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Erneuerte Kirchen-Ordnung Unser Von GOttes Gnaden Anthon Ulrichs Hertzogen zu Braunschw.
und Lüneb. Ander Theil oder AGENDA.
Braunschweig / Gedruckt durch Johann Georg Zilligern / Hochfürstl. privil. Hof-Buchdr.
1709.
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§. 1.
IN den Städten sollen des Sonnabends oder des Tages vor andern Feyer-Tagen um 1. oder 2. Uhr
wie es an jeden Orth hergebracht geleutet werden.
§. 2.
Darauf die Schuel-Collegen zum wenigsten der Cantor nebst einen von denen Inferioribus mit
denen Schuel Knaben in der Kirche auf den Chor zusammen kommen.
§. 3.
Und so bald das Geleut aufhöret anfangen zu singen.
(1) Komm heiliger Geist / HErre GOtt / und darauf (2) einen Hymnum de tempore (3) einen
Knaben vor den Altar treten / und die Teutsche Episteln des folgenden Sonn- oder Feyertages
deutlich lesen lassen / (4) das Magnificat, (5) einen Buß-Gesang singen / darauf (6) der Pastor
vor dem Altar intoniren. Schaffe in mir GOtt etc. oder HErr handele nicht mit uns etc. und die
Collecta von Vergebung der Sünden ab
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singen; Nachher den
gewöhnlichen Seegen sprechen / und (7) mit dem Cantico Simeonis oder einem kurtzen Danck-Liede
als; Sey Lob und Preiß mit Ehren etc. und dergleichen der Gottesdienst geschlossen werden.
CAP. II. Von den Sonntag und an denselben zu haltenden Früh-Haupt-Nachmittages-Predigten /
und Catechismus Examine. Früh-Predigten.
§. 1.
IN den Städten soll des Sonn- oder Feyer-Tages Morgens um 4. oder 5. Uhr geleutet / darauf
ein Morgen-Gesang / (2.) HErr GOtt dich loben wir / (3.) ein Gesang der sich auf die Predig
schicket gesungen werden.
§. 2.
Mit dessen letzten Vers soll der Pastor auf die Cantzel treten / und des Sonntages ein Stück
aus dem Catechismo Lutheri; Am Feyertage aber das Evangelium oder die Epistel / auch wol einen
Biblischen Spruch der sich auf das Fest schicket verlesen / und in einer kurtzen Predig
erbaulich erkläret / und nach derselben Schliessung soll ein kurtzes hierzu verordnetes Gebet
verlesen / darauf mit der gantzen Gemeine kniend das Vater Unser gebetet / und der gewöhnliche
Kirchen-Seegen gesprochen werden.
Hiernegst wird ein kurtzer Lob-Gesang und die Collecta, zuletzt aber / Der Nahme des HErrn
sey gelobet / abgesungen.
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§. 3.
Wenn am Sonn- oder Feyer-Tagen des Morgens den Sommer ein Viertel nach Sieben / des Winters
ein Viertel vor achte Uhr zum ersten / und eine Viertel Stunde nachher zum andernmahl geleutet
worden / soll in denen Städten der Cantor nebst denen übrigen Schuel-Collegen und Schülern sich
auf den Chor versammlen /
§. 3.
Darauf der Pastor vor den Altar das Gloria in excelsis Deo intoniren; und ferner von der
gantzen Gemeine / Allein GOtt in der Höh ley Ehr / oder / Ehr sey GOTT in der Höh / gesungen
werden.
§. 4.
Darnach wende sich der Priester zum Volck und singet / Der HErr sey mit euch: Die Gemeine
antwortet; und mit deinem Geist.
§. 5.
Hierauf wendet sich der Priester wieder gegen den Altar und singe eine Collectam de Tempore
oder Festo oder eine von denen hier untergesetzten Sonntags-Collecten.
§. 6.
Denn wende sich der Priester hinwieder gegen die Gemeine und lese hell und deutlich den Text
der Sonn- und Fest-Tags Epistel.
§. 7.
Nach deren Verlesung singet man aus den gebräuchlichen Gesang-Büchern einen Teutschen Gesang
/ der sich auf die Zeit oder auf die Predigt schicket; nachher / Wir gläuben all an einen GOtt
/ oder Ich glaub an einen GOtt allein. Es kan auch gleich vor der Predigt eines von denen
beyden Gesängen:
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HErr JEsu Christ dich zu uns wend etc. oder Liebster
JEsu wir sind hier etc. gebrauchet werden.
§. 8.
Bey dessen Endigung dann der Prediger zur Cantzel gehet. Was die Predigt selbst betrifft / so
wird dieselbe ordentlich über die Sonn- und Fest-Täglichen Evangelia gehalten / und befehlen
Wir hiemit nachmahls allen und jeden unsern Predigern / daß sie nicht mit langen prae-Exordiis
oder Exordiis ihnen die Zeit / welche die Erklärung des vorgenommenen Textes und desselben
Anwendung zum Lehren / Vermahnen / Warnen und Trösten erfodert / benehmen / auch nicht mit
vielen Critisiren und disputiren sich aufhalten / sondern den Innhalt des Textes in guter
disposition ordentlich und deutlich zeigen / und die Lehren / welche sie ihren Gemeinden an
erbaulichsten zu seyn erachten / herausziehen / auch überall dieses ihren eintzigen Zweck seyn
lassen / daß ihre Zuhörer zur seeligmachenden Erkäntniß GOttes / und der Mittel ihrer
Seeligkeit gebracht / und zu einem lebendigen und thätigen Christenthum geführet werden.
§. 10.
Wie wir denn auch ernstlich darüber zu halten gemeinet seyn / daß die Predigten nicht über
drey Vierthel Stunden aufs höchste eine geringe Stunde wären sollen.
§. 11.
Nach geendigter Predigt soll der Priester die Gemeine mit wenig Worten zum Gebet und
Bekäntniß der Sünde vermahnen / darauf die folgende Beichte verlesen:
Ich armer Sünder bekenne GOtt meinem himmlischen Vater / daß ich leyder schwerlich und
mannigfältig gesündiget habe (nicht allein mit äusserlichn groben Sünden / sondern auch / und
vielmehr mit innerlicher angebohrner Blindheit / Unglauben / Zweiffelung / Kleinmühtigkeit /
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Ungedult / Hoffart / bösen Lüsten / Geitz / heimlichen Neyd / Haß /
Mißgunst und andern Sünden): Daß ich auf mancherley Weise mit Gedancken / Gebärden / Worten und
Wercken / die allerheiligsten Gebote GOTTes übertreten habe / wie das mein HERR und GOTT an mir
erkennet / und ich leyder so vollenkömmlich nicht erkennen kan / also gereuen sie mich / und
sind mir leyd / und begehre von Hertzen Gnade von GOTT / durch seinen lieben Sohn JEsum
Christum / und bitte / daß er mir seinen heiligen Geist zur Besserung meines Lebens mittheilen
wolle / Amen.
Und folget alsbalden darauf die Absolution. Der allmächtige GOTT hat sich euer er armet / und durch den Verdienst des allerheiligsten Leydens / Sterbens / und Aufferstehens unsers HErrn JEsu Christi / seines geliebten Sohnes / vergibt Er euch alle eure Sünden / und ich als ein verordneter Diener der Christlichen Kirchen / verkündige alle denen so warhafftige Busse thun / und durch den Glauben alles ihr Vertrauen auf den einigen Verdienst JEsu Christi setzen / und gedencken ihr Leben nach den Geboten / und Willen GOttes anzustellen / solche Vergebung aller ihrer Sünden / im Nahmen GOttes des Vaters / und des Sohnes / und des heiligen Geistes. Darentgegen aber sage ich allen Unbußfertigen und Ungläubigen aus GOttes Wort und im Nahmen JEsu Christi / daß ihnen GOTT ihre Sünden vorbehalten hat / und gewißlich straffen wird: GOtt gebe ihnen
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seinen heiligen Geist / daß sie mögen wahre Busse thun /
und seelig werden.
§. 12.
Nach derselben folget das gemeine Gebet in vorgeschriebenen Formular, welchen denn beygefüget
werden die Vorbitten vor Krancke / oder andere besondere Anliegen / und vornehmlich vor die
Communicanten / auch Dancksagung vor Verstorbene / oder von der Kranckheit wieder Genesende
etc.
§. 13.
An denen Fest-Tagen wird an statt des gewöhnlichen Gebets ein anders / so sich auf das
gegenwärtige Fest schicket / gelesen.
§. 14.
Es soll aber auch in denen Titulaturen oder Einrückung gewisser Persohnen in das gemeine
Gebet ohne Unser oder Unsers Consistorii Vorwissen keine Aenderung gemacht werden.
§. 15.
Nach Endigung des gemeinen Gebets / soll die gantze Gemeinde auf des Pastoris Anmahnen auf
die Knie fallen / und beten / das Vater Unser.
§. 16.
Nach dem Vater Unser soll der Gemeinde wegen instehender Fest-Tage gewöhnliche Anzeige
geschehen / und was sonsten anbefohlen wird / publiciret werden.
§. 17.
Zuletzt soll die Gemeinde zum aufstehen und den Seegen zu empfangen ermahnet / und nach
unserer letztgeschehenen Verordnung der Seegen von der Cantzel gesprochen werden.
§. 18.
Wenn keine Com̅unicanten verhanden / wird ein Gesang gesungen / welcher sich
auf die gehaltenen Predigt schicket. Darauf intoniret der Pastor: Schaffe in mir GOtt ein
reines Hertz / oder was sich auf das Fest schicket / nachher wird die Collecta; und endlich:
der Nahme des HErrn sey gelobet und gebenedeyet
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von nun an biß in
Ewigkeit gesungen und nach einem kurtzen Lob-Liede die Gemeinde von einander gelassen.
§. 19.
Wenn Communicanten vorhanden / wird bey dem Abtritt des Predigers von der Cantzel gesungen:
Allein zu dir HErr JEsu Christ / oder / Sieh nicht an unser Sünde groß etc.
§. 20.
Hierauf tritt der Prediger vor den hohen Altar und singet Abwechselungs weise mit der
Gemeinde die so genandte Praefation.
Der HERR sey mit euch /
Und mit deinem Geist.
Erhebet zum Himmel eure Hertzen /
Wir haben sie erhoben.
Dancksaget dem HErren unserm GOtt /
Das ist bil-lig und recht /
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Warlich es ist bil-lig und recht:
Daß wir dir unserm GOtt dancksagen und dich loben.
Weil dein lieber Sohn mit seinem bittern Leyden /
Für unsere Sünde be-za-let hat /
Welcher um unsere Missethat willen verwundet /
Und um unsere Sünde willen zerschlagen ist.
Darum wir mit allen Engeln und Ertz-Engeln /
Und allen hun̅lischen Heerschaaren /
Zu deiner Ehr ohn Unterlaß sa-gen:
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Nach der Praefation soll die gantze Gemeinde singen / Heilig ist GOtt / etc. Auf nachfolgende
Weise:
Heilig ist GOtt der HErre Zebaoth /
Heilig ist GOtt / der HErre Zebaoth /
Heilig ist GOtt / der HErre Zebaoth /
Seine Eyr die gantze Welt erfüllet hat.
§. 21.
Nach deren Endigung wende sich der Priester zu den Communicanten mit folgenden Worten:
Meine allerliebsten in GOtt / dieweil wir das Abendmahl Unsers HErrn JEsu Christi wollen
halten / darinn uns sein Fleisch zu einer Speise und sein Blut zu einem Tranck gegeben wird /
daß wir dabey seines Todes gedencken / und ihm von Hertzen Danck sagen sollen / so wollen wir
GOtt den Vater im Nahmen JEsu Christi anruffen / und von Grund des Hertzens also beten:
HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir von Hertzen / daß du deinen einigen lieben Sohn
unsern HErrn und Heyland JEsum Christum für unsere Sünde zu unser Seeligkeit hast Mensch werden
/ so viele unaussprechliche Marter leyden / und am Creutz eines bittern Todes sterben lassen /
welcher uns auch befohlen
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hat / damit wir dessen was Er vor uns
ausgestanden / nicht vergessen möchten / diese gegenwärtige Gedächtniß seiner Marter und Todes
im heiligen Abendmahl zu halten; In welchem Er uns aus unaussprechlicher Liebe zu uns eben
denselben Leib welcher am Creutz für uns gestorben / und eben dasselbe Blut welches am Creutz
für uns vergossen / in und mit gegenwärtigen Brodt un̅ Wein warhafftig zu essen
und zu trincken gibt / damit wir nicht zweiffeln / sondern desto fester glauben möchten sein
Todt und Blut-Vergiessung am Creutz sey unsere gewisse Seeligkeit / durch denselbigen deinen
lieben Sohn als den einigen Mittler zwischen dir dem gerechten GOtt und uns armen Sündern / und
dessen blutiges Verdienst bitten wir dich O him̅lischer Vater / du wollest dich
aller unser erbarmen. Siehe an das Angesicht solches unsers getreuen Mittlers deines lieben
Sohns JEsu Christi / welcher zu deiner Rechten vor uns bittet und uns vertritt. Siehe an sein
heiliges unschuldiges Blutvergiessen / Leyden und Sterben / welches Er vor unser Missethat aus
unaussprechlicher Liebe gegen uns verlohrne Menschen mit höchster Gedult ausgestanden; Vergib
uns unsere Sünde / und laß uns doch würdige Gäste bey dieser himmlischen Mahlzeit seyn /
stärcke unsern schwachen Glauben / und gib daß wir an das Leyden und Sterben deines lieben
Sohnes zu unserm Trost gedencken / und die süsse Krafft desselben in unsern Hertzen freudig
empfinden mögen. Gib uns auch deinen heiligen Geist / daß wir verleugnen das ungöttliche Wesen
und die weltliche Lüste / hingegen aber mäs
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sig gegen uns selbst
/ gerecht gegen unsern Nechsten / und in steter kindlicher Furcht gegen dich GOtt unserm
himmlischen Vater leben in dieser Welt / und warten auf die seelige Hoffnung und Erscheinung
der Herrlichkeit des grossen GOttes deines lieben Sohnes unsers Heylandes JEsu Christi. Laß
auch einen jeglichen unter uns sein Creutz auf sich nehmen / deinem lieben Sohn nachfolgen /
einer den andern lieben / gleich wie dein lieber Sohn uns geliebet hat / denn es ist dieses
heilige Sacrament ein Brodt / wir alle aber ein Leib / weil wir eines Brodts theilhafftig
werden / und alle aus einem Kelche trincken. Gib uns auch und allen gläubigen Christen was uns
sonsten nützlich und dienlich ist dieses Leben in deiner Furcht zu führen / seelig zu
beschliessen und die ewige Seeligkeit zu erlangen / darauf sprechen wir von Hertzen / Amen.
Laß uns in deiner Liebe / Und Erkäntniß nehmen zu etc. Daß wir im Glauben bleiben / Und dienen dir im Geist also / Daß wir hie mögen schmecken / Die Süßigkeit dieser himmlischen Speiß im Hertzen / Und dürsten stets nach dir / Amen. Darauf singet der Priester das Vater Unser / und die Worte der Einsetzung / da denn bey denen Worten: Er nahm das Brod / die Patene mit den Oblaten; Bey den Worten: Er nahm den Kelch / der Kelch nach alter Gewohnheit zu berühren / und bey den Worten: Das ist mein Leib / das Brod; und bey den Worten! In meinem Blut / der Wein zu segnen
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Last uns beten:
VAter Unser der du bist im Him̅el / Geheiliget werd dein Name / Zukom̅e dein Reich / Dein Will gescheh als im Himmel / auch auf der Erden / Unser täglich Brod gib uns heut / Und erlaß uns unser Schuld / als wir erlassen unsern Schüldigern / und führ uns nicht in Versuchung / Sondern erlöß uns von dem Bösen / Amen.
UNser HErr JEsus Christus / in der Nacht da er verrahten ward / nam Er das Brod / danckte und brachs / und gabs seinen Jüngern / und sprach: Nehmet hin und esset / das ist mein Leib /
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der vor euch gegeben wird / Solchs thut / zu meinem Gedächtniß. Deßgleichen nam Er auch den Kelch / nach dem Abendmahl / Danckte / gab ihn und sprach: Trincket alle draus / Dieser Kelch ist das Neue Testament / in meinem Blut / das vor Euch vergossen wird / zur Vergebung der Sünden / solchs thut / so offt ihrs trincket / zu meinem Gedächtniß.
§. 23.
In Darreichung des Leibes Christi braucht er folgende Worte: Nehmet hin und esset / das ist
der wahre Leib JESU Christi für eure Sünde in den Todt gegeben / der stärcke und erhalte euch
im wahren Glauben zum ewigen Leben / Amen.
§. 24.
In Darreichung des Bluts Christi: Nehmet hin und trincket / das ist das wahre Blut JEsu
Christi / für eure Sün
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de vergossen / das stärcke und erhalte
euch in wahren Glauben zum ewigen Leben / Amen.
§. 26.
So bald die Communion zu Ende soll der Priester der Gemeinde vorlesen den 23. Psalm.
DEr HErr ist mein Hirte / mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Auen / und
führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele / Er führet mich auf rechter Strassen
/ um seines Nahmens willen. Und ob ich schon wandele im finstern Thal / fürchte ich kein
Unglück / denn du bist bey mir / dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest für mir einen
Tisch gegen meine Feinde / du salbest mein Haupt mit Oele und schenckest mir voll ein. Gutes
und Barmhertzigkeit werden mir folgen mein Lebenlang / und ich werde bleiben im Hause des HErrn
immerdar.
Darauf singet der Priester die Collectam.
WIr dancken dir allmächtiger HErre GOTT daß du uns durch diese heilsahme Gabe hast erquicket
/ und
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bitten deine Barmhertzigkeit / daß du uns solches gedeyen
lassest / zu starcken Glauben gegen dir / und zu brünstiger Liebe unter uns allen / um JEsu
Christi unsers HErrn willen / Amen.
Benedictio gegen dem Volck.
Der HERR segne dich / und behüte dich / Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dich / und sey dir gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir Frieden / Amen.
Zum Schluß wird gesungen:
HErr nun lässest du etc. Oder: GOtt sey gelobet und etc. Von dem Nachmittages Gottesdienst.
§. 28.
Der Nachmittages Gottesdienst soll folgender Gestalt gehalten werden.
Um 1. Uhr soll man zur Kirchen leuten / und wenn die Gemeinde versammlet / der Cantor singen:
Komm heiliger Geist HErre GOtt etc. Oder einen Lob-Gesang / oder wo es hergebracht intoniren:
Eile mich GOTT zu erretten
Der Chorus.
Und gib mir einen neuen gewissen Geist. Darauf einen Teutschen Hymnum de tempore, dergleichen sind:
Nun kommt der Heyden Heyland. Christum wir sollen loben schon.
§. 30.
Auf dem hymnum folget das Magnificat; Nach demselben sollen
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zweene
Knaben vor dem Chor an einem gelegenen Ort treten / und ein Stück aus dem Catechismo Lutheri
mit der Auslegung langsahm / laut und deutlich recitiren. Darauf ein Gesang der sich auf die
Predigt schicket / gesungen wird.
§. 31.
Und mit dessen letztern Versch sollen die Schuel-Kinder sowol Knaben als Mädgens vor den
Altar treten / und der Pastor ein gewisses Stück aus dem Catechismo und darüber abgefasseten
Fragen des seel. Doct. Gesenii fleißig examiniren / und fein deutlich erklären / dabey mit der
Jugend freundlich und sanfftmühtig umgehen.
§. 32.
Zuweilen kan auch der Priester die des Morgens gehaltene Predigt gar kürtzlich wiederholen
und / was die Jugend daraus begriffen / Nachfrage thun.
§. 33.
Wenn mehr als ein Prediger bey einer Kirche / sollen dieselbe einen Sonntag um den andern /
oder wie dieselbe sich in Liebe darüber vergleichen / diese Catechismus-Arbeit übernehmen.
§. 34.
Nach geendigter solcher Catechisinus-Lehre singet die Gemeinde: Liebster JEsu wir sind hier
etc. Und darauf folget die Predigt über die Sonn- und Fest-Tages Episteln.
§. 35.
Nach deren Endigung wird ein kurtzes Gebet andächtig verlesen / das Vater Unser kniend
gebetet / und der Seegen gesprochen.
§. 36.
Hierauf wieder ein von den Pastore vorgeschriebener Gesang / die Collecte, und der Nahme des
HErren etc. gesungen / und endlich mit Nun GOtt Lob es ist vollbracht der Gottesdienst
geschlossen.
§. 37.
Wir befehlen hierbey aber ernstlich / diesen Nachmittäglichen Gottesdienst also einzurichten
/ daß der Gesang / mit welchen die Orgel abgewechselt / etwan in einer halben Stunden / die
Catechismus-Lehre und Predigt aber zusammen in fünff Viertel-Stunden absolviret werden mögen.
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§. 38.
In denen Kirchen wo nur ein Priester ist / und auf den Dörffern soll ebenfalls des
Nachmittages um 1. Uhr geläutet / zwo teutsche Psalmen gesungen / und darauf eine erbauliche
Catechismus-Lehre gehalten / nach deren Endigung wieder ein Gesang und die Collecta gesungen /
und die Gemeinde nach mitgetheileten Seegen dimittiret werden.
§. 39.
Wenn aber auf dem Lande ein Pastor zwey oder mehr Kirchen zu versorgen hat / soll er diese
Catechisinus-Lehre den einen Sonntag an dem einen / den folgenden an dem andern Ort
wechsels-weise wie vorgemeldet halten.
§. 40.
Nichts destoweniger soll in dem Dorffe / worinn vor dasmahl der Pastor nicht kommen kan / und
zu weit von dem andern abgelegen ist / von dem Schuelmeister der Gottesdienst mit Singung eines
Psalmes / Verlesung eines Stücks aus dem Catechismo, wie auch einer Predigt / aus des seel. D.
Gesenii Epistel Postill über die Sonntägliche Epistel / und eines Gebets gehalten / und zum
Beschluß: GOtt gib Friede in etc / die Collecte pro pace gelesen / und Verleih uns Frieden etc.
gesungen werden.
§. 41.
Es soll aber der Pastor mit dem Küster oder Schulmeister die abzulesende Predigt vorher
durchlesen / und was etwa vor die Zuhörer seines Orts sich nicht schicket / zeichnen / daß es
im Lesen ausgelassen oder nach guter Anweisung etwas verändert werde.
§. 1.
NAch alten wohlhergebrachten Christlichen Gebrauch / sollen über die gemeine Sonntage
nachfolgende Feste gehalten / und
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der Gemeinde den
nechst-vorhergehenden Sonntag von der Cantzel öffentlich verkündiget werden!
Der Tag Nativitatis Christi oder Weyhnachten / samt den andern und dritten folgenden Tagen. Der Tag der Beschneidung Christi / oder Neu-Jahrs Tag. Der Tag der Offenbahrung Christi / welchen man nennet Heil. drey König Tag. Der Tag Mariae Keinigung oder Lichtmeß. Der Tag der Verkündigung Mariae. Wenn aber dieses Fest auf den Sonnabend vor Palmarum, oder in der stillen- oder Marter-Woche / auch aufs Oster-Fest einfället / soll es auf den Sonntag Palmarum gehalten werden. Der Oster-Tag samt den folgenden Montag und Dienstag. Der Tag der Himmelfahrt Christi. Der Pfingst-Tag / samt den folgenden Montag und Dienstag. Der Tag Trinitatis. Der Tag S. Johannis des Täuffers. Der Tag der Heimsuchung Mariae. Der Tag Michaelis. An diesem Tage soll / wie hiebevor in unsern Kirchen bereits verordnet / auf dem Lande GOtt für die Erndte / und den verliehenen Seegen des Feldes / nach der Predigt gedancket / und zu dem Ende das unten befindliche Erndte-Gebet verlesen / und HErr GOtt dich loben wir gesungen werden.
§. 2.
Wobey wir denn hiemit verordnen und wollen / daß an denen dreyen hohen Festen als Weyhnachten
/ Ostern und Pfingsten / auf den Dörffern / auch des Nachmittages an dem ersten Feyertage eine
kurtze Predigt / des andern Tages aber / eine Catechisation über die Lehren / welche das Fest
angehen / solle gehalten / und des Morgens die Gemeinde ernstlich ermahnet werden sich fleißig
dabey einzufinden; Den dritten aber Nachmittags kein Gottesdienst gehalten werden solle / es
wäre denn daß die alte
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Christliche Gewohnheit eine kurtze
Schluß-Predigt bey den Feste in den Städten verlangete / wobey wir es auch beständig
lassen.
§. 3.
Im übrigen soll es mit dem öffentlichen Gottesdienst gehalten werden / wie an den gemeinen
Sonntagen / nur daß an denen dreyen hohen Festen die Prediger vor dem ersten Vater Unser auf
der Cantzel mit der Gemeinde singen sollen:
§. 1.
DIe Jährlichen Buß-Bet- und Fast-Tage sollen wie bißher / also auch hinführo / der erste den
Mittwochen nach Invocavit, der andere / den Mittwochen vor den Pfingst-Tage / der dritte / den
Mittwochen nach dem Tage des Creutzes-Erfindung / der vierdte / den Mittwochen nach dem Tage
Luciae, folgender Gestalt gefeyret und gehalten werden.
§. 2.
Den Tag vorher soll eine viertel Stunde gegen Abend geläutet nach Endigung des Geläuts an die
Bet-Glocke geschlagen und dadurch die Gemeinde des instehenden Buß-Fast- und Bet-Tages auch daß
sie sich dazu wol praepariren mögen erinnert werden.
|| [18]
§. 3.
Den folgenden Tag soll sich jedermänniglich (schwache und krancke Leute / kleine Kinder /
Reisende / und unumgängliche Nohtfälle ausgenommen) zu desto mehrer Bereitung zur Andacht aller
Speise und Trancks bis nach Endigung des Nachmittägigen Gottesdienstes enthalten.
§. 4.
Des Morgens um 8. Uhr soll in den Städten / Flecken und Dörffern durch das gantze Land eine
gute viertel Stunde lang geläutet werden / und die gantze Gemeinde sich unter währenden Geläute
unausbleiblich und einmühtig zur Kirche finden / und in jedem Hause niemand / als der etwan bey
den Kindern oder zur Verwahrung des Hauses nöhtig / zurück bleiben.
§. 5.
Sobald die Gemeinde beysammen / und mit dem Geläute aufgehöret worden / soll der Pastor für
einen Altar welcher der Gemeinde am nächsten ist / selbige mit wenigen Worten zum andächtigen
Gebet ermahnen / und wann unterdessen an die Bet-Glocke geschlagen wird / samt der gantzen
Gemeinde auf die Knye fallen / und andächtig laut und langsahm beten / Christe du Lamm GOttes
etc. und das Vater Unser.
§. 6.
Darauf soll die Gemeinde singen: Vater Unser im Himmelreich / und ferner zweene Gesänge von
der Busse / oder gemeinen Noht; Darauf / Wir gläubenall an einen GOtt.
§. 7.
Folgends soll der Pastor über einen aus unsern Consistorio aufzugebenden Text eine erbauliche
doch nicht über eine Stunde währender Buß-Predigt halten / und in derselben die an seinem Ort
vorgehende Sünden mit guter Vorsichtigkeit und Bescheidenheit / ohne ungeziemendes Boldern und
Schelten / wie solches einen Vernunfft- und verständigen Prediger gebühret / doch mit
gebührlichen Ernst und Christlichen Eyfer seiner anvertraueten
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Gemeinde vorstellen / vor den besorglichen harten Straffen GOttes warnen / und zur Busse und
Besserung ermahnen.
§. 8.
Nach geendigter Predigt soll der Pastor die gewöhnliche gemeine Beicht und Absolution
sprechen / darauf mit der gantzen Gemeinde auf die Knie niederfallen / und wann unterdessen die
Bett-Glocke gezogen wird / das verordnete Buß-Gebet der Gemeinde langsahm und deutlich vorlesen
/ nach dessen Endigung das Vater Unser / und hernach / wenn die Gemeinde aufgestanden / den
Seegen sprechen.
§. 9.
Unterdessen daß der Pastor von der Cantzel tritt / soll die Gemeinde singen:
Sieh nicht an unser Sünde groß.
§. 10.
Darauf soll die gewöhnliche Litaney, und wenn die zum Ende / Erhalt uns HErr bey etc.
gesungen werden.
§. 11.
Ferners / der Pastor für dem Altar wie auch die gantze Gemeinde auf ihre Knie fallen / und
wann unterdessen die Bett-Glocke gezogen wird / andächtig beten. Nun hilff uns HErr den Dienern
dein etc. oder Christe du Lamm GOTTes etc. und das Vater Unser.
Darauf mit der Collecte
HErr GOtt himmlischer Vater der du nicht Lust hast etc. Und Der Nahme des Herrn etc. Diese
morgentliche Buß-Andacht geendiget werden.
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§. 13.
Des Nachmittags vor 1. Uhr soll abermahl eine gute Viertel Stunde geleutet werden / die
Gemeinde unterdessen sich häuffig und unausbleiblich wieder einstellen; da es dann mit den
Gottesdienst auf masse wie derselbe des Vormittages geordnet worden zu halten / nur daß an
statt der gewöhnlichen Litaney gesungen werden kan: Nimm von uns HErre GOTT etc. auf Art und
Weise wie solches in Unsern Kirchen schon bekandt und gebräuchlich ist.
§. 14.
Es sollen auch vor der Kirch-Thüren Becken / Vor- und Nachmittags gesetzet / und die Gemeinde
auf der Cantzel von dem Prediger eine milde Gabe vor die Armen in dieselbe einzulegen ermahnet
werden.
§. 15.
Damit auch diese Bett-Tage ohne Hindernisse also gefeyret werden mögen / so soll an denselben
insonderheit / was in Unser Fürstl. Constitution von der Sabbath- und Fest-Feyer verordnet / in
allen Stücken wol beobachtet werden.
§. 16.
Es haben auch die Pastores bey Gelegenheit ihre Pfarr-Kinder zu ermahnen / daß sie vor
angehenden vormittäglichen Gottesdienst / auch wann sie nach Endigung desselben zu Hause kommen
/ die Zeit nicht mit häußlicher Arbeit / sondern nebst ihren Kindern und Gesinde / durch
Erinnerung dessen was sie in der Predigt gehöret / zubringen / auch sonst etliche Capitel aus
der Bibel / sonderlich das 16. Capit. des 3ten Buchs Mosis / und 28. Capit. des 5ten Buchs
Mosis / die Historiam von Josaphat 2. Chronicorum. 20. von Hiskia 2. Chronic. 32. und Esaiae
36. & 27. Cap. Die Historiam von den Niniviten in dem Propheten Jona. Das 9. Cap.
Danielis. Den 24. 46. 85. 147. und andere / insonderheit aber die Buß-Psalme und dergleichen
mehr den Kindern und Gesinde vorlesen oder verlesen lassen / und daneben singen und beten
sollen.
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§. 1.
NAchdemmahlen es ein Uhralter Christlicher Gebrauch / daß in der Woche Vocem Jucunditatis
oder Rogate eine gewisse Zeit ausgesetzet werde / In welcher GOtt der Allmächtige insonderheit
um Gesegnung der lieben Feld-Früchte und Abwendung schädlichen Mißwachses durch Hagel /
Ungewitter / Wasser-Fluten und dergleichen mit hertzlicher Andacht anzuruffen / So lassen Wir
es billig dabey bewenden.
§. 2.
Und ist Unser gnädigster ernster Befehl / daß inskünfftige alle Jahr / auf den Montag post
Vocem Jucunditatis in Städten und Dörffen ohn Unterscheid durchs gantze Land ein Bett-Tag
gehalten werden.
§. 3.
Und nachdem des Morgens um 7. Uhr geleutet / die gautze Gemeine mit Kindern und Gesinde in
der Kirchen sich versammlen solle.
Hernach ein Buß-Psalm.
Darauf trete der Priester vor den Altar und bete mit der gantzen Gemeinde kniend den 85.
Psalm.
HErr / der du bist vormahls gnädig gewest deinem Lande / und hast die Gefangenen Jacob
erlöset. Der du die Missethat vormahls vergeben hast deinem Volck / und alle ihre Sünde
bedecket / Sela.
Der du vormahls hast allen Deinen Zorn aufgehaben / und dich gewendet von dem Grimm deines
Zorns.
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Tröste uns GOtt unser Heyland / und laß ab von deiner Ungnade über uns.
Wilt du denn ewiglich über uns zürnen? Und deinen Zorn gehen lassen für und für?
Wilt du uns denn nicht wieder erqvicken / daß sich dein Volck über dir freuen möge?
HErr erzeige uns deine Gnade und hilff uns.
Ach daß ich hören solt / daß GOTT der HErr redet / daß er Friede zusaget seinem Volck und
seinen Heiligen / auf daß sie nicht auf eine Thorheit gerahten.
Doch ist ja seine Hülffe nahe / denen die ihn fürchten / daß in unsern Lande Ehre wohne.
Daß Güte und Treue einander begegnen / Gerechtigkrit und Friede sich küssen.
Daß Treue auf der Erden wachse / und Gerechtigkeit vom Himmel schaue.
Daß uns der HErr gutes thue / damit unser Land sein Gewächse gebe.
Daß Gerechtigkeit dennoch für ihm bleibe / und im Schwange gehe.
§. 6.
Hernach singe man den Glauben / und der Priester trete auf die Cantzel nach Verlesung
folgender Verse aus dem 104. Psalm.
Lobe den HErrn meine Seele / HErr mein GOTT du bist sehr herrlich / du bist schön und
prächtig geschmücket.
Du lässest Brunnen quellen in den Gründen / daß die Wasser zwischen den Bergen hinfliessen.
Daß alle Thiere auf den Felde trincken / und das Wild seinen Durst lösche.
|| [23]
An denselben sitzen die Vogel des Himmels / und singeu unter den Zweigen.
Du feuchtest die Berge von oben her / du machest das Land voll Früchte / die du schaffest.
Du lässest Graß wachsen für das Vieh / und Saat zu nutze den Menschen / daß du Brodt aus der
Erden bringest.
Und daß der Wein erfreue des Menschen Hertz / und seine Gestalt schön werde von Oele / und
das Brodt des Menschen Hertze stärcke.
Daß die Bäume des HErrn voll Saffts stehen / die Cedern Libanon / die er gepflantzet hat.
Erkläre er dieselbe / kurtz und einfältig / mit nöhtiger Lehre und Vermahnung zu hertzlicher
Dancksagung und Gebet zu GOTT für die Feld-Früchte und Erhaltung derselben.
§. 7.
Nach der Predigt soll die gewöhnliche Beicht und Absolution von der Cantzel verlesen / und
darauf mit der gantzen Gemeinde kniend andächtig gebetet werden:
HERR allmächtiger GOTT / du König Himmels und der Erden / der du durch deine überschwengliche
Güte / den gantzen Erdboden mit allerley Früchten zierest und erfüllest / darvon Menschen und
Vieh ihre Nahrung haben; Wir bitten dich um deiner Barmhertzigkeit willen / du wollest unser
Land seegnen und gebenedeyen / daß es seine Früchte und Vermögen gebe / denn wir von uns selber
nicht ein Körnlein aus der Erden können herfür bringen / oder demselben helffen / wo du nicht
das Gedeyen giebest. Darum verleihe den lieben Früchten ein gnädiges Gewitter / daß sie wachsen
und wohlgerahten / be
|| [24]
hüte sie vor Hagel und Ungewitter / für
Verheerung / für allerley Ungezieffer und Schaden. Laß das Land nicht feyren in deinem Zorn /
daß es nicht wüste liege / und unfruchtbahr bleibe. Schliesse den Himmel nicht zu in deinem
Grimm / um unser Sünde willen / daß er nicht werde wie Eisen / und die Erde wie Ertz / sondern
gib uns früh- und spat Regen / dazu fruchtbahre Zeiten / suche das Land heim / und wässere es /
und mache es sehr reich / GOttes Brünnlein hat Wassers die Fülle. O HErr laß uns unser Geträyde
wol gerahten / dann also bauest du das Land / träncke unsere Furchen / und feuchte sein
Gepflügtes mit Regen / mache es weich / und segne sein Gewächs / kröne das Jahr mit deinem Gut
/ daß deine Fußstapffen trieffen von Fette / so werden die Wohnungen in der Wüsten auch fett
werden / daß sie trieffen / und die Hügel umher werden lustig seyn / die Anger werden voll
Schaaffe seyn / und die Auen werden dicke stehen mit Korn / daß man jauchtzet und singet. So
laß dir lieber GOTT in deinen gnädigen Schutz befohlen seyn den lieben Saamen / und alle
Früchte des gantzen Erdreichs / erhalte sie für Frost / Kälte / im Wind / Hitze und Dürre / im
Regen und allem fürfallenden Wetter / daß sie nicht beschädiget werden. Behüte uns für Mißwachs
/ vor Theurung / Hunger und Kummer / siehe / wir bekennen unsere Sünde mit reuigem Hertzen /
und schreyen zu dir unserm GOtt / du wollest hören im Himmel / in dem Sitze da du wohnest / und
gnädig seyn der Sünde deines Volcks / uns nicht verlassen / mit leiblicher Nah
|| [25]
rung / sondern uns versorgen / auf daß wir in allen Dingen deine
Göttliche Krafft und milde Hand mit Dancksagung erkennen / und dich preisen / der du uns
reichlich ernehrest an Leib und Seel / hie zeitlich und dort ewiglich Amen.
