[ID00001]
|| [ID00002]
|| [ID00003]
|| [ID00004]
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|| [ID00006]
Sic ocvlos, frontem, labil sic mella gerebat
Vibia, dvm terris stella corvsca fvit.
At nvnc avgvstvm lvmen de lvmine svmens
Perpetvvm coeli vibia sidvs erit.
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Beſeuͤffzete Nichtigkeit
Alß
Die Ehren=Gebeine
Der Weiland Hochwolgebornen Frauen
Frauen
Margaretha Catharina
Ihr. Excellentz
Des Hochwolgebornen Herrn
Herꝛn
Michael ???iben/
Ihr. Koͤnigl. Majeſt. zu Dennemarck/ Norwegen/ u. ſ. w.
Hochbetrauten Geheimen/ Eſtats, Juſtitz/ Cantzeley/ und Commercien-
Rahts/ Vice-Præſidenten im Cantzeley=Collegio, auch Juſtitiarii,
Und Ihr. Koͤnigl. Hoheit Printz Friederichs Gouverneurs, u. ſ. w.
Hoch=wehrt=geweſenen Ehe=Liebſten.
Nachdem Dehro Edle Seel/ das Irꝛdiſche Wohn=Hauß des zerfaͤlligen Leibes
verlaſſen/ und den IX. Januarii des 1683ſten Jahrs/ der Zahl der Auß erwaͤhlten im Himmel
ſich zugeſaͤllet/ Den XXIV. deſſelben/ in der Teutſchen St. Peters Kirchen alhie/ biß zu al=
gemeinem Aufferſtehungs Tage/ bey hohem Traur=Geleit/ in dehro Anſehnliche Toden=Gruft
verwahrlich niedergeſetzet/ bey Gegenhaltung der auß der wahren GOttes=Furcht her=
quellenden beſtaͤndigſten Himmels=Herligkeit/
Zu Ver=Ewigung/ der Wol=Seeligen hochverdienten
Ehren=Gedaͤchtnuͤß
in einer PARENTATION vorgeſtellet/ von
Dero geweſenen Beicht=Vater
Johanne Lassenio.
Der H. Schrifft Doctore, Prof. P. Ordin. Collegii Conſiſtorial. Aſſeſſore
und gedachter Kirchen Paſtore.
Copenhagen/ Gedruckt bey Ihr. K. M. und Univ. Buchdr. Joh. Phil. Bockenhoffer/ 1684.
|| [ID00010]
ADPROBATIO.
Magnum omnino eſt, qvod nos hic inane ſolicitos tenet, donec
per hæc inqvieta, ad tranqvilliora tandem, tutiora, firmiora, & majora
tranſcendamus. Etenim & gaudia noſtra trepida ſunt, & quæ ſvaviſſimè
blandiuntur, eadem ubiq́;, qvâ oriuntur, vanitate turbantur. Sæpe in ſe
ipſa fortuna ruit, nec ulli minus bene, qvam optimæ, credendum. Ita
nunqvam in ſolido ſtetit humana felicitas, ut etiam magna ingentium im-
periorum faſtigia fæpe, oblivione fragilitatis, collapſa ſint. Nimirum DEus neminem fe-
cit ſui ipſius ſcopum, aut centrum actionum ſuarum. Eſt aliqvid extra nos, ad qvod ten-
dimus, unde omne felicitati noſtræ robur ac firmamentum unicè accedat. Pugnamus hic
cum vanitate, qvamdiu vivimus, & ſæpe, in medio fortunæ curſu, indenunciatâ ſorte ra-
pimur, ut intelligamus, nos plerumq́; immaturos mori, nec aliud præſentis gloriæ fun-
damentum eſſe, qvam blandam vanitatem. Et tamen in adverſis etiam hìc nonnihil ſo-
latii habet magnus ſæpe & invictus animus, dum cogitat eandem ubiq́; naturæ neceſſitatem
eſſe; non ſe, aut ſuos, ſeponi hic poſſe, nullam his ruinis ſubtrahi domum poſſe. Nam &
ideo, ut pulchrè Seneca, mihi videtur rerum natura, qvod graviſſimum fecit, commune fe-
ciſſe, ut crudelitatem fati conſolaretur æqvalitas. Parum eſt qvod intercidit; Et qvid eſt
præter corpus caducæ fragilitatis, morbis obnoxium, caſibus expoſitum, morti objectum,
& uno nomine, vanum? Dum animus, divinâ origine hauſtus, cui nec ſenectus, nec
mors ulla, oneroſi corporis vinculis exſolutus, ad beatas ſedes glorioſè recurrit. Ne vero
ignobilis tumulus abſcondat, qvod æterna memoria dignnm ſit, idem virtutis qvi immor-
talium operum cuſtos eloqventia erit, qvæ mortuorum vita perpetua eſt, eosq́; in omnia
ſecula ſacratos dabit. Hanc dum virtuti Illuſtris animæ pulchrè admodum accommoda-
vit Nobilis Orator & verè Tertullus noſter Dn. D. JOHANNES LASSENIUS, ita, inter
præcipuas mundi vanitates, piè, ſobriè, ac innocenter verſatus eſt, ut& Beatam ab omni
vanitatis ſuſpicione rectè vindicaret, & alios ſimul ab indigno ejusdem amore & damnoſâ
mentis libidine ſvaviter abſtraheret. Sic cenſeoHafn. d. VIII. Apr. M DC LXXXIV.J. Baggerus D.
Epiſcopus Selandiæ, Theol. Prof. P.
& ejusd, Facult. Decanus.Quæ in Nobili hac digreſſione argumenti ſunt Philoſophici, habent cur publico & doctis probentur.Hafniæ d. VIII. April. M DC LXXXIV.Olaus Borrichius. D. Philolog. & Medicin. Prof. P. Facult. Philoſph. Decanus.
|| [ID00011]
Dem Hochwolgebornen
Herꝛn
Herꝛn Michael ???iben
Dero zu Dennemarck/ Norwegen u. ſ. w.
Koͤnigl. Majeſt.
Hochbetrauten Geheimen/ Eſtats, Juſtitz/
Cantzeley und Commercien-Raht/
Vice-Præſidenten im Cantzeley=Collegio,
Juſtitiario
und
Ihr. Koͤnigl. Hoheit/ des Erb=und Crohn=
Printzens
FRIDERICHS
Gouverneurn, u. ſ. w:
Meinem Hochgebietenden Herꝛn.
|| [ID00012]
Hochwolgeborner
Heꝛr Geheimer Raht.
Wan die unbe=botmaͤſſig=
te Sterbligkeit/ ſo wol unſerm
Wollen und nicht Wollen; alß
andere unſere Gemuͤhts=Re=
gungen unterworffen; doͤrfften
wir groſſe Hoffnung machen/
zu einem weit=außgeſteckten Ziel unſerer
Menſchlichen Tage; Sterben muͤſſen; iſt ein
Geſetz/ der unwiedertreiblichen Natur; Dieſe
bringt unß/ nach dem der wolgeſtandene Uhr=
Anherr/ der vernuͤnfftigen Creatur/ zu einem
Ungluͤcklichen/ und unwieder=auffheblichen
Fall kommen/ den Todt zu einer wolverdien=
ten Straff. Sterben wollen; ſtehet einem
Chriſten zu/ dem die Eitelkeit noch ſo gahr/
den Criſtal der Augen nicht verblendet; daß Er
mit dem Fern=Glaß ſeines Himliſchen Ver=
ſtandes/ auch bloß durch die Vernunfft=Wa=
ge/ die Ungleichheit dieſes und des zukuͤnfftigen
Lebens/ abwaͤgen koͤnte; Gerne ſterben; wil
zwahr der Geiſt; aber ungern das Fleiſch; Und
gewiß! die gute Gemeinſchafft der Seelen mit
[ID00013]
dem Leibe; ſo lang ſie in einer Herberg des Flei=(Noſtros omnes ſic habe-
amus, tanquam nihil nobis
de perpetuitate, imò nihil
de diuturnitate eorum pro-
miſſum ſit; tanquam receſ-
ſuris, imò jàm recedenti-
bus fruamur; tanquam ex
templo abituros poſſidea-
mus. Senec. ad Marcell. c.
10. Confirmandus eſt ani-
mus, vel ad mortis, vel ad
vitæ patientiam. Idem epiſt.
24. Sic ordinandus eſt dies
omnis tanquam cogat ag-
men, & conſummet atque
expleat vitam. epiſt. 12. Sic
omnem diem aſpicio, tan-
quam eſſe vel ultimus poſ-
ſit, paratus exire ſum. epiſt.
61.)
ſches wohneten; ſcheinet nicht ein geringes dar=
zuzuthun. Gleichwol muß es endlich geſche=
hen! was ungeſchehen nicht bleiben kan. Dar=
umb iſts/ daß die Geſcheideſte/ nichts vor be=
ſtaͤndig achten; auch nichts vor Morgen beſi=
tzen; damit ſie es Heuͤt/ deſto un=ahndlicher ver=
lieren koͤnnen; Und waß beſtaͤndig? Unſere Ta=
ge ſind wie ein Schatten; alß ein Traum; wie
ein Wind der hingehet/ und nicht wiederkehret;
Unſer Leben iſt wie eine ſchwangere Wolcke/
die zu letzt nichts gebieret; Alß ein Dampff/ der
verraucht; wir ſelbſt/ Erd und Aſche! Wir moͤ=(Job. IIX. 9. Pſ. LXXIII.
20. Job. VII. 7. 9. Jacob,
IV. 4.)
gen anckern/ wo wir wollen? dennoch werden
wir nirgends Faͤſtigkeit finden: das ſicherſte/
das wir haben; das gewiſſeſte/ das wir wiſſen/
beſtehet in dem
ET MORIENDUM EST!
Fruͤh’ oder Spaͤht? Es muß alſo ſeyn. Wir
wohnen in der Welt nur zur Haur; GOtt kan
unß die Wohnung auffſagen/ wan Er wil. Un=
ſere Seel eine Lampe des HErrn; GOtt ſteckt
ſie an/ und loͤſcht Sie auß/ wan Er wil; Nie=
mand komt ins Leben/ dan mit Gefahr des To=
des. Wir ſenden die Todten voran/ und fol=
gen ihnen nach; und iſt zwiſchen ihnen und den
[ID00014]
(Non eſt lugendus, qui
a???tecedit, ſed deſiderandus;
Cur enim immoderatè feras
abiiſſe, quem mox conſe-
queris. Tertullian. de pat.
Conſecuturos præmiſimus.
Senec. ad Marcell. 6. 19.
& citò perventuri, quò
illi pervenerunt. Idem epiſt.
63.) Lebenden/ kein groͤſſer Unterſcheid/ alß heut
und Morgen; bald und langſahm. Was ſie
ſeynd/ werden wir. Was ſie waren/ ſind wir.
Ihre Hoffnung iſt gezeitiget; unſere ſtehet noch
in der Bluͤht; ob Sie zu beklagen? ſtehet zu un=
ſerm Entſcheiden. Der groͤſſeſte Dienſt/ unſe=
re Liebe gegen Sie zu bezeuͤgen/ iſt ihr unauß=
( Chriſoſt.
in Philip. homil. 3.) loͤſchliches Gedaͤchtnuͤß. Der Gottloſe iſt
todt/ auch wan er lebet; Der Gerechte lebt/
auch wan Er geſtorben iſt; der Geruch ſeiner
Tugenden/ bringt viel/ auff die Spuhr/ der
gluͤckſeeligen Nachfolge. Wan wir die Tod=
ten loben/ unterweiſen wir die Lebendige: bey
(Proverb. X. 7.) GOtt iſt der gerechten Gedaͤchtnuͤß im Segen;
bey den uͤberbleibenden auff Erden/ muß Er
(Gloria Virtutis comes
eſt, ut corporis umbra.
Gloria umbra Virtutis eſt,
etiam invitos comitabitur.
Umbra aliquando antece-
dit, aliquando ſequitur; &
Gloria aliquando ante nos
eſt, viſendaq́; ſe præbet,
aliquando in averſo eſt, ma-
jorq́;, quò ſerior, ubi in-
vidia ſeceſſit. Senec. Epiſt.
79. Honeſtus rumor, alte-
rum eſt patrimonium. P.
Syr.) ſeiner Ehr auch nicht entſetzet werden. Die
beſte Blumen/ ſo den Sarck der Verſtorbenen
bezieren/ ſind ihre unverwelkliche Tugenden;
Dieſer Geruch wird nicht atomiſirt; alles ver=
ſchwindet/ dieſer bleibt/ ſo lang an Himmel und
Erden waß bleibet; auch wan dieſe vergehen/
hoͤret doch jener nicht auff. Die haͤrteſte
Marmor muͤſſen ſich zermalmen laſſen; die Tu=
gend iſt wehder dieſem/ noch dem Eiſer gleich;
ſie muͤlmet und roſtet nicht. GOttes=Furcht
und Tugend/ haben ihre Wurtzeln im Him=
mel??? da verwelckt nichts. Gute Vorgaͤnger/
[ID00015]
machen gute Nach=folger: darumb ruͤhmen
wir/ die vor unß geweſen/ nach dem ſie gewe=
ſen; und wuͤrde die unzeitige Verſchwiegen=
heit/ mehr zum Laſter und Undanck/ alß
Schamhafftigkeit gedeutet werden. Koͤn=
nen wir gleich den Seeligſten Seelen/ nicht ge=
ben/ waß ſie verdienet? noch ihren Wandel auff
Erden gefuͤhret/ be=worten/ alß ihre Thaten
wehrt waren? Gleichwohl werden ſie/ den
Willen fuͤr das Werck achten/ und auffs we=
nigſte unſere Danck=nehmung auß der guten
Intention vergroͤſſernHochwolgeborner
Heꝛr Geheimer Raht.
Wiewol ich gewolt/ daß ich meine Rede/ gegen
Ew. Excell. anderwertig haͤtte einrichten koͤn=
nen; So haben doch die Menſchliche fatalite-
ten es alſo gewolt/ daß ich zu dero beliebigen
haͤnden/ dieſes mahl einliefern muß/ eine Paren-
tation, uͤber dero Wol=Selige Frau Eheliebſte;
nicht ſo ſehr/ dadurch ihr Gedaͤchtnuͤß zu ver=
ewigen/ oder Ew. Excell. ſelbſt auffzurichten;
Jenes haben ihre Unſterbliche Tugenden auff
Erden ſchon verrichtet; In dieſem werden Ew.
Excell. nach dero beywohnenden hohen Ge [ID00016] muͤht/
ſich ſelbſt alſo ſolidiret haben/ daß Sie
dem Goͤttlichen Geſchick/ ſich gehorſamſt un=
terworffen: beſondern alß ein ſchuldiges ſacri-
fice meiner devotion, damit Ew. Excell. dehro
Wol=Seeligen Frau Ehe=Liebſten/ und dehro
gantzen vornehmen Hauſe/ ich verpflichtet.
Ew. Excell. werden umb der ſuͤſſen Gedaͤcht=
nuͤß dehro Wol=Seeligen/ ihrem geweſenen
Beicht=Vater hierin etwaß nachgeben/ daß
weil er ſeine Schuldigkeit/ mit nichts anders/
alß hiemit abzuſtatten gewuſt; Lieber mit gemei=
ner Zunge reden/ alß in ermangelung der unge=
meinen/ gar ſtil=ſchweigen wollen: ſonderlich in
einer Sach/ darin er conſcience gemacht/ ſtum
zu ſeyn. Der Ew. Excell. im uͤbrigen; Tau=
ſenderley Vergnuͤgung; begrauete Jahr/ und
dero vornehmen Hauſe/ von Hertzen wuͤnſchet
daß Sie der Herr zum Segen ſetze ewiglichAlß
Hochwolgeborner
Heꝛr Geheimer Raht.Copenhaven am 9. April.
des Jahres 1684.Ew. Excell.
Gehorſamſter Diener und
Vorbitter bey GOtt
J. Lassenius.
|| [ID00017]
|| [ID00018]
|| [ID00019]
Hoch auch Wolgebohrne
Gnaͤdige Herrn.
Hohe Leid=tragende
und
Allerſeits geEhrteſte Anweſende.
WIer koͤnnen zwar mit unſerm Irdiſchen Verſtand/
nicht viel erreichen/ und mit dem kurtzen Bley=wurff un=
ſerer Gedancken/ wenig ergruͤnden; Und/ wie ſchwehr
iſts/ eine Sache beſchreiben! dehrer Eigenſchaft wier
???ntweh der nicht wiſſen/ oder nicht begreiffen wollen:
Und wie viel verdrießlicher/ dem waß wier lieben/ einen
u???belieblichen Nahmen zu geben!Es gehet hie dem Aug der Sehlen/ oft wie dem des
Leibes; Wie das Glaß gefaͤrbet iſt/ durch welches die=
ſe ſehen; ſo ſcheinet auch alles andere zu ſein; Und wie die Einbildung unſern
Verſtand/ einmahl angeſtrichen hat; ſo beduͤncket uns auch daß zu ſein/ was
uns vorkomt.
|| [2]
In der neuen Welt/ haben die Reiſende eine
Frucht gefunden/ ſo ſie die unſinnige Nuͤſſe nen=
nen; Wer von denſelben iſſet/ bekom
̅
et auf einmahl/
Wahn=ſinnige Gedancken/ in den Kopff; ſo bald er
aber einſchlaͤft/ vergehen ihm beym auffwachen/
alle dieſe Raſereien. Die Einbildung hat faſt
eben ſolche wirckung; Wan wier aber unſern eigene
Beliebligkeit eingeſchlaͤfert/ und den rechten Ver=
ſtand erwachen laſſen; findet ſichs/ daß wier nie=
mahls mehr betrogen werden/ als in eigener
Liebe.Jedweder liebet ſich ſelbſt; daher liebet Er alles/
daß ihm vorkomt: Und/ waß hat die Liebe nicht
ſelzame Wirckungen! Das haͤßliche nennet
ſie ſchoͤn/ daß Alte macht ſie neu; daß
verlebte jung: Selbſt die Wahn=ſinnig=
keit/ muß ihr eine Klugheit/ und die un=
gereimtheit Weißheit ſein.Gleichwol wil die Wahrheit ſo wenig ver=
dunckelt/ als daß groͤſſeſte Himmels=Licht die
Sonne/ verblendet ſein; Dieſe muß wohl oft
die Finſternis leiden; trit aber deſto heller wieder
hervor; Jene kan wohl verdecket/ aber ſo gar
nicht verſtecket werden/ daß ſie nicht endlich her=
vorbrechen ſolte.Eine betriegliche Schmincke/ kan einem haͤßli=
lichen Geſicht/ die Faͤhler der Natur wohl
verbergen; Die Flecken aber ſelbſt/ nicht weg=
nehmen. Wier moͤgen eine Sache fo zierlich mah=
len wie wier wollen. Der Pinſel der Warheit
wird dennoch die falfche Farbe/ zu ſeiner Zeit ent=
decken.
|| [3]
Es mag ein ander lieben/ waß Er ſiehet; Er mag
allem erſchaffenen ſichtbahren; Aller Creatur/ ei=
ner Nahmen geben/ der ihm ſelbſt am ſcheinbarſten
Lieb=koßet; Ich bleibe bey dem was der Weiſeſte
unter den Weiſen/ und der Praͤchtigſte unter den
Koͤnigen geſagt.Es iſt alles gantz Eitel; Es iſt alles gantz
Eitel! 1 Gewiß! der Menſch/ in ſeiner Na=
tuͤrlichen und angeſtamten Verderbnuͤß/ mit allen
ſeinen Sinnen und Vornehmen; betrachtet auſſer
Gott; Was iſt Er anders/ alß eine nie gnug
beklagte Eitelkeit? Was anders/ als eine Ei=
telkeit aller Eitelkeiten? ja eine Eitele Eitel=
keit? Ein nichtiger Athem; 2 ein Dampf:
ein laͤreß und fluͤchtiges Weſen? daß zwahr
ſcheinet/ etwas ſonderlichs zu ſein: aber nichts
rechtſchaffenes noch beſtaͤndiges hinter ſich hat;
ſondern alles umbſonſt und vergebens iſt; Eine
vergebliche Nichtigkeit/ davon viel gehoffet;
aber wenig erwartet wird. So iſt alle Creatur
der Eitelkeit unterworffen. 3 Eitel und nichts/ ſind einander gantz verſchwi=
ſtert; Wer dieß nennet; meinet daß andere. Wer
wil mir dan waͤhren? daß ich offentlich ſage: Es
[4]
ſey alles was wier ſehen; Ein MAGNUM NI=
HIL 4
Hohe und andere Anweſende
die Sach genauer zu beleuchten: Unter denen ſicht=
bahren Dingen/ iſt wohl nichts von hoherem
Preiß/ alß
Die Welt.
Ihr Uhrheber iſt Gott: Und/ wer iſt groͤſſer
alß Er? Solte dieſer Algewaltige Werck=Mei=
ſter wol nicht ein herliches Meiſter=ſtuͤck/ ſeiner Al=
macht an Ihr erwieſen haben? Das hat Er; und
wier muͤſſen geſtehen/ daß ſie Ihn uͤberal ruͤhmet.
Die Himmel erzehlen die Ehre Gottes/
und die Faͤſte verkuͤndiget ſeiner Haͤnde
Werck. 5 Der die Welt COSMUS genant/
hat ſie wohl zu Tauͤffen gewuſt; 6 Sie iſt ſchoͤn
gnug/ von auſſen und innen; Kein Archimedes
wird ein traͤflichers Kunſt=ſtuͤck herfuͤr bringen/
[5]
als Sie iſt. Unzehlbahr Million tauſend Men=
ſchen ſind in der Welt; iſt auch wol einer dem
andern gleich? Mit ſo ſchoͤnen und viel=faͤrbi=
gen Tulipen/ hat die ſchoͤne Welt/ ihr Irdiſches
Paradiß angefuͤllet! wie ſchoͤne Ordnung haͤlt ſie!
wie ſo gahr faͤhlet ihr nichts! wie ſo zierlich haͤnget
alles an einander! wie ſchoͤn erhaͤlt und regieret ſie
der Almaͤchtige! wie ſchoͤne Fruͤchte bringet ſie
nicht umb des Menſchen Willen herfuͤr! Welch
eine wunderſahme Fuͤrſehung Gottes! Waß in
der Welt Gift ſein koͤnte; muß dem Gott=
liebenden zum beſten dienen. Welch ſchoͤnes
Hauß iſt ſie! und wie wohl und herlich iſt alles
drin geordnet! 7 Niemand nehme ihm die Kuͤnheit zu ſagen/ die
Welt ſey jetzt nicht mehr ſo gut/ alß ſie vorhin
nach dem fal Adams geblieben.Wie? faͤhlets dan an dem Grund=leger? oder
an der Welt ſelbſt? An jenem Gewiß nicht;
Du bleibeſt wie du biſt/ und deine Jahr
ſeind unveraͤnderlich/ du Vater des
Lichts. 8 Bey dir iſt kein Veraͤnde=
rung des Lichts und Finſterniß/ der Ta=
ge noch Jahr. 9 Lautets von Ihm.
|| [6]
Iſt die Schuld an der Welt? Ich glaube es
nicht; Gott ſahe an alles was Er gemacht
hatte/ und ſiehe/ es war alles ſehr gut.
10 Da der Menſch von Gott abfiel; wiche die
Erd und Welt nicht von ihm/ ob ſie gleich umb des
Menſchen willen verflucht wuͤrde: Die eine
Welt 11 blieb bey ihrem einigen Gott/ der ſie
heut wie geſtern Fruchtbahr macht; Wie! ſollte
ſie dan nicht mehr ſein/ die ſie wahr? Mundus alter
idem. 12 Es geſchiehet nichts neues un=
ter der Sonnen. 13 Das aber ja alzu
neu! Wier erheben was wier ſehen/ und
[7]
verachten was geweſen iſt; auch loben
wier was weg iſt/ und ſchelten was ge=
genwaͤrtig iſt. 14 Warlich! wier thun
der Welt zu viel.Iſt etwa der Himmel mit ſeinem Geſtirn/
influx, und anderm Kraͤften Kraͤbsgaͤngig? Nein!
der Himmel verdirbet nicht. 15
Son/ Mond und Stern halten noch ihren alten
Lauf. 16 Die Son theilet noch ihre Strahlen
der Erden mit; Sie erwaͤrmet noch wie vorhin/
alles was unter ihr iſt.Iſt etwa die Erde nicht mehr ſo fruchtbahr
als vorhin? Es iſt unſer Suͤnden ſchuld/ daß
[8]
Gott ſie nicht allezeit gleich ſchwaͤngert mit uͤber=
fluß; Gleichwohl/ waß dem einen Ort verſaget;
bringt der andere wieder reichlich ein. Es wird
dennoch Korn/ Waſſer und Brod bleiben/ ſo lang
wier leben; Der Saamen der Gerechten/
wird nimmer nach Brod gehen. Alle
Muͤtter ernehren ihre Kinder; Die Erd unſer
Mutter; Solte ſie uns Brod und Milch ver=
ſagen? Flieſſen ihre Bruͤſte nicht wie ein Meer?
auch ein Baͤchlein kan den duͤrſt ſtillen.Daß die Erd oft eine Stief=Mutter wird/ und
daß Brod ſpahrſahm vorſchneidet. Vielleicht
ſind die Kinder ſelbſt ſchuld! Wer nicht arbeitet;
ſoll uicht eſſen. Im Schweis des Ange=
ſichts muß die Erde genutzet werden.
17 Den Muͤſſigen faͤlt wehder Segen/ noch
dem Faulen ein Gewin zu.Solte die Erde aͤrger ſein heut/ alß Sie geſtern
wahr? Warlich/ ſie iſt beſſer! Vorhin naͤhrete
ſie nur wenig; Nun muß ſie unzaͤhlichen Brod ge=
ben; Gleichwol behaͤlt ſie im Vorraht ein uͤbriges:
Die erſte Welt naͤhrete ſich mit ſchlechter Speiſe;
Die jetzige mit delicater. 18 Iſt ſie dann aͤrger
oder beſſer? Soll jenes dennoch ſein! Es iſt unſer
Suͤnden ſchuld/ daß wier ſo gezuͤchtiget werden.
Die Ruth iſt darum nicht boͤß/ daß ſie im
ſchlagen fromme Kinder macht;Iſt die Welt ſo redlich nicht mehr alß
vorhin! Sie wohl; aber ihre Kinder ſind un=
artig; Da eins allein wohnete/ wahr ein Glau=
be; eine Liebe. 19 So bald die Voͤlcker un [9] ter
einander vermiſcht; hat die alte Einfalt wol
reichlich abgenom
̅
en. Kan man aber dem Vater
daß zur Schande deuten; Wan ſein Sohn aus der
Art ſchlaͤget? Der Seraphiſche Gottes=bot/
klagete nicht uͤber die Boßheit der vorigen Zeit;
Aber daß gehet ihm zu Hertzen; Daß die kuͤnf=
tige ſo arg ſein wurde: So lauten ſeine Wort.
Daß ſoltu aber wiſſen/ daß in den lezten
Tagen werden greuͤliche zeiten kommen;
Dan es werden Menſchen ſein/ die von
ſich ſelbſt halten; geitzig/ ruhm=raͤhtig/
hoffaͤrtig/ Laͤſterer/ den Eltern ungehor=
ſam/ undanckbahr/ ungeiſtlich; ſtoͤrrig
unverſoͤhnlich/ ſchaͤnder/ unkeuſch/ wil=
de/ unguͤtig; Verraͤhter/ Freveler/ aufge=
blaſen; Die mehr lieben Wolluſt den
Gott; Die da haben den ſchein eines
Gottſeligen Weſens/ aber ſeine Krafft
verlaͤugnen ſie. 20 So verderben die Gaͤ=
ſte ihr Wirtshaus! Ich darfs hiebey wol bewen=
den laſſen;Wolte ich ſonſt erweiſen/ wie unſere Zeit beſſer
als die vorige/ auch darin/ daß unſere Gottes=haͤu=
ſer/ keine Joves, Veneres, Molochos und derglei=
chen/ ſondern faſt gantz Europa/ den Einigen wah=
ren Gott anbete; wuͤrde mier nicht die Er=
fahrung und die algemeine Wiſſenſchaft beyfal
geben? 21 Oder ſind die Menſchen nicht mehr ſo
ſtarck alß vorhin? nicht mehr ſo groß alß
[10]
vor zeiten? Ich laͤugne beides nicht; Den
̅
och hat
die Welt darin ſich nicht veraͤrgert: lebten wier
nicht ſo zaͤrtlich; gewehneten wier unſe=
re Kinder zeitlich zur Arbeit; zu Froſt und
Kaͤlte; Sie waͤhren/ was ihre Ahnen wahren.
Aber die vielheit der Speiſen/ hat vielen die Kraft
benommen. 22 Wer hat daran ſchuld?
Die Natur oder der Menſch? Ich/ du/ Er/ wier/
Sie.Vielleicht leben die Menſchen nicht mehr
ſo lang als vorhin? Villeicht ſind ſie auch nicht
ſo maͤſſig mehr 23 Ich kan nicht laͤugnen daß
Adam 930. Mathuſalem 969. Noah 950.
Sonnen=Jahr erreichet. 24 Das muſte ſo ſein;
Der Wenigkeit der Menſchen/ muſte die
vielheit der Jahre zu ſtatten kommen/ da=
mit daß Geſetz Gottes/ und ſein heiliger
wille/ bey ermanglen der Schrifft/ 25
auff die Nachkommen fortgepflantzet
wuͤrde. Nun iſt dieſes nicht noͤhtig; auch jenes
nicht. Gleichwohl haben auch unſere Zeiten/
[11]
nicht geringe Anzahl der lang=lebenden; Unſterb=
lich koͤnnen wier nicht ſeyn; Doch wuͤrden
wier ſo bald nicht ſterben; ſo wier uns bey
Leben abſtuͤrben/ und niemands nach ſei=
nem Willen lebte!Ich bleibe dabei/ die Welt ſey ihr noch in allem
gleich; auch trage ich keinen ſcheuͤ/ ferner zu be
haupten/ daß die heutige der vorigen vor=
zuziehen. Seind nicht alle Kuͤnſte? Alle Wiſ=
ſenſchaften? in dieſer hoͤher geſtiegen/ als ſonſt
jemahis? Waß wuſten Davids Schiffe
vom Magnet? Iſt er nicht zu unſerer Vaͤter
Zeit erfunden? 26 Wie alt iſt die Drucke=
rey? 27 Fuͤhrete man auch vorhin
mit ſolchem Verſtand Krieg als heut?
28 Wan ſind die Feur=ſpeier erfun=
den? 29 Wan hat man ſo lieblich mu???
ſicirt alß jetzt? 30 Vielleicht ſind nicht mehr ſo ge [12] lehrte
Leute in der Welt? Gott Lob! noch
faͤhlts daran nicht. Die heiligen Gottes=
Maͤnner haben noch den Geiſt Elias. Die
Prieſter der Gerechtigkeit koͤnnen Bartolus
und Baldus wol ſelbſt in die Schul fuͤhren. Die
Welt=weiſen zeigen noch ihren Eifer/ in erfor=
ſchung ſchwerer Dinge. Die Natur=kuͤndiger
haben noch nicht auffgehoͤret/ die verſchloſſene
Wiſſenſchaften zu eroͤfnen. Es ſeind noch uͤbrig/
die des Himmels Lauf berechnen. Den Krancken
fehlet es nicht an Geneß=Meiſtern. Ja! wier
doͤrffen uns in dieſer zeit/ mehrer Kuͤnſte ruͤhmen/
als die Vorwelt Kunſtler gehabt. 31 So gahr
beſtehet die Welt/ in ihrem ſchoͤnen Weſen/ und iſt
was ſie wahr: Eine Fuͤrſtin der Geſchoͤpf;
eine Mutter der Natur; Ein Wunder=
werck des Almaͤchtigen.So ſchoͤn iſt ſie aber nimmermehr.
Hoch=Schaͤtzbahre Aufmerker!
Daß ich auch in Anſehung alles angefuͤhrten/
dennoch nicht ſagen muͤſte; auch ſie/ die ſo praͤchti=
ge Welt; dieſes unſchaͤtzbahre Gebaͤu/ ſey ein
MAGNUM NIHIL! Ein vergaͤngliches
und in nichts/ alß der Unbeſtaͤndigkeit be=
ſtaͤndiges Weſen. 32 Sie iſt aus nichts gemacht. 33 Gott
[13]
haͤnget die Erde an nichts. 34 Eine je=
de Sach muß daß endlich werden/ was ſie erſt
war. Von nichts ward ſie; zu nichts
wird ſie werden. Wer wolte glaͤuben/ daß ſie
ihr Alterthum von Ewigkeit erweiſen koͤnte!
35 Im Anfang der Zeit/ ſchuf Gott
Himmel und Erde. 36 So lehret uns
der Geiſt Gottes; Ihm muß Vernunft/
Heide/ und aller Verſtand ſchweigen.
Und wie? ſolte etwas auſſer Gott Ewig ſeyn? daß
ſey ferne. Er iſts/ der von ſich ſelbſt ſaget;
Ich bin/ der Ich bin. 37 Daß
kan keine Creatur ruͤhmen! Von ihr heiſtß;
Ich ward und war: Waß dan einen An=
fang hat/ in erſchaffnem Dingen; muß es nicht ein
[14]
Ende nehmen? Ja freilich! wird die Welt/ ob
noch tauſend mahl ſo fuͤrtreflich endlich ein En=
de nehmen/ und nichts mehr ſein. Selbſt ihr
Wehſen wird vergehen 38 mit allem was
ſie hat und iſt: Himmel und Erd werden
vergehen. 39 Ob die Welt ihre ſo viel geweiſſagte 6000 Jahr
erleben werde? 40 Wil ich nicht kluͤglen.
Der kluͤgſte unter den Menſchen/ wolte
[15]
ſelbſt von dem Tage des algemeinen
nichts/ nichts wiſſen. 41 Unß gebuͤh=
ret in vielen ſtuͤcken unwiſſend zu bleiben;
Ja/ ich darff wol ſagen/ daß ein Zeichen ſey der
groͤſſeſten Gelartheit/ ungelehrt zu ſein/
in Dingen/ die der heilige Geiſt nicht
gelehret hat. Gnug iſts/ daß ſie einmahl unter=
gehen werde. Ob fruͤh’ oder ſpaͤt? Davor
laſſen wier den rathen/ der alles gemachet hat;
Welcher auch allem ein Ende geben wird/ wan es
ſeinem Al=wollen belieben wird.Ich will mich zu keinem Scheids=Mann ge=
gebrauchen laſſen; Ob Copernicus oder Ptolomæ=
us gewonnen/ im Streit/ ob der Mittel=punct
der Welt/ die Erde beweglich ſey oder un=
beweglich? 42 Das letztere hat mit Felſen=
Reden/ ſo ich meine/ außfuͤhrlich gnug gemacht/
Daß Wunder/ der Preißwuͤrdigſten Daͤ=
niſchen Nobleſſe/ der unvergleichliche
[16]
TYCHO BRAHE/ 43 und ſo Er gleich nicht?
ich geſtehe darauf/ was der gepurperte Sit=
ten=Lehrer gewolt; Die Erde beſtehet ewig=
lich. 44 Und was ſein tapferer An=her/ der
Printz unter den Weiſſagenden; Du haſt die
Erde gegruͤndet; 45 Auch was der kluge
Tugend=weiſer von der Sonnen beweglichkeit
ſchreibet; Daß muß ein groſſer Herr ſein/
der ſie gemachet hat/ und hat ſie laſſen ſo
ſchnel lauffen! 46 Sonſten muß ich nicht laͤugnen/ daß alles in
der Welt/ ſeiner unbeſtaͤndigen bewegung/ nur zum
uͤberfluß und wiederwillen/ ſatſam unterworffen;
Und haͤtte CORNELIUS DREBBEL der be=
ruͤhmte Engellaͤnder; auch HIERONYMUS
GVARCIOLLI; der ſubtile Florentiner/ umb ein
PERPETUUM MOBIL??? außzuſuchen/ ſich ſo
ſehr nicht bemuͤhen doͤrffen; Die Welt kan ein
ſolches ohn Gegen=ſtreit geſagt werden zu ſein.
So rund und bunt gehet es darin zu.
So ſelzamen Veraͤnderungen und bewegungen iſt
ſie unterworffen!
|| [17]
Oder iſt es was neues? daß eine DINA in eine
unkeuſche THAMAR? und ein JACOB in ei=
nen unartigen ESAU veraͤndert wird? Und/
wan der Politiſche Himmel blitzet; be=
weget Er nicht Erd und Meer?Wie oft wird auff der Kugel des ungetreuͤen
Gluͤcks/ ein Zwerg in einen Rieſen/ und ein Rieſe in
einen Zwerg verwandelt? Es iſt wol eher aus einem
Toͤpffer ein Koͤnig; und auß einem Koͤnig ein ar=
mer Man
̅
geworden! es hat wohl eher Agathocles/
vor die Dreh=ſcheibe des ſchmuͤtzigen Tones/ einen
tapezirten Thron/ und Dionyſius, vor die Koͤ=
nigliche Tafel/ zu Syracuſa, die veraͤchtliche Schul=
banck zu Corintho beſchritten!Ob die Welt einmahl zur beſtaͤndigkeit des
Gluͤcks kommen werde? laß ich den PAPIAS mit
ſeinen Vorgaͤngern den Fabelhaften und aberwi=
tzigen Juden/ in ihrem getraͤumten Chiliaſmo erfah=
ren; 47 Dieſer aber iſt ein MAGNUM N???=
HIL. Ens rationis; Jenes wird auch alſo blei=
ben.Dieſe unbeſtaͤndige und veraͤnderliche Welt/
vergleiche ich einer ungluͤcklichen Schif=
fart: Sie ſelbſt iſt das Meer; unſer Le=
ben/ daß Schiff; Unſere Hoffnung die
Seegel; Unſer Vertrauen die Ancker;
Unſere Gluͤcks und Ungluͤcksfaͤlle/ die
Winde; Unſer Schweiß und Arbeidt die
Ruder; Der verhofte Haven die Vergnuͤ=
gung. Was finden wier aber oftmahls mehr
alß ein MAGNUM NIHIL! heiſt es nicht mit
[18]
dem Vornembſten unter den heiligen Zwoͤlf=boh=
ten des Heilands mehrentheils; Wier haben die
gantze Nacht gefiſchet/ und nichts gefan=
gen? Wie mancher Leviathan 48 Hindert
daß ſonſt muhtige Schiflein unſer Muͤhe! daß wier
auch mitten auff der Fahrt/ wan alles vor Wind
gehet/ dennoch die Cabo de bon eſperance nicht
erreichen koͤnnen!Und wehre gleich ein ſolcher nicht? der uns of=
fentliche wiederſtuͤnde! Seind nicht auch verbor=
gene Klippen/ die unvermuthlich/ Schif und Man
zu Grunde richten koͤnnen? Kurtz! die Welt ein
Glaͤſern Meer. 49 Gluͤck und Glaß/ wie
bald bricht daß! Und daß iſt daß MAGNUM NI-
HIL/ ſo wier nach viel=Jaͤhriger Schiffart da=
von haben; Daß an ſtat gehoften Goldes: ein
jaͤmmerliches Nichts daraus wird.Wer waͤhret mier die Welt/ mit eines
andern Zunge; eine Pilgrimſchafft zu
nennen?Hier iſt kein Vaterland/ kein feſter Platz zu finden/
Wier wallen in der Welt/ in ſtaͤter Pilgrim= ſchaft.
Je mehr uns Truͤbſahl trift; je mehr iſt noch da= hinden/
Und was das beſte iſt/ daß iſt mit Furcht behaft.
Dort aber iſt der Ort/ da unſre Ruhe bluͤht
Dort wo das blaue Feld ſich durch die Sterne ziht.
Der Zweck iſt Freuden=vol/ drum iſt der Weg vol trauren;
Wo iſt ein groſſes Gut doch ohne Muͤhe feil?
|| [19]
Man muß viel ſcharffe Luft und Ungluͤcks winde tauren/
Wil einer auch daran erobern ſeinen theil. 50 Wie manches Jericho muͤſſen wier hindurch! ehe wier nach Salem werden kommen! Und gleichwohl muͤſſen wier offt dem Moͤrder in die Haͤnde fallen. So wandern wier von einem Ort zu dem andern. So eſſen wier bald das Abendmahl zu Emaus; Bald wil uns zu Capernaum niemands herber= gen. Oft ſcheinet uns die Sonne; Wie oft muͤſſen wier auch/ den kalten Mond=ſchein verlieb nehmen? Und wan endlich/ durch alles wuͤſte und Felſichte Arabien/ die Reiſe vollen= bracht; finden wier am Abend nichts/ alß die Herberge/ da der Todt außhaͤngt; Da wier den letzten Heller deß noch uͤbrigen Lebens bezahlen/ und in der Welt muͤſſen begraben wer= den; Heiſt daß nicht ein MAGNUM NIHIL ge= ſucht und redlich gefunden?So ſind alle Herlichkeiten dieſer Welt; Von auſſen wohl zierlich; an ſich ſelbſt aber wie ein Schwahn/ der unter den anmuhtigen weiſſen Federn/ einen ſchwartzen Leib traͤ= get.Die Welt ein falſcher Spieler/ den klugſten und beſten machet ſie doch end= lich Schach=matt. 51 Ich habe niemahls gelaͤugnet/ wahr zu ſein/ wan der Kern=reiche HULSEMAN/ der [20] Adler unter den Gott=gelehrten/ die Welt ein groſſes Hoſpital genant; Dort ſtinckts; Hie rauͤchts auch gewiß nicht ſchoͤn: Die Welt ein Stanck=Hauß: ein Rauch und Dampf; Wird nicht dieſer zu nichts? auch die Welt wird einmahl alſo verrauchen; und des vo= rigen nimmer gedacht werden. 52 Gaͤbe ich auch gleich der Welt den Nahmen eines Gefaͤngniſſeß? doͤrfte ich vor die Ver= antwortung ſo ſehr nicht ſorgen. Wer wird mich erloͤſen von dem Leibe dieſes Todes? So aͤchzet unter ſelbſt=eigenen Faͤſſeln/ der zu lang darin verſtrickte Paulus. 53 heiſt daß nicht im Gefaͤngniß ſein?Stellet euch fuͤr die grauſamſte und erſchroͤck= lichſte Kercker unter der Erden/ von ROM und SYRACUSA; bildet euch noch dazu ein alle Grauſamkeit und Marter/ ſo der un=Menſchliche Blut=durſt des PERILLUS erfunden; oder die Wild=Thieriſche Grimmigkeit des Tyrannen DI= ONYSIUS/ volbringen koͤnnen:Glaubt/ daß in dieſen Kerckern nichts als ſeuf= tzen gehoͤret worden; alß in einer Wohnung der Traurigkeit; in einem Gemach der Truͤbſahlen; in einer Herberg des Todts; in einer Helle dieſes Lebens; Wo die Elende eher begraben werden/ alß ſie ſterben; Allein einen Schat= ten des Lebens behalten/ ſo alle Augenblick dem Todt unterworffen; allwo die abſcheuliche Enge des Orts/ den Leib und das Hertz zugleich faͤſt ge= bunden haͤlt; Wo eine ewige Nacht/ den Unmuht der Wachſamkeit geſelſchaftet; Wo des erſchrock [21] nen Licht/ wegen der dickeſten Finſtermuͤß/ allein verſtohlener weiſe hinein ſchleicht/ einen Augen= blicklichen Tag zu machen: Wo die zuſamen ſchla= gende Ketten und Fuß=eiſen/ die Gedaͤchtniß der Ungluͤckſeligkeit erwecken; Wo die Laſt der Feſſe= len/ nicht allein die Fuͤſſe/ ſondern auch die Gedan= cken ſelbſt/ in dem Umbcreiß des Elends/ trotzend eingeſperret haͤlt; Wo die Linderungs Mittel der Straf/ den armen Gefangenen/ die Pein vermeh= reten; Der Luſt zu eſſen machte/ daß ihnen die im= mer waͤhrende ſchmertzen/ noch viel empfindlicher vorkahmen; Die Nahrung des Leibes verlaͤngerte ihnen/ einen noch grauſamern und lang außzuſte= henden auch außbleibenden Todt; Es ſchiene/ alß ob der Wieder=hal der tief=gefuͤhrten Seuftzer/ in jener Hoͤle ein Mitleiden mit den Gefangenen hat= te; Ihnen wurden aber die Seuftzer dadurch neu verdoppelt. Alſo ſtarben die Gefangenen auff mancherley weiſe! Dennoch iſt dieſe Welt ein viel erſchrecklichers Gefaͤngniß!Sie iſt viel finſterer als ein Kercker; den ſie ver= blendet ſelbſt die Hertzen der Menſchen; Sie ſchlieſ= ſet uns in ſchwere Ketten/ womit auch unſere Ge= muͤhter beleget werden; Es iſt darin viel ein groͤſ= ſer Geſtanck/ von denen Unreinigkeiten/ worin ſich die Menſchen vielfaͤltig beflecken. Es ſtecken mehr Gefangene darin; Das gantze Menſchliche Geſchlecht! Man hat da/ das letzte Urtheil nicht von dem Land=pfleger/ ſondern dem hoͤchſten Richter Himmels und der Er= den zugewarten. 54
|| [22]
Adam iſt der erſte geweſen/ der die Straf eines
ſo erſchrecklichen Kerckers erfahren. Und weil er
gegen uͤber ſeines Koͤniglichen Pallaſts des Para=
diſes/ nach der Austreibung von dannen geſetzet
worden; Bilde ich mir ein; Er werde oft/ verſtohle=
ner weiſe/ die Augen/ gegen ſeine vorhin gluͤckliche
Wohnung gewendet; Aber nicht ohne Schrecken/
daß entruͤſtete Geſicht der Cherubiniſchen Schild=
wacht geſehen; auch nicht ohne ſeuftzen/ daß
in der Hand habende feurige Schwerd/ und die
verriegelte Pforte ſeines Koͤniglichen Pallaſts an=
geſehen haben.Mich daucht auch/ daß ihm alß einem neuen/ aber
ungluͤckſehligen Tantalus, die koͤſtliche Paradiß=
aͤpffel/ ſeiner hiebevor genoſſenen Ergaͤtzlichkeit/
vor dem Munde gehangen; Welche ihme ohne
Nieſſung/ den Gaumen verbittert; auch das Waſ=
ſer aller gehabten Freuden im Paradiß/ biß an die
Lefzen gangen; ſo ihm den Durſt nach denſelben/
unausſpraͤchlich vermehret/ und ſeine Schmertzen
des Hertzens verdoppelt; darum Er bißweilen mit
ihm ſelbſt wird geredt haben.O mich armſehligen Menſchen! hie
lehne ich mich auff meine Grab=Schau=
fel/ damit ich die Erde bearbeiten muß!
Dort ſehe ich meine Wohnung/ der ich
ohne Hertz=brechenden Schmertzen nicht
vergeſſen kan! O mich Ungluͤckſeligen
Menſchen! welch einen Unterſcheid fuͤhle
ich/ zwiſchen meinem gefuͤhrten Herren/
und jetzigen Baurn=ſtande! O! von waß
[23]
einer gluͤckſehligen hoͤhe/ bin ich in dieſen
unſehligen Abgrund geſtuͤrtzet. O mich
elenden Menſchen! Wie ſchnel haben
ſich meine Ergetzlichkeiten/ in lauter Bit=
terkeit verwandelt: Meine Wolluſt in
lauter Schweiß; Der Scepter in ein
Pflug=Eiſen; Mein Koͤnigreich; in einen
finſtern Kercker? O gluͤckſehliger Koͤnigs=
hoff! Wer verbeut mier den zutritt? Wer
hat mier die Eiſen an die Fuͤſſe geſchla=
gen?Waß mich am meiſten ſchmertzt; ſind
meine ungluͤckliche Kinder/ und Nach=
kommen! Welche gnugſam geſtraft ſind/
weil ſie meine Kinder ſind/ und in dem
Kercker der Welt/ eingeſchloſſen bleiben
muͤſſen. Meine Mißhandlungen; O lie=
be Kinder! haben Seil und Strick gedre=
het/ ehe ich euch das Leben gegeben; Mei=
ne Fehler haben euch die Ketten angelegt;
ehe ihr ans Licht gebohren worden/ ſeid
ihr zum Kercker dieſer Welt veruhrthei=
let worden. Elende Kinder! Ihr werdet
die Augen auffthun; und auff einmahl/
das Licht dieſes Himmels/ und zugleich
die Finſterniß dieſes Kerckers ſehen! Ihr
werdet gehen wollen; aber inne werden/
[24]
daß ihr angefeſſelt worden/ ehe ihr geboh=
ren; Die Freiheit werdet ihr beweinen/ die
ihr niemahl erkant habet; Die Gluͤckſeh=
ligkeit/ zu welcher ihr haͤttet gelangen koͤn=
nen/ wird euch offenbahr werden; Aber
daneben ſchmertzen/ daß ihres verlohren
habt/ ehe ihr derſelben genoſſen. Ich bin
ein Kinder=Moͤrder geworden/ ehe ich
Vater genennet bin! 55 Wie viel findet Adam ſeines gleichen/ die mit ihm
eben ſolche klagen fuͤhren muͤſſen! Jedoch iſt die=
ſes der Troſt; daß auch dieſer Kercker end=
lich ein nichts werden wird. Wan wier lang
gnug hie eingeſperret geſeſſen; Verfaͤlt der Kercker
mit den Gefangenen. Der Schlieſſer mit den ge=
ſchloſſenen. Wehre dieſe Nichtigkeit nicht
zu hoffen? Der Kercker dieſer Welt/ wehre
grauſamer als grauſahm! Diß iſt das beſte in dem
aͤrgſten! Das ſchoͤnſte/ unter den Abſcheulichſten.
Dieſes groſſe Ichts/ wird endlich zu ei=
nem noch groͤſſern Nichts!So mag dan die Welt erheben/ wer da will! Es
ſtreiche ſie heraus/ wer da kan! Solte ich einmahl
ihr zu Ehren ein Buch ſchreiben! Der Titul ſolte
davon ſein; Die klingende Schelle: Ver=
raͤht nicht dieſe ſich ſelbſt/ daß ſie inwendig laͤr ſei?
wan ein Gefaͤß thoͤnet/ iſt es nicht ein Zeichen/ daß
nicht viel darin iſt? wie viel geplaͤr macht nicht die
Welt von ihr ſelbſt? viel Geſchꝛey; wenig wolle: daß
[25]
ich wohl von der Welt ſagen. 56 Sie verheiſt
viel; gibt wenig. Sie zeiget vorn einen hauffen
Gluͤckſehligkeit; Daß thut ſie/ und nicht mehr; Sie
zeigts und gibt nichts; Hinter iſt alles laͤr; hol und
laͤr/ iſt nichts ſein. Wohl! ſo habe ich mit weni=
gem/ der groſſen Welt eiteles Nichts erwieſen; Daß
noch umb deſto aͤrger wird/ wan ich mit dem heili=
gen Johannes ſage: Die nichtige Welt lieget
im Argen. 57 Sie ſelbſt die arge/ liegt im Argen;
Da ſie ſonſt nichts iſt/ lieget ſie noch in Argeliſt.Wie oft ſucht ſie/ den Meiſter an uns zu ſpielen?
Wan ſie uns zu verleuͤmbden gedenckt;
lobt ſie uns: Damit ſie mit einer deſto beſſern
Sicherheit/ hernacher ſchelten moͤge. Sie ver=
goͤnnet uns offt/ in dem Meer dieſes E=
lendes/ zwiſchen den ſtaͤts waltzenden
und Berg=gleichenden Wellen/ eine froͤ=
liche Stunde/ und laͤſſet uns die Fortun
mit lachendem Munde anſptelen; Damit
ſolchem holdſehligen Anblick groſſe Wolcken vieler
Betruͤbniß/ Wie dem alzuheiſſen Sonnenſchein/
finſtere Regen=Wolken/ folgen; welche uns/ je groͤſ=
ſer die ſtille gewehſen; je gefaͤhrlicher in die Klippen
des Verderbens ſtuͤrtzen.Sol ich ſie beſſer beſchreiben? Sie iſt das A=
mericaniſche Gebuͤrge/ auff welchem/ wegen
gahr zu ſubtiler/ und mit Mineraliſchen Daͤmpf=
fen angefuͤlleten Lufft/ die Wanders=Leute uͤbel/
oder gar nicht fortkommen koͤnnen; weil ihnen
???aum Athen zu holen moͤglich/ und ſie mit ſtaͤtem
Eckel/ uͤberdruß/ und brechen gequaͤhlet werden.
|| [26]
Sie iſt ein groſſes und weit=laͤuftiges
Beinhauß/ darin nichts alß verdorrete
Knochen der abgeſeeleten;Sie iſt die Folter=Kammer/ darin man
nichts hoͤret/ alß daß draͤuen der Richter/ daß An=
ſchreien der Hencker/ daß klaͤgliche Winſeln der ge=
marterten; Den Klang der Ketten/ und den Stanck
der angeſteckten Schwaͤfel=Kaͤrzen. 58 UndWaß iſt daß Weſen dieſer Zeit? Nur Schatten=werck und Eitelkeit! Ein Dampf/ ein Traum; ein falſches Spiel: Ja! mehr als nichts; was ſag’ ich viel?Vielleicht wird daß beſte/ ſo wier uns einbilden zu haben/ und das liebſte ſo wier beſitzen.
Hochgewuͤrdigte Anweſende!
Ich ſinge mein voriges Lied; Es iſt alles Ei=
tel und nichts! Wie die Mutter/ ſo ihr
Kind; Wie der Baum; ſo ſind auch ſei=
ne Fruͤchte. Daß kan ich nicht laͤugnen. Die
Erſchaffung des Adams zu einem vernuͤnftigen
Menſchen; Sie wahr herlich! Die hervorbringung
der Even aus ſeiner Rippen; Sie wahr verwun=
derlich! 59 Daß Leben/ ſo beide bekamen; be=
lieblich! So lang auch dieſe beide/ in dem Stand
der Seraphiſchen Unſchuld verblieben; Da der
Aller=weiſeſte Himmels=Koͤnig ihr Lehr=
Meiſter; Das Paradiß ihr Gymnaſium;
Die Unſterblichkeit ihr Buch; Die Engel
ihre Schul=Geſellen; Die Sterne/ ihre
Leuchter; Alle Creaturen ihre Oecono-
mie wahren; Da keine Sybilliſche Wol=
cken/ die Sonne ihrer angebohrnen Ver=
nunft; Kein Philoſophiſche Hæccæitaͤ=
ten ihre Zungen faͤßelten; Wer haͤtte was
beſſers/ als daß Leben wuͤnſchen wollen?
Allein! nachdem der ungluͤckliche Apfel=biß/ die=
ſe unzahlbahre fuͤrtreflichkeiten hoͤchſt=klagbahr
vermindert! Den Himliſchen Lehr=Meiſter
in einen Zornigen Richter; Seine
Schwanen=Federn/ in eine flammende
Klingen, Daß Paradiß/ in eine Schule der
Thraͤnen; und daß Buch der unſterbli [28] chen
Naturn/ in eine verwaͤßliche Bahr
verwandelt: Kan auch jemand ſagen/ daß die=
ſes Leben anders ſey/ als ein groſſes nichts?Man ſagt; Daß Leben ſey Natuͤrlich
und zierlich! Daß erſte bekenne ich; Zu dem
andern weis ich keinen Rath. Sey dan? daß je=
mand dehm waß verdrießlich/ eine beqvemlichkeit
andichten wolte.Iſt es nicht ſo? Unſere Kindheit erblaſſet in
der Jugend; Die Jugend erkaltet im
Maͤnlichen Alter; Und/ daß Maͤnliche
Alter erſtarret in den graiſen Haaren?
Selbſt die graue Haar/ ſind bei den leben=
den ein Panier/ welches der Todt ihnen
aufſteckt zum zeichen, Die Paſtei ſey erſtie=
gen/ und Er werde eheſt uͤber den Leib den
Sieg erhalten?Wier werden ſo bald nicht gebohren;
alß unſere Haͤupter mit den Saltz der
Thraͤnen; Unſere Schultern mit der
Buͤrde des Kummers; Unſere Schen=
ckeln mit der Knechtſchafft; und alle Glie=
der unſers zerbrechlichen Coͤrpers/ mit
den Ketten tauſendfacher Wiederwertig=
keit belaͤſtiget werden. Daß iſt die Zierlich=
keit des Lebens! Nein/ Nein! eine ſolche kan ich nicht
preiſen.Es hat vorlaͤngſt daß Buch der ohnſtreitigen
[29]
unfehlbarkeit/ mier dieſe Lectiones gegeben.
Meine Tage ſind wie einer Hand breit
vor dier; und mein Leben iſt wie nichts
fuͤr dier. 60 Wie gahr nichts ſind al=
le Menſchen! 61 Menſchen ſind doch
ja nichts. 62 Der Menſch iſt gleich
wie nichts. 63 Seine Zeit faͤhret
dahin wie ein Schatten. 64 Der
Menſch gilt nichts bey Gott. 65 Waß
[30]
iſt eur Leben? ein Dampff iſts/ der eine klei=
ne Zeit waͤhret/ darnach aber verſchwin=
det. 66 Dieſe ſind nicht Sphyngiſche Raͤtzel; Nein!
Die Wahrheit ſelbſt zu hellem Tage gelegt.
Wier wiſſen/ wan wier gebohren ſind;
Wer kan aber ſagen/ wan er ſterben wer=
de? Und/ wer weiß wie? 67 Zwahr der Calender/ den die Sicher=
heit verkauft/ verſichert einen jedweden
Abend/ ſeines folgenden Morgens; Lieſet
man aber auff der Zunge dieſer Unvor=
ſichtigen/ daß Lateiniſche Wort CRAS/
mit Teutſchem Munde zuruͤck? komt nicht
ein Sarck heraus? Und/ wer weiß/ wie bald
Ich und Ihr darin ſollen geleget werden! Daß
Kraͤbsgaͤngige Wort Leben/ zeiget in ſeinem
ruͤck=kehr/ nichts als einen Nebel. So iſts! und
dieſer iſt nichts; auch das Leben ſelbſt nichts.Adam mag gleich von rother Erde/ ſeinen
Stam=Nahmen fuͤhren; oder von der Schoͤnheit.
68 Die roͤhte ſeiner Wangen/ wird der endliche
Todt bleich genug machen: Seine Schoͤnheit wird
zuletzt verzehret werden/ wie von Motten. 69
Und wan ſein Nahm kuͤnſtlich gnug zergliedert;
[31]
waß komt anders heraus; als. Ach! du armer
Madenſack. Ach du armer Menſch!
Du Aſche/ Blut und Koht! 70 Der Lateiniſche
HOMO: faͤngt er nicht mit einer aſpiration an?
H. non eſt litera; Der Menſch auch nichts.
Endiget er ſich nicht mit einem O? O wie Elend
iſt unſer Zeit alhie auff dieſer Erden!
Der Teutſche Menſch/ mag ſeinen Titul
ſo zierlich anfangen/ wie er wil; Endiget
Er ihn nicht mit einem Seuftzer? Auch!
der Griechiſche ; gehet er nicht
auff ein aus? 71 So iſt alles
nichts und Schatten=Werck.Geſtalt/ Geiſt/ Jugend=hitz und praͤchtig ſtoltzes Gut
Berauben dich deß Sinß/ und blenden deinen Muht/
Daß er nicht kennen wil/ waß doch der Menſch nur ſey;
Die Graß=Blum dieſer Welt/ daß bald verdorte Heuͤ.
Nichts anders iſt der Menſch; als Saamen wel= cher ſtarck
Und uͤbel reucht; ein Sack voll Koht im ſchwar= tzen Sarck:
Der faulen Wuͤrmen Brod/ die wie mit einem Sturm
Ihm fallen auff den Leib; Er ſelber wird zum Wurm. 72
|| [32]
Nach ſeiner Menſchheit zier; der auß ihm wird erzeuͤgt
Und nach dem Wurm/ Geſtanck/ fuͤr dem ein jeh= der fleucht.
Schau! alſo wird der Menſch/ wan er komt von der Welt
Un=Menſchlich! wird ein Wurm/ Geſtanck und Staub/ verfaͤlt. 73 Ich laſſe es zu/ daß ein Menſch einige Freyheit in gewiſſen Dingen habe/ zu thun waß er wil? 74 Gleichwohl kan er aus ſeinem Nichts nicht etwas ma= chen. Nichts bleibt Er/ und daß muß er auch werden: wie Erauch heiſt.
Der Blind=gerechte Todt/ pflegt keines zu ver= ſchonen/
Er greift an Fuͤrſten=Hudt/ und an die Kaͤiſer Crohnen/
Er Sturmt ſo bald ein Schloß/ alß eines Hirten= Hauß/
Er jagt ſo bald den Herrn/ alß ſeinen Knecht her= aus. 75 Waß Wunder? Iſt doch der Leib/ den wier mit uns tragen/ ſelbſt ein Grab.
|| [33]
Wie artig ſteiget oft in dem Fruͤhling/
bey auffgehender Sonne/ eine Blume in
die hoͤhe! Welcher noch der Morgen=thau/
alß die erſte Mutter=Milch/ gleichſam an
den Lefzen ihrer Blaͤtter haͤnget; Gleich=
wohl faͤlt ſie ab/ und wird in den Augen
ihres Gaͤrtners unſichtbahr; noch ehe ſie
der heiſſe Mittag von derſelben entweh=
net; So gehets auch dem Menſchen. Oft ſtirbet
er/ ehe er recht angefangen zu leben; Oft wird er
nichts/ ehe er noch etwas wahr. O dem groſſen
Nichts/ dem eitlen Leben!Laſſet uns Nebucadnezars Bild gleich ſeyn? Ein
Haupt von Gold haben? Dennoch bleiben die Fuͤſ=
ſe von Leimen; und zuletzt komt der Todt/ mit ſeinem
Habeas Corpus!So lang wir leben; was ſind wir anders/ alß
eine nackte/ von Natur unbewehrte; anderer Huͤlff=
benoͤhtigte; und aller Schmach des Ungluͤcks un=
terworffene Creaturen? 76 Nackend ſind wir
von Mutterleibe gekommen; Nackend werden wir
auch wieder dahin fahren. 77 Der guͤtige
Schoͤpffer begabet einen Fiſch/ mit ſeinen
Schuppen; Den Vogel mit Federn; Daß
Vieh mit ſeinem Schnabel und Ruͤſſel;
andere mit Klauen/ damit es ſich deß Un=
gluͤcks erwehren koͤnne! der arme Menſch/
ligt nackt und bloß; ohn Wehr und Waf=
fen; alß ein Ziel/ worauf alle Furien der
[34]
Zeit/ ihr abſehen haben. Sol er wohl
verwahret ſein? muß er ſich durch ei=
ne frembde Wolthat/ binden und wind=
len laſſen/ zum unſterblichen Zeugnis/
ſeines diſarmirten Zuſtandes/ welchen er
wol beweinen/ aber nicht aͤndern kan.
Nichts hat er eigenes; Waß er hat/ daß iſt
geborget; Ich wuͤrde kaum irren? Wan ich daß
daraus ſein Animaliſches Leben beſtehet/ ein geboꝛg=
tes Gut nennete; Seine Natuͤrliche Waͤrme hat er
vom Feur; Seine eingewurtzelte Feuchtigkeit vom
Waſſer; Den Athem von der Luft; Das Vieh lei=
het ihm ſein Fleiſch zur Speiſe; Die Wolle zur Klei=
dung; Die Federn zur Decke; und waß nicht mehr/
zu ſeinem beſten? Der ſonſt veraͤchtliche Erdboden/
den er ſo ſtoltz mit Fuͤſſen trit; muß auß ſeinem Ein=
geweide/ Mineralien, Gold und Silber/ Eiſen und
dergleichen hergeben/ daß zum theil unſerer Geſund=
heit; zum theil unſerer Sicherheit; zum theil un=
ſerer Hoffart gerathen werde. Deß Menſchen
Eigenthum iſt nichts mehr als ſein Elend.
Doch irre ich auch in dehm/ weil es im Tod auch
von uns genommen wird. 78 Da heiſts wol
recht.Ich armer Maden=Sack/ der ich vor we= nig Wochen.
Gerad/ beliebt und ſchoͤn/ gleich einem Hirſche gieng;
Lieg hier nun außgeſtreckt/ und bin nur Haut und Knochen;
|| [35]
Ihr Freunde! haltet Maul und Naſen zu/ ich ſtinck!Doch iſt daß Grab/ endlich/ eine Schlaff= Kammer/ unſers abgematteten Coͤrpers; Ein Deckel unſerer Schwachheit/ und niederlagen. Ein treuer behalter unſe= rer Gebein und Aſchen. Ein denckmahl der vergangenen Zeit; Ein Buch/ darin die wahre Klugheit beſchrieben; Ein Ziel/ darnach aller Menſchen Fuͤſſe lauffen! Daß iſt daß einige gute/ welches wir noch in dieſem Elenden Nichts zu hoffen;Ich ſage noch einmahl Nichts! dan die= ſes Leben iſt wie eine Raquet/ wan ſie durch ihren Flug/ faſt die Sterne beruͤh= ret; zerſpringt ſie/ und wird ein Gauckel= ſpiel der Zuſeher. Wie bald zerfladdert die Raquet unſers Lebens? und wird ein Nichts darauß! Wier ſind gleich/ den Feur= Statuis, welche ſo lang ſich bewegen/ biß ſie endlich durch die Fackel des Todes verbrennen/ und in A= ſche verkehret werden.Daß Contrafeit der Juͤdiſchen Gedult/ der Printz von Edom 79 Hiob/ hat wol ehe geſagt: Auß dem Munde des Leviatans/ fahren viel Fackeln. 80 Ja wohl! dieſe Fackeln moͤgen ſein/ die Ir=lichter der Betruͤgeriſchen Welt; die Kerzen deß draͤuenden Todes; die Fackel des ſchreckenden Teufels; Und; werkoͤnte alle Irlichter/ [36] welche nicht nur den ſterblichen Leib/ ſondern auch oft die unſterbliche Seele verfuͤhren/ umbſtaͤndlich abmahlen?Daß ich nicht einmahl gedencke/ der erſchreckli= chen Irlichter/ welche der Moraſt der traurigen Ge= dancken vorbildet; noch die verdrießliche Traͤume bereiten? noch/ welche daß verwundete Gewiſſen vorſtellet? Genug! & quo cum certet, mens pia ſemper habet
Wer wird doch immermehr/ deß Lebens Angſt er= zehlen?
