|| [ID00001]
Leich Predigt. Getan bey der Begäbniß Des Ehrwürdigen / Andechtigen /
Großachtbarn vnd Wolgelarten Herrn. HEINRICI, Abten des Closters
Riddagshausen.
Welcher am 14. October: dieses 1622. Jahrs selig endschlaffen / vnd am 21.
desselben Christlich zur Erden bestattet worden. Gethan durch M. Petrum
Tückerman Hoffprediger zu Wollffenbüttel.
Gedruckt zu Wollffenbüttell / durch Eliam Hollwein Fürstl: Brauns:
Buchdrucker.
|| [ID00002]
|| [ID00003]
Text: Lucae 2.
SImeon sprach: Herr / nu lessestu deinen Diener im Friede fahren / wie du gesaget
hast. Den meine Augen haben deinen Heyland gesehen / Welchen du bereitet hast
für allen Völckern: Ein Liecht zuerleuchten die Heyden / vnd zum Preiß deines
Volcks Israel.
GEliebte im Herrn / GOtt der HErr drewet Esai: 3. cap: Daß er von Jerusalem vnd
Juda nehmen wolle allerley Voreaht / nicht allein den Vorraht des Brodtes vnd
Wassers / sondern auch den Vorraht der fürnembsten Leute in allen dreyen
Ständen: Aus dem Geistlichen Stande wolle er wegnehmen Propheten vnd Warsager:
Aus dem Weltlichen stande / Richter / Rähte / Heuptleute / Kriegsleute /
starcken vnd dergleichen:
|| [ID00004]
Auß dem
Haußstande weisse Werckleute / vnd was sonsten fürnehmes drinnen. Daraus
zuvernehmen / daß es eine sonderliche Straffe GOttes sey / wen nicht allein
Hunger vnd Tewrung einfelt / sondern wen auch From̅ e / Gottseltge
/ Fürnehme / nützliche Leute nacheinander hingehen vnd sterben. Diese Straffe
GOttes hat nu eine zeithero vns auch zimlich getroffen / den zuschweigen / wie
jam̅ erlich es fürm Jahr zugangen / da man fast weder zu
beissen noch zubrechen könte kriegen / so gedencke man ein wenig zu rück /
welche feine Leute zn Hoff / auß der löblichen Landtschafft / vnd sonsten hin
vnd wieder in etzlichen Jahren gestorben / so wird man in Warheit bekennen
müssen / daß GOtt rechtschaffen in den Vorraht gegriffen / vnd jhn geringer
gemacht. Zu dem Vorrat rechne̅ wir auch billig mit den in Gott
verstorbene̅ Herrn Abt Heinricum, dessen Leichnam wir jetzt zu
seinem Ruhebettlein begleitet vnd gebracht / welcher traun ein recht frommer
Gottseliger nützlicher Mann gewesen / vnd seine stelle hie im Closter vnd in der
löblichen Landtschafft mit Ehren bekleidet.
Erkennen vnd halten derwegen billig diesen vnd dergleichen Todesfälle für eine
Straff Gottes / vnd sollen wir vns dadurch auffmuntern lassen / Busse zu thun /
vnd Gott von Hertzen anzuruffen vnd zubitten / daß er nicht tieffer vnd weiter
in den Vorrat hineingreiffe / sondern nach seinem gnedigen vnd Väter
|| [ID00005]
lichen willen / den
vbriegen Vorrat nicht allein erhalten / sondern auch in allen dreyen Ständen
vermehren wolle / zu seines Großmechtigen Nahmens Ehr vnd Pre iß / vnd seinen
dreyen Hierarchien vnd Ständen zum besten vmb Christus willen.
Bey des seligen Herrn Abts Begräbniß / wollen wir nu im Nahmen GOttes den schönen
Lob vnd Todten Gesang / des GOttseligen vnd Geistreichen Simeonis zuerkleren für
vns nehmen / weil darinnen , die rechte Seelige
Sterbkunst begriffen / die der Herr Abt seliger in seinem Leben für sich selbst
gelernet / auch andere in seinem Predigampt gelehret / vnd in seiner langwirigen
Kranckheit also practiciret, daß er mit dem Simeone im Friede gefaren: Vnd daran
vns allen auch am höchsten gelegen / den ohn dieselbe kan kein Mensch Christlich
vnd selig sterben. Wird derwegen ein jeder / so lieb jhm ein selig Ende ist /
mit fleiß drauff mercken. Wir wollen aber vierley / die zur seeligen Sterbkunst
gehören / herauß ziehen: 1. Daß man wisse vnd bedencke seine Sterbligkeit. 2.
Daß einem bekand sey / wofür man den Gerechten vnd GOttseligen Todt solle
ansehen vnd halten. 3. Wie mans machen vnd angreiffen könne / daß man einselig
End erlange.
4. Ob auch GOtt allen Menschen ein selig End gönne. GOtt der Vater verleihe vns
hierzu die Gnad des heiligen Geistes vmb JEsu Christi seines lieben Sohns
willen. Amen.
|| [ID00006]
Vom Ersten.
BEtreffend das erste / so stehet kurtz vorher / daß dem Simeoni ein Antwort sey
worden vom Heiligen Geist / er sol den Todt nicht sehen / er habe den zuvor den
Christ des Herrn gesehen.
Damit hat jhm der heilige Geist etzlicher massen die Lose gethan / vnd angedeutet
er solle einmal sterbe̅ / aber doch nicht eher biß der Heylandt
der Welt geboren / welchen er mit seinen leiblichen Augen zuvor sehen solte. So
bald er nu das Christkindlein im Tempel auff seine Arm bekömbt / erinnert er
sich des heiligen Geistes Antwort / vnd begehret / daß dieselbe nu an jhm
erfüllet werde / vnd GOtt jhn durch den Todt zu sich abfodere.
Dabey haben wir das erste / daß zur seligen Sterbkunst gehöret / in acht zunehmen
/ daß man nemblich wisse vnd bedencke mit dem alte̅ Simeone seine
Sterhligkeit / den hat dieser frommer vnd Gottseliger Man̅ fürm
Todt nicht können gesichert seyn / so dürffen wir vns die Gedancken nicht
mache̅ / daß wir dafür wollen gesichert sein vnd bleiben. Das
wird in Gottes wort an vielen Orten bezeuget / GOtt selber hat fluchs nach dem
Fall dem Adam / vnd in jhm dem gantzen Menschlichen Geschlecht davon eine
Predigt gethan / vnd gesagt Gen. 3. Du bist Erde̅ vnd solt zu
Erde̅ werden. Vnd lesuae 23. vnd 1. Reg. 2. Wird der Todt ein
|| [ID00007]
Weg äller Welt oder alles
Fleisches genand / den alle Welt oder alles Fleisch vnter der Sonnen muß diesen
weg gehen vnnd sterben. Esai. 40. stehet: Alles Fleisch ist Hew / vnd alle seine
Gute ist wie eine Blume auff dem Felde / daß Hew verdorret / die Blume
verwelcket / den des Herrn Geist bleset drein: Vnnd Syrach sagt 14. cap. Alles
Fleisch verschleist wie ein Kleidt / den es ist der alte Bundt / du must
sterben.