Lasset uns ferner also beten;
GOTT sey uns gnädig / und segne uns / Er laß uns sein Antlitz leuchten / Sela.
Daß wir auf Erden erkennen seinen Weg / unter allen Heyden sein Heyl.
Es dancken dir GOTT die Völcker / es dancken dir alle Völcker.
Die Völcker freuen sich und jauchtzen / daß du die Leute recht richtest / und regierest die
Leute auf Erden / Sela.
Es dancken dir GOTT die Völcker / es dancken dir alle Völcker.
Das Land gibt sein Gewächs / es segne uns GOTT unser GOTT.
Es segne uns GOTT / und alle Welt fürchte ihn.
Darauf wird das Vater Unser. Und wenn die Gemeine wieder aufgestanden / der Seegen
gesprochen.
§. 8.
Nachdem der Pastor von der Cantzel getreten / singet die Gemeinde: O Vater deine Sonne
scheint etc. Nachher tritt der Pastor für den Altar und intoniret:
Aller Augen warten auf dich Herr.
Und die Gemeine antwortet:
Und du giebest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit.
Darauf wird gesungen die Collccte vor ein gnädiges Gewitter. Darauf der Nahme des HErrn / und
endlich mit dem Gesange /
|| [26]
Es woll uns GOTT genädig seyn / der
Gottesdienst geendiget.
§. 1.
ES ist Unser gnädiger Wille und Meynung / daß die von Alters her so genandte Fasten-Zeit mit
sonderbahrer Andacht zugebracht / und alles was daran hinderlich gäntzlich abgestellet werden
solle.
§. 2.
Es sollen auch so wenig in der Fastnachts und allen folgenden Wochen biß auf Ostern / als in
den vier Advents Wochen biß nach den Fest der heiligen drey Könige / wie auch in der Oster- und
Pfingst-Woche keine Hochzeiten oder andere Freuden-Mahle ohne Speciale Dispensation gehalten
werden.
§. 3.
Was die Verlesung und Erklärung der Historien von den Leyden und Sterben unsers HErrn JEsu
Christi betrifft / so ist Unser gnädigste Verordnung / daß am Sonntage Esto mihi genandt / nach
Anleitung des Evangelii, welches auf selbigen Tag von Alters verordnet / eine Vorbereitung und
Eingang zu der gantzen Paßions-Histori gemachet werden soll.
§. 4.
Folgends soll die Historia der Paßion an ihr selbst entweder / wie dieselbe von einen
Evangelisten beschrieben / oder aus den vier Evangelisten zusammen gezogen / die gantze Fasten
durch der Gemeine vorgetragen / deutlich und einfältig erklähret / und also ausgetheilet werden
/ daß damit in der Nachmittages-Predigt auf Esto mihi angefangen / folgends so wol des Sonntags
Nachmittags / als in denen Wochen Predigten continuiret / und also am stillen Freytage mit
Erklährung der Beschreibung von den Tode und Begräbniß gäntzlich geendiget werden möge.
|| [27]
§. 5.
Auf den Dörffern / und wo Sonntags Nachmittags nicht geprediget wird / soll des Vormittags
statt des Evangelii ein Stück aus der Passions Historie von der Cantzel verlesen / und erkläret
werden / jedoch kan hierinn eine Abwechselung gehalten / und das eine Jahr ein Exordium aus dem
Evangelio genommen / und über die Paßion der Predigt das folgende Jahr das Exordium aus der
Paßion und die Predigt über das Evangelium gehalten werden.
§. 6.
An den Palm-Sonntage sollen die Pastores bey der Schluß der Morgen-Predigt / die Gemeinde
fleißig ermahnen / daß sie zu der Verleß- und Anhörung der Paßion sich mit Kindern und Gesinde
in den Gottes-Hause einstellen / und wird des Nachmittages nach geendigter Predigt mit
Verlesung der ersten Handlung der Anfang gemacht / des folgenden Montags / Dienstags und
Mittwochs auf den Dörffern früh um 5. Uhr / in den Städten um 7. Uhr damit fortgefahren / so
daß allemahl vor und nach der Verlesung zwo Paßion- oder Buß-Gesänge gesungen / und mit einer
Collecte / und dem gewöhnlichen Kirchen-Seegen der Gottesdienst geschlossen werde.
§. 7.
Am Grünen-Donnerstage wird in Städten Vormittags und Nachmittags / und auf den Dörffern des
Vormittags / der Gottesdienst gleich einem Sonntag gehalten / nur daß an statt des Evangelii
die fünffte Handlung aus der Paßion vor dem Altar verlesen / und in der Predigt die Epistel von
heiligen Abendmahl erkläret / und aus derselben die Lehre von diesem Sacrament deutlich
vorgetragen wird.
§. 8.
Der sechste Tag / so vor Alters der Stille-Freytag genandt / soll mit sonderbahrer Andacht /
Fasten / Beten und Betrachtung des bittern Leydens und Sterbens unsers Erlösers JEsu Christi
zugebracht werden.
|| [28]
§. 9.
Des Morgens wenn um 7. oder halb 8. Uhr geläutet worden / soll sich die gantze Gemeinde in
die Kirche verfügen / und nach deren Versammlung die Bet-Glocke gezogen und von den Pastore vor
den Altar und der gantzen Gemeinde kniend gebeten werden: Christe du Lamm GOttes / und das
Vater Unser etc.
§. 10.
Hierauf wird gesungen / Vater Unser im Himmelreich / und ein Paßions-Gesang / nach dessen
Endigung wird die letzte Handlung der Paßions-Historie vor dem Altar verlesen.
§. 11.
Und wenn darauf der Glaube gesungen / soll der Prediger auf die Cantzel treten / und über das
letztere Stück seiner bißher erklährten Paßions-Historie eine erbauliche / die Ursache und den
Nutzen des Leydens und Sterbens JESU Christi vorstellende / und zum heilsahmen Gebrauch
desselben anweisende / auch zu hertzlicher Danckbarkeit und gehorsahmer Nachfolge JEsu
anmahnende Predigt halten.
§. 12.
Nach geendigter Predigt soll die gantze Gemeinde auf die Knie fallen / und dem Pastori die
gewöhnliche Beicht / auch nach ertheilter Absolution folgende Dancksagung vor das Leyden und
Sterben JEsu Christi andächtig nachbeten.
Wir dancken dir HErr JEsu Christe / wahrer GOtt und Mensch / daß du uns arme Sünder und
verdammte Menschen ohn alle unser Werck / Verdienst und Würdigkeit erlöset hast durch dein
heiliges Leyden / Sterben und Blutvergiessung. O HErr JEsu Christe / wie groß ist dein Leyden /
wie schwer ist deine Pein / wie viel ist deine Marter / wie tieff sind deine Wunden / wie
bitter und schmertzlich ist dein Todt / wie unaussprechlich ist deine Liebe / damit du uns
deinen lieben Vater versöhnet hast /
|| [29]
dazu am Oelberge blutigen
Schweiß für grosser Todes-Angst geschwitzet / daß die Bluts-Tropffen auf die Erde gefallen /
und daselbst von allen deinen Jüngern verlassen / in die Hände der schnöden Juden und gottlosen
Schaar dich willig vor uns ergeben / welche dich hart gebunden / von einem ungerechten Richter
zum andern unbarmhertzig geführet / daselbst bist du fälschlich verklaget / verurtheilet /
verspeyet / verhönet / und mit Fäusten in das Angesicht geschlagen worden / du bist um unser
Missethat willen verwundet / und um unser Sünde willen zerschlagen / gegeisselt und mit Dornen
gekrönet / und jämmerlich zugerichtet / wie ein armer Wurm / der nicht einem Menschen ähnlich
gewesen.
Du bist von wegen unserer Mißhandlung mitten unter zween Ubelthäter gerechnet / und als ein
Fluch aufgehänget / an Händen und Füssen mit Nägeln durchgraben / darzu in deinem höchsten
Durst mit Essig und Gallen geträncket / und mit grossen Schmertzen hastu deinen Geist
aufgegeben / auf daß du unsere Schuld bezahlest / und wir durch deine Wunden geheilet würden.
Für diese alle deine Marter und Pein sagen wir dir Lob und Danck / und bitten dich / laß dein
heiliges bitter Leyden an uns nicht verlohren seyn / sondern gib daß wir uns dessen von Hertzen
trösten und rühmen / auch dasselbige also begehen / und betrachten / daß alle böse Lüste in uns
ausgeleschet und gedämpfft / dagegen aber alle Tugenden eingepflantzet und gemehret werden /
auf daß wir der Sünden abgestorben / der Gerechtigkeit leben / und dei
|| [30]
nem uns gelassenen Fürbilde nachfolgen / in deine Fußstapffen treten / das Ubel
mit Gedult tragen / und das Unrecht mit gutem Gewissen leyden / Amen.
O hilff CHriste GOttes Sohn / durch dein bitter Leyden / daß wir dir stets unterthan / all
Untugend meiden / deinen Todt und sein Ursach / fruchtbarlich bedencken / dafür wie wol arm und
schwach / dir Danck-Opffer schencken.
§. 13.
Darauf denn nach dem Vater Unser / der Seegen von der Cantzel gesprochen / und O Traurigkeit
O Hertzeleyd gesungen wird.
§. 14.
Folgends soll der Pastor wieder vor den Altar / wie beym Anfang kniend mit der Gemeinde
beten; Und / nachdem gesungen O Lamm GOttes unschuldig / mit der Collecte und der Nahme des
HErrn / der Gottesdienst geendiget werden.
§. 15.
Des Nachmittages soll wieder um 1. Uhr die Gemeinde nach den Geläute sich in der Kirche
versammlen / der Gottesdienst / wie des Morgends mit dem Gebete auf den Knien angefangen /
darauf in denen Städten die Paßion / auf dem Lande aber ein Buß- und ein Paßions-Gesang
gesungen / das 53. Cap. Esaiae deutlich vorgelesen / darauf wieder kniend die Dancksagung vor
das Leyden Christi gethan / und nachdem gesungen; Da JEsus an den Creutze stund / wieder
gekniet / Christe du Lamm GOTTes / und das Vater Unser gebeten.
Darauf:
Last uns doch Christo danckbahr seyn / gesungen / und mit der Collecte und den gewöhnlichen
Kirchen-Seegen geschlossen werden.
CAP. VII. Von den Gottesdieusten und Predigten an den gemeinen Wercktagen.
IN den Städten sollen alle Wochen aufs wenigste zwo Predigten / etwa am Dienstag und
Donnerstag geschehen. Und soll dazu im Sommer um 7. des Winters um 8. Uhr geleutet / und
darnach zween Teutsche Psalmen gesungen werden / darauf die Predigt / den Sommer bis um 8.
Uhren / und nicht darüber / den Winter aber bis 9. Uhr und gleicher Gestalt nicht darüber
gehalten werden.
Nach der Predigt soll die Litaney gelesen / und darauf das Vater Unser mit der gantzen
Gemeinde kniend gebetet / der Seegen auf der Cantzel gesprochen / und nach der Predigt ein
Gesang gesungen / darauf mit der Collecte, und der Nahme des HErrn der Gottesdienst geschlossen
werden.
Auf den Dörffern soll von Michaelis bis Ostern alle Freytage ebenfals geprediget werden.
Die Texte worüber die Predigten zu halten / mögen die Pastores ihnen selbst erwählen /
nachdem sie dieselbe ihren Zuhörern am erbaulichsten zu seyn finden werden.
Die wöchentliche Bett-Stunden sollen hinführo in den Städten Unserer Fürstenthum und Landen
alle und jede Montage des Sommers um 7. Uhr / zur Winters-Zeit aber mit anbrechenden Tage
gehalten werden.
Auf dem Lande haben sich die Prediger / was die Zeit betrifft / dergestalt anzuschicken / daß
die Gemeinde nicht gar zu lange von ihrer Hauß- und Feld-Arbeit abgehalten werde / wozu denn
etwa der frühe Morgen oder die Zeit gegen den Mittag / da die Leute pflegen zu Hause zu kommen
/ am beqvemsten seyn dürffte.
Wo es hergebracht soll zweymahl geleutet / darauf an die Bett-Glocke geschlagen / und der
Pastor vor den Alter die gantze Gemeinde aber / jeder an seinen Orte kniend und andächtig
beten.
|| [32]
Christe du Lamm GOttes; oder O JEsu Christe GOttes Sohn /
erbarm dich überuns: und darauf das Vater Unser etc.
Nachdem ein jeder wieder aufgestanden / soll ein Morgen- oder ander Lied gesungen werden.
Darauf soll der Pastor vor den Altar treten / und ein Capitel aus der Bibel lesen. Darnach
das dazu verordnete Gebet kniend nebst dem Vater Unser beten.
Nachdem wieder ein Buß Psalm gesungen / soll der Pastor abermahl / wie beym Anfange / nebst
der Gemeinde auf den Knien beten. Christe du Lamm GOTTes / oder: Ach hilff uns HErr den Dienern
dein / und das Vater Unser.
Nachgehends soll gesungen werden; Verleyh uns Fried genädiglich; oder wo es sonst gewöhnlich
gewesen / ein ander geistreicher Gesang.
Darauf folget die Collecta pro pace neben dem gewöhnlichen Seegen / und wird mit den beyden
letzten Versen aus den Vater Unser / Von allem Ubel uns erlöß / oder da es vorhin nicht
gesungen; mit Verleyh uns Friede genädiglich / die Bett-Stunde geendiget.
In denen Freytags-Bett-Stunden auf den Landen / wie es wie am Montage gehalten / nur daß an
statt des gewöhnlichen Gebets die Litauey gelesen wird.
Es sollen aber nach geendigter solcher Bett-Stunden oder winterlicher Wochen-Predigt
diejenigen / welche sich zu der Communion auf den nächsten Sonntag / oder folgende Feyertage
angemeldet / bey einander bleiben / und der Pastor bey einem mit den jungen / und wo ers nöhtig
findet / auch alten Leuten angestelleten Catethismus Examine und angefügten deutlichen
Unterricht und Vermahnungen dieselbe zu einer rechtschaffenen Busse und würdiger Geniessung des
Heil. Abendmahls vorzubereiten ernstlich bemühet seyn.
|| [33]
CAP. VIII. Actus Copulationis. oder die Einsegnung angehender Ehe-Leute. Bey Copulation
angehender Ehe-Leute soll nachfolgender Process gehalten werden.
WEnn der Bräutigam und Braut mit denen zu der Hochzeit eingeladenen Manns- und
Frauens-Persohnen sich versammlet / und an die Seiten des Altars oder Tisches vor welchen die
Copulation zu verrichten / getreten / soll nach Gelegenheit und Gewohnheit des Orts etwas
musiciret / oder ein teutscher Psalm gesungen / und darauf die anwesende Christliche
Versammlung von dem Pastore mit folgenden oder deutlichen Worten angeredet werden:
Lieben Freunde in Christo / es seynd diese gegenwärtige Persohnen Braut und Bräutigam willens
nach GOttes Gebot und Ordnung in den heiligen Ehestand zu treten / und haben nach löblicher
Gewohnheit unserer Kirchen sich zweymahl öffentlich aufbieten / und GOtt den Allmächtigen für
sich anruffen lassen / und ist solches darum geschehen / ob jemand Hinderniß zwischen ihnen
wüste / daß sie in solchem Stande nach Göttlichen / natürlichen und beschriebenen Rechten /
nicht bey einander wohnen könten / daß solches bey zeit angezeiget würde; Weil sich aber biß
daher nichts gefunden / auch ihnen selbst nichts bewust ist das sie hindern möchte / so
erscheinen sie nun allhier für GOtt und seiner heiligen Christlichen Kirchen und begehren /
damit sie Ehelich für aller
|| [34]
Welt bey einander wohnen / und die Zeit
ihres Lebens Christlich zubringen mögen / daß solch ihr angefangenes Eheliches Werck
vollenzogen / und nach der Heil. Christlichen Kirchen-Ordnung möge bestetiget werden / welches
sie mit ihrem Ja-Wort also bekennen werden.
Nachdem aber auch wissentlich ist / daß der Satan / als ein Feind GOttes dem heiligen
Ehestande / und Christlichen Eheleuten zum höchsten entgegen ist / und nach ihrem Schaden und
Unglück trachtet / wo er kan / so ist je allewege vonnöhten / daß wir für diese Persohnen auch
jetzund / da wir zu ihren Hochzeitlichen Ehren von ihnen gebeten / zusammen kommen / den lieben
GOtt mit Ernst anruffen / und für sie bitten. Erstlich / daß er nach seiner allmächtigen /
väterlichen / milden Güte / ihnen einen glückseeligen Christlichen guten Anfang in solchem
ihrem Stande verleihen wolle. Daß er seinen Göttlichen Seegen / welchen er über diesen Stand
gesprochen / an ihnen erfüllen / mit Leibes-Früchten sie begaben / und dieselben zu seinen
Ehren / und allen guten erhalten wolle; Daß sie dann auch weiter durch seine Göttliche Gnade in
hertzlicher Liebe und Einigkeit / in langwieriger Gesundheit und guten Gedeyen die Zeit ihres
Lebens in solchem Stande bey einander zubringen / und für des Satans gifftigen bösen Anschlägen
/ trachten und fürnehmen / und allem Leid und Aergerniß verwahret und behütet werden / damit
sie glücklich anfangen / Christlich fortfahren / und seliglich beschliessen mögen. Solche Bitte
wie sie Christlich ist und von unserm lieben HErrn JEsu Chri
|| [35]
sto
Zusage hat daß sie nicht vergebens geschehen / sondern in seinem Nahmen erhöret werden soll /
wollen wir sie dem himmlischen Vater in den Worten / die uns sein lieber Sohn gelehret hat /
fürtragen / und also beten: Vater Unser etc.
Nach geendigtem Gebet treten der Bräutigam und Braut für den Altar / und soll der Pastor sie
darauf zum drittenmahl aufbieten / mit folgenden Worten:
Es seyn allhier gegenwärtig N. und N. welche sich in den Ehelichen Stand nach Göttlichen
Willen zu begeben bedacht seyn / auch derwegen nach Gebrauch dieser Kirchen öffentlich von der
Cantzel abgekündiget worden / will sie auch nochmahls zum Uberfluß aufgeboten haben / ob jemand
wäre / der Einrede hätte / und gute Uhrsachen wüste fürzubringen / damit diese angefangene Ehe
nicht müchte für sich gehen / daß er bey zeiten spreche / oder schweige hernachmahls.
Taceat paulisper, postea pergat.
Demnach sonst lange keiner gefunden / auch noch zur Zeit nicht verhanden / der einige Einrede
hat / dadurch diese Ehe zwischen jetztgenandten Persohnen möchte verhindert werden / so soll
auch hernach keiner zugelassen werden / besondern was allhie vollenzogen wird / soll sich kein
Mensch unterstehen zu verändern.
Darnach soll die Vertrauung geschehen / mit folgenden / oder dergleichen Worten: N. Ihr stehet allhie / und begehret gegenwärtige N. zu nehmen / zu einer Ehelichen Haußfrauen / mit ihr nach GOttes Befehl und Willen zu leben / euch auch von ihr nicht zu scheiden / es sey dann / daß euch der Todt scheide; ist solches noch eures Hertzens Wille und Meynung / so
|| [36]
bekennet es allhie für GOttes Angesicht / und in Gegenwärtigkeit der
Gemeine / und saget Ja.
Dicat Ja.
N. Ihr stehet allhie / und begehret gegenwärtigen N. zu nehmen zu eurem Ehelichen Manne / mit
ihme nach GOttes Befehl und Willen zu leben / euch auch von ihme nicht zu scheiden / der Todt
scheide euch dann; Ist solches eures Hertzens Wille und Meynung / so bekennet es allhie / und
saget Ja.
Dicat Ja.
Hie lasse er Sie ein dem andern die Trau-Ringe geben / und füge ihre beyde rechte Hände zusammen / und spreche: Was GOTT zusammen füget / soll der Mensch nicht scheiden.
Darnach spreche er vor allen in gemein:
Weil N. und N. sich untereinander zur Ehe begehren / und solches allhie für GOtt und dieser
Christlichen Gemeine bekennen / sich auch darauf untereinander die Hände und Trau-Ringe gegeben
haben / so spreche ich sie Ehelich zusammen im Nahmen des Vaters / des Sohnes / und des
heiligen Geistes / Amen.
Darauf soll der Pfarrherr die neuen Eheleute anreden mit folgenden Worten: Geliebte in Christo / beyde Braut und Bräutigam: Damit ihr in eurem bestetigtem Stande also leben möget / daß es GOtt gefällig / euch und männiglich besserlich seyn möge / so sollet ihr aus GOttes Wort vier Stücke hören / so Eheleuten zu wissen vonnöhten seyn.
|| [37]
Zum Ersten.
Wer den Ehestand verordnet und eingesetzet habe / nemlich GOtt selbst; Denn also schreibet
Moses in seinem ersten Buche am andern Capittel:
Und GOtt der HErr sprach / Es ist nicht gut daß der Mensch alleine sey / ich wil ihm einen
Gehülffen machen / die sich zu ihm halte / da ließ GOtt der HErr einen tieffen Schlaff fallen
auf den Menschen / und er entschlieff / und nam seiner Riben eine / und schloß die Stete zu mit
Fleisch / und GOtt der HErr bauet ein Weib aus der Ribe / die er von den Menschen nam / und
brachte sie zu ihm / da sprach der Mensche: Das ist doch Bein von meinem Bein / und Fleisch von
meinem Fleisch / man wird sie Männin heissen / darum daß sie vom Manne genommen ist / darum
wird ein Mann seinen Vater und Mutter verlassen / und an seinem Weibe hangen / und sie werden
seyn ein Fleisch.
Zum Andern.
Höret und lernet / wie sich ein gegen dem andern nach GOttes Willen soll halten;
So spricht St. Paulus: Ihr Männer liebet eure Weiber / gleich wie Christus geliebet hat die
Gemeine / und hat sich selbst für sie gegeben / auf daß er sie heiliget / und hat sie
gereiniget durch das Wasserbad im Wort / auf daß er sie ihm selbst zurichtet / eine Gemeine die
herrlich sey / die nicht habe einen Flecken oder Runtzel oder des etwas sondern daß sie heilig
sey und unsträfflich.
Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben / als ihre eigene Leiber; wer sein Weib liebet
/ der liebet sich selbst /
|| [38]
denn niemand hat jemahls sein eigen
Fleisch gehasset / sondern er nehret und pfleget seyn / gleich wie auch der HErr die Gemeine.
Die Weiber seyn unterthan ihren Männern / als dem HErrn / denn der Mann ist des Weibes Haupt
/ gleich wie auch Christus das Haupt ist der Gemeine / und er ist seines Leibes Heyland / aber
wie nun die Gemeine Christo ist unterthan / also auch die Weiber ihren Männern in allen
Dingen.
So sprach GOtt zum Weibe:
Ich wil dir viel Schmertzen schaffen / wenn du schwanger bist / du solt mit Schmertzen Kinder
gebähren / und dein Wille soll deinem Manne unterworffen seyn / und er soll dein Herr seyn.
Und zum Manne sprach GOtt:
Dieweil du hast gehorchet der Stimme deines Weibes und gessen von dem Baum davon ich dir
gebot / und sprach: Du solt nicht davon essen; Verflucht sey der Acker um deinent willen / mit
Kummer soltu dich darauf nehren dein Lebenlang / Dorn und Disteln soll er dir tragen / und solt
das Kraut auf dem Felde essen / im Schweiß deines Angesichts soltu dein Brodt essen / biß daß
du wieder zur Erden werdest / davon du genommen bist / denn du bist Erde und solt zur Erde
werden.
Zum Vierdten.
So ist das euer Trost / daß ihr wisset und glaubet / wie euer Stand für GOtt angenehm und
gesegnet ist;
|| [39]
Denn also stehet geschrieben:
GOTT schuff dem Menschen Ihm selbst zum Bilde / zum Bilde GOttes schuff er ihn / er schuff
sie ein Männlein und Fräulein / und GOtt segnet sie / und sprach zu ihnen: Seyd fruchtbar / und
mehret euch / und füllet die Erden / und machet sie euch unterthan / und herrschet über Fische
im Meer / und über Vögel unter dem Himmel / und über alles Thier / das auf Erden kreucht. Und
GOtt sahe alles was er gemacht hatte / und siehe da / es war alles sehr gut. Darum spricht auch
Salomon: Wer eine Ehe-Frau findet / der findet was gutes / und schöpffet Seegen vom HErrn.
Und dabey den 128. Psalm.
Wohl dem der den HErrn fürchtet / und auf seinen Wegen gehet. Du wirst dich nehren deiner
Hände Arbeit / wohl dir! du hast es gut. Dein Weib wird seyn wie ein fruchtbahrer Weinstock um
dein Hauß herum / und deine Kinder wie die Oel-Zweige um deinen Tisch her. Siehe / also wird
gesegnet der Mann / der den HErrn fürchtet. Der HErr wird dich segnen aus Zion / daß du sehest
das Glück Jerusalem dein Lebenlang / und sehest deiner Kinder Kinder Frieden über Israel.
Darnach lege er seine Hand auf des Bräutigams und der Braut Häupter und spreche:
Diesen Seegen auch über diese angehende Eheleute von GOTT zu erhalten / last uns mit einander
beten: Vater Unser / der du bist im Himmel etc.
Allmächtiger HErr GOtt / der du Mann und Frauen hast geschaffen / und zu dem Ehestande
verordnet / dazu
|| [40]
mit Früchten des Leibes gesegnet / und das Geheimniß
der Vereinigung deines lieben Sohns JESU Christi / mit der Christlichen Kirchen als seiner
lieben Braut darinn vorgebildet / wir bitten deine grundlose Güte / du wollest solche deine
Göttliche Ordnung / und den darunter im Paradiß gesprochenen Seegen / auch an diesen
gegenwärtigen / und allen Christlichen Eheleuten nicht lassen umsonst seyn / sondern denselben
ihnen gnädiglich mittheilen / und in ihnen bewahren durch JEsum Christum deinen lieben Sohn
unsern HErrn / Amen.
Allmächtiger ewiger GOTT / siehe herab von deinem heiligen Thron im Himmel über diese
angehende Eheleute / und schütte über sie auß deinen Seegen / welchen du im Paradiß über Adam
und Evam gesprochen hast / heilige sie an Leib und Seele / und verbinde ihre Hertzen und
Gemühter in Ehelicher / heiliger und keuscher Liebe zusammen / durch JEsum Christum deinen
lieben Sohn / welcher mit dir und dem Heil. Geiste lebet und regieret / ein wahrer GOtt /
hochgelobet in alle Ewigkeit / Amen.
Der GOtt Abraham / der GOtt Isaac / und der GOtt Jacob sey mit Euch / der füge euch zusammen
/ und gebe seinen Seegen reichlich über euch / Amen.
Der HERR segne euch und behüte euch / Der HERR erleuchte sein Angesicht über euch / und sey euch gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf euch / und gebe euch Friede / Amen.
|| [41]
In Nahmen JESU! Amen.
LIeben Freunde in Christo / wir sind allhier versam̅let vor dem Angesicht der
H. Dreyfaltigkeit / GOttes des Vaters / des Sohnes und des Heil. Geistes / des heiligen
Vorhabens dieß gegenwärtige liebe Kind durch das Wasser-Baad der heiligen Tauffe seinem Heyland
und Erlöser Christo JEsu zuzuführen. So ermahne ich nun die Gevattern hiemit in dem HErrn / daß
sie wol bedencken was vor ein hohes und wichtiges Werck es sey / ein Kind das in Sünden
empfangen und gebohren / und daher unter dem Zorn GOTTes bleiben und in Ewigkeit verdammet seyn
müste / aus solchen jämmerlichen Zustande heraus zu helffen und in den Gnaden-Bund mit GOtt zu
setzen. Um deß willen wollen sie dann ihre Hertzen in H. Andacht zu GOtt erheben / und
denselben in Nahmen seines Sohnes JEsu Christi / welcher selbst befohlen die Kindlein zu ihm zu
bringen / und allen denen / die glauben und getauffet werden / die Seeligkeit zugesaget hat /
in kindlichen Vertrauen anruffen / er wolle dieses liebe Kind mit dem Blut seines Sohnes JEsu
CHristi von seinen Sünden abwaschen / allen seinen Zorn von ihm nehmen / dasselbige mit dem H.
Geist tauffen und
|| [42]
versiegeln / und von der Gewalt des Teuffels
mächtiglich erlösen / damit es in den Gnaden-Bund aufgenommen / und ein Kind GOttes und mit
Erbe JEsu Christi seyn und bleiben möge zum ewigen Leben.
GOtt wolle unser Hertz erwecken mit seinem H. Geiste / den Glauben in uns vermehren / und
unser Gebet vor dieß liebe Kind gnädiglich erhören / durch JEsum Christum / Amen.
Nach dieser an die Gevattern geschehenen Anrede und Erinnerung / fraget der Pastor:
Wie soll das Kind heissen?
Worauf die Gevattern den Kinde den Nahmen geben. Und fähret denn derselbe weiter fort:
Lasset uns beten.
O du barmhertziger und gnädiger GOTT; Siehe! Dieß liebe Kind / welches wir vor dein Angesicht
bringen / ist aus sündlichen Saamen gezeuget / und in Sünden empfangen und gebohren / also von
Natur ein Kind des Zorns / und wegen der Sünde wird der unreine Geist Gewalt über dasselbe
suchen / auch nicht nachlassen es Tag und Nacht bey dir zu verklagen / mit seinen Versuchungen
zum Bösen zu reitzen / und wie ein brüllender Löwe trachten zu verschlingen.
Wir ruffen dich demnach an in Nahmen deines Sohnes JEsu Christi / der da erschienen ist die
Wercke des Teuffels zu zerstöhren / du wollest durch desselben theures Blut / dessen Krafft du
in die H. Tauffe geleget hast / dieß liebe Kind von seinen Sünden reinigen / es zu Gnaden
annehmen / wieder des Satans List mächtig schützen / und wieder seine Anklage die Fürbitte
deines Soh
|| [43]
nes gelten lassen; Du wollest auch sein Hertz zu
einen Tempel und Wohnung des Heil. Geistes machen / und es anthun mit Krafft aus der Höhe / daß
es dem Satan fest im Glauben wiederstehen / wann die Stunde der Versuchung kömmt / alles wol
ausrichten / den Sieg erhalten / und endlich als ein guter Streiter (Streiterinn) JEsu Christi
die Krone der Gerechtigkeit davon bringen möge / Amen.
Hierauf folget das Zeichen des H. Creutzes an der Stirn und an der Brust mit folgenden
Worten:
Nimm das Zeichen des H. Creutzes / zur heilsahmen Erinnerung / Das dein Heyland JEsus
CHRistus am Stamm des Creutzes für dich den Todt gelitten / und dich von der Gewalt des Satans
und der ewigen Verdammniß erlöset hat.
Last uns beten:
O allmächtiger ewiger GOTT / Vater unsers HErrn JEsu Christi / ich ruffe dich an über diesen
N. deinen Diener (Dienerinn) der (die) deiner Tauffe Gabe bittet / und deine ewige Gnade /
durch die geistliche Wiedergeburt begehret. Nim̅ ihn (Sie) auf HErr / wie du
gesaget hast / bittet / so werdet ihr nehmen / suchet / so werdet ihr finden / klopffet an / so
wird euch aufgethan. So reiche nun das Gute / dem der da bittet / und öffne die Thür / dem der
da anklopffet / daß er den ewigen Seegen dieses himmlischen Bades erlange / und das verheissene
Reich deiner Gaben empfahe / durch Christum unsern HErrn / Amen.
|| [44]
Lasset uns hören das heilige Evangelium St. Marci am 10. Capitel.
Und sie brachten die Kindlein zu JEsu / daß er sie anrührte / die Jünger aber fuhren die an /
die sie trugen; Da es aber JEsus sahe / ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die
Kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / denn solcher ist das Reich GOTTes. Warlich
ich sage euch / wer das Reich GOTTes nicht empfähet als ein Kindlein / der wird nicht hinein
kommen. Und hertzet sie / und leget die Hände auf sie / und segnet sie.
Anmahnung zum Gebet.
Daß nun der Seegen JEsu Christi auch über gegenwärtiges Kind kommen und bleiben möge; So
wollen wir seinenthalben GOtt im Himmel anruffen und bitten / Er wolle ja selbst allhier
Täuffer seyn / und diesem Kindlein seinen Heil. Geist reichlich mittheilen / der in seinem
Hertzen anzünde / bekräfftige und auch erhalte einen festen Glauben und gewisse Zuversicht auf
das einige Verdienst JEsu Christi / durch welchen Glauben dieß liebe Kindlein itzund möge
werden / hernachmahls seyn und ewiglich bleiben / ein Kind GOttes und Erbe aller himmlischen
Güter / und also endlich erlangen und überkommen die ewige Seeligkeit und das ewige Leben.
Wollet derowegen sämmtlich beten das heilige Vater Unser etc.
Hier lege der Priester seine Hand auf des Kindes Haupt / und bete samt denen Gevattern.
Vater Unser der du bist im Himmel etc.
|| [45]
Darnach bringe man das Kindlein zum Tauffsteine und der Priester spreche:
Der HERR behüte deinen Eingang und Ausgang / von nun an biß zu ewigen Zeiten / Amen.
Antwort: Ja.
Gläubest du an JEsum CHRistum / seinen einigen Sohn unsern HErrn / der empfangen ist vom
heiligen Geist / gebohren von Maria der Jungfrauen / gelitten unter Pontio Pilato /
gecreutziget / gestorben und begraben / niedergefahren zu der Höllen / am dritten Tage
auferstanden von den Todten / aufgefahren gen Himmel / sitzend zur Rechten GOTTes des
allmächtigen Vaters / von dannen er kommen wird / zu richten die Lebendigen und die Todten?
Antwort: Ja.
Gläubest du an den heiligen Geist / eine heilige Christliche Kirche / Gemeinschafft der
Heiligen / Vergebung der Sünden / Auferstehung des Fleisches und nach dem Tode ein ewiges
Leben?
|| [46]
Da nehme er das Kind / tauffe es / und spreche:
Und ich tauffe dich im Nahmen des Vaters / des Sohnes und des heiligen Geistes / Amen.
Der Prediger behält das Kind über die Tauffe und spricht:
Der allmächtige GOtt und Vater unsers HErrn JEsu Christi / der dich anderweit gebohren hat
durch das Wasser und den heiligen Geist / und hat dir alle deine Sünde vergeben / der stärcke
dich mit seiner Gnade zum ewigen Leben / Amen.
