Als Dem Durchleuchtigen vnnd Hochgebohrnen Fürsten vnd Herrn / Herrn
Friederich Vlrich / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. Vnserm
gnedigen Fürsten vnd Herrn / S. F. G. Vnterthanen in der Stadt Braunschweig
gehuldiget vnnd geschworen.
Durch M. Petrum Tuckerman Hoffprediger.
Erstlich Gedruckt zu Wolffenbüttel / durch Julium Adolphum von Söhne /
hinterlassene Wittibe / Im Jahr / 1616.
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|| [ID00003]
Lucae am 11. Cap.
JESVS sprach zu jhnen: Ein jeglich Reich / so es mit jhm selbst vneins wird / das
wird wüste / vnd ein Hauß fellet vber das ander.
GOTT der HErr hat dem Menschlichen Geschlechte zu gut / fürnemlich drey Stände
verordnet / den einen zur Bekehrung / den andern zur Regierung / den dritten zur
Vermehrung. Der Standt der zur Bekehrung ist eingesetzt / ist der Geistliche /
der sonsten der Lehrstandt genandt wird / denn die Lehr des Gesetzes vnnd
Erangelij sampt dem gebrauch der H. vnd hochwürdigen Sacramenten drinnen
getrieben wird / dadurch GOtt kräfftig ist vnnd sein wil zur Menschen bekehrung
vnd seligkeit / wie wird Cor. 1. lesen: Dieweil die Welt durch jhre Weißheit
GOtt ia seiner Weißheit nicht erkandte / gefiel es Gote wol durch thörige
Predigt selig zu machen / die / so daran gleuben.
Der Standt zur Regierung eingesetzt / ist der Weltliche / der sonsten der
Wehrstandt genant wird / denn GOTT hat der Obrigkeit darinnen das Schwerdt in
die Hand gegeben / das sie dem Bösen stewren vnnd wehren / vnnd das Gute
schützen vnnd fortsetzen sol / Wie Rom. 13. bezeuget wird:
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die Gewaltigen sind nicht den guten
Wercken / sondern den Bösen zufürchten / wiltu dich aber nit fürchten für der
Oberkeit / so thu guts / so wirstu Lob von derselben haben / denn sie ist Gottes
Dienerin dir zu gut: Thustu aber Böses / so fürchte dich / denn sie tregt das
Schwert nicht vmbsonst / sie ist Gottes Dienerin / eine Racherin zur straffe
vber den der böses thut.
Der Standt der zur Vermehrung eingesetzt / ist der Haußstand / der sonsten der
Nehrstand genant wird / denn Gote wil daß das Menschliche Geschlecht dadurch
vermehret vnnd ernehret sol werden: Von der vermehrung stehet Gen. 1. Gott
schuff sie ein Mänlein vnd Fräwlein / vnd segnet sie vnd sprach zu jhnen / Seyd
Fruchtbar vnd mehret euch / vnnd füllet die Erden / vnd macht sie euch
vnterthan. Von der Ernehrung aber sagt David im 37. Psalm. Bleibe im Lande vnnd
nehre dich redlich: Vnd im 128. Psalm. Du wirst dich nehren deiner Hände Arbeit.
Für diese drey Stände haben wir billich Gott von Hertzen zu dancken / denn
wehren sie nicht / so könten wir nicht bekehret / in frieden regieret / noch
vermehret vnd ernehret werden.
Nu schreibt der H. Apostel Paulus Rom. 12. Man sol sich in die Zeit schicken:
Sollen wir dem Befehl nachsetzen / wie billig / so kan ein jeder bey sich selbst
leicht abnemen / das sich gebühren wil für dißmahl eigentlich vom Regier oder
Wehrstande zu reden / denn vnser allerseits von GOtt verordnete hohe Obrigkeit /
vnd seiner Fürstlichen Gn. Vnterthanen jetzt zur Huidigung bey einander seyn /
darbey die Obrigkeit jhres obliegenden Ampts / vnd die Vnterthanen jrer
schüldigen pflicht nothwendig müssen erinnert werden.
Im Alten Testament finden wir / wenn hohe Obrigkeit von Gott gleich zur Huldigung
eingeführet / das alsdenn die Priester mit Posaunen geblasen / vnd das Volck
oder Vntertha
|| [ID00005]
nen jhr Glück
gewünschet vnd zugernffen haben: Vivat Rex, vivat Rex: Glück dem Könige / oder
Gott laß den König lang leben / wie j. Reg. 1. vom Salomone auffgezeichnet. Der
Vnterthanen Glück wünschung ist vnd sol sein noch auff den heutigen tag bey
Huldigungen ein andechtiges Gebet für jhre liebe Obrigkeit / vnd daran werdens
fromme Hertzen jtzo bey sich nicht mangeln lassen. Der Priester Posaunen blasen
aber ist die Predigt / Esa. 58. Cap. Erhebe deine Stimme wie eine Posaunt: Vnnd
Joel 2. Blaset die Posaunen zu Zion: Das wollen wir vns durch Gottes hülff
lassen befohlen seyn.
Zur Predigt aber wollen wir für vns nehmen das jetzt verlesene Sprüchlein /
welches sich sehr wol darzu schicket / denn es bleset drinnen vnser HErr vnd
Heyland JEsus Christus / den vns der Vater zuhören befohlen hat / Matth. 17. die
Posaunen von Reichen dieser Welt / das ist / von Oberkeit vnnd Vnterthanen
Stande / vnd lehret die / so in den Reichen sein vnd darzu gehören / wie sie es
machen vnnd anschlagen sollen vnd können / das sie Reiche nicht verwüstet / noch
ein Hauß vber das ander falle / wie leider eine zeit hero in vnserm Reich
geschehen: Sondern das sie zunehmen vnd in wolstandt mögen sein vnd bleiben /
als nemlich sie sollen sich für Vneinigkeit hüten / vnd dagegen der Einigkeit
befleissigen. Weil nu hierauff vnsers Reichs vnnd Land vnnd Leute wolfart stehet
/ als wird ein jeder mit lust vnd liebe zuhören / vnnd sich darnach richten. 1.
Aber wollen wir reden von Reichen dieser Welt / vnd was von denselben zu halten.
2. Von vneinigkeit dadurch sie verwüstet / vnd von Einigkeit dadurch sie gebawet
werden vnd Floriren. 3. Von Mitlen / dadurch Vneinigkeit zuverhüten / vnd
bestendige Einigkeit zu erhalten. Gott gebe vns hierzu den H. Geist vmb JEsus
Christus willen. Amen.
|| [ID00006]
Vom Ersten.
ANlangendt das Erste / so wird hie der Reiche gedacht: Ein jeglich Reich: Nun
sein aber fürnemlich drey Reiche: Das erste ist ein Göttlich vnnd Himlisch Reich
/ Davon Christus in diesem 11. Cap. Luc. sagt: So ich aber durch Gott es Finger
die Teuffel außtreibe / so kömmet je das Reich Gottes zu euch. Vmb diß Reich
ruff en wir GOtt an in der ander Bitte des Vater vnsers / zukomme dein Reich:
Vnd ist dasselbige nit Essen vnd Trincken / sondern Gerechtigkeit / Friede vnd
frewde im H. Geist / wer darrinnen Christo dienet / der ist Gott gefellig vnd
den Menschen werth / Rom. 14. Nach dem Reich sollen wir fürnemlich vnd am ersten
auß seyn / Wie Christus vermahnet Matth. 6. Trachtet am ersten nach dem Reich
Gottes vnd nach seiner Gerechtigkeit / so wird euch solches alles zufallen.
Das ander ist ein Teufflisch vnd Hellisch Reich / dessen Christus auch allhie
fluchs nach verlesenem Sprüchlein gedencket: Ist denn der Sathanas auch mit jhm
selbst vneins / wie wil sein Reich bestehen? In dem Reich sein wir alle von
Natur gewesen / zun Ephes. 2. Wir haben weyland alle vnter dem Fürsten der Welt
vnsern Wandel gehabt: Aber vmb Jesus Christus willen der darzu erschienen / das
er die Wereke des Teuffels zustöre / Joh. 3. Hat vns Gott der Vater gnediglich
davon erlöset / vnd in das Reich seines Sohns versetzt / welches wir billig mit
ewigen danck erkennen / wie Paulus er fodert Col. 1. Dancket dem Vater / der vns
tüchtig gemacht hat zu dem Erbtheil der heiligen im Licht / welcher vns errettet
hat von der Obrigkeit der Finsterniß / vnd hat vns versetzet in das Reich seines
lieben Sohns / an welchen wir haben die Erlösung durch sein Blut / nemlich die
vergebung der Sünde.
|| [ID00007]
Das dritte Reich ist ein Weltlich vnd Menschlich Reich / darauff eigentlich
Christus JEsus in vnserm velesenen Text sihet / da er sagt: Ein jeglich Reich /
so es mit jhm selbst vneins wird: Vnnd werden dadurch verstanden Käpserthümb /
Königreiche / Fürstenthümb / Graff vn̅ Herrschafften / vnd in
fummader gantze Regentenstandt / vnd was dem anhengig.
Was nu von diesen Reichen vnd derselben Vorstehern oder Oberkeit stande zu halten
/ müssen wir wissen / vnd mit sonderlichen fleiß in acht nehmen: Denn der
Teuffel der allen Ordnungen Gottes spinne feind ist / hat sich zu allen Zeiten
bemühet / die Reiche vnd Obrigkeit stand / nicht allein in verachtung zusetzen /
sondern gantz auff zuheben vnd abzuschaffen: Vnd zu dem behuff hat er alsbald
durch böse Leute außgeruffen für Teufflisch / bald für Menschlich / bald für
Fleischlich vnd Sündlich: Dadurch ers bey etlichen Potentaten dahin gebracht /
das sie die Reiche vnd Obrigkeitstand verlassen / vn̅ sich in
Klöster begeben: Bey vielen Vnterthanen hat er das damit augerichtet / das sie
die Vorsieher der Reiche oder Obrigkeit abgesetzet / ja gar getödter haben.
