|| [ID00001]
Die von dem grossem Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubilaeum der ewigen
Vermählung / zur süssesten Erquickung / und zum schönsten Erbtheil der
Herrlichkeit und Seeligkeit aufgenommene
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O - - - - und er
wird mein Sohn (Tochter) seyn.
Zum Aller-Ruhm-würdigstem Christ-Fürstl. Gedächtniß / Der Weyland
Durchläuchtigsten Fürstin und Frau /
fr. Elisabeth Juliana / Germähleter / und Regierender Hertzogin zu
Braunschweig und Lüneburg / Erbin zu Norwegen / gebohrner Hertzogin zu
Schleßwig-Holstein / Stormarn und der Dithmarsen / Gräfin zu Oldenburg und
Delmenhorst / Des Durchläuchtigsten Fürsten und Herrn /
Hn. Anthon Ulrichs / Regierenden Hertzogen zu Braunschw. und Lüneburg /
Höchst- und Hertz-geliebtesten Frau Bemahlinn /
Als Ihro Durchl. am 4. Febr. 1704. Nachmittags um 2. Uhr höchstsanfft und
allerseligst im HERRN entschlaffen / und darauff der verblichener Hoch-Fürstl.
Cörper in Dero Hoch-Fürstl. Erb-Begräbniß hieselbst zu Wolffenbüttel in der
Haupt-Kirchen B. M. Virg. beygesetzet wurde / Bey respectivè Hoch-Fürstl. und
sehr Volckreicher Versam̅lung in gedachter Kirchen vorgestellet /
und nunmehro auf ergangenen Hoch-Fürstlichen gnädigsten Befehl zum Druck
befördert von CHRISTIAN Specht / fürstl. Braunschw. Lüneb. Ober-Superintendenten
des Fürstenthums Braunschweig-Wolffenbüttel / und zugehöriger Lande /
Consistorial- und Kirchen-Raht / auch Abten des Klosters Riddagshausen.
Herrn August Wilhelm / Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg / Seinem
gnädigstem Erb-Printzen und Herrn /
Frauen Elisabeth Eleonoren / Gebohrner Hertzogin zu Braunschw. und Lüneburg /
vermählter Hertzogin zu Sachsen / Jülich / Cleve und Bergen / Landgräfin in
Thüringen / Marckgräfin zu Meissen / Gefürsteten Gräfin zu Henneberg / Gräfin zu
der Marck und Ravensberg / Frauen zu Ravenstein /
Frauen Anna Sophien / Gebohrner Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg /
Verwittweter Marckgräfin zu Baden und Hochberg / Landgräfin zu Sausenberg /
Gräfin zu Sponheim und Eberstein / Frauen zu Roteln / Badenweiler / Lohr und
Mahlberg /
Frauen Augusta Dorotheen / Gebohrner Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg /
Vermählter Vier-Gräfin des Reichs / Gräfin zu Schwartzburg und Hohnstein /
Frauen zu Arnstadt / Sondershausen / Leutenberg / Lohra und Klettenberg / und
Frauen Henriette Christinen / Gebohrner Hertzogin zu Braunschweig und Lüneburg /
Des Käyserlichen weltlichen Stiffts Gandersheim / Postulirten ABBATISSIN,
Seinen gnädigsten Fürstinnen und Frauen / übergiebet auff gnädigst-erhaltenen
hohen Befehl in Pflicht-schuldigster Devotion
Diese Leich-Predigt / mit hertzinniglichem Beywunsch /
Daß der Vater aller Gnade und Barmhertzigkeit Ihro Durchläuchtigkeiten allerseits bey Dero hochwichtigen und sehr schweren Leyden / so er nach seinem heiligem und unerforschlichem Rath und Willen ihnen aufferleget / allerreichlichst trösten / und mit der Freudigkeit des Heiligen Geistes in Christo JEsu durch das lebendige Gottes-Wort Sie wiederum mächtigst auffrichten / stärcken / kräfftigen / gründen / und volbereiten / vor allen betrübten und kläglichen Begebnissen Sie allerseits nun künfftig viele Jahre in Gnaden bewahren / und hergegen mit allen und jeden selbwehlenden / Hoch-Fürstlichen Hochergehen an Seel und Leib Sie mildigst überschütten wolle! In welchem heissem Anwunsch zu GOtt Lebens-lang verharret
Ihro Durchl. meines gnädigsten regierenden Fürsten und Herrn / auch übrigens
Ihrer Durchl. allerseits
getreu-unterthänigster Knecht / und bey GOtt beständigster demüthigster
Vorbitter
CHRISTIAN Specht.
|| [ID00005]
Die ins ewige Jubilaeum ufgeholte Königl. Him̅els-Braut ELISABETH JULIANA.
Das walte GOtt Vater / Sohn / und Heiliger Geist! Die heilige / hochbelobte Dreyeinigkeit sey / und bleibe bey uns allen / von nun an bis in Ewigkeit! Amen!
Andächtige und in Christo JEsu Außerwehlete / Hoch-Fürstliche Höchst-betrübte
/ und sonst allerseits schmertzlichst-Leydtragende / ingesamt hertzgeliebte
Freunde in Christo JEsu unserm HErrn.
STehe auff / meine Freundin / meine Schöne / und kom̅ her. Denn
siehe der Winter ist vergangen. So ladet und ruffet der himmlische Salomo
Christus JEsus seine außerwehlte Sulamith die gläubige Braut / zu sich / daß Sie
nach dem langem Winter so vielerley Leydens / in seinen fürtrefflichen Pallast /
darinn die Balcken Cedern / und die Latten Cypressen sind / und zugleich / bey
nunmehro eingetretenem Frühling / in seinen prächtigen Lust-Garten bey ihm
einkehren / und sich mit allerley wol-riechenden / und kräfftigen Trost-Blumen /
und Kräutern des Göttlichen Worts / ihre betrübte und traurige Seele erquicken /
laben / und erfreuen solle / im Hohenlied Salom. Cap. 2. v. 10. 11. Wenn der
Bräutigam verzeucht / so werden öffters darüber auch die fünff klugen Jung
|| [2]
frauen betrübt und
schläffrig. Matth. 25. Cap. Es hat die gläubige Seele / in dem Leibe dieses
Todes / noch vielerley Träg- und Schwachheiten an sich. Wollen hat Sie zwar wol
/ aber das Gute / wie Sie in der grössesten Maasse wünschet / findet Sie nicht.
Es erkennet das die Sulamith selbst / wie Sie denn deswegen in dem
vorhergehendem 1. Cap. selbst ihren schönsten Schatz anredet: Zeuch mich nach
dir / so lauffen wir; Damit anzudeuten / daß / da Sie / wegen der Schwachheit
ihres Fleisches / ihm dem Hertzens-Freunde und Bräutigam nicht so freudig und
munter nachlauffen könne / so wolle er Sie doch mit dem kräfftigem Zuge seiner
liebes-vollen Hand nach ihm ziehen. Und das thut nun vorjetzo der himmlische
Salomo, da er seine holdseeligste Sulamith, für Traurigkeit des Hertzens / müde
und schlummernd findet / da reget er Sie säuberlich an / und wecket Sie
freundlich auff / und spricht: Stehe auff / meine Freundin / meine Schöne / und
komme her. Er ermuntert Sie damit zugleich auff / zur geistlichen und heiligen
Wachsamkeit / daß Sie ja im Glauben / und in der Liebe beständig biß an Ihr Ende
bey ihm beharren / Ihr Hertz allezeit bey Ihrem Schatz im Himmel seyn lassen /
und Ihr Haupt allezeit empor heben solle / weil sich Ihre Erlösung / bald nahen
möchte.
Er nennet Sie aber seine Freundin / und seine Schöne. Seine Freundin / oder /
seine Nächstin / , mit der er sich so nahe verbunden /
daß er mit derselben ein Fleisch und Blut worden ist Hebr. im 2. und Ephes. im
5. Cap. und / da er vordem ihr Feind war / durch das Blut der Erlösung ihr
Nächster und bester Freund worden. Rom. im 5. und 2. Corinth. 5. Cap. Er nennet
Sie seine Schöne das Wort mit
dem , welches gar nahe verwand ist mit dem Wort mit dem , welches gläntzen / und
helle scheinen bedeutet / erbildet nach der Heil. Sprache / eine vollenkommene
Schönheit / die hauptsächlich und zuvorderst nach allen Stücken und Theilen der
Schönheit / nach der Taxi, Symmetriâ und Horismeno bestehet / da nach der
Ordnung / nach der erforderten Proportion und Vergleichung des einen
|| [3]
Stücks gegen das andere / und
nach der gebührenden Grösse alles dermassen eingerichtet ist / daß gleichsam
lauter Licht / Glantz und Schein das Auge des Zuschauers einnimmt und erfüllet.
Und so schön / gläntzend / und helleuchtend von allerley köstlichen Tugenden /
war die Sulamith, in den Augen des him̅lischen Salomo, daß / da
Sie ihm mit ihren Glaubens-Augen recht in sein Gesicht sahe / der Bräutigam
nicht länger in diesen Sonnen-Blitz sehen kunte / sondern überlaut rieff: Wende
deine Augen von mir / denn sie machen mich brünstig. Hohenl. 6. Cap. Denn
gleichwie die Göttliche Klarheit / und das ewige Licht des Vaters / der da
wohnet in einem Licht / dazu niemand kommen kan / und die Herrlichkeit des
eingebohrnen Sohns / davon die Apostel auf dem heiligem Berge nur einen Blick
empfunden / und das ewige Licht und Feur des Heil. Geistes / Summa / die
Klarheit des dreyeinigen GOttes / in der gläubigen Seele sich mit auffgedecktem
Angesichte spiegelt / so daß Sie auch allerdings in diesem Leben in dasselbige
Bilde aus einer Klarheit in die andere verkläret wird / so siehet ein jeder
leicht / warum der himmlische Salomo seine gläubige Sulamith eine schöne / eine
gläntzende Himmels-Tochter nenne.
Dieselbe seine Freundin / seine Schöne / redet er nun an: Stehe auff / meine
Freundin / meine Schöne / und komm her mache dich auff
/ werde Licht / denn jetzt kommt dein Licht / und die Herrlichkeit des Herrn
gehet auff über dir / über dir gehet auff der HErr / und seine Herrlichkeit
erscheinet über dir. Esai. im 60. Cap. Wische / meine Seelen-Freundin / numehro
allen Schlaff und Schlummer deiner natürlichen Trägheit und Traurigkeit aus
deinen Augen. Siehe / dein Bräutigam kommt / stehe auff / mit Freuden stehe auff
/ und gehe ihm entgegen. Komm / komm nun her / meine Braut / komm meine
Schwester / liebe Braut / komm meine Braut vom Libanon /
|| [4]
komm vom Libanon. Gehe herein /
tritt her von der Höhe Amana / von der Höhe Senir und Hermon / und von den
Wohnungen der Löwen / und von den Bergen der Leoparden. Hohenlied. 4. Cap. Dich
will ich / mein Schatz / nach aller ausgestandenen Traurigkeit / numehro
erquicken mit Blumen / dich will ich laben mit Aepffeln / dich will ich führen
in meinen Weinkeller / und die ewige Liebe soll mein Pannier über dir seyn /
meine Lincke soll unter deinem Haupt liegen / und meine Rechte dich hertzen in
alle Ewigkeit; im gedachtem Hohenl. am 4. Cap.
Und dieses alles geschahe / und unserer menschlichen
Begreiffung nach / wie der Winter vergangen / wie der Regen weg / und dahin war
/ wie der Lentz oder Frühling / und die Blumen im Lande herfür kommen waren /
welches im gelobtem Lande seinen Anfang im Monat Adar oder Februario gewann / da
die Sonne mit der Erden sich gleichsam auffs neue vermählete / und die schönsten
Blumen und Blüte hervorbrachte. Und kan dieses sehr füglich auff den Frühling
des ewigen Lebens appliciret und gezogen werden / wenn nemlich Christus JEsus
entweder durch einen sanfften und seeligen Todt / oder durch seine letzte
Ankunfft zum Jüngsten Gericht / die gläubige Seele / in den Pallast / und die
viele Wohnungen seines himmlischen Vaters / und in den Freuden-vollen Paradieß /
zur ewigen Erquickung inthronisiren und einführen wird.
Es war ja wol / Andächtige und Geliebte in dem HErrn / nach GOTTES
unerforschlichem und unverändertem Raht-Schluß / der Monat Adar oder Februarius
dieses 1704ten Jahrs von Ewigkeit her dazu bestimmet / daß am 4ten Tage
desselbigen Monats / der Fürst und Hertzog des Lebens / der König aller Könige /
und HErr aller Herren / der himmlische Salomo, Christus JEsus / seine wol
recht-Außerwehlte / seine eintzige / seine Taube / seine Fromme / seine Schöne /
seine auserleseneste Freundin unter den Töchtern / die Durchlauchtigste
Hertzogin und Frau / Frau ELISABETH
|| [5]
JULIANA, vermählete und regirende Hertzogin zu Braunschweig und
Lüneburg / Erbin zu Norwegen / gebohrne Hertzogin zu Schleßwig-Holstein /
Stormarn und der Ditmarsen / Gräfin zu Oldenburg und Delmenhorst / nach dem
trübem und kaltem Winter dieses Lebens in die Herrlichkeit seines Vaters / und
in das Reich / das Ihr von Ewigkeit her bereitet / numehro unter dem Frolocken
und Jauchtzen der Cherubim und Seraphim, in die prächtige Himmels-Burg / und in
den ewigen Paradieß / auffholen lassen wolte. Diese holdseeligste Himmels-Braut
war nicht schläffrig im Glauben / und in der Gottseligkeit. Nur lag Sie einige
Tage gleichsam als ein ermüdetes Hertz in leiblichem Schlaff und Schlummer immer
sanfft und stille dahin / doch daß Sie dabey nach dem Exempel der Braut im
Hohenliede mit höchstem Recht sagen kunte: ich schlaffe / aber mein Hertz wachet
/ Cap. 5. v. 2. und mit Esaia: Mit meinem Geist / O JEsu / wache ich allezeit zu
dir. Cap. 26. Bey solcher Müdigkeit und solchem Schlummer kam der Bräutigam
Christus / rührete Sie / um seine liebste Sulamith ja nicht zu erschrecken /
gantz säuberlich an / und sagte Ihr gleichsam ins Ohr: Stehe auff / meine
Freundin / meine Schöne / und komm her / stehe auff / meine liebe Braut / meine
ELISABETH JULIANA, stehe auff / und komm her / der Winter alles Leydens ist nun
vergangen / komm denn mit mir / du solt nun mit mir / vor dem hohem Altar / in
dem herrlichem Tempel des neuen Jerusalems / für dem Thron der Herrlichkeit
meines Vaters / auff ewig getrauet werden. Wie offt hast du doch deine Augen
nach mir auffgerichtet / und so hertzinniglich geseufftzet:
Liebster Bräutgam / schönste Wonne / Ach! wenn wird es doch geschehn / Daß / O aller Sonnen Sonne / Ich dir soll zur Seite stehn / Denn soll Kummer / Angst / und Schmertzen Seyn entfernt von meinem Hertzen. Die Stunde ist nun da / und deine Freude / dein Verlangen ist nun erfüllet. Was antwortete die auserwehlte Sulamithin,
|| [6]
und Glaubens-volle Hertzogin? Ja ich komme / das ist die Stimme
meines Freundes / der da anklopffet / ja ich komme / HErr JEsu! Ihro Durchl.
sturben nicht / sondern schlieffen recht ein / und haben ja wol / wie Dero
Hertzens-Wunsch so manchmal dahin ging / des Todes Bittrigkeit nicht einmahl
gekostet / nach der tröstlichen Versicherung des HErrn JEsu beym Johann. am 8.
Warlich / warlich / ich sage euch / so jemand mein Wort wird halten / der wird
den Tod nicht sehen ewiglich.
Hier sitzt nun zwar das gantze Fürstenthum / sam̅t allen
zubehörigen Landen / mit Finsterniß und Schatten des Todes umhüllet / die
Hertzen der gesam̅ten getrenen Unterthanen zerfliessen in Thränen!
Ist unsere Landes-Mutter todt? So kommt einher mit Hauffen / Creutz / Trübsal /
Unglück / Angst und Noth / gleich einem Strohm gelauffen. Wir hoffeten / es
würde bey dem einem Weh verbleiben / und gedachten nicht / daß das Unglück solte
zweymal kommen. Aber / O GOtt! Wie hast du durch den Tod unserer Hochseeligsten
Hertz-allerliebsten Landes-Mutter / unsere Seele nun erst recht in den Staub
gedrucket / und unsern Mund zur Erde niedergebeuget / daß wir mit der
höchstbetrübten Tochter Zion wol klagen und sagen mögen: Unsers Hertzens Freude
hat nun ein Ende / unser Reigen ist in Wehklagen verkehret / die Krone ist von
unserm Haupt gefallen! O weh / daß wir so gesündiget haben! Klagel. Jerem im 5.
Cap. Alle Wonne unsers Landes ist dahin. Esai. am 24. Wir erkennen zwar das wol
/ sagt das gantze Vaterland / daß der grosse Himmels-König / Euch /
aller-preyßwürdigste / allertheureste Landes-Mutter / zu der Hochzeit des Lam̅s / und zu dem ewigem Freuden-Reigen beruffen / und abgefordert /
allein unsers Hertzens-Freude hat leider! leider! nunmehro ein Ende / unser
Reigen ist in Wehklagen verwandelt / O daß wir so gesündiget haben!
Solten wir weiter gehen / und die gesamte Hoch-Fürstliche Hof-Statt und löbliche
Bürgerschafft / in der allerschmertzlich
|| [7]
sten Trauer / darinn Sie
leider! bestehet / besehen und fragen wollen / wie ihnen zu Muthe / so würden
alle getreue Dienere / und Dienerinnen / Knechte und Mägde der Hochseeligsten
allertheuresten Hertzogin / uns nichts antworten können als dieses: Darum weinen
wir so / und unsere beyde Augen fliessen mit Wasser / daß der Tröster / der
unsere Seele solte erquicken / ferne von uns ist! Ach! unsere so gnädigste /
Huld- und Gnaden-volle regierende Hertzogin ist dahin! Ja solten wir den Jammer
und das Hertzeleyd der gesambten Hoch-Fürstl. Kinder / und Kindes-Kinder / in
einem kleinem Abriß nur entwerffen wollen / wir würden Ihrer aller Angesichter
verhüllet / und durch den schwartzen Flohr nichts als bleiche Todten-Gesichter
sehen / und nichts aus Dero Höchst-betrübtestem Fürsten-Munde / als dieses
klägliche Winseln / anhören: Schauet / und sehet / ob irgend ein Schmertz sey /
wie der Schmertz / der uns troffen hat / denn der HErr hat uns voll Jammers
gemacht am Tage seines grimmigen Zorns. Ach! Unsere Frau Mutter / ist dahin!
Wer aber wird die geschlagene Hertzens-Wunde unsers höchst-betrübten und
hertzgeliebtesten Landes-Vaters gnugsam vorstellen können? GOTT hat Ihm ein
hartes erzeiget / er hat Ihn einen bittern Trunck aus seinem Kelch trincken
lassen / daß er davon daumelt / indem Ihm die Sonne Seines Lebens so gar
unvermuthlich untergangen / Seine getreueste ELISABETH, Seine eintzige Ruhe /
und eintzige Erquickung / die Ihm der Höchste bey Seiner schweren Regirungs-Last
/ zum Trost und Labsal gegeben hatte / Seine allerfreundlichste / holdseeligste
/ Liebes- und Demuths-volle JULIANA, die Jugend und Verjüngerung Seines Alters /
die Ihn nun biß ins acht und viertzigste Jahr geheget und gepfleget / alles
Liebes und niemals Leydes gethan / und alles mit Freuden ausgerichtet / was Sie
nur Ihrem Huldreichem Ehegemahl an den Augen ansehen kunte / aus Seinem Gesicht
/ aus Seinen Armen / aus Seinem Schooß auff einmal herausgerissen. Wie dieser
allerempfindlichster Schmertz Seiner Durchl. wol nicht leicht auszusprechen / so
will ich auch schweigen / und meinen Mund
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davon nicht auffthun. Ich will
gleichsam mit Timanthes eine Decke für dieses hohe Trauer-Gesichte mahlen / und
mit David nur sagen: Du / HErr / HErr / wirst es wol machen / und unsern
gnädigsten Landes-Vater / nebst denen Hoch-Fürstlichen Kindern / und allerseits
Hoch-Fürstl. schmertzlichst-Leydtragenden / nicht über Vermögen versuchen /
sondern schaffen / daß alle / und auch diese schwere Versuchung / so ein Ende
gewinne / daß Sie dieselbe / und wir mit Ihnen / Sie ertragen können.