Ich fuͤlte dieſes Blat/ und auch wohl tauſend noch
Man muß ſich fort fuͤr fort/ mit Tauſend Qvah= len qvaͤhlen
Ob eine gleich vergeht/ ſo komt die andre doch.
Man iſt ein Marter=Holz/ ſo lange man hie bleibet/
In daß ein Ungluͤcks=Keil/ den andern immer trei= bet. 81 Der Fuͤrſt unter den Rednern Cicero, gedenckt eines Alcidamus; Der ein Buch vom Lob des Todes geſchrieben/ ſo meiſtens in Erzehlung der Menſchlichen Unfaͤlle ſol beſtanden ſein. 82 Waß fuͤr unerſchwengliche Laſt hat der Mann ihm auffgelegt? da er ihm vorgenommen/ den Ab= grund ſolcher Materie zu erſchoͤpfen/ den keine Worte faſſen/ ja keine Gedancken erreichen koͤnnen! Unſere Wiederwertigkeiten ſeind nicht ſo wenig/ daß ſie koͤnten gezehlet; noch ſo ge= ringe/ daß ſie koͤnten beſchrieben werden. Wier werden zwahr einer vor dem andern/ in erleid [37] licher Verwahrung enthalten/ ſeind jedoch alle in= beſchwerlicher Verhaftung; und iſt nur der Unter= ſcheid/ daß unſere Feſſel nicht von einerley Metal; ſondern einige in Gold/ andere in Eiſen geſchloſſen ſind; Wobey doch auch jene in ſtaͤten Sorgen ſte= hen muͤſſen/ daß auch ſie/ in ſchwere Gefaͤngnis gebracht werden/ und ſich ihr Gold in Eiſen ver= wandlen moͤchte.
Unſer Leben eine Schiffart.
So bald wier kommen ſeind/ auß jener finſtern Nacht
Und unſre Muͤtter uns ans Tages Licht gebracht/
So bald wier nur zu erſt/ daß Weſter=Hembd ergriffen/
Da fangen wier ſchon an/ zu ſchwimmen und zu Schiffen.
Daß Gluͤck iſt unſer Schiff/ die Welt iſt unſer Meer/
Da faͤhrt ſichs auff und ab/ die laͤng und in die quehr.
Hie muß ein jeder ſich zum Gluͤck und Ungluͤck ſchicken/
Zum Leben und zum Todt/ auff Freiheit und zu Stricken
Auff Wiederwertigkeit/ auff manchen harten Strauß
Und hilft hie ſonſten Nichts/ alß tapfer halten auß/
Dan wan wier durch die Tauf/ der Schifs=Rol eingeſchrieben/
Darf keiner unter uns/ nach ſeinem ſelbſt belieben
Außweichen/ und ſein Schiff verlaſſen; Nein/ Ach Nein???
|| [38]
Es muß/ ſo lang wier hie/ durch aus geſchiffet ſein.
Gott theilt die Arbeit auß; der muß daß Steur regieren/ Ein ander muß den Schwung/ der ſchwehren Ruder fuͤhren/
Der wirft daß Loht ins Meer; der pumpt das Waſſer aus
Ein jeder find ſein Amt in dieſem hoͤltzern Hauß.
Den Anfang machen wier/ in Kindheit unſrer Jahren/
Da meinen wier nach Wunſch/ und allem Gluͤck zu fahren;
Wier preiſen Schiff und Meer; Wier ruͤhmen Thau und Maſt/
Als die die Schiffarts=Kunſt/ gantz wohl und recht gefaſt.
Wier ſchiffen immerh in/ und ſehn nach groſſen Dingen/
Und dencken/ weiß nicht waß/ vor Vorraht einzu= bringen!
Wier reden von profit, von mehr alß ſechs pro Cent/
Von lauter intereſs/ von Capital und Rent/
Auch ſcheint daß Wandel=gluͤck/ uns mehr alß wohl zu ſchmeicheln
Und weiß mit unſerm Geiſt/ recht Meiſterlich zu heuchlen.
Es zeigt uns hie und da/ ſo manchen falſchen blick/
Beweiſt uns aber bald/ umb deſto mehrer tuͤck.
Bald iſt das ſchlancke Meer/ gantz Wind=ſtil anzuſchauen;
Legt aller Wellen pracht/ und macht uns gar nicht grauen.
|| [39]
Spielt auff Delphinen art/ und lacht uns freund= lich zu/
Verſpricht im Lieblen uns/ ich weiß nicht was fuͤr Ruh?
Bald aber fangen an/ die Wellen ſich zu heben/
Und ſchlagen an den Bort/ daß Bret und Bal= cken beben/
Je mehr daß Alter komt/ und unſre graue Haar/
Je mehr ſich auch vermehrt/ der Schiffende ̅ gefahr.
Dan fangen wier erſt an/ den Sachen nachzu= dencken/
Zu welchem Port ſich noch die Schiffart werde lencken;
Waß noch zu hoffen ſey? ob Suͤden oder Weſt;
Ob Norden oder Oſt/ uns werde ſein der Reſt.
Ob etwa ein Orcan/ mit unverhoften brauſen/
Ob Amphitruons bluſt/ mit unerſchoͤpten ſauſen/
Durch ſeiner Wellen Kraft; ob Mond ob Sonnen= ſchein?
Unß noch zum Untergang/ behuͤlflich werden ſein?
Doch hilft es alles nicht; die Schiffart iſt be= gonnen/
Das Werck muß nur hinfort ſo werden abge= geſponnen;
Es Donre oder Blitz/ und was es ſonſten thut!
Zur Schutz=wehr iſt hie nichts/ als friſcher freyer Muht;
Der Magen leeret auß/ die boͤſe Feuchtigkeiten/
Die Duͤnſte der Natur/ die unſren Geiſt be= ſtreiten/
All recht! drum hat uns Gott auch in das Schiff geſetzt/
|| [40]
Es nutzet doch noch eins/ was hie ſo hart verletzt.
Wier ſind von harter Art/ Gott muß unß wohl bewegen/
Wan er die Suͤnden wil aus unſrem Hertzen fe= gen.
Da ſauſt/ und brauſt es her; da tobt es da und dort;
Daß Schif hat groſſe Noht: Es zittert aller Ohrt.
Da ſteht die Sicherheit in ſchlechten fichtnen Mauren/
Wier ſehn nur Luft und Meer; Uns faͤnget an zu ſchauren.
Faſt Faſt vergeht der Muht; der muntre Geiſt er= ſchickt/
Er findet nichts daß ihn/ in ſolcher Noht erquickt/
Doch ſchickt Er ſich gemach/ zum kraͤftigen Ge= behte/
Wan ſich der Todt mit Ihm begraͤntzt auff ei= nem Brete?
Er aͤchzt; Er ſeufzt; Er ſchreit; Er rufft; Auß tieffer Noht
Erbarme dich O HErr! im Leben und im Todt.
Da kan man zierlich wohl/ den uͤberfluß ver= geſſen/
Und ihm ſein bißgen Brodt/ mit Quintchen laſſen meſſen.
Der harte Zweyback iſt/ die ſtaͤte Thraͤnen Koſt/
Daß ſaltze Waſſer iſt/ der Wein/ der Meht und Moſt.
Dan leſt von hoher Maſt/ ein Land von fern ſich blicken/
Da will man ſchon den Kahn nach friſchem Waſſer ſchicken/
|| [41]
Dan faͤhrt die Hofnung aus/ und treibt auff einen Sand/
Und machet alles dieß und das/ zu einem Tand.
Bald kommen wir zum Felß/ der tuͤckſchen Vor= gebuͤrge/
Die Welt creuͤzt umb uns umb/ damit ſie uns erwuͤrge/
Sie wartet uͤberal/ uns gantz betrieglich auff/
Und hindert oftermals/ auch unſern beſten lauff
Sie legt ſich an den Bort/ mit einer falſchen Frage/
Und gibt uns unverſehns/ die gantze volle Lage/
Da felt die Fock ins Meer; da Segel und der Maſt/
Daß Ruder iſt entzwey; da lieget Top und Qvaſt.
Der Schiffbruch gibt ſich an/ man kan ihm nicht entweichen/
Es hilfft nicht/ daß man laͤſt/ die Demuths Segel ſtreichen.
Daß Schiff wird voll und leck/ und legt ſich auff die Seit/
Es warten Wind und Meer/ auff einen Preiß und Beut.Nicht druckt dieſes uͤbel in dem groſſen Nichts/ allein die kleine? Nein!
Betrachte die Natur; die Sachen ohne Leben/
Die koͤnnen euch Bericht/ von eu???rem Leben geben;
Der hoͤchſte Rauch verſchwind/ die ſchwerſten Fruͤchte fallen;
Daß oͤberſte Racket muß in der Lufft zerknallen;
In hohe Thuͤrme ſchlaͤgt/ daß Wetter oͤfters ein;
Der ſtoltze Unfall will bey eitel hohen ſein.
|| [42]
Wer wier auch ſeind? Wier haben glei=
chen Leib; gleiches Elend; Es iſt ein elend
jaͤmmerlich Ding/ umb aller Menſchen Le=
ben. 83 Gleiches Nichts wird allen
zu theil. Ein jeder findet das ſeine.Dieſes Leben iſt gleich einem Schlaff/
84 Wier ſtellen uns viel fuͤr; Man macht uns/
ich weiß nicht? was fuͤr falſche Hoffnung!
Wan wir erwachen iſt nichts mit
all da. Wan der Todt den Schlaff erſt
auß den Augen gewiſchet; Wie werden
wier uns/ an ſo mancher Einbildung be=
trogen finden!So lang wier in dieſem eitlen Leben
ſeind/ ſpielet ein jeder ſeine Perſohn.
Der Todt zieht aber Allen/ wan das Spiel vorbey
iſt/ die Heuͤchel=Kleider wieder ab. 85 und laͤſſet
ſie zu ihrem vorigen algemeinen Nichts kommen.
Und/ iſt daß nicht recht? Iſt doch dieſes Leben
nur ein frembdes Hauß. Man muß hie
laſſen/ waß hier zu bleiben Luſt hat. 86 Ehr
und Anſehen; Pracht und Reichthumb;
ſind ſie nicht Kinder des falſchen Gluͤcks?
Recht daß die Kinder bey ihren Vater bleiben.
Gottes Kinder haben mit dieſen keine Gemein=
ſchaft. Sie laſſen ihnen/ was das ihrige iſt;
Das algemeine Nichts. Ihr Schatz iſt
im Himmel: So verachten ſie das Leben/
und haltens fuͤr einen wahren Schatten;
[43]
87 Schatten und Nichts; ſind ſie nicht in naher
Sipſchafft? gleiche Bruͤder/ gleiche Kappen;
Die Kinder des Himmels/ laſſen den
Schatten und das Nichts/ der Welt/ und
halten von ihr nicht mehr/ alß ſichs gezie=
met: Gleichwol ſtreiten ſie mit ihr/ ſo lang ſie
koͤnnen. 88 Hoͤren auch nicht auf biß ſie erſtrit=
ten was ſie ſollen; Daß alles erſchaffene
ſichtbahre ein groſſes Nichts ſey.So muß alles in einen Schau=Platz/
der klaͤglichen Eitelkeit verwandelt wer=
den. 89 Und eben unſer Leben iſt das
algemeine Nichts; Welches je mehr wir
ihm an Jahren und Zeit zulegen; je min=
der und nichtiger es wird.
|| [44]
Unſer Leib
Waß iſt er anders/ als eine lebendige Aſche?
pulvis animatus. Schleppen wir uns nicht mit
ihm/ oft wieder Willen? Und wozu dienet
uns/ der viel Jahr/ ſo zaͤrtlich gehaltene/
und mit groſſer Muͤh ernehrete Leib offt
anders? als das wir durch ihn deſto
mehr gepeiniget werden! 90 Bringt nicht daß Alter ſelbſt/ allerhand
Verdrießlichkeiten mit ſich? und werden
nicht mehrmahlen hie die Schultern faſt
muͤde ihre Buͤrde laͤnger zu tragen? laſſen
ſie nicht dieſen Verdruß oft mehr dan zu
viel ſehen? Cambdenus ſagt von ſeiner Koͤnigin
Eliſabeth; es habe ſie kurtz vor ihrem hintrit/
torpor quidam, cum moroſitate, ſenectuti familiari
uͤberfallen; adeò, faͤhrt er fort/ ut tacita ſederet,
cibo abſtineret, & meditationibus tota dedita, al-
loquii im patiens.Als Kaͤyſer Severus Quintilium Plantianum,
zum Todt verdammet; ließ er alle Sachen die er
vor langer Zeit/ zu ſeinem Begraͤbniß bereitet/ vor
ſich bringen: Alß er aber geſehen/ daß ſie mehren=
theils veraltet? Waß iſt dieſes? ſagte er;
haben wir uns ſo lang auffgehalten!
Wan ein Menſch ſeine verfallene Augen;
Die geruntzelte Stirn; Die ſchwachen
Schenckel; die zitternden Haͤnde; Daß
verlohrne Gedaͤchtniß; den Zahnloſen
[45]
Mund betrachtet; Mag er wohl ſagen!
waß iſt dieſes? haben wir uns ſo lang auf
Erden aufgehalten/ daß wir gantz daꝛauf
erkaltet/ und unſer ſelbſt uͤberdruͤſſig
werden? Da heiſt es mit dem Hiob. Mei=
ne Sehle wuͤnſcht erhangen zu ſein;
oder nach ſeiner eigenen Mund=art: erwehlet
den Todt vor meinen Gebeinen. 91 Jenen brent ſein Fieber; dieſen druͤckt ſeine Co=
lica. 92 Der traͤgt ſich mit ſeinem Stein; Je=
nem wollen wehder Haͤnde noch Fuͤſſe fort. 93
Der haͤlt die Apotheck vor ſein Schutz=Hauß;
Der Arzt iſt ſein Irdiſcher Gott: Perlen=Waſſer
ſind ſeine leidige Troͤſter; Corallen-Tinctur ſein
auffenthalt; Und/ wan wir lang genug/ an dem
Baufaͤlligen Hauß der Zergaͤnglichkeit geflicket
[46]
haben! faͤllt es nicht endlich uͤber einen hauffen? und
wird in daß reſolviret, was es erſt wahr/ in
Staub und Aſche. Der gelehrte Averroes, zeh=
let 365 Kranckheiten/ ſo offenbahr ſind; Hippo=
crates, ſagt/ der gantze Menſch ſey nichts/
als lauter Kranckheit 94 Aber! von waß vor
unverhoften Zufaͤllen/ enden wir oͤfters unſer
Leben? Muſte nicht Chilon von Freuͤden ſter=
ben/ wie er die annehmliche Zeitung vernommen/
daß ſein Sohn in den Olympiſchen Spielen/ die
hoͤchſte Ehre davon getragen? Paulus Numidius/
ſtarb fuͤr Leid. Tarquinius Priſcus an einer
Fiſchgraͤd. Eine Fliege macht dem Adrianus
IV. daß garaus. Der Kaͤyſer Juſtinus da er nach
der Stunde des Tags fragte/ beſchloß die letz=
te Stunde ſeines Lebens. Daß heiſt wohl
recht:Omnia ſunt hominum tenui pendentio filo.Er reiſt mein Leben ab/ wie ein We= ber. Er ſauget mich duͤrre aus; Du macheſts mit mir ein Ende/ den Tag vor Abend? 95 Sage nun jemand/ daß er waß anders/ als Nichts ſey!
Unſere Schoͤnheit.
Es iſt wahr/ daß dieſes dem Menſchen
eingedruckte Siegel/ nichts minder ein
merckmahl eines Edlen Gemuͤths/ alß
die feſteſte Verſiegelung eines Briefes/
deß darin verſchloſſenen Geheimniſſes;
[47]
oder die gecroͤnte Purpur=Schale/ der
Granat=aͤpffel/ deß darin verwahreten
koͤſtlichen Saffts. Plato meinete alrecht; es
koͤnne ein wolgebildeter Leib/ ſo wenig
ohn Zunder zur Tugend/ alß ein Creiß
ohne Mittel=Punct ſein.Eben umb der Urſachen halber/ glaube ich/ ge=
ſchehen zu ſein; daß die Perſer/ keine hohe Ver=
richtungen/ andern alß ſchoͤnen Leuten
anvertrauet; Die Mohren/ den ſchoͤnſten
unter ihnen/ zum Koͤnige erwehlet; Auch
Socrates, ſeine wolgeſtalte Schuͤler/ eiferigſt in den
Spiegel zu ſehen angetrieben/ in meinung/ daß die
Schoͤnheit/ von oben einen Zug habe/ denen da=
mit beguͤterten zum guten einen Sporn an=
zulegen.Gleichwol iſt auch die Schoͤnheit oft ein Ge=
faͤß der Untugenden/ alß die Apffel zu
Sodom/ einer haͤßlicher Aſche/ 96
und die uͤbertuͤnchte Graͤber ſtinckender
Leichen.Und! Endlich iſt auch die Schoͤnheit
Eitelkeit/ und wird ein MAGNUM NI=
HIL.HELENA/ war die ſchoͤnſte ihrer Zeit; Wie
lang iſt ſie ſchon ein Aaß geweſen? Ihre zarte
Stirn iſt laͤngſt erbleichet; Ihr Schaͤdel viel hun=
dert Jahr/ ein Trinck=gefaͤß der Wuͤrmer geweſen?
Wo nicht gahr in atomos verwandelt! Die
[48]
Schoͤnheit/ gleicht einem Regenbogen/
der am Morgen und Mittag viel=faͤrbig
und ſchoͤn; am Abend verſchwindet und
nichts wird. Abſoloms viel=wichtiges und ſchoͤ=
nes Haar/ bliebe doch zuletzt mit Ihm/ an einer
ungluͤckſehligen Aich hangen. 97 Daß Queck=ſilber unſers falſchen Spiegels/
kan uns eine Farbe geben/ wie es wil: Dennoch
wird zuletzt/ auch dieſe in ein Nichts/ wo nicht gar
ungeſtalt verwandelt.
|| [49]
Es mag eine kleine Unaͤhnligkeit/ hie unter uns
ſeyn/ ſo lang wir leben; So bald wir an die
Schwelle des Todes gelangen/ und die
Sonne unſers Lebens/ unter den Æqua=
torem aller Dinge kommen; Hoͤret dieſe
Ungleichheit alß foꝛt auf. Da kom
̅
en wir
zu einer algemeinen Freundſchafft; und
muͤſſen Alle die Verweſung unſern Va=
ter/ und die Wuͤrme unſere Mutter und
Schweſter heiſſen. Wan uns eꝛſt der Todt
ſchminckt; bekommen wir Alle einerley
Farbe; Alexander ſiehet dan eben ſo auß
wie ???rus, und man fuͤrchtet ſich fuͤr dem
Allermaͤchtigſten/ eben ſo wenig/ alß fuͤr
einem Armſeligen.So weiß die Natur keinen Unterſcheid/ wen wir
gebohren werden/ auch keinen/ wan wir ſterben.
98 Wie betriegen wir uns dan/ die wir mei=
nen etwas zu ſein/ da wir doch Nichts
ſein. 99 Und geſetzt! daß die Schoͤnheit des
Leibes etwas herliches wehre? geſaͤtzt das alle
Glieder des Leibes/ von der guͤtigen Natur/ alle
die belieblichen Vorzuͤge vor andern haͤtten/ die je=
mand zu einem volkom
̅
enen Muſter der geprieſener
untadelhaften Schoͤnheit machen koͤnten? 100
Waß wird er endlich doch mehr ſein? alß ein Spiel
der Zeit und der Kranckheit/ 101 welche ihn beide
haͤßlich gnug machen/ und aus dem ſo ſchoͤnen
Ichts/ ein verdrießliches Nichts wircken koͤnnen?
|| [50]
Unſer Gluͤck und Ehr!
Gluͤck hat Tuͤck; oft Fall und Strick;
Wie mancher wird heut/ alß ein SEIANUS/ wie
ein ander Gott angebetet; der doch Morgen ad
ſcalas Gemonias verdammet wird; Wie man=
chen hat daß falſche Gluͤck/ nur darumb
hoch erhaben/ daß es Ihn/ deſto tieffer
herunter ſtuͤrtzen koͤnte!Laſſet jemands an Ehr/ wie die ſchoͤnſte Kaͤyſer=
Crohn bluͤhen; die Spinne des Neids/ wird ſein
ſo wenig/ alß der niedrigen Narciſſen ſchonen!
Ehr und Gluͤck/ werden durch Neid und
Mißgunſt gewaltig unterminiret. Laſſet
Gelegenheit/ und eines Gewaltigen Un=
gnade dazu kommen; Wie werden ſie er=
ſchrecklich ſpringen! Daß dieſe/ welche ih=
ren Stuhl gen Himmel ſetzen wollen/
zwahr dahin fliehen werden; aber nur dar=
um daß ſie deſto tieffer zur Seiten in die
Grube fallen.Mich wundert/ daß man ſich umb ein ſo groſ=
ſes Nichts/ ſo ſehr bemuͤhet! Noch mehr; daß
man auff den Bruͤcken/ davon ſo mancher herunter
gefallen; ſo ſicher daher gehet! Meinen wir etwa/
die Zeiten werden beſſer werden? Nein!Wir haben eiſerne veꝛzweifelt=boͤſe Zeiten/
Wer aber dennoch ſich/ durch Traͤume laͤſt verleiten/
|| [51]
Daß er bey eiſernen ihm guͤldne bildet ein;
Muß eines bleiernen und ſchlechten Kopfes ſein!Daß Uhrwerck unſerer Gedancken/ haben wir zwahr bißweilen ſehr gut gerichtet; aber in einem Augenblick/ ruͤcket der Hoͤchſte/ die Raͤder ſo wie= dereinander/ daß es Abend ſchlaͤgt/ ehe der Zeiger Mittag gewieſen. Gleichwol ſind wir den Kindern gleich/ die einer Feder in der Luft nachlauffen; und wan ſie dieſelbe errei= chet/ wieder von ſich blaſen/ damit ſie noch laͤnger moͤgen zu lauffen haben: Und be= halten zuletzt/ von allen unſern Ehren/ e= ben ſo viel alß ſie/ daß iſt Nichts!
Dan/ waß iſt doch die groſſe Wuͤrde/
So unſer Haupt und Hauß becroͤnt?
Ein unerhoͤrte Sorgen=Buͤrde/
Die auch der treuͤſte Freuͤnd verhoͤnt!
Ein Licht/ daß in dem ſchoͤnſten Leuͤchten/
Unwiſſend/ ſelber ſich verzehrt;
Ein Regen/ welcher durch befeuͤchten
Mehr Diſteln und Napell, als reines Korn ge= wehrt. 102 Nichts deſto weniger/ plagt manchen die Ehꝛſucht/ die unerſaͤtliche Kranckheit/ durch allerhand Mit= tel/ dem gemeinen Poͤbel ſich zu vorzuſchwingen/ damit ſein Ruhmſuͤchtiges Lob/ durch den rund=gewoͤlbten Erd=boden/ wie eine Poſaune erſchalle; Deſſen Staͤrcke ſich [52] mit keinem vergleiche; deſſen Siege mit keinen andern Graͤntzen/ als der Welt umbcirkelt waͤhre: und deſſen Triumphe den gantzen Himmel zum Zeugen; Die gantze Welt zum Raube; alle Menſchen zu Sclaven; den Ruhm zur Trompette/ und daß Gluͤck zur Fahn haͤtte: Betrachtet unter deß nicht/ daß das Ungluͤcks=Wetter oͤffters in die hohe Thurn in Babylon und ſtarcke Cedern auff Libanon ſchlaͤgt/ alß in die kleine Strauͤchlein auff Her= mon; Daß je mehr man ſich der Sonnen naͤhert/ je mehr die Augen=Lieder genaͤſ= ſet und gefeuͤchtet werden; und die hoͤch= ſten Gebaͤude ſich der ſchieſſenden Strah= len und Donner=Keilen/ am meiſten be= fuͤrchten muͤſſen:So weiß derowegen/ der reichſte Crœſus nicht/ ob Er auf ſeinem eigenen Sordiſchen Holtz=hauffen noch ſchwitzen werde? weniger der gluͤckſeeligſte Po- lycrates; an welchem Ort ihn Jupiter baden/ und Apollo ſalben werde?Der tapfere Themiſtocles gefragt; ob Er ſich oder Chabrias vor hurtiger ſchaͤtzte? antwortete. Dum vivimus, nimis quàm arduum eſt effari, Ultimus vitæ dies, de nobis feret ſenten= tiam. Wie viel haben dem Gluͤck/ weil ſie lebten ge= opfert? und dennoch im Tod nichts als mit Hanni- bal einen Gift; oder mit Heracles/ einen haͤnffenen [53] Halß=band/ ihm zu dancken gehabt: Wie mancher Cyrus hat muͤſſen in einen mit Blut gefuͤlleten Sack einkriechen! Dort ein nimmer ſatter Cæſar in die Spitze der Schwerter/ ſeiner Meuͤchel=Moͤr= der fallen! So ſpielt das Gluͤck! So ver= ſpielen die Gluͤcks=favoriten, in einem Augenblick/ waß ſie ſo viel Jahr/ mit Muͤhe gewonnen! So werden ſie Labet. O dem eitlen und vergaͤnglichem Nichts!
Ihr unvergnuͤgliche von Ehr geſchwolne Sehlen;
Die ihr weit koͤnnet her/ erhabne Ahnen zehlen.
Schaut die Veꝛgnuͤglichkeit des Ruhmes und der Pracht;
Dem Anſehn und Geſchlecht/ der Todt ein Ende macht.
|| [54]
Unſer Reichthum!
Die Reichen dieſer Welt ſind dem
Graß gleich; Auch ſie muͤſſen fort/ und all ihr
geſamletes bleibet dahinten; 103 Salomon hielte
Reichthum fuͤr Nichts. 104 Wir
haben Nichts in die Welt gebracht; mit
nichts ſcheiden wir wieder davon. Wie viel
verblendet gleichwol dieſe rothe Erde! Sie ſuchen
einen Coͤrper im Schatten; Sie ſprechen zum
Geld/ du biſt mein Gott. 105 Welcher
Kluger aber/ hat jemahls einem Nichts
gedienet?Athen verehrete wol einen unbekanten
Gott; 106 Dennoch glaubten ſie/ daß er etwas
waͤhre; Wir ſind alberer/ alß die zu Athen; ſo wir
Hoffnung ſetzen/ auf ein lauter Nichts! Gold
und Silber iſt ein Marck der Erden;
Wan dieſe vergehet; muͤſſen jene nicht mit verder=
ben? O dem eitlen Nichts! darauff doch ſo
viel hoffen.Daß Geld iſt ein Pflaſter fuͤr alle
Schaden; Und wan kein Schluͤſſel die
Thuͤr zu hohen Ehren auffmachen kan; ſo
thut es doch zu letzt ein guͤldener. Wo
[55]
daß Geld anfaͤngt zu reden/ dringen alle
Wort durch/ und kein Zeug wird etwas
darwieder auffbringen koͤnnen. Eine guͤl=
dene Lantz/ hebt jeden auß dem Sattel;
und wan es gleich vor den Richter komt/
faͤlt doch ſelten in einen ofnen Beuͤtel ein
laͤres Urtheil! Auf Erden iſt daß Geld Al=
maͤchtig; So raiſonirt die Welt; Ich nicht. Eß
mag das Geld ſo viel wircken alß es kan; Die
Wahrheit zerſchmaͤltzt doch auch dieſes Metal:
Tugend und Unſchuld ſchuͤtzen vor dieſen
Ab=Goͤttern: Sie vergehen endlich; Jene nicht.
Ich halte es mit dem beſtaͤndigen. Wer das Un=
beſtaͤndige und fluͤchtige liebet/ dem laſſe ich ſeinen
Willen. Reichthum begehr ich nicht/ nach
Armuht verlange ich nicht; Meinen be=
ſcheidenen theil/ wird mir Gott geben.Wil mich die Tugend nicht erheben? mit Geld
wil ich nichts kauffen. Viel thun daß! und ihre
Ehr wird endlich zu Nichts/ und zu Schanden;
Darnach trachte ich nicht. Wie offt ſpeiet die=
ſer Walfiſch/ ſeinen Jonas auß/ und laͤſ=
ſet ihn nackend liegen! Es bleibe dabey/
das Reichthum Nichts ſey; auch wahr/
daß Reichthum eine falſche Waar.Gleichwohl hat mancher einen Silbernen
oder goͤldenen Gefangenen in ſeinem Kaſten
ſitzen; uͤber welchen er ſelbſt Stock=Meiſter wor=
den: Und auß alzugroſſer Furcht/ er moͤchte ihm
[56]
entlauffen/ ſchleuſt er ſein Hertz mit in den Ka=
ſten; und wird alſo fuͤr lauterem Geitz und Geld=
hunger/ ſeines eigenen Reichthums Gefangener!
O dem ſchaͤndlichen und nichtigen Reich=
thum!Der ungefaͤrbte Reichthum/ beſtehet
in der Furcht Gottes; Reich gnug/ wer den
hat! Es iſt ſchwehr daß ein reicher Selig
werde; kan auch ein Camehl durch ein
Nadel=oͤhr gehen? 107 Der ſchaden/ iſt
umb ein ſo groſſes Nichts zu theur gekaufft!
Gleichwohl haſtu kein Geld/ ſo biſtu
Nichts? ja ehender Nichts/ alß du zu
Nichts werden kanſt! Aber! Stultitiam
patiuntur opes; haͤtte mancher daß nicht gehabt?
ſo waͤhr Er niemahls zu nichts worden. 108 Ich komme zu den Groſſen
Ehren=Tituln.
Sie ſind etwas in der Welt/ werden
uns gegeben von denen/ derer Goͤtzen
wir ſeyn; Sie verdienen auch wohl unſere
Tugenden; Aber welche Eitelkeit iſt auch hie:
Waß ſind die Titul anders/ alß laͤre Wort? Wie
bald iſt eines Worts vergeſſen? Die Welt vergiſſet
unſer bald! auch unſerer Titul. Und/ wer weiß/ was
die kuͤnfftige Zeit denen verblichenen beylegen wer=
de? Wan die ſchwartze Erd erſt unſere Lei=
ber bedecket; dan trit uns vielleicht jeder=
man mit Fuͤſſen. Dan gehet daß Laudatur ab
[57]
his, culpatur ab illis recht an; Todten Leuͤen
ſpringen auch die kleinſte Huͤndlein uͤbern
Kopff.Wer iſt unter den Koͤnigen/ ſeiner Zeit
maͤchtiger? Wer erſchrecklicher? Wer her=
licher geweſen/ als Alexander, dem ſeine
Tapferkeit/ ſelbſt den Nahmen eines Groſ=
ſen beygelegt? Muͤſſen ſeine Gebeine nicht lei=
den/ daß man Ihn Felicem terrarum Prædonem
nennet?Wer hat umb die Nach=welt mehr ſich
verdienet? alß der Geſchicht=Schreiber
Tacitus? Gleichwohl muß er/ dem Satyriſten
Boccalini herhalten. 109 Machiavellus wird von dieſem gelobet; von je=
nem gelaͤſtert. 110 So ſpielt die Welt mit ihren
Titeln! Sie gibt/ und nimt; Sie lobt und ſchilt;
Iſt dan auch dieſes nicht eine Eitelkeit?
Nicht ein groſſes Nichts? Traun uͤberall
Nichts!Wie manche groß=getitelte Familie ligt uͤbern
hauffen! 111 Wie mancher praͤchtiger Orden,
iſt in Ewige Unordnung gerathen! 112 und hat
ſich in einem Labyrinth verirret/ auß welchem ihn
auch keine Ariadne bringen kan. Dennoch ſtre=
ben wir ſo embſig darnach/ daß wir nicht
laͤnger behalten moͤgen/ alß wir leben;
und weil wir leben mit unzaͤhlbahrem
Neid beſitzen! O der Nichtigkeit!
|| [58]
Vergoͤnnet mir/ einen Blick zu werffen auff
Unſere Aemter und Chargen.
Die wird vielleicht Morgen ein ander
haben. Groſſe Wuͤrden/ Groſſe Buͤrden.
Wir moͤgen in der Welt/ ihrer ſo viel gehabt ha=
ben/ wie wir wollen; auch dieſe bringen uns
zu dem algemeinen Nichts: Sie koͤnnen
nicht verewigen. Die kuͤnfftige Zeit/ weiß von kei=
nem Unterſcheid der Menſchen/ noch der Aemter.
Es werden dort/ wohl etzliche leuchten wie
die Stern. 113 Aber! nicht darum/ daß ſie
auff Erden den Stern des Gluͤcks gehabt.Dort ſpielet man mit anderer Wahl; Man
erhebet die Demuͤtigen/ und ſtoſt die Ge=
waltigen vom Stuhl. 114 Die letzten/
ſind da die erſten. Daß Himmel=Reich/
wird den Armen gegeben. Waß hier ge=
winnet/ verſpielet offt dort.Wie koͤnten wir unſerm Kopf ſo gute Tage pfle=
gen? ſo wir daß Gehirn nicht mit vergaͤnglicher
Sorge/ groſſe Aemter zu bedienen/ zerfolterten?
Die ſie haben; bedienen ſich ihrer mit
Sorgfalt; Die ſie nicht haben/ ſorgen nicht
darumb; So gebraucht man das groſſe
Nichts/ als Nichts!Die leben/ gewiß! in einem elenden
Zuſtande/ die ſtaͤts mit Geſchaͤften bemuͤ=
het; Aber in dem elendeſten ſchmachten
dieſe/ welche auch nicht in ihren eigenen/
[59]
ſondern fꝛembden Haͤnden ſchwitzen muͤſ=
ſen: Sie richten ihren Schlaff/ nach an=
derer Ruh: Sie ſetzen ſichere Schritte/
nach anderer Tritten; Sie eſſen nach an=
derem Geſchmack; und werden oft ge=
zwungen zu lieben/ waß ſie haſſen. 115 Der in einem Amt ſitzet; richtet uͤber
viele; uͤber Ihn aber Alle. Und je mehr
Er ihm den ungehirnten Poͤbel zu ver=
binden vermeinet; je mehr gehet er loß/
auff ſein Haupt: So daß es wahr/ zu oͤffentli=
chen Ehren=Amtern befodert zu wer=
den/ faſt nicht anders ſey/ dan heimlich
und oͤffentlich verfolgt zu werden!Iſt der ſo ein oͤffentliches Amt bedienet/ ein
Arzt des Vaterlandes? Gewiß! Er findet
viel ſelzame Patienten. Und wan wir lang gnug an
dem algemeinen beſten geartzneiet haben; Waß
haben wir am Ende davon zu Lohn? Schwache
Kraͤfte/ fruͤh=zeitige graue Haar; und/ ſo
wir aufrichtig gehandelt/ oft ein ſchlechtes
Vermoͤgen. 116 Und der Aller=volkom=
menſte Hoffman/ iſt oft der Aller=volkom=
nenſte Sclave. O dem praͤchtigen Nichts! dem
man gleichwohl mit ſolcher Sorg=falt nachlaufft.
Unſer Geſchick
Iſt blind! Gleichwohl lieget auch Alles
am Geſchick/ Gluͤck und der Zeit. 117
So iſts! dennoch kein Heiden=Gluͤck/ macht
[60]
den Menſchen geſchickt/ oder ungeſchickt.
118 Gott iſts/ der daß Ruder aller
Dinge haͤlt. Er iſt der Mittel=punct/ in dem
groſſen Rund dieſer Welt; Viel verlaſſen ſich auff
ihr Geſchick; Fatis regimur. 119 Ich werde ſtaͤts
mit dem Hipponenſiſchen Biſchof/ den Geſchicks=
Kindern zuruffen: Si fatuus non eſſes, fatum non
crederes. 120 Alle/ ſo daß blinde Geſchick jemahls
[61]
angebetet/ haben ein trauriges Ende genom=
men 121 Dem Gluͤck iſt nicht zu trauen/
Wie ſchoͤn es anzuſchauen.
Es wandelt ſtaͤts ſein Rad/
Es wallet hin und wieder/
Wirft Alles endlich nieder/
Waß lebt und Athem hat.Gottes Geſchick iſt mein Gluͤck; Wie Er es fuͤgt/ ſo mir genuͤgt. Cœtera NIHIL.
|| [62]
Langes Leben
Bringt einen nur Stuffen=weiſe in
das tieffſte Elend. Wer die beſte Kunſt ge=
lernet/ ſich ſelbſt kennen/ 122 begehret das
nicht! Die Selbſt=Erkaͤntnuͤß lehret uns
unſere Gebrechligkeit. Je laͤnger der
Thurm ſtehet/ je aͤlter wird er; je naͤher
komt er zum Untergang/ und faͤlt endlich
uͤber einen hauffen. Iſts dan nicht beſ=
ſer/ zur Verwehſuug gehen/ als fallen?
Und! was wirds ſein/ wan wir lang genug gele=
bet haben? Daß Grab wird doch endlich
die Beuͤte davon tragen.Ein Henoch iſt nur/ und ein Elias/ lebendig gen
Himmel gefahren. 123 Ein Moſes von Gott
ſelbſt begraben. 124 Alle andere muͤſſen ſter=
ben/ und ſich von ihres gleichen begraben laſſen.
|| [63]
Iſt der nicht gluͤcklich/ der die Herberge
am erſten eꝛꝛeichet? fuͤr einem anderen/ der
viel Tag auff der Walfahrt; bey Schnee
und Regen; Sonnen=ſchein und Blitz;
Hunger und Kummer/ Froſt und Hitze
zubringen muß? Wie? wan die Muͤller nicht
mehr fortwollen? der Silberne Strick wegkomt?
125 O wie ein groſſes Nichts wuͤn=
ſchen/ die ein langes Alter/ und viel= Jaͤh=
riges Leben begehren! Waß iſt es anders?
als lange wollen geplaget ſeyn/ und lange ſ???n=
digen? 126 Langes Leben/ lange leiden/ Sind doch nur Geſchwiſter Kind/
Waß wir haben hie fuͤr Freuden? Iſt viel leichter/ als der Wind!Laſſet deß Jonas Kuͤrbiß/ noch ſo ſchoͤnen Schatten geben! Nichts deſto minder ſticht ihn zu letzt der Wurm/ und wird zu Nichts! Meinen wir/ das es uns anders ergehen werde? Wohl nicht! Nichts wird endlich mehr von uns werden/ wan wir lang genug gelebet haben/ alß ein Nichts!
|| [64]
Gunſt der Menſchen.
Auch dieſe iſt ein Schatten/ der ſeinem
Coͤrper folget/ als lang die Sonne ſchei=
net. Wie offt lacht ſie uns am Morgen an? am
Abend aber macht ſie uns weinen! Alexander ſpiel=
te mit ſeinem Liebſten Mignon, ehe er zu Tiſche ſaß/
aufs freuͤndlichſte; Nach der Mahlzeit toͤdtete er
ihn/ an ſtat des Confects.Schauet doch daß Schoͤpff=Rad an/
Wie es pflegt herum zu wallen?
Waß es Rechts erheben kan/
Laͤſt es wiederumb lincks fallen!Es muß noch wol offt ein verungluͤckter Graff von Eſſex, in einem leeren Schild hinterlaſſen/ das beklagte/ aber nicht verbeſſerte.
Groſſe Pallaͤſte und Haͤuſer.
Eben dieſe ſind die Herbergen aller
Eitelkeiten. Sie werden hoch aufgefuͤh=
ret; moͤgen aber die Spitze der Beſtaͤn=
digkeit nicht erreichen. Jeruſalem iſt nicht
mehr zu ſehen. Waß der Idumæiſche Printz mit
Muͤhe erbauet/ fiel in einem Augenblick/ uͤber einen
hauffen. 127 Sodom zeiget noch die Dampff=
aͤpffel/ ihres vorigen Wehſens. 128 Und reden
ſie nicht ihre nichtige Eitelkeit? Daß alte Rom,
iſt kaum in ſeinen uͤberbleibſeln zu erkennen. 129
Troja in ſeiner Aſche nicht mehr zu leſen! Sparta
lacht ſeine Auf=ſucher aus. 130 So iſt nichts beſtaͤndiges/ als die Veraͤnderung!
Ja! wan ein Kalk gefunden wuͤrde/ der
die Steine unſerer praͤchtigen Gebaͤue
ver=ewigen koͤnte; Sie ſtuͤnden; und die
begraueten Jahre/ wuͤrden ihren Unter=
gang ſchwerlich beſchleunigen. Aber Nein!
auch Coloſſus, wie praͤchtig erhaben! ligt uͤber einen
hauffen. Wo ſind die Pracht=Saͤulen der
Alten? Die Redner ihres Ehr=geitzes!
Die Verſchwender ihres Eigenthums!
[66]
Sind ſie nicht mit ihren Uhrhebern zu
Nichts worden?Wie viel Feſtungen/ zeigen auch ihren Grund=
riß nicht mehr! Und/ waß wollen die laͤre
Staͤdte anders lehren? alß daß nichts
feſtes in der Welt ſey. Baue dan die kleine
Welt fuͤr die groſſe/ waß ſie kan! Die groſſe
verſchlinget doch die kleine. Und/ wan
ſie ſelbſt/ von ſo manchem Einbiß/ ge=
ſchwaͤngert und auffgeſchwollen; Zerber=
ſtet auch ſie/ und wird Nichts! Haͤlt auch
daß Trieb=Sand einen Ancker? Dieſen moͤgen
wir ſo wol ſencken/ alß wir koͤnnen; Unſern Haͤu=
ſern ſo gute Grund=Steine legen/ als wir vermoͤ=
gen; Dennoch treibt daß ungeſchlachte Geſchick/
endlich alles/ von ſeinem Grunde/ und bewehret/
daß alles Nichts ſey!
Unſer Wiſſen und Gelehrtheit.
Der gantze Erd=Kreiß iſt ein Buch; die
Blaͤtter alle Geſchoͤpff; Die Schreiber/
Zeit und Todt; die Clauſuren, ihre Senß
und Pfeil; Der Band/ ein ſchwartzer
Sarg. Der Titul; die Eitelkeit. Quan-
tum eſt in rebus inane! Auch unſer Wiſſen iſt
Stuͤck=Werck. 131 Wan wir lang genug ge=
lernet haben; fuͤhret uns die Eitelkeit in die letzte
Schul; Und haben an ihr/ ſo viel zu ſtudiren,
daß wir mit ihr nichts werden.
|| [67]
Unſere Buͤcher unſere Kinder. 132
Vater und Kinder aber ſterben beide.
Die Buͤcher ein Gauckel=ſpiel der Wuͤr=
mer; Die Federn ein Fleder=wiſch der Ei=
telkeit; Und wan wir alles meinen außgelernet
zu haben/ rufft man uns dennoch nach; Quantum
eſt quod neſcimus! Wie viel unzaͤhlbahr tauſend
Buͤcher ſind geſchrieben? Wie manches koͤſtliches
Buͤcher=ſchrein auffgerichtet? Aber! es hat auch
hie geheiſſen: Omnes Bibliothecæ comburen=
tur.Die Gelehrten/ oft die Verkehrten!
Ihr groſſes Wiſſen blaͤhet ſie auf. 133
Sie gehen oft mit Stroh ſchwanger/ und
gebehren Stoppeln. Wie viel ſitzen ad
Cleanthis lucernam, gantz vergebens? und ſpin=
tiſiren, mit ihren Subtilitaͤten, ich weiß nicht was
fuͤr Vanitaͤten! Apelles iſt mit ſeinen Linien ſchon
laͤngſt unſichtbahr worden. Des Lyſippus Hand
und Fuß/ ſind auch nicht mehr verhanden. Wor=
uͤber Albertus Magnus dreiſſig Jahr gearbeitet;
warff Thomas von Aquin, in einem Augen=blick
uͤber einen hauffen. Archippus hat de Aſini um=
bra ſchon außdiſputiret. Paſſeratius und Glau=
cus, ſind in ihrer Vanitaͤt auch verſchwunden.
Diocles, Dio Pruſeus, Syneſius, Lucianus;
Sind ſie nicht mit ihrer nichtigen Arbeit
zu nichts worden? 134 Wie viel unnoͤhtiges diſputiren gibts nicht in
der Welt? heiſt es aber nicht mehrmahln? dum
[68]
Romæ diſputatur, perit Saguntum. Die Philoſo-
phi haben mit ihren Hæcceitatibus und Quidditati=
bus, die gantze Welt erfuͤllet/ und wahr=ſcheinlich
gemacht/ daß ob ihrem Gezaͤnck/ nichts laͤres mehr
darin ſey. Jener hat mehr Sehlen im
Menſchen haben wollen als eine. 135
Dieſer ſchlaͤgt ſich mit ſeiner Papternen
raiſon d Eſtat. 136 Gewinnet in
Theoria, lauter Reichs=Staͤdte; erhaͤlt
aber in Praxi nicht einen Meier=Hoff. Der
wil daß Regiment Menſchlicher Actio=
nen, durchaus und abſoIutè an die Ster=
nen gebunden haben. 137 Der miſ [69] ſet
den Himmel/ und bringet die Welt/ in
einen Aber=Glauben/ der ungewiſſen Na-
tivitaͤten. 138 Jener wil alle Metal,
durchaus zu Gold machen. 139 Der
faͤhret mit ſeinen Gedancken auch unter
dem Meer. 140 Jener fleuͤcht gar
in die Luft/ und will dem Icarus verſchwie=
gert werden. Der theilet die Laͤnder aus/
wie er wil. Jener diſpu???iret ſich zu Todt/
wem dieſes oder jenes/ von Rechts=we=
gen zukommen; Aber dieſen Allen/ und unzeh=
lich andern Grillen/ machte jener Groß=muͤhtige
Koͤnig ein kurtzes Ende. Ch ha fatto la partio-
ne del Mondo; fragte er? antwortete ihm auch
ſelbſt. La Spada.Wie mancher zerbricht den Kopff/ ob der
Maul=Wurff in der Erde/ oder uͤber der
Erde ſehen koͤnne/ oder nicht? 141 Wie
[70]
mancher ſchwitzt endlich auch uͤber der
Warheit! und meinet der Nachkoͤmlingſchafft/ ich
weiß nicht/ was fuͤr einen Dienſt zu thun? mag
doch kaum deß Bellarminus Gluͤck entgehen; daß
er nicht von der undanckbahren Welt/ ſeinen Nah=
men in dem Indice Expurgatorio geklecket ſe=
he. 142 Der meinet eine Unſterblichkeit in Buͤcher=
Schreiben erworben zu haben. Er irret ſich.
Sein Buch war von Papier; und muſte
es nicht mit ihm vergehen? Buͤcher
ſchreiben hat kein Ende/ 143 Vor dem
Ende; gleichwohl nehmen Buͤcher und
ihre Schreiber/ beide ein Ende. Auch der
Nahm der Buͤcher in Folio geſchrieben/ werden in
ein enges Format der Zergaͤnglichkeit verwandelt!
Auch Joſephs Becher/ da er bey Weiſſa=
gete/ iſt außgelaͤret/ und unſichtbahr wor=
den. 144 So iſt Alles/ auch dieß ein
groſſes Nichts!
|| [71]
Groſſer Herrn Stand und Staat.
Ich kan auch dieſen nirgends rangi=
ren, alß in der endlichen Eitelkeit. Es hat
weiland von ihnen geheiſſen/ und wird noch kuͤnf=
tig von ihnen geſagt werden. Hic Troja fuit!
Tranſire fecit Samaria Regem ſuum, quaſi Spu???
mam, ſuper faciem aquæ & defecerunt in Vanitate
dies eorum. 145 Ich habe wohl geſagt ihr
[72]
ſeid Goͤtter; ihr ſolt aber ſterben/ als Men=
ſchen. 146 Die ſo manches Pfund ſchwehre guͤldene
Crohn/ ſo David von den Ammonitern erobert:
147 Iſt ſie nicht Eitel geworden? Fallen dan
die Thuͤrne! Gewiß/ die kleinen Haͤuß=
lein werden nicht beſtehen bleiben. Wie
manchem Koͤnigreich hat die Zeit ſeine Funerali-
en gemacht? Und! wie manches iſt ſo gahr auß
dem Gedaͤchtniß der Lebenden verſchwunden/
deſſen Nahmen man kaum mehr kennet: oder auch
drumb diſputiret. 148 Zeit und Eitelkeit/
achten keine Scepter noch Crohn! der
Todt macht allem/ was lebet und iſt/ ein
Ende.War nicht Salomon der Gluͤckſeligſte
unter den Koͤnigen? Schwam er nicht in
Waſſern aller Wolluͤſten? Er war nicht al=
lein von Koͤniglichem Hauß gebohren;
Seine Stam=Linie zehlete auch ſelbſt/ den
Seligmacher der Welt/ und ſeine Gebe=
nedeite Mutter. 149 Seinen Pallaſt
hatte er zu Jeruſalem; Einer Princeſſin
[73]
unter den Staͤdten/ und Fuͤrſtin der Rei=
che. 150 Sein Reichthum war unerſchoͤpff=
lich: In ſeinem Leben/ war deß Goldes zu Jeruſalem/
ſo viel/ als Steine auff den Straſſen/ 151 daß
ihm auß Ophir zugefuͤhret wurde. 152 Er hatte
die Quint Eſſentz von aller zeitlichen Vergnuͤglich=
keit; eine delicate Tafel/ praͤchtig auffgefuͤhrte Pal=
laͤſte; Fruchtbahre Weinberge; Paradiſaiſche Gar=
ten; auffgeprunckte Zimmer; ſuͤſſe Muſic. Waß
in der Welt rar war? muſte an Salomons Hoff ge=
bracht werden. Kam nicht die Koͤnigin auß Arabien
und betete ihn an? 153 War Er nicht ein Ora-
cul der Weißheit? hat auch jemand nach ihm die
[74]
Raͤtzel ſo gluͤcklich auffloͤſen koͤnnen alß Er? Nein!
bey ſeiner Lampen/ hat wohl alle Welt/
daß Licht ihres Verſtandes anſtecken koͤn=
nen. Und ſo die Weißheit waͤhre verloh=
ren worden? Bey Salomon haͤtte man ſie
koͤnnen wiederfinden. 154 Die Welt ſahe
niemand lieblicher an/ alß ihn! Wer hatte mehr
Diener alß Er! Waß iſt er aber endlich gewor=
den? Ein reicher Suͤnder. 155 Und mit dem
[75]
ein Schatten der Vergaͤnglichkeit. Alle
ſeine Gluͤckſehligkeit/ war nur ein praͤch=
tiges Elend! Warum? Sie endigte ſich mit lau=
ter Vanitaͤt. Ich ſprach in meinem Hertzen;
auch daß iſt Eitel. 156 So wenig mag
die Edle Pflantze der Gluͤckſehligkeit/ in
der Irdiſchen Nichtigen Erden wachſen!
Sic tranſit Gloria Mundi!
Hat Salomon daß Gluͤck mit keinen
Feſſeln ihm verbinden koͤnnen/ Wer ſolte
es wohl nach ihm thun? Gewiß! Alles
[76]
ſichtbahre/ was es auch ſein kan; muß
endlich auff ein Nichts außgehen.Da heiſt es wohl recht: Oſtenduntur iſta tan=
tum, non poſſidentur! Ein Geſchlecht vergehet/
das andere komt auff.Viel verlaſſen ſich auff ihre Meriten, und meinen
dadurch dem algemeinen Nichts/ oder nur der Ver=
geſſenheit ſich zu entreiſſen: Ich muß geſtehen/ daß
wir dem algemeinen beſten zu dienen/ von der Na=
tur ſelbſt geleitet/ und von der Billigkeit angetrie=
ben: noch mehr aber von der Tugend wegen gereitzet
werden. Wie groſſen Irrthum begehen wir aber
mit den Gedancken! Es werde die Nachwelt drum
unſer nimmer vergeſſen; Vielleichk danckt ſie uns
nicht einmahl dafuͤr? Wer hatte umb Egypten ſich
mehr verdienet alß Joſeph? haͤtten nicht ſeine Ein=
wohner Hungers ſterben muͤſſen/ ſo ſein kluger Raht
dem einſtehenden Mangel nicht vorgekommen? A=
ber! haben ſeine Nachkommen auch ihres An=hern
geniſſen koͤnnen? hat man ſeines Saames auch
nach ihm gedacht? Da kam ein neuer Koͤnig
auff in Egypten (ſagt die Schrifft/ 157) Der
wuſte nichts von Joſeph. So bald vergiſt die
Welt unſer/ und alles was wir gethan! dennoch
ſuchen wir in der Welt etwas! Ja! gleich ſucht
ſich; gleich find ſich. Wir ſind von der Er
den/ und lieben ſie; Sic terra ad terram; Wie
[77]
dorten purpura ad purpuram. So war es;
So iſts; So bleibts. Vanitas Vanitatum,
& omnia Vanitas! Wer war groͤſſer als Pompe-
jus? Aber! wie elend ward er begraben? So
verwandelt ſich alles/ was die Welt hat/
in eitele Eitelkeit! Ja! in ein nichtiges .
158 Wil ſich hie jemand außnehmen? Man
wird ihm nicht glauben/ Er habe dan ſein Privile=
gium exemtionis vom Himmel; das kan er nicht;
Alles Fleiſch iſt Heuͤ. 159 Dieſe General Re=
gul/ leidet keine Exception: Muͤſſen die Scepter
herhalten/ der Hirten=Staͤbe wird man nicht
verſchonen. Liegt der Schnee auf dem Ge=
birge: Er wird auch wohl in die Thaͤler
kommen. Alle Menſchen ſind nichts/
die doch ſo ſicher leben. NIHIL eſt parti-
cula indeclinabilis; Niemand kan es decliniren.
Sie muͤſſen alle an den Reien: Dieſen
Pfeil nimt kein Pantzer auß; Vor dieſem
Sturm=Wind und Platz=Regen/ deckt kein
Mantel: Keine Prætenſion, keine exceptio fori;
noch prærogativa honoris & perſonarum, wil hie
ſtat finden: Keine dilatio wird etwas verfangen.
Auch die Edlen Kinder zu Zion/ muͤſſen
fallen und Nichts werden. Es heiſt von
allen: Der Menſch vom Weibe gebohren/
lebt kurtze Zeit/ und iſt vol Unruh; gehet
auff wie eine Blume/ und faͤllet ab.
[78]
160 Fleuͤcht wie ein Schatten/ und blei=
bet nicht. Warum das? weil Er von Mutter
Leibe kranck iſt. Muß nicht der Krancke endlich ſter=
ben? Warum wie ein Schatten? weil das meiſte/
das wir hie ſein/ kein Leben zu nennen. Schlaf=
fen wir nicht die helffte unſerer Zeit? Wie
vielen Verdrießligkeiten ſind wir unter=
worffen? Wir nehmen zum Leben zu viel.
Nimt man davon/ waß eigentlich nicht dazu gehoͤ=
ret? Wie wenig Guttes; oder Nichts/ wird uͤbrig
bleiben! Die Erde mit aller ihrer Wolluſt/
iſt ein ſumpfichter Orth; da lauter Ir=
wiſch brennen. Wer ſie fuͤr rechte Lichter an=
ſiehet/ und ihnen folget? wird eher/ als er vermei=
net/ ins Ungluͤck/ als einen Moraſt verſencket wer=
den. Alles faͤlt; Waß die Welt; In ſich
haͤlt.Wan erſt die traurige Winter=Farbe unſer
Haupt bemahlet; Die Blaͤtter unſers Lebens=
Baumes beginnen abzufallen; Wan der Fruͤhling
und Sommer des Alters vergangen; und des Le=
bens=Schiff beginnet zu ſtranden/ auff dem Sand=
Hauffen des Grabes! Dan ſehen wir erſt/ wie
alles/ was in der Welt iſt/ Nichts geweſen; Daß
auch alle Majeſtaͤtiſche Titul nichts helffen; daß ſie
gleich ſind den Blaͤttern/ die von dem Wind der
Gluͤckſehligkeit auffgeblaſen/ aber bald verſchwin=
den. So bleibt die gantze Welt ein groſſes Meer;
auff welchem wir fahren; wie die Pilgrim; verfolgt
von den See=Raubern/ der Suͤnd; Teufel und eige [79] nem
Fleiſch; Da der Kahn der Glaube; der Steuͤr=
man der Todt/ der unß von den Fleiſch=Toͤpffen ???E=
gyptens erloͤſet/ und ins rechte Canaan bringet.So ebbet und fluhtet unſer Gluͤck/ biß endlich/
daß ſo viel auff und nieder gefahrne/ und durch
manches ſeltzames Geſchick beruderte Waſſer/
gantz verſeiget. Und! was Wunder? hat doch
die vorſichtige und vorſehende Natur/ das gantze
Geruͤſt der ſichtbahren Welt/ in einen runden Cir=
cul gefaſſet. Meinen wir wo zu anders? alß daß
ſie vorher wieſe/ es wuͤrde Nichts beſtaͤndiges an
ihr ſeyn; und endlich ſie ſelbſt ein MAGNUM
NIHIL werden.Laſſet dan jemands ſeine Herſchafft von Auff=
gang biß zum Niedergang außdoͤhnen! Dennoch
eſolviret ſich alles in eine groſſe Null.
|| [80]
Laſſet andere durch Ritterliche Thaten in der Welt ſuchen
— pulchrum per vulnera nomen.
Waß werden ſie am Ende finden? alß
— pulchram per vulnera mortem!Es mag Seſoſtris ſeine gefangene Koͤnige ſorg= faͤltig gnug fragen; warum ſie die Raͤder des Tri= umph=Wagens ſo offt beaugen? Man wird ihm allezeit antworten; Es geſchehe deß Gluͤcks Unbeſtaͤndigkeit ſich zu erinnern. Wan man den Wechſel aller Menſchlichen Dinge ge= nauer/ wie man ſol/ betrachtet; waß werden wir anders alß geſtehen muͤſſen/ daß alles an einem hin und her ruckendem Rad haͤngt?
Paſſibus ambiguis fortuna volubilis errat,
Et manet in nullo certa tenaxq́; loco.Umb eben dieſer Rede willen/ bildet Apelles, deß Gluͤcks Unbeſtaͤndigkiet/ mir zweyen Geſichtern ab/ einem weinenden/ und dem andern lachenden; Ja wohl! Es iſt alles mit Lachen und Wei= nen vermiſchet. Davon redet die Erfahrung und kundbahre notorietaͤt uͤberall; heiſt es nicht faſt taͤglich?
Ich ſahe die Narciſſen
Mit Liebligkeit entſpriſſen/
Fruͤh mit der Sonnenſchein
Zu Abend nicht mehr ſein.
|| [81]
Omnia ſunt hominum tenui pendentia filo,
Et ſubito caſu, qvæ valuere, ruunt.
Alles was der Menſch gedenckt
Gleichſahm als am Faden hengt.
Was er heute ſich entſchloſſen
Gilt zu Abend ſchon nicht meh/
Es iſt wie der leichte Schnee/
Und alß Waſſer weggefloſſen.Ob nun gleich alles ſeinem Alten Nichts zu eilet; hat es dennoch
Hochgeſchaͤtzte Anweſende.
Der Goͤttlichen Guͤtigkeit Allergnaͤ=
digſt gefallen/ dem armſehligen Menſchen et=
was zu goͤnnen/ daß nicht zu einem alge=
meinen Nichts wuͤrde; Deſſen er ſich zu
erfreuen/ und der andern Nichtigkeiten
leicht zu vergeſſen haͤtte.Und! wie ſolte Er das nicht? Iſt doch der
Menſch/ das AllerEdelſte Geſchoͤpff ſeiner Haͤn=
de; das volkommenſte Meiſterſtuͤck ſeiner Arbeit.
161 Dieſem hat Er gegeben
Die vernuͤnfftige Seel.
Dieſe bließ Er ihm ſelbſt ein. 162 Von Gott
komt ſie/ und hat doch nichts gemeines mit ſeinem
Wehſen. 163 Sie iſt himliſcher Abkunft; aber
[82]
darum nicht Goͤttlich. Dieſes hat ihr der Uhrhe=
ber gegoͤnnet/ daß ſie unſterblich iſt. 164 Laſſet
unß einen Menſchen machen/ ad imaginem & ſimi-
litudinem noſtram. 165 Wie ein drey=ecktes
Geſchier/ von keiner runden Kugel kan erfuͤllet wer=
den; ſondern allezeit etwaß laͤr bleibet; ſo kan die
Menſchliche Seel/ von der gantzen Welt/ und waß
darin iſt/ nicht erſaͤttiget werden/ alß allein von der
[83]
heiligſten Drey=Einigkeit; Zu dehren Gleichnuͤß
ſie gemachet. Chriſten/ Juͤden/ Heiden/ haben
viel Meinungen von der Seelen; Jene/ ob ſie
per traducem, in dem Menſchen fortgebracht?
oder allemahl von neuͤem infundiret werde? 166
Dieſe/ waß ſie eigentlich ſey. 167 Ich wil mich
ihres Streits nicht theilhafftig machen. Genug!
daß unſere Seele nichts Irꝛdiſches/ ſondern Geiſt [84] lich/
168 unſichtbahr/ und in ihr ſelbſt beſtehend
iſt. 169 Uberfluͤſſig genug/ daß ſie unſterblich!
ſolte man daran zweiflen? haben doch die Sinrei=
chen Heiden/ es fuͤr Wahr gehalten. 170
|| [85]
Gleichwohl gehets dem Menſchen/ wie dem
Vieh? 171 Waß das Euͤſſerliche betrifft/ iſts
alſo. Aber! welcher Unterſcheid zwiſchen der
Seel des Menſchen/ und dem Geiſt/ der unver=
nuͤnfftigen Thier! Der Aller=Edelſte Theil des
Menſchen die Seel; ſo bald ſie vom Leibe ausfaͤh=
ret? komt ſie zu GOtt. Das wiederfuhr dem
Schaͤcher: dem Lazarus; das dem Stephanus.
172 Deſſen haben ſich zu getroͤſten alle Heilige:
[86]
Ihre Seel iſt in GOttes Handt/ und keine Qvahl
ruͤhret ſie an. 173 Auch die Gottloſen muͤſſen
leiden/ daß ihre Seel nicht ſterbe. So moͤgen
dan die Samaritanen ihre Unſterbligkeit leuͤgnen;
174 Unſer getreuer Samariter lehret/ die Seel
ſey nicht zu toͤdten: Dieſem glaube ich; Zu jenen
ſage ich; Weiche hinter mir Satanas! Dieſes
[87]
hebet auff die Frage; wo die Seelen/ nachdem ſie
vom Leibe geſchieden/ ſich auffhalten? ob ſie voll=
kommen Himliſche Freuͤde genieſſen/ oder nicht?
Iſts nicht genug/ daß ſie bey GOtt ſeyn! Es moͤ=
gen andere lang genug/ von ihrem erlogenem Feg=
Feuͤer traͤumen/ 175 oder von ihrem limbo Pa-
trum ſchwermen: 176 Oder/ die Seelen der
[88]
abgeſtorbenen ſchlaffend machen/ 177 Oder
vorgeben/ daß ſie umb die Graͤber/ ihrer abgeleb=
ten Leiber terminiren. 178 Wir wiſſen aus
der Schrifft/ daß die Seel/ ſo bald ſie dem ſterben [89] den
auff der Zunge ſitzt/ 179 und der Leib ſtir=
bet; fangen ſie ihr Ewiges Leben an. Pythago=
ras Verhauͤſung/ iſt den Chriſten eine Fabel.
180 Daß aber eine wahre Erzehlung: Der Ge [90] rechte
komt zur Ruh. 181 Seine Seel
wird auffgenommen/ in Geſelſchafft des
Geiſtes Simeons zu ſeyn. 182 Dieſe Unſterbligkeit der Seelen iſt ein Glau=
bens Articul; Der in der Natur und Vernunfft/
endlich wohl kan gewieſen; aber auß der Schrifft
muß erwieſen werden. 183 Dan das hat ſie ihr
vorbehalten/ alß einen unumbſtoßlichen Satz/
den Adams=Kindern zu hinterlaſſen: Die Seel
iſt unſterblich: Der Leib ein Kercker der
Seelen; die Seel das Gold in den
Menſchlichen Adern. Aarons guͤldenes
Kalb/ mag immerhin zerſteuͤbet werden. 184
Die goͤldene Seel/ bleibet immer/ auch wan ſie
die Fleiſcherne Herberg verlaſſen. Der Geiſt
kehret zu GOTT/ der ihn gegeben hat.
185 So werden wir auß einem Groſſen
Nichts; zu einem noch Groͤſſern Etwas und
Alles erhaben!Dieſe himliſche Seelen Unſterbligkeit und Glo-
rie, in voͤlligen beſitz zu nehmen/ thut nicht ein ge=
ringes hie zu; der von vielen geſcholtene/ Nichtige/
aber ſonſt redliche
Todt.
