Anno 1533.) die das Brot deß HErrn jsset / welche aber dennoch ein historischen Glauben haben / die essen den Leib Christi sampt dem Brot / aber jne̅ zum Gerichte / hiemit wirdt aber die Sache auch an den Glauben gebunden. Es können die Leut auch wol am Leib vnnd Blut deß HErrn schuldig werden / die schon da nichts / denn Brot vnd Wein niessen / so sie deß Leibs vnd Bluts deß HErrn nicht wollen / vnd solche thewre schenckung zum ewigen Leben / verwerffen vnnd nicht annemen wollen / welche jhnen da durch die Wort vnd Sacrament angebotten werden. So können sich auch die rechtgleubigen / die Christum schon warlich niessen / dennoch auch schuldig machen an den himlischen Gaben / wenn sie die nicht mit rechter andacht empfahen / wie die Corinther gethan haben / die dennoch dem Paulo auch liebe Brüder vnnd Glieder in Christo waren.

Vergleichung deß ersten Stücks.
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In diesen haben wir die vergleichung hierauff gestellet: Wir sind je der Kirchen diener / das ist / der rechtgleubigen (die draussen sind / gehen vns nicht an / so gehören auch die Sacrament nur für die gleubigen) Dieweil denn nun Gott gegeben / daß wir (so viel es die gleubigen belanget) dieses handels im Grund eins sind / was sollen wir vns der Gottlosen halben / was sie empfahe̅ / zweyen / die doch dieser handel gar nichts angehet / vnnd wir mit jhnen in solchen gar nichts zuthun haben sollen? Zwar zu Marpurg / so man sich sonst hette vertragen können / wolte D. Luther vnnd die seinen / diesen span an Christlichen Frieden sich nichts haben lassen hindern. Das ander / darinn wir nicht möchten eins sein / ist / wenn man vns fragt / wie wir doch Christum vnsern HERRN im Abendmal empfahen vnd zugegen haben / vnd niessen / sagen wir
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(Anno 1533.) auß dem 6. capit. Johan. 1. Cor. 10. vnd denn mit allen Alten heiligen Vättern / das wiewol diese Gegenwertigkeit vnnd niessung vnaußsprechlich sey / so mögen wir sie doch so viel erkennen / vnd lehren / ja auch befinden / daß wir Christum vnsern HErrn also empfahen / zugegen haben / vnd niessen / daß wir in dem fortgebracht werden vnd zunemen / das wir in jhm / vnd er in vns sey / daß wir seine Glieder sein / seiner Art / Fleisch von seinem Fleisch / Bein von seinem Gebein. Diß wil S. Paulus klerlich / als er sagt / Der Kelch / darbey wir dancksagen / ist er nicht die Gemeinschafft deß Bluts Christi? Das Brot / das wir brechen / ist es nicht die Gemeinschafft deß Leibs Christi? Denn er diese Wort zugleich damit bewert / denn wir seind ein Brot / vnnd ein Leib / denn wir alle von einem Brot theil haben. In diesem kan ein jeder sehen / daß der heilige Paulus die Gemeinschafft deß Leibs vnd Bluts deß HErrn / so da empfahen vnnd haben / alle / die recht deß Brots vnnd Kelches deß HErrn theil haben / ein solche Gemeinschafft sey / auß deren vnd durch die / wir ein Brot vnd ein Leib sind / welchs wir denn nicht anders / denn in Christo vnserm gemeinen Heupt sein können / so er vns jetzt sein Art vnd Leben mittheilet. D. Luther lest sich also vernemen / als würde er / so man jhn fragt / wie ist nun der HErr in seinem Abendmal zugegen / wie niesset man jhn / sagen / Ihm were gnug / daß er wüste / daß der warhafftige Leib / vnnd das warhafftige Blut deß HErrn im Abendmal zugegen sey / vnd genossen werde / welcher Gestalt vnd maß aber / das wolle er jhm befehlen vnd nichts forschen: Wenn man jhn aber fragte / wozu er da were vnnd genossen werde / wolte er sagen / zum Pfande vnnd versicherung / daß er vns zu erlösen gestorben ist. Vnnd diesen seinen Leib vnnd Blut für vns dem Vatter auffgeopffert hat / etc. die Gemeinschafft / so wir mit Christo vnserm HERRN haben / daß wir seine Glieder seind / vnnd er vnser Heupt / stünde auff der
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Geistliche Niessung / das ist / den Glauben an Christum. Findet(Anno 1533.) sich also in dem / daß wir erklären / warinn die ware Gegenwertigkeit vnd Niessung Christi vnsers HERRN im Abendmal stünde / vnd erkennet werden soll / nemlich / in der warhafften Mittheilung der Art vnnd Natur vnsers HERRN Jesu Christi / daß er jetzt in vns natürlich (wie Hilarius schreibet) vnd leiblich (wie Cyrillus sagt) lebe vnd wohne / Vnd weil solchs D. Luther nicht erklären wil / ist etwas Mißhelligung zwischen vns vnd jm entstanden / sonderlich auß dem vorigen / daß D. Luther denen auch die ware Gegenwertigkeit vn̅ Niessung Christi zugibt / als sich seine Wort hievon lassen ansehen / die die Geistliche niessung / welche er sonst auch bekennet / vnd also die ware einleibung in Christum nicht haben / da doch kein Schrifft da ist / die dargebe / wie die Christum im Sacrament warlich empfahen vnd niessen / die an jhn nicht warhafftig gläuben.

Vergleichung deß andern Stücks.
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Nun aber / als wir achten / kan in diesem auch wol eine Vngleichung troffen werden / Doct. Luther bekennet mit vns / daß die Sacramentliche niessung Christi vmb der Geistlichen niessung willen sey. So hat er zu Marpurg Christlichen Frieden derenhalben nicht wöllen abschlage̅ / daß wir auß oberzehltem Grund nicht köndten zugeben / daß jemands Christum vnsern HERREN / die Speiß deß ewigen Lebens / warlich vnd an jm selbst empfahe / oder niesse ohne Glauben. So haben wir / wie vorgesagt / mit denen / die die Geistliche niessung nicht haben / vberal nichts zuthun / in diesen Sacramenten / sintemal wir denn / die ware Gegenwertigkeit vnd niessung Christi bey den Gläubigen (welchen doch dieses Sacrament vom HERRN verordnet ist) als sat vn̅ vollkommen Glauben / vnd bekennen / als D. Luther / vnd jemand anders / vnd solcher warhafften satten gegenwertigkeit vnd niessung vnsere vorgesetzte
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(Anno 1533.) erklärung gar nichts abbricht / hette je D. Luther wol vrsach / daß er vns solche erklärung zu gut hielte / wie er sie doch den heiligen Vättern zu gut helt / welche alle solche erklärung fürgeben / Denn freylich benimpt solche erklärung der waren gegenwertigkeit vnd niessung nichts / so sie die Vätter / dargeben. So läßt sich D. Luther offtmals vernemmen / es sey jm darumb zuthun / daß man im Abendmal nicht wölle eitel Brot vnd Wein halten / sondern daß auch da sey vnd genossen werde / der ware Leib vnd das ware Blut deß HERRN. Zum dritten / so seind wir auch in diesem nicht eins / daß D. Luther vnd die seinen / jmmer schlecht / ohne erklärung sagen wöllen / vnd von andern gesagt haben / man habe / esse vnd trincke / den Leib vnd das Blut deß HERRN leiblich vnnd mündlich / welches wir schlecht hin / ohne erklärung nicht wissen zu sagen / dieweil doch weder die heilige Schrifft noch die lieben Vätter / also geredt haben / denn wiewol wir D. Luthers verstand in dem recht vn̅ Christlich erkennen / so wöllen doch solche wort / dem gemeinen Mann ein mißverstand geberen. D. Luther wil auß solchen worten nit mehr / denn daß der warhafftige Leib / vnnd das warhafftige Blut deß HERRN mit dem Brot vnd Wein / warhafftig dargereicht vnd genossen werde / gestadt do frey / vnd schreibts selbst / wie obgemelt / Daß das leiblich vnd mündlich essen / an den Leib vnnd Blut deß HERRN nicht gereiche / sondern so es dem Brot vnnd Wein eigentlich geschicht / so gebe mans dem Leib vnd Blut deß HERRN zu / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Solche meinung ist nu recht / vnd wir haltens auch also / vnd deßhalben haben wir / diese wort in jetzt erzehlten verstande nicht verdammet / der gemeine Mann aber / nemlich bey vns / wil allwege / so man sagt / Man esse den Leib Christi im Abendmal leiblich vnd mündlich / oder das Brot sey der Leib Christi leiblich / als sey etwas natürlicher einigkeit zwischen dem Brot vnd Leib deß HERRN / das doch D. Luther selbst nicht wil / darumb reden wir einfeltig / wie die Schrifft
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redet / daß der HERR vns im Abendmal / sein Leib vnd Blut gebe(Anno 1533.) zu niessen / lassen das leiblich vn̅ mündlich bleiben / vnd damit man vns nicht verdencke / als ob wir nur ein gedichte gegenwertigkeit vnd niessung Christi im Abendmal setzten / thun wir hinzu das wort / warhafftig / vnd herwider / damit nicht jemand wolt meinen / daß vns da der Leib vnd das Blut deß HERRN werde gegeben / zu einer zerstörlichen Bauchspeise / vnnd tranck / setzen wir auch hiebey / daß wir diese speiß vnd tranck / von den Gläubigen gemeint / empfahen / aber also / daß die gantze Seel vnd Leib / deß HERRN ware gemeinschafft haben / vnnd dadurch deß ewigen Lebens vnd der aufferständniß theilhafftig werden / das den̅ / vnsers verstands / wider D. Lutherum nicht ist / denn sie je selbst sagen / daß weder sinn noch vernunfft diese speiß erreichen mögen / wie man auch gesungen hat / der Glaube solle dem mangel der sinnen zu statt kommen (praestet fides supplementum, sensuum defectui: Vnd / Quod non capis, quod non vides, animosa firmat fides, praeter rerum ordinem.) Das ist / daß du nicht fassest / nicht sihest / das bestettiget der getroste Glaube / vber die ordnung der dinge. Zu dem / so ziehen sie in diese sachen Irenaeum, Hilarium vnd andere an / dieselbigen reden nur auch also. Nun dieses puncts halben / so es nur vmb wort zuthun ist / vnd das wörtlin (Warhafftig) alles das vermag vnd mit sich bringt / das hie jmmer zu gläuben vnd zu bekennen seyn mag / vnd ist darzu am aller vnanstössigsten / sehen wir abermal nicht / daß vrsach sey / daher jemand köndte sagen / daß wir im grund nicht eins seyn / etc. Das vierdte / darinnen wir vns zweyen / welchs bey vns auch das aller gröste vnd schwerest ist / vnd allein ein rechte zweyung ist / daß D. Luther vnser erzehlte einigkeit (so im grunde dieses handels zwischen vns ist) nicht erkennen wil / vnd jmmer stracks nein dazu sagt / da wir jmmer stracks ja sagen müssen / wir wöllen denn anders / denn wir für Gott erkennen / dargeben. Dabey aber haben wir das allweg geklagt / daß D. Luther die einigkeit nicht erkennen
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(Anno 1533.) wil / vnd sich gegen keinen Menschen je vernemmen hat lassen / daß er an vns ein vernügen habe / vnnd mit vns einig seyn wölle / ob er wol billich mit vns eins seyn solte / vn̅ im grund der sachen auch ein einigkeit ist. Das ist aber auch kein newes / daß etwa Leut sich gegen einander auß affecten nicht verstehen können / da sie doch einer meinung sind. In Sachsen habe̅ sich einmal zweene mit einander geschlagen / daß einer wolte Luther were der gelehrtest / der ander / Martinus were der gelehrtest / vnd meineten doch einen Mann. E. F. aber vnd alle Christen seyn Richter in der sachen / ob wir im grunde eines seyn / oder nicht.

Beschluß dieses Artickels.
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D. Luther bleibt bey den worten der Schrifft. Also auch wir. Er helt es mit den Vätern. Auch wir. Gläubet vnd lehret / wie die Sächsische Confession lautet. Auch wir. Er wil / daß wir im heiligen Abendmal / vom HERRN fürnemlich / vom Diener dienlich / mit Brot vnd Wein den warhafftigen Leib / vnd das warhafftige Blut vnsers HERRN Jesu Christi empfahen / vnd warlich niessen. Auch wir. Brot vnd den Leib deß HERRN / Wein vn̅ sein Blut / läßt er in der natur vnd eignem wesen vnterschieden / setzet zwischen jnen nur ein Sacramentliche einigkeit. Auch wir. Er macht auß dem Leibe vnd Blut keine Bauch speise vnnd tranck. Auch wir. Allein vergleichen wir vns nicht / Erstlich in dem / so wir diesen handel / der je keinem vngläubigen zugehört / bey den gläubigen bleiben lassen / da redet D. Luther etwa also / als wolt er jn auch den vngläubigen gemein machen / wiewol wen̅ wir eigentlich ansehen / das er sagt / wie weder sinn noch vernunfft Christum erreichen / vnd die vngläubigen je nicht mehr / denn sinn vnd vernunfft haben / wil vns als düncken / wenn der zanck so weit nicht kommen / man solte
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leicht sagen deß Sacraments halb (wie Augustinus vnnd die alten(Anno 1533.) reden) es würde den bösen da so viel / als den guten dargereicht / aber in der warheit empfiengen sie nichts von vnserm HERRN Christo. Zum andern / so wir mit der Schrifft vnd Vättern die gegenwertigkeit vnd niessung im Abendmal Christi erklären / daß es sey die ware gemeinschafft mit Christo / vnd ein solche mittheilung seines lebens vnnd art / daß wir in jm leben vnnd seine glieder seyn / wil vielleicht D. Luther solchs vnerkläret bleiben lassen / vnd nicht weiter sagen / denn der HERR ist da / vnd wirt genossen. Zum dritten / daß er die wort / mündlich vn̅ leiblich / brauchet vnd wil gebrauchet haben / da wirs / mißverstand zuverhüten / bey dem wort / warhafft / bleiben lassen / vnd reden / wie Herr Johann Brentz (der es doch mit D. Luthern fürnemlich helt) der mund deß Glaubens niesset den Leib Christi / der mund deß Leibes das Brot / etc. So aber wir mit den Gottlosen nichts zuthun haben / vn̅ der zusag vnsers HERRN / die auff die gläubigen gestelt / geniessen / gläuben vnd bekennen / die erklärung auch / so wir thun im handel / der waren gegenwertigkeit vnd niessung Christi vnsers HERRN im Abendmal / gantz vnd gar nichts abbricht / vnd in diesem handel je das wort warhafft / alles das außdrücket / das wir bekennen sollen / vnd wir auch Doct. Luthero sein leiblich vnd mündlich in dem verstande / den er selbst setzet / bleiben lassen / sehen wir in der warheit / im grunde der sachen keinen streit / sondern allein in worten / vnd das vns am aller beschwerlichsten / in sein Doct. Luthers Gemüt / so doch vnser Hertz vnd Gemüt zu warem frieden / vnd rechter liebe zum höchsten geneigt ist / angesehen / daß er prediget Christum vnsern HERRN / vnd vnsern einigen Heiland seyn / vnnd auch im grunde vnd fürnemen deß handels deß heiligen Sacraments (vnsers verstandes) nichts setzet / das wir in der warheit nicht auch halten vnd lehren. Auß dem allen / so weit wirs für Gott verstehen / können wir anders nicht sehen / denn daß wir vnd
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(Anno 1533.) D. Luther / wie sonsten in allen stücken Christlicher lehre / also auch in der Lehre vom heiligen hochwirdigen Sacrament deß Leibs vnd Bluts vnsers HERRN Jesu Christi / im grund der sachen eines sind / aber in worten nicht. Diese Schrifft der Augspurgischen vnd damals Zwinglischen Theologen haben wir gantz hieher setzen wöllen / daß der Christliche Leser darauß sehen möge / wie die Zwinglianer jmmerdar den namen vnd rhum gesucht / als weren sie eben der meinung / die in der Augspurgischen Confession stehet / vnnd als lehreten sie im grund eben das / was Christus durch D. Lutherum vns gelehret hat / vnd was vnserer Kirchen Glaub vn̅ Bekenntniß vom heiligen Abendmal ist / vnd als sey der streit mehr nicht / denn nur ein schlecht wortgezenck / so doch je vnser Glaub ferrner von jhrem wahn geschieden ist / als der Himmel / darinn alle selige ewig leben werden / von der Helle / darinn der Teuffel sampt allen Gottlosen verdampt ist / seyn kan / wie die gantze Historia durch alle jare außweiset. Vnd was allerley obiectiones oder gegenwürff vnd einreden / so in jetzterzehlter Schrifft fürgebracht / an langen thut / davon ist in der vnsern schrifften / sonderlich in D. Lutheri Büchern vom heiligen Abendmal / deßgleiche̅ in der Apologia deß Christlichen Concordiensbuchs / Christlicher / gründlicher / warer / außführlicher / vnd gnugsamer bericht geschehen. Es kan aber auch auß jetzt angezogner Schrifft ein nachrichtung zu den folgenden händeln / fürnemlich / die sich Anno 35. zugetragen / genommen werden / wie oben auch vermeldet worden. Dieses müssen wir aber zum ende dieser schrifft / damit wir das 33. jar beschliessen / auch vermelden / daß die Zwinglianer jmmerdar dafür gehalten vnd fürgeben haben (wie in der gesetzten schrifft auch jmmerdar zusehen ist) als lege es nur an der person / willen / lehr / vnd meinung D. Luthers / vnnd wenn nur D. Luther weichen / vn̅ ein ander Gemüt gegen den Zwinglianern fassen wolte / so würde es alles richtig / vnnd friedlich zugehen. Aber solcher
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wohn ist stäts jrrig vnd falsch gewest. Den̅ D. Lutherus nicht auff(Anno 1534.) sein person gesehen / sondern auff Christum / vn̅ auff Christi wort / wille / vnd meinung: Davon hat er sich weder sein eigen gutdüncken / verstand / kunst / noch ander Leut gnad / vngnad / gunst oder vngunst / freundschafft noch feindschafft / abführen lassen. Vnd wie er mit den Papisten / allein nach der richtschnur Gottes worts vmbgangen / also hat er auch dem Zwinglischen schwarm / vn̅ andern Rotten / widersprochen / vn̅ von sich selbst geschrieben: Schüler(Anno 1522. an Harrma̅ von Cronburg.) deß seligen worts Gottes gläuben nicht an den Luther / sondern an Christum selbst / das wort hat sie / vn̅ sie haben das wort / den Luther lassen sie fahren / er sey heilig oder nicht. Gott kan so wol durch Balaam / als durch Esaiam / durch Caipham als durch S. Peter / ja durch einen Esel reden / mit dem halte ichs auch. Denn ich kenne auch selbst nit den Luther / wil jn auch nicht kennen / ich predige auch nichts von jm / sondern von Christo. Der Teuffel mag jn holen / wenn er kan / Er lasse aber Christum mit frieden bleiben / so bleiben wir auch wol / etc. Vnd eben dieser vrsache̅ halben bleiben wir auch bey D. Lutheri beken̅tniß / dieweil er vns allzeit führet zu Christo / vnd Christi mund / willen / wort / befehl / vnd ordnung / vnd führet vns davon nicht abe / wie der Teuffel vnnd seine Rottgesellen / Schwermer / Sacramentirer / vnd dergleichen zuthun pflegen.

Anno 1534.
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(Anno 1534.) In diesem jar / davon wegen offtgedachter Conciliation Buceri allerley von Luthero durch die Zwinglianer vnter die Leute außgesprenget ward / haben auch die Papisten angefange̅ / also von Luthero zureden / daß auch gute leute sich besorgten (wie D. Luther im Brieff von seinem Buch der Winckelmeß / Tom. 6. Ienensi, selbs meldet) als hielte ers / oder würde es mit der zeit halten / mit den Schwermern vnd Sacraments feinden. Darumb schreibt er so bald / vnd spricht: Es ist jetzt der Widersacher höchste kunst / eili
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che (Anno 1533.) stück auß meinen Büchern zuzwacken / die sie zu meinem vngelimpff drehen vnd martern / damit zuverdunckeln / vnd den Leuten (D. Luther wils mit de̅ Sacramentirern nimmermehr halte̅ / weder hie / noch in ewigkeit.) drehen vnd martern / damit zuverdunckeln / vnd den Leuten zuverbergen / was darneben stehet für meinen gelimpff. Darumb weil von mir begeret wirt / daß ich bezeuge / daß ich mit den Sacramentsfeinden (oder daß ichs ja klar herauß sage) mit Carlstadts / Zwingels / vnd jrer Gesellen / jrriger Lehre / gar nichts halte / noch ewiglich halten wölle: So sind verhanden meiner Bücher viel / vnd sonderlich mein Bekenntniß wider die Schwermer / welches mir für Gott vnd der Welt starck gnug zeugniß gibt / vnd wil zum vberfluß hiemit mein Bekenntniß vernewet / widerholet vnnd bestättiget haben / wie es da stehet gedruckt vnd außgangen ist von wort zu wort. Wil auch mit Gottes hülff darauff sterben / vnd von hinnen fahren zu meinem HERRN / wie ich denn jetzt in solchem Bekenntniß vnd Glauben lebe / vnd alles thue vnd leide / das warlich viel vnd groß ist. Vnd sollen mich / ob Gott wil / davon auch die Pforten der Hellen nicht reissen / den̅ es mir ja ernst ist / das weiß ich fürwar / vnd je länger je mehr / etc. Es müssen mir auch die Papisten den namen geben / daß ich besser das heilige Sacrament deß Leibs vnd Bluts vnsers HERRN habe vertheidigt / denn sie selbst / vnd ich weiß auch / daß sie es alle auff einen hauffen / nicht so starck vnd gewaltig können vertheidigen / etc. Darumb bitte ich / wöllet guten Leuten sagen / daß sie keine sorge haben / es wolte mich denn Gott sonderlich plagen / vnd mit dem Teuffel besessen werden lassen. Ich wil / ob Gott wil / bey meinem Bekenntniß bleiben. Vnd wiewol ich ein Mensch bin / vnd fallen kan / wie wir alle sind / vnnd alle fallen können / so hoffe ich doch zu meinem lieben HERRN Jesu Christo / der mich vmb seines Namens willen / in so manich Schweißbad geführt / vn̅ doch noch nie verlassen hat / er werde mir (Hertzlichs ernstlichs bekenntniß D. Luthert wider den) solchen ernst zu seinem heiligen Sacrament / nicht vmb sonst gegeben haben / etc. Sobekenne ich nun abermal allhie für Gott vnd aller Welt / daß ich gläube / vnd nicht zweiffel / wil auch mit meines lieben HERRN Jesu Christi hülff vnd gnade / biß an jenen Tag
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darauff bleiben / daß / wo man nach Christi ordnung Meß (das(Anno 1534.) Sacrament oder Abendmal deß HERRN) helt / es sey bey vns Lutherischen oder im Bapsthumb / oder in Graecia, oder in India,(Sacrament schwarm.) wenns auch gleich allein die eine gestalt / das doch vnrecht vn̅ mißbrauch ist / wie es im Bapsthumb geschiehet / vmb die Ostern / vnd sonst im jar / wen̅ sie die Leute berichten / so sey daselbs vnter der gestalt deß Brots / der warhafftige Leib Christi / für vns ans Creutz gegeben / vnter der gestalt deß Weins / das warhafftige Blut Christi / für vnsere Sünde vergossen / vnd sey nicht ein geistlich noch ertichter Leib vnd Blut / sondern das rechte natürliche / von dem heiligen Jungfräwlichem / rechtem menschlichem leibe Marie / ohne männlichen leib / alleine vom H. Geist / empfangen / welcher Leib vn̅ Blut Christi auch jetzt droben sitzet zur rechten Hand Gottes / in der Maiestet / in der Göttlichen Person / die Jesus Christus heißt / ein rechter warer ewiger Gott mit dem Vatter / von dem er in ewigkeit geborn ist / etc. Vnd solchen Leib vnd Blut deß Sons Gottes Jesu Christi / nicht allein die Heiligen vn̅ Wirdigen / sondern auch die Sünder vnd vnwirdigen warhafftig handlen vnnd empfahen leiblich (wiewol vnsichtbarlich) mit Händen / Mund / Kelch / Patenen / Corporal / vnd was sie dazu gebrauchen / wenn mans in der Messe gibt vnd nimpt. Das ist mein Glaub / da weiß ich / vn̅ sol mir jn niemand nemen / den̅ ich bekenne es nicht allein / darumb daß ich für mich offt vn̅ manchmal grossen trost auß solchem Glauben im Sacrament empfangen habe / in meinen hohen grossen ängsten vnd nöten / welche erfahrung mir für meine person gnug ist / zur bestättigung meines Glaubens / sondern auch darumb / daß ich dem klaren / offentlichen / gewissen Text deß Euangelij / wil mit meine̅ zeugniß (so viel ich jm̅er mag) wider alle andere / beyde alte vn̅ newe jrrthumb vnd ketzerey beygestanden / vnd deß Teuffels boßheit vnd fürnemmen / meinen liebe̅ Brüdern vn̅ Schwestern in Christo / nach der Christlichen liebe / pflicht / zu dienst vnd besserung / widergestanden haben.
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(Anno 1534.) Gleich wie ich / noch kein rechter Christ / leugnen kan / daß der Name Gottes / der rechte / warhafftige / natürliche Gottes Name sey / wenn ein falscher Bube dabey schweret oder fluchet / vnd vmb solches Bubens oder Teuffels willen / nicht eines andern Gottes name wirt / Widerumb auch / so ein heiliger / Sanct Paulus oder Esaias / Gottes namen führet / dabey schweret oder fluchet / darumb nicht ein ander noch besser name Gottes wirt / denn eben derselb namen ist / den der Bube zum Mißbrauch führet. Gott vnd sein name / vnd alles / was er ist / redet vnd thut / das bleibet vn̅ gehet jm̅er fort / es mißbrauche deß alles / wer da wil / es sey Mensch oder Teuffel / etc. wenn nur seine ordnung gehalten wirt / etc. Gott bleibt Gott auch in der Hellen / Christus bleibet fromb / auch vnter seinen Creutzigern / Ein Gülde / bleibt ein Gülde / auch in deß Diebs vnd Räubers Hand / wenn er nur selber ein rechter Gülde ist / vnd nicht ein falscher Gülde / wider deß Königs ordnung geschlage̅ / etc. Gott gebe auch allen frommen Christen ein solch Hertz / daß / wen̅ sie hören das wort / Meß (wie es jetzt die Papisten vom opffer führen) erschrecken / vnd sich segnen / als für eim Teuffels grewel / Widerumb wenn sie hören / das wort / Sacrament / oder Abendmal deß HERRN / vor lauter frewden springen / ja auch nach rechter geistlicher frewdenart / süssiglich weinen. Denn ich habs ja von Hertzen lieb / das liebe heilige Abendmal meines HERRN Jesu Christi / darinn er mir seinen Leib vnd Blut / auch leiblich / in meinen leiblichen Mund zu essen vnd zu trincken gibt / mit so vberauß süssen freundlichen worten: Für euch gegeben / Für euch vergossen / etc. Wen̅ ich nu vom Sacrament rede / so ists warlich mein ernst / daß ich meine den rechte̅ natürlichen Leib vn̅ Blut Christi im Brot vnd Wein / die personen seyn / wie sie wöllen / die es geben / oder nemen / Denn Christus mein HERR wirt mir nicht liegen / Da lebe vnd sterbe ich auff / ob Gott wil. Das ist der lauter / vngefälschte / reine Wein / da kein kretzschmarwasser ein geust. Haec Lutherus. Eben im selben jar / sind außgetruckt worden vnd außgangen /
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Enarrationes Lutheri in Esaiam, Außlegung deß Propheten(Anno 1534.) Esaie / vnd weil der Prophet im 6. Cap. beschreibt ein Gesicht / vnd redet davon also: Daß er den HERRN Zebaoth gesehen habe mit(D. Luthert außlegung deß Prophe ten Esaie. Tom. 3. Ien. lat. pag. 283.) seinen augen / da er jn doch nur im gesicht gesehen (den̅ die Schrifft zeuget klärlich / daß die Göttliche Maiestet / in vnd mit jrem Göttlichen ewigen wesen / in diesem zeitlichen vergenglichen leben / nicht gesehen werde) vn̅ der HERR mit seinem Göttlichen wesen / in vn̅ bey demselben gesicht / warhafftig durch sonderliche offenbarung gegenwertig / so wirt derwegen / durch eine sonderbare art zu reden / die gestalt deß HERRN / vnd der HERR / für eins genom̅en / nemlich / wen̅ zwey vnterschiedliche ding / oder wesen / beysammen / oder vereinigt sind / vnnd man von einem theil / oder stück eines dinges / eben so viel redet / als von dem gantzen Composito, oder wen̅ man eines zeiget / vnd zugleich meinet das continens vnd co̅tentum. Als wenn die Schrifft saget / Diß ist mein lieber Son. Item / Johannes hat den H. Geist gesehen in gestalt einer Tauben. Vnd also (spricht daselbs Lutherus) rede̅ wir auch recht vom Sacrame̅t / daß / wer das Brot deß HERRN sihet / der hat den waren Leib deß HERRN gesehen (contra Sacramentarioru̅ errore̅.) Item / der Leib deß HERRN / vnd das gesegnete Brot im Abendmal / werden für eins genom̅en / daß / wer dasselbige Brot jsset / den Leib deß HERRN jsset. Vnd das ist ebe̅ / wie Lutherus sonst seine vnd vnsere Kirchenlehr / glauben vn̅ beken̅tniß vom Abendmal / zuvor allezeit hat pflegen zuerklären / wider den Carlstad / vnd in seine̅ grossen beken̅tniß de prędicatione identica, & de Sacrame̅tali vnione. (Tom. Ieu, 3, pa. 97. & 485, Die jetzigen Caluinisten gehen bößlich mit D. Luthert schrifften vmb.) Ob aber wol diß stück an diesem ort auß der Lateinischen außlegung deß Propheten Esaie angezogen / nicht fürnemlich zu dieser vnser Historischen verzeichniß gehöret / jedoch weil die jetzigen Sacramentirer / das vorgemelte zeugniß Lutheri / verstümmelt anziehen / vnd bößlich vn̅ verkerlich also / vnd dahin deuten / als were Lutherus dadurch zu den Sacramentirern getretten / vnd jre meinung gebillichet / vnnd als recht angenommen / so haben wir
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(Anno 1534.) desselben allhie gedencken wöllen / auff daß dem Christlichen Leser augenscheinlich gezeigt möchte werden / wie vnverschämpt vn̅ vnerbar diese Leute damit vmbgehen / wenn sie Lutheri / oder anderer Scribenten zeugniß / anziehen / vn̅ auff jre Sacramentirische meinung fälschlich deuten. Denn wenn der Leser nur einfeltig gegen einander helt / wie die wort Lutheri / an gezeigtem ort / gantz stehen vn̅ lauten / vn̅ wie sie im Newstättischen vn̅ Bremischen Büchern eingeführt werden / so weiset der augenschein / wie dieselben Sacramentirer / an den worten Lutheri / einen öffentlichen betrug vn̅ crimen ( Crimen. falsi. ) falsi, begehen / vnd jm seine wort verstümmelt / vnd fälschlich anziehen / behalten / was sie vermeinen auff jren wahn zuverkehren / das ander aber / so offentlich wider sie ist / lassen sie aussen / vnnd schneidens ab. Sonderlich aber haben sie hinderlistiger weise / auß vnd beygesetzt / die außdrücklichen wort Lutheri / da er daselbs spricht / daß solches diene co̅tra Sacramentariorum errorem, wider den jrrthumb der Sacramentirer / mit welchen worten er jre Lehre außdrücklich verwirfft / Noch dürffen sie tichten / Lutherus sey am selben ort Zwinglisch oder Sacramentirisch gewesen. Sie lassen aussen die wort / da Lutherus sagt (daß wir offt reden von eine̅ stück / als von dem gantzen vereinigten dinge.) Item / sie lassen aussen / das Lutherus sagt / Es werde beydes gezeiget / nemlich / die gestalt vnd der HERR selbst in der gestalt / vtrum que demonstratur, continens & contentum, gleich wie Brot vnd Leib im Abendmal. Item / sie lassen aussen / das Lutherus sagt / es sey gleich ein art zu reden / als wenn die Schrifft spricht / Das ist mein lieber Son / da denn Lutherus die Sacramentlichen reden / als / Das ist mein Leib / etc. mit der persönlichen vereinigung beyder naturen in einer Person / auff seine art / vergleichet / vnd also beyde (IInusitatae praedicationes.) ad inusitatas praedicationes referirt. Hierauß kan ja ein jeder Christlicher Leser leichtlich sehen / mit was vnwarheit vn̅ fälscherey solche Gesellen vmbgehen / vnd was doch hinfort in andern stücken jnen für glauben zuzustelle̅ seyn sol.
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Warlich / wen̅ man einen auff solchem vngrund ergreifft / sol man(Anno 1534.) ja dabey spüren können / daß jm wenig guts forthin zuvertrawe̅ sey. Daß sie aber die wort Lutheri erhaschen / da ers daselbs nennet / figuram sermonis (ein figur vnd sonderliche art zu reden) vnd wöllen darauß schliessen / man solle die wort der einsetzung nit verstehen / wie sie lauten / sondern sie von jrer eigentliche̅ bedeutung abwenden / vn̅ per tropum dahin ziehen / daß der Leib vn̅ Blut Christi ferrner vnd weiter vom Brot vnnd Wein im Abendmal abwesend sey / denn der Him̅el von der Erden ist / dasselbige geticht leiden die Exempel / die Lutherus Esaie am 6. einführet / keines weges nit. Vnd hat Lutherus / längst zuvor wider den Carlstad / vn̅ in seinem Beken̅tniß vom Abendmal Anno 28. sich außtrücklich vn̅ deutlich erkläret / das er figura̅ sermonis, wie ers (Esa. 6.) nen̅et / Synecdochen( Synecdoche. ) verstehe / wen̅ zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vn̅ mit eina̅der gegenwertig vn̅ vereinigt sind / vn̅ mit einer rede zu gleich außgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen Exempeln / beydes in der Schrifft / vn̅ auch in gemeiner täglicher sprach beweiset / Als wen̅ eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vn̅ spricht: Das ist mein Kind. Oder wen̅ ich zeige auff den Menschen Christum / vnd spricht: Das ist Gottes Son / etc. Vnd in täglichem / gemeine̅ brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darin̅ so viel Gelt ist / Das sind 100. Gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch Wein / Das ist Welscher Wein / Das ist Roter Wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist Wasser / Das ist Bier / Das ist Salbe. Item / wen̅ jemand deß Königs Son in die Hand sticht / so sagt man / Der hat deß Königs Songestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das andereisen ist. Dieweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkläret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben vnd bitten den Christlichen( Tom. 3. Ien, pag. 528. ) Leser / daß er Lutherum davon selbst lesen wölle / so wirt er
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(Anno 1534.) darauß alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Denn proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem (Was Tropus sey vnd heisse.) wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / denn wie es lautet / wirt verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / daß in worten deß Abendmals kein solcher tropus sey / als were das Brot im Abendmal ein solch Zeichen / davon der Leib Christi so weit / als der Himmel von der Erden / abgesondert vn̅ abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de praedicatione Identica davon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vn̅ in eine praedication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich außgesprochen werden / damit anzuzeigen / daß da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd deß Menschen Son ist Gottes Son. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der Tauben Johannes sagt / Ich habe den H. Geist gesehen herabfahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HERRN / Vnd wen̅ von dem gesegneten Brot vn̅ Wein im Abendmal der Son Gottes spricht / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da zwey vnterschiedene wesen beysammen sind / vn̅ gleich wie continens vnd contentum coniungiret / vnd darumb auch in der rede / proposition oder praedication / zusammen gefasset werden / hat man / wie Lutherus sagt / vor ( Synecdoche. ) zeiten in den Schulen / Synecdochen genennet. Dadurch man gleichwol aber keines wegs gemeinet oder verstanden hat / einen solchen tropum, figur oder bedeutung / eines weit vnd ferrn abwesenden dinges / sintemal zwey wesen da beysammen gegenwertig sind / wie Lutherus also seine Synecdochen verstehet / nit daß die Gött
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liche vnd menschliche Natur in der person Christi / Item / die Leibliche(Anno 1535.) gestalt der Tauben / vnd der heilige Geist / oder die sichtliche gestalt deß Jünglings / vnd deß Engels deß HERRN / weit vnnd ferrn von einander abgesondert vn̅ geschieden seyn / wie er auch mit vielen andern Exempeln in täglicher gemeiner rede erweiset. Was aber die gantze proposition vn̅ rede anlangt / da alle wort zusammen gefasset werden / vnd zwey vnterschiedliche wesen zugleich beysammen sind / oder als continens & contentum coniungirt werden / da leidet die gantze rede keinen tropum, keine figur / keine bedeutung eines abwesenden dinges / sintemal zwey wesen beysammen sind gegenwertig / etc. Vnd davon sey auff diß mal / vn̅ an diesem ort / da wir historica̅ consignatione̅ handlen / gnugsam gesagt / vnd kan der Christliche Leser sich gründlichers vn̅ weitläufftigers berichts auß Luthero selbs / vn̅ auch auß der Apologia formae Concordiae erholen. Ferrner hat der Römische dazumal König Ferdinandus / Anno(König Ferdinandus schreibet an Churfürste̅ zu Sachsen / dz der Zwing lischen Sect gewehret werden möge.) 1534. an Churfürsten zu Sachsen nachfolgendes schreiben geschickt: Hochgeborner lieber Oeheim vn̅ Churfürst / wir haben die zeit her deß Kadawischen auffgerichten vertrags zu etlich malen warhafftig bericht empfangen / daß sich an vielen orten im heiligen Reich / vn̅ fürnemlich bey den Stätten / die Zwinglische Sect von tag zu tag mehren / vnd erzeigen sol / welches nicht wenig erschrecklich / vnd groß vnd hoch zu besorgen ist / wo nicht nottürfftig vn̅ zeitig einsehen geschicht / daß darauß verführung Christlicher Gewissen / vnwiderbringlicher schaden vnd nachtheil gemeiner Christenheit / darneben abfall vnd minderung deß Reichs Stände / vn̅ fürnemlich auch vngehorsam / empörung vn̅ auffstand deß gemeinen Man̅s wider die ober vnd Obrigkeit erfolgen werde. Vnd dieweil denn die hohe vnd grosse notturfft erheischet / solchem angezündtem Fewer / ehe es in die weite komme vnd vberhand neme / nach aller müglichkeit zubegegnen / damit solchs one blutvergiessen / schaden / verderben / vn̅ zerstörung deß Vatterlands / gelöscht vn̅ gedempfft
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(Anno 1543.) werden möge: So haben wir in abwesen Röm. Key. Maiestet / vnsers lieben Brudern vnd Herrn / als Röm. König / für vns selbst / dem solch beschwerligkeit hoch angelegen / vnd one zweiffel deiner Liebe / auch zum höchsten mißfellig ist / bedacht / eine hohe vnvermeidliche notturfft zuseyn / deine Lieb / als deß heilige̅ Reichs Churfürsten / vnd fürnembsten Glied eins / dieses / wie obstehet / zuberichten / vnd dieselbigen daneben deß obgemelten Kadawischen Vertrags / welcher zwischen vnser / vnd deiner Liebe / vnd andern / auffgerichtet ist / in diesem Artickel / da der Religion sachen halben meldung geschiehet / zuerinnern / nemlich / daß die Sacramentirer nit geduldet noch gelitten werden sollen / vnter welchem wort / Sacramentirer / die Zwinglischen / die das Hochwirdige Sacrament nicht ehren / vnd nichts davon halten / verstanden werden. Ersuchen hierauff dein Liebe / sonders gnädiges vnd freundliches fleiß / die wölle angezeigte hochwichtige sach / wie der zu begegnen / vnd in leidliche weg zubringen sey / dadurch das / wie obstchet / zusorgen ist / fürkommen vnd verhütet werden möge / notturfftiglich erwegen / bedencken vnd berahtschlagen / vnd vns darüber vnverzögentlich / bey vnserm Edlen Knaben / deiner Liebe raht vnnd gutbedencken zuschreiben / vnd so auch dein Lieb in mitler weile / an orten vnd enden deiner Lieb gelegen / da sich dergleichen obgemelt böse mutwillige handlung / als mit annemmung der Zwinglischen Secten erzeiget haben / oder da solcher zusorgen ist / daß sie noch angenommen werden möchte / zu abstellung vnd verhütung / solches für sich selbst etwas gütlichs handlen vnd fürnemmen mag / in solchem auch keinen fleiß sparen / sondern darinnen erzeigen nach dem befehl vnd Ampt / das deiner Liebe in solchem von Gott befohlen / vnd sie zuthun schüldig ist. Das wöllen wir auch gleicher weise nicht vnterlassen / sondern mit allem ernst vnd fleiß gütliche handlung / vnd alles / das zu erhaltung Christliches lebens vnnd wesens dienstlich ist / fürnemen vnd treiben / vnd dein Liebe erzeige sich also / auff dieses vnsers ersuchen Rö. Keys. May. vn̅ vnserm vertrawen /
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vnd deiner Lieb selbs notturfft nach / gehorsamlich vnnd gutwillig /(Anno 1534.) das wird gedachte Keyserliche Mayestet / von deiner Liebe zu sonderm wolgefallen verstehen. So wöllen wir es selbs gegen deiner Lieb in sonderm / gnedigen vnd freundlichem willen erkennen vn̅ bedencken. Geben in vnserm Schloß zu Praga / den fünfftzehenden tag deß Monats Augusti / Anno 1534. Vnserer Reiche deß Römischen im vierdten / vnd der andern im achten. Auff diß Königliche schreiben hat der Churfürst geantwortet / daß sein Herr Vatter seliger / vnd er / allezeit der Zwinglischen Lehr nicht weniger / denn jemandt anders / zuwider gewest / wie solches zum offtermal auff gehaltenem Reichßtag / vn̅ sonst gnugsam vermerckt / wolle auch nachmals die Zwinglische Lehr vnd die Widertäuffer in seinen Landen nicht leyden / sondern mit schreiben / lehren vnd predigen auffs schärpffste widerfechten / vn̅ solchen Irrthumb wehren lassen / vnd sich / damit es nicht eynbräche / darwider legen / welches sich der König zu jhm vnd den seinen forthin / durch verleyhung der Gnaden Gottes / auch also / vnnd nicht anders / versehen sol: Denn ers vnnd die seinen an keinem Christlichem möglichem fleiß / den Sachen zu begegnen / wöllen mangel fürfallen lassen / etc. Eben in demselbigen Jar 1534. ist der Widertäufferischer(Widertäufferisches wesen zu Münster in Westphalen.) Streit in der Statt Münster / hefftig vnnd beschwerlich worden / welches auch endtlich auff eine öffentliche Auffruhr außgelauffen. Vnd da haben die Prediger zu Straßburg / ein zimlich groß Buch geschrieben an die Statt vn̅ Kirchen zu Münster in Westphalen / von einsetzung der Diener deß Worts / von der Kindertauffe / vnd von dem Sacrament deß Leibs vnnd Bluts Christi / welches Getruckt ist im Martio / Anni 1534. Vn̅ weil die Prediger zu Münster damals allerley vnrichtige vn̅ abschewliche ding in jren schrifften mit vntermengeten / hat Bucerus gedacht / er wolle also vnter jrem Namen (quasi sub tertia, quod dicitur, persona) etliche Zwinglische Irrthumben desto bequemlicher vn̅ füglicher straffen vnd verwerffen / vn̅ also einen weg zu gemeiner vereinigung in dem
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(Anno 1534.) gantzen Sacramentirische̅ handel / gleich als vnuermerckter sacht / desto leichter treffen vnd machen: welche vereinigung in der Lehre vom heiligen Abendmal / nicht nur in eines Jarsfrist durch gepflogene Tractatus / oder durch ein ergangene schlechte erklärung plötz lich vnd bald hat geschlossen werden können / sondern man hat etliche Jare nach einander daran gearbeitet / vnd viel vnd manchsmal darin gehandelt. Derhalben es auch sehr nützlich vnd fein ist / daß der Christliche Leser mit fleiß darauff in ordnung der Historie̅ acht gebe / wie ein Stück nach dem andern je länger je mehr / besser / richtiger vnd gründtlicher abgehandelt worden / vnnd was für praeparatoria, (Praeparatoria zur Concordi im Sacra ments handel.) oder vorbereitung zu der Concordia / im Handel deß Sacraments / so Anno 1536. allererst endtlich / gründtlich / vnd bey den Vnsern beständiglich getroffen vnd geschlossen / vorher darzu gemacht / vn̅ wie dieselben ergangen sind. Wir wöllen aber allhie nur anzeygen / was in demselben Buche fürgeschlagen / wie einigkeit in dem zwyspalt von dem Abendmal zu treffen. Vnd weil die Handlung von der Concordia / im Artickel deß Abendtmals / wie sie von Jar zu Jaren fortgangen / biß sie endlich geschlossen / auch hierauß etlicher massen besser kan verstanden werden / wöllen wir kürtzlich auß dem 24. 25. 26. vnd 27. Capitel gemelts Buchs etwas / so hiezu dienen kan / hieher verzeichnen. Dan̅ auff dasselbige Buch referirt vn̅ zeucht sich außdrücklich / vnd mit namen Bucerus / Anno 1535. daß darinn angezeiget vnd geweiset sey ein weg / wie man kommen möchte zur einigkeit in dem Streit vom Abendtmal deß HERRN. (Auß der Straßburgischen Prediger Buch / eine kurtze verzeichniß vom Abend mal.) Vnnd setzet nun dasselbige Buch / das in der schweren disputation vom Abendmal / so biß daher etliche Jar mit grossem ärgerniß geschwebet / von vielen mehr in worten / dann der Häuptsache / gestritten / welches aber Lutherus / wie zuuor gemeldet / vnnd auch hernach in ordnung der Historien folgen wirdt / nicht hat können / sollen / noch wollen nachgeben. Vnd folgends setzet das Buch zur vereinigung diß / daß nem
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lich / nicht nur eitel Brot vnd Wein / sondern daß auch der Leib vnd(Anno 1534.) Blut Christi im Abendmal deß HERRN warlich mitgetheilt vnd genossen werde / man sage dann / in / vnter / oder neben dem Brodt(In / vnter / neben dem Brodt / der Leib Christi im Abendtmal.) vnd Wein / gelte gleich viel / denn es sey allein vmb die ware gegenwertigkeit Christi im Abendmal zu thun. Es werde aber nicht eine natürliche vereinigung deß Leibes Christi / vnd deß Brots (oder wie sie es erklären / daß Brodt vnnd Leib deß HERRN nicht natürlich ein ding werde̅) noch der Leib in das Brot räumlich eyngeschlossen / noch zur zerstörlichen Bauchspeise werde / sondern eine Sacramentliche einigkeit. (Sacrament liche einigkeit. Geistlich.) Vnnd wenn man sagt / Wir empfahen den Leib Christi im Abendtmal geistlich / oder durch den Glauben / so sey es nicht ein lediges Geticht / sondern eine ware Göttliche niessung. Auch wenn man sagt / Man empfahe den Leib Christi im Abendmal(Leiblich vn̅ mündlich.) leiblich vnd mündlich / daß man dennoch den Leib Christi zu keiner Bauchspeise mache / sondern weil diß alles dem Brodt / so mit dem Leib deß HERRN Sacramentlich vereinbaret ist / geschihet / so werde es dem Leib deß HERREN auch zugegeben / vmb der Sacramentlichen einigkeit willen. Man gebe auch zu Synecdochen(Synecdoche.) / das ist / so man auffs Brodt deutet vnnd saget (Das ist mein Leib) das man zwey ding in eins verfasse / vnd nicht nur allein auffs Brot / sondern fürnemlich auff den Leib deß HERRN deute. Oder das wörtlein (Das) deute vnnd zeyge auff zwey ding / den Augen(Das wörtlein (Das.)) auffs Brodt / dem Glauben auff den Leib deß HERRN / als da der HERR den Jüngern / mit dem anhauchen oder anblasen / den heyligen Geist gab / vn̅ sagte: Nemet / das ist der heylige Geist. Da das Zeichwörtlein (Das) nicht fürnemlich auff den Athem / oder anhauchen deß HERRN / sondern auff den heiligen Geist gangen / ob es wol den eussern Athem auch hette angezeyget. Item / Der HERR wohn vnnd lebe natürlich vnd leiblich in(Natürliche vn̅ leibliche eynwonnng Christi in vns.) vns / wie Chrysostomus / Cyrillus / vnd Hilarius dauon reden / welches aber nicht jrrdischer noch fleischlicher / sondern Himmlischer /
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(Anno 1534.) Geistlicher weise / doch in Göttlicher vnnd thätlicher Warheit geschiehet. Es wird auch in gemeldtem Buche verworffen der Münsterischen (Münsterische Secrame̅tirer leug ne̅ / daß das brot sey der natürliche leib / vn̅ daß der Leib in dem Brodt sey / etc.) Prediger opinion / die da leugneten / daß Brot vn̅ Wein im Abendtmal nicht weren der natürliche Leib vnnd Blut Christi / auch daß der natürliche Leib vnd Blut deß HERRN / nicht were in dem Brot vnd Wein deß Abendtmals / auch nicht dabey oder darvnter / denn allein der gedächtniß vnd bedeutung halben / daß nemlich Brot vnd Wein genennet werden / der Leib vnd Blut Christi / weil es weren allein Gedenckzeichen deß Leibs vnnd Bluts Christi. Vn̅ da jre meinung wer / daß das Brot nicht natürlicher weise der Leib Christi were / oder zum Leib Christi würde / in / oder vnter dem Brod räumlich / gesetzt vnd eyngeschlossen sey / ist daß der gemeine aller Kirchen Glaube je vnd allwege gewesen. Aber es lautet / als ob man den Christum aller ding vom Abendtmal scheiden / vnd nichts denn Brot vnnd Wein da / als deß abwesenden Leibs vnnd Bluts Christi Denckzeichen bekennen wolte / welches denn stracks wider die Wort Christi / in denen er frey vnd vnuerdunckelt saget: Er gebe vns seinen Leib vnnd sein Blut / vnd das mit Brot vnd Wein / aber mit demselbigen gar nicht natürlicher weise vereinbaret / darein oder darunter räumlich geschlossen / sondern Sacramentlich / Das ist aber auch nicht nur schlecht bedeutlich / sondern daß vns da auß deß HERREN ordnung vnd selbst Werck vnd Gaabe / durch den Diener / vnd mit den zeichen Brots vnd Weins / von jm selbs / er selbs warhafftig / wesentlich vnd thätlich vbergeben wirdt / daß wir in jm / vnd er in vns natürlich / das ist durch gemeinschafft (Natürlich.) seiner Natur / ist vnd lebet / doch zu keiner zustörlichen Bauchspeise / die von natürlichen Kräfften / begriffen vnd gefasset würde / sondern im Glauben erkennet vnd empfangen werden muß / ohn welchen niemandt vmb diese ding etwas wissen mag. Es ist diß alles warhafftig vnd wesentlich / vnd doch nicht fleischlich / noch nach art dieser zeit / man darff da weder von raum noch platz / von keinem
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auff oder abfahren / nach leiblicher art gedencken / Es ist ein Handel(Anno 1534.) deß newen Testaments vnd Reichs Christi / vnd (spricht das buch) daß solches deß mehrentheils / derer / so in den Oberländischen / Rheinischen vnd Schwäbischen Kirchen / Frey vn̅ Reichßstätten / vom Bapsthumb abgetretten sind / Predigern / jhr glaub / haltung vnd lehre sey. Es sol aber in obgemeldtem Buch auch diß mit sonderbarem fleiß gemerckt werde̅ / daß die handlung fürnemlich an zweyen stücken oder puncten sich gestossen / darüber die vorstehende Concordi noch länger / denn zwey gantzer Jare ist auffgehalten / vnd nicht ehe hat können geschlossen vnnd vollzogen werden / es würden denn die beyden Punct zuuor richtig gemacht / nemlich / zum ersten: Daß das obgedachte Buch setzt / daß in der schweren Disputation vom Abendmal / welche nun lang mit grossem ergerniß geschwebet / von vielen (wie auch kurtz zuuorn ist vermeldet worde̅) mehr ein wortstreit were / denn daß in vnd von der Häuptsachen gestritten würde: welches aber (wie hernach Anno 1536. ferrner angezeigt sol werde̅) D. Luther keines wegs nachgeben hat können / sondern hat stracks vn̅ hefftig solchem jrrigen wahn widersprochen. Der ander punct / darüber es sich gestossen / ist von der Gottlosen niessung / was dieselbigen im Abendtmal empfahen / essen vnd trincken. Denn obgemeltes Buch saget: Es sind wol / die noch disputiere̅ / von den Gott losen / was die im Abendtmal niessen. Aber weil dieser Handel den Gläubigen / vn̅ nicht den Vngläubigen / gegeben / achten wir / man könne dieser Disputation wol gerahten / vnnd wollen wir mit niemand darüber streiten. Aber dieser Punct / von der Gottlosen niessung / ist hernach in Formula Concordiae, Anno 1536. deutlicher vnd richtiger / auß / vnd nach Sanct Pauli lehr vnd worten / gesetzt vnd erkläret. Auch in demselbigen 1534. Jar / hat Bucerus ein Apologiam(Bucerus schreibt wider Robertu̅ Episc. Abrin cens.) / oder Defensionschrifft wider Robertum Episcopu̅ Abrincensem Gallum, lassen außgehen. Vn̅ weil er hernach An̅o 1535.
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(Anno 1534.) sich darauff berüfft / daß er darinn erkläret habe / wie er achte / daß er mit Lutheri lehr vnnd meinung vom Abendtmal / mit dem er sonst darüber vneins gewest / verglichen / vnnd vereinigt möchte werden / wöllen wir auch kürtzlich darauß etwas hieher verzeichnen / sonderlich ( In Tomo Anglicano, pag. 634. ) weil auch Anno 1536. in der Concordihandlung Bucerus desselbigen seines Buchs meldung thut. Sunt igitur haec Buceri verba. Lutherus ex eo, quòd Dominus panem porrigens dixit (Hoc est corpus meum) affirmat: In sacra coena verè dari, adesse & edi Domini corpus, transsubstantiationem autem non recipit: Abrincensis hoc ita deprauat, & quaecunque ex eo consequi possunt, si quis dicat, panem ipsum corpus Christi fieri per identitatem, ea omnia inesse sententiae Lutheri, impiè scurratur, vt DEVM in pristino pistum, in clibano coctum, in ore laceratum & tritum, in ventrem delapsum. Item, pane̅ esse immortalem, omnipotentem, &c. Lutherus autem disertè & copiosè docuit in hac oratione, (hoc est corpus meum) quia particula (hoc) panem demonstrat, non esse praedicationem identicam, & inter panem & Domini corpus sacramen talem modò vnionem affirmat. Simile quidem adduxit ferri candentis, sed in hoc modo vt ostenderet duas res sic interdu̅ coniungi, vt pro vna quodam modo habeantur vtriusque appellatione seruata. Num mo̅strato ferro ignito dici possit, hoc ignis est, & hoc ferrum est? Sic demonstrato pane Eucharistiae rectè dici, hoc est panis, & hoc est corpus Domini, eò quòd panis & corpus Domini sacramentaliter coniuncta sunt: Item, cùm vinum offertur in cantharo, quia duae res, vinum & cantharus aliquo modo vnitae sunt, demonstrato cantharo, dicitur, Hoc vinum est, & fertur demonstratio ad sensum quidem in cantharum, ad intellectum autem ad vinum, & id praecipuè, &c. Haec verò vnio, licet non sit naturalis, non personalis, nec etiam formalis, qualis Spiritus S. erat & formae columbinae, in qua ille apparuit, aliquam tamen coniunctionem idiomatum efficit, Nam quae pani propriè competunt, vt tangi, videri, dentibus conteri, ea corpori Domini propter hanc sacramentalem vnionem tribuuntur, etsi corpus Domini per se nihil horum pati posset: sic apparente Spiritu sancto in specie columbae, licet sola haec species oculis propriè caperetur, dicitur tamen Iohannes vidisse Spiritum sanctum. Ita de patribus, quibus apparuerunt angeli, memorat scriptura, quòd
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viderint angelos, cùm flammam modò conspexerunt, in qua illi se Angelici(Anno 1534.) spiritus humano obtutui ingerebant. Ita cùm Dominus dixit (Hoc est corpus meum) particula (hoc) duo demonstrat, sensibus quidem panem, fideiautem, & hoc praecipuè, ipsum corpus Domini, &c. Item putabatur multis Lutherus, quia contendebat nullum inesse verbis coenae tropum, sentire, panem in substantia sua idipsum esse, quod Domini corpus, vel illud localiter in pane includi, aut certè alia quapiam physica ratione cum pane vniri. In qua de Luthero opinione fatoor ipse quoque fui: sed euulgauit postea Lutherus magnam, id est, pleniorem sententiae suae confessionem, in qua disertè scripsit, se nullam aliam, quàm Sacramentalem inter panem & corpus Domini vnionem statuere. Et non quemlibet hîc se tropum reijcere, sed eum modò, qui veritatem praesentiae Christi in coena excludat, qualem reputat esse, metaphoram. Synecdochen autem esse hîc agnoscit, qua aliud ex alio intelligere oportet, vt cùm Spi ritus S. scribitur, cùm signo ignis vel colum bae aduenisse. Hinc patere coepit, eum velle simul cum pane ipsum verum corpus Christi in sua substantia & essentia exhiberi, non tamen ratione corporali vel naturali, hoc est, non quantitatiuè, non qualitatiuè, nec localiter. Arcana certè & non huius saeculi ratio est, qua in coena Dominus nobis & adest & manducatur. Ita Lutherus etiam existimauit, quòd à quibusdam dicebatur corpus Domini adesse contemplatione fidei, vel adesse & edi ore fidei, non satis exprimi veram Domini in coena praesentiam & manducationem, sensum enim horum verborum posse esse, ferri fidem seu contemplationem in Christu̅ absentem. Vnde patres, vt Hilarius, Chry sostomus, Cyrillus, & caeteri affirmârunt, Dominum IESVM in nobis habitare & viuere, non iam per fidem solùm & dilectionem ceu absentem, sed etiam naturaliter, carnaliter, & corporaliter, quia suam naturam & carne̅ nobis communicat, suaque membra esse efficit, idque omne nobis in Eucharistia exhibet. Haec Bucerus. Quòd verò ibi disputat, Cinglium & Oecolampadium idem etiam cum Luthero fensisse, & quòd de manducatione indignorum suo more quaedam etiam ibi disputat, illa postea Anno 1536. in actione & Formula Concordiae correcta aliter, & rectius explicata sunt. Die summa dieser wort ist: Bucerus schreibet vnd bekennet / daß Lutherus gläube vnd bekenne / daß im Abendtmal Christi wort sollen allzeit für augen gehabt werden / nemlich / daß der Leib Christi gegenwertig sey / außgetheilet vnd empfangen werde / vnd daß doch
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(Anno 1534.) keine verwandelung deß Brots in den Leib Christi geschehe. Aber dise meinung Lutheri verfälscht der Frantzösische Bischoff (spricht Bucerus) vnd legt sie also auß / vnnd folgert / gleich als lehrete Lutherus (Bucerus vertheidigt D. Luth.) / daß das Brot werde zum Leib Christi / vnd daß ein gebackener Gott / mit dem Munde zerkeuwet / vnd in Bauch gelassen / getichtet werde. Item / als sey das Brot / Gott / vnsterblich / Allmächtig / etc. Aber solche Lästerung ist niemals in sinn kommen einem Rechtgläubigen / Vnnd Lutherus hat im Abendtmal zwey ding / Brodt vnnd Leib / Wein vnnd Blut / vermög der Wort Christi / Gleich als wenn man ein fewrig Eysen nimpt / vnd spricht: Das ist Feuwer / Vnd das ist Eysen. Also auch hie: Das ist Brot / Vnd / Das ist der Leib deß HERREN / nemlich / auß Sacramentlicher (Sacrament liche vereini gung / brots vnd Leibs / Weins vnd Bluts im Abendmal.) vereinigung / etc. Hie gilt kein verwandlung / noch einschliessung / kein Figur noch bedeutung eines abwesenden Leibs / Sondern diese Sacramentliche vereinigung hat ein gegenwertigen Leib vnnd gegenwertig blut Christi / doch nicht auff natürliche weiß / nach läng / breit / vnd raum eines menschlichen Leibs / sondern auff vnbegreiffliche Göttliche weiß / doch nicht allein durch den Glauben / sondern warhafftig vnnd wesentlich gegenwertig. Denn der HERR Christus theilet vns mit / vnd gibt vns sein Fleisch vnd Blut im Abendmal / etc. Daß aber Bucerus in jetztgemeldtem schreiben auch der vnwirdigen niessung auff sein verwirrete weiß gedencket / das gehöret zu den beyden Puncten / daruon bey dem Buch der Prediger zu Straßburg an die zu Münster kurtz zuuor meldung geschehen / darüber / wie gesagt / noch eine zeitlang die Concordia verhindert worden. ( ??? 2. Fuit. germ. pag. 492. ) Vnnd weil kurtz zuuor der Münsterischen Sache gedacht / vnnd aber dieselbe Histori im andern Wittenbergischen teutschen Theil / der Bücher Lutheri gefasset / wolle̅ wir darauß allein etwas / so viel zum Sacramentshandel gehöret / hieher verzeichnen / Als vom Bernhard Rottman / welcher ein Prediger in Münster ge
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wesen / also geschrieben stehet: Es ist vmb diesen Rottmann / wenn(Anno 1534.) man jhn recht ansehen wil / auch wol allein auß diesem handel / also gethan / Daß seiner zeit kein Rotten oder Secten auffgestanden ist / derer er nicht ein Fähnreich oder Vorfechter habe wollen seyn / vnd(Bernhard Rottmann / Prediger zu Münster.) doch alles vnter dem namen vnsers HERRN Jesu Christi / vn̅ seines lieben Euangelij. Denn der jrrige Geist hat sich an der einfältigen Lehre deß lieben Euangelij nicht lassen benügen / sondern ist fortgefahren / die hohe witze vnd tieffe kunst der Sacramentschänder auch angenom̅en / daß er vielleicht auch hochverständig gehalte̅(Viel wöllen Sacramentirer seyn / nur daß sie hochverstän dig möge̅ ge schaät werden. Münsterische böse handlung. Stutten Bernhard.) möchte werden. Den̅ friede oder trost deß Gewissens / kan ja keiner in solcher vngewisser Lehre / wie die ist / finden. Vnd hat im anfang seines predigens zu Münster / das Sacrament deß Altars also gereichet / Brach Semmel in eine grosse breite Schüssel / goß Wein darauff / vnd nach dem er die wort deß HERRN vom Abendtmal dazu gesprochen / hieß er die / so deß Sacraments begerten / zugreiffen vnd essen / wie sie den̅ auch thaten. Dauon ist er Stutten Bernhard genennet worden / Denn Semmel heißt auff jhre Spraach Stutten. Nachmals hat er Oblatten gantz / wie man sie bäckt / genom̅en /(Lästerliche that deß Sa cramentsche̅ ders Bernhardi Rottmanns.) vnd darmit das Abendtmal gehalten. Vnd auff eine zeit / da er das Sacrament außteilen wolte / nam er solch Oblat / zerbrach sie / vn̅ warff sie mit diesen Gottslästerischen worten auff die Erden / Sehet / wo ist hie Blut vnnd Fleisch? Wenn das Gott were / würde er sich wol von der Erden auffheben / vnd auff den Altar wider stelle̅. Solte darumb gewiß seyn / daß weder der Leib noch Blut Christi im Sacrament ist. Vnd da in demselben andern teutschen Tomo Lutheri ist getruckt(Wie die Sacramentirer vnd Widertäuffer zu Münster dz Abendtmal gehalten / vn̅ verunehret.) neuwe zeitung von Münster / welche mit einer Vorrede Lutheri außgangen / Da wirdt beschrieben / wie sie jre Widertäufferische vn̅ Sacramentirische Abendtmal haben angefangen zu halte̅ / Nemlich / das Abendtmal haben sie die Eynwohner der Statt Münster / auff einen Dinstag auff dem Thumbhofe gehalten / zu
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(Anno 1534.) Tische bey zwey vnd viertzig hundert gesessen / vnnd drey Gerichte geben / als gekocht Fleisch / Schincken vnd Gebratens / vnd hat der König / Königin / vnd alle jre Diener / zu Tische gedienet. (Tom. 2. Vuit. fol. 412. König Leydensis.) Nach dem essen / hat der König vnd die Königin Weitzenkuchen genommen / gebrochen / vnnd den andern gegeben / mit solchen worten: Nemet vnd esset / vnd verkündiget den Tod deß HERRN. Deßgleichen auch eine Kanne mit Wein / mit denselbigen worten: Nemet vnnd trincket alle darauß / vnnd verkündiget den Todt deß HERREN. Die Gemeine aber hat fortan einer dem andern die Kuchen gebrochen / mit solchen worten: Bruder vnd Schwester / nim hin / vnd jß davon / Wie sich Christus für mich gegeben hat / also wil ich mich für dich geben. Vnnd als er die Weitzenkörnlein in einander gebacken / vn̅ die Trauben zusammen getruckt / Also sind wir auch in ein. Vnd folgend deß Dinstags nach Gereonis / welches ist der dreytzehende tag Octobris / Anni 34. ist eine versam̅lung zu Münster auff dem Thum̅hofe geschehen / zu zehen Vhr / für Mittag / die helfft so in Münster vorhanden / zwey vnd viertzig hundert an einer versam̅lung / Mann vnd Frawen / zu allen theilen Mannbar / vnd haben sich dargesetzt / alle zur Tafeln gespeiset / zum ersten gessen gekocht Fleisch / Schincken vnd Gebratens / darnehest einen kuchen / das Abendtmal zubeginnen. Darnach kam der König mit seinem Volck / mit ein vnd dreissig Pferden / mit vier Drabanten / gekleydet mit Samet vnd gülden Stücken auß der Kirchen. Der König gekleidet mit einem schwartzen Paltrock / darauff ein silbern Stück gedecket vnd seiner Kron / vnd ein tapffer Ornament mit einer gülden Welt / dadurch zwey Schwert / vnd die Hände voll Ringe / vn̅ in seinem vollen Harnisch abgesessen / vnd in der Kleydung zur Tafeln gedienet mit seinen Dienern ohngefehrlich mit sechtzig Personen / vnnd als die Mahlzeit geschehen / ist er auch gesessen mit den Dienern vorgemelt / vnd den jenen / die von der Wache kamen.
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Als nun vor vnnd nach das runde Brodt auff die Tisch gebracht(Anno 1534.) / sprach der König: Nemet / vnd esset / vnnd verkündiget den Tod deß HERRN. Vnnd darnach gab er den Wein / vnd sprach: Nemet / vnd trincket / vnd verkündiget den Tod deß HERRN. Als sie nun geessen vnd getruncken / sungen sie den Gesang / Gloria in excelsis Deo / zu teutsch. Vnd ist in sonderheit wol zu mercken / weil sie vom Leibe vnd Blute deß HERRN im Abendmal nichts hielte̅ / sondern das volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn Brot vnd Wein im Abendtmal / daß sie ein ander( Tom. 2. Vuit. fol. 496. ) Spectackel erdacht haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem Marckt also versam̅let / hart an einander vnd gedrang stunde / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnnd läufft oben vber das(Knipperdöl ling.) Volck her / auff Händen vnd Füssen / vn̅ blässet einem jeden in den Mund / vnnd saget: Der Vatter hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen. Auch haben sie bey jrem Abendmal einen Judas wöllen haben(Ein Judas bey dem Sa cramentirischen Abend mal zu Mün ster.) / mit demselben aber haben sie also gespielet / daß / da der König sich zuletzt gesetzt / Item / die Königin / vnd die mit jnen zu Tisch gedient hatte̅ / auch die acht vn̅ viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehe̅ solten / vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen / vnd außrichten ein Werck / das jm der Vatter befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem Abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vatter / der König / für grosser Hellischer oder Teuffelischer andacht / den Kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wider an den Tisch / vnd gefiel jm selbst so wol vber diesem Mord / daß er sein dazu noch lachet. Vn̅ hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem
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(Anno 1534.) geschmeiß zu Münster anrichten vnd treiben wöllen / vnd den Widertäufferischen / vn̅ Sacramentirischen Geist der Welt wol darstellen vnd zeygen / vnd zugreiffen / vnd zufühlen in die Hände gebe̅ / (Der Widerteufferischen Sacramentierer grewliche namen vnd schreckliche thate̅.) nicht allein mit der that / vnd im Werck / sondern auch mit jren heßlichen / scheußlichen namen / als / Leiden / Knipperdölling / Tausentschuer / Rottmann / Krechting / Kippenbruch / Riemenschneider / Reininck / Rederacker / Schwerinck / Klopreiß / Stralen / Taschenmacher / Schlachtschaff / Kerchering / Balck / Tripp / Hänßgin von der langen Strassen / etc. Nomina sunt ipso barbara facta sono. Vnd / wie man sonst pflegt zu sagen: Conueniunt rebus nomina saepe suis, Nam vnnd That kommen offt mit einander vberein / gleich wie heutigs tags der mehrer theil Sacramentirische namen von Bestien / Beeren / Böcken / Wölffen / Hasen / Steinen vnd seltzamen Vögeln / genommen sind: Welchs wir allhie an seinen ort stellen. ( Tom, 2. Vuit. fol. 497. ) Ferrner gehöret diß auch hieher / wie der Münsterische König / Johan von Leide̅ hernach / wie er auß dem gefengniß gebracht / sich zu den Hessischen abgeschickten Predicanten / Antonium Coruinum / vnd Johannem Kymeum / hievon erkläret hat.

Predicanten.
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Was haltet jr von dem Sacrament deß Altars?

König.
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Vom Abendmal halte ich viel / denn ich je dem / so von Gott verordnet vnd eyngesetzt ist / nicht widersprechen sol.

Predicanten.
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Gläubet jr auch / daß wir im selben Sacrament den Leib vnd das Blut Christi empfahen?

König.
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Daß in diesem Sacrament die Gläubigen / so getaufft sind / den Leib vnd Blut Christi empfahen / gläube ich / denn wiewol ichs für dieser zeit mit dem Zwingel gehalten / befinde ich den̅och nu / daß
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die Wort Christi (Das ist mein Leib / das ist mein Blut) in ihrer(Anno 1534.) wirde müssen stehen bleiben. Daß aber auch der Vngläubige den Leib vnd Blut Christi empfahen solte / kan ich nicht gläuben.

Predicanten.
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Warumb das? Sol nun abermal vnser Vnglaub mehr gelten / denn Gottes Wort / Befehl vnd Ordnung?

König.
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Es ist der Vnglaub so ein schrecklich ding / daß ichs nicht gläuben kan / daß der Vngläubige den Leib vnnd Blut Christi geniessen möge.

Predicanten.
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Es ist ein verkehrt ding / daß jr vnsern Glaube̅ oder Vnglauben jm̅er vber Gottes Werck vnd Ordnung setzen wolt / So doch am tage ist / daß vnser Glaube Gottes Ordnungen vnd Wercken / nichts geben / oder aber mein Vnglaube denselben nichts abbrechen kan. Glaube muß da seyn / sol ich solch Essen vn̅ Trincken empfinde̅ / das ist war: Aber doch muß man in dieser sache / mehr auff Gottes Wort / Befehl vnnd Werck sehen / denn auff vnsern Glauben oder Vnglauben.

König.
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Wenn diese euwer meinung bestehen sol / so müßten auch alle Vngläubige bißher in der gemein den Leib deß HERREN geessen / vnd von seinem Blut getruncken haben. Aber solches gläube ich nicht.

Predicanten.
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Ihr wolt nicht mercken / daß vnser Vnglaube der Ordnung Gottes einen abbruch thun kan. Vnd wie wolten sich die Gottlosen so höchlich versündigen / wenn sie schlecht Brot vnd Wein essen vnd trincken? Aber dieweil sie deß Leibs vnd Bluts Christi warhaff tig mißbrauchen / darumb sagt S. Paulus / Der Vnwirdig sey
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(Anno 1534.) schüldig am Leib vnd Blut Christi. Nun sagt vns doch / wozu ist die Sonn geschaffen?

König.
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Solchs lehret die Schrifft / Nemlich / daß sie dem Tag fürstehen / vnd scheinen sol.

Predicanten.
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Wenn wir nun / oder jhr / blind weren / solte darumb die Son̅ das jenig nicht thun / dazu sie geschaffen ist?

König.
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Deß weiß ich mich wol zu erin̅ern / daß mein oder ewer blindheit / der Sonnen an jrem schein keinen abbruch thun kan.

Predicanten.
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Also ists mit allen Wercken vnd ordnungen Gottes / sonderlich mit den Sacramenten. Wen̅ ich getaufft werde / sol billich der Glaube da seyn. Wenn er aber je nicht da ist / sol nichts desto weniger (Tauff. Tit. 3.) die Tauff ein köstlich / herrlich vnd heylig Sacrament / ja / wie S. Paulus sagt / Ein Bad der Widergeburt vn̅ erneuwerung deß heiligen Geistes / geheissen werden / vnnd das darumb / daß sie Gottes Wort / Befehl vnd Verheissung hat. Deßgleichen sol auch billich im Abendessen / der / so es geneusset / glauben haben / damit er die verheissung Christi daselbst geschehen (Heb. 11.) / ergreiffe / wie geschrieben stehet: Oportet accedentem credere, aber nichts desto weniger bleibt da Gottes Wort / ordnung vnd befehl / wenn gleich mein Glaub nimmer dazu käme. Doch hievon ist gnug geredt. Diß haben wir auß der damals gedruckten neuwen zeitung von Münster / darumb hieher verzeichnen wöllen / daß der Christliche Leser auß diesen abschewlichen Händeln den Sacramentirischen Schwindelgeist kennen / vnd sich für demselben / als für dem Teuffel selbst / hüten lerne. Denn gleich wie dieser Schwarmgeist
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damals zu den auffrührischen Widertäuffern / vnnd Him̅lischen(Anno 1534.) Propheten / sich öffentlich in Carlstad / Müntzer / Storch / Rottman / vnd andern / sich geschlagen: Also sehen wir / daß er auch noch heutiges tages in Franckreich / Niderland / vnd anderßwo thut / vnd fried vnd einigkeit zerstöret / vnd Christliche Ceremonien vnd Ordnung / durch grossen frechen mutwillen auff hebet / vnd in hauffen wirfft / vnd mit dem theuwren heiligen Nachtmal Christi / noch zur zeit so leichtfertig vmbgehet / als wenns nicht allein ein Widertäufferisches gelach / sondern gantz vnnd gar nur ein Bawrenzech were. Der ewige Son Gottes wölle jnen stewren vnnd wehren / vnd vns für jren greuweln gnediglich bewahren vnd behüten. Wöllen nu in der Historien weiter fortfahren. In demselbigen Jahr hat Nicolaus Ambsdorffius / etliche(Nicolaus Ambsdorffius.) Artickel / Themata seu propositiones, publiciret / in welchen er streitet / daß man mit den Sacramentirern keine Concordi mache̅ solte / sie hetten denn zuuor bekennet / daß sie in jrer biß daher gefürten Lehr / vom Abendtmal gejrret / vnd vnrecht wider Lutherum geschrieben hetten. Denn weil viel Disputationes vnnd verwirrung( Vide Buceruns in To. Anglicano, pag. 635. ) in den Kirchen hin vnd wider daher sich verursachten / daß Bucerus seine Conciliationes / darauff gerichtet (wie etlich mal bißher angezeigt) daß beyde theil / die Lutherischen vnnd Zwinglischen / in rebus ipsis, eines Verstandes / einer Lehr / vnnd gleicher meinung vom Abendtmal weren / allein daß ein jedes Theil seine eigene phrases & modos loquendi, wort vnnd art zu reden hette / vnnd brauchte / die wol sich in vielen ansehen liessen / daß sie nicht allein vngleich / Sondern offt gegen einander weren / vnnd doch nur ein Wortgezänck were / allein darüber / daß ein theil anders / denn das ander darvon redete / da man sonst / was den Handel vnnd die Häuptsache an jhr selbst belanget / einer Lehr / eines Verstandes / vnd gleicher meinung were: So schöpfften demnach jrer viel nicht alleine die Gedancken / Sondern liessen sichs auch in Schrifften also vernemmen / man solte einen jeden bey seiner vorigen Lehre
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(Anno 1534.) vnd meinung vom Abendmal / bleiben lassen / vnd wen̅ gleich einer so / der ander anders / davon redete / solte man darüber nicht streiten / Sondern vntereinander gute Brüder vnd Gesellen seyn / als were man in der sachen vnd im Haupthandel durchauß einig / oder man möchte zu beyden theilen sich solcher Wort vnd Reden vergleiche̅ / welche ein jedes Theil / auff seine vorige Lehr / Verstand vnd Meinung / deuten vnd ziehen köndte. Auch wolten die gewesene Zwinglianer dessen nicht namen haben / daß man zu Lutheri lehr vnd meinung damit trette / vnd sich begebe / fürnemlich aber / daß man in der vorher geführten Zwinglischen lehr / das wenigste vnd geringste widerruffen oder retractieren wolte. Dawider hat nu Ambsdorfius etliche Propositiones vnnd Artickel gestellet / vn̅ dieselbigen damals lassen außgehen / vn̅ darinn mit name̅ die Prediger zu Straßburg angegriffen / welche ob gleich die weltliche Obrigkeit sich gegen den Chur vnd Fürsten der Augspurgischen Confession / aller dings gemeß erkläret / vnnd darumb in die gemeine Friedshandlung zugelassen vnd angenommen waren / wie davon oben Bericht geschehen / dennoch nicht ruhen / vnnd jhren Irrthumb erkennen / sondern nie vnrecht gelehret vnd gethan haben wolten / vnd doch fürgaben / sie weren einerley lehr vnd meynung mit Luthero / wie weiter folgen wird. (Anno 1535.)

Anno 1535.
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(Butzer schreibt wid den Ambsdorff.) Anno 1535. im Aprill / hat Bucerus / sampt den Predigern zu Augspurg / auff vorgemeldte Artickel Ambsdorfij / mit achtzig Schlußreden oder propositionibus geantwortet / darmit gegen Luthero / jhrer Lehr vnnd Glaubens halben / vom Abendtmal deß HERRN / sich etwas deutlicher vnd außführlicher zu erklären / davon wir etliche / so zur ordnung vnd erklärung der Historien diene̅ / hieher verzeichnen wollen / Nemlich: (Buceri vnd Prediger zu) Wir gläuben / lehren vnd bekennen / daß im heiligen Nachtmal / warhafftiglich gereicht vnnd empfangen werde / nicht allein
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Brot vnd Wein / als heilige Warzeichen / sondern auch zugleich(Anno 1535.) vnnd fürnemlich deß HERRN Leib vnd Blut / mit den sichtbarlichen / vnd in jhrer Natur vnverwandelten warzeichen / Brot vnd(Straßburg erklärunge vom heilige̅ Abendmal. Wesentlich Leiblich Warhafftige.) Wein. Vnnd alles was Lutherus durch das wort / Wesentlich vnd Leiblich / sagt / wöllen wir durch das wort / Warhafftig außgetruckt haben. Es setzt ja Lutherus keine natürliche vermischung / auch keine reumliche einschliessung deß Leibs Christi / mit vnd im Brot vnd Wein. Er macht auch auß dem HERRN Christo keine Bauchspeise. Dieweil vns denn allhie der Leib vn̅ das Blut Christi / mit den leiblichen warzeichen / Brot vnd Wein / gegeben wirt / so wöllen wir vns nicht beschweren zu bekennen / daß es gegeben vn̅ empfangen werde leiblich in die Hand vnd Mund / jedoch daß wir die außlegung Lutheri dazu thun / daß nemlich diese empfindlichen werck / in die Hand vnd Mund zunemmen / dieweil solchs eigentlich dem Brot vnd Wein gebühret / vnd an demselben geschiehet / von dem Leib vnd Blut Christi / als die vnsern sinnen nicht vnterworffen sind / der Sacramentlichen vnion vnd vereinbarung wegen / gesagt vn̅ verstanden werden / nach der gewöhnlichen Synecdoche,( Synecdoche. ) wie Johannes sagt: Er habe den heiligen Geist gesehen / da er doch allein die Tauben sahe. Vnd wie Moses sagt: Er habe den HERRN von Angesicht zu Angesicht gesehen. Wir lassen vns auch gefallen / wie Hilarius / Cyrillus / vnd andere Patres reden / daß Christus in vns wohne vnd lebe / natürlich / leiblich / vnd fleischlich / das ist / durch seine Natur / Leib / vnnd Fleisch / doch aber nicht auff natürliche weise / oder nach art dieser Welt / so wir mit vernunfft fassen mögen / sondern auff Him̅lische Göttliche weise. Die Schrifft nennet nicht allein den Geist / krafft vnd wirckung Christi / vnd dergleichen / sondern spricht / Daß vns der Leib vnd Blut Christi gereichet werde / vnd wir den essen vnd trincken. Item / Wir haben allwegen erkannt / vnd bekennen noch / daß das fürnembste / so vns Christus in seinem herligen Nachtmal gibt /
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(Anno 1536.) sey sein Leib. Vnd zeiget vns also in worte̅ deß HERRN das wörtlein DAS / auff zwey ding / Die eusserlichen sinnen deutet es auff das Brot / den jnnerlichen verstand deß Menschen aber deutet es (DAS / .) auff den Leib Christi / wie man zu reden pfleget / wenn man etwas vnsichtlich / durch das / so sichtbar ist / geben vnd reichen wil / Also ist eine Synecdoche, in diesen worten / DAS / Item / Nemet hin / (Zwey ding im Abendmal.) Esset. Denn es werden zwey ding allda zugleich oder beysammen fürgetrage̅ / ein jrrdisch / vn̅ ein heimisch / wie Ireneus davon schreibet / Ein empfindliches / vnd ein verstendlichs / das ist / welches man mit dem verstande fasset vn̅ ergreifft / wie Chrysostomus sagt / Ein zeichen / vnnd das / so bezeichnet wirt / wie Augustinus / Bernhardus / vnd andere reden / nemlich / das Brot / vn̅ der Leib Christi. Die Gabe allhie ist der Leib vnd Blut deß HERRN / Brot vnd Wein aber / werden allein als warzeichen dazu gebrauchet / auff daß nemlich vns / die wir noch in diesem leben wandeln / die vbergab solcher gaben / desto vollkomner / vnd vnsern Glauben damit zuerwecken / desto kräfftiger seyn sol. So nu etliche weren / die da sagen vnd lehren wolten / daß vns allhie nichts anders / denn ein Zeichen vnd Figur gegeben werde / derer Lehr sey verflucht / etc. Wir bekennen / da jrer viel läugneten / daß in den worten deß HERRN (Das ist mein Leib) gar kein tropus were / sondern (Hoc, Das) weise auff das Brot / vnd (Est) würde verstanden wesentlich / vnd daß darauß folgete / daß das Brot / nemlich an jm selbst / eben das were / was der Leib Christi ist / wesentlich / leiblich / vnd fleischlich / oder daß im Brot der Leib Christi were wesentlich / vnd fleischlich / vnd wir achteten / daß jhre meinung were / daß der Leib Christi mit dem Brot natürlicher weiß vereiniget / oder ja im Brot reumlich eingeschlossen würde / haben wir dawider gestritte̅. Da sie aber Synecdochen nachgeben (wie D. Lutherus solches thut vnd erkläret in seinem grossen Bekenntniß vom Abendmal) vnnd daß da sey nicht ein natürliche vereinigung zwischen dem Brot vnd dem Leib deß HERRN / sondern eine Sacramentliche
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vereinigung / vnnd daß sie keine reumliche einschliessung lehreten /(Anno 1535.) Da haben wir bekannt / daß wir mit jnen einig / vnd der streit mehr worten / denn vber dem verstand / vnd in der meinung gewesen / etc. Diese Artickel haben vervrsachet / daß man ein gut vertrauwen vnd hoffnung geschöpfft / es würden die Theologen / so noch nicht aller ding jhren Zwinglischen jrrthumb erkenneten / je Länger / je mehr zu Doctor Lutheri Christlicher Lehr vnd Bekenntniß tretten. Vnd weil in der Kirchen zu Augspurg / vom Abendmal deß(Augspurg) HERRN / grosse spaltung gewesen (ob wol dieselbige damals beygelegt / so hat es doch keinen bestendigen grund haben mögen) so hat der Rhat zu Augspurg / zu D. Luthero gegen Wittenberg abgefertiget / jhren Prediger Casparn Huberinum / vnd Doctor Gereon( Caspar Huberinus. D. Gereon. D. Iohanner Forsterus. ) / daß sie einen rechten Euangelischen Prediger / den jhnen Doctor Lutherus schicken solte / Nemlich / Doctor Johannem Försterum / einen Gottsfürchtigen vnnd gelehrten Mann / der im Artickel vom Abendmal deß HERREN gut Lutherisch ware / vocirn. Deßgleichen daß sie D. Vrbanum Regium / der vormals( Vrbanus Regius, ) auch bey jhnen gewest / vnd nun zur Zell / bey Hertzog Ernsten zu Lüneburg / Prediger vnnd Superintendens war / widerumb bekommen möchten. Darauß denn Lutherus abermal keine andere gedancken machen können / denn daß eine auffrichtige / redliche / Christliche Concordj / in der Lehr vom heiligen Nachtmal / gesucht würde. Vnd hat darauff von solcher Concordia an die von Straß burg vnd Augspurg / auch an D. Nicolaum Gerbelium Iurisconsultum( D. Nicolaus Gerbelius Iuruconsultus. ) geschrieben / nemlich / daß er / weil sie sich mit Brieffen vnd Artickeln so erkläreten / gute hoffnung habe / sie seyn zur Concordj geneigt vnd willig / welche er für sein Person auch von(D. Lutheri Christliche gute hoffnung / vnnd hertzlichs erbieten.) Hertzen begere vnnd wündsche / vnd nach seinem abschied auß dieser Welt / gern friede vnd einigkeit sehen / vnd hinderlassen wolte / so gern als jhm Christus gnädig seyn sol / wölle auch an jhm nichts erwinden noch mangeln lassen / sondern alles gerne vnnd willig
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(Anno 1535.) thun / vnd dulden / damit nur die Concordia vollkommen vnd bestendig seyn möge / darinn man auch im namen Gottes sol fortfah ren. Denn was mit Gott angefangen werde / das vollbringe er auch selbst / bewogen vnnd erbetten durchs Gebett / vnd sehnlichs flehen. Es sey jm auch ein schwerer grosser stein vom Hertzen genommen / nemlich argwohn vn̅ mißtrawen / das er zuvor niemals trawen dürffen / weil sie sich kein mal dermassen / wie jetzt geschehen / erkläret / vnnd mit solchem eiuer vnd ernst zur Concordj erbotten / etc. Auß diesem Christlichen erbieten Doct. Lutheri / sihet der Christliche Leser / dz Lutherus ein Christlich / Gottfürchtig / fromb / auffrichtig / redlich / erbar / bestendig vnd friedliebend Hertz zur Concordj gehabt / vnd gute hoffnung gefaßt / es were auch also das Hertz der andern / wie jre wort lauteten. (Handelstag zu Cassel in Hessen.) Es ist auch darauff erfolget / daß solcher verhofften Concordien oder einigkeit halben / ein Handelstag vom heiligen Abendmal zu Cassel in Hessen angestellet worden / dazu denn Bucerus vnd Philippus gefordert / vnd hat Philippus von D. Luthero / der die gantze sache / Christo zu ehren / wol hat verwaren wöllen / ein bedencken in der form eines rahtschlags empfangen / vnd dasselbige als eine Instruction mit sich genommen / die lautet von wort zu wort also: (Instructio von D. Lut. geschrieben vnd Philippo zugestelt.) Mein bedencken / ob einigkeit zwischen vns vnd den Zwinglianern / deß Sacraments halben / zu machen sey / oder nicht / ist das. Zum ersten / können wir in keinem wege zulassen / daß man von vns solte sagen / wir hetten vor zu beyden theilen ein ander nicht verstanden / denn dieser behelff wirt in solcher grossen sachen wenig dienstlich seyn / weil wir selbst zu beyden theilen solchs nicht für war achten / so würden auch andere gedencken / es were nur zu eine̅ schein erticht / vnd würde also vnser sach nur ärger vnd zweiffelhafftiger. Weil es aber ein handel ist / der jedermans Gewissen belangt / were es nicht gut / daß man eine solche ärgerniß solte anrichten.
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Zum andern / weil bißher diß der zwyspalt gewesen ist / daß sie(Anno 1535.) das Sacrament allein für ein Zeichen / wir aber für den waren Leib vnsers HERRN Jesu Christi gehalten haben / vnd also gar der sachen vneins gewesen sind / dünckt es mich in keinem wege rhümlich seyn / wenn man der einigkeit zu gut / eine newe vnd mittel meinunge wolte stellen / als daß sie solten zulassen / es were der ware Leichnam Christi dabey / vn̅ wir nachgeben solten / es würde nichts geessen / denn das Brot / ich wil jetzund deß Gewissens schweigen / wie sich das darein schicken würde. So muß man dennoch diß auch bedencken / daß die mittel meinung in einem solchen handel / der jederman̅ betrifft / mancherley gedancken den Leuten machen / vnd viel tausent fragen vnd opinionen darauß entstehen würden / daß es also viel sicherer ist / daß sie bey jrem Zeichen bleiben / wie vor / denn es würden weder sie jhre noch wir vnsere part / viel weniger wir beyde zusammen / die gantze Welt auff diese meinung bringen können / sondern würden die Leute nur reitzen auff mancher ley seltzame gedancken. Darumb ist mir(Mancherley fragen vervrsache̅ den vnglauben.) viel lieber / dz die vneinigkeit / in solchen zweyen meinungen / stecken bleibe / den̅ daß man vrsach gebe / zu mancherley vnzehlichen Frage̅ / dadurch die Leute dahin zuletzt kämen / daß sie gar nichts gläubten. Zum dritten / so haben wirauff vnser seiten / erstlich / den klaren hellen Text deß Euangelij für vns / welcher nit allein die frommen / sondern auch andere / nicht ohne vrsache beweget. Darnach haben wir auch für vns viel Sprüche der Vätter / welche man nit so leichtlich kan ablehnen / noch mit gutem Gewissen anders deuten / denn sie lauten / dieweil die art der Spraach so starck mit dem Text klingt. Zum dritten / ist auch das für vns / daß es sehr fährlich ist zu schliessen / daß die Kirche so viel hundert jar / durch die gantze Christenheit / den waren verstand von dem Sacrament nicht gehabt habe / weil wir doch alle das bekennen / daß die Sacrament vn̅ das Wort / wiewol sie mit mancherley Grewel bedeckt / dennoch dennoch blieben sind.
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(Anno 1535.) Zum vierdten / Die Sprüche S. Augustini / von dem Zeichen / sind nicht starck gnug / diese drey stück / so jetzt erzehlet / vmbzustossen (Zeichen.) / sonderlich / weil auß Sanct Augustini Büchern klar angezeigt vnnd bewiesen kan werden / daß er rede entweder von dem Zeichen deß gegenwertigen Leibes (Als da er sagt wider den Adamantium / Der HERR hat es dürffen seinen Leib heissen / da er (Geistlich essen.) jnen gab das Zeichen seines Leibes) oder von dem Zeichen deß geistlichen Leibs (corporis mystici) wie er offt pfleget / sonderlich in Johanne / da er mit vielen worten anzeucht / Das fleisch Christi essen / heisse den geistlichen Leib essen / das ist (wie er pfleget zu reden) in der gemeinschafft / einigkeit vnnd liebe der Christlichen Kirchen seyn / denn das sind seine wort. (Augustini spruch / Ihr werdet nicht den Leib essen.) Zum fünfften / Der stärckste Spruch Augustini wider vns / ist dieser / daß er spricht / Ir werdet nicht den Leib essen / den jr sehet / vnd gleichwol dencket das Hertz an die klaren wort / Das ist mein Leib / etc. Diesen Spruch kan man leichtlich also deuten / daß Augustinus redet von dem sichtbaren Leib Christi / wie die wort lauten (Den jr sehet) auff diese meinung streitet Augustinus nichts wider die klaren wort Christi. Vber das alles ist Augustinus viel zu schwach dazu / daß er mit diesem einigen vngewissen Spruch / ja der sich nicht gnugsam reimet mit den worten Christi / vns von vnser meinung solt abwenden. Zum sechsten / Ich kan Augustinum nicht anders verstehen / wie ich auch achte / daß er die Patres für jm verstanden habe / denn daß er wider die Jüden vnd Heyden hat also müssen lehren / daß bey den Christen der Leib Christi nicht sichtiglich oder leiblich gessen werde / vn̅ damit hat er den Glauben deß Sacraments vertheidigen müssen. Widerumb gegen den falschen Christen / hat er auch müssen lehren / Daß das Sacrament essen / vergeblich sey / wenn mans nicht geistlich esse / das ist / wenn sie nicht der Kirchen eingeleibt / vnd mit jr einig sind / vn̅ damit hat er die liebe im Sacrament getrieben vnnd erfordert / wie man klar im Augustino sehen mag.
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Vnd ist kein zweiffel / er wirt solches auß den Patribus vor jhme /(Anno 1535.) vnd auß dem gewöhnlichen brauch seiner zeit / genommen haben. Zum siebenden / wenn man mir diese stück / so jetzt erzehlet / alle bleiben läßt / wil ich mich nicht viel bitten lassen. Denn Gott sey mein zeuge / ich wolte / wenn es müglich were / diese vneinigkeit mit meinem Leib vnd Blut (wen̅ ich auch mehr denn einen Leib hette) gerne abkäuffen / aber wie sol ich jm thun? Sie sind vielleicht auß gute̅ Gewissen / mit dem andern verstand gefangen / darumb wöllen wir sie gerne dulden / sind sie rein / so wirdt sie Christus der HERR wol erretten. Dagegen bin ich auch warlich mit gutem Gewissen mit dem andern verstande gefangen / es were denn / daß ich mich selber nicht kennete / darumb dulden sie mich / wo sie es nit mit mir können halten. Vnd ist summa das vnser meinung / daß warhafftig / in vnd mit dem Brot / der Leib Christi gessen wirt / also / daß alles / was das Brot wireket vnd leidet / der Leib Christi wircke vnnd leide / daß er außgetheilet / gessen / vnd mit den Zänen zubissen werde propter vnionem Sacramen talem. So ferrne gehet Doct. Lutheri bedencken vnd Instruction /(Bucert erklärung / sich ď Augspurgischen Confession gemäß zu verhalten / vnd also zu lehren.) welche Philippus mit sich gen Cassel genommen / vnnd darauff mit Bucero handlung gepflogen / vnd so ferrne kommen / daß Bucerus sich erkläret / er wölle der Augspurgischen Confession vnnd Apologia / so von Chur vnnd Fürsten dem Keyser vbergeben / mit den seinen gemäß lehren / Nemlich / daß Christi Leib warhafftig vnd wesentlich im Brot deß Abendmals deß HERRN gereichet / empfangen vnd gessen werde / vnd daß auff solche seine erklärung / nun wol könne ein Concordia an vnd auffgerichtet vnd beschlossen werden. Hierauff hat Lutherus sein bedencken abermals gestellet / mit(D. Lutheri Christlich gemüt zur Concordia.) nachfolgenden worten: Auff deß Butzers meinung / so M. Philippus von Cassel ge
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bracht (Anno 1535.) / ist diß mein gutdüncken. Erstlich / weil darinn vermeldet / Daß die Predicanten wöllen vnd sollen / der Confession vnd Apologia gemäß lehren / kan vn̅ weiß ich solche Concordia nicht außzuschlagen für mein person. Zum andern / Weil sie deutlich bekennen / daß Christi Leib warhafftig vnd wesentlich im Abendmal / im Brot gereichet / empfangen vnd gessen werde / etc. Wo jr Hertz stehet / wie die wort lauten / weiß ich auff dißmal die wort nicht zu straffen. Zum dritten / Nu aber diese sache vom anfang daher weit vn̅ tieff eingerissen ist / daß bey den vnsern noch zur zeit schwerlich gegläubt wirt / daß es jene so lauter meinen / als die wort da stehen / vn̅ die beysorge noch gar starck ist / daß jrer etliche vnserm Namen vnd Glauben fast feind sind / sehe ich für nütz vnd gut an / daß man die Concordia nicht so plötzlich schliesse / damit jene nicht vbereilet / vnd bey den vnsern nicht ein zwytracht sich errege. Denn sie gehören auch zur sache / die nicht mein / oder jemands allein ist / sondern / wo man auß den vorgesetzten worten begündt frcundlicher gegen einander zu handeln / würde sichs mit der zeit wol ereugen / ob jhre meinung rein vnd recht were / oder ob sie etwas dahinden hetten / damit solche Concordia hernach / ärger discordia möchte werden / etc. Vnd diß / von Lutheri resolution vnd bedencken / hat Philippus bald dem Bucero zugeschrieben / den 3. Februarij / Anno 1535. mit ferrner anmeldung / daß ers auch an andere fürneme Kirchendiener / so es mit Lutheri meinung vnd Lehr hielten / würde gelangen lassen müssen / wie davon ein Epistola Philippi verhanden ist / Tomo Buceri Anglicano, pag. 631. Vnd weil derselbige handel hat sollen auch an andere fürneme Kirchendiener gebracht werden / wöllen wir davon ein Copey eines kurtzen Brieffleins Philip. Melanth. an D. Vrbauum Regium hieher setzen. Casellis cum Bucero collocutus sum de controuersia
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Coenae Domini, & retuli exemplum senten tiae ipsius, quod(Anno 1535.) ad te mitto. Affirmat se & suos symmistas Argentorati ex animo sic sentire & docere. Exposuit & concionatores vrbium superiorum, Vlmae, Augustae, Constantiae, & vicinarum subscribere huic sententiae. Petit igitur, vt fiat inter nos concordia, ita, vt si quid, fortè adhuc nostri desiderent, tamen interim non damnent eos, sic moderantes suam sententiam, donec aliquando tota res magis etiam in aliquo congressu componatur. Lutherus satis clementer respondit, sed reijcit rem ad caeteros Euangelij Doctores: Vult te & plerosque alios etiam audiri, vt communis concordia fiat. Misi igitur tibi exemplum sententiae, teque oro, vt mihi significes, an hoc modo docentes tolerandi sint, ac non damnandi, cùm quide̅ integrae concordiae aliquando spes sit. Ego planè iudico, eos non procul abesse à nostrorum sententia, imò reipsa, conuenire, nec damno eos, &c.

Copey sententiae Buceri.
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Ob Bucerus vnd andere zu toleriren / vnd nicht zuverdammen(Erklärung Buceri / vnd auff wz maß die Sacramentirer / so sie sich zur Augs. Conf. bekenne̅ / anzunemen vn̅ zu dulden.) sind / so sie sonst in der gantzen Christlichen Lehr / der Confession vnd Apologiae. gemäß lehren. Deßgleichen auch vom Sacrament / wie folget: Daß sie bekennen / der Leib Christi werde wesentlich vn̅ warhafftig empfangen / so wir das Sacrament empfahen. Vnd das Brot vn̅ Wein sind sig na exhibitiua, das ist / solche zeichen / welche / so man reichet vnd empehet / werden zugleich gereicht vnd empfangen der Leib vn̅ das Blut Christi. Vnd halten / daß das Brot vnd der Leib also bey einander sind / nicht mit vermischung jres wesens / sondern als Sacrament / vnd das jenige / so sampt dem Sacrament gegeben wirt / quo posito, aliud ponitur. Denn dieweil man auff beyden seiten helt / daß Brot vnd Wein bleibe / halten sie solche Sacramentalem coniunctionem.
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(Anno 1536.) Es hat auch darnach Lutherus selber gar ein freundlich schreiben an die Kirchendiener zu Straßburg abgehen lassen / den fünfften (D. Luther erbeut sich abermal Christlich vnd freundlich zur Con cordia.) Octobris / Anno 1535. darinn er begeret eine zusammenkunff / da diese sache vnd andere / durch ein mündlich Gesprech / durch wenig Personen / ohne weitläufftigkeit / möchte beygelegt vnnd vertragen werden. Vnd stellet jhnen anheim / daß sie sollen zeit vnd ort ernennen. Dieselbige Epistel Lutheri stehet in Tomo Puceri Anglicano, pag. 632. Es stehet auch folgends ein Brieff Lutheri / den 26. Nouembris / Anno 1535. geschrieben an Doctor Gerbelium / darinn er sich gar freundlich erbeut vnd erkläret / wie willig vnd begierig er sey zu warer Concordj / in der sachen belangend das Abendmal deß HERRN.