Wir sind denn nun an dem öffentlichem letztem Ehren-Tage unserer Höchst-seel.
weyl. regirenden Hertzogin Durchl. hier bey einander versam̅let /
GOttes Wort miteinander zu betrachten / und anzuhören. Damit nun dieses vor
allen Dingen dem grossen GOtt zu seines allerheiligsten Namens Ehren / der
Gottseeligsten lieben Landes-Mutter zum Christlichem höchstbilligem und
unsterblichem Nachruhm / denen hinterbliebenen höchstbekümmerten
Hoch-Fürstlichen und gesambten schmertzlichst Leydtragenden zum kräfftigem Trost
/ und uns allen zur Erbauung / und endlich zur ewigen Herrlichkeit und
Seeligkeit ausschlagen möge / so ruffen wir GOtt an um den kräfftigen Beystand
des wehrten Heil. Geistes / in einem andächtigem und gläubigem
Den von der Gottseeligsten Hertzogin vor vielen Jahren schon erwehleten
Leichen-Text wolle Eure Liebe vorlesen hören / aus der Offenbahrung Johannis im
21. Cap. v. 6. 7.
ICh bin das A und O / der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von
dem Brunn des lebendigen Wassers / umsonst. Wer überwindet / der wirds alles
ererben / und ich werde sein GOTT seyn / und er wird mein Sohn seyn.
|| [9]
UNd am dritten Tage zog sich Esther Königlich an / und trat inwendig in den Hof
am Hause des Königes / inwendig gegen dem Hause des Königes / und der König saß
auff seinem Königlichem Stuhl / im Königlichem Hause gegen der Thür des Hauses.
Und da der König sahe Esther die Königin stehen im Hofe / fand sie Gnade für
seinen Augen. Und der König recket den güldenen Zepter in seiner Hand gegen
Esther, da trat Esther herzu / und rühret die Spitze des Zepters an. So
beschreibet der Heilige Geist den prächtigen Eintritt der Königin Esther in den
Saal des grossen Königs Ahasverus, und meldet zugleich / wie gnädig und lieblich
die Königin von dem Könige empfangen worden / wie solches in dem 5. Cap. des
Buchs Esther mit mehrem nachzulesen. In dem Stück Esther lautet es also: Und am
dritten Tage zog Esther ihren Königlichen Schmuck an / und war sehr schöne / und
rieff GOtt den Heyland an. Und da sie durch alle Thüren hinein kam / trat sie
gegen den König / da er saß / auff seinem Königlichem Stuhl / in seinen
Königlichen Kleidern. Und der König hub den güldenen Zepter auff / und legte ihn
auff ihre Achseln / und küssete Sie. Es hatte bekannter maassen der vornehmste
Minister an dem Hofe des mächtigen Königs Ahasveri, Haman, ein grausames
Blut-Urtheil vom Könige wider die Jüden erschlichen / nemlich / daß alle Jüden
in seinem gantzem Königreiche / in hundert und sieben und zwantzig Landen / und
zwar alle auff einen Tag / solten ums Leben gebracht werden / und waren auch
desfalls die Königlichen Befehle im gantzen Reich eiligst ausgeschicket worden.
Wie diese betrübte Zeitung vor die Königin Esther, welche eine Jüdin war /
gelangete / ließ sie ihrem Vettern dem Mardochai auff seine Veranlassung sagen /
er solte mit denen zu Susan verhandenen Jüden drey Näch
|| [10]
te fasten und beten /
Sie wolte dergleichen thun / und es denn wagen / und zum Könige gehen / ob sie
zwar in dreyßig Tagen nicht wäre zum Könige geruffen; und aber bekannt / daß
wenn jemand ohn geruffen zum Könige käme / daß der des Todes sterben müsse / es
wäre denn / daß er den güldenen Zepter gegen ihn reichete. Sie wolte es denn
wagen / käme sie um / so käme sie um. Demnach sie denn nunmehro biß in den
dritten Tag gefastet und gebetet / und den höchsten GOtt zu Beglückung ihres
Vorhabens hertzinniglich angeruffen hatte / so ziehet sie sich Königlich an /
oder leget ihren Königlichen Schmuck an. Eurer Liebe ist vor dem weitläufftig /
bey Gelegenheit unterschiedener Texten / vorgetragen / worinn eigentlich der
Schmuck der vormaligen alten Königl. und Fürstl. Personen bestanden. Sie traten
entweder einher in Kleidungen / mit Golde und Silber / Perlen und Edelgesteinen
/ durch und durch gesticket / oder über und über / gantz dick und reich besetzt
/ oder in einem gantz güldenem / oder auch silbernem Kleide / wie die Rabbinen
von des Salomonis Kleidung berichten / daß dessen prächtigster Habit, darinnen
er auff seinem Königl. Stuhl sich praesentiret / durch und durch mit Silber /
als fchneeweisse Lilien / wäre gewircket gewesen / dahin der Herr Jesus zielen
mag / wenn er bey dem Matthaeo am 6. sagt: Schauet die Lilien an auff dem Felde
/ ich sage euch / daß auch Salomo in aller seiner Herrligkeit nicht bekleidet
gewesen / als derselben eine. Dabeneben mit den allerkostbarsten Kleinoten / an
Ohren / Händen / und auff der Brust / auch an Füssen ausgezieret / wie wir von
solchen Kleidungen auch in der Heil. Schrifft Nachricht finden / beym Es. am 3.
Ezechiel. 16. im Psalm. 45. und andern Orten mehr; oder aber sie kleideten sich
in Purpur und köstlichem Leinwande. Und war der Purpur sonderlich dreyerley Art.
Die erste / so oder genannt /
und von gewissen Blutwürmlein / so auff Stauden / Coccus genannt / hervor
wachsen / deren noch eine grosse Menge in Provence in Franckreich gefunden wird
/ gepresset würde / welche die höchste Scharlachs-Farbe. Die andere oder Ostrum, die rechte und ächte Violet-Farbe / so aus
denen Blut-Muscheln zu Tyrus und Sidon vor dem bereitet würde. Die dritte
, die braundunckele Purpur-Farbe / als die
dunckelbraunen Nelcken anzusehen / so aus einer weissen A
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der gewisser Schnecken
mit unsäglicher Mühe und Arbeit zu sammen gesamblet würde. Und würden alle drey
Arten der Purpur zweymal gefärbet / einmal das Garn / und hernach der gemachter
Zeug / drum alle drey Arten auch in der Heil. Schrifft
oder zweymahl gefärbetes Zeug genannt war. Die dritte Art / nemlich Argamon, war
die allerkostbareste und rareste / welche auch niemand als Könige und Fürsten
bezahlen und tragen kunten und durfften. Bey solcher kostbaren dunckelbraunen
Kleidung zogen sie zugleich an den oder Byssum, den
kostbaren silberweissen allerzartesten Zeug oder Stoff / welcher von dem Stein
Amianto oder Asbesto bereitet wurde / welcher Zeug durchs Feuer / ob es gleich
viel hundert Jahr brandte / dennoch nicht verbrandte / sondern immer heller und
schöner wurde / wie des Christlichen Käysers Constantini Magni Tauff- und
Westerhembd von solcher Materie war / welches dieser hochlöbliche Käyser / zum
Zeichen seiner Wiedergebuhrt / in seiner Tauff-Capelle anzünden ließ / welches
viel hundert Jahr gebrannt hat. Daneben trugen sie auff ihrem Haupt ihre
Diademata und Kronen / worvon auch zu andern Zeiten viel geredet / entweder eine
weisse / Purpurrothe / Himmelblaue oder gantz bunte Binde / oder einen blossen
Lorbeer-Krantz / darüber eine güldene zarte durchbrochene Krone gesetzet würde /
so daß das grüne Laub durch das Gold scheinen / und sich mit demselben zierlich
ausnehmen muste. In solchem kostbarem Königlichem Schmuck / entweder gantz
güldenem / oder auch vieleicht in einem gantz dunckelbraunem Purpurfarbem und
schneeweissem Amiantus-Kleide / mit einem grünem Krantz / darüber eine
durchbrochene Krone auffs Haupt gesetzet / daß die grüne Farbe durchs Gold sich
anmuthig praesentiret (welche Kleidung / nebst denen allerkostbarsten Kleinoten
/ sich zusammen sehr wol ausgenommen) erscheinet die Königin Esther inwendig in
dem Vorhofe / in der Antichambre oder Vorkammer des Königs / mit zwo
Cammer-Fräulein / da zwar Ihr gantzes exterieur, und Ihr Angesicht schöne /
lieblich und frölich anzusehen / aber Ihr Hertz mit lauter Angst und Sorge / wie
ein jeder leicht ermessen kan / angefüllet war; wie auch das Stück in Esther
solches deutlich besaget / so gar auch / daß sie über dem Anblick des Königs /
aus Beysorge / daß ihr der Todt numehro bereitet sey / zweymal in eine tieffe
Ohnmacht sincket. Allein / wie empfänget der König die Esther? Er empfänget sie
mit grosser Gnade / und zwar
|| [12]
dermassen / daß er / zum grossen Gnaden-Zeichen / seinen Königlichen güldenen
Zepter / den er in seiner Hand hielt / gegen die Königin reichete / und Esther
darauff die Spitze dieses Zepters / entweder mit der Hand / oder / welches
glaublicher / nach orientalischer Weise / mit dem Munde berührete / und in
tieffester Demuth küssete. Wir könten hier abermal viel reden von dem Ursprung
des Zepters / von dessen Bedeutung / und zu was Ende der Zepter / von alters her
biß auff diese Stunde / denen gekrönten Häuptern / bey deren Krön- und Salbung /
übergeben worden; allein die Zeit leidet solches nicht. Nur / was unsern Zweck
betrifft / so war die Darreichung / oder Ausstreckung des Zepters gegen die
Supplicanten / wenn sie auch schon den Todt verwircket hatten / eine gewisse
Anzeigung / daß sie nun solten pardonniret und begnadiget seyn / wie der
Julianus zum Luciliano saget: Majestatis insigne porrexi, ut desinas pavere; Ich
habe dir ja meinen Zepter hingereichet / damit du auffhören sollest zu zittern.
Allein es muste nothwendig der Begnadigte den Zepter anrühren / that er das
nicht / so war die angebotene Gnade vergebens; wer das aber that / sagt
Josephus, , der war damit ausser Gefahr. Dannenhero man
leicht ermessen kan / wie numehro der Gottseeligen Königin / nach ihrem
ausgestandenem Todes-Kampff / müsse zu muhte worden seyn / indem Ihr beklommenes
/ und mit lauter Furcht / Sorge / und Angst umfangenes Hertz / durch den
Gnaden-Blick des Königs / sehr erfreuet und erquicket worden / so / daß sie nun
Hoffnung haben kunte / GOtt würde ihr Vorhaben ferner glücklich ausführen.
Wenn ich dieses mit wenigem auff unsere unvergleichliche Gottseeligste Hertzogin
/ und allertrauteste Landes-Mutter appliciren und richten soll / so zogen Ihro
Durchlaucht. am dritten Tage sich wol recht Königlich an / als Sie zu dem
allerhöchstem und mächtigstem Himmels-Könige / dem Könige aller Könige und Herrn
aller Herren / Ihren Eingang in das Allerheiligste / in den ewigen Freuden-Saal
/ nun jetzo thun wolten. Es haben ja wol / auff gewisse Maasse / verehlichte
Gottseelige Hertzen auff dieser Welt drey sonderbare Ehren-Tage / als / erstlich
/ den Tag der Gebuhrt / oder sonderlich / wie etliche denselben Tag billig weit
höher schätzen / den Tag der Wiedergebuhrt / oder den Tauff-Tag / welchen der
König Ludwig in
|| [13]
Franckreich /
der Heilige benannt / in solchem hohem Werth hielt / daß er auch allerdings den
Ort Poissy, da er getaufft war / viel höher schätzete / als den Ort seiner
Krönung / und sich offtmals unterschrieb Louis de Poissy. Zum andern / den
Ehren-Tag einer erwünschten seegen-reichen Ehe / und denn drittens / den
Ehren-Tag eines sanfften und seeligen Todes. Ist jemand / was diese drey Tage
betrifft / hier auff der Welt glücklich / so wird er dort glückseelig seyn in
alle Ewigkeit.
Glückseeligst ist ja wol / was alle diese drey Tage betrifft / unsere
Hochseeligste regierende Hertzogin gewesen; Denn betrachten wir erstlich / ihren
Tauff-Tag / so war derselbe Ihr ja wol ein recht prächtiger Ehren-Tag / als an
welchem die junge Fürsten-Braut / die holdseeligste Princesse von Holstein
ELISABETH JULIANA, auff dem Hoch-Fürstlichem Hause Holstein-Norburg / Ihrem
Himmlischem Bräutigam Christo JEsu / dem A und O, durch das hochseelige
Wasserbad der Wiedergebuhrt und Erneuerung des Heil. Geistes / zum ersten mal
zugeführet / und mit demselben vor siebentzig Jahren verbunden wurde. Die
Königin Esther nahm ihren Eintritt zu dem grossem Ahasverus in dem Monat Sivan,
das ist / nach unserer Monden-Rechnung / der Monat Majus oder der Mey-Monat. In
eben diesem Mey-Monat nahm vormals die Hochseeligste Hertzogin / durch das Bad
der Wiedergebuhrt / als eine junge Königin aus Königs-Stamm entsprossen / zum
ersten mal ihren Eintritt zu dem grossem Himmels-Könige / da Sie zu ihm in das
Reich seiner Gnaden / und in die Gemeinschafft seiner Heiligen / eingieng /
gantz herrlich inwendig / mit güldenen Stücken des Glaubens gekleidet. Psalm 45.
Da man Sie führete in gestickten Kleidern zum Könige / und / wie Ihres
Himmlischen Bräutigams Leib-Farbe / weiß und roth / im Hohenl. Salom. am 5. Cap.
so war auch weisse Seide und Purpur / in geistlicher Deutung / Ihr Braut-Kleid /
da Sie in dem schneeweissem Kleide der vollenkommenen Gerechtigkeit / die vor
GOtt gilt / mit dem Purpur des Blut-Würmleins Christi JEsu besprenget / und mit
der schönen Ehren-Krone gezieret / den dargereichten richtigen Zepter des
Gnaden-Reichs JEsu Christi / zum ersten mal anrührete / und dieser Himmels-König
diese seine Königliche Princeßin zum ersten mal küssete / und Sie anredete: Nun
/ meine Tochter / ich will mich mit
|| [14]
dir verloben in Ewigkeit / ich will mich mit dir vertrauen in
Gerechtigkeit und Gericht / in Gnade und Barmhertzigkeit / ja im Glauben will
ich mich mit dir verloben / und du wirst den HERRN erkennen. Hosea. im 2. Cap.
Das lasset mir einen Ehren-Tag / und zwar den ersten Ehren-Tag unserer
Hochseeligsten Hertzogin seyn.
Ihr zweyter glückseeligster Ehren-Tag erschien denn Anno 1656. am siebenzehendem
Tage des geseegneten Monats Augusti. Wenn ich an diesen höchstbeglückten
Freuden- und Ehren-Tag / an welchem die damahlige Durchlauchtigste Princesse
ELISABETH JULIANA, dem grossem Held und Hertzog ANTHON ULRICH, unserm jetzo
regierendem gnädigstem Fürsten und Herrn / in dem köstlichstem Fürsten-Schmuck
durch Priesterliche Benediction zugeführet und vermählet wurde / gedencke; ja
wenn ich gedencke an die grosse Freude des Gottseeligsten unvergleichlichsten
Herrn Hertzogen / und Vaters AUGUSTI, Glor-würdigsten Andenckens / gedencke an
das Frolocken und Jauchtzen der gesambten Hoffstatt und Bürgerschafft / gedencke
an alle prächtige und vortreffliche Ehren- und Freuden-Bezeugungen / damit diese
prächtige Fürsten-Sonne von allen benedeyet / verehret / und gleichsam angebetet
wurde. Ja wenn ich gedencke an die Wonne und das Vergnügen des gantzen
Vaterlandes / und aller Unterthanen / als welche über diese Höchst-geseegnete
Hoch-Fürstliche Alliance in vollen Freuden einhertraten / so deucht mir / ich
empfinde in dem / daß ich davon rede / noch einige Würckung der Freude / die ich
damals an diesem Orte / dero Zeit gegenwärtig / in meiner Jugend / nebst vielen
tausenden in voller Maasse empfunden. Ja wenn wir allerseits betrachten / was
diese numehro ins acht und viertzigste Jahr bestandene Hoch-Fürstl.
Ehe-Verbündniß / für eine Friedens-volle / glückseelige / von dem höchstem GOtt
mit allen höchsterwünschten Benedeyungen des Leibes / der Seelen / und des
Glücks begnadete Verbindung gewesen / so werden wir ja wol alle miteinander
einmüthig bekennen müssen / daß auch der andere Ehren-Tag unserer Hochseeligsten
Landes-Mutter ein rechter glückseeligster Ehren-Tag gewesen.
|| [15]
Am dritten Tage aber zog sich Esther Königlich an. Denn als numehro unserer
Preiß-würdigsten Gottgeheiligten Hertzogin dritter / letzter / und aber auch
höchster Ehren-Tag / der vierdte Tag des Monats Februarii, als der Tag Ihres
Hochseeligsten Todes / ja was sage ich / Todes? Ihres süssesten Einschlaffs und
Eingangs zum ewigem Leben / hereintrat / an welchem Tage die Engel GOttes die
starcken Helden / Befehl hatten / in das ewige Jubilaeum zu Vollenziehung der
herrlichen Hochzeit des Lam̅s / unsere Preiß-würdigste
Gottgeheiligte Hertzogin / in das Himmlische Jerusalem allerprächtigst
aufzuholen / da zog sich unsere Esther wol recht Königlich an / da legete Sie
die Kleider der Sterbligkeit ab / ja alle Fürstliche Kleider sambt allem
herrlichem Schmuck / darinn sie zwar Ihrem hohem Stande gemäß / dennoch wider
Ihren Willen mit Esther öffters prangen muste / die legete Sie numehro ab / und
überkleidete sich hergegen mit dem schneeweissem Kleide der Unsterblichkeit. Die
hellen Kleider von dem Stein Amiantus, wie wir gehöret / kunten viel hundert /
ja wol über tausend Jahr brennen / aber zuletzt vergiengen sie doch mit der
Zeit. Allein / das schneeweisse Kleid der Unsterblichkeit / das unsere
Hochseeligste Hertzogin an Ihrem drittem Ehren-Tage angezogen / das wird in alle
Ewigkeit nicht verwesen / sondern wird in dem Feuer / Glantz und Licht der
Göttlichen Klarheit / noch mehr und mehr aus einer Klarheit in die andere / auff
ewig verkläret werden. Denn Sie ist nun kommen zu dem / der da wohnet in einem
Licht / dazu kein Sterblicher kommen kan / woselbst die Engel ein dem andern
zuruffen: Komm / ich will dir das Weib zeigen / die Braut des Lamms / die da
erlanget hat die Herrlichkeit GOttes / deren Licht gleich ist dem alleredelstem
Stein / einem hellen Jaspis / Offenb. Joh. 21. War die Verklärung Christi im
Stande seiner Erniedrigung / auff dem heiligem Berge / dermaassen herrlich / daß
sein Angesicht leuchtete und gläntzete / wie die Sonne / und seine Kleider weiß
wurden / als ein Licht / so helle und weiß / wie der Schnee / daß sie kein
Färber oder Mahler auff Erden so weiß machen kan. Matth. 17. Marc. und Luc. 9.