Gottes Wort aber berichtet vns viel eines andern davon. Beym Propheten Daniel am
4. Cap. werden die Reiche zwar Menschen Reiche / vnd 1. Pet. 2. Der
Oberkeitstandt Menschliche Ordnung genant / aber nicht der Meinung / das sie von
Menschen solten her kommen vnd gestiffiet seyn / Sondern das sie auff Erden
durch Menschen geführet werden: Sonsten aber haben sie jhren Anfang vnd Vrsprung
von niemandt anders denn von Gott / der hat sie als der HErr aller Herrn vnd
König aller Königen eingesetzt vnd verordnet / vnd werden die Reiche daher
billich Gottes Reiche / vnd der Oberkeitstandt GOttesstand vnnd Ordnung
geheissen / wie dasselbige in Schrifften der Propheten vnd Apostel gewaltigen
grund hat.
|| [ID00008]
In Sprichworten Salomonis am 8. Cap. stehet davon geschrieben: Durch mich
regieren die Könige / vnd die Rathherren setzen das Recht / durch mich herrschen
die Fürsten vnnd alle Regenten auff Erden. Hierinnen geschicht meldung der
Könige / Fürsten / Ratherren vnd Regenten auff Erden / dadurch die Reiche
besetzt vnd bestellet werden / vnd bekennet die ewige Weißheit Gottes. GOtt
selber / das sie durch jhn die Reiche regieren / das Recht setzen vnd herrschen
Im 4. Cap. Danielis fehret ein Wächter / das ist / ein heiliger Engel vom Himmel
herab / vnd rufft vnter andern vberlaut: Der höchste hat gewalt vber der
Menschen Königreiche / vnd gibt sie wem er wil / bezenget also der Engel GOttes
/ das der allerhöchste HErr vnd Gott vber alle Reiche macht habe / vnd bestellet
sie seines gefallens. Im Buch der Weißheit am 6. Cap. lesen wir auch merckliche
Wort davon: Euch sagt der weise Man̅ / oder vielmehr der H. Geist
durch jhn / zu den Regenten vnnd Vorstehern der Reiche / Euch ist die Oberkeit
gegeben vom HErrn / vnd die gewalt vom Höhesten: Ihr seyd seines Reichs
Amptleute: Hier werden deutlich die Weltlichen Reiche Gottes Reiche genant / vnd
die Regenten seine Amptleute. Syrach gedencks auch im 17. Cap. GOtt hat in allen
Landen Herrschafften geordnet: Vnd sonderlich schreibt der H Apostel Paulus
herrlich davon / Rom. 13. Es ist keine Oberkeit ohon Gott / wo aber Oberkeit ist
/ die ist von Gott verordnet / sie ist Gottes Dienerin. Es stehet hie Non nisi,
das heist so viele als einig vn̅ allein / wie dergleichen örter
außweisen: Joh. 19. non nisi Caesarem, Wir haben keinen König / denn den Keyser
/ das ist / den Keyser allein: Vnd Gal. 2. non nisi per fidem, wir werden nicht
Gerecht denn durch den Glauben / das ist durch den Glauben allein: Die meinung
hats an diesem erwehneten orte auch / Non nisi à Deo, es ist keine Ober
|| [ID]
keit ohn von Gott / das ist / alle Oberkeit in
Weltlichen Reichen ist allein von Gott / vnd von niemandt anders.
Dasselbige wird auch bestetiget durch viele Exempel: Mose / Josua / die Richter /
Saul / David / Salomo / Nebucad Nezar / vn̅ andere mehr / sein
Oberkeit in weltlichen Reichen gewesen / sein aber nit von Menschen / sondern
von Gott selbst darzu erwehlet vnd beruffen / wie bey einem jeden an seinem ort
erinnert wird / vn̅ Pau lus redet davon Act. 13. vnd gesiehet /
das die so vor zeiten regieret haben alle von Gott darzu gesetzt seyn: GOtt /
sagt er / gab jhnen Richter bey 300. vnd 50. Jahr lang / biß auff den Propheteu
Samuel. Vnd von da an baten sie vmb einen König / vnd Gott gab jhnen Saul den
Sohn Kiß / einen Mann auß dem Geschlecht Benjamin 40. Jahr lang / vnd da er
denselben weg thet / richtet er auff vber sie David zum Könige von welchem er
zeugete / Ich habe funden David den Sohn Jesse einen Mann nach meinem Hertzen /
der sol thun alle meinen willen. Wie es nun Gott vor zeiten gemacht vnd gehalten
/ das er die Reiche mit Regenten bestellet / vnd besetzt hat / so thut ers noch
auff den heutigen Tag / vnd wirds thun biß ans ende der Welt / da alle Reiche
zumalmes vnd verstöret. Dan. 2. vnd alle Oberkeit wird auff gehoben werden / 1.
Cor. 15.
Diß sollen jhnen beydes Vnterthanen vnd Oberkeiten zu nutz machen. Weil die
Reiche vnd der Regentenstandt nicht von Menschen / sondern von Gott / so sollen
Vnterthanen / wenn sie eine Reich oder Oberkeitstandes Person haben oder sehen /
sich nit in Sinn ziehen / das sie eben so gut wie die vnd nicht mehr an
derselben als an jhnen zu thun sey / vnnd sie drüber gering achten. Weit
gefeilet: Ein Reichs oder Oberkeitstandes Person hat Gott für andern
herfürgezogen / sie gleich / wie man sagt / auffs hohe Pferdt gehaben / zu
seinem Gesalbeten vnnd so einen andern Mann durch den heiligen Geist drauß
gemacht / 1. Sam. 10. Ja anoern zum jrrdischen vnd sichtbaren Gott gesetzet /
Exod. 4. vnd
|| [ID00010]
22. vnd Psal. 82. Derwegen
sie vmb Gottes willen davon hoch vnd viel halten sollen.
Ober keiten aber / weil sie Gottes Reichs Amptleute vnd Diener seyn / sollen sich
jhres standes nicht vberheben vnd einbilden / sie mugen thun was sie wollen /
sondern mit demuth vnnd danck Gottes güte erkennen / vnd sich mit Joseph
erinnern / das sie vnter Gott jhrem rechten Lehnherrn seyn / Gen. 50. Das
erfodert auch der Wechter der H. Engel Daniel. 4. Sie sollen erkennen / das der
höhest macht habe vber der Menschen Königreiche vnnd gebe sie wem er wil: Vnd
daneben sollen sie sich vber jhrem Standt ken gewissen machen / denn es ist
Gottes Ordnung / was aber derselbe ordnet / daß ist alles löblich vnd herrlich /
im 111. Ps. vnd sonderlich wenn Creutz vnd Widerwertigkeit fürfelt / wie sie
denn die allergeplagste Leute auff Erden seyn / welches Gott selbsten vom
Regenten Mose in seinem 4. Buch am 12. cap. bekennet / vnd jener seinen
Schmeichler gezeiget / in dem er jhm vber Tafel vnter der lust vnd frewde an
einem Faden ein zweyschneidig Schwerdt hat vbers häupt henge̅
lassen vnd gesagt / dz ein solch bloß schwert trewer Oberkeit alle stunde vnd
augenblick an der Gurgel stünde: Da sollen sie sich deß trösten vnd erfrewen /
das jhr HERR vnd Gott / der sie vber seine Reiche gesetzt / wolle jhr schutz vnd
schirm sey / wie Gott an allen Gottseligen Regenten je vnnd allewege bewiesen:
Mosi / David / Josaphat / vnd andern mehr ist offt das blosse zweyschneidige
Schwert an die Gurgel gesetzt / aber GOtt hats nit allein zurück gehalten /
sondern jhre Feinde selbst dadurch zuletzt gefellet. Auff solche seine hülffe
vertröstet er Josuam 1. cap. Er wolle mit jm seyn / vnd jhn nicht verlassen /
drümb solle er frew dig vnverzagt vnd getrost seyn: Vnd Haggei 2. spricht er zu
Serubabel / zu der zeit wolle er jhn wie ein Pitschafft Ring halten den̅ er habe jhn erwehlet. Vnd der 21. Psal. Davids ist dahin
gerichtet / woran die Regenten in nöthen sich halten sollen. Derwegen sollen sie
in solchem Göttlichen Ampt bleiben / es gehe auch drin
|| [ID00011]
nen zu / wie es wolle / vnd
darauff trotzen / wie Syrach bessel! / 10. cap Mein Kind in wider wertigkeit sey
getrost / vnd erotze auff dein Ampt / denn wer an seinem Ampt verzagt / wer wil
dem helff en Wer wil den bey Ehren erhalten / der sein Ampt selbst vnehret ?
Kürtzlich vom Ersten.
Vom Andern.
FVrs ander / so haben wir nu hinweg das wörtlein Reich vnd dabey vernommen /
woher die Reiche vnd Regenten oder Oberkeitstand komme: Oarauff wollen wir
vnsern Seligmacher weiter hören: Der spricht also: Ein jeglich Reich / so es mit
jhm selbst vneins wird / das wird wüste / vnnd ein Hauß fellet vber das ander.
Anfenglich wird hierinnen Vneinigkeit gedacht. Die quillet vrsprünglich auß dem
hertzen herfür / wie Matt. am 15. Cap. zulesen: Auß dem Hertzen kommen arge
gedancken / Mord: Vnd heist der anfang der Vneinigkeit im Hertzen Haß / Neid /
Abgunst vnd Mißtrawen / da einer dem andern einen heimlichen Grull zuwirfft /
jhm sein Glück vnd Wolfahrt entweder nicht gönnet / oder sich einbildet / es
werde so gut nicht mehr / wie vor hin / mit jm gemeinet. Auß deß Hertzens Neid /
Haß / Abgunst vnd Mißtrawen entspreust verstellung der Geberden / das man
einander schel oder gar nicht ansicht / Wie wir vom Laban lesen / Gen. 31. Das
weil er auff Jacob haß / neid / Abgunst vnd Meßtxawen im Hertzen geworffen /
sein Angesicht nicht mehr gegen im gewesen / wie gestern vnd ehegestern. Auff
die verstellung der Geberden folge̅ auß dem Munde hader / zanck
vnd scheltwort / dz man an einander gereht / sich vnterein ander vbel außmacht /
einer dem andern seine mengel vnd vn̅gebrechen auffrückt / vn̅ einander noch wol dazu felschlich beleug / vnd böß gericht
macht: wie Simei dem David / 2. Sam. 16. dem er lang einen heimlichen Neidt im
Hertzen hatte nachgetragen / thut / in dem er jhn für einen Bluthund
|| [ID]
vnd losen Mann außrufft. Entlich wird drauß Mord vnd
Todtschlag / Krieg vnd Blutvergtessen / das einer dem andern nach Leib Leben vnd
stehet / vnd man sich vnteremander erwürget vnd auffreibet / wie Cain mit seinem
Bruder Abel gespielet: Das alles begreifft in sich das Wörtlein Vneins oder
Vaeinigkeit.
Darnach wird hinzu gesetzt mit jhm selbst. In se oder advessus seipsum: Ein
jeglich Reich so es mit jhm selbst vneins wird: Damit wird eigentlich gesehen
auff intestina dissidia die inwendige vnd inheimische Veinigkeit / nicht da ein
Reich wider einander außländisch Reich / sondern ein Reichin vnd vnter sich
selbst Vneins wird: Als wenn Obrigkeit vnd Vnterthanen in eine̅
Reich oder Fürstenthumb wider einander seyn / oder die Landstände in zween
hauffen reiten / vnd einer den andern nicht für gut helt / oder die Räthe vnd
Hoffdiener in einander wachfen / oder eine Stadt der andern / ein Dorff dem
andern auffsetzig wird / oder ein Nachbar mit dem andern sich nicht vertragen
kan / vnd dergleichen / das ist Vneinigkeit des Reichs mit jhm selbst. Solche
einheimische vnd einländische vneinigkeit ist viel schedlicher als außwendige
vn̅ außlendische / wie wan das an den Wunden des Leibes sihet
/ das die inwendigen grösser gefahr als die außwendigen haben / vnnd diese viel
besser als jene können geheiset werden.
