Transkription

Tuckermann, Peter: Antwort Auff Ehrn Pavli Steinii Hoffpredigers zu Cassel Rettung : Auff der hohen Obrigkeit empfangenen sonderbaren Befehl gestelt.
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Antwort Auff Ehrn PAVLI STEINII Hoffpredigers zu Cassel Rettung Auff der hohen Obrigkeit empfangenen sonderbaren Befehl gestelt.
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Durch M. Petrum Tückerman Fürstl: Braunschweigischen Hoffprediger.
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Gedruckt zu Wolffenbüttel Durch Elias Holwein / F: B: Buchdrucker. Im Jahr / DC. M. XIX.
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GVnstiger lieber Leser / Es hat abermahl Ehr Paulus Steinius Hoffprediger zu Cassel etwas lassen Drucken / nemlich seine weitleufftige aus allen Calvinisten zusammen gesuchte Rettung seiner Friedens Predigt / vnd dieselbe wieder Herrn D. Mentzerum vnnd mich gestelt. Ob nun wol der Hochgelarte vnd Weitberümbte Theologus D. Mentzerus zweiffels ohne / vnd wo fern ers für nötig bey dieser klaren Sache erachtet / derselben Rettung gebürlicher weise begegnen / vnd Ehrn Steinio die Feder legen wird / daß meiner Antwort darauff gar nicht nötig / dennoch damit nicht Ehr Steinius wo ich gantz still schwiege / sich ferner möchte rühmen / auch andere sich in. Sin ziehen / wir weren dieses Ortes mit jhme einig / hat es die Notturfft erfordert etwas dargegen Drucken zulassen / vnnd jhm solchen Ruhm zubenemen. Wil dasselbe gar kurtz in etliche Puncten fassen / vnnd nicht einen solchen langen Senff davon / vnd eine mit geschwinden griffen gefassete gegen Rettung machen / wie Ehr Steinius gethan / den dadurch die Sache je lenger je weitleufftiger würde werden.

I.
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Ich habe hiebevor auff vnsers gnedigen Fürsten vnd Herrn gnedigen Befehl meine Antwort zu dem ende fürnemlich gestellet / daß ich vns der verdacht benehmen möchte / weil er vnnd andere vns mit dem Calvinißmo zugewolt / alß wenn man sich mit den Calvinisten in Hessen der Religion halben hette eingelassen / oder es noch zuthun willens wehre / vnnd ich auch eine Calvinische Predigt Dominica Reminiscere von der ewigen Gnadenwahl solte gethan haben / etc. Damit nun je
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derman vnser Glaub vnnd Bekentnis möchte bekand seyn / ist nicht allein eine Antwortauff die Friedens Predigt Ehrn Steinii / sondern auch die Predigt vom Cananeischen Weiblein / darin die Lehr von der Gnadenwahl fürgefallen / publiciret worden vnd damit öffentlich bezeuget / daß wir dem Calvinißmo nicht zugethan / es auch mit der Hessischen vermeinten reformirten Kirchen vnd Lehrern nicht halten. Dabey bleibe ich nochmals / vnd ist vnmüglich das in Glaubens vnnd Geistlicher Brüderschafft Sachen (den wie Reichs Kräiß Kriegs Vnion vnd dergleichen Weltliche Sachen Politischer weise zubestellen / wir Prediger der Oberkeit vnd Weltlichen befehlen) vergleichung solte getroffen werden / so lang sie bey jhren Irrthumben verharren / vnd nicht wieder zu vns vnd vnsern Kirchen vnnd deren Confession vnd Glaubens Bekentnis treten.

II.
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WEil Ehr Steinius in seiner Friedens Predigt sich außtrücklich vernehmen lassen / daß allein noch drey Puncten zwischen vns in etwas streitig / darauff nicht einmahl der Grund der Säligkeit beruhete vnd der importantz nicht weren / daß man sich zweiete / so habe ich dasselbe acceptiret vnd für bekand angenommen / vnd daher geschlossen / sie müsten derwegen die andern alle (Groß oder Klein / sie gehen der Grund der Säligkeit an oder nicht) haben fallen lassen / in welchen Zvvinglius / Oecolam padius, Calvinus, Beza vnd andere jhre Lehrmeister / Lutherischen Kirchen vnd dero Bekäntnüssen vnd Lehr zu wieder vnd abfellig worden. Wenn jhnen nun dasselbe ein ernst vnnd sie den Frieden meineten / solten sie sich richtig darauff erkleren / so wehre ein guter vnnd grosser anfangschon zum Frieden gemacht. Hette nu Ehr Steinius auffrichtig vnd Christlich wollen handlen / so hette er nicht dürffe̅ eine Rettung von etliche vnd Zwantzig
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Vogenstellen sondern in die kürtze gehen kön̅en vnd sollen / vnd sich mit dem einigen Wörtlem Ja vernemen lassen. Aber daran mangelt es jhm in der gantzen weitleufftigen Rettung / daß man also gleich greiffen kan / es sey weder jhm noch seines gleiche̅ kein Ernst sondern nur Betrug vnd Teuscherey / vnnd man sich derhalben desto fleissiger für jhnen fürzusehen hat / vnnd jhren Worten nicht zutrawen. Ehr Steinius wie man in der Rettung mercket / hette / gerne seine Wort wieder / vnd verstehet wol / daß er das Maul zu weit anffgethan mit den allein dreyen Puncten / Aber es ist heraus in offentlichen Druck / vnd kan er nicht fürbey / entweder er muß sich Lügen straffen vnd einen Wiederruff thun / oder seind allein drey Puncten noch streitig / so müssen die andern alle jhre richtigkeit haben / vn̅ müssen er vnd seines gleichen in den andern allen mit vns einig seyn / wofern sie für abtrünnige vnnd Göttlicher Warheit wiedrige nicht angesehen sein wollen. Darauff antworte Ehr Steinius auffrichtig vnd deutlich / wil er anders seine Ehr vnd Gewissen retten / vud seinem Ampt vnd der Warheit gnug thun / so wollen wir etwas naher zur Sachen vnd zum Frieden kommen. Ehe das aber nicht geschicht / vnd er je lenger je weiter vmb den Brey gehet wie eine Katze / die das Maul verbrennet / kan aus der Geistlichen Brüderschafft in Lehr vnnd Bekentnus Sachen vnd einem solchen Kirchenfrieden / wie von Ehrn Steinio vnd den seinen gesuchet / bestendiges nichts werden / wenn glelch Krafft Reichs Constitution die Glieder eusserlich feindlicher gewalt sich sämptlich wiedersetzten. In der Rettung Fol. 16. Wil sich Ehr Steinius dißfals entschuldigen / vnd gibt für er habe es so nicht gemeinet / wie ichs jhme außdeute / sondern habe nur drey Lehr Puncten / welche er alleine für die drey fürnemsten geachtet / für sich genommen / alß nemlich von der Persohn Christi / vom Abendmahl vnnd Gnadenwahl: Die geringere Sachen aber / darin beyderseits Evan
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gelischen noch mißfellig / alß den Exorcismum, die Weiber Tauffe / die Ostien / daß Brodbrechen / die Bilder / die Beicht / vnd Absolution vnd andere dergleichen / die Ceremonien betreffende Puncten (welche Ehr Tückerman in seiner Antwort gleichwol gewaltig hoch / gleich ob daran so viel gelegen / daß man derhalben einander die Geistliche Brüderschafft abschlagen könte / anzeucht) habe er in seiner Predigt nicht angerüret. Hie gibt sich Ehr Steinius bloß / daß er den Brey verschüttet / vnnd jhn gern wieder hette- Aber die Wortstehen in der Friedens Predigt außtrücklich da / daß allein noch drey Puncten seyn / darüber Streit sey / daß stimpt alhier mit der Rettung nicht vberein. Sein allein noch drey Puncten vbrig / so sein Ja ausser den dreyen weder geringere noch grössere Sachen vbrig / daran bey derseits Evangelische noch mißfellig. Das Ehr Stein aber einführet / Tuckerman ziehe in seiner Antwort gleichwol gewaltig hoch an / den Exorcismum, die Weiber Tauffe / die Ostien / daß Brodbrechen vnd andere dergleichen / die Cere nonien betreffende Puncten / gleich ob daran so viel gelegen / daß man ein ander die Geistliche Brüderschafft abschlagen könte. So gebe ich Ehrn Steinio hierauff zur Antwort daß er meine Wort aus meiner Antwort auff seine Friedens Predigt anziehe / wie der böse Feind die Wort aus de̅ 91. Psalm: Welches Son̅enklar jederma̅ fürkom̅e̅ wird / der meine Antwort wird auffschlagen / den ich nicht fürnemlich den Exorcismum, die die Weibertauffe / Ostien / etc. Vnd andere dergleiche̅ die Ceremonie̅ betreffende Puncten / so gewaltig vnd hoch angezoge̅ / sondern andere mehr / die die Ceremonien nicht betreffen / alß die Puncten von der Sünde / von dem heiligen Predigampt / vom Wort Gottes / von der Tauff Wesen vnd Wirckung / von Christi Verdienst vnd dergleichen Häuytpuncten / darauff die Säligkeit beruhet / ziehe ich sonderlich an / vnd führe daneben die andern mit ein / vn̅ daß eigentlich darumb / vnnd aus denen Vrsachen / weil Ehrn
