Transkription

Frauenzimmer Gesprechspiele, so bey Ehr- und Tugendliebenden Gesellschaften ... beliebet und geübet werden mögen : Samt Beylage XII Andachtsgemählen – Der Gesprächspiele ... Theil
Harsdoerffer, Georg Philipp
[Inhaltsverzeichnis]
[ID00001]
|| [ID00002]
|| [ID00003]
|| [ID00004]
|| [ID00005]

GESPREC HSPIELE Sechſter Thel; in welchem Vielerley ſeltene Fragen/ Gedichte/ und Geſchichte/ zu nutzlicher Beluſtigung allen Tugend=und Sprachliebenden Geſellſchaften/ behandelt werden: Samt Beylage XII. Andachtsgemaͤhlen. Durch Einen Mitgenoſſen der hochloͤblichen FRVCHTBRINGENDEN GESELLSCHAFT. Nuͤrnberg/ Gedrukkt und verlegt bey Wolfgang Endtern. Im Jahre 1646.
[arrow up]

|| [ID00006]
|| [ID00007]
|| [ID00008]
|| [ID00009]
Der Buchbinder muß dieſes Blat auf die Tertiam gleiſtern/ alſo daß Bild auf Bild gleich eintreffe.
|| [ID00010]
|| [ID00011]
|| [ID00012]
|| [ID00013]
|| [ID00014]
|| [ID00015]

Durchleuchtiger/ und Hochgeborner Hertzog/ Gnaͤdiger Fürſt und Herr.
[arrow up]

UNter allen Mitteln/ welche uns zu der Tugend gelangen machen/ ſind ſonderlich dieſe beede: Die Lehre/ beſtehend in ſchriftlicher/ oder muͤndlicher Vnterrichtung/ und dann das Exempel/ oder Beyſpiel/ welches wir von anderer ruͤhm= lichen Verfahren abſehen/ und ſelben den Fuß wolbedachtſam nach= ſetzen.
|| [ID00016]
Von dieſen beeden fragt ſich nun: Ob die Lehre/ oder das Ex= empel maͤchtiger ſey/ die Tugend zu fordern/ und auszuwirken?(Die Lehre oh= ne Erfahrung iſt lahm: die Erfahrung ohne Lehre iſt blind. ☞ den An= fangs Buch= ???aben.) Die Lehre iſt eine unfehlbare Wahrheit/ von vielen Exempeln hergenommen/ welche unſern Verſtand erleuchtet/ daß er beurtheilen kan/ mit was Endurſachen/ Vmſtaͤnden/ und Vermitlunge ̅ dieſes o= der jenes ſich begeben; da hingegen das Exempel nur ein Theil ſolcher Lehre ſcheinet/ welcher die beharrliche/ doch unvollkommene Erfahr= enheit beypflichtet.Das Exempel hingegen belanget nicht allein den Verſtand/ ſon= dern zugleich auch den Willen. Der Wahn iſt die Lehre/ welcher von den vorweſenden Exempeln entſtehet/ und unſer Thun zu loͤblich= en Tugenden oder ſchaͤndlichen Laſtern richtet. Die Lehre iſt ohn= maͤchtig uns zu dieſen oder jenen zu vermoͤgen/ wann nicht das Exem [ID00017] pel ſolche Lehre beglaubet/ und derſelben Beyfall erlanget. Socrates wuſte wol die Lehre: Daß man ſich den Zorn nicht ſol uͤbergehen laſſen; hat benebens ſolchem aber gerahten/ es ſol der/ ſo ſich ergrim= met/ ſein Angeſicht in dem Spiegel betrachten/ weil nemlich ſolche verſtellte Bildniß weit beweglicher/ als alle Lehren ſeyn wuͤrden. Alſo moͤchte man ſagen/ hat des Satans Suͤndenlehre/ den Adam nicht verfuͤhren koͤnnen/ ſondern das Exempel der Eva/ und unſer HErr Chriſtus hat mehr mit ſeinen Exempeln/ Gleichniſſen/ oder Beyſpie= len/ als anderer geſtalt gelehret/ und geprediget.Wie nun das Geſicht und das Gehoͤr einen Vnterſchied zwiſchen den Farben/ und den Stimmen zu machen weiß/ ohne vorhergehen= den Vnterricht/ alſo iſt des Menſchen Verſtand von der Natur mit etlichen allgemeinen Lehrſaͤtzen dergeſtalt begruͤndet/ daß darauf die [ID00018] kuͤnſtrichtige Vnterweiſung feſt geſetzet/ und durch die Exempel hochaufgefuͤhret werden moͤgen: Dergeſtalt/ daß die Lehre/ ohne das wuͤrkliche Exempel zu ſchwach/ das Exempel/ ohne die Lehre/ zu un= bedachtſam ſcheinet. Daher die verſtaͤndigen Heyden der Goͤttin des Verſtandes Palladi/ den Kriegs=Gott Mars/ an die Seiten ge= ſetzet/ und dardurch daß Raht/ und That mit einander verbunde ̅ ſeyn ſolle/ bedeuten wollen.Wann man aber auf die Frage richtige Antwort geben ſolte/ wel= ches nemlich unter oft beſagten beeden/ dem andern uͤberlegen ſeye? So muß man unterſcheiden die Perſonen/ welche ſolche Tugendmit= tel leiten ſollen. Ein Verſtaͤndiger/ wird der guten Lehre/ oder dem guten Raht folgen/ weil er derſelben Vrſachen ſattſam betrach= tet/ verſtehet/ und richtig befindet: Ein Vnverſtaͤndiger aber/ wird [ID00019] ſich durch das boͤſe Exempel/ zu welches Nachahmung er von Natur geneigt iſt/ ohne ferneres Beſinnen/ bewegen/ und verleiten laſſen.In Betrachtung ſolches ſind in dieſem Werklein/ nicht nur et= liche Lehren/ in ſeltenen Fragen/ ſondern auch mancherley derſelben Exempel/ benebens allerhand Aufgaben/ aus der Naturkuͤndigung/ Spielweils behandelt worden: deß ungezweiffelten Verſehens/ es werde ſolche geringe/ doch wolgemeinte/ und aus fremden Sprachen leichtvernemlich uͤberbrachte Arbeit/ allen Tugend=und Sprachlie= benden zu dienlichem Wolgefallen gereichen.Gleichwie vor Alters der Sturmzeug weit anderſt als heut zu Tage beſchaffen geweſen/ und doch eben ſolche Wuͤrkung gehabt/ (als die Schleuder und die Feldſchlaͤnglein/ der Werffzeug und die [ID00020] Moͤrſner/ die Boͤkke und die groben Stuͤkke) ſolcher maſſen verblei= bet die Wiſſenſchaft/ und Tugend/ in ihren viel wuͤrkenden Wuͤr= den/ ob ſie gleich auf eine leichtere/ und viel angenemere Weiſe ange= gangen und beygebracht worden.Demnach aber E. Fuͤrſtl. Durchl. die vorhergehende V. Theile der Geſpraͤchſpiele zu durchleſen/ und wegen der fol= genden (wie ich glaubwuͤrdig berichtet worden) nachzufrage ̅ gnaͤdigſt geruhet/ hab ich mich erkuͤhnet/ deroſelben/ als ei= nem lebendige ̅ Exempel aller Hochfuͤrſtlichen Tugende ̅ / dieſen ſechſten Theil der Geſpraͤchſpiele/ in Vnterthaͤnigkeit zu zueignen. In fernerer Betrachtung/ daß E. Fr. Durchl. von denen aͤlteſten Vrhebern der hochloͤblichen Fruchtbrin [ID00021] genden Geſellſchaft iſt/ und die Majeſtaͤtiſche Teutſche Sprache/ mit unſterblichem Nachruhm/ jederzeit eiferigſt be= foͤrdert/ zu derſelben Hochbringung/ Fortſetzung/ und Aus= uͤbung/ alle gehoͤrige Mittel geleiſtet/ und ſeiner Fuͤrſtlichen jungen Herrſchaft/ auf ſolchem Kunſt= und Tugendwege/ ſo wol/ als in allen Ritterlichen Vbungen/ mit eignem Ex= empel/ beſagter maſſen noch loͤblichſt vorleuchten.Aus ſo triefenden Vrſachen belieben E. Fr. Durchl. dieſes Vnternemen/ mit gnaͤdigem Wolgefallen/ und verlei= hen dieſem Werklein ſeinen Hoch fuͤrſtl. Namen/ als welcher bey Angehung deſſelben/ allein genugſam iſt/ des Leſers Ge [ID00022] wogenheit bey dem erſten Antritt zu erhalten: Waruͤm Eu. Fr. Durchl. ich hiemit unterthaͤnigſtem Vertrauen bittlich erſuche/ und dieſelbe/ ſamt dem alt Fuͤrſtlichen Sachſen Hau= ſe des Allmaͤchtigen Gnadenſchutz/ und Vaͤterlicher Obhalt gebuͤhrlichſter maſſen empfehle.E. Fuͤrſtl. Durchl.Nuͤrnberg den 26 Heumo= monats 1646.Unterthaͤnigſter Diener G. P. H. in der Hochloͤblichen Fruchtbring. Geſellſchaft benamt Der Spielende.
|| [ID00023]

Lobgedichte.
[arrow up]


IN dieſem ſechſten Theil hat weiter fortgeſpielt
Geſpraͤchſpiel aus der Kunſt/ der SPIELEND’ angetrieben
Von ſeinem hohen Geiſt: Er iſt auch nicht geblieben’
Bey ſchlechten Fragen nur/ womit man ſonſten fuͤlt
Mit ſchreiben das Pappier: Das nicht viel Nutzen bringet:
Viel gutes habt ihr hier durch Antwort wol bedacht/
Woraus erſcheinet uns; dann ſeiner Feder Macht/
Die eins Theils weislich redt/ zum Theile lieblich ſinget.
Zu ſtellen manchmals fuͤr viel Umſchweiff/ iſt nicht not
In kuͤrtze liegt der Kern/ darin man balde ſihet/
Wie ein Geiſtreicher Sinn mit Willen iſt bemuͤhet
Zu dienen jederman/ und GOTT bis in den Tod.
|| [ID00024]

??? I. ???
[arrow up]


Aus Buͤchern weiſer Leut/ die fremde Sprachen uͤben/
Zeucht man den beſten Saft/ und ſtellet ihm das fuͤr/
Wormit zur Wiſſenſchaft geoͤfnet wird die Thuͤr
Und wir die freyen Kuͤnſt’ in allem ſollen liehen.
Ja ſie in unſrer Sprach auch nuͤtzlich wenden an/
Auf deren Eigenſchaft gar lieblich ſeyn geflieſſen/
Weil in der Klarheit nur beſteht das rechte Wiſſen/
Was ungezwungen geht iſt wol und recht gethan.
Es mus auch jede Sach erſt reiflich ſeyn erwogen/
Die man bringt auf die Buͤhn/ auf daß ſie halt die Prob/
Und deſto groͤſſer ſey auch des Verfaſſers Lob/
Das aus der Weisheit Grund er alles recht geſogen.
|| [ID00025]

Wir muͤſſen alle ſtets fort lernen in der Welt/
Und zur Volkommenheit hin unſre Sinne richten/
Dahin ſol ſeyn gewand all unſer Thun und Dichten:
In dieſer Schwachheit Joch/ oft mancher Groſſer fehlt.
Der SPIELEND dieſes wol/ als es gemeint/ vermerk’/
Und fahr im Schreiben fort/ die Sprache recht ausuͤbe
Nach ihrer Eigenſchaft: Des Vaterlandes Liebe
Erfordert ſolches Werk/ die ihn grosmuͤtig ſterk!Coͤthen/ den 5. Heumonats 1646.Von deme nach der Eintrettung noch lebenden Aelteſten der Fruchtbringenden Geſellſchaft. Dem Nehrenden.
|| [ID00026]

??? II. ???
[arrow up]


SPielen pfleget zu behagen/
Wann man ſich nur regen kan/
Wann man kan die Puppen tragen/
Geht das erſte Spielen an/
Spielen iſt der Jugend Freude/
Dann ſie weiß von keinem Leide.
kommen ſie dann zu den Jahren/
So dem Ernſte ſind beſtimmt/
Wird man dannoch auch erfahren/
Daß das Spielen nicht abnimmt/
Es betreugt mit ſeiner Wahre/
Auch nochwol die graue Haare.
|| [ID00027]

Einer ſpielt uͤm Wamms und Kragen/
Um das Geld/ doch mit Verdruß/
Einer uͤm die Pferd und Wagen/
Einer uͦm der Liebſten Kuß/
Dieſer ſpielet uͦm die Ehre/
Und ein andrer mit der Wehre.
Dieſer ſpielet uͤm das Sauffen/
Jener ſpielet uͤm den Bart/
Einer ſpielet uͤm das Rauffen/
Dem gefaͤlt die ander Art:
Spiele/ ſo die Menſchen treiben/
Sind nicht alle zu beſchreiben.
|| [ID00028]

Aber weg mit ſolchen Spielen/
So uns keinen Nutzen bringt:
Beſſer wiſſet ihr zu zielen/
Wann ihr mit den Spielen dringt
Nur auf ſolche ſchoͤne Sachen/
Die uns allzeit beſſer machen.
Was die freyen Kuͤnſte geben/
Was beſteht in Wiſſenſchaft
Bey des Menſchen Thun und Leben/
in der wehrten Tugend Kraft/
Solches zeiget ihr im Spielen
Mit gelehrten Federkielen.
|| [ID00029]

Was ein ander Arbeit nennet/
Was er haſſet/ als zu viel/
Wird von Euch nicht ſo erkennet/
Dann es iſt euch nur ein Spiel,
Spielend helfft Ihr aus dem Grunde.
Dem geſchwaͤchten Teutſchen Munde.
Dieſes iſt kein Tod zu achten/
Wann man ſtirbet fuͤr das Land:
So/ wann eure Sinne trachten
Nach der Sprache beſten Stand/
Und ihr Muͤhe muͤſſet fuͤhlen/
Iſts/ aus Treue/ nur ein Spielen.Dem Spielenden zu ſonde???bar???n EhrenGefertiget zu Oſnabruͤgge am 6 Tage des Heumonats 1646.Von dem Mindernden.
|| [ID00030]

??? III. ???
[arrow up]


GOtt ſelber in ſich ſelbſt ohn End’ und ohne Zielen
Erweiſt die Majeſtaͤt mit Liebes=Luſt und Spielen/
Durch ſein ſelbſt Ebenbild/ und deſſen Eigenthum
Daran er Freude hat und ſeinen groͤſten Ruhm.
Auch ſein Geſchoͤpfe ſpielt in allen Wunderdingen:
Und wer es recht bedenkt/ kan faſt nichts anders bringen/
zu einem Urſachgrund/ waruͦm der Himmel ſey
Der Erden wehrte Luſt/ und jenes Archeley.
Wil man die gantze Welt und derer Wunder=Auen/
da ſpielet die Natur/ in Ihr/ vor ſich beſchauen?
So ſpielet Waſſer/ Lufft/ wann ſichs in ſich verpart/
Ja Bonen ſpielen auch in Farben mancher Art.
Die Welt die kleine Welt/ in mancherley Geſtalten
ohn Unterlaß auch ſpielt: Durch ſpielen wird erhalten.
Ihr Spiel zu Freudenszeit verrichtet und veruͦbt:
Mit Krieges=Waffen oft zu ſpielen Ihr beliebt.
|| [ID00031]

Die Mutterſprache ſelbſt/ die rauch und Hars geweſen
???er Doͤrfer Plaudern gleich/ weil wenig ward geleſen/
von ihrer Richtigkeit/ und derer eignen Zier:
jetzt alſo zierlich ſpielt/ daß ſie geht andern fuͦr.
Dies hat der Fuͤrſten Geiſt der Edlen Teutſchen Helden
Zu ſolcher Frucht gebracht: Der Tadler kan nicht melden/
daß uͤbel werd geſpielt/ und was der Spielend ſingt
der Edle Harſdoͤrfer/ das gleich dem Orpheus klingt.
Druͦm weg Amphions Harff??? und weg Arions Geigen!
Jopas Lauten weg! ihr muͤſſet alle ſchweigen!
die Sing Goͤttinnin ſelbſt/ und ob ihr noch ſo viel/
ergeiſtern freudig ſich im Teutſchen Orpheus Spiel.
Halle den 20. May 1646. Zu ſchuldiger Ehrbezeugung ge= ſetzt durch den
Ordnenden.
|| [ID00032]

??? IV. ???
[arrow up]

Kling=Rede An das Teutſche Reich/ Zu dem ſechſten Theil der hochruͤhmlichen und ſehr anmutigen Geſpraͤch= Spiele.
[arrow up]


Richt jetzt du Teutſches Reich/ du Furſtinn unter vielen/
Du Koͤniginn der Welt Richt jetzt/ ob dieſer Mann
Nicht hohen Ehren=Preiß mit hoͤchſtem Recht gewann/
In dem er kont allein ſo ſuͤß und lieblich Spielen?
Die Buͤcher/ welch’ er uns geſchrieben/ die gefielen
Den Goͤttern dieſer Welt vom allererſten an/
Ein jeder k???uger Geiſt der ſprach: Seht dieſer kan
Durch Spielen Wundervoll zum Zwekk der Weiſheit zielen.
|| [ID00033]

O Teutſchland/ dieſen Rhum hat jetzt davongebracht
Dein wolgerahtner Sohn/ der ſich ſo großgemacht
Durch ſeinen Fleiß und Kunſt/ daß ihn die Welt muß preiſen/
Es ſchweiget der Franzoſ/ es ſchaͤmet ſich auch ſchier
Der Welſch’/ in dem jetzt lebt des Teutſchen Adels Zier/
Was wird man ihm vor Dank/ O Teutſches Reich/ erweiſen?
Dieſes uͤberſendet dem hochwehrten und uͤm die
gelehrte Welt trefflich verdienten Herrn Spie=
lenden von Wedel auf Holſtein am 16. Tage
des Heumonats des 1646. Jahres.Johann. Riſt/ der Gemeine Gottes daſelbſt verordneter Prediger und vom Kaͤiſer= lichen Hofe aus gekroͤhneter Poet.
|| [ID00034]

??? V. ???
[arrow up]


IHr Klugen/ nun verſucht/ was ſonders auszuſinnen.
Fangt alleroberſt an/ wo jene Liechter brinnen/
Mit welcher Phoͤbe ſelbs den blauen Luſtſaal ziehrt:
Durchfliht der Juno Reich: ſchaut/ was Neptun einfuͤhrt:
Forſcht alles fleiſſig auß/ was in dem reichen Gaͤren
Der groſſen Mutter ſtekkt: Laſſt euch die Meiſter laͤhren/
Die aus Chaldaͤen her und aus Egyptenſeyn:
Bringt Tugend auf die Bahn: Fuͤhrt Geiſt=und Weltlichs ein/
Es wird faſt nichts darinn ohn harte Muͤh geſchehen.
Nun aber/ wer ſich will zu dem von Harsdorfnaͤhen/
Der kommt durch leuchtenweg Luſt= nuzlich zu dem Ziel:
Dann er laͤhrt alles diß durch lauter ſuͤſſe Spiel.Iſaias Rumpler von Loͤwenhalt.
|| [ID00035]

??? VI. ???
[arrow up]

Traumgedicht/ zu Dem VI. Theil der Geſpraͤchſpiele.
[arrow up]


DEr Traumgott ſchwebte noch/ mit traurige ̅ Schatt= en verhuͦllet/
ob dieſer Schlaͤfer Welt: es hatten die Sterne geſtillet
das fruͤe Vogellied. Der Sonne goldglaͤntzender Wagen/
war noch im tiefen Meer/ entfernet von heiteren Tagen/Als die ſanffte Ruhe meinen Gedanken einen ſonderliche ̅ Traum mit gar natuͤrlichen Farben/ dergeſtalt vormahlete.Ich ſahe vier Nymphen: die Erſte mit ſchwartzbraune ̅ lieblichen/ und herrlichen Angeſicht/ war bekleidet mit einem ſpaniſchleibfarben [ID00036] Fluͤgelrokk/ und als mich beduͤnkte/ waren in denſelben Loͤwen gewuͤr= ket: In der Hand hatte ſie eine eiſerne Spitzen/ mit zweyen Wider= haken/ einem Angel nicht ungleich/ den ſie nach allem Anſehen/ auf dem neben ihr ſtehenden Amboß/ geſchmidet hatte.Die Zweyte war nicht minderer Schoͤnheit/ hatte eine weiſſe Be= kleidung/ und in derſelben zwey kreutzweis gelegte guldne Schluͤſſel bezeichnet. Dieſe nahm beſagte eiſerne Spitzen/ und ſchaͤrffte ſelbe nochmehr auf einem neben ihr waltzenden Wetzſtein.Die Dritte hatte ein gar holdſeliges Angeſicht/ angethan mit einem blauen Gewand/ mit weiſſen Lilien unterwuͤrket: Dieſe truge in der Hand einen Stab von fremdem Holtz/ und hatte derſelben noch mehr bey ſich lehnend.
|| [ID00037]
Die Vierte war von Majeſtaͤtiſchen Anſehen/ bekleidet mit ei= nem guldnen Stukk/ in welchem etliche ſchwartze Adler zu bemerken/ wie dann auch ein Adler neben ihr zu ſehen war/ dem ſie zwo kleine Fluͤgel=Federn ausgeriſſen/ und an den Stab oder Schafft zu machen begunte.Zwiſchen dieſen vier Nymphen befande ſich der SPIELEN= DE ſitzend/ welcher ſowol das gedachte Eiſen/ als den befederten Stab/ von den Nympfen/ mit hoͤflichen und dankbaren Geberden empfahen/ und daraus gemachet einen Wurffpfeil/ daß ich mit Ver= wunderung erlernet/ wie die beeden zu der Rechten die Spitzen/ die andern zur Linken den Schafft darzu gegeben.Indem mich nun bedunkte/ ermeldter SPIELENDE wolte ſein ſeltenes Waffen an mir probieren/ und auf mich zuwerffen/ bin [ID00038] ich in ſolcher Furcht erſchrokken/ und von dem Schlaff haſtig aufge= fahren.Was geſchicht? in dem ich gehabten Traum betrachte/ wird mir von ihm ein freundliches Brieflein eingehaͤndigt/ betreffend den In= halt ſeiner Geſpraͤchſpiele/ welche er aus Spaniſcher/ Italiaͤniſcher/ Frantzoͤſiſcher Sprache in die Teutſche zuſammengetragen: Dar= aus ich dann leichtlich die Deutung meines Traums bemerken muſte/ und ſetzet mir ſelbſten dieſe vier Reimzeile/ zum Angedenken ſolcher Begebenheit:
Was die ERSTE hat gebracht.
Hat die ZWEYTE hellpalliret:
Was die DRRITTE wolbedacht/
Hat die VIERTE hoch gefuͦhret.
|| [ID00039]
|| [ID00040]
Gewiſſlich die ſcharffſinnige Gedanken und pfeilgeſchwind??? Fertigkeit des Spielenden Verſtands koͤnnen durch nichts fuͤgliche??? (javolet.) gebildet werden/ als mit beſchriebenem Wurffpfeil: Hat ihm di??? Spaniſche Sprache die Erfindung gegebe ̅ / ſo wird ſolche durch die J= taliaͤniſche gleichſam ausgearbeitet: Durch die Frantzoͤſiſche befoͤr= dert/ und durch die Teutſche zu Werk gebracht. Ich bilde mir die Sache alſo vor:
In dem weiten Sprachgefild/
Hat die Kunſt/ mit Muͤh und Fleiß/
Aufgeſtekket einen Schild/
Und die Ehr zu ſolches Preiß
Hohen Purpur ausgehenget.
Das Geruͤcht hat ausgeſprengt:
|| [ID00041]

Wie die Ehrengab allein/
ſolte dem ſo bald gedeyen/
der wuͤrd’ am Gelehrten Reyen/
bey dem Ziel der Erſte ſeyn.
STREPHON/ war die Sach ein Spiel:
Mancher lauft’ in groſſer Eil/
Er wuͦrfft mit dem Sprachen Pfeil/
ſonder Muͦhe/ zu dem Ziel.
Alſo ſol er mit Behagen/
Von der Ehr den Purpur tragen.
Leiptzig den 18 Brach= monats 1646. Seinem ho???chwehrten Herren ſendet dieſes aus Schuldigkeit
Enoch Hanmann.
|| [ID00042]

??? VII. ???
[arrow up]

Folgen Etliche Hirtengedichte.
[arrow up]


EEs hat der Vater Herbſt die Felder und Akker entkleidet/
und mit dem affter Gras die wolligten Herden geweidet.
Der Schnitter hatte ſchon die Scheuren mit Fruͤchten gefuͤllt/
des Wintzers matten Durſt der froͤliche Reben geſtillt.Als Montano ſich aller Sorgen entſchlagen/ ſeiner von der H???tz ermatteten Laͤmmerzucht frey gelaſſen/ hin und wieder den Schatten zu ſuchen/ nach dem er ſie an dem gelbſandichten Peg= nitzſtrom/ auf die vorhin bekante Wieſen zur Weide angefuͤ hr???t. Montano in ſolcher Zeit auch unter der belaubten Erlen Schutze am kuͤhlen Waſſer ſeine Ergetzlichkeit ſuchend/ ſchniede vonei= ner grünen Weiden einen Zweig/ ſtreiffete deſſen olivienfa???be [ID00043] Blaͤtlein ab/ bande einen Faden mit einem kleinen Fiſchangel daran/ an welchem ein ſchlankes Erdwuͤrmlein gehangen/ uͤm mit Unſchuld die Unſchuld zu berukken/ und alſo fuͤr ſich etwan eine Nachtmalzeit abzufangen. Was geſchicht? als er ſich kaum nidergebukket/ und jetz und den Angel einwerffen wollen/ hoͤret er in dem nechſten Geſtaͤudicht am Geſtat was rauſchen und klin= gen/ nicht anderſt vermeinend/ als daß etwan einer Schaͤfeꝛin ein junges Laͤmmlein/ die gemeiniglich mit einem Schellenbaͤndlein bemerket/ entloffen und verirret were/ demnach hat er ſich dort= hin begeben/ uͤm daſſelbe wiederuͤm auf den Weg zu leiten/ und von fernerer Gefahr zu retten.Als er aber was naͤhers dahin gelanget/ wurde er ſechs kleiner uͤber aus ſchoͤner nakkenden Knaben anſichtig/ daß auch Adonis nicht haͤtte ſchoͤner ſeyn koͤn ̅ en/ die zwar mit ſilberglaͤntzende ̅ Fluͦ= gelein begabet/ uͦm das eine Bein ein guldenes Band mit ſilber= nen Schellen hatten/ und in Haͤnden unterſchiedliche Spiel=Ge [ID00044] zeuge trugen. Er hielte ſich deswegen noch was innen und ſtill/ uͤm zu vernemen/ was doch dieſe Abentheur ſeyn oder bedeuten moͤchte. Wie er noch alſo im Verborgen lage/ ſihe/ da hube ̅ beſag= te Knaben/ oder vielmehr Liebs=Goͤtterlein/ an/ allerley Kurtz= weil zu treiben/ und unter andern auch ſich im Dantzen zu uͤben??? dann ſie nicht allein ſich ihrer Haͤnde bedienet/ in Beruͦhrung der Pfeifen/ Truͤm ̅ elein und des Cymbelwerks/ ſondern auch im Hup= fen und Springen ſich ihrer Fuͦſſe mit Erſchuͦttlung der klingen= den Schelle ̅ ſehr kuͤnſtlich gebrauchet/ indem jedes Par der Kna= ben/ Italiaͤniſcher Art nach/ zu Endung eines Reyens/ mit Ver= wechſlung ihrer Geberden ein Buchſtaab vorgeſtellet/ unter welchen dieſe drey vornemlich zu merken geweſen/ als G. P. H. In Beobachtung deſſen Montano ihm nun leichlich einbilde ̅ moͤ= gen/ dieſe gefluͤgelte Knaͤblein ſeine ̅ vielgeliebten Strephon zu Eh= ren an dieſem Tag etwan eine ſonderliche Feyre haͤtten/ und alſo [ID00045] ſpielender Weiſe deſſelbe ̅ Namensgedaͤchtniß begienge ̅ : welches dan ̅ auch des Montano Mutmaſſung uͦm deſto mehrers geſtaͤrket/ indem er hoͤrete die beſagte ihre zarte Zuͤnglein erheben/ und in heller anmuthiger Stimme folgendes Liedlein erhallen.

1. Strephon erfreut/
[arrow up]


Laſſet uns ſingen und ſpringen auf heut:
Alles/ was nutzlich und lieblich behaget/
Solchem man billich was loͤblich nachſaget.

2. Strephon erfreut/
[arrow up]


Spielend er ringet/ bezwinget die Zeit/
Deine Geſpraͤche verneuen die Hertzen/
Nuͤtzlich/ und luſtig/ mit jederman ſchertzen.

3. Strephon erfreut/
[arrow up]


Neiden und Leiden hier keinem gedeyt.
Strephons Gedichte ſich meiſterlich fuͤgen/
Seine Kunſt ſpielet mit aller Vergnuͤgen.
|| [ID00046]
Unter waͤrendem Geſange und Dantze hatte etwan den Montano eine Weſpe geſtochen/ vielleicht ihn dieſes ſchoͤne Schauſpiel mißgoͤnnend/ worab er entruͤſtet/ ſich gegen ihr raͤchen wolle ̅ / und alſo unbedachtſamer weiſe ein Geraͤuſche erregt/ weßwegen ob= gedachte Knaben aufgeſcheucht/ ſich augenbliklich verlore ̅ / und den aufloſeten Schaͤfer in ſeine ̅ Unmut hinterlaſſen haben. Wel= cher ſich hieruͤber ſehr betruͤbet/ doch deſſen ſich getroͤſtet/ daß er mit eheſten/ was er von ſolcher Begebenheit zu Gedaͤchtniß ge= faſſet/ zu Verhuͤtung nachtheiliger Vergeſſenheit/ aufzeichnen wolte/ aller geſtalt/ wie ers geſehen und gehoͤret.Aus der Urſache hat Montano ſich wiederuͦm an ſeine ̅ vorige ̅ Ort begeben/ unter die Erlen ſich niedergeſetzet/ und mit einem Bley= griffel dieſe Geſchicht folgender Maſſen in einem dreyſtaͤndigen Sinnbild abgebildet/ nebenſt dieſer Uberſchrift und nachgeſetzte ̅ Reimen/ doch daß die erſten Buchſtabe ̅ der Uberſchrift zugleich auch den Buchſtaben abbildten/ den ein jedes par Knaben vorge= ſtellet hatte.
|| [ID00047]
Loͤbliche Sinne mit Luſten ſich mengen/ Freye Gedanken ſich artig einzwaͤngen/ Spielender weiſe was ſchoͤnes ent= Nutzen erringt. ???(ſpringt/ Denen Gedanken was wirklichs an= hengen/ ???(???engen/ helſet die Klagheit mit Klugheit ver= wirklich werſeine Gedanken anbringt/ reinlich erklingt. Alles zu rechter Zeit ſpielend zu mengen Sothane Freude behaͤglich ausſpren= gen/ Kommet/ in deme der Spielende ſingt/ Klinget und ringt.
|| [ID00048]
Auf die Weſpe aber/ ſich ob zerſtoͤrter Wolluſt zu raͤchen/ thaͤ= te er folgende Zeilen zu Papier ſetzen:
Wie der Weſpenfaule Brut Hoͤnig ſtilt/ und keines macht:
Gleicher Weiß die Dunkelwitz ſonders Wiſſen hoͤnt/ und lacht.
Weſpenſtich gar leicht verſchwindet/
Kluͤgling nichts zu hafften findet.Welches alles nun mit fernerem Wunſch aller beharrlichen Gluͤkkſeligkeit/ bey Eroͤffnung des ſechſten Theils der Geſpraͤch= ſpiele zu ſchuldigſten Ehren hat einhaͤndigen wollen/dem Spielenden Strephon/Sein Dienſtgefliſſener WeidgenoßMontano.
|| [ID00049]

??? VIII. ???
[arrow up]

Des Spielenden Lorbeerblat.
[arrow up]


Es brennt der Sonnen Hitz die muͤden verfalbenden Matten/
Die Weid iſt ohne Weid/ es aͤchtzet und lechzet das Vieh/
Der Schnitter raſtet nun in laulicht uͤmhuͤllenden Schatten/
Das Waſſer/ ſo ihn labt/ iſt waͤrmer als ſuͤdende Bruͤh/
Die ſonſt das Feuer kocht. — — — — — — —Daß alſo die Schaͤfer und Hirten Vrſach haben ihre Her= den entweder bey den Waltqwellen für dem Sonnenbrand zu ſchützen/ oder in den Hütten und Staͤllen zu behalten.
|| [ID00050]
In dem bey geſagter Hitz Helianthus ſich aufgemacht eine??? Hirten zu beſuchen/ welcher ob ſo beharrlicher Waͤrme an einem hitzigen Fieber erkranket/ ſihet er von ferne die ſchoͤne Nymphe??? (Die Eichen ſind bey den alten Teutſche ̅ den Weiſſa= genden gehei= liget geweſen. Cic. l. 1. de Divinat. Cę ſar l. 6. de bello Galli- co.) RORIS/ ſich gantz ungeberdig ſtellend/ und nechſt dem Peg= nitzfluß unter einer Eichen ſitze ̅ / mit ſeltzamen Geberden/ und etliche??? Lorbeerblaͤtter mit einem Griffel bezeichnen/ ſelbe in die Luft auf= werffend/ welche ſie dann hin und hergeführet/ und derſelben ei= nes/ bis unferne zu Helianthus Füſſen getragen.Ob er ſich nun geſcheuet/ der Nymphe zu naͤhen/ hat er doch kein Bedenken getragen/ das Blat aufzuheben/ und folgendes Inhalts abzuleſen:
|| [ID00051]

Strephon Spielend aus dem VI. Thon/ Hat verdient die Lorbeerkron/ als der Kunſt und Tugend Lohn: Sie gebuͤhrt der Muſen Sohn/ Strephon.
[arrow up]

|| [ID00052]
Helianthus hatte zwar von den Sibyllen ſagen hoͤren/ d??? ſie ihre Weiſſagungen auf Palm=und Lorbeerblaͤtter geſchriebe??? (Plin. l. 11. 13.) dergleichen aber noch nie von dieſer NORIS gehoͤrt oder ge??? hen: Ließ ihm alſo den Fund dienen/ den damit zu beſchenken/ ſo ſ??? cher würdig betrafe/ der Meinung/ daß ihm die Begebenh??? zu ſolchem Ende glükklichen erfolget.bezeugend daß dem Spielenden zu WillenverbleibeHelianthus.
|| [ID00053]

??? IX. ???
[arrow up]

Myrtillus. Amaryllis.
[arrow up]

Myrt.
[arrow up]


NUn ſinge/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge/
Ich lehre meinen Wald jetzund ein neues Lied/
Es thoͤnet heller/ auf mein wolgeſchnittnes Riet/
Ihr Hirten trettet her/ und hoͤret/ wie es klinge.

Amar.
[arrow up]


Nun ſpiele/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele/
Es zeucht ſich meine Leir gleich ſelber hoͤher auf/
Sie lautet ungeruͤhrt/ wann ich nicht ſchlage drauf/
Ihr Nymphen ſtimmet an zugleich mit meinem Kiele.

Myrt.
[arrow up]


Nun ſinge/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge/
Ihr meine Schaͤflein geht verirrt euch nicht zu weit/
Geht/ weidet/ wo ihr wollt/ und goͤnnet mir die Zeit/
Daß ich ohn Hinderniß mein Leid zu Ende bringe.
|| [ID00054]

Amar.
[arrow up]


Nun ſpiele/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele.
Ihr liebſten Laͤmmlein geht/ ſucht euch den ſchoͤnſten Klee/
Geht/ nehrt euch/ wie ihr koͤnnt/ doch ohne Furcht und Weh/
Biß ich mein Spiel gefuͤhrt zum mir gewuͤnſchtem Ziele.

Myrt.
[arrow up]


Nun ſpiele/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge/
Es freut ſich alle Welt und ſteht in ſatter Luſt/
Der frohe Himmel ſelbſt ſchenkt ein aus milder Bruſt
Den Segenſchwangern Tau/ der Mutter aller Dinge.

Amar.
[arrow up]


Nun ſinge/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele/
Es liebt ſich alle Welt und liegt in ſuͤſſer Brunſt/
Dit Sonne ſteht und lacht/ ſchikkt mit ſo reicher Gunſt
Ihr Feuer als wenn ſie Stuͤkkweiß herunterfiele.
|| [ID00055]

Myrt.
[arrow up]


Sie ſiht gerad uns an/ wer ſaget/ daß ſie ſpiele?
Im Walde brennt das Wild/ im Felde liebt das Vieh/
Der Vogel in der Luft buhlt frey uͤm ſeine Sie/
Druͤm ſpiele/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele.

Amar.
[arrow up]


Es ſcheint/ ob alles Ding in neuer Anmuht ringe/
die Blum’ hat ihre Zier/ der Baum hegt friſchen Saft/
Die Aeker ſtehn voll Frucht/ die Kraͤuter voller Kraft.
Druͤm ſinge/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge.

Myrt.
[arrow up]


Seht/ wie die Kirſche reifft auf ihrem ſchwanken Stiele/
Es ſteht Rubinen voll das kraͤuſlicht Erdbeerkraut/
Mein arme Myrtenfrucht uͤmhuͤllt die ſchwartze Haut/
Druͤm ſpiele/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele.
|| [ID00056]

Amar.
[arrow up]


Der Himbeerſtrauch iſt voll und nimmer ſo geringe/
Seht die Johannesbeer/ wie ſie ſo roht und hell/
Es faͤrbet ſich auch ſchon mein Obſt die Amarell.
Es ſinge/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge.

Myrt.
[arrow up]


Hoͤrt/ wie mein Bruͤnnlein rauſcht/ wie lauter und ſubtile
Faͤllt her ſein kuͤhler Qvell durch den belaubten Strauch/
Des freut ſich aller Wald/ und meine Schaͤflein auch/
Druͤm ſinge/ wer da kan/ wer je geſpielet/ ſpiele.

Amar.
[arrow up]


Mein Baͤchlein thuts ihm gleich/ es geht wie in der Schlinge/
Es ſaͤuſſelt durch den Kiß/ und liſpelt durch das Gras/
Es iſt der Laͤmmer Milch/ und mir ein Spiegelglas/
Druͤm ſpiele/ wer da kan/ wer je geſungen/ ſinge.
|| [ID00057]
|| [ID00058]

Myrt.
[arrow up]


Mein Bruͦnnlein ſpielet wol/ ſeht/ wie die Kugel ſchwebet
Auf ſeiner Flutenſtral/ die doch nicht fallen kan/
Es ſpiele/ wer da mag/ es ſpiel ein jederman/
Mein Bruͤnnlein ehrt und mehrt/ was waͤchſet und was lebet.

Amar.
[arrow up]


Es wird ſein Flutcryſtall/ all’ unſer Augen netzen/
Es ſinge/ wer da mag/ es ſing ein jederman/
Mein Amarellenbaum ſich billig freuen kan/
Die Myrt=und Maͤienblum’ ſich aus ihm wol ergetzen.

Myrt.
[arrow up]


Das Lebensliecht der Welt beſtralt mit hellem Glantze
Und mehret dieſe Zucht/ ohn ihn nicht wachſen kan/
Es ſpiele/ wer da mag/ es ſing ein jederman.
Die Bluͤmlein riechen wol und ſchikken ſich zum Krantze.
|| [ID00059]

Amar.
[arrow up]


Viel Baͤchlein naͤhren ſich aus dieſes Qvelles rinnen/
Auch mancher groſſer Fluß ſich draus erfriſchen kan/
Es ſinge/ wer nur mag/ es ſpiel ein jederman/
Ein Bruͤnnlein kan das Meer auch mit der Zeit gewinnen.

Myrt.
[arrow up]


Die Teutſche Lieblichkeit bringt den zu hohen Ehren/
Der ihre Spiele treibt/ wie unſer Strephon kan/
Es ſing ihm/ wer nur mag/ es ſpiel ihm jederman/
Er ſpielt und ſingt uns vor/ die Sprache zu vermehren.

Amar.
[arrow up]


Diß iſt der rechte Brunn/ aus dieſen reichen Qvellen
Die Kunſt und Tugend ſpringt/ ſo lehret dieſer Mann/
Ihm ſpiele/ wer nur mag/ ihm ſinge/ wer nur kan.
die Gunſt=Sonn’ hoher Herrn/ muſſ’ im ̅ ermehr erhellen.
|| [ID00060]

Myrt.
[arrow up]


Und ſelber GOTT durch ſie Was unſer Strephon treibet/
Durch alle Wiſſenſchaft ſich Spielweiß gieſſen kan.
Ihm ſpiele/ wer nur mag/ ihm ſing ein jederman/
So lange Waͤlder ſeyn/ ſo lang ſein Ruhm verbleibet.

Amar.
[arrow up]


Sein wolerfundnes Spiel uns zu den Brunnen weiſet.
Das Blumwerk aller Kunſt/ damit man prangen kan/
Ihm ſinge/ wer nur mag/ ihm ſpiel ein jederman/
So lange Blumen ſind/ wird Strephon auch gepreiſet.

Myrt.
[arrow up]

(Durch dieſe Fluͤſſe werden die Schaͤfer ſo daran wohne ̅ / mit ihren Schr???ften verſtanden.)
Die Pegnitz ſchoͤpffet viel durch ihn aus dieſen Brunnen.

Amar.
[arrow up]


Es mehrt draus Strom un ̅ Fluß die Donau und der Rhein/
Er qvillet ſtarkes Gangs bis in die Elb hinein.

Myrt.
[arrow up]


Es iſt auch was darvon durch meinen Wald gerunnen.
|| [ID00061]

Amar.
[arrow up]


Ihr Schaͤferinnen kommt/ ſitzt bey dem Brunnen nieder/
Und ſinget Strephon eins/ ihm ſinge wer nur kan.

Myrt.
[arrow up]


Ihm ſpiele/ wer nur mag ihm ſpiel ein jederman.
Ihr Schaͤfer geht und trinkt/ und ſingt beliebte Lieder.

Amar.
[arrow up]


Es iſt kein ſchlechtes Ding/ man ſihtſtets ſtaͤrker flieſſen
Die Baͤche reiner Sprach/ es ſchoͤpffet jederman/
Es ſinge/ wer nur mag/ es ſpiele/ wer nur kan/
Es werden ſich mit GOTT bald groͤſſre Stroͤm’ ergieſſen.(Beyſpiel auf eben ſelbiges Sinnbild von dem neuent= ſprangene ̅ Ge ſundbrunnen.)

Myrt.
[arrow up]


Das Brunnen=Wunderwerk/ das haͤuffig jetzt entſpringet/
durch unerforſchte Kraft/ noch niemand recht verſteht/
Wer weiß/ worauf wol diß und ſo viel anders geht.

Amar.
[arrow up]


Es kom ̅ t von Oben doch/ was aus den Gruͤnden dringet.
|| [ID00062]

Myrt.
[arrow up]


GOTT ſtaͤrket die Natur/ und wirket in der Erden.

Amar.
[arrow up]


Das Waſſer heilet jetzt/ was ſonſt kein Artzt nicht weiß.

Myrt.
[arrow up]


Die Sprache laͤutert ſich/ reicht zu des Hoͤchſten Preiß.

Amar.
[arrow up]


Es wird was groſſes noch aus unſerm Lande werden.

Myrt.
[arrow up]

(Hornhanſen.)
Ihr Hirten eilet/ kommt/ hoͤrt/ ſeht die groſſen Dinge/
Es iſt ein Dorf ohn’ Haus hier eine volle Welt/
Und mancher Schaͤfer hat allda jetzt ſein Gezelt/
Ich habes ſelbſt geſehn/ was ich hiervon Euch ſinge.
|| [ID00063]

Ein faſt gar oͤder Ort/ durch Brand und Krieg verheeret/
Iſt jetzt viel tauſend ſtark/ ein Berg/ den man kaum merkt/
Gibt ſolch’ Artzney heraus/ die alle Schwachen ſtaͤrkt/
Ein Waſſer ſchlecht vom Schmak’/ heilt alles/ was verſeeret.
Der Stumme hoͤrt und redt/ der Blinde kriegt Geſichte/
Der Taube ſein Gehoͤr/ der Lahme richtig geht/
Der ohne Witz vor war/ jetzt alles wol verſteht/
Ein jede Krankheit hat allhier ihr Schaltgerichte.
Das kan das Brunnenwerk/ worinn des Liechtes Sonne
der Hoͤchſte ſelber wirkt/ es heilt und ſtaͤrkt/ was lebt/
Und jener Kugel gleich zum Himmel auferhebt.(Im Sin ̅ bilde.)
Die Andacht=volle Brunſt/ der Frommen Luſt und Wonne.
Es ſchallt und wallet ſtets das Beten und das Singen
Dem groſſen GOTT ins Hertz/ der ſolche Wunder thut/
Fuͤr ihm iſt alles gleich/ es iſt ihm eben gut/
Was hier der Arme ſagt/ und was der Reiche bringet.
|| [ID00064]
(Der bekante Geſundbrun= nen wird nicht von ſoviel tau ſenden auß= geſchoͤpft/ und dan ̅ och quillt er auch nie uͤ= ber.)
Er hilfet ohne Huͤlf/ allein durch ſchlechte Mittel/
Der Brunn iſt unerſchoͤpfft und doch vertuhlich nicht/
Hier auf Geſundheit hin ein jeder Trunk geſchicht/
Der bald den Herren trifft/ bald den im groben Kittel.
Drauf hebt ein Loblied an/ aus vollem Hals und Hertzen/
Das durch den Himmel dringt/ hier iſt noch Recipe,
Noch doſis noch mixtur, wo dir es nur thut weh/
Da brauche/ wie du wilſt/ bald heilen ſie die Schmertzen.
GOtt du biſt Wunderbar. Am. Das zeigen ſolche Werke.
Kan diß das Waſſer thun? giebt eitler Sand den Saft?
Hat Glaube/ hat Gebet/ fuͤr Gott ſo hohe Kraft?
O Schoͤpffer dir ſey Preiß/ Ruhm/ Ehr/ Heil/ Macht und Staͤrke,
GOtt du biſt ewig GOtt/ ein Gut voll reicher Guͤter/
Du oͤffneſt Brunnen auf/ und macheſt uns geſund/
Du oͤffneſt Brunnen auf und lehreſt unſern Mund/
Das Waſſer labt den Leib/ die Sprache die Gemuͤter,
|| [ID00065]

GOtt du biſt wunderbar. Myrt. Und ewig ſo geweſen.
Dein reiner Brunn auch noch die Seelen traͤnken kan.
Den vor geoͤffnet hat der rein und Lautre Mann/
Erhalt uns HErr dein Wort/ ſo ſind wir wol geneſen.(Luther.)

Amar.
[arrow up]


GOtt du biſt ewig GOtt. Voll Herrlichkeit und Staͤrke/
Laß ſtets drey Brunnen ſeyn/ der Mund dir gebe Ruhm/
Der Leib ſey dir zu Dienſt/ die Seel dein Eigenthum/
Laß qvellen deine K???aft/ daß folgen dieſe Werke.In ſeiner einſamen Waldhuͤtten abgeſungen von Samuel Hunden aus Meiſſen.
|| [ID00066]

??? X. ???
[arrow up]

Die Ziegeuneriſche Kunſtgoͤttinnen/ oder Der freyen Kuͤnſte und Wiſſenſchaften Reiſefahrt aus eim Koͤnigreiche in das ander.
[arrow up]

(Der Herwage ̅ Vrſa Major.)
DEs Himmelswagenzeug/ ſo traͤg und ruͤkwarts laͤufft/
Reift/ hagelt/ ſchneiet/ eiſt/ der nim ̅ er Waſſer ſaufft/
Laͤſt keinmal Fruͤling ſeyn im Lande/ das von Norden
Annoch benamet iſt/ da vor gehoͤret worden(Spec. Philol. Germ. Diſq. IV.)
Mordwort und Barbarey: da wo von Teut geblitzt
Der Aſch/ des Noe Nef/ wo noch der Hekkel ſchwitzt/
In Eilandsoͤden Land/ wo nichts als Dornenhekken/
Zerhakken Hand und Fuß/ wo zoten Baͤren lekken/
Die nicht geſtalte Zucht/ wo gar zu kaltes Blut
In kalten Knochen ſtart/ wo keiner Kuͤnſte Gut
Bey Leuten ohne Kunſt/ das traͤge Baͤrgeſtirne/
Von neuen Zembla her/ erhaͤrtet das Gehirne.
|| [ID00067]

Das ſelber Hirrenloß/ wo Eicheln Brod/ Trank Flut/
Vier Gabeln Dach und Fach. Iſt nun das Land nicht gut/
Wie muß die Sprache ſeyn? Ein Donnerrollend Sagen/
Das harten Kieſelſtein zermalmend kan zerſchlagen/
Und meilendikkes Eiß/ ſo daß es wahr muß ſeyn/
Was Tacitus geſagt. Mein/ iſt es noch ſo? Nein.
Das Blathat ſich gewandt/ der Schauplatz iſt verdrehet/
Das Spiel iſt neu geſpielt/ der ſanffte Hundswind wehet/
Stat kalter Winterlufft/ der alten Almannsland
Iſt aller Kuͤnſte voll. Was Rom/ Athen geſand/
Spricht Teutſchland ſchoͤner aus/ wer ſagt/ daß wir geſtolen/
Der ſtielt der Teutſchen Lob/ Oſt=Weſtreich/ Holland/ Polen/
Beſiegt Athen und Rom/ und wann der muͤde Strei???
Die Waffen ſchlaffen legt/ ſo koͤmmt die guͦldne Zeit/
Dar auf man laͤngſt gehofft. Mein Teutſchland bleibet Meiſter/
Und nehret hier und dar viel hocherleuchte Geiſter.
|| [ID00068]
(Man leſe hie= von Ælium Lamprid. in Alexand. Se- ver. Flav. vo- piſc. in Nu- merian. Po ̅ p. Læt. in Dio- clet. Luc. l. 1. Suſen in Per ſten von der Lilien alſo be= namet.)
Was geiſtig/ lobet es. Ich kan der Druthen Kunſt/
Bin doch kein Druthe nicht/ Ich weiß/ wie Kunſt durch Gun???
Des Himmels eingekehrt. Erſt iſt die Kunſt geweſen
In Elams Liljenſtatt/ wo DANIEL geleſen/
Und Gottes Bund erklaͤrt: das/ was verborgen war/
Ans helle Liecht gebracht/ Meſſien Tag und Jahr/
Zur Salbung angelegt/ daß er nach Sechzig Wochen/
Und zwey werd nichts mehr ſeyn; biß Babel eingebrochen/
mit Babel Babylon. Da ward es ausgemacht/
Die Kuͤnſte giengen fort und gaben gute Nacht.(Die Athenie ̅ = ſer/ die ſich nenten - - , terrigenæ.)
Das dreygedritte Volk iſt hin zum Volke kommen/
Das von ſich ſelbſten lebt/ ſo willig aufgenommen/
Die juͤngſt vertriebene Schaar/ da ward erſt eingefuͤhrt:
Der runde Künſtekreiß/ geſchwommen und ſtudirt.
Minerven und Neptun/ Flachs/ Wein und Oel gepflantzet:
Bey Tage ward geſaͤt/ bey finſtrer Nacht gedantzet:
|| [ID00069]

Hierwar der Kuͤnſte Kunſt/ der Muſen Handelſtat/
Bis daß der Machomet ſie weggejaget hat
???n eine neue Welt. Sie namen Floͤten/ Leyren/
???s Zehrgeld auf den Weg. Gunſt laͤſt Kunſt nirgends feyren/
Traͤgt ſich leicht uͦber Feld Rom hat die Pilgerſchar
Mit Freuden eingeholt/ Ihr Tempel und Altar/
???on Marmor aufgefuͤhrt: Hier heiſt es Jungfer Sinnen/
???antz wankelmuͤtig ſeyn. Den klugen Pierinnen/
Wie hoch man ſie verehrt/ mißfaͤlt die Landesart/
Des Reiſens ſchon gewohnt/ nimt ſeine Reiſefahrt
???uffremde Straſſen zu. Sie bleiben nicht wie Nonnen
???n Kloͤſtern eingeſpert/ ſind ſchwartzbraun von der Sonnen/
Verkleidet und vermummt/ ſie ſegeln uͦber Meer/
Kein Menſch weiß/ wer ſie ſind/ und wo ſie kommen her.
???uͤngſthin war ich bedacht/ auf neugeſtimmter Geigen
??? ſingen etwas: Was? ich mein/ ich muſte ſchweigen/
|| [ID00070]

Die Stimme ward gehemmt/ die Hand die ſtund verkrum???
Die Seiten ſprangen ab/ die Cyther ſchwieg verſtummt/
Die Clio trat zu mir mit rabenſchwartzen Haaren/
Als wie Zigeuner gehn/ die Land und Statt durchfahren.
Ich wuſte warlich nicht/ daß ſich ein Jungfer Bild
In kohlpechſchwartzen Ruſt und Lumpen eingehuͤlt.(Alſo pflegt man die Zie= genneꝛ zu ſpot ten/ welche Egypter ſeyn ſollen. Vid. Schoͤnborn. Politic.)
Ich fragte/ hat es juͦngſt am Nilusſtromm geregnet?
Mein/ ſag mir/ hat mich Gott mit Gold und Geld geſegnet?
Sie nam die linke Hand/ und ſah bedachtſam an
Den Gluͦk=und Lebensſtrich/ ſo viel ich ſehen kan/
Sprach ſie: (Ich mein im Schertz/) wann du viel Jahr erlebeſt/
So wirſt du ſchwach und alt/ und wie mich deucht/ du ſchwebeſt
Im ſchlechten Wolergehn/ das trifft mir redlich ein/
Dacht ich bald bey mir ſelbſt/ die muß fuͤrwar nicht ſeyn
Von der Zigeuner Rott: Hoͤr/ Liebe/ laß dich nennen:
Schau her/ wie ſolt du Klaj nicht deine Clio kennen?
|| [ID00071]

Der Ruß war abgewiſcht/ der Augenliechter paar/
Gleichwie das Eyvolk ſtralt/ das Goldbemahlte Haar(Caſtor und Pollux.)
Spielt mit der Roſenlufft/ ſie pfeif eins auf der Floͤten/
???ls wie ſie ſonſt gewohnt. Wie darfſt du mich erroͤten/
Sprach ich/ O Saͤngerin/ verſtellen dein Geſicht/
Das doch die Welt beleucht/ gleichwie des Monden Liecht.
???ir muͦſſen/ fuhr ſie fort/ die gantze Welt durchſtreichen/
???us einem Koͤnigreich/ hie in das ander weichen/
Wie falſch Egyptervolk. Diß thut Calliope/
Thali’ und Erato/ wie auch Terpſichore
???u gut den Sterblichen: wann ſich kein Wind nichtreget/
Wird die Lufft angeſtekkt/ die See/ die ſich nicht weget/
Wird ſtinkend/ ſchwartz und faul/ wo wir nur tretten hin/
Da gehen Harffen auf/ wir zaͤhmen rauhen Sinn/
???um fromm=und froͤlich ſeyn/ wir ſcheuen keinen Regen/
Kein Land iſt uns zu kalt/ nichts iſt zu weit entlegen/
|| [ID00072]

Wir haben gantz uͤmſchifft die kugelrunde Welt/
Was Norden/ Sud/ Oſt/ Weſt/ See/ Land uͤmſchloſſen haͤlt???
Das Gluͤkk hilfft Kuͤhnen fort/ wir haben uns gewaget1
Zu den Bolangern hin/ von denen Maro ſaget:
Sie ſind nicht in der Welt. Die haben nun erlernt/
Daß Kuͦnſte kuͤnſtlich ſeyn/ und kuͤnſtlich ſeyn ſchoͤn fernt.
Die Wolge nam uns auf/ wir ſind mit auffgeſchwommen/
Beſungen den Hircan 2 / wir ſind in Rußland kommen/
Den groſſen Zaar gelehrt/ hernachmals Hiſpahan 3 /
Und den Sofi begruͤſt/ der Behlt * der nam uns an/
Nach unſrer Wiederkehr/ jetzt ehren wir die Elbe/
Und ihre Cimberſtatt/ das gruͤne Baumgewoͤlbe/
Den Wald von Hartz benamt/ die Donau/ Weixel/ Rhein/
Die Pegnitz/ Ocker/ Spreu/ den Necker/ Iſer/ Mayn/
Hier haben wir Gott Lob/ den langen Weg geletzet/
Um dieſer Fluͦſſe Strand/ zu ſuͤſſer Ruh geſetzet.
|| [ID00073]

??? XI ???
[arrow up]


Gehab dich wol. Wohin? Hoͤr Clio/ Klaj rufft/
Sie war ſchon wind geſchwind geſegelt durch die Lufft.
Seht/ Hochgeehrter Herr/ ſo ſind die Caſtalinnen
In Teutſchland angelaͤndt/ bevorans Neronszinnen/
Und ihn auch heimgeſucht/ wer ſiht Athen jetzt ſtehn?
Wer Rom im alten Rom? Athen/ Rom untergehn/
Und Niderland ſteigt auf/ es krieget reiche Beute/
Aus Oſt=weſt Indien/ hierbluͤhen hohe Leute.
Salmaß/ Heins/ Scriver/ Baud/ die beyden Scaliger/
Grot/ Crutz/ Voß/ Schurmannin/ und wie ſie heiſſen mehr.
Rom mache/ wie du wilt/ dich groß mit deinen Soͤhnen/(Der juͤngſt verſtorbne Pabſt.)
Es bleibet Barbarin der Vater der Syrenen/
Mit Balde/ Sarbiev/ Sabin und Sannazar/
Ein uͤberirdiſch Lied/ die Teutſchgelehrte Schaar
Spricht: Roͤmer komm/ komm Griech/ wir wollen eines wagen/
Was du kanſt/ kan ich auch/ Ich kan dich ſchlagen/ jagen.
|| [ID00074]

??? X ???
[arrow up]


Gib mir die Palmen her/ was ich kan/ kanſt du nicht/
Der Worte Zierlichkeit/ die Reimart dir gebricht.
Herr Harßdorf fahre fort/ mit andern Teutſchen Helden/
Und ſpiele/ wie er thut/ man wird ſein Lob vermelden
Da/ wo der Tagesfuͦrſt am fruͤhen Himmel blinkt/
Und wo er in der See mit ſtiller Roͤte ſinkt.
Ich will auch nimmermehr von dieſem Fleiß abſtehen/
So wird der Muſenvolk ſich mit uns wolbegehen.Aus dienſtlichem Wolmeinen geſetzt durch Joh Klajen/ gekroͤnten Poeten.
|| [ID00075]

??? XI. ???
[arrow up]

1.
[arrow up]


Koͤnt ich mit gelehrter Zungen
reden frey/
Und mit Worten/ ungezwungen/ wie der Pan wol eh geſungen/
ſtimmen bey/
Koͤnt ich ſo/ wie Strephon kan/ feine Lieder ſtimmen an/
Strephon/ Strephon ſolte ſeyn/ den ich ruͤhmen wolt allein.

2.
[arrow up]


Strephon aller Hirten Krone/
Hertz und Sonn’/
Ihm ſchenkt von der Goͤtter Throne/ Phoͤbus/ zu der Tugend=Lohne/
Freud und Wonn’/
Ihn haͤlt wehrt der Pegnitz=Strand/ und das gantze Teutſche Land.
Strephon/ Strephons Spiel und Kunſt ſpielet ſich in aller Gunſt.
|| [ID00076]

3.
[arrow up]


Wer weiß Strephon nicht zu loben/
hier und dort?
Seine Kunſt hat ihn erhoben/ daß er mit den Goͤttern oben
ſpielet fort???
Seine Spiele zeigen an/ was er ſpielend wirken kan/
Strephon/ Strephons Spielerhand iſt an jedem Fluß bekand.

4.
[arrow up]


Alle Teutſchen billich ehren
dieſen Mann/
Weil er Spielend ſie wil lehren/ ihren Ruhm in Spiel vermehren/
wie er kan/
Man ſicht hier im ſechſten Spiel ſeiner Kunſt und Tugend Ziel/
Strephon/ Strehons Spielenslehr iſt der Teutſchen Preiß und Ehr.
|| [ID00077]

5.
[arrow up]


Laſt ihr Hirten/ Floͤten klingen/
thut die Prob/
Und ihr Nymphen muͤſſet ſingen/ eure Stimme hoch erſchwingen
ihm zu Lob/
Bringet Roſen/ Majoran/ Nelken/ Veilchen/ Tulipan’/
Strephon/ Strephons Haubt iſt wehrt/ daß ihm werd ein Krantz

6. ???(verehrt.
[arrow up]


Laſt ihr Goͤtter euch gefallen/
nemt in Schutz/
Was wir Pegnitzhirten lallen/ ich der wenigſt unter allen/
dem ſey Trutz/
Der nicht ſage dieſes frey/ (Wie Amintas ohne Scheu:)
Strephon/ Strephons Sprachenſpiel ſey der Tugend Zwekk un ̅ Ziel.
Zelle den 1. Heumonats. So ſpielete aus ſchuldiger Gebuͤhr Amintas.
|| [ID00078]

??? XII. ???
[arrow up]

Schaͤfergedicht.
[arrow up]


ICh hatte neulich erſt die Pegnitzgefuͦlde verlaſſen/
Die zwar noch im ̅ erzu mein gantzes Gemuͤte beſaſſen.
Es lokkte mich zu Feld des Morgentaus perlene Tufft/
Der Baumen Schattenrokk/ der heiter und muntere Lufft.
Der Voͤgel Gezwitzer/ das Waſſergerinne/
Das hatte mir lieblich bezaubert die Sinne.
Ich gienge zu gruͤſſen die lach enden Felder/
Die Baͤche/ die Brunnen/ die Buͤſche/ die Waͤlder.Ich war aber nicht weit gegangen/ ſihe/ da erblikkte ich drey ungleiche Baͤume/ den Indiſchen viel Fruchtbringenden Palmbaum/ eine Myr= tenſtaude/ und einen Lorbeerbaum. Als ich naͤher hinzutrette ̅ begunte/ da kamen aus dem dikke ̅ Haag hervor drey ungleiche Goͤtter/ jedoch gleiches Vor= habens/ wie ich hernach in Augenſchein gebracht. Die erſte Goͤttinn war auf [ID00079] Art der Griechiſchen Jungfrauen bekleidet: Ihr Rokk war von gruͤnen Da= maſt/ und ſpielete Kunſtlieblich auf einer Laute/ ſo gar/ daß alle Geſangvoͤgel verſtummten/ ihr zuzuhoͤren. Pan/ welcher mir bekantlicher/ redete ſie unge= fehr mit dieſen Worten an: Du wirſt ja/ ſchoͤne Calliope/ noch deines Vor= habens geruhen/ welches war Strephon eine Ehrengedaͤchtniß aufzu= richten.Worauf Calliope ſolches bejahend/ ſich gegen ihre Geſellinn die Fama/ oder das Geruͤcht gewendet/ ſie mit Winke ̅ zur Nachfolge vermanet/ und zu de ̅ erſten Baume/ Pan zu dem zweyten Baume/ Fama zu dem letzten getretten. Daſelbſt begunten ſie Kraͤntze zu winden/ und zwar Calliope einen von wel= ſchen Bonnenblaͤttern/ Pan von dem Myrtenlaub/ und Majenbluͤm= lein/ Fama aber von den Lorbeerzweigen/ welchen ſie neben ihrer Trom= peten/ (gleicher Weiſe Pan ſamt der Rohrpfeiffen/ und Calliope mit ihrer Lauten thaͤten) den nechſten Baumen anhiengen: ſampt folgender Deutung.
|| [ID00080]
|| [ID00081]

Calliope.
[arrow up]


Was dieſes Kunſtlautenſpiel klingt.

Pan.
[arrow up]


Und dieſes Feldpfeiffenrohr ſingt/

Fama.
[arrow up]


Hat dieſes mein Silber bezuͤngt:
Calliope fuhre alſo fort:
Der Spielen deſpielet auf mancherley Saiten/
Man liebet ſein Spielen zu ewigen Zeiten.
Die Spiele bezieren den Fruchtenden Orden:
Sie lehren/ und mehren der Sprache Vermoͤgen/
Sein leſen iſt Weſen/ voll Hertzen bewegen/
Sein Name weitkuͦndig iſt lieblicher worden.
Mein Jungfrauen Kraͤntzlein billig bezieret
Den/ welcher ſo liebliche Spiele gefuͤhret.
|| [ID00082]

Pan lieſſe ſich alſo vernemen:
Ob Strephon freut ſich Wald und Feld/ wie ob dem Blumenmaj
Druͦm ſollen meine Myrten ihn/ nechſt ſeiner Blum/ erfreuen.
Amphion lebt in ihm/ und ſinget wieder:
Es lallt der Pegnitzfluß die Hirtenlieder/
ſo ſeine Pfeiff hat angeſtimmt: ſein Lob ſol wolgehalten bleiben
ſo lang die Baumen Laub und Frucht/ die Fluͤſſe helle Welle ̅ tre???
Flora ſteuret folgendes darzu. ???(be???
Es ſpielet dieſer ſeltne Mann/ und ſingt auch mit den Hirten/
Sein Spielen lehrt das Vaterland die Muſen recht bewirten/
Druͤm zieren und erfreuen ihn die Bonen und die Myrten.
Ich ruffe dieſes aus/ ſo weit die Sprache dienet/
Sein kluges Haubt durch mich mit Lorbeer zweigen gruͦne???
Wie ſolt ich ſeine Haare nicht mit ſolchen Laub bebuͤrden/
Den alle Muſen in die Wett/ in ſolchem Ruhm/ bewuͤrden/
Und deſſen Feld=und Waldgeſang beluſtigt Herd und Huͤrden.
|| [ID00083]
So viel Zeit nah me ich mir in meiner Beſtuͤrtzung jede Wort wol zu bemerken. Indem ich mich aber uͤmſahe/ war alles vor meinen Augen ver= ???ſchwunden/ und ich befande mich auſſer Entzuͤkkung an einem Ufer der Ocker ???igend welche mich gleichſam mit ihre ̅ Wuͤdeln in meiner Beſtuͤrtzung noch hoͤ= ???ete. Ich wuſte von keinem Ruͤkkwege/ und nichts deſtoweniger ware ich weit ???on dem Ort/ bey dem ich geweſen/ und beſorgete ich mich/ ich wuͤrde kuͤnff= ???ig den Luſtwald nicht wieder finden koͤnnen. Doch beſchloſſe ich endlich/ dem Spielenden das jenige was mir begegnet/ ſchriftlich zu uͤberſenden. Dieſen Schluß nun habe ich hier mit ins Werk geſetzt/ des Zuverſehens/ der Spielende ???erde dieſe meine Zuſchikkung guͤnſtig vermerken. Die Wuͤrdigkeit der Sach ???elbſten ſoll die Fehler deſſen/ der hie zu Papier gebracht/ beſchoͤnen/ und zum ???enigſten beſcheinigen/ daß ich ſeyn und bleiben werde
Aus Wolffenbuͤttel/ den 23. Brachmonats 1646. des Spielenden Dienſt= ergebneſter
Sigismund Betulius/ Kaͤiſ. gekroͤnter Poet.
|| [ID00084]

??? XIII. ???
[arrow up]


UNzaͤhliche Quellen die Felſenabſchieſſen/
Die Blume ̅ der BRVNNELEIN reichlich genieſſen
und Fruͤchte verſuͤſſen:
Sie feuchten die Auen/
Sie geben des Fruͤlings Vermoͤgen zu ſchauen/
Vnd dufften in Lufften mit Perlenen Tauen.
Die ſchattigen Baumen bedachen die Rangen/
Die Huͤgel mit Buͤſchen und Stauden uͤmhangen/
Viel blaͤttericht prangen:
Sie bringen Behagen/
Sie hemmen der Sorgen Hertznagendes Plagen/
Vnd pflegen gelbreiffende Fruͤchte zu tragen.
|| [ID00085]

Es weiden die Herden an liſplenden Quellen/
Sie traͤnken ſich alle von ſelbiger Hellen:
Die Laͤmmerlein ſchellen.
Die Pegnitz Najaden
Die Schaͤfer und Schaͤferinn taͤglich einladen/
Zu dantzen/ zu ſpringen/ zu ringen/ zu baden.
So reitzet zu Freuden des Spielenden Singen/
Das freundliche Schertzen/ das liebliche Klingen/
Muß Froͤlichkeit bringen.
Was kommmet gefloſſen/
Aus Strephons hochquellenden Sinnen entſproſſen/
Wird taͤglich behaͤglich/ und nutzlich genoſſen.
|| [ID00086]

Die Feder vergleichet ſtetstrieff enden Roͤhren:
Sie quillet und ſpielet mit loͤblichen Lehren/
Die Kuͤnſte zu mehren.
Des Spielenden ſpielen
Macht unſere Jugend zum Tugendruhm zielen/
Er ſchreibet und bleibet Fruchtbringend vor vielen.Zu ſonderer Ehre/ und Dankbarkeit geſetzetvonFriederich Lochnern/ beygenamtPeriander.
|| [ID00087]

Des Spielenden Kunſtblumen.
[arrow up]


WEnn der guͤldne Sonnenwagen
Wendet die gekuͤrtzte Nacht/
Lachet alles mit Behagen/
Was vom fruͤen Tauen wacht/
Neu begruͤnet in die Wette.
Der bemuͤhte Gaͤrtnersmann
Ruhet ſelten lang zu Bette/
Hitzet/ ſchwitzet/ was er kan.
2 Flora hat nun angezogen
Ihr beblumtes Lentzenkleid/
Eilt durch die belaubten Bogen
Ferne von dem Winterleid:
Denn die fremden Blumen machen/
Daß die ſtoltze Koͤnigin
Muß gleich in ihr ſelbſten lachen/
Ob dem bunten Sommergruͤn.
|| [ID00088]

??? XIV. ???
[arrow up]


3. Komm Frau Flora/ kom ̅ gegangen/
Komm du ſuͤßverliebter Wind:
Kuͤß die roͤtlichweiſſen Wangen/
Zeug nicht nur ein Gartenkind;
Pomerantzen und Citronen/
Veil und Liljen mancherley/
Tulipanen/ Kaͤiſerskronen/
Naͤglein/ Roſen/ Klee/ Ackley.
4. Hyacinthen/ Anemonen/
Ringelblumen/ Roſmarin/
Spick/ Lavendel/ bunte Bonen/
Majoran und Wintergruͤn/
Hier Narciſſen/ hier Paͤonen/
Sonnen wende fruͤ und ſpat/
???uͤ rbſe/ Gurken/ und Melonen/
Kirſchen/ Weichſel und Salat.
|| [ID00089]

5. Kommet her ihr Najadinnen/
Seht den Kunſt= und Gartenbau/
Kommet her ihr Napaͤinnen/
Komm Frau Flora/ komm und ſchau/
Was fuͤr wunderſchoͤne Zeichen(Characteres)
Auf die Blaͤtter ſind geſtikt/
Blaͤtter denen Blumen weichen/
deren Schoͤne ſchoͤner blikt.
6. Hier in dieſem Garten ſpielet
Hoher Weiſheit Wiſſenſchaft/
Welche man auch ferne fuͤhlet/
Weiter als der Blumen Kraft/
Blumen/ ſo die Spielhand ſetzet/
Falben in dem Winter nicht/
Ihr Ruch nutzet und ergetzet/
Mit niewelkem Lobgericht.
Seinem geehrten Herrn zu Ehren geſchrieben von Joh. Sechſten.
|| [ID00090]

??? XV. ???
[arrow up]

Schaͤfergedicht.
[arrow up]


DEmantiner Himmel/ trokkene Winde/
Ach hoͤret/ verroͤhret Regen in Brand/
Zerpflitzet den Feuer=rot=glitzenden Sand/
Erfriſch et die ſittig=gruͤnende Gruͦnde:
Erquikket den Schaͤfer/
ſonſt wird er ein Schlaͤfer.
Komm ſchattiges Nichts/ laß fuͤhlen die Kuͤhle/
Laß glitſchern/ du klarer Silberkryſtall/
Dein kruͤmmelend=krauſes Liſpelgelall:
Goldrinnende Pegnitz/ daß ich nicht fuͤhle
Die wallende Wellen
Und ſchwellende Quellen?
|| [ID00091]
Alſo ſagte und klagte ich abgematter Schaͤfer Lerian/ auf freuem Felde ſtehend/ maſſen ich fuͤr der brennheiſſen Mittag=Sonne keinen bequem=ligen= den Aufenthalt irgend erblikken mochte: darum entbloͤſte ich mich/ und weil mich das lange Leſen der Geſpraͤchſpiele faſt eingeſchlaͤffert/ ſtekkte ich ſelbe in mein ausgezogenes und an einen nideraͤſtigen Waldbaum aufgehangenes Hirtengoller: Indeſſen aber/ da ich mich kaum unter das gruͤnbelaubte Baum= gezelt hingeleget/
Erſchleicht mich Morpheus traͤg und faul/
Zieht mir ein Haͤlmlein durch das Maul.Was geſchiht: Mir war nicht anderſt/ als ob unfern der eilfertige Goͤtter= bott ſeinen Fluͤgelhut in den Haͤnden truͤge/ und ſtrakks auf mich zugeloffen kaͤ= me/ mit dieſen Worten:
Strephons=Diener/ Schaͤfersmann/
Nim hie dieſes Schreiben an.
|| [ID00092]
Gegen dem ich mich dann in tieffeſter Demut neigte/ beſah auch alſo ba??? (wie man pflegt) das mir unbekannte Inſigel/ fand darauf ein zartes Maie??? bluͤmelein/ und ein daranhangendes Hoͤnigſaugerlein/ in wollen weiſſ??? Jungferwachs eingedrukket: Um den Rand konte man leſen:

Klein und Rein/ und uͤber fein.
[arrow up]

Als ich aber in das gierig=erbrochene Schreibe ̅ ſahe/ las ich mehrers nich??? auſſer dieſem:
Ein Kunſtſpielender Teutſcher Reim
Iſt verzukkerter Honig=ſeim.Entzwiſchen rauſchet ein Zeidler durch ſtrittige Buͤſch vnd Stauden/ kli??? gelt/ und klaͤppert: Ich fuhr im Traum auff; Mercurius/ ſagt ich: Aber ??? bald ich deß Mannes anſichtig/ vergaß ich meiner auf der Zunge ligende??? Rede/ unwiſſend/ was die vergitterte Mummer=oder Zeittler/ Kapp und da??? [ID00093] ???pferne Truͤmmelbekk in der Hand bedeuten ſolte: Fragte demnach/ wer und ???oher? Die Antwort erfolgte; Wie einem Zeidler/ beygenahmet Immerich/ ???s nechſtem Dorff ein groſſer Immenſchwarm entflogen; ſo viel man geſe= ???en/ haͤtte ſich dieſer nahe daherum nidergelaſſen/ und wie vermuthlich/ ange= ???gt. Ich (der ich mich uͤm jederman zu bedienen hoͤchſt beluſtige) erbot mich/ ihn ??? begleiden; damit der Biedermann der Beſchaͤfftigung in etwas entlaſtet/ ???nd in vorige Zufriedenheit wieder moͤchte gebracht werden. Da ich mich nun ???rtig machen/ und das herabgeriſſene Goller behend anſtoſſen wolte/ hui! da ???att ich in das Neſt geſtir: Der gantze Schwarm/ ſo innen und auſſen ſtrang= ???eis an der Taſchen gehangen/ wurde gantz verunruhiget/ nam ſeinen Flug ???nd Flucht uͤber den langen Wald hin aus/ ſich (Gott weiß/ wo!) anderweit zu ???gern. Immerich ſagte/ wie er ſich ſeiner Immen gern verzeihen/ und ???lben dem Pan preis geben wolte. Machte ſich demnach wieder auf ſein ???orff zu/ und nam Abſchied von mir mit freundlicher Abendbegruͤſſung.Ich aber/ entfernete mich mit meiner Hirtentaſche an einen ſchattichten [ID00094] Raſen=Huͤgel; allda ich mich dann nidergelaſſen/ noch eines (weil ſich die So??? Abend werts begab (aus den Geſpraͤchſpielen zu leſen. Als ich ſie aber zagha??? heraus zog/ hatte das arbeitſame Hoͤnig=Voͤlklein derſelben Bund mit dem ??? lerlaͤuterſten Hoͤnigſeim alſo beſtrichen/ daß es die geſchikkteſte Meiſterha??? nicht ſo wolfoͤrmig auch mit dem reineſten Gold bemahlen moͤgen.Daraus erhellete bald/ daß mein ietztmahliger Traum nicht gelogen??? Hub derowegen an/ aus Poetiſchem Trieb/ wie ſchwach er auch in mir iſt/ di??? ſelbe alſo zu beſingen:
1. Sehet da das edle Buch/
Deſſen ſuͦſſer Honigruch
Die hellklare Luft durchſuͤſſet:
O du reiffe Sinnenfrucht/
Selig der/ der dich recht genieſſet/
Selig/ der dich nur verſucht.
2. Dir iſt ja beweit nichts gleich
Als ein wuͤchſen Koͤnigreich/
|| [ID00095]

Da die hellen Honigzellen
Von dem ſuͦſſen Blumenmoſt
(wie die vollen Euter ſchwellen)
Daß der Bienſtokk faſt zerſproſt.
3. Die Perſonen leſen ein/
Wo die Blumenauen ſeyn/
Wie der Muſen Luftgefluͤgel(Apes Muſa- rum volu- cres. Varro 3. ruſt. 16.)
Alles durch und durch beſchaut/
Thal und Berge/ Bruͤch und Huͤgel/
Bis die Immenburg erbaut.
4. Wie der Weiſel ordnet nun/
Was zu laſſen und zu thun/
Wie man ſoll das Werkregiren?
Dieſes kanfuͤr ſich allein/
Strephon mit dem Spielſtab fuͤhren.
Laß mir das den Koͤnig ſeyn.
|| [ID00096]

5. In dem Blum= und Kraͤuter= Blat
Waͤchſet Wachs und Honig ſatt:
Wachs/ daraus man Kertzen gieſſet/
Das beliebten Nutzen reicht:
Hoͤnig/ der die Koſt verſuͤſſet
Und dem Kunſtbeluſten gleicht.
6. Holder Leſer/ Teutſcher Freund/
Sih/ wie mans ſo redlich meint!
Diſes Buch wird dich begnuͤgen/
Wann man lieſet mit Bedacht:
Werd ich aber dich betruͦgen/
Sey heut meine letzte Nacht.Mit dieſem/ weil nun mehr die roͤtliche Sonne hinter dem Berg hielt/ nah= ete ich mich wieder meiner Muſenſtatt/ und gedachte auf dem Heimweg/ wie [ID00097] ???h dieſe Begebenheit an den Geehrten Spielenden berichten wolte; nicht ???weiffelend/ Er wuͤrde dieſes kurtz=vberlegte Gedicht als das Maas von einem(Geſprchſ??? V. Theil. XXXII???) ???ngelenken Lehrſprung meinem kurtzen Springſtokke beyhalten; und aus die= ???m wolmeinenden Vorſatz erſehen/ wie gewilletSein verpflichteſter DienerLerian/ der Pegnitzſchaͤfer.
|| [ID00098]

??? XVI. ???
[arrow up]

Erinnerung
[arrow up]

An Herrn Kluͤgelgerne.
[arrow up]


TReugt dich nicht dein falſcher Wahn/
Wann du ſihſt den Spielſtab an?
Splitterdichter/ Schattenrichter.
Dein Verſtand iſt tru???b und glumm/
Wann der Stab dich dunket krumm.
Grillenſchlichter/ Kunſt vernichter.
Du haſt nicht ſo viel Verſtaud/
Als ein Nagel in der Wand.
Solche Liechter machen ſchichter.
Du haſt ob dem Aug ein Fehl/
Und heiſt Meiſter Urtheil=ſcheel.
|| [ID00099]

??? XVII. ???
[arrow up]

Dankgedicht Des Verfaſſers der Geſpraͤchſpiele/ fuͤr(??? Beſreibung des Herbſts.) Vorgeſetzte Lobſchriften.
[arrow up]


1. Es fuͤhren die Hirten die Herden zur Weid:
Die Trauben ſich mehren/
Die Wintzer verehren:
So froͤliche Fruͤchte beloben die Zeit.
2. Es jaget behaget der Jaͤger im Wald/
Die haſtigen Hirſchen
Im Stande zu buͤrſchen/
Die Auen betrauren die Jaͤgersgeſtalt.
3. Es faͤllet das fluͤchtige Schattengezelt:
Die Winde mit raſen
Befalben die Waſen.
Die Scheuren erfuͤllet das dankbare Feld.
|| [ID00100]
Mit dieſen Gedanken ſpatzierte der Spielende nicht ferne von dem Pe??? nitzfluß/ wo ein heller Bach mit deſſelben truͤben Fluten ſich zu vermiſchen eil??? te. Indem er nun darbey niedergeſeſſen und die Fruchtbringende Herbſ??? zeit betrachtet/ nimmet er war/ wie ein Stein in dem Bach mit lieblichem G??? liſpel das ſchnellfaͤhrige Waͤſſerlein unterbricht: ſuchet deßwegen ſieben Kieſe??? (??? Proportione juſtæ quan- itatis.) ſteine/ deren je einer nach ziemlichem Ebenmaas * groͤſſer als der andere/ u??? findet bey ſolcher Ungleichheit eine artige/ und nach der Steine Groͤſſe gleic??? folgende Stimmung/ in dem unterſchiedlichen Platſcheren/ und Schluͤrf??? len beſagten Baͤchleins: Bricht darauf in dieſe Wort heraus:
Von der Voͤgel Klinggeſang
Iſt der Hirtenleyren Klang
nicht erzielt:
Nein des Kieſelſteins Gewicht
Hat gewiſſen Unterricht/
erſtgeſpielt.
|| [ID00101]

Dann man hier gar leicht vernimmt/
Wie das Klein und Groſſe ſtimmt/Er lieſſe ſich bedunken/ daß eine Geheimniß verborgen in/ dem jedesmals nur drey Stimmen voͤllig zuſammen trafen; die vierte/ fuͤnfte oder ſechſte einen Mißlaut verurſachte/ oder mit der dreyen einer uͤberein klange. Indem er aber bey Ausſuchung der weißgewaſchenen Steine viel behaͤndiget/ ſchreibt er mit dem Bleyſtefft auf einen jeden einen Buchſtaben/ daß ſie folgende Wort ſchlieſ= ſeten:
|1|2|3|4|5|6|7|8|9|10|11|12|13|14|15|16|17|
|D|i|e|F|r|u|ch|t|b|r|i|n|g|e|n|d|e|
|18|19|20|21|22|23|24|25|26|27|28.|
|G|e|ſ|e|l|l|ſ|ch|a|f|t.|Als er nun ſolche untereinander vermiſchet/ ordnet er folgendes ohne Muͤ= he zuſammen:
|| [ID00102]

|1|3|6|8|24|7|14|5|18|19|13|17|15|16|
|D|e|u|t|ſ|ch|e|r|G|e|g|e|n ̅ |d|
|23|2|19|9|22|11|25|21|10|20|26|4|27|28.
|L|i|e|b|l|i|ch|e|r|S|a|f|f|t.Wann ich mich nicht betruͤge/ ſagte er bey ſich ſelbſt/ ſo iſt die Sprache der liebliche Safft/ der durch die hochloͤbliche Geſellſchaft/ in Deutſcher Gegend/ ſo viel nutzliche Fruͤchte bringet.Ach daß auch deine Feder/ wie dieſe Felder/ mit ſolcher Sprache Safft angefuͤllet/ fruchtbar zu nennen were! Zwar haſt du dich bemuͤhet/ gleich dieſem ???ſplenden Baͤchlein/ auf manche Art zu ſpielen/ und wo nicht Fruͤchte/ ???doch Blumen hervorzubringen/ welche dir vieler hohen Perſonen gnaͤdige Gewogen heit und vornemer Herren und Freunde guͤnſtiges Wolmeinen aus= gewuͤrket/ wie zu erſehen aus den uͤberſendeten Lobgedichten/ deren unverdien= ???en Ruhm du nicht ſonder Erroͤhten gedencken kanſt.Mit dieſen Gedanken miſchet er beſagte Kieſelſteine wieder untereinander: [ID00103] ???nd ob jhm wol zween oder drey derſelben von dem Huͤgel/ auf welchen er ſaſſe/ ???tfallen/ ſchlieſſten doch die noch uͤbrige folgende Meinung:
???8|22|3|2|7|14|20|5|17|11|25|19|24|8|6|13|2|12|16|9|26|15|1.
G|l|e|i|ch|e|s|r|e|i|ch|e|s|T|u|g|e|n|d|b|a|n|d.
Reich=belobtes Tugendband/ (fuhre er fort/)
Wann du keine Gleichheit findeſt/
Unter hoch= und ſchlechtem Stand/
Sag/ wie du ſie gleich verbindeſt?Deutſchgeſinnter Tugendmut iſt das reich=nnd gleichſte Gut. ???b nun wol der Spielende durch das Sittiggruͤne Geſellſchaftband al= ???en Fruchtbringenden/ ins gemein/ als ein Knecht/ zu dienen verbunden/ ???leibet er doch abſonderlich dem hoͤchſtgeehrte ̅ Nehrende ̅ / Mindernde ̅ und Ordnende ̅ wegen Beyfuͤgung ſo wolgeſetzte ̅ Ehrgedichte zu euſſerſt=Vermoͤ= ???ender Dank=und Dienſtleiſtung verpflichter. Nicht mindre Schuldigkeit lieget ???hm ob/ wege ̅ folgender Herren und Freunde ſeltnen Erfindunge ̅ / welche ſie ab= ???onderlich zu dieſem V. Theil der Geſpraͤchſpiele/ als ein Gedaͤchtnißmahl gepflo [ID00104] gener (??? Dann die Kuͤnſte und Wiſſenſchaf= ten/ als die Tu gendmittel/ beſtehen in Erlernung des Guten/ und Vermei= dung des Boͤ= ſen.) Freundſchaft gewidmet. Die Alten haben einen tiefſinnigen Geiſt geb??? det/ durch einen Juͤngling/ mit einem Helm auf dem Haubt/ und darauf eine??? Adler/ der in die Son ̅ e ſahe/ mit Fluͤgeln/ Bogen/ und Pfeilen/ ſtehend ??? dem Ufer des Meers Alſo moͤchte man/ ſagte er ferners/ die Deutung/ auf d??? Urheber ſo ſchoͤner Gedanke ̅ / durch Vereinbahrung der Leibs=und Verſtand??? kraͤften/ folgender Geſtalt ziehen:
Sonnbeſtralten Adlersaugen/
Fluͤgel=ſchnellen Kunſtbeginnen/ Pfeil=geſchwinden ſcharffen Sinne???
Muß die wahre Tugend taugen/
Niemand kan das Meer ergruͤnden/
Das durch Ertz und Erden flieſt: 4
Niemand kan die Quelle finden/
So der Kuͤnſte Saltz verſuͤſt.
So lang Flut und Wellen ſchwanken/
Und die Baͤche Waſſer treiben/ ſo lang will ſich hier verſchreiben
Euch zu dienen und zu dankenDer Spielende.
|| [ID00105]

Vorrede/ Den Titel und Inhalt deß ſech= ſten Theils der Geſpraͤchſpiele behandlend.
[arrow up]

IN den Verſamlungen/ welche zu Paris zu der Frantzoͤſi=(Les Confe- rences du Bureau d’ adreſſe, à Paris. 1636. tom. 1. fol. 8) ???chen Sprache Ausarbeitung/ von allerhand Fragen/ und neuen Er= ???indungen oͤffentlich gehalten worden/ iſt unter andern auch dieſe ???Aufgabe vorkommen: Man koͤnne von dem A. b. c. und alſo zu reden/ [ID00106] von dem Schulſakkan/ bis zu den Haubtw iſſenſchaften/ Spielwe??? unterrichtet/ und gelehret werden. Die beſte Lehrart/ ſagte der Vr??? heber dieſer Erfindung/ iſt dieſe/ welche den Verdruß/ mit Beluſte??? und die ſaure Arbeit/ mit ſelbſtgeſuchter Anmutigkeit verſuͤſſet. Wa??? liebet aber die Jugend mehr/ als das Spiel? Kan man ihnen nu??? hier durch/ nach Beſchaffenheit ihrer zuwachſenden Jahre/ bey??? bringen/ was man ſonſten/ mit Zanken und Schlaͤgen/ zu erzwinge??? pfleget/ ſo wird gewiß ſo viel Zeit gewonnen/ und der Fleiß durch??? den Luſt/ und nicht durch Vnluſt der Vnfleiß befoͤrdert.

§ 2.
[arrow up]

Nachdem ſolches Buch von denen darzugegebenen Geſellſchaft??? ern durchleſen/ und reiflich betrachtet worden/ haben ſie acht Tag??? darnach dieſes Vrtheil gefellet: Der Verfaſſer ſey ein gelehrter/ ver [ID00107] ſtaͤndiger und tiefſinniger Mann/ die Schrift ſey deutlich und gut Frantzoͤſiſch zu Papyer gebracht: Er haͤtte zur Gnuͤge erwieſen/ daß ſein Vorſchlag zu Werke kommen koͤnte/ ſowol wege ̅ der Lehr= art ſelbſten/ als der Spielmeiſter/ und Spielſchuler: Jedoch haͤtten ſie nur geleſen die zween erſten Theile vom Leſen und Schreiben/ von den andern Kuͤnſten haͤtten ſie ihn nur reden hoͤren.

§ 3.
[arrow up]

Der Kirchenvatter Hieronymus ſchreibet/ daß man die Kinder mit(In Epiſt. ad Paulin.) Wuͤrffeln ſol die Buchſtaben erkennen/ und die Sylben zuſammen= ſetzen lehren: Sonderszweiffel dergeſtalt/ daß man auf einen Wuͤrff= el ſetzet:
a e i o u y.auf den zweyten/
|| [ID00108]
(☞ CCV 1. § 12.)
b c d f g h.auf den dritten:
k l m m ̅ n p.auf den vierten:
q r ſ t w x.auf den fuͤnften:
ꝛ z ß tz ſch ch.auf den ſechſten:
aͤ oͤ ſſ j v s.Wann nun ein Kind dieſe Buchſtaben gefaſſet/ und jeden abſonderlich kennet/ welches man ſie durch Gewinnung und Verlierung Dokken= oder Zukkerwerks leichtlich lehren wird: Kan man den erſten und zweyten Wuͤrffel zugleich ſpiele ̅ / und alſo mit Vor=oder Nachſetzung [ID00109] des Stimmers eine Sylben von zweyen Buchſtaben/ dann mit dreyen(Vocalis.) Wuͤrffeln/ eine mit dreyen Buchſtaben/ und alſo nach und nach gantze Woͤrter/ (wann man den erſten Wuͤrffel zwey oder dreymal machen laͤſſt/) leſen lehren.

§ 4
[arrow up]

Gleicher geſtalt mag man aus dreyen Buchſtaben/ alle andere leichtlich ſchreiben lernen/ als nemlich/ aus dem c/ o/ und i. jedesmals a= ber den Knaben etwas angenemes aufwerffen/ dardurch ſie zum Luſt/ und Fleiß angefriſchet werden/ ſie auch bis weilen noͤhtigen von dem gewon ̅ enen/ in das Spiel zu ſetzen Welche aber Eſelartig mit Schlaͤ= gen getrieben ſeyn wollen/ ſind viehiſch geſinnet/ und zu dem ſtudiren unduͤgtig/ wiewol etliche Spaͤtling auch wolgeraten.

§ 5.
[arrow up]

|| [ID00110]
Ob nun wol des Frantzoſen Buch/ von beſagten Lehrſpielen/ nich??? an das Liecht kommen/ ſo koͤn ̅ en doch ſolche nicht wol anderer Geſtalt??? als etwan die Geſpraͤchſpiele/ verfaſſet werden. Die Art in den Ge=??? ſpraͤchen zu unterweiſen/ iſt von Anfang der Wiſſenſchaften/ zu Zei??? der Hebreer und Griechen bekant geweſen/ und des wegen fuͤgliche??? als keine andere/ weil man allerhand Aufgaben/ nicht nur mit ja/ und??? nein/ ſondern auf ſo vielerley Weiſe/ als der Geſellſchafter/ oder Ge??? ſpraͤchgenoſſen ſind/ beantworten kan: Zu geſchweige ̅ des Nachdrukk??? der lebendigen Stimme/ der anmuhtigen Geberden/ der vielmoͤgen??? den Bewegungen der Lippen/ der holden Mitwuͤrkung der Augen/ vnd??? beſchaͤfftigen Haͤnde/ von welchen allen vormals ſattſame Meldung??? geſchehen iſt.

§ 6.
[arrow up]

Weil aber in allen Sprachen mancherley Geſpraͤche gefunde??? [ID00111] ???werden/ hat der Verfaſſer erſtlich in ſolchen eine Schantze gewaget/ ???und dieſes Werklein durch Beyſetzung das Worts Frauenzimmer= ???und dann der Spiele dem Leſer in die Hand zu bringen vermeinet: In ???ſonderlicher Betrachtung/ daß dieſe Art der Verſtand=und Sprachuͤ= ???bung bey uns Teutſchen damals fremd und unbekant geweſen: Maſ= ???en es ihm auch gelungen/ daß ſolche jetzund an vielen Orten/ gemein/ ???nd ſonderlich an einem vornemen Fuͤrſten Hof/ der jungen Herrſchaft ???u nutzlicher Kurtzweil/ taͤglichs nach gehaltener Tafel ein Spiel dar= ???aus vorgegeben wird: Des wegen dann der Spielende zu Fortſetzung ???einer Arbeit von Hochfuͤrſtlichen Perſonen angemanet/ und gnaͤdigſt ???efehlt worden/ dem er in Vnterthaͤnigkeit gehorſame Folge zu leiſten/ ???icht unterlaſſen ſollen.

§ 7.
[arrow up]

|| [ID00112]
In dem fuͤnften Theile ermeldter Geſpraͤchſpiele iſt die Sprach??? Vernunft=und Redkunſt vorſtellig gemachet. In dieſem ſechſten The??? le werden etliche Fragen/ aus der Naturkuͤndigung und Tugendleh??? re/ durch vielerley Erzehlungen beygebracht: und zwar ſolche Sache??? die in Zuſammenkunften mehrmals getrieben/ und zu eines jeden Be??? richt (ich will nicht ſagen Vnterricht) dienen moͤgen. Sind nun dieſ??? Aufgaben/ wege ̅ beliebter Kuͤrtze/ nicht voͤllig eroͤrtert/ und beantwo??? tet/ ſo wird doch die aufgegebene Frage fuͤr ſich verhoffentlich nicht u??? angenem ſeyn/ und die beygeſetzten Betrachtungen/ zu mehrern Nach??? denken Anlaß geben/ der meinſte theil iſt aus Eingangs beſagten Buͤch??? ern der Pariſiſchen Zuſammenkunften/ uͤberſetzet: Das andere au??? den neueſten Italiaͤniſchen und Spaniſchen/ etlichs aus eigner Erfin??? dung bey gefuͤget.
|| [ID00113]

§ 8.
[arrow up]

Der Titel/ ſagen die Buchfuͤhrer/ verkaufft das Buch. Iſt ſolcher wichtig/ ſeltzam/ ſchoͤn oder wolgeſtellet/ ſo loͤſet der Kraͤmer Gelt: Iſt er kindiſch/ unaꝛtig und mißgeſtaltet/ ſo bleibt das Buch von den ekkle ̅ = den Leſern in dem erſten Anblikk verachtet/ und an ſeiner Stelle li= gen. Man muß mehrmals fragen: Wo iſt das Buch zu dieſem Titel? Wann nemlich derſelbe ſcheinlich/ herrlich und beliebet/ das Buch aber demſelben keines weges gemaͤß iſt/ hingegen iſt manches Buch mit einer unſcheinlichen Vorſchrift ſchaͤtzbar und wehrt zu hal= ten/ daß man widerum fragen ſolte: Wo iſt der Titel zu dieſem Buch? Gewißlich viel gute Buͤcher veralten in Vnwuͤrden/ weil ſie einen gar kurtzen/ und ihrem Inhalt nachtheiligen Titel haben. Viel unwehrte Buͤcher hingegen/ werden mit einem neuen Titel/ einer andern Zu [ID00114] ſchrift/ und Vorrede verſtellet/ und alſo truͤglicher Weiſe an den Ma??? gebracht: fuͤr welchen ſtraͤfflichen Verfahren/ ein jeder ehrlicher Buch??? haͤndler ſich billich huͤten ſolte.