Zu letzt wird angezeiget / was solche Vneinigkeit für schaden thut. Eins / so
wird ein jeglich Reich dadurch wüste / denn es gehet dazu / wie Cicero
schreibet: Pecora relinquuntur, agricultura deseritur, & mercatorum
navigatio conquiescit, das ist / Wo das Reich mit jhm selbst vneins wird / so
wird das Vieh verlassen / der Ackerbaw bleibt liegen / vnnd die Schiffart oder
Handel vnd wandel gehet zu rück / vnd wird nicht getrieben: Bey welchem zustand
das Reich nicht lang floriren kan / sondern muß eine emöde drauß werden. Darnach
fellet auch dardurch ein Hauß vber das ander / denn wenn man in Reichen nichts
von Viehzucht / Ackerhaw vnd Kauffmanschafft oder Handtierung hat / so kan man
|| [ID00013]
die Häuser nicht in Dach vnd Fach
halten / vnd müssen sie drüber einfallen vnd verderben. Worzu kömpt / das einer
dem andern sein Hauß vberm Kopff in Brandt steckt oder sonsten herunter reist /
auff was mittel vnd wege es jmmer geschehen kan. Das heist: Ein jeglich Reich /
das mit jhm selbst vneins wird / das wird wüste vnd ein Hauß fellet vber das
ander.
Hiebey lernen wir nu / was den Reichen dieser Welt / das ist / Keyserthumb /
Königreichen / Fürstenthümen / Graff: vnd Herrschafften / vnd allen Policeyen
vnd Regimenten den schaden thue / das sie nicht in dem Wolstand sein vnd bleiben
/ darmnen sie wol sein vnd bleiben könten. Mit einem Worte die verfluchte
vneinigkeit thuts / die ist der Reiche / Städte / Häufer vnd was darzu gehöret /
Zerstörerin vnd Verwüsterin. Das hören wir hie auß dem Munde deß Sohns GOttes /
von dem alle Reiche herkommen / vnd dem billig zutrawe̅ vnd
gleuben. Damit stimmet auch vberein der H. Apostel Paulus Gal. 5. So jhr euch
vntereinander beisset vnnd fresset so sehet zu das jhr nicht vntereinander
verzehret werdet: Bekennet damit / das die Leute durch Vaeinigkeit als durch die
Schwinsucht oder Krebs vrrzehret / vnd an Haab vnnd Gütern / an Leib vnd Leben
gleich außgesogen werden. Welches auch allerdings die Heyden wol verstanden /
Daher Salustrus geschrieben: Concordiâ res parvae crescunt, discordiâ maximę
dilabuntur, Durch Einigkeit wachsen Geringe: Aber durch Vneinigkeit nemen abe
vnd fallen die grossen Dinge: Oder wie wir sonsten pflegen zu reden: Friede
Nehret: Vnfried verzehret: Vnd jener Potentat hats in seinem Siechbette seinen
Söhnen wollen einbilden / in dem er jhnen anfenglich ein gantz Bund / vnd
darnach einen eintzelen Stecken in die Handt gegeben / vnnd die Erinnerung dabey
gethan / Wie sie einen einzelnen Stecken leichtlich aber das gantze Bundt nicht
können zerbrechen / so würden sie / wenn sie der Sachen eins blieben / kein noth
haben / würden sie aber vneins werden vnd sich von einander reissen / würde es
|| [ID00014]
vmb sie gethan seyn. Das hat die
Erfahrung je vnd allweg gegeben: Zu Sauls zeiten ward das Reich mit jhm selbst
vneins / In dem Saul dem David zuwider ward / ich meine es ist verwüstung vnd
zerrüttung des Reichs darauß entstanden. Die Stadt Nobe ist drüber verwüstet /
vnd mit der scherffe des Schwerdts geschlagen / vnd Saul anderer vngelegenheit
zuverschweigen / hat weder Tag noch Nacht ruhe gehabt / biß er zuletzt mit Leib
vnnd Seel drauff gangen / vnd Kind vnnd Kindeskind hats entgelten müssen. Zu
Davids zeiten ist abermahl das Reich mit jhm selbst Vneins worden / in dem
Absolon wider seinen Vater Auffruhr gestifftet / vnd Israel an sich gehangen:
Was für verwüstung deß Reichs drauff gefolget / lesen wir im 2. Buch Samuelis
nach der lenge: Der König hat drüber von Land vnnd Leuten müssen weichen / seine
Kebßweiber sein jm öffentlich an der Sonnen mit grossem ergerniß geschendet /
Ahitopffel hat sich drübei erhenckt / Absolon ist erstochen vnd in seinen Sünden
gestorben / vnd Schwere vnd Walt haben viel Volcks gefressen / 2. Sam. 18. zu
Rehabeams zeiten ist auch das Reich mit jhm selbst vnems worden / vnnd die
vneinigkeit hat solche verwüstung des Reichs mit sich gebracht das von jhm Zehen
Stämme abgefallen / vnnd er nur den einigen Stam Juda behalten / 1. Reg. 12.
Nach dem todt Alexandri ist gleichermassen das Reich mit jhm selbst vneins
worden / denn seine Fürsten die sich drein getheilet / haben sich nich können
vertragen / vnd ist allenthalben in der gantzen Welt viel jammers worden / 1.
Macc. 1. Das ich auch etwas davon auß Weltlichen Historien bringe / so finden
wir in denselben / das in Egypten etliche 1000. vermawrete Städte gewesen / aber
da das Reich miteivander vneins worden vber der erwehlung eines Königs / ist
Nebucadne Zar vber sie kommen / hat das Reich verwüstet vnnd vnter sein Joch
gebracht. Vmb das Römische Reich ists eine zeitlang wol gestanden / aber so bald
es mit sich vneins worden / vnd Sylla vnd Marius / vnd Caesar vnd Pompejus auß
Ehrgeitz vnd Hof
|| [ID00015]
fart sich
getrennet: Hat sichs geendert / vnd ist verwüstung eingeführet / vnd viel
Bürgerliches Bluts vergossen. Da Constantinus Magnus gestorben / vnd seine Söhne
vber der theilung seiner Länder sich gezweiget / vnd das Reich mit jhm selbst
vneins worden / ists verwüstet / vnd ein Hauß vbers ander gefallen / vnd haben
jm Gothen vnd Wenden vnd andere Barbarische Völcker grossen schaden
zugefügt.
Dergleichen Exempel könten vielmehr angezogen werden / aber was bedürffen wir
frembder / weil wir leider vnser eigen für vns haben: Der glaube ist vns etliche
Jahr her so in die Hand kommen / als er einem Reich in die Hand mag kommen seyn.
Was für vnglück vnd verwüstung in vnserm Reich durch Vn einigkeit fürgefallen /
weiß niemand denn jederman / vnnd wir sehens noch zum theil für Augen /
greiffens zun theil an Haab vnd Gütern / Weib vnd Kindern / Leib vnd Leben / vnd
möchten mit der zeit wol sagen / wir gleuben nu fort nicht vmb jemands rede
willen / Wir haben selber gehöret / gesehen vnd erkennet / das ein jeglich Reich
/ so es mit jhm selbst vneins wird / wüste werde / vnd ein Hauß vber das ander
falle.
Wie nu die Vneinigkeit eine Verwüsterin der Reiche ist / so ist dagegen der liebe
Friede vnd Einigkeit nechst Gott vnd seinem Segen eine Erhalterin denselben /
das die Reiche dadurch floriren vnd gebessert werden / Im 34. Psalmen stehet:
Wer ist der gut Leben begert / der gerne gute Tage hette? Der suche Friede vnd
jage jhm nach: Kan man derwegen durch Fried vnd Einigkeit zum guten Leben vnd
guten Tagen / die niemand außschlecht / kommen / Im 133. Psalm. Sihe wie fein
vnd lieblich ists / daß Brüder eintrechtig beyeinander wohnen / wie der
köstliche Balsam ist / der vom Häupt Aaron herab fleust in seinen gantzen Bart /
der herab felt auff die Berge Sion / denn daselbst verheist der HErr Segen vnd
Leben jmmer vnd ewiglich / Matth. 5. Selig sind die sanfftmütigen / denn sie
werden das Erdreich besitze̅ /
|| [ID00016]
Vnd im 85. Psalm wird angezeiget / wo
güte vnd trewe einander begegnen / vn̅ Gerechtigkeit vnd Fried
sich küssen / da thu der HErr den Leuten guts / vnd das Land geb sein Gewechs.
So lesen wir 1. Reg. 4. das zu Salomonis zeiten gute Einigkeit gewesen / vnd
Salomo habe von allen seinen Vnterthanen Fried gehabt / da habe Juda vnnd Israel
sicher gewohnet ein jeglicher vnter seinem Weinstock vnd Feigenbaum. Vnd 1.
Maccab. 14. wird bekant: Daß das Land Juda zu ruhe sey kommen / vnd sey guter
Fried vn̅ Einigkeit blieben / so lang Simon gelebt / Jederman habe
in gutem Frieden sein Feld gebawet / vnd das Land sey Fruchtbar gewesen / vnd
die Bäume haben wol getragen / vnd die Eltesten haben gesessen im Regiement
vnverhindert / vnnd haben gute Ordnung gehalten / vnd die Bürger haben sich an
jrer Nahrung sehr gebessert. Was auch für diesem beym Frieden vnd Einigkeit für
ein wolstand im gantzen Land vnd in dieser Stadt gewesen / wissen sich die noch
zu erinnern / welche der seligen zeit gedencken / vnd sie erlebet haben.
Diß ander Stücklein sollen nu Oberkeit vnd Vnterthanen vnd wir alle miteinander
darzu gebrauchen / das da diß Reich mehr als zu lange durch innerliche vnd
einheimische vneinigkeit verwüstet / vnd manch Hauß vber dzander gefallen / wir
vns für der verfluchten vneinigkeit hinfort als fürm Teuffel selbst hüten vnd
für sehen / damit wir nit allein nicht vollens verwüstet / sondern auch nit
drüber verdampt werden / den̅ die solchs thun / werden dz Reich
Gottes nicht erben / Gal. 5. Sondern dagegen nach Fried vnnd Einigkeit streben
vnd trachten / vnnd bedencken / Was der Poet schreibt: Nulla salus bello, pacem
te poscimus omnes: Am Krieg vnd Vneinigkeit ist kein Glück / Heil noch Segen /
derwegen begeren wir alle / in Fried / Lieb vnd Einigkeit bey einander zuleben:
Wie wir auch darzu von GOtt in seinem Wort fleissig vermanet werden / Marc. 9.
sagt Christus: Hab Fried vntereinander: Rom. 12. Ists müglich / so viele an euch
ist / So hadt mit
|| [ID00017]
allen Menschen Fried /
im 14. Cap. Lasset vns dem nach streben / das zum Friede dienet. Hab. 12. Jaget
nach dem Friede gegen jeder man / vnd der Heiligung / ohn / welche niemand den
HErrn sehen wird / vnd sehet darauff / das nicht jemandt Gottes Gnads verseume:
Das nicht etwa ein bitter Wurtzel auffwachse vnd Vnfriede antichte vnd viel
durch dieselbe virunreiniget werden. Im 34 Psalm: Such Fried vnd jage jm nach.