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Steinij Spießgesellen hin vnnd wieder dieser Puncten halben Kirchen verwüstet / viel Vnruhe angerichtet / getrewe Lutherische Prediger verfolget / vnd sich in dero Stelle zu installiren, nach artjhres Brüderlichen Geistes / meisterlich beflissen. Das solte Ehr Steinius alhie besser in acht genommen haben / vnd da er etliche Zwantzig Bogen Papier vol geschmieret / hette er leicht das hinzu setzen können. Aber weils jhm in seinem Kram nicht gedienet / hat ers mit obgedachtem Gast vberhüpffet. Bald am ende seiner Rettung nemlich fol 200. & seque bringet Ehr Steinius abermahl von seinengeringen Sachen wie er sie tauffet / etwas für / vnd müssens jhm noch einmahl zum theil Ceremonien Sachen seyn / vmb welcher willen ein theil das ander nicht zuverdammen habe: Zum theil müssens falsche aufflagen sein. Aber wer legt jhme doch solche dinge auff? wie er sich beklagt. Sein Gewissen vnd Gedancken / die sich vnter einander verklagen vnnd schüldig werden wissen / werdens thun / ich aber thue es nicht: Sondern begehre nur / weil allein noch drey streitige Puncten vbrig / so wolle er sich in den andern allen zu vns bekennen / vnd erkleren / daß die jhre richtigkeit haben / vnnd das sie alles haben fahren vnnd fallen lassen / was Zvvinglius / Oecolampadius, Calvinus, Beza vn̅ ander Lehrer auff jhrer seiten vnserer Kirchen Lehr vnd Bekentnussen vngleich vnd zuwieder geschrieben sein das falsche aufflagen? mit nichten. Aber Ehr Stein felt wieder zurück vnnd wil bey den allein drey streitigen Puncten nicht bleiben / daß ligt jhm auff Hertzen / daß sind die falschen aufflagen. Ich aber lasse jhne alhie nicht gehen / sondern wiederhole ad nauseam usque (den ich habe mit Ehrn Stein zuthun / der hart zubewegen ist) sein allein noch drey in etwas streitig / welches aber / seinem fürgeben nach / den grund der Säligkeit nicht angehet / auch der Importantz nicht ist das man sich zweye / so last vns erstlich in den andern Puncten
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vnd Artickeln allen / sie sein groß oder klein / sie gehen den grund der Säligkeit an oder nicht / vberein stimmen / sie einmütig vnterschreiben / vns dazu öffentlich bekennen / wie sie in vnser Confession stehen / sie mit einem Mund vnd Hertzen lehren vnnd gleuben / so wird dem grösten Vnheil vnd Hindernus abgeholffen seyn / vnd werden die allein drey vbrigen sich wol schicken vnd finden / sonderlich / weil sie nicht den grund der Säligkeit / wie Ehr Stein fürgibt / angehen / auch der importantz nicht seyn / daß man sich zweye. Hiemit wird Ehr Stein auffrichtig heraus müssen / oder hiernegst nur still schweigen vnd hintern Berg liegen bleiben.

III.
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Ich könte es hiebey / biß sich Ehr Stein hierauff richtig erklerete / bleiben lassen / aber dieweil ers in seiner Rettung an etlichen Orten gar zu grob machet / muß ich jhme notwendig ein wenig antworten. Er gedencket zum offtern / daß ich in meiner Antwort zu einer vnd anderer in seiner Friedens Predigt fürgebrachter meinung still schweige / vnd will daraus schliessen / ich sey / da ich still schwiege / mit jhme einig / vnd Herxn D. Menrzero zuwieder aber er solte meine Antwort recht angesehen haben / so hette er mein stilschweigen so offt nicht dürffen anziehen. Meine Wort fluchs im anfang meiner Antwort lauten also: Habe mir auch nicht fürgesetzt alles nach der lenge zuwieder legen / weil ich vernommen / daß andere (dadurch ich sonderlich Herrn D. Mentzerum verstehe / der es auch gethan) solches zuthun bedacht / sondern wil nur kürtzlich etwas davon erinnern / vnnd vns der verdacht benemen. Hilfft jhn derwegen mein stilschweigen nichts / vnnd kaner im geringesten nicht draus erweisen / daß ich bald in diesem / bald in jenem mit jhm einig / vnd dagegen Herrn D. Mentzero zuwieder. Insonderheit aber ists gar zu grob daß er in seiner Rettungs
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dedication mit vnwarheit nicht allein meinen gnedigen Fürsten vnd Herrn darff anziehen / alß ob S. F. G. so groß gefallen getragen zu seiner Predigt / sondern auch noch dazu S. F. G. mit gesparter warheit darff eins vnd anders für bringen. Seine Wort sein diese: Inmassen E. F. G. Hoffprediger von zweyen in meiner Friedens Predigt angeregten streitigen Puncten / als nemlich von der Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Christi / vnd von dieser Frage: Ob der Glaube sey eine Vrsache der Gnadenwahl? sich außdrücklich in seiner antwort also vnnd nicht anderst erkleret / alß wie hievon in vnsern Hessischen vnnd andern reformirten Kirchen gelehret wird / daß nemlich die Lehr von der Allenthalben heit der Menschlichen Natur Christi bey seit zusetzen sey: Vnd das der Glaube nicht sey eine Vrsache der Gnadenwahl. In welchen beyden Puncten dann gedachter E. F. G. Hoffprediger. Ehr Tückerman / öffentlich andern genanten Lutherischen Kirchen vnd jhren Lehren / wie dann auch insonderheit Ehrn D. Mentzero wieder spricht / etc. Das ich hier in Ehrn D. Mentzero vnd andern Lutherischen Kirchen vnd jhren Lehrern öffentlich wiedersprechen solte / ist lauter vnwarheit / den das ich den letzten Puneten vom Glauben am ersten nehme / so schreibe ich in meiner Antwortauff die Friedenspredigt nicht simpliciter das der Gläube nicht eine Vrsach der Gnadenwahl sey / sondern erklere es / wie ichs meine / vnd wie es zuverstehen sey. Meine Wort lauten also. Der Hoffprediger gedencket in diesem Punct des praevisae fidei, &c. Wir alhie im Fürstenthumb Braunschweig lehren nicht / daß der Glaube eine Vrsache sey der Gnaden wahl / daß ist / nos propter praevisam fidem esse electos, daß wir von wegen oder vmb des vor ersehenen Glaubens willen / erwehlet seyn / wie man vns schuld gibt / sondern wir haltens mit Paulo 2. Thes. 2. Gott hat euch erwehlet von anfang zur Säligkeit in der heiligung des Geistes / vn̅ im Glauben der Warheit Diß ist im geringsten nicht wie