Nach geendigter Tauff sol der Priester die Gevattern anreden wie folget:
Die Gevattern werden nun diesem Kinde oder wem es sonst zu wissen nöhtig ist / können Zeugniß
geben / daß es nach dem Befehl des HErrn JEsu Christi recht getauffet sey / und durch ihren
Mund vor GOTT dem HErrn und allen seinen H. Engeln angelobet habe / daß es mit dem Satan und
allen seinen Wercken und Wesen nichts zu schaffen haben / hingegen an GOTT Vater / Sohn und H.
Geist glauben wolle. Sie werden auch vor dieses getauffte Kind fleißig beten / und so viel an
ihnen ist / Sorge tragen / daß es in der Erkändtniß GOttes und seines Willens und also in der
reinen Lehren auferzogen werde / seinen Catechismum lerne / zu Kirchen und Schulen gehalten /
und seines Tauff-Bundes fleißig erinnert werde. Sie werden dieses gern vollbringen / und es
hier vor GOttes Augen zu sagen.
Das helffe GOtt durch seinen H. Geist / in Jesu Christo / A. Lasset uns hierauf den lieben
GOtt hertzlich dancken.
Allmächtiger barmhertziger GOtt und Vater / wir sagen dir Lob und Danck / daß du deine Kirche
gnädiglich erhältest und vermehrest / und dieses Kind durch die Heil. Tauffe wiedergebohren /
deinem lieben Sohn unsern HErrn und Heyland JESU Christo einverleibet / und zu einem Kinde und
Erbe deiner himmlischen Güter hast werden lassen. Wir bitten dich demühtiglich / du wollest
dasselbe bey der empfangenen Gnade durch deine Barmhertzigkeit bewahren / daß es nach allen
deinen Gefallen in deiner Furcht erzogen werde / und in wahren Glauben endlich das ewige Erbe
im Himmel erlangen möge / durch JEsum Christum / Amen.
Der HERR segne dich und behüte dich / Der HErr erleuchte sein Angesicht über dich und sey dir gnädig / Der HErr erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir Friede / Amen.
CAP. X. Von der Noht-Tauffe.
IN Zeit der hohen Noht / und da so bald kein Priester gegenwärtig seyn kan / mögen und sollen
nach alten Christlichen Gebrauch auch andere Mannes-Persohnen / und in Abwesenheit der Männer
auch wol die Weiber und sonderlich die Weh-Mütter und Heb-Ammen die Kindlein tauffen.
Es sollen aber die Pfarrherren so wol privatim als auch bey Gelegenheit in denen Predigten
diese nöhtige Erinnerung geben / daß man nicht ohn hochdringende Noht zu solcher Noht-Tauffe
eile.
|| [48]
Daß man auch / weil die Tauffe eine Wiedergeburt / so lange warte mit der Tauffe / biß die
Frucht gantz völlig zur Welt gebohren / und in der Menschen Hände kommen / so lange aber
solches noch nicht geschehen / sothane Frucht mit einem andächtigen gläubigen Gebet GOtt
befehlen / und im Nahmen Christi ihn anruffen / daß er dieselbe nach seinem gnädigen Willen
lasse lebendig an die Welt gebohren / und durch die Heil. Tauffe wiedergebohren werden; Wo
nicht / daß dennoch der barmhertzige liebe Vater sich des lieben Kindes in Gnaden annehmen
wolle / um seines geliebten Sohnes JEsu Christi willen.
Daß man auch / weil die Tauffe nicht für die Todten / sondern für die Lebendige verordnet /
kein todtgebohrnes Kind tauffen müsse; Wol aber die Eltern in solchen Fall trösten möge / mit
der grossen unaussprechlichen Gnade und Barmhertzigkeit GOttes / als welche uns nicht zweiffeln
lässt / solche Leibes-Frucht sey durch das Gebet der Eltern und anderer Christen GOtt in seine
Gnade befohlen / sey auch von ihm zu Gnaden und ewigen Leben angenommen.
Es soll zu solcher Noht-Tauffe genung seyn / wenn das Kind von denen Anwesenden durch ein
hertzliches Gebet dem lieben GOtt befohlen / darnach Wasser genommen / und getauffet wird Im
Nahmen des Vaters / des Sohns / und des Heil. Geistes.
Da denn nicht zu zweifeln das Kind sey recht getaufft / weil es nach Christi Befehl getauffet
worden.
Solte aber das in der Noht getauffte Kind sich wieder erholen / soll zum Trost der Eltern /
zu desto mehrern Zeugniß des lieben Kindes und öffentlicher Bestätigung solcher Noht-Tauffe der
Prediger herzu geholet werden / und nach gesprochenen Vater Unser fragen:
Die und die Persohnen N. und N. sind dabey gewesen / und die Persohn hat dem Kinde die
Tauffe gegeben.
So sage er:
Nun meine lieben Freunde / weil ihr denn im Nahmen und auf den Befehl unsers lieben HErr
GOttes solches alles gethan / so sage ich / daß ihr recht und wol gethan habt / sintemahl die
arme Kindlein der Gnade bedürffen / unser HErr JEsus Christus ihnen dieselbige nicht abgesaget
/ sondern sie aufs allerfreundlichste dazu fodert / wie solches der nachfolgende Text des
heiligen Evangelit tröstlich zeuget / welchen der Evangelist also beschrieben hat Marci am 10.
Cap.
Und sie brachten die Kindlein zu JEsu / daß er sie anrührete / die Jünger aber fuhren die an
die sie trugen. Da es aber JEsus sahe / ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die
Kindlein zu mir kommen / und wehret ihnen nicht / den̅ solcher ist das Reich
Gottes Warlich ich sage euch / wer das Reich GOttes nicht empfähet als ein Kindlein / der wird
nicht hinein kom̅en / und hertzet sie und leget die Hände auf sie und er segnet
sie.
|| [50]
Und weil wir aus jetzt gehöreten Worten unsers HErrn JEsu Christi des gewiß und sicher seyn /
daß diß Kindlein zum Reich der Gnaden angenommen / wollen wir bitten / daß es darinn möge zur
ewigen Seeligkeit beständig erhalten werden / und von Grund des Hertzens und mit Andacht Vater
Unser sprechen:
Lasset uns beten:
Der allmächtige GOTT und Vater unsers HErrn JEsu Christi / der dich N. durchs Wasser und den
heiligen Geist anderweit gebohren / und dir alle deine Sünde vergeben hat / der stärcke dich
mit seiner Gnade zum ewigen Leben / Amen.
Friede sey mit dir / Amen.
Würden aber die Leute / so das Kindlein zur Tauffe bringen / auf des Pfarrherrns Frage
ungewisse Antwort geben / und sagen: Sie wüstens nicht / was sie gedacht / vielweniger was sie
in solcher grossen Noht geredt oder gethan / (als denn zu Zeiten zu geschehen pfleget) so mache
er nicht viel disputirens / sondern nehme das Kind als ungetaufft / und fodere es zur Tauffe /
also wie man alle ungetauffte zur Tauff zu fodern / und zu tauffen pfleget.
Und wenn die Gebete gesprochen / und die Kinder durch die Paten den Teuffel entsaget / und
der Pastor das Glaubens-Bekäntniß hat thun lassen / als denn tauffe er die Kinder / ohn alle
Condition, Im Nahmen des Vaters / und des Sohnes / und des heiligen Geistes / Amen.
CAP. XI. Von denen Sechswöcherinnen / und deren Einsegnung.
WEil nach Anleitung der Natur selbst und nach löblicher in der Christlichen Kirchen
hergebrachten Gewohnheit / denen Kindbetterinnen / nach ausgestandener schweren Angst /
Schmertzen und Arbeit / billig eine Ruhe zu gönnen / so lassens wir lediglich dabey
|| [51]
bewenden / daß eine solche Frau sich von Zeit der Geburt fünff oder
sechs Wochen im Hause behalte / und so viel als immer müglich mit der Arbeit verschonet werde.
Nach geendigter solcher Zeit soll die Frau ihren ersten Ausgang entweder am Sonntage oder in
der Wochen / wenn Predigt oder Betstunde gehalten wird / zur Kirchen nehmen / und nach
geendigten Gottesdienste mit ihrem Kinde vor dem Altar nieder knien / zu keinem andern Ende /
als den frommen GOtt für die ihr und dem Kinde erwiesene Gutthaten mit dem Prediger zu dancken.
Und soll demnach der Prediger die Frau folgender Gestalt zur Dancksagung und Gebet vermahnen:
Weil euch der liebe GOtt mit Leibes Frucht gesegnet / in Kindes-Nöhten mit allen Gnaden
geholffen / ein lebendiges gesundes Kindlein gegeben / dasselbe auch mit seiner heiligen Tauffe
begnadet / und euch wiederum zu euer Leibes-Gesundheit verholffen hat / solt ihr solchen Seegen
/ Gabe und Wolthat des frommen GOttes erkennen / und ihm dafür von Hertzen Danck sagen. Daß ihr
nun solches mit wahrer Andacht im rechten Glauben thun möget / so höret erstlich GOttes
Wort.
So schreibet der liebe David im 22. Psalm.
Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen / du warest meine Zuversicht / da ich noch an
meiner Mutter Brüsten war / auf dich bin ich geworffen aus Mutter-Leibe / du bist mein GOtt von
meiner Mutter Leibe an.
Darnach im 139. Psalm.
Ich dancke dir darüber daß ich wunderbahrlich gemacht bin / wunderbahrlich seynd deine Wercke
/ und das erkennet meine Seele wol / es war dir mein Gebein nicht verholen / da ich in
verborgen gemacht ward / da ich gebildet ward unten in der Erden / deine Augen sahen mich /
|| [52]
da ich noch unbereitet war / und waren alle Tage auf dein Buch
geschrieben / die noch werden solten / und derselben keiner da war. Aber wie köstlich seyn für
mir GOTT deine Gedancken / wie ist ihr eine so grosse Summa? Solt ich sie zehlen / so würde
ihrer mehr seyn denn des Sandes.
Hie höret ihr daß es ein sonderlich Gnaden-Werck der Schöpffung GOttes sey / daß eine Frau
mit Leibes-Frucht gesegnet / das Kindlein in Mutter Leibe formiret / ernähret und erhalten /
die Mutter in grossen Aengsten und Kindes-Nöhten entbunden / und mit einem frölichen Anblick
einer lebendigen gesunden Frucht erfreuet wird; Und daß wir also schuldig seyn solch
Gnaden-Werck / Seegen und Wolthat des from̅en Gottes in Demuht zu erkennen / und
ihm von Hertzen im Nahmen seines lieben Sohnes dafür zu dancken / und zu bitten / daß er ihm
auch hinführo beyde Mutter und Kind in Gnaden wolle lassen befohlen seyn. Wollet derohalben
euer Hertz erheben / und mit mir also beten: Vater Unser etc.
Und dann ferner.
Allmächtiger HErr GOtt / der du Mann und Frauen geschaffen hast / und zum Ehestande verordnet
/ dazu mit Früchten des Leibes gesegnet / und selber der bist / von dem der liebe David saget:
Du hast mich formiret und aus Mutter Leibe gezogen. Wir erkennen solch dein Geschöpffe /
Gnaden-Werck / Ordnung und Seegen / daß du diese gegenwärtige Frauen mit Leibes-Frucht gesegnet
/ und ihr in ihrem grossen Aengsten und Kindes-Nöhten / als ein gnädiger Vater um deines lieben
Sohnes willen gnä
|| [53]
diglich geholffen / und ihr einen frölichen
Anblick einer lebendigen gesunden Frucht bescheret / dieselbige auch durch die Heil. Tauffe in
das Reich deiner Gnaden zum Kinde und Erben des ewigen Lebens angenommen / und der Mutter auch
zu ihres Leibes Gesundheit in Gnaden wiederum geholffen hast. Wir dancken dir dafür in
schuldiger Demuht von Hertzen im Nahmen deines lieben Sohnes unsers HErrn JEsu Christi / und
bitten durch denselben / du wollest dir auch hinführo beyde Mutter und Kind lassen in allen
Gnaden befohlen seyn / und durch den Heil. Geist deinen Seegen geben / daß das Kindlein in der
Zucht und Vermahnung zum HErrn möge auferzogen in rechten Glauben aufwachsen / gestärcket / und
vor allem Leyd und Ubel Leibes und der Seelen gnädiglich behütet und bewahret werden. Solches
unser Gebet weil du es verheissen und vertröstet hast / wollest du gnädiglich erhören / durch
deinen lieben Sohn unsern HErrn JEsum Christum / der mit dir und dem Heil. Geiste lebet und
herrschet in Ewigkeit / Amen.
Darauf zum Beschluß:
Der HERR segne dich / und behüte dich / Der HERR erhebe sein Angesicht über dich / und sey dir gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir Friede / Amen. Der HErr behüte euren Ausgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit / Amen. So aber das Kindlein / entweder vor / oder nach erlangter Tauffe für den Kirchgang der Mutter gestorben / und also die Mutter ohne Kind zur Kirchen kommt / kan die Anrede auf folgende Weise geschehen.
|| [54]
Andächtige liebe Christin / so stehet geschrieben in GOttes Wort / Act. 14. 22. Wir müssen
durch viel Creutz und Trübsahl ins Reich GOttes eingehen. Mit welchen Worten erwiesen wird /
daß nach dem Fall unserer ersten Eltern um der Sünde willen das gantze Menschliche Geschlecht
ohnzählichen Leyden unterworffen sey / ehe wir diese Welt verlassen / und ewig seelig werden.
Indem aber GOtt der Allmächtige einem dieses / dem andern jenes Creutz zuschicket / thut er
solches nicht böser Meynung / sondern prüfet uns / ob wir auch im Glauben / Liebe und Hoffnung
/ bey ihm wollen beständig bleiben. Darum der Mensch vor seelig kan gepriesen werden / der die
Anfechtung erduldet / denn nachdem er bewähret ist / wird er die Crone des Lebens davon bringen
Jac. 1. 12.
Nun aber hat euch auch GOtt der Allmächtige sehr betrübet / denn Er euch zwar mit
Leibes-Frucht gesegnet / in Kindes-Nöhten mit Vaters Gnaden geholffen / und euch etlicher
massen zu eurer Gesundheit wiederum verholffen; Aber da solche Trübsahl und Traurigkeit in
Freuden solte verwandelt werden / hat er nach seinem ohnwandelbahren Raht / das Kindlein aus
diesem Jammerthal alsbald wiederum (ehe solches das Licht dieser Welt hat anschauen können) zu
sich genommen / dabey ihr sehet / daß in dieser Sterblichkeit nichts beständiges ist. Der ihm
aber das Leben hat gegeben / der hat auch solches wieder gefodert / Sap. 16 / 13. Denn unser
Zeit stehet in GOttes Händen / Psalm 31 / 16. GOtt reisset offt das Leben hin / wie der Fadem
eines Webers abreisset / Esa. 38 / 12. Wir sind wie eine Blume / die bald welck
|| [55]
wird / Psalm 90 / 6. Wie das Graß / so bald verdorret / Esa. 40 / 90.
Unser Leben ist wie ein Rauch und Schatten / so leicht vergehen. Es komme aber mit uns / wie es
immer wolle / wir werden entweder zeitig oder spät aus diesem betrübten Leben abgefodert / so
bleibets doch dabey: Wir leben oder sterben / so sind wir des HErrn / Röm. 14 8. Drum sollet
ihr euch in diesem betrübten Fall zufrieden / und euren Willen in GOttes Willen geben / und
gedencken: GOtt mache es mit uns / wie sonst ein treuer Freund in diesem Leben / welcher seinem
Freunde etwas anvertrauet und wieder fordert / welches ihm denn nicht kan versaget werden. GOTT
der Allmächtige ist unser allerbester Freund / und allerliebster Vater / der hat auch dieses
Kindlein euch zu treuen Händen anvertrauet / jetzt aber durch den zeitlichen Todt wiederum zu
sich abgefordert / drum könnet ihr diese Ordnung / Raht und Willen GOttes des Allmächtigen /
als eures allerbesten Freundes nicht ändern / sondern müsset das liebe Creutz gedultig ertragen
/ und gedencken / dieses Kindlein sey gesammlet im Bündlein der Lebendigen / 1. Sam. 25 / 29.
Bey GOtt dem HErrn / 2. Thess. 4 / 17. und sehe GOtt von Angesicht / 1. Cor. 13 / 12.
Auf daß ihr nun diesen Seegen / Gabe und Wolthat GOttes erkennen / und deswegen GOtt
hertzlich dancken müget / daß er des Kindleins besten Theil ersehen / solches gegeben / wieder
genommen / und euch wiederum zu euren vorigen Leibes-Kräfften verholffen hat / als wollet ihr
eures Hertzens Andacht zu GOtt erheben / und mit mir also beten:
|| [56]
Allmächtiger HErr GOTT / der du das Menschliche Geschlecht / Mann und Weib zum Ehestande
erschaffen / und sie mit Leibes Früchten gesegnet hast / auch selber der bist / von dem David
sagt / Psalm 139. HErr / du hast mich formiret / und aus Mutter-Leibe gezogen. Wir erkennen
solch dein Geschöpff / Gnaden-Werck / Ordnung und Seegen / daß du diese gegenwärtige Frauen mit
Leibes Frucht gesegnet / ihr in ihren Aengsten und Kindes-Nöhten / als ein gnädiger Vater um
deines lieben Sohnes willen / gnädiglich geholffen / und ihr zur Leibes-Gesundheit in Gnaden
wiederum verholffen hast. Wir dancken dir dafür in schuldigster Demuht des Hertzens / im Nahmen
deines lieben Sohnes / unsers HErrn JEsu Christi. Und weil du alsbald (nach der Heil. Tauffe)
nach deinem allein ohnwandelbahren Raht und Willen / das Kindlein aus diesem elenden Jammerthal
zu dir in den ewigen Freuden Saal abgefordert hast / müssen und wollen wir solches deinem
väterlichen Willen heimstellen / und demselben uns mit Christlicher Gedult ergeben hahen: nicht
zweiffelnde / du werdest dieses lieben Kindes Seelelein / welche du gleich andern / durch das
theure Blut deines allerliebsten Sohns / hast theur erkaufft und geheiliget / in deine
väterliche Gnaden-Hände / zur ewigen Freude aufgenommen haben / danebenst hertzlich bittende /
du wollest dich der Mutter gnädiglich erbarmen / ihr ihre Sünde verzeihen und vergeben / und
alles dasjenige in Gnaden wiederfahren lassen / was ihr an Seel und Leib / nützlich und
dienlich seyn mag. Solches un
|| [57]
ser Gebet / weil du es verheissen
und vertröstet hast / wollestu gnädiglich erhören / durch deinen lieben Sohn JEsum Christum /
der mit dir und dem heiligen Geiste lebet und herrschet in Ewigkeit / Amen.
Darauf der Seegen.
Der HERR segne dich und behüte dich / Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir / und sey dir gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir seinen Friede / Amen.
§. 1.
AN dem Sonntage welcher zu dem Actu Confirmationis ausgesetzet / soll die Gemeinde / welcher
solches den vorhergehenden Sonntag von der Cantzel intimiret worden / nochmahls nach geendigter
Predigt bey einander zu bleiben / und mit einem andächtigen Gebet und geziemender Stille der
vorseyenden Heil. Handlung beyzuwohnen ermahnet werden.
§. 2.
So bald der Pastor von der Cantzel getreten / soll gesungen werden: Komm heiliger Geist HErre
GOtt.
§. 3.
Unterdessen sollen die Catechumeni nebst deren Eltern oder Vormündern / wie auch Gevattern so
viel deren verhanden / und sich zu dem Ende ebenfalls zu dem Heil. Abendmahl mit einzufinden
haben / dem Pastori für dem Altar also fürgestellet werden / daß sie von männiglich gesehen
werden mögen.
|| [58]
§. 4.
Darauf soll der Pastor in einer kurtzen mit guten Bedacht abgefasseten Rede kürtzlich
anzeigen / aus was Uhrsachen diese Handlung vorgenommen. Nemlich / daß die gegenwärtigen Kinder
ihr Glaubens-Bekäntniß und Versprechen / welches in ihren Nahmen durch die Gevattern bey der
Heil. Tauffe geschehen / nunmehr mit ihrem eigenen Munde wiederholen / und vor der gantzen
Christlichen Gemeinde sich nochmahls dazu verbündlich machen / darauf in ihrem Christenthum
confirmiret und bestätiget / und zum Heil. Abendmahl nebst andern Christen zugelassen werden
solle. Mit angehengter Vermahnung für diese Kinder fleißig zu beten / daß GOtt dieselbe in
solcher Erkänt- und Bekäntniß biß an ihr Ende seeliglich erhalten wolle.
§. 5.
Nach solcher Erinnerung soll der Pastor denen Kindern das öffentliche Zeugniß geben / daß
dieselben die nöhtigsten Stücke der Christlichen Lehre wol gefasset / und sich desfalls auf die
Sonntägliche Catechismus-Examina und der Gemeinde Zeugniß mit beruffen: Darauf die Zeit zu
gewinnen / nur den kleinen Catechismum beten / und aus D. Gesenii Catechisinus-Fragen / die
nohtwendigsten von denen welche über den gantzen Catechismum gestellet / und in der
Braunschweigischen Edition, von p. 26. biß 86. zu finden beantworten lassen.
§. 6.
Nachdem nun solche Kinder die nach ihrem Alter und Fähigkeit von ihnen zu erwartende
Rechenschafft ihres Glaubens gegeben / hat der Pastor beweglich vorzustellen: was für einen
theuren Schatz diese Kinder durch solche Erkäntniß erlanget und überkommen / wie sich GOtt mit
ihnen als ein Vater mit seinen Kindern in allen Gnaden verbunden / und sie in keiner Noht
nimmermehr werde verderben lassen / da sie in solchem Erkäntniß / Glauben und Bekäntniß
verharren werden.
§. 7.
Letztlich soll der Pastor die gegenwärtige Kinder mit einan
|| [59]
der insgemein fragen: (1.) Ob sie in solcher Erkäntniß / Glauben und Bekäntniß zu
verharren und (2.) wie sie dem Teuffel / allen seinen Wercken und Wesen in der Tauffe einmahl
abgesaget / also auch in solchem gottseeligen Fürnehmen zu leben / biß an ihr Ende
beständiglich zu verharren ernstlich gewillet.
Andächtige liebe Freunde.
Wir haben hohe Ursache GOTT dem Allmächtigen hertzlich Danck zu sagen / daß er gegenwärtige
Kinder zu der Heil. Tauffe und seiner wahren Erkäntniß kommen lassen / und ihn andächtig
anzuruffen / daß er das in ihnen angefangene gute Werck bestättigen / und biß an ihr Ende
gnädig bey ihnen bewahren wolle. Ihr aber die ihr als Eltern / Vormünder und Gevattern / hier
vor GOttes Angesicht stehet / auch übrige gegenwärtige Christen solt diesen Kindern mit einen
unschuldigen unärgerlichen Wandel vorgehen / und davor möglichst sorgen / daß diese Kinder in
keine Wege geärgert / sondern in aller Gottseeligkeit zum ewigen Leben erzogen werden. Hierauf
last uns denn Hertz und Mund zu GOtt erheben / und mit einander andächtig beten:
Bey diesen Gebet soll der Pastor nach alten Christlichen Gebrauch die rechte Hand über die Kinder ausstrecken. Allmächtiger und barmhertziger GOTT! Ein Vater unsers HErrn JEsu Christi / der du allein alle gute Wercke in uns anfähest / bestättigest und vollendest: Wir
|| [60]
dancken dir von Hertzen / daß du gegenwärtige Kinder deiner Kirchen geschencket / durch die
Heil. Tauffe wiedergebohren / und nun auch so weit erleuchtet hast / daß sie diese deine Gnade
und Güte / und ihre Erlösung in Christo deinem lieben Sohn unsern HErrn auch selbst erkennen /
und vor deiner Gemeinde itzund bekennet haben. Wir bitten dich hertzlich / du wollest das gute
Werck so du in ihnen angefangen hast / stärcken / deinen Heil. Geist in ihnen mehren / auf daß
sie in deiner Kirchen und Gemeinde / und wahren Gehorsahm des Evangelii stetigst bleiben / und
beständig beharren / daß sie keine falsche Lehre noch fleischliche Lüste von bekandter Warheit
abführen; Sondern gib ihnen daß sie zu allen deinen Gefallen / immer wachsen / und einmahl das
vollkommene männliche Alter erreichen / in aller Weißheit / Heiligkeit und Gerechtigkeit /
damit sie dich und deinen lieben Sohn unsern HErrn samt den Heil. Geist / einigen wahren GOtt
immer vollkommener erkennen / hertzlicher lieben / und bey ihren Nechsten mit Worten / und
ihren gantzen Leben je länger je beständiger erkennen / loben und preisen; Daß sie also nach
ihrem Tauff-Bund Glauben und gut Gewissen bewahren / Christlich leben / gedultig leiden /
ritterlich ringen / und durch Todt und Leben zu dir in dem Himmel dringen mügen; durch
demselben unsern HErrn JEsum Christum der mit dir und dem Heil. Geiste lebet und regieret /
gleicher GOtt hochgelobet in Ewigkeit.
Hierauf bete er das Vater Unser / und spreche den gewöhnlichen Kirchen-Seegen über sie.
|| [61]
CAP. XIII. Wie die Prediger mit Krancken umzugehen haben.
DIe Pastores haben bey Besuchung eines Krancken demselben freundlich zuzusprechen / und ihm
zu unterrichten. (1.) Wie er als ein Christ seine Kranckheit ansehen solle / warum ihm
dieselbige von GOtt zugeschicket werde; was GOtt darunter suche; und wie er sich in solcher
Kranckheit halten solle / daß er nemlich die Leibes Ungelegenheit keines weges anders / als
eine väterliche Heimsuchung ansehen / mit beständigen Gemüht / und kindlichen Vertrauen auf
GOTT seinen lieben Vater annehmen / und gedultig ertragen / und es gewiß dafür halten solle /
daß GOtt solches alles zu einem guten Ende / und insonderheit zu seiner ewigen Seeligkeit
hinaus führen werde. (2.) Sonderlich aber ihn gegen die inwendige Anfechtung trösten: Dero
Behuf sich dann der Pfarrherr bey denen / so um den Krancken seynd / mit sonderbahren Fleiß
erkundigen / auch für sich selbst aus des Krancken Reden und Geberden abnehmen / sonderlich
aber den Krancken selbst fleißig fragen solle / ob er auch innerliche Anfechtung habe / etwan
wegen eines schwachen Glaubens seiner Unwürdigkeit / oder sonst: Ob er sich für der Menge oder
Grösse seiner Sünde fürchte / ob er sich für dem Zorn GOttes / der Hölle / dem ewigen Todt und
Verdammniß erschrecke / und sich darüber ängstige und in Verzweiffelung stehe: Ob er sich
bekümmere / daß er diese Welt und die Seinigen / insonderheit Weib und Kind / und dieselben
etwa in Armuht oder anderer Unrichtigkeit verlassen solle? Nach welchem erlangten Unterricht
der Pastor dem Krancken mit Trost und Unterricht / auch Anführung weniger / jedoch dienlicher /
lieblicher und durchdringender Sprüche aus GOttes Wort zusprechen kan und soll. Insonderheit
soll er den Krancken vermahnen / 1. daß er ungesäumet seine Sünde bereue und beichte / die
Absolution derselben / und darauf das heilige Abendmahl empfange /
|| [62]
und solches nicht spahre / biß diese Kranckheit zunehme / und er vielleicht hernach wegen
vermehrter Schmertzen des Leibes / oder Verrückung seines Verstandes (wie sich dergleichen
Fälle bey Krancken offt und leicht zutragen) so geschickt dazu nicht seyn / oder wol gar daran
verhindert werden möchte. 2. Daß der Krancke / wenn er noch in solchem Zustande ist / sein Hauß
beschicke / über seine Güter und Haabseeligkeit / auch wie er es sonst nach seinem Todt unter
Weib / Kind oder Freunden gehalten haben wolle / disponire / auch den Seinigen offenbahre / wie
es mit dem Seinigen bewand / damit er denselben so viel müglich keine Unrichtigkeit hinterlasse
/ daß er auch wenn solches geschehen / sich des Zeitlichen entschlage / dem getreuen GOtt den
fernern Erfolg befehle / sich darüber nicht bekümmere oder quäle / sondern gedencke / daß er
mit seiner Sorge und Bekümmerniß nichts ändern / und damit anders nichts ausrichten werde /
denn daß er sich selbst an guter beständiger Vorbereitung zu einem seeligen Abschiede / und
manchmahl an der Seeligkeit selbst verhindern werde. Und würde nicht undienlich seyn / daß die
Pastorn die Gemeine offtmahls vermahneten / daß ein jeder die Beschickung seines Hauses nicht
versparete biß in seine Kranckheit / damit er sich alsdann mit solchen Gedancken über das
Zeitliche nicht irre mache / damit aufhalte / darinn vertieffe / alsdann an andern geistlichen
Gedancken und Sorge / für seine Seele verhindert werde / und mannigmahl um die Seligkeit komme.
Es soll auch der Pastor die Freunde / Anvervandte / auch sonst jemand anders vermahnen / daß
sie den Krancken nich anlauffen und versuchen sollen / ob sie etwas an Legatis, donationibus,
oder sonst von ihm erlangen mügen / sondern sie vielmehr davon abhalten / weil dadurch
mannigmahl der Krancke irre gemacht / und um alle Andacht gebracht wird.
Wann dann der Krancke zu beichten und das heilige Sacrament zu empfangen begehret / soll das
Volck so etwa verhanden von dem Krancken abtreten / damit der Pfarrherr allein mit demselben
reden möge.
Bey der Beicht soll der Pastor dem Krancken das Gewissen
|| [63]
wol rühren
/ ihn zu wahrer ernster Bereuung seiner begangenen Sünde / damit er seinen frommen GOtt und
getreuen Vater so hoch und mannigmahl beleidiget / bewegen / und (welches hiebey offtermahls
nicht ohne Gefahr unterlassen wird / und ohne deren würckliche Hinwegräumung keine rechte Busse
seyn kan) unter andern sich um dreyerley wol erkundigen / und dem beichtenden Krancken zu
Gemühte führen. 1. Ob er auch frembd oder solches Gut habe / welches er mit gutem Gewissen
nicht behalten könne / und wenn sich solches befinden würde / daß er den Krancken vermahne /
die Erstattung solches frembden Gutes / oder wenn solches etwan nicht mehr verhanden /
desselben Werths zu thun. 2. Ob er auch mit jemand in öffentlicher oder heimlicher Feindschafft
lebe / daß er nicht allein seinem Beleidiger von Hertzen verzeihe / und daß er solches
warhafftig thue / gegen ihn dem Pastor und den Umstehenden (wann dieselbe nach geendigter
Beicht wieder herein gefodert worden) deutlich bekenne / solte er auch jemand beleidiget haben
/ daß er es demselben gegenwärtig abbitte / oder wenn man des Beleidigten etwan nicht mächtig
seyn könte / durch jemand / welchen er dazu vermögen kan / abbitten lasse. 3. Ob er auch jemand
an seiner Ehre / Leumuht und guten Nahmen angegriffen? Auf welchen Fall der Krancke ernstlich
vermahnet / und die Versehung geschehen muß / daß der Krancke die Ehre / so er seinem Nechsten
also abgenommen / entweder Münd- oder Schrifftlich durch sich selbst oder jemand anders
hinwieder ersetzen möge / solte sich der Krancke dieser dreyer oder auch der Bekäntniß anderer
Sünde verwegern / kan derselbige nicht absolvirt oder mit den Heil. Abendmahl versehen werden.
Würde der Krancke auch in währender Schwachheit mehr oder offtermahls zu beichten und zu
communiciren begehren / soll ihm solches nicht verweigert werden.
Nach geendigter Beicht / gesprochener Absolution, und was sonst wie vorberührt der Pfarrherr
mit dem Krancken dabey zu verhandeln / sollen die anwesende Verwandte / Gesinde / Freunde und
Nachbahrn in des Krancken Gemach gefordert / ein Tisch
|| [64]
fein ehrlich
mit reinen Tüchern und mit Brodt und Wein zu der Communion bereitet werden / darauf soll der
Pastor eine kurtze Vermahnung an die Umstehende zu einem ernsten / andächtigen Gebet / vor den
Krancken thun / etwa folgender oder dergleichen Form:
Lieben Freunde / demnach wir befinden / daß unser lieber Bruder (oder liebe Schwester) in
CHristo mit Schwachheit beladen / und wir ihm (ihr) in dem allen nicht besser dienen können /
denn mit unserm Christlichen Gebet / so wil ich euch alle sämtlich vermahnet haben / ihr wollet
euer Gebet zusammen thun / und mit diesem euren krancken N. N. GOtt anruffen und bitten / GOtt
wolle ihm (ihr) in seiner (ihrer) Kranckheit zu Hülffe kommen / in Glauben stärcken / in
rechter Anruffung GOttes und Christlicher Gedult erhalten / und in dieser seiner (ihrer)
Kranckheit verleihen / was ihm (ihr) nütz und gut ist an Leib und Seele / hie zeitlich und
hernachmahls ewiglich / sonderlich daß ihm (ihr) GOtt Gnade verleihen wolle / daß er das
heilige Sacrament würdiglich empfangen möge / zu Stärckung seines schwachen Glaubens / zu Trost
seines betrübten Gewissens und also mit uns beten auf GOttes Befehl / und seine gnädige Zusage
/ von Grund des Hertzens ein andächtiges Vater Unser etc.
Man mag in solcher Vermahnung nehmen das Exordium à dicto Christi Matth. 18. Ich sage euch /
so zween unter euch eins werden auf Erden / warum es sey das sie bitten wollen / das soll ihnen
von meinem Vater im Himmel wiederfahren / denn wo zween oder drey versammlet seyn in meinem
Nahmen / da bin ich mitten unter ihnen / und also dirigiret werden: ad orationem
|| [65]
Deo offerendam pro aegrotante, oder auch von andern schönen Sprüchen der
Schrifft / und doch endlich dahin gerichtet / daß das Volck zum Gebet vermahnet werden.
Auf solche Vermahnung soll der Pfarrherr das Vater Unser sprechen / fein laut / damit die
krancke Persohn und das gantze Volck mit beten könne / spreche auch darauf:
Der allmächtige GOTT wolle unser Gebet gnädiglich erhören / Amen.
Es mag auch allhie ein Pfarrherr zu Erinnerung des Krancken die Articul des Glaubens erzehlen
/ nach Gelegenheit der Zeit und Persohnen / darnach recitire der Pfarrherr das erste Theil der
Worte Christi / von der Einsetzung des Abendmahls:
Unser HErr JEsus Christus in der Nacht da er verrahten ward / nam Er das Brodt / danckte und
brachs / und gabs seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin / und esset / das ist mein Leib / der
für euch gegeben wird / solches thut zu meinem Gedächtnüß.
Auf diese Worte reiche man dem Krancken den Leib des HErrn JESu Christi.
Darnach recitire er das ander Theil der Worte Christi von der Einsetzung des Abendmahls:
Desgleichen nam der HErr JEsus Christus auch den Kelch nach dem Abendmahl / danckte und gab
ihnen den und sprach: Nehmet hin und trincket alle darauß / dieser Kelch ist das neue Testament
in meinem Blut / das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden / solches thut / so offt
ihrs trincket / zu meinem Gedächtniß.
Auf diese Worte reiche man dem Krancken das Blut JEsu Christi. Darnach spreche der
Pfarrherr:
|| [66]
Lasset uns beten:
Christe du Lamm GOttes / der du trägest die Sünde der Welt / erbarm dich unser.
Christe du Lamm GOttes / der du trägest die Sünde der Welt / erbarm dich unser.
Christe du Lamm GOttes / der du trägest die Sünde der Welt / gib uns deinen ewigen Frieden /
Amen.
Wir dancken dir allmächtiger HErr GOtt / daß du uns durch diese heilsahme Gabe des Leibes und
Blutes JEsu Christi hast erquicket / und bitten deine Barmhertzigkeit / du wollest uns solches
gedeyen lassen zu starck em Glauben gegen dir / und zu hertz-gründlicher Liebe unter uns allen
/ um JEsu Christi unsers HErrn willen / Amen.