Wir muͤſſen Alle ſterben/ 186 Wer wir
[91]
auch ſeind. Was wir auch thun? Vor dem Todt
kein Kraut gewachſen iſt. Es iſt kein
Kraut im Garten; daß fuͤr den Todt kan
arten. Von waß Alter wir ſeyn? Der
Todt ſchonet weder der Jungen/ noch der Alten.Alle Dinge werden in der Welt veraͤndert; Die
Klage uͤber den Todt wirdt nicht veraͤndert wer=
den/ biß die Zeit ſich ſelbſt veraͤndern wird/ in die
unveraͤnderliche Ewigkeit. Dieſe Klage fieng al=
ſobald Adam an/ da nach volbrachtem ungluͤckli=
chen Apfel=biß/ ihm der Leich=Text gemachet wurde;
Du biſt Erde/ und ſolt wieder zu Erden
werden. Den endlichen Begraͤbnuͤß Geſang;
Wir muͤſſen Alle ſterben! ſungen auß einem
Ton/ ſo viel Tauſend Million Menſchen/ bey dem
erſten algemeinen Waſſer=Begraͤbnuß der Suͤnd=
Fluht. Und ob wohl dazumahl/ die ſuͤndige
Welt ein gantzes Jahr mit groſſen Fluthen auß der
Tieffe; mit allen reinen Waſſern auß der Hoͤhe/
eingenaͤſſet/ geputzet und gebadet wurde; Koͤnte
ihr doch dieſes ſchwartze Todten=Mahl nicht abge=
waſchen werden; ſondern blieb ſo tieff in Noa und
ſeinen Nachkommen gewurtzelt; daß ſie Alle
ſterben muͤſſen!Dahero fuͤhren wir Alle ein Wapen: Oben im
Helm ein wenig rother Erden; im Schild
einen haͤßlichen Todten=Kopff. An dieſem
kennen wir einander Alle: Wie weit wir auch
von einander geſeſſen? Mit was Liberey? Mit was
Seiden/ Perlen und Edelgeſteinen wir unß auch
[92]
behangen? Wie weit wir in dieſem Babel auch
von einander an Zungen und Sprachen unterſchie=
den? Behalten wir doch Alle einen idiotiſmum
und dialectum in unſerm A. B. C. Den erſten und
letzten Grieſchiſchen Buchſtaben . Ach! und .
Weh!So ſind wir von Adam her; alle Lands=
Leuthe: haben auch einerley Menſchlichen
Anfang/ und ſterblichen Außgang.Salomo hat alle Baͤume und Kraͤuter beſchrie=
ben/ von der Ceder biß auff den Iſop. Aber der
Baum des Lebens/ ſo unſterblich macht/ war ihm
unbekant; gewiß! er wurde ſonſt ihn nicht un=
brauchbahr haben bleiben laſſen/ da ihn der Todt/
auß dem ſo angenehmen Frawen=Zim
̅
er abfoderte.Selbſt Galenus und Hippocrates muͤſſen ſter=
ben/ und endlich erweiſen/ daß die aller edelſten
Tincturæ Solis und Lunæ, dennoch die Todte=Erde
Adams mit eingemiſchet haben 187 Wie ſuͤß
auch alle Juleppen? Wie verguͤldet alle Morſel=
len? Wie uͤber=zuckert alle Artzneyen? Gleich=
wohl eſſen wir an allen zu letzt den Todt.Vor dem Kriege kan man ſich verbergen in faͤ=
ſte Staͤdte; Keine Gefahr ſo groß; man findet ſein
Pella. Aber! der Todt uͤberſteiget und
ſtuͤrmet alle faͤſte Plaͤtze.Die Peſt zu entfliehen/ hat man drey Wege;
Citò, longè, tardè. Der Todt allein verſperret
alle Paͤſſe. Die Perſer haben zu Iſpahan/ einen
freyen Ort; auch der Sophi ſelbſt/ mag den dahin
gefluͤchteten/ nicht wegnehmen. Der Todt
[93]
allein hat die Macht/ auß allen Frey=ſtaͤd=
ten/ auch von den Hoͤrnern des Altars
ſelbſt wegzureiſſen.Der Todt ein Ubiqvitiſt. von Oſten biß zu We-
ſten; von Suͤden biß Norden; ihm iſt kein win=
ckel verborgen: Etiam Romæ Homines moriuntur.
Alle terras incognitas, hat er ihm ſo bekandt ge=
macht/ daß ihn auch die kleinſten Kinder fuͤrchten.Die Calender=Schreiber/ ſetzen allerhand zei=
chen in ihre Jahr=Buͤcher/ derer etzliche ſchwartz
und roth. Des Todtes Calender und All=Man=
nach/ hat lauter ſchwartze zeichen vnd muͤſſen ſich
hier All=Man=nach richten.Fuͤr andern Moͤrdern kan man ſich verkriechen.
Fuͤr den Todt kein Menſch. Den Iſraelitiſchen
jungen Fuͤrſten Simri/ und die ſchoͤne Mi=
dianitiſche Princeſſin Casbi; decket nicht ſo
ſehr ihr verſchlagenes Zelt/ daß nicht Pine=
has durchdringet/ und ihnen beiden/ auch in ipſo
voluptatis actu, das kalte Eiſen/ durch das warme
Hertz dringet. Den Balſazar hilft nicht ſeine gu=
te Compagnie; daß nicht mitten im Wolleben; Er
die Handt GOttes an der Wand/ und im Hertzen
ſiehet und fuͤhlet: und ſterben muß!Dieſer unbarmhertzige Pizarrus hat beſchloſ=
ſen/ den ungluͤcklichen Attabaliban zu erwuͤrgen/ ob
er ihn auch umb der Sonnen Strahlen bittet/ ob er
noch ſo viel Million Geldes geben wil; Dennoch
muß er ſterben. Etiam Joves moriuntur. Der
Todt ſchonet keines Menſchen. 188 So bemuͤ=
hen wir unß vergeblich/ das zu erhalten/ was fluͤch [94] tig
iſt. Dem Loͤwen kan man ſchwerlich
ſeinen Raub nehmen! Der Todt laͤſſet ſich
nichts nehmen. Ihm kan Niemands entlauf=
fen. Er ſitzt auff einem magern Pferde/ 189
reitet aber geſchwinde/ und macht in kurtzer friſt/
auß dem bewohnteſten Iſrael/ ein gantz wuͤſtes A=
rabien! GOtt bekleidete unſere erſte Eltern mit
Fellen der geſchlachteten Thiere; ſpeiſet unß auch
noch mit ihrem Fleiſch; damit wir ja unſerer Sterb=
ligkeit nicht vergeſſen moͤgen.Man ſagt/ der Todt ſey Nichts? Das
waͤhre nicht gut! Nein! das ſol er kuͤnfftig werden.
Noch iſt er etwaß/ daß Er unſere Nichtigkeit ver=
beſſere.Wir ſchelten den Todt! Nicht ſo! Freuͤn=
den muß man alles gutes nachreden. Kein beſſer
Freund alß der Todt. Der Todt erloͤſet auff
ſeine Art von der Suͤnde. Die Suͤnde
mengt ſich unter unſere heiligſte Dinge; Das gu=
te/ das ich wil/ thu ich nicht/ klaget Paulus.
190 Weil wir leben/ ſind wir den Kindern gleich;
die ſchwerlich ohne Kleck ſchreiben koͤnnen: Den
Roſen/ die ihre Doͤrner haben/ ob ſie noch ſo ſchoͤn
riechen. Wan ich nicht mehr Athem hoh=
le/ ſuͤndige ich auch nicht mehr. Die
Suͤndt iſt wie Saturnus, von uͤbler Influxion.
Sie iſt die Baͤhr=Mutter unſerer Truͤbſa=
len/ und das Grab unſerer Vertroͤſtung.
Die Suͤnde iſt fuͤr die Gottloſen eine Zu [95] ſam
̅
en
knuͤpffung der Ungerechtigkeit; fuͤr
die Heiligen eine ſchwere Laſt. Davon
befreyet unß der Todt! Iſt er dan nicht etwas
Gutes?Der Todt macht ein Ende allen unſeren
Verſuchungen. Wir koͤnnen unſere Hertzen/
durchs Gebeth/ nimmer ſo faͤſt zuſchlieſſen; daß
nicht eine Verſuchung nach der andern noch hinein
koͤnte! Der Satanas ſchieſt auff unß zu/ bald wie
ein Drach; bald wie eine Schlange; der Todt allein
macht unß Schuß=frey. Kan man ihn dan ſchelten?Der Todt wiſcht ab alle unſere Thraͤ=
nen. Alhie haben wir uhrſach zu weinen/ uͤber
die Suͤnde; uͤber den Verluſt ſo mancher guten
Freuͤnde; Dort wird ein Ewiges Hallelujah ſeyn;
ſo bald unß nur der Todt/ an jenes begluͤckte Ufer
des Himliſchen Canaans wird gebracht haben.Mit wie mancher falſchen Hoffnung muͤſſen wir
unß ſchleppen und zu martern/ weil wir leben:
Dan die Hoffnung auff Weltliche Sa=
chen iſt ein Schiff von Thon gemacht; ſo
zwiſchen Himmel und Erden ſchwebet;
Deſſen Maſt=Baum von Stroh; Das
Segel von Papier; Das Steur=Ruder
aber von Glaß iſt; Diß und Glaß/ wie
bald bricht das? Nach dem Todt iſt keine Hoff=
nung mehr/ alß eine voͤllige Beſitzung des gehoffe=
ten.Der Todt macht ein Ende aller Muͤh
[96]
der Kinder GOttes. Alhie! quisque ſuos
patimur manes. Alhie werden wir auff dem
Meer unſerer Zeitlichen Verdrießligkeit/ auff und
nieder getrieben. So lange Gottloſen in
der Welt; werden die From
̅
en keine Ruh
haben.Der Todt nimt alle Sorgen auff ein=
mahl weg. Die Schlang der Sorgen laͤſſet
ſich nicht abſchuͤtteln/ ſo lang wir leben: gleichwohl
iſt die Sorg ſo ſchwer dem Hertzen/ alß die Laſt dem
Ruͤgken. Allem dieſem macht der Todt ein
kurtzes und ſchleuniges Ende. Iſt er dan
nicht gut?Iſt er haͤßlich? So iſt ers nur von forn; hin=
ter ihm iſt lauter Schoͤnheit. Es moͤgen ſo lang
wir leben/ alle Ungluͤcks=Wetter/ wieder unß auff=
ziehen? alle Colicen ſchneiden/ alle hitzige Fieber
brennen; Alle Kranckheiten foltern? beim Todt fin=
den wir unſer Schutz=Hauß; da iſt weder Krieg
noch Brand; noch Empoͤrung/ noch Elend mehr.
191 Der Todt der beſte Artzt; Alle Wunden des
Leibes/ Lebens/ Leidens und Elendes/ heilet Er auff
einmahl. Der Todt ein Frey=Man. Er
loͤſet unß auff von allen Feſſeln des irꝛdiſchen Leibes.
Ich begehre auffgeloͤſet und bey Chriſto
zu ſeyn. Der Todt unſer Kammer=Die=
ner/ der unß in das Ewige Schlaff=Hauß beglei=
tet. Der Todt ein Schlaff/ 192 Da
ruhen wir von aller unſer Arbeit.
|| [97]
Der Todt hat viel Nahmen; 193
Aber alle ſchmecken ſie nach Honig/ und haben Zu=
cker auff der Zunge. Solten wir ihm Feind ſeyn?
Nein! der unß ſo viel Gutes thut/ iſt wohl wehrt/
daß man ihm beſſer nachrede.Wie froh wird Adam geweſen ſeyn; da er hoͤre=
te/ daß ſeinen Schweiß/ Muͤhe und Arbeit/ der
Todt auffheben ſolte! Wird er nicht nach ſeinem
klaͤglichen Fall/ Den Todt fuͤr ein Zeichen
Goͤttlicher Barmhertzigkeit gehalten ha=
ben? 194 Wie Elend waͤre er geblieben? ſo
Er bey ſolchem Zuſtand Ewig haͤtte leben muͤſſen.Solte wohl nicht Cain lieber geſtorben ſeyn?
alß mit zittrenden Gebeinen/ und gezeichnetem Lei=
be/ allen Menſchen ein Scheuͤſahl zu werden. 195
|| [98]
Der Todt/ nach dem Suͤnden=fall/ eine
Gnade GOttes. Durch ihn ruhen wir
von aller unſern Arbeit. 196 Er bringt
unß auß der falſchen/ tuͤckiſchen und unredlichen
Welt; auß allem Krieg; zu allem Frieden.Hannibal gefragt; wie man die Verbitterung
zwiſchen Rom und Carthago koͤnte auffheben?
trat zweymahl mit ſeinem Fuß auff die Erde; er=
regte einen Staub und ſprach; Wan ein Theil auß
ihnen dieſem Staub wird gleich werden: ſo dan
wirds Friede ſeyn. Ja wohl! nicht eher wird
der Menſch Friede haben/ biß er ſtirbt.
Der Grol und Krieg/ zwiſchen der Welt und den
Recht glauͤbigen/ wird nicht eher ſich enden; noch
der Teuͤffel auffhoͤren/ die Tochter Zions zu plagen;
biß die Welt im letzten Feuer/ wird zu Staub und
Aſchen worden ſeyn. So lang noch ein Lieb=
koſender Joab; ein argliſtiger Judas; ein
verraͤhteriſcher Doeg; ein boßhaffter Si=
mei; und ein ungetreuͤer Achitophel/ in der
Welt ſeyn? Flattiren wir unß umbſonſt
einer Beſſerung. Wie recht gebrauchen wir
die Klage des Michas? Die Gerechten ſind
nicht mehr unter den Lebendigen auff Er=
den! Die Frommen muͤſſen wir unter den Ver=
ſtorbenen ſuchen. Dan/ die richtig fuͤr ſich
gewandelt haben/ kommen zum Friede/
und ruhen in ihren Kammern. Das ſo un=
eben nicht gethan jener Wirht/ der die guten Leu [99] te/
bey den Graͤbern ſuchte; Heus boni viri! ve-
nite mecum; vocat vos Cenſor Romanus 197
Dort ſind ſie; dan; ad manes & mortuos, fides
odio perfidiæ noſtræ demigravit. 198 Der
Frommen iſt wenig mehr auff Erden.Wie ſeelig ſind dan die! welche vom ungeſtuͤ=
men Meer/ ans Ufer; auß dem Elend ins Vater=
land; auß dem ungeſtalten Gefaͤngnuͤs in die ſchoͤne
Pallaͤſte kommen/ und der gewuͤnſchten Ruh ge=
wehret werden! 199 Wer wil dan den Todt
ſchelten? Nein der gute Todt errettet von
allem Boͤſen. Solte er unß dan nicht lieb
ſeyn? 200 Wir gehoͤren alle zu ſeinem Teſta=
ment; Wan er komt? wirds auffgethan/ und em=
pfaͤhet ein jedweder ſeinen Abend=Groſchen/ der
Ruh/ und endlichen Auffhoͤrung/ von aller Muͤh
und Verdrießlichkeit 201 Stinckt der Abgeſtorbene? Gewiß! des
Gerechten Todt iſt ein guter Geruch. 202 Er
ſtirbt/ wie ein Wachs=Licht verraucht und guten
Geruch hinter ſich verlaͤſt; der Gottloſe ſtinckt im
Leben; waß wunder! das Er im Todt uͤbel reuͤcht.
Sein Leben war ungeſchlacht; Er gehet auß/ wie
ein Unſchlit/ und laͤſſet hinter ſich Dampff und
Rauch.Kommet der Todt wie ein Ungewitter?
Wie bald gehets fuͤruͤber; ſo ſcheinet die Sonn des
ewigen Lebens wieder. Iſt ſein Wagen was
ſchlecht? gleichwohl fuͤhret er GOttes Kinder
zum Himmel. Daucht der Fuhrman nicht?
[100]
waß mehr? bringt er nur zur guten Herberge? Er
ſol doch ſein Deo Gratias haben. Wer da weiß
wie ſchoͤn der Himmel und ſeine Herligkeit? achtet
den Todt nicht haͤßlich/ der ihn dahin fuͤhret.
203 Und! waß frag ich nach dem Todt; wan ich
erſt bey GOtt bin?Es mag dem Todt die Thuͤr weiſen/ wer da wil?
Ich wil ihn wohl wuͤnſchen/ damit ich nur GOtt
ſehe. 204 Der Todt ſoll mir allezeit gut ſeyn.
Ich ein Obſt; Er mag mich pfluͤcken wan
er wil. 205 Oder? ſolte ich aͤrger werden
alß die Heiden; die ihn theils fuͤr ihr hoͤchſtes Gut
gehalten.Hie bin ich ein Sclav; dort ſoll ich ein
Frey=Herr ſeyn; Hie muß ich dienen; dort wer=
de ich herꝛſchen: Hier habe ich viel uͤber mir; dort
werden wir alle gleich ſeyn. Zu allem dieſem bringt
mich der Todt; Er nimt von der Geſelſchafft der
Gottloſen/ und traͤgt mich zu den Heiligen GOT=
TES/ zu Seth und ſeines gleichen. 206 Der Todt mein Gewin. Hie muß ich
offt heuͤlen und weinen; dort wiſcht man ab alle
Thraͤnen von meinen Augen. Waß fuͤr Reden
habe ich dan/ ihn zu haſſen? Mit ihm kehre ich
wieder zu GOTT/ von welchem ich kommen bin.
Hie hahe ich manche ſaure Laſt; auch das Leichte
wird mir ſchwer zu tragen Dort lauter Luſt; Die=
ſe erlange ich durch den Todt; meinen ſuͤſſen Schlaff
und Ruh. Solte ich dan dem ein ſaur Ge=
ſicht geben/ der mir ſo guͤtig iſt? der mich
in den ſo offt verlangten Hafen/ nach ſo
[101]
viel Sturmwinden bringet? Der alle mei=
ne Gebeine zuſammen ſamlet/ und auff=
hebt? Der mein Schiff wird ins Ewige
Leben? Der meine Liebe iſt/ 207
Nein bey Leibe nicht!Ich betrachte den Todt/ alß den ange=
nehmſten Entſatz/ der die Edle Seel/ von
der Belaͤgeruug und Beſtuͤrmung/ tau=
ſenderley Wiederwaͤrtigkeiten/ erloͤſet.Hie bin ich in Angſt geweſen; dort werde ich ge=
neſen. Der Todt bringt das Pflaſter dazu: Habe
ich Uhrſach/ ihn anders alß wilkommen zu heiſſen?
Ich wil ſein warten; Mein Paqvet bereit halten;
wan er komt? dan werde ich ſehen/ wer Er iſt? waß
gilts? ob wir unß nicht bruͤderlich vertragen?
Der Todt eine ſuͤſſe Ruh; wer begehrt
nicht die? Wem iſt der Schlaff nicht lieb?
Die Todten ſchlaffen/ und ruhen von aller Unruh.
208 O! wie ſeelig ſeid ihr doch ihr From=
men/ die ihr durch den Todt zu GOTT
gekommen!Zn einem ſolchen ſuͤſſen Schlaff und vergnuͤgten
Ruh/ iſt nach hinterlegter aller Nichtigkeit gekom=
men/ das Wohn=Hauß der Edelſten Him=
mels Tugenden/ und Perl unter Ihres
gelichen; welche wir in dieſes GOTtes=
Hauß begleitet; Die Wohl=ſeelige Frau
Geheime Raͤhtin.
|| [102]
Die Weyland Wolgebohrne Frau/
Fr.
MARGARETHA
CATHARINA
Vibin/
Gebohrne
Reimerin.
Wir laſſen unß nicht gern von denen abmahlen/
von welchen wir die Hoffnung nicht haben/ daß ſie
unß treffen koͤnnen; der groſſe Alexander koͤnte nicht
leiden/ daß andere/ alß die vortreflichſte Kuͤnſtler
ſeine Geſtalt in die Farben/ und ſein Bildnuß in die
Stein bringen ſollen.So erkuͤhne ich mich zwar nicht/
Gnaͤdige und andere Anweſende/
Die jenige Volkommenheit/ mit der Waſſer=
Farbe meiner Unberedſamkeit??? abzubilden; welche
die Warheit und der gemeine Ruff/ mit den un=
wandelbahren Oehl=Farben/ in ſo vieler Hertzen
und Gemuͤhter/ ja in die Ewigkeit ſelbſt/ auff das
Lebhafteſte Einverleibet. Ja! ich koͤnte wohl mit
jenem Demoſthenes ſagen: Virtus & amor defun-
ctæ me mutum faciunt: und muß ich geſtehen/ daß
ich zu dieſem Werck; ſo viel Unvermoͤgens alß Wil [103] lens
habe/ beides zum euͤſſerſten; auch deßwegen
zum Anfang demuͤtigſt bedingen muß/ man wolle
die Fehler meiner Unberedſamkeit/ Ja nicht an den
Verdienſten und Ruhm der Seeligſt=verblichenen/
abziehen; Dan ich wohl weiß/ daß ich hiedurch
mehr meine Fehler verrathen/ alß ihre Fuͤrtrefligkeit
abreiſſen; und eher meine Verkleinerung alß dehro
Ruhm entwaffnen werde.Dennoch wil ich vor jederman/ ohn Erroͤhtung/
unſerer in GOtt ruhenden wohl=ſeeligen
Frau Geheimen Raͤthin/ die Ehren=Grab=
Schrifft/ welche Weiland Casſiodorus, der Amala-
ſuntha nach geſetzet/ mit hoͤchſtem Recht beeignen:
HIC JACET
MARGARETHA
CATHARINA
VIBIA.
RELIGIONE NITENS.
GENTE CLARA.
CONIUGIO FOELIX.
CONSILIO OPTIMA.
PROLE BEATA.
UBIQVE CHARA.
CASTA VIXIT; DOMUM SERVAVIT.
JAM
COELUM TENET.
|| [104]
Hie liegt ein Außbund Frommer Frauen
In ihrer Todten=Grufft zu ſchauen.
Ihr Ehr=gefuͤhrtes Tugend=Weſen
Mag jeder hier in kurtzem leſen.
Sie diente GOtt mit reiner Seelen
Sie koͤnte Ehren=Ahnen zehlen.
Ihr Eh=ſtand war vol Gluͤck und Sonne.
Die Kinder ihre Ehr und Wonne.
Mit Klugheit war ſie allen nuͤtze
Und ihres Ehren=Hauſes Stuͤtze.
Sie war beliebt von allen Frommen;
Nun iſt Sie in den Himmel kommen!
HIC JACET
MARGARETHA
CATHARINA.
GOtt hat vielen ſeinen Lieblingen im Alten und
Neuen Teſtament/ ſelbſt die Nahmen gegeben.
210 Nomina habent Omina. Unter den
Nahmen ſteckt manches Geheimnuͤs ver=
borgen. Den GOttes=Kindern komt nichts/
ſonder Goͤttliche Providenc zu; Ihr Gluͤck iſt im
Himmel berahmet; auch ihre Nahmen ſonder zwei=
fel nicht von ohngefehr ihnen gegeben.Gewiß! Unſere wohl=ſeelige Frau/ war
wohl eine Perle vor GOttes Augen; Werden
dieſe in ihren Schnecken durch den Morgen=Thau
empfangen? 211 Sie empfing in dem him=
liſchen Morgen=Thau/ der hochſeeligen
[106]
Tauff/ eine unſchatzbahre Perl des An=
ſpruchs zum Ewigen Leben; Damahls wur=
de Ihr die Verſicherung gegeben/ dieſes koͤſtliche
Kleinod/ dermahleins/ ſo wahrhafftig zu empfa=
hen; alß Sie gewiß dadurch ins Buch des Ewigen
Lebens einverleibet wuͤrde: Hie wurde Sie
wiedergebohren zum Koͤniglichen Prie=
ſterthum. 212 Und wie Sie der Him=
mels=Printz und Koͤnig der Ehren/ zu ſei=
ner lieben Schweſter und Braut/ von E=
wigkeit erkohren/ im heiligen Sacrament
der Tauff und Abendmahls ihm vermaͤh=
let; ſo hat er Sie auch anjetzt/ mit der un=
vergaͤnglichen Crohn/ der immerweh=
renden Seeligkeit gekroͤnet.So ſuchte auch dieſe Unſere Himmels=Perl/
ſo lang ihr die Guͤtigkiet des Almaͤchtigen das Le=
ben goͤnnete/ nichts in der Welt ſo eyfrig/ alß die
koͤſtliche Perl des Worts GOttes/ 213
Wohl wiſſende; daß die Weißheit/ ſo darin
ſteckte/ beſſer waͤre dan Perlen. 214
Sie ſuchte darin die allerkoͤſtlichſte Perl JE=
ſum. Hat ihn auch GOtt Lob! gluͤcklich/ und
mit ihrem hoͤchſten Vergnuͤgen gefunden. 215
Hie beſaſſe Sie dieſe heilige Perl im Glauben;
anjetzo ſiehet Sie Ihn von Angeſicht zu
Angeſicht/ und ihre Seel iſt geneſen. Ihr
[107]
Hertz geſtaͤrcket; Ihr Todt hat ſich ver=
wandelt in ein Ewiges Leben.Wiederſtehen die Perlen dem Gifft? er=
qvicken ſie die Lebens=Geiſter? erfreuͤen
ſie das Gemuͤht? vertreiben ſie das tuncke=
le Gewoͤlck der Augen? 216 Gewiß!
Chriſtus ihre ſo wol=gefundene Himmels=
Perl/ hat Sie nunmehr von allem Suͤn=
den=Gifft befreyet; erleuͤchtet ihre Augen
mit ewiger Klarheit/ und macht/ daß ſie
nimmermehr im Todt entſchlaffen.Waß wunder dan/ daß Unſere wohl=ſeelige
Frau und Himmels=Perl ſo ſorgfaͤltig ge=
ſuchet/ waß ſonſt keine Zeit noch Gluͤck auff Erden
geben koͤnnen; Waß wunder daß Sie durch
ſchweren Todtes Kampf/ das geſuchte er=
erben muͤſſen? Wagt der Kauffman ſich umb
eine irdiſche Perl/ uͤber Meer und Land; achtet
keiner Gefahr des Gluͤcks und Lebens? 217
Wahrlich dieſe Perl der ewigen Vergnuͤg=
ligkeit/ iſt wohl wehrt/ daß man Muͤhe
daran wende! Herliche Dinge laſſen ſich
nicht/ alß durch ſaure Arbeit erhalten.
Multa tulit, fecitque puer, ſudavit & alſit; heiſt es
von einer Hand=vol Ehr in der Welt; Solte dan
die himliſche nicht auch durch Arbeit muͤſ=
ſen erſtritten werden? Die dem Himmel
Gewalt anthun/ reiſſen ihn zu ſich. 218
[108]
Ein bitter Todt; ſchafft ein ſuͤſſes Leben bey GOtt.
Die Perlen werden im Eſſig reſolviret.
219 Wie manchen Eſſig muͤſſen wir außtrin=
cken/ ehe die Solution des Leibes und der Seelen
komt? Unſere Wol=ſeelige Perl/ fand an dem
Ende ihres Lebens/ einen bittern Kelch außzutrin=
cken; gleichwohl war auff dem Grunde lauter
Suͤſſigkeit; Nach uͤberſtandenem Streit; erhielte
ſie den
̅
och mit Freuͤden und Frohlocken den Ewigen
Gewin/ und iſt geworden eine Saͤuͤl in GOTTes
Hauß. Dan ſie hatte das unveraͤnderliche
Siegel an ſich: der HErr kennet die ſeinen.
So dem Seeligmacher ſelſt der Todt ſaur ankam?
Waß wundert man ſich/ wan die Seeliggemach=
ten ihn auch mit Schrecken angehen muͤſſen?
220 Sie hat woll die Gelegenheit nicht gehabt/ wie
jene heilige CATHARINA, mit ihrem Blut/
von Chriſto zu zeuͤgen; 221 gleichwohl hat
Sie ihre Standhafftigkeit in der ein=
mahl erkandten Wahrheit/ und im guten
Fuͤrſatz gnugſahm uͤberal; inſonderheit
aber in dem letzten Todtes=Kampff/ bli=
cken laſſen. Dan es hatte Sie GOtt mit
ſonderbahrem Verſtande begnaͤdiget/
durch die ſtete betrachtung ſeines Worts/
und fleiſſiges ſuchen in der Schrifft; Hie=
durch hatte ſie uͤberkommen/ geuͤbte Sin=
nen/ zu unterſcheiden waß gut und boͤß/
[109]
recht und unrecht war. So hatte Sie ein
Martyrium, in der bereitſchafft des Gemuͤhtes/
obs gleich ſich in der That durchs Blut nicht ge=
euſſert. Dan auch der reine Dienſt eines
andaͤchtigen Gemuͤths/ iſt ein taͤgliches
Martyrium. 222 Wer kan dan anders
urtheilen/ dan daß die unſerer Wohl=ſeeligen
Frau Geheimen Raͤthin in der Zeit zugelegte
Ehren=Nahmen/ in der Ewigkeit ihr alſo zugedacht
worden?
RELIGIONE NITENS.
Sie diente GOTT mit reiner Seelen.
Viel bekuͤmmern ſich wenig umb den Himmel;
meinen ſie haben genug auff der Erden zu thun.
Wie viel! ſagen mit den Heiden; Waß droben
im Himmel iſt/ gehet unß auff Eden nicht
an. 223 Darumb leben ſie/ alß wan kein
ander Leben zu hoffen. Sie dienen dem Leibe/ und
vergeſſen der Seelen. Sie werden in allem
ihrem Thun eitel. Nicht alſo die Gottſeeligen!
Ihr Tugend iſt GOttes=Furcht/ die ſie
Himmel an weiſet. Sie leben wohl auff
der Erden; geben aber nicht zu/ daß dieſer
tuͤckiſche Vogel=leim an ihnen bekleibe; dar=
umb ſind ſie nicht irꝛdiſch geſinnet. Ihre Ar=
beit gehet dahin/ daß ſie GOtt geben/ waß
GOTTES iſt. 224 Und weil ſie nichts
[110]
beſſers haben? opffern ſie ihm ſtets ihr Hertz und
Seel/ alß das mittelſte und beſte in ihnen
225 in Heiligkeit und Reinigkeit.Sie wiſſen/ daß die Seel GOTTES iſt;
wegen der Erſchaffung/ weil ſie GOtt nach
ſeinem Ebenbild gemachet: Wegen der Erloͤ=
ſung; weil ſie Chriſtus/ das Ebenbild des We=
ſens GOTTes/ da ſie verlohren war/ mit ſeinem
Blut wieder erkaufft: Wegen der Heiligung;
weil durch den heiligen Geiſt/ derſelbe GOtt/ ſein
Bild/ ſo darin außgeloͤſchet war/ wieder erneuert
hat. 226 Recht iſt es/ daß man einem jeden das ſeinige gebe.
Der Kaͤyſer fodert ſein Bild auff der Muͤntze; Gott
den Menſchen/ den Er erſchaffen. Der Menſch aber
iſt fuͤrnemlich die Seel! Mein ſind alle Seelen!
227 Mein Sohn gib mir dein Hertz;
Das befiehlet GOTT. 228 Und! wem koͤnten
wir ſie beſſer vertrauen alß Ihm? von dem ſie am
hoͤchſten geachtet iſt.Aber wie klaͤglig! waß GOtt gebieret/
entſagt ihm der Maul=Chriſt. Er ſtielet
GOtt ſeine Seel; Und! ſo bald der Satanas
rufft; Das alles wil ich dir geben/ ſo du
niederfaͤlſt/ und mich anbeteſt? Wie bereit
iſt der Heuͤchler/ der Stimme ſeines Moͤrders zu
folgen! 229 Wie wenig begreifft er/ waß es heiſſe.
Waß hilfft es dem Menſchen/ ſo er die
[111]
gantze Welt gewinne/ und nehme doch
ſchaden an ſeiner Seel. 230 Wo findet wohl die Seel volkommener Zufrie=
denheit/ alß bey GOtt? Keine Sach kan voͤllig
vergnuͤgt ſeyn/ dafern ſie nicht mit ihrem Uhrſprung
vereinigt iſt. Wan alle Linien, in einem Circul, ſo
weit ſie immer koͤnnen/ gezogen werden/ finden ſie
doch nicht/ da ſie beſtehen koͤnnen/ alß in dem Mit=
tel=Punct/ auß welchem ſie gleichſam heraußge=
laſſen. Die Seel hat ihren Uhrſprung von
GOTT/ der ein Vater der Geiſter iſt.
231 Kan ſie dan wohl anderßwo Ruhe finden/
alß in Ihm? Noas Taube kam alſobald wieder zu
ihm/ dan ſie fand nicht/ da ihr Fuß ruhen koͤnte/
auſſer der Arca. 232 GOttes Kinder haben
dan/ waß ſie ſuchen/ wan ſie bey GOtt ſeyn. So
ſagte weiland Eſther: HERR! du weiſt/
daß ſich deine Magd nie gefreuͤet/ ſeint ich
hieher gebracht bin biß auff dieſe Zeit/
ohn dein allein; HERR! du GOTT
Abrahams. Solche Freuͤde komt auß der Lie=
be GOttes. Wol dem Menſchen/ der GOTT
liebet. Ein gleiches hat Er ſich von GOtt zu ge=
troͤſten.Waß machen aber die Gottloſen? Sie
beugen ein Knie vor GOTT/ das andere fuͤr der
Welt. Sie wollen GOtt nicht verlaſſen/
umb der Welt Willen; wan ſie nur nicht
genoͤhtiget wuͤrden/ die Welt zu verlaſſen/
umb GOttes Willen. Sie wollen GOTT
[112]
und Welt/ mit einander behalten. Viel haben
Demas Geiſt/ und verlaſſen GOtt gantz/ und ge=
winnen die Welt lieb. Nein/ Nein! nicht alſo.
Ein Chriſt ſoll ſeyn wie eine Sonnen=Uhr; von der
es heiſt: Uni Soli. Nur einem/ ſonſt keinem.Viel wickeln ſich in die Feigen=blaͤtter des
Hoff=Lebens/ umb eine Decke zu haben fuͤr die
Ruchloſigkeit; Gleich! alß machte man da keine
andere/ alß profeſſion von der Eitelkeit; Gleich! ob
muͤſten Herren=Dienſte ſeyn ohn GOttes=Dienſt.
Wie weit=gefaͤhlet! Gewiß! man darff nir=
gend minder boͤſe ſeyn alß zu Hoff. Jovis
ibi omnia plena. Oder! meinet man daß Ratio
Status zu Hoff/ keinen andern GOtt/ alß ſich ſelbſt
leide? daß moͤchte bey denen gelten/ ſo Erbarkeit
außgezogen/ und den Mantel der ungebundenen
Frechheit umbgehaͤnget; Bey Chriſtlicher
Printzen Hoff=ſtadt beſcheidet man ſich ei=
nes beſſern. Laſſet immerhin deß jungen Ptolo-
mæus Geheimen Raht/ den Photinus von Groſſen
Hoͤfen ſagen:Wer GOttes=Furcht nur haͤgt/ der mache ſich von hinnen:
Der Hoff und deſſen Macht/ ſtimt nicht mit Tugend ein/
Wer zu der Laſter=That/ gar zu ver= ſchaͤmt wil ſeyn
Wird von der Straffe Furcht nie keine Lufft gewinnen. 233
|| [113]
Daniel/ Joſeph und andere Gewiſſenhaffte
Hoffleute/ werden ihn ſtilſchweigend machen.Oder? ſoll dieſes oder jenes privat-Laſter den
algemeinen Lauff der Tugenden beſchaͤmen? Nein!
Leidet die Sonne dan und wan ihre Fin=
ſternuͤs/ darum verlieret ſie ihren Glantz
nicht;Man kan wol zweyen Herrn dienen/
wan ſie nur nicht zwey=geſinnet ſeyn.
Geſetzt! es finden ſich bey der Tugend=haffteſten
Hoff=Zucht/ unartige Creaturen. Sol dan an
dieſer eigenen Un=art der Hoff Schuld haben?
Waß dieſe oder jene Un=Menſchen auffs Papier
klecken; ſolte man wohl glauben/ daß es allemahl
auff dem Tapet Groſſer Herrn/ fuͤr ein Schau=
Gericht gehalten werde? Ich meine wohl nicht!
es kan geſchehen/ daß es zuweilen bey einer Groſſen
Hoffſtadt zugehe/ wie bey einem Coͤrper/ deſſen A=
dern fuͤr allzuvielem Blut ſtarren/ und es leicht ge=
ſchicht/ daß das Gebluͤt angeſtecket wird/ und eine
große Krankheit verurſacht. Aber! Fuͤrſten und
Herrn ſind Aerzte/ 234 daß ſie durch
einen/ den Rechten gemaͤſſen Aderlaß/ der
Tugend und ihren lebhafften Geiſtern
wieder Lufft machen.Niemand ſchuͤtze ſeiner Gottlohſigkeit den Hoff
fuͤr. Die Schlangen ſaugen Gifft aus den
Blumen; die Bienen den ſuͤſſen Honig.
Es kan ein raudig Schaff viel anſtecken;
ein fauler Apfel viel verderben. Aber die
[114]
Wachſamkeit eines Chriſtlichen Potentaten/
mertzet das raudige auß/ und legt das verfaulte bey
ſeit. Wo Davids Fuͤrſten Pſalm den Text zu
Hoff macht/ 235 rathe ich daß die Laſter ſich
packen/ ehe ihnen die Thuͤr gewieſen wird.Wer ſagt nun/ daß der Hoͤfe Raum.
Ein freier Tummel=Plan ſey Zuͤgel=loſer Luͤſte?
Gleich ob der Unterthan/ nichts von dergleichen wuͤſte?
Da der doch/ der den Regen kaum
Dem Hexel=bet erwehrt mit eingeſtekten Strohe
Sich mit begierden nehrt/ und brent offt lichter lohe.
Wer nach der wahren Tugend ſtrebt
Geht/ glaub es/ beſſer nach der Koͤnige Pallaͤſte
Alß nach dem Schindel=Dach und groben Bauren=Neſte/
Wo mancher/ wie ſein Ochſe lebt.
Die edle Goͤttin haͤlt auff eines Fuͤrſten=Stuhle/
In den ſie ſich verſtelt/ die beſte Fuͤrſten=Schule.
Die Tugend wil geuͤbet ſeyn.
Die Palme liebt die Laſt/ von der ſie lernet ſiegen:
Die Waffen/ die in Raſt und Ruhe bleiben liegen
Verlieren ihren blancken Schein.
Wer ſein Gemuͤhte nun/ durch arbeit wil poliren?
Dem gibt der Hoff zu thun/ ſo viel er kan vol= fuͤhren.
Wer an dis offne Licht ſich macht/
Muß keine bloͤde Scheuͤ nicht tragen ſeiner Thaten;
|| [115]
Sonſt wird er durch Geſchrey bey Hofe bald verrathen/
Die Laſter ſuchen duͤſtre Nacht/
Alß Cacus Moͤrder=Grufft/ und Tereus ſchan= den=hecken;
Bey Hoff iſt freie Lufft/ da kan ſich nichts ver= ſtecken.
Der Neid/ dem man ſonſt billich flucht/
Mag gleichwohl redlich hie der Tugend=ſporen heiſſen
Denn der ſucht alles fuͤr/ was Tugend kan be= ſchmeiſſen
Und beſſert damit/ daß er ſucht.
Dan wo auch der beweiß der Tugend kaum wolt gelten/
Wer wolte das Geſchmeiß der Laſter da nicht ſchelten?
Laß ſeyn/ daß auß ſo groſſer trifft
Ein Schaff/ das Schaden thut/ ſich angeſteckt befinde/
Laß ſeyn/ daß ſo viel Blut/ biſweilen ſich ent= zuͤnde
Und breite weit auß ſeinen Gifft;
Ein Hertz das Artzeney/ auß GOttes=Furcht genommwen/
Dem kan kein Laſter bey in tauſend Peſten kommen. 236 Alſo hat GOtt uͤberall ihm vorbehal= ten/ und in allen Staͤnden/ die ihre Knie vor Baal nicht gebeuͤget 237 Denen nichts liebers iſt/ alß die wahre und thaͤtliche Got= tes=Furcht. Sie thun mit Luſt/ alles waß GOtt [116] gefaͤlt/ und erwarten den Him ̅ el auß Gnaden. 238 Sie ziehen auß den alten Menſchen/ und ſuchen taͤglich in guten Wercken/ ſo viel muͤglich/ durch Goͤttlichen Beyſtand/ ſich zu verbeſſern. 239 Sind ihrer wenig Glauͤbige in der Welt? viel beruffene und wenig Außer= waͤhlte? 240 Die Glaͤubigen bemuͤhen ſich unter den wenigen zu ſeyn/ damit ihr Beruff und Wahl ſich paaren. Sie ſind ſorgfaͤltig unter dem dritten Theil/ der uͤberbleiben ſoll/ allezeit gefunden zu werden. 241 Laſſen die uͤbrigen ihres eigenen Ungluͤcks Meiſter ſeyn. 242 Und ob ſie nichts ſelbſt ſchaffen koͤn ̅ en; Dennoch gehet ihre Sorgfalt dahin/ nimmer ſchlaͤffrig; nimmer muͤßig; nimmer in dem Ge= brauch der euͤßerlichen Mittel zur Seeligkeit/ nach= laͤſſig erfunden zu werden. 243 Es ſind in der Welt/ die wohl glauben wollen; aber dem Glauben nicht aͤhnlich le= ben. Allein! wo Glaube iſt/ da iſt auch Lie [117] be. Unſer Chriſtenthum muß lebendig ſeyn: Ein vernuͤnfftiger GOttes=Dienſt. 244 Wo der Glaube keine Liebe hat? da iſt er todt in ihm ſelbſt. 245 Viel wollen Chriſto wohl dienen/ wan er Speiſe und Troſt außtheilet; aber nicht mit ihm ſeyn/ wan Er ſein Haupt nirgends hinlegen kan. 246 Wir muͤſſen GOtt lieben; in Gluͤck und Ungluͤck; Lieb und Leid; Leben und Todt; beym brodt/ auch in der Noht. Das Hertz ſo JEſum recht liebet; hat das Hertz auch zu ſagen; Wan mir Leib und Seel verſchmacht; ſo biſtu dennoch meines Hertzens Troſt und mein Theil. 247 So geberdet ſich der Glaube bey einem GOttes= Furchtigen; Er lebt wie Er glaubt; Sein Le= ben iſt lauter gutes Werck!Aaron hatte nicht allein goͤldene Schellen/ ſon= dern auch Granat=Aepfel an ſeinem Rock. 248 Jene gaben daß Gelauͤt; dieſe den Geruch; Wir muͤſſen nicht allein vom GOTTes= Dienſt reden/ ſondern auch Chriſtlich le= ben. Die Wercke ſind nicht geſcheiden von dem Glauben. Aber! der Glaub hat die aͤlteſte Brieff; der Glaube glauͤbt/ alß ob Er nichts thaͤte; die Werck wircken/ alß ob ſie nichts hoffeten; der Glaube hat Ra= hels Auge/ und Leas Baͤhr=Mutter: der [118] Glaub iſt die Braut/ ſo Chriſtus trauet; die guten Werck das Kind/ ſo der Glaube gebiehret: und gleichwohl wird niemands gerecht und ſeelig umb der guten Werck Willen; Ein Chriſt aber bezeigt durch die Werck/ wem Er zugehoͤret.Wo GOttes=Furcht? da iſt eifer zu GOtt und dem Himmel; da thut man dem Himmel Gewalt an/ und reiſſet ihn zu ſich. 249 Da iſt wahre Buſſe; Petrus Thraͤnen; Paulus Be= kehrung; Magdalenens Niedrigkeit? Ein zerſchla= gener Geiſt/ und zerknirſchtes Hertz.Wo GOttes=Furcht/ da iſt Haß zur Welt; Alles/ auſſer Chriſtus/ heiſt Satanas. 250 Wo GOTTes Furcht? da iſt bruͤn= ſtige Andacht; da redet die Seel mit GOtt/ alß mit ihrem Ander Ich: da opffert das Hertz; da bringt der Mund; da ſeuͤffzet der Geiſt; da re= det die Zung; da brent der inwendige Menſch; da lauͤfft das Verlangen/ wie der Hirſch nach fri= ſchem Waſſer. 251 da thraͤnet das Aug; da ſchlagen die Haͤnde zuſammen; da hoͤret man ſuͤſſe Muſic, und Freuͤden=ſtimmen; da aͤchzet man; Ach! daß ich Fluͤgel haͤtte/ und bey GOtt ſeyn koͤnte! 252 Da hoͤret man zugleich; Die Welt iſt mir gecreuͤtziget/ und ich der Welt. 253 Da bemuͤhet man ſich taͤglich mit Verlaͤugnung ſein ſelbſt/ 254 und Abſter= bung aller Zeitlichen Hoffnung.
|| [119]
Wo GOttes=Furcht? da iſt Liebe zu JEſu!
da ſpricht die verliebte Seel: Du weiſt HErr/
daß ich dich lieb habe 255 uͤber alles!
uͤber mich ſelbſt/ und alle Creatur. Mir iſt auſſer
dir/ alles Anathema; fuͤr dir meiner Roſen im Thal/
ſtinckt alles nach Hell und Teuͤffel. Du biſt mein/
und ich bin dein. 256 Wo wahre GOt=
tes=Furcht? da iſt hertzliches Erbarmen: da
nimt die glauͤbige Seel ſich des Nechſten
Nothdurft an/ alß der ihrigen. 257 Da
ſuchet ſie nicht mehr/ waß das ihrige/ ſon=
dern waß Chriſti iſt.Wo wahre GOTtes=Furcht? da iſt kein
Haß/ zu einigen Menſchen; da liebet man auch ſeine
Feinde; vergibt ſeinen Haſſern/ wie man wil/ daß
Chriſtus unß vergebe/ 258 da iſt hertzliche
Demuth; da iſt Stoltz; Ehr=geitz; Hoch=
muth/ ins ewige Exilium verbannet.
Kurtz! wo GOttes=Furcht/ da iſt der Him=
mel auff Erden.Waß Wunder; daß die Gottſeeligen den Him=
mel erben/ wan ſie ſterben! Chriſtus hat ihnen
das Reich beſcheiden/ 259 Da ihre
Sonne nicht mehr wird untergehen/ noch
der Mond/ den Schein verliehren; dan/
der HErr wird ihr ewiges Liecht ſeyn/ und
die Tage ihres Leidens werden ein Ende
haben. 260 Da ſie ſich freuͤen werden
[120]
in dem HERRN allezeit. 261 Da ihre
Seel wird froͤlich ſeyn/ in ihrem GOtt/
weil er ſie wird anziehen mit Kleidern des
Heyls/ und mit dem Rock der Gerech=
tigkeit zierden. 262 Da wird er ihr GOtt/
und ſie ſein Volck ſeyn. 263 Dan er hat
ſie bey ihrem Nahmen geruffen. 264 Und
ſie ſeind hingegangen/ zur freuͤde des ewigen Lebens:
Da GOtt ihre Miſſethat ihnen vergeben/
und ihrer Suͤnde nicht mehr gedencken
wird. 265 Da ſie ſehen und kennen
werden alle Außerwehlte/ auch die ſie in
dieſem Leben nimmer geſehen. Wie Petrus,
den Moſes/ und Elias/ 266 da ſie ſehen wer=
den/ die Klarheit der Sonnen und des Monds/
267 und wie einem jeden reichlich wird ver=
golten werden/ nach dehm Er hie fuͤr GOTT ge=
wandelt.Da ſie eſſen werden von dem Holtz des
Lebens/ 268 und in Chriſto/ ihrer ewigen
Liebe/ erſaͤttiget bleiben. Darum warten ſie
ſo embſig/ weil ſie leben/ nach dem Heyl GOt=
tes. 269 Darum leben ſie ſo wohl/ damit ſie
dort ewig leben.
|| [121]
Unſerer Wohl=Seeligen Fr. Geheimen
Raͤthin.
Sahe Die GOttes=FurchtAuß den Augen; Die Froͤmmigkeit ſeuͤff=
zete auß ihrem Munde; Muht und Stand=
hafftigkeit/ erſchiene auß der Gelaſſenheit
ihrer Affecten und Gebehrden.Die Fackel ihrer angebohrnen Ver=
nunfft; wie auch die Kertz ihrer ruͤhmli=
chen Aufferziehung/ ſtellete Ihr gahr
Zeitig fuͤr Augen/ daß zu der Ampel eines
gluͤckſeeligen Lebens/ reines Oehl erfo=
dert wuͤrde; Darum war Sie ſehr bemuͤhet/
wie Sie vermittelſt eines eyffrigen Gebeths
und Tugendhafften Wandels/ ein reines
Hertz erlangen moͤchte.
|| [124]
Dieſes gluͤckte/ durch Beyſtand des heiligen
Geiſtes ſo wohl! daß ihre Seel/ durch den
heiligen Him
̅
els=Thau angefeuchtet/ in der
Liebe Gottes ſo manche
̅
Sionitiſchen Auf=
wachs und Fortgang ſpuͤrete; Dieſer
erſte Thau/ fiel auff Sie in der heiligen
Tauff; Vergroͤſſerte ſich/ bey ſo manchem
Oehl=Blat/ des ſuͤſſen Manna/ des hei=
ligen Worts GOttes; und brachte ſeine
Roſen/ ſo offt ſie das ſuͤſſeſte Liebes=Mahl/
mit JEſu ihrem Brauͤtigam/ in dem hei=
ligen Sacrament hielte.Hie wurde ſie/ durch die Geiſtliche Confarreati-
on zu einer Braut/ ihres ſo verlangeten Seelig=
Machers/ und zukuͤnfftigen Erbin aller ſeiner him=
liſchen Guͤter inthroniſiret. 270 Hie laͤgte Sie
an/ die reine und ſchoͤne Seide/ der Unſchuld des
Lammes GOTTES. Hie empfunde Sie/
daß ſeine Liebe ſtaͤrcker ſey alß der Todt.
Dieſes Feuer machte bey Ihr/ ſo manche heilige
Andacht auff=ſteigen zu dem Himmel, von wannen
Sie ſo manchen Segen/ ihrem ge=Ehrten
Hauſe und Familie zugebetet.Sie erkandte gahr wohl/ daß die wahre
GOttes=Furcht/ der rechte Grund waͤre/ auff
welchem die hoͤhe Zeitlichen und Ewigen Gluͤcks
beruhet; Und! weil man den Himmel beſſer in ebe=
nem Felde/ alß in einem bergigten Lande entdecken
koͤnne; demuͤhtigte Sie ſich/ vor ſelbigem
ſtuͤndlich/ der ſie erhoben hatte.
|| [123]
Die Furcht des HErrn/ hieß Sie aller
Klugheit Uhrſprung. Ohn dieſe/ ſchalte
Sie alle Tugenden verlarvete Laſter;
Bilder ohne Leben; Oder ſolche/ die wie die
ſpielende Saͤuͤl Memnons, nur ein zauberiſches
Gethoͤn von ſich gebe: daher muͤſte Sie in allem
ihrem Thun/ Anfang und Ende ſeyn/ und ihrem Le=
ben fuͤrſchimmern/ wie jener Venus-Stern der
Sonnen/ der alle Tage anfaͤnget und endet.Daher iſt ſie geſtorben/ daß die Welt
nimmer eines merckwuͤrdtgen Verbre=
chens; Ihr Gewiſſen ſie keines vorſatzli=
chen Fehlers; kein Menſch einer Unhoͤf=
ligkeit beſchuldigen kan; und wird ewig
leben/ ſonder einmahl zu fehlen.Und! wie Sie alß ein lebendigs Glied ihres
Oberhaupts JESU/ mit lebendigem
Glauben und ungefaͤrbter Liebe/ lebte:
So danckte Sie GOTT taͤglich/ daß er ſie in der
wahren und reinen Evangeliſchen Kirch haͤtte laſſen
gebohren werden. Alß auſſer welcher Sie wohl
wuſte/ keine Seeligkeit zu hoffen war. 271 Leb=
te auch alß ein Schaͤflein ihres Hirten. Ge=
horſahm gegen Ihm. Leidlich mit allen
Menſchen: Lieblich gegen einen jeden.
Inſonderheit alß eine Liebhaberin und
verlobte JEſu ihres Geliebten. 272 Ich ruffe dieſen heiligen Gottes Tempel
zum Zeuͤgen/ der wohl ſo lange die Zeit ſtehen wird/
[124]
nicht wird vergeſſen/ ihrer eifrigen Devotion, den
Sie zu beſuchen/ niemahls etwas in der Welt/ ſich
abhalten laſſen. Und ich werde/ ſo lang Athem
in mir iſt/ wohl nimmer auß dem Hertzen ſetzen/
mit waß beweglichen Reden/ Sie ihr
Hertz vor GOtt außſchuͤttete/ ſo offt Sie
mich meines Ampts=tragender Loͤß= und
Binde=Schluͤſſels/ im heiligen Beicht=
Stuhl erinnerte.Hilff GOtt! wie koͤnte die heilige Seel/
ſo eiferig mit GOtt reden; wie waren alle
Wort/ lauter Pfeil/ die dem Hertzen JEſu
Gewalt anthun/ und unumbgaͤnglich/
den zur Gegen=liebe bewegen muſten/ der
vor hin Sie je und je geliebet. Hie thaͤte
ſich wohl/ des Glaubens=Mund weit ge=
nug auff/ und wolte ſich nicht eher ſchlieſ=
ſen/ biß Er gefuͤllet wurde.
|| [125]
Wie habe ich ſo offt mit heiliger Empfindligkeit
gemercket/ den heiligen Streit/ diſer zweyen ver=
liebten! da es von beiden ſeiten hieſſe: Ich laſſe
dich nicht/ du geſegneſt mich dan.Sie ginge niemahls zum heiligen A=
bendmahl/ der ſuͤſſeſten und kraͤfftigſten
Artzney der Unſterbligkeit/ 273 Sie ei=
lete darzu; Ihre Augen zeigeten/ daß das
Hertz/ nie groͤſſere Vergnuͤgung ſchoͤpffe;
auch nie ſatter wurde/ alß bey dieſer Lie=
bes=Tafel.Dieſes muß ich nicht der Vergeſſenheit geben/
daß die Wohl=ſeelige Frau Geheime
Raͤhtin/ nie dieſes heilige Werck verrichtet/ daß
Sie nicht etzliche tage zuvor/ von heiligen Dingen/
Ihre Seel betreffende/ mit mir ſich unterredet; Ich
wuͤrde wohl
Gnaͤdige und Andere Auffmercker.
Dero Gedult mißbrauchen; auch die Zeit mir
ſelbſt mißguͤnſtig fallen/ zu erzehlen/ waß wohl off=
ters fuͤr himliſche Diſcurs Sie gefuͤhret; wan ich
dan unzehliche uͤberblaͤttere/ muß ich dieſes einige zu
dehro beliebigen Wiſſenſchafft zu bringen nicht un=
terlaſſen.Es war eben das letzte mahl/ daß dieſe begierige
Seel/ den ſuͤſſen Gnaden=Thau in dem H.
Abendmahl ſuchte; als Sie/ ich weis nicht/ ob
von einem innerlichen Antrieb gereitzet/ oder auß
Wiſſenſchafft ihres bevorſtehenden Seeligen Ab [126] ſchiedes/
von der Aufferſtehung der Todten
ſich mit mir beſprach.Nicht daß Sie einigen Zweiffel ſtellete/ in die
geoffenbahrte/ und durch die Aufferſtehung Chriſti
ſelbſt bezeuͤgte Wahrheit; Nein! die ſeeligſte war
in ihren Glaubens Articuln dermaſſen ge=
gruͤndet/ daß den Felß ihrer Hoffnung
keine Zweiffels=Knoten verwirren koͤnten.
Sondern/ daß ſie bezeuͤgete keine gꝛoͤſſere veꝛ=
gnuͤgligkeit zu haben/ alß von denen Din=
gen zu reden/ ſo profit vor die Seel mach=
te; auch achtete eine jede ſtunde verlohren
zu ſeyn/ die man nicht zu ſeinem Himmels=
Intereſſe anwendete.Ich bemuͤhete mich damahls/ von gleichem
Feuer getrieben/ dieſe heilige Flammen/ mehr und
mehr zu entzuͤnden; brachte viel zum beweiß. Fuͤr
allen aber erleuͤterte ich die guͤldene Wort des Hiobs
Ich weiß daß mein Erloͤſer lebet/ und Er
wird mich hernachmahls auß der Erden
wieder auffwecken/ und ich werde in mei=
nem Fleiſch GOtt ſehen; denſelben werde
ich mir ſehen/ und kein Fremder 274 Es mag wohl niemahls eine hunrige Taube/
ihre Koͤrnlein/ mit groͤſſerm appetit, auffgeſammelt
haben/ alß die Wohl=ſeelige Frau/ dieſe Worte.
Und wie Sie allezeit gewaͤhnet/ die Perlen Goͤt=
licher Offenbahrung/ fleißig in ein Buch
zu ſamlen/ damit Sie in reinem Hertzen dieſen edlen
[127]
Schatz bewaren moͤchte. Wie davon die Vor=
rede eines ihres geſchriebenen Hand=
Buͤchleins/ Zeuͤgnuß geben kan; darin dieſes
den Anfang machet:Mein Leſer ſchaue mich mit reinen Augen an
Weil ſich/ was unrein iſt/ bey mir nicht reimen kan.
GOtt iſt ein reiner Geiſt/ ein unbeflecktes Weſen
Sein Wort ein reines Wort/ wird dan erſt recht geleſen/
Wan Hertz und Aug iſt rein; und find ſtu das bey dir.
Mein Leſer/ ſo kom her/ ergetze dich mit mir.
Doch dencke/ daß ich auch unreine Lippen haſſe
Weil ich das reine Wort/ des reinen GOttes faſſe
Das reine Wort/ daß erſt von reinen Lippen floß
Durch das ſich GOttes Geiſt/ in Tauſent Hertzen goß.
Es fand zwar manchen Dorn/ und manche harte Steine
Offt fiel es an den Weg/ doch auch in manche reine
Und unbefleckte Seel; und weil es hier auch fand
Ein GOtt=gelaßnes Ohr/ und eine reine Hand
Dazu ein Hertz/ das GOtt/ und ſonſten nichts mag lieben
So ward dies reine Wort/ in dieſes Buch geſchrie= ben/
Mein Leſer iſt nun auch dein Auge gleichfals rein?
So komt es mit der Hand des Schreibers uͤberein.
Dan werd’ ich recht von dir/ mit Luſt und Nutz ge= leſen/
Weil GOtt/ Wort/ Mund und Hand und Auge rein geweſen.
|| [128]
So ſchiene auch dieſes mahl ſolche Hertzens
Zufriedenheit bey ihr zu entſtehen; daß Sie mit
innerlicher Seelen Bewegung/ die Rede beſchloß.
Ach daß wir die huͤtte dieſes Leibes erſt ab=
gelegt haͤtten! Ich verſetzte darauff: Es wer=
de geſchehen zu der Zeit die GOtt beſtim=
met haͤtte; Wuͤnſchte indeſſen/ daß es GOtt ge=
fallen moͤchte/ dero Tag und Jahre noch lang hin=
außzuſetzen; Je lenger wir lebten/ fuhr ich foꝛt;
je mehrere Wiſſenſchafft erlangen wir von
GOtt; je mehr lernen wir ihm lieben. Je
mehr gelehrt werden wir zum Himmel=
Reich. Wan dan GOtt wil; Antwortete
Sie. Allein! ich bezeuͤge fuͤr GOTT und
euch/ daß ich rechte und ernſte luſt zu ſter=
ben habe. Die Welt ſteckt voller Eitelkeit.
Waß hat man nicht zu thun/ daß man ſich
alles eitlen Weſens entſchlage? Ich ver=
ſprach dazumahl meine eiffrige Vorbitte bey
GOtt/ umb bekraͤfftigung in allem guten.
Das merckte ich aber/ daß dieſer Zeit/ der Luſt bey
GOtt zu ſeyn/ inbruͤnſtiger bey unſerer Seeligſten
war/ alß jemahls ſonſten. So beſingen die
Schwanen ihren eigenen Todt; So offen=
bahret ſich GOtt den Glaubigen/ und zei=
get durch ein Fern=Glaß des verlangens/
wie groß die Freude ſeyn werde im Him=
melreich/ die ſich ſchon auff Erden vergroͤſ=
ſert hervorthut.
|| [129]
Wer giebet mir beredſamkeit? wer machet mei=
ne Zunge ſo fertig? nach wuͤrden das zu erzehlen/
deſſen unſere Wohl=ſeeligſte Frau wuͤrdig ge=
weſen. Gewiß! waß PAVLINUS ehe
an ſeine CELANTIAM geſchrieben/
hatte Sie/ alß waͤre der Brieff ihr behaͤn=
diget/ ſo genau in ihrem gantzen Leben be=
auget/ daß ſo es zum Præcedenc-Streit
zwiſchen beyden gekommen; der Auß=
ſchlag auch dem gerechteſten Richter/
ſchwer wurde gefallen ſeyn/ welche unter
beyden/ den Preiß davon getragen. So
daß ich unſerer Wohl=ſeeligen Frauen/ die
Lob=Schrifft/ ſo weiland HIERONYMUS der
heiligen PAVLA nachgeſetzet/ vor GOTT und
Menſchen/ ſonder beſchaͤmung nach ruͤhmen koͤn=
te; ſo ich dazu ſo viel Kraͤffte alß jener beſaͤſſe. Doch
genug! waß ich vergeſſen/ wird die Nach=
Welt gedencken; und die Buͤcher des ewi=
gen Himmels=Archivs, werden es kuͤnff=
tig offenbahren!Aber ach! daß dieſer Theureſten Waar/ die Welt
nicht laͤnger wehrt geweſen! Nein! Solche Him=
mels=Tugenden/ eilen ihre Volkommen=
heit im Himmel zu ſuchen. Waß Wunder/
daß wir Sie auff Erden nicht mehr antreffen?Croͤneten die Roͤmer ihre Sieger mit Cronen?
Unſere Wohl=ſeelige Frau iſt abgeholet
[130]
worden/ von ihrem Braͤutigam im Him
̅
el/
auff ſo viel erſtrittene Arbeit/ die Crohn
des ewigen Lebens zu erheben; da Sie die
Seeligkeit zur Mutter/ die Engel zu Bruͤ=
dern/ und den Koͤnig aller Koͤnige zum
Vater erworben. 275 Sie hat in dieſes
Todten=Hauß/ wie eine andere Phoenix
ſich verhuͤllet: kuͤnftig auß ihrer Aſchen alß
eine gecroͤnte JEſus Braut heraußzuge=
hen. 276 Sie hat getreu gehalten waß
ſie hatte/ darum iſt ihr beygelegt die un [131] verwelkliche
Crohn der unſterblichen See=
ligkeit. Nun ſiehet Sie in ihrem Fleiſch
GOtt. Der ſie ſo lang geruffen: Kommet her
zu mir; hat ſie angenommen mit Freuͤden/ in die
Huͤtten/ der ewigen Wohnung.Wie nun das Hertz Unſerer Wohl=ſeeligen
Frauen/ gegen GOtt war: Alſo verhielt ſich
die Hand/ gegen den Nechſten; Ihre
Guͤtigkeit
gegen die Armen/ gleichte ſich jener Tha=
bita; Ihre Wohl=thaͤtigkeit und Barmher=
tziges Zuneigen haben jene; mit waß fuͤr
freuͤde! wie oft! und taͤglig empfunden. Ih=
re Froͤm
̅
igkeit lehrete ſie Mitleidig zu ſeyn.
Das war ſie mit Worten und Wercken.
Ihr Hauß war eine ſichere Zuflucht der
Nohtleidenden; Ein Magazin der Armen:
hie ſpeiſete man die Hungrigen/ un
̅
lies die
Durſtigen nicht ſonder Waſſer weggehen.
Dennoch war Ihre Wohlthat kein Fuͤr=
wurff noch Ruhm=Redigkeit; Ihre Tu=
gend kein Schein; Ihre GOttes=Furcht
keine Scheinheiligkeit; Ihre Freuͤndligkeit
keine Heuͤcheley; Sie haſſete diejenigen/
???o wie die Schwaͤne/ von auſſen weiſſe
Federn/ und inwendig ſchwartzes Fleiſch
???aͤgen; Die Honig auff der Zungen/ und
[132]
Gallen im Hertzen haben; Oder: wie die
???Egyptiſche Tempel/ von auſſen ſchoͤn ge=
mahlet/ inwendig aber mit Schlangen
und Scorpionen angefuͤllet/ oder auch
uͤbertuͤnchte Graͤber ſind. 277 Wird dan die ſpaͤhte=Nach=Welt ſich ver=
wundern doͤrffen? wan ihre Nachkommen im
Segen immer und Ewig werden verblei=
ben? und auß einer Gluͤckſeeligkeit in die
andere gefuͤhret werden? Wohl nicht! Von
ſolchem Hauſe/ weichet der Segen des
HErren nicht. Waß ſolche Hand/ mit ſol=
chem hertzen gegeben; wird der poſteritaͤt,
mit einem reichen alterum tantum, und
noch viel pfuͤndiger wieder gegebe
̅
werden.Mit ſolchem Hertzen! Ja mit ſolchem. Unſere
Wohl=ſelige Frau/ wolte in keiner Sach
minder geſehen/ in keiner weniger gelo=
bet werden/ alß in dieſer. Groſſe Ge=
muͤther/ wollen in ihren groͤſſeſten Ver=
richtungen/ nicht den minſten Danck oder
Lob annehmen.So uͤbergebe ich dan die Sach GOtt ſelbſt; und
ruffe mit erhabener Stimm: Der HErr ſey ihr
Lohn jetzt und Ewig! Der HErr vergelte
alle Barmhertzigkeit/ denen Arm=hertzi=
gen erwieſen/ mit hertzlicher Liebe im
Hauſe da ſie jetzt wohnet; auch in denen
[133]
Haͤuſern/ darin ihre Nachkommen woh=
nen werden/ biß an der Welt Ende.
Und ob wohl GOtt und das Gluͤck/
Gegen Unſere Wohl=ſeelige
Frau Geheime Raͤthin/
So lang ſie lebte/ ſich ſehr guͤnſtig erwieſen/
erregte doch ihr hoher Stand/ in ihr nicht
das geringſte Ken=Zeichen einiger Hof=
fart; dan die Gaben der Natur und des
Gluͤcks/ waren viel zu leicht/ ihre auff
Tugend gegruͤndete
Demuht
nur einen Fußbreit zu erheben.Sie ſahe/ daß nur einem hohen Gemuͤht
muͤglich ſich zu demuͤhtigen; auch eine Fa=
ckel viel heller bren
̅
e/ wan ſie niederwarts
getragen wird.Ihr gantzes Vermoͤgen/ ſahe man wie
es bey vielen gewoͤhnlich/ niemahls an ih=
rem Halſe. Ihre geziemende Standes=
Kleider hielte ſie fuͤr ein Ken=zeichen des al=
gemeinen Suͤnden=fals/ mit welchen man
ſo wenig/ alß ein Ubelthaͤter mit ſeinen
Faͤſſeln prangen muͤſte: Darum wolte Sie
mehr auß den Sitten/ alß auß dem Pur=
pur erkandt werden.
|| [134]
Wie nun ihr Leib mit keinen ſtoltzen Fe=
dern prangete; ſo warff auch ihr Hertz kei=
nen groͤſſern Schatten/ alß es in ſich war.