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der Herrn D. Mentzerum, sondern er setzet in seiner erinnerung wieder Ehrn Steinij Friedenspredigt eben dasselbige / nemlich Cap. XIV. fol. 39. seine Wort sein diese: So werden sie (die Calvinisten) gewißlich so wenig begehren zuleugnen das wir durch den Glauben in Christo erwehlet seyn (aber doch nicht vmb des Glaubens / sondern vmb Christi willen) so wenig sie leugnen / daß wir durch den Glauben in Ehristo gerecht vnd sälig werden. Item Tom: 1. Disputat: 14. Thes: 46. Calumniantur qui clamant, doceri â nobis, electos nos esse propter fidem, tanquam aliquod metitum: Non ita verum electi fumus per fidem, sive in fide, sive fide in Christum, &c, Vnd abermahl von der Gnadenwahl zu Giesse̅ gedrucket Anno 1612. Pag: 241. Das den Lesterern das Maul gestopffet werde / die vns beschüldigen wollen / als solten wir lehren / daß die Mensche̅ erwehlet sein vmb des Glaubens als eines Verdienstes willen. Welches wir deutlich wiedersprechen / vnnd sagen: Das nicht vmb des Glaubens / sondern vmb Christi willen sein wir erwehlet zum Leben / jedoch durch den Glauben in Christum. Vnnd pag. 279. Der Glaube verdienet nicht die Erwehlung sondern ergreifft die Gnade GOttes in Christo / dadurch wir erwehlet sind. Ist also vnd bleibet der Glaube mehr vnd weiters nicht als nur das Mittel oder gleichsam die Hand dadurch GOttes Gnade in Christo ergriffen wird / etc. Wer Ohren vnd Augen hat / (daran es den Ehrn Stein alhiehat gema̅gelt / sonderlich in Mentzeri Erinnerunge wieder jhn) der kan hören vnd sehen / daß ich Herrn D. Mentzero nicht wiederspreche / sondern einerley Wort mit jhme führe / wie er auch denselben obgedachten Spruch Pauli allegiret. So habe ich auch in meiner Antwort der Herrn Würtenbergischen Theologen Wort hievon aus dem 8. Cap. jhres Examinis angezogen / vnd hinzu gesetzt / daß wir mit den Würtenbergischen Theologen hierin̅en / gantz jinig sein. Heisset das andern genanten / Lutherischen Kirchen
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vnd Lehrern vnnd den auch insonderheit Herrn D. Mentzero wiedersprechen? wenn Ehr Stein abermahl meine Wort anzeucht wie der Teuffel den 91. Psalm / wie er alhie thut / so heisset es obgedachtem widersprechen / wen̅ er sie aber gantz anzeucht / so heisset es mit jhnen vbereinstim̅en / vnd einerleiy Wort Sprüche der Schrifft Verstand oder meinung mit jhnen führen. Vnd solte sich Ehr Stein gleichwol ein wenig entferbet haben / solche vnwarheit vnserer hohen Oberkeit fürzubringen. In seiner Rettung fol. 177. kompt er noch einmahl auff diese Frage vom Glauben / vnd da er vorher meine Wort in der dedication verstummelt / so setzet er sie alhie gantz / nos non electos esse propter praevisam fidem, wir sein nicht erwehlet vmb des vorersehenen Glaubens willen. Aber damit er etwas habe zutadeln / so hengt er hinan / ich hette bedencken sollen / daß die Frage also nicht von jhm in seiner Friedenspredigt formiret worden / ob wir erwehlet sein propter praevisam fidem? Diß ist traun ein gar kahles fürgeben / den man besehe in seiner Rettung Cap. 26. am vorhergehenden 176. Blade: Seine Wort lauten also: In der Friedenspredigt ist gemeldet worden / daß zwische̅ beyderseits Evangelischen von der Gnadenwahl diese Frage noch streitig sey: Ob der Glaube sey eine Vrsache der Gnadenwahl / also vnd der gestalt / daß GOtt der HErr von Ewigkeit her den Menschen zum ewigen Leben erwehlet habe / weil er gesehen / daß er in der fülle der zeit dem gepredigten Wort des Evangelij gleuben würde? Das ist seine Frage / wie Ehr Stein nicht leugnen kan / den also stehet sie da formiret. Wenn man nun die Frage kurtz fasset also: An Deus homine̅ propter praevisam fidem elegerit, ob GOtt den Menschen von wegen des vorersehenen Glaubens erwehlet? So ist ja das eine wie das andere: Wie jederman mit mihr bekennen wird müssen. Muß derwegen. Ehr Stein hie gar ein Stein sein gewesen / oder auch noch seyn / wo er das nicht sehen vnnd verstehen kan.
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Hette derwegen nichschreiben dürffen / in seiner Rettung / daß ich nicht nach dem vorgesteckten Zweck gezielet / sondern neben der Scheiben hin geschoffen. Er alß ein vngewisser Schütze mag dasselbe auff sich ziehen / vnnd auff ein andermahl besser zusehen. Das ist vom Glauben. In dem andern von der Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Christi thut Ehr Stein mir auch zu viel / vnd berichtet gleichfals vnsere hohe Oberkeit in der dedication fälschlich / wie ers auch hernach in der Rettung offt anzeucht / den er gibt für / daß ich mich in meiner Antwort also vnd nicht anders erklere / alß wie hievon in jhren Hessischen vnd andern reformirten Kirchen gelehret werde / vnd wiederspreche gleichfals / wie im vorigen vom Glauben / öffentlich andern genanten Lutherischen Kirchen vnd jhren Lehrern vnd insonderheit Herrn D. Mentzero. Diß ist abermahl zu weit gangen / den ich nicht für meine Persohn von der Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Christi rede / sondern habe in meiner Antwort die Wort aus vnserm Corpore doctrinae welches sich auff die algemeine Confession der Niedersächischen Kirchen von diesem Artickel berufft / angezogen: vnnd feilet Ehr Stein einen guten grossen Steinwurff / wenn ermeinet das vnser. Corpus doctrinae sich hievon also vnnd nicht anders erklere / alß wie hievon in jhren Hessischen vnd andern reformirten Kirchen gelehret werde / den die Calvinischen Kirchen vnd jhre Lehrer negiren, wiedersprechen / verwerffen / vnd verdammen die Lehr von der Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Christi / vnd schreiben vnd lehren außdrücklich Nulla vidivina fieri posse ut unum Corpus sol sit in pluribus locis. Vnser Corpus doctrinae aber negiret sie nicht / wieder spricht jhr nicht / verwirfft vnd verdampt sie auch nicht / sondern setzet sie beyseits / vnnd sparet sie in die Himlische Schule. In die Himlische Schule aber etwas sparen / ist viel
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ein anders / alß dasselbe negiren, jhm wieder sprechen / es verwerffen vnd verdammen / den viele dinge in dieser Verderbung vnd Schwacheit in die Himlische Schule gesparet werden / die deßhalben nicht negiret, wiedersprochen / verworffen vnd verdampt werden: So lehret auch vnser Corpus doctrinae mit Gottes Wort die gegenwart der Menschlichen Natur Christi in der Kirchen vnd im Abendmahl. Wenn nun das der Hessischen Kirchen vnd jhrer Lehrer meinung vnd Lehr von der Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Christi wehre / vnd sie auch obgedachte gegenwart in der Kirchen vnd im Abendmahl lehreten / würden ohne zweiffel / der Herr D. Mentzerus vnd andere dißfals mit jhnen zufrieden seyn. Das aber Ehr Stein diesem in seiner Rettung fol. 86. begegnet / vnd 1. schreibet / ein Dogma in einer Confession außsetzen / was ist das anderst / alß es nicht für richtig vnd gut halten? Das folget / Ehr Stein / nicht allezeit / den sonsten wol Vrsachen sein können / warumb es außgesetzt wird / wie auch in vnserm Corpore doctrinae angedeutet wird / wir setzen dieselbe nach Lutheri Raht beyseits / vnnd das aus hochwichtigen bedencklichen Vrsachen / etc. Wenn nun Ehr Stein zu der zeit wehre dabey gewesen / vnnd hette das Corpus doctrinae helffen machen / so möchte man jhm gleuben / es wehre eben die Vrsach / die er einführet / vnd keine ander. Das er 2. schreibet / es sein viel Lehrer in der Niedersächsischen Kirchen gewesen vnnd sein noch viel drinnen / die nicht alleine die Allenthalbenheit der Menschlichen Natur in Christo nicht gelehret / oder noch nicht lehren / sondern auch dieselben öffentlich wiederlegt haben / etc. So ist das auch nicht gnug / den das gibt oder nimpt der algemeinen Confession nichts. Es heisset auch vnsere Lehrer in vnsern Kirchen dasselbe vnser Corpus doctrinae nicht / sondern die disputation, Ob der Leib Christi allenthalben sey / in die Himmlische Schul sparen / dabey mans billig / wen̅ man sich jh me gemeß wil verhalten /
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bewenden lest. Es könte auch hievon Ehrn Steinio / wensnötig / bericht geschehen / daß solches von den vnsern nicht aus Zwinglischen Gründen geschehen / auch dahin nicht gangen / wohin Calvinische Lehrer dringen / etc. Das derwegen Ehr Stein hierinnen sein rühmen / weil er von solchen Sachen nicht weis oder nicht wissen wil / wol bleiben möchte lassen. Hat also Ehr Stein auch hierinnen seinen Bescheid.

IIII.