§ 9.
[arrow up]

Einmal gehet es mit den Buͤchern/ wie mit der Muͤntz/ das Tit=??? el= und das Wappenpraͤg wird von Tag zu Tage zierlicher/ und ſchoͤ??? ner gemachet/ Schrott und Korn nimt hingege ̅ ab; Die praͤchtige ̅ und??? ausgeſuchten Woͤrter ſind im Steigen/ der gute und ruͤhmliche In= halt iſt im Fallen. Dieſe neugierige Welt ſtehet in dem Wahn/ es??? gehe mit den Kuͤnſten her wie mit den Menſchen/ welche in ihren Al= ter/ durch lange Erfahrenheit/ die Kindiſchen Gedanken ihrer verfloſſe= nen Jugend fuͤr unzimlich halten.

§ 10.
[arrow up]

|| [ID00115]
Bey dieſer Zeit/ iſt faſt kein Buch verkaufflich/ ohne einen Kupf= ???ertitel/ welcher dem Leſer deſſelben Inhalt nicht nur mit Worten/ ???ſondern auch mit einem Gemaͤhl vorbildet. Wie aber der Buͤcher ???zweyerley Arten/ ſo ſind auch der Gemaͤhle/ ſo darzu erkieſet worden/ ???zweyerley: oder von dieſen beeden zuſammengeſetzet. Alle Buͤcher/ ???angeregtes zu beweiſen/ behandlen: Entweder Lehren oder Geſchich= ???te. Zu Außbildung der Lehren/ ſind die Sinnbilder dergeſtalt ſchikk= ???lich/ daß ſie nach Abtheilung des gantzen Werkes gerichtet/ und wann ???es moͤglich/ nur in einem Bilde/ das auf dienliche Weiſe veraͤndert ???werden mag/ beſtehen: Mit Beyfuͤgung des gantzen Titels/ als ſon= ???der welchen die Sin ̅ bilder gar zu tunkel/ uͤm den Begrief des Buches ???zu bedeuten. Zum Exempel/ es ſey ein Titel zu ſetzen auf ein Buch
|| [ID00116]

Von des Menſchen ſicheren Leben/ ſchmertzlichen Kran??? heiten/ und unauſvleiblichen Todesnoht.Nach der neulich erfundenen Art der dreyſtaͤndigen Sinnbilder/ wolt??? ich mahlen laſſen/ das Bild des Todes/ I. ſchlaffend/ unter eine??? Baumen/ II. wachend mit der Vhr in der Hand/ III. den Baume??? umhauend/ mit dieſen kurtzen Reimzeilen:
Spottſt du der Noth?
Dich haſcht ein Bot/
Der heiſt der Tod.
oder Die Sicherheit/
Bringt ſchnelles Leid/
Vnd Sterbenszeit.
|| [ID00117]
???n dem man Lacht, Der Tod erwacht, und Ende macht.
|| [ID00118]

§ 11.
[arrow up]

Zu den Sinnbildern gehoͤren alle Handwerke/ welche mit d??? Kopf=oder Kunſtarbeit/ eines Theils wege ̅ der Muͤhe/ anders Thei??? wegen deroſelben Endurſachen und Wichtigkeit verglichen werden??? ob gleich ſolche ſonſten fuͤr keine gute Sinnbilder gelten koͤnnen: Di??? ſer Orten aber deswegen fuͤglicher als andere Erfindungen/ weil ſ??? die Augen und das Blat fuͤllen/ und muͤſſen etliche wenige Verſe/ z??? Erklaͤrung der Meinung/ gleich darunter geſetzet werden. Die Exe??? pel ſind bekant:

§ 12.
[arrow up]

Wann das Buch von Geſchichten handelt/ mag man die Haub??? fuͤgniß/ oder den endlichen Ausgang derſelben auf dem Titel ausbi??? den/ oder derſelben vornemſte Perſonen auf den erſten Grund ſtelle??? [ID00119] und die andern Erzehlungen auf den zweyten/ dritten und vierten(☞ In dem vor= hergehenden Kupffer ſtehet der Tod auf dem erſten Grund.) Grund zu verſtehen geben: Jedoch daß auf den folgenden Blat der ???oͤllige Titel des Buches beygefuͤget werde/ deſſen wenig Wort dem ???Kupffertitel auf mancherley Weiſe einverleibt kom ̅ en koͤnnen/ als in ???einer Wolken/ an einem Baum/ auf einem Stein/ an einer Thuͤr/ ???u. d. g. geſchrieben. Hieher gehoͤren auch die Gedichte/ welche zu des ???Buches Inhalt verglichen/ mit einer Poetiſchen Erklaͤrung/ nach dem ???Haubttitel zu ſetzen ſind: und ſolches zu dem Ende/ daß der Leſer/ ſo ???unſre Gedanken/ (wann wir ſie gleich fuͤr leichtvernemlich halten/) ???icht ſo bald errahten kan/ von dem gantzen Buch einen Vorbericht/ ???und durch ſolche ſinnreiche Erfindung des Kupferblats/ ein Belieben ???u dem Werk gewinne/ maſſen der erſte Wahn/ den wir durch der glei= ???hen Betrachtung zu Sinne faſſen/ ſehr maͤchtig iſt/ und lange Zeit/ ???is wir eines widrigen berichtet werden/ beharret.
|| [ID00120]

§ 13.
[arrow up]

Zu geiſtlichen Buͤchern muͤſſen die Kupfertitel aus der H. Schrif??? genommen werden/ welcher Nachdrukk und Zierlichkeit/ aller Menſch??? Kunſtgedanken weit uͤbertrifft. Die Geſchichte aber der heilig=beſag??? ten Schriften koͤnnen zu zeiten in einen andern Verſtand uͤberſetzet??? und des Leſers Nachdenken in dem erſten Anblikk des Werkes maͤch??? tiglich beherrſchen. Zum Exempel: ich ſol ein Gemaͤhl erfinden/ au??? ein Buch von deß Menſchen Wiedergeburt. Die Exempel in der H??? Schrift von den Bußfertigen Suͤndern geben die Wahl/ eines zu den??? (Ioh. 11, 44.) Titelbild zu erkieſen: vielnach denklicher aber iſt die Geſchichte von de??? Erwekkung Lazari/ verglichen mit der Wiedergeburt des in de ̅ Suͤn??? dentod faſt verweſnen Menſchen/ mit dieſen obgeſchriebenen Worte??? des HERRN CHRISTI:
|| [ID00121]
|| [ID00122]
abſehend auf die Entbindung von Suͤnden/ die/ aus Befehl unſe??? Seligmachers/ in dem Beichtſtul geſchicht.

§ 14.
[arrow up]

Dergleichen Geſchichte Auslegung kan in der Zuſchrift/ od??? an den Leſer folgen/ und zwar in ungebundener Rede/ wie die Poe??? ſchen Erfindungen in gebundener Rede erklaͤret werden ſollen/ wege??? genauer Verwandſchaft der Gemaͤhln=und Reimgedichte. Wa??? aber das Buch von vielen unterſchiedlichen/ theils Fragen/ Lehre??? Geſchichten/ Gedichten/ und dergleichen handelt/ wie dieſes Orts d??? Geſpraͤchſpiele/ ſo fragt ſich wie dergleichen Inhalt auf dem Titelb??? zu bilden ſey?

§ 15.
[arrow up]

Hier iſt das Abſehen auf die Perſonen zu richte ̅ / welche unterrede??? [ID00123] ???ngefuͤhret worden/ und benebens jedesmals von dem Anfang oder ???nhalt des gantzen Buches Anregung zu thun: als dieſes Orts durch ???en Phoͤbus mit dem Loͤwen/ auf die Fragen aus der Naturkuͤndi= ???ung/ mit dem Arion/ auf die Fragen von der Sitten=oder Tugend= ???ehre/ gezielet worden.

§ 16.
[arrow up]

Hierdurch aber gedenken wir niemand Geſetze und Ordnung vor= ???ſchreiben/ ſondern nur denen/ ſo in dergleichen Titelerfindunge ̅ nicht ???uͤbet ſind/ kurtze Nachrichtung wolmeinend zu ertheilen. Wie das ???emaͤhl und die Poeterey in richtigem Ebenmaß/ oder Gleichfoͤrmig= ???it beſtehet/ ſo muß auch die Erfindung in gewiſſer Nachahmung der ???atur beruhen/ als dem Grundſatz aller kuͤnſtlichen Verfaſſungen. ???ierdurch wird die Freyheit der ſinnreichen Gedanken nicht gebun= ???en/ ſondern zu fernerer Erforſchung geleitet. Schluͤſſlichen iſt dieſes [ID00124] der ſchoͤnſte und behaͤglichſte Titel/ welcher des gantze ̅ Werkes Hau??? (Bargagli nell’ Impr. f. 204.) begrif am deutlichſten/ und zierlichſten zu verſtehen giebt/ und dem ??? ſer eine ſo gute Meinung von dem Buch in das Gedaͤchtniß drukke??? daß er ſolches zu kauffen/ und zu leſen begierig wird.

§ 17.
[arrow up]

Zu wuͤnſchen were/ daß die Buchhaͤndler und Verlaͤger ſo viel V??? koſten auf die Kupferſtuͤkke wendeten/ als oftermals der Verfaſſ??? (☞ Den Anfangs Buchſtaben.) Fleiß/ (den jener durch ein Stachelſchwein/ das ſeinen Jungen Fruͤch??? zutraͤget/ abgebildet) und Nachſinnen zu der Erfindung/ und Ausa??? beitung ſeines Werkes von noͤhten gehabt. Im Ende aber wird d??? verſtaͤndige Leſer/ nicht die Zierlichkeit der Handarbeit/ ſondern d??? Wuͤrdigkeit der Kopfarbeit zu beobachten wiſſen/ und abſonderli??? in uͤbung dieſer Geſpraͤchſpiele/ aus eigenem Vermoͤgen/ erſetzen??? [ID00125] ???as allhier durch Eil/ und andere Beſchaͤfftigung verabſaumet wor= ???en: Dem ſich der Spielende hiermit zu beharrlicher Gewogenheit/ ???enebens dienſtfreundlichem Anerbieten/ befohlen haben wil.
|| [ID00126]

Perſonen/ Welche in dieſen Geſpraͤchſpielen unter= redend eingefuͤhret werden.
[arrow up]


Caſſandra/ eine adeliche Jungfrau.
Degenwert/ ein gelehrter Soldat.
Julia/ eine kluge Matron.
Veſpaſian/ ein alter verſtaͤndiger Hofmann.
Angelica/ eine adeliche Jungfrau.
Reymund/ ein gereiſter Hofjunker.Mehrerer Bericht von Verfaſſung dieſes Werkleins iſt zu Ende zu finde???
|| [(1)]

GESPRAECHSPIELE(Cum DEO. CCXXVI.) Sechſter Theil. Caſſandra/ Degenwert/ Angelica/ Reymund/ Julia/ Veſpaſian.
[arrow up]

??? Caſſandra. ???
[arrow up]

(Auf unbekan= te Weis.) ICh moͤchte wol wiſſen/ waruͤm man auf dieſen Kryſtallflieſſ= enden Brunnen/ der Sonnen Bildniß/ mit einer Leyren/ geſetz= et? Da doch Feuer und Waſſer ſonſt gantz widrige Dinge ſind.??? Deg. Ich halte davor/ der Baumeiſter habe hierinnen den Alten gefol=(Maxim. Ty- riꝰ Diſſer. 2???) ???et/ welche ihre Goͤtter mit Muſicaliſchen Inſtrumenten gebildet/ nicht zwar ???er Meinung/ als ob ſie auf der Leyren oder Geigen ſpielten/ ſondern dardurch [2] die kuͤnſtliche Zuſammenſtimmung des Himmels und der Erden/ zu beme??? en. Oder/ daß durch die Muſic unſre Gemuͤter/ gleichſam uͤberirdiſch/ beher??? ſchet werden. Daß aber ſolche Leyr abſonderlich dem Phoͤbus/ oder der So??? ne zugeeignet wird/ iſt die Urſach unſchwer zu ermeſſen/ weil nemlich ſolch??? Planet der maͤchtigſte auf Erden/ und deſſen Wuͤrkung/ vermittelſt der Feuc??? te/ in allen Feldgewaͤchſen erkantlich fuͤr Augen liget. Welchen die Hitz e??? mangelt/ die verfaulen: Welche keine Feuchte haben/ die verdorren: Schik??? et ſich alſo dieſer Brunnen wol an dieſen behaglichen Luſtort/ den unſere G??? ſpraͤchſpiel noch annemlicher machen koͤnnen.3. Caſſ. Nach Veranlaſſung dieſes Bildes/ frage ich: Was auf d??? Loͤwenpfenninge/ und andere/ in gewiſſen Planeten gepꝛegte u??? ( à Imago.) geſchnittenene Bilder/ zu halten ſey?4. Deg. Bevor ich auf die Frage antworte/ muß ich erinnern/ daß ſolch??? Machtbilder/ oder Bilderwuͤrkungen genennet werden Taliſman/ wann ſi??? durch Kunſt und Menſchen=Haͤnde zubereitet werden/ welches ein Arabiſche??? [ID00129] ???Wort iſt/ und heiſſet eine Figur/ ein Bild oder gewiſſes Zeichen. Wann ſie ???ber von der Naturden Steinen/ oder Metallen eingeſchaffen werden/ der= ???leichen Bilderſtein man an den Meergeſtaden zuzeiten findet/ ſo werden ſie ???enennet Gamahen.???. C. Ich hoͤre wol/ man muß erſtlich die fremden Woͤrter behalten/ weil ???ie Sache noch unbekant/ und ſolche andern Kunſtwoͤrtern Anfangs gleich ???chten.???. Deg. Die Erfindung ſolcher Taliſinanen wird dem Zoroaſter zuge= ???hrieben/ und ſind Bilder eines Menſchen/ oder eines Thiers/ oder der Plane= ???n/ in welcher ſtaͤrkſten Wuͤrkung/ oder Erhoͤhung ſie gemachet werden/ und ???ren Einfluß dem Bild ſo kraͤfftiglich mittheilen/ daß ſie faſt mehrere Kraft ha= ???en/ als die Planeten ſelbſten: Gleich wie der Brennſpiegel/ wann er von dem ???onnenliecht erhitzet wird/ ſtraͤngere Strahlen ſchieſſet/ als die Sonne ſelbſte ̅ .???. C. Warzu dienen aber ſolche Taliſman????. D. Ihre Wuͤrkung iſt wunderſam/ und koͤnnen Lieb/ Haß/ Furcht und [4] dergleichen auswuͤrken/ ja auch etliche Krankheiten heilen/ wie man an de??? Loͤwenpfenningen ſihet/ die gemachet werden/ wann die Sonne im hoͤchſte??? Glantz des Loͤwens iſt. Dergleichen thut auch die Magnetiſche/ oder Hermeti??? (Johan. Stari tzers Helden= Schatz.) ſche Heilung/ wann man die Waffen verbindet/ mit einer zu gewiſſer Zeit ge= machten Wundſalben/ deren Kraft unwiderſprechlich iſt. Es koͤnnen auch??? ſolche Taliſmaniſche Figuren dienen wider die ſchaͤdliche Thiere/ als die Fliege ̅ / das Unzieffer/ die Raubvoͤgel/ Geyer/ wider die Schlangen/ und ſolches alles??? aus natuͤrlichen Urſachen.9. Ang. Solten natuͤrliche Urſachen koͤnnen gegeben werden? ſo wuͤrde??? dergleichen dem boͤſen Feind nicht zuzuſchreiben ſeyn.10. Reim. Wir wollen die Urſachen anhoͤren/ und alsdann urtheilen/ ob??? ſie fuͤr guͤltig zu erachten/ oder nicht.(Marſil. Ficin. in notis ad Platon. Ti- mæum. Teraphim.) 11. D. In vielen iſt die Wuͤrkung bekant/ die Urſach verborgen: Als des??? Labans Hauſgoͤtzen moͤgen geweſen ſeyn/ das guldene Kalb/ die erne Schlange/ welche die gifftige Schlangenbiſſe geheilet. Hieher gehoͤren der Heyden Goͤt [5] ter/ als da mag geweſen ſeyn das Palladium zu Troja/ das Bild der Paphni= ſchen Venus in Cypern/ die Schilde zu Rom/ welche/ wie ſie vermeinten/ ihre Gluͤkks=Goͤttin beſchutzten und eben derſelben Bild/ das ein Kaͤiſer dem andern(Arnold. Cla- pmar. l. 3. de Arcan. Rer- pub. c. 8.) erblich hinterlaſſen. Des Virgilius erne Mukken/ welche verhindert/ daß kei= ne Mukken in Neapolis kommen koͤnnen. (Dergleichen auch zu Prag/ in einer Fleiſchbank/ auf der kleinen Seiten/ annoch iſt) des Apolonius Bildniß/ wel= ches er in Geſtalt eines Storchs gemacht/ und darmit alle Stoͤrche zu Conſtan=(Im Jahre 1160. Mehr Exem= pel ſind zu le= ſen bey Del- rio l. 6. Diſq. Magic. c. 2. f. 924.) ???tinopel vertrieben/ und dergleichen Exempel ſind faſt unzaͤhlich zu leſen.12. C. Uns verlanget aber die natuͤrlichen Urſachen zu vernemen: Dann ???durch ſo ungemeine Wuͤrkungen die Taliſman in Verdacht der Zauberey ???kommen.13. D. Gleichwie nicht nur die Menſchen/ ſondern alle Gewaͤchſe die Kennzei= ???hen ihres Nutzens/ und ihrer Eigenſchaften vorweiſen/ ſo ſihet man an den Steinen Figuren/ und Merkmale/ warzu ſie dienen/ wie vorgedacht in den(Camayeux nennet ſie Gaffarel.) Gamaͤhen. Wie nun die Sonne einen Menſchen/ und auch ſein Bildniß er [6] waͤrmen kan: So koͤnnen auch alle Planeten ſo wol in= und bey einer Figur??? als etwan in den Erdgewaͤchſen ihre ̅ wuͤrkenden Einfluß haben/ wann anderſ??? der Stoff/ oder die Materie/ in welcher es wuͤrken ſol/ darzu kunſtmaͤſſig beqwe??? met wird.14. A. Das wird Muͤhe beduͤrffen.15. D. Vielmehr eine Wiſſenſchaft/ in dem man ſolche Metallſtein/ oder??? Ertz erkieſet/ das mit dem Planeten eine genaue Verwandſchaft hat/ und das??? Zeichen oder die rechte Figur/ zu ſolchem Himmliſchen Einfluß/ wann ſelber in??? der hoͤchſten Wuͤrkung iſt geſtaltet.16. R. Wann der Taliſman eine Wuͤrkung hat/ ſo kommet ſelbe entwe= der von dem Stein oder Metall/ oder von deſſelben Figur. Komt ſolche nun??? von dem Stein/ ſo bedarf es der Figur nicht/ wie man ſihet/ daß der Bezoar/ mit einem Scorpion/ den Gifft vertreibt: Des Edlengeſteins Wuͤrkung were eben ſo groß/ ohne des Scorpions Figur. Etliche gebrauchen auch Holtz/ etliche??? Wax/ etliche andere Sachen/ darauß zu ſehen/ daß ein jedes Ding nach ſeiner [7] Eigenſchaft wuͤrket/ oder nicht wuͤrket. Die Figur aber kan fuͤr ſich nichts be= ſonders vermoͤgen/ weil ſie von Menſchenſinn erdacht/ und durch allgemeine Beliebung in Gebrauch gelanget: Als daß man dem Saturnus/ dem Jupiter/ und anderen gewiſſe Zeichen ertheilet/ mit welchen ſie bemerket worden/ und ſolchen Zeichen der Planeten Kraft zumiſſet/ das heiſſt ſelbe nicht gebrauchen/ zu dem Ende ſie erfunden worden. Wie ſol dergleichen Figur Lieb und Haß in der Menſchen Hertz bringen/ wann ſolchen nicht der Aberglaub/ und die Einbildung/ deſſen/ der ſich betruͤgen laͤſt/ bekraͤftiget?17. C. Ich glaube/ daß ſolche Bilder nur zum Schein erfunden ſind/ und daß wenig an der Geſtalt gelegen ſey.18. D. Es iſt ja nicht gleichviel/ ob eine Jungfer wol oder uͤbel geſtaltet/ ob ein Holtz kurtz oder lang/ rund oder breit/ da oder dorthin diene: Alſo iſt es auch nicht gleichviel/ ob ich dieſen oder jenen/ einen oder keinen Planeten darauf mache. Wahr iſt es/ die Zeichen ſind von den Menſchen erfunden worden/ aber nicht ohne Urſach/ und Gleichheit deſſen/ ſo ſie bedeuten.
|| [8]
19. R. Dieſe Gleichheit moͤchte ich gerne hoͤren.20. D. ♄ gleichet der Senſen/ mit welcher dieſer Kinderfreſſer gemahlet??? wird/ weil nemlich die jenigen/ ſo in dem Planeten geboren werden/ bald ſterbe ̅ / und wie das Heu bloͤtzlich abgemejet werden/ oder ja ſtets betruͤbet leben. Wie??? nun der ♄ Boͤſes/ ſo bedeutet die umgewendte Figur ♃ Gutes.♂ der Mars fuͤhret das Zeichen des Pfeils.☉ die Sonne wird etlicher maſſen durch den Ring und Mittelſtuͤpfel ge= bildet.♀ iſt der uͤmgewendte Reichsapfel/ weil durch die Liebsverknuͤpfung dieſes??? Weltreich erhalten wird.☿ wird bedeutet durch ſeinen gewundenen Schlangenſtab.Des ☽ Bildniß iſt fuͤr ſich erkantlich.Was bedarf es aber viel zweifflens: Die Erfahrung/ welche ſtaͤrker iſt als alle Urſachen/ beglaubet gnugſam die Wuͤrkung der Taliſman.21. A. Der Herr hat verſprochen natuͤrliche Urſachen zu ſagen/ von ſol [9] chen Sternbildern: Nun berufft er ſich auf die wuͤrkliche Erfahrung/ welche vielmehr von dem boͤſen Feind/ als kuͤnſtlichen Gebrauch natuͤrlicher Dinge herkommen mag.22. D. Der Menſch iſt Gottes Taliſman/ oder die vollkommene Ab= bildung aller Goͤttlichen Werke. Sein Angeſicht iſt gleichſam eine Muͤntze/ auf welche Planeten gebildet zu erſehen. Satur???s wird bemerket durch die Au= genbraͤuen/ worin ̅ en das ernſtliche Anſehen beſtehet. Jupiter hat ſeinen Sitz auf der Stirn/ als dem Ehrnort. Mars in der Naſen/ daher das Zornſchnauf= fen kommet. Sonn und Mond in den Augen. Mercurius beherrſchet den Mund und Venus das Kien und die Wangen. In ſeiner Hand traͤget er die Zeichen ſeines Gluͤks oder Ungluͤks. Seine Seele iſt ein Bildniß ſeiner Unſterblichkeit/ welche ihn nicht nur vor boͤſen Thieren/ wie zuvor von etlichen Orten gedacht worden/ ſondern von der ewigen Qwal verſichert. Daher jener(Tertullian. adverſ. Mar- cion.) Kirchenlehrer geſagt: Wir ſind der Groſchen/ aufwelchem das Bild Gottes gemuͦntzet iſt/ ſo laſſt uns nun zuſehen/ daß wir Gott gebe ̅ / was Gottes iſt.
|| [10]
23. A. Dieſes iſt eine feine Gleichniß/ aber noch nicht das/ was wir er= warten.24. D. Unſer ſchwacher Verſtand kan nicht wol die verborgene Urſa= chen vieler natuͤrlichen Dinge faſſen und begreiffen: Fliehet deswegen zu uͤber= natuͤrlichen Zauber=Urſachen/ welche offtermals nicht uͤber die Natur/ ſondern uͤber unſern Verſtand ſind/ dann der boͤſe Feind ein trefflicher Natur= kuͤndiger ſeyn ſol. Es beſtehet aber dieſe Kunſt die Taliſman/ oder Kraftbil= der zu machen in Erkantniß der himmliſchen Liechter/ ihres Lauffes und Wuͤrk= ung hier auf Erden/ mit den Metallen: Dann gleichwie aus unterſchiedli= cher Zuſammenſetzung der Buchſtaben in dem A b c viel tauſend Buͤcherge= machet werden/ ſo ſind aus den Zuſammenkunften der himmliſchen Liech= ter unterſchiedliche Fuͤgungen der zu Bilder geſtalten. Der Stern aber thut es nicht allein/ noch das Metall/ noch die Figur/ ſondern es muß alles zugleich und zu rechter Zeit zu Werke kommen. Was die Bilder von Wax und Holtz betrifft/ kan es wol ſeyn/ daß der boͤſe Feind ein Stuͤkklein von ſeiner Kunſt dar [11] ???ey anbringt/ und die Menſchen von Gott ab= und zu jhm zu fuͤhren/ vermeint. Daß aber deswegen verwerfflich ſeyn ſolte/ wann man im natuͤrliche ̅ Gebrauch ???er Metallen die him ̅ liſchen Zeichen beobachtet/ kan ich in meiner Betrachtung ???icht finden.24. C. Hier kommet Herr Veſpaſian und Fr. Julia/ wir wollen ihre Meinung auch daruͤber vernemen.25. V. Ich hab gleich von fernen verſtanden/ daß die Frage waltet/ was ???on Taliſmaniſchen Bildern zu halten ſey? Wie ſind die Herren auf dieſe ſelt= ???e Frage kommen?26. C. Sie ſind darzu durch gegenwaͤrtigen Brunnen veranlaſt worden/ ???uf welchem das Bildniß der Sonne mit einer Leyre ſtehet/ und unter ſich ei= ???en Loͤwen hat/ der das Waſſer aus dem Rachen geuſt: Daher iſt entſtanden ???die Frage: Was von den Loͤwenpfenningen zu halten?27. V. Die Loͤwen werden nach altem Gebrauch auf die Brunnen geſetzet/(Philip. Caro- lus in guſtu Philolog. c. 12) ???eil/ nach etlicher Meinung/ der Fluß Nilus ſich in Egypten/ das Land frucht [12] bar zu machen ergoſſen/ wann die Sonne in dem Loͤwen geweſen. Was abe??? die Frage an ſich belanget/ iſt auſſer Zweiffel/ daß man nicht gar zu viel/ un??? auch nicht gar zu wenig darvon halten ſol. Viel tauſenterley Wuͤrkungen ſi??? in der Natur/ noch der Zeit verborgen/ werden aber taͤglichs durch ſonderlich??? Gnadengaben/ den Menſchen zu gut/ entdekket. Man lieſet wunder Ding vo??? dem Rappier/ und dem Ring/ welcher Kaͤiſer Rudolph/ des Namens de??? zweyten Roͤmiſchen Kaͤiſer von einem Florentiner geſchenket worden. Es wa??? (exaltatione.) aber die Klinge in des Planeten Mars Erhoͤhung geſchmiedet/ das Hefft vo??? einer Eichen/ in welche der Donner geſchlagen/ und auf dem Ring/ der z??? gleicher Zeit gefertiget werden muͤſſen/ dieſes Zeichen (Beſihe Ioh. Staricii Hel= denſchatz/ am 131. Blat.) mit noch etlichen Worten/ gefertiget/ daß alle Klingen/ ſo dieſes Rappie??? nur beruͤhret/ zerſpringen muͤſſen. Dergleichen ſchreibt man auch von de??? [13] Schlangen= Zungen/ wann derſelben drey in einen Degenknopf getragen werden.28. J. Ach/ daß alle Soldaten ſolche Degen fuͤhrten!29. V. Waruͤm?30. J. So wuͤrden beeder Theile Klingen zerſpringen/ und alſo leichter un= ter den entwaffneten Friede werden.31. V. Viel Sachen haben natuͤrliche Urſachen/ die uns unwiſſend ſind/ als S. Johannis Bluͤte/ welche niemals/ als zwiſchen eilf und zwoͤlff Vh= ren/ ſol gefunden werden/ dienet wider Verwunden. Eberwurtz/ und die Om=(Ioh. Staricius am 91. B. be= ſagten Buchs. Delrio l. 1. diſq. Magic. c. 3. vid. etiam Cardan.) eißeyre werden zu dem Waſſer der Großmuͤtigkeit gebrauchet. Ein Hunds= baͤlglein machet die Hunde ſchweigen. Die Galle des Fiſches Callionymi, machet der alten vertunkelte Augen wieder hell und ſehend. Die Wolffshaut uͤber einer Trummel/ machet die Schafshaut uͤber einer andern Trummel zer= ſpringen. Hieher gehoͤren die Waffenſalben/ und magnetiſche Artzneyen.32. R. Ich hab fuͤr den beſten Wundſegen ruͤhmen hoͤren den 91. Pſalm/ [14] benebens einer gerechten Sache/ und einem guten Gewiſſen. Die ſich ſolche??? Kuͤnſte gebrauchen/ ſind verzagte Maͤmme/ dann wann ſie behertzte Leute we??? ren/ doͤrfften ſie der Kunſt nicht.33. C. Was iſt aber fuͤr eine Art der Artzneyen/ welche Magnetiſch ge??? nennet werden?(Wie dieſe Salbe ge= macht wird/ iſt zu leſe ̅ aux Conferenc. om 2. n. 19.) 34. V. Man verbindet das Gewehr/ mit welchem der Hieb oder Stic??? geſchehen/ mit einer Salbe/ als ob es die Wunden ſelbſt were. Die Salbe wir??? gemacht von Menſchenhirn/ Menſchenblut/ Muͤmmienoͤl/ Terpentin/ ꝛc??? und ſolches muß gemiſchet werden/ wann die Sonne in dem Zeichen der Waa=??? ge am ſtaͤrkſten iſt. Keine andere Urſache ſo wunderſamer Wuͤrkung kan??? man geben/ als die Gleichheit des Gebluͤtes/ das aus der Wunden gefloſſen/ und in des verwundten Leib verblieben iſt. Alſo heilen auch die Bienlein/ die Scorpionen und Vipern ihren Stich/ wann ſie darauf gebunden werden.35. D. Daß man aber darbey des Himmels Lauf beobachten muß/ hat??? ſeine richtige Urſachen/ geſtalt alle Gewaͤchſe ihren Anfang und Wachſthum/ [15] ihre Vollkommenheit/ und dann ihr Abnemen und Ende haben. Solches er= hellet auch an dem Wundholtz/ das von den Eſchenbaumen zu gewiſſer Zeit/ wann es nemlich in vollem Saft iſt/ vor der Sonnen Aufgang muß gehauet werden.36. R. Dieſe Artzney dienet aber nur zu den Fleiſchwunden/ wann kein Lebens=Glied/ als da iſt das Hertz das Hirn/ die Leber und dergleichen/ nicht verletzet ſind. Zu ſolchen Wunden darf es gantz keiner Salben: dann ſie von ſich ſelbſten heilen/ wann man ſie nur ſaubert und reiniget. Ich kan alſo nicht ???egreiffen/ wie ſolche Heilung geſchehen ſol durch eine Artzney/ ſo den Kranken ???der deſſen Schaden nicht beruͤhret.37. D. Wie ſolche Artzneyen wuͤrken/ iſt zwar unſichtbar fuͤr unſern Aug= ???n/ daß aber ſolche Heilung durch ſie verrichtet werde/ lehret die Erfahrung. So koͤnnen die Peſtilentziſchen Krankheiten/ ohne Anruͤhren/ uͤm ſich greiffen/ ???und viel anſtekken: So koͤnnen die/ welche boͤſe Augen haben/ eines andern Ge= ???cht verderben: So koͤnnen etliche Krankheiten durch den Geruch geheilet [16] werden. Wann die Wuͤrkung der himmliſchen Liechter/ in allen ſo erkan??? lich were/ als in dem Magnetſtein/ in der Sonnenblumen/ in den Selenit/ ??? der Mondſtein/ und dergleichen/ ſo ſolten die Taliſman leichtlich zu erkundige??? ſeyn: weil uns aber ihre Eigenſchaft verborgen iſt/ erlernet man die Wuͤrkung??? leichter als die Urſachen/ mit welchen ſie verbunden.38. A. Waruͤm macht man aber ſolche Artzneyen durch die Bilder/ Schrif= ten und Buchſtaben verdaͤchtig?(Magia Cere- monialis, vi- de Verulam. de Augm. ſcient. l. 4. f. ???22.) 39. V. Solches beſchihet mit keinem andern Abſehen/ als die Einbildung??? deſſen/ ſo ſolche Taliſman gebrauchet/ zu beſtaͤrken: Dann wie die Furcht/ de??? Zorn/ und der Schrekken das Gebluͤt auf unterſchiedliche Art erregen/ bald??? erkaͤlten/ bald erhitzen/ ſo iſt auch die Einbildung bey dergleichen Wuͤrkungen??? foͤrder=oder hinderlich/ und wird durch ſolche Bilder/ etlicher maſſen beherr= ſchet/ wie auch in dem Gottesdienſt durch Betrachtung der Kirchenbilder zu ge= ſchehen pfleget.40. D. Wann man ja alles/ was man nicht mit Augen ſehen/ und mit??? [17] Haͤnden fuͤhlen kan/ verwerffen wil/ ſo frage ich: Waruͤm auß den Wun= den eines Leichnams/ in Anweſenheit ſeines Moͤrders/ Blut trie= fet? Daher entſtanden der loͤbliche Gebrauch uͤber dergleichen Baarrecht zu halten.41. J. Es iſt nicht zu glauben/ daß ſolches uͤbernatuͤrlich geſchehe. Wie verfehrt man aber?42. D. Man traͤgt den Entleibten unter den freyen Himmel/ laͤſſet die verdaͤth= tigen Perſonen die Hand auf deſſelben Mund/ und die Wunden legen/ erin=(Andreas Lì- bavius de - . Beſold. The- ſaur. Pract. l. B. voce Baarrecht.) nert ſie ihres Gewiſſens/ und wann es von dem Richter erkant iſt/ muͤſſen ſolche Perſonen mit einem leiblichen Eid beteuren/ daß ſie unſchuldig an ſolche ̅ Todſchlag. In ſolchen Faͤllen ſo findet ſich gewiſſlich/ daß die Wunde zu blu= ten beginnet/ wann ſie der Thaͤter beruͤhret/ oder daß der Mund mit Blut ſchau= met/ wann ihn der Anfaͤnger des Streits betaſtet. Die Exempel ſind hin und wieder in groſſer Anzahl zu leſen.43. A. Was wil aber der Herr darzu ſagen?
|| [18]
44. R. Ich ſage: Daß die Urſache keiner verborgenen Feindſchaft zw??? ſchen dem toden Leichnam/ und dem Moͤrder beyzumeſſen. Die verſtaͤndige??? Alten haben kein Mittel unterlaſſen/ die Wahrheit in dergleichen Faͤllen zu e??? kundigen/ und den Verbrechern eine Furcht einzujagen: Deswegen mach??? man ſie glauben/ der tode Leichnam werde ſie mit einem Blutszeichen/ uͤberze??? gen: und weil in der gleich groſſen Verſamlungen die erſte Bewe??? gung nicht allezeit in unſern Maͤchten iſt/ verrahten ſie ſich viel??? mals mit Worten/ oder Geberden. Es koͤnnen aber unterſchiedliche U??? ſachen ſeyn/ waruͤm aus eines ſolchen Abgeleibten Wunden Blut triefet: al??? da iſt die Bewegung/ wann man ihn unter den freyen Himmel traͤget/ und au??? den Rukken leget: Wann das erſtarrte Gebluͤt durch die angefangene Faͤu??? lung erhitzet/ keine andere Oeffnung als durch die Wunden finden kan: Wan??? durch das Beruͤhren der Wunden das Haͤutlein uͤber den erſtokkten Blut er??? oͤffnet wird: Wann GOtt auf ſolche Weiſe den Thaͤter offenbaren und zu ver??? dienter Straffe wil ziehen laſſen. Were aber dieſe Prob richtig/ und unzweiff??? [19] lig/ ſo wuͤrde ſie gewiſſlich der weiſe Koͤnig Salomon bewaͤret haben/ als er er= forſchen wollen/ welche unter den zweyen Weibern ihr Kind in dem Schlaff er=(1. Koͤnig. 3.) drukket hatte. Die Nachrichter nemen die Leichname der Ubelthaͤter von den Gerichten/ und man hat nie gehoͤret/ das ſie bluten. Man ſihet nicht/ daß ein Verwunder/ in Gegenwart deſſen/ der ihn verwundet/ zu bluten beginnet: Kan ich alſo nicht ſehen/ waruͤm ein ſolcher mehr Empfindlichkeit in dem Tod/ als in dem Leben haben ſolte?45. D. Das Kind/ von welches Tod Salomon forſchen wollen/ war nicht verwundet/ ſondern erſtikket worden. Dieſes geſtehet man gerne/ daß die Ge= rechtigkeit GOTTes der Obrigkeit Gerechtigkeit vielmals zu Huͤlffe kommet: Es wuͤrket aber Gott durch natuͤrliche Mittel/ welche wir fuͤr uͤbernatuͤrlich hal= ten. Daß ein toder Menſch/ in welchem keine Empfindlichkeit und Waͤrme iſt/ das Gebluͤt zu bewegen/ Blut ſchaumen ſol/ iſt meines Erachtens/ fuͤr kein Wunder zu halten/ dann man die gantze Verfaſſung der Natur/ vnd die verborgene Eigenſchaften/ welche ſie andern Thieren eingegeben/ betrachtet. [20] Es iſt eine groſſe Feindſchaft zwiſchen dem Elephanten und dem Schwei??? zwiſchen dem Loͤwen und dem Haanen/ zwiſchen dem Affen und der Schild??? kroten/ zwiſchen der Schlangen und dem Schatten des Eſchenbaums/ zwiſch??? der Henne und dem Geyer/ zwiſchen dem Wolff und dem Schaafe: So gar??? daß die Saͤiten welche aus dieſer letzeren Geduͤrm bereitet werden/ niemal??? zuſammenſtimmen koͤnnen.46. R. Die Urſachen dieſer Feindſchaft iſt nicht unter die verborgene??? zu zehlen: Maſſen alle Thiere ſo viel Verſtaͤndniß haben/ als zu ihrer Erhal= tung von noͤhten iſt/ und deswegen ſeinen Feind/ aus innerlichem Eingeben zu??? fliehen pfleget Der Elephant und der Loͤw koͤnnen das Schreien des Schweins/ und des Haans nicht leiden/ weil ihrem groben Gehoͤr einer ſo ſcharffe Stim ̅ e nicht gemaͤß kommet. Der Aff iſt hitziger/ die Schildkrote kalter Natur/ wie??? auch der Wein/ und der Koͤhl wegen ſolcher Vrſache nicht nebeneinander??? wachſen wollen. Das Wundholtz von dem Eſchbaum widerſtehet dem Gifft/ und deswegen vertreibt der Baum die Schlangen. Die Feindſchaft zwiſchen [21] ???em Geyer und der Henne/ iſt ſo leicht zu errahten/ als die Urſache/ waruͤm ſich ???as Schaaf vor dem Wolff fuͤrchtet.47. V. Auf das letzte aber/ daß nemlich die Feindſchaft auch in ihren Ge= ???aͤrmern verbleibt/ iſt noch nicht geantwortet.48. R. Es iſt eine Gleichniß/ welche ſo genau hieher nicht trifft: Dann ???nter ſolchen Thieren nie keine Freundſchaft/ wie wol unter denen/ ſo hernach ???inander ermorden/ geweſen.49. V. Des Menſchen Verſtand wil in allen und jeden natuͤrlichen Sa= ???hen gewiſſe Urſachen ſuchen/ und in dem ſie ſolche nicht erſinnen kan/ muß ſie(Sympathia.) ???ich zahlen laſſen/ mit den verborgenen Eigenſchaften/ derer Toͤchter ſind ???eimliche Freund=und Feindſchaft. Was einander in der Geſtalt und dem ???Weſen gleichet/ hat nicht leichtlich unterſchiedliche Wuͤrkung: So ſihet man/ ???aß rohte Korallen das Blut ſtillen.50. R. (Die Zinken ſolten/ nach ihrer Bezeichniß die Hoͤrner vertreiben.)
|| [22]
51. V. Die ſchwartze Seeneblaͤter dienen der Schwermuͤtigkeit/ d??? gelbe Rhebarbre dienet der Galle/ die Fuchs=Zunge den Lungenſuͤchtigen/ u. d??? Alſo ſchluͤſſet ſich/ daß die Dinge/ welche ungleich geſtaltet ſind/ auch gantz un??? gleiche Eigenſchaften haben/ und ſolcher maſſen koͤnnen die Frommen ſich nie??? mals mit den Boͤſen ſtellen. Es ſind aber viel in der Meinung/ auf das erſt??? wieder zukommen/ daß auß deß Moͤrders Augen ſo ſtrenge Stralen ſchieſſen??? welche das Geb luͤt der Wunden erhitzen/ und fluͤſſig machen/ uns aber faſt un??? ſichtbar ſind. Wie der Wolf/ einen Menſchen eꝛſtlich mit ſeinen glintzrend= en und gifftigen Augen erblikket/ die Stimm verlieren machet.52. J. Gnug von dieſem.
|| [23]

??? Reymund. ???
[arrow up]

IN beſagtem ſind noch zwo Fragen verborgen: Als I. Was von von der Sternkunſt (nach welcher die Taliſman gemachet werden/) zu halten ſey? II. Ob die vier Elementariſchen Eigenſchaften/ als da iſt die Hitze/ die Feuchte/ Trokken und Naß/ ſich ???ach dem Geſtirne richten.2. A. Wir wollen deß Herrn Meinung hoͤren?3. R. Der Menſchen Verſtand iſt ſo ſchwach/ daß er billich ſich nicht un= ???erſtehen ſolte/ bis an dem Himmel zu reichen/ und ſich uͤber die Wolken zu er= ???eben. Wann wir die Kraft und Eigenſchaft des geringſten Kraͤutleins/ ſo ???wir taͤglich mit Fuͤſſen tretten/ noch nicht erlernet/ wie wollen wir dann viel von ???en himmliſchen Liechtern wiſſen/ welche ſo ferne von uns/ und unſerer Erkuͤn= ???igung ſind/ daß die Meiſter in dieſer uͤberirdiſchen Kunſt ſich nie vergleichen [24] koͤnnen/ ob ein jeder Planet eine abſonderliche Welt/ wo und wie ſeine Wuͤ??? kung/ durch die Himmels Zeichen veraͤndert werde/ und wie ihre Zuſamme??? kunfften ablauffen: Dann wie das Feuer nicht brennet/ wann man geſchwi??? mit der Hand dardurchfaͤhret: So kan auch der ſchnelle Lauff eines und de??? andern Stern keine ſondere Fuͤgniß auswuͤrken. Was wollen wir aber die U??? ſachen weit her von dem Himmel holen/ wann wir ſelbe auf der Erden in de??? Naͤhe finden? Die Kunſt wird durch Fleiß/ und nicht durch das Ge??? ſtirn/ erhalten: Reichthum und Ehre durch die Geburt und eig??? nen Verdienſt/ oder Beguͦnſtigung zuwegengebracht. Der Sie??? kommet nicht von den Sternen/ ſondern von der Feldherren g??? ter Anordnung/ und der Soldaten Tapferkeit her/ u. d. g.3. D. Man hat aber gleichwol viel Sachen zuvor geſagt/ und das Kuͤn??? tige aus dem Geſtirn verkuͤndiget.4. R. Wann ein Thier ungefehr mit einem Nagel einen Buchſtab machet??? ſo iſt es deswegen noch kein Schreiber: Ja wann die Sternſeher/ aus dem Ge??? [25] ſtirn erſehen moͤchten/ welchen Tag ſie die Wahrheit ſagten/ und in was Un= gluͤkk/ und Ungewißheit ihre Kunſt ſchwebet/ ſo ſolten ſie ihnen ſelbſten rahten koͤnnen: und erlernen/ daß ein weiſer Mann das Geſtirn beherrſchet.5. D. Die Wuͤrkung der Sterne wird vermittelſt deß Lufts den Menſchen beygebracht/ deſſen Leben in der Feuchte und Waͤrme beſtehet. Solcher geſtalt neiget/ leitet und reitzet das Geſtirn des Menſchen Willen/ noͤhtiget und zwin= get aber denſelbigen nicht/ ſondern ein weiſer Mann widerſtehet ſeinen fleiſch= lichen Begierden/ und herrſchet alſo uͤber des Himmels Einfluß: gleichwie der Durſtige ſich des Tranks enthalten/ und ſein Belieben/ wegen der Geſundheit/ bezwingen kan. Finden ſich etliche Kalendermacher/ welche oft der Wahrheit Feyertage hineinſetzen: So iſt ſich nicht zu verwundern/ daß es auch in dieſer Kunſt/ wie in allen andern/ Stimpler giebt. Ein Zahnbrecher kan einen ver= ſtaͤndigen Artzt nicht veraͤchtlich machen/ noch ein unfleiſſiger Setzer und Drukker die Drukkerkunſt vernachtheilen. Der Fehler der Perſon iſt der Kunſt nicht beyzumeſſen.
|| [26]
6. C. Hierinnen hat Herr Degenwert recht.7. V. Es iſt aber der Planetenlauf ſo ſchnell/ daß man alle die Geſtirne n??? einmal/ wie das ander mal/ findet/ ſondern in etlich hundert Jahren alle Tag??? un ̅ Stunde anderſt: Der geſtalt/ daß man nicht kan ſagen/ bey dieſer Zuſam ̅ e??? fuͤgung der Planeten hat ſich dieſes oder jenes begeben: Darum iſt vermutlich??? es werde dergleichen wieder erfolgen.8. D. Niemals ſind zwo Krankheiten einander gleich: Niemals ſind zwee??? (caſus in Iure.) Rechtsfaͤlle in * allen Umſtaͤnden einander aͤhnlich: Es iſt aber genug/ daß di??? Haubturſachen zuſammentreffen/ und nach denſelben die Artzney/ und da??? Urtheil gerichtet werde. Alſo iſt gnug/ daß die groſſen himmliſchen Liechte??? gewiſſe Wuͤrkungen haben/ wanngleich nicht alle Zeichen einmal wie das an??? dermal mit eintreffen.9. J. Dieſes iſt wol verantwortet.10. R. Das Geſtirn wuͤrket nur auf zweyerley Weiſe/ durch die richtige Be??? wegungen/ welche den Lentzen=Sommer=Herbſt=und Winterzeit machet/ und??? [27] durch das Liecht/ daher das Wachsthum/ Zu=und Abnemen aller Thiere/ Erd= gewechſe/ und Metallen erſprieſet. Die andere verborgene Wuͤrkungen/ be= ſtehen mehr in dem Wahn/ als in dem Werk/ und ſind auch denen unerfind= lich/ die vermeinen ſie haben die gantze Natur durchgruͤndet.10. D. Man ſehe ein Exempel an den Zwillingen/ dem Eſau und dem Ja= ???ob. Sie ſind zu einer Zeit/ und vermutlich in gleichem Geſtirne geboren wor= den/ haben aber gantz ungleiche Sitten und Neigungen gehabt.11. V. In dieſer Sache kan man auf dreyerley Weiſe irren/ in dem wir entweder der Sterne Wuͦrkung gar nichts beymeſſen/ o= der denſelben nicht genug/ oder gar zu viel/ zuſchreiben. Daß das Geſtirne gar nichts wuͤrke/ widerleget die Erfahrung. Daß aber das Ge= ſtirne uͤber des Menſchen Willen und Sitten herrſchen ſoll/ iſt ſo bedenklich ge= redet/ als wann man ſagt/ die Begierden ruͤhren her von jedes Leibs Beſchaffen=(Mores ſe- quuntnr te ̅ - peramentu ̅ .) heiten. Welche drittens ſo viel auf das Geſtirne halten/ vermeinen/ GOTT habe das Zukuͤnftige mit Hebraͤiſchen Buchſtaben an den Himmel geſchrie [28] ben/ (Vocales, vel puncta Vo- calia.) und ſey verbunden ſeiner Handſchrift nachzukommen. Gewiſſlich di??? Stimmer uͤm ſolches Sternbuch zu leſen/ koͤnnen von niemand/ als von Go??? ſelbſten beygefuͤget werden.12. A. Schluͤſſlich/ ſo beſtehet die gantze Kunſt in Mutmaſſungen/ und iſ??? ſich nicht darauf zu verlaſſen/ weil die Regeln derſelben eines Theils unter de??? Menſchen nicht verglichen/ anders Theils gar zu viel Abfaͤlle haben. Iſt alſo di??? gantze Kunſt ein Irrgarten einer gelehrten Unwiſſenheit.

??? Julia. ???
[arrow up]

UNs verlanget auch zu vernemen/ was dieſes Brunnenbild fuͤr ei= ne Deutung habe/ und damit es einem Geſpraͤchſpiele gleichkom= me/ ſo laſſen ihnen die Herren gefallen/ ſolches Gedicht oder Geſchicht in ge= bundener Rede/ wechſelweis zu erzehlen.
|| [29]

Veſpaſian.
[arrow up]


2. Mein Sinn erfreuet ſich den Singer zu beſingen.(Arion. vid. Hiſt. Ovid. l. 2. Faſt.)
Der durch der Leyren Klang die Wellen koͤnnen zwingen/
im Saltzgeſchaumten Meer/ die Klippen und der Wind/
und nicht das Felſenhertz der Schiffer/ war gelind/
und guͤnſtig ſeiner Kunſt; bis ihm entgegen kommen(Delphi???)
der Menſchenholde Fiſch/ und ihn auf ſich genommen/
daß er iſt ohn Gefahr durch die Gefahr gereiſt/
Wie dieſes Luſtgedicht/ uͤmſtaͤndig/ ferner weiſt.???3. A. Dieſes iſt/ als ich verſtehe/ der Eingang und kurtze Inhalt von des A= ???ions Geſchichte.

Reymund.
[arrow up]


???4. Arion/ welchem nie die holde Stimm gefehlet/
hat ſelbe dergeſtalt dem Leyrenlaut vermaͤhlet/
|| [30]

daß er der Menſchen Geiſt/ aus ires Hertzens= Schrein
entwendet/ und beſeelt den harten Marmolſtein.
Sein Lied und ſeine Leyr macht alle Sorgen ſchlaffen/
der Waͤlder wildem Wild kont er die Milde ſchaffen/
daß es den Schaafen gleich/ ob ſeinem Kunſtgeſang
erſtaunet/ und gehoͤrt den lieblich=ſuͤſſen Klang.
Nach dem er lange Zeit in Latien geblieben/
hat ihn die Tugendlieb’ in keuſcher Brunſt getrieben/
zu laſſen wiederuͦm den truͤben Tiberſtrand/
und mit dem nechſten Schiff hin gegen Griechenland.
zu ſeglen/ da er vor den Vater hinterlaſſen/(Iſt ein weiſer Grieche ge= weſen/ und A= rions vertꝛau= ter Freund. Herodot. in Clio.)
da ſeiner Freunde Zunft/ nechſt Periander ſaſſen.5. C. Was iſt aber dieſem Arion unterwegs wiederfahren?

Degenwert.
[arrow up]


6. Man ſtoͤſſet von dem Land/ und zieht die Segel auf/
einſchneller Vorwind treibt des Schiffes ſtrangen Lauf/
|| [31]

das ſchwanke fuͤchten Holtz/ war von dem Strand gewallet/(Almus.)
als auf dem gantzen Schiff die meuchel Stim ̅ erſchallet:
ſchlacht dieſen Singer tod! das Zeugniß ſeines Bluts
ſetzt uns zu Erben ein/ all ſeines Haab und Guts.
Arion ſahe nur das Meer/ ſich/ und den Himmel/
und hoͤrte ſelbſten an/ des Rudervolks Getuͤmmel/
und ihren Moͤrder=Sinn. Zu mildern ihren Grimm
ergrieff’ er ſeine Leyr/ und mit erhabner Stimm:
Hoͤrt/ ſprach er/ hoͤret doch ein Lied/ das ich erdichtet/
dem Meeresgott zu Lob/ es iſt auf uns gerichtet/
und unſre Reiſefahrt/ daß er mit ſeinem Schutz/
vns leite ſonder Leid/ daß er der Winde Trutz/
in ihren Hoͤlen halt’. Indem er ſie geblendet/
mit dieſer ſeiner Bitt’/ hat er ſich uͦmgewendet/
und die geſtimmte Leyr/ der Sonnen zugeneigt
mit dieſem Schwanen Lied: —————
|| [32]

7. J. Welches/ wie ich vermerke/ Herr Veſpaſian ſingen wird: Veſpaſian.
8. V. Das Lied mag in dergleichen Satzreimen verfaſſet ſeyn:

1.
[arrow up]


Purpur=holdes Himmelsliecht/ mein Gedicht/
Rufet dir/ O ſchoͤnſter Gott/
der du vormals haſt bekrieget/ und beſieget
Python/ ſamt der Schlangenrott
Schau mit Gnaden und Erbarmen mich Armen.

2.
[arrow up]


Der du aller Zeiten Zeit haſt bereit/
|| [33]

Der du fuͤhrſt der Muſen Chor/
und was waͤchſet auf der Erden/ laͤſſeſt werden.
neig zu mir dein Gnadenohr/
Du kanſt von der Knechtſchaft=Ketten erretten.

3.
[arrow up]


Weil dir dann gehorſam ſind Meer und Wind/
und dein goldbeglaͤntzter Stral
bald vertreibt der Hagelſplitter Ungewitter/
ſo beſchuͤtz uns allzumal/
Daß die See die Windesſtille erfuͦlle.
|| [34]

4.
[arrow up]


Doch laß/ daß der ſanfte Weſt bau das Neſt/(Alcyones.)
Da des Eiſevogels Brut
in der Klippenritzen heget/ ziht und leget.
Gib/ daß auch mir komm zu gut/
dein/ Apollo/ dein Erbarmen mir Armen.
9. A. Was ferner erfolget/ wird Herr Reymund erzehlen. Reymund.
10. ———— In dem die Sonne ſteigt/
in die geſaltzne Flut/ macht er/ mit ſeinem Singen/
das ſtille Schuppenheer rings uͤm das Schiffe dringen/
zu hoͤren ſein Geſang. Der Wall=und Rauberfiſch/
der ſonſt nach dem Geſchneltz eilt gierig=ſchnell vn ̅ friſch/
|| [35]

erſtaunt ob ſolchem Ton. Des Himmelslauff beharret’/
und wuͦnſchte/ daß zugleich das Sternen Aug erſtarret/
ſich wandelt in ein Ohr. Doch war der Schiffer Raht/
zu wuͤrgen ihren Gaſt/ der keine Miſſethat
verſchuldet auſſer dem/ daß ſeine Tugendgaben/
ihn vielmehr Gelds geſchenkt/ als ſonſt Poeten haben.
Sein Lied/ wurd Leid und Ach: ſo daß er in der Flucht/
vor ſeiner Rauber Hand/ den Tod im Meer geſucht/
und nicht gefunden hat: Dann als er ausgeſungen/
iſt er mit ſeiner Leyr/ hin in die See geſprungen.11. C. Were das Meer mit Muſcatellerwein angefuͤllet geweſen/ ſo hatte der Poet Urſach gehabt einen ſo ſuͤſſen Tod zu wehlen. Aber weiters. Degenwert.
12. Er ſtuͦrtzet in das Meer/ beſtuͤrtzt in ſeinem Sinn/
als aus dem Wellengrab ihn rettet ein Delphin/
|| [36]

der Kunſt und Menſchen Freund. Syrenen und Najaden/
Napeen und Neptun/ die in Saltzwaſſer baden/
ſamt allem Flutenheer/ begleiteten die Fahrt/
mit mancherley Getoͤn/ nach ihrer wilden Art.
Wie ſonſten vor dem Heer die ſtoltzen Sieger prachten/
ſo ſchwebt Arion hin: Ihm liebte zu betrachten/
des Orpheus Sterne Leyr/ mit uͤberholdem Glantz/
die einer Fakkel gleich/ gefuͤhrt der Wellen Dantz.
Ihm dient an Schiffes ſtat des ſchweiffen Fiſches Rukken/
daß er das wilde Meer vermoͤcht zu uͤberbrukken:
da er dem hoͤchſten GOTT/ fuͦr ſolche Wundergnad/(Promonto- rium eſt La- conicæ regi- onis apud Suidam. vid. Reißbuch C. Füreri. f. 3.)
an des Tanarusſtrand/ mit Lob/ gedanket hat.13. J. Hieraus koͤnnen unterſchiedliche Fragen aufgegeben werden/ al??? erſtlich/ was durch dieſes Gedicht bedeutet worden?14. V. Daß Gott die ſeinen wunderlich erhaltenkoͤnne/ wide??? [37] aller Menſchen Gedanken/ wann ſie ihm nur vertrauen. Er ver= ???laͤſſt keinen/ der ihn nicht erſt verlaſſen hat.15. A. Die Kuͤnſtler haben allezeit viel Feinde/ und wenig Freunde/ wie ???hier Arion.16. R. Viel vermeinen/ es ſey eine Geſchicht/ und haben die Schiffleute(Antimeni- des l. 1. hiſt. Dithyram- bos.) ???dieſen Griechiſchen Poeten/ (welchem die Erfindung der Irrgedichter zuge= ???ſchrieben wird) bedrohet zu ermorden/ wann er ſich nlcht wuͤrde in das Meer ???tuͤrtzen: Als er nun das letzte erwehlet/ und ſich mit Schwimmen/ in dem ???Meer aufgehalten/ were ihm ein Taͤnariſches Schiff zu Huͤlffe kommen/ an ???elches Hintertheil ein Delphin gebildet geweſen. Solcher geſtalt iſt hernach ???ie Geſchicht/ mit ermeldtem Gedichte bedeutet worden.17. C. Man koͤnte es dahin deuten/ daß der Poeten Kunſt unſterblich ???eye.18. D. Das iſt/ daß ſie mit nie verwelklichem Nachruhm belohnet werden/ ???ie man dann lieſet/ daß dieſer Delphin mit neun hellen Sternen/ unter dem [38] Geſtirn/ bemerket worden. Solcher maſſen werden alle Befoͤrderer der Po??? ten/ mit ihres Namens Lobgedaͤchtnis verewiget.19. J. Alſo koͤnnen aus einem Geſpraͤchſpiele mehrerley Fragen entſteh??? welche ich zu melden meinen H. Nachbarn uͤberlaſſe.20. V. Man moͤchte aus der Geſchichte Arions fragen: Ob die Gefah??? oder der Nutz des Reiſens groͤſſer ſey?21. A. Ob man nicht durch Vorſichtigkeit manchem Unhe??? entfliehen koͤnne?22. R. Ob Arion recht gethan/ daß er aus Furcht ermordet??? werden/ in das Meer geſprungen?23. C. Ob die Delphinen jemals einen Menſchen bey dem Le??? erhalten.24. D. Meine Frage iſt dieſe: Ob bey den Chriſten zulaͤſſig/ Heyd??? niſche Gedichte auf den Schauplatz darzuſtellen?
|| [39]

??? Veſpaſian. ???
[arrow up]

NIcht allein in dieſen/ ſondern in allen beſagten Fragen ſind die Gelehrten nicht einer Meinung. Es iſt aber ein Unterſcheid zu machen zwiſchen den Gedichten/ welche Heydniſche Goͤtter einfuͤhren/ und de= ???en/ welche ſonſten die Geſchicht/ mit ſchikklichen uͤmſtaͤnden/ auszieren/ wie ???etzund von Arion gedacht worden. Ich an meinem geringen Ort halte es mit ???ſolchen Freudenſpielen/ welche natuͤrliche/ oder kuͤnſtliche Haͤndel ausbilden/ ???denen der Heyden Fabelwerk nicht zu vergleichen. Von den kuͤnſtlichen Freu= ???denſpielen iſt in dem Sophiſten/ und in der Redkunſt Meldung geſchehen/ von ???den andern wollen wir hernach handelen: Zuvor aber beſehen den Schau= ???platz.2. A. Ich verſtehe/ daß uns der Herr wil mit Worten vorſtellen/ was wir ???dieſer Zeit im Werke zu ſehen nicht verhoffen koͤnnen.
|| [40]
3. R. Ja/ und mit geringere ̅ Unkoſten/ als ſonſten darzu von noͤhten iſt??? (Entrées ballets.) Ich rede aber von ſolchen Trauer=und Freudenſpielen/ Aufzuͤgen/ Dantzſpiel??? und Vorſtellungen/ welche mit An=und Zugehoͤr vollkommlich ausgeruͤſt??? werden/ da man des Gelts nicht ſchonet/ wie in Welſchland bey dergleiche??? Kurtzweil gebraͤuchlich iſt/ da man oft mit einem ſolchen Werk Jahr und Ta??? umgehet und die beſten Singer/ von allen Orten/ darzu erkauffet.4. D. Es iſt leichtlich zu erachten/ daß Zeit darzuerfordert wird/ nicht nu??? die Wort eines Freudenſpiels/ ſondern auch den Ton/ und das Geſang aus??? wendig zu lernen. Anderer Geraͤtſchaft zu geſchweigen.5. V. Wie nun dreyerley Staͤnde ſind/ ſo ſind auch dreyerley Arten de??? Gedichte: alsI. Der Koͤnige/ Fuͤrſten und Herren Ehrenſtand/ deren Thaten und Ge??? ſchichte/ mit praͤchtigen Heldenreimen/ und meinſte ̅ Theils in ſolcher Art allein (Bey folgende ̅ 41. und 43. §. zu erſehen.) durch die Trauerſpiele vorgeſtellet werden: Hierzu ſind ſtattliche Palaͤſte und Fuͤrſtliche Garten=Gebaͤue/ die Schauplaͤtze.
|| [41]
II. Der Burgerliche Haus=und Mehrſtand/ in welchen allerley gemeine Begegniß in burgerlichen Handel und Wandel vorkommen/ und hieher gehoͤ= ???en die Freudenſpiele/ alſo benamet/ weil ſie das Volk/ mit ihnen bekanten(Dergleichen bey folgenden 15. §. zu finde ̅ .) Fuͤgnuͤſſen zu beluſtigen pflegen/ in dem ſolche faſt jedesmals einen froͤlichen Ausgang gewinnen. Hierzu gehoͤret ein Schauplatz von ſchlechten Gebaͤuen/ Kirchen/ Maͤrken/ Brunnen und Straſſen.III. Iſt der Bauer= oder Nehrſtand/ handlend von Hirten=und Schaͤfer= ???achen/ von dem Akerbau/ und Landleben/ von der Viehzucht/ Fiſchereyen/(Wie bey dem 27. und 31. §. zu erſehen.) Zeidlereyen/ Schaͤfereyen und dergleichen. Der Schauplatz hierzu iſt ein Wald/ oder Aue/ Felder/ Fluͤſſe/ Trifften/ Hoͤlen/ Doͤrffer/ Heinen/ Weiler/ und dergleichen.6. J. Wann aber das Spiel dieſe drey Staͤnde zugleich belanget/ wie muß ???lsdann der Schauplatz gezieret ſeyn?(I. de la Meſ uardiere en ſa Poetique 409. & 411.) 7. R. Mit Veraͤnderung der Geſchichte/ ſol ſich jedesmals der Ort/ nach ???erſelben Beſchaffenheit/ veraͤndern/ und nicht allein der Ort/ ſondern auch [42] die Art zu reden: Dergeſtalt daß die gantze Vorſtellung der Wahrheit gem??? komme. Dieſes zu wiſſen ligt dem Poeten ob: Dann gleichwie ein Feldhe??? die Wahlſtat/ wo er die Schlachtordnung zu ſtellen/ und Ehre einzulegen ??? willet iſt/ zuvor erkuͤndigen/ und die Hoͤhen/ den Wind/ Son ̅ enſchein/ die Fl??? ſe u. d. g. beobachten ſol: Alſo muß auch der Poet den Schauplatz/ wo er ſe??? Gedicht vorſtellig machen/ und dardurch/ ob der Hoͤrer/ und Zuſchauer N??? gungen/ Sinne und Gedanken ſiegen wil/ nach allen Fuͤgniſſen bequemen/ u??? vorbereiten. Zu dieſem Ende ſol der Poet verſtehen/ die Baukunſt/ die Pe??? ſpectiv/ oder Sehkunſt/ die Mahlerey/ die Muſic/ den Dantz/ und im Ende??? ler Perſonen Geberden ziemlich nachzuahmen.8. A. Dieſes ſolte faſt ſchwer fallen.9. D. Hieraus ſihet man/ daß gewiſſlich viel zu der Poeterey gehoͤret/ u??? ſolche nicht nur beſtehet in der Kunſt/ etliche Woͤrter miteinander versrichtig z??? verbinden/ (welches das geringſte/ und wann nicht die verſtaͤndige Erfindu??? der Grund ſolches Gedichtes iſt/ fuͤr Schulpoſſen zu halten/) ſondern in ein??? [43] Erfahrenheit/ vieler/ ja aller anderer Wiſſenſchaften. Daher erhellet auch/ daß die Poeterey kein Handel fuͤr den gemeinen Mann/ weil ſie ſeinen Ver= ſtand weit/ weit uͤbertrifft/ und er darvon zu urtheilen pflegt/ wie der Blinde von der Farbe. Einen Zahnbrecher/ einen Taſchenſpieler/ einen Gaukkler/ einen Pritſchemeiſter und Spruchſprecher kan er verſtehen/ und mit Belieben anhoͤ= ren/ aber ein rechtes poetiſches Gedicht/ gehoͤret nicht fuͤr den gemeinen Poͤvel/ ſondern fuͤr Gelehrte und mehr verſtaͤndige Leute.10. C. Die Trauer=und Freudenſpiele aber/ werden dem gemeinen Mann zu Lieb/ vorſtellig gemachet.11. V. Hierunter iſt ein Unterſchied zu halten/ zwiſchen den Freudenſpie= len/ welche/ von etlichen darzu von Jugend auf angewehnten Schau= ???pielern (Comoedianten/) uͤm Gewinns willen gehalten/ und denen Luſtſpielen/ ???elche von vornemen Herren/ zu ſonderer Ergetzlichkeit/ nach Italiaͤniſcher ???Art Geſangsweis angeſtellet werden. In jenen/ mag man mit Poſſenſpielen/ ???dem Poͤvelvolk zu Gefallen ſeyn/ in dieſen aber von welche ̅ wir reden/ hat man [44] auf die hoͤchſte Kunſt dieſer Spielhaͤndel zu ſehen/ und iſt gewiß die Sache jetz??? ger Zeit ſo hoch geſtiegen/ daß faſt nicht auszudenken/ wie es hoͤher zu bringen??? (Biſaccione.) Einer von den Italiaͤnern ſagt hiervon alſo: Es iſt der Schauplatz/ und un??? ſere Trauer=und Frewdenſpiele in ſolcher Vollkommenheit/ daß uns noch die??? Griechen noch die Roͤmer dergleichen iemals ausgeſonnen haben. Ariſtote= les iſt nicht mehr der Poeterey Geſetzgeber/ vnd Euripides/ Ariſtophanes/ So= phocles/ ſolten ſowol von uns zu lernen haben/ als Plautus vnd Terentius. Wann ſie wieder lebendig werden und uns zuſchauen koͤnten/ ſo wuͤrden ſie es??? bekennen muͤſſen.12. J. Dergleichen hat man/ meines Wiſſens/ in Teutſchland noch wenig??? geſehen/ oder gehoͤret.(Ein Exempel iſt in der See= lewig CLVII.) 13. R. Man kan es aber ſehen im Gemaͤhl/ und hoͤren/ wann man will. Es??? iſt ferner bey dieſen Freudenſpielen zweyerley ſonderlich zu verwundern; als die??? Stimmen der Singer/ und Singerinnen; und dann der Schauplatz. Die Stimmen in den Italiaͤniſchen Helden=und Hirtenſpielen (dann die gemeinen [45] Haͤndel/ der Freudenſpiele hiervon ausgeſchloſſen werden/) ſind auserleſen/(Le Muſicien imite la na- ture de la penſee, faiſa ̅ t lanquir & rejouir l’ au- diteur. Meſ- nard. Poëtiq- f. 426. ☞ CLVI. CCXVI. CXXXII. 7.) und mit dem Reimgebaͤnde auff mancherley weiſe dergeſtalt vereinbart/ daß ſie die Gemuͤter der Zuhoͤrer gleichſam bezaubern.14. E. Wie dann?15. D. Der Schauplatz beſtehet in dieſen Dreyen. I. Dem Vorhang. II. Den Platz an ſich ſelbſten mit ſeiner Geretſchafft und Gewerben. III. In der Bedekk=oder Bedachung deſſelben. Der Vorhang iſt entweder ge= mahlt/ oder nur von Taffet/ Damaſt und dergleichen ungemahlt/ oder auch mit Seulen/ und Sinnbildern beederſeits gezieret. Der gemahlte Vorhang bedekket den Schauplatz von oben an; und wird alsdann/ wann die Vorſtel= lung aufgefuͤhret wird/ vor dem Platz niedergeſenket/ vnd verborgen/ oder auch mit Rollwerk in die Hoͤhe gezogen. Das Gemaͤhl darauf gleichet einem Schau= platz/ ohne Perſonen/ der entweder mit Gartenwerk/ Huͤtten/ Brunnen/ Gaͤn= gen/ Baͤumen vnd dergleichen nach der Sehkunſt vorweiſet/ oder auch andere Gebaͤue/ Gaſſen/ Gaͤnge vnd Baͤume/ die wol in das Geſicht kommen.
|| [ID00172]
|| [ID00173]
|| [46]
Iſt der Vorhang ohne Gemaͤhl/ ſo wird er/ entweder in einem Nu/ beederſeits (☞ CXXX.) aufgezoge ̅ / oder alſo erhabe ̅ / daß er in dreyen Theile ̅ ob dem Schauplatz ſchwebet.16. C. Worzu dienet aber ſolcher Vorhang?17. D. Zu zierlicher Bedekkung des Schauplatzes/ welcher den Zuſchau= ern ſo vielmehr Begierd und Verlangen erwekket: anders Theils kan man auch die Zuruͤſtung darhinter ſo viel fuͤglicher zu Werke richten.18. R. Auf dem Schauplatz ſind zu betrachten der Fusboden/ die Waͤnde/ und derſelben Vertiefung. Der Fusboden ſolte ſich richten nach den Gebaͤuen: In den Zimmern/ von Steinen/ auff den Gaſſen von Pfla= ſter/ unter/ oder bey den Baͤumen von Gras oder Sand ſeyn. Es kan aber dieſes allezeit ſo genau nicht beobachtet werde ̅ . Die Waͤnde ſind von Holtz/ als Baͤume oder Haͤuſer gemahlet/ und dergeſtalt gerichtet/ daß man jede abſondeꝛ= lich uͤmdrehe ̅ / oder durch verborgenes Zugwerk/ zu ruͤkke/ un ̅ Felſen oder andere Gebaͤue dargegen hervorgehen machen kan. Dieſe Gewerbe/ auf welchen die Waͤnde ſtehe ̅ / ſind an eine Rolle ̅ gerichtet/ die in dem uͤmdrehen/ eines vorſich/ das andere hinter ſich zihet: und ſolches geſchicht ſo geſchwind/ als man eine Hand uͤmwendet.
|| [ID00175]
|| [47]
19. J. Wie mag es aber ohne Geraͤuſch/ und Knirſchen geſchehen?20. R. Die Muſic/ Trompeten oder andere dergleichen Getoͤn/ kan ſolche??? Geruͤmpel uͤberſtimmen. Die Italiaͤner halten ſolche Geruͤſte fuͤr ſonder??? Geheimniſſen: doch ſind ſie wol nachzumachen/ wann man die Mechan??? ſchen Sachen verſtehet. Die Vertiefung ſolcher Waͤnde geſchicht durch e??? nen kleinen Vorhang/ der nach dem Augpunct des gantzen Schauplatzes/ ge??? mahlet iſt; und wird die Vertiefung genennet/ weil man das Tiefſte/ die Linie/??? ſo das Geſicht endet/ darauf bedeutet: Zu Zeiten auch ein Schiff/ oder ande??? re Gemaͤhl/ nach Beſchaffenheit der Geſchichte/ beweglich darauff ſehen laͤſſt??? oder den Vorhang hinwegzihet/ und etwan eine Hoͤlen/ oder einen Luſtwal??? (Ein Exempel bey dem 43. §. dieſes Spiels.) mit Wild oder eine Begraͤbniß mit Lampen/ als in einem Tempel vorweiſet??? welches von ferne ſehr annehmlich zu ſehen kommet.21. A. Ich bilde mir die Sache etlicher Maſſen ein.22. V. Ober dem Schauplatz ſchweben die Wolcken/ (wann nicht etwan??? ein Palaſt vorgeſtellet wird/ daraus kan man nun Engel/ Geiſter/ Adler und??? [48] dergleichen herabbringen; der Heydniſchen Goͤtter/ welcher Auffuͤhrung den Chriſten nicht gar verantwortlich ſcheinet/ zu geſchweigen. Es werden aber zu dergleichen Schauplaͤtzen erfordert/ hohe vnd groſſe Zimmer oder mit Fuͤrſt= lichen Unkoſten abſonderlich darzu erbaute Spielhaͤuſer: Viel Liechter/ oder Lampen/ bey welchen naͤchtlicher Weile alles ſcheinlicher und ſichtbarer kom= met/ und dann vorſichtige Leute/ alle Gefahr zu verhuͤten.23. D. Als zu Florentz der erſte Aufzug im Geſang aufgefuͤhret wurde/ iſt ſolches in einem kleinen Zimmer/ ſowol die Stimme/ als den darein lautenden Muſicklang vernemlicher zu machen/ beſchehen: Weil mau aber wenig Zuhoͤ= rer/ wegen des kleinen Raums haben koͤnnen/ iſt hernach der Schauplatz er= weitert/ und ſind vielmals auch unter freyem Himmel/ bey Nacht/ dergleichen Singſpiele angeſtellet worden.24. R. In kleinen Orten/ muß man den Raum in der Hoͤhe ſuchen/ vnd kan mit Fakkeln vnd Spiegeln/ die jhre Stralen gegen den Schauplatz werffen/ der geringſten Vorſtellung/ ein groſſes Anſehen gemachet werden.
|| [49]
(Non abſoni à Voce mo- tus erant. Liv. l. 7.) 25. V. Von nicht minderer Wichtigkeit iſt die Reimart/ oder das G??? baͤnd/ welches die Muſic beſeelet/ und mit ziemlichen Geberden verknuͤpffet/ ??? die alten Poeten durch ſo manche Abwechslung geſuchet vnd gefunden. We??? aber jetzund die Ordnung an mir/ will ich eine Erzehlung von unterſchiedliche??? (à Græcis dicitur apud Caſaub. in Notis ad Perſ. Satyr. 1.) Schauplaͤtzen vnd Aufzuͤge ̅ beginnen/ und die Sinnreiche Geſellſchaft rahte??? laſſen/ wohin ſolche Erfindung gemeinet ſey.26. J. Wir wollen es gerne hoͤren.27. V. Geſetzt/ wir befinden uns in einem groſſen Saal/ und erwarten mi??? Verlangen des Schauſpiels/ von welchem wir in der Finſtern/ bey wenig auf??? geſtekten Liechtern/ mehr hoffen als ſehen koͤnnen. In einem Nu werden alle??? Orten Fakkel aufgeſtekket/ und ſihet man den Vorhang des Schauplatze??? gemahlet mit vielen Seulen und alten Gebaͤuen/ welchen zwiſchen die Flam??? men/ und der Rauch aller Orten herausdringet.Zu merken:Es wird hier von dem Schauplatz geredet/ als wann man??? gegenwaͤrtig fuͤr Augen ſehe.
|| [ID00179]
|| [ID00180]
|| [50]
28. R. Wir bilden uns dieſen Vorhang wol ein: Es iſt aber ein groſſes Geſchrey und Geraͤuſch/ bey Anweſen ſo viel Volkes.29. V. Wann alles zugeruͤſtet/ ſo laͤſſt man ein Cymbelwerk hoͤren/ darauf ???ine groſſe Stille erfolget.30. A. Waruͤm dieſes?31. V. Weil eines Theils die Cymbeln nicht koͤn ̅ en gehoͤret werde ̅ / man ſey dan ̅ ???ehr ſtill: anders Theils/ weil es zu dieſen Aufzuͤgen/ beſſer dienen als Trompe= ???en. Nun der Vorhang aufgehet/ ſihet man den Schauplatz mit Baumen/ ???nd einem Waldplan ausgeruͤſtet. Die Muſic wird mit andern Inſtrumente ̅ ???rtgeſetzet/ und dantzet einer oder mehr Schaͤfer und Schaͤferinn darnach.???2. D. Was folget/ wann der Dantz geendet????3. V. Es faͤllet ein ander Vorhang vor/ und verbirgt den gantzen Schau= ???latz/ mit einem andern Gebaͤu von Joniſchen Seulen/ auf welchen ein Gang/ ???nd in deſſelben Mitten die Luft/ oder Juno/ mit dem Pfauen. Indem die An= ???eſende dieſen Teppicht betrachten/ riſtet man den Schauplatz wieder zu.
|| [ID00182]
|| [51]
???4. C. Wir haben auch dieſes Gemaͤhl genugſam in unſerer Einbildung ???etrachtet: Was folget????5. V. Der Schauplatz weiſet einen Platz auf eine andere Art mit Baumen ???eſetzet/ zwiſchen welchen etliche Bauren=Haͤuſlein/ Klippen/ Huͤgel und Berge ???ervorſtechen. Die Bilder ſind zween Fechter/ die mit bloſſem Gewehr ein= ???nder dergeſtalt begegnen/ daß alle Tritte auf die Muſic treffen. Man koͤnte ???n dieſer Stat den Polniſchen Schwertdantz anordnen.???6. J. Endet hiermit der Aufzug/ oder das Dantzſpiel????7. V. Dieſes iſt erſt die Helffte/ beſtehend in viererley Arten der Schau= ???aͤtze. Nun folget ein Gemaͤhl von Felſen/ Schiffen/ Meerpferden/ Waal= ???ſchen/ Inſeln/ Klippen und dergleichen/ nach der Kunſt vertiefet. Faͤllet ???eſer Vorhang. So folget ein anderer Aufzug/ von zweyen/ oder mehr Schiff= ???uten/ die wie zuvor die andern Perſonen/ nach der Muſic dantzen/ und ſich ???it Tobactrinken luſtig machen.
|| [ID00184]
|| [ID00185]
|| [ID00186]
|| [ID00187]
|| [ID00188]
|| [52]
38. R. Iſt auch dieſer Schauplatz veraͤndert?39. V. Freylich/ man ſolte ſonſten vermeinen/ es ermangelte an neuen Erfindungen/ welches keiner ohne Erroͤhten/ bekennet/ der ein Poet/ das iſt ein Sinnreicher Dichter ſeyn wil.40. A. Wie iſt dann der Schauplatz beſchaffen?41. V. Er iſt von hohen Felſen/ rauchen Klippen/ Hoͤlen und Gruͤfften ???gezieret/ und mag das Lied/ wann man mit den Stimmen aufkommen kan/ ein ???Wider=oder Gegenhall ſeyn Wann dieſe ausgedantzet/ ſo faͤllet der letzte Vor= hang/ vor den Schauplatz/ bemahlet mit Italiaͤniſchen Luſthaͤuſern/ welche ???keine Bedachung haben/ und beſetzet ſind mit groſſen Blumenſcherben. In der ???Mitte des Platzes iſt ein gedoppelter ſpringen der Brunne. Es iſt auch hier= ???bey zu merken/ daß man zwiſchen jeden Aufzug/ in dem der Vor= ???hang niederfaͤllet/ und der Schauplatz zugeruͦſtet wird/ ein zu der Sache/ ſchikkliches Liedlein kan geſungen werden.
|| [53]
42. D. Dieſes wird derletzte Aufzug ſeyn.43. V. Ja/ und zwar dergeſtalt/ daß der Schauplatz/ ein mit vielen Se??? werk/ und Tapetzereyen bekleidetes Zimmer zeige/ in deſſen Mitte ſtehet ei??? Thruen voll Geldes/ und zween alte Heydniſch bekleidte Maͤnner uͤm dieſel??? faſt traurig dantzend.Nun frage ich/ wohin dieſes alles abgeſehen?44. C. Das abſehen der Muſic/ und Vorſtellung iſt meines Erachten??? der Beyweſenden Augen und Ohren zu beluſtigen/ durch ſo unerwarte unte??? ſchiedliche Perſonen/ Gebeu/ und/ wie der Herr gedacht hat/ Geſaͤnger. So??? ches alles wuͤrklich anzuſchauen/ ſolte gleich ſeyn dem allerlieblichſten Traum??? den uns der ſuͤſſeſte Schlaff vorbilden mag.45. V. Die Lieder hab ich mit Fleiß ausgelaſſen/ weil ſonſten aus denſe= ben leichtlich zu erkennen/ das/ was ich jetzt gefraget hab.
|| [54]
46. J. Ich halte/ es ſeyen dadurch die Laſter bedeutet/ als I. durch das Schaͤfervolk/ die Liebe/ II. durch der Palger Fechtſpiel der Zorn/ III. durch die Schiffer die Verwegenheit/ und IV. durch die Alten/ mit der Geltthruen/ der Geitz.47. R. Mich bedunket/ das Abſehen dieſes Aufzugs ſey eine Vorbildung der Menſchlichen Leibsbeſchaffenheit/ als I. die Blutreichen/ durch die Lieb= erhitzten Schaͤfer= und Schaͤferinn. II. Die Gallſuͦchtigen/ durch die Balger. III. Die mit boͤſen Feuchtigkeiten angefuͦllten durch die Schiffer. Und IV. die Melancholiſchen/ durch die Alten beyden Gelt= kaſten.48. A. Ich hab vermeinet/ daß erſtbeſagtes alles auf des Menſchen Alter ???eute/ welches beſtehet in der muͤſſigen Kindheit/ der hitzigen Jugend/ der Erfahrenheit/ und Maͤnnlicher Staͤrke/ und dann den geitzigen Greiſen(J. M. Dil= hert im Weg der Seligk. am 429. Bl.) Jahren. Nach dieſem ſind vor beſagte Laſter als Wolluſt/ Ehre/ und Geitz die Schminke/ dardurch die Menſchen zu der Weltlieb verleitet werden:
|| [55]
49. D. Alle dieſe Meinungen haben etlicher Maſſen einen Schein/ fuͤh??? ren mich aber auf den Wahn/ es ſeyen durch die Schauplaͤtze/ und derſelbe??? Perſone ̅ die vier Elementa bedeutet/ als durch die Baume das Feuer/ durc??? die Juno und freyen Joniſchen Seulen/ der Luft/ durch die Felſen und da??? Meer/ das Waſſer/ und dann durch die Gaͤrten=Haͤuſer/ und den Geld??? kaſten/ die Erde.(Vnde Lucia- nus in Herc. Gallico: - - , ſolvam ???tibi Picturæ æni- gma.) 50. V. Es iſt das Abſehen ſonderlich geweſen auf die Leibsbeſchafen??? heiten des Menſchen/ wie Herr Reymund geſagt/ benebens aber auch ge??? zielet worden/ auf die Vereinbarnng/ welche ſolche mit den Elementen haben??? Hieraus iſt zu erſehen/ daß man nicht eben Gedichte oder Geſchichte/ auf de??? Schauplatz bringen muß/ ſondern auch allerley Ausbildung/ ſo mit ihre??? Stillſchweigen/ durch die Geberden den Zuſchauern gleichſam eine Raͤhtſ??? vorlegen/ wohin ſie gemeinet ſind.51. R. Dieſe Art etwas auszudichten iſt gleich ſowol dem Poeten zu ver??? ſtehen nohewendig/ obgleich ſolche noch in Worten/ noch in Reimen beſtehet??? [56] geſtalt noch eines Mahlers/ noch Baumeiſters Verſtand ſich ſo weit erſtrekket/ daß er/ ſonder eines Gelehrten Einrahten dergleichen zu Werke bringen koͤnte. Vielmals werden auch Lobgedichte auf weiſſen Atlaß oder Taffet gedrukket/ unter das Frauenvolk ausgetheilet. Zu dem iſt noch eine ſeltne Art der Lett= erwechſel/ welche von den Poeten erfunden/ und erklaͤret werden. Man laͤſſet(Letterwechſel.) an die Schaͤferſtaͤbe/ Soldatenſchilde/ oder Schiffers Ruder einen Spruch Sylbenweis mit groſſen Buchſtaben ſchreiben: Als zum Exempel/ auf dem 1. ſtehet kom auf dem 2. m/ auf dem 3. e/ auf dem 4 t/ und ſo folgends/ daß ſie dieſe Frage ſchlieſſen:
1|2|3|4|5|6|7|8|9|10|11|12
kom|m|e|t|de|r|Sieg|von|He|e|r|n?verſtehet von groſſer Menge Wan ̅ ſie dann ſich etlichmal verwechſelt/ ſtellen ſie ſich/ daß dieſe Antwort darauf mit eben ſolchen Buchſtaben herauskommer:
|| [57]

7|1|3|4|8|5|2|9|6|11|10|12
Sieg|kom|e|t|von|de|m|He|r|r|e|n.52. D. Wann aber das Dantzſpiel einer gewiſſen Perſon zu Ehren ange??? (CLXVII.) ſtellet iſt/ ſol man ſich bemuͤhen/ aus derſelben Namen einen Letterwechſel/ de??? Regeln gemaͤß zu erfinden/ und denſelben beſagter maſſen/ vorſtellen. In wel??? chem Falle/ man nur einen Buchſtaben auf jeden Stab/ Werffſpies/ Pfeil??? und dergleichen ſchreiben mag: Wann aber der Name/ oder Letterwechſel z??? lang/ muß man/ wie beſagt/ gantze Sylben darzu nemen/ damit der Perſone??? nicht zu viel werden.53. R. Dieſe Bewantniß hat es/ als zum Exempel:
1|2|3|4|5|6|7|8|9|10
d|i|e|F|r|e|u|n|d|e.giebet durch einen Letterwechſel
1|3|2|8|10|4|5|6|7|9
d|e|i|n|e|F|r|e|u|d.
|| [58]
Wann mehr als XII. Perſonen ſeyn muͤſſen/ ſo iſt die Erfindung nicht wol zu verſtehen/ und der Inhalt nicht leſlich.54. V. Man kan ſich dergleichen auch auſſer dem Schauplatz bedienen/ wie ich dann erzehlen hoͤren von dem Koͤniglichen Mahl/ welches zu Florentz der Fuͤrſtin Maria von Medices/ vermaͤhlter Koͤnigin von Frankreich/ von dem Großhertzog gehalten worden.55. J. Das wollen wir gerne erzehlen hoͤren.56. V. Erſtlich war der Saal/ ungefehr bey 50. guter Schrittlang/ und etwan halb ſo breit: auf 21. Eln hoch/ und oben gleich den Seiten/ mit aller= hand Geſchichten/ von den kunſtreichſten Meiſtern bemahlet. Wie man in den Saal gieng/ war die Credentz in Form einer Lilie aufgerichtet/ abſehend auf das Frantzoͤſiſche Wapen/ und von unten bis oben auf/ mit allerley ſchoͤnen E= ???elgeſteinen eingeleget. Unten waren Jaſpen/ hernach Latzoliſteine/ und je hoͤ= ???er hinauf/ je koͤſtlichere Edelgeſteine ſtunden: die Seulen der Credentz waren ???on rechtem Berg Cryſtall/ ſehr kuͤnſtlich auſgearbeitet/ daß alles/ wegen des [59] groſſen Glantzes ein treffliches Anſehen gab/ durch den gantzen Saal. Unte??? dem viel kuͤnſtlichen Silberwerke ſtunden auf dem Credentztiſche Gefaͤſſe vo??? lauterm Gold/ wie auch von allerhand Glaͤſern/ Porcellanen Schalen/ udg??? An 9. Tiſchen/ Schichtweis geſetzet/ waren zu ſehen 250. Adeliche Frauen??? welchen ihre Maͤnner bey dem Mahl aufdienen muſten. Der Koͤnigliche??? Braut=Tafel/ war zu Ende des Saals/ auf 4. Stuffen erhaben/ darauf ware??? ſeltzame/ und kunſtreiche ſchaueſſen/ nemlich die Abbildung des Koͤnigs vo??? Frankreich/ mancherley Baͤume/ Thiere/ Voͤgel/ alles faſt in Lebensgroͤſſe??? ſehr kuͤnſtlich/ und Schloßweis zuſammengemacht/ welches bey Liecht ſchiene??? als ob es alles voll Schneelege. Als nun H. Urſind Hertzog von Bracci= ano/ des Großhertzogen Schweſter Sohn/ welcher die Marſchalksſtelle be??? diente/ die Koͤnigliche Braut gebracht/ und an die Oberſtelle geſetzet hatte/ be??? nebens dem Cardinal von Medices/ dem Hertzogen von Mantua/ und de??? Großhertzogen/ ſetzte er zu der rechten Seiten/ die Hertzoginn von Mantua??? und die Großhertzogin/ letzlich die Hertzogin von Bracciano.
|| [60]
57. C. Dieſes alles dienet noch nicht zu einem Schauplatz.58. R. Gedult/ Es wird ſich hierzu nicht uͤbel ſchikken/ dann mir die Sache auch bewuſt iſt.59. V. Da nun der erſte Gang/ und die Schaueſſen/ neben allen aufge= haben (dann ich uͤbergehe die niedlichen Speiſen zu erzehlen/ welche der Koͤ= nigl. Braut und alle ̅ Frauenzim ̅ er aufgetragen wurden) theilte ſich die Tafel in zwey Theile: Eines gieng von ſich ſelbſten zur Rechte ̅ / und das andere zur Linken hinweg. Von unte ̅ aber kam eine andere Tafel heꝛauf von ſich ſelber/ voller ſeltz= ſamen Sachen von lauͤterm Zukker gemacht/ dann nicht allein zimliche groſſe Schuͤſſeln/ ſondern auch Leuchter/ und Liechter darauf/ allerley Fruͤchte/ Obs/ Tiſchgeraͤte/ als Teller und Trinkgeſchier von Zukker zu ſehe ̅ waren. Bald gieng dieſe Tafel auch hinweg/ und kam eine andere hernach voller Spiegel: Und als die Anweſende den gantzen Saal (welcher ſehr groß und hoch war/ wie geſagt/) in dieſem glaͤntzende ̅ Mahlwerk auf unterſchiedliche weiſe verjuͤngert betrachtet/ wendete ſich die gantze Tafel zur Seiten hin=und wieder. Als die Tafel auch vor [61] beygangen/ kam eine andere herauf/ gezieret mit einem ſchoͤnen Garten vo??? allerley Fruͤchten/ Baumen/ Blumen/ Brun ̅ werken udg. auf den Blumen ſah??? man Biene/ Raupen/ Gewuͤrme/ ſcheinend als wann es lebte/ wie dann auch??? lebendige kleine Voͤgel darinnen waren. So bald kamen auf beeden Seite??? zwo Wolken hernieder/ in welcher einerſatze eine Florentinerin/ des Großher??? tzogs Muſicantin/ angethan/ wie die Poeten Dianam mahlen: ſie ſaſſe auf ein??? kleinen Wagen/ gezogen von zweyen Pfauen. Sie kame langſam herab/ und??? ſenkte ſich auf die Ekke des Tiſches/ da die Koͤnigliche Braut war/ und ſange??? etliche Italiaͤniſche Verſe/ der Koͤniginn zu Lob/ uͤberaus lieblich. Auf dem an??? dern Ekke der Koͤnigl. Tafel/ da der Großhertzog an Statt des Koͤnigliche??? Braͤutigams ſaß/ hatte ſich abgeſenket die andere Wolke/ zu gleich mit de??? erſten/ darinnen ſaß ein anderer vortrefflicher Singer/ welcher bildete Palla= dem/ in einem Wagen/ von einem Einhorn gezogen/ und ſangen beede dem??? Koͤniglichen Hochzeiter zu Ehren Wechſelweis. In dem ſich dieſe Wolken??? herunter lieſſen/ mit verborgener Inſtrumental Muſic/ ſahe man uͤber der Ta [62] ???el einen Regenbogen/ der ſich nach und nach zertheilet/ wie ſonſten an dem(Iac. Bornit??? de reru ̅ ſuffi- cientia. tr. 2. c. 82.) ???Himmel zu geſchehen pfleget. Dieſes Mahl hat bey 6. Stunden gewaͤret.