Es lesset sich mancher bedüncken / was Predigt vnd sagt man doch viel davon /
ists doch so bekand alß etwas sein mag / also das es auch allerdings die Heyden
gar wol wissen / den der Glaube wird einem in die Handt gegeben? Geliebte im
Herrn / es ist nicht gnug dran / daß mans wisse / sondern man mus es auch
bedencken / am bedencken ist es fürnemblich gelegen / daß wirs aber bedencken /
darzu wird erfodert / daß vns auß GOttes Wort offt davon gepredigt werde / vnd
GOtt selbst es vnß durch sein Wort vnd Geist lehre / darvmb David GOtt den HErrn
so fleissig drümb anrufft im 39. Psalm: HErr lehre doch mich / daß ein ende mit
mir haben muß / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß: Vnd der Mann
GOttes Mose im 90. Psalm: HErr lehre vns bedencken / daß wir sterben müssen auff
das wir klug werdrn / den wer bedenckt / daß er sterben muß / der helt GOtt für
Augen / damit er denselben im Todt zum Freund habe / vnd das er in höchsten
Todtes Nöhten seines
|| [ID00008]
Hertzen Trost
vnd Theil sein möge: Wer das bedenckt der betet Abends vnd Morgents fleissig /
vnd befielt seinem Heylandt seine Seele: Wer das bedenckt der helt sich fleissig
zu GOttes Wort vnd Sacramenten / damit er sich in Todes Anfechtungen dran erhole
vnd erquicke: Wer das bedenckt / der ehret seine Eltern vnd Obern / lebt mit dem
negsten in Liebe vnd Einigkeit / führet ein Keuschzuchtig Leben / damit er sein
Gewissen nicht beschwere Wer das bedenckt / der vertifft sich nicht im
zeitlichen / den er mus doch alles hinder sich lassen / wie im 49. Psalm
geschrieben stehet / laß dichs nicht irren / ob einer reich wird / ob die
Herrligkeit seines Hauses groß wird / den er wird nichts in seinem sterben mit
nehmen / vnd seine Herrligkeit wird jhm nicht nachfaren. Wer das bedenckt / der
siehet sich nach einem bessern Schatz vmb / davon er ewig habe zuleben / darzu
Christus vermanet Matth. 6. Ihr solt euch nicht Schätze samlen auff Erden / da
sie die Motten vnd der Rost fressen / vnd da die Diebe nachgrabe̅
vnd stelen: Samlet euch aber Schätze im Himmel / da sie weder Motten noch Rost
fressen / vnd da die Diebe nicht nachgraben noch stelen / den wo ewer Schatz ist
/ da ist auch ewer Hertz: vnd S. Paulus Col. 3. Seid jhr mit Christo
aufferstanden / so suchet was droben ist / da Christus ist / sitzend zu der
rechten GOttes: Trachtet nach dem das droben ist / nicht nach dem das auff
Er
|| [ID00009]
den ist. Wer das
bedenckt / der nimbt auch die Vrsache des Todes / desto fleissiger in acht /
nemblich die Sünde / den durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt kommen /
vnd der Todt durch die Sünde / vnd ist also der Todt zu allen Menschen durch
gedrungen / dieweil sie alle gesündiget haben / Rom. 5. Hütet sich auch desto
mehr dafür / vnd fürchtet sich fürm Zorn GOttes / durch welchen man von wegen
der Sünden hingerissen wird / Phil. 90. Daß macht dein Zorn / daß wir so
vergehen / vnd dein Gram / daß wir so plötzlich dahin müssen / den vnser
Missethat stellestu für dich / vnser vnerkante Sünde ins Liecht für deinem
Angesicht: Darümb fahren alle vnsere Tage dahin durch deinen Zorn / wir bringen
vnsere Jahr zu / wie ein Geschwätz. Summa / wer bedenckt / daß er sterben muß /
der ist für GOtt recht klug / wer das nicht thut / der ist ein Narr / wie
deßhalben Matth. 25. Fünff Jungfrawen kluge genant werden / weil sie dasselbige
bedacht / die andern fünff aber thöricht / weil sie es nicht bedacht haben: So
wird auch der reiche Geitzhalß Luc. 12. Für einen Narren gescholten / den er
bedachte nicht / daß er sterben muste. Derwegen damit wir recht klug mügen seyn
/ sollen wir vnsers Todts vnd Sterbligkeit nimmer vergessen / sondern allezeit
in frischem Gedechtniß haben vnd behalten / vnd GOtt Abendts vnd Morgends / daß
ers vnß bedencken lehre / von Hertzen anruffen.
|| [ID00010]
Wie aber Simeon / ob er wol gewusi / er muste sterben / auch dasselbe bedacht hat
/ gleichwol Zeit vnd Stunde des Todes nicht gewust / also gehet es vns auch: Der
Todt ist gewiß / aber die Zeit vnnd Stunde verborgen vnd vngewiß: Wie auch Isaae
zeuget Gen. 27. Siehe ich bin alt worden / vnd weiß nicht wen ich sterben soll:
Vnd Hiob. 32. sagt. Ich weiß nicht / ob mich mein Söpffer vber ein kleines
hinnehmen werde: Welches auch im Prediger Salomon. 9. cap. zulesen / der Mensch
weiß seine Zeit nicht / sondern wie die Fisch gefangen werden mit dem
schädlichen Hamen / vnd wie die Vogel mit eim Strick gefangen werden / so werden
auch die Menschen berückt zur bösen zett / wen sie plötzlich vber sie felt. Es
gehet offt plötzlich vnd geschwind zu / mancher wird vnversehens erstochen /
oder erschossen / oder vom Schlach gerühret / oder stürtzt den Halß ab / wie Eli
1. Samuel 4. vnd sich der Fälle viel zutragen / daß man wol singen vnd sagen
mag: GOtt hat dich im Augenblick gefelt / den Abend als den Morgen / die Stund
ist dir verborgen. Daß soll derwegen vns den schlaff der Sicherheit aus den
Augen wischen / daß wir vnsere Buß nicht auffschieben / vnd mit den Weltkindern
gedencken / ich hab für mir noch manchen Tag / darin ich mich wol bessern mag /
vnd mich von Sünden kehren / wen sich mein trawren thut mehren. Was wil man von
manchem Tage ge
|| [ID00011]
dencke̅
oder sagen? Wer ist des heutigen oder morgenden Tages gewiß? Rühme dich
nicht des morgenden Tages / den du weissest nicht / was heute sich begeben mag /
stehet proverb. 27. Darvmb sol man sich nach den Trewhertzigen Vermanungen
Göttlies Worts richten: Psal: 95. Heute so jhr seine Stimme höret / so
verstocket ewer Hertz nicht. Syrach 5. Verzeuch nicht / dich zum Herrn
zubekehren / vnd schiebe es nicht von einem Tage auff den andern. Matth: 24.