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EHr Stein ist in seiner Rettung etwas vngedültig / vnd schreibet fol. 8. Ich sol billig da ich der abgesetzten Luttherischen Prediger gedacht / ein wenig fürsich / tiger geschriebe̅ / vnd hierunter jhre Landes fürsiliche hohe Oberkeit in gebürliche acht genom̅en / vnd dieselbe mit solchen aufflagen verschonet haben. Aber er sol wissen / daß mit jhrer Landesfürstlichen Hochlöblichen Oberkeit / ich in diesem fall gantz nichts zuthun / sondern mit jhme vnd seines gleichen / die Faces vnnd Tubae solcher Vnruhe vnnd Wunders gewesen seyn / vnd noch seyn. Werden auch jhre Hoblöbliche Oberkeit / die ich gebürlicher weise billich respectire, sich dessen / was ich wieder Ehrn Steinium vnnd seines gleichen schreibe / so wenig annemen / alß vnser Hochlöbliche Oberkeit sichs annimmet / was Ehr Stein wieder mich vnnd meines gleichen schreibet. Weiter setzet Ehr Stein an obgedachtem 8 Blade / Tückerman gebe fälschlich an / daß niemand vertrieben / den̅ ja kein einiger Lutherischer weder von Marpurgk noch von andern Orten im gantzen Fürstenthumb Hessen vertrieben / sondern jhnen vielmehr Schutz vnd Schirm zugesaget / vnd so lange sie im Lande blieben / gehalten worden. Wer solte gemeinet haben / daß Ehr Stein so subtil
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were? Sie sein seiner meinunge nach nicht vertrieben / den sie sein nicht aus dem Lande getrieben. Wie? sein sie denn aber nicht jhreo Dienstes entsetzet / oder wie Ehr Stein redet / vervrlaubet / vnnd von der Cantzel vnnd jhrem Ampt vertrieben? Das ist ja freylich geschehen: Wem es nun dahin kommet / der ist gnugsam vertrieben /. Diß kan Ehr Stein nicht leugnen / den vnterschiedene entsetzte vnnd von jhren Diensten vertriebene Prediger bey vns alhie vmb Dienst angehalten. Vnnd sollen noch diesen Sommer flugs auff Herrn D. Mentzeri wolgemeinte Erinnerung / vnnd meine Antwort etliche Lutherische Prediger / die biß anhero vnter etlichen vom Adel sich auffenthalten / entsetzet seyn / daß schicket sich ja fein zum Friedens tractat, darzu man sich hat wollen einlassen / vnd zur Christlichen Geistlichen einigkeit vnnd Brüderlichen Vertrawen. Das mag wol heissen / wie der Comicus saget: Altera manu fert lapidem, panem ostentat altera. Aus Ehr Stein mit solcher Brüderschafft / Cain hat seinem Bruder Abel vnnd Esaw seinem Bruder Jacob solche Brüderschafft angemutet vnnd bewiesen. Schemen solten sich Ehr Stein vnnd seine Mitgesellen in jhr Blud vnd Ader / wo nicht für Gott / doch für ehrlichen redlichen Leuten / daß sie Lutherischen Predigern / deren Brüderschafft sie so inbrünstig begehren vnd suchen / solche falsche vnd für Gott vnd Menschen vnverantwortliche Brüderschafft bewiesen. Gehen die Puncten darinnen wir streitig nicht den Grund der Säligkeit an / wie Ehr Stein bekennet, vnnd sein sie der importantz nicht / daß wir vns trennen: Warumb richten denn die Calvinischen Hessischen Prediger solche trennungen an / vnnd trennen sich nicht alleine von den Lutherischen / sondern helffen daß sie vber das entsetzet werden? Ehr Stein es sey euch vnd den ewren vnnd alle die Schuld dran haben / in ewr Gewissen geschoben / jhr
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werdet es nim̅er mehr / daß bin ich gewiß verantworter können. Ists der importantz nicht / wie jhr bekennet / was macht jhr dan̅ importantz, da sie nicht ist? ja noch vber das trennung / vnfrieden / Verfolgung vnd Wunder? Fol. 7. vnd 8. fehret Ehr Stein in seiner Rettung weiter fort wil mit Pilato anfangen die Hände zuwachsen / vnd es den Lutherischen Lehrern selbst in die Schuch giessen / den er gibt für die Entsetzung sey nicht geschehen der Lehr halben / sondern des verkätzerns halben. Hie antworte ich Ehrn Stein / Seit jhr Calvinisten keine Kättzer / warumb ziehet jhr euch den das verkätzern an? Die Calvinisten wissen wol / daß wir Lutherischen den Grund der Säligkeit behalten / wie vns Ehr Stemoffentlich für aller Welt Zeugnis gibt / sie werden aber in jhrem Gewissen vberzeuget / daß sie Kätzer seyn / derwegen da sie die Lutherischen der Lehr halben mit fuge vnd Vrsach nicht vertreiben können / so thun sie es des verkätzerns halben / den das können sie gantz nicht leiden / wie es alle Kätzer nicht haben leiden können / so lang die Welt gestanden. Der Christliche Leser neme diß mit fleiß in acht / daß die Lutherischen nicht vertrieben seyn (also auch nicht vertrieben können werden) der Lehr halben / daß sie im Grund der Säligkeit solten jrren / den darinnen jrren sie / Gott Lob vnd Danck nicht / damit sey euch Calvinisten alle so viel ewer seyn / vnd noch werden können / trotz geboten / den ruhm müsset jhr vns wieder ewren willen geben vnd lassen. Ehr Stein berufft sich auff Herrn D. Mentzerum, wie man an obgedachtem Ort seine Worte lesen kan. Aber freylich wirds der noch wol eingedenckt seyn / den es jhne mit getroffen hat. Vnd sein noch mehr fürhanden / die drümb wissen / wie es zugangen / vnd warumb die Lutherischen Lehrer abgesetzt / vnd wie ein Calvinist nach dem andern auff die Cantzel getreten / vnd was für gebracht worden / vnnd wie jhnen die ver
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bösserungs (verbesserungs Puncte̅ wolte ich sagen) sein zu vnterschreiben fürgelegt / vnd weil sie sich dessen geweigert / was darauff erfolget. Das alles ist Sonnenklar am Tage / daß mich wundert / daß Ehr Stein so vnverschampt / vnd mich in solcher bekanten Sachen eines fälschlichen angebens beschüldigen mag vnd darff. Ich gleube traun Ehr Stein meine / daß andere Leute Steine seyn / sonsten würde er sich schemen / mit solchen Sachen auffgezogen zukommen. Davon auch genug.

V.
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ISts Ehrn Stein in der Rettungs Dedication vnd auch sonderlich fast am ende / wie gleichfals allen seinen Mitgesellen / darumb zuthun / daß wir Brüderschafft vnd Friede sollen machen / damit wir algesampt mit Hand / Feder vnd Mund / wieder das Pabstumb streiten / vnd die grosse bevorstehende Gefahr mögen abwenden. Das ist sein vnd seiner Mitgesellen vnd aller Calvinisten ewig queruliren, damit sie Potentaten vnd andern Politicis in Ohren ligen / vnd hat einen feinen schein vnd ansehen. Aber man sol erst also Friede vnd Brüderschafft mit jhnen machen / daß man in jhrer Religion zu jhnen trete vnd Calvinisch werde / daß ist die Braut darumb sie tantzen. Solches aber nun hindan̅ gesetzt / so streiten wir Lutherischen Prediger ja mit Feder vnd Mund wieder das Pabstumb / jhr Calvinische Prediger thuts auch in etlichen Puncten / vnd were zu wünschen das jhrs in allen thetet den in der Lehr von der Persohn Christi gesellet jhr auch mit den Jesuiten wieder vnsere Bekantnüssen vud newe Lehrmeister etliche vnd zwar Zwingel selbst / folgen den Schul Lehrern alzusehr an vielen Orten / daß thun wir nicht / sondern halten fest wieder die Schul Sophisterei vnnd soltet jhr euch billig besser wieder das Pabstumb beweisen / daß were an euch zusoben. Wolten auch Fürsten vnd Herrn mit der Hand dawieder
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streiten / würden sie sich traun durch diese drey streitige Puncten davon nicht wendig lassen machen. Also haben Domin: Reminiscere dieses Jahrs die beyde Hochlöbliche Heusser Braunschweig vnd Hessen von wegen allerhand zudringenden Feinde zur defension näher zusammen gesetzt / dafür zu der zeit in gegenwart der hohen Potentaten / vnd J. J. F. F. G. G. gewaltigen / ich zu Harst eine offentliche Dancksagung thun müssen / hieran haben sie vnsere drey streitige Puncten nichts gehindert. Was queruliret vnd lamentiret den Ehr Stein vnd sein Hauffe viel bey hohes vnd niedriges Standes Persohnen / privatim vnd publice, alß wenn die streitige Puncten / oder wir Friedhessige Leute / wie sie vns pflegen zu nennen / im wegelege̅? oder mangelt es jhm noch dran / daß wir Prediger auch wie Zvvinglius mit zu Felde sollen / vnd befürchtet sich vielleicht / weil wir der Sachen vber diesen dreyen Geistlichen Streitpuncten nicht eins / wir möchten drüber vnter ein ander einen leiblichen Krieg anfahen? Der Sorge vnd Furcht wolle sich nur Ehr Stein vnd seine Manschafft entschlagen. Vns Predigern gebüret die Leute zur Buß vnd Gebet zuvermahnen / den Preces & lacrymae sunt arma Ecelesiae, daß ander aber Gott vnd der Oberkeit zubefehle̅ / da dürffen wir nicht jm̅er von Bund / Vnion vnd dergleichen sagen: Darauff ists auch nicht zusetzen. Esa. 8. lesen wir: Seit böse jhr Völcker vu̅ gebt doch die flucht höret jhrs alle / die jhr in fernen Landen seit / rüstet euch vnd gebet doch die flucht: beschliesset einen Raht vn̅ werde nichts daraus beredet euch / vnd es bestehe nichts / den hie ist Im̅anuel / etc Der HErr spricht jhr solt nicht sagen Bund (Vnion) diß Volck redet von nichts den von von Bund (Vnion) fürchtet jhr euch nicht also wie sie thun / vnd lasset euch nicht grawen / sondern heiliget den Herrn Zebaoth / den lasset ewr Furcht vnd Schrecken seyn / so wird er eine heiligung sein. Wolts GOtt man richtete sich hiernach / so würde es wol besser stehen.