Wenn sich schon der Fried bißweilen verbirgt / sol man jhn nicht stecken lassen
/ vnd seiner nich achten sondern wir sollen jhn suchen / biß wir jhn finden: Vnd
da er gleich zum Hirsch oder wirden Thler würde / vnd davon flöhe / sollen wir
fleissige Jäger seyn / vnd vber Berg vnd Thal jhm nachsagen / biß wir jhn
fangen. Richten wir vns nu hirnach / wie wir schüldig zuthun seyn / so wird
vnser Reich nit allein an zeitlicher wolfahrt reichlich durch Gottes segen wider
wachsen vnd zunemen / sondern es wird auch Gott des Friedes mit vns seyn / 2.
Cor. 13. wir werden seine Kinder heissen / Matth. 5. vnd wird folgen Segen vnnd
Leben jmmer vnd ewiglich / Psal. 133. Gnug vom Andern.
Vom Dritten.
SEin noch vbrig Mittel / dadurch die leidige Vneinigkeit verhütet / vnd die liebe
Einigkeit kan erhalten werde̅. Darran ist am meisten gelegen.
Kürtzlich davon den vorschlag zuthun / so beruhen die Mittel darauff / das
Oberkeit jhres obliegendenden Ampts durchauß fleissig abwarte / vnd Vnterthanen
jhrer schüldigen Pflicht in allen trewlich nachsetzen. Müssen derwegen hiebey
von der Oberkeit Ampt vnd der vnterthanen pflicht erinnerung thun.
Betreffent der Oberkeit Ampt / so schribt Lutherus seliger gedechtniß gar
herrlich davon im Büchlein von der Oberkeit / vnd setzt diese Wort: Ein Fürst
oder Oberkeit sol sich in vier Ort theilen: Auffs erste zu Gott mit rechtem
vertrawen vnd herrlichem
|| [ID00018]
Gebet: Auffs
ander / zu seinen Vnterthanen mit liebe vnd Christlichem Dienst: Auffs dritte
gegen seine Rähte vnd Gewaltigen mit feiner vernunfft vnd vngefangenem
verstande: Auffs vierdte gegen die Vbelthäter mit bescheidenem Ernst vnd
Strenge: So gehet sein Stand außwendig vnd inwendig recht / der Gott vnnd den
Leuten gefallen wird. In diesen sehr merckuchen Worten ist des rechte Ampt der
Oberkeit / sonderlich hoher Häupter vnd Potentaten begriffen / vnd stimmen
Lutheri Wort mit Gottes Wort vberein: Darumb wollen wir jhnen ein wenig weiter
nachdencken.
Der erste Ort / darein sich die Oberkeit oder ein Fürst theilen sol / ist zu
Gott: Das er denselben fürchte vnd bußfertig sey / Ein Kindliches vertrawen vnd
festen Glauben auff seine Gnad vnd Barmhertzigkeit vnd das verdienst Christi
setze / den glaube̅ mit einem Gottseligen Leben beweise / fleissig
vnd Hertzlich bete / Denn Gottes dienst befördere / Kirchen vnd Schulen erhalte
/ vnnd es nirgents in denen stücken / die Gottes ehre / vnd seiner Vnterthanen
Heil vnd Seligkeit angehen / an jhme lasse mangeln. Dahin sihet vnd gehet Gott /
Deut. 17. In dem er befielet das der König das Gesetz Buch bey sich haben / vnd
sein lebelang darinnen lesen sol / auff das er lerne fürchten den HErren seinen
Gott / das er halte alle wort des Gesetzes vnd darnach thue: Dahin ist auch
gerichtet der 2. Psalm. So last euch nu weisen jhr Könige / vnnd lasset euch
züchtigen jhr Richter auff Erden. Dienet dem HErren mit furcht / vnd frewet euch
mit zittern. Küsset den Sohn das er nicht zürne / vnd jhr vmbkommet auff dem
Wege / denn sein Zorn wird bald anbrennen / aber wol allen die auff jhn trawen.
Psalm 24. Machet die Thore weit / vnd die Thüre in der Welt hoch / das der König
der Ehren einziehe. Psal. 148. Ihr Könige auff Erden vnd alle Leute / Fürsten
vnd alle Richter alle Richter auff Erden sollen loben den Namen des HErren. Esa.
49. Die Könige sollen der Kirchen Pfleger seyn / vnd jhre Fürsten jhre
Seugammen. Die
|| [ID00019]
sem ist David mit
fleiß nachkommen / seine Sünde ist jmmer für jhm gewesen / vnd da ers zweymahl
versehen / eins mit Bathseba / darnach mit der Zehlung deß: Des Volcks / hat er
von Hertzen Buß gethan / hat ein rechtes vertrawen zu Gott gehabt / fleissig
gebeten / wie seine Psalmen außweisen / Vnd ist jhm auff Erden nichts liebers
gewesen / das er dasselbe hat hören mögen / Vnnd GOtt seine dienste leisten /
wie auß dem 27. Psalm abzunehmen: Eins bitte ich vom HErren / das hette ich
gerne / das ich im Hause des HErren bleiben möge mein Lebelang / zu schawen die
schönen GOttes dienst des HErren vnnd seinen Tempel zubesuchen / deßgleichen
thut er im 42. 84. 122. vnnd andern Psalmen mehr: Vnd so bald er recht zum
Regiment kömpt / ist daß das er / das er die Lade Gottes holet / vnd mit aller
macht für dem HErrn her tantzet / 2. Sam. 6. Sein Sohn Salomo ist in dem fall
anfenglich in seine Fußst apffen getreten / verlest sich auff GOtt / Bittet
Hertzlich vmb ein gehorsames Hertz / das er daß Volck recht richten möge / vnd
verstehen was gut vnd böse ist / 1. Reg. 3 Bawet den Tempel / tritt für den
Altar der gantzen Gemeine Israel / breitet seine Hände auß gegen Himmel / tregt
GOtt alle Noth für / vnd rufft jhn an / wenn sie es würden versehen vnnd
Sündigen / Wolle er jhnen gnedig sein vmb des versprochenen Messiae vnnd
Heylandes willen / 1. Reg. 8. Josaphat hats auch so gemacht: 2. Chron. 17.
Sendet er Fürsten vnd Priester auß in die Städte Juda / das Volck zulehren: Im
19. cap. bindet er seinen Rähten vnd Richtern die furcht deß HErren fest ein: Im
20. Cap. stehet er nicht allein selbst vnd betet hertzig / sondern vermanet auch
alles Volck zum Gebet vnd Glauben vnd Vertrawen zu GOtt vnd spricht. Gleubet an
den HErren ewren Gott / so werdet jhr sicher seyn vnd glaubet seinen Propheten /
so werdet jr Glück haben. Darüber ist die Furcht des HErren vber alle
Königreiche in den Landen / die vmb Juda hergelegen / kommen / das sie nicht
wider Josaphat haben dürffen streiten vnd in seinem Lande Fried vnnd
|| [ID00020]
Einigkeit erhalten worden / 2. Chron.
17. Derwegen sol dieser erste ort zu Gott für allen dingen von Oberkeit vnd
Fürsten mit warer Gottseligkeit wol verwahret werden / Matth. 6. Trachtet am
ersten nach dem Reiche Gottes / vnd nach seiner Gerechtigkeit / So wird euch
solches alles zufallen. Ps. 1)). Die Furcht des HErren ist der Weißheit anfang.
Das ist eine feine Klugheit wer darnach thut / des Lob bleibet ewiglich. 1. Tim.
4. Die Gottseligkeit ist zu allen dingen nütze / vnd hat die Verheissung dieses
vnd deß zukünfftigen Lebens. Luc. 10. Eins ist noth / Maria hat das beste Theil
erwthlet / das sol nicht von jhr genommen werden. Selig ist wer solches weiß /
vnd darnach thut / Joh. 13.
Der ander Ort / darin sich Oberkeit oder ein Fürst theilen sol / ist / zu seinen
Vnterthanen mit Liebe vnd Christlichem Dienst: Dz ers hertzlich vnd trewlich mit
jhnen meine / gnedig sich gegen sie erzeige / die frommen schütze / vnnd
sonderlich Armen vnterdrückten / Witwen vnd Waysen helffe / Ps. 82. Schaffet
recht den Armen / vnnd den Waysen vnd helffe dem Elenden vnnd Dürfftigen zum
recht. Errettet den Geringen vnd Armen / vnd erlöset jhn aus der Gottlosen
Gewalt. Rom. 13. Thu guts / so wirstu lob von der Oberkeit haben. 1. Pet. 2. Die
Oberkeit ist zu lobe den frommen. Daher werden sie genant Heyland. Jud. 3. Nicht
das sie jhren Vnterthanen solten das ewige Heil vnnd Seligkeit geben / denn das
thut Christus allein / Act. 4. sondern das sie jhnen Heil an Leib vnd Leben /
Haab vnd Gütern / Ehr vnd guten Namen verschaffen / vnd sie vertheidigen sollen.
Deßgleichen Hirten / das / wie ein Hirte seiner Schafe pfleget vnd wartet / vnd
jhnen wol die Wolle nimpt / aber das Fell nicht vber die Ohren zeucht / sie auch
jhrer Vnterthane̅ als arme Schafe pflegen vnd warten sollen: Wie
jener von der Oberkeit gesagt: Boni pastoris est tondere pecus non deglubere,
einem guten Hirten ists wol vergünnet die Wolle abzuschneiden / aber die Schafe
nicht gantz vnd gar mit Wolle vnd Fell abzustreiffen / das thut kein guter Hirte
/ sondern ein Wolff: Auch werden sie ge
|| [ID00021]
nant Väter des Vaterlandes / Esa. 22. Gen. 41. Denn wie ein Väter
Väterliche vorsorge tregt für seine Kinder / vnd jhnen wol fürstehet / so sollen
sie Väterliche vorsorge haben für jhre Vnterthanen / vnd jhnen auch wol
vorstehen. Item fruchtbare Bäume / Daniel 4. denn wie vnter desselben Schatten
die Thier ruhen vnd Nahrung haben / so sollen vnter jhrem Schutz vnd Schirm die
vnterthanen sich mit frieden nehren können. Diesem ist nachkommen der David /
denn von jhm stehet geschrieben / 2 Sam. 8. Er habe recht vnd gerechtigkeit
verschaffet allem Volck: Ja er hat seine vnterthanen mehr vnd inbrünstiger
geliebet / als sich vnnd sein Hauß selbst / denn da 2. Sam. 24. eine Pestilentz
einfelt / tritt er für Gott vnd spricht: Ich habe gesündiger / ich habe die
Messethat gethan / was haben diese Schafe gethan? Laß deine Hand wider mich /
vnd meines Vaters Hause seyn. Dem Salomoni ists negst GOtt vnd seinem Dienst
auch drumb zuthun / das er seinen lieben Vnterthanen wol möchte vorstehen / wie
er denn Gott deßhalben so fleissig anrufft / 1. Reg. 3. vnd hat sichs allerdings
nicht verdriessen lassen / zwey onzüchtige Weiber zuhören vnnd jhnen Recht
zuverschaffen. Mose (weil ein sonderlicher fleiß darzu gehöret) sitzt von Morgen
biß zu Abend / das Volck zu Richten / vnd thut jhm wehe drüber / Exod. 18. Sam.