Wachet / den jhr wisset nicht / welche Stunde ewer Herr kommen wird: Darvmb seid
bereit / den des Menschen Sohn wird kommen / zu einer Stunde / da jhr nicht
meinet: Luc. 12. Lasset ewer Lenden vmb gürtet seyn / vnnd ewre Liechter brennen
/ vnd seid gleich den Menschen / die auff jhren Herrn warten / wen er
auffbrechen wird von der Hochzeit / auff das wen er kömmet vnd anklopffet / sie
jhm bald auff thun: Selig sind die Knechte / die der Herr so er kömmet / wachend
findet: Apoc. 16. Siehe ich komme als ein Dieb / selig ist / der da wachet / vnd
helt seine Kleider / daß er nicht bloß wandele / vnd man nicht seine Schande
sehe. Wem seine Seligkeit / den die gilt es / ein Ernst ist / der wird sich nach
solchen vermanungen richten / vnd weil die Zeit des Todes verborgen / sich nicht
verseumen. Gnug vom ersten.
|| [ID00012]
Vom Andern.
FVrs ander / lesset es der GOttselige Simeon nicht dabey bleiben / daß er sich
der Antwort des heiligen Geistes vnd seines Todes erinnert / sondern er fehret
heraus vnd spricht: Herr nu lessestu deinen Diener in friede fahren: Er wil so
viel andeuten / lieber HErr GOtt / ich bin in diesem Leben gleich ein gefangener
/ muß im Karren vnd Joch des Creutzes ziehen / auff einer gefehrlichen
Schiltwacht ste̅ hen / vnd bin ein Pilgrim vnd Frembdling allhie
auff Erden / darvber ich dieses Lebens gar sat vnd müde bin worden / derwegen so
thu das beste bey mir / löse mich auff / spanne mich auß / vndfoddere mich zu
dir in Frieden aus der Vnruhe / den weil ich deinen Heylandt gesehen / ist mein
einiger Wunsch vnd Begehr / daß ich sterben müge / den ich weiß / daß ich in jhm
eine seelige vnd Friedfertige Heimfahrt haben vnd halten werde: Mit Fried vnd
Frewd ich fahr dahin / in GOttes willen / getrost ist mir mein Hertz vnd Sinn /
sanfft vnd stille / wie GOtt mir verheissen hat / der Todt ist mein Schlaff
worden.
Hie haben wir nu das ander / daß zur seeligen Sterbkunst gehöret / wofür wir
nemblich den Todt der Gleubigen vnd Gottseligen halten vnd ansehen sollen / vnd
was an demselben zu thun sey: Für Menschen Augen lesset sichs damit bißweilen
seltzam vnd
|| [ID00013]
wunderlich an / daher
Esai. 56. Der Gerechte kommet vmb: Die Gerechten werden weggerafft / gleich als
wen sie bey den Haaren von GOtt im Zorn würden hingerissen: Vnd Sap. 3. Für den
Vnverstendigen werden sie angesehen als stürben sie / vnd jhr Abscheidt wird für
ein Pein gerechnet / vnd jhr Hinfahrt für ein Verderben. Also scheinet es offt
für Menschen Augen / alß wen die GOttseligen ein schrecklich vnd vnselig End
nehmen / vnd jhr Todt ein verlust vnd ewiger schad wehre: Aber wir sollen nicht
davon noch vnser Vernunfft vnd fünff Sinnen vrtheilen / sondern nach GOttes Wort
/ daß bezeuget allhie / daß der Todt der Gleubigen sey
eine Aufflösung / ja eine Friedfertige Aufflösung vnnd selige Heimfahrt / den
Simeon sagt durch eingebung des heiligen Geistes / HErr
du lösest auff / du lessest deinen Diener im Fried fahren.
Dem schönen Wörtlein müssen wir ein wenig nachdencken. Vnd erstlich wird das
Wörtlein gebraucht von gefangenen / die im Gefängniß sitzen / vnd denen Ketten
vnd Bande angelegt seyn / wie es also Mar: 15. v. 11. vom gefangenen Barraba
gebraucht wird / die Hohenpriester haben das Volck gereitzet / daß Pilatus jhnen
viel lieber den Barrabam alß Christum loß gebe / oder wie es in seiner Sprach
heist / aufflösete: Solche arme Gefangene sind wir auch in diesem Leben / von
Natur des Teuffels / wie wir singen / dem
|| [ID00014]
Teuffel ich gefangen lag / im Tod
war ich verlohren etc. vnd der Sünden gefangene sein auch die wieder gebornen /
so lang sie leben / wie der H. Paulus drüber geklagt Rom: 7. Ich sehe ein ander
Gesetzt in meinen Gliedern / daß da wieder streitet dem Gesetzt in meinem
Gemühte / vnd nimmet mich gefangen in der Sünden gesetzt etc. Aber im Tode höret
das Gefengniß auff / da werden die frommen vnd Gottseligen erlöset / vnd kommen
zu Christo in die Ewige Freyheit / wie Paulus daher Phil. 1. Wünschet cupio
dissolvi, Ich habe lust abzuscheiden oder auff gelöset zuwerden / vnd bey
Christo zu seyn: Vnd 2. Tim. 4. spricht er noch einmal: Der Herr wird mich
erlösen von allem vbel / vnd außhelffen zu seinem Himlischen Reich etc. Darnach
wird auch das Wörtlein Aufflösen gebraucht vom Viehe / daß wird auff gelöset
oder außgespannen außm Karren vnd Joch / wens den gantzen Tag drinnen gezogen /
daher der Poet schreibt: Solvite vincla jugis: In solchen Karren vnnd Joch des
Creützes sein die Gottseligen rechtschaffen eingespannen jhr Lebenlang / Psal:
34. Der Gerechte muß viel leiden: Syrach 2. Mein Kind wiltu GOttes Diener seyn /
so schicke dich zur Anfechtung: Matth. 11. Nehmet auff euch / sagt Christus /
mein Joch: Vnd 16. cap. Wil mir jemand nachfolgen / der verleugne sich selbst /
vnnd nehme sein Creutz auff sich / vnd folge mir.
|| [ID00015]
Im Tode aber werden die GOttseligen aus dem Karren vnd Joch des Creutzes
außgespannen vnnd auff gelöset / vnd ruhen von aller jhrer Arbeit Apoc: 14.
Daher der fromme Gottselige Prediger Matthesius hat pflegen zubitten vnd sagen /
spanne aus / spanne aus lieber Herr GOtt: Er hat sich auch all müde im Karren
vnd Joch gezogen: Vnd wir singen davon: Sein Jammer / Trübsal vnnd Elend / ist
kommen zu eim seeligen End. Zum dritten wird das Wörtlein aufflösen auch wol
gebraucht von Kriegsleuten / wen dieselbe zu Feid oder Friede / zu Winter oder
Sommer zeit eine weile auff der Schiltwacht gestanden / vnd Gefahr / hitze oder
kälte gelitten / so trit ein andere an jhre stette / vnd sie werden auff oder
abgelöset: Ebener massen ist der Christenleben ein steter Streit vnd Kampff /
Hiob: 7. Muß nicht der Mensch immer im Streit seyn? 2. Cor. 7. Außwen-Streit /
inwendig Furcht. Vnd haben wir traun nicht zustreiten mit geringen Feinden /
sondern Mächtigen / Listigen vnd Grewlichen Feinde̅ / davon Eph.
6. zulesen / wir haben nicht mit Fleisch vnnd Blut zukempffen / sondern mit
Fürsten vnnd Gewaltigen / nemblich mit dem Herren der Welt / die in der
Finsterniß dieser Welt herschen / mit den bösen Geistern vnter dem Himmel etc.