So bedencke Eure Liebe einmal / was das für ein helles und gläntzendes Kleid
|| [16]
der Unsterblichkeit /
Herrlichkeit und Seeligkeit seyn müsse / welches Christus der Königliche
Bräutigam / der da ist das A und das O, der Anfang und das Ende / das Licht /
der Schein und Glantz der ewigen Herrlichkeit GOttes / numehro in dem Stande
seiner höchsten Erhöhung / zur Rechten des Him̅lischen Vaters /
Seiner Königlichen Braut ELISABTH JULIANEN angezogen. Wie Esther, als sie durch
alle Thüren gangen / in eine Ohnmacht sanck / und sich lehnete mit dem Haupt
auff die Hände ihrer Bedientinnen / als sie Ahasverum in seinen von Gold und
Edelgesteinen gläntzenden Kleidern / auff seinem Königlichem Thron sitzen sahe /
so kunte es ja auch wol nicht anders seyn / es muste ja wol die Holdseeligste
Esther und Mutter unsers Vaterlandes / als Sie das Kleid der Sterblichkeit ab-
und das schneeweisse Kleid der Unsterblichkeit anlegten / auch nicht ohn alle
Ohnmacht bleiben / denn eben / als die gläntzenden Feurflammen / die Engel
GOttes / das von Ihrem Bräutigam Ihr zugesandte Braut-Kleid der Unsterblichkeit
Ihr anzogen / und Sie numehro auf dem Wagen Eliae sitzende / den ewigen
Himmels-König in seinem Glantz und Licht auch noch von ferne kaum / auf seinem
höchstem Thron der Herrlichkeit / erblicketen / so sturben Sie zwar nicht /
sondern empfunden nur gleichsam mit Henoch und Elia ein
mortis, eine geringe Aehnligkeit des Todes / da Sie nur in eine tieffe Ohnmacht
suncken / und sich auf die Hände Ihrer getreuen Bedientinnen säuberlich
niederlegeten / und darauf sofort Ihre mit dem weissem Kleide der
Unsterblichkeit bekleidete Seele von den Engeln getragen wurde in die süssen
Hände Ihres Him̅lischen Vaters / in Abrahams Schooß. Hier zwar
auff dem Hoch-Fürstlichen Schlosse war nichts als lauter Wehklagen / Jammer /
Angst / Furcht und Schrecken / Winseln und Seufftzen / Heulen und Schreyen / zu
sehen und zu hören; Droben aber im neuen Jerusalem / stimmete der ewige König
ein Freuden-volles Braut-Lied an: Es ist geschehen! Meine außerwehlete Braut /
ELISABETH JULIANA habe ich numehro in meinen Armen! Ich bin der Bräutigam / ich
bin das A und das O / der Anfang und das Ende: Ich will nun dem Durstigem
(dieser meiner Schwester lieben Braut / die so lange nach
|| [17]
mir und diesem Freuden-vollem
Leben gedürstet hat) geben von dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Und wie
Sie nun / diese meine Braut / alles überwunden hat / so soll Sie auch alles /
alle meine Herrlichkeit und meines Vaters Reich im Himmel auff ewig ererben /
und ich will Ihr GOtt seyn / und Sie soll meine allerliebste Tochter seyn / wie
wir davon aus dem von der Hochseeligsten Hertzoginn vor langen Jahren erwehltem
Leichen-Texte jetzo noch ein mehres reden wollen. Und weil es denn an dem / daß
wir uns zwar wol allerseits die grosse Hoffnung gemacht hatten / nach etwan
verfliessenden drittehalb Jahren das Freuden-volle Jubilaeum, oder die erneuerte
Benediction und Einsegnung unsers gnädigsten lieben Landes-Vatern / und unserer
gnädigsten lieben Landes-Mutter / wenn Sie nun funfftzig Jahr in dem
Hoch-Fürstlichem Ehebande würden höchst-gesegnet bestanden seyn / hochfeyerlich
zu begehen / so hat es dennoch dem HErrn über Leben und Todt anderst und zwar
dermaassen gefallen / wie es leider! am Tage ist. Wir wollen indessen aus dem
Hoch-Fürstlichem Leichen-Text vor das mal der Hochseeligsten Hertzogin Durchl.
dennoch eine Hoch-Fürstliche Braut-Predigt halten / indem wir Eurer Liebe aus
demselben vorstellen:
Die von dem grossem Himmels-Könige in das ewige Jubiloeum, zur süssesten Erquickung / und zum schönsten Erbtheil der
Herrlichkeit und Seeligkeit auffgenom̅ene Königliche
Himmels-Braut.
Der HErr vom Himmel lasse unser Vorhabenzu seines allerheiligsten Namens Ehre / zum unsterblichem wahrem Nachruhm der Hoch-seeligsten Hertzogin Durchl. auch zuvorderst denen Hoch-Fürstlichen Leidtragenden allerseits / und uns allen / zum kräfftigem Trost / und zur heilsamen Erbauung gereichen / um Christi JEsu willen! Amen.
|| [18]
DEr Bräutigam und ewige Himmels-König / der seine auserwehlte Himmels-Braut / zur
süssesten Erquickung / und zum schönstem Erbtheil der ewigen Herrlichkeit und
Seeligkeit aufffordert / redet diese seine Braut in unserm Hoch-Fürstlichen
Leichen-Texte also an: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende; Ich
will dem Durstigem geben von dem Brunn des lebendigen Wassers / umsonst. Wer
überwindet / der wird alles ererben / und ich werde sein GOTT seyn / und er wird
mein Sohn (oder Tochter) seyn. Der Bräutigam CHristus JEsus beschreibet sich
selbst in der Offenbahrung Johannis unterschiedliche mahl mit diesen Worten: Ich
bin das A und das O / der Anfang und das Ende / der Erste und der Letzte / wie
wir solche Beschreibung finden im 1. Cap. zweymahl / dann in diesem Leichen-Text
/ und abermahl in dem 22ten und letztem Cap. dieser hohen Offenbahrung. Und ist
dabey sehr mercklich / daß dieser ewige König / sonderlich in dem 21. und 22ten
Cap. unterschiedliche mahl seiner geliebten Braut dabey ausdrückliche Meldung
thut / denn so muß Johannes im 21. Cap. kurtz vor unsern Text diese prächtige
Braut des ewigen Königs im Gesicht sehen / und sie dermaassen vorstellen: Und
ich Johannes sahe die heilige Stadt / das neue Jerusalem / von GOtt aus dem
Himmel herab fahren / zubereitet / als eine geschmückte Braut ihrem Manne. Und
wiederum / kurtz nach unsern Text-Worten / muß ein Engel den Johannem anreden:
Komm / ich will dir das Weib zeigen / die Braut des Lamms. Und wie jetzt
nochmahls der Bräutigam beym Beschluß der gantzen heiligen Schrifft sich hören
lässet: Siehe / ich komme bald / und mein Lohn mit mir / ich bin das A und das O
/ der Anfang und das Ende / der Erste und der Letzte / ich bin die Wurtzel des
Geschlechts David / ein heller Morgenstern; So folget so fort wiederum darauff:
Und der Geist / und die Braut sprachen: Komm.
|| [19]
Und wer es höret / der
spreche: Komme / und wen dürstet / der komme / und wer da will / der nehme das
Wasser des Lebens umsonst. Aus welchen allen klar erhellet / daß der
Hoch-Fürstliche Leichen-Text nichts anders sey / als eine süsse und holdseelige
Anrede des Himmlischen Bräutigams JEsu Christi / an seine auserwehlte Braut /
die seelige Gemeinschafft der Heiligen / und an eine jedwede gläubige Seele /
die eben in würdiger Bereitschafft stehet / in der weissen Seide der
Gerechtigkeit der Heiligen / zu der Hochzeit des Lamms sich einzufinden / worzu
Sie der gantze Himmels-Chor mit Freuden-vollem Schalle Cap. 19. also einladet:
Lasset uns freüen / und frölich seyn / und GOtt die Ehre geben / denn die
Hochzeit des Lamms ist kommen / und sein Weib hat sich bereitet / und Ihr ist
gegeben sich anzuthun mit reiner und weisser Seide.
Allein lasset uns die Anrede des Bräutigams an seine holdseelige Braut / noch mit
wenigem betrachten. Der Bräutigam / wie wir gehöret / fänget sein Epithalamium
und Braut-Lied also an: Ich bin das A und das O / der Anfang und das Ende; und
beschreibet mit dieser Redens-Art / kürtzlich davon zu reden / seine ewige
Allmacht / und vollenkommene Herrlichkeit. Die Rabbinen / wenn sie einen
tugendhafften vollenkommenen Menschen / oder sonst ein vollenkommenes Wesen /
nach ihrer Art beschreiben wollen / so nehmen sie aus dem Ebraeischen Alphabeth
das Aleph und das Thau, als den ersten und letzten Buchstaben / wie es also auch
die Syrer machen mit ihrem Olaph und Tau. Dieser damals bekannten Jüdischen und
Syrischen Redens-Art bequemet sich Christus / und nennet sich auch mit dem
erstem und letztem Buchstaben des Alphabeths, und zwar / weil Johannes in
Griechischer Sprache geschrieben / mit dem erstem und letztem Buchstaben des
Griechischen Alphabeths, nemlich mit dem A oder Alpha, und mit dem oder Omega, und deutet damit an / daß er sey der allmächtige
/ ewige / unsterbliche GOtt / der da ist der Anfang und das Ende aller Dinge /
durch welchen alles gemacht / was gemacht ist. Joh. am 1. Cap. ja / der da
seinem Göttlichem Wesen nach ist ohn Anfang und ohn Ende. Wie der Satan
insgemein durch die
|| [20]
Heyden
offtmals die herrlichsten Wercke des heiligen GOttes denen Götzen beygeleget hat
/ so wurde der Ab-Gott Jupiter von den Griechen genannt , weil derselbe ihrer blinden Meynung nach solte und müste aller Dinge Anfang
und Ende seyn. Allein gar und gantz gefehlet! Hier aber ist Christus der
Bräutigam das A und O, der da allein Unsterblichkeit hat aus der 1. Tim. 6. Cap.
dessen Reich ist ein ewiges Reich / und dessen Herrschafft währet für und für
aus dem 145. Psalm. Wir müssen uns wol verwundern über des weisen Heyden
Platonis seine Rede / wenn er spricht: DEus est, qui principium, medium, &
finem rerum omnium complectitur. GOtt ists / der den Anfang / das Mittel / und
das Ende aller Dinge in sich begreiffet. Doch wenn der menschliche Verstand
daran zweiffeln wolte / so haben wir des Heiligen Geistes Ausspruch / und
sonderlich in unserm Text von Christo JEsu / dem ewigen GOttes Sohn / daß
derselbe sey das A und das O, der Anfang / Mittel und Ende aller Dinge / und
also der ewige wahre GOtt / welches uns Fleisch und Blut nicht offenbahret hat.
Und dieses bekannten die Christen in der ersten Kirche zur Zeit des überhand
genommenen verfluchten Arianismi, (die Arianer lehreten / daß Christus nicht
wäre dem Vater in seinem Wesen allerdings gleich wahrer GOtt von Ewigkeit her)
wieder die Arianer. Dannenhero war damals dieses das Kennzeichen der
rechtschaffenen wahren Christen / die auff Christum / als den ewigen / wahren /
allmächtigen GOtt gestorben / daß Sie auf ihre Grabmähler und Leichen-Steine
liessen ein groß Alpha und Omega hauen / damit sie auch noch nach ihrem Tode für
aller Welt bezeuget / daß sie mit dem Ketzerischem Arianismo keine Gemeinschafft
gehabt / sondern das von Christo geglaubet / was Johannes von ihm bekannt in
seiner Offenbahrung / daß er sey das A und das O. Wie denn auch die Christliche
Kirche / dem HErrn JEsu zu Ehren / solches Bekäntniß Alpha es & O, in dem
bekan̅tem schönem Weynachts-Liede: In dulci jubilo &c. biß
auff den heutigen Tag noch hat beybehalten. Was nun der Bräutigam Christus von
dem A und O verblümter Weise seiner Braut vorgestellet / daß er nemlich sey der
allmächtige / ewige GOtt / das thut er nun ferner mit klaren Worten / wenn er
spricht: Ich bin der Anfang und das Ende. Freylich ist ja wol der einige GOttes
Sohn / der Bräutigam Christus JEsus / der Anfang
|| [21]
und das Ende 1. ratione
durationis, Wegen der Dauerhafftigkeit. Denn im Anfang war das Wort / und das
Wort war bey GOtt / und GOtt war das Wort / dasselbige war im Anfang bey GOTT /
alle Dinge sind durch dasselbe gemacht / und ohne dasselbige ist nichts gemacht
/ was gemacht ist. Joh. im 1. Cap. und abermal aus der 1. Epistel Johan. 1. Cap.
Das da von Anfang war / das wir gehöret haben / das wir gesehen haben mit unsern
Augen / das wir beschauet haben / und unsere Hände betastet haben / vom Wort des
Lebens. Dieser Bräutigam ist die ewige Weißheit / die sich hören lässet in
Sprüchw. Salom. 8. Cap. Der HErr hat mich gehabt im
Besitz gehabt / im Anfang seiner Wege. Ja er ist der ewige Melchisedeck / der da
hat weder Anfang der Tage / noch Ende des Lebens. Ebr. im 7. Cap. Der ewige
König / dessen Königreich kein Ende hat / Daniel im 7. und Luc. im 1. Cap. Zum
andern ratione causalitatis, der Würckung halber; denn allen Creaturen giebet /
schaffet und würcket er den Anfang und das Ende; er ists / der da nicht allein
des Gesetzes Anfang / sondern auch des Gesetzes Ende ist / wer an denselben
gläubet / der ist gerecht. Rom. im 10. Cap. Der nicht allein das Am̅t der theuren Versöhnung und Erlösung des menschlichen Geschlechts angefangen
/ sondern auch zu unser aller Seeligkeit herrlich vollbracht und geendiget. Und
deswegen thut dieser Bräutigam im 1. und 22. Capp. der Offenbahrung Johannis
auch noch diese Worte hinzu: ich bin der Erste und der Letzte; anzudeuten / daß
er mit Vater und Heiligem Geiste / der ewige allein-wahre GOTT sey; wie eben
diese Worte Esai. im 41. 43. und 44. Capp. zu finden / woselbst auch die rechte
Erklärung dieser Worte so fort hinzu gethan wird. Ich bin der Erste und der
Letzte / und ausser mir ist kein GOtt. im 44. Cap. Vor mir ist kein GOtt gemacht
/ so wird auch nach mir keiner
|| [22]
seyn / ich / ich bin der HErr / und ist ausser mir kein Heyland. im 23. Cap. Der
Heil. Ambrosius erkläret diese Worte im verblümtem Verstande also: Vide
clementiam Christi, ipse est primus & novissimus: Betrachte die Gütigkeit
deines Heylandes / der da (in der Hülffe) der Erste und Letzte ist.
Nachdem numehro der Bräutigam seiner geliebten Braut angezeiget / was Sie für
einen gewaltigen / allmächtigen und ewigen König zum Bräutigam habe / so zeiget
er Ihr auch an / wie er Sie numehro im Himmel ewig erquicken / ja Sie zur
vollenkommenen Erbin aller seiner Güter / in der ewigen Herrlichkeit und
Seeligkeit machen wolle. Bey sehr vielen Völckern ist die bekannte Weise / daß
nicht die Braut dem Bräutigam / etwan einen Brautschatz zufreyen / sondern der
Bräutigam die Braut / mit grossen Geschencken und Gaben Standes-mäßig ansehen /
dotiren und bereichern / und dieselbe nach seinem Vermögen glückseelig machen
muß. Und das trifft ja wol recht bey dem A und O, und bey seiner außerwehlten
Braut ein. Erstlich spricht er: Ich will dem Durstigem geben von dem Brunn des
lebendigen Wassers umsonst. Der natürliche Durst ist nichts anders / als eine
Begierde etwas feuchtes und kaltes zu geniessen / welcher Appetit daher
entstehet / wen̅ das orificium superius ventriculi, der obere Mund
des Magens gar zu trucken wird. Von solchem natürlichem Durst redet hier der
Bräutigam nicht / und ob gleich auch die Braut öffters natürlicher Weise hungern
und dursten muß / in diesem Leben / so ist Sie deswegen nicht betrübt und
traurig / sondern rühmet sich dessen vielmehr mit Paulo aus 2. Cor. 11. Cap. und
spricht: In Mühe und Arbeit / in viel Wachen / in Hunger und Durst / in viel
Fasten / in Frost und Blösse. Sondern es redet hier eigentlich das A und das O,
von dem Durst und sehnlichem Verlangen der gläubigen Seele nach dem ewigem
Leben. Bißhero hatte diese gläubige Seele hier in diesem Leben allezeit einen
grossen Durst und ein sehnliches Verlangen gehabt / nach der Gnade GOttes / nach
der Vergebung der Sünden / nach der Gerechtigkeit / die vor GOtt gilt / und war
deswegen auch von Christo selbst beym Matth. im 5. Cap.
|| [23]
schon seelig erkläret: Seelig
sind / die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit (Christi /) denn sie
sollen satt werden. Wie Sie allezeit mit David eine sehnliche Begierde gehabt
nach dem Brunn des lebendigen Wassers zu Bethlehem / Christo JEsu / und
gleichsam mit diesem David darüber lüstern worden / ihr auch Christus JEsus
dieses lebendige Wasser reichlich geschencket hatte / nach seiner tröstlichen
Versicherung beym Joh. 4. Wer des Wassers trincken wird / das ich ihm gebe / den
wird ewiglich nicht dürsten / sondern das Wasser / das ich ihm geben werde / das
wird in ihm ein Brunn des Wassers werden / der in das ewige Leben quillet. Und
Joh. 7. Wen da dürstet / der komme zu mir / und trincke / wer an mich gläubet /
wie die Schrifft saget / von des Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers
fliessen; Ja / wie Sie / die gläubige Seele / so offt in ihrem Creutz und Leiden
/ in geistlichen und leiblichen Anfechtungen / nach der gnädigen Hülffe und
Errettung ihres Bräutigams gedürstet / daß Sie mit David aus dem 42. Psalm
öffters anstimmen müssen: Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser / so
schreyet meine Seele / O GOtt / zu dir / meine Seele dürstet nach GOTT / nach
dem lebendigem GOtt; auch mitten in ihrem Leyden tröstlichst empfunden / daß
GOttes Trost-Brünnlein Wassers die Fülle haben / aus dem 65. Psalm / und in der
That erfahren / daß der GOTT alles Trostes / Wasser (Trost-Wasser) gegossen auff
die Durstige / und Ströme auff die Dürren. Esai. 44. daß Sie allezeit mit David
noch hatte rühmen und bekennen müssen / Psalm. 23. Der HErr führet mich zum
frischem Wasser / und er erquicket meine Seele; So gieng numehro eintzig und
allein Ihr Durst und Verlangen Himmel-auff / nach der Freude des ewigen Lebens.
Denn als es hieß: Es ist geschehen; geschehen ist es mit diesem vergänglichem
Leben; das Leben
|| [24]
und die Welt
haben nun ein Ende / da dürstete die himmlische Braut numehro eintzig und allein
nach dem Brunnen des lebendigen Wassers / oben in der Herrlichkeit und
Seeligkeit. Es wird die Freude / Herrlichkeit und Seeligkeit / weil wir das
rechte Wesen derselben mit unsern Gedancken und Sinnen nicht begreiffen können /
unter vielen anmuthigen natürlichen Dingen / nach unserm menschlichem Verstande
/ uns vorgestellet / als / unter einer prächtigen Hochzeit / herrlichem Abendmal
/ einer grossen Stadt / und mächtigen Pallästen / und schönen Häusern / unter
kostbaren Kleidern / Kronen und Kräntzen / unter einer anmuthigen grünen Weyde /
unter dem allerhellestem Sonnen-Glantz / und dergleichen. Hier nennet der
Bräutigam die Freude des ewigen Lebens / dahin er seine Braut jetzo führen will
/ einen Brunnen des lebendigen Wassers / einen solchen Spring-Brunnen / eine
solche lebendige Quelle / der es nimmer und in Ewigkeit an dem Trost- und
Freuden-Wasser gebrechen wird. Und dahin zielet auch der Bräutigam / wenn er im
folgenden 22. Cap. dem Johanni zuletzt abermal die Freude des ewigen Lebens
sehen lässet / unter einem lauterem Strom des lebendigen Wassers / klar wie ein
Crystall / der da gieng von dem Stuhl GOttes und des Lamms. Die Ursachen alle /
warum der Bräutigam Christus JEsus die Herrlichkeit des ewigen Lebens / mit
einem Brunnen des lebendigen Wassers vergleichet / können wir unmüglich alle
anführen. Doch nur ein und anders kürtzlich zu berühren / so ist bekannt / 1.
wie das süß-quillende Wasser aus einem lebendigem Brunnen / wider alle Hitze und
Durst / die beste Kühl-Erquick- und Labung ist. Und so ist ja wol die Freude des
ewigen Lebens allen denen / die mit der gläubigen Braut hier auff Erden des
Tages Last und Hitze rechtschaffen empfinden müssen / die allerbeste und
süsseste Laab- und Erquickung / wenn es von ihnen dermaleins heissen wird aus
der Offenbahrung Joh. 7. Cap. Sie wird nun nicht mehr hungern noch dürsten / es
wird auch nicht mehr auff Sie fallen die Sonne / oder irgend eine Hitze / denn
das Lamm mitten im Stuhl wird Sie weyden / und leiten zu dem lebendigen
Wasser-Brunnen. Und wie denn fürs andere / eine lebendige
|| [25]
Brunn-Quell nicht leicht
versieget / sondern beständig das süsse und angenehme Wasser denen erhitzten und
durstigen Wanders-Leuten reichlich und zum Uberfluß schencket und giebet / also
ist es auch mit der Freude und Herrlichkeit des Himmels beschaffen / die quillet
hin biß in Ewigkeit / biß ins ewige Leben / Joh. am 4. Dannenhero nennet Paulus
diese Herrlichkeit eine ewige und über alle maasse wichtige Herrlichkeit 2. Cor.
4. Worinnen die Gerechten sich ewiglich freuen und frölich seyn sollen / über
dem / was ihnen der HErr schaffen und geben wird. Esai 65. Darinn die Erlöseten
des HErrn ewige Freude und Wonne ergreiffen wird. Esai. 35. Welche ewige Freude
David vorschmäcklich im 16. Psalm empfand / wenn er zum Beschluß desselben
spricht: Für dir ist Freude die Fülle / und liebliches Wesen zur Rechten Gottes
immer und ewiglich.