Addatur Benedictio.
Der HERR segne dich / und behüte dich / Der HERR erleuchte sein Angesicht über dich / und sey dir gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir seinen ewigen Frieden / durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Nach solchem aber kan der Pastor seinen Abschied von dem Krancken nehmen / mit diesem oder
dergleichen Worten:
Lieber Freund / demnach ihr aus GOttes Wort getröstet / und durch eine fröliche Absolution
loßgesprochen von allen euren Sünden / auch zu mehrer Stärckung eures Glaubens mit dem Leib und
Blut Christi erquicket / und also allenthalben gnugsahm vergewissert seyd / daß euch alle eure
Sünde wahrhafftig verziehen und verge
|| [67]
ben seynd / und daß ihr in
der Gnaden GOttes stehet / und wir alle sämtlich mit euch eure Sache GOtt im Himmel euren
lieben Vater auf seine Gnadenreiche Zusage besehlen / so wird er auch sonder Zweiffel eure
Kranckheit als ein frommer GOtt und Vater zum allerbesten wenden / als es euch nutz und gut ist
an Leib und Seele / darum seyd getrost und sprecht immerdar: HERR himmlischer Vater / hie bin
ich / dein liebes Kind / und dein Diener (oder Dienerin) machs mit mir nach deinem Willen /
allein führe mich nicht in Versuchung / sondern erlöse mich von allem Ubel / Amen.
Und weil ihr euch also frölich zu GOtt gantz und gar begebet / so wünsche ich euch / GOtt
wolle euch in solchem Glauben / Gedult / Hoffnung und Anruffung gnädiglich erhalten durch
Christum unsern HErrn / Amen.
Friede sey mit euch / Amen.
Es sollen auch die Pfarrherrn die Krancken nicht allein einmahl sondern zum öfftern auch
unerfodert besuchen / sie mit GOttes Wort trösten / damit sie die Kranckheit mit Gedult tragen
/ und den Anfechtungen durch die Gnade GOttes Widerstand thun mögen.
Und damit solches desto fruchtbahrer geschehe / sollen sie / wenn es sonst dem Krancken
Schwachheit halber nicht beschwerlich / ein Capitel aus der heiligen Schrifft / so fürnemlich
zum Trost der Krancken dienlich / den Krancken fürlesen / als da seynd das 14. 15. 16. 17.
Capitel Johannis, das 13. Cap. Lucae, das 5. 8. zu den Römern / das 15. Cap. der 1. zu den
Corinth. das 4. und 5. der 2. zu den Corinth. das 53. Cap. Esaiae, den 6. 25. 32. 38. 51. 66.
69. 88. 90. 102. 130. Psalm / und was dergleichen ein verständiger Seelsorger für die Krancken
nützlich zu seyn befindet.
|| [68]
Die Pastoren können bey dem Krancken samt den etwa Beywesenden / so offt es seyn mag /
etwan auf folgende oder dergleichen Weise beten:
Ewiger barmhertziger GOTT und Vater unsers HErrn JEsu Christi / der du Todt und Leben allein
in deiner Hand hast / und ohne Unterlaß also für uns sorgest / daß weder Gesundheit noch
Kranckheit / noch irgend etwas gutes oder böses uns wiederfahren / ja auch kein Haar von unsern
Haupt fallen kan / ohn deinen Väterlichen Willen / auch alles was uns in diesem Leben begegnen
mag zu unserm Heyl und Seeligkeit wendest. Der du gesprochen hast: Ruffe mich an in der Noht /
so wil ich dich erhören / und du solt mich preisen: Er begehret mein / so wil ich ihm
aushelffen / er kennet meinen Nahmen / darum wil ich ihn schützen: Er ruffet mich an / so wil
ich ihn erhören / ich bin bey ihm in der Noht / ich wil ihn heraus reissen / und zu Ehren
machen / ich wil ihn sättigen mit langen Leben / und wil ihm zeigen mein Heyl.
Wir bitten dich / demnach du uns mit Schwachheit unsers Leibes oder andern Trübsahl
heimsuchest / so wollest du uns auch verleihen die Gnade deines heiligen Geistes / daß wir
erstlich aus solcher Väterlichen Ruhten von Hertzen erkennen / daß wir mit unsern
mannigfaltigen Sünden wol verdienet / daß du uns gar viel hefftiger straffest: Darnach auch
diesen lebendigen Trost stets und fest in unsern Hertzen behalten / daß solche gnädige
Heimsuchung nicht ein Zeichen ist deines Zorns / sondern deiner Väterlichen Liebe gegen uns /
dieweil du uns darum züchtigest / auf daß wir nicht mit dieser Welt
|| [69]
verdammet werden / sondern durch Ubung und Mehrung unsers Glaubens / wahrer Bekehrung /
kindlichen Gehorsahms / und Anruffung deiner Gnade / je mehr und mehr zu dir werden gezogen /
und deinen lieben Sohn JEsu Christo als Glieder unserm Haupt / im Leyden und in der Herrligkeit
gleichförmig gemachet; gib uns derh alben Gedult und Beständigkeit / im rechten Vertrauen auf
deine Barmhertzigkeit / und laß uns dieselben erscheinen mit gnädiger Linderung des Creutzes,
daß uns deine Väterliche Hand hat auferlegt / und wende dasselbige / nach deinem gnädigen
Willen / zu der Ehren deines heiligen Nahmens / und unserer Seelen Heyl und Seeligkeit / durch
deinen allerliebsten Sohn / unsern HErrn JEsum Christum / welcher uns diese Verheissung hat
gethan: Ich sage euch / wo zween eins werden unter euch auf Erden / warum es ist / das sie
bitten wollen / das soll ihnen wiederfahren von meinem Vater im Himmel: Denn wo zween oder drey
versammlet seynd in meinem Nahmen / da bin ich mitten unter ihnen; Und hast uns auf diese Zusag
also heissen beten:
Vater Unser der du bist etc.
Wollest uns auch Standhafftigkeit verleihen / und tägliches Zunehmen geben in dem alten
wahren und Christlichen Glauben: Ich gläube an GOtt etc.
Gebet um ein seeliges Ende.
O gütiger GOTT / du hast den Menschen ein Ziel gesetzet zu leben / welches er nicht kan
übergehen / denn er hat seine bestimmte Zeit / die Zahl seiner Monden stehet bey dir / alle
unsere Tage hast du gezählet / welche doch
|| [70]
schnell dahin fahren / wie
ein Strohm / nicht anders als flöhen sie davon / alle unsere Jahr seynd wie ein Rauch oder
Schatten / der da plötzlich vergehet. Der Mensch ist doch wie Graß / welches bald verdorret /
und wie eine Blume auf dem Felde verwelcket; So lehre mich nun erkennen und zu Gemüht führen /
daß es ein Ende mit mir haben muß / und mein Leben ein Ziel hat / und ich davon muß / siehe
meine Tage seynd einer Hand breit bey dir / und mein Leben ist wie nichts für dir / wie gar
nichts sind alle Menschen / die doch so sicher dahin leben. HERR / lehre mich bedencken / daß
ich sterben muß / und allhie in dieser Pilgerschafft keine bleibende Statt habe. Thue mir kund
mein kurtz und vergängliches Wesen / daß ich offt und viel gedencke an mein Ende / auf daß ich
in dieser Welt nicht mir selbst / sondern dir lebe und sterbe / damit ich im Glauben wacker und
frölich erwarte den Tag meiner Heimfahrt / und der Erscheinung deines Sohnes JEsu Christi / und
geschickt zu derselbigen mit heiligem Wandel und gottseeligen Wesen eile. Begnade mich mit
einem seeligen Abschied / wenn mein Stündlein herzu nahet / daß ich seelig sterbe / und ein
vernünfftiges Ende nehme im wahren Bekäntniß; daß mein Verstand und Sinne nicht verrücket
werden / und ich nicht aberwitzig rede / oder Läster-Wort / wider dich / meinen HErrn / und
wider meine Seeligkeit führe.
Behüte mich auch für einen schnellen bösen Todt / und für dem ewigen Verdammniß. Laß mich
nicht plötzlich und unversehens mit meinem letzten Stündlein überfallen
|| [71]
werden / sondern daß ich mich zuvor mit wahrer Buß und rechtem Glauben bereite / und wenn
dasselbige köm̅t / so mache mich freudig und unverzagt zu dem zeitlichen Todt /
der mir nur die Thür aufthut zum ewigen Leben. Und laß mich deinen Diener / alsdenn in Friede
fahren / denn meine Augen haben deinen Heyland gesehen / welchen du bereitet hast / vor allen
Völckern / ein Licht zu erleuchten die Heyden / und zum Preiß deines Volckes Israel. Gib daß
mein letztes Wort sey / welches dein lieber Sohn am Creutz gesprochen: Vater / in deine Hände
befehl ich meinen Geist: Und wenn ich nimmer reden kan / so erhöre doch mein letztes Seuffzen /
durch JEsum Christum / Amen.
CAP. XIV. Wie mit den Krancken umgangen werden soll / welche in den letzten Zügen liegen.
WEnn der Krancke noch selbst reden / oder hören kan / soll der Pastor ihme kurtz und
tröstlich zusprechen / oder nach Gelegenheit einruffen / etwa auf folgende masse:
1. Lieber Bruder (Schwester) ist euch von Hertzen leid / daß ihr den gütigen GOtt euren
lieben frommen Vater / so offtmahls mit euren Sünden erzürnet habet / und begehret ihr von
Hertzen Vergebung aller euer Sünde?
2. Glaubet ihr / daß der Sohn GOttes JEsus Christus / für euch eines bittern Todes gestorben
ist / und euch mit seinem Blut erlöset hat?
|| [72]
3. Glaubet ihr / daß ihr nicht könnet seelig werden / durch euer eigen Verdienst oder guten
Wercke / sondern nur allein durch das bittere Leyden und Todt eures Heylandes JEsu Christi?
Wann nun der Krancke solches alles mit einem Ja / oder wenn ihm etwan die Sprache schwer würd
/ mit andern gnugsahmen Zeichen bekräfftigen würde / so bete der Pastor weiter dem Krancken
vor:
Ach du getreuer GOTT: ich habe mit meinen Sünden verdienet den ewigen Todt: Ich setze aber
zwischen dein gestrenges Gericht / und mich armen Sünder / den blutigen Angst-Schweiß und
bittern Todt / deines Sohns meines Heylandes JEsu Christi: Ich setze zwischen deinen Zorn / und
meine Sünde / das blutige Verdienst deines Sohns meines Heylandes: Nimm dasselbe für mich
gnädiglich an / wie du mir festiglich versprochen hast / mit einem Eyde: Ach GOtt sey mir
Sünder gnädig: In deine Händ befehle ich meinen Geist / dein Sohn hat mich erlöset / HErr du
barmhertziger getreuer GOtt / Amen.
Wil es des Krancken Zustand leiden / so bete er ferner:
O du mein getreuer Heyland JEsu Christe / GOttes Sohn / der du für mich im Garten am Oelberge
hast blutigen Schweiß mildiglich geschwitzet / ich armer Sünder bitte dich / wasche und reinige
mich / mit solchem deinen Todes-Schweiß von allen meinen Sünden / in meiner letzten Stunde:
Zeige deinem himmlischen Vater dieses dein Blut / so du für mich vergossen / und stille damit
seinen Zorn / welchen ich mit meinen Sünden wol verdienet
|| [73]
habe / die
Seele / die du hast erlöset / der gib HErr JEsu deinen Trost / Amen.
O HERR JESU CHriste / der du im Garten am Oelberge den bittern Todes-Kampff für mich armen
Sünder geschmecket / und ausgestanden hast: Erbarme dich meiner um solcher deiner erlittenen
grossen Angst willen in meiner letzten Todes-Angst / stärcke und tröste mich / gib mir deinen
Heil. Geist / daß ich ritterlich möge ringen / durch Todt und Leben zu dir dringen / Amen.
O HERR JEsu Christe / ich ruffe dich an / der du für mich an dem schmählichen Creutz gehangen
/ und mit der scharffen Dornen-Kron gepeiniget bist: Durch solches dein Creutz und Dorn-Kron /
rette mich von dem Teuffel den höllischen Würg-Engel.
O HERR JEsu Christe / mein Hertze hält dir für die bittre Galle und Eßig / womit du am
Creutze für mich geträncket bist / auch die tieffen Wunden / so du dir meinenthalben schlagen
lassen: Erquicke mein geängstes Hertz in meiner Todes Stunde / laß deine Wunden seyn eine
kräfftige Artzney meiner armen geängsteten Seelen / Amen.
O HERR JEsu Christe / gedencke an den bittern schmählichen Todt / welchen du für mich am
Creutz ausgestanden hast / in der Stunde / da deine heilige Seele von deinem Leibe sich
geschieden: Wodurch du dich auf den Altar deines Creutzes aufgeopffert hast deinem Vater für
mich armen Sünder: Laß solchen deinen bittern Todt an mir armen Sünder nicht verlohren / oder
umsonst
|| [74]
seyn / sondern unter so vielen tausend / von den erlöseten
Sündern / auch mir Elenden zu statten kommen: Erbarme dich über meine arme Seele / wann
dieselbe von dem Leibe abscheiden wird / nimm sie in deine Hände / und führe sie zum ewigen
Leben.
O HERR JEsu / der du aus grosser Liebe / an dem Creutze deine heilige Arme ausgestrecket zu
allen armen Sündern / sie damit zu umfangen: Der du auch in deinem Todt dein heiliges Haupt
geneigt hast / alle arme tröstlich zu küssen. Nimm auch mich auf in deine Gnadenreiche Arme /
und beschütze mich für aller List und Gewalt des Teuffels; Küsse auch mich armen Sünder mit dem
Kusse deines Mundes / und gib kräfftigen Trost in mein betrübtes Hertz / Amen.
O HERR JEsu / der du dein Angesicht nicht verborgen hast / für Schmach und Speichel deiner
Feinde / verbirge doch nicht dein barmhertziges Angesicht / für mich armen Sünder / Amen.
O HERR JEsu Christe / der du den Mörder am Creutze nicht von dir gestossen / sondern gnädig
aufgenommen hast / nim̅ auch mich armen Sünder gnädiglich auf / gedencke meiner
in deinem Reich / zeige deinem him̅lischen Vater die blutigen Wunden / Angst und
Todt / so du für mich ausgestanden / sprich meiner Seelen tröstlich zu / wie dem Schecher am
Creutze / und nim̅ mich in dein himmlisches Paradieß / Amen.
O HERR JEsu / der du meinenthalben deine heilige Seite hast verwunden und eröffnen lassen /
ich bitte dich /
|| [75]
verbirge mich in die Höle deiner Wunden / biß der
gerechte Grimm und Zorn deines himmlischen Vaters fürbey gehe / Amen.
O HERR JEsu / du wollest nicht dem höllischen Raub-Vogel geben die Seele deiner armen
Turtel-Tauben / gedencke an deinen Todt und blutige Wunden / laß mich nicht mit Schanden davon
gehen / sondern schließ mich in die Hölen deiner Wunden / für dem Teuffel der stets nach meiner
Seelen trachtet / daß er über mich finde keine Macht / Amen.
HERR JESU CHriste / ich befehle dir meine Seel in deine Hände / ach Heyland mein / steh fest
bey mir / deinen Geist nicht von mir wende / und wenn ich nicht mehr reden kan / so nimm mein
letztes Seufftzen an um deines Leidens willen / Amen.
Andere mehr / etwan noch kürtzere Gebetlein und Trost-Sprüche / wird ein vernünfftiger
Pfarr-Herr selbst zu finden / und sich nach den Umständen der Krancken und Sterbenden zu
richten wissen. Es soll auch der Pfarrherr / mit den Umstehenden / auch die Umstehende wol
alleine ohne den Pfarrhern für den Krancken / insonderheit wenn im letzten Zügen die Sprache /
Gesichte / und der Verstand vergehen / fleißig und andächtig auf den Kuyen beten / etwan
folgender Gestalt:
O HERR allmächtiger GOTT und Vater unsers Heylandes JESU Christi / wir seine theur erkauffte
Schäfflein / besprenget mit seinem heiligen Blut / kommen für dein Angesicht mit demühtigen
Hertzen / und ruffen an deinen heiligen Nahmen über diese Todt-krancke Persohn / welche ein
Mitglied unserer Heerde und Kirche ist / Ach HErr verlaß sie nicht in diesen äussersten Nöhten
/ da sie
|| [76]
alle Creaturen verlassen. Es ist dein Geschöpffe / welches
du mit deinen Händen selbst gearbeitet und gemacht hast / was es um und um ist. Es ist dein
theur erkaufftes Gut / welches du mit dem allerheiligsten Blut deines eingebohrnen Sohnes /
selber erkaufft hast. Es ist deiner Pflantzen eine / welche du lieber himmlischer Vater durch
deinen heiligen Geist selbsten in die Kirchen gepflantzet / und biß daher darinnen erhalten
hast. Darum so bitten wir dich / du wollest diese krancke Persohn auch anjetzo in ihrem letzten
Abschied für dein werthes Geschöpff / für dein theur erkaufftes Gut / und für deine liebe
Pflantzen erkennen und annehmen / muß schon der Leib anjetzo zur Erden werden dieweil er von
der Erden genommen ist / so befehlen wir doch die Seele in deine Hände. Ach HERR / seynd die
Tage / welche du selber auf dein Buch geschrieben / ehe noch keiner da war / bey dieser
krancken Persohn verflossen / und ist ihre Stunde herbey kommen / so löse gnädiglich auf das
Band / damit du Leib und Seel verbunden hast / verkürtze ihr die Schmertzen / und laß deine
heilige Engelein ihre Seele tragen in Abrahams Schooß: Ach HERR höre / ach HErr mercke auf /
und thue es / und verzeuch nicht / um JEsu Christi unsers allgemeinen Fürsprechers willen /
Amen.
Der HErr sey uns gnädig / und erhöre unser Gebet: Lasst uns wieder zu Christo JEsu unserm
Heyland also seufftzen:
Gütiger HErr JEsu Christe / du Sohn des lebendigen GOttes / und Heyland aller derer die dich
anruf
|| [77]
fen / du hast selbst gesagt: Kommet her zu mir alle /
die ihr mühseelig und beladen seyd / ich wil euch erqvicken. Darum so kommen wir auch zu dir in
unserm Gebet / und tragen dir für diese todt-krancke Persohn / welche nach dir ein Christ
genennet / und sehr mühseelig und hoch beladen ist; Ach HErr JEsu / erbarm dich über sie / und
nimm zufoderst von ihr die schwere Sünden-Last / denn du allein bist das Lamm GOttes / so der
gantzen Welt Sünde getragen / und hinweg genommen. Setze dein bitter Leyden / Creutz und Todt
zwischen ihre Sünde und die Gerechtigkeit GOttes / auf daß wenn schon die Sünde mächtig werden
wil / dennoch die Gnade viel mächtiger sey. Handele mit ihr nicht nach ihren Verdienst /
sondern laß deinen vollkommenen Gehorsahm seyn ihren Gehorsahm / deine erworbene Gerechtigkeit
ihre Gerechtigkeit / und dein hochgültiges Verdienst / ihr Verdienst. Du bist nicht allein um
ihrent willen für die Sünde gestorben / sondern auch um ihrer Gerechtigkeit wegen wieder
auferstanden / ja du hast dich auch um ihrent willen gesetzet zur Rechten deines Vaters / sie
und uns daselbst zu vertreten. Darum so erhöre unser gläubiges Gebet / vertritt sie bey deinem
Vater / als dein theur erkaufftes Gut / laß sie gnädig finden den Weg durch dich zum Vater /
und also ins ewige Leben. Ach HErr JEsu komm bald / und nimm auch von ihr die schwere Last der
Kranckheit und des Leibes / daß sie bald sanfft und seelig ihr Haupt neigen / und die fröliche
Stimme in ihrem Hertzen und Ohren vernehmen möge / welche der
|| [78]
eine
Schächer am Creutz von dir gehöret hat: Warrlich ich sage dir / heute wirst du mit mir im
Paradieß seyn / Amen / HErr JEsu / Amen.
Der HErr erhöre uns / wenn wir ruffen: Lasst uns seufftzen zu unserm höchsten Tröster in
aller Noht / und ferner also beten:
HErr GOtt heiliger Geist / du höchster Tröster in aller Noht / wir befehlen mit dem Vater und
dem Sohn / auch in deinem Schutz diese todt-krancke Persohn / wie sie allhie in schweren
ängstlichen Todes-Nöhten liegt / und auf die gnädige Erlösung wartet. Wir befehlen dir ihr Leib
und Seel / ihr Witz und Verstand / ihr Vernunfft und Gedächtniß / ihre Sinne und Gedancken /
ihr aus-und inwendige Kräfften / ihre Wort und Wercke / ihre Neigung und Begierden / ihren
Glauben und Leben / ihren Ausgang und Eingang. Versiehe du alles mit ihr nach deinem gnädigen
Willen / wie es zu ihrer ewigen Wollfahrt nohtwendig und dienlich seyn wird / verlasse sie
nicht in diesen letzten und höchsten Nöhten / thue ihr Beystand wider alle Anfechtung / gib ihr
Stärcke und Weißheit wider die Macht und List des Satans / tröste sie im Gemüht wider die
Stärcke der Sünde / des Todes und der Hölle / daß sie nicht von ihnen überwunden werde.
Erleuchte ihre Augen / daß sie nicht im Tode entschlaffen / sondern von dem Tode in das Leben
hindurch dringen / und mit grossen Freuden sehen möge dich heiligen Geist / samt dem Vater /
und unserm Heyland Christo JEsu / als den einigen wahren GOtt / in dreyen unterschiedlichen
|| [79]
Persohnen / hochgeliebet und gelobet itzt und allezeit / Amen.
Und damit auch offenbahr werde / worauf wir Christen leben und sterben / und in welchem
Glauben wir unsere todt-krancke Persohn GOtt dem HErrn ergeben wollen / so lasset uns auch
bekennen die Artickul unsers Christlichen Glaubens;
Ich glaube an GOTT den Vater etc.
Der HERR stärcke / gründe und erhalte uns / und diese krancke Persohn in solchem Glauben /
auf daß sie mit uns einen guten Kampff kämpffe / den Lauff seelig vollende / und Glauben
behalte biß an das Ende / auf daß auch sie davon bringe die Krone der Gerechtigkeit / welche an
jenem Tage der gerechte Richter JEsus Christus geben wird / nicht allein dem Apostel Paulo /
sondern auch allen denen / die seine Erscheinung lieb haben / der uns auch also zu beten
befohlen / und zu erhören verheissen hat:
Vater Unser etc.
Amen / das ist es werde wahr / stärcke HERR unsern Glauben immerdar / auf daß wir ja nicht
zweiffeln daran / was wir hiemit gebeten han / auf dein Wort in dem Nahmen dein / so sprechen
wir das Amen fein.
Lasst uns auch beten die Litaney / und darein einschliessen / die grosse Noht / und das
grosse Anliegen dieses sterbenden Menschen / und also seufftzen:
CHriste erhöre uns / und hilff dieser krancken Persohn / HErr GOtt Vater im Himmel / HErr GOtt Sohn / der Welt Heyland / HErr GOt theiliger Geist /
|| [80]
Du heilige
Dreyfaltigkeit / ein einiger GOtt / Erbarme dich über sie. Sey gnädig und verschone ihrer / Sey
gnädig und erlöse sie / lieber HErre GOtt. Durch deine heilige Menschwerdung und Geburt / Durch
deinen Todes-Kampff und blutigen Schweiß / Durch dein Creutz und bitter Leyden / Durch deinen
Todt und Begräbniß / Durch deine fröliche Aufferstehung und herrliche Himmelfahrt / Durch die
Zukunfft und Gnade des Trösters / des heiligen Geistes / Hilff ihr lieber HErre GOtt. Von allem
Ubel / Von allen Sünden / Von deinem Zorn / Von den Schmertzen und Banden des Todes / Von der
List / Trug und Gewalt des Satans / Von Zorn / Haß / Neid und allem bösen Willen / Von aller
Angst und Noht / Von der Kleinmühtigkeit und Verzweiffelung / Von der Hölle und vom Tode /
Erlöse sie lieber HErre GOtt. In der letzten Stunde des Todes komm ihr zu Hülff O HErr / Am
Tage des Gerichts / Erlöse sie O HErr / Wir Sünder bitten dich / Erhöre uns O HErr.
|| [81]
Erhöre uns O HErr / daß du ihrer verschonest / Verschone ihr O HErr /
daß du sie erhaltest / und mit dem Geist der Gnaden und Gebet regierest und führest / Sie in
deiner Gnade stärckest und bestätigest / Für den listigen Anläuffen und feurigen Pfeilen des
Satans bewahrest / In wahrem Glauben / Lieb und Hoffnung fest gründest / Ihr Hertz mit
himmlischen Begierden anzündest / und in deinem Frieden erhaltest / Alle ihre Missethat
gnädiglich verzeihest / Wir bitten dich / erhöre uns. Alle Fürsten der Finsterniß wollest ferne
von ihr treiben / Ihr in diesen äusserlichen Nöhten Hülff und Beystand erzeigen / Sie durch
deinen heiligen Engel schützen und beschirmen / In ihrem Hertzen wahre Busse / Reu und Glauben
biß an das Ende erhalten und ihre Schmertzen lindern / Wir bitten dich / erhöre uns. Alle
fremde / verkehrte un̅ böse Gedancken von ihr nehmen / Die Gnade des heiligen
Geistes in ihrem Hertzen bewahren und mehren / Sie wider alle Anfechtung erhalten und stärcken
/ Erhöre uns lieber HErre GOtt. Ihr eine seelige Ausfahrt verleihen / Erhöre uns lieber HErre
GOtt. Ihre Seele für der ewigen Verdammniß behüten / Erhöre uns lieber HErre GOtt. O JEsu
Christe GOttes Sohn / Erhöre uns lieber HErre GOtt.
|| [82]
O du Lamm GOttes
/ das der Welt Sünde trägt / Erbarm dich über diese krancke Persohn. O du Lamm GOttes / das der
Welt Sünde trägt / Erbarm dich über sie. O du Lamm GOttes / das der Welt Sünde trägt / Verleih
ihr deinen Frieden. Christe erhöre uns / HErr erbarm dich über uns / Christe / erbarme dich
über uns / HErr erbarm dich über uns.
O HErr GOtt himmlischer Vater / der du nicht Lust hast an der armen Sünder Todt / lässest sie
auch nicht gerne verderben / sonder wilt daß sie bekehret werden / und leben. Wir bitten dich
hertzlich / du wollest auch anjetzo mit deinen gnädigen Augen ansehen diese unsere krancke
Persohn / sie nicht lassen verderben in diesen ihren letzten Nöhten / sondern ihre Seele
einführen in das ewige Leben / Amen.
Gebet wenn der Krancke gar in den letzten Zügen liegt.
OHERR JEsu Christe / der du alleine bist die Thür zum ewigen Leben / daß / wer durch dich
eingehet / seelig werden mag. Wir bitten dich von Hertzen / du wollest solche Gnaden-Thür /
diesem dahin Sterbenden aufsperren / und ihn aus der Anfechtung der Sünde / und des Teuffels
List und Macht bald erlösen: Ach HErr / hilff ihm / daß er im finstern Thal und Schatten des
Todes nicht irre gehe noch verderbe / sondern du / als ein treuer Hirte / nim̅
auf diß verlohrne Schaaff / und deinen
|| [83]
Knecht / laß ihm dein Wort in
seinem Hertzen leuchten / stehe ihm in der Noht bey / und zeige ihm dein Heyl / laß ihn nicht
entfallen von des rechten Glaubens Trost / nimm seine Seele in deine Hände / und pflege ihr mit
Gnaden / auf daß sie keine Quaal berühre / und gib ihm also das ewige Leben / Amen.
Item Luc. 2.
HErr nun lässest du deinen Diener im Friede fahren / wie du gesaget hast / denn meine Augen
haben deinen Heyland gesehen / welchen du bereitet hast für allen Völckern / ein Licht zu
erleuchten die Heyden / und zum Preiß deines Volcks Israel.
Ehre sey dem Vater und dem Sohn / und dem heiligen Geist / wie es war von Anfang jetzt und
immerdar / und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
BENEDICTIO.
FAhr hin du edle Seele / im Nahmen GOttes des Vaters / der dich so herrlich nach seinem
Ebenbild erschaffen hat; Fahre hin im Nahmen GOttes des Sohnes / der dich so theur erkaufft /
und mit seinem bittern Leyden und Sterben erlöset hat; Fahre hin im Nahmen GOttes des heiligen
Geistes / der dich zu seinem Tempel bereitet / und geheiliget hat.
Der gütige und barmhertzige GOTT / der den armen verstorbenen Lazarum in den Schooß Abrahoe /
und den Schecher am Creutz in das Paradieß hat tragen lassen / der wolle dich durch das bittere
Leyden JEsu Christi seines lieben Sohnes unsers HErrn und Hey
|| [84]
landes / vor dem Teuffel bewahren / und durch seine liebe Engel führen lassen / in das
ewige Vaterland / daß du daselbst mit allen Auserwehlten in ewiger Freude und Seeligkeit leben
mögest. Dahin er auch uns allen / nach dieser zergänglichen Zeit gnädiglich wolle verhelffen /
Amen.
Andächtig Gebet. Zu GOTT dem Vater / wenn der Krancke verschieden ist.
ALlmächtiger / himmlischer Vater / der du die Menschen lässest sterben / und sprichst: Kommt
wieder Menschen Kinder / denn du hast uns gemacht / und nicht wir selbst / zu deinem Volck und
zu Schaffen deiner Weyde; Wir können nicht sagen / warum machstu uns also? Noch klagen über
deinen heiligen Willen / daß du abermahl einen von uns aus dieser Welt abgefordert / und dem
zeitlichen Todt ergeben hast / sondern müssen vielmehr deiner väterlichen Liebe dancken von
Hertzen / daß du den Menschen nach deinem Bild erschaffen / und zu einem Erben deines Reichs
verordnet / auch da er in die Sünde und das Verderben gefallen / also die Welt geliebet hast /
daß du deinen eingebohrnen Sohn in den bittern Todt gegeben / auf daß alle / die an ihn glauben
nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben haben. Wir vertrauen dieser deiner grossen
Liebe und Barmhertzigkeit / du werdest auch die Seele der verstorbenen gläubigen Persohn / die
du aus diesem Jammerthal jetzt abgefordert / nach deiner Verheissung / durch den Glauben an
|| [85]
JEsum Christum deinen Sohn / bereits in deine Hände empfangen / und sie
für dem ewigen Todt bewahret haben. Hierüber dancken wir nicht allein deiner Väterlichen Güte /
sondern bitten auch demühtiglich / du wollest uns hierbey lehren bedencken / daß wir sterben
müssen / auf daß wir klug werden: Wie gar nichts seynd alle Menschen / die doch so sicher leben
/ sie gehen einher wie ein Todten Bilde / und sammlen / und wissen nicht wer es kriegen wird.
Nun HERR / wessen sollen wir uns getrösten / wir hoffen auf dich / errette uns von allen
unsern Sünden / und weil wir / HErr / mit unsern Augen selber sehen der Menschen Hinfälligkeit
und Sterblichkeit / so gib du O GOtt und Vater der Barmhertzigkeit uns deine Gnade / daß wir
solches bedencken / wie es erfodert unser Seelen Seeligkeit / Amen.
Zu GOtt dem Sohn. Um eine Christliche und seelige Nachfahrt.
HERR JESU Christe / ein Licht der Blinden / ein Weg der Irrenden / ein Lehrer der Unwissenden
ein Hoherpriester der Verlassenen / das Leben der Sterbenden / eine Aufferstehung der Todten /
ein Heyl der Gläubigen / und der einige Mittler zwischen GOtt und den Menschen: Wir trösten uns
anitzo deiner treuen Hülff und Zusage über dieser abgestorbenen Persohn / indem du gesagt:
Warlich ich sage euch / wer mein Wort höret / und glaubet dem / der mich gesand hat / der wird
nicht kommen in das Gericht / sondern ist vom Tode ins Leben hindurch
|| [86]
gedrungen / denn du bist ja getreu / der in allem versucht worden gleich wie wir / und daher
uns nicht lässest versucht werden / über unser Vermögen / sondern machest daß die Versuchung so
ein Ende gewinne / daß wirs können ertragen / ja uns auch muß zum besten dienen. Du bist der
hülffreiche Hirt und Heyland / welcher nachdem er sein Leben gelassen für die Schaaffe / keines
wil lassen umkommen / oder aus seiner Hand gerissen werden / du bist warhafftig in allen deinen
Worten / und was du zusagest / das hältest du gewiß / warum solten wir denn nicht nach deiner
Zusag und Verheissung glauben / daß die Seele des Verstorbenen bereits werde seyn in der Hand
GOttes. Dahin gedencken auch wir zu kommen / wenn unser Lebens-Lauff sich enden wird / Denn
wenn schon diese verstorbene Persohn nicht wieder zu uns kommet / so werden wir doch in Krafft
deiner Himmelfahrt ihr nachfahren / und zu seiner Zeit auch durch den Todt in das ewige Leben
dringen. Darum bitten wir dich / du wollest uns noch lebenden deinen heiligen Geist verleihen /
daß wir hinführo suchen was droben ist / da du unser HErr Christe bist / sitzend zu der Rechten
GOttes. Ach HErr / ziehe uns nach dir / und wende unsere Hertzen ab von dem Irrdischen / daß
wir begehren aufgelöset zu werden / und bey dir unsern Heyland Christo zu seyn im Himmlischen.
Laß uns trachten nach dem das droben ist / und nicht nach dem das auf Erden ist / denn wir seyn
gewisser massen gestorben / und unser Leben ist verborgen mit dir HERR Christe in GOtt / wenn
du aber HErr Christe / unser
|| [87]
Leben / dich offenbahren wirst / denn
werden wir auch offenbahr werden mit dir in der Herrligkeit / Amen.
Zu GOtt dem Heil. Geist. Daß Er uns gebe zu betrachten die Ruhe der auserwehlten Seelen.
O GOTT heiliger Geist / der du ein Tröster bist / aller deren / die JEsum Christum lieb haben
/ und auf sein Verdienst leben und sterben: Wir zweiffeln nicht du werdest unser verstorbenen
angehörigen Christlichen Persohn mit deiner Gnade und Trost biß in den Todt beygewohnet / und
die Seele biß in das ewige Leben geführet haben: Darüber wir auch deine Güte und tröstliches
Amt von Hertzen preisen / und demühtiglich bitten / du wollest täglich verklähren die seelige
Ruhe der auserwehlten Seelen / damit wir über dero Hinfahrt getröstet / zu einer seeligen
Nachfahrt aufgemuntert / und in allem Leyden frölich gemachet werden. Ach seelig und aber
seelig seynd / die in dem HErrn sterben von nun an / ihr Leyd wird Augenblicklich verkläret in
Freude / ihr Arbeit wird gleich verwandelt in die seelige Ruhe / ihre Schwachheit in grosse
Herrlichkeit / ihre Verachtung in grosse Pracht / ihre Armuht in Reichthum / und all ihre
Traurigkeit in die ewige Freude und Seeligkeit.
Gib / O du Geist der Gnaden und des Gebets / uns allen Gnade / daß wir solches je und
allezeit recht erkennen / die Ruhe der auserwehlten Seelen in gläubiger Andacht täglich
betrachten / und darüber auch mit allen frommen Christen hertzliche Lust gewinnen abzuscheiden
/
|| [88]
und bey unserm HErrn Christo zu seyn. Verleihe O höchster Tröster /
daß wir uns auch sehnen nach der himmlischen Erbschafft / und in Hoffnung des Zukünfftigen /
getrost überwinden das Gegenwärtige. Ach HErr durch deine Krafft uns bereit / und stärcke des
Fleisches Blödigkeit / daß wir hie ritterlich mögen ringen / durch Todt und Leben zu dir
dringen / Amen.
Solte die Todes-Angst lange anhalten / können die Capita aus den Evangelisten Matthaeo,
Marco, Luca und Johanne von der Paßions-Histori verlesen / auch die vorgesetzte Gebeter öffters
wiederholet werden.