Der Feindt begehret vns zusichten wie man den Weitzen sichtet Luc. 22. Er gehet
vmb her wie ein brüllender Lew / vnd suchet / welchen er
|| [ID00016]
verschlinge: 1. Pet. 5. Grosse
Macht vnd viel List / sein grausamb Rüstung ist / auff Erd ist nicht seines
gleichen: Anderer Feinde wil ich jetzt nicht gedencken: Im Tode aber werden die
Gottseligen von der gefehrlichen vnd gantz beschwerlichen Schiltwacht gantz
gnediglich auff vnd abgelöset / vnd haben sich nach dem Todt / der denn der
letzte Feindt ist / der auff gehoben wird / 1. Cor. 15. Für keinen mehr zu
fürchten. Zu letzt wird auch das Wörtlein aufflösen gebraucht von Frembdlingen /
wen die ausser jhrem Vaterlandt an frembden Orten seyn / vnnd sich wieder auff
die rückreise gedencken zubegeben / so redet GOttes wort davon / als Matth: 14.
vnd 12. Mar: 8. vnd 9. Lösete Christus das Volck auff / oder ließ sie wieder zu
rück ziehen / einen jeden / der jhm biß in die Wüsten war gefolget / in seine
Stadt: So lesen wir auch Gen 24. Von Abrahambs Knecht / dimitteme, laß mich
ziehen etc. So sein wir in dieser Welt rechte Pilgrim vnnd Frembdling ausser
vnserm Vaterlandt / Gen. 47. Sagt Jacob / die zeit meiner Wallfart ist hundert
vnd dreissig Jahr / wenig vnd böß ist die zeit meines Lebens / vnd langet nicht
an die zeit meiner Väter in jhrer Wallfart. 1. Chron. 30. Wir sind Frembdlinge
vnd Gäste für dir / wie vnser Väter alle 2. Cor. 5. dieweil wir in Leibe wonen /
so wallen wir dem Herrn / dann wir wandeln im Glauben / vnd nicht im Schawen: Im
Tode aber werden die Gott
|| [ID00017]
seligen auffgelöset / vnd kommen nach der Seelen alßbald in jhr rechte
Vaterlandt / welches droben ist im Himmel / wie Christus darauff den Schecher
vertröstet Luc. 23. Heute wirstu bey mir im Paradiß sein.
Diß sol vns nu einmal darzu dienen / daß wir dieses Lebens sat vnd müde werden:
Viel Leute seingar drauff verpicht / alß wen so viel dran zureuffen wehre / aber
was ists? Ein Gefengniß / ein stetes ziehen im Karren vnd Joch des Creutzes /
eine gefehrliche Schiltwacht / vnd Pilgrimschafft vnd Wallfart / daß haben die
heiligen GOttes wol verstanden / darvmb stehet von Abrahamb Gen: 25. vnd von
Isaac Gen. 35. Sie sein alt vnd Lebens sat worden / alß hetten sie es mit
Leffeln gefressen. Darnach soll es vns dar zu dienen / daß es vns des Todes
Furcht vnd Grawen vertreibe: Es ist war wie auch der Heyde schreibet / daß vnter
allen schrecklichen dingen / der Todt das schrecklichste sey / wan man jhn mit
Leiblichen Augen ansihet / aber wen man GOttes Wort drüber höret / so ist es
eine frölige / Friedsamen / selige Hin vnd Heimbfart / da man erlöset wird von
allem vbel / kömpt zur bestendiger Ruhe / vnd entgehet allem Leyd / daher auch
der heilige Apostel Paulus Phil. 1. Den Todt so wenig einen Verlust helt / daß
er vielmehr spricht / sterben ist mein Gewin. Darvmb wie ein Gefangener sich
frewet / daß er erlöser wird / Viehe das es außgespannen wird / ein Kiregs
|| [ID00018]
man das er abgelöset wird /
ein Pilgrim das er in sein Vaterland reiset / so sollen alle fromme Hertzen sich
billig gegen dem Todt frewen / den da werden sie erlöset / außgespannen /
abgelöset / vnnd erreichen das ewige Vaterlandt / da Frewd die fülle ist / vnnd
liebliches wesen ewig Psal 16. Zu letzt sol vns diß auch darzu dienen / daß wir
erken̅ en lernen / was für ein grosser Vnterscheit sey /
zwischen der frommen vnd GOttseligen vnd der GOttlosen Tode / die frommen fahren
dahin im Friede / aber die Gottlosen wie das Viehe im schrecken / Psal: 49. Sie
fahren jhren Vätern nach / vnd sehen das Liecht nimmermehr: Kurtz wen ein Mensch
in der Wirde ist / vnnd hat keinen Verstandt / so fehret er davon wie ein Viehe.
Psal. 73. Sie werden plötzlich zu nichte / sie gehen vnter / vnd nehmen ein Ende
mit Schrecken.
Derwegen man sich fleissig sol hüten / daß man den Gottlosen nicht gleich sey im
Leben / damit man jhnen auch nicht gleich werde im Tode: Den so wehre es besser
das man nie gebohren wehre: Dagegen aber sol man den GOttseligen gern folgen vnd
from seyn / damit man also im Fried könne dahin fahren / denn Ende gut / alles
gut. Gnug vom andern.
Vom Dritten.
FVrs dritte / lest sich der GOttselige Simeon nicht zu solchem seligen Todt von
GOtt dem
|| [ID00019]
Herrn gleich bey den
Haren wieder seinen willen ziehen / sondern bittet GOtt drümb / ach lieber HErr
GOtt / laß nu deinen Diener in Friede fahren / wen Gott wil / so wil er auch
gerne / vnd hat ein Hertzlich Verlangen darzu. Darnach weil Gott nicht fluchs
kömpt / vnd jhn hinweg nimbt / so verkürtzt er jhm selber nicht alßbald auß
Vngedult das Leben / sondern er sagt / GOtt wolle jhn fahren lassen / er wolle
gern der zeit der gnedigen Aufflösung erwarten. Zum dritten nennet er sich
GOttes Diener / vnd gibt damit zuverstehen / daß er GOtt für seinen Herrn
erkenne vnd halte / dem er in seinem gantzen Leben gedienet habe / vnd wen er
sterben werde / so werde jhn sein HErr zu sich nehmen / daß der Diener sey / wo
der Herr ist. Zu letzt setzt er die rechte Heuptvrsach seiner seligen Heimbfahrt
/ warvmb es jhm am seligen sterben nicht werde feilen können / den seine Augen
haben GOttes Heyland gesehen / er habe da das liebe Christkindlein / daß jhm
Heyl / Leben vnd Seeligkeit mit gebracht / nicht allein auff seinen Leiblichen
Armen / sondern er schliesse es auch in sein Hertz / vnd tröste sich seines
Verdienstes / vn̅ weil erden Heyland mitden Augen des Glaubens
sehe / so werde er auch durch jhn gewißlich selig werden / den alle die an jhn
gleuben Johan. 3. Sollen nicht verlohren werden / sondern das ewige Leben
haben.
Hie haben wir nu das dritte / daß zur seeligen
|| [ID00020]
Sterbkunst gehöret / wie man sich
nemblich darzu schicken soll / Erstlich sol man GOtt den HErrn mit dem alten
Simeone vmb ein selig End vnnd Sterbstündlein anruffen vnd bitten.