Anno 1536.
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(Buceri vnd etlicher Oberländische̅ stätte Theologen ankunfft zu D. Luth.) In diesem Jar / weil Bucerus sich der Concordj halben bemühet / wirt ein Tag zu Straßburg angestellet / darauff viel Gelehrte / auch Gesandte auß etlichen Orten in Schweitz erschienen / vnd haben endlich Wolffgangum Capitonem / vnd Martinum Bucerum von Straßburg / Licentiat Martinum Frechtum von Vlm / L. Jacobum Ortherum von Eßlingen / Geruasium Scholasticum von Memmingen / Johannem Bernhardt von Franckfurt / M. Bonifacium Lycosthenem / vnd Wolffgangum Musculum von Augspurg / Martinum Germanum von Fürfeld / Mattheum Aulberum / vnd Johannem Schradium von Reutlingen / zu Luthero abgefertiget / vnd solche jre ankunfft schrifftlich Doct. Luthero vermeloet / vnnd jn gebetten / er wolte gegen Eisenach zu jnen kommen / welches er schwacheit halben / auch von wegen kurtz (Churfurst zu Sachsen vnd D. Lut.) der zeit / nicht hat thun können / vnd derwegen sie gegen Grimm beschieden / daß die zusammenkunfft auff den Sonntag / Vocem lucunditatis, das ist / den 21. Maij beschehen solte / welches denn
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auch dem Churfürsten zu Sachsen also vermeldet worden / der(Anno 1536.) darob ein gnädigst gefallen / doch auch geringe hoffnung zu den Oberländischen Predicanten gehabt / so wol auch Doct. Lutherus(haben geringe hoffnung / auß allerley vrsachen.) sich wenig gutes / auß allerhand vrsachen / zu jnen versehen / dieweil sie newlich allerley Zwinglische Bücher außgehen hatten lassen. Darumb der Churfürst an seinen Cantzler / den alten D. Pontanum / mit nachfolgenden worten geschrieben. Nach dem die sachen groß / tapffer vnd wichtig / wolten wir(Churfürstlichs Christlichs schreiben an den alten Doct. Brücken.) gerne / daß jr auch selbs zu Grimm / bey vnnd neben der vnterrede seyn möchtet. Weil es aber deß andern angesetzten Tages halben / nicht beschehen kan / so wöllen wir vns versehen / nach dem D. Martinus selbs zur stedte ist / es werde den Oberländischen Predicanten nichts gewichen / noch eingereumet werden. Begeren auch hiemit / jr wöllet / krafft dieses vnsers befehls / D. Martino vnd den andern Theologis anzeigen / daß er auff vnserer Augspurgischen Confession vnd Apologia / auch dem heiligen Hochwirdigen Sacrament deß Leibs vn̅ Bluts vnsers HERRN Jesu Christi / bestendig bleiben / vnd darob fest halt en / vn̅ in keinem wege / vnd mit nichten / auch in dem wenigsten punct vnnd Artickel nicht weichen wolle. Den̅ weil die Oberländischen Predicanten solche Bücher haben außgehen lassen / auch Zwinglium vnd Oecolampadium für heilig achten / so können wir wol bedencken / daß wenig trost oder hoffnung der Concordj halben seyn wil: Doch stehet solches in Gottes willen vnd vorsehen / der es one zweiffel nach seinem Lob / Ehr vnd Preiß / wol wirt gnädiglich zu schicken wissen / etc. Diese Christliche / Fürstliche fürsorge / zeigt außdrücklich an / daß der fromme Churfürst niemals / an der Zwinglischen(Zwinglische zwey züngige meinu̅g.) vnd Zweyzüngigen meinung / einigen gefallen gehabt / Sondern standhafft bey rechter Lehr / rund vnd auffrichtig geblieben. Weil nun die frembden Theologen sonst guten lust gehabt / daß sie Wittenberg sehen möchten / haben sie einen Boten zu D.
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(Anno 1536.) Creutziger vnd zu Philippo (der bereit auff dem weg gegen Grim̅ gewesen) lassen ablauffen / vnd gebetten / sie wolten sich nicht gegen Grim̅ verfügen / sondern daheim bleiben / den̅ sie begerten zu Wittemberg mit Luthero / vnd mit jnen zu reden / welchs sie nun lange her gewündschet hetten. Den 21. Maij sind sie zu Wittenberg ankommen / vnd in der Herberg / darein sie auff Churfürstlichem befehl / anordnung vnd außlösung / gewiesen / eingezogen / vnd noch denselben Abend sich bey Luthero vnnd andern Theologen / demütiglich angeben lassen. (Friderict Myconij be richt vo̅ der gantze̅ hand lung der Concordien Anno 36. zu Witte̅berg.) Dieweil aber D. Fridericus Myconius / Superintendens vnd Pfarrherr zu Gotha / ein frommer / Gottfürchtiger / reiner vn̅ vnverdächtiger Lehrer / dieser gantzen handlung selbst beygewohnet / vnd ein kurtze verzeichniß mit eigener Hand / wie es sey durchauß ergangen / geschrieben / vnnd nach sich gelassen / so wöllen wir dieselbige auffs kürtzest summarischer weise hieher setzen. Den 22. Maij früe / sind Capito vnd Bucerus zu Luthero gangen / vnd jn gegrüsset / etc. vnd nach Mittag vmb drey Vhr widerumb kommen / allda für vns allen Bucerus mit einer langen rede vermeldet / daß er sich in seinem vnd anderer namen frewe / daß die zusammenkunfft angangen / sintemal er nun vier jar dahin gearbeitet / daß sie möchten einig werden / vnnd eine eintrechtige Lehr vom Abendmal führen / etc. Darauff Lutherus geantwortet / daß jm nichts liebers were / denn eine rechte / gewisse / ware / bestendige Concordj. Aber weil jre / deß Zwingels / Oecolampads / vnnd andere Schrifften vnd Episteln / offentlich mit Buceri Vorrede / außgangen / vnd sie das gegenteil (Sacramentirer sollen jre jrrthum̅ erkenne̅ / bekennen / vnd widerruffen.) stäts lehreten / wüste er nichts zu hoffen von jrgend einer rechten einigkeit / vnd were besser / man liesse es bleiben / wie es jetzt sey / denn daß man eine gleissende / vnbestendige einigkeit eingehe. So es jnen nun ein ernst sey / so sollen sie jre jrrthumb erkennen / bekennen vnd widerruffen: Darnach sollen sie mit dem HERRN
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Christo / vnd mit der Schrifft / die ware meinung annemmen / vnd(Anno 1536.) andere lehren. Zwingels vnd Oecolampadij Lehr sey falsch / vnd die verdamme er / Vnd ob er gleich sie für jhre Person dem Gericht(Zwingel vn̅ Oecolampad haben falsche lehr.) Gottes befehl / der sie noch an jrem ende bekehren könne / so sey doch jre Lehr verdamlich vnd vnterwerfflich / etc. Weil sie auch stäts schlüpfferige vn̅ vngewisse reden führen /(Vnbestendigkeit vnd schlüpfferige reden der Sacramentirer.) jetzt so / bald anders / vnnd jmmerdar außflucht haben / so sollen sie tund vnd klar sagen / ob im heiligen Abendmal / vermög der einsetzung Christi / das Brot / vnd der Kelch / oder Wein / sey warhafftig der Leib vnd das Blut Christi / wie es Christus gesagt hat / vnd die Euangelisten bezeugen / vnd werde von wirdigen vnd vnwirdigen /(Was die Sacramentirer sagen vnd bekennen sollen / wen̅ sie one falsch vnnd betrug mir vns handelen wöllen.) wie S. Paulus redet / oder von frommen vnd bösen / genommen vnd empfangen / vnd neme die wirdigkeit vnd vnwirdigkeit derer / die es empfahen / der einsetzung vnd warheit Christi gar nichts / sondern / ob es gleich mit Gottlosen Händen gegeben / vnd mit Gottlosem Munde genommen werde / sey es doch nichts deste weniger der ware Leib vnd das ware Blut Christi / nicht derwegen / daß es wirdige oder vnwirdige sind / sondern daß es Christus gesagt hat / Das ist mein Leib / etc. Nach langer entschüldigung / so Bucerus fürgebracht / wegen jrer außgegangenen Epistel vnd Schrifften / ist jnen bedenckzeit gegeben worden. Den 23. Maij / vmb drey nach Mittag / sind die frembden vnd wir widerumb zu D. Luthero kommen / Hat Lutherus seine vorige rede widerholet / Erstlich / ob sie wöllen widerruffen / was sie jrriges gelehret. Zum andern / ob sie die ware Lehre / von der waren gegenwart Christi / in oder mit dem Brot / etc. hinfort lehren wöllen / vnd also mit vns einig werden. Darauff hat Bucerus geantwortet vnd bekennet / daß er die(Butzer bekennet / daß er vndeutlich gelehrt / vnd derhal-) sache etwa nicht recht verstanden / auch nicht deutlich gnung gelehret habe / vnd were willig / wie den̅ bereit geschehen / zuwiderruffen / vnd hinfort recht zu lehren / vn̅ sich richtig allezeit zu erklären / nem
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lich (Anno 1536.) / das Brot im Abendmal / sey der ware Leib Christi / vnnd der Wein / sey das ware Blut Christi / vnd werde durch den Kirchendiener (ben widerruffen / vnd hinfort recht lehren wolle.) gegeben allen / so hinzu gehen / nach der ordnung vnd einsetzung Christi / vnd werde empfangen / nicht allein von den wirdigen / mit Hertz vnnd Mund zur Seligkeit / sondern auch von den vnwirdigen mit jrem Munde / zu jrem Gericht vnd Verdam̅niß: allein verstehe er solches von den Gliedmassen der Kirchen / vnnd nicht von Türcken / Jüden / oder Thieren / Meusen / Hunden / etc. Gleicher weise haben nach Bucero die andern frembden alle bekennt / vnnd darüber vermeldet / daß jhre Obrigkeit durch ein öffentlich Edict hetten lassen in vielen Kirchen vermelden / daß alle die jenigen solten hart gestraffet werden / welche leugneten / daß (Oberlendische Theologi wölle̅ sich zur Augsp. Confession bekennen.) der Leib Christi im Brot / vnnd das Blut Christi im Wein deß Abendmals / gegenwertig sey / etc. Darumb betten sie / weil sie sich zur Augspurgischen Confession vnd Apologia derselbigen / bekenneten / man wölle sie in die Concordj vnnd einigkeit deß Glaubens an vnd auffnemmen. (Hertz vnd wort wöllen bey den Sacrame̅tirern nicht zusammen.) Auff diese erklärung hat sich Lutherus mit vns besonders beredet / dem wir auch geantwortet / wenn jhr Hertz sey / wie jhre wort lauteten / vnnd sie also gläubten / wie sie redeten / vnnd wolten also lehren / so köndten wir jhnen jre bitte nicht abschlagen / doch / daß sie noch einmal sich erkläreten / von der gegenwertigkeit deß Leibs (Gottlose leu te in ď Christenheit / em pfahen auch den Leib Christi mit jrem Munde.) Christi im Brot / welchs auch ein Gottloser mit seinem Munde empfähet / Gleich wie der Name deß HERRN / allzeit der Name deß HERRN ist vnd bleibet / ob jn gleich ein Gottloser in seinem Munde führet / vnd lästerlich mißbraucht. Nach / vnd auß dieser kurtzen verzeichniß / hat Myconius an M. Vitum Dieterich / Predigern zu S. Sebald zu Nürnberg / weitläufftigern bericht gethan / auch mit seiner eige̅ Hand geschrieben / wie solches schreiben in Bibliotheca, vnnd vnter Mag. Viti Dietrichs Brieffen zu Nürnberg gefunden / wiewol es von
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etlichen jetziger böser art nach / vertuscht gehalten / vnd doch nicht(Anno 1536.) mehr kan länger verborgen gehalten werden. Vnd lautet dieselbige Epistel also: Gnade vnd Friede durch Christum. Ewere Brieff / geliebter(Myconij bericht vnd Epistel / an Mag. Veit Dietrichen zu Nürnberg.) Herr Vite / hat mir Flidnerus vnser Bürger vberantwortet / vnd ewere vnd anderer freundligkeit hoch gerhümet. Ich dancke euch auch sehr dafür / daß jhr euch nicht beschweret habt / an diesen freund zu schreiben / vnd ich bitte Gott / daß diese Tugent stäts bey euch bleibe. Denn es sind heutiges Tages jhrer viel / auch auß den Gelehrten / die so nachlässig sind / daß sie kein wort wider antworten / wenn man gleich mit Brieffen stäts bey jnen anhelt. Aber jhr thut recht / daß jr Luthero vnd Philippo nachfolget / die sich hierinn vnverdrossen erzeigen. Was vnser zusammenkunfft zu Wittenberg anlanget / davon jr gern wöllet berichtet seyn / ob ich schon nicht zweiffel / jr werdet von denen zu Reutlingen / die im heimweg zu euch kom̅en sind / vnd von andern alles erfahren haben: jedoch wil ich euch hiemit auch meinen guten willen beweisen. D. Luthers schwacheit hat verorsachet / daß der Conuent von Eisenach gen Grim̅ gelegt ward. Aber weil die frembden Gäste Wittenberg gern sehen wolten / habe̅ sie eine̅ Boten zuvor geschickt / vnd Creutzigern vnd Philippum daheim heissen bleiben / denn sie wolten lieber allda mit den Vättern / nach denen sie sich so lange gesehnet / alle sachen / auch zum vberfluß / handeln / den̅ anderßwo von vielen dingen mehr rahten / denn dieselben eigentlich verstehen. Den 17. Maij sind gen Gotha zu mir kom̅en / Wolffgangus Capito / Martinus Bucerus von Straßburg / vnnd Bonifacius Wolfahrt (Lycosthenes) von Augspurg / die ich nach vermögen freundlich empfangen. Vnd weil ich Bucerum zuvor hatte zu Marpurg gekannt / gehöret / vnnd auch etwas in die Schule geführet (exercueram etiam) aber Capitonem allein vom Namen kannte vnnd sahe / daß wol mit jhm vmbzugehen war / haben
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(Anno 1546.) wir nach gehaltener Abendmalzeit von dem streit deß gegenwertigen Leibs Christi im heiligen Nachtmal / angefangen zu reden / da ich jnen kurtz vnd deutlich vnsere meinung habe erkläret / von der (Capito vnd Bucer werden vo̅ Myconio allererst vnterwiesen.) wir nicht weichen wolten / wir wolten denn die Schrifft verachten / vnd dauchte mich / als lernete Capito etliche ding / darinn er zuvor im zweiffel gehangen / vnd als wurden auch dem Bucero etliche puncten klärer / denn sie zuvor gewesen. Derwegen / auff daß ich jhnen etwas helffen möchte / habe ichs gar früe alles auffs Papier bracht / vnd jnen zugestelt / daß sie es mit fleiß erwegen vnd bedencken wolten. Da sie es nur gelesen / haben sie müssen frey bekennen / daß vnsere Lehr vberein stimme mit der heiligen Schrifft / vnd mit den heiligen Vättern der reinen Kirchen. Nach diesen sind die andern auch ankommen / vnd bin ich vnd Justus Menius mit jnen stracks auff Wittenberg abgereiset / vnd vnterwegen hat ein theil dem andern zur gnüge rechenschafft seines Glaubens / vnd vnserer hoffnung gegeben. Es ist nicht eine stunde vergangen / da wir nicht etwas hetten erkläret / vnnd tapffer erstritten / daß das Brot im Abendmal (nicht auß wirdigkeit oder vnwirdigkeit derer / die es nemen / oder die es geben) sey vnnd werde genennet der ware Leib Christi / der für vns gegeben / sondern auß krafft vnd gewalt deß / der das Brot in seine Hand genommen / vnd gesagt hat / Das ist mein Leib. Aber was bin ich euch verdrießlich mit erzehlung / Was auff dem Wege geschehen sey? Ich schicke euch hiemit ein Exempel meiner Lehre / welche sie / ehe wir gen Wittenberg kommen / alle mit mir angenommen haben / wiewol sie nicht mein / sondern der Kirchen Christi lehr vnd meinung ist. Wir sind gen Wittenberg ankommen am Sonntage / den man nennet Vocem Iucunditatis, ist Philippus / der widerumb anheimes gefordert war / da er auff dem Wege gen Grimm gewesen / erstlich zu vns kommen / vnd fro worden / daß ich vnd Menius verhanden waren. Aber deß Bucers vn̅ seiner Geferten ankunfft / war jm nicht angenem / dieweil er alle hoffnung von der einigkeit
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hette fallen lassen / vnnd deß Zwingels vnd Oecolampads Epistel(Anno 1536.) eben dazumal in Druck öffentlich waren außgangen / welche den frommen Churfürsten vnd Doct. Lutherum so hart anfochten / daß wir nichts wenigers hoffen kundten / den̅ daß sie gläuben solte̅ / man(Zwingels vn̅ Oecolampa dij Epistel sehr gefehrlich vnd ärgerlich / auch zum theil Heydnisch.) suchete vnd wündschte mit ernst eine rechte Concordi / oder daß nur eine hoffnung derselben seyn möchte. Da aber Menius vn̅ ich dem Philippo anzeigten / was wir zu Gotha vnd auff dem wege von den frembden Gästen selbst gehöret hatten / fasset er jhm widerumb ein Hertz / vnd hieß vns zu Luthero selbs gehen / daß wir jm erzehlen solten / was sich zugetragen hette. Lutherus behielt vns bey sich zum Nachtessen / da wir mit jhme fast biß in die Mitternacht von dem gantzen Handel redeten / vnd was sich vnter wegen begeben / da wir mit einander disputirt hatten / ordentlich vermeldeten. Aber wir kundten schwerlich so viel erhalten / daß er gläuben wolte / daß solches alles von hertzen / von jnen geredet vnd geschehen were. Den 22. Maij früh vmb sieben vhr / sind zu Luthero gangen Bucerus vnnd Capito allein / wovon sie aber in dem ersten Congress geredt / das ist darnach auß der Handelung offenbar worden. Vmb drey vhr Nachmittag / sind auff vnsere seyten in D. Lutheri behausung zusammen kommen / Lutherus / Pomeranus / Jonas / Cruciger / Philippus / Menius / vnnd ich. Dabey ist auch gewesen Wellerus / sampt M. Georgio Rorario Diacono. Auff der andern seyten / sind allein Bucerus vnnd Capito gewesen: Da man sich nu gesetzt / hat Bucerus antworten sollen auff das / davon Lutherus früh mit jm geredt. Der anfang seiner rede ist lang vnnd weitläufftig gewest / daß er / nemlich / sich für sein Person / vnd auch von wege̅ anderer / höchlich frewe vber diser zusam̅enkunfft / weil sie sonderlich zu Wittenberg nu mehr / vnd nicht anderswo / angestellet vnd gehalten werde. Darnach hat er erzehlet / wie er nun in das vierdte Jar dahin gearbeitet / daß wir alle möchten einig werden / vnd eine meinung mit einander vom Abendtmal / zusam̅en bräch
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ten (Anno 1536.) vnd lehreten. Item / daß wir auch eine gleiche form vn̅ weiß der Kirchenordnung anrichteten. (D. Luth wil entweď ein rechte / stand hafftige Con cordiam habe̅ / oder sich gar nicht in schlüpfferige vngewisse handlung begeben.) Lutherus hat hierauff geantwortet / Er begere nicht mehr / denn daß eine ware / standthaffte / rechte einigkeit / vnter vns möchte widerumb an gerichtet werden / aber weil neuwlich mit wissen vnnd willen Buceri / die Episteln Zwingels vnd Oecolampads in truck außgange̅ / dadurch viel gar Gottlose / grewliche falsche Lehre außgebreitet werden / darfür auch deß Bucers Epistel gedruckt / vnnd vber das noch andere Büchlein herfür kommen / darin die Lehr / die wir mit den Aposteln vnd mit der Kirchen vertheidigen / verworffen wird: So könne er nit sehen / wie eine beständige rechte einigkeit möge gestifftet werden / vnter denen / die so gantz widerwertige dinge lehren vn̅ treiben / da wir / nemlich allhie / gegenwertig einanders müsten hören vnd reden / vnnd widerumb ein anders / vnnd gar ein widerwertiges in den Büchern hand ln. Ob sie nun solches der vrsache halbe̅ thun / weil sie ja mit vns in der Lehre / von der gegenwart deß Leibs Christi im Abendtmal nicht einig / oder ob sie daheime / wegen der vnruhe deß gemeinen Pöbels / daß durch sie verführet / nicht anders dürffen reden / da mögen sie zusehen. Er hielts aber dafür / es were besser / man liesse die Sache im vorigen Stande / darinn sie jetzt sey / beruhen vnd bleiben / Denn daß man durch ein gedichte / geferbte Concordi / den Handel / der zwar arg vnd böß / hundert mal ärger machete. So würden auch die Nachkom̅en so blind vnd stumm nicht seyn / daß sie diesen Betrug nicht mercken vnnd entdecken solten Vnd wenn wir gleich die Welt betriegen köndte̅ / so würde man doch die Augen vnnd Ohren deß HERREN / der alle ding höret / nicht betriegen. (Bucerus wirdt bestürtzt / vnd Antwortet zitterlich vn̅ vngewiß.) Diese Rede hat Bucerum hefftig bestürtzt vnnd erschreckt / darauff er auch angefangen weitläufftig / aber sehr vnordentlich oder vngerad zu antworten / nemlich / es sey da kein fucus noch betrug / Sintemal sie für der Oberkeit vnd in den Kirchen / auch in Rahtschlägen deß Oberteutschen Landes / vnd zusammen kunfften
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der Lehrer / jhre meinung bezeuget hetten / vnnd bezeugten nochmal(Anno 1536.) mit worten / Büchern / Schrifften / vnd in Predigten. Hat auch erzehlet / was er in vergangenem Jar denen zu Münster / vnnd auch desselbigen Jars / Episcopo Abrincensi, geantwortet hette. Erkläret sich / daß die Episteln Zwingels vnd Oecolampads / nicht allein one sein wissen / sondern wider sein Verbott / getruckt weren / vn̅ daß seine Epistel / so vom Drucker vorher gesetzt / nicht eine Vorre de / sondern ein brieff were / der im vorigen jar von jm zu andern geschriebe̅ / vn̅ nit dazu gemeinet were / daß er jemals solte in truck außgehe̅ / welchs jm niemals getreumet hette. Die schult were deß Buch drückers / der so geitzig vn̅ arg sey. Vn̅ eben solchs sagt auch Capito. Lutherus hat widerholet / wie er pfleget / mit grossem ernst /(D. Luthert freudige bestendigkeitz.) daß entweder eine rechte einigkeit / oder gar keine geschehe. Darzu aber hielte er / daß fürnemlich zwey ding von nöten seyn / Zum erste̅ / daß sie jhre fre mbde meinung / die nicht deß HERRN Christi / der Apostel / vnd der Kirchen ist / vnd die sie doch bißher zu lehren / vnd andern eynzubilden vnd eynzureden / sich vnterstanden / widerruffen / vnd öffentlich vnrecht sprechen solten. Zum andern / daß sie die(Zwingels / Oecolampads / vn̅ der Sacramentirer falsche jrrige Meinung / list verdam̅et. Lästerliche rede̅ der Sa cramentirer.) ware meinung hinfort mit vns einhelliglich lehren wolten. Den̅ er Lutherus / vnd seine Mitgehülffen / kündten nicht anders / den̅ verdammen die meinung Zwingels vnd Oecolampads von der Erbsünde / vnnd vom Sacrament / sintemal auch noch jmmerdar auß jhren Büchern / bekannt vnd erschollen were diese grewliche reden / (der brötene Gott / DEVS impanatus, das Fleisch Christi ist kein nütze / das bedeutet mein Leib / das in allein eine Figur vnd Zeichen meines Leibs / vnd dergleichen) welche alle dahin vnd dazu gebrauchet werden / daß man sagen vn̅ halten sol / daß das Brot deß Abend mals sey nicht der Leib Christi / vnd der Wein deß Nachtmals / sey nicht das Blut Christi / vnd ob man gleich die Personen könte dem Gericht Gottes befehle̅ / so müste er doch diese Gottslästerung verfluchen vn̅ verdammen. Sie weren bißher allezeit je näher je näher(Sacramentirer gehen mit worten) vns beygefallen / vnd zu vns gemehlich widerkehret. Denn erstlich
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(Anno 1536. jm̅erdar neher zu vns / aber mit der that sind sie weit vo̅ vns vnnd von Christo.) hetten sie bekennt / das Brot deß Abendtmals sey nicht aller dinge gleich / wie ander Brodt / noch der Wein / wie ein gemeiner Wein / Sondern es were eine bedeutung vn̅ memorial / ein gedechtniß deß abwesenden Leibs Christi / etc. Darnach weren sie noch näher kommen / in dem sie bekannt / der Leib Christi / vnd das Blut Christi sey gegenwertig / doch geistlicher weise / das ist / er sitze zur rechten Gottes / aber doch mache der Geist durch sein speculirn vnd gedancken / daß der Leib dem Brodt / vnnd das Blut dem Wein gegenwertig sey / gleich als wenn man in einem Tragedispiel den Hectorem / durch ein ander Person bedeutungs weise darstellet. Zu letzt kom̅et jr (sagt D. Luther) noch näher zu vns / weil jhr zu Coburg mit mir frey bekannt / vnd jetzt in etlichen Büchern eben dasselbige schreibet / das Brot sey der ware / natürliche / wesentliche Leib Christi / etc. Vn̅ werde empfangen mit dem Munde derer / denen er angebotten oder gegeben wird / doch also / wenn sie gläubig vnd Jünger Christi sind. Aber wenn er den Vngläubigen gegeben werde / so sey es nichts mehr / denn Brot vnd Wein / vnd also muß bey euch der Leib Christi seyn / nicht auß gewalt oder krafft Christi / der es also verordnet / vnnd gesagt hat / sondern viel mehr auß Krafft vnsers Glaubens / vnd nach vnsern gedancken / welche verschaffen / daß Christus / der zur Rechten deß Vatters ist / vnserm Glauben gegenwertig sey / so wir gläuben / So wir aber nicht gläuben / so könne er nicht gegenwertig ( & status. ) sein / Sondern sey denen / die nicht gläuben / nur ein leer bloß Zeichen. Itzt ist nun hie von nöten / auff daß keines zweiffels noch argwohns vrsache zu beyden theilen vbrig bleibe / daß jr vnd die andern mit euch / die jhr hieher gesandt seyd / vns erkläret / ob jhr lehret vnd haltet / daß das Brot sey der Leib Christi / für vns gegeben / vnd der Wein sey das Blut Christi / für vns vergossen / auß krafft vnd eynsetzung Christi / der es also geordnet hat / es sey gleich der diener / der es darreichet / oder der / der es empfehet / wirdig oder vnwirdig. Den̅ die Euangelisten zeugen mit diesen worten: Das ist mein Leib / Vnd / dieser Kelch ist das Blut deß neuwen Testaments / etc.
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Daß der HERR Christus also selbs geredet habe / Dicens (er(Anno 1536.) sprach) Ist nun war / was er sagt / oder ists falsch? oder wird es aller erst war / wenn wirs gläuben? oder muß er falsch seyn vnnd liegen / wenn wir nicht gläuben? Ihr müsset ja auch bekennen / Daß das Sacrament ohne vnterscheidt / den From̅en vn̅ Bösen / den Gläubigen vnd Vngläubigen / den Heiligen vnnd Heuchlern / oder / wie Paulus redet / den Wirdigen vnd Vnwirdigen / gereicht / vnd von jnen empfangen werde / vnnd doch die Wirdigkeit vnd Vnwirdigkeit derer / die es empfahen / nichts ändere an der eynsetzunge Christi / der es also gesagt hat / etc. Daß nun in der Hand auch deß vnwir digen Dieners / vnnd im Mund auch deß Vnwirdigen / der es jsset vnd trincket / warhafftig das sey / das Christus sagt / Nemlich / sein Leib vnnd Blut / nicht darumb / oder daher / daß es gegeben oder gegläubt wirdt / sondern dieweil es Christus befihlet / vnd saget: Von diesen Sachen möget jhr mit einander euch bereden / vnd morgen / was jr bekennen köndt / vnnd mit vns lehren wollet / nach guter berahtschlagung antworten. Den 23. Maij vmb drey vhr / Nachmittag / sind wir zu beyde̅ theilen in D. Lutheri behausung zusammen kommen. Da wir vns nu alle gesetzt / hat Lutherus kürtzlich widerholet / was er den vorige̅ tag proponiret hatte / vnnd zugleich gefragt / ob sie (die Gesandten) wolten widerruffen / ein jeder / was er wider deß HERREN Christi(Widerruff.) der Schrifft / vnd der Kirchenlehr vnd meinung / gelehret vn̅ außgesprengt? Darnach / ob sie die meinung / von der waren gegenwertigkeit deß Leibs Christi / in oder mit dem brod deß Abendmals deß HERRN / mit vns beständiglich vnnd einmütiglich lehren wolten. Davon solten sie sich erklären / vnd jhr gemüte vns auffrichtig offenbaren. Bucerus hat hierauff erstlich bekennet / daß er für dieser zeit(Butzer bekenner sein fehl / vn̅ wil widerruffen wo / wie vnd wenn man wil.) etliche ding nicht gnugsam / klar vn̅ deutlich verstanden habe / auch nicht gnugsam rein vn̅ recht gelehret / aber so bald ers recht gelernet vnd gefasset / habe er seinen Irrthumb verbessert / widerruffen / vnd
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(Anno 1536.) vnrecht bekannt / wölle auch nochmals hinfort (daß er niemandts in Irrthumb führe) widerruffen / vnd mit Mund / vnd in Schrifften / vnd auff waserley weise solchs geschehen kön̅e / reuociren. Darnach was anlangt die erklärung der waren meinung / von der warhafftigen (Butzer thut sein bekennt niß in seine̅ vnnd der Schweitzer namen.) gegenwertigkeit deß Leibs Christi / in oder mit dem Brot deß Abendmals / etc. bekenne er für seine Person / vnnd auch ander Schweitzer vnnd Plaureri statt vnd namen / daß das Brot im Abendtmal sey warhafftig der Leib Christi / vnnd der Wein sey warhafftig das Blut Christi / vnd werden der Leib vnd das Blut gegeben (Im brot mit dem brot.) durch den Diener Christi / ohne vnterscheidt / allen die es neme̅ / es sey denn / daß die eynsetzung vnd Wort Christi verfälscht werde̅. Es werde auch warhafftig der Leib vnd das Blut Christi empfangen (Mit dem Mund auch von Vnwirdigen.) / nemlich / der natürliche wesentliche Leib / etc. nit allein mit dem hertzen / sondern auch mit dem munde / derer / die es empfahen / wirdiglich zur Seligkeit / vnwirdiglich zum Gericht. Wenn er aber sage / daß die Gottlosen den Leib nicht empfahen / so wolle er mehr nicht / denn diß verstanden haben / daß / wenn ein Türck oder Jüde / oder ein Mauß / oder ein Wurm / die Hostien / so die Papisten einsperren (da derer ding keins geschicht / die Christus befohlen vn̅ eingesetzt hat) zernaget / daß solches allein dem Brot widerfahre / vnd sey nur Brot / vnd nicht der Leib Christi / vnd geschehe auch solches nicht am Leib Christi: Vnd nur dieses grobes / räumliches / vnd natürliches essen deß Leibs Christi / habe er verleugnen wöllen. Aber das essen / so nach der eynsetzung vnd ordnung Christi geschicht / wie er oben sich erkläret hette / bekenne vnd lehre er / vnd wolle sie allezeit lehren. So er auch etwas nicht gnugsam deutlich lehrete / solte man jn nur darumb von eim jeden Stück besonders fragen / so wolte er sich vnd seine meinung klärer vnd deutlicher darthun. Nach dieser Rede hat Lutherus die andern frem̅den ordentlich nach einander / in gegenwart aller / gefragt / vnd hat ein jeder für gewiß geantwortet / er bekenne / halte / lehre vn̅ vertheidige eben das / was / vnd wie es Bucerus erkläret hette / vnd hetten nun ein gantzes
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Jar also gelehret / woltens auch hinfort also lehren / vnd baten / man(Anno 1536.) solte kein argwohn auff sie werffen / noch sich einiges betrugs befahren. Etliche sagten auch / daß jhre Obrigkeit in jren Kirchen durch ein öffentlich Ediet hette̅ gewisse straffen gesetzt / auff die / so da leugneten die ware gegenwertigkeit deß waren Leibs Christi mit dem Brodt / etc. Sie baten auch alle sehr demütig vnd mit ernst / weil sie erkenneten / daß die Augspurgische Confession vnd Apologia / dem(Oberlendische Theologi bekennen sich zur Aug. Conf. vnnd Apologia.) Keyser vberantwortet / recht vnnd war were / so wolte man sie doch als Mitglieder in Christo / zu solcher Concordi vnnd Bandt eines Glaubens / vnd rechter Brüderlicher liebe / auch an vnd auffneme̅. Denn weil wir ein Häupt erkenneten / vnnd deß HERRN Christi lehr einmütiglich ehreten / so were ja billich / daß vnter vns auch / einer den andern für sein Mitglied / hielte vnd bekennete. Lutherus ist darauff mit den seinen in die Kammer gegange̅ / mit jnen zu reden / was ferrner zu thun were. Da nu ein jeger gefraget(Hertz vnnd Wort.) / vnd seine meinung angezeigt / Pomeranus / Jonas / Crueigerus / Wellerus / Philippus / Menius / vnnd ich Fridericus Miconius / haben wir endtlich gleich auß einem munde geantwortet / wen̅ sie also / wie sie bekannt hetten / mit dem hertzen gläubten / mit dem Munde bekenneten / vnd die Kirche auch also vnterrichteten / vnnd hinfort also lehren wolten / so köndte man mit jnen zu frieden seyn: Jedoch solten sie noch einmal rund vnd klar außsagen / ob sie beken nen / daß eben das Brodt / das durch den Diener Christi / mit den( Repetitur status causae. ) worten Christi / der es eyngesetzt hat / den vnwirdigen gegeben wird (wie es Paulus nen̅et) sey warhafftig der Leib Christi / wie der Name deß HERRN / den ein Gottloser / wider das ander Gebott mißbrauchet / der Name Gottes ist / vnd wird durch den mißbrauch nit auffgehaben / oder / wie Judas den HERRN Christum im Garte̅ vmbfehet vnd küsset / vnd ist doch vnd bleibt der HERR Christus / vnnd wirdt durch den mißbrauch vnd Gottlose verrähterey nicht anders. Da wir wider herauß gangen / vnd jedermann sich gesetzt /
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(Anno 1536.) hat Lutherus alle ding mit grossem Geist vnd Muth / der auch an seinen augen vnd gantzem Angesicht zusehen war / erzehlet. Da sie (D. Lutheri ernste frewdige rede.) nun das / an welchem die Sache gelegen war / bekenneten / nemlich / daß das Brot sey der Leib Christi / auß gewalt vnd Krafft Christi / der es eyngesetzt / vnnd also auß Göttlicher Mayestet gesagt / vnnd verheissen hat / es mißbrauchens gleich die Vnwirdigen / oder brauchens die Wirdigen / etc. ist fried vnd einigkeit zwyschen vns / die wir (Bucer vnd Capito weinen.) beysam̅en waren / gemacht. Vn̅ haben Capito vnd Bucerus angefangen zu weinen / vnnd wir haben zu beyden theilen mit gefaltenen Händen / vnd Gottsfürchtigen Geberden Gott dem HERREN gedanckt. Es ist jnen auch befohlen worden / sie solten für sichtig vn̅ gemächlich bey jren Kirchen die Gegenlehre / so die noch in etlichen Hertzen steckte / hinweg nemmen / vnnd die gewisse ware meinung / die sie jetzt angehöret vnd bekennet hetten / fürtragen / vnd so viel der Geist deß HERRN vnser schwacheit zu hülffe kompt / deutlich erklären. Wenn auch diese rede (die Gottlosen empfahen den waren Leib Christi) bey den Irrigen vnd Vnuerständigen / für vnleydlich (Vnwirdige.) geachtet würde / solten sie dieweil das Wort brauchen / das Paulus braucht / nemlich / die Vnwirdigen / vnd doch die Sache an jr selbs recht erklären / oder solten für das Wort / Gottloß / brauchen das (Vngleubige) Wort / Vngläubig. Darauff hat man einander die Hände gegeben / vnd haben wir vns widerumb in vnsere Herberge begeben. Den 24. Maij / am Tage der Himmelfart Christi / ist nichts mehr gehandelt worden / denn daß man Predige gehöret hat / Welleri / Miconij vn̅ Menij. Zur Vesper hat Lutherus gepredigt gantz herrlich vnd geistreich von den Worten Marci: Gehet hin in alle (D. Luth. Geistreiche Predig.) Welt / vnd prediget das Euangelium allen Creaturen / etc. Ich habe Lutherum zwar offtmals hören predigen / aber dazumal war mir nicht anders zu sinne / den̅ es redete er nicht allein / sondern donnerte auß dem Himmel selbst im Namen Christi. Denselben Tag hat man von der Form der Concordi in der lehre vom Abendmal gehandelt / vn̅ ist Philippo aufferlegt worde̅ / daß er sie fassen vnd stellen solte.
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Den 25. Maij / ist die Formula Concordie / oder das Exemplar(Anno 1536.) der Confession / die wir zu beyden theilen annemmen solten / in der Herbrig / bey Christiani Goldtschmids Witten / dem Bucero vnnd seinen Mitgefehrten / fürgehalten worden. Weil aber vnser beyderseits wenig beisammen / vn̅ die sache nicht allein vnser / sondern auch der Fürsten / Kirchen / vnd anderer Pastorn der Herde deß HERRN / gemein war / so haben wir dahin geschlossen / daß / wie wir jetzund beysam̅en / in einer waren Catholischen oder Christlichen meinung einig seyn: Also wolten wir auch mit vnserm Exempel / vnnd durch Schrifft / solche handlung / den Abwesenden zu erkennen geben / daß sie mit vns auch / sich zu solcher einigkeit finde̅ / welches wir hoffentlich / leicht erhalten wollen. Deßgleichen sollen sie auff jhrer seyten auch also thun. So können alsdenn jrer zween zu vns / oder von den vnsern zween zu jnen gesandt werden / auff daß vnsere Concordia in dieser Streitsache / vnterschrieben / vnd offentlich in gemeinem Namen außgehen / vnnd allen Kirchen befohlen werden möge. Letzlich / haben sie bezeuget / daß sie alle Artickel / die in der außgegangenen Augspurgischen Confession vnd Apologia (der Chur vnd Fürsten) begriffen sind / auffs aller fleissigste vertheidigen / lehren / vnd behalten wollen / etc. So ferrne gehet deß frommen warhafftigen Myconij Epistel / so viel den handel vom heiligen Abendtmal anlangt. Den̅ was weiter von der Tauff / von der Kinder glauben / von der Obrigkeit vnd jrem Ampt / vnd dergleichen fürgelauffen / davon Myconius in gemeldtem schreiben auch bericht thut / gehöret jetzund eigentlich nicht hieher. Daß aber der Lästerer / Ambrosius Wolff / sich vergeblich vnterstehet / die Epistel partheisch / verdächtig / vnnd ein Meichelschrifft zunennen / thut der Gottlose Mann / seiner art nach / als der nur lust hat zu liegen / vnd die Personen zuuer kleinern vnd zuwürgen. Was das für ein Geist sey / zeigt der HERR Christus selbst
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(Anno 1536.) an / da er sagt / Ihr seyt von dem Vatter dem Teuffel / vnd nach euwers Vatters lust wollet jr thun / derselbig ist ein Mörder von anfang / vnd ist nicht bestanden in der Warheit / denn die Warheit ist nicht in jm. Wenn er die Lügen redet / so redet er von seinem eygen / denn er ist ein Lügener / vnd ein Vatter derselbigen. Ferrner ist in der Fürstlichen Sächsischen Cantzeley vnd anderswo / für handen / die ermanung / so Butzer zu Wittenberg in gegenwart der andern / an seine Gesellen gethan / daß / vnd wie sie sich dergestalten Forme Concordie vnterschreiben solten. Seine Wort sind diese gewesen. (Buceriwort vnd vermanung an seine Geferte̅.) Weil die einigkeit darinn stehet / daß ein jeder vnter vns getrewlich den inhalt dieser Artickel lehre / vn̅ als viel den Artickel vom Nachtmal belangt / so müssen wir die Lehre / darin̅ gelehret / daß vns im heiligen Nachmal / da dasselbige nach dem Wort Gottes gehal ten / vnd administrirt wird / nichts denn Brot vnnd Wein / gegeben vnd empfangen werde / als ein öffentlichen Irrthumb verdamme̅ / vnd dagegen beständiglich lehren / daß diß die Warheit Christi sey / daß vns im Nachtmal der ware Leib vn̅ wares Blut deß HERRN warhafftig gegeben / vnnd empfangen werde / doch nicht dergestalt / daß er natürlicher weise ins Brodt verändert / oder aber localiter daran gebunden / vnd zur Speise deß Bauchs gegeben werde / daß auch die warheit dieses Sacraments / nicht auff dem Verdienst der Menschen / welche es empfahen oder außtheilen / sondern auff dem Wort vnd einsetzung deß HERRN / gegründet sey / vnnd darumb alle die jenigen / welche das Sacrament vnwirdig empfahen / jhnen das Gericht empfahen. Wer nun bekennet / daß diß also war sey / vnd demnach getrewlich zu lehren gedenckt / der mag sich vnterschreiben / vnd was er zusaget / halten / Da aber etliche sich diser subscription beschwerlich finden / sind wir erbötig / jnen freundtlich auff alles zu antworten / was sie von dieser vnterschreibung abhalten / oder verhindern möchte. Haec Bucerus. Darauff haben sie geantwortet / Sie haben kein bedencken /
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sondern es sey jr meinung vn̅ ernst / vnd haben darauff ein jeder mit(Anno 1536.) seiner eygnen Hand vnterschrieben. Es lautet aber die Formula Concordie vom Abendtmal deß HERRN / wie die zwyschen den Theologis zu Wittenberg / vnnd(Forma Con cordie Anno 36.) der Oberländischen Stätte Superintendenten / vnd Predicanten / gesetzt vnd gedruckt auß dem Original / welches dazumal mit D. Lutheri eigner Handt geschrieben / vnd vnterschrieben / deßgleichen mit aller derselbigen beyderseits Theologen Handschrifft / bekräfftiget worden ist / also: Wir haben gehört / wie er Martinus Bucer / seine vnnd der andern Predicanten meinung / so mit jhm auß den Stätten kommen sind / von dem heiligen Sacrament deß Leibs vn̅ Bluts Christi / erklärt haben / nemlich also: Sie bekennen / lauts der wort Irenei / daß in diesem Sacrament zwey ding sind / eines Him̅ lisch / vnd eines Irrdisch. Demnach halten vnd lehren sie / daß mit dem Brodt vnd Wein / warhafftig vnd wesentlich zugegen sey / vn̅ dargereicht vnd empfangen werde der Leib vnd das Blut Christi. Vnd wiewol sie keine Transsubstantiation halten / das ist / mit nichten sagen / Brod vnd Wein werde auß jhrer natur / in den wesentlichen Leib Christi verändert / auch nicht meinen / Christi Leib sey localiter oder räumlich in dem Brod eyngeschlossen / oder blei be ausserhalb dem gebrauch / oder der niessung deß Sacraments mit dem Brot vereinigt: So sagen vnd bekennen sie doch vnione Sacramentali, das ist / nach vnerforschlicher / Sacramentirlicher vereinigung vnd krafft dieses Geheimniß / sey das Brodt CHristi Leib / das ist / sie gläuben / Christi Leib sey mit sampt dem Brod / war hafftiglich gegenwertig / vnd werde warhafftig mit dem Brod dargereicht. Denn so das Brodt / ausserhalb deß gebrauchs / beyseyts gelegt / vnd im Sacramenthäußlein verwaret vnd behalten wirdt / oder in Procession vnd Creutzgängen vmbgetragen / vnd den Leuten gezeigt wird / wie bey den Papisten geschicht / halten vnd gläube̅ sie / Christi Leib sey nicht zugegen. Demnach sagen sie / Die einsetzung dieses Sacraments /
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(Anno 1536.) durch Christum beschehen / gelte / vnd sey kräfftig in der Christliche̅ Gemein / ob gleich der / so es darreicht / oder der / so es empfehet / wirdig oder nicht. Derhalben / wie der Apostel Paulus von den Vnwirdigen redet / also sagen auch sie / auch die Vnwirdigen das Saerament niessen / also / daß Christi warer Leib vnd Blut / den Vnwirdigen warhafftig dargereicht / vnnd von den Vnwirdigen empfangen werde / wo nur die Wort / einsetzung vnd befehl Christi / behalten vnnd gebraucht werden. Aber diese empfangen es jnen zum Gericht / wie Paulus schreibet / Dieweil sie mißbrauchen deß heyligen Sacraments / weil sie es ohne ernstliche ware bekehrung zu Gott / vnd ohne Glauben empfangen. Denn das Sacrament ist eyngesetzt zu bezeuge̅ / daß allen dene̅ / so rechtschaffene Busse thun / vnd sich mit warem Glauben an Christum halten / vnnd sich also trösten / alle Gnade vnd Gutthaten Christi zugeeignet / vnd sie dem HERRN Christo eingeleibet / vnd von allen jhren Sünden / durch das Blut Christi / gewaschen vnd gereiniget werden. Dieweil aber auff dißmal vnser wenig sind zusammen kommen / vnd diese Sache auch an die andern Prediger vnd Oberkeit / beyderseits / gelangen muß / kön̅en wir die Concordia noch nicht beschliessen / zuuor / vn̅ ehe wir es an die andern gelangen lassen. Nach dem aber diese alle bekennen / daß sie an allen Artickeln der Confession / vnd Apologia der Euangelischen Fürsten / gemeß vn̅ gleich halten vnd lehren wollen / wolten wir gern / vnd begeren auffs höchste / daß ein Concordia auffgerichtet würde. Vnnd wo die andern / beyderseits / jnen diese Artickel auch gefallen lassen / haben wir gute hoffnung / daß eine beständige Concordia vnter vns auffgerichtet werde. (Bucer vnd seine Geferten trette̅ zu D. Luthero.) Auß dieser Concordi ist nun einem jeden redlichen Christen kund vnd offenbar / daß Bucerus / sampt den seinen / damals zu Luthero getretten / sintemal 1. er seine vn̅ der seinen meinung / hat müssen erklären / ob sie auch mit Lutheri vn̅ der reinen Lehrer bekenntniß vbereyn komme / oder nicht. 2. Ist auch zu keiner vergleichung ehe
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zugelassen / er erkläret sich denn zuuor dahin / daß er sein vorige jrrige(Anno 1536.) Lehr vom heiligen Abendmal widerruffen wolte / wie solchs bald im anfang der Handlung D. Lutherus von jhme vnnd den andern abgesandten Theologen begeret / wie Lauaterus in seiner Histori selbst bekennet. 3. So hat er sich auch zum Widerruff außdrücklich vnd one schew erbotten. 4. Hat auch in der Pfarrkirchen / den Sonntag Exaudi / sampt Capitone / öffentlich communiciert / vnd sich allda zu der Wittenbergischen Kirchen bekan̅t / die keine andere Lehr damals gehabt / denn allein die / welche Gott durch sein außerwehleten Werckzeug Lutherum / widerumb geoffenbaret / vnnd zu Wittenberg schallen lassen. 5. Hat vber das alles am selben Sonntage in der Pfarrkirchen / Nachmittage / in gegenwertigkeit vieler tausent Persone̅ / in der öffentlichen Predigt / die er da gethan / one(Bucer predigt vnd widerrüfft öffentlich zu Wittenberg) schew sich öffentlich dahin erkläret / daß er / sampt den andern abgesandten / sich zu Luthero / vnnd der Wittenbergischen Kirchen lehre vnnd bekenntniß / von der waren / wesentlichen gegenwart / außtheilung vnd empfahung deß Leibs vnd Bluts Christi im Abendtmal bekenne / auch hinfort von hertzen vnd mit ernst drüber halten / vnnd beständig dabey seyn lebenlang bleiben wolle. Vnnd hat damit alles / was er dawider vorhin gelehret / geschrieben / oder gehandelt / widerruffen / wie er auch bald darnach sei ne Retractationes in Septembri hat drücken lassen / von welche̅ auch sie / die Zwinglianer selbst (als Lauaterus folio 30. schreiben) daß er darinn seine vorige meinung vom Abendmal D. Luthero zu gefallen retractieret. Nu ist ja für Gott vnd aller Welt vnleugbar / war vnd offenbar / daß zu Wittenberg damals / wie jetzt gemeldt / allein D. Lutheri Lehr vom Abendmal / vnnd allen andern stücken deß Christlichen Glaubens / durch Gottes Gnade / öffentlich in der Kirchen vnd Schul ist gepredigt / vnd jedermänniglich fürgetragen / vn̅ der Zwinglische Irrthumb widerlegt / verworffen vnd verdampt worden / welches Bucerus vn̅ seine Mitgesellen ja so wol / als die gantze
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(Anno 1536.) Welt vnd Christenheit hat wissen kön̅en. Haben sie nu vnterschrieben (wie sie es denn gethan) so sind sie je zu Luthero getretten / vnnd (Ambrosij Wolffens ge dicht.) Lutherus nicht zu jnen / haben sie aber eine andere meinung vertuschen / vnd jhren Zwinglischen verstandt (wie der Gottlose Wolff / auff sie tichtet) behalte̅ wolle̅ / so kan ein jeder Christ leichtlich darauß schliessen / was solches für ein auffrichtig / ehrbar stück gewest were. Es gibts auch die bekenntniß an jr selbs / daß sie zu Luthero getretten / vnd froh sind worden / daß sie nur von jm auffgenommen / (Summa vn̅ innhalt der bekenntniß Buceri / vnd seiner Mitverwandte̅.) vnd zur Concordi zugelassen. Denn daß sie bekennen / es sey im Abendmal zwey ding / ein jrrdisch (Brot vn̅ Wein) vn̅ ein Him̅lisch / (Leib vnd Blut Christi) da bekennen sie außdrücklich / rund vn̅ vnuerholen / daß im Sacrament (welchs wir hie auff Erden / vn̅ nicht droben im Himmel empfangen) warhafftig vn̅ wesentlich mit den sichtbaren Symbolis / Brot vnnd Wein / gegenwertig sey / außgetheilet / dargereichet vnd empfangen werde / nicht allein Brot vnnd Wein / sondern auch der ware / wesentliche natürliche Leib Christi / vnd das ware Blut / doch one verwandlung deß Brots / in den Leib Christi / vnd one räumliche einschliessung deß Leibs in das Brodt / vnd daß die Vnwirdigen so wol / quo ad substantiam, doch jhnen selbst zum Gericht / als die Wirdigen zur Seligkeit / den Leib vnnd Blut Christi empfahen / mit jhrem leiblichen munde / wie Christus sagt / esset vn̅ trincket / das ist mein Leib / das ist mein Blut / doch daß nur die einsetzung vnd ordnung Christi gehalten werde / wie Lutherus zuuor / ehe Bucerus zu jm komme̅ ist / ferrner davon vnterricht gegeben hat / wider die Bäpstische Winckelmeß / Anno 1533. Vnd ist bey diesem stück sonderlich zu mercken / daß wider die Zwinglianer / Schwenckfelder / vnnd dergleichen Schwermer / gesetzt wirdt / daß es nicht liege an wirdigkeit oder vnwirdigkeit deß Dieners / der das Sacrament reichet / oder deß / der es empfehet / den̅ auch die Vn wirdigen reichen vnd empfahen warhafftig den Leib vnd das Blut Christi / so man deß HERRN Christi eynsetzung vn̅ befehl helt / wie hernach ferrner sol vermeldet werden.
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Daß wir auch dem Christlichen Leser zur besserer nachrichtung(Anno 1536.) / etliche fürnemme puncten ordentlich widerholen / zusammen fassen / vnnd ein wenig erklären / So ist ja die oberzehlte Forma(Erklärung der Forme Concordie Anno 36.) Concordie / der man dazumal im Sacramentshandel sich verglichen / vereiniget / vnd beyderseits vnterschrieben hat / nicht gestellet / mit newen / frembden / oder in vnsern Kirchen / vngewönlichen vnd vnbekannten worten / da man von weitem oder ferrnem allererst erfragen müste / oder errahten dürffte / was der verstand vnd die meynung were / Sondern wie man bey Lutheri zeit vnd leben in den Kir ehen / so sich zur Augspurgischen Confession bekannt / vnnd von der Zwinglischen vnd Sacramentirischen lehre vnd meinung / öffentlich sich abgesondert / von diesem Sacrament gelehret vnd geredet hat / vnd sind die wort so deutlich / hell vn̅ klar / daß auch die Schwei tzer oder Zürcher bald gemerckt vnnd gekennet / daß die wort / damit die Concordia gestellet / vnnd auch die meinung nicht Zwinglisch / sondern gäntzlich gut Lutherisch were / wie die Historie der folgende̅ Jaren klärlich außweisen werden. Ist derhalben nicht not / daß man lang fragen solle / wie dieser oder jener die Formulam Concordie verstanden / erkläret / oder außgelegt habe / Sondern wir wöllen kürtzlich die fürnembste stück / so in der Formula Concordie verfasset / vnd sich selbs deutlich erklären / vnnd auch in werender Handelung erkläret seyn / nacheinander verzeichnen. Denn erstlich bekennen sie / daß in diesem Sacrament / deß Leibs vnd Bluts Christi / welchs man mit dem alten namen Eucha ristiam nennet / zwey ding sind. Nemlich / ein Irrdisch / als Brodt vnd Wein / vnd ein Him̅lisch / als der Leib vnd Blut Christi. Zum Andern / In der ernste̅ bezeugung / so fürher gange̅ / ehe die vnterschreibung erfolget / setzen sie außdrücklich / daß sie als eine̅ öffentlichen jrrthumb verdammen / wen̅ gelehret wird / daß im H. Nachtmal / da dasselbige nach dem wort Gottes gehalte̅ / vnd admi nistrirt wirt / nichts den̅ brot vn̅ wein / gegeben vn̅ empfange̅ werde. Zum Dritten / In wehrender Handelung / ist die
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(Anno 1536.) erklärung außtrücklich geschehen / daß das Brot deß Abendimals nicht sey eine bedeutung vnd memorial / oder gedächtniß deß abwesenden Leibs Christi / etc. sondern daß der Leib vnd das Blut Christi gegenwertig sey. Zum vierdten / Die Oberländischen Prediger haben vermeldet / daß jre Obrigkeit durch ein öffentlich Edict hette̅ gewisse straffe gesetzt auff die / so da leugneten die ware gegenwertigkeit deß Leibs Christi mit dem Brot / oder daß der Leib Christi im Brot / vnd das Blut Christi im Wein deß Abendmals gegenwertig sey. Zum fünfften / Es hat auch in werender handlung Lutherus sampt seinen Mitgehülffen / das getrieben / weil sie stets schlüpfferige vnd vngewisse rede führeten / jetzt so / bald anders / vnd jmmerdar außflucht hetten von bedeutung / figur vnd zeichen deß Leibs / vnnd dergleichen / welche alle dahin vn̅ da zu gebraucht wurden / das man halten vnnd sagen solte / daß das Brot vnd der Wein deß Abendtmals / nicht sey der Leib vnd das Blut Christi / so solten sie rund vn̅ klar sagen / ob im heiligen Abendmal / vermöge der einsetzung Christi / das Brot vnd der Kelch / oder Wein sey warhafftig der Leib vn̅ das Blut Christi / wie Christus gesagt / vnnd die Euangelisten bezeugen. Darauff Bucerus geantwortet (wie auch gleicher weise die andern seine Mitgesandten alle bekennet) daß er willig were hin fort recht zu lehren / vnnd sich richtig allzeit zu erklären / Nemlich / daß das brot im Abendmal sey der ware Leib Christi / vnd der wein sey das ware Blut Christi. Zum sechsten / In derselben Handelung stehet auch diß / daß sie / nemlich / das ander theil / wol etwas näher kommen weren / in dem sie bekannt / der Leib vnnd Blut Christi sey gegenwertig / doch Geistlicher weise / das ist / er sitze zur Rechten Gottes / aber doch ma che der Geist (oder vnsere Seele) durch sein speculire̅ / imaginiren / vnd gedancken / daß der leib dem brodte / vnd das blut dem weine gegenwertig sey / gleich als wenn man in einem Tragedispiel den Hectorem / durch eine andere Person bedeutungs weise darstellt. Aber
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zu letzt kommet jr (hat Doctor Luther gesagt) noch näher zu vns /(Anno 1536.) weil jhr zu Coburgk mit mir frey bekannt / vnd jetzt in etlichen Büchern eben dasselbige schreibet / daß das Brott sey der ware / natürliche / wesentliche Leib Christi / etc. vnd werde empfangen mit dem Munde derer / denen er angebotten oder gegeben wirt (wie nemlich das mündlich empfahen Lutherus in seiner grossen Beken̅tniß erkläret.) Darauff hat Bucerus geantwortet / was anlangt die erklärung der waren meinung / von der warhafftigen gegenwertigkeit deß Leibs Christi / im oder mit dem Brot deß Abendmals / etc. bekenne er / daß das Brot im Abendmal sey warhafftig der Leib / vnd der Wein das Blut Christi. Zum siebenden / vnd da etliche Jar zuvor / ehe denn die Concordj endlich vnd gäntzlich geschlossen / der ander theil offt nennete die gegenwertigkeit Christi / welchs man auch allein von der Göttlichen Natur Christi verstehen künte: Hat man in Formula Concordiae außdrücklich vnd namhafftig gesetzt vn̅ genennet den Leib vnd das Blut Christi. Zum achten / Item / da man disputiret / es were gnug an dem einem Aduerbioverè, oder warhafftiglich / damit vnd darunter alle andere dergleichen köndten begriffen vnd verstanden werden / wie in der vorgehenden Jar Historien vermeldet / vnnd aber man vermerckte / was für ein betrug darunter von etlichen verstecket ward (vt cùm dicitur, verè foenum est populus iste) da man auch das wort / Wesentlich / verdechtig machen wolte / als solte es heissen / natürlicher / leiblicher / fleischlicher art vnd weise / Derhalben ist vnterschiedlich vnd außtrücklich in Formula Concordiae gesetzt worden (warhafftig vnd wesentlich) außzudrucken / daß nicht allein der geist / krafft / wirckung Christi / oder seines Leibes / oder deßgleichen / fondern die Substantz oder das Wesen gemeinet würde. Zum neundten / Deßgleichen da etliche allein von der empfahung vnd niessung deß Leibes Christireden wolten / weil sie das al
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lein (Anno 1536.) von der blossen / Geistlichen empfahung vnd niessung deß ferrn abwesenden Leibs Christi verstehen köndten vnd wolten: Derhalben ist in Formula Concordiae gesetzt / daß mit dem Brot vnnd Wein warhafftig vnd wesentlich zugegen oder gegenwertig sey / vnd dargereicht vnd empfangen werde der Leib vnd Blut Christi / Denn Brot vn̅ Wein deß Abendmals ist zugegen oder gegenwertig / wirt dargereicht vnd empfangen / nicht im Himmel / sondern in der Christlichen Gemein allhie bey vns auff Erden. Zum zehenden / Sie setzen / daß sie nicht halten Transsubstantiationem: auch nicht / daß der Leib Christi reumlich / oder vmbschrieben / ins Brot eingeschlossen oder sonst leiblich vn̅ beharrlich damit vereinigt werde / ausser dem brauch / oder ausser der niessung deß Sacraments / als im Sacramenthäußlein / Processionibus, vnd dergleichen / Sondern daß durch Sacramentliche einigkeit / oder vereinbarung / das Brot sey der Leib Christi. Zum eylfften / Vnd die Sacramentliche einigkeit oder vereinbarung / vnd das Lutherus heisset Synecdochen, erklären sie also / Nemlich / daß sie halten / so das Brot dargereicht wirt / daß als denn zugleich gegenwertig sey / vnd warhafftig dargereicht werde der Leib Christi / etc. Zum zwölfften / Von der niessung der vnwirdigen / hat Lutherus in der handlung die lehr vnd meinung also erkläret / Nemlich / weil sie vorher gelehret hetten / wenn diß Sacrament gegeben würde den vngläubigen / so sey es nichts mehr den̅ Brot vn̅ Wein / oder sey denen / so nicht gläuben / nur ein leer / bloß zeichen / So solten sie sich erklären / ob sie hielten vn̅ hinfort lehren wolten / daß das Brot vn̅ der Wein deß Abendmals / sey der Leib vn̅ das Blut Chri sti / nicht von wegen oder auß krafft vnsers Glaubens / sondern auß krafft / vnd von wegen der einsetzung Christi / der es also verordnet / vnd gesagt: Das ist mein Leib / etc. Derhalben vnd daher werde der ware Leib vnd Blut Christi / von wirdigen vnnd vnwirdigen / wie Paulus redet / oder von from̅en vnd bösen Christen genommen vn̅
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empfangen / vnd neme oder ändere die wirdigkeit oder vnwirdigkeit(Anno 1536.) derer / die es reichen vnd empfahen / an der einsetzung / verordnung / vnd warheit Christi gar nichts / Sondern ob es gleich mit Gottlosen Händen gereichet / vnd mit Gottlosem Munde genam̅en werde sey es nichts desto weniger der ware Leib vn̅ das ware blut Christi / nicht derwegen daß es wirdige vnd vnwirdige sind / die es reichen oder empfangen / sondern daß es Christus also geordnet vn̅ gesagt / Das ist mein Leib / etc. Vnd daß nicht etwa fürgewe̅det möcht werden / als weren sie darin̅ vbereilet / ist jnen darauff bedenckzeit gegeben / daß sie sich mit einander davon bereden möchten / vnnd was sie bekennen könten / vn̅ mit Luthero lehren wolten / nach guter berahtschlagung antworten. Darauff hat Bucerus deß folgenden Tags geantwortet vnd bekennet / daß der ware Leib vnd Blut Christi / werde durch den Kirchendiener gegeben / allen so hinzu gehen / nach der ordnung vnd einsetzung Christi / vnd werde empfangen / nit allein von den wirdigen mit Hertz vnd Munde zur seligkeit / sondern auch von den vnwirdigen mit jrem Munde zu jrem Gerichte vnd verdamniß / Es sey denn / daß die einsetzung Christi verändert oder verkehret würde / allein verstehe er solchs von denen / so (nemlich externa professione, & fide historica) gliedmassen sind der Kirchen / vnd nit von Vnchristen / Türcken / Jüden / Heyden / etc. oder von Thieren / Meusen / Hunden / etc. so das Brot nagen möchten. Lutherus hat nach gehaltener vnd gehabter mit den seinen vnterredung / geantwortet / wen̅ sie also mit dem Hertzen gläubeten / vn̅ mit dem Munde bekenneten / vn̅ die Kirche auch also vnterrichten wolten / so könte man mit jnen zu frieden seyn. Jedoch solten sie noch einmal rund vnnd klar außsagen / ob sie bekenneten / daß eben das Brot / das durch den Diener Christi / mit den worten Christi / der es eingesetzt / auch den vnwirdige̅ gegeben wirt / sey warhafftig der Leib Christi / wie der name̅ deß HERRN / de̅ ein Gottloser mißbraucht / der name Gottes ist / vnd wirt durch den mißbrauch nit auffgehoben. Oder da Judas Christum vmbfähet vnd küsset / wirt durch den
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(Anno 1536.) grossen Mißbrauch vnd Gottlose verrähterey Christus nicht anders / sondern ist vnd bleibt Christus / etc. Wenn auch diese rede von der Gottlosen niessung / bey den jhren vnleidlich geachtet würde / solten sie dieweil S. Pauli wort von den vnwirdigen brauchen / vn̅ doch die sache an jr selbst recht erklären. Zum dreytzehenden / darauß vnd darauff ist in der Formula Concordiae, der Artickel von den vnwirdigen also gestellet / daß nemlich die einsetzung dieses Sacraments durch Christum geschehen / kräfftig sey / vnd gelte in der Christlichen Kirchen vnnd Gemeine Gottes / vnd daß es nicht liege an wirdigkeit oder vnwirdigkeit / deß / so das Sacrament reichet / oder deß der es empfähet. Darumb wie Sanct Paulus sagt / daß auch die vnwirdigen das Sacrament niessen: Also halten sie / daß auch den vnwirdigen warhafftig dargereichet werde / der Leib vnnd das Blut Christi / vnnd zwar nicht allein dargereicht / offerirt / angebotten / vnnd exhibirt werde / sondern daß auch die vnwirdigen warhafftig dasselb empfahen / So man deß HERRN Christi einsetzung vnd befehl helt / aber solche empfahens zum Gerichte. Vnd wirt daselbs in Formula Concordiae auch erkläret / welche da sind / so deß Sacraments mißbrauchen / oder vnwirdig vnd zum Gericht empfahen vn̅ niessen / vnd widerumb worinn da stehe der wirdige heilsame vnd selige brauch dieses Sacraments. Welche wort / weil sie an jnen selbs deutlich / klar / vnd richtig / achten wir one not dieselbe an diesem ort noch einmal zu widerholen. Vnd diß ist die allerbeste vnd gewisseste erklärung der Formulae Concordiae, welche auß der handelung / so zu Wittenberg etliche Tag lang in gegenwart Lutheri / vnd beyseyn seiner mitgehülffen von diesem handel gepflogen / genommen wirt / vnd welche erklärung auch die wort der Concordj Formel selbs geben vnd bestättigen. Es ist sonst noch verhanden in Tomo Buceri Anglicano, pag. 665. eine declaration / welche Bucerus nach seiner wider anheimkunfft in dem Straßburgischem Jarmarckt / da aller
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ley Leute / so der getroffenen Concordj nicht alle gleichwol gewogen(Anno 1536.) / vorhanden gewesen / gethan sol haben / davon / vnnd was etwa dergleichen ist / Myconij schreiben / welches vorher meldung geschehen / den bericht gibt / daß mit den Oberländischen Theologen / der abscheid genommen / daß sie bey den jrigen die maaß wolte̅ halten / daß die gegenlehre / so die noch in etlicher Hertzen steckte / fürsichtig vn̅ gemehlig möchte hinweg genommen / vnd die ware meinung / als bey schwachen möcht fürgetragen vnd erkläret werden. Daher Bucerus in derselben declaration bey den seinen mit angehenget hat / daß dreyerley Leute diß Sacrament nemmen können / da etliche gantz Gottloß / die alles verachten vnnd verlachen / vnnd nichts gläuben / was der HERR sagt / vnd daß die jenigen nit mehr denn Brot vnd Wein empfahen. Die andern weren die vnwirdigen. Die dritten die wirdigen / vnd solchs haben etliche Meuchel-Caluisten / welche hernach zu Wittenberg den elenden Sacramentirischen lermen angerichtet / zum schein vnnd behelff / anfänglich fürgefasset. Weil aber solches von den dreyerley Leute̅ / in der Wittenbergischen handlung / so etliche Tage gewehret / nicht mit einem wort gedacht. 2. In der geschriebene̅ Concordia auch nicht. 3. Vnd auch nicht in Buceri Retractationibus, davon hernach bald meldung geschehen sol / so bleiben wir billich dabey / daß Paulus nur zweyerley Leute oder Gäste / so bey diesem Abendmal gefunden werden / gedenckt. So ists doch am sichersten vnd besten (weil die erfahrung gegeben / vnnd außgeweiset hat / was man die länge mit der disputation / de triplici hominum genere suchet vn̅ meinet) daß man dabey bleibe / wie es in der handlung / vnnd in Formula Concordiae, auß vnd nach S. Pauli anleitung vn̅ außspruch gefasset ist. Vnd daß man dabey auch / wie in der Concordihandlung gedacht / in acht habe / daß man solche Leute / als de primo genere nicht leichtlich zulassen / sondern mit gebührlichem ernst vom Tisch deß HERRN abweise / abhalte vnd außschliesse. Daß wir aber zu vnser Historia wider kommen / wöllen wir / was so bald auff die ge
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troffene (Anno 1536.) Formam Concordiae erfolget / auch kürtzlich erzehlen / vnd als denn Buceri eigene wort anhören. (Churfürst zu Sachsen begert zu wissen / was vn̅ wie alles gehandelt sey worden mit Bucero vnd den andern Theologen.) Es hat dazumal der Churfürst zu Sachsen an D. Luth. vnd an Philippum geschrieben / vnd begert zu wissen / was vnd wie mit Bucero / vnd den andern frembden Theologen die Concordia angestellet vnd getroffen sey. Darauff sie mit einander dem Churfürsten geantwortet / Bucerus sampt seinen Geferten seyn von jhrem jrrthumb / vnd voriger falschen Zwinglischen meinung abgestanden / dieselbige erkennt vnd bekennt / vnd in jrer gegenwart / vnd hernachmals offentlich widerruffen / vnd sich zu der Bekenntniß der Lehre in vnsern Kirchen gewandt / Das heilige Sacrament darauff in der gemeinen Kirchen empfangen / vnd dabey bestendiglich zuverharren / mit Hand vnd Mund zugesagt / etc. wie solche schrifft in Fürstlicher Sächsischer Cantzley noch vorhanden ist. (D. Lut her bleibet bestendig bey Gottes Wort / vnd sie get ob.) Also ist D. Luth. durch Gottes gnade regiert worden / vnnd als ein trewer Held bestendig geblieben / vnnd nicht vmb ein Haar breit von erkan̅ter vn̅ bekan̅ter Warheit gewichen / wie er den̅ auch zu allen Theologen vnnd Kirchendienern zu Wittenberg in seiner schwacheit / da er sie zu sich fordern lassen / wissentlich vnd mit frewdigkeit gesagt / vnd bezeuget / daß er von der einfalt der klaren wort Christi im Abendmal keinen weg weichen könte / sondern biß an sein ende dabey stehen vnd tawren wolte / vnd da jm auch in Rücken andere vn̅ gefährliche vereinigung solten beschlossen vn̅ auffgerichtet werden / oder mit der zeit etliche anders von jm dichten würden / so solte man jnen weder folgen noch gläuben / etc. (D. Luthert schrifft an Raht zu Straßburg.) Den Gesandten / da sie widerumb von Wittenberg abgereiset / hat D. Luther ein freundlich friedliebend schreiben an Raht zu Straßburg mit geben / also lautend: Gnad vnd fried in Christo. Erbare / fürsichtige liebe Herrn / Was wir hie mit Gottes Gnaden angerichtet haben / werden Er Capito Doctor / vnd M. Bucer E. F. wol anzeigen. Weildenn Gott der Vatter euch fürnemlich gegeben / solche einigkeit zu för
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dern / bitte ich denselben vnsern lieben Vatter durch Christum vnsern(Anno 1536.) Heiland / wölle seine angefangen gnad in euch barmhertziglich vollbringen / zu seinem Lob vnd vnser aller Seligkeit / Amen. Vnd wenn solche vnser angefangen einigkeit den ewren vnnd allen Predigern gefellig seyn wirt / woltet jr dasselbige schrifftlich mit der zeit vns zuerkennen geben / wie wir hinwider der vnsern gefallen / euch auch wöllen zu wissen thun / damit wirs in Truck offentlich mögen lassen gaußehen. Denn es sol ob Gottwil an mir nicht mangeln / so viel mir müglich ist / was ich thun vnd leiden sol / zu einer rechten gründlichen / bestendigen einigkeit. So hat vns die erfahrung fast wol gelehret / was vneinigkeit der Kirchen fromme (leider.) Christus vnser fried vnd trost / sey mit euch allen biß ans ende / Amen.( In Nouißima Confeßio. M. Buceri de Coena Domini, &c. Impressae Lipsiae, Anno 62. ) Montags nach Exaudi / Anno etc. 36. Nach dem nun Bucerus widerumb anheim kommen / hat er zu Straßburg die Wittenbergische Artickel der Concordien / seinen Collegen vnd Brüdern erkläret / Nemlich / vnd zum ersten / dz im Abendmal deß HERRN zwey ding seyn / ein jrrdisch (Brot vnd Wein) vnd ein Him̅lisch (der Leib vnd das Blut Christi)(Bucerus erkläret zu Straßburg die Wittenbergischen Artickel der Concordie̅.) vnd solches sey der vrsachen halben / also zubehalten / auff daß man wisse / daß wir nicht nur allein blosse zeichen / Wein vnd Brot / vnd jrrdische dinge / oder nur ein gedächtniß eines abwesenden dinges im Abendmal haben (wie etliche von vns / sagt Bucerus / argwohnen.) Item / daß man sehe / wie Lutheruskeine natürliche / reumliche vereinigung oder einschliessung deß Leibs in das Brot / lehre / sondern / daß man gewiß sey / daß zwey ding gegenwertig seyn / vnd nicht nur ein jrrdisch Brot vnd Wein / ohne den Leib vnd ohne das Blut Christi / welcher Leib weit von vns sey / sondern / daß der Leib vnd das Blut Christi selbs warhafftig zu gegen sey / nicht schlecht effectiuè, kräfftiglich / wircklich / geistlich / sondern verè, substantialiter. essentialiter, wesentlich vnd warhafftig / vnd werde gegeben vnd empfangen mit Brot vnd Wein. Denn man müsse vnterscheiden Sacramentum & rem Sacramenti, nemlich daß der
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(Anno 1536.) Leib vnd das Blut Christi (als res Sacramenti) gegeben vnd empfangen werde / mit dem Brot vnd Wein im Abendmal. Für eins. Zum andern / die Papistische Transubstantiation / Item die reumliche einschliessung / localem inclusionem, vnd die Sacramentliche vereinigung Christi mit den eusserlichen Elemente̅ oder Symbolis / ausserhalb vnnd ohne den rechten brauch deß Sacraments / hette̅ sie zugleich im andern Artickel der Concordj verworffen. Auff daß aber niemand sie dafür hielte / als wolten sie hiedurch dem Sacrament etwas entziehen / welches ein gemeinschafft ist deß Leibs vnd Bluts Christi / wie Christus selbs spricht / Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. vnd Paulus nennet es eine Communicationem corporis, außtheilung vnd niessung deß Leibs vnnd Bluts deß HERRN: Derhalben so sey außdrücklich gesetzt / daß / wenn das Brotgegebe̅ werde / so werde warhafftig der Leib deß HERRN gegeben / darumb sage man / das Brot sey der Leib deß HERRN / sintemal der HERR selber sagt / da er das Brot gibt: Nemet / esset / das ist mein Leib / etc. da er denn deutlich befohlen / daß man von jhm mit dem Brot seinen waren Leib nemen vnd essen sol / vnd nicht allein ein figur / bild / oder deutung seines ferrn abwesenden Leibs / sondern warhafftig den Leib deß HERRN selbs. Im dritten Artickel der Concordj hetten sie zwey ding gesetzt / das erste / daß das Abendmal gelte / von wegen der einsetzung vnnd wort Christi / vnd hindere daran nicht / ob gleich der / so es gibt oder nimpt vnd empfähet / wirdig oder vnwirdig ist: vnd diß müsse wegen der Widertäuffer behalten vnd gelehret werden / welche das Sacrament vernichten / wenn der Diener / oder der es empfähet / nicht wirdig befunden wirt / so doch in der Kirchen das gantze Sacrament nach der ordnung vnd einsetzung deß HERRN gehalten wirt / das ist / Sacramentum, & Res Sacramenti, das gesegnete Brot vnd der ware Leib Christi allzeit beysammen seyn / vnd von allen / die in der Kirchen sind / vnd das Sacrament außtheilen oder empfahen / sie sind wirdig oder vnwirdig / auch perfidi, glaubloß
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vnd trewloß (wie Judas bey dem Abendmal also gewest ist) gantz(Anno 1536.) außgetheilet vnd empfangen wirt / nemlich Brot vnd Wein / Leib vnd Blut / etc. Das ander stück sey / das sie gesetzt haben / daß auch den vnwirdigen der Leib deß HERRN mit dem Brot gegeben / vn̅ von jnen empfangen werde / wie Paulus selbst schreibet / daß die es vnwirdig essen / schüldig werde̅ am Leib vn̅ Blut deß HERRN / etc. Diese erklärung Buceri ist recht / deutlich / vn̅ nicht Zwinglisch / sondern gut Lutherisch gewest / dem genommenen abschied zu Wittenberg gemäß / etc. Daß aber Bucerus daran gehenget hat / daß dreyerley Leute sind / die diß Sacrament nemen können / dieweil etliche gantz Gottloß(Bucerinenwes geticht / von dreyerley Leute̅ in der Kirchen / die das Sacrame̅t empfahen.) / die alles verachten vnd verlachen / vnd nichts gläuben / was der HERR sagt / vnd daß diese nicht mehr / denn Brot vnd Wein erkennen / sehen / fühlen / vnd auch empfahen / sintemal sie die wort vn̅ einsetzung Christi verkehren. Etliche aber gläuben den worten deß HERRN / der seinen Leib darreichet / vnd in solchem Glauben / empfahen sie das Sacrament / vnd rem Saecramenti, den Leib vnd Blut deß HERRN / vnnd weil sie diese Gaab Gottes nicht recht betrachten / so machen sie sich durch jhre vnwirdigkeit schüldig am Leib vnd Blut deß HERRN / vnd nemen doch vnd empfahen Sacramentum, & rem Sacramenti, Brot vnd Wein / Leib vnd Blut / non manducant autem revera, wie Augustinus redet / Sie essens aber nicht mit der That / das ist / sie geniessen nicht vollköm̅lich dieser lebendmachenden speiß / die sie nicht gnugsam in jhr Hertz kommen lassen. Die dritten aber sind die wirdigen vnd rechtgläubigen / die nicht allein Sacramentum, & rem Sacramenti, den Leib vnd Blut / mit Brot vnd Wein empfahen / sondern auch der krafft vnd wirckung / frucht vnd nutzes dieser speiß geniessen / in warem Glauben zu jrer Seligkeit. Daß nun / sagen wir / Bucerus solche abtheilung der Leute / so zum Sacrament gehen / an seine erklärung gehangen hat / ist der vergleichung / so zu Wittenberg geschehen / nicht ehnlich noch gemäß / sondern ein newer wahn / deß zu
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(Anno 1536.) Wittenberg mit keinem wort gedacht worden / sondern ohne zweiffel etlichen / so der gestifften Concordiae noch nicht gäntzlich gewogen / zugefallen / vom Bucero hernach eingeschoben / weil sonderlich in der gantzen handlung / so etliche Tage zuvor / ehe denn die Artickel geschlossen / vnd vnterschrieben / solchs also nicht bewilliget worden / auch in den Concordiartickeln nicht stehet / wie es dergleichen in Retractationibus Buceri, so hernach gedruckt worden / (S. Paulus setzt nur zweyerley Leute / wirdige / vn̅ vnwirdige.) auch nicht gesetzt. Denn auch S. Paulus nur zweyerley Leute setzet / die den Leib vnd das Blut Christi im Abendmal mit dem gesegneten Brot vnd Wein empfangen / Nemlich wirdige / das ist / bußfertige / gläubige Hertzen / die es zu jhres Glaubens stärckung zum ewigen Leben empfahen / vnd vn wirdige / das ist / vngläubige / heuchler / vnbußfertige / Gottlose / böse vn̅ sichere Leute in der Christenheit / die am Leib vnd Blut / das sie vnwirdiglich essen vnd trincken / schüldig werden (wie Judas der Verrähter) zu jrem verderben vnd ewigem verdam̅niß. Ob nu wol vielleicht kan gedacht werden / daß Bucerus mit dem ersten genere hominum, oder mit den Leute̅ / die nur schlecht Brot vn̅ Wein nemen / verstanden haben wolle / die Gottlosen vngläubigen Türcken / Jüden oder Heyden / die nicht in der Christlichen Kirchen (für welche das heilige Nachtmal nicht eingesetzt ist) noch eusserliche gliedmaß derselben sind / wie denn Bucer zu Wittenberg sich selber also erkläret / daß / wen̅ er sage / daß die Gottlosen den Leib vnd Blut Christi nicht empfahen / so verstehe er allein die Türcken / Jüden / Meuse Würmer / welche die Hostien offtmals zernagen / etc. (wie wir oben in dem bericht Myconij angehöret haben) jedoch ists nicht allein wider die vergleichung / sondern auch sehr gefährlich vnd vnverantwortlich / wenn man in der Kirchen Christi / solche vnterscheid der Leute / die das Sacrament empfahen / einführen / vnd stracks wider das Wort Gottes etwas tichten vnd fürbringen wil / damit man mit beyden theilen lauirt / daß darunter jeder theil seine meinung behalten mag.
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Es ist auch auß dieser deß Buceri abtheilung der dreyerley(Anno 1536.) Leute / die als eusserliche Gliedmassen der Kirchen zum Sacrament gehen / diß endlich kommen / daß nicht allein etliche eben solche(D. Pauli Eberi lapsus de tribusgeneribus hominum sumentium Eucharistia̅. Nouum delirium impies non esse in Ecclesia.) theilung behalten / vnd den Apostel Paulum hindan gesetzt / wie auß D. Pauli Eberi Büchlein / de ma̅ducatione indignorum, zu sehen ist / sondern daß vber das hat wöllen fürgegeben vnd gelehret werden / impios seu atheos non esse in Ecclesia, sed tantùm indignos & infirmos, Daß Gottlose Leute nit in der Kirchen Christi weren / sondern allein vnwirdige vnd schwache. Wie den Anno 1561. mit grosser pracht solche kunst / von etlichen Caluinischen Theologen dazumal zu Wittenberg ist fürgebracht worden / nur allein darumb / daß man die ersten Leute / davon Bucerus / vnnd andere dergleichen / reden (wider deß Buceri eigene wort / im anfang seiner declaration) von den Gottlosen / Türcken / Jüden vnd Heyden / verstehen solte / welches aber in keinem wege zu leiden / daß man sagen solte / es seyn keine Gottlose in der Christenheit / sintemal die gantze Schrifft / Propheten / Psalmen / Gesetz vnd Euangelium / durchauß gantz vnnd gar dawider sind / vnd bezeugen / daß alle die Gottloß sind / die nicht gläuben / Gott nicht fürchten / vnd sich nicht bekehren. Zu dem / daß es gantz vnleidlich / vnd nicht war ist / daß die vnwirdigen nur von den schwachen im Glauben / die jhren trost / stärck vnd muth deß jnnerlichen Glaubens / nicht satt gnug fühlen / vnd die Göttlichen sachen vnd geheimniß nicht gnugsam behertzigen können / sollen verstanden werden. Denn offtmals diese die allerwirdigsten seyn / die jre vnwirdigkeit(Wirdige vnwirdige.) vnd schwacheit erkennen / vnd jhre vollkommenheit allein in Christo suchen / vnd sich auch dieser vrsach halben / zum heiligen Nachtmal finden / da sonst / wenn die vnwirdigen solten so viel seyn vnd heissen / als die schwachen vnd vnvollkommene / arme / betrübte / einfeltige / die alle stund jhren vnverstand / jhre gebrechen vnd vnwirdigkeit sehen / erkennen vnd beklagen / so müste vnd würde niemandts wirdiglich zum heiligen Abendmal kommen kön
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nen (Anno 1536.) / noch den Leib vnd das Blut Christi empfahen. Aber davon gnug. (Bucer ausserhalb eines puncts / erkläret die Concordj recht.) Es hat sonst Bucerus (ausserhalb dieses puncts) die Concordj recht vnd wol erkläret / daß mit Brot vnd Wein warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / gegeben vn̅ empfangen werde / der ware Leib / vnnd das ware Blut Christi / wie es Christus selbs gesagt hat. Wir sagen / spricht er / mit dem Brot / gleich wie der heilige Geist / von dem HERRN nach seiner Aufferstehung / mit dem anblasen / den Jüngern gegeben ward. (Widerruff Buceri.) In seinen Retractationibus oder Widerruff / sagt Bucerus in Matthaeum also: Volo testatum omnibus facere, &c. Ich wil für allen / die diß lesen / bezeuget haben / daß Lutherus vnd wir / eine ware / wesentliche gegenwertigkeit vn̅ darreichung deß Leibes vnd Bluts deß HERRN / mit Brot vnd Wein im H. Abendmal setzen / wie solchs die wort deß HERRN / vnnd das zeugniß deß Apostels Pauli / außdrücklich außweisen. Item / vber die wort (Jesus nam das Brot) schreibt Bucerus / Der HERR hat das Brot genommen / vn̅ heissen nemen / vnd essen / aber er hat dazu gethan: Das ist mein Leib / darumb was er da gegeben vnd geheissen hat / daß man es nemen vnd essen sol / das ist nicht allein Brot / sondern auch der Leib deß HERRN. Vnd das ist auch das rechte geschenck / das Brot ist allein das eusserliche Zeichen oder Symbolum / mit / oder durch welches / als durch ein sichtbar vnd begreifflich ding / der HERR die vnsichtbare / vnbegreiffliche Gaabe / schenckt vn̅ darreichet / etc. Es spricht der HERR nicht: Nemet / esset / das bin ich / das Brot deß Lebens / der ich vom Himmel herab gefahren bin / sondern gibt seinen Leib mit dem warzeichen / welcher ist das Brot / symbolo panis, vnd sein Blut mit ( Synecdoche. ) dem Wein / etc. Vnd das ist auch die Synecdoche. Denn da der HERR sagt / Nemet / esset / trinckt / gibt er zwey ding / die zugleich beysam̅en sind / vn̅ heißt dieselbigen empfahen / nemlich / ein jrrdisch vnd Him̅lisch (wie Irenaeus redet) eines / das man fühlen / vnd
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mit den seinen begreiffen kan / Brot vnd Wein / als eusserliche zeichen(Anno 1536.) (symbola oder elementa.) Das ander / das allein dem Glauben begreifflich ist / Leib vn̅ Blut deß HERRN / als res symbolorum,( Symbola, eg res Symbolorum. ) & vera dona, das rechte geschenck / das mit dem wörtlein (, das) gezeigt wirt / welches wort nicht allein das Brot vnd den Kelch / sondern zugleich vnd fürnemlich zeigt / vnd gibt den Leib vnd das Blut deß HERRN. Dieser Confession (sagt Bucerus in ijsdem retractationibus) daß mit dem Brot der wesentliche Leib / verè & realiter,( Verè, realiter. ) gegenwertig sey / vnnd gegeben werde / ist nicht zuwider / was die Schrifft entweder von der Warheit der Menschlichen Natur in Christo / oder von seiner Himmelfart vnd Him̅lischen ehre vn̅ glori redet. Christus ist vnser Mittler vnd Heiland / vnd wirt alles widerbringen / nit allein als Gott / sondern auch als warer Mensch / darumb muß er auch als warer Mensch bey vns / vnd in vns seyn / denn er hat gesagt: Ich wil wider zu euch kommen / vnd sampt dem Vatter Wohnung bey euch machen. Wer mein Fleisch jsset / vnd(Christus gege̅wertig bey vns / als warer Gott vn̅ auch als vnser fleisch vnd blut.) mein Blut trinckt / der bleibt in mir / vnd ich in jhm. Aber diese gegenwertigkeit vnnd wohnung deß HERRN bey vns / so ferrn er auch Fleisch vnd Blut / das ist / warer Mensch ist / vnnd denn seine darstellung vnnd mittheilung durch die warzeichen (Brot vnnd Wein) im heiligen Abendmal / da wir jn noch mehr gegenwertig vnd in vns wirckend empfahen / geschiehet nicht auff natürliche weise / auch nicht durch ein vermischung mit den empfindlichen zeichen / oder einschliessung / oder veränderung deß orts / vnd ist vnd geschiehet doch warhafftig / & vera & realis est, non ficta, non imaginaria, sie ist warhafftig / vnd im werck / vnd mit der that also / nicht ertichtet noch fürgebildet / sondern durch das Wort deß HERRN / bezeuget / etc. Derhalben diese gegenwertigkeit vn̅ mittheilung im heilige̅ Abendmal deß HERRN / benimpt der menschlichen(Wie Christus die Welt verlassen habe.) Natur in Christo gar nichts / noch auch den Sprüchen / die da bezeugen / er habe die Welt verlassen / vnd sey in die Herrligkeit
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(Anno 1536.) deß Vatters eingangen. Den̅ durch diese Sprüche kan mehr nicht erwiesen werden / denn daß der HERR jetzt nicht bey vns lebe patibili ratione, daß er etwas leiden müsse / oder daß sein leben mit den eusserlichen sinnen könte begriffen werden. Vnd ist gewiß / daß der HERR mit vermeldung seines hingehens auß der Welt zum Vater / mehr nicht habe anzeigen wöllen / denn daß er auß der weise oder art dieses zeitlichen elenden lebens / das mit eusserlichen sinnen begriffen wirt / in eine herrliche / him̅lische weise zu lebe̅ eintrette / welche weise zu der Aufferstehung vnd der künfftigen Welt gehöret. (Ob Christus mit seinem Leibe an eine̅ gewissen ort deß Him̅els sey.) Diese weise deß zukünfftigen lebens ist also geschaffen / daß / wie sie kein Auge gesehen / kein Ohr gehöret / also kan sie auch in keines menschen Hertz kommen / Das ist / mit vnserer vernunfft können wirs nicht begreiffen. Darumb kan hievon nichts gewisses gesagt werden / ob der HERR mit seinem Leibe an einem gewissen ort deß Himmels vmbschrieben sey / wie Augustinus vnnd etliche Vätter halten / darüber sol man nicht zancken. Denn wir müssen allein auff Gottes vnfeilbarem wort vns gründen / etc. (Wirdige vn̅ vnwirdige / auch Judas / empfahen den leib vn̅ das blut Christi im Abendmal.) Ad Episcopum Herephordensem mense Septembri, schreibt Bucerus Anno 36. von der obgesetzten Wittenbergischen Concordj auch deutlich etlich mal / dz im Abendmal deß HERRN nicht allein die eusserlichen warzeichen / Brot vnnd Wein / sondern der ware Leib vnd das ware Blut deß HERRN / mit dem Brot vn̅ Wein / warhafftig vnd wesentlich substantialiter, dargereicht vn̅ empfangen werde / von allen / auch von Juda. Item / von den Corinthern / die mit vielen groben Sünden befleckt waren / vn̅ dergleichen / die das Sacrament empfahen / wirdigen vnd vnwirdigen / wenn es gleich nur fide mortua, (wie er deß Oecolampadij wort anzeucht) empfangen wirt / Vnd solches / spricht er / geschiehet allein auß krafft der einsetzung Christi / vnd nicht auß wirdigkeit oder vnwirdigkeitder Menschen / denn was / vnd wie Christus redet / also ists / dicit Veritas, Accipite, &c. Die Warheit spricht: Nemet / darumb gibt er das / was er nemen heißt. Er heißt aber ne
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men seinen Leib / der für vns gegeben / vnd sein Blut / das für vns(Anno 1536.) vergossen ist. Diese Gaaben gibt er / vnd diese empfahen wir von jm / vnd nicht allein zeichen / Brot vnd Wein / sondern sein Leib vnd Blut / die gegenwertig sind / vnd nach laut der wort deß HERRN / mit dem Brot vnd Wein / oder im Brot vnd Wein / gegeben vnd empfangen werden. Christus sagt auch nicht / Das ist mein Geist / das ist mein Krafft / sondern / Das ist mein Leib / nicht abwesend / sondern gegenwertig / wie denn auch kein Lehrer jemals etwas von dem abwesenden Leib vnd Blut Christi geredt hat. Wenn ich aber vor der zeit (spricht Bucerus) geschrieben(Keumliche einschliessung wirdt verworffen.) habe / daß der Leib Christi nicht fleischlich gessen werde / vnd nicht im Brot realiter vnd wesentlich sey / vnnd dergleichen / so habe ich allein die reumliche einschliessung läugnen wöllen / etc. Ich verstehe jetzund viel ding besser / denn ichs ein weil verstanden habe / vnnd ich dancke Gott für diese einigkeit / ob mir gleich jhrer viel dieselbige(Bucerus erkennt seine fehl / vnd bittet vmb verzeihung.) arg außlegen / vnnd bitte demütiglich / Gott / vnnd alle seine Diener vnnd Christen / wöllen mir verzeihen / so ich jemals mit worten / schrifften oder wercken / wider diesen fried etwas begangen habe / etc. Also hat Bucerus auch de coelo, & dextera Dei, vom Himel vnd von der Rechten Gottes (welche Lehre er hernach auffs Abendmal richtet) der Concordj gemäß / seine meinung mit nachfolgenden worten dargethan: Der Himmel / darinn Gott wohnet / auß welchem Christus kommen ist / vnd dahin er auffgefahren / ist ein liecht / zu dem niemand kommen kan / vnnd die Herrligkeit deß vnsichtbarn Gottes / wie Paulus lehret 1. Timoth. 6. Christus ist auß dem Himmel zu vns kommen. Denn wie er als das wort vnd die krafft Gottes / in dem Liecht wohnete / dahin niemands kommen kan / ist er Mensch worden / vnd ist also auff Erden / wie andere Menschen mit vns vmbgangen / vnd an gestalt vnd geberden sich wie ein Mensch erzeiget. Da er aber das werck / welchs jhm der Vatter befohlen / verrichtet / hat er jn von den Todten aufferweckt /
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(Anno 1536.) vnd in Himmel auffgenommen / nicht nach seiner Gottheit (denn nach derselben war er / ist / vn̅ bleibt allzeit im Himmel / weil er eines wesens ist mit dem Vatter) Sondern nach seiner Menscheit / den̅ dieselbe ist auß dieser Welt in die vnsichtliche herrligkeit Gottes / in das Liecht / dahin niemand kommen kan / vn̅ in den vollkommenen gebrauch oder besitzung der Gottheit / versetzet. Vnd diese seine meinung vom Himmel / hat er auch hernach anderßwo widerholet vnd bestättiget. Diesen Himmel / in welchen Christus auffgefahren / weil er vber alle Himmel ist / darff ich zwar nicht anders beschreiben / denn mit denen worten / so in H. Schrifft gebraucht werden / vnd nicht durch solche reden / so etwa vnser vernunfft ehnlich seyn. Die Schrifft aber / wenn sie von diesem Himmel redet / saget sie nicht von raum oder örtern / sondern von Göttlicher Ehr / Maiestet / vnd Seligkeit / vnd zeuget außdrücklich / daß in keines menschen Hertz kommen sey / was es mit diesem Himmel für ein gelegenheit habe / etc. Item: Wenn die Schrifft von jemands sagt / Daß er dem Fürsten zur rechten sitze / so wil sie so viel sagen / Daß er an macht vnd gewalt dem Fürsten der nechste sey / welchs zwar auch die Kinder Zebedaei wol verstanden haben. Nu hat Gott der Vatter dem Menschen Christo gewalt gegeben vber alles fleisch / daß er das ewige Leben gebe allen denen / die jhm der Vatter gegeben hat / Johan. 17. Vnd nicht das allein / sondern er hat jn auch erhaben vber alle gewalt der Engel Ephes. 1. Daher sagt die Schrifft / Daß er jn zu seiner Rechten erhöhet vnd gesetzet habe. Das ist vnser Glaub vnd Bekenntniß von der Rechten Gottes. Item: Wir lehren die Leute diß zubedencken / daß es mit der Him̅lischen Glori vn̅ Herrligkeit / darin̅ Christus regiert vn̅ herrschet / ein solche gelegenheit habe / Daß kein Auge dieselbe schen / kein Ohr dieselbe hören / vnd auch vnser Hertz dieselbe nicht verstehen könne. Vnd daß das Sacrament ein Geheimniß deß Himmelreichs sey / das sich in die limites praedicamentoru̅ oder Regeln
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vnserer Vernunfft / keines wegs wil fassen oder eynschliessen lassen.(Anno 1536.) Derhalbe̅ sol man die gedancken von änderung der stätte / oder von anbindung deß Leibs Christi / an gewisse örter / vnd was dergleichen nach art vnd gelegenheit dieser Welt / gesagt wird / hindan setzen / vn̅ dem HERRN Christo schlecht vnd einfältiglich gläuben / welcher gebeut / daß wir im heiligen Abendtmal seinen Leib vnnd sein Blut nemen sollen. Item: Die heiligen Vätter machen auß den Sacramentlichen Zeichen nicht solche Zeichen / davon Christus abwesend sey / vn̅ sagen nicht / daß vns die gemeinschafft oder einleibung mit dem HERREN Christo / vnd derselben zunam oder gedeyen also / vnnd dergestalt im Abendtmal angebotten vnnd gegeben werde / Daß Christus von vns abwesend sey. Sie brauchen zwar das wörtlein / Zeichen / aber sie verstehen solche zeichen / die etwas darreichen vnnd geben / durch welche das jenige / was sie bedeuten / dargestellet / vnnd gleich in die Hand gegeben wird. Paulus sagt: Das Brodt ist eine Gemeinschafft oder Außtheilung nicht deß Brots vn̅ Weins allein / sondern deß Leibs Jesu Christi deß HERREN / nicht seines Geistes oder seiner Krafft. Item / Wenn Augustinus sagt: Das Sacrament deß Leibs Christi sey auff eine gewisse weise der Leib Christi / so verstehet er nit daß es allein den abwesenden Leib vnnd Blut Christi bedeute / das sey ferrn. Denn Augustinus sonst hin vnd wider schreibt / Daß wir in den sichtlichen Zeichen den Leib vnd das Blut Christi ehren vnd empfahen. Also / ob wol Augustinus / wenn er von warhafftigem essen deß Leibs vnd Bluts Christi sagt / ein solch essen verstehet / das durch waren lebendigen Glauben geschicht / So sagt er doch hinwi der auch an viel örtern / Daß auch die jenigen / welche das Sacrament allein Sacramentlicher weiß / oder nur in zeichen empfahen / dennoch nicht allein blosse Zeichen empfahen / Sondern auch den waren Leib vnd das ware Blut Christi. Wie offt schreibet er / Daß auch Judas den Leib vnd das Blut Christi empfangen habe / etc.
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(Anno 1536.) Genug von der sum̅a der erklärung Buceri / wie er die Concordi andern erzehlet vnd außgelegt hat / vnd ob er gleich in etlichen puncten Zwinglium vnd Oecolampadium wil entschüldigen / so ist doch vnuerneinlich / daß er zu Luthero getretten / vnd (wie Lauatherus selbst schreibt) seine vorige Lehr vom Nachtmal / die er vorhin vertheidigt / retractieret vnd geändert / wie auch Philippus schreibt / (In Epist. ad D. Brentium.) Nunc ipsi se ad Lutherum inflectunt, Sie lencke̅ sich jetzt nach dem Luther / vnd werden durch etliche Sprüche der alten Kirchenlehrer bewegt. (Capito bekennt sich zu D. Luthers Lehr.) Gleicher weise hat auch Capito auß Straßburg gegen Wittenberg geschrieben: Wir habens dahin gebracht / daß jetzt zu Basel ein Fürtrefflicher zum Volck geredt: Liebe fromme Christen / jr dürffts nicht darfür halten / daß man euch nichts mehr denn Brodt (Straßburger paediger öffentlich be kenntniß / dz sie zu D. Lu thero getret ten seyn.) vnd Wein / oder leere Zeichen gebe / wie jr bißher gemeinet habt / vn̅ also auch gelehret worden seydt / etc. Wir Kirchendiener reiche̅ euch mit dem Warzeichen (Brodts vnd Weins) den waren Leib / vnnd das ware Blut Christi / etc. Daß aber vnrühige Köpffe dürffen öffentlich schreiben / welches nicht vnbillich den Herrn D. Luthern verdreußt / es sey eben jhr hievorige meinung in den Artickeln der Concordi / da zeuget vnnd streitet wider sie jhr eigen Gewissen / deß gemeinen Manns Vrtheil / vnnd die hiervor getruckten Bücher / also / daß sie hiemit viel mehr jhr eygen leichtfertigkeit an Tag geben / denn daß sie dem ansehen Doct. Luthers solten etwas abbrechen / etc. (Prediger zu Augspurg.) Wie auch die Lehrer vnd Kirchendiener zu Augspurg obgemelte Concordi verstanden vnnd angenommen / kan auß jren Episteln leichtlich ersehen werden / weil sie bekennen / daß sie zuvor gejrret haben / wie Wolffgang Musculus im Monat September / An (Wolffgang Musculus bekennet / er habe gejrret.) no 36. mit diesen Worten gegen Wittenberggeschrieben hat: Glorias nunquam admissi erroris no̅ agnoscimus, quòd si quis cas nobis affingit, non parum cùm nos, tùm Concordia̅ laedit. Wir erkennen den ruhm nicht / daß wir nicht gejrret hetten /
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So auch jemandt vns also bey ehren erhalten wolte / vnnd sagen /(Anno 1536.) Wir hetten zuvor nicht gejrret / oder vnrecht gelehret / der tichtet vns solchen ruhm auff / vnnd beleydiget nicht wenig vns / vnnd die Concordiam. Item: Man findet (schreibet gemeldter Musculus(Christliches lang geübtes Hertz D. Lutheri.) von Augspurg eodem anno) etliche / die mit grossem ernst allenthalben fürgeben / Sie haben nie anders gelehret / denn die angenom mene Artickel (der Concordi) in sich halten. Etliche sind hergegen / die darauff dringen / daß sie jene vberzeugen / sie haben nicht also gelehret / wie die Artickel der Concordi lauten / etc. Ich höre / daß Doctor Luther vber diesem ruhm / vnnd vnwarhafftigem leichtfertigen verleugnungen / etlicher boßhafftigen Leuthe / die jhre ehr mehr suchan / denn den fortgang deß Reichs Christi / vnd fürgeben dürffen / als habe man nicht gejrret / etwas bewegt sey / darüber wol die Concordia köndte zerrüttet werden. Aber das Christliche vnnd lang geübte Hertz (Doctor Luthers) wirt sich von solchen ruhmrhätigen / ehrgeitzigen Leuthen / nicht bewegen lassen. Es ist zum anfang genug / daß die Warheit frey gelehret / vnnd die Lehr von Sacramenten / lauter vnnd rein geprediget wird / Sie mögen fürgeben / sie haben nie anders gelehret / wenn sie nun jetzt recht lehren / vnd wider die Artickel der Concordi nicht anlauffen / darauff denn gute acht zuhaben ist. Wir sind je nun mit der Lehr vnnd von Hertzen ewer eygen / etc. Es schreibt gedachter Musculus auch also: Es ist D. Luthe(Was D. Lutheri Lehre sey vom H. Abendmal.) ro zuthun / darumb / daß wir in den Worten deß HERRN: Nemet / Esset / das ist mein Leib / etc. eine ware darreichung vnnd vbergab deß Leibs deß HERRN / gläuben vnd bekennen / welche darreichung vnd vbergab also an dem befehl vnd Wort deß HERREN / vnnd an keines Menschen wirde oder vnwir de stehet / daß sie warhafftig geschiehet / wenn dieser Handel in der Kirchen CHristi / nach deß HERRN Wort vnnd Befehl / außgerichtet wird / ob schon bey den(W. Musculi rundt Bekenntniß vo̅ Abendmal.) Dienern / oder Empfahenden / verborgene fehl sind. Damit nun D. Luther sehe / daß wir alles allein auff Christi Wort vnd Befehl
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(Anno 1536.) setzen / haben wir vns nit wegern können der wort / die diesen vn sern Glauben vnd Bekenntniß / zeugen vnd dargeben / etc. Wir gläuben vnnd bekennen / daß im heiligen Abendtmal nicht allein Brot vnd Wein zugegen sey / vnd dargereicht vnd empfangen werde / sondern mit diesen signis, darreichenden vnd vbergebenden zeichen / auch der Leib vnnd Blut deß HERREN / seine Menscheit von der Gottheit vnzertheilet / etc. nicht in leer figur oder geticht / sondern mit Brot vnd Wein warhafftig vnnd wesentlich / nicht imaginariè & figuratè, im Geticht vnd Figur / etc. nit durch räumliche eynschliessung oder Transubstantiation, (daher denn das Brodt nicht an jhm selbst sein kan der Leib Christi) noch ausser dem brauch deß Sacraments / sondern mit dem Brot wirt der leib Christi dargereicht vnd empfangen / von Wirdigen vnnd Vnwirdigen. Denn keine vnwirdigkeit noch mißbrauch der Kirchen Christi / mag die zusage vnd gaabe deß HERRN ringern oder mindern / Vnnd ligt nicht an der wirdigkeit oder vnwirdigkeit deß Dieners / so das Sacrament reicht / oder deß / der es empfehet / Denn auch den Vnwirdigrn wird warhafftig gegeben der Leib vn̅ das Blut Christi / jhnen zum Gericht / etc. Denn wie einer eine Speise wol in die Hand vnd Mund nemmen kan / vnnd wirfft doch dieselbige wider hin / vnd braucht sie nicht / vnnd geneußt jrer nicht: Also / ob wol die Vnwirdigen im Sacrament / mit Brot vnd Wein / empfahen den Leib vnnd das Blut deß HERREN / jedoch haben sie davon keinen Safft noch Krafft / vnd ist jnen diese Speise nicht eine Speise deß Lebens / etc. (Wolffgangus Museulus vnbeständig.) Ob nu wol Wolffgangus Musculus / beyde D. Luthero / der Wittenbergischen Formae Concordiae, vnnd auch dem andern theil / auß Menschlicher klugheit / auff beyden seyten hat wöllen genug thun / wie seine schreiben bezeugen / vnd er doch endtlich (wie es pflegt zu geschehen / wenn kein rechter ernst im Hertzen ist) auch widerumb zu den Zwinglianern sich begeben / so hat er dennoch dazu
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mal oberzehlte schrifften gen Wittenberg abgehen lassen / vn̅ bekennet(Anno 1536.) / daß er vnd andere zuvor gejrrethaben. Auß diesem warhafftigen kurtzen Bericht / sihet der Christliche Leser abermals / daß der laruatus Ambrosius Vvolffius vnuer(Ambrosij Wolfij vnverschampt fürgebe̅ / vn̅ vnwarheit.) schämpt fürgibt / Butzer vn̅ die seinen / was sie in der Concordia mit Luthero eyngangen / vnnd zu lehren verheissen / das haben sie auch vorhin allzeit gelehret vnd bekennet / vnd Lutherus sey zu jnen / sie aber nicht zu Luthero getretten / so doch das Widerspiel jedermännig lich bekannt / wie auch der Landtgraff zu Hessen / an die Fürsten zu Sachsen / vnd anders wohin / selbst geschrieben / daß die Sacramen tierer jetzt viel anders vom heiligen Abendmal reden vnnd lehren / denn sie vor dieser zeit gethan haben. Es wird aber auß nachfolgendem Jahrs erzehlung diese Caluinische / Wölffische Vnwarheit mehr offenbar werden. Bißher haben wir in angestelter ordnung der Historien / von dem Anno 1536. trewlich verzeichnet / was in Conuentu Vviten bergensi zwyschen den Sächsischen vnd Oberländischen Theolo gen gehandelt / vnd endlich verabschiedet sey / wie solchs erstlich auß dem verzeichniß / derer / so auff Lutheri seyten den gantzen Handel mit raht vnd that beygewohnet / genommen ist / vnnd wie auch eben(M. Veit Die terich zu Nürenberg.) dieselbige an M. Veit Dieterich / prediger zu Nürnberg / geschrieben worden / welcher ein namhafftiger / fleissiger / getreuwer / vnd beständiger Discipel Lutheri allzeit gewesen / vnnd durch jn die gantze handelung der Concordi / auch andern abwesenden / warhafftig vnd beständig / kundt vnd zu wissen / gemacht worden / wie man den̅ solche materien von Lutheri Händeln von allen orten bey wolgemeldtem M. Veit Dieterich hat pflegen zu suchen vnd zu finden. Vnd weil folgends Anno 1537. ein grosse stattliche zusammenkunfft von Fürsten / Herrn / Stätten / vnd fürnem̅en Theologen zu Schmalkalden gewest / ist die gantze Concordi handlung durch solche schrifft allen Solenniter kundt vnnd bekannt worden / in massen solches in dem abschied zu Wittenberg verlassen war. Zu dem haben wir ob
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gesetzte (Anno 1536.) erzehlung genommen auß den worten der gefasten vnnd vnterschriebenen Formule Concordie / vn̅ auß der erklärung / die Bucerus selber nicht allein den seinen / oder diesem vnnd jenem / so etwa zu weit verjrret / sondern in seine̅ retractationibus, in gemein / für der gantzen Kirchen öffentlich selbst gethan hat / wie auch dergleiche̅ die Oberländischen Theologi bald nach jrer wider anheim kunfft / mit Brieffen / gegen die Lutherische̅ / noch in demselbigen Jar / sich erkläret haben. Was nun also auß gutem beständigem grunde von der Concordi handlung / verzeichnet worden ist / sol vns billich zu warhafftigem gewissen bericht gnug seyn. Denn sonderlich diese beyde stück / als zum ersten / was Myconius in wehrender Handlung / mit seiner eigenen Handt auffgezeichret / zu dem ende / daß ers andern auch communicieren möchte / vnnd alsdenn zum andern / wie er hernach selbst solche Verzeichniß in eine ordnung gebracht / vnd schrifftlich an M. Veit Dieterichen lassen abgehen / auff daß also ferrner auch andern zu wissen vnnd kundbar würde / sollen vns genug seyn zu bekräfftigung der Historien / wie es mit der Concordi Handlung sey zugangen. Denn auch hernach zu Schmalkalden in etlicher vnterschreibung / ist eben auff solche maß der gepflogenen Concordi Handlung / meldung geschehen / wie im nach folgenden Jar folgen wird. Hie aber können wir nicht vmbgang haben / auch dieses zu melde̅ / daß gleichsfals ein andere weitläufftigere Historia mit dem Tittel / als sey sie vom Bucero beschriebe̅ / in seinem Tomo Angli cano, fol. 649. von der Concordi handlung / gefunden wirdt: Davon wir diesen bericht thun / nemlich / daß derselbige Tomus nicht vom Bucero selbst / auch nicht bey seinem Leben also publicirt worden sey / Sondern allererst nach seinem todt / haben etliche viel solcher Bücher zusammen gelesen / vnnd in einen Tomum drucken lassen. Vnd was gemeldte Historiam belangt / ist viel mit darunter
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gemenget / das dazumal zu Wittenbergricht fürgelauffen noch geschehen(Anno 1536.) / Sondern wie hernach Bucerus in die Concordi Artickel / nach gelegenheit der Leuthe vnnd Personen / bey den seinen erkläret hat / mit glimpff vnd bescheidenheit / wie man mit schwachen vmbzugehe̅ pfleget / davon auch zuuor / in Epistola Myconij meldung geschehen. Daß aber in Tomo Anglicano die gantze narratio, also gedruckt worde̅ / als were es alles zu Wittenberg / in beyseyn Lutheri / vnd der seinen / also geschehen / vnnd verhandelt / solches ist nicht ein schlechte vergessenheit. Denn es stehet daselbst ein declaratio Buceri vber die Concordi Artickel / welche auch vorhin gedruckt gewesen / mit der außtrücklichen vermeldung / daß dieselbige declaratio geschehen sey zu Straßburg / in jhrem grossen Jarmarckt. Aber in Tomo Anglicano wirdt das alles also gesetzet / das hinden an zu letzt aller Theologen subscriptiones mit namen dran gehen get. Vnd wird auch die zeit außgedruckt / Actum & finitum vigesimo nono Maij, Anno 1536. nicht anders / denn gleich wenn Also weredas alles / was in der narratione eynverleibt / zu Wittenberg geschehen / vnd durch eynhellige aller Theologen subscription ratificicret, Da doch darinn auch beschrieben wirdt / was nach dem abreisen der Oberländischen Theologen zur Naum burg / vnnd zu Franckfurt mit jnen sich zugetragen. Welches wir kürtzlich allhier so vermelden wollen / Denn die Sacramentirer mißbrauchen diß / jhre Sache arglistiger weise dardurch zubemänteln. Nun achten wir zwar ohne noth dieselbige erzehlung / wie sie in gemeltem Tomo weitläufftig stehet / an diesem ort nach der läng zu widerholen. Auff daß aber nicht jem andt gedencken oder sagen möge / als wolten wir / listiger weiß / hievon etwas vertuschen / wollen wir die Summarische Hauptstück kürtzlich darauß verzeichnen / vnnd fürnemlich auff diese zwey Stück richten: Zum Ersten / Da etwas mit andern oder mehrern Worten / beschrieben /
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(Anno 1536.) welchs zu ferrner erklärung deß droben gesetzten Berichts / dienen könne. Für das ander / Da etwas vbergangen / oder mit andern vnd glimpfflichern worten erzehlet ist / daß man die Leute / so in etlichen noch schwachen Kirchen / zu andern worten vnnd reden gewohnet / nicht bald im anfang für den Kopff stossen / sondern mit glimpff sie herzu bringen möchte. Vn̅ stehet nun der Summarischer bericht darinne. Da Capito vnd Bucerus zum Luthero allein kom̅en / haben sie für geschlagen / der Handlung solchen schein zu geben / als were man nicht fürnemlich deß Sacraments halben zusammen komme̅ / sondern man wolte von allen Artickeln / Lehr vnd Glauben belangende / handeln / vnd wie man eine rechte Disciplinam vnnd gemeine Kirchenordenung / wider allerley vnordnung / anrichten möchte. Denn was die Lehre vom heiligen Abendmal belanget / hette man jhre jetzige meynung auß etlichen von jren newlich publicierten Artickeln vnd Bekenntnissen also eyngenommen / daß Lutherus vnd die seinen / an sie etlichmal / als an jhre liebe Brüder / geschrieben / vnnd sie auch auß jhrem mittel einen Prediger gegen Augspurg geschickt hetten / daher sie erachteten / das in solchen jhren Schrifften nicht were / darüber sie zu klagen hetten. Da sie aber noch ferrner erklärung begerte̅ / weren sie bereit solches trewlich zu thun. Darauff hat Lutherus folgendes Nachmittags / mit grossem ernst angezeiget / er wolte von keinen andern Artickeln mit jnen han deln / wo nicht zuuor im Artickel vom Abendtmal deß HERREN eine Concordj getroffen / vnd auffgerichtet würde. Er hette zwar eine gute hoffnung geschöpfft / auß etlichen der jren Schrifften / vnd namhafftig auß jhrem Büchlein an die zu Münster / vnd auß den Actis Brentij, es würde aber mittler weil allerley an jn geschrieben / darauß er anders nicht vernemen köndte / denn daß sie hin vnnd wider außsprengeten / sie weren mit Luthero gar einig / aber gleichwol führeten sie eben die Lehr / wie vorhin / nemlich / daß allein Brot vnd Wein im Abendtmal deß HERREN gegenwertig were / vnd daß
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das Abendmal darumb eyngesetzt were / daß man allein ein gedächtniß(Anno 1536.) (nemlich abwesenden) HERRN halten möchte / vnd also durch oder mit vnsern gedancke̅ / imagination oder einbildung / wir Chri stum gegenwertig hetten. Vnnd wenn sie gleich etwa ein wort oder zwey von der gegenwertigkeit CHristi machten / fielen sie doch alsbald auff den Punct von der geistlichen Niessung / Das köndte vnd wolte er länger nicht dulden: Darnach rühmeten sie in jren schreiben / es were bißher allein von worten ein Streit zwyschen vns gee wesen / Das köndte vnd wolte er auch nicht länger dulden / denn er hette bißher für die Warheit Christi gestritten / Daß / nemlich / der Leib vnd das Blut Christi im Abendtmal gegenwertig sey / Carlstadt aber vnnd Zwingel / hetten gelehret / Daß Christi Leib nicht da gegenwertig were / Sondern allein bloß Brodt vnd Wein / zu welcher meinung sie sich auch gesellet hetten. Derhalben / wenn jnen im hertzen ein ernst were / vnnd eine warhafftige einigkeit / so würde von nöten seyn / daß sie jhre vorige meinung widerrufften / vnd mit den Lutherischen frey öffentlich bekenneten / Daß das Brodt im Abend mal der Leib Christi sey / vnnd werde mit Hand vnnd Mund gereichet / vnd empfangen / so wol von den Gottlosen als von den Gottseligen. Da sie aber solches zu thun sich wegern werden / were es eine gewisse anzeygung / daß kein rechter ernst zu warer Concordia bey jnen were. So wolt auch er (Lutherus) kein andere Concordia machen / denn die beständig seyn möchte / dadurch nicht das letzte ärger möchte werden / denn das erste bißher gewesen ist / vnd hat jhnen Lutherus das fürgeworffen / das Bulingerus neuwlich mit grossem ruhm hette drucken lassen / das letzte Büchlein Zwinglij / etc. Vnnd vber das / das auch Bucerus hette drucken lassen / die Epistolas Zwinglij / vnnd auch dafür eine Vorrede vnter seinem Namen gesetzt / etc. Derhalben würde die Concordi / wenn sie recht gemacht solte werden / darauff bestehen / Erstlich / daß sie ein öffentlichen Widerruff theten / vnnd jhre vorige Lehre verdammeten / als were im
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(Anno 1536.) Abendmal deß HERRN nichts anders oder mehr / denn Brodt vn̅ Wein. Zum andern / daß sie jren Zuhörern mit allem fleiß wol eynbildeten / Daß man im Abendmal deß HERREN warhafftig habe vnd auch mündtlich empfange / den waren Leib vnd Blut Christi / vnd dasselbige nicht weniger die Gottlosen / als die Gottseligen / vn̅ daß sie nicht one auffhören / nur allein treiben solten das Geistliche Essen / dauon vnter vns kein Streit ist / Sondern weil die Leuthe in dem wahn stecketen / als were der Leib CHRISTI im Abendtmal nicht gegenwertig / müste man in dem Stück jhnen zu hülff kommen / etc. Darnach folget in gemeldter erzehlung etwas von Zwinglij vnd Oecolampadij personen / allda denn ein klar Exempel deß / davon vorhin meldung geschehen ist / zusehen / Nemlich / daß sie etliche ding / mit lindern vnnd glimpfflichern worten referirt haben / nach jrer Leut vnd der Benachbarten gelegenheit / auff daß dieselben von diesem Handel nicht möchten abgeschreckt / sondern verhoffentlich mit glimpff auch herzu gebracht werden. Daher wirdt diß Stück in gemeldtem Tomo Buceri also erzehlet / als habe Lutherus sich erbotten vnter andern seinen erra tis (wie sie reden) auch diß zu erken̅en / daß er wider jetztgemelte Perso nen allzu scharff vnd hart gewesen. Vnd wiewol er sie sonst dem gericht Gottes befehle / so wolle er doch nicht sagen / daß sie verdampt seyn solten / denn Gott hette sie sonst wol auff andere weiß / die jhme nicht bekannt / selig machen können. Aber in der Lehr / die er wider jren Irrthumb / als were nichts anders oder mehr im Abendtmal / denn Brodt vnnd Wein / geführet / erstritten / vnnd erhalten hette / köndte er jnen nichts nachgeben / etc. Vnd diß Stück kan der Christ liche Leser gegen dem / wie es oben in deß Myconij schreiben / trewlich referirt worden / halten vnd sehen / wie fern vn̅ weit es von dem / das war ist / beyseyts gehe. Ferrner folget in Tomo Anglicano / daß Capito vnd Bucerus / auff die puncten / so jhnen Lutherus fürgehalten / geantwortet /
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sie hetten von der Schweitzer wegen / nichts zugesagt / allein / daß sie(Anno 1536.) hofften / daß auß dieser Handlung auch bey jnen etwas gutes erfolgen köndte / etc. Vnd summa / haben sie sich dahin referirt / daß in jhrer nechsten Handelung / mit den Schweitzern zu Basel angestellt / die Sacramentirische errores, die sie dafür hielten / daß sie in deß Zwingels Büchern zufinden weren / gnugsam abgewandt / vnd seine Confession von Christi gegenwertigkeit im Abendtmal / auch genugsam erkläret were. Was aber die Epistolas Zwinglij vn̅ die Vorrede belangt / haben sie die schuld auff die Buchtrucker geleget / vnnd haben angezeiget / daß solchs / wie es darmit ergangen / jhnen vnd auch jrer Obrigkeit wehe thete (wie droben in Myconij bericht mehr darvon gesagt.) Was auch den Widerruff betreffen thut / haben sie diß zur antwort gegeben / nemlich / daß sie bereit weren / mit lebendiger stimme zu widerruffen / was sie vberweiset köndten werden / daß sie in öffentlichen predigten vnrecht vnnd falsch fürgetragen. Wolten auch in einer offenen Schrifft widerruffen / was sie oder die andern so jhnen zugethan / in öffentlichen Schrifften falsch gelehret hetten / als daß man sie beschüldiget / es werde im Abendtmal allein Brodt vnd Wein / gegeben / vnd nicht auch der warhafftige Christus / etc. Daß aber bekennen sie / daß sie vorhin in der meinung gewesen weren / Daß Lutherus vnnd die seinen den Sacramenten allzu viel zu schreiben / vnd eine gröbere vereinigung Christi mit dem Brodt setzen / denn die Schrifft nachgibt. Vnd vrsch solcher jhrer meinung sey gewesen / daß man in den worten der eynsetzung gäntzlich keinen tropum habe wollen erkennen / sondern die schlecht also außlegen / Das Brot ist mein Leib wesentlich / vnd leibhafftig / oder ist in dem Brodt leibhafftiger weise. Item / wenn man ohne gnugsame erklärung sagt / daß die Sacrament sem canales der Göttlichen gnade̅ / gleich als ob man dem eusserlichen wercke für sich tanqua̅ ex opere operato, solchs zuschr. ebe / etc. Aber vo̅ der zeit an / da sie in jre̅ fol
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genden (Anno 1536.) vnd letzten schreiben sich erkläret / daß sie verwürffen die natürliche vereinigung deß Leibs Christi / mit dem brot / oder ein räum liche eynschliessung setzten / vnnd daß sie bey den Sacramenten den Dienern derselbigen den eusserlichen dienst allein / was aber zur Gnade Gottes gehört / Gott dem HERREN allein / vnnd seinem Geist zuschreiben / hetten sie sich beflissen / nun mehr biß in das achte Jar also daruon zu reden vnnd zu lehren / daß jedermann Lutherum vnd seine Schrifften auch also verstehen möchte. Daß sie aber widerruffen solten / daß sie nicht gelehret / das wolle sich gar nicht schicken / Sintemal in allen jren Schrifften nicht köndte gefunden wer den / daß sie gelehret hetten / daß im Abendmal deß HERRN nichts mehr denn Brot vnd Wein sey. Daß sie auch hinfort nicht sagen solten / daß allein ein Wortstreit vom Sacrament gewesen / da kein theil deß andern meinung rech eyngenommen / vnd verstanden / darauff antworten sie / daß sie solchs nicht von allen sagten. Das wer aber gleichwol war / daß sie D. Luthers vnnd der seinen meinung / nicht gnugsam verstanden / sonderlich in dem / da aller tropus gäntzlich verworffen / vn̅ so hefftig auff das leibliche essen deß Leibs Christi gedrungen worden: So wusten sie auch / daß Lutherus jre vnd der jren meinung auch nicht gnugsam eyngenommen / dieweil er jnen fürwirfft / daß sie die ware gegenwertigkeit Christi in seinem Abendmal verleugneten / welchs doch keiner vnter denen / so allhie zugegen weren / gethan hette. Da aber diese Sache wol vertragen würde / wollen sie auch drüber nicht viel wesens machen. Denn sie wollen gern bekennen / daß es ein Irrthumb sey / wenn man sagt / daß allein Brot vnd Wein im heiligen Abendtmal gereicht werde / sie wolten auch diese meinung als jrrig / mit ernst gern verdam̅en / doch daß die Personen / so daran vnschüldig / vnd nicht vberwiesen sind / vnter diesem schein nicht möge̅ verdampt werden. Was aber den Sacramentshandel an jhm selbst anlangt / sey jr vnd aller / so in den Frey vnd Reichßstätten predigen / glaub vnd
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lehr / von dem Sacrament / das sie halten / daß darin̅ auß einsetzung(Anno 1536.) vnd wirckung deß HERREN / wie die wort lauten / der ware Leib vnd Blut Christi / mit den sichtlichen Zeichen (Brot vnnd Wein) gereicht / gegeben / vnd empfangen werde. Von dem mündlichen essen sey der jhren meinung / gleich wie Lutheri / wie derselb in tractatu de praedicatione Identica darvon schreibet / nemlich / daß vnser Mund vnnd Zähne propriè für sich an den Leib Christi nicht gelangen / sondern wie die Schrifft saget / Johannes habe den heiligen Geist gesehen / der doch mit seinen leiblichen augen nicht den heiligen Geist / welcher an jhm selbst vnsichtbar ist / sondern die Taube gesehen hat: Auch bekennen sie alle / daß vmb der Sacramentlichen vereinbarung willen / man sagen köndte (wie auch die Patres zu thun pflegen) daß der Leib Christi / in die Hände vnd in den Mund genommen werde. Weil aber jhre Leuthe darauß allweg etwas gröbers zu schliessen pflegte̅ / so brauchten sie diese art zu reden nicht / sondern sie redeten also / nemlich / daß mit Brodt vnd Wein warhafftig gereicht werde / der Leib Christi / auff Göttliche vnd Him̅lische / vnd doch auff warhafftige vnd wesentliche art vnd weise. Mit solcher erklärung weren sie zu frieden / vnd vermaneten die jren / zu dem Essen / da ein warer Glaub bey ist / auff daß sie der Frucht dieses Sacraments theilhafftig werden. Was die niessung der Gottlosen belangt / habe̅ sie angezeigt / daß sie bey den jhren nicht viel wort dauon dürffen machen. Denn da sie wusten / daß Gottlose Leuthe zum Abendmal deß HERREN gehen wolten / liessen sie dieselbigen nicht zu. Doch was die Frag antrifft / sey das jr Antwort / daß die Gottlosen (die gäntzlich Gottloß sind / also / daß sie auch den worten deß Sacraments keinen / auch nit ein Historischen Glauben geben) nichts denn Brodt vnnd Wein empfahen. Denn die eynsetzung vnd wort deß HERREN / gehören nicht zu solchen / so durch auß Gottloß / vnnd auch nicht eusserliche Jünger deß HERREN sind. Die andern / so wol eusserlich für Jünger deß HERREN sich bekennen / sonst aber noch viel mangel
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(Anno 1536.) haben / weil sie die einsetzung vnd wort Christi / nicht verkehren / sondern einen Historischen glauben haben / empfangen auch den Leib vnd Blut deß HERREN / aber weil sie das thun / ohne lebendigen Glauben / werden sie schüldig an dem Leib vnnd Blut deß HERREN / wie auch die Corinther. Sie sagten auch / daß sie viel vnnd grosse ärgernissen in jhren Kirchen anrichten würden / wenn sie sagten / daß die Gottlosen gleich so wol theilhafftig würden deß Leibs Christi / als die Gottseligen. Denn sie vermaneten die jren täglich / daß sie durch waren Glauben deß HERRN Christi in seinen Sacramenten theilhafftig möchten werden / welches sie mit den Patribus auß dem 6. Cap. Johannis / das ware essen Christi nenneten / nemlich / zum Leben. Den andern / die solchen lebendigen Glauben nicht hetten / würde wol der Leib deß HERREN im Abendtmal / gleich so wol als den Rechtgläubigen gereicht / Aber wie Augustinus redet / sie essen Christum allein Sacramentlich / oder im Sacra ment / aber nicht zum Leben / sondern zum Gericht. Vnd sagt die Histori Buceri / daß eben darüber allerley rede vnd widerrede gefallen / vber welchen Lutheri schwacheit also zugenommen / daß man ein gantzen Tag habe müssen stille halten. Wie sie aber hernach wider zusammen kommen / habe Bucerus die vorige meinung mit ernster bezeugung widerholet / daß sie / nemlich / die ware gegenwertigkeit Christi in seinem Abendtmal nicht geleugnet hetten / vnnd wenn sie gesagt / daß Christi Leib Geistlich würde geessen / vnd daß Christus dem Mund deß Glaubens gerecht würde / so hetten sie mit solchen reden keme ertichte oder imaginirte gegenwart vnnd messung verstanden / Sondern hetten allein die grobe gegenwart vnnd eynschliessung / außschliessen wollen / wie die Welt im Bapsthum̅ eine bleibliche gegenwart ausser dem brauch imaginiert vnd gehalten / vnd diesen Wahn darzu gethan / daß solche erdichte gegenwart / viel gutes / wider allerley böses mit sich brächte / wenn gleich keine Lehr noch Glaub darzu käme. Daher man vom anscha wen vnd vmbtragen deß Sacraments so viel gehalten.
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Sie haben aber gleichwol auch beken̅et / daß sie die rechte meinung(Anno 1536.) von der gegenwart nicht allweg völlig erkläret / vn̅ daß sie Lutheri vnnd der seinen Wort / darmit sie die gegenwart Christi im Abendtmal außgedruckt / nicht allenthalben genugsam verstanden. Wie man aber widerumb kommen auff den Artickel von der Gottlosen niessung / hat Becerus gesagt / sie weren eines Glaubens mit Luthero / daß / nemlich / die jenigen / so die eynsetzung vnd Wort Christi nicht behielten / Sondern verkehreten / nichts anders denn Brot vnd Wein hetten. Die andern aber / ob sie gleich kein lebendig machenden Glauben mit sich brächten / so empfienge̅ sie doch nicht allein Brodt vnd Wein / Sondern auch den waren Leib vnd Blut Christi / doch jnen selbst zum Gerichte. Dieses aber würde in jhren Kirchen abschewlich lauten / wenn man sagen wolte / Daß die Gott losen gleich so wol / als die Gläubigen / den Leib Christi essen / (nemlich / welches essen beschrieben wird Joh. 6. Vnd von Augustino getrieben wird.) Darauff habe D. Pomeranus gesagt: So kön̅e man ja recht sagen mit S. Pauli worten / daß die Vnwirdigen auch empfahen den Leib Christi / jnen selbst zum Gerichte. Darauff habe Bucerus geantwortet / Ja wenn man Lutheri erklärung dazu setze / nemlich / da die Wort vnd Einsetzung deß HERREN gehalten / vnnd nicht verkehret werden. Vnd eben hie sol Bucerus (wie gedachter Tomus Anglicanus für gibt) seiner Distinction von den dreyerley Leute̅ / so diß Sacrament nemen können / gedacht haben / nemlich / zum ersten / die wir digen. Zum andern / der Vnwirdigen. Zum dritten / derer / so gar Gottloß sind / vnnd die nicht gläuben / was der HERR saget / Sondern alles verachten vnnd verlachen / vnnd daß dieselbigen nur allein Brodt vnd Wein nemmen / vnd empfahen / ob jnen gleich auß deß HERREN eynsetzung (die da nicht stehet auff jemandts
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(Anno 1536.) wirdigkeit oder vnwirdigkeit) gereicht vnd angebotten / werde auch der Leib vnd Blut Christi. Daß aber der Christliche Leser dardurch nicht verwirret / noch verjrret möge werden / sol er mit fleiß mercken / daß deß Myconij Schrifftlicher bericht / welcher droben gesagt / meldet / daß Bucerus endtlich sich erkläret / was er von den gar Gottlosen gesagt / dz verstehet er nicht von Christo / sondern von Türcken / Heyden / Jüden / etc. Vnd fürnemlich / sol wol gemerckt werden / da bald hernach die Concordien Artickel sind gefaßt vnnd vnterschrieben worden / daß darinn nicht dreyerley / sondern nach Pauli Lehr / allein zweyerley Gäst bey diesem Abendmal gedacht werde / Nemlich / Wirdige vnd Vnwirdige / etc. Vnd diß ist die beste vnd aller gewisseste erklärung desselben Puncts / daran auch / einfallender disputation halbe̅ / viel gelegen. Nun folget in gemeldtem Tomo der Beschluß derselbigen handlung also / daß / nemlich Lutherus / ordentlich vmbgefragt habe / bey den Oberländischen / von eines jeden Glauben in diesem Artickel. Darauff sie sämptlich vnd ein jeder für sich / bekennet / daß diß aller meinung vnd lehre sey / vnnd haben daran gehängt / daß bey jhnen nicht gestattet würde / daß jemandt lehren möcht / daß allein Brodt vnd Wein im heiligen Abendtmal zugegen were / Ja es were in etlichen Stätten darauff ein schweere Straff / als auff eine Gotteslästerung gesetzt / wenn jemandt also redete. Sie aber lehreten alle trewlich / daß der ware Leib vnnd Blut Christi im Abendtmal gereicht / vnnd empfangen werde. Dar auff habe Lutherus mit den seinen einen Abtritt genommen / vnd darnach mit freundlichen worten vnd geberden angezeigt / sie hetten jre antwort vnd bekenntniß angehöret / daß sie / nemlich gläubten vnd lehreten / daß im heyligen Abendtmal der ware Leib vnd Blut deß HERRN gereicht vn̅ empfangen werde / vnd nicht allein Brot vnd Wein / vnnd daß solches reichen vnnd empfangen / warhafftig geschehe / vnd nicht imaginarie, durch eynbildung vnser gedancke̅. Weil sie sich aber allein
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der Gottlosen halben etwas stiessen / aber doch gleichwol bekenneten(Anno 1536.) / daß die vnwirdigen / wie Paulus sagt / den Leib deß HERRN empfingen / wo nemlich die einsetzung vnd wort deß HERRN nicht verkehret werden / darüber wolten sie nicht streiten / sondern wolten sie erkennen vnnd annemmen / was diesen Artickel belangt / als jhre liebe Brüder im HERRN. Vnd diesen Artickel solte Philippus schrifftlich fassen / darinne auch sie die Oberländischen gewilliget / daß es also gefasset würde / dieweil bey Luthero der gantze handel darauff beruhe / daß wir in den worten deß HERRN (Nemet hin / vnd esset / das ist mein Leib / etc.) gläuben vnnd bekennen eine ware darreichung vnd vbergab deß Leibs Christi / etc. welches also bestehe in dem befehl vnd werck deß HERRN / vnd nicht in einiges Menschen wirdigkeit oder vnwirdigkeit / daß es auch warhafftig geschehe / wenn die handlung deß heiligen Abendmals in der Kirchen oder Gemeine Gottes / nach deß HERRN wort vnnd befehl verrichtet wirt / ob gleich in den Dienern oder denen so hinzu gehen / etliche verborgene mängel noch vorhanden. Vnd daß der Artickel also möchte gestellet werden / daß im heiligen Abendmal gegenwertig sey vnd gereicht werde / nicht allein Brot vnd Wein / sondern mit den signis axhibitis, auch der Leib vnd Blut deß HERRN / vnd zwar der einige ware Leib vnd Blut deß HERRN / das ist / Christus selber warer Gott vnd Mensch / weil sein Leib vnd Blut / vnd seine Göttliche / vnd Menschliche natur / nicht können von einander gerissen oder getrennet werden / etc. Es meldet auch die Historia / in offt erwehntem Tomo weiter / daß den 27. Maij Capito vnnd Bucerus die Schweitzerische Confession / so zu Basel gestellt / D. Luthero vberreicht vn̅ gegeben / darauff er den 29. Maij geantwortet / Die Confession were wol an sich nicht vnrecht / doch köndten sich etliche gleichwol an den worten / so darinn gesetzt / stossen vnd ärgern. Ist derhalben gebetten worden / daß man fleissig vnd freundlich mit den Schweitzern handeln wolte / damit die Concordj Artickel / welche zu Wittenberg von
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(Anno 1536.) allen sämptlich angenommen / vn̅ vnterschrieben / auch die Schweitzer annemmen möchten / denn also würde aller scrupulus hinweg genommen werden / etc. Es stehen auch wol noch mehr Artickel / in Tomo Anglicano, davon Anno 36. zu Wittenberg in der Concordj handlung ist geredet worden / welche nötig vnd nützlich sind zuwissen / als von der Kinder Tauff / von der Absolution / vnnd von der Communion oder Gemeinschafft der Kirchen im brauch deß Worts / der Sacramenten / vnd deß gemeinen Gebetts / etc. Dieweil aber solche Artickel hieher zu diesem Argument / da wir von dem heiligen Abendmal deß HERRN handlen / fürnemlich nicht gehören / sondern sein sonderlichen ort vnd eigenen tractatum erfordern / wöllen wir auch dieselben jetzt an diesem ort lassen beruhen / sintemal davon vnserer Kirchen Glaub vnd Bekenntniß / jedermenniglich gnugsam bekannt ist. Vnd wöllen es nun bey diesem / was auß dem Tomo Anglicano angezogen / zur Historien dienen mag / auff dißmal bleiben lassen. Denn was sonst darunter gemenget ist / wie Bucerus etwa hin vnd wider die Concordj Artickel / nach der Leute vnd Personen gelegenheit / sich zu erklären vnterstanden / davon ist oben meldung geschehen. Wir stellen solches alles an seinen ort / vnd lassen es in seinem werth vnd vnwerth bleiben / vnd halten vns an das / was die Formula Concordiae selbst außsagt / vnd mit sich bringt / vnd wie sie sich selbst deutlich gnugsam erkläret / vnd Bucerus selber für der gantzen allgemeine Kirchen / dieselbige declarirt hat / wie droben weitläufftiger angezeiget ist / vnd kan zum vberfluß der Christliche Leser / auch besehen / wie solche obgedachte Concordj hanglung D. (D. Ludonicus Rabus von Vlm.) Ludouicus Rabus Superintendens zu Vlm / in seinem vierdten Theil der Märtyrer / beschrieben hat. Darauß denn erscheinet / daß auch die Oberländischen Predicanten die gefaste Concordiam nicht anders auffgenommen vnnd verstanden / denn wie Lutherus vn̅ die Sächsischen Kirchen dieselbig allwege / erkläret haben. Vnd
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auff daß ja hieran nichts feile / wöllen wir wolgedachtes Lehrer Ludouici(Anno 1536.) Rabi, als eines Oberländischen wolverdienten treuwen Lehres / wort vnd erzehlung auch anhören / welche also lautet: In dem 1536. Jar / sind etliche der Oberländischen Stätte Predicanten / zu D. Martin Luthern gen Wittenberg kommen / vnd ist allda die Concordj vnd vereinigung / vom rechten waren schrifftlichen verstande der Wort im heiligen Abendmal vnsers HERRN Jesu Christi / sampt etlichen andern notwendigen Artickeln troffen / gemacht vnd bestättiget worden. Dieweil aber solche Historia von den fürnembsten vnd berhümpsten dieser zeit Historienschreibern / entweder gar vmbgangen vnd verschwiegen / oder aber mit kurtzen vnd wenig worten also schlecht vnd obenhin ist angereget vnd angezogen worden / nichts desto weniger aber meines erachtens / an derselbigen nicht allein vnsern Personen / die wir das H. Euangelium in den Oberländischen Stätten predigen / sondern auch vnsern kirchen viel wil daran gelegen seyn / Damit aber aller Welt vnser Bekenntniß vnd Lehr beweiset sey / achte ich der Christliche Leser werde es im besten / vnd auß Christlichem gemüte von mir auffnemmen / daß ich dieselbe Historiam auß gewissen actis etwas weitläufftiger / vnd auß vrsachen hie zu melden / vnnötig erzehle: Wer es besser weiß vnd besser kan / der mache es besser. Auff den 21. Tag Maij / sind die Herrn vnd Prediger von den Oberländischen Stätte̅ zu Wittenberg glücklich ankommen / vnd in die Herberge / so jnen von Churfürstlichem befel verordnet / eingezogen / vnd haben etliche auß jnen noch denselbigen abend / den Herrn D. Luthern vn̅ andere fürneme Theologen zu Wittenberg angesprochen vnd gegrüsset. Folgends den 22. Maij / haben D. Capito vnd D. Bucerus dem Herrn D. Luthern alle Brieff vnd Schrifften / so sie von allerley orten mitgebracht / vberantwortet / vnd mit jm sich vnterredet / welcher gestalt / vn̅ in was ordnung die gantze handlung / zur gemeinen Concordj / in solchen Conuent / stattlich möchte fürgenommen
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(Anno 1536.) werden. Auch vnter andern vermeldet / wiewol sie auß etlichen vmbstenden wol köndten vermercken / daß D. L. vnd die seinen nun mehr wol wüsten / was sie vom H. Abendmal laut etlicher jrer außgegangenen Confessionen vnnd Artickeln hielten / vnnd deßhalben auch nicht sondere vnd weitere klage solten haben / jedoch wo er weitere erklärung würde begeren / wolten sie dasselbige mit willen vnnd gantz getrewlich thun. Auff solches hat D. Luther die Brieffe erstlich / so jm von allen orten zugeschrieben waren / gelesen / welches sich biß auff den Mittag hiemit verzogen / also daß erst nach Mittage / die gemelte Herrn D. Capito vnd D. Bucer vmb drey Vhr widerumb zu jm kommen sind. Da denn D. Luther mit grossem ernst / jnen der länge nach hat für gehalten. Er wisse nichts von andern puncten Christlicher Lehr zu handeln / die Concordj vn̅ einigkeit bestünde denn zuvor im Artickel deß heiligen Sacraments. Denn ob man wol auß gebe / man sey mit jm einig / so wölle jm doch für vnnd für das widerspiel war sein bedüncken / so köndte er auch vnd wölle es nicht leiden / daß man allein auß solchem streit / ein wortstreit machen / denn es jm nit vmb schlechte wort / sondern vmb die warheit der wort deß HERREN Christi / im H. Abendmal zuthun sey. Hierauff geben antwort Doct. Capito vnd Bucerus / daß sie mit höchstem ernst / bey menniglich dahin gehandelt / damit D. Luthers meinung recht verstanden würde. Vnd ob sie wol auß etlichen D. Luthers vnd der seinen schreiben vn̅ worten / ein gröbere vereinigung Christi mit Brot vn̅ Wein im H. Abendmal / denn die Schrifft vermöchte / verstanden / vnnd deßhalben für vnd für besorget / als würde durch solchs der Bäpstische jrrhumb wider eingeführet / durch welchen die Leute das Heil / bey den eussern thun an Sacramenten ohne waren Glauben / suchten / so hetten sie doch auß jren nachgehenden schriffte̅ gnugsam vernommen / daß D. Luther vnd die seinen / den Leib deß HERRN. mit keiner natür lichen einigkeit ins Brot reumlich einschliessen. Der
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halben sie denn auch solchs frey in schrifften / vnd sonsten bekennet /(Anno 1536.) vnd sich nun mehr viel Jar andere auch zu solchem verstande zubringen / mit allem fleiß bearbeitet / vnnd dabey Gott befohlen / daß jnen jre schrifften vnd lehren / etwan gar weit anders / denn sich jhre meinung gehalten / gedeutet werden / wolten aber auch alles das retractiren, hettens auch schon allbereit gethan / was sie jmmer könten wissen / beyde in jhrer lehr vnd eigner person / gefeylet seyn / wie denn solchs einem jeden waren Christen zustünde / vnnd sich der H. Augustinus vnd alle andere rechte heilige Vätter / zuthun beflissen haben / sie hetten sich aber nit zuerinnern / daß sie etwan geschrieben vnd gelehret haben / daß im heiligen Abendmal allein schlecht Brot vnd Wein seyn solte. In darthun solcher meinung / begaben sich allerley reden / vnd gegenreden / zu erleuterung deß handels / ob welchen D. Luther leibs blödigkeit halben / so schwach war / daß er muste auffhören / mochte auch morgens den 23. Maij nichts handeln / also war erst Dienstags nach Mittage vmb drey Vhr weiters gehandelt. Da hat D. Martinus Butzer im namen vnnd beyseyn aller anderer Prediger / vorerzehlte meinung mit weiter erklärung widerholet / mit angehengter ernstlicher bezeugung / daß es sich in der warheit also bey jnen halte / vnd daß sie ware gegenwertigkeit Christi im heiligen Abendmal niemals verneint haben. Allein das hette in jren Kirchen zuviel grob lauten wöllen / daß sie solten gelehret haben / daß auch die Gottlosen den Leib Christi empfiengen / Daß sie aber etwan geschrieben vnd gelehret haben / der Leib Christi werde allein geistlich gessen / vnd dem Munde deß Glaubens dargereicht / es sey nicht darumb geschehen / daß sie nur ein imagination, das ist / eine ertichte gegenwertigkeit vnnd niessung setzten / sondern daß hiemit die gröbere vnd Bäpstische transsubstantiation vnd gegenwertigkeit außgeschlossen würde / wollen auch dem gar nicht zuwider seyn / das nach dem Spruch Pauli 1. Corinth. 11. die vnwirdigen auch den Leib vnd das Blut Christi empfiengen. Nach
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(Anno 1536.) solcher vnd anderer weitläufftiger erzehlung deß Buceri / hat D. Luther die andern Herrn Prediger / so zugegen waren / alle nach ordnung / jhres Glaubens halben befragt / vnnd nach dem sie alle gleicher gestalt / wie zuvor Bucerus / auch bekennet / ist Doctor Luther mit den seinen / nemlich Herrn Philippo / Doct. Jona / Doct. Pomerano / Doct. Creucigero / vnd sonst zween Doctorn / so Pfarherrn zu Eisenach vnd Gotha waren / vnnd andern Wittenbergischen Predigern abgetretten / vnd sich mit jnen vnterredet. Demnach als sie widerumb zusammen gesessen / gantz freundlich die Gesandten der Oberländischen Stätte angesprochen / vnnd gesagt: Wirdige Herrn vnd Brüder / wir haben nun euwer aller Antwort vnd Bekenntniß gehöret / daß jhr gläubet vnd lehret / Daß im heiligen Abendmal der ware Leib / vnd das ware Blut deß HERRN / gegeben vnd empfangen werde / vnd nicht allein Brot vnd Wein / auch daß diß vbergeben vnd empfahen / warhafftig geschehe / vnnd nicht imaginariè oder ertichter weise / stösset euch allein der Gottlosen halben / bekennet aber doch / wie der heilige Paulus sagt / Daß die vnwirdigen den Leib deß HERRN empfahen / wo die einsetzung vnd wort deß HERRN nicht verkehret werden / darob wöllen wir nicht zancken. Weil es denn also bey euch stehet / so sind wir eins / erkennen vnd nemmen euch an / als vnsere liebe Brüder im HERRN / so viel diesen Artickel belanget / Philippus sol nu diesen Artickel in schrifft verfassen / vnd als es spat war / ließ er sie dißmals wider in jhr Herberge / Doch morgens wider zu jm kommen / vnnd von den andern fürnemen Puncten / als Tauff / Absolution / vn̅ dergleichen zuhandeln / vnd deß Lateinischen Psalm singens vnnd anderer Ceremonien halben / dieweil es Kinder werck were / hette es nicht noth. Hactenus Rabus. Bey solchen warhafftigen / vnverdächtigen / vnd richtigen erzehlungen / von der offigemelten Concordj handlung / lassen wirs billich bewenden / vn̅ dancken Gott für die warheit / kehren vns auch
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nicht an andere ertichte narrationes. Derwegen auch / ob wol in(Anno 1536.) den declarationibus, so Bucerus der Sacramentirer für geben nach / sol gethan haben / allerley weitläufftige / dunckele vnnd zweiffelhafftige wort vnnd reden sind / die ein theil so / das andere anders anzeucht vnd deutet / so sind wir doch Gott lob nun mehr der arbeit vberhaben / daß wir vns nit groß drüber bekümmern dürffen. Denn auch der Sacramentirer eigener conductitius Rhetor vnd gedingter(Brofius Wolff gehet mit vnflätigen lügen vmb / vnnd muß doch die Warheit bißweilen wider sein danck bekennen.) Procurator, so sich mit einem frembden vnd getichten namen Ambrosium VVolffium nennet / nach dem er durch ein grosses langes Buch allerley Zungentröscherische stück vnd griff versucht vnd gebraucht / alles auff die Sacramentirische seiten vnd meinung zu ziehen / vnnd zu deuten / so muß er doch selber in seiner Vorrede vnd sonst bekennen / daß die Sächsischen Kirchen / so D. Luthero / vermög Gottes Worts / darauff er sie gewiesen / gefolget / vnd anhängig gewest / ein ander Lehr vnnd meinung von der leiblichen vnd (wie ers hernach nennet) wesentlichen gegenwertigkeit / vnd mündlichen niessung gehabt / denn wie die Sacramentirer die Concordj handlung jetzund deuten vnd außlegen. Vnd in demselben langen Buch pagin. 438. schreibet er: Man wil gern zugeben / daß vielleicht Lutherus vnd die seinen ein andern verstand der Concordj Artickel / für sich vnnd jhre Kirchen gehabt haben mögen / welchen die Sacramentirer jetzund nicht haben / sondern solche Concordj handlung anders deuten vnnd außlegen wöllen. Bey diesem eigenen Zeugniß vnd Bekenntniß der Widersacher / nemlich in was verstand / vnnd auff was meinung Lutherus vnd die seinen für sich vnd für jhre Kirchen / vnd namhafftig / wie die Sächsische Kirchen / die Concordj Artickel vnnd handlung verstanden / vnd angenommen / lassen wirs auch billich bleiben / vnd sollen vnd wöllen vns / in keine ferrnere Disputation / auff allerley erdichte Declarationes, so von jhnen fürgebracht werden / einlassen. Was sie aber weiter für andere Sacramentiri
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sche (Anno 1536.) priuilegia vnd Freyheiten darauß abnötigen / vnd erzwingen wöllen / das befehlen wir dem frommen Gott / wie lang er jhnen solchen mutwillen gestatten / vnd zusehen wölle. Wir wöllen hiermit das 36. Jar beschliessen / vnd ferrner in ordnung der historien fortfahren. ( Anno 1537. )

Anno 1537.
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(Schmalkaldischer Chur / Fürsten / vnnd Stände / Tag.) Anno 1537. ist ein Chur / Fürsten vnd Stände Tag der Protestirenden zu Schmalkalden angestellt vnd gehalten worden / den fünfftzehenden Februarij angehend / dahin die Chur / Fürsten vnd Graffen (Sachsen Hessen / Lünenburg / Wirtten berg / Pomern / Anhalt / Manßfeld / etc.) auch die Reichsstätte in grosser anzahl / deß Concilij halben / jhre fürnemmesten Theologen / Lutherum / Pomeranum / Philippum / Schnepfium / Osia̅drum / etc. mitgebracht. Dieweil aber vnser fürnemen jetzund an diesem ort nicht ist / die gantzen acta oder handlung desselben Conuents zu fassen / sondern nur allein was fürnemlich zum Sacraments handel gehöret / kürtzlich vnnd warhafftiglich zu erzehlen / so wölle der Christliche Leser / erstlich wol mercken / dieweil nicht alle der vnsern Theologi darzu gezogen vnnd dabey gewesen (wie oben vermeldet) da die Concordia zu Wittenberg im vorigen Jar gestellet / vnnd dieses außdrücklich vorbehalten / da sie vnterschrieben worden / daß sie auch an andere vnsers theils Theologen / gelangen vnd gebracht werden solt / So ist der kurtze bericht Myconij, dessen im vorigen Jar gedacht / vnnd auch der Brieff Myconij, so an Magister Veit Dietrichen ergangen / in aller allda gegenwertigen Theologen Hände kommen / vnd ist durch diese gelegenheit / auch den abwesenden bekannt worden. Vnd weil die Papisten vnnd andere / von derselben Concordia allerley spargirt vnd außgebracht / als were Doctor Lutherus dadurch zu den Zwing
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lianern getreiten / daß derhalben D. Lutherus in den Schmalkaldischen(Anno 1537.) Artickeln / sich außdrücklich / wie er zuvor je vnnd allwege gethan / widerumb erkläret hat / wie er die offterwehnete Concordia( Forma Concordiae repetitur, & denuo declaratur in Articulis Schmalcaldicis. ) gemeinet / vnd verstanden haben wölle. Denn dieselbigen Artickel waren also / vnnd zu dem ende gestellet / daß sie auffs Concilium zu Mantua / oder wo es hette seyn mögen / vberantwortet werden solten. So wirt auch in der superscription der Schmalkaldischen Artickel / Item / der Augspurgischen Confession vnd Apologiae, welche vnterschreibung damals widerumb geschehen / sonderlich in D. Brentij subscription / außdrücklich der Formae Concordiae gedacht / wie dieselbige vom heiligen Abendmal / mit Bucero vnnd andern abgesandten Oberländischen Theologen / zu Wittenberg auffgerichtet / beschlossen vnd vnterschrieben worden. Darauß denn nun klar ist / daß der vnsern Theologi dieselbige Concordiam also verstanden vnd angenommen / wie der zehende Artickel vom Abendmal / in der Augspurgischen Confession vnd Apologia / vnd nu auch in den Schmalkaldischen Artickeln gesetzt vnd erkläret stehet / mit diesen worten: Vom Sacrament deß Altars halten wir / das Brot vnnd(Vom Sacrame̅t deß Altars.) Wein im Abendmal / sey der warhafftige Leib vnd Blut Christi / vnd werde nicht allein gereicht vnd empfangen von frommen / sondern auch von bösen Christen. Vnd wölle der guthertzige Leser mercken / da in der handlung Anni 36. allerley disputirt war / ob man möchte nennen die Gottlosen vnd vngläubigen / oder ob man schlechts allein die vnwirdigen nennen solte / wie man in der grossen versam̅lung zu Schmalkalden davon geredt hat / nemlich / daß genennet sollen werden nicht allein vnwirdige / sondern auch böse Christen. Deßgleichen ist auch sonderlich mit fleiß zumercken / daß von den Chur vnd Fürsten / auff diesem Schmalkaldischem Tag / den anwesenden Theologen / so in grosser anzahl zur hand gewesen /
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(Anno 1537.) befohlen worden / daß sie die Augspurgische Confession vnd Apologia / so Keyser Carln zu Augspurg Anno 1530. vberantwortet / (Augspurgische Confession vn̅ Apo logia auff ein neuwes vnterschrieben.) mit trewem fleiß noch einmal / vom anfang biß zum ende / durchlesen solten / vnd wo etwas darinn befunden würde / das der heiligen Göttlichen Schrifft nicht aller ding gemäß geachtet / oder sie in jren Kirchen vnd Schulen nicht dergleichen lehreten / daß solches geändert vnd verbessert würde / vnd die erforderten Theologen / ein jeder mit eigener Hand / die Aupspurgische Confession vnd Apologia / auffs new vnterschrieben / wie denn solche subscription den 24. Februarij erfolget / vnd in den worten vnd meinung gemelter Confession vnd Apologia nicht das geringste fürgelauffen / das geändert oder verbessert werden solte / sondern / wie sie Anno 1530. vbergeben / also ist sie vnterschrieben / vnd von neuwem bestättiget (Enderung deß zehende̅ Artickels in der Augsp. Confession ist nit gesche hen mit wissen vnd wille̅ der Stände vn̅ Theologen.) worden. Denn die änderung deß zehenden Artickels vom Abendmal / da hernach etliche wort zum theil geändert / zum theil außgelassen / ist allererst im 40. vnd 42. Jar / von etlichen für sich / priuato consilio, fürgenommen / vnd gehöret zu der subscription / die zu Schmalkalden geschehen / gantz vnnd gar nicht / sintemal die erste vngeänderte Confession / mit raht vnd vorwissen der Theologen / von den protestirenden Ständen / selbst erstlich vnterschrieben / vnd hernach in diesem 1537. Jar / auß sonderlichem befehl der Stände / von den Theologis / mit vorgehendem gesampten raht vnd erwegung / wie vermeldet / abermal ohne alle änderung vnd verstümmelung / vnterschrieben worden. (Deß Wolffens nenwe lügen.) Darauß ist der vngrund deß ertichten Wolffij abermal zugreiffen / der bößlich fürgibt / als habe der Artickel vom H. Abendmal / wie er Anno 1530. gesetzt / vn̅ dem Keyser zu Augspurg vbergeben ist / von wegen der Concordj im Sacramentsstreit / Anno 1536. zu Wittenberg auffgerichtet (davon bißher bericht geschehen) nicht können noch sollen stehen bleiben / sondern habe notwendig müssen also / wie aller erst vier Jar hernach / ohne wissen vnnd willen der Stände vnnd der Theologen / geschehen ist / geändert
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werden / daß nemlich das wort (zugegen sey / vnd da außgetheilet(Anno 1537.) vnnd empfangen werde / eib.) vnnd der anhang im Lateinischen Exemplar (Et improbant secus docentes, vnnd wirdt die gegenlehr verworffen) außgelöschet vnd hinweg gethan worden. Aber davon sol hernach Anno 1541. mehr bericht geschehen / jetzt ists an dem gnug / daß man wisse / daß der zehende Artickel / vom(In teutsch Exemplar der Augsp. Confession ist der zehen de Artickel / recht geblie ben.) Nachtmal deß HERRN / allzeit im Teutschen gantz geblieben sey / wee er anfänglich / Anno 1530. gesetzt / wie noch alle Exemplaria bezeugen / vnd daß die Augspurgische Confession vnnd Apologia / Anno 1537. ohne einige änderung vnd abbruch von beyden theilen / auch von Martino Bucero (der damals gen Schmalkalden kommen / wie nachfolgender bericht außweisen wirt) in seinem / vn̅ deß Predigampts vn̅ der Kirchen zu Straßburg / Statt vn̅ namen vnterschrieben worden. Ist also vom heiligen Abendmal einerley meinung / beyde(Vngeänderte Angspurgische Confession / vn̅ Schmalkaldische Artickel / sind einer meinung / vnd wer eines annimmet / der bekennet sich auch zum andern. Wolffens vnerbar gedicht.) der ersten vngeänderten Augspurgischen Confession / vnnd der Schmalkaldischen Artickel / Vnd wer Anno 1537. diesen Artickeln vnterschrieben hat / der hat eben diese Lehr gebillichet / die in der ersten Augspurgischen Confession stehet / Vnd herwiderumb / wer derselben Augspurgischen Confession vnterschrieben hat / der hat sich auch zu den Schmalkaldischen Artickeln bekennet. Denn vnser Theologi sich beyden schrifften / auff dem Tag zu Schmalkalden / vnterschrieben / vnd dadurch einerley lehr / nicht zweyerley lehr (welches nicht Christlich / sondern ein Wölffisch vnerbar stück were) bestättigt vnd fortgesetzt haben. Es wil vbelgedachter Brosius Wolff auch darauß viel wesens machen / daß Bucerus / der dazumal zu Schmalkalde̅ gewest / vnd / wie gesagt / der Sächsischen Augspurgischen Confession vnd Apologiae / Item / den Artickeln von der Gewalt deß Bapsts / vnd der Bischoffe vnterschrieben / auch nit zugleich den Schmalkaldischen Artickeln subscribirt hat. Daher wil nu der Wolff schliessen / daß Bucerus mit dem Articulo sexto, vom Sacra
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ment (Anno 1537.) deß Altars / wie der damals zu Schmalkalden von Luthero gestelt / nicht einig vnd zufrieden gewest seyn sol. Aber daß solches (Bucerus vnd Lycosthenes war umb sie gen Schmalkal den ankommen.) ein lauter geticht / vnd deß Wolffs gewöhnlich crimen falsi sey / ist darauß klar / daß erstlich war / daß Bucerus mit Lycosthene vn̅ seinen adiuncten / auß den Oberländischen Kirchen / nicht der vrsach halben abgefertiget / daß sie solten mit zugleich berahtschlagen vnd vnterschreiben / was auff dem Concilio solte vberantwortet werde̅ / sondern / wie die Historia außdrücklich meldet / daß sie / vermöge deß gegebenen abscheids zu Wittenberg / mit Luthero etlicher puncten halben / belangend die handlung von der Concordia, so Anno 1536. gefasset / vnnd nun auch an die Schweitzerische Kirchen gelanget war / ferrner reden solten / wie sie davon auch von den sechs örtern in Schweitz / vn̅ vom Bürgermeister zu Basel / etliche brieffe mit sich an D. Lutherum hatten. (Schmalkaldischen Artickel vnterschriebe̅ ehe Bucerus ankommen.) Zum andern / ist auch diß war / daß die Schmalkaldischen Artickel allbereit gemacht / vnd auß befehl der Euangelischen Fürsten / Stände vnd Stätte / so damals zu Schmalkalden beysammen gewesen / vnter schrieben / ehe denn Bucerus mit seinen geferten zu Schmalkalden (Lutherum allda anzutreffen) ankommen. Den̅ den 26. Februarij / hat sich Lutherus von Schmalkalden / seiner grossen schwacheit halben / da er bereit etliche Tage zuvor am Stein schwerlich kranck gelegen / müssen lassen wegführen. Nun sind aber die Schmalkaldischen Artickel / von den anwesenden Theologen / auch von Luthero selbst / vor Buceri ankunfft / vnterschrieben / vnd ist also alles / was zur verfertigung dieser Artickel gehöret / verrichtet gewesen / ehe man von Buceri ankunfft etwas gründliches vernommen. Nach geschehener / vnd allbereit / ehe Bucerus mit den seinen ankommen / vollzogener subscription der Schmalkaldischen Artickel / ist von den andern Gelehrten / der Artickel / von deß Bapsts vnd Bischoffe gewalt / vnd Obrigkeit gefasset / vnd ist sampt demselben die vnterschreibung der Augspurgischen Confess. vnd Apo
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logie / auß befehl / wie zuvor berichtet / fürgenommen / vnd den 24.(Anno 1537.) Februarij vollzogen worden / dazu sich Bucerus sampt den seinen / so allererst ankommen / da sie solcher / den abwesenden Theologen(Bucerus vnterschreibet sich vnter die Aug. Confession vnd Apologia.) befohlenen subscription / jnnen worden / willig erbotten vnnd begeben hat. Der Schmalkaldischen Artickel aber vnterschreibung / weil sie schon allerdings vor jrer ankunfft verrichtet / ist von Bucero vnd seinen Geferten nie erfordert worden. Es hat auch Bucerus zu Schmalkalden damals zu Doctor Luthero / wegen seiner schwacheit / nicht kommen können / daß er sich mit jm von der Concordia / darumb er denn ankommen war / ferrner hette bereden mögen. Derhalben / da Lutherus von Tambach (dahin er sich auß(D. Luther läßt sich vo̅ Schmalkalde̅ gen Tambach führe̅ / Steins halben.) Schmalkalden / wegen deß Steins / begeben / vnnd durch Gottes Gnade / mit grosser frewde aller Fürsten / Stände vn̅ Theologen / vnd sonsten deß Volcks / widerumb genesen) fortreiset / vnd Donnerstag nach Reminiscere gegen Gotha kommen / folgen jm im anfang deß Mertzen Bucerus vnd Lycosthenes / vnd treffen jhn zu(Bucerus folget D. L. nach / vnnd was vn̅ wie D. Lut. mit jm redet.) Gotha an / da er sie auch / ob er gleich noch schwach / zu sich rüffet / sie höret / vnd freundlich beantwortet. Das were (sagt er zu Bucero) das beste zur sache / wenn ewere Leute recht lehreten / vnd frey vnd rund herauß bekenneten / Lieben Freunde / Gott hat vns fallen lassen / wir haben gejrret / vnnd falsche Lehr geführet / lasset vns nun mehr klüger werden / vorsehen / vnd recht lehren / denn mit dem bementeln vnd vertuschen / läßt es sich warlich nicht thun / wie man auch weder sein eigen / noch anderer Leut Gewissen damit stillen kan / denn solch vmbschweiffen gefellet Gott nicht / der sonderlich der Lehr halben ein scharpff Vrtheil von vns fordern wirt. Darumb wir Gott vnd seinem Wort / in vnserm Ampt vnnd leben / nichts vergeben dürffen / es sey so gleissend / schön / herrlich / mächtig / künstlich / klüglich / als jmmermehr kan gedacht vn̅ fürgebracht werden / etc. Fleissiget euch (sagt er weiter) ewere volckreiche Gemeine / dafür jhr vnserm Gott müsset antwort geben / nicht mit schweren / hohen vnd verdeckten worten / noch frembden fragen /
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(Anno 1537.) sondern auffs aller einfeltigst treuwlich vnd deutlich zu lehren / etc. Auß diesem gründlichen bericht ist abermals die vnverschämpte (Wolffens lose theidung / vnnd vnverschämete zu̅gentrescherey.) lose theiding deß Wolffij zuvernemmen / der im Lufft daher ein Lügen erschnappen kan / vnd one einigen beweiß / vnd vrkundt tichten darff / Bucerus sey mit dem Artickel vom Abendmal / wie er zu Schmalkalden gefasset / vnnd vor seiner ankunfft vnterschrieben worden / nicht einig vnd friedlich gewesen / vnnd auch darumb sich in der subscription / die doch niemals von jhm begeret / gewegert habe. Menniglich aber kan leichtlich bedencken / wie Bucerus mit seiner habenden werbung / von Luthero würde empfangen worden seyn / wenn er sich im geringsten also hette vermercken lassen / wie er denn also auch zur subscription der Augspurgischen Confession vnd Apologien / nicht were zugelassen worden. Aber deß Wolffen vnverschämpt geticht / ist der Zwinglischen warheiten auch eine. Weiter haben am ende deß 1527. Jars / die von Issna im Algaw / an Lutherum geschrieben / vnnd ein eingelegten Zeddel von (D. Luther schrifft vnd antwort an die Statt Issua im Algaw / wegen der Co̅cordi.) der Concordia / im vorigen jar zu Wittenberg gefasset / jm zugeschicket / vnd seinen bericht darauff begeret / was / vnd wie er jnen aber geantwortet / zeiget nachfolgender Brieff. Gnad vnd fried in Christo. Erbare / Fürsichtige liebe Herren / vn̅ Freunde / die abgeschriebene Zettel / Lateinisch vn̅ Teutsch / so jr mir jetzt habt zugeschrieben / euch von andern Stätten zugeschickt / deß handels halben / so zwischen vns hie zu Wittenberg vom Sacrament gestellet ist / muß ich bekennen / daß alles sey also ergangen vnd beschehen. Aber daß jhr in ewerm Brieff vnter andern (D. Luth. ist zu Bucero vnnd den Zwinglianern nit getretten / hat sich auch) worten auch das anziehet / daß jhr berichtet solt seyn / als hette ich mich mit jhren den Oberländischen Predigern verglichen / so etwas noch widerspennig / solches verstehe ich nicht / was die damit gemeinet haben / die euch solches angeben. Zu dem auch ist eins seltzam / das jhr schreibet / wie jr keinem theil zugethan gewest seyd / etc.
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Wie dem allem / so füge ich ewer begierde nach zu wissen / ob etliche(Anno 1537.) würden bey euch / oder vmb euch / rhümen oder fürgeben / daß ich von meiner vorigen / wider der Zwingler meinung / gewichen sey /(mit juen nit verglichen / sondern sie sind zu jhm getrette̅ / vn̅ haben jhre falsche vorige Lehre widerruffen.) den bittet / daß er solches rhümens wölle schweigen / damit die angefangene Concordia nicht verhindert / vnd vielleicht eine ärgere discordia darauß werde. Denn ich wol leiden kan / daß sich rhüme hoher kunst / geistes vnd heiligkeit / wer da wil / nicht allein vber mich / sondern auch vber S. Paulum / ohne daß er mich nicht mit sich sol in seinen rhum ziehen / oder von mir sagen / er stehe noch / ich sey gewichen. Ich hoffe aber / gleichwol daß etliche vnter jhnen die Concordi von Hertzen vnd mit ernst meinen. Gott mag die andern auch herzu bringen nach seinem willen / wenns zeit seyn wirt. Solches müsset jr mir gläuben / vnnd ich mit Gottes hülffe nicht anders reden noch thun werde. Hiemit Gott befohlen. Anno / etc. 37. an S. Stephans tage in Weyhenachten. Bißher ist angezeigt vnd erwiesen / was Lutherus sampt den seinen / für ein Christlichen befehl vnd instruction / von seiner hohen frommen Obrigkeit / zu dem handel / von stifftung einer Gott gefelligen / rechten / gründlichen vnd bestendigen Concordj / im Sacramentshandel / gehabt. Zum andern / wie Lutherus / mit vnd sampt den Theologis auff seiner seiten / in derselben gantzen handlung / gar Christlich / fürsichtig vnd behutsam / auff allen seiten / alles mit fleiß in Gottes furcht wol verwaret. Zum dritten / wie auch deß andern theils Theologi / ehe denn man sie angenommen / sich also haben erklären müssen / daß Lutherus sampt den seinen / endlich mit jnen friedlich gewesen. Zum vierdten / was Lutherus sampt den seinen / für einen bericht / an seine hohe Christliche Odrigkeit / wegen der gepflogenen in re Sacramentaria, vnnd endlich getroffenen friedshandlung / geschrieben. Zum fünfften / was deß andern theils Theologi / da sie wi
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der (Anno 1537.) zu Hauß kommen / den jren für eine erklärung vnd bericht gethan / von der gefaßten Formula Concordiae, im Sacramentshandel / vnd was bey den jren darauff erfolget. Zum sechsten / was / vn̅ wie der protestirenden Stände Theologi / sich darauff zu Schmalkalden erkläret. Nu ist jetzt ferrner zusehen / was mit den Schweitzerischen fürnemen Kirchen vnnd Gemeinen / für handlung fürgenommen / vnd gepflogen / in der Concordiensachen / vnnd wie endlich ohne frucht vnd bestande dieselbige handlung zergangen / vnd vergebens gewest. (Handel mit den Schwei tzerischen Kirchen.) Bucerus vn̅ Capito haben sich der handlung mit den Schweitzern vnterfangen / vnd zwar vngeachtet / die grosse vnd hohe vertröstung / die sie gegen Doct. Luthero vnd andern / stattlich gethan / wol gedacht vnd gemerckt / es würde derselbig Concordihandel bey den Schweitzern nicht so bald vn̅ leicht seinen fortgang haben können / sonderlich wenn sie stracks gerad zugiengen. Derhalben haben sie nach menschlicher weißheit / die sache mit den Schweitzern / durch viel weite vmbschweiffe fürgenommen vnd treiben wöllen / vermeinend / sie wolten auff diese weise die Schweitzer gemehlich (In Religtonssachen gilt nicht menschliche weißheit vn̅ vm̅schweiff / sondern stracks gerad zu / richtig / schlecht vnnd recht / one Mum / Mum.) mit der zeit näher herzu bringen / vnd endlich gewinnen. Vnd ist diß ein mercklich Exempel / daß in Religions sachen / menschlicher weißheit anschläge / wenn vnd da man nicht gerad / nach dem Wort vnd Befehl Gottes wil zugehen / im außgang selten wol gerahten / noch zur bestendigen vnd Gott gefelliger erbauwung der Kirchen Gottes / dienen vnd nützlich sind: sondern daß diß der einige / beste vnd sicherste weg sey / incedere recto pede, iuxta veritatem Euangelij, mit geradem Fuß richtig zugehen / nach der warheit deß Euangelij. Denn auch Petrus in diesem fall gestrauchelt / vnd derwegen von Paulo offentlich vnd ernstlich gestrafft worden. Es ist auch gewiß vnd vnläugbar / daß Lutheri / vnd der seinen fürsatz / gemüt vnd meinung in der gantzen handlung / nie gewest / daß er von seiner / biß daher geführten Lehr vnd Beken̅tniß / vom heiligen
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Abendtmal / abweichen / vnd zur Zwinglianer lehr vnnd meinung(Anno 1537.) tretten wolte / wie bißher gnugsam erwiesen ist. So hat auch eben vmb die zeit an den Churfürsten zu Sachssen / Philippus geschrieben / es sey mit den Sacramentirern nur fürwitz / freuel / der Vernunfft(Phil. Mel. an den Chur für ste̅ / schret bet von den Sacramentirern / dz es nur fürwitz / freuel vnnd wahn mit jnen sey.) klugheit vnd wahn / damit man für Gott nicht bestehen könne / wenn es zum treffen kommen sol / vnd er wolle es mit den Zwing lianern nicht halten sein lebenlang / denn er wisse / daß sie vnrecht vn̅ falsch lehren vnd schreiben / etc. wie solch Philippi schreiben in Säch sischer Fürstlicher Cantzeley noch zur hand ist. So hat je auch Lutherus den Vnterhändlern / Bucero vnnd Capitoni / das nicht frey gestellet / daß sie mit den Zwinglianern ein andere Formulam Concordiae, auff jhren schlag vnnd art / stellen möchten / vnd daß Lutherus von der einmal zu Wittenberg gefaste̅ vnd vnterschriebnen Formula abweichen / vnd ein andere Zwinglische Formulam annemmen solte. Zu dem ist Lutheri fürhaben nie gewest / daß die Zwinglianer wol möchten ein andere Formulam stellen / darinn jre vorige lehr vnd meinung begriffen / dabey sie bleiben vnd verharren möchten / vnnd wenn sie nur Lutherum mit den seinen / bey der Wittenbergischen Formula bleiben liessen / so solte alsdann vnter jhnen gute Bruderschafft / fried vnnd einigkeit seyn / vnd möchte ein jedes Theil bey seiner meinung bleiben / vnnd gläuben / was / vnd wie es wolte. Das Widerspiel aber ist in vorige̅ Historien gnugsam erwiesen. Denn das ist D. Lutherisuchen / will vnd meinung gewest / daß die Zwinglianer dahin gebracht vnnd bewegt möchten werden / daß sie von jrer vorigen jrrigen meinung zu der Wittenbergischen Formula / wie die in der Handelung erkläret war / tretten / vnd sich von Hertzen begeben wolten / wie denn dauon wegen grosse stattliche Vertröstung geschehen / daß es gewiß folge̅ solte / wenn man nur ein wenig seuberlich thete / vnnd mit den Leyen im anfang etwas sanfft führe. Darumb hat auch Lutherus sich erinnert / daß Paulus / 2. Corinth. 5. schreibet: Thun wir zuuiel / das ist / ob wir gleich scharpff mit den Leuten fahren / so dienen wir doch
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(Anno 1537.) Gott daran / Thun wir aber seuberlich vnnd mässig mit jhnen / so thun wirs den Leuthen zu dienste / das allenthalben recht vnd wol gethan ist. Vnd weil man doch sonst jmmerdar schrye: Lutherus hindert mit seiner geschwinden hefftigkeit viel ding (welches doch nicht war) hat ers nicht allein geschehen lassen / daß Bucerus den Handel mit sanfftmütigem / gelinden / bescheidenem wege versuchen möchte: Sondern auch Lutherus selbst / hat allerley freundliche gelindigkeit gebraucht / doch der Lehr vnd der Sachen an jr selbst nichts vergeben / ob der liebe Gott durch diß mittel wolte Gnade geben / zu beständiger / Gott wolgefelliger Concordi / wie er auch derhalben zu (Sa crame̅tirer rede̅ dun ckel / kanderwelsch vnnd verdeckt.) Bucero noch zu Gotha gesagt: Euwere Leute reden sehr dunckel / kauderwelsch / vnnd verdeckt ding / er könne aber wol gedencken / daß sie so plötzlich sich auß der Sachen nicht winden noch reissen werde̅ / darinn sie so tieff stecken / Darumb sollen sie das beste thun / vnnd sie schlecht vnd eynfältig vnterrichten / daß sie jren Irrthumb erken̅en / vnd dauon abstehen / etc. (Bucerus be richtet die Schweitzer anders / den̅ es zu Witte̅berg ergangen.) Es sind aber Brieff vnd Vrkund vorhanden / daß Bucerus die acta Concordiae, wie sie zu Wittenberg ergangen / nicht aller ding bey den Schweitzern also referirt / vnd angebracht / noch die sache allenthalben also / wie sie zu Wittenberg ergangen vn̅ gelautet / erzehlet. Darumb auch Conradus Pellicanus / ein fürnemmer in Schweitz / gen Wittenberg / an seiner Freund einen geschrieben / wie folget: (Conradus Pellicanus / ein Sacramentierer / schreibt gen Wittenberg vn̅ klaget vber Buceru̅.) Gnad vnd Fried allezeit / in vnd von Christo. Lieber Marce / geliebter Freund vnd Bruder / Ich habe am ende deß Septembris auff einen tag zwey schreiben von euch empfangen / eines etwas länger / das ander kurtz / beyd aber sehr angenem / vnd haben Bullinger / Bibliander / Erasmus (zu Bern) vnnd ich / dieselben gelesen / vnnd dancken euch dafür / daß jr so redlich vnd auffrichtig / vnnd doch einmal die Warheit klar geschrieben / vnd wie es vmb das Werck der Concordi bewandt / angezeiget habt / welches Bucerus viel anders nun längst / vnnd zum offtern vns / vnnd vnser Oberkeit / vnnd den
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Stätten in Schweitz / hat fürgelegt / vnnd vns vberreden wöllen /(Anno 1537.) Lutherus halte es nun mit vns. Wir haben jm aber hergegen das widerspiel / auß D. Luthers Büchern weisen müssen / welches vnsere Obrigkeit selbs angehöret. Vnd weil Bucerus vns antwortet / es vrtheilte sich jetzt anders / vnd D. Luther were linder worden / vn̅ mit vns vnd vnserer Lehre wol zu frieden / haben wir jm bißher noch nicht können glauben geben / etc. Ihr aber habt vns recht berichtet / vnnd wir gläuben euch / daß es also sey: Bucerum aber können wir nicht verstehen / viel weniger jhm gläuben. Haec Pellicanus. Sonderlich aber haben Bucerus vnnd Capito / mit besonderem fleiß verhütet / daß ja nicht alles für Lutherum kom̅en möchte / was bey den Schweitzern gehandelt ward / vnd sich allerseyts zutrüge. Solchs sol dieser vrsach halben gemerckt werden / dieweil der(Wolffens greßliches Gedicht.) gedichte Tichter Wolffius / vnd seine Gesellen / diß ergreiffen / vnd wollen stracks erzwingen / was Bucerus in der Handelung mit den Schweitzern / darinnen er jnen zuzeiten viel nachgegeben / vn̅ durch die Finger gesehen / geredt / geschrieben vnd gethan hat / das sey alles mit gutem vorwissen vnnd willen / ja auß raht vnnd befehl Lutheri geschehen / so es sich doch gar anders / wie gnugsam ist außgeführt / verhalten vnnd zugetragen. Vnnd ist dem frommen Luthero / der der der grossen Demut / erbieten vnnd vertröstung gegläubet hat / wie zwar auch in diesen handlungen Bucero endtlichen selbst also ergangen / wie Sanct Paulus / 1. Corinth. 13. schreibet / Die eynfeltigkeit der Christlichen liebe gläubet alles. Aber wenn sie / sonderlich in Glaubens sachen / nicht dabey auch das in acht hat: Estote prudentes, sicut serpentes, Vnd wie Paulus sagt / 1. Corin. 14. Werdet nicht Kinder am Verständtniß / sondern an der Boßheit / Seyt Kinder am verständtniß / aber seydt vollkommen / So wirdt die Liebe offt vbel vnd gefehrlich betrogen. Doch ists war / was vnsere Vorfahrn gesagt: Melius est decipi, quàm decipere, Es ist besser / daß man betrogen werde / den̅ daß man andere Leute mit willen betriege.
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(Anno 1537.) Daß wir aber in vnser Verzeichniß fortfahren / vnd von der fürgenommenen Friedshandlung mit den Schweitzern / nach der Wittenbergischen Concordi / Anno 1536. gründtlichen Bericht thun / so haben Bucerus vn̅ Capito erstlich die Artickel der Witten bergischen Concordi noch Anno 1536. gen Basel geschickt / allda / so bald sie verlesen worden / etliche Gelehrte fürgewandt / es sein dieselbigen (Carlstad vn̅ Grineus ko̅men gehn Straßburg.) Artickel / dunckel / vnd nicht gnugsam. Darumb Carlstad vn̅ Grineus gegen Straßburg abgefertiget worden zu Capitone vnnd Bucero / die jhnen eine Relation vnd Bericht / von der zu Wittenberg gepflogenen Friedshandlung / mündlich gethan / darnach auch Schrifftlich vbergeben / wie sie nach jhrer menschlichen Weißheit gemeinet die Leute der örter zu persuadiren / vnnd an sich zu ziehen. (Zürcher wol len die Concordi nit annemmen.) Diese Relation ist von den Eydgenossen verlesen. Aber die Zürcher haben die Formulam Concordie / weder billichen / noch sich derselbi gen vnterschreiben wollen / Sintemal jrem bedüncken nach / sie dun ckel vnd zweiffelhafftig sey / vn̅ mit der Confession zu Basel / so An̅o (Bucerus wil die Zwin gelischen berede̅ / die Co̅cordia sey jres schlags.) 36. im Monat Januario geschrieben / nicht vbereyn stimme. Derhalben Bucerus vnd Capito selbs gehn Basel erfordert / kommen seyn / vnd hat Bucerus durch ein lange erklärung erweisen wollen / daß eine gleichförmige Lehr sey in beyden Schrifften vom Abendmal / nemlich / in der Baßlischen Confession / vnd in der Wittenber gischen Concordia. Vnd ob gleich bald hernach den 19. Octobris / Anno 1536. Jar / in der zusammenkunfft zu Bern / deß Buceri erklärung / von den Schweitzern nicht verworffen worden / als ob sie jrer Confession entgegen were / so haben sie sich gleichwol zur Subscription vnter die Wittenbergische Concordi nicht begeben wolle̅. Daher Bucerus vrsach genommen / jhnen zuuermelden / daß die Schweitzer bey dem Churfürsten zu Sachssen / bey Luthero vnd an dern / in grossem verdacht gewesen / als lehreten sie nicht recht de mi nisterio vom dienst deß Worts / vom Predigampt / vnnd von den Sacramenten / vnnd solcher verdacht würde nun jetzt noch grösser werden / so sie sich nicht besser vnnd richtiger erklären wolten. Dar
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auff haben sie mit einander beschlossen / daß sie D. Luthero antworten(Anno 1537.) / vnd jme zugleich jre Baßlische Confession von Sacramenten / vnd vom gantzen Predigam̅t / mitschicken solten / wie dieselbige von den Zürichern zusammen gebracht vnd beschrieben sey. Vn̅ solches(Baßlische Confession.) ist hernach Anno 1537. im Monat Februario (wie bißher angezeiget worden) geschehen / da Bucerus vnnd Lycosthenes zu Schmalkalden ankommen / vnnd Luthero / der sich / schwacheit halben / von dannen weg führen lassen / nachgefolget / vnnd jhm die Schrifft der Schweitzer / sam̅t der Baßlischen Confession / vberantwortet / auch von jm mündlichen bescheid / was / vn̅ wie sie es recht solten angreiffen / vnd in dieser sachen handlen / angehöret / wie solches oben nacheinander alles erzehlet ist. Weil aber Lutherus noch schwach gewest / hat er selbst den(Jacob Mey ger / Bürger meister zu Basel schret bet an Doct. Luth.) Schweitzern dazumal nicht antworten können / allein dem Bürger meister zu Basel / Jacob Meyger / der sonderlich an D. Lutherum geschrieben / vnd sich seinen gehorsam Son vnd Diener mit eigner hand genennet / hat er eine kurtze antwort gegebe̅ / wie er der Schwei tzer schreiben empfangen / vnnd jetzt nicht allein antworten köndte / welches man jm / seiner schwacheit halben / wolt zu gut halten. Philippus aber hat auß befehl deß Churfürsten zu Sachsen / einen kurtzen Sendbrieff verfasset / wie folget:

Den Edlen / Ehrnvesten / Erbarn / Weisen(Phil. Mek. Schrifft an die Schweitzer.) Bürgermeistern / Schulthesen vnd Rähten der Statt Zürich / Bern / Basel / Schaffhausen / S. Gallen / Mülhausen vnd Biel / meinen günstigen Herrn.
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Gottes Gnade / durch vnsern HERREN Ihesum Christum. Edle / Ehrnveste / Erbare / Weise / günstige Herren / Nach dem E. E. vnnd Ehrbarkeiten / eine gemeine Schrifft allhie
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(Anno 1537.) zu dem wirdigen Herrn D. Martino Luth. gesandt / darinnen jr die Lehr / von den heiligen Sacramenten / so in euwern Kirchen geprediget wirt / erzehlet vnnd erkläret habt / were Doct. Lutherus zu antworten willig gewesen / Es hat sich aber also zugetrage̅ / daß er durch Kranckheit verhindert / vnd vom Stein so schwach worden ist / daß er diesen trefflichen Handel nicht hat können fürnemmen / vnd nach notturfft euch antwort schreiben. Vnnd wiewol der Durchleuchtigste / Hochgeborne Fürst vnnd Herr / Herr Johann Friederich / Churfurst zu Sachssen / mein gnädigster Herr / nach dem es sich etwas zur besserung / mit deß Herren Dott. Luthers schwachheit geschickt / den Wirdigen Herrn M. Bucer / zu jhm gesandt / so ist doch Doct. Luther so starck nicht gewest / daß er zuschreiben vermöglich were. Dieses hat mein gnädigster Herr / der Churfürst zu Sachsen / mir befohlen / E. E. vnnd Erbarkeiten anzuzeygen / vnd hoffe / so bald wir widerumb heim kommen / vnd Doct. Luther gesund vn̅ starck wirdt / er werde E. E. vnnd Erbarkeiten nach der länge antworten / als denen er alles gutes günnet / vn̅ zum höchsten von Gott begeret / daß wir alle in Christlicher einigkeit / Gott vn̅ vnsern HERREN Jesum Christum anruffen vnd ehren / vnnd seliglich leben / welches vns Gott gnädiglich verleyhe. Datum zu Schmalkalde̅ / den 15. tag Martij / Anno / etc. 37. (Viel guther tzige from̅e Leuthe in Schweitz.) Es sind damals in Schweitz viel guthertzige Leute von Kirchendienern vnd Politischen Personen / vnter den Eydgenossen gewesen / die sich mit sonderbaren freundtlichen Worten / vnd hohem erbieten erkläret / daß sie die angebottene Christliche Concordia mit Luthero im Sacramentshandel / zu vollziehen / willig vnnd geneigt weren / wie den̅ auch etliche Prediger in der vberschickten erklärung etwas anders vnd bescheidener / vom Ministerio vnd Sacrament / denn sonst vorhin geschehen / redeten / vnd führeten vom Nachtmal deß HERREN / wie auch Lauaterus bekennet / diese wort: Substantialiter, essentialiter, realiter, corporaliter, carnaliter, supernaturaliter, wesentlich / leiblich / mit dem fleisch / vbernatürlich / etc.
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daher sich ein Gezänck vnter den Predigern in Schweitz erhaben(Anno 1537.) / daß derhalben ein Tag zu Bern gehalten / den letzten Maij / vnd darinn geschlossen worden / daß jetztgedachte Wort solten gantz(Newer Zwin gelischer tag vnnd schluß zu Bern in Schweitz.) vnd gar außgesetzt seyn / vnnd hinfort gelehret werden / daß der Leib vnd das Blut Christi nicht leiblich / oder mit der that wesentlich im Abendmal sey / Sondern allein also / wie die Confession zu Basel / vnd derselben erklärung mit brächte vnnd lehrete / Nemlich / daß der Leib Christi im Abendtmal nicht leiblich / mündtlich / substantzlich / oder Christi Fleisch carnaliter, empfangen werde / Sondern geistlich / geistlicher weise / vnnd mit dem gläubigen Gemüt. Denn mit dem rechten waren Glauben begreiffen vnd empfahen wir die verheissung Gottes / vn̅ die Him̅lischen Gaaben / vnd durch den Glauben wird der HERR recht fruchtbar geessen / daß er jetzt in den seinen lebt / vnd die seinen in jme / etc. wie die wort in der Baßlischen Confession lauten. Dieweil aber Lutherus der Schweitzer freundtlichen schrifften(Bucerus hat auff bey den seyten danckverdie nen wöllen.) / vnd dem auch mündlichen bericht Buceri (der auff beyden seyten hat danck verdienen wöllen) zuuiel glauben geben / vnd keine arg wohn oder verdacht einiger zweyzüngigen meinung gefast / Sondern auß seinem eignen / redlichen Christlichen gemüt vnd fromme̅ Hertzen / auch von andern dergleichen geurtheilet / vnd nicht anders gemeinet / denn es weren alle Schweitzer / die jhm außgesamptem(D. Lut. wirt betrogen.) raht mit einander so freundtlich zugeschrieben / gantz geneigt vnnd willig zur Concordi / vnnd mangelte nur daran / daß man ein wenig seuberlich mit jhnen müste vmbgehen / vnnd mit harten worten im anfang sie nicht abschrecken / (wie Buceri wort vnnd hohe vertröstung gelautet) er auch von der Züricher / vnd dergleichen tergiuersation / vnnd vnnötigem bedencken / keinen Bericht bekommen / hat er im Monat December / nicht derwegen / als hette er an jr er Confession nichts zu tadeln / Sondern / wie gesaget / auß Christlicher guter hoffnung / ein freundtlichs / glimpfflichs schreiben / an die Schweitzer lassen abgehen / vnnd doch darinn auch zugleich ver
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meldet (Anno 1537.) / daß in dem Artickel vom heiligen Abendmal / die fürstehende Concordia mit Luthero / noch nicht aller dings klar vnd richtig sey. Die Schrifft D. Luthers / an die Schweitzer / lautet von wort zu wort also: ( Tom. 6. Ien. 542. )

Den Ehrbarn / Fürsichtigen Herrn / Bürgermeistern / Schulthesen / Meyern / Raht vnd Bürgern der Eydgenossen Stätten sämptlich / Zürich / Bern / Basel / S. Gallen / Mülhausen vnd Biel / meinen besondern günstigen Herren / vnd guten Freunden.
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(D. Luthers freundtlich schreiben an die Schweitzer.) Gnad vnd Fried in Christo vnserm HERREN vnd Heyland. Ehrbare / Fürsichtige liebe Herrn vnd Freunde / Ich habe nu mehr den̅ zu lange verzogen / auff ewer Schrifft gen Schmal kalden / an mich gethan / zu antworten. Solchs verzugs wolt ich mich wol gerne entschüldigen / hoffe aber / es sey nicht noth / dieweil ich achte / E. E. selbs wol wissen / wie viel mir täglich auffm Halse ligt / der ich jetzt nu schwach vnd alt bin / also / daß ich jetzt mit gewalt mich habe müssen abstelen von den Leuten / vnd Geschäfften / damit ich diese Schrifft einmal fertigen möchte. (D. Luther helts dafür / als sey es de̅ Schweitzern ein ernst vm̅ die Concordia / welches doch nit ist.) Ich habe nun zwar E. E. Schrifft gelesen / vnnd bin erstlich deß höchlich erfreuwet / daß ich vernommen / wie hindan gesetzt aller vorigen schärff vnd verdacht / so wir mit euwern Predigern gehabt / euwer gantzer ernst sey / die Concordia anzunemmen / vn̅ zu fördern beschlossen seyd. Der Gott vnd Vatter aller einigkeit vnnd liebe / wolte selbst solch angefangen gut Werck vollführen / wie geschriebe̅ stehet: Wenn Gott gefellet eines Mannes weg / so bekehret er auch seinen Feind zum Friede / Prouerb. 16. Nun ists wol war / vnd kan auch nicht anders seyn / daß solche grosse zwytracht nicht kan so bald
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ohne ritz vnd narben / geheilet werden / denn es werden beyde bey euch(Anno 1537.) vnd vns etliche seyn / welchen solche Concordia nicht gefällig / Sondern verdächtig seyn wirdt: Aber so wir zu beyden theilen / die wirs mit ernst meinen / werden fleissig anhalten / wird der liebe Vatter vn̅ Gott wol seine gnade geben / daß es bey den andern mit der zeit auch zu tode blute / vnd das trübe Wasser sich widerumb setze. Ist derhalben meine freundtliche bitte / E. E. wolten darzu thun / vnd mit ernst verschaffen / daß bey euch vnnd den euwern / die Schreyer / so wider vns vn̅ die Concordia plaudern / sich jres schreyens enthalten / vn̅ das Volck einfeltiglich lehren / darüber diese Sachen der Concordien lassen befohlen seyn / denen / die dazu beruffen / vnd tüchtig seyn / dieselbigen nicht hindern / gleich wie auch wir allhie / beyde in Schrifften vnd predigen / vns gar stille halten vn̅ messigen / wider die euwern zuschreyen / damit wir auch nicht vrsach sein die Concordia zu hindern / welche wir ja von hertzen gernesehen / vn̅ Gott gelobet. Deß fechtens vn̅ schreyens were bißher gnug gewest / wo es hette sollen etwas außrichten. Vn̅ zuuor wil ich ja gantz demütiglich gebetten haben / wollet euch zu mir versehen / als einem / der es ja auch mit Hertzen meinet / vnd was zu förderung der Concordia dienet / so viel mir jm̅er möglich / an mir nicht mangeln sol / das weiß Gott / den ich zum Zeugen auff meine Seelenemme / denn die zwytracht weder mir noch jemands geholffen / Sondern vielen schaden gethan hat / daß freylich nichts nützliches noch gutes darin̅ zu hoffen gewest / auch noch nicht ist. Vnd damit ich auff euwere Artickel kom̅ / so weiß ich keinen mangel an dem ersten / von dem mündtlichen Wort / denn wir auch nicht anders lehren / denn der heilige Geist muß notwendig wircken in Hertzen der Zuhörer / vnd das eusserliche Wort allein nichts auß richtet / sonst wo es das eusserliche Wort allein solte thun / würden alle gläubig / die es hören / welches doch nicht geschiehet / wie die erfahrung vberzeuget / vnnd S. Paulus spricht zun Römern am 10.
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(Anno 1537.) haben sie es nicht gehöret? aber sie gläubten nicht alle dem Euangelio / doch / daß dennoch das mündliche Euangelium / Gottes Wort / vnnd Gottes Krafft heisse / zur Seligkeit / allen / die dran gläuben / Rom. 1. als durch welches Gott rüfft vn̅ zeucht / welche er wil / durch seinen heiligen Geist. Vnnd was hierinn in Schrifften von euch / oder von mir / gegen einander möchte nicht deutlich gantz verstande̅ werden (denn wir nicht können einerley weise nach / eine Spraache brauchen) so wird D. Capito / vnd M. Bucerus / wol deutlich vnnd klärlich hierinn zu mitteln / vnd alles auffs beste zu erklären wissen / wie ich mich deß darin̅ gäntzlich zu jnen versehe / daß sie es mit allem fleiß vnd trewen thun werden / als ich biß daher nicht anders gespüret habe. Deßgleichen der Tauff halben / im andern Artickel / spühre ich auch keine vngleicheit. Denn gleich wie jetzt vom mündtlichen Wort geredt ist / so halten wir auch / daß Wasser vnd Wort (welche das fürnem̅st in der Tauff) one den heiligen Geist in̅wendig nichts schaffe eusserlich / doch solche Tauffe / Gottes eusserliche Zeichen / ja gezeug vnd werck sey / dadurch Gott in vns Wircke / etc. darmit es nicht ein lauter Menschen zeichen / oder Losung sey. Der dritte Artickel / vom Sacrament deß Leibs vnnd Bluts Christi / haben wir auch noch nie gelehret / lehren auch noch nit / daß Christus vom Himmel / oder von der Rechten Handt Gottes hernider vnd aufffahre / noch sichtbarlich / noch vnsichtbarlich / Bleiben fest bey dem Artickel deß Glaubens / Auffgefahren gen Himmel / sitzend zur Rechten Gottes / zukünfftig / etc. vnd lassens Göttlicher All mächtigkeit befohlen seyn / wie sein Leib vn̅ Blut im Abendmal vns gegeben werde / wo man auß seinem Befehl zusammen kompt / vnd seine eynsetzung gehalten wird / wir dencken da keiner Auffart / noch Niderfahrt / die da sol geschehen / Sondern bleiben schlechts vnnd einfeltig bey seinen worten: Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / doch / wie droben gesagt / wo wir hierinn einander nit gäntz
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lich verstünden / so sey das jetzt das beste / daß wir gegen einander(Anno 1537.) freundlich seyn / vnnd jmmerdar das beste zu einander versehen / biß das glum vnd trübe Wasser sich setze. So kan auch D. Capito / vnnd M. Bucerus hierinn allen wol zurahten / wo wir nur die hertzen zusammen setzen / vnd allen vnwillen fahren lassen / darmit dem heiligen Geist raum gegeben / weiter die liebe vnd freundliche Concordia vollkommen zu machen / wie wir denn vnsers theils / sonderlich mein Person halben / allen vnwillen von Hertzen fahren lassen / vnnd euch mit trew vnd lieb meinen. Denn wen̅ wir schon / so es mit ernst treiben / das höchste thun / dürffen dennoch grosse Gottes hülff vnnd raht / weil der Sathan vns / vnnd der Concordia feindt / wol wirt die seinen zu finden wissen / die Bäume vnnd Felsen in den weg werffen / das nicht not ist / daß auch wir vnwillig vn̅ verdächtig auff einander seyn / sondern nur die Hertzen vnd Handt einander reichen / gleich vnd fest halten / damit es nit hernach ärger werde / denn zuuor. Von dem Bann oder Schlüssel / weiß ich mich nicht zuerinnern / ob jemals zwyschen vns streit oder zwytracht gewesen ist / vielleicht ists in diesem Stück baß bey euch gefasset / denn bey vns / vnnd wird sich / wo es sonst vollkommen alles wirdt seyn / zur Concordia hierinn nicht stossen / noch seumen / ob Gott wil / Amen. Solches wil ich dißmal auff E. E. Schrifft auffs kürtzest geantwortet haben / bitt woltens ja für gut annemen / denn in meinem Kopff stecken täglich viel händel / schweige gedancken / daß ich nicht kan ein jeglichs so handeln vnd reden / als ob ich nichts den̅ eins oder zwey zuthun hette. Hiemit befehle ich E. E. alle / sampt allen den euwern / dem Vatter aller barmhertzigkeit vn̅ trosts. Der verleyhe vns zu beyden theilen seinen H. Geist / der vnser Hertzen zusam̅en schmel tze in Christlicher liebe / vn̅ anschlägen / allen schaum vnd rost mensch licher vnd teufflischer boßheit vnd verdacht außfege / zu lob vnd ehre̅ seinem H. Namen / vnd zur Seligkeit vieler Seelen / zu wider dem Teuffel vn̅ Bapst / sam̅t allen seine̅ anhängern / Amen. 1. Decemb.
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(Anno 1538.)

Anno 1538.
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In diesem Jar den zehenden Januarij / hat Bucerus gegen Wittenberg an D. Lutheri Tischgänger eine̅ / auß Straßburg geschrieben / wie folget. (Bucerus thut bericht was die Con cordi fürdere vnd hindere.) Gnad vn̅ Fried. Was für ein Schatz / vnd wie gar zu rechter zeit hastu vns geschickt (nemlich / D. Lutheri vorgehende Schrifft an die Schweitzer) getreuwester Bruder. Die Verfechter der Con cordi in diesem Volck / litten schon not. Vnd die wenige / von welche̅ ich dir geschrieben / erhuben sich / voll böser hoffnung / es würde der Ehrwirdige Vatter (Lutherus) nichts schrifftlich antworten. Jetzund sind wir guter hoffnung / es werde diese Handelung glücklich von statt gehen: In welcher hoffnung vns stärckt / das vns dünckt / es sey durch sondere Wunderwerck Göttlicher Güte geschehe̅ / daß D. Luther wider geschrieben / vnd darzu so freuntlich: Da jme doch so verdrießlich hinderniß / durch die Schrifft Vadiani / vnd Leonis Jude / fürgefallen. Wiewol ich mich deß Vadiani halben / nit gnug sam verwunvern kan. Denn er für allen andern anfangs vns zu diesem (Statt S. Gallen in Schwitz.) Concordiwerck beständiglich geholffen hat. Vnnd hat die Statt (S. Gallen) durch jhn / als damals Legaten / vnd one zweiffel auß seinem anstifften / die Artickel der Concordi eynfeltiglich angenommen / vnd haben dafür gehalten / daß diß vnnütz verwirret geschwetz / welches von andern / als eine erklärung / fürgebracht worde̅ / (Vadianus.) zuunterlassen sey. Er auch selbs (Vadianus) hat für seine Person das vnser alles angenommen / vnnd bekennet / jhm sey leydt / daß wir sein Buch zuuor nicht gesehen / ehe es gedruckt / Darmit alles hette mögen gemässiget / vnnd verbessert werden / in welchem die ware gegenwertigkeit vnd außtheilung Christi im Abendtmal / nicht gnugsam an tag geben. Denn er habe allein verwerffen wöllen / der Papisten gedicht / vnd diese niessung Christi / welche Christum von seiner Himmlische Glori hernider ziehe. Dieses mein lieber Bruder / hindert viel in diesem Volck vnd
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anderßwo / daß sie also in dieser Sache tappen / weil sie nicht eigentlich(Anno 1538.) verstehen / was die Papiste̅ / oder was wir von der niessung Christi halten / sondern bilden jhnen selbst eine solche grobe meinung / eyn / die nie keiner (von den Gelehrten rede ich) weder vnter den Papiste̅(Sacramentirer verstehe̅ weder vn ser / noch der Papisten meinung.) noch vnter vns / jemals gelehret hat. Daher geschichts / wenn sie vnser meinung vnnd derselben erklärung hören / daß wir alles / was der Himmlische Glori / oder der Warheit seiner menschlichen Natur / oder auch seinem Ampt / durch dessen Krafft allein er vns zu recht bringt / zu wider seyn möchte / außdrückentlich verwerffen / so fallen sie vns zu in allem / daß sie dürr herauß beken̅en / es sey der Leib Christi in allwegen zugegen im Nachtmal / vnd werde allda gessen / also / daß man an jrer Confession kein mangel haben kan. Wenn sie aber etwa an einen Papisten gerahten / oder auch an die / so der Concordi nicht günstig seynd / die jnen fürwerffen / daß sie von jrer meinung sein abgewichen / vnnd zu der Papisten gedicht wider getretten / Darumb / daß sie vnsere / vnd der alten Vätter wei se zu reden / mit welcher die gegenwertigkeit / vnd niessung deß HERREN etwas vollkommeners außgedrückt wirt / haben angenom̅en / werden sie jrre / vnd wollen solche Schmach von sich schieben. Vnd da sie sich von der Papisten meinung absondern wollen / die sie doch nicht recht verstehen / fahen sie an also zu reden / vnd zuschreiben / daß es scheinet / als wolten sie wider von der angenommen Warheit zu rücke tretten / Vnd weiter nichts im Abendmal bekennen / denn nur eine erinnerung / daß man Christum Geistlich essen müsse. Dahin bringt die Warheit in dieser Sache jedermann / wenn man sie eynfältig fürhelt / daß sie jr beyfallen. Denn fürlangst niemand wil dafür angesehen seyn / als ob er blosse zeichen im Nachtmal statuire. Wenn man aber dargegen helt / was sie hievor bestritten / oder(Sacramentirer hange̅ im lufft / vn̅ wissen nicht / wz schwartz / oder weiß /) widerfochten haben / vnd zeiget jne̅ an / daß solche Warheit mit jhrer hievoriger Lehre / wenig vbereyn stim̅e / oder etwas näher zu der Papisten lehre trette / da entstehen denn allerley außzüg / jrrungen vnnd verwirrungen / vnd was dergleichen mehr ist / welchs den Herrn D.
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(Anno 1538.) (Luthern) vnnd aller verfechter der Warheit / billich für die Köpffe stößt. Aber derer sind sehr wenig / die in dem Spital kranck liegen. Der grösser vnd bester theil bekennet frey / daß er habe wollen fliehen (recht oder vnrecht sey / vnd können sich nit heraußwickeln.) in eine gefahr / damit er jhm nicht eine grobe weise der gegenwertigkeit Christi im Nachtmal einbildete / vnd sey in die andere gefahr gerahten / daß er die gegenwertigkeit (Christi) vnd das Sacramentlich essen / geleugnet habe. Diese lehren die Warheit rein vnd recht / (Auffrichtige beken̅tniß et licher Sacra mentirer / so sich bekehre̅.) vnd nemmen sich nichts an / was hievor gelehret worden sey. Vnd daß sie mit der Papisten gedichte noch nicht einig seyn / beweisen sie damit / daß sie die Trans ubstantiatio̅ (oder verwandlung deß brots in den Leib Christi) nicht für recht erkennen / vnd verwerffen die zuuersicht / so in die blosse eusserliche empfahung / one waren glauben / gesetzt wirt. (Leo Jud.) Der Leo Jud / ist allwege einer gewesen / die vnnötiger weiß grüblen. So hat Bibliander vns auch gnugsam widerstanden / in (Bibliander wil in allen dingen den Zwingel ent schüldigen.) dem er seinen Einglium in allen dingen entschüldige̅ wil. Diese sind dem Badiano benachbart / vnnd vielleicht jhm etwas auffbracht. Auch wirfft der Teuffel täglich dieser Concordi wunderbarliche hindernissen an weg. Ehe denn wir gen Bern kommen sind / waren jrer viel beredet: Wenn die Schweitzerischen Kirchen mit euch eine Concordiam eingiengen / würde von stundan folgen / daß sie müsten die Bilder / die Meßgewandt / vnnd anders mehr / wider anrichten. Aber ich vnnd die Vnsern / wöllen guten fleiß fürwenden / darmit Vadianus vnd andere Guthertzige / vnser sein vnd bleiben / etc. (Carlstad.) Den Carlstad betreffend / solt jr wissen / daß er auß vnbedacht / einmal gen Basel berufft / vnd hernach nicht mehr habe können abgeschafft werden: vnnd wirdt so gar nicht beuor gehalten / an diesem ort / daß er fast allein andern Pfarrherrn vn̅ Professorn / wirt nachgezogen. Ich bezeuge aber für dem HERREN Ihesu Christo / daß er (Carlstad) vor andern / vns in dieser Concordisache freundtlich ist / vnnd offt gemeldet hat / da diß lange Geschwetz gestillet würde: Es habe der Herr Doctor (Luther) sich gnugsam gegen jnen gede
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mütiget / darumb sollen sie nicht so vielerley renck vnd außreden / gegen(Anno 1537.) jm fürbringen / etc. Der Raht zu Basel / zur Concordi / ist allweg begirig gewesen.(Raht zu Basel ist willig zur Co̅cordi.) Vnnd ist der Gottselige Bürgermeister / welchem der Herr Doctor (Luther) geschrieben / der Fürnemmesten einer in dieser Statt / etc. Myconius ist allda der fürnemmest Kirchendiener / welcher diese Sache ernstlich vnnd beständiglich treibet / dem auch andere nachfolgen / jeder nach seiner maß / diß aber wollet mir gläuben / daß Basel nicht allein für sich selbst vnserer meinung ist / Sondern vns auch tapffere Hülff thut / andere auch herzu zubringen / vnnd bey vns zu behalten. Dieses / lieber Bruder / habe ich etwas weitläufftigers erzehlen wöllen / damit du den Herrn Doctor / vnsern Vatter / seiner gebrauchten bescheidenheit vnd eynfalt nach / in dem schreiben an die Schweitzer / desto rühiger machen könnest / was du meinest jhme hieuon zu erzehlen / oder zuuerlesen seyn / das wollestu melden vnnd lesen / vnd wie du bißher gethan hast / fördere mit vns die Concordiam fleissig. Der HERR CHristus wirdt dir solche mühe wol belohnen. Befehle mich dem Herrn Philippo / Crucigero / dem Probst (Justo Jone) vnnd den andern allen. Ich kan jetzt nicht mehr schreiben / den̅ es wartet ein Augspurgischer Botte auff Brieffe. Straßburg den 10. Januarij. 1538. Deßgleichen hat Petrus Concenus / Prediger zu Bern / gegen(Petrus Concenus / Prediger zu Bern.) Wittenberg / codem anno, den andern Tag Februarij / auch an Doct. Lutheri Tischgenossen / einen nachfolgenden Bericht geschrieben. Deß Nachtmals klägliche Tragedi belangend / da man jetzt lange zeit / sich der Warheit grundt / zu erforschen bearbeitet / kan ich mit schreiben keines weges darthun / was wir biß anhero für gezänck / renck vnd tücke / vnbillich nachreden / Summa / deß leydigen Sathans vngestümmigkeit selbst / gedulden vnd außstehen müssen.
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(Anno 1538.) Es hat mir aber der Herr zu allem glück / einen starcken Helder / D. Sebastianum Maiorem mit namen / einen Gottsfürchtigen / vnd Doctorn der Theologi / in heiliger Schrifft hocherfahrnen / vnnd vielgeübten / betagten / vnd derwegen vieler sachen / durch langwirigen brauch / wolgewalckten Mann zugesandt / welcher sich mit gedult vnd guter bescheidenheit / gar artlich in dergleichen sachen kund vnd wuste zuschicken. (Caspar Megander / deß Zwingels Aff.) Nu war aber einer zu Bern / mit namen Caspar Megander / von Zürich bürtig / den man vor dieser zeit für deß Cinglij Affen ge halten / von welchem er auch vor zehen jaren / auß Zürich gen Bern / zum Predigampt eyngeschleifft worden: der war ein vnleidenlicher prächtiger Mensch / in freye̅ Künsten / vn̅ Philosophischen Discipli nen nit so abgericht / als frech er sonst an jm selber war. Dieser Megander / als zur selben zeit / durch treuwen fleiß vnnd beystand / derer von Straßburg vnnd Basel / aller Menschen Gemüter / zur einigkeit (Concordi) lust hetten / weiß ich nicht / von welchem er gehen worden / daß er diesen Sacramentskrieg wider anzuzetteln / sich vnderstehet: Nimpt den Catechismum / den er / als ein Oberster Gewaltsmann / auß eigenem willen vnd wolgefallen / in Truck verfertiget / wider vnter die hant / erhöcht vnd lobt denselbigen / in welchem zwar nicht alles vnrecht vnd böse / aber was zur einigkeit der Kirchen fürnemlich dienen solte / als das heilige Predigampt / vnd die krafft der heiligen Sacramenten / da hat er nichts vollkommenliches gehandelt: Ist demnach daran / daß dieser Catechismus von neuwern wider getruckt / welchen er also bald öffentlich vnnd heimlich hartneckig vertheidigt: Läßt sich schier in allen Predigten / die gar vngestüm̅ (Esels geschrey auff 8 Cantzel Me gandri.) / ja vnsinnig waren / mit seinem Eselsgeschrey vernemmen: Es seyen schon in dieser Gegend Gesellen verhanden / welche newe vnd vngebräuchliche wörter der Kirche̅ aufftrechten wollen / die ein Brodgott / als der eine lange zeit vnter der Banck gelege̅ / wider auf die Bahn bringen / die auch endtlich dem Bapsthumb platz zu gebe̅ / den weg vorbereiten.
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Als er nun solche vnnd dergleichen abschewliche wort / gegen(Anno 1538.) vns / stichsweiß fahren ließ / vn̅ sich aber keines weges gebühren wolte / daß wirs vnwidersprochen lassen solten / was er vns vnschüldige̅ / für grewliche Lästerung zuzumessen pflegte / in ansehung / daß die ge meine / so den reinen Lehrern vber die massen anhängig / durch solche vnsere vneinigkeit nit wenig möchte betrübet werden / solches / sprich ich / machte vns grosse anfechtung. Denn was solten wir thun? Etliche lästerung wolten wir ableihnen / das vberig aber vbersehen / vn̅ das thaten wir auch. Es ist aber Megander ob solcher vnser lindigkeit / nichts desto gütiger worden. Denn wir höreten allgemach täglich / daß er mit seinem mutwilligen lästern / beharrlich fortführe. Hierauff wirt bald ein murmel vnterm Volck gehöret: allent halben wurden zweiffelhafftige reden außgebreitet / ja es war schier niergends den Leuten mehr zu trawen. Als nu der Raht sahe / daß allerley seltzame reden vnd meinung bey männiglichen fürliessen / ließ er als so bald / grösserem tumult vnd zerrüttung für zukommen / eine versamlung anstellen. Da hebt diese Tragedi erst recht an. Man kämpfft mit einander / biß an dritten Tag / da je eine Parthey wider die ander grosse Klag eynführet. Es stund aber der HERR auff vnser seyten gar gut / also / ob schon vnser Handel zur selben zeit nicht möcht befördert werde̅ / hat er doch durch solchen verbitterten kam̅ff auch kein schaden empfangen. Es hat Megander vor diesem streit / ein Gehülffen vberkommen / welcher Erasmus hiesse / vnnd vns gehässig gnug war / den Megander vor wenig tagen / von Schaffhau sen zum Predigampt gen Bern beruffen lassen. Also haben wir schier das gantze Jar gescharmützelt / da dann auff beyden seyten vnsere Schwerdter fast kläglich gegen einander gezwitzert haben / biß endtlich Bucerus mit Capitone bey vns ankomen: welche / nach dem sie etlicher Lästerer vberauß heßliche schandflecken / darmit auch sie beschmeißt worden / von sich mit grundt der Warheit abgewischet / haben sie vns jhre sieghaffte Hand treuwlich dargebotten.
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(Anno 1538.) Als sie aber wider von vns abscheiden wolten / habe̅ sie den Catechismum / von welchem hievor geredt / in Truck zuuerfertigen / hinderlassen. Da erhebt sich alsbald ein neuwer Krieg / Megander widersetzet sich mit allerhand Practicken / dringet allein darauff / daß seinem Catechismo sein Autoritet vnuerletzt bleibe. Er ist aber in die ser Handlung / so hartneckig gewesen / daß der Raht / dem seiner alten Bubenstück noch nicht vergessen / jhnen seines Ampts / mit grossem vnwillen / entsetzt hat. Solches hat sich vmb den Christag / nehest verlauffenen Jars zugetragen. Hie zwyschen kom̅t vns D. Luthers Prophecey gar zur erwündschten zeit / vnter die hand / welche / als sie durch einen bestelleten Botten der Statt Basel / den 26. deß Jen̅ers vberantwortet ward / versam̅let sich gleich folgendes tags der Raht / den man den Grössern heißt / als der von zwey hundert Männern al so genennet wird. Allda wirt D. Luthers schreiben verlesen / vnd mit grossem fleiß angehört / vnnd vermerckt: Vermeinten aber etliche / sie würden weit etwas anders diß orts hören / denn sie im außkehren gefunden haben. Wir Prediger stunden auch bey solcher verlesung / doch war Megander außgeschlossen / welcher sich von der zeit an / als er seines Diensts beraubet / in seiner Behausung daheim verhalten / vnd seinen Freunde̅ / die hauffen weiß jm zugeloffen / seine weissagung mitgetheilet / welche jhn auch / als einen Abgott / angebet vnd verehrt haben. Als nun D. Lutherus Antwort verlesen worden / werden wir vor allen andern / vom Bürgermeister gefraget / was vnser meinung (D. Lut raht wirt vo̅ den Schweitzern gerhüm̅t / vn̅ angenom̅en.) sey. Da hören sie nun mit besonderm lob dieser sachen / das sey das beste / vnd der Kirchen am rahtsamsten / was beständigen Friede mit sich bringen möge. Hierauff ist mit einhelligem Consens vnd meinung deß gantzen Rahts / D. Luthers antwort angenommen / vnnd mit grossem frolocken / geheiliget vnd geehret worden: auch also bald mit zusammen gelegten Händen / Gott dem Vatter vnsers HERREN Ihesu Christi gedanckt / daß diese Sache zum erwündscheten ende endtlich gebracht worden.
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Es hat vns aber D. Luthers wunderbarliche kurtze eynfalt /(Anno 1538.) vnd angeborne redligkeit / derer er sich im schreiben gebraucht / damit er seinen glauben / frömbkeit vnd trew / alles nach vnserm wundsch / gnugsam zuuerstehen geben / vber alle masse wolgefallen. Haben also gute hoffnung gefasset / wir wöllen bald von künfftiger einigkeit / gute neuwe zeitung hören. An gemeldtem Tage / hat der Raht ernstlich verbotten / daß(Raht zu Bern erzeiget sich zur Co̅cordi wil lig vn̅ ernstlich.) von diesem tag an / keiner den angeregten vereinigungs handel / mit keinerley nachred / noch üppiger schmach anzutasten / sich vnterstünde / sonst werde jhm seine gebürliche Straffe darüber widerfahren. Es hat auch einem Hochgeachtem Raht gefallen / daß denen von Basel schrifftlich sol kund gethan werde̅ / daß sie den Gesandten der Schweitzerischen Kirchen / einen gewissen Tag / vnnd zusammenkunfft / gen Basel ansetzen solten / Darmit dieselbigen allda ferrner / vnnd mit fleiß berahtschlagen / was doch künfftige Concordiam / in wesentlichen fortgang zurichten / ferrner von nöten seyn möchte. Es waren vnsers theils etliche / die auß mißtrauwen / sich vbel besorgete̅ / wenn eine einigkeit vnter vns getroffen / daß Lutherus / vnsers siegs halben / sich etwas vermeßners vielleicht vberheben / vnnd jhm selbst den Triumph deß Siegs zuschreiben würde. Welches doch etliche Hertzhafftigere / durch hülff gegenwertiger Brieff / widerlegt haben. Endtlich / darmit ich vergewisset werde / lieber Bruder / daß du mein warhafftiger Freundt seyest / so bitte ich dich auffs höhest / wöllest mir offtermal zuschreiben / darmit wir beyde / ich / was zu Wittenberg / du aber was zu Bern / beyderseyts gehandelt / verständiget werden mögen. Du solt aber mein Gruß / Freundtschafft / vnnd willigen Dienst / in meinem Namen vnnd Willen / gantz fleissig vnnd freundilich anbieten / Herren Doctor Martino Luthero / vnnd Melanthoni / als meinen lieben Praeceptoribus, vnnd die meine Studia mercklich gefördert haben. Es läßt auch bey den Herren jetzt gedacht / vnser vnzertrenlicher Mitbruder / D. Sebastianus Maior, sein Gruß vnnd Dienst vermelden. Euch grüsst
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(Anno 1538.) auch der Edle vnnd vehste Johannes Jacobi / von Wattweil / vnser Statt Bern fürsichtiger vnd hochverständiger Herr Bürgermeister / Sampt Bernhardo Tilamonio, dem fürtrefflichen Rahtsherrn. Die Gnade vnsers HERREN Jesu Christi sey mit euch allen / Amen. Auß Bern / den 2. Feb. Anno 38. (Capito bittet / daß D. Jonas an Bullinger schreibe̅ wöl le / vnnd deß handels nit gedencken.) Es hat auch Capito den 9. Februarij gen Wittenberg geschrieben vnd gebetten / daß D. Justus Jonas wolte ein freundlich schreiben thun an Bullingerum gen Zürich / doch also / daß er deß handels vnd streits vom heiligen Abendmal nicht gedencken wolte (no̅ con tractata materia, wie seine wort lauten) denn er sehe gerne / daß erst lich die Personen vnnd jhre Gemüter / zu beyden theilen verglichen würden / ehe man zum Handel käme / da es keine gefahr haben würde. Die Kirchen folgen gern / wenn nur die Duces / oder jhre Führer vnd Prediger verglichen werden / etc. Dieses anmuten ist sehr verdächtig gewest / als giengen Bucerus vn̅ Capito noch nicht richtig vnd trewlich mit der sachen vm̅ / vnd were jhnen nur vmb ein schein / vnd eusserliche gestalt der einigkeit zuthun / wie sichs denn auch endtlich also befunden hat. (Zusammenkunfft der gelehrten in Schweitz zu Zürich.) Im selben Jar im Monat Aprill / ist eine namhafftige zusammenkunfft / der Gelehrten in Schweitz / zu Zürich angestellt vnd gehalten / dabey auch Capito vnnd Bucerus gewesen / welche sich entschüldigt / vnd fürgewendt (wie Lauaterus schreibet) daß sie nit für jhre Person bißher diese Friedshandlung / so fleissig getrieben / sondern (Bucerusvn̅ Capito berichten vnrecht / vnnd zweiffelhaff tig.) auß befehlich vnnd anhalten deß Landgraffen zu Hessen / auch jrer vnd anderer Obrigkeit / da sie doch zuuor gegen Luthero / vnnd den zu Wittenberg versam̅leten Theologe̅ / sich mit grosser bethewrung vernemmen lassen / wie hoch vnd tieff nun viel Jar her jnen ein Christliche Concordia angelegen gewest / darauff sie stets bedacht / vnd gearbeitet / sorg vnd mühe angewendet / vnd ehe nicht ruhen können / biß sie es so ferrn gebracht / daß ein anfang der einigkeit gemacht würde. Bucerus hat zweiffelhafftig (schreibet Lauaterus) damals
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seine meinung fürgebracht / vnnd von der Concordia mit dunckeln(Anno 1538.) vngeraden worten geredt / wie er solche ambiguas & obscuras loquendi formas, dunckele vnd zweiffelhafftige reden / in diesem han del vom Sacrament stets sol geführet vnd gebraucht haben / Darauß(Buceri vngewisse rede̅ auff schrauben gesetzt. Petrus Martyr.) man weder ja noch nein hat gewißlich schliessen können / wie Jo sias Simlerus / Professor zu Zürich in oratione de vita & obitu Petri Martyris selbs schreibet / welchen Martyrem Bucerus hat hernach bereden wöllen / er solte seinem Exempel folgen / vnd also reden / daß man nichts gewiß auß seinen worten schliessen dürffte / auff daß er also beyden theilen dienen / vnd durch solche ambiguitatem, oder geschraubte reden / die man verstehen vnnd drehen möge / wie oder wohin man wölle / den streit vnd zanck vom Abendtmal gemächlich stillen vnd auffheben können / gleich wie auch Ambrosius Blaurerus an Wolff Musculum / Anno 1534. vom streit deß Abendmals(Blaurerus.) geschrieben: Omnibus omnia fieri feliciter saepe non nisi simulando & dissimulando possumus, wir können auff andere weiß nicht jedermann alles wehren / denn so wir vns anders stellen mit schreiben vnd reden / denn es vns vmbs Hertz ist. Diese verschlagene art / haben die Zürcher selbst gemerckt / vn̅(Zwingler sind redlicher / denn andere zweyzüngige Sa crame̅tirer.) nicht billichen wollen. Sind derhalben herauß gefahren / vnnd mit runden worten sich erkläret / sie köndten vnd wolten ein solche Concordiam / die / deß Bucers bericht nach / auff schrauben stünde / vnnd beyden theilen gerecht seyn solte / nicht annemmen / auff daß hernach nicht grosse zwytracht darauß entspringen möchte. Dieweil aber Bucerus fortgefahren / vnd jhrer viel dahin beredet / es sey D. Lutheri vnd Zwingels lehre / was den Handel an jm selbst belanget / nicht wider einander / Sondern nur schlechts ein Wortgezänck / vnd Lutherus sey eben dieser meinung / die Bucerus jnen angezeigt vnnd erkläret / nach laut vnd innhalt der Baßlischen Confession / Da ist endtlich nach vielfältigem Gezänck / vnd widersinnischem Bedencken (daruon hernach deß Buceri schreiben an(Der Schwei tzer Schrifft an D. Luth.) Frechtum zeugen wirdt) dahin geschlossen worden / man solte D.
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(Anno 1538.) Luthero widerumb antworten / welchs also den 4. Maij erfolgt. Vn̅ lautet doch das schreiben (wie es auch die Sacramentirer selbst habe̅ lassen außgehen) also: Ehrwirdiger / Hochgelahrter in Christo / etc. sonders geliebter Herr vnd Freundt / Wir haben euwer freundliche vnnd guthertzige antwort / die jr vns auff das schreiben / welchs wir euch gen Schmal kalden gethan / verschienen tagen zugesand / mit höchster frewden vn̅ frolocken zu Gott vnserm Himmlischen Vatter / empfangen / tragen ob dem langen verzug derselben / gar keinen verdruß noch vnwil len / wöllen den euwer blödigkeit / alters vnnd vieler obliegenden geschefften halben / damit E. E. als wir wol gedencken mögen / vielfältig bemühet ist / gern vnd gutwillig vertheidiget haben / mit freundtlicher Bitt / ob wir vns etwas mit dieser vnser Widerschrifft gesäumet hetten / als wir auch schwebender läufften / vnnd vnser geschäfft halb / nicht ehe zusam̅en kommen mögen / solches auch gleicher meynung von vns auffnemmen. Vnnd dieweil wir dann / nicht allein auß euwerm schreiben / sondern auch Hochgelehrten vnserer insonders geliebten Herren / Freund vnd Bruder / D. Capitonis & Buceri, so auff den tag bey vns gewesen / getreuwer öffnung vnd Relation / nicht anders verstehen können / denn daß jr den Handel dieser heiligen Einigkeit wol vn̅ gut meinet / vnnd mit hinlegung aller voriger schärff vnd verdachts in trawen zubefürdern begeret / deßgleichen auch vnser zu Basel gestellete Confession / zusampt der darauff gefolgter declaration / wie wir euch die Schrifftlich zugeschickt / zu gutem gefallen annemmet / Sagen wir derwegen Gott dem Vatter alles Frieden vnnd Einigkeit / seiner Göttlichen Gnade vnd Güte / höchsten danck / daß er sich vnser so gnädiglich erbarmet / auch sein Gnade zu diesem Gottseligen Werck / so reichlich mittheilt / vnnd vns in diesem eynmütigem Verstandt gnädiglichen zusammen führet vnnd bringt / denn wir ja alle wege / mit hertzen vnnd gantzen treuwen / einigkeit / der Kirchen Christi höchstes vnsers vermögens / zu suchen vnnd fürderen / auch
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mit E. E. auch allen Gottliebenden Christen / fried zu haben / geneigt(Anno 1538.) gewesen / vnnd noch seyn / deß E. E. sich sicherlich zu vns getrösten sol. Dieweil wir auch der Artickel halben vom eusserlichen Wort vnd Tauff sagen / daß E. E. keinen mißverstandt findet / als wir den̅ auch keinen spühren mögen / vnd daneben bey dem Artickel deß heyligen Sacraments / deß Leibs vnd Bluts Christi / verstanden werde̅ / daß jhr noch nie gelehret habt / auch noch nicht lehret / daß Christus vom Himmel / von der Rechten Hand Gottes seines Vatters herni der vnd auffahre / weder sichtbarlich noch vnsichtbarlich / vnd also / (wie auch wir) fest bey dem Artickel deß glaubens: Auffgefahre̅ gen Himmel / sitzt zur Rechten Hand Gottes / von dan̅en er zukünfftig /(Verkerung der wort vn̅ meinung D. Luthert.) etc. bleibet / vnd keiner Auffahrt noch Niderfahrt / die da geschehe̅ sol / gedenckt / vnd also keine gegenwertigkeit / oder niessung deß Leibs vn̅ Bluts Christi im heiligen Abendtmal setzet / auß der etwas folgete / daß der waren Menschwerdung vnnd Himmelfahrt Christi / seiner Himmlischen Glori / den Artickel vnsers Christlichen Glaubens / noch andern örtern der Schrifft widerig / oder in einige wege entgegen seyn möchte / wir auch dagegen nicht wöllen / daß im Abendmal allein blosse oder leere Zeichen / Sondern auch der Leib vn̅ das Blut(Die Schwei tzer sind beredet / D. L. sey zu jhrer Confession durchauß getretten.) deß HERREN empfangen vnd genossen werde / also / daß diß an jm selbst / allein durch das gläubig Gemüt / warlich begriffen vnnd empfangen werde / als laut vnd sage / auch nach in̅halt / außweisung vn̅ vermög gedachter vnser Confession vn̅ Declaration / euch auff den Schmalkaldischen tag zugeschickt / bey der wir vnsers theils nachmals steiff vnd vnuerrückt bleiben / So können wir nu mehr nit anders sehen noch befinden / denn daß wir (Gott hab lob) im Verstand vnd rechter Substantz / mit einander einig / vnnd zu gutem frieden / auch kein Streit mehr zwyschen vns sey / vnnd daß vns Gott in warer einigkeit zusammen geholffen habe / dem wir lob vnd danck sagen in ewigkeit. Darumb wir / weil kein andere meinung bey euch ist / oban
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geregter (Anno 1538.) euwerer antwort / hoch vnd wol erfrewet seyn / achten auch gäntzlich / euch werde die maß der gegenwertigkeit / nach art vnser Spraache / vnd wie es dem Volck am aller verständigsten ist / fürzu tragen / nicht beschweren / dergleichen wir auch gegen euch fahren / vnnd vns alles dessen / in der warheit vnd rechten treuwen befleissen / das zu erhaltung vnd mehrung warer einigkeit dienlich / dagegen alles das / so sich derzuwider erregen möchte / mit fleiß vorkom̅en / vnd abwenden / auch allen ergangenem vnwillen / wie sich der bißher mit reden / schreiben / oder in ander weg begeben / vnnd zugetragen hat / Gott zu ehren / vnd allen Christgläubigen hertzen zu besserung gäntz lich ab / vnnd fallen lassen / vnd einander nun mehr mit warer treuw vnd liebe von hertzen meinen / wie sich denn vnser Gelehrten / so wir dieser Tagleistung bey vns zugegen gehabt / gleicher massen von her tzen begerend / erbotten haben / dergleichen / vnd alles guten wir wider umb vns zu E. E. sicherlichen trösten / die auch hiebey freuntlichen gebetten haben wollen / vnsere Kirchen alle wege in Vätterlicher sor ge / lieb vnnd treuw befohlen zu haben / vnd ob euch etwas anlangen / daß Christlicher Concordi / vnd dieser vnserer vertröstung zuwider / oder vngemeß seyn würde / demselben nicht leichtlich glauben zu geben / sondern allwege vnsere meinung dagegen zuuernemmen. Das sind wir widerumb zu thun / vnd vns aller Christlicher lieb vnd trew zubefleissen / die Sache dermassen / daß sie die wolangefangen Concordia / mit der Gnad deß HERREN bestehe / anzurichten / vnd was jrgend noch jrren möcht / freuntlich abzulehnen / vnd zu vollkommener einigkeit zu bringen / auch erbotig. Gott vnser Himmelischer Vatter / der da ist der HERR der Heerscharen / der Vatter aller Barmhertzigkeit vnnd Trosts / zünde in vns an zu beyden theilen / durch seinen heiligen Geist / das Feuwer seiner Göttlichen Lieb / damit wir diß Christlich Werck dieser Concordia / zu heiligung vnnd ehre seines heiligen Namens / auch zur Seligkeit vieler Seele̅ / dem Sathan / vnd der Welt / sampt allen jrem Anhange zu wider / durch die Gnad Gottes zugericht / seliglichen erlangen mögen. E. E.
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lieb vnd dinst zu beweisen sind wir bereit / Datum Zürch / etc. (Anno 1538.) Wie nun solch schreiben der Schweitzer / an Doct. Lutherum abgangen / hat Bucerus den 20. Maij / an Martinum Frechtum Predigern zu Vlm ein schreiben gethan / vnd eine Summarische verzeichniß etlicher Fragen vnd Antwort / so in der versam̅lung zu Zürch / zwischen den Predicanten allda / vnd Bucero beschehen / so(Colloquiu̅ der Prediger zu Zürich mit Bu cero.) bald mit geschickt / wie wir beyde deß Buceri schreiben / vnd Summarische verzeichniß / wie sie zuvor in Druck außgangen / auch hieher setzen wöllen.

Bucerus Frechto.
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Hie hastu die Disputation zu Zürch / vnd den Beschluß: Sie waren sehr hitzig / vn̅ haben nicht gern hören wöllen / jedoch ist durch fleiß vnd bestendigkeit derer zu Bern vnd Basel / so viel vermöcht worden / daß sie vns gehöret haben. Vnd weil sie sonst keine beweisung haben fürwenden können (wie du sehen wirst) denn die ware Natur Christi / vnd sein Himmelfahrt: wir aber allda (im Nachtmal) keine localitet (oder reumliche einschliessung) setzen / noch den HERREN von seiner him̅lischen Glori hernider ziehen / ist nicht schwer gewesen / jnen auff jr fürbringen zu antworten. Derhalben widerholten sie einerley offtermal / vnd was sie vor hetten zugeben / das zuckten sie wieder. Biß letzlich auß jhren Confessionibus (oder Bekenntnissen) vnd vnsern erklärungen / der Stattschreiber zu Zürch eine Summam verfaßte / die ich dir hiemit schicke. Grynaeus vnd Vadianus sind vns tapffer vnd auffrichtig beygestanden. Also hat man sich letzlich einer leidenlichen form (nach gestalt der sachen) verglichen / wie man Luthero widerumb schreiben möchte. Die zu Bern / S. Gallen / Basel / vnd Mülhausen / hetten eine gar einfeltige / vnd doch vollkommene form mit sich bracht / solches widerschreibens an Lutherum / vnd auch hefftig an dieselbige gedrungen: aber damit kein newe zwyspalt zwischen jnen entstün
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de (Anno 1538.) / haben die Gesandten derselben Statt / die form / so zu Zürch wider gestellt worden / den jhren wider heimgebracht. Ich zwar habe (Zürcher wöl len sich von Bucero nit bereden lassen.) solche (Zürchische) form gerne zugelassen / weil ich gemerckt / daß die Zürcher gegen der Concordj noch so vbel gesinnet seyn. Mir ist lieber / sie verheissen wenig / vnd halten solches rechtschaffen. Jedoch ist man gar freundlich von einander geschieden / vnd hoffe ich / es sollen die Brüder zu Zürch fürohin etwas näher zur Concordj tretten. Sie fürchten deß Volcks nachrede / sie werden sagen / sie lehren jetzt anders / sonsten verstünden sie den handel genug / etc. Den 20. Maij / Anno 1538. Die Summarische verzeichniß der Fragen / von den Predicanten zu Zürch fürgebracht / vnd der gegebnen Antwort Buceri / welches Bucer dem Frechto zugeschickt / vnd andern auch mitzutheilen befohlen / ist diese. Zürcher: Luther hat etwan widerfochten / daß ein Tropus sey in diesen worten: Das ist mein Leib / lässet er nu einen Tropum zu? (Metaphora vn̅ Metonymia sind nit zuzulassen in den worten / das ist mein leib.) Bucer: Ja / D. Lutherus hat in dieser rede deß HERRN den Tropum verworffen / vnd bekennet auch einen Tropum da seyn: die Metaphoram oder Metonymiam hat Doctor Luther verworffen / vnd verwirfft sie noch / durch die man hie wolt verstehen / daß das Brot vnnd der Wein im heiligen Abendmal werde der Leib vnd Blut deß HERRN genennet / weil sie deß Leibs vn̅ Blutes zeichen seind: Der Leib vnd Blut aber deß HERRN werde hie nicht empfangen / sondern allein Brot vnd Wein. Den Tropum ( Synecdoche. ) aber Synecdochen, durch den man zwey vnterschiedliche ding zusammen fasset / vnd in einer rede begreifft / läßt er zu / denn er ja bekennet vnd lehret / daß so der HERR spricht / Nemet / esset / das ist / etc. Nemet / trincket / etc. daß er da zwey ding gibt / ein jrrdisch / vnd ein him̅lisch / wie die Wittenbergischen Artickel lauten / vnd D Luther auch zuvor / in seiner grossen Bekenntniß / gelehret hat: Weil denn die wörtlein / nemet / esset / trincket / etc. vnd das zeigwört
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lein / Das / jedes zwey dinge begreiffen / wie jhrs auch selbst D. Luthern(Anno 1538.) geschrieben / so ist in diesen worten ein Synecdoche. Diesen Tropum bekennen wir mit jm. Zürcher: Man hat auff der löblichen Disputation zu Bern die Synecdochen hierinn verworffen? Bucer: Ich habe auff der disputation meinen kleinen dienst auch geleistet / vn̅ weiß / was Synecdochen man verworffen hat / nemlich die allein / durch die man wolte verstehen / daß Brot vnnd Wein den Leib vn̅ das Blut natürlich vn̅ reumlich in sich begreiffen. Solches einschliessen aber vnd begreiffen setzet D. Luth. nicht / den̅ er den HERRN im him̅lischen thun lasset / vn̅ mit den jrrdischn zeichen nicht natürlich / sondern allein (wie jr selbst auch) Sacramentlich(Sacrament liche vereinigung.) vereinigt / dz nemlich das Brot / so wir brechen / vns auch ein ware gemeinschafft sey seines Leibs / der Kelch seines Bluts. Zürcher: Ist nicht der Leib Christi an einem ort im Him̅el / wie der heilige Augustinus schreibt? Bucer: Ja er ist gen Himmel gefahren zum Vatter / haltet(Christus ist mit seinem leib an keine̅ gewissen ort deß Him̅els gebunden noch verschlossen.) sich in der Glori deß Vatters / fahret nicht herab wider in das jrrdische thun / weder sichtbarlich noch vnsichtbarlich / er hat die Welt verlassen. Weil aber diese him̅lische herrligkeit / in dere̅ der HERR ist vnd bleibet / kein Aug sehen / kein Ohr hören / vnd ins Menschen Hertz nicht kommen mag / so wissen wir von der eigenschafft / wie der HERR im Himmel ist / nichts weiters zu sagen / denn daß er in einem Göttlichen seligen thun vn̅ wesen ist / das allen menschlichen verstand vbertrifft / Den̅ er ist vber alle Himmel gefahren / Eph. 4.(Localitas hat inn der Schrifft keinen grund.) vnd derhalben weil wir kein schrifft haben / von der localitet / das ist reumligkeit / oder begreiffung eines orts / so wöllen wir auch davon nichts setzen. Zürcher: Man hat aber zu Bern auff der Disputation / vn̅ jr selbst / mit dem heiligen Augustino gesagt: Der HERR habe seinen eigen ort im Himmel? Bucer: Der heilige Augustinus schreibet nach eigenschaff
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ten (Anno 1538.) beyder Naturen in Christo / daß er / nach dem er ein Gott ist / allenthalben sey: nach dem er aber Mensch ist / im Himmel / vn̅ nicht (Eige̅schafft menschlicher natur. De loco certe nihil habemus in Scriptura. Christus ergetzt vnd erfüllet alles im Himmel vn̅ Erden. Christus im Himmel. Christus auff Erden. Christus ist nit im jrrdischen thun / vnd hat die Welt verlas sen / vnnd ist doch auch auff Erden bey vns / biß zu ende der welt / nit nur mit seinem Geist oder Krafft / sondern gantz Gott vnnd Mensch / wie ers im wort selbs außge sprochen vn̅ verheissen hat / Ich bin bey euch. Item / Diß ist mein Leib.) allenthalben diffusus, außgossen. Item / er schreibet / daß der Leib deß HERRN allweg endlich sey / vnd sein maß habe. Das alles bekennen wir auch / vn̅ sagen gern / daß der HERR nach der form deß fleisches / wie der H. Augustinus redet / an seinem ort sey im Himmel / endlich vnd gemessen / vnd mit aller eigenschafft der menschlichen Natur / daß er seinem fleisch die vnsterbligkeit gegeben / vn̅ die Natur nicht genommen hat. Von weiter eigenschafft aber dieses orts / thun vnd wesens / denn daß es Göttlich ist / vn̅ also / daß er daher alles ergentze vnd erfülle / im Himmel vnd Erden / wissen weder jr noch wir etwas gewisses anzuzeigen / denn wir haben davon keine Schrifft / so mag die vernunfft dahin nicht reichen. Zürcher: Ist aber der HERR nun leiblich im Himmel / so ist er nicht leiblich auff Erden? Bucer: Ja dermassen / wie er im Himmel ist / also ist er nicht auff Erden: Dort sihet man jn von Angesicht zu Angesicht / auff Erden im spiegel vnd dunckeln wort der Predigt vn̅ Sacrament / wie auch der H. Augustinus lehret. Zürcher: Mögen wir aber nicht sagen / Er sey nicht auff Erden? Bucer: Im jrrdischen thun / wolt ich lieber sagen / vnd in der Welt: Denn also redet die Schrifft: Er habe die Welt vnd das jrrdisch Leben vnd wesen verlassen / noch ist er bey vns biß zum ende der Welt / vnd gibt vns die ware gemeinschafft seines Leibes vnnd Bluts im heiligen Abendmal / aber nicht auff weiß dieser Welt / denn jn da weder sinn noch vernunfft befindet / aber Him̅lischer vn̅ Göttlicher weiß / die wir mit dem Glauben begreiffen / das gläubig gemüt / das sicht vnd befindet jn allein. Zürcher: Reden wir denn nicht recht / so wir sagen: Der HERR ist leiblich im Himmel / Aber durch seine krafft vnd Geist bey vns auff Erden?
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Bucer: Von Göttlichen dingen mag man eigentlicher / vnd(Anno 1538.) den Gläubigen heitterer vnnd verstendiger nicht reden / denn der HERR selber geredt hat. Der HERR spricht: Ich (nicht mein Geist oder Krafft) wil mitten vnter vnd bey euch seyn / biß zu ende der Welt. Item: Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / (saget nicht / mein Krafft oder Geist) die gemeinschafft meines Leibs vnd meines Bluts (nicht meines Geistes) Wir befinden wol in vns / allein sein krafft vnd werck / das gläubig Gemüt aber / das denn ins oberhim̅lisch wesen / zum HERRN erhöhet vn̅ gesetzt ist / Ephes. 2. dasselbige schawet vnd ergreifft im Spiegel vnd aenigmate der herrlichen vnnd sichtbaren worten / das ist / in der / mit worten außgesprochenen / vnd in Sacramenten fürgebildeten verheissung vnd vbergabe / nicht allein die krafft vn̅ werck Christi / sondern jn selbst / Gott vnd Menschen / Seel vnnd Leib / Krafft vnnd Geist / vnd alles / das er ist / hat vnd thut / also wohnet er selb in vns / vnd haben jn selb zu gegen / nicht allein seine krafft vnd werck. Zürcher: So wöllen jr als / daß der HERR leiblich in dieser Welt sey? etc. Bucer: Nein / Er hat die Welt verlassen / ist zum Vatter in Himmel gangen. Es sicht vnd greifft jhn je niemands / allein der Glaub mag jn sehen vnd befinden. Wir empfahen im Sacrament zwey ding / ein Him̅lisch vnd ein Irrdisch: den Leib vnd das Blut deß HERRN / ist das Him̅lisch: Brot vnd Wein / das Irrdisch: Irrdisch natürlich / on vermischet noch angehefftet / oder eingeschlossen / sondern Sacramentlich: das ist aber warlich vnnd thetlich nach der zusage Gottes / die nicht feilen kan. Zürcher: Worin̅ stehet diese Sacramentliche einigkeit / was ist der hafft / damit das jrrdische Brot / mit der Him̅lischen Gaabe deß Leibs vnd Bluts Christi vereinbart wirt? Bucer: Deß HERRN halb ist es sein einsetzung vnd zusag / vnserhalb / der Glaub / so wir der einsetzung vnnd verheissung deß HERRN gläuben.
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(Anno 1538.) Zürcher: Haben die wort vn̅ zeichen auch mehr darzuthun / denn zuverkünden vnd fürzubilden? Bucer: Diß verkünden aber vnd fürbilden ist ein werck deß HERRN / kräfftig vn̅ thetlich / vn̅ darumb so ist da ein wares vbergeben. (Nemet.) Er spricht je / Nemet / so sollen wir nemen / vnd dieweil es (Esset / Trincket.) vns nicht fehlen kan / nemen wir / so haben wir. Weiter sagt er: Esset vnd trincket / thun wir das / so niessen wir / vnd haben abermals / das wir denn haben / ist vns zugegen. Was heißt er vns aber nun (Brot vnd Wein.) von jm nemen / essen vnd trincken / etc. Brot vnd Wein reichet er / Darumb sollen wir das da von jm nemen / essen vnd trincken. Sol es aber damit auß sein? Nein / denn der HERR setzet weiter hinzu: (Das ist mein Leib. Dz ist mein Blut.) Das ist mein Leib / vnnd der Leib / der für euch gegeben: Das ist mein Blut / oder das newe Testament in meinem Blut / vnd das Blut / das für euch vergossen wirt. Derhalben halten wir vns der einsetzung deß HERRN / so nemen / essen vnd trincken wir / niessen auch / vnd haben gegenwertig / gewiß vnd warlich (denn da deß HERRN wort vnd werck ist) sein waren Leib / sein wares Blut / vnnd deßhalb jhn selbst / waren Gott vnd Menschen / vnd darumb spricht der heilige Paulus / das Brot / sagt er / das wir brechen / der Kelch / bey dem wir dancksagen / ist die gemeinschafft deß Leibs vnd Bluts Christi. Also redet der HERR selbst / vnd seine liebe Aposteln. Darumb muß diß die allerhelleste / vnverdunckleste / sicherste / vnd beste weiß zu reden seyn / die von diesem handel / von einiger Creatur jmmermehr erdacht werden mag / deren halt man sich / vnd verware denn so heiter vnnd gewaltig / das jmmer geschehen kan / daß alles / diß nemen / essen / trincken / niessen / haben vnd zugegen seyn / deß Leibs vnd Bluts Christi sey / vnd verstanden werden sol / daß es in einigem wege nichts abbreche der Warheit Menschlicher natur vnd Himmelfahrt Christi. Das wirt D. Luther / vnd alle / die es mit halten / gern sehen / vnd zu danck auffnemen. Allein dieweil doch in worten deß HERREN (Vberhab) / die vbergab seines Leibs vnd Bluts / als die fürnembste / so
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hell vnd klar außgedruckt ist / daß diß auch von euch / als die fürnemeste(Anno 1538.) gegläubt vnd bekennet / vn̅ gelehret werde / mit allen trewen / wie jhr euch deß doch in der Baßlischen Confession / haben frey erkläret(deß Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal.) vnd bekennet / daß jhr nicht nur / oder fürnemlich von dem reden / was wir im Nachtmal deß HERRN geben vnd thun sollen / als da ist / das dancksagen / sich selbst opffern / in liebe mit den Brüdern verbinden / welches alles allein auß dem kompt / daß sich der HERR vorhin vns gibt / diß ist alles längst in ewern Confessionen vnd schrifften angenommen. Das vermag die Schrifft / also hat die alte ware heilige Kirche gegläubt vnd gehalten / darbey bleiben wir / vnd wöllen / ob Gott wil / vnd mit seiner hülff ewiglich bleiben / Amen. Nach dem zwey Tage disputirt worden / hat man sich letztlich dieser meinung verglichen. Dieweil das vielfeltige forschen vnnd disputiren jmmer etwas newes verdachts vnd mißverstands mit jm bringen wil: So ist die vergleichung in dem beschlossen / daß die Brüder zu allen theilen / bey der Baßlischen Confession vnd schrifft / an Doct. Luthern(Vergleichu̅g vn̅ beschluß deß Colloquij der Zürcher mit Bu cero.) gen Schmalkalden vbersand alles jhres innhalts / getrewlich bleiben / vnd demselben gemäß halten / vnd lehren sollen vnnd wöllen / vnd derhalben im H. Abendmal Christi eine ware gegenwertigkeit / gemeinschafft deß Leibs vnd Bluts Christi bekennen / vn̅ dem Volck mit trewen dargeben / doch mit solcher erleuterung vnd erklärung / daß das fromb gläubige Volck erkennen möge / daß solche gegenwertigkeit / gemeinschafft vnd niessung Christi im H. Abendmal / weder der Menschwerdung noch Him̅elfahrt deß HERRN / oder einigem Artickel vnsers Christlichen Glaubens mit nichten entgegen / vnd zuwider sey. Den 27. Junij / hat Lutherus den Schweitzern abermal eine freundliche Antwort geben / vnd noch jmmer dar das beste gesuchet / vnd gehoffet. Seine Antwort lautet also: Gnad vnd fried in Christo: Erbare / Fürsichtige liebe Herrn
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(Anno 1538.) vnd Freund / Ich habe ewer schrifft / am vierdten Tag deß Mayen gegeben / empfangen / darinnen ich fast gern vernommen / daß ewer (D. Luther abermal freundliche schrifft an die Schweitzer. D. Lutherus widerholet kürtzlich die ware meinu̅g / die die Schweitzer noch nit recht angenommen.) aller Hertzen zur Concordi bereit / vnd euch mein schreiben gefallen hat / Nemlich / daß wir allhie nicht lehren / wie im Sacrament solte gehalten werden / ein aufffahrt vnd niderfahrt vnsers HERRN / doch gleichwol der warhafftige Leib vnd Blut vnsers HERREN daselbst empfangen werde / vnter Brot vnnd Wein. Was aber schrifftlich nicht köndte gegeben werden / versehe ich mich Doctor Martin Bucer / vn̅ D. Capito werdens alles mündlich besser dargeben / welchen ich alles vertrawet / vnd auch darumb gebetten habe / weil mir kein zweiffel ist / daß bey euch ein sehr fromb Volcklein ist / das mit ernst gern wol thun vnd recht fahren wolt / davon ich nit ein geringe frewde vnd hoffnung habe zu Gott / ob etwa noch ein hacke sich sperren / daß mit der zeit / so wir seuberlich thun mit dem guten schwachen Häufflein / Gott werde zu frölicher auffhebung aller jrrung helffen / Amen. Denn ob ich etliche noch verdächtig hielte / auß jren schrifften beweget / so habe ich dem D. Bucero alles angezeigt / den̅ so viel ich jmmer vertragen kan / wil ich sie für gut halten / biß sie auch herzu kommen / bitten demnach / jr wöllet auch / wie angefangen / solch Göttlich werck helffen vollführen zum friede vnnd einigkeit der Christlichen Kirchen / als ich denn nicht anders spüre / daß jhr mit allen frewden vn̅ lust zu thun bereit seind / Der Vatter aller barmhertzigkeit bestättige euch / vnd erhalte euch in seinem angefangnen werck / durch seinen lieben Son vnsern HERRN. / mit seinem H. Geist reichlich / Amen. Datum Donnerstags nach Johannis Baptiste / Anno etc. 38. (Der von Straßburg schreiben an Rat zu Basel.) Dieses schreiben Lutheri / sampt andern verlauffenen sachen / haben die Schweitzer dem Churfürsten zu Sachsen / vnd viel andern Ständen geschickt / wie auß der von Straßburg nachfolgendem schreiben / an Rhat zu Basel zu sehen ist. Vnser freundlich willig dienst zuvor / Ehrsame / weise beson
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ders gute Freunde vnd vertrawete liebe Nachbarn / Nach dem jhr(Anno 1538.) vns vergangenen Tagen Copey euwerer / vnd anderer der Eydgenoschafft dem heiligen Euangelio anhängig schreiben / an den Churfürsten zu Sachsen / Landgraffen zu Hessen / vnnd auch D. Martinum Lutherum / vn̅ was dieselbigen wider geantwortet / zugeschickt / da geben wir euch freundlich zuvernemmen / daß die Gesandten / die vnsere Herren vnd Freund Meister vn̅ Rhat / jetzt auff den Tag zu Eisenach gehabt / wider ankommen / vnd in jrer Relation bericht geben / daß solch euwer vnnd gemelter ewerer mitverwandten schreiben an den Churfürsten zu Sachsen / vn̅ Landgraffen zu Hessen / auch der Chur vnd Fürst. Gnad. Deßgleichen D. Luth. widerantwort / vor gemeiner Ständen Bottschafft verlesen worden sein / vnd daß sie eines Ehrsamen Rhats Gesandten / daneben von deß Churfürste̅ Rhäten in der anzeig vermerckt / daß obenangeregt ewer vn̅ ewerer mitverwandte̅ schreiben an beyde Fürsten zu Sachsen vnd Hessen / vn̅ auch an D. Lutherum geschehen / von jrer Fürst G. vnd auch D. Martin Luthern / gantz gnädiglich vnd freundlich / auch für ein gantz Christliche schrifft gerhümet vnnd auffgenommen worden sey / also / daß die Gesandten gäntzlich achten / daß diß ewer mitverwandten schreiben / viel nutz vn̅ gutes willens / bey gemelten Fürsten vnd andern Ständen / auch jhren Gelehrten bringen werde. Dieweil wir nun solches von den Gesandten vermerckt / haben wir auß sonderlicher freundlicher Nachbarschafft / nicht vnterlassen wöllen / euch dessen zuberichten / der hoffnung / jr werdet darob gut gefallen tragen / etc. Solches auch andern(Capitonis schrifft gen Witte̅berg / darinne D. Lut. sanfftmut vnnd Christlichs hertz gerhümet wirt.) ewern mitverwandten anzeigen / etc. Datum Montags den 26. Augusti / Anno 1538. Es hat auch Capito von Straßburg / den 13. Augusti gen Wittenberg geschrieben / vnd vermeldet / was D. Lutheri glimpffliche Antwort / gutes außgericht habe. Seine wort lauten also: Die Baßler haben diese Tage vns das schreiben D. Luthers zugeschickt / darinnen er auff die antwort der Zürcher versam̅lung /
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(Anno 1538.) bey welcher auch wir gewesen / wider antwortet. Ich kan nicht sehen / daß / wenn er vns in solchem schreiben rhats gefragt / wir eine einige Syllaben hetten hinzu thun können. Man spüret darinnen die höchste bedachtligkeit / darneben freundligkeit / sanfftmut / vnnd daß er die schwachen gerne dulden wil. Vnd der gestalt ists auch auffgenommen worden von etlichen sondern / für denen wir vns besorgt haben / daß sie lang sich besinne̅ würden / ob sie von den Widersachern zu vns gantz tretten wolten / oder nicht / denn derselbigen personen schreiben / neben dem schreiben deß Bürgermeisters zu Basel / haben wir bey diesem Botten auch empfangen. Das werck der Concordi / hat auch diesen nutz / davon ich offt schreibe / daß deß Luthers Büchern der zugang offen stehe zu den Schweitzerischen Kirchen / damit die vnverstendigen mit reiner Lehr vnterrichtet / vnd die Kirchendiener mehr auff die Gewissen sehen / weder bißher. Darnach / welche vor der zeit recht gehalten haben / aber von wege̅ etlicher Tyranney sich nicht öffentlich dürffen hören lassen / die kom̅en jetzt vngeschewet an Tag / vnd dürffen jetzt öffentlich mit grossem nutz dieses predigen (so sie vom HERREN empfangen) durch dessen argwohn allein / sie vor der Zeit etlich mal in gefahr kom̅en seind. Sie vrlauben niemands mehr von wegen der Warheit der Geistlichen Lehr / vnnd krafft deß Worts / vnd der Sacramenten / etc. Auß Straßburg 13. Augusti / Anno 38. (Bucerus kompt bey de̅ Zürchern in verachtung.) Bucerus hette gern gesehen / daß die Predicanten zu Zürch das freundliche schreiben Doct. Lutheri / widerumb eine Christliche freundliche Antwort gegeben. Er hat aber solches bey jhnen nicht erhalten können. Vnd weil er (wie Lauatherus meldet) nicht allein eine Concordiam zu stifften fürgenommen / sondern auch die Zürcher bereden wöllen / daß sie etliche jhre vorige Lehre / als vnrecht erkennen / vnd widerruffen solten / ist er in verdacht vnd verachtung darüber bey jhnen kommen / darumb er sich hernach jhrer gecussert.
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Auß diesem allens / was nach einander erzehlet / ist sonderlich(Anno 1538.) diß zusehen / daß die Politici in den Schweitzerischen Stätten / sich viel glimpfflicher vnd bescheidener in den handlungen / so mit jnen(Politici hal ten sich gelimpflicher vnd bescheidener / denn die Theologen zu Zürich.) durch Bucerum vnd Capitonen / wegen der angestelten Concordi in re Sacramentaria, gepflogen / durchauß bewiesen / vnnd erzeigt haben / denn die Theologen zu Zürch. Vnnd daß niemands argwohne als werde von vns solches den jetzt gedachten Theologen auß neydt zugelegt / oder nur auffgedichtet / wölle̅ wir die wort auß Buceri schreiben / an Comandrum Ecclesiae Curiensis Rheticae pastorem, welches zuvor öffentlich gedruckt / anziehen / vnd Teutsch verzeichnen. Tandem ad criminationem Bullingeri venio, &c. Ich(Bucerus klagt vber Bullinger.) wil nun (schreibt Bucerus) etwas von deß Bullingeri schmäheschrifft melden / welche one zweiffel nicht allein calumniosa, voll falscher bezüchtigung / sondern auch / wenn sie gleich dermassen nit were / doch von allen frommen vnd heiligen Leuten / dafür wirt geachtet werden / daß sie jhm vnd vns gantz vbel anstehe / wenn man sonderlich vernemmen wirt / was vnter vns / beyde in dieser Concordia sache / vnd sonsten in gemeiner gantzen berahtschlagung das heilige Ministerium belangend / gehandelt worden / vnd wie viel wir jnen dienst erzeiget haben. Du wirst vielleicht sagen / hat er doch weder die Straßburgischen Kirchendiener / noch dich genennet: Dieses hat er nicht auffrichtig gethan. Denn er wirts nicht läugnen(Bullinger nicht auffrichtig.) / daß er vns hat anstechen wöllen. Wenn er nun dafür gehalten / daß wir öffentlich gesündigt / so hette er vns / nach dem befehl Pauli / auch öffentlich für jederman̅ straffen / vnd vnsere meinung mit namen durch schrifft vnd vrsachen widerlegen / oder aber priuatim für sich in geheim vns vermanen sollen / wie solches der HERR nicht allein gebotten hat / sondern Bullinger hats selbst vns zum offtern thewer verheissen. Seid ich meine Retractationes geschrieben / habe ich von dieser sache gar keine schrifft außgehen lassen: Ich habe auch D.
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(Anno 1538.) Vadiano zu Basel mein Gemüt vnd vrsachen eröffnet / da er mir denn kein wort bißher darinn eingeredet. Denn es sind solche Leute (Was die Sacramentirer für Leute sind.) / die mehr fleiß haben / daß sie den abwesenden vbel nachreden / den̅ daß sie mit S. Paulo die jrrenden gegenwertig straffen. So ich jm aber nicht aller ding gnung gethan / warum̅ hat er / wen̅ er mangel daran gehabt / entweder damals / oder nachmals zu Zürch / da ich zu jnen kommen bin / solches nicht erkläret? Ich habe lang vnd viel mit jne̅ gehandelt / darmit wir dermal eins möchten einig werden / vnd / wie vns wol anstünde / zu rechter zeit den streit mit einander auffheben / sintemal wir zu beyden theilen die Warheit suchten / vnd Christus zugesagt hette / er wölle mitten vnter / vnnd bey vns seyn / so wir in seinem Namen zusammen kommen / vnd wölle vns vom Vatter erlangen / was wir durch jn einmütiglich bitten werden. Item / das sey der einige Weg zu Brüderlicher Collation, oder vnterrede / dadurch auch die Aposteln selbst / vnnd alle andere rechte Bischoffe / vnd Vätter / in der Kirchen / die Nebel / so der lehre (Schewen das Liecht.) / vn̅ sonsten der Kirchen regiment schaden / vertrieben haben. Ob ich aber gleich sehr hefftig / vmb ein solchen Conuent vn̅ Gesprech gebetten / vnd davon wegen offtmals zu jhnen kommen / vnd mich erbotten / so habe ichs doch niemals bey jnen erhalten können. Vnd da auch zu Basel ein Conuent, auß gesamptem Rhat angestellet ward / haben sie mit Händen vnd Füssen allzeit gewehret / daß wir die controuersien, darumb wir doch dieselbigen zustillen ankommen vnd vorhanden waren / nicht solten für den Legaten oder Polltischen (Sind boßhafftig / zornig / verleumbderisch / auffrührisch / rachgirig / denen nicht zu trawen.) Gesandten fürbringen vnd handeln. Vnd da wir vnter vns selbst etwas streitig worde̅ / haben sie / wie / vn̅ so viel vermocht / die zeit abgeschnitten. Wir haben aber dennoch keine gelegenheit verseumet / damit wir sie dahin brächten / dz sie für Gotstfürchtigen auffrichtigen Männern / ein Gespräch hielten. Wo wir nun verstanden / daß sie einig weren / haben wir vns zu jhren bekennt / auch da sie doch angefangen vns bey jren Leuten zuverkleinern / vn̅ sie wider vns also zurerhetzen / daß viel gute Freunde / die es gehö
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ret / was zu Zürch wirder vns geredt worden / vns gerhaten / wir(Anno 1538.) solten vns gen Zürch nicht begeben / denn sie forchten / es möchte vns allda was böses begegnen. Weil wir aber von Hertzen jnen zugethan / vnd günstig waren / vnnd vns derwegen keiner feindseligkeit befahrte̅ / sind wir zu dem Conuent der Euangelische̅ Stätte in Schweitz (den der Rhat vn̅ Predigampt zu Basel angestellet / auff daß allda endlich vnd etwas gewiß von der Concordia im handel / die Sacrament belangende / geschlossen vnd constituirt würde) mit denen zu Basel gerne kommen / welches sich die Zürchischen Predicanten / von denen wir nicht beruffen / wie sie selbst zeugeten / nicht versehen hetten / jhnen auch vnser ankunfft nicht angeneme war / wie wir auß vielen anzeigungen wol abnemen kundten / davon ich hie schweigen wil. Diß wil ich aber vermelden / auff daß du lieber Bruder / sehest / wie sie vns bey den jhren herfür gezogen haben. Am ersten Tag deß Conuents, da wir vnsere Brieff / so vns vnser Rhat mit gegeben / den gesampten Herrn vberantwortet hetten / vnd auff Antwort forn im Hofe / darinn sie beysammen / warteten / sind jhrer etliche schwerlich zu halten gewesen (wie wir hernach erfahre̅) daß sie vns nicht für allem Volck mit schmählichen worten angetastet / warumb wir zu jnen kommen weren / jhre Kirchen vnd Gemein zuverwirren. Es hat aber gleichwol der zorn nit können durchauß gestillet werden / sondern das Volck hat sich mit schweren worte̅ / wider vns hören lassen Inmassen auch ein Student vom Adel / mit Versen vnsere namen zubesudeln sich vnterstanden.(Pasquilli vn̅ Schmähe versus.) Wir haben die Versus nicht gesehen / aber weil er darvon wegen ins Gefängniß geworffen / vnd wir für jm eine Bitte einlegeten / haben wir gemerckt / daß er schweilich frey gelassen / ob jhme schon die Jugent / vnd sein Stand etwas hinüber helffen möchte / welches auch der jenige / der jhn dazu angehetzet / ohne zweiffel in acht gehabt. Von wem sollen wir aber argwohnen oder sagen / der andere / vnd diesen Jüngling wider vns bewegt habe? Wir ha
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ben (Anno 1538.) je mit keinem Menschen zu Zürch / denn allein mit den Predigern / entweder frey gegenwertig / auß befehl vn̅ vnser freundschafft nach (wenn sie vns zu sich gelassen) oder durch freundliche Brieffe / von diesen sachen gehandelt. Darumb wir billich auß krafft der Rechten / Gesetzes / Rhats / vnd vnsere freundschafft / fürnemlich aber / wegen deß heiligen Predigampts / darinne wir zugleich dienen / hetten grwiß seyn sollen / daß nichts zu andern solte außgebracht / vnnd so feindseliger weiß außgebreitet werden / was vnter (Predicante̅ zu Zürch vnfreundlich vn̅ vntrew.) vns gehandelt worden. Daher erkennestu / lieber Bruder / daß die Kirchendiener zu Zürch / jrer trew gegen vns wenig sind eingedenck gewesen. Wenn aber eine rechte gemeinschafft oder freundschafft durch Christum vnter vns were / vnd wir füe dem öffentlichen ärgerniß / wie es billich seyn solte / einen schew trügen / so weren wol Leute vnsers mittels / die sie wider zu rechte bringen köndten / welche / wenn sie nichts für sich aurichten möchten / auff ein offentlich Concilium, diesem vnrhat zu helffen / bedacht seyn müßten. Denn das erfordert die gemeine Christliche liebe / vnnd sorgfeltigkeit für die Kirche / die wir alle haben sollen. Aber du wirst sagen / wenn dich gleich die Zürcher nicht recht vnnd ordentlich beschüldigen (Bullingeri lästerwort one vrsach.) / so thun sie es doch mit warheit? Bullingerus hat ja nur grawsame lästerwort wider vns / vn̅ bringt doch keine vrsach noch beweiß / wir haben aber so trewlich der Kirchen / als er gedienet / vnd vnsere trew klärlich bewiesen. Vnd wir sind der hoffnung / es sol mein Nein bey allen heiligen Leuten so viel gelten / als sein Ja. Er zehlet vns vnter die Papisten / Epicurer / Widertäuffer / vnd nennet vns Vettumnos, Wetterwendische / klagt vns an als leichtfertige / vnbestendige Kremer / die mit der Religion teuscherey treiben / welches eine schreckliche Gottlosigkeit ist. Die vrsach / spricht er / sey vnser furcht / vnd ehrerbietung / die wir den Menschen erzeigen. Also frech darff er vrtheilen von vnserm Hertzen / one vrsach vnd one beweiß / vnd meinet / er sey alleine in der Kirchen Christi / vnd sey gnug / wenn nur er einen anklaget /
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den er wil verdampt haben / vnd sey nit nötig / daß man einig zeugniß(Anno 1538.) oder vrsache mit bringe. Ich (Gott lob) bin mir nichts bewust / von denen Lastern / die er auß grosser leichtfertigkeit vns zumessen(Bullinhers vn̅ anderer Sacramentirer leichtfertigkeit / so D. Luthero vnd reinen Kirche̅ auffdichten viel ding / die nit war sind. Formae loquendi vera & sanae, reijciuntur à Sacramentarijs. Bullinger ein stoltzer geist.) wil / wirt vns auch niemand / es sey er oder ein ander / dessen vberweisen können / daß wir daran schüldig seyn solten / wegen vnser Lehr vnd meinung vom Nachtmal. Denn wir haben Gottes Wort vnd Warheit. Aber darinne verdammen wir vns / vnd den Bullinger / wegen der leichtfertigkeit / wie er noch jmmerdar thut / vn̅ wir vor dieser zeit auch also gethan haben / daß er sampt vns dem Luthero vnd andern / eine solche meinung auffgedichtet / in der doch Lutherus niemals gewest ist. Item / daß wir etliche formas, oder art zu reden verworffen / die doch mit der Schrifft vbereinstimmen. Daß wir aber nu bessere vnd gewissere Lehre führen / denn der Bullingerus / das ist keine leichtfertigkeit / sondern eine bestendigkeit in studio veritatis & Christi, da wir die Warheit vnd Christum suchen. Ich wolte aber gerne / daß Bullinger sich selbst vn̅ die seinen (wie er Närrischer vnd nicht Christlicher weise thut) nit zu hoch hielte / vnd seines Volcks vrtheil nicht so viel fürchteten. Den̅ wenn jnen diese furcht / vnd jr groß ansehen / nicht im wege stünde / so würden sie in warer heiliger Concordia / die sie vns so offt verheissen habe̅ / bestendiger geblieben seyn. Aber davon ein ander mal / Ich versehe mich / ich habe dich / vnd die andern Brüder jetzt gnugsam berichtet / denn ich von wegen grosser geschäffte / mehr nicht schreiben kan. Christus verleihe / daß diese Leute / die in zerrüttung(Sacramentirer fahren fort in zerrüttung der Kirchen mit jhrer vngestüm̅igkeit / vn̅ sind lügner / schmäher / vnnd schänder.) der Kirchen bestendig fortfahren / mit jrer vngestümmigkeit nicht dermal eins der Kirchen grossen schaden zufügen / der HERR wölle sie vn̅ vns regieren / daß wir jm / vnd nit vns bestendigkeit leisten. Vale. Ich habe nicht zeit mehr zu schreiben. Daß ich aber sage / sie seyn bestendig in perturbandis Ecclesijs, die Kirchen zuvervnrühigen / das beweise ich daher / dieweil sie das gemeine Vrtheil der Kirchen verachten (welchs wir jnen so offtmals habe̅ angebotten) vnd gantz grewlich vnd mit Lügen schmähen vnd schänden ware
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(Anno 1538.) trewe Diener Christi. Denn das ist ja die Kirchen vervnrühigen. Nun sey Gott befohlen / vn̅ liebe vns. Straßburg / im Octob. 1538. (Bucerus erkennet vn̅ bekennet / dz er D. Luth. offtmals vn rechtgethan habe / vnnd kündiget de̅ Bullinger auff / alle freu̅dschafft.) Auß diesem schreiben Buceri (darin̅ er auch vber die erzchleten wort sein jrrthumb vnd feil erkennet / vnd bekennet / wie er D. Luthero offtmals vnrecht gethan habe) sihet der Christliche Leser / wie Bucerus vber die Zürchische Predicanten / vnd fürnemlich vber den Bullingerum (dem er auch endlich durch ein sonderbar schreiben alle freundschafft vnnd Bruderschafft auffgekündiget / vnd renuncirt) so hefftig geklagt hat / daß sie zu keiner Concordia weder lust noch liebe gehabt / noch dem Bucer vnd Capitonj (die doch jren glimpff gesucht) folgen wöllen / wil geschweigen / daß sie D. Luthero hetten etwas nachgeben sollen. (Brosij Wolffen vn verschämpt leichtfertig gericht.) Darauß ist abermal deß vnverschämpten Wolffs gedicht billich anzufeinden / der sich nicht schewet fürzugeben / als haben die Schweitzer D. Luthero aller dinges ein solches genügen gethan / daß sie zu beyden theilen gäntzlich verglichen worden / vn̅ die auffgerichte Concordiam zu Wittenberg / gern vnd willig angenommen / welches ja eine lautere nullitet ist. (Wolffische vnwarheit.) Noch vn verschämpter ist dieser deß Wolffs vngrund / daß er schreiet / Lutherus sey an den Schweitzern friedbrüchig worden / weil er (da er gesehen / daß sie die Concordiam nicht allein nicht annemmen / noch vnterschreiben wöllen / sondern auch deß Zwingels jrrthumb noch jmmer zu beschönen / vnd durch den nachdrück seiner Bücher je länger je weiter außzubreiten / sich vnterstünden) Anno 1544. öffentlich wider sie geschrieben. Was aber diß für eine Zwinglische Wölffische warheit sey / ist bißher gnugsam erwiesen / vn̅ durch diese Historische verzeichniß jedermenniglich für Augen gestellet. (Visitationbuch.) Im selbigen Jar / Anno 38. ist zu Wittenberg widerumb gedruckt worden / der vnterricht der Visitation im Churfürstenthumb zu Sachsen / erstlich vom Philippo / Anno 28. geschrieben / vnd nun Anno 38. von Luthero vbersehen / vnd wiewol dazumal
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in demselbigen Büchlein sonst etliche Stücke weggethan / vnnd geändert(Anno 1538.) / So ist doch der Artickel vom Sacrament / ohne alle änderung / wie er Anno 28. vom Philippo gesetzt / also in diesem Artickel 38. von wort zu wort widerholet / vnd damit bestättiget. Vnd darin̅ ist der Artickel vom Abendmal deß HERREN / was die ware gegen wertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi belanget / wie er in allen Kirchen vnnd Schulen deß gantzen Churfürstenthumbs Sachsen / gelehret / vnd in Visitationen vnd Examinibus geführet werden solte / also gefasset: Von dem Sacrament deß waren Leibs vnnd Bluts vnsers(Vom heilige̅ Abendmal.) lieben HERREN Jesu Christi / sollen die Leute vnterrichtet werde̅ / daß sie gläuben / daß im Brot der warhafftige Leib Christi / vnnd im Wein das ware Blut Christi ist / Denn also lauten die Wort Christi / in den Euangelisten / Mattheo / Marco vnd Luca / Das ist mein Leib / Vnd / trincket alle darauß / das ist mein Blut deß neuwen Testaments / welches vergossen wirdt für viele / zur vergebung der sünden. So sagt auch Paulus / 1. Corinth. 10. Das Brodt / das wir brechen(Gemeinschafft deß Leibs.) / ist der außgetheilte Leib Christi: Wo nun solt verstanden werden / nicht der ware Leib / Sondern das Wort Gottes allein / wie es etliche außlegen / so were es nicht eine außtheilung deß Leibs Christi / Sondern allein deß Worts vnd Geistes. So spricht auch Paulus in benannter Epistel / Cap. 11. Daß diese Speise nicht für eine gemei ne Speise sol gehalten werden / Sondern für den Leib Christi / vnnd straffet die / so es ohne forcht / wie eine gemeine Speiß nemmen. Die Pfarrherrn sollen auch davon lesen / was die Alten geschrieben habe̅ / auff daß sie sich vnnd andere / desto besser vnterrichten können. Es spricht Hilarius auch im achten Buch von der heyligen Dreyfaltigkeit / daß man daran nicht zweiffeln sol / daß da warhafftiger Leib vnd Blut Christi sey / weil es Christus gesagt habe / vnd ist solchs zubedencken / daß solch Groß Mirackel geschicht nicht auß deß(Groß Mirackel.) Priesters verdienst / Sondern darumb / daß es Christus also geord
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net (Anno 1538.) hat / daß sein Leib da sey / so man Communicieret. Wie die Sonne täglich auffgehet / nicht vmb vnser Verdienst willen / sondern daß (Hisitatioder Kirchen in Den̅marck.) es Gott also geordnet hat. Vnd weil eben dazumal D. Pomeranus erfordert war / die Kirchen im Königreich Dennmarck zu visitiren / vnd der löbliche König aller seiner Kirchen Pfarrherrn gemeldte visitations ordnung vnd vnterricht / durch Doct. Lutherum corrigirt / befohlen / vnnd sie daran gewiesen hatte / hat Doctor Pomeranus dasselbige Büchlein ins Latein vbersetzet / vmb derer willen / so in Dennmarck der teutschen Spraachen nicht gnugsam kündig vn̅ erfahren. (Philippus schrifft vnd bekenntniß / dz CHristus im Abendtmal sey ga̅tz / GOtt vnnd mensch / oder mach seinen beyden Naturen.) Gleicher weise hat Philippus an einen vom Adel mit eigener Hand (welches in der Sächsischen Cantzeley noch fürhanden) von deß HERRN Nachtmal / geschrieben / nachfolgende Wort: Es hat keinen grund / Christum also zureissen / daß er nach der Gottheit bey vns sey / vnnd nach der Menscheit nicht bey vns sey / sonderlich weil er gesprochen / Er gebe vns seinen Leib vn̅ Blut / etc. So spricht auch Paulus / Es sey das Nachtmal eine gemeinschafft deß Leibs vnnd Bluts Christi. So aber Christus nicht leiblich da / were es nur deß Geistes gemeinschafft / vnd nicht deß Leibes oder Blutes. Vnd diß (Leiblich.) achte ich zu einem einfeltigen vnterricht gnug seyn. Denn wir sollen nicht von Worten weichen / sie sein denn wider andere Schrifft. Nu sind diese Wort vom Nachtmal nicht wider andere Schrifft / ob sie schon der Vernunfft frembde seyn. Vber diß ist in offenem Truck vorhanden eine Epistola Philippi, so auch in diesem 38. Jar geschrieben / darinn stehen diese wort: So viel mich anlanget / damit ich nicht weit von den alte̅ Patribus abweiche / setze ich in der niessung eine Sacramentliche gegenwertig ken / vnd sage / daß / wenn man diese ding (nemlich / Brot vnd Wein deß Abendmals) reichet vnd geneust / sey Christus warhafftig gegen wertig vnd kräfftig / oder thätig / vnd das ist warlich allgenug / vnnd (Sacrament liche gegenwart.) setze gleichwol keine Inclusion / oder einschliessung / noch eine solche vereinigung mit den Zeichen / dadurch / oder darmit der Leib Christi /
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an das Brodt gehefftet / vnnd gleichsam gelötet / oder damit vermischet(Anno 1538.) werde / Denn es seyn je die Sacrament pact oder verbündtniß / daß / wenn man (sichtliche vnnd empfindliche) dinge / als Brot vnd Wein / nimpt vnd empfehet / ein anders zugegen / oder gegenwertig sey / (nemlich / der Leib / vnd das Blut CHristi) Vnnd weil demselbigen also ist / sol die Anbetung nicht darzu gethan / oder da man sie hinzu thut / sol sie nicht auff das Brodt angezogen werden. Ihr wolt je nicht / daß es eine persönliche vereinigung deß Brodts mit dem Leib CHristi seyn sol (denn solche vereinigung / ist allein zwyschen der Göttlichen vnd Menschlichen Natur / in Christo) Sondern eine wesentliche / gleich wie Fewer vnd Eysen in einem glüenden Eysen (daß wir solchs mit einer Gleichniß anzeygen mögen) oder wie die vereinigung ist / zwyschen dem Trinckgeschirr vnd dem Tranck. Ich aber / ob ich wol eine wesentliche vereinigung setze / so setze ich doch keine Einschliessung oder anhefftung / noch wie eine verglöttung / Sondern eine Sacramentliche vereinigung / daß / wenn man die Zeichen gebraucht / CHristus als den warhafftig / gegenwertig / vnnd kräfftig sey / vnnd was wolt jhr mehr haben / etc. Vnnd ich achte / daß ich auff diese weise richtig vnnd Gottselig von den Symbolis rede / vnnd am aller nechsten zu der alten Patrum meinung trette / etc. Eben in demselbigen 38. Jar / hat auch der alte D. Creutziger einen Brieff geschrieben / so Getruckt / darinn stehen diese wort: So viel ich kan / setze ich allerley Disputationes beyseyts / vnnd folge dem / was ich achte / das am sichersten sey / daß / nemlich / eine ware / ja auch leibliche gegenwertigkeit Christi / in der niessung deß Sacraments sey / welche die Wort deß Abendmals vnd Paulus gäntzlich setzen / vnnd die Wort deß Nicenischen Concilij klärlich bezeugen. Wie ich aber halte / daß man in allwege / oder gäntzlich die gegenwertigkeit setzen oder bekennen muß / also disputiere ich nicht von der weise der gegenwertigkeit / Sondern ich halte / daß der eynfalt deß Glaubens genug sey / daß man gläube / daß CHristus
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(Anno 1539.) warhafftig dazugegen sey / vnnd daß sein Leib vnd Blut warhafftig gereicht vn̅ gegeben werde / denen / so diß Sacrament brauchen oder niessen.

Anno 1539.
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(Anno 1539.) In diesem Jar / da Hertzog Georg zu Dreßden gestorbe̅ / hat (Hertzog Heinrich in Sachsen / Confessor veritatis.) Hertzog Heinrich die Kirchen vnd Schulen in Meissen reformiren vnd bestellen lassen / vn̅ die rechte reine Lehr deß heiligen Euangelij / wie von allen andern Artickeln der Christliche̅ Lehre / also auch vom heiligen Abendmal / wider alle Papistische Abgötterey vnd Zwinglische Irrthumb / durch Gottes gnädigen Segen / mit grossem eiffer vnnd ernst / zu predigen / zu profitiren / vnnd for zusetzen / befohlen (D. Luth. bestelt zu Leiptzig Kirchen vnd Schule̅.) vnd geordnet hat. Derhalben D. Luther gege̅ Leiptzig gefordert / allda öffentlich gepredigt / Kirchen vnd Schulen bestellet / vnd den alten Sawerteig außgefeget / in massen die Visitatio bald darauff erfolget / vnd eine Christliche Kirchenordnung angestellt / daher Gott noch jmmerdar Segen geben / vnd die Obrigkeit vnd Vnderthane̅ wunderbarlich bey der Augspurgische Confession / vnd reinen Lehre vom heiligen Abendtmal / auch mitten in der gefahr / sonderlich aber wider die listigen anschläge der Sacramentirer oder Caluinisten / (welche endtlich in hohen vnd andern Schulen / Kirchen / vnd Häusern / jhre schädliche Gifft meuchlisch außstreuwen / vnd den armen Leyen wider jhr selbst wissen vnd willen / beybringen wöllen) gnädig lich vnd Vätterlich / biß auff diese stund geschützt / vnd erhalten. ( Tom. 7. Ien. fol. 265. ) In diesem Jar / da Lutherus in seinem Buch von den Concilijs vnd Kirchen / deß Zwingels gedacht / daß er ein Nestorianer gewesen / der nicht hat wöllen nachgeben / daß man sagen solte / Verbu̅ caro factum est, Das wort ward fleisch / sondern es solt heissen: Verbum caro facta est, Das Fleisch ward Wort (denn die Gottheit (Züricher schreiben an) könne nichts werden) da haben die Zürichischen Theologen an Lutherum geschrieben / vnd ernstlich begeret / er wolte deß Zwingels
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in seinen Büchern verschonen / vnd seiner nicht also gedencken / weil(Anno 1538.) er sich zuuorn ja freundtlicher vnd milter gegen sie erbotten. Lutherus aber / weil er gesehen / vnnd darauß wol abnemmen können / wie sie jhme die angestellete / aber jrenthalben / vnd sonderlich der Zürchi(D. Lutheru̅ / daß er deß Zwingels nit mehr gedencken solte.) schen Prediger halben / vnvollnzogen / vnnd vnbeschlossene Friedshandelung deuten wolten / vnd womit sie vmbgiengen / vnd was sie endtlich thun würden / hat jnen darauff nichts geantwortet. Derwegen sie auch / da hernach Anno 42. D. Lutherus im Büchlein vom Gebett wider den Türcken / deß Zwinglij / vnnd derer / so seinen Irrthumben anhängig / gedacht / Obs jhnen gleich sehr wehe gethan / nicht haben dürffen an Lutherum schreiben / wie jr Lauatherus selber bekennet.

Anno 40. vnd 41.
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(Anno 40. vnd 41.) Anno 1540. Ist Philippus Melanthon zu Weimar in eine(Phili. Mel. ist auff den todt kranck / zu Weimar / thut sein bekenntniß vo̅ H. Abendtmal / vn̅ wirt durchs Gebet D Luth. wider gesund.) fehrliche Leibs schwacheit gerahten / allda er sein Testament mit eige ner Handt geschrieben / vnnd außtücklich darinn gesetzt / daß er von dem Abendtmal deß HERREN / auff das jenige / so Anno 36. in Formula Concordie / zu Wittenberg mit Bucero / gehandelt vnnd geschrieben worden / seinen abscheid auß diesem Leben nemmen wolte. Dieweil aber Philippus / durch das Gebett Lutheri (wie er hat selbs pflegen zu sagen / vnd D. Lutherus auch zum offtermal gespro chen / er wisse gewiß / daß er Philippum / vnd Fridericum Myconium / vom Tode erbetten) auß schweeren anfechtungen errettet / vnd beim Leben erhalten / ist er nach dem Gespräch zu Hagenaw / das den(Hagenaw. Wormbs.) 25. Junij gehalten / gegen Wormbs erfordert / allda von gemeinen Reichßständen ein Colloquium den achten Decembris / zwyschen den Papisten / vnd den vnsern / angestellet worden / dazu / daß sich die Gelehrten von beyden theilen besprechen / vnd so viel möglich / verinigen solten / damit die handelung auff künfftigem Reichßtage / so auffs folgende Jahr zu Regenspurg angesetzet / desto richtiger von stalt gehen möchte.
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(Anno 1540. 1541.) Es ist aber diß angefangene Colloquium zu Wormbs auch gen Regenspurg / Anno 1541. gelegt / vnd allda verrichtet / wie die Acta so öffentlich außgangen / solches alles gnugsam außweisen / davon allhie bericht zu thun / nicht nötig ist / Sintemal wir allein das / (Rege̅spurg.) was fürnemlich zu dem handel vom Sacrament gehöret / zu erzehle̅ vns fürgenommen. (Interim wo her es angenommen.) Zu Regenspurg ist von den Papisten damals ein Buch geschmiedet worden / welches beyden Religionen solte gefallen / (darauß auch endtlich das Interim geschmeltzt ist) vnd hat Keyser Carl solche Vereinigung den Vnsern fürhalten lassen / welche sich zu Wormbs / vnnd jetzt zu Regenspurg / auff die Confession zu Augspurg jrer Keyserlichen Mayestet vber geben / berufft haben. (Augspurgische Confessio̅ gemehrt.) Nun war aber die Augspurgische Confession dazumal etwas gemehret (doch nicht auß vnordnung vnd befehl der Protestierende̅ Stände / auch nicht auß / vnd mit vorgehendem gehabtem raht der Theologen in vnsern Kirchen / wie wir bald hernach berichten wollen) vnnd zu dem angestellten Colloquio, tanquam materia pro poniret, daß man von den streitigen Artickeln in derselben Confession (Papisten we̅ den allerley eyn / wider die veränderte Augspurgische Confession.) sich bereden solte. Ob aber wol die Papisten allerley dagegen eyngewandt / daß die Confession etlich mal geändert / vnd dergleiche̅: Jedoch haben sie nach eyngenommenem bericht / daß die Euangelischen Stände keiner andern meinung worden / sondern eben dieses gläuben vnd bekennen / was sie zu Augspurg Anno 30. in jhrer Confession bekannt vnnd vbergeben / ferrner davon (außgenommen den (Artickel von der Gerechtigkeit deß Menschens.) zehenden Artickel / wie jetzt sol vermeldet werden) nicht disputieret. Vnnd weil sonderlich der Artickel von der Gerechtigkeit deß Menschens für Gott / deutlicher vnd außführlicher in derselben vermehrten Confession erkläret hast gewest / haben es die vnsern auch also diß mals gehen vnnd passiren lassen. Allein / was belanget den zehenden Artickel im Lateinischen Truck (denn das Teutsche Exemplar ist (Zehend Artickel in der) in dem Artickel gantz vnnd vnuerändert blieben) weil die wort (adsint & distribuantur, gegenwertig sind / vnd außgetheilet werden)
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hinweg gethan / vnnd allein diß wort (Exhibeantur darbieten oder(Anno 1541.) geben) dafür gesetzt / welche änderung auch den Sacramentirern an nemlich / vnd noch vber das / der gantze Appendix: (Et improbant secus docentes, die gegenlehr wird verworffen) auch außgelassen(Augsp. Confession geendert / wirdt wider zu recht gebracht.) war / haben solches nicht allein die Papisten hefftig gefochten / Sondern es hat auch den Vnsern allerley gedancken gemacht. Darumb denn eben auff diesem Colloquio zu Regenspurg / dieselbigen außgelassene Wort in der Augspurgische̅ Confession Lateinischem Exem plar / widerumb haben müssen restituirt / ergäntzt vnnd gesetzt werden / also / daß im Namen / vnnd von wegen der Protestierenden Stände vnnd Kirchen / in den Artickeln (so von Philippo geschrieben / vnnd dazumal von den Collocutoribus vnsers theils dem Granuellano, der an statt deß Keysers / vnnd dem Churfürsten / Pfaltzgraffen / der an statt der Stände im Reich darzu verordenet gewest / vbergeben sind) deutlich vnnd klar vom Nachtmal widerholet / vnd also / quasi solenniter, der Augspurgischen Confession wider zugestellet / vnnd deutlich gesetzt worden sind diese Wort / welche in der veränderten Lateinischen Confession außgelassen waren. Christus in quit: Accipite, Manducate, hoc est corpus(Tom. 4. Phil. Mel. fol. 736.) meum, & deinde, Hic est sanguis meus. Ideo fatemur in coena verè & re aliter corpus & sanguinem CHRISTI adesse, & cum pane & vino exhiberi sumentibus. Das ist / Christus spricht / Nemet / esset / das ist mein Leib / Vnnd darnach / das ist mein Blut. Darumb bekennen wir / daß im Abendtmal warhafftig vnnd wesentlich der Leib vnd das Blut Christi zugegegen sind / vnd mit Brot vnnd Wein / gegeben werden / denen / so diß Sacrament empfahen. Es hat auch Philippus dem Churfürsten / Pfaltzgraffen in(Philippus erkleret dem 10. Artickel deutlich.) seinem vnd der andern Collocutorn namen damals eine Schrifft vbergeben / darinn diese Wort widerholet seynd: Perspicuè testati sumus, nos amplicti, & tueri omnem consensum Ecclesiae
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(Anno 1541.) Catholicae, quòd in Coena Domini, consecrato pane & vino, verè & realiter, ADSINT & SVMANTVR corpus & sanguinis Domini. Testati enim sumus, nos improbare eos, qui negant ad esse & verè sumi corpus Christi. Abhorremus enim à profanis iudicijs in hac causa, &c. Wir habe̅ deutlich bezeuget / daß wir den allgemeine̅ Consens der Christlichen Kirchen annemmen vnnd vertheidigen / nemlich / daß im Nachtmal deß HERREN / mit dem gesegneten Brot vnd Wein / warhafftiglich / vnd wesentlich gegenwertig sind / vnd empfangen werden / der Leib vnnd Blut deß HERREN. Denn wir haben bezeuget / daß wir verwerffen die jenigen / welche leugnen / daß der ware Leib Christi / nicht gegenwertig da sey / vnnd empfangen werde. Denn wir haben einen abschew für den rochlosen / sichern reden / in dieser Sachen / etc. Wie denn die Formula / so in diesem Conuentu von vns vbergeben / vnd auch die Apologia (der Augspurgischen Confession) so vor dieser zeit (nemlich Anno 31.) außgangen vnd publicirt / bezeugen. So ist auch in dem Buche / welchs die Key. Mayest. vns zubesehen hat für legen lassen / nicht mehr als in vnser Formula / allein das am rande deß Buchs etliche wort / wie erscheinet / von einem andern Meister dazu gethan sind / nemlich / von der Transsubstantiation / etc. Vnnd weil wir die Lehr von der gegenwertigkeit deß Leibs Christi behalte̅ / was ist den̅ von nöten / daß man viel frage von der weise / wie der Leib Christi da gegenwertig oder zugegen sey. Diese Disputatiores von der Transsubstantiation / sind new vn̅ vngleich / auch von den Scri benten selbst / nicht verstanden / wie solte es denn das gemeine Volck verstehen? Darumb so reden wir mit den Worten Pauli / vnnd der alten Kirchen Vätter / Vnd weil Paulus sagt: Das Brot / das wir brechen / ist (participatio) die gemeinschafft oder mittheilung deß Leibes Christi / So sagen auch wir / daß mit dem Consecrirten oder gesegneten Brodt / gegenwertig oder zugegen sey / vnnd empfangen werde der Leib Christi. Also hat auch Ireneus hievon geredet / daß das Abendmal deß HERRN bestehe / auß vnd in zw eyen dingen / ein
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jrrdisch vnd ein Himmlisch. Vnd kein zweiffel / weil er das jrrdische(Anno 1541.) ding / das Brot verstehet / daß er zu demselbigen verfügt das Him̅elische ding / nemlich / den Leib Christi. Deßgleichen sagt auch Cyrillus: Der HERR hat die stücklein Brodt gegeben / vnd gesagt: Das ist mein Leib / Er sagt nicht / daß er blosse accidentia deß Brodts / gegeben habe. Die imagination von der Transsubstantiation ist ein new ding / darauß erwachsen sein vnzehliche vnnütze Fragen / (als wenn die Mäuse das consecrirte Brot nagen) vnd dergleichen / etc. Epiphanius / da er beschreibet die Lehrpunct der Kirchen / vnd die(Pag. 463. lib. 3.) Sacrament deß HERREN / spricht er / Das Brot zwar im Sacra ment / ist eine Speise / aber in dem Brodt ist die Krafft lebendig zu machen / welches ist der Leib Christi. Er spricht außtrücklich (in dem Brot) denn dazumal hatte die Welt von der Transsubstantiation noch nichts gehöret. Cyprianus spricht / Man kan nicht halten / daß Christi Blut / damit oder dadurch wir erlöset / vnd lebendig gemacht sind / im Kelch sey / wenn der Wein / darmit CHristi Blut gezeiget wirt / im Kelch mangelt. Augustini Sprüche stim̅en gnugsam mit einander vbereyn / wen̅ sie recht verstanden werden / denn er füget zusammen das Brodt vnnd den Leib Christi / als da er spricht: Daß man sihet / das ist Brodt / daß aber der Glaube auß Instruction deß worts erfordert / ist das Brot der Leib Christi. Vnd es ist ein klar zeugniß deß Bapsts Gelasij / der da spricht: Fürwar die Sacrament deß Leibs vnnd Bluts Christi / die wir empfangen / sind Göttliche dinge / daher wir durch dieselbige der Göttlichen Natur / theilhafftig werden / vnd höret gleichwol nicht auff zu seyn / die Substantz / oder natur deß Brots vnd Weins. Also redet auch das Nicenisch Concilium / wir sollen nicht allein achtung geben auff das Brodt / so auff deß HERRN Tisch fürgeleget wirt / Sondern sollen vnser Hertz erheben / vnd im Glauben betrachten / daß auff demselbigen Tische fürgeleget werde / das Lam̅ Gottes / etc. Da füget er auch zusammen das Brodt vnnd den Leib Christi.
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(Anno 1541.) Es ist vns zwar nicht vnbewust / daß die newliche Scribenten mit grossem hauffen von der Transsubstantiation philosophiret haben. Aber wir reden mit Sanct Paulo / vnnd mit der alten Kirchen / dardurch viel fehrliche Fragen abgeschnitten werden / etc. Wir kommen auch nicht vnerfahren zu dieser Sachen / Sondern es ist die gantze Antiquitet der alten Kirchen von vns durchforschet / denn wir haben mit der gantzen Kirchen / gleich als einen rahtschlag gehalten / vnd aller alten Scribenten Sententz erfraget / vnnd angehöret / auff daß wir vnser Kirchen / eine gewisse beständige vnnd heilsame Lehre fürtragen möchten. Wir verharren aber vnnd beruhen bey der meynung / welche wir Schrifftlich vbergeben haben / welche wir auch erachten / Gottselig zu seyn / vnd nützlich darzu / daß also die Mißverstände bey vnd vber diesem Artickel möchten gestillet werden / etc. Diß erzehlen wir darumb / weil darauß offenbar / daß wir behalten die warhafftige gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi: Daß man vns nicht weiter dringen wolle anzunemmen / was her nach von der Transsubstantiation dazu gethan ist. Von den Depu tirte̅ deß andern theils / sind Artickel eyngebracht von beyschliessung deß Sacraments / vnd von anbettung deß beygelegten theils. Welche Artickel kein statt haben / wo man das gantze Sacrament oder beyde gestalt gebraucht / etc. Derhalben nemmen wir dieselbige Artickel nicht an / vnd bitten demütiglich / daß euwere Gnaden diese vnsere Antwort für gut wöllen annemmen / vnd wir erbieten vns ferrner zu conferiren von den vbrigen Puncten / etc. Dieser erklärung haben vnterschrieben Philippus Melanthon, Martinus Bucerus, & lohannes Pistorius, die von wegen der Protestirenden Stände Collocutores deputiert ware̅ / welche warlich durch die / so die ware wesentliche gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal leugnen / vnd profani rochloß / sicher vnd entwicht / vn̅ one Gottes Wort / nach jrer tollen vernunfft
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daher plaudern / niemandt anders / denn das Zwinglische Gesinde /(Anno 1541.) verstanden vnd gemeinet haben / auff daß diese jre Schrifft mit der ersten Augspurgischen Confession / darauff sie sich referiren / da sie sagen: Testati enim sumus nos improbare eos, &c. gäntzlich vberein käme. Diese Schrifft ist zuuor etlich mal Lateinisch gedruckt / vnnd jetzund auch Teutsch in diese Historiam auß gewissen vrsachen einverleibet worden / vnd die fürnem̅sten Stücke / so darinn mit fleiß zu mercken / wollen wir kürtzlich nur verzeichnen / Als: 1 Das wort (adesse) so etwa / wie vorgemeldet / außgelassen / wirdt nun wider zum andern mal außtrücklich gesetzet / bestättiget / vnd mit dem wort (realiter) noch besser verwaret / daß nemlich / im Abendtmal deß HERREN / mit dem gesegneten Brodt vnnd Wein / warhafftig vnd wesentlich zugegen sey / vnd empfangen werde der Leib vnd Blut deß HERREN. 2 Weil auch / wie vorgemeldet / die Antithesis (& improba̅t, &c.) aussen gelassen war / vnd die Papisten dem Bucero / neben andern Oberländischen / so da zugegen waren / als denen sie in diesem Punct noch nicht viel trauweten / solches schuld gaben: Ist im Namen / vnd von wegen aller Protestierenden Stände vnnd Kirchen / auch in beyseyn vnnd gegenwertigkeit deß Papistischen theils selbst / in einer gemeinen öffentlichen Reichsversam̅lung / derselbige außgelassene Punct / widerumb außtrücklich noch klärer / vnd deutlicher denn zuuor / gesetzt / vnnd confirmiret / vnd dasselbige mit vnd durch Philippi eigener Handt selbsten / denn also lauten die Wort: Wir haben bezeuget / daß wir verwerffen die jenigen / welche verneinen / daß der ware Leib CHristi nicht warhafftig / gegenwertig / oder zugegen da sey / vnnd empfangen werde / etc. Vnd das ist doch einmal / ja eine herrliche öffentliche gemeine solennis restitutio, deß von etlichen etwa außgelassenen Puncts / Et improbant secus docentes. 3 Vn̅ daß den worten nicht eine andere deutung möchte gege
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ben (Anno 1541.) werden / referiren vnd ziehen siesich auff die erste Augspurgische Confession / in dem sie sagen / in praeterito: Wir haben bezeuget / dz wir verwerffen / etc. welches geschehen ist in der Confession / wie die zu Augspurg vbergeben ist / vnd das damit / vnd dadurch damals ver standen sey worden / die Zwinglische Sacramentirische lehr / ist droben in Historia Anni 30. genugsam erweiset / vnd darauff referiret sich die jetzige Schrifft / in dem sie redet in praeterito, Wir haben bezeuget / das wir verwerffen / etc. 4 Prophana iudicia, werden hie genennet vnnd verstanden / wenn man nichts auß vnd nach Gottes Wort / in vnd mit welchem das Abendtmal ist eyngesetzt / Sondern wenn man ohn vnd ausser / ja wider dasselbig / nach vnser Vernunfft / dunckel vnnd gut achten / in vnd von dieser Sachen deß Abendtmals / wil vrtheilen / wie man sonst in Weltlichen Prophan sachen / nach der Vernunfft pflegt zu vrtheilen. Vnnd diese vbergebene Regenspurgische Schrifft / sagt außtrücklich / daß wir ein abschew haben an solche Prophan vrtheil in dieser Sache / vnd vrsach ist / weil der vernunfft gedancken / vnnd vrtheil in solchen Göttlichen vnd Him̅lischen Sachen blind / falsch / schädlich vnd verführisch sind. 5 Berüfft sich diese Regenspurgische Schrifft auff das zeugniß der Apologie (der Augspurgischen Confession) welche vorhin / (nemlich Anno 31.) publiciret vnd außgangen / dauon wir zuuor in dieser Historia gnugsam gesagt. 6 Es sagt auch diese Schrifft / daß im fürgelegten Regenspurgischen Buch (außgenom̅en die Papistische Transsubstantiation / vnd was derselbigen / wie es in dieser schrifft specificiret wird / anhänget / nichts mehr sey / denn in der vnsern Formula. Nu nen̅et aber gemeltes Buch die zwey dinge / darinnen das Abendtmal bestehet. 1. Die sichtbare gestalt der Elementen. 2. Den vnsichtbarn Leib vnnd Blut Christi. Item / daß die Krafft dieses Sacraments sey / daß wir durch das lebendigmachende Fleisch Christi / mit jhm nicht allein Geistlich / sondern auch leiblich vereiniget werde̅ / vnd also das
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allerlieblichste Pfand haben / der vergebung der Sünden / deß ewige̅(Anno 1541.) Lebens / vnd der gemeinschafft mit Gott / so vns in Christo verheissen ist / vnd gegeben wird. 7 Diese Schrifft sagt auch: Wenn wir behalten die Lehre von der gegenwertigkeit deß Leibs Christi in seinem Abendtmal / so sey es nicht von nöten / daß man frage von der weise / wie der Leib CHristi da gegenwertig oder zugegen sey. 8 Der Spruch 1. Corinth 10. Das Brot / das wir brechen / ist eine gemeinschafft oder mittheilung deß Leibs Christi / wird in dieser Schrifft abermals also außgelegt / vnnd erkläret / Daß mit dem gesegneten Brot / warhafftig / gegenwertig / oder zugegen sey / vnd empfangen werde der Leib Christi. 9 Sollen auch in derselbigen Schrifft mit fleiß gemerckt vnd bewogen werden / die zeugniß der alten heiligen Vätter / so zugleich von der gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi / im Brodt vnd Wein / vnd auch wider die Papistische Transsubstantiation reden. Letzlich / wirt diese Regenspurgische Schrifft damit beschlossen / was für ein gewaltig herrlich zeugniß der gantzen Rechtgtäubigen Kirchen / in aller alten Vätter Sprüche die lehre habe / welche in vnsern Kirchen vom Abendtmal deß HERRN geführet / vnd beken net wird. Vnnd sonderlich ist das wol zu mercken / weil offt mancherley vngleiche Sprüche / auß den alten Scribenten von diesem Artiekel angezogen werden / da einer so / der ander anders / gedeutet wirt / daß in dieser Regenspurgischen Schrifft im namen / vnd von wegen aller Protestierender Stände vnd Kirchen / diese Regula gesetzt / vnd gegeben ist / daß / nemlich diß / der gemeine einhellige Consens / der all gemeinen Christlichen Kirchen sey / daß im Abendtmal deß HERRER / mit dem gesegneten Brodt vnd Wein / warhafftig / vnd wesentlich / gegenwertig / oder zugegen sey / vnnd empfangen werde der ware Leib vnd Blut deß HERRN / vnd daß derer lehr vnd meinung
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(Anno 1541.) prophan, vnd abschewlich sey / die da leugnen vnd verneinen / Daß da nicht warhafftig / vnd wesentlich / gegenwertig / oder zugegen sey / vn̅ empfangen werde der Leib vn̅ Blut deß HERRN. Vnd weil diß ein herrlich bekenntniß vnd zeugniß ist / der Protestierenden Stände / vnd Kirchen belangend / die Lehr vom Abendmal deß HERRN / haben wir diß also stückweiß zu ferrner vnd besser nachrichtung / allhie kürtzlich verzeichnen wöllen. (Von der ver enderung vn̅ mehru̅g der Argspurgische̅ Confession.) Auff daß wir aber data occasione, auch ein warhafftigen Bericht thun / von der veränderung vnd mehrung der Augspurgischen Confession / welche veränderung offtmals den Vnsern fürgeworffen wirt / ist es war / daß niemand gebühret hat / solche veränderung auß eigenem gutdüncken für sein Person fürzunemmen / Sin temal es kein Priuat Schrifft / Sondern aller Stände / so dieselbige Confession zu Augspurg dem Keyser in jrem Namen miteinander / als jr Symbolum / vnd Bekenntniß jres Glaubens / vbergeben haben (Nürenberg klagt vber die verände ru̅g der Aug spurgischen Confession.) / ein gesampt vnd gemein Bekenntniß gewest / vnd noch ist. Darumb denn auch etliche Stände offtmals sich vber solche veränderung beschweret / wie sonderlich mit / vnnd vnter andern / auch die Statt Nürenberg / davon wegen an Pfaltzgraffen geschrieben / wie hernach Anno 61. sol vermeldet werden. Vnd ob gleich in den geänderten Exemplaren bißweilen etwas besser erkläret ist / wie oben von dem Artickel de iustificatione meldung geschehe̅ / so hette doch solches in andern Büchern / die nicht aller Stände gemein gewest / eben so wol vnd füglicher geschehen können. Ob auch wol fürgeben wirt / daß ein hoher Potentat an Philippum begeret sol haben / daß man den zehenden Artickel etwas miltern solte / in hoffnung / die Schwei tzer würden sich dadurch zur Subscription der Augspurgische̅ Confession / auch bewegen / vnnd bringen lassen / auß welcher vrsache die Wort (Improbant secus docentes) herauß gelassen seyn sollen: (Churfürst zu Sachsen / läßt Philip-) Jedoch läß sich solch gutdüncken / darin̅ der Lehre abgebrochen wirt / nicht entschüldigen. Derhalben auch der Churfürst zu Sachsen / da er solcher veränderung innen worden / durch den alten Doctor
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Brücken / mit Philippo reden lassen / wie die Wort Doctor Brückens(Anno 1541.) / mit welchen er dem Churfürsten seine Werbung vnd anbringen / zuuorn Schrifftlich entwerffen / vnnd vbergeben müssen (wie in Sächsischer Cantzeley zu befinden) also lauten: So solt sich auch(pum / wegen der vere̅der ten Augsp. Confession / besprechen.) M. Philippus angemast haben / Euwer Churfürst. Gnad / vnd der andern Fürsten vnnd Stände Confession / für Keyserlicher Mayestat zu Augspurg geschehen / in etlichen Puncten zu ändern / miltern / vnnd anderweit Trucken zu lassen / one Euwer Churfürstlichen G. vnnd der andern / vorwissen / vnd bewilligung / dessen er sich / Euwer Churfürstlichen Gnad erachten / je billich solte enthalten habe̅ / nach dem die Confessio Euwer Churfürstlichen Gnaden / vnd der andern Stände / fürnemlich ist. Daruon Euwer Churfürstliche Gnade /(D. Lut. vermanet Philippum / daß er die Augspurgische Confession vngeendert bleibe̅ lasse.) vnnd den andern / jhren Mitverwandten Ständen / auffgeleget wirdt / daß sie jhrer Lehr nicht gewiß / auch vnbeständig weren / dar: an sich auch das Volck ärgerte / etc. Zu dem hat Doctor Lutherus Philippum offt angeredt / vnnd gebetten / Er wolte die Augspurgische Confession vnuerändert / vnnd vngemehret bleiben lassen / auch wol mit jhm expostulirt, vnd gesagt / Wer hat dir solches befohlen? etc. Dieweil aber nu mehr die vermehrte̅ Exemplaria gedruckt gewesen(Wie die vermehrten Ex emplaria der Augsp. Confessio̅ an genommen / vnd verstan de̅ worden.) / auch männiglich / Papisten / vnnd den Vnsern / bekannt worden / vnnd auch der zehende Artickel widerumb also / wie er zuuor in der Augspurgischen Confession gestanden / zu Regenspurg gantz widerholet / vnd gesetzt: So hat man die andere Edition / der gestalt / gehen lassen / daß sie nach der Ersten regulirt / vnd verstanden werden solte. Derwegen die Churfürsten vnnd Stände / die sich zur Augspurgischen Confession / vnnd Christlichen Concordien Buch / bekennen / in jhrer praefation diese wort setzen: Was andere Edition der Augspurgischen Confession anlangt / weil wir befinden / vnnd männiglich offenbar vnd vnuer borgen ist / daß sich etliche vnterstanden / die Irrthumb vom heiligen Abendtmal / vnnd andere vnreine Lehre / vnter den worten derselbigen andern Edition zuuer
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stecken (Anno 1541.) / vnd zuuerbergen / vnd solches in öffentlichen Schrifften / vn̅ außgegangenem Truck / den einfältigen Leuten eynzubilden / vngeachtet / daß solche jrrige Lehre in der zu Augspurgische vbergebenen Confession / mit außtrücklichen worten verworffen / vnd viel ein ananders zuerweisen ist: So haben wir öffentlich bezeugen vnnd darthun wollen / das vnser wille vnd meinung keines weges gewesen / vn̅ noch nicht ist / falsche vnd vnreine lehr / so darunter verborgen werde̅ möchte / dadurch zubeschönen / zubemänteln / oder / als der Euangelischen Lehr gemeß / zubestättigen / Inmassen wir denn die andere Edition / der ersten vbergebener Augspurgischen Confession zuwider / niemals verstanden / noch auffgenommen / etc. (Wolffens frecheit vnd vnwarheit.) Auß diesem kurtzen warhafftigen Bericht / sihet man deß frechen Wolffij vnuerschäm̅t fürgeben / der sich nicht scheuwt zu sage̅ / daß man die erste Confession hab ändern müssen / weil sie im zehende̅ Artickel allzu Bäpstisch gelautet / vnd daß solche änderung mit gemeinem raht vnd bewilligung / sey Philippo aufferlegt / vnd befohle̅ / vnd Anno 40. vnd 41. angenommen worden / auff den schlag vnd in der meinung / wie die Sacramentirer vom Abendtmal lehren vnnd halten. Nun mag man ein jeden Standt im gantzen Reich fragen / so wird ein jeder on zweiffel sagen / daß der Wolff den rachen zu weit (Wolff muß zum Lügner werden.) auffgesperret / vnd auff einmal zuuiel Schäfflein verschlingen wolle / vnd darüber ersticken muß / das ist / mit seiner lügen zu spott vnnd schanden werden. Denn solche änderung Philippo niemals befohle̅ worden / mit jrgend einigem raht / sondern ist zuwider dem Churfürsten / Luthero / vnd andern vielen Ständen (wie vor gemeldet) fürgenommen. Ist auch Anno 40. weil man mit den Zwinglianern keiner Handelung damals gepflogen / sondern mit den Papisten zu thun gehabt / der meinung nicht zugelassen / daß die erste Confession dadurch auffgehaben / vnd die Zwinglianer hinfort vnter dieser veränderten Confession / jhren vnterschleiff haben solten / welches den frommen auffrichtigen Ständen niemals in sin̅ kommen / Ja wen̅ einer solches hette fürgeben / vnd suchen wollen / solten sie darüber nit
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allein mit verwunderung vnd einsetzung bewegt worden seyn / sondern(Anno 1541.) denselben / als einen Ketzer vnd vnauffrichtigen losen Mann / zu den Zwinglianern auß jren Kirchen vnd Schulen gewiesen haben. So gibts auch der Naumburgische Chur vnd Fürsten Tag / (davon hernach Anno 61.) daß deß Wolffen gedicht allzu grob vnd vnverschämpt / vnd weiter antwort vn̅ ableinung nit werd sey.