Es wird auch ein jeder frommer Christ von den Umstehenden in solcher grossen Noht des
Sterbenden mit dem Gebet nicht ablassen / sondern sich dabey also erweisen / wie er gern wil /
daß bey seinem Abschied von andern frommen Christen ihm mit Trost und Fürbitt bey GOtt
beygesprungen / und die arme in höchster Angst und der letzten Gefahr liegenden Seele / welche
der Sohn GOttes mit seinem theuren Blut und bittern Todt erworben hat / dem Teuffel aus den
Rachen gerissen werden möge.
CAP. XV. Wie die neue angehende Pastores ordiniret werden sollen.
DIe Ordination der Prediger geschiehet nach uhralten Christlichen Apostolischen Gebrauch /
durch ein andächtiges Gebet / und Auflegung der Hände / welche Ceremonie in der Kirchen unserer
Fürstenthumen und Landen behalten / und also die ordinationes in hiesigem unserm Fürstenthum
Wolffenbüttel in unserer Fürstl. Residenz allhie von dem Obristen Superintendenten verrichtet
werden soll / folgender Gestalt:
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Es soll der Ordinandus auf einen Sonntag nach gehaltener Predigt / oder in der Wochen nach
denen Betstunden oder Predigten (zu dem Ende die Gemeinde vermahnet werden soll / zu
Verrichtung eines andächtigen Gebets bey der Ordination zusammen zu bleiben) wenn der
Superintendens nebst allen in loco ordinationis verhandenen / und da deren etwa etzliche kranck
oder abwesend / einigen aus der Nachbarschafft darzu gefoderten Kirchen-Dienern / und auffs
allerwenigste ohn den Superintendenten noch zween Prediger sich für den Altar mitten in der
Kirchen für dem Chor gestellet / alsdenn mit einem ehrbahren Prediger- oder Kirchen-Habit für
gedachtem Altar nieder knien; Und von der gantzen Gemeine gesungen werden:
Komm heiliger Geist HErre GOtt etc.
Nach dessen Endigung soll der Superintendens eine kurtze Erinnerung vom Predig-Amte thun /
dem Ordinando ins Gewissen reden / und die gantze umstehende Gemeinde zu einem andächtigen
gläubigen Gebet vermachnen / und darauf folgendes fein langsam und deutlich lesen.
Höret anfänglich das Nort GOttes über die Einsetzung des Predig-Amts: So schreibet der
heilige Evangelist Johannes in seinem Evangelio am 20. Capitel:
DEr HERR JESUS sprach zu seinen Jüngern: Friede sey mit euch / gleich wie mich mein Vater
gesand hat / also sende ich euch / und als Er das sagete / bließ Er sie an / und sprach zu
ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist / welchen ihr die Sünde erlasset / denen sind sie erlassen
/ und welchen ihr sie behaltet / denen sind sie behalten.
Bey dem Matthaeo am 16. Capitel:
ICh wil dir des Himmelreichs Schlüssel geben / alles was was ihr auf Erden binden werdet /
soll auch im
|| [90]
Himmel gebunden seyn / und was ihr auf Erden lösen
werdet / soll auch im Himmel loß seyn.
Und im 28. Capitel:
MIr ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden / darum / gehet hin und lehret alle
Völcker / und tauffet sie im Nahmen des Vaters / und des Sohnes / und des heiligen Geistes /
und lehret sie halten alles was ich euch befohlen habe / und siehe ich bin bey euch alle Tage
biß an der Welt Ende.
Zum andern von dem Verhalten eines Predigers bey dem Predig-Amt.
Schreibet S. Paulus in der ersten Epistel an den Timotheum am 3. Capitel.
DAs ist je gewißlich wahr / so jemand ein Bischoffs-Amt begehret / der begehret ein köstlich
Werck; Es soll aber ein Bischoff unsträfflich seyn / eines Weibes Mann / nüchtern / mäßig /
sittig / gastfrey / lehrhafftig / nicht ein Weinsäuffer / nicht beißig / nicht unehrliche
Handthierung treiben / sondern gelinde / nicht haderhafftig / nicht geitzig / der seinem
eigenem Hause wol fürstehe / der gehorsahme Kinder habe / mit aller Ehrbarkeit / (so aber
jemand seinem eigenen Hause nicht weiß fürzustehen / wie wird er die Gemeine GOttes versorgen)
nicht ein Neuling / auf daß er sich nicht aufblase / und dem Lästerer ins Urtheil falle / Er
muß auch ein gut Zeugniß haben von denen die draussen sind / auf daß er nicht falle dem
Lästerer in die Schmach und Stricke.
Imgleichen ermahnet gemeldter Apostel die Aeltesten der Gemeinde zu Epheso in der Apostel
Geschicht am 20. Capitel.
|| [91]
SO habet nun Acht auf euch selbst und auf die gantze Heerde / unter welche euch der heilige
Geist gesetzet hat zu Bischöffen / zu weiden die Gemeine GOttes / welche er durch sein eigen
Blut erworben hat / denn das weiß ich daß nach meinem Abschiede werden unter euch kommen
greuliche Wölffe / die der Heerde nicht verschonen werden / auch aus euch selber werden
aufstehen Männer die da verkehrte Lehren reden / die Jünger an sich zu ziehen / darum seyd
wacker und dencket daran / daß ich nicht abgelassen habe / drey Jahr Tag und Nacht einen
jeglichen mit Thränen zu vermahnen.
Hierauf redet Er den Ordinandum also an:
AUs diesen Worten höret und verstehet ihr 1. Worinn euer Amt bestehe. 2. Wie ihr dasselbige
führen. 3. Euch in euren Leben und Wandel bezeugen und verhalten sollet.
Fürnemlich aber / daß uns / die wir zu Bischöffen / das sti Predigern und Pfarrherrn beruffen
sind / und seyn sollen / befohlen wird die Gemeine / so der einige GOttes Sohn JEsus Christus
durch sein eigen Blut / Angst / Schmertzen und bittern Todt erworben hat / daß wir sie weyden
sollen / mit dem reinen Worte GOttes / auch wachen und zusehen / daß nicht Wölffe und Rotten
unter die arme Schaaffe einreissen / darum nennet ers ein köstlich Werck.
Wir sollen auch für unsere Persohn züchtig und ehrlich leben / auch unser Hauß / Weib /
Kinder / und Gesinde Christlich halten und erziehen.
|| [92]
Seyd ihr nun demselben mit göttlicher Verleihunge also nachzukommen von Hertzen und mit Ernst
gemeinet / so bezeuget es jetzo allhie für dem Angesichte des gegenwärtigen allwissenden GOttes
/ und seiner Christl. Kirchen mit einem Ja-Wort?
Darauf sage der Ordinandus und meine es auch von gantzen Hertzen Ja.
Da lege der Superintendens und die sämtlichen anwesenden Prediger / dem Ordinando die rechte
Hände auf das Haupt / und spreche also:
AUf diese eure Zusage wollen wir euch hiemit an GOttes statt nach uhralten Christlichen
Apostolischen Gebrauch vermittelst einem inbrünstigen Gebet und Auflegung der Hände / das
heilige Predig-Amt anbefohlen haben / auch Macht geben / GOttes Wort rein und lauter zu
predigen / die Heil. Sacramenta zu administriren / auch Sünde zu lösen und zu binden / wie ihr
solches dermahleins an dem grossen gestrengen Gericht JEsu Christi zu verantworten getrauet /
und solches im Nahmen GOttes des Vaters / GOttes des Sohnes / und GOttes des heiligen Geistes /
Amen.
Lasset uns beten:
VAter Unser der du bist im Himmel / geheiliget werde dein Nahme / zu uns komme dein Reich /
dein Wille geschehe / wie im Himmel also auch auf Erden / unser täglich Brodt gib uns heute /
und vergib uns unser Schuld / als wir vergeben unsern Schuldigern / und führe uns nicht in
Versuchung / sondern erlöse uns von allem Bösen / denn dein ist das Reich / die Krafft / und
die Herrligkeit in Ewigkeit / Amen.
|| [93]
Hierauf lasset uns hertzlich beten / und sprechet mit mir.
ACh gnädiger GOTT himmlischer HErr und Vater / du hast durch den Mund deines lieben Sohns
unsers HErrn JESU Christi zu uns gesagt: Die Erndte ist groß / aber wenig sind der Arbeiter /
bittet den HErrn der Erndte daß Er Arbeiter in seine Erndte sende; du hast uns auch durch
deinen heiligen Apostel Paulum väterlich getröstet / und zugesaget / daß es dir O HERR und
himmlischer Vater wollgefalle / durch die thörichte Predigt des Creutzes seelig zu machen /
alle die so dran glauben / So bitten wir dich nun auf dieses gantz ernstlich / daß du deinen
Diener N. hiezu gegen / und uns alle / welche du zu diesen so seligen und hochwürdigen
Predig-Amt beruffen hast / mit deiner Göttlichen Gnaden begaben / und deinen heiligen Geist
geben und mittheilen wollest / durch welches Krafft wir gestärcket / wider alle Anfechtung des
Teuffels bestehen / und deine geliebte Heerde durch das Blut unsers HErrn JEsu Christi deines
Sohnes theuererkaufft und erworben / mit deinem heilsahmen und ungefälchten Wort nach deinem
Göttlichen Wollgefallen weiden mögen / zu Lob und Preiß deines heiligen Nahmens und Forderung
der gantzen Christenheit. Solch unser Gebet (dieweil du es uns geheissen / gelehret und
vertröstet hast) wollestu gnädiglich erhören / wie wir glauben und trauen durch JEsum Christum
deinen geliebten Sohn / Amen.
Wann nun dem Ordinato die Hände wieder von dem Haupte genommen / spreche der
Superintendens zu demselben weiter:
|| [94]
So gehet nun hin / und weidet die Heerde Christi / so euch befohlen ist / und sehet wol zu /
nicht gezwungen / sondern willig / nicht um schändlichen Gewinns willen / sondern von
Hertzengrund / nicht als die über das Volck herrschen / sondern werdet ein Fürbilde der Heerde
/ so werdet ihr wenn der Ertz-Hirte erscheinen wird / die unverwelckliche Krone der Ehren
empfangen.
Der HErr JEsus segne euch / daß ihr viel Nutz und Frucht stifftet / und euch und eure Zuhörer
zur Seeligkeit befordern möget / Amen.
1.
DIe Einführung des neuen Predigers soll von dem Special-Superintendenten in Gegenwart der
Gerichts- Herrn oder Beamten / oder Bürgermeister und Raht jedes Orts / imgleichen eines
benachbarten Pfarrherrens als Zeugen dieser Handelung nachfolgender Gestalt auf einen Sonn-
oder Fest-Tag geschehen.
2. Die Gemeinde soll des vorigen Sonntages mit Fleiß ermahnet / auch von den Gerichten dazu
mit Ernst angehalten werden / daß sie ohne Ausbleiben in der Kirchen den folgenden Sonn- oder
Feyer-Tag erscheine;
Nachdem nun der einzuführende oder ein ander Prediger eine Predigt über den ordentlichen oder
aufgegebenen Text verrichtet / soll die Gemeinde nach geendigten gewöhnlichen Gottesdienst auf
der Cantzel / einmühtiglich singen:
Komm heiliger Geist etc.
3. Unterdessen der Superintendens für den Altar mitten in der Kirche (wo derselbe verhanden)
treten / eine kurtze Rede von der Einsetzung / Nutz und Autorität des Heil. Predig-Ampts halten
/ und die Gemeinde zu einem brünstigen Gebet / Liebe und
|| [95]
willigen
Folge vermahnen / darauf den neuen Kirchen-Diener für ihm zu dem Gebet nieder knien lassen /
und die Gemeinde etwa auf folgende masse anreden:
GEliebte Freunde in Christo dem HErrn / weiln ihr biß anhero nach dem Befehl unsers einigen
Seeligmachers JEsu Christi dem barmhertzigen GOtt / als dem HErrn der geistlichen
Kirchen-Erndte um einen getreuen (Superintendenten oder Seelsorger) an des vorigen (seelig
Verstorbenen oder anders wohin beforderten) Statt und Stell gebeten und angeruffen habt. So hat
derselbige viel fromme GOtt euer Gebet und Seufftzen in Gnaden erhöret / und euch den
gegenwärtigen N. N. zugewiesen und bescheret. Sind also wir nunmehro diesesmahl bey euch
zugegen / daß wir zufoderst wegen unsers HErrn JEsu Christi / dessen diese Sache ist / und
wegen unsers gnädigen Fürsten und Herrn / solchen euren neuen Superintenden und Pastoren oder
Prediger installiren / in seine Kirche einführen / und euch allen ihn zu euren ordentlichen
Seelen-Hirten fürstellen wollen.
Vermahnen euch demnach an statt des Allmächtigen GOttes / und itzt hochgedachter unser
gnädigen Fürstlichen Landes-Obrigkeit / daß ihr alle mit einander ihn dafür erkennen / ehren
und lieben / auch für allen Dingen ihm folgen und gehorsahmen sollet / wenn er euch aus GOttes
wahren Worte zu allem Guten anweiset und unterrichtet / wie ihr es dermahleins an Jüngsten Tage
für dem Richter alles Fleisches gedencket zu verantworten; denn das ist der ernste Wille und
Meinung GOttes / der uns Diener des Worts an seines Sohnes JEsu Chri
|| [96]
sti statt sein Wort zu predigen verordnet hat / wie S. Paulus klärlich schreibet 1. Cor.
4. Dafür halte uns jedermann / nemlich für Christi Diener und Haußhalter über GOttes Geheimniß
/ und 2. Cor. 5. Wir sind GOttes Botschafften an Christi statt / denn GOtt vermahnet durch uns
/ ja Christus zeuget selber von uns Lucae 10. Wer euch höret der höret mich / und wer euch
verachtet der verachtet mich / wer aber mich verachtet / der verachtet den der mich gesand hat.
Das sollet ihr fein bedencken / und euch für Verachtung und Ungehorsahm hüten.
Ihr sollet auch hiernechst diesen euren Pastoren für seine treue Arbeit und Dienste alle
dessen Einkommen / Gefälle und Gerechtigkeiten / die einem Prediger von Alters her allhier
zustehen / gebühren und gehören / gerne und willig zu rechter Zeit gönnen / reichen und geben /
ohn alle Verkürtzung / Abrechnung und Hinterhaltung; denn die Schrifft zeuget Matth. 10. Ein
Arbeiter sey seines Lohns und seiner Speise werth / ja der HErr JEsus selber hat es befohlen /
die das Evangelium verkündigen / sollen sich vom Evangelio nehren 1. Cor. 9.
Und ihr Herr Pastor, nachdem ihr durch Schickung und Verordnung des allerhöchsten GOttes zum
Kirchen-Dienst dieser Orts ordentlich beruffen und bestätiget seyd; So sollet ihr hinwiederum
auch auf eurer Seiten mit sonderbahren Fleisse offt und viel bey euch hertzlich betrachten /
und mit höchsten ernsten Fleisse bedencken / einmahl / mit was grosser Sorge / Mühe / Fleiß und
|| [97]
Arbeit ihr euch dieser eurer Kirchen anzunehmen / und euer Amt bey
eurer Gemeinde zu verrichten habt. Denn es ist warlich darum kein Schertz oder Kinderspiel /
sondern die werthe Kirche ist eine liebe Braut des Sohns GOttes / welche er so feurig und
hertz-brünstig liebet und meinet / daß er ihr das ewige Leben zu erlangen vom Himmel kommen /
und sich mit aller Menschlicher Blöde beladen / auch sein eigen Blut vergossen / und für sie
den allerschmähligsten und schmertzlichsten Creutz-Todt gelitten und auf sich genommen hat /
damit er sie vom Tode errette. Darum sollet und müsset ihr eurer Seiten besten müglichsten
Fleiß anwenden / daß ihr die Kirche und Gemeinde nicht mit Menschen-Träumen / sondern mit
Göttlicher himmlischer Lehre unterrichtet / damit sie durch den heiligen Geist erwecket werde /
dem HErrn JESU Christo ihrem Seelen-Bräutigam Treu und Glauben zu halten / und darinnen
unverrücket und unbeflecket zu verharren / daß ihr euch mit dem Apostel Paulo in der Wahrheit
rühmen könnet: Ich habe euch einem Manne vertrauet / daß ich euch eine reine Jungfrau Christo
zubrächte 2. Cor. 11. und habe euch nichts verhalten / das ich euch nicht verkündiget hätte /
allen Raht GOTTes Act. 20.
Sollet ihr also stets mit grossem Ernst erwegen / wo etwas durch eure Fahrläßigkeit /
Ungeschicklichkeit und Unfleiß / der Gemeinde zum Aergerniß / Schaden un̅
Nachtheil muhtwillig eingeführet / und veruhrsachet werden solte / als wir nicht hoffen wollen
/ daß unser HErr GOtt
|| [98]
aller und jeder verwarloseten Seelen Blut von
euren Händen fodern / und es ewig an euch rechnen und straffen werde / wie er zu zweyen mahlen
überaus schrecklich gedräuet hat Ezech. 3. & 33. Capit.
Hiernechst sollet ihr predigen und lehren die heilige Prophetische und Apostolische Schrifft
/ welche mit Göttlichen himmlischen Wunderzeichen befestiget / und eine Lucern und Leuchte
unserer Füsse ist / ja gar ein Licht auf unsern Wegen Psalm 119. Und nachdem die Erklärung der
fürnehmsten Glaubens Articul darinnen man in Religions-Sachen diese Zeit über streitig ist /
nach Anweisung des rechten wahren Catholischen Verstandes / der Prophetischen und Apostolischen
Schrifft artlich begriffen und verfasset stehet in den dreyen Haupt Symbolis, in der
unveränderten Augspurgischen Confession, samt derselben Apologia in dem Schmalkaldischen
Articuln, in den grössern und kleinern Catechismis Lutheri; So erfodert es die Nohtdurfft des
Kirchen-Amts / daß ihr in solchen Articuln eure Lehre vermöge der Erklärung und Innhalts
itztgemeldter Schrifften getreulich führet / nechst und nach der Heil Bibel dieselbigen offt
und viel mit sonderbahrem Fleisse durchleset / und fürsichtig seyd / daß ihr davon nicht
abweichet / weder zur Rechten noch zur Lincken / und euch keinen einigen Menschen davon auf
schädliche Irre-Wege führen und abkehren lasset.
Alldieweil aber auch ferner das Amt und der Beruff eines Kirchen-Dieners erheischet / daß er
der Kirchen nicht allein mit seiner Göttlichen Lehre / sondern auch
|| [99]
mit guten Exempeln diene und fürleuchte / und also die Lehre so viel an ihm ist / mit einem
Christlichen und ehrlichen Wandel ziere; So ist von neuen eine hohe Nohtdurft / daß ihr
hinführo euer Leben durch GOttes Gnade dergestalt anstellet / daß nicht allein euer Geschäffte
und Fürnehmen / sondern auch euere Reden / Conversation, Kleidung und Wandel / ja alle Worte
und Wercke eine Lehre und Tugend seyn / damit ihr nicht / was ihr mit einer Hand bauet / mit
der andern wieder abreisset / und die Kirche mit straffbahren Lastern und ärgerlichen Wandel
gefährlich verderbet / in Erwehnung / daß uns Predigern vor allen andern gesaget worden: Wehe
dem Menschen / durch welchen Aergerniß kömmt / denn wer ärgert der geringsten einen die an mich
glauben / dem wäre es besser / daß ein Mühlstein an seinen Halß gehänget / und er ersäuffet
würde im Meer da es am tieffesten ist Matth. 18. Zu dem Ende solt ihr aufs fleißigste lesen /
wiederlesen und oft repetiren die Episteln Pauli an Timotheum / daraus ihr gnugsahm zu ersehen
habt / wie ihr beydes im Lehren und Leben euch halten / und auch euer eigenes Hauß-Gesind
regieren und erbauen müsset. Endlich sollet ihr nicht allein unserer hohen Obrigkeit treu und
hold seyn / und ihren Nutzen fodern / alle Schaden aber nach bestem Wissen und Gewissen
abwenden helffen / sondern auch für Sie zu GOtt hertzlich beten.
Seyd ihr nun solches alles zu thun nochmahls gesinnet / so machet euch dazu pflichtbahr und
sprechet:
Lasset uns beten:
ALlmächtiger ewiger GOTT himmlischer Vater / du hast selbst dem armen Menschlichen Geschlecht
zur Wollfahrt / Trost und Hülffe das Hochwürdige Predig-Amt des heiligen Evangelii durch deinen
geliebten Sohn unsern HErrn JEsum Christum geordnet und eingesetzet / auch dabey gesaget und
versprochen / daß welcher gläubet und getauffet wird / seelig seyn soll. Dieweil uns aber
unserer verderbten Natur und sündlichen Fleisches halben beschwerlich und gefährlich seyn wil /
solchen so theuren und werthen Schatz wider den Anlauff des tausendlistigen und grimmigen
Feindes ohne deine sonderliche Hülffe und gnädigen Beystand unter uns zu bewahren und zu
erhalten; So bitten wir dich hertzlich / du wollest uns durch deine grundlose Gnade und
Barmhertzigkeit in Nöhten nicht verlassen / sondern mit deiner Göttlichen Hand über uns halten
/ und sonderlich über diesen deinen Diener N. welchem jetzund das heilige Evangelium an diesen
Orte zu predigen befohlen ist / damit solcher dein so heilsahmer / nützlicher und nohtwendiger
Befehl biß zu Ende der Welt in deiner heiligen Christenheit wider alle Hinderung des bösen
Geistes seinen Fortgang habe / und wir des himmlischen Trostes nimmermehr beraubet werden /
durch JEsum Christum deinen geliebten Sohn unserm HErrn / welcher mit dir und dem heiligen
Geist / lebet und regieret / gleicher GOtt hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
|| [101]
Höret das heilige Evangelium welches uns beschreibet der heilige Evangelist Johannes.
DEr HERR saget zu seinen Jüngern: Wie mich mein Vater gesand hat / also sende ich euch / und
als er solches gesagt hatte / bließ Er sie an und sprach: Nehmet hin den heiligen Geist /
welchen ihr die Sünde erlasset / denen sollen sie erlassen seyn / und welchen ihr die Sünde
behaltet / denen sollen sie behalten seyn.
Der Superintendens mag auch nachfolgende Epistel nach Gelegenheit der Zeit und Kirchen / um
mehr Erinnerung wegen fürlesen / nemlich also:
So schreibet S. Paulus in der 1. Epistel an Timotheum am 3. Capitel.
DAs ist je gewißlich wahr / so jemand ein Bischoffs-Amt begehret / der begehret ein köstlich
Werck / Es soll aber ein Bischoff unsträfflich seyn / eines Weibes Mann / nüchtern / mäßig /
sittig / gastfrey / lehrhafftig / nicht ein Weinsäuffer / nicht beißig / nicht unehrliche
Handthierung treiben / sondern gelinde / nicht haderhafftig / nicht geitzig / der seinem
eigenen hause wol fürstehe / der gehorsahme Kinder habe / mit aller Ehrbarkeit. (So aber jemand
seinem eigenen Hause nicht weiß fürzustehen / wie wird Er die Gemeinde GOttes versorgen) nicht
ein Neuling / auf daß er sich nicht aufblase / und dem Lästerer ins Urtheil falle / er muß auch
ein gut Zeugniß haben von denen die draussen sind / auf daß er nicht falle dem Lästerer in die
Schmach und Stricke.
|| [102]
So ermahnet S. Paulus die Aeltesten der Gemeinde zu Epheso.
SO habet nun Acht auf euch selbst / und auf die gantze Heerde / unter welche euch der heilige
Geist gesetzet hat zu Bischöffen / zu weiden die Gemeinde GOttes / welche Er durch sein eigen
Blut erworben hat / denn das weiß ich / daß nach meinem Abschiede werden unter euch kommen
greuliche Wölffe die der Heerde nicht verschonen werden / auch aus euch selbst werden aufstehen
Männer / die da verkehrte Lehre reden / die Jünger an sich zu ziehen / darum seyd wacker und
dencket daran / daß ich nicht abgelassen habe / drey Jahr Tag und Nacht einen jeglichen mit
Thränen zu vermahnen.
Last uns beten.
ACh gnädiger GOTT himmlischer HERR und Vater / du hast durch den Mund deines lieben Sohns
unsers HErrn JEsu Christi zu uns gesagt: Die Erndte ist groß / aber wenig sind der Arbeiter /
bittet den HErrn der Erndte daß Er Arbeiter in seine Erndte sende; du hast uns auch durch
deinen heiligen Apostel Paulum väterlich getröstet / und zugesaget / daß es dir O HErr und
himmlischer Vater wolgefalle / durch die thörichte Predigt des Creutzes seelig zu machen / alle
die so dran glauben / So bitten wir dich nun auf dieses gantz ernstlich / daß du deinen Diener
N. hiezugegen / und uns alle / welche du zu diesen so seeligen und hochwürdigen Predig-Amt
beruffen hast / mit deiner Göttlichen Gnaden begaben / und deinen heiligen Geist geben und
mittheilen wollest / durch welches Krafft wir gestärcket / wider alle
|| [103]
Anfechtung des Teuffels bestehen / und deine geliebte Heerde durch das Blut unsers HErrn
JEsu Christi deines Sohnes theuer erkaufft und erworben / mit deinem heilsahmen und
ungefälschten Wort nach deinem Göttlichen Wolgefallen weiden mögen / zu Lob und Preiß deines
heiligen Nahmens und Forderung der gantzen Christenheit. Solch unser Gebet (dieweil du es uns
geheissen / gelehret und vertröstet hast) du wollest gnädiglich erhören / wie wir glauben und
trauen durch JEsum Christum deinen geliebten Sohn / Amen.
Solches alles zu erlangen / sprechet mit mir von Hertzen das heilige Vater Unser.
VAter Unser / der du bist im Himmel / geheiliget werde dein Nahme / zu uns komme dein Reich /
dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden / unser täglich Brodt gib uns heute / und
erlaß uns unser Schuld / als wir erlassen unsern Schuldigern / und führe uns nicht in
Versuchung / sondern erlöse uns von dem Bösen / denn dein ist das Reich / die Krafft / und die
Herrligkeit in Ewigkeit / Amen.
4. Nach geendigtem solchen Gebet lege der Superintendens nach Christlicher gebräuchlicher
Freyheit / so von dem HErrn Christo der Kirchen in äusserlichen Ceremonien gelassen / seine
rechte Hand dem neuen Prediger auf das blosse Haupt / und spreche:
DIeweil wir im heiligen Geist versammlet / GOTT unserm himmlischen Vater durch JEsum Christum
unsern HErrn und Heyland über euch angeruffen und gebeten / und deshalben nicht zweifeln / Er
werde uns laut seiner Göttlichen Zusagung gnädiglich erhöret und gewehret haben;
|| [104]
Demnach so ordne / confirmire und bestätige ich euch aus Göttlichen Befehl und Ordnung zu
einen Diener und Seelsorger dieser Gemeinde hie zu gegen mit ernstlichen Befehl / daß ihr
solcher ehrlich und ohne alle Aergerniß mit höchstem Fleiß und Treuen vorstehen wollet / wie
ihr dann vor dem Gericht-Stuhlunsers HErrn JEsu Christi an jenem Tage Rede und Antwort geben
müsset dem rechten Richter / im Nahmen des Vaters / und des Sohnes / und des heiligen Geistes /
Amen.
5. Der gantze Actus werde beschlossen mit dem Gesange:
HErr GOtt dich loben wir etc.
Oder:
Es woll uns GOtt genädig seyn etc.
Und beschliesse der Superintendens mit dem gewöhnlichen Kirchen-Seegen:
Der HERR segne dich / und behüte dich / Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dich / und sey dir gnädig / Der HERR erhebe sein Angesicht auf dich / und gebe dir seinen Frieden / Amen.
|| [ID00109]
So im Fürstenthum Braunschweig alle Sonntage nach geendigter Vormittags-Predigt von allen
Cantzeln verlesen wird.
ICh armer Sünder bekenne GOtt meinem himmlischen Vater / daß ich leyder schwerlich und
mannigfaltig gesündiget habe / (nicht allein mit äusserlichen groben Sünden / sondern auch /
und vielmehr mit innerlicher angebohrner Blindheit / Unglauben / Zweiffelung / Kleinmühtigkeit
/ Ungedult / Hoffahrt / bösen Lüsten / Geitz / heimlichen Neid / Haß / Mißgunst und andern
Sünden:) Daß ich auf mancherley Weise mit Gedancken / Geberden / Worten und Wercken / die
allerheiligste Gebote GOttes übertreten habe / wie das mein HErr und GOtt an mir erkennet / und
ich (leyder) so vollenkömmlich nicht erkennen kan; Also gereuen sie mich / und sind mir leyd /
und begehre von Hertzen Gnade von GOtt durch seinen lieben Sohn JEsum Christum / und bitte /
daß er mir seinen Heil. Geist zur Besserung meines Lebens mittheilen wolle / Amen.
Hiebey lautet die Form der Absolution also:
DEr allmächtige GOtt hat sich eurer erbarmet / und durch das Verdienst des allerheiligsten
Leydens / Sterbens und Auferstehens unsers HErrn JEsu Christi / seines geliebten Sohns /
vergibt er euch alle eure Sünden / und ich / als ein verordneter Diener der Christlichen
Kirchen / verkündige allen denen / so warhafftige Busse thun und durch den Glauben all ihr
Vertrauen auf das einige Verdienst JEsu Christi setzen / und gedencken ihr Leben nach den
Geboten und Willen GOttes anzustellen / solche Vergebung
|| [108]
aller ihrer
Sünde / im Nahmen GOttes des Vaters / und des Sohnes und des heiligen Geistes / Amen.
DAgegen aber sage ich allen Unbußfertigen und Ungläubigen aus GOttes Wort und im Nahmen JEsu
Christi / daß ihnen GOtt ihre Sünden vorbehalten hat / und gewißlich straffen wird. GOTT gebe
ihnen seinen heiligen Geist / daß sie mögen wahre Busse thun / und seelig werden.
Auf die drey Stände und allerhand Noht der Christenheit / nach der Vormittags-Predigt
vorzulesen und zu beten.
ALlmächtiger / barmhertziger GOtt und Vater unsers HErren JEsu Christi / wir dancken dir von
Hertzen / für alle deine Gnade und Wolthaten / die du uns allesamt an Seel und Leib bißhero so
mildiglich erwiesen: fürnemlich / daß du in diesen bösen und letzten Zeiten der Welt / dein
heiliges Wort und den reinen Gottesdienst unter uns erhalten hast; Und bitten dich demühtiglich
/ du wollest solche theure Beylage auch hinführo uns und den Nachkommenden bewahren / deine
heilige Christliche Kirche mit ihren Dienern / Wächtern und Hirten wider des Satans List und
Gewalt schützen und regieren / daß sie durch die rechtschaffene Lehre deines allmächtigen und
ewigen Wortes erbauet und fortgepflantzet / denen Rotten und Aergernissen gewehret / den
Irrigen und Verführten wieder zu rechte geholffen werde / und der allein seeligmachende Glaube
und die Liebe gegen dich und alle Menschen in uns allen erwachse und zunehme. Du wollest auch
als ein HErr Himmels und der Erden / der weltli
|| [109]
chen Obrigkeit
/ unsers Käysers / aller Christlichen Könige / Churfürsten und Herren Hertzen / weil du sie in
deinen Händen hast und lencken kanst wie die Wasserbäche / neigen zur Liebe und Fortpflantzung
reiner Lehre und beständigen Friedens: Wie auch das gantze Durchleuchtigste Hauß Braunschweig
und Lüneburg bey der erkandten und bekandten Warheit des heiligen Evangelii in Gnaden erhalten
und beschirmen. Insonderheit aber unsern lieben Landes-Fürsten und Herrn / Hertzog Anthon
Ulrichen / dir lassen befohlen seyn / Ihm deine Weißheit von deinem heiligen Himmel herab
senden / daß sie bey Ihm sey / und mit Ihm arbeite zu glücklicher und dir wolgefälliger
Regierung: auch Erkäntniß und Stärcke verleihen / auf daß alles wol / fried und schiedlich in
deiner Furcht zu deines allerheiligsten Nahmens Ehre fürgenommen / die Gerechtigkeit
allenthalben befordert / und die Boßheit gehindert und gestraffet werde. Du wollest auch Ihm /
dem Erb-Printzen und dessen Frau Gemahlinn / auch übrigen Printzen und Princeßinnen /
Schwieger-Söhnen und Schwieger-Tochter / wie auch allen Käyserlichen / Königlichen / Chur- und
Fürstlichen hohen Angehörigen und Verwandten dieses Durchleuchtigsten Hauses alles
hochgedeyliches Wolergehen / langes Leben / beständige Gesundheit / und nechst der zeitlichen /
zu einer dir wolgefälligen Zeit die ewige Wolfahrt verleihen. Imgleichen dem verordneten
Cantzler / Geheimen und andern Rähten / Geist- und Weltlichen / Hof-Krieg-Amts-Bedienten und
Befehlshabern / guten Verstand / Erfahrung und Ei
|| [110]
nigkeit geben
/ damit sie samt und sonders wol bedencken / daß sie ihre Gewalt von dir haben / und das
Gerichte nicht den Menschen / sondern dir halten / und du selbst mit ihnen im Gericht und in
der Regierung seyst / auf daß alle Dinge in deiner Furcht verrichtet / und alles Unrecht
ernstlich verhütet werde / und wir / als Christen gebühret / ein stilles und ruhiges Leben
führen mögen / in aller Gottseeligkeit und Ehrbarkeit. Wie du dann auch / liebster himmlischer
Vater / zu Beförderung dessen die Julius Universität und Fürstliche Academie zu Wolffenbüttel
nebst allen niedrigen Schulen im Lande / dir wollest gnädiglich lassen befohlen seyn / damit
solche viel tüchtige und geschickte Leute zu deinem Dienste und des Vaterlandes Nutzen und
Besten in allen Ständen auferziehen und darstellen mögen. In deine Hände befehlen wir auch
Bürgermeister und Raht allhier / nebst der gantzen Bürgerschafft / und alle so in den
Hauß-Stand gehören. Regiere alle Christliche Eheleute / Hauß-Väter und Hauß-Mütter / durch
deinen guten Geist / daß sie dir würdiglich wandeln zu allem Gefallen / und ihre Kinder und
Gesinde in der Zucht und Vermahnung zu allem Guten erziehen / und segne alle ehrliche
Handthierung / Nahrung und Gewerbe. Gib daß in unserm Lande Ehre wohne / daß Güte und Treue
einander begegnen / Gerechtigkeit und Friede sich küssen: Mache aber hergegen zunichte alle
friedhäßige Gedancken und blut-dürstige Anschläge. Erbarme dich dann auch barmhertziger GOtt
und Vater aller Elenden / Verlassenen / Wittwen und Wäysen / und derjenigen überall /
|| [111]
so in Trübsal / Armuht / Kranckheit / Kindes-Banden / Hungers-Noht /
Kriegs-Gefahr / und andern Aengsten und Nöhten stecken / auch derer / die um deines heiligen
Nahmens und der Warheit willen angefochten / vertrieben und gefangen seyn / oder sonsten
Verfolgung leiden. Tröste du sie / O GOtt alles Trostes / mit deinem heiligen Geist in allen
ihren Trübsal / daß sie solches alles für deinen Väterlichen Willen aufnehmen / und in
Christlicher Gedult deiner gnädigen Hülffe und Rettung erwarten. Wann wir auch ja alle das
liebe tägliche Brodt aus deiner Hand nehmen müssen / so wollest du / lieber Vater / alle
Früchte der Erden / zur leiblichen Nohtdurfft gehörig / mit fruchtbahrer Wachsung und guten
bequemen Gewitter gerahten und gedeyen lassen: auch die Berg- und Saltzwercke / als dein
Geschenck und Gaben / uns gnädiglich bewahren / und darzu Glück und Segen geben. Und ob wir
zwar mit unsern überhäufften Sünden deinen gerechten Zorn und allerhand Straffen wol verdienet
/ so bitten wir dich doch / O du treuer barmhertziger Vater / Du wollest nicht gedencken
unserer Sünden / noch uns zurechnen unsere Ubertretung / sondern vielmehr eingedenck seyn /
deiner grundlosen Gnade / Güte und Barmhertzigkeit / uns für Unglück und Hertzenleid und dem
allen / so uns samt und sonders an Leib und an der Seelen mag schädlich seyn / väterlich
behüten. Summa / wir bitten dich für alles / darum du ewiger GOtt gebeten seyn wilst / daß du
uns solches gnädiglich verleihest durch das bittere Leyden und Sterben JEsu Christi / deines
lieben Sohns / welcher mit
|| [112]
dir und dem heiligem Geiste lebet und
regieret in gleicher Macht und Ehre / ein wahrer GOtt und Mensch / und unser Mittler /
hochgelobet in Ewigkeit / Amen.