??? Julia. ???
[arrow up]

IN dieſen Sachen iſt das Frauenzimmer nicht erfahren/ wiewol ſie ob der Erzehlung groſſe Vergnuͤgung/ ob wuͤrklicher Vorſtel= lung aber noch viel groͤſſere Freude haben ſolten. Weil aber ???er Geſchicht/ und Gedichte Meldung geſchehen/ wil ich erzehlen was ich neu= ???ch/ von einem vornemen Herrn/ in Ubung der Geſpraͤchſpiele/ gehoͤret. Es ???uß aber ein jedes daraus eine Frage aufgeben. Die Geſchicht/ wel= ???he ich erzehlen will/ ſol von derſelben Haubtperſon/ in dem Spaniſchen beti=(L’Aurorano- vela I de Iua ̅ Perez de Montalvan.) ???elt ſeyn/ die Morgenroͤte. Weil ſich ſolcher Name/ in unſrer Sprache nicht ???ol ſchikket/ wollen wir/ an deſſen ſtat ſetzen:

Stralgulda.
[arrow up]

|| [63]
Maſſen die Morgenroͤte/ mit ihren Stralen die Berge zu gulden pflege??? und dieſes Wort einen eigenen Namen naͤher kommet/ als etwan ein a??? deres.(Goldaſt. t. 2. rer. Alem. f. 147. Specime ̅ Philolog. Germ ̅ . XI. §. 40.) 22. R. Alſo findet man alte Teutſche Weiber Namen Munigulda/ W??? igulda/ Hildigunda. Das a wird nach der Lateiner Art darzugeſetzet/ kan ab??? wol ausgelaſſen werden.3. J. Dionyſius Koͤnig in Sicilia/ hatte mit ſeiner Gemaͤhlin eine Toc??? ter erzeuget/ welche wegen ihrer ſeltenen Schoͤnheit Stralgulda benam??? worden. Es hatte ihr zuwachſendes Alter kaumlich die letzten Jahre der Kin??? heit erfuͤllet/ als ihre uͤberirdiſche Schoͤnheit/ von des Himmelsgeſchikk/ m??? vielen Betruͤbniß verhuͤllet worden: In dem nach ihrer Frau Mutter fruͤzeit??? gem Abſterben/ des Koͤnigs falſche Threnen/ eine gar kurtze Zeit getrokkne??? und die Liebe Arminda (einer Frantzoͤſiſchen Dirne/ mit welcher er in Ehbru??? lange Zeit zugehalten hatte/) ſein Hertz bald voͤllig beherrſchet. Dieſe Armi??? da wurde/ durch vollziehung Ehlicher Verloͤbniß/ zu der Koͤniglichen Hohe??? [64] ???erhaben/ und ob ſie wol ein Weib von gutem Verſtand/ reinem Gehirn/ und ???nicht gemeiner Schoͤnheit war/ hat ſie doch der boͤſliche Ehrgeitz ſo bethoͤret/ ???daß ſie der Meinung/ ihre geringe Ankunft zu bergen/ (deren man ſich bey ih= ???em Stoltz mehr erinnerte/) gegen jederman hoch= und uͤbermuͤhtig zu erwei= ???ſen/ nicht unterlaſſen.???4. A. Hieraus entſtehet die Frage: Ob der Stoltz mehr ſchade/ ???der die Demut mehr nutze????5. J. Stralgulda wolte die hochfahrende Stiefmutter/ guter Mei= ???ung/ bey begebener Gelegenheit ermahnen/ ſie ſolte ſich doch nicht einig und ???llein auf des Koͤnigs Liebe ſteuren/ und gedenken/ wie bald es uͤm einen Men= ???chen/ und eines Koͤnigs Leben und Gnade geſchehen were: Setzte benebens ???inzu/ daß das Gluͤkk hoch zu erheben/ und bald wiederuͤm tief herabzuſtuͤrtzen ???flege.???6. D. Hierbey laͤſſt ſich fragen: Ob ſchwerer ſey/ zu Ehren zu kom= ???en/ oder ſich in dem Ehrenſtand zu handhaben/ oder die ver= ???ohrne Ehre wiederuͦm zu erlangen?
|| [65]
7. J. Arminda wurde uͤber dieſe Erinnerung/ in ihrem Sinn/ ſo ergrim ̅ et??? daß ſie mit vieler hoͤflichen Dankſagung/ den gefaſſten Zorn ſchwerlich zu ruͤkk??? halten konte/ und von der Stund an ſich bemuͤhte Stralgulda aus dem Mit??? tel zu raumen: Hielte deswegen inſtaͤndig bey dem Koͤnig an/ daß er doch da??? Ebenbild ſeiner vorigen Gemahlin/ aus den Augen/ und ſie auſſer dem Zweiffe??? ſeiner Liebsneigung zu ſetzen/ geruhen wolte/ maſſen ſonſten die Liebe/ wie de??? Phoͤnix aus der Aſchen/ nach und nach neue Flammen aushegen/ und die Koͤ??? nigliche Gewogenheit/ gegen ſie/ unterbrechen/ oder ja nur in Erinnerung de??? Verſtorbenen/ beharret werden moͤchte. Dieſes und dergleichen triebe A??? minda ſo lang und viel/ daß endlich der Koͤnig ſie/ die Anklaͤgerin/ zu einer Rich??? terin machte/ und ihr nach Gefallen mit Stralguld zu verfahren erlaubte.8. C. Hier fragt ſich wiederum: Welche Fehler die Liebe entſchul??? digen koͤnne?9. J. Arminda vernuͤgte ſich/ ihre Fraͤulein Tochter aus dem Koͤnigreic??? zu ſchaffen/ welches auch Dionyſius/ ſeiner Gemahlin zu Liebe/ geſchehen laſſen??? [66] Alſobald wurde die ſchoͤne Fuͤrſtin auf eine kleine Inſel uͤberbracht/ und zwar ???n hoͤchſter Geheimhaltung/ damit das Volk nicht Vrſach gewinnen moͤchte/ ???uͤbel von dieſer Sache zu reden. Sie wurde bedienet von wenig vertrauten ???Manns= und Weibsperſonen/ welchen allen bey Lebensſtraffe verbotte ̅ / Stral= ???uld keinem Menſchen namhafft zu machen. Dieſe Fuͤrſtin hat die Unbillig= ???eit ihrer Stiffmutter/ und das laͤſſige Nachſehen ihres Herrn Vatern mit ???roſſer Gedult ertragen/ und ſich bald mit dem Vogelgeſang erluſtiget/ welche ???hre Gegenwart nicht anderſt/ als der Sonne guldene Stralen beſungen; ???ald mit den Kryſtallenen Wellen/ die hin=und wieder des Meeres Klippen aus= ???puͤleten; bald mit der Betrachtung ihres Ungluͤkks/ (welches Urſachen den Be= ???uͤmmerten vielmals die Zeit zu verkuͤrtzen pfleget/) bald mit ihren Bedienten/ ???ter welchen Celia/ ein Jungfer von ihrem Alter vornemen Herkom ̅ ens/ ???nd ſonderlichen Verſtandes/ den beſten Zutritt hatte/ die muͤſſigen Stunden ???eſchaͤfftiget. Wann ſie dann in ſolchen allen ermuͤdet/ ſuchte ſie ihre Kurtz= ???eil in der Muſic/ unnd bediente ſich einer Laute/ die ſich in ihren Handen [67] ruͤhmlich hoͤren lieſſe/ daß ſie kein ſtummes Holtz zu nennen; das damalige Lie??? ſolfolgendes Inhalts geweſen ſeyn:

1.
[arrow up]


Ach! wann wird der Tag erſcheinen/ daß mein Weinen
endet/ in dem todten Grab/
trifet/ trift ihr Jammerthrenen Wangen=ab/
doch ſteigt meiner Klage Sehnen/
von der harten Erden=Bahn Wolken=an.

2.
[arrow up]


Meine Pein kan nicht erſtummen in den Blumen:
|| [68]

Wie der fruͦhe Perlen=tau
feuchtet der begruͤnten Heyden Lentzen=bau;
alſo fluͤſſet/ in dem Leiden
meiner Augen Zehren=Bach nach und nach.

3.
[arrow up]


Ob die Roͤhtin Morgens ſcheinet(Autora.) und beweinet
den nach ihr geklaͤrten Tag:
hat mich doch faſt aufgezehret meine Plag/
ſo die Threnenflut vermiehret:
weil mir raubt die Einſamkeit meine Zeit.
|| [69]

4.
[arrow up]


Ihr macht mir/ O hohe Baume ſchwere Traume:
gleich ob mich ein wildes Thier/
in den lang veroͤdten Matten/ faͤnde hier.
Mich bedunkt des Todes=Schatten
ſchwebe/ furchtſamfort und fort an dem Ort.

5.
[arrow up]


Ob ſich alles unverzehret bald verkehret/
(Berg’ und Thaͤler/ Feld und Klee/
grunen/ bluͤhen/ fruchten/ brachen voller Schnee)
|| [70]

So wird dannoch niemalslachen/
und veraͤndern das Geſchikk mein Geluͦkk.

6.
[arrow up]


Einſamkeit haͤltmein Verlangen hier gefangen.
Wann der duͤſtre Stuͤrmer=Wind
jene truͤbe Wolkentreibet Blitz=geſchwind/
letzlich Meeresſtille bleibet.
Aber ich bin ſonder Ruh immerzu!10. V. Hierbey moͤchte man auch fragen: Wo hin/ und zu was In= halt eine jede Reimart ſchikklich und gehoͤrig ſeye? Zu klaͤglichen ???nd Trauerhaͤndlen kommen dieſe unterbrochene/ und mit kleinen Verſlein ab [71] geſetzten Reimzeile ſehr artig/ dann es ſcheinet/ als/ ob die Seufftzer die Re??? abkuͤrtzten/ wie bey groſſer Betruͤbniß zu geſchehen pfleget. Dergleichen habe??? wir zuvor von Arion auch gehoͤret. Die Frau fahre fort.11. J. Als nun dieſe Princeſſin/ alle Abend in den warmen Somme??? taͤgen/ an das Ufer/ und auf einen/ nicht ferne darvon gelegenen Berge/ ſpa??? trte/ erſahe ſie von ferne einen Menſchen/ welcher auf einem Brett/ von eine??? geſcheiderten Schiffe mit hoͤchſter Lebens=Gefahr daherſchwame: Sie b??? fahle deswegen/ daß man ihm mit einer kleinen Nachen zu Huͤlff eilen/ un??? ſein Leben retten ſolte/ welches auch alſobald geſchehen.12. R. Meine Frage iſt dieſe: Ob einer ſein Leben in einem Schi??? bruch zu retten/ einen andern von einem Brett/ oder Balken ??? gutem Gewiſſen abſtoſſen koͤnne?(Ricardo nen net ihn der Spanier.) 13. J. Richard (alſo nennte ſich der in dem Meer erhaltene Juͤn??? ling/) hatte ſich nach etlichen Tagen von dem ausgeſtandenen Ungluͤkk wi??? deruͤm erholet/ und durch ſeine wolanſtaͤndige Sitten/ holde Geſtalt/ und et??? [72] che Kleinodien/ ſo er an ſeine Wolthaͤter verehret/ zu verſtehen geben/ daß er kei= ne gemeine Perſon were. Er vermeldete auch/ auf befragen/ daß er von adeli= chem Gebluͤt herkommen/ und dieſer Zeit/ in ſeinem Ungluͤkks=Stande nicht mehrers zu erkennen geben koͤnte. Solcher geſtalt verbliebe er bey den Ein= wohnern der Inſel/ und hoͤrte auf einen Abend/ als er zu jagen ausgegangen/ dieſes liebliche/ wiewol von ihm unbekanter Stimme/ erſchallendes Klag= liedlein.

1.
[arrow up]


So bald die Sonne ſtehet
an jener Himmelszinnen/
bis daß ſie untergehet/
ſo ſiht ſie ſtetigrinnen
die hellen Thren=Kryſtallen/
die durch der Seuffzer=Wallen/
von meinen Augenfallen.
|| [73]

2.
[arrow up]


Wie ſich der Bach ergieſſet
von uͤberhaͤufften Qwellen/
und mit Geluͤſpel flieſſet:
ſo pfleget aufzuſchwellen
mein Weinen in den Klagen/
mein Klagen in den Zagen/
und ſtetes Mißbehagen.

3.
[arrow up]


Ihr Felſen meine Zeugen/
ihr Hoͤrer meiner Plage/
Ihr laſſet niemals ſchweigen
Der Nymphe Gegenſage:
Sagt/ aus den holen Steinen/
wird mir ein Tag erſcheinen/
der endet Klag= und Weinen?
|| [74]

4.
[arrow up]


Was dienet mir das Leben
das bebet von den Schmertzen/
die Schmertzen/ welche geben
den Tod viel jungen Hertzen?
Wird nicht das Zehren=rinnen
zerrinnen/ und gewinnen/
die Freude meiner Sinnen?

5.
[arrow up]


Unſchuld haͤlt mich gefangen/
gefangen und gebunden/
gebunden mein Verlangen/
daß ich viel ſuͤſſer Stunden
kan niemals nicht genieſſen/
und ſelbe mit Verdruͤſſen
muß einſamlich verſchlieſſen.
|| [75]

6.
[arrow up]


Mich hat die Noht getroffen/
die niemals wird gewendet/
kein Hoffen ſteht mir offen/
als/ das im Sterben endet.
Mit ſtetem Schauren beben/
in ſtetem Trauren ſchweben/
heiſſt ſterben und nicht leben.14. V. Dieſe Anacreontiſche Jambiſche/ oder kurtzlange Siebenſylbig??? Verſlein ſchikken ſich gleichſowol/ als die unterbrochenenen Trochaiſchen ode??? langkurtzen/ zu den Trauerhaͤndlen.15. A. Hierbey aber moͤchte man fragen: Ob die Liebe leichter durc??? die Augen/ oder durch die Ohren gefaſſet werde?16. J. Richard wurde ob dieſer lieblichen Stimm ſehr beſtuͤrtzet: und fien??? ge darauf an/ ſich gegen der ihm Unbekanten/ dankbar zu erweiſen/ folgende??? zu ſingen.
|| [76]

Augen/ was habt ihr verſchuldet/
daß mit holder Liebespein/
dieſer Inſel Sonnenſchein Euch gehuldet?
Die den Lebens=Fadenguldet/
welcher meines Hertzensſchrein/
bindet/ wil verborgen ſeyn und erduldet.
Ohren/ es iſt euer eigen/
dieſes lieb=betruͦbte Lied: habet Fried/
und du Zunge ſolſt auch ſchweigen:
weil ihr danken/ ſonder Wanken/ die Gedanken.
|| [77]
Mit nicht weniger Verwunderung hatte die Princeſſin dieſes Geſang ang??? hoͤret/ dann ſie wol wuſte/ daß keiner unter allen ihren Dienern dergleiche??? nicht leiſten koͤnte: Daher truge ſie nicht weniger Verlangen den Orpheus ihr??? er Inſel/ als Richard die Syrene dieſer Ufer zu ſehen. Es hat die Nacht??? der Ort/ und ihre Hoheit ſolches Beginnen in ihr wiederuͤm geſtillet/ doch ha??? ſie nicht unterlaſſen koͤnnen zu fragen/ was mehr fuͤr Leute in der Inſel woh??? ten? Als ſie aber von niemand/ als etlichen Baurenhuͤttlein/ und wie Richard??? der anderſt nicht/ als durch dieſen Namen bekant ſeyn wollen/ ſich bey denſel??? aufhielte berichtet worden/ hat ſie allen Verdacht zu verhuͤten/ dieſesmal??? weitere Kundigung einzuziehen/ unterlaſſen. Von dem Diener aber wurd??? Richard fuͤr einen tapfern und hoͤflichen Herren geruͤhmet/ welches dann be??? jhr das Verlangen/ ihn zu ſehen/ nicht wenig vermehrte.17. D. Hier moͤchte man wieder fragen: Ob eine wahre Liebe durch Hoͤrenſagen/ und einer Perſone Bildniß koͤnne erwekke??? werden?
|| [78]
18. J. Ob nun wol ihre Einſamkeit zu der Liebe verleiten wolte/ hat doch ???ie Ehrgebuͤhr und Hoheit des Standes/ dieſe Neigung wiederuͤm zu rukke ge= ???alten/ begierig den zu ſehen/ welchen ſie von andern ſo viel nachruͤhmen hoͤren. ???Richard ſuchte anders Theils Gelegenheit/ das Luſthaus ſolcher oͤden Inſel zu ???rforſchen: Als er aber verſtanden/ daß ſich niemand/ als Frauenzimmer/ dar= ???nen aufhielte/ richtete allerley Schauſpiele/ Ringkaͤmpfen/ und Ritteruͤbunge ̅ ???n/ zu ſehen die/ welcher Stimme er gehoͤret/ und zu lieben/ die ſein Hertz gleich= ???m bezaubert hatte. Alles fuͤget ſich nach Wunſch/ und ſiegete der tapfere ???Rittersmann jedesmals den wilden Thieren ab/ mit welchen er zu ſtreiten ???mmen. Stralguldaliebte/ den ſie nicht kante/ betrachtete aber bey ſich ſelb= ???en/ daß die Liebe hoher Perſonen nicht blind/ oder Kindiſch verfahren ſol/ haͤtte ???eswegen allerhand Gedanken/ ſich der angenemen Gewaltſamkeit zu befreye ̅ : ???Weil ſie aber keinen Weg finden konte/ ſolche auszuwuͤrken/ entſchlieſſt ſie ſich/ ???ter den Namen/ und der Bekleidung Celia/ ihrer vertrauten Geſpielin/ zu er= ???ndigen/ wer doch der Fremde ſeyn moͤchte/ der ihr/ mit Hoͤfligkeit/ eine ̅ Theil ???s Hertzens entwendet hatte.
|| [79]
19 C. Aus dieſen Worten koͤnte man die Frage ziehen: Ob die Liebs??? gedichte mehr Schaden oder Nutzen bringen?20. V. Weil wir die Menſchliche Neigung nicht ablegen/ aber wolbezwi??? gen koͤnnen/ in Betrachtung deß erbaͤrmlichen Ausgangs ſuͤndlicher Liebsnei??? ung iſt ſolche Art Buͤcher/ nicht ob den Mißbrauch zu verachten/ ſonder??? durch den rechten Gebrauchſchetzbar und wehrt zu halten/ welcher beſtehet??? hierdurch der Lehr ekklenden Jugend die Tugend mit Beluſten vorzumahlen.21. J. Richard war des Koͤnigs in Poln einiger Sohn/ welcher/ unte??? andern eine Reiſe in Sicilien/ und Neapoli zu thun Vorhabens/ nicht fern??? von beſagter Inſel einen ungluͤkkſeligen Schiffbruch erlitten/ denn er fuͤr gluͤk??? ſelig erachtet/ weil er durch ſolche Begebniß in die Gewogenheit der ſchoͤnſte??? Princeſſin gelanget: Solcher geſtalt/ daß er bey einer heitern Nacht dem P??? laſt genahet/ und weil er ein trefflicher Singer/ hat er folgendes Liedlein/ ſo e??? zu dieſem Ende gedichtet/ zu ſingen angefangen.
|| [80]

1.
[arrow up]


???ertz/ du betruͦbeſt dich/ in dem du dich betruͤgeſt/
in falſchem Wahn=Gedicht/
???u haſt noch nie geſchaut der Holden Angeſicht/
in dem du dich vernuͤgeſt.
???nd liebeſt? Nein der Will iſt nicht alſo zu nennen.
???u muſt die/ ſo du liebſt/ nicht nur von Hoͤren kennen.

2.
[arrow up]


???leichwie der Funken Glut/ in warmer Aſche glimmet/
und nachmals flammt hervor:
???o iſt des Hertzens Will/ der dient zu einem Thor/
dardurch die Liebe ſchimmert:
???och kan das Wollen nicht befeuren unſer Sinnen/
???ann nicht die Flammen auch im Gegentheil beginnen.
|| [81]

3.
[arrow up]


So lieb ich dieſe dann/ ſo ich niemals geſehen?
ja ihrer Schoͤnheit Stral/
dringt und bringt durch das Ohr/ in mir der Liebe Mahl.
Es iſt um mich geſchehen/
Wann ich nicht ſchauenkan/ die ich mir auserkoren/
die mich fand in dem Meer/ macht/ daß ich bin verlohren.Stralgulda ſchreyet ihm/ wiewol von einem ſehr hohen Fenſter/ zu/ daß kein??? von ſeinen Worten verlohren/ ſondern mit groſſem Belieben aufgenomm??? worden. Richard/ war mit dieſer gnaͤdigen Bezeugung deſter maſſen ve??? gnuͤget/ wiewol er nicht wiſſen konte/ wem er zu danken ſchuldig. Erkuͤh??? ſich deswegen die Feder zu ergreiffen/ und ohne gefehr/ unter andern zu ſchr??? ben/ daß ſie/ gleich wie die Sonne ihre guldene Stralen/ ihre uͤberirdiſ??? Schoͤnheit nicht laͤnger verbergen ſolte: Welches er auch bey Nachts ??? halten.
|| [82]
21. R. Hieraus neme ich dieſe Frage: Ob das Frauenzimmer/ ???welches in der Freyheit auferzogen wird/ wie in Teutſchland und ???Frankreich/ oder jenes/ welches verrigelt und verſperret iſt/ wie in ???Italien und Hiſpanien/ fuͤr keuſcher zu halten ſey?22. J. Nach dem nun Richard/ bey Stralguld/ unter dem Namen Celia ???n Kundſchaft gelanget/ hat Dionyſius einen ihrer Diener ruffen laſſen/ und ???hm nochmals verbotten/ der Princeſſin Aufenthalt/ in Verſchwiegenheit zu ha= ???en; bey Verluſt ſeines und ſeiner Mitbediente ̅ Lebens. Daher habe ̅ dieſe Hof= ???enoſſe ̅ der Princeſſin/ beſchloſſen Richard aus der Inſel zu ſchaffe ̅ / damit ſie nit ???n ſtetiger Gefahr ſtehen/ von ihm verrahte ̅ zu werde ̅ / wan ̅ er vielleicht das Fraͤu= ???ein ſehen ſolte. Unter dieſen Dienern verſicherte einer/ daß dieſer Richard faſt ???lle Nacht/ mit Celia zu redenkaͤme/ und daß er were wegen dieſes Frembden ???efragt worden: Beſchloſſen deswegen ihm auszubieten/ mit Ermelden/ ???aß er die Inſel/ und ſeine eigne Gefahr vermeiden ſolte. Als ihm ſolches an [83] gezeiget/ bildete ſich Richard ein/ es muͤſte gewißlich dieſer Geſellen einer/ ??? die vermeinte Celia verliebet ſeyn/ und wolte alſo ſeinen Zutritt vergewiſſer??? Bate deswegen man ſolte ihn ſo lang aldar zu verharren laſſen/ bis er von ſei??? nen Leuten Kundſchaft erlangen moͤchte/ welcher das Meer gleichsfals ver??? ſchonet haben kuͤnte.23. A. Hier frage ich: Ob der Argwahn mehr Gutes/ oder meh??? Boͤſes verurſache?24. J. Die Diener wiederholten ihre Meinung nochmals/ und bedraute??? ihn das Leben zu nemen/ wann er nicht aus der Inſel weichen wuͤrde: Weil e??? aber ſolches zu thun verweigerte/ und unter jenen ein groß Geſchrey entſtande??? iſt Stralgulda vermaſquert/ mit ihrem Frauenzimmer/ jedoch auſſer Celia??? herbeygeloſſen/ und Richard/ an welchen ſie Hand legen wollen/ mit ernſtlich??? Befehl geſchutzet/ und der Diener Gefahr auf ſich genommen/ benebens ve??? melden/ daß Richhard vielleicht jemand von ihrem Frauenzimmer mit hoͤfl??? cher Tugendliebe/ und Luſtgedichten geehret haben moͤchte/ welches Verbrech??? [84] dergleichen Beſtraffung nicht verdiene. Nachdem ſie dieſe Unruhe geſtillet/ und den Verlauf der Celia erzehlet/ hat ſie ungefehr dieſes Inhalts an ihn geſchrieben: Erſolte ſich aus der Inſel machen/ ihre Ehre aus allem boͤſen Ver= dacht/ ſein Leben aber aus euſſerſter Gefahr zu retten/ ſendete deſwegen ihm zu einer Ritterzehrung 1000. Kronen/ und eine Roſen von Diamanten/ bey welcher er ſich erinnern ſolte/ daß ſolche ihr/ und ſie die Seinige geweſen ſey. Ihren Stand/ und hohes Herkommen zu eroͤffnen/ truͤge ſie billiges Be= denken: mit der Unterſchrift Eure Celia.25. D. Meine Frage iſt hierbey: Ob dergleichen Verehrungen/ wann ſie von einer Ehefrauen/ einem jungen Freyer beſchehen/ genugſam ſind ein Klage/ der Eheſcheidung/ zu gruͤnden?26. J. Richard war entſchloſſen den Befehl zu gehorſamen/ jedoch ſchrie= be er zuvor dieſes Liedlein zur Gegenantwort:
|| [85]

1.
[arrow up]


Haͤtte mich des Feindes Schwert jüngſt gefehrt/
und mir gar den Tod gegeben/
wuͦrd’ ich jetzund dieſe Stund
ſonder Jammerſchmertzen leben:
Aber ach/ es iſt verblieben/
meine Noht/
meinen Tod/
habt ihr ſelbſten unterſchrieben.

2.
[arrow up]


Eh ich weiche/ glaubet mir/ daß ich hier/
hab verborgen wollen leben:
aber jetzund/ ſag’ ich rund/
daß ein Koͤnig mir gegeben/
|| [86]

(der noch dieſe Stund regieret/)
Blut und Muht/
Geiſt und Gut/
und was meines gleichenzieret.

3.
[arrow up]


Mich macht euer eingedenk das Geſchenk:
welches ich nicht kan vergleichen/
weiln jetzund Hand und Mund
mein Hertz nicht kan uͤberreichen.
Alſo will ich willig ſcheiden/
groſſe Klag/
Angſt und Plag/
werd ich abgeſchieden leiden. Richard.
|| [87]
Mit was Betruͤbniß das Fraͤulein dieſes Lied geleſen/ iſt nicht auszuſ??? gen. Sie konte ihr den Trauerton leichtlich darzu dichten/ und hat alle Wo??? mit ſolcher Bewegniß/ als ſie geſchrieben worden/ vielmals uͤberleſen. Endli??? entſchlieſſt ſie ſich Richard/ vor ſeinem Abreiſen/ zu ſich zu erfordern/ und m??? ihm ſelbſten zu reden: Machte zu dieſem Ende durch Celia die Anſtellung??? daß er in einer ſo finſtern Nacht/ als beeder Verlangen erwuͤnſchen moͤgen??? mit der Princeſſinn/ welche als ihre Dienerin angethan geweſen/ zu ſpreche??? kommet. Da ſich dann beeder Liebe alſo bruͤnſtiglich vermehret/ daß ſie ge??? geneinander ihren Stand/ Herkommen und wahre Begegniſſen eroͤffnet.(Guazzo de Civili Con- verſ. part. 7. diſſert. 4.) 26. C. Ich frage: Ob man Juͦnglingen verſtatten ſol ſich m??? ehrlichen Frauenzim ̅ er in Geſpraͤch einzulaſſen/ und derſelbe??? Kundſchaft zu pflegen?27. J. Inzwiſchen fuͤgte ſich/ daß Dionyſius von allen ſeinen Unterth??? nen und Freunde ̅ gebuͤhrlich erſuchet wurde/ die Koͤnigliche Princeſſinn wiede??? uͤm in Sicilien zu erfordre ̅ / welches er auch gewilliget/ und zwar dergeſtalt/ da??? [88] er mit Friederich ſeinen Vertrauten/ bey Nacht zu Schiff gegangen/ und nach der Inſel/ in welcher Stralguld verwahret behalten wurde/ abgeſegelt. Als nun der Steurmann an dem Ufer abgeſtoſſen/ hat Dionyſius befohlen/ daß ſich das Fraͤulein/ mit allen bey ſich habenden Dienern/ und Dienerinnen zu der Rukkreiſe ruͤſten/ und mit ihm in Sicilien eiligſt abſchiffen ſolte. Uber dieſem Befehl/ wurde Stralguld nicht wenig beſtuͤrtzet/ kunte auch von ihrem Liebſten noch Urlaub nemen/ noch einigen Bericht wegen ihres ſchnellen Abrei= ſens hinterlaſſen. Nicht minder verwunderte ſich Richard/ als er das Schloß/ welches er bey Tag/ nicht wol anſchauen durfte/ bey Nachts gantz ohne Liecht/ ohne Menſchen/ und leer fande. Was geſchicht? Als die Princeſſinn in Sici= lia angelangt/ fertiget ſie einen vertrauten Diener/ mit einem Brieflein in dem Namen Celia ab Richard zu vermoͤgen/ daß er/ wo moͤglich/ in Sicilia uͤber= ſetzen/ und der Hofſtatt folgen ſolte. Nun hatte Friederich/ welcher Celia Bu= ler von anger Zeit her war/ dieſen Diener ungefer aufgehalten/ und aus deſſelben Unachtſamkeit/ den Brief zu ſehen bekommen: Entſchlieſſet ſich des [89] wegen/ Liberio/ (alſo war des Dieners Namen) zu folgen/ uͤm eintraͤchtig z??? werden an wen dieſer Brief gehoͤrig. Als ſie nun beede in der Nachtherberg??? zuſammen kamen/ fanden ſie alldar Richard/ welcher ihnen unbekant/ und a??? den Secilianiſchen Hof zu reiſen gewillet war/ ſchlaffen. Nach eingenommene??? kurtzer Abendmahlzeit/ begaben ſie ſich gleichsfalls zu Ruhe/ und hoͤrte Rich= ard/ als er von dem erſten Schlaf erwachet/ wie Friederich aus Eiferſucht ſich??? uͤber die untreue Celia beklaget/ daß Richard einen Fremden zu lieben/ ihn a??? ber wider gegebene Treue/ zu haſſen nicht erroͤtet.28. V. Ich frage: Ob fuͤr ſchmertzlicher/ in Liebesſachen zu??? halte ̅ / des Verlangen/ oder der Verluſt deſſen/ was man mit Vor= gnuͦgen beſeſſen hat?29. J. Richard meldete endlich/ daß er einen/ dieſes Namens gekant/ wol= te ihn auch denſelbigen weiſen/ wann er ihm ein mehrers von ſeinen Haͤndle??? erzehlen wuͤrde. Hierauf zeigte er alle der Celia Briefe vor/ aus welche??? Richard erſahe/ daß es nicht die Hand derer/ welche ihm geſchrieben/ da doch??? [90] den Umſtaͤnden nach/ keine andere/ als die welche in Stralguld Dienſten ſich aufhielte/ von beeden geliebet wurde. So bald ſie Morgens an das Ufer ſpa= tzirten/ kam Richards eine Galeren daher/ welche nach langem ausgeſtandene ̅ Ungewitter/ ohne Maſt und Segel kuͤmmerlichen entronnen war: das ande= re Schiff aber/ aus welchem ſich Richard/ mit dem beſten Waaren/ auf dem kleinen Kahn/ oder Nachen zu erretten vermeint/ ſcheudern ſehen. Kurtz= und ſchlieſſlich/ darvon zu reden/ ſetzte ſich Richard auf ſeine Galeen/ kam nach Hof/ und wurde durch die Koͤnigliche Princeſſinn ſelbſten/ wegen des wolgemeinten Betrugs/ durch der Celia Unterhandlung berichtet/ daß alſo dieſe beede/ wie auch Friederich und Celia miteinander vermaͤhlet/ und in ſo erfreulicher Liebe/ als ob alle Tage die erſten ihrer Hochzeit geweſen weren/ lange Zeit gelebet.
|| [91]

??? Reymund. ???
[arrow up]

NUn frage ich: (Es muß aber meine Frage von jedem beantwor= tet werden/) Ob die Liebe durch die Beſitzung abneme???2. J. Darf dieſes auch Fragens? Wann man mit Verſtand liebet/ und??? ſolcher Verſtand beſtehet in wahrer Erkantniß deſſen/ das man liebt/ ſo iſt auſ= ſer Zweiffel/ daß ſolche Erkantniß aus volligem Beſitz herkommen muͤſſe. Be= vor man zu ſolcher wuͤrklichen Liebe gelanget/ iſt die Liebe keine Liebe/ ſonder??? ein Verlangen/ oder eine Neigung zu nennen. Dieſe meine Meinung ſol da??? Gleichniß ausfuͤndig machen: Ein alter Mann liebt das Gelt/ nicht das/ wel= ches er nicht hat/ oder ergeitzen kan/ ſondern traͤgt Tag und Nacht Verlange??? darnach: Wann er ſolches in ſeine Hand bringet/ ſo faͤngt er an ſolches aus Lie= be nimmer zu laſſen/ haͤngt Hertz und Sinn daran/ wird auch nicht leichtlich??? ſatt/ damit uͤmzugehen/ und es anzuſchauen.
|| [92]
3. V. Wann wir mit lauter vollkommen und Tugendhafften Leuten zu thun haͤtten/ iſt nicht zu zweiffeln/ die Beſitzung der Liebe ſolte zu und nicht abnemen: Weil wir aber die groſſe Unvollkommenheiten in der Beſitzung erfahren muͤſſ= en/ ſo pfleget ſich die Liebe nicht zu mehren/ ſondern zu mindern. Mit dem Geitz iſt es ein anders/ und kan ſolches Laſter nicht eine Liebe/ ſondern ein Gefaͤngniß des Mammons genennet werden. Es iſt aber hierinnen/ wie in allen Sachen/ die Menſchliche Schwachheit alſo bewant/ daß ſie aller Dinge leichtlich genug hat/ laß und ſatt wird/ auch in den aller angenemſten Spielen/ und Kurtzwei= len: Hingegen Verlangen traͤget/ und liebet/ welches ſie noch nicht anderſt/ als in der Hofnung erhalten hat. Man betrachte hierinnen die Erfahrung/ wel= che alles Vernuͤnfteln weit/ weit uͤbertrifft. Die jungen Freyer ſind Diener/ bis nach vollzogenem Ehegeliebt/ alsdann werden ſie Herren und Meiſter.4. C. Es iſt meines geringen Erachtens/ die wahre Liebe von der falſchen zu unterſcheiden: Jene wird durch die Beſitzung ab= dieſe zu nemen.5. D. Hernach muß man unterſcheiden/ das/ was man liebet/ ob es lieb [93] wuͤrdig iſt/ oder alſo zu ſeyn truͤgerlich ſcheinet. Etliche ſind gleich den Ge= maͤhlen/ welche man nur von weitem ſehen muß/ wann man darzu nahet/ fin= det man ſich betrogen: Da hingegen ein Gemaͤhl von einer Meiſterliche ̅ Hand/ je laͤnger je ſchoͤner den Augen vorkommen ſol. Drittens iſt der Mangel viel= mals an dem/ der liebet/ in dem er ſeine Unwuͤrdigkeit/ Unverſtand/ und Un= tugenden/ welche er Anfangs verbergen koͤnnen/ durch beharrliche Gemein= ſchaft/ an den Tag bringen muß. Alſo iſt die Frage nicht/ was geſchicht/ ſondern (☞ Den Anfangs Buchsſtaben=) was geſchehen ſol? Je mehr die liebe Son ̅ e die Reben beſcheinet/ je ſuͤſſer wird feine Frucht/ je mehr die Qwelle qwillet und aus dem Fluſſe oder Born geſchoͤp= fet wird/ je mehr und ſtaͤrker iſt der Zufluß.6. A. Dieſe unterſchiedliche Betrachtung/ woher der Mangel kommet/ daß die Liebe in der Beſitzung ſich nach und nach vermindert/ iſt wol beygebracht. Wan ̅ aber die Urſache ſeyn ſol die Unvollkom ̅ enheit/ ſo moͤchte ich lernen/ waruͤm die Weibsperſonen/ die fuͤr unvollkommen gehalten werden/ in der Liebestreue beſtaͤndiger ſind/ als die Maͤnner/ wie mit vielen Exempeln zu erweiſen were?
|| [94]
7. R. Die Urſache iſt dieſe/ weil ſie ſonſten ihren Ehrenſtand/ nach der Jungfer= ſchaft/ nicht ſchuͤtzen/ und handhaben koͤnnen. Aus den Exemplen iſt kein Schluß zu machen/ dann man zu Beglaubung wideriger Meinung ja ſo viel/ und mehr zu Hauffen bringen koͤnte. Ich halte aber/ an meinem Ort darvor/ es ſey ſolches Zu=oder Abnemen der Liebe/ der Freundſchaft zuzuſchreiben/ wel= che ſich mehret in dem Mann und Weib/ unterſchiedliche Metzen Saltz mit= einander verzehren/ einander recht erkennen und beeder Willen in allen verei= nigen lernen. Die wahre Liebe iſt blind in der Unvollkommenheit der geliebten Perſon zu ſehen/ oder wann ſie ja ſelbe bemerket/ bemuͤhet/ ſolche mit Verſtand zu wenden. Als in den Kindern gefaͤllet dem Vatter und der Mutter das kindi= ſche Weſen ſo wol/ daß jederzeit das juͤngſte und laͤppiſchte/ das liebſte iſt. Alſo halten auch die ſchlechten Mahler ſo viel auf ihre Arbeit/ als die beſten/ wann gleich ſonſt niemand ihrer Meinung beypflichtet.8. J. Es mag auch dieſes eine Urſach ſeyn/ weil die Eheleute ſehe ̅ / und verſtaͤn= dig bedenken/ daß ſie miteinander ihr Leben zubringen muͤſſen/ und ſolches lie= ber in gutem/ als in boͤſem thun wollen.
|| [95]
9. V. Die Frage iſt zu unterſcheiden mit der Auslegung des Woͤrtlein??? Liebe. Wann man durch das Woͤrtlein Liebe/ verſtehet die hertzbruͤnſtige Nei??? gung/ die gleichgewillte Beſtellung des Hausweſens/ die hoͤfliche freund= lichkeit/ und holde Einigkeit der Ehegatten/ wird ſolchs/ unter verſtaͤndige ̅ un??? Tugendliebenden Ehevolk zu=und nicht abnemen. Wann aber dardurch di??? eheliche Beywohnung verſtanden wird/ iſt auſſer allem Zweiffel/ daß ſolch??? Liebe/ durch das Alter/ nach und nach ab= und nicht zunimmet. Daher jene??? nicht unrecht geſagt/ die Viehiſche Liebe der Jugend/ gleiche denen Qwellen/ welche ſich uͤber die Felſen und Klippen mit ſchnellem Getroͤſche herabſtuͤrtzen Die Liebe des Mannlichen Alters gleiche den ſtillen und ſitzamen Fluͤſſen/ wel= cher ſanfter Lauf in den richtigen Geſtaden unverhindert fortwallet. Die Lieb??? der Alten gleiche den ſtehenden Waſſern/ welche faul worden/ wenig nutzen/ a= ber viel boͤſſe Daͤmpfe von ſich geben. Iſt alſo dem Alter und nicht der Beſitz= ung der Liebe/ die Verminderung derſelben Flammen/ beyzumeſſen.
|| [96]

??? Angelica. ???
[arrow up]

OB ich zwar keine Poetiſche Umſtaͤnde/ wie zuvor F. Julia werde beybringen koͤnnen: So will ich doch/ auf einer Frage/ meine Er= zehlung richten/ wie zuvor aus einer Erzehlung viel Fragen auf= ???egeben worden. Weil man der Liebe gedacht/ will ich fragen: Warinnen ???och die Keuſchheit beſt ehe????. D. Es iſt eine nohtwendige Aufgabe. Die Keuſchheit iſt eine Tugend/ ???elche die fleiſchlichen Begierden bezwinget/ wie durch die Maͤſſigkeit unſer ???ſt zu Eſſen/ und zu Trinken/ durch die Großmuͤtigkeit unſere Betruͤbniß/ in Kreutz und Leiden beherrſchet wird. Es iſt aber viel ſchwerer/ Fleiſch und Blut ??? widerſtreben/ als dem Hunger/ dem Durſt/ und anderer Begebenheit/ maſ= ??? alle Sinne die Augen/ Ohren/ die Betaſtung/ etc. des Hertzens Kupler/ ???d Liebhaͤndler zu ſeyn pflegen: Daß alſo nichts ſchwerers iſt/ als ſich ſelbſten ???uͤberwinden.
|| [97]
3. C. Daher iſt der Sieg ſo viel groͤſſer und der Lohn hie zeitlich/ und do??? ewig unausbleiblich zu erwarten. Es betrifft aber/ und geziemet ſolche Eng??? liſche Tugend (dann ſie ſind reine Geiſter ohne Fehl und Wandel/) I. de??? Jungfrauen. II. den Eheweibern. III. den Witfrauen. Dahe??? wird die Keuſchheit verglichen mit jenem Saamen/ welcher tauſent=hundert??? und zehenfaͤltige Frucht getragen. Unter dieſen dreyen hat die Jungfrau??? ſchaft das groͤſte Lob/ und erfuͤllet den Himmel/ wie der Eheſtand die Erden.4. V. Die Tugend muß mit Verſtand/ freyem Willen/ und wegen ihre??? ſelbſten/ ſondern abſehen/ auf andere Belohnung/ geuͤbet werden. Die Keuſch??? heit wird mit uns gebohren/ bevor wir den Verſtand haben/ ſolche zu erkennen??? oder das Vermoͤgen ſie zu verlieren/ welches mit zuwachſenden Jahren/ ohn??? Suͤnde/ geſchehen mag/ vermittelſt des H. Eheſtandes. Wann man aber Go??? zu Ehren/ die Gabe der Keuſchheit/ ohne andere Betrachtung/ in einem feine??? reinen Hertzen verwahret/ ſonder Zwang/ und Geluͤbd/ ſo mag/ ſolcher geſtalt??? die Keuſchheit eine Tugend zu nennen ſeyn. Weil aber der Menſch in ſeine??? [98] Sterblichkeit/ unſterblich zu werden trachtet/ iſt dieſe Tugend faſt ſelten/ in dem ???r der Natur zu Folge/ ſeines gleichen zu ſehen/ und ſein Geſchlecht fortzupflan= ???en/ geneiget iſt. Jedoch anderſt nicht/ als vermittelſt des Eheſtandes/ dadurch ???ie Liebes=Luſt zulaͤſſig wird. Wann es aber ohne den Eheſtand were/ ſo ???oͤchte ich wiſſen/ wo die Jungfrauen ſolten herkommen/ die den Himmel er= ???uͤllen koͤnten????. J. Die Endurſache lehret die Tugend von den Laſtern ???nterſcheiden. Welche keinen Mann bekommen kan/ iſt deswegen/ weil ſie ???ne Jungfrau bleiben muß/ nicht fuͤr keuſch zu ruͤhmen? Sondern es beſte= ???et die wahre Keuſchheit in einem reinen Hertzen/ in zuͤchtigen Gedanken/ und unbeflekkten Verlangen: Dieſes iſt die innerliche Keuſchheit des Verſtands und Geiſtes/ ohne welche die euſſerliche/ oder leib= ???che Keuſchheit etlichen unvernuͤnftigen Thieren gleichen mag.???. R. Hier zu dienet daß man niemals muͤſſig ſey/ und vermeide uͤppige ???eſellſchaften/ leichtfertige Geberden/ maͤſſige ſich im Eſſen und Trinken/ [99] Faſten und Beten/ und flihe/ kurtz zu ſagen/ Gelegenheiten zu ſuͤndige???7. A. Dieſer Lehrſatz iſt hart dann bey allen Menſchen die boͤſen Gedanke??? nicht ermanglen.8. D. Die Gedanken kan man zwar ſchwerlich verhuͤten/ aber in dieſelbig??? (Mat. 5. v. 28.) willigen/ einen Luſt daran haben/ ſolchen nachhangen und in das Werk zu ſetze??? trachten/ iſt die Suͤnde/ von welcher dorten ſtehet: Wer ein Weib anſihet??? ihr zu begehren/ der hat die Ehe gebrochen.9. C. Alſo ruͤhren alle Liebsgedanken aus Unkeuſchheit her?10. V. Dieſes folget nicht: Dann man/ in Abſehung des Eheſtands/ ſo??? che Wort und Gedanken haben mag/ wie in dem hohen Lied/ des weiſen K??? nig zu finden ſind. Auſſer ſolchen/ iſt gewiſſlich unſer Dichten und Trachten fuͤ??? Gott/ wo nicht fuͤr den Menſchen/ ſtraffbar.11. A. Hierauf will ich folgende wahre Geſchicht erzehlen/ und ſelbe ben??? men.(Belley aux Evenem. ſin- gul. l. 3. n. 12.)

Die keuſche Heldenthat.
[arrow up]

|| [100]
Zu Cantane einer Statt in Sicilien hielte ſich wonhaft ein Bur= ???er/ Namens Licas/ deſſen Tochter Paradee/ mit ihrer Schoͤnheit ???o viel Buler herbeylokkete/ als jhres Vaters Armut Freyer zu ???ukke hielte. Titius/ ein junger Edelmann von zimlichen Mitteln/ ???nd von groſſer Tapferkeit/ betrachtete der Paradee Schoͤnheit ???ollkommen/ ich will ſagen geſamt Geiſt und Leib unvergleich= ???ich/ beherrſchte; und entſchlieſſet/ uͤm ſie/ durch Anwerbung ſei= ???er Befreunden/ zu freyen: Welches dann auch beſchehen/ und ???ſt ihm von der Schoͤnen Vater/ das verbindliche Jawort/ gege= ???en worden.12. Sinat/ ein ſehr reicher/ vornemer und hochtragner von Adel/ ???elcher in Paradee bruͤnſtig verliebet war/ vermeinte ſolche Heu= ???at zu unterkom ̅ en/ dergeſtalt/ daß er gleichfals bey Licas uͤm ſei= ???e Tochter anſuchte/ und zur Antwort erhielte: Wann ſie nicht ???ereit Titius wuͦrklich zur Ehe verſproche ̅ were/ wolte man ſich [101] hoͤchſtgeehrt/ bey ſolcher Befreundung/ finden/ weil aber da??? einmal gegebene Wort nicht wieder zu ruͦkke koͤnne genomme??? werden/ verbleibe man ihm mit moͤglichſtem Dank verbunden daß er ſich ſo viel demuͤtigen/ und ſolches an arme Leutlein geſin??? nen wollen. Sinat/ wird willens/ nach vielen Vorſchlaͤgen ſich??? wegen ſolcher Verachtung zu raͤchen/ Paradee mit Huͤlff etliche??? braven/ oder wehrhafften Dienern/ zu entfuͤhren: Wie es ih??? auch gegluͤkkt/ daß er Paradee/ als ſie in einen Gartenſpatzire??? wollen/ und Titius/ wegen anderer Beſchaͤftigung/ ihr nicht auf??? dienen koͤnnen/ raubriſcher weis/ im Beyweſen ihrer Eltern/ er??? griffen/ und mit Huͦlff ſeiner Moͤrderbuben in ſein Schloß ge??? bracht/ uneracht der Jungfrauen Bitten/ Flehen un??? Schreyen.13. In dem Titius mit ſeinen Verwanden/ ſich an den Jung??? ferdieb zu raͤchen ruͤſtet/ und die Rott des Gewaͤltigers ihm bey [102] ???uſtehen verordnet wird/ bemuͤhet ſich Sinat Paradee zu bere= ???en/ daß ſie ſeines Willens zu werden geruhen wolte: Weil er a= ???er wol wuſte/ daß man die Weibsbilder wie die Koͤnigreiche ge= ???innen muß/ und vor allen jener Hertz und Neigung/ wie der Unterthanen Gemuͤht und Vertrauen erlangen ſol/ ohne welch= ???s der Gewalt nicht fruchten/ oder lang dienen kan/ hat er an ſuͦſſ= ???n Worten nichts ermanglen laſſen. Paradee wuſte ihn mit ſol= ???her Beſcheidenheit abzuweiſen/ und anzufuͤhren/ wie verſprech= ???ch es ſeinem hohen Namen ſeyn wuͤrde/ wann er wider ihre Ehre eine ſolche Frevelthat begehen ſolte. Weil ſie aber geſe= ???en/ daß ſie in ſeinem Gewalt/ hat ſie/ auf ſein inſtaͤndiges Anhal= ???en/ vermittelſt des H. Eheſtandes/ ſich an ihn zu ergeben nicht ???ngewilliget erwieſen/ mit verjaͤhe ̅ / daß ihre Eltern aus der Not ???ine Tugend machen/ uud zu geſchehenen Sachen das Beſte ???uͤrden reden muͤſſen.
|| [103]
14. Sinat vermeinte/ die Feſtung were halb gewonnen/ we??? die Beſatzung wegen der Ubergab zu handlen/ angefangen. Setz??? te deswegen ein Eheverſprechen zu Papier/ welches Para??? dee/ ohne ordentliche Hochzeitliche Begaͤngniß/ anzunehme??? verweigerte. Als er aber vermerket/ daß mit ſolchem Trug nicht??? zu erlangen/ laͤſſt er einen von ſeinen Dienern fuͤr der Thuͤr de??? Schlafftammer/ in welche er Paradee verſchloſſen hielte/ warte??? mit Befehl ihn auf Begehren zu Huͤlffe zu kommen.15. Was beſchicht? Er laͤſſt ſich noch der Paradee klaͤglich Wort/ noch bittere Threnen bewegen/ ſondern wil mit Gewal??? nehmen/ was ſie mit gutem Willen zu geben ſo vielmals verſage??? Er erzoͤrnet ſich/ bedrauet ihren Ungehorſam: uͦmfaͤngt ſie wie??? derum mit freundlichen Reden und kuͦſſet ſie/ und in dem ſie ſic??? mit allen Kraͤfften nicht ferner vertheidigen mag/ ermannt ſi??? ſich/ ſonders Zweiffel aus Goͤttlichem Eingeben/ und beiſſt ih??? [104] ein Stukk von der Naſen ab/ gleich als ob es ihm mit ſcharfen Zangen abgezwikket worden/ daß ihm das Blut haͤuffig uͦber das Angeſicht geronnen. In dem ſolches geſchehen/ kommet der Die= ???er mit der Zeitung/ Titius/ ſeine Freunde/ und die Schergen/ ???eren fuͤr dem Thore/ er ſolte ſein Leben retten/ und durch die ???intere Garten = Thuͤre die Flucht nemen/ wie bereit alle ſeine Diener/ damit ſie nicht etwan einen Galgen tapezieren moͤchten/ ???ethan. Welchen Raht er auch zu folgen/ durch ſein boͤſes Gewiſ= ???n/ angetrieben worden.???6. Paradee fliehet und entweichet in ein anders kleines Zim= ???er/ verſchleuſt und verriegelt ſich/ der Meinung/ Sinat verfolge ???e noch/ als Titius ihr zu Huͦlffe kommend/ begehret/ ſie ſolte die ???huͤr eroͤffnen. Unter dem Tumult konte ſie ſeine Stimme nicht ???rkennen/ waͤhnend/ es weren des Sinats Haus geſindlein: Draut ???eswegen/ ſie wolte ſich/ wann ſie die Thuͤr aufſprengen wuͤrden/ [105] zu dem Fenſter hinabſtuͦrtzen. Endlich ſahe ſie ihren Hochzeiter??? eroͤffnet das Zimmer/ und erzehlet den blutig erhaltenen Sieg??? deſſen Zeichen noch gegenwaͤrtig waren.17. Was fuͤr Freude hierob bey ihren Eltern/ Befreunden/ un??? dem Hochzeiter entſtanden/ iſt leichter zu gedenken/ als zu ſagen??? Sinat hingegen war geſchaͤndet/ landfluͦchtig/ durch den Koͤ??? niglichen Statthalter uͤm ſeine Guͦter geſtrafft/ und hat nicht i??? den Spiegel ſehen/ oder das Naſentuch gebrauchen koͤnnen ??? daß er ſich nich zugleich der Paradee Kuͤß erinnern muͦſſen.(☞ Den Anfangs Buchsſtaben=) 18. J. Wie eine ausgehoͤlte Kugel/ die auf dem Meer von den Winde??? hin und her getrieben/ nicht mag unterdrukket werden: So wird gewiſſlic??? Gott alle erhalten/ die ihm vertrauen/ dem ſuͤndlichen Weſen widerſtehen/ un??? das Gefaͤs ihres Hertzens von aller Beflekkung rein behalten. An Joſef??? Suſanna und vielen andern haben wir deſſen glaubwuͤrdige Exempel.
|| [106]

??? Degenwert. ???
[arrow up]

ES kommet nun der Spielſtab an mich. Nach Veranlaſſung erſtbeſagten loͤblichen Sittenthat/ frage ich/ Woher doch der(Actio mo???a- lis.) Heldenmuht kommet/ daß eine Perſon behertzt/ die andre ver= ???agt/ die dritte bald kuͤhn/ bald furchtſam iſt? Sonderzweiffel kan ???an deſſen natuͤrliche Urſachen finden.???. C. Die Urſachen beſtehen in der Natur/ welche einem jeden Menſche ̅ / ???d Thier eingeſchaffen iſt. Die hitzigen und zornigen Leute ſind behertzt/ die ???lutreichen gleichfals/ andere Leibsbeſchaffenheiten laſſen es bey gleichem ver= ???eiben. Daher ſihet man/ daß ein Hund einen Hirſchen/ der viel groͤſſer und ???aͤrker iſt als er/ jaget und verfolget/ daß ein Pferd das Schuͤſſen nicht leiden ???n/ das andere aber dardurch ergrimmet. Ein kleiner Knab ſchlaͤgt oft einen ???oͤſſern/ weil er von Natur behertzter iſt. Daher ſihet man/ daß der Adel alle [107] zeit tapfere Nachkommen erzeuget/ in welchen ihrer Vorfahren Heldenge??? muͤht/ benebens der Gleichheit des Angeſichts/ erhellet.3. V. Der Heldenmuht iſt eine Gabe des Hoͤchſten/ wann ſolcher ſonder??? lich zu einem guten Ende/ als fuͤr das Wort GOTTES/ fuͤr das Vaterland??? oder den unſchuldigen Nechſten/ angewendet wird. Sonſten machet ihrer vi??? die Ehre/ viel der Geitz/ viel der Zorn/ viel die Rachgierigkeit/ viel die euſſerſt??? Noht kuͤhn und behertzt/ welche ſonſten feig und verzagt ſind: Kan alſo ſolche??? Muht nicht von Natur kommen.4. J. Vielmehr von der Erziehung/ nach dem man von Jugend auf geweh??? net wird.5. R. Behertzt und unverzagt ſeyn/ iſt eine Tugend/ welche zwiſchen de??? Furcht eines Theils/ und zwiſchen der Verwegenheit anders Theils beſtehe??? Dieſe Tugend kommet her aus Erkantniß der Gefahr/ Pruͤfung eigener Staͤ??? ke/ und Handhabung der Waffen: dieſes beedes kommet von Bericht un??? Unterricht/ welcher machet die Gefahr verachten: Daher kan man nicht ſage??? [108] daß ein Narr/ oder ein voller Mann behertzt ſey/ weil er die Gefahr/ in welche ???r ſich/ ohne Urſach ſetzet/ nicht erkennet. Das verſtehen die Feldherren und Oberſten wol/ deswegen ſie vor den Schlachten ihren Soldaten ein Hertz ein= ???ureden pflegen/ ſolches were nicht von noͤhten/ wann die Tapferkeit mit einem ???eden geboren were. Ja man koͤnte auch keinen Feldfluͤchtigen ſtraffen/ wann ???r/ ſein Leben zu retten/ welches uns die Natur lieben lehret/ Ferſengeld gebe: wie ???an ſonſten keinen ſtraffet/ daß er ungeſtalt/ klein oder hoͤkkericht iſt:???. A. Wann die Erkantniß der Gefahr zu dieſer Tugend von noͤhten iſt/ ſo ???an man kein Thier behertzt nennen/ weil es den Verſtand nicht hat ſeine ???efahr zu erkennen. Ich glaube aber/ daß ſolcher Heldenmuht vielmals ???on GOTT kommet/ der da giebet ein bebendes/ und feiges Hertz. Des Menſchen Hertz/ ſagt die Schrift/ iſt ein trotziges (in Gluͤkk und Wol=(Jerem. 17/ 9.) ???and) und verzagt Ding/ wann es uͤbel hergehet.) Viel aber/ die von Na= ???ur feig ſind/ werden durch Zauberkuͤnſte behertzt/ und nehmen ein Ende mit Schrekken: Jene verlaſſen ſich auf Gott/ dieſe auf den boͤſen Feind.
|| [109]
7. D. GOTT aber wuͤrket durch natuͤrliche Mittel/ dann er ſonſt wol durch??? die Engel Krieg fuͤhren koͤnte. Ein Oberſter oder Feldherr vermahnet nicht die??? welche bereit ſeyn ihr Leben in die Schantze zu wagen/ ſondern die jenigen/ wel??? chen der Muht mangelt/ und fuͤr der Gefahr grauſet/ deren Erkantniß er z??? bergen/ den Feind klein und ſchwach zu machen/ und hingegen ihre Staͤrke Tu??? gend und Vermoͤgen herauszuſtreichen weiß. Solcher geſtalt ſind nicht all??? gleich fuͤr behertzt zu achten/ die andern zu gefallen/ blind mit angehen muͤſſen??? und ins gemein die Urſache des Kriegs nicht wiſſen. Wer dann einmal aus de??? Gefahr entkommet/ oder derſelben gewohnet/ achtet ſich unſterblich/ und wir??? durch ſolchen Wahn behertzt: wann er ſonderlich von Natur mit Staͤrke be??? gabt/ und von der uͤberfluͤſſigen Galle zu Zorn geneigt iſt.8. C. Wann uns die Leibs=Beſchaffenheit behertzt/ oder verzagt mache??? ſo iſt gewiß/ daß ſich ſelbe taͤglich veraͤndert/ nachde ̅ die Nahrung des Menſchen??? der Luft/ der Schlaf/ die Bewegung/ und das Leben angeſtellet wird. Solche??? geſtalt muß ſich das Gemuͤt auch aͤndern?
|| [110]
???. V. So beſagte Sachen koͤnnen zwar die Leibs= Beſchaffenheit/ aber ???icht die gantze Natur des Menſchen verwechſlen. Alſo wird einer/ der einen ???ohten Bart hat/ denſelben behalten/ ob er gleich weniger oder mehr/ groſſe oder ???leine/ harte oder ſchwache Haare bekommet. Welches doch ſeyn ſolte/ weil ???ben aus den Haaren von des Leibs Beſchaffenheit geurtheilet wird. Der Be= ???ertzte verbleibt allezeit kuͤhn/ und der Verzagte verzagt/ wann er nicht von ???ndern Vrſachen wider ſeine Neigung zu thun getrieben wird. Alſo lieſet ???an von einem Soldaten/ der ſich tapfer gehalten/ weil er einen unheilbaren Schaden/ wie er vermeint/ an ſich hatte/ als aber ſolcher geheilet/ iſt er verzagt ???orden/ und hat nicht mehr daran gewollt.???0. J. Was iſt dann endlich zu ſchlieſſen????1. R. Wann man die Hertzhafftigkeit als eine Tugend betrachtet/ welche ???nſten auch die Staͤrkke des Gemuͤhts genennet wird/ kan ſolche in einem je= ???en redlichen Vorhaben/ wie vor gedacht/ erwieſen werden: ſonderlich aber/ in ???nfechtung/ daß man nicht kleinmuͤtig wird/ und den Muht ſinken laͤſſet/ viel [111] mehr alle gehoͤrige Mittel unternimmet/ und das Erfolgen/ GOTT walte??? laͤſſet. Solche Standhafftigkeit kommet aus einem guten Gewiſſen: dahe??? ſagt Seneca/ man koͤnne auch auf dem Bett in den Schmertzen ſowol ei??? Großmuͤtigkeit erweiſen/ als in dem Feld fuͤr dem Feind. Der Heldenmu??? aber wird gemeiniglich in ſeltnen Begebenheiten/ und ſonderlichen Faͤllen/ d??? nen nicht jedesmals nachzuahmen/ geruͤhmet/ und wird/ wie gedacht vielmal??? von GOTT eingegeben. Sonſten aber iſt auſſer Zweiffel/ daß die Unterrich??? tung in den Waffen/ und die Beywohnung der Gefaͤhrlichkeiten/ die natuͤrlich??? Neigung zu tapferen Thaten/ vollkommen mache. Damit aber ſolche Thate??? ruͤhmlich/ der Tugend gemaͤß/ und noch der Verwegenheit/ noch der Za??? heit beſchuldiget werden koͤnnen/ wird ein gutes Abſehen/ und loͤbliche Endu??? ſachen derſelben erfordert. Kurtz zu ſagen: Was die Natur anfaͤngt/ ſe??? tzet die Unterrichtung fort/ und vollendet die Ubung/ und b??? harrliche Handhabung.12. A. Wer erzehlet aber die Geſchicht zu dieſer Frage?
|| [112]
13. R. Torelli ein Mantuaniſcher Edelmann/ beygenamet Hercules/ hatte theils durch natuͤrlche Neigung/ theils durch be= ???arrliche Ubung des Fechtens/ eine ſolche Fertigkeit und Behen= ???igkeit erlanget/ daß alle andere/ ſo Feindſchaft/ (wie der Orten ???ewohnlich) truge ̅ / ſeiner Freundſchafft begehrten. Es fuͦgte ſich/ ???aß er bey Nacht mit ſeiner Geſellſchaft etlichen begegnet/ welche ???it gewehrter Hand auf ihn loßgiengen. Hercules erweiſt ſich ???inem Namen gemaͤß/ und ſtoͤſſet einen/ von den vornemſten ???erren/ mit ſeinem Diener zu Boden/ daß er daruͤber fluͤchtig ge= ???en/ und auf zehen Jahre/ ſich in ſeinem Vaterland nicht doͤrfte ???hen laſſen.???4. Malteſta von Rimini/ welcher wider etliche Benachbarte ???uch Feindſchaft uͦbte/ nahme dieſen Landfluͤchtigen/ oder Ban= ???ten/ wegen ſeiner Tapfeꝛkeit zu Dienſte ̅ an/ und liebte ihn mehr ???ls alle andere ſeines gleichen/ deren er taͤglich viel uͦm ſich hatte/ [113] ſeinen Feind/ einen Ferrariſchen Edelmann/ Poro genant/ zu be??? ſchimpfen. Hercules wird von den anderen/ wegen der groſſe??? Gnade/ ſo er von Malateſta empfaͤhet/ geneidet; ſonderlich abe??? von einem/ der zuvor der liebſte zu ſeyn vermeint/ mit Nahme??? Magagna.15. Dieſer hatte beobachtet/ daß Hercules vielmals allein in de??? Garten ſpatzierte/ und mit ſich ſelbſt redend/ mit den Haͤnden all= erley Gaukkeley triebe: Deſſen bediente ſich der Schalk/ und be= redte ſeinen Herrn/ Hercules were mit ſeiner Gemahlin/ ſonder??? zweiffel/ in geheimen Vernemen/ wie er ihm weiſen wolte: dann??? wo Hercules hin zu ſpatzieren gienge/ da ſahe ein Fenſter des Zim= mers hin/ wo des Herrn Gemahlin zu ſeyn pflegte.16. Malateſta ſahe beſagten Hercules Torelli in tiefen Gedank= en gehen/ und/ wie ihn bedunkte/ mit den Haͤnden gegen das??? Kammerfenſter winken/ hielt alſo fuͤr unzweifflich ſeine Frau??? [114] fuͤr eine Ehebrecherin/ und dieſen fuͦr ihren Bulen. Entſchlieſ= ſet ſich ſo bald ihn aus dem Weg zu raumen/ wiewol er ſolches aufkeine Weiſe vermerken lieſſe/ wegen vieler Urſachen/ unter welchen ſeine Tapferkeit nicht die geringſte war.17. Zur bald hernachbegebenen Herbſtzeit/ ziehet Malateſta mit ſeinem gantzen Hausgeſinde auf ſeine Guͤter/ und wird ihm ???erkundſchaft/ daß ſein Feind ihn zu uͤberfallen gewillet were. Als die Nacht herbeykommen/ und das Schloß beſter maſſen ???erwahret war/ laͤſſt er ſich bedunken/ die Gefahr ſey nunmehr ???orbey/ aber die Zeit herzukommen/ ſich zuraͤchen/ und Torelli ???n dem Schlaff zu ermorden.18. Dieſer Edelmann aber war ſchamhaftiger/ als einem Hof= mann wol anſtaͤndig iſt. Er laͤſſt ſich/ aus Irrthum des Dieners/ zu Bette weiſen/ und zwar ihm unwiſſend/ eben in das Ehebett/ ???n welchem Malateſta ſonſten zu ſchlaffen pfleget. Er war aus [115] Mattigkeit/ in den erſten Schlaff gefallen/ als ſich des Herr??? Gemahlin/ welcher von dieſem Handel nichts bewuſt/ den neue??? Gaſt/ in der alte ̅ Herberg zu empfangen und zu uͤmfangen begin= nen/ und ihn/ was des Orts der Gebrauch/ berichtenwolte; de??? Irrthum fuͤr eine ſondere Gluͦkksſchikkung anzihend.19. In dem nun Malateſta in die verſchloſſne Kammer zu bre= chen/ im Werk/ kommet die Zeitung/ daß Poro mit ſeinen Leut= en/ durch den Garten ihn zu uͦberfallen/ vorhanden: Deswege??? ein groſſes Geſchrey in de ̅ Haus entſtehet/ und in de ̅ Hercules au??? dem Bett ſpringt/ mit dem Degen/ ſeinem Herrn zu Huͤlff eilend??? muß er erfahren/ daß er vor ſeiner Ankunft ermordet worden. Ver??? theidiget deswegen ſich/ und die andern Diener ſo mannlich??? daß der Feind/ mit Hinterlaſſung etlicher Toden/ die Flucht z??? geben/ genoͤhtiget worden.
|| [116]
20. Kurtz/ Torelli heuratet/ die bald wieder froͤliche Wittib/ ???und erlanget mehr Haab und Gut/ als er ihm die Zeit ſeines Le= ???bens noch einbilden noch hoffen koͤnnen.

??? Caſſandra. ???
[arrow up]

SOlcherley Geſchichte ſind mir wenig bewuſt: Ich will aber eine Reyen=Erzehlung dergeſtalt anfangen/ daß iedesmals das Fol= ???gende eine Frage daraus aufgeben/ und in dem von ſelber geredt wird/ ſich auf ???ie Fortſetzung der Erzehlung bedenken ſol: und alſo die gantze Geſellſchaft das ???on mir angefangene zu vollenden erbitten.2. V. Wir wollen folgen/ und mit einſtimmen/ daß alſo/ aus unſer aller(☞ De ̅ Anfangs= Buchſtaben.) Beytrag/ ein Werk werde/ wie aus unterſchiedlichen ungleichen Rohren eine Pfeiffe zuſammen gefuͤget wird.3. C. Ein Soldat/ welchen ich Leon nennen will/ hatte ſich in [117] einer Statt/ ſo man Streitburg nennen koͤnte/ wohnlich niederge= laſſen/ willens ſein im Krieg erworbens Guͦtlein mit Ruhe zu ge= nieſſen. Einsmals/ als er ſich mit dem Trunk beladen/ hat e??? mit etlichen von Adel/ ſich in einen Streit eingelaſſen/ und nach??? dem es von den Worten zu Streichen kommen/ zween von de??? vornemſten/ Balthaſar und Armin genenet/ verwundet/ daß er au??? Furcht der Gefaͤngniß/ ſich von dar hinweg begeben/ und fluͤchti??? gehen muͤſſen/ wiewol er auch nicht wenig beſchaͤdiget worden??? und wie er ihm eingebildet/ zu ſeiner gerechten Sache/ die beſte??? Stoͤſſe darvongetragen hatte.4. J. Hierbey frage ich: Waruͤm ein jeder uͦber ſeinen Wahn/ un??? ſeiner Meinung eifere?5. R. Die Ehre iſt ein Berg/ da jeder ſein Recht hat/ ſo viel zu nehmen/ al??? er vermag: Weil aber ein jeder den gantzen Berg gern haben wolte/ neidet e??? den/ der ein mehrers als er erlanget. Daher dann aller Menſchen Thun/ da??? [118] Abſehen hat/ auf die Ehre/ oder auf den Nutzen/ oder auf den Luſt. Niemand wil gerne bekennen/ daß er uͤbel thue/ und nicht recht gewehlet habe/ dardurch er dieſes alles verlieret.6. R. Die eigene Liebe/ welche wir zu uns ſelbſten tragen/ verblendet uns ???ergeſtalt/ daßwir auch alles/ was von uns herruͤhret/ in hoͤchſten Wuͤrden hal= ???en/ und alſo unſrem Wahn/ ob ſelber gleich falſch/ auf allerley Weiſe beypflich= ???en; geſtalt ſolcher gleichſam ein Kind iſt unſers Verſtands/ dem wir nicht ???bhold ſeyn koͤnnen. Iſt der Wahn falſch/ ſo iſt er doch unſer eigen/ und nicht ???er Sachen Beſchaffenheit/ welche nicht unſer iſt/ zuzuſchreiben.7. A. Die Urſache kommet darzu/ daß wir nicht koͤnnen aus unſerer Bil= ???ung (oder wie man zu reden pfleget/ aus dem Kopfe) bringen/ was einmal mit ???onderer Neigung darinnen ſtatt gefunden hat.8. D. Gleichwie wir ein Ding viel beſſer ſehen/ welches wir mit gleich(Radiis rectis viſivis. Radiis refle- xis.) ???trengen Stralen des Geſichts anſchauen/ als nicht/ das/ was wir etwan in ei= ???em Spiegel/ mit unterbrochenen Gegenſtralen ſehen: alſo koͤnnen wir viel [119] beſſer von andren/ als von unſren eigenen Sachen urtheilen/ maſſen de??? Wahn das falſche Glas iſt/ dardurch wir uns ſelbſten betruͤgen. Eben dieſe??? Wahn/ er ſey falſch oder nicht/ gruͤndet unſre Gluͤkkſeligkeit. Alſo hat jener da??? Geld in das Meer geworffen/ ſich der Sorgen zu befreyen/ welchem ein andere??? mit vielen Sorgen nachtrachtet. Es iſt ſich aber daruͤber nicht zu verwu??? dern/ daß jeder ſeinem Wahn/ und ſeiner Meinung nachhenget/ weil die Na??? tur allen Menſchen unterſchiedliche Beſchaffenheiten des Leibs/ des Ange??? ſichts/ der Staͤrke/ der Stimme/ des Gehoͤrs/ und in allen andern Stuͤkken ha??? ben/ wie ſollen ſie dann in dem Verſtaͤndniß einander gleich ſeyn? Nun erzeh??? die Jungfrau ferners/ wie es vorbeſagtem Leon ergangen.9. J. Leon begiebt ſich an einen Fuͦrſtenhof/ und gelanget da= ſelbſt in Kundſchaft (dann wo Tugend mangelt/ da kan noch Li??? be noch Freundſchafft ſtatt finden/) mit einer Dirne/ von gute??? Mitteln/ welche er/ nach vieler gepflogener Gemeinſchaft zu eh= lichen verſpricht/ wann er ſich an ſeinen Feinden wuͤrde geroche??? [120] haben. Die Dirne/ (ſo wir/ beſſern Gemerks wegen/ Rachgall wollen nennen) verſtellet ſich in Mannskleider/ reiſet in eine an= ???ere Statt/ alldar ſie mit Otto einem Edelmann daſelbſt bekant wird/ daß er/ nach ihrem Vorgeben/ nicht anderſt vermeinet/ als ???ie ſeye einer von den Verſchnittnen/ weil ſie eine gute Singerin/ ???nd die Stimme uͦbertrefflich fuͤhren koͤnnen. Durch dieſen er= ???undiget ſie/ daß zween Geſellen vorhanden/ welche ihre Feinde ???us dem Weg raumen koͤnten. Sie verſpricht dieſen beeden Meuchelmoͤrdern/ ſo von Streitburg dahin kommen waren/ viel Geldes/ wann ſie ihr bedient ſeyn wolten. Sie laſſen ſich verneh= ???en/ daß ſie zu Stoltzfurt an N. Fuͤrſtenhof bey einem Rittmeiſter Leon genennet zu verrichten/ wann ſolches beſchehen/ wolten ???ie ihr gerne zu Willen werde ̅ . Es ware ̅ aber eben dieſe beede von Balthaſar/ und Armin geſendet/ Leon/ ihren Feind/ zu erwuͤrgen.
|| [121]
10. R. Ich frage: Ob nicht beſſer ſey verzeihen als ſich raͤchen??? Unterdeſſen will ich mich bedenken/ wie es weiter gegangen.11. A. Erſtlich iſt zu wiſſen/ was die Rache ſey? Wann ich beleidiget werde??? und die Mittel nicht hab/ mich wideruͤm zu raͤchen/ oder mich darbey aus Zag??? heit/ fuͤrchten muß/ ſo kan ich leichtlich verzeihen: deſwegen halten die Itali??? ner fuͤr eine groſſe Thorheit die Feindſchaft merken laſſen/ als man ſelbe nicht z??? gleich in das Werk richten kan. Wann ich aber die Mittel hab meinem B??? leidiger wiederuͤm zu ſchaden/ ſo iſt die Frage/ ob ich nicht beſſer thue/ ich geb??? ihm ſein Unrecht zu erkennen/ und verzeihe ihm/ wie Joſeph ſeinen Bruͤdern ??? als daß ich mich duͤrſtiglich raͤche?12. D. Es iſt auch zu unterſcheiden die Beleidigung. Viel vermeine??? man habe ihne ̅ dieſes/ oder jenes aus Feindſchaft gethan/ welches auf gruͤndli??? ches Nachfragen/ ſich nicht alſo befindet. Es iſt aber auſſer allem Zweiffel/ da??? die Verzeihung/ der Rache weit vorzuziehen iſt.13. C. Die Rache iſt dem Menſchen eingepflantzet. Ein Thier/ das ohn??? [122] Vernunft iſt/ vertheidiget ſich. Ein Hund beiſſet in den Stein/ mit dem er ge= ???orffen wird Ein Kind das ſich geſtoſſen/ iſt zu frieden/ wann man die Bank/ ???der den Tiſch ſchlaͤget/ an welchen es ſich zu raͤchen vermeiner. Wer ſein Leben ???icht vertheidiget/ iſt des Lebens nicht wehrt. Aug uͤm Aug/ Zahn uͤm Zahn. Wer das Unrecht von einem erdultet/ machet ſich bey jederman veracht und ???erlacht.???4. V. Eine andere Frage iſt/ was geſchicht? Eine andere/ was ge= ???chehen ſol? Ein anders iſt ſich vertheidigen/ ein anders ſich raͤchen. GOTT ???t die Rache und der Obrigkeit/ welche das Unrecht zu ſtraffen nicht unterlaſſ= ??? wird. Alſo iſt die ſelbſterwehlte Rache wider Goͤttliche und Weltliche ???echte.???5. J. Ich hab hoͤren ſagen/ daß bey den alten Teutſchen/ das Kampfrecht ???aher entſtanden/ wann zween in einer Sache/ darinnen der Beweiß erman=(I. Griphian- der de VVeichbildis) ???elt/ oder nicht fuͤr genugſam erachtet worden/ zu ſtreiten kommen/ ſie ihr Recht ???it dem Degen auszufechten durch die Oberherren zugelaſſen worden. Daher [123] iſt kommen das Turniren/ und der Frantzoſen noch gebraͤuchliches Balge??? Man muß aber hierinnen unterſcheiden die Perſonen: Einem Helden ſteh??? die Großmuͤhtigkeit wohl an: Einer gemeinen Perſon iſt die Verzeihung o??? hoͤchſt nachtheilig. Ein Richter/ der eine ̅ Dieb verzeihet iſt dem gemeinen We??? ſen mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich. Socrates konte dem Eſel wol verzeihen/ der ih??? mit Koht geſpruͤtzet. Weiters.16. R. Rachgall berichtet dieſes/ daß nemlich zween Moͤr??? der Leon nach dem Leben trachten/ durch einen abſonderliche??? Poſtbotten/ und bittet Leon/ er ſol ſich vorſehen/ vor denen/ we??? che von ihr beſchrieben worden/ daß ſie kein Mahler beſſer ab??? bilden koͤnnen: Und damit dieſe Moͤrderbuben leichtlich erkund??? ſchaft werden moͤchten ſchreibt ſie einen Brief an einen andern??? wo ſie ihre Eingehoͤr nemen ſolten/ wann ſie nach Stoltzfurt/ d??? vorgedachter Fuͤrſt hofgehalten/ kom ̅ enwuͤrden/ giebt alſo de??? Brief dieſen zweye ̅ / und hatte ſolches auch an ihre ̅ Leon berichtet???
|| [124]
???7. A. Weil das Schreiben/ ſo viel nutzen in der Welt ſchaffet/ frage ???ch: Ob nicht ſolche Kunſtarbeit die vortrefflichſte unter allen ???ey/ ſo zu des Menſchen Leben gehoͤren????8. D. Dieſe Meinung koͤnte behaubtet werden/ aus der Urſache/ weil ???urch die Schreibfeder die Koͤnige herrſchen/ und die Rahtherren das Recht ???rechen. Alle Kuͤnſte/ und Wiſſenſchaften weren in = und unter den Regi= ???enten/ und moͤgen ohne ſolcher Obhalt nicht getrieben werden.???9. C. Solches laſſe ich gerne gelten/ wann man Land und Leute zu regie= ???n hat: Es iſt aber die Frage? Welche Kunſt die nohtwendigſte ſey zu des ???enſchen Leben Zu Zeiten Abrahams und der Vaͤtter altes Teſtaments hat ???an in dem Hausſtand froͤmmer/ und ſeliger gelebt/ als unter Nimrot/ oder ???imm=brot wie ihn Pantagruel nennet. Es haben ſich aber die Leute da= ???mal genehret mit dem Akkerbau/ und der Viehzucht/ und jenes zu der Speiſe/ ???eſes/ benebens der leiblichen Nahrung/ auch zu der Bekleidung gebrauchet: Iſt ???ſo der Feldbau die aͤltſte/ und nohtwendigſte Kunſt zu des Menſchen Leben.
|| [125]
20. V. Bey dieſer Handarbeit wuͤrde ſich der Menſch nicht erhalte??? wann er ohne die Baukunſt were/ ſonderlich in unſren kalten Laͤndern. Ko??? und Kleidung koͤnnen ihm ohne Haus/ und Hof/ wenig nutzen: Ja er kan ſi??? von den fruchtbaren Baumen/ ohne den Feldbau/ erhalten/ und durch da??? Jagen ihm die wilden Thiere zur Speiſe/ und ihre Haͤute zur Kleidung ſcha??? fen.21. J. Dieſes alles mag ſtatt finden zu Friedens=aber nicht zu Kriegszei??? en/ da die Handhabung der Waffen die nohtwendigſte Kunſt iſt.22. R. Der Menſch hat erſtlich den Verſtand/ zum zweyten die Zu??? ge/ zum dritten die Hand/ deswegen er in ſeinem gantzen Leben entwed??? denket/ redet/ oder pfleget leiblicher Arbeit: Hierzu hat er von noͤhten/ d??? Verſtandlehre/ welche durch Unterrichtung/ oder durch Exempel ander??? begriffen wird. Er hat von noͤhten der Sprachlehre/ welche ihn lehret rech??? und der Redkunſt/ welche ihn lehret zierlich reden. Drittens ſind etliche Kuͤ??? ſte/ oder vielmehr Handwerke/ welche zu des Menſchen leiblicher Unterha??? [126] ???ng erheiſchet werde ̅ / als da iſt die Baurerey/ darunter auch die Viehzucht be= ???iffen iſt: Der andern als der Baukunſt/ der Schuſter= und Schneiderar= ???it/ kan man ſonder Ungemach nicht entrahten. Etliche Kuͤnſte aber dienen ??? einer Zier/ als da iſt die Mahlerey/ Stuͤkkerey/ Dantzen ꝛc. Etliche dienen zur ???olluſt/ als die Muſic/ die Kochkunſt/ Rauchwerke. Unter dieſen Kuͤnſten ???len iſt die edelſte/ und zu des Menſchen Verſtand/ die nohtwendigſte/ welche ???e Wahrheit erforſchet/ als da iſt das Studiren ins gemein. Hiervon wer ???ch viel zu ſagen: Sonderlich aber zu betrachten/ daß dieſe Kuͤnſte alle nicht ???ſtehen koͤnnen/ ohne die Artzney: Dann wann der Menſch nicht erlerne= ???e Geſundheit zu erhalten/ und die verlohrne wieder zu erlangen/ iſt er ??? ???uͤnſte gantz unfaͤhig. Aber wieder zu der Geſchicht zu kommen.???. A. Die Wahrheit zu bekennen: Ich hab mich noch nicht ge???gſam be= ???cht/ welcher geſtalt die angefangene Erzehlung fortzuſetze???ey. Frage ???swegen nochmals: Ob die Kunſt/ von welcher U???rtreff???chkeit ???und geredet worden/ die Natur uͦbertreffe/ oder dieſe jene?
|| [126]
24. D. Dieſe neue Frage iſt zwar wider die Ordnung des Spiels/ u??? haͤtte Jungfrau Angelica deswegen ein Pfand zu geben: Weil ſie aber de??? Spielſtab noch in den Handen hat/ ſo muͤſſen wir ihr gehorſamen.25. A. Es iſt der Geſpraͤchſpiele Eigenſchaft aus einer Sache viel unte??? ſchiedliche Aufgaben anzufuͤhren/ oder von denen vorverhandelten ne??? Gedanken beyzubringen: Solcher geſtalt ſolte ich/ an ſtatt der Strafe/ Lob z??? erwarten haben.26. D. Die Frage iſt: Ob die Kunſt die Natur uͤbertreffe? Es i??? ???t eine Frage/ als wann ich ſagte: Ob ein Zwerg/ der auf eines Rieſens Ach??? ſel ???et/ hoͤher ſey/ als der Ries ſelbſten. Wann die Hand ihre Kunſt ruͤhme??? ſo hat ??? Natur die Hand gemacht: wann das Schwert wil die Kunſt ruͤhm??? durch wel??? es Land und Leute beſchirmet/ ſo hat die Natur das Eiſen darzu g??? fertiget. S???iſt es mit allen Kuͤnſten beſchaffen: Die Verſtandlehre ka??? nicht beſtehen/ ???e den Menſchen/ die Redkunſt kan nicht zu Markt kom ̅ e??? ohne die Zunge/ das Haus kan nicht gebauet werden/ ohne Holtz und Stein/ de??? Akker kan nicht gepfluͤget werden/ ohne Rinder oder Pferde.
|| [128]
???7. C. Alſo bedunket mich/ ſey es in allen und jeden beſchaffen/ die Kunſt ???t wie die Mahlerey: Sie kan wol etwas nachaͤffen/ aber ohne Bewegung Kraft=und Leblos. Die Natur vollendet ihre Werk fuͤr ſich; die Kunſt machet ???erſelben Gleichniß/ aber ohne Vollkommenheit.???8. V. Die Frage verſtehe ich alſo: Ob die Natur mehr und kraͤfti= ???iger wuͦrke/ als die Kunſt? Gewiß/ die Kunſt vollendet/ was die Natur ???gefangen hat. Als wann ein Gelehrter/ mit einem Ungelehrten/ ſich in eine Streitfrage einlaͤſſet/ hoͤret man leichtlich/ welcher in der Natur/ und welcher ??? der Kunſtſchul geweſen. Wann zween fechten/ iſt leichtlich zu erſehen/ wer ???en Degen aus der Kunſt verſtehet/ und wer ſich nach allen ſeinen Kraͤften/ ???ne Vortheil/ vertheidiget. Die unvernuͤnftige Thiere laſſen ſich durch die ???unſt zaͤhmen und abrichten/ welches die Natur niemals leiſten kan: Derge= ???alt daß mich bedunket/ es ſeye fuͤr die Kunſt zu ſchlieſſen.???9. J. Wann man von der Vortrefflichkeit einer Sache reden wil/ muß ???an ſehen/ wie lang ſolche beſtehet. Die Kunſt kan zwar der Natur Gewalt [129] anlegen/ aber nicht lang die Uberhand behalten. Man fuͤhret vermittelſt d??? Baukunſt einen Turn hoch auf/ wider der Nat ur Gewonheit: Wie lang beſt??? het aber das Werk? Nach wenig hundert Jahren ſinket es eines Theils wide??? uͤm zu Boden/ von eignem Laſt uͤberlaſtet/ anders Theils wird es von dem We??? ter vermindert/ und niedergeriſſen. Alſo kan keine Artzney/ ohne die Befoͤrd??? rung natuͤrlicher Kraͤften wuͤrken. Die natuͤrliche Neigung thut mehr als d??? Kunſt/ und das ſihet man in dem Fechten/ in dem Mahlen/ in der Muſic u??? allen Kuͤnſten: Viel lernen lange Zeit/ und erlernen nichts: Waruͤm? S??? haben darzu keine natuͤrliche Neigung/ und Faͤhigkeit. Daher fragte jener eine??? Gaͤrtner/ waruͤm doch das Unkraut leichter/ und in groͤſſerer Anzahl wuͤchſ??? als nicht die andern Pflantzen? Weil nemlich/ antwortete er/ dieſe von der Ku??? jene von der Natur erzeuget worden.30. R. Wann man durch die Natur verſtehet alle Geſchoͤpfe/ und na??? tuͤrliche Dinge/ durch die Kunſt hingegen/ was von des Menſchen Verſta??? herruͤhret/ ſolche natuͤrliche Dinge zu Nutz zu bringen: iſt auſſer allen Zweiffel??? [130] ???aß die Kunſt der Natur weit vorzuziehen. Ein Marmolſtein wird nicht ge= ???chtet/ er ſey dann zu einem kuͤnſtlichen Bild gehauen. Eine Schuͤſſel mit Fruͤchten/ wird fuͤr nichts geſchaͤtzet/ gegen einem Gemaͤhl von guter Hand/ ???ardurch ſie abgebildet. Wem beliebet nicht mehr ein ſchoͤnes Glas/ als der ???ſch/ daraus es gemachet worden? Wir muͤſſen unſer Vorfahren/ ſo die Kunſt ???derzeit uͤberhoch gehalten/ eines ſchaͤndlichen Irrthums beſchuldigen/ wann ???ir das rohe Werk/ der ſchikklichen Arbeit vorzihen wolten. Es iſt eben/ als ???ann ich ſagen wolte 1. were mehr als 2. oder/ die Eichel weren hoͤher zu halten/ ???ls das liebe Brod.???1. A. Das Lob eines jeden Werks ruͤhret her von ſeinem Meiſter. GOTT/ ???er alles aus nichts erſchaffen hat/ laͤſſt ſich auf keinerley Weiſe mit dem Men= ???hen/ deſſen Schoͤpfer er iſt/ vergleichen. Der Menſch kan darzu=und dar= ???onthun in ſeinen Werken/ (als in der Baukunſt/ thut er Stein zu Stein/ ??? der Bildhauerkunſt thut er Holtz von Holtz/) Gott aber giebt ihm den Ver= ???and/ daß er ſolches alles wuͤrken kan. Alſo iſt die Natur ſo viel hoͤher/ als di??? ???unſt/ ſo viel hoͤher Gott iſt als der Menſch.
|| [131]
32. D. Nun weiters.33. A. Ich fahre in der Erzehlung wieder fort.Dieſe zween Meuchelmoͤrder betrachten unterwegs der Rac??? gall Handſchrift/ ihr Angeſicht und Rede: Sluͤſſen daraus/ ſ??? muͤſſe ein Weibsbild ſeyn/ obwol die Kleidung ein anders au??? weiſe. Ein boͤſſes Gewiſſen/ welches in dergleichen Thaten nich??? gut ſeyn kan/ iſt ſtetig in Furchten/ und vermeinet/ ein jedes ra??? ſchendes Blaͤtlein ſchreye: Wer da? Weil ſie Rachgall an de??? Kleidern erkant/ wechſlen ſie gleichsfalls ihre Kleider/ damit ſ??? ſicherer und unbekanter ſeynmoͤchten. Gelangen alſo zu Stoltz??? furt an/ da Leon bereit dem Fuͤrſten angeſagt/ daß ihrer zwee??? wuͤrden ankommen/ welche ihm nach dem Leben ſtuͤnden. Si??? kommen ſo bald nicht in die Statt/ ſo werden ſie ausgekund??? ſchaft: Jedoch/ weil die Kleider nicht eintraffen/ wolte man au??? ihr thun Achtung geben/ und ſich nicht an ihnen vergreiffen. Si??? [132] ???ehen in einen Buchladen/ fragen nach Buͤchern: Der eine ſetzt ???ch/ und ſchreibt zu rukke/ an Otten/ er ſolte ſich vorſehen/ daß ihn ???ie Weibsperſon/ welche ſich in Mannskleidern bey ihm aufhiel= ???e/ nicht in Gefahr braͤchte. Als ſie den Brief auf die Poſt brin= ???en/ iſt jemand vorhanden/ der denſelben zu beſtellen verſpricht/ ???roͤffnet aber das Schreiben/ und werden dieſe beede Moͤrders= ???uben in gefaͤngliche Verhaft gebracht: Weil Leon daraus ſich= ???lichen geſchloſſen/ daß es eben die zween Geſellen weren/ von ???elchen Rachgall geſchrieben.???4. D. Hieraus entſtehet eine ſchwere Frage: Ob man allezeit die ???ahrheit ſagen und ſchreiben muͤſſe????5. C. Wann wir als Chriſten darvon reden wollen/ ſo ſol unſere Rede ???ja/ und nein/ nein ſeyn. Wie GOTT die Wahrheit ſelbſten iſt/ und der ???atan hingegen ein Vater aller Luͤgen/ er kleide nun ſolche ſeine Kinder/ wie ???wolle.
|| [133]
36. V. Die Wahrheit iſt zweyerley: Erſtlich betrifft ſie die Beſchaffe??? heit der Sachen ſelbſten/ und derſelben wahres Weſen/ welches iſt und bleib??? unveraͤndert/ man nenne es/ in welcher Sprache man wil: Zum andern iſt ??? ne Wahrheit im Handel/ und Wandel/ daß man ohne Falſch/ und Trug/ re??? lich und aufrichtig verfaͤhrt. Dieſe Wahrheit beſtehet entweder in dem Wah??? daß wir fuͤr gut achten/ was boͤß iſt/ oder in dem Schein/ daß wir loben/ was z??? ſchaͤnden iſt/ ſolcher geſtalt ſagen wir die Unwahrheit aus Unverſtand/ ſo d??? Unwiſſenheit/ ſonder Verletzung unſers Gewiſſens. Und kan eine Sach??? nach unſren Gedanken wahr/ im Werk aber zu gleich falſch ſeyn: Als wann i??? eine neue Zeitung glaube/ und nachſage/ welche ſich doch nicht befindet. Unſ??? Sinn hat groſſes Belieben an dem angenemen Wahrheits=Schein/ hingege??? aber haſſet er die wiſſentliche Falſchheit; daher ſehen wir/ daß das Gedicht/ lang es glaublich iſt/ uns beliebet/ wan ̅ es aber ungeheure Sachen/ und Han??? greiffliche Luͤgen vorbringet/ ſo beginnen wir es zu haſſen.
|| [134]
37. J. Dieſes mag bey Kindern/ oder dem gemeinen Mann ſtatt finden/ ???ber nicht bey verſtaͤndigen Leuten/ welche ſich noch mit dem Schein/ noch mit ???emahlten Fruͤchten laſſen abſpeiſen.???8. R. Ein Gedicht kan keine Luͤgen genennet werden/ dann das Abſehen ???er Luͤgen/ deren Vater der Teuffel iſt/ muß zu des Nechſten Schaden gemei= ???et ſeyn: Solcher geſtalt kan noch die Poeterey oder Mahlerey nicht verſchim= ???fet werden/ in dem ſolche Kuͤnſte gleichen den Aertzten/ die Artzneyen uͤbergul= ???en/ damit ſie der Kranke genieſſen kan.???9. A. Welcher geſagt hat/ die Wahrheit ſey in einem tiefen Brunnen ver= ???orgen/ hat ſie in ſolchen Worten herbeygebracht Des Menſchen Verſtand ???ebt die Wahrheit/ und im Faller zu ſolcher nicht gelangen mag/ begnuͤgt er ſich ???it derſelben aͤhnlichen Wahn. Weil aber der Freyheit unſers Nachſinnens ???uwider iſt/ daß wir auf/ und bey einem/ beharren ſolten/ benebens auch daß ???er Ehrgeitz/ etwas neues vorzubringen/ ſehr maͤchtig in allen Gelehrten: Iſt ???ich nicht zu verwundern/ daß viel von der Wahrheit abtretten/ und ſich zu ver= ???uͤllter Falſchheit verleiten laſſen.
|| [135]
40. R. Jener hat Urſachen geſucht/ waruͤm die Luͤgen ſo hoch empfu??? den werde? Hat aber keine beſſere finden koͤnnen/ als daß der/ ſo Luͤgengeſtraf??? wird/ fuͤr einen frechen Frevler gegen Gott/ und fuͤr einen feigen Betruͤger ??? gen die Menſchen geſcholten wird. Wer luͤget/ begehet eine Suͤnde gegen Go??? die Menſchliche Schwachheit zu rechtfertigen. Es ſolte noch beſſer ſtehen??? das Unrecht beken ̅ en/ und uͤm Verzeihung bitten/ als zu der Luͤgen/ des Teu??? els Werk=und Freyſtatt fliehen. Was Vertrauen kan man zu einem Luͤg??? ſetzen/ der von ſeinem eigenen Gewiſſen uͤberwieſen/ iſt einer ſolchen Verraͤht??? rey/ deren er Richter/ Anklaͤger/ und Beklagter ſeyn muß? Wer luͤgt in glei??? guͤltigen Sachen/ der uͤbt ſich in des Teuffels Lehre. Wer luͤgt ſeines Nutze??? wegen/ handelt mit falſcher Eln/ Maas und Gewicht. Wer luͤgt ſich zu ruͤ??? men/ bezahlt ſich ſelbſt mit falſcher Muͤntz. Wer luͤgt ſein Gebrechen zu beſch??? (Le Catechiſ- me Royal f. 36.) nen/ oder zu entſchuldigen/ der will ſeinen Unflat mit Koht abwaſchen.41. C. Nun fahre ich in der Geſchichte fort.
|| [136]
Rachgall erkauffet inzwiſchen zween andere/ welche ihr verſprechen Armin/ oder Balthaſar nieder zu machen: Setzet ſich deswegen auf/ und reiſet mit ihnen auf Streitburg zu. Was geſchicht? Unterwegs berahtſchlagen ſich dieſe Buben/ Rach= gall/ die in Mannskleidern/ ihre Gefertin war/ zu ermorden/ und ihr das Gelt abzunemen: Solches fangen ſie an zu Werk zu rich= ten nicht ferne von Streitburg/ als ungefehr Armin/ welcher auf ſeinem Landgut gewohnet/ darzukommet/ die bereit verwundte Rachgall/ von der Moͤrder Hand errettet/ und ſie heilen zu laſſen/ mit ſich auf ſein Schloß fuͦhret. Kuͤrtzlich/ wird die Sache da= hin bemittelt/ daß die zween Gefangenen zu Stoltzfurt erlediget/ Armin und Leon verſoͤhnet/ und Leon und Rachgall miteinan= der verehlichet werden.(La Novell. II. del Conte Majolino Bi- ſaccioni.) 42. V. Dieſe Erzehlung ſcheinet vielmehr einer Welſchen/ als Teutſchen Geſchicht aͤhnlich. Inzwiſchen ich mich aber auf eine ander bedenke/ will ich [137] fragen: Ob die Freundſchaft zwiſchen gleichen oder ungleiche??? Perſonen beharrlicher ſey? Dardurch bin ich veranlaſt/ durch die Ver??? ſoͤhnung und erneuerte Freundſchaft Armins/ und Leons: Jener war ein alte??? von Adel/ dieſer ein reicher Soldat.43. J. Die Gebuͤhr der Freundſchaft erfordert/ daß man einander helff??? und dienen ſol: Dieſes aber kan nicht geſchehen/ wann die Freunde beede arm??? Unter gleichen Standsperſonen hafftet ſtetig der Eifer/ welcher alle vertreuli??? che Freundſchaft unterkommet/ und trennet.44. R Die Gleichheit der Sitten/ iſt der Grund der wahren Freundſchaft??? Die Voͤgel gleicher Federn fliegen mit einander/ die Frommen geſellen ſich z??? den Frommen/ die Boͤſen zu den Boͤſen. Man ſihet/ daß die Gelehrten un??? Ungelehrten ſich nicht leichtlich miteinander ſtellen koͤnnen: Die Behertzte??? und Feigen ſind niemals gute Bruͤder/ ſondern ein jeder geſellet ſich zu ſeine??? gleichen. Daher entſtehet auch/ daß alte und junge Leute ſich ſelten miteinande??? ſtellen koͤnnen/ weil ſie nemlich gantz ungleiches Sinnes ſind.
|| [138]
45. A. Dieſe Ungleichheit machet die Freundſchaft/ dann/ wann ſie in allen gleich weren/ und ein jeder eben das wuͤſte/ was das andere erzehlete/ odeꝛ vorbraͤchte/ ſo ſolte die Freundſchaft ſonder Nutze ̅ ſeyn. Wahr iſt/ daß die Gefahr unter den Soldaten/ der Gewinn unter den Kaufleuten/ Freſſen und Sauff= en unter Hofleuten/ vertreulichkeit ſtifftet: aber daraus folget noch nicht/ daß ſie in allen und jeden/ als an Alter/ Verſtand und Mitteln muͤſſen gleich ſeyn. Nicht anderſt als in der Muſic viel unterſchiedliche grobe/ und kleine Seiten eine Zuſammenſtimmung machen/ ſo machen ihrer viel Ungleichgeſinte eine Geſellſchaft/ aber noch lang keine Freundſchaft.46. D. Wann ein groſſer Herr/ zu einem von Adel ſagt: Ich bin Euer Freund/ ſo darf er nicht desgleichen antworten: ſondern muß ſich uͤbergluͤkkſe= ???ig ſchaͤtzen/ mit dem Namen des Dieners. Was Freundſchaft ſolte aber zwi= ???chen dieſen beeden ſeyn/ deren Namen man nicht nennen darf? Eine Bau= ???enmagd wird viellieber einen Baurenknecht/ und ihres gleichen/ als einen Hofmann lieben/ und der Hofmann ſeine Neigung lieber auf eine Adeliche [139] Jungfrau/ als auf eine grobe Baurendirne wenden. Daher kommet auch/ da??? wir die unvernuͤnftigen Thiere ſo bruͤnſtig nicht lieben/ als die Menſchen: we??? ſie den Verſtand nicht haben/ uns wieder zu lieben/ welches Gleichheit jedes mals zu beſtaͤndiger Freundſchaft von noͤhten iſt.47. C. Das Band der wahren Freund ſchaft/ ſol ſeyn die Tugend/ ohn??? anders Abſehen: Dergeſtalt/ daß die Laſter/ als Verwegenheit/ Geitz un??? Saufferey wol Geſellſchaften/ aber keine Freundſchaften verbinden koͤnnen/ daher ſihet man auch/ daß ſolche Geſellen ſich leichtlich trennen/ und die aͤrgſte??? Feinde weren. Die Kundſchaft/ Gemeinſchaft und Vertreulichkeit kan ein An??? fang/ der Freundſchaft heiſſen/ wann ſie ehrliche Dienſt=und Handreichung/ jedoch auſſer allem Laſter=Haͤndlen betrifft: Maſſen die Tugend/ wegen ih??? ſelbſten zu lieben/ und die Tiſchfreunde/ Gluͤkksfreunde/ und Hoffnungsfreun= de/ Falſchzuͤngler nennet. Die wahre Freundſchaft beſtehet unter frommen/ Gottsfuͤrchtigen/ verſtaͤndigen Leuten/ ob ſelbe gleich ſonſten dem Herkommen??? und der Wuͤrden nach ungleich ſind. Der Reiche/ welcher Tugend und Red [140] lichkeit liebet/ kan wol Freundſchaft haben/ mit einem frommen/ und armen Mann/ und ihm/ wie er zu thun ſchuldig/ von dem Seinen mittheilen. Ein Fuͤrſt kan mit ſeinen verſtaͤndigen Raͤhten Freundſchaft haben/ in denen Sa= chen/ welche das Regiment/ und den gemeinen Wolſtand betreffen. Ein Ge= lehrter kan Freundſchaft haben mit einem Ungelehrten/ der zu lernen beguͤrig ???ſt: Und macht ſolches Tugendloͤbliche Abſehen die Gleichheit/ welche die Freundſchaft erfordert.48. J. Nun erwarten wir der Erzehlung.