Hieran ist zum höchsten gelegen / den was hülffs den Menschen / so er die gantze
Welt gewünne / vnd nehme doch schaden an seiner Seele / oder brecht kein seelig
End davon? Was wer jhm dann in vnd nach dem Todt mit der gantzen Welt gedienet?
Dahin ist gerichtet die siebende Bitte des Vatervnser / Erlöß vns vom Vbel / wie
es schön im Psalm gegeben: Von allem Vbel vns erlöß / es sind die zeit vnd Tage
bös / erlöß vns von dem Ewigen Todt / vnnd tröst vns in der letzten Noht /
bescher vns auch ein selig End / nim vnser Seel in deine Händ: Hat also Christus
vns damit erinnern wollen / so offt wir das Vater vnser beten / welches täglich
nicht ein sondern mehrmal geschicht / so sollen wir Gott vmb ein selig End
anruffen. So haben Christum vmb ein selig End vnd Sterbstündlein gebeten / der
Schecher am Creutz Luc. 23. Stephanus Act. 7. vnd andere mehr. Es haben auch
etzliche den Christlichen Löblichen gebrauch vnd gewonheit / so offt sie den
Glockenschlag hören / daß sie bey sich zu GOtt seufftzen / vnd bitten vmb ein
selig Sterbstündtlein: Bleibt also bey jhnen alle stund das selig
Sterbstündtlein in frischem Gedechtniß:
Darnach höret auch zur erlangung eines seligen
|| [ID00021]
Sterbstündleins / daß wir vns
nicht aus Vngedult oder verzweifflung selber das Leben verkürtzen vnd nehmen /
sondern sollen mit Simeon vnser Seel in gedult fassen / vnd warten biß vns GOtt
selbst aufflöset / sterben vnd fahren lesset. Saul verzweiffelte in Nöhten / vnd
fiel in sein eigen Schwert 1. Samuel 31. Ahitophel der Vngetrewe GOttlose Raht /
da jhm sein Fürhaben nicht anging / ward vngedültig vnd kleinmütig vnd erhing
sich 2. Samuel 17. Judas lieff auch aus verzweiffelung zum Strang: Vnd derselben
sein viele / die GOtt in Nöhten nicht wollen außhalten: Solches aber ist wieder
das Erste vnnd fünffte Gebott / vnd stehet davon Apoc: 21. Der Verzagten / vnd
Vngleubigen / vnd Grewlichen / vnnd Todeschlägern etc. Theil wird sein in dem
Pful / der mit Fewer vnd Schweffel brennet / welches ist der ander Todt. Es ist
nicht ohn / es fallen in Trübsalen vnd Wiederwertigkeit / sonderlich wens mit
dem Creutz vnd Anfechtunge̅ lang wehret / auch den frommen vnd
Gottseligen wol böse gedancken ein / vnd der Teuffel hilfft weitlich darzu das
sie sich nur selbst von tagen sollen thun / wie Hiob drüber klagt 7. cap. daß es
so weit mit jhm kom̅ en / daß seine Seele gewünscht erhangen zu
seyn: Aber da sol man dem Teuffel nicht einreumen / noch den bösen Gedancken
stat vnd raum geben / sondern GOtt vmb verziehung / vnnd Beystandt des heiligen
Geistes bitten / damit man vber
|| [ID00022]
winde / vnd sich GOttes willen vnterwerffe: Der lesset die Menschen
sterben Phil. 90. Vnnd weiß wol wens am besten ist: Er hat den Menschen ein ziel
gesetzt Hiob. 14. Vnser zeit stehet in seinen Händen Psal. 31. In jhm Leben /
weben vnd sind wir Act: 17. Darvmb wir billig so lang harren / biß er sich in
gnaden einstellet / vnnd richten vnß nach dem schönen Spruch S. Pauli. Rom: 14.
Vnser keiner lebet jhm selber / vnd vnser keiner stirbet jhm selber / leben wir
/ so leben wir dem Herrn / sterben wir / so sterben wir dem Herrn: Darvmb wir
Leben oder sterben / so sind wir des Herrn: Den dazu ist Christus auch gestorben
/ vnd aufferstanden / vnnd wieder Lebendig worden / daß er vber Todte vnd
Lebendige ein Herr sey. Das man aber wünsche vnd bitte / daß GOtt selber die
bösen Tage wolle verkürtzen / daß gehet wol hin / wie Elias 1. Reg: 19. Eliaß
bat das seine Seele stürbe / vnd sprach / es ist gnug: So nim nu Herr meine
Seele / ich bin nicht besser den meine Väter: Jedoch das mans allezeit Gottes
gnedigen / vnd Väterlichen willen heimstelle / wie Christus selber thete /
Matth. 26. Vater ists müglich / so gehe dieser Kelch von mir / doch nicht wie
ich wil / sondern wie du wilt. Zum dritten gehöret auch zur Erlangung eines
seligen Sterbstündleins / das wir mit Simeone GOttes Diener seyn: Waß das in
sich begreiffe / stehet vor her / Simeon war from vnd GOttfürchtig / vnd
|| [ID00023]
wartet auff den Trost Israel /
vnnd der heilige Geist war in jhm / vnd ging in den Tempel / daran mangelt es
vielen / die meisten sein nicht GOttes / sondern der Sünden / der Welt vnd des
Teuffels diener / die dürffen sich keine Gedancken machen auff ein selig
Sterbstündlein / so lang sie in dem dienst verharren vnd bleiben / den wer Sünde
thut der ist der Sünden Knecht Johan: 8. Rom. 6. Da jhr der Sünde Knecht oder
Diener waret / da waret jhr frey von der Gerechtigkeit / was hattet jhr nu zu
der zeit für Frucht: Welches jhr euch jetzt schemet / den das End derselbigen
ist der Todt: Vnnd noch einmal der Sünden Solt ist der Todt: vnd Röm: 8. cap. Wo
jhr nach dem Fleisch lebet / so werdet jhr sterben müssen etc. Das hat sich auß
gewiesen an den Leuten in der ersten Welt / auch an denen zu Sodom / am reichen
Mann vnd andern / was auff jhren Heylosen Dienst für ein End gefolget. Derwegen
nicht besser als GOtt gedienet / Psal. 100. Jauchtzet dem Herrn alle Welt /
dienet dem Herrn mit Frewden / Luc. 1. Das wir erlöset aus der Hand vnser Feinde
/ jhm dieneten ohn Furcht vnser Lebenlang / in Heiligkeit vnd Gerechtigkeit /
die jhm gefellig ist.
So hat David GOtt gedienet / vnnd ein selig End erlangt / wie jhm Act. 13.
Zeugniß wird gegeben / David da er zu seiner zeit gedienet hatte den willen
GOttes / ist er entschlaffen / vnnd zu seinen Vätern gethan. So ist auch der
heilige Apostel Paulus
|| [ID00024]
GOttes
Diener gewesen / wie er sich deßhalben mit warheit rühmet Act. 20. Ich habe dem
Herrn gedienet mit aller Demut / vnd mit viel Thränen vnd Anfechtungen / die mir
wiederfahren sind. Da stirbt sichs wol vnd selig / da kan man auch zu letzt mit
Paulo sagen 2. Tim. 4. Ich habe einen guten Kampff gekempffet / ich habe den
Lauff vollendet / ich habe glauben gehalten / hinfort ist mir bey gelegt die
Cron der Gerechtigkeit / welche mir der Herr an jenem Tage / der Gerechte
Richter geben wird / nicht mir aber allein / sondern auch allen / die seine
Erscheinung lieb haben.