(Weils auch an Auffsicht nicht muß mangeln / denn oculus Domini, des HERREN Auge
thuts jhm / vnnd ein König / der auff dem Stuel sitzet zurichten / Zustrewet
alles Arge mit semen Augen / Proverb. 26.) siehet selbst allenthalben zu / vnd
zeucht Jährlich vmb her gen Bethel / vnd Gilgal vnd Mißpa / damit niemand zu
klagen als würde jhm nicht zu recht verholffen / 1. Sam. 7. Hiob: zeuget von
sich / 29. Cap. Ich errette den Armen / der da schreyt / vnnd den Waysen der
keinen Helffer hatte / Der Segen des der verderben solte / kam vber mich / vnd
erfrewet das Hertz der Witwen / Gerechtigkeit war mein Kleid / das ich anzog wie
einen Rock / vnd mein Recht war mein Fürstlicher Hut / Ich
|| [ID]
wat des Blinden Auge / vnd des Lamen Füsse / vnd war ein Vater der Armen. Ich
kan hie nicht vnterlassen etwas von / einem Würtenbergischen Fürsten anzuziehen
vnd einzuführen. Es seyn auff eine zeit erliche Potentaten beyeinander gewesen /
der eine hat sich dieses / der ander eines andern berümet / als statliches
Bergwercks fruchtbahrliches Ackers / köstliches Weinwachs vnd dergleichen. Da
hat er geantwortet / er könte vnd wolte sich solcher dinge nit rühmen / sondern
dieses könte er sich mit watheit rühmen / er hette solche trewe Vnterthanen /
das er in eines jeden / er möchte auch sein wer er wolte / schoß ohn alle gefahr
mit frieden wolte schlaffen das ist daher kommen / das er neben der
Gottseligkeit sich zu seine̅ Vnterthanen im gantzen Lande mit
liebe vnd Christlichen dienst getheilet hat / daher jm seine Vnterthanen so
gewogen sein gewesen / das die einfeltigen sollen gesagt haben / wenn Gott
stürbe / sie wüsten keinen bessern wider zu wünschen als jren Herrn. Ach das
stehet wol / vnd ist negst der Gottes furcht kein besser Ruhm. Derwegen Oberkeit
oder Fürsten den andern ort mit liebe vnd Christlichem Dienstgegen jhre
Vnterthanen bestellen sollen.
Der dritte ort / darin sich Oberkeit oder ein Fürst theilen sol / ist gegen seine
Rähte vnd Gewaltigen mit feiner Vernunfft vnd vngefangenem Verstandt. Was das
sey vnd in sich begreiffe / Erkläret Lutherus S. in obgemelten Büchlein von der
Weltlichen Oberkeit / vnd weil wirs jhm darinnen nicht können gleich thun / viel
weniger / es besser machen / als wollen wir seine eigene Wort davon anhören. Das
heist vnd ist sich theilen gegen seine Rähte vnd Gewaltigen mit feiner Vernunfft
vnd vngefangenen Verstande / das an Fürst selbst achtung habe auff die grossen
Hansen / auff seine Rähte / vnd halte sich gegen sie also / das er keinen
verachte / auch keinen vertrawe / alles auff jhn zuverlassen / denn GOtt kan der
beyder keins leiden. Er hat einmahl durch ein Esel geredt / darumb ist kein
Mensch zuverachten / wie gering er ist. Widerumb hat er lassen den höchsten
Engel vom Himmel fallen / darumb ist
|| [ID00023]
auff keinen Menschen zuvertrawen / wie klug / heilig / oder groß er sey /
sondern man sol ein jegliche̅ hören vnd warten / durch welche̅ Gott reden vnd wircken wolle. Denn das ist der gröste schade an
Herrn Höfen / wo ein Fürst seinen Sinn gefangen gibt / den grossen Hansen vnd
Schmeichlern / vnnd sein zusehen lest anstehen: Sintemal es nicht einen Menschen
betrifft / wenn ein Fürst feilet vnd narret / sondern Land vnd Leute muß solches
Narren tragen. Darumb sol ein Fürst also seinen Gewaltigen vertrawen / vnnd sie
lassen schaffen / das er dennoch den Zaum in der Faust behalte / vnnd nicht
sicher sey noch schlaffe / sondern zusehe / vnnd das Land (wie Josaphat thet)
bereite / vn̅ allenthalben besehe / wie man Regiert vnd Richtet /
so wird er selbst erfahren / wie man keinem Menschen gantz vertrawen solle: Denn
du darffst nicht dencken / das dich ein ander dein vnd deines Landes so hart
anneme als du / er sey denn vol Geists vn̅ ein guter Christ / ein
natur Mensch thuts nicht. Weil du den̅ nicht weissest / ob er ein
Christ sey oder wie lang ers bleibet / so kanstu dich auch nicht auff jn sicher
verlassen? Vn̅ hüte dich nur für denen am meisten / die da sagen:
Ey gnediger Herr / vertrawet mir E. G. nicht mehr denn so viel? Wer wil E. G.
dienen? Denn der ist gewißlich nit rein / vnd wil Herr im Lande seyn / vnd dich
zum Maulaffen machen. Oder wo er ein rechtschaffen Christ vnnd from were / würde
er gar gern haben / das du jhm nicht vertrawetest / vnd würde dich darumb loben
vnd lieben / das du jhm so genaw darauff sehest / denn gleich wie er Göttlich
handelt / so wil vnd kan er leiden / das sein thun für dir vnd jederman am tage
liege / wie Christus spricht: Joh. 8. Wer guts thut / der kömpt ans Liecht / das
seine Werck gesehen werden / denn sie sind in Gott geschehen. Jener aber wil die
Augen blenden / vnd im Finstern handeln / wie Christus daselbst auch saget: Wer
Vbel thut / der schewet das Liecht / das seine Werck nicht gestrafft werden.
Darumb hüte dich für jm / vnd ob er darumb murret so sprich: Lieber / Ich thu
dir nicht vnrecht / Gott wil nicht das ich
|| [ID00024]
mir selber noch einen Menschen vertrawe / zürne mit jhm selbst darumb / das
er solches haben wil / oder dich nicht mehr denn einen Menschen geschaffen hat /
wiewol wenn du gleich ein Engel werest / weil doch Lueifer nicht zuvertrawen
gewesen ist / wolt ich dir dennoch auch nit so gar vertrawen. Denn Gott sol man
trawen allein. Dencke nur kein Fürst / das ers besser haben werde den̅ David / der aller Fürsten Exempelist / der hatte einen solchen
weisen Raht Ahitophel genant / das der Textsagt / er habe so viele golten / was
er fürgab / Als wer Gott felbst gefragt hette. Noch fiel Er dahin / vnnd kam so
tieff / das er David seinen eigen Herren verrahten / erwürgen vnd vertilgen wolt
/ vnd David dazumahl wol lernen muste / wie auff keinen Menschen zuvertrawen
ist. Warumb meinstu / das GOtt solch grewlich Exempel habe lassen gesch ehen vnd
schreiben? Denn nur die Fürsten vnnd Herren zu warnen für dem allerfehrlichsten
Vnglück das sie haben mügen / Nemlich das sie memand vertrawen sollen. Denn es
gar ein jämmerlich ding ist / wo an Herren Höfen Schmeichler regieren / oder der
Fürste sich auff andere verlest vnd gefangen gibt / lest jederman machen wie ers
macht. Der Christliche Zuhörer vnd sonderlich Fürsten vnnd Herren die es angehet
/ können weiter im Luthero davon lesen. Vnd wie sie sich gegen jhre Rähte vnd
Gewaltigen mit feiner Vernunfft vnd vngefangenem Verstandt sollen theilen / So
sollen sie sich insonderheit auch nach frommen vnnd Gottesfürchtigen Rähten vnd
Gewaltigen vmbsehen / vnnd dieselben bey sich haben vnd behalten / Exod. 18.
Sihe dich vmb vnter allem Volck nach redlichen Leuten die GOtt fürchten /
warhafftig / vnd dem Geitz feind sind / Psal. 101. Ich hasse den Vbelthäter /
vnd lasse jn nichtbey mir bleiben / ein verkehret Hertz muß von mir weichen /
den Bösen leide ich nicht / der seinen Rechsten heimlich verläumbdet / den
vertilge ich / ich mag des nit / der stoltze Geberde vnd hohen Muth hat. Meine
Augen sehen noch den trewen im Lande / das sie bey mir wonen / vnd habe gerne
fromme
|| [ID00025]
Diener. Falsche Leute halte ich
nicht in meinem Hause. Die Lügner gedeyen nicht bey mir. Wo sie solche Leute
nicht haben / Da müssen siesich befürchten / das jnen begegne vnd widerfahre /
was dem Rehab / 1. Reg. 12. dem Achas. 2. Chron. 22. vnd dem Joas / 2. Chr. 24.
von jhren Jungen / Gottlosen vnd vngetrewen Rähten vnd gewaltigen begegnet vnd
widerfahren ist / da der eine drüber vmb 10. Stämme seines Reichs / der ander
vmb seine Seligkeit / der dritte vmb sein Leben kommen. Weil demnach nit allein
des Landes / sondern auch der Fürsten vnd Herren zeitliche vnnd offt ewige
Wolfart darauff stehet / das sie fromme vnd Gottselige Rähte vnd Gewaltigen
haben / vnd sich gegen dieselben mit feiner vernunfft vnd vngefangenem Verstand
theilen / als sollen sie diesen dritten Ort jhres Ampts auch wol verwahren vnnd
nicht verseumen.
Der vierde vnd letzte Ort / darin sich Oberkeit oder ein Fürst theilen sol / ist
gegen die Vbelthäter mit bescheidenem Ernst vnnd Strenge: Das ist Oberkeit oder
Fürsten vnd Herren sollen die Vbelthäter straffen / denn Gott sagt / Gen. 9. Wer
Menschen Blut vergeust / das Blut sol auch durch Menschen / das ist / durch
Oberkeit / vergossen werden / Deut. 19. Die Richter sollen den Bösen vom Volck
wegehun / auff das die andern hören / sich fürchten vn̅ nicht mehr
solche böse stücke fürnemen zuthun / jhr Auge sol sein nicht schonen / Rom. 13.
Die Gewaltigen sind den bösen wercken zu fürchten: Thustu böses / so fürchte
dich / denn sie tregt dz schwert nicht vmbsonst / sie ist GOttes Dienerin / eine
Rächerin vber den der böses thut. 1. Pet. 2. Zur Rach vber die Vbelthäter. So
hat Moses die Vbelthäter gestrafft vnd steinigen lassen: Josua den Achan: Salomo
den Simei vnd Joab.