Zu mercken:
Daß die in vorgehendem Gebet gesetzten Wörter: Bürger-Meister und Raht allhier / nebenst der
gantzen Bürgerschafft: allein in denen Städten gebrauchet werden sollen / welche mit Ober- und
Unter-Gerichten versehen:
In denen übrigen aber / worinn die näheste Fürstliche Aemter die Ober- und Unter-Gerichte
allein / oder zugleich mit verwalten / müssen die Wörter also lauten: Die Fürstlichen Beamten /
Bürger-Meister und Raht allhier / nebest der gantzen Bürgerschafft / etc.
Auf den Dörffern in den Fürstlichen Aemtern: Die Fürstlichen Beamten / und die gantze
Gemeinde allhier / etc.
Auf den Adelichen / oder anderer Gerichts-Herren Sitzen und Dörffern aber: Unsern
Gerichts-Herren nebenst der gantzen Gemeinde allhier / etc.
Welches ein jeglicher Pastor in seinem Exemplar des Gebets zu ändern wissen wird.
Wie sie nach der Predigt von den Cantzeln / oder auch zuweilen in den Bet-Stunden fürm
Altar abzulesen.
KYrie Christe / Kyrie / Christe /
Eleison / Eleison / Eleison / Erhöre uns.
HERR GOtt Vater im Himmel / Erbarm dich über uns. HERR GOtt Sohn der Welt Heyland / Erbarm dich über uns.
|| [113]
HERR GOtt Heiliger Geist / Erbarm dich über uns. Sey
uns gnädig / Verschon uns lieber HErre GOtt / Sey uns gnädig / Hilff uns lieber HErre GOtt. Für
allen Sünden / Behüt uns lieber HErre GOtt. Für allem Irrthum / Für allem Ubel / Für des
Teuffels Trug und List / Für bösem schnellen Todt / Für Pestilentz und theurer Zeit / Für Krieg
und Blutvergiessen / Für Aufruhr und Zwietracht / Für Hagel und Ungewitter / Für Feur und
Wassers-Noht / Für dem ewigen Todt / Behüt uns lieber HErre GOtt. Durch deine heilige Geburt /
Durch deinen Todes-Kampff und blutigen Schweiß / Durch dein Creutz und Todt / Durch dein
heiliges Aufferstehen und Himmelfahrt / Hilff uns lieber HErre GOtt. In unser letzten Noht / Am
Jüngsten Gericht / Hilff uns lieber HErre GOtt. Wir armen Sünder bitten /
|| [114]
Du wollest uns erhören lieber HErre GOtt. Und deine heilige Christliche Kirche
regieren und führen / Alle Bischoffe / Pfarrherren / Kirchen- und Schul-Diener / im heilsamen
Wort und heiligem Leben erhalten / Allen Rotten und Aergernissen wehren / Alle Irrige und
Verführte wieder zurechte bringen / Den Satan unter unsere Füssen treten / Treue Arbeiter in
deine Erndte senden / Deinen Geist und Krafft zum Worte geben / Allen Betrübten und Blöden
helffen / und sie trösten / Erhör uns lieber HErre GOtt. Allen Königen und Fürsten Fried und
Eintracht geben / Unserm Käyser ein geneigtes Hertz zu der Warheit deines Wortes und dem lieben
Friede / auch steten Sieg wider die Feinde deiner Christenheit verleihen / Unsern Landes-Herrn
mit allen seinen Gewaltigen leiten und schützen / Unsern Raht und Gemeine seegnen und behüten /
Allen / so in Noht und Gefahr sind / mit Hülff erscheinen / Allen Schwangern und Säugern
fröliche Frucht und Gedeyen geben / Aller Kinder und Krancken pflegen und warten / Alle
unschuldige Gefangene loß und ledig lassen / Alle Wittwen und Wäysen vertheidigen und versorgen
/ Aller Menschen dich erbarmen / Erhöre uns lieber HErre GOtt. Unsern Feinden / Verfolgern und
Lästerern vergeben und sie bekehren /
|| [115]
Die Früchte auf dem Lande
geben und bewahren / Und uns gnädiglich erhören. O JEsu Christe / GOttes Sohn / Erhör uns
lieber HErre GOtt / O du GOttes Lamm / das der Welt Sünde trägt / Erbarm dich über uns. O du
GOttes Lamm / das der Welt Sünde trägt / Erbarm dich über uns. O du GOttes Lamm / das der Welt
Sünde trägt / Verleih uns steten Fried.
Christe / Kyrie / Christe / Kyrie /
Erhöre uns. Eleison. Eleison. Eleison. Amen.
Ein ander Gebet für allerley Stände nach den sieben Bitten des Vater Unsers gestellet.
O HErr GOtt himmlischer Vater / der du mit deinem lieben Sohn Christo JEsu und dem heiligen
Geist ein einiger / ewiger / allmächtiger GOTT bist / wir deine elende Kinder bitten dich von
Hertzen / du wollest uns für falscher Lehr gnädiglich behüten / und deine liebe Kirche / welche
dein lieber Sohn JEsus Christus mit seinem Blut und Todt erlöset und theuer erkaufft hat / samt
deroselben treuen Dienern / die uns dein seeligmachendes Wort rein und unverfälschet predigen /
auch rechtschaffenen Brauch der heiligen Sacramenten / wie bißhero geschehen / wider alle
falsche irrige Lehr gnädiglich unter uns
|| [116]
erhalten. Damit des
Teuffels / der gottlosen bösen Welt und unsers eigenen Fleisches und Blutes böser Wille
gehindert werde / und dein Wille hier auf Erden von uns wie von den lieben heiligen Engeln im
Himmel geschehe. Gib auch dem Römischen Käyser / allen Christlichen Königen / Chur- und Fürsten
/ absonderlich unser lieben Obrigkeit unter deren Schutz wir seyn / deine Göttliche Gnade /
Geist / Weißheit und Verstand / langes Leben / friedliche beständige Gesundheit / und ein
gottseeliges Hertz / daß sie für allen Dingen das reine unverfälschte Wort GOttes lieben /
verthädigen / schützen und handhaben / die Unterthanen nach deinem Wolgefallen / mit
Väterlicher Sorge friedlich und ruhig regieren. Gib auch den Unterthanen ein gehorsam Hertz
gegen ihre Obrigkeit / daß wir also in gutem Friede und stiller Ruhe / für Aufruhr / Krieg und
Blutvergiessen / für Feur und Wassers-Noht / für grossen Sturmwinden / Hagel und Ungewitter /
für theurer Zeit / für Pestilentz und schnellem Todt / und für allem Ubel an Leib und Seel
sicher mögen behütet werden. Laß dir auch lieber GOTT und HERR / alle Christliche Hauß-Väter
und Mütter / Kinder und Gesinde / und alle fromme Christen treulich befohlen seyn / versorge
die Armen / tröste die Angefochtene und Betrübte / stärcke die Schwachen und Krancken / hilff
den Unterdruckten und Beschädigten / ergetze die Frembdlingen / schütze die Wittwen und Wäysen
/ erfreue die Traurigen / bekehre die Sünder / begleite die Wandernden / sördere guten Raht /
segne das Feld / gib
|| [115]
uns deine heilige Engel / die alles Unglück von
uns abtreiben / daß wir thun was gut ist / und lassen alles was böse ist / gib zu allen unsern
Thun und Handel / Glück / Seegen und Wolfahrt. Und sonderlich O gnädiger Vater / siehe nicht an
unsere Sünde und Missethat / damit wir dich täglich erzürnen / sondern vergib uns dieselbige um
deines lieben Sohns JEsu Christi willen / und verleihe Gnade / daß wir Busse thun und leben.
Erbarme dich auch unser Verfolger und Feinde / daß sie friedlich mit uns leben / und erleuchte
sie / daß sie bekehret und seelig werden. Laß uns auch in keiner Versuchung / damit wir vom
Teufel / der Welt / und unserm eigenen Fleische angefochten werden / verderben / sondern hilff
uns gnädiglich aus ihnen allen. Und weil leider unsers Jammers so viel ist / daß wir nicht
alles können erzählen / bitten wir dich / O treuer lieber Vater von Hertzen / du wollest dich
unser gnädig annehmen / und hier zeitlich für allem Ubel des Leibes und der Seelen bewahren /
und endlich wenn das seelige Stündlein köm̅t / in einem beständigen Glauben uns
mit Gnaden aus diesem Jammerthal zu dir nehmen / in die ewige Freude und Seeligkeit / Amen.
Gebet nach der Predigt.
WIr dancken dir lieber himmlischer Vater / für diese grosse Gnade / daß du uns armen Sündern
zu Trost / dein heiliges Wort so reichlich hast lassen verkündigen und fürtragen / drücke und
versiegele du / O GOtt / dasselbige in unsere Hertzen / daß wir darnach thun / leben und
sterben mögen. Gib daß wir allezeit in deinem Erkäntniß
|| [116]
wachsen und
zunehmen / laß es nicht allein bey uns / sondern auch bey andern Völckern bekant und
ausgebreitet werden / damit es unsere und aller Menschen Hertzen rühren und befeuchten möge /
gleich wie der Regen und Schnee die Erde befeuchtet und fruchtbar machet / auf daß wir dich
ewigen GOtt lernen recht erkennen / anruffen / loben / ehren und dancken. Daß wir auch alles /
was wir thun und lassen / nach deinen heiligen Geboten anstellen / damit wir allezeit wie
gehorsame Kinder erfunden / endlich des ewigen Lebens und Erbtheils / das uns durch JEsum
Christum erworben ist / theilhafftig werden mögen / Amen.
Gebet / daß man hinführo GOtt dienen und Christlich leben möge.
HErr unser GOtt / du frommer gütiger Vater / der du deinen allerliebsten Sohn / die Cron und
Wonne deines Wesens und Willens / an welchem deine Seele ein Wolgefallen hat / aus deinem
Väterlichen Schooß zu uns armen Menschen auf Erden gesand hast / daß Er unser Bruder und
Emanuel würde / und uns erlösete von der Hand aller Feinde die uns hassen: Siehe wir kommen zu
dir / durch denselbigen deinen Sohn unsern Heyland / der da ist von Ewigkeit / und auch in der
Zeit gebohren / unsterblich und auch sterblich / ein Hirte und auch ein Lämmlein / gestorben
zeitlich und lebet nun ewig / durch denselben ewigen Hohenpriester kommen wir zu dir / und
bitten um Gnade und Güte / O freundlicher
|| [117]
HErr / O gütiger und
liebreicher Vater / gib uns / daß dein Wort / welches wir itzund nebenst der gantzen
Christlichen Gemeine angehöret haben / in unserm Hertzen heilsam und fruchtbarlich einwurtzele
/ daß wir dich in allen Dingen loben und preisen / und unsre Seeligkeit wircken / mit Furcht
und Zittern. Und weil der nichtige Leib die Seele immerdar beschweret / so erwecke uns aus
unser Nachlässigkeit mit deiner Krafft / ermuntere unsre schläffrige Seelen / und erleuchte
unsern Verstand / daß wir dich und uns allezeit recht erkennen / und in deinen Geboten wandeln.
Hilff daß unser Hertz brenne für feuriger Liebe gegen dir / und wir entzündet werden / wenn wir
an dich gedencken. Wende von uns alles was dir mißfället / und gib uns was dir wolgefält / so
wollen wir dich rühmen und preisen / von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.
Tagliches Gebet.
BArmhertziger ewiger GOtt / ein Tröster der Betrübten / eine Freude der Traurigen: Laß unser
Gebet für dich kommen / in was für Noht und Angst wir dich anruffen: Auf daß alle Menschen sich
deiner Hülffe erfreuen / und dir dancken: Wollest auch gnädiglich deiner Christenheit ihre
Sünde vergeben / und sie von allem Ubel erretten / in rechtem Glauben und Gehorsam gegen dich
erhalten / treue Lehrer geben / alle Obrigkeit zu deinem Lob und gemeinen Friede führen und
regieren. Alle Hauß-Väter samt Weib / Kindern und Gesinde bewahren: Pestilentz / Theurung /
Kranckheit / Brand und Krieg / und alle
|| [118]
wolverdiente Straffen von
uns gnädiglich abwenden / oder doch durch deine Barmhertzigkeit lindern: Die Früchte auf den
Feldern geben und bewahren: Die unschuldigen Gefangene erledigen: Denen so da leiden / zu
Hülffe kommen: Die Betrübten trösten: Den Schwangern einen frölichen Anblick ihrer Leibes
Frucht verleihen: Den Krancken Gesundheit: Den Sündern Gnade zur Besserung ihres Lebens / und
allen Christgläubigen Barmhertzigkeit / deinen heiligen Geist und ewiges Leben mittheilen /
durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Auf Advent.
HErr JEsu / du Sohn des allmächtigen GOttes / wir dancken dir von gantzem Hertzen / daß du
vom Himmel herab ins Fleisch kommen bist / und menschliche Natur angenommen. Du hast deine
Gottheit mit unserer Menschheit vereiniget: Darum vereinige dich doch auch mit unserm Hertzen.
Zwar / es ist dasselbe fleischlich und irrdisch / aber du kanst es durch deine Krafft göttlich
machen. Ziehe in unser Hertz ein / und mache dir daselbst eine beständige Wohnung. Hilff / daß
wir dir den Weg durch wahren Glauben und ein Christliches Leben dazu bereiten / auch allezeit
in guter Bereitschafft erfunden werde / damit wir bey deiner letzten Zukunfft das Ende des
Glaubens / die Seelen-Seeligkeit / davon bringen: Allwo wir dir / sammt deinem und unserm
himmlischen Vater / auch H. Geiste / ewiglich Lob / Ehr / Preiß und Danck sagen werden / Amen.
|| [119]
Am Heil. Christ-Feste.
O HErr JESU / du holdseeliger Heyland / wie sollen wir deine unbegreiffliche Liebe und Güte
zur Gnüge rühmen und preisen! Daß du uns arme Menschen so hoch gewürdiget / und ein
Menschen-Kind in unserm Fleisch und Blute / darzu arm und elend / in einem schlechten Stalle
hast wollen gebohren werden / damit du uns von Sünde / Tod / Teuffel und Hölle erlösen / und
wiederum bey deinem himmlischen Vater zu Gnaden bringen möchtest. Dir sey für solche Liebe /
Demuht und Gnade / ewig Lob und Preiß gesagt / Du HERR JESU / bist nicht uns allein / oder
etlichen wenigen / sondern der gantzen Welt zu Dienste / also Mensch gebohren worden: Ach! daß
wir möchten auch so glücklich seyn / von der gantzen Welt und aller Menschen-Schaar dich dafür
loben zu hören. Aber leyder! derjenigen Hauffe / die dich in deinem Krippelein empfangen und
wilkommen heissen / ist klein / dann die meisten wollen an dir nicht Theil haben. Darum unsre
Seele sich bemühen soll / daß wir unsers Ortes diese Schuldigkeit / mit Lob und Danck / mit
Freuden und Frolocken / so vielmehr zu Wercke richten. Weil du auch / liebster Heyland /
deßwegen Mensch worden / gelitten und gestorben bist / damit du unser Mittler bey GOtt seyn
möchtest / und bey demselben uns wieder aussöhnen: Ach so hilff uns / durch deine
Barmhertzigkeit / daß wir also in wahrer Busse und allen Christlichen Tugenden leben / damit
wir dieses deines theuren Mittler-Amts mögen fähig seyn / und der grossen
|| [120]
Wolthat / die du uns durch deine Heil. Geburt erworben / geniessen können / hier in
diesem Jammerthal / durch einen lebendigen Glauben / durch eine freudige tröstliche Hoffnung
und großmühtige Zuversicht; dort aber in deinem Himmelreich / durch ewige Freude und Seeligkeit
/ allwo wir dich / mit allen Engeln und Auserwehlten / ohne Ende rühmen und preisen werden /
Amen.
Am Neuen Jahrs-Tage.
ALlmächtiger / gnädiger GOtt und Vater / wir haben heute abermahl ein Jahr unsers elenden
Lebens zu Ende gebracht / und fangen in deinem Nahmen wiederum ein neues an. Ach! HErr / wie
groß ist deine Güte / die du uns hißher / aus väterlichem Hertzen / so unzählich erwiesen hast:
Da wir doch mit unsern Sünden nichts als Straffe und Böses bey dir verdienet haben. Wie offt
hätten wir in Creutz und Unglück / in Jammer und gemeinen Landes-Nöhten / als vielen andern
geschehen / elendiglich verderben müssen / wann deine Gnaden-Hand uns nicht errettet und
beschirmet hätte. Wir sagen dir dafür von Hertzen Lob / Ehr / Preiß und Danck. Verzeihe uns
alle Sünde und Missethat. Fange mit diesem Neuen Jahr an uns auffs neue zu segnen. Verneure
deine väterliche Liebe und Treue gegen uns. Erhalte uns dein reines Wort. Erbaue Kirchen und
Schulen. Erleuchte alle Lehrer und Prediger. Stärcke alle Regenten und Obrigkeit. Segne
Hauß-Väter und Hauß-Mütter. Regiere Kinder und Gesinde. Bewahre uns für Krieg und Aufruhr.
Wende ab Pest und Theurung.
|| [121]
Beschere uns gut Gewitter. Kröne das
Jahr mit deinem Gute. Gib Friede im Lande / Freude unsern Hertzen / Gesundheit unsern Leibern /
und in Summa / erbarme dich aller Menschen. Ach / HErr JEsu / du treuer Heyland / sey auch für
deine grosse und unzähliche Wolthaten / die du uns armen Sündern erwiesen hast / von Hertzen
gepriesen. Und gleich wie du am heutigen Tage den Anfang dein heiliges Blut zu vergiessen um
unsert willen gemacht hast: Also bitten wir / bleibe biß in Ewigkeit uns mit deiner holdseligen
Liebe zugethan / und laß uns deines theuren Verdienstes / in Noht und Todt uns getrösten. Ach
GOtt heiliger Geist / unendlich Lob und Preiß sey dir für deinen Beystand / für deine Hülffe
und tröstliche Leitung / deren du uns bißher geniessen lassen. Regiere uns ferner durch deine
Gnade / daß wir heilig und unsträfflich wandeln / ein neugebohrnes Hertz in dieses Neue Jahr
bringen / alle alte Missethat aber mit dem alten Jahre ablegen / und also unser Christenthum
wol ausführen / und die Krone der ewigen Herrlichkeit erlangen mögen / Amen.
Am Feste der Weisen aus Morgenland.
LIebster HErr JESU Christe / wir dancken dir von Hertzen / daß du dich unser / als armer
Heyden / in Gnaden erbarmet / und uns zu deinem Reich beruffen hast. Erhalte uns ferner das
helle Licht deines seeligmachenden reinen Worts / als den einigen Leit-Stern / der uns aus
dieser duncklen / verkehrten Welt zu deinem Himmelreich führen muß. Erleuchte unsere Hertzen /
daß wir solchem deinem göttlichen Worte mit Fleiß folgen /
|| [122]
dich
allein suchen / bekennen und ehren. Laß uns auch keine Mühe / Gefahr noch Unlust in dieser
unser Pilgramschafft scheuen / sondern dir in Noht und Todt getrost folgen biß wir den
fürgesetzten Ort / nemlich deine himmlische Friedens- und Freudens-Stadt / erreichen werden.
Bewahre uns inzwischen / wie du den Weisen aus Morgen-Land gethan / für allen Anlauff des
Teuffels und der gottlosen bösen Welt / damit wir unser geliebtes Vaterland bey dir sicher und
ohne Anstoß erlangen mögen / um deiner Liebe und Barmhertzigkeit willen / Amen.
Am Fest der Verkündigung Marice.
HErr GOtt / himmlischer Vater / wir dancken dir / daß du deine tröstliche Verheissung
erfüllet / uns deinen allerheiligsten einigen Sohn zum Heylande gesendet / und denselben in dem
Leibe der Jungfrauen Mariae hast menschliche Natur annehmen lassen. Hilff daß wir uns solcher
deiner Liebe / die du hierinnen gegen uns arme Sünder erwiesen / jederzeit von Hertzen trösten
und erfreuen. Laß deines Sohns heilige Empfängniß unsere Unreinigkeit / Sünde und Missethat
tilgen / daß wir deiner Gnade wieder theilhafftig seyn mögen. O HErr JEsu Christe / GOttes und
Mariae Sohn / wir dancken dir / daß du unsere menschliche Natur an dich genommen / unser
Heyland und Seeligmacher worden bist. Wir freuen uns dessen von Hertzen / und sind nun
versichert / daß du uns / als dein eigen Fleisch und Blut / nie verlassen werdest. Du bist ja
darum Mensch worden / daß du uns helffen möchtest: Dahero vertritt uns bey deinem him̅
|| [123]
lischen Vater. Schütze und erhalte uns wider Welt /
Sünde / Teuffel / Todt und Hölle / und laß uns in deinem Reich mit dir leben / und dir dienen
in ewiger Gerechtigkeit / Unschuld und Seeligkeit. O GOtt heiliger Geist / der du durch deine
Krafft die Empfängniß des Sohnes GOttes gewircket hast / hilff / daß wir uns deiner unendlichen
Krafft und Macht jederzeit trösten / dir mit wahrem Glauben / willigem Gehorsam / und
hertzlicher Demuht jederzeit anhangen / und also die Frucht der seeligmachenden Menschwerdung
Christi / nemlich die ewige Freude im Himmel / davon bringen und erhalten mögen / Amen.
Auf das Leyden und Sterben JEsu Christi.
WIr dancken dir HErr JEsu Christe / wahrer GOtt und Mensch / daß du uns arme Sünder und
verdammte Menschen / ohn alle unsre Wercke / Verdienst und Würdigkeit erlöset hast / durch dein
heiliges Leyden / Sterben und Blutvergiessen. O HErr JEsu Christe / wie groß ist dein Leyden!
wie schwer ist deine Pein! wie viel ist deiner Marter! wie tieff sind deine Wunden! wie bitter
und schmertzlich ist dein Tod! wie unaussprechlich ist deine Liebe! damit du uns deinem lieben
Vater versöhnet hast / da du am Oelberg blutigen Schweiß vor grosser Angst geschwitzet / daß
die Bluts-Tropffen auf die Erde gefallen / und darauf von allen deinen Jüngern verlassen / dich
in die Hände der schnöden Juden und gottlosen Schaar willig für uns ergeben hast: welche dich
hart gebunden und verstricket / und von einem ungerech
|| [124]
ten
Richter zum andern unbarmhertzig geführet: Daselbst bist du fälschlich verklaget / veurtheilet
/ verspeyet / verhönet / und mit Fäusten ins Angesicht geschlagen worden. Du bist um unser
Missethat willen verwundet / und üm unser Sünde willen zerschlagen / gegeisselt und mit Dornen
gekrönet / und jämmerlich zugerichtet wie ein armer Wurm / der keinem Menschen ähnlich; Denn du
warest der Allerverachteste und Unwertheste / voller Schmertzen und Kranckheit / also / daß es
auch ein heydnisch Hertz erbarmet hat und gesagt: Siehe / welch ein Mensch ist das! Du bist von
wegen unser Mißhandlung mitten unter zween Ubelthäter gerechnet / und als ein Fluch aufgehänget
/ an Händen und Füssen mit Nägeln durchgraben / darzu in deinem höchsten Durst mit Eßig und
Gallen geträncket / und mit grossen Schmertzen hast du deinen Geist aufgegeben / auf daß du
unser Schuld bezahletest / und wir durch deine Wunden geheilet würden. Für alle diese deine
Marter und Pein sagen wir dir Lob und Danck / und bitten dich / laß dein heilig bitter Leyden
an uns nicht verlohren seyn; sondern gib / daß wir uns dessen von Hertzen trösten und rühmen /
auch desselben Gedächtniß also begehen / und es solcher massen betrachten / daß alle böse Lüste
dadurch in uns ausgelöschet und gedämpffet / dagegen aber alle Tugenden eingepflantzet und
gemehret werden / auf daß wir der Sünden abgestorben / der Gerechtigkeit leben und deinem uns
gelassenen Fürbilde nachfolgen / in deine Fußstapffen treten / das Ubel mit Gedult vertragen /
und das Unrecht mit gutem Gewissen leyden: das gib und
|| [125]
verleihe uns
/ O HERR JEsu / üm deines heiligen theuren Verdienstes willen / Amen.
O Hilff Christe GOttes Sohn / Durch dein bitter Leyden / Daß wir dir stets unterthan All Untugend meiden / Deinen Todt und sein Ursach Fruchtbarlich bedencken / Dafür / wiewol arm und schwach / Dir Danck-Opffer schencken / Amen.
Am Heil. Oster-Leste.
EWiger / allmächtiger GOtt / himmlischer Vater / es freuen sich alle heilige Engel / es
freuen sich alle Creaturen / es freuen sich alle Auserwehlte / es freuet sich unser Hertz und
Seele / daß dein liebster Sohn / der um unser Sünde willen gestorben war / heute von den Todten
wieder auferstanden / und alle unsere Missethat in seinem Grabe verborgen und versiegelt hat.
Dafür dancken wir dir nun von Grund der Seelen: und bitten dich / um solcher frölichen
Auferstehung willen / du wollest uns aus dem Todes-Schlaff der Sünden auch aufmuntern und
erwecken / daß wir alle unsre Lust und Verlangen zu dir hinauf in den Himmel haben mögen. Bilde
unserer Seelen wol ein / was massen sie auf deines lieben Sohnes und unsers Heylandes
freudenreiche Auferstehung jederzeit solle getrost seyn / und festiglich gläuben / daß Sünde /
Tod / Teuffel und Hölle getilget sind / auch nun es mit keinem Christen mehr Noht habe / wenn
|| [126]
er nur mit wahren Glauben sich der Gerechtigkeit bedienet / die uns
dein liebster Sohn erworben hat. Dieses wollest du uns / so lange wir hier zu leben haben /
gnädiglich verleyhen / biß wir dermahleins gar zu dir kommen / dich von Angesicht zu Angesicht
schauen / auch mit allen heiligen Engeln und Auserwehlten ewig rühmen und loben werden / Amen /
in JEsu / unsers aufferstandenen Heylandes Nahmen / Amen.
Am Himmelfahrts-Tage.
HERR Christe / du allmächtiger Sieges-Fürst! Lob / Ehre / Preiß und Danck sey dir gesagt /
daß du / nach erhaltenem frölichen Siege wider Sünde / Tod / Teuffel und Hölle / gen Himmel
gefahren / und dich zur Rechten deines himmlischen Vaters gesetzet / daß du dich unser in allen
Nöhten annimmest / und uns treulich verbittest. Gib uns deine Gnade / daß wir mit unsern
Hertzen und Gedancken immer bey dir seyn. Laß uns alles weltliche verachten / und in steter
Bereitschafft deiner herrlichen Wiederkunfft erwarten. Wir gläuben und trösten uns nun
festiglich / weil du / als unser Häupt gen Himmel gefahren / du werdest uns / als deine Glieder
/ nicht immer im Elende zurück lassen / sondern dermahleins auch nachholen. So hilff dann /
wenn die Zeit herannahet / da du uns abfodern wirst / daß wir / mit gläubigem Hertzen /
betenden Munde und innerlicher Zuversicht auf dein heiliges Verdienst / im Friede fahren mögen.
Zwar sind wir dieser elenden Wallfahrt auf Erden von Hertzen müde / und verlangen mit
Schmertzen auf die seelige Erlösung
|| [127]
und Nachreise: Aber / liebster
HErr JEsu / es stehet allein bey dir / und in deinem gnädigen Willen / wann wir dir folgen
sollen. Dahero / so lange wir auf dein Gutbefinden das Elend hier noch bauen müssen / wollest
du uns durch deinen Geist Stärcke und Kräffte verleihen / alles freudig und getrost zu
überwinden / uns in aller Widerwärtigkeit trösten / wider alle Feinde schützen / und endlich
mit erwünschtem Triumph in deine ewige Herrligkeit gelangen lassen. Dir / samt dem Vater und
heiligem Geiste sey nochmahls Lob und Preiß gesagt / itzt und in alle Ewigkeit / Amen.
Am Heil. Pfingst-Leste.
O GOTT heiliger Geist / wir arme elende Creaturen / kommen itzt für deine Göttliche Majestät
/ und weil wir ohne deine Hülffe in unserm Christenthum nichts vermögen / so bitten wir dich
hertzlich / Du wollest in uns wohnen / uns leiten / regieren und führen / daß wir das Ende
unsers Glaubens / der Seelen Seeligkeit / davon bringen mögen. Du bist ein Geist der Lehre: Ach
unterweise uns in deinem heiligen Worte / damit wir dasselbe wol fassen / behalten und darnach
leben mögen: Lehre uns unsern GOtt erkennen / über alles fürchten / lieben / ehren und
vertrauen. Du bist ein Geist der Andacht und Gebets: Ach / erwecke in uns eine heilige Begierde
offt und viel / auch eine hertzliche Andacht / kräfftig und rechtschaffen zu beten; daß wir
damit durch die Wolcken dringen / und die Erhörung erhalten mögen. Du bist ein GOtt der
Reinigkeit und Heiligkeit: Ach reinige unser Hertz von allem Bösen; Schaffe in uns ein
|| [128]
reines keusches Gemüht / daß wir allen Sünden und bösen Lüsten feind
seyn / für denenselben uns hüten / und nimmer in einige Sünde willigen. Du bist ein Geist der
Weißheit: Ach erleuchte unsern duncklen Verstand! Erfülle uns mit deiner Weißheit / daß wir
mögen erkennen / was gut oder böse / wahr oder falsch / schädlich oder nützlich sey; Stärcke
uns in unserm Beruff / daß wir denselben nach Gebühr verrichten können. Du bist ein Geist aller
Tugenden: Ach / laß uns deinen Tempel / und mit allen Christlichen Tugenden schön geschmücket
seyn. Insonderheit bist du ein Geist der Freude und des Trostes: Ach vertreibe bey uns alle
unnöhtige Sorgen und Kleinmühtigkeit; Mache uns freudig und getrost in aller Trübsahl / die in
diesen letzten Zeiten der Welt häuffig ist / damit wir unsern Heylande durch Noht und Tod mit
freudigem Muhte folgen. Treib von uns des Satans Schrecken und alle traurige Anfechtungen /
absonderlich an unserm letzten Ende / wann uns aller menschlicher Trost verläst / so stehe du
uns mit deinem Göttlichen Troste bey. Sprich uns ein freudig Hertz ein / und versichere uns der
Vergebung unser Sünden / der Gnade und Kindschafft GOttes / daß wir still und ruhig und GOtt
gelassen / unser arme Seele in die Hände unsers Erlösers andächtig befehlen / und also auf sein
heiliges Verdienst seelig einschlaffen / auch hernach in der ewigen Freude dich / für alle
solche Wolthaten / ohn Ende rühmen mögen / Amen / um deiner Liebe und Barmhertzigkeit willen /
Amen.
|| [129]
Am Lest der Heil. Dreyfaltigkeit.
ODu heilige Dreyfaltigkeit / GOtt Vater / Sohn und heiliger Geist / wir dancken dir / daß du
dich in deinem Worte uns hast zu erkennen gegeben. Ach / du grosser GOtt / erhalte uns und
unsern Nachkommen solches dein seeligmachendes Erkäntniß: Laß uns auch bey demselben fest
beharren / und uns nichts davon abwendig machen. Du heilige hochgelobte Drey faltigkeit / wir
rühmen / ehren und preisen dich: Heilig / heilig / heilig ist unser GOTT / der HErre Zebaoth:
Alle Lande / Himmel und Erden sind seiner Herrligkeit und Ehren voll. O GOtt Vater / sey uns
gnädig / und erfreue uns mit deiner Liebe! OGOtt Sohn / sey uns gnädig / und erhalte uns durch
dein Verdienst! O GOtt heiliger Geist / sey uns gnädig / erquicke und tröste uns mit deiner
heiligen Beywohnung! O du heilige Dreyfaltigkeit / sey uns gnädig / hilff uns recht gläuben /
Christlich leben / gedultig leyden / und endlich / wann die rechte Zeit kom̅t /
seelig sterben; damit wir mit allen Engeln und Auserwehlten dich von Angesicht zu Angesicht
schauen / und daselbst ewig lieben / loben und preisen mögen / Amen / HErr JEsu / in deinem
Nahmen / Amen.
Am Tage Johannis des Täuffers.
ALlmächtiger GOtt / ewiger Vater / wir rühmen und preisen dich / daß du durch S. Johannem /
den ersten Prediger Neuen Testaments / die fröliche Bottschafft des heiligen Evangelii hast
verkündigen / auch solche nachmahls uns kund thun lassen. Wir bitten dich imgleichen
|| [130]
demühtiglich / du wollest dieses dein seligmachendes Wort in unsern
Kirchen und Hertzen durch deinen heiligen Geist erhalten / dasselbe uns fest gläuben / und
wider alle Anfechtung von Sünde / Todt / Teuffel und Hölle zum kräfftigen Troste gedeyen
lassen. Hilff auch / daß solche gnadenreiche Bottschafft uns zu keiner Sicherheit diene:
sondern wir für dir mit willigem Gehorsam / in Heiligkeit und Gerechtigkeit zu leben bemühet
seyn / biß wir dort bey dir zur seeligen Vollenkommenheit gelangen / durch JEsum Christum
unsern Heyland und Helffer / Amen.
Am Tage der Heimsuchung Mariae.
ALmächtiger GOtt / der du die heilige Mutter deines lieben Sohnes auf ihrer Reise gnädiglich
behütet hast / wir bitten dich / leite / führe und beschütze uns auf unsern Wegen und Stegen.
Regiere uns / daß wir in Demuht und Freundligkeit / die Wercke der Christlichen Liebe und
Barmhertzigkeit einander fleißig erweisen. Hilff / daß unsere Seele und Leib sich in dir stets
erfreuen / unnöhtige Traurigkeit aber meiden. Siehe gnädig an das viele Elend / dem wir in
dieser Welt unterworffen sind / und errette uns daraus durch deinen gewaltigen Arm. Stürtze
deine Feinde / die dein geringes Häufflein zu vertilgen suchen. Erfülle uns mit deinen
himmlischen Gütern / nach welchen wir Hunger und Durst haben. Erhalte uns in deiner Furcht /
damit deine Barmhertzigkeit für und für bey uns bleiben möge: Dafür soll unsere Seele und Geist
deinen Nahmen mit ewigem Ruhm erheben und preisen / Amen / um JEsu deines liebsten Sohnes
willen / Amen.
|| [131]
Am Tage Michaelis.