Zu letzt höret auch zu erlangung eines selige̅ Ends vnd
Sterbstündleins für allen dingen / daß man mit dem Simeone den Heyland sehe /
Herr nu lessestu deinen Diener in Fried fahren / den meine Augen haben deinen
Heyland gesehen. Da gedenckt mancher / ach Gott / so werde ich nim̅ er selig sterben kön̅ en / den ja Christus nicht mehr
sichtbarlicherweise vnter vns vmbher wandert vn̅ sich sehe̅ lesset: Aber es ist zumercken / daß zweyerley Auge sey / damit
man Christum siehet / daß eine ist Leiblich / daß hat gewehret / so lang biß
Christus gen Himmel gefahren / vnd das hilfft allein nicht zum seligen sterben /
den Judas vnd andere mehr haben jhn mit Leiblichen Augen gesehen / vnd sein
deßhalben nicht selig gestorben. Derwegen dürffen wir vns nicht bekümmern noch
gedancken / ob wir
|| [ID00025]
schon Christum
heutiges tages mit Leiblichen Augen nicht sehen können. Das ander Auge ist das
Auge des Glaubenß / daß hilfft zum seligen sterben Johan: 20. Selig sind die
nicht sehen / vnd doch gleuben: So haben Christum gesehen vnsere erste Eltern /
die Väter vnd Propheten / vnd sind selig gestorben / wie Christus von Abrahamb
redet Johan. 8. Abraham ward froh / daß er meinen Tag sehen solt / vnnd sahe jhn
/ vnd frewet sich: Wer also Christum siehet noch auff den heutigen Tag / der
stirbt gewiß selig: Habac. 2. Der Gerechte wird seines Glaubens leben: Johan. 3.
Wie Moses eine Schlange in der Wüsten erhöhet hat / also muß des Menschen Sohn
erhöhet werden / auff das alle die an jhn gleuben nicht verlohren werden sondern
das ewige Leben haben. etc. Vnd ob der Glaube schon schwach / vnd das Auge etwas
klein ist / so sol man deßhalben nicht verzagen: Daß zustossen Rohr / wird er
nicht zubrechen. Esai. 42. Seine Krafft ist in den Schwachen mächtig 2. Cor. 12.
Mann sol aber fleissig vmb Vermeh ung vnd Sterckung des Glaubens mit den
Aposteln bitten Luc. 17. Vnd sich fleissig zum gebrauch des Abendmals halten /
solches thut zu meinem Gedechtniß / sagt Christus / damit das gleubige Gedechniß
in vns gesterckt vnd erhalten werde. Derwegen sol sich nu kein Mensch einbilden
/ er lebe wie er wolle / so könne es jhm am seligen Ende nicht mangeln / nein
traun /
|| [ID00026]
ein jeder mag diese ding
wol in acht nehmen / vnd sich darnach richten / damit er mit Frewden sagen könne
/ ich lebe / vnd weiß nicht wie lang / ich sterbe / aber ich weiß nicht wann /
ich fahre vnnd weiß wol wohin / mich wundert das ich trawrig bin. Gnug vom
dritten.
Vom Vierden.
ZVm vierden vnd letzten Beschleust der alte Simeon seinen Todten Gesang vnnd sagt
/ GOtt der Vater habe seinen Heylandt bereitet für allen Völckern / ein Liecht
zuerleuchten die Heyden vnnd zum Preiß seines Volcks Israel: Gibt damit
zuverstehen / daß Christus zum Heyland von GOtt dem Vater nicht nur für etzliche
/ sondern für alle Völcker vnter der Son̅ en verordnet vnd gesand
sey. Er theilet aber die Völcker in Heyden vnnd Juden: Heyden waren zu der zeit
die Leute die ausser der Kirchen lebten / davon Paulus schreibet Eph. 2.
Gedencket daran / daß jhr / die jhr weyland nach dem Fleisch Heiden gewesen seyd
/ vnd die Vorhaut genennet würdet / von denen / die genennet sind / die
Beschneidung nach dem Fleisch / die mit der Hand geschicht / daß jhr zu
derselbigen zeit waret ohn Christo / frembde vnd ausser der Bürgerschafft Israel
/ vnnd frembde von den Testamenten der Verheisung / daher jhr keine Hoff
|| [ID00027]
nung hatet / vnd waret ohn
GOtt in der Welt: vnd 4: cap. So sage ich nu / daß jhr nicht mehr wandelt wie
die andern Heyden wandeln / in Eitelkeit jhres Sinnes / welcher Verstand
verfinstert ist / vnd sind entfrembdet von dem Leben / däß aus Gott ist / durch
die Vnwissenheit / so in jhnen ist / durch die Blindheit jhres Hertzen etc.
Denselben Heyden sol Christus ein Liecht seyn / sie zuerleuchten / daher er sich
auch das Liecht der Welt nennet Johan: 8. vnd 1. cap. stehet: Er Johannes war
nicht das Liecht / sondern das er zeugete von dem Liecht: Das war das
Warhafftige Liecht / welches alle Menschen erleuchtet / die in diese Welt
kommen. Das Volck Isrgel sind die Juden / Im alten Testament GOttes Volck vnd
Eigenthumb / derselben Preiß sol Christus seyn / nicht allein darvmb / daß er
von jhnen gebohren / sondern das er sie Erlöse̅ vnd seelig solte
machen / vnd sie sich der Seeligkeit vnnd des Ewigen Lebens allein in jhm könten
rühmen / denn Christus vns allen gemacht von GOtt zur Weißheit / vnd zur
Gerechtigkeit / vnd zur Heiligung / vnd zur Erlösung: Auff das (wie geschrieben
stehet) wer sich rühmet / der rühme sich des HErrn. 1. Cor. 1.
Hie haben wir nu das vierde vnd letzte / daß zu einen seligen End vnnd
Sterbstündlein gehöret / ob nemblich GOtt allen Menschen ein selig End gönne vnd
gern alle Menschen wolle selig haben / daran ist
|| [ID00028]
sehr viel gelegen / denn mancher
gedenckt / wer weiß / ob dich auch GOtt wil selig haben / vnnd dir ein selig
Sterbstündlein begehret zubescheren. Die Gedancken helffen vermehren vnsere
Wiedersächer zu beiden seiten / in dem jene die Papisten / die Leute an jhrer
seligkeit heissen zweifflen / diese aber die Calvinisten einen Absolut vnd
blosen Rahtschluß GOttes ertichten / nach welchem die meisten von ewigkeit zur
Verdamniß verordnet: Welches beiderseits dem Außdrücklichön Wort / vnd
Geoffenbareten willen GOttes zuwieder vnd Gotteslesterlich ist / hie stehet es
anders / GOtt der Vater habe den HErrn Christum seinen Heylandt bereitet für
alle Völcker / für Juden vnd Heyden / in welche die gantze Welt in GOttes Wort
abgetheilet wird: Dahin gehen auch die statliche Verheissungen / Gen: 22. In
deinem Samen sollen gesegnet werden alle Völcker auff Erden. Esai. 49. Es ist
ein geringes / daß du mein Knecht bist / die Stimme Ja ob auffzurichten / vnd
das verwarloset in Israel wiederzubringen / ich hab dich auch zum Liecht der
Heyden gemacht / daß du seist mein Heyl biß an der Welt Ende. Luc. 2. Ich
verkündige euch grosse Frewde die allem Volck wiederfahren wird / den euch ist
heute der Heylandt gebohren / welcher ist Christus der Herr in der Stad David.