So liebte ſie die Demuht/ alß ein Tu=
gend/ die der Uhrheber unſerer Seelig=
keit/ ſeinen Glaͤubigen an ſich ſelbſt abge=
bildet/ und durch ſeine Mund=bohten/ alß
das beſte Kleid anbefehlen laſſen.Kurtz! die Gott=ſeeligkeit war ihre Kro=
ne; die Keuͤſchheit ihr Kleid; die geſchickte
Klugheit ihr Gurt; alle uͤbrige Weibliche
Tugenden ihr Schmuck. Sie gleichte
ſich den Violen die zwar auff niedrigen
Stauͤdlein wachſen/ aber den angenehm=
ſten Geruch geben.
|| [135]
Der Neid/ ſo ſonſt niemahls Feyer=Ta=
ge hat/ fand bey Unſerer Wohl=Seeligen
keinen Stoff zur Ubung. Ihr Ge=
muͤht war zu Großmuͤhtig/ den Gluͤckſee=
ligen ihr Gluͤck zu mißgoͤnnen/ und zu
from/ auß der Betrachtung frembden
Ungluͤcks/ eine ſchau=ſpieleriſche Wolluſt
zu ſchoͤpffen.Gegen alle verhielte ſie ſich/ auffrichtig
und treuhertzig/ und ſchaͤtzte das gemaͤnge
der Falſchheit/ einem Bleiernen aͤhnlich/
daß zwar ein Metal leichter zum ſchmie=
den aber auch leichter an wehrt machet.So machten auch bey Unſerer Wohl=
ſeeligen Frau/ Glaube/ Liebe und Hoff=
nung/ einen Triangel. Dadurch gabe
ſie GOtt/ was ihm gebuͤhrte; Zollete auch
dem Nechſten das ſeinige ab. Fuͤr ſich
ſelbſt; fuͤrchtete ſie nicht das Kuͤnfftige;
truge das Gegenwaͤrtige/ und hoffete das
Himliſche.
Sie konte Ehren=Ahnen zehlen.
Es iſt nicht ein geringes Gluͤck der guͤti=
gen Natur/ auß Edlen und Ehr=beruͤhm=
ten Gebluͤt gebohren zu werden. Selbſt die
Schrifft nennet die Edlen/ die fuͤrnehmſte
[136]
der Gemeine. 278 Auch das Land
gluͤckſeelig/ deſſen Koͤnig ein Sohn der
Edlen iſt. 279 Aber! eine groͤſſere Gluͤckſeelig=
keit; wan Edles Blut/ mit einem Edlen
Gemuͤht/ in Alliance iſt! Iſt jenes allein?
waß iſt es anders? alß ein Schatten dem ſein
Coͤrper entwichen. Ein Nahm/ dem die
That ſich entzogen; und ein Rauch/ den
ſeine Flam verlaſſen.Seithero/ bey vielen/ der falſche Wahn entſtanden/
das Tugend und Adel/ keine Heuraht
ſchlieſſen koͤnten. Adel und GOTTes=
Furcht nicht zuſammen ſtimmeten? 280
Waß iſt uͤbrig geblieben? als ein eiteler Ruhm
eines alten Gebluͤhts/ und neuer Untu=
genden.Rechtſchaffene Edel=Leute beſcheiden ſich eines
beſſern/ und wiſſen/ daß das Gluͤck ihnen dar=
umb den Nahmen gegeben/ daß ſie fuͤr al=
len andern/ an ruͤhmlichen Thaten und
Preiß=wuͤrdigen Tugenden bekant ſeyn
ſollen. 281 Da bemuͤhet ſich ein jeder/ daß
ſein Adelthum mit ihm anfange/ und
nicht in ihm auffhoͤre. Da achtet man
mehr ſelbſt gut ſeyn/ alß allein den
Ruhm zu haben/ von guten gebohren zu
ſeyn. Mehr viel Tugenden/ alß viel Ah=
nen zehlen koͤnnen.
|| [137]
Dem letzten laͤſſet man zwar billig ſeinen
Preiß; ſo man nur nicht durch einen eitelen
Wahn/ jenem einen Verweiß/ der min=
dern Guͤltigkeit beyleget.Viel bemuͤhen ſich ihre Stam=Wapen/ von den
Geſchlechten der Roͤmiſchen Curiorum, Catheger
und Numantiner herzufuͤhren! Verirren ſich
aber mehrentheils/ in der unbekandten
ferne/ da entweder die Arbeit vergebens/
oder die Nachricht ertichtet iſt: oder man
trifft auch zu Zeiten/ ſolche Ahnen an/
deren man ſich wenig zu ruͤhmen hat. 282 Es iſt wohl kein Volck ſo barbariſch daß nicht
ſeinen Adel haben ſolte! alß eine Blum und
Zieraht Menſchlichen Geſchlechts. 283 Dieſen aber bloß auff das verjahrte Al=
terthum gruͤnden; oder aus vielheit der
Wapen/ den preiß geben wollen/ bey gaͤnz=
licher Beſchimpfung/ auch der erſt auff=
wachſenden Tugend? weiß ich nicht/ ob
die Billigkeit werde zuſtimmen/ oder die
Wahrheit und Gerechtigkeit ja ſagen?Iſt es wahr? quod nemo ſua laude fraudandus? ge=
wiß! die Ehr gebuͤhrt dem der ſie verdienet.
Waͤre dan ſach? daß wir alle Edel=leuͤte ſeyn wol=
ten/ wie die Juden. 284 Welchen nur darumb
dieſer Titul zukommen ſolle; daß ſie aus Abra=
hams Geſchlecht ſeyn. Nein! der Erb= und
Blut=Adel iſt eine ſolche Zierde/ in welcher
[138]
die Tugenden der Vorfahren hervorleuͤch=
ten ſollen. Die Geburt/ iſt vor ſich ſelbſt
nicht gnug/ wan ſie nicht von der Tugend
begleitet wird. Die Tugend iſt eine Mut=
ter der Ritterſchafft; der Uhrſprung des
Adels/ und ein uͤberfluͤßiger Brun/ aller
Adelichen Herligkeiten. Die Tugend iſt
die Seele des Adels/ und wan ſie verlo=
ſchen? ſtirbt der Edelman: Dan fundamen-
tum nobilitatis, eſt ſola & unica virtus.Des Alters groſſer Nahm/ und des Ge= ſchlechtes Ruhm/
Das iſt ein frembdes Gut/ und nicht dein Eigenthum 285
Virtute decet, non ſangvine niti.Und wan ein Laſterhaffter ſein Geſchlecht von Hercules und Priamus; ſelbſt auß der Arca Noe herfuͤhren koͤnte? ſo pranget er dennoch mit fremden Federn.Zu Breda/ auff dem Hauſe/ der Printzen von Oranien/ ſtehen in einem Saal/ dieſe Reime:
Waß helffen viel die XVI. Schilde
Und in dem Saal/ ſo manche Bilde?
Die Tugend macht ein Edelman/
Der billig ſol den Vorgang han.Ich laſſe es gern hiebey bewenden; wen ich zu= vor auß dem Salicetus angefuͤhrt; Nobilitatem eſſe [139] filiam ſcientiæ. Und dem Casſiodorus: Kunſt/ Ambt und Lehr/ zieren einen von Adel/ und machen auch den Edel/ der ſonſt von Geburt nicht Edel iſt. 286 Der beruͤhmte Cardinal Baronius hatte im Sprichwort zu ſagen: Flagranti cupidine nobili- tatis avitæ, cogi interdum homines delirare. 287 Alrecht! mit dieſer gahr zu ſtreng geſuchten Waar/ begehet man die meiſten Unwar= heiten.Die Athenienſer, Ægineten und Thebaner, hielten es fuͤr einen groſſen Ehren=Titul/ daß man ſie Indigenas nnd Erdmaͤn ̅ er nennete. 288 Wir ſind alle von dem Hauſe Adama/ und ſcheidet uns nichts als die Tugend.Kaͤyſer Ferdinand der I. wolte nicht/ daß man eines frommen gelehrten Man= nes Herkommen und eines guten Weins Heymaht zu genau unterſuchen ſolte/ dan wie zu Zeiten an einem geringen Ort/ der edelſte Wein=wachſe/ ſo wuͤrden auch oftmahls/ in ſchlechten Doͤrffern/ und un= bekandten Flecken/ die vornehmſten und tapfferſten Maͤnner erzeuͤget; und/ wie die= ſes nicht das beſte Getreide iſt/ das auff einem ſchoͤnen Acker waͤchſt; ſondern reich und gut an Koͤrnern iſt/ alſo ſind die nicht allezeit die fuͤrnehmſte Leute/ ſo ſtatlichen [140] Herkommens ſind/ ſondern die mit Tu= gend/ Kunſt und Geſchickligkeit begabet.Wie offt nimt GOTT ein armes Kind von der Straß/ und ſetzt es den Fuͤrſten im Land/ an die ſei= te? Wie offt werden die Vornehmſte verworffen? oder iſt es was ungemeines; quod Heroum filii ſæ= pè noxæ? Es iſt gnug auß einem Ehrlichen und Ruͤhmlichen Geſchlecht gebohren zu ſeyn. Gleichviel ob es nicht als andere mit gleichen Schilden pralen koͤnne! Sind ſie nicht da? ſo muͤſſen ſie erworben wer= den: beſſer alß wan die/ ſo da ſind vernich= tet bleiben. 289 Die Eltern pflantzen zwar/ den Nahmen ihres Adels/ auff die Kinder/ wie die Grie= chen den Ihren/ auch auff die/ den Sitten nach/ von ihnen erzeuͤgte Barbaren; Aber das Weſen ihrer Wuͤrde/ die im Geiſt und nicht im Fleiſch beſtehende Tugend/ gieſ= ſen ſie ihnen ſo wenig ein/ alß ihre eige= ne Seel.Ein hoher Stand/ iſt zwar ein weit= leuͤchtender Pharus, den aber eigene Ver= dienſte/ wie ein Oehl/ das daſelbſt bren= nende Feuͤr/ unterhalten muͤſſen. Dan Adelſchafft ohne Tugend iſt ein frembdes Gutt; ein Granat=Apffel/ ohne Kern; ei= ne Blume ſonder Geruch/ und eine Bie [241] ne ſonder Honig. Die ſich deſſen allein ruͤh= men; Todte Bilder und Gedaͤchtnis= Seuͤlen der Tugend und Ehr ihrer Vor= fahren; gleich denen praͤchtigen Gebaͤu= den/ von denen der Brand und Einfal/ nur einen verworrenen Grauß=Hauffen uͤbrig gelaſſen.
Unſerer Wohl=Seeligen
Frau Geheimen Raͤhtin
War nicht eine geringe Gluͤckſeeligkeit/
an Schwerdt/ und Spil=Seiten/ von
Ehr=beruͤhmten Hauſe/ und ſolchen Ah=
nen entſproſſen zu ſeyn/ deren Nahmen/
in dem Buch der Redlichen/ die ſpaͤhte
Nach=Welt ruͤhmlich wird leſen koͤnnen:
Und ſo man des armen Reichtums ſich be=
dienen wolte/ auf anderer Leute Ruhm den
ſeinigen gruͤnden/ und das Gebaͤude ſei=
ner Ehr/ mit frembden Saͤulen zu unter=
ſtuͤtzen: ſo koͤnte man hie von den naͤchſten
in Freuͤnd= und Verwantſchafft Alliirten
die in Friedens= und Krieges=Zetten/ umb
das gemeine Vaterland/ mit allen Ehren
und Preiß=wuͤrdigſten Ruhm/ ſich verdie=
net gemachten und in Holſtein und Stor=
marn/ mit Ehren=wohlbekante Geſchlech=
ter/ der Poppen/ der Eggen/ der Pflu [142] gen/
der Thoden/ und anderer/ mit
nicht minderm Gepraͤnge/ und unver=
weißlichen Wahrheit/ anziehen.Weil aber die Natuͤrliche Tugend/ in
ihrer eigenen Annehmligkeit und Farbe/
viel heller glaͤntzet/ alß in einer geborgten
Schoͤnheit/ und frembden Wort=Schmin=
cke; Iſt zu unſerer Gott=Seeligen Frau
Geheimen Raͤhtin/ unſterblichem Ruhm
bey andern/ und Vergnuͤgen vor ihr ſelbſt
genug. Daß der Ihr das Natuͤrliche Le=
ben gegeben/ geweſen.
Der Weiland
Wohl=Edle und Veſte
Hr. HEINRICH
REIMERS.
In vorgeweſener Schwediſchen Unruh/
des Jahrs 1644.
geweſener Koͤnigl. Kriegs=Commiſſarius;
und nachgehends
Ihr Hoch=Graͤfl. Gn.
Weiland/
Graff CHRISTIANS zu Rantzau:
Inſpector, Dehro Guͤter in Juͤtland.
Geſtalt dan deſſen Vorfahren/ albereit von Zeiten/
des unvergleichlichen und Welt=beruͤhmten
Koͤnigl. Stadt=Halters
Herrn HEINRICH RANTZAVEN
In dieſes Hoch=Graͤflichen Hauſes Dienſten ſich befunden.
|| [143]
Ihre Frau Mutter/ aber/ die Weiland/
Wohl=Edle/ und mit allen/ ihrem Ge=
ſchlecht geziemenden Ehren=Tugen=
den gezierte
Fr. ANNA HAN-
NEMANNIN.
Auß dem Uhr=Alten und Ehr=befamten
Geſchlecht der
HANNEMANNEN.
Und wie die Natur/ dieſe Edle Frucht/
von ſo beliebter und geEhrter Wurtzel/
herzuſtammen guͤtigſt beſchloſſen; So mu=
ſte auch der Ort ihrer Geburt/ zu Ihrer
kuͤnfftigen Ehr/ die Fackel vortragen: daß
Unſere Wohl=Seelige Frau/ nicht noͤhtig
haͤtte den kuͤnfftig zu verſchweigen; oder
inter loca obſcura zu rechnen.Maſſen dieſelbe/ von wohl=gedachten/
Preiß=vollen Eltern/ in dem auſſerleſenſten
Kern/ der Stormariſchen Staͤdte/ und
der Edelſten Blum/ des Holſteiniſchen
Canaans; Der beruͤhmten Stadt und Koͤ=
niglichen Veſtung Crempe/ im Jahr
1643. den 30. Mertz=Monaths/ mit
hoͤchſter Freuͤde der Ihrigen gebohren;
[144]
Und/ weil es nicht gnug war/ durch dieſe
leibliche Geburt/ in die anmuhtige Ge=
ſelſchafft der Welt zugelangen/ ſondern
vermittelſt der heiligen Tauff/ ſich mit
dem hoͤchſt=gethroͤnten zu vereinigen/ und
unter das außerwehlte Geſchlecht/ unter
das Koͤnigliche Prieſterthum/ auff und
angenommen zu werden: So iſt ſie bald
darauff/ dieſer Geiſtlichen Geburt/ hoch=
gewuͤnſcht theilhaftig/ und eine Stuhl=Er=
bin/ in dem Reich des HErrn erklaͤhret
worden. Wie nun dieſer von der Natur
ihr geſchenckte Lebens=Faden/ wohl ange=
fangen/ ſo mangelte nunmehro nichts/ alß
daß er von der Zeit koͤſtlich gewebet/ und
gluͤcklich moͤchte fort geſponnen werden:
welches auch allermaſſen alſo erfolget.Dan ſie wurde daſelbſt mit aller Sorg=
falt erzogen; und inſonderheit/ nach
dem Dehro Wohl=Seeliger Herr Va=
ter/ dem Todt endlich das zeitliche Le=
ben abzollen muͤſſen/ von Dehro Ehren=
und Tugend=reichſten Frau Mutter/
auff dem Wege/ aller ihrer Geburt/
und kuͤnfftigem Gluͤck/ Anſtaͤndlichkeiten/
alſo fortgebracht; daß unſchwer war zu
urtheilen; dieſe ſo wohl geleitete/ wuͤrde
[145]
nicht eher den Tugend=Eifer laſſen ver=
welcken/ biß Sie/ den Gipffel der ihr im
Himmel laͤngſt verſehenen Ehr/ erreichet.
Gleich ſie dan von zarteſter Kindheit/ da=
hin getrachtet/ wie Sie ihren Seidenen
Lebens=Faden/ mit dem goldenen Drat/
der uͤber=irꝛdiſchen/ unveraͤnderlichen
Tugend uͤberziehen moͤchte.Die von der Himmels=Fackel der Ed=
len Sonnen beſtrahlte und Huld=reichſt
beſpielte/ auch von dem ſuͤſſen Morgen=
Thau befeuchtete/ und in der roͤthe des
vorkommenden Tages/ ſchoͤnſt=bekuͤſſete
und begruͤſſete Blumen; haben ihren
Amber un
̅
Bieſen=geruch/ nie mehr in ſich
empfunden/ und ſind nie zu hoͤherer Vol=
kommenheit geſtiegen; alß Unſere nun=
mehro/ Ach leider! verwelckte Blum/
Unſere Wohl=Seelige Frau Geheime
Raͤthin/ in allem himliſchen Wachsthum
und Gluͤck/ von dem Himmel begnaͤdiget
worden.Worunter Sie ſelbſt/ mit nicht gerin=
gen Danck erkante/ die ſo nach Wunſch
und Willen getroffene Heuͤraht; umb wel=
cher ich/ mit allem Recht ſagen kan/ daß
[146]
Sie fuͤr unzehlichen andern ihres Stan=
des/ geweſen.
Ihr Ehſtand/ war voll Gluͤck und
Sonne.
Werden die Ehen im Himmel gemacht?
Gewiß! dieſe war eine der Fuͤrnehmſten/
ſo daſelbſt jemahls berahmet worden. Hie
fandt unſere Wohl=Seelige Frau einen
Himmel auff Erden. Einen Garten vol=
ler Rohſen. Ein Hauß nicht minder voll
Ehr/ alß allerſeitigen Vergnuͤgen. Umb
dieſerhalben folgte Sie der Himliſchen
Schickung; wohl wiſſende/ daß denen die
GOtt lieben/ alles muͤſſe zum beſten die=
nen: auch der Himmel das beſte vor ſeine
beſte Kinder auff Erden/ allemahl vorbe=
halten.So wurde demnach zur Crohn ihres
Haupts; im Jahr 1667. den 21. Januarii,
vom Himmel Ihr gegeben: der nunmehro
leider! und nur gahr zu fruͤh! und wieder
alles Menſchliche Hoffen! mit ſo einer
ſchmertzlichen Hertzens=Wunden/ ver=
wundeter und betruͤbter Herr Witwer/
|| [147]
Der Hoch und Wohl=gebohrne Herr
Hr. MICHAEL
VIBE,
Ihrer Koͤnigl. Maytt. zu Denmarck/
Norwaͤgen/ ꝛc.
Hochbetrauter Geheimer/ Eſtatz/ Juſtitz/
Cantzeley und Commercien-Raht/
Vice=Præſident im Cantzeley Collegio,
Juſtitiarius.
Auch
Ihrer Koͤnigl. Hoheit/
Printz FRIDERICHS Gouverneur;
damahliger
Hoch=Graͤfl. Rantzauiſcher Raht und
Inſpector.
Iſt die Gleichheit/ eine Mutter der Liebe?
So hat man ſich nicht zu befragen; woher dieſe
ſo gluͤcklich getroffene Heuraht/ zu beider=
ſets euſſerſtem vergnuͤgen außgeſchlagen?
Hie war Gleichheit des Hertzens und Ge=
muͤhts! Gleichheit unzertrenlichen Liebe.
Ja eine ſolche! die der Todt zwar/ der euſ=
ſerlichen Gegenwart nach trennen/ die bit=
ter=ſuͤſſe Gedaͤchtnus aber/ unauffgeho=
ben hat laſſen muͤſſen.
|| [148]
Sie war eine Freuͤde/ eine Ehr/ eine
Zierde/ eine Cron ihres Ehe=Herren/ und
hat ſich dadurch/ gleich eine andere Ar-
menia, Olympia, Sulpitia, Livia und A=
ſpaſia, in deſſen bekuͤmmerten Hertzen/
und dem Angedencken aller Ehrlichen Ge=
muͤther immortaliſirt; und hat nie=
mahls etwas/ waß nach dem Willen der
Rechts=Gelehrten eine getreue Ehe=
Gattin Marito erweiſen ſoll/ unterlaſ=
ſen.So gahr war hie ein Wollen und ein
Wille/ Ein Hertz und eine Seel in zweien
Leibern: daß man ſich nicht zu verwun=
dern/ ſo dieſe Wunde Ihr Excellenc, dem
Schmertz=bethraͤnten Herrn Witwer/ ſo
nahe anß Hertz gehet. Dimidium animæ
periit. Solte das beleidigte Theil nicht
wehe thun?Koͤnte ſich Clytemneſtra, beym Euri-
pide, gegen dem Agamemnon beruͤh=
men; Sie habe ſich jederzeit alſo verhal=
ten/ ut ſive ingrederetur domum, ſive egredere-
tur, beatus eſſet. Von unſerer Wohl=ſee=
gen Frau Geheimen Raͤthin/ konte der
Hochleidtragender Hr. Witwer/ wohl die=
ſes/ wo nicht weit ein mehrers ſagen. Kam
[149]
er heim? ſo hatte Er ſich zu erfreuͤen ihrer
Liebe! Gieng Er auß? ſo hatte Er ſich zu
verſichern ihrer Sorge. Gewiß! Es muͤ=
ſten wohl Drachen die erzeuͤget/ und der Tyger=
Thieren Bruͤſte geſogen haben/ denen der ſo fruͤhe
Todt/ dieſes Außbunds des Weiblichen
Geſchlechts/ nicht das Hertz erweichen ſolte?
Ich geſchweige dan/ deß hiebey am mei=
ſten interesſirten Herren Witwers. Dem
der HERR aller Herren/ ſeine zeitliche
Augen=Luſt/ durch einen bittern Todt/
auff einmahl hinweg genommen.Flieſſet dan ihr bittre Zaͤhren/ aber al=
ſo/ wie das Waſſer/ auß einem gantz vol=
len und zugemachten Gefaͤß; daß unten
nicht mehr Tropffen/ der billigen Klag=
herauß fallen/ alß ihm oben Lufft des
Troſts wieder zu komt.Brudelt auff/ ihr von dem gebranten
Hertz=Leid erhitzte Seuͤffzer/ doch alſo/
daß ihr nicht/ des hoch=betruͤbten letzten
Athem/ mit außblaſet. Niemand hem=
me dieſen Tham/ den die Fluhten eines
ſo groſſen und unſchaͤtzbahren Verluſts
durchbrochen.Es iſt unmuͤglich ohn Schmertzen zu
verlieren/ waß wir mit vergnuͤgung be [150] ſeſſen
haben. Die Eigenſchafft eines
ſtandhafften Gemuͤhts beſtehet/ nicht dar=
in/ den Schmertzen nicht zu ſpuͤhren/ ſon=
dern mit Tapfferkeit zu uͤbertragen. Die
Unempfindligkeit/ iſt eine Gabe/ womit
die vernuͤnfftige Natur/ nicht die Men=
ſchen/ ſondern die Sin= und Leb=loſe Stei=
ne verſehen.Es iſt eine Art von Edlen Thraͤnen/
welche auch an Helden=Gemuͤthern/ nicht
uͤbel heraußkommen; ob gleich ſelbige ſonſt
die leuͤtſeelige Natur/ dem holden Frau=
en=Zimmer/ zu einer ſonderbahren Hoͤff=
ligkeit und Freuͤndſchafft vergoͤnnet.Wir pflegen die Todten/ nach dem ge=
meinem Voͤlcker Recht zu begraben; nach
dem Goͤttlichen und Natuͤrlichen aber
auch zu betrauren.Abraham ſchaffete der Sara nicht al=
lein/ eine ruͤhmliche Grabſtaͤt bey den He=
thitern/ ſondern er beklagte und beweinte
ſie auch. 290 So iſt demnach Ihr Ex-
cellenc, des hochbekuͤmmerten Herren
Witwers Betruͤbnuͤs naturlich; ſeyn
Schmertzen vernunfftig; ſeine Thraͤnen
Schrifft=maͤſſig: dan die Natur iſt nicht
ſo unfreuͤndlich/ daß ſie unß zu muthen
[151]
ſolte/ daß jenige nicht zu fuͤhlen/ deſſen
Empfindung wir unß nicht zu entziehen
vermoͤgen. Jedoch muͤſſen wir in allem
ein billiges temperament behalten.Und ob mir nicht unwiſſend/ daß Ihr
Excellentz von mir zu dero befriedigung/
ſo gahr nichts koͤnne beygebracht werden/
daß ſie nicht ungleich beſſer wiſſen ſolten.
Gleichwohl aber/ mehrmahls die Be=
truͤbnus ſchuld iſt/ das die jenigen am we=
nigſten/ einiger Troſt=gruͤnde/ ſich erin=
neren/ die ſonſt andern ſie dar=reichen
koͤnnen: indem die Angſt=hitze zu erſt/
die Feuͤchtigkeit des Gedaͤchtnuſſes an=
greifft/ und die Erſtaunung die jenigen
Geiſter anfeſſelt/ die ſolche Gruͤnde/
auß der Schatz=Cammer des Gedaͤcht=
nuſſes pflegen abzuholen; glaube ich nicht/
daß man mir uͤbel deuten werde/ waß
meine Schuldigkeit/ und das billigmaͤſ=
ſig Mitleiden erfodern.Ich geſtehe es/ daß Ew. Excellentz/
etwas entriſſen worden/ das ſeinem wehrt
nach unſchaͤtzbahr; Ein Kleinoht/ uͤber wel=
ches Verluſt/ ſie ſich ſchmertzlich zu bekla=
gen; daß bey dehro ſonſt uͤberhauͤften Laſt/
die ſie doch mit ſo genereuſer entſchlieſ=
ſung/ fuͤr Dehro gluͤckſeeliges Vaterland
[152]
tragen/ der Allerhoͤchſte/ mit dieſer ſchwe=
ren Hauß und Hertzens=Laſt ſie beleget.Es iſt wahr/ daß ſie verlohren/ eine
kluge Abigail: eine ſorgfaͤltige Corneliam;
eine zuͤchtige Aſpaſiam; eine getreue Al-
ceſten, und beſtaͤndige Renatam: welche
die Tugend/ dem Zirckel des Poͤbels ent=
riſſen/ und uͤber die Schrancken der ge=
meinen Sterbligkeit geſetzet.Allein! muͤſſen wir nicht tragen/ waß
der Himmel uͤber unß verhaͤnget? oder?
Iſts auch recht unſeren Lieben ihr Leben
zu mißgoͤnnen?Lucianus kam darum bey dem Alexan-
der in die hoͤchſte Ungnade/ weil er den
Todt des Hephæſtions beweinte/ welchen
er der Heidniſchen Thorheit nach/ vermit=
telſt des Todes/ in den Stand der Goͤtter
erhoben. Unſere Seelig=verſtorbene/ wer=
den zwahr durch den Todt nicht zu Goͤt=
tern/ aber wohl GOtt gleich! Solte es
dan wohl nicht GOTT uͤbel empfinden?
wan wir diejenigen mit unſern Trauren/
gleichſam herunter ſetzen; die er eines
Goͤtter=maͤſſigen Standes gewuͤrdiget.Ewr. Excellentz Hoch=Seeligſten Ehe=
Gatin/ iſt ja nicht anders als wohl! Sie
[153]
hatten dieſe wehrte Gabe/ auß des Hoͤch=
ſten milder Hand empfangen: ſeind dahe=
ro ſchuldig/ ihm dieſelbe auff ſeine Fode=
rung zu getreuͤen Haͤnden wieder folgen
zu laſſen.Es iſt eine Unbilligkeit/ einem auffzuhal=
ten/ waß er auff eine zeit/ auß gutem Wil=
len gelihen. Wir haben mit Danck zu er=
kennen/ waß wir genoſſen/ nicht aber vor
einen Schaden anzurechnen/ daß wir es
wider zuruͤck ſtellen muͤſſen.Es komt nur dem gemeinen Poͤbel zu/
alles nach der Schnur/ ſeines eigenen
Nutzen abzumeſſen; die rechtſchaffene
Freuͤndſchafft/ weiſet uns an: unſere Ab=
ſehen auff unſere Freuͤnde; nicht auff uns
ſelber zu nehmen: und koͤnnen wir von
unſerer wolmeinung gegen dieſelbe/ keine
beſſere Probe geben; alß daß wir ihr beſtes
mit unſerm Schaden foͤrdern/ und ihren
Wohlſtand/ mit dem Verluſt unſerer Ver=
gnuͤgung erkieſen.Euͤr. Excell. wiſſen dehro Wohl=ſeelig=
ſte im Himmel/ von wannen weder Sie
zuruͤck begehrt/ noch dieſelbe Ihr den
Ohrt ihres gegenwaͤrtigen beſitzes miß=
goͤnnen werden.
|| [154]
Hatte einer das Hertz/ zum Keiſer Ca-
jus zu ſagen/ da er ſich umb ſeine Druſillam
zu ſehr bekuͤmmern wolte? Er haͤtte ſie
per viam Appiam gen Him
̅
el ſteigen geſe=
hen. So kan ich mit billigſtem Recht ſagen:
ich habe Ew. Excell. theuͤreſte Ehe=Liebſte;
durch den Weg des wahren Glaubens;
der beſtaͤndigen Liebe zu GOtt/ und den
mit dem Blut Chriſti im heiligen Abend=
mahl beſprengten Fuß=ſteg/ wahrhafftig
ſehen in den Himmel fahren.Solche Gluͤckſeelige Beſitzer/ des uͤber=
irꝛdiſchen Zions/ ſind unſerer beklagung
nicht wehrt. Sie beſitzen/ wornach wir
verlangen; Sie haben/ waß wir hoffen/
und ſind geworden/ waß wir alle wuͤn=
ſchen.Es daucht mich Ew. Excell. verbliche=
ne Liebe/ ruffe ihr zu mit jener Paulina
des Seneca: Cave hanc meam mortem
amplius defleas; ne vel minus amaſſe
vel gloriæ meæ invidiſſe videaris. Wel=
che gleich=ſtimmige Rede/ alß die Seeligſt=
verſtorbene/ kurtz vor ihrem ſeeligſten Ab=
ſchiede ſelbſt geſprochen; ſo bin ich der ge=
wiſſeſten Zuverſicht/ Ew. Excell. werden
auch hierin/ und zwahr zum letzten mahl
[155]
erweiſen/ wie hohes Æſtim Sie von deh=
ro/ nach dem Himmel vorauß=geſandten=
Ehe=Liebſten/ Liebe und Willen gemacht.Und wiewohl meine unterthaͤnigſte
devotion, von einer ſolchen uͤbermaſſe/
daß ich wol wuͤnſchen moͤchte/ Ew. Excel-
lenc, fernere Gluͤcks=Sonne/ niemahln
durch die geringſte Wolcke/ einiger Wie=
derwertigkeit getruͤbet wuͤrde.Weil ich mich aber beſcheide/ daß ich da=
mit uͤber die Graͤntzen Menſchlicher
Gluͤckſeeligkeit ſchreite/ alß welche nach
dem Un=ſeeligen Ab= und Unfal unſerer
Stam=Eltern/ ihnen ſamt ihren nngluͤck=
lichen Kindern/ niemahls volkoͤmlich
gedeten kan; Alß faſſe mich in engere
Schrancken/ und wil der Goͤttlichen Guͤ=
tigkeit ein mehrers nicht anſinnen/ alß daß
Sie Ew. Excellenc, keinen Tag ohn ihre
Gnaden=Strahlen auff=noch niedergehe;
Keine truͤbe Wolcke/ ohn mit einſcheinen=
den erfroͤlichen Troſt=Blick/ uͤber ſie kom=
me; auch Sie Ihrem Ehren=Hauß/ nicht
ehe untergehen wolle laſſen; biß ſie in ho=
hem ruhigen Alter/ bey ſchoͤner Abend=
Roͤthe abtreten/ und an den/ von dehro
Seeligſten Frau Ehe=Liebſten alberets ein [156] genommenen
Ort gelangen/ wo des Ta=
ges die Sonne nicht ſcheinen/ noch der
Glantz des Monden leuͤchten/ ſondern der
HErr/ unſer Ewiges Licht ſeyn wird.
Ich kehr aber/
Gnaͤdige und Andere Gegen=waͤrtige
wiederum zu dem Grab unſerer Wohl=
ſeeligen Frau Geheimen Raͤthin/ und
muß unter ihre Irrdiſche Gluͤckſeeligkei=
ten/ auch dieſe rechnen/ daß Sie geweſen.
Die Kinder Ihre Ehr und Wonne.
Sie hat zwahr dem gemeinen beſten nicht
fuͤrſtehen koͤnnen; weil ſie eine Frau geboh=
ren; hat ſich aber nicht wenig umb ſelbiges
verdienet/ weil ſie alß eine Frau gebaͤhren
koͤnnen/ und diejenigen auff die Welt
bringen/ Dehrer gedeilichen Arbeit/ das
gemeine beſte/ mit froͤlicher Hoffnung
erwartet.Sie zehlete unter ſolchen Leibes=Fruͤch=
te/ Zwey Soͤhne/ und Sechs Toͤchter;
unter welchen ſie aber noch bey Leben; zum
Ewigen Leben/ einen Sohn/ und eine
Tochter voran ſenden muſſen.
|| [157]
So ſuchte der Himmel mit Theil zu ha=
ben/ an dieſer ſchoͤnen Bluͤte/ ſo dieſer
fruchtbarer Weinſtock getragen/ und wol=
te lieber ihres Wachsthumbs auff Erden
nicht erwarten/ alß ſie laͤnger hienieden
laſſen; machte ſie darum ſo bald volkom=
men/ daß ſie ihre Frau Mutter/ in der vol=
kommenen Himmels=Herligkeit mit frolo=
cken empfangen ſolten. So theilet GOtt
daß er allezeit den groͤſſeſten Theil den
Seinigen zuruͤck leſt; Und dieſer war
wohl der eintzige gegenwaͤrtige hoch=ge=
kraͤnckte Wolgebohrne
Herr Sohn/
In welchen die Tugend=volkommenſte
Frau Mutter/ ſich ſchiene ſo gahr einge=
bildet zu haben/ daß beiderſeits ge=Ehrte El=
tern/ gleichſahm einmuͤhtig ſich beredet/
ein jedweder an Ihm/ ſeine Geſtalt und
Gemuͤhts=Neigung außzudrucken.Und darff man nicht fragen/ warum
nur dieſer eintzige hat muͤſſen uͤbrig blei=
ben? Die Edelſten Steine werden
nur eintzeln gefunden: Die Metallen=
reiche Berge/ ſind oben mit keinem
Gewaͤchſe mehr gezieret; Der unvergat [158] tete
Phoenix/ erwecket nicht mehr als Ei=
nen/ auß ſeiner Aſche/ der aber an Alter/
alle andere Gefluͤgel uͤbertrifft.Dahero komts/ daß Er auch in ſeinem
zarteſten Alter/ albereits/ daß ſeiner See=
len eingegoſſene Tugend=Feuͤer außlaͤſt;
So aͤuſſern die jungen Loͤwen ihre Nei=
dung gleich/ durch Vorzeigung der Klau=
en; und die Neſſel=verraͤht ihre brennende
Eigenſchafft/ in dem erſten Auff=ſchuſſe.
Der Diamant glaͤntzet/ wan er noch in
dem Schoß ſeiner Adern lieget/ und die
Biſams=Rohſe/ durchpudert die Lufft/ al=
bereit im wachſen.Alß weiland das Licht der Meilandi=
ſchen Kirchen/ der ſuͤß=ſtimmende Am=
broſius, nach dem Todt/ des Keyſers The-
odoſius eine Leichen=Rede ablegte/ ge=
brauchte er ſich dieſer Worte: So hat ſich
demnach dieſer trefliche Kaͤyſer von uns
gemacht/ doch iſt Er nicht gantz von uns
gewichen! dan er hat uns ſeine Kinder
hinterlaſſen/ in welchen wir ihn ſelbſt ſol=
len erkennen/ und in welchen wir ihn an=
noch ſehen/ und in unſeren Armen haben.Ich darff/ ob gleich kein Ambroſius,
dennoch/ auff gleiche Art ſagen; es habe
[159]
unſere Wohl=Seelige Fr. Geheime Raͤth=
in/ an dieſem/ und dehro hinterlaſſenen
Wohl=gebohrnen Jungfer Toͤchtern/
einen Abriß Ihrer Mutterlichen Edel=
muͤhtigkeit auff Erden hinterleget/ und
alß ein Ewiges Erb=Gut Ihrer Nach=
komlingſchafft anbefohlen; Daß da Ihr
Selbſt=Eigenes Original dem Himmel
ſich eingeaͤtzet/ dieſe ſo gleichſtimmige Bil=
der/ zu fernerem Preiß=wuͤrdigen An=
wachs/ der Welt uͤbrig geblieben. Daß alſo
unſere Wohl=Seelige Frau/ im Leben
und im Todt/ umb Vor= und Nach=Welt
ſich wohl verdienet gemachet.Goͤnne nur der guͤtige Himmel/ den
reichen Ein=Fluß ſeiner Gnade und den
Anwachs fernerer Gluͤckſeeligkeit. Daß
dieſe von ſo manchem Mutter=Segen be=
thaute Pflantzen/ zu unſterblichem Eh=
ren=Lob/ biß ſpaͤther Nach=Welt gedeien
moͤgen!
CONSILIO OPTIMA.
Mit Klugheit war Sie Allen Nutze.Iſt das belebte und beliebte Frauen=
Zimmer/ nicht minder aller Tugenden
[160]
und Geſchickligkeiten; Gelehrt und Tapf=
ferkeite
̅
faͤhig alß die Maͤn
̅
er. 291 Gewiß/
unſere verblichene Frau Geheime Raͤth=
in/ hatte Ihrem Stande nach/ ihren Theil
davon/ der ihr ſo guͤtig und frejgebig gewe=
ſenen Natur/ uͤberſluͤſſig zu dancken; wie=
wohl Sie bey allen dieſen Gemuͤths und
Geiſtes Gaben/ ſich einer ſitſamen Be=
ſcheidenheit zu gebrauchen wuſte; ſo daß
ich billig ſorge trage/ auch ihre in dem
Sarg liegende Ehren=Gebeine/ zu verun=
ruhigen/ auch dan/ wan ich hiervon/ waß
Welt=kuͤndig iſt/ reden wuͤrde.Es ſey dan genug/ das es ihr an keinen
Mitteln gefehlet/ dadurch andere ſich be=
ruͤhmt machen koͤn
̅
en; nur an dem/ daß ſie
in keinem andern Ehr=ſuchen wollen/ alß
allein ein rechtſchaffens Kind GOttes zu
ſein. Darumb verbarge ſie die ſonſt ſo
mild=reich Ihr mitgetheilte Fuͤrtreffligkei=
ten/ mit den Blaͤttern ihrer Demuht; und
wolte dieſe Bluͤte/ ſich nicht weiter/ als
zu gutem Geruch der Ihrigen/ und dehro
gluͤcklichen Nach=folge/ erſtrecken ſolte.Gleichwohl diente Sie/ denen ihres
Standes mit aller Freuͤndligkeit; Denen
Minderen mit aller Hoͤfligkeit; und bewieſe
[161]
ſich gegen beyde/ daß Sie ihres Verſtan=
des ſich auff allen ſeiten/ geziemend ge=
brauchen koͤnte. Dahero man ihr zu Un=
ſterblichem Ruhm nachſetzen kan/ daß ſie
geweſen.
OMNIBUS CHARA.
Sie war beliebt bey Allen From
̅
en.Ihr Hold=Seeliger Umbgang; Ihre
Freuͤndliche uͤberall mit Ehrbarkeit ver=
mengte Sitten/ hatten einen Zunder alle
Edle Gemuͤhter ihr zu verbinden. Wie
ſie keine alß die Laſter haſſete; ſo wolte Sie
Niemands/ alß die Ihr an Guͤtigkeit
gleich=ſtimmig lieben.So ſuchte ein guter Geruch den an=
dern/ und unſere Wohl=Seelige Frau;
erhielt den Preiß/ daß Sie bey jedem in
Ehre und Reſpect ertraͤglich/ und doch
ihres hohen Standes Wuͤrde ſo truge/
daß Sie mehr auß Liebligkeit/ alß hoch=
tragen wolte erkant ſeyn.Jener gefragt: wie Jemand ſich den
Menſchen zum angenehmſten erweiſen
koͤnte? antwortete: Si loquatur illis jucun-
diſſima, & præſtet utiliſſima. So ſeine
Reden freuͤndlich/ und ſeine Thaten Je [162] derman
erſprießlich waͤren. Unſere
Wohl=Seelige Frau Geheime Raͤthin/
lies es an beiden niemahls ermangeln.
Gegen Freuͤnde und Fremde erwieſe ſie
ſich leuͤt=ſelig/ behuͤlflich/ und ſetzte ihren
groͤſſeſten Ruhm darin/ daß ſie Nie=
mands von ſich ungetroͤſtet lieſſe; auch
den Tag vor verlohren achtete/ darin ſie
nicht etwaß zu ihres Nechſten profit ver=
richtet.Dieſen Ehren=Lob darf man derowegen
in kein Ertz graben; maſſen Er in den Her=
tzen/ Ihrer Nahen Anverwandten und
Anderer/ die ſie gekennet/ unaußloͤſchlich
verbleiben wird.So war ſie gegen Andere; vor ſich ſelbſt
und dehro Ehren=Hauß/ kan ich Ihr nach
ſagen.
CASTA VIXIT; DOMUM
SERVAVIT.
Wohl war ſie eine Stuͤtze ihres Hau=
ſes! dieſem gienge ſie mit einem Beyſpiel/
ſtaͤter Ubung/ aller Geiſtlichen Tugen=
den vor. Ihr Gebeht/ drung ſtaͤts durch
die Wolcken; So wolte Sie/ daß jeder=
man ihrem Vorgang folgte. Man muſte
den Tag nicht ſonder Andacht und heili [163] ges
Rauch=Opffer/ zu GOtt anfangen;
auch ihn nicht auff andere Art ſchlieſſen.
Und wie ſie die Frommen foderte und ehr=
te; ſo hatten keinen/ auch nicht den gering=
ſten Zutrit in dehro Hauſe die Gottloſen.
Wohl ſich berahtend; daß auch das ge=
ringſte Boͤſe/ daß beſte Gute verderben
koͤnte. Ihre Sin=reiche Vermahnungen
machten eine gluͤckliche Kinder=Zucht;
Und ſo ein ander ſeine FUNDANI-
AM, des ruͤhmlich gefuͤhreten Hauß=
weſens je ruͤhmen koͤnnen. 292 Der
Hoch=gekraͤnckte Herr Witwer/ wurde
hie mehr dan zu viel Anlaß finden/ ſich uͤ=
ber den Verluſt einer klugen Hauß=Saͤu=
len/ zu beklagen!Aber alles dieſes/ hat die unvermeid=
liche Schickung der Natur/ durch die un=
bebot=maͤſſigte Hand des Todes uͤber ei=
nen Hauffen geworffen. Dieſe ſchoͤne
Blum hat ihren Geruch verlohren. Die=
ſe Edle Perl iſt durch den Eſſig des Todes
vertrieben. Die wehrte Stuͤtze des Wibi=
ſchen Hauſes umbgefallen. Die Zierde
in den Staub gelegt. Die noch kurtz zu=
vor hel=brennende Lampe verloſchen.Ach! unſere Seelige Frau Geheime
[164]
Raͤthin iſt hie geweſen! Abſtulit atra dies,
& funere merſit acerbo.Ach geweſen! ja geweſen! und wird
nimmermehr hie wieder ſeyn! Ach Sie iſt
geſtorben! 293 Der Neunte Tag dieſes
Monaths/ hat Sie fruͤh/ umb Acht Uhr/ in
dem Vierzigſten Jahr ihres Ruhm=vollen
Alters; in den Staub des Todes geleget.
So nimt der Todt hinweg/ die hohe Ce=
dern und ſchlancke Dannen.
Da liegt vor unſern Augen/ die durch
den Todt gefaͤllete. Da liegt der Kercker
der Edelſten Seelen. Da liegt ein Ver=
luſt/ der auff Erden unwiederbringlich.
Da liegt eine Glor=wuͤrdigſte Beſiegerin
des zeitlichen und ewigen Todes! Fragte
man mich; wo alle Ihre fuͤrtrefligkeiten
hinkommen? Gewiß! das fuͤrtreflichſte/
die Edle Seele.
JAM COELUM TENET.
Nun iſt Sie in den Himmel kommen!Es iſt wahr/ daß unſere Seeligſte/
einen harten Kampff uͤberſtanden. Ich
bekenne es/ daß den Oehlberg des E=
wigen Friedens zu erreichen/ ihr einen
[165]
Herben Gang/ uͤber den Kidrons=Bach
gekoſtet. Allein! die beſte Waaren/ wer=
den am theuͤreſten verkaufft; die Edelſte
Perlen zu haben/ koſtet die groͤſſeſte Muͤ=
he; die beſte liegen am tieffſten. Einen
gantzen Himmel zu erobern/ muß man
keine Verdrießligkeit achten; fuͤhret uns
GOtt gleich in die Finſternus? ſo bringt
Er uns doch wieder ans Licht.So bald empfunde unſere Wohl=See=
lige Frau Geheime Raͤthin nicht die
Schmertzen des Leibes; alß ſie gleich da=
vor hielte/ dieſe Vorbohten duͤrfften den
endlichen Todt anſagen; die erſte Sorge
war die/ fuͤr ihr ſo lang in der Welt beſorg=
tes Kleinod die Edle Seel. Dieſe verſahe
ſie zu foderſt/ mit dem letzten Mahl=Schatz
des hochwuͤrdigen Abendmahls. Hie
machte ſie ſich gefaſt/ gegen alles was ſie
zu uͤberſtehen hatte; gleich alß wuͤſte Sie
vorher/ daß die Crohn des Ewigen Le=
bens/ ihr durch einen tapffern Streit/
und nicht ehe ſolte beigeleget werden. Das
ſagte Sie einige Tage vorher/ und mach=
te alle Umbſtehende glauben/ daß die Re=
den der Sterbenden/ vor keine Bloͤdig=
keiten des Verſtandes/ ſondern wahr [166] haffte
Prophezeiungen zu achten; weil alß
dan die Himliſche Seel/ von der Buͤrden
und Laſt des Irꝛdiſchen Leibes/ algemaͤh=
lich erlediget/ ihrem Urſprung naͤher trit/
und die Goͤttliche Vorbildungen/ mit ei=
nem weit ſchaͤrffern/ und gereinigterm
Verſtande faſſen und wieder von ſich ge=
ben kan.Dieſem Wol=behertzt entgegen zu gehen/ nah=
me Sie von allen Umbſtehenden/ und inſonderheit
von Ihrer Excell. dehro hoch=bekuͤmmerten Ehe=
Herrn/ einen ſolchen Abſchied/ alß einer ſo Groß=
muͤhtigen Seelen geziemete. Ihre Rede war
kurtz/ aber ſehr nachdencklich! Ihre Vermahnun=
gen an die Ihrigen/ beſtunde
̅
in wenig Worten/ aber
ja/ in ſo viel Centnern/ der kraͤfftigſten und letzten
Anweiſung/ zur Liebe GOttes/ und faͤſt=haltung
der ihnen im Himmel verſprochenen Crohn. Sie
geſegnete/ den Segen von GOtt ihr gegeben/ mit
Anwuͤnſchung tauſenderley Gluͤkſeeligkeit. Sie be=
fahl Sie alle zu GOttes theuͤreſten Schutz=Haͤn=
den; Und wie ſie nun der Welt und aller Eitelkeit
abgeſaget; ſo erwartete Sie waß des Himmels=
Schluß uͤber Sie ſeyn wuͤrde: mit der hoͤchſten
Gedult. Sie ſtritte in ihrem Todtes=Kampff al=
ſo Ritterlich/ als das einer Seelen anſtunde/ die
mit Verachtung der Welt/ ſich einig nach dem
Himmel ſehnete. Sie thate dem Himmel Ge=
walt an/ und wolte nicht daß jemand ihr die Crohn
nehmen ſolte/ die durchs Blut JEſu ihr ſo herlich
beygeleget. Sie uͤberwunde alle Geiſtliche An [167] fechtungen
mit einer Geiſtlich=Heroiſchen Edel=
muͤtigkeit. Und! wie offt hoͤreten wir Sie mit
ernſten Worten/ uͤberlaut ruffen: Hier iſt GOtt
der Gerecht macht; hier iſt Chriſtus/ der geſtor=
ben iſt, ja viel mehr/ der auch aufferſtanden iſt.
294 Hie iſt Immanuel! 295 So ſchiffete ſie
fort mit dem Creutz Chriſti/ und bate trotz/ allen un=
geſtuͤmen Wellen. 296 Hatte Julius Cæſar das Hertz zu ſeinem Schif=
fer zu ſagen: 297 Fahre fort; furchte dich nicht;
hie iſt Cæſar, und zugleich ſein Gluͤck. Unſere
Wohl=Seeligſte Frau Geheime Raͤthin/ koͤn=
te mit getroſtem Hertzen ſagen: Fuͤrchte dich nicht/
mein Geiſt; hie iſt JEſus/ und ſeine verliebte
Braut. Es hat keine Noht/ daß wir Schiff=
bruch leiden. Das thate ſie auch/ und troͤſtete ſich
ſelbſt mit den allerkraͤfftigſten Reden/ das die wir
kommen waren/ ſie auffzurichten/ von ihren Him=
mel=ſuͤſſen Worten mit hoͤchſter Verwunderung
und Vergnuͤgen auffgerichtet worden. Solche
Gnade bewieſe Ihr der heilige Geiſt/ und zeigete
wie wehrt vor GOTTES Augen die Seel der
Glauͤbigen geachtet wuͤrde!Es kam endlich die erſeuͤffzete Stunde herbey/
da dieſe edle Seel/ ihren Einzug ins Ewige Leben
halten ſolte Dieſe empfinge ſie mit freuͤdigem
Hertzen: fienge an ein Freuͤden=Lied nach dem an=
dern zu ſingen. Sich GOtt und ſeinem gecreuͤtzig=
ten Sohn JEſu zu befehlen: ſtill zu werden; und
nach wenigen Augenblicken/ ſanfft und ſtill/ die Au=
gen zuzuſchliſſen/ und den Eintrit ins ewige Leben
ſeelig anzutreten.
|| [168]
Da iſt Sie nun geworden/ eine helle Lampe/ auff
dem heiligen Leuͤchter des Tempels GOttes; Eine
wol=riechende Blum/ in den Haͤnden ihres GOT=
tes. Eine Perl/ in ſeinen Augen. Nun erkennet
ſie/ daß alle zeitliche Macht und Gewalt/ ein Spiel
des falſchen Gluͤcks ſey. Zeitliche Ehr; ein Schat=
ten. Reichthum eine Laſt des Leibes/ und Unruh
der Seelen. Dieſer Welt leiden aber; ein Vorgang
zur Seeligkeit.Hebet auff den Sarg; traget weg den
Leichnam zu ſeiner Ruh=Kam
̅
er: Deſſen Geiſt/
die heiligen Engel/ vor ſo viel Tagen in den Schoß
des Almaͤchtigen GOttes erhoben: Verſiegelt den
Stein; wiſſet aber/ daß der gute Geruch ihrer
Tugenden/ und die Seel der Unſterbligkeit anver=
trauet. Sie iſt verloͤſcht im Erd=getuͤmmel/ und
ſcheinet wie ein Stern im Himmel.
Das nun
Hoch auch Wolgebohrne/ Gnaͤdige
und Andere Anweſende.
Sie/ denen hohen Leid=tragenden/ und dehro anher ge=
brachten/ den hohen Ehren=Dienſt ihrer Preiß=wuͤrdigſten
Gegenwart/ und unſchaͤtzbahrer Begleitung/ erweiſen wol=
len. Erkennen ſelbige mit ſchoͤnſtem Danck/ und verſpre=
chen/ durch meine gering=fuͤgige Perſohn/ ohn unterlaß dar=
an zu ſeyn/ daß Sie das groſſe Capital ihrer Gunſt/ ſo ſie in
dieſer traurigkeit von Ihnen auffgenommen/ mit groſſem
Wucher der Danckbahrkeit/ jedoch mehr unter den
froͤlichen Myrten alß traurigen Cypreſſen/
abtragen koͤnnen.DIXI.
|| [169]
PROGRAMMA UNIVERSITATIS.
RECTOR REGIÆ ACADEMIÆ HAFNIENSIS
D. CHRISTIANUS NOLDIUS
SS. THEOLOGIÆ PROFESSOR REGIUS.
L. S.
NUllum non effluit tempus, in quo non diri
inclementia fati novas nobis ſubinde lachrymas
movet, triſtesq́; extorquet nænias, quocunq́; de-
mum flexu annorum orbes circuliq́; vertantur, ſi-
ve ſenio quaſi capulari confecti ſupremam ani-
mam agant, eandem cum extremâ mox luce prorſus emiſſuri, ſive
iidem redditâ veluti dierum juventute redivivi protinus reſur-
gant, novo indies, ne ſcilicet fragilitatis noſtræ nimis ſecuri obli-
viſcamur, documento nobis vellicant aurem, quàm tenui filo &
exiguo intervallo vita noſtra à morte disjuncta ſit, & quâ ratio-
ne, licet ſe non ubiq́; tam prope oſtendat, ſatis preſſo tamen veſti-
gio nos undiq́; à tergo nec opinantes inſequatur, omnibusq́; in
locis clam inſidietur, ut ſemel lethali nos vulnere feriat atq́; pro-
ſternat. Sed ita, nec aliter, humana hæc ſingula conſtant; ni-
hil quippe eorum perpetuum, pauciſſima diuturna exiſtunt, om-
nia in ultimum diem quovis momento vergunt, pariter in hanc
legem nati mortalium cuncti, factumq́; hoc quemvis eorum ab
utero ſtatim proſequitur, ut omnes ac ſinguli, ſeriùs ocyùs, unus
poſt alterum, extremas Libitinæ oras itinere ſupremo adire, nun-
quam inde redituri, cogantur. Habet etenim quisq́; noſtrum
quantum ipſi curriculum vitæ primo conceptus ſui momento Su-
peri aſſignârunt, fruſtra in ulterius vota noſtra ac ſtudia exten-
duntur, manet ſors illa mortalium immota ſemper inq́; æternum
fixa, nec gemitu ullo aut planctu unquam variatur. Acerrimus
[170]
interea eſt, qui nos in funeſtâ chariſſimorum amiſſione maximè
pungit, doloris aculeus, firmiſſimorum etiam animorum conſtan-
tiam haud rarò perfringens & labefactans, quòd dum ita inſatia-
bili crudelitate paſſimg raſſentur fata, ex ipſâ interdum virtute o-
pulentiſſimam ſibi prædam faciant, iniquiſſima eapropter vel Mo-
mo judice meritò habenda, cùm quò perfectior aliqua virtus non-
nunquam eniteat, eò citiùs illam ex oculis noſtris eripere & aufer-
re feſtinent, quòq́; illuſtriores animæ ſint, eò breviorem ipſis inter
nos indulgeant moram, dum aliis nullâ prorſus virtutum penu
inſtructis longam ſatis annorum ſeriem numerare permittant.
Verùm enim verò, novimus vitrum, quò perlucidiùs clariùsq́;
ſolares radios admittat, eò faciliùs frangi, pretiumq́; inde ejus
ob ſubitam iſtam fragilitatem non mediocriter augeri, minoris
autem pretii haberi craſſum iſtud, denſum, & arctiùs conſolida-
tum, etiamſi in multos usq́; annos infractum ſæpe perduret, ig-
nemq́; pariter cernimus, quò altiorem ardentioremq́; emiſerit
flammam, eò celeriùs conſumi atq́; extingvi, dum vivaciorem
plerumq́; & durabiliorem è contrario deprehendimus eum, qui
ex lentâ humidâq́; materiâ accenſus, fumoq́; obſcuro ſub favillis
quaſi ſepultus, diu ex ſordido lucet. Nolumus hinc itaq́; publi-
co quaſi ore fatis nunc convitium facere, utinam modò adverſus
virtutes eximias aliquam ſe æquitatem aliquamve modeſtiam
noſſe tandem aliquando oſtendere vellent, ſed recentis nunc po-
tiùs ac implacabilis fatorum ſævitiæ exemplum juſtiſſimo dolore
deplorare conabimur, quòd florentiſſimam domum Perilluſtris ac
Generoſiſſimi Domini MICHAELIS WIBE, Auguſtiſſimo
Septentrionis noſtri Monarchæ à conſiliis intimis, ut & Status,
Juſtitiæ, Cancellariæ & Commerciorum, ſimul ac Celſitudinis
Regiæ Ephori, conſueto ſuo temerario equidem & luctuoſo in
præclaram quamvis virtutem irruendi propoſita intrare, & illu-
ſtribus ipſius foribus atram inducere veſtem non erubuerint, cru-
entâ nempe rapinâ terris inopinatò ſubducentes egregiam ac
tantopere amatam ipſi Conjugem, Nobiliſſimam & Generoſiſſi-
Dominam
|| [171]
MARGARETAM CATHARINAM
REIMERS,
fulgentiſſimum & exquiſitiſſimum inter præcipua ſexus ſui deco-
ra rariſſimarum quarumvis virtutum exemplar. Qui equidem
funeſtiſſimus caſus non cor ſolum animumq́; ſummi ejusdem
Mariti altiſſimo vulnere ſauciavit, ſed nobis etiam lugubri hoc
murmure ſæva fata incuſandi, ac lætiſſima aliàs novi haud ita
pridem exorti anni auſpicia feralium exhibitione monumento-
rum funeſtandi neceſſitatem impoſuit; receſſit quidem corpus,
ſed nomen beatæ perpetuò celebrandum apud nos perdurabit, &
ſiquidem tot tantasq́; ipſius virtutes ſingulatim aut prædicare ut
par eſt, aut deplorare quantum ſatis, jejuna noſtra & arida facun-
dia deſperet, raptim quaſi illas conſtipatas & in compendium re-
dactas Muſæ noſtræ poſteris nuribus mirandas brevi hâcce ſcrip-
tione monſtrabunt. Ut verò à primâ illas origine repetamus,
orbi primùm illuceſcere cœperunt Anno gratiæ M. DC. XLIII
die XXX Martii, cùm in Ducatus Slesvicenſis nobili loco, dicto
Lindewit, mortalem perſonam indueret diviniſſima hæc & im-
mortalitate digniſſima anima, præclarâ ſatis ſtirpe inſignis, Pa-
rente utpote procreata Viro Nobiliſſimo & Ampliſſimo HEN-
RICO REIMERS, Anno M. DC. XLIV, cùm circumſtre-
pentibus circumquaq́; bellis Arctous hic quoq́; orbis armorum
motibus eſſet concuſſus, militiæ Regiæ ut Commiſſario bellico
curam gerente, & poſtea bonorum ac prædiorum Illuſtriſſimi Co-
mitis CHRISTIANI RANTZOVII, eminentisſimâ quon-
dam penes glorioſisſimum Regem FRIDERICUM III. Pri-
marii Miniſtri dignitate ſplendentis, quæ in Ducatu Slesvicenſi
& Cimbriâ posſideret, Inſpectore ſolertisſimo, Viro ob inſig-
nem in negotiis ſibi concreditis prudentiam, conſpicuam fidem
& laudabilem undiq́; agendi dexteritatem, magnis quibusq́; ſatis
noto & charo, cujus vel etiam Majotes longo ſatis annorum tra [172] ctu
penes Illuſtrisſimos Dominos RANTZOVIOS, Regios in
Ducatibus Slesvici & Holſatiæ Vicarios, jam inde à tempore in-
comparabilis illius & ob altisſimam eruditionem immortalem
jamdudum gloriam promeriti Heröis HENRICI RANTZO-
VII, plenis undiq́; honorum muneribus fuerunt defuncti, Matre
inclytâ pariter & non minoris ſplendoris Matronâ ANNA
HANNEMANN, Viri Amplisſimi L???DOVICI HANNE-
MANN, Crempenſium in Holſatiâ Senatoris graviſſimi, dile-
ctiſſimâ gnatâ, quæ HANNEMANNORUM familia celebratiſ-
ma jamdudum tamq́; armorum quam literarum gloriâ longè
clariſſima exſtitit. Non citiùs autem mortalis facta beata no-
ſtra, quàm Optimi & ſummâ pietatis laude conſpicui Parentes
ipſam per ſacræ aſperſionis ritum immortali Deo & Salvatori ſuo
dedicarent, viamq́; ſic ipſi ad puriſſimæ illius lucis fontem & æter-
nam vitam maturè munirent, cujus nunc ex voto compos in ſu-
pernis manſionibus feliciſſimè vivit. Ut verò in optimam por-
ro frugem dignè adoleſceret amantiſſima hæc ſoboles, pietatem
primò ac religioſam Numinis reverentiam animo tenello probè
infigere omni ſolicitudine curarunt piiſſimi parentes, haud ignari
pietatem ſolam virtutum eſſe, quæ ingentem ſecum pompam
trahat, & cui pudicitia, verecundia, modeſtia, cæterarumq́; virtu-
tum univerſus chorus indiſſolubili adhæreat nexu; hoc itaq́; pa-
cto defuncta noſtra inter quotidiana pietatis exercitia cæteras
quoq́;, quæ ſexum ipſius decerent, virtutes omnes ac ſingulas fe-
liciter hauſit, partim eas ex inſtitutione arripiens, partim dome-
ſticis ad easdem exemplis ſatis ſuperq́; invitata; adeò, ut cum
annorum ſimul progreſſu in virtutum hoc ſtadio tam felicibus
proceſſiſſe paſſibus deprehenderetur, ut nihil unquam reliqui iſti-
us fecerit laudis, quæ florentiſſimarum puellarum apud honeſtiſ-
ſimos & optimos quosvis propria eſſe ſolet. Servavit ita feli-
citer eum, quo recens imbuta fuit, nobiliſſima teſta ſuaviſſimum
odorem, quæq́; à teneris ſic & primis annis Deum ritè noſſe & co-
lere virtutumq́; veſtigia arctiori premere greſſu didicerat, vitam
deinde totam piè innocenter & religioſè transegit. Poſtquam
[173]
verò ſub exactiſſimâ hâc Optimorum Parentum diſciplinâ virtu-
ti omni tempeſtivè aſſuefacta, & à cujusvis indecori contagione
procul ſubducta, omnem turpi otio ac laſcivæ licentiæ aditum
probè obſepire condidiciſſet, non unam ſibi beata noſtra penes
cunctos, quibus innoteſcere contigit, laudem & gratiam compa-
ravit, nonnulli caſtiſſimam atq́; integerrimam mentem, alii ju-
cundiſſimos & elegantisſimos mores, alii ſingularem in re dome-
ſticâ curandâ prudentiam, alii docilem & cujuscunq́; muliebris
ſcientiæ capacem ingenii ſolertiam ſuſpexere, ſinguli in illâ inve-
nerunt, quod magnis in cœlum laudibus extollere non dubitâ-
runt. Rideant has laudes & deſpiciant, ut lubet, inſanâ ho-
diernæ & minùs caſtigatæ libertatis dulcedine ductæ noſtrorum
temporum juvenculæ, averſentur, dum licet, ſeveriorem illam
priſcorum vivendi rationem, minùsq́; neceſſariam autument ac-
curatiorem hujusmodi frugalitatis exercendæ & rem familiarem
ritè tuendi conſervandiq́; artem, nec non diurna interim ſua fe-
neſtrarum ſpectacula, quotidianas in publico obambulationes,
ludicra collegia, cæteraq́; id genus inutilia horarum diſpendia
ament magniq́; faciant, docet ſæpenumero eventus, quantum
hinc detrimenti, illinc verò utilitatis, ad Oeconomiam redun-
dat. Noſtræ hujus defunctæ Dominæ benè compoſitus ani-
mus à perverſo hoc præſentis ſeculi ingenio quàm remotisſimus,
ſe ſupra inania iſta quævis futilemq́; vanitatem multis paraſangis
attollere ſtuduit, ſeriis nunquam non intenta negotiis, & quas
aliæ delitias & immoderata vitæ oblectamenta tanto cum ambi-
tu indies ſectentur, illa ſponte ut pernitioſisſima malorum irrita
menta declinavit, caneq́; pejus ac angve vitavit. Hinc factum
eſt, cùm tot rarisſimarum virtutum dotes eam præ reliquis virgi-
nibus cumulatisſimè locupletâſſent, ut puellares ſuos annos
haud obſcuro in ſubſequentem fortunam præſagio nobilitârit.
Contigit etenim, ut Vir ob ſumma & excellentia, quæ communis
Patriæ res ab eo indies recipit, merita, multùm illuſtris, Dn. MI-
CHAEI, WIBE, tunc Illuſtrisſimi Comitis RANTZOVII
Conſiliarius, fidam ſibi eam gratam ac induſtriam ſociam fortu [174] narumq́;
ſuarum participem quæreret, divinoq́; prorſus æterni
Numinis conſilio factum, ut illa, quæ bonorum omnium in ſe
jamdudum converterat ora, divina Virago idonea tanto Viro
præcipuè viſa fuerit, quæ ſpes ac vota ipſius implere valeret.