??? Veſpaſian. ???
[arrow up]

NEulich iſt bey einer Erzehlung von den Sprichwoͤrtern gefraget worden/ auf welches ſonderlich das Abſehen ſey gerichtet worden. Faſt dergleichen/ will ich von Raͤhtſlen dergeſtalt aufgeben/ daß jedes in der Geſellſchaft/ aus meinen Worten eine Raͤhtſel/ oder verborgene Frage zu erſinnen ſchuldig ſeyn ſol.
|| [141]
2. J. So muß dann auch die Erzehlung darnach gerichtet werden.3. V. In Aleſſandria (della Paglia) in dem Montferat gelegen??? hatte ſich eine Graͤfin haͤuſ???ch niedergelaſſe ̅ / von ſo unvergleich??? licher Schoͤnheit/ daß ſie von dem Frauenzimmer nicht ſonde??? Neid/ und von den Man ̅ sperſonen nicht ſonder Liebe/ hat moͤ??? gen angeſchauet werden. Dieſen ſchoͤnen Tugendſchatz hatte ??? mit dem Titel des Ehebandes/ in Beſitz ein Graf von Neuha??? (oder Caſtel nuovo.) ein Rittersmann/ derwegen aller Gaben??? ſo die Tapferkeit und das Gluͦkk/ ertheilen koͤnnen/ bey der gantze??? Stadt in treffliche ̅ Anſehen lebte: Doch hielte er ſich oftermal??? Jahr und Tag bey den Soldaten und Hofleben auf/ daß man in??? gemein darvor gehalten/ er werde von ſeiner Gemahlin/ weni??? geliebet. In dieſem Wahn haben ſich viel erkuͦhnet dieſe Graͤfi??? zu erbulen/ und in Abweſenheit ihres Ehherreen/ mit gewalt??? ſamer Hoͤflichkeit/ oder mit dienſtlichen Flehen/ zu erlange??? [142] ???erhoffet: Maſſen dergleichen in Italien unter die Landsſitten gezehlet wird.4. Oliverio ein Marggraf/ verhoffte wegen ſeines hohen Her= kommens/ und groſſen Reichthums/ vor allen andern dieſe Ve= ſtung zu erſteigen/ und ſolte es auch auf ſilbernen Leitern ſeyn. Dieſem nach bemaͤchtiget er ſich/ alſo zureden/ der Auſſenwerke/ ???kauffet ihre Bediente/ daß ſie der Graͤfin Ohren mit ſeinem Lob ???ehr und mehr zuſetzen ſolten/ welches auch geſchehen. Jedoch ???hne andere Wuͤrkung/ als daß ſie eine ehrliche Neigung ob ſo ???eruͤhmten Tugenden ſpuͤhren laſſen.???. Die beſagte Graͤfin hatte einen Bruder/ welcher allerley Leicht= ???ertigkeiten uͤbte/ daß kein Laſter=Handel in der gantzen Statt ???eſchahe/ an welchen er nicht Theil hatte/ oder deſſelben Raͤht= ???nsfaͤhrer befunden wurde. Die Nacht/ ſo alle grauſamen ???nerſattlichen Raub=thiere zu Ruhe bringet/ diente ihm/ andere [143] zu verunruhen/ und anzutaſten alle/ die ihm auf freyer Straffe??? begegneten. Auf eine Zeit fuͤgte ſich/ daß/ als er mit Gewalt/ un??? vielen Ehrruͦhrigen Schmaͤhworten/ in einer ehrlichen Fraue??? Haus brechen wolte/ von den Schergen/ mit vier ſeiner Geſelle??? ergriffen wuͦrde. Er hatte kaum die Gefaͤngniß betretten/ ſ??? fanden ſich ſolche Anklagen/ wider ihn/ daß er Lebensgefahr??? oder ja oͤffentliche Beſtraffung zu befahren hatte.6. Die Graͤfin liebte dieſen ihren Bruder/ und hatte doch nich??? das guldene Band/ der Gerechtigkeit Augen zu verbinden: verſe??? tzet deswegen ihre Kleinodien faſt alle/ gegen tauſend Ducaten??? daß er mit ſeinen Geſellen aus dem Gefaͤngniß entkommet/ je??? doch mit Beding/ daß ſie das Land raumen/ damit die Zeug??? ſchaft wegen des Richters Geitz/ nur bey Unbekanten ablege??? koͤnten.7. Bald hernach ſchreibet der Graf an ſeine Gemaͤhlin/ ſie ſolt??? [144] ???ich mit allem ihre ̅ Schmukk und Kleinodien aufmachen/ und J. Majeſt. der Kaͤiſerin zu Meiland aufwarten. Nach vielen Be= ???enken/ ergreifft ſie die Feder/ und ſchriebe folgendes.???. H. Marggraf Oliverio.???ch kan nicht ablaugnen die Liebe/ welche ich zu ſeiner Perſon trage/ ???aſſen mein Vertrauen/ das ich zu ſeiner Hoͤflichkeit ſtelle/ von wah= ???er Liebe herſtammet. Ich hab von noͤhten tauſend Kronen/ meine Kleinodien/ ſo ich Pfandweis verſetzt/ wieder an mich zu loͤſen/ und mit ???enſelben eiligſt nach Meiland zu verreiſen. Kan der H. Marggraf ???ir damit bedienet ſeyn/ ſo laß ich ihm hingegen mein Hertz in ſeinen ???etreuen Handen/ und verbleibe ſeine verbundeneDienerinnDie Graͤfin.
|| [145]
8. Dieſen Briefſendet ſie dem Marggrafen/ als ob ſolcher vo??? ihrem Herrn an ihn gegeben were. Nachdem Oliverio die e??? ſten Bewegungen/ in welche ̅ wir uns/ aus uns ſelbſten befinde??? uͤberwunden/ ſetzet er dieſe Antwort zu Papier.9. Schoͤnſte.Wann ich ſo wol tauſend Hertze/ als tauſend Ducaten haͤtte/ wuͤr??? ich mich ſelig ſchetzen ſolche alle der Schoͤnſten dieſer Welt einzuhaͤ??? digen: Doch wuͤrde ich darbey noch Schuldener verbleiben/ wege??? der Ehre/ die ich in dieſem hoͤflichen Begehren empfangen. Ich erfre??? mich aber in der Beſtuͤrtzung ſolcher Gluͤkkſeligkeit/ daß ſie geruhe??? wollen/ daß vergaͤngliche Geld zu einer Grundveſte meiner Tre??? zu ſetzen: Ihr beliebe ferners darauf zu bauen/ die Verſicherung da??? ſeyn und bleiben werde
Der Schoͤnſten Dienſtverpflichter Marggraf Oliverio.
|| [146]
10. Als die Graͤfindieſen Brief/ ſamt tauſend Ducaten erhalten/ ???oͤſet ſie ihre Kleinodien wiederuͤm/ und nimt den Weg auf Mei= ???and zu: Alldar ſie von der Kaͤiſerin mit einer gulden Ketten ???eſchenket/ wieder nach Haus gelaſſen worden. Der Marggraf ???eldet ſich ſo bald an/ und erlanget Erlaubniß mit ihr/ durch ein Fenſter zu reden: Da er dann nach vielen dankworte ̅ / die Anwei= ???ung erhaͤlt/ er ſolte folgende Nacht/ durch den Garten/ jedoch ???hne Leuchte/ einge laſſen werden. Endlich als die erſeufftzte Stund herbeykommet/ wird der Marggraf von der Graͤfin em= ???fangen/ und mit Bitt/ er wolle ſich ſtill halten/ weil ihre Diene= ???n in dem nechſten Zimmer noch wachten/ weiſet ſie ihm das ???ett/ und heiſt ihn ausziehen/ ſie wolte inzwiſchen ſehen/ ob das ???antze Hausgeſinde zu Ruhe gegangen. Als er aber kurtz hernach ???enoſſen/ was er mit ſo langem Verlangen erwartet/ iſt er vor ???ags wiederuͦm durch den Garten entwichen/ und hat ſich zu ???auſe ſchlaffen geleget.
|| [147]
11. Um Mittagszeit kommet ein Diener/ und liefert ihm tauſen??? Ducaten/ ſamt einen Brieflein dieſes Begriffes.12. H. Marggraf Oliverio.Ich ſende mitkommend die tauſend Ducaten/ welche ich von Eure??? Hoͤflichkeit/ Verlehens weis/ erhalten. Solches beſchicht nicht Euch??? ſondern mich zu lieben: Doch verſichere ich/ daß mir ein ſonderer G??? fallen/ und eine ſolche Freundſchaft hier durch beſchehen/ daß ich de??? wegen jederzeit verbleiben werdeEuere DienerinDie Graͤfin.13 Dieſes Brieflein bedunkte den Marggrafen gar zu kuͤhlſin ̅ ig??? in Erinnerung verwichener Nacht bruͤnſtig gepflogener Liebe??? ſtellet deswegen zu Beantwortung folgendes.
|| [148]
14. Schoͤnſte.Ich erfahre das Sprichwort: Gelt macht Sorgen/ in dem derſelben ???eliebet/ das Ihre wieder zuſenden/ weil es mein geweſen iſt: Aber doch ???olle ſie behalten das Hertz/ welches ich bey geſterigem Abſchied hin= ???erlaſſen. Wo mein Schatz iſt/ da iſt auch mein Hertz/ aber hier von ???ollen wir reden an dem erſten Ort unſerer Zaſammenkunft: Inzwi= ???chen vergeſſe ſie nicht ihresewig verbundenenKuechtsOliverio.???5. Als die Nacht herbey geſchattet/ fanden ſich beede an vor= ???ewuſtem Ort des Gaſſenfenſters. Der Marggrafbeklaget ſich ???egen der nicht erheiſchten Bezahlung/ mit uͤberfluͦſſiger Wolre [149] redenheit/ nechſt Erzehlung derſüſſen Begebniß verwichene??? Nacht. Die Graͤfin antwortet/ mit Eroͤffnung des Betrugs/ ſa??? gend: Es were nicht billig/ daß ſein Wahn ihrer Ehre ferne??? nachtheilig were/ und wie ſie zu einer Anwaltin beſtellet jhr??? Kammerdienerin/ ihm mit ſolcher Beluſtigung/ das geliehen??? Gelt zu verzinſen/ weil ihre Ehre andere Dankerkantniß nicht zu??? laſſen wollen. Sagte darbey/ ſie were hier zu gegen/ und nich??? abredig deſſelben allen/ was er von ihr angehoͤret.16. Der Marggraf gehet nach Haus/ berahtſchlagend ſich a??? der Graͤfin zu raͤchen: Doch betrachtete er endlich/ wie dieſ??? verſtaͤndige/ und keuſche Fraͤulein jhn ſehr vergnuͦglich betrogen??? Wandelte alſo die Rachgierde in Ehrerbietung/ und vergnuͤgt??? ſich mit dem/ was er empfangen/ ohne fernere Bekuͤmmerniß.17. R. Meine Raͤhtſel iſt dieſe:
|| [150]

Er liebt/ und weiß nicht was/ er leiht/ und ſchenkt es hin/
Erkuͦſſt/ die er nicht liebt/ und hat doch den Gewinn.Dieſe Raͤhtſel betrifft den Marggrafen Oliverio/ vermeinet eine Ehebrecherin ???u lieben/ und weiß nicht/ daß ſie ein ehrliches Weib iſt/ Er leiht/ haͤlt es aber fuͤr ???in Geſchenk/ weil er nicht einen Heller wieder begehret. Er kuͤſſt/ die er nicht ???ennt/ noch liebt/ nemlich die Magd/ welche der Frauen Stelle vertretten: und ???at doch den Gewinn/ die Beluſtigung/ und ſein Gelt wieder.???8. A. Ich hab eine Raͤhtſel hoͤren ſagen/ welche ſich nicht uͤbel hierzu ſchikket/ ???eil des Woͤrtleins Zeit gedacht worden.
Ich nenn’/ und nenn’ es nicht: jetz/ jetz wird aufgefangen/
was morgen werden wird/ und geſtern iſt vergangen:
Ein jeder Augenblikk/ im pfeilgeſchwinden Lauf
ſchreit: halt/ mit ſtetem Fleiß/ der Raͤhtſel Inhalt auf.???9. D. Wann nicht hierdurch die Zeit beſchrieben wird/ ſo kan ich es nicht [151] errahten/ dann dieſes Woͤrtlein mit verſetzten Buchſtaben fuͤget/ das Wor??? jetz/ oder jezt: wird alſo genennet/ aber nicht deutlich/ und vermahnet dieſe??? Letterwechſel/ daß man die ſchnelle Zeit/ als derſelben Inhalt/ mit ſtetem Flei??? gebrauchen und nutzen ſol. Meine Raͤhtſel iſt dieſe:
Mit ihrer Dirne Lieb verzinſet ſie das Pfand:
Sie giebt/ was ſie nicht hat/ mit klugem Trugverſtand.
Die Hoffnung/ ſo das Oehl hat in die Glut gegoſſen/
iſt/ durch das wahre Wort/ in einem Nu zerfloſſen.Die Raͤhtſel/ welche ihr Abſehen auf eine Geſchicht haben/ (als dorten des Si??? mons/ von den Loͤwen geweſen/) ſind ſehr ſchwer/ wie auch dieſe/ ohne die Ge= ſchicht vorbeſagter Graͤfin/ und des Marggrafen Oliverio/ hierdurch das Oeh??? bemerket/ nicht zu errahten ſeyn ſolte.20. C. Hoͤret dann auch meine Raͤhtſel:
|| [152]

Was mag man wol dem Dunſt fuͤr einen Namen geben/
In welches ſchnellen Flucht/ beſteht der Menſchen Leben.Wann/ man die Buchſtaben in dem Wort Dunſt verſetzet/ ſo kommet heraus das Wort Stund/ die in der Flucht beſtehet/ dann das vergangene iſt nicht mehr dar/ das Zukuͤnfftige iſt noch nicht kommen/ das Gegenwaͤrtige iſt ein Nu/ oder Augenblikk/ wie vor gedacht worden.
21. J. Sagt: was legt (Gelt) allen Streit? was kan die Weiſen blen= den?
Sagt: was die Laſter lobt/ und kan die Tugend ſchaͤnden.
Es legt das ſtrenge Recht zu Boden: ja das Schwert
wird ſtumpf/ und ſein Gewicht die beſte Waag gefehrt.Hierdurch wird verſtanden das Gelt/ mit welchem die Graͤfin/ ihren Bruder ??? retten/ den Richter beſtochen hat. Das Woͤrtlein Gelt/ giebt verſetzt legt/ ???elches in den vier Reimzeilen zweymal eingebracht worden.
|| [153]

??? Julia. ???
[arrow up]

UNſer Erzehlungen ſind bisanhero auf mancherley Arten gefuͤh= ret worden/ daß mir faſt die Erfindung ermanglen wil/ etwa??? neues vorzubringen. Doch wollen wir eine ſolche Probe ſehen laſſen/ die mei= nes Behalts nach nicht zu Werke kommen iſt. Es beliebe einem jede??? eine Frage aufzugeben: aus den fuͦnf Fragen will ich eine Erzeh= lung dichten/ die ſich ordentlich darzuſchikken ſol. Der Herr ſag??? ſeine Frage/ ich will mich inzwiſchen bedenken.2. R. So frage ich: Ob man die Waffen mit den Buͤchern ver= bruͤdern ſol? oder/ ob einem von Adel wol anſtehe/ daß er/ bene= bens allen Ritterlichen Ubungen/ auch dem Studiren ob= liege?3. A. Hiervon wollen wir des Herren ſeine Gedanken vernemen.
|| [154]
4. D. Welche die Frage mit Nein beantworten/ wollen erhaͤrten/ daß ſol= che Sachen gantz widereinanderlauffen/ und daß man keinem/ ohne des an= dern Nachtheil/ abwarten/ oder ja in beeden zugleich nicht viel erlernen koͤnne. Gleichwie nicht zugleich Fried/ und Krieg beſtehet/ ſo hat jede Zeit ſeine Kuͤn= ſte/ und ſolche Geiſter/ welche zueinem/ oder dem andern/ von der Natur ge= widmet ſind. Der Degen erhaͤlt Land/ und Leute/ da hingegen ein Heer Schul= fuchſen nichts als Zank anrichten kan. Der Tuͤrken groſſes Reich wird durch die Waffen/ in ſteter Unwiſſenheit erhalten. Der Griechen und Roͤmer Reich ???ſt ſo lang im Zunemen geweſen/ bis ſie die Kuͤnſte/ und Wiſſenſchaften auf das ???oͤchſte gebracht/ und alsdann haben ſie wiederuͤm abgenommen. Wolreden/ ???at ſie uͤbel ſtreiten machen/ dann das Studiren fuͤhrt abſonderlich die Eigen= ???chaft/ daß es weiche/ feige/ ſchwache/ und zu den Waffen faſt untuͤchtige und ???ngedultige Leute machet. Im Kriege wird erfordert ein blinder Gehorſam/ ???nd die Verachtung des Todes/ welches beedes beſſer in der Gefahr/ als aus ???en Buͤchern erlernet wird.
|| [155]
5. C. Das heiſſt eine boͤſe Sache wol verthaͤdigen.6. V. Welche vorbeſagte Frage mit Ja beantworten/ erweiſen/ daß di??? Waffen/ ohne den Verſtand dieſelben zu gebrauchen mehr tyranniſch/ un??? viehiſch/ als chriſtlich und menſchlich zu nennen. Das Studiren iſt wie de??? Zukker/ es verderbt keine Suppe ̅ : ich will ſagen/ daß es ſich zu allerley Stands??? leuten ſchikket/ wie es aber andern wolanſtaͤndig/ ſo iſt es dem Soldaten vo??? noͤhten/ der hohe Befehl zu bedienen verhoffet. Dem Schildergaſt/ oder ge= meinen Muſquetirer gebuͤhrt der blinde Gehorſam/ dem Obriſten/ Haubt??? mann/ und Befehlhaber die fuͤrſichtige Anfuͤhrung/ ſo nicht nur aus der lange??? Erfahrung/ ſondern aus vielen Geſchichten muß erlernet werden. Die ſich??? erſte Weiſe/ Land und Leute zu erobern iſt derſelben Gemuͤhter erſtlich mit Ge??? wogenheit zu beherrſchen: Anderer geſtalt wird der Gewalt wenig diene ̅ . Viel??? und zwar die trefflichſten Feldherren ſind gelehrt/ oder den Gelehrten guͤnſti??? geweſen/ haben auch mehrmals durch ihre Wolredenheit/ (welche ohn??? Studiren uͤbel beſchaffen) Aufruhren geſtillet/ die Feigen/ ermuntert/ die Be [156] hertzten zu dem Ehrenſieg angefuͤhret/ und den Tod/ welcher ſonſten das er= ſchrekklichſte genennet wird/ mitten in dem Knallen der Kartaunen/ in dem Praſſlen der Muſqueten/ indem Mordgetoͤn der Trompeten/ und Lermenwuͤrb= len der Trommel und Pfeiffen/ ungeſcheut angehen machen. Wahr iſt es/ daß ſich etliche in die Buͤcher ſo verlieben/ daß ſie aller anderer Weltbeſchaͤffti= gung entnommen/ lieber den Ruheſchatten/ als das hohe Ehrenliecht achten: Solche Leute gehoͤren nicht zu dieſer Frage/ dann ihr Krieg nur in Worten be= ſtehet/ und der Fehler der Perſon/ kan der Kunſt nicht beygemeſſen werden: Wiewol die unartige Sitten/ der Gelehrten/ vielmals zu Verachtung der Wiſſenſchaften/ unbedaͤchtig/ ausſchlagen. Es iſt/ wie in allem Thun/ das Abſehen auf die Endurſach zu richten/ und ſtudiret einer von Adel in der Ju= gend/ was ihm zu wiſſen von noͤhte ̅ iſt: ein Lehrer der H. Schrift muß es anderſt angehen wie auch ein Juriſt/ u. d. g. Einmals verbleibt es darbey/ daß das Studiren einen Soldaten wol anſtaͤndig/ einen Befehlhaber aber nohtwendig ???ey/ und dieſes iſt auch bedeutet worden durch das Bildniß der Pallas/ der [157] (☞ De ̅ Anfangs= Buchſtaben.) Weißheit und Waffen=Goͤttinn/ welches mit der Trojaner Statt ſo lang er= halten/ als es in dem Tempelſtehen verblieben.7. R. Meine Frage iſt: Ob die Muſic mehr Schaden/ oder mehr??? Nutzen ſchaffet? Ich will meine Meinung erſtlich ſagen/ damit andere??? (Proportione ̅ ) der Sachen nachzuſinnen Urſach haben. Des Menſchen Verſtand liebet??? das Ebenmaas/ weil auch ſein Weſen in gleichrichtiger Verfaſſung beſtehet. Daher ſihet man/ daß ein Palaſt/ welcher ohne kuͤnſtliche Reglen/ unordentlich??? gebauet iſt/ uns gleichſam in den Augen weh thut. Was mißgeſtaltet iſt/ ka??? dem Geſicht nicht gefallen/ wie dem Gehoͤr aller Mißtaut auch widerwertig??? kom ̅ et. Welche die Schoͤnheit/ und wolklingende Zuſam ̅ enſtimmung haſſen/ erweiſen ihren unartigen Verſtand/ oder vielmehr Unverſtand. Deswege??? gefallen uns die Freudenſpiele/ ſo nach der Welſchen Art/ in der Schoͤnheit de??? Perſonen/ und Kleider/ benebens der Lieblichkeit des Geſangs beſtehen. Einem??? Kind beliebet der Pfeiffen/ oder Schluͤſſel Klingen/ der Bauer verſuͤſſet ſein??? harte Arbeit mit einem froͤlichen Feldliedlein/ der Schaͤfer ſpielet ſeiner Herde??? [158] zur gruͤnen Tafel/ der Soldat ſcheuet auch den Tod nicht/ wann ihn der Trom= mel und Trommpetenſchall zu Tapferkeit ermuntert.8. A. Ich ſetze zu dieſem Lob/ daß die Muſic jedesmals in dem Alten und Neuen Teſtament bey der Chriſtlichen Kirchen verblieben iſt: und daß man nur dieſe/ welche man in dem Tod verunehren wil/ ſonder Klang/ und Geſang begraͤbet.9. C. Die liebe Muſic dienet zu Freuden/ und Trauren/ und moͤchte ???ch wol hoͤren/ was Unheil daraus entſtanden/ oder entſtehen koͤnte?10. D. Die Muſic machet vielmehr zage/ und feige/ als tapfere Leute: und dieſes iſt durch die Syrenen bedeutet worden. Mein Sohn/ ſagt Salomon/ huͤtte dich vor der Stimm der Saͤngerin/ und wende dein Hertz nicht zu ihr. Sie beweget das Gemuͤt/ aber meiſten theils zum Boͤſen. Wie viel werden ihr beſchnitten/ damit ſie eine reine/ und Weibiſche Stimme bekommen/ und erhalten moͤgen. Wie uns der Wein/ ſo kan uns auch die Muſic/ mit Suͤſſigkeit bethoͤren/ ſonderlich aber zur Wolluſt/ und unzimlicher [159] Brunſt reitzen/ und die Augen unſeres Verſtandes einſchlaͤfen/ wie dorte??? Mercur den Argus. Orpheus ſol von den Weibern (dardurch die boͤſe Begier= den verſtanden/) ſeyn zuriſſen worden/ und wann man dieſe Kunſt bey dem Liecht beſchauen wil/ ſo wird man befinden/ daß ſie ſo wenig als die Mahlerey/ zu des Menſchen Leben nohtwendig iſt. Man moͤchte ſagen/ Saul were durch des Davids Harffen Klang/ von dem boͤſen Feinde erlediget worden/ und dem Seitenſtechen/ wie auch dem Gift der Spinnen Tarantola/ werde durch??? die Muſic gewehret. Es iſt aber zu wiſſen/ daß die Rabbinen ſchreiben/ der??? Namen GOTTES ſey auf des Davids Harffen geſchrieben geweſen/ wel= chen er mit ſeinen Pſalmen angeruffen/ und dardurch den Satan vertrieben??? habe. Die Muſic heilet fuͤr ſich keine Krankheit/ aber durch die ſondere Auf= merkung/ ſo ſie verurſachet/ hindert ſie/ die ſonſt von dem Haubt abtrieffend??? Feuchtigkeiten/ und mindert alſo etlicher maſſen das Schmertzen. Man lieſe??? nicht/ daß Adam/ in dem Stand der Unſchuld/ oder daß unſer Seligmacher ge= ſungen/ aber wol/ daß der Gottloſe Tubal/ der Moͤrder und Ehebrecher/ die Mu= ſic erfunden habe.
|| [160]
11. J. Nichts iſt in dieſer Welt ſo gut/ das nicht ſolte koͤnnen mißbrauchet werden. Aus dem verfaulten Korn wird Gift/ von dem Honig wird die Gallen gemehret/ und das Wort GOTTES wird von vielen/ zum Aergerniß/ miß= ???rauchet. Derwegen iſt aber der rechte Gebrauch nicht zu vernachtheilen. GOTT hat keinen Mißfallen ob dem Gebrauch der Muſic: Er hat befohlen ???ie zwo ſilbernen Trompeten zu machen/ und wird von der Saͤnger Anord= ???ung in dem Tempel/ an unterſchiedlichen Orden Meldung gefunden.12. D. Meine Frage iſt dieſe: Ob man lieber wuͤnſchen ſolte zu ???iſſen/ was andere nicht wiſſen: Oder alles das/ was andere ???iſſen?13. C. Der Herr ſage erſtlich die Beantwortung dieſer faſt ſeltenen ???rage.14. D. Die Frage iſt kuͤrtzlich abzufertigen. Alles Wiſſen iſt eitel/ es iſt ein Scheme/ ungewiß/ und beſtehet mehrmals in nichtigem Wahn: Dann der ???rund aller Wiſſenſchaften iſt unerweiſſlich/ daß wir nichts anders wiſſen koͤn [161] nen/ als unſere Unwiſſenheit: Wiewol ihrer viel auch derſelben nicht verſicher??? ſind. Keine Urſache iſt ſo richtig/ man kan noch eine andere Urſache darwi??? der aufbringe ̅ . Die Unwiſſenheit iſt oft die aller gluͤkkſeligſte/ weil ſie keine ̅ Sor??? gen unterworffen iſt: Ja auch in Glaubens=Sachen iſt ein einfaͤltiger Glau??? der angenemſte fuͤr Gott. Wan ̅ wir aber von den Kuͤnſten reden wollen/ iſt un??? vielmehr unwiſſend/ als wiſſend/ deswegen auch taͤglich etwas neues erfun??? den wird. Und was darf es viel Fragens? die Wiſſenſchaften ſind unend??? lich/ unſer Nachſinnen aber iſt in einem geringen Raum uͤmſchrieben. Wer ka??? jetzt eine Lampe machen/ die 1500. Jahr leuchtet/ wie bey der Roͤmer Graͤbe??? gefunden worden. Wer kan einen Brennſpiegel gieſſen/ der die Schiffe i??? dem Lauff verbrennet? Wer kan ein Glas machen/ das ſich mit dem Hamme??? formen laͤſſet? Wer kan gegoſſene Steine durch die Kunſt zuwegenbringen ??? Wer kan die Elephanten auf dem Seil dantzen lehren/ wie die Roͤmer getha??? haben. Hieraus iſt zu ſchlieſſen/ daß uns vielmehr unwiſſend/ als wiſſen??? ſey.
|| [162]
15. C. Wann man aber gegen dieſen allen betrachtet/ die Erfindung der Drukkerey/ des Geſchuͤtzes/ des Meer=Compaſſes/ und der Fernglaͤſer/ ſo wer= den dieſe neue Kuͤnſte mehr Nutzen erweiſen/ als andere.16. D. Beſagtes alles iſt ungefehr/ ohne Vorſatz erfunden worden. Es iſt ein blin der Gluͤkksfall/ wann der Haan ein Edelgeſtein auf ſeinem Miſthauff= en findet. Was iſt aber das/ ſo wir wiſſen/ oder zu wiſſen vermeinen/ gegen dem/ das der Tauſendkuͤnſtler der boͤſe Feind weiß? er verrichtet ſeine Wunder durch natuͤrliche Urſachen/ die uns unbekant ſind.17. V. Dieſe Meinung iſt gegruͤndet auf der Menſchen neidiſchen Sinn/ welche ins gemein hoch halten/ was ſie nicht beſitzen. So verlanget man die neuen Zeitungen/ und ſo bald man ſie erfaͤhret/ ſo verachtet man ſie/ wie alle die/ ſo man zuvor weiß/ und ſetzet ſolche zu dem alten Hauffen. Unſre erſten Eltern haben alles gewuſt/ und vermutlich das nohtwendigſte nicht vergeſſen/ ???der ja ſolches nach und nach erfunden. Was man aber in dem Gebrauch ???icht erhalten hat/ iſt fuͤr uͤberfluͤſſig/ und unnoͤhtig zu achten. Was man er [163] funden/ iſt zuvor erfunden geweſen/ und nur auf eine andere Weiſe zu Wer??? gebracht: gleichwie man uͤber eine Speiſe unterſchiedliche Bruͤlein mache??? kan. Die Vielheit der Buͤcher erweiſt/ daß wir mehr wiſſen/ oder lernen koͤ??? nen/ als unſere Vaͤter/ die ſolche Mittel nicht darzu gehabt. Verachten abe??? hierbey die Alten nicht/ welche/ wann ſie unſre Mittel zu dem Studiren gehab??? haͤtten/ weit ein mehrers ſolten geleiſtet haben. Wir muͤſſen hierinnen un??? zweyerley Meinung entſchlagen. Erſtlich der bejahrten Leute/ die im Gebrauc??? haben die alte Zeit zu loben/ weil ſie ſonſten etwas neues zu lernen verbunde??? weren/ welches ſie jhrem Alter ſchimpfflich zu ſeyn erachten: Zum zweyten de??? junge ̅ Leute Wahn/ die mit Rehabeam vermeine ̅ ihr kleiner Finger ſey groͤſſer??? als ihres Vatters Lenden. Ein jeder hat ſeinen Ruhm/ der dem ander??? nicht nachtheilich iſt/ wann wir uns nur damit wollen begnuͤgen laſſen.18. J. Man betrachte das/ was wir wiſſen koͤnnen/ mit Fleißund Nach??? ſinnen/ und bedenke hingegen/ was wir nicht wiſſen koͤnnen. Wir wiſſen wo??? was wir wiſſen/ moͤgen aber kein gewiſſes Urtheil faͤllen von dem/ was w??? [164] nicht wiſſen. Wann ich will ſagen/ dieſer Mann iſt groͤſſer/ als der andre/ ſo muß ich ſie beede kennen/ ſonſten kan ich nicht mit Wahrheit davon reden. Wan ̅ ???ir alſo nach dem Unbewuſten trachten/ ſo begegnet uns/ was dorten de ̅ Hund Eſopi/ der nach dem Schatten ſeines Stuͤkkes Fleiſches ſchnappend/ verlohre/ ???as er in dem Rachen haͤtte genieſſen koͤnnen. Welche am meinſten auf ge= ???eime Kuͤnſte wenden/ bekennen endlich/ daß ſie fuͤr ihr Gelt Rauch eingekram= ???et haben.19. R. Die boͤſen Geiſter wiſſen/ was uns zu erkuͤndigen nicht geziemet/ ???nd haben wir uͤberfluͤſſig genug/ als Menſchen zu lernen/ ohne dergleichen ???efeln Kunſtkuͤtzel. Ein Blinder oder Dauber achtet das Geſicht/ und das ???ehoͤr viel hoͤher/ als andere/ welche GOtt uͤm ſolche Wolthat niemals gedan= ???t haben. Schluͤſſe alſo/ daß ſich der Menſch ſol begnuͤgen laſſen mit dem/ was ??? durch ordenliche Mittel erlernen kan/ und ſich ein mehrers zu wiſſen/ nicht ???muͤhen/ obgleich viel ein mehrers iſt/ das er nicht erkundigen kan.???0. C. Meine Frage iſt: Ob/ und wann man ſich heuraten ſol?
|| [165]
21. A. Ich will gerne hoͤren/ wie Frau Julia dieſe unterſchiedliche Fragen??? in ihrer Erzehlung aneinander fuͤgen wird.22. V. Es ſind eigentlich zwo Fragen: Deren die letzte an der erſten han= get. Ich weiß aber nicht/ wen man in dieſer Sache zum Richter nehmen ſol. Jungfrauen/ und Juͤnglinge ſind der Sachen nicht kuͤndig/ und koͤnnen von dem Ungewitter nicht reden/ weil ſie niemals auf dem Meer geweſen. Etliche Leute ſind ins gemein in ihrem Stand uͤbel zu frieden/ und wann in andern buͤndlichen Handlungen/ als in Verleihung der Gelter/ Vermiedung de??? Haͤuſer/ Verpfaͤndungen/ u. d. g. nur ein Theil nicht vergnuͤget iſt/ ſo befinden in dieſem Stand/ meiſten Theils/ beyde Ehegatten/ genug uͤbereinander zu??? klagen/ und ſo viel mehr/ weil ihre Buͤndniß der Tod allein aufheben kan. Ein??? freyer Sinn kan ſich nicht wol mit Gedult/ unter dem Joch deß Eheſtandes an= gefeſſelt ſehen. Die Zeit/ welche alles aͤndert/ leſchet den erſte ̅ Brand/ und daͤm= pfet endlich alle Fuͤnklein in dem Aſchen.23. R. Es muß ein Unmenſch ſeyn/ der den Eheſtand haſſet. Die Ver [166] nunft uud GOTTES Befehl ſol hierinnen Richter ſeyn: Dann auch die Wittber Gewinn und Verluſt bey der Sache haben. Der Eheſtand iſt die aͤlteſte/ und ehrlichſte Geſellſchaft in der Welt/ ohne welche auch wir nicht dar= von reden koͤnten. Dieſer Stand iſt gegruͤndet in Goͤttlichen und Weltlichen Rechten/ ja auch in burgerlichen Satzungen/ welche gewiſſe Straffen denen Eheloſen auferlegen. Wann die eheliche Liebe auf die Tugend gegruͤndet iſt/ kan ſie kein unertraͤgliches Laſtjoch genennet werden/ ſondern vielmehr ein eintraͤch= tiges Wollen und Vollbringen.24. A. Vnſer Leben iſt zuvor mit groſſem Ungemach beladen/ daß man nicht Urſach hat/ ſolches mit denen Ungluͤkksfaͤllen/ welche der Eheſtand mit ſich bringet/ zu uͤberhaͤuffen. Jener ſagte/ daß in dem Eheſtand die Tugend ???icht zu ſuchen were/ weil nur zween Tage/ als der erſte/ und der letzte deſſelben ???erfreulich: Das Mittel aber voller Betruͤbniß were. Die Keuſchheit iſt GOT= TES Ordnung nicht zuwider/ ſondern hat nicht weniger/ ja mehr Lob/ als ???er Eheſtand/ weil ſie eine ſeltene Gabe: jener aber eine Schule der Gedult.
|| [167]
25. D. Der Eheſtand iſt gleich der Grundfaͤſte/ auf welcher alle Regi= menter ruhen/ und ſonder welchen die Menſchen den unvernuͤnftigen Thieren nicht unaͤhnlich weren. GOTT iſt des Eheſtands Stiffter/ und verurſachen deſſelben Beſchwerlichkeit mehrmals die Menſchen ſelbſten/ in dem ſie ſich nicht verhalten/ wie er haben wil. Wann der Eheſtand wolgelingt/ ſo iſt nichts ſeligers auf der Welt/ gelingt er uͤbel/ ſo iſt nichts elenders. Entweder der Hoͤll/ oder der Himmel: Das dritte findet man ſelten. Es iſt ſich aber nicht zu ver= wundern/ daß viel ungluͤkkliche Eheleute gefunden werden/ weil faſt niemand in der Welt iſt/ der ſich wil vergnuͤgen laſſen/ und man mehrmals den Kauf??? ſchlieſſet/ ehe man weiß/ ob die Wahr Kaufmansgut iſt. Eine groſſe Thor??? heit begehet der/ ſo taͤglich nach den Feſſeln der Dienſtbarkeit Verlangen traͤget/ und weiß nicht die Geſetze ſeiner Gefaͤngſchaft: deswegen muß ein jeder mit ſei??? nem Sinn zu Raht gehen/ uud alsdann auf die Frage antworten.26. R. Die Weiber verbleiben Weiber/ man betrachte ſie/ wie man wolle/ und hat jener recht bejahet/ ſie weren keine Menſchen.
|| [168]
27. A. Waruͤm?28. R. Die frommen weren Engel/ und die boͤſen Teuffel. Welche fleiſchlich geſinnet ſind/ moͤgen und muͤſſen ſich heurahten/ und thun nicht uͤbel; welche aber ein Engelsleben fuͤhren wollen/ darzu wenig faͤhig ſind/ koͤnnen den Eheſtand wol vermeiden/ und dieſe thun beſſer.29. V. Nun folget die zweyte Frage: In was Alter man ſich ſol heu= raten? Das iſt wann dieſes nohtwendige Ungluͤkk angehen ſol?30. J. Der Herr ſage ſeine Meinung.31. V. Es laͤſſt ſich auf dieſe Frage nicht rund antworten/ weil die Bege= ???enheit nach dem Stand/ Vermoͤgen/ Dienſten/ und Gemuͤts=Beſchaffen= heiten eines oder des andern zu richten kommet. Damit man ſich aber aus dieſer Frage winde/ muß man Achtung geben I. Auf das Alter/ in welchem man geſunde und ſtarke Kinder zeugen kan/ ohne andere Betrachtung. II. Auf eines jeden Stand und Herkommen/ nach welchen ſich die Heuraten rich= ten ſollen Das Alter belangend/ wird ſolches uͤm das 25. bis in das 30 Jahr ge [169] ſetzet. Zu welcher Zeit der Mann am ſtaͤrkſten iſt/ und ſeine Kinder ſelbſten wol erziehen und unterbringen kan. Wann man bey reifen Jahren heuratet/ hinterlaͤſſet man mehrmals Wittben und Waͤiſen/ deren Gerhaber der Kinder Beſtes ſuchen/ und finden/ daß ihnen oft wenig uͤberig verbleibet. Die andere??? Betrachtung/ wegen des Standes eines jeden/ ſind derſelben dreyerley: Dann von Fuͤrſten und Herren iſt ins gemein nicht zu ſagen/ maſſen ihre Hoheit ein??? ſo nſtſeltenes Geſetz giebet.I. Der Adelsſtand/ welcher von der Feder/ oder vom Degen lebet: Beede/ wann ſie nicht eigene Mittel haben/ ſollen ſonder gute Dienſte/ ſich nicht in de??? Eheſtand begeben/ weil ſolcher an dem Studiren/ und gefaͤhrlichen Kriegsdien= ſten/ ſehr hinderlich iſt.II. Der Mittelſtand der Kaufleute moͤgen ſich ehe heurahten/ weil ihr Han= del und Wandel dardurch nicht gehindert/ ſondern befoͤrdert wird.III. Die Handwerks=und Baursleute aber noch in juͤngern Jahren/ dann ſie ihre Soͤhne/ und Toͤchter/ bald in der Kindheit zu Dienſten gebrauchen koͤn [170] nen/ und ihr Reichthum darinnen beſtehet/ wann ſie keiner Ehehalten und Dienſtboten von noͤhten haben.32. J. Ich hab erzehlen hoͤren/ daß ein Juͤngling einen verſtaͤndige ̅ Man ̅ gefragt/ Wann er in den Eheſtand tretten ſolte? Er geantwortet: Wann er klug werden wuͦrde. Als der Juͤngling nach einem Jahre wie= ???erkommen/ und ſolches zu wiſſen begehret/ habe der Mann geantwortet: Er ???oͤre an der Frage/ daß er noch der Zeit nicht klug worden ſey. Ein ???nderer ſoll geſagt haben: Vor 30. Jahren ſey der Eheſtand zu fruͤe/ ???ach 30. Jahren zuſpat. Dieſes aber gehoͤret zu der erſten Frage.???3. R. Drey Urſachen ſind ſich zu heuraten I. Wegen der Erben und Nachkommen/ oder II. Wegen der Beyhuͤlffe des Lebens/ welche beſchicht mit ???ut und Muht/ mit Raht und That/ mit Worten und Werken/ und dann III. ???u vermeiden die fleiſchliche Brunſt/ und Unreinigkeit. Wegen der erſten Ur= ???che ſol man ſich heuraten/ bey maͤnnlichen Kraͤften: Wegen der zweyten [171] Urſach in dem Alter/ wann uns der Huͤlffe von noͤhten iſt: Wegen der dritten Urſachen in der Jugend.34. A. Es finden ſich mehr/ die bereuen/ daß ſie zu fruͤe geheuratet haben/ als nicht derer/ die betrauren/ daß ſie zu ſpat in ſolchen Stand gekommen/ und zu zeiten vor dem Eheſegen nicht in die Schuͤſſel langen koͤnnen.35. D. Der Tod kan die Jungen und Alten finden/ ſie leben gleich in oder aus dem Eheſtand. Es heiſſt doch: Weh dem/ der allein iſt/ wann er/ etwan in Krankheit oder Ungluͤkk faͤllet/ wer will ihm auf helffen? Wir Menſchen ſind vieler Beſchwerniß/ in allen Staͤnden/ zu allen Zeiten/ und an allen Orten unterworffen/ welchen ſich auch die Ledigen von dem Eheband/ nicht entziehen moͤgen. Die Leibeskraͤften haben keine gewiſſe Jahre/ und iſt/ mancher in dem 19. Jahr ſtaͤrker/ als in dem 25. Jahr. Kan man alſo hiervon keinen gewiſſen Satz ſtellen36. C. Ich vermeine/ daß reiche Leute/ die viel Kinder ernehren koͤn ̅ en/ ſich bald die Arme ̅ aber ſich ſpat heuraten ſollen: Alle/ wann ſie eine gute Heurat zu thun vermeinen.
|| [172]
38. V. Meine Frage iſt dieſe: Weil wir vielmals des Gluͤkkes gedenken/ was es doch ſey/ und was man dardurch verſtehe/ oder verſtehen ſol?39. J. Einen unerwarten Fall/ meines Erachtens/ oder eine Begeben= heit/ welche wir nicht verhoffet haben: Als wann ich/ im Spatzirengehen/ einen Beutel mit Ducaten fuͤnde/ oder ein Ziegel von einem Haus/ nahend bey mir nieder fiele/ und mich nicht verletzte/ wie es beedes/ doch unverhofft geſchehen moͤchte.40. R. Alles/ was geſchicht/ hat ſeine Urſach/ wanngleich ſolches uns unwiſſ= end iſt/ GOTT die Urſach aller Urſachen/ laͤſſet uns nichts ungefehr begeg= nen/ daß auch kein Haͤrlein/ ohne ſemen Willen/ von unſrem Haubt fallen kan. Beſtehet alſo das Gluͤkk in unſerm Wahn/ und iſt ſonſt nirgendwo befind= lich: Ja ich halte fuͤr eine ſtraͤffliche Rede/ wann man ſagt: Er hat das Guͤlkk gehabt/ daß er iſt zu Ehren kommen/ oder er hat das Ungluͤkk ge= habt/ daß er im Krieg iſt geſchoſſen worden. Hierinnen iſt noch ein ungefaͤh [173] res Gluͤkk/ noch Ungluͤkk/ ſondern der Wille GOTTES/ deſſen Urſachen un??? ſterblichen Menſchen verborgen ſind.41. A. Weil wir Menſchen in unſrem Thun und Laſſen einen gewiſſe??? Vorſatz/ Zwekk/ und Endurſache haben/ zu ſolchem Abſehen aber nicht gelan??? gen koͤnnen/ nennen wir alle Hinderniß ein Ungluͤkk/ oder Unfall/ welcher vo??? GOTTES Schikkung herruͤhret/ oder wir nennen ein Gluͤkk/ wann wir un= verſehene Befoͤrderung/ gleichsfalls nach GOTTES Willen in unſrem Vor??? haben erfahren. Alſo iſt Gluͤkk/ und Ungluͤkk/ nicht auf Heydniſche/ ſonder??? Chriſtliche Weiſe zu verſtehen/ und ſo viel zu ſagen/ als: Es iſt mir Gutes??? oder Boͤſes wiederfahren/ wider mein Verhoffen/ wiewol ſolches uns/ abe??? nicht dem hoͤchſten GOTT/ ſowol als alles/ was ſonſten geſchihet/ unwiſſen??? geweſen.(Fatum.) 42. D. Man muß entweder das Geſchikk/ oder Gluͤkk gelten laſſen. Da??? Geſchikk bindet des Menſchen Willen an eine unerweiſliche Nohtwendigkeit??? daß er nichts aus eigener Bewegung vollbringen kan. Das Gluͤkk aber ſetze??? [174] ſolche Sachen/ die geſchehen koͤnnen/ und nicht geſchehen koͤnnen. Etliches iſt gemein/ und geſchicht ordentlich/ als daß die Son ̅ e auf=und untergehet/ Tag und Nacht verurſacht: etliches geſchihet ſelten/ als wann ein Kind mit fuͤnf Fingern geboren wird. So begeben ſich auch in des Menſchen Vorhaben ſolche Wunderfaͤlle/ daß er ſolche dem Gluͤkk/ das iſt/ einer unbewuſten Urſache/ zuſchreiben muß. Wer kan ſich verſichern/ daß er durch die Arbeit/ und durch den Fleiß reich werden wird? Welches doch vielen begegnet/ oder ???aß er durch die Tapferkeit/ und Vorſichtigkeit den Sieg darvonbringen wird? ???der daß er durch beſtaͤndige Liebe/ gleichgeſinnte Gegenliebe erhalten wird? Hingegen ſihet man/ daß viel ohne Muͤhe reich werden/ viel ohne Tapferkeit ???urch des Feindes Laͤſſigkeit und Laſter Sieghaft/ viel ohne Liebe geliebet wer= ???en. Was iſt die Urſach? das Gluͤkk oder Ungluͤkk/ das iſt/ wir wiſſen es nie= ???and/ als unſerer Unwiſſenheit beyzumeſſen. Man frage/ die Spieler ob in Karten/ und Wuͤrffeln kein Gluͤkk/ oder Ungluͤkk ſey????3. C. Dieſes alles zu beglauben/ lieſet man/ daß ihrer vielen etliche Tage/ [175] andern etliche Ort/ ja oft einem gantzen Geſchlecht gewiſſe Perſonen/ und Zei= ten ungluͤkklich geweſen ſind. Man theilet ſonſten die Guͤter des Verſtands??? und des Leibs/ von de ̅ Gluͤkksguͤtern ab/ iſt nun kein Gluͤkk/ ſo iſt dieſe Abtheilun??? auch unrichtig. Ein Soldat/ der toͤdlich verwundet wird/ kan das Gluͤkk ha??? ben/ daß ihm ein Geiſtlicher in Todesnoͤhten zuſpricht: Oder daß er von einen??? Wundartzt gluͤkklich geheilet wird. Der einen Rechtshandel hat/ muß zu ſei??? ner guten Sache auch Gluͤkk haben/ dann ihm ſolche der Schriftſteller/ ode??? Sachwalter verkarten/ oder auch der Richter/ oder Schreiber verderben/ ode??? (Pantagruel.) durch des Gegenſachers Armut nichts erhalten kan. Daher jener geſagt/ ma??? ſolte alle Gericht abſchaffen/ und uͤm den Obſieg/ in Rechtshaͤndlen/ mit Wuͤrf??? feln ſpielen.44. V. Welche ſo viel auf das Gluͤkk und Ungluͤkk halten/ ſind gleich de??? nen/ die Schunken und grobe Speiſe eſſen/ und hitzige Wein darzu trinken??? auf daß ſie ſich daruͤber beklagen/ und ſolche Koſt verfluchen koͤnnen/ wann ſi??? an dem Zipperlein darniederliegen/ maſſen ſie deswegen ſonſt mit nieman??? [176] ???anken koͤnnen. Alſo dichten ihnen ſolche Leute ein Gluͤkk/ und Ungluͤkk/ dem ſie Gutes/ und Boͤſes/ als blinden Goͤttern zuſchreiben. Das Gluͤkksrad hat ???hne ̅ ihren Sinn verdreht/ und ihr blinder Wahn laͤſſet ſie die Urſachen nicht er= ???ehen/ welche ſie doch in Betrachtung ihres Lebens leichtlich erkundigen koͤn= ???en. Ein jeder iſt ſeines Gluͤkks und Ungluͤkks eigner Werkmeiſter. GOTT ???ilfft niemand/ der ihm nicht ſelber hilfft/ und wer die Gefahr liebt/ der wird dar= ???nnen uͤmkommen. Der gewinnſichtige Spieler kan ſeinem Verluſt dem Geitz ???der der Leichtfertigkeit zuſchreiben/ der ihm die Wuͤrffel in die Hand giebet. Der Verſtaͤndige weiß/ was die wahre Gluͦkkſeligkeit iſt/ welche manches Weltkind nicht wuͤnſchen ſolte: Nemlich Gnad haben bey GOTT und ???en Menſche ̅ / ſo durch ein glaubiges Gebet/ und ein Chriſtliches ???eben erlanget wird. Wer am erſten das Reich GOTTES ſuchet/ dem ???ird das andere leichtlich zufallen/ ſo viel zu dieſem zeitlichen Leben vonnoͤhten ???. Was andere Gluͤkk nennen/ heiſſen die Frommen den Willen GOTTES/ ???elchem man ſich/ mit vielen undienlichen Klagen/ nicht widerſetzen ſol.
|| [177]
45. J. Nach dieſen fuͤnff Fragen muß ich mein Gedicht oder Geſchicht richten: Das iſt/ ich muß I. gedenken/ der Buͤcher und Waffen. II. Der Mu= ſic. III. Der Wiſſenſchaften/ und Unwiſſenheit. IV. Des Eheſtandes. V. Des Gluͤkks.46. V. So ſcheinet die Sache nicht ſo ſchwer/ als zuvor: Geſtalt dieſes al= les vielmals in Geſpraͤchen/ und in Erzehlung vorkommet. Wir wollen dann ferner hoͤren.47. J. Wer ſich ſeiner Frage nicht erinnert/ und ſelbe zu rechter Zeit an= meldet/ wird ein Pfand zu reichen ſchuldig ſeyn.48. R. Es muͤſſen aber die Fragen nach der Ordnung/ nach welcher ſie aufgegeben worden/ in die Erzehlung gebracht worden/ bey beſagter Straffe.49. J. Meine Erzehlung heiſſt

Die verſtaͤndige Mutter.
[arrow up]

Wann die Wittweiber erwachſne Soͤhne haben/ ſo liegt ihnen [178] eine groſſer Sorgenbuͤrde auf dem Halſe. Die Juͤnglinge verach= ten die Rahtſchlaͤge eines Geſchlechtes/ welches zum Gehor= ſam geboren ſcheinet/ dahingegen die Vaͤtter ihnen leichrlicher Einhalt thun koͤnnen. Was aber dieſe durch Furcht zuwegen= bringen/ koͤnnen jene durch Verſtand und Klugheit auswuͤrken/ wie aus folgender Erzehlung mit mehrerm erhellen wird. Bey einer ander See gelegenen Statt in Frankreich/ hielte ſich auf einem adelichen Schloß eine Wittib/ (ſo wir wegen ihres Ver= ſtands Klughulde nennen wollen/) mit ihrem einigen Sohn Min ̅ rich/ einem Juͦngling von achtzehen Jahren. Es iſt bewuſt/ daß in der Normandie (von den alten Nordmaͤnnern/ oder Goten bena= met) der Gebrauch/ daß die Erſtgebornen alle Guͦter/ die folgen= den juͤngeren Bruder alle Armut uno Duͤrfftigkeit ererben. Die= ſer Minnrich aber hatte keinen Bruder/ wurde deswegen von de ̅ Vater zu dem Studieren/ und benebens auch zu allen ritterlichen U= bungen der Waffen auferzogen.
|| [179]
50. R. Dieſe Vmſtaͤnde betreffen meine Frage: Ob man die Buͦch= er und den Degenzugleich ſol fuͤhren lernen?51. J. Der Muͤſſiggang/ in welcher Minnrich lebte/ machte ihn ſeiner Nachbarſchaft Geſell=und Freundſchaft ſuchen/ Jag= ten anſtellen/ Fiſchen/ Vogelfangen/ und die Zeit mit dergleichen Ergetzlichkeit hinzubringen. Dieſes alles war zwar zu einer Leibs=aber nicht zu einer Sinnuͤbung genugſam/ und fande der Juͤngling inſo gemeiner Beſchaͤfftigung kein Vergnuͤge ̅ . Es fuͦg= te ſich/ daß er auf einen Abend mit ſeiner Laute/ dann er ein Lieb= haber der Muſic geweſen/ ſpatzirte/ und eines von ſeinen Vnter= thanen Tochter/ welcher der Orten an Schoͤnheit keine zu ver= gleichen/ begegnete.52. A. Hier ſihet die Frau auf meine Frage: Ob die Muſic mehr Schaden/ oder mehr Nutzenſchaffe?53. J. Man findet die Perlen in rauhen Schalen/ die Rubinen [180] und Demant in rauhen Felſen/ das Golt in den ungeſtalten Schlakken/ ſchoͤne Perſonen auch unter Bauersleuten. Gewiſſ= lich der Betrug iſt ſo garden Staͤtten einverleibt/ daß auch die Schoͤnheit nicht ſonder Schminke/ und die Ehre nicht ſonder Kunſt ſeyn wil/ da hingegen die Tugend vielmals bey Baͤuriſche ̅ Sitten/ und die Redlichkeit ſich bey der Einfalt ſicherlicher be= findet. Kurtz zu ſagen/ die Schoͤnheit iſt bey dem Landvolk zuͤch= tiger/ und die Zucht iſt ſchoͤner.53. D. Meine Frage koͤnte hieher gezogen werden/ verhoffe aber beſſere Gelegenheit ſolcher zu erwaͤhnen.54. J. Regina/ alſo lieſſe ſich die Bauren=Dirne nennen/ wolt dieſem verliebten Edelmann niemals Gehoͤr geben/ und meidete alle Gelegenheit ihm zu begegnen/ und ſeiner Hoͤflichkeit zu ent= flihen: Sie hatte noch Ohren ihn zu hoͤren/ noch Augen ihn zu ſe= hen/ noch Haͤnde ſeine Beſchenkung zu empfahen/ aber Fuͤſſe [181] dieſem allen zu entlauffe ̅ . Weil dieſes alles nicht genugſam waꝛ ih= ren Herrn/ von ihr/ abzuhalten/ ſagte ſie es ihrer Mutter/ die Sache fuͤr die Edle Frau zu bringe ̅ / welche ihm mit ſo bewegliche ̅ Worten zugeredet/ daß/ wann er einiges rechten Verſtands faͤh= ig geweſen were/ er von ſeiner Liebe billig ſolte abgelaſſen haben. Wie aber den Kindern weh iſt/ nach dem Verbottnen/ ſo wurde Minnrich hierdurch noch viel begieriger als zuvor: So gar/ daß er ihr von der Ehe ſchwatzet/ welches ſie gleichsfalls verachte= te/ weil ſie mit einem andern/ ihres gleichen/ in ſolcher Hoffnung ſtunde. Kurtz zu ſagen/ als er auf dieſe Weiſe auch nichts außzu= richte ̅ getrauet/ und ſie von ihren Eltern/ wege ̅ groſſer Vngleich= heit verſaget wurde/ faͤngt er an zu raſen/ und wil mit Gewalt ha= ben/ was er mit Glimpf ſo lange Zeit geſuchet. Die Eltern duͤrffen ihre Tochter nicht mehr ſehen laſſen/ ſondern ſperren ſie auf Befehl der Edelfrauen ein/ fuͤrchten ſich aber nicht wenig bey [182] ihres Herrn Bedrohung. Minnrich faͤlt aus Zorn und Verlan= gen in ein hitziges Fieber/ daß er in Gefahr zu ſterben/ und auch in dem groͤſten Hitzſchmertzen/ von ſeiner Liebſten viel aberwitzige Reden hoͤren lieſſe. Was ſeine Mutter hierbey fuͤr Jammer zu Hertzen gefaſſet/ iſt nicht aus zuſagen. Sie verſpricht ihm ſeine Regina/ ſo bald er wieder geneſen werde/ wiewolſelbe (ſetzte ſie darzu) auch darniederlege. Es beſſerte ſich mit de ̅ Edelman ̅ von Tag zu Tag/ und wil er ſeiner Frau Mutter Verſprechen gehalten habe ̅ . Klughulde bedenkt ſich auf eine Liſt/ ſich der Sorgenlaſt zu entbuͤrden: Giebt deswege ̅ der Dirne eine ehrliche Ausſteure/ daß ſie mit ihre ̅ Verlobten heimlich darvonzihen/ und anderwerts et= liche Jahre wohnen ſolte/ mit Vorgeben/ ſie were geſtorben. Weil aber Mennrich ſolches nicht glauben wolte/ er ſehe es dann mit ſeinen Augen/ laͤſſt ſie der Dirne einen ſtarken Schlaf= trunk beybringen/ zeiget ſie ihrem Sohn/ und mach et die Leich [183] begaͤngiß nicht anderſt/ als ob ſie recht todt were/ und daß auch in dem Dorf/ die gantze Nachtbarſchaft ſolches glauben muſten.55. D. Hieher gehoͤret meine Frage: Ob man lieber wuͦnſchen ſol= te zu wiſſen/ was andere wiſſen: oder zu wiſſen/ was andere nicht wiſſen?56. J. Damit aber der junge Edelmann ſeinen Sinn veraͤnd??? ern moͤchte/ laͤſſet ſie eine edle Jungfraue ſeinem Stand/ und Jah= ren gemaͤß/ auf ihr Schloßkommen.57. C. Hier kommet auch meine Frage: Ob/ und wann man ſich heurahten ſol?58. J. Vnd ſtellet die Sache in einen ſolchen Stand/ daß Min ̅ rich in beſagt Jungfrau verliebt/ ſie zur Ehe begehret/ und erlanget. Nach geraumer Zeit laͤſſt ſie Regina mit ihrem Eh= mann wiederkommen/ und bekennet/ mit was Klugheit ſie die [184] Schand von ihrem Geſchlecht/ hingegen das Gluͤkk/ Ehr und(Belley aux Evenement Singuliers. l. 3. ev. 3.) Wolergehen ihres Sohns zuwegengebracht.59. V. Vnd hier hoͤr ich auch von meiner Frage: Ob ein Gluͦkk/ oder Ungluͤkk in der Welt ſey?

??? Reymund. ???
[arrow up]

(Deſpojo de la muerte.) ES halten die Gluͤkks=Kinder fuͤr ihr groͤſtes Vngluͤkk/ den Tod/ welchen hingegen die Ungluͤkklichen fuͤr ihr groͤſtes Gluͤkk halten. Wir Sterbliche haſſen das Sterben/ wann wir nicht aus ſonderer Gnade GOTTES bedenken lernen/ daß es ein Ende mit uns haben wird/ und wir(Pſalm 39/ 5.) ???arvon muͤſſe ̅ . Die Furcht des Todes iſt ſo erſchrekklich/ daß ſich auch alle Thie= ???e fuͤr einem Aas/ von ihrer Art/ entſetzen. Ein Pferd ſcheuen ob einem verrekk= ???em Pferd/ ein Wolff fliehet von dem Ort/ wo ein anderer Wolff gefaͤllet worde ̅ : [185] wie ſolte dann der Menſch nicht einen Abſcheu und Ekkel ob einem Leichna??? haben/ welche im Alten Teſtament anzuruͤhren verbotten.2. A. Wie kommt der Herr zu den Todten/ da er doch noch unter den Lebe??? digen iſt?3. R. Eines Theils erinnert mich ſolches die todvermeinte Baurendirn??? von welcher in erſtgehoͤrter Erzehlung Meldung geſchehen/ anders Theils da??? Spiel/ welches ich aufzugeben bedacht bin.4. C. Wir wollen es hoͤren.5. R. Wann man betrachtet/ daß Fuͤrſten und Herren auf gleiche Weiſ??? wie alle andere Menſchen geboren werden/ eſſen/ trinken/ ſchlaffen/ Sorg u??? Kuͤmmerniß haben/ und vielmals mit mehr Schmertzen als andere/ dahi??? ſterben muͤſſen/ ſo ſolte man ſich verwundern/ waruͤm ſie ſich Theils uͤber and??? re Menſchen erheben/ und durch Vnterdrukkung der Armen/ ſo uͤbergroß m??? (Saavedra en las Empre- fas. f. 711.) chen. Solches hat jener Sin ̅ reiche Spanier nachdenkklich ausgebildet mit ??? nem Grabe/ auf welchen Zepter und Krone/ bey einem Todenſchedel lieget/??? [186] ???elchem eine Spinne webet: Zu verſtehe ̅ / daß/ der zuvor Kron und Zepter ge= ???agen/ jetzund den Wuͤrmen zu Theil werde: Oder daß die Koͤnige ſo ſchwache Renſchen ſind/ daß ihre Haͤubter/ nach dem Tod/ ſich auch dem allerſchwaͤch= ???en Thierlein nicht widerſetzen moͤgen. Aus beſagtem ſol der Geſellſchaft be= ???eben etliche Fragen von dem Tod/ aufzugeben.??? V. Wann es ein Sinnbild ſeyn ſol/ ſo gehoͤret eine Obſchrifft darzu.???. R. Es iſt kein rechtes vollkommenes Sinnbild/ weil es in keiner Gleich= ???ß beſtehet/ wie es rechtswegen ſeyn ſolte: Doch laͤſt es ſich wol ſehen/ und koͤn= ???ielleicht beygeſetzet werden dieſes:
Der zuvor Zepter und die Krongetragen/
kan jetzund keine Spinne von ſich jagen.
Der zuvor guldnen Fadenstag gelebt/
liegt bedekkt/ von dem was die Spinne webt.
|| [187]
8. A. Meine Frage ſoll ſeyn: Ob beſſer ſey ſterben/ oder leben?9. D. Ich frage: Ob der Tod unter den ſchroͤkklichſten Dinge??? das allerſchroͤkklichſte ſey?(Drexel. de judic. extre ̅ . in libello pla nè aureo.) 10. C. Ob einer in Todesnoͤhten wiſſen koͤnne/ daß er ein Kin??? des ewigen Lebens/ oder der Verdamniß ſey?11. D. Waruͤm der Tod der Verliebten Hausgoͤtz vom Epicteto??? und der Natur beſte Erfindung vom Seneca genennet werde?12. J. Ob die Todesſtund des Menſchen Leben durch di??? Artzney aufgehalten werden koͤnne?13. R. Unter dieſen Fragen wehle ich die Erſte und Letzte mit mehrern zu betrachten.14. A. Ich halte darvor/ man muͤſſe unterſcheiden/ das Leben eines Gluͤkk??? ſeligen/ und Ungluͤkkſeligen; dieſer wird ihm alle Tage/ und alle Stunde de??? Tod wuͤnſchen/ jener niemals zu ſterben Verlangen tragen/ wie man von ei??? nem Reichen erzehlet/ der einem Armen ein Almoſen/ auf ſein Begehren??? [188] ertheilet/ das der Arme mit dieſem Wunſch angenom ̅ en: Gott geb euch ???as ewige Leben darvor; dem der Reiche geantwortet: Ja/ aber ſo ſpat ???es ſeyn kan.15. D. Was in dieſer Welt iſt/ liebet ſeine Erhaltung/ daher die Selbſt= ???iebe allen Menſchen eingeſchaffen iſt. Alle Sorge/ Muͤhe/ und Arbeit ne= ???nen wir auf uns/ unſer Leben zu friſten/ ja pflegen ſolches mehrmals mit Ver= ???ſt eines oder des andern Glieds/ zu erkauffen. Wie alſo der Tod unter allen ???hroͤkklichen Weltſachen das erſchroͤkklichſte iſt/ ſo iſt hingegen das Leben unter ???en angenemen Dingen das allerangenemſte/ als mit welches Ende alle ande= ???e Guͤter zugleich zu Grunde gehen.???6. C. Wann uns unſre natuͤrliche Neigung leitet das Leben zu verlange ̅ / ??? weiſet uns hingegen die Vernunft/ daß das kurtze Leben das beſte ſey. Iſt ???eſes Leben nur Muͤhe und Arbeit/ ſo ſol uns billich die Ruhe belieben: Iſt ???eſes Leben ein Streit/ ſo ſolten wir nach dem Sieg trachten: Iſt dieſes Leben ???ne Gefaͤngniß/ ſo ſolten wir wuͤnſchen auf geloͤſt zu ſeyn. Kurtz/ wann wir [189] fuͤr dieſes Zeitliche/ das Ewige gewinnen/ wem ſolte doch dieſer Wechſel nic??? angenem ſeyn?17. V. Es iſt ein Unterſcheid zwiſchen den Urſachen/ welche uns den T??? oder das Leben verlangen machen. Das Leben/ wann es zu der Suͤnde miß??? brauchet wird/ iſt aͤrger als der Tod: der Tod/ wann er aus Ungedult erwuͤ??? ſchet wird/ betruͤbet unſer Leben. Zum zweyten/ ſind wir nicht uns/ ſondern u??? ſerm Nechſten zu dienen geboren: Wann uns alſo gleich beſſer were der Tod??? als das Leben/ ſo iſt es doch unſren Nebenchriſten nicht beſſer/ der unſrer Die??? ſte benoͤhtiget iſt. Drittens ligt nichts an unſrem Wuͤnſchen/ ſondern es ſt??? het in Gottes Willen/ der allezeit der beſte iſt. Wie wir ohne unſer Wiſſen ??? die Welt mit Weinen geboren werden/ alſo fahren wir auch mit Schmertze??? wieder dahin Wir ſterben/ wie wir geboren werden: der Leib beweget/ und reg??? ſich/ die Kraͤften wachſen nach und nach/ bis endlich der Verſtand uns z??? Menſchen machet: mit dem Alter nimmet die Bewegung des Leibs/ ſamt alle??? Kraͤften/ nach und nach ab/ bis endlich der Verſtand/ und alle Sinne gebrech??? [190] ???nd die Seele von dem Leib ſcheidet. Wer nun ein Chriſtliches Leben fuͤhret/ ???l den Tod nicht wuͤnſchen/ weil er durch ſein gutes Exempel viel bauen ???n/ wer boͤß und laſterlich lebet/ machet ſich ſelbſten ſo unwuͤrdig/ daß andere ???m den Tod zu wuͤnſchen Urſache haben.18. J. Ein langes Leben muß beſſer ſeyn als der Tod/ weil Gott ſolches/ als ???ne Gnadenbelohnung/ verſpricht/ allen die Vater und Mutter ehren. Was ???ere der Artzt von noͤhten/ welchen Gott zu ehren befohlen hat/ wann der Tod ???m Leben vorzuziehen ſeyn ſolte/ und man wuͤrde den Tod fuͤr keine Straffe ???r Ubelthaͤter halten/ wann er dem Leben vor zuzihen were.19. R. Iſt unſer Vaterland im Himmel/ ſo ſollen wir auf der Reiſe unſrer ???anderſchaft nicht laß werden/ wann uns gleich eine ſchwere Buͤrde aufgelegt ???ird/ und mit Gedult erwarten/ bis wir dahin gelangen/ inzwiſchen aber uns ???fleiſſigen aufzuhoͤren von Suͤnden.???. A. Nun folget die letzte Frage/ von welcher wir den Herrn wollen re= ???n hoͤren.
|| [191]
21. R. Die Frage iſt: Ob man durch Artzneyen/ oder in ander??? Wege/ des Menſchen Leben verlaͤngern koͤnne? Wann man ſage??? wil von der Endſchaft eines Dings/ ſo muß uns ſolche bewuſt ſeyn: Dann wi??? kan ich ſagen/ hier iſt mein letzter Thaler/ wann ich nicht weiß/ wie viel Gelt ic??? im Beutel hab? Es iſt aber unmuͤglich unſren letzten Tag/ oder die Stund un??? (Zeiler Sendſ.) ſers Todes zu wiſſen/ alſo kan man auch nicht darvon reden. Die Vaͤter i??? dem Alten Teſtament haben uͤber hundert Jahre/ wie noch etliche in Engelan??? und Schottland/ gelebet. Zu Moſe Zeiten/ iſt es auf 80. in das gemei??? auf 60. und 70. gebracht worden. Sind aber etliche/ die uͤber 70. und 80. le??? ben/ ſo ſind hingegen vielmehr/ die unter 30. Jahren ſterben. Wie nieman??? von dem Tod aus Erfahrungreden kan/ dann/ die Verſtorbnen nicht mehr re??? den/ und die Redenden/ noch nicht geſtorben: Alſo kan man auch nicht von de??? Leben einen richtigen Satz machen: Dann/ geſetzt/ es lebe einer ſehr maͤſſig un??? ordentlich bis in das hoͤchſte Alter/ man kan nicht ſagen/ daß er ſeinen Lebensta??? ge ̅ eine Stund zugeſetzet/ ſondern vielmehr/ daß ſein Stuͤndlein noch nit kom ̅ en??? [192] Wieviel ſind von toͤdlichen Schwachheiten/ durch des Hoͤchſte ̅ Gnadenhuͤlffe/ ???und nicht durch der Aertzte Verordnung/ wiederuͤm aufgeſtanden/ die ihnen ???as Leben abgeſproche ̅ . Man moͤchte ſagen/ daß des Menſchen Leben in der na= ???uͤrlichen Hitze und Feuchte beſtehe/ und wann ſolche verzehret/ das Leben/ wie ???ine Lampe/ der das Oel gebricht/ ende: Es ſey aber wie bey den Wurtzeln/ Baͤu= ???ne und allen Erdgewaͤchſen zu erſehen/ bey einem mehr/ bey dem andern we= ???iger zu befinden. Ich ſetze noch darzu: Daß man Mittel habe ſolche Hitze ???nd Feuchte zu erhalte ̅ / und zu vermehren. Wie kan man aber ſo genau wiſſen/ ???ann ſolche Waͤrme und Feuchte ſich endet? GOTT hat langes Leben ver= ???rochen/ allen Frommen/ welche ihre Eltern/ und Obern ehren/ und iſt kei= ??? es Wegs an dieſe Affterurſachen gebunden.22. A. Dieſes moͤchte gelten bey denen/ welche auf dem Bette eines na= ???uͤrlichen Todes ſterben. Wann aber ein Soldat verwundet/ und unverbun= ???en etliche Wochen liegen muß/ daß der Brand darzu ſchlaͤgt/ und ihm end= ???ch den Arm/ oder den Schenkel muß abnemen laſſen/ ſo ſcheint/ daß er dar [193] durch ſein Leben friſte/ und alſo verlaͤngere/ da er ſonſten/ fuͤr Menſchen Augen ſterben muͤſſte.23. D. Es ſolte faſt wunderlich zu hoͤren ſeyn/ daß wir Mittel haben/ de??? Geſicht/ dem Gehoͤr/ der Rede/ ja unſrem Verſtand Befoͤrderniß zu leiſten??? hingegen aber keines das Leben zu erſtrekken/ welches doch einig/ und allein de??? Zwekk iſt der hoch geprieſenen Artzneykunſt/ des beſagten allen haben wir nicht/ ſondern das Leben von noͤhten.24. C. Ich vermeine/ die Artzney/ ſol die Schmertzen lindern/ die verlorn??? Geſundheit wiederbringen/ oder ſelbe erhalten: Sie iſt aber viel zu ſchwach??? wann nicht die Maͤſſigkeit/ als der Grund aller Geſundheit/ des Lebens/ un??? der Staͤrke/ beobachtet wird. Daher ſihet man ihr viel/ die durch unordentliche??? und uͤbermaͤſſiges Eſſen und Trinken/ ihr Leben abkuͤrtzen/ und ihrem To??? dem Willkomm/ wider ihren Willen/ und Gedenken/ unbeſonnen vor??? ſetzen.25. V. Wie unſer Willen frey iſt/ und doch von GOTT geleitet/ aber nicht ge [194] zwungen wird/ alſo ſtehen auch unſre Tage etlicher Maſſen ???unſren Haͤnden. Der die Gefahr/ ohne Urſach/ aus Frevel und Mutwillen liebet/ wird darinnen uͤmkommen: Wer aber ſeine Berufsarbeit liebet/ wird ſein Leben dardurch/ in Schweiß ſeines Angeſichts/ ſortſetzen. Man ſihet vielmehr/ und geſunder alte Bauersleute/ als Burger. Die von Jugend auf angewehnte Ubung/ der fri= ſche Luft/ die geringe Speiſen/ und die wenigen Sorgen/ des Landmanns ſind zu Fortſetzung des Lebens/ keine geringe Befoͤrderungen: Doch kan die Artzney auch ſehr viel darbey thun/ wann ſie/ benebens einem ordentlichen Le= ???en/ von Jugend auf nach des Menſchen Beſchaffenheit gerichtet wird/ und ???on dem Artzt bemeldt wird/ was dieſem/ oder jenem/ nutzlich oder ſchaͤdlich iſt.26. J. Die Frage iſt von wichtigem Nachdenken: Dann/ wann dem Menſchen aufgeſetzet iſt/ einmahl zu ſterben und ſolche Stund nicht zu vermei= ???en/ ſo moͤchte ſich einer bey boͤſen Seugen ungeſcheut verunreinen/ die Gefahr ???n allen Faͤllen ſuchen/ und ſich verſichert halten/ daß er deswegen nicht eine Viertelſtund ſpater/ oder eh ſterben wuͤrde. GOTT hat uns aber des To [195] des/ aber nicht der Zeit deſſelben aus ſondern Gnaden vergewiſſert/ damit die Menſchen nicht ſicher dahin leben ſolten/ ſondern betrachten/ daß es/ vielleicht heute noch/ ein Ende mit ihnen nehmen koͤnte/ und ſie darvon muͤſten. We??? lebt/ wie er ſol/ und in Krankheit gebrauchet die Mittel/ die GOTT uns al= len zum beſten erſchaffen hat der iſt verſichert/ daß er ſein Leben/ wie er zu thun ſchuldig iſt/ beobachtet/ und kan alſo die Zeit ſeines Abſchieds/ dem allguͤtigen Gott heimſtellen/ und ſich nichts ferners daruͤm bekuͤmmern.

??? Angelica. ???
[arrow up]

NUn mir der Spielſtab eingehaͤndiget wird/ will ich ein luſtiges Spiel erzehlen/ welches ich neulich/ mit groſſem Belieben/ anſtel= len ſehen. Man hat in einem weiten Hof/ auf die Erden geſpannet ein ſchwartz und weiß gemaltes Tuch/ mit groſſen Steine/ jeden zween oder dritthalb Schue in die Vierung. Auf dieſem Spielbret/ (alſo wegen der Gleichheit zu nennen/) [196] ſtelte man auf die weiſſen Felder 12. Jungfrauen/ eines Theils/ und 12. Juͤng= linge/ anders Theils: dieſe an ſtat der ſchwartzen/ jene an ſtat de??? weiſſen Steine/ in dem Bretſpiel/ zu gebrauchen/ wie man ſonſten die Damen zihet.2. D. Die Erfindung gleichet der vormals gedachten Art/ dem Schach/ mit lebendigen Steinen zu ſpielen: Doch iſt dieſes hierzugethan/ daß beſagtes(LXIII.) Dammſpiel in einem Hof/ da viel von den Fenſtern zugleich zuſehen koͤnnen/ angeſtellet worden.3. A. Wann nun die Felder mit 1/ 2/ 3/ 4/ 5 und ſo fort und fort bis auf 4 mal 8 oder 32. mit Zahlen bemerket ſind/ fuͤhret ein Jungfrau und ein Juͤngling das Spiel der Geſtalt/ daß ſie jedesmals von den Gaͤngen/ oder Fenſtern herab/ (damit ſie das gantze Spiel vor Augen haben koͤnnen/) ſagen/ 12/ auf 14. der ander 24/ auf 18. und ſo fortan/ da dann verſtanden wird/ daß die Perſon/ welche auf dem 12. Feld ſtehet auf das 14. die auf dem 24. auf das 18. fortret= ten ſol/ und ſo fortan.
|| [ID00334]
|| [ID00335]
|| [197]
4. C. Dieſes iſt leicht/ wie geht es aber mit dem Nehmen und Damm= machen her.5. A. Das Nehmen wird durch Kuͤſſung der Hand und dem Heruͤmdre= hen bemerket/ das Damme machen mit einem Hut/ untergeſtuͤtzten beeden Ar= men/ oder auch/ daß jedesmals 2 zuſammen ſtehen auf ein Feld. Die Fehler ſo hierbey begangen werden/ ſind mit Darlegung eines Pfandes zu buͤſſen.6. V. Dieſes Spiel iſt leichter/ als das Schachſpiel/ zu Werke zu richten/ dieweil es gemeiner/ oder ja mit viel geringerer Muͤhe erlernet werden kan.7. J. Freylich/ dann wann die Spielgenoſſen und Zuſeher einen Luſt dar= von haben ſollen/ muͤſſen ſie das Spiel nohtwendig verſtehen.8. R. Die Pfand koͤnnen von den Spielenden allerſeits verſchuldet wer= den dann man gar leichtlich eine Zahl fuͤr die andere nennet/ oder betritt. Die das Spiel fuͤhren/ moͤgen wol ein ſo bezeichnetes Bretſpiel vor ſich haben/ da [198] mit ſie ſo leichtlich keine Fehler begehen/ und/ wie ſonſten ſpielen/ jedoch die Zah= len der Felder jedesmals laut benennen.9. A. Den Zuſehern wird das Stillſchweigen auferlegt/ bey Darlegung gleicher Straffe/ welche ſie hernach mit allerhand Bemuͤhung/ wieder an ſich loͤſen moͤgen. Es iſt ein groſſer Luſt dieſes Spiel im Werke zu ſehen/ in dem Jungfrauen und Juͤngling/ gleichſam in bewegliche Steine verwandelt ſind/ und eine Probe leiſten koͤnnen hoͤflicher Sitten/ und Geberden. Sie muͤſſen aber ſtillſch weigen/ als die Steine/ und ſo der Spielfuͤhrenden Befehl gehorſa= men. Man moͤchte ſagen es were ſolche Kurtzweil ja ſo zulaͤſſig/ als et= wan ein Dantz/ ein Reyen/ oder andere junger froͤliche Zeitvertreibung.
|| [199]

??? Degenwert. ???
[arrow up]

MAn koͤnte darwiderſagen/ daß ſolche Erfindungen zur Liebe reitz= ten/ wie dann etliche Saurtoͤpfe ſind/ die nicht hoͤren koͤnnen/ daß man ein freundliches Wort/ in Ehren/ wechſelt/ und vermeinen/ daß von der Liebe reden hoͤchſtſtraͤflich ſey/ da doch von ſolcher gemeinen Angelegenheit der Jugend/ zu berichten/ faſt nohtwendig ſcheinet. Ich will aber meine Spiel= frage ̅ dergeſtalt angeordnet haben/ daß eine aus der andern entſtehe/ und Rey= enweis aufgegeben/ und beantwortet werde.2. C. Dieſe Art iſt noch nicht vorkommen.3. D. Ich frage: Ob gluͦkſeliger zu ſchaͤtzen ſey/ der da liebet/ oder der geliebet wird?4. C. Wie die Freundſchaft/ welche der Anfang der Liebe zu ſeyn pfleget/ unter gleichen und ungleichen Perſonen geuͤbet wird/ ſo iſt auch die Liebe zu un [200] terſcheiden/ wegen der Perſonen/ von welchen ſie geſagt/ und geruͤhmet wird. Wann der vollkommene den Unvollkommenen liebet/ wie GOTT uns elende Menſchen/ ſo iſt zwar die Gluͤkkſeligkeit auf unſrer Seiten/ jedoch daß wir uns ſolcher Liebe faͤhig machen/ und lieben den/ der uns erſt geliebet hat. Wann a= ber wir unvollkommen lieben das Vollkommene/ ſo ſind wir in dem ungluͤkkſe= lig/ daß wir nicht wuͤrdig ſind unſre Sin ̅ e ſo hoch zu erheben. Wie nun viel beſ= ſer iſt geben/ als nehmen/ ſo iſt auch viel beſſer geſuchet werden/ als andere ſuchen/ geliebet werden/ als andere lieben.5. V. Es iſt zweyerley Liebe/ und kommet entweder her aus Verlangen/ o= ???er aus wuͤrklicher Erkantniß/ und Gegenliebe. Das Verlangen iſt das erſte wie die Stimme vor dem Gegenhall/ der Stral vor dem Widerſtral/ der Wurff des Steins vor dem Fall iſt/ der Menſch kennet ſich nicht/ wie er ſonſt andere Menſchen erkennet. Waruͤm? Er kan eines andern Angeſicht mit gleichen/ und mit ſtrangen Stralen anſehen/ das ſeinige aber nicht als durch die un= terbrochenen Gegenſtralen/ in einem Fluß/ oder hellem Spiegel. Iſt alſo die [201] Liebe/ welche wir von andern erwarten/ und oftmals darinnen betrogen worde ̅ / uns nicht bewuſt/ daß wir ſolche fuͤr gluͤkkſelig ſchaͤtzen koͤnnen/ wie aber unſer Gemuͤt bewandt/ iſt uns wiſſend/ und koͤnnen beſſer von unſerer/ als anderer Neigung reden: Wir reden aber hier nicht von fleiſchlicher Begierde/ welche??? etwas Viehiſches in ſich hat. Wann man betrachtet die Urſachen/ waruͤm der tapfere Roͤmer Curtzius in die Erdenklufft geſprungen/ ſo muß man beken= nen/ daß ſolches aus Lieb des Vaterlands geſchehen/ und hat er eine ſolche Liebe ſein Gluͤkkſeligkeit durch immerwaͤrenden Namensruhm geſuchet/ da hinge= gen ihn ſein Vaterland keine Liebe bezeugen koͤnnen. Ein Vater liebet ſeine Kinder/ weil er durch ſie gleichſam unſterblich iſt. Man liebet die Tugend/ weil ſie ihr ſelbſt ſuͤſſer Lohn/ und die Vergnuͤgung des Gemuͤts wuͤrket. Sage alſo nachmals/ daß Lieben viel gluͤkkſeliger ſey/ als geliebet werden.6. J. Die Liebe kommet her von der Gleichheit des Geliebten. Weil zwi= ſchen dem Allwaltenden GOTT unſerer Seele Unſterblichkeit etlicher Maſ= ſen eine Gleichheit iſt/ lieben wir billig ihn/ als das hoͤchſte Gut/ welches uns [202] durch taͤgliche uͤberhaͤuffte Wolthaten/ ſeine Liebe gnaͤdiglich ſehen laͤſſet. Hin= gegen faͤllet uns ſehr ſchwer unſren Feind zu lieben/ wiewol ſolches GOTT be= fohlen; in ſolcher vollkom ̅ enen Liebe aber/ beſtehet meines Erachtens die Gluͤkk= ſeligkeit/ von welcher gefraget worden.7. R. Wann man von dieſer und dergleichen Fragen reden will/ ſo muß man zuvorderſt die Wort betrachten/ welche mehr als eine Bedeutung haben/ als dieſes Orts ſind: Lieben/ geliebet werden/ gluͤkkſelig ſeyn/ iſt man wegen dieſer Woͤrtlein einer Meinung/ ſo kan die Frage ohne Muͤhe eroͤrtert werden. Lieben heiſſet hier nicht/ eine Neigung gegen einen andern tragen/ oder demſelben mit Freundſchaft verbunden ſeyn/ welches beedes die Staffeln zu wahrer Liebe ſind/ dardurch man erſtlich das Geliebte betrachten/ und deſſel= ben Tugend und Schoͤnheit erkennen lernet/ auf welche Erkantniß die Liebe erfolget/ wann man/ wegen befindlicher Gleichheit/ ſo beſchaffene Gegen= liebe verhoffet/ oder wuͤrklich verſpuͤret. Solcher geſtalt achte ich fuͤr unwider= ſprechlich/ daß in getreuer Liebe/ und pflichtiger Gegenliebe in de ̅ Eheſtand/ eine [203] bertreffliche Befriedigung zwey=vereinten Gemuͤter beſtehe/ und daß ſolch??? Befriedigung recht gluͤkkſelig zu nennen ſey. Von der Liebe gegen GOTT gegen dem Nechſten/ den Eltern und Kindern/ handelt meines Erachtens dieſ??? Frage gantz nicht/ ſondern von der Tugendliebe/ mit welcher ein Menſch der andern verhafftet iſt.8. A. Ich halte beſagtes fuͤr richtig/ aber nicht fuͤr gnugſam/ dieſe Aufgab??? zu beantworten. Man hat gefragt: Ob gluͤkkſeliger ſey Lieben/ ode??? geliebet werden? Gewiß iſt/ daß man zwey mit wahrer zulaͤſſiger Liebe ver??? bundene fuͤr gluͤkkſelig ſchaͤtzen kan: Aber welches das gluͤkkſeligſte ſey? Iſt z??? verabſchieden.9. D. Keine beharrliche wahre Liebe kan ſeyn ohne Gegenliebe/ ſonder??? jedes muß gleich gewillet lieben und geliebet werden/ zu beſagter gluͤkkſelige??? Vollkommenheit zu gelangen.10. C. Hieraus entſtehet nun meine Frage: Ob die Weibs= ode??? Mannsperſonen von Natur zu lieben geneigter ſind?
|| [204]
11. V. Sonderszweiffel die Weibsbilder/ weil ſie zarter von Leib und ge= ſchwinder vom Verſtand ſind/ als die Mannsperſonen/ und betrachten/ wie e= ???lend und verachtet eine ſechtzigjaͤhrige Jungfrau gehalt wird/ da hingegen eine Mannsperſon/ auch auſſer dem Eheſtand/ mit Ehren leben mag. Sie pflegen ???hre Brunſt/ unter dem Aſchen der Schamhafftigkeit/ zu verbergen/ deswegen ???s auch laͤnger erhalten wird/ und waͤchſet/ da der Mann ſeine Flamme unge= ???cheut eroͤffnen darf/ und uͤm eine Jungfrau werben/ welcher ſolches nicht ge= ???iemet.???2. J. Vielmehr ſind die Mannsperſonen mehr geneigter zu lieben/ als ???ie Weibsperſonen/ weil ihr Verſtand vollkommen iſt/ und in Erkantniß deſſen/ ???as man lieben ſol/ mehr erfahren/ da hingegen den Jungfrauen die Unwiſſen= ???eit fuͤr ſolcher Neigung verſiegelt.???3. R. Die Weibsperſonen ſind von Natur mit mehr Waͤrme als die Raͤn ̅ er begabt/ und deswegen vielunruhiger geſinnet/ ſonderlich in dem Muͤſſ= ???gang/ ſo der Schwefel aller boͤſen Brunſt kan genennet werden. Der Mann [205] hingegen laͤſſet ſeinen Willen weniger Freyheit/ unterwirfft ſelben dem Ver= ſtand/ ſtellet ſeine Begierden zu reiferer Betrachtung/ und erkennet die Fehler/ bevor ſie begangen ſind.14. A. Die Frage belanget die Eheweiber/ von welchen die Jungfrauen??? nicht reden koͤnnen. Halte aber darvor/ es haben die Maͤnner mehrere Freyhei??? ſich zu betruͤgen/ als die Weiber.15. D. Man muß hierinnen einen Unterſcheid machen/ zwiſchen de??? alten und jungen Manns=und Weibsperſonen/ zwiſchen Teutſchen/ Welſchen??? Frantzoſen und Spaniern/ zwiſchen Blutreichen/ Vergallten/ feuchten und traurigen Gemuͤtern/ daß man alſo nicht von allen Weibs= und Manns??? perſonen/ durchgehend/ ſondern von dieſen und jenen abſonderlich urthe??? len muͤſſe.16. C. Der Unterſcheid iſt zwar recht/ doch ſehe ich nicht/ wer hierinne??? unparteyiſch ſeyn kan/ weil Manns=und Weibsperſonen noch ſich ſelbſten lob??? noch ſchaͤnden ſollen.
|| [206]
17. V. Hieraus entſtehet meine Frage: Ob zulaͤſſig/ daß ſich einer ſelbſten lobe?18. J. Wann die Menſchen allezeit redeten/ wie ſie reden ſolten/ ſo were dieſe Frage uͤberfluͤſſig/ weil aber ſolches nicht geſchicht/ ſo fragt ſichs: Ob jeder ſolchen Mangel ſelbſt zu erſetzen befugt ſeye. Etliche haͤtten mehr Lob/ wann ſie ſich weniger lobten/ das iſt: ſie erkalten/ weil ſie das Haubt nicht wollen be= dekket laſſen. Andere haben gehoͤrt/ daß die Ehre/ wie der Schatten/ fliehe dem/ der ihn verfolget/ und folge dem/ der ihn flihet/ halten deswegen ſich ſelbſten ſo veraͤchtlich/ daß ſcheinet/ als wolten ſie mit Fleiß fallen/ damit jederman Urſach habe ihnen wiederuͤm aufzuhelffen. Sie wiſſen wol/ wie verhaſſt bey allen Verſtaͤndigen iſt eitles Eigenlob/ wollen deswegen nicht leiden/ daß man ſie/ in Gegenwart/ ruͤhmet/ ſondern halten es billich fuͤr eine Schmeugeley.19. R. Die Feldherren machen ihre Soldaten durch ihr eigen Lob behertzt. Der Artzt lobt ſich durch ſeine kluge Verordnung der Artzneyen. Ein jeder Kuͤnſtler lobt ſich durch ſeine Kunſtwerke. Der Sachhalter erhaͤlt nicht nur ſei [207] ne gute Sache/ bey Gericht/ ſondern auch ſein eignes Lob und gutes Geruͤcht Alſo auch der Stumme/ der durch ſeine Geberden bettelt/ gleichſowol als Al= moſen begehrt/ als ein anderer/ der reden kan: Weil eine Sache wolverrichten/ nichts anders iſt/ als ſich ruͤhmen und loben: Maſſen der/ ſo einen Zeicher aus= hengt/ nicht darzuſchreiben/ oder ſagen darf/ er habe Wein zu verkauffen/ und eine Bildniß eines alten Manns/ gleichſowol/ als er/ ſagen kan/ wie viel Jahr er gelebet habe. Die boͤſſe That ſchaͤndet/ die gute That lobet mich wuͤrklich/ und nicht mit leeren Worten. Wann man ſich aber ſelbſten ſchaͤndet/ ſo kan man nicht aͤrgere Antwort hoͤren/ als der Anweſenden Bey= fall/ die Heucheley aufzuhuͦllen. Wer unverſchaͤmt iſt/ und in Abwe= ſenheit ſeiner Nachtbauren ſich uͤbermaͤſſig hochruͤhmte/ vergiſſet der Demut/ welche iſt eine Grundfeſte aller Tugend. Niemand kan in ſeiner eigenen Sache Richter ſeyn/ und machet auch die Wahrheit dardurch nicht wenig verdaͤch= tig/ in dem er mehr ruͤhmet/ als ſich im Werke findet/ ſo glaubet er noch viel we= niger/ als er ſaget.
|| [208]
20. A. Zu dem ſo iſt die Selbſtliebe uns Menſchen alſo eingeſchaffen/ daß wir uns/ durch anderer Schande/ vermeinen loͤblich zu machen. Solches eig= ne Lob ruͤhret her von einem Ehrgeitzigen Hertzen. Wir lieben unſren Miſt/ wie das Sprichwort ſagt/ und wiſſen/ daß er uns ſtinckend machet. Wann ſich die Pocten loben/ ſo gebrauchen ſie der Mahler Befreyung/ deren Pintzel der Wahrheit nicht verbunden iſt. Wer ſich ſelbſten lobt/ deklaget die An= weſende einer Unbilligkeit/ in dem ſie ihn nicht ertheilen/ was ſeinen Verdienſten gebuͤhret/ und werden deswegen meinſtentheils verachtet/ und verlachet.21. D. Wer ſich ſelbſt lobet/ und die Wahrheit (nach Befindung ſeines Gewiſſens/) ſagt/ iſt mit Recht nicht zu ſchelten: Geſtalt er ſolches Lob mit Werken erlanget/ und ohne Zuſatz zu Erzehlung Urſache hat/ weil es den An= weſenden unwiſſend iſt. Solches Lob verdienet mehrmals Neid/ nimmer= mehr aber Schande: wie dann die alten Weiber nicht gerne hoͤren/ wann man die Jungen ſchoͤn nennet. Wann ein Vater ſeine/ und ſeiner Ahnen Tha [209] ten/ ſeinen Kindern erzehlet/ ſo werden ſie angefriſchet/ denſelben nach zuahme ̅ / ja es ſcheinet/ ſie haben einen Theil daran/ in dem ſie ſolche nicht in Vergeſſen= heit kommen laſſen. Hierbey ſind aber zu betrachten etliche Umſtaͤnd/ welche in dieſer Frage das eigne Lob zulaͤſſig und verhaſſt machen koͤnnen. Wann ich von andern verachtet werde/ iſt mir wol zugelaſſen/ meine ruͤhmliche Verrich= tungen dargegen zu erzehlen: Alſo lobt S. Paulus ſeine Predigten unter den Heyden/ ſein Geſchlecht/ ſeine Lehre/ die er in dem dritten Himmel empfan= gen weil ihn andere Apoſtel verachteten/ nennet aber doch ſolchen Ruhm eine Thorheit. Der Ort/ die Zeit/ die Gelegenheit und Veranlaſſung ſeine Ge= ſchichte und Begegniſſen zu erzehlen/ kan nicht mißdeutet werden/ jedoch/ daß ſolches mit Beſcheidenheit beſchehe/ und das daraus erfolgte Lob den Zuhoͤrern uͤberlaſſen werde. Wer ohne Urſach auf der Gaſſen mit bloſem Gewehr her= uͤm ſtuͤrmen wolte/ und keinen Feind oder Widerſacher haͤtte/ ſolte billich fuͤr unbedachtſam/ toll und toͤricht gehalten werden: alſo auch/ wer ſich ohne vor [210] weſende/ erhebliche Urſache/ ſelbſten lobet/ und ruͤhmet. Es iſt aber auch in be= ſagten Faͤllen beſſer/ man ſage zu wenig/ als zu viel.22. C. Wer ſich lobet/ gleichet dem/ der ſich in Gegenwart vieler Leute ſelb= ſten ſchminket: Der ſich ſchaͤndet/ einen Kranken/ der mit ſeinen Druͤſen und Gebrechen pranget/ und ſtoltziret. Halte alſo den Mittelweg fuͤr den ſicher= ſten/ wann das Werk den Meiſter lobt/ wie man zu reden pfleget/ und wir uns bemuͤhen/ bey allen und jeden/ mehr Liebe als Haß zu verdienen.23. J. Hieraus entſtehet meine Frage: Ob der Haß/ oder die Liebe des Menſchen Gemuͦt heffciger errege?24. R. Die Liebe/ welche alles erhaͤlt/ iſt viel ſtaͤrker/ als der Haß/ dardurch alles verderbt und zu Grund gerichtet wird. Durch des Teuffels Haß iſt die Suͤnde in die Welt kommen. Durch die Liebe des Hoͤchſteniſt das menſchliche Geſchlecht von Suͤnden erloͤſet worden. GOTT hat uns untereinander zu lie= ???en geboten/ und zu haſſen verboten.25. A. Eben deswegen iſt der Haß ſtaͤrker/ als die Liebe/ weil wir mehr zum [211] Boͤſen/ als Guten geneiget ſind. Zu dem iſt die Galle in dem Menſchen (da= her Zorn und Haß entſtehet/) viel ſtaͤrker/ als keine andere Gebluͤts=Erregung. Zu dem iſt die Rache ſo ſuͤß/ daß uns/ wie vorgedacht/ nichts ſchwerer faͤllet/ als unſre Feinde zu lieben.26. D. Wir haſſen aber niemals ohne Liebe/ gegen uns/ oder andere. Die Rache kommet her von der Liebe/ die wir gegen uns tragen/ in dem wir uns zu erhalten ſchuldig ſind. Man haſſet den Reichen/ weil man ſein Gelt liebet. Wer nichts fuͤrchtet/ der liebet nicht/ wer ſein Leben nicht liebet/ der fuͤrchtet den Tod nicht. Iſt alſo die Liebe ſtaͤrker/ weil aus derſelben der Haß entſtehet.27. C. Die Tochter iſt aber oft ſtaͤrker/ als die Mutter. Der Zorn macht das Gebluͤt ſiden/ wuͤten/ und toben/ die Liebe hingegen/ beſtehet mehrmals in der Einbildung/ und wann man beedes in hoͤchſter Wuͤrkung betrachtet/ ſo iſt beedes eine kurtze Unſinnigkeit.28. V. Die verborgene Feindſchaft iſt in allen natuͤrlichen Sachen ſtaͤrker/ als die verborgene Freundſchaft. Ein Hund ſol die Suppen ſtehen laſſen/ die er [212] do???h ſich zu erhalten/ etlicher maſſen liebet/ und laufft dem Wild nach: Alſo fin= ???t man viel/ die mit eignem Schaden/ ihren Haß zu Werke richten/ und wie ???an zu ſagen pfleget/ ein Aug daruͤm geben wolten/ daß ihr Feind erblin= ???ete.29. J. Der Haß und Neid iſt/ wegen der Menſchen Boßheit/ viel ſtaͤrker als die Liebe. Man ſihet/ daß ihrer viel bis in ihr Grab Feindſchaft tragen: Ja ihren Erben die Rache anbefehlen: Hingegen erkaltet die Liebe leichtlich/ und nimmt/ mit zuwachſenden Jahren/ nach und nach ab/ daß man alſo wenig findet/ die beſtaͤndig lieben.30. R. Hieraus flieſſet meine Frage: Ob die Unbeſtaͤndigkeit in der Liebe verantwortlich ſey oder nicht?31. A. Die Liebe neiget unſern Willen zu verlangen das/ was wir hoch= achten/ und darzu man durch Wankelmut nicht gelangen kan. Die Erkantniß der Tugend ſol der Grund ſeyn/ ſolches Verlangens/ wie ſolche mit Verlauff der Zeit zu erhalten/ alſo ſol ſie zu keiner Zeit aufhoͤren und vernichten/ aus wel [213] cher Endſchaft man urtheilen kan/ daß ein ſolcher niemals wahre Liebe in dem Hertzen empfunden. Wie der jenige/ der eine Statt belaͤgert/ nichts ausrich= tet/ wann er wiederuͤm darvon abziehet/ ſo wird der Unbeſtaͤndige viel an= fangend nichts vollenden.32. D. Wann die Unbeſtaͤndigkeit ein Laſter ſeyn ſolte/ ſo muͤſſte man die gantze Verfaſſung der Natur fuͤr Laſterhaft dargeben/ dieweil alles und jedes in ſolchem Unbeſtand beſtehet. Der Himmel/ das ſchoͤnſte und vollkommene Geſchoͤpf/ iſt in ſtetiger Bewegung/ der Luft/ die Winde/ Waſſer/ die Erden beharren in ihrer Unbeſtaͤndigkeit/ und koͤnnen ohne ſolche den Menſchen nicht zu Dienſte ſeyn. Des Menſchen Leib iſt der taͤglichen/ ja ſtuͤndlichen Veraͤn= derung unterworffen/ ſo gar/ daß die niedlichſten Speiſen ſich am leichtſten verdeuen/ und in Saft und Kraft verwandlen. Es bleibet auch nicht bey we= ſentlichen Sachen/ ſondern der Menſchen Sinn iſt ſo ekklend/ daß er auch den beſten Prediger nicht lang von einer Sache mag reden hoͤren. Unter allen aber ſind die Blutreichen alſo geartet/ daß ſie wenig Gedult haben: Finden ſie [214] keine Gegenlieb an einem/ ſo ſuchen ſie ſelbe an dem andern Ort. Das Weinen/ Seufftzen/ und Klagen iſt der Teutſche ̅ Gebrauch nicht/ wie der Italiaͤner/ und Spanier/ die ein Belieben in ſolchem Mißfallen ſuchen.33. C. In der Unbeſtaͤndigkeit erhellet ein ſchwacher Verſtand/ wie im Gegentheil die Beſtaͤndigkeit von verſtaͤndiger Wahl zeuget.34. V. Solche Beſtaͤndigkeit iſt in der ordentlichen Unbeſtaͤndigkeit vor= angezogenem Weltweſens/ welche zwar dieſen Namen nicht haben koͤnnen/ weil ſie jedes Jahr/ und zu gewiſſen Zeiten in gleicher Stelle ihren Lauf er= halten. Hiermit iſt aber die unbeſtaͤndige Liebe nicht zu vergleichen: Weil ſie ſich nicht veraͤndert/ ſondern gaͤntzlichen verloſchen/ mehrmals nirgendswo ankommen kan.35. J. Ich hab die Liebe hoͤren vergleichen mit einem Gebaͤue/ das von groſſen Marmolſtemen iſt aufgefuͤhrt: Erſtlich muß man darzu allerhand Geruͤſte/ und Werkzeuge haben/ und nicht ohne Muͤhe den Bau vollende ̅ : Iſt er [215] aber zu Ende gebracht/ ſo kan er nicht wieder zu Grunde ſinken/ wan ̅ er anderſt/ nach Gebuͤhr/ iſt aufgerichtet worden.36. R. Ein weiſer Mann aͤndert ſeine Rahtſchlaͤge. Der Menſch hat Leib und Seel: Sein Leib mehret/ mindert/ und veraͤndert ſich alle Tage/ ja alle Stunde: der Verſtand/ welcher durch die unſterbliche Seele wuͤrket/ nimmet zu oder ab/ wie ſol man dann ein Beſtaͤndigkeit/ in ſolcher Unbeſtaͤndigkeit unſ= res Gemuͤts finden?37. C. Aus dieſem entſtehet meine Frage: Ob nemlich/ der Leib/ oder der Geiſt und das Gemuͦt mehrern Schmertzen unterworf= fen ſey?38. V. Dieſes iſt die ſechſte/ und letzte Reyen=Frage/ und wol Betrach= tens wehrt. Wann man durch die Gemuͤts = Schmertzen verſtehet Furcht/ Zorn/ Traurigkeit/ u. d. g durch die leiblichen Schmertzen aber/ die Krankheite ̅ / ſo muß man beede/ als abgeſondert/ betrachten/ wiewol ſie mehrmals beyſam= men zu finden/ und auseinander entſtehen. Die Furcht des Todes iſt ſtaͤrker/ [216] und dem Sterbenden oft erſchroͤkklicher/ als der Tod ſelbſten/ welcher doch nichts/ oder ja ein Augenblikk iſt. Der Heiland der Welt hat Blut geſchwitz= et/ und ſagt/ daß ſeine Seele betruͤbt geweſen/ biß in den Tod: Daraus zu ſchlieſ= ſen iſt/ es ſey keine Traurigkeit/ wie die Todes Angſt/ und aller Leibs Schmer= tzen ſey ſolcher Qwal und Pein nicht zu vergleichen. Der Zorn gleichet einem viertaͤgigen/ die Furcht einem alltaͤgigen Fieber. Der Geitz iſt eine Waſſerſucht/ der Ehrgeitz eine Gelbſucht/ die ſich nicht verbergen laͤſt/ und ſo in allen andern unordentlichen Beginnen. Dieſes beglaubet auch jener Rauber/ der an der Volter nichts bekennen wollen/ und den leiblichen Schmertzen/ mit groſſer Gedult ertragen: Als man ihm aber ſeinen unſchuldige ̅ Sohn herbeygebracht/ und ſelben zu martern gedrauet/ hat er/ aus vaͤterlichem Mitleiden/ ſobald alles Verbrechen bekennet.39. J. Die Seele iſt ſo viel edler als der Leib/ ſo viel desſelben Vergnuͤgung/ und Zufriedenheit ſchaͤtzbarer iſt/ als dieſes: Alſo ſchlieſſet ſich im Gegegentheil/ daß auch die Schmertzen des Gemuͤts ſchmertzlicher ſeyn muͤſſen/ als des Leibs. [217] Weil ein Kranker den Odem fuͤhlt/ ſo hat er das Leben zu hoffen/ viel Betruͤb= niſſen aber ſind ohne Hoffnung.40. R. Es iſt kein Schmertzen/ als welcher den Leib kraͤnket: das Gemuͤt??? plagt ſich nur mit falſchem Wahn/ und Mißtrauen gegen GOTT/ meinſte??? Theils wegen des Leibs. Geſetzt/ ich hab eine Sache bey Gericht verloren: war= uͤm betruͤbe ich mich deswegen: Weil ich befuͤrchte/ ich werde nicht zu leben ha= ben/ oder mich ſo viel genauer behelffen muͤſſen. Man kan ihm alles aus dem Sinn ſchlagen/ aber der Schmertzen des Steins/ Zipperleins/ Bauchgrim= mens/ u. d. g. laͤſſt ſich nicht vergeſſen. Die Furcht des Todes mag wol bey etliche ̅ Unbedachtſamen uͤbergroß ſeyn/ ruͤhrt aber vielmals her von einem boͤſen Ge= wiſſen/ welches zugleich durch leibliche Schmertzen beſtraffet wird.(Mignor.) 41. A. Wie ſchmertzlich muß es eines Koͤnigs Schoſkind/ und Gnaden= ſohn vorkommen/ wann er von allen hochgeehrt/ geruͤhmet und geliebet/ und von ſolcher Gnade/ in einer Stund verſtoſſen/ verſpottet/ verachtet/ und ge= ſchmaͤhet wird? Solte auch ein leiblicher Schmertzen groͤſſer ſeyn koͤnnen? De??? [218] Ehrgeitz/ machet die Gefahr des Todes verachten. So iſt auch der Neid eine ſolche Pein/ die niemand/ als durch die Erfahrung/ erlernen kan.42. D. Die Beantwortung dieſer Frage beruhet auf der unterſchiedlichen ???eibsbeſchaffenheit. Etliche ſind wie die alten Karrngaͤule/ die empfinden nichts/ als die harten Streiche: Etliche wie die wolabgerichten vollen Heng= ſte/ die auf des Bereiters Wort mehr geben/ als jene auf die Schlaͤge. Etliche Zaͤrtlinge wollen lieber alles/ als den geringſten Leibsſchmertzen leiden: Etliche ???aſſen ihren Sinn auch vor der geringſten Anfechtung uͤberwinden/ und halten ???ich in ihrem Wahn/ fuͤr die aller Geplagſten/ in der gantzen Welt. Solcher Gemuͤt iſt mehr Schmertzen/ als jener Leib unterwerffen. Es iſt auch die Ur= ???ache zu betrachten/ waruͤm wir uns ſolchen Schmertzen/ oder derſelben Ge= ???ahr unterwerffen? Der aus Liebe zu ſeinem Vaterland ſtreitet/ und verwun= ???et wird/ bezeugt/ daß er ſeinen Schmertzen gering achtet/ gege ̅ dem Nachtheil/ ???er ſeinem Land haͤtte zuwachſen koͤnnen. Der einen andern ausfordert/ we= ???en einer Schmachrede/ haͤlt die Schande fuͤr groͤſſer/ als alle Schmertzen des [219] Leibes/ ja den Tod ſelbſten. Wie ſchmertzlich kommet es einer ſchoͤnen Frauen vor/ wann ſie betrachtet/ daß ſie ſol alt/ runtzlicht/ und ungeſtalt werden: koͤnte ſie ſolches mit leiblicher/ und unbewuſter Krankheit verhindern/ ſie ſolte gewiſſ= lich alles gerne daruͤber leiden/ und ausſtehen.(Wart/ es wiꝛd ſeyn bald ſonder Schein)