Gal. 3. Hie ist kein Jude noch Grieche / hie ist kein Knecht noch freyer / hie
ist kein Mann noch Weib / den jhr seid allzu
|| [ID00029]
mal einer in Christo Jesu.
Act. 2. Ewer vnd ewer Kinder ist diese Verheisung / vnd aller die ferne sind /
welche GOtt vnser Herr herzu ruffen wird: 1. Tim. 2. Es ist ein Gott / vnd ein
Mittler zwischen Gott vnd den Menschen / nemblich der Mensch Christus Jesus /
der sich selbs gegeben hat für alle zur Erlösung: 1. Johan: 2. Derselbe ist die
Versöhnung für vnsere Sünde / nicht allein aber für die vnsere / sondern auch
für der gantzen Welt. Weil demnach GOtt der Vater Christum zum Heyland für alle
bereiter hat / so wil er auch gern das alle in jhm seelig sterben / wie er
gleichfals mit seinem Eide bekrefftiget Ezech: 33. So war als ich lebe / spricht
der HErr HErr / ich habe keinen gefallen am Tode des GOttlosen / sondern das
sich der GOttlose bekehre / von seinem wesen vnd lebe: So bekehret euch doch nu
von ewrem bösen wesen: War vmb wolt jhr sterben / jhr vom Hauß Israel? Vnd 1.
Tim. 2. GOtt vnser Heyland will / daß allen Menschen geholffen / oder wie es in
seiner Sprach heisset / daß alle Menschen selig werden: Vnd 2. Pet. 3. GOtt hat
gedult mit vns / vnd wil nicht / daß jemand verlohren werde / sondern daß sich
jederman zur Busse bekehre.
Wie kömpt es den aber / wendet man ein / daß gleichwol nicht alle in Christo
selig sterben? Es mangelt nicht an GOtt / wie gehöret / auch nicht an Christo /
sondern an den Menschen / Oseae. 13. Isra
|| [ID00030]
el du bringenst dich in
Vnglück / den dein Heil stehet bey mir: Der meist hauffe lebt in Vnbußfertigkeit
/ fraget nach Christo nichts / vnd lesset sein Wort fahren: Johan: 1. Er kam in
sein Eigenthumb / vnnd die seinen nahmen jhn nicht auff / wie viel jhn aber
auffnahmen dene̅ gab er macht Gottes Kinder zuwerden / die an
seinen Namen gleuben.
Derwegen sollen wir GOtt kein schult geben / sondern jhm viel mehr von Hertzen
dancken / daß er seinen Heylandt für alle vnd ein jeden bereitet / vnnd sollen
vnß an demselben im Leben vnd sterben halten / so wird an vns war werden / was
Apoc: 14. Geschrieben stehet / selig sind die Todten / die im HErrn sterben von
nu an / ja der Geist spricht / daß sie ruhen von jhrer Arbeit / den jhre Werck
folgen jhn nach.
Zu solchem seligen sterben in dem HErrn / verhelffe vns GOtt der Vater / Sohn vnd
Heiliger Geist Hochgelobter GOtt in ewigkeit. Amen.
Also haben wir nu zu seinem Ruhebettlein begleitet / Weylandt den Ehrwürdigen /
Andechtigen / Hochachtbarn / vnd Wollgelarten Herrn Heinricum gewesen Abt dieses
Stiffts Riddagshause̅ / dessen herkom̅ en vn̅ wandel betreffend / so ist er zwar von geringen / aber doch
ehrlichen vnd Christlichen Eltern auß dem Dorff Ohrem nicht fern von
Wollffenbüttel gebohren / vnd von denselben Christlich erzogen vnd zur Schul
gehalten worden / hat in etzlichen particular
|| [ID00031]
Schulen / vnd ferner auff der
löblichen Iulius Vniversitet vnd zu Wittenberg gestutiret / vnd sich so wol
verhalten / daß seine Praeceptores jhn lieb vnd wehrt gehabt? Ist von hohen
Schulen nach Riddageshausen zur Klosterschul beruffen worden / vnnd vier Jahr
lang die Stipendiaten fleissig instituiret: Von dannen ist er zum Predigtampt zu
Dörnen / vnd weiter von Dörnen nach Baddeckenstädt zum Special Superintenten
verordnet / vnd hat sich darinnen Christlich / trewlich vnd wol bezeiget / daß
ein Ehrwürdig Consistorium mit jhm wol zufrieden gewesen.
Weiter ist er von dem vorigen seligen Herrn Abt Petro / weil der Herr Prior mit
Todt abgangen / an desselben seine stell nicht allein zum Priorn, sondern auch
zum Prediger vnnd Seelsorger allhie zu Riddagshausen bestelt / welches Ampt er
gleichfals mit Ehren ohngefehr / vier Jahrlang bedienet: Anno 1615. Aber ist er
zum Abt vnd Heupt dieses Stiffts er wehlet / vnd eingeführet / wie er solch Ampt
geführet ist Menniglich bewust / er hat sichs sawer lassen werden vnd es gut
gemeinet / vnd sonderlich da es mit dem Closter nicht bey vorigen Standt hat
wollen gelassen werden / hat er sich mit Ernst darwieder gesetzt / vnd des
Closters vnd der Schull Nutz vnd bestes gesucht / also das er auch drüber groß
Vngelegenheit vnd Wiederstandt leiden vnd erfahren müssen / vnd mehrentheils von
Melancoley / Gremniß
|| [ID00032]
vnd
Trawrigkeit seine / Kranckheit bekommen / weil ers nicht zu dem Standt hat
bringen können / dahin ers wol gern hette bringen wollen. Er hat abernoch die
zeiterlebt / daß es wieder vmb zum bessern Stand sich angelassen. Also ist er
von geringen herkommen / zu grossen Ehren vnnd Wirden erhoben / daß GOTT an jhm
war gemacht / was Hanna 1. Samuel 2. singet: Der HErr hebt auff den dürfftigen
auß dem Staub / vnd erhöhet den Armen aus dem Kott / daß er jhn setze vnter die
Fürsten / vnnd den Stul der Ehren erben lasse: Vnd David im 113. Psalm: Wer ist
wieder Herr vnser Gott / der sich so hoch gesetzt hat / vnd auff das niedrege
siehet im Himmel vnd Erden. Der den geringen auffrichtet auß dem Staube / vnd
erhöhet den Armen auß dem Kott / daß er jhn setze neben die Fürsten / neben die
Fürsten seines Volcks. Darvmb geringer Leute Kinder nicht zu verzagen. Sein
Christenthumb aber anlangend / so weiß man ohn erinnern / daß er von Natur ein
Armer Sünder gewesen / vnd seine Schwachheiten vnd Gebrechen auch nach der
Wiedergebuhrt an sich gehabt vnd behalten / aber vnter des muß man jhm gleichwol
Zeugniß geben / daß er seine Sünde von Hertzen erkandt / vnd jhm lassen Leyd
seyn / sich des Heylands JEsu Christi in warem glauben getröstet vnd erfrewet /
vnnd die Sünde nicht herschen lassen / im sterblichem Leibe jhr Gehorsam
zuleisten /
|| [ID00033]
in jhren Lüsten /
sondern durch den Geist des Fleisches Gescheffte getödtet / GOtt für Augen
gehalten / fleissig gebetet / GOttes wort lieb gehabt / dem Nehesten guts gethan
/ vnd ein Christlich GOttselg Leben geführet: Vnd wie GOtt die frömbsten
offtmals am härtesten pflegt mit zunehmen / so hat man auch desselben an jhm ein
Exempel gehabt / den fürwar jhm sein Leben rechtschaffen sawer vnd schwer
gemacht worden / darzu die langwirige Kranckheit geschlagen / vnd hat sich so
lang ein Vnglück nach dem andern gefunden vnd geheuffet / biß er am 14. Octob:
dieses 1622. Jahrs den Abend vmb 7. Vhr mit dem GOttseligen Simeone alß ein
GOttseliger Diener Gottes im Fried gefahren / vnd selig gestorben.