Nec ſuum hoc limati judicii Virum fefellit augurium, poſtquam
etenim divino afflatu accenſis tædis, Anno M. DC. LXVII die
XXI Junii inter amicorum & optimorum quorumvis tripudia
atq́; applauſus ipſi in manum tradita eſſet, abſolutum confeſtim
& conſummatum bonæ matrisfamilias exemplum univerſo orbi
exhibuit. Perſpexit quippe ſatis nova jam nupta habere ſe
quod Deo gratisſimâ mente acceptum referret, cùm tali tantoq́;
eam Viro conjunxiſſet, qui Proceribus Principibusq́; ob excelſas
animi ſui dotes ubiq́; in delitiis eſſet, quiq; eam toto pectore ar-
denter ſatis diligeret, benèq; memor quid Marito ac præſertim
tenerè adeo uxorem diligenti à Conjuge rurſus deberetur, omni
reverentiâ, veneratione, ac reciproco amore affectum ipſius ſan-
ctè ſibi ſervare allaboravit. Dignisſimum Superis hoc ma-
trimonium viſum, ex quo ſobolem poſteritas numeroſam habe-
ret, lætisſimam itaq; octono puerperio fœcunditatem eidem
conceſſerunt, ſtirpis maſculæ unus adhuc cum quinq; ſororibus
ſuperat, de quibus ſingulis in illuſtris familiæ gloriam ac incre-
mentum feliciter quotidie adoleſcentibus optimum quodvis
mœſtisſimo Parenti ominari audemus, cæteros verò, filium
nempe filiamq́; præcipiti funere fata jamdudum abſtulerunt.
Vitam beatæ Dominæ reliquam quod attinet, pietatis inprimis,
& quas Deo ſuo debebat partes, ſedulò diligenterq; agere perre-
xit, publica ſacra ſingulari ſanctitate ac religione frequentiſſimè
obiit, nec aliquid unquam ſe officii deſiderari paſſa fuit, quod ad
colendum Deum ſpectare videretur. Cùmq́; miti ſemper &
& placido animo eſſet, familiam omni moderatione gubernare,
ſibiq́; ad omne obſequii genus promtiſſimam abſq́; murmure red-
dere novit, prolem ad omnem tam cultus divini, quam illuſtris
cujuscunq́; decori ac inculpatæ elegantiæ legem erudivit, ut in
[175]
progeniem quoq́; virtutes hoc pacto ſuæ transferrentur, ab omni
inſuper ſupercilio ac faſtu aliena ſingulos, quibuscum conſuetu-
do ipſi ulla & converſatio eſſet, tantâ ſibi comitate obſtrinxit, ut
nemo exiſteret, niſi teterrimo malevolentiæ livore occœcatus,
qui eam non ſtudio quovis officioq́; digniſſimam cenſeret. Pe-
nates præterea ſuos, fugatâ exinde exitioſa omni & in ſpectacu-
lum ſaltem paratâ luxuriâ, advocatâ in locum laudandâ frugalita-
te, dexterrimè curavit, optimè callens quicquid virtute partu
̅
in-
temperantiâ ſæpiùs corruere poſſe, luxumq́; opes facillimè præ-
cipitare, nec vel ampliſſima ac immenſa quævis unquam durare
aut prope ſufficere, niſi moderatrix ea ratio diſpenſet, cùm vice
verſa antiquis dictum fuerit, vel minores aliquoties areas in mul-
tos uſus probè deſcribentis arte patuiſſe. Non tamen interea,
avarâ adeo manu arcam concluſit, ut egentibus unquam & rogan-
tibus ſtipem denegaret, nec opitulandi ſolummodò voluntatem,
ſed immenſam quoq; reipſâ alacritatem ipſis declaravit, nun-
quam tamen arrogantium more benefacta ſua publico in Kalen-
dario ſcripſit, nec ſordidi inſtar exactoris ad horam & diem ap-
pellavit, turpiſſimam fœnerationem exiſtimans beneficium ferre
expenſum. Verùm enim verò, quantò plura dixerimus, eò
plura nobis dicenda videntur reſtare, cùm nihil in hâc re confin-
gere vel turpi aſſentationi indulgere neceſſu
̅
ſit, haud utpote novi-
mus, an perfectiorem Matronam, amabiliorem Uxorem, melio-
rem Matrem, Dominamq́; prudentiorem, Sol unquam viderit,
aut terra ſuſtinuerit. Utinam modò tot tantarumq́; virtutum
ingentem theſaurum oculis noſtris properantia nimis fata non ita
ſubitò eripuiſſent! Sed nullius moventur precibus, nec virtuti ulli
ætati aut ſexui parcunt Parcæ, extremum ideoq́; cùm dierum
ſuorum cardinem volveret elapſus proximè annus, altero mox
die novos faſtos auſpicaturus, atra illa dies illuxit quæ beatam
noſtram tacitâ at inexorabili vi extremæ vivendi lineæ admovere
aggrediebatur, cùm nempe intenſiſſimo nephritico dolore urgeri
[176]
inciperet, ſed qui nocte mox ſubſecutâ ſurſum ad coſtas ſpurias
proceſſit, tuſſi quâdam & inſolitô ardore adauctus, & tertio die
cum ſputo ſubcruento etiamnum durare videbatur, aſſociatâ ſibi
pleuritide nothâ, donec tandem morbus in pleuritidem veram
mutatus poſt aliquot dierum decurſum evaneſcente lateris dolo-
re ad ipſos pulmones tranſiret, non absq́; lethiferæ eorundem in-
flammationis ſuſpicione. Conſultus ſtatim ab initio & matu???
rè ſatis ægræ admotus Vir Nobiliſſimus & Experientiſſimus D.
HENRICUS à MöINICHEN, Sacræ Regiæ Majeſtatis Ar-
chiater felicisſimus, qui deſperata manium jura proſpero ſatis
ſucceſſu toties reſolvere novit, is igitur ſummâ quidem ſolertiâ
ac dexteritate omnia ſine morâ adornavit, quæ profligando huic
malo facere poſſe viderentur. Adjuncti deinde ipſi fuére bini
illi Nobilisſimi ſanitatis humanæ Curatores D. OLAUS BOR-
RICHIUS, Medicinæ & Philologiæ Profeſſor Regius ac in Col-
legio Conſiſtoriali Aſſeſſor, nec non D. CASPARUS KöLI-
CHEN, Medicus Regius, & Urbis hujus Phyſicus clarisſimus,
qui haud quicquam exquiſitisſimæ ſolicitudinis omiſêre, quò
ægrota, ſi Deo ſic viſum fuiſſet, fatali hoc morbo explicaretur;
Sed appetebat decretorius ille dies, imminebat deſtinatum illud
fatis tempus, quod tranſilire humanæ nequaquam potentiæ eſt,
ſed ſolius Dei regitur ſponte. Quod cum & ipſa præſagiret,
maturè operam dedit ut animæ ſuæ per Virum admodum Reve-
rendum & Nobilisſimum Dn. JOHANNEM LASSENIUM,
SS. Theol. D. & Prof. Reg. in Collegio Conſiſtoriali Aſſeſſo-
rem, ac ad Templum D. Petri Verbi divini Præconem facundiſ-
ſimum, ſacra & cœleſtis medicina propinaretur, quâ poſtquam
religioſisſimâ animi reverentiâ potita fuiſſet, ore ac animo in
cœlum erectis tota
̅
ſe dein ad magni Creatoris ſui juſſa capeſſen-
da accingens, aut malorum aut vivendi finem quietè exſpecta-
vit, quem ipſi etiam attulit dies IX Ianuarii præſentis anni, quo
tempore vitæ æternæ & cœleſtis gaudii ſtrenam ineunte anno
recepit immortalis anima, depoſitis, quibus per quadraginta ferè
[177]
annos, ſi undecim hebdomadæ cum tribus diebus detrahantur,
circumdata fuiſſet, mortalitatis indumentis. Lugemus meri-
tò tot in unius morte defeciſſe virtutes, nec quenquam rerum a-
deo prorſus imperitum exiſtere facilè credimus, qui non ſatis ſu-
perq́; intelligat, quantum vulneris magno ipſius Marito totiq́;
illuſtri familiæ ſit inflictum, ſi modò intueatur diſpoliatum per
hunc exceſſum caſtiſſimum torum, & diremtam diſcidio iſto ſan-
ctiſſimam tam arctè ſe invicem amantium concordiam, ſubi-
tamq́; illuſtris familiæ per acerbiſſimum hunc caſum orbitatem,
& parvulos liberos, ſuaviſſimæ matris deſiderio qui indies mace-
rantur. Sed ecquid querimur novi! ad illud ſacramentum
redacti ſumus nos miſeri mortales, ferre nempe mortalia, nec per-
turbari iis quæ mutari non poſſunt, contraq́; rapidiſſimum fato-
rum torrentem brachia dirigere nil juvat, utpote quæ ex deſtinato
fluunt, & curſum irrevocabilem ſervant. Nolit itaq́; perillu-
ſtris defunctæ Maritus luctui nimis & ſupra modum indulgere,
nec fletibus domeſticis oculos ſuos ad publico bono invigilan-
dum intenſos defatigare, cogitet nil quicquam profuturum dolo-
rem ſuum nec dulciſſimæ, quam deſiderat, Conjugi, nec ſibi, nec
longum velit eſſe quod irritum ſit, ſi etenim aliquid triſtitiâ nos
noſtrâ proficere poſſe liqueret, quicquid lachrymarum nobis
ſupereſſe poſſet, lubentiſſimè ipſi affunderemus. Abſtergere
lachrymas bonum publicum jubet, revocans illuſtri Viro in men-
tem, magnam ipſi perſonam Superorum conſenſum impoſuiſſe,
hanc ſibi tuendam eſſe, credatq́; certisſimè fortunam, cujus invi-
diam eminentisſima ipſius virtus feliciter Deo annuente porro
effugiet, illum benè ſatis undiq́; circumiiſſe & hanc ſolummodo
partem ictibus ſuis patere intellexiſſe, hoc unu
̅
igitur excogitâſſe
quo ipſi maximè poſſet nocere, lædi ſe itaq́; ſolummodo ab eâ ali-
quantiſper, ſed vinci non poſſe commonſtret, nullâ quippe re
majorem fortunæ invidiam fieri conſtat, quàm æquo animo; præ-
terea quicquid ſit quod in nos boni Cœlum contulerit, liberos,
honores, opes, claram & nobilem conjugem, & cætera quævis, ali-
enum ſolummodò & commodatum apparatum eſſe perpendat,
[178]
nihil dono datum, nec niſi collatitiis & ad dominum mox reditu-
ris inſtrumentis ſcenam hanc vitæ noſtræ adornari. Nos inte-
rea osſibus ac cineribus defunctæ lauda tisſimæ Dominæ, morta-
litatis iſtius exuviis, tumulo circa horas veſpertinas hodieerni diei
decenti pompâ condendis, quietem placidam terramq́; ſine pon-
dere lsvem precamur, beatisſimæ verò animæ immortalitatis ſuæ
felicitatem gratulantes, æternum vale acclamamus. Age cœ-
leſtis anima, age lætisſima in ſempiternâ, quâ modo frueris, æter-
nitate; tu eò perveniſti, quò nos omnes anhelamus, nos te conſe-
cuturi præmiſimus, vivet interim in bonorum omnium animis
perpetua virtutum tuarum memoria, earumq́; imago, omnibus ſi-
mulachris emendatior, non caduco ſaxo, non Pario mar-
mori, aut alii cuipiam interituræ materiæ inciſa, ſed men-
tibus noſtris æternùm impreſſa, permanebit. Hafniæ die XXIV
Januarii. Anno M. DC. LXXXIII.Sub Officii noſtri Sigillo.
|| [179]
ÆTERNITATI.
S.
ADESTE.
UTRIUSQVE. SEXUS.
VIATORES.
ET. VIRGINES. PENETRALIBUS. ET. MULIERES. GYNÆCEO.
ET. VIRI. FORO. VACUO. RELICTO. CONCURRITE.
CONDITUM. HEIC. ILLUSTRIUM. FOEMINARUM. DECUS.
PIETATIS. QVAM. TEMPLA. COMMENDANT.
ET.
AMORIS. CONJUGALIS. SPECIMEN.
LABORIOSUM. OTIUM. PRUDENS. SIMPLICITAS. MUTUM. ELOQVIUM.
PUI. CRÆ. CASTITATIS. SACRARIUM. ET. SANCTI.
PUDORIS. IMAGO.
QVIN. COELO. COGNATA. VIRTUS.
QVANTA. QVANTA.
VEL. UT. PAUCIS.
NOBILISSIMA. DOMINA.
MARGARETHA.
CATHARINA. VIBEN.
QVAM. NOBIS. HEU!
DICTA. PER. ANTIPHRASIN. PARCERE. PARCA.
NE. CUI. PARCERE. VIDERETUR.
|| [180]
V. IDUS. JANUARII. QVI. FASTIS. INSCRIBITUR.
BEATUS.
ANNO. MDCLXXXIII. ÆTATIS. SUÆ. XXXIX. MENS. IX. DI. X.
DIVINO. SIC. VOLENTE. NUMINE.
ERIPUIT.
HÆC. NON. TAM. OMNIUM.
QVAM.
PER-ILLUSTRIS. DOMINI.
Dn. MICHAELIS. VIBE.
AUGUSTISSIMI. REGNORUM. DANIÆ. ET. NORVEGIÆ.
MONARCHÆ.
CONSILIARII. INTIMI. UT. ET. STATUS.
ETC. ETC.
PIE. DEFUNCTÆ. AC. VERE. BEATÆ.
MARITI.
VENERANDI. TESTANTUR. DOLORES.
QVIBUS. NI. BUXO. PALLIDIORES. MOVEMINI.
FERI. VIATORES. IMO. FERREI.
JUDICABIMINI.
ABITE. ET. AB. HOC. BUSTO. FACEM. ACCENDITE.
UT. OMNES. INTELLIGANT.
HUMANAM. TRADUCI. NATURAM.
ET.
FUGITIVI. SERVI. NATURAM. HABERE. OMNIA.
SI. VERO. VOTUM. ADDERE. VELITIS.
DICITE.
NOBILI. ANIMÆ. IN. ÆTERNUM. SIT. BENE.
CASSIUS.
|| [181]
HAt jemahls meine Hand mit Ach! und Wieder=willen/
Ein Klage=lied geſetzt/ ſo iſt es jetzt geſchehn.
Jetzt/ da Sein ander Hertz die ſchwartze Gruͤft muͤß fuͤllen/
Und/ leider! gar zu fruͤh/ den Weg des Todes gehn.
Ich thu zwar meine Pflicht/ die weil des Himmels wollen
Mir nicht Gelegenheit zu frohern Reimen goͤnnt.
Jedoch iſt Hertz und Bruſt von Seufftzen auffge= quollen/
Kein eintzig Wort ſteht hier das nicht von Zeh= ren rinnt.
Ich ſeh’ abwehſend an/ die Thraͤnen=reiche Schmeꝛ= tzen/
Die Ihm/ geehrtſter Herr/ auff ſeinen Wan= gen ſtehn.
In dehm Sein Auge weint/ und zeuget von dem Hertzen/
In welchem lauter Angſt und Schmertzens Schlaͤge gehn.
Er waͤſcht den lieben Sarg mit Tauſend frommen Thraͤnen/
Den Kindern preſt ihr Fall die heißen Seufftzer aus.
|| [182]
Bey Freuͤnden ſpuͤret man ein ungemeines ſehnen/
Es klaget ohne Maaß das hochbetruͤbte Hauß/
Weil Seine Sonne nun nicht mehr wie vormahls ſcheinet/
Und eine dicke Nacht fuͤr ſein Geſichte zieht/
Daß jetzt Sein gantzes Hauß in ſchwartzen Flohre weinet/
Weil Seine Bluhm und Luſt vor Ihrer Zeit ver= bluͤht.
Dieweil des Himmels Schluß ein Stuͤck von Sei= nem Hertzen/
Ja gar den halben Theil Ihm durch den Todt entreiſt/
Drumb regt mich ſeine Noht; mich nagen ſeine Schmertzen/
Sein und der Seinen Ach! faͤllt auch auff meinen Geiſt.
Der Flohr/ der Ihn bedeckt/ will mich zugleich umb= winden.
Der Wehmuth herber Schmertz umbnehbelt meinen Sin;
Er laͤſſet mir nicht zu viel Worte zu erfinden/
Alß daß ich Seufftzen muß: Frau Wiebin iſt dahin.
O hartes Wort! Die Wund’ iſt gar ſo tieff ge= ſchlagen.
Sie trifft nicht ihn allein. Es traurt das gan= tze Landt.
Man hoͤret jung und alt den ſchweren Fall bekla= gen/
Den Ihrer Tugend=ruhm war uͤberall bekandt.
|| [183]
Der meldet/ wie Ihr Witz den hoͤchſten Grad er= reichet;
Der ruͤhmt die Freundlichkeit/ und der die keuͤ= ſche Zucht/
Der lobt der Tugend=Glantz/ der doch ſo fruͤh er= bleichet/
Der Gottes Ehr allein/ kein ander Ziel geſucht.
Maria wahre Sie/ und Martha doch beneben/
Doch ſtahl das Irdiſch Ihr/ die Luſt des Him= mels nicht.
Sie wuſte/ daß Sie hier nicht ewig ſolte leben/
Drumb war Ihr gantzer Sin ſtets Himmel an gericht.
Sie hielte jederzeit den Himmel fuͤr das beſte/
Und bawte hier fuͤr ſich kein recht beſtaͤndig Hauß/
Weil wir beweglich Gut/ nicht Erd und Nagel= feſte/
Und Goſen ſtoͤßet uns als frembde Voͤlcker aus.
So hat die Sehligſte das beſte Theil erwehlet.
Der Himmel ſolt’ es ſeyn; Den Sie auch jetzt erlangt.
Sie hatte Sich mit GOTT und deſſen Wort ver= mehlt/
Drumb nahm Sie GOTT hinweg bey dem Sie ewig prangt.
Nun iſt Ihr Zweck erreicht/ jetzt ſchaut Sie vol= ler Freuden
Die Sternen unter Sich/ die Engel umb Sich ſtehn.
Nun kan der reine Geiſt an Gott die Augen wei= den.
|| [184]
Und Ihn von Angeſicht zu Angeſichte ſehn.
Wir aber ſtehn betruͤbt/ und ſtreuen Ihr Cy= preſſen/
Zum Zeichen unſrer Pflicht und ungefaͤrbten Treuͤ.
Es ſoll zu keiner Zeit Ihr Nachruhm ſeyn ver= geſſen/
Woll dem/ der/ ſo wie Sie/ lebt ſonder Jammer frey.
Ich weiß indeſſen nichts als Zehren zu vergieſ= ſen/
Ich/ deme der Verluſt der groſſen Goͤn= nerin/
Stets in Gedancken ſchwebt; Die Dinte wil nicht fließen/
Die Haͤnde ſtarren mir; Die Feder faͤlt da= hin.
N. L. Eßmarch. Paſtor Hartzhorn.
|| [185]
Immerbluͤhendes
Ehren=Gedaͤchtnuͤſz/
der
Wohlgebohrnen Frauen/
F. Margareta Catharina
Wieben/
Gebohrnen Reimers/
des
Wolgebohrnen Herꝛn/
Herꝛn Michael Wieben/
Dero Koͤnigl. Majeſt. zu Dennem. Norw. ꝛc.
Hochbetrauten Geheimen/ Eſtats-Juſtits-Cance=
ley= und Commercien-Rahts/
Wie auch
Ihro Koͤnigl. Hoheit/
Des Erb= und Cron=Printzens
Friderich ꝛc.
Hoͤchſtanſehnlichen Gouverneurs,
Seeligſt=Verſtorbenen
Eheliebſten/
An dem Tage Ihrer Beerdigung/ welcher
war der 24te Januar dieſes 1683ten Jahres/
Schuldigſt auffgerichtet
von
Friederich Weigbers.
|| [186]
SO ſchau’ ich Die denn itzt erſtarret und ver= blaſſet/
Der unlaͤngſt Roſen noch die Wangen angefuͤllt?
So hat/ HochEdle/ Dich des Todtes Netz umfaſſet/
Und deinen wehrten Leib in Flor und Sarg gehuͤllt?
Dein Liebſter ſteht beſtuͤrtzt und wringt die treuen Haͤnde/
Er ſchaͤtzet Deinen Tod noch mehr als Thraͤnen wehrt;
Der Kinder blaſſe Schaar/ die treuen Liebes Pfande/
Hat Schmertz und Wehmuth faſt durch Zehren außgezehrt.
Betruͤbte Wechſelung! Wo ſind die ſuͤſſen Stunden/
Als die Vergnuͤgung Dir auß beyden Augen lacht!
Sie ſind dem Schatten gleich mit aller Luſt verſchwunden
Und Deines Hauſes Glantz verfaͤllt in ſchwartze Nacht!
So iſt es mit der Welt/ dem groſſen Nichts/ beſchaffen:
Sie kennt beſtaͤndigers nichts als den Unbeſtand;
Steht Freuͤde mit Uns auff; gehn wir mit Kummer ſchlaffen/
Und Schertz und Lachen beut den Thraͤnen nur die Hand:
Die Roſen=Luſt bekroͤnt der Dornen der Beſchwerden/
Der Mund/ der heute ſingt/ blaͤſt morgen Seuffzer aus;
Offt muß der Zucker uns zu Gall’ und Wermuth werden;
Bald leucht das Hochzeit=licht uns in ein Trauer= Haus.
Wo die Vergnuͤgligkeit vor wolte Palmen ſtreuen/
Da ſprießen bald hernach die Unluſt=Neſſeln fuͤr;
|| [187]
Und wenn dem Jonas kan der Kuͤrbis recht erfreuen;
Raubt Wurm und eine Nacht ihm ſeiner Blaͤtter Zier.
Der Purpur/ der itzund den ſchoͤnen Leib bedecket/
Iſt Zeug von falſcher Art/ der niemals Farbe haͤlt/
Darin bey Freuden auch die Kummer=motte hecket/
Und der ſich oͤffters in ein Sterbe=Kleid verſtelt.
Des Scharlachs ſchnoͤder Glantz womit die Wangen pralen/
Der Lilgen Silber=Schein/ der Bruſt und Hals itzt ziert/
Die Nelcken/ ſo den Mund mit Schnecken=blute mahlen/
Hat Gram und Siechthum offt/ bald Sarg und Tod entfuͤhrt.
So wird zur Abendzeit der Morgen offt beweinet;
Und Tod und Leben will ſtets bey ein ander ſeyn;
Ein Augenbilck verkehrt/ was ſo beſtaͤndig ſcheinet;
Und endlich bleibet uns nichts als ein Grabe=Stein.
Doch diß war/ Groſſe Frau/ Dir wol=bekante Waare/
Es blendete Dich nicht der Fuͤrniß/ der hie gleiſt;
Du hielteſt bey der Welt ein Aug’ auch auff die Bahre;
Und ſchwungeſt Deinen Sinn zu Dem was Ewig heiſt.
Es zoge Dich allein die Tugend und der Himmel/
Dadurch Dein Nahm und Geiſt fuͤr Wurm=ſtich ſicher iſt:
Verzehrt die Huͤlſen gleich Tod/ Zeit und fauler ſchimmel/
Bleibt doch der Seele Kern/ den keine Faulung friſt.
Der Glantz der Gottesfurcht/ ſo deinen Geiſt geſchmuͤcket/
Streicht Deines Nahmens Ruhm mit ew’gen Far= ben an:
|| [188]
Was hat Dich mehr als GOtt und GOttes Wort er= quicket/
Das wahres Labſal nur der Seelen geben kan?
Wenn Geiſt und Andacht Dich zu ſeinem Tempel trieben/
Und dein gelauͤbig Hertz fuͤr ſeinem Schoͤpffer ſtund/
Haſtu mit frommer Hand und Inbrunſt ſtets geſchrieben
Was GOttes Geiſt geredt durch ſeiner Diener Mund.
Diß und die keuſche Zucht/ die reiner Schertz beſeelte/
Die Demuth die Dein Thun mit Anmuth uͤberſtrich/
Dein Freuͤndlich=ſeyn/ das ſich mit klugem Witz ver= maͤhlte/
Und dein geſetzter Muth/ der keinem Sturme wich/
Die reine Redligkeit/ dein ungeſchmincktes Weſen/
Das vor Verſtellungen und Falſchheit truge Scheu/
Diß alles hat die Welt zum Balſam ihr erleſen/
Der dein Gedaͤchtenuͤß haͤlt vom Verweſen frey.
Die Seel iſt aber ſchon ins Paradiß geſchritten/
Da ſie mit Anſchauung des Lammes ſich erfreut;
Und weil die Suͤnd’ und Welt im Glauben hier beſtritten/
Erlanget Sie die Kron von der Gerechtigkeit.
Wir ſtopffen denn hiemit die Quellen unſrer Thraͤnen/
Und tragen ſeuffzende Dich nach dem Grabe zu;
Und darff Ich auch ein Wort auff deinem Stein er= wehnen/
Sag Ich: Hier hat die Zucht und Tugend ihre Ruh.
|| [981]
Weil am 129. Blat/ des PAULINUS, wei= land Biſchoffen zu NOLA, der umbs Jahr Chriſti 420. gelebet/ Send=Schreibens an. CELANTIAM gedacht; das Tom. I. oper. D. Hieronymi zu finden/ hat man/ ſo viel zu dieſem Vorhaben dienlich erachtet/ daraus folgendes ins Teutſche uͤberſetzet. Dem Geehrten Leſer frey=laſſende/ ob Er ſol= ches fuͤr des Pavlini, oder des Hieronymi ſelbſt annehmen wolle.
Meine Frau.
Ihr ſucht von mir unterrichtet zu wer=
den/ wie Ihr Euͤr Thun und Laſſen/ nach dem
Willen GOttes anſtellen ſollet; wie man un=
ter den Menſchen ein Engliſches Leben fuͤh=
ren; in groſſen Ehren demuͤhtig ſeyn; bey uͤ=
berfluͤſſigem Reichthumb/ arm/ und unter ſo viel laſter=
hafften Leuͤten/ Tugendſahm ſeyn koͤnne. Wan nun Euͤr
Begehren ſo loͤblich/ daß wan ich dieſes unbeantwortet
lieſſe; gewiß die Liebe des Nechſten beyſeits ſetzen muͤſte.
Als wil ich euͤch wilfahren/ durch den Leit=Stern des
Goͤttlichen Worts; nicht ſo ſehr euͤch auff den rechten
Weg zu bringen/ alß den ihr albereit ſo gluͤcklich betreten/
alß zu deſſen Fort=fuͤhrung/ einigen weitern Vorſchub zu
reichen: und nicht ich/ ſondern JEſus Chriſtus/ durch
mich/ der die Warheit ſelber iſt. Dieſer gefragt von
[190]
einem Phariſœer/ waß er thun ſolte/ daß er das
ewige Leben ererbete? anwortete. Wie ſtehet im
Geſetz geſchrieben? thu das/ ſo wirſtu leben;
und anderswo; das iſt das ewige Leben/ daß ihr
den Willen thut/ des der mich geſandt hat.Es erfodert die Chriſtliche Nohtwendigkeit/ daß dieſe
Lehre allen Menſchen ins Hertz gegraben waͤre/ ihre
GOttes=Furcht ohn Heuͤcheley zu beweiſen: dan/ es wer=
den nicht alle/ (ſagt Chriſtus) die zu mir ſagen/ HERR!
HERR! ins Himmel=reich kommen/ ſondern die/ derer
Glaub/ durch die Liebe thaͤtig iſt. Wo die Gottesfurcht
ſich nicht mit der Gerechtigkeit/ ſo woll alß mit dem Friede
kuͤſſet/ iſt die Bekaͤntnus des Glaubens nur eine Schein=
heiligkeit/ dadurch wir GOtt aͤuſſerlich ehren/ im Her=
tzen aber ſeine Gebot verachten. Der geſagt hat:
Bin ich euͤr Meiſter und HErr? wo iſt meine
Ehr? Wil daß wir nicht ihn unſern GOtt und HERrn
nennen; ſey dan/ daß wir ſeinem Befehl folge leiſten. Und
gewiß koͤnnen wir ſeine Unterthanen nicht genen
̅
et werden/
ſo wir uns ſeiner Bot=maͤſſigkeit entziehen. Das heiſt
bey dem Propheten/ GOtt mit den Lippen ehren/
aber mit dem Hertzen fern von ihm ſeyn. Dar=
auß ein ſolcher Schulß folget. Die/ die Gebot GOttes
nicht halten/ entehren die Goͤttliche Majeſtaͤt; und ſuͤndi=
gen freventlich/ zum Veracht ſeines heiligen Befehls.
Alſo vergaſſe David der Wolthaten GOttes/ als ihm
die Liebe der Batſeba in den Sinn kam. Die aber GOtt
fuͤr nichts achten/ muͤſſen vernichtet und zu Schanden
werden. Durch die Suͤnde werden wir den Teuͤffeln
gleich/ welche eben darumb in die Hoͤlle gefuͤhret worden/
daß ſie die Gebot uͤbertreten. Wir wollen unß GOTT
[191]
gleichen/ in dem wir auff unß/ und nicht auff GOtt trau=
en; Wir berauben ihn der Ehr/ und wollen ſie unß zu
legen.Dieſer Stoltz/ hat den Undanck ſtaͤts zur folge/ in dem
wir leben wollen/ wieder den Willen deſſen/ von dem wir
das Leben haben; Wir wollen dem Fuͤrſten des Lebens
nicht gehorſahmen/ der doch unſere geringe dienſte ewig
auß Gnaden zu belohnen verſprochen. Da Er doch un=
ſer nicht von noͤhten; wir aber ohn Ihm durchauß nicht
beſtehen koͤnnen. Gewiß! die ſuͤſſen Gedancken der zu=
kuͤnfftigen Guͤter/ ſolten alle Bitterkeiten dieſes Lebens
lindern. Und eben die vornehmſte Uhrſach/ warumb der
himliſche Vater ſich uͤber uns erzuͤrnet/ iſt die/ daß wir ſo
ungehorſame Kinder ſind/ und unß ſeinem Gewalt entzie=
hen wollen. Er iſt Gut=thaͤtig gegen unſere Mißhand=
lungen/ und freygebig gegen unſer Undanckbahrkeit. So
iſt es dan ja billig/ daß wir unſeren Willen/ dem ſeinigen
untergeben. Dan der den Willen thut/ meines
Vaters/ ſind Chriſtus eigene Wort/ iſt mein Bru=
der und Schweſter. Darumb iſt er fuͤr unß geſtor=
ben/ daß unſer Will in unß abſterben/ und ſein Will in unß
leben ſoll. Lieben wir GOtt/ ſo werden wir auch ſeinen
Willen thun/ und durch ungehorſahm/ ſeine Gnade nicht
verſchertzen: der ſeine Liebe gegen unß/ auch mit dem Todt
bekraͤfftiget hat.Es beſtehet aber der Wille GOttes/ in Geboten des
guten/ und Verboten des boͤſen; alß in zwey Wag=ſcha=
len der Goͤttlichen Gerechtigkeit: die unß zur Tugend an=
treiben/ und von den Laſtern abhalten. Darum ſoll
man GOttes Geboten/ und nicht der Menſchen=Satzun=
gen gehorchen/ und ſelbſt=erwaͤhlte gute Wercke/ nicht hoͤ=
her achten/ alß ſie ſind. Wer die kleinen Fehler gering
[192]
achtet/ den werden ſie zu groſſen Suͤnden verleiten. Und
ob man in dieſem Leben/ zu keiner Volkommenheit gelan=
gen kan/ muß man doch den Schein alles boͤſen meiden.
Dan je mehr wir unß fuͤr der Suͤnde fuͤrchten/ je leichter
werden wir derſelben entfliehen. Alle Suͤnden erzuͤrnen
GOtt; was aber GOtt erzuͤrnet/ ſoll niemahls gering
geachtet werden. Weil ihr nun nicht auff bewaͤglichen
Sand/ ſondern auff den Grund unſers Heils erbauet ſeyd/
muͤſſet ihr ein reines Gewiſſen/ fuͤr die groͤſte Freuͤde
halten. Wer niemands Unrecht thut/ erfuͤllet den groͤſ=
ſeſten Theil der Billigkeit/ und kan mit Hiob ſagen:
Mein Gewiſſen beiſt mich nicht/ meines gan=
tzen Lebens halben. Es iſt ein ruͤhmlicher Ehr=
geitz/ auff dem Wege des HErrn wandeln/ ſein
Lebenlang.Eine Chriſtin muß ihr Hertz bewahren/ fuͤr Boß=
heit/ Haß und Neid; dieſe ſind die Samen aller Laſter/
und ſind mehrmahls im Hertzen verborgen/ ob ſie gleich
durch die Lippen nicht hervorbrechen. Der ſchadet eben
ſo woll ſeinem Nechſten/ der ihm nur zu Schaden gedenckt.
Und weil zwey unterſchiedliche Wege ſind/ da der eine zum
Todt leitet/ und weil er breit und luſtig anzuſehen/ das un=
gehirnte Volck/ mit gedraͤnge und menge drauff zum Un=
tergang wallet; der andere ſchmall und zum ewigen Leben
fuͤhret; ſo laſt unß bedencken/ auff welchen wir gehen/ und
unſerm Wiſſen und Gewiſſen folgen/ ſo werden wir nicht ir=
ren: dan alles was wir thun/ gereicht zum Leben/ oder
Todt.Auff dem Wege des Geitzes und Hoffart/ werden wir
zwahr eine groſſe Geſelſchafft haben; aber ihre Schmer=
tzen/ werden die Unſrige nicht mindern. So wir aber die
Welt=Liebe in unſern Hertzen erſticken/ und nach dem
[194]
Ewigentrachten/ wandeln wir auff dem wenig betretenen
Wege gantz geſichert; und ob wir hie wenig Gefaͤrten ha=
ben! ſo haben wir auch weniger Untreuͤ unß zu befahren.
Waß ſelten iſt/ ſchaͤtzen wir hoch. Auff Erden ſind wenig
Koͤnige/ aber viel Knechte; im Himmel wenig Außer=
wehlte/ in der Hellen aber viel Verdamte; Laſſet unß de=
rowegen Nachfolger ſeyn Chriſti; dazu ermahnet er ſelber:
Folget mir nach; nehmet mein Joch auff euͤch/
dan mein Joch iſt ſanft/ und meine Laſt iſt leicht.
Iſt es nun nicht beſſer? GOtt und den Frommen in Zeitli=
cher Truͤbſal/ alß dem Teuffel und Boͤſen/ zur ewigen Pein
zu folgen? Chriſtus iſt der Weg/ die Warheit und das Le=
ben; dieſer laͤſſet unß nicht irren. Leſen wir fleiſſig GOt=
tes Wort? ſo finden wir den Wandel der Heiligen/ ihnen
nachzuahmen; und werden der Gebot GOttes erinnert/
wie die Juden durch die Laͤplein auff ihren Maͤnteln: Und
weil Euͤch/ meine Frau/ die Gebot GOTTes/ und Bey=
ſpiel der Heiligen ſtaͤts fuͤr Augen/ thut ihr woll/ daß ihr
ihnen Folge leiſtet.Leſet allezeit ſolche Buͤcher/ die von der ewigen Wahr=
heit handlen/ und befleiſſiget euͤch ſolche Wiſſenſchafft/ in
allem euͤrem Thun zu erweiſen. Es wird nicht faͤhlen/
der Samen Goͤttlichen Worts/ wird bey euͤch tauſend=faͤl=
tige Frucht tragen/ und auch unter den Dornen der Truͤb=
ſal her fuͤr ſprieſſen; Inſonderheit laſſet euͤre taͤgliche Re=
gel ſeyn. Waß ihr nicht wollet/ daß euͤch die Leute thun
ſollen/ das thut ihnen auch nicht: Traget dieſen ſchoͤnen
Spiegl behoͤrlich in euͤren Handen/ ſo werdet ihr die Faͤh=
ler euͤres Willens leicht erkennen/ und verhuͤten. Wan
ihr ein ſolch Hertz gegen andere/ alß gegen euͤch ſelbſt tra=
get/ ſo iſt euͤre Gerechtigkeit fuͤr Menſchen faſt volkom=
men.
|| [194]
So erinnere ich euͤch wolmeinend/ daß ihr euͤre Zung
im Zaum haltet/ und mit allen Affterreden und Ver=
leuͤmbden/ keine Gemeinſchafft habet; ſeyd mehr bemuͤhet/
euͤr Leben woll anzuſtellen/ alß anderer Leben zu tadlen.
Ihr ſollet von andern nicht nur gutes reden/ welches eine
Art einer Wohlthat iſt; ſondern auch nichts boͤſes von ih=
nen hoͤren wollen; und die das ſagen/ fliehen/ damit ihr euͤch
frembder Schulden nicht theilhafftig machet. Ein un=
ſchuldiger Mann/ gehet nicht in den Raht der Gottloſen/
und ſitzet nicht/ da die Spoͤtter ſitzen/ ſondern hat luſt zum
Geſetz des HErren. Wer ſeine Ohren verſtopfft/ fuͤr
dem Verleuͤmbden/ ſtopffet ihm auch zu gleich den Mund;
Wollet ihr ein gutes Lob haben/ muͤſſet ihr euͤch anderer
Lob nicht geluͤſten laſſen; und dahin inſonderheit trach=
ten/ nicht von den Geſchoͤpffen/ ſondern dem Schoͤffer
woll angeſehen zu werden.Ein kluger Vorbedacht Ziere in allen Sachen/ euͤre Fuͤr=
ſichtigkeit/ und euͤre keuͤſche Schamhafftigkeit/ ſchmuͤcke
euͤre andere Tugenden: Ehe ihr den Mund auffthut/
uͤberleget bey euͤch ſelbſten alle Wort/ ſo werdet ihr ſolche
nicht zu ſpat bereuͤen. So ſollen die Gedancken alle Wort
auff die Waage legen/ und der Verſtand/ die Schaͤtze euͤ=
rer Wort zu Raht halten. Die Warheit/ ſol auch in den
geringſten Sachen beauget werden; und Ja Ja/ Nein/
Nein; Der Chriſten hoͤchſter Schwur ſein. Die eine Sa=
che zu viel beteuͤren/ haben wenig Glauben und Ver=
trauen.Habt allezeit GOTT fuͤr Augen; haltet euͤch in den
Schrancken der Demuth/ ſo ihr der ewigen Ehr wollet
theilhafftig werden/ und laſſet die Eitelkeit der Welt/ nicht
ſiegen in euͤrem Hertzen. Laſſet euͤch den Stoltz nicht er=
heben; noch der Geitz niederdruͤcken. Laſſet euͤch den
[195]
Zorn nicht erhitzen/ oder die Zagheit verblenden. Laſſet
euͤer Hertz einen reinen GOttes=Tempel ſeyn. Haltet
Euͤch/ wegen euͤres Herkommens nicht hoͤher/ alß andere/
und verachtet niemand neben euͤch. Wir kommen alle
von einem Akkersman dem Adam her; bey GOtt iſt kein
Anſehen der Perſohn/ ſondern des Geiſtes/ und der See=
len/ ob ſelbe von Suͤnden befreiet/ oder nicht. Tugend
und GOttes Furcht iſt der beſte Adel. Unſere Vollkom
menheit beruhet in unß/ und nicht in unſeren Vorfahren.
Wir ſind alle Edle und un=Edle/ mit dem teuͤren Blut un=
ſers Seeligmachers erkaufft/ zum ewigen Leben.Die euͤſſerliche Vorbereitungen eines maͤßigen Lebens/
befriedigen unſere Begierden/ welche durch wolleben/ auff=
zuklimmen pflegen/ und helffen unſere Gedancken/ von al=
lerhand Suͤnden befreien.Wir ſollen unſer Leben nach GOTTES Willen alſo
anſtellen/ daß wir GOTT und Menſchen gefallen/ nie=
mands aͤrgern/ auch nicht der geringſten einen; Die Chriſt=
liche Tugenden vermoͤgen leicht alle boͤſe Nachreden/ Luͤ=
gen ſtraffen; daß man ſich nicht erkuͤhnet/ zu ſagen/ waß
niemand glauͤbet. Solte aber unſere Unſchuld faͤlſchlich
bezuͤchtiget werden/ ſo troͤſtet unß/ unſer gutes Gewiſſen
wieder alle Boßheit der Welt. Fuͤrchten wir nur GOtt;
ſo haben wir die Menſchen nicht zu fuͤrchten.Verſorget euͤr Haußweſen alſo/ daß ihr euͤrer Seelig=
keit nicht vergeſſet; wehlet euͤch einen abgeſonderten Ort/
an welchem ihr allein mit GOTT in dem Gebet/ taͤg=
lich reden koͤnnet. Dencket erſtlich an Euͤr Gewiſſen/
und alßdan/ an die Welt=Haͤndel. Leſet keine unnutze
Gedichte; vielmehr aber die erbauliche Warheit. Ver=
liehret keine Zeit des GOTTES=Dienſtes/ und fliehet
den Muͤßigang: Hiemit doͤrffet ihr euͤre Haußweſen nicht
[196]
verlaſſen/ ſondern moͤget demſelben in der Furcht GOttes
woll vorſtehen; Die beſte Hauß=Mutter/ iſt die fleiſigſte
Dienerin GOttes/ deſſen Guͤte unß beſchirmen/ und ewig
ſeelig machen wolle.Auß des H. HIERONYMI Lob=Schrifft der H. PAVLA nachgeſetzet; derer an eben ſelbigem Blat alhie gedacht/ hat man folgendes unanſtoßliches gedolmetſchet.Es wuͤrden mir dennoch Wort gebre= chen/ das Lob der unvergleichlichen PAVLA außzuſprechen/ wan ich gleich ſo viel Zungen haͤtte/ alß mein gantzer Leib Gliedmaſſen. Dan das mag von Menſchen nicht zur genuͤ= ge geruͤhmet werden/ warumb ſich auch die Engel verwun= dert haben. Sie koͤnte zwahr ihre Ahnen/ von einem Uhralten Geſchlecht zehlen; aber ihre GOttes=Furcht machte Sie viel Edler. Es fehlete ihr nicht an Reich= thum: und dennoch wolte Sie umb Chriſtus Willen arm ſeyn.Wir weinen nicht darumb/ daß ſie geſtorben; dan dieſer Verluſt iſt unerſaͤtzlich: dancken aber GOtt/ dem gefal= len/ ein ſolches Tugend=Bild/ zu unſeren Zeiten auffzuſtel= len/ derer Nach=Ruhm der Nach=Welt dienen kan. Das wiſſen wir/ daß alles in GOtt lebet; daß GOtt alles nimt und giebt/ nach ſeinem Al=weiſen Wolgefallen. Die Palmen von Libanon welcken nicht/ wan man ſie gleich von dieſer Erd/ in das Himliſche Jeruſalem verſetzet: So helt ſich nun die/ ſo wir vor todt achten/ auff in dem ewigen Leben. Sie iſt allem Elend entkommen/ und wohnet im [197] ewigen Vaterland: dan das hat Sie verlangt/ ſo lang Sie hie gewallet/ endlich bey ihrem Braͤutigam im Him= mel zu ſeyn.Die Geſelſchafft der Welt=Kinder/ war ihr verdrieß= lich/ weil ſie nach den himliſchen Zion ſich ſehnete; darumb iſt ihr allemahl die Finſternuͤß dieſer Welt unertraͤglich ge= weſen/ weil ſie den Glantz der Heiligkeit/ und die Sonne der Gerechtigkeit JEſum erwartete. Mit dieſen ſuͤſſen Ge= dancken hat Sie ſich ſtets unterhalten. An ihrer Ge= ſundtheit ſelbſt hatte Sie keinen Gefallen; weil Sie ſich dadurch von dem Todte entfaͤrnet ſchaͤtzte; Ihre Kranck= heit aber hat ſie geliebet/ weil ſie dadurch zu ſterben ver= hoffet. Sie hat gefaſtet mit Hunger nach dem Ewigen; und offt in ihrer Kranckheit ſich hoͤren laſſen: Ach! daß ich Tauben=Fluͤgel haͤtte/ mich zu ſchwingen nechſt das Lam; Ich erkenne/ daß ich einen theil habe/ an dem Ewigen/ weil mich mein HERR Chriſtus Theilhafftig macht der Zeitlichen Schmertzen.Ich nehme GOTT und alle Glaͤubigen zu Zeugen/ daß dieſes/ das ich zu ihren Lob ermelde; keine erdichtete Falſchheit/ ſondern die gruͤndliche Wahrheit ſey. Ich lobe eine Frau/ die alle Geiſtliche geehret; alle Jungfrauen geliebet; alle Witwen beweinen/ und alle Waiſen/ ihre Hoffnung genennet.Andere moͤgen Blaſilla, und Rogatus, ihre Adeliche El= tern loben; wir reden allein von Paula, und nicht von ſolchen Sachen/ die ſie weder hindern noch fordern moͤ= gen. Wir betrachten dieſen ſchoͤnen Fluß/ nicht in ſeinen Quellen/ ſondern in ſeinem Lauff. Eine ruͤhmliche An= kunfft iſt zwahr nicht zu verachten/ aber ein ruͤhmliches [198] Leben weit ſchaͤtzbahrer/ und allem Adel vorzuziehen. Je= nes Stammet bloß vom Gluͤck/ dieſes aber von der Tu= gend.Paula iſt eine Perle/ welcher wert viel andere unwuͤr= dig und gering=guͤltig machet. Paula iſt eine Sonne/ welche vieler andern Sternen Klarheit verdunckelt. Ihre Demuht/ hat andere Hoheit uͤberwunden/ in dem ſie die geringſte unter allen Weibern/ und doch fuͤr den Augen ihres Erloͤſers/ die groͤſſeſte unter allen. Sie wolte un= bekant leben/ und wuͤrde doch jederman bekant; Sie hat ſich der Ehren wuͤrdig gemacht/ in dem ſie ſich ihrer un= wuͤrdig achtete. Das Lob iſt der Tugend Schatten/ entfliehet denen/ die darnach greiffen/ und folgt denen/ die ihn fliehen.Mit ihrer Freuͤndligkeit hat ſie auch denjenigen begeg= net/ die ſie nicht gekant/ und das erſte mahl geſehen; leicht= lich beglaubend/ daß ſie keine Augen=Dienerin/ ſondern der Tugend gaͤntzlich ergeben waͤre. Ihr Pallaſt war ihr ein Gefaͤngnuͤß/ wan ſie der befreuͤndeten Hof=gepraͤn= ge abwarten ſolte/ welche ſie von dem GOttes=Dienſte/ und heiligen Gedancken abgehalten und gehindert. Sie flohe alle Heuͤcheley mit ſolchem Ernſt/ alß andere ſolche Falſchheit ſuchen.Ihre Keuͤſchheit iſt niemahls in boͤſen Verdacht gerah= ten; Gegen jedermann war ſie Ehrer=bietig; Die Arme hat ſie geſaͤttiget/ und die Reichen zu den Wercken der Barmhertzigkeit ermahnet. Alle ihre Tugenden beſtuͤn= den in der Mittelſtelle/ außgenommen die Freygebigkeit/ vermittelſt welcher ſie niemand einige Beyhuͤlff verſaget.In ihrer Traurigkeit/ hat ſie ſich allezeit getroͤſtet; Sol mein vertrauen auff GOtt wancken? bin ich nicht ſchul= dig mein Leben zu laſſen/ wegen deſſen/ der fuͤr mich geſtor [199] ben iſt/ und aller Welt=Freuͤde abzuſagen/ umb die ewi= ge zu genieſſen.Sie war gegen alle gelind; und ſonderlich mit ihren Kin= dern mitleidig/ und Muͤtterlich geſinnet. In allen Be= gebenheiten/ hat ſie ſich ſelbſt uͤberwunden/ und ihr Leben/ welches wir ihr/ auff lange Jahr erwuͤnſchet/ fuͤr nichts gehalten/ mit dem Apoſtel taͤglich betend/ auffgeloͤſet/ und bey Chriſto zu ſeyn.Ihr Verſtand war von uͤbertreflicher Fehigkeit/ daß ſie alles waß ſie gewolt/ leichtlich erlernen/ und erſinnen koͤn= nen. Sie war langſam zu reden/ und ſchnel zu hoͤren. Die H. Schrifft hatte ſie faſt alle im Gedaͤchtnuͤß/ daß ſie deßwegen mit Fug GOTTes Buͤcher=Schrein haͤtte koͤnnen genennet werden. Die Bibel hat ſie pflegen zu nennen/ den Grund der Warheit/ und hat nicht ſo viel an den Verlauff der Geſchicht/ alß an derſelben verborge= nen Deutung/ belieben getragen/ ſolche auch zu ihren/ und anderer Erbauung gerichtet.Alß ſie ſpuͤhrete/ daß ihr letztes Stuͤndlein herzu nahe= te; entſetzete ſie ſich nicht/ ſondern freuͤete ſich/ alß ob ſie ein frembdes Land verlaſſen/ und in ihr Vaterland verrei= ſen ſolte. Sie ſagte; Nun werde ich bald ſehen/ das him= liſche Jeruſalem; Nach einigen kurtzen Reden/ thate Sie die Augen zu/ weil ſie die Welt=Haͤndel auzuſchauen er= muͤdet/ machte das Zeichen des heiligen Creutzes auff den Mund/ zu bemercken/ daß es deſſen Zeichen/ welchem ſie in ihrem Leben gefolget/ auch das Siegel ihres Todes ſeyn ſolte. Alß ich ſie/ nach langen Stil=ſchweigen frag= te; ob ihr der Schmertzen die Rede gehemmet? hat ſie ge= antwortet; ſie waͤre mit dem Schmertzen gahr wohl zu= frieden/ weil ſie ſolche bald zu der Ewigen Geneſung fuͤh= ren wuͤrden. Als ihr der Athem faſt gebrechen wolte/ hat [200] ſie angefangen das Lob GOttes zu ſingen/ und den Tod= ten=Klang in ein Freuͤden=Lied zu verwandlen: biß ihr endlich der himliſche Braͤutigam geruffen/ deſſen Stim= me ſie/ mit Hertz=brunſtiger Liebe gefolget. Der ſonſt blaſſe Todt/ hatte ihr Angeſicht keines weges verſtellet/ dan man ſie viel mehr fuͤr ſchlaffend alß geſtorben angeſe= hen. Sie iſt nunmehr in dem Ewigen/ und hat unß in dieſem Jammerthal hinterlaſſen. Wan wir ſie bewei= nen/ ſo ſcheinets/ alß ob wir ihr ihre Freuͤde mißgoͤnne= ten. Troͤſtet euͤch/ Leidtragende! in euͤrem Traurſtand/ und ſeyd verſichert/ daß euͤre Seelige nunmehro beſitzet/ was wir hoffen/ und daß ſie Euͤch hat GOttes Gnade/ zum Erb=Theil hinterlaſſen
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1Eccleſiaſt. I. 2.
Vanitas, vanitatum, i. e. ſumma & ma-
xima vanitas, ut ſi omnes res vanæ in
unum colligantur, nihil niſi Vanitas
ſuperſit: phraſi Scripturæ non infre-
quente. Sic Exod. XXVI. 33. San-
ctum Sanctorum pro Sanctiſſimo. Con-
fer Deuter. X. 17. Jerem. VI. 28. Vid.
Luther. Tom. 3. Latin f. 233. Vanum
autem è Petro Berchorio, in malam
ſemper partem accipi, notat Lorinus
in h. l. Auguſtin. de qvantit. auim c. 33.
Vanitas, vanitantium habet, reſpectu
ad homines vaniſſimè viventes:
nec forte gratis idem tertiâ vice repeti-
tur; Cœlum ſiquidem, terra, homo, &
quicquid ſub cœlo, yanitati obnoxi-
um eſt.
LXX. Viralis ita reddidit: :
quia
fruſtrà fiunt omnia: autem
Chryſoſtom. in Pſ. IV.
. Gregor.
Nyſſen. Homil 1 in Eccleſ. :
Gemina habet; Theodoret in Pſ.
CXV III. p. 886. .
Johannes Arboreus Laudu-
nenſis in Comment. ad Henricum Gal-
lia Delphinatem in Eccleſiaſten ſ???ipto
ita ad h l p. 6. Vani ſunt Epiſcopi,
qui non agunt Paſtores ſed lupos &
prædones, magisq́; temporaria quàm
ſpiritualia ſectantur. Vani ſunt & Sa-
cerdotes, qui Scorta fovent, & patri-
monium Chriſti expilant. (Videas,
quam omnja ſecula medio in apatu ſu-
os habuerint, qui Eccleſiæ gementis cau-
ſam egerunt, quibus non immeritò
connumerandus Nicolaus de Cle-
mangis peculiari libro de planctu
Eccleſiæ.
2Hieronymus notat quosdam Græcos reddidiſſe : appoſi-
tè ſatis. Quid enim niſi vapor & halitus? aura levis, ein Dampf
und duͤnne Luft.
3Rom. VIII. 20.
Ad quæ ita Chryſoſt. Homil. 14 in h. l. tom. 4. fol. 197. .
Huc pertinct, quod di-
citur Geneſ. III. 16. Terra ſit maledicta propter te.
4Humana cuncta fumus, umbra, Va-
nitas,
Et Scenæ imago; Verbô ut abſolvam;
NIHIL.
Lipſius.
5Pſ. XIX. 1.
aliàs Cœli, etſi non ut homines
loquantur, amuſſis tamen eorum, & in-
dex quidam Virtutis Dei, ſuſpiciendus
ille ſyderum ornatus, quæ eorum ora-
???io eſt, in omnem usq́; terram, & ad or-
bis terminos ſeſe protulit; ita Bucerus,
qui ſub nomine Aretii Felini doctiſſi-
mas in Pſalmos edidit commentatio-
nes, notante Muſculo in Pſalteriumf
125. recenſentes, velut in Li-
bro exponentes. (Inde verſio Gallica:
Les cieux racontent la glorie du Dieu
Fort; ad quæ in Notia marginalibus
Mareſius: repreſentant un tableau ex-
quis des perfections de leur Createur,
& nous donnent matiere de raconter &
de celebrer la puiſſance, la ſageſſe & la
bonté de Dieu. Anglica: the heavens
declare the glorij of God. Vid. Forſter.
in Dictionar. p. 555. & Marc. Mari-
num in Arca Noë part. poſt. p. 11.
Sic Eſ. XXX. 4. Cœlum Liber vocatur. Huc reſpexiſſe videtur Bernhardus, cum in Pſ. 38. ait: Mundus
eſt veluti communis liber caten??? alligatus, ut in eo ſapientiam Dei legat, quicunq́; volue-
rit. Trismegiſtus c. 11. Deus fecit hæc omnia, . Enumerantes à nu-
meravit: hinc etiam Scriba, , tanqvam Notarius publicus recenſens acta publica. Gejer. in
h. l. expanſum firmamentum quâ notatione ipſum Cœlum venit: ſic Geneſ. ???. 8. legitur, & æthera
vocavit cœlos. LXX. vertunt , quod firmiſſimum perſeverat, potentia Dei ſuffultum: inde Plato Aſtro-
logiam verſari dixit circa : Dicuntur autem Cœli enarrare Gloriam Dei: dum docent, quam potens
providus ac infinitæ Majeſtatis ſit. Princeps & Aqvila Theologorum, Maximus Noſter CALOVIUS in Theo-
log. natur. & revelat. p. 116. quintuplex ex h. l argumentum format, pro notitia naturali: quæ robur in N. T.
inprimis accipit ex Rom. I. 19. : cui gemina
ſunt loca Job. XII. 7. Sapient. XIII. 1. Deus enim ſemetipſum non reliquit . Actor. XIV. 16. Im-
primis huc pertinent, quæ Eſaias monet XL. 26.: LXX. .
Ubi Deus jubet oculos, ceu lùcis fontes & habitacula ita in ſumma
̅
tollere altitudin em ut ipſi
à terris abſtracti & ad noſtra directi teneantur, & homines non tantùm externis oculis videant, ſed etiam in
terna mentis luce attentè contemplentur, ut ex iis Creatorem ſuum cognoſcant; Mundum etiam domum ſuam,
& Deum Oeconomum juxta R. D. Kimchi in h. l.
6Mundus, dicitur à pulchri-
tudine Vid. Plinium l. 2. c. 4. Theo-
phanes Homil. LVI. .
7Franciſc. Carriere Aptenſis Chri-
ſtianiſſ. Regis Concionat. Comment. in
univerſ. Script. in c. 1. Geneſ. pag. 12.
novem enumerat rationes, propter
quas Mundus omninò pulcher, inter quas
palmaria eſt, divina & optima ejus, ad-
miniſtratio; quam & ipſe Ariſto teles,
aut quicunq́; Autor eſt libri de Mundo
c. 6. p. 1221. miratur & deprædicat.
(ait) .
Ovidius, etſi lib. 1.
Metamorph. veri Dei ignorantiam
prodat
Sic ubi diſpoſitam, quisquis fuit ille
Deorum.
Congeriem ſecuit.
Creationem tamen univerfi à Deo eſ-
ſe, & ipſius curæ ſubeſſe, haud obſcurè
paulò poſt, aſſerit:
Juſſit & extendi campos, ſubſidere
colles
Fronde tegi ſilvas, lapidoſas ſurgere
montes,
Utq́; duæ dextrâ cœlum, totidemq́;
ſiniſtrâ
Parte ſeeant Zonæ quinta eſt arden-
tior illis:
Sic onus incluſum, numerô diſtin-
xit eôdem
Cura Dei, totidemq́; plagæ tellure
premuntur.
8Pſalm. CII. 28.
Et tu ipſe, & anni tui non conſumentur.
idem ipſe, omnis penitus immutationis & alterationis expers. Gejer. in h. l. Auguſtin. Conc. 2. in h. p.
Tu quis es? idem ipſe es. Tu, qui dixiſti, Ego ſum, qui ſum, idem ipſe es. Et quamvis etiam ipſa non eſſent,
niſi ex te, & per te & in te, tamen non quòd ipſe es; tu verò idem ipſe es.
9Iacob. I. 17.
( notante Schmi-
di??? in h. l.) .
Apud quem non eſt transmu-
tatio, aut converſionis obumbratio.
Propterea iu antecedenti dicitur Pater
Luminum ſ. Lux ipſa, & lumen præfer-
re, cùm ſe nobis gratum, benignum &
beneficum oſtendit. Pſalm. 29. Di-
dacus Daza Colmenarenſis Commen-
tat: Exeg. & Parænetic. in Epiſt. Ia-
cobi p. 302. Lux & Claritas Regiæ
Majeſtatis omen & Symbolum; ſic
quod Plinius l. 2. c. 107. memorat:
Servio Tullio dormiente, in pueritia,
ex capite flammam emicuiſſe, Plutar-
chus de fortuna Romanorum interpre-
tatur bonum indicium inſperati Reg-
ni. Virgil. 2. Æneid, ita de Aſcanio.
Ecce levis ſummo de vertice viſus Iuli
Fundere lumen apex, tractuq́; innoxia molli
Lambere flamma çomas, & circum tempora paſci.
Quæ ita Claudianus
Ventura poteſtas
Claruit Aſcanio, ſubita cum luce comarum
Innocuus flagraret Apex.
Inde & ignis Perſis ſacer, Regumq́; in omni expeditione comes, quapropter argenteis altaribus præferebatur.
Curtius III. 3. Hinc factum quod Imperatores ignem ſibi præferri curarent: ut eſt apud Herodian. l. 2. de
NIGRO; armatum purpura reliquoq; exornatum aulico apparatu, præcedente etiam igne. Et l. 7. de QVAN-
TINO quodam; purpuraq́; eum prælatoq́; igni ad imperium protulerunt: Et eod. l. de Gordiano, Prætereaq́ ig-
nis de more præferebatur. Qvem honorem etiam cum Imperatoriis fæminis communicatum. Id l. 1. oſtendit
in Lucilla. Nam & ſellâ Imperatoriâ ſeſſitare in theatro, & ignem præferri de more patiebatur. Add. omni-
nò Theod. Hopp. de 1. inſign. c. 2. §. 7. ſect. 2. membr. 1. n. 1. p. 129.
10Geneſ. I. 31.
11Demecritus, Leucippus & alii, plures eſſe mundos dixernnt, rati, in immenſo vacuo, innumeros teperiri ata-
mos, ex quorum fortuita conſpiratione & concurſione innumeri conficerentur mundi; contra quos vel unum
hoc, poſt autoritatem Moſaicam, ſufficit; affectiones mundi eſſe univerſum, omne, totum perfectum, & com-
munem ſedem hominum & Dei, quorum Nullum haberet locum, ſi plures Mundi eſſent. Vid. etiam Pet. Gaſ-
ſend. tom. I. p. 32.
12Materiam hanc imprimis illuſtrem fe???erunt: Lancelottus Peruſinus l’ Hoggidi overo il mondo non peggiore
del paſſato. Joan. Ionſtonus, de conſtantia naturæ; quibus addi poſſunt: Bogis laus Haſſenſtein l. de miſer. human. p.
28. & Canontherius p. 114. diſcurſ. ad Tacit.
13Eccleſiaſt. I. 9.
B. Luther. tom. 3. fol. 235. Non loquitur Salomoh de rebus creandis & creatis, ſed de facere humano.
Dieteric conc. 2. in c. 1. Eccleſ. p. 112.
Unter den Menſchen geſchiehet nichts
neues unter der Sonnen/ verſtehein
denen Dingen/ ſo Menſchlicher Eitel=
keit unterworffen. Was die Alten und
Vorfahren gethan/ daß thun wir eben
jetzo den Tag noch/ und werdens unſere
Nach kommen auch thun. Conf. Se-
nec. epiſt. 24.
14C. Cornelius Tacit. l. 2. Annal. c. 88.
Vetera extollimus, recentium in-
curioſi Plin. Jun. l. 8. ep. 20. Ita, in-
quit, naturâ comparatum, ut proximo-
rum incurioſi longinqua ſectemur.
Conf. Pindar. Pythion. Od. 3.
15Cœli conditionem non deteriorem red-
ditam, vel inde perſvademur, quod illi
non ruerint in deterius, ratione ſub-
ſtantiæ, motûs, lucis, caloris, influxus. Non ratione ſubſtantiæ, quia cœlum eſt incorruptibile, l. 1.
de cœlo c. 3. §. 10. etſi enim novæ ſtellæ prodnctæ credantur ex corruptis cœli partibus, qualis comparuit in
Caſſiopea 1572. in pectore Gallinæ 1600. in orbe Saturni 1604. tamen inde Cœlum deterius redditum
non eſt. Non ra???tione mctûs, quia ſenſuum experimento conſtat, primum mobile, quaſi æternæ legis
imperiô, ab ortu in occaſum procedere, Planetasq́; eundem ſervare curſum, quem veteres definivêre.
Diceret forte aliquis, mutatum cœlum ratione lucis primigeniæ, quæ, quid fuerit, diſcrepant Autores;
quidam non improbabiliter aſſerunt fuiſſe eam aliquod corpus lucidum, ante ſtellarum productionem in
cœlo poſitum, quod per vim à Creatore inditam, beneficio motus, diſtraxerit diem à nocte. Quid ? ſi
admitteremus, ita eſſe, nec hoc modo deterius redditum cœlum, ex acceſſione Syderum, imprimis verò
Solis: quis enim credat decreviſſe ſuc ceſſu temporis lucem? Non ratione caloris, qui ex antiqua & ha-
ctenus fere teceptâ Sententia, virtualiter corporibus cœleſtibus ineſt: ex mente verò Empedocis ipſis
ineſt formaliter, cui Sententiæ recentiores Mathematici ſubſcribunt, qui eam ex faculis & maculis ſolari-
bus, per inſtrumenta optica obſervatis, probatum eunt. Non ratione influxûs: negativam ſiquidem
oſtendunt varii effectus, qui ab una eademq́; procedunt cauſſa. Non tamen velim ad prædictiones A-
ſtrologicas, quibus contingentia aliquando eventura prænuntiantur, hoc aliquis trahat. Quis enim
non ægrè ferret, ſe ſolidè refutari à Gaſſendo in Phyſ. loc de ſignif. ſignor. aut feſtivè exagitari à Barclajo l. 2.
Argen. & Firmiano in Gyge Gallo p. 180. Quod ſi verò quis tutè nimis credere iſtis prædictionibus ve-
lit? videat, ne ſerò ſapiat, cum Wallenſteinio, qui duos ſecum habebat Aſtrologos, ubi in conclave ir-
rumpebant interfectores? Illi enim longè rectiùs ex ſtrictis gladiis, armatorumq́; numero, quid
futurum indicabant, quàm ex minaci ſiderum poſitione. CL. Grubelius diſput. in Loc. Taciti alleg.
16Ariſt. l. 2. de Cœlo c. 3. t. 22. In omni præteritô tempore, ſecundùm traditam invicem memo-
riam, nihil videtur transmutatum, neq́; ſecundùm totum ultimum cœlum, neq́; ſecundum partem ejus
p???opriam ullam. l. 2. de Cœlo c. 12. f. 60. Similiter & de aliis dicunt aſtris, qui dudum ea obſervâ-
runt, à plurimis annis Ægyptii & Babylonii, à quibus multam fidem habemus, de uno quoq́; aſtrorum.
l. 9. Metaph. c. 8. quare ſemper agit Sol & Stellæ, totumq́; cœlum, neq́; timendum, ne quando ſtet, quod
tuunt quidam Phyſici. Non enim
fatigantur, cùm hæc faciunt, eô quod
motus eis non eſt citra contradictionis
potentiam.
17Non defeciſſe terram, ſive ratione
motus, ſive virtutis, undiq́ue ipſa lo-
quitur. Non motûs, quia quod ſibi a-
er ex vaporibus vendicat, tandem ad
ſuam matrem redit; quod ignis in Ve-
ſuvio & Ætna conſumit, ex inſita ſibi
virtute, alma genitrix producit: quod
per pluvialem & maritimam aquam de-
cedit montibus, accedit vallibus. Non
virtutis; quia nifi vehementiùs urgeas
eam, ex inſtito naturæ ordine, ſem-
per redeunt eædem vires, quæ ſuf-
ficiunt ſuſtentando generi humano.