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VI.
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DAs wir Lutherischen den Grund der Säligkeit behalten / vnd man bey vnser Lehr könne Sälig werden / sein wir GOtt Lob vnd Danck / nicht allein für vns selbst gewiß / sondern neben den Pfältzischen / hats auch Ehr Stein offentlich in seiner Friedenspredigt gestanden / kans auch in seiner Rettung nich in abreden seyn. Also haben wir auch von vnsern gegentheil des Grundes der Säligkeit Zeugnis. Der wegen wil ich nochmahls alle Lutherischen gebeten vnd vermahnet haben / bey vnser Säligmachenden Lehr bestendig zuverharren den was wollen wir mehr alß den Grund der Säligkeit haben vnd begehren? Vnd weil man bey vnser Lehr Sälig kan werden / warumb wolte man dabey nicht bestendig bleiben? Den es vns ja nur vmb die Säligkeit zuthun. Vnnd nach dem wir von vnserm gegentheil solch Zeugnis vnser Lehr halben haben / wer wolte doch den zum gegentheil zu den Calvinisten von vns abtreten / da nicht alleine bey jhne̅ der Grund der Säligkeit noch im zweiffel stehet / sondern auch von den Vnsrigen gnugsam vorlengst bewiesen / daß sie in vielen Artickuln vom Grunde der Säligkeit abgewichen. Auff jener seiten aber wird wieder jhr Gewissen vnd besser wissen gehandelt / daß sie diese vnsere Lehr / dabey man kan Sälig werden / verlassen haben / vn̅ davon getreten / vnd andern die sie gern behalte̅ hetten / vnd noch gern wieder annemen wolten / solches nicht wollen gestatten. Ich sage nochmahls / weil sie wissen / vnd in jhrem Gewissen vberzeuget werden / daß wir den Grund der Säligkeit behalten / vnd man bey vnser Lehr wol kan Sälig werden / so haben sie keine Vrsache oder entschüldigung / warumb sie nicht wieder zu vns vn̅ vnserer Kirche̅ Confessio̅ trete̅ / Ehr Stein mag auch vom gewissen vn̅ der liebe in seiner Rettung fol. 202. fürbringe̅ was er wil. Vnd hie wiederhole ich zum
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vberfluß meine Wort aus meiner Antwort / wenn ich dessen in meinem Hertzen vnd Gewissen von jhrer Lehr versichert were / wie sie es in jhrem Hertzen vnd Gewissen von vnser Lehr versichert seyn / so wüste ich nicht / warumb ich mich vom Gewissen vnd der Liebe von jhrer Lehr solte abhalten lassen / wie sich Ehr Stein seinem fürgeben nach dadurch von vnser Lehr lesset abhalten: Ich lasse mich bedüncken / daß Gewissen vnnd die Liebe solten einem als den viel mehr darzu treiben vnnd bewegen. Sonderlich wolte Ehrn Steinio vnd seinem anhange solches gebühren / alß denen die gefahr / welche durch jhr eigen abwenden auff jhr Kirchen geführet / jhrem fürgeben nach / gantz hoch zu Hertzen gehet. Diß habe itz so wol als zuvor ich in meiner Antwort / erinnern wollen / damit auff vnser seiten von den vnsern / vnd auff jener seiten von den jhren demselben in der Furcht GOttes weiter möchte nach gedacht / vnnd es wol zu Hertzen genommen werden / den es nur ein geringes. Vnd solten billig viel auff jener seiten dadurch fürn Kopff gestossen / vnd wendig gemacht werden: Auff vnser seiten aber alle also in vnser Lehr gestercket / gegründet vnd bestetiget werden / daß sie dem geringsten gedancken vnd abfall in jhrem Hertzen kein stat vnd raum geben solten / wenn auch schon Ehr Stein vnd seines gleichen tausent: mahl Friedens Predigten / vnd Rettungen / vnd Rettungs Rettungen liessen außgehen.

VII.
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MVs ich auch noch etwas von denen waß in den allein dreyen Puncten / nach Ehrn Steins meinung / streitig / erwehnen / anfangs in gemein / vnnd darnach auch insonderheit. Von der Persohn Christi setzet Ehr Stein in der Friedens Predigt wie auch in seiner Rettung / daß man beyder seits /
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von der Persohn / wie auch von dem Gnadenreichen Ampt vnsers Herrn vnd Heylands JEsu Christi in alle den jenigen einig / was hievon einem jeden Christen Menschen zu seiner Seelen Heil vnd Säligkeit zuwissen von nöthen / vnd sey der Streit allein von einem solchen dinge / ohne welches wissenschafft vnd Erkentnis viele Sälig worden seyn / noch Sälig werden vnnd ins künfftig Sälig werden können. Diß sind seine eigene Wort in der Friedenspredigt. Da dencke nun ein jeder jhm selber nach: Sein wir von der Persohn vnd Ampt Christi in dem allen einig / was zu vnser Seelen Heil vnd Söligkeit zuwissen nötig / vnd ist dagegen der Streit allein / von solchem dinge / ohne welches wissenschafft vnd Erkentnis / viel Sälig worden seyn / noch Sälig werden / vnd ins künfftig Sälig werden können / so kan ja Ehr Stein mit seinen Mitgenossen vns in solchem dinge / ohne welches wissenschafft vnd Erkentnis er vnd die Seinen können Sälig werden / leichtlich nachgeben / vnd kan er lieber mit seiner Geselschafft thun / alß wenn ers nicht wüste vnd erkente / denn es ist ja nach seiner meinung / die Säligkeit nicht dran gelegen / er wisse vnd erkenne es / oder wisse vnd erkenne es nicht: Den weiß vnd erkenne ers mit vns / so kans jhn ja nicht verdammen / den es seinem Bericht nach / die Säligkeit nicht angehet / weiß ers aber vnd erkennet es nicht / so kans jhn abermahl / seinem gutdüncken nach / nicht verdammen / den sein andere ohne dieses dinges wissenschafft vnd Erkentnis Sälig worden / werden noch Sälig / vnd ins künfftig Sälig / so wird er auch wol ohne dieses dinges wissenschafft vnd Erkentnis Sälig werden können. Was waltzet den Ehr Stein lange diesen Stein / vnd plaget sich domit? Er lasse jhn nur liggen vnd fahren / vnd gleube es mit vns / oder lasse es ohne vns / so gleubt oder lesset ers seinem Kopff vnd Vrtheil nach / ohne Schaden vnd nachtheil seiner Säligkeit.