Anno 1542.
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(Anno 1542.) In diesem Jar haben sich die Zürchischen Predicanten heimlich(Zürcher sind mit D. Luthern vbel zu frieden.) mit Brieffen vn̅ reden / sehr beschwert erzeigt / vber D. Luthers Christliche trewe vermanung zum Gebett wider den Türcken (wie auch Lauatherus meldet) Denn D. Lutherus zeigt in derselbigen vermanung die grossen vrsachen an / deß zorns Gottes wider vns / als da sind die offentliche / harte verstockung der Papisten / jre Tyranney vnd verfolgung der Warheit / vnd den̅ der Euangelischen vndanck / vnd sicher heit / fürwitz vnd freuel / vnnd spricht vnter andern: Was verzweiffelte Secten vnd böse Ketzereyen / haben sich(Müntzer / Zwingler / Widertenffer / etc.) herfür gethan / als Müntzer / Zwingler / Widertäuffer / vnnd viel mehr / alle vnter deß Euangelij namen vnd schein / etc. Diese wort hette Doct. Luther / nach der Zürchischer Prediger meinung / nicht sollen brauchen / sintemal sie nu frey weren / vnnd lehren möchten / was vnd wie sie wolten / one D. Luthers vnd anderer einrede / dieweil eine Concordj getroffen / vnd Luther sich erkläret hette / daß er gern mit jnen einig seyn wolte / wenn sie nur selbst sich recht in die sache schicken / vnd jren jrrthumb erkennen / vnd der Formae Concordiae sich gemäß erzeigen wolten / welches sie doch niemals haben thun wöllen. Vnd also ist nu bißher gründlich vnd klärlich erwiesen / daß die Concordia im handel vom Nachtmal zu Wittenberg / Anno 36. gestellet / vnd zwische̅ Luthero sampt seinem theil / vn̅ den Oberländischen Kirchen geschlossen / vnd vollzogen / auch also in jetzt ge
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gedachten (Anno 1542.) Kirchen im werck mit der that erfolget / wie noch heutigs tages / durch Gottes Gnade / der augenschein bezeuget. Daneben (Zürchische Predicante̅ haben die Co̅cord nie nit billichen noch annemen wöllen.) ist auch erwiesen / ob wol eben derselbigen Concordj handel hernach den Schweitzerischen Kirchen / freundlich / vnd mit allem gelimpff vnd ehrerbietung angebotten / zu hauß getragen / vnd zwar auch grosse vertröstung davon wegen stattlich geschehen / vnd gute hoffnung davon gewest / daß dennoch sie vbel gedanckt / vn̅ sonderlich die Zürchischen Predicanten vnnd jhre verwandten / die Concordj weder billichen / noch bewilligen / vnd vnterschreiben wöllen / sondern stracks abgeschlagen. Vnd ist also die friedshandlung in der fürgenommenen Concordia im Artickel vom heiligen Abendmal / mit den Schweitzerischen Kirchen auß jrer eigen schuld / weder geschlossen noch vollzogen worden. Vber das / ist auch auß den (Schein Con cordj hat D. Luthe. nie nit zugelassen.) Actis deß Colloquij zu Regenspurg / vn̅ sonsten gnugsam erwiesen / daß die vnsern keine zweyzüngige / Gottlose / scheinconcordj mit den Schweitzerischen Kirchen gemeint noch gesucht / viel weniger gestifftet / auffgerichtet / vnd beschlossen / als daß die Zwinglianer bey jrer vorigen Zürchischen jrrigen lehre wol bleiben / verharren / vnd in außbreitung vnd fortpflantzung derselben / one einige einred / straff / verdacht / vnd fürwürff der vnsern / wol fortfaren vnd recht behalten möchten. (Wolff schemet sich keiner lügen.) Hierauß ist abermals deß reissenden Wolffs vnverschämpt gedicht zusehen / der öffentlich schreiben / vnnd für eine warhafftige Histori außgeben darff / die Concordia vom heilige̅ Abendmal / sey (Wolff lästert vnnd schilt auff de̅ from̅en D. Luth. den er sonst / wenn er leben solte / nicht anschauwen dörffte.) zwischen Luthero vnd den Zürchern gäntzlich / purè & simpliciter, geschlossen vnd vollzogen / wie er den̅ derhalben auff den frommen Lutherum grewlich schilt / daß er wider seine zusage / trewe vnd glauben / gehandelt haben sol / da er / vermög seines Ampts / beruffs vnd Gewissens / wider die Zwinglianer vnd jhre falsche Lehre / sein letztes herrliches Bekenntniß frey rund vnnd lauter gethan / vnnd öffentlich außgehen lassen / wie bald hernach sol angezeiget werden.
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Ferrner ist Anno 1542. zu Franckfurt am Mayn / vnter(Anno 1542.) den Predigern ein Zwyspalt entstanden / von dem heiligen Abendmal / vnd von beyden Naturen in Christo. Weil nu Bucerus zu(Zwyspalt der Prediger zu Fra̅ck furt am Mayn.) vergleichung der Prediger daselbst ist gezogen worden / hat er drey vnd zwentzig Artickel gestellt / inmassen dieselbigen in seinen scriptis Anglicanis erzelllet werden / darauß wir die ersten / so er vom Abendmal vnd der Person Christi geschrieben / wie sie vor der zeit öffentlich Teutsch getruckt / vnd außgangen / hieher setzen wöllen.

I.
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Im heiligen Abendmal / wenn es nach deß HERREN einsetzung(Buceri Artickel vom H. Abendmal.) gehalten / wirt der ware Leib vnnd ware Blut deß HERRN / warhafftig vnd wesentlich (verè & essentialiter) gegeben / vnd von denen / die das Sacrament (Brot vnd Wein) also niessen (à sumentibus Sacramenta) empfangen.

II.
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Es wirt aber doch allhie keine reumliche oder vmbschriebene gegenwertigkeit deß HERRN gesetzet / derhalben man nichts gedencken sol / von der niderfahrt deß HERRN vom Himmel.

III.
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Denn es ist beydes war / vnnd zu lehren / daß Christus der HERR sitze vnd regiere im Himmel zur Rechten deß Vatters / vn̅ daß er in seinem heiligen Abendmal / wenn dasselbige nach seiner einsetzung gehalten vnd gegeben wirt / gegenwertig sey vn̅ empfangen werde von allen denen / die das Sacrament / wie es der HERR hat eingesetzt / empfahen / vnd die einsetzung vn̅ wort deß HERRN nicht verkehren.

IV.
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Denn das Wort deß HERRN bezeuget beydes / an dem man schlechts hangen / vnd dabey bleiben / vnd nichts in diesem geheimniß fürwitzig erforschen sol.
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(Anno 1542.)

V.
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Denn der HERR auch im Himmel ist / nicht an einem gewissen (Christus ist vber alle Himel gefahren / vnd an keine̅ gewissen ort deß Himmels ge bunde̅ / noch eingeschlossen.) wissen ort eingeschlossen / sintemal die Schrifft bezeuget / daß er auffgefahren sey vber alle Himmel / vn̅ sitze zur Rechten deß Vatters in vberhim̅lischen dingen (in supercoelestibus das ist / in der Glorj vnd macht deß Vatters / die kein Aug gesehen / kein Ohr gehöret hat / vnd die ins Menschen hertz nicht gestiegen ist.

VI.
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Derwegen ists wider den Glauben / ja Heydnisch (irreligiosum) (Sacramentirer sind Heyden / so vom ort disputiren / da Christus im Himmel sey.) vnd der Gottseligkeit frembd oder entgegen / wenn man wil forschen von dem ort / oder von der weiß / da vn̅ wie der HERR im Himmel sey.

VII.
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Der Glaub vnd die Gottseligkeit bekennet schlecht / daß der HERR Jesus in der Him̅lischen vnd verborgenen (inaccessa, da niemands zu kommen kan) ehre deß Vatters ewiglich bleibe / vnd daß er sich bleibende in solcher Ehre vnd Glorj / vns im H. Abendmal gebe / vnd warhafftig gegenwertig sey.

VIII.
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Denn ob wol der HERR im heiligen Abendmal sich dargibt in eim spiegel vnd tunckelm wort / nemlich / in seinem Wort vn̅ Warzeichen (Brot vn̅ Wein) welche sind dinge dieser Welt / Jedoch gibt er sich eben in diesen dingen / nicht auff weise dieser Welt / sondern auff eine Göttliche Him̅lische weise.

IX.
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Denn vnser sinn vnd gemüte / sihet vnd ergreifft jn nicht in diesen heiligen Symbolis, sondern allein das Hertz (sola mens) das sich im Glauben erhebet / vnnd er gibt sich nicht zur speise deß Bauchs / oder deß alten Menschen / sondern der Seelen / vnnd deß newen Menschen / denn es ist eine speise / die das Leben bringt.
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X.
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(Anno 1542.) Es wirt nicht allein Heydnisch / sondern auch gantz Närrisch / vnd ohne alle rechte folge gesagt: Wenn der HERR im Himmel(Heydnische vnd Närrische Fragen der Sacramentirer.) ist / wie kan er denn gegenwertig im Abendmal gegeben werden / welches auff Erden gehalten wirt? Hat er die Welt verlassen / vnd ist in Him̅lischer ehre / wie kan er denn da von Menschen geessen werden?

XI.
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Darumb sol man durch den aller grösten fleiß / die Leute von(Gottlose vn̅ lesterliche folgereyen vnd Argumenta der Sacramentirer. Zwey dinge im Sacrament.) solchen Gottlosen / vnd lästerlichen folgereyen vnnd Argumenten abschrecken vnd abführen.

XII.
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Man sol auch keine Transsubstantiation, oder verwandelung deß Brots vnd Weins in den Leib vnd das Blut Christi / setzen / sondern mit Paulo vnd den heiligen Vättern bekennen / daß in dem Nachtmal zwey ding gereicht werden / ein Him̅lich / vnnd ein jrrdisch. Ein Him̅lisch / der Leib vnd Blut deß HERRN: Ein jrrdisch / Brot vnd Wein / als heilige Warzeichen / durch welche / oder mit welchen vns der HERR sein Leib vnd sein Blut warhafftig vnd wesentlich (verè & realiter, in der that vnnd in der warheit) gibt oder mittheilet.

XIII.
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Also sollen wir auch gläuben vnd lehren / daß zwo Naturen(Persönliche vereinigu̅g.) in Christo / Göttliche vnd Menschliche / in einer person mit einander vereinigt / vnd beyde gantz vnd vnvermischet sind / vn̅ Christus der HERR warer Gott vnd warer Mensch ist (vnd jme recht vnnd eigentlich tribuirt oder zugeschrieben wirt / was beyden Naturen eignet / weil er warer Gott vnd warer Mensch ist.

XIIII.
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Es ist aber gleichwol eine Gottlose rede / wenn man saget /
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(Anno 1542.) Christus ist eine Creatur (denn wen̅ wir Christum nennen / so verstehen vnd nennen wir eine Göttliche Person) aber recht ists geredet (Was in Christo ein Creatur sey.) / wenn man sagt / die Menschliche natur in Christo ist ein Creatur. Denn die wirt vnterschieden von der Göttlichen / vnnd bleibet doch in jm gantz / wie auch die Göttliche Natur. (Him̅lische herrligkeit deß mensche̅ Christi.)

XV.
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Denn die Aufferstehung hat dem Menschen Christo Him̅lische herrligkeit gebracht / aber die Natur nit hinweg genommen.

XVI.
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( Vbiquitet. ) Die Disputation von der Vbiquitet, oder allenthalbenheit deß Leibs Christi / sol man anstehen lassen / wie auch alles / was von solchen grossen Geheimnissen in der Göttlichen Schrifft nicht gelehret ist.

XVII.
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Was in heiliger Schrifft stehet / vnnd in vnser Augspurgischen Confession / vnd derselben Apologia / auch in den Artickeln zu Regenspurg von vnsern Ständen dem Keyser vberantwortet / vnd denn in der Formula Concordiae, zu Wittenberg geschrieben / erkläret wirt / das sol man mit Christlicher andächtiger trewe / fleissig lehren / wie sich denn die Prediger also vernemen lassen / daß sie diesem allem bestendiglich vnd trewlich / durch Christus hülffe wöllen nachkommen / etc. Auff diese Artickel Buceri / sind die Predicanten zu Franckfurt widerumb verglichen worden / vnnd zeigen der erste / zwölffte / vnd siebentzehende Artickel / wol vnd gnugsam an / was vnnd wie man vom heiligen Abendmal lehren sol.

Anno 1543.
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Anno 1543. hat der Buchdrücker zu Zürch Christophorus Froschouerus Doctori Luthero eine Zürchische Bibel zugeschickt. Demselben hat Lutherus wider geschrieden / vnd jn fleis
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sig vermanet / er wölle jm von Zürch nichts mehr schicken / denn er(Anno 1543.) mit den Zürchischen Predigern nichts wölle zuthun haben / die wider Gottes Wort vnd jr Gewissen handeln / vnd der Warheit weder raum noch statt geben / sondern mit grosser mühe vn̅ arbeit / die(Zürchische Bibel. Zürchische Prediger handeln wider Gottes Wort vn̅ jr eigen Gewis sen / etc. Feinde Chrt sti vn̅ seiner Kirchen. Zürcher vernewern den Sacrame̅ts streit auffs bitterste. Zwingel helt die Christen vn̅ Heyden für ein Volck im Himmel vn̅ ewigen leben. Zwingels Eulengesang. Epistolae Cinglij & Oecolampadij.) sie fürnemen / sich vnd andere arme Leute verführen / vn̅ in die Helle hinunter stürtzen. Er habe jnen mehr denn zuviel gute wort geben. Er wölle sich nun wider sie / so lang er lebe / mit seinem Gebett vnd mit schrifften / als wider die Feinde Christi vnd seiner Kirehen / finden vnd brauchen lassen / etc. Darauff haben die Zürcher alle vngehewre Bücher deß Zwingels zusammen bracht / vn̅ was Teutsch von jm geschrieben / in Latein vbersetzen / vnd drucken lassen. Vnd ist also der Sacramentstreit durch die Zürchischen Predicanten widerumb angezündet / vnd vielfeltig vervrsachet / in dem sie die Gottlosen reden vnd meinung deß Zwingels widerumb öffentlich herfür gezogen / welcher kurtz vor seinem Tode seinen Glauben beschrieben / vnnd darinn die abgöttsichen Heyden / Herculem, Theseum, Socratem, Aristidem, Antigonum. Numam. Camillum, Catones, Scipiones. vnd vergleichen vngläubige sämptlich vnd miteinander ins ewige Leben / vnnd in einen Himmel mit denen / so im Glauben Christi von hinnen scheiden / gesetzt / vnnd also selbst zum Heyden worden. Vnd solchem Heydnischen allfantzen hat Bullingerus eine Vorrede fürgesetzt / vnd deß Zwingels Heydnischen vnglauben als Cygnęa̅ voce̅, sein letztes lieblich Eulengesang gerhümet. So sind auch vier Bücher der Episteln Zwingelij vnnd Oecolampadij / Anno 36. getruckt / darinn viel ding sind / so etwa im anfang deß Sacramentstreits vnförmlich geschrieben / derhalben denn auch Bucerus mit solcher Edition vbel zu frieden gewest. Bibliander aber ein Professor zu Zürch hat eine Purgation oder vertheidigung der Schrifften Zwingels vnnd Oecolampads / dafür gesetzt. Dieweil nun darnach noch mehr / nemlich daß Anno 1543.
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(Anno 1543.) deß Zwingels jrrige Bücher alle zusammen auff ein newes Lateinisch vnd Teutsch / durch die Zürcher getruckt worden / vnd Rudolphus (Gualtherus verteidiget Zwingels vngehewre jrrthumb.) Gualtherus eine lange Apologiam dafür gesetzt / darinn er Zwinglium vnd seine Schriffte rhümet vnnd vertheidiget / vnd auff die Argumenta / so wider deß Zwingels seltzame Träume gerichtet sind / zuantworten sich vnterstehet: Sind dadurch die reinen Lehrer vnserer Kirchen sehr bewegt worden / vnnd haben sich vber solcher dürstigen halßstarrigen vermessenheit / nicht vnbillich verwundert / vnd entsetzet / auch / als treuwe Lehrer (denen das ärgerniß wehe thut / vnnd die dem HERRN Christo zu ehren ein rechten eifer haben) darüber vngedültig worden / wie auch Lauatherus zeuget. (Schwenckfeld.) Eben im selben Jar hat auch Caspar Schwenckfeld durch einen eigenen Botten sein Büchlein von seiner Eutycherey vnnd Creatürligkeit / Doctori Luthero zugeschickt / der meinung / als were nunmehr beym Luthero / den Sacramentirern (mit derer Schwarm Schwenckfeld auch behafftet ward) alles frey / vnnd möchten sie vnter dem schein der fürgenommenen / vnd doch durch jhren freuel zerschlagenen vnd vnvollzogener friedshandlung jren (D. Luther fertiget deß Schweuckfelds Botten ab. Tom. 8. Ien. pag. 192.) Gifft wol widerumb in die Kirche Gottes / vngehindert außsprewen. Was aber / vnd wie Lutherus deß Schwenckfelds Botten widerumb geantwortet / zeiget diese seine schrifft mit nachfolgenden worten: Mein Bott / lieber Mensch / du solt deinem Herrn Caspar Schwenckfeld / zur antwort sagen / daß ich von dir den Brieff vnd die Büchlein empfangen habe. Vnd wolte Gott er höret auff. Denn er hat zuvor in der Schlesien ein Fewer angezündet / wider das heilige Sacrament / welches noch nicht gelöschet / vnd auff jm ewiglich brennen wirt. Vber das fchret er zu mit seiner Eutycherey vnd Creatürligkeit / macht die Kirche jrre / so jm doch Gott nit befohlen / noch gesand hat. Vnd der vnsinnige Man̅ vom Teuffel besessen / verflehet nichts / weiß nicht / was er lallet / wil er aber nicht
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auffhören / so lasse er mich mit seinen Büchlein / die der Teuffel(Anno 1544.) auß jm speyet vnd schmeisset / vngeheiet / vnd habe jm das mein letzt vrtheil vnd antwort: Increpet Dominus te Sathan, & sit spiritus tuus, qui vocauit te, & cursus tuus quo curris, & omn̅es,(Sacramentirer. Schwenckfelder. Eutychianer.) qui participant tibi, Sacramentarij & Eutychiani tecum, & cum vestris blasphemijs in perditionem: sicut scriptum est, currebam & non mittebant eos: loquebantur & nihil mandaui eis, Das ist / der HERRschelt e dich / Sathan / vn̅ dein Geist / der dich beruffen hat / vnd dein lauff / darin̅ du läuffest / vnd alle / die es mit dir halten / Sacramentirer vnd Eutychianer / seyn mit dir / vnd mit ewren Gottslästerungen zur verdamniß / wie geschrieben stehet / sie lieffen / vnd ich hatte sie nicht gesandt / sie redeten / vnd ich hatte jnen nichts befohlen.

Anno 1544.
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Nach dem auch Schwenckfeld durch die seinen den obgedachten Brieff D. Lutheri allenthalben zu seinem glimpff / vnd zu D. Luthers vnglimpff außsprenget (welches doch D. Luthero nit zuwider gewest / er auch davon wegen den Brieff / nicht an jhn / dem er als eim verächter deß Worts Gottes / so viel ehre nicht hat wöllen anthun / sondern an sein Botten geschrieben / vnd vnversiegelt gelassen) vnd Schwenckfeld zugleich mit seinem Schwarm fortgefahren(Schwenckfeld vn̅ Zürcher Predicanten fahren zugleich fort.) / vnd viel Leute verführet / deßgleichen auch die Zürcher / wie oben vermeldet / alle deß Zwingels Bücher zusammen trucken lassen / mit sonderlichem rhum / vnd verfechtung / als wenn sie vnsträfflich / rein vnd durchauß richtig weren / vnnd wolten also auff die jrrige lehr vnd meinung / nach dem schrecklichen vntergang deß Zwingels / ein newen Baw auffrichten / wie der / so das Secret auß gekaufft / darauff Arrius Lunge vnd Leber von sich geworffen / vn̅(Arrius.) ein stinckend end genommen hatte: zu dem die Zwingler sich hin vnd her rhümeten der einigkeit / die Lutherus auch wider sein wil
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len (Anno 1544.) nun mehr mit jhnen haben vnd halten muste: Da hat Lutherus nach langgchabter gedult / hoffen vnd harren / endtlich dahin (D. Luther greifft mit Gottes Wort die Feinde / an.) geschlossen / seines ampts / beruffs / vnd Gewissens halben / zur ehre Gottes vnd rettung der vnläugbaren Warheit / vnnd zum vnterricht der einfeltigen / etc. Solchen vnrichtigen händeln / die von den Zwinglianern mit so wunderlichen seltzamen practicken getrieben vnd gespielet worden / länger nicht zuzusehen / noch gantz stum̅ dabey zuseyn / vnd stille zu schweigen / gleich als were weder glaube noch Bekenntniß / noch muth / noch gute rechtesache mehr bey vnser Lehre / die doch keinen andern Grund / oder Fundament hat den̅ das purlauter einige̅wort deß lebendigen Gottes Sons. Hat derwegen sich lauter vernemmen lassen / daß er nun endlich im Namen Gottes ein offentlich / Teutsch / vnd derbes schreiben wider die halßstarrigen lästerlichen Sacramentirer zu Zürch vnnd anderßwo stellen vnd außgehen / vnd seinen Geist an sie ohne alle hinderniß / frey lauffen lassen wolte. Wie nun solches fürhaben D. Lutheri vor Philippum Melanthonem kommen / der dazumal anderer Geschäfft halben / nicht anheimisch zu Wittenberg / sondern anderßwo gewest / hatte er sich allerley befahret / daß darauß eine schwere bitterkeit etwa auch vnter etlichen den vnsern entstehen möchte / vnd ist nachmals / so bald er anheim kommen / auff den / der Luthero die Brieff vnd Bücher der Zürcher gewiesen / hefftig bewegt worden / jhn auch hart angefahren / vnd gegen vielen / auch hernach gegen den Zürchern / vnnd fürnemlich gegen Bullingero selbst / vber djß werck Lutheri geklaget / vnd daß er nunmehr alle hoffnung deß friedes vn̅ einigkeit verloren habe / vermeldet. Da aber Lutherus solches durch andere vom Philippo / den er sonst seinen Hertzallerlisten hat pflegen zu nennen / vernommen / hat er sich darüber hefftig entsetzet / vnd sich allerley wort auff jhn verlauten lassen / also / daß auch solches / an den Churfürsten zu Sachsen gelanget / der denn so bald auß Christlichem Fürstlichem
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eifer vnd Vätterlicher sorgfeltigkeit / mit grossem fleiß erwogen /(Anno 1544.) was groß vnheil darauß entstehen würde / wenn Lutherus wider Philippum erzürnet / sich mit offenem schreiben vermermercken liesse / vnd jhne vnter die Zwinglianer setzen würde. Hat derwegen seinen Cantzler den alten Doctor Brücken abgefertiget / jhme einen Credentzbrieff vnd Instruction (wie in Fürstlicher Sächsischer(Churfürst zu Sachsen begert / daß D. L. Philippu̅ recht vnterrichte̅ wölle.) Cantzley zubefinden) mit gegeben / darinn vnter andern auch diese wort: Wir werden gläublich berichtet / daß D. Martinus jetzo im werck sey / ein Buch wider die Sacramentirer zu schreiben / welches wir vns gantz wol gefallen lassen / sehen es auch gnädiglich vnd gerne / etc. Was aber Philippum belanget / den er namhafftig anzuziehen im willens seyn sol / ist vnser gnädig beger / er wölle solches von vns nicht anders / denn gnädiglich vnd im besten vermercken / daß er jhn zu sich erfordere / vnd allein Christlich vnd Vätterlich ermane / so wöllen wir vns gäntzlich versehen / er werde sich Christlich / vn̅ aller billigkeit nach finden vnd weisen lassen / etc. Wenn denn keine erinnernng helffen würde / dessen wir vns doch nich versehen wöllen / so kan darnach der Doctor / zu dem vnd andern / so er für gut zu seyn bedacht / noch wol kommen / etc. (Et haec Elector propria manuaddidit.) Es sind zuvorn noch auch bey Churfürsten Johanns zeiten / bißweilen argwohn / verdacht vnnd nachrichtung zu Wittenberg eingefallen / als weren etliche auß den Professorn nicht richtig / sondern hetten sonderliche jrrige opiniones, von der rechtfertigung deß Menschen für Gott / vnnd guten wercken / vom freyen willen / vnd dergleichen / vnd weren mit D. Luthero vnd Pomerano nicht einig. Derhalben denn der fromme Churfürst sehr sorgfeltig gewest / vnd auch dem vbel fürzukommen / gen Wittenberg D. Brücken abgefertigt mit diesem bescheid: Seine Churfürstliche gnade müssen sich befahren / so insonderheit(Churfürst befahret sich / dz nach) D. Martinus / oder er / der Churfürst / das Häupt legen /
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(Anno 1544.) daß als denn die zweyung gewaltig würde / wöllen getrieben vnnd fürgenommen werden / welches / wenn es nicht zuvor vorkom̅en / (seinem vnd D. Luth tode / jrer viel nicht bestehen werden.) weniger wehrens / denn widerhaltens haben werde / sonderlich weil man wol sehe / was nunmehr für geschickte Leute vorhanden / vnnd hetten jhrer viel auß den Juristen geringer sachen halben lust darzu. Es besorgte sich auch seine Chur fürstliche G. daß er die Studenten wol mercken vnd fasseten / vnnd darnach sich vnterstünden / solches auch für recht zuvertheidigen / wider die erkannte vnnd bekannte Lehr. Daß er aber solches in seiner Vniversitet / noch bey seinem / vnd D. Martini leben wissentlich solte gedulden / vnd einwurtzeln lassen / vnd zukünfftigen ferrnern spaltungen vnd ärgernissen raum geben / das were jm seines Gewissens halben beschwerlich. Vnd wiewol seine Churf. Gnade die Vniuersitet gnädiglich fundirt / vnd der selbigen mit gnaden geneigt were / die auch M. Philippi Melanthonis halben nicht am wenigste̅ in grossem auffnemen stünde / so wölle doch seine Churfürstliche G. bey den Doc. Luthero vnd Pomerano nicht bergen / wüste es jnen auch auß gnädigem Hertzen / nicht zuverhalten / ehe er diese spaltung dulden vnd leyden wolte / gedächte ers dahin zustellen / ob gleich ein geringe Vniuer sitet / oder auch zu letzt gar keine seyn oder bleiben solte / das doch er nicht gerne wolte. Were derhalben sein gnädiges vn̅ gäntzliches begeren an Doct. Martinum vnd Pomeranum / sie wolten seine Churfürstliche G. gründlich vnd eigentlich berichten / wie es aller sachen halben gelegen were / vnnd ob sie sich mit einander verglichen / oder nicht. Vnd im fall / da es nicht geschehen / daß sie jren getrewen rhat wolten anzeigen / entweder zur vergleichung / oder sonst zu andern wegen. Denn hette Hertzog Georg zu handhaben der vnwarheit / seine Vniuersitet zu Leiptzig deß grössern theils zergehen lassen / so müste es seine Churf G. nach dem willen Gottes auch dahin setzen / ob zu erhaltung der. Warheit / sich dieser Vniuersitet halben / auch dergleichen zutragen solte / etc. Aber Gott hat seine gnad geben / daß D. Luther mit seinem
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janigen Gebett / mit ernst vnd glimpff / durch Gottes Gnad vnd(Anno 1544.) Geist durchgedrungen / jhrer viel bekehret / vnnd von allerley vnrichtigen opinionen abgeführet / vnd mit warer trew vnd liebe / so(D. Luth bekehret jhrer viel.) lang er gelebt / der rechte Elias zu diesen letzten Zeiten / vnnd der Wagen vnd Führer Israelis gewest / & amor ipsius vt patris, praeceptoris, Ducis & Doctoris verè descendit in discipulos & collegas, licet non apud omnes illos semper vicissim ascenderit in Lutherum. Es sind jrer viel damals gewesen / die verhoffet haben / es solte(Etlichewöllen gern / dz D. Luther vnd Philippus mit einander in vneinigkeit geriehten.) eine vneinigkeit / zwischen Luthero vnd Philippo offentlich entstehen / wie D. Brück an Churfürsten schreibet / daß davon bereit eine grosse sage / vnd der Landgraffe zu Hessen deßhalben auch an Philippum selbs geschrieben / vn̅ von D. Brücken deßgleichen begeret jn zuberichten / wie es damit bewand. Aber D. Brück / da er mit Philippo darauß geredt / hat diese antwort bekommen / Es sey nichts besonders / Lutherus vnd er wissen von keiner vneinigkeit / Solches hat D. Brück dem Landgraffen vermeldet / vnd sonst an den Churfürsten sich dieser wort schriffelich gebrauchet: Der Teuffel ist der Vniuersitet feind / wolt sich gern mit der beyden Männer vneinigkeit schmücken / biß sie endlich möchten der Vniuersitet zu nachtheil von einander kommen. Aber ich vermercke von Philippo nicht anders / denn daß er vnd Martinus gantz gute freund seyn. Der Allmächtige verleihe seine gnade / etc. Auff obgedachtes anbringen deß alten D. Brückens / hat D. Luther jm deß Churfürsten Christlich Fürstlich bedencken wolgefallen lassen / demselben trewlich nachgesetzt / vnd da sonsten der Churfürst in willens gewest / daß er etliche / gedachter vrsachen halben / schlechts wolte entvrlauben lassen / hat er gerhaten / man solte(D. Luth. that / wie man mit Philippo vmbgehen / vnnd was) noch gemach thun / er wolte mit Philippo selbst rede̅ / welcher grosse arbeit thete / vnd viel nutzes schaffete / vnnd so er etwas / wie er sich gewißlich versehen wolte / fruchtbarliches außrichten würde / so könte den sachen besser gerahten vnd geholffen werden / im fall aber
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(Anno 1544.) aber da er nichts möchte erhalten / vn̅ Philippus sampt andern / gesegnen solte / so fürchte er sich / es würde Philippus solches / in seinem (endtlich erfolge̅ möchte.) Gewissen nicht vertragen noch außdawren können / doch wen̅ es je nicht anders seyn solte / müste man mehr auff Gottes Wort / Ehr vnd Lehr / denn auff die Personen acht geben. Vnd kan der Christliche Leser auß nachfolgendem schreiben D. Brückens an den Churfürsten zu Sachsen / wol abnemen / wie Christlich / sorgfeltig / vnd sanfftmütig Doct. Lutherus gewest sey / sonderlich Philippi Melanthonis halben / Denn also schreibet D. Brück. (D. Brücken schreiben an Churf. zu Sachsen.) Gnediger Churfürst vnd Herr / etc. Doctor Martinus sagt vnd bekannt / daß er nimmermehr gemeint hette / daß Philippus noch in den Phantaseyen so steiff sieckte. Darauß ich verstunde / daß jhme Philippus das schreiben E. Churf. G. an Doctor Jacob verborgen gehabt. Er zeigte darneben an / er hette wol allerley vorsorge / vnnd köndte nicht wissen / wie Philippus am Sacrament were. Denn er nennte es nicht anders / hielte es auch nur für ein schlechte Ceremonien: hette jn auch lange zeit nicht sehen das heilige Abendmal empfahen / Er hette auch Argumenta gebracht nach der zeit / als er zu Cassel gewest / darauß er vernommen / wie er fast Zwinglischer meinung were / doch / wie es in seinem Hertzen stünde / wisse er noch nicht. Aber die heimlichen schreiben vnd rähte / das vnter den Tyrannen / einer das Saerament möge in einerley gestalt empfahen / geben jhm feltzame gedancken. Aber er wolte sein Hertz mit Philippo theilen / vnd wolte gantz gerne / daß sich Philippus als ein hoher Mann (nicht möchte von jhnen vnd von der Schule allhier thun. Den̅ er thet je grosse arbeit / würde er (D. Jecob Schonck.) aber auff der meinung verharren / wie er auß dem schreiben an D. Jacob vermerckt / so müste die Warheit Gottes vorgehen. Es wolte für jn betten. Denn solte vmb der Tyrannen verbott willen / vnd zu erhaltung friedes / eine gestalt mögen genommen werden / so müste man jrem Gebott recht geben / vnd auß derselben vr
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sach müste man auch lehren / daß die Werck zu der rechtfertigung(Anno 1544.) theten. Es were (sagter) kurtzumb nun keine schwacheit mehr: vn̅ führet darneben viel gutes dings bey mir dawider ein / davon zu lang zu schreiben. Ich sagte jm / wo für E. E. G. deß Philippi meinung ansehen / vnd dafür hielten / wie von E. Ch. G. ich nechst zur Lochaw vermerckt hette / daß er drückte / biß er sein zeit vnd bequemligkeit ersehe / vnd sonderlich / so er deß Doctors Tod erlebe̅ würde. Vnd warlich / gnädigster Herr / ich besorge / es werde etwas daran seyn / wie E. Churf. G. gedencken. D. Martinus meinet / thue er es / so werde er ein elender Mensch werden / vnnd seines Gewissens halben keinen fried haben. Ich achte / es schade nicht / daß D. Martinus fortdrucke / vnd mit Philippo ernstlich vnd von Hertzen rede. Es ist allda ein Ketten / die in diesen dingen etwas an einander hengt. Der Almächtige schicke es zum guten / Amen / etc. Es hat Doctor Luther bey Philippo vnd andern allen fleiß gethan / mit ernst vnd glimpff / Vätterlich vnd gewaltiglich / vnd die Redlesführer / die den schwachen Philippum jrre machten / offtermals mit Gottes Wort eingejaget / daß sie weder im Alcoran / noch im Thalmud / noch in Iure Canonico, noch sonst in jhren(Letztes bekenntniß D. L. vom H. Abendmal.) gedancken vnd Gewissen / einige ruhe haben finden mögen / Er ist auch in seiner arbeit trewlich fortgefahren / wie er denn auch also endlich sein kurtz letztes Bekenntniß vom heiligen Abendmal ohne jemands widersprechen / beschwerung vnd hinderung geschrieben /(Siebenspeltige Sacramentirerey.) vnd offentlich außgehen lassen / darin̅ er seinen Glauben abermals frey bekan̅t / vn̅ dieselben speltige vnd vneinige Sacramentiererey / auffrichtig vnd redlich / wie Samson die Seulen / ergriffen / vnnd für dergantzen Kirchen zu schanden gemacht hat. Das hat sich wol dazumal zugetragen / daß vnter dem druck(Vntrew vnter dem Druck.) derselbigen Beken̅tniß ein Exemplar bogenweiß oder einen bogen nach dem andern / ehe denn das gantze Büchlein im Druck verfertiget war / heimlich vn̅ vertuscht zu den Zwinglern geschickt worde̅ ist. Aber die schuld (da dieses böse stück offenbar worden ist) hat ein
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(Anno 1544.) Buchtruckers gesellen getroffen / der solcher vntrew halben / von der Weltlichen Oberkeit auch deß Lands verwiesen. (D. Caspar Creutziger / wil zu den Sacramentirern / wirt aber bekehret.) Es hat auch D. Caspar Creutziger vmb die zeit etliche Brieff an die Zwingler geschrieben (welche der leidige Wolff zusammen geraspelt vnd trucken lassen) vnd vber Lutherum geklagt / als daß er sich von newem einlassen wölle / wider sie / vn̅ er derwegen sampt Philibpo von Wittenberg abzureisen im willens sey. Hat auch allerley verdacht one noth vnnd vrsache gehabt / als daß man damit vmbgehe / daß man sagen vnnd lehren sol / das Brot sey Gott / etc. welches doch ein lauter Traum gewest. Aber weil er in sich selbst gangen / vnd sich erinnert seines Gewissens vn̅ Ampts / hat er dem heiligen Geist endlich raum vnd statt gegeben / wie hernach sol ferner angezeigt werden. Denn er gedachte / es würde Doctor Luther sie so wol / als die Zwinglianer / mit namen angreiffen / welches / da es nicht geschehen / vnd er das Bekenntniß Doct. Lutheri gelesen / vnd (wie er in vorgemelten seinen Episteln selbs zeuget) befunden / daß es noch viel gelinder / vnd glimpfflicher / den̅ man vermeinet / geschrieben / ist er auch anders worden / vn̅ von seinem verdacht abgestanden. (D. Luther ein geplagter Mann.) Das ist aber eigentlich war / daß D. Luther dazumal / ist ein geplagter Mann gewesen / vmbgeben mit allerley Feinden / vnnd haben jhm etliche / die er gartrewlich vnd richtig geschatzt / nicht allezeit glauben gehalten / dessen er sich auß Christlichem Hertzen zu (Bucerus schlüpffrig.) jnen versehen / wie er auch damals geklagt hat vber den Bucerum / daß er gar zu schlüpfferich were / vnd in der Cöllnischen Reformation von der waren gegenwertigkeit deß Leibs vn̅ Bluts Christi im Abendmal / nicht ein wörtlein deutlich gesetzt / derhalben er zu Philippo (der sich entschüldiget / daß nit er / sondern Bucerus den Artickel vom Abendmal in derselben Reformation verfasset vnd geschrieben hette) gesagt: Bucerus gehet nur mit Conciliationibus ocer vergleichung en vmb / er sol bey mir auß concilijrt haben / etc. hat auch damals diese wort geredt vnd geschrieben: Wenn
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ich noch hundert Jar leben solte / vnd köndte alle künfftige Rotten(Anno 1544.) verlegen / sihe ich doch / daß vnsern Nachkommen hiemit wenig ruhe geschafft / weil der Teuffel lebt vnd regiert / darumb bitte ich vmb ein(Teuffel. Rotte̅ je lenger je mehr. Arrij sache.) seliges Stündlein / vnd begere deß wesens nicht mehr. Man wolte Arrij Sach nach seinem Todt auch beschönen / deuten vnd vertragen / aber böse Sachen / sonderlich in der Religion werde̅ nur ärger / welches vns Osius vnd andere / so in Religionssachen gewichen vn̅(Zwingler.) zugerückt / starck bezeugen helffen. Es gehen die Leute (die Zwingler) mit Nestorej vnnd Eutycherey schwanger. Ich habe das meine(Nestorius. Eutyches.) gethan / vnd lasse mein zeugniß vnd bekenntniß hinder mir. Gott erhalte die Eynfeltigen bey dem simpeln Wort / das macht allein die(Kauderwel sche Theologey der Sacrame̅tirer.) Allberen fest vnd gewiß / vnd gibt Trost vnd Leben / vnd behüte vnsere Nachkommen vor der Kauderwelschen oder Kuhrwallen / kalen Glossen / vnd Theologey. Also ist nun endtlich im Namen / vnnd zur Ehre Gottes / das Christliche / kurtze / runde / vnd letzte bekenntniß D. Lutheri / vnd aller die es mit Christo vnd seinem Wort halten / vom H. Abendtmal zu Wittenberg / Anno 1544. außgangen / darfür wir noch GOtt dem HERRN billich von hertzen dancken sollen / auß vrsachen / derer wir bald hernach gedencken wollen. Daß aber die jetzigen Sacramentirer jhrer art / vnnd bösem(Philippi zustand im ha̅del vom H. Nachtmal.) gebrauch nach / verkehrlich tichten / Philippus sey damals gantz vnd gar auff der Züricher seyten / vnd in jrer meynung öffentlich vnd vn uerholen gewest / welches sie sich mit etlichen Brieffen / die sie nach Doctor Lutheri vnnd Philippi Tode / haben Trucken lassen / darzuthun / vnnd zubeweisen vnterstehen / die doch von Philippo im anfang deß Paroxysmi / als Anno 1535 36. 38. vnnd hernach den mehrern theil nur wider die Transsubstantiation vnnd Papistische mißbräuche / vnd keines weges wider die realem pręsentiam corporis & sanguinis Christi in vsu coenae, oder wider die warhafftige wesentliche gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi / im brauch deß Abentmals / gehen / die er mit außgetruckten worten selbs setzt vn̅
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(Anno 1544.) nennet / solches kan auß obgesetzter beständiger vnnd wolgegründte erzehlung / leichtlich vnd recht geurtheilet vnd abgelehnet werden. Denn ob gleich Philippus auß forcht vnd sorgfeltigkeit / auch (Philippus / weil D Lut. lebt / läßt er sich allezeit von jm weisen.) von andern verwirret / bißweilen weiter / denn sichs gebühret / gegangen / so hat er sich doch von Luthero weisen / vnd wider zu recht bringe̅ lassen / vnnd der lehre von der waren gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi im brauch deß Sacraments / nicht widersproche̅ / so udern dieselbige gesetzt / vnd so lang D. Lutherus gelebt / sich nach jme gerichtet / vnd jn für seinen Vatter / Lehrer vnd Führer erkennt / vnd geehret / vnd currum & aurigam Israelis, postremae aetatis Elia̅ & Prophetam, den Wagen vnd Führer Israelis / dieser letzten welt Eliam vnd Propheten / genennet. (Kuttz beke̅mß D. Lut. vom Abend mal / wirdr durch die Theologos zu Wittentenberg öffentlich für der Oberkeit / vn̅ sonsten approbiert.) Daß aber die jetzigen Sacramentirer auch sich vernemmen lassen / als sey das kurtze bekenntniß D. Lutheri vom H. Abendimal / von den andern Theologen der Facultet zu Wittenberg nicht angenommen / sondern von jnen getadelt vnd widersprochen / vn̅ sey demnach solch bekenntniß nur ein priuat scriptum Lutheri, das billich kein ansehe̅ noch autoritatem haben sol / ist ein mutwilliger behelff / vnnd eitel tand / wie sich denn der grundt viel anders / auß erwendten Acten / befindet / vnd nachmals ferner befinden wird / sonderlich An̅o 45. da die Professores der gantzen Theologischen Facultet zu Wittenberg an Churfür sie̅ schreiben vn̅ zeugen / daß sie mit den Schweitzerischen Kirchen / in der lehre keines weges einig gewesen / vnd noch nicht seyn wollen. So haben ja die gemeldten Theologen auff solch kurtz bekenntniß Lutheri vom Abendtmal / für der hohen Obrigkeit / zum offtern schrifftlich vnd mündlich / auch nach Doct. Lutheri tods sich referirt vnd gezogen / daß solches jhr Glaub / Lehr vnd Bekenntniß sey / welches redlichen Leuten / were nicht wol angestanden / wo jr Hertz nicht were also gewest. Daß aber die publicatio offtgedachter kurtzen beken̅tniß D. Lutheri / vnd aller Kirchen / die es schlecht vnd recht mit Christo / vnd seinen außdrücklichen / allmächtigen vnnd warhafftigen Worten
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hälten / auß sonderlicher gnädiger schickung Gottes / der Kirchen /(Anno 1544.) vnnd allen Nachkommen / zum besten geschehen sey / können wir jetzund am füglichsten verstehen. Denn wosolch Bekenntniß verblieben / vnd nicht fort vnd außgangen were (wie denn der böse Geist nit on vrsach / dieselbige zuuerhindern / allerley / wie gemeldet / erreget) so würden die Zwinglianer sich allererst recht vnterstehen / die gantze Welt zu bereden / als were Lutherus mitallen Sächsischen Kirchen von seiner vorigen lehr vn̅ meinung abgewichen / vnd zu den Zwinglianern getretten / vnd würden die jetzigen Sacramentirer schwerlich nachgeben / daß Lutherus mit allen seinen Schrifften vnnd andern Büchern / solcher aufflage sich erwehren köndte / weil sie sonderlich vber solche seine endtliche vnnd letzte erklärung / vnnd öffentlich für Gott vnd aller Welt gethanem vnd außgegangenem Bekenntniß / sich dennoch nicht scheuwen noch schämen / durch offenbare Landtlügen(Handlunge̅ der Sacramentirer.) (wie es für dieser zeit in offenen Schrifften recht genennet worden / daruon hernach an seinem ort ferrner meldung vnd bericht geschchen sol) außzusprengen / vnd zu tichten / als sey Lutherus noch vor seinem ende / von seiner vorigen Lehr vnd meinung vom heylige̅ Abendtmal abgewichen / vnd zu dem schwarm der Zwinglianer getretten. Dieweil aber das kurtze letzte beken̅tniß Lutheri vom Nachtmal(Tom. 8. Ien. pag. 192.) deß HERRN / in seinen Tomis öffentlich fürhanden / vnd allen Christen / die den grundt dieses handels vnd streits zuwissen begeren / nützlich vnnd nötig ist zu lesen / so wollen wir hiemit den Christlichen Leser dahin gewiesen haben / daß ers mit fleiß selber lese / vnd darumb(Sacramentirer bringe̅ nichts neuwes mehr herfür / das nicht gnugsam durch D. L. wider legt / vnd zu schanden ge macht were) rechte Lehr / vnd widerlegung alles Schwarms fasse / denn Lutherus lebet darin̅en / lehret / wehret / streitet vnd vberwindet / also / daß nichts newes jetzt nu mehr von den Sacramentirern wir herfür gebracht / das nicht gründtlich vnd außführlich / doch rundt vnd gewaltig / mit Gottes Wort von D. Luthero im selben bekenntniß / were darnider geschlagen / vnd zu schanden gemacht. D. Lutherus zeuget erstlich / daß er die Sacramentschwer
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mer (Anno 1544.) / nach so vielen Vermanungen / die bey jnen nichts hafften wollen / verdamme / nach außweisung Gottes befehls. (Zwingel gantz ein Heyd.) Item / daß Zwingel gantz zum Heyden worden sey / in dem er / wie oben auch gemeldet / hat für seinem ende / die Heyden / vnd ein jeden in seinem Glauben / wie er auch sey / selig gepreiset / etc. Vom H. Sacrament lehret Lutherus / daß ein jeglicher den gantzen Leib / vnd das gantze Blut Christi im Abendtmal empfahe / vnnd daß der Leib vnd das Blut Christi gewißlich gegenwertig im Abendmal sey leiblich vnd warhafftig / nach laut der Wort Christi / denen wir gläuben sollen / es sage vnsere tolle Vernunfft dazu was sie wölle: Daß wir auch den Leib Christi im Abendtmal mündtlich empfahen / wen̅ wir das Brodt vom Altar essen / vnnd das Blut Christi mündtlich empfahen / wenn wir den Wein trincken im Abendtmal: Vnd daß solches nicht allein geschehe Geistlich / Sondern von allen Wirdigen vnnd Vnwirdigen / leiblich / warhafftig / mündlich / etc. (Sieben: bösen Geister vnter de̅ Sa er amentirern.) Der Schwermer alfentzen theilet er in sieben Geister / Nemlich. 1. Carlstadtsagt: Das ist mein Leib / sol so viel seyn / als / hie sitzet mein Leib. 2. Zwingel sagt: Das ist mein Leib / sol so viel seyn / als bedeutet mein Leib. 3 Oecolampad spricht: Das ist mein es Leibes zeichen. 4 Stenckfeld sagt: Man sol die Wort / Das ist mein Leib / entweder gar auß den augen thun / oder also ordnen / Mein Leib ist das / verstehe ein geistliche Speiß: 5 Andere ordnens also: Esset das Brot / was für euch gegeben wird / das ist mein Leib. 6 Etliche also: Das ist meines Leibs gedächtniß. 7 Campanus also: Das Brodt / so ich euch gebe / ist ein Leib für sich selbst / vnnd ist doch mein Leib / Denn es ist mein Creatur / vnd ich habe es geschaffen. Vber das sind etliche / die da fürgeben / Es sey hie kein Artickel deß glau bens / vnnd man solle darüber nicht zancken / ein jeder möge hierinn glauben / was er wolle. Wider solche vn̅ dergleichen Schwermerey / streitet der fromme Heldt / vnd wirfft zugleich darnider alle jhre Gründe vnd Argumenta / fürnemlich aber diese zwey. 1 Fleisch ist kein nütze. 2. Chri
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stus ist gen Himmel gefahren / darumb kan sein Fleisch vnnd Blut(Anno 1544.) im. Abendtmal nicht seyn. Er meldet auch / wie er von den Sacramentirern so schändtlich(Sacramentirer / betrieger / lesterer / lügner / verfelscher / spötter / etc. Wolffij vnnerschem̅tes maul / vnnd loß gemüt.) betrogen sey / vnd wie sie Gott gestrafft / als Lästerer / Lügener / vnd Verfälscher seines Worts / die der Wort deß HERREN Christi spotten / vnnd nennen das gesegnete Brot ein gebacken Gott / ein brödtern Gott / etc. Daß aber der vnu erschämpte Wolffius auß diesem bekenntniß D. Lutheri folgert / D. Luther sey von der Concordia / die Anno 36. zu Wittenberg gestellet / abgewichen / dieweil er derselben mit keinem wort in jetztgemelter seiner Bekenntniß gedacht / Sondern allrin deß Colloquij zu Marpurg / meldung gethan / Ist ein Backenstreich eines losen Gemüts / der ein redlichen Man̅ / oder dem HERREN Christo selbs gegeben wird. Den̅ was solte D. Luther der auff gerichten Concordi viel gedacht haben / die den Zürichischen Predicanten niemals ernst gewest / vnd gantz vn̅ gar von jnen zurschlagen /(D. Lut weil er so offt berrogen / wil keinem Sacramentirer mehr glanben.) gehindert / vnnd zurück getrieben worden. Derhalben er auch klagt / daß er von jnen vbel betrogen sey / vnd sie fälschlich mit jhme allezeit gehandelt / darumb er auch gezwungen / keines Schwermers / er heis se Stenckfeldt / Zwingel / Oecolampad / Carlstad / oder wer sie sind / die Schwermer / Brotfresser / vnnd Weinsäuffer / daß ist / Christus Lästerer vnnd Feinde / gemeinschafft anzunemmen / Sondern jhre Brieffe / Bücher / Gruß / Segen / Schrifft / Namen vnd Gedächtniß / in seinem Hertzen nicht wisse / auch weder sehen noch hören wolle. Auff diß kurtze Bekenntniß D. Lutheri vom heiligen Sacrament(Zürchsche Predicantem stellen sich zur webr wider D. Eur.) / haben die Zürchischen Predicanten hefftig sawer gesehen / vnd haben sich auch wider Lutherum zur wehre gestellet / vnd antworten wöllen / wie hernach geschehen Haben aber erstlich an Bucerum geschrieben / vnd bey jhme vmb raht / hülffe vnd beystand gebetten / vnd daß er sich für sie wolte erklären / angesucht. Aber Bucerus hats jne̅ abgeschlagen / vnnd jhnen fürgeworffen / daß sie selbs Luthero vrsach
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(Anno 1544.) dazu gegeben / vnd das hoch notwendige Coneordienwerck / welches mit so viel mühe vnd arbeit / vnd grossen Vnkoslen auffgerichtet / zu bodem geschlagen hetten. Hat auch hinfort sich jhrer Freundtschafft (Buceruswil mit den Zürichern sich nicht ferner einlassen.) entschlagen / jne̅ auch zum theil seine Freundschafft schrifftlich auffgekündiget. Daher sie selten / vnd letztlich gar nicht mehr einander zu geschrieben. Auch die Zürcher jre Kmder nicht mehr / wie hievor geschehen / gen Straßburg zur Schule geschickt / vnd die sie geschickt / (Hürchische Ein der dürffe̅ zu Straß burg zum Nachtmal deß HErren nicht gehen.) auff keine andere weise abgefertigt / denn daß sie jnen gebotten / in den Kirchen zu Straßburg / das heilige Abendtmal nicht zu empfahen / wie Lauatherus vnnd Geßnerus bey Doctore Marbachio / allda sie zur Kost gegangen / sich gewegert haben zum Nachtmal zu gehen / der vrsach / daß jnen solches in jrem abschied von Zürich / were verbot ten worden. (Buceri Schrifft an D. Luth.) Es hat aber gleichwol Bucerus an D. Lutherum dazumal geschrieben / wie folget: Gnad vnd Fried von dem HERRN. Ehrwirdiger Vatter / vns kom̅t für / als sollen euwer Ehrwirden etwas hefftig vn̅ beschwer lich vber die von Zürch bewegt seyn. Nun vernemmen nicht alleine wir / die wir in den Kirchen deß heiligen Reichs dienen / sondern auch die Brüder / zu Bern vnd Basel / nicht gerne / daß euch von gemeldten Zürichern vrsach zu zorn vnd vnwillen / gegeben wirt / denn wir die Notel der einigung von euch gestellt / angenommen haben / bleiben bey der angenommenen Warheit / aller fest stehen / als die wir solche Artickel / nach Christlicher gnugsamer erwegung / vnnd vertrauwen auff das Göttliche Wort / bewilliget vnd auffgenommen haben. Die von Bern vnd Basel / halten jre Confession vnd Beken̅tniß / welche sie euch vberschickt / dermassen lauter vn̅ rein / daß sie gar gleich mit vns stimmen / ausserhalb eines / oder zweyer widersetziger zu Bern / denn bey denen von Basel ist die emigkeit der Kirchen rein vnd rechtschaffen / dieselbigen haben neben vns nicht vnterlassen / allerley weise vnd wege / zuuersuchen / damit wir die Züricher gäntzlich
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mit vns hetten einig machen mögen. Aber der Teuffel hat allwege(Anno 1544.) noch etliche gefunde̅ / durch welche er diese hochnotwendige einigkeit der Kirchen / verhindert vnd zerstöret hat. Denn er hat gesehen vnnd sihet noch auff diese stunde / wie gantz nütz vnnd dienstlich jhme diese zwyspalt sey / zu vermehrung vnnd bestättigung deß rohen / wüsten / vnchristlichen lebens / auch zu verfühtung vnd verleytung der frommen rechtschaffnen Gewissen. Vn̅ auß denen vrsachen / dieweil wir diß vbel nicht gäntzlich haben abwenden mögen / haben wir vns doch befleissiget / dasselbige zudecken / denn sie wöllen auch nicht darfür geachtet werden / als halten sie es dafür / daß im Nachtmal deß HERREN allein leere zeichen / one warhafftige gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi seyn sollen. Vnd wen̅ sie also fliehen vnd vermeiden wollen die gegenwertige vnd wirckliche eynschliessung Christi in den Zeichen / oder sonst dergleichen andere vnwirdige verbindung Christi mit den Zeichen / welche doch niemand setzt / schreiben sie also / wie sie schreiben vnd zancken / da sie keine vrsach zu zancken haben. Aber die Buß vnd vergebung der Sünden im HERREN Christo / treiben vnd lehren sie mit allem fleiß / vnd leben erbar vnnd vnsträfflich / Derwegen wir auch / biß anher in zweifflicher hoffnung gestanden / sie solten von dieser Verführung (wo nur etliche wenig außgerottet würden) mögen entlediget werden. Demnach / wenn wir ansehen vnd gedencken / wie vnzehlich vnglück vnd schaden / dieser Saeramentzanck in die Kirchen eyngeführt hat / haben nichts liebers gewündscht / wündschens auch noch auff diese stunde / daß solch gezenck möge auffgehaben / vnd beygelegt werden / zu vorderst / dieweil durch zuuor außgegangene Schrifften vnd Bücher / allen frommen Gewissen / denen Gott seinen willen vnd wort zubegreiffen / Gnad verliehen(Zürcher zweyhellig.) / gnug geschehen ist / vnd auch den Zürchern dieser jrer zweyhol ligkeit niemands beyfal gibt. Solches habe ich E. Ehrwirde darumb anzeigen / vn̅ erinnern wöllen / darmit jhr es nicht dafür halten möchtet / als würden andere durch diese Zwiespalt auch verführet / daß jhr auch darneben ver
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merckt (Anno 1544) / wie hoch vns vn̅ andern zu gemüt gehe / was die Zürcher hier innen thun / vnd warumb wir es dermassen erdulde̅. Wir sehen / daß das wild vnchristlich leben / je länger je mehr / vber hand nimpt / so sehen wir auch / welcher massen die Cöllner / vnnd andere Feinde Christi / die Papisten / nur je länger je behertzter / vnd mutiger werden / gegen denen / welche die reine rechischaffene Lehre Christi / vnnd allen Christlichen wandel in die Kirche pflantzen vn̅ erhalten wollen. Der HERR Jesus wölle diese Vngestüm̅ vnd Sturmwinde gnädiglich stillen / vnd wenden / vnnd stehen warlich vnsere Sachen jetziger zeit dermassen allenthalben / daß es sich ansehen läßt / als eile man zimlich sehr zum vntergang der Teutschen Nation / Derwegen bitten wir mit allem fleiß / E. E. wolle vns / vnser Ampt vnd Kirche / dem HERREN Christo injrem Gebett befehlen. Datum Straßburg / den 9. Septembris / Anno 1544. Auff diese Schrifft Buceri / hat Lutherus nicht wölle̅ antwor ten / weil sie so gar gerad nicht ist / Das ist aber eigentlich war / wie oben auch vermeldet / vnnd allhie sol widerholet werden / daß Doctor Luther dazumal ja wol geplaget ist gewesen / vnd sehr viel Widersacher / nicht allein vnter den Freunden vnd öffentlichen Feinden / sondern auch vnter den Frembden / einheimischen vnd vertrawtesten gehabt / die jhme (doch heimlich) entgegen gewesen / vnd seiner zu jnen Christlichen zuuersicht / auch jhrem eigenem erbieten zuwider / jhme nicht allwege guten glauben gehalten / wie jhme denn vmb dieselbige zeit allerley fürkommen / was den Artickel vom Sacrament in der Cöllnischen Reformation belanget / das jhn nicht wenig betritrübet hat. (Ertzbischoff Herman zu Cölln.) Denn nach dem der Ertzbischoff Herman lange mit den Gedancken vmbgangen ware / wie doch eine Christliche Reformation daselbst anzustellen / wie er denn Anno 1536. einen Synodum prouincialem, derhalben gehalten / vn̅ dar nach Anno 1538. etliche Canones vnà cum institutione compendiaria doctrinae, hatte Trucken lassen / ist im nachgehaltenem Regenspurgische̅ Colloquio
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Bucerus von Groppero / als zu solchem fürhabenden Werck in son(Anno 1544.) derheit tüchtig hochgerühmet worde̅ / welcher den̅ auch Anno 1543. derwegen gegen Bonn erfordert / wie aber Gropperus sich bald gewendet(Bucerus vm̅ Philippus stelle̅ die Cöl nische Refor mation.) / vnd dem Bucero zuwider worden / ist vom Churfürsten zu Sachssen Philippus Melanthon / zu vollnführung deß angefangenen Wercks erbetten worden / welcher auch / da die Cöllnische Clerisey anfieng wider Bucerum zu schreiben / jn mit einem sonderlichen getruckten Büchlein (für welche / da es verteutscht / Lutherus eine Vorrede gesetzt) vertretten. Wie nun die gefassete Cöllnische Reformation / durch den Truck publiciert / kompt Luthero für (wie in den Episteln / so der Wolff / wie vorgemeldet / hat Trucken lassen / erzehlet wirdt) das daselbs im Artickel vom Sacrament viel gesagt werde / von dem gebrauch vnd nutz deß Sacraments. Aber der Artickel von der gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts deß HERRN / werde mit stillschweigen vbergangen / vnd nichts deutlichs davon gesagt. Darüber Luthe(Philippusle get die schult auff Buceru̅ daß der Artickel vo̅ hey ligen Abend mal in der Cöllntsche̅ re formatio̅ nit genugsam verwaret.) rus sehr bewegt / vnnd auch Philippum darüber (wie oben auch davon meldung geschehen) hat zur rede gestellet. Welcher sich damit entschüldigt / das nicht er / sondern Bucerus denselben Artickel gestel let / vnnd da gleich er / Philippus etwas davon geschrieben / sey doch dasselb hernach außgelassen / vnd deß Buceriding dafür gesetzet. Er habe in seinem Büchlein / wider die Cöllnische Clerisey seine gewönliche Regel gesetzt vnnd widerholet: Nemlich / dieweil man vnsern HERRN Gott an keine Creatur verbinden sol / man habe denn sein gewisses wort dazu / vnd aber die Sacramenta von Christo jhren gewissen außgetruckten befehl haben / wozu / vn̅ wie man derselbige̅ gebrauchen sol / So sey es gewiß / daß das Brodt / da man sein anders / den̅ nach der ordnung Christi gebraucht / auch kein Sacrament sein könne. Gleich wie das gewiß ist / wenn man einen Menschen täufft / das in solchem Tauffwerck der H. Geist gegenwertig ist / vnnd wircket. Da nu jemand wolte das Tauffwasser vm̅hertragen / vn̅ fürgeben / darinne were vnd bleibe jm̅er dar der H. Geist verschlossen / vnd
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(Anno 1544.) hiesse die Leuthe / sie solten denselbigen darinnen anbetten / da würden alle Gottselige Christen sagen / es were ein greuwlicher verdampter Irrthumb / etc. Haec Philippus. Darauff ist Lutherus mit Philippo (D. Lutherus de Bucere.) zu frieden gewesen. Aber vom Bucero hat er damals (wie die Epi stolae vom Wolffio gedruckt / melden) gesagt: Er ist ein Klappermaul / gehet nur mit Conciliationibus vm̅ / aber er sol bey mir auß concilijret haben / er sol mir mit seinen Schrifften nicht mehr vnter meine augen kommen / etc. Wils Philippo sagen / daß er jme meinen zorn schreibe vnd anzeyge. Vnd was dabey mehr geredet / vnnd vber die Kauderwelschen reden vnd glossen der Zwinglianer hefftig gekla get / darumb er jme auch ein seliges stündlein / auß dieser Welt abzuscheiden gewündschet / dauon ist oben bericht geschehen. Wie nun solches an Bucerum gelanget / vnd er Anno 44 eine Apologiam vber die Cöllnische Reformation hat stelle̅ müssen / welche Anno 45. getruckt / hat er denselbigen Punct im Articulo contra Transsubstantiationem, etwas deutlicher erkläret. Denn er klagt / daß die Gegengelehrten gern den verdacht eyrführen wolten / (Bucerus re der deutlicher als zuvorn.) als ob die / so das Buch der Reformation haben helffen zusam̅en tra gen / nit solten recht vom Saerament / vnd der gegenwertigkeit Chri sti in demselbigen halten / vnd weil sie das darauß eynführen wolien / weil im Buch der Reformation allein gesetzt wurde / von warer vber gebung vnd emfahung deß Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal / so hat Bucerus auch die gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi im Abendtmal in der Apologia außtrücklich genennet vnd bestättiget / als da er spricht: Die Patres haben erkennet vnd gelehret / daß nach der Consecration auch der Leib vnd das Blut Christi da sey vn̅ gegeben werde. Denn sie sagen / Wenn das Brot empfehet die Benennung Gottes (daß es nemlich sey der Leib CHristi) so sey es Eucharistia, das ist ein Sacrament der Dancksagung / das auß zweye̅ dingen bestehet / einem Irrdischen / nemlich / Brodt vnd Wein / vnd einem Him̅lischen / welches ist der ware Leib vnd das ware blut Chri sti. Item / er nennet außtrücklich die Substantz vnd das Wesen (deß
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Leibs vnd Bluts Christi) zeugt auch an / vnd bestättiget der Patrum(Anno 1544.) sprüche / daß / nemlich Christus / durch diß Sacrame̅t in vns leiblich / fleischlich / vnd natürlich wohne (welchs nicht von der weise / Sondern von der Substantz oder Natur deß Leibs oder Fleisches Christi zuuerstehen) vnd vns mit jhm eins mache. Item / daß vnter diesem Brodt vnd Wein / der ware Leib vnd das ware Blut Christi sey / vn̅ gegeben werde / vnd wir den Leib Christi selbs wesentlich / vnnd nicht allein sein Bild vnd Figur im Brod empfahen / sey aber im Brodt ntcht räumlich eyngeschlossen / oder nach art dieser Welt / angehefftet / etc. Vber das sind auch etliche Brieffe auß Welschlandt an Lutherum(Schrifften auß Welschlandt an D. Luth. vom H. Abendtmal.) vom Sacramentshandel ankommen / auff welche er entlich diß 44. Jar geantwortet. Denn wie etliche Christen vnter den Italianern sich deß Euangelij angenommen / haben sich auch dahin die Disputationes vom Sacrament mit gefunden / vnd haben der Sachen halben die Italianer / so Bononiae & Mutinae, gewesen / geschrieben an Bucerum / Anno 1541. vnter dem Namen Aretij Felini / wie er sich erstlich auch in getruckten Schrifften / hat pflegen(Aretius Felinus / id est / Martinus Bucerus.) zu nennen. Was aber vnnd wie er jhnen darauff geantwortet / sind vorhanden drey Episteln in Tomo ipsius Anglicano, pag. 687. welcher summa vnnd innhalt ist / daß sie sich nemlich daran spiegeln wollen / was für mercklichen Schaden vnnd hinderniß dem Lauff deß Euangelij in Teutschlandt die Disputation vom Sacrament gethan. Es sey besser / daß sie CHristum also suchen vnd annemmen / daß wir in Christo / vnd er in vns leben möge. Daß Brot vnd Wein (Symbola) zeichen seyn / nicht aber die dinge selbs / deß grossen geheimniß / dz sey man allerseits eins. Es sey aber ferrne / daß jemand es dafür halte / daß ledige Zeichen im Abend mal gereicht vnd gegeben werden / denn das Brot / das wir breche̅ / ist eine gemeinschafft / nicht deß Brodts allein / sondern auch deß Leibes Christi. Aber die gemeinschafft / wie sie Him̅lisch ist / also werde sie
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(Anno 1544.) in der Gemeine Gottes / wenn vnser Gemüt durchs Wort vnd die Zeichen zu Christo / erhaben werden / empfangen: Er bleibe im Himmel / vnnd sey doch gleichwol auch bey vns / weil er vnser Häupt ist / wiewol er warhafftig Fleisch vnd Blut ist: Denn weil er durch vnser Vernunfft / Sinne vnd Fühlen / nicht begriffen wird / so sey er nit in der Welt / Sondern im Himmel / vnd bleibe jm also seine Himmlische Glori / vnd auch die Warheit der Menschlichen Natur / vnnd nicht desto weniger sey er in dem Geheimniß deß Abendtmals warhafftig bey vns / die wir mit Christo in das Himmelische Wesen erhöhet werden / vnd vnsere Bürgerschafft haben im Himmel. Vnd in der andern Epistel schreibet er: Die Schrifft sagt klär lich / daß vnser Fleisch vnd Blut das Reich Gottes nicht besitzen kön ne / derhalben sey vns Christi Fleisch vnnd Blut von nöten / Vnnd wer sein Fleisch jsset / vnd sein Blut trincket / der werde in Christo blei ben / vnd Christus in jm / vnd werde also ewig leben. Er gebe vns aber sein Fleisch vnd Blut zu essen vnd zu trincken im Wort / vnd in sonderheit in den Zeichen deß Sacraments. Denn das Brodt / das wir brechen / sey eine gemeinschafft / nicht allein deß Brots / sondern auch seines Leibes / denn da er das Brodt gibt / spricht er: Das ist mein Leib / etc. nicht zur vergänglichen Speise deß Bauchs / Sondern zur lebendigmachenden Speise deß Gemüts / vnnd daher auch deß gantzen Menschen / aber doch eine Himmelische Speise / denn er ist vnnd bleibt im Himmel / das ist / in der Glori deß Vatters / zu welcher niemands kom̅en kan / die auch an keinen ort der Welt verbunden / denn er hat die Welt verlassen / vnnd ist zum Vatter in das Himmelische Leben gangen / das ist / Er hat die Condition dieser Welt abgelegt / vn̅ ist in die Herrligkeit / die er von anfang gehabt / eyngange̅ / in welcher er doch auch allhie bey den seinen ist / biß an der Welt ende / den̅ er hat auch vns in Christo allbereit in das Himmlische Wesen gesetzet / daß wir vnser Bürgerschafft im Himmel haben / vnd daß wir dahin sehe̅ sollen / haben die Alten gesagt / Sursum corda. Derhalben sollen wir in diesem Handel nicht jrrdischs / oder das zu dieser Welt gehöret /
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gedencken / wiewol die gantze eusserliche Handelung / vnnd auch wir(Anno 1544.) noch dinge sein dieser Welt / etc. Wie Christus seine Jünger anbließ / sprach er: Nemet hin den heiligen Geist / welchen er auch warhafftig jhnen mit dem eusserlichen Zeichen gab / aber nicht räumlich in dem anblasen eyngeschlossen / oder auff einicherley weise dieser Welt angehefftet / aber doch warhafftig vnnd wesentlich mit dem Zeichen vbergeben / etc. Andere müssige Fragen / so nur zu eiteler ehre vn̅ zanck dienen / sollen wir fliehen vnd meyden / etc. In der dritten Epistel an die Italianer / kompt Bucerus widerumb(Bucerus redit ad ingenium.) auff das alte Lied / wie man Lutheri vnd Zwinglij meinung / vom Abendtmal vergleichen oder vereinigen möge / Sonderlich aber klagt er / daß Lutherus in der Frage (was die Vnwirdigen im Abendmal essen) noch nicht allen gnug gethan. Denn wiewol etliche disputiren / daß auch die Gottlosen einen Glauben haben können / Denn es könne seyn / daß einer / der nicht allen worten deß HERRN gläubt / dennoch etlichen seinen Worten gläube / Ich aber (spricht Bucerus) lasse das bleiben (inter probabilia) als ein gutdüncken / das ein ansehen hat der Warheit / vnnd gläublich ist / ich darff aber nichts gewisses oder beständiges darvon außsagen / Sondern bleibe dabey / daß man von der gegenwertigkeit Christi im Abendtmal / einem soviel zusagen kön̅e / so viel einer gläubt / Als wer allein gläubt / daß Christus da gegenwertig sey / vnd nicht auch wirdiglich betrachtet / daß er jm zur Seligkeit gegenwertig sey / der empfehet wol Christum / aber zum Gericht. Wer aber das Sacrament gantz vnnd gar veracht / vnd nichts gläubet / der empfahe auch nichts / etc. Vnd auß dem kan der Leser verstehen / was Lutherus gemeinet / da er in seinem Spruche / deß kurtz zuuor gemeldet / gesagt / von der Kauderwelschen oder Churwahlen Glosse vnd Theologey. Item / daß er in seiner letzten kurtzen beken̅tniß schreibet / Ich rechne sie alle in einen Kuchen / etc. Es hat aber auch Bullinger an die Italianer von dem Sacramentshandel(Bullingerus.) auff Zwinglische weise vnd meinung geschrieben / vnd
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(Anno 1544.) ist auch biß in Welschlandt das Gericht erschollen / als were D. Lut. mit der Zwinglischen lehre vnd meinung vom Abendtmal nu mehr einig. Es hat auch ein Vnger Stephanus / solche Schrifften Bullingeri vnnd Buceri / mit sich gegen Wittenberg gebracht / da zwar jhrer viel gerahten / daß sie D. Luthero möchten gezeiget werden / aber andere habens vnterschlagen vnd verborgen / so viel vnd lange sie vermocht / wie die Epistole / so Wolffius hat drucken lassen / zeuger. Bucerus aber / weil er sich allerley befahret / was auß solchen händeln folgen möchte. hat An̅o 1544 im Julio etliche Propositiones in der Schule zu Straßburg vom Abendtmal dictiret / vnd dieselbige bald Bullingero schrifftlich / als sein bekenntniß zugeschickt / wie dieselbige hernach in Tom. Anglic. Buceri / pag. 700. gedruckt. Darauß wollen wir allein etliche Stück / so zur Histori dienen können / hieher setzen. Als Proposit. 4. spricht er: Ich gläube vnnd bekenne klärlich vn̅ gäntzlich / daß Christus der HERR selber / vn̅ nit allein sein Geist (oder Gottheit) krafft vnd wirckung bey vns sey / biß an der Welt en de / etc. Vnd folgends / weil Christus es selbs nen̅et Brot vnd Wein / so laß ich mir von keiner Transsubstantiation oder annihilation der dinge / in dem sinn predigen. Wenn ich aber vber das höre / daß er spricht: Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / so neme ich dieselbige Wort deß HERRN mit der andacht an / daß ich erken̅e / daß mir mit den worten vnd eusserlichen zeichen / nemlich brod vnd wein / gegeben werde der Leib vnd Blut deß HERREN / vnd also der HERR selbs zur speise deß ewigen Lebens. Denn ich gläube / es werde mir allhie geschenckt Christus der HERR / mit allem seinem verdienst / so er mit auffopfferung seines Leibes / vnnd vergiessung seines Bluts / erworben hat. Item / Wenn dagegen mir in den Sinn kompt / wie kan dir allhie / der du auff Erden bist / mit den jrrdischen Zeichen gegeben / vn̅ von dir empfangen werden / der ware Leib vn̅ Blut deß HERREN? Weilder Leib deß HERREN nicht eine vnendtliche Substantz ist / oder so allenthalben außgedehnet / welchem die Aufferstehung vnnd
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Himmelfahrt zwar wol die Herrligkeit gebracht / aber die Natur(Anno 1544.) nicht gemindert hat / ist auffgefahren gen Him̅el / vnd sitzet zur Rech ten deß Vatters / So wirdt er ja nicht an allen orten / da das Abendtmal gehalten wird / gegenwertig seyn / vnnd empfangen werden / mit aller Hände vnd Münde / so die eusserliche Zeichen vom Tisch deß HERRN empfangen? Aber darauff antwortet der Glaube / Dein HERR Christus hat die Welt verlassen / ist erhöhet in das Vberhim̅ lische vber alle Himmel / ist zum Vatter gangen / sitzet vnnd regieret zu seiner Rechten / in der Göttlichen Herrligkeit deß Vatters / vnnd weil dieselbige kein Auge gesehen / kein Ohre gehöret / vnd derhalben auch in keines Menschen Hertze kommen ist / wie wiliu sie denn der Condition oder gelegenheit dieses Lebens / gleich machen / mit räumlichen eynschliessen oder außdehnen / welche dieser Welt seyn? Vnser sinn vn̅ vernunfft / ja auch vnser Glaub kan dieser Vbergab / gegenwart vnd niessung Christi / was es an jm selber sey / nicht erken̅en / wit wir auch die Menschwerdung Christi / ja auch die gemeinschafft vnser eigen Seele / mit dem Leibe / vnd wie sie darinne wohnet / nit gnug sam erkennen / etc. Vnd ferrner / dieweil ich die form der wort deß HERRN in diesen dingen halte vnnd folge / so gläube vnd bekenne ich / daß im H. Abendmal mit Brot vnd Wein (welches sind Signa exhibitiua, zeichen damit vnd dadurch etwas gereichet vnd vbergeben wird / wie da war das anblasen deß HERRN / damit oder dadurch er seine Jün gern gab den heiligen Geist) gegeben vnd empfangen werde der Leib vnd Blut deß HERRN / vnd daß vnser Brotbrechen sey nicht allein eine gemeinschafft deß Brots vnd Weins / sondern es sey auch / werde gereicht / gegeben vnd empfangen eine gemeinschafft deß Leibs vn̅ Bluts deß HERRN / vnd daß wir derwegen im heiligen Abendmal gegenwertig haben zwey dinge / ein Him̅lisch (den Leib vnnd Blut deß HERRN) vnd ein jrrdisch (brod vnd wein) welche wort Irenei auch in den Concordiartickeln / so zu Wittenberg gestellt / gesetzt sein. Item / daß etliche die Sacrament als Sacrament / vn̅ also auch den
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(Anno 1544.) HERREN selbs wirdiglich / etliche vnwirdiglich empfahen / zeuget der Apostel / wer aber die eynsetzung vnd wort deß HERREN verwirfft / der verwirfft auch die vbergab deß HERRN / vnnd zwar mit den Gottlosen bekümmern wir vns nicht / wiewol GOtt durch sein wunderbarlichs Gericht / auch etwa den Gottlosen eine zeitlang einen glauben gibt / daß sie Christum / wie auch das Euangelium vnd die Sacrament (in aenigmate) in tunckelm wort empfangen vnnd schmecken / Matt. 13. Heb. 6. Die aber nichts / denn allein vernunfft vnd sinne hiezu bringen / die sehen vn̅ ergreiffen auch nicht vber das / was die sinne für sich haben. Item / wenn man mich fraget / wie ich denn sage / daß ich mit Luthero einig sey / der da spricht / Das Brodt sey der Leib Christi / o-oder im Brodt / allein die das Sacrament empfahen. Darauff gebe ich zur antwort / daß Lutherus nichts anders mit seiner weise zu rede̅ / als die ware vbergab Christi im Abendtmal / außdrücken wolle. Er setze nicht / daß Brot vnd der Leib Christi eine natur sey / sondern daß es ein Sacrament sey. Er schliesse den Leib Christi nicht räumlich ins Brot / er helt auch nicht / daß da einige Auffahrt oder Niderfahrt Christi geschehe. Weil er nun zwey dinge im Sacrament erkennet / nemlich / den Leib vnd Blut Christi / vnd die eusserliche Zeichen / vnd vermenget die nicht nach einiger art vnd weise dieser Welt / vnd weil er endtlich auch lehret / daß die / so nicht mit einem lebendigen glaube̅ / davon Joh. 6. Christus handelt / den worten deß HERRN glaube̅ / nichts zur Seligkeit allda empfahen / warumb solt ichdenn den Con sens mit jm nicht halten vnd erkennen? Wenn man mir aber fürwirfft / wenn das Lutheri meinung ist / warumb er denn die Zürcher vnd andere so hefftig verdam̅e. Dar auff antworte ich / Er helts dafür / daß sie nichts im Abendmal setze̅ / denn zeichen deß abwesenden Christi / vnnd zwar er kan auch auß vielen jhren Schrifften anders nicht vernem̅en. Vnd wenn man mich fraget / was ich denn halte von der Glossa (das bedeut den Leib / oder ist ein Figur deß Leibs Christi) so sage ich / von dem Brod werde das
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rechtgesagt / Denn das Brodt (an jm selbst) ist nicht der Leib deß(Anno 1544.) HERREN selbs / Sondern ein zeichen desselbigen. Aber das ist nit gnug / wenn man allein so viel sagt / der Leib vnnd Blut deß HERREN wird allhie auch gereicht vnd gegeben / vn̅ nicht allein bedeutet / etc. Vnnd weil Bullingerus / sampt den seinen / sonderlich vmb die zeit / begundten widerumb Zwinglij Opinion vn̅ Lehr weit auß zusprengen / hart zu treiben / vnnd hefftig zuuertheidigen / vnd auch Bucerus darüber bey vilen in grossen verdacht gerieht / als were er von der vereinigung mit Luthero widerumb abgewichen / vnd hielt es gäntzlich / vnd durchauß mit den Zürchern / in der Zwinglischen opinion / so hat er diese Propositiones geschickt an Bullingerum / als seine Confession vom Sacrament der Eucharistie / mit dieser vnterschreibung. Ich Martinus Bucerus / halte also im HERREN / vnnd in dieser meinung wünsche vnd begere ich zu kommen für den Richterstuel deß HERREN / Anno 44. am 5. Junij. Vnnd wenn nun der Leser dagegen helt die letzte kurtze Confession Lutheri / so wird sichs fein finden / wen̅ man acht drauff gibt / warumb vnd wie Lutherus viel Stück in derselben seinen Confession gesetzt / vnd auch richtiger vnd deutlicher erkläret hat. In demselben 44. Jar im Nouembri / hat Lutherus endtlich(D. Lut. antwort an die Christen in Welschlanden.) geantwortet / Balthasari Alterio / welcher im Namen etlicher Christen / so zu Venedig vnd Vincentz / neben jm der Bekenntniß Christi zugethan vnd verwandt / an Lutherum geschrieben. Darauß wollen wir allein das Stück / so zum Sacramentshandel gehöret / hieher setzen. Ich bin (schreibt er) berichtet / daß auch in Italien sich eynschleiffen die gifftige Meister / welche vnser Teutschland noch heut zu tag beym theil der Schweitzer vexiren / die Sacramentirer meine ich / welche vns auß dem Leib vnnd Blut Christi / Brodt vnnd Wein machen / welche im anfang gewesen sind / wie eine Schlange(Mancherley Köpffe der Sacramentirer.) mit acht Köpffen / davon haben wir jrer acht erleget / zwey sind noch sie ch vnd schwach / nemlich / deß Zwinglij / welches schwarm ist ge
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wesen (Anno 1544.) / wen̅ Christus spricht / Das ist mein Leib / so solle es so viel heis sen / Es bedeutet meinen leib / Ite̅ / fleisch ist kein nütze. Wiewol das (Vngeretmte thörichte Ar gumenta vo̅ Sathan genommen.) andere nicht Zwinglij / sondern Oecolampadij ist gewesen / jre Argument sind vngereimpt / vnnd gar thöricht (in Göttlichen Sachen) darauß sie vberweiset werden / daß sie nicht auß jrrung / Son dern auß krafft deß Sathans / wissentlich wider die Warheit streiten / In vnser teutschen Spraach habe ich viel wider sie geschriebe̅ / im Latein wider sie zuschreiben / hab ich nicht not geachtet / weil das vbel allein in Teutschland vn̅ in teutscher Spraache den schwarm angefangen / weil ich aber jetzundt gar langsam vnd spat verneme / daß sie jhren gifft durch die Lateinische Spraache außgesprenget / vn̅ noch außbreitet / durch Italien vn̅ Gallien / dencke ich auch Latei nisch etwas dawider lassen außzugehe̅ / wiewol ich lieber wolte / daß von ewerm einen solches fürgenom̅en würde / denn ich / wie jr sehet / bin im Latein wenig geübet / als der meine zeit in der Barbarey der Schul Theologen zubracht. Ich bitte aber im HERREN / dz euch (Bullinger / Pellicanus / Bucerus.) nicht betriegen vnd verführen mögen / es sein die Zürcher / als Bul lingerus vnd Pellicanus / oder auch Bucerus selber / welcher im an fang deß lermens viel Lateinisch (wie man sagt / den̅ gesehe̅ hab ichs nit) dauon geschrieben / aber ich halte / er sey nun längest anders vnd bessers sinnes worden. Ja wen̅ jr gleich hören soltet / daß Philippus oder auch Luth selber mit jrem der Schweitzer schwarme / einig we re worden / bitte ich vmb Gottes willen / gläubet es nit / den̅ also höre ich / daß sie / oder etliche von jnen / solch gerücht außsprengen / damit sie jrem gifftige̅ jrrthum̅ auch jetzund vnter vnsern namen / eine̅ beyfal vnd ansehen machen mögen / Ir aber wollets ja nit gläuben. (Falsche Pro pheten.) Es sind falsche Propheten / so die Galater vmbkehren wollen / Aber wen̅ der HERR mich noch länger wird wollen leben lassen / so wil (D. L. wünschet ein seligen abschted auß dieser Welt.) ich etwa mehr öffentlich dauon außgehen lassen / Ich bin schwach / alt vnd faul / vnd erwarte ein gnädiges stündlein / welches auch jhr / mit ewerm Gebett / mir wolt erbitten helffen. Der HERR / so vns vnd euch beruffen / vnd in einem Geist eines sinnes vnd einerley re
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den gemacht / der wolle bewaren / stärcken vnd vollbereiten / vns vn̅(Anno 1544.) euch zu einerley bilde seines geliebten Sons / Amen. Datum Wit lenberg / 12. Nouemb. 1544. Auß dieser erzehlung sihet der Christliche Leser / mit was grossen wichtigen händeln D. Lutherus damals ist vberladen gewesen / vnd doch bey der Welt wenig danck erlangt / wie es CHristo selbs / vnd seinen Aposteln vnd treuwen Dienern / zuergehen pflegt. Er ist aber in seiner arbeit in das erste Buch Mosis nit desto(In Genes. D. Luth.) weniger fortgefahren. Vnd ist das erste Theil solcher arbeit am en de deß Decembris im selben Jar 1544. gedruckt / vnd außgange̅. Vnd weil diß seiner besten Arbeit ein / vnd er dieselbige Anno 1535. angefangen / ist darauß klar zusehen / daß er auch die zeit vnnd Jar vber / da er doch auff grosse vertröstung / vnnd milte hoffnung der besserung bey den Zwinglianern mit öffentlichen harten schreiben / wider die Sacramentirer eine geraume zeit / etwas innen gehalten / dennoch die Bekenntniß seiner vorigen Christlichen Lehr vom Abendtmal niemals vnterlassen / geändert oder eyngezogen / noch in einigem Stück / zu den Zwinglianern sich gelenckt / wie diese seine wort / die in gemelter Außlegung deß ersten Buchs Mosis stehen / gnugsam erweisen. In der Außlegung deß 3. Capitels setzet er diese wort: Die(Ex Gen. co̅trae Sacramentarios.) Sacramentirer sind alle Abgöttisch / darumb / daß sie das wort fahren lassen / vnd beten jre eigene Gedancken an. Jem / Deß Teuffels weile (die vom Wort abgeführt) folgen alle Schwermergeister / wie Arrius sagt: Meinstu daß Christus Gott sey / der da selbs klar sagt / Der Vatter ist grösser den̅ ich. So auch die Sacramentirer / Meinstu daß das Brot der Leib Christi / vnd der Wein sein Blut sey? Solche absurda vngereimbte ding / hat Christus niemals gedacht oder gewolt. Wenn nu die Leute solchen gedancken nachhengen(Arrius. Sacramentarij.) / so kommen sie jmmer mehlich vom Wort hinweg / vnnd gerahten in Irrthumb / etc. Denn es sihet der Teuffel / daß die Vernunfft leichtlich also zubetriegen sey (als habe es Gott nicht also ge
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sagt (Anno 1544.) oder gemeinet) wenn vnter Gottes Namen vnd Wort / Gott vnd das Wort / verloren wird. Item / deß HERREN Christi Wort vom Abendmal haben wir klar / daß er vom Brot saget: Das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Vnd vom Kelch: Das ist der Kelch deß neuwen Testaments in meinem Blut. Wenn nun die Sacramentschwermer vom Glauben dieser Wort abtretten / vnd disputieren / wie das also seyn könne / so gerahten sie jmmer mählich dahin / daß sie das Wort Christi schlechter ding verleugnen / vnnd anfechten / wie Arrius / etc. Item / je ferrner der Mensch vom Wort kompt / je gelehrter vnd weiser er sich düncken läßt. So haltens die Sacramentirer für grosse Weißheit / wenn man sagt / daß Brot Brot sey / daß Wein Wein sey / vnd nicht der Leib vnd das Blut Christi. Im 6. Capitel / spricht er: Viel grosser Leute haben lust am Narrenwerck der Rabinen / vn̅ sein nicht viel anders / denn die Sacramentirer / so die Wort Christi im Sacrament / Das ist mein Leib / nicht leugnen / sondern also glosieren / Brot ist Brot / vn̅ dennoch Christi Leib / das ist / seine Creatur / etc. Wie viel hat nur der Teuffel Rotten vnd Secten bey vnserm leben angerichtet / da wir doch mit allem fleiß daran gewesen seyn / daß man die Lehre rein haben möchte? Was wil noch geschehen / wenn wir nun tod seynd? (Sacramentirer / Wider täuffer / Antinomer / Seruetianer / Campa niste̅ / Müntzer / Zwingel / Oecolampad / etc.) da wirder daher bringen gantze hauffen der Sacramentirer / Widertäuffer / Antinomer / Seruetiauer / Campanisten / vnd andere Ketzer / die sich jetzundt stille halten / vnnd gedencken auff gelegenheit. Im 15. Capitel stehen diese Wort: Man sehe vnsere zeit an / was hat Müntzern / die Widertäuffer / Sacrame̅tirer / Zwinglium vnd Oecolampadium anders erweckt / vnd auff die bahn gebracht / denn grewliche vermessenheit vnd ehrgeitz? kan jemands etwa vier wörter Griechisch schreiben / vnnd die jrgend ein Psalm außlegen / so gibt er sich empor / vnd bläset sich auff wie ein Sauwerteig / vnd
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läß sich düncken / er schwebe in den Lüfften / weit vber alle Menschen. (Anno 1544) Im 19. Capitel sagt Lutherus also: Der Sacramentirer Argument ist nicht allein närrisch / sondern auch Gottloß / daß sie fürgeben / das Fleisch sey kein nütze / darumb helffen die eusserliche̅ Ceremonien / Tauff / Absolutio vnd Nachtmal / nichts zur Seligkeit. Ja / wenn Gottes Wort nicht dabey were / so were es recht. Item / das ist der Kirchen schwer este anfechtung vnd gröster verderb / wenn man newe Lehre suchet / vnd von dem Wege abtrit / welchen vns das Wort weiset. Also trat zu vnser zeit Thomas Müntzer vom Wort abe / vnd richtet empörung vnd auffruhr an / vnd da derselbige kaum ein wenig gestillet war / kompt Carlstad mit seinen Sacramentirern / welche die Kirchen vnrühig machen / bald kamen die Widertäuffer / etc. Im 22. Capitel (welchs Lutherus / Anno 1539. angefange̅ hat außzulegen) spricht er / Die Sacramentirer sagen / daß diß wider einander sey / daß Christus sagt / Nemet / das ist mein Leib / vnd daß wir in vnserm Glauben sagen: Er sitzt zur Rechten Gottes. Schliessen derhalben darauß / vnd sagen: Es werde darumb im Abendmal deß HERREN nur allein Brodt vnd Wein außgetheilet / vnnd nicht der ware Leib vnd Blut Christi. Item / daß Christus Johan. 6. sagt: Das Fleisch sey kein nütze. Weil denn Christus im Abendtmal sein Fleisch außtheilet / so sey sein Fleisch gleichwol nit im Abendmal / Solches heißt recht mit vngewaschen Füssen in die H. Schrifft hineyn fallen / vnd dem blinden Vrtheil vn̅ Verstand der Vernunfft folgen. Cap. 24. Müntzer vnnd die Sacramentschwermer können von nichts anders schreyen / denn nur allein / Geist / Geist / vnd verachten Wort vnd Sacrament / vnd thun solches bey vnserm leben / darin̅ wir lehren / vnd wider sie streiten. Was wil werden / wenn vnser Lehre nicht mehr wirt gehöret werden? Cap. 39. Die Sacramentschwermer können Gott fein(Sacrament schwermer.)
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(Anno 1544.) lehren / wie doch das möge zugehen / daß der Leib vnd Blut Christi im Brot vnd Wein sein könne / so doch Christus ist gen Him̅el gefahren? Denn sie gedencken also / dieweil ichs nicht kan begreiffen / daß im Abendmal deß HERRN / der Leib vnd Blut Christi gegen wertig sey / darumb wil ich Gott eine weise vnd maß fürschreiben / dadurch er köndte da seyn. Also zwingen sie Gott frey / daß er sich jrer ordnung vnd lehr halten sol / wollen jhm einen sonderlichen ort im Himmel zueignen / vn̅ wissen doch nicht / was / oder wo der Him mel sey. Warumb thustu nicht viel lieber augen vnd ohren zu / vnd börest auffs Wort / vnd wenn du das gehöret / folgest du demselbe̅ / vnd bist damit zu frieden / wie im 37. Psalm gesagt wird: Sey stille dem HERRN / vnd warte auff jn / er sol nicht auff dich warten / dessen vnterstehe dich nur nicht / so gehets recht hinauß / alsdenn gibt Gott viel mehr / als wir mit vnserm Raht vnnd Weißheit können außrichten / wenn die Schwermer nur augen vnd ohren zu theten / vnd schlössen bey jnen selbst also: Sihe / ich wil das Brot vn̅ Wein nemmen / vnnd gläuben / daß ich da den Leib Christi esse / vnnd sein Blut trincke / warhafftig / wesentlich / so können sie von jhrem Irrthumb leichtlich erlöset werden. Dieweil sie aber die wort CHristi nach Mathematischer weise abmessen / vnd verstehen wollen / vnd disputieren viel vom Himmel vnd Erden / darumb können sie den rechten / waren / eigentlichen Verstand der Wort Christi nimmermehr erreichen / dieweil sie durch das Vrtheil der Vernunfft / welches blind ist / gar bethöret sind. (D. Lut. hat einmal von dem Abendt mal gelehrt wie das ander mal.) Diese wenige Sprüche auß der herrlichen Außlegung D. Lutheri / so er vber den lieben Genesin gethan hat / haben wir allein der vrsach halben / erzehlen wollen / daß männiglich sehe / daß er sein Bekenntniß fort vnd fort allzeit frey hat gehen lassen / vnd sich kein mal zu den Sacramentirern / weil es wider sein Gewissen / im geringsten begeben wollen. Vnd weil Philippus Melanthon diese gantze arbeit D. Lutheri / nicht allein der Lehr halben an jr selbs / sondern auch / wege̅ der
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streitigen Artickel / die Lutherus in solcher seiner außlegung richtig(Anno 1544.) erkläret / vnd wider alle Feinde verfochten vnd erstritten / darfür er auch jedermänniglich trewlich gewarnet hat / hoch gelobet / so wollen wir seine wort zu ende deß 44. Jars auch hieher setzen / wie er sie Anno 52. geschrieben hat / welche also lauten: Dieweil Gott / durch das Ampt Lutheri / die Kirchen von(Philippus Melanthon rühmer vnd lobt die herr liche Arbeit D. L. beyde in lehr vnnd streitschriffren / dar nach man sich all zeit richten sol.) mancherley Irrthumb gereinigt / dazu er jhm grosse treffliche gaaben hat gegeben / so weisets nu das Werck an jhm selbst auß / das seine außlegung die Schriffte̅ der andern Scribente̅ / so die Schrifft außgelegt / weit vbertreffen. Vnnd daß man dieselben haben mag / vnd daß sie auch die Nachkommen nach vns haben mögen / ist nütz vnd gut / nicht allein / daß die Schrifften der Propheten vnd Aposteln / recht mögen verkläret werden / sondern auch / daß die zeugniß vnd schöne bekenntniß dieses grossen trefflichen Mannes (deß hertz vom heiligen Geist regieret worden) von allen Artickeln jederman̅ möge bekannt werden / daß darmit hernach die Gottseligen mögen gestärcket werden / wo es für fellet / daß man vber die Lehre streitig wird: Item / die außlegung deß ersten Buchs Mose ist die allerlieb lichste vnnd herrlichste / vnnd wie man im Sprichwort saget: Cygnaea cantio, &c. die wir als eine gute beilage (gleich wie Paulus sein zeugniß nennet) trewlich bewahren sollen / etc. Es werden noch viel seltzamer verworner meinung seyn / denn zuuor je gewest sind / vnd wirt die leichtfertigkeit vnnd vnbeständigkeit der Leuthe auch grösser seyn / viel Menschen werden von natur ehrgeitzig vnd auffrührisch seyn / vn̅ ist auch das toben deß Teuffels etwas grösser / etc. Derhalben sollen wir vns desto mehr befleissigen / vber der reinen Lehre zuhalten / vnd darin̅ die einhelligkeit der allgemeinen Kirchen bewahren / vnd dabey beständig bleiben / etc.

Anno 1545.
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In diesem 1545. jar / haben die Predicanten zu Zürch auff(Anno 1545.) D. Lutheri kurtz beken̅tniß vom Abendimal (darvon im vorigen
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(Anno 1545.) Jar bericht geschehen) durch ein lang hefftig schreiben geantwortet / vnd solche jre Antwort in offenem Truck lassen außgehen. Vn̅ (Zürcher Pre dicanten sch reibe̅ wider D. Lutheru̅.) weil D. Lutherus kurtz vor seinem selige̅ abschied auß diesem jammerthal / an Jacobum Probsten / Predigern zu Breme̅ / seine meinung von der Zürcher hefftigem schreiben / selbst angezeigt hat / wol len wir seine wort / wie sie lauten / erzehlen: Ich schreibe jetzt / der ich (D. Lut. Vrtheil / vo̅ der Zürcher bösem schreiben.) alt / krumb / faul / müde / kalt vnd eynäugig bin / vnd der ich gehoffet es solte nun / weil ich fast gestorben / billich zu guter ruhe kommen / werde also mit schreiben / reden / leyden vnd mancherley Geschäfften vber laden / als hette ich nie nichts gethan / geschriebe̅ / außgerichtet / geredet. Aber Christus ist alles in allen / der ist mächtig / vnnd thuts / gepreiset in ewigkeit / Amen. Daß jhr aber schreibet / wie die Schweitzer so trotziglich wider mich schreiben / vnd mich armseligen Menschen / der ich geringes / armes verstands bin / verdamme̅ / deß freuwe ich mich sehr. Denn das habe ich begert / das habe ich gewolt mit meiner Schrifft / dardurch sie so bewegt würden / auff daß sie durch jr öffentlich zeugniß bezeugeten / daß sie meine Feinde seyn. Das habe ich auch erlanget / vnd dessen / wie gesaget / frewe ich mich. Ich armer elender Mensch lasse mir genügen an der einigen (Psalm. 1.) Seligkeit / davon der Psalm sagt: Wol dem / der nicht wandelt im raht der Sacramentirer / noch tritt auff den weg der Zwinglianer / noch sitzet / da die Zürcher sitzen. Hie habt jr was ich meine. Was jhr ferrner begeret / daß ich für euch bitten sol / das thue ich. Bettet jr auch für mich / vnnd wie ich nicht zweiffele / daß euwer Gebett für mich gelte / also solt jr nit zweiffeln / daß mein Gebett für euch auch gelte. Vnnd wenn ich ehe von hinnen gehe / als jr (welches ich euch wünsche) so wil ich euch nach mir ziehen / So jr aber ehe hingehet / so ziehet mich nach euch. Denn wir bekennen einen Gott / vnd war ten mit allen Heyligen auff den Heylandt / etc. den siebentzehenden Januarij / etc. 1546. Deßgleichen haben die Prediger vnnd Leser der heyligen Schrifft / vnnd gemeine Diener der Kirchen zu Zürch (denn also
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lautet jre vnterschreibung) an den Landgraffen zu Hessen geschrieben(Anno 1545.) / vnd hefftig geklagt vber D. Luthers außgegangenen bekenntniß / darinn er sie für Ketzer verdammet / vnd jre Vorfahren / vnnd Ehrenchristenleut schmähe / darumb sie denn jre antwort vnd Bekenntniß auch gethan / welche sie zugleich mit schicken / vnd bitten / der Landgraff wölle sie lesen / vnd verkäuffen lassen / auch bey dem Churfürsten zu Sachsen / vnd bey seiner / deß Landgraffen Tochtermann Hertzog Moritzen / daran seyn / daß jre Bücher nicht verbotten werden / wie jre wort ferrner lauten. Darauff hat der Landgraff dem Churfürsten zu Sachsen / der Zürchischen Predicanten bitte schrifftlich angezeiget / mit diesen worten: Wir mögen E. L. freundlich nicht verhalten / daß vns die von Zürch geschrieben / vnd ein Büchlin zugeschickt / auch darneben gebetten haben / daß wir dasselbige E. L. auch zuschicken wolten. Wiewol wir nun dessen aller ley bedenckens gehabt / vnnd mit(Landgraff zu Hessen wil mit der Zürcher span nichts zuthun haben.) jrem span nichts zuthun / haben wir dennoch nicht vnterlassen wöllen / solch Büchlein vnd Copeyen deß schreibens E. L. wie wir denn hieneben thun / zuzuschicken / etc. Was aber der Churfürst zu Sachsen auff diß alles geantwortet / wirt bald hernach folgen: Denn eben in demselbigen Jar / ist abermal gerhatschlagt worden / ob man die Schweitzer / vnangesehen / daß man mit jnen in der Lehr nicht gäntzlich vn̅ durchauß einig / in den Schmalkaldischen Bund mitnemen möchte. Vnd hat zwar der Landgraff zu Hessen allerley vrsachen erzehlet / vn̅ für gut geacht / daß die Eydgenossen in Schweitz / in die verständtniß der Protestierenden auch genommen würden / inmassen er allbereit für sein person mit jnen Bündniß gemacht. Deßgleichen haben die zu Straßburg auß rhat vnd anhalten Buceri / auch darauff gedrungen / Sonderlich hat Bucerus fürgeben / der Zürcher discordi deß Sacraments halben / sey nicht so ein wichtiger Artickel / daß darumb die einigkeit nicht solte fortgehen / vn̅ die Schweitzerischen / fürnemlich die Zürchischen Kirchen / nicht solten für
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(Anno 1545.) Brüder vnd glieder vnser Christlichen Gemeine gehalten werden. Der Churfürst aber zu Sachsen / hat diese Frag / weil sie das (Die Theologi zu Wittenberg widerhate̅ ein bündniß zumachen mit den Schweitzern.) Gewissen / Glauben vnd Beken̅tniß angienge / an die Theologos zu Wittenberg sämptlich gelange̅ lassen / welche mit einander jren trewen Rhat gegeben / daß es in keinem wege zuthun sey / vnd hat Philippus die antwort selbst gestellet / vnd darinn (wiesie in Fürstlicher Sächfischer Cantzley zufinden) diese wort gesetzt: Es bedarff Weißheit / wie man Bündniß mache vnd brauche / Nemlich / daß die Hertzen Gottes Ehre zu förderst suchen. Item / daß sie nicht Leute darein mengen / die selbst zerrüttung vnd spaltung anrichten. Item / daß man fürnemlich auff Gott vertrawe. Also hat Gott Juda gestraffet / da es sich an Egypten henget / Vnd als bald Judas Machabaeus den Bund mit den Römern machte / war sein Glück auß. Item / Gott straffte den Josaphat / daß er sich mit Achab verbunden hatte. Derhalben wol zu bedencken ist / welche Leute anzunemmen sind / oder nicht. Vnd das von den Schweitzern gefraget wirt / sind allerley Weltliche vrsachen / etc. die wir die Herrn selbst / so durch Gottes Gnade mit hohem verstand / begabet sind / bey sich lassen bedencken. Es ist aber öffentlich / daß die Zürcher Prediranten wider vnsere Kirchen schreiben / vnd etliche Artickel haben / die sträfflich sind. Nun können wir nicht achten / so wir auff beyden seiten mit Schrifften wider einander streiten / daß die Hertzen zu gleichem schutz geneiget seyn würden. So würden auch die Schweitzer solche annemmung / als zu stärckung vnd außbreitung jrer meinung / verstehen (Zwingel ein Heyde.) vnd brauchen / etc. Vnd weil Zwingel von vielen sachen freuentlich vn̅ Heydnisch geredt / besorgen wir vns billich für der Schweitzer gemeinschafft / etc. Ist derwegen vnser vnterthenig bedencken vnd rhat / daß sie in die verständniß vnnd Bund / so von wegen der Christlichen Religion / zwischen Chur vnd Fürsten / vnnd andern Ständen / nu eine lange zeit gewesen / nicht zunem̅en seyn / sondern daß diese Herrn / Regenten vn̅ Stätte / wie bißher / trewlich vn̅ ein
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hellig beysammen bleiben. Denn es kan ohne grosse fährligkeit der(Anno 1545.) Lehr / vn̅ weltlicher Regiment / nicht seyn / sich mit jnen einzulassen. Diesem rhat Philippi / haben mit vnd neben jhm / mit eigenen Händen vnterschrieben / D. Lutherus / D. Pomeranus / D. Creutziger / D. Maior. So hat auch damals der alte D. Brück / Churfürstlicher Cantzler / sein eigen bedencken gestellt / darinn diese wort an den Churfürsten stehen: Es hat mir Philippus sein verzeichniß(Philippus Mel. wider die Zürcher.) gebracht / welches vermag / daß es je die warheit sey / daß die Zürcher die Wittenbergische Concordj nie angenom̅en / vn̅ also gewißlich nicht einer meinung mit derselben Concordj / oder im Glauben sind / etc. (Denn also stehen die wort in der jetztgedachten verzeichniß / die Philippus de̅ D. Brücke̅ vbergeben: Wir berichten / daß Zürch in diese vergleichung / die zu Wittenberg mit der Oberländischen Stätt Predicanten / vor etlichen Jaren gemacht ist / nicht gewilliget.) Item / Es hat M. Philippus den Artickel(Bullingert Gottloser jrrthumb.) von den Heyden / in deß Bullingers Buch auch funden / vnd was er vnd die andern Herrn davon halten / das werden E. Churf. G. auß vorberührter verzeichniß auch befinden (welche verzeichniß Philippi diese wort hat: Von Heyde̅ ist viel zu grob von den Zürchern geschrieben / vnd ist leyder ein grosser vnverstand / daß sie nit bedencken / daß Gott jm allezeit eine öffentliche Kirchen beruffen / da seine verheissung von Christo öffentlich gepredigt / vnd er in derselben öffentlichen Kirchen erhören / vnd seligkeit / durch Glauben auff die verheissung gegründet / geben wil / vnd nicht anders / wie Paulus spricht / die er erwehlet hat / die hat er auch beruffen. Vnd welche Heyden / als Cyrus vnd Centurio / vnd andere / heilig worden sind / die haben öffentlich müssen gliedmaß seyn der rechte̅ Kirchen.(Philippi rhat / daß man der Schweitzerische̅ Theologe̅ bücher nit sol lassen feil heben.) Ich achte auch / daß andere Predicante̅ zu Straßburg / Augspurg / vnd Vlm / ein groß mißfallen an diesem groben jrrthumb haben werden.) Item / es hat Philippus heut zu mir gesagt / Es sind grobe / stoltze / störrige Leute / vnd ist nicht zu rhaten / daß der Churfürst / auch Hertzog Moritz / gestatte̅ solten / solche jre Bücher
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(Anno 1545.) in jren Landen feil zuhaben / oder verkänffen zulassen. Denn es ist je ein öffentlicher beschwerlicher vn̅ jrriger Artickel / daß sich Bullinger vnterstehet / den Zwingel zuvertheidigen / daß er auch etliche Heyden für selig achtet / die von der verheissung Messiae oder Christi nichts gewust / viel weniger einigen Glauben / auff die verheissung gegründet. Derhalben E. Churf. G. solche Bücher nicht werden lassen verkäuffen / etc. noch sich sonst ferrer einlassen. (Churfürste̅ zu Sachsen bestendigkeit.) Hierauff hat der Churfürst zu Sachsen dem Landgraffen zu Hessen geantwortet / vnd vermeldet / daß er sein Gewissen / Lehr / Glauben vnd Bekenntniß / betrachten müsse / vn̅ viel ehe gantz vnd gar auß aller einigung bleiben / vnnd doch mit Gottes hülffe bey Gottes Wort / sampt seinen Vnterthanen / bestendiglich verharren / ehe er sich in andere wege einlassen / vnnd solche Bündniß eingehen wolte. Wo aber die Schweitzer sich außdrücklich vernem̅en vnd erklären würden / daß sie im Artickel deß heiligen Abendmals / mit vnsern Kirchen in gleichem verstand vnd bekenntniß weren / so wolte er sich auch gebührlich zuverhalten wol wissen / etc. Hat auch daneben diese wort geschrieben: Daß die Zürchischen Predicanten bitten / daß jre Schrifften vnd Bücher / in E. L. vn̅ vnsers freundlichen liebe̅ Vetters Hertzog Moritzen zu Sachsen / vnd vnsern Landen / nicht möchten verbotten noch verdampt (Churfürst wil der Zürcher Bücher nicht lassen feil haben.) werden / so geben wir E. L. freundlich zuerkenne̅ / daß wir deß Bullingers / vnnd andere Zürchische Bücher / in vnsern Landen / mit nichten zuverkäuffen / oder feil zuhaben lassen wissen / dieweil das gewiß ist / daß die Zürchische Kirchen / die Wittenbergische Concordj / so vor etlichen Jaren geschehen / wie der Oberländischen Stätte Predicanten gethan / nicht angenommen / vnnd also ohne zweiffel nicht einer meinung mit derselbe̅ Concordj / oder im glauben sind / sondern jre Lehre ein mercklicher jrrthumb ist / den vnser Herr Vatter seliger / vnd wir / in vnsern Landen bißher nicht haben dulden wöllen / es auch mit verleihung Göttlicher hülffe nochmals zuthun bedacht / auch vnsers Gewissens halben nicht vmbge
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hen mögen / etc. Demnach ist an Ewer L. vnsere freundliche bitte /(Anno 1545.) E. L. wöllen berührte deß Bullingers / vnd der Zürchischen Bücher / in jren Landen auch nicht feil haben / verkäuffen / vnd einbrechen(Bullingers vn̅ der Sacramentirer Bücher wer den verbotten.) lassen / in betrachtung / wo solchs nicht vorkommen werden solte / was darauß für schade vnd nachtheil erfolgen wolte. Es hat auch dazumal im 45. Jar Doct. Lutherus wider die Artickel der Theologisten zu Löuen geschrieben / vnd hat durch diese gelegenheit / auch vnserer Kirchen Beken̅tniß / wider die Sacramentirer / widerholet / mit diesen worten: Articulo 16, In Eucharistia, Sacramento venerabili &( D. Lutherus contra Theologos Louanienses. ) ad orabili, est, & exhibetur & sumitur. verè & reipsa, corpus & sanguis Christi, tàm à dignis, quàm indignis. Ex articulo 28. Haereticos seriò censemus, & alienos(Tom. 1. lat. Ien.) ab Ecclesia Dei esse Cinglianos, & omnes Sacramentarios, qui negant corpus & sanguinem Christi, ore carnali sumi ven erabili Eucharistiae. Diese Artickel hat D. Caspar Creutziger auß eignem freyen /( Tom, 8. Ien. Germanico. ) guten willen für sich verteutscht / wie sie in den Tomis Lutheri zufinden. Denn weil er zuvor / durch etliche priuat schreiben (so nun von den Sacramentirern gedruckt) allerley verdacht deß Zwinglianismi(D. Creutziger entlediger sich deß verdachrs wegen deß Sacrament schwarms.) halben auff sich geladen / hat er durch diese arbeit / da er die Positiones Lutheri / wider die Löuischen Theologisten / Teutsch gemacht / sich entschüldigen / vnd alles verdachts entschütten wöllen. Vnd lautet nun sein Teutsch der obgesetzten Artickel also: In dem hochwirdigen / das auch anzubetten ist / Sacrament deß Altars / wirt gereichet vnd genommen / warhafftig vnd wesentlich / der Leib vnd das Blut deß HERRN Christi / von wirdigen vn̅ vnwirdigen / 1. Corin. 11. Item / von den Zwinglianern vnd allen Sacramentirern / so da verneinen / daß Christi Leib vnd Blut im hochwirdigen Sacrament / mit leiblichem Munde empfangen werde / halten wir ernstlich / daß sie Ketzer / vn̅ abgeschnittene gliedmaß von der Gemeine Gottes seyn / etc.
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Noch im selben Jar hat sichs zugetragen / daß D. Lutherus (Anno 1545.) in seinem schwachen Alter / etliches wüstes wesens / vnd grossen ärgerniß / so zu Wittenberg / seinem trewen warnen / ver manen / vnd ernstem straffen zuwider / von etlichen getrieben / vnnd je länger je mehr gehäuffet ward / müde vnd gantz vberdrüssig worden / vnnd (Doctor Lutherus wil sich vo̅ Witte̅berg weg begeben / vn̅ weiß / dz diß jar das letzte jat seines lebe̅s in dieser welt seyn werde.) dieweil seine Seele dadurch hefftig gequelet vnd abgemattet / hat er endlich von Wittenberg weg getrachtet / vn̅ hat sich ein zeit lang bey Fürst Georgen von Anhalt zu Merßburg auffgehalten / vnd seinem Weibe geschrieben / daß jetzt das letzte Jar seines lebens in dieser Welt verhanden / vnnd weil er nicht gedencke sich widerumb gen Wittenberg zubegeben / sintemal er deß ärgerliche̅ lebens müde sey / vnd thue jm zu wehe / daß er mit seinem lehren / predigen vnd anhalten / so wenig sol außrichten / so sol sie solches Philippo vnnd D. Pomerano anzeigen / daß er seinet halben die Kirche vnd Gemeine daselbst gesegne / vnd sie sol verkäuffen Hauß vnd Hofe / den̅ es werden sie doch die vier Element zu Wittenberg nach seinem Tode nicht wol tragen / etc. Dieses schreibens ist die gantze Vniuersitet hefftig erschrocken / vnd haben die Professores, Rector, Magistri & Doctores, so bald ein gantz demütig schreiben an den Churfürsten lassen abgehen / welches wir auß allerhand vrsachen von wort zu wort erzehlen wöllen: (Die Vniuer siter zu Wit tenberg schreiber an Churfürste̅ / vnnd bitter D. Lutherum zuvermögen / daß er bey jhnen bleibe.) Gottes gnad / durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland zuvor. Durchleuchtigster / Hochgeborner / Gnädigster Churfürst vnd Herr / nach dem wir wissen / daß Ewer Churfürst. G. mit den allerhöchsten vnd großwichtigsten sachen / die sich in der Christlichen Kirchen / vnd Menschlicher Regierung zutragen mögen / beladen / wissen wir vns schüldig für E. Churfürst. G. mit Hertzen Gott anzuruffen / vnnd wolten nicht gerne E. Churfürstliche G. mehr betrübniß machen. Es ist aber eine Schrifft anher kommen / von dem Ehrwirdigen Herrn Doctor Martin Luther / vnserm lieben Vatter / deren Copeyen wir Ewer
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Churfürstl. G. nicht haben gewust zuverhalten / wiewol wir nicht(Anno 1545.) zweiffeln / E. Churf. G. werde diese sache nicht weniger betrübniß / denn viel andere / die aller beschwerlichsten sachen / bringen. Es schreibet gedachter Herr Doctor fast diese meinung / daß er nicht willens widerumb anher gen Wittenberg zu kommen / wie er auch für diesem Jar fürgehabt / sich weg zu begeben / darauff der Ehrwirdige Herr Pastor / vnnd andere Personen / als von wegen der Kirchen / Vniuersitet vnd Statt / zu jm gesandt / vnd jn auch mit threnen dafür gebetten. Also haben wir jetzund abermal bedacht / gedachten Herrn Pastor / vnd etliche mehr Personen / zu jm zu senden / mit dieser demütigen bitt vnd werbung / daß er sein gemüt vn̅ guten willen / von dieser Kirchen / Vniuersitet / vn̅ Statt Wittenberg / nicht abwenden wölle. Vnd ob er gleich vmb seiner gesundheit willen / bißweilen außreisen / auch etliche Tage an örten seyn wolte / da er seine erquickung zu haben meinet / dasselbige hette seinen weg / Wir betten aber in aller demut / vnd vmb Gottes willen / er wolte dennoch sich nicht gantz weg wenden / sondern wolte diese Kirchen jm lassen befohlen seyn / dahin jn Gott beruffen / vnnd die Gott durch jhn gepflantzet / vnd wolte da seine fürneme Wohnüng haben / vnd dieser(D. Lutherus Bischoff vnd Vatter / Elias / Wagen vnd Führer Israel.) Kirchen Bischoff vnd Vatter seyn / vnd bleiben. Den̅ er selbst auß hohem verstande bedencken könte / was es erstlich bey den Feinden deß Euangelij / für nachdencken machen würde / die daran ein groß frolocken haben würden / daß diese Kirche / als verlassen / in verachtung kom̅et. Zum andern / daß E. Churfürst. G. zum höchsten dadurch betrübet würde / die doch sonst allzuhoch beladen. Zum dritten / daß es in dieser Statt / vn̅ in gantzer Teutscher Nation / vielen warhafftigen gliedmassen Christi / auß vielen großwichtigen vrsachen / die E. Churf. G. selbst besser bedencken / denn wir erzehlen können / vnvberwindliche betrübniß bringen würde / so wir doch zum theil allhie sonst warlich nicht geringe last tragen / vnd so diese Schul / darinn durch Gottes Gnade jetzund / alle löbliche künste
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(Anno 1545.) vnd nötige Spraachen / also trewlich gelehrt werden / als vielleicht an keinem andern ort / zerfallen solt / köndte wol dieses thun ein anfang dazu seyn. Es sollen auch dieselbigen Gesandten dieses erbieten thun / so der Ehrwirdige Herr Doctor / an jemands lehr / oder leben / in dieser Vniuersitet oder Statt mißfallen hette / daß wir alle dazu helffen wöllen / daß solch ärgerniß abgestellet werden sol / vn̅ sollen in aller demut bitten / daß er nicht von wegen einer oder mehr Personen / wer die sind / die gantze Kirche vnd Vniuer sitet verlassen wölle / dieweil vns Gott jn gnädiglich gegeben / wie von Elia geschrieben stehet / daß er sol der Wagen vnd Führer Israel seyn / anfänglich vnd fürnemlich in dieser Kirchen. Weiter / was belanget deß jungen Volcks mutwillen / wiewol wir schwach sind / so weiß man doch / daß wir ein hertzlich mißfallen an vntugent haben / vnd sind bereit zucht vn̅ frieden zu erhalten / so ferrne sich vnser leib vnd leben streckt / So hat Gott biß anher gnade gegeben / daß der mehrer theil züchtig ist / vnd löblich studiret. Dieses alles haben wir bedacht in vnterthenigkeit E. Churf. G. als vnserm gnädigsten Herrn / der für diese Kirche vnd Vniuersitet mit allen gnaden vnd trewen sorget / anzuzeigen / den̅ wir diese sache nicht gering achten / vnd bitten E. Churf. G. wöllen gnädiglich bedencken / was zuthun sey / ob vielleicht E. Churft G. gedachten Herrn Doctor / zu sich gnädiglich an gelegen ort erforderten / vnd selbst mit jm sich vnterredeten. E. Churf. G. wissen sehr wol / daß E. Churf. G. vnd diese Kirche vnd Vniuer sitet / außwendige Feinde allzu viel hat / vnd ist (Mereurinus Keiserlicher Cantzler.) Gott zu bitten / daß vnser häufflein beysammen bleibe. Man sagt / daß deß Keysers verstorbener Cantzler Mercurinus / dem Keyser sol gerahten haben / er sol gemacht thun mit kriegen wider diese Lehre / denn so sie auß Gott sey / würde er nichts außrichten / so sie aber nicht auß Gott sey / würde dieser theil bald von sich selbst zerfallen. Nun wissen wir / daß diese Lehr auß Gott ist / So aber der fürnemeste Hirt sich von vieser Kirchen wendet / were denn noch weiter zersträwung zubesorgen. E. Churf. G. wölle diese vnsere vnterthe
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nige schrifft gnädiglich vernemmen / welche nach wichtigkeit dieser(Anno 1545.) grossen sachen / viel zu geringe gestellet / denn zu dem / daß wir sonst vngeschickt / so sind wir warlich also hoch betrübet / daß wir vnsern kummer mit worten nicht außreden können / So wissen wir / daß Ewer Churf. G. dieses alles selbst viel tieffer bedencken kan / denn wir. Der ewige Gott beware E. Churf. G. allezeit / vnd regiere vnd erhalte diese arme Kirchen / vmb seiner ehre willen. Datum 1. Augusti / Anno 1545. Auff diß schreiben hat der fromme Churfürst nicht gefeyret / sondern zu Luthero fürneme Rähte / vnd andere / abgesandt / vnd jn(D. Luth. kompt wider gen Wit tenberg / als ein Vatter zu seinen Kindern.) zu sich gege̅ Tor ga gnädigst erfordern lassen. Vnd weil die Vniuer sitet daneben auch eine ehrliche Bottschafft an jn abgefertiget / hat er sich / als ein Vatter von seinen Kindern / erbitten vn̅ bereden lassen / vnd zu Wittenberg seine letzte arbeit in Genesin / daran er zehen Jar mit höchstem fleiß gearbeitet / am 17. Tag Nouembris zum ende gebracht / vnnd mit diesen worten beschlossen: Ich kan(Letzte arbeit D. Lutheri.) nicht mehr / ich bin schwach / Orate Deum pro me, Bittet Gott für mich / daß er mir ein gutes seliges stündlein verleihe. Am ende dieses 45. Jars / ist abermals ein Colloquium der(Colloquium zu Regenspurg.) vnsern mit den Papiste̅ zu Regenspurg angestellet / vn̅ im nachfolgenden Jar gehalten worden. Allda hat Bucerus / den 24. Decembris / ehe das Colloquium angangen / ein hart hefftig schreiben an Landgraffen zu Hessen abgehen lassen / vn̅ sehr zweiffelhafftig geredt / also / daß man es zugleich auff die Papisten / vnd auff die vnsern hat deuten können / Denn also lauten seine wort an hochgedachte̅ Landgraffen: Nu 25. jar / müssen wir euch Ketzer seyn / deß(Buceri heftig / spitzig / vn̅ zweiffelhafftig schreiben.) habt jr vns durch ewer Wormisch Edict / vnd Augspurgischen abschied / auffs stärckest verdampt / etc. Derhalben hat er gedrungen auff ein General Reformation / vnd vergleichung aller Euangelischen Kirchen / ob sie gleich nicht alle einer Lehr weren. Ob aber wol der Churfürst zu Sachsen / ein groß bedencken gehabt / ob er (weil jm der Landgraff solch Buceri schreiben zuge
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schickt) (Anno 1545.) dasselbige Doctori Luthero vnd Philippo wolte zustellen / vnd lesen lassen / damit sie nicht durch die fast spitzige vnd verdrießliche wort Buceri (wie deß Churfürsten eigen schreiben redet) bewegt möchten werden / Sonderlich weil Philippus sein Churf. G. newlichs zuvorn auch berichtet / daß der Bucerus in der Cöllnischen Reformation / etliche Artickel / die Philippus geendert / vnnd richtig gemacht / nach seinem deß Philippi abreisen / widerumb außgethan / vnd seine vorige an die statt hinein gesetzt hette / etc. Jedoch ist auß raht D. Brückens gedachte schrifft Buceri / den Teo logen zu Wittenberg vbergeben worden / Vnd ist dem Philippo befohlen eine antwort darauff zubegreiffen / welche gar sacht vnd (Philippus antwortet auff Buceri schreiben.) gelimpfflig vnter andern auch diese wort hat: Von der Vniuersal Reformation (darauff Butzer dringt / ob gleich etwas nachzugeben / vnd nicht alle Kirchen der vnsern gleichförmig möchten angerichtet werden) wissen wir keine andere Reformation fürzugeben / denn daß wir vermanen / daß alle Potestaten in jhren Gebieten / Christliche reine Lehr / vnd rechten brauch der Sacramenten anrichten / vnd die Predigstüel vnd nötige ämpter trewlich bestellen wöllen / vnd die Mißbräuche weg thun / laut vnser Cofession: Daß aber etliche fürgeben / man sol auff eine newe Reformation gedencken / vnd viel nachgeben / diß verstehen wir nicht anders / den̅ daß wir von vnser Lehr vnd Confession weichen sollen / vnnd beyde Lehr / Bäpstliche vnd andere / in eine mengen / das würde ein newe zerrüttung / vnd vnserer Kirchen zerstörung machen / etc. Ein jeder verstendiger kan bey sich selbst betrachte̅ / wie schreckliche jrrthumb zubesorgen / wenn ein jeder ein eigene newe Lehr ertichten wolte / Darumb sollen wir Gott bitten / vns bey rechter Lehr zuerhalten / Sollen auch nicht fürwitz vben / mancherley Lehr vnd Reformation zumachen / etc. (Conciliationes sind verdächtig.) Diesem kurtzen gelimpfflichen bedencken / auff deß Buceri fürgenommene Reformation vnd Conciliation (dazu vngewisse geister gemeiniglich sich selbst angeben / vnd auch wol ohne beruff /
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brauchen lassen) haben vnterschrieben D. Luther / D. Pommer /(Anno 1545.) D. Creutziger / vnd Philippus Melanthon / der sie auch gestellet. Doctor Maior ist damals auß rhat vnd gutdüncken Lutheri / gen(D. Maior wirt gen Re genspurg abgesandt.) Regenspurg auff das Colloquium, an statt Philippi geschickt worden. Denn D. Lutherus ist wegen der schwacheit Philippi sorgfeltig gewest / vnd hat an Churfürsten geschrieben mit diesen worten: Weil es ein nichtig vnnd vergeblich Colloquium seyn wirt / da kein hoffnung ist / so sey deß Philippi / der warlich kranck sey / zu schonen / vnd seye Doctor Maior mehr denn gnung dazu / wenn er gleich nichts köndte / denn Nein / oder Ja dazu sagen. So sey Schnepffius vnnd Brentius auch da / die jhnen nichts liessen nemmen / etc. Da aber Doctor Maior gen Regenspurg verreisen wöllen / ist er zuvorn zu Doctor Luthero / jn zu gesegnen / kommen / vnd im eingang seines Studierstübleins / diese wort mit D. Lutheri Hand angeschrieben gefunden / Nostri Professores examinandi sunt de Coena Domini, Vnsere Professores sollen examinirt werden vom Abendmal deß HERRN / hat derwegen angefangen / vnd gesaget / Ehrwirdiger Herr Vatter / was bedeuten diese wort? Darauff der grosse Doctor jhme geantwortet / was jhr leset / vnd wie sie lauten / also ists die meinung / vnd wenn jhr wider heim kommen werdet / vnd ich auch / so wirdt man ein Examen müssen anstellen / dazu jhr eben so wol / als andere / erfordert werden sollet. Als sich aber Doctor Maior von dem verdacht / mit grossem betewren vnd klarer Bekenntniß / loß machen wöllen / hat er endlich zur antwort bekommen: Ihr macht euch mit stillschweigen vn̅ bementeln / selbst verdächtig / So jr aber gläubet / wie jr für mir redet / so redet solches auch in der Kirchen / in lectionibus, concionibus, & priuatis colloquijs, vnd stärcket ewere Brüder / vnd helfft den jrrenden wider auff den rechten Weg / vnd widerfprechet den mutwilligen geistern / sonst ist ewer Bekenntniß nur ein Laruenwerck / vn̅ nichts nütze. Wer sein Lehr / Glauben / vn̅
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(Anno 1545.) Bekenntniß / fur war / recht / vnd gewiß helt / der kan mit andern / so falsche Lehr führen / oder derselben zugerhan sind / nit in einem stall stehen / noch jmmerdar gute wort dem Teuffel vnd seinen schüpen geben. Ein Lehrer / der zu den jrrthummen stillschweiget / vnd wil gleichwol ein rechter Lehrer seyn / der ist ärger / denn ein offentlicher Schwermer / vnd thut mit seiner heucheley grössern schaden / denn ein Ketzer / vnd ist jme nicht zuvertrawen / er ist ein Wolff / vnd ein Fuchß / ein Miedling / vnd Bauchdiener / etc. vnd darff Lehr / wort / Glauben / Sacrament / Kirchen vnnd Schulen / verrhaten vnnd vbergeben / er ligt entweder mit den Feinden heimlich vnter einer Deck / oder ist ein zweiffler / vnd Windfahrer / vnd wil sehen / wo es hinauß wolle / ob Christus / oder der Teuffel obsiege̅ werde / oder ist gantz vnd gar bey sich selbst vngewiß / vnd nicht wirdig / daß er ein Schüler / wil geschweigen ein Lehrer heissen sol / vnd wil niemands erzürnen / noch Christo sein Wort reden / noch dem Teuffel vnnd der Welt wehe thun / etc. Solches hat Doctor Maior erwogen / dafür gedanckt / vnd zufolgen trewlich zugesagt / vn̅ also Lutherum gesegnet / hat auch solche ernste rede / die der grosse Mann Gottes zu jm gethan / offtmals selbst nachgesagt / vnd erzehlet. (Anno 1546.)

Anno 1546.
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Ehe D. Luther in diesem Jar / von seinen Erbherren / den Graffen zu Manßfeld / erfordert / seinem Vatterland mit jnnige̅ Gebete vnd gutem rhat zu dienen / vnnd etliche widerwillen vnnd zwyspalt weg zulegen / gen Eißleben verreiset / thut er zuvor etliche (Letzte Predigt D. Lut. zu Wittenberg.) Predigten zu Wittenberg. Den 17. Januarij aber / da er seine letzte Predigt allda / auß dem 12. Capitel der Epistel Paulj zun Römern. (Ich sage euch durch die gnade / die mir gegeben ist / etc. gethan / hat er Vätterlich vnd trewlich gerhate̅ / daß man beym wort schlecht vnd recht bleiben solt / vn̅ sich sein eigen vernunfft gantz vn̅ garnichts jrren lasse. Vnter andern spricht er: Vom Abendmal
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sagen die Schwermergeister / die Sacramentirer / Was sol Brot?(Anno 1546.) Wein? Wie kan Gott der Allmächtige sein Leib im Brot geben? Ich wolt / daß dü müssest mit dem hindern maul / etc. Sind so(Sacramentirer.) klug / daß sie niemand zu Narren kan machen. Wenn sie einer in einem Mörser hette / vnd mit dem Stempffel zuschlüge / so wiche doch die Thorheit nicht von jnen. Die Vernunfft ist vnd sol in der Tauffe ersäufft seyn / vnd sol jr die nar rete weißheit nicht schaden / allein / so sie den Son Gottes höret / der da sagt / Nemet hin / das ist mein Leib / der für euch gegeben wirt / Diß Brot / das dir dar gereicht wirt / sage ich / sey mein Leib. Wenn ich solches habe / trette ich die vernunfft mit jhr er weißheit / mit Füssen / etc. Item / Sehet(Schreckliche Prophecet D. Luth.) euch für / für euch selbst. Bißher habt jr das rechte / warhafftige Wort gehöret / nun sehet euch für / für ewern eigen gedancken vnd klugheit. Der Teuffel wirt das Liecht der vernunfft anzünden / vn̅ euch bringen vom Glauben / wie den Widertäuffern vnd Sacramentschwermern widerfahren ist / vnnd sind nun mehr Ketzerey Stiffter verhanden. Ich habe mehr denn dreyssig Rottengeister für mir gehabt / die mich haben wollen lehren / aber ich widerleget all jr ding mit diesem Spruch: Diß ist mein lieber Son / an welchem ich wolgefallen habe / den höret. Vnd mit diesem Spruch habe ich mich durch Gottes Gnade bißher erhalten / sonst hette ich dreyssigerley Glauben annemmen. Die Ketzer suchen allwege rencke / daß wir jnen sollen weichen / nachlassen / zugeben / aber wir wöllens mit Gottes hülffe nicht thun. So sprechen sie denn / Ihr seyd stoltze Tropffen. Ich wil gern allerley scheltwort leiden / aber nicht eines Fingersbreit weiche̅ von deß Munde / der da sagt / Diesen höret. Ich sehe für augen / wen̅ vns Gott nicht wirt geben treuwe Prediger vn̅ Kirchendiener / so wirt der Teuffel durch die Rottengeister vnsere Kirchen zureissen / vnnd wirdt nicht ablassen noch auffhören / biß ers hat geendet / das hat er kurtzumb im sinne. Wo( Et factum est ita. ) ers nicht kan durch den Bapst / vnd Keyser / so wirt ers durch die / so noch mit vns in der lehr eintrechtig seyn / außrichten. Derhalben
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(Anno 1546.) ist hoch von nöten / daß man von Hertzen bette / daß Gott vns reine Lehrer geben wölle. Jetzt seyn wir sicher / vnd sehen nicht / wie grwlich vns der Fürst dieser Welt / durch den Bapst / Keyser / vnd vnser Gelehrten allhie / nachtrachte / welche sagen / Was schadets / daß man das nachlässet? Nein / nicht ein Haar breit solle̅ wir nachlassen / Wöllen sie es mit vns halten / gut / Wöllen sie nicht / so lassen sie es. Ich habe von jnen die Lehr nit empfangen / sondern durch (Consilia humana.) Göttliche gnade von Gott. Ich bin wol gewitziget. Darumb bittet Gott mit ernst / daß er euch das Wort lasse / denn es wirt grewlich zugehen. Ey sagen die Juristen vnd klugen zu Hoff / Ir seyd stoltz / Es wirt ein Auffruhr darauff erfolgen / etc. Vnser HERR Gott (Sacrament schwermer.) helffe / daß wir vns getrost wider diese fährliche anfechtung wehren. Wenn du einen Sacramentschwermer hörest / der daher lästert / Im Sacrament deß Altars ist nur Brot vnd Wein. Item / Solte Christus auff dein Wort vom Himmel steigen / in dein Maul vnd Bauch. Ey es gefellt mir wol / was du sagest / Ey hat der Teuffel so ein gelehrte Braut / Aber was sagestu mir hiezu / Diß ist mein geliebter Son / den höret / Vnd der sagt / Diß ist mein Leib. Trolle dich mit deinem dünckel auff das heimliche gemach / Höre auff du verfluchte Hure / wilstu Meister seyn vber den Glauben / welcher sagt / daß im Abendmal sey der ware Leib / vnd das ware Blut / etc. (D. Lutherus prediget zu Hall.) Nach dieser seiner letzten Predigt zu Wittenberg / hat sich D. Lutherus den 23. Januarij nach Eißleben / mit seinen dreyen Sönen / auff den weg begeben / vnnd da er deß andern Tages gen Hall zu Doctor Justo Jona kommen / hat er sich vermögen lassen / vnd an S. Pauli Bekehrung Tag / den 26. Januarij / öffentlich gepredigt / vnnd die guten Leute zu Hall vermanet / weil Gott jnen einmal auß den Bäpstlichen Lügen herauß geholffen / vnd jnen das reine Wort vnd rechten brauch der Sacrament gegeben / dz sieja vber dem Wort halten / vnd bey demselben bestendig bleiben. Werdet nicht sicher (saget er in derselben Predigt) habt
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das ware Wort lieb vnd werth / es seyn dennoch / Gott erbarm es /(Anno 1546.) sonst allzu viel die es anfeinden / verfolgen vn̅ lästern / wie die Sacramentschänder in Schweitz / vnd Widertäuffer im Niderland thun / da jetzt auffs jämmerlichste vnd erbärmlichste das Wort geschändet / verfolget / vnd gelästert wirt. Gen Eißleben ist D. Luth. in grosser schwacheit ankommen /(D. Luther kompt gen Eißleben in sein Vatterland.) den 28. Jan. Vnd ob er wol schwach vnd matt gewest / hat er doch die 21. Tage allda vier mal die Son̅tags Euangelia öffentlich geprediget / vnd den 15. Feb. zween oder drey Tag für seinem ende / da er sein letzte Predigt auß dem Euangelio Matth. am 11. gethan / vn̅(Letzte Predigt D. Lutheri.) für der weltliche̅ klugheit / in Religionssachen / trewlich gewarnet / hat er diese wort gesagt: Es sind verdrießliche Leute / denen beyde Gott vn̅ Menschen billich gram sind / die in der heiligen Christlichen Kirchen klug seyn wöllen / vnd sinds nicht / Den̅ diese hindern das Predigampt / daß die Leute nicht zu Gott kommen können / als da ist gewesen zu vnser zeit Müntzer / die Widertäuffer vn̅ Sacramentirer / die dem Euangelio seinen Lauff hindern vnnd wehren / verführen die Leute / meinen sie sind allein klug vnd weise / etc. Nach gehaltener Predigt ist er je länger je schwächer worden(D. Luthert seliger abscheid auß dieser argen vnda̅ckbare̅ Welt. Gott helffe vns auch hinach vn̅ dahin / da er ist / das ist zu dir Herr Jesu / Amen. Was D. L. noch im willens gewest zu arbeiten / so er länger hette leben sollen.) / vnd in warer anruffung Christi / den achtzchenden Februarij / am Tag Concordiae & Constantiae, auff den HERRN Christum / vnd die Lehr / die er so Ritterlich / trewlich vnnd gewaltig / gepredigt / welche nichts anders ist / denn das vnfeilbare wort vnsers HERRN Christi selbst / sanfft vnd still / one quelung deß Leibs / im namen Christi / seliglich eingeschlaffen. Es ist auch dieses war / daß D. Luther eben dieselbe zeit / da er zu Eißleben gewesen / vnd wenig Tage für seinem seligen ende / in gegenwertigkeit vieler glaubwirdiger vnd ansehnlicher Leute / vnter andern auch diese wort vber Tisch geredt hat / er wölle noch für seinem ende (so jhn Gott ein kurtze zeit leben liesse) drey dinge außrichten / darnach wolte er sich in sein Ruhebetlein legen / vnd in Christo entschlaffen: Eins were / er wolte wider die Vniuer
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sitet (Anno 1546.) zu Löuen schreiben / vnd jnen auff jre Propositiones antworten. Zum andern wolt er / so bald jhn Gott wider nach Wittenberg anheim verhülffe / wider die Silberne Juriste̅ schreiben / die nichts (2.) anders theten / denn Fürsten vnnd Herren in einander verhetzeten / vnd alles vnglück anrichteten. Zum dritten / so wölle er auch zum (3.) vaelete noch einmal wider die Sacramentschänder schreiben / vnd als denn beschliessen. (Zwingler / Sacramentirer / Calutsten.) Auß dieser erzehlung sihet jedermenniglich / daß dieser trewer Wunderman̅ / currus & auriga Israel, wider die Zwingler / Sacramentirer / oder (wie sie jetzt genannt werden) Caluinisten / wie auch wider andere Rotten / Secten / Schwermerey / Ketzerey vnd Abgatterey / in eines Lehr vnnd Bekenntniß / wie dieselbige Gottes Wort selbst weiset / vnd mit sich bringet / bestendiglich allzeit biß an sein seliges ende / mit schreiben / lehren / lesen / vermanen vnd predigen / verharret / vnd darauff für den Gnadenstul Christi (Gebett aller rechtgläubigen / sehr nörig zu diesen letzten zeiten.) Jesu / mit allen frewden kommen ist. Der trewe fromme Gott / wölle vns auch / die wir anders vns sein Wort lassen angelegen vn̅ ein ernst seyn (den̅ mit andern rohen / stoltzen / sichern geistern / ists doch verloren) biß an vnser ende / bey der thewren / trewen beylage / die er wider die Pforten der Hellen / durch sein außerwehlte̅ Rüstzeug D. Luth. zu diesen letzten zeiten / bey vns armen Teutschen selbest beygelegt vn̅ verwaret hat / bestendiglich erhalte̅ / vn̅ alle̅ greweln / Papistischen / Sacramentirischen / Widertäufferischen / vnnd dergleichen wehren / vn̅ jrer viel / die verführet sind / Vätterlich bekehren / vnd wider zu recht bringen. Die halßstarrigen aber / vn̅ vermessene / verstockte lästerer / die Gott / sein Wort / Tauff / vn̅ Sacrament / Predigampt vnd Prediger / nur schänden schmähen / vn̅ mit füssen tretten / endlich zu schanden machen / vn̅ vertilgen. Daß jederman̅ sehe daß Gott noch Richter sey auff Erden / vn̅ Christus Gottes Son / vnser fleisch vnd blut zur allmächtige̅ rechten Hand deß allmechtigen Vatters sitzend / habe alle gewalt. macht / herrligkeit / regierung / maiestet vn̅ ehr / vber alles im Him̅el vn̅ auff Erde̅.
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Es ist doch also / wie der gelehrte Gottsfürchtige Mann Georgius(Anno 1546.) Fabricius / auß der Fürstlichen Schul Meissen / an Doct. Hieronymum Wellerum / mit diesen worten geschrieben hat: Ihr sehet / was für eine Welt vnd was für Leute jetzunder seyn / Es habe̅(Georgij Fabricij Recto ris in der Fürstlichen schul zu Meis sen / klagt vber die zweif feler vnd disputirer.) etliche den Leib vnd das Blut vnsers HERREN vnnd Heylandes Christi / gebraucht vnd genossen / nun vber dreyssig Jar / vnnd jetzt disputiren sie allererst / was es sey / das sie empfangen / vnnd jhren Trost / den sie an jren letzten ende haben solten / werffen sie von sich / vnd lassen jhn fahren / tretten also das Blut deß Sons Gottes mit Füssen. So laßt vns derhalben ein getrost Hertz fassen / vnnd ritterlich(D. Wellerus ein treuwer discipulus D. Lutheri.) streiten / schreyen vnd betten wider solche Feinde / ein jeder in sei nem Beruff vn̅ Ampt. Ich bitt den ewigen Gott / vnsern Vatter / daß er mit seinem Geist euch in euwern alter reichlich vnd kräfftig lich beystehe / daß jr glücklich kämpfft für ewern liebe̅ Luther. Den̅ das ist für den HERREN Christum kämpffen / den er vns gewiesen hat. Die andern haben alle von jm gelernet / groß Hans vn̅ klein(Fagij zeugniß von D. Luthero / dz alle rechtsin nige Lehrer zu vnsernzei ten von jhm gelernet haben.) Hans / wie zur zeit Fagius zu Straßburg redet in einer öffentliche̅ Predigt / vnd recht daran geredt hat / wird auch das zeugniß haben für dem Son Gottes / vmb dieser Lehr willen / wöllen wir / durch Gottes hülff leyden / in der eynschlaffen / biß auff den grossen Tag vnsers HERREN / vnsers Bruders / vnsers Fleisches / Gott vnnd Menschens Jesu Christi. Gott gebe allen / die für dem HERREN Christo bestehen / vnd selig wöllen werden / auch ein solch hertz / mut / vertrauwen / auffrichtige beständigkeit / vnd ein seliges ende / Ame̅ / HERR Christe Amen. Nach Doctoris Lutheriseligen abschiede / ist es vns ergange̅ /(D. Luth gebett / vn̅ war hafftige Pro phecey.) wie Gott im Propheten sagt / Ezech. 22. Ich suchte vnter jnen / ob jemand sich ein Mawer machte / vn̅ wider den riß stünde gege̅ mir / für das Land / daß ichs nicht verderbete / aber ich fandt keinen. Darumb schüttet ich meinen Zorn vber sie / vnd gab jnen jren verdienst auff jren Kopff / spricht der HERR / HERR. Den̅ da ist so bald an
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gangen (Anno 1546.) / waas D. Lutherus offtmals zu Fürst Georgen von Anhalt / vnnd zu andern hat pflegen zu sagen: Weil ich lebe / sol es keine not haben / vnd sollen vns vnsere Feinde mit Krieg vnnd Verfolgung wol zu frieden lassen. Denn ich mit meinem Gebett solches (D. Lut. Gebett vn̅ warhafftige Prophecey.) bey Gott wol erhalten wil / dessen bin ich gewiß / wenn ich aber sterbe / ey so betet selbst / denn da wirts not thun / vnd jr werdet es erfahren / etc. Solches ist doch bald erfahren worden. Denn da ist der Key serische teutsche Krieg geführet worden / vnnd dadurch eine schwere verfolgung den mehrern theil der Euangelische̅ Kirche̅ in Teutsch ( Bellum Germanicum. ) lande / vn̅ ein betrübter zerrissener zustand fast allenthalben bey den Protestirenden Euangelischen Ständen verursachet / vnnd viel Prediger / fürnemlich auß den Oberländischen Kirchen / von wegen deß Gottlosen verfluchten Interims / ins elend vertrieben / derer (Viel fallen ab von der erkan̅ten vn̅ bekannten Warheit.) etliche in Schweitz sich begeben / vnd hernach gäntzlich von Lutheri / oder der reinen Kirchen Confession / auff die Zwinglische mei nung gefallen / vnd in den Zwinglischen Kirchen / sich zu Kirchenämptern haben bestellen lassen / vn̅ zum theil auch hernach mit dem Zwinglianismo in öffentlichen Schrifften / sich herfür gethan / als Ambrosius Blaurerus / Wolffgangus Musculus / Geruasius Scholasticus / vnd andere / welches ein mercklich Exempel ist / daß auch hohe Geistreiche Leuthe / durch den gleissenden schein deß bey den Weltweisen gar hoch gerühmten glimpffs / bescheidenheit vnd gelindigkeit / fürnemlich / wenn von allen seyten vnnd örten mit zuschlagen viel vertröstung vnnd grosse hoffnung / daß man dardurch viel mehr schaffen vnnd außrichten könne / denn da man allzu steiff vnd stracks fortfahre / wie auch Lutherus mit jetztgedachten vnnd andern Sacramentirern / begegnet ist / vnnd summa / es muß doch erfüllet werden / wie S. Paulus schreibt / 1. Cor. 11. Es müssen Rotten vnter euch seyn / auff daß die / so rechtschaffen seyn / offen bar vnter euch werden. Vnd wenn durch Gottes Verhengniß der Sathan die Leut / fürnemlich aber die Lehrer / mit verfolgung sichtet / wie den Weitzen (Luc. 22.) so fallen die jenigen / welche nicht
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gnugsam vnd wol gegründet / oder gewurtzelt / vnd dene̅ es nit rechter(Anno 1546.) ernst vnd eyffer gewest / leichtlich hindurch. Da heißt es alsden̅ 1. Johan. 2. Sie sind von vns außgangen / aber sie waren nicht von vns / denn wenn sie von vns gewesen weren / so weren sie ja bey vns geblieben / aber auff daß sie offenbar würden / daß sie nicht alle von vns sind / etc. Dieweil aber die Fürbitte vnsers treuwen Mittlers Jesu Christi / dauon er selbst zu Petro sagt / Luc. 22. Ich habe für dich gebetten / daß dein Glaub nicht auffhöre / nicht vergebens / Sondern kräfftig ist / So sind jrer viel / ja das mehrer theil auch von dene̅ / die von wegen der verfolgung in das Elend getrieben / vnnd vnter den Eydgenossen / sich damals ein zeitlang habe̅ enthalten müssen / wie(Brentzij bestä ndigkeit.) Brentius vnd andere / dennoch zu der Zwinglischen schwarm vom Sacrament nicht getretten / Sondern daß sie mit jnen in der Lehre vom H. Abendtmal nicht einig weren / öffentlich bekannt / wie Lauaterus in seiner Historia pag. 37. fac. 2. selbst zeuget vnd beken̅et.