18Glandibus olim utebantur, teſte
Plinio l. 7. hiſt. Nat. c. 56. poſtea far-
re, victu ad vitam ſuſtentandam com-
modiore. De veteribus Germanis
Tacitus c. 23. n. 1. Cibi ſimplices, a-
greſtia poma, recens fera aut lac con-
cretum, ſine apparatu, ſine blandimen-
tis expellebant famem.
19Tacitus Annal. 3. 26. Vetuſtiſſi-
mi mortalium (inquit) nulla adhuc ma-
lâ libidine, ſine probro, ſcelere, eoq́; ſi-
ne pœna aut cöercitionibus agebant;
neq́; præmiis opus erat, cùm honeſta
ſuoptè ingen io peterentur: Hinc pluri-
mi Antiquitatis memoriam adeò vene-
rati, ut quod eximium erat appellarint.
Antiqvum. Sic Terent. Adelph 3. 4.
2. qui ſunt eximiæ Virtutis & fi,
dei; dicuntur homines antiqua virtute
& fide. Ciceroni Orat. pro Roſc. A-
mer. Homines antiqui ſunt optimi. Qui
autem factum fuerit, quòd ſubſequens
ætas ab iſta ſeculi innocentia defecerit,
vix alius conjecturæ locus eſt, quàm va-
riarum gentium mixtura, quæ omnes
nervos intendit, ut malitiam ſuam in
quolibet genere exerceat; hinc factum,
ut vitia certis populis propria transi-
rent ad alios. Unicam Romam ſatis
eſt in exemplum adduxiſſe. Roma, in
quit Hiſtoricus l 2. modicis rebus,
virorum virtutúmq́; feraciſſima fuit;
At poſtquam Romanæ potentiæ par
eſſet nuſla, indeq́ totus fere orbis in
unum corpus coaleſceret, factum eſt,
ut, neſcio, quod non vitii quarumcunq́;
gentium quaſi peculiarem ſedem ſibi
eligeret Romam.
20II Timoth. III. 1.
.
Quæ etſi ad ſua tempora applicet Chry-
ſoſtomus Homil. 33 in c. 4. Joann. ad
poſteritatem non minùs applicari poſ-
ſunt. Si enim noſtra deſperata fere ſunt;
quæ ſeqvuntur erunt deſperatiſſima,
vergente ſcilicet ad interitum omni
virtutis ſtudiô.
21Germanos olim Mercurium coluiſſe,
teſtis eſt Tacitus in German. c. 9. cui
certis diebus humanis quoq́; hoſtiis li-
tare cogebantur. Primos Phœnices
iſtô tàm impiô more uſos, Porphyrius
apud Euſebium præparat. Evangel. 1.
& 9. teſtis eſt, & a Pl. œnicibus ad Moa-
Ammonitaś transiiſſe, qui
Molochum & Saturnum ſuum cole-
bant, indeq́; Ebræos luem impiam in-
feciſſe; Alibi, horrendum dictu, ipſi
Cacodæmoni oblata Sacrificia. De Di-
ſa Danorum & Suecorum, à qua hodie
adhuc Thijßdag originem ducit, vid.
immortali memoriâ digniſſimum Poly
hiſtora. Olaum Wormium, Patriæ Aca
demiæ quondæm & totius orbis litera-
rii lumen fulgidiſſimum, l. 1. Monum:
Danic: c 4: & l. 1. Faſt. Dan. c. 15. add.
Rogerii Eroͤffnetes Heidenthumb/
Roſſæum de diverſ. Religion. paſſim,
quem cum Notis eruditiſſimis nuper e-
didit CL. Chriſt. Arnoldus.
22Horatius 2. ſerm. 2.
Nam variæ res.
Ut noceant homini, credis memor
illius eſcæ
Quæ ſimplex olim tibi ſederit, at ſi-
mul aſſis
Miſcueris elixa, ſimul conchylia tur-
dis,
Dulcia ſe in bilem vertent, ſtoma-
choq́; tumultum
Lenta feret pituita; Vides ut palli-
dus omnis
Cœnâ deſurgat dubia.
23Sententiæ ſuæ, de lapide Philoſopho-
rum, Pharmaco, plus æquo
tribuit Paracelſus lib. de Vita longa;
de quo videri poteſt, Conringius, libro
à Waltono quoq́; laudato in Apparat. ad Bibl. Polyglott. Anglicana, d??? Hermetica Ægyptiorum Vet. & Pa-
racelſ. nov Medic. l. 2. c. 3. Videtur aliàs ad Majorum noſtrorum longævitatem, præter , non
exiguum momentum contuliſſe, dura vivendi ratio, de qua Tacit. de moribus German. c. 17. n. 1. Tegumen
omnibus ſagum, fibulâ, aut, ſi deſit, ſpinâ conſertum. Cætera intecti totos dies juxta focum atq́; ignem a-
gunt. Naturæ ſiquidem intemperantia, victus inordinatus & mollior cura, molles reddunt homines, qui dein-
ceps liberos procreant minùs validos, & ut Poëta ait, progeniem vitioſiorem. Exempla tamen & longæ vorum
noſtræ ætatis vid. ap Gaſſend. in vita Peireſc. p. 463.
24Docente Auguſtino lib. 15. de C. D. ???. 12. fuerunt, qui longævitatem Patriarcharum ad annos Lunare???
computârunt; quem errorem Plinius inſcitiæ temporum meritò tribuit. Vid. Weſterburgium Epiſt. & Re-
ſponſ. DD. Viror. ad Roterod. 1665. ep. 44.
25Literarum inveneionem alii tribuunt Esræ, alii Moſi, alii Abrahamo; Setho, Noæ, Adamo alii: Puncta non mi-
nus, quæ dicente Scaligero, in Diatribe
de arte Critica, inſtar animæ Hebra iſmi
ſunt, vel Adamo, Eſræ, vel Maſorethis
Hebræorum Criticis, qui ſecundùm E-
liam Levitam circa Ann. Æræ C. 500.
floruerunt, in acceptis ferunt. Optimè
verò convenit Adami ſapientiæ, & Li-
terarum & Punctorum inventio; vid
Heidegger. Hiſtor. Patriarch. tom. 1.
exercit. 16. §. 35. Johan Euſeb. Nie-
remb. l. 1. c. 21. de Orig. S. Script.
Plin. l. 7. Hiſtor. c. 56. circa qnæ ne-
mini tamen litem movebo. Videat
interim, quomodo Punctorum, He-
bræorum natalitia, poſt CHRI-
STI adventum, & Templi ſecundi de-
ſtructionem, ſolidè probare & aſſerere
poſſit Campegius Vitringa, Profeſſ.
Franekeran: quæ enim probabiliter
ſaltem affert Obſerv. Sacrar. l. 1. p.
232. accurato nondum ſufficere vi-
dentur Lectori. A Spiritus S. Ama-
nuenſibus, literis fuiſſe adſcripta, con-
tra Piſcatorem dudum evicit Glorio-
ſiſſimus errorum Triumphætor. Magnus
in æcie Dei Heros, & Orthodoxias Lu-
theranæ Vindex Incomparabilis CALO-
VIUS. in Critico Sacro. Conf. Perer. Di-
ſput. de Excellentia Scientiæ Adamiticæ???
Alſted Theſaur. ???hronol. tit. 28. Voſſi-
um de quat. art. popular. c. 2. §. 8 Bux-
torff. Comment. de Maſor. & Joh. Henr.
Hotting. Theſaur. Philolog. ſect. 2. & 4. Petr. Lambecium, virum inſigniter doctum, ſed Apoſtatam famoſiſ-
ſimum, Prodrom. Hiſt. lit. lib. 1. c. 2. p 5. Athanas. Kircherum Obeliſc. Pamphil. l. 1. c. 1.
26Pyxidem nauticam Gilbertus de Magnete Paulo Veneto tribuit, quaſi eam à Chinenſibus retulerit: Oſorius
a. Luſitanis hanc gloriam vendicat, qui eam acceperint à piratis barbaris, prope Caput bonæ Spei.
27Inventionem Typographiæ Moguntinis vendicat Mallinkrot de Typographia: Argentinenſibus autem Bæclerus
Orat. de Typogr. De priori vero ſeculorum barbarie ita Tacit. de morib. German. c. 19. n. 1. Viri pariter
atq́, fœminæ literarum ſecreta ignorabant.
28Vid. Hieronym. Mercurial. de Arte Gymnaſtic. Petr. Faber in agoniſt. Lipſius, Onuphrius, Panvinus, & alii.
29Inventum hoc prodiit anno 1380. ut Magio, vel 1400. ut Ramo videtur, Schwarzi??? Monacho, aut
Conſtantino Anklizen, ut Salmuthio placet, autoribus, felicine an infelici eventu judicent alii.
30Olim Sylveſtrem Muſam tenui meditabantur avenâ; hodie quàm omnia immutata & correcta chori loqvun-
tur Symphoniaci. De inventione Mu-
ſices vid. Ariſtotel. Polit. l 8 c. 5 6 7.
Plutarch. lib. de Mufic. Polyd Vergil.
de rer. Inventor. l. 1. c. 14. Salmuth.
not. ad Panciroll. libr. de reb. deperditis.
Anton Zaræ anatom. ingenior. ſect. 2.
membr. 8. de Muſic. theoric. & ſect. 4.
membr. 3. de Muſ. pract. Athanas Kir-
cheri Ars magn. Conſon. & Diſſon. Voſſ.
de quart. artib. popularib. c. 4. quam
licet Suidas Epimetro tribuat; Scriptura
Geneſ. IV. 21. adſcribit Jubali, Caini, ex
atnepote Lamecho, trinepoti, qui dici-
tur fuiſſe .
31Adi Johann. à Wcwer. libr. de Poly-
mathia.
32Mundus inconſtantiſſimè in conſtans
eſt, hôc unô ſemper ſibi ſimillimus,
quia ſemper perfidus.
33Mundum ex nihilo purè negativo
crcatum docet Moſes Geneſ. l. 1.
enim propriè aliquid ex nihilo fa-
cere fignificat, & licet etiam ex inhabili
materia quicquam producere notet,
nihilominus ex nihilo eſle dicitur quic
quid nec in potentia illius materiæ eſt,
nec ex illa educi potuit. Paulus rem
omnem breviter explicat Rom. IV. 17.
vocat Deus : cui
add Prov VIII. 24. , cùm
abyſſi eſſent nihil. Materiam Deo co-
æternam Stoicorum, Man???chæorum,
aliorumq́; Schola Theologorum jam
pridem in exilium egit. Eſt autem Crea-
tio character veri Dei, per quem diſtin-
gvitur à reliquis Diis Pſ. XCV l. 5. Om
nes dii gentium n???hil ſunt, Jehova au-
te??? cœlos fecit Sic Geneſ. XIV. 19.
Melchiſedech dicit ad Abraham Ubi jus poſſeſſionis & acquiſitionis, jus
creationis in volvit Facta autem eſt Creatio in Filio per Spiritum Sanctum Geneſ. I. Deus dicitur creâſſe Cœlu
̅
& terram, quando loqueb???tur & ſpiritus incubabat aquis: ergo Dei & Spiritus Dei erant, in quo & per
quem Cœlu
̅
& terra fiebant, id quod ja
̅
ſunt. Conf Pſ. CIV. 30. & Pſ. XXXIII. 6. & 9 Ubi juſſit ceu actus pro-
pinqvus Spiritui Sancto attribuitur, dixit verò Filio. Sic Prov. VIII 30. Ego eram apud ipſum Architectus &
eram dilectiones omni die. Hebr.
l. 2. Col. l. 16. de Filio dicitur.
Imò ubi-
cunq; dicitur Cœlum & terra opus di-
gitorum Dei, ibi ſimul per Spiritum
Sanctum omnia facta eſſe innuitur. Cum
autem A, PER & IN dicitur, non tolli-
tur æqualitas potentiæ, ſed tantùm uni???
us indiviſ??? naturæ proprietas & agendi
ordo explicatur: Audi Lactantium l. 2.
c. 9. Homo facit ex eo, quod eſt, quia
per mortalitatem imbecillis eſt, per
imbecillitatem definitæ & modicæ po-
teſtatis; Deus autem facit ex eo, quod
non eſt, quia per æternitatem fortis eſt,
per fortitudinem poteſtatis immenſæ;
quæ fine ac modo caret, ſicut vita facto-
ris: Adde, quæ habet Baſilius in Hexam.
Homil. 1 & Auguſtin. de C. D. l. 2. c. 4.
34Job. XXVI. 7.
Hemisphærium ſc boreale, quod inſig-
nius eſt, & nobis apparet, imò totum
Cœlum, hoc omne nullis fultum per ſeſe Deus extendit: Coccejus rectè deducit ex non, &
aliquid, ſuſpendit terram ſuper eo, quod eſt non aliquid, i e. Nihil. Eſ. XL. 12. de Deo dicitur. Quis men-
ſus eſt in pugillo ſuo aquas, & Cœlos in palmo direxit? Vulgata Quis appendit tribus digitis molem terræ?
Ubi per tres digitos tres perſonas Divinitatis, vel Sapientiam, Potentiam & Bonitatem De intelligit Jacob.
Bolducius Pariſinus Comment. in h. l. tom. 2. p. 167. piè ſatis ſed non ad phraſin Ebræam commode! Add.
Franciſc Vavaſſor in Job. p. 146. & Johann. à Jeſu-Maria Carmelitam diſcalceatum Calagnitanum Para-
phraſ. in Jobum p. 325.
35Contra Ariſtotelem ita acutiſſimè Scaliger. Exerc. 3. Si Deus mundum non fecit, ab alio factum acccpit,
vel mutuo, vel commodato, vel vi, vel emptione. At nullo modo. E. à DEo in tempore factus. Deinde Exerc.
61. ſect. 6. Solâ religione nobis perſuadetur, mundum cœpiſſe atq́; finem incendiô habiturum. Sunt, qui Ari-
ſtotelem excuſant eum videlicet locutum de principio generationis non creationis, & hoc ſaltem aſſeruiſſe,
quod non cœperit per generationem, i e. per mutationem quandam de non eſſe ad eſſe; quam litem Ariſtoteli-
cis dirimendam relinquimus; nos Scripturarum autoritate innixi. præter Deum nihil æternum credimus.
36Geneſ. I. 1.
Per principium temporis intelligi adeò m???nifeſtum eſt, ut contra hiſcere nemo auſit: Rationes
Philologicas & Theologicas, ad h. l. dedimus in Relectionib. noſtris Biblic. tom. 1.
37Exod III. 4.
Nomen Divinum eſſe, vel inde patet, quod Moſche ad populum Iſraëliticum veniens ita eos affa-
tus . Notandum deinde, ſemel tantum Nomen hoc in ſacris legi, cum prima perſona Futuri
autem aliquoties. LXX. . Vid Albert. Vogt Deliciar. ſacr p. 45. ſq. Damaſcen. l. 1. Or-
thod. fid cap 12. omnium nominum,
quæ de Deo dicuntur principaliſſimum
hoc eſſe, nec ullum ei convenientius
tribui poſſe aſſerit. Lege, quæ habet
Megalander Noſter Lutherus tom. 1.
Iſlebien. f. 298.
38An mundi interitus vel
definiendus, jam dudum in Eccleſia
dubitatum eſt: Plurimi hic malunt ,
q uam ſolidi aliquid ſtatuere
Finem autem hoc univerſum
habiturum magis Scripturarium eſt.
Vid. Clement. Roman. l. 2. recognit.
Iuſtin. Martyr. in quæſt. & reſp. ad
Orthodox. p. 94. Hilarium c. 26. in
Matth. Gregor. Nyſſen. l de Creat homil. 24. Ambroſ. l. 1. Hexaem. c. 6. Nec obſtat Eſ. LXV. 17. cum ibi no-
mine cœli & terræ non intelligatur aliquid corporeum, ſed metaphoricè habitaculum beatorum. Apoc. XXI. 1.
Quid, quod & ipſi Gentiles hic nobiſcum ſentire videantur. Ovid.
Eſſe quoq́ in fatis reminiſcitur, adfore tempus,
Quô mare, quô tellus correptaq́; regia cœ???i
Ardeat, & cœli moles operoſa laboret.
Add. Lucret. lib. 5. de nat. rerum, & Auſonium.
39Matth. XXIV. 35.
. Adde II Petr. III. 7. Apoc. XX. 11. tranſire enim directè opponi-
ter manere. Verbum autem Domini non transibit, licet obſcuratum ſæpe fuerit, & periiſſe apparuerit
multis ob & cerebri humani quisquilias.
40Juſtinus, vel quicunq́; autor eſt quæſt. ad Orthodox. q. 71. Ex multis Scripturæ locis, inquit, conjicere li-
cet veros eſſe, qui dicunt ſex mille annorum eſſe præſentis ſtatus mundi tempora Paria habent: Irenæus l. 5.
adv. hæreſ. c. 21. Lactant. l. 7. inſtit. c. 14. Hilarius Pictavienſ. in c. 17. Matth. Hieronym. in Pſal. 89.
Gaudentius Brixienſis tractat. 10 qui eſt de lectione Exodi. Auguſtin. l. 20. de C D. c 7. Olent autem
Rabbiniſmum, quæcunq́; hic extra Scripturam afferri ſolent. Sic in Maſſecheth Abodazara: Tradidit do-
mus Eliæ: Sex millia annorum durabit mundus; duo milla vanitas vel vacuum, duo millia lex, & duo millia
dies Meſſiæ. Et R. Abarbanel Sect. Bereſchith: Dierum Creationis mundi is fuit numerus ad teſtandum &
ſignificandum duraturum mundum ſex mille annos: Dies enim Dei benedicti mille anni; Die autem ſeptimô
erit ceſſatio & Sabbatiſmus. Traditionibus vcrò & opinionibus nullus locus, ubi ??? odex ſacer planè tacet,
Videant ergo Iudæi, Chaldæi, Gnoſtici, Aſtrologi etiam non pauci, qui annum & menſem apparituri Iudicis
irrito conatu ſupputare conantur quomodo figmentis ſuis authoritatem conclliare poſſint? Patrum autoritas
tanta non eſt, ut præter Scripturam quicquam nobis obtrudere poſſit. Piam nihilominus opinionem eſſe, non
diffitemur, & ad palatuam maximè corum qui vinculis ſervitutis hujus liberari, & cœleſtia anhelare deſiderant.
In utramq́; partem ergo diſputari poſſunt, quæ fidei ſalvificæ nihil derogant, & ubi neutra pars vix invenit, ubi
pedem tuto figere queat. Tutiùs tamen eſt cum Auguſtino Epiſt. ad Heſych 78. in Pſ. 6. libenter neſcire
velle, quod Dominus nos ſcire noluit. Solent alias ſex ætates Mundi recenſeri à Patribus, teſte Auguſtino
tom 5. l. 22. de C. D. c. 30. ab Adamo ad Noën! à Nöe ad Abraham: ab Abraham ad David; à David
usq́; ad Chriſtum: ab Illo usq́; ad finem
mundi.
41Marc. XIII. 32.
.
Nazianz: Orat. de Filio: .
42Jam olim Controverſia hæc inter
antiquiores mota. Nicetes Syracuſa-
nus terram dixit volvi in circulum:
Philolaus Pythagoricus, terram inter
aſtra errantia numeravit. Ariſtarchus
Lamius extra centrum mundi mobi-
lem. Thales eam cenſuit more navi-
gi??? ſupra aquam vehi, & aquarum mo-
bilitate fluctuare, dum tremit per terræ
motum. Heraclides Ponticus & Ele-
phantus Pythagoræus dixerunt, volvi
ab oriente in occidentem, tanquam ro-
tam, circà ſuum centrum. Vid. Plutarch.
l. 3. c. 13. de Placit. Philoſ. p. 906.
Ciceron. l 4. quæſt. Academ. Immo-
bilitas autem majora ſemper, apud The-
ologos inprimis, momenta invenit; do-
nec Nicolaus Copernicus veterem opi-
nionem reduceret, de qua ille l. 1. re-
volut. cœleſt. c 5. In medio mundi
terram quieſcere inter Auctores plc-
rumq́; convenit ut inopinabile putent, adeoq́; ridiculum, contrarium ſentire. Add. Nicolaum Cuſanum Car-
dinalem, de quo Gerard Joann. Voſſius l. 2. de progreſſ. idololatr. c. 1. p. 311. Nec abs re, cùm & Ovidius
l. 6. Faſtor. verſ. 86.
Stet cùm terra ſuâ vi ſtando Veſta vocatur:
& ipſe Ariſtoteles l. 2. de Cœlo c. 13. context. 72. argumentis non exiguis immobilitatem aſſerat: & vero
ſimilius ſit Centrum omnis motûs ſuô locô manere, quàm moveri, docente Keplero in introduct. in Aſtronom.
de motu Martis: Purbachio item & Regiomantano, in Almageſto Ptolomæi, ubi in Concluſ. 5. demonſtrant
terram localem & circularem motum non habere. Conf. Cardan. l. 2. Comment: in quadripart. Ptolo-
mæi, p. 270. Familiare interim Copernico.
Si terrâ vehimur, nobis Sol Lunaq́; tranſit
Stellarumq́; vices redeunt, iterumq́; recedunt.
Argumenta ejus deſumta, imprjmis à contrariis motibus qui nequeant eſſe in uno ſubjecto, à cauſa efficiente
& inſtrumentali motus; à cauſa primi & communis motus terræ unicè competente, à gyratione vel relatione
Solis & aliarum ſtellarum ad revolutiones terræ. Conf. Longomontan. l. 1. Theoric. p. 19. & Galilæum Sy-
ſtem, Cosmic. p. 410. Hinc celebriores fere Mathematici vel Copernici vel Semi-Copernici facti. Vide-
licet Mæſtlinus Tubingenſis, Rothman-
nus Haſſiacus, Gilbertus Anglus; Ori-
ganus Francofurtanus, Hortenſius Ba-
tavus, Longomontanus, Crügerus, Line-
mannus, Thomas Campanella & alii:
moti imprimis argumento: propter
quod unum quodq́; eſt tale, id magis
eſt tale, Ariſt. 2. Met. 1. Zabarell. l. 1.
poſter c. 1. Atqui Luna movetur quo-
dammodo virtute terræ. E. terra magis
movetur.
43Vid. Illuſtr. Tychon: Brahe l. 1. epiſt.
p. 167. 188. ſq. Robert. de Fluctibus in
appendice diſcurſ. Analytici. p 9. Fun-
damentum magis illuſtre pro ententia
Ptolomæi hoc eſt: Si terra moveretur,
moveretur vel motu recto, vel circula-
ri; quia uni ſimplici corpori competit
tantùm unus motus ſimplex. Terra
non poteſt moveri motu recto: ille enim
eſſet vel per propriam virtutem, vel ab
extrinſeco agente: ſed neutrum dici
poteſt. Non illud; Virtus enim moti
va terræ eſt ſola gravitas, quæ ſolum po
teſt eſſe principium motus deorſum,
unde per eam terra nequit aſcendere
ſurſum: né hoc, quia talis motus eſ-
ſet violentus, terrâ ipſâ propriô ponde-
re reluctante, ac per conſeq uens nequi-
ret eſſe diuturnus. Deinde non conſtat
à quo terra extrinſecè impelleretur,
cùm non ſit aliud corpus gravius; nec à
cœlo is motus provenire poteſt. ??? e-
nim Cœlum raperet terram, non linea
recta, ſed in orbem ſecum ferret. Nec deinde circulari motu poteſt moveri terra, quia ſic experiremur ſingu-
lis horis, mutari diſtantiam ad polos, ſi m veretur à Septentrione ad meridiem, & qui in una hora videt Antar-
cticum, in alia videret Arcticum Nec mo???u circulari ab ortu in occaſum, vel occaſu in ortum Na
̅
ſic ſingulis no-
ctibus diverſo tempore eædem ſtellæ orerentur & occiderent. Vid: Prætorium florileg. Philoſ. diſp. 3. qu. 2.
44Eccleſiaſt. I. 5.
Terra in ſecula ſtans eſt à rad. ſubſtitit, perſtitit, permanſit, unde columna.
45Pſalm CIV. 5.
Inde fundamentum, baſis, ſedes, à radic. diſpoſuit. nutavit,
vacillavit, & inde , dim otio. Add. Pſ. CXIX. 90. XXIV. 2. Iob. XXXIIX 4.
46.
Cui addi poſſunt loca pro Solis perpe-
tua motione. Pſ. XIX. 7. Eccleſiaſt. l. 4.
Geneſ. XIX. 23. Jud. 5. 31. Mo-
raliter autem mundum ſurſum deor-
ſum moveri extra controverſiam eſt:
ejus mel eſt fel; munera funera; pax fax;
arriſus irriſus; culmen fulmen; jocus
focus; ejus oculi ſunt ſcopuli; cumuli
tumuli; ſors mors; lætitia triſtitia; ho-
nos onus; ſapientia dementia; am-
plexus nexus; blanditia ſævitia; copia
inopia; amat at hamat; pſallit fallit;
blanditur mentitur; dum oritur mo-
ritur.
47Chiliaſta apud Philoſtr. hæreſ. LIX.
Chilionelitæ vocantur, Milliarii apud
Auguſtin. l. 20. de C. D. c. 7. Mille-
narii apud Iſidor. l. 8. Etymol. c. 5.
& in Jure Canonico Can: Quidam au???
tem. 39. c. 24. q. 3. Natales ſuos de-
bent imprimis recutitorum fabulis
Vid. J. Henr. Heidegger. Diſſert ſe-
lect. 23. §. 3. & 5. Ipſam etiam dein-
ceps Eccleſiam CHRISTI error hic
infeſta vit, teſte Epiphan. hæreſ. 28. cum
Papias Hieropolitanus, homo
amator in-
temperantiſſimus, corporale Chriſti
Regnum in terris ſomniaret. Hunc
ſecutus Tertullian. l. de Spe fidelium,
& complures alii in Eccleſia primiti-
va. Conf Calvin. de Suprem. judic.
p. 125. Xyſtum Betulejum Comm. ad
Lactant. l. 7. c. 14. Sixtum Senenſ.
Biblioth: S. l. 6. annot. 346. Sch ta-
num in Diatribe de errore Chiliaſt. &
mille annis Apocalypt. §. 3. Dallæum
de uſu Patrum l. 2. c. 4. p. 188. ubi quæ-
ſitum videas veréne an ſecus Patres
Errori huic obnoxii tuerint? Legas etia
̅
apud Gerhard. Loc. de Conſumm. Se-
cul. §. 67. diſtinctionem inter Chili???
asmum craſſiorem & ſubtiliorem. Ju
dicium peculiare de Chiliaſmo Dnn.
Theologorum Wittebergenſium, Vid. ap.
Dedekenn. append. Conſil. q. 1. p. 153.
48Job. XL. 1. 20.
LXX. Vocem ubiq́; vertunt
, præterquam ſemel a-
pud Jobum, ubi nihil mutant, ſed voce
???tuntur, Hebræa. Certum autem
??? cetos ſeu , piſcem mari-
???m grandiorem aliquem intelligi:
Dicitur autem ita à ſquamarum ne-
xu & cohæſione. Ita ſentit & Lu
therus Gloſſ. in h. l.
49Apoc. IV. 6. XV. 2.
Quod eſt hic, ſuper mare vitreum,
igne mixtum electos victores ſtare, qui
mundum hunc fluctibus rerum adver
ſarum tanquàm mare agitatum, cum
probatorio afflictionum igne, pedibus
ſuis ſubjectum habent. Martin. Bor-
rhai in Apocal. ad c. 6. p. 725.
50Boſe Carm. funebr. p. 8.
51Sultanaanon, Perſis eſt Schach, u-
trumq́; Regem notat. Maat ſigni-
ficat mortuus eſt. HInc quando Rex
ad incitas redactns, Schach maat, i e.
mortuus dicitur. Vid. Erpenium l. 2.
c. 7. Hiſtor. Saracen.
52Eſ. LXV. 17. adde II Petr. III.
De hac inſtauratione per ignem con-
ficienda ita Sibylla.
.
53Rom. VII. 24.
;
Exire ex corpore Mortis
pii æſtimant & liberationem ab
ſ. intentatione captivita-
tis, à certamine, à moleſtiis & inquie-
tudine.
54Ferdin. Hauck Mesſias deſiderat.
ſuſpir. 5. p. 91.
55Idem p. 96.
56I Corinth. XIII. 1.
Si charitatem non habeam, factus
ſum
Symbolum eſt excellenter loquentis,
nec charitatem habentis. Vid. Glaſſ.
Rhetor. S. p. 474. & Crauſerum Phos-
phor. p. 725. Eodem modo apud
Diogenem Laertium de Zenone legitur,
. Eſt
autem genus inſtrumenti
Muſici tetrachordi; vult ergo Timon
Zenonem hominem eſſe loquacem, ſed
ſine mente dare ſonum. Dilherr. ele-
ctor l. 1. c. 3. Sic Mundus
Magna ſonat magno, ſed inania mur-
mure faſtu,
Scilicet agnatum prodit inane ſo-
nus.
57I. Ioan. V. 19.
de invidia & malevolentia
accipitur. Matth. XX. 15. Marc. VII.
22. & alibi.
58Andr. Gryphius Parentat. funebr.
p. 258. ex Ricciol. append. ad p. 1.
Tom. 1. l. 2.
59Lorinus ad Act. XVII. 25. 26. rectè
Cajetanum, etſi ſociennum refutat, qui
Evam non hiſtoricè, ſed parabolicè
tantum ex Adamo formatam ſomnia-
vit.
60Pſalm XXXIX. 7. 13.
.
Ecce palmos
dediſti dies meos, & tempus meum tan-
quam nihil coram te, utí univerſa va-
nitas omnis homo ſtans. i. e.
momentaneos, dodrantales, 4. digito-
rum, brevi menſurâ comprehenſibi-
les. Ubi abſtractum ponitur pro
concreto palmaris. Sic Pſ. V. 10.
Intimum eorum pravitates. i. e. ſum-
mè depravatum. Hujus menſu-
ræ aliqvoties in Scripturis mentio eſt,
habetur verò media inter palmum &
ſpithamen, eſt enim ſemiſſis, quia duplicatus, aſſem, i. e. pedis menſuram conficit, cujus dodrans ſpithame eſt,
quadrans palmus. Longitudo ſiquidem ejus quartam capit manus clauſæ, porrecto pollice, per transverſum.
Targum: paucos. LXX. menſurabiles. LXX. , i. e. omni
ex parte, ita ut vanitas & miſeria, quæ per alias creaturas fruſtratim ſpargitur in uno homine aggregatim ſpar-
gatur. perinde eſt, atq́; nihil niſi inanitas. R. A. Ezra idem valere dicit, quod , Vanitas
vanitatum. Simile eſt illi: Omne opus non facies die Sabbathi, i. e. nihil operis. Aret. Felinus in h. l. Vo-
cula aliquando vim habet Adverbii negandi non, quandoq́; Nominis nemo vel nihilum. Gejer. in h l. qui
& notat hic non propriè omnis, ſed totus integer notare, ut ſit, quicquid vanitatis deprehenditur in inanimatis
id omne deprehenditur in homine, ſimilibus mutationibus, ipſiq́; tandem morti obnoxio. Dietenberger:,
Siehe/ du haſt meine Tag/ in gewiß Ziel und Maaß geſetzet/ und mein Beſtand und Lebenlang iſt wie nichts
fuͤr dir. Tigurina. Siehe/ du haſt meine Tage/ einer zwaͤr Hand lang gemacht/ und mein gantz Leben iſt wie
nichts fuͤr dir/ ja der gantze Menſchliche Stand iſt nichts fuͤr dir/ dan Eitelkeit. Saxonica antiquiſſima Lube-
cæ A. 1494. impreſſa: Suͤ/ du heſſt mine Daghe ghemeten/ un min Weſend iſt alß nicht vor di. Gal-
lica Mareſii Voila, tu as reduit mes jours, a la meſure de quatre doigts, & le temps de ma vie eſt devant toi
comme un rien.
61Pſal eod. v. 13.
62Pſ. LXII. 10.
Quæ non abſolutè accipienda, ſed comparatè in relatione ad Deum. Vid. Voët: Diſpp. ſelect. part. 1. p.
754.
63Pſ. CLXIV. 4.
Homo nihilo ſimilis eſt, dies ejus habentur inſtar umbræ evaneſcentis. Lxx. .
Theod. legit: . Sym. , quod vaporem ſignificat, ſed cum vapor aliquid videatur minus, in He-
bræo eſt , quod eſt quid inane, nihilum. Joh. de la Haye Bibl. Maxim. tom. 6. in h. l.
64Pſ. CLXIV. 4.
Homo nihilo ſimilis eſt, dies ejus habentur inſtar umbræ evaneſcentis. Lxx. .
Theod. legit: . Sym. , quod vaporem ſignificat, ſed cum vapor aliquid videatur minus, in He-
bræo eſt , quod eſt quid inane, nihilum. Joh. de la Haye Bibl. Maxim. tom. 6. in h. l.
65Job. XXXIV 9.
Non proficiet Vir in complacendo
ipſo cum Deo. Vulgata. Non place-
bit Vir Domino, etiamſi cucurrerit
cum eo. LXX.
Tigurina. Es iſt dem Menſchen
kein Nuͤtze/ ſo er gleich Gott gefaͤllig
lebt. Dietenberg. Wenn jemand
ſchon fromm iſt/ ſo gilt er doch nichts
bey Gott. Ita etiam Lutherus. quod
ad hunc locum attinet, ubi Iobus
condemnatur, quòd dixerit. Nihil
hóc proficiam, quod cum Deo ambulâ-
rim: non ita id acceptandum eſt,
quaſi id ſibi planè perſvaſum; ſed quia
in ſuo angore confuſus fuit, nec ejus
decretum & conſilium, ut oporteret,
ſenſit. Calvinus in Job. ad h l.
66Iacob. IV. 14.
.
Veluti enim vapor non
rarò, quô oritur momentô diſſolvitur:
ita & nos vix nati denaſc. mur, finisq́;
ab origine pendet.
67Tu ne quæſieris ſcire (nefas!) quem
mihi, quem tibi
Finem Dî dederint? Leuconöe, nec
Babylonicos
Tentâris numeros, ut melius quic-
quid erit, pati
Seu plures hyemes, ſeu tribuit Iupi-
ter ultimam.
Horat. l. 1. od. 11.
68 Adam ab rubere, rubrum
eſſe, hactenus omnes fere Lexicogra
phi derivant. Sic Schindlerus Lexic
pentag ott. p. 25. . Sunt
tamen, qui , primum hominem, non tàm à rubedine, quàm à perfecta elegantia nomen ſortitum aſ-
ſerunt: moti Æthiopiſmo, cui Adam placuit, delectavit ſignificat. Vid Iob. Ludolf. Lexicon. p. 283.
69Pſ XXXIX. 13.
, ſicut tinea: Targum, & liquefactum eſt inſtar limacis corpus ejus. LXX. & tabeſcere fe-
ciſti , ſicut araneam animam ejus.
70 Cabalicè notat
???id Buxtorff. Lexic. Talmudico-Rab-
bin. R . Poſſet etiam Germani-
cum Menſch/ commodè derivari, ab
quod miſeram & laborioſam no-
tat Creaturam: Hinc Homerus.
.
71Corpus dicitur , quod Plato
nominat, i. e. ein Grab.
72Hiob. XVII. 14. XXI. 26. XXV. 6.
Quid ergo habet magnopere glori-
andum, unde magis ſe ipſe deinceps a-
met? aut quid miſero deniq; fiet, cu-
jus vel mortua omnia, itaq́; putrita, vel
ſi quæ viva, eo nihilo magis quàm ver-
mes præſtabilia. Vavaſſor in h. l. add.
Ieſ. XIV. 11. LI. 8.
73No biliſſ. Balthaſ. Sigiſm. Stoſch
in Parent. Allegor. Præfation. illa
Bernhardi: Menſtruali Sangvine in u-
tero materno fuiſti nutritus, & tunica
tua pellis ſecundina. Sic ornatus &
nutritus veniſti ad nos! ita metricè
explicat.
74Cicero lib. 1. de Legib. §. 50. de
poteſtate quâ homo pollet. Animal hoc
providum, ſagax, multiplex, acutum,
memor, plenum rationis & conſilii,
quem vocamus hominem, præclarâ
quâdam conditione generatum à
Supremo Deo. Solum eſt enim ex tot
animantium generibus atq́; naturis,
particeps rationis & cogitationis, cum
cætera ſint omnia expertia. Habet
enim homo quicquam in ſua poteſta-
te: Si enim nihil? planè ſer vilis redde-
retur homo; ſed ſola ea, quæ in intelle-
ctu noſtro reponitur conſultandi vis
atq́; facultas aliud oſtendit, Alexand.
Aphrodiſæus l. de anim. c. 7. Inter-
prete Bagolino. Fatentur omnes hoc
à natura cæteris animalibus præſtare
hominem, quòd non ſicut illa imagi-
nationes ſequatur, ſed habeat ab ipſa,
judicatricem occurrentium imagina-
tionum, quæ nam ſint eligibiles ra-
tionem: quá utens, ſiquidem examinata, quæ imaginata ſunt ejusmodi ſint, cujusmodi à principio viſa ſunt,
aſlentit imaginationi & ſic aggreditur illa; ſi verò diverſa videntur; ſi aliud quid rurſus eligibile illud eligit
id præter emittens, quod à principio, ut cligibile, ſibi viſum fuerit. Adi Ariſtotel. de anima l. 3. text. 57. Themi-
ſtium de anim. 1. cent. 28. Averroum. 12. Metaph. c. 18. Lipſ. lib. 3. Phyſ. Stoic. Diſl. 3. Cæſar. Cremoninum
de facultate appetitiva. lect. 13.
75Parentat. Sileſiac. part. 2. p. 74. ad iſta:
Pallida mors æquo pulſat pede pauperum tabernas
Regumq́; turres.
76Seneca Conſol. ad Marciam.
77Hiob. I. 21.
78Gerlach. Parent. Sileſiac. part. 1. p.
351
79Jobum fuiſſe deſertæ Arabiæ inc???-
lam, quæ deſcribitur per , haud
procul diſſitam à Meſopotamia, juxta
quam poſiti ſunt Ptolomæo;
ſicut & Strabo. l. 15.
arceſſit: quo
& facit, quod appelletur .
Qui nulli alii ſunt in
ſacro Codice, quam qui juxta Meſopo-
tamiam ſedes ſuas habent, Prolixus
eſt, ut demonſtret Campegius Vitrin-
ga Obſerv. ſacr. p. 74. Jacobo & Mo-
ſi fuiſſe probat Lambecius,
Prodrom. Hiſtor. Literar. l. 2. c. 1.
alii planè in rerum natura fuiſſe ne-
gant, ut videre eſt apud Majmonidem
in part. 3. ſect. 22. & R.
Schem Tol. in expoſ. Libri Jobi. Con-
tra quos militant loca Ezech XIV. 14.
Iacob. V. 11. Regemne fuiſſe vel mi-
nus; non dixero, videtur tamen Utz ex
provinciis Regni Edom non minimam
fuiſſe, de qua Ierem. XXV. 26. Pocu-
lu
̅
ſumſi, eoq́; potavi omnem Arabiam,
& omnes Reges Utz. Demus Regulum
fuiſſe, & veritati Hiſtoricæ nihil de-
cedet.
80Hiob. XLI. 10.
Plinius l. 9. c. ult. nat. Hiſtor.
de balænis ita: Ora habent in fronti-
bus: idcoq́; ſumma aquæ natantes, in
ſublime nimbos efflant.
81Boſe. Carmin. funebr.
82Cicer. Tuſcul. qq. l. 1.
83Syrac. XL. 1.
In Græc. .
Jugum grave ſuper filios A-
dam. Inde Pſ. LXXIII. 22. ju-
mentum factus ſum. Conf. Joann.
de Pinna Madritenſ. in h. l. & Oli-
verium Bonartium in h. l. p. 610.
84Chryſoſt. Homil. 24. in Epiſt. ad Ro-
man. .
85Chryſoſt. homil. XV in 1. ad Ti-
moth. ;
add.
quæ habet ſerm. 1. ad Theodorum
lapſum. tom. 6.
86Theodoretus in Pſalm. 54. ad V. 16.
Præſens vita incolatus elt, in ea enim
tanquam advenæ, & peregrini diver-
???amur, non habitamus. Chryſoſt. ho
mil. 18. tom. 5. vocat; ita
enim nos, inquit, in præſenti vitâ, re-
ſpiciamus vitam, tanquam diverſori
um, neq́; quidquam hic relinquamus
in diverſorio, ſed omnia in Metropo-
lim, id eſt, in cœlum deferamus.
87Olympioderus. catenâ. in cap. 8. Iobi
.
Theophanes homil. 6. Umbra vanio-
res res humanæ ſunt, & inſtar fallaci-
um ſomniorum avolant.
88Chryſoſt. homil. 15. in Acta, tom. 4.
& homil. 85. tom. 5. Præſens vita cer-
tamen & lucta eſt, atq́; eos, qui ſemel
in hoc virtutis ſtadium ingreſſi ſunt, in
omnibus continentes eſſe oportet. His
paria habent Baſilius Seleucienſis Ora-
tion. 27. & Tertullian. libr. ad Mar-
tyres c. 3.
89Quicquid humanum, limitatum eſt, &
anguſtum. Unde Seneca: Stat quidem ter-
minus nobis, ubi illum inexorabilis fa-
torum neceſſitas fixit; ſed nemo ſcit no-
ſtrum, quàm prope verſetur terminus.
Vid. Emanuel de Naxera. Toletanus
Comment. in Eccleſiaſt. p. 999. Johan-
nes Tollenarius Speculo Vanit. mundi.
Quicquid alit mundus, tibi ſit quod imago theatri,
Bulla maris, ſomni ludus, inane NIHIL.
90Hæc data pœna diu viventibus, ut re-
novata,
Semper clade domus, multisq́; in lucti-
bus, inq́;
Perpetuo mœrore & nigra veſte ſene-
ſcant.
Juvenalis.
91Hiob. VII. 15.
92Non minimi ſunt inter dolores qui
corpus noſtrum afficiunt, qui Colici
appellantur, & tàm graviſſimè affligunt,
ut ad eos to erandos non vulgari, ſed
Stoici Philoſophi patientiâ opus ſit,
cujus cum Colico dolore pugnam, e-
gregiè deſcribit Aulus Gellius, Noct.
Atticar. l. 12. c. 15. Traxit autem
Coſica nomen, vel à parte affecta, in-
teſtino nimirum , ( rectè per
o, non per , ſcribi, oſtendunt
Wolfgang. Seberus ad Pollucem. Salma-
ſius de ann. climacteric. p. 731. & Ioan.
Riolanus Anthropogr. l. 2. c. 14.) quod
atrociſſimam hanc paſſionem experi-
tur; quamvis tenuia etiam inteſtina ſe-
dem affectam præbeant, & dolor iſte
in abdomine partim percipiatur, nunc
circa, nunc ſuprà, nunc infrà umbili-
cum, mobilis ut plurimum & vagus:
vel , à torquendo,
caſtigando: vel , à pro-
hibendo, retardando, quia ob longum
& anfractuoſu
̅
ductu
̅
, ipſasq́; cellulas, feces tranſeuntes remoratur, de quo vid. Magnum Thomam Bartholinnm
Inſtitut. Anatom. l 1. c. 11. p. 68. quod ipſum & huc applicare licuerit, cùm in Colica, præter dolorem
iſtum quaſi ordinariè etiam alvi adſit adſtrictio: dicitur aliàs Græcis , & ;
Sunt etiam qui appellant Chordion ſive Chordapſum, vid. Celſum. l. 4. c. 16. quod in hoc dolore, inteſtina
chordæ in modum diſtendantur, con volvantur & cortorqueantur. Apud antiquiſſimos tamen Medicos, do-
loris hujus nullam invenias fieri mentionem; Hinc cum Tiberius Cæſar, Romæ, in edicto quodam, valetudinem
excuſans, voce Colicâ, hactenus incognitâ uſus eſſet, novus inde morbus irrepſiſſe credebatur, quem nec pri-
or quisquam, ipſo Imperatore ſenſiſſet, ut refert & admiratur Plinius Hiſtor. natural. l., 26. c. 1. Innotuerat
autem jamdudum ſed ſub nomine Ilei, qua una voce antiqui Medici, omnia inteſtinorum atq́; ventris tormina
intellexerunt.
93Podagra affectus eſt, quo hodiè nullus ferè vulgarior, frequentior & truculentior; de naturâ ejus & cauſis,
tot ſunt Medicorum ſententiæ, quot divitis oſtia Nili. Matteo Soriano trattato curioſo del male della podagra;
exiſtimat humorem hunc generari extrà Calvariam, ſcilicet intrà pericranium & cranium; atq; ex inde intrà
cutem & partes muſculoſas, usq, ad articulos defluere. Carolus Piſo. l. de morbis ex ſeroſâ colluvie ortis, p.
347. nullum humorem, præter ſolum ſerum pro cauſa agnoſcit; Pereda in Scholiis ad Paſchalium c. 61. p.
458. omnium humorum multitudinem, frequentius tamen crudorum & pituitoſorum, podagram cauſare poſſe
aſſerit; Bonetus in Pharo Medicorum l. 10. p. 584. contrà, non omnem Arthritidem, ab humore frigido eſſe
diſputat. Wallis. in tract. de febrib. c. 1. p. 8. à Sale variè coagulato Arthritidem oriri affirmat: Helmontius
cauſam con???icit in acorem corruptum. Inter iſtas autem altercationes, patitur & moritur ut plu-
rimum æger. de Georgio Richtero Con-
ſil. Norimbergenſi, & Academ. Althor-
phin. Pro=Cancellario, ita in ejus vita
Epiſt. ſelect. præfixa. CL. Arnoldus: Ob-
venit illum inopinantem, inveteratum
illud, multisq́; hodiè imprimis fatale,
& ipſa appellatione, multis quidem in
riſum, iis verò quos tangit, in horro-
rem deſinens malum, Podagra, quam
paucis deinde annis poſt, ne quid ægri
tudini, per ſe ſatis calamitoſæ, deeſſet.
ſecutus eſt dirus ille, & experientiâ
teſte, multò immitior, tot eruditarum a-
nimarum Carnifex Calculus. Ita ni-
mirum homines ſumus, quos, cum in
conſummationem dignitatis, per mille
indignitates aſcendimus, miſera illicò
habet cogitatio, nos laborâſſe in titu-
lum ſepulchri.
94Hippocrat. oper. ſect. 8. epiſt. ad Da-
magetum. .
95Eſ. XXXIIX. 2.
96Poſt Sodomorum cœleſte incendium,
nil oſtenditur, niſi impietatis exemplu
̅
,
& voluptatum ſpecies inaniſſima,
quam nobis reliquit contemplandam
Deus, in Pomis; de quibus Solinus c.
44. Ad ſpeciem fulgent, nàm fuligi-
nem intrinſecus favillaceam ambitio
tantùm extimæ cutis cohibet, quæ vel
levi preſſa tactu, fumum exhalat, & fa-
tiſcit in vagum pulverem. Add Var-
toman. Navigat. 1. p. 195. Chriſtoph.
Harrant. part. 1. p. 272. Itinerar-
de Lacu Aſphaltite. Umb den See
herumb/ eine Meile breit/ wan man
anfaͤhet/ von der gegend an/ da der
Jordan darin faͤlt/ iſt alles oͤd und ab=
gebrant; Wie dan auch der Orten ein
Gewaͤchs/ den ſchoͤnſten und herlich-
ſten Apfeln aͤhnlich ſol zu finden ſeyn/
welche wan man ſie auffthut/ vol A=
ſchen und Geſtancks befinden. Franz
von Troilo, Itinerar. noviſſ. ann. 1666. p.
345. ſe Poma iſta vidiſſe aſſerit. Sel-
biger Orten ſtehen auch etzliche Apfel=
Baͤume/ derer Fruͤchte zwahr auſſer-
halb/ ſehr ſchoͤn und roht anzuſehen
ſeind/ ſo bald man ſie aber auffmacht/
iſt lauter Aſchen darinnen/ welches
ich mit meinen Augen geſehen/ und
in meinen Haͤnden gehabt.
97Il Sam. XIV. 25. 26. XIIX 9,
LXX. .
Siclos Hebræi , Chaldæi & Syri
vocant; Onkelos red-
didit: Sumitur autem pro Specie Num
mi; Veteres namq́; Hebræi, Chaldæi &
Syri. pecuniam non numerabant, ſed
ponderabant. Vid. Geneſ. XXIII. 16.
Exod XXII. 17. I. Reg. XX. 39. Job.
XXIIX. 15. Eſ. XLVI. 6. Jerem.
XXXII. 9. 10. Sic Matth. XXVI 15.
legimus, Judæ Proditori XXX. argen-
teos non numerâſſe Judæos ſed ,
vel ut Symachus locum parallelum Zachar. XI. 12. reddidit, , pondere dediſſe. Sunt autem Sicli. alii
Sacri, ſ Eccleſiaſtici; alii profani. Illi rebus ſacris tantùm adhibebantur, & erant argentei, Hebræis dicti,
, æſtimabanturq; viginti geris ſ. obolis. Inde vocem Gerah, quæ in Hebræo eſt Exod XXX.
13. Numer. III 47. Exech. XLV. 12. Græci Interpp. reddunt . Gerah autem He-
bræis tantum eſt argenti. quantum pendunt XVI. grana hordei. Comprobant idem: R. Iechaias libro, cui
titulum fecit & Hieronymus Comment. in Ezech IV. Hodiè iſtiusmodi bini Sicli, con-
???ituerent Talerum. i. e. argenti unciam, cum juſtu??? Taleri pondus unciale ſit. Figuram hujus ???icliære ex-
p???eſſit Caſp. Waſerus lib. de antiq. Hebræor. numm. in cujus una facie videre eſt, forma urnulæ aureæ, men-
ſuram plenam Mannæ capiens, cujus mentio fit. Exod. XVI. 33. Hebr. IX. 4. cum Inſcriptione
in altera virga Aaronis Numer. XVII. 8. . Inſcriptiones autem iſtæ literis Samari-
tanis expreſſæ, à Waſero tantùm Hebraicè verſæ. Theſeus Ambroſius, Introduction in Ling. Chaldaic. inveniſſe
ſe ſcribit Romæ, tempore Iulii II. & Leonis X. Nummos aliquot, cum Inſcriptione Sammaritana, quibus ex u-
n parte impreſſa erant. ex altera Faciunt autem L. Sicli
argenti ex computo dato, quibus æſtimabatur mas, à nato xx annos, usq́; ad Sexagenarium Levit. XXVII. 3.
XXV. Taleros Imperiales. X???X. Sicli. quibus æſtimabatur ejus ætatis fœmina, taleros XV. 1365 Sicli,
quos Moſes à primogenitis filiorum Iſrael, pro redemptione ipſorum accepit Num. XXX. ſexcentos octo-
ginta duos Imperiales cum ſem ſſe; xxx Sicli, quibus venditus Chriſtus, uncias argenti XV. i. e. totidem ta-
leros Imperiales. Sacros namq́, fuiſſe hos ſiclos, patet exinde, quod Primicerii Sacerdotum cum Judâ Prodi-
tore convenerunt; Euſebius etiam citans locum Evangeliſtæ, argenteos iſtos, diſertè tranſcripſit. Conf.
Ioſeph l. 3. antiqv. c. 9. Iſtiusmodi Siclus oſtenditur Romæ in Templo S. crucis in Hieruſalem, & Pariſiis in
Templo S. Iohannis Lateranenſis, cùm nſcriptione POD. ON: Cujus authentiam tamen nemini obtrudo.
Siclus profanus ſ. communis rebus civilibus adhiberi ſolitus Hebræis dicebatur , qui ante &
poſt latam legem in uſu fuit, & differt à ſacro, cò quod ille non niſi ad uſum Templi; hic autem rebus aliis eti-
am inprimis profanis adhibebatur; æſtimabatur decem geris ſ. obolis; Græci voce pretium Sicli
hujus exprimunt, unde etiam didrachmatus vocatur. In unà hujus Sicli facie erat Theſei, altera bovis imago;
conſtituit nobis quadrantem Taleri. Profanis hiſce Siclis annumerandi M. Sicli argentei, quos
Abimelech Rex Gerar, Abrahemo dediſſc legitur, Geneſ. XX. 16. qui faciunt ducentos quinqua-
ginta Taleros, prout & ad hos ſiclos, referenda loca: Geneſ. XXXVII. 28. Exod. XXI. 32. Iudic.
XVI. 5. II. Sam. XIIX. 11. 12. II. Sam. XXIV. 24. II. Reg. XV. 20. I. Reg. X. 29. Ierem. XXXII. 9.
Hoſ. III. 2. Tempore Davidis, In-
ſcriptio hujus Sicli didrachmi talis
erat.
cum arce expreſſa, ex altera parte le-
gebatur
Iuxtà hanc rationem Siclorum profa-
norum ſ. didrachmatorum, computan-
dum pondus Capillorum Abſalonis:
qui detonſi quotannis, penderunt
CC. Siclos communes, i. e. uncias
quinquaginta, quæ conſtituunt quatu-
or libras Romanas, cum totidem Semi-
unciis. Siclos enim communes h. l.
intelligendos, contextus ipſe docet,
ponderis Regii mentionem faciens,
quod pondus illud ipſum fuit, quod
oppoſitum ponderi ſacro, nunc Regi-
um, nunc profanum dictum.
98Neſcit Natura diſcernere, quand???
deficimus; Omnes ſimiles creat, omnes
ſimiles claudit gremio ſepulchri. Am-
broſius.
99Galat. VI. 3.
100Gregor. Nyſſen. Orat. de anim. tom.
2. p. 97. .
add. Baſil. Cæſarienſ. in Pſalm. 44. &
Chryſoſtom. Homil. 18. tom. 5. p.
112.
101Gregor. Nazianzen. Orat. 31. p. 503
, vocat pulchri-
tudinem. Hinc Owenus.
Quid fidis formæ, populat quam
morbus & ætas,
Multis cauſa mali candida forma
fuit.
102Halman. Carm. funebr. p. 69.
103Fallunt hominum exſpectationem
frequenter divitiæ, ſuâ inſtabilitate, &
quæ pro Deo habentur, ſervile ingeni-
um oſtendunt, ad fugam facile &
promptum, Chryſoſtom. homil. 2. ad
Pop. Nihil tàm infidum, quàm divi-
tiæ: fugitivus eſt & ingratus ſervus, fi-
dem non habens, vel ſi innumera ipſi
vincula injicias, ſic quoq́: cum ipſis
vinculis fugit. Meritò ergò Apoſto-
lus vult, divites, non ſperare, in incerto
divitiarum; quid enim divitiis incerti-
us? Ideò à Nazianzeno lamb. 18. ap-
pellatæ ſunt fluentes, ebriæ, cæcæ, vagæ
opes; ita hàc illàc temerè pererrant.
Prudenter ergò Hormiſda in Conſtan=
tinopolitana Synodo act. 1. monet. Non
decipiamur ſpe, deſideriorum, id eſt,
ne patiamur nos deludi ea ſpe, quam
deſideria nobis ingerunt, quæcunq́; e=
nim optamus, facilè ad ducimur, ut ſpe=
remus, variis ratiocinationibus, plus
nimium deferentes. Iacob. I. 11. di-
vitiæ dicuntur fœnum, & dives in iti-
neribus ſuis marceſcere: Sic ludit in
humanis, divina potentia rebus! Nec
abs re Deus ita cum divitibus agit, ſed
ſumma ratione atq́; conſilio, nec mi-
nori eorum merito, utinam etiam com-
modo. Etenim cum divitias ament, ſu-
prà naturæ exigentiam, ſuprà neceſſita=
tem; illisq́; vel ad luxum, vel ad faſtum
abutantur, jure Deus illos bonis ever=
tit, & inanes ac vacuos relinquit, ut
neceſſariis deſtituantur, qui ſupervaca
nea, ambitioſa ſollicitudine quærunt,
ad inanem faſtum & arrogantiam. Di-
dacus Daza in c. 1. Iacobi v. 7.
& 9.
104Sapient. VII. 8.
105Job. XXXI. 24 25.
Antiquis pecuniam divinis honoribus cultam, ac pro Deo habitam, tradit Auguſtinus l. IV. de C. D. c. 21.
ut mirer, quo pacto dixerit Juvenalis Satyr 1.
Et ſi funeſta pecunia templo
Non dùm habitat; nullas nummorum ereximus aras.
106Actor. XVII. 23.
107Matt. XIX. 23. 24. conf. Marc. X. 24. 25.
108Quid hic omnis? Sapiens, potens di-
yes! ſed quid hæc omnia tandem?
NIHIL.
109Trajano Boccalini. cent. 1. ragg. 84.
felice ſarebbe il mondo, ſe Tacito ha=
veſſe ſempre taciuto. Valeriano Caſtigli-
one, in Statiſta Regnante. rag. 2 di ſtato.
De Tacit; Chi???fa parlare i piu ſaggi Po=
litici del mondo. Petr. Andr. Canon=
hierus diſcurſ. Polit. ad Tacit. Regi=
bus ô utinam! ſit tacitus Tacitus.
110Machiavelli cauſam tuentur ex parte
Andr. Knichen. in comm: de Saxon:
non provoc. Jure. c. 5. n. 92. Alber.
Gent de leg. l. 1. c. 9. Juſtus Reiffenberg.
in monit. polit. c. 27. Chriſtoph Forſt-
ner. in hypomn. polit. 27. Gabr. Nan=
dæus bibliograph. polit. Matth. Bern=
egger. diatr. 3. in Sueton. Cæſar. c. 7.
ubi eum vocat, acutiſſimum ab Hetru=
ria Doctorem.
111De Familiis deperditis eleganter
ſcripſit P. Biſſelius.
112Lege omninò Franciſcum Menne-
nium, de Origin. ordin. militar.
113Daniel. XII. 3.
Vertas licet tranſitivè
ut ſit idem, cum ; ta=
men manebit, majorem Gloriam pro=
mitti Doctoribus, quàm Auditoribus.
Conf. I. Cor. XV. 41.
114Luc. 1. 52.
115Seneca de brevit. c. 19. Cum vi-
deris prætextam ſæpè jàm ſumtam;
cum celebre in foro nomen; non in-
videris iſta: vitæ damno parantur.
116Senec. de tranquillit. c. 15. Naſcitur
ex aſſiduitate laborum, animorum he-
betatio & languor.
117Eccleſ. IX. 11.
Auguſtin. l. 3. de Trinit. c. 4. Nihil fit
viſibiliter & ſenſibiliter quod non de
interiori & inviſibili, atq́; intelligibili
aula Summi Imperatoris, aut jubeatur
aut permittatur, ſecundum ineffabilem
juſtitiam præmiorum atq́; pœnarum;
gratiarum & retributionum, in iſta to=
tius creaturæ ampliſſima quadam,
immenſiſſimaq́; Republica. Idem l.
Retractat. c. 1. Nihil caſu fit in Mundo.
Lactant l. 3. c. 29. Stultitia & error,
& coecitas & ignoratio rerum atq́;
cauſarum, Fortunæ nomen induxit.
118Romani, cum plus Fortunæ, quàm
Virtuti deferrent; Virtuti ſero, & lon-
go ab Urbe condita tempore, fanum
poſuit Scipio Numantinus. Deinde
Marcellus Virtuti & Honori, ac Menti
dedicavit Æmilius Scaurus, cum jàm
Sophiſtis, & oratorum argutiis in Ur-
bem illapſis, res iſtas magnis laudibus
ſerre cœpiſſent. Sapientiæ in hunc
usq́; diem templum non eſt, neq́; Tem-
perantiæ, aut Tolerantiæ, aut Magna-
nimitati, aut Continentiæ. Fortunæ
verò Templa ſunt ſplendida & antiqua. Primus Fortunæ Templum dedicavit Servius Tullius tertius à Ro=
mulo Rex, & Brevem vocavit; an quod initiò humilis, & obſcurus, matre natus captiva, Fortunæ manu uſur=
paſſet Regnum: aut magnitudinem potius mutatio, quàm exiguitatem indicat Fortunæ? Et ne quid linque=
ret, unde divinam ageret, haut duntaxat bonæ Spei, averruncæ, blandæ, primigeniæ, virilis, templa condidit: ſed
& convertentis & benè ſperantis: & virginis, & quid reliqua perſequar cognomina? cum viſcatæ etiam For=
tunæ Templum ſit, quaſi eminus nos captantis, & rebus adhibentis: & p. p. Fortunam verò ut Primigeniam
ſunt venerati Romani, nimirum quia omnium rerum principium, Fortuna eſt, & ex fortuitis eventis natura
conſtituitur, quando fortuita eventa, ordinem inter ſe ſortiuntur. Muliebris Fortunæ Templum ante Camil=
lum perſtruxére Romani, qvum Coriolanum adverſus patriam venientem, exarmavit mater. Dum fortunæ
ſacrabatut Idolum reſonaſſe fertur; Pie me ô matronæ cives legis urbis dedicaviſtis. Ad Tiberim verò Fortu-
na Fortis eſt dedicata, de cunctis ſcilicet triumphans, eiq́; fanum in hortis, quos populo legavit Cæſar, dedica=
vere, cum ad ſummam evectum potentiam, Fortunæ beneficio ipſemet gloriaretur. Servius Tullius, qui om=
nium Regum maximè, & potentiam auxit populi, & Rempublicam ordinavit, ſe Fortunæ commiſit, eiq́; Re=
gnum ſuum acceptum tulit; ita ut etiam, cum eo conſueſcere Fortuna putaretur, per feneſtellam in domum ejus
deſcendens. Ita de Romanorum Cultu Fortunæ præſtito, Johannes Palatius, in Veneto Lyceo Profeſſ. &
Venetiarum Plebanus. Aquil. inter Lilia. c. 2. de Fato & Fortun. l. 9. quamvis ipſi etiam Gentiles irri-
dere videantur Fortunam; Ita enim ap. Herennium Pacuvium l. 2. Fortunam inſanam eſſe & cœcam perhi-
bent Philoſophi; ſaxoq́; illam inſtare globoſo prædicant volubilem. Ideò quo Saxum impulerit fors, cadere
eò Fortunam autumant. Cœcam ob eam rem eſſe iterant, quod nihil cernat, quò ſeſe applicet. Inſanam autem
ajunt, quia atrox, incerta, inſtabilisq; ſit. Brutam, quia, dignum atq́; indignum negat internoſcere. Juvenal.
Saturn. 10. nihilominus.
—— —— —— Sed te
Nos facimus Fortuna, Deam, Cœloq́; locamus.
119Parca omnium cauſa impiè aſſeritur à Seneca c. 5. de Provid. Scio, omni
̅
a certâ & in æternum dictâ lege
decurrere; Fata nos ducunt, & quantum cuiq́; reſtat, prima naſcentium hora diſpoſuit, Cauſa pendet ex cau-
ſa privatà ac publica, longus rerum ordo trahit. Ideò fortiter omne ferendum eſt; quia non ut putamus, inci-
dunt cuncta, ſed veniunt. Quid eſt boni viri? præbere ſe Fato. Grande ſolatium eſt, cum univerſo rapi; quic-
quid eſt, quod nos ſic vivere juſſit, ſic mori; eadem neceſſitate & Deos alligat: Irrevocabilis humana pariter ac
divina curſus vehit. Ille ipſe omnium conditor ac rector, ſcripſit quidem Fata, ſed ſequitur. Semper paret, ſe-
mel juſſit. Unde Crœſi Legatis Oracula exprobrantibus, ap. Herodot. reſpondit Apollo: Sortem Fato deſtina=
tam, ne ipſi quidem Deo defugere poſſibile eſt. Inde Poëta:
Deſine, Fata Deum flecti, ſperare precando.
120Auguſtin. tract. 37. in Johannem.
Idem l. 5. de C. D. c. 8. qui omnium
connexionem, ſeriemq́; cauſarum, quà
fit omne, quod fit, Fati nomine appel-
lant, non multùm cum eis, de verbi
controverſia certandum, atq́; labo-
randum eſt, quandoquidem ipſum
cauſarum ordinem & quandam con-
nexionem Dei tribuunt voluntati.
121M. Pompejus.
Ille tremor Ponti, ſævi quoq́; terror Hydaſpis
Et piratarum ſcopulus; modò quem ter ovantem,
Jupiter horruerat, quem fracto in gurgite Pontus
Et veneratus erat ſub miſta Bosphorus unda.
poſt tres conſulatus, totidemq́; triumphos, domitumq́; terrarum orbem, evectus ſuper quod aſcendi non pote-
rat; in Pharſalicis campis victum, & proditum, faciei prætendere togam, indignatum, apertum Fortunæ præbe-
re caput. Vidè qvum lumina premat, contineatq́; animam, ne quas effundere voces poſſit, & æternam fletu cor=
rumpere famam. Latus verò Achilla perfodiente, nullo gemitu conſenſit ad ictu
̅
. Fata vicit, deſpiciendo nefas, &
ſervando immobile corpus. Conſuluit famæ, ſe probavit moriens, minimè adverſa pati neſcire. Juſtitiu
̅
quis ſol-
vit? Inſepulta oſſa jacerent, ni nauta parvà clauſiſſet humo: volarent per auras retecti cineres, ni humili Sa=
xo compreſſiſſet arenam. Grandi ſepulchro, maximus cum deberetur titulus inſcripſit. Hic ſitus eſt Magnus.
Tam grandis anima poſtquàm Orbes teneret æternos, verò irriadiata lumine
Vidit, qvanta ſub nocte jaceret.
Noſtra dies, riſitq́; ſui ludibria trunci. Lucan. 9.
122Qui ſe novit, Deum noſcit; De-
um noſcens, Deo aſſimilabitur. A-
gapetus.
123Geneſ. V. 24.
De Hanoch dicitur
& ambulavit cum Deo;
Targum Onkelos: & ambulavit Ha=
noch in timore Domini. LXX.
, placuit Deo,
ſcilicet per fidem. Hebr. XI. 5.