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Ehr Stein / ich sage abermahl / wenn ich das mit gutem Gewissen von mir schreiben könte / wie ich nicht kan / was jhr hie thut / ich wolte euch vnd alle Calvinisten in warheit von einem solchen dinge / ohne welches wissenschafft vnd Erkentnis / viel Sälig worden seyn / noch Sälig werden vnd ins künfftig Sälig werdenkönnen / lassen gleuben oder nicht gleube̅ / was jhr woltet / vnd euch hierinnen im geringsten nicht wie dersprrchen wie jhr vns wiedersprechet / ich wolte es auch selbst entweder gleube̅ oder lassen / den ich wüste das mir keines an meiner Säligkeit könte hinderlich oder schedlich sein. Ehr Stein gestehet auch abermahl von der Persohn vnd Ampte Christi / daß der Menschlichen Natur Christi / in vnnd durch die Persöhnliche vereinigung nicht Göttliche Mayestet vnd Herrligkeit sey mit getheilet: Oder welches eben so viel ist / es sein keine Göttliche eigenschafften der Menschlichen Natur Christi vmb vnd von wegen der Persöhnlichen vereinigung zugelegt. Das ist Ehrn Stein ein solch gering ding / daß nich mit zum Grund der Säligkeit gehöret / es sein auch ohne solches dinges wissenschafft vnd erkenenis viel Sälig worden / werden noch Sälig vnd ins künfftig Sälig. Ist dem also Ehr Stein / was martert jhr euch den viel vber den Sprüche̅ der Schrifft / die der Herr Mentzerus vnd ich hiezu haben angezogen / als sonderlich vber den Spruch Johan. 6 das Christi Fleisch eine lebendigmachende Speise sey / oder das es das leben gebe. Deßgleichen Matth. 28 Siehe ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt ende: Vnd dergleichen mehr? Warumb lasset jhr solch ding nicht fahren? Sein doch viel ohne des dinges wissenschafft vnd Erkentnis Sälig worden / werden noch Sälig vnnd ins künfftig Sälig werden / so thut jhr doch auch als wen jhrs nicht wüstet vnd erkennetet / jhr könnet ja gleichwol / wie jhr fürgebet / Sälig werden. Oder ists euch noch vmb etwas anders als vmb die Säligkeit zuthun. Hiezu gehöret auch was noch vom Abendmahl streitig ob der
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Leib vnd Blut Christi im Abendmahl alhie auff Erden gegenwertig vnd fürhanden sein oder nicht / daß ist gleichfals Ehrn Steins angeben noch ein solch ding / darauff der Grund der Säligkeit nicht beruhet / oder welches zum Grund der Säligkeit nicht gehöret / vnd man derwegen ohne das / man gleube oder lasse es wol selig kan werden. So gleube es Ehr Stein vnd alle seine Calvinische Rotte nicht / wie sie es auch nicht gleuben / er lasse es vns aber gleuben / was gehet jhn das an? kan er doch / wenn ers schon nicht gleubet / wie er sich bedüncken lesset / Sälig werden / vnd vns das wirs gleuben / verdammet es nicht. Darumb thut er sehr vbel / daß er darvber so viel wunders machet / einen langen Senff daher schmieret / vnd allen fleiß anwendet / daß er dem HErrn JEsu in den Worten seines Testaments ins Angesicht / vnd seiner rechtgleubigen Kirchen wiederspreche. Was ist des wiedersprechens nötig / vnd der Zerrat brechung der Wort Christi / wens nicht mit zum Grund der Säligkeit gehöret / vnd man ohne das wol kan Sälig werden? Was sagt aber S. Paulus 1 Cor 11. Er isset vnd trincket jhme selber das Gerichte / damit daß er nicht vnterscheidet den Leib des HErrn Gleiche meinung hats nach Ehrn Steins Kopff / mit dem was noch von der ewigen Gnadenwahl streitig ist. Es gehet den Grund der Säligkeit nicht an / wie Ehr Stein für gibt / vnd man kan doch wol Sälig werden / darumb nicht wert / daß ich alhie wieder einen solchen Menschen Wort verlieren vnd verfpillen sol. Vnd ob ich wol begehreter möchte sich dieses Puneten halben erkleren / ob er mit meiner Predigt vom Cananeischen Weiblein / darin die Lehr von der Gnadenwahl berüret / einig / wie sein Landes fürst vn̅ Herr sich dahin erkleret / daß S. F. G. damit einig / so hat doch Ehr Steinius es nicht mit einem einigen Wort in seiner Rettung gedacht / sondern im Grund ist er dawieder. Weil er aber davon still schweiget stelle ichs dahin / vnd wil hie Ehrn Stein vn̅ seinem anhang gerate̅ habe̅ / daß sie nur dabey bleibe̅ vn̅ alles so gering schätzig halte̅ / dz eins vn̅ anders nicht zu̅
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Grund der Säligkeit gehöre / man möge es gleuben oder lassen / man könne doch ohn solcher geringen dinge wissenschafft vnnd Erkentnis wol Sälig werden wenn mans so macht / so kan man leicht damit zu recht kommen. Ob aber Ehr Stein in seinem Gewissen / für GOtt damit bestehen wird können / wird sich zu seiner zeit außweisen. So viel in gemein von den allein dreyen streitigen Puncten. Insonderheit aber einen jeden / vnnd die Sprüche / die dazu von Herrn D. Mentzero vnd mir geführet / betreffend / so wird zweiffels ohne der Herr D. Mentzerus Ehrn Stein außführlich begegnen / vnnd einem jeden sein recht thun / derwegen nicht nötig / daß ich davon viel Wort mache / vnd auch ohne das: Behalten wir den Grund der Säligkeit / vnd kan man bey vnser Lehr wol Sälig werden / wie Ehr Stein bekennet / so müssen wir auch ja nicht in denen Sprüchen / die wir angezogen vnnd erkleret / vom Grund der Säligkeit weichen / sondern jhn behalten / vnd wird man dabey / wie wir sie lehren vnd erkleren / wöl Sälig werden können. Derwegen hette Ehr Stein so viel Wort / Pappier vnd Druckerlohn vber diese Sprüche / wieder vns nicht verspillen dürffen. sondern solte billig solchen Grund der Säligkeit / vnd die Lehr dabey man kan Sälig werden / zu allem Dancke auff vnd annemen. Aber wie es Ehr Stein vnd seinen Mitgesellen den Calvinisten nicht new ist / daß sie dem Grund der Säligkeit vnd der Lehr dabey man kan Sälig werden / wiedersprechen / so ists jhnen hie auch nicht new / vnd müssen wir jhm vber diese Sprüche herhalten. Ich wil etwas davon berühren. Von der Persohn Christi ist 1. für gefallen die Allenthalbenheit der Menschlichen Natur Cristi: Vnd habe ich in meiner Antwort auff Ehrn Steinij Friedenspredigt geschrieben / wir bleiben bey vnserm Corpore doctrinae welches diese disputation in die Himmlische Schule sparet. Das legt Ehr Stein
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also aus / alß wenn wir eben also davon lehreten / wie die reformirten Kirchen / vnd sie in Hessen davon lehren: Aber daß das falsch sey / ist droben im dritten Puncten gnugsam bewiesen. Wir wollens aber alhie acceptiren das sie also davon lehren / wie wir: Derwegen werden sie hinfort mit vns die disputation in die Him̅lische Schule sparen / vnd sie nicht nach Zwinglischer Art vnd aus denen Gründen / durch welche GOttes Hand vnd Allmacht in recessu verkürtzt werden muß / negiren, verwerffen / verdammen / vnnd für Irrthumb außschreyen / wie von jhnen biß anhero geschehen. Thun sie aber das gegenspiel / so straffen sie sich selbst Lügen / vnd kan jederman daraus erkennen / was sie für Leute seyn. 2. Habe ich geschrieben in meiner Antwort / daß Christus bey den Gleubigen vnd seiner Kirchen sey / nicht allein nach seiner Göttlichen Natur / wie Ehr Stein vnd die Calvinisten fürgeben / sondern auch nach seiner Menschlichen Natur in der Persöhnlichen vereinigung welches Ehr Stein vnd die Calvinisten leugnen. Ich habe dazu angezogen den Spruch Matth. 18. Wo zween oder drey versamlet sein in meinem Nahmen / da bin ich mitten vnter jhnen. Vnd Matth 28. Ich bin bey euch alle Tage biß an der Welt ende. Hie rettet sich Ehr Stein in seiner Rettung wieder Herrn D. Mentzerum, vnd auch wieder mich. Wie er sich wieder Herrn D. Mentzerum rettet / solches wird der Herr D. wol wieder zuretten wissen Wieder mich aber rettet er sich also: Es lest sich gar nicht hören / wenn Ehr Tückerman in seiner Antwort setzet: Der gantze Christus in Göttlicher vnd Menschlicher Natur stehet da / vnnd sagt: Ich bin bey euch alle Tage: Ergo so ist diß von Christo nach beyden Naturen zuverstehen. Den was ist diß für eine consequentz? Eben auff den schlag liesse sich aus lohan: 12 v. 8. Armen habt jhr allezeit / mich aber habt jhr nicht allezeit / dieses schliessen / daß Christus gar nicht nach keiner Natur bey vns auff