Und wie ferner drittens / eine lebendige Brunn-Quell ihr süsses und gesundes
Wasser umsonst reichet allen / die darnach Durst und Verlangen tragen / also
erlangen auch die Freude des ewigen Lebens alle diejenigen / so da mit
hertzlichem und gläubigem Verlangen nach diesem geistlichem lebendigem Wasser
dürsten / umsonst. Denn so sagt der Bräutigam: Ich will dem Durstigen geben von
dem Brunn des lebendigen Wassers umsonst. Deswegen spricht Paulus Ephes. 2. Aus
Gnaden seyd ihr selig worden durch den Glauben / und dasselbige nicht aus euch /
GOttes Gabe ist es / nicht aus den Wercken / auf daß sich nicht jemand rühme.
Und ob zwar das ewige Leben in der Heil. Schrifft auch wol zu Zeiten ein Lohn
genennet wird / als bey Matth. 20. Cap. Ruffe den Arbeitern / und gib ihnen den
Lohn / imgleichen in der Offenbahrung Johann. 22. Cap. Siehe / ich komme bald /
und mein Lohn mit mir / so ist doch dieser Lohn propriè neque meritum de
congruo, neque de condigno, sondern ein blosser Gnaden-Lohn / den GOtt aus
blos
|| [26]
ser Gnade
und Barmhertzigkeit denen / die in Gedult und guten Wercken nach dem ewigem
Leben trachten / zu geben versprochen / wie solches auch einige cordate, und in
der Schrifft belesene Päbstische Lehrer selbst gestehen müssen / allermaassen
Eure Liebe von solcher Materie unterschiedliche mahl / und sonderlich an dem
Sonntage Septuagesima, aus dem Evangelio von den Arbeitern im Weinberge /
weitläufftig vernommen hat.
Zum zweyten nennet der Bräutigam die Herrlichkeit des ewigen Lebens / darinn er
seine Braut jetzo einführen will / ein Erbe / das die Braut als ein Kind und
Erbe des ewigen Vaters / gantz und vollenkommen / einnehmen und auf ewig
besitzen solle / aber sie müsse zuvor überwinden. Wer überwindet / sagt er / der
wirds alles ererben / und ich werde sein GOtt seyn / und er wird mein Kind /
mein Sohn oder Tochter seyn. So nennet St. Paulus die Seeligkeit ein Erbe der
Gläubjgen Rom. 8. Gal. 4. Ephes. 1. Tit. 3. und S. Petrus 1. Epist. 1. ja
Christus selbst Matth. am 25. Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet
das Reich / das euch bereitet ist von anbeginn der Welt. Denn gleichwie ein
tugendhafftes gehorsames Kind alle väterliche Güter vollenkommen ererbet / so
soll auch die gläubige Braut JEsu / als ein liebes und gehorsames Kind des
ewigen Vaters im Himmel / alles ererben; Mercklich / alles ererben. Wie ist das
zu verstehen: alles ererben? Wird denn nur einer im Himmel erben / daß einer im
Himmel soll alles ererben? In leiblichen und irrdischen Erbschafften wird das
Väterliche Erbe nach der Anzahl der Kinder eingetheilet / und können unmüglich
viele Kinder / und zwar ein jeder alles / das gantze Väterliche Erbtheil ererben
/ sondern es wird in gewisse Portiones, Theile und Loose getheilet / und bekommt
ein jedes Kind nicht das gantze / sondern einen Theil der Erbschafft. Allein /
mit dem Erbtheil des ewigen Lebens hat es eine gantz andere Bewandniß / da wird
eine jedwede gläubige Seele das gantze väterliche Erbtheil bekommen / da wird
ein jeder Auserwählter alles ererben / da wird GOtt / als das höchste Erbe /
alles
|| [27]
in allem seyn. 1. Cor.
15. Nur mit einigen einfältigen Gleichnissen Eurer Liebe solches vorzustellen /
so kan ja eine Rede / zumahl / eine deutliche und vernehmliche Rede / die in
Panegyri und grossen Assemblée von einer eintzigen Person gehalten wird / von
vielen tausend Leuten angehöret und eingenommen werden. Eine liebliche Music
fället ihrer vielen zugleich in die Ohren / so daß alle und jede Anwesende sich
daran ergötzen können und also ein jeder die gantze Music höre. Und der nunmehro
eintretende angenehme Frühling erfreuet ja mit seiner Ankunfft so viel millionen
Leute an so viel tausend Orten der Welt. Oder / als wir neulich gehöret haben /
so sehen ja das Sonnen-Licht viel hundert tausend mahl tausend Menschen auf dem
gantzen Erd-Boden / und doch geneusst ein jeder das gantze Sonnen-Licht / und
bleibet dennoch die Sonne das schönste Licht des Himmels im vollem Glantz. Also
werden auch alle und jede Auserwählte die gantze vollenkommene Herrligkeit des
ewigen Lebens in allen ererben / wenn sie allerseits an dem ewigem Worte des
Himmlischen Vaters Christo JEsu / an der lieblichen Engel-Music, und schönstem
Frühlinge des ewigen Lebens / die allerseeligste / vollenkommenste Vergnügung
finden / wenn sie sam̅t und sonders GOtt in seiner Klarheit und in
seinem Glantz anschauen werden von Angesicht zu Angesicht / 1. Cor. 13. Wenn sie
alle droben wandeln werden im Schauen 2. Cor. 5. und ihn sehen wie er ist 1.
Epist. Joh. am 3. Cap. Allein / ehe die Braut Christi / als ein liebes Kind
GOttes / zu solchem Erbtheil gelanget / muß sie erst überwunden haben. Wer
überwindet / heisst es / der soll alles ererben. Es ist ja wol wahr / es kan
niemand gekrönet werden / er kämpffe denn zuvor recht / so daß er überwinde 2.
Timoth. 2 Es muß freylich ein jeder kämpffen den guten Kampff des Glaubens / ehe
er das ewige Leben / als ein schönes Erbe / ergreiffen will / 1. Timoth. 6. Da
hat ja wol die Braut Christi ihre mächtige Feinde. Sie hat einmahl nicht mit
Fleisch und Blut zu kämpffen / sondern mit Fürsten und Gewaltigen / nemlich mit
den Herrn dieser Welt / die in der Fin
|| [28]
sterniß dieser Welt
herrschen / mit den bösen Geistern / unter dem Himmel Ephes. 6. Sie hat ferner
zu ihrem mächtigem Feinde die gantze Welt / die im Argen lieget / nebst ihren
dreyen listigen und verführischen Töchtern / Fleisches-Lust / Augen-Lust / und
hoffärtigem Leben. 1. Ep. Joh. 2. und 5. Capp. Ja zu ihrem mächtigem Feinde hat
sie ihr eigen Fleisch und Blut / dadurch als von einem einheimischem Feinde offt
die grösseste Seelen-Gefahr ihr auf einmahl unvermuhtlich zustosset / darüber
sie sich auch so hertzlich grämet / daß sie nicht ohne Thränen mannigmahl mit
Paulo herausbricht. Rom. 7. Ich weiß / daß in mir / das ist / in meinem Fleische
/ wohnet nichts gutes. Ach! ich elender Mensch! wer wird mich erlösen von dem
Leibe dieses Todes? Worzu dem Ansehen nach noch der allermächtigste un̅ allerschröcklichste Feind hinzu kom̅t / wenn sich
Gott der Vater / und der Bräutigam Christus JEsus selbst gegen sein Kind / seine
liebe Braut / in einen Grausamen verwandelt / und sich gegen dieselbe als ein
Feind stellet. Hiob. 30. und 13. Capp. Wenn es scheinet / als begegne der
Bräutigam seiner Braut / wie ein Löwe / und wie ein Parder / und wie ein Bähr /
dem die Jungen geraubet sind / Hosea 13. Welches offtmahls bey schweren und
hohen Anfechtungen die allerliebste Braut JEsu Christi am meisten empfindet /
worvon die Welt-Kinder nichts wissen / weil sie es nie erfahren haben. Alle
diese Feinde / sichtbahre und unsichtbahre / alle diese Versuchungen muß erst
die Braut JEsu / das Kind GOttes / überwunden haben / ehe Sie das väterliche
Erbtheil / das Erbtheil der Heiligen im Licht / antreten und zu dem ewigem
Freuden-vollem Jubilaeo der Hochzeit des Lamms gelangen will. Da wird es Ihr nun
mannigmal von Hertzen sauer / wenn Sie mit Sünde / Tod / Teuffel / Hölle / Welt
/ Fleisch und Blut / ja mit GOtt und Menschen selbst kämpffen / ja mit Abraham,
Jacob, Hiob, David, Paulo, biß aufs Blut kämpffen muß; Allein / Sie wird nicht
matt noch müde / weil Sie weiß / daß Sie arbeitet und ringet / nach
|| [29]
der Würckung deß / der da
kräfftiglich in Ihr würcket / Coloss. I. Sie weiß / daß Ihr Bräutigam Ihr schon
zur Hand stehe / der den Müden Krafft / und Stärcke gnug den Unvermögsahmen
giebt / Esai XL. Darum lauffet Sie auch in Geduld immer fort / in dem Kampff /
der Ihr verordnet ist / und lässet nicht ab / biß Sie in Christo JEsu / endlich
dieses alles überwunden hat / Rom. VIII. Und so heisst es denn zu letzt: Sie hat
überwunden durch des Lammes Blut / Offenb. Joh. im XII. Sie hat den Bösewicht
überwunden / 1. Epist. Joh. II. Sie hat die Welt überwunden / und Ihr Glaube ist
der Sieg gewesen / der die Welt überwunden hat / V. Cap. Sie hat nun Ihr Fleisch
überwunden / und dessen Geschäffte vollenkommlich getödtet / Rom. VIII. Nachdem
Sie Ihr Fleisch samt allen Lüsten und Begierden gecreutziget / Galat. VI. Ja Sie
hat in dem Kampff / darinn Sie mit Menschen und GOtt gerungen / nach dem Exempel
Jacobs obgesieget / und hat also darauf nun auch alles im Himmel ererbet.
Gebrauch.
NUn / meine Allerliebste in dem HErrn / wollet auch Ihr in der That und Warheit
den Namen einer Himmels-Braut führen / und die Hoffnung fest und gewiß haben und
behalten / zu der süssen Erquickung des lebendigen Wassers / und zu dem ewigen
Erbtheil im Himmel von Christo JESU aufgenommen zu werden / so müsset Ihr auch
euch hier in dieser Welt anschicken und bezeigen / als einer rechten und echten
Braut JEsu Christi anstehet und gebühret. Wie / wo / und wenn Christus JEsus
unser Bräutigam worden / und sich mit uns in Ewigkeit verlobet / davon könnten
wir weitläufftig reden / wenn es die Zeit leyden wollte. Die Offenbahrung
Johannis zeiget zur Gnüge an / daß das A und das O / der Anfang und das Ende /
das Lam̅ GOttes /
|| [30]
mit seiner Braut der gläubigen Seele / sich dermassen auf ewig fest verbunden
/ daß auch die Engel und Außerwehlten für grossen Freuden anstimmen / und
jauchtzen im XIX. Cap. Lasset uns freuen und frölich seyn / und GOtt die Ehre
geben / denn die Hochzeit des Lamms ist kommen / und Sein Weib hat sich
bereitet; Und hat dieses Lamm (wie Christus also durchgehends in der
Offenbahrung Johannis und zwar bey die dreyßig mahl das Lam̅
tituliret wird) das A und das O, einmahl Hochzeit gehalten mit dem Weibe / oder
mit der Braut Offenb. Johann. 21. in dem keuschem Leibe der heiligen Jungfrau
Marien / da durch wunderbare Krafft des Höchsten / und Uberschattung des
Heiligen Geistes / der Sohn Gottes die menschliche Natur / unser Fleisch und
Blut warhafftig angenommen / und sich mit solcher menschlichen Natur dermaassen
genau und persöhnlich vereiniget / daß er dieselbe in Ewigkeit nicht wieder
ablegen wird / wie denn diese Vermählung der Göttlichen Natur / in , oder / in der Selbständigkeit des Worts / mit der
menschlichen Natur / viel fester / unzertrennlicher / und unauflößlicher ist /
als das Band der ehelichen Vereinigung unter den Menschen / welches durch den
Tod geschieden und getrennet wird Rom. 7. Dieses Band aber der göttlichen und
menschlichen Natur in der Selbständigkeit des Worts / per intimam , das ist / durch eine innerliche / allergenauste
Durchdringung / ist dermaassen in Christo fest zusammen verbunden / und
vereiniget / daß auch diese persöhnliche Vereinigung / im Tode und Grabe des
HErrn JEsu nicht hat können oder mögen getrennet werden / weil er auch im Tode
GOTT und Mensch geblieben / ob gleich die natürliche Vereinigung Leibes / und
der Seelen damahls thätlich geschieden gewesen. Von solcher Hochzeit handeln die
ausbündigen Sprüche: Das Wort ward Fleisch / und wohnet unter uns / und wir
sahen seine Herrlichkeit / eine Herrlichkeit / als des eingebohrnen Sohns vom
Vater / voller Gnade und Warheit. Joh. 1. Kündlich groß ist das gottseelige
Geheimnüß: GOtt ist offenbahret im Fleisch 1. Epist. an Timoth. 3. Da die Zeit
erfüllet ward / sandte GOtt
|| [31]
seinen Sohn gebohren von einem Weibe / Gal. 4. Auch sonst vielmehr andere
herrliche Zeugnüssen in der Heil. Schrifft.
Zum andern / hat das Lamm das A und das O Hochzeit gehalten mit dem Weibe oder
der Braut / da sich Christus JEsus vermählet mit der Christlichen Kirche /
zuforderst mit der Gemeinschafft der Heiligen / welche er / sonderlich im neuem
Testament durch die Predigt des Evangelii aus der gantzen Welt zu ihm sam̅len und ruffen lassen / und noch täglich sam̅len
und ruffen lässet. Von welcher Hochzeit Nachricht zu finden beym Hosea 2.
woselbst der Himmels-Bräutigam seine geliebte Braut die Christliche Kirche also
anredet: Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit / ich will mich mit dir
vertrauen in Gerechtigkeit und Gerichte / in Gnade und Barmhertzigkeit / ja im
Glauben will ich mich mit dir verloben / und du wirst den HErrn erkennen.
Und ob schon der Bräutigam das Lamm GOttes diese seine Braut schnöde / heßlich
und in ihrem Blute liegen fand. Ezechiel. 16. So hat er Sie doch abgewaschen mit
seinem Blut / und hat ihm zugerichtet eine Braut / die da herrlich sey / die
nicht habe einen Flecken oder Runtzel / oder des etwas / sondern daß sie sey
heilig und unsträfflich. Ephes. 5. Gewiß / Meine Lieben / wenn wir dieses grosse
/ und Verwunderungs-volle Geheimnüß der Hochzeit / die auf solche Weise das Lamm
GOttes / das A und das O, mit uns armen Menschen gestifftet / darinn auch für
Verwunderung allerdings die Engel gelüstet zu schauen / 1. Epist. Petr. 1. recht
betrachten / da nicht allein in unser armes Fleisch und Blut / verkleidet sich
diß ewige Gut / und mit solchem unserm Fleisch und Blut sitzet zur Rechten
seines Vaters in Ewigkeit / sondern auch / da dieses Lamm unser Bräutigam / uns
aus der Finsternüß und Wüsten der Höllen / zu der Gemeinschafft der Heiligen
gesammlet / gereiniget / erleuchtet und geführet hat / und noch täglich immer
mehr und mehr / und noch genauer durchs Wort und Sacramenta sich mit uns
verbindet / so gar / daß dieser unser Bräutigam / diß GOttes-Lamm / uns / zu
Bezeugung seiner ewigen Liebe / sein eigenes warhafftiges Fleisch und Blut zu
essen und zu trincken gibt / und dadurch zum allergenauesten und kräfftig
|| [32]
sten sich mit uns
vereiniget und verknüpffet / daß es von diesem Lamm und seiner Braut heisset: Er
ist dein / und du bist sein / und ewig soll die Liebe seyn: Wenn wir / sage ich
nochmahls / solches alles wol behertzigen / so mögen wir hier wol dem David aus
dem 139. Psalm die Worte ablehnen / und sagen: Solches Erkänntnüß ist mir zu
wunderlich und zu hoch / ich kans nicht begreiffen. Und mit dem Kirchen-Lehrer
Cypriano: In caeteris beneficiis divinis rationes quomodocunque satisfaciunt,
hic verò me solus stupor complectitur. In andern Geheimnüssen versuchet meine
Vernunfft noch einiger Maassen mit fortzukommen / aber dieser Articul setzet
mich in eine Unempfindlichkeit. Wenn diese Vermählung / diese Hochzeit des Lamms
/ des ewigen Sohnes GOttes / mit seiner Braut dem menschlichen Geschlecht / der
seel. Vater Lutherus einsten recht behertzigte / so brach er in diese Worte
heraus: Lieber GOtt / wie soll ich mich so hoch erheben / daß ich mich soll
rühmen GOttes Braut / und GOttes Sohn meinen Bräutigam! Wie komme ich armer
stinckender Maden-Sack zu dieser grossen Ehre / welche auch den Engeln im Himmel
nicht wiederfahren ist! Bin ich doch so gantz / von dem Fuß biß an die Scheitel
voll Unflahts / Blattern / Grindes / Aussatzes / Sünde und Stancks für GOtt! Wie
soll ich denn der ewigen hohen herrlichen Majestät Braut / und mit Ihr ein Leib
heissen?
Wenn denn nun das A und das O / der Anfang und das Ende / mit uns sich so genau
verbunden hat / wem solte denn der Bräutigam wol lieber den Brun̅
des lebendigen Wassers klar wie eine Crystall / mittheilen? Wem solte er wol
sein ewiges väterliches Reich und Erbe im Himmel lieber und mehr gönnen / als
uns / seiner lieben Braut? Wie wir dann auch nach der Vermahnung Christi beym
Luc. 21. unser Haupt darnach allezeit empor heben / und mit den fünff klugen
Jungfrauen auf unsers Bräutigams Zukunfft beständig warten Matth. 25. und
|| [33]
ohn Unterlaß aus der
Offenbahrung Joh. 22. seufftzen sollen: Kom̅ / mein HErr JEsu! ja
kom̅ / mein HErr JEsu! Allein / wenn wir dieser ewigen
Erquickung / dieses ewigen Erbes dermahleins ohnfehlbahr genoß und theilhafftig
werden wollen / so müssen wir auch / wie wir gehöret / uns dermaassen recht
anschicken und aufführen / als einer rechtschaffenen Himmels-Braut anstehet und
gebühret.
Wir haben in der Erklährung des Textes vernommen / was wir an Christo dem Lamm /
für einen allmächtigen und ewigen Bräutigam haben / nemlich einen solchen / der
da ist das A und das O / der Anfang und das Ende. Sind wir nun eine rechte Braut
dieses Bräutigams / so sollen und müssen wir auch auf seine ewige Allmacht /
beständige Treue / und warhafftige Verheissung uns beständiglich verlassen / ihm
eintzig und allein anhangen nichtallein im Glück / sondern auch im Unglück /
nicht allein in guten / sondern auch in bösen Tagen bey ihm beständig biß ans
Ende verharren. Denn wer auf solche Weise bey ihm verharret biß ans Ende / der
soll seelig werden. Matth. 10. Und wer dem Bräutigam CHristo also in Freud und
Leyd / getreu ist und bleibet / biß in den Tod / und zur Zeit der Anfechtung
nicht abfället / der wird die Krone des Lebens empfahen. Offenb. Johann. 2. Luc.
8. Kommt es demnach gleich / mein liebes Hertz / daß dich dein Bräutigam / das A
und das O, mit der Hand seiner ewigen Versehung wunderlich und seltzam herum
führet / auf den krummen Wegen seiner heiligen wundersamen Providentz dich herum
leitetund ziehet / und du in solchem Irrgarten / darin̅ dich
dieser dein Bräutigam geführet hat / weder A noch O, weder Anfang noch Ende
siehest / du also mit deinem blödem Verstande in diesem Triangel der unendlichen
Versehung nicht finden kanst / wo du aus solchem Irrgarten wieder herausser
kommen / oder wohin du endlich auf diesen krummen und seltzamen Wegen gelangen
werdest; Siehe / so traue du nur dem festiglich / der da ist das A und das O,
der Anfang und das Ende / der wird dich schon / zwar wunderlich / doch gewiß
zuletzt wol und seeliglich führen / denn weist du nicht / hast du nicht gehöret?
daß der HErr der ewige GOtt (dein
|| [34]
Bräutigam) der die Ende der Erden geschaffen hat / nicht müde noch
matt werde / daß sein Verstand sey unausforschlich? Der da gibt den Müden Krafft
und Stärcke gnug den Unvermögsahmen / wie schon vorhin zum Theil aus dem
Propheten Esai 40. angeführet worden.