HEiliger grosser GOtt / wir dancken dir / daß du / nach deiner Göttlichen Weißheit und
väterlichen Liebe gegen uns / die lieben Engel uns zu Dienern und Wächtern bestellet hast / die
uns als eine feurige Mauer umgeben / und für allem Schaden und Gefahr behüten müssen. Lieber
Vater / laß diese deine starcke Helden und himmlische Heerschaaren sich hinferner um deine
liebe Kirche / und unser gantzes Land lagern / daß sie des Teuffels / wie auch aller seiner
Glieder und Diener Boßheit / List / Macht und Gewalt abtreiben und verjagen. Sende die lieben
Engel in unsere Häuser und Wohnungen. Laß sie uns auf allen unsern Wegen und Stegen mit ihrem
Schutze begleiten / daß uns kein Unglück und Ubel berühre. Gib uns auch diese deine väterliche
Liebe nach Gnüge zu erkennen / damit wir dich allezeit dafür loben / uns eines Englischen /
heiligen und reinen Lebens befleißigen / auf daß wir die lieben Engel durch Sünde und Laster
von uns nicht verjagen / noch denen bösen Geistern über uns Macht einräumen. Endlich / wann
unsere Seele nach dem Himmel reisen soll / bestelle deroselben das Geleite der heiligen Engel:
so wollen wir in ihrer und aller Auserwehlten Gesellschafft / dich / samt deinem Sohn und
heiligem Geiste / in Ewigkeit loben und preisen / Amen.
|| [132]
Welches des Montags in den Beth-Stunden abgelesen wird.
EWiger / allmächtiger GOtt / barmhertziger Vater / wir erscheinen jetzo abermahl in deinem
Bet-Hause / erkennen und bekennen für dir mit demühtigem bußfertigem Hertzen / daß wir nicht
werth seyn unsere Augen gen Himmel aufzuheben / und unser Gebet dir fürzutragen: Dann wir haben
ja vielfältig und schwerlich gesündiget allesammt: wir haben der Zeit unserer gnädigen
Heimsuchung nicht wahrgenommen / deines heiligen Wortes und darinn geoffenbahrten gnädigen
Willens nicht geachtet / des lieben Friedens / den du uns gnädiglich geschencket / auch des
jährlichen Seegens / womit du uns mehrentheils so mildiglich angesehen / zur Sicherheit /
Stoltz / Pracht / Geitz / Wollust / Unmäßigkeit / Haß / Neid / Zanck / und andern Sünden
gemißbrauchet. Die Exempel anderer benachbahrter Länder / an welchen wir deinen gerechten Zorn
gesehen / auch die unterschiedene scharffe Züchtigungen / mit welchen du uns absonderlich
mannigmahl heimgesuchet hast / haben wir nicht zu Hertzen genommen / noch dadurch zu
ernstlicher Busse und Besserung uns bewegen lassen. Dahero kömmts denn auch / daß du / als ein
gerechter Richter / deine Hand wieder ausstreckest / und mit neuen Straffen hin und wieder uns
dräuest / so / daß zu befürchten / wir werden nebenst andern deine scharffe Ruhte / wegen
unsers beharrlichen Ungehorsahms / rechtschaffen und noch hefftiger als vorhin
|| [133]
empfinden müssen. Ach lieber GOtt und Vater / wir gestehen und bekennen für dir /
daß wir solches überflüßig verdienet haben / und daß du uns nicht unrecht thätest / wann du
gleich deine Hand würdest gar von uns abziehen / und uns zum gäntzlichen Verderben dahin geben.
Weil du aber / O unser GOtt und Vater / in deinem Worte verheissen hast / deinen gefasseten
Zorn abzuwenden von denjenigen / die ihre Missethaten und Ubertretungen bereuen / und in
hertzlicher Bußfertigkeit / und kindlichem Vertrauen dein Antlitz suchen: So beklagen und
bereuen wir von Grund unserer Seelen / daß wir an dir so vielfältig gesündiget / und deinem
Heil. Willen so vorsetzlich entgegen gewandelt haben; Wir demühtigen uns für dir mit
zerschlagenem Hertzen / und stellen zwischen unsere Sünde und deinen gerechten Zorn / im wahrem
Glauben / den einigen Mittler JEsum Christum deinen lieben Sohn. Siehe doch an / barmhertziger
GOtt und Vater / desselben Gnugthuung: nimm an für unsere Schuld seine Unschuld; für unsern
Ungehorsahm seinen Gehorsahm; für unsere Ungerechtigkeit seine Gerechtigkeit: sey uns um seinet
willen gnädig / und rechne uns nicht zu unsere Sünde / sondern gedencke unser nach deiner
grossen Gnade und Barmhertzigkeit. Laß doch nicht das Feuer deines Zorns nach unserm Verdienst
wider uns brennen; sondern schone unser als ein lieber Vater / und behüte uns doch künfftig in
Gnaden für Pestilentz / und allen andern ansteckenden Kranckheiten / für Unruhe und
Krieges-Last / für Mißwachs / schädlichem Ungewit
|| [134]
ter / für
Theurung / Feur- und Wassers-Noht / und allem andern Unheil / so du den Ubertretern deiner
Gebote und Rechte gedräuet hast. Und damit wir zu einem besserem und dir wolgefälligerm Leben
aufgerichtet werden: so erneure du selber unser aller Hertzen durch die Krafft deines Heil.
Geistes / und mache uns geschickt für dir nach deinen Geboten zu leben / und in deinen Wegen zu
wandeln. Wir bitten dich auch / O höchster GOtt und HErr aller Herren / für alle Christliche
Herrschafften und Regenten / insonderheit für unsere liebe Landes-Fürstliche Obrigkeit / und
alle Deroselben Angehörige: walte über Sie mit deiner Güte und Gnade / und lasse Sie zum Seegen
gesetzet seyn hier zeitlich und dort ewiglich. Erleuchte und regiere du die Hertzen und
Gemühter aller Gewalt-habenden auf Erden / daß sie dahin trachten / wie für allen Dingen die
Wahrheit deines Worts verthädiget / die Ehre deines Göttlichen Nahmens ausgebreitet / der
Unterthanen Wolfahrt / und insonderheit der heilsahme Friede allenthalben gesuchet / befördert
und erhalten werden möge: damit wir und alle andere unsere Neben-Christen allhie in deinem
Gnaden-Reiche auf Erden in Friede und Ruhe unsere Lebens-Zeit mögen zubringen / und ohne
Hinderniß mit Dancken für deinem heiligen Angesicht erscheinen / und dir unsern schuldigen
Gottesdienst mit Freud und Lust unserer Hertzen leisten und abstatten können. Nun du
allergütigster barmhertzigster GOTT und Vater / wir deine Kinder hoffen darauf / daß du so
gnädig bist / unser Hertz freuet sich / daß du so gerne hilffest: So erhöre
|| [135]
uns doch / und hilff uns / und deiner gantzen Nohtleidenden Christenheit / um deines
allerliebsten wolgefälligen Sohns / unsers HErrn und Heylandes JEsu Christi willen / in dessen
Nahmen wir in Kindlicher Zuversicht sprechen: Amen / Amen.
Welches an denen vierzeitigen Buß-Fast- und Beth-Tagen auf der Cantzel abzulesen und
kniend nachzubeten.
ACh HErr / HErr / barmhertzig und gnädig / gedultig und von grosser Güte und Treu: Wir liegen
allhier für deinem heiligen Angesicht / dürffen aber unsere Augen nicht aufheben zu dir: Dann
wir müssen uns schämen / daß wir so gesündiget haben. Wir haben gesündiget / Unrecht gethan und
seynd leyder gottloß gewesen / wir sind von deinen Geboten und Rechten gewichen / also / daß
auch nach ausgestandenen vielen harten Straffen / der Ungehorsam gegen dich und dein Wort / nur
immer grösser worden / und allerhand Ungerechtigkeit und Sünden auch bey uns und in diesen
Landen fast überhand genom̅en / wie solches offenbahr und am Tage ist / und wir
für dir / du allwissender und allgegenwärtiger GOtt / nicht leugnen können. Darum so lässest du
auch deinen gerechten Zorn wieder angehen / deine Hand hast du wieder ausgerecket / und dräuest
mit neuen Straffen und Plagen. Aber / O du gerechter GOtt / wir erkennen unsere grosse
Undanckbarkeit und schwere Sünde / suchen und bitten Gnade: Ach HERR / vergib uns doch solchen
unsern Undanck und alle Ubertretung; Gedencke / HErr / an deine
|| [136]
Barmhertzigkeit / und an deine Güte / die von der Welt her gewesen ist. Gedencke nicht unser
und unserer Väter Sünde und Missethat gedencke aber unser nach deiner grossen Barmhertzigkeit /
um deiner Güte willen. Du hast ja mit einem theuren Eyde bekräfftiget / du wollest nicht den
Tod des Sünders / sondern daß er sich bekehre und lebe. Ach HErr / HErr / bekehre du uns / so
werden wir bekehret / und laß uns doch nicht verderben. Hast du doch der kleinen Kinder / und
des unvernünfftigen Viehes / zu den Zeiten des Propheten Jonae dich jammern lassen / daß du die
Stadt Ninive nicht verderbetest / Ach HErr / es seynd derer sehr viel bey uns / und noch mehr
anderswo in der Christenheit / die noch nicht wissen / was recht oder linck ist; so laß
derselben und unser aller Noht / Untergang und Verderben dir / lieber Vater / auch zu Hertzen
gehen. Straffe uns nicht in deinem Zorn / und züchtige uns nicht in deinem Grimm / sondern sey
uns gnädig / HErr / und errette uns von der Hand aller die uns hassen. Siehe deßwegen an das
Angesicht deines lieben Sohns / unsers getreuen Mittlers und Fürbitters JEsu Christi: Siehe an
sein heiliges Haupt mit der Dornen-Krone zerrissen; Siehe an seinen blutigen Leib; Siehe an
sein Creutz / Marter und Todt / und sey uns gnädig. Du auch / O gebenedeyeter Friedens-Fürst /
HErr JEsu Christe / habe du über uns und die gantze Christenheit Gedancken des Friedens / und
nicht des Leydes / so wollen wir dich unsern Erlöser / sam̅t dem Vater und
heiligem Geiste / dafür von Hertzen loben / und deinem Nahmen dancken / daß er so lieblich ist
/ hier zeitlich und dort ewiglich / Amen.
|| [137]
Welches in Braunschweig nach geendigten Catechismus-Predigten verlesen wird.
OVater aller Barmhertzigkeit / der du dir eine heilige Gemeine und Kirche auf Erden durch
dein Wort und heiligen Geist sammlest und erhältst. Wir bitten dich / du wollest deine Heerde /
das arme Häufflein / so dein Wort durch deine Gnade angenommen / ehret und fördert / bey der
rechten / erkanten / reinen und allein seeligmachenden Lehre / auch bey rechtem Brauch der
hochwürdigen Sacrament stet und fest erhalten / wider alle Pforten der Höllen / wider alles
Wüten und Toben des leidigen Teuffels / wider alle Boßheit und Tyranney der argen Welt. Erhalte
dein Schifflein sammt deinen Christen / mitten auf dem ungestühmen Meer / unter den Wellen und
Wasserwogen / daß es nicht sincke und untergehe. Laß deine liebe Kirche fest und unbeweglich
stehen auf dem Grund-Fels / darauf sie erbauet ist. O GOTT Zebaoth / wende dich doch / schaue
vom Himmel / und siehe an / und suche heim / deinen Weinstock / und erhalte ihn im Bau / den
deine Rechte gepflantzet hat / und den du dir festiglich erwehlet hast / auf daß sein Gewächs
ausgebreitet / und seine Zweige groß werden. Verzäune ihn mit deinem Schild / und nimm uns
deine Schaafe in deinen Schutz / daß uns niemand aus deiner Hand reisse. Behüte uns für allen
den jenigen / so da suchen Vertilgung rechter Lehre / Aufrichtung und Bestättigung ihrer
schändlichen Abgöttereyen. Laß dein liebes Wort / das helle
|| [138]
und
unwandelbahre Liecht / so uns jetzt scheinet / nicht untergedrucket oder ausgelöschet werden /
sondern thue Hülffe durch deinen grossen und ausgestreckten Arm / und erhalte deine Kirche und
Gemeine unter so vielen Anstössen in der Welt / auf daß du unter uns hie auf Erden auch habest
und behaltest ein Volck / das dich erkenne / ehre und anbete / und deinem heiligen Namen mit
reinem Hertzen diene. Ach HERR! schone deines Volcks / und laß uns nicht entgelten unserer
Sünden / der du die Missethat vormahls vergeben hast deinem Volcke / und alle ihre Sünde
bedecket / der du vormahls allen deinen Zorn aufgehaben / und dich gewendet von dem Grimm
deines Zorns. Tröste uns GOtt / unser Heyland / und laß ab von deiner Ungnade über uns.
Beschütze deine Christenheit / welche sich auf dich allein verlässet / daß die Pforten der
Höllen sie nicht überwältigen. Sey und bleibe du mitten unter uns / und weiche nicht von deiner
Gemeine. Thue solches üm deines Nahmens willen / daß der nicht entheiliget werde: Ja thue es üm
JESU Christi deines lieben Sohnes willen / Amen.
Das Hagel-Leyer-Gebet.
HERR allmächtiger GOTT / du König Himmels und der Erden / der du durch deine überschwengliche
Güte den gantzen Erdboden mit allerley Früchten zierest und erfüllest / darvon Menschen und
Vieh ihre Nahrung haben; Wir bitten dich um deiner Barmhertzigkeit willen / du wollest unser
Land segnen und gebenedeyen / daß es seine Früchte und Vermögen gebe / denn wir von uns selber
|| [139]
nicht ein Körnlein aus der Erden können herfür bringen / oder
demselben helffen / wo du nicht das Gedeyen giebest. Darum verleihe den lieben Früchten ein
gnädiges Gewitter / daß sie wachsen und wolgerahten / behüte sie vor Hagel und Ungewitter / für
Verheerung / für allerley Ungezieffer und Schaden. Laß das Land nicht feyren in deinem Zorn /
daß es nicht wüste liege / und unfruchtbahr bleibe. Schliesse den Himmel nicht zu in deinem
Grimm / um unser Sünde willen / daß er nicht werde wie Eisen / und die Erde wie Ertz / sondern
gib uns früh- und spat-Regen / dazu fruchtbahre Zeiten / suche das Land heim / und wässere es /
und mache es sehr reich / GOttes Brünnlein hat Wassers die Fülle. O HErr laß uns unser Geträyde
wol gerahten / dann also bauest du das Land / träncke unsere Furchen / und feuchte sein
Gepflügtes mit Regen / mache es weich / und segne sein Gewächs / kröne das Jahr mit deinem Gut
/ daß deine Fußstapffen trieffen von Fette / so werden die Wohnungen in der Wüsten auch fett
werden / daß sie trieffen / und die Hügel umher werden lustig seyn / die Anger werden voll
Schaaffe seyn / und die Auen werden dicke stehen mit Korn / daß man jauchtzet und singet. So
laß dir lieber GOtt in deinen gnädigen Schutz befohlen seyn den lieben Saamen / und alle
Früchte des gantzen Erdreichs / erhalte sie für Frost / Kälte / im Wind / Hitze und Dürre / im
Regen und allem für fallenden Wetter / daß sie nicht beschädiget werden. Behüte uns für
Mißwachs / vor Theurung / Hunger und Kummer. Siehe / wir bekennen unsere Sünde mit reuigem
|| [140]
Hertzen / und schreyen zu dir unserm GOtt / du wollest hören im Himmel
/ dem Sitze da du wohnest / und gnädig seyn der Sünde deines Volcks / uns nicht verlassen / mit
leiblicher Nahrung / sondern uns versorgen / auf daß wir in allen Dingen deine Göttliche Krafft
und milde Hand mit Dancksagung erkennen / und dich preisen / der du uns reichlich ernehrest an
Leib und Seel / hie zeitlich und dort ewiglich / Amen.
Danck-Gebet nach der Erndte.
HErr GOtt Himmels und der Erden / du bedeckest den Himmel mit Wolcken / giebest Regen auf
Erden / und lässest Graß und Wein wachsen auf den Bergen / du machest die Erde fruchtbar und
wachsend / daß sie giebet Saamen zu säen / Brodt zu essen / und Wein zu trincken / du lässest
Graß wachsen für das Vieh / Saat und Wein zu Nutz den Menschen / daß du Brodt und Wein aus der
Erden bringest / du erfüllest der Menschen Hertz mit Speise und Freuden / und giebest uns
allerley gutes reichlich zu geniessen / nach deinem Wort und gnädiger Zusagung. So lange die
Erde stehet / soll nicht aufhören / Saamen und Erndte / welches du gnädiger GOtt auch an uns in
diesem Jahr kräfftiglich erfüllet hast / unsern Saamen haben wir auf Hoffnung ausgesäet / und
siehe / nun haben wir durch deinen Seegen reichlich eingeerndtet. Für solche deine Gnade und
Wolthat dancken wir dir von Hertzen und sagen: Nun dancket alle GOtt / der grosse Dinge thut an
allen Enden / der uns von Mutter Leibe an lebendig erhält / und thut uns alles guts: Preise
Jerusalem den
|| [141]
HErrn / lobe Zion deinen GOtt / der deinen Gräntzen
Friede schaffet / und sättiget dich mit dem besten Weitzen. Danck sey dir O treuer GOtt / daß
du in diesem Jahr den Himmel erhöret hast / und der Himmel die Erde erhöret / und die Erde Korn
/ Most und Oel erhöret hat / und dieselbigen uns erhöret haben. Danck sey dir / O getreuer GOtt
/ daß du unserm Saamen den wir auf den Acker gesäet haben / Regen gegeben / Speiß und Tranck
von des Ackers Einkommen / und desselbigen volle Gnüge: Danck sey dir O getreuer GOtt / daß du
uns in Friede diese Erndte hast erleben und erhalten lassen. Lasset uns doch den HErrn unsern
GOtt fürchten / der uns Früh- und Spat-Regen zu rechter Zeit gegeben / und uns die Erndte auch
in diesem Jahr so getreulich behütet hat. Behüte auch lieber GOtt unser eingesammletes Geträyde
in den Scheuren und auf den Boden / gib Gnade daß wirs anwenden / dir zu Lob und Preiß / uns
und unsern nohtdürfftigen Nechsten zu nohtwendiger Erhaltung / und laß uns seyn Zweige deiner
Pflantzung / und ein Werck deiner Hände zum Preiß / auf daß wir im Alter zum Grabe kommen / und
wie Garben eingebracht auch endlich am Jüngsten Tage durch deine Heil. Engel / als guter
Weitzen in deine Scheuren gesammlet werden. So wollen wir dir mit allen Heiligen ein fröliches
Danck-Lied singen / und deine Güte preisen in Ewigkeit / Amen.
|| [142]
Fest-Collecten. Im Advent.
LIeber HErr GOTT / wecke uns auf / daß wir bereit seyn / wenn dein Sohn kömmt / ihn mit
Freuden zu empfahen / und Dir mit reinem Hertzen zu dienen / durch denselben deinen lieben Sohn
JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger / ewiger GOTT / der du deinen Sohn zum Könige eingesetzet / und uns zu dem Reich
dieses deines Sohns beruffen hast / regiere uns durch deinen heiligen Geist / daß wir uns
seinem heiligem Befehl und Willen in Demuht und Gehorsahm unterwerffen / und von ihm wider
Sünde / Tod und Teuffel kräfftiglich beschützet werden / biß wir endlich aus dem Reich der
Gnaden in das Reich der Herrlichkeit gelangen / durch JEsum Christum / der mit dir und dem
Heil. Geist lebet und regieret in Ewigkeit / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir von gantzem Hertzen / daß du uns armen Sündern
zu Trost / deinen Sohn Christum zu einem Messia verordnet und gesand hast / daß er ein
gerechter König und Heyland seyn solte / das ist / sein Volck von Sünden erlösen / und aus des
Teuffels Tyranney und ewigem Tode erretten. Wir bitten dich von Hertzen / du wollest uns durch
|| [143]
deinen heiligen Geist also erleuchten / regieren und führen / daß
wir diesen gerechten König und Heyland warhafftig erkennen / an ihm allein uns halten / uns an
seiner geringen Gestalt / und verachtetem Reich nicht ärgern / sondern in einem rechten
Vertrauen auf ihn ewig seelig werden mögen / durch denselbigen deinen Sohn JEsum Christum
unsern HErrn / Amen.
Auf Weyhnachten.
HIlff lieber HErr GOTT / daß wir der neuen leiblichen Geburt deines Sohns theilhafftig werden
und bleiben / und von unser alten sündlichen Geburt erlediget werden / und in der Neuen dir
dienen mögen / durch denselbigen deinen Sohn / JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
HERR GOTT himmlischer Vater / wir dancken deiner grossen Gnade und Barmhertzigkeit / daß du
deinen eingebohrnen Sohn JEsum Christum / in unser Fleisch hast kommen lassen / und durch ihn
uns von Sünden und ewigem Tode gnädiglich geholffen; Wir bitten dich hertzlich / erleuchte
unsere Hertzen durch deinen heiligen Geist / daß wir für solche deine Gnade dir danckbahr seyn
/ und derselbigen uns in aller Anfechtung trösten / und endlich ewig seelig werden mögen /
durch denselbigen deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
O Liebster Heyland JEsu Christe / der du unser armes Fleisch und Blut hast angenommen / und
uns in allem
|| [144]
gleich worden bist / ausgenommen die Sünde / laß uns
aus deiner Geburt eine kräfftige Versicherung deiner unendlichen Liebe gegen uns erlangen / daß
wir feste gläuben / du werdest dich unser allzeit gnädiglich annehmen / und verleihe uns / daß
wir durch deine Menschwerdung unserm sündlichem Fleische widerstreben / und den neuen Menschen
/ nach GOtt geschaffen / anziehen / damit wir das himmlische Erbe / das du uns erworben /
erhalten / worauf wir hoffen und warten um deiner Güte willen / Amen.
ALIA.
BArmhertziger / gnädiger GOtt / der du deinen Sohn in diese Welt gesand hast / und bey dessen
Geburt durch die him̅lische Heerschaaren Friede und deinem Wolgefallen an uns
lassen verkündigen / gib uns deine Gnade / und hilff uns / daß wir solcher herrlichen Güter
theilhafftig werden / und dich dafür ehren / rühmen und preisen / biß wir endlich mit allen
Engeln und Auserwählten dir Halleluja singen von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.
IN DIE CIRCUMCISIONIS DOMINI.
O HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir für deine Väterliche Gnaden / daß du dich der
armen Sünder angenommen / und deinen Sohn Christum denselbigen zu gut unter das Gesetz gethan
hast / daß er mit seinem vollkommenen Gehorsahm deinen gerechten Zorn stillete / und unsern
Ungehorsahm heilete / wir bitten dich du wollest durch deinen heiligen Geist unsere Hertzen
also erleuchten / daß wir uns solches Gehorsahms wider unsere Sünde und böses Gewissen trösten
können / und durch
|| [145]
die Hülff des heiligen Geistes auch anfangen
gehorsahme Kinder zu werden / und endlich ewig seelig werden mögen / durch denselbigen deinen
Sohn Christum JEsum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
O HErr JEu Christe der du durch deinen vollkommnen Gehorsahm uns von dem Fluch des Gesetzes
hast befreyet / laß uns diese seelige Freyheit also gebrauchen / daß wir uns wider die
anklebende Schwachheiten damit trösten / und dabey in einem freywilligen und freudigem
Gehorsahm dir danckbar seyn / biß wir dort zu der vollkommnen Freyheit der Kinder GOttes
gelangen / und dich für solche Gnade ewiglich preisen und dir dancken / Amen.
ALIA.
GNädiger GOtt / ewiger Vater / von dem alle gute Gaben und alle vollkommne Gaben kommen / wir
dancken dir vor alle deine Wolthaten / die du uns im vorigen Jahr an Seel und Leib hast
erwiesen / und bitten deine Barmhertzigkeit / du wollest uns ein glückseeliges und
freudenreiches Jahr bescheren / für Unglück und Gefahr gnädiglich behüten / und mit deinem
göttlichen Seegen erfüllen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
IN DIE EPIPHANIAS DOMINI.
O Liebster Heyland JEsu Christe / der du die frommen Weisen durch einen hellen Stern zu dir
geleitet / wir bitten dich / erleuchte unsre verfinsterte Hertzen durch dei
|| [146]
ne Gnade / daß wir zu deinem seeligen Erkäntniß gelangen / in demselben täglich
wachsen und zunehmen / und als Kinder des Lichts für dir wandeln / damit wir endlich zu deinem
seeligen Licht gelangen / und dich in himmlischer Klarheit anschauen immer und ewiglich /
Amen.
ALIA.
O Du getreuer Heyland JEsu Christe / der du das Verlangen der Weisen aus Morgenland so gnädig
hast gestillet / und dich von ihnen finden lassen / wir dancken dir / daß du auch uns den Weg
die Warheit und das Leben gezeiget / und bitten dich verleihe uns / daß unser Hertz sich nach
dir sehne / dich mit allen Ernst suche und finde / und dich und deine Gnade nimmermehr verliere
/ biß wir ewig dein Antlitz in Gerechtigkeit anschauen werden / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du deinen eingebohrnen Sohn JEsum Christum / durch
Erscheinung eines Sterns / den Heyden offenbahret hast / und uns auch in diesen letzten Zeiten
/ mit dem seeligen Lichte deines göttlichen Worts / zur Erkäntniß deines lieben Sohns hast
kommen lassen. Wir bitten dich von Hertzen / du wollest uns durch deinen Heil. Geist also
begnaden und begaben / daß wir nach solchem Licht deiner Warheit / immerdar wandeln / uns mit
gantzer Zuversicht unsers Heylandes allezeit erfreuen / und also zur ewigen Seeligkeit erhalten
werden mögen / durch denselben deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
|| [147]
Auf PURIFICATIONIS.
O JEsu Christe / unser Heyland / der du in deiner Unschuld das Opffer im Tempel vor dich
bringen lassen / und dadurch die Reinigung unser Sünde durch dich selbst bedeutet hast /
reinige unser Hertzen durch wahren Glauben / daß wir in reinem Gewissen dich anruffen und dir
dienen / und mit der Heiligung in deiner Furcht fortfahren / biß wir von aller sündlichen
Unreinigkeit erlöset / dir ewiglich in vollkommener Gerechtigkeit dienen und dir dancken /
Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du deinen Sohn uns zum Heyland bereitet hast / daß er der
Heyden Licht / und der Jüden Preiß seyn solte / wir bitten dich / erleuchte unsere Hertzen /
daß wir deine Gnade / und Väterlichen Willen in ihme erkennen / auch Hülffe und Schutz wider
die Sünde / Verdammniß und leidigen Satan / an ihm haben / und hernachmahls ewig seelig werden
mögen / durch denselben deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
IN DIE ANNUNTIATIONIS MARIAE.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir vor deine unaussprechliche Gnade / daß du uns
armen Sünder bedacht hast / und deinen Sohn in unser Fleisch geschicket / und um unsern Willen
lassen Mensch werden / wir bitten dich von gantzem Hertzen / du wollest uns durch deinen
heiligen Geist / Gnade verleihen / daß wir uns seiner Menschwerdung / Leydens und Sterbens
trösten / ihn
|| [148]
vor unsern HErrn und ewigen König erkennen und
annehmen / und durch ihn mit dir und dem heiligen Geist ewig leben und seelig werden mögen /
Amen.
Von dem Leyden Christi.
BArmhertziger ewiger GOTT / der du deines einigen Sohns nicht verschonet hast / sondern für
uns alle dahin gegeben / daß er unsere Sünde am Creutz tragen solte / verleihe uns das unser
Hertz in solchen Glauben nimmermehr erschrecke noch verzage durch denselben deinen Sohn JEsum
Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger ewiger GOtt / der du aus grosser Liebe gegen die Menschen deinen Sohn ins
Fleisch hast kommen lassen / und seine Empsängniß durch einen Engel vorher verkündiget /
reinige unsere sündliche Geburt durch die Heiligkeit deines Sohns / und dämpffe von Jugend auf
die Lüste / die uns ankleben / damit du ein gnädiges Wolgefallen an uns findest / und wir
deinen Sohn in seinen Reich hier und dort ewig dienen mögen / durch denselben deinen Sohn
Christum JEsum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger Vater ewiger GOTT / der du deinen Sohn für uns des Creutzes Pein hast lassen
leiden / auf daß du uns von des Feindes Gewalt errettest; Verleihe uns / daß wir das Gedächtniß
seines Leydens also danckbarlich begehen / daß wir dadurch die Verge
|| [149]
bung der Sünden / und Erlösung vom ewigen Tode erlangen / und dermahleins durch den
zeitlichen Tod zu dir ins ewige Leben dringen mögen / durch denselben deinen Sohn JEsum
Christum unsern HErren / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger ewiger GOtt / der du deinen eingebohrnen Sohn hast dahin gegeben / daß er unser
Sünde am Creutz tragen solte / deinen gerechten Zorn über die Sünde zu stillen / verleihe uns /
daß wir dieses Leyden also betrachten / daß unser alter Mensch samt Christo gekreutziget werde
/ auf daß der sündliche Leib aufhöre / und wir hinfort der Sünde nicht dienen / damit wir der
Vergebung der Sünden / Erlösung vom Tode und Hoffnung der Seeligkeit versichert seyn und
bleiben / um JEsu Christi unsers Heylandes willen / Amen.
IN DIE VIRID.
O Du treuer Heyland JEsu Christe / wir dancken deiner grundlosen Barmhertzigkeit / daß du
dich nicht allein für unser Sünde in den Tod dahin gegeben / sondern auch ein Gedächtniß deiner
Liebe im Abendmahl hast gestifftet. Verleihe uns / daß wir bey desselbigen Gebrauch deinen Tod
kräfftiglich verkündigen / und also mit dir im wahren Glauben vereiniget werden / auch an dir
Gedult und Gehorsam lernen / und uns dein in allen Creutz getrösten / um deines allerheiligsten
Leydens und Sterbens willen / Amen.
|| [150]
ALIA.
O JEsu Christe / du Liebhaber des Lebens / der du denen die dich suchen / das Brodt des
Lebens bist / wir bitten dich / sey auch im heiligen Abendmahl die rechte Speise und Tranck
unser Seelen / daß wir dadurch erwecket und zu allem Guten und dir wolgefälligen Leben
gestärcket werden / und in dir hier leben und volle Gnüge finden / auch dermahleinst für deinem
Thron im Himmel ewiglich erfreuet werden / um deiner grundlosen Güte und Barmhertzigkeit willen
/ Amen.
Auf Ostern.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du deinen eingebohrnen Sohn / um unser Sünde willen hast
hingegeben / und um unser Gerechtigkeit willen auferwecket / wir bitten dich / du wollest
deinen heiligen Geist uns schencken / durch denselben uns regieren und führen / in rechtem
warhafftigen Glauben erhalten / und für allen Sünden in einem neuen Leben behüten / und nach
diesem Leben auferwecken zum ewigen Leben / durch deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn /
Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du deinen Sohn für uns hast aufferwecket / wir bitten dich
/ laß uns auch mit demselben aufferstehen von unsern Sünden / damit wir der Gerechtigkeit leben
und dir dienen / laß uns auch in Christo am Jüngsten Tage wieder auferwecket werden / und nimm
uns zu dir in dein ewiges Leben / um der Auferstehung JESU Christi unsers HErrn willen / Amen.
|| [151]
ALIA.
ALlmächtiger GOtt / der du Christum unsern Heyland von den Todten hast ausgeführet / und ihn
als einen Sieges-Fürsten über Sünde / Tod / Teuffel und Hölle hast triumphiren lassen / wircke
dadurch in uns allen Krafft und Stärcke / daß wir wider alle diese Feinde auch streiten und sie
überwinden. Schaffe in uns auch diesen Trost und feste Zuversicht / daß wir uns in allem Creutz
/ Anfechtung und Verfolgung unsers Uberwinders JEsu Christi getrösten / um dieses deines Sohns
JEsu Christi unsers HErrn willen / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger GOTT / der du durch den Tod deines Sohns die Sünde und Tod zunichte gemacht und
durch sein Auferstehen die Unschuld und ewiges Leben wiederbracht hast auf daß wir von der
Gewalt des Teuffels erlöset / in deinem Reich leben / verleihe uns / daß wir solches von
gantzen Hertzen gläuben / und in solchem Glauben beständig dich allezeit loben und dir dancken
/ durch denselben deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
IN DIE ASCENSIONIS DOMINI.
HErr JEsu Christe / du Sohn des allerhöchsten GOttes / der du nun forthin nicht mehr auf
Erden arm und elend bist / sondern zur Rechten deines Vaters / ein gewaltiger HErr über alles /
was da ist im Himmel und auf Erden / alles auch erfüllest und regierest / wir bitten dich / du
wollest deinen heiligen Geist uns senden / fromme
|| [152]
Kirchen-Diener
geben / dieselbigen begaben / und auf deinem Worte erhalten / dem Satan und allen Tyrannen
wehren / dein Reich auf Erden gewaltig erhalten / biß daß alle Feinde zu deinen Füssen liegen /
und wir auch durch dich die Sünd / den Todt und alles überwinden / Amen.
ALIA.
O HErr JEsu Christe / du grosser König Himmels und der Erden / der du an diesem Tage dein
Reich eingenommen / und dich zur Rechten deines Vaters gesetzet hast / wir bitten dich / laß
uns dieses wol zu Hertzen nehmen / damit wir stets nach dem / das droben ist / trachten / und
das / was auf Erden ist / verschmähen / damit wir endlich zu der Wohnung deines Vaters kommen
mögen / dahin du eingegangen bist / sie uns zu bereiten / auf daß wir dir samt Vater und
heiligen Geist ewiglich Lob und Danck singen / der du lebest und regierest in Ewigkeit /
Amen.
ALIA.
O HErr JEsu Christe / der du an diesem Tage gen Himmel gefahren / und doch alle Tage bey uns
bist / biß an der Welt Ende / wir bitten dich / entweiche doch nimmer von uns mit deiner Gnade
/ sondern laß uns deinen kräfftigen Beystand in gantzen Leben empfinden / damit wir in wahren
Gluben und beständigen Gehorsam erhalten werden / alle geistliche Feinde durch deine göttliche
Krafft überwinden / und in aller Noht gestärcket werden / biß wir endlich aus diesem Leben in
das Reich deines Vaters versetzet werden / um deiner ewigen Barmhertzigkeit willen / Amen.
|| [153]
Auf Pfingsten.
HErr GOtt lieber Vater / der du (an diesem Tag) deiner Gläubigen Hertzen durch deinen
heiligen Geist erleuchtet und gelehret hast / gib uns daß wir auch durch denselbigen Geist
rechten Verstand haben / und zu aller Zeit seines Trostes und Krafft uns freuen / durch deinen
Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger / gütiger GOtt / der du an diesem Tage die Verheissung deines Sohns hast
erfüllet / und deinen Geist über die Menschen reichlich ausgegossen / wir bitten dich / laß uns
auch die Würckung deines guten Geistes kräfftiglich empfinden / daß wir dadurch in alle Warheit
geleitet / wider alle Versuchung gestärcket / und in aller Noht getröstet werden / gib auch
durch deinen Geist Zeugniß unserm Geist / daß wir deine Kinder seyn / und mit Freudigkeit dich
als Kinder anruffen mögen / der du bist unser GOtt und Vater von Ewigkeit zu Ewigkeit /
Amen.
ALIA.
HErr JEsu Christe / du Sohn des allmächtigen GOttes / wir bitten dich / du wollest durch dein
Wort deinen heiligen Geist in unsre Hertzen geben / daß derselbige uns regiere und führe nach
deinem Willen uns in allerley Anfechtung und Unglück tröste / in deiner Warheit wider allen
Irrthum leite und erhalte / auf daß wir im Glauben fest bestehen mögen / in der Liebe und guten
Wercken zunehmen / und durch eine gewisse Hoffnung
|| [154]
deiner erworbenen
und geschenckten Gnaden ewig seelig werden / der du mit dem Vater und heiligen Geist regierest
von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.
Auf TRINITATIS.
ALlmächtiger ewiger GOtt / der du uns gelehret hast / im rechten Glauben zu wissen und
bekennen / daß du in drey Persohnen gleicher Macht und Ehren ein ewiger GOtt / und dafür
anzubeten bist / wir bitten dich / du wollest uns bey solchem Glauben allezeit erhalten / wider
alles das da gegen uns mag anfechten / der du lebest und regierest von Ewigkeit zu Ewigkeit /
Amen.
ALIA.
ALlmächtiger / barmhertziger GOtt / wir dancken dir von Hertzen / daß du uns in der Heil.