??? Coſſandra. ???
[arrow up]

WEil nun der Spielſtab an mich kommet/ koͤnte ich zwar aus beſag= tem/ dieſe Frage aufgeben: Ob leichter/ der Wolluſt/ oder dem Schmertzen zu widerſtehen ſey? Ich will aber lieber das Spie??? aͤndern/ geſtalt mich Herrn Degenwerts letzte Wort erinnern eines Sinn= bilds von der Schoͤnheit/ das ich neulich bey Herrn Veſpaſtan gemahit ge= ſehen.2. V. Die Jungfrau vermeinet das Liecht mit der Liechtbutzen/ ode??? Schnaube.
|| [220]
3. C. Ja eben dieſes/ aus der Obſchrift hab ich leichtlich ſchlieſſen koͤnnen/ daß es die fluͤchtige/ und hinfallende Schoͤnheit belanget/ welche alſo lautet/ wann ich mich noch recht erinnere.
Wart: Es wird ſeyn(Expecta, & non erit.)
bald ſonder Schein.4. V. Man haͤtte auch darzu ſetzen moͤgen:
Auf daß es heller ſcheine.(Vt clariùs lu- ceat.) Abſehend auf allerhand Anfechtungen/ Verluſt unſerer leiblicher/ und zeit= ???icher Guͤter/ nach welchem das Liecht unſers Glaubens viel heller leuchtet.5. R. Man moͤchte es auch auf die Freygebigkeit eines reichen Manns deuten/ und darzu ſchreiben:(Superflu??? deme.)
Die Ubermaaß/???erſteh/ machet/ daß ich beruͤhmter werde.
|| [221]
6. D. Oder auch dieſes:
Noch zu wenig/ noch zu viel.Dann jenes verſinſtert/ dieſes leſchet das Liecht gantz aus. Warzu ſol aber die= ſes Sinnbild?7. C. Es ſol uns veranlaſſen zu erzehlen/ was zu einer vollkommenen Schoͤnheit erfordert werde: Als/ die Jugend/ welche uns in allen Dingen beliebt.8. V. Die Mittel groͤſſe des Leibs.(Sic Ronſard. l. 2. f. 254. vo- us avez les ch???veux en- tre bruns & chatains, fri- ſez de mille neuds &c.) 9. J. Die Geſundheit.10. R. Schoͤne/ reinliche/ und Kaͤſtenbraunliche Haare.11. A. Eine zaͤrtliche Haut/ daß man alle Aederlein dardurch ſehe??? kan.12. D. Eine lebhafte Farbe in dem Angeſicht.13. C. Eine hohe aufgeklaͤrte Stirn.
|| [222]
14. V. Gleiche und nicht eingebogene Schlaͤffe.(Hor. nigroq́; crine deco- rum. Ronſ. Muſes aux yeux noirs. Vnde Miner- va apud He- ſiod. dicitur - . Belley. ad Ronſard. Poëm. l. 1. f. 30.) 15. J. Gleiche Augbraune mit den Haaren.16. R. Liebliche Augen. Etliche halten die ſchwartzen/ etliche die gruͤngrauliche ̅ Augen fuͤr die ſchoͤnſten.17. A. Eine nicht zu kleine/ noch zu groſſe Naſen.18. D. Korallenrohte Lippen.19. C. Einen kleinen Mund.20. V. Schoͤne weiſſe Zaͤhne.21. J. Einen ſanften Odem.22. R. Eine anmutige Stimme.23. A. Ein kleines Kien.24. D. Kleine Ohren.25. C. Einen weiſſen Hals.26. V. Mittelmaͤſſige Bruͦſte.27. J. Schneeweiſſe voͤllige Haͤnde.
|| [223]
28. R. Nicht zu groſſe Finger.29. A. Freye/ und wolſtaͤndige Geberden.30. D. Einen zierlichen Gang.31. C. Und dieſes alles iſt ſo geſchwind verfinſtert als der Schein einer hell= brennenden Kertze.32. V. Man kan zwar ſo vollkommen ſchoͤne Leute/ wie erzehlet worden/ vor= bilden/ aber derſelben ſehr wenig finden. Schoͤn iſt/ was jedem wolgefaͤllt/ wie auch ſchmakkhaft/ was jedem beliebet: der Wahn machet ſchoͤn. Was mir gefaͤllet/ mißfaͤllt einem andern/ und was einem andern behagt/ mißfaͤllet mir.28. J. Lange Haare zieren Manns=und Weibsperſonen/ etliche verbergen dieſelben/ etliche laſſen ſie gar zu lang wachſen. Wie in allen Trachten/ ſo iſt auch in dieſem das Mittelmaas fuͤr das anſtaͤndigſte zu halten.29. R. Die Japonier ſchwaͤrtzen ihre Zaͤhne/ halten die groſſen Lefftzen/ und ſchwartzen Leute fuͤr die ſchoͤnſten. Es iſt eine feine Frage: Ob die euſ= ſerliche Schoͤnheit des Leibs ein Anzeichen ſey eines guten Ver [224] ſtandes? Gewiſſlich/ wer die genaue Verwandſchaft dieſer beeden wiſſen koͤnte/ ſolte ſich in ſeinem Urtheil nicht betrogen finden/ dann alle natuͤrliche Sachen/ natuͤrliche Urſachen haben/ und denn/ der ſie ſattſam lernet/ niemals betruͤgen koͤnnen. Alſo erkennet man auch alle unbeſeelte Sachen/ von der euſſerliche ̅ Geſtalt. Das ſchoͤnſte Brod iſt das beſte/ wie auch der reinſte Wein/ und der fettſte Akker.35. A. Die Urſache iſt nicht erweiſlich/ und ſind mehrmals die aller ver= ſtaͤndigſten Leute uͤbelgeſtaltet. Die Natur hat ihre Gaben niemand allein ge= ſchenket/ ſondern ſelbe gar ungleich ausgetheilet. Man ſihet vielmals/ daß die Gebrechlichen die aller Kunſtreichſten ſind/ wie auch die aͤrmſten die Gelehrt= ſten zu ſeyn pflegen. Der Pfau/ welcher die ſchoͤnſten Federn hat/ iſt der un= nuͤtzen Thier eines/ und ſind die Rabenfedern dienlicher/ als die ſeinen. Der Fuchs iſt das verſchlagenſte Thier/ und doch heſſlich/ gegen dem frommen und einfaͤltigen Schaͤflein. Unter den Baumen/ tragen die hoͤchſten/ und gerad= ſten/ die geringſten Fruͤchte/ als da iſt die Linden/ Fichten/ Tannen/ u. d. g. hinge [225] gen/ das grumme und ungeſtalte Rebenholtz/ bringt die ſuͤſſen und erfreulichen Weintrauben. Die ſchoͤnſten Blumen/ als da iſt die Tulipen/ die Kaͤiſerkron/ und Kornblumen/ dienen am wenigſten in der Artzney/ da hingegen die unan= ſehlichen Kraͤutlein viel mehr Kraft und Saft haben. Die ſchoͤnſten Perſonen ſind zu zeiten den ſchaͤndlichſten Laſtern unterworffen/ und dienet ihn ſolcher Ruhm zu ihrem Verderben/ gleichwie die ſchoͤnſten Steine/ und Metalle ̅ nichts anders ſind/ als die Geretſchaft der Eitelkeit.36. D. Wahr iſt es/ die Perle ſind in ihrer Muſchel/ das Gold in der Erden/ und der Kryſtall in den Bergen verborgen/ ſie weiſen aber ihren Wehrt/ wann man ſie an das Liecht gebracht hat. Man laͤſſet ſich auch nicht vergnuͤgen mi??? dem Wahn/ den man vom euſſerlichen Anſehen faſſet/ ſondern erkundiget theils durch das Feuer/ theils durch den Strich/ und andere Proben: So kan die leib= liche Schoͤnhein ein Anzeigen und ein Merkmahl/ aber keine Urſach des Ver= ſtandes genennet werde ̅ / weil viel Hinderniſſen/ (unter welchen die Auferzihung [226] nicht die geringſte iſt/) die natuͤrlichen Neigungen unterbrechen/ und durch un= maͤſſiges Leben hintertreiben.37. C. Die ſchoͤnſte Schoͤnheit/ wan ̅ alſo zu rede ̅ erlaubt/ iſt die Tugend/ wie= wol ihrer wenig dieſelbe lieben: Dieſe Schoͤnheit iſt nicht aus dem Angeſicht/ ſondern aus guten Sitten/ und einem unſtraͤfflichen Wandel/ als der Baum an ſeinen Fruͤchten/ ſicherlich zu erkennen. Ubergieb hiermit den Spiel= ſtab.

??? Veſpaſian. ???
[arrow up]

MEin Spiel ſol alſo behandelt werden/ daß ein jedes ſol ſchuldig(Ioſeph Halle characteres.) ſeyn eine Eigenſchaft und Kennzeichen eines Chriſt= lichen Edelmanns zu melden.2. J. Es iſt ein feiner Vorſchlag/ der Herr fange an.(Adels Tugen???) 3. V. Er verlaͤſſet ſich nicht auf das/ was er von ſeinen Voreltern/ unver [227] dienter Weiſe/ ererbet: Sondern wil ſich mit eigenem Tugendruhm wuͤrklich bekant machen.4. J. Er uͤbernimmet ſich nicht ſeiner Hoheit/ ſondern haͤlt die Freund und (Redlichkeit.) Hoͤflichkeit fuͤr die euſſerliche Prob/ ſeines redlichen Teutſchen Gemuͤts/ jedoch mit ſolcher Beſcheidenheit/ daß er von jederman geliebt/ und von niemand ver= achtet wird.5. R. Die Freyheit ſeines Stands verbindet ihn/ nach des Koͤnigs aller (Gottesfurcht.) Koͤnige Willen gehorſamlich zu leben/ barmhertzig zu ſeyn/ gegen ſeine Unter= thanen/ und alſo zu verfahren/ daß er ſich auch der verantwortlichen Luͤſte nicht geluͤſten laͤſſet.(Wiſſenſchaft) 6. A. Er trachtet nach Wiſſenſchaft/ weil die Unwiſſenheit viel zu Schan= den/ niemand zu Ehren machet. Laͤſſet er ſich der Geſellſchaft zu Gefallen in ein (Spiele.) Gluͤkksſpiel ein/ ſo erfreuet er ſich nicht ob dem Gewinn/ noch betruͤbet ſich ob (Mildigkeit.) dem Verluſt.7. D. Er machet ſeinen Unterthanen die Dienſtbarkeit leicht/ daß ſie [228] Urſache haben ihn vielmehr zu lieben/ als zu fuͤrchten. Die Beſtraffung ſtehet vielmehr in Bedrauung/ als wuͤrklicher Belegung derſelben.8. C. Sein Vermoͤgen beſtehet in der Einnahm: Seine Ehre in der Aus= gab. Er thut gutes/ welche es aus Schamhafftigkeit/ von ihm nicht fordern/ und/ wo er keine Wiedergeltung/ als aus der Hand des Hoͤchſten zu er= warten hat. Er iſt ſeine ̅ Vaterland eine Ehre und nuͤtzlich zu Fried=und Kriegs= zeiten/ ſonderlich aber/ daß er ſeines Gleichen hinterlaͤſſet.9. V. Dieſen Kennzeichen/ des wahren Adels/ wollen wir entgegenſetzen/ eine Abbildung eines ruchloſen Hofmanns.10. J. Es ſagt ein jedes wieder ein Kennzeichen.11. V. Was ſein Mund ſagt/ widerruffet ſein Hertz/ und laugnen ſeine Werke: Denn er redet viel Gutes aus einem boͤſen Mund. Er allein iſt beſſer/(Falſchheit.) hingegen die Zeit nur aͤrger. Er giebt kein Allmoſen ohne Zeugen/ und ge= brauchet keines andern Trompeters ſein Lob zu verkuͤndigen/ als den Mund.(Ruhmredig= keit.) Seine Wort ſind das beſte/ und hat nicht aͤrgers/ als ſich ſelbſt. Er gruͤſſet jeder [229] man/ als ob ſein Hertz in den Augen ſtuͤnde. Er iſt ein faules Holtz im Finſter= niß/ und eine Vogelſcheu/ dem/ der ſie kennet.12. J. Die Gewogenheit zu ſuͤndigen hat ſolche Unempfindlichkeit/ nach= dem ſie ſo lang geheget worden/ daß ſie weniger/ als die Natur kan geaͤndert werden. Erſtlich ſuͤndigt er aus Vnbedacht/ nachmals aus Unwiſſenheit/ Wolluſt iſt ſein Herꝛ/ die Vernunfft ſein Knecht/ die Gottsfurcht ſeine Maſque/ die er ſo lang gebraucht/ daß ſie faſt Fadenſcheinlich worden. Gehet etwas wol hinaus/ ſo ſchreibt er es ſeinem Verſtand zu. Sein Gewiſſen wolte mit ihm ger= ne reden/ es kan aber nicht zu der Verhoͤr kommen.13. R. Er ſaugt/ das Gifft aus einer guten Weide. Er gedenket GOTTes nicht/ als im Fluchen/ und wann er den Tod fuͤrchtet/ weiß er nicht/ wie er Got= ges gedenken ſol/ dieweil er ſolches ungewohnet iſt.14. A. Seine Wolluſt iſt voller Muͤhe/ und er vermeinet/ daß es nach ſei= nem Kopf gehen ſolte. Er pfleget uͤber Fuͤrſten/ und Herren zu klagen/ wie ſeine Unterthanen uͤber ihn.
|| [230]
15. D. Er ruͤhmet ſich ſeiner Laſter/ und machet aus ſeiner Schand ein ſonderliches Lob/ wann er auch ſolche Alters wegen nicht mehr begehen kan. Er gehet in die Kirche/ aus Gewonheit/ betet ohne Andacht/ weil es der Gebrauch(Heucheley.) iſt/ jedoch ſonder Vorwiſſen ſeines Hertzen.16. C. Er ſorget fuͤr ſeine Seele/ als ob er ſelbe nicht haͤtte: Er trachtet(Ehrgeitz.) nach Ehren/ durch liſtige Renke/ und kauffet ſolche mehrmals mit Freſſen und Sauffen. Jagen und Hetzen iſt ſein Handwerk/ Raufen und Schlagen ſeine Kurtzweil. Er liebet niemand als ſich wiewol jedesmals zu ſeinem Schaden.17. V. Sein gantzes Gemuͤt iſt gleich dem Schaum auf dem Waſſer/ nichtig und fluͤchtig/ welches/ wan ̅ es ſich ſetzet/ von geringe ̅ Anſehen iſt. Er wil von allen gelobet/ und hoͤher erhaben ſeyn als er iſt/ ſolten auch daꝛdurch alle ſei=(Vnverſtand.) ne Unterthanen zu Grund gehen. In Sum ̅ a wie der geſunde Verſtand eines tapfern Edelmanns alles nach wahrer Beſchaffenheit beurtheilet/ ſo hat hin= gegen ein ſolcher faulwitziger von allen einen falſchen unrichtigen Wahn.
|| [231]

??? Julia. ???
[arrow up]

FOlgender Weiſe wollen wir auch die Tugend und Laſter ei= nes Hofmanns betrachten/ und derſelben Kennzeichen erzeh= (☞ Den Anfangs Buchsſtaben.) len: Maſſen das beſagte ſich nur zu denen Edlen/ ſchikket/ welche auf ihren Guͤtern ohne Herrendienſte leben. Der Hofmann iſt von dem Eiſen/ wel= ches durch die Gedult/ nach Belieben kan geformet werden. Die Kennzeichen ſeiner Tugend/ ſind folgende: Er laͤſſet ſich allezeit bey den Frommen ſeines gleichen finden/ und bemuͤhet ſich die Boͤſen mit Beſcheidenheit auf den guten Weg zu fuͤhren. Er dienet ſeinem Fuͤrſten alſo/ daß er GOTTES nicht dar= bey vergiſſet.2. R. Er hat ſolche Sitten/ daß die Verleumtung/ mit Schein der Wahr= heit/ wenig wider ihn aufbringen kan: Solte es aber ja geſchehen/ ſo weiß er ſeine Verantwortung zu rechter Zeit einzuwenden: Er behaͤlt in Gluͤkk [232] und Ungluͤkk ein gutes Gewiſſen/ und unveraͤnderliche Staudhafftig= keit.3. A. Er heiſchet ſeine Beſoldung durch beharlichgetreue Dienſtleiſtung. Er iſt(Quien bien ſierve, Har- to piede.) mit jederman freundlich und hoͤflich/ mit wenigen gemein/ hilfft alles zum beſte ̅ auslegen/ und befoͤrdert die/ welche der Befoͤrderung wuͤrdig ſind.4. D. Er uͤberhebt ſich ſeines Fuͤrſten Gnade nicht/ noch in den Hertzen/ noch in den Worten. Vermeidet alle Fuchsſchwaͤntzerey/ und zugleich auch den Neid ſeiner Mitbedienten: Achtet alle Gnaden fuͤr ein Feuer/ zu welchen man noch zu viel nahen/ noch zu ferne tretten ſol.5. C. Seine Redlichkeit/ machet ihn an anderer Falſchheit zweifflen. Er iſt behutſam ohne Argwahn und verſchwigen ohne Begierde fremder Haͤndel: Redet alſo/ was er ſol/ und nicht alles/ was er gehoͤret wieder nach. Der Maͤngel ſeines Nechſten gedenket er mit Entſchuldigung/ ſeines Lobs mit Ruhm.6. V. Er haſſet unnuͤtze Kurtzweil ſo ſehr/ als den Muͤſſiggang/ wendet hin [233] gegen die Dienſtfreye Stunden auf gute Buͤcher und ritterliche U= bungen. Die Beleidigung des Unverſtaͤndigen verſchuldet er mit Verzeihung; des Hoͤheren/ mit Gedult/ und Dankſagung/ des Geringeren mit Verachtung: ſihet alſo mehr auf die Urſache/ die er nicht gegeben/ als auf die Perſon/ von welcher ſolche her= kommet. Verſtand und Redlichkeit/ ſind/ nechſt GOTT/ ſeine beſte Raht= geber/ denen folget er ohne Befahrung deß Ausgangs/ jedoch mit moͤglichſter Fuͤrſichtigkeit.7. J. Nun wollen wir auch von den Laſtern reden. Ein Gottloſer Hof= mann hat ſeine Hoͤlle auf dieſer Welt/ in dem er mit aller Uppigkeit/ Schanden und Laſtern gemartert wird: und ſeinen Himmel in des Fuͤrſten Gnade ſihet. Sein Hertz iſt eine Pfuͤtze/ in welcher alles Bitten/ (ſo er anzubringen erſuchet wird) verfaulet/ und ſtehen bleibet: Da hingegen es eine Qwelle ſeyn ſolte/ ſolche zu des Fuͤrſten Ohren zu leiten.8. R. Erlebet/ als ob ſein Fuͤrſt kein ſterblicher Menſch were/ oder ihn ja [234] ſeine Gnade erblich zugeeignet haͤtte/ und bedenket nicht/ daß auſſer dem Hof auch eine Welt/ und uͤber der Welt ein Himmel ſey. Er glaubet und trauet nie= mand/ weil er andere zu beluͤgen gewohnt iſt. Er iſt ſein eigner geheimer Raht/ fuͤrchtet ſich bey ſeinen Verfahren/ und denket mehr auf den Ausgang/ als auf redliche Mittel. Er iſt ein Diener mit verſetzten Buchſtaben/ Ich ſage ein Neider/ und wolt gerne des Fuͤrſten Gnad allein beſitzen.9. A. Kein Waſſerſuͤchtiger iſt ſo durſtig/ als er nach Ehren: zu der Schwind= ſucht ſeiner Hofnung gebrauchet er die Rache fuͤr die letzte Artzney. Er glimmet hohe und gefaͤhrliche Steige hinauf/ denket aber nicht/ daß er wieder herabkom= men muͤſſe/ ſihet auch nicht zu rukke/ als in dem Fall Er iſt ein Aff ſeines Herrn Sitten/ ein Leibeigner Knecht ſeiner Begierd/ und ein Kundſchaffer frem= der Haͤndel. Er begehrt zu ſteigen und ſolte er alle andere zu Boden tretten/ die ihm in dem Weg ſtehen.10. D. Hat er ſich einmals (als eine Klette) an ſeines Herrn Mantel ge= haͤnget/ ſo laͤſſet er ſich ſo bald nicht abſchuͤtteln/ dann er wol weiß/ daß er auf [235] die Erden fallen/ und ihn niemand leichtlich aufheben wuͤrde. Was er mit Wor??? ten kauffen kan/ achtet er fuͤr wolfeil/ kramet aber allezeit mehr Hoffnung/ als??? Waar/ und findet mehrmals/ was er nicht geſuchet.11. C. Es ſuchet der Hofmann die Befoͤrderung bey ſeinem Fuͤrſten/ mi??? Verhinderung ſeines guten Gewiſſens. Was er erlanget/ iſt ihm als eine Staf= fel zu dem/ was er begehret.12. V. Er iſt ein unruhiger Herr uͤber ſich ſelbſten/ der ſich mit dem Gegen??? waͤrtigen niemals erſaͤttigen laͤſſt. Er iſt gleich einem Maulwurff/ der alle??? Orten aufwuͤrfft/ mit grundloſen Worten die Weide verderbet/ und niemand nutzet/ in dem er ſeinen Nutzen allein zu erheben bemuͤhet iſt.
|| [236]

??? Reymund. ???
[arrow up]

DIe eigene Kennzeichen/ eines weiſen verſtaͤndigen Mannes koͤnnen dergleichen Betrachtung an die Hand geben. Ich verſtehe einen ſolchen Mann/ der alles zu lernen begierig iſt/ ſich aber und ſeine Beſchaffenheit/ am aller meinſten/ und nicht ſo wol ſein Vermoͤgen/ als ſeine Schwachheit. Seine Schul iſt die lange Erfahrung/ nachdem er zu ſol= cher durch fleiſſiges Leſen gelanget. In wichtigen Handlungen/ denket er auf alle Begebenheiten/ richtet aber ſeine Rahtſchlaͤge vor allen dahin/ daß ſie Gott nicht mißfallen.2. A. Seine Sorgen gehen die Mittelſtraſſe/ und weichen nicht ab von dem Tugendwege ſeines Standes/ weil ihm die Falſchheit der Welt/ und die Un= ſicherheit der Austritte bewuſt iſt.3. D. Er iſt ein tuͤchtiger Schuler/ und ein trefflicher Lehrmeiſter: Maſſen [237] alles/ was er hoͤret und ſihet/ zu ſeiner Unterrichtung dienet/ und ſelbe zu ande= rer Lehre.4. C. Seine Gemuͤts Bewegungen ſind ihm/ als gehorſame Unterthanen/ welche von der Furcht GOTTES/ und richtiger Vernunft Befehl erwarte ̅ : Solten ſie ſich aber wider ihn empoͤren/ ſo weiß er ſie zu ſtillen und zu bergen. Seine Rahtſchlaͤge ſind wol uͤberlegt/ und nach der Billigkeit abgemeſſen. Er weiß zu rahten/ wo kein Raht zu hoffen.5. V. Thut man ihm Gutes/ ſo will er ſolche Wolthat nicht ſchuldig ver= bleiben/ wann er nicht muß: Thut man ihm Ubels/ ſo verbleibt er lieber ſchuldig/ als daß er bezahle. Er verbleibt in den Grentzen ſeiner eignen Geſchaͤffte/ und ſtekket ſeinen Finger nicht in fremdes Feuer. Sein Ohr bewahret das gute Geruͤcht ſeines Nechſten/ und ſein Mund das Geheimniß ſeines Freundes.6. J. Er iſt ſein eigner Geſetzgeber: Er ſihet nicht was er thun kan/ ſondern was er zu thun ſchuldig iſt. Er liebet die Tugend/ wegen ihrer Ubertrefflichkeit/ auch ohne Nutzen; und haſſet das Laſter wegen der Schaͤndlichkeit/ auch ohne die Beſtraffung. Sein Wandel iſt ſchlecht und gerecht/ wie der Raht/ [238] welchen er andern giebt/ und fuͤr ſich gebrauchet. Die Geſchenke haſſet er/ wan ̅ ſie auch mit dem Schein der Dankbarkeit uͤberguldet ſind.7. R. Dieſem wollen wir entgegen halten die Kennzeichen eines vielge= ſchaͤfftigen Heuchlers. Ein ſolcher redet viel Gutes aus einem doͤſen Mund/ und noch aͤrgerem Hertzen. Er laͤſſet ſich bedunken/ daß die Zeit aͤrger/ und er beſſer worden: Ja/ es geſchehe ihm unrecht/ daß man ſeinen klugen Rahtſchlaͤ= gen/ die Regierung des Roͤmiſchen Reichs nicht anvertrauet.8. A. Ein ſolcher Naſweiſer kan nichts reden/ oder fuͤrbringen/ als von ſei= nem Lebenslauf/ und ruͤhmet ſolchen/ als eine Geſchichte/ daraus das Menſchli= che Geſchlecht nutzliche Lehren faſſen koͤnte/ weil aber die Welt undankbar/ hoffet er auf der Nachkommen Lob/ mitten in der wolverſchuldten Verachtung.9. D. Seine Wort ſind an ihm das beſte/ und hat nichts aͤrgers/ als ſich ſelbſten. Seine Rahtſchlaͤge kommen unberuffen/ und ſind nutzlich zu des Nechſten Schaden. Er vergleichet ſich mit faulem Holtz/ das nicht leuchtet/ als im Finſterniß.
|| [239]
10. C. Sein Zuſtand iſt ihm viel zu eng fuͤr ſein Gemuͤt/ deswegen ſuchet er Raum in fremden Haͤndlen. Alle neue Zeitung will er wiſſen: Und ſagen/ was er weiß/ wuͤnſchend/ daß ein jeder ſo begierig zu hoͤren/ als er zu ſagen/ ſeyn moͤchte/ deswegen machet er ein Geheimniß aus dem/ was faſt jederman vor weiß.11. V. Seine Zunge gleichet Simſons Fuchsſchwaͤntzen/ dann ſie traͤgt den Brand anderen zu Schaden. Seine Ohren ſind lang/ und ſeine Augen geſchwind gegen anderer Leute Maͤngel/ welche er am erſten ſihet/ und zwar durch ein Glas der Vergroͤſſerung Er liebet die Veraͤnderung in ſcinem Thun/ Stand und Verſtand.12. J. Er kan ſeines Stands ſo muͤd nicht ſeyn/ als faſt ein jeder Stand ſeiner iſt: Er ſeehet ihm unnoͤhtige Muͤhe aus/ und erndet Undank. Es iſt ihm niemand hold/ als etwan einer/ der ihn nicht kennet. Kurtz/ er redet ohne Be= fehl/ befihlet ohne Gehorſam/ gehorſamet ohne Gebot/ redet ohne Beyfall/ lobet ohne Lieb/ lebet ohne Zehren/ und ſtirbet ſonder Mittleiden: Es ſey dann/ [240] daß man ſagen wolte/ es iſt zu erbarmen/ daß der Schalk nicht eh geſtor= ben iſt.

??? Angelica. ???
[arrow up]

NIcht leichtlich wird man eine Tugend unter allen finden koͤnnen/ welche der Demut gleichet/ und fuͤr eine Grundfeſte aller an= dern ſtehen kan. Wollen deswegen an Stat meines Geſpraͤchſpiels/ derſelben Kennzeichen betrachten.2. D. Der Demuͤtige iſt ſein ſelbſt eigner freundlicher Feind: Dann ob er ſich wol ſelbſten nicht haſſet/ ſo iſt doch niemand/ der ihn geringer achtet/ als er ſich ſelbſten: Zwar nicht aus Unvermoͤgen ſeines Verſtandes/ ſondern aus freywilliger Sanfftmuͤhtigkeit. Seine Augen ſind voll ſeiner Maͤngel/ und anderer Vollkommenheit. Ehr und Lob ſetzet er lieber in die Ausgabe/ als in die Einnahm. Zwar nicht aus hoͤflicher Falſchheit/ ſondern aus beſcheidener Er= kantniß ſeines Unvermoͤgens.
|| [241]
3. C. Demut laͤſſet ſich auch hinter die Thuͤre weiſen/ weil ſie aller Orten ſpa??? kommet. Die Gebuͤhr achtet ſie fuͤr unverſchuldte gewogenheit/ deren ſie ſich??? nie wuͤrdig ſchaͤtzet.4. V. Ein Demuͤtiger ſchaͤmet ſich der Ehre mehr/ als unverdienter??? Schande. Seine Bekleidung iſt einfaͤltig/ gering/ und wandelt nicht nach hohen/ oder gewinnſuͤchtigen Dingen. Er ſihet alles und kennet alles/ auſſer??? ſich ſelbſten.5. J. Er gedenket nicht zu erlernen/ was Ehre ſey/ wann es auch ohne Ge= fahr geſchehen koͤnte: Weil eines Theils ihm die Unruhe/ anders Theils ſeine Unvermoͤgenheit abſchrekket.6. R. Der Demuͤtige wiegt ſeine irdiſche gluͤkkſeligkeit nicht in fremder Waa= ge: Er begnuͤget ſich in ſeinem Beruf/ und bittet GOTT/ er wolle ihn darin ̅ en erhalten/ weil alles Steigen den Fall bringet/ es ſey gleich uͤber kurtz oder lang. Armut iſt oft der Demuͤtigen Freybrief.7. A. Der Demuͤtige iſt ein niederiges Thal/ lieblich gepflantzet/ und wol [242] gewaͤſſert: Reich von verborgenen Fundgruben/ welche mehr wehrt ſind/ als die daruͤber hingehen. Die Demut iſt ein Demantſtein in Bley gefaſſet/ und ein Tempel gOTTES/ unter einem niederigen Dach: Dann GOTT widerſtehet den Hoffaͤrtigen/ aber den Demuͤtigen giebt er Genad. Was ſetzen wir aber fuͤr ein Laſter entgegen? Von dem Stoltz iſt bereit Meldung geſchehen.8. R. Wir wollen die Kennzeichen eines nie verniegten Sinnes er= zehlen.9. A. Ein ſolcher iſt noch ſatt/ noch hungerig/ und ob er wol alle Zeit kla= get/ ſo iſt er doch mit nichts weniger zu frieden/ als mit dem/ das er beſitzet. Sei= ne Gedanken ſind mit der hoͤchſten Ehrenſtelle nicht zu frieden/ wie ſolte ihn dan ̅ die Demut vergnuͤgen?10. D. Wann man einen ſolchen beſchenket/ ſo darf er fragen: Ob es die= ſes alles/ und vermeinet/ man ſey ihm mit Dank verbunden/ daß ers an= zunehmen wuͤrdiget. giebt man ihm nichts/ ſo nennet er es Undank: [243] Giebt man ihm viel/ ſo vermeinet er/ man wolle ihn mit verſuchen/ und iſt ihm die Freygebigkeit ſo verdaͤchtig als der Geitz.11. C. Aller Segen wird in ſeinem Hauſe/ durch die Unerkantniß ein Fluch/ und ſeine unverſchaͤmte Sitten/ jedermans Haß/ der Reichthum/ ſagt er/ iſt gar zu ſorgſam: Die Geſetze ſolten die Freyheit nicht aufheben: Eſſen und Trinken iſt zu viel/ oder zu wenig/ und in Summa/ es iſt ihm nichts recht/ auch das nicht/ was Gott thut/ dann wann es regnet/ ſo zoͤrnet er mit dem Himmel/ der ſeinen Spatztziergang hindert.12. V. Die Gefahr/ und die Ermanglung der Gehuͤlffen halten ihn ab von der Aufruhr/ aber nicht von dem Willen das Regiment zu aͤndern.13. J. Er iſt ein Hund/ der den Mondſchein anbellet/ weil er ihm ſonſten nichts zuwider thun kan. Seine Zunge iſt ein Rad in einem Feuerwerk/ wel= ches viel Schwaͤrmer von ſich wuͤrffet/ in dem es ſich ſelbſten verbrennet.14. R. Aller anderer/ und auch ſein ſelbſten iſt er uͤberdruͤſſig. Er wuͤnſchet den Tod/ fuͤrchtet aber/ er moͤchte kommen/ durch anderer Gluͤkkſeligkeit/ und al [244] ſo bittet er/ ihn mit ſolchem Gaſt zu verſchonen. Sein Hertz iſt ein Spital al= ler kranken Gedanken/ und der Zahnbrecher/ der allen helffen will/ machet mehr krank als geſund.15. A. Es folgen nun/ wann es der Geſellſchaft gefaͤllig iſt/ die Ken ̅ zeichen eines tapfern Großmuͤtigen Mannes. Ein ſolcher unternimmet ohne Frevel/ was er ohne Furcht ausrichtet. Er gehet der Gefahr nicht nach/ begeg= net er aber ſolche/ ſo beſtehet er mit hertzhafftem Muht/ und uͤberwindet ſie gluͤkk= lich/ oder ruͤhmlich: alſo kan er mit lachendem Mund den Tod ſehen/ welcher ihn oder ſeinen loͤblichen Namen nicht ſchaden mag.16. R. Nichts kan ihm unwiſſend wiederfahren/ dann er alles mit reifem Vorbedacht uͤberleget: Solte auch eine ſeltzame Fuͤgniß ſeine Gedanken uͤber= eilen/ und ſeine Wangen veraͤndern/ ſo erholet er ſich doch bald wieder/ und trauet auf GOTT/ und ſein gutes Gewiſſen.17. V. Die Urſache iſt/ weil er die Bewegung des Gemuͤts dem Verſtand unterwuͤrffig machet/ und durch ſolchen innerlichen Sieg wuͤrket er den Frie [245] den/ in ſeinem Hertzen. Er fuͤrchtet in dieſer Welt niemand/ als GOTT/ und fliehet niemand/ als die Suͤnde. Seine Staͤrke iſt Unſchuld/ und in der Zuverſicht ſeiner Froͤmmkeit kan er wol gedrukket/ aber nicht unterdrukket werden.18. J. Das Schwert iſt bey ihm der letzte Verſuch/ er zihet ſolches nicht aus der Scheiden ohne redliche Urſachen/ und ſtekket es nicht ohne Ehre wie= der ein/ und iſt niemand/ der ſolches mit mehr Beſcheidenheit/ und Tapferkeit regieren kan/ als der Großmuͤtige.19. R. Er wil lieber/ daß man ſein Blut/ als ſeinen Rukken ſehe/ und ver= achtet auch ſein Leben/ wann er ſolches ohne Ehre erhalten ſolt: Er iſt ſanftmuͤ= tig gegen die Schnarger/ und ſeine uͤberwundene Feinde. Er iſt bedaͤchtig in ſeinem Vornehme ̅ / ſtandhafft in dem Entſchluß/ kuͤhn in der That/ und richtet aus/ was Gott wil.20. A. Er raͤchet ſich nicht an den ohnmaͤchtigen/ ſondern giebt ihnen ihr Unrecht und Unvermoͤgen mit Straffworten zu erkennen. Er ſtehet zwi [246] ſchen der Zagheit/ und Kuͤhnheit/ und laͤſſet in der Gefahr ſeine Fauſt mit dem Degen/ jedoch ohne Zorn/ fuͤr GOTTES Wort/ und ſein Vaterland reden. Seine Tapferkeit iſt mit ſeinem Willen verbunden/ und achtet fuͤr einen Adeli= chen Sieg/ nicht Schaden/ wo er ſchaden koͤnte. Solte er auch uͤberwunde ̅ wer= den/ ſo ergiebt ſich ſein Hertz am letzten.21. D. Dieſe Tugend der Großmuͤtigkeit hat zweyerley Austritte/ die Zagheit und die Kuͤhnheit: Jene iſt mehr als Weibiſch/ dieſe mehr als Maͤnn= iſch zu nen ̅ en: Und wird auch ſonſten die Vermeſſenheit benamet. Die Zag= heit achtet alles Thun uͤber ihre Kraͤften/ die Kuͤhnheit trauet ihr viel viel uͤber ihr wahres Vermoͤgen.22. C. Eines ſolchen Menſchen Handlung/ iſt jedes mals gefaͤhrlicher als nutzlicher. Niemand verſpricht dem Verzagten weniger/ als er ihm ſelb= ſten: Niemand verheiſſet dem Dollkuͤhnen mehr/ als ihm ſeine falſche Hofnung fuͤrmahlet.23. V. Die Vermeſſenheit iſt ein hohes Haus/ auf ſchwache ̅ Seule ̅ / und ſuchet [247] Ehr aus einer Gefahr/ dardurch niemand kan gedienet werden. Die Zagheit hingegen/ kan ſich auch in der Sicherheit aller furchtſamen Beyſorge nicht ent= buͤrden Wan ̅ man dieſen Fehler in gleichem Gewicht vermiſchen koͤnte/ ſo wuͤr= de die Großmuͤtigkeit herauskommen.24. J. Was tauſend andern mißlungen/ unterſtehet ſich der Vermeſſne auszuwuͤrken/ wann er nur hoͤret/ daß es einem gelungen: Was tauſenden ge= lungen/ wil ſich die Zagheit nicht unterfangen/ weil er hoͤret/ daß es mißlingen kan/ und nicht ohne Gefahr ſey.25. R. Welche in dergleichen Fehlern beharren gedenken: GOTT wird es entweder nicht ſehen/ oder doch darob nicht zoͤrnen/ ſondern es ungeſtraffet hingehen laſſen/ und gnaͤdig vergeben: Was ſie gutes thun/ ſol der gerechte GOtt belohnen/ das boͤſe/ als barmhertzig vergeben. Verſuͤndigen ſich alſo an GOTTES Majeſtaͤt auf alle Weiſe/ in dem ſie ihren Kraͤften zu wenig/ oder zu viel trauen/ und nicht leiſten/ was ſie zu leiſten vermoͤgen.26. A. Ihre Vorhaben ſind nicht nach dem Verſtand/ ſondern nach ihrem [248] Willen/ und Belieben gerichtet. Letzlich ſind ſie leichtglaubig/ oder nicht glau= big/ zag/ oder frech/ und gleich unbeſonnen/ und nehmen beede ein ſolches End/ daß ſie der Weiſen Gelaͤchter/ und der Narren Mitleiden verurſachen.

??? Degenwert. ???
[arrow up]

NUn der Reyen an mir iſt/ bitte ich die Kennzeichen einer waa= ren Freundſchaft anzumelden.2. C. Wir wollen H. Veſpaſian laſſen anfangen.3. V. Ein rechtſchaffener Freund/ traͤget eine vereinigte und zertheilte Liebe: Vereiniget gegen dem/ den er liebet/ getheilet zwiſchen einem andern/ und ihm ſelbſten; doch alſo/ daß er faſt den wenigſten Theil fuͤr ſich behalten hat. In Erwehlung der Freunde/ ſihet er auf die Tugend/ oder vielmehr auf derſelben Stammwurtzel/ die Gottſeligkeit/ ſonder Gewinn und Wolluſt.4. J. Hat er die Freundſchaft einmal beſtettiget/ ſo verharret ſie unwandel [249] bar auf des wahren Freundes Seiten. Je groͤſſer die Noht/ je ſtandhaffter iſt die wahre Freundſchaft: gleich einem wolgeſchloſſenen Gewoͤlb/ das durch den Laſt ſtaͤrker gefuͤget und ineinander verbunden wird.5. R. Wann es die Noht erheiſchet/ kan er mit willigem Hertzen ſeines glei= chen/ nach euſſerſten Vermoͤgen beyſpringen/ ungeacht die Ehre ein groſſe Ungleichheit zwiſchen ſie gemachet hat. Die Veraͤnderung des Standes brin= get keine Veraͤnderung des gemuͤts.6. A. Er erfreuet ſich ſeiner Gluͤkkſeligkeit/ weil er dardurch Mittel hat/ ſeinen Freunden zu dienen: Neid und Falſchheit ſind ihm unbewuſt/ auſſer dem Na= men/ und ob er auch ſolche von andern erfahren haͤtte/ haſſet er doch ſolche Un= treu/ und entſchuldiget ſie auf alle Weiſe/ weil er vermeinet/ die gantze Welt ſey ſo redlich/ als er.7. D. Stirbt ſein Hertzens=Freund/ ſo achtet er ſich faſt fuͤr halb tod/ laͤſſet aber ſeine hinterlaſſene Waiſen ſolcher Freundſchaft Erben ſeyn. Er iſt mitthei= lig in allem/ was er hat/ und haͤlt ſeiner Freunde Nutzen hoͤher/ als ſeinen. Sei [250] ne Liebe verhuͤllet ſeiner Feinde Schwachheiten/ und Fehler/ nicht durch Un= wahrheit/ ſondern durch Verſchwiegenheit/ und mindert ſelbe durch beſcheide= ne Vermahnung. Sein Hertz iſt ſeines Freundes Schatzkaſten/ in welchem al= les Anliegen ſicherlich verwahret wird. Wofern aber einiger Mißverſtand ſeine Zuneigung aufloͤſen/ oder unterbrechen wolte/ kan ſolche durch ein verſoͤhn= liches Wort wieder vereiniget werden.8. C. Er wil nicht/ daß ſeine Wolthaͤtigkeit gegen ſeine Freunde bekant ſeyn ſol: Damit es nicht das Anſehen gewin ̅ e/ als ob er groſſen Dank/ oder Wieder= geltung darbey ſuche. Er iſt der Troſt in dem Elend/ der Handleiter in der Ge= ???ahr/ die Freude des Lebens/ der Schatz der Erden/ und ein dienſt=und ſichtba= ???er Engel. Nun wolle ̅ wir hoͤren/ wie ein Schmeichler und Fuchsſchwaͤn= ???zer ſich bezeuget.9. V. Schmeichlerey iſt nicht anders als eine falſche Freundſchaft/ eine ???chaͤndliche Hoͤflichkeit/ eine verdekkte Luͤgenkraͤmerey/ und ein anmutiger Zwi= ???palt des Hertzens und des Mundes.
|| [251]
10. J. Des Schmeichlers Zunge Lauffet auf der Spur unverdientes Lobs/ und kan ſo wenig tadlen/ als wahr reden. Seine uͤberhaͤuffige Betit= lung waͤret nicht laͤnger als ſeine Gegenwart. Sein boͤſes Gemuͤt hat die Zunge uͤm Gelt/ oder Hoffnung erkauffet/ und iſt eine Dienerinn fremder Ohren.11. R. Er wil ſeine hochgeruͤhmte Freunde mit erdichten Lob zu tod kuͤtzlen. Sein Mund iſt ein Fluß/ in welchem alle Maͤhrlein lauffen/ und ſich mehren. Wann ihn ſein Gewiſſen wilanklagen/ ſo ſtopft er ihm ſelbſt das Maul mit ſuͤſſ= en Worten/ und erdichten Ausfluͤchten.12. A. Er hanget an den Lippen deſſen/ der mit ihm redet/ und weiß nie= mand zu loben/ als welcher Befoͤrderung er von noͤhten hat.19. D. Er hat Pflaſter fuͤr allerhand Gebrechen/ wiewol ſolche zu bedekk= en/ und nicht zu heilen dienen. Er wolt einem jeden gerne die gruͤne Brillen aufſtekken/ welche er traͤget/ und ſeinen Wahn/ den ſein Gewiſſen wider= ruffet/ andern beybringen. Die Suͤnde hat keinen liſtigern Unter [252] kaͤuffel/ noch verſchaͤmtern Kupler. Er verſuͤſſet das Gifft/ und zukkert die Untugend/ mit geſetzloſer Freyheit. Er iſt der Ohrhoͤllerer der Fuͦrſten. Ein Schabe in den Kleidern der Freygebigen/ ein leibeigner Knecht deſſen/ der ihm zu eſſen giebt/ und mit einem Wort zu ſagen/ des Teuffels Sachwalter.14. C. Redlich und aufrichtig ſeyn/ nennet er Einfalt/ alletags Gebrauch/ Baurenweiſe/ und hat zu ſeinem Denkſpruch: Kinder und Narren/ ſagen die Wahrheit/ verſtaͤndige Leute ſetzen ſich nicht in Gefahr.15. V. Dieſer Tugend=und Laſterſpiegel iſt ein Meiſterſtuͤkk deſſen/ der ſolchen in der That vorweiſet/ mit Ubung des Guten/ und Meidung des Boͤ= ſen/ als in welchem des Menſchen Gluͤkkſelig= keit beſtehet.
|| [233]

??? Caſſandra. ???
[arrow up]

SOlchem nach frage ich: Welches Thier ſeiner Natur nach/ fuͤr das gluͦkkſeligſte zu halten ſey? Dieſe Frage ſol derge= ſtalt Reyenweis beantwortet werden/ daß eines jeden Meinung hiervon/ mit dem Buchſtaben anfangen muß/ mit welchem das andere geendet.2. V. Wann alle Sachen in dieſer Welt von uns/ wie wir von denſelben reden koͤnten/ ſo were zu wuͤnſchen/ daß alle Geſchoͤpfe ihr Urtheil von den Menſchen ablegen moͤchten. Wann wir aber von den Thieren/ zu Folge der aufgegebenen Frage/ reden ſollen/ halte ich die Voͤgel/ in ihrer Art/ fuͤr die Gluͤkkſeligſten/ als welcher liebliches Geſang ein gewiſſes Anzeigen ihrer Freu= de iſt/ wie hingegen das Geſchrey/ und duͤſtere Geheul/ von Schmertzen/ oder Begierden herkommet. Sie haben Theil an der Luft/ an der Erden/ an dem Waſſer/ ſie ſind der Wolken Nachbaren/ ſchoͤn und ſchnell/ daher man auch/ [254] meines Erachtens/ die Engel mit ihren/ und die Teuffel mit Fledermaͤus=des Menſchen Sinn aber mit Mukkenfluͤgeln zu bilden pfleget: Hingegen iſt das auf der Erden keuchende Unziefer/ fuͤr das ungluͤkkſeligſte zu halte ̅ . Ob ferners unter den beſagten Voͤgeln der Haan/ oder die Taube/ oder die Nachtigal/ als Muſicaliſche Thiere/ oder der Adler/ als der allerſcharfſichtigſte fuͤr gluͤkk= ſeliger zu ſchaͤtzen/ laſſe ich zu mehr verſtaͤndigem Nachdenken geſtellet ſeyn.3. J. Nichts iſt in dieſer Welt vollkommen gluͤkkſelig/ deſwegen ſolte man vielmehr fragen/ welches Thier am wenigſten ungluͤkkſelig ſey? Der Menſch/ als ein vernuͤnftiges Thier/ kan allein darvon urtheilen/ und haͤtte Urſachen ſich darfuͤr aufzuwerffen/ wann er nicht den Verſtand haͤtte ſein groſſes Elend/ Sorgen und Jammer zu erkennen. Er iſt zwar uͤber gluͤkkſelig/ aber nicht in die= ſem/ ſondern in dem zukuͤnftigen Leben. Hier iſt keine Freude ohne Leid/ und kein Ungluͤkk kommet allein. Er wird weinend geboren/ ohne Staͤrke/ ohne Waffen unbedekket/ und iſt ſeine Kindheit beraubt alles deſſen/ was man gluͤkk [255] ſelig nennen mag. Seine Jugend iſt unter der Ruhten/ und dem ſcharffen Zuchtmeiſtern. Die Juͤnglingſchaft erkennet/ wie nachtheilig/ alles Beluſten iſt/ und hat zu dieſem Ende die Wiſſenſchaft mit groſſer Muͤhe gefaſſet/ die Be= gierden im Zaum zu halten Das Alter iſt eine beharrliche Krankheit/ Verdruß und Ungemach. Das Ken ̅ zeichen der Gluͤkkſeligkeit iſt/ daß man verſtehe/ man beſitze dieſelbe/ nach ſelbſterwehlter Vergnuͤgung: weil aber niemand ſolche bey ſich findet/ ſo kan ſich auch niemand beſagtes Standes ruͤhmen.4. R. Niemand wird laugnen/ daß die Gluͤkkſeligkeit beruhet in einem voll= kommenen Weſen/ und wolbedachten Thun/ daher kan man ein Kind/ einen Weinzapfen/ oder einen Unſinnigen nicht gluͤkkſelig nennen/ weil ihm die End= urſache ſeines Thuns unwiſſend iſt. Wann man nun den Menſchen betrachtet/ ſo iſt niemand/ als er/ ſolcher Gluͤkkſeligkeit faͤhig. Man betrachte ſeine Ver= nunft/ ſeinen Willen/ oder ſeine leibliche Geſtalt. Er allein traͤget das Haubt empor/ den Himmel zu betrachten: Und ob zwar etliche Thiere die euſſer= lichen Sinne beſſer haben/ als er/ ſo kan doch derſelben keines die Farben/ das [256] Getoͤn/ den Geruch u. d. g. unterſcheiden/ in welcher Erkantniß er gluͤkkſeliger ???ſt/ als keines derſelben/ wie es auch mag Namen haben.5. A. Nach der heiligen Schrift iſt dieſe Welt ein Jammerthal/ des Menſchen Leben eine elende Wander= und Pilgerſchaft/ auf welcher man in ſteten Sorgen/ Creutz und Kummer wallen muß. Ja er iſt alsdann am un= gluͤkkſeligſten/ wann er ſein Ungluͤkk nicht erkennet/ und in blinder Gefahr dahinlebet. Sein Verſtand iſt den Sorgen/ und Kuͤmmerniſſen/ nicht nur in nohtwendigen ſondern mehrertheils in hinfallenden eitlen Dingen beſchaͤff= tiget/ und findet ſich in leerer Hoffnung/ oder in falſchem Wahn ſchaͤndlichſt betrogen. Er kan nichts finden/ daß ſeinem unſterblichen Verſtand in dieſer Zergaͤnglichkeit gleichet dahingegen anderer Thiere Beluſten/ ihrem Weſen gemaͤß iſt/ als Eſſen/ Trinken/ Schlaffen/ und was nur den Leib betrifft. Ich ſtehe aber in dem Wahn/ die Fiſche ſeyen die gluͤkkſeligſten Thiere/ man betrachte gleich ihre Weltſchweiffige Wohnung/ das Meer/ welches [257] viel groͤſſer als die Erden iſt/ da ſie vor den Menſchen auch viel ſicherer dahin= wallen/ und in dieſem Fall gluͤkkſeliger ſind als die Voͤgel/ oder man ſetze zu ei= nem Grund der gluͤkkſeligkeit geſunden Leib/ und in dieſem Stukk uͤbertreffe??? ſie alle andere Thiere/ oder man achte fuͤr gluͤkkſelig keine Schmertzen empfin= den/ ſo haben ſie wiederuͤm den Vorzug/ und ſind ſie auch deswegen ſtumm/ weil ſie kein Wehe und Leid zu klagen haben.6. D. Nun vielerley Meinungen ſind/ warinnen die Gluͤkkſeligkeit beſtehe/ ſo ſind auch vielerley Meinungen/ wem ſolche zuzueignen ſey. Wie alſo die??? Mahler ihre Arbeit von den beſten Meiſtern abſehen/ und ohne ſolche Vorbil= dungen ſind ihrer wenig zu finden/ die eine meiſterhaffte Stellung zu Papie??? bringen: Alſo muß man erſtlich die wahre Gluͤkkſeligkeit ausbilden/ und alſdan??? ſehen/ wer ſolche beſitze: ob es der Knecht/ oder der HErr/ das vernuͤnfftige ode??? (Epilogus o- mnium Cre- aturarum.) unvernuͤnfftige Thier ſey. Der Menſch/ welcher das letzte Meiſterſtuͤkk iſt al= ler andern Geſchoͤpfe/ iſt Sinnreich uͤm ſeines Ungluͤkks Urſachen zu finden/ und laͤſſt ſeinen Ehrgeitz/ der ihn gegen andere ſeines gleichen reitzet/ gegen de??? [258] unvernuͤnfftigen Thieren falle ̅ . Ja wir ſind mehrmals an unſrem Ungluͤkk ſchul dig/ in dem wir jenes verſtaͤndigen Spaniers Raht nicht folgen/ welcher ſagt: Man ſol nicht alles ſagen/ was man gedenket/ nicht alles zeigen/ was man beſitzet/ nicht alles nehmen/ was man habenkan/ nicht alles offenbaren/ was man weiß/ nicht alles thun/ was man kan/ nicht alles glauben/ was man hoͤret/ und endlich ſein Gewiſſen beobachten/ wie man den Leib ſchuͦtzet/ und ſein pfleget. Wir we= ren gluͤkkſelig/ wann wir uns in dem Tugendwege gebuͤhrlich wolten vergnuͤgen laſſen/ und in dieſem Weltwandel ein unſchuldiges Gugelsleben begiengen. Ein Verzagter ſolte ſagen/ der Loͤw were der Gluͤkkſeligſte unter allen Thieren weil ihm ſeine Staͤrkke und Tapferkeit die Oberherrſchaft uͤber alle andere Thiere ertheilet: wie der Kranke die Geſundheit fuͤr das groͤſſte Gluͤkk achtet. Gleichwie aber die runde Figur am leichtſten zu bewegen/ welche doch die vollkommenſte iſt/ alſo iſt auch der Menſch/ deſſen Beſchaffenheit alle andere uͤbertrifft/ am meinſten Krankheiten unterworffen.
|| [259]
7. C. Wann die Thiere ſolten gluͤkkſelig ſeyn/ ſo muͤſſte man ſolches ihnen der Geſtalt beymeſſen/ wie den Bloͤden/ die Ruhe des gemuͤts/ welche in dem ſie ohne Wiſſenſchaft und Erkuͤndigung ſind/ nicht wiſſen/ was Ruhe oder Unruhe iſt: Oder wie die Sterbenden/ welche keinen Schmertzen mehr em= pfinden. Wie aber beſſer iſt empfindlich/ als unempfindlich ſeyn/ wiewol man bisweilen Schmertzen darbey hat/ alſo iſt auch beſſer vernuͤnfftig/ als un= vernuͤnftig ſeyn/ wann es gleich nicht allezeit in der Welt hergehet/ wie wir uns es ein=und vorbilden.8. V. Hierunter iſt noch vorangeregte Frage zu eroͤrteren: Ob der Menſch der kraͤnkſte und gebrechlichſte ſey/ unter allen Thieren? Mich be= dunket/ die Frage ſeye mit ja/ zu beantworten: Denn obwol die Thiere/ und ſo gar die Kraͤuter und Baͤume ihre Krankheiten haben/ ſo iſt doch derſelben kei= nes mit mehrern Unfaͤllen behafftet/ als eben der Menſch. Der Hund wird wuͤtend/ das Schwein auſſaͤtzig/ die Geiſe und der Loͤw haben das Fieber/ aber was wolten dieſe einzeliche Krankheiten/ gegen des Menſchen Gebrechen ſeyn? [260] Ein jedliches von allen ſeinen gliedmaſſen iſt zwoͤlfferley Krankheiten unter= worffen Das Aug allein kan bey zweyhundert Gebrechen haben/ und ſihet man uͤber dieſes alles noch taͤglich neue Krankheiten.9. J. Was iſt aber die Urſache/ daß das vollkommenſte Geſchoͤpf den mein= ſten Krankheiten unterworffen iſt?10. R. Eben dieſe ſeine Vollkommenheit/ gegen den Thieren zu rechnen: wie eine Laute mit vielen Saͤiten/ leichtlicher mißſtimmet wird/ als eine Baurenfi= del. Aber dieſe Frage etwas genauer zu betrachten/ ſo ſind zweyerley Krank= heiten/ euſſerliche und innerliche. Der Menſch iſt beeden unterworffen. Den innerlichen/ wegen der vielerley Nahrungen/ die groſſe Veraͤnderung verur= ſachen in des Menſchen Leib/ da hingegen das Thier nur einerley Futter ge= neuſſet. Euſſerliche Gebrechen kommen von boͤſſen Luft/ Schlagen/ Stoſſen u. d. g. vor welchem die Thiere meinſten theils mit einer ſtarken Haut/ oder har= ten Schalen befreyet ſind.11. A. Die Urſachen laſſen ſich hoͤren.
|| [261]
12. D. Man betrachtet ein Gemaͤhl/ aber niemand kan die Fehler erken= nen/ als welcher die Kunſt verſtehet. Wie es mit uns Menſchen beſchaffen iſt/ (Apulejus.) das wiſſen wir wol: Was es aber mit den Thieren fuͤr eine Gelegenheit hat/ das kan keiner ſagen/ der nicht ein Thier geweſen iſt/ wie der guldne Eſel. Wir wiſſen unſre/ aber anderer/ und der Thiere Krankheiten nicht/ alſo koͤnnen wir auch nicht darvon reden. Soviel iſt verſichert/ daß viel Thiere innerhalb des Leibs beſchaffen ſind/ wie die Menſchen/ daß ſie aber nicht eben ſolchen Gebre= chen und Krankheiten ſolten untergeben ſeyn/ kan ich nicht ſehen. Die Thie= re/ wiewol ſie keinen Verſtand haben/ ergrimmen gleichſowol/ und fuͤrchten ſich/ wie auch der Menſch/ und haben ſie eine haͤrtere Haut/ als die Menſchen/ ſo muͤſſen ſie auch mehr geſchlagen werden. Wann man ihre Krankheit ſo ge= nau/ wie die unſren unterſcheiden ſolte/ welches doch der Muͤhe nicht wehrt iſt/ wuͤrde man derſelben gewiß nicht minder finden.13. C. Je vollkommener und zaͤrter eine Sache iſt/ je gebrechlicher iſt ſie. Die ſchoͤnſte Erden iſt das Glas/ aber ſo viel gebrechlicher: daher ſich nicht zu [262] verwundern iſt/ wann der Menſch/ zu Strafe ſeiner Suͤnden/ mit vielen Krankheiten geplaget wird/ welche die Thiere nicht verſchuldet/ oder ihnen mit Unmaͤſſigkeiten zuwegenbringen. Man findet mehr Unfall und Schwachhei= ten bey den Juden/ und den Seiden=Wurm/ als an den Elephanten. Ich hab auch hoͤren ſagen/ daß das Pferd ja ſo vielen Krankheiten unterworffen ſey/ als der Menſch: zwar iſt nicht zu laugnen/ daß ihrer viel ihnen/ durch falſchen Wahn/ die groͤſten Schwachheiten auf den Halſe ziehen.

??? Veſpaſian. ???
[arrow up]

NAchdem nun die Ordnung wieder an mir iſt/ und wir bishero vielerley Fragen und Geſchichte/ auf manche Art behandelt/ bin ich bedacht/ aus der Jungfer Caſſandra letzten Worten/ einen Spital der Wahnſucht auszubilden/ in welchen ihrer ſehr viel erkranken/ und ſchwerlich [263] wieder zurecht kommen moͤchten. Iſt der loͤblichen Geſellſchaft gefaͤllig mit zu ſpatzieren/ ſo wollen wir eine ſondere Kurtzweil angehen.2. J. Wir folgen/ wann wir koͤnnen.(Luca Aſſari- no Raguaglo di Cipro 27.) 3. V. gleichwie die Lacedaͤmonier ihre Leibeigne Knechte vollgeſoffen/ uͤm ihren Kindern das ſchaͤndliche Laſter der Trunkenheit vorzuſtellen/ und ſie dar= von abzumahnen: Alſo wird auch die Eitelkeit dieſer Welt nicht dergeſtalt ei= gentlich ausgebildet/ daß wir unſren Sinnen nachhangen/ und in der Welt Luſt erſoffen/ dahinfallen ſolle ̅ / ſondern die Falſchheit unſres Wahns/ und die Nich= tigkeit deſſen/ ſo wir hochzuhalte ̅ pflegen/ waꝛhaftig zu erkundige ̅ / und zu erleꝛne ̅ .4. J. Die Meinung iſt nicht zu verwerffen/ und erinnere ich mich/ daß zu anderer Zeit geſagt worden/ die Erkantniß der Eitelkeit/ ſey von dem Koͤnig Salomo geſetzet worden zu einem Grund der himmliſchen Weißheit. Dann ſo lang wir den Irdiſchen nachhangen/ ſo ſetzen wir das Uberirdiſche aus den Au= gen/ und wie jener ſagte: Thu das Eitele aus der Welt/ ſo wird wenig (Verulam.) uͦberbleiben.
|| [264]
5. V. Nach dieſem kurtzen Antritt wollen wir uns zu dem Spital/ in welchem die Wahnſuͤchtigen verwahret werden/ naͤhern. Ich will vorgehen/ die Gemaͤhle an jeder Thuͤre herſagen/ die Lehrſchrift aber ihnen ſamtlich beyzu= bringen uͤberlaſſen. Es iſt alſo bewand/ daß die Krankheit/ wie ſonſten eine andere gifftige Seuche/ leichtlich faͤngt/ und andere anſtekket/ deswegen ein je= der abſonderlich verwahret/ und verſchloſſen gehalten wird/ wegen ſolcher Ur= ſachen ſind die Kaͤmmerlein mit Zahlen/ und wegen der Zier/ mit Gemaͤhlen bemerket/ die ſonderen Arten dieſer Seuche zu unterſcheiden/ wiewol mancher an etlichen Gebrechen zugleich darniederlieget.6. A. Uns verlanget ferner zu vernehmen: Der Herr halte uns nicht zu lang an der Schwelle auf.7. V. Der Spital iſt einſchoͤnes groſſes Gebaͤu/ beſtehend in dreyen Gaͤten/ in dem I. werden die Wahnſuͤchtigen aufenthalte ̅ / welche eine falſche Meinung von den Guͤtern des gemuͤts haben/ in dem II. die andern/ welche die Guͤter des Leibs mißbrauchen/ und in dem III. Gaten liegen verſchloſſen/ die/ welche ihnen die Gluͤkksguͤter zu der Eitelkeit dienen machen.
|| [ID00404]
|| [265]
8. R. Wol/ die Abtheilung iſt gar merkſam.9. V. Wir gehen uͤber einen groſſen Platz/ darauf eine Kirchen mit einer Zeicheruhr/ ein Rahthaus gleichsfals mit eine ̅ Zeicher/ und etliche andere Haͤu= ſer mit Sonnenuhren zu ſehen ſind.10. J. Was iſt bey dieſem Umſtand zu bemerken?11. R. Daß der Menſchen Wahn/ wie die Uhren/ niemals/ oder garſelten zu= ſammentreffen/ und daß niemand ofter fraget/ wie viel es geſchlagen/ als wel= che Schlag=oder Zeiger=Uhrlein bey ſich tragen.12. V. An der I. Thuͤr war zu ſehen eine Spinne/ mit ihrem zarten Ge= ???ebe beſchaͤfftiget und dieſer Obſchrift:

Gar ſubtil dient nicht viel.
[arrow up]

13. J. Dieſes iſt zu verſtehen von denen/ welche ſich auf ihren ſcharffen Ver= ???tand verlaſſen/ und dardurch alles Unrecht durchzubringen/ nicht erroͤhten.14. D. Die Wandſchrift iſt alſo beygeſetzt. Job. 27. v. 18.
Der Gottloſe bauet ſein Haus wie eine Spinne.15. C. Wer zu viel weiß/ weiß nicht/ was er wiſſen ſol.
|| [ID00406]
|| [266]
17. V. An der II. Kammer war gemahlet eine Drukkerey/ benebens einem Spiegelkram mit dieſen Worten:
Der Fleiß fehlet auch im Kunſtgebrauch.18. J. Dieſes verſtehe ich von der Beredſamkeit und der Gedaͤchtniß.19. R. Die Fehler in der Drukkerey haben V. Urſachen/ es fehlet entweder I. der Verfaſſer/ welcher auf die Sachen ſelbſt denkend/ einen Buchſtaben zu viel oder zu wenig ſchreibet. II. oder es fehlet ſein Schreiber/ de ̅ er es in das Reine zu ???ringen anvertrauet. III. Fehlet auch der Setzer/ daß er einen Buchſtaben fuͤr ???en andern erwiſchet/ und was ihm gezeichnet wird/ nicht aͤndert. IV. uͤberſihet ???tliches der/ ſo den Drukklieſet/ und von den begangenen Drukkfehlern reinig= ???t. V. Fehlet auch der Drukker/ indem er ein Form hin und her hebet/ die etwan ???erausgefallene Buchſtabe ̅ / aus Eil/ nicht an das rechte Ort wieder einſtekket. So leichtlich kan auch der aller Beredſte irren.???0. A. Auf die Gedaͤchtniß deutet gewiß der Spiegelkram/ die gebrechliche Waare/ welche auch ein Hauch verfinſtern kan.???1. D. Die Beyſchrift mag dieſe ſeyn: Die beſte rede iſt das Gebet.??? C. Das beſte Gedaͤchtniß der Welt vergeſſen/ und GOTT gedenken.
|| [ID00408]
|| [267]
23. V. An der III. Kammer war gemahlt/ ein Koch/ der ein koſtbares Schau= eſſen zurichtete mit dieſen beygeſetzten Reimzeilen:
Es fuͦllet das Geſicht/ und ſtillt den Hunger nicht.24. J. Wann ich mich nicht betruͤge/ ſo wird dardurch verſtanden ein groſſer Buͤcher Schatz/ dergleichen etliche mit ſchweren Unkoſten zuſammen kauffen/ ihnen ein Anſehen zu machen/ daß man ſie ſol fuͤr gelehrte Leute halten/ verſtehe ̅ aber ſo wenig darvon/ als man von eine ̅ gemahltem Schaueſſen genieſſen kan.25. R. Ich halte aber/ es gehe das Anſehen unter andern auch dahin/ daß man nicht nur in Buͤchern leſen/ ſondern auch durch eigenes Nachſinnen/ derſelben genuͤſſen muͤſſe. Gleichwie bey einem groſſen Heer keine gute Ordnung kan ge= handhabt werden/ ſo kan man auch bey Leſung vieler Buͤcher nicht alles richtig behalten/ und ohne Irrung zu Werke bringen.26. A. Wer viel Geigen und Lauten kauffet/ dem giebt man die Kunſt darauf zu ſpielen nicht mit.27. D. Man lernet das uͤberfluͤſſige/ und vergiſſet das nohtwendige.28. C. Das ſchoͤnſte und beſte Buch iſt ein gutes Gewiſſen.
|| [ID00410]
|| [268]
29. V. An der IV. Kammer war einer gemahlet/ der ſich bemuͤhet/ mit der Fe= der ſeinen Namen in den Fluß zu ſchreiben mit dieſem Wort:
Der kuͤnſtlich=ſuͤſſe Ton/ bringt gleich ſo viel darvon.(Priùs fluit, quàm fuit.) 30. J. Die Stim ̅ e beharret ſo wenig in der Lufte/ als der Buchſtab in de ̅ Waſſer.31. R. Die Muſic beherrſchet der Menſchen Gemuͤt mit ihrer Lieblichkeit/ ma= chet ihre Kuͤnſtler ſehr angenem: Der Mißbrauch aber iſt ſo groß/ daß etliche Dantzende/ gleichſam raſend zu werden pflegen. Wann ein Schaͤfer auf ſeiner Schwegelpfeiffe eines daherſchluͤrffelt/ ſo verlieret er ſeine Muͤhe: Wann aber groſſe Herren durch ihre Trompeter ihnen ein Anſehen/ und unſterbliches Lob zu machen gedenken/ verlieren ſie die Unkoſten/ und finden ſich endlich in ſol= cher beweglichen Eitelkeit betrogen.32. A. Wie in allen Sachen/ alſo iſt auch hier nur der Mißbrauch wahnſuͤch= tig: gleichwie die Feder und Schreibkunſt mißbrauchet/ oder vergebens gebrau= chet wird/ wan ̅ man darmit/ wider alle Vernunft/ in das Waſſer ſchreiben wil.33. D. Die beſte Muſic iſt wahres Lob.34. C. Keine lieblichere Zuſam ̅ enſtimmung kan gefunden werden/ als wann Hertz und Mund aus einem Ton ſingen.
|| [ID00412]
|| [269]
35. V. An der V. Kammerthuͤre war gemahlet ein alter mit einer Brillen/ de= ren Glaͤſer alles vergroͤſſern/ oder auch vielfaͤltigen und mehr ſcheinen machen. Die Reimſchrift iſt dieſe.

Die angenehme Luͤgen/ ſich wiſſendlich betruͦgen.
[arrow up]

36. J. Dieſes iſt vielleicht von den Gemaͤhlen zu verſtehen. Dann gleichwie ein Geitzhals ein uͤbergroſſe Vergnuͤgung hat in der Vielheit ſeiner Goldſtukke/ die er doch nicht/ als in dem Anſchauen genieſſet: Alſo erfreuet einen ſolchen Lieb= haber der Gemaͤhle/ der Betrug/ welche ̅ ihn die Kunſt wiſſentlich vor Auge ̅ ſtellt:37. R. Keiner iſt Meiſter in allen: einer mahlt Landſchaften/ der andere Bild= niſſen/ der dritte Schiffarten/ der vierte Thiere/ udg. Alſo ſind auch die Poeten nicht in allen Reimarten gleich gluͤkkſelig.38. A. Es iſt aber auch hierin ̅ en nur die Ubermaß ſcheltbar/ wan ̅ man nemlich vber Vermoͤge ̅ auf Gemaͤhle wendet/ oder dieſer Luſtarbeit alle Angelegenheit ???achſetzet.???9. D. Das ſchoͤnſte Gemaͤhl iſt ein Gottsfuͤrchtiger Menſch/ als des Hoͤchſten erſtes Ebenbild.???0. C. Nichts iſt abſcheulicher zu ſehen/ als der Laſtergreuel.
|| [ID00414]
|| [270]
41. V. Nun ſteigen wir die Stiegen hin auf/ und beſchauen das 1 Kaͤm ̅ erlein/ auf dem erſten Grund/ angemahlt/ eine Frau/ die ihren Mann ſchlaͤget/ auf den 2. ein Pferd/ das von ſich ſchlaͤget/ und ihrer zween/ ſo miteinander ringen. Die Beyſchrift heiſſt alſo: Geſunder Leib/ ein boͤſes Weib.42. J. Die Geſundheit wird mit einem boͤſen Weib verglichen/ weil ſelbe mehr= mals/ wider die Seele/ als ihrem Ehegatten ſtreitet. Wer hat aber jemals eine ſolche Fraue loben koͤnnen?43 R. Die Gleichniß iſt wol ziemlich/ ſonderlich auch in dieſem/ daß wir Menſche ̅ unſren Leib nehren/ ſein pflegen/ und doch durch ihn vielmals zu Suͤnde ̅ gereitzet werden. Ein ſolcher Wolluſter bereuet endlich zu ſpat/ daß er dieſes boͤſe Weib uͤber die Seele herrſchen laſſen/ die ſich aller Schluͤſſel ſeines Hauſes bemaͤchti= get/ und alle ſeine Sinne gebrauchet zu den Werken der Ungerechtigkeit.44. A. Alſo haͤlt man oft die Krankheit fuͤr gluͤkkſelig/ in dem wir dardurch die Gelegenheit zu ſuͤndigen/ auch wider unſren boͤſen Willen/ meiden muͤſſen.45. D. In einem geſunden Leib iſt mehrmals das Gemuͤt krank/ und ſchwach.46. C. Der ſtaͤrkſte Mann iſt/ der ſich ſelbſten uͤberwindet.
|| [ID00416]
|| [271]
47. V. An der andern Kammer war gemahlet eine Gewichtuhr/ welche doch nicht aufgezogen war. Auf dem zweyten Grund war zu ſehen ein Braten an ei= nem Spieß ſtekkend/ der nichtumgetrieben wurde/ mit dieſer Beyſchrift:(Ipſa quies vitium eſt.)
Ich roſte/ wann ich raſt/ und diene mit dem Laſt.48. J. Dieſes iſt ſonderszweiffel von dem Muͤſſiggang zu verſtehen. Wann die Uhr ruhet/ ſo verroſten die Raͤder/ und Gewerbe/ daß ſie endlich/ durch die Ru= ???e undienſtlich wird. Wann man den Braten nicht wendet/ ſo muß er ver= ???rennen.49. R. Es iſt aber/ meines Erachtens/ durch dieſe zwey Gleichniß mit dem(Alſo muß das abgeſtandne Holtz verfau= len/ das unbe= wegte Waſſer ſtinken/ die oͤ= den Felder verwaſen/ der unbewegte Luft ungeſuͤ??? werden.) Bratſpiß/ und der Uhr/ auf den Muͤſſiggang des Leibs/ und des Geiſtes zu= ???leich geſehen/ maſſen ſelten eines ohne das andere beſchaͤfftiget ſeyn kan.50. A. Unter de ̅ Titel der Ruhe iſt vielmals die Faulheit verborgen. Der Schlaf ???ſt den Menſchen ſo hoch von Noͤhten/ als Eſſen und Trinken.???1. D. Der Muͤſſiggang iſt ein Vater aller Laſter. Die Faulheit eine Mutter alles Vnheils. Ein Schand= ???ekken der Natur/ aller Kuͤnſte Vntergang.???2. C. Der Vnwiſſenheit Lehrmeiſter. Der Wegzum Verderben. Der Spital aller Laſter. Der Keuſchheit ???upler. Der Tugend Verraͤhter. Der Lebendigen Todenſarg.
|| [ID00418]
|| [272]
53. V. An dem III. Zimmer war gebildet eine ſtattlich Leich=Begaͤngniß: mit groſſem Gepraͤng/ auf gut Soldatiſch. Die Auslegung war in dieſen Worten:
In Trinken und Eſſen/ der Seelen vergeſſen.54. J. Was ſind die Gaſtereye ̅ anders/ als Leichbegaͤngniſſen der Verſchwenď?(Was hilft ſei ne Seele/ daß man ihm ſein neulich er= kaufftes Wa= pen/ Gewehr und Sporn vortraͤgt? was diene ̅ die Fakk= el und Wachs lichter dem/ der die Augen nicht offe ̅ hat?) 55. R. Sol man hieruͤber lachen oder weinen? Laͤcherlich iſt/ daß man eine ̅ / der ???s nicht weiß/ un ̅ mehr Gelts/ als From ̅ keit beſeſſen/ Ehre anzuthun vermeinet. Wer ſolte nicht hieruͤber lachen? Aber dieſe Helden Wein zu ſauffen/ geben Ur= ???ach zu weinen/ in dem ſie alles/ was zum Pracht dienet/ trachten/ aber nichts ???u ihrem Verderben unterlaſſen. Viel Freunde/ Herren und Diener finde ̅ ſich ???ey der Leich=Begaͤngniß/ des Verſchwenders Vermoͤgen.???6. A. Doch iſt dieſe Unterſcheid/ daß jener nur einmals/ dieſer zu unterſchied= ???ichen Zeiten/ dieſes Grabmahl angeſtellet: lebet alſo in Freuden daß ſein guter ???Name/ ſein Haab/ und er deſto geſchwinder fallen/ und faulen.???7. D. Der Menſch hat keinen beſſern Artzt/ als die Arbeit/ und Maͤſſigkeit: Keinen groͤſſern Peiniger/ als ???uͤſſiggang und Fuͤllerey.???8. C. Ein Schwelger iſt ſein eigener Henker/ der ihm nach und nach mit lachendem Mund toͤdliches Gifft ???eybringet.
|| [ID00420]
|| [273]
59. V. Die IV. Thuͤr weiſete ein Gemaͤhl von zweye ̅ Bettlern/ welche mit Ru= ???en ausgeſtrichen/ ſich ihrer Striemen ruͤhmten. Die Reimzeile war dieſe:
Von Adams Schand/ kommt das Gewand.60. J. Und billich/ wie die Striemen von der Mißhandlung/ ſo kommen die er= ???ten Kleider von Adams Suͤnde und Ungehorſam/ mit welchem ſeine Nach= ???ommen ſo herrlich prangen nnd ſtoltziren.61. R Die Griechen haben die Neurung mit der Lands=Veꝛweiſung/ die Sey= ???hen mit de ̅ Tod geſtraffet: wir aber laſſen uns die fremden Kleider/ und mit den ???remde ̅ Trachten/ auch fremde Laſter/ ſehr viel koſten. Ja man moͤcht ſagen/ daß ???ir ſolchen Pracht von der armen Leute Gelt fuͤhren: Dan ̅ wem iſt unſer Uber= ???uß zuſtaͤndig/ als den armen Leuten/ welchen wir das Ihrige vorenthalten.???2. A. Daher hat jener dem Mondſchein ſo wenig/ als der neugierigen Welt ein ???chtes Kleid anmachen koͤnnen.???3. D. Den Vogel kennet man an den Federn/ den Mann anſeiner Kleidung/ und den Geberden.???4. C. Die ſchoͤnſte Kleidung iſt der Tugend Schmuk/ welcher ſich von euſſerlichem Anſehen nicht laͤſſt er= ???nnen.
|| [ID00422]
|| [274]
65. V. Die V. und letzte Kammer auf dieſen gaten zeigte ein Gemaͤhl von alten gebaͤuen/ welche mit Wintergruͤn uͤberwachſen waren/ mit dieſer Obſchrift:
Von dem umfangen/ zu Grund gegangen.66. J. Dieſes ſchlanke Erdgewaͤchs/ altet zu keiner Zeit/ ſondern verbleibet auch in dem grauen Winter/ bey gruͤner Jugend. Es ſchweiffet weit heruͤm/ und leget ſich in alle Winkel und Loͤchlein eines Gebaͤues/ ſo lang es Saft findet/ wan ̅ ſol= cher ausgeſogen/ ſo gehet beedes zu Grund.67. R. Mit unziemlicher Liebe wird geſuͤndiget wider Gott und ſein Gebot/ wider die Eltern/ und ihre Ehre/ wider den Nechſten/ mit ſchaͤndlichem Ergernis/ wi= der die Seele/ in dem ſie ſich mit boͤſer Luſt verunreiniget/ wider den Leib/ der mit Krankheiten geſtraffet wird/ wider einen guten Namen/ den auch die Nach= kommen nicht ausleſchen koͤnnen.68. A. Wolte GOTT/ daß man dieſes den jungen Leuten genugſam einbilden koͤnte/ aber ſie glauben es nicht/ als wann es zu ſpat iſt.69. D. Die Wolluſt wird ihr eigner Laſt.70. C. Wer ſich nicht regieren kan/ iſt ſein ſelbſt eigner Knecht/ und traͤget die Feſſel unziemlicher Begier= ???en/ welcher Lohn iſt die Reue.
|| [ID00424]
|| [275]
71. V. Nun kommen wir auf den III. Gaten. Das Gemaͤhl an der I. Thuͤr/ iſt ei= ne Landſchaft/ in welcher eine groſſe und wolerbaute Statt/ nechſt an de ̅ Meer gelegen/ darvon die Son ̅ enſtralen groſſe Schatte ̅ wer ̅ ffen/ mit der Beyſchrift:
Von groſſen Staͤtten/ groſſer Schatten.72. J. Dieſes wird auf die jenigen zu deuten ſeyn/ welche in dem Wahn ſtehen/ ihres Vaterlands Ruhm/ ſey der thrige.73. R. Der Ruhm/ den ich nicht erworben hab/ iſt nicht mein/ was aber nicht mein iſt/ kan ich mir mit Recht nicht zueignen Hab ich ein Liecht in der Hand/ ſo glaͤntzet das Liecht/ und nicht ich. Bin ich von einer groſſen Statt buͤrdig/ ſo iſt die Statt groß/ und nicht ich Manche groſſe Statt hat viel unbekante Buͤrger/ und ſind groſſer Herren Kinder nit groͤſſer/ als anderer Leute.74. A. Aus vielen kleinen Staͤttlein/ ſind groſſe und Weltberuͤhmte Leute kom= men/ dadurch ſie dem Vaterland/ und nicht das Vaterland ihnen/ Lob zuge= zogen.75. D. Was groß iſt/ kan nicht verborgen bleiben/ und iſt von dem Schatten/ und nicht von dem Liecht zu meſſen.76. C. Wer ſich eines fremden Lobs theilhaftig machet/ ſindet ſeine eigne Schande.
|| [ID00426]
|| [276]
77. V. Hier iſt an der II. Kam ̅ er gemahlet/ ein Barbirer/ der einem Edelman ̅ / eines Bauren Blut/ ſo er zur Ader gelaſſen/ vorweiſet/ mit dieſer Beyſchrift:
Geſunder Leib und friſcher Mut/ iſt mehr als hohen Adels Blut.78. J. Der Wahn etlicher von ihrem hohen Geſchlecht/ und uralten Ahne ̅ / iſt hier/ durch das Gebluͤt eines Aderlaͤſſers (wie man zu reden pfleget) bedeutet.79. R. Ich bilde mir ein/ es ſey ein Edelman und Baur wegen des Geſchlechts in Zwiſt gerahten: Nach dem ſie aber beede verwundet worden/ ſey darzwiſchen ein Barbirer kommen/ welcher ſie verbunden/ und beeder Gebluͤt in zweyen Bekken aufgefangen/ und gefraget/ ob auch jeder das ſeine erkenne? Das hoͤch= ſte an der Farb/ iſt der Geſundheit zuzuſchreiben.80. A. Mancher iſt geſund/ und ſein Vater krank. Keiner empfindet des andern Schmertzen. Die alten Roͤhren/ durch welche dieſe klare Qwelle gefloſſen/ iſt laͤngſten verfaulet. Die Wurtzel iſt verdorben/ welcher ſich der Aſt ruͤhmet.81. D. Was ruͤhmet ſich die arme Erde und Aſche/ darvon der Menſch genommen iſt.82. Die Tugend iſt der hoͤchſte Adel. Die Laſter geziemen dem gemeinen Mann.
|| [ID00428]
|| [277]
83. V. Die III. Thuͤr hatte zu einem Gemaͤhl einen Mann/ der die boͤſen Muͤn= tzen oͤffentlich auſchlaͤget/ mit dieſen Beyworten:
Ein guter Nameſonder That/ gleicht dem/ der boͤſe Muͤntze ̅ hat.84. J. So lang man nemlich die Muͤntz fuͤr gut haͤlt/ ſo lang wird ſie im vollem Wehrt/ anderer gleich gehalten: Wann ſie aber durch Strich und Feuer/ auf die Prob geſetzetwird/ ſo bald kom ̅ et ſie in Verachtung/ und wird zu jedermans Warnung/ an den Wirths=und Muͤntzhaͤuſern angeſchlagen.85. R. Alſo iſt es nicht genug from ̅ ſcheinen/ ſondern man muß es auch wuͤrk= lich ſeyn: Einer betreuget den andern/ ein jeder ſich ſelbſten. Der Wahn aͤndert noch mein/ noch dein Weſen.86. A. Es iſt faſt wie der Schmink/ mit welchem ſich die heſſlichen Dirne an= zuſtreichen pflegen/ und auszumahlen pflegen/ weil ihnen nemlich bewuſt/ daß ſie ſolcher Falſchheit von Noͤhten haben.87. D. Das gute Gewiſſen ertheilet den beſten Nachruhm.88. C. Das Lob nach dem Tod/ iſt das Geſang einer Nachtigall in dem Haus eines tauben Menſchen.
|| [ID00430]
|| [278]
89. V. Die IV. Thuͤr zeigete ein ſchoͤnes/ und ſtoltz=bekleidtes Weibsbild/ mit dieſen Worten:
Ein uohtwendiges Unheil/
macht das nielichſt Wolfeil.90. J. Ich verſtehe dieſes Gemaͤhl von dem Reichthum/ welcher etlicher maſſen mit den Weibsbildern/ als ein nohtwendiges Ungluͤkk/ verglichen wer= den kan.91. R. Das Gelt iſt an ſich zwar gut/ aber wird mehrmahl boͤſlich gebrauchet/ deſwegen es dann genennet wird/ die Urſach aller Sorgen/ Muͤhe und Arbeit/ die Gefahr des Beſitzers/ ein verraͤhteriſcher Knecht/ ein Feind der Tu= gend/ ein Freund der Laſter/ der Weg zu der Hoͤlle.92. A. Doch iſt uns der Reichthum zu taͤglicher Unterhaltung dieſes Lebens hoch von noͤhten.93. D. Es iſt leichter/ daß ein Camelthier durch ein Nadeloͤhr gehe/ welches vor Menſchlichen Augen gantz(Matth. 19/ 2???) unmuͤglich ſcheinet/ als daß ein reicher ſelig werde.94. C. Welche trachten reich zu werden/ fallen in manche Strikke der Verſuchung.
|| [ID00432]
|| [279]
95. V. Das letzte Gemaͤhl war ein Waſſerraht/ welches von den ſtetswallen= dem Fluß/ Tag und Nacht/ uͤmgetrieben wurde mit der Beyſchrift:
Es faͤllt und ſteigt/ es ſteht und eigt.96. J. Hierdurch iſt vielleicht bemerkket die Ehre/ hohe wuͤrde/ Aemter und Herrendienſte. Das Waſſer wird durch ein kuͤnſtliches Rad hocherhaben/ da= mit es ſich wiederuͤm Thalab ſtuͤrtze/ wie hier das ſchwere Waſſer zugleich uͤber= und unter ſich gefuͤhret wird.97. R. Durch vieler Befoͤrderniß wird man zu hohen Dienſten erhaben/ uͤm andern zu dienen/ und in beharrlicher Unruhe zu ſchweben/ maſſen durch der= gleichen Rad zu Augſpurg/ das Waſſer in etliche hochgelegene Gaͤrten geleitet/ und dardurch derſelben Fruchtbarkeit befoͤrdert wird.98. A. Man hat groſſe Muͤhe hoch anzukommen/ und noch viel groͤſſere Arbeit ſich mit anderer Nutzen in ſolchen Sorgenſtand zu handhaben.99. D. Verlaſſet euch nicht auf Fuͤrſten/ dann ſie ſind Menſchen. Das Volk iſt mit dem Waſſer in der H. Schrift verglichen/ die groſſe Vnbeſtaͤndigkeit deſſelben anzuzeigen.100. C. Wer zu hoch ſteiget/ eilet ſich zu ſtuͤrtzen.
|| [ID00434]
|| [280]
101. V. Bevor wir zu der Thuͤr hinausgehen/ wollen wir beſehen/ was wir Eingangs nicht betrachtet: Nemlich das Gemaͤhl an der Thuͤr/ beſtehend in einer Mahlerſtaffley/ darauf eine Tafel mit allerhand Bildern/ und dieſer Schrift:
Der WAHN hat Malerrecht/
und iſt ſein ſelbſt beliebter Knecht.102. J. Nemlich/ was wir waͤhnen/ und uns einmal einbilden/ das be= dunket uns das beſte/ und nicht das ſchlechſte zu ſeyn.103. R. Es ſind in dieſem Spietal noch viel mehr Wahnſichtige/ welche wir ein andermal beſuchen wollen.104. A. Es iſt aber gut/ daß wir ihre Krankheiten nur im Gemaͤhl geſe= hen/ dann weil ſie als Seuchen fangen moͤchten/ wuͤrden wir zu den verſchloſ= ſenen Perſonen/ nicht ohne Gefahr haben nahen koͤnnen.
|| [281]
105. D. Hier wird das Woͤrtlein Wahn entgegen geſetzet der Wahr= heit/ indem wir waͤhnen unſer: Ruhm/ oder Gluͤkk beſtehe in dieſer/ oder jener Eitelkeit/ da wir uns doch im Ende falſch berichtet/ und betrogen finden.106. C. Nun trifft F. Julia der Reyen/ ein neues Spiel anzufangen.