Wir haben vernommen / daß unser Bräutigam uns seine Braut erquicken wolle mit dem
lebendigem Wasser dermaleins in alle Ewigkeit / ja wie er allerdings in diesem
Leben uns schon in seinem Worte solch Wasser des Lebens gebe / daß wir ein Brunn
des Wassers werden / der in das ewige Leben quillet / ja daß von unserm Leibe
Ströhme des lebendigen Wassers fliessen / Joh. am 4. und 7. Cap. So müssen wir
denn auch allezeit eine dürstende und sehnlich-verlangende Braut seyn / und am
ersten nach dem Reich Gottes trachten / Matth. 6. deswegen mit David Tag und
Nacht aus dem 42 Psalm anstimmen: Meine Seele dürstet nach GOtt / nach dem
lebendigem GOtt. Item: GOtt du bist mein GOtt! frühe wache ich zu dir / es
dürstet meine Seele nach dir / mein Fleisch verlanget nach dir / in einem
trockenem und dürrem Lande / da kein Wasser ist. Psalm 63. Ich breite meine
Hände aus zu dir / meine Seele dürstet nach dir / wie ein dürres Land / Psalm
143. Welchen geistlichen Durst auch Esaias Cap. 26. empfand: Wir warten auff
dich / HErr / im Wege deines Rechten / des Hertzen Lust stehet zu deinem Namen /
und deinem Gedächtniß. Von Hertzen begehre ich dein des Nachts / dazu mit meinem
Geist in mir / wache ich frühe zu dir. Und Cap. 41. Die Elenden und Armen suchen
Wasser (Trost für ihre Seele) und ist nichts da / (die gantze Welt kan ihnen
weder Trost / noch Ruhe / noch Freude schaffen) ihre Zunge verdorret für Durst.
Aber ich / der HErr / will sie erhören / ich / der GOTT
|| [35]
Israel / will sie nicht
verlassen / sondern ich will Wasser-Flüsse auff den Höhen öffenen / und Brunnen
mitten auff den Feldern / ich will die Wüsten zu Wasser-Seen machen / und das
dürre Land zu Wasser-Quellen. Der andächtige Bernhardus muß solchen inniglichen
Seelen-Durst nach seinem Erlöser und Bräutigam schmertzlich empfunden haben /
wenn er so sehnlich seufftzete:
O JESU mi dulcissime! Spes suspirantis animae, Te quaerunt piae lacrymae, Te clamor mentis intimae.
JEsu O meine Süßigkeit! Du Trost der Seel / die zu dir schreyt / Die heissen Thränen suchen dich / Das Hertz zu dir schreyt inniglich. Und O wie kan es anders seyn / da eine gläubige Seele in der Wüste dieser Welt / nichts als Mara, das bittere Creutz-Wasser trincken und kosten muß / da sie nichts anderst / als den Angst-Kelch mit JEsu im Garten Gethsemane / nichts anderst mit ihrer leidenden gecreutzigten Liebe / als einen Eßig und Gallen-Tranck / über den andern zu kosten und zu schmecken hat! Kan denn auch ihr Durst wol anders wohin gerichtet seyn / als zu JEsu ihrem Bräutigam / seinem heiligem Wort / und alle denen vortrefflichen Heils- und Gnaden-Schätzen / die uns in solchem Worte so reichlich angeboten werden? Ach so lasset denn nur immer die Welt-Kinder dürsten nach der Ungerechtigkeit / und immerhin das Unrecht in sich sauffen wie Wasser; Last sie umher lauffen / als die Fußgänger / die da durstig sind / und lechtzen nach den verstohlenem Wasser. Lasset sie die lebendige Quelle verlassen / und hingehen zu den ausgehauenen Brunnen / die doch löchericht sind / und kein Wasser geben. Jerem. 2. Lasset sie umher lauffen / wie die Cameelinnen in der Brunst / lasset sie nur sich hellig lauffen; Es wird ihnen der Labe-Trunck dieser Welt / eben be
|| [36]
kommen / wie dem
Sissera, da er aus dem Milchtopffe der Jaël tranck / im Buch der Richter im 4.
Cap. Uns soll beständig dürsten nach der Gerechtigkeit JEsu Christi unsers
Bräutigams / Matth. 5. biß derselbe uns umsonst träncken wird / von dem Brunn
des lebendigen Wassers / in alle Ewigkeit.
Und wie wir denn nun dermaleins von solchem lebendigem Brunn ewig trincken sollen
/ so müssen wir auch selbst / so lange wir hier auff Erden seyn / geistlicher
Weise auch ein Brunn und eine lebendige Wasser-Quelle seyn / wie Christus seine
Braut also ausdrücklich nennet. Hohenl. Salom. 4. Cap. Meine Schwester / liebe
Braut / du bist eine verschlossene Quelle / ein versiegelter Born / wie ein
Garten-Brunn / wie ein Born lebendiger Wasser / die vom Libano fliessen. Wollen
wir demnach eine rechte Braut Christi seyn / so müssen wir GOtt anruffen / daß
aus dem Brunnen unsers Hertzens / daraus natürlicher Weise sonst nichts als
böses entspringet / durch des Heil. Geistes Krafft / in allen unsern
Verrichtungen / ja in unserm gantzem Leben und Wandel / allemal hervorquillen
möge die Weißheit / die um den Thron des Höchsten ist / und die Klugheit der
Gerechten. Denn die Klugheit ist ein lebendiger Brunn / saget Salomo Sprichw.
16. Und wie alle Wasser und Brunnen / den GOtt unser Väter loben / Tobia. im 8.
so soll aus unserm Hertzens-Brunn / Tag und Nacht GOttes Lob / Preiß / Ruhm /
Ehre und Danck / und ein andächtiges Gebet zu demselben ohnauffhörlich
hervorquillen / nach dem Exempel Davids hin und wieder in seinen herrlichen
Psalmen: Ich will den HErrn loben allezeit / sein Lob soll immerdar in meinem
Munde seyn / meine Seele soll sich rühmen des HErrn / daß die Elenden hören /
und sich freuen. Preiset mit mir den HErrn / und lasset uns miteinander seinen
Namen erhöhen. Psal. 34. Lobe den HErrn / meine Seele / und was in mir ist /
seinen heiligen Namen. Lobe den HErrn / meine Seele / und vergiß nicht / was er
dir Gutes gethan hat.
|| [37]
Psalm.
103. Wie auch ein süsser Brunn niemals zugleich süß und saltzig Wasser quillet /
Jacob. 3. so soll die Braut Christi auch nichts als das süsse Wasser des
Glaubens / der Liebe / der Hoffnung / und aller andern Christlichen Tugenden /
aus ihrem erleuchtetem Hertzens-Brunn / hervorquillen lassen / denn durch solche
süsse Wasser wird Ihr Bräutigam erquicket; Alle Bittrigkeit und alles saltzige
Wesen der Sünden / alle Heucheley / Falschheit und Boßheit / mag unserm Könige
und Bräutigam nicht gefallen / sondern er hat davor einen Eckel und Abscheu /
wie die Einwohner zu Jericho für dem bösen bitterm Wasser daselbst hatten. 2.
Buch der Könige 2. Cap. Dannenhero verlanget er aus unserm Brunnquell / reinen
Glauben / süsse Liebe / lebendige Hoffnung / wahre GOttseeligkeit / und die
klaren Wasser der Lauterkeit und Wahrheit. Und wie die lebendigen Brunnen
allezeit ihr süß-erquickendes Wasser geben / so soll auch der Brunn unsers
Glaubens / von Barmhertzigkeit / Mildigkeit und Güte gegen den durstigen elenden
Nechsten ohn Aufhören quillen / nach der Vermahnung Salomonis Laß deine Brunnen
herausfliessen / und die Wasserbäche auff die Gassen. Sprüchw. im 5. Cap. Wie
wir ferner gehöret haben / so will der Bräutigam Christus seiner Braut das ewige
Erbe im Himmel gantz und vollenkommen schencken und übergeben. Gleichwie aber
bey verhoffenden reichen Erbschafften / der Mensch nicht leicht pfleget
säumselig zu seyn / sondern auff alle Mittel zu gedencken / damit er des ihm
zugedachten oder zuhoffenden und zustammenden Erbtheils nicht möge verlustig
werden; So wäre es ja wol der Mühe werth / daß die gläubige Braut / Tag und
Nacht / ihre Gedancken und Sinne auff dieses Erbtheil richtete / damit Sie
desselben / was Ihr ewiger Bräutigam Ihr zugedacht / nicht etwan durch Ihre
Feinde und Nachsteller / verlustig werden möchte.
Es hat der Himmel ja wol in der heiligen Schrifft / viele und mancherley
liebliche Benennungen / wie wir auch vorhin schon etlicher Maassen bey der
Erklärung des Textes vernommen; Allein ich halte davor / daß unter allen Benenn-
und Beschreibungen des ewigen Lebens keine angenehmer sey / als wenn dasselbige
genannt wird unser Erbe. Unter solchem süssem und allerangenehmstem Nahmen eines
Erbes wird uns
|| [38]
der Himmel
vorgestellet / und damit angedeutet / daß die Himmlische Seeligkeit werde
beständig und ewig seyn / daß solche unaussprechliche Freude / Herrlichkeit und
Seeligkeit kein Ende haben / sondern in alle Ewigkeit währen solle / welches
denn auch eben das allerbeste bey der seeligen Himmels-Freude seyn wird. Was
achten wir sonst auff dieser Welt / dar zwar ohndem alles eitel ist / die
prächtigsten Häuser und Palläste / die schönsten Paradiese und Lust-Garten / den
kostbarsten Zieraht und Kleider-Schmuck / ja gar Zepter und Kronen / wenn wir
alle diese Dinge etwa nur einen Tag geniessen / wenn sie uns nicht erblich
zustehen / und als ein Erbe nicht eigenthümlich angehören solten? Ey / was
aestimire ich das / pfleget man zu sagen / es ist nicht mein eigen / wenns meine
gehörete / und mir zum Erbe gegeben wäre! und so weiter. Was aber düncket euch /
meine Liebsten / um das verheissene ewige Erbe / Hebr. 9. welches euch als
seinen Kindern euer ewiger Vater im Himmel schencken will? Wie ist euch zu muthe
bey dem unvergänglichem und unbeflecktem und unverwelcklichem Erbe / das
behalten wird im Him̅el / euch / die ihr aus Gottes Macht durch
den Glauben bewahret werdet zur Seeligkeit. wie es Petrus beschreibet 1. Epist.
1. Cap. Darauf euch euer liebster Him̅lischer Vater hoffen und
warten heisset? Noch zur Zeit hier in diesem Jammerthal seyd ihr expectivirte
Erben / Erben in Hoffnung und Anwartung. Aber O Freude über Freude! Wenn ihr
dermaleins aus dem süssen Munde eures Heylandes selbst anhören werdet / wie ihr
nunmehro recht würcklich und völlig dieses herrliche himmlische und ewige Erbe
antreten / und zur Possession und Besitz euch sollet anweisen lassen mit diesen
Worten: Kommt her / ihr Gesegneten meines Vaters / ererbet (als euer Väterliches
Erbe) das Reich / das euch bereitet ist von Anbegin der Welt. Matth. XXV. Wie
freuete sich David im Geist / da er an dieses Erbe gedachte. Psalm. 16. Das Loß
ist mir gefallen auffs liebliche / mir ist ein schön Erbtheil worden. Und St.
Paulus machet schon für Freuden diesen festen Schluß: Sind wir denn Kinder / so
sind wir auch Erben / nemlich / GOttes Erben und
|| [39]
Miterben Christi / so wir
anders mit leyden / auff das wir auch mit zur Herrlichkeit erhaben werden. Rom.
8. Aber wie wir bey Erklärung des Textes über dem noch angemercket haben / so
muß die Braut / ehe sie zum Könige in das Himmlische Erbtheil auffgeholet wird /
hier auff Erden ritterlich überwunden haben. Sie erlanget zwar die
unverwelckliche und unvergängliche Braut- und Ehren-Krone im Himmel / aber nicht
ehender / biß sie vorher hier mächtiglich gestritten und gekämpffet / und alle
ihre Feinde vollenkommen besieget hat. Deswegen sagt Christus Offenbahrung
Johannis 3. Cap. Wer überwindet / dem will ich geben auff meinem Stuhl zu sitzen
/ wie ich überwunden habe / und bin gesessen mit meinem Vater auff seinem Stuhl.
Was für viele listige / und mächtige Feinde eine gläubige Seele auff dieser Welt
habe / mit welchen sie Tag und Nacht kämpffen und zu Felde liegen muß / das hat
Eure Liebe vorhin mit mehrem angehöret. Da wird nun ein jeder der jemals in
solchem Kampff und Streit mit so vielen und mächtigen Feinden sich befunden /
oder sich noch darinn befindet / selbst gerne gestehen und bekennen / wie angst
und bange ihm offtmals / und er dabey besorget sey / daß er nicht etwan
unvermuthlich / oder wol gar zuletzt alles / was er erarnet hat / noch verliere.
Denn / wenn eine gläubige Braut Christi betrachtet / wie auch wol öffters die
mächtigen und tapffern Glaubens-Helden Loth, Noa, Moses, David, Salomo, Petrus,
und viele andere in diesem Kampff gestrauchelt und gefallen; wenn Sie erweget /
wie zwar Ihr Geist so willig / aber das Fleisch offtmals so sehr schwach sey;
Wenn Sie betrachtet / daß Sie Tag und Nacht unauffhörlich mit solchen grimmigen
/ grausamen und listigen Feinden zu schaffen haben muß / so daß Sie unter lauter
Dornen / Stacheln / Spitzen und Stricken wandele; Ja wenn Sie bedencket / daß
auch öffters Ihr sonst so süssester Seelen-Bräutigam / sich entweder gar vor Ihr
verbirget / oder sich gegen Sie in einen scheußlichen und greßlichen verstellet
/ und derjenige / der sonst Ihr einiger Trost / Labsal und Erquickung war / Ihr
nun nicht mehr tröstlich / sondern erschrecklich ist / daß Sie vor Angst
herumlauffet / und schreyet: Habt ihr denn nicht gesehen / den meine Seele
liebet? Daß Sie doch nicht ein Trost-
|| [40]
Wörtlein zur Antwort darauff bekommt / sondern der Bräutigam
wol gar seine Braut dermaassen erschrecket / daß Ihr gantzer Leib davor zittert
/ ja die Wächter in der Stadt und auff den Mauren sie gar darüber wund schlagen
/ und Ihr Ihren Schleyer nehmen / Hohenlied. Salom. 3. und 5. Cap. so kan ein
jeder leicht gedencken / wie dabey einer gläubigen Braut offtmals müsse zu muthe
seyn / und wie Sie schaffen müsse / daß Sie selig werde mit Furcht und Zittern.
Epist. an die Philipper im 2. Cap. deswegen findet man auch fast harte
expressiones, welche bey solchem schwerem Kampff offtmals auch die tapffersten
Streiter JEsu Christi heraus gestossen. Wie sagt Assaph im 77. Psalm. wenn er
sahe / daß ihm die Menge aller dieser seiner sichtbaren und unsichtbaren Feinde
zu mächtig werden wolte / und GOttes Hülffe und Beystand ferne von ihm zu seyn
schiene: Wird denn der HErr ewiglich verstossen / und keine Gnade mehr erzeigen?
Ists denn gantz und gar aus mit seiner Güte? Und hat die Verheissung ein Ende?
Hat denn GOtt vergessen gnädig zu seyn / und seine Barmhertzigkeit für Zorn
verschlossen? Warlich / so jemals einem unter allen Heiligen der Ruhm der Gedult
vom Heiligem Geiste selbst ist beygeleget / so ist es ja wol der gedultige
Creutzträger Hiob. Mit was für Freudigkeit / unerschrockenem Muth und
Beständigkeit des Glaubens er alle seine Feinde zu Boden geschlagen / das muß
man wol mit Verwunderung in seinem Buche nachlesen; allein die Vielheit und
Gewalt seiner Feinde / mit denen Er zu kämpffen hatte / auch die Langheit und
Dauerhafftigkeit seines vielfältigen Creutzes / daß auch gar seine Freunde / die
ihn zu trösten / zu ihm kommen waren / selbst seiner spotteten / und daß GOtt
das alles so hingehen und ihn zappeln ließ / verursachte bey ihm / daß er nicht
allein zu GOTT saget im 10. Cap. Du versenckest mich gantz und gar; wie ein
auffgereckter Löwe / jagest du mich / und handelst greulich mit mir; sondern er
lässet sich auch ferner sehr harter Worte in seiner Ungedult vernehmen Cap. 19.
wenn er spricht: Mercket doch einst / daß mir GOtt unrecht thut / und
|| [41]
hat mich mit seinem Jagstrick
umgeben. Siehe / ob ich schon schreye über Frevel / so werde ich doch nicht
erhöret / ich ruffe / und ist kein Recht da. Er hat meinen Weg verzäunet / daß
ich nicht kan hinüber gehen / und hat Finsterniß auff meinen Steig gestellet. Er
hat meine Ehre mir ausgezogen / und die Krone von meinem Haupt genommen. Er hat
mich zubrochen um und um / und läst mich gehen / und hat ausgerissen meine
Hoffnung / wie einen Baum. Sein Zorn ist über mich ergrimmet / und er achtet
mich für seinen Feind. Ja / daß ich nur noch ein Exempel anführe / wenn Paulus
meynet / er sey nun bey GOtt recht in Gnaden / und sitze seinem Bräutigam
Christo im Schooß / nachdem er schon die Herrlichkeit des Himmels in der
Entzückung empfunden / so werden doch seine Feinde so mächtig / daß ihn gar des
Satans Engel mit Fäusten schläget / und ob er schon dreymal / das ist / vielmal
den HErrn anflehet / daß er doch dieses schwere Creutz bey seinem Kampff von ihm
abnehmen möchte / so erlanget er doch nichts / sondern erhält nur diese Antwort:
Laß dich an meiner Gnade genügen / denn meine Krafft ist in den Schwachen
mächtig. 2. Cor. 12. Cap. Ob nun bey solchen und derogleichen traurigen
Begebnissen die gläubige Braut in dem Kampff wider die Sünde / den Teuffel /
Hölle / Fleisch und Blut / ja GOtt selbst / nicht offtmals bleich / verzagt und
kleinmühtig werde / das stelle ich Eurer Liebe in der Stille zu betrachten
anheim. Nichts destoweniger aber / weil Sie weiß / daß Sie muß kämpffen einen
guten Kampff / daß Sie ritterlich ringen muß biß ans Ende / und Sie nicht werde
gekrönet werden / Sie kämpffe den̅ zuvor recht / nach der Macht
deß / der da kräfftiglich in ihr wircket / so fasset Sie von neuem einen Muht /
in der Krafft und Stärcke des Löwen aus dem Stamm Juda, der überwunden hat / in
den allen weit zu überwinden / um des willen / der Sie geliebet hat. Rom. 8.
Cap. Es kräfftiget / stärcket / gründet und vollbereitet Sie das Lamm / das
erwürget war / nun aber würdig worden ist zu nehmen Krafft und
|| [42]
Reichthum / und Weißheit / und
Stärcke / und Ehre und Preiß und Lob. Offenb. Joh. 5. Cap. Und da gehet denn
erst zwischen der Braut Christi / und allen ihren Feinden / wenn es zum höchsten
gestiegen / die rechte , oder der Todes-Kampff an. Es
hat solches Eure Liebe sonst weitläufftig vernommen / worinn solcher Affect
eigentlich bestehe; nemlich einmal in einem hefftigem Schmertz / und unsäglicher
Traurigkeit / wenn man eine so grosse Leibes- oder Lebens-Gefahr vor Augen
siehet / daß auch dadurch das Geblüt durch die bekannte grosse Ader / welche das
Blut zu dem Hertzen des Menschen führet / auff einmal zum Hertzen zustürtzet /
dadurch der Mensch blaß und bleich / und für Furcht nicht anderst wird / als
wäre er todt. Zum andern aber / in einer darauff stracks erfolgenden / oder
vielmehr so fort mit diesem unsäglichem Schmertzen verknüpfften hefftigen
Begierde sich zu wehren / und tapffern Widerstand zu thun / zur Ehre GOttes /
des Vaterlandes / oder der Kirchen / oder auch seiner eigenen äussersten
Wolfahrt zum Heil und Besten / etwas fruchtbarliches auszurichten; und zwar mit
solcher Beständigkeit / daß man gar nichts mehr scheuet / und den Tod darüber
angehet / ehe man von seiner freudigen Resolution absetzen / und des
fürgesetzten rühmlichen Zwecks verfehlen solte; Daher denn auch das Blut auff
einmal wieder aus dem Hertzen zurück weichet / und in den gantzen Leib / und in
alle Theile desselben mit Macht hinein dringet / daß / wo möglich / das Blut aus
den Adern / Augen und Lefftzen heraus sprützen möchte; wie der HErr Christus
solchen Affectum in höchstem Grad im Garten Gethsemane
empfunden / daß ihm auch sein heiliges Blut mildiglich aus seinem heiligem Leibe
herausgedrungen / daß die Bluts-Tropffen auf die Erden gefallen. Und in solchem
Todes-Kampff ist denn die Braut versichert / daß Ihr Bräutigam Ihr kräfftigst
beystehe / die Rechte des Höchsten Sie mächtiglich stärcke und erhalte /
absonderlich / wenn Sie sich mit Jacob um diesen Hülffs- und Seegens-Mann mit
aller Glaubens-Krafft herumschlinget / und saget: Ich lasse dich nicht / du
segnest mich denn. 1. Buch Mos. 32. und abermal mit der Sulamith im Hohenlied.