Vnd vom Josua stehet geschrieben: 2. Reg. 23. Er habe außgefeget alle Warsager /
Zeichendeuter / Bilder vnd Götzen / vnd alle grewel die im Lande Juda vnd zu
Jerusalem ersehen worden. Denen sollen noch auff den heutigen Tag Fürsten vnd
die im O
|| [ID00026]
berkeitstand seyn /
folgen: doch sol bey solchen ernst vnd strenge bescheidenheit / klugheit vnd
fürsichtigkeitseyn / auff das sie ohn der andern verderben straffen / wie
dasselbe David hat wissen in acht zu nemen bey seinem Häupzman Joab / der that
zween böse Tück vnd erwürget Verrähterisch zween fromme Häupt männer / damit er
zweymal den tadt (Lutherus ibidem) redlich verdienet hatte / noch tödtet er jhn
nicht bey seinem leben / sondern befahl es seinem Sohn Salomon / ohn zweiffel
darumb / das ers nicht köndte ohne grossen schaden vnd Rumor thun.
Also muß auch Oberkeit die bösen Straffen / das sie nicht ein Leffel auff hebe
vnd zutrete eine Schüssel / vnnd bring vmb eines scheddels willen Land vnd Leut
in noth / vnd mache das Land voll Witwen vnnd Waysen: Sondern muß sich richten
nach dem Sprichwort / qui nescit dissimulare, nescit im perare, wer nicht kan
durch die Finger sehen / kan nicht regieren: Saul da er erstzum Regiment kam /
vnd noch from war / wuste er durch die Finger zusehen / denn da er verachtet
ward / vnd ohn auffruhr vnd verderben der Vnschüldigen die Verächter nicht
straffen könte / thet er als hörete ers nicht / welches jhm zum Ruhm vnd Ehren
angezogen wird / Sam. 10. So stillete der mächtige Helt Gideon mit guten Worten
/ die Männer von Ephraim die sich hefftiglich mit jhm zanckten / vnd verhütete
groß Vnglück / welchs manchen vnschüldigen getroffen würde haben / wenn er flugs
mit dem Schwerdt drein geschlagen. Derwegen Oberkeit oder Fürsten vnd Herren an
diesem ort jr Ampt mit fleiß haben in acht zu nemen / dz sie sich gegen die
Vbelthäter mit bescheidenen ernst vnd strenge erzeigen.
Wenn nu Oberkeit oder Fürsten erweneter moß jhrem Ampt nachsetzen / so ist kein
zweiffel / es werde auff jhrer seiten an der lieben Einigkeit nicht mangeln /
vnd solte ja Vneinigkeit entstehen vnd von andern erwecket werden / können sie
ein frölich gut gewissen haben / das sie darzu keine vrsach gegehen. Machen sie
es aber
|| [ID00027]
nicht also / sondern handeln
darwider / so wil sie GOtt eins mit Vneinigkeit / Empörung vnd Rebellion jrer
Vnterthanen heimsuchen / wie die Exempel davon bekandt seyn. Salomo ward zulent
abgöttisch / vnnd theilte sich nicht mehr in den ersten Ort zu GOtt mit rechtem
Vertrawen vnd Hertzlichem Gebet / drüber erwecke jhm GOTT einen Widersacher nach
dem andern: David theilete sich einmahl nicht in den andern Ort zu seinen
Vnterthanen mit Liebe vnnd Christlichem Dienst / Sondern ließ vnschüldig auff
die Fleischbanck auff opffern den trewen URIAM, da drawete jhm Gott / er wolle
jhm Vneinigkeit vnd Schwert in sein Hauß schicken sein lebelang / 2. Sam. 12. Er
hats im auch rechtsch affen gehalten. Rehabeam theilete sich nicht recht in den
dritten ort / gegen feine Rähte vnd Gewaltigen mit feiner vernunfft vnd
vngefangenem Verstande / darüber verursachete er solche Vneinigkeit / das zehen
Stämme von jhm abfielen / 1. Reg. 12. Saul vnd der König Israel theileien sich
nicht recht in den vierdten Ort gegen die Vbelthäter mit bescheidenen Ernst vnd
Straffe / dadurch ve ursachten sie Vneinigkeit / vnd muste jhre Seele für der
Vbelthäter Seele seyn / 1 Sam. 15. 1 Reg. 20. Darnach sols dabey nicht bleiben /
sondern wenn Oberkeit oder Fürsten so nicht jr Ampt verrichten / vn̅ sich in die vier örter gebürlicher weise theilen / so wil sie Gott ewig
straffen Psal. 82. Sie lassen jhnen nicht sagen vnnd achtens nicht / sie gehen
jmmer hin im Finstern / Darumb müsse alle grundfeste deß Landes fallen: Ich habe
wolgesagt jhr seyd Götter / vnd allzumal Kinder des Höhesten: Aber jhr werdet
sterben wie Menschen vnd wie ein Tyran zu grund gehen Vnd im Buch der Weißheit
am 6. Euch ist die Oberkeit gegeben vom HErrn / vnd die Gewalt vom Höchsten:
Welcher wird fragen / wie jhr handelt / vnd forschen was jhr ordnet / denn jhr
seyd seines Reichs Amptleute: Aber jhr führet ewer Ampt nicht fein / vnnd haltet
kein Recht / vnd thut nicht nach dem das der HErr geordnet hat. Er wird gar
grewlich vnd kurtz vber euch kommen / vnd es
|| [ID00028]
wird gar ein scharff gericht gehen vber
die Oberherren. Dan̅ den geringen widerferet gnade / aber die
Gewaltigen werden gewaltiglich gestrafft werden. Derwegen sollen Oberkeit oder
Fürsten jhnen jhr Ampt ein ernst sein lassen / vnd das ist / der Oberkeit Ampt /
das auff der einen seiten zur erhaltung der Einigkeit gehöret.
Der Vnterthanen pflicht aber / so auff der ander seiten zur erhaltung der
Einigkeit erfodert wird / anlangent / stehet darinnen / das sie jrem Fürsten vnd
Herrentrew vnd hold sein vnd bleiben jr lebelang. Darzu gehören nu fürnemlich 4.
dinge Erstlich ehrerbietung / das Vnterthanen jre von Gott verordnete Oberkeit /
Fürsten vnd Herrn gebürlicher weise ehren sollen. Davon beym Syr. am 10. cap:
Die Gott fürchten / halten jre Oberkeit in allen ehren Rom 13. Furcht dem furcht
gebüret / ehre dem ehre gebüret. Vnd 1. Pet. 2. Fürchtet Gott / ehretden König.
Vnd das 4. Gebot gehet dahin: Ehre Vater vnd Mitter / auff das dirs wolgehe /
vnd du lange lebest auff Erden. Ru wissens auch die Kinder vn̅
lernens auß jrem Catechismo / das vnter Vater vnd Mutter zugleich Oberkeit
Fürsten vnd Herren begriffen werden. Die scheidet Gott neben Vater vnd Mutter /
vnd zeucht sie auß für alle andere Personen auff Erde̅ / vnd setzt
sie neben sich (Lutherus im grossen Catechismo im 4. Gebot) denn es viel ein
höher ding ist ehren / denn lieben / als das nicht allein die liebe begreifft /
sondern auch eine Zucht / Demuth vnd Schewe / als gegen einer Mayestet allda
verborgen. Syrach befielt 3. Cap. den Kandern / sie sollen Vater vnd Mutter
ehren mit That / mit Worten vnd mit Gedult. Das sollen hie die Vnterthanen auff
sich ziehen als Kinder jhrer Oberkeit vnd Vaters: Mit der that ehren heist /
viel vnd hoch von der Oberkeit im Hertzen halten / vnd nicht allein für Augen /
sondern auch hintern Rücken in der warheit sich ehrerbietig erzeigen: mit Worten
ehren heist nicht hönisch / vnd verechtlich von Obrigkeit Fürsten vnd Herren
reden / als nicht durch verachtung sagen: Der Hertzog von Braunschweig / ewer
Herr / ewer Fürst / etc. sondern
|| [ID00029]
vnser
gnediger Fürst vnd Herr / mein gnediger Fürst vnnd Herr / denn man schweret
Oberkeit nicht als einem Frembden / Sondern als seinem Herren / darumb sol man
auch jhnen mit dem Munde die Ehre gönnen: Mit Gedult ehren / heist / wenn
Oberkeit vnnd Fürsten vnnd Herren gebrechen vnd Schwachheiten an sich haben /
wie sie eben so wol Menschen wie andere seyn / das Vnterthanen sich nicht damit
belüstigen / sie außbreiten vnd außtragen / noch vngedültig drüber werden /
sondern mit Sem vnd Japhets Mantel bedecken / entschüldigen / mitleiden haben /
vnd alles zum besten kehren. So hat der heilige Mann Samuel den Gottlosen Saul
geehret / denn da jhm Samuel fürgenommen von jhm zu ziehen / 1. Sam. 15. vnd
Saul bath vnd sprach: Ehre mich doch jrtzt für den Eltesten meines Volcks / vnd
für Israel / vnd kehre mit mir vmb: Da kehrete er mit jhm vmb vnd ehrete jhn.
Das thet auch David / ob jhn wol Saul auffs allerhöchste verfolgete / So schalt
er jhn doch nicht für einen Tyrannen vnd Bluthund / sondern ehrete jhn mit der
That / mit Worten vnd mit Gedult / nandte jhn den Gesalbeten deß HERRen vnd
seinen Vater vnd seinen HErren / 1. Sam. 24. Das nam auch der fromme vnd
Gottselige Mephiboseth in acht / 2. Sam. 19. ob jhm schon David seine Acker
hatte vngebürlicher weise eingezogen vnd dem falschen Zibe gegeben / dennoch
entzeucht er jhm seine ehre nicht / sondern sagt / mein Herr König ist wie ein
Engel Gottes / vnd nante sich seinen Knecht. Vnd das mehr ist / so gibt der
ewige Sohn Gottes vnser HErr vnd Heyland JEsus Christus der Oberkeit Königen vnd
Fürsten jhren Ehrentitel vnd nennet sie bey jhren rechten Namen gnedige Herren /
Luc. 22. Derwegen sollen wir vns in vnser hertz schemen / da wirs nicht thun /
vnd sollen auch nicht gedencken / das wir des Segens des vierden Gebots werden
theilhafftig werden: Wie 1. Samuel am 10. angedeutet wird / in dem / das die /
so Saul jhre Oberkeit nicht geehret / sondern geschmehet vnd verachtet / lose
Leute / vnd in seiner Sprach Filij Belial nicht allein vnnütze /
|| [ID00030]
sondern auch Kinder des Teuffels / der
2. Cor. 6. Belial geheissen wird / genant werden: Vnd Gott bekennet / 1: Sam. 8.
Da die Vnterthanen den Samuel jhre Oberkeit geunehret vnd verworffen haben /
damit haben sie jhn den Allmechtigen ewigen Gott selber geunehret vnd
verworffen. Derwegen alle Vnterthanen jnen die Ehre gegen jhre Oberkeit vnd
Fürsten starck einbilden / vnd in acht nemen sollen.