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Erden wehre / dieweil der gantze Christus in Göttlicher vnnd Menschlicher Natur da stehet / vnd sagt: Mich habt jhr nicht allezeit / etc. Diß ist Ehr Steins Rettung / vnd ist dazu eine sehr starcke instantz wie Ehr Stein sich lesset bedüncken / die es wol thun sol: Aber wir wollen sie besehen. Christus sagt / Armen habe jhr allezeit / mich aber habt jhr nicht allezeit. Hie setzet Christus der Armen gegenwart vnd seine gegenwart gegen einander vnd zeiget an / Armen werden sie allezeit haben / daß sie nemlich sehen / vnd jhnen guts thun können: Aber also werden sie jhn nicht allezeit bey sich haben. Das ist traun vom gantzen Christo nach bey den Naturen zuverstehen / den nach beyden Naturen ist er nicht mehr bey vns / wie die Armen bey vns seyn / daß wir jhn solten sehen vnd jhme leiblich Guts thun können oder dürffen / wie wir die Armen sehen vnd jhnen Guts thun. Weils demnach alhie von dem gantzen Christo nach beyden Naturen zuverstehen / welches ich Ehrn Steinio nach gebe / vnd ja dazu sage / daß Christus nach keiner Natur bey vns auff Erden sey / wie die Armen bey vns seyn: So muß auch Ehr Stein nolens volens mir nach geben / da der gantze Christus in Göttlicher vnd Menschlicher Natur stehet vnd sagt: Ich bin bey euch alle Tage / daß dasselbe von dem gantzen Christo nach beyden Naturen zuverstehen sey: Bevorab weil Christo auch das nach seiner Menschheit in heiliger Schrifft zugelegt ist / welches durch diese der Kirchen vnd den Gleubigen sonderlich versprochenene vnnd von der algemeinen gegenwart vnterschiedene praesentz vnd gegenwarteigentlich verrichtet wird. Also siehet Ehr Stein / wie er in seiner Rettung mit seiner instantz bestehe. Die Wort Philippi, die ich alhie angezogen / da er von diesem Spruch an Oecolam padium sthreibt: Vbi non necesse est divellere â divinitate humanitatem, gehet Ehr Stein sein fürbey / den wo Philippus gut Luttherisch / da lassen jhn die
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Calvinisten vorsetzig fahren / vnd wollen mit jhme vn verworren bleiben. 3. Ist von mir in meiner Antwort geschrieben / daß Christi Menschlichen Natur / Göltliche eigenschafften zugelegt oder mit getheilet seyn / welches Ehr Stein vnd die Calvinisten leugnen. Ich habe zum beweiß vnter andern eingeführet den Spruch Christi Johan. 6. Das daß Fleisch Christi lebendig machend oder lebendigmachende Speyse sey. Vber diesem Spruch hat Ehr Stein sonderlich mit Herrn D. Mentzero zuthun / vnd lest sich bedüncken / der könne es nicht vergleichen / daß er bald diesen Spruch zu der Lehr von der Ampts verrichtung des Herrn Christi / bald aber zur Lehr de communicatione Idiomatum (es wird aber Ehr Stein meinen zur Lehr de communicatione Majestatis) ziehe. Diß solte Ehrn Stein wie es sich ansehen lest / in seinem Gehirn wol contradictio in adjecto vnd ein vngereimbs ding seyn. Aber der Herr D. Mentzerus wird jhn wol drüber in die Schule führen. Er gedencket meiner auch hiebey / vnd setzt diese Wort: Vivificatio oder die Lebendigmachung / so alhie dem Fleisch Christi zugeschrieben wird / kein Idioma Deitatis oder Eigenschafft der Göttlichen Natur / wie Ehr Tückerman in seiner Antwort vermeinet / sondern vielmehr ein nomen Apotelesmatis officii Christi, daß ist ein Nahm eines Amptwercks des Herrn Christi ist / darinnen beyde Naturen eine jgliche das jhre / wircken. Hierauff zeiget Ehr Stein weiter an / daß sie diese Rede nicht vnrecht / sondern recht erkleren / vnd außlegen nach GOttes Wort / vnd nach der / vom Consilio Chalcedonensi vnd der alten Kirchen Lehrer / mit einhelligem consens, angenommenen algemeinen Regel: Eine jede Natur thut vnd wircket / daß jhre mit gemeinschafft der andern / daß Wort thut / was dem Wort zustehet / vnd das Fleisch verrichtet / was dem Fleische zustehet: Wird also dem Fleisch Christi die lebendigmachung
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zugelegt vnd zugeschrieben / nicht alß ob das Fleisch Christi alle das jenige wircke / was zu vollnführung vnd verrichtung dieses Amptwercks gehöret / den sonsten wehre zu diesem werck die Göttliche Natur vnd deren Wirckung nicht von nöten / etc. Antwort: Ehr Stein tichtet vns hieran / alß wen̅ vnsere Lehr vnd meinung wehre / daß Ehristi Fleisch die lebendigmachung also zugelegt vnd mit getheilet / alß ob es alle das jenige wircke was zu vollnführung vnd verrichtung dieses Ampts gehöre / vnd wehre zu diesem werck die Göttliche Natur vnd deren Wirckung nicht von nöten. Diß hat sich Ehr Stein treumen lassen / den wir die lebendigmachung Christi Fleisch in der Persöhnlichen vereinigung zuschreiben mit vnd neben der Göttlichen Natur vnd jhrer Wirckung: Den es sein nicht zweyerley lebendigmachung / sondern eine / der Göttlichen Natur Eigenschafft / der Menschlichen Natur aber oder dem Fleisch Christi in vnd durch die Persöhnliche vereinigung mit getheilet. So wird auch Ehr Stein weiter nicht leugnenkönnen / daß die lebendigmachende Krafft oder die Krafft lebendig zumachen eine Göttliche Eigenschafft vnd Göttliche Krafft sey / den ja GOtt alleine vnd keine Creatur lebendig machen kan. Nun wird aber Christi Menschlichen Natur oder Fleisch solches zugeschrieben. Dahin den auch Christi Wort deutlich gehen / wenn er spricht: Mein Fleisch ist eine lebendigmachende Speise: Vnd die alten Lehrer Carnem Christi vivificam genant vnd geehrtt haben. Derwegen muß Ehr Stein entweder nach geben. Christi Fleisch oder Menschlich Natur sey an vnd für sich selbst lebendigmachend / welches er aber nicht wird nachgeben / wie wirs auch nicht thun: oder er muß nachgeben / daß Christi Fleisch oder Menschlichen Natur solche Göttliche Eigenschafft lebendig zu machen sey in vnnd durch die Persöhnliche vereinigung mit getheilet oder zugelegt. Bleibet also gewiß vnd wahr / daß
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Christi Menschlicher Natur Göttliche eigenschaff zugelegt vnd mit getheilet sey. Vnd wenn wir schon nicht mehr als dieses zum beweiß hetten / so hetten wir gnug. Vnnd sein wir hie stracks wieder einander: Ehr Stein vnd jtz genanten Calvinisten bleiben dabey / Christi Menschlichen Natur fein keine Göttliche eigenschafften zugelegt / wie wol er sich verschnappet / da er fo. 92. schreibet das die Menschliche Seel vnd Gemüt Christi eines jeden Gedancken Wort vnnd Werck erkenne / daß ist eine Göttliche eigenschafft 2. par. 6. v. 31. Gottsälige Hertzen wollen diesem weiter nach dencken / ob diß ein so gering ding sey / daß man sich deßhalben nicht zweyen vnd das diß nicht mit zum Grund der Säligkeit gehören solte / wie Ehr Stein fürgibt Aber Ehr Stein bilde seinen Zuhörern nur immer weiter ein / daß man diß nicht eben wissen dürffe / man könne doch wol Sälig werden / wie den ohne dessen wissenschafft vnd Erkentnis / viel Sälig worden seyn / vnd noch in künfftig Sälig werden können. Ist dem also / so kan vns Ehr Stein hierinnen auch wol nachgeben / denn es jhm an seiner Säligkeit keinen Schaden thun wird / vnd behalten wir den Grund der Säligkeit / vnd kan man bey vnser Lehr wol Sälig werden / so werden wir hierin̅en / daß wir Christi Menschlicher Natur Göttliche eige̅schaffte̅ zuschreibe̅ / den Grund der Säligkeit nicht vmb stossen / vnd wird man bey dieser vnser Lehr vnd erklerung wol können Sälig werden. Derwegen man auch wol vnd sicher dabey bleiben kan / vnd sie gleuben vnd annemen. Vom Abendmahl solte wol weitleufftig gehandelt werden / wie auch Ehr Stein in seiner Rettung viel Wort gemacht: Aber man richtet bey Ehr Stein vnd den Calvinisten wenig aus / den sie doch bey jhren / wie man sagt / fünff Augen bleiben. Weil Ehr Stein von D. Schönfeld seine Wort entlehnet / vnd fein Natürlich vom Abendmahl weiß zureden / so wil