Salom. 3. Ich halte meinen Freund / und will ihn nicht lassen. Und dann so kan
es der Braut nicht fehlen / sondern Sie muß zuletzt mit Paulo aus 2. Timoth. 4.
triumphiren und jauchtzen:
|| [43]
Ich
habe einen guten Kampff gekämpffet / ich habe den Lauff vollendet / ich habe
Glauben gehalten / hinfort ist mir beygeleget / die Krone der Gerechtigkeit /
welche mir der Herr an jenem Tage / der gerechte Richter / geben wird / nicht
mir aber allein / sondern auch allen / die seine Erscheinung lieb haben. Und
durch solchen Kampff und Sieg ist denn das Erbe erlanget. Da hat denn die Braut
Christi / das gläubige Kind alles / alles ererbet / daß es heisset in alle
Ewigkeit: Ich werde sein GOTT seyn / und Er / oder Sie / wird mein Sohn / oder
meine Tochter seyn. Zwar haben und geniessen wir diß Erbtheil der Heiligen im
Licht noch nicht in der Vollenkommenheit / sondern nur im Vorschmack / und sind
wir / wie Paulus saget Rom. 8. zwar wol schon seelig / aber in der Hoffnung /
wie wir von einem Kinde / so reiche Eltern hat / zwar schon sagen können: Das
ist ein reiches Kind; ob es schon noch nicht den wircklichen Genoß der
väterlichen Güter angetreten / sondern denselben nur noch erst in der
Thätlichkeit zu gewarten hat. So sind auch die Gläubigen und Frommen des ewigen
Erbes Ihres Bräutigams / und Vaters oben im Himmel zwar gnugsam versichert / daß
Sie auch mit S. Johanne aus 1. Epist. 3. Cap. einer dem andern zuruffen: Meine
Lieben / wir sind nun GOttes Kinder. Sie thun aber noch hinzu: Und ist noch
nicht erschienen / was wir seyn werden / wir wissen aber / wenn es erscheinen
wird / daß wir ihm gleich seyn werden / denn wir werden ihn sehen / wie er ist.
Und aus 1. Cor. 13. Cap. Wir sehen jetzt nur noch durch einen Spiegel in einem
dunckelm Wort / denn aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkennen wirs (alles
/ auch unser Erbe / nur) Stückweise / denn aber (im Himmel) werden wirs erkennen
/ gleichwie wir von GOtt erkannt seyn.
Und nach solcher Herrlichkeit und Seeligkeit sehnen wir uns täglich. Täglich / ja
stündlich / dürstet uns nach dem Was
|| [44]
ser dieses lebendigen Brunnen; Ja alle Augenblick siehet die
Braut nach der Stunde sich um / da Sie zu diesem ewigem und herrlichem Erbtheil
soll aufgeholet werden. Sie siehet auff / und hebet ihr Haupt empor / darum /
daß sich ihre Erlösung nahet. O wie verlanget Ihr nach der Consummation und
Vollenziehung der Hochzeit / so Christus JEsus hier im Reich der Gnaden mit Ihr
angefangen! Wie siehet Sie alle Tage und Stunden mit so schmertzlichem Verlangen
Himmelauff / und spricht: Ach süssester Bräutigam! Wilt du noch nicht bald
kommen? Bin ich doch deine Schöne / wo bleibest du denn / O du Schönster unter
den Menschenkindern / so lange? Bin ich doch deine Taube / warum lässest du
Him̅lischer Noah mich denn auff den Wassern so vieler
Trübsalen / da mein Fuß ja nicht ruhen kan / so lange herum schweben? Wilst du
denn nicht einmal deine Hand ausstrecken / und mich in deine Himmlische Arca zu
dir hinauff ziehen? Komm / mein Bräutigam. Ich weiß / daß du mit deinen
allerliebreichsten Händen selbst die Krone gewunden / welche du mir deiner Braut
wirst auffsetzen. Das Schnee-weisse und helle Sonnen-Kleid der ewigen
Herrlichkeit / dagegen die Kleider von Amiantus und Asbestus lauter Finsterniß /
darinn ich deine Braut ewig vor deinem Angesicht berden soll / ist schon
vollenkommen fertig / und warte ich nur auff die Stunde / da du / mein Bräutigam
/ mein Schatz / mein A und O, zu der Herrlichkeit und Hochzeit des Lamms / durch
deine heilige Engel mich auffholen lassen wirst. O wie seufftze ich täglich:
Schönster / du zeuchst mein Verlangen / Ach! wenn kommt der liebe Tag / Liebster / daß ich dich umpfangen / Und von Hertzen küssen mag; Daß / O meiner Seelen Krone / Ich von eitelm Staube frey / Gantz mit dir vereinigt sey / Und in deinem Reiche wohne / Da dein Antlitz hell und klar Mir soll werden offenbar.
|| [45]
Allein! Zion hört die Wächter singen / das Hertz thut ihr für Freuden springen /
sie wachet und stehet eilig auf! Denn / was sollen wir sagen von unserer
Himmels-Braut / der Durchläuchtigsten Gottseeligsten Hertzogin ELISABETH
JULIANA? Ich meynete ja wol / daß an diesem Ihrem letztem öffentlichem
Ehren-Tage / an welchem zwar das gantze Fürstenthum Braunschweig-Wolffenbüttel
in lauter Thränen schwimmet / doch dabey / das unsterbliche Ehren- und
Lob-Gedächtniß der Hoch-seeligsten Landes-Mutter zugleich auf ewig zu begehen /
unsere unterthänigste Schuldigkeit erfordere. Wolte nur GOtt / daß ich capabel
wäre den allerwürdigsten Ruhm dieser grossen Hertzogin bey der Application Dero
Hoch-Fürstlichen Leichen-Textes nur einiger maasse schattens-weise zu
entwerffen! Allein / da ich dazu gar nicht geschickt / so werden die
Hoch-Fürstliche nahe Anverwandten / auch die wehrte Zuhörer allerseits / mit
meiner Wenigkeit zufrieden seyn / zuforderst / da mirs insgemein so gehet / je
mehr und länger ich auf ein Ding zu sinnen mir angelegen seyn lasse / je weniger
offtmals / wie ich in meinem langwierigem Am̅te solches erfahren /
den Zweck nach Wunsch vor-gefunden habe. Es sey denn dem / wie ihm wolle / so
ziehe ich die Erklährung des Textes / und was wir sonst aus dem Morali angehöret
/ folgender Maassen nach dem Vermögen / das GOtt darreichet / auf unsere
Gottseeligste Hertzogin.
Die Himmels-Braut / wie wir gehöret / hält sich eintzig und allein an Ihrem
Bräutigam / an Ihr A und O / an dem / der Ihr der Anfang und das Ende ist. So
wird wol ein jedweder / der die Hoch-seeligste Hertzogin recht gekennet hat / in
der Warheit gestehen müssen / daß sie eintzig und allein Ihre Freude und
Vergnügung an GOtt Ihrem Vater / und dessen Sohn JEsu Christo Ihrem Bräutigam /
beständig gehabt habe / und wie die preyß-würdigste ELISABETH beym Luca im 1.
Cap. den Ruhm hatte / daß Sie gewesen fromm für GOtt / und in allen Geboten und
Satzungen des HErrn untadelich gewandelt; So wird auch ja wol vor GOtt und aller
Welt unserer Hoch-seeligsten ELISABETH der wahre Nachruhm biß an den jüngsten
Tag ver
|| [46]
bleiben / daß Sie
für dem A und O / der da ist der Anfang und das Ende / treu und fromm gewesen /
und in allen Geboten und Satzungen des HErrn / nach Ihrem äusserstem Vermögen /
durch des Geistes Krafft untadelich gewandelt; Und ob gleich Ihro Durchl. in
Dero Christ-Fürstlichem Leben auch offtmals / auf so vielen wunderbaren und
krummen Wegen / darauf GOtt der Höchste allein soll und kan seine Kinder endlich
zurechte bringen / nach der Fügung Ihres ewigen Bräutigams / gehen und wandeln
müssen / daß Sie offtmals weder A noch O, weder Anfang noch Ende absehen kunten
/ so blieben Sie doch bey der beständigen großmühtigen Resolution, jedesmal mit
Assaph Ihr Bekänntniß zu thun: Dennoch bleibe ich stets an dir / denn du hältest
mich bey meiner rechten Hand / du leitest mich nach deinem Raht / und nimmst
mich endlich mit Ehren an. HErr / wenn ich nur dich habe / so frage ich nichts
nach Himmel und Erden. Wenn mir gleich Leib und Seel verschmacht / so bist du
doch / GOtt / allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil / aus dem 73.
Psalm.
Wie die gläubige Seele und erleuchtete Himmels-Braut allezeit nach GOtt und
seiner Gerechtigkeit dürstet / und nach dem geistlichem / göttlichem /
himmlischem und ewigem Wesen lediglich ihren Durst und verlangen richtet / so
weiß ich / daß ich die Warheit rede / wenn ich sage / daß unsere Hoch-seeligste
Hertzoginn auf der Welt nirgends mehr Durst und Verlangen nach gehabt haben /
als nach GOtt und seinem Wort / nach der Gerechtigkeit / die vor GOtt gilt / und
nach dem ewigem Leben. Zwar hatten Ihro Durchl. hier auf der Welt ja wol so
mancherley liebliche / und von GOtt einem christlichem / sonderlich einem
Christ-Fürstlichem Hertzen gantz wol vergönnete und zulässige Dinge / darnach
sie hätten Durst und Verlangen tragen können. GOtt gönnete Ihro Durchl. die
süsse Freude an Dero Hoch-wehrtestem Herrn und Ehegemahl / an Dero Hoch-Fürstl.
Kindern / Kindes- und Kindes-Kindes-Kindern / Sie hatten / und möchten gantz wol
haben zu Zeiten Ihre geziemende Fürsten-Lust und Verenderungen an Dero
köstlichsten Schlössern und schönsten Garten / ja als eine regierende Hertzogin
besassen sie das gantze
|| [47]
Fürstenthum: Aber / indem Ihro Durchl. diß alles besassen / so war ihr zu muthe
/ als besassen Sie es nicht / und wenn Sie schon dem Ansehen nach sich zuweilen
freueten / so war es doch / als wenn Sie sich nicht freueten / und gebraucheten
ja wol der Welt so / daß sie derselben nicht mißbraucheten 1. Cor. 7. Ihr Durst
und Verlangen ging lediglich Himmel- auf / denn / weil Ihr Schatz / das A und
das O, droben im Himmel / so war auch Ihr Hertz daselbst. Sie stelleten Ihr
jedesmahl die schönen Worte S. Pauli Col. am 3. Cap. für: Seyd ihr nun mit
Christo auferstanden / so suchet / was droben ist / da Christus ist / sitzend zu
der Rechten GOttes. Trachtet nach dem / das droben ist / und nicht nach dem /
was auf Erden ist. Denn ihr seyd gestorben / und euer Leben ist verborgen mit
Christo in GOtt. Wenn aber CHristus euer Leben sich offenbahren wird / denn
werdet ihr auch offenbahr werden / mit ihm in der Herrlichkeit. Es empfunden
Ihro Durchl. mit dem Heil. Augustino offtmals einen solchen Durst und Verlangen
nach GOtt / und nach dem Ewigen / daß Sie in solchen heiligen Bewegungen alles
Irrdische auf der Welt vor Koht und Dreck schätzeten. DESERUISSE JUVAT hieß es
von der Hoch-seeligsten / Meine Freude und Verlangen ist / alles Irrdische zu
verlassen und mich Himmel-an zu schwingen. Unterdessen waren Ihro Durchl. indem
Sie so sehr dürsteten nach GOtt / nach dem lebendigem GOtt / selbst ein Brunn
des lebendigen Wassers / der in diesem Leben so offtmals GOtt / und Menschen
höchlich und hertzlich erfreuet und erquicket hat.
Wie die Brunnen / als die berühmten Natur-Kündiger in ihren Schrifften
vortrefflich erweisen / allerseits aus dem Meer hervor quillen / und wiederum
zuletzt auch ins Meer ihren Einfluß haben / und also ein Bild der Danckbarkeit
seyn / so waren unserer gnädigsten Hertzogin Durchl. ja wol ein rechter Brunn
der Danckbarkeit / deren Augen offtmahls rechte Fontainen und Strudeln waren /
wenn Sie vor Freuden Ihre Danck- und Liebes-Thränen häuffig über Ihre Backen
herunter fliessen liessen / indem Sie sich täglich erinnerten der grossen
|| [48]
Wolthaten / welche der HErr
HErr von Kindes Beinen an / biß auf die Stunde Ihres gesegneten Alters Ihr so
Väterlich erwiesen / und vielfältig den schönen Gesang gebrauchten:
Solt ich meinen GOtt nicht singen / Solt ich ihm nicht danckbar seyn? Denn ich seh’ in allen Dingen / Wie so gut ers mit mir meynt. Ist doch nichts als lauter Lieben / Das sein treues Hertze regt / Das ohn Ende hebt und trägt / Die in seinem Dienst sich üben. Alles Ding währt seine Zeit / GOttes Lieb in Ewigkeit. u. s. w. Es sind einige Brunnen / welche dermaassen / sonderlich in der Nacht wallen / strudeln und schäumen / daß das Gereusch weit weg gehöret werden kan / wie denn der Brunn zu Engstingen / anderthalb Meilen von Aurach desfalls vordem sonderlich bekannt war. Unsere Hoch-seeligste Hertzogin waren ja wol ein solcher Brunn eines wahren andächtigen / und eifrigen Gebets zu GOtt / daß sie nicht allein des Tages / sondern auch zuforderst in der Nacht / wenn andere schlieffen / Ihre Strudeln und Quellen gen Himmel hinauf wallen und sieden liessen / indem Sie mit Esaia gesinnet waren zu sagen 26. Cap. Von Hertzen begehre ich dein des Nachts / dazu mit meinem Geist in mir wache ich früh zu dir. Ach! welche bewegliche Soliloquia und heilige Liebes-Gespräche / und Andachts-volle Gebeter hielt diese Himmels-Braut mit Ihrem ewigem Bräutigam / wenn Sie in dem geistlichem Engstingen / in Aengsten / Nöthen und Trübsaalen sich befunden. Ach! wie concentrirten und zogen Sie denn Ihre Devotion recht zusammen / wenn Sie mit David im Bette schwummen die gantze Nacht / und netzeten Ihr Lager mit Thränen Ps. 6. Und doch dabey das gläubige Vertrauen mit eben diesem Könige hatten Psalm. 130. zu sagen: Ich harre des HErrn / meine Seele har
|| [49]
ret / und ich hoffe auf
sein Wort. Meine Seele wartet auf den HErrn von einer Morgen-Wache biß zur
andern. Indessen / wie etliche Brunnen die verwundersame Natur an sich haben /
daß sie gantz still stehen / und sich nicht bewegen / denn aber alle dasjenige /
was in dieselbe hinein geworffen wird / entweder wieder auswerffen / oder gar
verzehren / und gleichsam verdauen; wie von der ersten Art ein Brunn in
Chersoneso Rhodiorum, von der letzten Art ein solcher Brunn in Spanien / acht
Meilen von Conimbra oder Conimbrica zu zu finden; So waren Ihro Durchl. ja wol
ein solcher Brunn der Christ-Fürstlichen Gelassenheit und Gedult. Alles / was
Ihro Durchl. von GOtt widerfuhr / das nahmen Sie alles mit gedultigem willigem
Hertzen zu sich / und gedachten: Es ist ein köstlich Ding / gedultig seyn / und
auf die Hülffe des HErrn hoffen / denn der HERR verstosset nicht ewiglich.
Sondern er betrübet wol / und erbarmet sich wieder / nach seiner grossen Güte /
denn er nicht von Hertzen die Menschen plaget und betrübet. Klagel. Jerem. 3.
Cap. oder aber / da Sie es nicht alle verzehren und überwinden kunten / so
wurffen Sie das übrige dem Him̅lischen Vater wieder zu / und wie
Lutherus sagt / auf den breiten Rücken Christi; Summa / Sie befahlen dem HErrn
alle Ihre Wege / und hoffeten auf ihn / daß er es wol machen würde. Wie die
berühmte vortreffliche Elisabetha de Schönaugen so gar Göttlich gelassen war /
daß Sie alles Unglück / daß Ihr zu Handen stieß / für gar nichts achtete / daß
auch die Scribenten von Ihr melden: Ideò Elisabetha sancta fuit, quia erat
patiens, & ideò patiens, quia erat sancta. Elisabeth war deßwegen heilig /
weil Sie gedültig / und deßwegen gedültig / weil Sie heilig war. So kan man mit
höchstem Recht auch unserer Durchläuchtigsten Hertzogin ELISABETHA, als einem
geistlichem Brunnen verwundersamer Gelassenheit und Gedult / nachsagen: Ideò
fancta fuit ELISABETHA JULIANA, quia erat patiens, & ideò patiens, quia erat
sancta. Wiewol es vor zwey Jahren bald
|| [50]
wäre zu schwer worden. Wie den̅ ein jedes
unpartheyisches christliches Hertz leicht judiciren un̅ ermessen
kan / ob nicht die damaligen schweren Versuchungen der Gottseeligsten Hertzogin
als Schwerter durch Ihre Seele gedrungen / und ob Sie nicht damals darüber so
viel an Ihr holdseeliges liebes-volles Fürsten-Hertz gesetzet / daß vielleicht
der Grund-Stein zu Ihrem Begräbniß dadurch geleget worden. Ich werde wol die
Zeit meines Lebens an den stillen Freytag / und an das heilige Oster-Fest 1702.
gedencken / wie dero Zeit die Hoch-seeligste / mit Dero gesammten
Fürsten-Kindern / in äuserster Mortification bey JEsu gleichsam am Creutze
gestanden. Und kan ich nebst andern / die täglich fast dazumal um dieses theure
Fürsten-Hertz gewesen / bezeugen / und vielleicht den besten Abriß davon geben /
wie Ihro Durchläucht. bey Ihrer ohndem zugestossenen schweren Maladie solch
Unglück Ihr zu Hertzen gezogen / und / da Sie sonst eine tapffere Glaubens-volle
Siegerin waren / dasmahl woll Trostes bedurfften / welches Sie auch wol
erkannten / und zu unterschiedenen mahlen sagten / daß die Tröstungen / die Ihr
in diesen höchsten Aengsten / dergleichen Sie wol niemals auf der Welt gehabt /
mitgetheilet worden / Sie beständig im Hertzen behalten / und solche
unterthänigste Treue in Gnaden zu vergelten / nimmermehr vergessen wolten.
Indessen blieben Ihro Durchl. dabey beständig / daß der Höchste endlich alles
würde wol auszuführen wissen / daß Sie auch aus dem Trostreichem schönem Gesang:
Du bist ein Mensch / das weistu wol etc. den Sie so gerne singen höreten / die
letzten Worte öffters anführeten:
Thu als ein Kind / und lege dich In deines Vaters Arme / Bitt ihn / und flehe / biß er sich Dein / wie er pflegt / erbarme / So wird er dich durch seinen Geist Auf Wegen / die du jetzt nicht weist / Nach wol-gehaltnen Ringen Aus allen Sorgen bringen. Wobey die Thränen / so aus den holdseeligsten Fürsten-Augen Ihro Durchl. heraus flossen / mir vorkamen / wie der himmlische Bräutigam die Thränen seiner Sulamith beschreibet: Deine
|| [51]
Augen (meine Feundinn / du Fürsten-Tochter) sind wie die Teiche (wie die
abgelassene Teiche die mit vollen Ströhmen das Wasser von sich fliessen lassen)
zu Heßbon. Im Hohenl. Salomonis 7. Cap.
Man findet ferner an unterschiedlichen Orten / sonderlich in Italien / solche
Brunnen / die nicht allein Oel / Honig und Manna gequollen / sondern auch viel
Gold und Silber mit sich geführet / wie deßfalls die also genannten fontes olei,
mellis & mannae, fontes aquae Dei, & vitae bey denen bewehrten Physicis
und Medicis in ihren tractaten de thermis, acidulis, balneis &c. sattsam
bekannt sind / und davon viele specialissima gemeldet werden könten Waren nicht
unsere gnädigste Landes-Mutter ein solcher Wunder-Brunn / der da im geistlichem
Verstande / Oel und Manna / Gold und Silber in grosser Fülle mit sich führete.