Zum 2. gehöret auff der Vnterthanen seiten zu erhaltung der Eimgkeit / vntert
hänigkeit vnd gehorsam / das Vnterthanen / wie sie denn den Namen davon haben /
jhrer von GOtt verordneten Oberkeit / Fürsten vnnd Herrn vnterthänig vnd
gehorsam seyn: Davon schreibt Paulus zum Röm. 13. Jederman sey vnterthan der
Oberkeit die gewalt vber jhn hat: Jederman sagt er / vnd wil niewand / weder die
Geistlichen noch die Weltlichen außgeschlossen haben / wie denn jener alter
Kirchenlehrer spricht: Si omnis anima subdita esse debet, quis vos ab
universitate excepit? So eine jede Seele oder jeder Mensch vnterthänig seyn sol
/ wer hat denn euch Geistlichen außgenommen? Vnd 1. Pet. 2. wirds wiederholet:
Seyd vnterthan aller Menschlicher Ordnung vmb deß HERRn willen / es sey dem
Könige als dem Obersten / oder den Häuptleuten / als seinen Gesanten von jhm. Zu
solchem Gehorsam haben sich erboten die Vnterthanen / Josuae 1. cap. Solchen
gehorsam haben auch die Vnterthanen Sauls jhrem Herrn Könige 1. Sam. 11.
erzeiget / vnd sind auff seinen Befehl außgezogen als ein einiger Mann:
Gleichmessige Vnterthanen hat David gehabt / 2. Sam. 7. vnd 19. cap. Zancken
sich Israel vnd Juda vnterein ander / vnd wil der eine williger vnnd gehorsamer
erfunden werden als der ander. Vnd billig ists auch / das Vntertha nen so
vnterthänig vnnd gehorsam seyn / denn Oberkeit ist gleich Fuhrman / aber
Vnterthanen gleich Wagen vnd Pferdt / nu müssen ja Pferde vnd Wagen sich nach
dem Fuhrman richten / damit es nit heisse / non audit currus habenas, Oberkeit
ist gleich schiff
|| [ID00031]
vnd Stewrman /
Vnterthanen aber gleich das Schiff: dz Schiff aber muß sich ja dem Schiff vnd
Stewrman bequemen: Oberkeit ist Auge vnd Vnterthanen Ohr / Prov. 20. Das Auge
höret vnd gehorchet nicht / sondern das Ohr / dem eignet vnd gebüret es:
Oberkeit ist Hirte vnd Vater / Vnterthanen aber Schafe vnd Kinder: Schafe vnd
Kinder müssen jres Hirten vnd Vaters stimme hören vnd folgen. Hie felt nu aber
eine hochwichtige Frage für ob sich auch ein fall könne begeben vnd zutragen /
das Vnterthanen mit recht auß solchem gehorsam mügen außwircken vnnd sich jhrer
von Gott verordneten Oberkeit mit gewalt / Wehr vnd Waffen widersetzen / vnd sie
entweder verjagen oder gar tödten? Damit ich mich in der Frage nicht verdechtig
mache / Als wollen wir Lutherum / von welches Schrifften mehrestheils die grosse
Städte viel halten / darinnen sie hoch zurümen vnd zu loben seyn / drüber hören.
Der sagt im Büchlein / ob anch die Kriegsleute im seligen stand seyn /
außdrücklich nein darzu vnd spricht: Das er keinen fall noch zur zeit darvon
erdencken könne / jhm auch keiner biß anhero fürkommen sey: Denn Oberkeit sey
man gehorsam / Ehre vnd furcht schüldig / Rom 13. das sey kurtz vmb das Recht an
jhm selbst / welches Gott selbst eingesetzet / vnnd von Menschen angenommen: Vnd
es reime sich nicht gehorsam zu seyn / vnnd doch widerstreiten: Vnterthänig zu
seyn / vnd den Herren nicht wollen leiden. Er begegnet auch an demselben ort
etlichen einreden: Als Oberkeit oder Herr möchte Abgöttisch werden oder falsche
Religion wollen einfüren? Darein sollen zwar Vnterthanen nit willigen noch sich
darzu begeben / denn man muß GOTT mehr gehorchen als Menschen / Act. 5. Aber
deßhalben kriegen sie kein Recht / sich mit Gewalt dem Herren zuwidersetzen /
vnnd ihn zuverjagen oder zu tödten / Sondern sie sollen fleissig beten vnnd es
GOtt befehlen / vnnd entweder weichen vnd ziehen an die örter da die reine
Religion ist / Oder sollen wie die Mäcterer gethan ha
|| [ID00032]
beu / drüber leiden. Deßgleichen
möchte ein Herr Tyrannisiren? Das gibt jhnen auch nicht ein einiges Recht zur
Rebellion in die Hand / sondern sollen dem Exempel Davids folgen / Welcher so
Tyrannisch vom Saul verfolget worden / als einer kan vnd mag verfolget werden /
noch gleichwol hat er seine Handt an seinen Herrn König den Gesalbeten des
HERRen nicht wollen legen / wiewol ers offt hette thun können / sondern hats
Gott befohlen / vnd biß ans ende hinauß gelitten / biß Gott zu Hauß kommen. Es
köndte aber ein Herr seinen Vnterthanen mit Eyden verpflicht seyn / wie man
sagt: Das der König in Franckreich nach dem parlement seines Reichs regieren
müsse: Vnd der König zu Dennemarck auch schweren müsse auff sonderliche
Artickel: Vnd wider solche Pflicht vnd Eyde handlen? Das hilfft gleichwol den
Vnterthanen im vngehorsam nicht vber / denn wer hat jhnen befohlen / sie darumb
anzugreiffen / vnd solches anzurichten / vnd solches zu richten vnd rechen? Es
müste ja hier zwischen eine andere Oberkeit kommen / der sie beyde verhörete /
vnd den schüldigern vervrtheilete / sonsten werden die Vnterthanen dem Vrtheit
Gottes nicht entlauffen / da er spricht: Die Rache ist mein: Item richtet nit /
Matth. 7. Daher gibt er vnrecht den Griechen vnd Römern / die allerdings Kleinot
vnd Geschenck mitgetheilet den Tyrannicidis / das ist denen / die Tyrannen
erstochen vnd vmbgebracht habe̅. Er gibt vnrecht den auffrürischen
Bawren / welche die Religion haben fürgewant: Er gibt vnrecht den Schweitzern /
die jre Oberherrn erschlagen vnnd sich frey gemacht: Er gibt vnrecht den Dehnen
die jhren König Christiernum abgesetzet vnd verjaget: Er gibt vnrecht den
Lübeckern vnd Seestädten / die den Dehnen darzu geholffen / vnd sie in jhrem
Vngehorsam gestercket: Vnd berichtet / wie es werde ergehen / wenn die Sache für
Gott werde kommen am Jüngsten Tage / so werde er sie nicht fragen / Ob der König
vnrecht oder sie gerecht seyn / denn solches sey offenbarlich / sondern er werde
fragen / wer jhnen solche Rache vnnd Straffe
|| [ID00033]
befohlen / ob er Gott / oder der Keyser
oder Oberkeit es gethan / so sollen sie Brieffe vnd siegel aufflegen vnd es
beweisen. Können sie das thun / so werden sie wol stehen: wo nit / so werde sie
Gott für Auffrührische Gottes Diebe außruffen vnd sagen / wie sie darzu kommen /
das sie jm in sein Ampt gegriffen / vnd auß frevel sich der Göttlichen Rach
vnterwunden haben / sie sein schüldig laesae Majestatis divinae, das ist / sie
haben sich an Göttlicher Mayestet versündiget / denn es sein zwey ding / vnrecht
seyn / vnd vnrecht straffen / Jus & executio juris, justitia &
administratio Justitiae: Recht vnd Vnrecht haben sey jederman gemein / aber
Recht vnd vnrecht geben vnd außtheile̅ / das sey des der vber
Recht vnd Vnrecht Herr ist / welcher ist Gott alleine / der es der Oberkeit an
seine statt befielt: Darumb sol sich niemand vnterwinden / es sey denn gewiß das
ers von Gott / oder von seiner Dienerin der Oberkeit befehl habe. Das aber die
Lübecker vnd andere Städte sich wollen behelf fen mit diesem / das sie nit deß
Könlas Vnterthanen / sondern als Feind mit Feind / vnd gleich mit gleichem
gefahre̅ / die Dehnen aber als vntert hanen haben wider jre
Oberkeit ohn Gottes befehl gehandelt: So werde das nicht angehen / denn sie den
Dehnen darzu gerahten vnd darzu geholffen / sich mit derselbigen frembden Sünde
beladen / vnd in dem auff rührischen vn gehorsamb beyde Göttlicher vnnd
Königlicher Mayestet vermischet vnd verwickelt vnd verknüpfft / zugeschweigen /
das sie auch deß Keysers Gebot verachtet. Diß ist Lutheri meinung nach Gottes
Wort. Ob er nun wol hernach den Juristen die vnterweilen widerstandt zuthun /
zulassen sollen / etwas nachgegeben / so lassen wir doch dasselbige dahin
gestelt seyn / vnd Disputiren vnd Fechten / wens gelüstet / vnd halten vns an
das eingefürte klare wort Gottes: Rechet euch selbst nicht: Meinist die Rache:
Wer sich der Oberkeit widersetzet / der widerstrebt Gottes Ordnung: Wer das
Schwert nimmet /
|| [ID00034]
der sol durchs Schwert
vmbkommen / etc. Wie auch der außgang desselben Kriegs daßmahl gegeben hat.
Derwegen wils den stich nicht halten / das man sagt / trew Herr / trew Knecht /
helt der Herr so halten wir auch: Gesetzt ein Herr hielte nit / da er aber
halten sol / so heist es dennoch die Vnterthanen sollen sich nicht selbst rechen
/ sondern Gottes ist die Rache / vnnd kan es denen nicht passtren die erkorne
Herren haben / viel weniger wird vnd wil es da angehen / da geborne vnd
Erbherren seyn. Wo nu solcher gehorsam vnd vnterthänigkeit bey den Vnterthanen
nicht folget / da folget gewiß / wo nicht bald / doch zu seiner zeit / Gottes
Rach vnd Straff: Rom. 13. Die aber widerstreben / werden vber sich ein Vrtheil
empfahen. Dz Vrtheil haben vber sich empfangen Chore / Dathan vnd Abiram / Num.
16. Wie vns allen bekant ist. Derwegen alle vnterthanen sich desto williger mit
jhrem gehorsam vnnd vnterthänigkeit gegen jhre von Gott verordnete Oberkeit
werden einzustellen wissen.