Anno 1547. 48. vnd 49.
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(Anno 1547. 48. 49.) Im 47. Jahr haben die Königliche Vormünde deß jungen(Reformatio der kirche̅ in Engelland.) Königs Eduardi Sexti / mit gemeiner verwilligung in Engelland das Bapsthumb wollen abschaffen / vnd die Bilder auß den Kirche̅ geworffen / vnd Petrum Martyrem / ein Florentzer / gen Oxonie̅ /(Petrus Mar tyr entdeckt allererst in Engellandt seyn Zwinglischen gifft / den er zu Straßburg verborgen.) die H. Schrifft außzulegen / beruffen. Nu war derselbige Martyr fünff jar lang zuuor Professor Theologie in der Schul zu Straß burg gewesen / vnd hatte sich die zeit vber / in seinen lectionen / disputationen / vnd auch sonsten also gehalten / vnd erzeigt / daß man anders nit hat an jm spüren / vnd mercken können / denn daß er durch auß mit den Protestierenden Kirchen in der Lehre / auch vom H. Abendmal / einig were. Aber wie er in Engelland mehr Lufft bekom men / hat er sich anders / nemlich / auff Zwinglisch allgemählich ver nemen lassen / vnd daß jm solches nicht zur vnbeständigkeit möchte angezogen werden / hat er fürgewand / (wie nicht allein Lauaterus /
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(Anno 1547 48. & 49.) sondern auch Simlerus in vita Martyris schreiben) daß Bucerus jn offtmals vermanet / vnd gebetten / daß er in der Lehre von dem Abendmal deß HERRN / solte dunckele vnnd zweiffelhafftige Wort brauchen / darauß man nicht eygentlich köndte verstehen / welchem (Fol. 34. Der Sacramentirer zweiffelhaff tige vnd bey denhenderische reden.) theil er anhienge / auff daß er also fried vnd einigkeit behalten möchte / welchem raht Martyr eine zeitlang gefolget / aber da er gesehe̅ / daß sich viel daran ärgerten / habe er Bucero seine zweiffelhafftige reden gelassen / vnd sey doch nichts desto weniger sein guter treuwer Freund geblieben / vnd habe Bucerus jhm deß Martyris meinung wolgefallen lassen / vnnd hinwiderumb habe Martyr deß Buceri ambiguitatem, oder zweiffelhafftige reden nicht getadelt / Denn (Petrus Mar tyr wil beyden theilen anhangen.) Martyr auch one das dafür gehalte̅ / es lege nicht so viel an der Lehre vom Abendtmal / daß man darumb streiten oder vneinig seyn / vnnd wie er die Sächsischen Kirchen lieb hette / also were er auch den Zwinglischen Kirchen zugethan / vnnd mit beyden wol zu frieden. Mit dem Martyre ist zugleich in Engelland gezogen Bernhardinus Ochinus / ein Welscher von Senis / der zu Genff eine zeitlang gewest / vn̅ zu Augspurg etliche Predigte̅ hat lassen außgehen / welcher hernach auch de coena Domini, wider die vnsern geschrieben. (B. Ochinns Italus erstlich ein Mönch / dar nach ein Zwinglianer / 3. Ein Widertäuffer / 4. Ein Antitrinita rier vnd Arrianer.) Ist erstlich ein Münch in Welsehland gewesen / darnach ein Zwinglianer worden. Zum dritten / ein Widertäuffer / der die Polygamiam / oder das viel Weiber nemmen / öffentlich vertheidigt. Zum vierdten / ein abgesagter Feindt der gantzen Christlichen Lehre / ein Antitrinitarius vnd Arrianus / wie derselbigen Gesellen mehr gantz zu Mammelucken vnd Türcken worden sind / welches ja grewlich vnd schrecklich zu hören. Es schreibet Beza von diesem Ochino selbst in seiner Epistel ad Duditium, daß er ein alter Gottslästerlicher Mann vn̅ Spöt (Beze zeugniß vom Ochino.) ter der gantzen Christlichen Religion gewest sey / der von den Zürchern endtlich vertrieben / vnnd da er zu Basel auch keinen platz gehabt / habe er seinen dienst dem Cardinal zu Lothringen angebotte̅ /
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vnd jhm verheissen / er wolte in die hundert Irrthumb der Zwinglianer(Anno 1547. 48. & 49.) / vnter denen er so lang gewest / anzeygen / vnd widerumb ein Papist werden / sey aber bald hernach gestorbe̅ / da sein Weib zuuor den Halß gebrochen. Da nun Petrus Martyr in Engellandt kommen / ist in der(Ochinus wil in die hundert jrrthu̅b der Zwinglianer weisen.) Vniuersitet zu Oxonien An̅o 49. eine öffentliche disputation zwy schen den Papisten / vnd Petro Martyr vom Abendmal deß HERREN angest ellt / vnd gehalten worden. Weil aber Martyre drey Fragen oder Questiones / so er zu(Offentliche Disputatio der Papiste̅ / vnd Marty ris in Engel land vom h. Abendmal.) disputiren angeschlagen / gesetzt hatte (die erste wider die Transsubstantiation oder verwandlung deß Brots in den Leib. Die andere / wider die Corporalem / leibliche / ware gegenwertigkeit deß Leibs vn̅ Bluts Christi / im Brodt vnnd Wein / oder vnter der gestalt deß Brots vnd Weins. Die dritte / von der Sacramentlichen vereinigung(1 Martyr wider die Transsubstantiation.) / deß Leibs vnd Bluts Christi / im Brodt vnd Wein) hat sein Gegentheil hinwider fürgewendet / daß jre meinung nicht were / als sey der Leib vnd Blut Christi auff fleischliche vnnd solche leibliche(2 Wider die ware leibliche gegenwart deß lei bes Christi / etc.) weise / wie dieselbige nach art dieser Welt geschehe / vnter der gestalt deß Brots vnd Weins. Hierauff hat sich Martyr noch für der disputation erklären müssen / daß er die wörtlein (carnaliter & corporaliter, fleischlich vnd leiblich / wenn er sage / Daß der Leib vnd das Blut Christi nicht leiblich gegenwertig sey / etc.) verstehe davon(3 Von der Sacrament lichen vereinigung / wel che de̅ Martyri nichts anders ist / denn eine be deutung.) vnd eben also / als wenn er brauchte die wort realit er vnd substantialiter, warhafftig vnd wesentlich. Vnd hat also diß wollen verfechten / daß der Leib vnd Blut Christi nicht warhafftig vnnd wesentlich im Abendtmal / oder im Brodt vnd Wein deß Abendmals / oder vnter der gestalt deß brots vnd weins / gegenwertig sey. Was auch seine dritte frage de vnione sacramentali, von der Sacramentlichen vereinigung anlangt / das hat er selbst erkläret / vnd außgelegt / de significatione, von der bedeutung / Daß dz Brot bedeute den Leib / den̅ also sagt er in der außlegung / 1. Cor. 11.
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(Anno 1547. 48. & 49.) Wir zweiffeln nicht daran / daß CHristus bey vns sey / nach seiner Gottheit. Vnd aber sein Leib im Himmel sey (si tum in coelo) vn̅ an seinem ort gehalten werde / weil wir auff Erden seine Symbola / Warzeichen / nemlich / Brot vnd Wein / haben / welche beyde (brot (Martyr schleußt de̅ leib Christi eyn / in ein gewis sen ort deß Himmels.) vnd leib / wein vnd blut) wo weit vnd ferrn von einander seyn / Aber auff Sacramentliche weise ratione mystica, hoc est, significatione, wie ers selber so außleget / vn̅ erkläret / das ist / bedeutungs oder er innerungs weise / mit einander vereiniget werden. Item / er thut auch diese wort dazu: Wenn man sagt / Der Leib CHristi sey Sacramentaliter auff Sacramentliche weise vnd art im brodt / so köndte man solche rede wol zulassen / vnnd billichen / doch auff diese meinung / daß er sey im Brod per sig nificationem, durch bedeutung / denn diß sey die weise vnd art deß Sacraments. (Martyr keh ret die ordenung der Wort Christi vmb / ne̅lich / also / Mein Leib vnd Blut ist das.) Daher gehet Martyr mit den worten der eynsetzung deß Abendmals also vmb / daß er auch die ordnung derselbigen wort Chri sti / gantz vnd gar vmbkehret vnd verändert / vnd spricht nicht: Das ist mein Leib vnd mein Blut / Sondern also / Mein Leib vnd Blut ist das / das ist / Es ist Brot vnnd Wein / oder eine Speise / vnd ein Tranck. Item / wenn man sagt / Das ist der Leib vnnd das Blut Christi / sol so viel seyn / als / ob gleich der Leib vnd das Blut Christi weit vnd ferrn von dem Warzeichen / oder vom Brot vnnd Wein abwesend / vnd nicht gegenwertig sind / jedoch so sey es eben so viel / wenn man nur mit dem Glauben gedencke den Leib vnd das Blut Christi / denn was vnd wie das Brot vnd der Wein diene zu erhaltung deß Leibs / das thue der gedachte Leib Christi / zur Seelen deß Menschen / wenn er gleich weit vnd ferrn von vns abwesend / so nur der Glaube daran gedencket. (Paulus Fagius stirbt in Engelland.) Im selben 49. Jar / haben sich auch Bucerus vnd Fagius in Engelland begeben / allda Fagius kurtz hernach gestorben. Bucerus aber / da er bald im anfang die angesatzte Disputation Martyris gesehen / ob er sie wol nicht hindern oder abschaffen können (wie er schreibet) hat er doch gnugsam angezeiget / daß er nicht aller ding
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damit / was Martyr darinn gesetzt / zu frieden were. Denn also(Anno 1547 48. & 49.) schreibet er an Martyrem: (Tom. Anglicano folio 546.) Ich bekenne / wenn jhr mir von euwern propositionibus deliberirt, oder geredt hettet / so wolt ich euch gebetten haben / daß jr euwer ander Proposition mit den worten gesetzt hettet: Der Leib CHristi(Bucerus ist mit Martyre / seiner dispuratio̅ hal be̅ / nit aller ding zu frieden.) wirt nicht localiter, auff räumliche weise im Brod gehalten / vnd ist nicht gebunden / oder dabey auff jrgend einige weise dieser Welt / etc. Denn (spricht Bucerus weiter) wir sollen bauwen / vnnd nicht eynreissen / vnnd mutwillig niemandt beschüldigen / noch auch den Feinden vrsach geben zu lästern / vn̅ was die wörtlein / carnaliter,(Martyr reis set eyn / vnd bauwet nit. Carualiter, cor poraliter, substantialiter, &c.) corporaliter, substantialiter, fleischlich / leiblich / wesentlich / etc. belangen thut / führen vnnd brauchen dieselben die jenigen / welche recht lehren / vnd sagen / daß sie nicht schlecht die blossen eusserlichen zeichen / Brot vnd Wein / empfangen / sondern das Fleisch / oder den Leib Christi wesentlich / vnd haben also den gantzen CHristum / Gott vnd Mensch / etc. Item vom brot vnd wein ist nit gnug gesagt / daß sie allein warzeichen seyn / oder eine bedeutung Christi / sondern ipsa Christi vbique exhibitio & praesentia Domini, (non significatio & absentia) plenissimè exprimitur, Christus wird im Abendtmal allenthalben gegeben / vnd ist gegenwertig nicht bedeutlich noch abwesend / vnnd wenn man derwegen zancken wil / daß Christus also im Him̅el sey / daß er vom Abendmal realiter & substantialiter, warhafftig vnd wesentlich abwesend / vn̅ al lein bedeutungs weise da sey / so wird die Gottlose meinung / derer / die nur blosse zeichen im Abend mal setzen / bestättigt / etc. Wer auch ewer disputation lieset / der wirt in alle wege sagen / daß jr Christum gantz vnd gar vom Abendmal außschliesset / vn̅ daß er nur nach seinem(Martyr schleußt Christum gantz vnd gar vo̅ Abendtmal auß / vn̅ bley bet nit bey der schrifft.) Geist gegenwertig sey / etc. Deßgleichen schreibet Bucerus auch an Theobaldum Nigrum (Anglic. Tom. 862.) vnd spricht: Die Zürcher / weil sie allhie viel anhangs habe̅ / so ist Martyr / weiß nicht wie / auch dahin gerahten / daß er das wort / Bedeutung / gebraucht hat / Ich wolte / daß er bey der Schrifft wort gebliebe̅ were /
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(Anno 1547. 48. & 49.) so jemand dadurch ist geärgert worden / bitte ich / wollet jhn stillen. Vnd im nachfolgenden Jar schreibet er an Doctorem Brentiu̅ / diese Wort: Mir ist sehr leyde / daß Martyr also disputiert hat. Es ist aber solche Disputation angestellt gewest / ehe ich in Engellandt ( Bucerus ad Brentium con tra Martyre̅. ) kommen bin. Er hat auff meine erinnerung besser geredt. Es habe̅ jm etliche fürnemme deß Reichs allhie vrsach gegebe̅ / da er bey vns war / hat er alles richtiger gelehret. Sie fürchten sich / man wolle Christum vom Himmel ziehen (Der Sacramentirer an stoß vnd Ar gument.) / vnd ins Brot eynschliessen / vnd den Leuten ohne Glauben / zu essen geben. Daher gerahten sie dahin / daß sie Christum an einen gewissen ort im Himmel (on alle zeugniß der Schrifft) binden vn̅ eynschliessen / vnnd so kalt vnd lawlicht vom Abendtmal reden / als hielten sie dafür / es werde nur Brodt vnd Wein darinn außgethei let / etc. Item die summa jres argum entirens ist diese: Vnsere Vernunfft kans nicht begreiffen / was von der gegenwart / außtheilung vnd empfahung Christi / im Abendmal / gelehret wirdt. Ergo so ist nicht war / vnd muß die Schrifft / die davon redet / anders verstanden werden. Lasset vns für sie betten. Es ist mir noch niemand fürkommen / der mit vnser eynfalt in diesem Handel / nicht gar wol zu frieden were / wenn mans nur recht erkläret. Haec Bucerus. (Schreckliche reden D. Martyris.) Wir wollen aber gedachten Martyrem mehr nun fahre̅ lassen / der sonst warlich viel schreckliche reden gebraucht / vnd öffentlich geschrieben hat / Es könne durch keine krafft noch gewalt zu we gen gebracht werden / daß ein warer Leib zugleich an vielen örtern sey. Item / es sey ein vngereimpte vnnütze Lehre / vnnd welche man sich also hefftig bemühet / vnnd doch zu handelung derselben nichts mehr habe / denn die vier wort Christi: Das ist mein Leib. Vn̅ was der grewlichen abschewlichen reden / von Maria der reinen Jungfrauwen / vnd dergleichen mehr sind / darob ein Christliches Hertz billich erschrecket. (Martyr begibt sichauß) Wir haben mit Martyre nichts mehr zu thun / als der sich zu vnsern Kirchen niemals / außgenommen / was mit vergeblichen
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worten geschehen / bekennet hat. Denn auß Engelland ist er wider(Anno 1547. 48. & 49.) gen Straßburg kommen / vnd Hieronymi Zanchij eines Welsche̅ Professoris allda / der damals den Aristotelem profitirt, collega worden / vnd neben der Schrifft auch den Aristotelem gelesen. Vnd da von jhm begert ward / daß er sich erklären wolte (weil aller(Engellandt wider gehn Straßburg.) ley reden von seinem Glauben erschollen) ob er bey der Augspurgi schen Confession / vnnd bey der Formula Concordie / Anno 36. zu( Hieronymus Zanchius Italus, Aristotelis Professor. ) Wittenberg gestellet / bleiben wolte / hat er geantwortet: Was die Augspurgische Confession anlangt / (da er denn die veränderte / vn̅ im zehenden Artickel abgekürtzte Confession verstanden) wenn sie(Martyr beken̅et sich zu der geänder te̅ Augspurgischen Confession / in set nem versta̅de / aber zur Forma Con cordie Anno 36. auffgerichtet / wil er sich nit be kennen.) rectè & commodè, recht vnnd bequemlich (nemlich / nach seiner meinung) solte angenommen / vnnd geuriheilt werden / were er damit zu frieden / neme sie an / vn̅ wolte sie vertheidigen / auch mit niemand darüber zancken. Was aber die Formam Concordie Anni 36. belangen thete / die zwyschen Doctore Luthero vn̅ Bucero auff gerichtet / köndte vnnd wolte er sich derselben nicht vnterschreiben / noch im geringsten sich dazu bekennen / denn er bey seinem Gewissen nicht nachgeben könte / daß die den Leib Christi empfahen solte̅ / welche keinen rechten waren glauben haben / vnnd allein das blosse eusserliche Sacrament empfahen. So wüste er auch / daß Bucerus selbst / da er noch zu Straßburg gewest / anders gelehret / denn dieselben Forma Concordie außweiset / wie er auch in Engellandt viel anders geschrieben hette. Daher ist es endtlich dahin mit Mar(Martyr begibt sich gen Zürch / vnnd stirbt allda / Anno 62.) tyre gerahten / daß er sich von Straßburg hat hinweg gethan / vnd ist gen Zürch zu letzt kom̅en im 56. Jar / allda (wie auch in Franckreich) er den Zwinglischen schwarm hat redlich fliehen lassen / biß er Anno 62. gestorben. Auff daß wir aber widerumb zu dem / das wir zu erzehlen für(Joh. Caluinus stelt vn̅ helt sich erst lich / als sey er ein guter Christ / vnd reiner Leh-) genommen / kommen mögen / hat sichs zugetragen / als Martyr dz spiel in Engelland der gestalt / wie gesagt / angefangen / vnd es jhm bey vielen angegangen / hat sich Johannes Caluinus / auch mehr vnd mehr herfür gemacht / vnd bloß gegeben / vnd zu den Zwinglia
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nern (Anno 1547. 48. & 49.) sich geneigt. Den̅ sonst biß daher / hatte er sich öffentlich nichts anders mercken lassen / denn daß er mit dem Lutherischen theil einig vnnd gleichstimmig / wie er selbst schreibet vber das zehende Capit. der ersten / an die Corinther / Er sehe wol wie die wort der einsetzung (rer / biß er lufft vnnd windt krieget / vnd sein gifft außspreuwet. Was vn̅ wie Caluinus erst lich vom Abendmal gehalten vnnd geschrieben.) lauten / Nemlich / daß den eusserlichen sichtlichen Zeichen gegeben werde / der name rei signatae, das ist / daß von dem gesegneten Brot Christus spricht / Das ist mein Leib / nicht darumb allein / daß das eine Figur oder bedeutung sey / sondern viel mehr darumb / weil es ein Symbolum oder Warzeichen ist / Quo res ipsa exhibetur, dadurch oder mit welchem der Leib vn̅ das Blut selbst gegebe̅ wirt / nicht wie das Bild Herculis genennet wird Hercules / da nit mehr da ist / denn eine blosse ledige bedeutung / sondern wie die Taube / Lu ce 3. vnnd Johan. 1. genennet wirdt der heiligs Geist / weil sie ist Tessera, ein war Kennezeichen / deß vnsichtbaren vnd doch gegenwertigen heiligen Geistes. Item / er sehe auch wol / daß die Wort deß Testaments Christi / nicht allein von seinem Geiste / oder von seiner Gottheit / auch nicht allein von dem verdienst / krafft vn̅ wolthaten seines Todes vnd seiner Aufferstehung / Sondern von der Substantz vnnd Wesen seines Leibs vnd Bluts reden. Item / darauß schliesse ich (spricht Caluinus) daß der Leib Christi vns im Abendmal realit er, wesentlich / gegeben werde / vnnd das verstehe ich also / daß mit der substantz deß Leibs Christi / vnsere Seelen gespeiset (Ceutsche red ligkeit vnnd auffrichtigkeit.) werden / waß wir eines mit jm werden. Solches haben die Vnsern als redliche auffrichtige Teutschen / einfältig / schlecht vn̅ recht / wie die reden lauten / angenommen / vnd sich keiner hinderlist befahret / (Caluin. wirt auff die Col loquia zu Wormbs vn̅ Rege̅spurg mitgenommen.) vnd haben jrer viel von den Vnsern / sonderlich weil Bucerus den Caluinum / der dazumal zu Straßburg auch Professor Theologie gewest / auff das Colloquium gen Worms vnnd Regenspurg / (dauon oben meldung geschehen) mit sich genommen / an jn / als an vnser Lehre / Glauben vnd Bekenntniß Mitgenossen vnnd Verwandten (Die Zwinglianer halte̅) / freundtlich geschrieben. Es haben auch die Zwinglianer / nicht anders gemeinet noch gewust / denn Caluinus hielte es
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mit den Lutherischen vom heiligen Abendmal / wie sie selbst schreiben(Anno 1547. 48. & 49.) / aber weil dazumal die Protestierenden der Augspurgischen Confession / wegen deß Keyserlichen siegs / in forcht vn̅ gefahr stunden / hat Caluinus sich wunderbarlich / vnd wider alles vorsen plötz lich gewendet / vnd was er / biß daher heimlich in hertzen bey sich ver(erstlich Caluinum für gut Lutherisch.) tuschet vnnd verborgen gehalten / oder ja wenigen in geheim / zu erkennen geben / endtlich zu offenbaren angefangen / vnnd sich je länger je mehr herfür gethan / biß er / da das Interim zu Augspurg /(Caluinus brichtmit set nem schwarme herfür. Interim. Caluinusbe gibt sich gen Zürch zu den Zwinglianern.) vom Keyser promulgirt / vnnd hefftig darauff gedrungen ward / Anno 49. gehn Zürch selbst mit Farello gezogen / vnnd sich zu den Zwinglern gäntzlich gesellet / der vngezweiffelten hoffnung / weil die Teutschen dazumal vberwältiget / er würde bey den Schweitzern einen guten starcken rücken vnnd hinderhalt haben können. Vber daß / weil Lutherus hinweg / ist er in diesen Wahn garahten / es würde vnd dürffte sich niemands leichtlich / sonderlich in solcher der Vnsern / vngelegenheit vnnd mancherley gefahr vnnd not / mit sehreiben oder widersprechen mit jhme eynlassen / oder wider jn sein. Hat derhalben sich mit den Zwinglianern beredet / vnd ein mutuu̅(Caluinus lä stert Christu̅ vn̅ sein wort im Abendrmal.) consensum in re Sacramentaria, oder eynhelligen gleichen Consens vom Abendtmal / mit jhnen gemacht / vnd öffentlich trucken lassen / darinne̅ stehet / daß CHristus / als Mensch / niergendt anders sey / denn allein im Himmel / vnd daß die Wort im Abendmal(Metonymia Caluini.) (Das ist mein Leib) nicht sollen schlecht angenommen / vnnd verstanden werden / wie sie lauten / Sondern figürlich vnd bedeutlich per metonymiam da das Fleisch vnnd das Blut Christi bedeutet / nicht mit dem Brodt vnd Wein gegenwertig seyn / vnd gegeben werden / Sondern daß Christus durch den Glauben / mit der Krafft seines Geistes / vnsere Seelen speise / vnd Christus nicht(Lästerliche Heydnische rede Caluini.) mit dem Brodt / oder vnter dem Brodt copulirt vnnd außgetheilet werde / denn er sey im Himmel zu suchen / vnnd der Leib Christi / nach art vnd masse eines Menschlichen endtlichen Leibs an einem gewissen orth deß Himmels vmbschrieben / vnnd so ferrn vnnd
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(Anno 1547. 48. & 49.) weit von vns (à nobis) so weit der Himmel von der Erden ist / etc. Ferrner ist zu Nürnberg in dem 49. Jar M. Vitus Dieterich ein fürnemmer reiner Lehrer / vnd treuwer Discipel D. Lutheri seliglich gestorben / der in allen seinen Schrifften / damit er der (M. Veit Die terich zu Nü renderg ein reiner Prediger.) Kirchen Christi nützlich gedienet / der Zwinglianer Irrthumb vnd deuteley gestraffet / vnd jedermann dafür gewarnet hat / vnd besten diglich biß an sein letztes ende darwider geschrieben / wie sonderlich in seinem Esaia / den er ein jar für seim ende / auff dem Siechbette / einen from̅en Gesellen M. Johan̅i Spon von Augspurg (der nach mals zu Nürnberg ein Kirchendiener worden / vnnd allda auch seliglichen entschlaffen) in die Feder dictirt hat / zusehen ist / da er offt mals von den Sacramen tirern redet / daß sie die Schrifft nach jhrem Kopff meistern / jedermann jrre machen / vnnd alles Vnglück anrichten (Esai. 50.) darumb mag bey jhnen nichts denn Gottes Zorn vnnd Straffe seyn / weil sie mutwillig wider Gottes Wort (Nürnbergische Predi ca̅ ten sind dem Zwinglische̅ vnd Caluini schen Gifft vor der zeit / allweg feint gewesen. Senatores. Bilibald Birckheimer / Lazarus Spengeler / Christ. kres Hier. Baum gärtner / En dres im Hoff Sebastian Gronß Herstörffer. Bau̅gartherus.) trotzen / vnd den vngegründten Lügen gläuben (Esae 54.) Vnnd diese Lehr haben damals alle Prediger zu Nürnberg ein helliglich vn̅ ernstlich geführet / als D. Wenceßlaus Linck / Dominicus Schleupner / vnd auch Thomas Venatorius / vnnd hernach Hieronymus Besoldus / M. Beßler / Kauffmann / vnnd die andern. Vnd ist der Sacramentschwermer Irrthumb auß gemel ter Statt / zu jeder zeit gewaltiglich widerlegt worden / wie Birckheimeri Schrifften / wider Oecolampadium / Lazari Spenglers Artickel vnd Confession / Doctor Lincken außlegung vber das alte Testament / Osiandri Schrifft wider den Krautwald / Viti Dieterichs Arbeit vnd Besoldi Christliche beständigkeit / für Gott vn̅ aller Welt bezeugt. Wie auch die fürnembsten Rahtspersonen / Christoff Kressen / Hieronymi Baumgartners / Endressen im Hoff / der Harstörffer / Sebastiani Grossen / vn̅ derer mehr Christ liche Exempel vnd Eyffer / bewiesen hat / da auch sonderlich deß Herrn Baumgärtners seligen Handtschrifft noch vorhanden ist / darinne er schreibet: Ich besorge / es werden die Caluinisten noch
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mancherley zerrüttung in Teutschlandanrichten / etc. Gott gebe(Anno 1547. 48. & 49.) serrner seine Gnade / vnd wehre dem Teuffel vnd Sacramentirischen Schüpen. Solches haben wir von M. Veit Dieterich derwegen erzeh(Metuo, ne Cal uiniani horren dam & ma gnos motus ins Gerus ania̅inuehant. Caluinisten wollen M. Veit Dieterich auff jrer seyte̅ vnuerschempt mit gewalt ziehe̅ welches seyne kinder vn̅ Erben nicht leyden wollen / sondern Caluinu̅ / vn̅ seine Nachfolger öffent licher. Vnwarheit. vn̅ Betrugstvberwesten. In Psalm. 25 priores, & sequentes aliquot, &c. Noribergae, Anno 59. Caluimsren schonen deß HErrn Chri sti nit / noch der Todten / noch der Lebendigen.) len wollen / weil die Caluinisten deß guten frommen Lutherischen Man̅es / in seiner Gruben nicht verschonen / sondern jn mit gewalt samen vngrundt zu jrem behelff auff jre seiten ziehen / vnd zu einem vnredlichen Apostata (dafür jn Gott behütet hat) machen wollen / welchem böses fürnem̅en vnd vnuerschämpte vnwarheit / die Kinder vnd Erben M. Viti Dieterichs / in einem öffentlichen schreibe̅ an Hertzog Christophorum zu Wirttenberg / Anno 59. in der Vor rede vber etliche von Doct. Luthero er klärte Psalmen widerleget / vnnd sich damals jres lieben Vatters trewlich angenommen / vnd seinen Namen vnd beständige ware Lehre vnd Bekenntniß / die er wider die Sacramentirer / biß an sein ende gethan / vertretten / vnd gerettet haben. Ihre Wort lauten also: Es ist für etlichen Jaren / durch Johannem Caluinum / geschrieben worden (welchs wir mit grossem schmertzen vernommen) daß er vnsern Vatter solt verma net haben / daß er / wen̅ die Bücher Lutheri (in Genesin vn̅ sonsten) gedruckt mürden / den namen vnnd meldung deß Zwinglischen jrrthumbs wolte außlassen / welches denn vnserm Vatter sol wolgefallen haben. Dawider aber sagen wir mit Warheit / vnnd beständiglich / daß alle Schrifften vn̅ Bücher Lutheri / von vnserm Vatter in Druck verfertiget / gantz das Gegenspiel anzeygen / wie er auch deß Zwingels vnd Caluini Irrthumb zum hefftigsten widerleget / zeigt seine Schrifft gnugsam an / so er wider Paulum Hirßbeck hat außgehen lassen / etc. Dieweil aber diese Leute wider deß HERREN Christi / noch der Todten vnnd Lebendigen / Lutheri / vnnd dergleichen mit jhrem Vngrund / verschonen / müssen wir diß vnuerschämpt Geticht jhnen auch so lang frey lassen / biß Gott vnd jr Gewissen sie darumb besprechen wird.
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Anno 1550. vnd 51.
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(Anno 1550. 1551.) Im 50. Jar / hat Bapst Julius ein Concilium zu Trident angesetzt / im Monat Maio / welches aber biß in das nachfolgende (Conciliu̅ zu Trident angestellt.) Jar sich verzogen. Ist derwegen von den Theologen / durch jre ordentliche Obrigkeit begeret worden / daß sie die Lehre / so in den Lutherischen oder Protestierenden Kirchen geführet wird / darzu sich alle Prediger gründtlich vnd one vneinigkeit bekennen / zusammen (Repetition der Augspur gischen Confessto̅ zu Wit tenberg vo̅ Philippo verfasset.) fassen solten. Darauff ist auch zu Wittenberg ein Conuentus der Theologen angestellet vnd gehalten worden / allda Philippus ein Repetition oder wider holung der Augspurgischen Confession / geschrieben / zu vberantworten. Im Concilio zu Trident. Diese Repetition ist von vielen vnterschrieben / aber dem Concilio zu Trident / wegen fürfallender Kriegßsachen / welche auch die Wittenbergische vnnd Leipzische Theologos / so allbereit auff dem Wege waren / vnd zu Nürnberg stille lagen / widerumb auß befehl jrer hohen Obrigkeit / zu rück zu ziehen verursachet / nicht vberantwortet worden. Es ist aber der Artickel vom heyligen Abendmal / so viel belangend die Substantiam / oder das Wesen desselben / was darin̅ gegenwertig sey / außgetheilet / vnd empfangen werde / in jetzgedach ter Lateinischen Repetition (welches Original mit eines jeden damals zu Wittenberg abwesenden Theologi eigener Handt vnterschrieben / in der Bibliotheca der Kirchen Sanct Thome / zu Leiptzig / beygelegt / vnd zufinden ist) mit kurtzen Worten also gefasset: Docentur homines, in vsu instituto in hac communione verè & substantialiter ad esse Christum, & verè adhiberi sumentibus corpus & sanguinem Christi, &c. Das ist / Es werden die Leute vnterrichtet / daß in dem brauch / den Christus eyngesetzet hat / in der Communion / Christus warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / vnd den Niessenden der Leib vnd das Blut Christi gegeben werde / etc. Im Teutschen aber / ob es wol nicht gar also stehet / so seind
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doch in der vierdten vrsach / warumb das Abendmal eyngesetzt sey /(Anno 1550. 1551.) diese Wort widerholet: In dieser Niessung ist er gegenwertig / wesentlich / substantialiter, &c. vnd bald hernach: Aber in der Winckel vnd Spectackel Messe (so nicht auff diese weise / wie es durch Christum selbst eyngesetzt ist / vnnd wie wirs halten) wirdt der Leib vnd das Blut vnsers HERREN Christi den Leuthen nicht außgetheilet / etc. In priuatis missis non fit distributio corporis & sanguinis Christi. Ob nun wol diese Wort vnd Confession von der lehre deß heiligen Abendmals wenig / vnd zu ablehnung deß Sa eramentsschwarms nicht genugsam (wie denn dauon damals zu Wittenberg / von etlichen Superintendenten auch erinnerung geschehen ist) Jedoch weil sie nur den Papisten hat vbergeben werden sollen / ist es bey dem Beschluß geblieben / da gesagt wird / daß diß die Summa sey der Lehre / welche wir auß Gottes Gnad einträch tiglich vna voce lehren / vnd daß diese erzehlung der Lehre / oder repetitio / eynträchtig sey / mit der Confession oder Beken̅tniß / so dem Keyser Anno 1530 zu Augspurg vberantwortet ist. Hat derhalbe̅ dazumal / vnter den vnsern niemand weder Obrigkeit noch Vnderthanen / vnnd weder Theologus noch Politieus dencken können / oder wollen / daß in obgedachter Repetition jrgend etwas / so auff den Zwinglischen vnd Caluinischen schlag gehen / oder gezogen werden möchte / versteckt seyn solte. Denn auch in der Augspurgischen Confession / so Anno 1530. vbergeben / der Zwinglianer Irrthumb / wie droben außführlich vnd gnugsam erwiesen / mit klaren worten verworffen vnd außgesatzt worden. Vn̅ Anno 1551. wie die repetition confessionis geschrieben / ist in vnsern Kirchen niemands gewest / der die Zwinglische meinung öffentlich(Caluini Gottes Lästeru̅g ist auß vnse ren Kirchen durch reine Lehr / allzeit: verworffem worden.) gelehret / gefüret / oder vertheidiget habe / wie die vnterschrei bung vnnd Namen der Superintendenten klar genug außweiset / welche alle dem Zwinglischen Irrthumb von hertzen feindt gewesen seind. So hat man auch in vnsern Kirchen / damals mit deß Caluini vergleichung / die er im vorigen Jahre mit den
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(Anno 1550. 1551.) Schweitzern gemacht (Daß der Leib vnd das Blut Christi so weit vn̅ ferrn von vns / die wir allhie auff Erde̅ das Abendtmal mit dem gesegneten Brod vnd Wein / nach deß HERRN eynsetzung halte̅ / abwesend sey / so weit vnd ferrn der Himmel von der Erden ist) nit allein nichts zu thun haben wolle̅ / sondern dieselbe ist als ein Teuffels lehre / von allen reinen Predigern je vnd allwege gemieden / gestrafft / vnd verdampt / vnnd durch Gottes Wort vnnd Krafft / zu schanden gemacht worden. Das ist aber gleichwol darneben war / vnd kan nicht geleugnet werden / daß bey vielen guten Leuten dazumal allerley gedancken / argwohn vnd nachfrage erreget seyn / was doch die vrsach seyn müste / daß in offtgemeldter Repetition / die bekannten gemeinen Lutherischen Phrases vnd reden / so biß daher in vnsern Kirchen vom heiligen Abendtmal / gebräuchlich gewesen / nicht auch geführet vnd gebraucht würden. Der halben / weil auch für nötig vnd gut angesehen / daß zum zeugniß gewisser warer eynhelligkeit der Lehre / in allen vnsern Kirchen / auch andere Stände (Wirtenbergische vnnd Straßburgische Confessio.) vnserer Kirchen jhre Bekenntniß vnd Confessiones fassen / vn̅ dem Concilio vbergeben möchten: So hat die Wirtenbergische Confes sio (welche hernach Anno 1552. den 24. Januarij / dem Concilio zu Trident vber antwortet ist / darzu sich auch die Straßburgische Kirche bekennet / wie denn dauon wegen mit D. Brentio / auch D. Johannes Marbachius von Straßburg / dahin gesant worde̅) eben das Stücke / welches Philippus in offtgedachter Repetition allzu kurtz vnnd tunckel gesetzt / alsbald deutlicher / vnnd mit diesen worten erkläret: Von der Substantz deß Abendmals / halten vnnd lehren wir / daß der ware Leib Christi mit dem Brodt gegenwertig sey / vnnd werde / wie auch sein wares Blut / im Abendtmal außgetheilet / vnd wir verwerffen die / welche sagen / Daß Brot vn̅ Wein im Abendmal / sein nur zeichen deß abwesenden Leibs vnnd Bluts Christ / etc. (Mißbrauch der Wittenber gischen Repetition.) Dieweil aber hernach die Sacramentirer die Wittenbergische Repetition auff jre meinung geführt / angezoge̅ vn̅ gebraucht /
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haben die Protestierenden Stände niemals sich einmütiglich vnd(Anno 1550. 1551.) sämptlich dazu bekennet / vnd darauff referiren wöllen / sondern haben widerumb die Augspurgische Confession / so Anno 1530. vberantwortet / für die Hand genommen / wie hernach in ordnung dieser erzehlung ferrner folgen wirt. Wir wöllen aber jetzt nach gelegenheit an diesem ort nur kürtzlich(In Polen groß zwytracht von Caluiniften erreget.) diß mit nemen / wie nemlich nach etlichen Jaren in Polen / Littawen vnd anderßwo / solche vergleichung oder conciliation fürgenommen (weil daselbst vnter denen / so vom Bapsthumb abgetretten / die Lutherischen vnd Caluinischen hefftig wider einander gewesen im Artickel vom Abendmal) daß beyde theil allein also / vnd mit denen worten davon reden solten / wie in gedachter repetition stehet / vn̅ möchte jedes theil vnter den worten derselben repetition, seine meinung wol haben vnnd behalten / sie sey Lutherisch oder Caluinisch / allein / daß kein theil das ander öffentlich eines jrrthumbs beschüldigen / viel weniger eins wider das ander sich in zanck vnd streit einlassen solte. Solche conciliation hat so viel(Nichtige Conciliatio. alles vnglücks vrsach.) gewircket vnd außgerichtet / daß ein groß / ja das nötigste theil oder stück deß Predigampts (nemlich das straffampt / da das köstliche von dem schnöden sol gescheiden werden / Jeremie 15. Vnd da man die Schäfflein Christi für der frem̅den stimme trewlich warnen / Johannis 10. vnd also nicht allein lehren / sondern auch dem Wolff wehren sol) bey jnen eingestellet vnd auffgehaben ist / vnnd der meiste theil endlich zum theil gar Zwinglisch oder Caluinisch / zum theil widerumb Bäpstisch worden / zum theil allerley auch vormals verdampte oder newlich erfündene grewliche Ketzerey vn̅ jrrthumb angenommen / vnnd ein kleiner wentziger theil bey reiner rechten Lehr geblieben ist. Denn bey solchen conciliationibus ist auch / vnd erfolget solch ein vnseliger außgang / wie die allgemeine erfahrung außweiset. Weiter ist auch diß allhie zuvermelden / daß Martinus Bucerus(Buceritod.) in Engelland Anno 1551. im Monat Februario zu Came
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ritz (Anno 1552.) gestorben / eben da er angefangen von deß HERRN Nachtmal zuschreiben / vnd hat zwar jederman̅ gemeinet / er würde seine meinung deutlich one vmbschweiff das letzte mal herfür geben. Aber dasselbige angefangene schreiben hat er nicht vollendet / sondern ist durch den Todt vbereilet / So ferrn aber er darinn kommen / ist er dabey verharret / wie er vorhin gelehret / daß die wort (Das ist mein Leib) Synecdochicè zuverstehen seyn / also / daß das wörtlein (Das) auff zwey dinge zeige / Erstlich / auff das sichtliche zeichen deß Brots / zum andern / auff den Leib Christi / wie Christus / da er seine Jünger anbließ / sprach / Nemet hin den heiligen Geist. Item daß die opiniones verhütet werden. 1. Die Transsubstantiatio. 2. Eine bleibliche vereinigung deß Brots vnd Leibs Christi / auch ausser dem brauch deß Abendmals / so von Christo eingesetzt. 3. Daß man nicht setze ein ledig bloß Abendmal one Christo / das ist / da der Leib vnd Blut Christi ferrn von sey.

Anno 1552.
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(Anno 1552.) Nach dem nun Caluinus wie zuvor gemeldet / mit den Zürchern vnd andern Sacramentirern einigkeit vnd consens getroffen / hat er denselben öffentlich in Druck außgehen lassen. Vnd weil davon allerley reden vnd ärgerniß / auch vnter den vnsern sich erhaben / hat Joachimus Westphalus Pastor der Kirche̅ zu Hamburg (Joachimus Westphalus wider Caluinum.) / dagegen ein Büchlein mit dem Tittel (Farrago confusanearum & inter se dissidentium opinionum de Coena Domini, ex Sacramentariorum libris congesta) außgehen lassen / welches dahin gerichtet / daß der Leser auß der Sacramentschwermer eigenen Büchern gleich im augenschein sehen / vn̅ verstehen möchte / wenn sie schon von grosser consension vn̅ einhelligkeit / vnter jnen viel schreiben vn̅ rhümen / daß sie doch in diesem Artickel (was belangt die außlegung vnd erklärung der wort der einsetzung / darauff der rechte grund der waren reinen Lehre vom Abendmal stehet in mancherley vnd widerwertige meinung / vnter
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sich selbst getrennet seyn / welches der Verführer vnd Betrieger eigentliche(Anno 1552.) merckzeichen sind. Deßgleichen hat Westphalus in den darauff folgenden Jaren / auch ein Büchlein geschrieben / von dem rechten Glauben / vom Abendmal deß HERRN / auß den worten der Euangelisten vnd deß Apostels Pauli / etc. Item / von den zeugnissen Augustini vnd Cyrilli. Vnd weil er dar inn den vorgemelten consens, Caluini vn̅ der Prediger zu Zürch vnd Genff / etwas angegriffen / hat Caluinus(Caluini schwarm.) dagegen geschrieben / vn̅ seinen schwarm von den Sacramenten damals / wie auch in nachfolgenden Jaren / sonderlichim Abendmal seine alte Zwinglische weise figuram Metonymicam, vnd daß der Leib Christi / als ein endlicher vmbschriebener Leib / im Himmel eingeschlossen vnd gehalten / Daß Christus mit seinem fleisch weit vnd ferrn von vns sey / vnd doch durch die krafft seines Geistes / seine Gläubigen mit dem leben seines Leibs vnd Blutes begnade. Item / daß man am Leib vnd Blut Christi schüldig werde / nicht daß man den Leib Christi vnwirdiglich empfahe / sondern dieweil man jn vervnehret respuendo, mit verachtung / vn̅ nicht empfahung / darumb den̅ die Gottlosen nicht verè & reipsa, warhafftig den Leib Christinemen / sondern sacramentaliter oder signotenus, zeichen weise / etc.

Anno 1533.
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(Anno 1553.) Im 53. Jar ist Petrus Martyr (nach dem von wegen deß(Petrus Martyr.) vnversehenen vnzeitigen Todes deß jungen Königes Eduardi Sexti, die Königliche Regierung an die Königin Mariam kommen / welche das gantze Bapsthumb durch hefftige geschwinde verfolgung / widerumb in Engelland eingeführet vnd auffgerichtet) mit gunst vnd verwilligung / da er von seiner Profession abgesetzet / wider auß Engelland hinweg gezogen / vnnd sich an seinen vorigen ort gen Straßburg gefunden / allda die Philosophi so viel beym Rhat angehalten / vnnd erlanget / daß er auch sei
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nen (Anno 1553.) vorigen dienst widerumb bekommen / die Theologi aber vnnd Prediger als trewe Wächter / allerley dargegen eingewendet vnnd erinnert / biß er / weil er sich zur Forma Concordiae Anno 36. zu Wittenberg auffgerichtet / ja nicht hat bekennen wöllen / sondern beyder theil genoß vnnd freund hat wöllen gerühmet werden / von Straßburg verreiset / vnd gen Zürch one schew sich zu den Zwinglianern oder Caluinisten gethan / vnd allda öffentlich den Caluinischen jrrthumb / nicht one mancherley Gotteslästerliche reden vnd verkleinerung der Allmacht vnnd Warheit Gottes vertheidiget / vnd auch in Franckreich außzustrewen sich vnterstanden / etc. Davon ist oben kurtze meldung geschehen / dabey wir es auch jetzt wenden lassen. (Joh. Laßko Polonus.) Im selben Jar hat auch Johannes Laßko ein Polnischer Herr / welcher in Engelland ein sonderliche Zwinglische Kirchen angerichtet / bey der Papistischen Königin Maria diese gnade erlanget (Christianus König in Den̅marck.) / daß er auß Engelland frey vnd sicher hinweg ziehen möchte / vnd weil er das mehrertheil seiner Kirchen mit sich genommen / hat er damit zwey Königliche Schiff beladen / vnd sie stracks auff das Königreich Dennmarck gewendet. Denn weil der König in Dennmarck mit namen vnnd mit der that Christianus bey allen Euangelischen Kirchen löblich beruffen war / wegen seines Christlichen eyfers gegen der reinen Lehr deß Euangelij / auch wegen seines Gottseligen Christlichen lebens / hat jm Laßko seine hoffnung gemacht / er würde zu Koppenhagen / allda er ankommen / vn̅ sonst im Königreich mit den seinen leichtlich Herberg vnd vnterhaltung finden / sonderlich weil es gegen dem harten Winter gienge. Dieweil aber deß Laßki verwandten vnd gesellschafft sich öffentlich hören liessen / daß sie Lutheri Lehr vnnd Bekenntniß vom Sacrament nicht für recht vnd war hielte̅ / sondern daß sie Zwinglisch oder Caluinisch weren / vnnd dabey bleiben wolten / auch darauff (jhrem br auch nach) ein eigene freye Kirchen / darinn sie jhre Zwinglische Lehre mit predigen vnd Sacrament reichen / führen /
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vnd vben köndten / begereten / hat das fromme Gottselige Hertz /(Anno 1553.) König Christianus in Dennmarck (den Gott sonderlich regiert / vnd biß zu seinem letzten abschied auß dieser Welt beschützet / vnnd Vätterlich lieb gehabt hat) dieselbigen der gestalt nicht einnemen wöllen / sondern auß Christlichem / Königlichem / Gott wolgefelligem eyfer vnd trewer sorg für die arme Vnterthanen / daß die nit verführet werden möchten / jhnen endlich das gantze Königreich verbotten. Hat auch durch ein offentlich ernstes Edict / allen seinen Vnterthanen befohlen / daß sie die Widertäuffer / Sacramentirer / vnd andere Secten / zur Herberg nicht ein oder auffnemmen / noch bey sich auffhalten solten. Vnd ist in dieser ankunfft deß Laßki vnd seiner gantzen Gesellschafft in das Königreich Dennmarck / sich sonderlich zuverwundern vber jrem gefasten vermessenen wahn / daß sie jhnen selbst schlechter ding fürgebildet / wenn sie nur dahin kämen / so wolten sie so bald den König sampt dem gantzen Königreich bereden / nicht allein daß sie möchten frey Herberg / vnd ein eigene Kirchen vnd zusammenkunfft haben / sondern auch daß sie die gantze Religion allda in lehr vnd in Ceremonien reformiren, vn̅ allererst richtig machen / vnd von der Lutherischen bahn auff jre holtzwege bringe̅ könten. Denn also schreiben sie an den frommen König / der damals zu Coldingen gewest / vnd Laßko sich von Koppenhagen sampt Micronio Vtenhouio / vnd andern seinen zugethanen / dahin verfüget: Wir suchen ein receptaculum vnd wohnung bey E. Maiestet / vn̅ bitten / daß vns ein offentlich ministerium, wie wirs in Engelland gehabt / auch allhie vergönnet vnd zugelassen werde / vnd vnsere Lehr vnd Ceremonien vben vnd fortsetzen mögen / etc: Item / da Paulus Nouiomagus Königlicher Hofprediger in der predigt vnter andern auch der Sacramentirer jrrhumb gestrafft / haben sie wider solche gethane Predig so bald eine lange schrifft gestellt / vnd dieselbe dem König vberantworten lassen / darinne sie M. Nouiomagum verklagen / vnd nennen jn impudentem, impotentem,
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(Anno 1553.) arrogantem, ein vnverschämpten / vngehaltenen / stoltzen / hochvermessenen Menschen / vn̅ vnserer Kirchenlehre vom H. Abendmal nennen sie eine falsche interpretation, oder verkehrung der wort Christi / vn̅ zu bestättigung jres wahns / ziehen sie an die wort: Christus ist auffgefahren gen Himmel / von dannen er kommen wirt. Ergo so ist er nicht im Brot deß Abendmals. Item / vnser wandel ist im Himmel. Ergo sollen wir Christum auff Erden nit suchen / noch haben. Nennen auch die gegenwart deß Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal / die vnsere Kirchen / Gott lob / lehren / glauben vnd bekennen / mit einem spöttischen hönischen namen / delitescentia̅ corporis Christi in panecoenae, ein heimliche verkriechung vnd verbergung deß Leibs Christi im Brot deß Abendmals. Vnd legen die wort S. Pauli (Daß Christus vber alle Himmel gefahren / auff daß er alles erfülle) anders nicht auß / denn allein von der erfüllung der Schrifft / daß nemlich Christus nun alle seine werck / von welcher wegen er in die Welt kommen / außgerichtet / vnd die Schrifft erfüllet habe / aber mit seinem Leibe vnd Blut / sey er nicht im Abendmal / etc. Vnd hernach in dem Gespräch / so jetzt gedachter Hoffprediger mit jhnen gantz sanfftmütig vnd freundlich gehalten / erklären sie sich / daß sie nach Luthero vnd nach der Augspurgischen Confession / vnd Sächsischen Kirchen / nicht fragen / noch jre Lehre darnach richten / sintemal sie nicht seyn Catholica Ecclesia, die allgemeine Kirche / vnd Lutherus sey ein armer Mensch gewest / der jrren könne / wie er denn darinn gejrret / daß er (wie sie fälschlich vnd mit lauterm vngrund fürgeben) ein corporalem & realem delitescentiam Christi in pane, ein leibliche warhafftige verbergung vnnd verkrichung Christi im Brot / gelehret habe / vnd keine andere beweiß seiner Lehre / denn die Papisten zu jrer Transsubstantiation, fürgebracht / als / daß die wort Christi war seyn / daß man auch nit auß oder nach der menschlicher vernunfft von diesem Geheimniß vn̅ Sacrament vrtheilen sol / vnd daß es mit Christi Leib viel anders / den̅ sonst mit eines an
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dern Menschen Leib geschaffen sey. Item / daß das woet Christi(Anno 1563.) kräfftig sey / vnd Christus sey allmächtig vnd warhafftig / etc. Solche Argument (sahen sie) seyn nur Papistisch / vnnd helffen der Transsubstantiation auff / vnd sey nicht nötig viel wesens davon zumachen / ja man solle wegen dieses gantzen streits vom Abend / mal / gar nicht vneinig seyn / noch ein theil das ander anfechten / dieweil es nur ein schlecht wortgezänck sey / von den blossen eusserlichen Elementen deß Abendmals / nemlich / nur vom Brot vnnd Wein / etc. Da auch der fromme König jnen alles guts / Herberg vnnd schutz läßt anbieten / so sie sich der reinen Lehr Christi gemäß erzeigen / vnd keine newerung mit den Ceremonien / noch ander ärgerniß anrichten / sondern sich der Kirchenordnung / so im Königreich durch Gottes gnade angericht sey / vnterwerffen wöllen (den̅ sonst könne er keines wegs / werder sie noch andere im Reich dulden) da fahen sie an viel zu zancken vnd zu disputiren / das sie nicht gedacht hetten / daß der König solches jnen solte zumuten / denn jre Lehr sey recht / vnd jre Ceremonien sol man mit den Ceremonien / so im Königreich seyn / gegen einander halten / als puriores cum impurioribus, davon sie sich auch nicht wollen lassen abwenden oder zwingen / seyn auch der zuversicht / der König werde nicht begeren / daß sie jm zu gefallen hierinn weichen / etc. Da nun das Christliche Königliche Hertz bald gesehen / was diese für gefährliche schwere Gäste weren / die in Kirchen vnd gantzem Regiment grossen schaden in kurtzen Tagen thun könten / wie denn diß Gifft / ehe mans recht gewar wirt / wo es ein wenig wind vnd lufft hat / gantze Königreich / Land / Leut / Kirchen / Schulen / vnd Häuser durchkreucht / einnimpt vnnd verderbt / hat Gott dasselbe Königliche Hertz also regieret / vnd geführt / daß er befohlen / daß solche schädliche frembde Gäste / so bald / doch mit gnaden / auß dem Königreich widerumb abreisen / vnd sich anderßwohin begeben möchten / welches auch / ob sie gleich vngedültig dazu gewesen /
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(Anno 1553.) vnd jmmer vmb fristung vnd verlängerung / entweder durch den gantzen Winter / oder auff etliche Monat oder Wochen vergeblich angehalten / endlich geschehen ist / dazu denn der König jhnen außlösung auß den Herbergen / vn̅ hundert Thaler zu einem zeerpfenning miltiglich geben lassen. Dieses hat den Johannem Laßko so hefftig verdrossen (sonderlich weil er gen Koppenhagen nicht widerumb hat reisen dürffen / allda er seine zweene Söne sampt jrem Praeceptore gehabt / welchen der König / den Winter vber zubleiben / gnädigst zugelassen) daß er hernach an den König ein sehr bitter hefftig schreiben gethan / darin̅ er setzet / daß er in offentlicher Predigt in Den̅marck sey vbel herdurch gelassen / vnd verdampt / vnd nicht so wirdig geachtet worden / daß er ein zeitlang allda bleiben / oder zu seinen Sönen widerumb kommen hette können / welches / ob ers wol dem König nicht zurechne / als der es auff andere Leut anhalten gethan / so habe doch hiedurch der König wider Gott vnd die gantze Christliche Kirche grewlich gesündiget / dieweil er jn / vnd seine Geferten so verdam̅en / außrichte̅ / vn̅ abweisen habe lassen. Er sol seine Sünde hieran begangen / erkennen / vnd Gott abbitten / vnd sich nit weiter verführen lassen. Equidem dolendum est (inquit Lasko) nomen tuum perficos & pessimos ardeliones infamari. Es sey zu erbarmen / daß der König nicht zu jhnen trette / vnd dadurch einen löblichen namen bekom̅e: quod nomen longè esset commendatissimum, nisi isti obstarent, welcher name gar herrlich würde seyn / wenn er die Gesellen / Heuchler / vn̅ Verführer (meinend) die Lutherischen Theologen vnd Rhäte) nicht hörete / sondern ein Sacramentirer würde. Sie wöllen auch den König nicht entschüldigt halten / denn seine Sünde sey zu groß wider Gott / wider den HERRN Christum / wider sein Leib vnnd Blut / wider die gantze Catholische Christliche Kirche / wider alle Christliche liebe / vnd wider sein eigen Gewissen / etc. Auß dieser summa deß gifftigen langen schreibens Johan
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nis Laßki an den frommen König / sihet der Christliche Leser / was(Anno 1553.) für ein hochtragender vermessener geist diese Leute treibt / die auch der Christlichen hohen Oberkeit nicht schonen / wenn man jhnen nicht alles zu willen thut. Sie wöllen kurtzumb kommen vnd reformiren, ohne beruff / einreissen was wol gebauwet ist / hinweg thun was jnen nicht gefellt / vnd jre träume vnd falschen wahn an die statt setzen / vnd kein gut wort dazu geben. Es hat warlich der Christliche fromme König sehr weißlich vn̅ löblich gethan / daß seine Königliche Maiestet dem grossen vbel vnd gefährlichem riß / der durch solche Gäste hette bald vervrsacht werden können zuvor kommen ist. Vnd ist von Gott zu bitten / daß dergleichen andere Christliche Potentaten auch thun. Wo es auch geschehe / würde weniger dieses giffts in Regimenten / Kirchen vnd Schulen zu spüren seyn. Auß Dennmarck sind diese frembde Gäste / eines theils zu Rostock / eines theils zu Wißmar / eines theils zu Lübeck ankommen / vn̅ an allen örtern / wie auch zu Hamburg / da sie gewest / bald angefangen vnserer Kirchenlehre vnnd Bekenntniß anzugreiffen vnd zuverwerffen / die Prediger zuverkleinern / an den Rhat jedes orts zuschreiben / vnd die Kirchen zu turbiren / darumb sie auch jmmerdar widerumb billich weg gewiesen worden. Vnd haben die Seestätte sonderliche Mandata oder Befehl wider die Zwinglianer vernewert / vnd öffentlich anschlagen lassen. Vnnd also hat Laßko mit seinen Zwinglianern keinen platz / weder in Den̅marck / noch in Nidersachsen / da er were angenommen worden / finden können. Vnd sind die Prediger in den Seestätten bestendiglich bey erkannter vnd bekannter Warheit geblieben / vnnd sich diesen geistern tapffer widersetzt / vnd durch Gottes Gnade jhre Kirchen von jhnen loß gemacht / außgenommen / was zu Bremen geschehen allda Laßko vom Alberto Hartenbergio zur Communion gelassen worden / wie hernach in der Bremischen handlung Anno 61. folgen wirt. Es hat aber dieselbige Ecclesia peregrinorum
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(Anno 1553.) (wie sie sich selbst mit solchem sonderlichem zunamen der Pilgrim / frembde oder wanderende Kirchen genennet haben) sich endlich in Ostfrießland begeben / vnd zu Embden / da Laßko zuvor auch gewest war / bey der Gräffelichen Wittwen Anna von Oldenburg / etc. Gräffin in Ostfrießland / nider gelassen / biß er im nachfolgenden Jare gen Franckfurt am Mayn kommen / vnd allda ein sonderliche Kirchen angerichtet / vnd von dannen in sein Vatterland in Polen sich begeben / vn̅ vnter wegen gen Wittenberg zum Philippo kommen / vnd endlich Anno 60. in Polen gestorben. (Joh. Vtenhouius.) Vnd hat Johannes Vtenhouius die Historiam von derselben Kirchen peregtinorum, wie es jhnen auff der Reise gegangen / außgehen lassen / da denn die Sacramentirer selbst gewündschet / daß jetzt gedachte Historia / als der sie nicht grosse ehre haben / nie nicht were ans liecht kommen. Denn viel hoher Potentaten vnd andere Obrigkeiten sich darüber hefftig geärgert haben / so fürchteten auch sich die Zwinglianer / daß demselben Exempel deß frommen Gottseligen Königs in Dennmarck vnd der löblichen Seestätte / die Nachkommen in vnsern Kirchen folgen würden / wie Lauatherus selder schreibet / vnd solches auch / wo anders eine rechte lehr durch Gottes gnade sol erhalten werden / höchlich von nöten seyn wil. Vmb diese zeit haben die Sacramentirer angefangen viel zu rhümen / daß Philippus Melanthon zu Wittenberg offt vnnd viel an sie schreibe / vnd nennete sie seine ehrwirdige liebe Brüder / vnnd gebe priuatim für sein Person heimlich zuerkennen / daß er ( Caluinas ad Philippum. ) jrer meinung vom Sacrament were / ob er gleich solches offentlich nicht bekennen wolte / darüber sie hefftig klagten Derwegen hat auch Caluinus durch Brieffe viel vnnd lange an jhme gearbeitet / daß er sich öffentlichen / außdrücklicher / vnnd deutlicher davon erklären solte / wie in deß Caluini Epistolis zu sehen. Denn er noch bey lebzeiten Doctor Lutheri Gottseliger gedächtniß An
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no 1545. an Philippum geschrieben / vnd diese wort gebrauchet:(Anno 1553.) Dum locum hunc tanquam scopulum refugis, ne in quorundam offensionem incurras, plurimos, qui aliquid certius, in quo acquiescant, abste requirunt, suspensos perplexosque relinquis. Est autem non satis honestum, eam(1553.) doctrinam, &c, ne atramento quidem consignare. &c. Das ist / weil jhr euch fürchtet / jhr möchtet etlichen nicht zu gefallen thun / so lasset jhr in dessen jhrer viel / die gerne etwas gewiß von euch haben wolten / im zweiffel hoffen vnd harren / vnd das ist nicht erbar / daß man diese Lehr / so so viel heiligen (Sacramentirer) auch mit jhrem Blut bezeuget haben / nicht wil anrühren / vnd nur mit der Dinten auffzeichnen. Item / Anno 1554. schreibt Caluinus an Philippum: Homines turbulentos à parte vestra innouantes bellum Sacramentarium, tua taciturnitate moueri boni omnes gem unt & queruntur, Daß jhr die vngelehrten vnrühigen Leute (nemlich die störrigen Lutheraner) welche bey euch wider vns sich aufflehnen / mit ewerm stillschweigen bestättiget / darüber seufftzen vnd klagen gute Leute. Wenn jhr frey bekennet / was jhr haltet / so würdet jhr jhre vngehaltene frechheit etlicher massen stillen können. An ignoras plurimos ab ambigua illa, in qua te nimis timidè contines, docendi forma dubios pendere? Wisset jhr nicht / daß jhrer viel gar in zweiffel hangen / wegen euwer zweiffelhafftigen weise zu lehren / darinne jhr euch viel zu furchtsam innehaltet? Dergleichen schreibet Caluinus / damals auch an Martyrem / vnnd klaget hefftig vber Philippum: Non sa tis est Philippo, vel quocun que tulerit hominum gratia, flexibilem mutare, vel silentio prodere veritatem, nisi cordatos DEI seruos, ad quorum imitationem potius eniti ipsum decebat, inflectere ad suam molliciem conetur, &c. Tuo exemplo praescripta est ei regula. quatenus pax fouenda sit, vt scintillam aliqua̅ virilis animi spirare aliquando discat. Es ist dem Philippo
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(Anno 1553.) (spricht Caluinus) daran nicht gnug / daß er die warheit nach der Leute gnad vnd gunst lencket / beuget / vnd durch sein stillschweigen verräht / sondern er vnterstehet sich auch / die Hertzhafftigen Diener Gottes / zu seiner weicheit zu beugen. Ihr habet jn durch ewer Exempel wol gewiesen / wie man fried suchen vnnd halten sol / auff daß doch einmal er nur ein Füncklein eines Männlichen Hertzen möchte sehen lassen. Item / er schreibt an Philippum diese hefftige wort: Tua nimia tarditas displicet mihi, isthinc migrare, mco iudicio spontè, optandum foret: statuere necesse est, quid Christo debeas, ne ingenuam veritatis professionem supprimens, ad eam opprimendam tacitum patrocinium improbis hominibus accommodes. Ewer langsamkeit die auß der weiß ist / gefellt mir nicht. Ihr solt wündschen / daß jr von Wittenberg hinweg weret. Ir müsset doch schliessen / was jr Christo schüldig seyd / damit jr nicht die redliche Bekenntniß der Warheit vnterdruckt / vn̅ mit ewerm stillschweigen de̅ bösen Leute̅ (den Lutherischen) beystandt leistet. Item: Viden dum est tibi maturè, ne tibi apud posteros dedecori sit nimia taciturnitas, &c. Quid si mors occupet? nonne vt tibi decedat omnis autoritas, fidosque abrogetur, seruiliter timidum fuisse clamabunt? Quam infamiam vt abs te exterg ere festines, non ex pluribus verbis monendus. Ihr müsset zeitlich darnach trachten / daß ewer stillschweigen / das zuviel vnd groß ist / euch bey den Nachkommen nicht zu vnehren gereiche / denn so jhr mit dem Tode vbereilet würdet / so köndte auch all ewer vnsehen / namen vn̅ glaube zu nicht werden / da man von euch schreyen würde / jr weret auß der weise zu furchtsam gewest / solcher schande werdet jr bey zeiten müssen für kommen. Ob aber gleich Caluinus solches rhümens von Philippo / vnd expostulirens mit jhme / viel vnd offtmals getrieben / vn̅ anderen auch dazu rhat vnd that gegeben / so hat sich doch Philippus one allen zweiffel seiner wort erinnert / die er an Oecolampadium
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geschrieben / daß er nemlich keine erhebliche vrsache finden könne /(Anno 1553.) die dem Gewissen / wenn man von den worten der einsetzung deß Abendmals weichen wil / gnug thun / vnd dasselbige stillen köndte. So wirt er auch seiner wort nicht vergessen haben / da er in testimonijs Patrum geschrieben hat: Was wirt geschehen in der anfechtung / wenn das Gewissen wirt disputiren / was für ein vrsache sey / daß man von der rechten bekannten meinung in der Kirchen abweichet? Als denn werden diese wort: Das ist mein Leib / Donner vnd Blitz seyn. Es hat aber Caluinus von seinem thun nicht abgelassen /(Calninus wil Philippum stäts auff seiner seiten habe̅.) sondern da er wider Westphalum geschrieben / in seiner andern defension Anno 1558. diese wort offentlich gesetzt: Si Philippus verbulo declaret, me à sua mente deflectere, protinus desistam, Wenn Philipus nur mit einem wörtlin sich vernemmen läßt / daß ich seiner meinung nicht sey / so wil ich so bald auffhören. Vnd in der letzten admonition schreibet er (folio 23.) Wenn ich er funden werde / daß ich den namen Philippi nicht recht für mich gebraucht / so wil ich mich keiner schande beschweren (nullas ignominiae notas recuso) Ich habs gesagt / vnnd sage es noch / & centies confirmo, daß Philippus in dieser sachen (vom Abendmal) nicht weiter von mir ist / als von seinem eigenen Hertzen / ob er gleich nicht allzeit frey rund herauß / wie ichs wol gewündschet / seine meinung offenbaret / vnd sich für Luthero hat fürchten müssen. Vor siebenzehen Jaren (da noch Lutherus gelebet) habe ich mit Philippo von dieser Lehre deß Sacraments geredt / vnnd habe nicht eine syllabam davon wegen mit im wechseln vnd verlieren dörffen / denn wir sind einer meinung allezeit gewesen. Haec Caluinus. Hie können wir nun nicht fürüber / sondern müssen sagen /(Philippus hette sollen sich wider Caluinum richtig erklären.) daß Philippus in alle wege hette sollen seines Glaubeus öffentliche rechenschafft geben / vnd ohne ansehen der Menschen diesem Sacramentirischen thun begegnen / vnnd widerstehen / dieweil er gese
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hen (Anno 1553.) / daß die Caluinisten nicht richtig wandelten / nach der warheit deß Euangelij (Galat. 2.) vnd daß bey den Nachkommen / wo er sein richtig Bekenntniß nicht thun vnd sich erklären würde / allerley zerrüttung in Kirchen vnd Schulen / sonderlich an denen orten / da er gelehret / vnnd groß ansehen gehabt / erfolgen müste / da denn die heimliche Sectirer sich seines namens vnd ansehens würden gebrauchen / vnd darunter das Sacramentirische Gifft / allgemehlich mit list vnd gewalt außstrewen / Kirchen vn̅ Schulen vergifften / vnd Obrigkeit vnd Vnterthanen betriegen / wie leyder allzu viel vnd mehr geschehen ist / denn man mit gedancken / vnd auch mit weinen vnd klagen erreichen / mit worten außsprechen / vn̅ mit mühe / arbeit / fleiß / trew vnd ernst / widerumb heilen vnnd ein wenig zu rechte bringen kan. Es sol je seyn / was 1. Petri 3. geschrieben stehet: Seyd allezeit bereit zur verantwortung jederman̅ / der grund fordert hoffnung / die in euch ist / vnd das mit sanfftmütigkeit vnd furcht. Vnd habt ein gut Gewissen / auff daß die / so von euch affterreden / als vom Vbelthätern / zu schanden werden / daß sie geschmähet haben ewern guten Wandel in Christo. Vnd sol das Exempel deß Propheten Elie allen treuwen Lehrern (so wol Philippo / als Luthero vnd andern Predigern) stäts für augen seyn / der erstlich zu dem König Achab sagt: Ich (der ich bey dem Munde / Wort vnd Befehl Gottes bleibe) verwirre Israel nicht / sondern du vnd deines Vatters hauß / damit / daß jr deß HERRN Gebott verlassen habt. Vnd darnach zu dem Volck saget: Wie lange hincket jhr auff beyden seiten? Ist der HERRE Gott / so wandelt jhm nach. Wöllet jhr bey Gottes Wort bleiben / so bekennets / wolt jhr aber Caluinisch werden / vnnd Gott vnd sein Wort fahren lassen / so sagets auch / etc. Aber wir wöllen nun folgends ferrner anzeigen / was vnserer Euangelischen Kirchen gemeines öffentlich Bekenntniß von dem Artickel deß Abendmals dazumal gewest / vnd Gott lob vnd danck noch sey.
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Im obgedachtem 53. Jar / ist der fromme Fürst Georg von(Anno 1553.) Anhalt seliglich im HERRN Christo entschlaffen / dessen gantze Historia seines lebens / lehrens / predigens / schreibens / ampis / vnd(Fürst Georg zu Anhalt / etc. vn̅ sein Christlich beken̅tniß vom H. Abendmal.) vieler grossen Tugenden / anderßwo gefasset vnnd gedruckt worden / dahin wir den Christlichen Leser wöllen gewiesen haben. Es sind aber seine Predigten vom Abendmal deß HERRN außgangen / welche der Christliche Leser (wie wir bitten vnnd vermanen) jhm wölle lassen befohlen seyn / vn̅ dieselbigen mit allem fleiß gantz lesen / darauß wir gleichwol allhie kürtzlich verzeichnen wölle̅ / was seine bestendige Lehre / Glaube / vnd Bekenntniß vom Abendmal deß HERRN / auch nach D. Lutheri Todt (denn er dieselbigen Predigten allererst Anno 1550. gethan / auffs Papier gebracht hat) gewesen sey. In seiner ersten Predigt wider die Sacramentirer / sagt er also: Der HERR Christus spricht nit / Das ist meines Leibs bloß zeichen oder bedeutung / So spricht er auch nicht / Hieneben solt jr mein Leib verstehen / vn̅ mit dem Glaube̅ allein geistlich geniessen / sondern das Brot / das ich euch darreiche mit leiblichem munde zu essen / das ist nu nit schlecht Brot / wie vorhin / sondern es ist wesentlich vnd warhafftig mein Leib / den ich euch mit leiblichem Munde zu essen darreiche / nemlich / Es ist allda der warhafftige natürliche Leib / der für euch gegeben / oder gebrochen wirt / derselbige natürliche ware Leib / welchen der ewige Son Gottes angenommen / vnd von der allerheiligsten / hochgelobten vn̅ reinen Jungfrawen Maria / in diese Welt geboren / vnd am Stam̅ deß heiligen Creutzes genagelt / vnd auffgeopffert / von Todten aufferstanden / vnd sitzt zur Rechten Göttlicher Maiestet / in ewiger Herrligkeit alles erfüllende / etc. Wie köndte es klärer dargegeben werden? Item / vom Wein im Kelch / sagt er: Das ist der Kelch ein new Testament in meine̅ Blut / oder eigentlicher verteutschet / mit meinem Blut / vn̅ wie die Euangelisten Mattheus vnd Marcus klärlicher außdrücken / Das ist mein Blut deß newen Testraments / das für euch vn̅
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(Anno 1553.) viele vergossen wirt zur vergebung der Sünden: Eben das Blut / welches (wie Ireneus davon redet) auß seinem waren Leibe vnd Adern geflossen. So haben wir klar auß dem Munde / vnd worten vnsers lieben HERRN Jesu Christi / daß in diesem hochwirdigen Sacrament ist / vnnd dargereichet werde / sein warhafftiger Leib / vnd sein warhafftiges Blut / vnd wirt mit leiblichem Munde gessen vnd getruncken / beyde von wirdigen vnd vnwirdigen / wie hernacher Paulus zeuget / auch zuvor im zehenden Capitel schreibet: Ist nicht der Kelch den wir segenen die gemeinschafft / oder außtheilung vnd geniessung deß Leibs Christi / vnd das Brot das wir brechen / ist es nicht die gemeinschafft / reichung vnd geniessung deß Leibs Christi / das ist / deß wir alle ingemein geniessen / etc. Da er klar anzeiget / Daß es der Leib vnd Blut Christi sey / daß vns in diesem allerheiligsten Abendmal / vnd von dem Tische deß HERRRN mitgetheilet wirt. Ja vnser HERR Christus ist selbst der Priester gegenwertig da / vnd segnet durch sein eigen Wort / das Brot vnd Wein / vnd spricht durch den Mund deß Priesters als des Dieners / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / das ist / seyn nicht deß Priesters wort (deß Leib wir nicht begeren) vnd er selbst durchs Priesters / als deß Dieners Hand / gibt vns seinen waren Leib vnd Blut zu essen / vnd zu trincken / wie vnter andern Chrysostomus lieblich davon schreibt. So ist nun dieses hochwirdige Sacrament / der ware Leib vnd Blut vnsers HERRN Jesu Christi / so in diesem allerheiligsten Abendmal / wirdigen vnd vnwirdigen / mit leiblichem Munde zu essen vnd zu trincken außgetheilet wirt. Das ist auch der eintrechtige verstand Catholicae Ecclesiae, wie das die Schrifften aller heiligen Lehrer / von der Apostel zeit an / bißher außweisen / Vnd ist der alten vn̅ newen Sacramentirer / jrrige vnd verführische Lehr / die da die ware gegenwertigkeit deß Leibes vnd Blutes Christi im Sacrament läugnen / oder es nur ein gemerck oder deutelzeichen machen / oder sonst die wort
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Christi verklügeln / vnd fürgebe̅ / der Mund esse Brot / vnd trincke(Anno 1553.) Wein / der Geist geniesse den Leib vn̅ Blut im Glauben / vnd was sie sonst auß eigener vernunfft / wider die klaren wort / vnd Catholicum consensum Ecclesiae, mit eynträchtigen / ist billich iudicio Catholicae Ecclesiae, verworffen vnd verdampt / darfür sich ein jeder Christ hüten sol / so er anders vnsers lieben HERRN Jünger seyn / vnd sich für deß HERRN Meister nicht auffwerffen / vn̅ wie der Sathan / sich vber jn setzen wil. Denn so es nur schlecht brot vnd deuteley seyn sol / were zuuerwundern / daß vnser lieber HERR Christus für seinem tode / das als ein sonderlich Testament da verordnet / vnd die lieben Euangelisten / vnnd Paulus / so einträchtiglich beschreiben / vnnd fleissig eynbilden. Was sagen sie darzu / daß Paulus hernach sagt / daß sie jnen das Gericht essen vnd trincken / darumb / daß sie den Leib deß HERRN nicht vnterscheiden? Sagt nicht / darumb / daß sie nicht vnterscheiden das heilige Brot / diß hey lige Zeichen / sondern dürre herauß den Leib deß HERREN. Wie können wir nun anders dauon gläuben vnnd reden / denn Christus dauon redet? Es hilfft nichts / daß sie sagen: Christus sey zur Rechten seines Himmelischen Vatters / darumb können sie in jren kopff nicht bringen / daß er im Sacrament sey. Das gläube ich wol / daß wir es in vnsern Kopff nicht bringen können / so wenig als alle Artickel deß Christlichen Glaubens vnd Werck Gottes. Sind wir doch nicht so klug / das wir hören / wie das Graß wächßt / verstehen wir doch nicht / wie auß einem kleinen verstorbenen Korn / das liebe Getreidig mit reichem Segen / von dem Allmächtigen vermehret wirdt. Weil wir aber gläuben / der gantze Christus / Gott vnnd Mensch / sitzet zur Rechten Göttlicher Maiestet / in gleicher Allmächtigkeit vnd vnmeßlicher gewalt / vnnd er zusaget / Matth. 18. Wo zween oder drey versamlet sind / in meinem Namen / da bin ich mitten vnter jhnen. Vnnd Math. 28. Ich bin bey euch / biß zu ende der Welt / etc. Wie wöllen wir denn nun zweiffeln / daß er nit in diesem heiligen Sacrament / das nach seinem befehl vnd ordnung / ge
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halten (Anno 1553.) / gegenwertig / vnd da lauts vn̅ krafft seiner wort / die er durch deß Priesters Mund spricht: In dem gesegneten allerheiligsten Brod vnd Kelch / sein eigen Leib vnd Blut / warhafftig außtheilet / weil er / das mit klaren hellen / deutlichen / vnleugbaren worten selber sagt / vnd sich an das Sacrament bindet / vnnd allda wil gefunden werden? O Menschliche thorheit / O Teuffelische vermessenheit / wider die Göttliche Weißheit vnd Allmächtigkeit / Es heißt: credere, non intelligere. Menschliche Vernunfft kan Gottes Werck nicht begreiffen. Item / Wer wil nu außforschen / wie das zugehet / daß vnser HERR Christus / warer Gott vn̅ Mensch / in vnzertrenlicher Per son / nun mehr vnsterblich / ewig / lebendig / zur Rechten Göttlicher Maiestet sitzende / in diesem seinem geheimniß selbs gegenwertig / im gesegneten Brodt / wie es S. Paulus nennet / seinen waren Leib mündlich zu essen / vnnd auß dem gesegneten Kelch sein Blut auch mit deinem leiblichen munde zu trincke̅ / beydes vnterschiedlich (als daß auch auß dem Euangelisten die Bäpste / Julius vnd Innocen tius / selbs bezeugen / lehren vn̅ erhalten) darreichet / vnd doch vngetheilet / vnuerzeret / vn̅ an allen örte̅ gegenwertig ist? Das ist nichts / den̅ Göttliche wirckung vnd krafft / eben auß dem / daß er zur rechte̅ Göttlicher Mayest. sitzet / vn̅ ist aller Creaturen / Englischer so wenig als Menschlicher begreifflich / als auch vnerforschlich ist / dz die drey Göttliche Personen ein vnzertrenlichs Göttlichs wesen / vnd doch der Son allein mensch worde̅. Diese hohe geheimniß sehen die liebe̅ Engel vn̅ die Heiligen im him̅el / vn̅ wir werdens durch Gött liche hülffe auch mit freuden sehen / aber nimmermehr außgründe̅ / Sondern mit grosser Hertzenlust / ewiglich zuuerwundern haben. Darumb sollen solche Disputationes vn̅ Opiniones gemieden / vnd ausser der Kirchen blieben / dauon wir auch nicht weiter reden wöllen / sondern es ist vns armen einfältigen Schäfflein Christi gnug / daß wir seine Stim̅e hören / vn̅ der gläuben / daß vnser lieber HERR Christus / im handelung dieses allerheiligsten Geheim
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niß selbs gegenwertig / daß Brot vnnd Kelch segnet / vnnd in demselben(Anno 1553.) gesegneten Brodt seinen Leib zu essen / vnd auß dem gesegneten Kelch sein Blut zu trincken gibt / vnd also das gesegnete Brodt / sein Leib / der für vns gegeben / der gesegnete wein im Kelch sein war hafftiges blut für vnsere Sünde vergossen ist / wie seine eigene wort lauten. Vnd da wir bey denen bleiben / vn̅ jn die ehre geben / daß wir es nicht verstehen / wie es zugehet / vnnd in dem vnser Vernunfft zu rück setzen / wirdt alle vnnötige Disputation abgeschnitten / denn so wir vns gleich zurissen / würden wir nicht anders / höhers / tieffers / weiters / breiters / wenigers oder engers darauß machen / den̅ vnsers HERRN Christi Wort geben / vnd was deß jmmermehr erdacht / so sein vnd bleiben es doch für vnd nach Opiniones vnd Irrthum̅ / doch so viel fehrlicher / als ferrn die vom wort gezogen. In der andern Predigt setzet der thewre Fürst Georg zu Anhalt von der leiblichen vnnd geistlichen niessung dieser Wort: Diß ist die Sum̅a / daß diß heilige Testament vom Abendmal von vnserm HERREN Christo eyngesetzt ist / zu seinem gedächtniß / daß wir in geniessung desselben vns erinnern sollen / daß er denselben seinen Leib / den wir mit vnserm Munde essen / für vns gegeben / vnnd auffgeopffert / vnnd sein thewres But / das wir auß dem Kelch mit vnserm munde trincken / zu vergebung vnser sünde / vergossen hat / durch welches gedächtniß / vnd erinnerung seines Tods / vnd einigen Sühnopffers am Creutz für vns gethan / vnser Glaub gestärcket vnd versichert wird / daß wir one zweiffel gewiß seyn / daß auch für mich vnd dich / derselbe Leib geopffert / dasselbig Blut für mich vnd dich vergossen / zu abwaschung meiner vnd deiner sünde / ja eines jeden in sonderheit / der es gläubet / den̅ wer es gläubet / dem wirt es also auch widerfahren / wie die wort lauten (für euch gegeben / vn̅ für euch vergossen) durch welche̅ glauben wir allein der vergebung der Sünden vnd ewigen Lebens vergewissert werden. Vnd derselbige Glaube ist die geistliche Niessung deß Leibs vnd Bluts Christi / dauon der HERR Johan. 6. redet / ohn welche
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(Anno 1553.) geistliche niessung die Sacramentliche vnnd leibliche niessung / nit allein vnfruchtbar / Sondern auch schädlich / aber die geistliche nies sung / so allzeit in vnsern hertzen seyn sol / wird durch die leibliche vn̅ Sacramentliche gestärckee vnd erhalten. Vnnd von diesen beyden niessungen / setzet der heilige Gregorius in Homil. Paschali einen schönen Spruch / vnd wirt repetirt / De Cons. Distinct. 2. in C. Quid sit sanguis agni, non iam audiendo, sed bibendo dedi cistis, qui sanguis super vtrunque postem ponitur, quando no̅ solùm ore corporis, sed etiam ore cordis hauritur: Das ist / Ihr habt nicht allein auß dem gehör deß Göttlichen Worts gelernet / sondern habt es auch selbst gekost / was das Läm̅lein blut sey / (wie lieblich vnd kräfftig) vnd solches wirt recht auff beyden Poste̅ gestrichen / wenn es nicht allein mit dem leiblichen Munde / Sondern auch mit dem Munde deß hertzens / getruncken wirdt. Solche beyde leibliche vnnd geistliche Niessung zusammen / sind das aller tröstlichste Abendmal / da vns auch das pretium redemptionis vnnd Lößgelt selbst / damit wir von Sünden vnd ewigem Tode erlediget / nemlich / der ware Leib vnnd Blut deß HERRN / zum gewissen pfand vnd versicherung / zu essen vnnd zu trincken / gegeben wirt / daß / wie wir mit leiblichem Munde den Leib essen / vnnd das Blut deß HERREN auß dem Kelch trincken / daß wir auch also ge wiß seyn / daß der Leib vnd dasselb Blut / die Bezahlung vnd Opffer sey / dadurch Gottes zorn auffgehoben / versühnet / vnnd wir zu Gnaden angenommen / vnd wir Kinder der ewigen Seligkeit geworden. O wer kan diese vnaußsprechliche liebe gnugsam bedencken / schweig dauon reden / singen vnd sagen? In der vierdten Predigt redet er auch von eusserlicher Ehrerbietung deß Sacraments also: Wo man gewißlich gläubet / daß vnser HERR Jesus Christus / warer Gott vnd Mensch / zur Rech ten deß Himmelischen Vatters sitzend / selber vnser Ertzhirt vnnd hoher Bischoff / vnser Seelen leibhafftig / gegenwertig / vnd in diesem allerheiligsten / höchsten vnd wünderlichsten Geheimniß / selbst
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seinen natürlichen Leib / den er für vns gegeben / vnnd sein theuwres(Anno 1553.) Blut / so er zur vergebung vnser Sünde vergossen / durch deß Die ners Hände vns zu essen / vnnd zu trincken darreichet / wie das seine klare vnd vnwidersprechliche wort bezeugen. So muß warlich das Hertz auch herauß brechen / vnnd sich eusserlich zu erkennen geben. Wo es aber nicht geschicht / oder solche eusserliche Reuerentz wissentlich vnd freuentlich auß verachtung / vnterlassen wirdt / ists ein gewisses Warzeichen / daß es im hertzen nicht ist / etc. Vnd abermal: Wir wöllen nichts zu thun haben mit denen / welche die ware gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts vnsers HERREN Jesu Christi im hochwirdigen Sacrament / vermeßlich vn̅ freuentlich / wider vnsers HERRN Jesu Christi klare vnd vnwider sprechliche Wort verleugnen / oder sonst vnsers lieben HERREN Wort vberklügeln / vnd jhres gefallens beugen / vnd glossiren / vnd die rechte Hand Göttlicher Mayestet verkürtzen / vnnd an einen sonderlichen ort binden wollen / vn̅ alsdenn auß dem grundeschliessen / daß Christus im Sacrament nicht sein köndt / vnnd derhalben das hochwirdige Sacrament / ja Christum im Sacrament anzubetten / für ein Abgötterey halten / etc. Dieselben zwar sollen vnd können es mit gutem Gewissen nicht handeln vnnd gebrauchen / dieweil sie die Wort Christi auff andern verstandt ziehen / denn sie lauten / vnd nicht gläuben / daß all da Christus gegenwertig sey. So zeiget S. Paulus / was nit auß dem glauben gehet / daß es Sünde ist. Vnd were in solchem zweiffel die anbettung doppelt Sünde. Erstlich / darumb / daß sie den Worten Christi nicht gläuben. Zum andern auch / daß sie ausser vnd wider jren Glauben geschehe. Wir wöllen jnen aber warhafftige bekehrung von hertzen wünschen / vnd gleichwol jrem verkehrten Sinne vnnd Irrthumb / wie wir können / widersprechen / vnnd männiglich trewlich dar für verwarnen. Vnd mögen zu jhnen wol das sagen / welches auch vnser lieber HERR Christus zu den Saduceern sagte / Marc. 12. Ists nicht also / jhr jrret? darumb / daß jhr
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(Anno 1553.) nichts wisset von der Schrifft / noch von der Krafft Gottes? Denn eben darumb gläuben wir / das Christi leib vnd blut warhafftig im Sacrament ist / daß solches die Schrifft saget. Eben auß der Göttlichen Krafft ist Christus im Sacrament gegenwertig / darumb / daß er zur Rechte̅ Gottes deß allmächtigen Vatters sitzet / welcher so er allenthalben nach seiner Göttlichen Allmächtigkeit ist / solte er denn auch nicht seyn / da er sich nach seiner einsetzung leibhafftig an sein H. Sacrament gebunden hat / vnd eben der vrsach halben / daß vnser lieber HERR Christus zur Rechten deß Allmächtigen Vatters sitzet / so ehren / anruffen vnnd anbetten wir jhn auch / als die Schrifft gebeut / daß wir jn sollen an allen orten anbetten / vnd wie Sanct Paulus vermanet / zu jhm heilige Hände / ohne zorn vnnd zweiffel / auffheben / warumb solten wir denn das nicht thun bey der handelung seines Worts vnd Sacraments / daran er sich selbs gebunden / vnd allda leibhafftig gegenwertig ist? Darumb seinds nur eitel blasphemiae, daß solche Leute fürgeben / wider deß HERRN Wort / vnd kommen von dem Meister her / der auch zu vnsern ersten Eltern im Paradeiß sagte: Ir werdet nit sterben / sondern solt sein wie Götter. Da doch der HERR sagt / Wenn sie essen würden vom verbottenen Baum / daß sie deß ewigen todes sterben solte̅ / etc. Item / ob wol vnser lieber HERR Jesus Christus sein H. Abendtmal / nit deß anschawens oder anbettens halben eingesetzt / den noch ist nicht zuuerbieten / noch zuuil / oder für Abgöttisch zuschetze̅ / sondern viel mehr billich vnd recht / da diß H. Abendmal / nach eynsetzung vnsers lieben HERREN Jesu Christi / gehalten wird / daß man darbey sey mit aller andacht vnd ehrerbietung / vnnd vnsern HERRN Jesum Christum / waren Gott vnd Menschen / daselbs anbette / der in diesem Hochwirdigen Sacrament / nit allein nach seiner Göttlichen Allmächtigkeit / vnnd Geistlicher weise / sondern auch leibhafftig / warhafftig vnnd wesentlich / doch vnsichtbarlich gegenwertig ist / als der zur Rechten Göttlicher Maiestat sitzet / vn̅ von Gott erhöhet / vnd einen Namen erlanget / der vber alle namen
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ist / daß in dem namen Jesu sich beugen sollen aller der Knie / die im(Anno 1544.) Himmel vnd auff Erden / vnd vnter der Erden seind / vnd alle zungen bekennen sollen / daß Ihesus Christus der HERR sey zu der ehre(Philip. 2.) Gottes deß Vatters. Item / Wir müssen hierinn richten / nicht nach dem / das die Augen vnd eusserliche Sinne greiffen vnd anzeygen / sondern was der Glaube auff Gottes Wort gegründet / vns lehret. Die Augen sehen Brodt vnd Wein / alle eusserliche sin̅e zeugen nichts anders / der Glaub aber erkennet warhafftig gegenwertig den HERREN Christum / der seinen Leib vnd Blut selbs in diesem allerheyligsten geheimniß darreicht. Derselbe HERR Christus vnter dem Sacra ment gegenwertig / doch vnsichtbar / verdeckt vnd verborgen / wirdt allhie von Gläubigen angebetet / nicht das Element deß Brodts / oder eusserliche gestalt. In der ersten Predigt von den falschen Prophete̅ / predigt der Gottselige Fürst also: Ferrner hastu zu schliessen / daß die Sacramentschwermer grewliche Gottslästerliche Verführer sind / welche das allerheiligste Abendtmal vnsers HERREN Jesu Christi (darinnen vns vnser einiger Hoherpriester vnd trewer Hirte vnser Seelen / seinen waren leib / den er für vns am stam̅ deß H. Creutzes auffgeopffert / mit leiblichem munde zu essen / sein tewres blut / so zu vergebung vnser sünde vergossen / auß dem Kelch zu trincken / zum gedächtniß seines Todes / vnd stärckung vnsers glaubens / selbs gegenwertig / durch deß Dieners hand / krafft seines Göttliche̅ worts / vnter den Elementen / brodts vnd weins darreicht) gering vnd verächtlich halten / irreuerenter, on jn̅erliche vnd eusserliche ehrerbie tung handeln / darüber die ware / wesentliche / leibhafftige gegenwer tigkeit vnsers HErrn Jesu Christi in diesem hochwirdige̅ sacrament wider die klaren wort Christi / verleugne̅ / auch wider die offentliche wort S. Pauli / dz beide wirdige vn̅ vnwirdige mit leiblichem mun de seines leibs vn̅ bluts geniessen / freuentlich verneine̅ / sondern auß dem brot vn̅ wein nur ein leeres deutelzeichen mache̅ / vn̅ auß eigene̅
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(Anno 1553.) gedancken allein auff die geniessung / so im Geist geschicht / zichen wollen. Vnd solche verführische Lehre sey verflucht. Anathema sit, Maran atha? denn sie streitet wider den Artickel von CHristo Jesu / verkehrt sein Wort / zweiffelt an seiner Göttlichen Allmächtigkeit vnd höhesten Weißheit / der / was er redet / auch zuthun vermag / vnnd erkennet in seinem Göttlichen allerweisesten Raht / war umb er es also verordnet. Streitet auch wider den Artickel vom H. Geist / auß welches eyngeben die heiligen Euangelisten vn̅ Sanct Paulus eynhelliglich geschrieben / vnnd einträchtiglich deß HERREN Wort erzehlet / da der HERR spricht: Nemet / esset / das ist mein Leib / nemet trincket / das ist mein Blut / etc. (1. Cor. 11.) Vnd der H. Paulus ferrner anzeiget / daß / wer da vnwirdig jsset vnd trincket / daß er jm esse vnnd trincke das Gericht / darumb / daß er den Leib deß HERRN nicht vnterscheidet. Streitet auch wider den Artickel von der H. Christlichen Kirchen / welche nicht auß eigenem gutdüncken / sondern deß HERRN klaren Worten / je vnd allwege das gesegnete Brodt im Kelch / für deß HERRN waren Leibs vnd Bluts participation gemeinschafft vnd außtheilung eynhelliglich gegläubet / gehalten / vnnd mit aller ehrerbietung vnd dancksagung / gebraucht hat. (1. Cor. 10.) Sie streitet auch wider den Artickel / von vergebung vnser Sünde / zu welches versicherung vns vnser lieber HERR Ihesus Christus sein aller thewrestes höhestes Pfandt / seinen eigenen Leib vnd thewres Blut / nemlich / das warhafftige preciu̅ redem ptionis nostrae, das ist das Opffer / dardurch er vns versühnet vn̅ erlöset / zu stärckung vnsers glaubens eingesetzet. Streitet auch wider den Artickel von der aufferstehung deß Fleisches / vnnd ewigem Leben / denn diese Gläubige geniessen deß Hochwirdigen Sacraments / welchs ein gewiß gezeugniß vn̅ Pfand ist / daß Christus war hafftig in vns wohnet / vnd kräfftig ist / vnd daß er vns so nahe zuge (Deur. 4. Ephes. 5.) than / vnnd wir jme auch als ein Gliedmaß / leibhafftig vereiniget werden / daß wir fleisch von seinem Fleisch / vnd gebein von seinen
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gebeinen sind / vnnd wie Cyrillus davon redet / durch gläubige Geniessung(Anno 1553.) deß Leibs vnd Bluts Christi im Sacrament ein ding mit jhm werden / als da ein weich Wachs mit dem andern vermenget /( Cyrillus in Ioan. cap. 15. Hilar. lib. 8. de Trinit. Irenae. lib. 4. cap. 34. Gelasius de duabus naturis in Chri sto. ) ein klumpen wird / dardurch auch der hochberühmbter Lehrer Ireneus mit diesen lieblichen Worten die aufferstehung der Todten bekräfftiget / daß vnmöglich sey / daß derer Leibe verwesen sollen / welche von dem Leib vnnd Blut Christi ernehret sind. Denn wie auch Gelasius zeuget / werden wir auch durch die empfahung deß Leibs vnd Bluts Christi seiner Göttlichen Natur theilhafftig / wel ches werden vnnd thewren Schatzes diese Schwermer vns berauben / vnd an deß stett blosse geniessung schlechts Brots vnd Weins setzen wollen / welch ein Sacrilegium vn̅ Gottes raub solches sey / vermag niemands außzusprechen / darumb hütet euch für jnen. Diese Wort deß thewren treffliche̅ Predigers / wie sich auch König Salomon nennet / Fürst Georgen von Anhalt / haben wir allhie nicht verstümmelt / sondern gantz setzen wollen zum ewigen zeugniß der Lehre / die vom Sacrament in dieser Landen Kirchen / auch nach D. Lutheri Todt / Anno 1553. gewest / wie auch eben in demselben glauben vnd bekenntniß vom Abendmal deß HERRN /(Fürst Wolff gang zu Anhalt / etc.) der from̅e Fürst Wolffgang zu Anhalt / An̅o 1566. den 23. Martij sein selige̅ abschied auß diesem zeitliche̅ Elend / in seinen hochlöbliche̅ Alter genommen hat. Welcher auch der ersten einer gewest / der zu Augspurg mit vnd neben den andern Ständen / so sich zur Confession / dem Keyser / Anno 1530. vbergeben / bekannt haben / sich derselben mit vnterschrieben / vnd dazu gesagt / Er habe manchen schönen ritt andern zu gefallen gethan / warumb er denn nicht / wenn es von nöten were / seinen HERREN vnd Erlöser Christo Ihesu / zu gehorsamen vnd zu ehren / auch seine Pferde satteln / vnd mit darsetzung seines Leibs vnnd Lebens zu dem ewigen Ehrenkräntzlein im Himmelischen Leben eylen solte? Er ist auch (wie in der außgegan genen Historia seines Lebens mit diesen worten beschrieben wirdt) ohn alle wanckelmütigkeit / allezeit beständiglich bey seiner einmal
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(Anno 1553.) gethanen / vnd vnterschriebenen Confession geblieben / vn̅ deß Mahomets vnd Bapsts lästerungen / allen Rotten vnnd Corruptelen / der thewren heiligen Lehre Lutheri / vnnd dem gantzen hauffen der Sacramentsfeinde vnd Lästerer / von waren hertzen grundt feindt gewesen / vnd blieben / biß in sein Gruben hineyn. Hat offtmals zu seinen Predicanten pflegen zu sagen / er wolte lieber einem dafür die Stieffel außwischen / vnd sich Land vnd Leute verzeihen / vnd an einem Stecken daruon gehen / denn daß er solt ein ander Lehre dulden oder annemmen. Vnd da er bald zu seinem abschied hat greiffen sol len / nach dem er ein groß alter erreichet (wie er denn alle Protestierende Chur. vnd Fürsten / so beneben jme Anno 30. die Augspurgische Confession vnterschrieben / vberlebt hat / außgenommen den Landgraffen zu Hessen) hat er offtmals das hochwirdige Sacrament empfangen / vnd gesagt: Ach mein lieber JESVS / bleibe nun bey mir vnnd in mir / ich wil dich bekennen / vnd bey dir bleiben todt vnd lebendig. Hat auch Gott gebetten / er wolte treuwe Lehrer geben / wie er denn dermal eines bald für seinem ende / da er seinen Kirchbaw besichtiget / sehnlich gesagt / Ich wil / ob Gott wil / diesen Vogelbawr vollendt bauwen helffen / ehe denn ich sterbe. Der Allmächtige Gott wölle hernach gute Sangvögel darein bescheeren / (welche / nemlich den schönen Engelgesang / dadurch Christus vn̅ sein wort gepreiset wirt / führen / vnd mit keinem Wolffsheulen die arme Kirchen betrüben / wie leyder etlicher Wolfisch geschrey / vnd greßlich prüllen / vnd immodesta vociferatio, zu grossem nachtheil vnnd ärgerniß der zarten Kirchen / thut vnd bezeuget / welches wir Gott dem HERREN zu vrtheilen / befehlen müssen / der seine Kirch vnd Warheit für solchen Wölffen vnd Böcken / wol schützen vnd erhalten wird) wie aber Hochgedachter frommer Heldt / Fürst Wolffgang zu Anhalt / bey der einmal vbergebenen Augspurgischen Confession geblieben / vnd sonst von keiner andern hat wissen wollen / daruon wirdt hernach Anno 61. meldung vnnd bericht geschehen.
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Anno 1554. vnd 55.
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(Anno 1554. & 55.) Es hat der thewre Fürst / Georg zu Anhajt / in seinen Predig ten vom heiligen Abendmal (davon im vorigen Jar geredt worde̅) auch Philippi Melanth gedacht / vnnd jhn wider die Sacramentschwermer angezogen / wie seine wort lauten: Auch hat (spricht er) D. Philippus Melanthon / die Sprüche der Vätter / so Oecolam padius wider das Sacrament hat deuten wollen / gar stattlich verlegt / darumb die vngütlich thun / die anders dauon reden. Vnd hat damals Philippus nicht allein noch gelobet / vnnd jme die Predigten deß frommen Fürsten / wolgefallen lassen / vnnd jm darfür gedanckt / sondern weil er diesen Herren vberlebet / hat er ein offentlich zeugniß allen seinen Schrifften gegeben / daß seine lehre richtig vnd rein sey / von allen Artickeln deß Christlichen glau bens / vnd sey gemeß der lehr vnd bekenntniß D. Lutheri. Den̅ also(Philippus lobet Fürst George̅ lehr vnd beken̅tniß.) schreibet Philippus in der Vorrede deß sibenden Wittenbergische̅ teutschen Theils der Bücher Lutheri. Es ist nützlich vnd tröstlich jetzt / vn̅ auch bey den Nachkommen zu wissen / welche ehrliche / gelehrte / hohe / weitberühmbte Män̅er (Lutherus vnd Fürst Georg) in gleicher bekenntniß Christlicher warheit / vnd allzeit einträchtig geblieben sind / etc. Vn̅ diese meldung dienet zu stärckung in rechter Lehr vnd rechtem Glauben / etc. Fürst Georg hat etliche sehr nützliche Schrifften lassen außgehen / darin̅ er seine Confession Gott zu ehren / vnd vielen zur stärckung / an das Liecht geben / etc. Vnd diese lehr vnd beken̅tniß dieses löblichen Herrn / Fürst Georgen zu Anhalt / etc. stimmet gleich mit der lehr deß Ehrwirdigen Herrn Doct. Martini Lutheri. Vnnd werden dardurch viel gestärcket / dieweil er dieser Lehre zeugniß geben hat / so lang er gelebet hat / vn̅ ist darin̅ beständig blieben / in man cherley verfolgung / vn̅ geben zugleich viel Christliche hertzen zeugniß / dz diese Lehr der warhafftige Göttliche trost sey / welche durch dieses Fürsten regierung / predigten vnd schrifften / zu erken̅tniß der
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(Anno 1553.) Warheit kommen sind / etc. Seine trewe arbeit in der Lehre vnd regierung / ist ein öffentlich zeugniß gewest seines rechten Glaubens / etc. Vnd auß seinen Christlichen Schrifften vnnd Predigten / kan man Trost schöpffen / etc. Es schreibt auch Philippus / Anno 55. in der Vorrede vber die Predigten deß Hochgedachten Fürstens diese Wort: Dieser Herr hat durch Gottes Gnade / Christlicher Lehre einen rechten gründtlichen Verstandt in allen Artickeln gehabt / vnnd hat darzu diese Göttliche Gaaben gehabt / daß er seinen Verstandt recht / klar vnd ordentlich hat reden vnd schreiben können / vnd ist dazu ein grosser fleiß in jm gewesen / in allen sachen / fürnemlich aber Christliche Lehr / grund / vnd alle großwichtige Streit / die in Christlichen Kirchen zu allen zeiten fürgefallen sind / vnd der rechten Lehrer vrtheil zu wissen / vnd reine Lehr deutlich zu erklären. Dieses alles dienet nicht allein zu vnterweisung der Nachkommenden / Sondern auch zum zeugniß / denn es werden täglich neuwe opinion vnd streit erreget / daruon die Gottsförchtigen gern zeugniß der vorigen Lehr er haben wollen / etc. Vn̅ werden die Nach kommen / durch die jetzigen Schriffte̅ solcher Männer / derer Lehr vnd leben in den Christlichen Kirchen vnsträfflich gewesen ist / gestärckt werden / laut deß Spruchs: Vnd du / so du bekehret bist / solt du deinen Bruder stärcken / etc. So hat der Ehrwirdige Herr D. Martinus Luth. deßgleichen alle Gottsfürchtige / verständige / in vnser Kirche̅ von der Lehr (Fürst Georgens von Anhalt / etc.) zeug niß geben / daß sie Christlich vnd rein sey. Vnd were zu wünschen / daß vns die vorige zeit nach den Aposteln / solche reine Bücher gelassen hette / etc. Auß diesen worten Philippi ist nu männiglichen offenbar / daß er die Lehre / so Fürst Georg in seinen Predigten vom Abendtmal deß HERREN / wider die Papisten / Sacramentirer vnnd Schwermer geführet / vnnd öffentlich bekennet hat / jhme gefallen lassen / für richtig vnd rein gelobet / vnd auch den Nachkom̅en commendiret hat.
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Deßgleichen hat Philippus / Anno 54. auff beger deß Hertzogen(Anno 1553.) zu Mechelburg / vnd jrer Theologen / die Mechelburgische Kirchenordnung gestellet / vnnd in der Vorrede diese Wort selber gesetzt: Es ist durch diese Schrifft nichts anders gemeinet / den̅ daß(Mechelburgische Kirch enordnung.) die einige / ewige / warhafftige Lehre deß Euangelij / rein geprediget sol werden / die Gott gnädiglich / durch seinen Son Ihesum Christum / geoffenbaret hat / vn̅ die in der Propheten vn̅ Apostel schrifft gefasset ist / vnd in dem verstande / der in den Symbolis / Apostolico / Niceno vn̅ Athanasij / außgedruckt ist / mit welchem gleich stim men Lutheri Catechismus vnd Confessio / vn̅ die Confessio / die der Keyserlichen Mayestet im Reichßtag zu Augspurg Anno 1530. vberantwort ist / vnd wie diese Lehr durch Gottes Gnade einträchtiglich in den Kirche̅ dieser Sächsischen Land / als zu Lübeck / Ham burg / Lüneburg / vn̅ andern dergleichen geprediget wirt. Mit welchen wir Gott zu ehren / vnd zu vieler Menschen Seligkeit begeren eynträchtigkeit zu halte̅ / wie auch diese genan̅te Kirchen die Bäpstliche Abgötterey / Mißbräuche / vnnd andere Irrthumb / die dem Euangelio widerwertig sind / straffen / verbieten vnd abthun. Im Examine jetztgedachter Kirchenordnung / setzt Philippus diese Frag: Was wird im Abendmal deß HERREN Christi außgetheilet vnd empfangen? Antwort: Warer Leib vnd Blut deß HERRN Jesu Christi / etc. In demselbigen 54. jar / hat Philippus an Eustachium von(Adoratiovn̅ ehrerbietu̅g deß Sacraments.) Schlieben / eines Pfarrhers halbe̅ / der die Adorationem / oder ehrerbietung deß Sacraments / nicht leiden wolte / geschrieben vnd gerahten / daß man denselbigen Pastorn im Ampt nicht dulden / sondern absetzen solle / wenn er die ehrerbietung darumb straffe / als ob der HERR Christus mit seinem Leib vnd Blut nicht selbst im Abendmal gegenwertig sey. Ferrner hat Anno 1555. im Christmonat / Doctor Erhardus(D. Erhard Schnepffius.) Schnepffius (welcher darbey gewest / da die Augspurgische Confession mit gesampten Raht / bewogen vnd vbergeben worden /
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(Anno 1554. & 55.) denn auch Philippus damals an Lutherum / wegen seiner richtigkeit vnnd beständigkeit in der waren Lehr deß heiligen Abendmals gelobet / vn̅ fleissig commendiret hat) sein Confession vom heylige̅ Nachtmal deß HERRN geschrieben / vnd bald drauff drucken lassen / dieser vrsach halben / die er selbs erzehlet / denn die Sacramentirer fiengen an die Augspurgische Confession zum Schanddeckel jrer Schwermerey zu mißbrauchen / als weren sie eben auch der leh re vn̅ deß glaubens / vnd beken̅tniß vom Abendmal / da doch stracks das Widerspiel jnen von D. Schnepffio gezeiget / vnd sie jres nich tigen fürgebens vnd jrrthumbs vberwiesen würden. Vnd hat D. Schnepf. solche seine Confession dediciret oder zugeschrieben den 3. Hertzogen zu Sachsen / gebrüdern / vnd solchs darum̅ / dieweil eben zur selben zeit die Sacramentschwermer mit newe̅ practicken vm̅giengen (vnd wie Caluinus in einer Epistel geschrieben) vt aulas Germanicas sibi conciliarent, daß sie Fürstenhöfe im Teuschland jhnen möchten gewogen machen / etliche jhre Bücher vnsern Christlichen Obrigkeiten öffentlich zuschreiben / vnd zuschicken / in (Caluitri vngehewer sch rifft in Genes. vnnütz vn̅ Jüdisch.) massen jetzt erwendter Caluinus sein Comment in Genesin den Hertzogen zu Sachsen (die jhm solch Buch / darein viel vngereum tes bald im anfang in der Außlegung der ersten verheissung gestanden / welche er fürnemlich nicht vom HERRN Christo / sonder nur von der Schlangen art wider ein jeden Menschen wolte verstande̅ haben / als ein vnnütz gewäsch / widerum̅ heim geschickt / vnd allein (Calutnisten wollen die grossen Potentaten ein nemmen / vn̅ mit jhrem Gifft beschmeissen.) den Botten gelohnet) vnd die Acta Apostolorum dem König zu Dennmarck / wie auch Bullingerus sein Buch de gratia Dei, auch dem König dediciret hatte / auff daß weit abgelegene Länder / vnd sonderlich die Nachkommen darauß nemmen vnd schliessen möchten / als were die Christliche Obrigkeit vnd die reine Kirchen dieser örter / zu der zeit den Sacramentirischen Irrthumb auch verwand vnd zugethan gewesen.
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Anno 1556.
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(Anno 1556.) Im anfang Anno 56. Ist Petrus Goniundzy oder Conyza Lituanus / gen Wittenberg kom̅en / dahin er vom Fürsten Razeuil(Conyza.) zu Philippo vn̅ den andern Theologen abgefertiget / weil er ein neuwe Lehr fürgabe / daß er allda solte gehöret werden / vnd rechenschafft geben seiner bekenntniß / die er in eim grossen Buch von jm geschrieben / mit sich brachte. Vnd weil damals zu Wittenberg vil Polen studierten / vnter welchen Herr Stanislaus Coniespoltßki /(Christoph. Threcius Polonus.) ein Preceptore̅ Christophorum Threcium hette (der hernach grosse kundschafft mit dem Beza gehabt / wie seine Epistel in Truck gegeben / außweisen) hat dieser Threcius Petrum Conyzam erstlich zum Selneccero gebracht / vnnd jn gebetten / weil er etliche sonderliche werbung an Philippum hette / jhne zum Herrn Philippo zuführen / welchs denn auch geschehen. Da nun Philippus die Brieff gelesen / vnnd das Buch / dieweil M. Selneccero gegeben / daß ers durchlesen / vnd was vngefehrlich darinnen were / sehen vnd anzeygen solte / ist so bald befunden worden / daß Conyza ein lauter Arria ner vnnd Antitrinitarius were / der in seinem Buch all communi cationem idiomatum, leugnete / verachte vnd verlachete / vnnd Christum für ein blossen Menschen / vnnd gemachten Gott hielte. Solchs hat M. Selneccerus den Herrn Philippo angezeigt vnd gewiesen. Daruff Philippus den Gottslästerer von sich heissen weggehen / vnd jhne weder sehen noch hören wollen / sondern auch / weil er ja begeret / daß er offentlich möchte disputieren / sonderlich dauon / daß die Communicatio weder Physica noch Dialectica / vnnd derwegen gar nichts were / zur Statt hinauß weisen wollen / wo er endtlich nicht selbs sich wider dauon gemacht hette / vnnd sich nach Franckfort an der Oder begeben / allda er auch nicht lang hat bleiben dörffen. Vnnd ist solches der vrsachen halben zumercken / auff daß man wisse / woher erstlich das leydige gedicht de Physica & Diale
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ctica (Anno 1556.) communicatione, dauon nachmals von etlichen vnruhigen Lduten mehr ist disputirt worden / entstande̅ sey. Vnd weil damals auch die Dialogi Theodoreti auß Rom ankommen / vnnd darauß die Dia lectica vnnd verbalis communicatio, gesogen / vnnd von etlichen zu Wittenberg in priuatis disputationibus, hefftig getrieben ward / haben die andern / so bey rechter reiner Lehre geblieden / solche verbalitatem widerfochten / vnd dagegen die ware / veram seu realem communicationem gesetzt / mit gutem grund Gottes Worts / vertheidigt vnd erhalten. Es hat auch eodem anno neben vn̅ mit Bernhardino Ochino ( Caluinus contra Vuestphalune. ) Arriano / (von welchem wir oben bericht gethan) Caluinus wider Westphalum / Prediger zu Hamburg / geschrieben / vnd seine andere Defension außgehen lassen / vnnd dieselbige namhafftig den Dienern deß Euangelij in den Nidersächsischen Kirchen / vnd andern frommen Christen daselbst zugeschrieben / vn̅ seine wort also formieret / als ob er die gantze Sache / zu jhrem Endvrtheil vnnd erken̅tniß stellen / sich auch erbotten / was für eine weise zur reconciliation vnnd vergleichung / von jnen gewiesen / vnd fürgenommen würde / daß er denselben Fürschlag folgen wolle / Vn̅ hat Caluinus in demselben Büchlein ein sonderlichen griff gebraucht / nemlich / weil Lutherus nachgibt / daß es nit praedicatio identica sey / wen̅ Christus von dem Brodt deß Abendtmals spricht / (Das ist mein Leib) darumb müsse Westphalus bekennen / daß ein Tropus in die sen worten nicht könne noch solle vmbgangen oder geleugnet werden / denn so mit / vnter / in / oder durch das Brodt / der Leib Christi gegeben wirdt / so muß ja ein Figura gesetzt vnd zugelassen werden / Sintemal das Brodt nicht selbs natürlich der Leib ist / sondern den Leib in / vnd mit sich hat / Aber diß ist alles deutlich vnnd außführlich erkläret von Doctor Luthero selbst in seiner grossen Bekenntniß in einem sonderlichen Tractat de praedicatione Identica, da es der Christliche Leser selbs finden kan. Auff solche vermessenheit Caluini / haben die Prediger in den
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Nidersächsischen Kirchen / sich schrifftlich also vnd dahin erkläre /(Anno 1556.) daß sie es in / vnd mit jhren Kirchen in keinem weg hielten mit der Caluinischen meinung vom Abendmal / sondern daß sie bey der(Nidersächsische Kirchen wider Caluini schwaim vn̅ lästerung.) Lehr vnnd Bekenntniß / welche die Kirchen der Protestierenden Stände / mit vnd neben Luthero bey seinem leben auß vn̅ nach den einfeltigen klaren worten der einsetzung / allweg einhellig wider die Zwinglianer geführet / vnd öffentlich one schew dargethan / durch Gottes Gnade bestendig verharren wolten / darumb sie auch die gründe derselbigen Lehre kürtzlich widerholet. Vnd deß Caluini Gegen Argumenta refutiret / vnd widerleget / vnd jhm vnd andern Sacramentirern / also vnd damit auff seine dedicationegeantwortet haben / wie dieselbigen Confessiones nachmals Anno 1557. in ein Buch zusammen getruckt worden sind. In diesem Jar hat Westphalus auch trucken lassen etliche(Westphalus.) zeugniß Philippi / auß seinen eigenen schrifften vn̅ Actis gezogen / damit er beweiset / daß Philippus biß daher nicht Zwinglisch oder Sacramentirisch gewest / nach sich zu derselbigen meinung gehalten / oder bekennet habe. Es ist auch hie wol zu mercken / wie vmb diese zeit die Caluinisten(Caluinisten mit worten anders / den̅ im sinn / vn̅ in der that.) sich gar schmeidich mit sonderlichem list erzeiget / daß auch offt viel guthertzigen Leyen gemeinet / sie weren mit vnserer Kirchenlehre vnd Bekenntniß vom Abendmal einig vnd gar fromb / dagegen aber mit was fürsichtigem eyfer die Theologen vnd reine Prediger / der Stände der Augspurgischen Confession / wider solche listige griffen vnd Meuchelpracticken der Caluinisten sich erzeiget haben / wie Lauatherus der Zwinglianer Historienschreiber selbst bekennet / daß sie sich gestellt haben / als seyen sie den Lutheranern gewogen / ehrerbietig / brüderlich / gastfrey / die sich gern vnnd willig mit den Lutheranern wöllen vergleichen / keine mittel vn̅ wege außschlahen / vnd in Predigten allwege Lutherum hochgerhümet / vnd andere vermanet vnd angehalten / Lutheri Bücher fleissig zulesen.
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(Anno 1556.) In demselbigen Jar hat Laßko (davon oben auch meldung geschehen) wegen deß eyferigen / notwendigen widersprechens / (Franckfurt am Mayn nimpt die frembden Caluinisten auff.) auß allen benachbarten Landen vnd orten / von Embden entweichen müssen / vnd sich gegen Franckfurt am Mayn / begeben / vnd allda ein sonderlichen ort vnnd platz für der frembden Kirchen erlanget / welches doch nach etlichen Jaren / nach dem sichs befunden / was für grosse verwirrung vnnd vnrichtigkeit in der Statt Franckfurt darauß entstanden / vnd was die listigen Zwinglianer darunter vordecken vnd suchten / hat müssen geändert vnd widerumb abgeschafft werden. (Laßko vnterredet sich mit de̅ Wirtenbergische̅ Thcologen.) Von Franckfurt auß im anfang deß Häwmonats / hat sich Kohan Laßko zu dem Hertzogen von Wirtenberg verfüget / vn̅ gesuchet / daß er mit Brentio / vnnd den andern Wirtenbergischen Theologen colloquiren / vnd ein freundlich Gespräch vom heiligen Abendmal halten möchte / Welches jm vergünstiget worden. Vnd weil davon zwo Episteln Brentij vorhanden / wöllen wir dieselben verteutschet hieher setzen.

Johannes Brentius an Petrum Brubachium.
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Ich bitte jhr wöllet D. Hartmannum Beyer in vnserm namen grüssen / vnd jhm sagen / daß Johan Laßko vor wenig Tagen gebetten habe von meinem Fürsten / daß er mit den Theologen vom Sacramentshandel reden möchte / welches / da es jhm ist erläubet worden / haben wir mit jhm vom Sacrament deß heiligen Abendmals Gespräch gehalten zu Studgarten. Wir haben aber so viel verstanden / daß er die waremeinung von den worten deß Abendmals nicht begerte zu erforschen oder zuwissen / sondern allein / daß er die vnerfarne wolte bereden / daß er vnd seine Kirche nit streitig weren mit der Augspurgischen Confession. Es ist ein gelehrter Mann / vnd in viel wege ehrenwirdig / aber diß mißfellt mir
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an diesem alten Manne / daß er sich befleissiget diesen betrugs. Ich(Anno 1556.) verstehe wol was er thut oder suchet. Er ist von meinem Fürsten widerumb hinweg gelassen / vnd wo er jetzt lebe / weiß ich nicht / ist vielleicht in Polen gezogen / auff daß er allda seiner Kirchen ein ort suche: Datum Studtgart / den 14. Julij / Anno 56. Die ander Epistel Brentij ist an Hartman̅ Beyer / Predigern zu Franckfurt / geschrieben mit diesen worten: Der von Laßko thut vnbillich / daß er klagt / er habe nicht erlangen können / daß er das Colloquium zum ende bringen möchte / es sey denn / daß er gebetten hette / wir solten so lang colloquiren / biß wir vns seine meinung gefallen liessen. Von zweyen fürnemen puncten ist gehandelt worden / eines von der waren gegenwertigkeit deß Leibs Christi im Brot deß Abendmals deß HERRN. Das ander / ob jhre meinung von deß HERRN Abendmal vbereinstim̅e mit der Augspurgischen Confession. Das erste Häuptstück habe ich mit so starcken Argumenten geführet vnd volendet / da der Herr von Laßko kaum ein einiges hette / das er darauff antworten könte. Den̅ wir höreten nichts / denn jren alten Gesang / daß Christi Leib nur an einem ort seyn könne / welches / da es jm erkläret ward / war es jhm gar frembd vnd vngewöhnlich / vnd da jm fürgeworffen ward / daß der Leib Christi zur Rechten Gottes / welche auch im Brot sey (auch laut der wort der einsetzung Christi) ward er darüber so jrre / daß dieser gelehrter Mann nicht wuste / wohin er sich wenden solte / vnnd wunderten sich die vnsern alle / daß er so schlecht / vnd nicht gefasset / zum Colloquio kommen / vnd dasselbige begeret hette. Das ander von jhrer einigkeit mit der Augspurgischen Confession / Ist jhme von vns weitläufftig widerlegt worden. Da nun das also zum ende gebracht ist worden / was ist mehr vberigs zuthun gewest? Er hat sich wol hernach vnterstanden / er wolte sich schrifftlich mit mir einlassen / auff daß er also haben möchte / daß er in die gantze Welt außbreiten köndte. Ich habe aber schlecht geantwortet /
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(Anno 1556.) ich hette so viel gethan / so viel mein gnädiger Fürst mir befohlen hette / vnd so viel mein Ampt erfordert. Derwegen wolte es sich nicht gebühren / daß ich auff ein newes anfienge schrifftlich zu kriegen / dieweil sonderlich mein Lehr vom H. Abendmal öffentlich gnugsam am tag sey. Bin also vieler gemeinen vn̅ priuatgeschäfft halben / den andern Tag von Studgarten hinweg gezogen / nicht daß ich das Colloquium verlassen / welches nun zum ende kommen war / vnd ich dem von Laßko sein hoffnung schrifftlich zu disputiren hette abgeschnitten / sondern daß viel Geschäfft mir oblagen / von denen Laßko durch seine zukunfft / mich eine zeitlang abgehalten vnnd verhindert / doch kan ich leichtlich gläuben / daß er nichts außgericht / vnd also sich wider davon gemacht habe. Was er gewolt hat / das ist jhm nicht widerfahren / was er nicht gewolt hat / das hat er gehöret. Vnd weil ich sehe / daß diese srembde nur das suchen / wie sie vnsere Kirchen verwirren vnnd vervnrühigen / jhre Lehr vom Abendmal / sampt jren vngebräuchlichen Ceremonien / vns auffdringen wöllen / vnd ein newe heucheley vnd gleißnerey anrichten / so wil ich sie lieber mit wenig worten von mir lassen / denn daß ich sie mit langem disputiren sol auffhalten. Solchs habe ich euch auff ewer Brieff antworten wöllen / auff daß jhr gewiß seyd / was in diesem Colloquio sey gehandelt worden. Datum Studgarten / den 2. Septemb. Anno 1556. Dieweil aber damals / von wegen der sonderbaren Kirchen der frembden Gäste / allerley auff die zu Franckfurt geredt vnd geschrieben ward / als daß es wider den Religionsfrieden were (welcher Anno 1552. angefangen / vnd 1555. auff dem Reichßtag zu Augspurg geschlossen vn̅ bestättigt) so man die Zwinglianer oder Sacramentirer mit jrer sonderlichen Kirchen / einnemen vnd vnterhalten solte / weil sie der Augspurgischen Confession nicht vermandt (Kirche Peregrinorum zu Franckfurt.) / auch derselben nicht gemäß / sondern im grunde vnd in der warheit wider dieselbige lehreten / hat der von Laßko ein schrifft gestellet / darinn er die Prediger in der Kirchen der Peregrinorum
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entschüldiget / vnd sich vnterstehet / darinn zu beweisen / daß jre Lehre(Anno 1556.) von der gegenwart deß HERRN Christi im heilige̅ Abendmal / nicht sey zuwider der Augspurgischen Confession / sondern derselbigen(Augs. Conf. ist nit Caluinisch.) gleichstimmend vnd gemäß / wie er denn solche schrifft hernach Anno 57. in offenenen Druck gegeben hat. Dawider hat Joachimus Westphalus geschrieben / vn̅ auß der Historia erwiesen / daß diß fürgeben deß von Laßko ein groß(Caluinisten verfälschen die Augsp. Confession / vn̅ beruffen sichfälschlich darauff.) vnverschämpt gedicht vnd nichtiges vnterstehen sey / die Augspurgische Confession nun mehr Zwinglisch zumachen. Aber zu solchem behelff mißbrauchen die Zwinglianer den zehenden Artickel in Augustana Confessione, wie derselbige im Lateinischen Exemplar (wie oben gemeldt) geändert / vnd trennen also die Apologiam von der Confession / da doch die Apologia den 10. Artickel Confessionis weiter vnd deutlicher erkläret. Vmb dieselbige zeit ist auch vmbgetragen worden ein Büchlein one namen deß Autoris / mit dem Titel / Diallacticon / darinn( Diallacticon. ) der Dichter vn̅ Conciliator für sich nimpt den streit vom Abendmal also zu vergleichen vnnd beyzulegen / daß nemlich ein grosser vnterscheid sey zwischen dem waren wesentliche̅ Leib / so deß Sons Gottes eigentlicher Leib ist / vnd zwischen dem Leibe / welcher im Sacrament sey / vnd allda empfangen werde / vnnd allein ein Mysticum oder Sacramentlicher Leib sey. Diß war nun ein sonderliche grosse kunst von zweyerley Leiben / da einer der Leib Christi / der ander der Leib deß Sacraments seyn solte / vnd war ein neuwe Reformation der wort deß Sons Gottes / doch nur ein fürwitz / vnd menschlicher vernunfft Narratio, die von sich selbst fallen / vnd zu schanden werden muste / Von diesem Diallactico schreibet Beza in seiner 68. Epistel an einen Freund also: Ich thue mich bedancken / daß jr mir das Buch Diallacticon geschickt habt. Vnd daß jr gemerckt / von zweyerley Leibe / das hat auch mir ein weile mißfallen. Aber ich habe hernach verstanden / daß es vns wol diene / vnd für vns sey. Denn der Sacramentliche
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(Anno 1557.) Leib kan nichts anders seyn / denn allein ein name deß Leibs / der stgürlich ist / vnd ein bedeutung / etc. Das heißt vnd ist abermal Caluia nus candor & sinceritas nulla.