Inde Clem. Alexandr. l. 4. Stromat. c.
6. In obedientia juſtus inventus fu-
it. Subitò ergò defiit apparere inter
homines, propterea quod Deus eum
vivum èterra in cœlum transtulit. vid.
B. Gerhardum Comm. in h. l.
II. Reg. II. 11.
Nicolaus Serarius in h. l. Nondum
(Elias) Dei eſſentiam intuetur, ſed
fidem adhuc habet, & divinis contem=
plationibus occupatur & orationibus.
Fortaſſis etiam divinis de rebus, cum
Enoch interdum agit, ut ſentit Sva-
rezius tom. 2. diſp. 55. Ab omni
tentatione liberatus eſt, & nullo for-
taſſe corporario cibo utitur. E-
andem inflat tibiam Petrus Mar-
tyr. Comment. in h. l. At in Epiſtol. ad
Hebræos XI. 5. clarè dicitur, fide Enoch translatus eſt, : quod exponi nequit de morte
tantumæterna, ſic enim præ reliq is Patriarchis nihil haberet peculiare. E. vivus in cœlum beatorum rap-
tus, unde & aſſociatus Chriſto, in glorificatione Thaborea, unà cum Moſe.
124Deuteron. XXXIV 5. 6.
Moſes, qui Dei Nuncius vocatur Chryſoſtom. homil. 2. ſup. Geneſ. Baſil homil. 1. Hexaem. Ambroſ. l. ???. c. 2.
Hexaem Prophetaru
̅
Initiator & Theologus Euſeb. demonſtr. Evangel. l. 5. Legislatoru
̅
illuſtriſſimus, div inoru
̅
Myſterioru
̅
Spectator & Præſul. Nazianzen. orat. 6. ad. Gregor. Nyſſen. Poſtqua
̅
quinquaginta tria itinera con-
fecerat, centu
̅
ſeptuaginta tria Colloquia, cum Deo inſtituerat; quin quaginta miracula ediderat clariſſima irre-
vocabilem Dei ſententiam Numer. XXVII. 12. evitare non poterat; ſed mortuus in terra Moab, & ſepelivit eum
Deus in terra Gai: Et licet ſint inter Patres, qui cum Ambroſio l de Cain & Abel. Hilario can. 20. in
Matt. & Joſepho l. 4 antiquit c. ult. eum à Domino abſconditum putent. verè tamen mortuum, litera ſacra
docet; quid quod & in monte Thabor verè apparuerit, non imagine ſolum, ut Strabo in c. 9. Luc. opinatur:
nec juxta animam ſolùm, ut contendit Thomas, in c. 17. Matth. Sed ipſo corpore; duabus autem de cauſis,
ait Auguſtinus l. 1 de mirabil. Scriptur. c. 35. mortis ejus & ſepulchri nemo erat conſcius; quatenus iſtam
faciem, quæ conſortio ſermonis Domini rutilaverat, mortis mœrore repreſſam, nullus videret; & ne ſepulchrum
ojus populus Iſrael, ſi cognoviſſet, ubi eſſet, adoraret.
125Eccleſiaſt. XII. 2. 3 4. 6.
cuſtodes domus. B.
Luthero, manus ſunt; ita ille in
Explic. Eccleſiaſt: Corpus noſtrum, do
mus quædam, in qua invenire eſt po-
litiam & œconomiam, cujus Politiæ
Rex caput eſt, Cuſtodes manus, tan-
quam tutores Corporis; ſic & Ari-
ſtotel. Manus vocat Organum Orga-
norum l. 2. de anim molares.
Græci appellant, Latini den-
tes, quaſi edentes
in humilitatevocis molæ. La-
ctant. l. 1. de opific. Dei, c. 10. Den-
tes plus conferunt ad loquendum;
Nam & infantes non ante incipiunt
fari, quàm dentes habuerint; & ſenes
amiſſis dentibus, ita balbutiunt, ut ad
infantiam revoluti, denuò eſſe videan-
tur. funis argenteus, i. e.
interprete Valleſio medulla ſpinalis.
vel. B. Luthero, cibus & potus, quo
corpus humanum ſuſtentatur; quo
deficiente, ſenſim corrumpitur.
126Gregor. Nazianzen. Orat 10. fu-
nebri in laudem Cæſaris fratris num.
19. Nonne ex paucis his diebus, qui
reſtant, hoc ſolum lucrifaciem us, ut
plura mala partim videamus, partim
patiamur, partim etiam fortaſſe facia-
mus. Auguſtin. ſerm. 17. de verb.
Domin. ex Matth. Mali ſunt dies,
& eò pejores, quia diliguntur.
127Hiob. I. 19.
128Sap. X. 7.
Auguſtin. l. 21. de C. D. c. 5. inter
ea, quæ non rectè queant agnoſci, &
tamen eadem eſſe, non ſit ambiguum,
refert etiam hoc; Poma in terrâ Sodo-
morum gigni quidem, & ad maturita-
tis faciem pervenire, ſed morſu preſſu
ve tentata in fumum ac favillam, corio
fatiſcente, evaneſcere: Conf. Solin. c. 44.
part. 1. memorab. Corn. Tacit. l. 1.
Hiſtor. Perer. diſp. 6. num. 46. in c.
19. Geneſ.
129Sicuti Urbium & Imperiorum; ita
gentium nunc floret fortuna, nunc ſe-
neſcit, nunc interit. Cuncta promit
tempus. Roma naturæ æmula, artis mi=
raculum, cui par eſt nihil, & nihil ſe-
cundum, quid erat?
Vbi nunc Roma eſt, orbis caput, arbor
& herbæ
Et paucæ pecudes, & caſa rara fuit.
Ovid. Faſtor. 5.
Veteris Romæ faciem, poſt tot il-
luſtrium Antiquitatum funeſtas rui=
nas, aliquot jàm diſſertationibus publi=
cis pingere cœpit, Tullius Noſter ſine
pari, in Gloriam ſeculi natus, Reipubli-
cæ literariæ Atlas, Nobiliſſimus Olaus
Borrichius, & propediem feliciter
perficiet.
130Vbi Græcorum Triumphi, Sparta,
Theba, Mycenæ?
Magna fuit cenſuq́; virisq́;
Nunc humìles veteres tantummodo Troja ruinas
Et pro divitiis tumulos oſtendit avorum:
Clara fuit Sparta, & magnæ viguere Mycenæ,
Nec non Cecropis, nec non Amphionis arces.
Vile ſolum Sparta eſt, altæ cecidére Mycenæ:
Qvid Pandionæ reſtat, niſi nomen Athenæ.
131I. Corinth. XIII. 9.
132Plato Libros appellat Liberos.
133I. Corinth. IIX. 1.
Eſ. XXXIII. 11.
134Lanſius Conſultat. pro German. p.
49. 50.
135Manichæi, teſte Auguſtino l. 10. in
Geneſ. c. 13. & l. 6. contra Fauſtum.
duas in homine aſſeruerunt animas
eſſe, unam Spiritualem à Deo, aliam
verò animalem ei contrariam & à
contrario principio malo profectam.
Alii duas animas in homine appel-
lant, ſenſitivam & rationalem, ut Didi-
mus. l. 2. de Spir. S. Occam. in 4. q.
7. Mayronius in 2. diſ. 17. q. unic.
Th. Garbius l. 1. tract 5 p. 49. Non-
nulli partem animæ vegetantem, ſen=
tientem & intelligentem, diſtinctas
in eodem homine formas eſſe ſubſtan=
tiales aſſerunt, ut Iandunus l. 1. de a
nim. q. 12. Philopon. l. 1. de anim. §.
91. Zabarell. de anim. facultat. c. 8.
& 9. Quidam autem, in quolibet ho=
mine unam tantum animam eſſe ratio=
nalem defendunt, tribuentem ei om-
nem gradum vitæ, vegetativæ, ſenſitivæ & rationalis. Ita Ariſtotel. 1. de anim. c. 4. §. 66. quem ſeqvuntur:
Scotus m. 2. d. 15. q. unic. Durand. in 4. d. 11. q. 2. Conſentiunt etiam Patres: Auguſtin. l. d. Gregor. M. homil.
12. in Ezech. Gregor. Nyſſenus lib. de creat. homin. c. 15. Damaſcen. l 2. de fid. c. 2. Lactant. l. de irà Dei
???. 11. Manichæorum impium delirium, meritò anathemate damnavit Synodus Conſtantinopolitana 4 art.
10. can. 11. Apparet (inquit) quosdam id temporis in tantum impietatis veniſſe, ut duas in homine animas,
impudenter dogmatizent, quos omnes & ſimilia ſentientes, cum V. & N. Teſtamentum, & omnes Eccleſiæ
Patres, unam animam rationalem aſſeruerint, Sancta & univerſalis Synodus anathematizat. Non autem plu-
res realiter & eſſentialiter diverſas animas in homine eſſe, ſed unicam tantùm rationalem, probatur Geneſ. II. 7.
& inſpiravit in faciem ejus Spiraculum vitæ, & fuit homo in animam viventem: ubi anima ipſa rationalis voca-
tur Spiraculum vitæ, ut attribuatur ei, absq́; ulla limitatione, & ideò omnis vita, vegetativa, ſenſitiva & intelle-
ctiva; hinc in Hebræo legitur in plurali Spiraculum vitarum ad ſignificandum, animam ratio=
nalem, omnem gradum vitæ homini conferre.
136Wilhelm. Ferdinand. ab Effern, rationem Status ſcitè vocat Idolum Principum. Della Raggione di Stato,
inter Italos imprimis ſcripſerunt Giovanni Franceſco Fiammelli; Giovanni Baptiſta Pigna; Giulio Cæſare Co-
paccio; Tomaſo Roccabella; Mambrino Roſeo; Ciro Spontone; Fabio Albergati; Virgilio Malvezzi, Luigi Man=
zini, Ludovico Settala; Gabriele Zinani; Federico Bonaventura, Antonio Palazzo; Giovanni Botero: quibus
annumerandus Antonio Mirandola, qui Rationem Status Pilati edidit; ſub Titulo: Ragione di Stato del
Preſidente della Giudea nella Paſſione di Chriſto. Stampata in Bologna 1630. Virgil. Malvezzi, de Ratione
Status ſine Pietate, ita. nel ritratto del. priv. polit. Chriſt. quando la ragione di Stato, ſi ſepara da quella di
Dio, biſogna neceſſariamente affermare, che e del diavolo.
137Vid. inter ſe dimicantes & certantes. Pic. Mirandulan. l. 5. contra Aſtrolog. c. 45. Georg. Agricol.
l. 4. & 5. de natur. ſubterran Du=
rand. in 2. diſt. 16. q. 1. & 3. Guidon.
de Gauliaco m. 2. tract. Chirurg. c. 5.
Bonaventur. 2. diſt. 14. Paul. Venet. 2.
Meteor. c. 1.
138De uſu & abuſu Aſtrologiæ Ge=
nethliacæ, luculentum edidit tracta=
tum, Præceptor quondam ſolertiſſi-
mus nunc deſideratiſſimus Laurentius
Eichſtadius, Phyſicus & Mathemati=
cus Gedanenſis: cui addi poſſunt Kep-
lerus in tertio Interveniente, & Linne-
mannus. Facilè tamen mihi, pace tan-
torum in Arte ſua Heroum, perſuaderi
patiar rem omnem dubio, ſi non falſo
niti fundamento; cum Dominus Na=
tiuitatis vulgò conſtituatur is, qui in
momento ortus in Lucem notatur,
qui tamen eſſe debebat, qui in momen=
to Conceptionis fuerat; ſi enim Aſtræ
influunt in homines, Embryones
iſto influxu no
̅
privandi: Ecquis autem
Aſtrologoru
̅
hunc divinando aſſequi
poſſit? non video; maximè cum pau-
ci partus regulares ſint; ſed iſta foro
ſuo relinquenda. Demus Aſtra in-
fluere in homines; certè non neceſſi-
tant. Quidquid agimus, & patimur,
non niſi à Deo eſt & per eum. In eò
enim vivimus, movemur, ſumus, & morimur.
139Quod Alchimiſtæ ſe ipſos & alios ſimul fruſtrentur inertes hominesq́; miſeri in tam divite Arte, Iro Co-
droq́; pauperiores efficiantur, non ſolum Experientia, ſtultorum magiſtra, ſatis declarat, ſed ipſi etiam Chimiæ
ſuffraganei pleriq́; haut invitè conteſtantur: Cujus Artis Studioſi ut plurimum pro carbonibus cineres, pro
metallo & auro, cinerum favillas micantes in fumo relinqvunt: Ita de Alchymiſtis Beſold. Theſ. Pract. lit. A.
n. 31. add Speidel. Specul. Juridic. Polit. n. 57. Chriſtoph. Ludov. Dietherrn not. ad Beſold. Theſaur. lit. A.
n. 31. Die Alchymia hat zwey A. Das erſte bedeutet die Artzney; Das andere die Arbeit; und wan man
ſolche auff Goldmacheriſch mißbraucht/ die Armuth.
140De his & ſimilibus deliramentis prolixiùs agit D. Becherus tract. cui titulum fecit: Die kluge Narheit/
und Naͤrriſche Klugheit.
141Talpas cœcas omninò eſſe, hactenus magno conſenſu creditum, hinc Proverbium:
ap. Diogenianum. centur. 3. prov. 25. & Suidam in & . Cleamedes Epicurum reprehendens, quòd
in Phyſicis, Ethicis & Aſtrologicis
nihil ſciret, ait eſſe
ap. Camerarium II. Emblem.
94. Horus Nilianus. ſ. Horapollo.
in Hieroglyph. l. 2. n. 63.
Ariſtotel. etſi detectis ab Ana-
tome oculis hujus animalis: viſum
neutiquam reddidit l. 3. de anim. c. 1.
4. Metaph. 22. Idem cum Ariſt. ſen-
tit Plin. l. 11. c. 37. Galen. XIV de
uſu part. 6. Philoponus apud Conim=
bricenſ. ad. III. de anim. 1. q. unic. text.
131. Zimàra. tab. ſup. Ariſt. & A=
ver. digreſſ. de talpa. Inde moti in-
primis, quod fruſtra ſit potentia, quæ
in actum non deducatur, ut eſt ap.
Reeb. axiomat. Philoſoph. Stahl. part
1. diſp. 3. regul. 2. p. 67. Affirmant
tamen Simplicius.
fol. 50. Toletus ad. 3. de
anim. c. 1. Fromondus 3. de anim. c.
2. art. 1. Bodin. Theatr. natural. l.
3. p. 343. Keckerman. diſp. 15. Curſ.
Philoſoph. probl. 22. Cardanus l. 10.
ſubtilitat. f. 275. Portentoſa ſunt
quæ habet Albertus M. lib de animal.
tract. I. c. 3. Oculis quidem carere
(ait) ſed horum vicem its præſtare,
pellem depilem, humidiuſculæ carni
prætentam, uſu non ampliore, niſi ut lucem à tenebris dignoſcere admoneatur. Add. Jonſton. c. 18. Nat. Hi=
ſtor f. 169.
142Guil. Barclajus de Poteſtat. Pontific. c. 13. notat, parùm abfuiſſe, quin omnia Bellarmini opera, quæ hære=
ſin, ſummo hodiè ſucceſſu oppugnant Pontificia Cenſura, magno cum Eccleſiæ detrimento, aboleret. Jacob.
Fuligattus l. 2. de vit. Bellarmin. c. 7. Nonnulli urgere atq́, inſtare, quò ejus opera inhiberentur, donec ege-
ri, quæ dàmnoſa, & inſeri Catalogo deberent Voluminum proſcriptotum. Fraudem excepit eventus, & ii,
quorum invidia in occulto, adulatio in aperto erat, facilè impetrarunt, ut hoc pacto, in Bellarmini Libros ſæ=
viretur. Rainaudus in Erotem. De bonis ac malis libris p. 325. Bellarmini opus Controverſiarum, ali-
quando nonniſi, quia negaverat Pontifici Dominium directum, ſuper omnia Regna Chriſtiana, Romæ eſt pro=
ſcriptum; & in indice Librorum infamium repoſitum.
143Eccleſ. XII. 12.
144Geneſ XLIV. 5. 15.
Nonne hic, quo bibit Dominus meus, in eo, & ipſe
augurando, augurabitur in eo. LXX.
.
Anglica verſio. Is not this it, in which
my Lord drinketh, and whereby in-
deed he divineth?
Gallica Mareſii. N eſt ce pas? celui
la auquel boit mon Seigneur, de du-
quel pour certain il devinere?
Belgica, ende daer hy by ſeckerlick
waernemen ſal?
Italica Diodati, Hor egli ha del tut-
to indovinato chi l ha preſa.
Hiſpanica, Y en q
̅
ſuele a divinar?
Saxonia antiqua, In dem plecht he
to wikkende.
Lutherus. Iſt es nicht das/ da mein Herr auß trincket/ und damit er weiſſaget?
Sunt qui neſcio cujus augurii & divinationis illicitæ hinc Ioſephum inſimulent? At non credibile eum,
quantumvis inter idololatras agentem, ſuperſtitionibus Ethnicorum implicitum fuiſſe; cum iſtiusmodi augu-
ria, Lege Divina, cujus ille tenaciſſimus erat, omninò prohibita. Deut. XIIX. 20. Levit. XIX. 26. II. Reg.
XIII. 24. quomodo ergò abominationibus iſtis communicare potuiſſet? R. Kimchi ſcribit, Joſephum execrabi-
li augurum ſcientia imbutum non fuiſſe, ſed Augures, ut de amiſſo Scypho certus fieret, conſuluiſſe: Sed qui
lanctus iſte Vir, ſine gravi ſcelere ad augures confugere potuiſſet? Nec probabile eſt, quod volunt alii, vel diſ-
penſatorem Ioſephi fuiſſe mentitum, vel ſaltem putaſſe, Ioſephum utpote quem omnes Ægyptii in rerum futu-
rarum prædictione excellere noverant, cognitionem iſtam per auguria, Dæmonumq́; conſultationem habuiſ-
ſe, atq́; hoc Scypho, tanquam inſtrumento uſum eſſe, præſertim cum modus iſte apud Ægyptios receptus eſſet;
repugnat enim hoc v. 4. ubi juſſu Ioſephi iſta facta perhibentur. Valleſius Philolog. S. c. 30. p. 191. ait,
Ioſephus putabatur ab Ægyptiis augurari in Scypho; ipſe; ut ſe magis diſſimularet apud fratres, ad opinio-
nem Ægyptiorum interrogavit: An ignoratis, quod non ſit ſimilis mei in augurando: Periculoſæ autem ta=
les diſſimulationes viro optimo non affingendæ. Julius Serenus l. 3. de Fato c. 18. aſſerit, Aſſyrios, Chaldæos
& Ægyptios, pelves aquis replere ſolitos fuiſſe, in quibus argenteas laminas, lapidesq́; pretioſos certis characte-
ribus ſignatos poſuerint, & verbis quibusdam pronunciatis, Dæmonem accerſiverint, qui vocem inſtar ſibili
in aquis ediderit, reſponſa reddens de iis, quorum poſtulatus erat. Cœterum dubium non eſt; Ioſephum, ex
revelatione Dei, futura prædicere potuiſſe; num autem hoc factum, de tali Divinatione exponi poſſit, meritò
dubitamus; cum divinationis miraculum non temerè in Ioſepho multiplicandum; nec ulla divinatione hic opus
fuerit. Maneat ergo; Ioſephum, Scypho ſuo, non divinare, ſed ſcrutari, tentare, explorare & experiri voluiſſe,
quo animo eſſent fratres ſui: ſi enim formale vocis tantiſper urgendum eſt, quantisper evidentia Textus non
exigit, ad certum materiale ſimul condeſcendere, formam in cognitione experimentali, qua profun=
dæ & abditæ res explorandæ vel penetrandæ ſunt conſiſtere, dubium non eſt. Neq; enim ſemper augurandi
propriè aut divinandi ſignificationem, hæc vox habet, ſed & de modo licitè quicquam explorandi uſurpatur.
Geneſ. XXX. 27. Conf. Schindlerum in R. , cujus hæc Gloſſa eſt; Dominus meus, cum veniunt in domum
ejus multi, homines, quos non novit, ſolet eos hoc Scypho probare, an fideles ſint, an fures; quò ſpectat Adagi-
um illud Hebræorum, quod vulgò R. Eleazari tribuitur. In loculo, poculo & irà, cogno-
ſcitur hominis animus. Nec eſt, qvod aliquem moretur v. 15. Ioſephum ipſum ad fratres; Daß ein ſolcher
Mann/ alß ich bin/ nicht errathen koͤnte? Senſus enim literalis ſimplex eſt. Annon vel hoc aſſequimini, quod
viri Magnates, aularum Regiarum Antiſtites, perſpicaci admodum ſagacitate inquirere ſoleant, in animos eo-
rum, qui adventant ceu apud quos non ſemel ſceleris veſtigia deprehenſa; Meinet ihr/ ich ſehe oben hin/ wan
ein frembder zu meines Koͤnigs Hoff komt; und ſolte nicht auch ſeine Stirn/ und ſein Hertz pruͤfen?
145Oſ. X. 7.
146Pſ. LXXXII. 6. 7.
147II. Sam. XII. 30.
Quæri ſolet, quô fuerit Corona
hæc Ammonitica pondere? Videtur
autem voce Talenti, non tam pondus,
quam pretium Coronæ hujus notari,
ut ſenſus ſit; Corona hæc pendebat
Talentum, vel æſtimabatur pretio Ta-
lenti aurei, idq́; tum propter artifici=
um, tum gemmas, quibus haud dubiè
exornata fuit, & quarum una vel alte-
ra ſæpe hoc pretium adæquat. Nec
eſt, quod dicat aliquis ſignifi-
care pondus, nullibi pretium; Retine-
tur enim ſæpè nomen & dicendi mo-
dus, mutata rerum ſpecie & ſignifican=
di ratione; Sic hodie dicimus, pende
mihi pecuniam, qui tamen nunc ar-
gentum & aurum non pendimus,
Conf. Dan. V. 27 & paſſim alibi, ubi
non ponderis, ſed æſtimii, pretii
& dignitatis ſignificationem habet.
148Exemplo eſſe poterit vel ſolum ho-
diè Pomum Eridis Regnum Arauſica-
num.
149Smalzius Photinianus libr. de Di=
vinitat. Chriſti. c. 3. p. 8. & in
refutat. Smiglecii c. 18. p. 138. negat
Mariam fuiſſe è familia Davidis & Ju-
da: ſed quid hoc aliud eſt, qu???m ſa-
lutis noſtræ fundamentum, à primis
radicibus convellere, inſigni petulan=
tia: Debuit enim omninò Meſſias, ex vaticiniis oppidò multis, è tribu Juda & ſpeciatim Proſapia Regia Davi=
dica oriundus eſſe. II. Sam. VII. 12. Eſ. XVI. 5. Hoſ. III. 5. Pſ. LXXXIX. 4. 5. 6. Joſephus ergò,
qui fuit de tribu Juda & domo Davidis, vi Legis, Num. XXXVI. 7. non debuit ducere conjugem, niſi ex
eadem tribu; Nam licet Aaron & Jojada, connubium aluerint, cum mulieribus è tribu Juda, tamen id hic etiam
factum eſſe non probari poteſt: Nec juvat cauſam contradicentium, quod Luc. I. 36. Eliſabeth vocatur ,
cognata Mariæ; cum latiſſimè ſumtum non modo notet cognatos ſpeciali ſanguinis vinculo
ſibi conjunctos, ſed & omnes omninò Judæos ſ. homines de eadem gente prognatos, quod manifeſtè diſcitur ex
Roman. IX. 3. ubi Paulus optat anathema fieri : Hinc & non=
nulli dici volunt, eos, qui
laboris & officii ſocii ſunt, Rom.
XVI. 7. B. Lutheri hæc fuit mens,
Eli Patrem Mariæ, qui & Jojakim
dictus eſt, è tribu Sacerdotali duxiſ-
ſe Annam, Eliſabethæ ſororem, cum
qua genuit Mariam; atq́; inde eſſe,
quod hujus dicatur fuiſſe
Eliſabetha: & ſic Maria, quoad line-
am paternam fuiſſet è tribu Regia,
quoad materna
̅
è tribu Sacerdotali.
150Hieroſolymam in medio orbis
terrarum ſitam eſſe, contendit Hie-
ron. Comment. in Ezech. V. & Hi-
larius Can. ult. in Matth. Conſen-
tit Petrus Damianus Chryſologus
dictus, tom. 1. ſerm. 37. Andreas
Cretenſis orat. de exaltat. Cruc. &
Gilbert. Genebrard in Pſ. LXXIII.
Johan. Baptiſt. Villalpandus tom. 3. Comment. in Ezech. part. 1. l. 1. c. 4. Mathematicè autem & Geome-
tricè loquendo ea non procedunt; poſſet tamen fortè ita dici, quod inter reliqvas Judææ Civitates, cultiſſima &
notiſſima fuerit.
151I. Reg. X. 27.
Hyperbolica comparatione evidens hic argenti copia deſignatur, quo & ſpectat. v. 21. non æſtimabatur
argentum ullius pretii, temporibus Salomonis. Alia temperantiorq́; hyperbole eſt Eccleſ. XLVII. 20.
congregaſti quaſi Stannum aurum, & quaſi plumbum collegiſti multum argenti. Ut non ſupra fidem videa-
tur, quod habet P. Comeſtor; Salomonis tempore, ſedilia præ foribus domorum, plurima in Ieruſalem argen-
tea fuiſſe.
152I. Reg. IX. 28. II. Paralip. VIII. 18.
Diſſentiunt eruditi, quamnam Regionem Ophir notet? Arias Montanus in Phaleg. Franciſc. Vatablus in
mot. Biblic. Goropius Becanus, Poſtellus & alii PERU allegant, ut ex metatheſi quadam factum
ſit; ſed lubricum nimis eſt, ex convenientia nominum, certi quid ſtatuere: Sic cum F. Pizarro, regiones
Attabalibæ detectæ fuiſſent, & Hiſpani ignorantes linguam, indiciis manuum vel aquam vel aliad quid notaſ-
???ent; Indiani Peru, i. e. aquam reſponderunt. Et quid apparari claſſem in ſinu attinebat Arabico, ut totam
ſcilicet Africam circumnavigaret, qvum in mari mediterraneo commodius illa, per fretum Gaditanum ſ.
Herculeum vela facere potuiſſet Salomo? Certè Phœnices ac Tyrii Sydoniiq́; littus tantum Oceani legebant:
deerat enim priſcis temporibus, volente ſic Keckermanno, comm. naut. p. 71. acus magnetica, quæ certum re-
ctumq́; maris tramitem illis commonſtraret. Quid? quod in Occidente Peru ſita ſit, cum occupare Orientem
tamen Ophir debeat. Pro India, quod auri argentiq́; inſigniter ferax ſit, pugnant Ioſephus l. 8. c. 2. An-
tiq. Iudaic. Hieron. de loc. Ebr. Mercerus & plures alii. Vid. Fullerum. Miſcell. ſacr. c. 20. De cœtero Sa-
???omonem non primum fuiſſe, qui aurum ex Ophir tulerit, indicio eſt Iob. c. XXIIX. & l. Chronic. c. ult.
153Reginam hanc, alii Nicaulen, Nitocrim, alii Maquedam, Matthæus XII. 42. nominant: at
per Synecdochen; nec enim per u-
niverſam Auſtri plagam, Regnum
ejus patuit; arctis ſiquidem olim fini=
bus circumſcripta fuére imperia,
atq́; inſignior quævis urbs, ſuo ferè
Regi parebat. Ex Africana ſ. Æ-
thiopica Saba eam arceſſunt Orige-
nes, Auguſtinus & alii, quòd Æthio-
pia longius Hieroſolymis diſtet, &
quod Æthiopes fœmineo imperio,
inprimis, colla ſubmiſerint: teſte
Strabon. l. 7. & Plin. l. 6. c. 9.
(non tamen ex perpetuo more, aut
ſancto jure id fuit, ſi quando in Æ-
thiopia fœminis regnare contigit,
ſed caſu tantum, atq́; ad tempus:
quamvis Ægyptiis Cleopatra; Maſſagetis Thomyris; Babyloniis Semiramis; &c. præfuiſſe legatur.) Alii A-
rabiam felicem ejus Patriam conſtituunt, inter quos Hieron. Niceph. Perer. Baron. & Salmeron; quod
Arabiam vulgò notet; Iob. I. 15. Jerem. VI. 20. Ezech XXVII. 22. Ioel. III. 8. LXX. deniq; Pſal.
LXXI. 10. 15. Arabiam vertant; cui opinioni & inde robur non exiguum accreſcit, quod dicatur. I Reg.
X. 10. Aromata ſecum tuliſſe; Arabia enim & eo nomine felix dicitur, quod ſola quidem thus, & omnium
maximè aromata producat. Ubi notatu digna verba Agathargidis l. 1. de mari rubr. c. 50. Sabæorum gens,
per Arabiam omnium maxima, & nullius non generis felicitatem in poteſtate & arbitrio habens. Namque
tellus omnia fert, quæ ad commoda vitæ apud nos proveniunt; & corpora apud eos ſunt ſpectabiliora, quàm
alibi; pecorum multitudo innumerabilis ſuppetit; amœnitas, fragrantia, totam hanc oram obtinens, voluptatem
præbet advenis, viſu & dictu majorem. Nam ad ipſas littorum crepidines, largum naſcitur balſamum, &
caſſia longè alia quàm alibi habetur, recens nimirum, ideoq́; jucundiſſimam oculis voluptatem exhibens; Pli-
nius l. 6. c. 18. Sabæos auri metallis ditiſſimos vocat, adeo, ut omnis penè gentis hujus ſuppellex, auro alia,
alia argento ſplendeat; Diodor. Sicul. l. 3. c. 12. Effoditur, inquit, in Arabia aurum, quod non ita decoqui=
tur, ut apud alios conſuevit, ſed è veſtigio effoſſum, nucibus id caſtaneis ſimile reperitur: colore eſt ita lucido,
ut pretioſos lapides ab artificibus auro incluſos, ſplendidiores reddat. Venit autem Jeroſolymam, circà
vigeſimum ferè Imperii Salomonis annum; vidit enim Aulam Regiam I. Reg. X. 4. atq́; ædes
facras ad culmen jam perductas. De cœtero Genebrardus ſtatuit, ſuſcepiſſe Reginam ex Salomone Filium,
primo quidem Melic ſ. Meilech, poſtea autem David dictum; quò fortè ſpectat, ſpecioſus iſte Presbyteri Io=
hannis, ſummi Abaſſynorum Imperatoris titulus, quem habet Ortelius: David, Supremus meorum Regno-
rum, à Deo unicè dilectus, columna fidei, ortus ex ſtirpe Iuda, Filius David, Filius Salomonis, Filius columnæ
Sionis &c. Inſigne etiam Regis eſt; Stans Leo, & manu tenens erectam crucem; ut hæc ſit Chriſtianitatis; ille
Iudaicæ proſapiæ index.
154I. Reg. IV. 32. Tria parabolarum millia dicitur elocutus Salomo; ubi propriè atq́;
authenticam, i. e. ſententiam quandam ſapientiæ, difficultatis, acuminis, auctoritatis & quaſi poteſtatis ple-
nam, ut imperare animo audientis poſſit, denotat. Unde, qui publico dicendi munere, ex autoritate publica
& ſapientiæ prærogativa fungebantur i. e. parabolizantes ſ. proverbiatores proprio nomine diceban-
tur. Adi Meiſnerum diſput. de Vitæ curriculo Salomonis p. 64.
155Talmudiſtæ in c. 5.
Omnis, qvi dicit
Ruben & filios Eli, & filios Samu-
elis & Davidem & Salomonem
peccaſſe, is graviter errat. At ali-
ter nos docet Scriptura, I. Reg.
XI. 1. 2. 3. 4 5. 6. 7. Unde &
emunctioris naris R. Don Iſaac
Abravanel Salomonem omninò
peccaſſe ait. Ita enim ille, comment,
in h. l.
Similia habet R. David Kimchi in
h. l. Conf. Clarisſ. Friſchmuth. in
: §. 27.
qvamvis enim Robertus Stephanus
ex Patribus etiam Irenæus, Theodo-
retus & alii Salomonem ipſum idola
coluiſſe negent, apertè tamen id dicit Scriptura; qvid qvod nonnulli planè Magum fuiſſe Salomonem velint;
vid. Joh. de Pineda, Hiſpalenſ. l. 7. de reb. Salomon. c 9. & conf. Schickardum in Tarich Perſico p. 57. qvi-
bus aſſentiremur, ſi naturalem ſ. Phyſicam intelligerent; damnatæ autem Magiæ illum inſimulare nefas
eſto. Adi Ioh. Henric. Hottingerum Theſaur. Philolog. p 502.
De ſalute autem Regis Salomonis, admodum ambiguè loqvuntur PP. vid. Tertullian. Tom. 3. l. 2. contr.
Marcion. c. 23. Baſil. Epiſc. Cæſareomontan. epiſt. ad Chilon. de vita ſolitaria. Tom 4. Auguſtin. l. 22.
contr. Fauſtum. c. 81. tom. 6. & l. 3. de. doctr. Chriſtian. tom. 3. c. 21. nec non l. 17. de. Civitat. Dei. c. 20.
tom. 5. Chriſoſt. homil. 23. in II. Corinth. XI. Cyrill. l. 7. contr. Julian. tom. 2. Gregor. Niſſen. homil. 3. in
e. 2. Eccleſiaſt. Iſidor. Hiſpalenſ. libr. de vita & morte ſanctor. (ſi alias Iſiodori eſt) Bernhard. tom. 2. lib. 2.
de conſid. ad Eugen. c. 12. Hugo de. S. victore. Abbas Galliæ homil. 5. in Eccleſiaſt. Utinam, exclamat, tàm
certum de pœnitentià Salomonis, qvàm non dubium de culpa teſtimonium haberemus! nunc autem dubia
pro certis affirmare non poſſumus Ioſephus. l. 8. Antiq. c. 3. itidem obſcure hanc in rem loqvitur.
Gerſon. Cancell. Pariſienſ. p. 4. Alphabet. 69. l. 9. in ſermon. contr Roman-
tium de Roſa, ait de pœnitentia Salomonis, magni dubitant Doctores: eadem habet Dionyſ. Carthuſian. in
2. Reg. c. 7. & Petr. Galatinus ſ. Porchettus. l. 3. c. 24. de arcan. cathol ve itat. add. Flac. Illyr. in clavi.
voc. ODI. Brent. in c. XI. l. I. Reg. v. 9. Cunrad. Dieteric. homil. I. in Eccleſiaſt. problema eſſe ait,
qvod ſine temeritate, & adſtrui & negari poſſit. Divus Lutherus annotat. in c. I. Matth. tom. 4. latin.
eadem videtur ſenſiſſe; niſi qvod poſteà interrogatus, numne aliqvid de reſipiſcentia Salomonis in S. literis
haberetur? reſponderit: Nein! Aber der Spruch ſtuͤnde darin von ihm; qvod obdormierit cum Patri-
bus ſuis. Darumb hielte ers dafuͤr/ daß er waͤre ſehlig geworden: Dan dieß Wort bring es mit ſich;
Dan von Abſolon und Joab ſtunde nichts geſchrieben: Cui merito conſentimus. Cum paria etiam do-
ceat Chemnicius L. C. part. I. p. 253. Hieron. Wellerus in III. Reg. c. XI. Franzius. tract. de Interpr.
Scriptur. oracul. 51. Lucas Oſiander
in III. Reg. c. XI. & B. Dn. Doct.
Gerhardus. Poſtill. Salomon in præf.
Ob wohl in der H. Schrifft/ keine
außdruͤckliche Meldung ſeiner Be=
kehrung geſchicht; Jedoch iſts ver=
muhtlich/ kan auch mit etzlichen
vernuͤnfftigen Uhrſachen und Zeuͤg=
nuſſen der alten Kirchen=Lehrern/
bewieſen werden/ daß Salomo vor
ſeines Lebens Ende/ zum wahren
GOtt Iſrael/ durch ernſte Buſſe
ſich bekehret/ und ſehlig geworden=
Beatiſſimus noſter Dn. D. Caſparus
Eraſm. Brochmand; Syſtem. Theol.
part. I. p. 409. Inter peccatores
Aaron, David, Petrum, medium
conſtituit Salomonem: cui ſuffra-
gantur Waltherus in Officina Biblic.
§. 928. & Gejerus in Eccleſ. qvin
etiam R. Jehuda, qvem per excel
lentiam vocant Iudæi
in Salomonem juſtis &
ſanctis annumerat. Conf. Dn. Doct.
Chemnitium. in ſ. di-
ſput. de ſalut. Regis Salomonis:
per. tot.
156Eccleſ. III. 19.
157Exod. I. 8.
158Philip. III. 8.
propriè idem eſt, qvod
, projectum
qvid ex inteſtinis; Heſychius in
Lexico idem eſſe ait, qvod
ſtercus vel fimus. Idem ſen-
ſus eſt verborum Apoſtoli; res enim mundanæ omnes cum Chriſto collatæ, qvid niſi ? Tertul.
l. 5. adverſ. Marcion. c. 20. Sic de amantium facultatibus Plautus: Amator bona ſua pro ſtercore habet:
Et de Cratete Apulejus 2. Florid. Rem familiarem abjicit, velut onus ſtercoris, magis labori, qvàm
uſui. Hieron. l. 2. comment. in Habacuc. Apoſtolus doctrinæ veteris errorem dicit ſe reputaſſe in
, non qvod lex vetus ut Ma-
nichæi arbi
̅
trantur, ad comparatio=
nem Evangelii ſcybala compute-
tur, qvod impium eſt dicere, cum
unius Dei utrumq́; ſit Teſtamen=
tum; ſed qvod doctrinæ Phariſæo=
rum & præcepta hominum, &
Judæorum Stercora di-
cantur ab Apoſtolo. Idem com-
mentar. in Epiſt. ad Philippenſ. Ar=
bitror omnia ut ſtercora, qvæ cibo=
rum ſunt reliqviæ, ut Chriſtum ha=
beam caput, & ejus inveniar mem-
brum. Aliàs etiam Sedi=
mentum olei notat, ut ap. Varronem
l. 1. de re ruſtìc. c. 64. item ſcorias
metallorum, veluti ap. Dioſcoridem l.
5. e. 85. ubi de Cadmia diſſerens, ita
ait: :
omne craſſamentum intrà linteolum
retinebatur: ſicuti Ruellius inter-
pretatus eſt, pro qvo Marcellus po=
ſuit: qvod inutile eſt & durum. In-
de & ap. Plutarcbum in Themiſtocle,
, Timocreonti
Poetæ dicitur nummus, non tam
argenteus, qvam è ſcorià confectus,
aut ſaltem ſcorià permiſtus. Nec
minus paleas & ariſtas, qvæ dum
frumenta purgantur, aut cribro ex-
cidunt, aut excutiuntur: Sic apud
Syracidem. XXVII. 5. =
=
:
& ad hanc ſig=
nificationem alluſiſſe Apoſtolum ait
Chryſoſtom. hom. XI. in Ep. ad Phil.
Photius in Scholits inqvit:
:
Deniq́;
pro qvalibet re vili & re-
jicula ſumitur, unde & Chariſius
qvisqvilias interpretatur. Eſt inſu-
per hinc verbum , pro
vilipendor aut pro re rejicula ha-
beor.
159Eſai. XL. 6.
160Hiob. XIV. 2.
Eccleſ. VII. 1.
I. Paralip. XXX. 15.
161Beatiſſimus Dn. D. Wandalinus,
Eccleſiæ Noſtræ Phosphorus In=
comparabilis, cujus obitum Boni
Omnes, cum inæſtimabili Tanti
Viri deſiderio etiamnum deplorant;
Hominem vocat Mundi miracu-
lum, delitias orbis terrarum; ger-
men immortalitatis, Mundi Domi=
num ac Magiſtrum, epitomen rerum
creatarum; Speculum Divinæ Ma-
jeſtatis, Angelorum ſocium ac fra-
trem ſecundo-genitum: Dei filium
& theſaurorum ipſius hæredem fe-
liciſſimum. Exercitat. I. in Hiſtor.
Vet. Teſt. period. prim. Ante-Dilu-
vian. §. 17.
162Theodoretus Serm. 5. de nat. homin.
Omnes Prophetæ & Apoſtoli con=
cordi oratione docent, ex terra &
aqva cœterisq́; elementis huma-
num corpus effictum eſſe, animam
verò neqvaqvam ita in corpus de=
miſſam, ut anteà exiſteret, ſed cor-
pore jam plaſmato, creatam eſſe.
Plaſmavit enim, inqvit Moſes, Deus
hominem, & inſpiravit ei ſpiracu-
lum vitarum. Hebr. XII. 9. Deus
vocatur : ad
qvem locum Theophylactus: .
163Agapius qvondam dixit, divinæ
particulæ auram eſſe animam, & e-
jusdem naturæ cum Deo: referente
Photio in Bibliotheca Cod. clxxix.
p. 404. Manichæi docuerunt, ani-
mam eſſe Dei partem, & ab ipſo
avulſam; vid. Epiphan. hæreſ.
LXVI. Cerdo & Marcion illud
de qvo Genſ. II. 7. dixerunt
eſſe . Conf.
Chryſoſt. homil. XIII. in Geneſ. Se-
neca. Epiſt. XCII. animam Dei par-
tem vocat: qvò ſpectat illud Hora-
tii Serm. l. 2. ſat. 2.
— — Divinæ particula auræ.
Rectius Auguſtinus Ep. CLVII:
Animam Dei non particulam eſſe,
ſed creaturam; & de origin. animar.
l. 1. c 4. & l. 3. c. 3. ab illo, non de
illo factam, ait. Tertullian. de Reſur-
rectione c. 7. ita: Deus verò animæ
ſuæ umbram, Spiritus ſui operam,
viliſſimo alicui commiſerit capulo. Ubi voce Capuli, receptaculum indigitat. Macarius homil. 1. Neq;
naturæ divinæ eſt anima; neqve rurſum natura tenebrarum & neqvitiæ; Sed eſt creatura qvædam intellectua-
lis, ſpecioſa, inſignis, admiranda & præclara, ſimilitudo & imago Dei. Vid. Athanaſium de definit, tom. 2.
p. 51.
164Argumenta pro Immortalitate animæ adduximus complura Atheiſmi noſtri convicti Orat. XI. p. 507. ſeqq.
qvibus addi poſſunt loca: Exod. III. 6. collat. cum Matth. XXII. 31. & Luc. XX. 37. XXIII. 43. Eccleſiaſt.
XII. 7. ad qvæ Auguſtinus Epiſt. 107. ad Optatum: Revertitur pulvis in terram, de qva factum eſt primum
hominis corpus, & Spiritus ad Deum, à qvo facta eſt prima hominis anima. Matth. X. 28. Pulchrè Idem
in Joan. tract. 47. Qvomodo ſecurus ſum, qvia non moritur anima? Ipſum Dominum audi dantem ſervo ſe-
curitatem; Nolite timere eos, qvi corpus occidunt, & poſteà non habent qvid faciant. Certè ergò, immor-
talis eſt anima. Nec minus Tertullianus c. 35. de reſurrect. Carnis. Præcipit Dominus, eum potius ti=
mendum, qui animam & corpus occidat in Gehennam, hoc eſt, Dominum ſolum, non qvi corpus occidant,
animæ autem nihil nocere poſſunt: id eſt, humanas poteſtates. Adeò hic & immortalis natura recognoſci-
tur, qvæ non poſſet occidi ab hominibus, & carnis eſſe mortalitatem, cujus ſit occiſio, atq; ita reſurrectio-
nem quoq́; mortuorum carnis eſſe, qvæ in gehennam, niſi reſuſcitata, non poterit occidi. Splendidè
proinde mentitur Herodotus, dum Animarum immortalitatem, primum Ægyptiorum inventum eſſe ſcribit.
Moſes enim eam è fundo eruit, cum animam Dei imaginem, vel potius ad Dei imaginem factam, hominiq́;
ſecus ac cœteris animantibus Divinitus inſufflatam docuit. Hinc Euſebius lib. XI. prsparat. c. 27.
. Qvod
Argumentum approbavit Plato, & poſt Platonem Porphyrius ap. eundem Euſebium: Nec enim plura Ægyp-
tii, de animarum poſt hanc vitam ſtatu cognoverunt, qvam Hebræi Moſe Magiſtro: Chriſtus ſiq videm Sad-
ducæos, qvi ſpem omnem de bonis poſt hanc vitam adipiſcendis projecerunt, Scripturas ignorare, & virtu-
tem Dei teſtatur: qvid qvod à cæteris Hebræis, pro Hæreticis & Atheis habiti fuerint, ſecus ſentientes: pro
articulo enim fundamentali habent, non ſolum reſurrectionem mortuorum, ſed & eam eſſe in Lege. Ita
enim Salomon Iarchius ap. Abravanelem de capite fidei: Etiamſi qvis credat, propter traditionem, aut rati=
onem, futuram eſſe reſurrectionem, ſed dicat, non exſtare in lege, tamen eſt Apoſtata, nec habet partem in
futuro ſeculo. Qvid enim nobis cum fide ejus, ſi non confiteatur eam in Lege exſtare. Origenes ſanè ea
Judæorum infantibus, cum primo lacte inculcata eſſe ſcribit l. 5. contr. Celſum: .
Objectiones contrà Immortalitatem animæ, prolixè & nervoſè amolitur Henricus
Morus Cantabrigienſis Oper. Philoſophic. tom. 2. c. 13. 14. 15. lib. 3. p. 413. ſeqq.
165Gen. I. 26. Sap. II. 23. iſta duo ita conjuguntur, , ad imaginem pro-
priæ ſimilitudinis; Eſt enim ejusdem
rei hîc uberior explicatio; Hebræi vi=
delicet duo Subſtantiva, tanqvam res
diverſas conjungere ſolent, ubi alte-
rum adjectivi ſignificationem habet;
qvod Græci vocant ; cujus
exempla ſunt apud Flacium part. 2.
Clav. de conſtruct. Nom. reg. 23. Ima=
ginem hanc Dei, etiam in corpore
hominis conſtitiſſe, videlicet in qva=
litatibus ejus, vel inde patet, qvod
corpus primi hominis ante lapſum,
erat immortale; corpus etiam per
peccatum originale, imagini divinæ ſuccedens, corruptum dicatur Rom. VI. 12. VII. 23. & renovatio in to-
to homine fieri debeat. Rom. XII. 1. Hafenrefferus in loc. de imagin. Dei ita docet: Negari ſanè non poteſt,
qvin anima hominis, etiam ſecundum id, qvod intelligens & immortalis Spiritus eſt; adeoq́; tota hominis
præſtantia, qvâ reliqvis animantibus antecellit, Dei imaginem aliqvatenus repræſentet, quam ob cauſam,
etiam poſt lapſum, homo ad imaginem Dei factus eſſe celebratur, & hinc homicidium ſangvine vindicandum
præcipitur Geneſ. IX. 6. Hinc Jacob. III 9. Maledicimus hominibus, qvi ad ſimilitudinem Dei facti ſunt.
Nec multum ab hac ſententia alienus eſt B. Gerhardus, qvem vid. Iſagog. loe. 10. c. 2. §. 5. & 6. Secus qvi=
dam ex Patribus docuerunt. Clem. Alexandr. l. 2. Stromat. quod homo dicatur creatus ad imaginem Dei,
ad corpus referendum non eſt; non enim mortale immortali aſſimilari fas eſt. Eadem leges apud Auguſt.
l. 2 de Trinit. c. 7. Gregor. Nyſſen., in Orat. Catech. 5. Epiph. hæreſ. 90. Theodoret. l. 4. Hiſtor. c. 9. Cyrill.
l. 2. in Joan. & Damaſcen. l. 3. c. 4. Ambroſ. l. 6. in Hexam. c. 8. Mulierem deinde non minus ad imagi-
nem Dei conditam, ac marem, evincitur, qvòd utriq́; poſt lapſum mors comminata Geneſ. II. 17. utriusq́???
cædes interdicatur Exod. XXI. 28. utriusq́; etiam renovatio promittatur Coloſ. III. 10. Nec juvat cauſam
contradicentium Apoſtolus I. Corinth. XI. 7. diſtingvendum ſiqvidem inter imaginem mediatam
& immediatam; licet enim mulier non fuerit imago Dei immediata, expreſſa tamen eſt in ea
ſimul imago ipſius Dei, dum ad imaginem viri efformata eſt: Sic I. Timoth. II. 14. virum non
ſeductum eſſe ſed mulierem, immediatè ſcil. dicitur. Moſes etiam, ubi Deum introduxit dicentem, Facia-
nus hominem ad imaginem & ſimilitudinem noſtram, ſtatim ſubdit; maſculum & fœminam fecit eos, qvid?
qvod hominis appellatione, tàm fœmina qvàm maſculus contineatur per tit ff. de verbor ſignif. qvæ Theol.
Sedanenſes. Theſaur. diſp. p. 169. ad locum Pauli habent. Fœmina bifariam conſideratur, aut ſecundum ſpe-
ciem, aut ſecundum ſexum, id eſt, aut qvà homo eſt, aut qva uxor eſt & viro ſubjecta. Qvatenus eſt homo,
non minus eſt ad imaginem Dei, qvàm vir. At qvà uxor eſt & ſubdita, mariti imperio, non eſt ad imaginem
Dei. Neq́; enim ſubjectio ſed imperium eſt de imagine Dei. Frivola ſunt, & curioſa magis, qvàm fructu-
oſa; & propter conſeqventiorum abſurditatem nigro lapillo notanda.
166B. Dn. D. Gerhardus tom. 2. de Imagin. Dei, modum propagationis animæ humanæ, Philoſophis inqvi-
rendum relinquit; nec minus B. Hutterus diſp. ſup. Auguſtan. Confeſſ. 5. §. 49. Cl. Thomaſius diſp. de Ori=
gin. anim. human. ſect. 3. p 13. varias circa hanc qvæſtionem collegit opiniones, maximè ex hiſtoriarum mo=
numentis, qvæ tamen ita comparatæ, ut pleræq́; & qvidem potiores, imprimis Patrum Eccleſiæ ſententiæ,
duobus nitantur principiis, creationis videlicet & generationis: ubi tamen in rei modo maximus eſt diſſen=
ſus. Noſtro ſeculo imprimi??? Clariſſimi Batavorum Anatomici, Hornius & Kerckringius; Regnerus de
Graef & Erneſtus Prunchorſt, ova fœminarum, ope cultri anatomici, ſe inveniſſe arbitrantur, & cum
Harvæo exerc. 62. de generatione anim. omnia ex ovo eſſe docent; Hic autem generationis modus traducem
animarum vix admittet, ſive reſpi-
cias ovum fœminarum in ſuo o=
vario, ſive ſeminis maſculini vim
ſpirituoſam, vel auram ſeminalem.
Ovum enim ante congreſſum, aut
animâ generandi gaudet, aut eâ
deſtituitur; ſi animâ gaudet? eſſet
generandus ante generationem; mater foret non conjugata, extra ſocietatem conjugalem, cauſa totalis &
ſolitaria; ſi animâ deſtituitur? à qvo principio anima generandi in generatione? non ab anima matris,
cum ovum abs ſe infœcundum; nec ab anima Patris, eò, qvod ab Harvæo ne in uterum qvidem ſemen per=
venire dicatur, vel ſi in uterum, & per hunc in tubas Fallopianas, perfertur, minimè tamen in ovarium,
multo minus ipſius ovi ſubſtantiam penetret; Nulla hîc in generatione unio ſeminum, nulla communicatio
animarum, nulla communio propriorum: Alia forte erit anima in ovo, alia in ſemine virili, eaq́; numero
diſtincta; aut alterutrum modo animæ erit vehiculum, ne diviſibilitatem ejus admittere neceſſum ha-
beas, aut ſpiritus iſtius incompleti ſubſiſtentiam extra materiam in vitæ ortu, uti in exitu. Idq́; eò ma-
gis, ſi contactus tantùm virtualis; non corporalis inter ova & ſemen virile ſtatuatur, indeq́; ſine corporali
ſeminis admiſtione, per contagium ova fœcundari cum Harvæo, vel cum Recentioribus per ſpirituoſam ſub-
ſtantiam, auram ſeminalem, vim ſeminis ſpirituoſam, qvæ ſit ſubtiliſſima ſeminis pars, ob volatiles partes
liqvoris, particulas agitans, ad modum fermenti, motus principium in ovis abſolvens, omniaq́; diſponens.
Spiritus in ſemine, aut ſpirituoſam ſubſtantiam, largimur faciles: qvæ autem illa vis ſeminis, omnia diſpo-
nens? á qvo principium motus? Sola anima vi formatrice prædita eſt, ex aliis ſeminibus, alia formans ani-
mantia. Vid. Sim. Frid. Frenzelii diſput. de Origin. anim. rational. in generat. hominis, oppoſit. Dn. Melchio=
ri Zeidlero Prof. Regiomontano: add. B. Thummium tract. de Traduc. & Sperling. de format. hominis in utero.
Placent omninò, qvæ habet B. Dn. D. Caſparus Eraſm. Brochm.. Loc. de Peccato c. 6. Qvæſt. 7. Cum qværi-
tur, num anima è corporeo ſemine, vel ex anima oriatur; fateor veroſimillimam aſſertionem eſſe, animam
ex anima oriri. Ubi verò urgetur; animam vel è tota generantis anima, vel ex ejus parte oriri; reſpondeo,
confugere me hîc ad divinam benedictionem Geneſ. I. 28. Cui voci plus tribuo, qvam omnibus argutiis hu-
manis. Si enim Divinæ iſtius benedictionis, tanta fuit efficacia, ut aquæ piſces funderent, & reptilia gigne-
rent, & volatilia producerent; quidni etiam efficere potuit, ut homo, animâ conſtans & corpore, hominem
animâ pariter ac corpore conſtantem gigneret; utut productionis modus nos lateat. Qvi animas creari vel
infundi docent, videant qvomodo conciliari poſſit, nova indies generatio & creatio, cum unâ creatione ſe-
mel factâ, & ceſſatione Creatoris ab omni opere.
167Judæi præexiſtentiam animarum omnium, primo Hexaemeri Moſaici die creatarum, ſtatuunt. Vid. Me=
naſſ. Ben-Iſrael. libr. de Creat. probl. 15. p. 61. qvod ſolidè refutatum videas ap. Slevoogt. diſput. Acad. 2. §.
4. & Hornbec. l. 4. pro convincend. Judæis p. 321. Plato eundem ferè errorem delirabat, omnes ſimul animas,
ab initio mundi fuiſſe procreatas ceu ſpiritus ſeparatos; ex his autem quasdam peccando meruiſſe, ut poſt ex-
hauſtum oblivionis, neſcio qvod poculum, in corpora tanqvam carceres detruſæ, pœnas luerent. Crates
Thebanus & alii, nullam mentem, nullam animam eſſe voluerunt, corpora verò ſic ſe à natura movere dixe-
runt. Alii mentem igneam; alii aëream, alii terream, alii aqveam, alii mixtam ex igne & aëre, alii ex terra
& aqva docuerunt.
168Chryſoſtom. homil. 13. in Geneſ. & homil. 22. eandem vocat .
Theodoret. qvæſt. 23. in Geneſ. :
Qvando verò qvidam ex Patribus animas eſſe corporeas ſtatuunt, id intelligendum de
corpore, non propriè ſed impropriè ſumto, id eſt, re verè exiſtente.
169Clem. Alexandr. l. 6. Stromat.
170Epicharmus in Plat. Apol. .
Se=
neca de Scipione Africano epiſt. 87.
Animam in cœlum, ex qvo erat, re-
diiſſe perſvadeo mihi. Idem in Con=
ſol. Martiæ: liber animus ad origi-
nem ſuam revolat. Ipſe Lucretius
Epicuræorum aliàs Patriarcha:
Cedit idem retrò, de terra quod fuit ante
In terras; & qvod miſſum eſt ex ætheris oris
Id rurſum cœli rellatum templa receptant.
Nec ſic interimit mors res, ut materiai
Corpora conficiat, ſed cœtum disſipat ollis.
Ovid. 15. Metamorph. verſ. 158.
Morte carent animæ, ſemperq́; priore relictâ
Sede novis domibus vivunt, habitantq́; receptæ.
Mercurius Trismegeſtus in Pimandro; Animam appellat, divinæ ſimilitudinis formam. Hunc Trisme-
giſtum Arabes docent vixiſſe tempore Abrahami, & Melchiſedechum fuiſſe Regem & Sacerdotem in Salem.
Ita vetus Commentarius, cui nomen eſt domus Melchiſedech; ex Bibliothecâ Neophytorum, qvæ Romæ eſt:
teſte Athanaſio Kirchero in Obeliſco Pamphilio l. 1. c. 3. qvibus gemina habet Alkanti Scriptor Arabicus,
apud Gelaldinum in Hiſtor. rerum Ægyptiacar. c. de ſap. Ægypt. qvam opinionem tamen noſtram non faci-
mus. Sufficiat ea retuliſſe. Plura qui uolet Philoſophorum adeat Calixtum libr. de Immortal. anim. c. 2.
171Eccleſ. III. 19.
172Auguſt. l. de cur. pro mort. Ibi ſunt Spiritus defunctorum, ubi non vident, qvæ curis aguntur aut eveni=
unt in iſta vitâ hominibus. Idem Enchirid. Laurent. c. 119. Tempus, qvod inter hominis mortem & ulti=
mam reſurrectionem interpoſitum eſt, animas abditis receptaculis continet, ſicut unaquæq́; digna eſt, vel re-
qvie, vel ærumnâ, pro eo, qvod ſortita eſt in carne, cum viveret. Juſtin. qvæſt. LXX. ante reſurrectio-
nem negat præmium reddi, ſcil. totale & integrum; cum qvo faciunt Irenæus, l. 5. circ. fin. Chryſoſt. in I. Cor.
hom. 39. & Theodoretus in c. XI. ad Hebræos. Docet interea Irenæus l. 2. adverſ. hæreſ. c. 64. Animas piorum
ſtatim tranſire ad ſtatum beatitudinis. Macarius Ægyptius homil. 22. de damnatorum animabus dicit, eas
ſuſcipià choris dæmonum & portari . Baſil. M. homil. in Pſal. 14. diſcedentibus à nobis ani=
mabus tribuit : cum qvo faciunt, Cyrill. Hieroſolymit. catech. 18. in Pſal. 115.
Hieron. in Comment. in c. 9. Eccleſ. & Fulgentius l. 1 de remiſſ. peccat. c. 6. Varias hujusmodi BB. PP. pri-
mæ, mediæ & ultimæ ætatis ſententias collegerunt Bellarmin. l. 1. de beat. ſanct. c. 1. Sixt. Senenſ. l. 6. biblio-
thec. ann. 355. Alphonſus à Caſtro l. 3. adverſ. hæreſ. Melchior Canus l. 7. Loc. c. 3. qvi licet in modis lo-
???vendi nonnihil diſſentiant, omnes tamen unanimiter animas defunctorum à Dei conſpectu ante reſurrecti-
???nem excludere videntur: Modeſtè tamen ac reverenter oculos ab eorum næyis avertimus, & ubi opus eſt,
ac fieri poteſt, excuſamus: ac eò ma
gis, qvod et??? in verbis videatur eſſe
aliqva diverſitas, in eò tamen con
ſentiant univerſi, animas beatorum
cœleſti frui beatitudine, etſi non a-
deò perfecta, ut in die extremi tan???
dem judicii futura, ceu docent:
Græcorum Patrum antiqviſſimus
Irenæus l. 5. adverſ. hæreſ. c. 5. Ju-
ſtinus qvæſt. 76. ad Orthod. Origenes
hom. 7. in Levit. Chryſoſt. homil. 39. in I. ad Corinth. & homil. 28. in Epiſt. ad Heb. Lactant. l. 7. aivinar.
Inſtit. c. 21. Ambroſ. l. 2. de Cain & Abel c. 2. & l. de bon. mort. c. 10. Et qvamvis dubiè interdum circà
hanc qvæſtionem loqvantur, ìd tamen ex illis cognoſcitur, eam opinionem ita ab illis inculcari, ut contra-
riam non explodant, nec damnent, multò minus hæreſeos arceſſant, ſed ſi qvid rectius iſtis inveniri & edoceri
poſſit, ultrò ac lubentes, amplecti velint. Extant autem exempla eorum qvi ſtatim atq́; terris exceſſerunt,
in ſinum Dei, atq́; Paradiſum, ſeu locum quietis & felicitatis ſempiternæ introducti leguntur. Sic de anima
Lazari Luc. XVI. 22. narrat Servator, eam poſt obitum aſportatam eſſe, in ſinum Abrahæ. Nullum autem
eſt dubium, per ſinum Abrahæ, talem locum ſ. ſtatum ſignificari, ubi alicui benè ſit, & velut liberi, in Patris ſi-
num recepti, refocillentur, quæ omnium ferè Patrum eſt ſententia. Baſil. Orat. in 40. Martyr. Chryſoſt.
in Gen. hom. 40. & hom. 27. in Matth. Et ſanè, ſicut infernus locus eſt, in qvo animæ impiorum poſt mortem
cruciantur, ita ſinus Abrahæ nihil aliud denotat, qvàm ſtatum beatorum, ubi animæ eorum, jucunda qvadam,
ac beata felicitate perfruuntur. Simile qvid Latroni reſipiſcenti Servator per Paradiſum pollicetur, quô non
locus aliqvis deliciarum corporalium ſignificatur, ſed ſempiterna potius felicitas & regnum ipſum cœlorum,
qvo ſancti & defuncti recipiuntur, & nos poſt obitum deduci cupimus. Sed hoc beneficium non in longum
tempus differtur, aut latroni eousq́; exſpectandum eſt, donec anima cum corpore rurſus uniatur, ſed ſtatim
poſt mortem, imò eô ipſô die, qvô vivis exceſſerat. Athanaſius qq. ad Antiochenos: Non propter ſolam
latronis animam Chriſtus Paradiſum aperuit, ſed etiam ob reliqvas omnes ſanctorum animas. Conf Gregor.
Nazianzen. Orat. 20. & Baſilius Gregorio per triginta ferè annos in variis Academiis fidiſſimus ſtudiorum
comes, orat. 40. qvadraginta martyres ſic compellat: Vos non terra contexit, ſed cœlum excepit; apertæ
ſunt vobis Paradiſi portæ, dignum profectò exercitibus Angelorum, Patriarchis, Prophetis, & juſtis omni-
bus ſpectaculum. Idem Orat in Gordium martyrem. Hæc ubi dixit Chri???i miles, crucis ſignô ſe commu-
nit, & magna animi conſtantiâ, vultu intrepidô, colore nunqvam mutatô, ad ſupplicium hilaris contendit,
ubi tantam animi præ ſe ferebat alacritatem, ut non lictorum, ſed Angelorum manibus, ſe committere vi-
deretur, qvi ſubitò poſt interitum, ſublimem eum in cœlum deferrent. Paria habet Gregor. Nyſſenus.
Orat. funebr. in Pulcheriam. Chryſoſt. Orat. Panagyricâ, S. Philogonium beatum prædicat, quod non tan-
tum Dei conſortiô potiatur, ſed ipſum etiam præſentem contueatur. Unde videas aliqvos ex Patribus,
præconceptis opinionibus ex Philoſophorum Scholis, unde pleriq́; ad Chriſtianiſmum tranſierunt, hauſtis,
abreptos, ſequiorem ſententiam ſecutos fuiſſe, ſanctorum animas ſcilicet, cum ex hoc corpore migrarent,
nec lætitiâ, nec triſtitiâ affici, ſed qvibusdam veluti promptuariis aſſervatas, ad diem extremi judicii dormi-
re; cœteros tamen omnes contrarium ſentire.
173Sapient III. 1.
174Vid. Ep???phanium hæreſ. 9. Leontium de ſectis Act. II. Origenem in Matth. 22. t. 1.
175Quod de Purgatorio in Eccleſia
Romanâ receptum eſt dogma,
recentius eſt, quàm ut puriori
ætati approbatum & revera Eccle-
ſiaſticum ſit: ut mirum, qvâ au-
daciâ motus Nicolaus Stenonius,
qvi in tractatu Germanico, cui titulus
Catholiſche Gla???bens Lehr von Feg=
Feuer, impreſſo Hannoveræ anno
1678. typis Wolfgangi Schwendi-
manni: ſine rubore auſus fuerit pronunciare S. Auguſtinum & alios ſanctos Patres doctrinam Romanæ Ec=
cleſiæ de Purgatorio, pro articulo fidei habuiſſe; Concilia etiam eandem, tanqvam articulum fidei propo-
ſuiſſe: Cum tamen Johannes Fiſcherus Epiſcopus Roffenſis in Anglia & Eccleſiæ Romanæ Cardinalis, qvem
eruditionis copiâ, pietatis ſinceritate, & animi conſtantiâ cuiq́; ex ſanctiſſimis & acerrimis Eccleſiæ propug-
natoribus meritò comparandum dicit Sixtus Senenſis l. 4. bibliothec. S. cum Lutherum oppugnaret, artic.
18. faſſus ſit: De Purgatorio apud priſcos nullam, vel qvàm rariſſimam factam eſſe mentionem: neq́ve
tum neceſſariam fuiſſe primitivæ Eccleſiæ Purgatorii fidem. Idem agnoſcit Alphonſus de Caſtro l. 8. adverſ.
hæreſ. Qvod verò Auguſtinus Purgatorio Pontificio patrocinatus non fuerit; jam pridem edocuere Majores
noſtri in Artic. Smalcald. art. 2. de Miſſa. p. 308. Pontificii (inqviunt) allegant Auguſtinum, & qvoſdam Pa-
tres, qvi de Purgatorio ſcripſerunt, & non putant nos intelligere, ad quid & quare ſic illi locuti ſint. Au=
guſtinus non ſcribit, eſſe Purgatorium, nec etiam habet teſtimonium Scripturæ, qvo nitatur, ſed in dubio
relinqvit num ſit? & inqvit, Matrem ſuam petiiſſe, ut ſui commemoratio fieret ad Altare ſive Sacramen=
tum. At hoc in univerſum nihil, niſi hominum, & qvidem hujus atq́; alterius devotio fuit, non conſtituens
articulum fidei, qvod ſolius Dei eſt. Noſtri autem Pontificii ſententias iſtas hominum citant, ut fides habe-
atur tetris, blaſphemis, maledictis nundinationibus de Miſſis pro animabus in purgatorio, ſeu de inferiis,
oblationibus, &c. Sed ex Auguſtino nunquàm iſta probabunt; Et cum nundinationes iſtas, & Miſſas Pur-
gatorio deſtinatas, aboleverint, qvæ ne per ſomnium qvidem Auguſtino in mentem veniunt; colloquemur
tandem cum illis: An Auguſtini dicta, deſtituta verbo, ſint admittenda? & an mortuorum commemoratio,
ad Euchariſ???iam ſit facienda? Largimur proinde, qvod jàm pridem B. Chemnitius part. 3. Exam. Concil.