Zum dritten gehöret auff der Vnterthanen seiten zu erhaltung der Einigkeit /
Schoß vnd Schatzung / das Vnterthanen jhrer Oberkeit / Fürsten vnd Herren Schoß
vnd Schatzung geben. Das stehet Matth. 22. Cap. Da wird Christus gefragt / obs
recht sey / das man dem Käyser Zinß gebe oder nit: Darauff fodert er die
Zinsemüntze / vnd fragt sie / weß dz Bild vnd die Vberschrifft darauff sey / vnd
nach dem sie Betchten / des Käysers / so spricht er drauff / so gebet dem Käyser
was deß Käysers ist / vnd Gotte was Gotte ist. Deutet gnugsam damit an / Weil
die Vnterthanen jhrer Obrigkeit Zinßmüntze vnd Gelt gebrauchen / so sollen sie
jhnen auch das Ihrige geben / vnnd sich vber Zinß / Schoß vnnd Schatzung nicht
beschweren. Vnd Paulus schreibt / Rom. 13. So gebt nu jederman / was jhr
schüldig seyd / Schoß / dem der Schoß gebürt / Zoll / dem der Zoll gebürt. Es
verdienet auch wol die
|| [ID00035]
Oberkeit wol mit
jhrer Mühe vnd Arbeit / so sie in der Regierung haben vnnd außstehen muß: Denn
ein Oberkeit seyn / Ist kein müssiger Standt / sondern ein recht mühselig Ampt /
wer jhm wil recht fürstehen / der wird nicht viel guter Tage haben: Wenn die
Vnterthanen schlaffen / müssen sie offt wachen / vnd vor Sorgen schlaffloß
liegen / wie im Buch Esther vom König Ahasuero bekandt wird. Daher jener König
gesagt / wenn man wüste / was für mühe vnnd arbeit hinterm Scepter vnnd Kron
steckte / es würde sich keiner darnach zur Erden bücken vnnd sie auffnemen. Nu
ist aber ein Arbeiter seines Lohns wert: Wen demnach Oberkeit der Vnterthanen
halben so viel mühe vnnd arbeit hat / billich ists / das sie auch dafür Schoß /
Zinß / Schatzung zu lohn krigt. Vnd vber das / wie sol Oberkeit den Schutz
können handhaben / wenn Vnterthanen nichts geben wollen? Sie werden im 47. Ps.
Schilde auff Erden genant / darumb dz sie pro lege & grege, fürgesetzt vnd
jre Herde streiten / vnd Gut vnd Blut wagen vnd auffsetzen. Vnd weil sie das
allein nit verrichten können / so gehören Leute darzu / die vnterhalten müssen
werden. Darzu billich die Vnterthanen zulegen: Dahin sihet Paulus / Rom. 13.
Derhalben müsset jhr auch Schoß geben denn sie sind Gottes Diener / die solchen
Schutz sollen Handthaben. Mancher lest sich wol bedüncken / er wolte selbst
starck gnug seyn / vnd sich schützen / aber wie lang würde es wehren? Kan man
doch offt nicht sicher seyn / da Oberkeit Gericht / Räder / Galgen vnd Thürne
hat / vnnd fleissig auffsicht / was solte vnd würde geschehen / wenn der keines
were? Keiner würde eine stunde seines Leibs vnd Lebens / Haab vnd Güter / Weib
vnnd Kinder können gesichert seyn / denn der Stärckste würde den andern / wie
man sagt / in Sack steck en / vnd würde die gantze Welt zur Mördergruben werden.
Daß nu aber das nicht geschicht / vnd man in frieden sein Leben vnd Gut kan
behalten / das habe̅ wir nechst Gott der Oberkeit Schutz zu
dancken.
|| [ID00036]
Derwegen sollen Vnterthanen bedencken was man saget: Qui sentit commodum, sentiat
etiam incommodum, wer worvon nutz hat / der muß auch den schaden dabey für lieb
nehmen / vnd es ist ein guter Pfenning / der einem einen Thaler ersparen kan. So
haben die Eltern Christi auch Schoß vnnd Schatzung gegeben / Luc. 2. jederman
ging / das er sich schätze̅ liesse / ein jeglicher in seiner
Stadt. Da machte sich auch auff Joseph / auff das er sich schätzen liesse mit
Maria seinem vertrawten Weibe. Vnd das mehr ist / Jesus Christus selbst hats
gethan / ders doch nicht bedurfft hette / nur das er niemand ärgerte / vnd
andern mit gutem Exempel vorginge: Matth. 17. Derwegen weil Christus der doch
frey gewesen / Zins vnnd Schoß gegeben / so sollen vielmehr alle ander
Vnterthanen jhrer Oberkeit / Fürsten Herren Schoß / Zinß vnd Schatzung geben /
vnnd zwar willig vnd gern / denn einen frölichen Geber hat Gott lieb / 2. Cor.
9.
Zuletzt gehöret auff der Vnterthanen seiten zur erhaltung der Einigkeit / Bitte /
Gebet / Fürbit vnnd Dancksagung / das Vnterthanen für jhre Obrigkeie fleissig
bitten vnd beten vnd Gott dancken: Denn so lesen wir / 1. Tim. 2. So ermahne ich
nu sagt Paulus / das man für allen dingen zu erst thue / Bitte / Gebet / Fürbit
vnd Danck sagung für alle Menschen / für die Könige vnd alle Oberkeit / auff das
wir ein geruhlig vnd stilles Leben führen mögen in aller Gottseligkeit vnd
Erbarkeit. Denn solches ist gut / darzu auch angeneme für GOtt vnserm Heyland.
Jeremias befielt es auch seinen gefangenen Pfarrkindern / 29. Cap. Da sie für
die Oberkeit bitten sollen / denn gehe es derselben wol / so gehe es jhnen auch
wol. So lesen wir vom Jacob / das er den König Pharaonem gesegnet habe /
darunter das gebet begriffen / Gen. 47. Es hat Abraham für den König Abimelech
gebeten / vnd Gott hat sein Gebet erhöret / Gen. 20. Vnd dem König vnd seinem
Hause Guts gethan.
|| [ID00037]
Vnd das ist die glück
wünschung im Alten Testament / wënn sie geruffen haben / vivat Rex, vivat Rex,
Gott lasse den König lang leben. Wie auch Daniel dem Nebucatnezar wünschet vnd
von Gott bittet langes leben. Vnd die alte Kirche hats täglich in acht genommen
/ in dem sie in der Litaney für der Oberkeit GOtt angeruffen / vnd jhr gebet zu
Gott gethan: Die vierde Bitte begreiffts auch in sich / wie die Erklerung
Lutheri außweiset. Vnd so sol man nicht allein bitten vnd beten für gute vnd
fromme Oberkeit / sondern auch für böse / das Gott jhr das Hertz woll endern vnd
sie from machen / wie denn das Gebet der Gerechten in den fall / wie auch in
andern dingen / viel vermag / welches wir Gen. 32. finden / denn da zog Esau dem
Jacob entgegen / vnd wolte jhn vbel empfahen / aber Jacob betete zu GOtt / durch
das gebet ward Esaus Hertz gantz geendert / das er dem Jacob vmb den Halß fiel /
vnd jhn küssete / vnd weinete / im 33. Cap. Man lieset auch eine Historiam von
einer frommen Matron die alle tage für den Dionysium der doch ein Tyran gewesen
/ gebeten / vnd da sie andere die jm geflucht vnd den Todt gewünschet / drüber
zu rede gesetzt / hat sie geantwortet / sie bete / das jhn Gott möchte bekehren
/ vnnd da das schon nicht geschehe / wünsche sie doch vnnd flehete zu Gott das
er lange möchte leben / denn sie were alt worden / vnd hette etzliche Könige
erlebt / es weren aber die letzten allzeit ärger als die ersten gewesen. Darumb
wolle sie liber vmb vnnd für diesen bitten / als das sie nach jhm einen ärgern
ableben solte. Derwegen wenn auch schon Vnterthanen Tyrannen hetten zur Oberkeit
/ were es dennoch besser beten als fluchen: Ja beten wird simpliciter geboten:
Exo. 22. Du solt den Göttern / das ist der Oberkeit nicht fluchen. Vnd im
Prediger Salom: am 10. Fluch dem König nicht in deinem Hertzen / denn die Vogel
des Himmels führen die Stimme / vnd die Fittig haben sagens nach. Vnd wenn man
fluchet der Oberkeit / o
|| [ID00038]
der sie
auß dem Gebet außlest / so strafft Gott zu letzt / das eine̅ der
Fluch selbst bestehen muß vnd vnglück verhengt wird / das er sonsten wol
abgewendet hette. Derwegen sollen für allen dingen die Vnterthanen des Gebets
für jhre Obrigkeit nicht vergessen / sondern täglich zu Gott schreyen / vivat
Rex, Gott lasse vnsern gnedigen Fürsten vnd Herren lang leben. Gib vnserm
gnedigen Fürsten vnd aller Obrigkeit / Fried vnd gut Regiment / das wir vnter
jhnen / etc. Das ist auch also der Vnter thanen Pflicht.
Hie solte man nu billich zum Beschluß die Application machen / ob auff beyden
seiten zur Vneinigkeit vrsach gegeben oder nicht / vnd wer am tieffsten in der
Schult stecke: Obrigkeit das sie sich jrgends in die vier örter gegen Gott mit
rechten vertrawen vnd Hertzlichem Gebet / gegen Vnterthanen / mit liebe vnd
Christlichem Dienst / gegen die Rähte vnd Gewaltigen mit feiner Vernunfft vnd
vngefangenem Verstande / gegen die Vbelthäter mit bescheidenen Ernst vnd Straffe
/ nicht recht getheilet: Oder Vnterthanen / das sie jhre Oberkeit nicht wie
billich geehret / sondern vielmehr verachtet / nicht gehorsam / Sondern
vngehorsam gewesen / vnnd mehr frembde als eigene Götter angeruffen vnnd
angebetet / nicht Schoß vnd Schatzung willig gegeben / sondern sichs verwegert /
nicht für die hohe Obrigkeit fleissig gebeten / Sondern vielmehr wider sie
gebeten / oder gantz außgelassen / vnnd jhr noch wol darzu geflucht / etc. Aber
weils / Gott lob vnd danck zur Einigkeit kommen / sols fern von mir seyn / die
alte Wunden wider auff zu kratzen / vnd die Schmertzen zuerfrischen vn̅ ernewern. Wil derwegen solche Application lassen anstehe̅: Doch einem jeden in sein Gewissen geschoben haben / wer sich
schüldig befindet / das er Busse thu vnnd sich bessere / sonsten wird die
Einigkeit / welches Gott gnediglich abwende keinen bestand können haben / vnd
wird man an jenem tage für dem
|| [ID00039]
gestrengen Gericht Gottes schwerlich zuverantworten haben. Nu der Gott der Liebe
vnd des Friedens wolle bey derseits bey vns wohnen / vnd durch seinen H. Geist
Oberkeit vnd Vnterthanen Hertz regieren / das ein jeder sein Ampt vnd Pflicht
trewlich in acht nehme / vnd wolle geben vnnd wircken durch seinen H. Geist /
das Güte vnd Trewe / das ist / Oberkeit vnd Vnterthanen einander begegnen / vnnd
Gerechtigkeit vnnd Friede sich küssen / vnd der HErr vns Guts thue / damit vnser
Land sein Gewächs gebe / Vmb JEsu Christi vnsers HErren willen / AMEN.
ENDE.