Anno 1557.
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Vmb diese zeit ist mit Christlicher sorgfeltigkeit in der Nidersächsischen Kirchen bewogen worden / weil jmmerdar andere mehr / vnd newe Certamina, oder streit vnter dem schein deß zwytrachts / von Adiaphoris erreget vnd gehäuffet würden / was endlich zu letzt für vnrichtigkeit / so die sache nicht auff Christliche wege solt beygelegt werden / darauß erfolgen müste. Haben derwegen nicht allein die Prediger in den Nider sächsischen Kirchen / sondern auch andere mit gutem wissen / willen / vnd fürgehabtem rhat jrer Christlichen Oberkeit dahin geschlossen daß versucht solte werden (Handlung zwischen D. Philip. vnd Illyrico.) / ob man die sache erstlich zwischen Philippo Melanthone vnd Illyrico in handlung möchte fassen / vnd Christlich vertragen vnd beylegen. Darauff seyn etliche Theologi von wegen jhren Kirchen im Januario Anno 1557. gegen Wittenberg abgefertiget / mit schrifften jhrer Christlichen Oberkeit / davon denn / was den gantzen handel belanget / was außgerichtet worden / vnd wie es ergangen / anderßwo erzehlet wirt / vnd hieher fürnemlich nicht gehöret. Es hatten aber die gesandten Nidersächsischen Theologi / von jhrem Herrn vnd obern auch diesen sonderlichen außgedruckten befehlch / dahin zu handeln / weil Caluinus sich nicht allein priuatim bey vielen Leuten / sondern auch in offentlichem Druck auff Philippum / als were er mit Caluino / eben einer meinung vom Abendmal deß HERRN / beruffet: das sich doch Philippus Gott zu ehren / der Kirchen Christi zum besten / vermöge seines Beruffs / Namens / vnd Gewissens / erklären wolte. Ob nun wol von den andern puncten die für genommene handlung stecken bliebe / so ist doch dieser Artickel der fürnemlich hieher gehöret / was
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die Sacramentirer belanget / wie er anfänglich von den vnterhändelern(Anno 1557.) ist fürgeschlagen / von Philippo alsbald angenommen / vnd auch hernach in der handlung von jhme ratificirt vnnd bestättiget(Philippus läßt jms belieben / daß man wider die Sacramentirer lehre vnnd streite.) worden / vnd sind die Artickel also gefasset / Erstlich / daß man sich in der Lehre halten vnd richten sol / einträchtiglich nach der heiligen Schrifft / Augspurgischen Confession / derselbigen Apologia / vnd Schmalkaldischen Artickeln. Zum andern / Daß man alle jrrthumb / die dieser Lehre entgegen vnd zuwider seyn / als Papistische / Interimistische / Widertäufferische / Sacramentirische (dazu denn Philippus erinnert / daß man auch setzen solte / Stenckfeldische / Seruetische / Osiandri / Antinomorum / Thammeri / vnd dergleichen / welches dennoch also geschehen ist) jrrth umb verwerffen sol / etc. Diese Artickel sind von beyden theilen / fürnemlich vom Philippo gern angenommen / vnd als bald gewilliget worden / vnnd hat Philippus die meldung der Sacramentirer / mit dem geringsten wort nicht angefochten / sondern jhme dieselbige meldung belieben lassen. Darumb auch / ob gleich nicht alle punct deß Adiaphoristischen streits dazumal beygelegt vnd verglichen werden können / so sind doch wegen der angestelleten / vnd vom Philippo angenommener vnd bestättigter erklärung / was die Sacramentirer belanget / beyde Obrigkeit vnd Prediger / Kirchen / Schulen vnd Gemeine in Niderdersachsen / vnd anderßwo / höchlich darüber erfrewet. Denn sie(Vnredligkeit der Caluiniste̅ / welche dz wort / Sacramentirer / verstanden haben wöllen von denen / die bey den worte̅ Christi bleiben.) haben jetzt gedachte beyde Artickel / als redliche / auffrichtige Teutsche verstanden / wie sie lauten / one falsch vnd betrug. Vnd da es jemand anders gemeinet vnd verstanden hette (wie nachmals von etlichen heimlichen Sacramentirern ist außgegeben worden) were es ja nicht redlich noch nach alter auffrichtiger Teutscher art / viel weniger Christlich gehandelt. Es hat auch darauff Philippus im nachfolgenden 1558. jar zu mehrer erklärung vnd vergewissung seines Consenss mit den Nidersächsischen Kirchen / in seine̅ Teurschen Examme diese wort
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(Anno 1557.) gesetzet vnd widerholet: Vnser Gemüt ist nicht ein ander Lehr anzunemmen oder fürzugeben / denn allein die einige / ewige Lehr / die (Teutsch Exame̅ Phtlippi / darinn er sich zu den Nidersächsischen Kirche̅ bekenner.) Gott seiner Kirchen / durch seinen eingebornen Son geoffenbaret hat / die in der Propheten vnd Aposteln Schrifft gefasset ist / vn̅ in diesem verstand / der in den Symbolis, Apostolico, Niceno vnd Athanasij außgedruckt ist / mit welchen gleichstimmen / Lutheri Cathechismus / vnd die Confessio dem Keyser zu Augspurg vberantwortet / Anno 1530. Vnd wie diese Lehre durch Gottes Gnade einträchtiglich in den Kirchen der Sächsischen lande / als zu Lübeck / Hamburg / Lüneburg / vnd andern dergleichen geprediget wirt / mit welchen wir Gott zu ehren / vnnd zuvieler Menschen Seligkeit begeren eintrechtigkeit zuhalten. Vnd bitten den HERRN Jesum Christum / er wölle vns gnädiglich regieren / daß wir eins sind in jm / zu Gottes ehre / vnd vns zu ewiger Seligkeit / wie er selbs für vns in seinem leiden gebetten hat / Amen. Nun ist ja dazumal nicht verborgen noch heimlich gewest / was man in jetzt gedachten Stätten vnnd Kirchen vom heiligen Sacrament gehalten vnnd gelehret hat / sonderlich / weil eben zur selben zeit Westphalus zu Hamburg offentlich wider Caluinum (D. Joach. Morlinus.) vnd die Caluinisten geschrieben / vnd Doctor Morlinus / vnd andere trewe reine Lutherische Lehrer / eben damals an diesen orten gewesen sind / vnd derselben Gott lob noch viel sind. (Caluinisten in Franckreich.) Im obgedachten Jare 57. Wie der König von Franckreich für der Statt S. Quintin ein schwere Niderlage gelitten / haben sich die Caluinisten zu Pariß etwas mutiger herfür gethan / vnnd jre nächtige versam̅lung vnd Conuentus auch an fürnemen orten angefangen zuhalten. Darüber sind jrer viel begriffen / vnd auß deß Königs befehl gefänglich eingezogen. Weil man sich nun gefürchtet / es möchte etwas schwerers wider dieselbigen / vnd auch sonst in gemein wider die Caluinisten in Franckreich fürgenommen werden / haben die Caluinisten selbst etliche auß jhrem mittel / als Guilielmum Farellum Oeocomensem, Pfarrherrn in
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Schweitz / vn̅ Theodorum Bezam Professorem zu Lausanna /(Anno 1557.) Casparum Carmelum, Kirchendiener zu Pariß / vnd lohannem Budaeum, magni illius Budaei filium, einen Bürger zu(Legation der Calutnisten in Teutschland an Chur vn̅ Fürste̅ vmb fürbitt.) Genff / in Teutschland abgefertiget. Vnd weil eben dazumal im Reich zu Wormbs ein Colloquium zwischen den Theologen beyderseits / der Papistischen vnd Protestirenden Stände / in Religionssachen angestellet war / haben dieselbigen abgesandten / in befehl gehabt / bey den Theologis / so von wegen der Protestirenden Stände zum Colloquio deputiret vnd verordnet waren / anzuhalten / daß sie bey jhnen ein Fürbittschrifft an die Euangelischen Chur. vnd Fürsten erhalten möchten / damit durch derselben intercession vnd fürbitte / bey dem Könige in Franckreich die gefangene erledigt werden möchten. Vnd haben die Gesandten mit sich gebracht ein sonderliche Confession vom Abendmal deß HERRRN / fast mit vnserer Kirchen worten gestellet / also / daß ein einfaltiger schwerlich ein vnterscheid mercken kundte zwischen solcher jrer Beken̅tniß / vnd zwischen vnserer Kirchenlehre. Dieselbige jrer Confessionschrifft / haben sie zuvor vnter viel Leut gesprenget / ehe sie dieselben vberantwortet. Vnd haben die Theologi im Fürstenthumb Wirtenberg / mit den Frantzösischen abgesandten / nach Teutscher auffrichtigkeit ein freundliche vnterredung darüber gehalten. Es lauten aber in gemelter Confession / die wort von den fürnembsten Häuptstücken also: Wir bekennen / daß im Abendmal deß HERRN nicht allein(Confession der abgesandte̅ Caluinisten.) alle Wolthaten Christi / sondern auch die Substantz oder Wesen selbs deß Menschen Sons / das ist / das ware Fleisch (welches das wort in ewige einigkeit seiner Person angenom̅en / vnd in welchem fleisch er geboren ist / gelitten hat vnd auffer standen / vnd gen Himmel gefahren ist) vn̅ das ware Blut / das er für vns vergossen hat / nicht schlecht bedeutet / oder als durch Warzeichen / Figuren / Bilder / oder nur als ein Gedächtniß eines abwesenden dinges fürgelegt werden / Sondern daß es warhafftig vn̅ gewiß dargestellt / ge
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geben (Anno 1557.) / zugeeignet vnd dargebotten werde / durch die Warzeichen (Brot vnd Wein) die nicht blosse Zeichen sind / sondern die allzeit das / was Gott verheißt vnd dargibt / warhafftig vnd gewißlich in vnd mit sich habe / es werde gleich den Gläubigen oder Vngläubigen fürgelegt. Die weise aber / wie der ware Leib vnnd das ware Blut deß HERRN mit dem warzeichen vereiniget werde / sagen wir / daß sie sey Sacramentlich / das ist / nit nur ein figur oder bedeutniß / sondern da warhafftig vngewißlich / vnter der gestalt derer ding / die wir sehen / dargestellt wirt / was Gott mit dem warzeichen gibt vnd darreichet / nemlich / das / was wir allererst jetzt gedacht haben (Der ware Leib vnd das ware Blut deß HERRN) Darauß scheinet / daß wir die gegenwertigkeit deß Leibs vnnd deß Bluts Christi im Abendmal behalten vnd vertheidigen / vnd so noch mit frommen vnd gelehrten Brüdern ein Controuersia oder vbriger streit fürhanden ist / so ist derselbige nicht von der sachen selbs / sondern allein von der weiß der gegenwertigkeit / welche allein Gott bekannt ist / vnd davon wir achten / daß man fürnemlich jetzt streite. Was aber anlanget die weiß / wie vns die warzeichen (Brot vnd Wein) gegeben werden / sagen wir / daß dieselbe natürlich sey. Denn wir empfahen dieselben sichtliche vnd begreiffliche ding natürlicher weise. Aber die weise / wie die natürliche vnd warhafftige substantz Christi / vns warhafftig vn̅ gewißlich werde mitgetheilet / wirt von vns nicht für natürlich gehalte̅ / vn̅ wir imaginiren vns kein reumliche vereinigung / noch der menschlichen natur Christi außspannung vnd diffusion / noch die grobe Teufflische Transsubstantiation oder verwandlung / noch auch ein grobe vermischung der substantz Christi mit vnser substantz / sondern wir sagen / es sey ein geistliche weiß / so allein siehet auff der vnbegreifflichen krafft deß Geistes Gottes deß Allmächtigen (welche krafft vns in diesen worten Gottes geoffenbaret ist / Das ist mein Leib.
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Wir flehen aber vnd bitten alle Brüder / daß sie jetzt die Afett(Anno 1557.) beyseits stellen vnd gedencken / ob auch die / so also von den Sacramenten Christi halten vnd lehren / für vngläubige vnnd Ketzer müssen außgeruffen werden / etc. Dieser Bekenntniß haben Farellus / Beza / vnnd die andern vnterschrieben (mit dem Titel / Also werde vom Abendmal deß HERRN in Schweitz / vnnd Sopho gelehrt vnd gegläubet) wie redlich aber vnd auffrichtig / wirt bald hernach folgen. Zu Wormbs aber haben sie in versam̅lung vnser deputirten(Werbung der Caluinisten.) Theologen Philippi / Brentij / vn̅ anderer (derer namen hernach gesetzt werden sollen (jre Werbung angebracht / vnnd schrifftlich vbergeben / die auß dem Latein ins Teutsch trewlich transferirt / also lautent: Ehrwirdige liebe Herren / daß jr von vns / vnserer Kirchen lehre in Franckreich / deren Gliedmaß die Gefangensind / von deren wegen wir diesen weg für vns genommen / Bekenntniß erfordert / daran thut jr weißlich vnd recht. Vnd dieweil wir wissen / daß in dieser grossen confusion deß menschlichen Geschlechts ein grosse vnterschiedliche menge der opinionen sind / daher vielleicht auch allerley reden von vns möchten außgebreitet werden / so frewen wir vns / daß ein Bekenntniß von vns begeret wirt / die wir auch gern an allen orten von vns geben wöllen. Demnach bekennen vnd sagen wir bestendiglich / daß wir alle Gotteslästerung / so wider die Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften vnd Symbola streiten / vn̅ insonderheit alle Schwermerey Serueti / der Widertäuffer / Libertiner / Epicurer vnd Papistischer Abgötterey verdammen. Wir nemen aber bestendiglich an / sampt vnsern Frantzösischen Kirchen (derer Gliedmaß wir sind / wie auch die Gefangene / von denen wir gesagt haben) die Prophetischen vnd Apostolischen Schrifften / vn̅ das Apostolische / Nicenische vn̅ Athanasij Symholum / wie solchs vnser Catechismus in acht Sprachen bezeuget
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(Anno 1557.) Vnd weil wir ewer Augspurgische Confession / Anno 1530. vbergeben / gelesen haben / achten wir / daß dieselbig in allen Artickeln mit vnsern Kirchen gantz vberein stimme / außgenommen einen Artickel / nemlich / vom Abendmal deß HERRN / davon noch gestritten wirt / davon wir allzeit begeret / mit den ewern vns zu vnterreden / vnd hoffen / es könne wol verglichen werden / wenn gelehrter vnd frommer Leute erklärung gehört würde. Wir haben nie gehalten noch gelehret / daß deß HERREN Abendmal nur ein Bekenntniß zeichen were / wie die Widertäuffer halten / oder wie Stenckfeld schreyet / oder daß es nur ein zeichen deß abwesenden Christi sey. Wir verdammen die Papisten / die ein verwandlung vn̅ anbettung deß Brots lehren / vnd grewliche Abgötterey häuffen / vnd das Brot anbetten / wenn sie dasselb vmbtragen / auffheben / weisen / verwaren vnd opffern. Diese Abgötterey bekennen wir / daß wir sie verdammen / vnd behalten die Regel / daß nichts die art oder eigenschafft eines Sacraments habe / ausser dem eingesetzten gebrauch. Vnd wir bekennen gantz bestendiglich / daß der Son Gottes gesandt sey / daß durch jhn ein Kirche gesam̅let werde / vnd daß er bey seinem Predigampt sey / vnd im Abendmal bezeuge / daß er vns zu seinen Gliedmassen mache / vnd wir folgen den worten S. Pauli / der da sagt: Das Brot ist ein gemeinschafft deß Leibs / das ist / Es ist das jenige / welches / wen̅ wirs empfangen / so ist der Son Gottes warhafftig da / vnnd machet vns durch den Glauben seine Gliedmaß / vnd bezeuget / daß er vns gebe vnd applicire vergebung der Sünden / den heiligen Geist / vnd ewiges Leben. Wir behalten auch den Spruch Hilarij / wenn man diß empfähet vn̅ trincket (Haec sumpta & hausta) machet es / daß Christus in vns / vnd wir in jm seyn. Endlich wündschen wir gar sehr / daß gelehrte vn̅ Gottsfürchtige Männer / von diesem gantzen handel / sich mit einander beredeten / in allen andern Artickeln achten wir / daß vnser Kirchenlehre / mit ewer Beken̅tniß gar vbereinstim
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me / vnd wir halten / daß jhr vnd wir eine ware Kirche deß Sons(Anno 1557.) Gottes seyn / Vnd wir verdammen mit euch die Papistische Abgötterey / vn̅ jre Vertheidiger / vnd wir ruffen mit euch an den waren Gott / den ewigen Vatter / vnsers HERRN Jesu Christi / vnd wündschen ein Gottselige ewige einigkeit / mit ewern Kirche̅ / vmb der ehre Gottes vnd vieler Leute seligkeit willen. Auff diese Schrifft haben vnsere Theologi eine Fürschrifft(Verschreibung an Hertzog Christoff von Wirtenberg.) an Hertzog Christoff zu Wirtenberg den abgesandten mitgetheilet / von wort zu wort also lautende: Gottes Gnad durch seinen eingebornen Son Jesum Christum vnsern Heiland vnd warhafftigen Helffer / der jm gewißlich ein ewige Kirch durchs Euangelium sam̅let / zuvor. Durchleuchtiger / Hochgeborner / Gnädiger Fürst vnd Herr / Ewer Fürstliche Gnad / haben one zweiffel vernommen / wie in Pariß 135. Personen / von wegen der Christlichen Religion / gefangen sind / darinn etliche tugentliche Frawen vnd Jungfrawen / vom Adel sind / derhalben diese beglaubte vn̅ wolgelehrte Männer zu vns gesandt / daß wir bey Ewer F. G. vnnd etlichen andern Christlichen Fürsten / vntertheniglich ansuchen wolten / daß E. F. G. neben andern Christlichen Fürsten ein Legation zum König in Franckreich senden / oder ein schrifftliche fürbitte thun wolten. Darauff er jnen diese antwort gegeben. Erstlich / daß S. F. G. nicht gefallen daran haben / daß die Leute / Mann / Frawen oder Jungfrauwen / in frembden Häusern / vnnd sonderlich gegen der Nacht zusammen kommen / haben auch solches vorhin widerrhaten vnd angezeiget / daß die Leute in den Häusern mit den Kindlin lesen / Catechismum lernen vnd betten / vnd das Sacrament in den Stätten nach gelegenheit suchen / da öffentliche ehrliche Kirchen sind / oder gantz vnterlassen. Zum andern / haben wir geantwortet / so auff ein Legation oder fürbitt gedacht würde / daß gleichwol sie ein Christliche Confession jetzund vberantworten solten / die dem König zugleich bey
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(Anno 1557.) der fürbitt vberantwortet würde: den̅ sol man fürbitt thun / so muß man dennoch wissen / was jre Lehre sey / denn Irrthumb / als Anabaptisten / Seruetisten / Libertiner / oder andere zu stärcken / wölle den Fürsten in keinem wege gebühren. Nach dieser vnser vermahnung / haben sie vns geantwortet / ein Confession zuzustellen / welcher Copia wir hie eingeleget. Dieweil denn die Confession der Lehr / in allen Artickeln flimmet mit vnser Confession / ob gleich ein Artickel etwas dunckel gestellet ist / darinn diese Leute durch einen Synodum möchten berichtet werden / haben wir in solcher grossen Verfolgung jnen diesen trost nicht nemmen wöllen / E. F. G. vntertheniglich anzusuchen. Vnd bitten / E. F. G. wöllen gnädiglich / als ein hoch löblicher Christlicher Fürst bedencken / ob an den hochgemelten König ein schickung zuverordnen oder zuschreiben. Vnd bitten E. F. G. wöllen diese vnsere vnterthenige schrifft gnädiglich vernemmen / vnd so viel müglich / den ehrlichen Christlichen Leuten in jhrer vnschuld tröstlich seyn. Der Allmächtige Gott / Vatter vnsers HERRN Jesu Christi / wölle E. F. G. an Seel vnd Leib stärcken / vnd gnädiglich regieren. Datum zu Wormbs / den s. Octob. Anno 1557. E. F. G. Vnterthenige Diener / Philippus Melanth. Iohannes Brentius. Iohannes Marbachius. Michael Dyllerus. Iohan. Pistorius Niddan. Iacobus Andreae. Georgius Karg. (Ambrosij Wolffij verkleinerung vnd schmä-) Ehe wir aber weiter fortfahren / müssen wir diß auch melden. Es schreibet der gedichte Ambrosius Wolff in seinen Actis, daß Philippus selbst den Frantzösischen Gesanden / die Consession / die
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sie als jre eigene Bekenntniß vbergeben solten / fürgeschrieben habe(Anno 1557.) / wie der Lateinische stylus zuerkennen gebe. Nun was diß für ein ehr sey / die der vnverschämpte Wolff dem Philippo vnter der Erden(hung / damit er Phil. Melanthon. beschweret vn̅ deformirt.) hiemit anthut / lassen wir alle ehrliche Leute vrtheilen. Denn Philip. auch die fürbitt an Hertzog Christoff zu Wirtenberg gestellt hat / vnd darin̅ vermeldet / daß ein Confession von den Frantzösischen abgesandte̅ sey gefordert worden / die sie auch vbergeben. Item / daß jre Confession noch in eim Artickel dunckel sey / etc. Sol er nun die Confession von den Frantzosen / selbst begert vnd gefordert / vnd von jnen auch angenommen / als jre allererst hergebracht Confession / vn̅ jnen doch dieselbige fürgeschrieben / wie der Wolff dichtet / vnd zugleich sie verschrieben / vnnd darneben angezeigt haben / daß sie in jrer Confession zum theil richtig / zum theil noch vnrichtig vnd dunckel seyn / vn̅ also es mit beyden theilen vnvermerckter sachen halten wöllen / lassen wir den Wolff concilijren vnd verantworten. Wir können vnd wöllen vns in solche stück vnd bezichtigung / wenn sie gleich sollen war seyn / nicht schicken lernen. Es hat aber auff obgemelte Intercessionschrifft der Hertzog(Hertzog Christoff zu Wirtenberg gnedige antwort.) zu Wirtenberg sich schrifftlich gegen den Frantzösischen Gesandten erkläret / nemlich also / Es hetten S. F. G. verstanden / was von wegen der betrübten vnnd verfolgten Kirchen der Waldenser in Franckreich / durch die wirdigen Gesandten anbracht worden were vnd weil S. F. G. erken̅ten / daß dieser zustand in gemein alle angienge / so Christum den Son Gottes recht erkennen vn̅ bekennen / müsten sie auß sonderer geneigten liebe gegen die ware Religion / ein hertzlich mitleiden tragen / vnnd hinwiderumb jr auch ein gewisse vngezweiffelte hoffnung machen / der ewige Vatter vnsers HERRN Jesu Christi / werde dieselbige Kirchen / derer Gottseligkeit gut zeugniß hette / durch seinen H. Geist bestättigen / vn̅ in diesen grossen nöten erhalten. So viel aber der abgesandten bitte belanget / wölle jre F. G. one allen verzug verschaffen / daß diese auffs ehest auch an andere Teutsche Fürsten / derer Gottseligkeit / besten
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digkeit (Anno 1557.) vnd trewe / in fortsetzung der Religion / bekan̅t vnd bewehret ist / gelange / vnd das also mit einhelliger verwilligung vnd fleiß / durch ein Christliche fürbitt vnd Legation deß Königs in Franckreich Gemüt gelindert werden möge / etc. Es hieltens auch S. F. G. noch dafür / daß es gar gut were / wenn die Schweitzerischen Stände / sonderlich / die dem König verbunden sind / vnd die ware Lehr Christi in jren Kirchen haben / diesen handel auch treiben vnd befördern helffen. Datum Göppingen 16. Maij / Anno 57. Diese Intercessionschrifft / erklärung vnnd fürbitt / so auß Christlicher liebe wol gemeint ist / haben hernach die Caluinisten also angezogen / gedeutet vnnd auffgenommen / wie auch jetzund (Wolffens lüge̅historij / Ea VVolfius me ndaciorum mulciber Cretensium.) Wolffius in seiner Lügenhistoria thut / als hette̅ beyde die Fürsten vnd Theologi vnsers iheils / die Caluinische Lehr vom Abendmal damit gebillichet vnd besiättiget. Nun dürffen wir wider diß loß Geticht / nicht viel Argumenta führen / dieweil die Acta selbs gar ein anders weisen vnnd bezeugen / wie bißher gnugsam dar gethan. Vnd ist zwar ein Caluinischer vnd Wölffischer danck vnnd lohn / daß man nicht allein den armen Theologis / sondern auch den Euangelischen Fürsten solche werck der Barmhertzigkeit vnd Christlicher Liebe / so auß lauterm rechten mitleiden / in der eussersten not herfliessen (so bößlich vnd verkehrlich deuten vn̅ auffnem̅en darff. Vnd wenn diese deuter vermeinen / daß sie mit solcher verkehrung die vnsern wollen lustig vnnd willig machen / wo etwa ein gleicher fall sie betretten solte / müsten sie warlich in jrer Rhetorica ein neuwen sonderlichen locum haben / de captanda beneuolentia, vn̅ köndte in der erfahrung sich wol was anders befinden. Es ist auch bekannt die weise vernünfftige rede deß Hertzogen zu Wirtenberg / da er jnen etwa auff ein ander zeit ein Almosen / zu stewer vnd hülff jrer vnterhaltung / in Franckreich zugeschickt / vnd gesagt hat: Se dare illud non ipsorum religioni, sed paupertati & calamitati, Er gebe jhnen das / nicht jhrer Religion / sondern jhres armuts vnd elends halben. Vnd weil das mitleiden / fürbitten vnd
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helffen (davon bißher gesagt) so bößlich vn̅ gefehrlich von den Cal(Anno 1557.) uinisten auffgenommen / vnd gedeutet worden ist / hat es traun verursachet / daß nicht lang hernach / Anno 60. ein öffentlich hartes Edict(Zürcher / als redliche Sch wermer sind mit den heu chelerischen Caluinisten nicht zu frieden. Caluinisten brauche̅ tück vnd list / vnd berichte̅ die Leut falsch.) / wider die Sacramentierer im gantzen Hertzogthumb Wirttenberg / ist promulgieret vnd exequiret worden. Es sind auch die Zürcher vber die obgesetzte der Caluinische̅ abgesandten Confession vnd handlung / hefftig bewegt worden / also / daß die Gesandten vnnd andere jre Mitgenossen hernach mühe vnd arbeit gehabt / sich bey den Zürchern zu entschüldigen. Vnd ist dazumal jr list vnnd betrug in offenen Truck herfür kommen / daß sie sich also / vn̅ damit entschüldige̅: Opus sibi fuisse bono dolo, ad liberandos fratres: Sie habe̅ müssen ein tück vn̅ list brauche̅ / jre Brüder zu erretten. Item / Se in sua illa confessione clàm apud se in scrinio pectoris duas illas voculas (per fidem, & spiritualiter) retinuisse, quibus subauditis, subin tellectis, vel additis, & expressis, constet Cingliana seu Caluiniana confessio. Sie haben in jhrer vbergebener Bekenntniß heimlich bey sich in jren Hertzen allezeit diese zwey wörtlein (durch den glau ben / vnd geistlich) behalten / auff welchen die Zwinglische oder Caluinische(Philip. mit seim grossen schaden wirt von den Cal ninisten geäffet.) bekenntniß gantz bestehe. Das heißt ja recht die Leute betrogen. Vnnd wenn Philip. (wie Wolff fürgibt) die Confession den Frantzosen selbs geschrieben hat / so ist er je von jhnen mit schaden vnd schande vnflätig geäffet worden. Vnd das ists / daß D. Lut. in seinem Brieff an die zu Franck fort schreibet / etliche sind doch redliche Schwermer / die da frey vn̅ rund herauß sagen / vnd bekennen / wie es jnen vmbs Hertz ist / vnnd wie sie es meinen (als die Zürcher) die andern aber verkäuffen im(Im Sack verkäuffen.) Sack / spielen vnter dem Hütlein / behalten den Brey im Maul / vnd sagen dieweil / Mum Mum. Derhalben hat hernach Bullingerus(Bullingerus auch ein red licher schwer mer.) / dem gemelte Confession auch nicht gefallen / vnnd der einer von den redlichen Schwermern gewest ist / an Landgraffen zu Hessen geschrieben / er habe die Augspurgische Confession in allen pun
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cten (Anno 1558.) vnnd Artickel / niemals gebilliget / oder jhme dieselbige gefallen lassen / wüste jr auch jetzt noch nicht zuunterschreiben / oder sie anzunemmen (wie Lauaterus davon meldet.) Am ende deß Colloquij zu Wormbs / haben die vbrigen Collocutores einer erklärung etlicher dazumal streitigen Artickel / sich verglichen / wie dieselbigen erklärung Philippus mit eigener handt geschrieben / darin̅ genennet / vnd außdrücklich vnd mit namen verworffen wird Zwinglius vnd seine Lehre / wie solches auch Lauatherus bekennt vnd verzeichnet hat / vnd das Original noch vorhande̅ ist. In dem nachgedruckten Exemplar aber / vnnd sonsten in den Schrifften Philippi / wie die hernach zu Wittenberg Lateinisch außgangen / deß Zwinglij namen vnd lehre außgelassen ist / welches der Christliche Leser mit fleiß mercken wolle / denn er zu vielen dingen nachrichtung gibt.

Anno 1558.
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Anno 1558. Ist ein Churfürstentag / wege̅ der damals fürstehenden Wahl eines Römischen Keysers / zu Franckfort am Mayn / angestellet vnd gehalten worden / vnd ist guthertziger meynung für rahtsam angesehen worden / daß die Protestierende Chur fürsten / bey der gelegenheit berahtschlagen möchte̅ / daß ein anfang gemacht würde / das hernach durch eine gemeine versamlung / eine beständige vergleichung vnd hinlegung / der vnter den Vnsern ent standenen spaltungen / wegen etlicher in streit gezogenen Religions Artickel / auffgerichtet vnd getroffen möcht werden. Vnd ist vom Höchstermeldten Churfürsten an Philippum Melanthonem / zu welchem man ein hohes vertrauwen in solchen Sachen hette / begeret worden / daß er etliche Artickel fassen möchte / nach welcher Anleytung obgedachte vergleichung / vnnd hinlegung der Spaltung möchte fürgenommen / vnnd angestellet werden / doch vnuergreifflich / mit vorbehaltung / daß in einer ge
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meinen zusammenkunfft man sich dauon / vnd was nicht von nöte̅(Anno 1558.) seyn würde / nottürfftiglichen vnd freundtlichen vnterreden wolte. Weil aber dieselbige Person partheyisch / als die in den damals streittigen Artickeln / der fürnembste beklagte vnnd beschüldigte Theil selbst mit war / haben bald nach gemachtem Franckfordische̅ abschied / viel vnuerdächtige reine Kirchen erinnert vnd gewarnet / mit anzeygung allerley wichtigen vrsachen / daß also vnnd dadurch eine heilsame gründtliche beständige vergleichung vnnd heyligung der vnter den Vnsern entstanden vnnd noch schwcbenden Streiten vnnd Spaltungen / nicht würde getroffen / vnnd den Sachen auß dem grunde nicht würde gerahten oder geholffen werden / wie denn auch nach dem angezeygete vrsachen mit fleiß in GOTTES forcht hin vnd wider erwogen / gedachter Franckfordischer abschiedt in den protestierenden Lutherischen Euangelischen Kirchen ins Werck nie gerichtet / noch einige gesampte Execution darauff erfolget. Belangend aber nicht den Artickel vom Abentmal deß HERREN (daß wir bey vnser Historien bleiben vnd darinn fortfahren) ists damit also zugangen / wie die Acta / so in Churfürstlichen Cantzeleyen vorhanden / bezeugen. Denn es ist der Artickel vom Abendtmal deß HERRN erstlich also entworffen / vnd gegeben gewesen: Vom Abendtmal deß HERRN halten wir / vnd nemmen an D. Lutheri Catechismum / die Augspurgische Confession / vn̅ die Schmalkaldischen Artickel / eben in dem Verstand / welcher begriffen vnnd erkläret wird in der Apologia / vnnd in dem Buch D. Philippi / so man Häuptartickel Christlicher Lehr nennet / beneben der vereynigung vnnd vergleichung / so zu Wittenberg / Anno 1536. zwyschen D. Luthero vnnd Bucero / auffgerichtet ist / in beysein vnd gegenwertigkeit vieler gelehrter Christlicher vnd Gottsfürchtiger Männer / die auch diesel ben mit eignen Händen vnterschrieben haben / etc. Dieweil aber diese bekenntniß noch tunckel / vnd nit deutlich
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(Anno 1558.) vnd außführlich gnug / haben die Sächsischen Theologen erinnerung gethan / vnd vmb bessere erklärüng angesucht / darauff denn befohlen worden / daß man die Wort vom Nachtmal deß HERREN (Franckfurdi scher abschied. Wolffij vnuerschämpt gericht / zu verkleinerung aller Stende der Augspurgische̅ Confession.) / wie dieselben in der Augspurgische Confession vnd Apologia stehen / solte zusammen fassen / vnd nach denselben die erklärung anstellen. Denn es den löblichen Ständen niemals in sinn kom̅en / daß sie in dem Franckfurtischen abschied vnd receß / sich jhrer ersten Augspurgische Confession (wie der vnuerschämpte Wolff mit vngrund tichtet / vn̅ jetztgedachte erste Confession / gantz Papistisch nennen darff) begeben / vnd ein andere fürstellen wolte. Darumb sie auch in solchem abschied diese wort außtrücklich setze̅: Ire Chur vnd Fürst. G. bezeugen vnd bekennen hiemit / daß sie allein der reinen waren Lehr / so in Göttlicher / Prophetischer vnd Apostolischer Schrifft / deß alten vnnd neuwen Testaments / auch in den dreyen Hauptsymbolis / vnd also der Augsurgische Confession / sampt der selbe̅ Apologia / welche auß gemelter Prophetischer / Apostolischer Lehre / als ein Summarium vnd corpus Doctrinae gezogen vnd derselben gleich stimmet / auch darauff / als auff das vnuerwerfflich Häuptfundament im Buchstaben / vnnd rechtem waren vnuerfälschten verstand / warhafftiglich gegründet / vnd im Anno 1530. der Röm. Keys. Mayest. vnserm allergnädigsten Herrn / zu Augspurg von Churfürsten / Fürsten / vnd verwandten Ständen / vber antwortet ist / anhängig / nachfolgig vnd gleichförmig seyn / gedencken auch vermittels Göttlicher hülff in jhren Kirchen angereckter bekannter Lehre gemeß / lehren / predigen vnd Handeln zu lassen / vnd keine widerwertige / verführische / jrrige Opinion oder Secten der Warheit zu wider / mit jrem willen wissentlich zu dulden / oder derseiben einigen raum / oder platz zu geben / sondern bey der waren einigen Richischnur Göttlicher / Prophetischer vnd Apostolischer Schrifften / vnnd also bey obgemelter Augspurgischen Confession vnd Apologia / so darauff gebauwet vnnd gegründet / standhafftiglich biß an jr ende / zubleiben vn̅ zuuerharren / etc. Deßgleichen habe̅
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insonderheit auch an die Herrn von Straßburg an Pfaltzgraffen(Anno 1558.) Otto Heinrichen / Churfürsten / sich schrifftlich damals erkläret / daß sie vom gemeldten Artickel vom Abendmal deß HERRN / der Augspurgischen Confession / vnd derselben Apologia gemeß in jren Kirchen lehren lassen / vnd solchs hinfort auch thun wollen. Weil aber dazumal die Artickel / so von Philip. Melanthon (wie vorgemeldet) auffgezeichnet / ankommen / vnd vorhanden wa ren / ist auff das grosse vertrauwen / so man zu jhm gehabt / der Artickel vom Abendmal / auß jetztgemelter seiner verzeichniß / genommen / vnd mit diesen worten im Franckfurdischen Abschied verfasset vnd zugesetzt worden: Von diesem Artickel sol gelehret werden / wie in der Augsp. Confession vnnd Apologia bekannt wirdt. Nemlich / daß in dieser deß HERREN Jesu Christi ordnung seines Abendmals / er warhafftig / lebendig / wesentlich vnd gegenwertig sey / auch mit Brodt vnd Wein / also von jm geordnet / vns Christen sein Leib vnd Blut zu essen vnnd zu trincken gebe. Vnd bezeugen hiemit / daß wir seine Glieder sind / appliciret oder schencket vns sich selbst / vnd seine gnädige Verheissung wircket in vns Also spricht Hilarius: Haec sumpta & hausta faciu̅t, vt Christus sit in nobis, & nos in ipso, dz ist / so man dises niesset vn̅ trinckt / ist damit Christus in vns / vn̅ wir in jme. Diese wort reden klar von der niessung / wie auch außtrücklich Paulus von der niessung redet: Das brot ist die gemeinschafft mit dem Leib Christi. Das kan nicht ausser der niessung / sondern muß also verstanden werden / Das Brodt ist dieses / damit die Gemeinschafft deß Leibs Christi vns mitgetheilet wirdt. Vnnd also reden die alten fürnemmen Scribenten. Ireneus spricht: Euchari stia constat duabus rebus, terrena & coelesti, das Sacrament helt in sich zwey ding / ein Irrdisch vnnd ein Himmelisch. Epiphanius vnnd Theodoretus sprechen klar / daß die Natur vnnd Substantz deß Brots bleibe / aber damit werden die gaaben gegeben / das ist / der Leib vnd Blut Christi / etc.
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(Anno 1558.) Hiernach sind neuwe reden eyngeführet / daß das Brot verwandelt werde / wie der Stecken Moysis in die Schlange. Darnach haben die Münche ein ander rede erdichtet / Daß das Brod sein Wesen verliere / vnnd werde Transsubstantiatio / das ist eine verwandlung / vnd sey also der Leib in der gestalt deß Brodts / auch ausserhalb der niessung / etc. Daß diese reden den Alten vnbekannt seyn / ist leichtlich zu erweisen. Was weiter vom rechten brauch vnd mißbräuche / vnnd von der Messe zusagen / ist sonst weiter anderswo erkläret / vn̅ ist hochnö tig / daß dieser verstand in der rechte̅ Kirchen bleibe / daß die niessung zu stärckung deß Glaubens / als zum Trost / geschehen sol / daß vns gewißlich der Son Gottes / sich vnd seine verheissung applicire vn̅ zueigne / etc. vnd mit dem Brod vnd Wein warhafftig gegeben wer de / vnd daß dieses werck kein Opffer / für andere sey / dauon ist sonst in andern Schrifften nötiger bericht geschehen. Daß auch etliche allein dieses sagen / Daß der HERR Christus nicht wesentlich da sey / vnd daß dieses zeichen / allein ein eusserlich zeichen sey / dabey die Christen jhr bekenntniß thun / vnd zu kennen seyn / diese reden seyn vnrecht. So ferrn gehet der Artickel vom Abendtmal im Franckfordischen Receß. Vnd weil Philippus diese Artickel gestellt / hat er in einem sonderlichen neben schreiben an die Chur vnd Fürsten angezeiget / wer durch den letzten Punct verstanden werde / nemlich (wie seine wort lauten) Zwinglius vnd andere / die Zwinglianer aber / vn̅ sonderlich die neuwe Caluinisten / wollen das nicht von sich vn̅ von jhrer Lehr / sondern nur allein von etlichen Widertäuffern verstanden haben / die da sagen / es sey nur ein eusserlich zeichen / darbey sich die Christen kennen / etc. Ob nun wol die Chur / Fürsten vnd Stände / der Gewissen zuuersicht gewesen / es würde dieser Artickel vom H. Abendmal also gefasset seyn / daß kein Irrthumb darunter versteckt / noch einiger
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verdacht jrgend einer jrrige̅ meinung auff sie geworffen werde̅ / in(Anno 1558.) massen sie zu einander vnd von sich zu̅ offtern geschriebe̅ / sie suchen nichts neuwes / Sondern wollen allein jre Augspurgische Confession widerholen / wie sie den̅ auch in der Prefation deß Christlichen Concordienbuchs / vermelden / mit diesen Worten (Es ist in vnser Gemüth vnd Hertz nicht kommen / daß wir durch die Franckfordische / etc. Handelung / einige neuwe falsche oder jrrige lehre eynführen / beschönen / bestättigen / oder von der Anno 1530. vbergebenen Augspurgischen Confession im geringsten abweichen wolten / etc. Jedoch hat sich befunden / daß obgedachter abschied vnd erklärung der Lehre vom Abendmal / nicht allein das begerte ende der Christlichen heilsamen einigkeit nicht erreichen / Sondern dieselben auch von etlichen (als in der Statt Bremen / vnd hernach von vielen in der Pfaltz) zu bestättigung jhrer jrrigen Caluinischen Lehre haben wollen angezogen werden. Derhalben auch / da solchen betrug / mit welchem die hohe fromme Obrigkeit / wider Gott vnd alle billigkeit / ist herumb geführet worde̅ / etliche andere Stände gesehen / haben sie ohne scheuw / allerley Erinnerung gethan / vnnd sonderlich die frommen Fürsten / Fürst Wolff zu Anhalt / Joachim Fürst zu Anhalt / vnnd Carl / Fürst zu Anhalt / (wie sich denn ein jeder Fürst mit eigener Hand / neben seinen Insigel / zu Bernburg vnterschrieben) haben mit diesen worten jhr Christlich bedencken gefasset / vnd vbergeben lassen. (Der Fürsten zu Anhalt / etc. Christlich bedencke̅ dz man ru̅dt den schwermern vnter augen gehe / vnd schlecht vnd recht vo̅ H. Abendtmal rede vn̅ lehre wider sie.) Weil die Sacramentschänder allzeit gegrübelt / vnnd von allen orten behelff zusammen gesucht / jre Schwermerey damit zu schmücken / vnd zuuertheidigen / bitten wir zubedencken / ob es nicht gut sein solt / ermelten Schwermern allen behelff / so sie auß solcher repetition suchen möchten / abzukürtzen / daß im Artickel vom hochwirdigen Sacrament deß Leibs vnd Bluts Christi / das wort (leiblich) zweymal hinzu gesetzt würde / vnnd es also stünde / Nemlich / daß in dieser deß HERREN Christi Ordnung seines Abendmals er warhafftig / lebendig / wesentlich vnnd leiblich gegen
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wertig (Anno 1558.) sey / auch mit Brodt vnnd Wein also von jm geordnet / vns Christen sein Leib vnd Blut leiblich zu essen vnnd zu trincken gebe / etc. Denn da solches Wort hinzu gesetzet würde / solten die Sacramentirer vmb so viel weniger vrsach haben / diese wort in einige we ge zu jhrem vortheil vnd behelff / widersinnisch anzuziehen. Möchten auch andere vnd bessere wort gefunden werden / die solche Meinung besser / klärer vnd verständtlicher geben / liessen wirs vns auch gantz wol gefallen / etc. Deßgleichen hat Georg Ernst / Graff vnd Herr zu Henne (Fürst zu Hen neberg / etc.) berg / an Hertzog Christophorum zu Wirttenberg geschrieben / vnd den Artickel vom Abendmal also gesetzt: Wir gläuben festiglich / wie die Wort vnsers HERREN Ihesu Christi lauten / daß in / vnter / vnd mit dem brot / so es in der Administration deß Nachtm als / nach der eynsetzung deß HERRN Christi / gereicht vnd empfangen wirt / beyde den Gläubigen vnd Vngläubigen / der ware / natürliche / wesentliche Leib vnsers HERREN Ihesu Christi / nicht allein Geistlicher weise / (denn dergestalt köndten jhn die Gottlosen nicht empfahen) Sondern leibhafftig (doch vnsichtbarlich) gereicht / gegeben / vnnd mit dem Munde empfangen wird / vnnd das mit / vnter / vnd in dem Brodt vnd Wein / wenn er gereicht / gessen vnd getruncken wirdt / nach der eynsetzung Christi / beyden Gläubigen vn̅ Vngläubigen / der ware / wesentliche natürliche Leib vnd Blut vn sers HERRN Jesu Christi / gereicht / gegeben / vnd mit dem Munde empfangen wird / daß wir dabey seinen Tod verkündigen / etc. Item / Es hat Hochgedachter Fürst vnnd Graff / außtrücklich vnnd zugleich bedinget / daß er anders nicht / denn nach laut der Augspurgischen Confession vnd Schmalkaldischen Artickeln / vn terschreiben wollen / vnd wo etliche Secten sich darunter verstecken vnnd zu jrem vortheil den offtgemeldten Abschied ziehen würden / wolie er damit nichts zu thun haben / Sondern bey Gottes Wort / Augspurgischer Confession / vnd Schmalkaldischen Artickeln / beständig vnd einfältig verharren / etc.
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Es haben auch Kam̅erer vnd Raht der Statt Regenspurg /(Anno 1558.) jr vnderthänigst Christlichs bedencken / den Chur vnd Fürsten zugeschickt / vnd wie man von dem Artickel deß Leibs vn̅ Bluts Christi im Abendtmal / klärer / deutlicher vnd richtiger / denn den Theologen (die im abschiedt solche Lehre verfasset haben) geschehen ist / lehren vnd reden sol / mit nachfolgenden Worten angezeiget: So viel hierinn der Papisten greuwel vnd Abgötterey belanget / mit der Transsubstantiation / vmbtragen / einsperren / vnd anbetten / sampt der Opffermesse / dawider sind bißher alle Theologi / die sich zur Augspurgischen Confession bekennen / einig gewesen / vnd vnsers wissens nach / haben auch dieselbige̅ biß auff D. Luthers seligen Todt / wider der Zwinglischen Irrthumme fein eynträchtig mit einander gelehret / als nemlich / daß in diesem Sacrament der ware rechte Leib Christi / welcher für vns am Creutz gestorben / leiblich empfangen oder gessen / vnd sein wares Blut / welches für vns vnd zur vergebung vnser Sünden / vergossen worden / leiblich getruncken werde / vnd daß es Christus also eyngesetzet vnd befohlen habe / zu seinem vnd seines verdienstes gedächtniß / biß jetzo letztlich Caluinus herfür kommen ist / welcher / wiewol durch andere wort / vnd auff ein andere weise / aber doch im grunde anders nicht / denn Zwingels meinung gelehret / als nemlich / Daß der ware Leib / vnd das ware Blut deß HERREN Christi nicht leiblich im Abendtmal seyn / noch auch in / vnter / oder mit dem Brot vnd Wein / leiblich gessen vnd getruncken werden. Denn ob er vnd seine Verwanten wol diese wort / gegenwertig vnd wesentlich / brauchen / so deuten sie doch dieselben anders / den̅ auff die leibliche gegenwertigkeit / wider den rechten natürlichen Verstand der eynsetzung Christi. Den̅ so eben dieser Leib Christi / welcher für vns am Creutz gestorben / vn̅ eben das Blut Christi / das zu vergebung vnser Sünde / vergossen ist / in diesem Sacrament / wesentlich oder gegenwertig seyn sollen / laut der Wort der eynsetzung Christi / so müssen sie je leiblich allda seyn / oder aber gar nit da seyn / weder wesentlich oder gegenwertig.
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(Anno 1558.) Dieweil je ein rechter warer Leib niergend seyn kan / denn wo er leib lich da ist / vn̅ würden nichts auß H. Göttlicher Schrifft bestendiges angezeiget / darauff sich ein gewissen gründen oder versicheren möchte zu gläuben / daß die Wort der einsetzung Christi / wider jhren rechten einfeltigen natürlichen Verstandt / ein andere deutung haben müsten / ob wir gleich in diesem leben / die masse vnd weise dieser leiblichen gegenwertigkeit nicht begreiffen köndten. Weiter / so ist auch allwege in der Augspurgische̅ Confession verwandter Stände vnd Kirchen einträchtig gelehret worden / wie es den̅ auch in heyliger Göttlicher Schrifft gegründet / vnd in den Schmalkaldischen Artickeln außtrückentlich verleibt stehet / daß nicht allen die frommen oder Gläubigen / sondern auch die Bösen vnnd Vngläubigen / den waren Leib Christi / im Brodt / oder mit dem Brodt leiblich essen / vnd sein wares Blut im Wein oder mit dem Wein leiblich trincken / gleich wie die Vngläubigen Gottes Wort so wol hören / als die Gläubigen / vnd jr Vnglaube der substantz deß Worts damit nichts nimmet. Doch gleichwol nutzes halbe̅ mit diesem vnterscheid / daß es die Gleubige̅ wirdig zur vergebung jrer sünden / vnd stärckung jres Glaubens / vnd die Vngläubigen vnwirdig zu mehrer jrer Sünden vnd ewiger Verdam̅niß / da sie da nicht Busse thun / empfahen. Denn es sind je zwey vnterschiedliche essen vnnd trincken allhie / Nemlich / ein leibliches / welches / wie jetzt gemeldet / von Wirdi gen vnd Vnwirdigen / geschehen kan / vnnd ein geistliches / welches allein von den Gläubigen / vnd durch den Glauben geschicht / auch anders nicht / denn wirdiglich / geschehen kan. Diese meinungen müssen je also lauter gelehret / vnnd die widerwertige Lehr / als falsch vnnd vnrecht / gestrafft vnd verworffen werden / da wir anders bey dem rechten waren Verstandt der Augspurgischen Confession vnnd heiliger Göttlicher Schrifft / darauff solche Confession gegründet ist / bleiben / vnnd einig seyn wollen.
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Es haben auch auff gnädigs begeren jhrer hohen Obrigkeit /(Anno 1557.) die Theologi in Nidersachsen / jhr Christlich bedencken vbergeben / vnnd darinnen angezeiget / daß in dem Artickel von dem heyligen Abendtmal / die Theologi / so jhne zu dem Franckfordischen Receß(Der Nidersächsischen Theologi / vom Franck fordische̅ ab schied / beden cken.) begriffen haben / nicht richtig vnnd geradt darmit vmbgangen sein / Sintemaler gar zweiffelhafftig / generaliter, ambiguè, vn̅ also gestellet sey / daß Caluinus vnnd alle Sacramentierer gleich so wol jhn auff jre meinung ziehen können / als wir in vnsern Kirchen. Denn daß Christus (wie jre wort lauten / die wir allhie auch erzehlen wollen) in dieser deß HERREN Christi ordnung seines Abend mals / warhafftig / lebendig / wesentlich / gegenwertig sey / bekennen auch die Sacramentirer / aber hängen die Glossam hinan / Christus sey gegenwertig im Abendtmal / allein nach seiner Göttlichen natur / vnnd nicht mit seinem warhafftigen wesentlichen Leib / welchen sie an einem ort im Himmel binden / vnnd keines weges zulassen / daß er in dem Abendtmal / wo das gehalten / warhafftig / gegenwertig sey / anders den Spiritu, efficacia, virtute gratia, &c. So brauchen die Sacramentirer auch diese reden / daß mit Brot vnd Wein / vns gläubigen Christen / sein Leib vnd Blut zuessen vnd zu trincken / gegeben werde / nemlich / daß es sey eine geistliche Speise deß Glaubens / dardurch vns Gottes Gnade vnd alle Gutthaten / so vns Christus mit seinem Leib vnnd Blut erworben hat / mitgetheilet werden. So legen auch die Sacramentierer den Spruch Pauli / panis quem frangimus, est communicatio corporis Christi also auß: Das Brot ist dieses / damit gemeinschafft deß Leibs Christi vns mitgetheilet wirdt / gleich wie das Euangelium oder Wort Gottes / das medium ist / dardurch CHristus sich selbst / vnd seine Gutthaten vns mittheilet. Aber die Wort Pauli / wie sie auch D. Martinus außleget / haben eigentlich diese meinung: Panem esse communicatum nobis corpus Christi: So wirdt der
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(Anno 1557.) Spruch Irenaei lib. 4. cap. 34. Eucharistia constat ex dua bus rebus, &c. Vom Oecolampadio nach der länge / auff der Sacra mentierer Irrthumb gezogen. So kan auch der Spruch Epiphanij / da er de imagine Dei handelt / leichtlich von den Sacramentirern auff jre meynung gedeutet werden / dieweil er sagt: Per gratiam dici panem esse corpus Christi, & eum qui non credat, excidere gratia & salute. Nun were es ohn zweiffel Gott gefälliger / vnnd zur Christlichen einigkeit nützlicher / daß man die Warheit fein klar vnd helle bekennete / vnd der Sacramentirer Irrthumb / der öffentlich wider die wort Christi streitet / verwürffe / wie er von D. Luthero / seliger gedächtniß / in vielen Schrifften / vnd newlich in der Sächsischen Kirchen Bekenntniß / klärlich widerlegt / vnd von vnsern Kirchen verdampt worden ist. Denn diß ist gewiß / daß man in der heyligen Schrifft / sonderlich da Artickel deß Glaubens gegründet werden / die wort sol einfeltig vnd eigentlich verstehen / vn̅ gelten lassen / was sie lauten / nach jhrer art / vnnd keine andere deutung geben / es zwin gedenn ein öffentlicher Artickel deß Glaubens. Dieweil nun die wort Christi / Nemet hin vnd esset / das ist mein Leib / der für euch gegeben wird / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wird / so offt in Göttlicher Schrifft mit einerley syl laben vnd Buchstaben / als sonst kein ander Artickel deß glaubens / widerholet vnnd repetiret sind / kan ja kein frommer Christ / der da gläubet / daß vnser HErr Christus warhafftig vnd Allmächtig sey / daran zweiffeln / daß diese wort nit solte̅ eigentlich / wie sie laute̅ / ver standen werden / Nemlich / daß es in dem Abendmal / wo es nach der einsetzung Christi gehalten wird / der Leib vnnd das Blut CHristi warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / vnd gereicht werde / denen / so das Sacrament empfangen / wie dieser Artickel in der Apologia Augustane Confessionis klar gesetzt ist / vnnd hernach zu Schmalkalden Doctor Lutherus / vnd alle andere Theologen / diesen Artickel vnterschrieben haben / der also lautet: Vom Sacrame̅t
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deß Altars halten wir / daß Brodt vnnd Wein im Abendtmal / sey(Anno 1557.) der warhafftige Leib vnd Blut Christi / vnd werde nicht allein gereicht vnd empfangen von frommen / sondern auch von bösen Christen. Dieweil man auch jetzund diese Formam / cum pane datur corpus Christi, Also deutet / daß das Brot nicht der warhafftige Leib Christi / sondern nur ein mittel sey / dardurch vns die gemeinschafft deß Leibs Christi / oder aller gutthaten Christi / mitgetheilet werden / were es zu erhaltung rechter Lehre / von diesem Artickel vnd zu Christlichem frieden nützlicher / daß man deß HERREN Christi Formam / die in den Schmalkaldischen Artickeln gebraucht / be hielte / das Brot ist der Leib Christi. Vnd wiewol menschliche vernunfft nicht ergründen kan / wie das Brodt / das wir im Abendmal essen / der Leib Christi sey / so wenig als wir ergründen können / wie der Son Gottes warer Mensch sey / so sol man doch Christi Worten / welche so offt mit einerley Syllaben widerholet seyn / glauben geben / vnd der fürwitzigen schärpffe der Vernunfft / nicht eynräumen / daß sie diesen Glaubens sachen / die helle vnd dürre wort Christi / nach jrem gutdüncken ändern / etc. Vber das haben auch mehr Stände jhr bedencken angezeyget(Derverschlagenen Calu???nisten ???) / vnd erinnerung gethan / daß der Artickel deß Abendtmals nur dahin von etlichen Theologen gerichtet / daß allein die Geistliche niessung gelehret / vn̅ die leibliche niessung deß Leibs vn̅ Bluts außlassen / vnd also der Sacramentirische Irrthumb ohn wissen vnd willen der Obrigkeit / allgemählich gestärckt werde / darauff man wol achtung geben sol. Vnd ist die summa jres bedenckens mit jren eigenen worten gefasset / wie folget. Erstlichwirt gesagt / Daß Christus im Sacrament sey / welches gewißlich von der Person verstande̅ / also / daß er nach der Gott heit warhafftig im Abendtmal / als auch sonst allenthalben / gegenwertig sey / nach der Menscheit aber nicht realiter / Sondern allein per communicationem idiomatum. Zum andern / wirdt gesagt / Das Brot sey die gemeinschafft
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(Anno 1558.) mit dem Leibe / wie auch die Zwinglianer solchen Spruch verkehren / so doch Paulus wil haben / daß es sey die gemeinschafft oder geniessung deß Leibes / vnd nicht mit dem Leibe. Zum dritten / wirdt weiter fürgeben / Das Brodt sey dieses / damit die gemeinschafft deß Leibs CHristi vns mitgetheilet wirdt / vnd man nicht wil haben / Daß das Brodt sey der Leib / oder die gemeinschafft deß Leibs / sondern sey nur ein Mittel oder Instrume̅t / welches vns applicirt die gemeinschafft deß Leibs CHristi / welches alles auff die Geistliche Caluinische gemeinschafft / da wir Glieder deß Leibes Christiseyn / gehen. Zum vierdten / wird auch gesagt / Daß vns Christus sich vn̅ sein Verdienst gibet / welches auch nötig von der Geistlichen niessung / verstanden wird. Zum fünfften / wirt gesaget / Der Leib Christi werde gegeben vns Christen / nemlich / vns / die wir warhafftige Christen seyn / vnd wird niergends mit dem geringsten angezeiget / daß auch die vnwirdigen den Leib Christi empfahen / welcher doch allein vns / vnd die Zwinglianer auffs deutlichste vnterscheidet. Zum sechsten / wirdt auch dieses / wie gemeldet / dardurch gestärckt / daß Caluinus vnnd sein Anhang / in öffentlichen Schrifften sich vernemmen lassen / daß etliche / die sich der Augspurgischen Confession verwand seyn / berühwen / jres theils seyn / vnd jre Lehre für recht halten. Zum siebenden wirdt klärlich auß dem letzten Paragrapho / darinnen die / so im Sacrament jrren / verdampt werde̅ / so viel vermerckt / daß die Sacramentschwermer darauß allerley behelffs vn̅ beyfals schöpffen oder erzwingen möchten / den̅ es werden darinnen die jenigen / so da verneinen / daß Christus nicht wesentlich im Sacrament sey / verdammet. Welches gewißlich von den Zwinglianern nicht kan verstanden werden / die klar bekennen / daß CHristus allenthalben sey / nemlich / nach der Gottheit. Deßgleichen werden daselbst verdammet die jenigen / so da sagen / Daß die Sacrament /
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nur eusserliche Zeichen seyn / darbey die Christen zu erkennen seyn.(Anno 1558.) Das thun nicht die Zwinglianer eygentlich / sondern die Widertäuffer. Warumb aber werden nicht klar verdammet / die jenigen / so da verneinen / Daß der ware Leib vn̅ Blut Christi im Sacrament leiblich mit dem Munde empfangen werde? Weil denn also gefehrlich allenthalben geredet / vn̅ alles auff die geistliche Niessung gezogen / die Sprüch der Schrifft auff Zwinglische weise verkehret / vnnd endtlich die Zwingler nicht mit dem geringsten verdammet werden / so ist leichtlich abzunemen / wo für es zu achten / vnd ob nicht die höchste notturfft erfordert / hierin̅ ein Christlichs vnd fleissigs auffmercken zu haben / auch derhalben nötige erinnerung vnd eynsehen / vorzuwenden. Zum achten / so ist auch dieser Artickel gantz verdächtig / verwickelt / auff schrauben / vnnd vnsern Kirchen zu sonderlichem vnglimpff gestellet / als da im anfang viel von den Papistischen Irrthümen / vnd sonderlich von der Transsubstantiation gesetzt wird / so doch der Chur vnd Fürsten meinung vnd fürhaben im abschiedt nicht gewesen / mit den Papisten zu streiten: Welches vermütlich / darumb geschehen / daß die Sacramentirer / vnnd die mit jnen leichen / die reinen Lehrer / für dieser zeit (wiewol vnbillich) beschuldiget haben / als ob sie die Transsubstantiation / oder daß die Sacrament ausserhalb jrem gebrauch / Sacrament seyn / halten vnd lehren solten. Vnd ist sich hoch zuverwundern / nach dem bald im anfang / deß erneuwerten Liechts deß heiligen Euangelij / diese Schwermerey nicht allein von dem Mann Gottes Luthero seligen / vnd anderen getreuwen vnnd beständigen Lehrern / Sondern auch von den weltlichen Chur vnd Fürsten / auch andern Ständen auff öffentlichen Reichßtagen / verworffen worde̅ / darzu zwischen Luthero vn̅ etlichen vielen der Oberländischen Stätte Theologen / ein Formula Concordiae abgeredt vnnd auffgerichtet / die hernach auch
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(Anno 1558.) zu Schmalkalden confirmirt worden ist / daß in diesem abschiede / eine solche stattliche der Kirchen Condemnation vbergangen. Demnach so würde es billich gelassen bey der Augspurgische̅ Confession / Apologia vnd Schmalkaldischen Artickeln / auch bey gemeldter der Euangelischen reinen Kirchen Condemnation. (Hohe Obrig keit hat es mit de̅ Fra̅ck fordtsche̅ ab schied Christ lich vn̅ recht gemeinet.) Auß diesem warhafftigen bericht / der den Christlichen Chur vnd Fürsten / so vmb diesen abschiedt wissenschafft haben / bekannt / vnnd bey Fürstlichen Cantzeleyen beygelegt ist / sihet ja jedermann / wie Christlich vnd gut es die hohe Obrigkeit gemeinet / was sie gesuchet / gewündscht vnd gewolt / vnd wie sie dem Sacramentirische̅ schwarm / in keinem wege haben auff die Beine helffen / Sondern viel mehr demselben wehren wollen. Daß es etlichen aber an getreu wen / beständigen vnd richtigen Theologen gemangelt / muß man Gott befehlen / vnnd werden dieselbe jhre rechenschafft auch geben müssen. Doch ist gewiß / daß weder die Obrigkeit / noch Theologe̅ / so viel derselben recht vnd rein gewesen / gedacht / daß etwas gefehrlichs vnnd vngerades vnter obgesetztem Artickel deß Abendtmals / im abschied versteckt were / sind auch den Sacramentirischen Irrthummen vnd Lästerungen von hertzen feindt gewesen / vnd haben gleichwol viel Stände jhre Christliche erinnerung gethan / vnd die heimlichen griffe derer / die die liebe Obrigkeit hindergehen wollen / gemercket / entdecket / vnnd verhindert. Es hat auch die Obrigkeit selbst bald hernach solchs nicht allein gemerckt / Sondern auch in der that befunden / daß man die Caluinische Schwermerey / vnter dem Tittel vnd Namen deß Franckfordischen abschieds hat einfüh ren / bemänteln / beschönen vnd vertheidigen wollen / Sonderlich aber ists nicht bey blossen gedancken vnd argwohn allein blieben / son dern ist mit gantzem hellem hauffen herfür gebrochen / was man da mit meinete vnnd suchte / daß etliche Theologi anfiengen / von der biß daher geführten vnd gebrauchten eynfalt vn̅ richtigkeit von die sem Artickel zu lehren vnd zu reden / abwichen / vnnd neuwe Phrases der Obrigkeit erstlich eynzubilden sich vnterstunden / wie im
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Franckfurtischen abschied vntersteckt / da nicht lang hernach das(Anno 1559.) praeiudicium Philippi de Coena Domini ad Palatinum geschrieben / vnd herfür kommen / wie in der ordnung der Historien folgen wirt.

Anno 1559.
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(Anno 1559.) Anno 1559. haben die drey Hertzogen zu Sachsen gebrüdere(Confutationbuch zu Jena getruckt / auß befehl der dreyen Hertzogen zu Sachsen / etc.) (vnnd nicht die Flaccianer zu Jena / wie der vnverschämpte Wolff treuget fol. 240.) ein Confutationbuch zu Weymar von den Controuersien oder Religionsstreiten in vnsern Kirchen / so zur selben zeit bey den vnsern noch nicht verglichen vnnd beygelegt waren / in offenen Truck lassen außgehen / zu welchem werck auch etliche Nidersächsische Theologen gezogen / vnd gleicher gestalt auch etlicher Oberländischen Theologen raht vnd bedencken darinnen ist erfordert worden / vnd weil darinnen auch die Lehr vom hochwirdigen heiligen Abendmal / auß gutem grunde Göttliches Worts recht Lutherisch erkläret / vnd der Sacramentirer ströerne gründe / damit sie jre falsche jrrige Lehr vom Sacrame̅t zuvertheidigen sich vnterstehen / gantz gründlich vn̅ bestendig widerleget / haben wir dem Christlichen Leser zum besten denselben Tractat in diese Historiam einverleiben wöllen / damit fromme Christen durch solche vnd dergleichen kurtze scripta, wider das Caluinische Gifft verwaret / vnd bey der einfeltigen warheit behalten werden mögen / sonderlich die weil auß deß vngehewre̅ Wolffs vngegründter narration so viel zusehen ist / daß solche Confutatio den Caluinisten sehr wehe gethan hat / vnd von jnen noch heutiges Tags angefeindet wirt. Vnd wirt nun erstlich in demselben Confutationbuch die Thesis oder rechte Lehre vom Sacrament also gesetzet: Kürtzlich ist das die summa vnserer Lehre / wie sie einfeltig / wol vn̅ öffentlich begriffen ist in der Augspurgischen Confession / Apologia vnd den
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(Anno 1559.) Schmalkaldischen Artickeln / daß der HERR Christus im Nachtmal seinen waren Leib vnd Blut reichet vnd mittheilet / denen die es empfahen / vnnd dasselbige nicht in bedeutungs weise / sondern werhafftig leiblich / eben den Leib / den er am Creutze für vnsere Sünde gegeben hat / nicht abwesend im Himmel / sondern gegen wertig auff Erden / vnd daß den wirdigen vnnd vnwirdigen / nicht im Glauben geistlich / sondern mit dem Munde leiblich empfahen / vnd daß er den Gläubigen dabey zugleich schenckt vnnd mittheilet / die vergebung der Sünden / die er vns dadurch am Creutz erworben hat / sampt allen seinen wolthaten / wie sie im Euangelio vns verheissen werden. Diese meinung muß man fest behalten / vnnd sich von den Schwermern davon nicht lassen abdringen / sondern steiff wider sie erhalten vnd vertheidigen. Denn es ziemet noch gebühret keinem Christen vberall / von den klaren außdrücklichen worten Christi zufallen / vn̅ dieselben auff andere deutung vn̅ frembde̅ verstand zuziehen / Sol auch ob Gott wil von vns nimmermehr geschehen. Nun haben aber die wort Christi eigentlich das in sich / daß im Nachtmal vnter / oder mit dem Brot / der ware vn̅ wesentliche Leib gereicht vn̅ empfangen wirt / welcher zum heil deß gantze̅ Menschlichen Geschlechts / an das Creutz gehenget / vnnd daran die aller bittersten schmertzen erlitten hat / auch im Wein das ware vnd wesentliche Blut / das er zu vnser aller erlösung / am Creutz für vns vergossen hat / also / daß es nicht allein im Glauben / sondern auch mit dem munde empfangen wirt. Diese gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi aber / gläuben vnd bekennen wir also / Daß wir mit nichten zulassen / daß solches alles gesehehe mit einiger verwandelung deß Brots im Leibe / oder Weins in das Blut / wie denn solche Papistische Transsubstantiation vnd gemänckwerck / öffentlich verworffen wirt / vom Apostel. 1. Corinthiorum 11. da er deutlich spricht von dem gesegneten Brot: Der Mensch prüfe sich selbs / vnd als denn es
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se er von diesem Brot / etc. Item / Wer vnwirdig von diesem Brot(Anno 1559.) jsset / etc. Vnd wiewol vnser Widersacher allerley rencke erdencken vn̅ herfür bringen / mit denen sie vermeinen die wort Christi zuverdrehen vnd zu deuten: So sollen wir doch das ansehen Christi bey vns viel mehr gelten vnd grösser seyn lassen / daß wir an seinem Mund vnd worten fest hangen vnd halten / denn daß wir davon vns auff jr menschliche vnd vernünfftige vngewisse Träume solten führen lassen / damit sie Christo beyde seine ehre vnd warheit vernichtigen / vnd gantz vnd gar vngewiß machen. So wir aber den worten Christi im grund / vn̅ wie sie an jnen selbst sind / recht vnd fleissig wöllen nachkommen / so begreiffen sie zwey stück in sich / Eines das wesen / das ander den brauch / vnd dieweil die wort von diesen beyden eigentlich vnnd vnterschiedlich reden vnd lehren / so müssen sie vnvermenget vnd vnvermischet bleiben / vnd gelassen werden. Denn dieser zweyer vermengung ist ein Quell / vrsprung vnd vrsach aller schwermerey vnd jrrthumb / dadurch die ordnung vnd einsetzung zerrüttet / getre nnet vnd verfinstert wirt. Das wesen oder Materiale deß Nachtmals zeigen vns diese wort: Der HERR nam das Brot / gab es seinen Jüngern vnnd sprach / Nemet / esset / Das ist mein Leib. Item / vnd er nam den Kelch / etc. Das ist mein Blut / das für euch vergossen wirt / etc. Den nutz / frucht vnd wozu es eingesetzt / zeiget vns Christus mit diesen worten: Der für euch gegeben / vn̅ das für euch vergossen wirt / etc. Item / Das thut zu meinem gedächtniß. So bald wir vns nu diesen vnterscheid / den vns Christus mit seinen eigenen worten gemacht hat / nemmen / vnd vns davon treiben lassen / So stehet die Thür vnd eingang den Sophisten zu allen jrrthumben offen / den wen̅ sie von dem wesen vnd substantz deß Sacraments sagen sollen / so fangen sie arglistig an / von desselben frucht vnd wirckung mit grossem prächtige̅ schein zu schreyen / auff
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(Anno 1559.) daß sie also dem einfeltigen Leser eine Nasen machen vnd betriegen mögen. Da wir aber fest vnd vnbeweglich an der einsetzung vnnd worten Christi halten / vnd bey dieser ordnung beharrlich bleiben / So können vns die Schwermer nimmermehr von dem rechten natürlichen verstand dieser wort mit jrem geträumten deuten abführen / vnd eine falsche deutung auffdringen. Denn Christus / da er seine Jünger imanfang der einsetzung zum Nachtmal reitzen vnd locken wil / reicht er jnen das Brot vnd Wein / vnd sagt außdrücklich / daß er jhnen hiemit gebe seinen Leib vnd Blut / wie das wörtlein , Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / etc. klar außdruckt. Denn er zeiget vnd deutet hie nicht auff sich selbst / noch auff seine gantze handelung / wie es die fantastische Schmermer deuten / sondern er redet vnd deutet auff das / das er jnen zu essen vnd zutrincken darreichet / welches nach seinen selbst klaren vnd dürren worten nicht allein war / das sichtiglich eusserlich Brot vnd Wein / sondern auch darunter jnnerlich / vn̅ der vernunfft gar verborgener weise / sein Leib vnd Blut. Hiebey ist auch sonderlich vnnd fleissig zumercken / daß der HERR bey diesem außtheilen vnd reichen / jedes theils besonders / vnd für sich vnterschiedlich gedenckt / Das ist mein Leib. Item / ist mein Blut / damit hebt er auff / vnnd macht der Papisten heiloß gedicht gar zu nichte / damit sie fürgeben / daß vnter einer jeden gestalt besonders so viel seyn solt / als vnter beyden sämptlich. Item / er schlegt zugleich auch darnider der Sacramentschwermer Irrthumb / welche diese wort schändlich / vbel vnd gantz verkehrter weise / auff eine geistliche niessung vnd empfahung deß Nachtmals ziehen vnd deuten. Denn diese zweyfechtige anziehung der wort Christi / bestätiget desto gewisser die gegenwertigkeit deß Leibs vn̅ Bluts deß HERRN. Darnach so eignet sie auch den Leib vnterschiedlich zu dem Brot / vnd das Blut zu dem Wein. Welche vnschiedliche außtheilung vnd zueignung deß Leibs vnd Bluts / mit nichten auff die geistliche Communion oder niessung / sich reimen
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kan oder wil. Denn in der geistlichen Communion / wirt beydes in(Anno 1559.) einem jeden stück empfangen. Das beweiset auch eben das Relatiuum, quod & qui (der vnd das) als / Der für euch gegeben / vn̅ das für euch vergossen / etc. Nemlich / daß er jnen zu empfahen darreiche im Brot vnd Wein / nicht einen bedeuteten / figürlichen / Metonymischen / geistlichen Leib noch Blut / das ist / etwas anders / darunter der Leib vnd Blut an sich selbst warhafftig / nicht sey / Aber doch gleichwol seinen Leib vnd Blut bedeute / vn̅ darunter wolte verstanden oder bezeichnet haben / sondern das jenige / so er jnen im Brot zu essen vnnd im Wein zutrincken darbiete / eben dasselbe sey der Leib vnd das Blut / den er hernach für jre Sünde geben / vnd vergiessen werde / zur vergebung der Sünden. Was ist aber das für ein vnbillicher trotziger vnd vermessener freuel / and erschrecklicher grewel / daß ein Mensch auß lauterm mutwillen sich darff vnterstehen / daß er kein fug noch befehl hat / in Gottes sachen / die zu vnserm Gewissen / Heil vnd Trost gehören / Christo seine eigene vnd so gar deutliche wort vnd werck zuverkehren / gar in einen andern verstand vnd werck bringen / vnnd lauter deutung vnd eusserliche werck vnd zeichen / darauß machen / vnd Christi wort vnd werck Menschlichen Metaphoris vn̅ Metonymijs vnterwerffen? Gleich als hette Christus nicht gewust / was er thun / vnd wie er dasselbige anstellen / vnd mit was worten er es reden vnd befehlen solte. Darnach lehren vns auch die wort deß HERRN / Das für euch gegeben / vnd für euch vergossen wirt. Item / Solchs thut zu meinem gedächtniß / den rechten brauch / vnd wozu man es empfahen sol. Denn sie lehren / daß durch die Sacrament der Glaube im Hertzen / als durch feste gründe vnnd siegel der vergebung der Sünden bestätiget / vnd gewiß gemacht werde / vnd das / die es im rechten Glauben empfahen / theilhafftig werden / vnnd seind aller Gaaben / vnd deß gantzen verdiensts vnd gehorsams Christi / vnnd
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(Anno 1559.) alles deß / daß er damit verdinet / erworben vnnd außgerichtet hat. Zum andern / wirt dieser rechte warhafftige verstand der wort der einsetzung / mit folgenden Argumenten vn̅ gründen in gemeldter confutation bewiesen. 1. Es ist eigentlich gewiß vnnd vnläugbar / daß Christus anders nichts hat eingesetzt noch gestifftet / den̅ daß er willens vnd bey sich gründlich beschlossen / vnnd jm zu ordnen fürgenommen hat / darumb sol man auch den verstand seines willens vnnd meinung / auß den vnzertrennten vnd vnverrückten worten seines Mundts in aller zuversicht nemmen / vnd wie man sagt / Den stein nach dem Winckelmaß / aber das Winckelmaß / nicht nach Menschlichem gutdüncken setzen / lencken oder richten. 2. Wo an vielen orten von einerley sachen vnd thun / einmütig vnd mit einerley wort vnd weise bezeuget vnd geredt wirt: Da sol man die einfaltige wort vnd meinung an jr selbst / one frembden verstand vnd deutung nemmen / vnd fest behalten. Nun reden vnd zeugen die drey Euangelisten mit S. Paulo auff einerley weise vnd wort / vnd stimmen in allen gleich von dem Nachtmal. Darumb sol man auch bey jren worten / vnnd derselben einfeltigen verstand / wie der in den worten begriffen / vnd vns fürgehalten wirt / fest beharren vnd bleiben. Was der Euangelisten wort betrifft / ist gewiß vn̅ eigentlich einerley wort vnd meinung. Denn ob wol S. Lucas etwas wenig andere wort brauchet / daß er saget / Das ist der Kelch / das neuwe Testament / welchs die andern also geben / Das ist mein Blut / deß newen Testaments: So ist es doch an jm selbst in der warheit einerley meinung / nemlich / daß eigentlich vnnd warhafftig im Nachtmal empfangen werde / das Blut Christi / vnnd damit das Testament vnd ewiger Bund der vergebung der Sünden / welchen Gott / durch seines Sons todt vnd Blut gemacht hat / bestättiget vnd versiegelt werde. Vber das / was köndte doch jemals herrlicher vnd klärlicher
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diesevnsere meinung zubezeugen / vom Nachtmal geredt werden?(Anno 1559.) Denn S. Paulus 1. Corin. 10. davon lehret: Als mit den klugen rede ich / Richtet jr was ich sage / der gesegnete Kelch / welchen wir segnen / ist der nicht die gemeinschafft / oder niessung deß Bluts Christi? etc. An diesem ort sagt er ja deutlich vnd vernemlich / daß deß Brots brechen sey der Leib / vnd der Kelch deß Bluts gemeinschafft vnd niessung. Es bekennen aber numals auch die Widersacher / daß das Griechische wörtlein an dem ort die niessung bedeute. Derwegen kan im Abendmal deß HERRN / nicht eine bedeutung / figur oder zeichen deß Leibs oder Bluts seyn / wie die alten vnd newen Zwinglianer vnd Caluinus wehnen. 3. Weiter sagt S. Paulus 1. Cor. 11. Welcher nu vnwirdig von diesem Brot jsset / oder von dem Kelch deß HERRN trincket / der ist schüldig an dem Leib vnd Blut deß HERRN. Der kan aber eines dinges nicht schüldig gehalten noch gesprochen werden / mit gutem grunde / der nur die figur / das Gemälde oder Schatten desselbigen verachtet oder mißbraucht / vn̅ nicht mit der that wircklich an demselben dinge sich vergreifft / das von jederman̅ sol hoch vnd vber alles heilig gehalten werden. Da nun dem also ist (wie der Apostel klärlich bezeuget) so muß je eigentlich vnd warhafftig der Leib vnd das Blut Christi im Nachtmal empfangen werden. Den̅ so das nicht were / wie köndte jemand daran schüldig werden / oder jm das Gericht daran essen oder trincken? Ja es were auch wol kein wircklicher vnd warhafftiger mißbrauch. Diese wort S. Pauli verstehet Cyprianus auch also / in der fünfften Predigt / de lapsu am 221. Blat / da er spricht: Wenn die Götzendiener jetzt von deß Teuffels opffern vn̅ Altarn herlauffen / blatzen vnd fallen sie den Leib deß HERRN im Nachtmal an / mit Mäulern / die noch nach den Götzen opffern stincken. Vnd S. Ambrosius / da er den Keyser Theodosium straffte / nach dem begangnem Mordt an den Thessalonichern / hat ohne zweiffel auff diese wort S. Pauli gesehen. Den̅ so spricht er: Wie darffstu diese
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(Anno 1559.) deine blutige Hand außrecken / vnd damit nach dem allerheiligsten Leib deß HERRN greiffen? Vnd wie wiltu das thewre Blut deß HERRN in deinen munde nemmen / der du so gar vnsinnig / vnd auß lauter deß Teuffels eingeben / so viel vnschüldig Bluts vergossen hast? Darumb heb dich jmmer ferrne hinweg / vnd vnterstehe dich nicht / dein vorige Gottlose Missethat / mit noch grösserer Gotteslästerung zu mehren vnd häuffen. Theodor. libro quinto, cap. 18. 4. Christus spricht: Das ist mein Leib / der für euch gegeben wirt / Das ist mein Blut / das für euch vergossen wirt / etc. Nun ist je gewißlich ja das Brot nicht für vns gegeben / noch der Wein für vns vergossen. Darumb kan vnnd muß vns nicht allein im Nachtmal das Brot vnnd Wein / sondern auch der rechte ware Leib vnd Blut gereicht werden / als die für vnsere Sünde gegeben vnd vergossen worden sind / sonst müste folgen / das nicht der Leib Christi / sondern etwa ein gespenst oder schatten am Creutz für vns gegeben worden were. Es müste̅ auch mit der weise die lieben Porpheten vnd Aposteln / allzeit mit frembden verstand vnd fitel deutunge verstanden werde̅ / wie offt sie lehren / das wir durch den Leib vnd das Blut deß HERRN erlöset sind / als im Zacharia: Sie werden wol gewar werden / wen sie gestochen haben. Item am 9. Du lessest durch das Blut deines Bundes auß / deine gefangene auß der gruben / da kein Masser innen ist. Vnd S. Petrus sagt: Wir sind erlöset durch das Blut deß vnschuldigen Lembleins. 5. Es ist ein grosser vnterscheid / vnter dem essen vnd trincken deß leibs vn̅ Bluts Christi / wie es die Altväter geessen vnd getruncken haben / so zuuor / vnd ehe den̅ er geboren ist / vnd vnter dem empfahen deß Sacraments / wie er es für seinem leiden gestifftet vnd eingesatzt hat. Denn sonst hette Christus vergeblich vnd one vrsach diß allerheiligste Nachtmal eingesetzt / vnd vns in demselbigen / seinen Leib vnd Blut verheissen vnd dargeben. Nun ist gewißlich vngezweiffelt war / daß wir alle jres geistlichen essens / so war / als sie
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(die doch diß Nachtmal gar nicht gehabt haben) theilhafftig / vnd(Anno 1559.) desselben mit nichten außgeschlossen sind. Derhalben ist nötig / im Nachtmal deß HERREN vber die Geistliche niessung seines Leibs vnd Bluts / daß man eine leibliche zugebe vnd bestätige. Darauß denn weiter folget / daß die Sacramentschwermer / die wort deß Testaments Christi / mit jener geistlichen Speise schändlich vermengen / vnd damit dem Testament Christi seine gebührliche ehre stelen vnd rauben. 6. In einem Testament pflegt man keiner verblümeten wort zubrauchen / sondern der Testator, der es auffrichtet / läßt es mit deutlichen vnnd klaren worten verfassen / wie es denn auch in den Keyserlichen Rechten versehen / daß man die Testament deutlich vn̅ eigentlich stellen vnd machen sol. Das Abendmal ist deß Sons Gottes Testament / darumb ists gewiß / daß der Son Gottes in der stifftung dieses seines Testaments / nicht figuratè, sondern propriè, nicht mit verdeckten / sondern mit hellen vnd dürren worten geredt / vnd sein Testament eingesetzt hat. 7. Alle Artickel deß Glaubens / werden von Gott seiner Kirchen mit eigentlichen vnd verstendigen worten fürgetragen. Die Lehre vom Nachtmal / ist ein Artickel deß Glaubens. Derhalben ist gar kein zweiffel / daß die Lehre vom Nachtmal der Kirchen / auch mit eigentlichen vnd vnverblümeten worten sey fürgetragen worden. 8. Die Sacrament deß Alten Testaments sind bedeutunge / Schatten vnd Gemäld gewesen deß newen Testaments / darumb was dort durch der Ochsen vnd ander Thier blut ist bedeutet worden / das ist nu hie wircklich mit der that in diesem / durch Christum warhafftig erfüllet. Derhalbe̅ kan das Nachtmal nicht mit grund allein / für ein schlecht Leibs vn̅ denckzeichen gehalten werden / oder für ein Beutpfenning / den etwa ein guter Freund dem andern seiner darbey zugedencken / in einer Zech oder geselligen Collation schencket / sondern für ein solch Nachtmal / darinn Christus sein
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(Anno 1559.) Leib vnd Blut außtheilet. Dadurch er sich / als mit einem bestendigen Pfand / mit seinen außerwehlten / vnd der Kirchen seines ewigen gnadenbundes / den er durch seinen Todt mit jhnen gemacht hat / verpfendet vnd verpflichtet / vnnd darinnen einem jeglichen in sonderheit seine gantze wolthat verspricht. 9. Sanct Paulus zun Edreern am 9. Da er das alte vnnd newe Testament mit einander vergleichet / zeucht auß dem andern Buch Mose am 24. Cap. diesen Spruch an: Das ist das Blut deß Testaments / Das Gott euch gebotten hat. Welcher Spruch wol zumercken ist. Denn die Widersacher nemmen den vrsprung dieses allerheiligsten Sacraments von gemeiner Gesellschafft guter Freunde / welche etwa von einander scheiden / vnd zum gedächtniß ein Valete geben / essen vnnd trincken miteinander / damit sie sich vnd andere vberreden / daß dieses Sacrament nichts anders / denn ein schlecht gedenckzeichen guter freundschafft sey / von Christo eingesetzet. Aber die Schrifft zeiget deutlich an den vrsprung dieses Sacraments / auß den Bündnissen deß alten Testaments / derhalben sie denn auch derselbigen natur vnd eigenschafft etlicher massen deuten vnd anzeigen. Nun war der brauch bey den Alten / daß wen̅ sie einen Bund wolten machen / oder wider ernewern vnd bestätigen / daß man ein Rind opfferte / davon nam man ein theil deß bluts / opfferts vnnd brachts allein für Gott / vnd das andere vbrige vom blut / sprenget man vber das Volck / so zu solchem Bund gehöret / vnnd bey dem Opffer gegenwertig war. Wie nun zur selbigen zeit / zu deß Bundes bestätigung nicht etwas anders / dadurch das Blut sol bedeutet seyn / sondern das Blut an jhm selber Gott geopffert / vnd auff das Volck gesprenget warde: Also theilet in diesem Bund / vnser Bundherr / vnnd Bundmacher / zu seiner Bundsbestätigung / zwischen jhm vnd seiner Kirchen / auch nicht andere oder frembde Zeichen auß / sondern seinen eigenen waren Leib / den er zum heil deß gantzen menschlichen Geschlechts geopffert / vnd sein selbst ei
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gen Blut / das er vns damit zu erlösen am Creutz vergossen hat.(Anno 1559.) Vnd wil von vns haben / daß wir vns allezeit fest an diß sein Testament halten sollen / vnd vnsern Glauben daran stärcken vnd fest gründen. Weiter so sollen dir wort / Das ist das Blut deß Testaments / in jhrem eigenen rechten verstand / von dem Blut deß gegenwertigen Bundopffers / klar / ausser / vnnd ohne einige andere deutunge / wie sie an sich selbst lauten / vnd im werck deß Opffers so bald augenscheinlich geschehen / verstanden werden. Gleicher weise sol es mit deß HERRN Nachtmal auch gehalten werden / daß man die einfeltigen wort deß HERRN in jhrem rechten verstand behalte / vn̅ nicht gestatten / daß sie auff einen andern verstand gedeutet / vnd gezogen werden. 10. Johannes sagt in seiner ersten Epistel am fünfften Capitel: Dieser ists / der da kompt mit Wasser vnd Blut / Jesus Christus / nicht mit Wasser allein / sondern mit Wasser vnd Blut / vnd der Geist ist / der da zeuget / daß Geist warheit ist. Denn drey sind die da zeugen auff Erden / der Geist / vnnd das Wasser / vnnd das Blut / vnd die drey sind beysammen. In diesen worten redet der Apostel eigentlich von den Sacramenten / die Christus eingesetzet vnd gestifftet hat / vn̅ wie er mit dem wort (Wasser) wil die Tauffe verstanden haben / wie es alle Scribenten einhelliglich dafür halten / also meinet er auch (wie auß dem vorigen nicht zu zweiffeln ist) mit dem wort (Blut) die gantze einsetzung dieses Testame̅ts / vnd fasset alle beyde Sacrament zusammen. Vnd ist gar eine liebliche weise zureden / daß er spricht: Christus kompt mit Wasser vn̅ Blut / als wolt er sagen / Christus ist selbst warhafftig in seine̅ Sacrament / vnd handelt gegenwertig darinnen mit einem jeglichen / machet einen Bund mit vns / verbindet vnd vereiniget sich so gar mit vns / daß wir mit jm eins werden. Darnach spricht er / diese drey / Wasser / Blut / vnd Geist / bleiben allhie auff Erden / damit fasset er den H. Geist vn̅ die Sa
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crament (Anno 1559.) zusammen / wie S. Paulus zu seinem Tito spricht / cap. 3. Daß vns in den Sacramenten alle wolthaten Christi / durch den Glauben zu eigen gegeben werde̅ / Ja es wirt vns nicht allein warhafftig die Sünde darinn vergeben / sondern auch der heilige Geist selbst / vnd reichlich in der Tauffe vber vns außgegossen / daß er in vns wircke / vnd einen newen gehorsam anrichte. Weiter spricht er / denn die drey sind die da zeugen / das ist / die Tauffe vnnd Nachtmal deß HERRN sind Sacramenta / durch welche der heilige Geist zeuget von Christo / daß er vns durch seinen gehorsam vnnd Opffer / als durch eine bezahlung / von der gewalt der Sünde vnd Tode erlöset / vnnd zum Erbe der ewigen Gerechtigkeit vnd Seligkeit wider bracht habe. Vnd dasselbe zeuget auch der HERR Christus mit diesen seinen eigenen worten im Nachtmal / daß er vns darumb sein Blut zuempfahen gebe / daß es ein Zeuge sey dieses seines eiwigen Bundes / den der Vatter / durch dieses seines Sons Blut vergossen / mit vns / vnd seiner Kirchen gemacht vnd versprochen habe. Für allen dingen aber ist wol vnnd fleissig zumercken / nemlich / daß er spricht / Das Blut zeuget / etc. So es denn auff Erden zeuget / so muß vnwidersprechlich folge̅ / daß es im Nachtmal warhafftig vnd wesentlich gegenwertig empfangen werde. Darumb kan auch diß Blut / das auff Erden zeuget / kein Schatten seyn / als durch etwas anders bedeutet / auch kan es nicht die vergebung der Sünden seyn / noch die Geistliche gemeinschafft / dadurch Christus durch seinen heiligen Geist / in vns wohnet / vnd vns jhm zu eigenen gliedern auffnimmet / sondern es muß das ware vn̅ wesentliche Blut selber seyn / das am Creutz vergossen ist / vnd doch nit allein im Glauben / sondern auch mit dem munde im Nachtmal empfangen wirt. Diesen schönen Spruch deß Apostels sol man fleissig behalten / denn er kompt gar fein mit deß HERRN Christi einsetzung vberein / vnd erkläret zugleich S. Pauli wort. Denn da S. Pau
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lus sagt: Dieser Kelch ist das newe Testament in meinem Blut /(Anno 1559.) das redet S. Johannes auff diese weise: Das Blut zeuget / oder ist ein zeuge deß newen Testaments / dadurch es bekräfftiget / vollnzogen / vnd der Bund / durch das Blut / Tode / vnd Opffer Christi / mit vns gemacht / versichert wirt. Vnd es läßt sich ansehen / als ziehen sich diese wort nach den worten deß alten Testaments / Diß ist das Blut deß Testaments / das Gott gebotten hat. Denn wie das Testament vnd der Bund / den Gott mit seinem Volck ernewert durch das Blut / wenn es Gott geopffert / vn̅ auff das Volck gesprengt war / bestätigt ward: Also wirt auch jetzt auff Erden im Nachtmal / der Bund / de̅ Gott durch das thewre pfand deß Leibs vnnd Bluts Christi mit vns hat auffgerichtet / vnter vns einem jeden bestätiget vnd versichert. Darumb wöllen wir auff der einfeltigen meinung der wort Christi fest beruhen vnd bleiben / vnd mit den subtilen scheinlichen deutungen / die da auß der vernunfft erwachsen / nichts zuschaffen haben / jnen keinen glauben geben noch beyfallen / denn sie tretten vnd weichen von dem grund der wort Christi / vnd verstellen vnnd vermenteln all jr ding in eitel flguren vnd schatten / vnnd frembde deutungen. Zum dritten / werden die fürnembste gründe der Zwinglianer also widerlegt. 1. Christus ist gen Himmel gefahren / vnd sitzet nu mehr zur rechten deß Vatters an einem gewissen vnd besonderm ort. Darumb ist es vnmüglich / daß sein Leib vnd Blut warhafftig vnd wesentlich könte im Sacrament empfangen werden. Darauff antworten wir / die Auffart Christi / ist nit ein solche veränderung deß orts / wie wir Menschen / wenn wir wandern vnd reisen / den ort da wir jetzt seind / bald ändern / vnd hernach an dem ort sind / da wir hin verreisen / oder daß Christus auff solche weise gen Himmel gefahren / solte nu mehr seine Kirche verlassen / vnd nicht mehr wesentlich bey jr seyn / sondern es ist die herrliche offenbarung / darinnen
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(Anno 1559.) Christus / die Göttliche macht / die er von ewigkeit mit dem ewigen Vatter gleich gehabt / nun aber in der angenommenen gestalt eines Knechtes / in der Menschlichen natur bekleidet / die auch aller Welt darinnen verborgen gewesen / in dem Geheimniß hat vollnbracht vnd außgericht. Auch heißt die rechte Hand Gottes / nicht wie in Menschen reden / ein bestimpter vnd abgemessener ort / wie wir von zeitlichen dingen reden vnd zusagen pflegen: Der sitzt dem Könige an der rechten seiten / sondern wie Gott kan an keinem ort oder stätt gefasset / noch beschlossen werden / Also erfüllet seine Rochte alles / vnd ist an allen orten gegenwertig / wie solches Esaias beweiset / am 66. da er spricht: Der Him̅el ist mein Stuel / vnd die Erde ist mein Fußschemel / Vnd Jerem. am 23. Bin ich nicht der Gott / der Himmel vnd Erden erfüllet / spricht der HERR? Vnd ist die weise also zureden (Er sitzet zur rechten Hand Gottes) genommen auß gemeiner gewonheit / wie wir täglich pflegen in gemeinem brauch zu reden / damit dem einfeltigen Man̅ desto klärer zubeweisen vnd verstehen zugeben / die gleiche allgemeine herrligkeit deß Sons mit dem Vatter. Aber dieselbige Maiestet vnd Allmächtige herrligkeit / hindert oder nimpt dem Leib vnd Blut nichts / daß sie nicht zugleich auch könten vnverhindert warhafftig im Nachtmal seyn / sondern sie bestätiget dieselbige viel mehr. Denn wenn die Menscheit Christi zur Rechten Gottes mit der Göttlichen herrligkeit in vnzertrennlicher gemeinschafft vnd persönlicher vereinigung sitzet / was ist es denn jmmer für ein vnsinnigkeit / darumb die leibliche gegenwertigkeit vom Nachtmal wöllen außschliessen? Darumb was Zwinglius vnd Caluinus / mit jrem anhang hiebey fürgeben / als seyn diese dinge gantz vnd gar vnmüglich / dawider sol man jnen diese antwort geben: Daß Christus / was er geredt vnd zugesagt / seiner allmächtigen Macht / vnd eigenem willen nach / gar wol vnd mit warheit halten / vnd beweisen kan.
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Dieweil denn in der einsetzung deß Nachtmals ist verheischen /(Anno 1559.) vnd mit außgedruckten worten allen versprochen wirt / daß er jnen hiemit seinen waren Leib vn̅ Blut biß zum ende der Welt mittheile / so sol auch niemand an derselbigen Verheissung Christi zweiffeln. Vnd lieber / was solte doch dem hieran etwas vnmüglich seyn zu können / der seine Menscheit wider aller Natur müglichkeit oder verstand / von einer vnverserten Jungfrauwen an sich heilig vnnd one Sünde genommen hat? Vnd hat dieselbige angenommene Natur mit der Göttlichen herrligkeit so wunderlich vnd vnaußforschlich / persönlich vereinigt / Ja er ist auch in derselben vereinigung gestorben / vn̅ in die Helle gefahren / vnd hat sie auß dem Todt vnnd Hellen widerumb erweckt / vnnd in das ewige Leben vber alle Himmel zur Rechten Gottes gebracht vnd versetzt. Da auch nun mehr in jhm nicht allein nach der Menscheit eine geringe kleine / sonder alle macht gegeben ist im Him̅el vnd Erden / zu wohnen in aller gläubigen Hertzen / als das Häupt vber den gantzen Leib vnd alle Glieder / vnd Bein von vnsern Beinen / vnnd dasselbe nicht auff eine bestimpte zeit / sondern biß zu erfüllung aller zeit. 2. Weiter geben die Widersacher für: In Artickeln deß glaubens vnd Christlicher Lehre / wo die wort nach jhrem einfeltigen laut dem Buchstaben nach zu hart lauten / muß nan einen förmlichen vnd gleichmessigen verstand oder deutung darinnen suchen. Nun aber geben die wort deß Nachtmals von deß Leibs vnd Blutes Christi gegenwertigkeit / einen sehr harten vnd der vernunfft vngereimeten verstand. Derwegen muß man solche vngeschickte mißverstand zuvermeiden / die wort an jhrem selbst laut / fallen lassen / vn̅ einen andern gleichmessigen verstand vnd meinung darüber suchen. Antwort. Wenn die einfeltigen wort / wie sie an sich selbst lauten / für sich selbst recht sind / vnd es nu darumb zuthun ist / daß es die vernunfft nicht mag erreichen / oder ergreiffen / sind aber wi
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der (Anno 1559.) keine Artickel deß Glaubens / vnd werden in der Schrifft / auch an andern mehr örten gebraucht vnd widerholet / sol man sie vnverrückt / vnd vnverkehret fest behalten / vn̅ vmb der närrischen vernunfft willen / bey leib keinen frembden oder andern verstand noch deutung suchen. Vber das sol alle außlegung / auß grund der Schrifft / vnd auß den orten gesucht vnd genommen werden / da die dinge / davon man erklärung bedarff / eigentlich vnnd wol gehandelt / vnnd mit gutem grund auff einerley meinung getrieben werden. Nun kompt je eigentlich / aller mißverstand vom Nachtmal auß lauter fürwitz vnd klügeln der vernunfft / die sich vnterstehet zuforschen / vnd weil sie es nicht erreichen noch ergreiffen mag / erdenckt sie andere deutunge. Nun aber sind die wort wider keinen Artickel deß Glaubens / so haben sie vber das vier starcker vnnd gefaster Zeugen / die es mit dergleichen vnd einerley worten widerholen. Darumb sol man in keinem wege von der Euangelisten worten vom Nachtmal weichen. Vn ist wol ein wunder / daß die Sacramentschwermer sich an den worten deß Nachtmals so hart stossen / dieweil sie doch sonst one das in diesem handel nicht geringere / vnd doch der Natur viel vnbegreifflichere dinge zugelassen / als daß Christus mit seinem natürlichen Leibe / durch verschlossene Thür eingehet / damit vber sich in die höhe vnd vber die Himmel fehret / vnd zur rechten deß Vatters sitzet / so doch jedermenniglich / auch sie selbst bekennen / es sey kein ort ausser oder vber dem Himmel. Item / daß kein Creatur mit Gott / gleicher ehre vnd macht zuvergleichen ist. Derhalben / wie offt sie vns fürwerffen / daß der Leib Christi nicht köndte im Brot verborgen empfangen werden / nichts wenigers / wöllen wir jnen dieses / das sie selbst billichen müssen / wider entgegen halten. Vnd da sie sich als denn mit der Allmächtigen macht Christi vertheidigen wolten / beruffen wir vns hinwider allezeit eben in diesem auch auff dieselben. 3. Johan. 6. spricht Christus: Das Fleisch taug zu nichts /
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Geist ist es der da lebendig machet. Darumb muß im Nachmal(Anno 1559.) allein seyn das Geistliche empfahen / welches gibt allein den Geist / vnd das Leben. Dasselbige aber kan das Sacramentische vnnd leiblich empfahen nicht geben. Antwort: Diesen Spruch ziehen die Widersacher mit gewalt zum Nachtmal / so er sich doch gar nicht dahin reimet / wie solchs der handel an jm selbst leichtlich außweiset. Denn dazumal war das Nachtmal noch nicht eingesetzet. Zu dem / ist am selbem ort das deß HERRN Christi fürnemester handel / von dem Geistlichen essen seines Leidens vnd Todes / das durch den Glauben geschehen muß / vnnd nicht auß dem Sacrament herkompt / etc. Was ist aber das für ein vnverschämpter mutwillen / daß man dem HERREN Christo seine eigentliche rechte meinung / Menschlicher vernunfft nach / auß lauterm fürwitz verkehret? Vber das / daß diese wort gar nicht von Christi Leib oder Fleisch / sondern deutlich von vnsers fleisches vnvermögen vnnd blindheit reden / daß es die Geheimniß vnd Lehre Christi zu ergreiffen vnnd fassen / viel zu stumpff / vngeschickt / ja gar ertödtet ist / es werde denn zuvor anderß woher / nemlich / durch den heiligen Geist erleuchtet / vnd zu Christi erkenntniß gebracht / denn so offtmals in der Schrifft deß fleisches wider den Geist gedacht wirt / so wirt alzeit damit bedeutet / vnsers Fleisches verderben vnnd vnrichtige vnordnung / dadurch wir getrieben werden zu allerley bösen fürsatz vnd Sünden / es sey denn / daß wir durch den heiligen Geist erneuwert / Gott widerumb zu rechtem gehorsam gebracht werden / als zun Römern am 8. So jhr nach dem Fleisch werdet leben / so müsset jr sterben. Galat. 5. Das Fleisch gelüstet wider den Geist / vnd den Geist wider das Fleisch. 4. Von denen dingen / die einander gleich sind / helt man auch einerley. Wie offt nun im allen Testament Sprüche fürfallen / die einem vngereimbte̅ verstand geben / so pflegt man sie mit einer geschickten außlegung zudeute̅. Als das Lamb ist die Ostern. Item
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(Anno 1559.) die Beschneidung ist ein Bündniß / etc. Darumb mißverstand zuvermeiden in den worten / Das ist mein Leib / etc. muß man sie mit einer vernemlichen vnd begreifflichen meinung außlegen. Antwort: Hie muß man wissen / daß ein grosser vnterscheid ist / vnter dem Volck Gottes im alten Testament / vnd dem Volck im newen Testament / denn jenen ward alle handlung der Göttlichen Geheimniß verborgener weise im Schatten / Figuren oder Bildnissen / vnd Zeichen fürgehalten / welche hernach von Christo außgewickelt / klar vnd eigentlich / vnd in jrem selbst wesen sind geoffenbaret vnd erzeiget. Darumb spricht S. Paulus in der 2. Corinth. 3. Daß die herrligkeit deß newen Testaments viel herrlicher vnd grösser sey / den̅ deß alten Testaments / vnd findet sich derwege̅ eben das widerspiel allhie / nemlich / daß was im alten Testament ist / vnter Figuren vn̅ Zeichen verdeckter meinung dem Volck fürgehalten von dem künfftigen Christo / daß dasselbe vns jetzund wesentlich vnd leiblich / im newen Testament wirt geschenckt vnd gegeben. So feilet es auch noch weit / so man an einem ort / oder andern wenig mehr Exempeln andere deutunge suchen muß / daß es darumb an allen orten durchauß frey seyn vnd gelten solt / vnangesehen / ob sie gleich an andern viel orten für sich selbst wol gegründet / vnd fest gefasset weren. 5. Das Manna wirt in der Schrifft ein Sacrament vnnd Geistliche speise genennet. Darumb empfähet man im Nachtmal auch allein einen geistlichen Lieb vnd Blut deß HERRN. Antwort: Wiewol es war ist / daß Manna auch ein Sacrament genennet wirt / so geschicht es doch nicht in dem brauch / art vnnd verstand / wie man die Tauffe vnnd Nachtmal ein Sacrament heißt. Denn es ist mit keiner verheischung von der gnaden / heil vnnd vergebung der Sünden gefasset. Darumb sol vnd kan es auch dem Nachtmal nicht verglichen werden. Zu dem / so ists gewiß / Daß das Manna dem Volck fürnemlich als zu einer leiblichen Speiß gegeben worden ist / vnnd nicht daß
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jhnen etwas Geistlicher wolthat / dardurch solte widerfahren. (Anno 1559.) Es streiten aber die Widersacher hefftig: Daß Manna werde ein Geistliche speise genennet / darumb muß es für ein Sacrament gehalten / vnd darunter gezehlet werden. Darauff antworten wir jnen auß Ambrosij worten. Darumb wirt Manna ein Geistliche speise genennet / dieweil es nicht leiblicher oder natürlicher / sondern wunderbarlicher weise / durch Gott vom Himmel heraber geschaffen vnd gegeben ist. 6. Von einerley sol man einerley halten. Aber dieweil in der Tauffe der Leib vnd Blut Christi nicht empfangen wirt / darumb kan es auch nicht im Nachtmal empfangen werden. Denn diese Sacrament sind ja in gleicher vnd einerley wirdigkeit vnd heiligkeit / vnd durch einen Christum zu einerley nutz vnd vrsach geordnet vnd eingesetzet. Antwort: Wiewol diese beyde Sacrament einen stiffter vn̅ einsetzer haben / auch von einerley nutz vnd frucht zeugen / sintemal sie beyde zeichen sind / der Gnaden Gottes gegen vns / vnd der vergebung der Sünden / so sind sie doch in den eusserlichen sichtigen Zeichen oder Mittel / auch in der Action vnnd handlung gar nicht gleich. Denn im Nachtmal wirt gesagt / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut. Item / Das Brot das wir brechen / ist die gemeinschafft deß Leibs Christi. Aber mit der Tauffe hat es weit ein ander meinung vnd gestalt. Daß sie vns aber den Spruch S. Pauli fürwerffen: Wie viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Hierauff antworten wir / daß S. Paulus mit denselben worten gar nicht redet von der niessung deß Leibs Christi / sondern von seinem Verdienst vnd Wolthaten / wie man derselben müge vnd könne geniessen / vnd theilhafftig werden / wie er auch spricht Rom. 6. Wir sind in den Todt Christi getaufft. Nun reden aber diese wort / Das ist mein Leib / eigentlich nicht vom verdienst / noch wie man desselben muß theilhafftig werden / sondern von dem darbieten / vnd reichen
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(Anno 1559.) seines waren Leibs / welcher am Creutz in die allerbittersten schmertzen vnd Todt gegeben ist / daß es also weit eine andere meinung hat zwischen dem Nachtmal vnd der Tauffe / darumb kan diß kindisch fürgeben nicht bestehen / daß weil in der Tauffe der Leib vnd Blut Christi nicht sey / darumb muß er auch im Nachtmal nicht seyn. 7. Die Sacrament sind Geistliche händel. Darumb sollen auch die wort (Das ist mein Leib) im Nachtmal Geistlich ververstanden werden. Antwort: Man sol in den hohen vnd Göttlichen sachen / die vnserer Seelen seligkeit belange̅ / nicht mit vngewissen vn̅ schweiffenden reden gauckeln / oder ein schertzgespöttdarauß machen / den̅ man weiß wol / Daß das wort / Geist / vnd geistlich wirdt etwa gebraucht / damit zu vnterscheiden die leibliche̅ vnd eusserlichen Creaturen / von den vnsichtbaren / als das heißt man Geistliche nature̅ / Gott / Engel / Teuffel / Seele / etc. Weiter heißt auch das Geistlich / das wol an sich leiblich ist / jedoch hat es seine jnnerliche vnnd heimliche deutung vnd verstand / als das Manna oder Himmelbrot / vnd dergleichen viel im alten Testament. Endlich heißt man auch das alles geistlich / was zu vnser Religion vnd Seelen seligkeit gehöret / vnd von Gott zum geistlichen nutz verordnet vnd gestellet ist / als Mittel vnd Werckzeug / durch welche der H. Geist in vns wircket / vnd dadurch vnser Heilschaffet vnd fordert / zu stärckung vnd gründlicher bereitung vnsers Glaubens. Nach dem wir nun angezeiget haben / die fürnemlichen bedeutung dieses worts (Geistlich) so sollen wir nun acht geben / daß die Sacramentirer pflegen die Sacrament / vnnd sonderlich das Nachtmal deß HERRN geistliche dinge zunennen / nach dem verstande im ersten ort vermeldet / daß sie sind etliche figuren vnd fürbilde allein der vernunfft / vnd menschlichen gedancken vnterworffen / etc. Aber Sacrament heissen eigentlich Geistliche dinge / angesehen / die wircklichen vnd endlichen vrsachen / wie sie denn in dieser letzten bedeutung genommen werden / also / daß sie von Gott / nicht
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auß natürlichen vrsachen entspringen / auch jren geistlichen brauch(Anno 1559.) haben / vnd nicht leiblichen. 8. Es ist die art vnd eigenschafft aller Sacrament / daß sie etwas anders bedeuten / den̅ daher heissen sie auch Geheimniß. Darumb wirt auch der Leib vnd Blut im Sacrament deß Nachtmals nur bedeutet / vnd nicht wesentlich gereicht / oder empfangen. Antwort: Wir wissen auch / Gott lob / sehr wol / daß der Sacrament eigenschafft ist / daß sie vns der heimlichen gnaden / werck vnd wolthaten vnsers lieben Gottes erinnern vnd ermahnen / vnd seine werende leutseligkeit vnd freundligkeit / den gläubigen in das Hertz einbilden vnd eindrucken. Darumb folget aber nicht / daß der ware Leib vnd Blut nicht im Nachtmal gereicht vnd empfangen werde / sondern das folget darauß / weil die Sacrament etwas anders bedeuten / darumb ist auch das Sacrament deß Nachtmals ein Gnadenzeichen / dardurch wir deß Todes Christi erinnert werden / vnd ist ein zeugniß seiner hertzlichen liebe / damit er seine Kirche so jnniglich lieb hat. Derhalben bestehet in diesem Artickel der grund vnser Lehr / den wir bißher in diesen Kirchen mit einmütigem Consens vnd einerley Bekenntniß gehret vn̅ verfochten / auch durch Gottes gnade mit der hellen Schrifft erhalten haben / vn̅ weiter erhalten wöllen / nemlich / daß im Nachtmal der Leib vnnd Blut Christi warhafftig vnd leiblich / oder wesentlich gereicht vn̅ außgetheilet wirt / beyde wirdigen vnd vnwirdigen / vnd das dazu / daß vns dadurch die wolthat Christi desto füglicher vnd eigentlicher mit vnnd zugetheilet / vnd als mit einem Siegel auff vnsere Hertzen versiegelt werde / auff daß der Glaube in den Gläubigen von Tag zu Tag gemehret / vnd gestärcket werde. Auß dieser kurtzen vnd einfeltigen erklärung der wort vnnd einsetzung Christi / auch auß kurtzer vnd gründlicher widerlegung deß jrrthumbs Zwinglij / welche wir auß D. Lutheri / vn̅ ander gewaltigen Schrifften kürtzlich zusammen gezogen haben / können
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(Anno 1559.) alle geschwinde vnd listige schrifften Caluini liederlich vn̅ leichtlich widerlegt werden / Vnd ist das allzeit vnser rhat / daß man sich halte / vnd vnverruckt fest bleibe / bey der einfeltigen vnd eigentlichen meinung der wort Christi / auch für allen dingen dahin arbeite / daß man dieselben rein vnd vnverfälscht behalten / denn daß man sich mit grosser vnd sorglicher mühe / mit den geschwinden vnnd spitzigen Widersachern in vnnütze gezäncke einlasse / sonderlich weil es augenscheinlich vnd am Tage ist / daß die Lehre vom Nachtmal / wie sie in vnsern Kirchen gelehret zur zeit Lutheri vnd noch fest vnd von allen Widersachern vnvmbgestossen / noch heutiges Tags bestanden vnd den sieg behalten hat. So ferrne gehet in den Fürstlichen Sächsischen Confutationen / die Bekenntniß der reinen Lehre vom heiligen Abendmal / vnd die widerlegung der gegenrede der Widersacher / die sie zuwider dem Grund deß Worts Gottes vnnd Augspurgischen Confession / in jren Büchern fürbringen. Nun wöllen wir in der Historia ferrner fortfahren. (Streit vom H Abendmal zu Heidelberg.) In demselben 59. Jar / ist in der Vniuersitet vnnd Kirchen zu Heidelberg / der streit vom Abendmal deß HERRN / vber D. Lutheri / vnd Caluini meinung hart vnd hefftig getrieben worden / denn die Caluinisten / die biß daher sich etwas heimlich daselbst gehalten (Wtlhelm Cleinwitz.) / haben ein jungen thumbkühnen Menschen / Wilhelmum Clebitium auffgestellt / welcher deß Caluini meinung sich offentlich ( D. Heßhusius contra Caluinianos. ) zuvertheidigen vnterstanden. Vnd weil D. Heßhusius / derer zeit daselbst Superintendens sich dawider auffgelehnet (daran er auch seines Ampts vnd Beruffs halben / recht vnd wolgethan) (Philippus schreibet an Churfürste̅ Pfaltzgraff vnnd lenckt sich auff der Caluinisten seiten.) ist ein hefftiger streit darauß an demselbigen ort entstanden. Vnd hat Pfaltzgraff Friederich an D. Philip. Melanthon. geschickt / vnd sein rhat hierüber begert / welcher endlich ein schrifft an Pfaltzgraffen gestellt / vnd sich darinn was mehr / denn zuvor von jm geschchen / mit den Caluinisten auff jre seiten eingelassen / darüber / wie sie nach seinem Todt publiciret / hohes vnd nidriges Standes
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treffliche Leute / gelehrte vnd Leyen / in vnser Kirchen sich entsetzet /(Anno 1559.) vnd darüber hefftig erschrocken / vnnd doch der mehrertheil solches seiner / in dem fall all zu grosser gutwilligkeit / die er gegen denen gebraucht / die jme stets auff vnd vber dem Halß gelegen / vnd bey jm vmb solche erklärung / auch wol mit vngestüm̅ angehalten / vn̅ darauff gehoffet / zugemessen haben. Er hebet aber seinen Rhatschlag also an: Es sey zwar nicht schwer / sondern gefährlich in dieser sachen zu antworten. Vnd anfänglich lobet vn̅ billichet er das fürnemen deß Churfürsten Pfaltzgraffen / daß er denen / so hierüber wider einander streiten / beyderseits stillschweigen aufferlegt vnd befohlen. Wündschet auch / daß sie zu beyden seiten von dannen hinweg geschaffet werden. Darnach zum andern schreibet er / wen̅ die streitigen Partheyen vervrleubiget würden / were es gut / daß die andern Kirchendiener sich einer einhelligen gewissen form zu reden vergleichen möchten / etc. Diese wort Philippi lauten fast dahin / sind auch von den Caluinisten also auffgenommen vnnd verstanden worden / als müßte man ein newe art vnd weiß / die Kirchenstreit beyzulegen / vorhin in der Kirchen Gottes / zu derselbigen erbawung vngebräuchlich / fürnemen / daß man nemlich auff die resi psas oder auff die sachen an jr selbst / mit bestendigem Ja oder Nein / sich nicht erklären dörffte / sonder daß man nur einerley form zureden sich vergliche / darunter wol beyde theil / Lutherische vnd Caluinische jre meinung vnd verstand haben vnd behalten könten / wie zuvor in Polen mit der repetition der Augs. Conf. geschehen war / als oben gemeldet worden. Zum dritten / gibt er diesen raht / daß von dem nutz vn̅ frucht deß HERRN Nachtmals offt vnnd viel sol gelehret werden / etc. Solches ob es wol an jm selbs Christlich / recht / gut vnnd nötig ist / hat es doch bey vielen das ansehen gehabt / als solte man also vom nutze vnd frucht deß Abendmals predigen / daß man daneben hindan setzen / oder frey stellen müge zu halten / ob der Leib vnnd Blut Christi im Abendmal gegenwertig / oder weit vnnd ferrne davon
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(Anno 1559.) abwesend sey. Solches ist gleich als wenn man allein viel stattlichs wolte reden von dem verdienst deß Leidens vnd Sterbens Christi / vnd doch dabey wolte frey stellen / daß einer gläuben oder verläugnen möchte / entweder die Göttliche oder die menschliche Natur in Christo / vnd derselben Naturen persönliche vereinigung. Zum vierdten / sprichter / daß in diesem streit am besten were / daß man die wort Pauli behielte / nemlich / das Brot / das wir brechen / ist die gemeinschafft deß Leibs Christi / etc. Solcher rhat / daß man den Spruch Pauli im rechten waren verstand / den die wort Christi selbs mit bringen / brauchen sollen / ist recht vnnd gut / wie denn auch Doctor Lutherus solchen Spruch Pauli nennet seines Hertzens krone. Es erkläret aber gemeltes bedencken Philippi / sich selbs folgends also: Der Apostel sagt nicht / daß die natur deß Brots sich verwandele oder verändere / wie die Papisten davon reden / etc. Nun gehen aber diese wort Philippi nicht wider vnser Kirchen / denn daß vnsere Kirchen / die Papistische Transsubstantiation oder verwandelung weder lehren / noch vertheidigen / ist in aller Welt kund vnd offenbar. Daß aber weiter folget in Philippi bedencken (Paulus sagt nicht / wie die zu Bremen / daß das Brot sey der wesentliche Leib Christi / vnd sagt auch nicht wie Heßhusius sagt / daß das Brot sey der warhafftige Leib Christi) solches hat viel frommer Leute zum hefftigsten bettübet vnd geärgert. Denn Christus sagt ja von dem Brot deß Abendmals / Das ist mein Leib / der für euch gegeben ist / das ist aber ja sein warhafftiger wesentlicher Leib / Verum & essentiale corpus, der für vns gegeben ist / wie die Schmalkaldischen Artickel (denen Philippus vnterschrieben / vnd sich noch zu Wormbs Anno 57. auch in seinem Teutschen Examine, vn̅ anderßwo / darauff beruffen hat) auch also reden / Das Brot im Abendmal / sey der warhafftige Leib Christi. Vnd im Regenspurgischen Colloquio, Anno 1541. hat Philippus selbst die wort gebraucht / verè & realiter, warhafftig / wesentlich / oder mit der
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that / wie auch in der Augps. Confession / Apologia / Mechelburgischen(Anno 1559.) Kirchenordnung / vn̅ sonsten mehr. Vnd Lutherus in seinem letzten kurtzen Bekenntniß vom Sacrament spricht / das Brot deß Abendmals ist der rechte natürliche Leib Christi / etc. Zum fünfften stehet ferrner: Das wörtlin (Gemeinschafft) sol man wol verklären / daß es so viel geredt sey / es sey das / mit welchem die gesellschafft vnd gemeinschafft mit dem Leibe Christi geschicht / etc. Diß hat als ein frembde / vnd bißher in vnsern Kirchen vngebräuchliche rede (wie oben im Franckfurtischen abschied auch davon meldung geschehen) viel Leut seltzam gedeucht / sonderlich weil diß vnerkläret hengen bleibt / ob der Leib Christi im Abendmal / vnd rechtem brauch desselben / vns gegenwertig sey / Oder / ob er so weit von vns sey / als der Him̅el von der Erden / da doch Christus selbst / der mund der ewigen Warheit / ja die Warheit selbst saget: Das ist mein Leib. Vnd Paulus spricht: Das Brot / das wir brechen / ist die gemeinschafft deß Leibs Christi. Zum sechsten stehet / daß solche gemeinschafft mit dem Leibe Christi geschehe / in dem rechten gebrauch / vnd nicht ohne gläubige betrachtung zugehe / als wen̅ die Mäuse das Brot nagen. Diese wort Philippi / gehen auch nicht wider vnsere Kirchen. Denn wir alle lehren / wenn die niessung deß Abendmals vns sol fruchtbar vnd selig seyn / daß ein rechter lebendiger Glaub sol dabey seyn / vnd reden in keinem wege vom Abendmal / ausser dem brauch / von Christo in der einsetzung gestifftet lehren auch nicht / daß man das Sacrament sol niessen one gläubige betrachtung / oder mit vnvernunfft / wie die Mäuß das Brot nagen. Zum siebenden setzet Philippus in seinem Rhatschlag diese wort: Die Papisten vnd jhres gleichen streiten gar hefftig / man solle sagen / daß der Leib Christi ausserhalb der niessung eingeschlossen sey / in die gestalt deß Brots vnd Weins / vnd wöllen / man solle es anbetten. Diese wort Philippi gegen wider die Papisten: Daß aber
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(Anno 1559.) solches vnsern Kirchen solte aufferlegt / vnd von etlichen Caluinischen Sycophanten zugemessen werden / das ist auch ein offentliche Calumnia, vnd vnwarheit. Gehen derwegen die wort Philippi vns vnd vnser Kirchen nichts an. Zum achten / nimpt Philippus D. Morlinum vnd Sarcerium für sich / vnd saget: Morlin zu Braunschweig hat gesagt / Du mußt nicht sagen Mumm Mumm / sondern du mußt sagen / was dieses ist / das der Priester in der Hand hat. Sarcerius wil haben / man sol die entfallene partickel aufflesen / das Erdtreich schaben vnd verbrennen / etc. Vber diesen worten Philippi / sind viel gute fromme Leute auch bestürtzt worden / denn hiemit niemand anders denn D. Luth. gemeint ist / welcher an den Rhat zu Franckfurt (wie wir oben Anno 33. angehöret) diese wort führet: Es gilt hie nicht den Brey im Maul weltzen / vnd Mum̅ Mum̅ sagen / sondern den Brey außspeyen / vnd das mummen lassen / vnd frey dürr herauß sagen / was Brot vnd Wein sey im Sacrament / etc. So wil Sarcerius nur diß / daß man diß Sacrament mit aller ehrerbietung handeln sol / vn̅ mit den eusserlichen zeichen / zu denen das Wort Christi kommen ist / nicht leichtfertig vmbgehen / sondern vnterscheid halten sol / wie Lutherus vnd Pomeranus zu Wittenberg / da ein tröpfflein auß dem gesegneten Kelch vber dem Altar vergossen / hinzu gegangen sind / vn̅ mit aller Reuerentz dasselbig / nicht vnter den Füssen haben liegen lassen. Diese eusserliche ehrerbietung setzet das Sacrament nicht ausser der niessung / oder ausser dem brauch / darzu es Christus verordnet hat / sondern gibt seine jnnerliche andacht vnnd Reuerentz / gegen diesem heiligen gesegneten Brot vn̅ Wein / welches im rechten brauch Christi Leib vnd Blutist / one alle superstition in Gottfürchtiger demut zuerkennen / vnd wil nicht / daß man mit Füssen mutwilliglich (so man es fürkommen kan) das gesegnete Brot
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vnd Wein vertretten vnd leichtfertig / wir sichere Gottlose Leute(Anno 1559.) thun / damit handeln sollen. Zum neundten folget weiter / da wir für zwey Jaren zu Wormbs lagen / ward vns eine frage auß einem Hofe zugeschickt / ob der Leib Christi in Bauch keme? Solche abschewliche fragen sol man verwerffen / etc. Diese wort Philippi gehen vns vn̅ vnsere Kirchen auch weniger denn nichts an / Denn wir also nit lehren / daß der Leib Christi ein Bauchspeise were / vnd mögen die Zwinglianer oder Caluinisten wol zusehen / was für abschewliche fragen / vnd gifftige Gotteslästerliche verhörung / sie als die gifftigen Spinnen auß den worten deß Mundes Christi gesogen / vnd in sein Göttlich Angesicht außwerffen / die sich einen Christen freylich nicht wol nachreden lassen / daß es Christi Leib gehen müsse / wie sonst einer andern speise / daher die vngehewren vnd schrecklichen wort deß Caluini / Beze / vnd anderer kommen seind / Creophagia Fleischfresserey / Blutseufferey / ingurgitari, deglutiri, deuorari, in ventrem traijci, excerni, &c. dafür ein fromb Gottsfürchtig / ehrlich vnd Christlich gemüt von Hertzen erschrecken muß. Zum zehenden / referirt sich der Rhatschlag Philippi / auff das Examen in der Mechelburgischen Kirchenordnung / darinne man ein vermahnung vom nutz deß Nachtmals finden sol. Nun lehren wir aber vom nutz deß Nachtmals auch also / wie es in jetztgedachtem Examine stehet. Es ist aber noch diß darüber zumercken / daß darinn auch stehet / daß der ware Leib vn̅ Blut vnsers HERRN Jesu Christi im Abendmal außgetheilet vnnd emfangen werde. Zu dem ist nicht allein Land / sondern auch weltkündig / daß die Kirchen in Mechelburg / keine Sacramentschwermerische lehr vnd meinung halten / führen noch vertheidigen / sondern darwider schreiben vnd lehren / offentlich vnd priuatim. Zum eylfften / folget im Rhatschlag Philippi ferner / daß der Son Gottes da im Sacrament sey / nicht von wegen deß Brots /
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(Anno 1559.) sondern vmb der Menschen willen. Item / daß etliche haben wöllen / man sol sagen / ob der Leib sey im Brot oder gestalt deß Brots / gleich als ob das Sacrament von wegen deß Brots / vnd Papistischen anbettens halben eingesetzt oder verordnet were. Item / sie erdichten / wie sie den Leib in das Brot schliessen / etliche haben eine veränderung oder verkehrung / etliche ein wesentliche verwandlung deß Brots / etliche aber / daß der Leib Christi vberall / oder an allen orten seyn sol / erdacht. Diese scheußliche ding / seyn den alten gelehrten vnbekannt gewesen / etc. Diese reden Philippi / gehen vnsere Kirchen auch gar nichts an / vnd so sie jemand wider vnser Lehr vn̅ Beken̅tniß anziehen / vn̅ damit vnser Kirchen in verdachtziehen wil / der thut vns für Gott vnd für der Welt gewalt vnd vnrecht. Den̅ wir sagen nicht / Christus sey da / von wegen deß Brots / sondern das lehren vnd sagen wir / daß der Son Gottes mit seinem Leib vnd Blut / in oder vnter dem geseaneten Brot vnd Wein / von wegen vnser / oder von wegen deß Menschen / gegenwertig sey. So weiß ja auch die gantze Christenheit / daß wir das Papistische anbetten deß Brots im Sacrament / in vnsern Kirchen straffen vnd verwerffen. Es wirt auch die einschliessung deß Leibs in das Brot / veränderung / verkerung / verwandlung / vnd dergleichen Papistisch gedicht / in Formula Concordiae, Anno 1536. (dazu wir vns auch bekennen) außdrücklich verworffen / darumb es ja nicht redlich ist / so jemandt vnsern Kirchen Papistische meinung / mit eitel vnfug vnnd vngrund aufftichten wil / wie auch diß ein vnerbar griff ist / daß die Sacramentirer / da sie sonst vnser Kirchenlehr vom heiligen Abendmal / anders nicht anfallen vnd antasten können noch dürffen / daß sie den Deckel der Vbiquitet oder Allenthalbenheit deß Leibes Christi / fürwenden. Denn es ja gar ein anders ist das wir auß vnd nach den worten deß Testaments Christi lehren / daß der Leib vn̅ das Blut Christi allenhalben im Abendmal / da dasselbige nach seiner einsetzung /
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auff Erden in seiner Kirchen gehalten wirt / gegenwertig sey / vnd(Anno 1559.) aber ein anders ists / wenn man vnsern Kirchen auffleget / als hielten wir vnd lehreten sie / daß der Leib Christi vberall / an allen orten / allenthalben also außgespannet vnd außgedehnet sey / daß er / gleich wie im Abendmal / also auch ausserhalb dem Abendmal in allen Creaturen / Holtz / Stein / Laub / Graß / Kraut / Haut / in allen Bierkannen / Hafen / Kesen / vnd in allen vnflätigen vnd abschewlichen orten seyn solle / welches wir doch nicht lehre̅ / wie in der Apologia deß Christlichen Concordienbuchs gnugsam erkläret ist. Zum zwölfften / stehet im gemelten Rahtschlage / daß etliche Fatres / Brot vnd Wein deß Abendmals / zeichen deß Leibs vnnd Bluts Christi genennet haben / etc. Solche art zu reden / die etliche Patres also gebrauchet / straffen wir nicht / sondern reden auch also / aber wir setzen darbey (welches im Rahtschlag auch billich hette stehen sollen) daß es nicht schlechte Zeichen sind / deß abwesenden Leibs vnnd Bluts Christi / welcher Leib vnd Blut / von dem Brot vnnd Wein im Abendmal / vnnd von vns / die wir auff Erden das Abendmal Christi nach seiner einsetzung halten / so weit vnd ferrne sey / so weit vnnd ferrne der Himmel von der Erden ist / sondern wie die Taube (Luce 3. Johannis 1.) ein Symbolum oder Warzeichen ist der vnsichtbaren gegenwertigkeit deß heiligen Geistes / also ist Brot vnd Wein im Abendmal / ein Zeichen deß waren / wesentlichen gegenwertigen Leibs Christi. Daß aber in derselbigen schrifft Philippi weiter gesagt wirt / das Brot im Abendmal sey ein figürlicher vnd bedeutlicher Leib / diß haben die Caluiniste̅ / so gemelte schrifft in die Teuische sprach vbergesetzt / also verdolmetschet. Denn das wort antitypon (welches eben so viel / als der vorigen Patrum rede begreifft) haben sie ein figürlichen Leib genennet. Nun ist aber ein figürlicher bedeutlicher Leib Christi nicht für vns gegeben / sondern der warhafftige wesentliche Leib Christi / den wir im Abendmal / wenn vnd so offt
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(Anno 1559.) wir das gesegnete Brot essen / warhafftig empfahen / laut vnd vermög der wort vnd einsetzung Christi. (Philip. hat für sich allein an Pfaltzgraffen gefchrieben.) Was ferrner in obgedachtem Rhatschlag Philippi stehet / ist bereit alles in den vorigen begriffen. Es hat aber Philippus diesen Rhatschlag allein für sich priuatim, vnd mit nichten im namen / vnd mit vorwissen oder geheiß / that oder zuthun vnserer Kirchen / noch einiges Lehrers vnd Predigers / gestellet / darumb es auch vnserer Kirchen nichts angehet. Vnd erfindet sich dennoch / daß Philippus in solchem seinem Rhatschlag / gleichwol nirgend saget / daß der Leib Christi auff einmal / vnd zu einer zeit nicht könne oder vermöge / denn allein an einem eintzigen ort seyn. Auch saget er nicht / daß Christus mit seinem Fleisch vnnd Blut von dem Brot vnnd Wein im Abendtmal / vnd von vns / die wir allhie auff Erden sein Abendmal nach seiner einsetzung halten / so weit vnd ferrne ab sey / so weit vnd ferrne der öberste Himmel von der Erden ist. Ob nun aber gleich Philippus sich gar zu weit auff der Caluinisten seiten gewandt / vnd sich auß der rechten Bahn führen lassen (welches wir mit seufftzen vnd hertzlichen Thränen bekennen müssen / vnd nicht fürüber können / daher in der Pfaltz vnd anderßwo grosser vnrhat / auch verfolgung der reinen Prediger / auch hernach in Meissen der jämmerlich riß / den die Caluinischen Theologen zu Wittenberg mit jhrem anhang gemacht / vervrsacht werden: Jedoch sol vns dieser fall / weder zur verläugnung der Warheit / welche deß HERRN Christi Wort ist / vnd auff keines Menschen ansehen / liebe / gunst oder kunst stehet / noch zu vbermessiger vngedult bewegen. Denn wir hierauß sehen / was es gesaget sey / da Johan. 2. geschrieben stehet / Jesus bedürffte nicht / daß jemandts zeugniß gebe von eim Menschen / denn er wuste wol / was im menschen war. Darumb spricht er zu Petro (Luc. 22.) Sihe / der Satanas hat ewer begert / daß er euch möchte sichten / wie den Weitze̅ / ich aber habe für dich gebetten / daß dein Glaube nicht auffhöre / vn̅ wenn du dermal eins dich bekehrest / so stärcke deine Brüder. Wer
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auch stehet / der sehe daß er nicht falle / noch seinen Priuat affecten(Anno 1559.) nachfolge / sondern sich an Gottes Wort vnd das Gebett halte / vn̅ dem Geist Christi die ehr gebe. Den̅ die warheit zusagen) was die Personen anlanget / die Philippus in seinem rhatschlag angezoge̅ /(Woher Philippus vngedültig worden.) vnd jhnen Papistische jrrthumb / deren sie sich nicht bewust noch schüldig / zugemessen (da sie sich denn selbs bald hernach in offentlichen schrifften / für der gantzen Kirchen entschüldiget haben / wie denn auch noch heut zu tage / solche jrrthumb offentlich in vnsern Kirchen gestrafft vnd verworffen werden) ist er mit Priuat zorn vnd vngedult eingenommen vnd vbereilet worden / sonderlich weil die Artickel / so Philippus kurtz zuvor zur vergleichung gestellet / vnd in etlichen puncten noch bedencklich / vnd nit gnugsam waren / von D. Morlino vnd Sarcerio / Westphalo / vn̅ andern Sächsischen Predicanten nit wolten gewilliget / noch angenommen werden / wie in den Cantzeleyacten zusehen ist. Wir wöllen aber solchen fall vn̅ schwacheit jetzt beruhen lassen / vnd Gott dafür dancken / daß er seine warheit in vnsern Kirchen / wider alle anschläge / auch dazumal vnd hernach / gnädiglich vnd gewaltiglich erhalten hat / vnd was sonsten Gott guts durch Philippum außgerichtet in Kirchen vn̅ Schulen / gerne mit danckbarkeit erkennen / loben / behalten / vn̅ jm darumb dancken / was aber mit Gottes Wort nit stimmet (als diß sein iudicium de coena Domini) da wöllen vnd sollen wir vns erinnern der ernstlichen wort Christi vnsers Heilands: Wer Vatter vnd Muttur mehr liebet denn mich / der ist mein nit werth. Ob aber wol auch die Caluinisten sehr schreyen vn̅ rhümen / daß Philippus sich gegen sie schrifftlich vnd sonsten gar mild vnd freundlich erzeigt habe / so lassen wir doch solches alles anstehen / vn̅ befehlen es dem Gericht Gottes / darin̅ Philip. jetzund auch ist / vn̅ wir alle für dem Richtstul Christi erscheinen wöllen. Es were aber gleichwol nit gut / wen̅ schon einer / er sey großoder gering / Vatter / Mutter / Prediger / Fürst / Preceptor / oder wer er seyn mag / zurück wiche / oder eine̅ fall thete / dz derhalben alle Kirchen vn̅ Theologen /
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(Anno 1559.) Obrigkeit vnd Vnterthanen / zu gleich auch mit fallen / vnnd von jhrer in Gottes Wort wolgegründten / vnd so viel Jar her bekan̅ten Lehr vnd Confession weichen solten. Was köndte oder solte auch das wol gelten / vnd für eine Autoritet vnnd ansehen haben / wenn Philippus / der in so viel Conuentibus, Colloquijs, vnd sonsten / auch Confessions weise / sich viel anders öffentlich / vnnd vber das auch / gegen seine Obrigkeit / erkläret hat / wie bißher auß vielen Historien gnugsam dar gethan / vn̅ ferrner / so es von nöten / erwiesen werden kan / wen̅ er gleich in einem Priuat schreiben (wie denn derselbige Rhatschlag ist / den man auch bey seinem leben nit hat dürffen herfür kommen lassen) sich gantz vnd gar Zwinglisch oder Caluinisch erkläret hette? Was offenbar für Gott vn̅ der Kirchen geschicht / das gehet ja für allen Priuat vnd Winckelschrifften / davon weder die Kirche noch die Lehrer einiges wissen tragen / vnd die man auch / so sie wider das offentliche Beken̅tniß lauffen / nicht entschüldigen kan noch sol. Wir wöllen nun in vnser ordnung dieser Historien folgends besehen / wie sich hernach Christliche Obrigkeiten vnnd Theologi in vnsern Kirchen / nicht nach obgedachtem Rhatschlag / sondern nach der alten waren richtigkeit / in dem Bekenntniß vom Abendmal / gehalten vn̅ erzeigt haben / da gleich der Sathan allerley practicken versucht. Vnd das ist ja der allerbeste vnd sicherste weg / wenn man wissen wil / bey welcher Lehr vnd Bekenntniß vom Abendmal / die Kirchen der Augspurgischen Confession allweg bestendig verharren vnd geblieben sind. (Auno 1560.)