Tridentin. agnovit; Auguſtinum, tempori, conſvetudini & receptis vulgi opinionibus plus concedere,
& orationes pro mortuis aliter, qvàm veteres fecerant, ſine ſcriptura interpretari cœpiſſe: Nihil tamen ex
Auguſtino aliud oſtendi poteſt, qvàm qvod utilitatem precum, qvas vivi pro defunctis faciunt, ad defunctos
ipſos pertingere docuerit; qvod autem iſta, qvæ à viventibus fiunt, proſint animabus, tanqvam in Purgato-
rio exiſtentibus, nihil apud ipſum habetur: lib. 21. a. de C. D. c. 24. purgationem in ultimum diem, poſt
reſurrectionem differt: Vid. diſput. Accuratiſſimi Theolog. Dn. D. Scherzeri de Purgatorio Exuſto, ubi ejus
contrà Bellarminum ſufficientiſſimè diduxit: add: Venerabil Dn. L. Antonii Reiſeri, Auguſtin.
vindicat: tom. 2. contr. 3. c. 10. p. 326.
176Ratum apud Pontificios eſt, & conſtitutum; Patriarcharum veterum & Prophetarum, reliqvorumq́;
ſanctorum animas, ante Chriſti obitum in cœlum admiſſas non fuiſſe, ſed ad ſubterranea loca relegatas,
ibiq́; in certo qvodam receptaculo exceptas, ac ſine ullo dolo???is ſenſu, beata Redemptionis ſpe ſuſtentatas,
ut Catechiſmus Tridentinus docet: & Concil. Tridentin. ſeſs. 6. can. 30. Fatemur autem Dogma illud,
cum alio Pontificiorum Principio qvæſtuoſo, Purgatorio videlicet, ex Scripturæ teſtimoniis probari non
poſſe, nec in Veteri & Novo Teſtamento, à Chriſto, vel Apo???olis tradi, ſed qvicqvid ejus rei eſt, ex tradi-
tionibus, revelationibus, & apparitionibus demortuorum hauſtum eſſe; qvod at omninò ridiculum, ſic
Purgatorium cum Limbo Patrum
meritò ridemus, & Autoribus ſuis
remittimus, ceu figmentum, qvod
demum poſt mille qvingentos an-
nos in Eccleſia occidentali, eaq́; non
omni, nec omnium temporum, in
de usq́; ab Apoſtolorum ævo, ſed
particulari tantùm, imò nec hac qvidem tota, verum ſola Romanâ: cœteris per univerſum orbem ſpar-
ſis, iisq́; nec numero, nec eruditione inferioribus, ab ea diſſentientibus; ſub anathemate fuit definitum.
177Fuerunt aliqvando Hæretici in Arabiâ; qvi docuerunt, animas cum corporibus mori & diſſolvi, & in
fine ſeculi utrumq́; reſurgere; teſt. Euſeb. l. 6. c. 30. & Auguſtino lib. de hæreſib. ad Qvodvult Deum hæreſ.
83. qvos Damaſcenus l. de hæreſ. vocat; qvos jam ſuo tempore refutavit Origenes; tradente Ni-
cephoro l. 5. c. 23. Errorem hunc reſuſcitârunt Anabaptiſtæ & Photiniani. Non multùm ab his abludunt Pſy-
chopannychitæ, animas videlicet hominum, cum ex corporibus migrarunt, & ab iis ſeparatæ manent, nec
lætitiâ, nec triſtitiâ affici, nec pati qvicqvam aut intelligere, ſed ſine ſenſu & intellectu, ſine vita ſtertere,
& rerum omnium obliuione detineri, imò & profundo quaſi ſomno correptas dormire. Hanc ,
ex antiqvis hæreticis etiam Armenii tenuerunt, damnati propterea ab Innocentio III. & Benedicto
XI. qvibus qvoq́; acceſſerunt Græci, ut ex Concilii Florentini ſeſſ. 25. patet: Joannes XXII. Pontifex Ro-
manus itidem huic errori ſubſcripſit & decreto ſancivit, ſic eſſe credendum, teſte Sixto Senenſi l. 6. Biblioth.
an. 345. & Alphonſ. à Caſtro l. 3. adverſ. hæreſ. 5. & Nicol. Sander. l. 7. de viſibili Monarchia Eccleſ. qvam
tamen Bellarminus l. 1. de Beatit. ſanctor. c. 11. ita excuſat, ut eum ita ſenſiſſe dicat, cum adhuc ita ſentire
licebat, ſine periculo hæreſis. Sed qvis Pontifex, aut qvæ Eccleſia pollet autoritate non tantùm promul-
gandi, ſed condendi novos articulos fidei? ut qvæ partes ſolius Dei ſunt, ipſa ſibi arroget, & tanqvam De=
um oſtentet? An Deus ipſe mentem & voluntatem ſuam mutavit? An Eccleſiæ atq́; Pontifici arbitrium vi-
tæ & mortis transſcripſit, ut ſucceſſu temporis damnare liceat, qvos iſtis libeat damnare? Narrat autem
idem Bellarminus Joannem XXII. errorem hunc ante mort m revocaſſe, ex Johanne Villano. Gregorius de
Valentia autem, publicè in totâ Eccleſiâ hunc errorem definitivum fuiſſe ait, niſi morte ereptus eſſet: Cujus
rei manifeſtam fidem facit Bulla Benedicti XI. ap. Alphonſ. à Caſtro. Allegant Erroris hujus Patroni pro ſe
Loca Pſalm. VI. 5. 6. LXXXIIX. 4. CXVI. 7. Eſai. XXXIIX. 18. 19. Joh. III. 13. 16. Eccleſ. IX. 5. 10.
I. Corinth. XV. 9. Apocal. VI. 11. Patet autem ex Scriptura, animas demortuorum, imprimis ſanctorum,
poſt mortem, nec prorſus interire, nec in modum glirium immobiles torpentesq́; ut Hieron. adverſ. Vi-
gilant. & Epiſt. ad Pammach. de amorib. Joan. Hieroſolymit. loqvitur, perpetuò ſtertere, ſed omninò ſuper-
ſtites manere, & jucunda qvadam cum Chriſto ac ſanctis Angelis ejus converſatione frui. Sic ſancti Patri-
archæ ad populum ſuum congregari dicuntur, Geneſ. XXV. 8. XXXV. 29. XLIX. 33. qvod de corpore
ejusq́; ſepulturâ ſimpliciter accipi non poteſt: nec enim cinis in qvem corpus convertitur, populus rectè dici
poteſt; Nemo enim colligitur ad eos, qvi non ſunt, ait Origenes. Conf. Lutherum, in Gen. XXV. Nec ideò ad
populum ſuum congregantur, ut perpetuo ſomno torpeant, ſicut nec proptereà Paulus diſſolvi & cum Chri-
ſto eſſe deſiderat, aut Latroni Paradiſus promittitur, ut cum Chriſto dormirent, ſed ut præſentia & converſa-
tione ejus fruantur: qvod & inde colligitur, qvod de Abrahamo dicitur, Geneſ. XV. 15. qvod iturus ſit ad
Patres ſuos, in pacem; & de fidelibus omnibus Eſai. LVII. 1. eos per mortem ingredi in pacem, & reqvi-
eſcere in cubiculis ſuis: & Eccleſ. XII. 7. Spiritus ad Deum redire dicitur: add. Phil. I. 21. 23. Joan. XVII.
24. XII. 26. Luc. XXIII. 43. II. Cor. V. 6. Hebr. XII. 22. 23. Apoc. IV. 8. V. 8. VI. 9. Matth. XXV.
46. Ad loca in contrarium allegata reſpondemus; alibi etiam mortuos & in ſepulchris ſ. inferno exiſtentes
Deo pæana canere Pſal. CXIIX. 17. Apoc. VI. 10. eſſe etiam in locis dictis ſermonem, vel de prima ſ. tem=
porali, vel ſecunda & æterna morte. Si hoc? nihil ad nos. Si illud? dicimus actiones illas, non uni
aut alteri parti ſeorſim, ſed toti
compoſito, corpore & animâ con-
ſtanti competere. Sicut enim ſola
anima homo non eſt; ita nec actiones
toti homini propriæ, uni alterive
parti ſeorſim tribuendæ ſunt. Un-
de non male M. Anton. de Do-
min. l. 5 de Rep. c. 8. n. 90. qvod
ait David & Ezechias & Sapiens de mortuis, eos non laudare Dominum ſed vivos, qvòdq́; Job ait, de ſuo
ſomno & ſilentio & requie, intelligenda ſunt de hominibus, in eorum perſonis. Deniq; illa omnia dicta,
de actionibus Phyſicis & ſenſibilibus, viventibus propriis; ſeu illa recordatione & laudum divinarum
prædicatione loqvuntur, qvalis in hac vitâ eſt, quòd ex Pſ. CXV. 17. manifeſtè patet. Ad locum Apoſto-
li dicimus, eum neutiq???am conferre animas ſeparatas inter ſeſe, aut dicere fidelium animas deteriore con-
ditione futuras, quàm infidelium, ſed loqui de toto compoſito, ſ. perſonis, anima & corpore exiſtentibus
iisq́; rurſus unitis. Nec aliter intelligendum eſt, cum idem Apoſtolus, vitam noſtram cum Chriſto in
Deo abſconditam eſſe ait, ſed revelandam tum demum, cum Chriſtus aliquando, ut Judex vivorum & mortu-
orum, apparuerit; Non enim da eâ vitâ loquitur, quâ anima ſeorſim & à corpore ſeparata, ante extremum
diem ſuô modô, viva eſt, ſed quam totus homo, anim??? ſimul & corpore, in die reſtaurationis omnium recupe-
raturus eſt, & beatam cum Chriſto acturus. Vid. Dn. D. Meiſnerum de ſtatu anim. ſeparatar. diſput. ann.
1679. habitam.
178Vid. Athanaſ. tom. 2. quæſt. 25. ad Antioch.
179Formula iſta loquendi non probatur Johanni d’ Eſpagne acutiſſimo aliàs Gallo libro cui titulus Schiboleth,
qvod anima primi hominis, ipſum per nares ingreſſa fuerit Geneſ. II. 7. fieri ergò etiam, ut illac egrediatur:
præſertim qvod & Iob. XXVII. 3. habeatur; quoad halitus Dei, in naribus meis ſupereſt, id eſt, vivam.
Ita enim ille p. 123. Quand un homme ſe meurt, on dit, il a desja l’ame ſur le bord des levres. Ainſi parlent
meſme les Theologiens, ainſi en parle l’Antiquité. Ce langage eſt prevenu d’une opinion populaire; que
l’ame deloge du corps, elle ſort par la bouche. Ou cette opinion eſt provenue d’un tel langage. Or
je n’entreprend pas de reſpondre aux queſtions curieuſes, que l’on peut propoſer, touchant la ſortie de l’ame.
Je dis ſeulement, que ce prejuge vulgaire n’eſt point ſolide. Si l’ame eſt eſpandüe univerſellement par
tout le corps, comme pluſieurs Philoſophes tiennent, pourquoy la reſſerrer, dans un paſſage particulier,
en ſa ſortie? Si elle loge proprement & principalement dans le cœur, ou au cerveau, toute fois, quel be-
ſoin a-t elle de ſortir par vn conduit ouvert, veu que c’eſt un eſprit, qui peut paſſer meſme au travers du crane,
ou des autres os. Ou qui nous a dit, qu’elle ſorte par la bouche, plustoſt que par l’oreille, ou par les
yeux qui ſont comme les feneſtres de l’ame. S’il eſtoit permis daffirmer quelque choſe en un point du quel la
deciſion n’eſt ni aſſeuré ni neceſſaire, je diray, qu’il eſt plus crojable que comme l’ame du premier homme eſt
entrée en luy par les narines, auſſi elle ſort par là. Gen. II. 7. Et certes, quand l’Eſcriture veut dire, que l’hom-
me eſt tousjours proche de la mort, elle dit, que l’eſprit, ou le ſouffle d’iceluy, eſt en ſes narines, comme
tout preſt à s’en aller Eſai. II. 22. A cela ſe rapportent les paroles de Job. XXVII. 3. Tant que le ſouffle de
Dieu fort ſera en mes narines; c’eſt à dire, quand meſme ceſte ame que Dieu a ſoufflée en moy, ſeroit
desja ſur le point de ſa ſortie, ne tenant plus qu’ aux narines. Etſi autem, in quam opinionem divertas, ni-
hil damni patiatur orthodoxia, malim tamen, Antiquitatis veſtigia premere, quàm temerè Novitatis ſuſpi-
cionem incurrere, quid quod ad argumenti prolati enervationem, mille poſſint dari, in contrarium in-
ſtantiæ.
180Sic docuit quondam Pythagoras; quamvis etiam Photius. in Bibliothec. Cod. VIII. p. 9. ejusdem erroris
inſimulet Origenem in libro .
Olympiodorus in c. III. Eccleſi-
aſtic. p. 621. Manichæi
docentes, dicunt animam im-
mortalem omnia ſubire corpora,
tàm hominum quàm brutorum,
plantarum quoq́; atq́; reptilium.
181Sap. IV. 7.
182Luc. II. 29.
183Conf. D. Hildebrandi Tractat.
novisſ. de Immortal. anim.
184Vitulum aureum ab Aarone con=
flatum eſſe, ex æmulatione Ægypti-
orum; Philo Judæus de vita Moſis
l. 3. ita enarrat; qvum Moſes adſcen-
diſſet in montem, quidam abſenti-
am ejus verteru
̅
t in impietatis occa
ſionem .
Api-
dem ſiquidem & Mnevin, ſacros bo=
ves à Memphitis & Heliopolitis,
pro diis cultos fuiſſe Strabo docet l.
17. & Cieero de natur. deor. l. 1. nec
minus Plinius l. 8. c. 46. & Mela l.
1. c. 9. Brutorum etiam & Boum
cultum, apud Ægyptios adeo anti-
qvum fuiſſe, ut Iſraelitarum ex Æ-
gypto exitum anteceſſerit, ipſe Mo-
ſes innuit Exod. IIX. 25. 26. Gen-
tium enim Idola, abominationes à
ſacris ſcriptoribus paſſim appellan-
tur; quia ſacrificia talia, abomina-
tioni erant Ægyptiis, non paſſuris,
ut ea immolarentur, quæ ipſi adorabant: Inde Chaldæus
Quo pertinet Anaxandridis jocus:
Tu Bovem adoras; ego eum Diis ſacrifico.
185Eccleſ. XXII. 7.
186Rom. V. 12.
Auguſtinus ſerm. 36. de diverſ.
quia eligere hîc non potes, ne mo-
riaris, elige cùm vivis, ne in æter-
num moriaris. Boeth. de conſol.
Philoſoph. l. 7. met. 7. Mors ſpernit
altam gloriam, involvit humile pa-
riter & celſum caput; Æquatq́; ſum-
mis infima.
Horat. l. 2. od. 14. Charontis
unda ſcilicet omnibus; quicunq́;
terræ munere veſcimur, Enavi-
ganda, ſive Reges, ſive inopes eri-
mus Coloni. & l. 9. od. 2. Mors &
fugacem perſequitur viru
̅
; Nec par=
cit imbellis juventæ poplitibus, timi=
doq́; tergo. Cicero l. 1. Tuſcul.
quæſt. Moriendum eſt omnibus,
eſtq́; finis miſeriæ in morte.
187An mors naturalis, medicinæ be-
neficio retardari poſſit? latè diſce-
ptant Valeſius, Cardanus, Peræma
tus de temp. quæſt. 15. & alii; qui
partem affirmativam defendunt, ſatis
ab Arnoldo de Villanueva irridentur
l. de humid: radic. c. ult. & impoſ-
ſibile hoc eſſe confirmat Plato in
Timæo, Avicano & Galenus libr.
de tuend. valetudin. Quemadmodum
autem certum eſt, medicinæ viribus,
ad extremam usq́; ſenectam & ex-
actam humidi radicalis conſumtio-
nem, hominem conſervari & per-
duci poſſe; ita ab omni ratione ali=
enum & Sophiſticum aſſerere, ultrà
prædictum terminum ulla humidi
reparatione fieri, ut longius ſubſi-
ſtere poſſit. Vid. Caſpar. à Reies Ju=
cundar. quæſt. elyſ. camp. quaſt. 26.
p. 175.
188Ob perpetuam ſucceſſionem, ita
de Regibus Galliæ. Mercure Fran-
cois liv. 6. Les Roys ne meurent
point en France. Conf. Bodin. de
Rep. l. 1. c. 8. Nicol. Vernul diſſert.
polit. dec: 1. diſſert. 5. Orat. 3. qvò
pertinet id, quod olim Angli poſt
mortem Henrici II. referente Mat-
thæo Paride Hiſtor. Maj. dicere auſi.
Sol occubuit, nox nulla ſecuta eſt.
Vid. Chriſt. Beſold. de ſuccesſ. &
elect. Regnor.
189Apocal. VI. 8.
190Rom. VII. 19.
191Didac. de Savedra Symbol. polit.
ult. Vita, ejusq́; dignitas à cunis ſu-
um ſumit exordium, finitur in tumu=
lo; nec facilè dixerim, quæ felicior
hora ſit, illane? quâ lucem hanc
primum aſpicimus oculis; an illa?
quâ mortis immergimur tenebris;
illa enim principium, hæc laborum
finis eſt. Iſidor. Peluſiota l. 3. epiſtol.
311. Mors moleſtiarum finis, bo-
norum initium, certaminum exitus,
coronarum principium exiſtit.
192Matth. IX. 24. Marc. V. 39.
Luc. IIX. 52. Joh. XI. 11.
193II. Timoth. IV. 6. Mors voca-
tur Apoſtolum imitantur
Clem. Alexandr. 3. Stromat. p. 453.
& Gregor. Nyſſen. Orat. 8. contr.
Eunom. & in vit. Ephram.
nom. at Baſil. M. in Pſ. 116. Sic
& Ciceroni Tuſcul. I. mors eſt mi-
gratio; nec minus Senecæ epiſt. 65.
Gregor. Nazianzen. Orat. 18. di-
citur . Chryſoſt. ho=
mil. 41. in I. ad Corinth.
Luc. IX. 31. II. Petr. I. 15. .
Plura iſtiusmodi nomina ex Anti-
quitate ſacra congeſſit Dn. D. Be=
belius Antiq. Eccleſ. p. 810.. ſeqq.
194Etſi mors ſtipendium peccati;
magnæ tamen etiam miſericordiæ
divinæ argumentum, Deum ſubje-
ciſſe morti Adamum, poſtquàm ſta-
tum innocentiæ amiſit, ut citius hu-
jus vitæ incommodis abriperetur.
Vid. Rupert. l. 3. de Trinitat. & Franciſc. Quareſmium Elucid. terr. ſanct. l. 1. p. 219. Hinc mors ju=
ſtorum dicitur pretioſa eſſe in conſpectu Dei: per mortem enim Chriſti mors, quæ pœnâ & tormentô ag-
gravabatur, in lætitiam juſti redacta eſt. Protoparentes noſtri, propter peccata mortui ſunt, & ſancti
moriuntur, propter non peccandum. Ergò corporalis mors, non ſolum mala non eſt, imò optima; quo-
niam præſens vita adeò miſeria & periculoſa eſt, ut me lateat, quo pacto homines, tam pertinaci atq́;
obſtinato animo eam defendant: ait Ambroſius. Ad inſtar malorum hujus vitæ, mors magis remedium eſt,
quam pœna & propterea Deus mortem nobis inflixit, pro remedio & fine malorum noſtroru
̅
. Ammian: Mar-
cellin. mortem vocat, finem vivendi & doloris. Non eſt infelicitas, ait Saluſtius, ſed infœlicitatis finis.
Cicer. I. Tuſcul. vocat eam portum; longam verò vitam, ventos contrarios, qui per malaciam non ſinunt
progredi. Conf. Hector. Pintus Dialog. 5. p. 100. & Octavianus de Tufo Neapolitan. in c. 17. Eccleſiaſtic.
p. 669.
195Geneſ. IV. 15.
Et poſuit Dominus in Cain Signum.
LXX. .
Qvale hoc fuerit Signum, variè inter varios diſquiritur. Fabulas imprimis olent, quæ habent Judæi: im-
poſuiſſe nimirum Deum Protoplaſtis originalia duo Signa videlicet & , quorum primum fuerit,
pro continendis in imperio beſtiis: alterum, pro conſervando amore mutuo; Illud appellatum, enſem,
hoc ſceptrum divinum quorum ſignorum cum amplius nullum animadverterit Cainus, formidine perculſum,
& novum petiiſſe. Aben-Ezra ait, quosdam dixiſſe, datum fuiſſe Caino cor validum, unde omnibus for=
midabilis viſus; ipſe autem mavult habuiſſe eum reale aliquod Signum & viſibile; unde R. Salomon ſtatuit,
fuiſſe Signum fronti ipſius impreſſum. Autor Cætenæ Arabicæ dicit, notam hanc eam impreſſionis vim in
Caino habuiſſe, ut omninò confir-
matus & ſecurus, inter ferociſſima
etiam animalia ambulaverit. In
Bereſchith Rabba R. Judah ait, fu=
iſſe Signum hoc circulum quaſi ſo-
lis, in fronte ejus exſurgentis. R. A-
ba & R. Iſaac Abarbanel volunt
fuiſſe Canem Abelis à Deo ipſi ad-
junctum. R. Joſeph ait, fuiſſe cornu
aliquod è fronte ipſius creſcens; alii
certam literam intelligunt. Vid.
R. Iſaac Ben Arama Comment. in
Pentateuch. fol. 30. Col. I. Theodo:
literam hanc innuit fuiſſe ulti-
mam Alphabeti Hebraici , & pri
mam adeò vocis quæ pœni
tentiam notat: Alii & quidem inſig-
niores docent, fuiſſe ſignum hoc,
continuum tremorem & conſterna-
tionem, totius corporis, præſertim
capitis: Nec diſplicent, quæ habet
Excellent. Dn. D. Auguſt. Pfeifferus
Dub. Vexator. centur. I. loc. 15. fuiſſe
miraculum nimirum aliquod evi-
dens, coram ipſo editum, quo de
immunitate ſua certus redderetur;
cujus rationes vid. l. d.
196Seneca de Conſol. ad Marcian. c.
20. ô ignaros malorum ſuorum qui-
bus non mors, ut optimum naturæ
inventum, laudatur! epiſt. 24. Mihi,
crede, adeò mors timenda non eſt,
ut beneficio ejus nihil anteferendum
ſit. Add. Cic. 1. Tuſcul. Quid ad hæc
dicant Chriſtiani? qui norunt poſt
peccatum mortem eſſe Dei benefi-
cium? qui credunt à Dei manu
mortem obvenire? Oliver. Bonar-
tius Comment. in Eccleſiaſtic. c. 41.
p. 625.
197Vid. Anton. de Guevarra Horo-
log Princip. l. I. c. 2.
198Apulejus l. 4. Aſin.
199Tranſimus, non in mortem, ſed
in immortalitatem, non amiſſionem
bonorum, ſed ſinceriorem eorum
perceptionem. Illuc enim hoc ſo-
lutus carcere proficiſceris, ubi læta
requietaq́; omnia. Seneca.
200Archidamus librum de mortis
laude compoſuit, quem Cicero in
Tuſculan. ſeqvutus eſt: nec minus
Ambroſius excellentem tractatum,
de bono mortis compoſuit. Quid
igitur prodeſt, longinquos expete=
re annos ſiquidem quò magis vita
longa eſt, eò latius noſtrum exilium
extenditur, noſtrumq́; gaudium ab-
breviatur; & eo magis vivimus, eo
graviores perſentimus ærumnas.
Hector Pintus Dialog. 5. p. 100.
201Didac. de Celada in c. I. Ruth. §.
30. ad illa Pauli: Philip. I. 21.
Mors non tam eſt vitæ exitus, quàm
optatiſſimus in patriam regreſſus.
Hinc Paulus deſiderium habens, à
corpore per mortem diſſolvi, per
hujusmodi diſſolutionem, ad Chri=
ſtum reverti ſ. in cœleſtem patriam
regredi exoptat.
202Juſtorum oſſa in Sepulchro con=
duntur, quia ſvaviſſima ſunt lilia,
ad quæ colligenda, dilectum in hor=
tum ſuum deſcendere ſolitum, ſan-
cta aſſerit Sponſa; tum quia gra-
na ſunt frumenti, quæ idcircò colli=
guntur, ut ſepulta in terra, exinde
in fructum reſurgant æternæ felicita=
tis. Mich. Ghislerius in c. 8. Jerem.
p. 699.
203Alphonſ. Anton. de Saraſa art.
Semp. gaudendi tom. 2. p. 604. Futu=
rarum voluptatu
̅
deſiderio, non mul=
tum tangimur; quod nulla earu
̅
ſeſe
ſpecies offerat, aut phantaſiam no-
ſtram feriat; neq́; ad ea percipienda
intellectus humanus paſſim ſeſe ex=
tendat, quæ imaginatricis potentia
facultatem excedunt. Sic vulgò in-
tra phantaſiæ terminos verſatur ani
mus; illis quæ iſthic invenit rerum
fimulacris ſolet colludere, iisq́; in
primis delectari: ad alia cœcutit om-
nia, neq́; iis multum aut paſcitur,
aut trahitur.
204Mortem quomodo ſine peccato
optare poſſint pii; latiſſimè ediſſerit
M. Ehrenreich Weißmann/ part.
2. der Freuͤden-vollen Ewigkeit p.
261. add. Boulducium tom 1. in Jo=
bum c. 6. v. 9. p. 277. David à Ma-
uden. in c. 3. Tobiæ ſect. 5. ad v. 6.
p. 219. optare mortem licet (inquit)
ne ob nimios dolores peccemus in
Deum; ut citius Deo fruamur; &
cum ſubmiſſione ad divinam volun-
tatem.
205Sciant omnes, mortem ſimilem
uncino illi, de quo Amos. 8. Unci-
num pomorum ego video; ſicut e-
nim ope uncini, altiſſimi rami incur
vantur, & occulti ſub foliis fructus
deteguntur, ita mors hominem, quo=
cunq́; fugientem, & ubivis terrarum
deliteſcentem aſſequitur, & in lu=
cem protrahit Julius Mazarini
conc. III. in Pſ. 50. p. 119.
206Fideles mortui dicebantur He-
bræis ad Seth apponi, id eſt, ad cœ-
tum piorum, quorum primum po=
nitur in ordine generationis Seth,
quoniam ab illo proceſſit ſtirps pio-
rum. Guilielm. Alabaſtrus apparat.
in revelat. Chriſti c. 2. p. 32.
207Lege eleganter iſta proſequ???tem
Johan. Euſeb. Nieremberg. Doctor.
Evangel. l. 4. de ingenio amoris p.
275.
208Apocal. VI. 9. XIV. 13.
Seneca in Conſol. ad Polybium:
In hoc tam procelloſo mari, nullus
portus, niſi mortis eſt: Ne itaq́; in-
videris fratri tuo; quieſcit. Tan=
dem liber, tandem tutus, tandem
æternus eſt.
209Hebræorum Inſcriptiones & vo-
ta pro defunctis, ut ro???undæ ſemper
erant, ſic frequenter ita leguntur:
vel h. m
vel etiam
210Rivetus Exercit. 39. in Geneſ. c.
3. & in Exod. c. 2. notat, ex tota
hiſtoria Moſis conſtare, nullum no-
men impoſitum fuiſſe, cujus non at=
texatur ratio, vel ratione eventus
præteriti, aut præſentis, vel exſpecta-
ti & futuri, ut adeò, non ſolùm di-
ſcretiva, ſed etiam ſignificativa vis
eis ineſſet; Romanos inprimis pluri-
bus nominibus ſuperbiiſſe tradunt
Valer. Maxim. l. 10. de nominibus
& Alex. ab Alexandr. genial. dier.
l. 5. c. 4. Qui autor etiam eſt, eos-
dem prænomina quædam, ceu per-
nicioſa & infamia vitaſſe, veluti præ=
nomen Marci, quod poſtquàm M.
Manlius crimine affectati regni
convictus fuerat, ne cui gentili in-
deretur, SCtò cautum fuit; add.
Jac. Sirmondum in præfat. notar. ad
Apoll. Sidon. p. 8. Imponebantur
autem nomina apud Romanos pu-
ellis octavo, pueris nono à nativi-
tate, die; apud Græcos verò ſepti-
mo: teſte Ariſtot. l. 7. natur. hiſtor.
c. 12. cujus rationem reddit Plu-
tarch. quæſt. Roman. 102. Impoſitio
Nominum, dominii ſignum eſt; ut & eorum mutati
̅
o: Vid. Chryſoſt. himil. de ferend. reprehenſ. qnæ eſt tom. 3.
Oper. & Bochartum Hierozoic. p. 1. l. 1. c. 9. Sic Deus pro ſumma ſua in homines poteſtate, quibusdam
Nomina impoſuit. Conf. Gen. XVI. 11. XVII. 19. I. Reg. XIII. 2. Luc I. 13. & immutavit; inter quos in
V. T. primus fuit Abraham Gen. XVII. 5. ubi ita Deus ad illum. ;
de cujus mutationis ratione vid. Mercerum prælect. in Geneſ.
Pfeiffer. dub. vexat. Centur. I. & Schickardum Bechinat Happeruſch. p. 85. In N. T. Petrus Joan l. 42. Sed
& quibusdam Nomen ſupperadditum; ſic Salomoni cognomen à Nathane ceſſit Jedidiah II. Sam. XII. 25.
id eſt, dilectus Dei. Ex Codice N. T. notiſſimum, diſcipulorum Chriſti nomen, in Chriſtianorum commu-
tatum eſſe, Actor. XI. 26. quod à Chriſmate derivat Theophyl. Antiochen l. 1. ad Autolyc. quod etſi Bellarmin.
l. 2. de Confirm. c. 8. §. 15. & Salmeron avidè arripiant pro unctionibus ſuis ſtabilendis; & putet Alba Spin.
Obſerv. Eccleſ. l. 1. Obſ. 25. eum demum pro Chriſtiano antiquos agno viſſe, qui Spiritu S. confirmatus eſſet
& oleo ſancto oblitus; at ex l. alleg patet, omnes diſcipulos Chriſtianos appellatos, nec aliquid de Confir-
matione Pontificia, tum conſtitiſſe. Vid Druſium Præterit. in h l. Hugon. Grot. in h. l. Thom. Gataker. in
Cinn p. 100. adeoq́; Nomen Chriſtianorum à Chriſto eſt; ſic à Pythagora Pythagoræi; &c. Quare autem
Chriſtiani & non Jeſuani dicantur, hinc fieri videtur: quod Chriſtus Spiritualis unctionis nos participes
reddendo I Joan. II. 20. nos feeit Reges & Sacerdotes, Apocal. I. 6. non verò Redemtores & Salvatores,
quod infert nomen JEſus, Matth. I. 21.
211Vid. Sennertum Epitom. Scient. natural. l. 5. c. 4. Lang. Epiſtol. Medic. l. 2. epiſt. 49. Boeth. l. 2. de gemm.
c. 3. Lemnius l. 2. de gemm. c. 13.
Non video cur cuiquam mirum vi-
deri debeat, ſi pro diverſa cœli con-
ſtitutione, illarum generatio variet.
Quid namq́; prohibet, aliter naſci
eas, quæ ab Erythræo mari, qvæve à
Taprobana & Troidis, vel etiam
ab Arabiæ petuntur littoribus? ſe-
cus autem, quæ à Paria, vicinisq́
Auſtrinis, vel etiam Oceiduis, Sep=
tentrionalibusque Oceanis, ab edo-
ctis urinariis, ſolertiſſimâ petuntur
arte. De his Schröder. pharmacop.
Med. Chym. l. 3. c. 7. de Margaritis
p. 342. Cordiale præbent nobiliſſi-
mum, quo balſamus vitæ oppreſſus
viresque exſolutæ inſigniter recre-
???ntur ac confortantur.
212I. Petr. II. 9.
213Matth. XIII. 45. 46.
214Proverb. IIX. 11.
215Origenes in Matth. 13. Sunt, quæ
ex rore cœleſti concipiunt conchæ,
verboq́; veritatis gravidæ fiunt cœ
litus, Prophetæ, qui iidem ſunt illæ
pulchræ margaritæ, quas juxta id,
quod propoſuimus dicere, quærit
homo negotiator. Quod verò ducit
agmen margaritarum, quo invento
ſimul & reliquæ inveniuntur, vide-
licet illud pretioſum margaritum eſt
Chriſtus, Dei verbum, quod ſuperat
pretioſas literas, ſenſusq́; legis &
Prophetarum, quo invento ſimul &
omnia cœtera facilè inveniuntur.
Eadem habet Auguſt. qq. in Matth.
13. Theophyl. item & Ambroſius.
216Sennertus Epitom. ſcient natural.
l. 5. c. 4. Margaritæ habent inſig-
nem vim corroborandi & Spiritus
reficiendi, atque hinc venenis &
peſtilentibus febribus reſiſtunt; ani=
mum exhilarant, contra ſyncopen
& melancholicos affectus auxilio
ſunt. Collyriis admiſtæ, oculo-
rum nubeculas, eorumq́; ſordes de-
tergunt, & lachrymas fluentes abſu-
munt.
217Horat. l. 1. epiſt. 1.
Impiger extremos currit mercator
ad Indos
Per mare pauperiem fugiens, per
ſaxa, per ignes.
218Matth. XI. 12.
219B Chemnitius Harmon. Evangel
c. 62. De Margaritis etiam aſſerunt,
quod aceto maceratæ, in aquas re-
ſolvi poſſint.
220Cyprianus l. de paß. Chriſti. Quis
non timeat, inquit, ſi iſte timet,
quem omnia timent, ſi pavet ille,
cui omne genu curvatur; ſi ille, qui
mors eſt mortis, & morſus inferni,
morte propinquante pertimeſcit?
Ipſa avulſio Spiritus, carnis teneri-
tudinem dirumpit & lædit; hanc ne-
mo anxietatem evaſit, & nemo egre-
diente anima, ſine amaritudine ex-
piravit.
221Metaphraſtes ſeculi IX. Scriptor.
apud Laurentium Surium, Tom. 6.
d. 25. Novembr. de S. Catharina
Martyre; Cum ſic precata eſſet, (ait)
Da ut hoc meum corpus, quod pro
te fuit conſciſſum, non poſſit aſpici
ab iis, qui quærunt; juſſit milites
facere, quod fuerat imperatum.
Unus autem ex eis, ſtricto gladio,
beatum ejus caput amputat, viceſi-
mo quinto menfis Novembris: vi-
detur etiam hujus Catharinæ menti-
onem facere Euſebius l. 8. Hiſtor. c.
27. Johannes de Montevilla, in de.
ſcriptione itinerum per terram ſan-
ctam, anno 1322. l. 1. In eodem
monte, inquit, Sepulchrum S. Ca-
tharinæ eſt, ibi multæ pendent lam-
pades, quæ ſemper ardent; ſatis e=
nim olei habent, idq́; gratia Dei il=
lud ſuppeditantis. Apud Altare
templi ejus, tres gradus adſcenden-
do, loculus eſt, ex Alabaſtro factus,
in eo jacent S. Catharinæ oſſa. Ru-
dolphus Kircher à Suchen. Itinerar.
de anno 1350. ubi agit de Alexan-
dria, ſic loquitur: Propè Alexan-
driam, locus eſt ubi S. Catharina de
collata fuit, eaq́; poſtea ab Angeli
ab illo loco, in montem Sinai depor-
tata fuit, qui itinere octodecim die-
rum inde ſitus eſt. Eadem haben:
Johannes Tunchern, Civis Norin-
bergenfis, Itinerar: in terram S. anno
1480. & Bernhard. à Breitenbaeh,
Decanus Moguntinenſis, deſcript.
itinerar. ſui de anno 1438. Fe-
lix item Faber, in deſcript. iti-
neris Johannis Werli à Zimber.
c. de monte Sinai. Albertus Co-
mes in Löwenſtein. peregrinat. in
terram S. anno 1560. c. 5. de Itinere
ex Cayro in montem Sania: conf.
Johan. Helfreich. Civ. Lipſ. in relat.
Itiner. verſ. Ieruſalem, 1595. &
Chriſtophor. Jägern in contempl.
mundi. Chriſtoph. Neitſchitz anno
1630 l. 3. c. 2. Petr. del la Valle; de-
ſcript. Itin ann. 1614. l. I. epiſt. II.
222Vid. Primaſium l. 3. in Apocal. c.
11. & Hieron. epiſt. 27. ad Euſto-
chium. Devotæ quoq́; mentis ſer-
vitus (ait) immaculata, quotidia-
num martyrium eſt.
223Lactant. Firmianus l. 3. Inſtitut.
c. 20. Celebre, inquit, hoc Prover-
bium Socrates habuit; quæ ſuprà
nos nihil ad nos: quod ille refutat.
Hieronym in Apol. adverſ. Ruffinum
l. 3. c. 8. Ut fruſtra Socrates ad Ethica
̅
tranſiens dixerit; quæ ſupra nos, ni-
hil ad nos. Rem explicant Cicero
l. 5. Tuſcul. n. 4. Valerius Maxim.
l. 3. c. 4. & Auguſtin. l. 8. de C. D.
c. 3.
224Matth. XXII. 21.
225Eam ob cauſam natura cor loca-
vit in media thoracis capacitate, in=
ſtar ſolis, qui mundi cor dicitur, &
medium occupat locum, quò facilius
& felicius imperium ſuum exerce=
ret, ac vires in corpus effunderet
univerſum. Nam ut Michael E=
pheſius Comment. ad c. 4. lib. 3. de
partib. animal. ſcribit .
Quam=
vis negari non poſſit, in homine cor
quadantenus, aut modicè vel parum,
inclinare verſus ſiniſtra
̅
, quod
& notat Ariſtot. l. I. Hiſtor. 17. &
3. part. 4. Nec aliter ſenſit Galenus:
quamvis enim l. 6 de uſu partium
corporis humani c. 2. Cor in medio
thoracis , collocatum eſſe
dicat, intelligendum tamen hoc,
de corde, quoad baſin ſpectato, non
mucronis ratione, ut colligere eſt
ex 7. Exercit. anatom. 7. Perti-
nent huc etiam verba Theophili ex.
l. 3. de ſtructura hominis. Artifex Dei
ſapientia , cor in
medio totius alvei pectoralis collo
cavit, ,
quo æqualiter
ducat, omne è pulmone refrigeri-
um, ſimulq́; ab offenſis, quæ thora-
ci eveniunt, abſit longius. Et Aretæ-
us Cappadox. l. 2. de cauſis & ſig
nis acutorum morborum c. 1. .
Hinc cor
dicitur primum vivens & ultimum
moriens; quorum prius & Philoponus
docet. Com. ad. 2. de Gen. animal.
c. 6. :
poſterius nec Galenus po=
tuit diffiteri, cum l. 5. de locis affe-
ctis c. 1. ait; non mori animal, niſi
actu, præter naturam ad cor trans
lato.
226Clemens Alexandr. l. 2. Stromat.
Homo ad imaginem Dei factus eſt,
non propter ſtructuræ ſuæ figuram,
ſed quoniam uti Deus, ratione mo-
liter omnia; ſic homo qui perfecta
cognitione præditus eſt, ex rationali
facultate bonas & honeſtas actiones
exequitur. Chryſoſtom. ap. Da=
moſcent. in Eclogis, c. 1. Imago Dei
dicitur, ,
Diadochus l. de perfect. ſpiritual. c.
77. Sumus ad imaginem Dei, ſecun=
dum notionem animæ, ad mentem
pertinentis: conf. Auguſtin. l. 83.
qq. q. 51. & R. Moſ. Maimonid.
I. conſtitu. de fundament. legis c. 4.
227Ezech. XIIX. 4.
228Proverb: XXIII. 26.
Quid à te expetit? quærit Augu=
ſtinus Serm. 46. de tempore. Et re-
ſpondet; quod Abraham dictum eſt,
da mihi unicum dilectum tuum: tibi
dicit ſapientia, da mihi fili cor tu=
um. Ipſe eſt dilectus unicus. Quid
metuis offerre cor tuum? offer ſa-
crificium, contritionem cordis, Do=
mino Deo tuo. Nihil metuas, tali
ſacrificio oblato; & Deo acceptum
erit; & quod obtuleris, integrum
permanebit.
229Matth. IV. 9.
230Matth. XVI. 26.
231Hebr. XII. 9.
232Geneſ. IIX. 9.
233M. Annæus Lucanus l. 8. Phar-
ſal.
Exeat aula
Qui volet eſſe pius; Virtus & ſumma
poteſtas
Nun coëunt; ſemper metuet, quem
ſæva pudebunt.
234Eſai. III. 7.
235Pſalm. CI.
236Ita Clarisſ. Boſius parent. XI.
Nobiliſſ. COS. Dreſdenſi Chriſti-
ano Bremen, anno 1667. dicta.
237I. Reg. XIX. 18.
238Roman. IV. 4.
239Exuere veterem hominem, & in-
duere novum, eſt mutare opera.
Epheſ. IV. 24. Hinc Origenes l. 9.
in c. 13. Roman. Opera tenebrarum,
ſunt actus illi, qui à Deo alieni ſunt;
arma verò lucis, aſſumtio virtutum;
& Hilarius Diaconus Romanus, in
Comment. ad Roman. 13. apud Am-
broſ. Boni actus, arma lucis ſunt,
impugnantes tenebras, quæ ſunt vi-
tia carnis.
240Luc. XIIX. 8. Matth. XXII. 14.
Auguſtinus Serm. 32. de verb. Dom.
Pauci ſunt, qui ſalvantur, in compa-
ratione multorum periturorum.
Nam ipſi pauci, magnam maſſam
facturi ſunt; contrarius enim alio-
qui ſibi eſſet Salvator, qui alio loco
dixit: Multi ab oriente & occiden-
te venient. Conf. eundem l. 3. contr.
Creſconium c. 66. Ambroſ. in Lucam
l. 10. Tunc fides rara erit, ut ipſe
quaſi Dominus addubitans dixerit;
veniens filius hominis, numquid in=
veniet fidem in terra? vel in noſtra
utiq́; terra, vel in orbe terrarum:
Conf. Auguſtin. l. de unitat. Eccleſ.
c. 15.
241Zachar. XIII. 8.
Thophylact. ad c. 13. Matth. Tres partes ſeminis perierunt, & quarta ſola ſervata eſt; Pauci enim ſunt,
qui ſalvantur. Euthymius ad idem c. Vide, quam rara ſint bona, quamq́; pauci ſint, qui ſalvantur. Ecce
enim ſola quarta ſeminis pars fructificat, tres autem pereunt.
242Juſtinus in dial. cum Tryphon. Non Dei culpâ, qui prænoſcuntur & futuri ſunt iniqui, ſive Angeli, ſive
mortales, mali ſunt; ſed ſuapte pro ſe quisq́; culpa talis eſt, qualis eſſe apparet. Irenaus l. 4. c. 71. Vis à
Deo non fit, ſed bona ſententia adeſt ei ſemper. Et propter hoc conſilium quidem bonum dat omnibus???
poſuit autem in homine poteſtatem electionis.
243I. Cor. II. 14.
244Rom. XII. 1.
245Jacob. II. 17.
246Matth. IIX. 20.
247Pſalm. XVI. 5. LXXIII. 26.
248Exod. XXXIX. 26.
249Matth. XI. 12.
vim patitur, id eſt cum
violentia accipitur.
250Matth. XVI. 24.
abi poſt, vel
retrorſum à me Satana: ubi
idem eſt cum ſ. adverſa-
rio.
251Pſalm. XLII. 2.
252Pſalm. LV. 7.
253Galat. VI. 14.
254Matth. XVI. 24. Marc. VIII. 34.
Luc. XIV. 26.
255Joan. XXI. 16.
256Eſai. XLIII. 1.
257Rom. XII. 13.
258Matth. VI. 12.
.
Eadem ferè habentur, in libello Ju-
dæis familiari, cui titulis .
Ubi iſta leguntur:
quibus hæc ſubnectuntur:
Cogitet in corde ſuo quoque,
quantum quidem nos peccando om=
ni die pergamus coram facie Dei
benedicti, cum tamen ipſe pecca-
tis noſtris condonet: Si vero nos
filii ipſius ſumus, ſicut ſcriptum eſt;
filii eſt is Domino Deo veſtro. Obli-
gati etiam nos ſumus, ea ratione
peccata remittere, qua remittit
ipſe
259Luc. XXII. 29.
260Eſai. LX. 20.
261Eſai. LXI. 10.
262Eſai. LXI. 10.
263Ezech. XXXVII. 23.
264Eſai. XLIII. 1.
LXX. .
non tantum nomen indigi-
tatur, ſed res nomine ſignata, ſum-
ma ſcilicet apud Deum dignitas.
265Jer. XXXI. 34. Joh. V. 24. Pſam.
XXXII. 1. 2. Eſai. XLIV. 22.
Matth. XIIX. 18. Mich. VII. 19
266Matth. XVII. 3.
B. Dn. D. Gerhardus de vita æterna
p. 329. §. 2. quam auguſta erit iſta
Synodus, in qua convenient omnes
ſancti V. & N. T. cujus erit
Chriſtus, in qua non erit neceſſari-
um, veritatem ſollicitè inquirere,
ſed omnia omnibus erunt nota ac
manifeſta add. Chryſoſt. epiſt. 5. ad
Theodor.
267I. Cor. XV. 41. Matth. XI. 21.
Conf. D. Lutherum tom. 6. Jenenſ.
German. f. 260.
268Apocal. II. 7.
Hieron. in c. 14. Jobi: Lignum vi-
tæ, de cruce, vel de Chriſto dicitur.
Primaſius l. 1. Comment. in Apocal
Lignum vitæ, ſapientia Dei Domi-
nus JEſus Chriſtus, qui in cruce pe-
pendit, qui & in Eccleſia & in ſpi-
ritali Paradiſo, vitale alimentum
cœleſtisq́; pacis, præbet fidelibus
Sacramentum. Beda in Apocal 2. Lignum vitæ Chriſtus eſt, cujus in cœleſti Paradiſo, viſione, & in præſen-
ti Eccleſiæ corpore, ſanctæ reficiuntur animæ. Vid. Richard. de S. Victore comment. in h. l. add. Anshelmum
& Rupertum l. 2. comment. in Apocal.
269Geneſ. XLIX. 8. Pſalm. CXIX. 166.
Exſpecto ſalutare tuum, , id eſt, Chriſtum Salvatorem; Vid. Ambroſ. l. de benedict. Patriarchær. c.
7. Gregor. M. i. 31. expoſ. in Job. c. 10. & Iſidor. Enarrat. in Geneſ. c. 31.
270Vid. Briſſonium de Formulis l. 6.
p. 343. Selden. Vxor. Ebr. l. 2. c.
21. A. Hotoman. c. 20. de Vet. R. N.
Jacob. Rævard. Comment. ad LL.
XII. Tab. c. 21.
271Tertullian. l. de pudicit. Chriſtia-
nus non intelligendus qui ab Ec-
cleſiæ grege erraverit Origen. homil.
3. in Joſuam. Nemo ſe decipiat, ex=
tra hanc domum ſ. Eccleſiam, nemo
ſalvatur. Cyprian. epiſtol. 62. ad
Pomponium. ??? eque enim vivere fo-
ris poſſunt, cum domus Dei una ſit,
& nemini ſalus eſſe, niſi in Eccle-
ſia Epiſtol. 73. ad Jubanum. Sa-
lus extra Eecleſiam non eſt: & l.
de unitat. Eccleſ. Nec perveniet ad
Chriſti præmia, qui relinquit Eccle-
ſiam Chriſti. Alienus eſt, profanus
eſt, hoſtis eſt; Habere jam non po-
teſt Deum Patrem, qui Eccleſiam
non habet matrem. Auguſtin epiſt.
50. ab Bonifacium. Extra corpus
Eccleſiæ, neminem vivificat Spiri-
tus S.
272Cyprian. l. de zelo & livore Me-
miniſſe debemus, quo vocabulo
Chriſtus, plebem ſuam appellet,
quo titulo gregem ſuum nuncupet;
oves nominat, ut innocentia Chri-
ſtiana ovibus æquetur; agnos vocat,
ut agnorum naturam ſimplicem,
ſimplicitas mentis imitetur.
273Ignatius Epiſtol. ad Epheſ. Eu-
chariſtiam vocat conf. Irenæum
l. 4. c. 34. Cyrill. Alexandr. l. 4.
Comment. in Johan. v. 51. Videtur
hinc cauſam ſumſiſſe quare Punici
Chriſtiani Sacramentum Corporis
Chriſti Vitam vocarint, ut eſt apud
Auguſtin. l. 1. de peccator. merit. &
remiſs. c. 24.
274Job. XIX. 25. ſeqq.
Non obſtantibus Novatorum quo-
rundam purior Eccleſia
locum hunc, unanimi conſenſu de
ſecutura corporum Reſurrectione,
ac ſempiterna electorum in cœlis læ-
titia, conſtanter expoſuit; Hinc
Hieronymus ad Pamachium; Nullus,
inquit, tam apertè poſt Chriſtum,
quàm Iobus antè Chriſtum, de re-
ſurrectione loquitur: dum enim Io-
bus ait novi, abundè innuit,
ſe firmam fiduciam habere futuro-
rum, qualem de temporalibus habe-
re non poſſet, utpote, quas nemo
ſibi certò promittete poteſt; quo &
referri ſolet vox noviſſimè,
ſignificans de eo eſſe ſermonem,
quod ultimo futurum erat; ſauitas
autem Iobo non noviſſimè, ſed bre
vi poſt fuit reſtituta: Et licet verba
Textus. , videri poſ
ſint de Reſurrectione non intelli
genda eſſe, cum aliud ſit ſtare, aliud
reſuſcitare, norunt tamen Philologi
hic ſumi tranſitivè pro
ſtare faciet ſ. excitabit, prout ſumi
tur. Amos VII. 2. & part. pro
Ex, quæ acceptio aliis in locis
etiam occurrit, ut Exod. XXIII.
13. Jer. VII. 31. Ezech XX 32.
Addit Iobus.
Et cum, Interprete Glaſſio, poſt cu-
tem meam confoderint hoc tumè
carne mea videbo Deum: Ad quæ
B. Dn. D. Cramerus comment. in h.
l. Ich werde dan/ wan ich meine
Haut/ nach dem Grabe wieder be
kommen werde/ mich meiner Haut
nicht ſchaͤmen doͤrffen/ werde da=
mit/ alß mit einem ſtatlichen Kleide
wohl doͤrffen fuͤr GOttes Angeſicht
treten/ und fuͤr ihm damit pralen
dan ob ich wohl dieſe Haut werde
wieder bekommen/ ſo wird ſie den-
noch/ nicht mehr verſchrumpen/ und
geſchwuͤrig außſehen.
275Caſaubonus, autoritate Galeni &
Steſichori ductus, Coronæ natales
à Græco arceſſit, quod gene-
raliter quamvis curvaturam & ſum-
mitatem notat; unde proverbium
teſt. Euſt. &
Heſychio eſt. Sca-
liger à , quod pro
venit. Feſtus deducit à choro, quod
coronaret eos, quibus imponatur.
In Scripturis qua
̅
doque pro copia &
abundantia adhiberi legas, ut Pſal.
LXV. 12. Apud profanos Scripto-
res, pro populi cœtu; conf. Ciceron.
pro Flacco & Milone. C. Tacit. Hi=
ſtor. 3. Interdum etiam res alias cir-
culariter locatas, ut in illo Martia-
lis:
Texta roſis fortaſſe tibi, vel divite nardo,
At mihi de turdis texta corona placet.
II. Tim. IV. 8. Vita æterna coronæ æquiparatur, quia æternitas ejus infinita; de qua Chryſoſt. homil.
9. in II. ad. Timoth. Nihil hoc certamine melius; nihil illuſtrius; nullo corona hæc fine concluditur; non
habet editorem munerum hominem; non ſpectatores homines; ex Angelis conflatum erit theatrum. An-
tiquioribus etiam coronæ ſtrophia dicebantur; hinc Poeta.
Et gravidum roſeo, necte caput ſtrophio.
Coronas inauratas etiam jumenta immolanda geſtaſſe, autor eſt Saubertus de ſacrific. Romanos in
Commiſſionibus, coronis inauratis uſos eſſe, ex Suetonii Veſpaſiano docemur; aureis verò in
negotiis militaribus. Freinshemius, not. ad Florum, malè confundit coronam radiatam, & effi-
giem Numinum, ap. Taçit. l. 1. annal. c. 20 n. 8. cum illo capitis ſanctorum cum diſpar utriusq́;
forma: Capitibus enim Sanctorum, imponebantur , docente Scaligero ad Priap. p. 211. De more co-
ronandi Victores, prolixus eſt Tertullian. lib. de coron. milit. ad quem morem reſpexit Apoſtolus: Sub quo
Schemate etiam Magiſtri Iſraelis, vitam æternam nobis ſiſtunt; Sic Scholiaſtes libr. Aboth, In ſeculo anima-
rum, inquit, non eſt cibus neq; potus, ſed juſti ſedent, & coronæ ſuper capita corum.
276Hiſtoriane ſit an fabula? quæ de Phœnice circumfertur, Philologis & Hiſtoricis diſcutiendum relinquo: Id
ſaltem noto, eſſe in monumentis gentilium pariter & Chriſtianorum Scriptorum, agmen autoritatum pro Hi-
ſtoriæ veritate, quod quomodo omninò eludi poſſit, ipſi viderint. Lege
̅
di imprimis Heſiodus Homeri coætaneus
nongentis annis ante Chriſtum ap. Plutarch. l. de oraculor. defect ſub perſona Naidis. Herodotus Hali-
carnaſſ. plus quadringentis annis ante Chriſtum l. 2 Hiſtor. cujus Inſcriptio eſt Euterpe. Ovid. l. 15. Meta-
morphoſ. v. 392. & l. 2. amor. eleg. 6. v. 54. Pompon. Mela. l. 3. de ſitu orb. c. 9. Senec. epiſt. 42. M. Ann.
Lucan l. 6. Pharſal. v. 681. Plin. Secund. l. 10. nat. Hiſtor. c. 2. Iul. Solinus Polyhiſtor. c. 36. M. Valer.
Martialis l. 5. Epigram. 39. Cornel. Tacitus l. 6. annal. Lucianus Samoſatenſis in Herotimo, & in morte
Peregrini Artemidorus Daldianus l. 4. de Inſomniis c. 49. Ariſtides Adriarenſis Sophiſta, in Palinodia de
Smyrna, beneficio M. Aurelii Imperatoris reſtau ata. E Chriſtianis Clemens Romanus Epiſtol. 1. ad Cor.
Clem. Alexand in. l. 6. Stromat. Q. Septimus Florens Tertullianus Afer. l. de reſurrection. carnis c. 13. &
in carmine adverſ. Marcionem, de
judicio Domini l 5. Origenes Ada-
mantius l. 4. contr. Celſum. Zeno
Veronenſ. Epiſcop Sermon. 114. de
Reſurrect. Lactantius, qui integrum
Elegiacum carmen de Phœnice ſcri-
pſit. Euſebius Pamphili. Epiſcop.
Cæſarienſ. l. 4. de vita Conſtantini
e. 72. Cyrill. Hieroſolymitan. cate-
cheſ. 18. Gregor. Nazianzen. orat.
6. de Spirit. S. Epiphanius in Anco-
rato c. 85. Ambroſ. enarrat. in Pſal.
118. Octonar. 19. & lib. de fid. re-
ſurrect. Auguſtin. l. 4. ad Vincenti-
um Victorem de anim. & ejus origine
c. 20. Philippus Presbyter l. 2. ex-
poſit. in Job. 29. 18. Sidonius Apolli-
naris, Avernorum Epiſcopus. Car-
min. 2. v. 417. Carm. 9 v. 326. &
Carm. 22. v. 50. Creſconius Conip-
pus l. 1. in laud. Juſtin. v. 347. Iſidor.
Hiſpalenſ. l. 12. Origin. c. 7. Petr.
Damianus Opuſc. l. 52. c. 11. Mich.
Glycas Siculus part. 1. annal. Ioann.
Sarisburienſ. l. 1. polycrat. c. 13.
Cambdenus in Hibernia p. 783. Io-
hann. de Montevilla Itinerar. tom. 2.
f. 768. Nugivenduli Judæi, qui ani-
mantia etiam & beſtias ex fructu ve-
rito comediſſe delirant, ut videre eſt
in Ialkut in c. Iob. 29. f. 18.
quod ibidem eſt, de Phœnice expli-
cant: Ita namq́; in eorum Bibliis
Hebræo-Germanicis legitur: Alle die
Beſchaͤffnis haben geſſen/ ohn ein
Vogel/ der heiſet , der hat nicht
gewolt eſſen von dem Appel. Es
ſagen unſere der Vogel
der lebt tauſend Jahr/ und nach
tauſendt Jahr/ da iſt ſein ver-
dorben/ und die Federn fallen ihm
auß/ un es bleibet an ihm alſo groß/
alß ein Ey/ darnach wachſt er wie-
der/ und wird jung.
277Matth. XXIII. 27.
De inſigne eti-
am extat teſtimonium in Miſch. Cod.
Maaſar Scheni c. 5. §. 1. fol. v. 2. &
in Gemara Babylon. Cod. Bavakam
c. 7. fol. 1. conf. etiam, qui Se-
pulchrorum apud Hebræos formam
delinearunt. Caſaubon. Exerc. adv.
Baron. p. 578. Lightfot. Hor. p.
171, Gejer. de Luct. Hebræor. c. 6.
§. 11 & Saubert. in Palæſtr. Theol.
p. 214. Chriſtus autem hac parabola
à Sepulchris calce notatis deſumta,
notat mores hominum perſonato-
rum ſ. fucatorum ut dicun-
tur in Talm. Cod. Sotah. f. 2. h.
e. juxtà Raſchium
quorum externa
forma non reſpondet naturæ eo-
rum; ſed picturati ſunt exterius,
interius autem non eſt, ſicut exteri-
us.
278Num. l. 16. Eſai. V. 13.
279Eccleſ. X. 17.
280Salvian. l. 4. de Gubernat. Dei.
Si quis ex Nobilitate converti ad
Deum cœpit; ſtatim honorem No-
bilitatis amittit; ò quantus in Chri-
ſtiano populo honor Chriſti eſt;
ubi religio ignobilem facit? &
mali coguntur eſſe, ne viles habe-
antur, Senec. in Thyeſte. Sanctitas,
Pietas privata bona ſunt.
281Nobiles præſumuntur virtutibus
magis exculti, atque excellentes,
quam plebeji. Bon. de Curtili de
nobilit. p. 5. num. 28. Alciat de
præſumt. reg. 1. præf. 48. Vultei.
conſ. Marpurg. 18. n. 170. vol. 3.
282Juvenal. Satyr. IIX.
Et tamen, ut longè repetas, longeq́;
revolvas.
Nomen, ab infami gentem deducis
aſylo.
Majorum primus quisquis fuit ille
tuorum:
Aut Paſtor fuit, aut illud, quod di-
dicere nolo.
283Cicero orat. pro Seſtio. Omnes
boni, nobilitati favemus, tum quia
utile eſt Reip. nobiles eſſe homines,
dignos majoribus ſuis, tum quia
valere debet apud nos, clarorum
hominum de Republica meritorum
ſenex memoria, etiam mortuorum.
284R. Aquibæ. Bava Kama c. VIII. §. 6.
285Qui genus jactat ſuum, aliena
laudat. Seneca in Hercul... furente
Nam genus & proavos, & quæ non
fecimus ipſi
Vix ea noſtra puto - Ovid.
286Nobilitas eſt dignitas, beneficio
Principis vel legis, plebeju
̅
per gra-
dus legitimè eligens per D. d. Joſ.
Nolden. de ſtat. nobilitat. c. 1.
concluſ. 7. Tob. Paurmeiſter de Ju-
risdict. l. 1. c. 29. Tiber. Decian.
vol. 3. reſponſ. 19. n. 2. Hinc Con-
ſiliarii Principium, tacitè Nobilita-
tem accepiſſe videntur. Regner Sixt.
de Regal. l. 2 c. 15. 1. 22. Henr.
Bocer. de Regal. c. 2. n. 8. Joſ. Nol-
den. de Stat. Nobilit. c. 5. concl. 35.
Doctores non minus, J. Lauterbach;
de liter. & arm. num. 11. Barthol.
Caſſar. n. Conſuetud. Burgund.
rubric. 4. §. 19. n. 1. Ludovic.
Schwartzmair, Miſcell. Jur. l. 1. c.
10. Tiber. Decius vol. 4. reſp. 71.
n. 13. Matth. Stephani de Nobilit.
l. 2. n. 19. & Licentiati Bartol.
Caſſan. in Catal. glor. mund. p. 8.
Conſid. 10. Bonn. de Curtill. de no-
bilitat. part. 3. n. 102.
287Citant. B. Dn. D. Danhawero.
Hec-Decad Homil. Acad. p. 181.
288Strabon. l. 8. & Lxcian. in Ana-
charſ.
289Malo pater tibi ſit Therſites, dum
modò tu ſis
Æacidæ ſimilis, Vulcaniaq́; arma ca-
peſſas
Quàm te Therſitæ ſimilem producat
Achilles.
Juvenal. Satyr. 8.
290Geneſ. XXIII. 2.
291Illuſtrium & literatarum Fœmi-
narum Catalogum lege ap. Andr.
Tiraquellum Tom. 11. Oper. de le-
gib. connubial. & jur. marit. in le-
gem Connub. XI. gloſſ. prim. fol
185. Petr. Lambecium append. IV.
prior. capp. libr. II. Prodr. Hiſtor.
liter. Sciograph. &, qui ex profeſſo
eum collegit. CL. Thomaſium Dia-
trib. Academic. de Fœminar. erudi-
tione. Notatu inſuper digna quæ
habet Gabr. Barthol. Grammond. l.
11. Hiſtor. Gallic. p. 528. de Mada-
me la Douſe. Matrona illuſtris, ar-
te militari & animo ſuperans, quæ-
cunq́; de Amazonibus finxit Anti=
quitas. Ibat generoſo, in prælium
equo, criſtis militari modo criſpan-
tibus; ferro ad latus; duplici ad e-
phippium ſclopeto, expedita in
omnes belli caſus, quandoq́; cohor
ti, quandoq́; præſidens alæ.
292M. Terentius Varro. Otium ſi eſ-
ſem conſecutus, Fundania, commo-
dius tibi hæc ſcriberem, quæ nunc,
ut potero exponam, cogitans, eſſe
properandum, quod ut dicitur, ſi eſt
homo bulla, cò magis ſenex. An-
nus octogeſimus admonet me, ut
ſarcinas colligam, antequàm pro-
ſiciſcar è vita, quare quoniam emiſti
fundum, quem benè colendo, fru-
ctuoſum conficere velis, meq́; ut id
mihi habeam curæ, rogas experiar;
& non ſolum ut ipſe, quoad vivam,
quid fieri oporteat, te moneam, ſed
etiam poſt mortem.
293Auguſtinus lib. XIII. de Civitat.
Dei c. XI. Non humana induſtria,
accidiſſc ait, ſed judicio fortaſſe divi-
no, ut hoc verbum MORITUR ad-
regulam ſimilium verborum, non
declinetur in Grammaticis; Ab O-
RITUR, fit verbum præteriti
temporis ORTUS eſt, ſed à MO-
RITUR, fit præteritum, litera ge-
minata MORTUUS eſt, Hoc ta-
men nomen MORTUUS, quòd
non poteſt cum tempore declinari,
aut quaſi declinaretur, pro partici-
pio præteriti temporis ponitur. Con-
venienter itaq; factum putat, ut
quemadmodum id, quod ſignificat,
non poteſt agendo, ita ipſum ver-
bum, declinari loquendo non poſſit.
Ad quæ B. Dn. D. Micrælius Gram-
maticum hoc Auguſtini ænigma, ſol-
vite Critici, & hoc agite, ut qui
non poteſtis verbum moriendi nec
loquendo declinare, id eſt inflectere
& conjugare in præterito nec agen-
do declinare, id eſt vitare & effigere,
idem tam declinetis, & vitetis, quo
ad ſecundam & æternam mortem.
294Ro???. IIX. 33. 34.
295Eſai. IIX. 10.
296Ambroſ. in Pſal. 37. Benè navi-
gant, qui in navibus Chriſti crucem,
ſicut arborem præferunt, atq́; inde
explorant flabra ventorum, ut cor-
pora ſua ditigant ad S. Spiritus gra-
tiam, in ligno Domini tuti atque
ſecuti. nec permittunt naves ſuas,
vagò fluctu errare per maria.
297Lucanus Pharſal. l. 5.
Sperne minas, inquit, pelagi ventoq́;
frurenti
Trade ſinum; Italiam ſi cœlo aucto-
re recuſas
Me pete. Sola tibi cauſa hæc eſt juſta
timoris
Vectorem non noſſe tuum; quem
numina nunquam
Deſtituunt; de quo malè tunc fortu-
na meretur
Cum poſt vota venit; medias per-
rumpe procellas,
Tutela ſecure mea —