??? Julia. ???
[arrow up]

(Nach und nach.) MEine Erzehlung ſol dergeſtalt behandelt werden/ daß H. Veſpa= ſian daraus ein Sinnbild/ Jungfrau Caſſandra eine Lehre/ H. Degenwert einen Letterwechſel/ Jungfrau Angelica ein Spruͤchwort/ und H. Raymund eine Anmerkung beybringen ſol.2. V. Solcher geſtalt koͤnte das beſagte alles in die Erzehlung mit einge= bracht werden. Wir wolten uns aber bemuͤhen dieſem allen nachzukommen.3. J. Der erſten Geſchichte Obſchrift ſol ſeyn/
Die Straffe des boͤſen Rahts.
|| [282]
Auſſer Zweiffel iſt ein boͤſer Rahtſchlag GOTT dem HERRN ſo ſehr miß= faͤllig/ als die That und Vollziehung deſſelben: Maſſen oft mehr Boſheit bey dem waltet/ der einen liſtigen Anſchlag machet/ als dem/ der ihn unverſtaͤn= dig zu Werke richtet. Achitophel hatte mehr Straffe verſchuldet/ als Abſolon/ weil jener aus Bedacht/ dieſer aus Unbedacht geſuͤndiget.4. V. Hier koͤnte ich zu einem Sinnbild geben den eiſern Ochſen/ in welchem der Tyrann Phalaris den Erfinder deſſelben verbrennen laſſen. Weil aber ſolche Geſchicht vielmehr ein Exempel als eine Figur zu einem Sinndild iſt/ will ich anderer Gelegenheit erwarten.5. J. Unter den boͤſen Rahtſchlaͤgen/ wird auch der Weiberraht gezehlet/ welche von Anfang der Welt nicht viel gutes gerahten.6. C. Iſt alſo die beſte Lehre/ daß man ihnen nicht folgen ſol.7. J. Demetria/ eine Sicilianerin/ ware in ihrer zarten Jugend mit einem alten Geitzhals verehlichet/ welches Unvermoͤgen und Schwachheit ſie gleichſam/ nicht in dem Eheſtand/ ſondern in [283] Feſſel und Banden/ als in einer Gefaͤngniß verſchloſſen hielte??? Sie zehlte alle Stunde ihrer Erledigung/ ſo ſie von niemand al??? dem Tod ihres Alten verhoffen konte: Wie dann auch erfolget??? daß ſie nach wenig Monaten in die Freyheit des Wittibſtands??? zu ihre ̅ hoͤchſten Schaden/ geſetzet wurde. Ihr Leid bald wurde ei??? Freuden=Lied/ und ihre Threnen in Lachen verwandelt. Ihr??? Schoͤnheit wurde durch die Trauerkleider viel ſcheinlicher/ und funden ſich/ wegen ihres Reichthums/ nicht wenig/ welche ihr??? wuͤrklichen Troſt zu leiſten verſprechen. Demetria entſchlieſſet??? erſtlich/ ſich wiederuͦm zu verheuraten/ und gedenket unter ihre??? Bulen einen zu erwehlen: aͤndert aber bald ihren Sinn/ und wil??? keinen erkieſen/ weil nicht einer/ ſondern viel zugleich ihr wolge= fielen: Damit ſie nun in der Wahl etwan fehlen moͤchte/ bedient??? ſie ſich ihrer allzugleich/ und wird bey ihr ſelbſten Rahts/ ihr gute??? Tage zu ſchaffen/ in der einmal erlangten Freyheit. Damit ſie ihr??? [284] aber nicht ein boͤſes Geſchrey auf den Hals zihe/ haͤlt ſie einen/ und den andern in Hoffnung Ehlicher Verloͤbniß/ gebraucht ſich aber nach und nach derer/ ſo ihr wolgefielen/ daß alſo ihr Haus/ als eine Freyſtatt aller Wolluͤſten beſchreyt worden. Gleichwie reife Oepfel gerne faulen/ ſo iſt der Eifer/ welcher einen erfaulen Verſtandt anzeiget/ von dergleichen wolluſtiger Liebe ſelten weit.8. D. Hier iſt der Letterwechſel/ bereit doppelt vorkommen/ zuvor in Leid und Lied/ jetzund in dem Woͤrtlein Eifer und Reife.9. J. Die Jungen von Adel/ welche bey der Demetria ſich be= gegneten/ kamen vielmals von Worten zu Morden/ und wurden etliche bey Tage/ etliche bey Nachte meuchelliſtig niederge=(Alſo nennet ihn der Fran= tzos.) macht. Es fuͤgte ſich/ daß ein vornemer Graf/ mit Namen Fus= bret/ mit Demetria zu ſprechenkommet: dieſer wird mit dem Schein einer gar ehrliche ̅ Frauen von ihr faͤlſchlich betroge ̅ / und [285] mit ſo guter Art beſchwatzet/ daß er das boͤſe Geſchrey fuͤr Ver= leumbtung/ und ſeiner Freunde Vermahnung fuͦr Eifer haͤlt/ ſich deswegen mit ihr ehlich zu verbinden Bedenken traͤgt. Demetria verhoffte durch dieſe Heurat ihre Freyheit nicht zu verliehren/ ſondern unter dem Schatten des Eheſtands ſicher zu genieſſen: Doch war auf der andern Seite ̅ die Hinterniß/ daß Fuſoret noch ſeine Mutter hatte/ und unter der Gewalt ſeines Vormunds ver= hafftet/ ohne dieſe beede nichts verbindliches handlen konte. Nachdem ſie mit ihren Bulen lange Zeit daruͦber berahtſchlagt/ laͤſſt ſie ſich mit einem ſchriftlichen Eheverſprechen vergnuͦgen/ mit Verheiſſung/ daß die Hochzeitliche Begaͤngniß erfolgen ſol= te/ ſo bald er zu mannbaren Alter gelangen wuͤrde/ dahin es noch bey zweyen Jahren hatte.10. A. Man ſagt im Sprichwort: Es iſt nichts uͤber Weiberliſt.11. J. Fuſbret haͤtte/ aus bruͤnſtiger Unbedachtſamkeit/ den [286] Tod unterſchrieben/ und erbotte ſich die Feder mit ſeinem Blut anzufuͦllen. Nach ſo gepflogener Handlung/ wird er als ein kuͤnf= tiger Ehemann an=und eingenommen/ und hatte er kaum von den verbottenen Fruͦchten gekoſtet/ ſo wurden ihm die Augen er= oͤffnet/ und ſahe er/ mit was Feigenblaͤttern ſich Demetria bedekk= et. Er beklagte ſich wegen ihrer treuhertzigen Bezeugung/ gegen andere: Sie aber weiß ſich ſo ſcheinlich zu verantworten/ daß ſie Fusbrer uͦm Verzeihung bitten/ und ſich fuͦr wahnſuͦchtig/ und wahnſinnig muß ſchelten laſſen. Was geſchicht/ Demetria ver= liebt ſich in einen jungen von Adel/ welcher der juͦngſte in ſeines Vaters Haus/ und der ſchoͤnſte/ und tapferſte in Sicilia war. Ma= rin wird von dieſer Circe verzaubert/ und konte ſie noch ohn ihn/ noch er ohne ſie ſeyn. Die Blindheit/ welche ein Theil der Liebe iſt/ macht dieſer beeden Verfahren ſo unbehutſam/ daß Fusbret ſich an ihnen zu raͤchen/ nicht wol unterlaſſen koͤnnen. Nach dem [287] er nun ſeinen erſtgefaſten Argwahn/ wahr und unwiderſprechlich befunden/ und der gantzen Statt Urtheil nach/ dieſe offentliche Dirne zu ehlichen nicht gemeint iſt/ meidet er eine Zeitlang ihre Behauſung; durch die Abweſenheit ihrer gantz und gar zu ver= geſſen. Demetria verſuchet ihm ſeine Unbeſtaͤndigkeit ſchrift= lich vorzurukken/ ſihet aber durch die ſchimpfliche Beantwor= tung/ daß ihr dieſes Hirſchkalb aus den Garnen entkommen. Be= drauet ihn deswegen mit dem Gerichtszwang/ ihn/ zu Vollzieh= ung ſeines Ehegeliebts/ anzuhalten/ wann er ſich in gutem nicht darzu verſtehen wuͦrde. Hierauf ſchreibt ihr Fusbret die Ge= ſchicht ihres gantzen Lebens/ und mahlt ſie mit ſo natuͤrlichen Farben ab/ daß ſie ſchweret/ ſolche mit ſeinem Blut wideruͤm aus= zuleſchen: Stellet deswegen Marin/ ihren neuen Bulen an/ wel= cher/ mit Huͤlff etlich anderer/ Fusbret meuch leriſcher Weiſe nie= dermachet. Kuͤrtzlich/ Marin wird ergriffen von der Obrigkeit/ [288] und weil er die That bereuet/ und den Tod vor Augen ſahe/ be= kennet er leichtlich/ daß er ſolche That/ durch Demetria Einrah= ten veruͤbet. Sie wird gefaͤnglich angenommen/ und vermeinet ???och recht zu haben/ daß ſie an den Treuvergeſſenen Fusbret/ wie ſie ihn genennet/ Rache veruͦbet. Der Bannrichter aber wolte ſich mit dieſer Entſchuldigung nicht laſſen abſpeiſen/ ſondern ver= urtheilt Demetria/ wegen dieſer und vieler andrer Mißhandlung zum Schwert. Marin ab er iſt/ ſamt dem Kerkermeiſter/ durch ſeiner Freunde Vermittlung entkommen/ und nach dem er ſich et= liche Jahre im Kriegsweſen verſuchet/ hat er wiederuͤm Lands= Huldigung erlanget.12. R. Aus dieſer Erzehlung/ weren dreyerley Anmerkungen zu zihen/ als I. daß Demetria nach und nach in das ſchaͤndliche Suͤndenleben gerahten/ und wie niemand auf einmal verzweiffelt boͤs wird. II. daß ſie mehr mißhandelt mit ihrem rachgierigen Raht als Marin mit der That ſelbſt. III. Daß man [289] ja boͤſen Rahtſchlaͤgen nicht folgen ſol/ ſondern die Gelegenheit Unrecht z??? thun/ vermeiden.13. C. Das erſte koͤnte fuͤr eine Anmerkung gelten/ die andern Lehre??? aber weren mir beyzubringen obgelegen: Bitte/ H. Reymund wolle auch ein??? Geſchicht erzehlen.14. R. Dieſen Befehl achte ich fuͤr eine Gnadenſtraffe/ und iſt mir ber??? mehr beygefallen/ als ich auf einmal ſagen kan.15. A. Wir wollen es hoͤren.16. R. Der Tittel meiner Erzehlung kan ſeyn

Die Zauberlieb.
[arrow up]

Sergaſt wurde von ſeinem Freunde an dem Todbett befoh= len Arnolf/ ein Knab von neun Jahren. Jener erweiſet/ daß ſeine Freundſchaft nicht mit in das Grabe verſcharret worden; dieſer erwiederte die gute Zucht mit kindlichem Gehorſam/ und ſchul [290] ſchuldiger Ehrerbietung. Arnolf hatte einen Schulgeſellen/ aus Altadelichem Geſchlecht/ welchen wir Kuͤnhold nen ̅ en wollen/ der dieſen Arnolf/ mit zuwach ſenden Jahren/ fuͤr ſeinen Diener ange= nommen/ und ſich nebens ihm nach Angirs auf die hohe Schul begeben/ allda er ſeines Gleichen etliche angetroffen/ welche fuͦr die Buͦcher/ Karten/ Raquet und Fechtdegen/ fuͤr die Dinten das Trinken/ und für die Feder den Degen zu gebrauchen pflegten. Mit dieſen Woͤlffen muſte er heulen/ da unterdeſſen Arnolffleiſſig ſtudieret/ und gleichſam aus ſeinem Haubt ein Regiſter der Kaͤi= ſerlichen Geſetze machte.17. J. Ich merk hier/ daß mehrmals die Armut ein Mittel iſt zu der Wiſ= ſenſchaft/ der Reichthum hingegen der Laſter und des Muͤſſiggangs beliebte Urſache.18. R. Als ſie nach etlichen Jahren wiederuͤm nach Hauſe ge= langen/ faͤllet Kuͦnhold in die Liebesnetzeeiner argliſtigen Wit [291] tib/ ſo gleichsfals/ wie Demetria/ eine ſchriftliche Eheverloͤbni??? von ihm/ er hingegen ſeinen Willen von ihr erhalten/ und das U??? bel ſo lang getrieben/ bis es endlich Kuͤnholds Vater in Erfah= rung gebracht/ der ſie ſeines Sohns Handſchrift gerichtlich z??? hinter legen genoͤhtiget/ und ſolche Verloͤbniß/ als ohne ſeine??? Willen und Wiſſen beſchehen/ fuͤr nichtig/ und unbindig erken ̅ en/ abthun/ und zerriſſen machen/ benebens ernſtlichem Befehl/ daß beede hinfuͤro einander muͦſſig gehen ſolten.19. V. Man vergleichet den Eheſtand nicht unbillig mit den Huͤnern ??? Welche in dem Korb ſind/ wollen heraus/ welche heraus ſind/ wollen hinein. Die Beyſchrift koͤnte dieſe ſeyn:
Der Ehſtand iſt ein Hüner Haus/
diß wil hinein/ und das heraus.20. R. Hierbey verbleibt es nicht/ Hettwig erlanget ein an [292] ders Eheverſprechen von Kuͤnhold/ welches nach ſeines Vaters Tod/ ſolte vollzogen werden/ wird aber gleichsfals erkundſchaft/ ihr gleich dem erſten/ durch Gerichts zwang aberhalten/ und fuͤr nichtig erklaͤret. Der gute Alte von Adel war zwar gewillet ſei= nen Sohn zu verheuraten/ aber nicht mit einer ſo leichtfertigen Dirne/ als Hettwig war/ ſondern hatte ihm auserſehen Adelheit ei= ???e ſchoͤne und ſeiner Freundſchaft gemaͤſſe Jungfrau/ mit Bedro= ???en: Wuͦrde Kuͤhnhold ihm nicht folgen/ von der Hettwig ablaſſ= ???n/ und dieſe ehliche ̅ / ſo wolte er ihn als ein ungehorſames Kind ???nterben. Arnolfvermahnet ſeinen geweſenen Herrn/ und Freund/ ???r ſolte ſich doch erinnern des Fluches/ welchen die ungehorſa= ???en Kinder auf ſich laden/ und beredete ihn endlich/ daß er zwar Adelheit beſuchte/ aber von der Hettwig nicht ablieſſe/ ob er wol ???on jener faſt mehr/ als von dieſer geliebet wurde. Nach dem nun Stattkuͦndig wurde/ wie Kuͤnhold mit Adelheit verlobt were/ [293] und der Hochzeitliche Ehrentag kuͤrtzlich erfolgen wuͦrde/ b??? fuͤrchtete Hettwig ihren Bulen zu verlieren/ als welcher ſich m??? gar gutem Fug/ nach ſeiner Eltern willen/ von ihr ab=und zu Adel??? heit wenden koͤnte/ findet ſich deswegen zu einer Zauberinn/ vo??? welcher ſie etliche Zettel mit Buchſtaben/ und Wurtzeln bekom= met/ dardurch Kuͤhnhold Adelheit haſſen/ Hettwig hingegen lie= ben ſolte.21. C. Die Lehr iſt leichtlich zu finden/ daß nemlich eine Suͤnde die Eigen??? ſchaft hat/ daß ſie die andere mit ſich/ oder nach ſich ziehet/ die letzten aber alle??? zeit die groͤſten und verzweiffeltſten ſind.22. R. Dieſe Zauberkunſt hatte ſo viel Wuͦrkung/ daß Kuͤn= hold Adelheit aͤrger/ als den Tod/ zu haſſen begunte/ ja auch ihre??? Namen nicht hoͤren wolte/ und als ihm der Vater ſie zu freye??? mit Gewalt zu noͤhtigen gedacht/ hat er ſich in die Flucht bege= ben/ und bey ſeiner Mutter Bruder/ 50. Meilwegs darvon wohn [294] haft aufgehalten. Arnolfreiſet ihm nach/ und bald darauf auch A= delheit/ mit einer ihrer Geſpielen/ weil ſie auf den Loͤerefluß ohne ſondere Unkoſten dahingelangen konten. Inzwiſchen ruͤhmet ſich Hettwig/ ſie habe die vermeinte Ehe zwiſchen Adelheit/ und Kuͦnhold auf uͤberirdiſche Weiſe verhindert/ und ſich doch nicht genugſam raͤchenkoͤnnen/ ꝛc. Dieſe Wort wurden des Kuͤnholds Vater vorgetragen/ der ſobald zuwegenbringet/ daß man Hett=(Dergleichen hat ſich auch in dem Nuͤrn= bergiſchen Ge biet unter den Soldaten be= geben.) wig gefaͤnglich/ ja faſt peinlich daruͤber befraget/ und ihr ſo zu= ſpricht/ daß ſie die Zauberinn nennet/ und die Wurtzel mit den ge= ſchriebenen Zettel von Handen giebet. Was geſchicht? dieſelbe ???iertelſtund (wie nach mals beglaubet worden) aͤndert Kuͤnhold ſeine ̅ Sin ̅ / daß er gleichſam aus dem Schlaferwachet/ Adelheit zu lieben/ und Hettwig zu vergeſſen angefangen/ und vorſeiner Ruͤk= reiſe ſie zu Kirchen und Straſſen gefuͤhret. Die Zauberinn aber [295] iſt bald hernach wegen ihres boͤſen Rahts/ zu gebuͤhrlich er Stra??? fe gezogen worden.23. A. Nun laß ihn Herr Veſpaſian belieben dergleichen zu erzehlen.24. V. Meine Geſchichte ſol ſich zu den beſagten wol ſchikken/ und b??? titelt ſeyn:

Das boͤſe Vorhaben.
[arrow up]

(Pſalm 1/ 6.) Es bleibt einmahl bey des Pſalmiſten Ausſpruch: Der Gottloſen Weg??? vergehen/ weil ſie nicht die richtige Straſſen wandlen/ ſondern heimlich liſtig??? Abwege gehen/ wie aus Erfolgendem mit mehrern erhellen ſol.Bey Barcelona hatte ein Edelmann/ welchen wir beſſer??? (Belley l. 1. Even. 5.) Gemerks wegen Valentin nennen wollen/ zwo Toͤchter erzeuget die aͤltſte nen ̅ te er Olindam/ eine Jungfrau von nicht veraͤchtliche Schoͤnheit/ und Freundlichkeit/ ihre Schweſter Adriana abe??? war ſo ſchoͤn/ daß man ſie nicht heſſlich nennen konte/ argliſtig [296] und klug darbey/ daß man ſie fuͦr verſtaͤndig halten koͤnnen/ wann ſie ihren Sinn auf gute Sachen gewendet. Sie war von Jugend auf zu allem Boͤſen geneiget/ und mehrte mit den Jahren ihre Schalkheit/ und Untugend. Niemand hatte Urſach ſie/ wegen ihrer ſchoͤnen Haare zu lieben/ oder zu loben: Da hingegen ihre Schweſter der Freyer nicht ermangelte/ und ſo gar/ daß es das Anſehen hatte/ dieſe zwo Schweſtern weren deswegen in einer Geſellſchaft/ damit die juͤngſte der aͤltſten Schoͤnheit herrlicher machte. Hieraus erfolget der Neid/ unter ihnen/ welcher bald in Zwietracht und unverſchuldte Feindſchaft ausgeſchlagen.25. J. Den Neid hab ich in einem Sinnbild ſolcher geſtalt geſehen: Eine Fauſt draute auf eine vielſpitzige Flachshechel zu ſchlagen/ mit der Obſchrift:

Ich will mich raͤchen.
[arrow up]

|| [297]
Die Argliſtigkeit aber/ mit einer Hand/ die mit einem eiſernen Handſchuhe ver= wahret einen Igel angegriffen/ mit dem Obwort:

So/ oder gar nicht.
[arrow up]

26. V. Olinda machte ſich durch ihre Schoͤnheit und Freund= lichkeit lieben/ und wegen ihrer Tugend fuͤrchten/ jedoch mit ſol= cher Hoͤflichkeit/ daß niemand Urſach hatte/ ſie fuͤr ſtoltz/ oder feindſelig auszuſchreyen.27. R. Hier iſt bereit die Anmerkung vermeldet/ welche mir zu beobachten??? gegeben worden.(Der Frantzos ſagt: il a voit de la grace, & bon ̅ e mo- ne autant qu’en Espa- gnol en eſt capable.) 28. V. Wie unter den Blumen eine ſchoͤner iſt als die andere/ ſo waren auch unter den jungen Freyern einer mehr angenem/ als der andere. Zween waren unter allen/ die einen beſſern Zutritt hatten/ vor den andern/ Loͤwart/ und Heinrich. Loͤwart hatte gute??? Geberden/ war hoͤflich/ und ſo ſchoͤn/ als ein Spanier ſeynkan. Er [298] hatte durch das Studiren ſeinen Verſtand ausgeſcherffet/ ſeine Sitten wolſtaͤndig/ und ſein Verfahren bedachtſam gemachet/ war auch nicht unwiſſend die Waffen zu handhaben/ daß ihm al= ſo nichts ermangelt/ was einem Edelmann geziemet. Aber doch dieſes alles hintangeſetzet/ war Heinrich beſſer angeſehe ̅ / welcher wegen groſſes Reichthums ſtoltz/ hoch muͤhtig/ und vermeinte/ man haͤtte Urſach/ ihm mit demuͦtigem Dank entgegen zu kom= men/ daß er ſich an ſolchem Ort anmeldete. Im Ende/ hat man vor Alters auch ein gulden Kalb angebetet. Olinda hatte von der Koͤnigin aller Tugenden/ der Demut gelernet/ daß GOTT den Hoffaͤrtigen widerſtehet/ und achtet ſich dieſes/ wiewol vor= nemen/ und von ihren Eltern hochgehaltnen Edelmanns/ ſo viel als nichts: Hingegen aber konte ſie dem Ehrerbietigen Loͤwart nicht abhold ſeyn/ und ſich nicht enthalte ̅ / ihre Schweſter/ ſolch= er ehrlichen Neigung theilhaftig zu machen. Adriana liebko [299] ſte zwar mit Worten ihrer Schweſter Gewogenheit/ und lobt??? ihren Bulen aufs hoͤchſte/ obwol ihre Eltern ſie mit Heinriche??? zu vere hlichen gewillet waren/ mit dem Wahn/ daß durch Voll= ziehung Olinde Hoffnung/ der andere ihr unzweifflich zu Thei??? werden müſſe/ und ſie hierdurch zu uͤberhoher Ehr/ Gelt und Gu??? gelangen koͤnte.29. D. Es iſt des Woͤrtleins Ehr gedacht worden/ welches verſetzet da??? fluͤchtige Reh heiſſt.30. V. Zu Befoͤrderung beſagter Liebe zwiſchen ihrer Schwe??? ſter und Loͤwart/ unterlaͤſſt ſie beederſeits nichts/ was ſie darz??? dienlich veꝛmeinet/ tꝛaͤgtal ſo alle ihr veꝛtraute Geheimniſſen dem??? verlangten Schwager vor/ daß er an Olinde Gegenliebe nich??? zweifflen kunte. Heinrich laͤſſt uͤm Olinde werben/ und erhaͤlt die??? Verſprechung/ daß er nicht anderſt waͤhnen moͤchte/ als er ſey de??? Freundſchaft aus der maſſen lieb/ und angenehm. Adriana bere [300] det Loͤbwart/ nach vielen Rahtſchlaͤgen/ Olinden zu entfuͤhren/ darein ſie aber nicht willigen wil/ als welche die Tugend in dem Hertzen/ und einen ehrlichen Namen in ander Leute Mund be= obachtete/ ja ſie ſagte/ wann ſie hierdurch eine Koͤnigin werden koͤnte/ ſo wolte ſie ſich doch darzu nicht verſtehen. Adriana be= ſinnet dieſe Liſt; Wir gehen/ ſagt ſie zu Loͤbwart/ mehrmals in unſren Garten ſpatzieren: Habt ihr ſo viel Hertz/ als Lieb in dem Hertze ̅ / ſo laſſt in der Naͤhe eine Kutſch/ und an de ̅ Fluß ein Ren ̅ = ſchifflein beſtellen/ und entfuͦhret Olinde: Ich will gut und Buͤr= ge werden/ es ſol ſich der Handel in kurtzer Zeit ſchikken. Alſo wird meiner Schweſter Liebe eure Kuͤhnheit entſchuldigen/ und ſie ihre Furchtſamkeit zu ruͤkke laſſen: Ich will auch die Sa= che bey meinem Herrn Vater gnugſam verantworten/ der wol verſtehet/ wie man aus der Noht eine Tugend machen ſol. Loͤw= art folget dieſem unbedachtſamen Rahtſchluß/ und richtete [301] ſelben mit ſolcher Klugheit zu Werke/ daß er Olinda wider ihr??? Willen iu die Inſel Majorica uͦberſetzet: Da er die Schuld ſei??? nes Unterfangens der Liebe/ dem Geſchikk und Gluͦkk/ ſo mei??? ſterlich zu geben weiß/ daß ihm Olinde/ welche wie gedacht/ ih??? ſehr liebte/ nach einem ſtraͤfflichen Verweis/ verziehen/ ſich mi??? ihm durch die Hand des Prieſters trauen laſſen/ und ſeinem Will??? voͤllig ergeben.31. A. Man ſagt in dem Sprichwort: Es wachſen keine Roſe??? ohne Doͤrner. Ich will gerne hoͤren/ ob dieſe frevle That gluͤkklich hinaus gegangen.32. V. Adriana machet ſich des Anſchlags/ mit Beglaubung vieler Threnen/ unwiſſend/ daß ihre Eltern ſie unſchuldig hielten/ in dem ſie/ wegen dieſes Jungfrauraubs nicht wenig betruͤbet/ Heinrich aber/ ſich an den Thaͤter zu raͤchen/ entſchloſſen war; deſ??? wegen er dann durch koſtbare Kunſtſchaft in Erfahrung bringt/ [302] daß ſich die Entflohenen in der Inſel Majorica aufhalten/ und bereit den Eheſtand angetret???en haͤtten. Er nimmet Stekkbrie= fe mit von der Obrigkeit des Orts/ ſegelt eilends dahin/ un ̅ bringt beede zu gefaͤnglicher Verhaft. Loͤbwart ſagte zu Olinde/ daß ſie ???unmehr ſein Leben in ihren Handen haͤtte/ indem ſie bekennen wuͤrde/ daß er ſie wider ihren Willen entfuͤhret/ und dardurch den Tod verdienet: Er wolte aber verhoffen/ ſie werde die einmals ???eſchehene Verzeihung beharren/ und jhn als ihren Ehemann mit ſtandhaftiger treuer Liebe beygethan verbleiben. Olinda ???erſpricht ſolche nicht mit Worten/ ſondern mit der That wuͦrk= ???ichſt zu leiſten. Wol/ ſie werden fuͦr den Koͤniglichen Statt= ???alter gebracht/ und bekennet Olinde/ daß ſie mit ihrer Einwilli= ???ung entfuͤhret worden/ weil ſie ſonſten die Zeit ihres Lebens in ???er Dienſtbarkeit/ eines ihr gehaͤſſigen/ und ſtoltzen Eheheren ???aͤtte leben muͤſſen. Wie raſend Heinrich uͤber dieſe Erklaͤrung [303] worden/ iſt leichtlich zu erachten: Sein hochfahrender Sin??? moͤchte dieſe Verachtung/ nicht ohne Ergrimmen anhoͤren. De??? Koͤnigliche Statthalter/ laͤſſet die Gefangene/ in einem Schif??? verwaret/ in ihr Vaterland bringen/ daß ſie an dem Ort des Ver= brechens/ zur Straffe gezogen wuͤrden. Als ſie dahin gelanget??? wird Loͤbwart in eine Gefaͤngniß geworffen/ Olinde aber bey e??? ner Befreundin in Gewarſchaft genommen. Heinrich verſprich??? Olinde/ einen Weg als den andern/ zu freyen/ wann man es dahi??? bringen koͤnte/ daß Loͤbwart der Kopf vor die Fuͦſſe geleget wuͤr= de/ und laͤſſet ihm Valentin die Sache nicht mißfallen. Adrian??? ſihet bey ſolcher Behandlung alle ihre Hofnung zu Waſſer wer??? den/ bemuͤhet ſich Heinrich auf allerley Weiſe/ und nicht ohn??? ſcheinbare Urſachen von ſolchem Vorhaben wendig zu mache ̅ ??? Als ſie aber dieſes Orts nichts richten kan/ wendet ſie ſich zu ih= rer Schweſter/ und beſchwatzet ſie/ Heinrich trachte nicht nu??? [304] ???hren Ehemann zu toͤden/ ſondern auch ſie/ als eine leibeigene Dirne zu halten: Beredet alſo Olinde/ daß ſie lieber zu ſterben/ oder in ein Cloſter zu gehen gelobt/ als dieſes Frevlers Hochmut/ und ihres Mannes Moͤrder ſich unterwuͦrffig zu machen. Kurtz darvon zu reden/ Loͤbwart wird zum Tod verurtheilet/ und ſtell= te ſich Olinde/ als ob ſie von Sinnen kommen wolte/ wie ſie ihr Vater mit Heinrichen zu vermaͤhlen angeſtrenget. Heinrich be= trachtet die Wort/ und Geberden/ mit welcher ihn Adriana un= terhalten/ und faſſet/ ſonders Zweiffel aus Goͤttlicher Schikkung/ den Wahn/ alles Ungluͤkk muͤſſe von ihr herkommen/ weil ſie von der Unverſoͤhnlichkeit ihrer Schweſter nicht wenig Wort ge= macht. Nachdem er ſolche ſeine Gedanken ihrem Vater eroͤffnet/ welchem die Boßheit ſeiner Tochter nicht unwiſſend war/ und ſie zu ſtraffen verſprache/ hat er ſich damit nicht wollen befriedi= gen laſſen: Sondern ſobald Adriana inzwiſchen mit Heinrich zu [305] ſprechenkame/ und ihre Schweſter verhaſſt/ ſich aber beliebt zu??? machen bemuͤhte/ benebens auch in Verfahren gegen Loͤbwa??? (das Heinrich ſchmertzlich gereuet/) billigte/ und verthaͤtigte/ ???= zuͦrnete er der geſtalt uͤber ſie/ daß er aus blindem Grimm/ den Stillet entbloͤſſet/ und ihr durch die Bruſt ſtoͦſſet. Wegen ſolcher That/ wird er genohtſacht/ das Land zu raumen/ und in Flandern fuͦr einen Soldaten zu dienen. Hat alſo Adriana/ fuͤr ihren boͤſen Raht gebuͤhrliche Straffe bekommen.33. R. Hieraus iſt zu merken/ daß ein falſches Hertz fuͤr GOTT ein Greu= el/ und daß er wil aus ſeinem Munde ſpeyen/ die/ ſo noch kalt/ noch warm ſind. Menſchliche Klugheit iſt eine Thorheit fuͤr GOTT/ und fallen ſolche Rahtge= geber/ wo nicht bald/ jedoch im Ende/ in die Gruben/ welche ſie andern gegra= ben haben.34. J. Man koͤnte auch hieraus beobachten/ daß Olinde faſt unſchuldig/ in??? dieſes Ungluͤkk gerahten.
|| [306]
35. V. Aber doch hat ſie in dieſem gefehlet/ daß ſie ſich wider ihr Eltern Willen verheuratet.36. C. Hingegen iſt der Eltern Geitz vielmals Urſach an der gleichen Faͤl= len/ in dem ſie mehr auf Gelt und Gut/ als auf ihrer Kinder Neigung ſehen/ ja ſie/ ohne ihr Wiſſen/ vielmals verſprechen/ als wann eheliche Liebe ein Theil Kindliches Gehorſams were/ und daß ſich die ungleichen Sinne zuſammen ſchikken muͤſten.37. J. Meine Geſchichte ſol heiſſen

Die glükkliche Vngleichheit.
[arrow up]

Wie etwan ſonſten zwiſchen Nachbarn leichtlich Streit/ und Irrungen vorgehen/ ſo geſchicht auch/ unter angrentzenden Voͤlkern/ und ſcheinet/ als ob eine natuͦrliche Feindſchaft zwiſche ̅ etlichen were/ deren Urſachen beederſeits unbewuſt ſind. Die= ſes befindet ſich auch zwiſchen den Caſtilianern und Portugeſen/ [307] unter welchen Philipp der zweyte Koͤnig in Hiſpanien/ viel Ehe geſtiff= tet/ gutes Vertrauen unter ihnen zu machen/ und bey derſelben Nachkommen fortzupflantze ̅ . Unter dieſen befande ſich zur Zeit hochverſtaͤndigen beſagten Koͤnigs/ ein ſehr vornehmer Portu= geſiſcher Herr/ welcher keine Erben hatte/ als zwo mannbare Toͤchter. Der Koͤnig bemuͤhet ſich hoͤflich/ die aͤltſte einem ſehr vornemen Caſtilianer zu werben/ und zu erwerben: maſſ= en unter der Koͤnige Bitten/ meiſten theils ein Befehl verborgen lieget. Wie dem allen/ ſo hatte der Portuges keinen Luſt darzu/ ſondern verlobte ſeine aͤltſte/ verſtaͤndigſte/ und liebſte Toch= ter einem andern Herrn ſeines Volks/ welcher ins gemein fuͤr etwas bloͤd gehalten wurde/ deſſen wir ferners unter dem Namen Zenonis gedenken wollen. Damit er aber des Koͤnigs Ungnade nicht auf ſich laden moͤcht/ giebt er Adelle/ ſeine an Jahren und Verſtand junge Tochter Almeri den klugen Caſtilianer/ nach des [308] Koͤnigs oberherrlichen Einrahten. Der Koͤnig/ als er beede Verloͤbniſſen vernommen/ wuͤnſchet Ariſtodeme Gluͤkk/ zu ſo gleich eiliger Verehlichung ſeiner beeder Toͤchter/ wiewol er die aͤltſte mit den anſehnlichen Guͤtern ihres Vaters/ lieber in des Caſtilia= ners Handen geſehen haͤtte/ als die juͦngſte mit verſprochner aus= ſteurung am barem Gelte: Geſtalt ermeldter Koͤnig bedacht ge= weſen/ viel Caſtilianer/ zu Verſicherung deſſelben Koͤnigreichs/ in Portugal haͤuſlich niederzuſetzen. Dieſes war Ariſtodeme nicht unwiſſend/ und als er von dem Koͤnig befragt wurde: War= uͦm er ſeinem Raht nicht ſtatt gegeben? geantwortet: Gnaͤdigſter Koͤnig/ Ich hab dem Klugen die Naͤrrin/ und dem Narren meine kluge Toch= ter geben wollen. Welche ſie gekennet/ haben die aͤltſte klug/ die juͤngſte ſchoͤn/ ich aber/ hab ſie jederzeit ein Naͤrrin genen ̅ et. Wann alle Portugeſen wie Zeno beſchaffen weren/ ſo ſolten uns die Ca= ſtilianer mit Fug fuͤr Narren halten/ da hingegen Almery bey je [309] derman fuͤr einen verſtaͤndigen Mann zum wenigſten dem Anſe= hen nach/ geſchaͤtzet wird: Wie denn Kaiſer Karl hochloͤblichen Angedenkens geſagt haben ſol: Die Portugeſen ſcheinen naͤrriſch/ weren aber verſtaͤndige Leute/ die Caſtilianer aber ſcheinten verſtaͤndig/ und erweiſten im Werke nicht wenig Thorheit. Der Koͤnig lachte ob dieſer Ant= wort/ gedachte aber darbey/ daß die Gleichheit allein eine ̅ gluͦkk= lichen Eheſtand machte. Ariſtodeme antwortete mit gebuͤhr= licher Beſcheidenheit/ daß ſolcher geſtalt einem abgehe/ was de ̅ andern zugehen werde/ und er ſolche Nachkommen verhoffte/ die nicht gar zu klug/ noch gar zu naͤrriſch ſeyn wuͤrden. Hieruͦber wur= de uͤmſtaͤndig geredet; Ob/ und wie doch alles in der Welt durch widrige Eigenſchaften erhalten werden muͤſſte. Zeno begabe ſich/ nach kurtzer Zeit/ auf die Thorheit ſeiner Jugend/ und muſte Mo= reta viel leiden/ welches Adelle nimmermehr erdulten koͤnnen/ bis ſie ihn endlich mit dem herankommenden Alter auf den rechten [310] Weg wiederuͦm gebracht/ und er mit ihr etliche Kinder erzeugt/ ja bekennet/ ſeine Gemahlin were ſein Schutz=Engel/ der ihn von allen Suͤnden abhalte. Adelle hingegen ſuchte Urſach ſich mit den Hofleuten gemein zu machen/ wurde aber von Almeri mit ſol= cher Beſcheidenheit abgemahnet/ daß ſie ihr Unrecht erkante???/ und mit ihm dem Hofleben entflohen/ auf ſeinen Guͦtern ein ruhi= ges und gluͤkkſeliges Leben gefuͦhret/ und unterſchiedliche junge Erben erzeuget.38. V. Zu einem hierzu verſprochenen Sinnbild mahle ich zwo Haͤnde/ deren die linke einen Ring/ die rechte aber keinen hat/ mit der Beyſchrift:

Nicht nach Verdienſt.
[arrow up]

Die Ehre und der Reichthum wird meinſtentheils dem ertheilt/ der ſolchen nicht verſchuldet/ gleich wie man den Ring an der linken Hand traͤget/ da doch [311] die Rechte am meinſten beſchaͤfftiget/ und die ſtaͤrkſte iſt. Es laͤſſet ſich auch beedes auf den Portugeſen und Caſtilianer ziehen.39. C. Die Lehre iſt dieſe/ daß niemand einen ſo verzweiffelten boͤſen Sinn??? hat/ daß er ſelben nicht durch loͤbliche Anfuͤhrung und verſtaͤndigen Unterricht nicht ſolte verbeſſern koͤnnen/ wann ſonderlich reifere Jahre darzukommen. Gleichwie kein ſo unfruchtbarer Erdboden iſt/ der durch Fleiß/ und Arbeit nicht Frucht bringen koͤnte.40. D. Mein Letterwechſel iſt das faſt letzte Wort Erben/ welches ver= ſetzte Buchſtaben machen Reben/ ſo mit den Kindern verglichen werden ??? dem 128. Pſalm.41. A. Man ſagt im Sprichwort: Der Haan kan nicht ſo viel zuſammen??? tragen/ als die Henne zerſcharren kan.42. R. Meine Anmerkung gehet dahin/ daß die Maͤnner zu Zeiten mit de??? Weibern/ und die Weiber mit den Maͤnnern Gedult haben muͤſſen/ wann ſie??? in ruhigem Eheſtand leben wollen.
|| [312]
43. J. Nun betrifft die Ordnung Jungf. Caſſandra/ eine wahre Geſchicht dieſer oder dergleichen Meinung zu erzehlen.44. C. Mein Geſchicht will ich nennen

Der Mutter Fluch.
[arrow up]

In einer vornemen Statt in Frankreich/ an dem Ertzmeer(Archipelago oder Wittel= meer.) gelegen/ hat ſich vor wenig Jahren eine Wittib aufgehalten/ welche ihre groͤſte Sorge ſeyn laſſen/ daß ſie ihre beede Kinder wol/ und zu der Ehre GOTTES auf erziehen moͤchte. Sie war Gottsfuͤrchtig/ fromm/ freundlich/ und wegen dieſer und vieler andern Tugenden/ von ihrer gantzen Nachbarſchaft geeh= ???et. Ob ſie nun keinen Gedanken gehabt/ ſich wiederuͤm zu heu= ???ahten/ fande ſich doch ein alter Wittber/ von ehrlichem Vermoͤ= gen/ der ſich durch ihre Freunde anmelden/ und guldene Berge/ ???onderlich aber ihren Kindern groſſe Ausſteurungen verſprechen [313] lieſſe. Die Freunde bringen ihre Sache ſo beweglich vor/ daß di??? Heurat zwiſchen Onofrio/ und Marcella/ alſo nennte ſich beſagt??? Wittib/ ſeinen Vortgang gewanne. Unter anderm verſprache O??? nofrio Maximin der Marcella jungen/ und oft kranken Sohn Fl??? rentinam/ ſeiner Schweſter Tochter/ mit einem anſehlichen He??? ratgut/ wie auch einen andern reichen Kaufmann/ ſeinen Be??? freunden/ mit Cecilia der Marcella kleinen Tochter/ zu verehlich??? Weil ſie aber noch minderjaͤhrig/ muſte die Sache einen Anſtan??? haben. Dieſe beede verhafften/ von ihren Kindern (dann Flore??? tina an Kindesſtatt von Onofrio auferzogen worden) nicht??? weniger als Ungehorſam. Maximin aber/ ſahe Florentina??? nicht ſonder Verachtung an/ und ſpottete ihrer Gebrechlichkeit??? (No es falta, antes ſobra.) welche ſie ihr durch beharrliches Obſitzen auf den Halsgezogen??? wiewol ſolcher Laſt kein Mangel/ ſondern vielmehr ein Uberflu??? zu nennen ſeyn moͤchte.
|| [314]
45. D. Jener fragte dergleichen Perſon/ waruͤm er bukklicht were? und hoͤrte zur Antwort: uͤm die Schuldern. Weiters.46. C. Zu dem ware Florendina noch ſchoͤn/ noch freundlich/ daß Maximin mehr auf die Wahr/ als auf das Gelt zu ſehen Ur= ſach hatte. Marcelle vermahnet ihren Sohn/ zu mehrerer Freundſchaft gegen Florendinam/ und muſſte endlich verſtehen/ wie er ihr hierinnen nicht gehorſamen koͤnte: Als ſie ihn aber darzu zu zwingen betraute/ hat er aus boͤſem Raht eines vergall= ten Gemuͦts/ eidlich verſchworen ſeiner Mutter nicht zu folgen.47. R. Die Jungfrau ſihet hierinnen auf unſre vorige Erzehlung/ welche Wechſelweis von einem boͤſen Rahtſchlag gehandelt.48. C. Onofrio war dieſes unverborgen: Faſſte deſwegen ei= nen ſolchen Haß wider Maximin/ ſeinen Stief ſohn/ daß er ihn entſchlieſſen machet/ ſein Vaͤtterliches Erb gerichtlich zu erhei= ſchen/ in einer andern Statt ſich niederzulaſſen/ und einen Kauf [315] manns=Handel uͤber Meer anzufangen: Wiewol ihm ſeine Mut= ter zuvor ſagte/ daß er noch Gluͤkk noch Segen haben wuͤrde. Er??? kommt mit ſeinem Guͤtlein nach Genua/ und begin ̅ et ein ſo ſuͦnd= liches Leben/ welches man auch/ mit Verfluchung nicht ſagen??? darf. Dieſes war der Weg ſeiner Mutter Fluch wuͤrklich zu em= pfinden/ welche ihn bey ſeinem Abreiſen mit dieſen Wort beur= laubt. Geh hin du Gottloſer/ ungehorſamer/ und leichtfertiger Bub! Du weiſſt/ daß ich mich deintwegen wideruͤm verheuratet/ damit ich dir eine Gelegenheit zu wegen braͤchte/ daß du die Zeit??? deines Lebens haͤtteſt koͤnnen ein Herr ſeyn: Du biſt aber einer ſo ehrlichen Jungfrauen nicht wehrt. Ich haͤtte mir einen an= dern Dank eingebildet/ fuͦr die Wolthaten/ die ich dir/ als deine Mutter wolmeine ̅ d erzeiget. Zih hin/ ſagte ſie ferners/ Gott wird dich und alle ungehorſame Kinder ſtraffen/ die ſich ohne ihrer Eltern Willen verheuraten.
|| [316]
49. V. Dieſe Marcella wird eine von den Meiſterſingerinn geweſen ſeyn.50. C. Die Thorheit der Jugend/ iſt das Ungluͦkk/ von welchem das Sprichwort ſagt/ daß es nicht allein komme. Alſo machte Maximin Kundſchaft mit Frauenzimmer/ welche nicht ſonder Urſache/ ein boͤſes Geſchrey hatte/ und ſonderlich verhoffte er/ durch ſolche Unterhaͤndlerinn eines reichen Kaufmanns Toch= ter zu freyen/ weil er ſahe/ wie ſein Gelt taͤglich in das Abnemen kommen wolt/ darzu dann dieſe Delila nicht wenig halffe. Sol= ches Vorhaben eroͤffnet er ungeſcheut/ und bedenket nicht die Ge= fahr/ ſo ihm hier aus entſtehen moͤchte. Delila/ alſo wollen wir dieſe Dirne nennen/ verſpricht ihm alle Huͦlffe/ und machet ihm das Werk gar leicht/ mit Vorgeben/ daß ſie in dem Haus wol be= kant were/ und ihm zu Agatha der Tochter darinnen/ einen guten Zutritt machen wolte. Sie ſahe/ daß der Vogel nicht viel Federn [317] mehr hatte/ und were ſeiner gerne ledig worden/ haͤtte auch i??? willens bey dieſer Gelegenheit der Agathe Magd/ ihrer Befreun= din/ einen Dienſt zu leiſten. Nach wenig Tagen/ giebt ſie vor/ daß ſie bey Agathe Eltern keine Neigung zu ſeiner Perſon/ bey de??? Jungfrauen aber/ groſſe Liebe gegen ihn verſpuͤhret haͤtte/ wann??? ihm alſo die Sache ein Ernſt/ ſo muͤſſe er ihr ſchreiben/ und de??? Antwort gewaͤrtig ſeyn/ weil er vielleicht/ ſetzte ſie darzu/ ihre??? Worte ̅ nicht dorffte Glauben zuſtelle ̅ . Er folget dem Raht/ brin= get ſeinen Sinn/ (ich wil ſagen/ die bruͦnſtigſten Wort/ ſo aus ei= nes Verliebten Thorheit herkommen moͤgen) zu Papier: Er= haͤlt darauf/ durch falſche Anſtifftung Delila/ gewuͦnſchte Beant= wortung/ ſo gar/ daß er mit Agatha (welcher Name die Dieneri??? angenommen) durch das Fenſter zureden kommet. Wer wa??? gluͦkkſeliger/ als Maximin? Caride (oder vielmehr Caribde) wuſte??? ſich ſo wol in den Handel zu ſchikken/ daß ſie auch einen Geſchei [318] dern ſolte betrogen haben. Er verzehret von Tag zu Tag ſein Gelt/ befoͤrdert aber dardurch ſeine Heurat im geringſten nicht/ als in falſcher Hoffnung. In zwiſchen meldet ſich ein Genueſer uͤm Agathe an/ und wird ihm ſelbe mit der Freundſchaft Einwil= ligung getrauet. Bevor ſolches beſchicht/ giebt Delila den einfaͤl= tigen Maximin zu verſtehen/ daß keine Hofnung fuͤr ihn mehr uͦb= rig/ als die Agathe zu entfuͦhren/ welches mit ihrer Bewilligung gar leicht in das Werk zu richten ſey.51. A. Zu geſchehenen Sachen/ ſagt das Sprichwort/ muͤſſen alle Dinge ???um beſten kehren.52. C. Das Meer/ ſagte Delila/ ſtehet offen/ beſtellt ein Renn= ???chiff/ und laſſt euch in Frankreich uͤberſetzen: Ihr habt die Per= ???on/ das Gut wird euch zu ſeiner Zeit ſchon zufallen/ ꝛc. damit ihr aber/ ſetzte ſie darzu/ Agathe Liebe gegen euch ſehen moͤget/ iſt ſie ???tſchloſſen in Mannskleidern mitzuziehen/ jedoch daß ihr ſie zu [319] ehlichen verſprechen/ und ſolches Verſprechen/ wuͤrklich zu voll= ziehen geruhen ſoltet. Er gehet dieſes alles ein/ haͤtte auch noch einmehrers gewilliget/ ſein Vorhaben auszuwuͤrken. Was ge= (Rom. 8/ 28.) ſchiht? Wie dem Frommen alles zum beſten kehret/ ſo muß de??? Gottloſen alles zum Boͤſen dienen. Es begiebt ſich Maximi??? mit Caride auf den Weg/ und kommen mit gutem Wind zu Mar= ſilien an. Er erzehlet ſeiner Mutter Marcells/ was er von Ge= nua mitgebracht. Marcelle hielte nicht viel auf eine Jungfrau/ welche ſich dergeſt???lt entfuͦhren laſſen/ ungeacht/ Maximin gul= dene Berge vorgabe. Kurtz nach vollzognen Eheſchluß/ kom= men etliche Kaufleute von Genua/ die auf Befragen/ beſtaͤndig ausſagen/ Agathe were mit einem Edelmann daſelbſt verehlich= et/ und haͤtten ſie hoͤren ſagen/ daß ihre Kammermagd neulich entloffen/ es ſey aber ſo wenig darangelegen/ daß man nicht ein= mal deswegen nachfragen wollen. Marcelle ſendet einen eignen [320] Botten nach Genua/ und beglaubet ſolches alles ſchriftlich. Die vermeinte Agathe ſihet den Betrug eroͤffnet/ faͤllet ihren Mann zu Fuſſen/ bekennet den Verlauff/ und erweiſet/ daß ſie die Tochter im Hauſe geweſen/ wiewol nicht aus ehlichem Band er= ???euget. Maximin wurde bey jederman zu Spott/ und Schanden; zu dem daß er uͤm ſein Vermoͤgen gebracht/ eine reiche Heurat ver= achtet/ ſich von Weibern betruͦgen laſſen/ und war er noch/ ſeine Armut zu vermehren/ mit vielen Kindern uͤberfallen. Er konte aber niemand als ſeine Einfalt/ und Delila boͤſen Raht beſchuldi= gen.53. V. Ein Sinnbild der hitzigen Jugend mag ſeyn das Einhorn/ welches ſeine Staͤrke und Vermoͤgen/ auf der Stirn/ und zwiſchen den zweyen Augen tragen ſol/ nach Deutung der Obſchrift:

Vnbedacht/ ſpat beklagt.
[arrow up]

|| [321]
54. A. Bisher iſt von dem Erfolg des boͤſen Rahts/ und ungehorſame??? Kindern/ geſagt worden: Meine Erzehlung ſol von einem guten Raht/ und??? gehorſamen Kindern handlen.55. V. Dieſes iſt in den Wechſel=Erzehlungen zugelaſſen/ in dem die Wech= ſelweis angefuͤhrten Gedichte auch dieſer Geſtalt aneinander hangen.56. A. An den Rhein wohnte eine Graͤfin/ welche ihres Herrn/ in dem viertzigſten Jahr beraubt/ und eine Wittib worden/ mi??? vier faſt erwachſnen Kindern/ weil ſie ſich ſehr jung vermaͤhle??? hatte. Nachdem ſie nun eines Theils keine Heurat ihrem Stan??? gemaͤß/ erſehen koͤnnen/ anders Theils aber ſich mit der Gabe der Keuſchheit/ bey ſo niedlichen Jahren nicht befande/ wuͤrfft ſie ihre Augen auf einen jungen und tapferen Edelmann/ dem ſie durch ihre vertraute Dienerin von der Liebe/ und der Ehe ſchwa= tzen laͤſſet. Dem Edlemann war der Landsgebrauch nicht un= wiſſend/ daß ſolche Standsperſonen ihres gleichen gemaͤß ver [322] maͤhlet werden ſollen/ haͤlt deswegen das Anbringen ein Zeitlang fuͤr Schertz/ als welchem der Graͤfin Tugend/ und Ehre genug= ſam bekant war/ daß er ein widriges von ihr zu waͤhnen nicht Ur= ſach hatte. Nachdem er aber vermerkt/ daß es Ernſt/ gibt er zu verſtehen/ daß er ſich/ bey Ertheilung ſolcher Gnade/ in ihrer faſt erwachſnen Soͤhne Ungnaden/ ja Leibs und Lebens ſich nicht ſicher wiſſen wuͦrde. Nach dem nun die Graͤfin dieſes Anliegen ihrer Hofmeiſterin vertraut/ und ihren Raht angehoͤret/ laͤſſt ſie ſolchem zu folge ihre Kinder zuſammen ruffen/ und redet ſie Un= gefehr mit dieſen Worten an. Meine liebe Kinder. Die Sorge und Pflege/ welche ich in Eurer Auferzihung mit Mutterlicher Treue geleiſtet/ wird euch/ bey nunmehr verſtaͤndigen Jahren/ in unent= fallenen Andenken ſeyn. Nun aber euer Herr Vater dieſe Welt geſegnet/ finde ich mich dergeſtalt beſchaffen/ daß ich mir zutraͤg= licher achte/ freyen als brennen. Ich hab meines Stands Perſo [323] nen/ bey dieſem Alter/ und ſo viel Kindern nicht zu verhoffen; di??? Geſetze aber der Natur/ ſind viel aͤlter und viel maͤchtiger/ als di??? Lands=Sitten: bin deswegen bedacht/ mit eurer Einwilligun??? mich zu verheuraten/ und zwar mit einem Edelmann/ von de??? ich mehr Gehorſam/ und weniger Verdruß/ als etwan einer Graͤf??? lichen Perſon/ zu erhalten verſichert bin. Solches wird unter an= dern Sachen auch zu euren Nutzen dienen/ daß mein eingebrach??? tes Gut/ durch dieſe anderweitige Verheuratung/ eurem Vermoͤ??? gen nicht entzogen/ und unſer Geſchlecht dardurch keines Weg??? ſchimpflich vernachtheilt werden moͤchte: Bin alſo entſchloſſen??? mich heimlich mit Oſſwalten trauen zu laſſen/ unſere Kinder/ ſo wi??? etwan erzeugen werden/ ſollen ſich mit gar geringer Ausſteuer??? und mein kuͦnftiger Gemahl/ mit dem Titel/ eines Hofmeiſter??? begnuͦgen laſſen. Ob nun wol die Kinder bey dieſem unerwar= ten Vortrag ſehr beſtuͤrtzet/ haben ſie doch ſolchen/ aus beſagte??? [324] erheblichen Urſachen fuͦr angenem gehalten/ und befunden/ daß dieſes ein verſtaͤndiger Raht/ ihrer Frau Mutter Ehre/ Guͤter und guten Namen zu erhalten. Es hat ſich auch nach mals Oſſ= walt dergeſtalt bezeuget/ daß er ſich mehr durch den Gehorſam eines Dieners beliebt/ als durch das Anſehen eines Stiefvaters verhaſſt gemachet. Die von ihm erzeugte Kinder ſind/ mit groſ= ſer Verſchwiegenheit/ an fremden Orten zu erziehen/ auf einem Schiffe uͤber Rhein geſetzet worden/ und in ihrer Kindheit bald hernach geſtorben.57. V. Daß Oſſwalt nicht gleich in dieſe Vermaͤhlung willigen wollen/ hat er verſtaͤndig gethan/ als welchem bekant das Sinnbild/ oder die Fabel von dem Adler und der Sehildkroten/ die auf der Erden keinen Fall zu fuͤrch= ten gehabt/ zu dieſem Ende aber hocherhaben worden/ damit der Fall deſto ge= faͤhrlicher ſeyn moͤchte.58. J. An ſtat des Sprichworts/ welches ſonſten die Jungfrau Erzeh [325] lerin ſagen ſolt/ ſey dieſes von der Frau Graͤfin: Gehorſam ſey beſſer als??? Opfer. Ja Gehorſam iſt ein Theil des angenemen Dankopfers/ welches die??? Kinder ihren Eltern zu bringen ſchuldig ſind.59. R. Die Anmerkung iſt dieſe: daß das Teutſche Frauenzimmer Zucht??? und Erbarkeit viel mehr in Acht nimmet/ als nicht anderer Voͤlker Weiber= volk/ zu thun pfleget.60. A. Ich hab die Geſchichte erzehlet/ und bin ein mehrers beyzutragen nicht ſchuldig.61. D. Es iſt zu Ende der Erzehlung eines Schifs gedacht worden/ deſſen verſetzte Buchſtaben geben das Woͤrtlein Fiſch.62. C. Die Lehre iſt unſchwer zu finden/ in dem derſelben mehr als eine hieraus koͤnten gezogen werden/ als von der Wittib anderer Verheuratung/ von der Kinder verſtaͤndigem Gehorſam/ von der Demut in Gluͤkk= und Ehrenſtand/ deſſen Exempel wir ge= hoͤret haben.
|| [326]

??? Reymund. ???
[arrow up]

RAhten iſt eine ſchwere Sache/ in dem man nemlich vielmehr aus der Erfolgung/ als aus den Urſachen die Rahtſchlaͤge zu beur= theilen pflegt. Daher ſagte jener: Man koͤnte wol nach eines jeden Fuß einen Schuch machen/ aber nicht nach jeden Kopf einen Raht geben/ der gerecht ſey. Den alten Leuten gefallen der jungen Gedanken ſo wenig/ als der Jugend Anſchlaͤge den Alten gefallen. Die Alten bleiben in ih= rem Trab/ die Jungen wollen ſtetig was neues haben.2. J. Zu was Ende komt der Herr auf dieſe Gedanken?3. R. Ich will zu Anfuͤhrung einer neuen Aufgabe fragen? Ob nichts neues unter der Sonnen ſey?4. J. Die Frage iſt von dem Prediger Salomo mit Nein beantwortet/ darbey laſſen wir es billig verbleiben.
|| [327]
5. R. Der Menſch iſt von Natur begierig zu lernen/ nicht das alte/ ſo e??? vor kan/ ſondern das neue/ gleichwie er verlangt/ nicht die alte/ ſondern die fri= ſche Speiſe zu ſich zu nehmen. Die Neurung verſuͤſſet ſeine Muͤhe und Arbeit/ welche er in Erkundigung aller Wiſſenſchaften von noͤhten hat: Daher kom= met nun/ daß die unwiſſende Jugend ſich uͤber alles verwundert/ da hingegen den Alten ekkelt/ ſich eines und des andern zu erinnern. Kein Gewaͤchs iſt das wegen ſeiner neubegruͤnden Blaͤtlein nicht luſtig anzuſchauen. Kein Baum oder Reben/ der nicht neue Zweige treibe/ kein Vogel/ der nicht junge Brut he= ge/ faſt keine Krankheit iſt/ da nicht neue Zufaͤlle/ ja es werde ̅ gantz neue Krank= heiten gefunden. Hieraus folget nun/ daß zwar kein gantz neues Geſchoͤpf un= ter der Sonnen/ aber wol viel neue Veraͤnderunge ̅ zu finden/ welche doch auch gegen GOTT/ nicht fuͤr neu zu rechnen ſind. Daß nichts neues ſolte koͤnne??? erfunden werden/ das iſt falſch/ dann der Kuͤnſte keine gewiſſe Anzahl/ daß man nicht mehr ſolte darzuthun moͤgen. Sind des Menſchen Gedanken un= endlich/ wie ſolten dann ſeine Werke in gewiſſen Schranken behalten ſeyn.
|| [328]
6. V. Ein anders iſt neu/ ein anders erneut: Der Lentzen erneuet/ was in dem grauen Winter/ gleichſam veraltet iſt. Es kan nicht neu genennet werden/ was uns zuvor bekant iſt/ als die Sproſſen an den Baumen/ der Voͤgel und Ziegen Zucht/ ꝛc. Von der Krankheit der verfloſſnen Zeiten/ moͤgen wir nicht ſage ̅ / weil wir ſolche nicht erfahren haben/ und iſt nicht genug dieſer oder jener ſchreibt nichts darvon/ daruͤm iſt es nicht geweſen: Vielleicht haben die alten Artzte den Namen nicht haben wollen/ daß ſie ein Krankheit fuͤr unheilbar haͤtten ſchaͤtzen ſollen/ oder ſind nicht fleiſſig genug geweſen ſolche ſeltne Krankheiten zu beſchreiben. Die Kunſterfindungen/ welche man fuͤr neu haͤlt/ iſt mehrmals ???ine Nachahmung/ oder eine ungefehre Begegniß/ und unſre Gedanken ſind ???ns alle mehrmals zu Sinne kommen/ ob wir gleich derſelbigen vergeſſen.7. D. Die Veraͤnderung iſt eine Art der Neurung/ und iſt ſonderlich in ???er groſſen und kleinen Welt zu ſehen/ der Mond veraͤndert alle acht Tag ſein Angeſicht/ und wird deswegen alle vier Wochen der Neumond genennet. Die Sonne erneuet das Jahr/ ſo giebt es auch neue Sterne am Himmel. Der [293] Menſch erneuet ſich mit zuwachſender Staͤrke/ und geben die taͤgliche Krieg??? laufften neue Zeitungen. Es giebt neue Secten und Ketzereyen/ neue Thier??? und wann man die Muͤntzen aͤndert/ ſo macht man daraus neue Muͤntze??? Wann man alſo den richtigen Verſtand behalten will/ ſo iſt viel neues unt??? der Sonnen.8. A. Es giebt kein neues Geſchlecht/ aber wol viel neue Arten.9. C. Was uns neu und unbekant iſt/ kan andern Voͤlkern alt/ und laͤngſt b??? wuſt geweſen ſeyn: Wird alſo neu genennet gegen uns/ und nicht gegen GOt??? oder andere zu rechnen.10. R. Den Erfundenen iſt leichtlich was neues beyzuſetzen/ welches desw??? gen neu genennet/ weil ſolches zuvor wenig/ oder nicht im Gebrauch iſt. Zu??? Exempel ſollen ſeyn die Sinnbilder: Man kan ſie zweyſtaͤndig/ und dre??? ſtaͤndig machen/ und dieſes iſt nunmehr faſt gemein. Ich ſetze hinzu eine A??? der vierſtaͤndigen/ fuͦnf=und ſechsſtaͤndigen/ Sinnbilder.11. J. Dergleichen haben wir noch nicht geſehen/ worzu dienet aber ſolche ſel??? ne Erfindung.
|| [330]
12. R. Zu Bezierung einer Uhr/ die etwann ſechsekkigt iſt/ einer ſilbern Kan= del/ die vielleicht in fuͤnf Theil getheilet/ eines Kaͤſtleins/ das in vier Theil ge= ſondert: oder zu Glaͤſern/ Brunnen/ Schauplaͤtze ̅ / Trompeten/ Schilden/ Ta= peten/ und was ſich dergleichen zuſammen ſchikken ſol.13. A. Das Exempel/ wird uns die Sache verſtehen machen.(Auf ein Gla???) 14. R. Ich mahle die vier Jahrzeiten.
1. Den Lentzen/ ausgebildet mit der Liebsgoͤttin/ und ihrem/ mit Blumen ſpielenden Kind.
2. Den Sommer: Ceres mit der Sichel und ihrer Garbe.
3. Den Herbſt: Bacchus mit dem Reben/ Becher und Trauben.
4. Den Winter: Den alten Vulcan bey dem Feuer.Zu dieſen Figuren ſchreibe ich alſo:
1. Venus niemals leichtlich ritzt/
2. Wo nicht vor die Ceres ſitzt/(Sine Cerere & Baccho friget Venus.)
3. Und des Bacchus Becher hitzt.
4. Vulcan faule Pfeile ſpitzt.
|| [331]
15. D. Weil ſo viel Reimwoͤrter auf einander faſt gezwungen kommen/ koͤnt??? man die Verſe ſchrenken/ alſo/ daß gleichſam die Bilder reden:
1. Mir behagt die Lentzenblum:
2. Und mir/ dieſe reiffe Frucht.
3. Mir beliebt der Wintzer Ruhm:
4. Und ich hab die Glut geſucht.16. V. H. Reymunds Verſe gehen auf das gemeine Sprichwort/ H. Degen= werts ſeine/ ſchikken ſich beſſer zu den Jahrszeiten.17. R. Wir wollen ein Exempel geben von den fuͤnfſtaͤndigen Sinbildern. (Auf eine Bet= tandel.) Ich mahle
1. Zween Oel=oder andere Baͤume/ die mit ihren Zweigen ineinander geſchloſ= ſen/ und gewunden ſind.
2. Eine Hand mit einem Zweig/ von den beſagten Baumen brechend.
3. Daß zwo Haͤnd den Zweig auf einen Staͤmmer pfropffen.
4. Daß die zwo Haͤnde den gepfropfften Zweig begieſſen.
5. Daß der Zweig hoch erwachſen/ und Fruͤchte dringet.
|| [332]
Das Abſehen gehet auf den Eheſtand/ wie aus folgender fuͤnfſtaͤndigen Bey= ???chrift zu erſehen.
1. Aus Lieb geſchrenktem Band/
2. Iſt dieſer Zweig entſproſſen:
3. Ihn hat die treue Hand
4. gepfropfet und begoſſen
5. Zu nutzen jedem Stand.???6. D. Oder alſo:
1. Wo man ſich ſo gepart/ nemlich in Frieden/ durch den Oel=
2. Sind Zweig und Sproſſen zart/ ???(baum bedeutet.
3. Wann man ſie ſo verwahrt/
4. Sie bringen ſie bejahrt/
5. Die Frucht nach ihrer Art.???7. V. Dieſe Reimzeilen kom ̅ en wol/ wann ſie aneinander/ als in einen Ring ???eruͤm geſchrieben werde ̅ / weil eine Zeil an der andern hangt/ und ſich nicht wol ???ennen laͤſſet.
|| [333]
18. R. Auf den langverlangten lieben Frieden/ hab ich ein ſolches ſechsſtaͤnd??? ges Sinnbild angegeben.(Auf ein Schlaguͤhr= lein.)
Der Friedenſtand 1. Der Fried ſitzet/ in einer gantz guldne??? Kleidung/ unter einem Feigenbaum/ un??? Weinreben/ in ſeiner Hand/ habend da??? Horn des Uberfluſſes: uͤber ihm ſchwebe??? ein Adler: zur rechte ̅ Hand ſuchet der Haa??? etliche Koͤrner/ und der Loͤw ſchlaͤffet.
darnieder liegt. 2. Der Fried entflihet: der Kriegsgott haue??? den Feigenbaum und daran aufgefuͤhrte??? gruͤnen Reben uͤm: Der Loͤw ſtehet auf/ de??? Haan bruͤſtet ſich/ der Adler fleucht empor.
Mord/ Raub und Brand 3. Der Oelbaum verbren ̅ t/ der Loͤw und Haa??? beſtreiten den in Luften fliegenden Adler.
das Land bekriegt. 4. Die Funken von dem faſt verbrun ̅ enen Oel???
|| [334]
baum/ zuͤnden Haͤuſer und Doͤrffer an/ Doch bleiben noch drey Zweiglein unter des Kriegsgotts Schild erhalten.
Doch hat Verſtand 5. Pallas impfet auf den alten Staͤmmer des Baums/ die drey erhaltene Zweiglein.
???nechſt GOTT gefiegt. 6. Der guldne Fried in einem Siegswagen/ auf welchen der Adler forne ſitzet/ der Mars zihet den Wagen mit angefeſſelten Hande ̅ : Der Haan und Loͤw gehet beyſeits.
19. J Dergleichen laͤſt ſich noch viel erſin ̅ en/ aber die Reimſchrift iſt faſt ſchwer.20. R Ich hab dieſelbe alſo gefuͤget:
1. Der Friedenſtand/
2. darnieder lieget:
3. Mord/ Raub/ und Brand
4. Das Land bekrieget:
|| [335]

5. Doch hat Verſtand/
6. Nechſt GOTT/ geſieget.Ich ſage/ nechſt GOTT/ dann ob dem Siegswagen des Friedens/ der N??? men Jehovah koͤnte geſchrieben werden.21. D. Dieſe Art der Sinnbilder koͤnte bis auf die achtſtaͤndigen gebracht wer??? den/ und iſt ſonderlich dienſtlich zu ſolchen Sachen/ die zuſammen gehoͤre ̅ / un??? uͤbereinſtim ̅ en muͤſſen/ zu welchem Ende auch viel ſcheinlicher kommet/ wan??? (☞ Die Vorrede vom Tod.) die erſte Figur/ als da iſt/ in beſagten der Oelbaum/ verbleibet/ und nur die Um??? ſtaͤnde veraͤndert werden.22. V. Ob ſich gleich viel finden welche von den Sinnbildern wenig halten/ ſ??? koͤnnen ſie doch meines Erachtens/ niemand mißfallen/ als dem/ der keine??? Verſtand darvon hat/ und ein jedes Gemaͤhl ein Emblema nennet.23. C. Viel vermeinen/ es ſey die Erfindung dergleichen Sachen mit ihnen ge??? boren/ und halten fuͤr uͤberfluͤſſig/ der Meiſter dieſer Kunſt Schriften zu leſen??? Gewiſſlich ſolche Leute wollen ſchreiben/ ehe ſie die Buchſtaben kennen.
|| [336]
24. A. Was hat es aber fuͤr eine Bewantniß mit den darzu gehoͤrigen Ge= dichten?25. R. Hierbey iſt zu betrachten der Raum/ dahin das Sinnbild gerichtet wird. Iſt es ein Glas/ Kandel/ oder dergleichen/ ſo muß die Erfindung alſo be= ſchaffen ſeyn/ daß es keiner fernern Auslegung von noͤhten hat. Sol es aber in einem Buch zur Gluͤkkwuͤnſchung/ Traur=oder Freuden=Begebenheit dienen/ ſo kan man zu den dreyſtaͤndigen drey und drey/ zu den vierſtaͤndigen vier und vier/ zu den ſechsſtaͤndigen Sinnbildern ſechs und ſechs Verſlein ſetzen.26. D. Die Erklaͤrung verſtehe ich/ ſol ſo viel Reimſchluͤſſe haben/ ſo viel Theil/ oder Staͤnde das Gemaͤhl hat.27. V. Hierinnen laͤſſt ſich kein Geſetz geben/ dann der Raum laͤſſet mehrmals nicht zu/ viel beyzuſetzen: Doch dienet beſagtes zur Nachrichtung/ ein E= benmaas in der Bildererklaͤrung zu halten/ damit alles fein artig uͤbereinſtimme.
|| [337]

??? Angelica. ???
[arrow up]

DIe Neurung/ von welchen Herr Reumund den Anfang ſeines Spiels gemacht/ erinnert mich eines gemeinen Sinnbildes von der Schlangen/ welche ihren Balch zu gewiſſer Zeit abſtreifft/ und alſo ihre Haut erneuret. Die Deutung kan auf vielerley Lehren gezogen werden: Mir a= ber liegt jetzund ob ein neues Spiel anzufangen.2. R. Auf was bedenket ſich die Jungfrau?3. A. Ich hab eben aus des Herrn Worten ein Spiel von dem Angedenken erſonnen/ welches wir meines Erachtens noch nicht geuͤbet.4. C. Wie iſt es dann?5. A. Man ſpielt es auf mancherley Weiſe. Mit Worten/ mit Geberden/ als da??? ſind ſchlagen/ ſeufftzen/ pfeiffen/ ſchreyen/ ſpringen/ ꝛc. und ſolches alles zu An= gedenken dieſes oder jenes/ ꝛc. oder nach der Begebenheit mit Zetteln/ und wird [338] ???s alsdann von den Denkzette In benamet. Mit Worten wollen wir es probi= ???en. Der Herr verzeihe mir/ er erinnere ſich hierbey/ daß die Beſcheidenheit ???iemand gereuet.6. R. Muß ich nun den Spielſtab gleicher Weiſe gebrauchen/ ſo erinnere ſich die Jungfrau hierbey/ daß ihr das Zuſchlagen nicht wol anſtehet.7. C. Der Herr erinnere ſich/ daß das alte Gelt in junger Leute Hande ̅ ???ſchoͤn iſt/ aber nicht lang bleibet.8. D. Die Jungfrau erinnere ſich/ daß bey dem Frauenvolk alt und ſchoͤn ???eyn/ niemals beyſammen zu finden.9. J. Der Herr erinnere ſich/ daß wir nach Haus gehen muͦſſen.10. V. Die Frau erinnere ſich/ daß es noch gute Zeit hat.11. A. Alſo kan man den jedesmals mit dem Stab beruͤhren/ und ihm eine Er= ???nnerung geben/ die ſich auf ſeinen Zuſtand ſchikket.12. R. Die Erinnerung/ oder das Andenken hab ich bilden ſehen/ durch ein Ohr/ welches unten von einer Hand gehalten/ oder gezogen wird. Wie iſt aber die an= ???dere Art dieſes Spiels?
|| [339]
13. A. Jedes ſchreibt auf einen Zettel ein Wort/ oder ein kleines Spruͤchlein??? und wuͤrfft es in einen Hut/ ſoviel nemlich der Anweſenden Perſone ̅ ſind/ mi??? Beding/ daß der/ oder die ein ſolches Zettlein heraushebet/ darvon etwas e??? zehlen/ oder etliche Verſe darvon ſagen muß.14. V. Ich hab geſehen/ daß nur die Jungfrauen dergleichen Zettel geſchriebe ̅ ??? und es den jungen Freyern mit nach Haus gelaſſen/ uͤber den Text eine Gloſſ??? zu machen. Hieraus iſt leichtlich zu erachten/ was artige Schertze dardurch an= gebracht werden koͤnnen.15. J. Wir wollen es probiren/ und zwar mit ein oder zweyen Woͤrtern.16. A. Hier iſt Papier/ und ein Bleyſtefft.17. C. Alſo muͤſſen zuvor alle Zettel in gleicher Groͤſſe geſchnitten ſeyn.18. D. Ein jedliches ſchreibe dann abſonderlich darauf/ was ihm beliebt.19. A. Es will mir nichts beyfallen.20. R. Es ſey/ was es wolle/ ein par Wort iſt gnug.
|| [340]
21. V. Meins iſt geſchrieben: Hier muß man alle Zettel aufrollen/ einſamlen und ein jedes einen herausheben.22. C. Ich will meinen leſen.23. A. Schweſter/ es g???lt nicht Leſens/ man muß etwas erzehlen/ etliche Verſe/ oder eine Raͤthſel darvon aufgeben.24. C. Wer faͤnget dann an?25. A. Ich/ weil ich das Spiel angegeben. Auf meinem Zettel ſteht
Eine Mukke.Die Mukke iſt eine Abbildung eines unverſchaͤmten Gaſtes. Man erzehlet von ???einem Koͤnig/ daß er ihm einen Ring machen laſſen/ mit dieſer Schrift:
Lieber ſey mir nicht beſchwerlich.Wann ihm nun einer von ſeinen Hofleuten verdrießlich geweſen/ hat er ihn den Ring gewieſen/ und gefraget: Ob er ihm gefalle? daraus ein jeder leichtlich verſtanden/ daß er/ oder ſein Geſpraͤch dem Koͤnig nicht gefalle.26. R.
|| [341]
(Korn.)
Ihr Herren ſagt: Es iſt euch wolbewuſt/
was man erhaͤlt/ und nutzet mit Verluſt?
Es iſt nicht rund/ kan doch dem Perle gleichen.
Die Mutter laͤſſt es in dem Bauch erweichen:
Es theilet ſich und treibt ein Silber Haar/
klein/ rein und zart/ vielfaͤltig/ nieder/ klar:
bald gleich et es dem gruͦnſaphiren Faden
und ruhet lang mit Wollen uͤber laden.
Es fuͤhret hoch ein goldverknuͤftes Band
das oben traͤgt der Arbeit Hoffnungspfand.
Es iſt die Kron/ voll Stachel/ pflegt zu geben/
durch ſeinen Tod die Staͤrke/ Freud und Leben.Wer dieſes Zettelein eingelegt/ kan es leichtlich errahten.27. A. Wann es nicht das liebe Korn iſt/ ſo weiß ich es nicht. Es nutzet mit Verluſt/ in dem/ des der Bauer ausſeet: Es kan ein Koͤrnlein einem laͤngliche ̅ [342] Perle gleichen/ das in der Muſchel weichet/ wie das Getreid in der Erden/ von der es geboren wird. Das Silber Haar/ iſt das erſte Kaͤumlein/ der ſaphirne Faden/ iſt der aufgegangene gruͤne Saame/ die Wolle iſt der Schnee/ der in dem Winter die Felder dekket. Das Goldverknuͤpfte Band/ iſt der Halm mit ſeinen Knoͤden Waruͤm heiſſt es aber der Herr eine Kron?28. R. Wann man die Buchſtaben verſetzet/ ſo kommet heraus/ was auf mei= nem Zettel ſtehet/ nemlich das Woͤrtlein Kron.
29. J. Raht: Es iſt eine Garb/ der niemand nicht genieſſt/
bis er in Tod erplaſſt/ und ſonſten nichts mehr iſſt.30. V. Wann ich den Zettel nicht haͤtte eingeleget/ ſo ſolte ich es ſchwerlich er= rahten: Es iſt aber/ wann ich mich nicht truͤge/ ein Grab/ ſo mit verſetzten Buchſtaben eine Garb heiſſt.31. D. Mein Wort iſt.
Ein Sarg an ſeinem Ort/
der waͤchſet und verdorrt.
|| [343]
32. C. Das iſt leicht: Lieſet man das Woͤrtlein Sarg hinter ſich/ ſo findet man??? das Woͤrtlein Gras.33. R. Wolte man dieſe drey Letterwechſel zuſammenſetzen/ koͤnte man eine??? dreyſtaͤndige Raͤhtſel daraus machen/ alſo raht/ woDas Grab waͤchſt aus dem Sarg/ und bringt die Lebens Kron?34. D. Wo fetter Erden Mahl ertheilt der Arbeit Lohn.Wann mann die Buchſtaben der Woͤrtlein Erden und Mahl verſetzet/ ſo geben ſie Ernde/ und Halm. Dieſe Art Raͤhtſel iſt noch nicht gemein/ aus vielen Woͤrtern aber zu erſinnen.35. J. Mein Wort iſt Bettlen. Es ſol ein Indianer/ nachdem er eine Zeit= lang in unſrer Welt geweſen/ geſagt haben: Es verwundere ihn nichts mehr/ als daß nur etliche reiche Leute weren/ und hingegen ſo viel bettleten/ oder ja in??? groſſer Duͤrfftigkeit (gegen jener Uberflus zu rechnen) lebten: und doch hieraus keine Aufruhr/ Krieg und Zwietracht entſtuͤnde/ vermittelſt deſſen eine beſſere Gleichheit angeſtellet/ und man allerſeits genug haben moͤchte.
|| [344]
36. V. Dieſe Betrachtung iſt nicht zu verwerffen.37. C. Mein Zettel ſagt mir/ daß ich etwas von Scheidwaſſer erzehlen ſol. Ich weiß aber nicht/ was hierunter verſtanden wird. Iſt es das Scheid= waſſer/ welches man in den Muͤntzen/ und zu dem Gratiren gebrauchet/ ſo weiß ich nichts darvon zu ſagen. Verſtehet man dardurch die ungeſtuͤmmen Wellen/ welche die Kaufmanns Waaren machen auswerffen/ ſo iſt es viel= mehr/ mit verſetzten Buchſtaben/ ein Schadweiſſer/ maſſen man durch ???olchen Schaden weiſſer werden ſol/ und hat ſich nach dem Sprichwort nie= ???and uͤber das Meer zu beklagen/ welcher zum zweytenmal Schiffbruch leidet. Verſtehet man aber dardurch die Threnen/ welche man bey den Abſcheide ̅ der Verliebten trieffen ſihet/ ſo weiß ich nichts anders darvon zu erzehlen/ als daß ???ir uns darbey erinnern ſollen/ es ſey gleicher Weiſe Zeit zu ſcheiden/ weil je= ???e Wolken viel Regen=Waſſers andrauen.38. A. Solches will ich auch allen auferleget/ und den Spielſt ab hiermit ???iedergelegt haben.
|| [345]
39. J. Wir folgen/ und verſparen das uͤbrige zu nechſtkuͤnftiger guter G??? legenheit.40. R. Wann nemlich der Abbt die Wuͤrffel wieder aufwerffen wird/ daß d??? Moͤnichen ſpielen duͤrffen.
|| [ID00501]
|| [ID00502]
|| [ID00503]

Zugabe beſtehend in XII. Andachts=Gemaͤhlen/ ſamt vorgefuͤgtem Bericht/ Von rechtem Gebrauch der loͤblichen Poeterey. Dem VI. Theil der Geſpraͤchſpiele beygelegt durch den SPIELENDEN.
[arrow up]

|| [ID00504]

Zuſchrift ander Hochloͤblichen Fruchtbringenden Geſellſchaft Vielmoͤgendes Mitglied Den Mindernden.
[arrow up]


DIch/ welchen die H???mmliſche Muſa gelehret(Anapaͤſtiſche Klingreimen.)
das Singen/ begabet des Spielenden Hand/
mit ſchuldiger Treue freund=pflichtigem Pfand:
Nim dieſe Gedichte ſie ſind dir verehret.
Der Mindernd’ auf ſeltene Weiſe vermehret/
der lieblichen Lieder kunſtzierliches Band/
begeiſtert mit heilig=erhabenem Brand/
Dergleichen erleuchten Poeten beſcheret.
Wann Mahlen und Dichten ſich meiſterlich fuͤget/
ſo werden Sinn/ Augen und Ohren vergnuͤget;
Wie folgendes deſſen hier zeiget die Prob.
Der Spielend’ erwuͤnſchet/ daß ſolche vor allen
den frommen Verſtaͤndigen moͤchten gefallen/
und dienen dem Hoͤchſten zu mehrerem Lob.
|| [ID00505]

Die Himmliſche Muſa oder Himmels=Witte.
[arrow up]


ICh hatte kaum genaht den frechen Fruͤhlings=Jahren/
als mich Betruͤbten trieb/ ein nicht gemeiner Geiſt/
zu ſuchen ſeltnen Ruhm/ in allem/ was man preiſt/
???nd mit ſo manchem Lied/ faſt Wolken an zu fahren.
Gleichwie ein Wandersmann/ auf Irr=und Scheideſtraſſen
ſteht mit dem Wankel=Sinn/ beſonders bey der Nacht/
bis er den Zweiffelpfad genugſam hat bedacht/
und etwan durch den Schein des Monds/ ſich leiten laſſen:
So hab ich manchen Weg/ an Phoͤbus Berg/ betrachtet/
die gruͦnbeblumte Bahn/ der Muſen Vaterland/
fuͦhrt meinen freyen Sinn/ zur link=und rechten Hand/
???2 Daß ich den Neulingswahn/ erſtaunt/ fuͤr recht geachtet.
Ich wolte hier und dar auf den Parnaſſus ſteigen/
durch fremder Sprachen Weg/ mir war nicht unbewuſt/
warmit der Welſche prangt/ Frantzoͤſiſch meine Luſt/
???6 Latein/ und Caſtilian/ der andern zu geſchweigen.
|| [ID00506]

Im Ende hab ich mir den ſeltnen Pfad erkoren/
der nechſt der Blumen Ruhm/ hat reife Frucht gebracht:
ich hab aus dem Geſpraͤch ſo manches Spiel erdacht/
20 Dardurch man Zeit gewinnt/ die ſonſten geht verlohren.
Auf ſo beliebter Bahn/ auf ſo belobter Straſſen/
hat mich der neue Stab des Kunſtgeſpraͤchs gefuͦhrt/
als einer Nymphe Stimm ſo ſuͤſſe Spielbegierd
24 gehemmet/ und geſagt: Ich ſolt es unterlaſſen.
Ihr helles Angeſicht hat Engliſchſchoͤn geſtralet/
es war ihr Haubt bedekkt mit einer hohen Kron/
die ſieben ſterne hat/ ihr Kleid war als der Thron
28 des blauen Wolken Reichs/ mit Flammen ausgemahlet.
Sie ſprach/ mit holdem Mund: du wirſt mich Muſen kennen/
die Himmliſch=hochgelehrt/ fuͤhrt an der Sternen Zelt/
weit von dem Erdenthand/ weit von der Jammerwelt/
32 die der Poeten Geiſt macht uͤberirdiſch brennen/
|| [ID00507]

daß ſie durch mich entflammt/ Wort/ gleich dem Feuer/ fuͤhre ̅ /
entzukket auſſer ſich/ beſeelen Felſen=Stein/
und halten oft der Flut hellſchlankes Wallen ein/
6 Wann ſie des Poͤvels Hertz mit Donnerreden ruͤhren.
Das kunſtgeſchliffne Lied/ das meine Schweſtern ſingen/
ſchallt nach dem Erdenthal/ aus Lieberhitzter Luſt:
Ich aber bin befreyt von aller Suͦnden Wuſt/
??? Ich laß die Jungfer Stimm im reinſten Ton erklingen.
Deswegen folge mir/ und ſing von Himmelsſachen:
des hoͤchſten Wunderlob/ den Glauben/ die Gedult/
der Lieb und Hoffnungs Troſt/ des Nechſten Freudenhuld/
???4 So kanſt du deine Kunſt/ mit Gunſt verewigt machen.
Ich muß/ ich muß es ja mit bittern Threnen ſagen/
daß meine Schweſtern ſamt bedient in Kuplerey/
bald mit falſchzartem Lob/ bald mit dem Seufftzgeſchrey/
???8 mit kuͦtzlichem Geſpraͤch/ und üppiſchgeilen Fragen.
|| [ID00508]

Ach laſſt/ ach laſſt euch doch von meinen Weinen warnen/
die ihr die Schande lobt/ und ſchaͤndt der Tugend Preis:
die ihr das Weiſſe ſchwartz/ das Schwartze nennet weiß;
52 uͦm etwan ein Geſchenk/ von Fuͤrſten zu er arnen.
Der Menſch/ der arme Menſch/ kan ja mit nichts nit prachte ̅ ???
das gut und ſchatzbar ſey/ als was vom Himmel ab/
ihm mitgetheilet wird/ und ſolche Gnadengab
56 iſt auch der Dichter Geiſt/ im hohen Wehrt zu achten.
Kunſt lernet man von Kunſt: Kunſt wird durch Kunſt geleh???
doch eines Dichters Sinn/ darf keinen Lehrer nicht/ ???(ret???
es fleuſt aus ſeiner Qwell/ Erfindung und Gedicht.
60 Nicht jeder Zeit und Ort/ iſt ein Poet beſcheret.
Man ſiht gelehrte Leut/ im Reden und im Schreiben/
in aller Wiſſenſchaft erfahren/ hier und dort:
doch wann die Frage waltt/ zu binden wenig Wort/
64 ſo wil ihr kruͦppel Vers nicht Reimenrecht bekleiben.
|| [ID00509]

Nenn den/ der Orpheus Leyr vor Alters hat geſtimmet?
wer hat Homerus Lied am erſten ausgedacht?
wer hat des Naſo Red in ſchnellen Vers gebracht?
68 und alle/ die vor langſt auf dieſen Berg geklimmet.
Mein David komm daher aus einem Schaͤfer Orden/
und hat der Harffenklang ſo zierlich=hochgefuͦhrt/
daß er den trauer Geiſt/ ſo oft in Saul geſpuͤrt/
72 verjaget/ ſich getroͤſt/ und endlich Koͤnig worden.
Wer von dem Hoͤchſten nicht zu dieſer Kunſt erkoren/
der richt durch groſſe Muͦh/ und Fleiß gar wenig aus;
was nicht lichtwuͤrdig ſcheint/ das laſſe man zu Haus/
76 die Arbeit iſt uͤmſonſt/ die gute Zeit verlohren.
Ein ſolcher wird im End/ reimrichtig lernen ſchreiben/
nach gleichen Woͤrter Laut/ und was die Mundart weiſt/
bemerken; aber wo/ wo bleibt der Feuergeiſt/
80 der das Poeten Volk beharrlich pflegt zu treiben?
|| [ID00510]

Wie der vergallte Grimm den Menſchen raſend machet/
der hermend auſſer ſich/ faſt nicht weiß/ was er thut:
So ſtaunet der Poet/ in aufgeklaͤrtem Muht;
84 Er iſt mehr als ein Menſch/ wann ſein Gemuͤht erwachet.
Sein Sinn ſteigt Himmel an/ der Blitz geſchwind erreget/
was ſonſten die Natnr fuͤhrt in dem Wunderſchild/
das dolmetſcht ſein Gedicht/ er teutſcht ihr Weſenbild/
88 daß ſie/ der Raͤhtſel gleich verhuͦllet vorgeleget.
Weil dann der Meiſtervers vom HERREN iſt entſtanden/
wiekan er frevlerwei??? im frechen Liebsgedicht/
mit ſuͦndig=boͤſer Luſt/ ſeyn wider GOTT gericht/
92 und ihm gefaͤllig ſeyn/ die Urſach ihrer Schanden?
Ihr Truͤger wolt ihr dann den Teuffel ſelbſt verſtellen/
und ihn dem Engel gleich ausbilden hier und dort?
Sol ſich der Hoͤllenmohr/ durch eure guldne Wort
96 mit hellem Luͤgen=Schein/ der Jugend zugeſellen?
|| [ID00511]

Iſt es dann nicht genug/ daß ihr euch ſelbſt gefehret?
Ihr aͤrgert/ mit Bedacht/ durch ſolchen Anſtoßſtein
die blinde Juͤnglingſchaft/ ihr zarter Hertzenſchrein/
100 Wird mit der Laſter=Liſt durch eure Luſt beſchweret.
Der kuͤnſtlich holde Vers beherrſchet die Gedanken
Der Wortton/ ihre Zahl/ der Muſic Ebenmaß
entzuͤndet Liebes luſt/ betaubet Neid und Haß/
104 beweget/ ſchlaͤgt und heilt/ erfreut und macht erkranken.
Gleichwie das milde Wachs kan manches Bild behalten/
nach dem das Siegel drukkt: So kan der Kunſt=Poet
durch manche ſuͤſſe Wort/ durch fein gebildte Red’
108 auch jedes Leſers Geiſt dem ſeinen gleich geſtalten.
Man frage nicht/ waruͤm die Dichtkunſt wird verachtet:
der Mißbrauch iſt zu groß/ der Stimpler iſt zu viel ???(ſpiel/
des Spruchman ̅ s Narrenſchimpf/ des Gaukklers Taſche ̅ =
112 iſt gleich dem blauder Artzt??? der mit viel Zaͤhne ̅ prachtet.
|| [ID00512]

Wann der Poet beginnt des Hoͤchſten Werk zu preiſen/
(wie dann von Altersher der Vers gewidmet war/
zu heilighohem Dienſt/ bey der Gelehrten Schaar/)
116 So wird ſeyn Preis zugleich/ ſich in den Verſen weiſen/
Wie Moſe/ David/ Job/ Aſſaph/ und die Propheten/
Debor/ und Judith Lied/ zu Leid=und Freuden= Zeit
getroͤſtet/ und gedankt dem GOTT der Ewigkeit:
120 Daß auch im neuen Bund/ die Kirchenvaͤter thaͤten.
Die ihr wolt euer Haubt mit Lorbeerlaub bekraͤntzen/
die ihr wolt euren Ruhm verewigt wiſſen hier/
holt aus dem Paradis/ die ſtetsbegruͤnte Zier/
124 (ich rede von der Schrift/) den Garten ſonder Grentzen.
Der irdiſch=ſchnoͤde Thand/ kan niemals himmliſch klingen/
allein/ allein das Wort/ begeiſtert Hertz und Sinn/
daß des Poeten Ton/ ſtimmt mit den Seraphin/
128 beſeelend den Verſtand mit nicht gemeinen Dingen.
|| [ID00513]

Hoͤr/ du muſt/ wann man dich ſol einen Dichter nennen/
gleichwie Heroſtratus erſtuͤkken Glut mit Glut/
und leſchen in dir ſelbſt/ den jung=erhitzten Muht/
132 Wilſt du nicht hier in Lieb/ dort in der Hoͤlle brennen.
Kein Lob iſt/ wann dein Nam in nicht belobten Sachen
erſchallet weit und breit: Wieſol doch aus der Schand
entſtehen wahrer Ruhm? Wer kan aus ſchroffen Sand
136 die hellen Demantſtein/ Rubin und Jaſpen machen?
Die Handlung des Gedichts/ muß vor ſich ewig bleiben/
ſol des Poeten Ruhm/ dardurch unſterblich ſeyn:
der Inhalt/ nicht der Reim/ hat uͤberhohen Schein.
140 Es dekkt der Zeiten Flut/ was du wirſt eitels ſchreiben.
Ach Muſa/ wann ich darf/ ein Wort darwider ſagen/
ſprach ich mit feigem Muht: der Alten Lehrgedicht/
iſt jederzeit geweſt/ der Jungen Unterricht/
144 und bringt/ als mich bedunkt/ mehr Nutzen und Behagen.
|| [ID00514]