Anno 1560.
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(Philippi Brieff an Craronem Medicum.) Es haben die Caluinisten drucken lassen einen Brieff Philippi / so er Anno 1560. den 21. Martij / vier Wochen vor seinem abschied auß diesem Leben / an Johannem Cratonem Medicum sol geschrieben haben / deß innhalts / daß vngefehrlich Anno 1540. Philippus vnderwegens auff dem Wagen Doct. Luthero sol er
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zehlet haben / etliche sprüche der alten Vätter / welche das Brot vn̅(Anno 1560.) wein im Abendmal / nenne̅ symbola & antity pa corporis Christi, signu̅ & figuram, das ist / zeichen vn̅ figuren deß Leibs Christi / darauß klar were / daß es nicht ein alter / sondern ein newer jrrthum̅ seyn müste / verwandlung oder veränderung Transsubstantiationem vel Transelementationem. deß Brots vnnd Weins setzen / darüber sol sich D. Luther verwundert haben / etc. Es sihet aber jederman̅ klärlich / daß die vnterrede gewest ist / von der Transsubstantiation / welche wir in vnsern Kirchen nicht lehren noch vertheidigen / so hat auch Doctor Lutherus selbst offt also geredet / daß das gesegnete Brot im Abendmal sey ein zeichen / nicht aber ein bloß ledig zeichen / das weit vnd ferrn vom Brot deß Abendmals / vnd von vns / wenn wir das Abendtmal brauchen / abwesenden Leibs Christi / wie in der Apologia gnugsam erklärung davon geschehen ist. Mehr hat vnd gibt die Epistel nicht / denn also lauten die wort: Memini me Luthero, &c. Ich gedencke noch wol / daß für zwentzig Jaren / als wir mit einander auff der Reiß waren / vnnd Lutherus lustig vnd frölich war / ich jhme etliche Sprüche erzehlete / auß den alten Griechischen vnd Lateinischen Vättern / welche klärlich vermelden / daß Brot vnd Wein zeichen sind vnnd figuren deß Leibs Christi. Wie ich aber dabey sagete / es were ein newer Irrthumb / daß man fürgibt / das Brot werde verwandelt nach seinem wesen (denn also reden die newen verwandler) sprach er diese wort: Es were ein wunder / daß in der neuwen Kirchen ein solcher Irrthumb so lang geblieben / vnd so ferrne vnd weit angenommen worden were. Ich schwieg still darzu / vnd verwunderte mich / daß er sich hierinne liesse die lang verlauffene Jar oder Zeit bewegen / so er sich doch in andern dingen dardurch nichts bewegen liesse / etc. Da nun Philippus auß diesem Leben von Gott abgefordert / vnd in vnsern Kirchen durch den obgedachten seinen Rhatschlag
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(Anno 1560.) (welchen nicht bey seinem leben / sondern bald nach seinem Tod / die Caluinisten damals zu Heidelberg Lateinisch vn̅ Teutsch drucken liessen) ein ärgerlich wesen vnd gezänck sich erhube / haben die Caluinisten als hetten sie nun alles gewonnen / vn̅ vnter sich / gar mutig sich herfür gethan. Denn nach dem zu Heidelberg nach gemelten (D. Heßhusij Büchlin / vo̅ der gegenwart deß Leibs Christi im heiligen Abendmal.) Rhatschlag / D. Heßhusius abgeschafft / hat er ein Büchlein außgehen lassen / de praesentia corporis Christi in coena Domini, von der gegenwertigkeit deß Leibs Christi im Abendmal deß HERRN. Dawider hat bald im nachfolgenden Jar Caluinus geschrieben / ein erklärung seiner Lehr / de vera participatione carnis & sanguinis Christi in Coena, von der waren niessung deß Fleisches vnd Bluts Christi im Abendmal. Vnd weil er vermeinte (Caluin. wil ein weg zur einigkeit treffen / wen̅ ma̅ die wort Christi beyseits setzen wil.) / er hette nun alles in Händen / hat er ein kurtze schrifft / von wenig Blettern daran gehenget / de optima iucundae concordiae ratione, daß nemlich vergleichung vnd einigkeit in der Lehre vom Abendmal nicht angestellet / vnnd gemacht solte werden / nach der Formula concordiae, die Anno tausent fünffhundert vnnd sechs vnd dreyssig zu Wittenberg verfasset / sondern nach der Formul / wie sie da allererst vom Caluino fürgeschrieben sey / deren Summa vnd innhalt dieser ist: In primis obstaculum de corporis Christi immen si tate remouere necesse est: Nisi enim constet finitum esse coeloque comprehendi, nulla erit dissidij componendi ratio. Sed hoc omnium consen su constet Christum, sicut in gloriam coelestem semel est receptus, ita locorum in teruallo, quo ad carnem, esse à nobis dissitum: diuina autem essentia & virtute, gratia etiam spirituali coelum & terram implere. Das ist so viel: Caluinus wil schliessen / weil wir sagen vnd lehren / daß Christus mit seinem Leibe allenthalben / da allhie in seiner Kirchen auff Erden sein Abendmal gehalten wirt / gegenwertig sey / laut vnd vermög seiner einsetzung / in welcher er von dem / das im Abendmal gereicht vnd empfangen wirt / spricht (Das ist
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mein Leib) welcher Leib Christi mit seiner Göttlichen natur / in einigkeit(Anno 1560.) seiner Person vereinbaret / vnnd zur rechten Hand Gottes vber alles / was genennet kan werden / erhöhet ist / so müste darauß folgen / daß wir setzen vnd lehren / Christi Leib sey vnendlich an alle ort außgedehnet vnd außgespannet / oder verwandelt in ein vnendliches wesen / wie die Göttliche Natur selbst ist. Das ist Caluini meinung / vnd nichtige volgerey / zu der wir lauter Nein sagen. Aber das ist Caluini gründliche / eigentliche vnnd endliche meinung / daß er so viel sagen wil: Die Lutherischen vnd Caluinisten im handel vom Abendmal / sind von einander vnd wider einander also vnd hierinne: Die Lutherischen gläuben vnnd lehren / daß Christi Leib / welcher mit seiner Göttlichen Natur persönlich vereiniget / vnd zur Rechten Gottes vber alles erhöhet ist / an allen orten / da sein Abendmal / nach seiner einsetzung gehalten wirt / gegenwertig sey / weil der Son Gottes von dem / das im Abendmal gegenwertig / gereicht / gegeben vnd empfangen wirt / selbs sagt / Das ist mein Leib / das ist mein Blut / etc. Die Caluinisten aber sagen / daß diese Lutherische Lehr müsse(Caluinische Phantasey vn̅ Träume.) auß dem weg gereumet werden / denn es könne kein einigkeit oder vergleichung zwischen beyden parten getroffen oder gemacht werden / wen̅ man nicht zuvor allerseits darüber einig werde / daß Christi Leib also endlich vn̅ vmbschrieben sey / daß er im Himmel comprehensus dermassen jnnen sey / daß er / so viel sein Fleisch oder menschliche Natur / Leib vnd Blut belanget / weit vnd ferrn / nach art vnd weiß der erschaffenen örter / die weit von einander entlegen sind / von vns sey / doch auch also / daß er gleichwol mit seine̅ Göttlichen wesen vnd krafft / auch mit seiner geistlichen gnade Himmel vnd Erden erfülle / vnd also auch Geistlicher weise vns im Abendmal seinen Leib gebe / der doch nur im Him̅el sey / sintemal die heimliche krafft deß H. Geistes verschaffe / daß das Leben auß oder von dem fleisch Christi / als abstractum à substantia, ein abgezogen ding von de̅ wesen deß fleisches / welches allein im Him̅el ist / zu vns /
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(Anno 1560.) die wir auff Erden wandeln / durchdringe / fliesse vnd komme / oder gleich (wie Beza schreibet) als wen̅ einer daheim in seinem Hauß einen safft gebraucht / vnd sich damit nehret vnd stärcket / der außgepresset oder eliquirt ist auß eim Brot / welches doch in deß Beckers Hauß / der es gebacken hat / bleibet. Das ist nun der Calumisten meinung / wenn sie sagen / daß vns der Leib Christi im Abendmal geistlich gegeben werde. Denn also verstehen vnd deuten sie es / wie jetzt gesagt / welches der Christliche Leser wol in acht haben sol / daß er sehe / wohin es gerichtet vnd gemeinet sey / vnd was sie suchen / wenn sie conciliationes, einigkeit vnd vergleichung fürschlagen / vnd wie sie jhre wort / wenn sie gleich stattlich lauten / meinen vnd verstehen. Vnd daß wir solches hernach nicht allzu offt mit verdruß widerholen dürffen / wöllen wir nur noch wenige der Caluinisten wort vn̅ rede kürtzlich allhie verzeichnen. Petrus Martyr redet also: Si quis per praesentiam intelligat fidei perceptionem, qua ipsi in coelu̅ ascendimus, & Christum in sua maiestate. mente & spiritu amplectimur, cum illo consentio. Das ist / wenn jemands durch die gegenwertigkeit (deß Leibs vnd Bluts Christi im Abendmal) verstehen wil deß Glaubens empfahung / mit welchem wir selber gen Him̅el auffsieigen / vn̅ allda Christum in seiner Maiestet mit vnserm Gemüt vn̅ Geist vmbfahen / mit demselben bin ich einig. Lascus setzt den fürnemen theil der handlung oder gantzen Action deß Abendmals im Himmel (in coelum empyraeum) vnd erkläret seine wort also: Im Abendmal / das ist im Himmel ist ( Coelum empyraeum. ) der Leib Christi gegenwertig dem Glauben / das ist (contemplationi & cogitationi) den gedancken vnd anschawen deß Glaubens der in Himmel hinauff steiget. Auß diesen wenig worten / kan man verstehen / was sie meinen / wenn sie mit prächtigen worten fürgeben / vnd sagen / absit haec opinio à vobis, vt Christus corpore suo à coena sua absit, non enim cupimus coenam Domini absque Christo, Das
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ist / es sey ferrn von vns / daß wir Christum mit seinem Leib nicht in(Anno 1560.) seinem Abendmal haben solten / denn wir wöllen ein Abendtmal deß HERRN nicht one Christo haben vnd halten. Dieses aber alles erklären sie selber also (wie Beza in summa doctrinae de Sacramentis thut) vnser Mund empfähet allein Brot vnd Wein / die Substantz aber deß Leibes vnnd Blutes Christi / sind vom Brot vnd Wein (die allhie auff Erden gegenwertig sind / vnd mit dem Munde empfangen werden) so weit vnd ferrne abwesend / so weit die Erde von dem öbersten Himmel ist. Denn wie die eusserlichen zeichen Brot vnnd Wein auff Erden / vnd nirgend anderß sind / also sey Christus nach seinem fleisch im Himmel / vnd nirgend anders. Vnd Caluini wort sind diese: Efficaciter dixi exhiberi corpus Christi, non naturaliter, secund um virtutem, non secundum substantiam. Das ist / ich habe gesagt / daß der Leib Christi gegeben werde / nicht nach seiner Natur / sondern nach seiner krafft / vnd nicht nach deß Leibes substantz oder wesen. Im diesem 1560. Jare / im Monat Junio / Ist Hertzog Johann Friderich zu Sachsen / etc. zu seinem Herren Schweher Pfaltzgraff Friderich Churfürsten / etc. gen Heidelberg verreiset / in hoffnung / weil damals die Sacramentirer / die Kirchen mit jrem Gifft hefftig allda anfiengen einzunemmen vnd zubeschmeissen / er was guts außrichten / vnd hochgedachten seinen Herrn Schweher widerumb auff rechten weg bringen wolte. Hat derwegen zwene seiner fürnembste Theologen / D. Maximilian Mörlin / vnnd M. Johann Stössel (der damals in diesem Artickel vom heiligen Abendmal noch richtig vnd eyferig gewesen) mit sich genommen / welche vber jhre allda gethane Predigten vnd allerley beyde mit Churf. Pfaltz selbst / vnd den Caluinischen Gelehrten gepflogene Gespräch / auch eine offentliche Disputation gehalten / vnnd jhre Theses drucken vnd anschlagen lassen. Vnd hat sich in derselben Disputation sonderlich zugetragen / daß der Churfürstliche Leib
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artzt (Anno 1560.) / D. Thomas Erastus / der ein hefftiger Caluinist gewest / in die Disputation kommen / vnd viel Caluinische Argumenta mit vngestüm̅herfür gebracht / darauff Stösselius auß Gottes wort / ordentlich vnnd wol geantwortet / vnnd dieselbige widerlegt hat / vnd weil Erastus mit seinen philosophicis instantijs jmmer angehalten / vnd an denen auß Gottes Wort gegebenen gründlichen solutionibus sich nicht benügen lassen / hat Stösselius vnter andern diese wort zu jm gesagt: Video causam vestram esse morbidam, & indigere medico. Ich sehe daß ewer sach siech / kranck vnd reudig ist / darumb sie wol eines Artztes oder Medici bedarff / darüber im gantzen Auditorio ein groß gelächter worden / also / daß der Artzt ein gute weil still hat müssen halten / ehe er mit seinem ferrnern opponiren vnd reden fortfahren können / wie solchs Stösselius offtmals erzehlet hat / welches wir der vrsachen halben allhie vermelden / weil es noch heutiges Tages mit der Sacramentirer sach sich gar nichts gebessert / sondern dieselbe noch jmmerdar schwach vnd kranck ist / vnd da sie vorher reudig / wie gesagt / gewesen / jetzund gar aussetzig wird / Also / daß / weil gemelter Medicus derselben nicht hat helffen können / vnd auch andere Ertzte / die jhre (Medteikönnen den Sacramentirern nicht helffen.) kunst sider der zeit daran versucht / derselben weder rhaten noch sie heilen mügen / sie nun nicht alleine Medicos, sondern auch Juristen / Syndicos, Aduocaten / Causidicos, Procuratores, Philosophos, Papisten / Jesuiten / Poetas, vnd wen sie mehr haben können / dazu dingen vnd brauchen müssen / so lang als Gott jnen verhenget. Wöllen nun die Theses, weil sie richtig vnd gut seyn / verteutsch hieher setzen. ( Theses Stosselij contra Calninianos. ) I. Wir gläuben / bekennen / vnd halten festiglich / daß im Abendmal deß HERRN mit / in / oder vnter dem Brot vnd Wein / durch die krafft vn̅ wirckung deß worts oder die einsetzung Christi / der ware Leib / vnd das ware Blut vnsers HERRN Jesu Christi / warhafftiglich vnd wesentlich gegenwertig sey / außgetheilet / gereicht vnd gegeben werde.
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II. Dagegen verdammen vnd verwerffen wir nicht allein die(Anno 1560.) jenigen / welche durch den Leib vnd durch das Blut Christi blosse Zeichen oder Bilde deß abwesenden Leibs vnd Bluts Christi verstehen / sondern auch die jenigen / welche im Abendmal allein die krafft vnd wirckung deß Leibs Christi / vnd nicht auch die substantz oder das wesen deß Leibs Christi selbst / lehren vnd setzen. Den̅ beyde theil / so viel an jnen ist / nemen vnd rauben vns auß dem Abendmal den Leib vnd das Blut Christi / wiewol sie auch das wort (wesentlich) zweiffelhafftiger verschlagener weise zu zeiten brauchen. III. Gleich wie wir nun lehren / daß das wesen deß Brots vn̅ Weins im Abendmal deß HERRN gegenwertig sey / vnd nicht verwandelt werde: Also halten wir auch festiglich / daß die substantz oder das wesen deß Leibs vnd Bluts Christi / nicht allein warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / sondern auch mit den Zeichen Brots vnd Weins / denen / so das Abendmal nemen / mitgetheilt / vnd von jnen genossen vnd empfangen werde. IIII. Wir lehren vnnd gläuben auch festiglich / daß wir im Abendmal deß HERRN / durch die Hand deß Dieners mit dem Brot vnd Wein / der ware Leib / vnd das ware Blut vnsers HERREN Jesu Christi gereicht wirt. Daß er also nicht alleine Geistlich mit dem Glauben / sondern auch leibleich mit dem Munde genossen vnd empfangen werde / vn̅ dasselbe wegen der Sacramentlichen vereinigung deß Leibs vnd Bluts mit dem Brot vn̅ Wein / da man denn nicht sehen müsse auff die vernunfft / sondern auff die wort Christi in der einsetzung dieses newen Testaments / Das ist mein Leib. Item / Esset vnd trincket. V. Vnd weil menschliche vernunfft diese leibliche oder Sacramentliche weise zu essen / keines wegs vernimpt oder verstehet / ja dieselbe für vngereimpt helt / vnd sich jr zum hefftigsten widersetzet / Derhalben lehren wir / daß gleich wie andere Artickel der Christlichen Lehre / also auch diß Geheimniß / nicht mit der vernunfft / sondern mit dem Glauben / müsse gefasset vnd begriffen werden.
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(Anno 1560.) VI. Denn weil der vernunfft vrtheil in Göttlichen geheimnissen blind ist / sol da der Glaub allein herrschen / vn̅ sol allem / was die Menschen hiewider scheinlich bedencken oder fürbringen / diß einige entgegen gesetzt werden: Er (Christus) hats gesagt. Denn wenn wir das Wort / welches alle ding geschaffen hat / gegen die Creaturen halten / so widerlegt es alles das jenige / was die Vernunfft dawider auffbringet. VII. Wir gläuben vnnd bekennen auch / daß im Abendmal deß HERRN / wen̅ die wort vnd einsetzung Christi gehalten wirt / der Leib vnd Blut Christi / nicht allein von frommen vn̅ wirdigen / sondern auch von Göttlosen / Heuchlern / vnnd vngläubigen empfangen werde / aber mit diesem vnterscheid / daß er von den Gottlosen allein mit dem Munde / von den from̅en aber mit dem Munde / Glauben vnd Hertzen genommen wirt / vnd daß den frommen solche niessung heilsam sey / den Gottlosen aber dieselbe zu grosser verdam̅niß vnd Gericht gereiche. VIII. Diese niessung / welche also zugleich von Frommen vnd Bösen geschicht / vn̅ jnen gemein ist / bestätigen die wesentliche stück deß Sacraments / welche sind / sichtlich Brot vnd Wein / der vnsichtliche Leib vnd Blut Christi / vnd der eusserliche brauch deß Sacraments / vnd diese wesentliche stück sind nicht anderßwoher von Menschen herein getragen / sondern sind durch Christi Wort in der einsetzung dieses Testaments / hell vnd klar außgedruckt. IX. Hiemit stimmet auch Pauli Spruch / 1. Cor. 11. da er sagt / daß die jenigen / so vnwirdig essen / schüldig werde̅ an dem Leib vnd Blut Christi / daß also Christi einsetzung / nit auff deß Menschen wirdigkeit stehet / sondern ist auff den gegründet / der die warheit selbst ist / auff dessen gewissem / warhafftigem Wort sie bestehet. Wie auch gleicher gestalt die Augspurgische Confession / welche in gemein sagt: Es werde der Leib vnd Blut Christi mitgetheilet / denen / so das Sacrament nemen. X. Diß Bekenntniß vom Abendmal deß HERRN / ist nicht
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auß menschlichem wahn / sondern auß der einsetzung deß Sacraments(Anno 1560.) / vnd auß den worten Christi / vnnd deß Apostels Pauli genommen / denn Christus vnd Paulus zeugen / daß der ware Leib vnd das ware Blut Christi im Abendmal außgetheilet werden. XI. Die wort Christi sind hell vnd klar / Nemet hin vnd esset / das ist mein Leib / vnd damit nicht jemand einen vnnötigen Tropum, oder verblümete vmbwechselung der rede denselben andichten möchte / so wirt die erklärung dabey gesetzt / der für euch gegeben wirt. Also auch vom Kelch / Das ist mein Blut / da gleicher gestalt der Tropus oder vmbwechselung der rede außgeschlossen / vnd die außlegung oder erklärung dabey gesetzt mirt / welches für euch vergossen wirt. XII. Also spricht Paulus / daß der / so vnwirdig jsset / deß Gerichts schüldig sey / darumb / daß er nicht vnterscheidet vnter dem Leibe deß HERRN vnd anderer gemeinen Speise / derhalben hat er gehalten / daß der Leib vnnd das Blut Christi warhafftig empfangen werde / nicht allein von Gläubigen / sondern auch von Heuchlern. XIII. Vnd folget hierauß gleichwol nicht / daß die Gottlosen / durch solch leiblich essen lebendig gemacht / oder deß ewigen Lebens theilhafftig werden / denn gleich wie Christus die allein lebendig machet / welche nicht allein mündlich diß Sacrament nemen / sondern die auch zugleich die verheissung / darinnen vergebung der Sünde vnd ewiges Leben angebotten wirt / mit warem Glauben annemmen / Also schlegt vnd strafft er nach seinem gerechten Gericht die Gottlosen vnd vngläubigen / vn̅ vbet also ernste rach vber die jenigen / so diß Abendmal mißbrauchen vnd entheiligen. XIIII. Wenn wir die wörtlin / In / Vnter / vnd mit dem Brot brauchen / vnd in der Kirche behalten / geschicht nit der meinung / daß wir wortgezänck zu erregen begeren / sondern wir setzen solche wörtlin denen entgegen / die vns für den waren Leib Christi einen erdichten Leib geben / vnnd die Sacramentliche vereinigung
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(Anno 1560.) hinweg nemmen / vnd also durch das wörtlein (mit) sich auff beyde seiten lencken. XV. Wir verwerffen auch / die grobe abschewliche meinunge / welche vns etliche fälschlich zumessen / Nemlich / die Papistische Transsubstantiation oder verwandlung deß Brots in den Leib Christi / die reumliche einschliessung / die außspannung oder außdehnung deß Leibs Christi / vnd die vermischung deß Brots vnnd Weins / mit dem Leib vnd Blut Christi. XVI. Wir bekennen auch gern vnd von Hertzen / daß die Sacrament ausser dem brauch / die eigenschafft der Sacrament nicht haben. Derhalben / da jemands ausser dem brauch ein leibliche zusammenfügung deß Brots vnd Leibs setzen wolle / verwerffen wir solchs gantz vnd gar / etc. XVII. Weil denn die Kirchen in Sachsen / Türingen / vnnd Wirtenberg einhelliglich bekennen / vnnd die Pfältzische Agenda auch offentlich mit vns lehret / daß diß der eigentliche natürliche verstand / vnd meinung der Augsp. Confession seye / So ist offenbar / was man von denen halten solle / welche die Augspurg. Confession mit gewalt auff die widerwertige meinung ziehen. XVIII. Wiewol aber diese spitzfindige Leute sich hoch bemühen / dem HERRN Christo seine wort zuverdrehen / vnd die Augs. Conf. zuverfälschen / vnd mit jren scheinlichen anmutigen gründen / jrer viel auff jre meinung führen vnd bringen: So ists doch viel gewisser vnd sicherer / daß man jre verführische gründe hindan setze / vnd dem hellen Liecht Göttliches Worts folge / vnnd bey der einfeltigen / eigentlichen / deutlichen einsetzung Christi bleibe / vn̅ jm das lob gebe / daß er Allmächtig vnd warhafftig seye / denn daß wir die thörichte vernunfft vnd menschlichen wahn / so die ehre Christi schmählert / vnd jhn lügenstraffet / vnd die Gewissen vngewiß machet / dem außdrücklichen Wort Gottes fürziehen solten. XIX. Daß sie aber das 6. Cap. Johannis / als eine starcke brustwehre vnns stäts fürwerffen / vnnd damit Ritter an vns zuwerden
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vermeinen / Solches ist nichtig vnd vergeblich / denn sie werden(Anno 1560.) durch die rechnung der zeit vnnd ordnung der Euangelischen Historien vberzeuget / daß sie diß Capitel mit gewalt / vnd gleich bey den Haaren zu dem Artickel vom H. Abendmal ziehen. XX. Wir sollen auch allezeit den Spruch Pauli vor augen haben / da er saget / Wir sollen in erkänntniß der warheit nicht mehr Kinder seyn / vnd vns nicht mehr wegen vnd wiegen lassen / von allerley wind der Lehre / etc. Vnd den Spruch Petri / Wer da redet / der rede Gottes Wort. XXI. Wir sollen auch allhie auff etliche fürneme Regeln acht geben / auff daß wir wider der Sacramentirer scheinliche jrrthumbe / vnd gleissende verfälschungen deß Testaments Christi / vns desto baß stärcken vnd verwaren mögen. 1. Daß Christi wort nicht sey ein blosser schall / der bald verschwindet (wie man an andern Creaturen spüret) sondern daß es ein solch wort sey / welches das jenige mit sich bringet / daß es verheisset vnd saget / denn Christi sagen / ist so viel als thun. 2. Daß in erforschung Göttlicher geheimnissen / diß der Christen höchste weißheit sey / wenn sie nicht newe Lehr oder opinionen ausser vnd one Gottes Wort erdichten / sondern das vrtheil jhrer vernunfft im zaum halten / vnd alles was jnen im wege stehet / vnd jrer natur oder vernunfft seltzam vnd vngereimpt düncket / allein durch den Glauben vberwinden. 3. Daß wir die Schrifft nicht auff vnsern wahn lencken vnd biegen / sondern mit höchstem fleiß daran vnnd darob seyn sollen / daß wir Schüler vnd Zuhörer Christi bleiben / vn̅ seine wort trewlich halten. 4. Daß auch die zeugnissen der Schrifft / so zum beweiß oder zur erklärung eingeführet werden / nicht frembe von der sachen seyn sollen / zu welcher erklärung sie angezogen werden. 5. Daß Christi Himmelfart die gegenwart Christi im Nacht
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mal (Anno 1560.) nicht hindere / sondern viel mehr dieselbige bestätige / weil sie ein helles / klares zeugniß ist der allmacht in Christo. 6. Daß man im Abendmal deß HERRN allzeit mehr auff Christi wort / denn auff die eusserliche Element / sehen solle. XXII. Wir sollen vns auch dieses Spruchs Christi erinnern / Auß jren Früchten solt jr sie erkennen. Was aber diese Secte der Sacramertirer für herrliche Früchte bringe / das sihet man hin vnd wider / da fromme Hertzen allenthalben dieselben mit heissen bittern Thränen sehen vnd befinden. Denn erstlich zerreisset diese Secte den Consens vnd die einhelligkeit der Augspurgischen Confession / vnnd gibt vrsach dazu / daß dieselbe von den widersachern vbel außgemacht / vnd herdurch gezogen wirt. 2. Betrübet vnd verwirret sie die Kirchen in dem / daß Christliche gute ordnungen vom Nachtmal / dadurch vmbgestossen / vnd auff die Zwinglische Lehr vnd meinung wider angerichtet werden. 3. Helt sie die Leute abe / nicht allein vom gebrauch vnnd ehrerbietung deß heiligen Abendmals vnd gantzen Predigampts / sondern beraubet auch die armen betrübten Gewissen jhres höchsten trostes. 4. Ist sie ein Fahnenführerin vnd Fackel zu allerley empörungen / im Geistlichen vnd Weltlichen Regiment. 5. Raubet vnd nimpt sie Christo die ehre seiner Warheit vn̅ Allmacht. 6. Vervrsachet sie mit jrem Exempel / daß etliche in andern Artickeln der Christlichen Lehre / mit gleichem freuel vn̅ trutz spielen werden. 7. Letztlich / machet sie auß der Augspurgischen Confession eine Confession oder verwirrung der rechten Lehre mit den Secten / vnd vnterstehet sich dieselbe auff beyden seiten zu drehen vnd zu lencken. XXIII. Gleich wie man nun auff einer seiten fliehen vnd mei
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den muß / die groben Lügen der Papisten (dardurch sie auß dem(Anno 1560.) Abendmal deß HERRN eine grewliche Abgötterey / so sie mit dem Brot getrieben / gemacht haben) als da sind die Transubstantiatio oder verwandlung deß Brots in den Leib Christi / das Opffer der Meß / die verbietung deß Kelchs / da den Leyen ein theil deß Abendmals geraubet wirt / die anbettung deß stücklin Brots / an stat deß Sons Gottes / das vmbtragen deß Brots / zu erhaltung der Früchte vnd dergleichen. Also muß man auch auff der andern seite / mit gleichem ernst fliehen vnd meiden / die subtile vnd scheinliche jrrthumbe der Sacramentirer / dadurch sie den rechten Kern auß dem Abendmal wegnemmen / vnnd die einsetzung Christi freuentlich verkehren vnd vmbstossen. XXIIII. Auff diese vnsere hochnötige erinnerung (dadurch fromme Christen auff einer seiten für den Papisten / vnd auff der andern seite für den Sacramentirern verwarnet / vn̅ auff die rechte Mittelstrasse gewiesen werden) dringet vn̅ weiset auch die Prediger Göttliches Worts / nechst der Augspurgischen Confession / vnd Schmalkaldischen Artickeln / die Pfältzische Kirchen Agenda, welche eben von denen verfasset vnd gestellet ist / so zu diesen zeiten die Augspurgische Confession fürnemlich vertheidigen vnnd verfechten.

Anno 1561.
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(Auno 1561.) Nach vorgemiltem Buch Caluini / ist Anno 61. bald gefolget( Bezae Dialogi scurriles. ) / auch Beza mit zween Dialogis, welchen er (wie er zuvor in seiner Schandpoeterey / vnnd bulerischen vnflätigen Versibus, so noch im Truck verhanden sind / gewohnet war) holhüppische / schändliche Titel vn̅ namen gegeben. Eine̅ hat er genennet Fleischfresserey / den andern hat er ein namen geben / von einem Esel / der Argumentiren / vnd einen Syllogismum machen wil. Darinne(Beza spottet der gantze̅ Teutsche̅ Nation.) hat er die gantze Nation Teutsches Landes / mit höchste̅ spott auffs schimpfflichste vberhöblet vnd durchgezogen / also / daß auch viel
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(Anno 1561.) Caluinisten selbs ein groß miß gefallen daran getragen / etliche aber habens jnen gefallen lassen / allein der vrsach halben / wie die Sophisten sagen / wenn man in einer bösen sache mit rechten Argumenten nicht viel vertrawet außzurichten / so sol man nur weidlich Koth vnd Mist auffschlagen. Deßgleichen hat Bequinus vn̅ Clebitius den Caluinismum zuvertheidigen / mit schreiben sich eingelassen. Dagegen denn auff vnserer Kirchen seiten Heßhusius geschrieben. Vnd habe̅ damals Paulus von Eitzen / D. Kemnitius / D. Selneccerus / vn̅ andere mit offentlichen / doch gelinden / sanfftmütigen / glimpfflichen schrifften / die einfeltige Lehr der Augspur. Conf. von den worten deß Testoments Christi / zu vertheigen / vnd wider der Caluinisten hefftigen grausamen sturm / zuretten / trew vnd fleiß angewendet / wie Lauateros selbst bekennet / vnd vnter andern auch diese wort schreibet: Selneccerus beschirmet die Lehr Lutheri / vnd das (als viel vermeinend) viel baß / denn etliche andere mit langen Büchern gethan hetten / etc. Sonderlich ist diß wol zu mercken / vn̅ als eine fürneme vn̅ sönderliche fürsorge vn̅ schickung Gottes zubrauchen / da die Caluinisten vermeinend / sie wolten vnsern theil gantz vnd gar vberteuben vnd vnterdrucken / vnd jrer viel gemehlich hin vnd wider anflengen / auff der reinen Lutherischen Theologen schreiben nicht viel zugeben / vnd fast alle / die sich wider (Caluinianer nennen alle die / so es mit jnen nicht halte̅ / Flaccianer.) die Caluinisten mercken liessen / mußten mit dem verruchten namen / Flaccianer / außgeruffen vn̅ verkleinert werden / daß eben damals Gott auß sonderlichen gnaden es also geschafft hat / daß die Christliche hohe Oberkeit vnd Stände / auch die fürnembsten Vniuersiteten bey den Protestierenden / der ersten vngeänderte̅ Augspurgischen Confession / vnd der Lehre von warer / wesentlicher gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Jesu Christi in seinem Abendmal / wider die Sacramentirer / Zwinglianer / vn̅ Caluinisten / sich mit gebührlichem eyfer Christlich angenommen / vnd dasselbige in offentlichen gemeinen zusam̅en künfften / Solennibus conuen, tibus & actionibus, fürnemen vnd handlen lassen.
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Vnd ist dieser vrsach halben / diß Jar 1561. sehr groß vnd(Anno 1561.) mercklich. Den̅ darein gehöret erstlich die Historia von der Chur. vn̅ Fürsten zusammenkunfft / vnd stattliche handlung zur Naumburg(Grossewichtige handelunge im 61. Jare.) / in Türingen / wegen der Augs. Confession. Zum andern / die handlung der Stände deß Nidersächsischen kreiß zu Braunschweig / wider Albertum Hardenbergium / Thumprediger zu Bremen / welcher ein Sacramentirer gewesen /(Albertus Hardenberg zu Bremen.) vnd von der abschaffung / vnd verweisung desselben auß dem Nidersächsischen kreiß. Zum dritten / die zusammenkunfft der Hensenstätte zu Lüneburg / so der Augspurgischen Confession zugethan / vnd jhre erklärung vom Abendmal. Zum vierdten / Die gute richtige Lutherische erklärung / vnd antwort der Vniuersiteten / Leipzig / Wittenberg vn̅ Rostock / auff schickung vnd beger der Obrigkeit vnd Kirchen in Siebenbürgen / in der Lehre vom H. Abendmal deß HERRN. Diese Historien / wie sie warhafftig ergangen / wöllen wir auß offentlichen Acten vnd Handlungen / kürtzlich summarischer weise verzeichnen. Erstlich / weil in dem damals nechstvergangenem Reichßtage / vnd sonst auch auff andern zusammen künfften / die Protestierenden Stände etlich mal angestochen / vnd beschuldiget waren / daß so mancherley vngleiche Exemplaria der Augsp. Confes. fürhanden weren / daß einer mit dieser / ein ander mit einer andern Edition sich in seiner meinung behelffen wolte / daß man fast nit mehr( Exemplaria Aug. Conf. varia, culpâ Sacramentariorum. ) eigentlich wissen köndte / was vnd welchs die rechte Augspurgische Confession were / Zu dem auch die Sacramentirer auff die veränderte Confession sich offentlich berufften / vnnd dieselbige selbs in Truck anßgehen liessen / vnnd vber das allerley schrifften außgesprenget würden / deß jnnhalts / daß vnter dem Deckel vnd schein der Augspurgischen Confession / allerley vnrichtige opinionen in vnsern Kirchen von etlichen eingeschoben werden wolten / etc.
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(Anno 1561.) So ist demnach ein grosser Fürstentag von den Protestierenden Chur. vnd Fürsten zur Naumburg im Januario angesetzt (Chur. vnnd Fürstentag zur Naumburg in Türingen / vnter de̅ Churfürsten zu Sachsen.) vnd gehalten worden. Vnd haben der Chur. vnd Fürsten praeparatorid literae zu diesem tage / wie auch hernach vnnd sonsten allezeit die Clausel gehabt / daß nichts anders sol tractiret vn̅ gehandelt werden / denn die Augspurgische Confession / so Anno 30. dem Römischen Keyser zu Augspurg vbergeben. Vnd schreibet vnter andern sonderlich der Churfürst zu Sachsen Augustus / etc. mit eigener ( Aug. Elect. Sax. literoe. de Aug. Conf. ) Hand diese wort: Ich kan Ewer L. vnvermeldet nicht lassen / daß mir von keiner andern Augspurgischen Confession bewust / denn von der / so der Röm. Keys. Maiestet auff dem Reichßtage zu Augspurg im verschienen 30. Jare / durch Hertzog Hansen Churfürsten seligen / den Landgraffen / vnd etlichen andern wenig Fürsten / Graffen / vnd Stätten vbergeben worden / etc. Item / wie ich durch Göttliche Gnade in dieser Christlichen Religion / so in obgemelter Confession verfasset / von meinen geliebte̅ Eltern aufferzogen / vnd erwachsen / also dencke ich auch / vermittelst Göttlicher hülffe / dabey standhafftig zu bleiben / vnnd mich darzu offentlich zubekennen / etc. (Fürst Wolff zu Anhalt.) Deßgleichen Fürst Wolffgang zu Anhalt Gottseliger / schreibet an den Churfürsten zu Sachsen / etc. mit eigener hand diese wort: Ich bin erbötig / die Confession / wie sie zu Augspurg Key. Maiestet vbergeben / vnd von Churfürsten Johanns vnd andern Fürsten / auch mit vnterschrieben / widerumb zu vnterschreiben / doch daß die jetzigen der vorigen gantz gemäß / vnd nichts darinnen verändert / denn E. G. haben zu bedencken / in was leichtfertigkeit / vnd beschwerung es mir gereichen wolt / wenn ein andere Confession ich vnterschreiben solte / denn wie der Keys. Maiestet zu Augspurg vbergeben / etc. (Hertzoge̅ zu Lüneburg.) Die Hertzogen zu Lüneburg / Heinrich der Jünger / vn̅ Wilhelm der Jünger Gebrüdere / brauchen in jrer schrifft. Anno 1561. an Churfürsten zu Sachsen diese wort: Wir sind geneigt vn̅ ent
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schlossen / daß wir mit Göttlicher hülffe in vnd bey vnserm Christlichen(Anno 1561.) Glauben vnnd Religion der Augsp. Confess. welche vnser Herr Vatter seliger / hat Anno 30. zu Augspurg thun / vnd damals Röm. Keys. Mayestet / hochlöblicher gedächtniß / vberreichen helffen / wollen bleiben / vnd biß an vnser ende verharren. Dann wir in berselbigen / Gott lob / aufferzogen sind / vn̅ selbs auß Gottes gnad erkennen / daß er der rechte Glaube vnd gewisser Weg zur Seligkeit ist / etc. Darumb wissen wir vns der vnterschreibung nicht zu beschweren. Denn wir / mit Gottes hülffe / vnsers Glaubens / vnnd warer Religion / wollen biß in vnsern todt bekennig sein / etc. Es ist auch in aller Chur vnnd Fürsten schreiben / nicht einer(Alle Chur. Fürsten / vn̅ Stände der Augs. Conf. wissen von keiner anderen Confession / den̅ die An̅o 30. dem Keyser vber geben worden.) zubefinde̅ / der eine andere Confession / den̅ nur die erste / An̅o 1530. zu Augspurg dem Keyser vbergeben / genennet hette / Sondern alle haben sich auff die erste Confession beruffen / wie sie im Buchstabe̅ lautet / in massen auch der Landgraff zu Hessen / der Anno 30. solche Confession helffen vbergeben / sich darauff referirt / vnd daß dieselbi ge vnterschrieben vnd versiegelt werde / angehalten. Es hat auch Bürgermeister vnnd Raht der Statt Nürenberg / an Pfaltzgraff Wolffgangen diese nachfolgende Wort / Anno(Nürnberg.) 1561. geschrieben. Es wissen E. F. G. sich sonder zweiffel gnädig zuberichten / daß wir von zeit der ersten vnterschreibung der Confession / die wir neben andern Churfürsten / Fürsten vnd Ständen im verschienen 1530. Jar / der dazumal regierender Keyserlicher Mayestet / hochlöblichster gedächtniß zu Augspurg / durch vnsere allda habende gesandten helffen vbergeben / Biß anhero darbey geblieben / vnnd beharret / vnd vns in allen Tractationen / vnd handlungen / so mittler zeit der Religion halben fürgelauffen / darauff referirt / vnd gezoge̅ / wie wir denn mit hülff vnd beystandt deß Allmächtigen / auch hinfüro dabey zu bleiben vnd zu beharren gedencken / etc. Wir sind aber newlicher zeit berichtet worden / wie gemeldte Confession bißhero so offt vnd manchfältig von neuwen getruckt / vnd mit vnserm alten
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(Anno 1561.) Exemplar nicht vberein stim̅et / sondern fast jedes mals etwas darinnen geändert / gemindert / oder gemehret worde̅ / davon vns doch niemals einige anzeigung beschehen. Solcher änderung vnnd vngleicheit der Exemplarien halben / nemen wir bedencken / etc. Seind aber erbötig / vielgemeldte Confession / wie die Anno 1530. zu Augspurg vbergeben / vnd verstanden worde̅ / von newem zu vnterschrei ben / zuratisiciren / vnd dabey mit Göttlicher Gnade vnd hülff / beständiglich zuuerharren. Gleicher massen haben auch andere Stände Christliche erinnerung gethan / vnd diese wort gebraucht: Wir wöllen vns in die Vnterschreibung gerne eynlassen / wenn wir eygentlich / vnnd nach notturfft versichert werden / daß die Augsp. Confession Anno 1530. vberantwortet / in keinen andern sinn noch verstand gezogen werde / denn wie sie D. Luther in allen Artickeln mündlich vnd schrifftlich gehalten vnnd erkläret hat / vnd daß die andern Confessionen nach solcher ersten / vnd nicht die erste nach der andern / verstande̅ werde / in welchen änderung eyngefallen / darauß allerley Irrthum̅e entsprungen sind. Auß diesem kurtzen warhafftigen bericht (der auß den Origi nalien / so bey Chur. vnd Fürstlichen Cantzleyen verwaret vnd beygelegt sind / trewlich abgeschrieben ist) sihet jeder Christliche Leser / (Grobe vnnerschempte Landlügen deß verruch ten Ambrosij Wolffij.) was es für ein vnuerschämpter böser Geist seyn muß / der den leicht fertigen verlogenen Man̅ / der sich nen̅et Ambrosium Wolff / antreibet / daß er auff die Chur. Fürsten / Stände / vn̅ auff seine eigene Obrigkeit richten / vn̅ sie alle deß Abfals von der erste̅ Augsp. Conf. felschlich bezüchtigen darff. Den̅ das sein deß vngehewren Wolffs wort: Ohn einig widersprechen ist gewiß / daß der Augspurgischen (In Historia Wolffij / fol. 262.) Confession warer verstand / vnter deren zugethanen vnd verwandten / weiter nicht in dem ersten / sondern in den darauff erfolgten bekenntnißhandlungen / Recessen vnd Abschieden zu suchen sey. Ite̅ / ( Fol. 238. & 187. ) Es sey statuirt vnnd geordnet worden / daß man vermög vnd innhalt der repetierten Confession / vnnd nicht nach dem ersten gantz
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Papistischen Artickel / halten vnd lehren sol. Vnd dergleichen viel(Anno 1561.) tant darff der vbelgedachte Mann auff die Bahn bringen. Auff oberzehlte bedencken der Chur vnd Fürsten / so zur Nawnburg zum theil zusammen gekomme̅ / zum theil jre Gesandten dargehabt(Naunburgt scher Abschied.) / ist erfolget der Nawnburgische Chur. vnd Fürstliche abschied in Religions sachen / darinn außtrücklich diese wort stehen. Es wird durch diese vnsere Subscription / nichts newes gesucht oder gehandelt / sondern allein die zuuor außgegangene bekenntniß / (Anno 1530. auff dem Reichßtag zu Augspurgvbergeben) widerholet / zu mehrung / erhaltung / vnd auffpflantzung Christlicher eynigkeit vnd Concordi / etc. Was aber den handel vom Sacrament belangt / berufft sich jetztgedachter abschied auff den Franckfordischen Receß / davon obe̅ Anno 58. bericht geschehen / mit erbietung / dauon wie auch von andern streitigen Artickeln / ferrner Christlichen vnnd nottürfftigen bericht zu thun / so es die not erfordert / doch alles dem Wort Gottes vnd der Augspurgischen Confession gemeß / etc. Wie auch auff gleiche weise gegen Keyserlichen Mayestat / sich die Chur vn̅ Für sten damals erkläret / daß sie mit Göttlicher hülffe bey der in heyliger Göttlicher / Prophetischer vnd Apostolischer Lehre / gegründte̅ Confession / so weiland Keyser Caroln dem Fünffte̅ / hochlöblicher gedächtniß / Anno 1530. auff dem Reichßtag zu Augspurg vbergeben worden / bleiben wollen / auch in jren Kirchen vnd Landen / derselben gemeß lehren vnd halten lassen / vnd nit zu bestatten / zu hand haben / oder zu vertheidigen / so derselben zu wider. Darum̅ sie auch die erste Confession / vnd nicht die andern Exemplaria (die sie doch auch in jren wirden bleiben liessen / weil sie nun bekannt weren) vnterschrieben vnd versiegelt hetten. Vom Abendtmal aber deß HERRN / sind diese wort auß dem Franckfordischen abschied widerholet / vnd an Keys. May. dirigirt worden / darmit wir nicht verdacht werden / daß wir mit ver
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werffung (Anno 1561.) der Transsubstantiation / die ware gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi im H. Abendmal leugnen / so sind wir keiner andern meynung / denn daß im Abendmal deß HERRN Christi / außgetheilet vnd empfangen werde / der ware Leib vnd Blut deß HERREN Christi / nach innhalt der wort im Euangelio / Nemet hin vnd esset / das ist mein Leib / etc. vnnd daß der HERR Christus in der ordnung solches seines Abentmals warhafftig / lebendig / wesent lich vnd gegenwertig sey / auch mit Brot vnd Wein also von jm geordnet / vns Christen sein Leib vnd Blut zu essen vnd zu trincken gebe / vnd so wol nichts Sacrament seyn kan / ausserhalb dem brauch der niessung / wie es vom HERRN Christo selbst eingesetzt / also leh ren auch gleicher gestalt die jenigen vnrecht / welche sagen / Daß der HERR Christus nicht wesentlich in der Niessung deß Nachtmals sey / sondern daß dieses allein ein eusserlich Zeichen sey / darbey die Christen jr Bekenntniß thun / vnd zu kennen seyn. Wir erbieten vns auch daneben / da solch Bekenntniß von jemands angefochten / oder vnser weiter erklärung ordentlicher / gebürlicher vnd vnpartheischer weise begert würde / daß wir derselben auß grund Göttliches worts / so offt es not / ferrner erklärung / außführung vnd bericht thun wollen / wie denn auch geschehen ist / Anno 1576. Wie aber im Franckfordischen abschiedt von Fürsten vnnd Ständen / notwendige erinnerung geschehen / fürnemlich von wegen der Zwinglianer oder Caluinisten / also sind auch in diesem Naunburgischen Chur vnnd Fürsten abschiedt allerley bedencken angehöret worden / vnd eynkommen. Vnnd haben etliche Stände für gut angesehen / daß man vom H. Abendtmal in der Prefation der Chur. Fürsten vnd Stände / diese Form brauchen solte. Wir erklären vns hiemit vnd halten von dem Hochwirdige̅ Sacrament deß Altars / daß Brodt vnnd Wein im Abendmal sey der ware Leib vnd Blut Jesu Christi / ohn einige verwandelung vn̅ räumliche einschliessung / vnd werde gereicht vnnd empfangen / nit
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allein von frommen / sondern auch von den bösen Christen / also /(Anno 1561.) daß die niessung deß Leibs vnd Bluts Christi / nicht allein geistlich mit dem Glauben / Sondern auch eusserlich vnd leiblich mit dem(Bedencken wie im Abschied vo̅ H. Abendtmal zu reden / vn̅ zu lehren seye.) Munde geschehe / vnd zugleich von Wirdigen vnd Vnwirdigen / nach der Lehre Christi vnd Pauli / empfangen werde. Diese Form hat / wegen der Caluinisten / die leichtlich vnter der ersten form jren behelff zu suchen / sich vnterstehen würden / solle̅ gesetzet werden. Vnd haben jr dieselbige auch Pfaltzgraff Wolffgang vnd Hertzog Christoph zu Wirttenberg / mit vn̅ neben Sach sen / wolgefallen lassen / vnd sonderlich vermeldet / daß die jenigen / welche in verdacht deß Caluinismi sind / vnd doch der ersten Form vnterschrieben / vnter den general worte̅ jre falsche meinung schmü cken / oder darauß klauben würden. Der Churfürst von Brandenburg erkläret sich auch mit disen(Elector Brandeburgicus. &c.) Worten / welche D. Georg Crocouius in seiner schrifftlichen Relation gebracht / nemlich / daß diß sein glaube sey / daß im Abend mal der ware Leib vnd Blut Christi / nit nur geistlich / sondern auch leiblich / gereicht vn̅ außgetheilet werde / so wol bösen als guten Chri sten / nach laut der Wort Christi vnd S. Pauli. Solche beken̅tniß vnd erklärung müste man richtig thun / vnnd nicht bedencken / was gutes oder böses darauß erfolgen köndte / Sondern schlechts vnnd stracks vber dem Wort vnd der Ehr Gottes halten / vnd jhme den Außgang befehlen / vnnd wo solches verbliebe / so machte man sich deß Zwinglianismi verdächtig / vnd der andern sünde theilhafftig / welches jme nicht gelegen sey. Wo auch etliche auff jhrem Sinne beharren / vnd sich darwider setzen wolten / so müste mans Gott befehlen / vnd / wie beschwerlich auch solche Spaltung were / sie fahre̅ / vnd es Gott walten lassen. Marggraff Hans schreibet dergleichen / vnnd erinnert / daß( Marchio Inhannes ) man sich gegen vnd wider die Sacramentirer wol verwaren sol / vn̅ sonderlich / daß nicht außgelassen werde / daß die Bösen so wol als die Frommen in der niessung den waren leib vnd blut Christi em
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pfangen. (Anno 1561.) Wo auch solches nicht geschehe̅ / sondern es allein bey der General gemeinen form ohn ferrner Specification / welche doch mit gemeinet / verstanden / vnd keines weges verneinet würde / bleiben solte / ob er sich wol daran für sein Person benügen liesse / so wol te er sich doch zugleich erkläret haben / daß er sich dardurch keiner Secten / sie heisse Caluinisch / Zwinglisch / oder wie sie namen habe̅ mögen / so der Augspurgischen Confession / zuwider / theilhafftig machen wolle / Sondern gedencke bey solcher Confession / vnd derselben reinen verstandt / neben dem Churfürsten zu Sachsen / vnnd andern / durch Gottes hülffe / biß an sein ende zuuerharren / etc. Er bete auch / solche seine meinung an andere Stände gelangen zulassen / vnnd der Schmalkaldischen Artickel nicht zuuergessen. So es auch je bey der ersten General form bewenden solte / so were deß Churfürsten zu Brandenburg vnnd sein bedencken / daß die Chur vnnd Fürsten / in einem besondern beyschreiben deß Sacraments halben / die erklärung (wie sie oben in der andern Form erzehlet worden) für sich thun wolten / auff daß sie derer Last / so solches mit jnen nicht einig seyn / nicht auff sich laden / noch sich jres verstands theilhafftig machen. (Landgrafius Hassiae, &c.) Der Landgraff zu Hessen / ober wol jhm an der General gemeinen Form benügen läßt / so erkläret er sich doch schrifftlich / mit nachfolgenden worten: Wir sind deß Glaubens / daß im Nachtmal vns vnd andern / die das empfahen / dargereichet / vnd zugeniessen gegeben wird / mit dem brot / Kelch oder becher / wie mans nen̅en wil / der warhafftige Leib vnd Blut vnsers HERREN Jesu Christi / nicht allein zum besten vnser Seelen / sondern auch vnsern Leiben / in aller massen / wie das die Concordi innhelt / der vor lange zeit Lutherus / Buccrus / vn̅ die Oberländischen Kirchen sich vnterein ander verglichen / etc. Item: Wir seind auch mit Brentio einig / sonderlich deß / daß Christus warer Gott vnd Mensch / ein vnzertrenliche Person sey / vnd alles erfülle / doch nicht welilicher vnd raumlicher / sondern
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Him̅lischer / vnbegreifflicher weise / vnd daß er im Abendmal nicht(Anno 1561.) allein daselbst wesentlich gegenwertig sey / Sondern dieweil er das Brod vnd Wein / in die Hand nimpt / vnd theilt es mit diesen worten seinen Jüngern auß: Nemet hin vn̅ esset / das ist mein Leib / Nemet hin / vnd trincket / das ist mein Blut. Vnd ist nichts von nöten / daß Christus herab oder hinauff fahre / sondern er bleibet gleich sehr bey dem Vatter in aller Mayestet vnd Herrligkeit / mit Leib vnnd Blut / vnd theilet vns gleichwol auß im Abendtmal gegenwertig sein Leib vnd Blut / etc. Wir wöllen auch den Christlichen Leser zu dienst vnnd nutz das schreiben / welches an Hertzog Wolffgangen / Pfaltzgraffen / etc. Bürgermeister vn̅ Raht der Statt Nürnberg / damals gethan hieher zu setzen / nicht vnterlassen / ob etwa die Caluinisten / so sich all da gemeldter Statt mißbrauchen / dardurch zu rück gehalten / vnd sich recht besinnen vn̅ schämen möchten. Das schreiben lautet von wort zu wort also: Durchleuchtiger Hochgeborner Fürst vnd Herr / vnser vnderthänige(Statt Nürenberg an Pfaltzgraff Wolffgange̅ etc. wider die Sacramentirerey.) willige dienste / seind E. F. G. mit fleiß voran bereitet. Gnediger Herr / auß E. F. G. verordneter abgesandter Rähte der Ehrnveste̅ Hochgelehrten Herrn / Vlrichen Sitzingers / der Rech ten Doctors vnd Cantzelers / Christoffen Meuchners / vnd Dionisius Grempen / von Frewdenstein / mündilichen vnd schrifftliche̅ für vnd anbringen / haben wir die außführliche erklärung der repetirten Augspurgischen Confession / vnnd daneben E. F. G. Christlich vnnd Fürstlich Gemüt / zu beförderung der Kirchen einigkeit vnd bekenntniß der lautern / vngefälschten Prophetischen vnd Euangelischen Lehre / nach aller länge vnderthäniglich vernom̅en / vn̅ auß der vbergebenen Instruction / neben andern / auch E. F. G. vnter andern hochlöblichen Chur vnd Fürsten / vnserer gnädigsten vn̅ gnädigen Herrn / so zu der Naunburg versam̅let gewesen / einhellig bekenntniß / fürnemlich deß H. Abendmals vnsers HERRN Jesu Christi / zur notturfft verstanden.
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(Anno 1561.) Wiewol wir nun hieuor / auff ewer Fürstlichen Gnade̅ erst lich ersuchen vnd begeren / vnterschreibens halben / keine schließliche antwort gegeben / sondern die handlung vnd subscription jrer wichtigkeit / vnd etlicher Puncten halben / die vns dazumal beygewonet / in ein bedencken gestellt / so wolle̅ wir vns doch vnderthäniglich versehen E. F. G. vnd derselben zugewandten Chur vnd Fürsten / werden vns / im selben auß hieuor zum theil angezeigten vrsachen / in keinen vngnaden verdencken. Als wir aber vns auff geschehene E. F. G. jüngst erklärung / vnd auß den Confession Tractaten / vnnd was wir sonst derhalben bey handen gehabt / zur notturfft ersehen / die von newen abgehöret / gegeneinander gehalten / vnd conferiret / vnd so viel vnser geringer verstand in dieser hochwichtigen sachen / begreiffen vnnd erlangen mögen / mit allem fleiß erweget / vnnd befunden / daß durch die hochlöbliche versam̅lung der Chur vnd Für sten / nichts anders / denn eine Christliche vergleichung vnd eynhelligkeit / in den Religion vnd Glaubens sachen / vnd gar nichts weltlichs gesucht / haben wir vns dennoch von jhren Chur vnnd Fürstlichen Gnaden in solcher Gottseligen einhelligen bekenntniß / vnd widerholung der ersten Christlichen Confession / nit absondern / son dern vns auff E. F. G. so gnädig vn̅ standthafft ersuche̅ / neben den hochlöblichen Churfürsten / Fürsten vnd andern Ständen / zu vnterschreiben / vnnd vnsern Glauben in den Hauptpuncten vngescheucht zu bekennen / vnnd zu repetiren / nit vnterlassen sollen / noch wollen. Vnangesehen / daß wir vnser eynfalt nach / wol hetten leyde̅ mögen / daß der Artickel deß heyligen Abendtmals / der an viel orte̅ in der Christenheit mit mancherley Irrthumen vnd verkehrten Glossen / wider den rechten verstand deß Göttlichen Worts / vnnd der Augspurgischen Confession / vnd darauff gefolgter Apologia / eyngerissen / etwas weiter außgeführet / vn̅ den Einfeltigen baß fürgebildet / vnd zwyschen den Sectischen vnd den vnsern ein vernem lichen vnterscheid gemacht worden were. Nach dem denn E. F. G. vns gnädiglich ermahnet / zugelassen / vnnd vorbehalten haben / so
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wir im selben Artickel deß Abendmals ein ferrner nachdencken hetten(Anno 1561.) / daß wir vnser meinung vnd intention E. F. G. in einer Nebenschrifft / vbergeben möchten / So haben wir auff solche E. F. G. gnädige erinnerung vnnd zulassen nicht vmbgehen können / solche anzeygung / wie es bißhero nach erster vnterschreibung der Augspurgischen Confession / bey vns in vnsern Kirchen gehalten vnnd gelehret worden / vnd mit Gottes verleyhung auch forthin gelehrt werden sol / zu einem ewigen zeugniß vnsers Glaubens / hiemit für E. F. G. vnd sonst männiglich frey öffentlich zuthun vnd zu vbergeben. Wie den̅ auch solchen vnsere biß auff dieses tag gebräuchliche Kirchenordnung vnnd Catechismus / auch die zu Schmalkalden im 1537. Jahr vnterschriebene Artickel / so auff dem Concilio zu Mantua haben sollen vberantwortet werden / bezeugen vnnd außweisen / vnd nemlich / Daß das Brodt vnd Wein im Abendmal sey der warhafftige Leib vnd Blut Christi / vn̅ werde nit allein gereicht vnnd empfangen von den frommen / sondern auch von den bösen Christen. Derhalben diese ordnung in vnsern / auch viel andern Christ lichen Kirchen / gehalten wirdt / Daß der Priester in darreichung deß Brodts / spricht zu den Communicanten: Nim hin vnd jß / das ist der Leib Christi / vnd in darreichung deß Kelchs: Nim hin vnnd trinck / das ist das Blut deß neuwen Testaments / das für deine sün de vergossen ist / zu erinnerung vnd vergewissung jres Glaubens / daß sie warhafftig auß der hand deß Priesters empfangen / was die wort jnen verkündigen vnd anbieten. Als aber in dem natürlichen verstand dieser wort / Brot vn̅ Wein / nach abstellung Bäpstlicher greuwel vnd mißbreuch in der Meß kein enderung noch wandlung oder Transsubstantiation je gelehret worden / auch noch nicht gelehret vnd gehalten wirt / also werden auch die Leut dahin gewiesen / daß sie hierinn jrer Vernunfft / oder andern jrrigen Fragen nicht raum geben / Sondern Göttlicher Allmächtigkeit / Warheit vnd
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(Anno 1561.) Weißheit befehlen / wie vnd warumb der Son Gottes also das H. Abendmal mit diesen worten gestifftet / vnnd allen denen / so Christen seyn wollen / denselben zugläuben befohlen habe / vnnd daß er selbst gleich wie in der Predigt / also auch in der Com̅union / durch den Mundt deß Dieners eben dieselben Wort / so er anfenglich zu seinen Jüngern geredt hat / noch spreche / vnnd nicht allein schlecht Brot vnd Wein / sondern sein natürlichen Leib vnd Blut / allen denen / so es empfange̅ / warhafftig / wesentlich / gegenwertig / durch die Hand deß Priesters / in jhren Mund reiche vnnd gebe / nicht zu natürlicher Speise deß Leibs / Sondern der Seelen / daß sie dardurch im Glauben gespeiset / vnnd der neuwe Mensch zum ewigen Leben aufferzogen vnnd gestärckt werde / welcher Verstand vnd Grundt auß den worten Pauli 1. Corint. 10. ob sie wol von den Sacramen tirern in mancherley wege verdrähet vnd verkehret werden / eigentlich zunemmen ist / da er spricht: Der gesegnete Kelch / welchen wir segenen / ist der nicht die gemeinschafft? Das ist / beyde die darreichung vnd empfahung oder Außtheilung / vnd niessung deß bluts Christi / das Brodt / das wir brechen (außtheilen) ist das nicht die gemeinschafft deß Leibs Christi? Es werden auch gewöhnliche vn̅ den alten Lehrern bekandte reden / behalten / das in oder vnter / oder mit dem Brodt vnnd Wein / der ware Leib / vnnd das ware Blut Christi / gereicht vnd empfangen werde. Dargegen ist an den Sacramentierern höchlich zu straffen / daß sie im brauch deß Abendtmals / allein ein geistliche Niessung lehren / vnnd den HERREN CHristum / der zu der Rechten Handt Gottes sitzet / nicht anders auff Erden / vnd im Abendtmal / warhafftig vnd wesentlich wollen sein lassen / den̅ allein mit seiner Göttliche̅ Krafft oder Wirckung / vnd mit seinen Geistlichen Himmelischen Gütern / gleich wie die Sonn mit jhren Stralen vnd glantz vom Himmel herunter auff Erden scheinet / vnd kräfftig ist / vnnd also in keinem wege zugeben / daß der Leib vnd Blut Christi leiblich / oder mit dem Munde empfange̅ werde / sondern sagen / man muß allein mit dem hertzen hin
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auff in den Himmel trachten / vnd mit dem Glauben vnd Geist seines(Anno 1561.) Leibs vnd Bluts / das ist / der wolthaten / so er vns damit erworben hat / theilhafftig werden / den̅ da Christus spricht von dem brot: Nemet esset / das ist mein leib / vn̅ von dem Kelch / Trincket alle darauß / etc. Dieselben wort verdrähen oder verkehren sie mit dem einigen wörtlein (Sacramentlich) als in einem Sacrament / daß man verstehen vnnd halten sol / der Mund neme allein das Zeichen / oder das Brot vnd Wein / vnd in keinem wege den natürlichen vnd wesentlichen Leib vnnd Blut Christi / so am Stam̅ deß Creutzes / für vns gegeben vnnd vergossen ist / so erkennen wir vns aber schüldig / nicht allein den vorgehenden worte̅ / von dem waren Leib vn̅ Blut / sondern auch folgenden / esset / trincket / in jrem rechten natürlichen verstande / den die Euangelisten vnd S. Paulus selbst geben / zu gehorsamen vnd zugläuben / als Marcus sagt klar: Sie truncken alle darauß / 1. Corinth. 11. Welcher nun vnwirdig von diesem Brodt jsset / oder von dem Kelch deß HERRN trincket / der ist schüldig an dem Leib vnd Blut deß HERREN / da denn der Apostel ja kein an der Brodt oder andern Kelch verstehet / den̅ von welchen Christus in der eynsetzung sagt / Nemet esset / das ist mein Leib. Item / Dieser Kelch ist das neuwe Testament in meinem Blut / solches thut / so offt jr es trinckt / zu meinem gedächtniß. Halten demnach vnnd bekennen beyde niessung / eine die dem hertzen oder glauben vnd geist der from̅en vnd gläubigen Christen allein gehöret / die ander / so mit dem mund allein oder leiblich geschicht / auch von den vngläubigen / als wie Judas nebe̅ den andern Aposteln / den Leib vnd Blut Christi allein mündtlich empfangen hatte / wiewol vnwirdig / vnd jme zum Gericht oder Verdam̅niß. (Leibliche vn̅ mündliche empfahung deß wesentlichen gegen wertigen let bes vn̅ bluts Christi.) Dieweil aber die Sacramentirer diese leibliche vnd mündtliche empfahung / deß wesentlichen vn̅ gegenwertige̅ leibs vn̅ bluts Christi / leugnen vn̅ verwerffen / so jrre̅ sie auch letzlich in dem stück / von wirdiger vnd vnwirdiger Niessung der frommen vnnd bösen Christe̅ / welcher S. Paulus mit grossem ernst vn̅ eyffer 1. Cor. 11.
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(Anno 1561.) gedenckt / da er warnet / daß man sich wol fürsehen sol / darmit nicht jemandt vnwirdig zu diesem Allerheiligsten Abendtmal komme / vnnd jhm selbst das Gericht esse / in dem / daß er nicht vnterscheidet den Leib deß HERREN. Denn sie solche Vnwirdige deuten auff schwachgläubige Christen / vnd nit auff die vnbußfertigen Heuchler / in der Christlichen Kirchen / von welchen sie lehren / daß sie nit mehr denn Brodt vnd Wein empfangen / wie sie denn diese Wort auß dem kleinen Catechismo Lutheri (vns Christen zu essen vnd zu trincken eingesetzt) wider alle seine andere Bücher / dahin ziehe̅ dürf fen / als solte der Leib vn̅ Blut Christi allein von den gläubigen oder frommen rechtschaffenen Christen empfangen werden / vnnd nicht auch von den bösen vn̅ Gottlosen / die doch eine̅ schein Christliches Glaubens vnd Bekenntniß haben / vnd in der Christlichen gemein sich eynmengen. Nach dem aber / daß diese Gloß / von den Schwachgläubigen vielen betrübten hertze̅ / ja allen Christen zu verzweiffelung gerahten muß / als die nimmermehr wirdig oder gläubig vnnd starck gnug mögen sein / in diesem elenden Leben / so ist es je ein grewlicher Irrthumb / daß Gottes Wort vnnd Warheit nach der Menschen Glauben oder Vnglauben war bleiben oder feihlen sol. So doch S. Paulus klar sagt / 2. Tim. 2. Gläuben wir nit / so bleibt er trew. Vnd Rom. 3. Daß aber etliche nicht gläuben an dasselbige (das Gott geredt hat) was liegt daran? Solt jr vnglauben Gottes glau ben auffheben? Das sey ferrn. Darumb auß diesen vn̅ andern zeugnissen mit mehrern fleiß erkläret vnd gelehret sol werden / daß die wort / so auß deß Priesters Mund bey der Com̅union / von Christi wegen / geredt werden / war bleiben / beyde bey Vnwirdigen vnd Wirdigen / bey frommen vnd bösen Christen. Nemlich / daß sie beyde zugleich nemen / essen vnnd trincken Christi Leib vnd Blut / doch mit dem vnterscheid / den S. Paulus anzeigt / die Wirdigen vnd Gläubigen zu jhrem trost / die vnwirdigen oder vngläubigen zum Gericht vnd zum verdam̅niß.
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Vnd ist warlich eine notwendige warnung bey dieser rohen Welt /(Anno 1561.) welche vnter dem schein deß Euangelions in allerley heimlichen vn̅ öffentlichen Sünden fortfehret / vnd deß thewren hohen Schatzes schändtlich mißbrauchen / damit die vnbußfertigen für schaden gewarnet / vnd zu jrer selbst prüfung / buß vn̅ ernster betrachtung deß hohen Wercks ermanet / Die Schwachgläubigen aber vnd Guthertzigen mit rechtem vnterricht getröstet werden. Welches alles / gnädiger Fürst vnd Herr / wir gar nicht darumb so weitläufftig vermeldet / daß wir gedächten E. F. G. hierinnen einige vnterweisung zu geben / denn wir one das gut wissen haben / daß E. F. G. als von Gott ein hocherleuchter Fürst in jre̅ Kirchen / vnd derselben ordnung dieses vn̅ anderer Artickel halben / biß anher nach dem reinen Wort Gottes der Euangelisten vn̅ deß Apostels Pauli / haben kehren / verkündigen vnd predigen lassen / welches wir auß nehest geschehener werbung / Jastruction vnd Declaration abermal gantz scheinlich / vnd zu einer sonderer tröstung mit frewden gehört vnd vernommen haben / sondern allein zu mehrer / vnd wie oben vermeldet / zu einer ewige̅ gezeugniß vnserer haltung Kirche̅ lehr vn̅ beken̅tniß / bey derselben wir auch mit Gottes gnädger verleyhung / biß in vnser gruben / beständig zu bleiben / gedencke̅ mit vnderthäniger bitt / E. F. G. wollen ob dieser langer erzehlung kein vngnädiges mißfallen tragen / sondern vns dieser bekenntniß halbe̅ / so es vber kurtz oder lang die notturfft erfordern würde / gnädige gezeugniß zu geben / vnbeschwert seyn / daß vmb E. F. G. in vn derthänigkeit zuuerdienen / sein wir willig. Datum am Sambstag den 28. Junij / Anno / etc. 61. Hierauß ist klar vnd offenbar / was für ein lehr vnd beken̅tniß vom H. Abendtmal in den Kirchen der Statt Nürnberg / durch Gottes gnade allzeit gewest sey / welchs wider deß Zungentreschers Brosij Wolffen gedicht allda wol zu mercken ist / in massen auch eben solche Christliche Lehr Anno 1563. vnd 1577. durch eine sonderliche widerholung vnd öffentlich Decret vnd Consilium eines
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(Anno 1561.) erbarn Rahts daselbst / auß grossen wichtigen vrsache̅ / weil die Caluinisten vnd der Wölffische hauff allda einnisteln wolten / repetirt / vnd von wort zu wort / wie sie jetzt erzehlet / gesetzt worden / welches wir der vrsach halben / vermelden / daß männiglich sehe / daß nicht allein zuuor vnnd Anno 1561. sondern auch hernach / je vnd allweg die rechte reine Lehr vom heyligen Abendtmal wider die Zwinglische / Caluinische vnnd Wölffische Rott / in den Kirchen der Statt Nürnberg / sey geführet vnnd behalten worden / vnd daß etliche wenig Personen von den Theologen vnnd jhren Anhängern / so jetzt durch deß Wolffs wüten vnd herumb schleichen / daß Caluinische Lucianische geschmeiß gern außstreuwen wolten / billich für GOtt vnd aller Welt / hie müssen schamrot vnd zu schanden werden / daß sie jre Zuhörer vnd die Kirchen daselbst / darunter der HERR Chri stus gleichwol noch sein rechtsinniges Christliches Häufflein hat / so mäuchlisch herumb führen vn̅ bethören wollen / welches sie doch / es wolle denn Gott sonderlich straffen / nicht enden werden. Den̅ es wirt doch auff / vber vnd wider sie außlauffen vn̅ ergehen / daß Gott bösen rähten vnd anschlägen dräuwet. Dergleichen andere mehr bedencken köndten wir / so es von nöten / wol erzehlen. Wir wöllens aber bey diesen bißher gesetzten er innerungen jetzt beruhen lassen / darauß ein jeder Christ leichtlich sehen kan / was die Chur / Fürsten vn̅ Stände mit dem Naumbur gischen abschied gemeinet / vnd wie sie die jrrige Lehr der Caluiniste̅ in jren Kirchen niemals haben dulden wöllen. Es were auch so bald den Christlichen bedencken etlicher Churfürsten vnd Stände / folge geschehen / daß nemlich / die Lehre vom heiligen Abendmal / klärer vnd deutlicher / nach der weiß / wie oben vermeldet / wider die Zwinglianer / gesetzt worden were / wo nicht die dazumal Theologen zu Leiptzig vnd Wittenberg mit jrem schrifftlichen rahtschlag solches gehindert hette̅ / mit fürwendung / als könte man die Bäpstische Transsubstantiation / oder inclusionem physicam & localem, vnd andere Bäpstische Abgötterey nicht
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widerlegen noch vmbstossen / so man sagt / Das Brot sey der ware(Anno 1561.) Leib Christi / der leiblich mit dem Munde gessen wird / vnd der Leib Christi werde empfangen / von bösen vnnd vnglöubigen Christen. Denn solches alles sey tunckel gered / vnbequem vnd gefehrlich / vn̅ bedörffte guter erklärung / dieweil darauß eine verwandelung der Element / vnd ein eynsteckung deß Leibs ins Brodt / könne genommen werden / also / daß / wer als denn esse / er sey Türck oder Heyde / ratione praeditus oder brutus, gläubig oder vngläubig / der werde gewißlich deß waren Leibs Christi theilhafftig / welches zumal ärgerlich vnd schwerlich zu sagen sey / etc. Ob es nun wol bey der ersten general form geblieben / so haben sich doch vnser Obrigkeit allzeit dahin vnd also erkläret / daß sie jhre erste vnueränderte Augspurgische Confession behalten / vnnd der Zwinglianer oder Caluinisten jrrige lehr weder billichen noch leyden wollen. Vnnd weil gleichwol allerley reden auffkamen / als weren etliche Theologen zu Leiptzig vnd Wittenberg sehr verdäch tig / haben etliche Fürsten zugleich begert / sie wolten sich erklären / ob sie es mit Zwingel vnd Caluino hielten oder nicht. Darauff der Churfürst zu Sachsen allen Christlichen müglichen(Chutfürstzte Sachsen / etc. wendet alle̅ Christlichen fleiß an / daß seine Churfürsten Sachsen G. Theologr. richtig seyn / vnd bleiben mögen.) fleich angewendet / vnd seiner Theologen beken̅tniß zum öfftern erfordert / welches auch verfast vnnd vbergeben worden / allzeit mit diesem anhang vn̅ hohen bethewrung / daß sie keine andere lehr annemmen noch fortsetzen wolten / denn sie Gott durch D. Lutherum in dieser Landen Kirchen vnd Schulen widerumb ans Liecht gebracht / vnd geoffenbaret hette / so wol vom Abendmal / als von an dern Artickeln der Christlichen Lehre / vnd ist solcher grossen betew rung getrawet vnd gegläubet worden / dawider doch etliche hernach mit der that sich leider erzeigt / vnd die Kirchen vn̅ Schulen mit der Sacramentirischen Gifft heimlich vertuscht / verunreiniget vnnd verunruhiget / vnnd die liebe Obrigkeit schändtlich betrogen haben. Es haben auch etliche Fürsten vnnd Stände in Sachsen
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(Anno 1561.) jre fürneme Theologos befragt / wie sie sich mit der Subscription vnter obgedachten repetirten abschied verhalten solten / vnnd ob sie sich in die sämptliche vnterschreibung der Augspurgischen Confession (Nidersächsi sche Fürsten vn̅ Stände.) / auff solche weiß / wie begert worden / mit gutem gewissen eynlassen köndten. Hierauff ist ein öffentliche / vnnd damals in Truck verfertigte Antwort erfolget / darin̅ bedacht worden / daß man sich in eine gemeine Confession mit Gott vnd gutem Gewissen / dieselbige sämptlich zu vnterschreiben / ehe nicht begeben könne / es seyn denn die schwebende Irrthüme vn̅ Secten außdrücklich zuuor auß gesetzt vnd verworffen / vnd die jenigen / so zugleich mit vnterschreiben sollen / denselben nicht zugethan / noch verwand / sonderlich weil die Sacramentierer / Caluinisten / Osiandristen / Antinomi / newe Wercklehrer / Semi Pelagiani, vnd andere Secten / sich auch zur Augspurgischen Confession bekennen wollen (doch fälschlich vnd vntrewlich) da denn durch gemeine vnterschreibung jre Irrthüme / wo nicht angenommen / vnd recht erkannt / doch zum wenigsten ent schüldiget / vermäntelt vnnd zugedeckt / vnd also die Irrthüme gestärckt / vnd viel Leute dardurch verführet werden / nicht anders / als wenn man mit den Jüden die Bücher Mosis vnd der Propheten / oder mit den Papisten die gantze Bibel sämptlich vnterschrieben / vnd in gemein dazu setzen wolte / wir verwürffen vnd verdammeten alle Irrthüme / so wider Gottes Wort weren: Darauß denn wider sinnischer verstand / falsche vnchristliche einigkeit / vnd ambiguae conciliationes, vnnd grosser vnwiderbringlicher schade der Kirchen Gottes vnd der Warheit erfolgen müste / wie zu der Arrianer zeiten / etc. Vnter andern / da von Artickeln zu Artickeln / welche verfelscht worden / vnnd deutliche Christliche erklärung bedürffen / gehandelt wird / stehen vom zehende̅ Artickel der Augspurgischen Confession diese wort: Erstlich / von dem zehenden Artickel belangend deß HERRN Nachtmal / Rühmen jetzundt gar noch alle Sacramentierer / daß
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jhre Lehre vom Sacrament / welche zuuor von allen vnsern Kirche̅(Anno 1561.) einträchtig verdampt ist / mit der Augspurgischen Confession vber ein stimme. Vnd ist zwar die erklärung deß Artickels vom Sacrament deß HERREN Nachtmals / in der Prefation also mit weitleufftigen / vnd doch scheinliche̅ worten / welche auch jetzt Caluinus vnd andere listige Sacramentirer zu brauchen pflegen / gesatzt / daß sie ohne zweiffel von Caluino vnnd allen Sacramentirern / wirdt angenommen werden. Den̅ daß wir in vnsern Kirchen schlecht vnd recht nach den worten Christi lehren / daß Brot vnd Wein im Abendtmal sey der warhafftige Leib vnd Blut Jesu Christi / welcher gereicht vnd empfangen werde / nicht allein von frommen / sondern auch von bösen Christen / vnd daß der HERR Christus nit allein nach seiner Gottheit / sondern auch mit seinem waren Leib / wesentlich / zugleich in vielen örtern / da das Abendmal gehalten / gegenwertig sey. Da lehren die Sacramentierer dagegen / Daß Brodt vnnd Wein nicht sey der ware Leib vnd Blut Christi / sondern sey nur ein Zeichen deß abwesenden waren wesentlichen Leibs Christi / vnd ein mittel / dadurch Christus die Krafft vnd geistliche Gemeinschafft seines Leibs mittheilet. Item / daß die bösen Gottlosen Christen nit den waren Leib Christi zu jrem Gericht empfahen. Item / daß der Leib Christi mit seinem wesen auff eine zeit nur in einem ort / vnnd nicht zugleich in vielen örtern im Abendtmal wesentlich gegenwertig sey / viel weniger leiblich mit dem munde empfangen werde. Dieser Kern der Ertzsacramentirischen lehrer / steckt gantz vn̅ gar vnter den scheinlichen vnnd doch zweiffelhafftigen gemeinen worten / so jetzund in der Prefation / welche neben der Augspurgischen Confession mit sol vnterschrieben werden / gesetzt sind. Der HERR Christus ist in der Ordnung seines Abendmals warhafftig / lebendig / wesentlich gegenwertig. Nemlich / nicht der ware Leib vnd blut / sondern der HERR Christus ist gegenwertig / per communicationem idiomatum, nach seiner Göttlichen
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(Anno 1561.) natur allein / aber nicht mit der Substantz vnd Wesen seines waren natürlichen Leibs / der nur in einem ort auff eine zeit seyn kan. Item: Im Abendtmal deß HERRN / wird außgetheilt vnd empfangen der ware Leib vnd Blut deß HERREN Christi / nemlich / nicht anders / denn wie er in der Predigt deß Euangelij außgetheilet / vnd von den Gläubigen empfangen wird / secundum efficaciam & virtutem, sed non secundum substantiam, allein nach seiner krafft vnd wirckung. Item: Christus gibt mit Brodt vnd Wein seinen Leib vnnd Blut zuessen vnd zu trincken / nemlich / nicht anders / denn wie mit dem gepredigten wort deß Euangelij allen Zuhörern / der ware vn̅ wesentliche Leib vnd Blut Christi / das ist / die krafft vnd wirckung / vnd alle gutthaten vnnd gemeinschafft deß waren vnd wesentlichen Leibs Christi angebotten / vnd durch den glauben mitgetheilet wirt. Also vnd nicht anders / denn daß das Brodt ein sichtbarlich zeichen ist / welches man mit den auge̅ / wie das wort mit den Ohren fasset / werden im heiligen Abendtmal mit dem Brodt vnnd Wein der ware Leib vnnd das Blut Christi / das ist / die krafft vnnd wirckung vnd geistliche gemeinschafft deß Leibs Christi / vns durch den glauben mitgetheilet. Diese betriegliche deutung vnd verkehrung derselbe̅scheinlichen Worten / sind vns von etlichen vielen Sacramentirern / mit denen wir zuthun gehabt / fürkommen / sonst hetten wir nimmermehr gedencken können / daß solche Sophisterey vnd arglistige mei nung hinder den scheinlichen worten stecken solte. Aber wenn man jnen diese rechte vnd schlechte Formam für helt / die D. Luther vnd andere fürnemste vnser Kirchen Theologen auß den worten. Christi genommen / vnd zu Schmalkalden vnterschrieben haben / Brod vnnd Wein im Abendtmal ist der warhafftige Leib vnd Blut Jesu Christi / welcher gereicht vnd empfangen wirdt / nicht allein von frommen / sondern auch von bösen Christen. Da sagen sie Nein zu.
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Den̅ dieses sind die vier Hauptpunct / dauon der Streit zwy(Anno 1561.) schen vns vnnd den Sacramentirern ist / daß die Sacramentierer lehren. 1. Daß Brot vnd Wein im Abendtmal nicht sey der natürliche Leib vnd Blut Christi. 2. Daß der ware natürliche Leib CHristi mit seinem Wesen nur in einem ort im Himmel wesentlich sey / vnd allhie im Abendmal nicht anders / als mit seiner krafft vn̅ wirckung / warhafftiglich gegenwertig sey. 3. Daß die Vnwirdigen vnnd Gottlosen nicht den waren Leib Christi empfangen zu jhrem Gericht vnd Verdam̅niß. 4. Daß wir den Leib Christi allein mit dem Glauben / vnnd nicht leiblich mit dem Munde / empfangen. Nun haben vnsere Kirchen diesen Irrthumb eben zu der zeit / da die Confession zu Augspurg der Keyserlichen Mayestet vbergeben / vnd hernach allzeit bey D. Lutheri leben / auff das ernstlichst gestrafft vnd verworffen. Darumb er auch jetzundt / dieweil er von newen in vnsere Kirchen mit gewalt eynreisset / außdrücklich vnnd in Specie / von allen die nicht für Sacramentierer wollen gehalten seyn / muß verworffen werden. Vnd muß dagegen die rechte lehre / wie sie in den worten Christi / vn̅ Schmalkaldischen Artickeln deut lich erkläret ist / bekannt werden. Nemlich / daß im heiligen Abendtmal / wo das nach Christi einsetzung gehalten wird / brot vnd wein / sey der ware leib vnd blut Christi / welcher Leib Christi zugleich an vielen örtern / wo das Abendtmal gehalten / allhie auff Erde̅ wesent lich gegenwertig sey / vnd nicht allein geistlich mit dem Glauben / sondern auch leiblich mit dem Munde / empfangen werde / nicht allein von den Frommen zu jhrem Trost / sondern auch von den bösen Christen zu jrem gericht / etc. So viel sey von dem Naumburgischen Chur vnd Fürstentage / wider deß vnwarhafftigen Wolffij / vnd dergleichen Geselle̅ / nichtiges fürgeben / kürtzlich gesagt. Vnd haben sich hernach die Chur vnd Fürsten gegen einander(Der Chur vnd Fürsten) offtmals erkläret / daß sie der Zwinglischen lehre nicht raum /
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(Anno 1561.) noch statt geben können / in massen auch deß Churfürsten zu Sach sen an Landgraffen zu Hessen freundtlich schreiben zum offtern bezeugen / insonderheit da angezeiget wirt / daß sich die jenigen / so deß (wechselschrif ten / vnd erklärunge / dz sie nit wolle̅ / sollen / noch können Caluinische Sch wermerey billichen.) Zwinglij meinung vom hochwirdigen Sacrament anhengig / auff den zu Augspurg im dreyssigsten Jar gehaltenen Reichßtage / sich selbst von der Confession / so der Landgraff / vn̅ die andern Chur vn̅ Fürsten vnnd Städte / damals der Keyserlichen Maiestet vbergeben / abgesondert / vnnd eine sonderliche Confession vberantwortet / wie denn auch die Theologi zu Zürch / mit denen Caluinus sich verglichen / in jhrem bedencken / so sie dem Landgraffen auff deß Illyrici Schrifften / deß Synodi halben / zugeschickt / öffentlich bekennen / daß sie die Augspurgische Confession nicht annemen können. So schreiben auch Pfaltzgraff Wolffgang / vnnd Hertzog Christoff zu Wirttenberg / an Pfaltzgraffen Friederichen / Churfürsten / vn̅ Landaraffen zu Hessen / daß sie den verdacht der Zwing lianischen / vnd Caluinischen Secten auff sich nicht kom̅en / noch liegen lassen wollen / denn sie wollen Menschlich gutdüncken nicht vber Gottes Wortsetzen. Vn̅ weil sie befinden / daß die Zwinglische Opinion von dem Nachtmal Christi / ein jrrige meinung sey / vnd falle von einem jrrthumb zum andern / hiergegen aber die Augsp. Confess. in diesem / wie auch in andern Artickeln / der Göttlichen Schrifft gemeß sey / so wollen sie sich durch den Wind der Sophistischen fleischlichen gedancken / Caluini / Bullingeri vnd dergleichen / von der erkandte̅ / vnd durch die heilige Schrifft bewehrten Warheit nicht abführen lassen. Denn die wort / so Christus im Abendmal geredt / sein hell / lauter vnd klar. Vn̅ der so sie redet / ist nicht allein so kunstreich vnd besonnen / daß er wol weiß wie vnd was er reden sol / Sondern auch Allmächtig / der da vermag seinen worten krafft vnd nachdruck zugeben. Derwegen keinem gebühren wolle / etwas anders hierin für
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zunemen / nicht allein zeitliche gefahr vn̅ ärgerniß zuuerhüten / sondern(Anno 1561.) dem ewigen schaden zu entfliehen. Den̅ zu besorgen / vnd bahr am tage ligt / daß dieser Irrthumb von deß HERREN Nachtmal viel andere gantz schädliche Irrthume vnd Nachtheil mit sich brin ge / vnd demnach zu ewiger Verdam̅niß gerahten möge / etc. Diese Fürsten wort / vnnd Christliche erinnerung / haben wir zum beschluß der Naunburgischen Handelung / auch erzehlen wollen. Folget nun ferrner / was in Nidersachsen gehandelt worden. Bald hernach im Februario / haben die Fürsten vnd Stände(Kreißtag zu Braunschweig / wegen Albrech tes Hardenberg zu Bre men Caluinisterey.) deß Nidersächsischen Kreiß / einen grossen Kreißtag in der Statt Braunschweig gehalten / darinn die streittige Sache so viel Jahr her / zwyschen Allbrecht Hardenbergio / Thumbpredigern zu Bremen (der ein lange zeit ein heimlicher Caluinist gewesen / vnd in die achtzehen Jar solchen Schwarm bey sich heimlich gehalten / vnnd nun mehr herauß gebrochen war) vnnd zwyschen andern Euangelischen Predigern / in der Statt daselbst geschwebet / vnd durch anforderung deß Ertzbischoffs / endtlich an den Kreiß gewachsen / in Christliche ordentliche verhör genommen / vnd verabscheidet worden(Hardenberg wirdt auß Sachsen ab geschafft.) / mit gäntzlicher abschaffung Alberti Hardenbergers / nit allein auß der Statt Bremen / sondern auch auß dem gantzen Nidersäch sischen Kreise. Es war zuuor zu Bremen eine Christliche feine einigkeit in der Religion gewesen / da Jacobus Probst der Kirchen allda gedienet(Bremische Kirchenord nung vo̅ H.-Abendmal.) / vnd was die Lehr vom heiligen Nachtmal deß HERRN belanget / war der Bremischen Kirchen beken̅tniß öffentlich am tag / wie dieselbige in jrer Kirchenordnung mit diesen worte̅ gefasset ist: Die speise vnd tranck deß HERRN tischs oder Altars / ist Christi warer leib vnd wares blut / in / vnd mit dem brot vnd wein / in einer Sacra mentlichen einigkeit / gleich wie Gott ist / mit / vnd in dem Mensche̅ Christo in einer persönlichen einigkeit. Das wirt genennet ein Sacrament / das ist / ein heimlich verborgen ding / dieweil in dem brodt
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(Anno 1561.) der Leib Christi ist zu essen / vnnd in dem wein ist das Blut CHristi zutrincken / doch vnsichtbarlich vnnd verborgen: Daß es heist mysterium fidei, ein verborgen ding deß Glaubens / der sich allein auff diese ding verstehet / nach allem laut der Wort CHristi / als die Euangelisten schreiben / daß er hab Brodt genommen / vnd gesprochen: Nemet esset / das ist mein Leib / daß / nemlich diß Brot. Gleich er hernach sagt von dem tranck / Trincket alle darauß / das ist mein Blut / oder als Lucas sagt / Das ist der kelch deß newen Testaments in meinem Blut / vmb deß bluts willen / das darin̅ ist. Vnd Paulus 1. Cor. 10. Das Brodt / das wir (wir / wir) brechen oder außtheilen (Esa. 58.) ist das nicht die Communicatio / das ist / gemeinschafft oder samptniessung deß Leibes Christi / Der gesegnete Kelch / den wir segnen / ist das nicht die gemeinschafft deß Bluts Christi / das ist / das Blut CHristi / in gemein außgetheilet / vnd theilhafftig gemacht / denen / die in einer Gesellschafft sind / wie denn alle Patres das wörtlein gemeinschafft) also außlegen / vt non significet communicantes ipsos actiuè, sed communicatum, & participatum corpus passiuè Rom. 15. 2. Cor. 8. vnd 9. etc. Item / Hiemit verwerffen wir alle Irrthumben / zwyspaltung / Gottslästerung / durch den Geist deß Antichrists / durch Papisten vnd Sacramentirer angerichtet / wider diß heilige nütze vnd nötige Sacrament / das anders nichts ist / denn Christus Wort vnnd Befehl. Die Fegfewrs Pfaffen verkehren vnd verbieten den rechten brauch deß Sacraments. Die Sacramentirer verleugne̅ schlechts mit jren vielen glossen / die klaren wort Christi. Die Papisten thun nicht was Christus befihlet / da er spricht: Solches thut zu meinem gedächtniß / sondern mache̅ ex commemoratione & annuncia tione cogitationem & silentium. Die Sacramentirer thun nicht was Christus befihlet / da er sagt: Esset mein leib / trincket mein blut / sondern wollen nur / Esset mein Brodt / vnnd trincket Wein. Die Papisten gläuben nicht / daß Christus sagt: Mein Leib ist für
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euch gegeben / mein Blut ist für euch vergossen / zur vergebung der(Anno 1561.) Sünden. Die Sacramentirer gläuben nicht / daß Christus sagt / das Brot ist mein Leib / der tranck ist mein blut. Papisten vnnd Sacramentirer sind beyde jrem HERREN Christs vngläubig / vnd vngehorsam / vnd beyde mit einer seuche beladen. Also hilfft ein Teuffel dem andern / vnd mögen wol beyde Sacramentschender heissen. Die Papisten verführet venter & ambitio. Die Sacramentierer betreuget Frauw Hulda / deß Teuffels Hure / jhre eigene Vernunfft / Menschen klugheit vnd gedancken / etc. Item / Wider die Sacramentschender / verleugner deß leibs vnd bluts Christi in dem Sacrament / die Christum verdunckeln / verkleinern / vnd jhme seine Herrligkeit berauben / gläuben / lehren vnd bekennen wir / er stlich / daß vnser König vnd höchster Priester / Jesus Christus / warer Gott vnnd Mensch sey / die sich in Christo nimmermehr von einander scheiden. Denn das Wort ist nit allein in dem Fleisch / sondern es ist Fleisch worden / Joh. am ersten Cap. Vnnd sein Blut ist Gottes Blut / Actorum 20. Vnd das Heilige (sprach Gabriel zu Maria / Luc. 1.) das von dir geboren wird / wirt Gottes Son / ein Son deß Allerhöhesten genennet werden. Vnd Paulus zun Römern am 9. Christus ist von den Vättern herkommen / nach dem Fleisch / der da ist GOtt vber alle ding / gelobet in ewigkeit. Vnd Christus selbst spricht zu dem Blinden / Johan. am neundten Cap. Gläubestu an den Son Gottes? Er antwortet / vn̅ sprach: HERR / welcher ists? Ihesus sprach zu jm: Du hast jn gesehen / vnnd der mit dir redet / der ists. Vnd zu Philippo / Johan. am 14. Capit. Philippe / wer mich sihet / der sihet den Vatter. Daß ausser diesem Christo / der GOTT vnnd Mensch ist / kein ander Gott sey / noch im Himmel / noch auff Erden. Denn in jhme wohnet die gantze fülle der Gottheit leibhafftig / Colossern am andern Capitel. Zum andern / Weil zwo Naturen sind in Christo / vnnd die
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(Anno 1561.) beyden naturen sind also eyn / in einer Person Christi / daß sie nimmer können gescheiden werden / Darumb / wo du GOTT in CHristo findest / da findestu auch den menschen in CHristo. Er ist Gott vnnd Mensch / er sey wo er sey / mit welcherley weise er da sey. Also war deß Menschen Son im Him̅el / da er sprach auff Erde̅ / Johan am 3. Vnd der eingeborne Son ist in deß Vatters Schoß Johan. 1. Cap. Vnd wonet durch den Glauben in der Christen her tzen / Ephes. 3. Er ist in dem Himmel / zu erscheinen für dem Angesicht Gottes / für vns / Heb. 9. Vn̅ doch mitten vnter jnen / wo zwey oder drey versamlet sind in seinem Namen / Matth. 18. Er hat sich gesetzet zur Rechten Handt der Mayestet in der Höhe / zun Hebre. 1. Vnnd ist bey vns alle tag / biß an der Welt ende / Matth. am 28. Vnd ist in vns / wie Paulus sagt / 2. Corinth. 13 Erkennet jhr euch selbs nicht / daß Jesus Christus in euch ist? Vnnd das nicht allein mit seinem Geist / sondern auch mit seinem Fleisch / als Paulus offenbarlich saget / zu Ephes. 5. Wir sind Gliedmassen seines Leibes / von seinem Fleisch / vn̅ von seinem Gebeine. Vmb deß willen wird ein Mensch verlassen Vatter vnd Mutter / vnd seinem Weibe an hangen / vnd werde̅ zwey ein Fleisch seyn. Das geheimniß ist groß. Ich sage aber von Christo vnd der Gemeine Christus ist vnser ver trawter Mann / 2. Corinth. 11. Mann vnd Weib ist ein Leib / Christus ist gesetzt zum Häupt der Christenheit / welche ist sein Leib / Ephes. 1. Häupt vnd Leib aber / ist ja nicht ferrne von einander. Er ist vnser Weinstock / vnd wir sind Weinreben / Johan 15. Darumb ist er in vns / vnd wir in jm. Er ist vnser Gluckhenne / Matth. 23. vn̅ Hirte / Joh. 20. Darumb bleibet er bey vns seinen Knechten vnd Schaafen. Da auch Jesus Christus mit seiner Krafft den tod hatte vberwunden / 1. Cor. 15. Nach der schande deß Creutzes / nach dem es vn möglich war / daß er solte von jm gehalten werden / Acto. 2. Ist er so bald gegangen in die Herrligkeit deß Vatters. Luc. 24. Phil. 2. Vn̅ ist gesetzt zur Rechten Hand Gottes / Psalm. 110. Acto. 2. Ephes. 1.
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Das er vberall / wo Gott ist / regieret vn̅ gewalt hat / seyn sol / regieren(Anno 1561.) vnd herrschen / vber alle Engel / Heb. 1. 1. Pet. 3. Fürstenthumb / gewalt / macht / herrschafft / vnnd alles was genennet werden mag / nicht allein in dieser Welt (darauß jn außschliessen die Sacrament schänder) sondern auch in der zukünfftigen Welt / Ephes. 1. Denn jme ist gegeben aller gewalt / im Himmel vnd auff Erden / Matth. 28. Vnd ein Name / der vber alle namen ist / Phil. 2. Vnd alle ding sind vnter seine Füsse gethan / Ephes. 1. 1. Cor. 5. zun Heb. 2. Er ist gemacht zu einem HERRN / Act. 2. vnd Häupt / Ephes. 1. daß er vber die lebendigen vnd todten regiere / Rom. 14. vnd alle ding in allen erfülle / Ephe. 1. vnd 4. Ist auffgefahren vber alle Him̅el / Eph. 4. nicht in einen Himmels winckel beschlossen / so er doch höher ist / denn die Himmel / Heb. 7. vnd ist gekrönet mit preiß vnd ehr / Heb. 2. Daß sie alle den Son ehren / gleich als sie den Vatter ehren / Johan. 5. Daß sich in dem Namen Ihesu beugen sollen alle Knie / die im Him̅el vnd auff Erden / vnd vnter der Erden sind / Phil. 2. Den̅ jm ist gegeben macht / ehr / vnd das Reich / daß jm alle Land vn̅ Leut dienen sollen / Daniel. 7. Apoc. 5. Psalm. 8. Vnd gleich als der Vatter die Todten aufferwecket / vnd lebendig macht / also macht auch der Son lebendig / die er wil. Joh. 5. Nicht allein als Gottes Son / sondern auch als ein Son Marie / den̅ sein Fleisch machet lebendig / Joh. 6. Sein Blut wäschet ab vn ser Sünde / 1. Joh. 1. Heb. 9. Vnd deß Menschen Son hat macht auff Erden / die Sünde zuuergeben. Matt. 9. Vnd deß Menschen Son ist je kommen selig zu machen / das verloren ist / Mat. 18. Vn̅ deß Menschen Son hat sein Leben zu einer erlösung für viele gegeben / Matt. 20. Dann Gott war in diesem Menschen / der vns mit sich selbs vereiniget hat / durch Jesum Christum / 2. Corint, 5. Vn̅ es ist in keinem andern Heil / es ist auch kein ander Name den Men schen gegeben / darinnen wir selig sollen werden / Actor. 4. Von die sem geben alle Propheten zeugniß / daß durch seinen Namen / alle / die an jn gläuben / vergebung der Sünde empfahen sollen / Act. 10.
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(Anno 1561.) Das auch all der jenige verflucht ist / der sich auff diesen Mensche̅ / der Gott ist / nicht verläßt / der diß Fleisch / das Gottes Fleich ist / nicht helt für seinen arm / denn Christus sagt / Johan. 14. Gläubet jr in Gott / so gläubet auch in Mich. Vnd Johannis am dritten / Gleich als Moyses in der Wüsten eine Schlange erhöhet hat / also muß auch deß Menschen Son erhöhet werden / auff daß alle / die an jn gläuben / sollen nicht verloren werden / sondern das ewige Lebe̅ haben. Vom Geistlichen essen: Solch erkenntniß von Christo haben / vnd darumb an jn gläuben / vnnd sich auff jn verlassen / der ein ewiges vnerschaffenes Wort ist / vmb vnser willen Fleisch ist worden / vnd ein Sundopffer ist stets ohn vnterlaß / etc. Das ist / wirdiglich sein Fleisch essen / vnnd sein Blut trincken zum ewigen Leben. Auff welche weise er auch von Abraham gegessen ist / Johan. am 8. Cap. Vnd von vielen Königen vnd Propheten / Matt. 13. Wie da geschrieben stehet / Christus / gestern / heute / vnd in der ewigkeit / He bre. 13. 2. Cor. 4. Sie haben denselben Geist deß glaubens / da Christus von gelehret / Joh. 6. da er weder Brot noch Wein seinen Jün gern reichte / sondern prediget für seinen Jüngern / vnd Capernaite̅ von dem glauben an jhn / daß wir glauben solten / er sey warer Gott vnd Mensch vom Himmel gekommen / fleisch vnd blut angenommen / vnd dasselbige gegeben für das leben der Welt / welchen glauben er nennet ein geistlich essen seines Fleisches / vn̅ ein geistlich trin cken seines bluts. Aber vber diß vnsichtlich geistlich essen vn̅ trincke̅ deß hertzens / das kommet auß den Predigten deß Euangelij / vn̅ geschicht on einige speise deß mundes / das allein die Christen brauche̅ on vnterlaß zu jrer Seeligkeit / gelehret zu Capernaum in Galilea zum wenigsten ein Jar für seinem Tode / hat vnser HERR Christus in seinem letzten Abendtmal zu Jerusalem in der nacht / da er verrahten ward / seinen Jüngern befohlen noch auff ein andere wei se seinen Leib zu essen / vnd sein Blut zu trincken / mit dem Munde vnsichtharlich / in einem sichtbarlichen Sacrament / das ist im brot
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vnd wein / das vns nit solte grawen / so offt wir darumb zusammen(Anno 1561.) kommen / daß die Vnchristen / Judas Gesellen / auch mögen brauchen / Luc. 22. aber zu jrer verdamniß / 1. Corint. am 11. Cap. Gleich wie die Christen zu jhrer Seligkeit. Vnnd geschicht diß essen auß Christi eynsetzung. Deß Sacraments grundt ist dieser / dieweil dieser Artickel nit ein schlechte Opinion ist / ausserhalb der Schrifft von Menschen erdacht / Sondern klärlich im Euangelio / durch helle / reine / vngezweiffelte wort Christi / gestifftet vnnd gegründet / vnd von anfang der Christlichen Kirchen in aller Welt / auch biß auff diese Stunde einträchtiglich gegläubet vnd gehalten / wie das außweisen der H. Vätter Bücher vnd Schrifften / darzu der tägliche brauch / vnnd das Werck mit der erfahrung / biß auff diese stunde. Welches zeug niß der gantze̅ H. Christlichen Kirchen (wen̅ wir schon nichts mehr hetten) allein gnugsam seyn solte / bey diesem Artickel zu bleiben / vn̅ darüber keine Rottengeister zu hören / noch zu leyden. Denn es ist erschrecklich vn̅ gefehrlich / was zu hören oder zu gläuben / wider die eynträchtigen zeugnissen / glauben / lehre vnd gebrauch der gantzen H. Christlichen Kirchen. Derhalben verdammen wir der Sacramentirer lehr vnd jrrthumb / vnd sondern vns ab / ab Ecclesia Sacramentaria, auff daß wir vns nicht theilhafftig machen jrer bösen auffrührischen Werck / 2. Johan. So ferrne gehet das bekenntniß der Statt vnnd Kirchen zu Bremen vom heyligen Abendtmal / dabey sie Christlich / gerühig / standthafftig vnnd auffrichtig in die vier vnd dreyssig Jar / gebliesind / vnd dasselbige in öffentlichem Truck haben lassen außgehen / auch darüber ein sonderlich Mandat wider die Sacramentschänder / Anno vier vnd dreissig / trucken lassen / welches von Wort zu Wort also lautet.
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(Anno 1561.)

Ein Mandat deß Erbarn Rahts der Statt Bremen / wider die Sacramentschänder.
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Nach dem an etlichen orten / Landen vnd Stätten / wider die zwey heiligen vnd hochwirdigen Sacrament / der Tauff vnd deß Altars / die von Jesu Christo vnserm Heyland vnd HERREN / zu eines jedern Seelen seligkeit / gnädiglich eyngesetzt / auch von jm zu stärckung vnd zuuermehrung vnsers Glaubens zugebrauchen / befohlen vnd gebotten / durch etliche falsche vnd verführische Lehrer / falsche grausame vnd vnchristliche Secten vnd Rotten (das höchlich zubeklagen) angerichtet / vnnd fürhanden / darumb denn der Allmächtige auß Gottlichem zorn / an den orten / da solche lästerliche Lehr die vberhand genommen / viel vnglücks vnnd verderbens erweckt vnd verhänget. Auff daß nu diese gute Statt / für der Gött lichen vngnad vnd zorn behütet / vnd alle from̅e Bürger vnd Eynwohner / von solchen vnchristlichen vnd ketzerischen Lehrern (die all hier vmb jren Gifft außzuseen / fast heimlich eynschleichen) an seel vnd leib / vnuerführet vnd vnuerleytet mögen bleiben / derhalben so wil ein Erbar Raht der Statt Bremen / als die Obrigkeit / auß macht jres beruffs / der ein fleissig auffsehen zu haben gebühret / alle jre Bürger / Einwohner / Jungfrawen / Frawen vnd Dienstbotte̅ / hiemit ernstlicher meinung vermanet vnd gebetten haben / daß niemand von denselben / mit der vorgerührten falschen vnd lästerliche̅ Lehre / gegen die zwey hochwirdige Sacrament / der Tauff vn̅ deß Altars / mit worten / schrifften oder büchern / heimlich noch öffentlich vmbgehen vnd handlen sollen / damit das gemeine Volck von der einfeltigen Euangelischen vn̅ Apostolischen Lehre / durch solche verführische opinion nit abfällig gemacht / vn̅ verleitet werde. Vn̅ so jemand hie zugegen einiger massen gespühret vnd befunden / vnd dessen von zweyen from̅en Leuten vnbesprochen jres rechtens vberzeuget würde / derselbig / er sey so hoch / nidrig / reich / arm / jung oder
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alt / sol fort bey vns deß tages Sonnenschein / so er vberzeuget wirt /(Anno 1561.) on alle gnade / auß der Statt / vnd gebiet deß Rahts / zu ewigen tage̅ verweiset vnd verbannet werden. Vn̅ weil von dieser vnwarhafftigen vnd verführischen lehre nit allein seel vnd leib / wie vor berührt / von der rechten warheit geleitet / sondern auch Landt vnnd Stätte / durch auffruhr / zwytracht / vn̅ andere sehr erbärmliche handlung / wie offenbar am tage / ewig vnheil / verderb vnd schade davon entste het / vnd begegnet / damit nu demselben auß Göttlicher verleyhung mit zeitlichem raht vorkommen werde / so wil der Raht einem jeden jrer Bürger bey seinem gethanen Eyde auffgeleget vnnd befohlen haben / so sie von solcher Lehre etwas spühren vnd vermercken werden / daß jemand durch wort / schrifft oder bücher / heimlich oder öffentlich damit vmbgienge / vnd handlete / daß ein jeder das / bey seinem Eyde / dem sitzenden Bürgermeister oder Käm̅erern / vnuerzuglich ansagen / vnnd zu wissen thun sol / oder der Heler gleich wie dem Thäter / gestrafft werden sol. Es sol auch ein jeder Gastgeber in seinem Hauß / bey dem vorgerührtem Eyde ein fleissig auffsehe̅ haben / also / wen̅ er Gäste hette / die von solcher ketzerischen opinion hielten / vnnd dauon rede vnd wort hetten / daß er dieselben nit auffhalten vnd herberge / sondern stracks auß seinem Hauß lassen / vnd solches dem Bürgermeister ansagen sol / damit dieselben Lästerer / auch fort auß der Statt verwiesen mögen werden / etc. Darnach sich ein jeder zu richten / vnnd für schaden zuverhüten / mag wissen. Auß diesem Christlichen beken̅tniß / vn̅ ernstem eyffer eines(Bremen ??? durch Albr. Hardenberg Vergifftet / wie noch durch Christoph Bezelium.) Erbarn Rahts der Statt Bremen / sihet der Christliche Leser / wie es den guten Leuten / so ein rechter ernst vmb die ware reine Lehr gewest sey / biß so lang auß verhengniß vnnd zorn Gottes / der leydige Sathan sein vnkraut allda auß zusehen / raum vnd lufft bekom̅en / vn̅ durch D. Albrecht Hardenberg das Sacramentirisch gifft / mit vnauffrichtigen / bösen / listigen Practicken / in die Kirche vnd Gemein / außgestrewet hat. Vnd weil Johannes Timannus Ambste(Johan. Timan̅us Am̅sterodamus.) rodamus / Prediger allda / ein Büchlein geschrieben hette / mit dem
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(Anno 1561.) Titel auff jedem blat / Corpus Christi est vbique, (der Leib Christi ist vberal) hat D. Hardenberg dauon vrsach genom̅en / die gantze Lehre dieser Kirchen vom heiligen Abendtmal anzugreiffen vnd zu widerfechte̅. Da auch nach Ambsterodami tod Jacobus Probst sich offt erklärethette / also / daß Christus der HERR vberal sey / vn̅ sein Leib warhafftig im Abendmal an allen orten / wo dasselbig auff Erden nach seiner einsetzung gehalte̅ wird / außtheile / hat ein Raht darauff gedrungen / daß D. Albrecht die arme Kirche mit der Disputation von der allenthalbenheit deß Fleisches Christi nicht wolte betrüben / noch jrr machen / sondern allein vom H. Abendtmal sich in fürgefallenem streit erklären / welches er bißweilen gethan / aber sehr listiglich vn̅ schlüpfferig / auff diese weiß / dauon er selbß zuuorn an Bucerum in Engelland geschrieben: Sesententiam suam sic proferre, vt etiam illi minimè offenda̅tur, qui reuera diuersum sentiunt, er brächte seine meinung also fur / daß sie auch dene̅ so gar ein anders gläubten / nicht zuwider were / Sondern er beyden theilen damit recht thun köndte. Gleichwol aber da er ein Anhang bekom̅en / hat er gemächlich angefange̅ auff Lutheri zu schelten / die Schweitzerischen Kirchen zu entschüldigen / vom Leib Christi / wie groß / an welchem ort / vnd wie er vmbschrieben im Himmel sey / zu predigen / auch die vernünfftige Heiden selig zu preisen / vnnd vnter die Heiligen zu zehlen / vnd zu den Caluinisten sich öffentlich zu gesellen / wie er den Joannem Lasco (von dem oben gesagt) lange beherbrigt (Lasko communicirt zu Breme̅ auff Caluinische weiß.) / vnd zum H. Abendtmal / als seines Glaubens Mitglied / zugelassen hat / welcher zu Bremen in der Kirchen / eben da er com̅u nicirt hat / von dem Priester das gesegnete Brot nit hat wöllen empfahen / sondern hat es dem Priester auß der Hand genommen / vn̅ jm selbst gegeben / gleich als were eine sonderliche Heiligkeit in solcher gleißnerey / vnd eusserlichen geberden verborgen. Daher sind vnter der gemeine aller ley reden entstande̅ / vnd ist zwyspalt von tag (Greuliche er gerliche rede̅ vnd fragen.) zu tag gemehret / vn̅ sind seltzame ärgerliche reden vnd fragen gehö ret worden / ob / was / vnnd wie viel noch vorhanden sey vom Leib
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Christi / daruon man so lange zeit gessen habe / ob er gestieffelt / oder(Anno 1561.) bekleidet / oder nackend sey / was für ein brödner Gott da sey / etc. (da für ein Christlich hertz erschrecken muß) Da nun ein Raht solches fewer gesehen / vnd sich jres Eydes vnd pflicht erinnert haben / dieweil(Breme̅ sage dem Keyser zu / keine Sa cramentirer zu leyden.) sie auch dem Keyser zugesagt / daß sie die Widertäuffer vnnd Sacramentierer nit leyden wolten / auch jres Decrets / daß wir zuuor erzehlet / eingedenck gewesen / vnd von den benachbarten Fürste̅ vnd Stätten jres Ampts halbe̅ / angemanet worden / haben sie D. Albrecht fürgefordert / mit jme gehandelt / vnd sich richtig zu erklären / vermanet. Er hat aber solches nicht allein nicht wollen thun / sondern vermeldet / er gehöre nicht vnter den Raht / er sey deß Capitels Thumbprediger / hat auch den Raht vnnd Prediger hefftig(Daniel von Büren / Bür germeister zu Bremen / deß Harden bergs Patron.) angegriffen / in offentlichen Predigten / vnnd etliche Rahtspersonen / nemlich / Danieln von Büren / sampt andern vieren / auff sein seiten gebracht / daher auß deß Rahts vneinigkeit / auch auffruhr in der Gemeine zubefahre̅ gewest. Es hat aber zum vberfluß der Raht zu jm geschickt / vnd durch seinen Patron Daniel von Büren / vnd Arnold Bobert / nachmals mit jm handeln lassen / welche beyde / da sie widerumb Relation gethan / hat jetztgedachter Arnold von Bobert angezeigt / daß sich D. Albrecht also erkläret habe / daß er mit(Vneinigkeit der Rahtspersonen.) den andern Predigern einig sey / vnd eben das vom H. Abendtmal lehre / daß sie lehren / Nemlich / daß / wenn wir zum Tisch deß HERREN gehen / so sollen wir gläuben / vnnd es dafür halten / als sessen wir vnter dem Creutz / vn̅ saugete̅ das Blut Christi auß seinen wun den / Item / wir solten gläuben / daß der Leib Christi gegenwertig an allen orten sey / durch die gantze Welt / da das Abendtmal gehalten wirt. In dieser Relation ist Daniel von Büren gedachtem Arnoldo in die rede gefallen / vn̅ gesagt / Ir habt den D. Albrecht nit recht(Dantels von Büren Vnglaub.) verstanden / denn er gläubet das nicht / wie ich es auch nicht gläube / sintemal der Leib Christi ein vmbschriebner Leib ist / der auff eine zeit / nur an einem ort seyn kan. Darauff der von Bobert geantwortet / er verstehe ja teutsch /
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(Anno 1561.) vnd wisse was / vnd wie D. Albertus geredet habe / er sehe aber hierauß / daß Doctor Albrecht vnnd er / nur Betrieger seyn / die anders reden mit dem munde / vnd was anders im hertzen haben / vnd daß sie beyde nicht trewlich noch redlich mit der sachen vmbgehen / darumb er sich mit jhme nicht mehr zu Doct. Albrecht wolle schicken lassen / etc. (Hardenberg hat sein zusiucht zu Phi lip.) Es hat aber der Raht diese Sache an die benachbarten Kirchen / vnnd an die Vniuersitet Wittenberg / gelangen lassen / noch Anno 1556. da Philippus noch im leben gewesen / zu dem sich auch Doctor Albertus selbst gefunden / vnd jn zum beystand vn̅ Patron auff seine seyten haben wollen / vnnd lautet das schreiben der Bürgermeister vnd deß Rahts an Doctor Johan. Pommern / Georgen Maiorn / vnnd Philippum Melanthönem / Sampt allen andern / der heyligen Schrifft Doctoren vnd Lehrern zu Wittenberg / also: (Deß Rahts zu Bremen schreiben an die Theologes zu Witteuberg.) Vnsern freundtlichen gruß / vnnd dienst allezeit zuuor / Ehrwirdige / Wirdige / Hoch vnd wolgelehrte / Achtbare / Großgünstige Herrn vnd geliebten Freunde. E. E. vn̅ gunsten ist sonder zweiffel nicht vnbewust / daß wir / Gott lob / in ewigkeit / nu in die vier vn̅ dreyssig Jar / das reine vnd liebe Gottes Wort / in vnser Statt haben verkündigen vnd predigen lassen / welches vns / durch schickung deß Allmächtigen / auß ewer Christlichen Kirchen zu Wittenberg / ist zukommen. Nun haben vns dieselbe Lehr deß Sons Gottes Jesu Christi vnsers seligmachers / sampt den heiligen Sacramenten / der Tauff vnnd Abendmals / vnsere Predicanten vnd Kirchendiener / auffs einfeltigste vnnd klärlichste nach dem Euangelio gelehret / daß wir damit wol zu frieden / vnd Gott dem Allmächtigen für seine ewige wolthat vnsern schwachen vermögen nach / fleissig gedanckt / zu dem auch / one ruhm zu reden (dieweil es Gottes Werck gewesen) solche Lehre nicht alleine für dem Römischen Reich vnnd der Keiserlicher May. bekan̅t / sondern auch darüber / mittelst Gött licher gnade / was gelitten / wie men̅iglichen bewust: Vn̅ ob den̅ wol
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der Hochgelehrte Doctor Albert Hardenberg in vnser Statt / in(Anno 1561.) der Thumbkirchen / etliche Jar her fleissig gelehret / vnd sich nicht anders vermercken lassen / denn daß er vnserer warhafftigen Religion gantz anhängig were / so hat sichs doch newlich befunden / daß er mit der lehre von der ware̅ gegenwertigkeit deß leibes vn̅ bluts vn sers HERRN Jesu Christi / im heiligen Abendmal (wie denn von seligen Doctore Martino Luthero / vnd E. W. vnd Gunsten / auß Gottes Wort / je vnd allwege vertheidigt / vnd vnsere Predicanten vns bißanher getrewlich gelehrt) nicht zu frieden gewesen / sondern sich offentlich einer andern weitläufftigen meinung vernemmen lassen / darüber denn die Gewissen der Zuhörer nicht wenig verjrret vnd vnruhig gemacht / also / daß wir vnmeidlicher not halbe̅ ver ursachet worden von vnsern Kirchendienern eine erklärung vnd bekenntniß / dieses Artickels halben / zu fordern / welche wir so fortgemeldtem D. Hardenberg zugestellet / er aber dieselben nit hat annemen / viel weniger vnterschreiben / noch sich sonst in Schriffte̅ deutlich erklären wollen / was mangels er daran haben möchte / sondern sich dagege̅ weitleufftig auff die Commentaria Musculi, super Matth. cap. 14. & 26. vnnd super Psal. 68. beruffen / welche wir wol in jren wirden / so ferrne die nicht wider Gottes Wort vnd den abscheid / so zu Wittenberg Anno 36. beramet / vnd von demselben Musculo mit vnterschrieben / verstanden werden / beruhen lassen / Es hat auch gemelter Doct. vns etliche positiones contra vbiquitatem corporis Christi, (wie denn solchs neuw Wort gantz odiosè in die weitläufftigkeit ausserhalb dem waren gebrauch deß H. Abendmals deß HERRN gedeutet wirt) vbergeben / mit deren wir gar nichts zuthun / vns auch derselben in keinem wege theilhafftig machen / können aber wol leyden / daß von solchen hohen sachen one vnsere befürderung in hohen Schulen disputirt werde / dieweil es vns allein vmb den lieben / heiligen / einfeltigen Catechismum zu thun ist / daß wir denselben reine mögen behalten / gründen auch für vnser Person / die Lehre vom H. Abendmal auff nichts anders / den̅
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(Anno 1561.) auff das Allmächtige Wort vnsers HERREN Jesu Christi / vnd seine einsetzung. So wir dann nu nicht zweiffeln / daß vnser Predicanten Confession (die wir hierinn verschlossen / E. Ehrw. vnd gun sten zu senden) sey dem Wort Gottes / der Augspurgische̅ Confession vnd Apologie / auch E. Ehrw. vnnd vieler mehr gelehrten / gehaltener sämptlichen handlungen vn̅ recessen gemeß / derwegen vn̅ derhalben so bitten wir freundtlich / fleissig vnnd gütlich / E. Ehrw. vnd gunsten wöllen kein verdrieß haben / dieselbige zu berahtschlagen vnd ponderiren / vnd vns ewer bedencken vnd Christlichen raht auß Christlicher liebe mittheilen / wie diesem vnraht / mit eynfältigem warhafftigem grunde deß Worts Gottes / bey zeiten möchte begegnet werden / zu erhaltung Gottes ehre / krafft vnd allmächtigkeit / wie wir denn deßhalben / die wirdigen hoch vnd wolgelehrten Ern Johan Rollwagen / der Rechten Doctorn / vnsern Syndieu̅ / vnd Johan Esich / vnsern deß Rahts Mitverwandten abgefertigt / welche E. Ehrw. vnd gunsten von aller gelegenheit (wils GOtt) weiter werden zuberichten wissen / fleissig bittend / E. Ehr. vnd gunsten / wollen dieselbigen dißmal / gleich vnsern einige̅ / Personen glau ben zustellen vnd vertrauwen / vnd sein bey denselbigen E. Ehrwirden vnd gunsten schrifftliche / Christliche vnd tröstliche antwort erwarten / das sind wir widerumb gegen dem Allmächtigen / vnd gemeiner Christenheit trewlich zu rühme̅ / auch sonst zuuerdienen vn̅ zuuerschulden allzeit bereit willig. Hiemit E. Ehrwirden vnd gunsten sämptlich vnd sonderlich / als eingeleibte Gliedmaß der heilige̅ Christlichen Kirchen / dem ewigen Gott in seinen gnädigen schutz vnd segen befehlende. Datum vnter vnser Statt Secret / Anno Tausent / fünffhundert sechtzig vnd fünff / den zwey vnd zwentzigste̅ Decembris. (Dunckele zweiffelhaff tig antwort der Wittenbergischen Cheologen.) Ob nun wol die antwort der Theologen zu Wittenberg / mit eigener Handt Philippi kurtz geschrieben / der Bremischen Prediger bekenntniß nicht getadelt oder improbirt hat / so ist sie doch sehr zweiffelhafftig vnnd tunckel gewest / vnnd sonderlich diß darinnge
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standen / daß sie nicht wissen / noch sich erinnern können / daß die(Anno 1561.) Sächsischen Prediger diese form vnd weise zu reden / vormals gebraucht hetten / Das Brot sey der wesentliche Leib Christi / sondern diese form sey bräuchlicher gewest / Mit dem Brodt werde der Leib Christi empfangen. Da auch solche antwort zu Bremen ankommen / öffentlich auff dem Rahthauß für dem Volck verlesen / vnnd(Hardenberg berüfft sich auff Witten berg.) ein groß getümmel gewest / auch Hardenbergius / der von Witten berg wider anheim kommen / außgeben / daß die Theologi zu Wittenberg auff seiner seyten weren / vn̅ den andern Predigern zu Bremen vnrecht geben / vnd abfielen / ists endlich dahin kommen / vnnd geschlossen worden / daß man in diesem Streit von den worten der Augspurgischen Confession vnnd Apologie (welche man auch so(Hardenberg wil bey der Augspurgis. Confes. vnd Apolog. nit bletben / sondern vernich tet sie / als halb Papistisch / wie auch die For mu. Concor. Anni 36.) bald zweymal dem Volck fürgelesen) nicht abweichen solte / vnnd wenn D. Albertus auch dabey bleiben / vnnd also lehren wolte / solte er in seinem ampt vnuerhindert gelassen werden / welches aber Doctor Albertus nicht hat thun wollen / Sondern ein Schrifft eyngelegt / vnd darinn vermeldet / daß viel Exemplaria sein in der Augspurgischen Confession / die mit sich selbst nicht vberein stimmen / vnd nicht einer meinung seyn / vnd daß die Confessio zu Aug spurg nach gelegenheit der zeit vnd vmbstände / geschrieben worde̅ / also / daß man hette damals den Bapst vnnd Keyser müssen sehen / daß sie nicht erzürnet würden / So weren auch noch viel dinge in derselbigen Confession / die nach dem Bapsthumb stüncken / Vnd vber das alles / so were der Bundt vnnd vereinigung der Stände / oder Protestierenden / die sich zur Augspurgischen Confession bekannt hetten / auffgehaben / zerstrewet / vnd nichts mehr / vnd wüste darzu niemand / obs auch gläubige trewe Leute gewesen / die gemelte Confession verursacht / gestellet / vnd vbergeben haben / oder / obs noch Papisten gewesen weren. Da nu Hardenberg die Audspurgische Confession also vernichtet / vnnd doch gleichwol sich dahin erkläret / daß er auch damit wolte zu frieden seyn / wenn man sie verstünde / wie sie Philippus
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(Anno 1561.) wolte verstanden haben / so ist mit jhm ferrner gehandelt worden / ob er sich zur Formula Concordie zu Wittenberg Anno 36. zwyschen Luthero vnd Bucero auffgerichtet / vnd von Philippo geschrieben / bekennen thete. Aber er hat solche form auch verworffen / vn̅ für ein geticht außgeruffen / vnd gesagt / er hette auß Philippi Munde gehöret / daß es nichts were / vnd Philippus dieselbige Formam nicht geschrieben hette. Darauff denn so bald einer mit namen Johan. Schlunckrauius zu Philippo / der damals zu Wormbs gewest / ab gefertiget worden / vnnd diese antwort wider gebracht / daß Philippus / Pistorius / vnd die andern / so zu Wormbs beysammen weren / (Phil. wil bei der Forma Concordie / Anno 36. bleiben.) die obgedachte Formam Concordie für Christlich / recht vnnd richtig hielten / vnd Philip. außtrücklich bekennete / er hette sie geschrieben / vnd wolt dabey bleiben. Dieweil aber damals ein gefehrlicher Krieg im Stifft Bremen sich erhoben / da endilich der von Vrißberg (Schlacht vor Drachen burg.) / in der Schlacht vor Drachenburg abgetrieben / vnd der Nidersächsische Kreiß in gefahr gestanden / ist die Sache mit D. Alberti ein zeitlang verblieben / vnd auffgeschoben worden. Es hat aber gleichwol der fromme König in Dennmarck / Christianus fleis sig angehalten / daß der Raht zu Bremen die sache mit Albert Har (Christian kö nig in Denn marck.) denberg nit wolte ersitzen lassen / vnd so es von nöten / wolte er selbs seine vnd andere Theologen darzu fordern vn̅ beschreiben. Solche Königliche fürsorge vnd treuwe / ist dem Raht sehr angenem gewe sen. Aber D. Albert hat sich darwider zum hefftigsten mit grossem stoltz vnd trotz gesetzt / mit fürwendung der König hett keine macht vber die Kirchen vnd Kirchendiener zu Bremen. (Hardenberg wil mit D. Heßhusionit conferiren.) Es hat auch D. Heshusius (der vom Raht dazu gefordert / daß er an statt D. Jacobi Probsten / der nun alters vnd vnuermögligkeit halben / sein Superintendentzampt nit verrichten kondte / sol te den Kirchen vorstehen) mit D. Alberto / entweder in gegenwart andere Theologen / Räthe / vnd anderer / welche D. Albert selbs da bey haben wolte / oder aber allein mit jm conferiren / reden vnd dispu tiren wollen. Aber solches hat offtgemelter Hardenberg schlechts
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abgeschlagen / vnd auff erforderung deß Rahts / nit erscheinen wollen(Anno 1561.) / sondern sein bekenntniß vom Abendtmal / in die Thumbkirche̅ an den Predigstuel öffentlich angeschlagen / vnd alle die verflucht / die sie abreissen / vnd wegnemen würden. Da nu solch wesen der Ertzbischoff vernomen / vnd D. Alberts(Handenbergius Beren garius / wie alle Caluint sten sind.) angeschlagene Confession gelesen / hat er jn vermanet / dauon abzustehen / denn es sey deß Berengarij verdampter Irrthumb / hat jme auch ein form eines widerruffs stellen lassen. D. Abert aber hat es alles veracht vnd abgeschlagen. Derhalben der Ertzbischoff verursacht worden / weil nit allein der Statt Breme̅ / sondern dem gan tzen Reich viel vnd groß daran gelegen / solches alles an alle Stände deß Nidersächsischen Kreiß gelangen zulassen / welche jre Gesan ten dahin geschickt / alle vmbstände erkündiget / vnnd beyde theil der Prediger jr bekenntniß vom Abendmal schrifftlich zufassen vnd zu vbergeben / angehalten / auff daß desto richtiger vnnd schleuniger köndte im gantzen Handel fortgefahren / vnnd geschlossen werden. Ob nu aber wol die andern Prediger / gern vnd willig jr Bebenntniß gethan / vnd vberantwortet haben / so hat doch D. Albert sich dessen gewegert / vnnd sich auff das Vrtheil der Vniuersitet Heydelberg / Leiptzig vnd Wittenberg beruffen / Die andern aber / als Tübingen / Franckfort an der Oder / Rostock vnnd Jena / mit namen als verdächtig außgenom̅en. Doch hat er auch seine schriff ten / vnd was in der sachen bißher gehandelt / zusam̅en gebracht / vn̅ den Ständen vbergeben / welche davon wege̅ etliche zusam̅en künff te angestellt / vnd letzlich den dritten Februarij in der Statt Braun schweig ernenennet / dahin alle fürnemme Superintendenten vnd(Tag zu Braunschweig.) Pastores der Fürsten vnnd Stätte im Nidersächsischen Kreiß / so sich zur Augsp. Confession beken̅en / mit vnd neben Politischen Rä then / beruffen worden. Da nu Hardenberg erschienen / hat er eine Schrifft vbergeben(Harde̅bergs Schwarm.) / vnd vermeldet / daß der Streit auff dreyen Puncten stehe.
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(Anno 1561.) Erstlich / halte ers mit den andern Predigern zu Bremen nicht / hierinn / daß sie sagen / man solle die wort Christi vom Abend mal verstehen / wie sie lauten / one figur vnd bedeutung. Zum andern / Daß sie lehren / daß das gesegnete Brodt im Abendmal sey der wesentliche Leib Christi. Zum dritten / Daß sie sagen / der Leib Christi sey gegenwertig im Abendmal / an allen orte̅ / wo dasselbige nach der einsetzung Chri sti / gehandelt werde. Da nun D. Hardenberg sich so rund herauß vernem̅en lassen (welches er zuuor niemals gethan / Sondern auff verschlagene Sacramentirische art / jmmerdar fürgeben / es were jhm nur vmb die Vbiquitet zu thun / die er nicht billichen kündte) haben die anwe senden Rähte vnd Theologi / nach verlesung vnd erwegung beyder Doct. Albrechts / vnd der andern Bremischen Prediger / in gewisse Propositiones vnd Artickel verfaßter bekenntniß / für gut angese hen / daß jeder theil Schrifftlich anzeigen solte / was es für mangel in deß andern theils Propositionibus hette. Darauff haben die Bremischen Theologi in jhrer Schrifft die wort Christi vom Abendmal erzehlet / vnd sich auff den zehende̅ Artickel der Augspurgische̅ Confess / Apologia / Schmalkaldische Artickel / vnd Catechismum Lutheri / referirt / vnnd ferrner vermeldet / Daß Doct. Albert wider jhr bekenntniß / sich auffgelegt hette / vnd lehrete also: Daß der wesentliche Leib Christi nur an einem ort im Himmel sey vmbschrieben / vnd im Abendmal auff Erden nit / nach seiner Substantz oder wesen / sondern allein nach seiner krafft vnd wirckung / gegenwertig sey / gleich wie die Sonn an eim gewissen ort am Himmel stehet / vnnd doch mit jrer Hitz vberal wircket. Item / daß nur die Gläubigen den Leib Christi empfahe̅ / die Gottlosen aber nicht. (Hardenberg wil mit keinem Theolo go conferiren.) Hierauff vnnd nach gnugsamen allerseits eyngenommenen bericht / hat man D. Albrechten angezeiget / daß die Stände einen Theologum von den jren ernennen wollen / der mit jme in jrer aller
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gegenwertigkeit / freundtlich sich vnterreden / vnd von allen streitigen(Anno 1561.) Puncten Christlichen bericht thun solte / ob Gott Gnade gebe / daß man zu rechter vergleichung / nach der Regel Gottes Worts kommen / vnd jhn widerumb gewinnen köndte. Solches hat Doct. Albrecht schlechts abgeschlagen / vnd gesagt / Alle Theologi / so viel jr beysammen / sein jhm verdächtig. Denn D. Paulus von Eitzen habe sich als sein Widersacher vnnd Feindt erzeiget. So habe Dauid Chytreus seiner deß Hardenbergs diseipel einen examinirt / vnd wegen seiner beken̅tniß vom Abendtmal / vbel angelassen. Die andern Theologen aber kenne er nicht / vnnd köndte doch leichtlich abnemmen / weil sie bey seinen Feinden sitzen / daß sie für jhn nichts handeln werden. Beruffe sich derwege̅ auff ein öffentliche disputation mit einem jeden zuhalte̅ / in der Vniuersiteten eine̅ / die er zuuor genennet hette. Da aber die Stände deß Hardenbergs außflucht gesehen / haben sie zum ende / vnnd Häupthandel ohn weitleufftigere Disputation endtlich kommen wollen / vnd fünff Artickel gefasset / von wort zu wort also lautende.