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ich jhme zur Antwort geben / was der Herr D. Mentzerus D. Schönfeld zur Antwort gegeben hat in seinem Nachbericht pag. 100. 103. Wie auch im Summarischen Bericht / gedruckt zu Giessen Anno 1608. fol. 110. D. Schönfeld (schreibt daselbst der Herr D. Mentzerus) wiederholet seinen Guckgucks Gesang / vnd disputiret gar zierlich vom dem Natürlichen Essen / wie darinnen die Lippen / Zähne / Zunge / Schlund vnd Magen jhre verrichtung haben / allermassen als ob er zu Capernaum Professor oder sonsten in einer Physica oder Anatomica Schola Praeceptor wehre / vnd lehrete. So machtes auch Ehr Stein in seiner Rettung / dem es vmb vnsere Brüderschafft so hoch vnd viel zuthun. Es kan dieser Professor Herrn D. Mentzeri Snmmarischen Bericht weiter auffschlagen / darinnen er weitleufftige Antwort findet. Im selbigen Bericht schreibt Herr D. Mentzerus fol. 105. abermahl: Ferner wil gegen berichter (also auch Ehr Stein in seiner Rettung) keine andere Niessung zulassen / alß eine Natürliche vnd Geistliche. Wenn nun der Leib Christi Natürlich nicht kan gessen werden (den das wehre Capernatisch / wie Gegentheil selbst sagt) so ist mehr nicht als nur einerley Niessung des Leibes Christi / nemlich die Geistliche Vnd zwar da gehen hin alle der Calvinisten Reden / die da fürwenden / man könne den Leib Christi anders nicht empfangen vnnd essen / den allein durch den Glauben. Wo bleibt aber die Saeramentliche Niessung? Davon der berümbte Calvinist Sadeel ein eigen absonderlich Buch geschrieben hat? Vnd findet sich dieser vnterscheid bey S. Augustino so klar / daß ich keinen gelerten Calvinisten weiß / der jhn zuleugnen begehre. Darvber Gegenberichter mit M. Goclenio sich zuvergleichen / der jhm hierumb offentlich wiederspricht / vnnd zwar mit gewissem Grund. Den wenn kein Sacramentlich Essen im heiligen Abendmahl ist / sondern entweder das Natürliche Essen des
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Brods vnd Weins / oder alleine das Geistliche Essen / des Leibs vnd Bluts Christi / so ist es kein Recht Saerament nicht / sintemahl Brod vnd Wein kan man Natürlich Essen vnd Trincken in einer gemeinen Mahlzeit: Den Leib aber vnd das Blud Christi kan man Geistlich Essen vnnd Trincken / durch den Glauben auch ausserhalb dem Abendmahl / wie solches gern gestanden wird. Steckt demnach Gegenberichter mit seinen adhaerenten, (vnd Ehrn Steinio) in einem sehr groben vnd gefehrlichen Irrthumb. Biß anheroder Herr D. Mentzerus, welches Wort wie albereit erwehnet / ich darumb setze / weil Ehr Stein in seiner Rettung D. Schönfelds Wort gebraucht / vnd sie von jhm genommen / so gebrauche ich wiedervmb Herrn D. Mentzeri Wort / vnd neme sie von demselben. Vnd kan Ehr Stein oder auch der Christliche Leser / der hiervon weitleufftigern bericht begehret / obgedachtem Bericht auffschlagen vnd durthlesen. Vnd wo Ehrn Stein / Herrn D. Mentzeri Antwort nicht wird gnug seyn / so wirder jhm ohne zweiffel wol besser antworten. Lasse es derwegen bey diesem von den dreyen Streitigen Puncten / in gemein vnd insonderheit bewenden. Vnnd wiederhole abermahl / weil wir den Grund der Säligkeit behalten / so behalten wir jhn auch in diesem Puncten / von Abendmahl / vnnd stossen jhn nicht vmb / sein auch nicht dawieder / vnnd kan man bey vnser Lehr wol Sälig werden / wie Ehr Stein gestehet / so kan man auch bey vnser Lehr / die wir vom Abendmahl führen / wol Sälig werden / vnnd kan man derwegen mit ruhigem guten Gewissen dabey bleiben.
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VIII.
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ZV letzt kan ich nicht vnberüret lassen / daß Ehr Stein jhm selber wieder spricht. In der Rettungs dedication setzet er / daß zwischen den Braunschweigeschen vnnd Hessischen Kirchen / nur allein von den Sacramenten noch Streit sey. Diß leufft 1. wieder seine Friedenspredigt / denn da sagt er nicht / daß zwischen jhnen vnnd vns von den Sacramenten streit sey / sondern gedenckt allein des Abendmahls / vnnd mit keinem Worte der Tauffe: Hie aber ist jhme noch Streit zwischen vns von den Sacramenten / nicht alleine von dem Abendmahl / sondern auch der Tauff / da er den Calvino, Beza, vnnd allen Calvinisten von der Tauff in seiner Rettung auch der Kinder Glauben Schnur stracks zu wieder ist / daß muß nun ein starcker Magen seyn / der contraria verdawen kan / 2. Ist diß auch wieder seine Rettung / denn er ja mehr streitende Puncten als die Sacramenten drinnen anzeucht / vnd ist allein noch streit zwischen den Braunschweigischen vnnd Hessischen Kirchen nur von den Sacramenten / so müssen ja die andern / von der Persohn Christi / vnnd dergleichen richtig seyn Was streitet denn Ehr Stein in seiner Rettung vber den Sprüchen Matth. 28. Johan. 5. vnd 6. Vnnd andern mehr von Christi Menschlichen Natur gegenwart bey seiner Kirchen / vnnd das Christi Menschliche Natur / Göttliche Eigenschafften zugelegt / wieder mich / oder viel mehr wieder die Braunschweigische Kirchen vnnd jhre Bekentnus? Mendacem oportet esse memorem. So gestehet er auch fol. 84. Es sey jhm nicht darumb
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fürnemlich zuthun / welcher Theil vnter vns recht oder vnrecht habe / sondern daß sol man bey seits setzen. Vnter des aber gibt er vns hin vnd wieder vnrecht / den Calvinisten aberrecht / vnd so starck recht / daß er ehe sein Leben drüber lassen wolle / alß davon abweichen / sie können auch Gewissens vnnd der Liebe halben nicht davon abtreten / vnd mit vns einig sein. Welch Gewissen vnd Liebe doch Ehr Stein vnd die Calvinisten müssen haben / weil sie zu denen nicht treten können vnd wollen / die den Grund der Säligkeit jhrem Bekentnis nach / haben vnnd behalten / vnnd bey derer Lehr man wol kan Sälig werden. Vnnd weil die Dinge / darvber man noch streitig ist / Ehrn Steinio so geringe Dinge seyn / daß sie den Grund der Säligkeit nicht angehen / vnd man ohne derselben wissenschafft vnnd erkentnis wol kan Sälig werden: Sol man sich dann nicht billig / Steinij meinung nach vom Gewissen vnd liebe / durch solche Dinge von vnserm Bekentnis abhalten lassen? O Stein heisset das nach dem Gewissen vnd der Liebe gelebt? Diß sey Ehrn Stein kürtzlich auff seine lange Rettung geantwortet: Wird er nun hinfort stillschweigen so gleube man seinen Worten / daß an diesen Puncten nicht viel gelegen / vnd die Säligkeit oder der Grund der Säligkeit nicht drauff stehe / vnd man ohne derselben wissenschafft vnd erkentnis wol könne Sälig werden. Wird er sich aber dawieder legen / so gleube man jhme nicht mehr / sondern schliesse draus / entweder sein Gewissen müsse jhm sagen / es sey mehr dran gelegen / alß er biß anhero fürgeben / oder es treibe jhn sein Ehrgeitz vnnd Rachirigkeit darzu / daß er hierwieder belle / vnnd nicht gewonnen wolle geben. Vnd hat man nun aus diesem allen zuersehen / daß wir noch so nahe nicht seyn / wie Ehr Stein fälschlich rühmet / vnd
|| [ID00034]
werden auch nimmer mehr nahe zusammen kommen / es sey den / daß Ehr Stein vnd die Calvinischen Kirchen von jhren Calvinischen Irrthumen abstehen / vnd wieder zu vnsern Kirchen treten / welches sie billig thun / den sie von den Lutherischen Kirchen / die den Grund der Säligkeit haben vnd behalten / vnnd bey welcher Lehr / laut jhrem eigenen bekentnis / man kan Sälig werden / abgetreten / vnd nicht die Lutherischen von jhren Kirchen / da der Grund der Säligkeit nicht behalten wird. Werden sie das thun / so ist den Sachen geraten / darzu jhnen der Barmhertzige GOTT einen andern Sinn / alß sie biß anhero gehabt / verleihen wolle / vmb JESVS EHRISTVS seines lieben Sohns willen Amen. ENDE.
|| [ID00035]

Errata.
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Fol: 2. B. mißfellig / liese mißhellig.
Fol: 2. A. sein alleine noch drey in etwas streitig: liese sein allein noch drey Puncten in etwas streitig.
Fol: 7. verantworter / liese verantworten.
Item: die Hände zu wachsen / liese zuwasschen.
Fol: 8. im 5 Punct: mögen abwenden: setze hinzu / vnnd gibt er vns Schuld / wir hindern solches vnd könnens nicht verantworten.
Ibidem: vnd newe Lehrmeister: liese ewer Lehrmeister.
Fol: im 6. Punct: den es nur ein geringes / liese nicht ein geringes.
Ibidem: vnd abfall: liese vom abfall.


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