Als ſonſten die Geſchicht/ was man zuvor geleſen/
verwundert niemand nicht: Die Neurung iſt beliebt
die nechſt der Blumen Luſt des Nutzes Fruͤchte giebt:
148 Es bildet das Gedicht/ was niemals iſt geweſen/
und auch nicht werden wird. Ich wil es zwar geſtehen/
daß mancher Freudenſchertz koͤnt uͦbergangen ſeyn/
doch muß man hier und dar dergleichen flechten ein/
152 daß bey der Ekkelwelt/ auch ſolche Buͤcher gehen/
die ſonſten niemand feilſt: Man kan die Tugend=Lehre/
im Schertz/ und in dem Spiel behaͤglich bringen bey/
und fangen den Verſtand/ der ſonſten Zuͦgelfrey/
156 nicht wil gebunden ſeyn. Sie ſprach: Des Hoͤchſten Ehre
darf keiner Meuchelkunſt. Es bringet manchen Frommen/
wann man die Wiſſenſchaft ſetzt in der Muſen Feld/
doch muß die Gottesfurcht/ in ihrem Tugendzelt/
160 durch faules Spottgeſchwetz nicht in Verachtung kommen
|| [ID00515]

Nihm hier den Pinſel hin/ mahl Kunſt=und Andachts=Sache ̅ /(☞ Der Titel.)
nihm dieſen Federkiel/ beſchreib das raͤhtſel Bild.
Wie du vor mit dem Stab in dem Geſpraͤch geſpielt/
164 Es wird dich ſolches Werk noch mehr beliebet machen.
Es kan das Wunderbuch der Welt genug berichten/
was Gottes Gnadenwort auf ſondre Weiß verhuͤllt:
Der Pinſel und dein Kiel wird hier durch angefuͦllt/
168 zu bilden das Gedicht/ und durch das Bild zu dichten.
In dieſem ſchoͤnen Buch kan man nicht ſattſam leſen/
Es iſt ein jedes Werk ein dikkvollſchriebnes Blat/
und deſſen Wuͤrkungskraft ſein eigne Zeile hat/
172 Der Titel/ Gottes Lob/ der Rand/ der Kuͤnſte Wiſſen/
wird dardurch offenbar. Groß iſt das Werk des HERRN/
und wer es recht bedracht/ hat Freud und Luſt daran!
Sih/ dieſes iſt der Weg/ und nicht der Poͤvelwahn/
176 der in der Reimerzunft macht von der Liebe plaͤrren.
|| [ID00516]

In demerhub ſie ſich/ und ſprach: Der iſt bereitet
fuͤr deiner Arbeitkunſt/ der ſpat=verdiente Lohn:(Daniel 12/ 48.)
Schau hier/ ob deinem Hanbt die Sternen helle Kron/
180 wann deiner Haͤnde Fleiß/ viel zu der Tugend leitet.
Hierauf verſchwande ſie/ und hat mir hinterlaſſen/
nechſt faſt erneut em Geiſt/ den Pinſel/ und den Kiel.
Ich lieſſ an ihrem Ort/ die vorgewohnten Spiel/
184 und ſetze meinen Fuß auf mir bedeute Straſſen.
Der leere Schattenſtreiff/ die breit belaubten Reben/
der Erden reiner Staub/ und viel dergleichen mehr/
gab mir ein Gleichnißbild/ und manche Andachtlehr/
188 In wahrer Gottesfurcht/ und Einſamkeit zu leben.
Was ſol das Wiſſen ſeyn/ wann nicht auch das Gewiſſen
beruhigt das Gemuͤt. Die heher Dichter Kunſt/
kan nicht entnommen ſeyn/ des Hoͤchſten Gnadengunſt/
192 ſie macht den Trauert hal voll Freudenqwellen flieſſen.
|| [ID00517]

XII.
[arrow up]

Andachts=Gemaͤhle/ gebildet Durch den SPIELENDEN.
[arrow up]

|| [2]

Großſind die Werke des HERRN/ und wer ihr achtet/ der h??? eitel Luſt daran. Pſal. III. v. 2.
[arrow up]

1.
[arrow up]


ALmaͤchtiger/ ewig=barmhertziger GOTT/(Pſ. 104/ 4)
Die Engel erwarten/ dein Gnaden Gebot:
die feurigen Flammen/(Job. 38/ 6 Offenb. 4/ 8)
ſingen/ und klingen/ und ſtimmen zuſammen/
5 das heilig=O heilig= O heilig iſt GOTT/
der HERR ZEBAOTH.(Coloſſ. 1/ 16)
Dich Schoͤpfer der Himmliſch=und Irdiſchen Heeren
verehren die Thronen
und leuchtenden Kronen/
10 Sie jauchtzen dem HERREN der Herren zu Ehren.
|| [3]

2.
[arrow up]


Die Himmel erzehlen die Goͤttliche Macht/(Pſ. 19/ 2. 3)
die Sonne den Sternen/ die Tage der Nacht.
Blitz/ Hagel/ und Schloſſen(Dan. 3/ 67)
werden nach deinen Befehlen geſchoſſen/
15 Hochherrlich=hoch herrlich=hochherrlich iſt GOTT/
der HERR ZEBAOTH!
Der maͤchtigiſt donrendem Wetter zu wehren:(Job. 37/ 4)
die Wolken erſchuͤtteren/
zerboͤrſten/ zerſplitteren/
20 und rollen/ dem HERREN der Herren zu Ehren.(Pſalm 77/ 1???)
|| [4]

3
[arrow up]

(1 Moſ. 1/ 22 Job. 5/ 7.)
Es ſchweben die fluͤchtigen Voͤgel empor/
und bringen erſtaunende Wunder hervor/
ihr krauſes Gezitzer/
draͤſchet mit flatrendem hellem Gezwitzer.(Pſal. 96/ 4.)
25 Voll Wunder/ voll Wunder/ voll Wunder iſt GOTT/
der HERR ZEBAOTH!(Pſal. 66/ 3)
Der alles in allem kan wunderlich kehren.
Sie fuͤhren die Stimme/
mit buntlicher Kruͤmme/
30 bemuͤhet/ dem HERREN der Herren zu Ehren.
|| [5]

4
[arrow up]


Es wimmelt der Fluten ſtumm=wallendes Heer/(Pſal. 8/ 9)
erfuͤllend das wilde Weltſchweiffende Meer
ihn ſchweigend zu preiſen/
wie mancherley Muſchel und Schuppen=erweiſen.(Ezech. 29/ 4)
35 Grundguͤtig/ grundguͤtig/ grundguͤtig iſt GOTT/(Nahum. 1/ 7)
der HERR ZEBAOTH!
giebet den Waſſergenoſſen zu zehren.
Sie wallen mit Schnaltzen/
uͤmſchweiffend ſich waltzen/
40 mit Springen dem HERREN der Herren zu Ehren.
|| [6]

5
[arrow up]

(Hohelied 2/ 12 4. Eſr. 5/ 24 Weißh. 7/ 20.)
Die Wurtzel= der Kraͤuter=uud Bluͤmelein Flur/
der zahmen und wilden Wald=Thiere Natur
ſich hauffig geſellen/
laſſen ſich fangen/ bezaͤmen und faͤllen/(1 Moſe 32/ 9)
45 Wolthaͤtig=wolthaͤtig=wolthaͤtig iſt GOTT/
der HERR ZEBAOTH!
Er laͤſſet die Groſſen und Kleinen vermehren:
ihr viehiſches Sinnen
wolt gerne beginnen(Pſal. 114/ 6. 8)
50 Mit Huͤpfen den HERREN der Herren zu Ehren.
|| [7]

6
[arrow up]

(Job. 7/ 7. 30/ 36)
Vns Menſchen kommt alles erſchaffne zu gut/
von Oſten und Weſten/ von Norden und Sud.
die meinſten ſich trennen/
Goͤttliche Gaben undankbar erkennen.
55 Genaͤdig genaͤd g=genaͤdig iſt GOTT/(Pſalm 111/ 4)
der HERR ZEBAOTH!
Hier kommen uns alle Geſchoͤpffe zu lehren.
Wir ſollen die Seiden
beſtreiten mit Freuden
60 und ſpielen dem HERREN der Herren zu Ehren.(Eſa. 1/ 3. Judic. 15/ 3 Pſalm 144/ 9)
|| [8]

Vnſer Leben iſt wie ein Schatten.
[arrow up]

(Job. 14/ 2. 17. 7. Sir. 8/ 13. Job. 8. v. 9. 1 Chron. 2/ 15)
|| [9]

Wie das Menſchliche Leben mit einem Schatten koͤnne verglichen werden.
[arrow up]


SChaut/ was ſchwebet auf der Matten?
Mein/ ach mein/ ach mein ſelbſteigner Schatten:
Wie iſt dieſes Nichts zu nennen?
Seh ich/ oder ſeh nicht/
was erſcheinet in dem Liecht?
Ich muß mich hier lernen kennen.
Mein/ ja mein verduͤſtert Bild zeiget/ wie ich werde werden/
8 Ich bin Etwas/ weil ich ſteh/ und ein Nichts auf dieſer Erden.
ſind dan ̅ nicht die bunte ̅ Farben/ ſo die Erde ̅ aus ſich treibt/
und auf manche Weiſe weiſet/ ihrem Weſen einverleibt?
Nein/ das hohe Himmelsliecht kan mit denkryſtallen Strale ̅ /
12 und den goldgemengten Glantz/ Berg und Thaͤler uͤbermahle ̅ .
daß ich mich hier kan betrachte ̅ / iſt des Hoͤchſte ̅ Gnade ̅ gab/
Er/ der Vater alles Liechtes/ weiſet mir das Schatte ̅ grab.(Jacob. 1/ 17)
|| [10]

Eh die fruͤhe Morgenroͤt/ in dem ſchoͤnen purpur Wagen/
16 uͦberfaͤhrt die hohen Berg’/ und ertheilt der Welt Behagen/
ſihet man den blinden Schatten/ ausgeſtrekket durch das Feld/
er befuͤttigt/ was da ſtehet/ mit de ̅ ſchwartz verhuͦllte ̅ Zelt.
Kommet der Mittag herbey/ muß er ſich gemachlich kuͤrtzen/
20 mit dem Lauf des Son ̅ enrads/ durch ſich/ in ſich ſelbſte ̅ ſtuͤrtze ̅ /
und dann mit dem braune ̅ Abend/ zu der ſchnellen Wellenrei???(Pſ. 102/ 12 Pſ. 144/ 4 Weiſh. 2/ 5)
in dem Ebemaas ergroͤſſert/ dekket er den Erdenkreiſ.
Alſo lauft die Lebens zeit: In der Wahnvermeſſnen Jugend/
24 ſchauen wir uns uͤbergroß voller hohen Schatten Tugend.
welche nach un ̅ nach vermindert/ wan ̅ die Maͤn ̅ erjahre kom ̅ en/
die bald mit der Alters Zeit/ wieder Kindiſch zugenommen.
Ach/ wann wir uns lernen kennen aus de ̅ ſchwanken Schatten=
28 werden wir des Himmels Gabe ̅ / ſo er uͤberreichlich mild ???(Bild/
taͤglich ſchenket/ mit Verſtand/ rechtbedenke ̅ un ̅ ihm danke ̅ /
daß die guldne Son ̅ enflam ̅ leuchtet auf der Erdenſchranke ̅ .
|| [11]

Ich und meiner Jahre=Stunden zeigen auf den Garten Flur
32 (als die Stang un ̅ ihre Zahlen/) eine juſte Sonnenuhr. ???(Schatte ̅ /
wie? fuͤhrt hier der Sonnenlauf ſeine Rechnung durch den
und wird meiner Tage Nacht ſich bald mit de ̅ Tode gatten?
So wend ich das Angeſicht
36 zu dir helles Sonnenliecht/
Sonne der Gerechtigkeit(Mal. 4/ 2.)
deine Guͤlff iſt mir bereit.
Der durechts des ??? Stralen/(Loͤwen. Waage. Jungfer.)
40 und fuͤhrſtlinks der ??? Schalen.
Du kanſt in dem ??? Zeichen/
uns die Himmels Gaben reichen.
Nun ich mich zu GOTT gewandt/
44 weicht zu rukk der Schatten Thand.
So vergleichet ſich der Zeit
Eitelkeit und Ewigkeit.
|| [12]

Thut wol denen/ die euch haſſen.
[arrow up]

(Luc. 6/ 27. Rom. 12/ 17 1 Pet. 3/ 9.)
|| [13]

Daß man den Feinden Gutes thun ſol/ wird in einem Lehrgedicht/ durch die Perſonbildung des Weinſtokks erklaͤret.
[arrow up]


KOmmt dir die Eigenſchaft der Liebe nicht zu Hertzen/
ſo lerneſt du ſie leicht aus meiner Wunde ̅ Schmertze ̅ .
der neu= erfreute Lentz hat mein Gehoͤltz bedekkt/
4 daß auch das Federvolk bey mir verſtekket hekkt/
Ich laſſe meinen Stokk vieljunge Zweige treiben/(Ezech. 17/ 6.)
und hoff in ſtoltzem Gluͤkk beharrlich gruͤn zu bleiben/
das breit=zerkerbte Blat vermehrt ſich ohne Zahl/
??? der krum ̅ e Rebenaſt ſchlankt uͤm der Erden Pfal.
Ach wehl der Wintzer kommt/ er traͤget in den Handen
das Meſſer/ Sichelart/ ſamt vielen Weidenbanden.
Mir ſchaurt: Ich zitter: Ach! Ach was nur an mir lebt/
12 mehr/ als von keinem Wind/ in groͤſſten Aengſten bebt.
|| [14]

Weh meiner Freudenzier/ wie nun? reiſſt du mich nieder/
und ſtimmelſt hin und her/ mein Haubt und alle Glieder?
Mein Herr/ es iſt genug/ daß mein beliebtes Laub.
16 faͤllt haͤuffig und erblaſſt/ durch dieſes Eiſens Raub.
Wie? ſol der falbe Strang den gruͦnen Reben fangen?
Das Laubberaubte Holtz muß an dem Pfal erhangen.(Hohel. 2. 13. Wann der Weinſtokk Augen ge= winnet. Offen. 7/ 17)
Die Wunden ſchmertzen mich/ und trauren ſonder Klag???
20 ſie triefen Erden ab/ als Zeugen meiner Plag/
und meiner Augen=Wort. Er/ lachet/ wann ich ſchmertze/
und laͤſſt mich in der Noht. Bald kommt die Sonnen Kertze/
wiſcht meine Threnen ab/ und hat mir wiederbracht/
24 nicht nur das breite Laub/ das ich mit Luſt belacht/
und duͤkk uͦm mich gehuͤllt: das/ was zuvor verheeret/
hat meiner Wunden Blut/ mit Bluͤt und Frucht vermehret.
Die Trauerthrenen tieff/ bereift den Rebenſaft/
28 das edle Herbſtgewaͤchs/ der Menſch en Freuden Kraft.
|| [15]

Der ſich an mir wollen raͤchen/
wie ich vormals hab vermeint/
als ich meinen Raub beweint/
32 ſol die ſuͦſſen Fruͤchte brechen.
Ich will meiner ſelbſt vergeſſen/
weil ich andern dienen kan/
der mich vor gebunden an/
36 mag mich in der Kelter preſſen.
man wird meine Fruͦchte preiſen/
Vordrukk/ und der Mitteldrukk/
laͤſſt den Nachdrukk nicht zu rukk/
40 Ich/ ich will gedultig weiſen/
wie der wahre Chriſten Muht(Luc. 6/ 29.)
Gutes/ fuͤr das Boͤſe thut.
|| [16]

Er wird unſern nichtigen Leib verklaͤren.
[arrow up]

(Philip. 3/ 31.)
|| [71]

Daß die Auferſtehung unſrer Leiber/ etlicher maſſen durch Zuberei= tung der Glaͤſer koͤnne verſtanden werden.
[arrow up]


SOl ein Menſch/ ein Kind der Erden/(Job. 14/ 4???)
gleich den reinen Englen werden?
Der nur Staub und Aſchen iſt/(1 Moſe 18/ 27)
4 Der verweſt auf manche Weiſe/
und wird zu der Wuͤrmer Speiſe/
wo die Schlang und Otter piſt.(Eſa. 51/ 8.)
Sol der Leib verklaͤret werden/
8 der nichts iſt/ als Ton und Erden?(1 Moſe 3/ 19. Mat. 6/ 25. Job. 10/ 9. 33/ 6. 2 Cor. 4/ 7.)
Iſt dann nicht des Menſchen Seele mehr als ſeines Leibes= Laſt?
Schau/ wie doch die Leimen Huͤtte hauſet einen wehrten Gaſt/
Dieſer ſchwingt ſich Himmelan/ dieſer iſt des Hoͤchſten Gabe/
???2 dieſer laͤſſet ſein Gefaͤß/ in dem ſchwartzen leichten Grabe,
|| [18]

Es faͤhrt unſer Geiſt verduͤſtert durch den dikken Erden=Staub/
und der Leib wird aufgeklaͤrt werden durch des Todes Raub/
gantz/ gereinigt/ GOTT vereinigt/ ferne von den Menſchen Klage???
16 gantz erneuet/ gantz erfreuet/ ſchoͤner als wir koͤnnen ſagen.
Wie kan dieſer Sand und Thand/ dieſer Schlam der Motten Erden/
neubeliebet und begeiſtert/ wie das Glas beklaͤret werden?
Sollen dann auch unſre Leiber/ einſt entnommen aller Plag’
20 auferſtehen unweſelich an dem groſſen Richter Tag?
Schau die leichten Erden=Staͤublein/ ſie ſind nichts als Nichtigkeit/
und aus dieſem kleinen Nichtes wird das helle Glas bereit.
Schau den ſchroffen Uferſand/ er kan nimmer nicht verweſen/
24 noch durch ſeiner Fluten Saft/ machen Laub und Gras geneſen.
Wann er aber durch die Flammen/ flieſſet uͤberirdiſch rein/
hat er auf ſo manche Weiſe/ der Kryſtallnen Sterne Schein.(Rom. 9/ 21.)
Alſo ſchmeltzt des Creutzes Glut/ uns zu dem Gefaͤß der Erden/
28 wann wir durch des Geiſtes Kraft unſren Glaubenstroſt vermehre
|| [19]

Alſo muß das Erden=Weſen ſchmeltzen zu der letzten Zeit/(1 Cor. 7/ 31. Ez. 37/ 8/ 10.)
und auf andre Weis geſtaltet/ wieder werden zubereitt:
Alſo wird des Menſchen Leib/ von des Hoͤchſten Geiſt beſeelet/
32 gantz verklaͤret/ aͤrtzbewaͤhret/ ewig leben auserwehlet.
Meine Seele deine Huͤtten/
wird GOTT in der Ewigkeit
mit der Klarheit uͤberſchuͤtten:
36 ob das Erdenfaule Kleid
Hier verdirbet/ und erſtirbet/
wil er doch in jenem Leben(2 Mac. 7/ ???)
das Vernichte/ hingerichte/
40 herrlich=heller wiedergeben.
|| [20]

Armut und Reichthum gieb mir nicht/ Laß mich aber meinen (Spruͤch. 30/ ???) beſcheidnen Theil dahinnehmen.
[arrow up]

|| [21]

Daß in dieſem Leben nichts beſſers zu wuͤnſchen/ als ein mittelmaͤſſiger Beruff/ und daß in ſolchem ein richtiger Glaub auch das ſchwerſte Ungluͤkk durch beharrliche Hoffnung gedultig vertragen koͤnne.
[arrow up]


DIent unſer Lebens=Faden
mit lauter Gold umwunden/ zu keinem Dienſt verbunden/
4 nicht ſelbſt/ ihm zu Schaden?
er wird von allen Winden/ ſich laſſen wendig finden/
und ſich zu nichts verbinden.
??? Es ſpielt der leichte Wind/ mit dieſer ſchwachen Schnur/
die alles Laſts befreyt/ ſucht in der Blumen Flur/
Zu binden/ weiß nicht was. Sie ſolte dieſem Leben/
in Tapfer Helden Fauſt/ uns eine Richtſchnur geben/
12 Wann nicht das muͤſſig ſeyn/ wer ein verfaulter Maſt/
der Wuͤrmer Freudenſpiel/ das alle Tugend haſſt.
Wem nutzt/ der niemand nutzt??? ja der ſich ſelbſten ſtuͤrtzet/
gleichwie der Faden=Strang ſich/ wellenweis/ verkuͤrtzet/
|| [22]

16 in ſanfft beliebtem Weſt. Der Reichthum/ Geld und Guht/
iſt mehrmals ſeinem Mann die ſpat gefuͤhlte Ruht/
und ſein verſuͤſſter Gifft. Die lang=verlangte Wuͤrde/
iſt dem/ der ſie erlangt/ ein uͤberſchwere Buͤrde/
20 ſo vielmals durch die Sorg und ſtete Kummer=Laſt
macht/ daß man fallen laͤſſt/ was man hat angefaſt:
Es reiſſet bloͤtzlich ab der ſchoͤne Lebens=Faden/
ſo/ daß darauß erfolgt der Leib=und Seelen=Schaden.
24 Was Leben wuͤnſch ich dann? Wann Reichthum/ Ehr und Pracht
iſt bey der Frommen Schar/ vernichtet und veracht?
Nicht Gold/ dann ſolche Laſt beſchweret freye Sinne
Nicht Ruhm/ denn ſolche Blum beſaugt des Neides Spinne.
28 Ein gleiches Bleygewicht/ das im geraden Stand
bewaͤhret den Beruf/ und haͤlt des Lebens Band:
So/ daß ich zwiſchen Noht/ und Uberfluß hinwalle/(Sir. 30/ 8. 9.)
noch zu der linken Hand/ noch zu der Rechten falle.
|| [23]

??? Der Waag=und Schnurrecht ſteht/ (gleich wie der Mauerſtein
ſo Satz auf Satz erhoͤcht/ ſoll feſt verbunden ſeyn/)
wird von dem truͤben Wind/ nicht wie der Staub/ zerſtieben/
noch ob dem Sonnenſtral von ſeinem Grund getrieben.
6 Ich ſage/ noch das Gluͤkk/ noch Ungluͤkk/ Angſt und Schand
???eiſſt ihn/ ſamt Hab und Haus/ aus ſeinem Vaterland.
der Glaub iſt dieſe Schnur/ der unſers Lebens Leben
kan richten Himmel an/ und alle Nohtturfft geben.
???0 Wann GOTT wider mein Gedenken/
der ich nicht bin Suͤndenfrey/
mich/ gleich ſchweren Schiffer=Bley/
in die Fluten wolt verſenken/
???4 wird doch ſeine Gnadenhand
mich aus ſaltzbewelltem Land/
leiten an den Uferſtrand.
|| [24]
(Heb. 11/ 1.)

Es iſt der Glaub eine gewiſſe Zuverſicht deß/ das man hoffet/ un??? nicht zweiffelt an dem/ das man nicht ſihet.
[arrow up]

|| [25]

Lehrgedicht/ Inwe elchm die Eigenſchaft des Glaubens/ durch die Verwahrung eines Paradisvogels erzehlet wird.
[arrow up]


ES was einfremder Gaſt in unſer Haus gekommen/
und hat geringe Zeit/ mit uns/ verlieb genommen:
Als nun der liebe Mann/ ergrief den Wanderſtab/
4 zu ziehen ſeinen Weg/ da weintich/ als ein Knab.
Ach bleib/ ach bleib bey uns/ ſprach ich/ daß aus Verlangen(Luc. 24/ 29)
der heiſſe Threnenſaft betriefte meine Wangen.
Er ſagte: Liebes Kind/ es muß geſchie den ſeyn:
Nihm hier von meiner Hand den kleinen Vogel=ſchrein/
und halt ihn wol verwahrt: das/ was er hat verborgen/
das mache dieſer Zeit/ mein Sohn/ dir keine Sorgen:
dein Aug und deine Hand/ es noch nicht faſſenkan/
???2 du ſeyſt dann groß und alt/ gleich einem ſtarken Mann.
|| [26]

Mit dieſem ſchied er ab. So bald er weggegangen/
Sagt mir mein Spielgeſell/ es wer darinn gefangen
ein wunderſchoͤnes Thier/ ein Vogelfremder Art/
16 dergleichen in der Welt noch niemand offenbart/
Wiewol er/ wie man ſagt/ die gantze Welt vergnuͦget/
er ruhet ohne Fuͤß/ und ohne Feder flieget: ???(Gruft/
gleich wie die Ruders=Fahrt/ ſchweifft durch der Fluten=
20 ſo faͤhrt er Pfeilgeſchwind/ hoch uͤber alle Luft.
Er pflegt auch bey der Nacht/ an einer Schnur zu hangen/
am hohen Baum/ und das/ ſprach er/ traͤgſt du gefangen.
Ich hielt ihn zu dem Ohr/ ja hoͤrte/ das er ſprang/
24 und ſich bald hin/ und her/ im finſtern Keffig ſchwang’/
Ich pflegt’ in meiner Hand denſelben uͤmzudrehen/
was ich zuvor gehoͤrt/ das muſt ich wuͤrklich ſehen.
Ach GOTT/ ich hatte kaum den Dekkel aufgethan/
28 da/ ſchneller als der Blitz/ ich weiß nicht was/ entrann.
|| [27]

und flohe Wolken auf. ———————
Ich werde das Sehnen mit Threnen erſetzen/
das Sehen der Augen mit Weinen verletzen/
Den nichtigen Willen/ mit Ruͦllen erfuͤllen/
32 ——————— Hoͤr/ der du mich verlacheſt/
der du dir eine Freud aus meinem Leide macheſt.
ich weine/ wie ein Kind/ dir/ einem alten Mann/
ſteht in dergleichen Fall/ das Weinen beſſer an.(Erklaͤrung des Lehr Ge= dichts.)
36 GOTT/ war auf dieſer Welt der Gaſt/ ſo dir gegeben
verborgen in dem Wort/ den Glauben/ Gnad/ und Leben:
du aber/ ſo du wilſt ergreiffen mit der Hand/
und ſchauen mit dem Aug/ das teurvertraute Pfand/
40 verleureſt ſolche Gab: Es iſt kein Glaub zu nennen/(Heb. 11/ 1)
was man mit Menſchenſi???n kan fuͤhlen und erkennen.
Wol dann/ ſo ſpottſt du mein? Merk du/ was dir gebricht/
und daß der ſelig iſt/ der glaubt und ſihet nicht.(Joh. 20/ 29.)
|| [28]
(Pſalm 42/ 6. 12. Pſal. 43/ 5.)

Was betruͤbſt du dich meine Seele?
[arrow up]

|| [29]

Daß der Wahn gleich ſey einem bunten Kieſelſtein/ der das Gemuͤt/ wie jener das Waſſer/ betruͤbe.
[arrow up]


OLieber Knab/ was machſt du mit dem Stein?
Du laͤſſt den Kies aus de inen Haͤnden fallen/
und haſt zerſtuͤkkt des Bildes Gegenſchein:
4 wie machſt du glu??? die hellen Flut=Kryſtallen?
Es hat kein Wind den Qwellenbach betruͤbt/
der ſanffte Weſt hat ſich hier ſelbſt beſpiegelt/
derſonder Hauch/ die Waſſer Farben liebt/
und mit dem Ruhm der Mayenzeit verſiegelt:
So/ daß den Fluß kein Nebel nicht betaut/
der Aeſte Thron hat ſeiner Krone Schatten/
im Gegenbild ſo manches mal beſchaut/
???2 und er durch naſſt/ des ſchlanken Ufers Matten.
|| [30]

Der Himmel ſelbſt hat ſich hierein geſtuͦrtzt/
der Sterne Liecht iſt Nachtes abgemahlet/
der Sonnen=Glantz erweiſet ſich gekuͦrtzt/
16 und fleuſſt der Stal/ aus dem der Spiegel ſtralet.
Der kleine Stein macht ſo viel groſſe Schweiffe/
ſo Cirkelrecht ſich in den Wuͤrbel winden:
er fuͤhrt heruͤm klein und erweitte Reiffe;
20 gleichwie das Faß der Kufer pflegt zu binden.

Das Kind antwortet.
[arrow up]


Mein lieber Menſch/ nihm hier die Kinder Lehr/
aus meinem Thun. Die nicht bewuſte Qwellen/
ſtromt dieſen Bach/ der ſonder Wiederkehr
24 mit ſchoͤner Flucht fleuſſt in der ebnen Hellen.
|| [31]

Hoͤr/ dein Gemuͦt iſt dieſer helle Bach/
der ſich ergeuſſt durch dieſe Jammererden/
der ſeinen Glantz hat von dem Himmels Dach/
28 und wil von Gott alhier beleuchtet werden.
Der freuden=Geiſt/ ſchwebt auf ſo reiner Flut/
die aufgeklaͤrt/ des Himmels Kuͤnſte faſſet/
und doch in Oehl/ und Feigenſchatten ruht/
32 dem Nechſten nutzt/ und ſein Gefild benaſſet.
Sobald der Wahn/ der Schroff??? und bunte Kies
mit Erdenthand des Hertzensflutbetruͦbet:
So bald zergeht der Sinne Ruhgenieß/
36 und wird zerritt/ ja Wuͦrbelweis zerſtiebet.
So huͤte dich vor ſolchen Erden Stein:
erwarte doch/ darbey des Himmels=Regen/
Wann der betruͦbt/ ſo folgt der Sonnenſchein/
40 der dich vermehrt mit reichem Gnaden Segen.
|| [23]

Stehet in einem Geiſt/ und einer Seele.
[arrow up]

(Philip. 1/ 27.)
|| [33]

Daß des Menſchen Wille/ ſo lang er mit ſeinem Verſtand an Got= tes Wort haͤlt/ nicht leichtlich ſuͤndigen koͤnne.
[arrow up]

1.
[arrow up]


SChaut doch/ wie die kuͤhne Kunſt
ihrer Schwachheit hat vergeſſen/
3 und bemuͤhet ſich uͤmſonſt/
auch der Sterne Haus zu meſſen.
Wie kan doch der Menſchen Sinnen
mehr als Menſchlich iſt beginnen.

2.
[arrow up]


Schauet doch die Frefelhand
mit dem zweygefuͦſſten Eiſen/
ſie wil auf dem Erden Land
den gewoͤlbten Himmel weiſen.
|| [34]

Solt ihr nicht die Kunſt zerrinnen/
12 wann ſie ſolches wil beginnen?

3
[arrow up]


Wo man nicht hinkommen kan/
wo die Augen nicht hin reichen/
15 wil der Cirkel Wolken an/
zeigen/ wie die Sterne weichen.
Was wird doch fuͤr Spott gewinnen/
18 ſolches hohe Kunſt Beginnen.

4
[arrow up]


Meiſter folget meinem Raht:
ſuchet zuvor ohn Verdrieſſen/
21 wer den groͤſten Mangel hat/
wolt ihr keinen Fehler ſchieſſen/
|| [35]

ſonſten werdt ihr gleich den Spinnen
24 niemand Nutzes Werk beginnen.

5
[arrow up]


Schauet ob nicht in dem Band
Euͦres Leibes beede Spitzen:
27 Sol den Willen der Verſtand
in dem Tugendmittel ſtuͤtzen.
So kan man die Himmels Zinnen
???0 zu erlangen/ recht beginnen.

6
[arrow up]


Wann der Punct iſt GOTTES Wort/
und wir feſt darauf beſtehen/
???3 kan der Will/ an ſeinem Ort/
nicht auf Suͤnden Wegen gehen.
Gottesfurcht und Lieb gewinnen
???6 ſind der Tugend Koͤniginnen???
|| [36]

Wer ſchwere D???ng forſchet/ dem werden ſie zu ſchwer.
[arrow up]

(Spruͤche 25/ 27.)
|| [37]

Daß ſich der Menſch nicht mit ſchwerer Hoffnung des Irdiſchen plagen ſol/ ſondern Gott vertrauen.
[arrow up]


GLeich wie der Erden Schos/ ohn Muͤh/ gebieret/
wann Bluͦt und Blumenluſt den Lentzen zieret:
So hegt und traͤgt ein Kind mit Dokken Spiel/
in ſeinem zarten Sinn/ der Sorgen viel:
??? Dieweil es iſt ein Kind/ das pflegt zu wanken/
im Gang und im Verſtand/ mit Kindsgedanken.
Dem Kind verzeihet man/
Dieweil es iſt ein Kind/ in ſeiner Unſchuld blind
und nicht mehr leiſten kan/
???0 als es in ſolchen Jahren erfahren.
Wir/ die wir Maͤnner ſind/ und alte Greiſen/
macht ſolches Kinderwerk fuͦr Gekken preiſen/
Wann wir mit ſteter Sorg dem eitlen Thand
anfuͦllen unſer Hertz/ Sinn/ Mund und Hand.
|| [38]

15 Wir ordnen hier und dar das falſche Hoffen/(Pſal. 39/ 7.)
und hat es unſer Wahngar wol getroffen/
Was er mit Vorbedacht ſich unterſteht/
und mit der Sorgenlaſt zu Grunde geht.
Wer ſol den alten Mann
20 ver zeihen/ wann er liebt/ was ſein Gemuͤt betruͤbt/
und folgt der Kummerbahn/
So er in vielen Jahren erfahren.
Er hofft auf guldne Zeit/ die Gut und Ehre/
im Fried=und Freuden Schluß/ auch ihm vermehre:
25 Er hofft des Reichen Tod und ſein Geſchaͤfft/
er hofft des Dieners Fleiß/ auch wann er ſchlaͤfft:
Er hoffet lange Zeit allhier zu leben/
und Fuͦll’ in ſeinem Haus/ vom Feld/ und Reben/
Er hofft/ nach ſeinem Tod/ nicht kleinen Ruhm
30 auf ſeinem Leichenſtein/ zum Eigenthum.
|| [39]

Dein Ruͤkken hat gefaſt
was ſolche Buͤrde ſchreibt/ die ſtetig auf dir bleibt
als eine ſchwere Laſt:
Du wirſts in ſpaten Jahren erfahren.
35 Du Narr/ Gott nimt von dir/ noch heut das Leben/(Luc. 12/ 20.)
und was der Hoffnungs Troſt dir moͤgen geben.
der du der Fluten Hafft ſo hoch geacht/
und an des Himmels Gut zu ſpat gedacht/(Anker.)
ſchau deine Seel/ und Geiſt/ wird weggenommen/
40 und hat/ was vormals dein/ der Erb bekommen.
Hoff/ wann du hoffen wilſt/ des Hoͤchſten Gnad/
die aller Erden Haab verſchloſſen hat.
Iſt deine Hoffnung hoch/
und ſtoͤſſet Himmelan/ ſo traͤgſt du/ wie ein Mann/
45 der Chriſten Sorgenjoch/
und du wirſt ſatt von Jahren hinfahren.
|| [40]
(Joh. 11/ 10. Matth. 15/ 24)

Ich bin ein guter Hirt/ geſandt zu den verlohrnen Schafen.
[arrow up]

|| [41]

Lehrgedicht/ In welchem erklaͤret wird/ wie CHriſtus JEſus/ der Ertzhirt(1 Pet. 2/ 25. Ez. 34/ 23/ 31.) unſerer Seelen/ die verlohrnen Schafeſuche/ und mit ſeinem heiligen Wort weide.
[arrow up]


EInes reichen Vatters Sohn/ tratt in armen Schaͤfer Orden/(Sir. 18/ 13.)
zu verhuͤten Tag und Nacht/ vieler Rauber=Woͤlffe Morden.
Als er eins in dem Gefilde/ auf dem Irr=und Scheidepfad/
4 manche Schafe hat gemiſſet/ ſuchet er ſie fruͤ und ſpat.
Hoͤret/ hoͤret meine Stimm/ ſprach er/ weinend und betruͤbet.(Joh. 11/ 14. Zach. 1 3/ 6. Eſa. 44/ 22.)
kehret wieder zu der Herd/ welche meine Seele liebet.
Ich/ ich hab euch Wonn/ und Weide/ nechſt den Baͤchen ausgeſucht/
??? welche noch nie hat betretten eines Hirten Laͤmmer=Zucht.
Ach/ wie kan das Einfalts=Schaf ſeines Schaͤfers Stimm vergeſſen/(Joh. 10/ 3/ 4/ 5)
und dort auf der Woͤlffe Spur ungeſunde Kraͤuter eſſen.
Komm/ du ſolſt auf meinen Achſlen/ eine liebe Buͤrde ſeyn/(Luc. 15/ 5.)
???2 komm/ ich will dich mit der Herde ſchlieſſen/ in die Huͤrden ein.
|| [42]

Alſo rufft der fromme Hirt. Nachmals fieng er an zu pfeiffen/
auf dem leichten Siebenrohr/ und durch jeden Ton zu ſchweiffen.
Daß der Echo wiederhalte/ durch den lauten Felſen=Thal/
16 ruffend zugleich ſeinen Schafen/ und ſchreyt ſieben ſiebenmahl/
mit gar holderhabner Stimm: Kommet wieder/ kommet wieder/
kommet wieder meine Schaf/ und hoͤrt eures Hirten Lieder/
kommet wieder/ kom ̅ et wieder/ ſchauet meiner Arbeit Schweiß
20 meinen Hunger/ Durſt/ und Schmertzen/ und beharten Sorgenfleiß.
Kommet wieder zu der Herd/ folget mit erfreuten Ohren/(Hoſ. 7/ 12. Pſalm 23/ 4.)
meiner Ruff=und Trauerſtimm/ meinem Stab und Schilfferohren/
hoͤret/ wie es wird beſeelet/ von dem ſanften Odemblaß/
24 ſchluͤrffend mit vereintem Toͤnen/ nechſt der Heerde fettem Gras/
Kommet wieder/ meine Weide/ ſol euch bleiben unverwehret/
ob ihr gleich von mir gewichen/ und faſt ſpat zu rukke kehret.
Wer der Edle Schaͤfer ſeye/ weiſt ſich leichtlich in der That/
28 nemlich dieſer/ der vom Vater/ ausgeſendet auf die Saat/
|| [43]

dieſer boͤſen argen Welt/ ſuchend was vor war verlohren/(Mat. 15/ 24. Luc. 15/ 4.)
und zu huͤten GOTTES Herd/ abgeſondert auserkohren.
Er hat in den gruͤnen Trifften/ ſie geweidet und getraͤnkt/
32 mit dem fruͤen Himmels=Tauen/ und ſich ihnen ſelbſt geſchenkt:
ja er hat mit ſolcher Stimm/ ſeiner Diener Mund beſeelet/(Joh. 20/ 28. 1 Pet. 5/ 2)
und zu ſo vereintem Ruff groſ??? und kleine Rohr erwehlet.
Es erſchalt in meinen Ohren: Kehre wieder Iſrael/
???6 kehre wieder/ kehre wieder/ und errette deine Seel.
Sih/ doch/ ich hab keinen Luſt/ an der Menſchen Suͤnden Weſen/(Jer. 33/ 4.)
ſondern daß ſie bald bekehret/ leben/ und durch mich geneſen.
Alſo rufft das Pfeiffen Rohr/
???0 welches dieſer Hirt bekuͤſſt.
Hat euch dieſe Stimm gegruͤſſt/
ſo verſtopfet nicht das Ohr.
Folget/ und wuͦnſcht ins gemein
???4 auch ein ſolches Rohr zu ſeyn.
|| [44]

Der Teuffel gehet herüm/ wie ein brüllender Loͤw/ und (1 Pet. 5/ 8) ſuchet/ welchen er verſchlinge.
[arrow up]

|| [45]

Lehrgedicht/ Daß der Glaub alle Furcht fuͤr dem boͤſen Feind/ den Reiſenden(Apologus.) zu dem Himmliſchen Vaterland/ benemen koͤnne.
[arrow up]


ICh armer Pilgersmann entfernet von dem Meinen/(Pſ. 39/ 13)
wolt in mein Vatterland:(Phliip. 3/ 20)
doch machte mich die Furcht des Wegsgefahr be=
4 als des Geruͤchtes Thand/ ???(weinen
Gewiß/ doch falſch/ beglaubt/ ein Loͤw wer auf der Straſſen/(Spruͤch. 26/ 13/ 19/ 12)
und junge Loͤwenzucht/
die mich den langen Weg nicht wuͤrde zihen laſſen/(1 Pet. 5/ 8.)
dieweil ſie Bruͤllend ſucht/
den Land und Wandersmann blutgierig zu verſchlingen.
Hoͤrt/ was der Schrekken thut:
Ich liſſe mich die Furcht wahnſinnig bald bezwingen
???2 und hemmen meinen Muht.
|| [46]

Ich wolt’/ aus feigem Sinn/ im Elend lieber leben/
als auf beſagtem Pfad/
mich in den Loͤwenſtreit’/ und Todsgefahre geben/
16 nach meines Hertzens Raht.
In dem ich ſolches denk’/ erſchallt in meinen Ohren:
dein Hertz ſey unverzagt/(Jeſ. 7/ 4 Pſalm 50/ 4)
Ich/ Ich errette dich: noch keiner geht verlohren/
20 der es mit mir gewagt.
Mir war ein Fakkelkihn/ (vielleicht mich zu erkuͤhnen)
von nicht bekanter Hand
gereicht/ mit dem Befehl/ ich ſolt mir laſſen dienen
24 ſo angezuͦndten Brand.
Wol/ ich ermannte mich/ verfolgte meine Reiſe:
Der Loͤw ſah meine Flamm/
und flohe/ weiß nicht wo/ zu ſuchen ſeine Speiſe???
28 bis ich nach Hauſe kam.
|| [47]

Das helle Glaubensliecht reitzt zu der Helden That/(Mat. 5/ 16.)
und wird von GOTT erlanget/
ſonſt zagt des Menſchen Geiſt/ und bebet gleich dem Blat/
???2 ſo an den Baumen hanget.
Der Loͤw/ der Belial/ beweget Gras und Laub/
wann er erſchroͤkklich bruͤllet:
Er flieht die Glaubensflamm/ und mit der Boͤſen Raub
???6 den Hoͤllen=Hunger ſtillet.
So fuͦrchten wir uns nicht/ wanngleich die Loͤwenzucht/
des Teuffels Heer und Rotten/
ſich ſtellen in den Weg. Der GOTT im Glauben ſucht/
???0 kan dieſer Feinde ſpotten.
Der Glaub iſt unſer Sieg/ und giebt den Heldenmut/
auf dieſer Welte Straſſen:
GOTT iſt mit in der Noht/ ER hilfft durch Glut/ und Flut.
???4 ER wil uns nicht verlaſſen!
|| [48]

Freuet euch mit den Froͤlichen/ und weinet mit den Weinenden.
[arrow up]

|| [49]

Daß die Luſt=Liebe und Weltgeſellſchaft fuͤr nichts zu halten gegen wahrer Treue/ und Tugend=Freundſchaft/ durch die Eigen= ſchaft des Spiegels gebildet.
[arrow up]

Satz.
[arrow up]

(Pindariſche O???e.)
WEil der Dicht=und Mahler Geiſt/
gleich vereinte Kunſt er weiſt/
Lieber Freund/ ſo mahl die Lieb.
Hier/ hier kommt das Koͤcher= Kind
ſeine Pfeile Windgeſch wind/
ſcheuſſt er durch des Bogens= Trieb/
5 Schau die Gold gemengte Haare/
ſeine Fluͤgel/ ſeine Kertze
ſeine kleine Bruͤder Schare/
das Gelaͤchter und die Schertze.
10 Er iſt uͦberſchoͤn gemahlt
und mit Feuerglantz beſtralt.
|| [50]

Gegenſatz.
[arrow up]


Weg mit dieſem Laſter=Geiſt/
ſo der Luͦſte Bildniß weiſt.
her den Spiegel/ meine Lieb’/
iſt nicht ein ſo frevles Kind/
fluͤchtig/ nichtig/ Pfeilgeſch wind.
15 Es fuͤhrt Sonnenhellen Trieb/
traͤgt von allen Farben Haare/
gleichet ſich der Himmels Kertze/
Lebet mehr als Menſchen Jahre/
zeiget Weinen/ Lachen/ Schertze/
und iſt allezeit gemahlt/
20 wie der Spiegel widerſtralt.
|| [51]

Nachſatz.
[arrow up]


Alſo weiſt der Raͤhtſel=Geiſt/
wahrer Freundſchaft gleichen Trieb/
Treu und Lieb/
und erzeuget Sinngeſchwind/
gleiche Jahre/
gleiche Haare/
20 Wie dem Vater gleicht das Kind.
Brennet gleich die Ungluͦkks Kertze/
oder laͤchelt Freud und Schertze/
iſt doch Treue ſtehts be mahlt/
wie vereinte Liebe ſtralt.
|| [(52)]

Anmerkungen/ Welche zu eigentlichem Verſtand hiervorge??? ſetzter Gedichte beyzufuͤgen fuͤr noͤhtig er= achtet worden.
[arrow up]

Zu dem Titel.
[arrow up]

Andachts Gemaͤhl) Weil ſie nicht alle die Eigenſchaften haben/ welche z??? vollſtaͤndigen Sinnbildern erfordert werden/ darvon in den Geſpraͤchſpie??? len uͤmſtaͤndig zu leſen iſt. Etliche/ welche in einer richtigen Gleichniß beſte??? hen/ koͤnten mit Fug geiſtliche Sinnbilder heiſen/ wann man etwan ein??? (hemiſtichiu ̅ .) halbe Reimzeil/ aus dem Text/ darzu ſetzen wolte: Wir haben es aber/ [53] die ſes Orts/ lieber bey den Spruͤchen der Schrift/ auf welche ſie gerichtet ſind/ verbleiben laſſen.Vonrechtem Gebrauch der L. Poeterey) Beſtehend in Beobachtung der Ehre GOTTES und des Nechſten Nutzen/ wie hier von die gantze Vorrede handelt. Beſihe Specimen Philologiæ Germanicæ am 344. Blat Diſquiſit. IX. und in notis.Ourch den Spielenden.) Es iſt in der hochloͤblichen Fruchtbringenden Geſellſchaft der Gebrauch/ daß man in den Schriften die Geſellſchafts Na= men vorſetzet: Eines Theils/ allen eitlen Ruhm zu vermeide ̅ / anders Theils des Leſers Urtheil nicht mit ſeinem nachtheiligen Vorwahn/ wegen der Per=(Præjudicio.) ſon/ zu unterſchlagen. Dieſer Gebrauch iſt auch bey den Italianiſchen Aca= demien/ welche zu Steur und Fortpflantzung der Sprachen gewidmet ſind. Solcher geſtalt kan man mit jene ̅ Mahler/ hinter der Tafel ſtehen/ hoͤre ̅ / was man von dem Gemaͤhl urtheilt/ und die begangene Fehler beſſer erkennen. Etliche wollen ihre Teutſche Gedichte/ nach ihrem Tod erſt laſſen an das [54] Liecht kommen/ wan ̅ noch Zeit iſt ſeine Fehler (dann nicht jeder 11. Jahre auf ein Buch wenden kan/ wie Maro auf ſeine Æneidos) zu beſſern/ Ob es klug??? gethan ſey/ laſſen wir andern zu betrachten. Der Fehler iſt gluͤkkſelig/ der zu unſrer Unterrichtungen dienet.Klingreimen) nicht K???inggedicht/ dann das Woͤrtlein Gedicht gehet auf den Inhalt/ das Woͤrtlein Reim gehet auf das Gebaͤnd oder Metrum: Doch laſſen wir hierinnen jedem gerne ſeine Meinung. Die Niederlaͤnder nennen es Klingedigen.Die Him ̅ liſche Muſa lehren ſingen) Alſo haben die Heyden alle Kuͤnſte Goͤttern zugeſchrieben/ und verſtehen wir Chriſten dardurch die Gaben/ welche uns GOTT auf mancherley Weiſe mittheilet.
Horat: Muſa docet fidibus ————
Perſius: Dicere res grandes noſtro dat Muſa Poëtæ.Alſo ſagt Ronſard tom. 4. f. 39. Euterpe mefaçonne un oeuvre entier. Es iſt aber die Himmliſche Muſa Urania, welche Saluſte de Bartas nennet La [55] Muſe Celeſte ???om. III. part. 2. f. 119. Deſſen Erfindung wir in dieſer Vor= rede nachgegangen/ und auf unſer Vorhaben gerichtet. Weil aber der Mindernde den Singendem Iſaiam unter Handen/ iſt ihm deſwe= gen dieſes Gedicht billig zugeſchrieben worden.Mahlen und Dichten) Wie die Mahlerey ein ſtummes Gedicht/ und das Gedicht ein redendes Gemaͤhl ſey/ iſt in der Dichtkunſt des CCIV. Geſpraͤch= ſpiels weitlaufftig erwieſen worden. Inſonderheit aber dieſes zu merken/ daß das Aug/ und das Ohr/ als die Sinne der Unterrichtung hierdurch zu= gleich beſchaͤfftiget/ und dem Gedaͤchtniß eine Sache beweglichſt vorzutra= gen/ angehalten worden; wie von ſolcher Dichtart hochverſtaͤndig urtheilt Don Diego Saavedra in der Zuſchrift ſeiner politiſchen Sinnbilder/ ſagend: Propongo N. repreſentado con el buril, y con la pluma; paraque por los ojos, y por los oidos (inſtrumentos del ſaber) quede mas informado el animo. Saint-Amant nennet die Poeterey le plos noble effurt de l’ imagi- nation. Dieſes haben wol verſtanden die Redner zu Rom/ von welchen [56] Quintil. l. 7. ſchreibet: ipſe aliquando vidi depictam tabulam ſupra Jo??? vem (locus in foro erat,) in imaginem rei, cujus atrocitate judex erat c??? movendus. Dergleichen Exempel iſt bey dem Lucano l. 1. de mercena??? convict. Die Schiffbruch erlitten/ haben den Goͤttern/ durch derer Rettun??? ſie/ vermeintlich/ erhalten worden/ die Abbildung ihre Gefahr verehret/ d??? her Juvenalis zu verſtehen/ wann er fragt:
——— pictores, quis neſcit ab Iſide paſci?Dergleichen Gebrauch iſt noch bey den Papiſten.Himmelswitte) Alſo nennet D. Luther Uraniam zu Teutſch f. 8. de Nom??? propr. Witte/ iſt ſo viel als weiß/ daher Wittekind das weiſe Kind. beſih??? Specimen Philolog. German. Diſquiſit. I. §. 5. & XI. §. 39.Es iſt auch von Reimſchrenkung zu erinnnern/ daß wir vorbeſagten Herr??? von Bartas/ wie in dem Inhalt/ alſo auch in dieſem folgen wollen.1 Fruͤlings=Jahre) Bartas ſagt L’Avril de monage, man haͤtte ſagen koͤn= nen/ die frohen Lentzen=Jahre.
|| [57]
Irr=und Scheidſtraſſen) un fourchu carrefaur douteux, folget zweif= felpfad Wegen des Reimegebaͤnds/ kan man ſo genau nicht bey der Grund= ſprache bleiben/ es iſt aber die Meinung genugſam ausgedrukkt.3 Parnaſſus) Etliche ſchreiben auch Parnaſus/ weil man bey den Griechen oh= ne Unterſcheid findet , und , . Die Grieche ̅ wolle ̅ / man ſage Parnaſſum, quaſi Larnaſſum, von dem Kaſte ̅ / welcher aldar in der Suͤndflut erhalten worden ſeyn ſol. Caſaubonus in no- tis ad Horat. fol. 10. fuͤhrt es her von der Hebreer Parnes & Parnaſin, Paſtores/ von den Hirten und ihren Liedern/ ꝛc.4 Durch fremder Sprachen Weg) Wer in fremden Sprachen nicht erfahren iſt/ kan es in der Poeterey ſchwerlich hoch bringen. Es wird aber darzu erfordert I. die natuͤrliche Neigung. II. Die Unterweiſung in allen Wiſſenſchaften/ fremden Zungen/ und Leſung der Griechiſchen/ Lateiniſche ̅ / Frantzoͤſiſchen/ Welſchen/ und Spaniſchen Poeten. III. Die vielfaͤltige U [58] bung/ erſtlich in ungebundner/ und dann in gebundner Rede. Wem un??? dieſen drey eines ermangelt/ der wird vor andern nichts beſonders leiſt??? koͤnnen. Saint Amant vermeinete in der Vorrede ſeiner Gedichte/ die W??? ſenſchaft fremder Sprachen ſey zu der Poeterey nicht von noͤhten/ ſagen??? Dieumercy, ny mon G???ec, ny mon Latin me fairont jamais paſſer po??? Pedant: Mais une perſone n’en eſt pas moins eſtimable pour cela, & to??? ceux qui ſçauront qu’Homere, ſans entendre d’antre langue que celle qu??? ſa Nourrice luy avoit enſeignée, n’ a pas laiſſé d’emporter le prix ſur to??? les Poetes, qui ſont venus apres luy, ne jugeront pas, qu’ on bon eſpr??? ne puiſſe rien faire d’admirable ſans aide des langues eſtrangeres. Un??? langue n’eſt pas une ſcience. &c. Wann wir alle vorneme Buͤcher ??? Teutſcher Sprache leſen koͤnten/ wie die Frantzoſen/ ſo bedoͤrfften wir de??? fremden Sprachen nicht: Unſere Sprache aber iſt der Zeit ſo hoch nich??? gebracht. Iſt Homerus in fremden Sprachen nicht erfahren geweſen/ ſ??? [59] hat erdoch alle Wiſſenſchaften ergriffen gehabt/ wie von ſeinen Gedichten kan geſehen werden/ aus Scaligero bey folgendem 70. Vers.Fruchtgebracht) gleichwie dorten ſtehet Ezech. 47/ 12. Ihre Fruͤch= te (der Lippen) werden zur Speiſe (und Nahrung des Verſtandes dienen/ und ihre Blaͤtter (die Schriften und Buͤcher der hochloͤblichen Fruchtbringenden Geſellſchaft) zur Artzney/ (fuͤr den Unverſtand und Unwiſſenheit/) dieſer Meinung koͤnte man uͤber hoch beſagter Geſellſchaft Palmbaum ſchreiben aus dem 1 Pſalm v. 3.

Seine Blaͤtter verwelken nicht.
[arrow up]

Geſpraͤchſpiele) Die Frantzoſen nennen es jeux. de Converſation, von welchen der unbenamte Scribent de la Maiſon des jeux lib. 3. fol. 479. Alſo redet: Unſere Spiele ſind noch Kindiſch noch(Anonymus.) Baͤuriſch/ gehoͤren alſo noch fuͤr bloͤde/ noch grobe Len= te. Man kan ſie leicht. und ſchwer machen/ nach Beſchaffen [60] heit der Geſellſchaft: Welche keinen Luſt darzu haben/ geſte??? hen/ daß ihnen der Verſtand/ und die Faͤhigkeit/ ſo darzu erfor??? dert wird/ nicht haben/ oder zu erlangen begehren/ und thu??? unrecht/ in dem ſie keinen Bericht wollen annemen/ welche??? ſie in gar wenig Stunden erlangen koͤnten. Es iſt nicht z??? glauben/ wie dieſe Verſtand Ubung ſo tapfere vernuͤnftige un??? hoͤfliche Leute machet. Es iſt nur uͤm den Anfang zu thun.25 Ihr helles Angeſicht) Alſo beſchreibt ſie obgedachter Bartas.
Sa face eſt angelique &c.Ich hab aus dem gantzen Gedicht herausgenommen/ was mir gedienet/ ſonſ??? were dieſe Vorrede viel zu lang worden.34 Beſeelen Felſenſtein) animent les rochers & les fleuves arreſtent, iſt auf des Orpheus Fabel geſehen. Natal. Com. in Mythol.40 Die Jungfer Stimm) Was die Urſache ſey/ daß die Jungfrauen hoͤher [61] ſingen/ als die Weiber/ iſt bey Ariſtotele/ Alberto Magno und Cardano zu leſen.???6 Bedient in Kuplerey) Die Gothen und alten Teutſchen haben ihren Kindern nicht geſtattet unzuͤchtige/ uͤppiſche/ und aͤrgerliche Lieder zu ſingen/ wie Olaus Magnus ſchreibet. l. 15. cap. 11. Drexelius l. 1. Nicet. c. 8. beglau= bet/ daß Gambara, Bembus, Ronſard, Petracha und Taſſo, auf ihren Tod= betten bereuet/ daß ſie ſo viel Ergerniß gegeben: und ein vornemer Teutſcher Poet. C. H. der noch lebet hat in einer ſchweren Krankheit/ ſo groſſes Miß= fallen ob ſeinen Liebsgedichten gehabt/ daß er ein Geluͤbd gethan/ wann ihn GOTT wieder zur Geſundheit verhelffe/ woll er dergleichen die Zeit ſeines Lebens nicht mehr zu Papier ſetzen/ welches er auch bishero gehalten.???in Geſchenk) qui Muſas tanquam mercenarias proſtituunt, dieſe nennet Perſius Hetzenung Papegyen/ welche uͤm die Speiſe reden und ſingen/ wie= der ihre Natur und Eigenſchaft. Sat. 1. v. 8. 9. & 13.
|| [62]

Quis expedivit Pſittaco ſuum ,
Picasque docuit verba noſtra conari ???
Corvos Poëtas, & Poëtrias picas
Cantare credas Pegaſium melos.59 Erfindung) Plutarchus und Ariſtoteles wollen/ daß der Verſe Inh??? erdicht ſeyn ſol/ und nennen ſolche Erfindung/ die Seele der Verſe/ wie hi??? von zu leſen Caſaub. in Notis ad Horat. fol. 18. Deswegen der gelehrte N??? derlaͤnder Johan. von Vondeln den ſeliggekroͤnten Opitzen fuͤr keinen P??? ten halten wollen/ weil er gar wenig aus eigner Erfindung/ viel aber aus ??? dern gedolmetſchet habe. Beſihe das CCIV. Geſpraͤchſpiel.60 Nicht jederzeit und Ort iſt ein Poet beſcheret) und nicht jede??? Poeten eine Befoͤrderung. Plin. Hiſt. Nat. 7. cap. 28. Plurimum ???efert quæ cujusvis Virtus tempora??? inciderit: neque enim cujus jam claru??? ſtatim ingenium eſt, ut poſſit emergere, niſi illi materia, occaſio, fautor ??? jam commentatorque contingat.
|| [63]
??? Orpheus Leyr) Dann auch die Heyen/ GOTTES unſichtbares Weſen aus ſeinen Werken wargenommen/ nemlich an der Schoͤpfung der Welt. Rom. 1. 20??? Mein David) Der Koͤnigliche Prophet David/ hat ſein gantzes Leben mit Geiſtreichen Pſalmen bemerket. Als er ein Hirtenknab war/ hat er den 23 Pſalm gedichtet: Vor Erlegung des Rieſen Goliaths (1. Sam. 17.) den 20. In ſeinem Elend (1. Sam. 22.) wieder Doeg den 52. und 109. bey ſeinem Abſchied von Nobe/ den 34. (1 Sam. 21.) wider die Phi= liſter den 56. in der Hoͤhe Adullam den 57. zu Kegila (1 Samuel. 23.) den 55. wider die Siphiter. (1. Samuel. 23. und 26.) de ̅ 11 vn ̅ . 54. In der Hoͤlen/ den 142. Pſ In ſeiner erfolgten Regierung hat er gemacht den ???0. und den 101. als er die Lade des Bundes eingeholet (2. Samuel. 6.) den 118. Als ihn Chriſtus verheiſſen worden/ den 89. und 110 ſeine Sieglieder ???nd der 21/ 46/ 60/ 68 und 83. Pſ. Seine Buß=und Threnenlieder ſind der ???/ 4/ 5. und 51 Pſalm. Seine Lob=und Danklieder/ der 93/ 94/ 95/ 96. und [64] 97. Pſalm. Sein Teſtament/ der 39. und 71 Pſalm/ daher ſagt Sira??? am 47. Cap. v. 9. Fuͤr ein jegliches Werk dankte David dem Heil??? gen/ dem Hoͤchſten mit einem ſchoͤnen Lied.69 Schaͤfer Orden) Von den Schaͤferliedern/ iſt uͤmſtaͤndig zu leſen ??? Vorrede der 1646. wieder aufgelegten Diana aus Scaligeri lib. 1. fo??? 15, 17.70 Harffenklang) Hiervon iſt Meldung beſchehe ̅ im CCXXXVI. Geſpraͤ??? ſpiel/ bey der 10. Zahl. Wie die alten Harffen geſtaltet geweſen/ iſt zu ſehen ??? Theatro Muſico J. Prætorii, und in den Anmerkungen des Blaiſe de Vige??? nere ſur les Images des deux Philoſtates, aldar ſie von den aͤltſten Graͤber??? der Poeten abgebildet/ beygeſetzet.70 Homerus Lied) Darvon ſagt Scaliger l. 5. cap. 11. f. 538. alſo: Home??? ingenium maximum: ars ejusmodi, ut eam potius in veniſſe, quàm exc??? luiſſe videatur. Quare neque mirandum eſt, ſi in eo naturæ Idea quæda??? non ars, extare dicatur.
|| [65]
72 Naſo Rede in ſchnellen Vers) Ovidius, von welchem bekant iſt/ das gemeine Verſlein.
Quicquid conabar dicere, Verſus erat.79 Der Feuer=Geiſt) Es iſt gewiß/ daß ſich keiner ruͤhmen kan/ er habe eine Sprache erlernet/ wann er die Poeten nicht geleſen hat: Daher lehret man in allen Schulen die Hebreiſche/ Griechiſche/ und Lateiniſche Poeterey/ als in welcher der Sprachen Meiſterſtuͤkk beſtehet. Waruͤm wir Teutſche aber glauben/ es ſey in unſerer Sprachen ſolches unnoͤhtig/ weil es unſere Mutterſprache ſey/ kan ich nicht ſehen. Muͤſſen wir doch von den Seug= ammen Teutſch reden/ und von den Schulmeiſtern ſchreiben lernen: Wie ſol dann das Wolreden gebundner und ungebundner Weiſe/ und das recht= ſchreiben mit uns geboren werden? Aber die Blindheit iſt ſo groß/ daß man auch das gute fuͤr eine Neurung haͤlt/ und muͤſſen wir endlich im Alter ler= nen/ was wir in der Jugend/ benebens dem Latein/ viel leichter und beſſer haͤtten faſſen koͤnnen: oder wie jener ſagt: Heut in den Sand ſchrei [66] ben/ was wir geſtern in Marmoͤl haͤtten graben ſollen. Dr??? Apophthegm. Ebre. Die Poetèrey verſtehen/ macht keinen Po??? ten/ ſondern es gehoͤrt eine natuͤrliche Neigung/ Ubung/ und Wiſſe??? ſchaft darzu/ welche wenigen gedeyet: wie geſagt.88. Raͤthſel gleiche Weſenbild) Der Bilderey iſt zweyerley/ u??? bedeutet entweder nichts anders/ als was ſie weiſet: oder hat einen ve??? borgenen Verſtand/ welchen die Beſchreibung/ in den Geſchichten be??? bringt; oder die Ob= unnd Unterſchrift Versweis in den Gedichte??? anfuͤget. ohne ſolche Schrift kan das Bild genennet werden ein Raͤhtſelbil??? deſſen verborgener Verſtand zu errahten iſt/ daher es die Grieche??? , Picturæ vel delineationis ænigma nenne??? Lucian. in Herc. Gallic. Ich muß aber hierbey ſetzen/ was Scipio Ba??? gagli f. 199. dell’Impreſe hiervon ſchreibt:Non ha dubbio niuno, ſagt er/ che le coſe vive movono molto pi??? [67] la viſta, el’animonoſtro, che le depinte non fanno. Di manera ch’???l Capitan Bondo Tolomei portò a gioſtra l’ Impreſa, ove Emblema dell’ augellino vivo, dentra la gabbia rotonda, che gira quaſi orbe, e sfera ne ſui poli, ſopra ill pollaio di esſa: il cui motto era.

IN AXE TANTUM.
[arrow up]

Was er durch ſolches Raͤhtſel= Bild verſtanden/ folget hernach/ und koͤnte man dergleichen lebendige Sinnbilder einen gantzen Schauplatz voll zuſammen bringen. Wann der geneigte Leſer dieſe Zugabe durchgeleſen hat/ ſo wird er mich beſſer verſtehen/ und leichtlich erſehen/ wie eben auch dieſe Bildlein mehr Deutungen haben koͤnnen.??? Dolmetſchet das Weſenbild in dem Schild der Natur) So pfle= ???ge ̅ wir Teutſche zu rede ̅ : Er wird ihmſagen/ was er in de ̅ Schild fuͤh= ???ret/ oder/ man wird ihm de ̅ Schild viſieren. Iſt hergenom ̅ en von der [68] Alten Teutſchen Turniren/ und Ritterſpielen/ in welchen ein jeder an ſe??? nem Schild erkaͤntlich geweſen/ in ſolchem aber ſind allerley Thiere/ Durc??? ſchnitte/ Spaltungen/ Balken und der gleichen gemahlt geweſen/ wie ??? dem CLXXIX. Geſpraͤchſpiel zu erſehen. Hier wird es von der Natur/ dur??? eine Uberſetzung/ geſagt. Weſenbild Idea eſſentiæ.95 Hoͤllen Mohr) Dieſen Namen hat der Satan bey den Alten Meiſte??? ſingern vor 400. Jahren gehabt/ wie bey Walter von der Vogelwei??? zu leſen/ und angezogen wird von der Teutſchen Sprache Großvate??? H. Goldaſt. in replic. pro Imper. cap. 28. Man koͤnte ſagen/ Nach??? ſchwartz/ weil Apuleius, Petronius die Moren Tinctos colore noct??? nennet: Alſo ſagt man Pechſchwartz/ Kolſchwartz/ rusſchwartz/ und de??? gleichen.98. Ihr aͤrgert) Weh dem/ der Ergerniß giebet/ Es kan keine groͤſſe??? Ergerniß gegeben werden/ als durch ein ſchaͤndliches Lied/ oder Gedicht??? welches man auf den Gaſſen ſinget/ und auch die unverſtaͤndige Jugen??? [69] zu ſolchen Schandboſſen/ und Narrentheidung anfuͤhret. Boͤſe Geſell= ſchaft aͤrgert etliche/ ein boͤſes Buch/ alle und jede/ die es leſen oder hoͤren. Dergleichen kan nicht von GOTT/ ſondern von dem Teuffel eingege= ben werden. Hiervon handelt Belley en ſa prefat. des Evenem. Singul.???04 Schlaͤgt und heilt) Das Gemuͤt/ weil die Gedichte durch die Muſic beſeelet werden/ ohne welche dieſe unvernemlich/ und jene ohnmaͤchtig kom= met: Es ſcheinet/ als haͤtte Bartas auf Ajax Lantzen geſehen/ von derman lieſet/ daß ſie ſoll verwundet und geheilet haben. Die Muſic gleichet/ ohne die edle Poeterey/ dem Vogelgeſang/ welches zwar lieblich zu hoͤren/ aber unmuͤglich zu verſtehen. Von dieſer Kuͤnſte Verbindung iſt mehrmals Meldung beſchehen.???09 Die Dichtkunſt wird veracht) Weil ihrer wenig/ die es verſtehen: Maſſen in einem Kunſtgedicht die Erfindung und Ausrede nichts gemeines haben ſol/ wie Ronſard wil/ in der Vorrede de la Franciade. Le ſtyle proſai- que, ſagt er/ eſt ennemy capital de l’eloquence poëtique. Was folget iſt [70] aus des Jule de la Meſnardiere Vorrede uͤber ſein Buch von der Poe??? rey lit. R. und V. entlehnet/ welcher ſchreibt alſo: La Poëſien’ eſt pas de la po??? teé du peuple, puis quil eſt incapable de gouſter quelque choſe, ſi elle ne??? deregleé, & remplie d’ abſurditez. Les ſaltinbanques d’ Italie, les faiſeu??? de ſaults perilleux, les Zanis, les Pantalons, Charledants & autres gens ??? cette eſtoffe, ſont des Poëtes proportionez à la capacité du peuple, &??? Hierdurch wollen wir keinem zu Nachtheil geredet haben: Sondern erkl??? ren beſagtes dahin/Daß I. die Auſrede des Gedichts mit dem Inhalt kunſtrichtig eintreff??? ſol: Iſt es von hohen Sachen/ ſo ſol es praͤchtige/ von geringen Dinge??? ſchlechte Wort fuͤhren.II. Daß zu ſehen auf die Perſon/ welcher man darmit zu dienen vermein??? an Gelehrte muß man gelehrt/ an Ungelehrte ſchlecht/ und leicht ſchreibe??? maſſen niemand loben/ oder hochhalten kan/ daß/ was er nicht verſtehet/ we??? es ihm ſeine Unwiſſenheit vorrukket.
|| [71]
III. Sind viel ſchoͤne Poetiſche Woͤrter/ welche ein jeder verſtehet/ wann ſie wol gebraucht werden/ der Heydniſchen Goͤtter Namen aber kan man ſich enthalten/ und wol andere Erfindungen habe ̅ / wie aus folgenden zu erſehe ̅ / und viel derſelben wenige ̅ bewuſt ſind. Ein Poet ſol erſtlich ſeyn/ als ein Bien/ daß ſein Honig aus allerley Blumen machet/ und ſo lang iſt er ein guter Schuler: Nachmals ſol er ſeyn/ wie ein Seidenwurm/ der alles aus ſich ſelb= ſten wuͤrket/ und webet/ und alsdann wird er ein guter Meiſter.???5 Zu heilig hohem Dienſt) ſowol bey den Heyden als Volk Gottes/ wie ???folget. Solches iſt ſo Son ̅ enklar/ daß ſich zu verwundern/ waruͤm doch etli= ???che der Poeterey rechte ̅ Gebrauch/ wegen des Mißbrauchs verwerffen/ vnd ???erachten. Kan auch ein Zahnbrecher die edle Artzney beſchaͤmen???? Die Kirchenvaͤter) Auguſt. lib. 9. c. 7. Confeſs. ſagt: Conſuetudi- ???nem canendi probat Eccleſia, ut per oblectamenta aurium infirmus ani- ???mus ad affectu ̅ pietatisaſſurgat. Solches zu erlangen/ muß das Singen in ???der Mutterſprache geſchehen. Von denen zu Antiochia ſchreibet Sozomenus ???. 7. c. 23. daß ſie des Kaͤiſers Theodoſii Zorn zu ſtille ̅ Pſalme ̅ und geiſtliche Lie [72] der gebraucht/ und dardurch Gnad erlangt. Die Gemeine zu Conſtant??? (Adde ejusde ̅ hiſt de Ignat. l. 6. c. 8. & Tertull. in Apolog.) nopel hat zu Zeiten des Ungewitters zu ſingen pflegen/ wie Socrates beglau??? bet/ l. 7. c. 22. Bey den Begraͤbniſſen haben die erſten Chriſten geſungen ??? Revertere Anima mea in requie ̅ tuam, & non timebo mala, quia tu me??? cum es. Wie hiervon zu leſen Chryſoſtom. Homil. 4. in cap. 2. Hebr. I??? de ̅ Concilio zu Laodiceâ An. 388 artic. 15. ſind gelehrte Singmeiſter veroꝛd??? net worden/ Nizeph. l. 13. c. 8. Wie die Letanien aufkommen/ iſt zu leſen be??? Theodoret. l. 2. cap. 24. S. Hieronymus hat bey dem Biſchof Damaſco z??? Rom zuwegengebracht/ daß man allen Liedern beygeſetzet: Ehr ſe??? dem Vater und dem Sohn/ und auch dem heiligen Geiſte/ etc??? damit man erkennen koͤnte/ welches Arianer weren/ oder nicht. Man finde??? dieſe ſchoͤne Regel den Moͤnichen gegeben: Vide, ut quod ore cantas, cord??? credas: & quod corde credis, operibus comprobes.

Zu Teutſch/
[arrow up]

|| [73]

Sih/ was du ſingeſt mit dem Mund/
beglaube deines Hertzen Grund/
und was du traͤgſt im Hertzen Schrein/
muß mit der That erwieſenſeyn.???30 Heroſtratus) Hat den Tempel der Diana zu Epheſo/ auf welcher Al= tar das Feuer unaͤufhoͤrlich gebrant/ angezuͤndet/ der Meinung/ ihm dar= durch einen Namen zu machen. Strab. l. 4.???45 Als ſonſten die Geſchichte) Der unvergleichliche Poet Balde ſagt hiervon alſo: Sylv. l. 5. f. 131.
Ignota ſem per dulcia, fabulâ
qui neſcit uti, fortiùs utitur.
jactant inexperti camœnas
ſeque ſua novitate paſcunt.???45 Ekkelwelt) Barcl. Argenid. l. 2. f. 134. An neſcis, quâ arte ægris pueris [74] medicamina concilientur? ubi Medicum cum poculo vident, faſtidiun??? valetudinem, quæ tanti emenda eſt. Sed qui ætatem illam curant, vel mi- tibus ſuccis vim domant acerbi ſaporis, vel præmiis invitant ad ſalutem, deceptiq; pulchritudine poculi, non videre, non ſcire patiuntur. quid hau- riendu ̅ ſit. Sic quia ludere & deliciari me credent, omnes habebo, ſed dum legent, occurrent ſibi ipſis, agnoſcentq;, objecto ſpeculo, ſpecimen ac me- ritum ſuæ famæ.160 Spottgeſchwaͤtz) Unnuͤtze Narentheudungen/ ſo den Chriſten nicht geziemen.163 Mit dem Stab) Daß aus dem Spielſtab/ gleichſam ein Mahlerſtab werden ſol/ auf welchen des Mahlers Hand geſteuret wird.169 Buch) Bartas. 1. jour de la 1. Semaine. v. 151.
Le Monde eſt un grand livre, ou du Souverain maiſtre
l’ admirable artifice on lit en groſſe lettre:
chaſque œnvre eſt un page, & chaque ſin effet
eſt un beau charactere, &c.
|| [75]
176 Plaͤrren) Ohne Kunſt und Verſtand/ wie die Spruchſpraͤcher ſchreyen/ und die Zeittung Singer/ auf den Gaſſen und Markplaͤtzen zu thun pflegen.179 Sternen helle Kron) Alſo ſagt Bartas: v. 330. Vran.
Levant une courone en ſa pucelle main, &c.Es wird hier abgeſehen auf der Ariadne Kron/ welche mit neun Sternen an dem Himmliſchen Fi???mament erhellet: Solche ſol Venus der Ariadnaͤ verehret haben/ daß ſie dem Theſeo den Faden/ aus dem Irrgarten zu kom= men/ geſchenket. Wie Aratus dichtet. Ovid. Faſtor.
—————— coronam
ex Ariadnæo ſidere poſſe putes.Es hat vermutlich Bartas gezielet auf den Spruch Daniels 12/ 48.In den 183. und 184. Reimzeilen iſt auf den Inhalt dieſes Werkleins geſehen.???87 Andachts=Lehr) Deren man nicht leichtlich vergeſſen kan/ ſowol we [76] gen des Gemaͤhls/ als des kurtzen/ oder oft wiederholten Reimſchluſſes??? Das Woͤrtlein Andacht iſt ſonſten ſo viel als Meditatio/ dergleichen i??? ungebundener Rede/ von vielen Geiſtreichen Lehrern der H. Schrift an das??? Liecht gegeben worden.190 Hehr) Iſt hochgeacht/ wehrt/ angenehm/ wie der Ordnende lehret/ in??? ſeiner Rechtſchreibung am 82 Blat. Alſo wird dieſes Wort gebraucht in dem??? 111. Pſalm verſ. 10. Heilig und Hehr iſt ſein Name. Es ſind in dem Drukk= en die Buchſtaben verſetzet/ heher/ ſol hehre Dichterkunſt heiſſen.192 Trauer=Thal) In welchem wir unſre Augen aufheben ſollen zu de??? Bergen/ von welchen uns Huͤlffe kommet/ Pſal. 121. v. 1.
|| [(77)]

Anmerkungen. Zu dem I. Andachtsgemaͤhl.
[arrow up]

Dieſe Reimart iſt abgeſehen von Gaſpar Gil Polo l. 4. Dian. f. 135. wel= ???her es nennet Verſos Franceſes. Hab aber bey Alten und neuen Frantzoͤſiſchen Poeten dergleichen noch nicht gefunden. Er ſchlieſſet jeden Satz nach 8. Jam= ???iſchen Verſen/ ſo theils kurtz/ und theils lang ſind/ alſo:
Moved Hermoſas Nymphas regozyado canto.
Ihr holden Nymphen kommt/ und laſſt uns froͤlich ſinge ̅ .Auf das Woͤrtlein Canto bringt er in allen Geſetzen andere Reimwort/ als ???lanto, tanto, Manto, quanto, eſpanto, Amaranto, &c. Dieſe ſeltne/ aber ſehr [78] ſchoͤne Reimart/ haben wir hier Dactyliſch nachgemacht/ und auf das Wort Ehren gereimet Heeren/ Wehren/ Kehren/ Zehren/ Meh= ren/ Lehren. Viel ſtehen in dem Wahn/ man ſol es bey den alten Reim= arten verbleiben laſſen/ und were wol geſagt/ wann unſre Poeterey zu hoͤch= ſter Vollkommenheit gebracht were/ darvon ſie noch der Zeit ferne iſt. Wann der Juͤnger niemals mehr erfunden haͤtte/ als der Meiſter/ ſo weren alle Kuͤnſte in ihrem erſten Anfang nohtwendig verblieben. Plato wuͤrde nicht mehr gewuſt haben als Socrates, und Ariſtoteles ſo viel als Plato. Aber nicht alſo: Sondern Heſiodus ſagt/ des Menſchen Sinn ſol ſeyn ein gu= tes Feld/ das den anvertrauten Saamen/ mit vielem Wucher reichlich wieder giebt/ oder wie die Schrift redet: Hundertfaͤltige Fruͦchte bringet. Herr Opitz Selig. hat einen guten Anfang gema= chet/ von welchen die Teutſchen Muſen die Opitzininne billig genennet werden: Der Anfang aber iſt ferne von der Vollkommenheit/ und muß aus andern Sprachen Nachahmung mit langer Hand erhalten wer [79] den. Die Dactyliſchen Reymen hat Herr Schneuber zu dergleichen Inhalt auch gebrauchet/ und iſt dieſe erſte Andacht Geſangsweis ver= faſſet.???4 Singen und klingen) mit der Stimm/ und Inſtrumenten/ ſo zu der Mu= ſic gebrauchet werden.???6 Zebaoth) oder Tſebaoth/ Dominus Sabaoth id eſt exercituu ̅ à radice militavit. Daher folget der Himmliſch und irdiſchen Heeren/ welche beſchrieben werden in dem Lied der drey Maͤnner in dem Feuerofen.???2 Das Weltſchweiffende Meer) Mare mundivagum, quod mundum vel ter???am ambit, alſo wird es auch genennet fluctivagum.???1 Bluͤmelein Flur) Es were hiervon viel zu ſchreiben/ wir wollen dieſesmal ein Lied/ welches von den Blumen handelt/ beyſetzen/ iſt zu ſingen im Ton:
Wie ſchoͤn leucht uns der Morgenſtern.
|| [80]

Der Blumen Ruhm.
[arrow up]

1
[arrow up]


Was iſt doch ſchoͤner/ als die Blum?
des Lentzens neubeliebter Ruhm
ſol nicht vergeſſen werden.
Wann ſich der ſanffte Weſt vermaͤhlt/(So reden die Mahler/ iſt hier von dem Schatten zu verſtehen/ welcher gleich= ſam von den Blumen unt= ermahlet wird. ??? Kranken. Pſalm. 41/ 4.)
und untermahlt * das Baumezehlt/
erbulet er die Erden.
die Lufft
ertufft.
Lieblich richen
kan die Siechen *
faſt erneuen/
die ſich in dem Feld erfreuen.
|| [81]

2
[arrow up]


Der Wieſen Wintergraues Haar/
Begruͦnet das erjungte Jahr/
Die Erd ohn Muͤh gebieret:
Den alt=erkalten Felderſaft
gibt Sonn/ und Mond die Nahrungskraft/
der alles wieder zieret.
Bald ruft
die Gluft/(hiatus teu???)
in den Auen
Fruͤlingstauen/
und den Regen/
durſtig/ nach des Himmels Segen.
|| [82]

3
[arrow up]


Man hoͤrt die ſuͦſſe Nachtigal/
mit ihrem wunderholden Schall/
der Blumen Arten zehlen.
Der weiſſlichgruͦn bebluͤte Baum/
giebt ihrer Liebe Laub und Raum/
das Neſt und Dach zu wehlen.
Echo
iſt froh/
reimet wieder
ihre Lieder
ſonder Fehler;
daß es ſchallet durch die Thaͤler.
|| [83]

4
[arrow up]


Es rufet der Violen Zucht
der Schluͤſſel=Blumen ſchnellen Flucht/
Tulippen den Narciſſen.
Sie leben frey in ſtoltzem Fried/
erſtaunen ob der Lerchen Lied/
an ſchlanken ſilber= Fluͤſſen.
Ach Leid/
das Kleid/
ſo den Reben
iſt gegeben/
wird mit allen/
gleich den muͦden Jaͤger/ fallen.
|| [84]

5
[arrow up]


Die Roſen und das Liljenblat/
beſitzen dieſe Garten=Statt/
im Schutz der Kaͤiſerkronen/
Sie herrſchen in der Blumen=Welt/
und hegen Burger/ ſo das Feld
mit Bux ummaur/ bewohnen.
Es traut/
die Raut
unbekanten
Amaranthen/
und Ranunklen/
Die in braunen Schatten funklen/
|| [85]

6
[arrow up]


Trug JEſus CHriſtus GOttes Sohn
auf ſeinem Haubt die Doͤrner Kron/
ſolſt du die Roſen meiden.
Der weiſe Koͤnig Salomon
kunt auch in ſeinem guͤldnen Thron/
ſich nicht wie Liljenkleiden;
Weil er
ſehr ſchwer
durch der Frauen
Dienſt und Trauen
ſich gefaͤhret/
und mit groſſer Suͦnd beſchweret.
|| [86]

7
[arrow up]


Die Erdereicht das Blumengeſchenk/
und ſpricht: mein Sohn ſey eingedenk/
Wo dieſes hergenommen?
Du wirſt zu nicht erwarter Zeit/
entfernet von der Eitelkeit/
zu deiner Mutter kommen/
Die Gab/
das Grab/
bald verderben/
Tod/ und Sterben
dir bedeutet/
Darzuhalte dich bereitet.
|| [87]
???0 Spielen dem HERREN/ ꝛc.) Moſes nennet GOTT ſein Lob= geſang/ im 1. Buch am 15. Cap. v. 2 und Plato ſchreibet in Phædio/ daß aus Betrachtung der Wunder GOTTES ein Lobgeſang entſtehe/ dann ja niemand ſo undankbar gegen ſo hohe empfangene Wolthaten ſeyn koͤn= ne/ der nicht bey derſelben Erkaͤntniß Gott preiſen wuͤrde. Man haͤtte zwar hier das Bild auslaſſen koͤnnen/ weil aber bey alle ̅ andern dergleichen Kind= lein/ ſo haben wir auch hier den kleinen Lautenſpieler/ mit dieſem Danklied vorfuͤgen wollen.

??? II. ???
[arrow up]

???ie Abwechſelung der Reimarten ſchikklich anzubringen/ iſt eines von den vortrefflichſten Meiſterſtuͤkken der Poeterey. Die alten Poeten/ als Eſchy= lus der Feldoberſte/ Sophocles und andere haben auf der Harffen geſchla= gen/ wann man ihre Freudenſpiele vorgeſtellet/ und jedesmals den Ton/ mit der Versart/ nach Begebenheit der Geſchichte veraͤndert/ welches die Itaͤ [88] lianer auch nach zuthun pflegen. Wie zu ſehen bey Caſtelvetro. Ariſtorele??? lobt ſolche Art/ wann es mit Verſtand geſchicht/ und ſagt/ daß es zu Bewe= gung der Gemuͤter nicht wenig diene. Die Exempla ſind zu finden in Hip- polyto Senecæ, und Medea. In dieſen und folgenden Gedichten haben wir??? den neuen und noch lebenden Italiaͤniſchen Poeten gefolget/ als dem Graf??? Bonifacio, dem Abt Coppola, Strozzi und andern/ welche die Reimarten??? dergeſtalt aͤndern/ daß ſie allezelt in dem angefangene ̅ langkurtzen oder kurtz??? langen Reimzeilen (Trochæis oder Jambis) die Abwechſelung ſuchen. I??? den Freuden=oder Trauerſpielen kan jede Reimart mit der Perſon/ oder de??? Aufzug/ nach Begebenheit eingebracht werden. Ich bitte meinen geneigte??? Leſer/ er wolle ihm ſolche Neurung nicht mißfallen laſſen/ und dieſe weni??? Blaͤter von andern Hindeꝛniſſen abgewendet/ und von aller Geſellſchaft ent= nommen/ mit Bedacht und Nachſinnen leſen.??? Was erſcheinet in dem Liecht?) Wann die liebe Sonne alles erleuch [89] tet/ ſo iſt nichts ſo klein/ daß nicht einen Schatten von ſich werffe. Polydor. Virgil. ſchreibet/ die Mahlerey ſey von des Schattens Umrieß erfunden worden. De rerum invent. c. de pictur. und kan man nun die Verkuͤrtzunge ̅ des Schattens durch gewiſſe Reglen unfehlbarlich finden.??? Die bunten Farben) Es iſt eine Frage bey dem Ariſtot. An color ſit de eſſentia rei? Hierauf wird geſehen/ wann folget: Sind dann nicht die bun= ten Farben ihrem Weſen einverleibt/ etc. deſihe Ludov. Dolce nel Dialog. de 1 colori.???5 Die fruͤe Morgenroͤte) die Lateiner nennen ſie Matutam. Ovid. l. 7. Faſt.
Hac ubi luce ferunt Matutæ ſacra parenti.
Es wird ſonſt auch der Tau/ fruͤe genennet. Virgil. l. 2. Georg
& matutino rore matebat humus.???7 Blinden Schatten) Nach dem Lateiniſchen. Virg. 7. Æneid.
——— cæcis ſe condidit umbris.
|| [90]
Ich haͤtte auch ſagen koͤnnen/ fahrt der ungeſtalte Schatten/ nach des Ma- rulli Verſlein:
Ennius informi quæſitum oſtendere in umbra.18 Befittigt) Fittig ſind eigentlich die Fluͤgel der Voͤgel. 5. Moſe 32/ 11. Er??? breitete ſeine Fittig aus/ und nahm ihn/ undtrug ſie auf ſeinen (Met???phor???) Fluͤgeln. Durch die uͤmſetzung aber wird es fuͤr einen Schutz/ Schirm/ Bedekkung/ und Sicherheit gebrauchet. Pſalm 18/ 11. Die Fittig des Winds/ Pſalm 61/ 5. Ich wil trauen unter deinen Fittigen. 4. B. Moſ. 15/ 38. Die Fittige der Kleider/ ꝛc. Iſt alſo nicht unrecht/ ſondern??? Poetiſch geredet/ wann ich geſaget/ der Nachtſchatten befittiget das Feld.20 In ſich ſtuͤrtzen) Wie Seneca von dem Meer redet: Cùm mare in ſe re- cedit. Flaccus ſagt: Refugaque eluditur umbra.22 Ebenmaas) Synnetria, proportio, commenſum genennet/ bey Junio [91] de pictura veterum. Wann der Schatten mit gleichem Maas/ als Mor= gens zugenommen hat/ Abends wieder abnimmet.23 Wahnvermeſſne Jugend) Multi ad ſcientiam perveniſſent, niſi ſe perveniſſe putaſſent, ſagt Seneca, und Druſius erzehlet in Apophthegmat. Ebraic. einen ſolchen Spruch: So lang du lernſt/ ſo biſt du verſtaͤn= dig/ wann du aber/ nach deinem Wahn/ alles gelernet haſt/ ſo biſt du ein Thor.???27 Schwanke Schattenbild) Das mit der Bewegung des Leibs ſchwan= ket/ und ſchweiffet. Sedul.
————— vagas propera bat ad umbras.???29 Danken/ daß die guldene Sonne leuchtet) Hiervon ſagt Lutherus alſo: Wann wir Menſchen nicht ſo blind/ und der Guͤter GOt= tes nicht ſo uͤberdruͤſſig/ und unachtſam weren/ ſo iſt freilich kein Menſch auf Erden/ er hat ſo viel Guͤter an ſich/ daß/ wan ̅ es ſolte zum Wechſlen kommen/ er neme kein Kaͤiſerthum/ oder [92] Koͤnigreich darfuͦr. Was kan ein Koͤnigreich gegen der Ge= ſundheit ſeyn? was iſt alles Gelt und Gut gegen einem Tag/ de ̅ uns die liebe Sonne machet. Wann die Sonne einen Tag nicht ſchiene/ wer wolte nicht lieber Tod ſeyn? Oder was hilfft aller Wein und Malvaſier/ wann wir ſolten einen Tag des Waſſers manglen/ uͤber den 118. Pſalm.32 Sonnenuhr) Es iſt ſich nicht unbillich zu verwundern/ daß die Sonne/ der Kunſt/ welche einen Stab/ oder einen Faden/ nach ihren Reglen auf= geſpannet/ von ihrer Reiſefahrt Rechenſchaft giebt/ wie folget.43. 44 Eitelkeit und Ewigkeit) Der Kirchenlehrer Hieronymus ſchreibt alſo hiervon: Vanæ dicuntur res hujus Mundi non ſimpliciter, ſed ad DEUM & æternitatem comparatæ, hierauf iſt dieſes Orts gezielet.

??? III. ???
[arrow up]

Die Art folgender Gedichte/ iſt/ meines Wiſſens/ noch von keinem Teutſchen Poeten zu Werke gebracht worden. Scaliger l. 1. c. 57. f. 135. ſchreibet alſo [93] von: Æni, quos aliqui fabulas nominant, propter fictiones, quaſi picturæ quædam ſunt, atque imagines reru ̅ : Itaque rectè quidam nominant Al- legorias; aliud enim apertè dicunt, aliud ex eo innuunt, quod profitentur Ergo etiam Apologos appellare nunnulli auſi ſunt, quaſi . Heſiodus Ænon vocavit. Wir nennen es Lehrgedichte/ weil die Lehr in denſelben/ durch eine Erzehlung ausgedichtet wird/ und deswegen eine Mit= telſache iſt zwiſchen der gemahlten Geſchichte/ und dem erdichten Sinnbild/ jedoch dergeſtalt/ daß es von beeden etwas in ſich hat/ und eine erdichte Ge= ſchichte/ wegen beſagter Erzehlung/ und ein geſchehenes Sinnbild/ wegen der verborgenen Lehre genennet werde ̅ mag. Das Gemaͤhl iſt zwar nicht iedes mals darzu noͤhtig/ aber doch zierlich und wolſtaͤndig. Mir zweiffelt nicht/ dieſe noch der Zeit unbekante Dichtart wird vielen Anlaß geben dergleichen Nachſinnen zu haben/ wiewol es auch etlichen mißfallen moͤchte/ die bey der alten Geigen zu bleiben Belieben tragen. Dieſe Reimart iſt Erzehlungsweis verabfaſſet/ durch die Perſonbildung/ welche die Lateiner Proſopopœia ̅ nen= nen.
|| [94]
8 Der krumme Rebenaſt ſchlankt uͤm den Erdenpfahl) ſchlanken iſt ſoviel als ſich Schlangenweis ziehen oder kruͤgen: Die Frantzoſen nen= nen es Serpenter, die Lateiner und Italiaͤner Serpere. Petrarcha gebraucht es vom Wintergruͤn/ ſagend:
Qual per muro o per tronco hedera ſerpe.alſo redet Colletet. f. 55.
——la cryſtal fondü d’ une onde, ſe repand
Dans le ſein d’ une plaine, en guiſe de ſerpent.in der Vorrede 35 Reimzeile/ hab ich es von dem Waſſer gebraucht:
Halten ſie der Flut hellſchlankes Wallen ein.Hier wird es recht von dem Reben geſagt/ der unbepfalt das neue Holtz/ wie die Wintzer reden/ gleich der Schlangen treibet. Ein anders iſt Schlingen/ wann man eine Schlingen oder Knoden machet. Die Weinhaͤndler haben drey Denkzeichen/ nach welcher ſie ſich richten. I. Wann der Reben viel Au= gen hat/ ſo verkauffen ſie einen Drittel ihres Vorrahts. II. Wann er wol [95] verbluͤht/ das zweyte Drittel. III. Wann er ein gutes Kochmonat/ (alſo nennen ſie den Auguſt) hat/ das dritte Drittel/ welches mehrmals ſo viel gilt/ als die zwey erſten.???Das Meſſer Sichelart/) in der Offenbar. Joh. 14/ 17. wird es eine Hippe genennet.???0 Leimenhuͤtte) Iſt aus dem Job genommen 10/ 9. und 33/ 6. Barbarini der verſtorbne Pabſt ſagt ſehr ſchoͤn f. 23.
——— in fauſta ſub urna corporis.???2 Dem ſchwartzenleichen Grab) ſo ſagt Manilius:
gaudebant atri luctum memorare ſepulchri.???7 Unſre Leiber) Hiervon ſagt Prudentius
——— ſuſcipe terra fovendum,
gremioque hunc ſuſcipe molli:
Homin???s tibi membra ſequeſtro,
generoſa & fragmina trado.
|| [96]
20 Wie das Glas) Wie das Glas zu machen von den Sidontern erfunde??? worden/ iſt zu leſen bey Plinio l. 36. c. 5. und 27. der Venediger Sand iſt rei??? ner/ als anderer/ daruͤm ſind die Venetianiſchen Glaͤſer ſchoͤner: Dann ei??? jeder Sand durch das Feuer zerſchmotzen/ wird Glas. Das Glas iſt de??? Kunſt hoͤchſtes Meiſterſtuͤkk/ und wird durch das Feuer/ und den Odem ge= bildet: Vergleichet ſich mit der Verklaͤrung unſerer Leiber/ wie ſonderlich??? zu leſen in Nic. Nancelii Analogia Microcoſmi ad Macrocoſm. l. 13. f. 2177 l. D. hierauf wird geſehen in der folgenden 31. Reimzeile/ aus dem Ezechi= ele 37/ 8/ 10. da der Odem des HERREN die verſtorbnen Gebeine wie??? deruͤm lebendig machet.24 Den ſchroffen Uferſand) Schroff/ das iſt rau/ hars/ die Lateiner ſa??? gen: arena ſpiſſa. Virgil. l. 3. Georg.
fluctibus & ſpiſſa campos perfundit arena,Wie aber der Sand nichts hervorbringt/ alſo kan er auch nicht verweſen/ oder verderben.
|| [97]
???6 Den Kryſtalnen Sternſtein) Iſt nach dem Latein geredet. Sarbiev. Lyric. l. 3. f. 77.
——— tu vaga ſiderum
Cryſtalla frænas ———???0 Auf andre Weiſe geſtaltet) Die Gelehrten ſtehen in dem Wahn/ der Welt jetzige Geſtalt werde an de ̅ Juͤngſten Tag durch das Feuer zerſchmel= tzen/ wie abzunemen aus der 1. an die Cor. 7/ 31. und unſre Leiber eine un= vergaͤngliche Geſtalt an ſich nemen/ dahin vielleicht gezielet Prudentius, wann er ſchreibet:
Non immemor Ille (DEUS)re quiret
ſua munera fictor & autor,
propriique ænigmata vultus.