Der Deputirten Fürsten vnd Stände die ses Nidersächsischen Kreises besondere Fragstück / darauff D. Albertus gegen hochgemelter Fürsten vn̅ gemeiner Stän de / Rähten vnd Gesandten / mit richtiger / vngezweiffelter antwort on alle Ambiguitet sich resoluiren / vnd erklären sol.
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Ob er eigentlich halte / daß der ware wesentliche Leib Christi /(1.) der für vns gegeben / nicht allein / wie die Sonne / an einem gewissen ort im Himmel / sondern zugleich in vielen orten im Abendtmal / nicht allein mit seiner Krafft vnd Wirckung / sondern auch mit seiner Substantz vnd Wesen / warhafftig / hie auff Erden gegenwertig sey.
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(Anno 1561.) Ob er eigentlich halte / daß die wort der Schmalkaldischen Artickel (nemlich: Daß Brot vnnd Wein im Abendtmal / ist der warhafftige Leib / vnd das ware Blut vnsers HERREN Christi / (2.) vnd wirt nicht allein gereicht vnd empfangen von frommen / Son dern auch von bösen Christen) recht seyn / vnd mit den worten Christi vnd Pauli vberein stimmen. Ob er eigentlich halte / daß die Augspurgische Confession / (3.) als die Anno 30. vbergeben / dem wort Gottes gemeß / vnd in allen vnd jeglichen puncten war sey. Ob er eigentlich halte / daß die wort der Augspurgischen (4.) Confession vnnd Catechismi recht seyn / daß vnter der gestalt / oder vnter dem Brodt vnd Wein der ware Leib vnnd Blut Christi / gegenwertig sey / vnd werde empfangen / gegessen vnd getruncken. Ob er eigentlich halte / daß der Leib Christi nicht allein geistlich (5.) mit dem Glauben von frommen Christen / Sondern auch mit dem Munde zugleich von frommen / vnnd auch bösen Christen / empfangen werde. Auff diese Artickel hat D. Albrecht geantwortet / Daß der ware Leib Christi im Himmel sey / vnd doch durch die heiligen warzeichen im Abendmal / gegenwertig sey / vnd gegeben werde / wie er sich zuuorn von der Sonnen erkläret habe / vnnd er lasse es bleiben / durchauß bey seinem vorigen bericht / etc. Denn das ist die Sum̅a seiner gegebenen antwort / dauon D. Kemnitius im büchlein Anatome propositionum Alberti, gründlichen bericht gethan. Es haben aber die Stände jr bedencken Christlich vnd nottürfftiglich zusammen gebracht / vnnd den eilfften Februarij eröffnet / wie folget: (Abschied.) Was die Bremischen Religion spaltung belanget / so sich zwischen den Predicanten allda zu Bremen / vnnd dem Thumbprediger D. Alberto Hardenbergio / vber der Lehre / vnd vber den Worten deß heiligen Abendtmals vnsers HERREN vnnd Heylandes Ihesu Christi / vnd daß dieselbigen in zweiffel / vnd widerwertigen
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verstand haben wöllen gezogen werden / zugetragen / vnd nun mehr(Anno 1561.) dermassen eyngerissen / vnnd leider vberhand genommen / daß dardurch nicht alleine in dem Ministerio vnd Kirchenampt / sondern auch im weltlichen Regiment der Statt Bremen treffliche zerrüttunge / auch zwischen der Bürgerschafft daselbst / allerhand schädliche vnd gefehrliche mißtrawen / grollen vnd verbitterung eingeführet / vieler guthertzigen Gewissen verwirret / vnnd in höchste gefahr jhrer Seelen heil vnd seligkeit gesetzt werden. Vnd zu besorgen / wo durch zeitigen raht solchem auffgegangenem vnd brennendem feuwer ohne ferrner verzug nicht gewehret / vnnd berürte spaltung widerumb in einen einhelligen Christlichen verstand solten bracht werden / daß dardurch nicht allein das Ertzstifft / vnnd gemeiner Statt Bremen / sondern auch dieser Nidersächsische Kreiß / vnnd andere benachbarte in eusserste noth / gefahr vnd beschwerung köndten gesetzt werden / haben gemeiner kreiß Stende abgesandte Rähte vnnd Bottschafften jnen diese sache / welche Gottes ehre / vnd nicht allein der Statt Bremen wolfahrt / sondern allgemeiner Christenheit Seelen heil vnd seligkeit betrifft / zum höchsten angelegen seyn lassen / die beyderseits vbergeschickte Confessional Artickel Christlicher / ordentlicher vnnd vnverdechtlicher weise für die hand genommen / ferrner Christliche erklerung / vnd bedencken von Doctor Alberto vn̅ den Predigern gefordert / dieselbige in fleissige berahtschlagung gezogen / auch der Stende Theologen / so vermöge deß nechsten Halberstetischen Abschiedes / mit anhero zur stedt gebracht / Christliche meinung darauff gehöret / vnd endtlich so vil befunden / daß dieselbigen anwesenden Theologen mit den Bremischen Praedicanten in jhren vbergebenen Confessional Artickeln / vnd der lchre vom Nachtmal durchauß einig / vnd daß solche lehre vom heiligen Göttlichen wort / der Augspurgischen Confession / vnd der darauff erfolgeten Apologien / vnd dem Catechismo Lutheri gemeß. Dagegen aber deß D. Alberti Hardenbergers Confessional Artickel / vnd lehre in etlichen puncten obscur vnd zweiffelhafftig /
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(Anno 1561.) vnd angezeigter Augspurgische̅ Confession etlich mal widerwertig. Derwegen gemeiner Kreiß Stende / abgesandte Rähte vnd Bottschafften für gut bedacht / daß derenthalben mit D. Alberto freundtlicher weise / jedoch auffs einfeltigste vnd eyngezogenst solte colloquirt vnd geredet / vnd vmb weiter erklerung vnnd bericht angehalten werden. Wo denn die Kreiß Theologen auff begeren der Rähte vnnd Abgesandten / einen auß jhrem mittel zu solchem freundlichen Colloquio, vnd vnterredung verordnet / nit der meinung dadurch weitleufftigkeit / oder gefehrliche disputationes eynzuführen / sondern allein pro maiori informatione der Abgesandten / vnd damit man so viel eher vnd besser zum grunde dieser sachen kommen möchte. Dieweil denn nun D. Albertus Hardenberger solche gesuchte freundliche vnterredung außgeschlagen / vnd sich mit den andern Theologen / die in der lehre der Augspurgischen Confession / wie oben stehet / durchauß einig / nicht vergleichen können / noch eynstimmen wollen / auch darneben öffentlich vernemen lassen / daß er keinen Richter in disem Kreiß leiden köndte / daß jm auch alle Theo logi dieses orts verdechtig / vnd derwegen für vnnötig geachtet / weil solches also von D. Alberto fürgewendet / weiter vereinigung deß Halberstättischen Abschiedes von ferrnerem Colloquio, oder auch andern wegen zureden / vnnd schädliche weitleufftigkeit eynzuführen: Als haben gemeiner Kreiß Stende abgesandte Rähte / vnnd Bottschafften nicht für bequem vn̅ gelegen bedencken können / jnen D. Albertum in diesem Kreiß lenger zu dulden / vnd die schädliche eyngeführte zwyspalt ferrner vberhand zu nemen zulassen / fürnemlich weil nicht vermütlich / da er lenger zu Bremen bleiben / vnd mit seinem predigen fortfahren solte / daß deß orts die eyngerissene verbitterung / vnnd das schädliche mißtrauwen möchte auffgehebet / die gemühter widerumb versönet / vnd bestendiger Friede gepflantzt werden. Vnd derwegen auß angezeigten / vnnd anderen mehr stattli
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chen vrsachen vnd bedencken dahin geschlossen / sonderlich weil sich(Anno 1561.) vnser gnedigster Herr der Ertzbischoff erklert / daß seine Fürstlichen Gnaden sich deß D. Alberti Hardenbergers / vnnd seiner lehre nie nicht angenom̅en / auch noch nicht annemen wolle / Vnd also diese sache durch ein ehrwirdig Thumbcapitel / vnnd den Raht zu Bremen ordentlicher weise an die Kreißstende gelangen lassen / wie es auch nun mehr deß Kreiß sache ist / vnnd vnter dem Landfrieden begriffen / daß gemeldtes Thumbcapitel im namen / vnnd von wegen gemeiner Kreiß Stende mit ernst aufferleget / vnnd befohlen / (wie jhnen denn / krafft dieses Abschiedes / mit ernst befohlen seyn sol) gemeldten D. Albertum Hardenberger / weil derselbig sich nicht mit den andern Theologis hat vergleichen wollen / kön̅en noch mögen / zum förderlichsten vnnd lengsten / innwendig viertzehen tagen nach Dato dieses Abschiedes / seines Diensts vnd Predigampts erlassen / vnd auß der Statt Bremen wegschaffen / jhm auch hinfürter / vnd von nun an alsbald keines ferrnern predigens gestatten solten / wie er denn allhie mit nichten allein auß der Statt Bremen / sondern auch auß dem gantzen Nidersächsischen Kreiß / doch one verletzung seiner ehr / allein zu errettung ferrner zwyspaltung / vnruhe / vnd empörung abgeschaffet seyn / vnnd von keinem Stande ferrner geduldet / noch gelitten werden / sich auch für sein person alles öffentlichen vnd heimlichen predigens enthalten solle. Auff diesen empfangenen Abschied / ist Albertus Hardenbergius von Bremen gegen Embden in Ostfrießland abgezogen / da jhm denn Gott mit seiner hand mit der apoplexia gefolget / vnnd er allda nach etlichen jahren gestorben. Nach dieser abhandelung ist hernach zu Bremen nit geringe vneinigkeit / vn̅ vnwillen zwischen dem Raht vn̅ Bürgern zu Bremen entstanden / auch endlich so weit vberhand genommen / daß etliche Bürgermeister / Rahtspersonen / vnd Bürger in guter anzahl / auß furcht einer auffruhr / auß der Statt entwiche̅ / etlich aber außgeschaffet / da denn so bald an jhre stelle andere erwehlet / vnnd zu der
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(Anno 1561.) Regierung verordnet worden / dessen sich die außgewichene vnnd außgeschaffete / (welche alle der rechten reinen lehre zugethan / vnd (Daniel von Buren setzt die Caluinisterey fort.) dem Caluinismo / den Daniel von Buren / je lenger je mehr fortsetzet / vnd zu befürdern sich vnterfienge / zuwider waren) gegen Keyserlichen Maiestet / Chur / Fürsten / Stenden deß Reichs / vnnd gegen die andere Stätte beklaget / darumb auch der Keyser bey den Churfürsten / Sachsen vnnd Brandenburg / dem Ertzbischoff zu Bremen / dem Hertzogen zu Lüneburg / vn̅ Landgraffen zu Hessen / committiret vnnd befohlen / solche jrrungen in der güte beyzulegen / vnd zuvertragen. (Tag zu Goß lar.) Ist derwegen hernach Anno 63. zu Goßlar ein Tag angesetzt worden / dahin hochgedachter Chur vnnd Fürsten jhre Rähte abgefertiget / vnd handlen lassen / aber damals nichts fruchtbarliches zur einigkeit verrichten mögen / biß so lang Keyserliche Maiestet / von newen solche sachen Anno 68. den vorigen Commissarijs widerum̅ (Tag zu Verden.) auffgetragen / welche jhre subdelegirten Rähte gegen Verden geschickt / vnd den 24. Februarij die gütliche handlung fürnemen lassen / da den̅ vnter andern / den gewichenen Rahtspersonen vnerfindliche schult gegeben worden. Es haben sich aber die subdelegirten Chur vnnd Fürstliche vnterhendler erbotten / sie wollen die sachen durchauß dahin richten / daß die Religion rein gelassen werde / sonderlich weil sich der gegentheil / oder der newe Raht erkleret / daß sie nie einer anderen Religion gewest / auch noch nicht seyn / auch nicht seyn wollen / denn der Augspurgischen Confession. Liessen auch in jhren Kirchen vnnd Schulen / vom Abendmal deß HERRN anders nicht lehren / denn nach der Augspurgischen Confession / Apologia / Catechismo Lutheri / Franckfurtischen Abschied / nach der Bremischen Kirchenordnung Anno 34. außgangen / vnnd wolten den Caluinismum in jren Kirchen nicht leyden / sonder beyde Churfürsten / Sachsen vnd Brandenburg / als principales Commissarios, die Kirchen in der Statt zu visitiren vn̅ inquiriren, gerne vnd vnterthenigst zulassen / vnnd so darinn jemands Caluinisch befun
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den / solte derselbige lenger nicht geduldet werden. Dieweil auch(Anno 1561.) menniglichen kund / daß im Reich nicht mehr als zwo Religion / die Augspurgische Confession / vnnd Pontificia oder Catholica, wie man es nennet / fürhanden / vnd vermöge deß Religions friedes / gelitten werden sollen / vnnd aber der newe Raht sich zur Augspurgischen Confession / Apologia / vnnd Catechismo Lutheri / bekenne / so müste jhnen leid seyn / dawider im geringsten zuhandlen. Versehen sich auch / es werde der newe Raht seinem erbieten folgen / vnnd die andern / wider jhr gewissen nicht beschweren. Wo sie aber anders redeten / vnnd doch anderst meineten / were gewiß / daß sie Gott als der rechte Richter wol finden würde / etc. Auff solche der subdelegirten Commissarien Chur vnnd Fürsten rechte erklerung / vermanung vnd erbieten / haben die alten vorige Rahtspersonen jhre entschüldigung widerholet / vnd bezeuget nach laut aller acten, daß jnen in disem gantzen handel von jrem widertheil / für Gott vnd aller welt / gewalt vnnd vnrecht geschehen sey / vnd noch täglich geschehe. Denn es sey öffentlich am tage / vnnd könne es der gegentheil mit gutem gewissen nicht verleugnen / daß sie / ohne verweißlichem ruhm zumelden / in jhrem Regiment / in den beschwerlichen nöten / die Deutsche Nation in etlichen vnd zwentzig Jahren betreffende / sich also erzeiget / daß die Statt Bremen durch Gottes gnade allezeit ohne beschwerung / in guter ruhe / vnnd bey reiner richtiger lehre geblieben sey / so lange biß jhnen der Teuffel diesen wolstand der Statt nicht günnen mögen / vnnd Doctor Albert Hardenberg erwecket / der die verdampte Berengarische / Zwinglische / Caluinische lehre / wider das Nachtmal deß HERRN auff die Cantzel gebracht / vnd öffentlich vertheidiget. Derhalben dem gantzen Raht zu Bremen auffgelegen / sich nicht alleine Gottes Gebots / daß das höchste / Tollite malum deterra vestra, sondern auch dessen / daß der Religions Fried vnnd Reichs Abschied / die Berengarische / Zwinglische / Caluinische lehre außschliessen / vnnd verdammen / in
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(Anno 1561.) sonderheit daß sie der jüngsten außsöne / die sie mit Carolo V. hochlöblichster gedächtniß / auffgerichtet / sich erinnern müssen / da sie zu gesaget / daß sie keinen Widertäuffer vnnd Sacramentschwermer in jhrer Statt dulden wollen. (Daniel von Burens technae.) Derwegen sie D. Hardenbergio widerstanden. Daniel von Buren aber / Johan Brand / Brun Reiners / vnd Herman Vasmar sich von dem gemeinen Raht abgesondert / Hardenbergium vertheidiget / vnd den gemeinen Pöfel an sich gehenget. Darumb sie nach raht vnd hülffe mit allem fleiß getrachtet / dem schädlichen fewer zuwehren / vnnd den Ertzbischoff ersuchet / vmb abschaffung gemeldtes Hardenbergers / welches doch niergend fort gewolt / biß so lange der Ertzbischoff bewogen / der Statt zustand / die Fürsten vnnd Stende deß Nidersächsischen Kreiß zuberichten / welche endlich auß Christlichen wichtigen vnvmbgänglichen vrsachen / den Hardenberg als ein Berengarianer / Zwinglianer / vnnd Caluinisten / auß Bremen / vnnd dem gantzen Nidersächsischen Kreiß verwiesen. (Caluinischer auffruhr vn̅ empörung zu Bremen.) Dieweil aber Hardenberg seinen Samen zu Bremen hinderlassen / vnd Daniel von Buren / sampt Brand vnnd Vaßmar sich öffentlich erklereten / daß sie deß Hardenbergers theils weren / vnnd daß jm / als einem rechten reinen Lehrer / von dem Nidersächsischen Kreiß vnrecht geschehen were / auch er Daniel vo̅ Buren die Bürgerschafft an sich gehenget / vnd mit etlichen tausend Bürgern / vnd andern geringen Leuten / den Raht im sitzenden Rahtstul vberfallen / sich ins Regiment vnd Bürgermeisterampt (das der ordnung nach an jhm gewest / jhm auch nicht abgeschlagen / sondern allein mit bedingung solte eyngereumet werden / nemlich / daß er die Religionsachen solte dem gantzen Raht frey lassen / darauff er ergrim̅et / vnd gesagt: Er wolte gantzer / vnd nicht halber Bürgermeister seyn) mit gewalt eyngesetzet / die alten vorigen edicta wider die Widertäuffer vnd Sacramentschwermer abgethan / vnd annihilirt, neuwe Gottlose Tafeln angehenget / die Schlüssel zu den Thoren zu
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sich gefordert / die Schützen auffgemahnet / die Wache besatzt /(Anno 1561.) frembde Kriegsleute bestellet / den außgewichen jhre Heuser bewachen / reine Lehrer vnd Prediger verfolgen / vnd jhre Weiber schlagen vnd vertreiben lassen / andere an jhre statt angenommen / die anderßwo vmb deß Sacramentsschwarm willen relegirt worden / Vnd es also durchauß getrieben / daß die außgewichene Lutherische Rahtspersonen nicht gewust / ob sie verrahten oder verkaufft / vnnd wo das spiel hinauß wolte / etc. So haben sie sich demnach zu errettung jhrer Gewissen / ehr / gut vnd blut / auß der Statt wenden müssen / nicht deß gemüts / daß sie die Statt verlassen / sondern deß von Buren bösem fürnemen / durch frommer Leute raht vnd hülffe wehren / vnd die Statt wider zurecht bringen köndten / wie sie gleichwol auch nicht so stillschweigend darvon gezogen / sondern Danieln von Buren / Brand vnnd Vaßmar / jhrs außweichens berichtet / vnd sich zur verhör erboten / aber ohne alle antwort gelassen / darumb sie denn hernach in locum non tutum, da sie in die Statt zur wehlung eines newen Bürgermeisters erfordert / nicht sicher sich begeben noch erscheinen können / sonderlich weil Daniel von Buren die gemeine ferrner armirt / vn̅ ein newen Raht an deß alten Rahts statt gewehlet / etc. Zu dem / sehen sie wol / daß auff diese weiß / wie sie jetzt zu Bremen angefangen / die reine Lehre vnterdruckt / Kirchen vn̅ Schulen befleckt / vnd die Gemeine zum höchsten verderbet werde. Vnd ob sich wol der von Buren / sampt den andern viel erbieten / vnnd zur Augspurgischen Confession beken̅en / so sey es doch die warheit / daß sie Doctor Alberti lehr für recht erkandt vnd gehalten / vnd noch also erkennen / vnd jhre Prediger diese stund vom heiligen Abendmal nicht einig sind / auch D. Albrecht / den sie für recht halten / mit der Augspurgischen Confession nie einig gewest / sondern gesaget: Sie sey dem Keyser nach gelegenheit der zeit zugefallen gemacht / den Bapst nit zuerzürnen / vnnd er wisse nicht / ob die / so sie gemacht / auch gleubig gewesen / etc. Derhalben beten sie vmb Gottes willen / die wichtig
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keit (Anno 1561.) dieser sachen zubedencken / vnd dahin zusehen / daß Gottes ehre / vnd gemeiner Statt Bremen wolfart erhalten / vn̅ Kirchen / Schu len / vnnd Rahthauß / wider restituirt werden mögen / wie sie jhnen mit gewalt abgedrungen / etc. Insonderheit / daß der Heuptpunct / die Religion betreffend / bey der censur vnd den iudicijs deß gantzen Nidersächsischen Kreiß / wie es zu Braunschweig verabschiedet / bleiben möge / vnd also dem Caluinismo in der Statt Bremen / die damit vergifftet sey / gewehret werde / auch der Raht dahin sehe / daß die Kirchen vnd Schulen hinfurter inhalts deß Edicts / so wider die Widertäuffer / vnd Sacramentschender Anno 34. gedruckt / reformirt werden / etc. Auff solche widerholung der notwendigen entschüldigung / auch vielfeltige handlung / haben die außgewichene Rahtspersonen jhr endliche Resolution / jhres gewissens halben / schrifftlich vbergeben / wie folget: Als da von den außgewichenen Bürgermeistern vnd Rahtman̅en begert worden / sich endlich der Religion halben zuerkleren / haben sie dise hochwichtige sache / so viel in eil Menschlich vn̅ müglich gewesen / in bedacht genom̅en / vnd endlich Gott zu lob / gemeinem friede zu gutem / fürnemlich der Statt Breme̅ zur auffkunfft / folgender endlicher meinung entschlossen / bitten auch gantz dienstlich / die Herren Subdelegirten, wolten jhrem tragenden hohen ampte nach / den gegentheil vermügen / weisen vn̅ anhalten / sie vnd gemeine Statt darüber nicht zubeschweren / vnnd den abschied darauff richten / nemlich / vnnd also / daß beyde theil in dieser handlung mit warem hertzen / gemüt / sinn vn̅ meinung angenommen / bewilliget vnd zugesagt / daß Bürgermeister / Raht / vnd Gemeine in der Statt Bremen / zusampt vnnd beneben den außgewichenen Bürgermeistern / Raht vnd Bürgern / sollen vnd wollen bey der erkandten vn̅ bekandten warheit deß seligmachenden Worts Gottes / vnd Euangelij Jesu Christi deß Sohns Gottes / vnnd waren Messiae der gantzen Welt / nach den heiligen Prophetischen vnnd Apostoli
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schen schrifften / der Augspurgischen Confession Anno / etc. 30. Keyser(Anno 1561.) Carolo V. vbergeben / darauff erfolgter Christlicher Apologia / den Schmalkaldischen Artickeln / vnd Anno 34. zu Bremen auffgerichter Kirchenordnung bleiben / verharren / vnd davon nicht weichen. Fürnemlich aber / sollen vnd wollen sie in Kirchen vnd Schulen / vnd in vnd ausserhalb der Statt in jhren Gebieten / nach angezogenen Apostolischen Schrifften / der Augspurgische̅ Confession / Apologia / Schmalkaldischen Artickeln / vnd der Bremischen Kirchenordnung von dem hochwirdigen Nachtmal vnsers HERRN Jesu Christi / lehren vnd bekennen / ja lehren vnnd bekennen lassen / daß das hochwirdige Sacrament deß Altars / vnter der gestalt deß Brots vnd Weins / sey der ware Leib vnd Blut vnsers HERRN Jesu Christi / vns Christen zuessen vn̅ zutrincken / von Christo selbst eyngesetzet / daß die Vnchristen Judas Gesellen / desselben mögen vnd pflegen zugebrauchen / aber zu jhrer verdamniß / die Christen zu jhrer seligkeit / deß HERREN Todt zu verkündigen / vnd daß alle die jenigen / so die Wort Christi / Das ist mein Leib / Das ist mein Blut / anders denn sie lauten / außlegen / deuten vnd jhres sinnes expliciren, oder glossiren wollen / nicht sollen in der Statt Bremen / vnnd derer Gebieten gelitten / sondern wo einer oder mehr Pfarrer oder Pfarrkind / Herr oder Vnterthaner / vber kurtz oder lang sich vnterstünde einigen Berengarismum / Zwinglianismum / Caluinismum / oder dergleichen eynzuführen / sol er davon durch gebürliche mittel abgehalten werden. Daß auch die anwesenden Bürgermeister vnd Rahtmanne schuldig seyn sollen / darauff trewlich auß Christlichem eyuer / alle Affect hindan gesetzet / acht zugeben / daß in Kirchen vnd Schulen den Prophetischen Apostolischen Schrifften / der Augspurgischen Confession / darauff erfolgeter Apologia / Schmalkaldischen Artickeln / vnd der Bremischen Kirchenordnung gemeß / gelehret werde / vnd wo mit bestand vnd warheit einer oder mehr Prediger / oder Zuhörer befunden würden / der sich der Augspurgische̅ Confession /
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(Anno 1561.) Apologia / Schmalkaldischen Artickeln / vnnd Bremischer Kirchenordnung vngemeß / vnnd widerwertig in seiner Lehr / Glauben vnnd offenem Bekenntniß verhielte / sol der Raht zu Bremen / so bald sie dessen berichtet / den / oder die angegebene / vnnd schuldig befundene / auß der Statt Bremen / vnd jhren Gebieten / vnwegerlich abschaffen. Damit nun menniglich dieses wissen habe / vnnd sich darfür hüten möge / sol der Raht zu Bremen / so bald vorstehender vertrag verhoffentlich vollnzogen / ein offen Edict auß disem vertrag extrahirt, nach jetzo concipirter vnd abgeredter form an gebürenden örtern anschlagen / diese Christliche erbare vergleichung verkündigen / vnd darob mit allem trewen fleiß / auch bey vnd durch ernste straffe feste vnd vnnachlässig halten / auch die vbertretter / so offt es noth / in gebürliche straff nemen. Wenn nun durch diese Christliche / offene / vnvertunckelte / notwendige erklerung / dem Häuptpunct (darauß vn̅ keiner andern vrsachen halben in der Statt Bremen aller jrrsal entstanden) Gott zu lobe / den Gewissen zum troste / vnd allerseits partheyen / vnd der gantzen Gemeine zu Bremen seine gebürliche Christliche maß gegeben wirdt / vn̅ also daß darumb die außgewichene allerhand leibs / guts vnd ehr / gefahr hindan gesetzt / bißhero gestritten / vnd gelitten / zu rechtem Christlichem ende gebracht / sind sie deß andern Häuptpuncten halben friedlich / etc. Auff solche Christliche erklerung / vnd löblich auffrichtig bestendig gemüt / ist endlich ein Abschied erfolget / auß welchem wir nur die Wort / so die Religion angehen / erzehlen wollen: (Abschied.) Wiewol es die außgewichene gentzlich dafür gehalten / daß sie widerumb in die Statt Bremen / nicht allein zu jhrem Weib / Kindern / gütern / fahrens vn̅ zu Bürgerlicher narung / sondern auch die außgewichene Bürgermeister vnd Rahtspersonen / zu jren vorigen Emptern vnd Regiment widerumb zugestatten seyn solten / wie sie auch zugeschehen zum fleissigsten gesucht / vnd gebeten haben / in be
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trachtung / daß sie keines argwohns / oder ander vngebür halben jrer(Anno 1561.) Empter entsetzt / noch dieselbige malitiosè verlassen / sonder ex iusto metu, vnd fürsorge / daß wider die Augspurgische Confession / von dem Abendmal deß HERRN / newerung fürgenom̅en / vnd daß sie sonst in andere wege beschweret werden möchte̅ / außgewichen. Dagegen aber der jetziger regierender Raht zu Bremen angezeigt / daß sie den außgewichenen zu jrem außweichen vn̅ abstand keine vrsach geben / sondern hetten selbst jren stand auß fürsatz / & sine aliquo iusto metu, verlassen / wie sie denn hernach die außgewichenen zu erwehlung eines Rahtman̅es in die Statt gefordert / auch der mehrer theil deß Rahts / wider jhren willen bey verlust deß dritten theils jres guts / durch die gemeine wehr gedrungen worden / sich zu der Regierung gebrauchen zulassen / daß sie auch keine enderung in der Lehr / oder Ceremonien wider die Augspurgische Confession / vnnd jhre Kirchenordnung Anno 34. auffgerichtet / gemacht noch gestattet / sonder dawider außdrückliche mandata auffgeschlage̅ / auch daneben sich erklert / daß auch hinfurter in Religionssachen / vnd sonderlich vom Artickel deß HERRN Nachtmals / wider die Prophetische vn̅ Apostolische Lehr / auch die Augspurgische Confession vnd Apologia / Catechismum Lutheri / die Kirchenordnung zu Bremen Anno 34. vnd den̅ durch etliche der Augspurgische̅ Confession verwandte Chur vnd Fürsten Abschied zu Franckfurt Anno 58. auffgerichtet / weder in Lehre noch Ceremonien enderung fürgenom̅en / noch geduldet / auch darüber mit allem gebürendem ernst zuhalten / vnd fleissig auffsehen zuhaben / daß dem zuwider keine widerwertige Lehre eyngeführt werde̅ solle / mit der ferrnern anzeige / daß one blutvergiessen / vn̅ vntergang der Statt Bremen keine verenderung deß jetzigen Regiments daselbst köndte fürgenom̅en werden / vnd denn die außgewichene dise vn̅ andere vmbstende auff Vätterliche / allergnedigste / gnedigste / gnedige / günstige vnd fleissige ermanung / vnd erinnerung der Keyserlichen Maiestet / der Herrn Commissarien / Churfürsten / vnd Fürsten / auch Thumbcapitels / vnd der Subdele
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girten (Anno 1561.) zu gemüt geführet / vnd als Christliche friedliebende Leut den gemeinen nutz / vnnd wolfart jhres Vatterlandes mehr denn jhren eigen nutz vn̅ stand angesehen / auch vngern zu einigem vnraht / verderb vnd vntergang jres Vatterlandes vrsach geben wolten / so haben sie dennoch anfenglich obberürte erklerung / vn̅ erbieten der Religion halben im Namen Gottes angenommen / der zuversicht / daß dem also im werck in Kirchen vnd Schulen werde nachgesetzt werden. Vnd ist hiebey abgeredt vnd verabscheidet / da künfftig ein oder mehr Prediger / oder Schulmeister in der Statt Bremen / vnd in jren Gebieten / ausserhalb der Statt befunde̅ würden / die sich obermelter Augspurgischen Confession / Apologia / Catechismo Lutheri / Bremischen Kirchenordnung / vnd Franckfurtischem Anno 58. auffgerichtem Abschiede vngemeß / vnd widerwertig in jren predigten vnd lehren verhalten / oder widerwertige opiniones vnd secten / wie die namen haben möchten / eynführen wolten / daß der Raht zu Bremen sol / so bald er es berichtet / den oder die / so schuldig befunden werden / auß der Statt zu Bremen / vn̅ jren Gebieten abschaffen / darmit auch menniglich dessen wissenschafft / vnnd sich nicht zu entschüldigen habe / so sol derwegen vom Raht zu Bremen ein öffentlich Edict angeschlagen werde̅ / doch hiemit den ordinarijs collatoribus der Kirchen jhr ius conferendi vorbehalten. Ob aber vnnd wie diesem im namen Keyserlicher Maiestet / der Chur vnd Fürsten gegebenem / angenom̅enem / vnd bewilligtem Abschied nachgesetzt vnd gelebet werde / zeiget leider die erbermliche erfahrung / Da nu die Statt Bremen mit dem Caluinismo grewlich beschmeisset / vnd von Christophoro Pezelio, der von Wittenberg auß dem Chur vn̅ Fürstenthumb Sachsen / seines Sacramentirischen / Zwinglischen / Caluinischen jrrthumbs vnnd schwarms halben verwiesen / vnd ein Eyd gethan hat / sich zu den Sacramentirern ferrner nicht zu gesellen / noch sich wider die Kirchen in Sachsen brauchen zu lassen: Nun aber von denen in Bremen zum Prediger öffentlich bestalt / vnd angenommen / auff ein newes mit pre
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digen vnd schreiben durchgifftet wirdt. Gott wolle die frommen(Anno 1561.) gnediglich für solchem gifft bewaren / vnnd in seiner Warheit bey seinem Wort erhalten / vnd dem trotzigen Teuffel endlich wehren / Amen. Nach erzehlung deß Bremischen handels in der lehre vom heiligen Abendmal / wollen wir der dritten handlung auch gedencken / die in demselbigen Anno 1561. im Monat Julio von den Erbarn(Lüneburgische zusam̅en kunfft / Abschied vnnd Artickel.) Sächsischen Seestätten / so der Augspurgischen Confession verwandt / in der Statt Lüneburg / fürgenommen vnnd verrichtet worden / allda sie durch jhre Politische abgesandten / vnnd fürnemme Theologos sich gegeneinander von allerley streitigen Artickeln / so damal hin vnnd wider erreget waren / erkleret / vnnd mit einander verglichen / wie solche vergleichung auch bald publiciret / vnnd zu Leiptzig öffentlich gedruckt worden / vnnd lautet der Artickel von den Sacramentarijs, welcher hieher zu dieser erzehlung gehöret / also: Die Papisten schwermen vom Abendmal / daß auch ausser vnd wider die klaren Wort der einsetzung Christi / man dennoch davon recht gleuben / vnnd damit handeln möge / das thun Zwinglius vnd Caluinus auch. Et rursum: Daran ist kein zweiffel / daß die Sacramentarij anfenglich Anno 1530. vnnd nachmals von jahren zu jahren in öffentlichen Schrifften / auch gemeinen gehaltenen Colloquijs von der Augspurgischen Confession verwandten / sind abgesondert / außgeschlossen / vnnd mit jhrer lehre verdammet vnnd verworffen worden / darzu der zehende Artickel in der Augspurgischen Confession namhafftig wider jhre lehre gestellet ist / welcher also saget: De coena Domini docent, quòd corpus & sanguis Christi verè adsint, & distribuantur vescentibus in coena Domini, & improbant secus docentes. Vnd wirdt dieser Artickel also declarirt in Apologia: Decimus articulus approbatus est, in quo confitemur nos sentire,
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(Anno 1561.) quòd in coena Dominiverè & substantialiter adsint corpus & sanguis Christi, & verè exhibeantur cum illis rebus, quae videntur, pane & vino, his qui sacramentum accipiunt. Hanc sententiam constanter defendimus re diligenter inquisita & agitata. Cum enim Paulus dicat, panem esse participationem corporis Domini, &c. sequeretur, panem non esse participationem corporis, sed tantùm spiritus Christi, si non adesset verè corpus Domini. Vnnd darmit ja klarer vnterscheid sey zwischen der Sacramentirer / vnnd der Augspurgischen Confession verwandten Lehre / Ist dieser Artickel nachmals in den Schmalkaldischen Artickeln repetiret mit diesen worten: Vom Sacrament deß Altars halten wir / daß Brod vnd Wein im Abendmal / sey der warhafftige Leib vnd Blut Christi / vnd werde nicht allein gereichet vnd empfangen von frommen / sondern auch von bösen Christen. Weil denn solche declarationes, wie sie in Schrifften Lutheri seligers weiter sind außgeführet / die Sacramentarij keines weges annemmen / ja noch heut zu tage mit vielen schmehelichen worten vnverschämpt zum grewlichsten lästern vnd schänden / Ist wol darauß abzunemmen / daß sie auß der Augspurgischen Confession einen frembden vnnd gantz widerwertigen verstandt zu machen / dieselbige damit bößlich zu corrumpiren, vnnd denn vnter dem schein auch jhr gifft in vnsere Kirchen / vnnd fromme einfeltige Hertzen außzugiessen / vnd allenthalben außzubreiten / fürhaben / etc. Aber wider solche verdampte Schwermerey / behalten wir die reine Lehre / wie sie auß Gottes Wort in der Augspurgischen Confession / Apologia eiusdem, in den Schmalkaldischen Artickeln / vnnd Schrifften Lutheri seligers / trewlich ist zusammen getragen / Nemlich / daß Brod vnd Wein im Abendmal / wo es nach der eynsetzung Christi gehalten wirdt / seind der ware / wesentliche Leib vnnd Blut Christi / nicht der gestalt / daß Brod vnnd Wein verwandelt werde / sondern daß vnter dem Brod vnnd Wein / oder in dem Brod
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vnd Wein / warhafftig gegenwertig sind / mit der Hand gereichet /(Anno 1561.) vnnd mit dem Munde empfangen werde / von gläubigen vnnd vngläubigen / der ware / wesentliche / vnnd natürliche Leib Christi Jesu. Verwerffen vnd verdammen dagegen alle Sacramentarios, alte vnnd neuwe / auch alle der jenigen scripta, die ambiguis interpretationibus den Sacramentarijs helffen / vnd klaren vnterscheid vnserer vnnd jhrer Lehre vertunckeln wollen. Denn worauff solches geschehe / können wir wol erachten. So viel aber jhre nichtige faule träume belanget / darauff sie jhre Schwärmerey setzen vnnd gründen / wollen wir dargegen die herrlichen schönen Confessiones, vnd Schrifften Lutheri seligers / vnnd andere / so von etlichen der vnseren / auch anderen in druck gegeben sind / hiemit repetiret haben. In demselben noch 61. jahr ist auch in den Sächsischen Kirchen / in Siebenbürgen zwytracht vnd trennung entstanden / daher / weil etliche Prediger daselbst bey Lutheri schlechter vnd rechter meinung vom Abendmal deß HERRN / wie dieselbige vo̅ der zeit her / der reformirte̅ Religion in denselbigen Kirchen vblich vn̅ gebreuchlich / fest vnnd bestendig blieben / aber etliche andere newliche eyngeschlichene Prediger / die Zwinglische der Schweitzer lehre vnd meinung / von dem Artickel deß heiligen Abendmals / eynführen wolten. Darüber sind etliche Kirchendiener an die fürnemesten Vniuersiteten in Sachsen abgefertiget / berichts vnnd rahts bey denselbigen jhrer Kirchen halben sich zuerholen. Vnd dieweil Iohannes Secundus,(Ioannes Vaiuoda, Rex Vn gariae, &c.) erwehlter König in Vngern / Dalmatie̅ / Croatien / etc. den abgefertigten eine gemeine Lateinische Credentzbrieff an die Theologen der Vniuersitet Leiptzig / Wittenberg vn̅ Rostock / mitgetheilet / welche auch zu erklerung der Historien dienlich / wollen wir dieselbige verdeutschet / vorher setzen. Vnd lautet also: Demnach der Sacramentirer gantz ergerliche Lehre bey den Christen allenthalben eynreisset / vnd zwar wir auch öffentlich ver
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mercken (Anno 1561.) / daß nit in jtziges vnser Königreich dieselbe eyngedrungen werde / müssen wir dasselbige / weil wir der reinen Gottseligen Religion (Deß Königes schreibe̅ andie Theologos zu Wi renberg / etc.) / darinn wir von jugend auff Christlich erzoge̅ / gewogen sind / billich beseufftzen / vn̅ den vnfall / so daher vnsern liebe̅ getrewen Vnterthanen / Vngern vnnd Siebenbürgen / entstehet / mit höchstem schmertzen vnsers gemüts beklagen. Den̅ wir sehen / daß auch dieselbige durch der Sacramentirer gifft täglich also bedrenget werden / daß man vnter so viel der Prediger vngleiche meinung / fast kein sicher bestendig vnd heilsam hülff vn̅ raht zufinden weiß. Derhalben haben vnsers Reichs liebe getrewen / sich mit fleiß bemühet / wie dem vorstehenden grossen vnglück bey zeit möchte fürgebawet / vn̅ jnnerliche tumult verhütet werden. Vn̅ haben einhellig bey vns gesucht / vnd auch erhalten / daß auff einen gewissen tag in vnser Statt Megyes vnterredung von der lehre deß Abendmals möcht gehalten / vn̅ beyde theil jre meinung davon schrifftlich fassen solten / vnd da man vnter den Parten / darüber die gewündschete vereinigung nit finden vnd treffen köndte / daß alsdan̅ die zugestalte Schrifften in fürneme hohe Schulen vbersendet / vnd dem vrtheil der hochgelerten daselbst vnterworffen solten werden. Derhalben nach gehaltener vnterredung / haben wir beyder theils lehre vnd meinung E. E. zugeschickt / vnd bitten gantz fleissig / wollet beyderley lehr vn̅ meinung nach ewrem verstand / in Gottseligkeit auß vn̅ nach Gottes Wort mit fleiß erwegen / vn̅ ewer ernstlichs bedencken darüber / vns vn̅ den Kirchen in Siebenbürgen in schrifften erkleren vn̅ mittheilen / auff daß doch auff die weise / vn̅ durch de̅ weg viler Gewissen / so in zweiffel geführet / vn̅ vnrühig gemacht / möcht gerahten / vnd allem vnraht so auß solcher vngleicher mancherley lehr vnd meinung entstehen möchte / bey zeit köndte vorkommen / vnd gestillet werden. Daran werdet jr zuförderst dem allmächtigen Gott einen angenemen dienst / welchs euch auch ampts halbe̅ gebürt / leisten / darnach auch so vilen Christ lichen Kirchen einen nützlichen vn̅ löblichen dienst beweisen / etc. Datum in vnser Statt Kriechischweissenburg 20. Sept. Anno 1561.
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Vber vn̅ neben dem gemeinen Credentzschreiben hat höchstgedachter(Anno 1561.) Electus Rex, &c. den Abgesandten ein sonderbar gar freundlich Lateinisch schreibe̅ mitgetheilet an Churfürsten zu Sachsen / etc.(Iohannis Rogis ad Augustum Electorem Sax. literae.) Darauff hat der Churfürst ein Hofprediger M. Ambrosium Clauigerum gen Wittenberg gnedigst abgefertiget / mit einem gantz Christlichen befchl / darinn vnter andern auch diese Wort stehen: Euch gebüret in solchen / vnd andern Glaubenssachen nicht allein rechenschafft zugeben / sonder auch auff vnterschiedliche meinung / gewissen gründlichen bericht vnd erklerung zuthun. Wollet euch derwegen mit richtiger antwort dermassen erzeige̅ / damit / wo zweif felhafftig bedencken eyngeführet / nicht etwan euch / vnd andern vnsern Kirchen vnnd Schulen / bey frembden ein verdacht erfolgen möchte / etc. Auff solchen Churfürstlichen gnedigsten befehl haben(Erklerung der Vniuersiteten / Leiptzig vnnd Witte̅berg / vom H. Abendmal.) beyde Vniuersiteten / Leiptzig vnnd Wittenberg / nach angehörter der abgesandten Praedicanten Relation, vnnd werbung / vnd nach verlesener vberschickter beyder partheyen Confessionschrifft / sich sämptlich eines schrifftlichen bedenckens / vnd einhelliger erklerung verglichen / welche wir von wort zu wort hieher verzeichnen wollen. Vnd lautet dieselbige also: Wir haben von den abgefertigten Dienern deß worts Gottes auß Siebenbürgen / dem ehrwirdigen Herrn Georgio Christiano Decano Capituli Cibiniensis, vn̅ Herrn Nicolao Fuchsio Pfarrherrn zu Hongberg mündlichen bericht von der jämmerlichen spaltung der Kirchen in Siebenbürgen / angehöret / vnd die vbergebene geschriebene Confession der Sächsischen Kirchen daselbst / vo̅ heiligen Abendmal vnsers HERrn Jesu Christi / sampt zweye̅ missiuen / eine deß durchleuchtigsten hochgebornen Fürsten vn̅ Herrn / Herrn Iohannis Secundi erwehlte̅ Königs in Vngern / etc. Die andere der ehrwirdige̅ Superintendenten / Decanen vn̅ Pastoren der Sächsischen Kirchen in Siebenbürgen / an vns gestelt vn̅ gesendet mit gebürlicher reuerentz empfangen / vnd sonderlich die Confessionen mit steiß durchlesen / bewogen / vn̅ so vil wir verstehn kön̅en / befinden vn̅
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(Anno 1561.) haltens dafür / daß die Lehre vom H. Abendmal in dieser Confession im grund vnd summa (die wort vnd reden / darinn schlecht vnd one vbel deutung vnd cauillation zu verstehen) recht vnd rein sey / auch der H. Schrifft vnd Augspurgischen Confession / vn̅ also diser Länder Kirchen Lehre / wie dieselbe zu deß Herrn D. Lutheri vn̅ Philippi zeiten geführet / vn̅ noch öffentlich gebreuchlich ist / gemeß sey / den̅ sie de substantia coenae wol redet / daß im Abendmal nicht alleine Brod vnd Wein als ledige zeichen deß abwesenden Leibs vn̅ Bluts Christi gereichet vnd empfangen werden / sonder auch mit den sichtbaren vnd doch vnverwandelten Brod vnd Wein zugleich der Leib Christi am Creutz für vus gegeben / vn̅ das Blut für vns vergossen / gegenwertig / vnd barüber geschenckt vnd genossen werde / nach laut vnd krafft der wort vnd stifftung vnsers HERRN Christi / vn̅ daß solche niessung nicht allein geschehe geistlicher weise mit dem glauben (welches geistlich essen doch auch nötig ist zum rechte̅ fruchtbarlichem gebrauch deß Abendmals) sondern auch Sacramentlicher weise mit dem Mund / welche Sacramentliche mündliche niessung gemein sey / beyde den frommen Christen / die durch zuthuung der geistlichen niessung / welche durch den glaube̅ geschihet / warhafftig erlange̅ die wolthat / so der HERR Christus mit seinem sterben vn̅ blutvergiessen erworben hat / vn̅ den schein Christen / die auß gewonheit / zwang oder zum schein vnd beschönung jhrer mißhandelung / den Leib vnd Blut Christi nach der eynsetzung Christi nur Sacramentlich vnd mündlich empfahen ohne frucht / vnd jnen selbst zum gericht / schaden vnd straff / darumb daß sie den Leib vnnd Blut deß HERRN nicht vnterscheiden / nicht zugleich auch geistlich essen / sondern es bey dem mündlichen essen wenden lassen / vnnd also deß thewren Schatzes schändlich / vnd jnen zum schaden mißbrauchen. So lehret diese Confession auch recht vom gebrauch dieses Sacraments / daß es eyngesetzet sey / vnnd sol gebraucht werden in warhafftiger ernster bekerung / zu sterckung deß Glaubens / der auß dem wort vnd verheissung deß Euangelij vergebung der Sünden
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versönung mit Gott / zugerechnete gerechtigkeit / vnd also trost vnd(Anno 1561.) leben gefasset / vnd angenommen hat / welcher Glaube durch dieses thewer Pfand deß Leibs vnd Bluts Christi / vergewissert vnnd versichert wird / daß der arme Sünder / wie vnwirdig er an jm selbst ist / Christo wie ein zerbrochen Zweiglein eyngepflantzet / vnd vmb deß geliebten Sohns willen / den er durch den glauben / vnd niessung seines waren Leibs vnd Bluts angenommen / vnnd gantz zu eigen bekommen hat / vnnd gleichsam ein Fleisch mit jhm worden ist / Gott gefalle / vnd durch den Geist Christi getröstet / erleuchtet / gestercket vnd erhalten werden sol. Darneben verwirfft diese Confessio der Papisten ohne grund der Schrifft eyngeführte verwandelung der sichtbaren Element in den Leib vnd Blut deß HERRN / welches sie Transubstantiationem genennet / vnnd allen jhren grewel der Messen / vmbtragen / vnd anbetung darauff gebawet haben. Deßgleichen strafft sie billich / die noch viel weniger gegründte vn̅ straffwirdigste beraubung vn̅ wegnemung deß Bluts im heiligen Abend mal / welches die Papistische geweihete / als rechte Ertzkelchdiebe den armen Leyen entzogen / vnd für sich alle in behalten haben / vn̅ solchen geraubten Kelch noch nicht von sich geben / sondern mit schwerd vn̅ fewer / als ob sie den mit fug vnnd Göttlichem recht für sich alleine haben möchten / vertheidigen wollen / vnnd da die Confessio diese reden braucht / Daß mit Brod / vnter Brod / oder im Brod / vn̅ Wein der ware Leib vnnd Blut Christi gereichet vnd empfangen werde / Wie den̅ solche formae loquendi biß anhero auch in diesen Kirchen gebreuchlich sind gewesen / vnd noch / so werden sie in der Confession doch also erkleret / dz dadurch weder die erdichte Transubstantiatio noch eine reumliche / natürliche / fleischliche / beharrliche eynschliessung / vermischung oder anhefftung / deß Leibs vn̅ Bluts in oder an das Brod vnd Wein sol gesetzet oder gestercket werden / mit welcher erklerung vnnd protestation / wir gedachte formas auch brauchen / vnd brauchen wollen / wie sie denn in alten Scribenten deß gewönlichen gebrauchs / gnugsame zeugniß haben.
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(Anno 1561.) Darüber klaget diese Confession billich vber die jenigen / die der vernunfft mehr vnd lieber gleuben / vnd folgen / denn den waren ernsten Worten deß Sohns Gottes vnsers Heylandes Jesu Christi / vnd dieselben nach der vernunfft außlegen / daß sie figuratè von dem abwesenden Leib Christi sollen verstanden / vnd die Elementa nur als Brod vnd Wein geachtet / vnd empfangen werden / dieweil sie mit jhrem natürlichen liecht vnnd verstand nicht ermessen / vnnd müglich befinden können / daß der HERR Christus im ersten Abendmal seinen Leib / den er am Creutz auffopfferen wolte / vnd sein Blut / das er am Creutz vergiessen wolte / warhafftig mit vberreichung deß natürlichen Brods vnd Weins / seinen Jüngern habe in Mund zuessen / vnnd zutrincken geben können / vnnd noch heutiges tages seinen waren Leib / den er für vns ans Creutz / vnnd für vnser Sünde auffgeopffert / vnd sein Blut das er für vns vergossen hat / welchen Leib er mit sich in Himmel hinauff geführet / vnd zur rechten seines allmächtigen Vatters gesetzt hat / warhafftig / gegenwertig / vnd zugleich an vielen orten mit Brod vnd Wein / allen die diß Abendmal brauchen / in Mund zuessen vnd zutrincken geben könne / vnnd suchen zuhauff allerley vngereimete folge / die darauß entspringe̅ / so die Wort Christi von dem gegenwertigen Leib vn̅ Blut Christi solten verstanden werden / vnd weil dieselbigen absurda sich der vernunfft nach / nicht leiden wollen / deuten sie diese wort dahin / daß sie sollen von dem abwesenden / vnnd im Himmel wohnenden Leib verstanden werden / welcher durch die Elementa nur bedeutet / vnd mit gedancken vnd glauben empfangen / vnd also Geistlich gessen wirdt. Diß alles läßt sich wol fein reden / vnd expliciren mit vielen schönen Gleichnissen / daß es der Menschlichen vernunfft / die ohn das sich nit gerne an das Wort helt / oder fangen vnnd binden läßt / gantz glaubwirdig scheinet. Derhalben auch diese opinio der vernunfft gemeß / so vielen / vnd sonderlich den Gelehrten vnd sinnreichen geliebet / vnd so einen
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grossen beyfall hat. Wenn wir aber dahin vns wollen führen lassen(Anno 1561.) / daß wir in Artickeln vnsers Christlichen Glaubens / nur auff das natürliche Liecht sehen / vnnd nur das jenige für war vnnd recht halten / das die Natur kan erkunden / vnnd für müglich erkennen / so werden wir wenig Artickel deß Glaubens behalten / vnd also endlich nichts anders / denn Philosophicam vnnd legalem doctrinam, gleich der Heydnischen / vbrig finden. Nun ist aber der Christen Lehr / nicht eine Menschliche Lehr / auß dem natürlichen Liecht gesponnen / oder geschaffen / sondern durch den Sohn Gottes / auß vnaußsprechlicher gnade vns geoffenbaret / vnd zugleuben befohlen. Darumb wir dieselbige nicht mit vernunfft / wie zahlen / maß / gewicht / etc. außrechnen / abcirckeln / vnnd auffs gnauweste abwegen sollen / oder können / Sondern dem Wort deß warhafftigen Sons Gottes / beyfall vn̅ glauben geben / von dem der ewige Vatter vom Himmel ruffet: Den solt jhr hören / Als wolte er sagen: Natürlich liecht / vernunfft vn̅ Menschliche weißheit / wird euch nicht helffen / diesen meinen Sohn / mein ewiges wesentliches Wort / vnd Ebenbild / der meinen allergeheimesten Raht vnd Willen vollkom̅enlich weiß / sihet / vnnd verstehet / vnnd euch von demselbigen mit grundt vnd warheit gnugsam / so vil euch zuwissen von nöten / vnd zu dieser euwer schwachheit zufassen müglich ist / berichten kan / vnd trewlich thun wirdt / diesen sage ich / solt vnnd müsset jhr hören / da werdet jhr recht antreffen / auff deß Rede dürfft jhr euch gründen / vnd verlassen / der die warheit selber ist. Derselbige ewige Sohn Gottes aber / da er sich mit seinen Jüngern gleichsam letzen wolt / vn̅ jetzt mit dem todt / zorn Gottes / vn̅ Pforten der Hellen runge / da alle seine reden / geberden / vn̅ thun gar kein schertz / sonder lauter ernst war / saget von dem Brod / darüber er den Segen oder die Dancksagung gesprochen / vnd dasselbige gebrochen / jhnen gereichet hatte / vnnd befohlen / solches in Mund zunemen / vnnd zuessen / mit diesen worten: Das ist mein Leib / der
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(Anno 1561.) für euch gegeben wirdt. Deßgleichen vom Wein im Kelch / darauß er allen zutrincken befohlen hatte: Dieser Kelch ist mein Blut deß Newen Testaments / das für euch vergossen wirdt / zur vergebung der Sünden / vnd hat jhnen weiter befohlen / solches für vnnd für offtmals zu thun / vnd zu halten in der Christlichen versamlung zu seinem gedächtniß. Diese reden mögen die Aposteln auch wunderbarlich gedaucht haben / aber wie sie gesehen vnnd gehöret haben / daß solche wort mit grossem ernst zur letzten leidens zeit sind gesprochen worden / als haben sie dieselbigen ernstlich verstanden / vnnd denselbigen geglaubet / vnd sich jhre vernunfft vnd gedancken nicht hindern lassen / vnd also haben sie das an den orten / da sie geprediget / zu halten vnd zu glauben befohlen / vnd verordnet / wie auß dem Apostel Paulo klar zu sehen ist / der außdrücklich saget: Ich habe es vom HERREN empfangen / das ich euch gegeben habe. Item / daß dieser am Leib vnd Blut deß HERRN schuldig werde / der das gesegnete vnd außgetheilte Brod / vnwirdig handelt vnd empfähet. So beweiset der bestendige Consens der ältesten Kirchen für vnd für / daß sie gantz gewiß gegläubet haben / Es sey im Abendmal gegenwertig verhanden der ware Leib vnd das ware Blut Christi. Derwegen je vnnd allwege / dieses Abendmal von allen mit grosser demut / rcuerentz vnd furcht / ohn einigen mißbrauch gehalten / vnd gechret worden ist / vnnd sind diese reden auß gewißheit deß glaubens / von warer gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi also weit kommen / vnnd so war gehalten worden / daß die Christen dadurch vo̅ den aulicis calumniatoribus, bey den Römischen Keysern sind fälschlich belogen / vnd angegeben worden / daß sie in jhren nächtlichen vn̅ heimlichen versamlungen (dieweil sie auß furcht der grewlichen Tyrannen / nicht durfften öffentlich zusam̅en kommen) Menschen fleisch fressen / vnd Menschen blut sauffen / vn̅ dardurch sich zusam̅en verbunden / vnd verschworen zu Brüderlicher einigkeit / welche conspiratio auff ein auffruhr gerichtet wer / welche siel
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zur gelegen zeit erregen würde. Dieser grewlichen calumnien hetten(Anno 1561.) die Heydnische verfolger gar keine vrsache gehabt / wo die Christen das Brod vnd Wein nur für schlechte Elementa, vnd zeichen deß abwesenden Leibs vnnd Bluts gehalten / vnd nicht solche reden vnter den Christen für gewiß vnd ernstlich gangen / vnd gemein gewesen weren / daß sie im Abendmal jhres Heylandes Jesu Christi / Fleisch vnd Blut / warhafftig / vnd gegenwertig in der Sacramentlichen mündlichen niessung empfiengen / welcher reden die calumniatores nachmals mit fleischlicher deutung verkerten / die Tyrannen damit wider die Christen zuverhetzen / vnd zu entzünden. Dieweil denn Christus diese Wort mit grossem ernste in der eynsetzung geredet hat / vnd die Aposteln dieselbigen reden für ernst / vnd nit als wie figürliche oder verblümete reden verstanden haben / vnd für vnd für in der Kirchen also gelehret / geredet / vnd gehandelt ist / daß darauß klar zubefinden / daß im Abendmal nicht allein ledig Brod vnd Wein / sondern auch der Leib vn̅ Blut / wie die wort laute̅ / doch als in geheimniß / vn̅ nit nach fleischlicher / Capernaitischer / Menschlicher / vnd begreifflicher weise / gegenwertig / gegleubet vnd geehret sey / ist die frage / ob es besser / billicher / vnd sicherer sey / disem allein weisen / gantz warhafftigen / kräfftigen / ja allmächtigen Redener / dem ewige̅ Wort deß Vatters / vnserm Erlöser vn̅ HERRN Jesu Christo glauben zugeben / vnd das jenige / was er kurtz für seinem Todt mit gantz betrübtem hertzen / vnnd also ohne zweiffel mit grossem ernst in eynsetzung seines heilsamen / vnd gantz nötigen vnd tröstlichen Sacraments geredet hat / für war vnd gewiß zu halten / wie es von jhm geredet / von seinen Aposteln angenommen / von den Euangelisten / vnd dem Apostel Paulo so klar / vnd einhellig mit einerley worten beschrieben / vnd von den Christlichen Kirchen je vnd allwege gehalten worden ist / ob es gleich von den eusserlichen sinnen nicht kan begriffen / von vnser vernunfft nicht kan gefasset / außgecirckelt / vn̅ verstanden werden / wie / vnd auff wasserley weise solchs geschehe vnd müglich sey / oder aber ob man billicher in glaubenssa
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chen (Anno 1561.) / die vber alle vernunfft / vn̅ von Gottes Sohn selbst alleine geoffenbaret sind / das natürliche liecht zu raht nemen / vnd alles was sich mit der vernunfft nit reimet / oder derselbigen vnmüglich scheinet / oder auch gleich sich ansehen läßt / als wolte es an einem andern Artickel deß Glaubens anstossen / bald verwerffe / für vnwar halte / oder anders deute vnnd außlege / darmit es der Menschlichen vernunfft / die in der Schrifft Meisterin seyn / vnd alles reguliren wil / nach jhrem verstande gemeß / müglich vnd glaubwirdig scheinet. Wenn wir nun auff diese weise gefraget werden / können wir nicht fürüber / vn̅ werden in vnsern gewissen getrieben / zu bekennen vnd öffentlich zusagen / Daß wir billicher vn̅ sicherer glauben dem / der das natürliche liecht vnd vernunfft erschaffen / vnd vns gegeben hat / denn vnserer erschaffener vernunfft / sonderlich dieweil dasselbige liecht an jhm selbst finitum ist / vn̅ sein maß vnd ziel hat / wie wirt es sich mit seinem verstande so weit erstrecken / vnd außbreiten können / weil es auch nach dem fall der ersten Menschen grewlich vertunckelt vnd verfinstert worden ist. Er aber Christus als ein allmächtiger HERR / nicht eine / sondern viel weise vnd wege hat / wie er etwas thun kan / was er thun wil vnd verheisset / das keine finita natura vermag zuthun / auch kein natürlich liecht vermag zuverstehen / oder zubegreiffen / in welchen dingen die vernünfftige Creatur schüldig ist / jhren Erschaffer / als dem allein weisen / vn̅ allmächtigen / vnd getrewen HERRN / vngezweiffelten beyfall vnd glauben zugeben / vnnd jhrer blinden vernunfft / den zaum nicht zu weit lassen / daß sie das jenige vnmüglich sprechen / vn̅ also jren Schöpffer lügen straffen / vnd sich an weißheit vber jhn erheben / vnnd alles verwerffen wolte / was nach jhrem liecht vngereumet / vnd vnmüglich zu seyn sich düncket. Derwegen auß diesen vnd andern vrsachen / halten vnd gleuben wir / mit einfeltigem verstande / vnd demütigem gehorsam / dieweil vnser getreuwer HERR Jesus Christus warer Gott vnnd Mariae Sohn / das / durch jhn gesegnete / vn̅ ferrner durch jhn / oder
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durch seine Diener gebrochene / außgetheilete / vnd mit dem Mund(Anno 1561.) empfangene vnd gegessene Brod seinen Leib nennet / der für vns in Todt gegeben sey / vnd den von jhm gesegneten / vnd von dem Diener dargereicheten / vnd eyngetrunckenen Wein sein Blut nennet / für vns vergossen / zur vergebung der Sünden / daß er vns in vberreichung desselben gesegneten sichtbaren Brods vnd Weins / warhafftig vnd gegenwertig speise vnd träncke mit seinem waren Leibe vnnd waren Blute / aber doch nicht fleischlicher / natürlicher / besondern geheimter / vnd vnser vernunfft verborgener / vnd vnerforschlicher weise / doch ohne verlust / vnd verwandlung deß Brods vnnd Weins / wesen vnd substantz / vnd geben also vnserm HERRN die ehre / daß er warhafftig sey / vnnd halte was er zusage / daß er auch so kräfftig sey / daß er dasselbige thun vn̅ geben könne / was er vns zusaget / vnnd anbeut / geben vns auch mit aller vnser vernunfft / in sein wares Wort gefangen / vnnd entschlagen vns aller vnnötigen Fragen vnd Disputation / wie das vnd jenes müglich sey. Wir lassen auch den Artickel von der Him̅elfahrt / vnd sitzen deß HERRN Jesu Christizur rechten Gottes / in seinem rechten verstande vnd wirden / vn̅ glauben festiglich / daß in der gar wunderlichen vereinigung der zwo Naturen / wesentliche eigenschafften vnvermischet / vn̅ vnterscheiden / in der einigen vnzertrenneten Person vnsers HERRN Jesu Christi / daß er zugleich warer Gott vnnd Mensch zur rechten Gottes sitz / Him̅el vnd Erden erfülle / vn̅ auch an seim verklerten vnsterbliche̅ / aber doch warhafftigem Leib behalte die wesentliche eigenschafften Menschlicher Natur / quae non admittat infinitate̅, vnd dennoch vns auff Erden in seim Abendmal / eim jeden insonderheit seinen Leib für vns gegeben / vn̅ sein Blut für vns vergossen / mit Brod vn̅ Wein warhafftig vberreiche / vnd sich also auffs allergenaweste vereinigt mit allen dene̅ / die jn sampt allen seinen wolthaten mit gläubigem hertzen fassen vn̅ annemen / wie sie seinen Leib vn̅ Blut in Sacramentlicher mündlicher niessung deß sichtbarn / vn̅ bleibenden Brods eyngenom̅en vn̅ empfangen haben.
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(Anno 1561.) Dieweil denn der ehrwir digen Herrn Kirchendienern in Siebenbürgen Confessio dieser vnser Kirche̅ Lehr gemäß ist / welche erstlich vn̅ fürnemlich auff deß HERRN Christi ware Wort der eynsetzung / vnd auff der Euangelisten vnd Aposteln gleichstimmende Schrifft vnd Lehr gegründet ist / vnd zeugniß hat von der Apostolischen Catholischen Kirchen / vnnd allen bewerten Scribenten / auß welchen klar zubeweisen / daß sie etwas mehres vnd thewerbares im Abendmal deß HERRN / denn gemein oder schlecht Brod vnnd Wein / oder aber ledige Symbola deß abwesenden Leibs gegenwertig gegläubt / vnd derwegen dasselbige so reuerentialiter gehandelt haben / auch gewißlich diß im grund der verstand vnd meinung ist / der Predigten vnd öffentlichen Schrifften Lutheri / Philippi vnnd anderer / die in dieser Land Kirchen vnd Schulen rein gelehret / vnd geschrieben haben / vnd also in der Augspurgischen Confession Keyserlicher Maiestet / vnd dem gantzen Reich fürgetragen / vnd in der Apologia vnd Schmalkaldischen Artickeln erkläret / vnd sonst offt widerholet / auch in der Formula Concordiae, die zu Wittenberg zwischen Luthero / sampt andern dieser Kirche̅ Theologen gemacht / vnterschrieben ist / Anno 1536. außdrücklich verfasset ist / vn̅ in disen Kirchen vn̅ Schulen gebreuchlich geblieben ist / vn̅ noch durch Got tes gnad erhalten wird / bey welchen wir auch mit hülff deß allmäch tigen gütigen Gottes gedencken zuverharren / lassen wir vns derwegen jhre Confession im grundt vnd in der summa gefallen / vnd achtens darfür / daß sie billiche vrsachen haben / daß sie den andern jhren benachbarten Superintendenten / vn̅ Pastorn / so diese Lehr von der gegenwertigkeit deß Leibs vnnd Bluts Christi im Abendmal verwerffen / schmähen / vnd als Papistisch vnd Abgöttisch verdammen dörffen / mit gebürlicher bescheidenheit vnnd sanfftmütigkeit / auch mit gehaltener billicher vnterscheid zwischen den sanabilibus & docilibus, vnd insanabilibus & pertinacibus widersprechen / vnd jhre Zuhörer ohne lästerige grewliche Schmähewort / die nur grössere verbitterung machen / vnnd die spaltung erweitern / für solcher Lehr
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warnen / die mehr auff das fihet / was der vernunfft absurdum, vnd(Anno 1561.) vnmüglich zu seyn scheinet / denn was wir dem theuwren wehrten Wort vnsers getrewen / warhafftigen / vnd allmächtigen Heylandes vnd Erlösers Jesu Christi zu glauben schuldig / vnnd vermöge Göttliches ernstes befehlichs / Hunc audite, pflichtig seyn / mit welchen Lehrern wir es gemeldter vrsachen halben nicht halten / oder gleich / wie sie / lehren können. Wollen aber mit den schwachen gern Christliche gedult tragen / in anschung / daß es sehr schwer ist / eine gefassete opinionem, sonderlich die dem natürlichen liecht gemeß scheinet / vnd durch vernünfftige / gleissende argumenta, vnd gleichnissen den hertzen eyngebildet / vnd mit auffgewachsen / vnd durch anderer ansehenlicher Leute Lehr vnd Exempel gestercket ist / plötzlich fahren zu lassen / vnd von sich zu legen. Wir wollen sie aber als Mitbekenner deß einigen Heylandes vnsers HErrn Jesu Christi freundlich / Christlich / vnd vm̅ Gottes ehr / vnd der Kirchen ruhe vnd wolfart willen gebeten haben / daß sie nicht jhrer vernunfft / vnd deß natürlichen liechts tunckelm vn̅ verführlichem schein mehr vn̅ lieber folgen / den̅ deß reinen Worts hellem Sonnen glantz / welches allein vnd billich / wie der Psalm sagt / vnserer Füsse Leuchte / vnnd aller vnserer Wege ein fürscheinendes Liecht ist / vnd sol gehalten werden / vnd wie sie in allen andern Artickeln vnsers Christlichen Glaubens / die eben so wol der Natur vnmüglich scheinen / vnd mit vnserm vertunckeln verstande nicht können außgegründet vnd erforsehet werden / Ihrem vnnd vnserm gemeinen Heyland Jesu Christo / als dem warhafftige̅ Wort deß ewigen Vatters / vnd ersten lang geübeten Prediger / billich vnd gerne glauben / also auch in diesem Artickel / welche die gantze Catholische Christliche Kirche zu allen zeiten für ein vnerforschlich vnbegreifflich geheimniß gehalten / vn̅ mysterium genennet hat / jre vernunfft vnd natürliche gedancken gefangen nemen / vn̅ disem warhafftigen HERRN vnterwerffen / vnd sich ja nicht vnterstehen disem jhrem
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(Anno 1561.) HERRN seine rede nach jhrer vernunfft zu drehen vnd zu deuten / vnnd seine Aposteln sampt der gantzen Kirchen für so vngeschickt / vnd thöricht zu achten / daß sie nicht auch hetten feine Glossen der vernunfft gemeß erfinden können / wenn sie nicht viel lieber jhrem Meister vnd HERRN hetten diese ehre thun wollen / daß sie jhm mehr gläubeten / denn der blinden vernunfft / vnnd gerne sagten mit jenem betrübte̅ Vatter / den auch seine vernunfft hinderte am glauben Marci 9. Credo Domine, sed opem fer diffidentiae meae, Ich gläube HERR / aber hilff du meinem vnglauben / vnd mit den heiligen dazumal noch schwachen Aposteln / wie wir alle sind / (HERR mehre vnsern glauben) welches Gebet stracks ist wider vnser vernunfft / die vnsern glauben hindern / vn̅ bißweilen gar außleschen wil / sonderlich da man jhr den vorgang läßt in Glaubenssachen / da führet sie die Nachfolger mit jhrem tunckeln schein / wie die Irrwüsche bey nacht in finsterniß / Wäldern vnd Awen / die Wandersleute verführen / in gefehrliche örter / da sie den Halß stürtzen / oder ersauffen müssen. Wir bitten aber Gott den Allmächtigen / vnd ewigen Vatter vnsers HERRN vnd Heylandes Jesu Christi / vnnd den ewigen Sohn / vnd wares Wort deß Vatters / der dieses hochwirdige Sacrament seines Leibs vnnd Bluts / vns zu trost vnnd steter sterckung / erweckung vnnd vermehrung vnsers schwachen Glaubens / vnd zur verbindung vnd zusammenknöpffung seiner Gliedmassen mit jhm / vnd vntereinander / gestifftet vnd eyngesetzet hat / vnd den heiligen Geist / der vom Vatter durch den Sohn vns geschencket wirdt / vnnd durch das gehörte Wort / vnnd sichtbare Sacrament wil in vns kräfftig seyn / diesen einigen / ewigen / waren Gott / bitten wir von grundt vnsers Hertzen / daß er diese grewliche spaltunge auffheben / vnnd diese gefehrliche wunden der Kirchen selbst heilen / vnd aller Lehrer Hertzen neigen wolle / zu jhm / in gefelliger vnd angenemmer einigkeit / darmit in diesem letzten Alter der Welt im Menschliche̅ Geschlecht ein grosse Kirche / durch sein reines Wort
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gesamlet werde / der wolte auch die grewliche lästerung wider seinen(Anno 1561.) Sohn / vnnd grawsame wüterey / vnnd verwüstung / so die Mahometischen barbari in der Christenheit anzurichten sich befleissigen / von Siebenbürgen vnd Vngerland gnediglich abtreiben / vnd die Kirchen / vnnd derselbigen Herberge vnd Hüttlein gnediglich schützen / vnd bewaren. Datum Wittenberg im 1561. jahr nach Christi vnsers Seligmachers / am Tage Andreae / An welchem für 134. jahren geboren ist der hochlöblichste vnd großmächtigste Fürst vnd Held Casimirus Jagellonis Sohn / Großfürste in Littaw / deß durchleuchtigsten hochgebornen Iohannis Secundi erwehlten in Vngern mütterlicher Vhrgroßvatter / welcher nach seines Bruders Vladislai Todt / der in der erbärmlichen Schlacht bey Varna von den Mahometischen Bestien erschlagen ist / das Königreich Polen bekommen / vnd erweitert hat. Diesem bedencken haben mit eigenen Henden vnterschrieben / erstlich / Decanus & Collegij professionis Theologiae in Academia Lipsensi, Iohannes Pfeffinger Theologiae Doctor, & eiusdem facultatis Decanus, Senior, atque Ecclesiae Superintendens / Andreas Knawer D. Heinricus Salmuth D. Petrus Hellborn / vnd Andreas Freyhuff D. (der nachmals ein Sacramentirer worden.) Zu Wittenberg / Paulus Eberus D. Georgius Maior D. vnd Paulus Crellius D. Es hat auch die Vniuersitet Rostock gleichsfalls auff der obgesandten Siebenbürgische̅ Kirchendiener ansuchen / sich Christlich / vnd auff gut Lutherisch vom Abendmal deß HERRN dazumal erkleret / also / wie folget: Ob vns wol wehe thut / daß ewre Kirchen / die ein Geist Christi(Der Vniuer sitet Rostock Christlich be dencken vn̅ antwort / wi der die Calninisten.) / vnd einerley bekenntniß von Gott / zugleich auch den namen der Sächsischen Kirche̅ mit vns gemein haben / nit allein vo̅ frembden Feinden / auff allen seiten vmbgeben / sondern auch mit jnnerlichen vneinigkeiten vn̅ spaltungen der Lehr vervnruhet / vnd betrübt werden: Jedoch so erfrewet vns widerum̅ zum höchsten ewre bestendig
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keit (Anno 1561.) / glaub vnd eyfer die reine Lehr zubehalten vnd zuvertheidigen / welchen wir auß ewrem Schreiben allenthalben gespüret / vn̅ vberflüssig erkandt haben. Wir sind auch vber die massen erfrewet worden / wegen der einigkeit / die jhr mit vns in allen vnsers Glaubens Artickeln / in der reine̅ Lehr deß heiligen Euangelij habt: von welcher wir auch zuvor auß deß Herrn D. Valentini Wagneri Catechismo in Griechischer Sprach außgangen / vnd nun mehr auch auß den Gesprächen vnd Vnterredung deß fürtrefflichen Mannes D. Lucae / ewres Gesandten / mit begierd vnd freud verstanden haben. Vber das ist vns auch das gantz lieb vnnd angeneme gewest / daß jhr ewren geneigten willen vnd fleiß / zu erhaltung der einigkeit / vnnd vnverfälschten Freundschafft / mit vnsern Sächsischen Kirchen allhier im Deutschland / vnd zu Christlicher Correspondentz / Collation vn̅ vnterredung / auch bestettigung vnsers Glaubens angezeigt. Gleich wie vorzeiten die Kirchen / welche weit vnd ferrn von einander gelegen / mit schreiben hin vnnd wider / eine die andere vnterrichtet / bestettiget / getröstet / vnnd von allen dingen verstendiget haben / welches denn zusehen ist auß den weitleufftigen schreiben / die noch fürhanden / der Kirchen zu Lugdun / vn̅ zu Wien in Franckreich / an die Kirchen in Asia vnnd Phrygia / vnnd deß Basilij auß Cappadocia / an die Bischoffe in Occident / vn̅ der Kirche̅ zu Smyrna / an die in Ponto. Dieweil aber wir der Göttlichen warheit zeugniß vn̅ rechenschafft zugeben schüldig sind / auch einem jeden / der es von vns begeret / mit freundligkeit / vn̅ in der furcht Gottes / von dem glauben vn̅ hoffnung / die in vns ist / berichten sollen / nach dem befehl vnd willen Gottes / So wollen wir mit geneigtem willen vn̅ ehrerbietung / ewrem Christlichen beger vnnd ansuchen nach / euch hertzlich gern wilfahren / vn̅ auff beyde Schrifften / an vns gesandt / kürtzlich vn̅ deutlich vnsere meinung erklären vn̅ anzeigen / welcher Titel ist: Defensio orthodoxę sententiae decoena Domini, ministrorum Ecclesiae Claudiopolitanae (verantwortung der Christlichen warhaffti
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gen meinung vom H. Abendmal deß HERRN / der Kirchen diener(Anno 1561.) zur Clausenburg) vnd breuissima confessio de coena Domini Ecclesiarum Saxonicarum, & coniunctarum in Transsyluania, Das ist / kurtze bekenntniß vom H. Abendmal der Sächsischen Kirchen / vnd die der zugethanen in Siebenbürgen. Vnd fürs erste / fügen wir euch zuwissen / daß auch in diesem jahr im Hornung / eben vo̅ disem deß HERRN Abendmals streit / welchen der leidige Teuffel in der Statt Bremen erreget / vnd von dannen denselben durch gantz Sachsen außzubreite̅ sich vnterstanden / eine versamlung der fürnembste̅ Superintendente̅ / in Vnter-Sachsen / in der Statt Braunschweig sey gehalten worden / in welcher die jrrthumb vnd grewel der Sacramentirer / vom heiligen Abendmal / verworffen vnd verdampt worden sind / vnd die ware beken̅tniß widerholet / auch die meinung vn̅ jnnhalt deß zehenden Artickels / in der Augspurgischen Confession Christlich vn̅ kürtzlich ist erklert worde̅ / welche vberein kompt mit der allgemeinen beken̅tniß / aller der Seestett / welche vom Fluß Weser / der für der Statt Bre men vorüber fleußt / biß an die eusserste Grentze deß Pom̅erlandes / Nemlich / biß an das Wasser Wixel / sich an einander 105. Deutscher meilwegs lang erstrecken. An disem gantzen theil deß Deutsch lands / wird eben die Lehre von Gott / zu dieser zeit geprediget vn̅ fort gepflantzet / in allen Kirchen vn̅ Schulen / ohn alle vneinigkeit vnd zwytracht / die mit ewer Lehr vnd bekenntniß gleichstimmig / beydes / was anlanget die andern Artickel vnsers Glaubens / vnd auch diesen Artickel deß HERRN Abendmals betreffend. Denn diese Kirchen behalten schlecht vnnd recht die Wort der eynsetzung deß Abendmals / von Christo verordnet / wie sie eigentlich vnd schlecht für sich lauten / vnd die erklerung deß Apostels Pauli / vnd D. Lutheri / welche er / beyde in seim bekenntniß / vn̅ in andern seinen Schrifften wider die Sacramentschänder / welche im andern Wittenbergische̅ theil stehen / weitleufftig erkleret hat / vnd gantz kurtz vnd deutlich in Artickeln deß grossen Synodi vnserer Kirche̅ / welcher zu Schmal
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kalden (Anno 1561.) Anno 1537. ist gehalten worden / mit diesen worten fasset vnd außleget: Vom Sacrament deß Altars halten wir / daß das Brod vnd der Wein im Abendmal sey der ware Leib vnd das ware Blut Christi / vn̅ halten / daß derselbige dargereicht vn̅ empfangen werde / nicht allein von from̅en vnd Gottfürchtigen / sondern auch von bösen vnnd Gottlosen / Denn wir gläuben daß vnser HERR Jesus Christus / im rechten brauch deß heiligen Abendmals von jhm eyngesetzt / nicht allein durch die gemeinschafft der eigenschafften / per communicationem idiomatum, oder allein nach seiner Göttlichen Natur / sondern auch mit seinem waren vnd natürlichen Leibe vn̅ Blut allhier auff Erden an vielen orten zugleich / wo das Abendmal deß HERRN nach seiner eynsetzung gehalten wird / warhafftig vnd wesentlich zugegen sey / vn̅ daß sein Leib vn̅ Blut im Abendmal / mit dem Brod vnnd Wein / nicht allein Geistlich durch den Glauben / oder was sein krafft / wirckung vnd gemeinschafft seiner wolthaten / sondern auch leiblich / oder was seines Leibes wesen anlanget / dargereicht vnd gegeben werde / auch nicht allein von wirdigen zur seligkeit / sondern auch von den vnwirdigen vnd heuchlern / zum Gericht vnd verdamniß genommen vnd empfangen werde. Mit dieser allgemeinen bekenntniß aller Kirchen in Sachsen / vnd der andern in Deutschland / die da haben die reine Lehr deß H. Euangelij / welche durch D. Lutherum wider an tag gebracht / halten wir gäntzlich / daß ewerer Kirchen in Siebenbürgen kurtz beken̅tniß vom heiligen Abendmal vns vbersendet / gäntzlich vbereinstim̅e. Vnsere Kirchen aber verwerffen vnd verdam̅en deutlich / zugleich der Sacramentirer Lehr / welche halte̅ / daß das Brod vn̅ der Wein in dem rechten brauch deß Abendmals deß HERRN / welchs hier auff Erden außgetheilet / nicht sey der ware vn̅ wesentliche Leib vnd Blut deß HERRN Christi / sondern allein ein zeichen / oder eine bedeutung deß abwesenden waren natürlichen Leibs / welcher nach seinem wesen im Him̅el sey / vnd als mittel / durch welche nicht anders / den̅ durch das wort / die krafft vnnd wirckung deß Leibs Christi / oder
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die Geistliche gemeinschafft mit dem Leib Christi vns mitgetheilet(Anno 1561.) wird. Welche Geistliche empfahung der wolthaten / krafft vnnd lebens deß Leibes Christi allein mit dem glauben / zu allerzeit vnd ort / auch ausserhalb dem brauch deß Abendmals deß HERRN geschehen müßte / vnd den Gottfürchtigen eigentlich zugchöre. Sie leugnen nachmals / daß die Vnwirdigen vnd Heuchler den waren Leib Christi im Abendmal empfangen. Sie leugnen / daß der Leib wesentlich im Abendmal außgetheilet werde. Sie verneinen / dz er mit dem Munde empfangen werde. Denn ob sie wol bißweilen diese scheinbare wort führen: Der Son Gottes Jesus Christus ist warhafftig / lebendig / wesentlich vnd persönlich in seinem Abendmal zu gegen: Jedoch verstehen sie solche wort durch die gemeinschafft der eigenschafften / per communicationem idiomatum, oder alloeosin, wie es Zwinglius nennet / das ist / von einer allein / nemlich / von der Göttlichen deß HERRN Christi Natur. Aber sie halten / daß der Leib deß HERRN Christi an ein gewissen vnd vmbschriebnen ort deß Him̅els also eyngeschlossen sey / daß er nicht könne / was sein wesen anlanget / zu einer zeit an vielen örten / wo das Abendmal deß HERRN hier auff Erde̅ ordentlich gehalten wird / warhafftig gegenwertig seyn. Vnd wenn sie diese wort brauchen / dz der ware Leib vnd Blut deß HERRN Christi / vns Christen mit dem Brod vnd Wein im Abendmal außgetheilt werde / verstehen sie nicht / daß der ware Leib vn̅ Blut mit dem Brod vn̅ Wein allhie auff Erde̅ gegen wertig sey / sondern dz die wirckung / krafft vn̅ wolthat deß Leibs vnd Bluts Christi den gläubigen mitgetheilet werde / nicht anders / als wenn durchs gehörte wort vnd mit dem glauben gefasset / der ware Leib vn̅ Blut deß HErrn Christi außgetheilt vn̅ dargereicht werde. Denn sie geben für / daß allein mit dem glauben / welcher in Himmel hinauff steige / der Leib Christi allda gegenwertig gegessen werde / vnnd werde nicht leiblich im Abendmal deß HERRN entpfangen hie auff Erden. Dieser der Sacramentirer Lehr / weil sie in dem Büchlein /
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(Anno 1561.) welches Titel ist: Defensio orthodoxae sententiae ministrorum Ecclesiae Claudiopolitanę fürsetziglich / gröblich vn̅ vnweißlich erzehlet vnd vertheidiget werden: So achten wir / daß jhr ein rechte vn̅ notwendige vrsach von jhnen abzuweichen / vnnd für ewre Kirchen wider jhre Irrthumb vnnd betrug zustreiten habet. In welchem Kampff / neben fleissigen vnd embsigen Gebet / Glauben / bestendigkeit in der bekenntniß / vnd gedult / sehet jr selber / daß fürnemlich von nöten sey / zu halten an dem fürbilde der heilsamen Wort / die du von mir gehöret hast / wie Sanct Paulus redet / vnd daß jr behaltet das fürbilde der Wort / welches von Christo vnnd dem Apostel Paulo ist fürgeschrieben / vnd in Artickeln der Schmalkaldischen versamlung / vnd in der letzten bekenntniß von Doct. Luthero gethan / Diß Brod ist der Leib Christi / für vns gegeben: Dieser Wein ist das Blut Christi / für vns vergossen: Das Brod ist der ware Leib deß HERREN Christi: Das Brod ist der ware vnd natürliche Leib Christi / etc. dienet viel mehr zu erhaltung der warheit / denn daß jhr braucht zweiffelhafftige reden der jetzigen Sacramentirer / die man drehen vnnd wenden kan / wie man wil / auß welchen zweyerley meinung verstanden vnd vertheidigt werden können / wie wir ein wenig zuvor etliche verfälschung / gäuckeley vnd betriegerey angezeigt haben / welche sie den einfeltigen hertzen fürbringen / mit dieser weise zu reden: Der Sohn Gottes ist warhafftig vnd wesentlich im Abendmal: Mit dem Brod vnd Wein wird warhafftig gegeben der Leib vnd das Blut Christi: Der ware Leib vn̅ das ware Blut deß HERREN Christi / wird empfangen von den Gläubigen / mit dem entpfangenen Brod vnd Wein. Es ist aber diese gantze Lehr vnd streit von dem Abendmal deß HERRN / auffs einfeltigst / warhafftigst / deutlichst / bescheidentlich vnd wol erkleret / im Büchlein deß Herrn D. Martini Chemnicij / welches Exemplar wir ewren Legaten gegeben haben / welches wir daß es widerumb allda getruckt / vnd vielen sonderlich bekandt würde / wündschen.
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Nachmals so verstehet jr selber / daß jr sonderlichen fleiß sollet(Anno 1561.) anwenden / damit jhr verschaffet / daß ewer Durchleuchtigster Herr König / in der waren Lehr recht vnterwiesen vnnd erhalten werde. Derhalben weil wir hören / daß Königliche Maiestet ein gefallen vnnd lust trage deß D. Lutheri Bücher zulesen / were es gut / daß die Bücher D. Lutheri / in welchen er die fürnemeste beweiß vn̅ gründe dises Streits kürtzlich erkleret hat / seiner Königlichen Maiestet gezeiget vnnd gewiesen würden / Nemlich / die rede vom Sacrament deß Leibs vnd Bluts Christi / vnnd diß theil der grossen bekenntniß / in welcher er die gegenwertigkeit deß Leibs Christi in seinem Abendmal mit etlichen schönen gründen vnnd feinen gleichnissen erkleret / vnd nicht lang hernach / hat er auch weitleufftig vn̅ herrlich erkleret eines jeden Euangelisten / vnnd deß Apostels Pauli wort von dem Abendmal deß HERRN / pag. 222. & sequentibus. Wir vernemen auch von ewren Gesandten / daß viler daselbst from̅e Hertzen / durch das vrtheil vnd ansehen vnsers Ehrwirdigen Herrn Praeceptoris Philippi von diser sache / angegriffen / vn̅ kleinmütig darüber werde̅. Aber weil der Herr Praeceptor in allen seinen offentlichen Schrifften sichauffs Lutheri meinung vnd bekenntniß berufft / vnd in der versamlung vnserer Kirchen zu Schmalkalden angestellet / denselbigen Artickeln vnterschrieben / vnnd sie für recht gehalten vnnd bestettiget / so ist augenscheinlich / daß die offentliche zeugniß von seiner meinung weit vorgezogen follen werden / den heimlichen vnd meuchlischen griffen / anschlägen vn̅ brieffen / die in seinem namen hin vn̅ wider / vieleicht erdicht / außgestrewet werden. So ferrn gehet nun die handlung mit den Kirchen in Siebenbürgen / Vn̅ sind dise Schrifften desto fleissiger zu mercken / dz man darauß sehen kan / wie gleichwol vnter so vielen seltzamen praticken / so dazumal zu Wittenberg in vollem lauff gangen / dennoch Gott noch sein Häufflein geführet / regiert vnd erhalten hat. Denn je in diesem 1561. jare / sich die heimlichen Caluinianer vnterstanden haben / allerley zu practicire̅ / vn̅ die hohe Obrigkeit durch Mittelperso
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nen (Anno 1561.) / beyde Geistliche vn̅ weltliche / abzuhalten / vn̅ vielen ein blawen dunst zumachen / als wer es nicht nötig / im geringsten etwas fürzunemt / dadurch den Sacramentirern möchte gewehret werden / den̅ es hette die meinung nicht / daß einige gefahr solte von den Caluinisten zu besorgen seyn / sintemal Caluinus were Luthero vn̅ Philippo allzeit bekannt vn̅ angenem gewest / auff Colloquijs gebraucht worden / vnd weren die Caluinisten gute fromme / gelehrte / ansehenliche Christenleute / die mit vns durchauß einig / allein was etwa noch in eine̅ Artickel / der doch so hochschetzig nit / ein geringer mißverstand möchte vbrig seyn: Zu dem / weren gleichwol die vnsern so ga richtig nicht / den̅ Lutherus were zu Crassus / grob / häfftig / vnd redet zu viel von fleischlicher niessung im Abendmal / vn̅ da folgeten auch die andern hernach / vn̅ Pabstentzeten mit Luthero (denn das sind jre wort gewesen) wolte̅ auch Christum zu hoch heben / vn̅ gleichsam ein Abgott auß jm machen / etc. Daher auch ein gemeine red außkam / derer sich vnsere versteckte heimliche Caluinisten / bißweilen noch heutigs tages vermercken vnd hören lassen / Caluinisten sind gute Christen / nicht böse Christen / sondern treffliche gelehrte Leute / etc. Ja auch etliche sind darüber vnd darumb zu Caluinisten worden / auff daß sie für gelehrt vn̅ spitzfündig möchten angesehen vnd gehalten werden. Vnter andern aber liese man zu Wittenberg zu eim vortrab vnnd auff blaß / ohne namen / diese Deutsche Reimen in druck außgehen / De Coena Domini:

I. Verbum audimus.
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Gottes Wort wir hören / vnd sein stimm / Die dringt durchs wort in vnsre sinn.

II. Motum sentimus.
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Vnd wird dadurch das Hertz bewegt / Vnd newe krafft darinn erregt.

III. Modum nescimus.
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Die form vnd weiß / wie das zugeht / Kein Mensch in dieser Welt versteht.
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IIII. Praesentiam credimus.
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(Anno 1561.)
Allein der Glaub an Jesum Christ Schafft / daß er gegenwertig ist. Vnd speißt vns mit seim Fleisch vnd Blut / Vnd sich mit vns einigen thut. Der Mund empfähet natürlich Brod / Die Seel aber speißt selber Gott. Diese Caluinische neuwe Reimen wurden weit vnd breit hin vnd wider außgesprengt / vnd den Kindern außwendig zulernen gegeben. Vnd war darunter das Sacramentirische gifft verborgen / ja zwar offentlich am tag. Den̅ allein dem glauben zugeeignet wird die gegenwertigkeit Christi im Abendmal / vn̅ wird zugleich gesagt / daß der Mensch mit seinem Mund mehr nichts empfahe / denn nur natürlich schlecht Brod / vnd daß der Leib deß Menschen nit theilhafftig werde deß Leibs Christi / sondern nur die Seele / welche von Gott geistlicher weiß / gespeiset werde. Dadurch den̅ die eynsetzung deß HErrn Christi gantz vn̅ gar vmbgekehrt vn̅ auffgehaben wird. Weil nun gemeldtes Gedicht auch gen Dresen kam / vnd offentlich feil war / hat sich vnter den Hofpredigern vnnd andern ein groß gezänck davon wegen erhaben / da etliche solchen Reimen widersprochen / etlich dieselben haben verfechten wollen. Vnd sind damals Anno 1561. zu Dresen andere Reimen dagegen gedruckt vnd verkaufft worden / als sonderlich im vierdten punct (Praesentiam credimus) ist auff einer seiten gestanden / Eristes, der Zäncker / oder Caluinische Geist / mit obgesetzte̅ Reimen: auff der andern seiten ist gesetzt worden / Orthodoxus, der rechte Lehrer mit diesen worten:
Das Wort deß HERRN Jesu Christ Schafft / daß der Leib fürhanden ist. Allein der Glaub nimpts wirdig an / Vnwirdig / wers nicht gläuben kan. Der Mund empfähet mit dem Brod Den waren Leib / So gfelt es Gott / etc.
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(Anno 1561.) Es ist auch dieser merckliche anfang / der sich nu jmmer / je lenger je mehr / wolte sehen lassen vnd gemehlich herfür brechen / ein vrsach gewest / daß die damals bey einander anwesenden Hofprediger / stetigs vneinig gewesen / biß so lang endlich ein trennung vnd sonderung fürgenommen worden / vnnd darnach der HERR Christus selbs dareyn gesehen / vnd noch mehr dareyn sehen / vnnd der seinen schuld vn̅ redligkeit / so allzeit trewlich gewarnet selber / wo nicht hie / doch am Jüngsten tag offenbaren wird. Es würde wol fleissige nachfrage gehalten nach obgesetztem tück vnd griff / sonderlich bey D. Georgio Maiore / vnnd D. Paul Crelln / als Theologen. Aber keiner auß den Theologen wolte was davon wissen / wiewol der Caluinische Krebs jmmer fort vnnd fort zu kriechen pflegte / wie sein art ist / vnnd wie der Arrianismus in den Morgenländern auff gleiche weiß erstlich sein fortgang vberkommen / biß er endlich Land vnd Leut eyngenommen / vnd zu Türcken vnd Heyden gemacht hat. Christus sey vns gnedig / vnd straffe vns nicht in seinem zorn / vnd züchtige vns nicht in seinem grim̅. Nun wollen wir im Namen Gottes ferrner / vnd zum ende dieser Historien auff dißmal kommen. (Handlunge in Franckreich.) In demselbigen jahre im Monat September / sind in Franckreich allerley handlung vnter der alten Königin / wegen einer Reformation (Sancthesus in responsione sua ad Apologiam Bezae. pag. 68.) in Religionssachen / auff ansuchen vnd anhaltung derer / so vom Bapsthumb abgewichen / fürgenommen vnd gepflogen. Vnd sind dazu Beza von Genff / vn̅ Martyr von Zürch erfordert gegen Possiacum. Vnd haben sich die Papistischen dahin erklert / sie wolten von keinem Artickel handlung gestatten / man hette sich denn zuvor vom Abendmal deß HERRN gnugsam erklert (dazu den̅ fürgeschlagen vnd genennet worden ist die Augspurgische Confession) vnd sind darzu deputirt von jedem theil fünff Collocutores, vnnd weil man darauß kan ein muster machen / wie hinderlistig die Caluinisten mit diesem handel vmbgehen / wollen wir auß derselbigen Historia kürtzlich etwas / so vil zu gutem bericht in diesem werck dienet /
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hieher verzeichnen. Den̅ Beza hat erstlich fürgeschlagen solche Formulam(Anno 1561.) / Credo in vsu coenę Dominicę, reipsa, substantialiter, siue in ipsa substantia, verum corpus & sanguinem Christi, spirituali & ineffabili modo esse, exhiberi & sumi à fidelibus co̅municantibus. Ich glaube daß im brauch deß HERRN Abendmals mit der that wesentlich / oder in der substantz selbs / der ware Leib vnd Blut Christi / auff geistliche vnaußsprechliche weise / sey / dargereichet vnd empfangen werde von den Gläubigen / die communiciren. Darauff ist Martyr dem Bezae in dierede gefallen / vn̅ hat gesagt: Respondeo pro parte mea, ich wil meines theils für mein person antworten / daß der Leib Christi nit sey warhafftig / vnd was sein wesen oder substantz belanget / anderswo / denn im Himmel / vnd ich leugne doch nicht / daß der ware Leib vnd das Blut Christi / so zu der Mensche̅ seligkeit am Creutz gegeben sind / durch den glauben / vnd geistlich genommen werden von den gläubigen im heiligen Abendmal. Darnach hat Beza den deputierten collocutoribus, dise Formulam vbergeben / wir beken̅en / daß Jesus Christus in seinem heiligen Abendmal vns anbiete / darreiche vnnd gebe die ware substantz / oder das wesen seins Leibs vn̅ Bluts durch die wirckung deß heiligen Geistes / vnnd daß wir auff Sacramentliche geistliche weiß / durch den glauben / empfahen vnnd essen eben den Leib / der für vns gestorben ist / auff daß wir werden Bein von seinen Beinen / vnnd Fleisch von seinem Fleisch / vnd daher lebendig gemacht werden / vnnd alles was zu vnser seligkeit von nöten / erlangen. Vnd weil der Glaube auff dem Wort beruhet / vnd alle verheissene abwesende ding / als gegenwertig hat / so empfahen wir auch eben durch solchen Glauben warhafftig vnnd in der that den waren natürlichen Leib Christi / durch die krafft deß H. Geistes / Vnd also vnd so ferrn bekennen wir die gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi im heiligen Nachtmal. Zween tage hernach haben die Caluinisten begert / daß zu jetzgedachter Formulae noch diser anhang möchte gesetzt werden: Wir
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(Anno 1561.) sagen daß kein distantz der örter die Com̅union deß Leibs vnd Bluts Christi hindern könne / den̅ das Abendmal ist eine Him̅lische handlung / vnnd ob wir wol auff Erden nemmen Brod vnnd Wein / als ware Symbola oder warzeichen deß Leibs vnnd Bluts Christi / so werden doch vnsere Gemüter oder Seelen / denen fürnemlich diese Speiß gebürt / durch den glauben / vnd auß krafft deß heiligen Geistes / biß in Himmel hinauff erhaben / darinn sie deß gegenwertigen Leibs vnd Bluts theilhafftig werden. Darumb auff diese meinung vnd verstand / sagen wir / daß der Leib vnd Brod / vnd das Blut dem Wein vereiniget sey / nicht anders denn Sacramentlicher weise / das ist / nicht als an eim ort / sondern dieweil es kräfftiglich bedeutet / daß / was allen / die es mit glauben empfahen / vom HERRN geschenckt / vnnd durch den Glauben von den gläubigen empfahen wirdt. Das Papistische theil aber hat hier auff eyngewendet / vnd gewiesen / was für list vn̅ betrug in jetztgesetzter formula verborgen were / nemlich / daß die gegenwertigkeit deß Leibs vnd Bluts Christi im heiligen Abendmal nur vnserm glauben zugeschriebe̅ werd / welcher das abwesende jme gegenwertig halten vnd machen könne / Diß sey ein eytel jrrthumb vnd falscher wahn. Denn der Glaube mache jhme selbs nichts gegenwertig / so sey auch nichts ohn das Wort gegenwertig / wegen vnsers Glaubens. Es haben die gläubigen im alten Testament wol waren glauben gehabt an den künfftigen Messiam / Aber er ist jhres glaubens halben gleichwol noch nit Mensch geborn / vnnd im Fleisch gegenwertig gewest / wie auch wir rechten waren glauben haben von der Aufferstehung der Todten / aber derselbige vnser glaube macht darumb nit / daß die Aufferstehung eben diesen augenblick jetzt gegenwertig sey. So sey vber das in der formula der Caluinisten nur ein krafft vn̅ wirckung / vn̅ keine ware gegenwertigkeit deß Leibs vn̅ Bluts gesetzt. Den̅ wo sie eine realem praesentiam, rechte ware gegenwertig keite gläubten / so würden sie den Leib Christi nit nur im Him̅el eyn
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sperren / Sondern auch re ipsa & actu mit der that im Sacrament(Anno 1561.) bleiben lassen / darwider auch der Artickel / von der Himmelfart nit streite. Zu dem / so reden sie nur allein von den Gläubigen / vnd lassen die Vnwi: digen auß / von welchen Paulus saget / Daß sie den Leib vnd Blut deß HERREN jnen selbst zum Gericht empfahen. Sie lassen auch den worten der eynsetzung jre Krafft nicht / Sondern dem Glauben geben sie alle Krafft / mehr denn Christo vnnd seinem Wort / etc. Darumb so solten sie sagen / ob sie gläubten vnnd bekenneten / daß im H. Sacrament deß Altars / der ware Leib vnnd Blut Christi realiter & substantialiter, warhafftig vnd wesentlich gegenwertig sey / im Brodt vnnd Wein / oder vnter der gestalt Brodts vnnd Weins / durch Göttliche Krafft / nach laut deß Allmächtigen Worts Gottes / etc. Darauff nach allerley fürgebrachten erinnerungen / hat Beza endtlich sich herfür gemacht / vn̅ bloß gegeben / vnd diese schreckliche rede von sich offentlich lauten lassen / Chr istus sey mit seinem Leib vn̅ Blut realiter & substantialiter, ferrner vnd weiter vom Brot im Abendtmal / vnd von vns auff erden / den̅ der öberste Himmel von der Erden ist / etc. Darüber ist die gantze Handelung von der reformation in Religionssachen zurschlagen / vnd sind die Papisten auffgestanden / daruon gegangen / vnd haben sich weiter nicht eynlassen wollen / vn̅ sind auch viel guthertzige from̅e Leute / vber solcher vnbesonnene̅ / ärgerlichen / Gotts lästerlichen rede deß frechen Beze / hefftig erschrocken / vnd wol gesehen / daß er dadurch nun mehr alle hoffnung der Reformation in Religione / die sonst in Franckreich hette jren fortgang gehabt habe̅ können / verhindert vnd abgeschnitten. Der gütige fromme HERR Jesus Christus führe / stärcke / vnd erhalte vnsere liebe hohe Obrigkeit / Rähte Kirchen vn̅ Schulen / vnd vns alle bey seinem waren / schlechten vnnd rechten Wort / vnd heilige vns in der Warheit. Sein Wort ist die Warheit. Vn̅ wehre dem Lügenteuffel / der in den Schwermern so grewlich tobet vnd wütet / vnnd der auß dem Christenthumb gerne machen wolte
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ein Epicurisch wesen / vnd Arrianischen greuwel. Behüte HERR Jesu / behüte. Amen / HERR Jesu / AMEN.
Ehre sey Gott in der Höhe / Fried auff Erden / Vnd den Menschen ein wolgefallen.

An Christlichen Leser.
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DIeweil die Caluinisten / auff ein neuwes im Newstättischen Buch vnter andern jhren vnuerschämpten Getichten / auch fürgeben / Doctor Lutherus Gottseliger / habe seine meinung vnd lehre vom heiligen Abendmal / so er länger hette leben sollen / ändern / vnd von den worten deß HERREN Christi abtretten wollen / wie solches Doctor Alesius zu Leiptzig öffentlich in lectionibus gesaget / vnd seine Doctor Luthers wort in Truck zu gebe̅ willens gewest seyn sol / In massen auch M. Pfulman̅ / Pfarrherr zu Nabburg von jm gehöret / auffgeschriebe̅ / vnd andern auch nachgesagt / vn̅ mitgetheilet habe / etc. ob wol diß alles ein lauter / für Gott vn̅ für aller Welt / greuwlich vnuerschämpt Geticht ist / vnd jetztgedachter M. Pfulman̅ diß durchauß gantz vnd gar leugnet / vn̅ an den Churfürsten / Pfaltzgraffen Ludwig / etc. Christ
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licher hochlöblichster gedächeniß / mit anruffung vn̅ hoher bethewrung / deß Göttlichen heiligen Namens / vn̅ seines eige̅ Gewissens / daß jme von den Schandleuten für Gott vnnd der Welt / gewalt vnd vnrecht geschehe / mit seiner eigen Hand bezeuget / vnd die groben Lügenmäuler zu schanden gemacht hat: So wollen wir auch dem Christlichen Leser zur bessern nachrichtung / was hievon für neuntzehen Jaren / Anno tausent / fünff hun dert / fünff vn̅ sechtzig / eben auch auff solche Teuffelische Landlügen / Herr Doctor Joachimus Mörlin seliger / geschrieben vnd geantwortet / vnd in offenen Truck gegeben hat / auch hieher setzen / vnd von wort zu wort erzehlen. Gott wehre dem Teuffel / vnd stehe seiner Warheit bey / welchs er gewißlich thun wirt.
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Wider die Landlügen der dazumal Heydelbergischen Theologen.
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Joachimus Mörlin Doctor.
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PSALM. 140.
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Errette mich HERR von den bösen Menschen / Behüte mich für den freueln Leuten / etc. Amen. ICh habe newlich auß dieser Franckfordischer Mess vnter handen bekommen / der Hey delbergischen Theologen Protocol vnd Acta / so dieselbigen von dem Gespräch / daß da verschienen Jars zu Maulbrunn / zwyschen jhnen vnnd den Wirtenbergischen Theologen gehalte̅ / haben lassen in Truck außgehen / Was nun dieselbige jhre Disputation belanget / werden die Parten wol wissen sich zuuerantworten / was ein theil dem andern schuldt gibet / Diß einige Stück aber hat mir auff meinem Hertzen / wie ein Fewer gebrannt / daß in jrem gegenbericht / welchen die Heydelberger auff der Wirttenbergischen Theologen / bericht gethan / sie im Quatern Iii. öffentlich dürffen in alle Welt diese Landlügen schreiben / Daß Lutherus / der H. GOttes Mann / kurtz für seinem ende / die zeit / als er den andern Tage / das letzte mal nach Eißleben verreisen wollen / sey auch ein
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Sacramentschwermer worden / gleich jhnen / vnnd sey das also zugangen. Es sey Philippus Melanthon zu dem Herren Doctor ins Kloster kommen / vnd weil er nach allerley vnterredung vernommen / daß Lutherus lustig gewesen / habe er mit jm angefangen / von diesem Handel zu reden / dergestalt / daß er die Vätter gelesen / vnnd die Schrifften der alten Christlichen Lehrer / dieses Handels halbe̅ / fleissig ersucht / mit welchen in der Warheit / der Zürchischen Lehre vom Abendmal / besser vberein stimmet / denn der vnsern / darauff Lutherus ein kleine weil geschwiegen (hat villeicht gehustet) nachmals aber diese Wort gesagt sol haben. Lieber Philippe / was wollen wir viel sagen? Ich bekenne es / daß der Sachen vom Sacrament zuuiel gethan ist / Als jhm aber Philippus geantwortes / Lieber Herr Doctor / damit denn der Kirchen geholffen / vnd die Warheit an den tag gebracht werde / so laßt vns doch etwa ein lindes schreiben in den Truck geben / darin̅en wir vnsere meinung klärlich darthun / Solt Doctor Luther ferrner dar auff haben geantwortet / Lieber Philippe / Ich hab mich auch sehr vber diesem bekümmert / Aber also machte ich diese gantze Lehre ver dächt / So wil ich das dem lieben Gott befohlen haben / thut jr auch etwas nach meinem Tode. Solches sol Philippus erzehlet haben / etlichen / ehrlichen / glaub wirdigen Leuten / vnd darneben vermeldet / Er wolte nicht sterben / er hette denn solches / wo nicht eher / doch in seinem Testament gemeldet / wie er denn auch ein solch Seriptum vom Nachtmal sol angefangen haben / aber mit seinem ende vbereilet / nit können vollbringen. Vnd wirt nun solches in öffentlichem Truck / durch die gantze Welt spargieret / auff den geschlossene̅ Mund Lutheri vnter der Erden / in seinem Ruhebetlein / daß er seine vorige meinung vom Abendmal Christi geändert / ein Sacramentarius worden sey / damit on zweiffel viel tausent einfeltige fromme hertzen grewlich ver
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wundet / etliche auch eines guten theils geärgert / vnnd villeicht der nicht wenig dahin gerissen werden / daß sie entweder von keiner mei nung nichts halten / gute Epicurische Leutewerden / oder sich gantz vnd gar begeben an die Lästerer deß heiligen Testaments Christi / Denn wie kan es anders gerahten / in so grosser schwacheit deß armen Bluts vnd Fleisches / vnd so grewlicher vnuerschämpter boßheit deß leidigen Teuffels / der auff Lutherum solches tichten darff / vnter der Erden? Warlich / daß wir von Luthero viel / vn̅ tausent mal viel mehr halten / denn von allen andern / auch feinen Gelehrten vnd woluerdienten Theologen / sol vnd wirdt vns niemand verdencken / Er ist groß für Gott / vnd der Werckzeug / deß Gott lang zuuor in seinem Wort gedacht / daß er durch jhn wolte das höheste Werck außrichten / für dem Jüngsten tage / so nach Christi Geburt geschehen ist / Nemlich / daß er durch jn den verfluchte̅ Antichrist offenbaret / mit dem Geist seines Mundes vmbgebracht hat / 2. Thess 2. Dazu haben ja andere auch geholffen / scilicet, nach dem Lutherus allein den ersten Sturm herüber hatte / vn̅ nu mit dem Bapst seine Maw ren / an allen orten gebrochen / löcherich gemacht / vnd darnider gerissen. Wenn denn das Werck den Meister selbst lobet / kein vernünfftiger Mensch das leugnen kan / Vnd der Bapsts deß öffentlich bekannt ist / darüber er denn auch so gar rasend / toll vnd thöricht ist / daß er in alle̅ Secten / wider welche doch Lutherus öffentlich geschrieben / vnd gestritten hat / dennoch nichts denn eitel Lutheros sihet / der hat es alles gethan / wie solten wir den̅ wider die augenschein liche beweisung / diesen Mann darfür nicht ehren / vnd in Wirden halten / den GOtt für allen gewirdiget hat / zu dieser letzten zeit / wie köndten wir das für Gott verantworten? Carlstad vnnd Zwingel / die Anfänger dieses lermens vom Sacrament / sind ja auch gewirdiget / aber mit einem zumal schend lichen bösen namen / daß sie die ersten / wider diesen Mann GOt
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tes / gleich wie Korah / Dathan vnnd Abiron wider Mosen / (nach dem er sie auß der schweren dienstbarkeit / durchs Rote Meer geführet) sind vnruhig worden / haben auch in diesem Theil / so nun Gott auß dem leidigen Bapsthumb / durch Lutherum / gerissen / wi derumb grewliche trennung gemachet / on zweiffel von niemands / denn auß anstifftung vnnd eyngeben deß leydigen Teuffels / der da gedacht / Solte sein Bapst die Meß nicht länger haben / so solten wir auch widerumb dennoch nicht haben das heilige Testament vn sers lieben HERREN vnnd Heylandes Ihesu Christi / darumb er auch daran gesetzet mit allen kräfften / dem züchtigen warhafftigen Munde sein Wort / als hette es ein schlechter / gemeiner / ohnmäch tiger / krafftloser Mensch / ja ein Lotterbub / oder Trunckenboltz in einer vollen Zech geredet / gekrüppelt / geradbrächet / an allen orten durchrissen / vnd die an keinem ende vngemartert / vnd vngenötiget gelassen. Ich schreibe das jenige / so augenscheinlich zubeweisen / vnnd zwar lang vor diser zeit bewiesen ist / daß Carlstad diß wörtlin (das) verkehret / Zwingel (das ist) Oecolampadius vnd Caluinus (mein Leib) gedeutet / andere die wort vmbgekehret / Tisch vnd Bänck zusammen geraffet / vn̅ zuletzt jr Brüderzech in Himmel geleget / alle boßheit vnd mutwillen / an dem heiligen Testament / deß aller höhest en Sons Gottes getrieben / wie deß freuels noch kein ende nicht ist / Aber aller fleiß / krafft vnd macht deß Teuffels / dahin gespitzet / vnd gerichtet / daß die Wort Christi / Das ist mein Leib / sol heissen / Es ist nicht mein Leib. Wer aber lehret vnd gläubet / wie Christus lehret / das jenige / so er reichet zu essen / sey der Leib / der für vns gegeben / der hat die Barten im Kopff. Ich weiß gar wol / wenn man also den Streit klar machet / daß sie schamrot werden / vnd wollens nicht gerne gestehen / Sondern vns vberreden / wir sollen gläuben / sie halten auch darfür / der Leib CHristi sey gegenwertig / vnnd allein der hadder / de modo praesentiae, wenn man aber fraget / ist denn das wesen deß Leibes /
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(welches ja CHRISTVS seinen Leib heißt / Nemlich / eben den / so für vns am Creutz gehangen) gegenwertig? So sagen sie klar / lauter / vnd rund / Nein / der sey nicht / könne auch nicht gegenwertig seyn / Ist die frage / wie närren sie denn nicht die Leute / da sie sagen / Es sey allein diefrage / wie er da sey / bekennen aber / er sey nit da. Onzweiffel ist er nicht da sua praesentia, so ist er nullo modo praesens, es heisse denn bey jhnen praesens vnd absens ein ding / so narren sie dennoch die Leute. Diß schreibe ich darumb / nicht daß ich allhie den gantzen han del wolte zuuerklären / vnd jren schwarm zu widerlegen fürnem̅en / Sondern daß man betrachte / warumb wir Lutherum so hoch vnd werthhalten / daß solches nicht geschiehet / wie sie vns schuld geben / seiner Person halben / Sondern von wegen seines hohen Beruffs / vnd trefflichen Werckes / das Gott durch den Mann hat außgerichtet / darzu sonst aller gewalt / macht / kunst vn̅ weißheit aller Key ser / Ja aller Welt were zu wenig gewesen / daß darauß kein zweiffel ist / Gott hat sich damit deß öffentlich verkläret für aller Welt / daß er diesen Mann / zu dem seligen Mann brauchen wollen / damit die reine Lehre in allen stücken / durch jhn solte zu guter nacht / für dem Jüngsten tage / am ende der Welt / widerumb gere iniget / vnd herfür gebracht werden / Welches warumb wir aber von den Sacramentschwermern nicht sollen / noch wenn wir gleich wolten / könten gleichsfals halten / kan ein jeder Gottseliger frommer Christ / leicht lich vnd bald abnem̅en / auß dem / wie sie jre Sache eben / wider diesen von Gott erweckten Mann angefangen / vnnd wünderlich geführet haben / als jetzund vermeldet / vnd erzehlet ist. Vnd achte wol / weil sie jr Geist deß erinnert / da sie es verstehen kön̅en / darum̅ haben sie diß geticht / von der verkehrung Lutheri für seinem ende / im Druck herauß gegebe̅ / vns den lieben (er vns ja im hertzen lieb / der thewre Mann Gottes) Lutherum damit zunemen / vnd von den gedancken hinweg zureissen / die vns billich sein heiliger hohtr beruff / deß GOtt lang zuuor durch Paulum alle
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Welt vertröstet / sonst machen / vnd machen sollen / wo wir nicht Gottes vnnd seiner erzeigten Wolthat schändlich vn̅ bößlich / mit höchstem lästerlichem vndanck vergessen wolten / da vns der fromme Gott / in ewigkeit für bewaren sol / Amen. Wiewol sie aber nicht wöllen / daß es ein geticht oder traum sey (wie der Träumer von Luthero / etwa für der zeit auff der Papisten seiten / oder jnen ja zu gut / sonst wol mehr gewesen) sondern geben für / daß sie die Personen könten namhafftig machen / welche das vom Philippo / nicht als seinen Traum / sondern ein warhafftig geschicht persönlich angehöret / So sage ich doch dagegen / daß ichs beyde vom Philippo / sonderlich aber von Luthero / für eine grobe / dicke / vnverschämpte / fette Lügen halte der Sacramentlesterer / Vnd bitte alle fromme Hertzen / sie wöllen es frölich anders nimmermehr gläuben / auch Philippo zu ehren / enders nicht bereden lassen / vnd sind diß meine vrsachen. Denn erstlich / hat ja Lutherus in dieser sache nichts kindisch gehandelt / wiel weniger seine meinung von den Scholasticis genommen / wie jhm auch vngütlich auffgetichtet wirt / sondern hat das klare / helle Wort Gottes gewaltig für sich gehabt / darauff er all seinen grund gesetzet / wider diese Rotte / hat auch denselbigen grund wider jre Träume vn̅ vernünfftige einrede / oder wie sie jnen der schwartze Geist im schlaaff fürgebracht / so deutlich vn̅ klar gewiesen / daß jr viel / auch die fürnembsten vnter jnen zuletzt es nicht ferrner haben läugnen können / sondern sind von jhrem gefastem schwarm / zu dem Luthero getretten / vn̅ den jrrthumb offentlich widerruffen / wie dasselbige vnser etlich tausent zu Wittenberg auß jrem munde gehöret haben / vnd durch offentlichen Truckbezeuget ist. Nun haben / sind derselbigen zeit / die folgenden Schwermer / gar kein new Argument fürgebracht / das da einiges ansehens gewesen were / sondern stümpeln vnd leiren jmmer fort auff einer seiten / von der eigenschafft deß Leibs Christi / von seiner Aufferste
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hung / welches jhnen doch Lutherus für längst abgejaget vnnd genommen hat / vnd dagegen den Brocken ins Maul vnnd Rachen gestossen / daß sie beweisen sollen / Nich auß jrem närrischen kopff / der sich selbst nicht kennet / sondern auß Gottes Wort vnnd heller Schrifft / daß Christus keine andere weise habe / seinen wesentlichen / waren Leib im Abendmal zugeben / denn grober / vernünfftiger / greifflicher / reumlicher / sichtlicher weise / An dem Brocken würgen sie noch heut zu tage / wie ein armer Hund / speyen vn̅ seiffern / wie arme rasende Leute / schänden vnd lästern darzu wie Türcken / daß sie mit worten wol viel von Christo rhümen / wenn man aber zum beschluß mit jnen kommet / so kan vnd vermag mein vnd dein liebster Heiland mehr nichts / den̅ ein armer gemeiner mensch / sie läugnen was sie wöllen / jre Bücher vberführen vnd vberweisen sie deß gewaltig. Wenn denn der liebe Lutherus / seine meinung hette fahren lassen / vnd geändert / wie solte er nicht damit haben lassen Gottes Wort fahren / vnd das geändert? Vnd was hette er deß können für vrsach haben? Solte es das seyn / das Philippus sol gesagt haben / Der Zürcher Lehre stimmete besser mit der alten Christlichen Lehrer schrifften vberein / den̅ ďvnsern? Ach HERR Gott / so were es zumal ein sandiger elender grund / Denn wie dieselbigen Vätter (wenn sie vom handel reden deß Abendmals) mit den Zürchern vberein stimmen / hat Philippus selbst für der zeit / aller Welt gewiesen / so wol als auch andere feine gelehrte Männer / vnter welchen mein frommer D. Heßhusius / vnd denn mein lieber Coadiutor M. Chemnitius nicht die geringsten sind / So weiß man ja ja wol / vn̅ ist aller Welt kund / daß ja Lutherus jm nit der Schrifft meinung auß den Vättern lassen weisen / Sonder der Vätter lehre auß der Schrifft (wie sie allzumal selbst befehlen vn̅ haben wöllen) probiret hat / vnnd eben mit diesem einigen stücke den leidigen Bapst wehrloß gemacht / Hände vnd Füsse gebunden hat / weil jm nun Concilia vn̅ Vätter one schrifft nichts dienen / oder wider die
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Schrifft / vnd sich selbst schändlich vn̅ bößlich werden eingeführet. Aber nun kommen vnsere Träumer vn̅ Lügener daher / Philippus habe der Vätter Lehre gerhümet / vn̅ gehustet / daß der Zürcher Lehre besser mit jnen vbereinstimme / denn der vnsern / wirde nicht gedacht von den vnbesonnenen Träumern / das doch ein gewaltiger / ansehenlicher Spruch Göttliches Worts / darauff Lutherus allein allen grund setzete / were fürgebracht / Vnd dennoch flugs darauff / hat Lutherus anfahen zu schwermen vom Sacrament / wie die andern / Vnd deß sollen wir albern Narren / vns solche klügling bereden lassen / Denn du wirst wunder hören / wie sie vber dieser meiner Schrifft zörnen werden / daß wir jhrem lügenhafftigen fürgeben nicht gläuben / sondern die Lügen greiffen / vnd nach dem achten Gebott widerlegen. Lieben Schwermer / wenn wir Lutherum nicht gekennet / seine Bücher nicht gelesen / vnd den freidigen gewissen Geist (wie er es verteutschet vnd glosiret hat / Psalm. 51.) welchen jm der fromme Gott für vielen tausenden reichlich gegeben / erfahren hetten / so möchte man solche lame zoten fürbringen. Vns die wir jn / so viel Jar / in seinem schönen herrlichen alter / in so vieler schwerer arbeit / gewaltigen certaminibus vnd händeln / in seinen herrlichen disputationibus vnd lectionibus persönlich gehöret / wirt man es diß Jar nicht bereden / sondern müssen sagen / wie es an jm selber ist / Teuffel du leugest / vn̅ tichtest solches vnverschämpt vnd gröblich auff den heiligen werckzeug Gottes / vnter der Erden / derselbige Gott sol dir es auch vergelten / Amen. Ich fluche nicht / sondern bette / das hörestu wol. Zum andern / wirt noch ein sonderlicher feiner schwang mit eingeführet / Denn nach dem Philippus also Lutherum auff der Schwermer meinung sol geführet haben / vnd begeret derhalben ein lindes schreiben an Tag zugeben / die warheit (mit vrlaub) zu bezeugen / vnd der Kirchen zuhelffen / Sol Lutherus sich deß haben geweigert / vnter dem schein / daß er damit die gantze Lehre würde
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verdächtig machen / etc. Hie bitte ich freundlich / höre fleissig darauff / Lutherus (sagen diese tichter) erkennet die warheit vn̅ gefahr der Kirchen / wil aber die erkan̅te warheit nicht bezeugen / durch ein offentliche schrifft / noch der Kirchen damit helffen / Vrsach sol diese seyn / denn damit würde er seine gantze Lehre in verdacht bringen / wen̅ er die warheit vn̅ den jrrthumb bekennete / Wen̅ aber Philippus nach seinem tode etwas thete (ach leider allzu viel gethan / etc.) Vnd solche meinung Lutheri von seiner verkehrung offenbarete / so würde seine Lehre nicht verdächtig / Verstehestu das? Ich frage aber widerumb / was köndte der Lehr Lutheri hinfürter zu ewigen zeiten für glauben gegeben werden / vnd der Kirchen nutz seyn / wenn er in dieser wichtigen sache / der er sich so hoch / hertzlich vnd trewlich angenommen / die jm für sein Leib vnd Seel gegangen / einigen jrrthumb vernommen / vnd denselbigen vns nit selbst bey seinem leben vermeldet / sondern auff Gottes beraht die elende arme Kirche betrieglich / darinnen hette stecken lassen / vnnd damit / wie die scelerata pagella droben verzeichent / meldet / Ihr heil vnd verderben in den wind geschlagen? So hat Augustinus libro retracta tionum geschrieben / auch ausser denen / in andern Büchern viel ding / so er zuvor geschrieben / widerruffen / wie Lutherus selbst auch / Wer darff aber sagen / oder jm träumen lassen / daß damit jre Lehre verdächtig gemacht sey? Sprichstu / ja das gibt man auch Luthero nicht schuld / sondern erzehlet / weß er sich besorget habe. Antwort: So vbertichtet vnd vberleuget man jn dennoch damit / daß er seiner ehr vnd pflicht gegen Gott vnd der Kirchen vergessen / wenn er dieselbige nit wöllen offentlich warnen / sondern im jrrthumb / darein er sie gewaltig geführet (ich schwerm jetzund mit) lasse jn bößlich stecken vnd verderben / Allein daß seine andere Lehre nicht möchte verdächtig werden / welches doch nicht war ist / oder eben so wol / vnnd viel mehr hette geschehen müssen / damit daß er die Sachen dem Philippo befohlen / der es also solte nach seinem Tode / vngeachtet al
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les verdachts / berichten / vnd Lutheri verkehrung offenbar machen. Ach Gott von Himmel / Lutherus war der leichtfertige Man̅ nicht / der seine Bücher vnd Lehre / wenn solche jrrthumb darinnen gewesen / solte vngewarnet für die liebe reine Warheit / vnd der armen Kirchen wolfahrt gesetzt haben / Vnd darff solches keiner beweisung / da stehet das grosse hohe werck für aller Welt / was er vmb der Warheit / vn̅ Kirchen willen gethan / gelitten / vertragen / vnd außgestanden hat / welches werck offentlich diese schamlose lügen vberführet / daß es eine verdampte Teuffelische Calumnien ist. So war er so alber vnd einfeltig nicht / das er solte das vernommen haben / wie viel mehr alle seine Lehre in verdacht kom̅en würde / wenn nach seinem Tode / durch andere solche gedichte verkehrung / solte von jm seyn außgebreitet worden / den̅ wenn er selbst davon seinen gründlichen bericht gethan / den er auch / wenn es sich dermassen erhalten / hette thun können / mehr denn zehen mal / besser als Philippus / oder wer auch vber Philippum könte gerhümet werden / etc. Ich weiß was ich schreibe / vnd kenne Lutherum. Zum dritten / wir wöllen aber kürtzlich seine eigentliche offentliche Predigten fürnemen / die er eben vmb die zeit / wenig Tage zuvor vnd hernach gethan / als Philippus solche vnterredung (wie das Geticht droben meldet) sol mit Luthero gehabt haben / damit wir auff den grund der warheit kommen / vnd die schamlose Lügen greifflich / vnd offentlich an den Tag gebracht werde. Vnd ist Lutherus / wie der bericht von seinem selige̅ abschied / auß diesem tödtlichen Leben Tom. 8. Jen. Teutsch / fol. 421. vermeldet / den 23. Januarij von Wittenberg außgezogen nach Eißleben / vnnd also diese getichte vnterredung geschehen / den 22. zuvor / das ist / Freytag post Dominicam secundam Epiphaniae, auff welchen Sonntag er die letzte Predigt zu Wittenberg gethan / die findestu Tom. 8. fol. 312. So liese nun dieselbige fleissig / wie er so eyferig / heiß vnnd ernstlich mit gutem bedacht / vnd vorsatz / wider alle die jenigen ge
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prediget / die nicht allein die schändliche vernunfft in Göttlichen sachen sich verführen lassen / Sondern auch die andern / so da fürgeben / man müsse nochmals solchen Schwermern / Rottengeistern / vnd Papisten etwas nachgeben / jnen weichen / nicht so halßstarrig seyn. In welcher Predigt er sunderlich mit namen die Sacramentschwermer nennet / vnnd zum vierdten mal sie mit diesen worten abweiset / fol. 314. fac. 2. Wenn du einen Sacramentschwermer hörest / der daher lästert / Im Sacrament deß Altars / ist nur Brot vnd Wein. Item / solte Christus auff dein wort vom Himmel steigen / in dein Maul vnd Bauch / etc. Aber was sagstu mir hiezu: Diß ist mein geliebter Son / den höret / Vnd der saget / Diß ist mein Leib / Troll dich mit deinem dünckel auff das heimliche gemach / höre auff du verfluchte Hur (du vernunfft) wiltu meisterin seyn / vber den Glauben / welcher saget / daß im Abendmal deß HERRN / sey der ware Leib / vnd das ware Blut? Wie meinestu? Solte wol dieser Christliche brennender / Gottseliger / vnd auß Gottes Wort / mit gutem grund gefaster eiuer / in einem solchen Mann / in fünff Tagen gefallen vnd verloschen seyn / daß er flugs den Freytag hernacher / dieselbige Wochen vber solcher Lehre kleinmütig würde? Ach ja Philippe / wir haben ja zuviel gethan / vnd ist der Zürcher Lehr viel besser / denn der vnsern / zwar wo er sie für gut halte / oder an welchem ort / das hat er klärlich mit den worten angezeigt / da er spricht / Troll dich mit deine̅ dunckel auff das heimliche / etc. da mügen sie es weiter lesen / die verdampten Leute. Ja sprichstu / wen Gott haben wil / kan er auch in einem Augenblick bekehren. Antwort / das ist war / Er bekehret aber freylich nicht den jenigen / der da rechte vnnd in seinem wort wolgegründte meinung hat / Denn das were nicht bekehret / sondern rerkehret / welches der leidige Teuffel thut / vnd nicht vnser HERR Gott. Auff daß aber augenscheinlich klar vnd offenbar werde / ob Lutherus diese meinung dermassen / wie die scelerata pagella für
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gibt im gegenbericht / geändert habe / oder nicht / so bitte ich freundlich / lise doch fortan / was Lutherus / nach dem er nun von Wittenberg das letzte mal nach Eißleben verreiset gewesen / den 26. Januarij (das ist / den vierdten Tag nach geticher vnterredung mit Philippo) zu Hall / auß dem 9. Capitel Actorum / von der bekehrung Pauli geprediget hat. So wirstu finden / Tom. 8. folio 307. Als er den Rhat vermahnet / der Barfüsser Mönch jrer lästerung zu wehren / daß er diese wort offentlich geredet. Es sind dennoch / Gott erbarm es / sonst allzuviel / die das Wort anfeinden / verfolgen vnd lästern / wie die Sacramentschänder in Schweitz / vnnd Widertäuffer im Niderland. Wo nun jhr Lügentichter / wo nu? Ewer getichter Philippus saget / Der Zürcher Lehre vom Abendmal / sey richtiger vnd besser / denn der vnseren / demselbigen sol Lutherus haben beygefallen / Hie stehet aber Lutherus / noch bey seinem leben / in guter vernunfft / offentlich / nicht im Winckel / für Gott vnd der heiligen Kirchen zu Hall / bekennet vnd beklaget / daß nicht die Zürcher allein / Sondern nennet frey den gantzen vmbkreiß / darinnen fürnemlich die Zürcherlehre getrieben wirt / dieselbigen allzumal Sasramentschänder / Feinde / Verfolger vnd Lästerer seyn / deß reinen Worts Gottes. Rat nun zu lieben Tichter / Lügener / vnnd Verleumbder der Todten vnter der Erden / Wem sollen wir gläuben? Euch / die jr offentliche vnwarheit tichtet durch den Truck in alle Welt / auff den verschlossenenen mund Lutheri / oder dem lebendigen / Gottseligen / heiligen werckzeug Gottes / was der nicht heimlich im Winckel / bey eintzelen Personen / one schrifftliche oder ander glaubwirdige kundschafft vnd zeugniß / Sondern offentlich / an dem ort / da die ware Christliche Kirche / die heiligen Engel / vnd Gott selbst gegenwertig ist / frey bekennet vnd geprediget hat? Also liesestu in seiner letzten Predigt auff Erden / zu Eißlebben gethan / den 14. Februarij / das ist / den vierdten Tag für seinem seligen abschied / Tom. 8. Iennensi, fol. 336. fac. 2. kein ärmer / ge
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ringer / verächter Discipel ist auff Erden / als Gott / Er muß aller Jünger seyn / Jederman̅ wil sein Schulmeister / vnd Praeceptor seyn / das sihet man von anbegin der Welt / in allen Ketzern. Arrius vnd Pelagius / Vnd jetzt zu vnser zeit die Widertäuffer / vnd Saeramentirer / vnd alle Schwermtr / vnnd Auffrührer / die sind damit nicht zu frieden / was Gott gemacht vnd eingesetzt hat / können es nicht lassen bleiben / wie er es geordnet / etc. Das ist ja gut teutsch / vnd so viel gesagt / daß Lutherus noch die zeit / da er kürtzlich in vier Tagen von der Erden scheiden sollen / die Sacramentirer für verkehrer vnd verfälscher der einsetzung / vn̅ verordnung Gottes (als seine Praeceptores, davon er studieren solte / vnd sich lassen reformiren der arme Gott) gehalten / vn̅ mit namen offentlich beschüldiget hat / Wie kan er denn sich zu jhnen bekannt haben / vnd jhres theils zuvor geworden seyn? Es ist auch dieses war / Daß D. Luther eben dieselbige zeit / da er zu Eißleben gewesen / vnd wenig Tage für seinem seligen ende / In gegenwertigkeit vieler glaubwirdiger / vnnd ansehenlicher Leut / vnter andern / auch diese wort vber Tisch geredt hat / Er wolle noch für seinem ende (So jhn Gott / etc. kurtze zeit leben liesse) drey dinge außrichten / darnach wolte er sich in sein Ruhebette legen / vnd in Christo entschlaffen / Eins were / Er wolte wider die Vniuersitet zu Löuen schreiben / vnd jnen auff jre Propositiones antworten (diese antwort / wie er sie angefangen / vnd sind auch gedruckt worden / hat man in seiner Taschen / nach seinem Tode funden / welche Handschrifft D. Caspar Creutziger bekommen hat.) Zum andern / wolte er / so bald jhm Gott wider nach Wittenberg anheim verhülffe / wider die silberne Juristen schreiben / die nichts anders theten / denn Fürsten vnd Herrn in einander hetzeten / vnd all das vnglück anrichteten. Zum dritten / so wölle er auch zum Valete noch ein mal wider die Sacramentschänder schreiben / vnnd als denn beschliessen. Darauß auch genugsam zuverstehen / daß da keine veränderung seiner vorigen meinung / vnd Lehre
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vom Sacrament gewesen / viel weniger hat jhn gerewet / daß er wider die Sacramentlästerer gestritten / jhre meinung widerfochten / vnd verworffen hat / sintemal er gentzlich im willen vnnd fürhaben gewesen / solches zuwiderholen / Vnd zum Valete noch einmal wider jhre lästerung zuschreiben.

Höre auch hieuon seinen Brieff / der an den Probst zu Bremen geschrieben / Anno 1546. den 17. Januarej.
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SVO INDOMINO IACOBO PRAEPOSITO BREMENSI.
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SAlutem & pacem. Senex, descriptus, piger, fessus, frigidus ac iam monoculus scribo, & qui sperabam mihi nunc emortuo requiem (vt mihi videtur) iustissimam dari, quasi nihil vnquam egerim, scripserim, dixerim, fecerim, ita obruor scribendis, dicendis, agendis, fere̅dis rebus. Sed Christus est omnia in omnibus potens & faciens, benedictus in fecula, Amen. Quod scribis Heluetios in me tam efferenter scribere, vt me in foelicijs ingenij hominem damnent, valdegaudeo. Nam hoc petui, hoc volui meo illo scripto, quo offensi sunt, vt Testimonio publico suo testarentur sese esse hostes meos, hoc impetraui, & vt dixi gaudeo. Mihi satis est infoelicis simo omnium hominum, vna ista beatitudo Psalmi, Beatus vir qui no̅ abijt in consilio Sacramcntariorum, nec stetit in via Cinglianorum, nec sedit in Cathreda Tigurinorum. Habes, quid sentiam. Caeterum quod petis, vt pro te ore̅, hoc facio, tu vicissim pro me ores quaeso. Et sicut ego no̅ dubito tuas pro me orationes valere: Ita ne dubites meas pro te valere. Et si ego prior abiero, quod opto, traham te post me, si tu prior abieris, trahes me post te. Quia vnu̅ Deum confitemur, & expectamus Saluatorem cum omnibus Sanctis. Louenses iam publico scripto coepi tractare, quantum Dei dono potero. Iratus enim sum in ista bruta plus quam deceat tantum me Theologum & senem, sed Sathanae monstris oportet occurrere, etiamsi vltimo spi ritu in eius flandum sit. vale, & cogita te esse mihi non modò ex veteri & familiarissima amicitia, sed propter Christum, quem vnà mecum doces, Charissimum, Peccatores sumus, sed ille est iustitia nostra, qui viuit in aeternum, Amen. 17. Ianuarij, M. D. XLVI. Saluta tuam, tuos nostros omnium tuorum nomine reuerenter. T. Martinus Luther.
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Das ist auff Teutsch vngefehrlich souiel.
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ICh alter / abgelebter / fauler / müder / kalter / vnnd darzu ein Eineugiger schriebe jetzund. Vnd do ich meinete / man solte mir halb erstorberen billich ruhe lassen / so gehets / als ob ich niemals etwas geschrieben / geredet / vnnd gethan hette / daß ich mit schreiben / reden / thun / vnd dulden vberheuffet werde. Aber Christus / der alles in allem ist / der ist mächtig / vnnd thetig / der sey gebenedeyet in Ewigkeit / Amen. Daß du schreibest / Wie die Schwetzer so vngehalten vnd frech wider mich schreiben / vnd mich als ein vnglückseligen / vnd vnglückseligsten verstands Menschen verdam men / deß frewe ich mich gar sehr. Denn das habe ich begeret / das ha be ich haben wollen / eben mit derselbigen Schrifft / damit ich sie so hart erzürnet habe. Auff daß sie mit jrem eignen / öffentlichen Zeug niß bezeugten / daß sie meine Feinde weren. Daß hab ich nun erlanget / Vnd (wie ich gesaget) so frewe ich michs auch. Ich aller Vnglückseligster vnter allen Menschen / habe an dieser Seligkeit deß Psalms gnug Selig ist der Mann / der nicht wandelt im Rhat der Sacramentirer / Noch trit auff den weg der Zwinglianer / Noch sitzt da die Zürcher sitzen. Da hastus / was meine meinung ist / Das du auch begerest / daß ich für dich bitten sol / daß thue ich. Ich bitte aber / daß du auch für mich bittest / Vnnd so wenig als ich zweiffele / daß dein Gebete für mich kräfftig ist / So wenig zweiffele du / daß das meine für dich gelde. So ich auch für dir hin gehe (welches ich wündsche) so wil ich dich nach mir ziehen. Gehestu ehe denn ich / so wirstu mich nach dir ziehen. Denn wir bekennen vns zu einem Gott / vnd warten mit allen Heiligen / auff vnsern Seligmacher. Ich fahe jetzt an / so viel ich durch Gottes gnade̅ werde thun können / wider die von Löuen zu schreiben. Denn ich erzüne mich vber die vnuernünfftige Esel / schier hefftiger / den̅ mir einem solchen Theologen / vn̅ alten Man̅e wol gebüret. Doch muß deß Sathans vngehewren Schuppen begegnet werden / solte ich auch gleich mei
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nen letzten Odem vber jn lassen. Gehab dich wol / Vnd bedencke dz du nit allein meiner ältesten vnd besten Freunde einer bist / sondern das ich dich vmb deß Christi willen / den wir zu gleiche lehren / liebe. Wir sind Sünder / der aber ist vnser Gerechtigkeit / der da lebet in ewigkeit / Amen. 17. Januarij 1546. Grüsse in aller ehrerbietung deine / vnd die deinen von vnser aller wegen. Martinus Luther D. Zum vierdten / wil ich nichts dauon sagen / daß er in den dreyen Wochen / so er zu Eißleben gewesen / zwey mal Communicieret hat / viel herrlicher tröstlicher rede von jhm gehöret sind / aber kein wort dauon vernommen ist / daß er mit dem wenigsten an seiner vo rigen lehre gezweiffelt hette / Sondern diß ist alles gar wol zu betrachten / als jn die letzte Stunde seines abschiedes betretten / die keinen Menschen lest schertzen noch liegen / vnd er jetzund seinen Geist solle von sich geben / das Leib vnd Seel wollen scheiden / hat jm Doctor Jonas Seliger zugeruffen / vnnd gefraget: Ob er nun auff Christum / vnnd die Lehre / wie er die geprediget / wolte beständig sterben / hat der selige Mann / mit heller vernemlicher Stimme / daß man es deutlichen / im gantzen Gemach hören kündte / diß letzte wort auff Erden geredet / damit seinen Mund vnd ende vernünfftig vnnd Christlich geschlossen / vnnd frölich Ja gesaget / Tom. 8. Ihenen fol. 424. Nun köndten die Sacramentschwermer nicht leugnen / daß ein eben groß vnnd fürnemes theil seiner Lehre / diese Bücher vnd Schrifften gewesen sind / so er wider jhre Rotten öffentlichen hat lassen außgehen / welche Lehre er wider repetiret / vnd sich darzu bekannt in seiner letzten Predigt zu Wittenberg / vnnd folgenden seinen letzten Predigten (nach dem er von Wittenberg kommen) zu Hall vnnd Eißleben / für welche wir dem Herren Magistro Ioanni Aurifabro billich ewig dancken sollen / daß er dieselbigen auffgezeichnet hat / denn worzu sie vns nütze seyn / erfahren wir jetzund allzu wol.
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So laß nun die Schwermer tichten oder beweisen / wie stattlich sie können vnd vermögen auff Philippum / diß vnnd anders / viel oder wenig / wie sie wollen / Vom Luthero verstehestu wol / ist es erlogen (Ich muß gut Teutsch reden / so vernimpt man was die sache ist) vnd ist er ein Ertzfeind gestorben der Sacramentlesterer / nicht jrer Personen halben / Darumb ist er niemands Feinde gewesen / sondern von wegen jrer lesterung / die sie wider Gott / zu verkerung deß heiligen Testaments / deß ewigen Sons Gottes / außgiessen / die Kirchen damit betrüben / viel armer hertzen verführen / vnd tödtlich verwunden / welchen hochmuth vnnd boßheit sie noch rühmen / vertheidigen / vn̅ mit getichter schmach vnd schande / deß heiligen Manne Gottes Lutheri / vnter der Erden schmücken vnnd putzen / Solche Leute lerne du kennen / vnd wie der from̅e Gott durch Paulum befihlet / meide sie. Es kan auch warlich / mit solchen blossen vnnd erdichten fürwendung / so leichte nicht zu nichte gemacht werden / die gar ernstliche protestation, die D. Luther in seiner bekenntniß gethan / da er (wie Tom. 3. Ihen. Germ. fol. 554.) also schreibet. WEeil ich sehe / daß deß Rottens / vn̅ Irrens / je lenger je mehr wirdt / vnd kein auff hören ist / deß tobens vnnd wütens deß Sathans / damit nicht hin fort bey meinem Leben / oder nach meinem Todt / der etliche zukünfftig / sich mit mir behelffen / vnd meine Schrifft / jr jrrthumb zustercken / fälschlich führen möchte̅ / wie die Sacraments / vnnd Tauffsschwermer anfingen zuthun / So wilich mit dieser Schrifft / für Gott vn̅ aller Welt / meinen Glauben / von stück zu stück bekennen / darauff ich gedencke zubleiben biß in den Todt / drinnen (deß mir Gott helffe) von dieser Welt zuscheiden / vn̅ für vnsers HERren Jesu Christi Richtstul kommen. Vnd ob jemands nach meinem Todt würde sagen / Wo der Luther jetztlebte / würde er diesen Artickel anders lehren vnnd halten / denn er hat jn nicht gnugsam bedacht / etc. Dawider sage ich jetzt / alsdenn / vnd denn als jetzt / Daß ich von Gottes gnaden alle diese Artickel habe auffs fleissigste bedacht / durch die Schrifft / vnd wider herdurch / offtmals gezogen / vnnd so gewiß
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dieselbigen wolt verfechten / als ich jetzt habe das Sacrament deß Altars verfochten: Ich bin jetzt nit truncken / noch vnbedacht / Ich weiß was ich rede / füle auch wol / was mirs gilt auff deß HERREN Jesu Christi zukunfft / am Jüngsten Gericht. Darumb sol mir niemands schertz / oder lose Theiding darauß machen / Es ist mir ernst. Denn ich kenne den Sathan von Gottes gnaden / ein groß theil / Kan er Gortes Wort vnd Schrifft verkeren / vnd verwirren / Was solte er nicht thun mit meinem / oder eines andern Worten? Nun dencke du / vnnd ein jeder frommer Christ / ob auff ein solch getichte zu geben sey / daß D. Luther / von derselben beken̅tniß / vnd lehre haben abtretten können / vber der er mit so ernsten worten protestieret hat. Oclende blinde Leuthe / die solches tichten vnnd gläuben dürffen. Ich kan es aber auch vom Philippo / mich nicht bereden lassen / daß er solch Getichte jemals solt für war gehalten / oder deß jemands bericht haben. Ach HERR Gott / hette er ein einiges wort / dieser meinung vom Luthero gehabt / Wie solte er das gerühmet haben in alle Welt / sonderlichen im Pfaltzgräffischen Iudicio. Item in seinen Brieffen an den Fladergeist / Albertum Hardenberg / Dem er sich doch auff die Bremische Disputation / oder vnterredung / so freundtlich anbote / zu einem beystand / Bremen herunter in den dreck zu reissen / etc. Ich schreibe / das weiß mein Gott / mit betrübtem hertzen davon / den̅ deß Mannes fall thut mir vber die massen wehe / weil man aber in öffentlichen orationibus, vnd mit dem schönen herrlichen Carmine, durch den Druck / eben der ort / auch dauon rühmet / da man järlich seiner gedenckt / vnnd andere dasselbige leiden / darzu schweigen / die es anhören / vnd als danckbare fromme Discipel jren lieben Praeceptorem dermassen / mit grossem ergerniß der armen vnschüldigen Jugendt / verehren / So muß ichs lassen war / vnnd leider allzuwar seyn / aber es dahin achten / daß der jenigen viel / die im namen Christi auch grosse Thaten gethan / bey der Kirchen / dennoch die betrübte stimme hören werden / Non noui vos, Mat
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thei 7. Denn es heißt / Qui perscuerauerit, Matth. 24. Vnnd nicht wer abfelt vnd ein Schwermer wirdt / etc. Dennoch wie gesaget / Gläube ich nicht / daß Philippus sein lebenlang / solch Getichte vom Luthero für warheit gehalten / Ja das er nach seinem Todt / auch lange zeit / das Widerspiel gehalten vnnd beklaget habe / kanstu auß folgenden seinen Worten / so er an Doctorem Ioannem Cratonem Medicu̅ Vratislauiensem geschrieben / Anno 1560. den 21. Martij / das ist / 14. jar nach dem Todt Lutheri / vn̅ eben vier Wochen für seinem selbst eignen ende / klärlich vnd gnugsam vernemmen. Du kanst auch beyläuffig / auß demselbigen schreiben diß abnemmen / ob nicht das Heydelbergische Geticht / fast auß diesen worten formieret vnd genom̅en sey / vn̅ sein das Philippi wort / wie sie die Sacramentschwermer selbst / in deß Pincieri antidoto drucken lassen. Anno 1561. mense Februario zu Basel fol. 176. Memini me Luthero ante annos 20. in itinere, cum & placidior & hilarior esset, recitare veterum Graecorum & Latinorum dicta, quae expressè dicunt, Panem & vinum esse, Item signum, Item figuram, Cumque adderem, Recentem errorem esse, ponere (Sic enim recentiores loquuntur) Ibi ille haec verba subiecit, Mirum esse in Ecclesia recenti, potuisse tantum errorem tam diu haerere, & tam late recipi Re pressi me, ac mirabar eum tempore in hac re moueri, Cum in alijs non moueretur, &c. Das ist auff Teutsch / Ich gedencke noch wol / das für zwentzig Jaren / als wir mit einander auff der Reise waren / vnnd Lutherus lustig vnd frölich war / Ich jm etliche Sprüche erzehlete / auß den alten Vättern der Grrechischen vnnd Lateinischen Kirchen / welche klärlich vermelden / daß Brot vnd Wein Zeichen sind / vnd Figuren deß Leibs Christi / wie ich aber darbey auzeigte / Es were gar ein newer Irrthumb / das man fürgiebet / das Brot werde ver
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wandelt nach seinem wesen / (denn also reden die newen Lehrer) saget er diese wort / Es were ein grosses wunder / daß ein solcher Irrthumb / so lange in der Kirchen geblieben / vnd so ferrn vnd weit were auffgenommen worden / Darauff ich zu rücke hielte / vnnd mich verwunderte / dz er hierin̅en sich liesse die lang verloffene̅ jar vn̅ zeit bewegen / so er sich doch in den andern stücken nichts bewege̅ lest / etc. Hie hörestu krärlich / daß Philippus vnderschiedlich beken̅et / was er mit Luthero geredet / die Transsubstantiation der Papisten belanget / darauff er der Vätter meinung angezogen / welche da sagen / Brot vnd Wein werden nicht verwandelt / solches habe Lutherus jhm lassen gefallen / wie auch zuuor allwege / Aber was die andern stück vom Sacrament belanget / habe er sich nicht allein kein langwirigkeit der zeit / noch ansehen der Vätter jrren / noch bewegen lassen / Sondern auch Augustinum ad Adimantum, vnnd Tertullianum interpretiret vn̅ außgeleget / was die sagen / de fi gura corporis Christi / das es sey de figura Geometrica zuuerstehen / Wie gefellt dir das? Weil denn Philippus die meinung Lutheri / das Adendmal Christi belangende / gantzer viertzehen jahr nach Lutheri todt beklaget / vnd von seiner verkerung nichts / aber von seiner bestendigkeit klärlich meldet / Ist die Frage / wenn ist denn diese verkerung Lutheri geschehen / dauon der Heydelberger gedicht meldet? Ich mag von der schamlosen / feindseligen / Schandlügen nit weiter schreiben / sondern wil hiemit alle fromme Christliche her tzen freundlich gebeten / vnd trewlich gewarnet haben / weil sie vernemmen / wie diese Leute sich auch mit greifflichen lügen auff die Todten vnter der Erden ertichtet / zu schmücken nicht schemen / sie wollen sich für jnen hüten / jrer müssig gehen / vnd darinnen betrach ten / Gottes Mandat vnd ernsten willen / 2. Corinth. 6. Gehet auß von jhnen / vnnd 2. Timoth. 2. So jemands sich reiniget von solchen Leuthen / der wirdt ein geheiligt Gefäß sein zu ehren / dem Haußherren breuchlich / etc. Wem zu helffen ist / dem helffe
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der fromme Gott / wer nicht wil / der gläube dieser / vnd andern jren lügen / so lang er wil / Er wirt seinen Richter wol sinde̅ / der fromme Gott erhalte vnd beware die seinen / Amen.

Lutherus im kurtzen bekenntniß vom heiligen Sacrament.
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ICh / als der ich nun auff der Gruben gehe / wil diß Zeugniß vnd diesen rhum mit mir für meines liben HERren vnd Heilandes Jesu Christi Richstulbringe̅ / Daß ich die Schwermer vnd Sacramentsfeinde / Carlstatt / Zwingel / Oecolampad / Stenckfeldt vnd jre Jünger zu Zürich / vnd wo sie sind / mit gantzem ernst verdampt vnnd gemiden habe / nach seinem befehl / Tit. 3. Einen Ketzer soltumeiden / wenn er eins oder zwee vermanet ist / vnd wisse / daß ein solcher verkeret ist / vnd sündiget / als der schlecht wil verdammet seyn / Sie sind offt genug / auch ernstlich gnug vermanet / von mir vnd vielen andern / die Bücher sind am tag / vnd gehet noch täglich vn ser aller Predig wider jre lästerliche vnd lügenhafftige Ketzerey / welches sie wol wissen. Item / Ich werde gezwungen / keines Schwermers / er heisse Stenckfeld / Zwingel / Oecolampad / Carlstad / oder wer sie sind die Schwermer / Brodfresser vnnd Weinseuffer / das ist / Christi Lästerer vn̅ Feinde / gemeinschafft anzunem̅en / sondern muß wider jre Brieff / Bücher / Gruß / Segen / Schrifft / namen noch gedechtniß in meinem hertzen wissen / auch wider sehen noch hören. Item / Ich müßte mich selbst in abgrund der Hellen / sampt jhnen verdammen / wo ichs mit jnen solte halten / oder mit jnen gemein schafft haben / oder darzu stillschweigen / wenn ichs mercket oder höret / daß sie sich meiner gemeinschafft anmasseten / oder rühmeten / dz thue / oder darzu schweige der Teuffel / vnd seine Mutter / Ich nicht. Darauff hat Philippus gantz vnnd gar daran verzweiffelt / das Lutherus zu einem Schwermer zu machen were / Ad Bullingerum. Nunquam maiore impetu hanc causam egit Lutherus, Desino igitur sperare Ecclesiarum pacem. Item, Haec noua belli instauratio impedit, noquid de moderatione nunc scribam &c. DEO GRATIAS.


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