Sölch selig End vnd Ruhe von aller seiner Arbeit sollen wir alle jhm von Hertzen
gern gönnen / vnnd GOtt den HErrn vmb ein selig Sterbstündtlein anruffen. GOtt
wolle die hinderlassene Witwe vnnd Waisen / durch seinen heiligen Geist trösten
/ vnd wen sie from sein vnd Gott für Augen halten / wird Gott der HErr / der ein
Vater der Waisen vnd ein Richter der Witwen ist / Psalm. 68. Sie nicht verlassen
/ den der Herr behütet Frembdlinge vnd Waisen / vnd erhelt die Witwen Psalm:
146. Ein jeder sol sich auch hüten / daß er ohn Vrsach solche betrübte Persohnen
nicht vollends betrübe / vnnd beleidige / denn Gott hat ein sonderlich Gebott
davon gegeben Exod:
|| [ID00034]
22. Ihr solt
keine Wittwen vnnd Weisen beleydigen / wirstu sie Beleidigen / so werden sie zu
mir schreien / vnd ich werde jhr Schreien erhören / so wird mein Zorn ergrimmen
/ daß ich euch mit dem Schwert Tödte / vnd ewre Weiber Wittwen / vnnd ewre
Kinder Weysen werden.
Nu wir die wir noch vbrig seyn / vnd ein selig End noch zum besten haben / wollen
vnsern HErrn GOtt von Hertzen grund drümb anruffen / vnd miteinander beten ein
Andechtig Vater Vnser c. 2.
MEMORIAE Revendi, Amplissimi & Docttissimi Viri M. Heinrici Schely,
Abbatis Riddageshusani.
HAs iterum lacrymas atque haec suspiria mitto, VVAVA, tibi, ad gelidam defuncti Praesulis vrnam, Praesulis haut humili celebrari carmine digni. Donec erit pietas in templis nescia flecti, Inque scholis artes. donec constabit vtrisque Mite patrocinium munesque ostendere dextras Officiosa fides sataget Regumque Ducumque:
|| [ID00035]
Vivet LORBERIVS: vivet
VVINDRVVIVS ambo Temporis instrumenta boni, spectamina priscae Virtutis, famam
meritis sibi quaerere nati. O Fortunatos Ridagi locupletis alumnos Istis
praesulibus! cum mitis gratia coeli Ruris opes nemòrumque augescere vellet &
amnes Piscibus vndarent: quae nullo perdita luxu Legitimos semper pietas
convertit in vsus. Talibus officio par esse & munere Scheli, Dignus eras,
nam quis superum reveerntior alter: Cui vis ingenij & doctrinae copia major?
Cui mores placidi magis & sine crimine pectus? Nec tamen haec potuere tibi
producere finem Curriculi & tristes prohibere a limine Parcas. Quis furor
iste nocens? quae tanta insania trigae? Parcere nolle bonis seclique ruentis
àmores Ante diem damnare neci fructusque beatos Inde resultantes racitâ
intervertere fraude. Contra animas viles & inertia pondera terrae Frugibus,
infandum, perdendis nata morari In luce & properam non exhorrescere mortem.
Vix Ridagi sacrata domus bis quatuor Annis Praesule te gauisa fuit: sed quanta
malignae Interea experta est tecum discrimina sortis! Non referam belli
tempestas horrida quantum Artulerit idamniquando bacchata furore
|| [ID00036]
Sit cognata manus: dum restaurata
labore Impensaque gravi plusquam crudelibus ausis Tecta novis implet grassans
faedatque ruinis. Longè major erat clades, quae numine Divûm Irato toleranda
fuir: dum immitibus aedes Harpyis cedunt sacrae & donaria sanctae Prisca
vestutatis, solatia, plebis egentis, Fucus iners satagens loculos distendere
& arte Insolitâ placare alios & amica mererj Pectora, pro arbitrio
invadit, partitur & aufert, Securus poenae, quae praecedentis iniquas
Sacrilegi frau des & furta latentia sensim A tergo inse quitur meritaque
vlcissitur ira. Haec inopina tibi rerum mutatio mentem Confusam eripuit, Scheli,
simulata videnti Consilia & nullos tali a vertigine fructus. Hinc animum
rodens moeror, hinc morbus in artus Proserpens omnes, medici quem nulla fidelis
Dexteritas dum gnava levat, mors atra secuta est, Mors hominis Postremus agon,
recum vltima meta. Optarem licuisse tibi, quae cernimus ipsi, Vsurpare oculis:
dum princeps fraude retectâ Guelfius antiquos mores ab origine primâ Tempore avi
patrique habitos revocare laborat
|| [ID00037]
Et jussiis, firmare novis. nos ista videntes Suppliciter superos in vota
vocamus. vt adsit Eventus coeptis felix, nec Martis iniqui Trux interveniat
furor & feralis Erynnis. I nterea tibi parta quies fessaeque carinae In
portu statio: quae toto corde petebas Sanus ad huc, ipso in morbo, mortique
propinquus, Obuenere tibi: virtus ne ingloria eodem Condatur tumulo, Musarum
plectra vetabunt.
Heinricus Meibomius, acad. Iuliae Senior &
Professor.
ERgo timendâ falce fatorum jacet Succisus ille candidorum flos virûm, Ille omnium vir inclytus virtutium, Qui Riddagi sacram domum, sacros lares, Hoc vltimo & periculoso tempore, Quantum licebat, invidis frementibus, Pietate verâ, consilysque dexteris Catâque sospitem stitit prudentiâ? I Musa tristis, & pietas Musae comes, Et, quod relictum vtrique deinde est vnicum,
|| [ID00038]
Vinae videntes mortem obite,
postquam obit Vestrum jubar, decus, columna, destina. Ego inde vestro litteris
haec aureis Scribam sepulchro: non sepultus hîc sua SCHELIVS recondit ossa, quod
putaverit Forsan viator: Sed pietas sanctissima, Geniusque Musae, tàm brevi sub
marmore Letho peremptj prosus indigno jacent.
Ioan. Henricus Meibomius Med. D. & Prof. Ordin.