Wie erquicketen und erfreueten Sie doch beständig mit dem süssem Oel und Manna
Ihrer holdseeligsten Anmuhts-vollen Freundlichkeit und Liebe Ihren
Durchläuchtigsten Herrn und Ehe-Gemahl / daß derselbe auch seine eintzige
Vergnüg- und Erquickung nächst GOtt an diesem seinem Wunder-Brunnen gehabt. Wie
schätzeten Sie auf der Welt nichts so hoch / als nur Ihres hertzgeliebten Herrn
Wolfahrt und Seegen. Wie die Gottseelige Königin Elisabeth in Böhmen so hefftig
allezeit vor ihren Herrn betete / und gelobete / wenn er demselben Krafft und
Sieg / Seegen und Leben verleihen möchte; So ging unserer Durchläuchtigsten
gottseeligsten Hertzogin ELISABETH eintziger Wunsch / Flehen und Verlangen dahin
/ daß GOTT nur möchte Ihrem hertzliebstem Herrn und Gemahl es lassen wolgehen /
dann so waren Sie schon in allem vergnügt. Ja / wie man bey den Physicis findet
/ daß viele Brunnen nicht anders als / das Meer und die Flüsse / fluxum &
refluxum, Ab- und Zufluß / Ebbe und Fluth haben / so ist ein gewisser bekannter
Brunn / der im Majo entspringet / und sonderlich in dem October reichlich seine
Quellen fliessen lässet / und darnach zu quillen aufhöret. Der lebendige
Freuden-Brunn ELISABETH JULIANA, so im Majo entsprungen / und in diese Welt
kommen / ergoß sich am allerfreudigsten im Monath October, wenn Ihres Herrn und
Gemahls höchst-erwünschter Geburths-Tag einfiel. Ach! wie war denn Ihre Freude
vollenkommen / wenn sie bey gesegnetem Wolergehen Ihres hertzliebsten Herrn und
Gemahls diesen Tag
|| [52]
begingen.
Ihro Durchl. hatten ein solch Christ-Fürstliches Hertz / als die Antonia, des
Nonii Prisci Ehe-Gemahl / daß sie mit derselben bereit waren / wenn es GOtt
hätte also beschlossen und haben wollen / alles auf dieser Welt zu verlassen /
und mit Ihrem Herrn und Gemahl / als eine rechte und echte Antonia, ins Elende
zu gehen; Wie davon vor zwey Jahren diejenige abermahl werden Zeugniß geben
können / die öffters die Gnade gehabt / bey damahliger harten Versuchung / und
schwerem Lager / dieser Hoch-seeligsten Antonia aufzuwarten und tröstlich
beyzuwohnen. Dannenhero auch leicht zu ermessen / mit was vor süssem
correlativ-Respect unser Durchläuchtigster Hertzog Antonius dieser seiner so
hertzlich-treuen Antoniae zugethan gewesen. Wie hoch der Käyser Antonius
Caracalla den damahls Welt-berühmten Brunnen / Aqua Julia genannt / aestimiret /
und was der Käyser Antonius für Mühe und Unkosten angewand / denselben in den
prächtigsten Stand zu bringen / und wie er diese Aquam Juliam habe Aquam
Antonianam, sive fontem Antonianum, seinen Julian-Brunnen / seinen Antonius
Brunnen benennet / davon kan man bey den alten Römischen Scribenten
weitläufftige Nachricht finden. Wie hoch unser Durchläuchtigster Hertzog
ANTONIUS seinen kostbaren Trost- und Freuden-Brunnen / die JULIA, so woll recht
Aqua JULIA, und Fons Antonianus, der süß-quillende Antonius-Brunn zu nennen war
/ jedesmahl gehalten / und wie / wenn es müglich gewesen / aus hertzinniglicher
Liebe zu diesem Wunder-Brunnen / Sie wol alle das Ihrige gern daran verwand
hätten / wenn Sie nur diesen süssen Trost-Oel- und Manna-Brunnen / diese Aquam
Juliam, dieses Ihr Trost- und Erquickungs-Wasser Juliam, nur hätten ferner
behalten können / davon kan ein jeder urtheilen / der da jemahls erfahren / mit
was für unaussprechlicher tendresse der theureste Held und Fürst Antonius seine
Juliam, seine süsse Aquam Juliam, seinen Antonius-Brunnen geliebet / daß Sie
auch wol in der Warheit in seinem Hertzen den süssen Namen des erquickenden
Antonius-Brunnen / noch nach Ihrem hoch-seeligstem Abschiede gar gewißlich
führen wird. Und ein solches Gnaden- und Liebes-Oel / Honig und Manna floß auch
aus diesem quellendem Wunder-Brunnen des Christ-Fürstlichen Mütterlichen
Hertzens / auf alle Durchläuchtigste Kinder / Schwieger-Kindes- und
Kindes-Kindes-Kinder. Ich halte wol davor / daß wo jemahls eine Fürsten-Mutter
auf der Welt / vor alle Ihre
|| [53]
Kinder wahre Liebe und Sorge getragen / so hat es gewiß diese Hoch-Fürstliche
Frau Mutter gethan / indem Ihr Hertz von lauter Liebe / süsser Brunst / und
getreuester mütterlicher Vorsorge jedesmal gegen Ihre Hoch-Fürstl. Kinder / und
alle Nepoten / und Descendenten / und Dero Hoch-Fürstl. nächste Angehörige / als
ein heißsiedendes Brunnen-Wasser strudelte und kochete. Man findet Brunnen /
welche allezeit heißsiedendes Wasser sehr häuffig von sich quillen. In Grönland
ist ein solcher Brunn / der bey seinen heißsiedendem Quellen und Strudeln einen
solchen Kalck mit sich führet / welcher zu fester Verbindung unüberwindlicher
Mauren gebrauchet wird. Ja in dem Reich Peru nahe der Haupt-Stadt Quito findet
sich ein solcher Wunder-Brunn / der / so bald nur jemand anfänget zu reden /
auch sofort verwundersamer weise zu strudeln und zu schäumen anfänget / und je
beweglicher man redet / je häuffiger derselbe das Wasser hervor stürtzet. Solche
Eigenschafften hatte wol recht dieser Fürstlicher Mutter-Brunn an sich / indem
Ihro Durchl. Liebes-Glaubens- und Hoffnung-volles Hertz ein solches
heißsiedendes Liebes-Wasser gegen Ihre hertzgeliebte Fürsten-Kinder allezeit
über und über / um und um von sich fliessen ließ / daß auch diese brünstige
Mutter-Liebe gleichsam einen festen Leim und Kalck mit sich führete / dadurch
die Hertzen des gantzen Hochfl. Saamens in lauter süsser Liebes-Brunst /
Harmonie und Einigkeit als eine feste Mauer verbunden werden musten. Und wie
regete / bewegete / und wie ergoß sich dieser milde Gnaden-Brunn / wenn Ihro
Durchläucht. nur Ihrer Hoch-Fürstlichen Kinder holdseelige Stimme höreten / da
sahe und hörete man nichts / als lauter Oel und Manna / Honig / Zucker und
lauter heißströmende Liebes-Quellen sich ergiessen. Und solchen Gnaden-Brunnen
des Oels / und des süssesten Manna / haben auch alle Ihro Durchl. getreue Diener
und Dienerinnen vom höchsten biß zum niedrigsten reichlichst genossen / ja das
gantze Vaterland hat denselben überflüßig empfunden / da Dero Hoch-Fürstl. Gnade
über das gantze Land / als wie der Fluß Nilus über gantz AEgypten sich ergossen
/ wie davon auch nach der Länge geredet werden könnte / wenn es die Zeit leyden
wolte. Und solte ich des Gnaden-Oels / und des süssesten Manna / des Silbers und
Goldes / so aus diesem mildreichstem Brunnen auf so vielerley pias causas, auf
so viele Kirchen / Schulen / Klöster / Armen- und Wäysen-Häuser / auf so viele
tausend arme / elende / verlassene Wittwen / Wäysen /
|| [54]
krancke und nothleidende /
dürfftige und jammer-volle Personen geflossen / in würdiger Fülle gedencken /
wenn würde ich das Ende dieses wahren unsterblichen Nachruhms unserer
Hochseligsten Hertzogin und Landes-Mutter vorfinden können? Wenn die Königin
Elisabeth, Alberti des Königs in Ungarn Gemahlin / eine über alle maasse kluge /
sinnreiche / und dabey sehr christliche Königin war / so wandte sie / wie der
Historicus meldet / ihre christ-löbliche Klugheit dahin / daß sie zuforderst
denen Klöstern in Oesterreich grosse Barmhertzigkeit erweisen müchte. Wenn die
Elisabeth, Caroli des Neundten / Königs in Franckreich Gemahlin solchenfalls
auch Ihre christliche Klugheit vor GOtt und aller Welt zu Tage legen will / so
stifftet sie ein Kloster zur Ehre der H. Engel. Das vortreffliche
Jungfrauen-Kloster zu Saltzdahlum / zur Ehre GOttes gestifftet / und so viele
andere Gottes-Häuser / das noch ohnlängst hier auf der Augustus-Stadt
eingeweyhete Armen-Wittwen- und Wäysen-Hauß zum Heiligen Geist / zu welcher
Einweyhungs-Predigt (ach! wer hätte das damals gedencken sollen?) zum letzten
mahl Ihro Durchl. von Dero Hoch-Fürstl. Schloß / bey grimmiger Kälte sich
dennoch erhoben / können und werden zeugen / worauf unsere Gottseeligste
Hertzoginn ELISABETH, Ihren grossen Verstand / und Klugheit sonderlich angewand.
Wie nun die Elisabetha sancta, die heilige Elisabeth / eine Weltberühmte
Land-Gräfin zu Hessen und Thüringen / weil sie so sehr viel gutes an milde
Sachen verwand / von den Historicis die erste Elisabeth genan̅t;
Hiernächst die obgedachte Königin Elisabeth in Ungarn / Alberti Gemahlin / als
die andere Elisabeth gerechnet und gerühmet wird / weil sie grossen theils
dergleichen gethan; So setzen wir nebst diese beyde hohe gottseelige
christ-mildeste Standes-Personen (ich weiß gewiß / daß mir niemand mit Recht
widersprechen wird) Die dritte ELISABETH, unsere Hochseeligste Hertzogin von
Braunschweig und Lüneburg / weil doch aller guten Dinge drey seyn mögen / und
nennen Sie / und wollen Sie nennen mit unsern Kindern und Kindes-Kindern /
Elisabetham tertiam in pias causas munificentissimam, die dritte ELISABETH,
|| [55]
die allermildeste gütigste
Hertzogin und Heldin zu allen milden Sachen.
Ja was insonderheit dieser Wunder-Brunn / die weyland gottseeligste liebreicheste
Landes-Mutter / für süsse Oel-Honig- und Manna-Ströme der Gnade /
Barmhertzigkeit / und Güte auf das gantze Vaterland / mit Ihrer allergetreuesten
/ und klügesten Sorgfalt / kräfftigen Intercession und Vorbitte bey GOtt / und
Ihrem Herrn und Gemahl fliessen lassen / und eben wie die Julia Mummea bey dem
Alexandro, Sie unsere preiß-würdigste Hertzogin JULIA bey unserm gnädigsten
Landes-Vater / mit christlicher Vorsorge / und zu rechter Zeit wol
eingerichteter Vorbitte sehr vielen Nutzen und Fruchten / zu der Unterthanen und
des Vater-Landes Wolfahrt und Bestem / gestifftet und beschaffet / das wissen
alle getreue Patrioten und Unterthanen allerseits gegen Ihro Durchl. die
Hochseeligste Landes-Mutter mit unsterblichem unterthänigstem Danck zu erkennen.
Dannenhero sind auch Sie alle getreue danckbahre Unterthanen gleiches Sinnes mit
denen alten danckbaren Römern bey den Exequien oder dem Begräbniß der Julia des
Pompeji Magni Ehe-Gemahl. Als diese Julia, totius orbis detrimento, zum Schaden
und Nachtheil der Welt / wie die Römischen Historici von ihr schreiben /
plötzlich für Schrecken / wegen ihres Gemahls besorgenden Todes / verstorben /
und ihr Herr und Gemahl der Pompejus ihr das letzte öffentliche Ehren-Gedächtniß
auf dem Berge Albano aufrichten lassen wolte / so trat die Danck-begierige
Bürgerschafft zu Rom auf / und sandte an den Pompejum, und ließ ihn bitten /
coëgit eum populus, das Volck zwang ihn / wie der Historicus sagt / er müchte
doch nicht auf dem Berge Albano, (denn das wäre zu schlecht und zu gering vor
diese grosse Printzeßin /) sondern auf dem welt-berühmtem Campo Martio solche
Exequien seiner verstorbenen Gemahlin Julia zum allerprächtigsten anstellen
lassen; So sind vielmehr alle christliche getreue Bürger und Unterthanen des
gantzen Landes also gesinnet; und / da sie dieser ihrer Hochseeligsten
Landes-Mutter JULIA, die mit weit grösserm Recht als jene Julia, maximo totius
Ducatus detrimento, zum gröstem Nachtheil unsers Vater-Landes Abschied genommen
/ für alle Ihre getreueste Liebe / Vorsorge / und Vorbitte / nichts mehr zu
leisten vermögen / so
|| [56]
streuen
Sie noch zu guter letzt mit Thränen auf dieses prächtige Castrum doloris, so
unser Durchläuchtigster gnädigster Herr / zusonderbarem Ehren-Gedächtniß / aus
hertzinniglicher Liebe / unserer Landes-Mutter JULIA zum kostbarsten aufrichten
lassen / bey dieser Frühlings-Zeit Ihre unterthänige und niedrige Violen /
Hyacinthen / Narcissen / Himmels-Schlüssel / und andere Frühlings-Blumen der
hertzlichen Danckbarkeit / aus dem innerstem Grunde Ihrer getreuen demühtigen
Seelen.
Nun müste ich zwar von allen übrigen grossen / und vortrefflichen Qualitäten /
womit die Gottseeligste Hertzogin von dem höchstem GOtt vor so vielen tausenden
beseeliget waren / weiter reden. Allein ich besorge / daß ich hierdurch die
Gedult der Andächtigen Zuhörer zuletzt unterbrechen möchte / sonst würde ich
dazu vielleicht noch guten Vorraht zur Hand haben. Mit wenig Worten: Ihre
unschätzbare Klugheit / und grosser Verstand in Göttlicher und moraler Weißheit
/ Ihr unermüdeter Fleiß / und daß Sie selbst mit Ihren hohen Händen was
rechtschaffenes wircketen und schaffeten / und alle / die um Sie waren / zur
Arbeit anhielten / Ihre wahre Demuht / Ihr reiner und keuscher Wandel vor GOtt
und aller Welt / Ihr grössester Ruhm / daß Sie Ihren Feinden von Hertzen
vergeben / und vor dieselbe beten kunten / und sonderlich Ihre Freudigkeit im
Tode / und Ihr brünstiges Verlangen zu Ihrem A und O, und schönstem Bräutigam zu
gelangen / da Sie noch jetzt vor Ihrem Ende mit sehnlichster Begierde
seufftzeten: Ach wie gerne! wie gerne! wie gerne! wolte ich bey meinem JEsu
seyn! Diß alles sind lauter Perlen und Diamanten / womit die Königliche
Braut-Krone unserer glorwürdigsten Uberwinderin im Himmel / auf der Hochzeit des
Lamms / auf ewig nunmehro gezieret ist. Ich nenne Ihro Durchl. ja wol mit
höchstem Recht zum Beschluß / nach Anleitung unsers Textes eine glorwürdigste
Uberwinderin; Denn eine solche musten Sie seyn / wie der Text sagt: Wer
überwindet / der soll alles ererben: Und eine solche waren Sie auch in der That
/ denn Sie haben überwunden durch des Lammes Blut / und Ihr Glaube ist der Sieg
gewesen / der den Bösewicht / die Welt / ihr eigen Fleisch und Blut / seelig in
Christo überwun
|| [57]
den hat.
Die Beständigkeit / die Verharrung biß ans Ende / der Sieg / die Uberwindung /
die erlangen erst die Krone. Also hat auch unsere glorwürdigste Streiterin
ELISABETH JULIANA durch die Beständigkeit und Verharrung biß ans Ende die ewige
Ehren- und Sieges-Krone erlanget. Der Löwe aus dem Stamm Juda / Ihr A und das O,
hat Ihr diesen Sieg zuwege gebracht. Sie wuste wol zu singen:
Mit unser Macht ist nichts gethan / Wir sind gar bald verlohren. Es streit für uns der rechte Mann / Den GOtt selbst hat erkohren. Fragstu / wer er ist? Er heist JEsus Christ / Der HErr Zebaoth / Und ist kein ander GOtt / Das Feld muß er behalten. Ich könnte zwar diese tapffere Uberwindung der glorwürdigsten Hertzogin durch mancherley Eurer Liebe vielleicht nicht unangenehme Erbildungen vorstellen / doch will ich nur mit wenigen eines / und zwar / worzu Dero Hoch-Fürstl. angestammetes Norwegisches / Schleßwig-Holsteinisches Wapen zu dieser Materie mir zimlichen Anlaß giebt / schließlich berühren. Hochgedachtes Hoch-Fürstliches Wapen praesentiret wegen Norwegen im rothem Felde einen gekrönten gelben aufgerichteten Löwen / der in seinen Klauen eine silberne Streit-Axt an einem güldenem Schaffte führet. Wegen Schleßwig zwey im Lauff begriffene Löwen. Auf dem Helme steigen aus einer Krone und darauf stehendem rothem Fürsten-Hute / drey weisse auf Zepter-Art gedrähete Stäbe mit güldenen Knöpffen / und so weiter. Wegen Holstein im rothem Felde ein weisses ausgebreitetes Nessel-Blat mit drey weissen Nageln / die Käyser Friederich der Erste / dem Graffen Adolph dem Dritten zu Holstein / zum Andencken der Creutzigung Christi / und daß dieser tapffere Held seine Heerfahrt ins gelobte Land zum Grabe Christi glücklich zurück geleget / ins Wapen
|| [58]
geschencket hat. Zu geschweigen der sieben Triumph-Fahnen / der güldenen Krone /
des Curassier-Reuters mit gezücktem blanckem Schwerdt / des weissen Creutzes /
und anderer Sieges-Zeichen / so in diesem Hoch-Fürstl. Wapen zu befinden. Lauter
Triumphs- und Sieges-Zeichen der tapffern Helden und großmühtigen Uberwinder des
Hoch-Fürstl. Hauses Schleßwig-Holstein. Ich habe nicht nöthig diese Sieg-reiche
Insignia und Wapen-Zeichen des aus Königlichem Stamm entsprossenen Hoch-Fürstl.
Holsteinischen Hauses auf unsere glorwürdigste Uberwinderin weitläufftig im
geistlichem Verstande zu appliciren. Tapffere Löwen / Zepter / Kronen / offene
Helme / so viele Fahnen / sind ja wol Zeichen einer glorieusen Uberwindung.
Sum̅a es haben unsere Hochseeligste Hertzogin durch den im
rothem Felde im Garten Gethsemanes / und auff dem Blut-Berge Golgatha gekrönten
Löwen aus dem Stamm Juda / durch den am heiligen Creutze mit Nageln
angeheffteten / und hernach seine Triumph- und Sieges-Fahne über Sünde / Tod /
Teuffel schwingenden / und nunmehro in dem Reich der Herrlichkeit den Zepter
seiner Uberwindung in Händen haltenden JEsum ritterlich überwunden / und endlich
die Freude erlanget / wornach sie so offtmahls seufftzeten:
Wie bin ich doch so hertzlich froh / Daß mein Schatz ist das A und O, Der Anfang und das Ende. Er wird mich auch zu seinem Preiß / Aufnehmen in das Paradeiß / Des klopff ich in die Hände. Amen / Amen! Komm du schöne Freuden-Krone / Bleib nicht lange / Deiner wart ich mit Verlangen.
|| [59]
Schließlich solte nun auch noch wol von der vollenkommenen Herrligkeit / und
Seeligkeit dieser von dem mächtigem Himmels-Könige / in das ewige Jubilaeum zur
Freuden-vollen Hochzeit des Lam̅s aufgeholten Königl. Him̅els-Braut / etwas geredt werden. Allein es heisset hier nach dem
Ausspruch Gregorii: quae lingua dicere, quis intellectus capere sufficit illa
supernae civitatis gaudia? Welche Zunge kan aussprechen / ja welcher Verstand
kan begreiffen die Freude der hohen Himmels-Stadt? Die Juden machen groß Wesen
aus ihrer also genannten Chuppa, das ist der Baldacchino oder der Himmel / und
die Decke / damit an ihrem Ehren-Tage Braut und Bräutigam beehret werden. Und
wollen die Rabbinen / daß GOtt schon im Paradieß dem Adam und der Eva im Stande
der Unschuld habe die prächtigsten Chuppas, nicht ein / zwey / oder drey /
welches einem Könige zugelassen / sondern wegen der grossen Majestät / den
ersten Eltern zehen Chuppas aus lauter Perlen / Gold und Edelgesteinen
verfertigen lassen / und hätten die grössesten und vornehmsten Engel diese
Chuppas und Braut-Decken getragen / und dem Adam und Eva an ihrem Hochzeit-Tage
im Paradieß auf GOttes Befehl aufgewartet / wie davon die Gelahrten in Bava
Bathra, und in der Juden Minhagim, und Kirchen-Agenda, und sonst weitläufftige
Nachricht finden. Wir stellen das alles an seinen Ort / und halten die Sprüche /
so die Juden aus der Schrifft / und zwar Ezechiel. XXVIII. Ps. XCI. 1. Buch Mos.