??? V. ???
[arrow up]

Lebens=Faden) Alſo vergleichet Job ſein Leben mit einem Weberſpu [98] len im 7. Cap. v. 6. in welchem jeder Faden gleichſam einen Tag machet??? daher Flemming ſaget/ f. 284.
Es zerreiſſt der Lebensfaden/ ꝛc.Philippus/ der Weiſe/ Koͤnig in Spanien ſagte hiervon alſo: des Koͤnig??? Leben iſt gleich einem Weberſpul. Das hat Job/ welcher auch??? ein Koͤnig geweſen/ wol verſtanden. Die Arbeit eines Weber??? iſt groß: er muß mit Haͤnden und Fuͦſſen arbeiten/ fleiſſig obſitz= en/ nichts anders zu ſchaffen habe ̅ / und aufſehen/ daß ſich kein??? Faden verwirre/ oder abreiſſe/ bis der Tod kommt und zerreiſſ??? den Zettel mit dem Eintrag. So muß ihm auch ein Koͤnig ſei= ne Regierung ſehr angelegen ſeyn laſſen/ unnd etwan dar und??? dorten einen abgeriſſnen Faden wieder anknuͤpfen/ auswirren/ einhenken/ und Fleiß anwenden: wann er wil/ daß ſein Wer??? ſol einen Fortgang gewinnen. Pier. Matthie???l. 1. f. 148. Was die Poe??? ten von der Parcen- oder Lebens Goͤttinnen Geſpinnſt dichten/ iſt bekant. Colletet redet alſo f. 44.
|| [99]

————— les de reſtinees,
dont le fuſeau devident vos années,
d’ en arreſtant le trame, & le cours,
d’ un coeur content vous finiſſiez vos jours.???6 Sich laſſen wendig finden) Qui nihil agendo malè agere diſcunt. Se- neca beſchreibt die Muͤſſiggaͤnger l. de Brevit. Vitæ c. 11. & 12. quos vitis, tanquam f???licitatis argumenta, delectant.???9 Flur) Iſt ein gutes Teutſches Wort/ und wiſſen auch die Bauren/ was der Flurer iſt.???13 Der Wuͤrmer Spiel) Wann ein Maſtbaum nicht in dem rechten We= del (das iſt in rechter Wendung/ oder Wandel des Mondſcheins) gehauet wird/ ſo werden aus den Saft/ welcher durch die kleinen Luftloͤchlein das Wachsthum befoͤrdert/ Wuͤrmlein/ die dergleichen Holtz bald zu der Faͤu= lung bringen.???14 Wem nutzt/ der niemand nutzt/ ja der ſich ſelbſten ſtuͦrtzt) Prov. Eraſm. Qui ſibi non ſapit, cui ſapit?
|| [100]
15 Wellenweis) Ein Fadem ohne Gewicht/ oder Schwere/ wird durc??? den Luft geſchlankt/ dem Anſehen nach gekuͤrtzet/ und Wellenweis/ bald hoch??? bald nieder uͤmgetrieben/ hier wird auf den Muͤſſiggang gedeutet.16 Sanffte Weſt) Silius l. 12. blandisque ſalubre Ver Zephyris. wird auc??? mulcens, placidus und mitis genennet.23 Leib=und Seelenſchaden) Welcher erfolget aus Mißbrauch der zeit??? lichen Guͤter/ daher Chriſtus ſagt: Es ſey ſchwer/ daß ein Reicher in da??? Reich GOTTES eingehe/ welcher nemlich auf den Reichthum trauet??? und ſpricht zu dem Goldklumpen/ mein Troſt. Epictetus ſagt hiervon nach??? denklich: Deorum Conviva eſt, qui rebus cr???atis moderatè utitur. Es iſ??? gleichſam ein Menſch der Goͤtter Gaſt/ wann er ſich der zeitlichen Guͤter??? mit Beſcheidenheit gebrauchet.38 Der Glaub iſt dieſe Schnur) Wann der Glaub/ nach dem Wort??? GOTTES gerichtet iſt/ ſo kan er eine Regel genennet werden/ wie Paulus??? ſchreibet/ zun Galat. 6/ 16. Soviel nach dieſer Regel/ oder Richtſchnur (ca [101] non, perpendiculum, linea) einhergehen/ uͤber die/ ſey Fried unb Barmhertz= igkeit.???42 Schifferbley) Der Apoſtel nennet es den Bleywurff in der Apoſt. Ge= ſchicht am 27/ 28. , Bolis, perpendiculum nauticum. Der Bleyſenkel/ darmit man die Tieffe des Meers zu meſſen pfleget. Hier wird geſehen auf die Geſchichte Jona/ den GOTT/ wie einen Bleywurff/ hat in das Meer geſenket/ und wieder herausgezogen: Iſt alſo die Meinung/ daß/ wann wir auſſer unſrem Beruff tretten/ und von GOTT mit allerley Anfechtung/ o= der wie die Schrift redet: Wann wir getraͤnket worden/ mit Waſſer des Truͤbſals/ Er doch bey uns in der Noht ſey/ und uns wil herausreiſſen.

??? VI. ???
[arrow up]

???14 Spielgeſell) Hierdurch kan verſtanden werden Fuͤrwitz/ oder wie es H. Lutherus nennet Faulwitz/ und Duͤnkelfein/ wann man ſich beduͤnken laͤſſt/ man muͤſſe mehr wiſſen/ und witziger ſeyn/ als ſich geziemet.???4 Ein Vogel fremder Art) Die Beſchreibung des Paradisvogels iſt zu [102] leſen bey V. Aldrovando. Ob er Fuͤſſe habe oder nicht/ laſſen wir andere verfechten. Gewiß iſt/ daß groſſer Betrug mit dergleichen Seltzamkeiten unterlaufft. Camerarius in Emblem. Nerimbergius, de natura Animaliu ̅ , Geſnerus und viel andere handlen hiervon/ aus welchen wir dieſes Orts auszuſchreiben uͤbergehen.29 Ich werde das Sehnen) Hier ſind gleichſam aus Beſtuͤrtzung Ana= paͤſtiſche Verſe mit eingebracht/ welche Reimart/ zu einer ſchnellen Beweg= ung des Gemuͤts/ in traurigen und freudigen Sachen/ wol zu gebrauchen.40 Es iſt kein Glaub zu nennen) Dann was ich ſehe/ und fuͤhle/ das weiß ich: Was ich nicht ſehe/ das glaub ich. Hebr. 11/ 1.

??? VI. ???
[arrow up]

Dieſes VI. Gedicht ſind Geſpraͤchreimen/ in welchen die Lehre/ des Bildes durch Frag und Antwort erklaͤret wird. Die Lateiner nen ̅ en es Dialogiſmu ̅ .4 Glum) Iſt ein altes Teutſches Wort/ heiſt ſo viel als truͤb. Ezech. 32. v. 2 Du truͤbeſt das Waſſer mit deinen Fuͤſſen/ und macheſt ſeine Stroͤme glum.
|| [103]
???8 Verſiegelt) Dieſes Wort wird durch eine bekante Uberſetzung (Metha- phoram) gebraucht fuͤr Verſicherung/ oder Vergewiſſung. Alſo reden Malherb??? und Colletet die beruͤhmten Poeten:
———— leurs diſcours,
qui ſont le ſeau de vos chaſtes amours.???9 Der Nebel taut) Alſo ſagt Lucanus. l. 6.
Quique nec humentes nebulas, & rore madentes, &c.???10 Der Aeſte Thron) Iſt nach dem Frantzoͤſiſchen geredet, Colletet. f. 25.
Fraiſchesombres d???s bois couronnez de verdüre,
que Zephyre careſſ???. &c.aus dieſem iſt auch folgendes abgeſehen:
——— dans le cryſtal d’ une claire fontaine
Je verrois le portrait d’ un bois, &c.???18 Cirkelrecht) Gleich rund/ als ob ſie mit dem Cirkel rundiret worden/ wie das Gleichniß von dem Kuͤefer folgends erklaͤrt.
|| [104]
???24 Mit ſchoͤner Flucht) So ſagt Sarbievzki:
——— fluerem pulcrâ per arva fugâ.25 Dein Gemuͤt iſt dieſer helle Bach) Aqua ſymbolu ̅ habet cum inge??? nio humano, quod conſiſtit in inconſtantiâ. Malvezzi in Romulo.29 Der Freuden=Geiſtſchwebt) Der Geiſt GOTTES ruhet nicht au??? den Traurigen. Apoſt. Geſch. 2/ 47. 1. Theſ. 2/ 6.

??? VIII. ???
[arrow up]

Dieſes Gedicht iſt Satzweis/ nach der Spanniſchen Reimart gerichtet/ und??? das letzte Wort=Beginnen durch alle Geſetze behalten worden.15 Der Cirkel) Man moͤchte fragen/ waruͤm man das erſte c behaͤlt/ und fuͤr??? das zweyte ein k ſetzet. Antwort: Das erſte wird wie ein c ausgeſprochen/ das??? zweyte wie ein k: Man ſagt Cirkel und nicht Kircel/ wiewol das Lateini= ſche Circus, und das Grichiſche mit dem Hebreiſchen Kikar, [105] uͤbereinkommet: doch iſt die Ausrede hierinnen mehr zu beobachten/ als des Worts Vergleichung mit andern Sprachen.18 Hohe Kunſtbeginnen) weil durch den Cirkel alle Mathematiſche/ o= der weißkuͤnſtige Beweißthume gefuͤhret werden.???26 Beede Spitzen) Dardurch der Verſtand und Willen des Menſchen bemerket iſt/ der Verſtand ſoll auf dem Punct der H. Schrift beharren/ ſo wird der Wille nicht leichtlich von der Tugend entfernet ſeyn/ welche beſtehet in der Furcht GOTTES/ und Liebe des Nechſten/ als an zweyen Enden/ ſo den Tugend Cirkel ſchlieſſen.

??? IX. ???
[arrow up]

???Dieſe Geſetze/ oder Satzreimen ſind wieder auf eine Spaniſche Weiſe/ aus dem Lope de Vega abgeſehen/ die Nachfolge ſtehet bey einem jeden.???5 Ordnen das Hoffen) Alſo redet Seneca: Ordinare ſpes ſuas in futu- rum.
|| [106]
19 Wer ſol dem Alten/) Iſt aus dem Worten der Schrift genommen/ 1??? Cor. 14/ 20. Werdet nicht Kinder andem Verſtaͤndniß/ und Pau??? lus ſagt: Als ich ein Kind war/ hatte ich Kindiſche Anſchlaͤge/ 1. Cor. 3/ 11.30 Ruhm auf ſeinen Leichenſtein) Von dieſer Eitelkeit iſt Meldung geſche??? hen in dem CCLXVII. Geſpraͤchſpiel/ bey dem 54. Abſatz. Hiervon ſagt Se??? neca alſo: Poſt tot exantlatos labores miſera occcurrit cogitatio, tandem??? in titulum ſepulchri laborâſſe.32 Was ſolche Buͦrde ſchreibt) Iſt geſehen auf den Anker/ deſſen Spitz??? gleichſam auf deſſen Ruͤkken ſchreibt/ der ihn traͤgt.38 Fluten Hafft) Der Anker/ welcher ſamt dem Schiffe gleichſam auch di??? Wellen aufhaͤlt. huft vel haft/ ſagt Goldaſt. Paræn. 442. pignus eſt, unde??? hinfaren/ quod noſtris Cauſidicis verheften/ in quibuſdam Helvetiæ??? partibus Huͦften/ verarreſtiren/ anhalten.

??? X. ???
[arrow up]

Dieſes Lehrgedicht iſt leicht/ und faſt gantz aus der H. Schrift genommen.
|| [107]
Wonn und Weide) Die alten Teutſchen haben geſagt Wunne. Nit- hart gebrauchet dieſes Worts/ wann er/ wie Goldaſt Parænet. f. 437. beglau= bet ſchreibt:
Blumen und Kle
manniger bande Wunne me
Hat verderbetuns der Sne.Wir reden es alſo aus: Blumen und Klee/ mancher Arten Wonne mehr/ hat uns verderbt der Schne Die Bauren bey uns ſagen noch/ Man hat ihm Wuhn/ und Weid verbotten. Iſt ſo viel geſagt/ er iſt geaͤchtet/ hat die Wonne nicht zu weiden/ oder mit ſeinem Vieh die Weide zu bewohnen. non habet jus paſcendi, Hiervon iſt zu leſen Wenner. ob- ſerv. pract L. V. voce Weidgang.??? Leichtem Siebenrohre) gracilem avenam nennet Virgilius die Hirt???= pfeiffen/ wird erklaͤret in der folgenden 34 Reimzeil Was die Poeten durch des Pans Siebenroͤhr verſtanden/ iſt zu ſehen bey Verulam. de Aug- ment. ſcient. f. 120. fiſtula, ſagt ermeldter Autor, ex ſeptem calamis, [108] concendum rerum & harmoniam, ſive concordiam cum diſcordia mi- ſtam (quæ ex ſeptem Stellarum errantium motu conficitur) evidente??? oſtendit &c. Unter den Academicis zu Pavia, welche ſich die Affidati ge= nennet/ hat Sigismundo Sanazaro beygenamet L’Harmonico (der Wol= geſtimmte/ dieſe Schilffpfeiffen von ſieben Roͤhren/ zu ſeinem Sin ̅ bild??? gefuͤhret/ mit der Obſchrift: Ad Archetypum. Wie zu ſehen iſt in ihrem Ge= ſellſchaft Buch am 148. Blat. Hier wird geſehen auf die Einigkeit der??? Kirchendiener/ wie folget.31 Fruͦen Himmelstau) Virgil. l. 2. Georg.
& matutino rore madebat humus.

??? XI. ???
[arrow up]

11 Wahnſinnige Furcht) Alſo ſagt der Lateiniſche Poet:
——— inſanus ſuggerit illa metus.17 In dem) Hier aͤndert ſich mit dem Inhalt/ die Reimart/ und werden die??? langen Verſe/ ſo zu vor einſylbig geweſen/ zweyſylbig/ bis zu der Lehre dieſes??? Gedichts. v. 29. Das helle ꝛc.
|| [109]
???21 Kihn erkuͤhnen) Iſt eine Wortgleichung/ (Paranomaſia) welche in der Poeterey ſehr zierlich koͤnnen.???29 Glaubens=Liecht) Wie zuvor das Bild des Loͤwens aus der H. Schrift genommen iſt/ alſo iſt auch alhier die Gleichniß behalten/ aus den Worten CHriſti: Laſſet euer (Glaubens) Liecht leuchten fuͤr den Menſche ̅ / daß ſie eure gute Werke/ (ſo von dem Glauben herkommen) ſehen/ Matth. 5/ 16.???41 Heldenmut) Hiervon iſt gehandelt worden in dem CCXXX. Geſpraͤch= ſpiele.

??? XII. ???
[arrow up]

???Dieſe Pindariſche Ode/ iſt nach der Spaniſchen Reimart geſetzet/ alſo: daß die Reimwoͤrter in dem Satz/ auch mit gantz gleicher Ordnung im Gegenſatz verbleiben: In dem Nachſatz aber alle mit einkommen/ jedoch ohne Ord= nung. Man moͤchte einwenden/ Pindarus haͤtte dergleichen nicht gemacht: Iſt wahr/ weil die Griechen in ihren Verſen keine Reimen haben/ und muß [110] ſich hierinnen nach den Sprachen richten/ welche ſich der Reimgebaͤnde b??? dienen. Das Gedicht iſt gerichtet nach den alten Poeten/ von welchen Ca??? ſab. ad Sat. I. Perſ. f. 35. alſo ſchreibet: Hoc Poëma inſtar Dialogi cujusda??? eſt contextum, etſi perſonæ appoſitæ non ſint, quod ſæpe invenire eſt a??? pud Poëtas. Die Perſonen aber ſind/ ein Mahler/ in dem erſten Satz/ de??? das Liebskind bildend. Im Gegenſatz ein Kind/ welches den Spiegel vor da??? Geſicht haͤlt: der Nachſatz iſt der Lehrſchluß.4 Hieherkommt) Iſt eine hypotypoſis, welche wir die Vor=oder Bild??? ſtellung nennen koͤnten/ als ob nemlich eine Sache gegenwaͤrtig vor Auge??? gemahlet wird. Koͤcherkind iſt der kleine Liebsgott/ wie er von den Poeten??? ſonderlich von dem Spaniſchen Poeten Caſtellviejo beſchrieben wird.7 Seiner Bruͤder Schar) Die kleinen Liebs=Kindlein/ Schertz/ Gelaͤchter.17 Lebet mehr als Menſchen Jahre) Denn wahre Lieb/ und Tugend= freundſchaft iſt unſterblich.20 Wie der Spiegel) Er lachet mit den Lachende ̅ / und weinet mit den Wei= nenden/ Rom. 12. 15.
|| [111]
???1 Raͤhtſel Geiſt) Beſtehend in Aufgebung dunkler Fragen/ und Beant= wortung derſelben/ mit welcherley die Koͤnigin aus Reich Arabia den Salo= mo verſucht. 1. Koͤnig. 10/ 1. Hierauf iſt auch durch die Sphinges/ auf dem Kupfertitel geſehen worden. Von Erfinduug der Raͤhtſel iſt gehandelt im XXXVI. und XXXVII. Geſpraͤchſpiel.???6 Dem Vater gleicht das Kind) Der Spiegel zeiget unſers gleichen/ wie ein Vater ſeines gleichen Kind erzeuget.

Schlüßlich
[arrow up]

??? Moͤchte man dem Dichter wol vorhalten/ was Horat. de arte geſchrie= ???n:
Omne Carmen reprehendite, quod non
multa dies, & multa litura coërcuit, atque
perfectum decies non caſtigavit ad unguem.und was er an einem andern Ort ſagt:
|| [112]

Sæpè ſtylum vertas, iterum, quæ digna legi ſint,
ſcripturus, neque, te ut miretur turba, labores,
Contentus paucis Lectoribus. ———Es hat aber nicht jeder ſo viel uͤbrige Zeit/ daß er viel Jahre koͤnte uͤber ei??? nem Werk ſitzen/ und hat es dieſe eigentliche Bewantniß/ daß man hie??? nicht/ wie die alten Poeten/ groſſen Nahmensruhm zu erlangen gewillet??? ſondern ſich der Drukkerey/ an ſtat des Abſchreibens/ bedienet/ guten Freun= den/ und Liebhabern dergleichen Erfindungen mitzutheilen: Wann denſel= ben vorweſende Dichtarten gefallen ſolten/ were der Spielende/ ſolche/ mi??? Verleihung Goͤttlicher Gnaden/ fortzuſetzen/ und bis auf hundert zu ver= mehren/ nicht abgeneigt.
|| [)1(]

Ordnungs=Regiſter/ in Welchem auch die Fragen/ ſo in dem VI. Theil ???er Geſpraͤchſpiele behandelt werden/ bemerket ſind: Etliche andere aber/ deren ohne Ausfuͤhrung Meldung geſchehen/ ſind mit einem * unterſchieden/ und gleichs= fals hierbey gefuͤget.
[arrow up]

|| [ID00630]
|| [ID00631]
|| [ID00633]
|| [ID00634]
|| [ID00635]
|| [ID00636]
Spiele.
CC{ XXVI. Taliſman.
Was von der Bilder Wirkung zu halten?
Wie die Waffenſalbe zu machen?
Was von Baarrecht zu halten?
XXVII. Der Stern Wirkung.
Wie weit ſich der Sterne Wuͤrkung erſtrekke?
XXVIII. Arion.
* Ob die Gefahr/ oder der Nutz des Reiſens groͤſſer ſey?
* Ob man durch Fuͤrſichtigkeit dem Ungluͤkk entfliehen moͤge?
* Ob Arion recht gethan/ daß er aus Furcht ermordet zu werden??? in das Meer geſprungen?
* Ob die Delphinen jemals einen Menſchen bey dem Lebe ̅ erhalte ̅ ???
* Ob den Chriſten gezieme Heydniſche Gedichte auf den Schau??? platz vorzuſtellen.
XXIX. Der Schauplatz.
* Ob der Stoltz mehr ſchade/ oder die Demut mehr nutze?
* Ob ſchwerer zu Ehren zu kom ̅ en/ oder ſich in denſelben zu hand= haben/ oder die verlohrne Ehre wiederum zu erlangen?
* Welche Fehler die Liebe entſchuldige?
* Ob einer ſein Leben in einem Schiffbruch zu retten/ einen andern von einem Brett/ oder Balken mit guten Gewiſſen abſtoſſen koͤnne?
* Ob die Liebe leichter durch die Augen/ oder durch die Ohren ge= faſſet werde?
* Ob eine wahre Liebe durch Hoͤrenſagen/ und einer Perſon Bild= niß koͤnne erwekket werden?
* Ob die Liebsgedicht mehr ſchaden oder mehr nutzen?
* Ob das Frauenzimmer/ welches in der Freyheit auferzoge ̅ wird/ wie in Teutſchland und Frankreich/ oder jenes/ welches ver
|| [ID00632]
riegelt/ und verſperret/ gleichſam in in einem Gefaͤngniß le= ben muß/ wie in Hiſpania und Welſchland/ fuͤr keuſcher zu halten ſey?
* Ob der Argwahn mehr gutes/ oder mehr boͤſes ſchaffe?
* Ob die Verehrung/ ſo von eine ̅ Eheweib eine ̅ jungen Freyer be= ſchehen/ genugſam iſt eine Klage der Ehſcheidung zu gruͤnde ̅ ?
* Ob man den Juͤnglingen verſtatten ſol/ daß ſie ſich mit ehrlichem Frauenzimmer in Geſpraͤche einlaſſen?
* Ob in der Liebe/ das Verlangen/ oder des geliebten Tod leichter zu ertragen?
XXX. Die Beſitzung der Liebe.
Ob die Liebe durch die Beſitzung abneme?
XXXI. Die Keuſchheit.
In was die Keuſchheit beſtehe?
XXXII. Der Heldenmut.
Woher der Heldenmut komme?
XXXIII. Reyenfragen.
Waruͤm jeder ob ſeinem Wahn eifere?
Ob nicht beſſer ſey verzeihen/ als ſich raͤchen?
Ob nicht die Kunſtarbeit die vortrefflichſte/ und nohtwendigſte ſey zu des Menſchen Leben?
Ob die Kunſtwerke die Natur uͤbertreffen?
Ob man allezeit die Wahrheit ſagen muͤſſe?
Ob die Freundſchaft zwiſchen gleichen/ oder ungleichen Perſone ̅ beſtaͤndiger ſey?
XXXIV. Geſchicht=Fragen.
XXXV. Raͤhtſel=Erzehlung.
XXXVI. Fraggedicht. Ob man die Waffen mit den Buͤchern/ und die Kriegsdienſte mit dem Studieren verbruͤdern ſol?
Ob die Muſic mehr Schaden/ oder mehr Nutzen ſchaffe?
Ob man lieber wuͤnſchen ſolte zu wiſſen/ was andere nicht wiſſ= en: oder zu wiſſen alles das/ was andere wiſſen?
Ob und wann man ſich heuraten ſol?
Ob ein Gluͤkk/ oder Ungluͤkk in der Welt ſey?
XXXVII. Leben und Tod.
Ob beſſer ſey ſterben oder leben.
Ob der Tod unter allen erſchroͤkklichſte ̅ Dingen/ das allerſchroͤkk= lichſte ſey?
* Ob einer in Todsnoͤhten wiſſen koͤnne: daß er ein Kind des ewigen Lebens/ oder der Verdamniß ſey?
* Waruͤm der Tod der Verliebten Hausgoͤtz/ und der Natur beſte Erfindung genennet werden koͤnne?
Ob des Menſchen Leben durch die Artzney zu verlaͤngern ſey?
XXXVIII. Das Dammſpiel.
XXXIX. Reyenfragen.
Ob gluͤkkſeliger ſey lieben/ oder geliebet werden.
Ob die Weibs = oder Mannsperſonen von Natur zu der Liebe geneigter ſind.
Ob gluͤkkſeliger zu ſchaͤtzen der liebet/ oder der/ ſo geliebet wird?
Ob zulaͤſſig/ daß ſich einer ſelbſten lobe?
Ob der Haß/ oder die Liebe des Menſchen Hertz hefftiger errege?
Ob die Unbeſtaͤndigkeit in der Liebe verantwortlich ſey oder nicht?
Ob der Leib/ oder der Geiſt/ und das Gemuͤt mehrere ̅ Schmertz= en unterworffen ſey?
XL. Die Schoͤnheit.
* Ob leichter der Wolluſt/ oder dem Schmertzen zu widerſtehen?
Ob die euſſerliche Schoͤnheit des Leibs ein Anzeigen ſey eines gu= ten Verſtands?
XLI. Der Edle.
XLII. Der Hofmann.
XLIII. Der Weiſe.
XLIV. Der Tugend= und Laſterſpiegel.
XLV. Die Freundſchaft.
XLVI. Das gluͤgſeligſte Thier.
Welches Thier fuͤr das gluͤkkſeligſte zu ſchetzen ſey?
Ob der Menſch der kraͤnkſte/ und gebraͤchlichſte ſey/ unter allen Thieren?
XLVII. Die Wahnſucht.
XLVIII. Wechſel Erzehlung.
XLIX. Sinnbilder.
Ob etwas neues unter der Sonnen zu finden?
L. Das Andenken.
|| [ID00637]

II. Inhalts=Regiſter. Vorbericht.
[arrow up]

???Die Roͤmiſche Zahl bemer ket das Spiel/ die gemeine Zahl den Abſatz oder §.???Wann die gemeine Zahl allein ſtehet/ ſo muß man die Verſe in der Vorrede ſamt den nachgefuͤgten Anmerkungen aufſuchen.???Wann die Roͤmiſche Zahl nicht uͤber zehen laufft/ ſo ſind die Andachtsgemaͤhl dardurch verſtanden/ und durch die gemeine Zahl derſelben Vers.???. Bedeutet jedesmals die Anmerkungen der Zugabe.???. Bedeutet des Werkleins Vorrede/ die Zahl darbey derſelben Abſatz.???lle Lateiniſche Woͤrter ſind geteutſchet.???ie groͤben gedrukkten Woͤrter ſind erklaͤret/ und zu ſuche ̅ / wie vorbeſagt.
|| [ID00638]

A.
[arrow up]

A/ b/ c/ durch Wuͤrffel lernen. Vorrede. 3.Abwechſlung der Reimarten. A. II. Aberwitz. CCXI. 14.Abſchiedgedicht. CXXX. 20/ 25.Achitophels Raht iſt boͤſer als Abſoloms That. CCXLVIII. 3.Æni. A. IV.Adel/ von den Voreltern. CCXLI. 3. ſeine Aufrichtigkeit/ 4. ſein Ruhm??? CCXLVII. 33. Kurtzweil. CCXXXIV. 51/ CCXLVII. 1.Actio moralis. CCXXXIII. 1.Ajax Lantzen. Anmerkung zu dem 110. Vers der Vorrede. A. 110. V.Akkerbau iſt die nohtwendigſte Kunſt. CCXXXIV. 19.Allegoria. A. IV. Allmoßgeben eines Reichen CCXXXVII. 14.Alter lernet ſchwerlich. A. 86. V.Alter zu heuraten. CCXXXVI. 31. Angedenken ausgebildet CCL. 11.Anacre ontiſche Verſe CCXXX. 13.
|| [ID00639]
Anapaͤſtiſche Verſe/ wie ſie zu gebrauchen. A. V. 29.Andacht. A. 194. V. A. 187. V.Der Anker Andachts Gemaͤhl IX.Antipathia. CCXXVI. 46/ 49. Apologi. A. IIII.Argus. CCXXXVI. 16. CCXXXVI. 10. Arbeitkunſt. A. 178. V.Arrianer/ wie ſie durch das Geſang erkant worden A. 120.Arion. CCXXVIII.Armut iſt ein Mittel zum Studiren. CCLX. 17. iſt ein Freybrief. CCXLIV. 6.Der Armen Guͤter Mißbrauch. CCXLVII. 61.Arreſta zu Teutſch A. IX. 38.Artzney. CCXXXVII. 25 ihr Nohtwendigkeit. CCXXXIV. 22.Aufzuͤge ☞ Schauplatz Auferſtehung A. III. 17. 20.Augen welche am ſchoͤnſten CCXL. 10.Ausbildung des Menſchen Wiedergeburt. V. 13.Ausrede der Poetiſchen Erfindungen A. 115.
|| [ID00640]

B.
[arrow up]

Baarrecht CCXXVI. 44. Baukunſt CCXXXIV. 20.Beleidigung unterſchieden CCXXXIV. 12.Beſitzung der Liebe CCXXXI.Beſoldung der Hofdiener CCXLII.Betteln CCL. 30. Bezoar CCXXVI. 16.Bildniß des Menſchen. CCXXVI. 22.Bleywurff. A. V. 42.Blindheit der Liebe. CCXLVIII. 15.Blumenruhm. A. I. 31.Buͤchertitel. V. 8. was bey vielen Buͤchern zu betrachten. CCXLVII. 25. ob ??? benebens den Waffen ſollen behandelt werden. CCXXXVI. 2.Bukklichte Leute. CCXLVIII. 45.Buhler ☞ Lieb.

C.
[arrow up]

|| [ID00641]
???aſtilianer und Portugeſen Feindſchaft. CCXLVIII. 37.???irkel. VIII. A. 15.???olumbi Ey ☞ den Schluß der Anmerkungen.???omoͤdianten. CCXXIX. 11. Q. Curtzius. CCXXXIX. 1???ymbel zu den Schauſpielen CCXXIX. 29/ 31.

D.
[arrow up]

???ammſpiel mit lebendigen Steinen. CCXXXVIII.???avids Pſalm. A. 74.???emetria einer Sicilianerin Geſchicht. CCXXXVIII. 7.???emut. CCXXXIX. 19. ihre Kennzeichen. CCXLIV.???euten/ das gute zum aͤrgſten. CCXXXVI. 11. Dialogiſmus. A. VI.???iener/ mit verſetzten Buchſtaben: Neider CCXLII. 8.???reyſtaͤndige Sinnbilder. CCLXIX. 10. Ein Exempel derſelben von dem Tod V. 10.???rukkfehler Urſachen. CCXL. 19.
|| [ID00642]

E.
[arrow up]

Ebenmaas (Symmetria) der Poeterey und Mahlerey. V. 15.Edelleute Sitten. CCXLII. 7. bis 17.Eheſtand iſt eine Schul der Gedult. CCXXXVI. bis zu dem 25. §. gleichet e??? nem Huͤnerhaus. CCLXXVII. 19. iſt ausgebildet. CCXLIX. 15. wird b??? trachtet. CCXXXVI. 31. CCXXXVI. 35. iſt Him ̅ el oď Hoͤll. CCXXXV??? 25. Eheweiber Keuſchheit. CCXXXII. 3/4. Ungleichheit der Ehegatte??? CCXLVIII. 37.Ehre iſt ein Berg. CCXXXIV. 5. ihre Eitelkeit. CCXLVII. 96. CCXLIV. 5. ??? mit Falſchheit beſchmitzet. CCXXIV. 52. hat gefahr. CCXLVIII/ 56.Ehrgeitz. CCXXXIX. 41. CCLXI. 16. CCLXIV. 5.Eignes Lob=und Eigne Schand. CCXXXIX. 18. bis 23.Eifer. CCXXXII. 43. uͤber unſren Wahn. CCXXXIV. 5Eigne Liebe CCXLIV. 16.Einfalt iſt ſicher. CCXXXIV. 52.
|| [ID00643]
???inſamkeit beklagt. CCXXX. 9.???itelkeit/ und Ewigkeit. A. II. 43. 44. Ihre Geretſchaft. CCXL. 30. Eitelkeit die= ſer Welt CCXLVII. 4.???kkel der Wahrheit. A. 160. Element CCXXIX. 49.???rfindung der Gedichte. A. 61. ob etwas neues zu erfinden. CCXXXVI. 17.???findung der Kuͤnſte begeben ſich ungefehr. CCXXXVI. 17.???rgerniß A. 104 A. 98. Ergerniß der Schandpoeten. 124.???rzehlung ☞ iede mit einem beſondern Namen im G. Geſchicht.???ſchylus. A. II. hat ſeine Lieder ſelbſt geſungen. A. 110.???ſelartige Knaben. V. 4.???altatio Martis. CCXVI. 27.???xempel und ihre Wuͤrkung ☞ die Zuſchrift/ und CCXLVII. 3.???trema Virtutum. CCXLIV. 21.

F.
[arrow up]

???bel ☞ Gedicht und Lehrgedicht.
|| [ID00644]
Falſchheit. CCXLI. 11. CCXLV. 9. iſt der Suͤnde Unterkeuffel. CCXLV. ??? Wahn der Falſchzuͤngler. CCXLV. 13. CCXXXIV. 47.Farben und ihre Eigenſchaften II. 11. 9.Feldherren Rede an die Soldaten. CCXXXIII. 5/ 7.Felſen in einem Schauplatz. CCXXIX. 41.Fehler der Perſonen ſind der Kunſt nicht beyzumeſſen. CCXXVII. 5. Feuc??? te und Hitz Wuͤrkung. CCXXVIII. 1.Flur. A. V. 6. Fittig. A. II. 18.Fraggedichte. CCXXXIV.Freudenſpiele. CCXXIX. 5. waruͤm ſie zu Nacht ſollen angeſtellet werde??? CCXXIX. 22. wie ſie Geſangsweis zu verfaſſen. CCXXXVI. 8.Freund iſt ein Dienſt=und ſichtbarer Engel. CCXLV.Freundſchaft kan ohne Tugend nicht beſtehen. CCXXXV. 9/ 42. ihr Grun??? 44 ihre Hinderniß. 43. wie ſie geſchloſſen werde. 45. 47. wird von d??? Kund= und Geſellſchaft unterſchieden. CCXXXIV. 46. ihr Band und A??? fang. CCXXXIV. 47.
|| [ID00645]
???ried ausgebildet. CCCCXLIX. 18/ 20.???ruͤlings=Jahre. A. 1.???uchsſchwaͤntzer. CCXL. 111.???urcht iſt Wahnſinnig. A. XI. 11. Furcht des Todes. CCXXXIX. 38.

G.
[arrow up]

???aben GOTTES ☞ GOTTES Gaben.???all wird von dem Honig gemehret. CCXXXVI. 11.???amaͤhen. CCXXVI 4. Gedanken ſind ſtraͤfflich. CCXXXIII. 6.???edicht. A. 115. werden gegen den Geſchichte ̅ gehalten. A. 153. 148. ſind kei= ne Luͤgen. CCXXXIV. 35. Stralgulda CCXXIX. Arion. CCXXVIII. Oliverius. CCXXXI.???heime Kuͤnſte. CCXXXVI. 18.???maͤhl betrachtet. CCXLVII. 38.???muͤt/ ob es dem Schmertzen unterworffen. CCXXXIX. 38. und folgend.???iſtliche Lieder in der erſten Kirchen. A. 128.
|| [ID00646]
Geſaͤnger der Kirchen und Anfang des neuen Bundes. A. 120.Geiſtliche Lieder in der erſten Kirchen. A. 128.Geitz. CCXXIX. 46. mit der Liebe verglichen. CCXXXI. 2. 3.Geſchenke. CCXLIII. 6.Geſchichte/ vo ̅ Torelli. CCXXIII. 13. die verſtaͤndige Mutter. CCXXXV??? 49. die keuſche Heldenthat. CCXXXIII. von Leon. CCXXXIV. von O??? verio. CCXXXV. Straf des boͤſen Rahts. CCXLVIII. 1. die Zauberlie??? 16. das boͤſe Vorhaben. 24. die gluͤkkliche Ungleichheit. 37. der Mutt??? Fluch. 44.Geſpraͤchreimen A. VI. Geſpraͤche Nutzen. V. 5.Geſpraͤchſpiele Eigenſchaft. CCXXXIV. 25. A. 19.Geſundheit. CCXXXVI. 25. CCXLVII. 42.Gewiſſen des Menſchen. CCXXXIX. 40. CCXXXIV. 33. CCXLVII. 87.Das Glas. IV. A. 20.Glaubens Eigenſchaft. CCXXXVI. 14. wird mit einer Schnur verglichen. ??? VI. 38. A. VI. 40. Liecht des Glaubens. XI. 29.
|| [ID00647]
Gleichheit des Reichthums. CCL. 34.Gleichheit iſt der Freundſchaft Grund. CCXXXIV. 44.Gloſſen. CCL. 14.Gluͦkk/ ob und was es ſey. CCXXXVI. 40/ 42/ 43. Gluͤkkſeligkeit der Thiere. CCXLVI. der Voͤgel. 2. der Fiſche 5. der Menſchen. 43.Glum. VI. A. 4. Gnade der Fuͤrſten. CCXLII.Goldaſts Lob. A. 95.GOTT wird von den Heyden erkennet. V. 65. ſeine Gaben ſollen mit Maͤſſ= igkeit gebrauchet werden. A. 23. GOTTes Lob. I. ſein Will iſt unbekant. CCXXXVI. 44. ſeine Wunder A. I. 60.???Goͤtter werden mit Muſicaliſchen Inſtrumenten gebildet. CCXXVII. 1. wie ſie auf den Schauplaͤtzen dienen. CCXXIX. 1.???rablieder. A. IX. 30. Grablied Prudentii. A. IV. 17.???roßmuͤtigkeit. CCXLIV. 15. Guter Raht. CCXLVIII. 34.???uͤter des Verſtands. CCXXXVI. 43.
|| [ID00648]

H.
[arrow up]

Haare geben ein Urtheil von des Leibs Beſchaffenhe ̅ heit oder Temperament??? CCXXXIII. 9.Hafft. A. IX. 38.Harffen Davids/ ob ſie den Satan vertrieben. CCXXXVI. 9. ihr Klang??? A. 75.Haß und Feindſchaft ob ſie ſtaͤrker als die Liebe. CCXXXIX. 23. bis 30.Heldenmut. CCXXXIII.Hehre Kunſt. A. 190. V.Heroſtratus. A. 138. V.Heucheley CCXLI. 15.Heurat ſtiffte ̅ . CCXLVIII. 36. was darbey zu betrachte ̅ . CCXXXVI. 31. wan ̅ ? 32/ 33. Urſachen zu heuraten. CCXXXVI. 33.Himmelswitte/ zu Anfang der Zugabe. und v. 29Der Hirt. VI. Andachtsgemaͤhl.
|| [ID00649]
Hirtengedichte. CCXXIX. 5. Hirtenpfeiffen. A. XI. 14.Hitz und Feuchte Wuͤrkung. CCXXVIII. 1.Der Hofmann. CCXL/ 11.Hoffnung anordnen. A. IX. 15.Hoͤllenmohr. A. 95. V.Homerus. A. 14. V.Huft. A. IX. 38. Hypotypoſis. A. XII. 4.

J.
[arrow up]

Jugend beſchrieben. A. 1. V. lernet leichtlich. A. 86. V. iſt vermeſſen. A. II. 23. ihre Kurtzweil. CCXXXIX. 1.Jungfrauen Lob. CCXXXII. 4. ihre Keuſchheit CCXXXII. 3/ 4.

K.
[arrow up]

Die Keuſchheit. CCXXXVI. 24. CCXXXII. 3/ 4. des Teutſchen Frauen= volks. CCXLVIII. 59. in was ſie beſtehe. CCXXXII. Exempel. CCXXXIV. 22.
|| [ID00650]
Der Kieſelſtein. VII.Kleiderpracht. CCXLIII. 61.Klugheit/ boͤſer Ausgang. CCXLVIII. 25.Koͤnige Bitten befihlet. CCXXXVIII. 37. ihr Tod. CCXXXVII. 7.Der Kranken Hoffnung. CCXXXIX 39.Kuͤnſte Anfang. A. 1. V. die noͤhtigſte zu des Menſche ̅ Lebe ̅ . CCXXXIV. 16 ihr??? Unterſcheid. CCXXXIV. 22 werde ̅ gege ̅ der Natur gehalte ̅ . CCXXXIV??? 26. 27. ihr ungefehre Erfindung. CCXXXVI. 16. Kunſtkuͤtzel??? CCXXXVI. 19. Kuͤnſte der Alten/ ſo verlohren worden. CCXXXVI. 14??? Kunſt bleibt Kunſt/ wann ſie gleich Stimpler hat. CCXXVII. 5.Kuͤhnheit. CCXLIV. 22.

L.
[arrow up]

Lacedaͤmonier ſauffen die Knechte voll. CCXLVIII. 3.Laſterſpiegel. CCXLI.La???ari Auferwekkung. V. 13.
|| [ID00651]
???ebensfaden. A. 1. V. Leben iſt lieb. CCXXXVII. 15. und CCXX.???ehrſpiele. V. 1/ 2/ 3/ 4 ꝛc.???eibes Kraͤften haben keine gewiſſe Jahre. CCXXXVI. 37. Leibs Beſchaffen= heit. CCXXVI. 7/ 8/ 9/ 11. Leibs Schoͤnheit. CCXL.???eichtgeſaͤnger. A. 128 V.???ehrgedicht. A. IV. V.???ernen. A. II. 23.???etanien. A. 28. V.Letterwechſel wie ſie zu gebrauche ̅ . CCXXIX. 51/ 52. CCXLVIII. 29. 40. Diener) (Neider. CCLXII. 8. Dunſt.) (ſtund. CCXXXV. 19. Gelt) ( legt CCXXXV. 20. Erden) (Ernde. CCL. 29. Garb) (Grab. CCL. 28. Gras.) (Sarg. CCL 31 Korn) (Kron CCL. 25. Halm) (Mahl. CCI. 33. Reh) (Ehr CCXXXXVIII. 29.???eyren/ mit ihrer Bedeutung. CCXXVIII. 1.Lieb. CCXXIX. 46. ob ſie ſtaͤrker als der Haß. CCXXXIX. 24. bis 30.
|| [ID00652]
Liebsſchmertzen. CCXXXIX. 38. ihre unbedachtſame Blindheit/ CCXLVII??? 15. ob ſie ein Verlangen. CCXXXI. 2/ 3. ob ſie durch die Beſitz??? ung abneme. CCXXXI. ob ſie bey Manns= oder Weibsperſonen ſtaͤrke??? ſey CCXXXIX. 14/ 15. und CCXXXI. 7. vergleichet ſich mit dem Geitz??? CCXXXI. 2. 3. ihr Unterſcheid. CCXXXI. 41. Liebskind beſchrieben. A??? XII. 4.Liebe gegen das Vaterland. CCXXXIX. 6.Lob: eignes Lob CCXXXIX. 18. bis 23. Lob nach dem Tod. CCXLVII. 84.Der Loͤw. XI. Loͤwen auf den Brunnen machen. CCXXVI. 27Luͤgen iſt ſchaͤndlich. CCXXXIV. 35. bis 40. was Luͤgen ſey 38.

M.
[arrow up]

Mahlzeit oder Koͤniglich Banquet zu Florentz. CCXXIX. 14. bis 62.Mahlerey Erfindung. A. II. 5.Magnetiſche Artzneyen. CCXVI. 34.Maͤſſigkeit. CCXXXVII. 24.
|| [ID00653]
Meers Beſchaffenheit. A. I. 32.Meditatio. A. 194.Menſchen Sinn ſol in den Kuͤnſten wuchern/ A. I. iſt ſchwach CCXXVI/ 3. iſt den meinſten Gebrechen unterworffen/ CCXLVI. 10. ſeines Leibs Be= ſchaffenheit CCXXIX. 47. ſeine Krankheiten. CCXXXXVI. 10.Mignon. CCXXXIX. 40.Mißbrauch der Poeterey A. 48. 50.Muͤſſiggang iſt der Keuſchheit Untergang. CCXXXIII. 6. wird geſchaͤndet. CCXXXVII. 50.Muſic mit der Freundſchaft verglichen. CCXXXV. 45. beherrſchet die Gemuͤ= ter. CCXXVI. 1. wie ſie zu der Artzney diene. CCXXXVI. 10. ihre Eitel= keit. CXLVII. 30. ihr Nutz. CCXXXVI. 7/ 10.Muſen werden Opitzinne genennet. A. I. Anfangs.Muſicaliſche Inſtrument der Goͤtter. CCXXVII. 1.Mukken. CCL. 24.
|| [ID00654]
Der Mutterfluch. CCXLVIII. 44.

N.
[arrow up]

Namensruhm CCXLVII. 84.Natur gegen der Kunſt. CCXXXIV. 26. 27.Neid aus der Ungleichheit. CCXLVIII. 24. Neids Gefahr/ und Nachtheil. CXXXIX. 41. CCXXXIV. 5.Neurung. CCL. 1. Nievergnuͤgte. CCXLIV. 8. bis 16.Nimbrot. CCXXXIV. 19. Normandie. CCXXXIV. 49.

O.
[arrow up]

Oden/ neue Art. A. XII. im Anfang.Oliverio Geſchicht/ in einer Raͤhtſel. CCXXXV. 16.Opitzinne/ die Muſen. A. I.Orpheus Geſchichte Deutung. CCXXXVI. 10.

P.
[arrow up]

Pallasbild zu Troja was es deut. CCXXXVI. 6.
|| [ID00655]
Palmbaum der Fruchtbringenden Gemaͤhl. A. 18.Paranomoſia. A. XI. 21.Paradißvogel. VI. ☞ die Anmerkung darzu.Parnaſſus A. 14 und Vorrede der Zugab. 10.Perſonbildung. A. III. 8. Pferdkrankheiten. CCXLVI. 13.Pindariſcher Oden Spaniſche Art. A. XII.Plaͤrren A 184.Phoͤbus. CCXXVI. 1.Planetenzeichen/ wo ſie hergenommen CCXXVI. 26.Poeten aͤrgern die Jugend. A. 102. in der Vorrede der Andachts Gemaͤhl/ 44/ 45/ 46/ 98. ſollen erſtlich den Bienen/ darnach den Seidenwuͤrmern gleichen. A. 109. ſollen den Schauplatz verſtehen. CCXXIX. 7. CCXXIX ſind nicht zu allen Zeiten. CC. 62. ſollen fremde Sprachen wiſſen. A. 14. ſol Sinnreich ſeyn. CCXXIX. 39. was ein Poeten Geiſt ſey/ Vorrede der Zugab 66.
|| [ID00656]
Poeterey rechter Gebrauch/ in der Vorrede der Zugab: ſol zu GOTTES Eh= re dienen. 128. A. 124. iſt unſterblich. CCXXVIII. iſt zu unter ſcheiden??? CCXXIX. 5. ſol nicht auf der alten Alletags Weiſe bleiben/ Vorr. 156??? kan von dem Poͤvel nicht beurtheilt werden. A. 115.Proſopopœia. A. III. 8.

R.
[arrow up]

Rache/ was es ſey. CCXXXIV. 11. Rach ohne Vorſichtigkeit. CCLVIII. 29. CCXLII. 6.Der boͤſe Raht in V. Geſchichten erklaͤret. CCXLVIII.Raͤhtſel Erzehlung. CCXXXV, CCL. Raͤhtſelgeiſt. A. XII. 21.Raͤhtſelbild. CCXXIX. 50.Rauber Bekantniß. CCXXXIX. 38.Reichthum. CCXXXVII. 14. CCXLVII. 90 ſeine Gleichheit. CCL. 34. Reiche ſterben nicht gerne. CCXXXVII. 2.Rechtshaͤndeln abhelffen. CCXXXVI. 43.
|| [ID00657]
Reimarten ☞ Poeterey.Reyenfragen. CCXXXIV.Ruchloſigkeit. CCXLI. 13.Kaͤiſer Rudolphs Rappier. CCXXVI. 27.Ruhm beſtehet in ruͤhmlichen Sachen. Vorr. 144.Ruhmraͤhtigkeit. CCXXXI. 11.

S.
[arrow up]

♄ Woher ſolche Figur komme ☞ Planeten. Selbſtlieb. CCXXXVII. 15.Seel des Menſchen. CCXXXIX. 36.Der Schatten. A. II.Schaͤfer Orden A. 74. V.Schlang. A. III. 8.Schaueſſen. CCXXIX. 58.Schauplatz. CCXXIX. ſein Vorhang und Geraͤtſchaft. 15/ 16. ꝛc.Schauſpiele gleichen dem Traum. CCXXIX. 44.
|| [ID00658]
Scheidwaſſer. CCL. 36.Schiffſchnur. V. 138. Schiffleut in einem Aufzug. CCXXIX. 37.Schlangen ſtreiffen die Haut ab. CCL. 1.Schmertzen des Leibs und des Gemuͤts. CCXXXIX. 38.Schmeuchler ☞ Heuchler.Schoͤnheit in einem Sinnbild. CCXL. des Leibs iſt ein Anzeigen des Ver= ſtands. CCXL. 29.Schreiben ſpielend zu lehren/ V. 4.Schroff. A. IV. 24.Schwartzer mit ſeinen Beywoͤrtlein. V. 95.Siebenrohr. A. X. 14.Sicherheit. V. 11.Sieg kommet von GOTT. CCXXIX. 51.Singer in der erſten Kirchen A. 128. ihre Regel/ auch daſelbſt.Sinn des Menſchen iſt einem Feld gleich. A. I.
|| [ID00659]
Sinnbilder. CCXLIX. koͤnnen zweyſtaͤndig/ drey=vier=fuͤnf= und ſechsſtaͤn= dig gemachet werden/ durch das gantze Spiel. wie ſie auf den Titeln zu gebrauchen. V. 11/ 12.Sitten eines unartigen Edelmanns. CCXLII. 7.Sophocles hat ſeine Lieder ſelbſt geſungen. A. 110. V.Der Spiegel. XII.Spiele alle Wiſſenſchaften zu erlernen. V. 1. 2. Spielgebrauch. CCXXIX. 24 Spielſtab. V. 17. A. Spielen dem HERREN. A. I. 60.Sprachen/ ob ſie zu der Poeterey noͤhtig ſind. A. 14. koͤnnen ohne die Poeten/ nicht voͤllig erlernet werden. A. 79.Staͤrke des Gemuͤts. CCXXXIII. 11.Sternen Krone. A. 187. V.Straffe des boͤſen Rahts. CCXLVIII.Sterne Wuͤrkung. CCXXVII. 15.Stralgulda. CCXXX. 1.
|| [ID00660]
Stoltz laͤſt ſich nicht bergen. CCXXX. 3.Studente ̅ lebe ̅ . CCXLVIII. 16. Studire ̅ / ob es feige Leute mache. CCXXXVI. 4. und mit was Unterſcheid es anzugehen. CCXXXVI. 6.Suͤnden Art. CCXVIII. 12. CCXLI. 11. 21.Symmetria. A. II. 22.Syrenen/ was ſie bedeuten. CCXXXVI. 10.

T.
[arrow up]

Tatelſucht. CCXLIII. 11.Taliſmann/ was es ſey. CCXXVI. wan ̅ ſie gemachet werden 6. ihr Gebrauch 8. 11. 23. wie ſie zu machen. 13.Tapferkeit ☞ Großmuͤtigkeit.Tauen A. X. 31.Temperamenta. CCXXVII. 11.Teutſche Sprache iſt noch nicht ausgeuͤbet. A. 14.
|| [ID00661]
Teuffel wiſſen viel. CCXXXVI. 19.Thiere haben ſo viel Erkantniß/ als zu ihrer Erhaltung dienet. CCXXVI. 40.Thron der Aeſte. A. VI. 10. Titel/ wie ſie zu ſtellen. V 7/ 9. ꝛc.Tod in einem dreyſtaͤndigen Sinnbild. V. 11. fuͤr das Vaterland ſterben/ iſt erſchroͤkklich. CCXXXVI. 15. wird betrachtet. CCXXXVIII. 15.Tod Verlangen. CCXXXVIII. 11. Tod fuͤr das Vaterland. CCXXXIX. 42.Trauerſpiele. CCXXIX. 5. Trunkenheit. CCXLVII. 3.Tugend hat groſſen Verdienſt. CCXLVIII. 37. ermangelt oft bey Hof. CCXXXIV. 9. wie ſie beſchaffen ſeyn ſolle. CCXXXII. 4. wie ſie zu erken= nen. CCXXXII. 5.Tugendſchoͤn. CCXL. 30.Turniergebrauch. A. 87. V.

V.
[arrow up]

Vaterland giebt keine Ehre. CCXL. 78.
|| [ID00662]
Verhefften. A. IX. 38.Vernunftuͤbung durch die Geſpraͤche. V. 6.Verſchwender. CCXLVII.Verſieglen. A. VI. 8.Verſtand des Menſche ̅ . A. VIII. 26. eines Weiſe ̅ . CCXLIII. wird mißbraucht CCXLVII. 13.Verwegenheit. CCXXIX. 46. CCXLIV. 24.Verzeihen mit unterſcheiden. CCXXXIV. 15.Vierſtaͤndige Sinnbilder. CCXLIX. 12.Vier Jahrszeiten ausgebildet. CCXLIX. 14. 15.Unbeſtaͤndigkeit betrachtet. CCXXXIX. 3. bis 37.Undank der Menſchen. A. II. 29.Unempfindlichkeit. CCXXXIX. 42.Ungehorſamer Kinder Fluch. CCXLVIII. 20.Ungeſtalt ☞ Schoͤnheit.
|| [ID00663]
Ungleichheit im Eheſtand. CCXLVIII. 37.Unkraut/ warum es gerne waͤchſet. CXXCIV. 29.Unverſchaͤmt ſeyn. CCL. 24. Unzucht. CCXLVII. 67.Vogelgeſang. A. 110. Urania Vorrede der Zugab Anf.Urſachen leiden gegen Urſachen. CCXXXVI. 14. ſind vielmals in der Natur verborgen. CCXXVI. 31.

W.
[arrow up]

Waffen und Buͤcher vereinbaret. CCXXXV. 12.Wahn der erſtlich gefaſſet. V. 12. CCXXXII. 6. iſt wie ein gruͤnes Glas, CCXXXII. 8.Wahnſucht. CCXLVII. 101.Wahrheit/ ob man ſie allezeit zu ſagen verbunden ſey. CCXXXIV. 34. wird unterſchieden. 56. wahrſagen. CCXLV. 15.Waſſer beſchrieben A. VI. 25.Waſſer der Großmuͤtigkeit. CCXXVI. 31.
|| [ID00664]
Weberarbeit. A. V. 1.Wedel des Monds. A. V. 9. 13.Weiber/ ob ſie Menſchen. CCXXXVI. 25. Weiberraht. CCXLVIII. 5.Weinreben/ waruͤm ſie nicht neben dem Koͤhl anſchlagen. CCXXVI. 46.Der Weinſtok. III. Wein wie er verkaufft wird. A. III. 8.Der Weiſe. CCXLIII.Weltlieb. CCXXIX. 48. Welt mit einem Buch verglichen. A. 177.Weſenbild. A. 87.Widergeburt des Menſchen. V. 15.Wille des Menſchen. A. VII. 26.Wiſſenſchaften Eitelkeit. CCXXXVII. 29. wiſſen/ was andere wiſſen ??? CCXXXVI. 14. wiſſen iſt unendlich. CCXXXVI. 19. wie weit es ſich er= ſtrekket. CCXXXVI. 18. Die Wiſſenſchaften durch Spielen lernen. V. 12. 3.Wittben Keuſchheit. CCXXXII. 3. 4.
|| [ID00665]
Wonne. A. 109.Wundholtz. CCXXVI. 46.Wunneweid. A. 10/ 9.Wundſegen. CCXXVI. 31.

Z.
[arrow up]

Zagheit. CCXXXXIV. 21/ 22.Zauberlieb. CCXLVIII. 16. Zauberkunſt zur Rache gebraucht. CCXLVIII. 22.ZEBAOTH. I. 16.Zimmer in einem Schauplatz. CCXXIX. 43.Zipperleins Urſachen. CCXXXVI. 43.Zorn. CCXXIX. 46.Zwekk des ſechſten Theils der Geſpraͤchſpiele. V. 7.
|| [ID00666]

III. Gedicht=Regiſter.
[arrow up]


Die Roͤmiſche Zahl allein bemerket die Lobgedichte.
Die gemeine Zahl der Gedichte Blaͤtter in dem Werke.
Die Roͤmiſche und gemeine Zahlbeyſammen/ die Gedich= te in der Zugabe: jene die Zahl/ damit ſie unterſchie= den/ dieſe das Blat.

A.
[arrow up]

Ach wann wird der Tagerſcheinen 67. Blat.Allmaͤchtiger Ewig=barmhertziger GOTT. I. 1.Arion welchem nie. 29.Aus Lieb=geſchrenktem Band. 332.
|| [ID00667]
Das Grab waͤchſt aus dem Sarg. 342.Demantiner Himmel. XIV.Dient unſer Lebens=Faden. V.I. 21.Der Friedenſtand. 334.Der zuvor Zepter und die Kron getragen. 186.Der Traum GOTT ſchwebte noch. VI.Des Himmelswagen Zeug. X.Es brent der Sonnen Hitz. VIII.Es was (iſt verdrukkt/ ſol war heiſſen) ein fremder Gaſt. VI. 25.Eines reichen Vaters Sohn. X. 41.Ein Sarg an ſeinem Ort 342.Er liebt/ und weiß nicht was. 150.Er ſtuͤtzet in das Meer. 35.Es hat der Vater Herbſt. VII.GOTT ſelber in ſich ſelbſt. III.Gleichwie der Erdenſchos. IX. 37.
|| [ID00668]
Hertz/ du betruͤbeſt dich. 80.Haͤtte dich des Feindes Schwert. 83.Ich armers Pilgersmann. IX. 45.Ich nenn und nenn es nicht. 150.Ich hatte neulich erſt. X. 11.Ihr Herren ſagt. 341.Ihr Klugen nun verſucht. V.In dem weitem Sprachgefild. IV.In dem die Sonne ſteigt. 34.In dieſem ſechſten Theil. I.Komt dir die Eigenſchaft. III. 13.Koͤnt ich mit gelehrter Zunge. XI.Mein Sinn erfreuet ſich. 29.Mit ihrer Dirne Lieb. 151.Mir behagt die Lentzenblum. 331.Nun ſinge/ wer da kan. IX.O lieber Knabe. VII. 29.
|| [ID00669]
Purpurholdes Himmelsliecht. 32.Raht/ es iſt ein Garb. 342.Richt jetzt du Teutſches Reich. VI.Sagt: was leget allen Streit. 152.Schaut/ was ſchwebet auf dem Matten. II. 9.Schaut doch/ wie die kuͤne Kunſt. VIII. 33.Seht da/ das edle Blut. X.Sol ein Menſch/ ein Kind der Erden. IV. 71. ſol 17. ſeyn.Spielen pfleget zu behagen. II. 1.Spottſt du der Noht. in der Vorrede.Treugt dich nicht dein falſcher Wahn. XV.Venus niemals leichtlich ritzt. 330.Wann der guldne Sonnen Wagen. XIII.Wo man ſich ſo gepart. 332. Was mag man wol. 152.Weil der Dicht=und Mahler=Geiſt. XII. 49.
|| [ID00670]

IV. Entwurff des VII. Theils der Geſpraͤchſpiele.
[arrow up]

Die Heroldskunſt.Die Magnetkunſt.Mathematiſche und Mechaniſche Aufgaben.Der Palaſt der Wiſſenſchaft nach den VII. Tagen der Erſchaff= ung ausgebauet.Wortgrifflein. (Logographi.)Traningedichte.Grabſchriften.Neue Reimarten.Aufzuͤge zu Roß.Die Kunſtvermaͤhlung. (Technogamia)Bilderkunſt (Iconologia.)
|| [ID00671]
Kinderſpiele.Welches die ſchoͤnſte Tugend/ und das abſcheulichſte Laſter ſey?Ob die Wiſſenſchaft hoͤher zu achten/ als die Tugend?Ob man leichter Hunger/ oder leichter Durſt leiden koͤnne?Ob man eine Kunſt finden koͤnne/ das Zukuͤnftige zu errahten?Ob eine Gewißheit ſey in den Wiſſenſchaften?Ob man aus allen Wiſſenſchaften nur eine machenkoͤnne?Ob das Landleben/ dem Stattleben vorzuziehen ſey?Ob das Gold oder das Eiſen ſtaͤrker ſey?Welchen mehr zu trauen/ dem der uns Guts gethan hat/ oder de ̅ /???er Gutes von uns empfangen hat?Welches die geſundeſte Ubung des Leibs ſey?Ob ein wuͤrkliches Ubel ſey/ auſſer dem leiblichen Schmertzen?Welches die Sinnreichſten Leute in der Welt ſind?Ob die Gelehrten oder Ungelehrten mehr Laſtern unterworffen?
|| [ID00672]
Die Zugabe ſol beſtehen in einer andern Art der Andachts=Ge= maͤhle.
Nunmehr faſt ein jeder kan/
Was zuvor blieb’ ungethan.
|| [ID00673]

Spatuͦberſchikktes Sendſchreiben Des Suchenden an den Spielenden/ die Fortſetzung der Geſpraͤchſpiele betreffend.
[arrow up]

Edler Spielender/ hochwehrter Hertzen= Freund.
[arrow up]

ES hat mich ein ſonderliches Verlangen beluſtiget/ als ich aus ſeinem nechſten an mich abgegebenen vernomme ̅ / daß er nun den VI Theil ſei= ner Kunſtgezierte ̅ Geſpraͤchſpiele/ an das Liecht zu geben geruhet: Hin= wideruͤm aber betruͤbet/ als ich mitkommend verſtanden/ aus was Urſachen er die Feder niederlegen/ und das dritte hundert ſolcher Fruchtbringenden Kunſt= ſpiele unvollendet erliegen zu laſſen/ geſinnet.Der Spielende hat ſich uͤm unſre edle Mutterſprache/ alſo verdient ge= macht/ daß er ſein beliebtes Gedaͤchtniß/ und wolgehaltenen Nachruhm nicht [ID00674] auf ein vergaͤngliches Papier/ ſondern dem gunſtgeneigten Angedenken viel??? hohen/ und gelehrten Perſonen unausbleiblich eingeſchrieben hat.Man befindet in denen bishero ausgefertigten Theilen der Geſpraͤchſpiel??? daß faſt nichts von loͤblichen Kuͤnſten und Wiſſenſchaften verhanden/ ſo nich??? zum Theil wolberuͤhret/ zum Theil grundmaͤſſig/ mit leichtvernemlicher Art??? und in guter Teutſcher Rede ausgefuͤhret worden/ daß derſelben Fortſetzun??? billich zu erwuͤnſchen/ wann ſolche ohne Verabſaumung wichtiger Angeleger??? heiten beſchehen koͤnte.Es iſt ſich aber nicht zu verwundern/ daß etwan ein und anderer Spoͤtt??? ſich bey ſolchen Werk veraͤchtlich hoͤren laͤſſet: Maſſen dieſe Anfuͤhrung zur T??? gend und Kuͤnſten niemand/ als welche ſolchen folgen wollen/ gefallen kan/ un??? nichts ſo gut in der Welt iſt/ das man nicht boͤßlich ſolte ausdeuten koͤn ̅ en. De??? Spielende hat auf verſtaͤndiger/ und gelehrter Leute gruͤndliche Beurtheilun??? mehr zu ſehen/ als auf ſolcher Eſelwitzigen Anſchreyen.Die Statt Nuͤrnberg iſt ſonderlich im Teutſchen Reiche/ bewuſter viele??? [ID00675] ???ohen Urſachen halber ſehr beruͤhmt/ beliebet und eines gantzen herrlichen Na= ???mens. In ſelber hat der Spielende mehr Mittel/ als vielleicht kein anderer/ ???(Wer und wo er auch ſich aufhalte/) aus Spania/ Italia/ Frankreich/ und ???Niederland/ die neuſten und ſchoͤnſten Buͤcher/ vermittelſt der Kaufmann= ???chaft zu erhalten/ Er beſitzt die Wiſſenſchaft der Sprachen/ ſolche nach Befin= ???ung ihrer Wuͤrdigkeit den Geſpraͤchſpielen einzuverleiben/ und aus eigenen Nachſinnen mit vielen ſeltenen Erfindungen auszuſchmuͤkken; wie er bishero ???ethan/ und noch ferner zu thun/ von allen Tugend=und Sprachliebenden bitt= ???ich angelanget wird.Solte aber der Spielende dieſem Anſinnen nicht ſtat geben/ ſehe ich nicht/ ???er die zween hinterſtellige Theile/ mit gleichen kunſtfuͤglicher Hand/ und dar= ???u gehoͤrige Mitteln vollenden ſolte. Gewiſſlich es wuͤrde auſſer Nuͤrnberg/ die ???Arbeit koſtbarer/ ja wegen der ſchoͤnen Holtzſchniede unthunlich fallen/ und iſt ???icht zu zweiffeln/ der Verleger werde ſeiner aufgewandten Unkoſten mit der ???eit wol wieder vergnuͤget werden. Maſſen dieſes Werk je mehr und mehr bey [ID00676] allen Fuͤrſten=Hoͤfen/ da man ſonſt nicht gerne uͤber Buͤchern ſitzet/ geleſen= und vielen Hohenſchulen bekannt/ taͤglich groͤſſern Abgang/ und Nachfrag??? gewinnet.Dieſem nach wiederhole ich mein dienſtfreundliches/ doch ohnmaßgeblich= es Bitten/ der Spielende wolle ihm gefallen laſſen/ ſo wolangefangene Arbeit/ mit der Zahl/ des geliebt es Gott folgenden 1647. Jahrs/ zu des Spielen= den Ruhm/ unſerer Teutſchen Helden Sprache Aufneme ̅ / und aller Tugend= liebenden Wolgefallen/ großguͤnſtig fortzuſtelle ̅ . Befehle hiermit den Spielen= den Goͤttlicher Bewahrung/ und verbleibeSein DienſtergebenerWollenbuͤttel den 3. des Auguſt= monats 1646.Der Suchende.
|| [ID00677]

AUC TARIUM Carminum Latinorum, partim nunquam, partim ſeorſim editorum: in Supplementum Opuſculi adjectum. Ad Lectorem.
[arrow up]


Lector amandetenes, ex multis, carmina pauca,
quæ luſit variis, noſtra Thalia, modis.
Sed cur Germanis j???ngam Romana, capeſſe,
Curque mihi placeat utraque Lingua ſimul:
Mordetſpinoſo, maculoſa Calumnia, dente
ac mihi pro nihilo ſit latiale decus,
Teutonicæ addictum ſtudio, cultu loquelæ.
Mentiris: Muſa hâc teſte, nefanda refers.
|| [ID00678]

Viro Admodum Reverendo atque Excellentiſſimo, Dn. JOHANNI RISTIO, Theologo devoto, Mathematico ingenioſo Philologo erudito, Amico ſincero, hoc quicquid eſt muneris, offert AUTOR.
[arrow up]

|| [ID00679]

Dedicatio. LAVDES LAVREÆ. Cùm Admodum Reverendo, atque Excellentiſſimo Viro, Dn. JOHANNI RISTIO &c. Laurea Poëtica ab ipfa Sac. Cæſ. Majeſt. Aula, ultrò mitteretur.
[arrow up]


FUisſe Nymphas, credimus, arbores
blatire doctas: nam Zephyri-fluis
auris, novis comptæ capilis,
murmura conſociant loquaces.
Auditis? an me ludit amabilis
Imago veri? quæq; cohortium
Daphnen ſuperbam laude mordet,
quod reliquis generoſa præſtet.
Annoſa niſu ſtemmata tollere,
Fructusq; largis tendere brachiis,
nil, inquiunt, prodeſt Sorores;
Si decus exulat atq; Fama.
|| [ID00680]

Largimur omnes commoda publica,
umbroſa frondent culmina frugibus,
conſtructa noſtris tecta coſtis,
ſtant: Sterilis, peregrina præſtet?
Nos dona Bacchi claudimus amphorâ,
per æquor amplum carbaſa pandimus,
& morte flammam confovemus.
quid tenuis, viridisq́; confert?
Tacete ringoſæ nemorum Deæ!
En Laurus arbor germina fulgida
tutatur, & Phœbæa Daphne
fulmina, ſola, timere neſcit.
Semper viret Parnaſſia Laurea,
(æternat ut virtus veneranda) cùm
fit pulchra victorum corona,
qui memoranda gerunt, patrantq;.
|| [ID00681]

Fern andus inſignire caput tuum,
Risti, cupit Lauru, ut gravis arduos
laudes Triumphos Pacis almæ,
queîs ſtatuet ſacra mox Trophæa.
Perenne factum, quodq; perennia
ad poſteros hinc gaudia provehet.
Sic Teutonum nomen perenne
Linguaq́; dædala noſtra vernat,
Germanicus cùm Cæsar in artibus
germanicis, hæc præmia perferat;
Muſis́ germanas Camœnas
condecoret ſociis coronis.
Gratamur & nos hoc Tibi munere
novos honores. Accipe carmina:
affectus elargitur iſta,
queîs tua certat amore virtus.
|| [ID00682]

Indiculus.
[arrow up]


I. Emblema ad Emblemata Ammonii.
II. Ad Effigiem &c. SOPHIÆ ELISABETH. Duciſſ Brunſvv.
III. Idyllion ad Nemoralia Dianæ.
IV. Frontiſpicium ejusdem libelli.
V. Throchæus ad Libb. Elect. Dilherri.
VI. Somnium ad ejusdem Nuptias.
VII. Epigramma ad Itinerarium Füreri.
VIII. Monoſticha ad Caſtra Guſtavi Adolphi Suec. Reg.
IX. E???bl ema Nuptiale Halleri.
X. Epigramma ad Effigiem. &c. Iörgeri.
XI. Propempticon ad Dom. L. B. ab Heerberſtein.
XII. Epigramma ad Imaginem. Comit. à Kueffſtein.
XIII. Umbra Matrimonii.
XIV. Nummus Emblematicus Riſtii.
|| [ID00683]

XV. Trochæus ad Epiſtolas Phil. Melanch. accurante D. Johan. Sauberto.
XVI. Epigram. ad Inſignia Schmidmerorum.
XVII. Miſſilia temporis ad D. Schottelium.
XVIII. Epigr. ad ejusdem Effigiem.
XIX. Emblem. Anagram. Severini.
XX. Ad ejusdem Zootomiam.
XXI. Elogium ad Elogia Styrzelii.
XXII. Emblema in obitum Dn. Tezelii.
XXIII. Embl. ad Inſignia Comit. à VV artenberg.
XXIV. Concluſio.
|| [ID00684]

??? I. ???
[arrow up]

(Placuit no- bis Ordo Al- phabeticus Nominum illorum, in quorum gra tiam hæc ſcripta ſunt)

Emblema Ad V. CL. Dn. Hieronymi Ammonii &c. Emblemata ſacra. Pictura est globus cryſtallinus, cor humanum,5 per Solis radios, repræſentans, cum lemmate: DEVS ſerenat.
[arrow up]


MEns noſtra cæcas per latebras vaga
obnubilatur præpetibus malis;
Compos ſu  fluctuando,
Palpitat in tenebris oberrans.
Cœleſte quid COR: dædala quod manus
Olim ſerenatis radiis levat,
terrena linquet & relucet
ſidereo ex ſuperis nitore.
Sed falſa veris, blanda reconditis
Technis remiſcens verba, oculos dolo
candore picto, at ore vano
inſidias animi venuſtat.
|| [ID00685]

Nobis apertum jam Ammonii extulit
Pictura Pectus, cuî ſimulacra ſunt
cryſtallino coruſca circo
cœligenis radioſa flammis.
Artis labores condimus omine
nunquam caduco. Rex animi DEUS
mentes ſerenat; ille claro
lumine luſtrat opaca cordis.
Haud noſtra ſunt, ſi fundimus ardua:
Latex furoris per calamum fluit,
cùm reſpicit Phœbus coruſcans
& meliùs penetrat dioptrâ.
Hoc Te́ mot um numine credimus,
cùm pingis alto Emblemata carmine.
Hoc macte divino labore,
ſubjicimus Tibi corda noſtra.
|| [ID00686]

??? II. ???
[arrow up]

Epigramma ad Imaginem Sereniſſimæ atque Celſißimæ Principis Dominæ Dn. SOPHIÆ ELISABETHÆ Brunſvvicenſ. & Lüneburgens. Duciſſæ &c.
[arrow up]


VIrtutis facies, cùm non niſi viſa placeret,
hanc ſpeciem voluit conſociare ſibi
Quin decimam Muſam reputes, ſi audire liceret,
Cùm Citharam pulſat, ſollicitatq; melos.
Heîc contracta vides miracula docta Sororum,
GVELPHIADVM PRINCEPS exhibet una novem.

Alind.
[arrow up]


Tres Charites Pindi ne posthac credite Vates:
addita nam quarta est ELIS ABETHA tribus.
Quòd ſi tres Charites à ſe dimittat apollo,
ELISABETH A foret pro tribus una ſatis.
|| [ID00687]

??? III. ???
[arrow up]


Idyllion ad Nemoralia DIANÆ.
Plaudite Pegneſo! reſonat mea fiſtula plauſum!
Ca???mina rauca placent, nexu ſuavisſima rhythmi
carmina pauca placent, per reſpondentia ſaxa,
prata renata vocant: revocat reſonabilis Echo.
Fallor, an hir ſutus me reſpicit Hircus, avenâ
ludentem? cupidè carpit ſua paſcua vervex.
Plaudite Pegneſo! recitat mea fiſtula plauſum!
Fortè ſub umbroſæ recubabat tegmine Fagi
Paſtor. quà ſerpit Pegneſi lubricus error,
per valles virides & murmure lambit arenas.
Gramen erat lectus, pulvinar mobile ſaxum,
umbriferum tegmen frondentia brachia rami.
|| [ID00688]

Plaudite Pegneſo! reparat mea fiſtula luſum
In valle herboſa, ſic victus membra ſopore
depoſuit Paſtor. Vidit priùs ille DIANAM
tergentem niveum ſabuloſo in littore collum,
transfluvium. mirum hoc! ex undis flamma reſultans
aſſurgit ſubitò, Paſtorem concitat igne.
Plaudite Pegneſo Nymphæ! laudate DIANAM.
viſus eram in ſomno contingere colla DIANÆ:
baſia ſi pepigi (quid enim non ſomnia posſunt?)
adfuit innocuo culpa exculpanda pudori:
& jam (falſus eram) labiis, vah! ora fovebam;
halitus occulto perfuderat oſſa calore.
Plaudite Pegneſo Nymphæ! laudate DIANAM.
|| [ID00689]

Finis erat ſomni, ſomni tamen hæret Image
ceu jam præſentes oculos ſpectare DIANÆ
permiſſum mihi. dextra agolum geſtabat aduncum;
ſtramineus petaſus neglectos condere crines
gaudebat, violis circum redimitus apricis.
Plaudite Pegneſo Nymphæ! laudate DIANAM.
blandula ſubriſit, frontis non emta venuſtas,
mulcebat Zephyros verbis. Sic ſomnia fallunt.
Pòſt iterum retuli greſſum; Fagum́ notavi,
bis́ iterum ſaxo volui recubare ſub illo:
bis́ eadem optavi post ſomnia. inania vota!
Plaudite Pegneſo! ſatis est laudâſſe DIANAM.

IV.
[arrow up]


Dialogiſmus ad frontiſpicium ejuſdem libelli.
Diana. CVr lædis, Montane refer, cur vulnere cruſtam
alticomæ Quercus? ſtillulat en lacrymas!
|| [ID00690]

Montanus. Scilicet inde novum ſumet ſibi læſa decorem:
læta cicatrice eſt arbor amica plagæ.
Diana. Quis ſodes noſtrum gaudebit vulnere hiulco?
ultor adeſt vervex arboris innocuæ.
Montanus. Haud capiet quernas frondes, quas contulit ipſa,
quæ petaſum cingunt: quin vetat hoc agolum.
Diana. Cur igitur cultro frondoſum ſtemma laceßis?
cur placet ingratus ſic labor aßiduo.
Montanus. Dedico ſtemma tibi: Vidin? Formoſa Diana
te loquitur cortex, dignus amore tuo eſt.
Diana. Nemo tripertitam6 medixit nomine Nympham;
nemo mihi tribuit corpora Geryonis.
Montanus. Formoſa es animo, facie & prædivite cenſu:
Næ, ſic formoſa es, nec neget Invidia.
|| [ID00691]

??? V. ???
[arrow up]

Ad Typum Frontiſpicii libr. Electorum Admodum Reverendi at  Excellentiſſimi Viri, Dn. Joh. Michael-Dilherri &c.
[arrow up]

Trochæus.
[arrow up]


HEus Viator, ſta lubens, & hocce limen adſpice!
Nympha dædala Coronam plectilem nectit manu
multiformes & ſtriatos arctat orbe floſculos:
Muſa ſolers æmulatur, hic Apes hymeticas
mella convaſare doctas. Noſtin? eſt Induſtria: Hæc
eruditionis orbem verſat arte plurimâ.
Ecce Phœbus has coronas eligit præ Laurea!
|| [ID00692]

??? VI. ???
[arrow up]

Somnium, quod Occaſione Inſignium Natalitiorum DN. SPONSUS Ultimâ excœlibatûs ſui nocte vidiſſe fingitur.
[arrow up]


NOx erat: Mundum, placidæ quietis
ludicris, Morpheus lepidus fefellit;
mentibus miſcens ſimulacra veræ conſcia curæ.
Cœlibem ſemper vacuum́ lectum
Somnio verſans patiens DILHERRVS,
Nocte ſubluſtri requieta talis luſit Imago.
|| [ID00693]

Solverat nimbos calidos Orion:
Aſtra ſtillabant radioſa zonæ
igneus guttis rutilis fluebat Luminis imber:
Deſuper pinguis reſoluta gleba,
rore mellito madefacta, riſit!
& ſuperfuſo tumuit Olympi nectare plena.
Fertilis tellus ſociata Cœlo
extulit Stellas triadis coruſcæ;
ad Chori normam remeare viſæ ſidera Mundi!
Somnium addicat bona verba Sponſo
explicans votum. Proculite Momi!
Solvet obſcuri Studioſa nodi æ- nigmata Davus.
|| [ID00694]

Tu velut ſidus tenebris relucens
lucidum fulges, velut inter aſtra
Luna, vel ſurgens rutilus diurno Phœbus in auro.(Alluſu ̅ ad Py- thagoiæ Sa- mi! ſenten- tiam, qui ſe harmoniam Aſtrorum ſubaudire affirmabat.)
Depluas Sponſæ in gremium DILHERROS,
ut velut flores, genialis ardor
proferat, quando latices novales gleba rependit.
Phœbus annoſum tibi ſignet ævum!
ludor, aut ſuaves Samii† choreas
audiet gratos modulos Nepotum Noricaberga.
|| [ID00695]

??? VII. ???
[arrow up]

Ad It inerarium Hieroſolymitanum Nobilißimi Equitis, Chriſtophori Fu ̅ reri ab Haimendorf. &c. Epigramma.
[arrow up]


FOlium
Fürerianæ
Famæ.
Palmarum foliis ſignarunt ſæcula priſca(Plin. l. 11. c. 1)
arcanas notulas, hieroglyphicasque figuras:
(hinc verbum invaluit; folium narrare Sibyllæ*)(Gell. N. A. l. ??? cap. 19.)
Sic retulit tellus Solymorum, conſita palmis
brachia quêis viridis virtus Füreria fulget,
|| [ID00696]

& patrio ſplendet, ſignis, idiomate verſis.
Aſpice Idumæi folii victricia ſigna!
Qui procul adverſo luſtravit, cardine, ſoles,
& patriâ extorris, prudens, discrimina vicit,
occubuit; tacito laudis pretioque laboris,
liquerat exuvias, placidâ Furerus in urnâ.
At nunc Fama rapit funeſtæ ſigna cupreſſi,
palmares circum-plantans, cum lemmate, ramos:
FVRERVS Palmæ ſimilis florebit in ævum!

NOTA.
[arrow up]

Folium Sibyllæ proverbii loco dicitur de rebus indubita- tis. Juven. credite me vobis folium recitare Sibyllæ. Ariſtoph. hoc est. haud equi- dem agnoſco, ne enim canit ista Sibylla. Virgil.
Inſanam vatam aſpicies, quæ rupe ſub ima
fata canit, foliisque notas & carmina mandat &c.
|| [ID00697]

??? VIII. ???
[arrow up]

Monoſticha Ad I. apidem memorialem, ubi Sereniſſimus at́ Potentiſſimus GUSTAVUS ADOLPHUS SUECORUM &c. Rex tentoria, in agro Norico poſuerat.
[arrow up]

I.
[arrow up]


QUi moriens Victor, ſtatuitque Trophæa cadendo
GUSTAVUS MAGNUS tentorium heîc tenuit.

II.
[arrow up]


Heîc Rex' GUSTAVUS ſtatuit tentoria quondam:
Exiguus magnæ, ſum lapis ipſe, rei.

III.
[arrow up]


GUSTAVI MAGNI ſigno tentoria ſaxo;
Quem DEUS excubiis cinxerat angelicis.
|| [ID00698]

??? IX. ???
[arrow up]

Emblema.
[arrow up]

Mens animusque cluat.
[arrow up]

|| [ID00699]

Emblema. Nuptiale in gratiam Nobiliſſimi Viri Lazari Halleri ab Hallerſtein & Nobiliſſ. Virg. Annæ Magdal. Tilliæ.
[arrow up]


IMperf ecta manent terrenæ gaudia vitæ:
nî ſpatium claudat purus & æquus Amor:
Circinus ille, uno nodo, qui colligit arcta
brachia, ſive voles iſta vocare pedes,
Conjugium ſignat,, ſocios quod verſat Amantes,
ut que binis eadem Mens, animusque cluat.
Ceu Ratio defixa ſuo puncto, atque Voluntas
concludunt hominis corpore, quicquid habet:
Sic Vir ſic Mulier ſtabilem ſe flectit in Orbem,
conſimilem cœlo, tramite perpetuo.
Unanimes Sponſos decus & Concordia Amoris,
& vitam felix orbita perficiat!
|| [ID00700]

??? X. ???
[arrow up]

Epigramma ad Effigiem Generoſi Dn. JOHANNIS SEPTIMII JOR- GERI L. B. in Kreuſbach. &c.
[arrow up]


IN tabulâ ſplendet pulchræ virtutis Imago:
illuſtrat faciem gloria avitâ face.
Scilicet Heroëm deſignat dædala dextra;
at latet ingenium dexteritasque manus,
Quæ fortem quondam gladium vibravit in hoſtem,
dedita Apellæis res animare modis.
Hæc ſunt ſpectator, quæ ſcita Emblemata laudis,
monſtrant contiguum Martis & Artis opus.
|| [ID00701]

??? XI. ???
[arrow up]

Propempticon ad Generoſum D. L. Baronem ab Heerberſtein &c.
[arrow up]


LVbens accipe Carmen inficetum,
quod expumico languidâ Minervâ.
Puer eſt, madidus recens́ ab annis;
Puer eſt, vacui levis́ ſenſus;
Puer quis quis iners & imperitus
non extra Patriæ focum refrixit.
Tu, Baro generoſe, linquis agrum
noſtrum Noriadum, Scholam & Gothanam
geſtis viſere, Principemque mganum
Herculem (modò dico,) Muſagetem:
|| [ID00702]

adplaudente Choro novem Sororum,
& gratantibus undiqua Amicis.
Tu ſic ingenio antevertis annos,
annos ſollicitos labore P???ndi,
annos mellifluos ſuävitate.
Accedat pariter cupido rerum,
quas in Rußia vidit antenatus(Vide Sigis- mundi ab Herberſtein Moſco viam.)
Heerberſteiniadum *decus perenne,
qui de Ruſſia protulit libellum,
quem terunt manibus, ſecreta Moſchi
qui guſtant. Juvenis Virum probâſti,
Te majora Viro puto daturum.
Lubens accipe languidam Minervam,
quæjam expumicat hunc Tibi Phaleucum:
Viales, precor, hoc iter ſecundent!
|| [ID00703]

??? XII. ???
[arrow up]

Epigramma ad Imaginem Illuſtriſs. at Generoſiſ. Dn. Dn. JOHANNIS LUDOVICI Comitis à Kueffſtein Divi Ferdinandi II. Conſiliarii intimi, Oratoris ad portam Ottomannam & Auſtriæ Superioris Præfecti &c.
[arrow up]


HÆc Kueffſteiniadis facies, hæc ora ſevera,
que Turci immanes obſtupuere loqui.
Hanc artis graphio Virtus exſculpſit acuto:
aſt ſuper artis opus mentis acumen erat.
Illuſtrem bonitas reddit, Pietasq́; beatum,
veræ Felicis dixeris effigiem.
|| [ID00704]

??? XIII. ???
[arrow up]

Emblema.
[arrow up]

Corporis ad Nutum.
|| [ID00705]

Vmbra Matrimonii.
[arrow up]


UXorem meritò facilem quis dixerit umbram:
Quæ bonitate DEI, ut ſole micante, datur.
Corporis ad nutum flagrans deducitur umbra;
Sic Uxor ſolers ſimia gnava viri eſt.
Umbra comes noſtri, ſequitur veſtigia, greſſus:
Conjux umbra ſequax ſtat remeatque loco.
Felix, qui placide, reſupinam amplecteris umbram:
Felix, quæ referet corporis effigiem.
|| [ID00706]

??? XIV. ???
[arrow up]

Nummus Emblematicus in Theatrum Poeticum Admodum Reverendi atque Excellentiſſimi Viri Dn. JOHANNIS RISTII, &c. projectus. Pictura in dextra facierefert Pietatem illæſam: in ſiniſtra amorem ineluctabilem.
[arrow up]


DIspliceat miſeris hæc ludrica pompa Theatri,
quâ circus mundiclauditur æriſonus.
Mißile Fortunæ vanâ exſpatiatur arenâ:
VIRTVTIS nummus majus ubi ſonat.
Ex picta eſt PIETAS conſtans non fragmine læſa:(??? Amicus A- mico magnu ̅ eſt Theat- rum. Seneca.)
Lucta Theatralis, Gloria Amicitiæ.
Exim us RISTI, circus ſit Amicus Amico,*
Excußit Nummum hunc purus & æquus Amor.
|| [ID00707]

??? XV. ???
[arrow up]

Trochæus Explicans Typum Frontiſpicii Epiſtolarum Philippi Melanchthonis, ab Admodum Reverendo & Excellentiſſimo Viro Dn. JOHANNI SAUBERTO &c. editarum.
[arrow up]


PEnna, quæ manu Minervæ tangit urbes diſſitas,
Vectis inſtar Archimedis eſt, (ſtupenda machina!)
Docta commovere mundum, ducta recto tramite:
Perfert auro digna ſcripta transfluenta temporum.
Meta nulla: & hanc verentur Fata, paucis propria.

Heus viri Palladii!
[arrow up]


Quos agit laudanda cura per priora tempora.
Penna folers fundit artes candidi Melanchthonis;
Pectus en monſtrans apertum; vah, procul protervia!
Sic juvat virtute priſcâ Muſa. Heus ſectamini!
Fama, quæ volat per orbem, vos ſonabit buccinâ.
|| [ID00708]

??? XVI. ???
[arrow up]

Ad Inſignia trium Roſarum auro rubroque coloro diverſarum. Nobiliſſimi Viri Dn. Johannis Jodoci Schmidmair à Schvvar- zenbruck.
[arrow up]


QVid rubicunda trias auro coruſca Roſarum
transverſus clypeus dempta ſpina notat?
Virtus & Pietas cumulant hæc aurea dona,
& cæca Invidiæ ſtat procul aculeus.
Vt roſeis Matuta genis effulget Eoa:
ſic ſurgas pariter, tu generoſa ROSA!
|| [ID00709]

??? XVII. ???
[arrow up]

Miſſilia Temporis ad Amplißimum & Conſultiſſ. Virum Dn. JUSTUM GEORGIUM SCHOTTELIUM, Sereniſs. atque Celſiſſimi Principis ac Dn. Dn. AUGUSTI, Brunſvvicenſ. & Lunæb. Duc. Conſiliarium conſiſtorial. & judicii provinc. Adſeſſ. Or- dinar. Cùm HelmæſtadI die 26. Febr. 1646. Utriusque Juris Doctor renunciaretur.
[arrow up]


SChottelium Patriæ lucem, mactaverat Annus
vertens, auſpiciis, muneribusque novis.
Martius ex horto reſerabat pinguia veris
Semina, frugiferis quæ tumuere comis.
|| [ID00710]

Fragrantes flores tulerat largitor Aprilis;
Majus, nil majus quàm vaga ſerta dedit;
Junius ardores: ditarat Iulius arva,
ſplendidus Augustus Te jubet eſſe ſuum.
Post gravidos fructus cumulavit ſeptimus Imber;
October vitis munera grata tulit.
Adde Novembrales Jdus, queîs tempora brumæ
cum́ Decembre venit: ſed ſtudio illa beant.
Poſt niveus Janus geſtamina docta galeri
ſpondet, ut emine at gloria digna viro:
Nunc promiſſa feret, quæ Februa Luna vocatur;
muricis ex oſtro vertice tinctus abis.
Sic Lunæ ſoboles mittit donar a Phœbo:
Menſis cum Muſis certat amore tui.
Sint tibi felices horæ, noctesque diesque
Annus honoris adeſt; Annus amoris erit!
|| [ID00711]

??? XVIII. ???
[arrow up]

Ad ejusdem Effigiem, Eruditionis & Candoris Iconibus circumdatam & adornatam, Epigramma.
[arrow up]


GLoria Priſcorum quæ fulge timagine doctâ
Schotteli, æternis adnumerande viris.
En triadem cerno: Varro Germanicus arte,
Carmine Virgilius, Tullius eloquio es.
Hinc viridem Laurum largitur Muſachorago,
Palma favore datur, Candor amore viget.
Hæc germana manus ſubmittit præmia laudis:
præſtabit reliquum, ſedula Poſteritas!
|| [ID00712]

??? XIX. ???
[arrow up]

Emblema Anagrammaticum In Zootomiam, quam miro labore & induſtriâ exploravit MARC-AURELIUS SEVERINUS. Peranagramma: Lumen aurei Veris curſas. Pictura eſt. ☉ in ♌ flosculos irradians.
[arrow up]


NEmpe SEVERINVS, Zephyri qvaſi nomina geſtat:
ſic vox, ingenium & florida ſcripta probant.
Quid dixi? imo velut Phœbus circumrotat orbem
ſigniferum, luſtrans ſingula vere novo:
Sic quo Te virtus tua circum Animalia terræ
curſantem verſat lumine perpetuo.
Aurea ſic Medicis Tu pandis tempora Pindi;
ſpargens multiplices undi veris opes.
Certè etiam pia thura tibi Floralia ſpargunt,
gratiferis foliis, ſic jubet officium.
|| [ID00713]

??? XX. ???
[arrow up]

Aliud ad eundem.
[arrow up]


COnſcia fatorum quondam luſtravit Haruſpex
ingvina, fibroſis flexibus irrigua.
Scilicet adverſas fortunas hoſtia ſignat,
proſpera vel patulum corque, jecurque notant?
Hæc malefida fides procul exulet, exulet inquam
inter Chriſticolas vana ſuperſtitio.
Ecce Severinus, venturi certus Haruſpex,
morborum cauſas, & certa ſigna refert.
Doctiùs ille ſecat medica arte Animalia bruta;
morbi fluos fontes elicita exta probant.
Gentili ritu, meruiſſet nunc Hecatomben,
quòd primum ſolers finxerit artis opus.
|| [ID00714]

??? XXI. ???
[arrow up]

Elogium ad Elogia Clarorum Virorum Ampliſſimi at que Conſultiſſimi Dn. Johan. GeorgI StyrzelI, Conſ. Rotenburgici.
[arrow up]


PRæconem Virtus conduxit: nempe Camœnam
Styrzeli; grato ne ſine teſte foret.
Auctorata venit. Sed quâ mercede, notandum:
Hæc capit Elogium, dum canit Elogium.

* * *
[arrow up]


Alternante manu regimen, calamumq; capeſſiſ:
Hinc atque inde Tibi gloria parta manet.
Exemplo Patriam commendas, carmine Doctos.
Sic laudans alios; laus Tua, crede, latet.
|| [ID00715]

Emblema.
[arrow up]

Nubila transſcendit.
|| [ID00716]

??? XXII. ???
[arrow up]


Animum Viro, ſummo cœlitus datum, instar Lam- padis lucidæ, refulſisſe; & tandem, conſumt is diebus vitæ, ad ſuperna evolâsſe.
HÆc flamma noſtros, cœligenâ face,
lares ſubivit, regnaque corporis:
primævam originem ſupernam
commemorans gemebunda votis.
Ardentem, anhelans æthereæ plagæ,
ſitim levavit tunc oleo levi:
hæc Flamma virtutis nitore
ſuſtinuit generoſa ventos.
Ceu ſidus illuſtres radios vibrat,
cùm nox ruit jam, per loca disſita:
Tetzelius ſic & coruſcis
in Patria meritis refulſit.
|| [ID00717]

??? XXII. ???
[arrow up]


Grande hoc jubar, vah! ſuſtinuit decus,
ſuggeſtum honoris, magnaque nomina:
viget latex virtutis almæ
robore non aliunde capto.
Nunc fronte monſtrat pallida lumina:
Aſt igne ſcintillans animus ſalit,
& deſpicit plauſu ſonoro,
lampadis exuvias relictas.
Mens plena ſummo numine, nubila
tranſcendit! eheu! lubrica ſtamina
vitæ, Deus, poſt ſumma fata,
lucida reddet, in omne ſeclum.
|| [ID00718]

??? XXIII. ???
[arrow up]

Ad Inſignia Illuſtriſſimi Domini Dn. Johannis GeorgI Comitis in Wartenberg &c.
[arrow up]


Paſc tur in flammis Salamandra furentibus ignis
Wartenbergiacæ priſtina ſigna Domus.
Scilicet ignitis radi s micat ardua Virtus,
& generoſa manet gloria preſſa malis.
Sic nigro at auro clypeus mediatus Avorum
Difficile & pulchrum concolor pſe notat.
Illibata TV Æmaneas laus ultima, ſtirpis
juncta Palatinâ Principe connub o!

XXIV. Ænigma.
[arrow up]


HIc tacet interpres tenebroſo in carcere clauſus:
clarus in atrato tramite colloquitur.
|| [ID00719]

??? XXIV. ???
[arrow up]


Exulat officio deſes, ærugine marcet;
& patitur ferri vincula, ſi liber eſt.
Aſt hinc Liber erit, quem Muſis mancipat Autor,
nî perimat captum ſemper anhela ſitis:
Nam madidus labor eſt, vario ſudore parandus
Torcular ſiccum, quàm gemit! audin’ omen?Deſcriptio eſt Typothecæ in Officina Endteriana. Ty- pus non adhibitus dicitur mutus interpres, qui in atrato tramite vel vinculo ferreo (der Form) loquitur: multiplica- tis typis, ſit Liber, niſi typi non madefacti in opere deſtituan- tur; unde Typographorum proverbium: Wann die Geſelln nicht taͤglich netzn/ ſo koͤnnen ſie noch drukkn/ noch ſetzn.
|| [ID00720]

Admonitio.
[arrow up]

NOn ignoro, mi Lector, diſplicere plurimis kk/ loco ck/ à modernis Criticis, quos ſeqvimur, introductum. Rationem audiamus philoſophicam:Quælibet res habet formam ſuam quidditativam & propriam, per quam talis, vel talis est. E. G. Homo habet formam homi- nis; Leo Leonis: quòd ſi verò Homo haberet formam Leonis, non poterit habere qualitates Hominis, ſed Le- onis, aut ſub nomine monſtri ſimul foret Homo & Leo. Sic ſingulæ litteræ habent ſingulas formas, &, propter illas formas, pote- ſtates proprias, minimè confundendas. c non eſt k/ & k non eſt c. [ID00721] Si linguæ noſtræ Elementa ritè conſtituenda ſunt, nul- ???um à Græcis, qui litteramc, neq; à Latinis, qui litteram ??? non habent, admittimus præjudicium, ſed ut in aliis, ???ta etiam in his ſummam intendimus perfectionem. ???Quibus autem Elenchus comporatoru ̅ , & conſuetudo ???x Latino perperam introducta, pro lege retinenda vi- ???etur, ſuo abundent ſenſu, nos nitamur ratione. Inte- ???m tamen in peregrinis vocibus receptis litteras ge- ???uinas non adverſamur, & ſcribimus Capitel/ Centner/ ???icero/ Conſtantin Curiren/ &c. Moniti meliora ſe- ???uemur. Vale, & conatibus noſtris fave.
|| [ID00722]

Principium ſtatuiſſe rei, primaria laus eſt:
proxima cùm ſequitur ingenioſa manus.
Sic ovum nullus potuit firmare Columbi:
nunc apice infracto;Talia quisque facit!
|| [ID00723]
|| [ID00724]
|| [ID00725]
|| [ID00726]
|| [ID00727]
|| [ID00728]

1Sind die En gelaͤnder oder Britanter. to- to diviſos orbe Britan- nos. Virg.
2Iſt ein Schiff reicher Fluß in der Tartarey. Iſt das Caſpi= ſche Meer/ dar von in Flem= mings Gedich ten zu leſen.
3Iſt die Statt da der Koͤnig in Perſien wohnet.
4Es ſchreiben die Naturkuͤn diger/ daß alle Quellen aus dem Meer/ durch die Gaͤn ge und Adern der Erden/ nach und nach wie etwan der Wein durch ein n Trichter gezoge ̅ werde ̅ .
5Eccleſ. 38, 28. COR ſuum dabit in ſimi- litudinem Picturæ.
6Ita habet titulus arbo- ri inciſus. Drey Theile der ſchoͤnen Diana.

XML: http://diglib.hab.de/drucke/lo-2622-6/tei-transcript.xml
XSLT: http://diglib.hab.de/rules/styles/tei-transcript.xsl