Tauffe zu Kindern angenommen / und uns um Christi willen alle Sünden vergeben / Gerechtigkeit /
heiligen Geist und ewiges Leben geschencket / und bitten dich / du wollest durch diesen deinen
heiligen Geist uns also regieren / daß wir unsers Tauff Bundes nimmermehr vergessen / sondern
dem Teuffel und der Sünde täglich mehr absagen / und dir und deiner Gerechtigkeit leben / biß
wir endlich durch einen seeligen Todt zum ewigen Leben wieder gebohren werden / durch JEsum
Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
IN DIE JOHANNIS BAPTISTAE.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du durch den heiligen Täuffer Johannem uns zum Trost hast
bezeugen lassen / daß JEsus Christus das wahre unschuldige
|| [155]
Lämmlein
wäre / welches der gantzen Welt Sünde tragen solte / in welchem auch alle Gläubigen das ewige
Leben überkommen werden. Wir bitten dich von Hertzen / gib daß wir allezeit solches Gezeugniß
von unserm Heyland Jesu Christo uns trösten und erfreuen / im rechten Glauben darinne beständig
beharren / und mit Johanne dem Täuffer und allen Gläubigen die ewige Seeligkeit überkommen
mögen / durch denselbigen deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir für deine grosse Gnade / daß du uns vom Gesetze
hast erlöset / und den Geist der Furcht von uns genommen / wir bitten dich / laß uns in wahren
Glauben zu Christo kommen / daß wir diese Erlösung und Gabe durch ihn theilhaftig werden / dir
ohne Furcht unser Lebenlang zu dienen / und in rechter Gerechtigkeit für dir zu wandeln / biß
wir endlich von aller Finsterniß und Schatten des Todes errettet / dich in deiner Höhe ewiglich
rühmen und preisen / um JEsu Christi unsers Erlösers willen / Amen.
IN DIE VISITATIONIS MARIAE.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir dancken dir vor alle deine Wolthat / Geistlich und Leiblich
/ die du uns so reichlich hast wiederfahren lassen / und bitten dich / behüte uns für Hoffart
und Sicherheit / daß wir nicht in Undanckbarkeit und Sünden gerahten / und deine Huld
verliehren / wie die liebe Jungfrau Maria in ihrem Lob-Gesang gesungen hat / daß weder Weißheit
/ Gewalt oder
|| [156]
Reichthum / die helffen soll / die dich nicht
fürchten; gib uns aber ein solches Hertz / daß in deiner Furcht bleibe / an deinem Worte hange
/ auf daß wir deinen Seegen behalten / und endlich seelig werden mögen / durch deinen Sohn
JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
BArmhertziger / gnädiger GOtt / der du durch die Gegenwart deines Sohns den heiligen Johannem
schon im Mutterleibe mit Freuden hast erfüllet / laß uns auch dessen Gegenwart kräfftiglich in
unsrer Seelen empfinden / damit wir in diesem Heylande Trost / Friede / Freude und ewiges Leben
haben mögen. Laß uns auch mit der heiligen Maria erkennen / daß alles unser Heyl und Seeligkeit
von dir kommen / auf daß wir solches alleine in dir suchen / und dich mit allen heiligen GOttes
allzeit rühmen und preisen mögen durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
IN DIE MICHAELIS.
ALlmächtiger HErr GOtt Vater / wir dancken dir von Hertzen / daß du deine heilige Engel zu
dienstbahren Geistern geschaffen und verordnet hast / daß sie um die Gottfürchtigen stehen
sollen / denselbigen allenthalben dienen / sie auf allen ihren Wegen behüten / sie auch als
eine Wagenburg umringen / damit sie vom Teuffel und der gottlosen Welt nicht beleidiget werden
mögen. Wir bitten auch von Hertzen / du wollest uns durch deinen heiligen Geist im rechten
Glauben an JEsum Christum und warhafftigen Gehorsam deines Willens erhalten /
|| [157]
damit wir in dem Schutz deiner lieben Engel seyn und bleiben / und allenthalben an
Leib und Leben / und was wir sonst auf Erden haben / zu Tag un̅ Nacht mögen
befriedet bleiben / um deines lieben Sohns JEsu Christi willen / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger / gütiger GOtt / der du uns mit deiner Güte und Gnade reichlich überschüttest /
uns für aller Gefahr durch deine heilige Engel beschirmest / laß uns für solche deine Gnade dir
danckbahr seyn / und deinen Willen von uns hier auf Erden so verrichtet werden / wie er
geschicht von den Engeln in deinem Himmel / damit wir die heiligen Engel durch Sünde nicht von
uns treiben noch betrüben / sondern in deinen Schirm und Schutz behalten werden / biß wir
dorten zu der vollkommenen Heiligkeit gelangen / und dich unter den Engeln GOttes ewiglich
rühmen und preisen werden / um deines lieben Sohns unsers HErrn willen / Amen.
Gemeine Collecten.
ALlmächtiger HErr GOtt Vater / der du bist ein Beschützer aller die auf dich hoffen / ohn
welches Gnad niemand ichtwas vermag / noch etwas vor dir gilt / laß deine Barmhertzigkeit uns
reichlich wiederfahren / auf daß wir durch dein heiliges Eingeben dencken was recht ist / und
durch deine Krafft dasselbige vollenbringen / um JESU Christi unsers HErren willen / Amen.
|| [158]
Um Vergebung der Sünden.
HEiliger GOTT / barmhertziger Vater / der du bist barmhertzig und gnädig und gedultig / und
gern vergiebest Missethat / Ubertretung und Sünde / wenn sich die Sünder zu dir bekehren / wir
bitten dich mit zerschlagenem Hertzen / vergib HErr / vergib uns auch unsre Sünden / und laß
uns in Christo JESU Gnade und Vergebung wiederfahren / daß wir im Glauben an ihm Gerechtigkeit
/ Leben und Seeligkeit erlangen mögen / um JESU Christi deines Sohns unsers Heylandes willen /
Amen.
Um wahre Busse.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir bitten dich du wollest durch deinen Heil. Geist uns also
leiten und führen / daß wir unser Sünde nicht gering achten / und sicher werden / sondern in
steter Bußfertigkeit befunden werden / uns von Tag zu Tag bessern / und darnach uns allein des
trösten mögen / daß du uns Gnade beweisen wollest / alle Sünde vergeben / und ewig seelig
machen / um deines Sohnes JEsu Christi unsers HErrn Willen / Amen.
Um Glauben / Liebe und Hoffnung.
ALlmächtiger HErr GOtt Vater / verleihe uns einen beständigen Glauben an Christum JEsum /
eine unerschreckliche Hoffnung auf deine Barmhertzigkeit / wider alles Schrecken unser
sündlichen Gewissen / und eine aufrichtige Liebe zu dir und allen Menschen / um JEsu Christi
deines Sohns unsers HErrn willen / Amen.
|| [159]
ALIA.
ALlmächtiger HErr GOTT / gib uns den rechten warhafftigen Glauben / und mehre denselben
täglich in uns / gib uns auch Liebe und Hoffnung / damit wir dir und unserm Nächsten nach
deinem Wolgefallen mögen dienen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um Glauben.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du aus Väterlicher Liebe uns armen Sündern deinen Sohn
geschencket hast / daß wir an ihn gläuben / und durch den Glauben seelig werden sollen / wir
bitten dich / gib deinen heiligen Geist in unsere Hertzen / daß wir im rechten Glauben biß ans
Ende verharren und seelig werden / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um Danckbarkeit gegen GOtt.
HErr GOtt himmlischer Vater / von dem wir ohne Unterlaß allerley Gutes gar überflüßig
empfahen / und täglich für allem Ubel gantz gnädiglich behütet werden / wir bitten dich / gib
uns durch deinen H Geist solchs alles mit gantzem Hertzen im rechten Glauben zu erkennen / auf
daß wir deiner milden Güte und Barmhertzigkeit hie und dort ewiglich dancken und loben / durch
JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um ein heiliges Leben.
HEiliger GOtt / gerechter Vater / für dessen Angesicht was böse ist nicht kan bestehen / wir
bitten dich / gib
|| [160]
deinen Heil. Geist in unsre Hertzen / daß derselbe
von aller Befleckung des Geistes und des Fleisches uns reinige / und zu allen Christlichen
Tugenden das Wollen und Vollbringen in uns wircke / damit wir dir im gantzen Leben im Geist und
in der Warheit dienen / in allem Guten wachsen und zunehmen / und biß auf den Tag unsers HErrn
JEsu Christ unsträflich behalten werden / um desselben deines Sohns JEsu Christi unsers HErrn
willen / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir bitten dich du wollest uns den Geist der Warheit und des
Friedens verleihen / auf daß wir von gantzen Hertzen was dir gefället erkennen / und dem mit
allen Kräfften allein nachfolgen mögen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn /
Amen.
Um die Liebe GOttes.
GNädiger GOtt / liebreicher Vater / der du uns in Christo JEsu vor der Welt geliebet hast /
und uns mit allerley Gütern an Seel und Leib täglich und reichlich überschüttest / verleihe uns
/ daß dein Geist in unsern Hertzen rechtschaffene Liebe anzünde / daß wir dich / deine Güte und
Wolthaten erkennen / von gantzen Hertzen über alles lieben / und alles was in der Welt ist /
gegen dich für nichts und eitel achten / und also deiner ewigen Liebe fähig werden / um deines
lieben Sohns JEsu Christi willen / Amen.
|| [161]
Um die Liebe des Nächsten.
ALlmächtiger / ewiger GOtt / der du uns in deinem Wort durch deinen Sohn hast geboten / daß
wir sollen barmhertzig seyn / wie du unser Vater barmhertzig bist / verleihe uns / daß dein
Wort in uns eine rechte Christliche Liebe gegen unsern Nächsten erwecke / und vermehre sie
durch deinen Geist täglich in uns / daß wir alles / was ihr zuwider von Hertzen hassen /
dagegen unserm Nächsten alle Hülffe und Wolthaten erweisen / und darinn nicht müde werden /
damit wir in wahrem und durch die Liebe thätigen Glauben biß an unser Ende beharren / durch
JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um die Liebe gegen die Feinde.
BArmhertziger / gnädiger GOtt / weil du wilst / daß wir unsre Feinde sollen lieben / und Wol
thun / denen die uns beleidigen und verfolgen / so bitten wir hertzlich / du wollest uns den
Geist des Friedens verleihen / daß wir nicht rachgierig seyn / noch Zorn halten / sondern gerne
Frieden stiften und bewahren; Du wollestauch unsern Feinden / Verfolgern und Lästerern vergeben
/ und ihnen Erkäntniß ihrer Sünden und wahre Busse verleihen / damit sie die Gnaden-Zeit nicht
versäumen / sondern mit uns dir dienen und ewig seelig werden / Amen.
Vom Worte GOttes.
WIr dancken wir HErr GOtt himmlischer Vater von Grund unsers Hertzens / daß du uns dein
heiliges Evangelium gegeben / und dein väterliches Hertz hast erkennen lassen / wir bitten
deine grundlose Barmhertzig
|| [162]
keit / du wollest solch seelig
Licht deines Wortes uns gnädiglich erhalten / und durch deinen heiligen Geist unsere Hertzen so
leiten und führen / daß wir nimmermehr davon abweichen / sondern fest daran halten / und
endlich dadurch seelig werden / durch JEsum Christum deinen lieben Sohn unsern HErrn /
Amen.
ALIA.
ALlmächtiger / barmhertziger GOtt / der du aus Väterlicher Güte dein Wort uns hast gegeben /
daß es uns ein Licht sey auf unsern Wegen / wir bitten dich von Grund unser Seelen / laß doch
bey Betrachtung deines Worts einen hellen Schein in unsere Hertzen fallen / daß wir von aller
Finsterniß und Blindheit errettet / dich unsern GOtt und deinen Willen in deinem Licht erkennen
/ als Kinder des Lichts nach deinem Wort für dir wandeln / und uns daraus deiner Gnade im Leben
und Sterben trösten mögen / durch deinen Sohn JEsum Christum unsern HErren / Amen.
ALIA.
O HErr JESU Christe / du Ertz-Hirte und Bischoff unsrer Seelen / der du dein seeligmachendes
Wort durch deine Diener lässest verkündigen / Erhöre uns / und laß den Saamen deines Worts
tieff in unsre Hertzen fallen / daselbst wurtzeln / und hundertfältige Früchte bringen / daß
wir der Welt und den sündlichen Lüsten absterben / und also nicht uns sondern dir und der Ehre
deines Namens alleine leben / und in dir alle Gerechtigkeit / wahren Frieden und ewige Freude
finden / um deiner Gnade / Güte und Barmhertzigkeit willen / Amen.
|| [163]
ALIA.
ALlmächtiger HErr GOtt / wir bitten dich / gib deiner Gemeinde deinen Geist und Göttliche
Weißheit / daß dein Wort unter uns lauffe und wachse / mit aller Freudigkeit / wie sichs
gebührt / geprediget / und deine Christliche Gemeinde dadurch gebessert werde / auf daß wir mit
beständigem Glauben dir dienen / und im Bekäntniß deines Namens biß ans Ende verharren / durch
JEsum Christum deinen lieben Sohn unsern HErrn / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir bitten dich / du wollest durch deinen heiligen Geist uns
also regieren und führen / daß wir mit gantzem Hertzen dein Wort hören und annehmen / und den
Sabbath recht heiligen / damit wir durch dein Wort auch geheiliget werden / auf JEsum Christum
deinen Sohn all unser Vertrauen und Hoffnung setzen / und darnach unser Leben nach deinem Wort
auch bessern / für allem Aergerniß uns behüten / biß wir durch deine Gnade in Christo ewig
seelig werden / durch denselben deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Vor die Schwach-Gläubigen.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du bist ein GOtt von grosser Gedult / Barmhertzigkeit und
Treue / und deine Kinder regierest mit vielen Verschonen / wir bitten dich kindlich / sey doch
mit deiner Krafft in uns Schwachen mächtig / und laß doch den glimmenden Tocht
|| [164]
unsers Glaubens nicht verlöschen / sondern gib neue Krafft und Stärcke in aller
unser Schwachheit / daß wir in keiner Gefahr und Anfechtung versincken / sondern wider die
Sünde / Welt / Teuffel und Hölle bestehen / auch endlich überwinden / das Feld behalten / und
die Krone des ewigen Lebens davon bringen / um JEsu Christi unsers Sieges-Fürsten willen /
Amen.
Wider den Satan.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du deinen Sohn unsern HErrn JEsum Christum in die Welt
gesandt hast / daß er des Teuffels Tyranney wehren / und uns arme Menschen wider solchen argen
Feind soll schützen / wir bitten dich / du wollest uns für Sicherheit behüten / und in aller
Anfechtung durch deinen Heil. Geist nach deinem Worte zu wandeln gnädiglich erhalten / daß wir
biß an das Ende vor solchem Feinde befriedet bleiben / und endlich seelig werden mögen / durch
denselben deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Um Abwendung zeitlicher Straffe.
ALlmächtiger HErr GOtt Vater / wir bitten dich du wollest unser Sünde gnädiglich verschonen /
und wiewol wir ohne Unterlaß sündigen und wol eitel Straffe verdienen / so verleihe doch
gnädiglich / daß das ewige wolverdiente Verderben von uns abgewand / und die zeitliche Straffe
zu Steur und Hülff unserer Besserung geendet werde / um JEsu Christi deines lieben Sohns unsers
HErrn willen / Amen.
|| [165]
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du nicht Lust hast an der armen Sünder Todt / lässest sie
auch nicht gern verderben / sondern wilt daß sie bekehret werden und leben / wir bitten dich
hertzlich / du wollest die wolverdiente Straff unserer Sünde gnädiglich abwenden / und uns
hinfort zu bessern deine Barmhertzigkeit mildiglich verleihen / um JEsu Christi unsers HErrn
willen / Amen.
Ein ander Gebet für die gemeine Noht.
HErr Allmächtiger GOtt / der du der Elenden Seuffzen nicht verschmähest / und der betrübten
Hertzen Verlangen nicht verachtest / siehe doch an unser Gebet / welches wir zu dir in unser
Noht fürbringen / und erhöre uns gnädiglich / daß alles so beyde vom Teuffel und Menschen wider
uns strebet / zu nichte und nach dem Raht deiner Gütigkeit verstöret werde / auf daß wir von
aller Anfechtung unversehret / dir in deiner Gemeine dancken und dich allzeit loben / durch
JEsum Christum deinen Sohn / unsern HErrn / Amen.
Vor die gemeine Christenheit.
ALlmächtiger ewiger GOtt / der du durch deinen heiligen Geist die gantze Christenheit
heiligest und regierest / erhöre unser Gebet / und gib gnädiglich / daß sie mit allen ihren
Gliedern in reinem Glauben durch deine Gnade diene / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern
HErrn / Amen.
|| [166]
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / wir bitten dich du wollest deinen heiligen Geist in unser
Hertze geben / uns in deiner Gnad und Warheit ewiglich erhalten / in aller Anfechtung uns
trösten / vor dem Pabst / und allen Feinden deines Worts bewahren / und deiner armen
Christenheit heilsahmen Fried verleihen / durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger ewiger GOtt Vater / der du sehen läst / das Licht deiner Warheit denen die da
irren / daß sie wieder auf den Weg der Gerechtigkeit kommen mögen / wir bitten dich / gib Gnad
allen Gläubigen / daß sie verachten was deinem Nahmen entgegen ist / und annehmen was ihme
dienet / durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
ALIA.
HErr GOtt himmlischer Vater / der du uns deinen Sohn geschencket / und durch ihn uns vom
Reich des Teuffels erlöset hast / wir bitten dich / du wollest uns bey deinem Wort erhalten /
in aller Noht und Angst uns damit trösten / was wir dawider gethan / gnädig vergeben / durch
deinen heiligen Geist uns heiligen / und endlich seelig machen / auf daß wir deine Gnade und
Barmhertzigkeit in Ewigkeit rühmen und preisen mögen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern
HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger barmhertziger GOtt / wir bitten dich hertzlich / du wollest unsern Glauben in
uns stärcken /
|| [167]
daß wir in deinem Gehorsahm wandeln / und das Ende
des Glaubens / welches da ist der Seelen Seeligkeit davon bringen / um JEsu Christi deines
Sohns unsers HErrn willen / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger ewiger HErre GOtt / der du den Irrenden das Licht der Warheit lässest leuchten /
auf daß sie zu dem rechten Wege kommen mögen / verleihe alle denen / so Christen genennet
werden / daß sie alles / was diesem Nahmen zuwider / meiden / und was ihm gemäß / dem allein
nachfolgen mögen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger ewiger GOtt / himmlischer Vater / wir ditten dich du wollest dich deines Volckes
gnädiglich erbarmen / und uns an Leib und Seele regieren und schützen / durch JEsum Christum
deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Im Creutz.
ALlmächtiger ewiger GOtt und Vater / der du aus väterlicher Wolmeynung uns deine Kinder
allhie auf Erden unter das Creutze stellest / und allerley Ungewitter über uns läst kommen /
der Sünde damit zu wehren / und zur Bußfertigkeit / Glauben / Hoffnung / und embsigen Gebet zu
reitzen / wir bitten dich / du wollest uns in aller Anfechtung und Noht durch deinen heiligen
Geist trösten / unser Gebet erhören / und gnädige Hülffe verschaffen / auf daß wir nicht
verzagen / sondern deine
|| [168]
väterliche Gnade und Beystand erkennen /
und dich mit allen Heiligen in Ewigkeit loben / preisen und dancken / durch JEsum CHristum
deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um Erhörung des Gebets.
ALlmächtiger ewiger GOTT / der du durch deinen Sohn Vergebung unser Sünden / Gerechtigkeit
und ewiges Leben hast verheissen / wir bitten dich / du wollest durch deinen heiligen Geist
unsere Hertzen also führen und erwecken / daß wir solche Hülffe durch tägliches Gebet / und
sonderlich in aller Anfechtung / bey ihm suchen / und durch einen rechten festen Glauben auf
seine Zusagung und Wort gewiß finden und erlangen / durch denselben deinen Sohn unsern HErrn
JEsum Christum / der mit dir und dem heiligen Geist lebet und regieret in Ewigkeit / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger HErr GOtt / der du bist ein Trost der Traurigen / und eine Stärcke der Schwachen
/ laß für dein Angesicht kommen die Bitte aller die in Bekümmerniß und Anfechtung zu dir
seufftzen / daß sie deine gnädige Hülff in aller Noht empfinden / durch JEsum Christum deinen
lieben Sohn unsern HErrn / Amen.
Um rechten Gebrauch des Zeitlichen.
ALlmächtiger ewiger GOtt / ein Beschützer aller die auf dich hoffen / mehre über uns deine
Barmhertzigkeit / auf daß / so du unser Regierer und Führer bist / wir
|| [169]
dermassen durch die zeitlichen Güter wandeln / daß wir die ewigen nicht verlieren / um JEsu
Christi deines lieben Sohns unsers HErrn willen / Amen.
Vom Jüngsten Gericht.
O HErr JEsu Christe / der du zukünfftig bist zu richten die Lebendigen und die Todten / und
alle / die unter der Erden schlaffen / wirst erwecken / wir bitten dich / vergib uns unsre
viele und schwere Sünden / und reinige unser Gewissen von den todten Wercken / daß wir mit
Freuden deine Zukunfft erwarten / und dermahleins / wenn du kommen wirst / zu deiner Rechten
stehen / und als Mit Erben der Seeligkeit in dein ewiges Reich aufgenommen werden / daß wir
dich dort mit allen Engeln und Auserwehlten loben und preisen von Ewigkeit zu Ewigkeit /
Amen.
Um das ewige Leben.
BArmhertziger / ewiger GOtt / der du uns in Christo JEsu zu lebendiger Hoffnung des ewigen
Lebens hast beruffen / verleihe uns / daß wir durch deinen Geist die Welt und alle Lüste dieses
Lebens überwinden / unser Fleisch creutzigen / und nach dem / was droben ist / am ersten
trachten / biß wir im Glauben / Hoffnung und Gedult alles überwinden / und vor deinem Angesicht
ewiglich gekrönet und erfreuet werden / um JEsu Christi unsers Seeligmachers willen / Amen.
Für alle Stände.
BArmhertziger und allmächtiger GOtt / der du der rechte Vater bist über alles was Kinder
heist im
|| [170]
Himmel und auf Erden / wir bitten dich demühtiglich /
erhalte unser aller Gang auf deinen Fußsteigen / daß unsre Tritte nicht gleiten; Bewahre und
segne unsre hohe Landes-Obrigkeit / und alle die Gewalt haben / gib gnädiges Gedeyen zum Dienst
deines Worts / und laß die Kinder Zucht und Nahrung / und alles was wir gutes schaffen / wol
gerahten / daß wir unter deiner Gnade allesamt ein stilles und geruhiges Leben führen / und dir
unserm GOtt und HErrn mit Freude und Lust unsers Hertzens dienen mögen / Amen.
Für die Obrigkeit.
BArmhertziger GOtt / himmlischer Vater / ohne dessen Willen und Gewalt keine Obrigkeit ist
verordnet noch bestehet / wir bitten dich / erleuchte und regiere die Herrschafften und
Gewaltigen auf Erden / und gib ihnen deine Furcht / Weißheit und Verstand in ihre Hertzen / daß
sie dich als ihren höchsten König und Richter ehren / und ihre Unterthanen in Gottesfurcht /
Friede / Ruhe und Einigkeit beschirmen / und wir also samt ihnen deinen Göttlichen Namen
heiligen / rühmen und preisen / um JEsu Christi willen / Amen.
Um Friede / in Krieges-Läufften.
EWiger / Allmächtiger GOtt / du König und HErr Himmels und der Erden / der du deinen Thron
gesetzet hast über alle Könige und Herrschafften / und Friede und Krieg kommen lässest nach
deinem Willen / wir bitten dich / du wollest allen weltlichen Regenten warhafftige
|| [171]
Liebe zum Frieden geben / das Schwerdt der Feinde von unserm Lande
wenden / auch deiner gantzen Christenheit den Frieden verleihen / um deiner grundlosen Güte und
Barmhertzigkeit willen / Amen.
ALIA.
ALlmächtiger GOtt und HErr der Heerschaaren / du zerstreuest die Völcker / die gern kriegen /
darum zubrich die Bogen und zerschlage die Schwerdter unsrer Feinde / sey du uns und unserm
Land eine Wagen-Burg / Schirm und Schutz wider alle Verstörer / und hilff uns / unser Helffer /
wider deren Macht und List / die an uns wollen / gib uns auch deinen Göttlichen Frieden in
unsre Hertzen / daß wir uns für Menschen nicht fürchten dürffen / sondern auf deinen Schutz und
Hülffe feste trauen und ewig verlassen können / um unsers Friede-Fürstens JEsu Christi willen /
Amen.
Um Frieden.
HERR GOtt himmlischer Vater / der du heiligen Muht guten Raht und rechte Wercke schaffest /
gib deinen Dienern Friede / welchen die Welt nicht kan geben / auf daß unser Hertz an deinen
Geboten hange / und wir unser Zeit durch deinen Schutz stille und sicher für Feinden leben /
durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Zu dem Begräbniß.
ALlmächtiger GOtt / der du durch den Todt deines Sohns die Sünd und Todt zu nichte gemacht /
und durch sein heiliges Aufferstehen / Unschuld und ewiges
|| [172]
Leben
wieder bracht hast / auf daß wir von der Gewalt des Teuffels erlöset / und durch die Krafft
seiner Aufferstehung auch unsere sterbliche Leibe von Todten auferwecket sollen werden / in
deinem Reich ewig zu leben / verleihe uns / daß wir solches festiglich und von gantzem Hertzen
gläuben / und in solchem Glauben allezeit beständig bleiben / und die fröliche Auferstehung
unsers Leibs / sam̅t allen Seeligen erlangen mögen / durch denselben deinen Sohn
JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Ein ander zu dem Begräbniß.
ALlmächtiger ewiger GOtt / der du durch deinen Sohn Vergebung der Sünden und Rettung wider
den ewigen Todt zugesaget hast / wir bitten dich / stärcke uns durch deinen heiligen Geist /
daß wir in solchem Vertrauen auf deine Gnade durch Christum täglich zunehmen / und die Hoffnung
fest und gewiß behalten / daß wir nicht sterben sondern entschlaffen / und am Jüngsten Tage zum
ewigen Leben erwecket sollen werden / durch denselben deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn /
Amen.
ALIA.
HErr allmächtiger ewiger und barmhertziger GOtt / der du uns aus dieser sündlichen und
verklärten Welt durch den Todt zu dir forderst und hinweg nimmst / auf daß wir durch stetig
sündigen nicht verderben / sondern zu dem Ewigen hindurch dringen / wir bitten dich / du
wollest uns solchs von Hertzen lassen erkennen und gläuben / auf daß wir uns unsers Abscheids
freuen / und den Beruff zu
|| [173]
deinem Reich gern und willig folgen /
durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
Um ein gnädiges Gewitter.
Aller Augen warten auf dich HErr / Und du giebest ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. HErr allmächtiger GOtt / der du alles was da ist / regierest und nehrest / ohn welchs Gnade nichts geschehen kan / gib uns deinen Kindern lieber Vater einen gnädigen Regen / (ein gnädiges Gewitter) auf daß unser Land durch deinen Seegen mit seinen Früchten erfüllet werde / und wir dich in allen deinen Wolthaten erkennen und loben / um JESU Christi unsers HErrn willen / Amen.
Um gnädiges Gewitter / oder für die Früchte der Erden.
ALlmächtiger GOTT / barmhertziger Vater / der du durch deine Göttliche Krafft alles hast
erschaffen / und was da lebet und webet / sättigest nach deinem Wolgefallen / wir bitten dich
demühtiglich / du wollest unsre Felder mit deinen Seegen krönen / und was du zu Nutzen den
Menschen aus der Erden wachsen lässest / unter deinem Schirm und Schutz gnädiglich erhalten /
auch dein Wort in unsre Hertzen pflantzen / daß wir dir viele Früchte der Gerechtigkeit bringen
/ durch deinen Sohn JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
|| [174]
ALIA.
EWiger GOtt / gnädiger Vater / der du uns um JEsu Christi willen an Leib und Seele zu seegnen
hast versprochen / sey doch gnädig / und straffe uns und die Früchte des Landes nicht wegen
unsrer Sünden / sondern segne uns und unsre Felder / und gib fruchtbahre Zeiten (Regen /
Sonnenschein) und leite uns mit deiner Liebe / damit wir dir und deiner Güte anhangen / und
viel Früchte bringen um JEsu Christi willen / Amen.
Dancksagung nach dem Regen / (Sonnenschein.)
HErr GOTT himmlischer Vater / wir sagen Danck deinem Namen / daß du unser demühtiges Gebet
hast erhöret / uns einen fruchtbahren Regen (Sonnenschein) beschehret / und die Früchte der
Erden dadurch erquicket / und bitten dich / du wollest dir dieselben forthin auch lassen in
Gnaden anbefohlen seyn / und ihnen zu rechter Zeit Regen und Sonnenschein verleihen / sie
segnen und für allen Unfall bewahren / uns auch regieren / daß wir alles von deiner Hand mit
Dancksagung empfahen mögen / durch JEsum Christum deinen Sohn unsern HErrn / Amen.
In Sterbens-Läufften.
HERR allmächtiger GOtt / wir armen Sünder bekennen für dir / daß wir deinen Zorn und
allerhand Straffen wol verdienet / bitten aber deine Barmhertzig
|| [145]
keit / du wollest als ein gnädiger Vater unser schonen / und die Seuchen und Kranckheit
lindern und abwenden / oder wenn unsre Stunde nach deinem Willen kommen solte / uns zu einer
seeligen Hinfahrt zubereiten / um deines lieben Sohns JEsu Christi willen / Amen.
Wider den schnellen gehen Todt zu Sterbens-Zeiten.
ALlmächtiger barmhertziger HErre GOtt Vater / wir bitten dich hertzlich / du wollest dich zu
deinem Volck / deiner Majestät unterworffen / gnädiglich wenden / und damit wir durch den Grimm
des gehen und schnellen Todes nicht übereilet werden / uns durch deine allmächtige Hand
gnädiglich bewahren / durch JEsum Christum unsern HErrn / Amen.
Gemeine Antiphonen.
GOTT gib Fried in deinem Lande / Glück und Heyl zu allem Stande.
Ruff mich an in der Zeit der Noht / Alleluja / So wil ich dich erretten / so solt du mich preisen / Alleluja.
|| [146]
Bittet so werdet ihr nehmen / Alleluja / Daß eure Freude vollkommen sey / Alleluja.
HErr handel nicht mit uns nach unsern Sünden / Und vergilt uns nicht nach unser Missethat.
HERR hilff uns deinem Volck / und segne dein Erbe / Alleluja / Und weide sie / und erhöhe sie ewiglich / Alleluja.
Bey dem HErrn findet man Hülffe / Alleluja / Und seinen Seegen über sein Volck / Alleluja.
Hilff uns GOtt unser Helffer um deines Namens Ehre willen / Errette uns und vergib uns unsre Sünden / um deines Namens willen.
Dein Wort ist meines Fusses Leuchte / Alleluja / Und ein Licht auf meinen Wegen / Alleluja.
|| [147]
Hilff HErr die Heiligen haben abgenommen / Und der Gläubigen ist wenig unter den Menschen-Kindern.
In deine Hände befehl ich meinen Geist / Alleluja. Du hast mich erlöset HErr du treuer GOtt / Alleluja.
Dancket dem HErrn / denn er ist freundlich / Und seine Güte wäret ewiglich.
Bey Begräbnissen.
Seelig sind die Todten die in dem HErrn sterben von nun an / Ja der Geist spricht / daß sie ruhen von ihrer Arbeit.
Leben wir / so leben wir dem HErrn / Alleluja. Sterben wir / so sterben wir dem HErrn / Alleluja.
Ich weiß daß mein Erlöser lebet / Alleluja. Und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken / Alleluja.
|| [148]
Adventus oder Johannis Baptist.
Bereitet dem HErrn den Weg Alleluja. Machet seine Stege richtig / Alleluja.
Passionis.
Christus ist um unser Missethat willen verwundet / Und um unser Sünde willen zerschlagen.
Annuntiationis.
Siehe eine Jungfrau wird schwanger seyn / Alleluja. Und einen Sohn gebähren / des Namen wird sie heissen Immanuel / Alleluja.
Oder:
Es wird ein Stern aus Jacob aufgehen / Alleluja. Und ein Scepter aus Israel aufkommen / Alleluja.
Paschatos.
Christus vom Tode erwecket / stirbet hinfort nimmer / Alleluja. Der Todt wird hinfort über ihn nicht herrschen / Alleluja.
|| [149]
Oder:
Christus ist um unser Sünde willen dahin gegeben / Allel. Um um unser Gerechtigkeit willen wieder auferwecket / All.
Ascensionis.
Christus ist in die Höhe gefahren / Alleluja. Und hat das Gefängniß gefangen / Alleluja.
Oder:
Ich fahre auf zu meinem Vater / und zu eurem Vater / All. Zu meinem GOtt / und zu eurem GOtt / Alleluja.
Pentecostes.
Schaff in mir GOtt ein reines Hertz / Alleluja. Und gib mir einen neuen gewissen Geist / Alleluja.
Oder:
Ich wil ausgiessen von meinem Geist über alles Fleisch / Alleluja. Den Geist der Gnaden und des Gebets / Alleluja.
In Festo S. S. Trinitatis.
Wir loben GOtt den Vater / Sohn und heiligen Geist / Alleluja. Und preisen ihn von nun an biß in Ewigkeit / Alleluja.
In Festo visitationis Mariae.
Meine Seele erhebet den HErren / Alleluja. Und mein Geist freuet sich GOttes meines Heylandes / Alleluja.
|| [160]
Michaelis.
Er hat seinen Engeln befohlen über dir / Alleluja. Daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen / Alleluja.
An Hagel-Feyer.
HErr erzeige uns deine Gnade und Güte / Alleluja. Daß unser Land sein Gewächs gebe Alleluja.
In Sterbens-Läufften.
HErr das macht dein Zorn / daß wir so vergehen / Und dein Grimm / daß wir so plötzlich dahin müssen.
Erstes Register über die Capita des Andern Theils.
Cap. I. Von den Vespern pag. 3
II. Von den Sonntag und an denselben zu haltenden Früh-Haupt-Nachmittags-Predigten und Catechismus Examine 4
Haupt-Predigt 5
Administration des Abendmahls 9
III. Von denen hohen und andern Feyertagen * 15
IV. Von denen Qvatembern oder viermahligen Buß-Bett- und Fast-Tagen 17
V. Von der Hagel-Feyer 21
VI. Von der Fasten-Zeit für Ostern und insonderheit der Marter-Wochen 26
VII. Von den Gottesdiensten und Predigten an den gemeinen Werck-Tagen 31
VIII. Actus Copulationis 33
IX. Von Administration der H. Tauffe und denen dabey erforderten Agendis 41
X. Von der Noht-Tauffe 47
XI. Von denen Sechswöcherinnen und deren Einsegnung 50
XII. Actus Confirmationis 57
XIII. Wie die Prediger mit Krancken umzugehen haben 61
XIV. Wie mit den Krancken umgangen werden soll welche in den letzten Zügen liegen 71
XV. Wie die neue angehende Pastores ordiniret werden sollen 88
XVI. Auf welche Weise ein neuer Prediger bey seiner Kirchen eingeführet werden soll 94
Allgemeine Kirchen-Gebete und Collecten 107
Antiphonen 175
|| [ID00188]
Das zweyte Register über die fürnehmsten Sachen welche in dieser Fürstl. Kirchen-Ordnung
befindlich.
|| [ID00189]
|| [ID00190]
|| [ID00191]
|| [ID00192]
|| [ID00193]
|| [ID00194]
|| [ID00195]
|| [ID00196]
|| [ID00197]
|| [ID00198]
|| [ID00199]
|| [ID00200]
|| [ID00201]
|| [ID00202]
|| [ID00203]
|| [ID00204]
|| [ID00205]
|| [ID00206]
|| [ID00207]