1. Cap. anführen / dero Behueff nicht so zulänglich / daß sie dieses daraus
beweisen möchten. Aber wenn wir nach unserm menschlichem / und blödem Verstande
die Herrlichkeit der aufgenommenen Himmels-Braut ELISABETH JULIANEN, und da Sie
nun auf ewig mit Ihrem Bräutigam und Manne / dem A und O vertrauet ist / uns
vorstellen wollen / so ist ja wol die Herrlichkeit des Himmels im Lust-Garten
GOttes eine ewige Decke / mit allerley Edelgesteinen / Sarder / Topaser /
Diamanten / Türckis / Onychen / Jaspis / Sapphier / Schmaragden und Golde
gezieret / unter welcher Freuden-vollen Chuppa, Das Lamm / das A und das O /
seine Himmels-Braut ELISABETH JULIANA, in alle ewige Ewigkeit / aus dem Brunn
des lebendigen Wassers / ja mit dem gantzem Erbtheil des Himmels laben und
erquicken wird.
|| [60]
Zwar wie wir den Anfang hiervon gemacht / so fället uns abermahl bey dem Schluß
billig ein. Ach ja! Wir erkennen und wissen wol / was für einen glückseeligsten
Wechsel numehro diese Himmels-Braut ELISABETH JULIANA, getroffen. Und wer wolte
der Hoch-seeligsten Fürsten-Seele diese allerhöchste Glückseeligkeit mißgönnen?
Jeden-noch so scheinet der Schmertz gar zu überwichtig / indem gleichwol der
Fürst GOttes unter uns / der gesegnete Abraham und Hertzog unsers Vater-Landes
seine auserwählte Gottseeligste hertzgeliebteste Sarah / die eintzige Ruhe und
Erquickung seines Lebens / den Trost / Stecken / und Stab seines Alters / Summa
/ mehr als sein halbes Hertz; Die gesammten Hoch-Fürstl. Kinder und Nepoten /
Ihre so großwertheste Gottseeligste Löis und Eunike, von welcher Sie wol sagen
mögen: Wir erinnern uns des ungefärbten Glaubens / welcher zuvor in unserer
Durchläuchtigsten Groß-Mutter Loide, und in unserer Mutter Eunike, (die allemahl
eine Löis, eine Besserin Ihres Hoch-Fürstlichen Hauses / und eine Eunike, oder
tapffere Uberwinderin aller Ihrer Feinde gewesen) gewohnet 2. Timoth. 1. Cap.
Alle getreue Bediente ihre auserwählte Dominam, ihre grosse Fürstin und Frau 2.
Epist. Joh. 1. Cap. von welcher Sie als Kinder zur wahren Gottes-Furcht / und
allen heiligen Ubungen / unter gnädigster Vergeltung Gottes / angewiesen worden;
so viele tausend Arme ihre hülffreichste Tabeam und Rehe; das gantze Land / das
Weib mit der Sonnen bekleidet / von der das liebe Vater-Land als der Mond lauter
Licht / Glantz / und Seegen empfunden / allerseits verlohren / und mit so viel
Seufftzen und Thränen beklagen und beweinen müssen. Allein / wer darff hier
auftreten / und sagen / daß solches geschehen sey ohne des HErrn Befehl?
Klagelied. Jerem. 3. Cap. Der Schmertz sey denn nun so groß als er wolle / die
Empfindlichkeit so zart / als sie immermehr könne / daß wir auch die Wege unsers
A und O nicht begreiffen mögen / warum ers gethan / und mit David wol sagen
mögen / aus dem 139. Psalm:
|| [61]
Solch Erkänntniß ist uns zu wunderlich und zu hoch / und können es nicht
begreiffen; So müssen wir doch unsere Seele in Gedult fassen / und nach langem
und weitläufftigem Uberlegen / dencken und sinnen / zuletzt den Schluß machen /
und sagen: Des HErrn Wille geschehe / Apostel Gesch. 20. Cap. Denn /
Was GOtt thut / das ist wol gethan / Es bleibt gerecht sein Wille / Wie er fängt unsre Sachen an / Wolln wir ihm halten stille / Er ist der GOtt / der in der Noth Uns wol weiß zu erhalten. Drum lassen wir ihn walten. Wäre es unserm Durchlauchtigstem Hertzog und Landes-Vater nütz- und seelig gewesen / daß diese Tugend-Son̅e Deroselben länger hätte scheinen sollen / so hätte GOtt Sie nicht so unvermuhtlich untergehen lassen. Mitler weile / wie dorten der Franciscus Borgias, als er vernahm / daß es nicht nütze wäre / daß seine Gemahlin länger lebere / sich darauff so fort in Gottes Willen ergab / so ist kein zweiffel / Ihro Durchl. als ein mit höchster Weißheit / vielfältiger Erfahrung / Christ-Fürstlicher Klug- und Gelassenheit von GOtt höchstbegabter Hertzog / werden hierunter / nachdem Sie Gottes gnädigen Willen handgreifflich erkennen / sich Christ-Fürstlich begreiffen / und numehro dem Trauren und Wehklagen nicht weiter nachhängen. Worzu denn sonderlich sehr viel beytragen wird / wenn die gesamte Hoch-Fürstliche Kinder / und alle übrige Hoch-Fürstliche nahe Anverwandte / mit Christ-Fürstlicher standhaffter Gedult / bey diesem Ihrem hohem Leid-Wesen / in Christo JEsu durch die Krafft des Geistes sich wapnen / dem gnädigem Willen des allerliebsten Himmlischen Vaters sich ergeben / und dadurch Dero hertzgeliebtesten Herrn Vaters Gnaden / um so viel mehr diesen grossen Schmertzen lindern helffen / und Selbigem dadurch desto tröstlicher beywohnen werden.
|| [62]
Wir im übrigen dancken von Grund unserer Seelen / dem getreuem ewigem GOtt / daß
er bey dieser so schweren gedoppelten hohen Trauer / das dritte Weh / so uns
schon vor Augen schwebete / und leicht so gar schnell über uns hätte kommen
können / so allergnädigst abgewandt / hergegen unsern gnädigsten allerliebsten
Landes-Vater so allergnädigst und väterlichst biß auff diese Stunde erhalten
hat. Der wolle nun ferner solchen unsern theuresten Schatz / als die kostbareste
Beylage / die wir allerseits nechst GOtt haben / in allen Gnaden liebe lange
Zeit / bey beständiger Gesundheit / glückseeligster Regierung / und allem
selbstwehlendem Hoch-Fürstlichem Hochergehen erhalten; Den Durchläuchtigsten
Erb-Printz / und Ihro Hoheiten Dero Frau Gemahlin / und gesam̅te
Hoch-Fürstliche Kinder / Schwieger-Kinder / Kindes- und Kindes-Kinder / und alle
Hoch-Fürstliche Nepoten / gleichfalls in allen Gnaden seegnen / benedeyen /
stärcken / kräfftigen / gründen und vollbereiten / und diesem Hoch-Fürstlichem
Hause / ja dem gantzem geliebtem Vaterlande / nach so vielem trübem langwierigem
Ungewitter / endlich die entfernete Gnaden-Sonne wiederum beständigst auffgehen
und scheinen lassen / auff daß wir seiner Göttlichen Majestät Lob / Preiß / Ehre
und Danck / hier zeitlich und dort ewiglich / dafür zu sagen Ursach haben mögen.
Nun
Der Himmel / der verursacht hat dis Weinen / Soll künfftig Euch die Sonne lassen scheinen. Amen! Amen! Das heist ja! ja! Es soll also geschehen! Es geschehe denn dieses um CHRISTI JESU des gecreutzigten und aufferstandenen Sieges-Fürsten willen! Amen! Amen!
Hierauff wurden die Hoch-Fürstlichen Personalia verlesen / und darauff dieser
Schluß gemacht.
|| [63]
NUn / es ist geschehen! Die Grosse Heldin ist dahin / und von uns weggenommen;
Doch wird Sie nicht aus unsrem Sinn / so lang wir leben / kommen! Indessen /
Hertzogin / schlafft wol in Eurer Grufft / biß daß am Jüngstem Tag’ Euch die
Posaune rufft. Du aber durch das Blut des Bräutigams / der da heist das A und
das O, allertheurest-erlösete Fürsten-Seele / geniesse denn nun der ewigen
Herrlichkeit auff der Hochzeit des Lam̅s / erquicke und labe Dich
nun nach Deinem so langwierigem Durst / nach so mancher Hitze der Trübsal / von
dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst / und da du nun alles ererbet / also
müsse Deine Freude / in dem ewigem Erbtheil der Heiligen im Licht / numehro
unaussprechlich seyn / biß daß der verklärete helleuchtende Fürsten-Cörper / in
der herrlichen Aufferstehung der Gerechten / mit Dir so
glorwürdigst-allerseeligsten Seele wird vereiniget und zum ewigem Leben / zu der
vollenkommenen Herrlichkeit und Seeligkeit / und zu der Anschauung GOttes von
Angesicht zu Angesicht / allermajestätisch wird inthronisiret werden. O wie
werden wir Gläubige / die wir biß ans Ende bey Christo hier verharren / uns denn
freuen / wenn wir diese außerwehlete Königliche Himmels-Braut werden wieder
sehen / in dem prächtigstem Schein / leuchten wie die Sonne / leuchten wie des
Himmels-Glantz / und wie die Sterne immer und ewiglich! Von der es nun wol recht
heisset / wie in einem gedrucketem schönem anagrammate auff den Nahmen
ELISABET-JULIANA, welches wol nicht schöner gemacht werden kan / bey dieser
Hohen Trauer man bemercket: ILLA IN JESU BEATA. Sie ist in JESU seelig.
Euer unvergänglicher Ruhm / allerpreißwürdigste Hertzogin / soll indessen
nimmermehr aus unsern Hertzen und Gedächtniß kommen / und wie an dem Tage
Veronica oder Ehren-Preiß / Ihr dieser Welt gute Nacht gegeben / so solt Ihr als
eine Ehren- und Ruhm- und Preiß-volle Veronica, und aller Ehren- und
Tugend-volle belobteste Hertzogin in unsern / und unserer Kinder und Nachkommen
Hertzen und Sinnen auff ewig grünen und blühen. Wahre Liebe geden
|| [64]
cket auff tausenderley
Mittel / wodurch sie das Geliebte sich feste ins Hertz eindrücken möge / und das
thut die Liebe alsdenn zuvorderst / wenn sie das Geliebte entbehren muß / und
denn erst erkannt hat / was sie an dem Geliebten verlohren. Das prächtige
Castrum doloris, so Euer Hochgeliebtester Herr und Ehegemahl / wol aus recht
danckbarer hertzinniglicher Liebe / mit grossen Kosten auffrichten lassen / das
wird zwar viele Jahre in aller derer Gedächtniß bestehen / die es mit Augen
angesehen / oder davon gehöret haben / wenn es gleich schon wird wieder
abgebrochen seyn. Doch ist keine Grabstätte / kein Monument oder Grabmahl / wenn
es auch der Artemisiae Mausoleum seyn solte; weder das prächtigste Begräbniß /
welches der Käyser Honorius seinen beyden Gemahlinnen / so als Jungfrauen
verstorben; noch das verwundersame Grab des Römers Metelli; oder das gewaltige
Castrum doloris, so dem grossem Mogol sein Sohn Schach Selim hat auffrichten
lassen / woran täglich dreytausend Menschen gearbeitet / und doch in ein und
zwantzig Jahren nicht hat fertig werden können; oder auch sonsten alle von
Mauer-Werck und Ertz auffgerichtete Pyramiden, Seulen / und Epitaphia, sind gar
nicht von solchem Wehrt / daß dadurch Euer Ehren-Gedächtniß / so lange die Welt
stehet / solte in würdiger Fülle vorgestellet werden: Denn alle solche kostbare
Gedächtnissen sind endlich dennoch zerfallen / und zu nichte worden / oder
werden noch zernichtet werden. Wodurch aber soll denn / preiß-würdigste grosse
ELISABETH JULIANA, Euer allertheurestes Gedächtniß verewiget werden? Die alten
reichen vornehmen Römer / wenn sie sahen / daß endlich alle Pyramiden zuletzt
verfielen / so erdachten sie die Weise / ein oder mehr Lichter von dem vorhin
genannten Asbestus oder Amiantus-Stein in Laternen / und folglich in ihre oder
der Ihrigen Begräbniß mit setzen zu lassen. Solche Lampen / wie die Erfahrung
hievon bezeuget / haben gebrannt nicht allein etliche hundert Jahr / sondern
auch wol über anderthalb tausend Jahr. Wie denn unter der Regierung des Pabsts
zu Rom Pauli III. etwan um die Zeit nach Ubergebung der Augspurgischen
Confession, auff der bekan̅ten Appianischen Strassen / da viele
vornehme alte Römer ihre Begräbnissen gehabt / eine Grabstätte eröffnet worden /
darin̅ man auff einer Marmelsteinern Taffel den noch gantzen
Leib einer zarten Weibes-Person vorgefunden / welche noch fürtreff
|| [65]
lich schön anzusehen
gewesen / und in einem wunderbarem Safft geschwommen / und dadurch so
unverweßlich erhalten / daß allerdings das Angesicht noch fast als lebendig
geschienen. Die goldgelben Haare waren in einem Zopff zierlich auffgeflochten /
und mit einem güldenem Zirckel oder Ringe eingefasset; Zu ihren Füssen brannte
eine Laterne / aber bald / als das Grab eröffnet war / ging das Licht aus. Bey
einigen Merckzeichen konte man erkennen / daß dieser Cörper vor tausend
fünffhundert und funfftzig Jahren allda eingeerdiget. Und hat man die
Muhtmassung gehabt / daß es des berühmten Bürgermeisters Ciceronis eintzige
Tochter / die Tullia, oder Tulliola, gewesen. Ein langwieriges Liebes-Gedächtniß
/ so die Hinterlassenen vor die Verstorbene erdacht und ersonnen! Da wir nun
heutiges Tages solche Lichter und Lampen nicht mehr haben / und ohne dem
dieselbe doch zuletzt ausgehen / so soll / glorwürdigste Hertzogin / Eure
Tugend-Sonne / und der Glantz und Schein von Euren unvergleichlichen vor aller
Welt höchst-gepriesenen Fürstl. Qualitäten / das Asbestus- und Amiantus-Licht
seyn / welches wir / so lange wir / und unsere Kinder und Nachkommen / biß an
den Jüngsten Tag leben / und Hertzen haben / als ein beständiges ewiges Licht in
solchen unsern Hertzen wollen scheinen und brennen lassen. Unser Hertz soll die
Grufft seyn / darinn gewiß dieses Gedächtniß-Licht beständiger / als das Licht
von Amiantus oder Asbestus, leuchten und scheinen wird. Ubrigens habe ich bey
dem Schluß des Exordii dieser geistlichen Braut-Predigt / des also genannten
Jubilaei conjugialis Erwehnung gethan / da nemlich Ehe-Leute / wenn sie numehro
funfftzig Jahr in Christ-friedlicher Ehe bey einander gewohnet / nochmahls
gleichsam von neuem Hochzeit halten / dem lieben GOtt dabey für die grosse
Wolthat / welche Sie bißhero genossen / von Hertzen Danck zu sagen / auch
vermöge Priesterlichen Segens / den Vater im Himmel anzuruffen / daß derselbe
doch solche Christliche Ehe-Leute biß an ihr seeliges Ende / ferner an Seel und
Leib benedeyen und gesegnen wolle. Und wie solcher raren Begebnissen von denen
beglaubten Historicis einige beschrieben / so ist unter denenselben sonderlich
mercksam / das Jubilaeum, oder die zweyte Hochzeit seel. D. Nicolai Varenbülers,
weiland langwierigen Fürstl. Wirtenbergischen Rahts und Professoris Juris zu
Tübingen / so er mit seiner lieben Hauß-Frau Regina Walterin, 1597.
|| [66]
am 30. Augusti zu Tübingen
solenniter begangen / zu welcher Festivität auch der damals zu Tübingen
studirende glorwürdigster Hertzog Augustus, auch Rector Magnificentissimus
daselbst / unser vormahliger theurester Landes-Vater / in einem besonderm
unterthänigem Invitations-Schreiben / unter gedachten D. Varenbülers Hand damals
ist eingeladen worden / wie solcher geschriebener Brief in originali, nebst
denen auff diese solenne Handelung gedruckten und eingebundenen Acten / auff
hiesiger Hoch-Fürstl. Bibliothec noch jetzo zu befinden / und ohne annehmliche
Empfindlichkeit nicht nachgelesen werden können. Auff einem solchem Jubilaeo
gedachten und hoffeten wir in dieser Welt / unter gar wenig Jahren / die
Hochseeligste Hertzogin / als eine Hoch-Fürstliche neue Braut / mit unsers
theuresten Landes-Vaters Herrn Hertzog ANTHON ULRICHS Durchl. gleichsam von
neuem gepaaret zu sehen. Allein / dem grossen HERRN / der da ist das A und das
O, hat es anderst gefallen / indem er mit dieser seiner glor-würdigsten
Königlichen Himmels-Braut solch Jubilaeum selbst / und zwar auff ewig im Himmel
/ zu halten / beschlossen gehabt. Habt Ihr denn nun gleich / grosse Hertzogin /
das Glück auff Erden nicht gehabt / diß Jubilaeum der vergnüglichen Hoch-Fürstl.
Hochzeit oder Beylagers nach bald vollendeten funfzig Jahren von neuen zu
begehen / darauff so grosse Hoffnung und vorgängige Freude schon gemacht war /
so ist die Gnade nun weit grösser und höher / die Euch darinn widerfahren / daß
Ihr nun mit dem A und dem O, und mit dem Lamm in dem ewigem Jubilaeo, droben im
Himmel / auff ewig verbunden seyd. Und da denn mein seel. Vater / vor numehro
bald acht und viertzig Jahren / die Gnade und Ehre gehabt / Euch / damals
allerpreißwürdigste Fürsten-Braut / einem so grossem Hertzog und Helden durch
die Priesterliche Benediction zuzuführen / auch auff dessen Segen grosser Effect
und Nachdruck erfolget / so habe ich / wiewol bey diesem schmertzlichem Verlust
und Unglück / gleichwol noch das Glück / daß ich zu guter letzt Euch eine
geistliche Braut-Predigt / aus dem von euch selbst erwehltem Braut- und
Leichen-Text habe halten mögen / nachdem Ihr dem grossem Himmels-Könige auff
ewig in dem ewigem Jubilaeo, als eine glor-würdigste Uberwinderin und Königliche
Himmels-Braut / zugeführet und vermählet worden seyd.
|| [67]
Nun denn / da es ja nicht anderst seyn kan / Adieu! grosse Hertzogin! theureste
Landes-Mutter! Tugend-volleste Fürsten-Sonne! aller-prächtigste Braut und
Himmels-Königin! gute Nacht! vergessen wir Eurer / so werde unser Rechten
vergessen. Der Höchste gebe / daß wir Euren Tugend-vollen / allerlöblichsten /
Christ-Fürstlichen Wandel uns dermaassen täglich vor Augen stellen / als eine
helleuchtende Fackel / die uns zur rühmlichen und seeligen Nachfolge jederzeit
in die Augen strahlen und vorleuchten möge biß an unser seeliges Ende. Ihr aber
/ meine Lieben / wie sollt Ihr denn geschickt seyn mit heiligem Wandel / und
Gottseeligem Wesen / mit den fünff klugen Jungfrauen / und unserer Königlichen
Himmels-Braut ELISABETH JULIANA gleichfalls zu warten und zu eilen zu der
Zukunfft des ewigen Bräutigams JESU CHRISTI? Es möchte ja wol der HErr HErr /
und unser Bräutigam / vieleicht bald / und ehender zu uns kommen / als wir
vermeinen. Ach! daß wir denn allesamt mögen bereit seyn / daß wir in der That
und Warheit / als seine Glaubens und Liebes-volle Freundin / seine Schöne
erfunden werden / und daß wir ja am dritten Tage (welcher wol unser höchster
Ehren-Tag seyn wird) uns auch Königlich anziehen mit Esther, und mit der
Sulamith bey zeiten auffstehen / damit wir auch in GOtt wolgefälliger Ordnung /
zu der Herrlichkeit und
|| [68]
Hochzeit des Lamms gelangen / und in alle Ewigkeit dieselbe mit der süssesten
Lust / und allerangenehmsten Freude / in vollenkommener Glückseeligkeit /
Herrlichkeit und Seeligkeit / feyren und begehen mögen / um JEsu Christi willen
/ in Krafft des Heiligen Geistes. Amen! wer das begehret / bete ein
gläubiges
Vater Unser etc.
Der HErr seegne und behüte Euch. Der HErr erleuchte sein Angesicht über Euch / und sey Euch gnädig. Der HErr erhebe sein Angesicht auf Euch / und gebe Euch Friede! Amen! Amen! S. D. G.